Hermann Kessler
Ins Land der Deutschen fahren
Inhalt Ins Land der Deutschen fahren 1. Hamburg Von Hamburg durch Schle...
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Hermann Kessler
Ins Land der Deutschen fahren
Inhalt Ins Land der Deutschen fahren 1. Hamburg Von Hamburg durch Schleswig-Holstein und nach Helgoland .
J Schleswig-Holstein l Nordseeküste und Lüneburger Heide
Bildkarten
2. Bremen Von Bremen in die Heide und an die Nordsee 3. Magdeburg Von Magdeburg in den Harz und an die Elbe
Bildkarten
Harz und Mittelelbe 1 Zwischen Niederrhein und Weser
4. Köln
Von Köln an den Niederrhein und in das Ruhrgebiet
5. Frankfurt
Von Frankfurt bis zur Weser und an den Mittelrhein
Bildkarten
l
Mittelrhein Oberrhein
6. Straßburg Von Straßburg an den Oberrhein und in das Saarland 7. Stuttgart Von Stuttgart durch das Schwabenland und nach Franken
Bildkarten
Schwaben und Franken Schweiz und Bodensee
8. Zürich Von Zürich an den Bodensee und in die Zentralalpen 9. München Von München durch Bayern und nach Salzburg
Bildkarten
Bayern und Tirol l Donau und Alpen
10. Wien Von Wien durch das Donautal und in die Ostalpen 11. Leipzig Von Leipzig durch Sachsen und nach Thüringen
Bildkarten
Thüringen und Sachsen Ostseeküste
Von Berlin durch Brandenburg und an die Ostsee Die Deutschen im Lande fragen 12. Berlin
4
5 9 11 20/21 22/23 25 27 35 37 46/47 48/49 51 53 61 63 72/73 74/75 77 79 87 89
98/99 100/01 103 105 113 115
124/25 126/27 129 131 139 141
150/51 152/53 155 157 165
Wer die Deutschen kennenlernen will, muß sie in ihrem Land, in ihrer Heimat besuchen. Das Land der Deutschen ist das zusammenhängende deutsche Sprachgebiet im Herzen Europas, wie es die Sprachenkarte auf Seite 19 zeigt. Das Land der Deutschen hat in Europa keine natürlichen Grenzen und bildet keine politische Einheit. Die Deutschen haben fast immer in mehreren Staaten gelebt oder leben müssen. Heute gehören nicht nur die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik zum deutschen Sprachgebiet. Deutsch gesprochen wird auch in ganz Österreich und im größten Teil der Schweiz, sowie im rheinischen Elsaß, in Luxemburg und in Liechtenstein. Die Deutschen leben in der Mitte Europas. Europas Schicksal (s Schicksal = der Weg der Entwicklung) ist auch ihr Schicksal in guten und in schlechten Zeiten. Zur Zeit Karls des Großen (768 814), also vor mehr als tausend Jahren, waren die Deutschen die Träger einer übernationalen Ordnung Europas. -
In Deutschland begann durch Martin Luther im Jahre 1517 die Reformation, die die Christenheit teilte und die europäische Einheit zerstörte. Auf deutschem Boden haben die Völker Europas um ihre Glaubensfreiheit gekämpft und Leid und Unglück über Deutschland und Europa gebracht. In Deutschland haben Karl Marx und Friedrich Engels den wissenschaftlichen Sozialismus begründet, der zur Bildung von zwei Wirtschaftssystemen führte (e Wirtschaft = e Verteilung der Lebensgüter) und die Welt in zwei Machtblöcke teilte (r Block = eine feste Einheit). Durch Deutschland läuft heute die Trennungslinie zwischen der östlichen und der westlichen Welt. Auf deutschem Boden stehen kapitalistische und sozialistische Wirtschaftsformen nebeneinander. Beide sind Teile der heutigen deutschen Wirklichkeit geworden. Im ganzen deutschen Sprachgebiet ist mit der deutschen Sprache auch die deutsche Kultur, das heißt die deutsche Literatur, die deutsche Kunst, die deutsche Musik, die deutsche Wissenschaft zu Hause. Überall im deutschen Sprachgebiet stehen die Zeugen der deutschen Geschichte, die gleichzeitig europäische Geschichte und europäisches Schicksal ist. Wir finden neben den alten Kaiserstädten Aachen, Frankfurt, Wien und Berlin noch viele bedeutende Städte, wie Straßburg, Magdeburg, Leipzig oder Zürich, die aus der deutschen Vergangenheit nicht wegzudenken sind. Tausend Jahre europäischer Geschichte zeigen, wie die übernationale Ordnung Europas zerbrach und wie die heutige Teilung Deutschlands entstand. Sie zeigen aber auch, wie schwer die bestehenden Nationalstaaten Europas zu einer neuen Einheit zu verbinden sind, um die vielbesprochene Europäische Gemeinschaft, die EG, lebensfähig zu machen. 5
Die Deutschlandkunde führt durch das Land der Deutschen und teilt es in zwölf ii.iliirliche Landschaften oder Gebiete. In jedem dieser Gebiete liegt eine bedeutende Stadt, die als Ausgangspunkt für die ganze Landschaft angesehen werden kann. Unter diesen Städten sind heutige Hauptstädte: Wien und Berlin; einstmalige Königsstädte: München und Stuttgart; wichtige Messestädte: Frankfurt und Leipzig; freie Hansestädte: Hamburg und Bremen; alte Reichsstädte: Straßburg und Zürich und kirchliche Metropolen oder Mutterstädte für Bistümer: Köln und Magdeburg. Alle diese Städte liegen an europäischen Eisenbahnlinien. Sie können über die Europastraßen und die deutschen Autobahnen erreicht werden und sind an das internationale Flugnetz angeschlossen. Sie sind also wichtige Mittelpunkte oder w Knotenpunkte des Verkehrs (r Knoten = s Verbinden oder Zusammenbinden). Die erste Stadt ist H a m b u r g. Hamburg ist Ausgangspunkt für den Besuch Schleswig-Holsteins, die nördlichste deutsche Landschaft. Die zweite Stadt ist B r e m e n. Von hier sind die Lüneburger Heide und die deutsche Nordseeküste leicht zu erreichen. Als dritte Stadt folgt M a g d e b u r g. Von dort führt der Weg in den Harz und in das Land an Elbe und Saale. Die vierte Stadt ist K ö 1 n. Die Stadt hat günstige Verbindungen zum niederrheinischen Land und zum Industriegebiet an der Ruhr. Als fünfte Stadt folgt Frank f u r t am Main. Von Frankfurt führt der Weg in das Weserbergland und an den Mittelrhein. Es folgt als sechste Stadt St r a ß b u r g im Elsaß. Straßburg ist der Ausgangspunkt für eine Fahrt an den Oberrhein und ins Saarland. Die siebente Stadt ist S tut t gar t. In der schwäbischen Hauptstadt beginnt die Reise ins Schwaben- und Frankenland. Als achte Stadt folgt Z ü r i c h. Von dort führt der Weg an die Ufer des Bodensees und in die Zentralalpen der Schweiz. Die neunte Stadt ist M ü n c h e n. Von München kann Bayern bereist, aber auch Salzburg im benachbarten Österreich besucht werden. Als zehnte Stadt wird W i en genannt. Die Stadt ist der Ausgangspunkt für die österreichischen Ostalpen und das Donautal. Die elfte Stadt ist L e i p z i g. In Leipzig beginnt die Rundreise durch Sachsen, aber auch die Fahrt nach Thüringen. Den Abschluß bildet Berlin als zwölfte und letzte Stadt. Von Berlin wird Brandenburg bereist und das Küstenland der Ostsee besucht. Die Ostseeküste der DDR ist die Küste des Landes Mecklenburg, das die Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg umfaßt. Dort endet die Fahrt, die durch das heutige Land der Deutschen, durch das gegenwärtige deutsche Sprach- und Kulturgebiet im Herzen Europas führt. 6
Wanderlied von Viktor von Scheffel (1826
1
f
-
1886)
Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,wer lange sitzt, muß rosten.
I Den allerschönsten
Sonnenschein läßt uns der Himmel kosten.
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Jetzt reicht mir Stab und Or - denskleid der fah - renden Scho-
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la-
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1
ren, ich
Land der Fran- ken
ri,
val- le - ra,
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will zur
schönen
fah - ren. Val- le - ri,
ins
Land
Sommer - zeit
ins
val- le-ra, val- le-
der Fran - ken
fah - ren.
(rosten = Eisen rostet, es wird schlecht; kosten = schmecken; s Ordenskleid = Berufskleidung; r Scholar = r Schüler r Student) ,
Der Wald steht grün, die Jagd geht gut, schwer ist das Korn geraten (gewachsen); sie können auf des Maines Flut die Schiffe kaum verladen. Bald hebt sich auch das Herbsten an, die Kelter harrt (wartet) des Weines, der Winzer Schutzherr Kilian beschert (schenkt) uns etwas Feines. Vallerie (e Kelter = e Weinpresse; r Winzer = r Weinbauer; St. Kilian = ein Heiliger) .. .
Wallfahrer ziehen durch das Tal mit fliegenden Standarten. Hell grüßt ihr doppelter Choral den weiten Gottesgarten. Wie gerne wär' ich mitgewallt, ihr Pfarr' (r Pfarrer) wollt mich nicht haben. Drum muß ich seitwärts durch den Wald als räudig Schäflein traben (laufen). Vallerie (r Wallfahrer = r Pilger; e Standarte ie Fahne; räudig = krank, schlecht) .. .
Zum heilgen Veit vom Staffelstein bin ich emporgestiegen und seh die Lande um den Main zu meinen Füßen liegen. Von Bamberg bis zum Grabfeldgau umrahmen (umgeben) Berg und Hügel die weite, stromdurchglänzte Au (Wiesen und Felder); ich wollt' mir wüchsen Flügel. Vallerie (r heilige Veit vom Staffelstein = e Kirche St. Veit auf dem Staffelstein; r Grabfeldgau = s Land um den Ort Grabfeld im Frankenland) .. .
7
Die Franken und das Land der Franken. Die Franken sind ein Teil der Westgermanen, die in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung über den Rhein und die Donau in das Römerreich gezogen waren, aber die Verbindung mit ihrer germanischen Heimat nicht aufgegeben hatten. Sie haben ihre germanischen Nachbarstämme unter ihre Herrschaft gebracht und ihren Machtbereich schrittweise vergrößert. Zu Anfang des sechsten Jahrhunderts war das Reich der Franken vom Rhein bis an die Atlantikküste und bis an das Pyrenäengebirge gewachsen. In diesem Reich hatten sich die Reste der griechisch-römischen Kultur mit der germanischen Gedankenwelt und dem christlichen Glaubensgut zu einer neuen Lebensform verschmolzen. Das Frankenreich wurde das bedeutendste Reich des frühen Mittelalters. Es war lange Zeit der Träger der abendländischen Kultur. Unter dem Frankenkönig Karl dem Großen (768-814) gehörte der größte Teil Europas zum Frankenreich. Karl der Große herrschte von der Nordsee bis zum Mittelmeer. Sein Reich war eine übernationale europäische Gemeinschaft, die das christliche Abendland gegen das Vordringen der islamischen Kultur verteidigte. Als Papst Leo III. am Weihnachtstag des Jahres 800 den Frankenkönig Karl zum römischen Kaiser krönte (krönen = e Krone aufsetzen), begann ein Jahrtausend abendländischer Geschichte. Als das historische Reich der Deutschen im Jahre 1806 zugrunde ging, zerbrach eine europäische Ordnung, die bis zur Gegenwart nicht wieder hergestellt werden konnte. Nach dem Tode Karls des Großen zerfiel das Frankenreich. Aus dem westlichen Teil wurde Frankreich, aus dem östlichen Teil Deutschland. Namen wie Frankreich, Frankfurt, Frankenberg, Frankenhöhe, Frankenstein und Frankenwald erinnern an das Reich und das Volk der Franken. Beide wurden lange Zeit mit dem Deutschen Reich und dem deutschen Volk gleichgesetzt. Heute gehören zum Land der Franken nur noch die Länder um den Main. Frankfurt am Main ist die Furt, d. h. der alte Fahrweg der Franken durch den Main. Das heutige Frankenland östlich von Frankfurt hat drei Teile: Unterfranken mit den Städten Würzburg und Aschaffenburg, Mittelfranken mit Nürnberg und Ansbach und Oberfranken mit Bamberg und Bayreuth. Daß das Reich der Franken zur Zeit Karls des Großen über das heutige deutsche Sprachgebiet herausgewachsen war, wird ebenso oft vergessen, wie die Tatsache, daß Bremen und Hamburg Grenzstädte und Bischofssitze des Frankenreiches waren, daß Zürich eine Königspfalz, d. h. ein Königspalast Karls des Großen am Wege nach Rom war und daß die Ostmark, das heutige C9sterreich, die Ostgrenze seines Reiches sicherte. Unsere Reise durch das Land der Deutschen beginnt an der Nordgrenze des alten Frankenreiches, in der heutigen Freien Hansestadt Hamburg. 8
HAMBURG 1 820 000
an der Elbe Einwohner (1974)
1. Von Hamburg durch Schleswig-Holstein und nach Helgoland
Hamburg liegt an der Mündung der Elbe. Mit 1,82 Millionen Einwohnern ist Hamburg die größte Stadt der Bundesrepublik. Der Seehafen ist Ausgangs- und Endpunkt vieler internationaler Schiffahrtslinien. Der Flughafen ist im Direkt flug von fast allen europäischen Hauptstädten und von vielen überseeischen Plätzen zu erreichen. Das Stadtgebiet bedeckt 747 qkm. Ungefähr ein Sechstel der Fläche sind Gewässer, Parkanlagen, Grünflächen und Wälder. Sie dienen der Freizeit und Erholung und machen Hamburg zu einer schönen und gesunden Stadt.
(siehe Bildkarte 1)
In der Fremdenverkehrszentrale
Freie und Hansestadt
HAMBURG
Hamburg hat eine zwölfhundertjährige Geschichte. Im Jahre 811, zur Zeit Karls des Großen, entstand bei dem Fischerdorf Hamma an der Elbmündung eine feste Burg. Sie gab der Stadt den Namen: Hammaburg > Hamburg. Schon 831 war Hamburg Sitz eines Erzbischofs. Im Jahre 1189 gab Kaiser Friedrich Barbarossa dem Hafen die Zollfreiheit auf der Elbe bis in die Nordsee. Seit 1216 besitzt Hamburg die Stadtrechte und nennt sich eine Freie Stadt. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts ist Hamburg auch eine Hansestadt. Damals trat Hamburg der Hanse bei. Die Hanse war ein Städtebund, der vom 13. —16. Jahrhundert große politische und militärische Bedeutung in Europa hatte. 300 Jahre lang war Hamburg Mitglied der Hanse und nennt sich noch heute die Freie- und Hansestadt Hamburg (Bild oben). Seefahrer und Kaufleute haben die Freie- und Hansestadt Hamburg groß gemacht und den Hafen zu einem Tor der Welt ausgebaut. Nach zwei Weltkriegen und schweren Bombenschäden hat Hamburg heute wieder einen der größten und schnellsten Häfen der Welt, mit 20 000 Schiffsabfahrten jährlich. Mit der Flut (e Flut = s Steigen des Meeres) können die meisten Schiffe den Hamburger Hafen erreichen. Große Schiffe legen in Cuxhaven an. Auf der Insel Neuwerk entsteht ein Vorhafen für übergroße Schiffe bis 700 000 Tonnen. Hamburg ist nicht nur die größte Hafenstadt der Bundesrepublik, sondern auch ihre größte Industriestadt. Die Hamburger Fabriken für Maschinenbau und Elektrotechnik, für Schiffsbau und Chemie haben 1972 Waren im Werte von 20 Milliarden DM umgesetzt. Hamburg ist auch der Hauptsitz der westdeutschen Mineralölwirtschaft. In dem neuen Kongreßzentrum (Bild unten) besitzt die Stadt eine wichtige Tagungsstätte,die viele Besucher anzieht. 10
1. Gespräch: 1. Wir sind eine Gruppe junger Holländer. Wir möchten morgen und übermorgen in Hamburg bleiben und dann mit unseren Fahrrädern durch Schleswig-Holstein fahren. Können Sie uns raten und helfen? 2. Natürlich, recht gern. Was die Stadt betrifft, so rate ich zu einer Stadtrundfahrt im Bus und nicht mit den Fahrrädern. Sie sehen dabei mehr und sparen Zeit. 1. Ich weiß, in Deutschland sind die Radfahrer im Großstadtverkehr nicht gern gesehen. Wann und wo beginnt die Stadtrundfahrt? 2. Um 9 Uhr am Hauptbahnhof. Als Schülergruppe bekommen Sie eine Preis-
ermäßigung (ermäßigen = herabsetzen). 1. Wie lange dauert die Stadtrundfahrt? 2. Bis 12 Uhr 30. Am Nachmittag sollten Sie einen Bummel durch die Innenstadt machen (r Bummel = ein kleiner Spaziergang). Ich zeige Ihnen hier auf dem Plan, wie Sie gehen können. Da ist die Alster. Durch die Uferparks führt ein schöner Spazierweg, der Jungfernstieg, bis in die berühmten Einkaufsstraßen im Stadtzentrum. Dort liegt auch die historische Michaelskirche (siehe S. 9). Steigen Sie auf den Kirchturm. Er ist 132 m hoch und bietet einen wunderbaren Blick über ganz Hamburg. Hier liegt das Rathaus (s Rathaus = s Stadthaus). Dieser Weg führt vom Rathaus ins neue Hamburg. Handelshäuser, Banken und Versicherungen bestimmen das Gesicht der neuen Stadt. Die Messehalle und das neue Kongreßzentrum liegen im Volkspark „Planten un Blomen" (Pflanzen und Blumen). Dort ist heute abend ein Treffen der Jugend mit Musik und Tanz. 1. Dahin gehen wir gern! - Darf ich den Plan mitnehmen? 2. Natürlich. Ich habe den Weg ja für Sie eingezeichnet. 1. Und was können wir übermorgen tun? 2. Ich schlage eine Hafenrundfahrt vor. Hier ist ein Prospekt (r Prospekt = e Werbeschrift). Darin finden Sie alles, was Sie wissen müssen. Nach der Rundfahrt gehen Sie in eine Hafengaststätte zum Fischessen. Es gibt dort viele Hamburger Besonderheiten (Spezialitäten). 1. Und danach? 2. Am Nachmittag können Sie Hagenbecks Tierpark, den berühmten Hamburger Zoo, besuchen. Für den Abend bleibt dann das fröhliche Vergnügungsviertel von Sankt Pauli mit der Reeperbahn, die den Seeleuten aller Nationen bekannt ist. 1. Zur Reeperbahn gehen wir bestimmt. Nur werden wir dort nicht lange bleiben können; denn wir wollen frühmorgens nach Schleswig-Holstein fahren. 2. Auch dafür kann ich Ihnen Rat und Auskunft geben. 1. Das finde ich ausgezeichnet. Ich wollte Sie gerade darum bitten. 11
2. Cesprlidi: 2. Für die Fahrt durch das Land Schleswig-Holstein sind Ihre Fahrr:ider mißt nützlich. 1. Welchen Weg schlagen Sie uns vor? 2. Hier ist eine Karte von Schleswig-Holstein. Ich unterstreiche darauf die wichtigsten Orte, die Sie besuchen sollen. 1. Das ist sehr praktisch. Ich kann dann im Reiseführer nachlesen, was über jeden Ort gesagt wird. 2. Die erste Rast machen Sie in Mölln, der Stadt Eulenspiegels. Sehen Sie sein Denkmal auf dem Markt an und lassen Sie sich von ihm erzählen. 1. Wohin fahren wir von Mölln aus? 2. Nach Mölln kommen Ratzeburg, Lübeck und Travemünde. 1. Wo können wir übernachten? 2. In der Jugendherberge in Lübeck (e Herberge = ein Gasthaus). Ich kann Sie dort anmelden (anmelden = sagen, daß Sie kommen). 1. Ich bitte darum. Unsere Gruppe hat 12 Jungen. 2. Bei Travemünde beginnt die Bäderstraße der Ostsee. Baden Sie an einem natürlichen Strand oder in einem künstlichen Wellenbad. Nach der Bäderstraße kommen die Städte Eutin und Plön in der Holsteinischen Schweiz, danach Kiel an der Kieler Bucht (e Bucht = ein Bogen des Wassers in das Land) und Schleswig an der Schlei. Von Schleswig fahren Sie bis zur alten Stadt Husum an der Nordsee. 1. Sollen wir dort über Nacht bleiben? 2. Es ist sehr weit bis Husum. Sie übernachten besser in Schleswig und fahren am nächsten Morgen nach Husum. Nördlich von Husum geht die Straße über einen Damm (r Damm = ein Erdwall) bis zur Insel Sylt. Von Westerland, der größten Stadt der Insel, fahren Sie nach List, dem nördlichsten Ort Deutschlands. 1. In List wollen wir einige Ruhetage halten. Wie soll es danach weitergehen? 2. Mit dem Schiff zurück nach Hamburg. 1. Raten Sie uns nicht, nach Helgoland zu fahren? 2. Wenn Sie Zeit und Geld haben, natürlich! Ich gebe Ihnen einen Prospekt der Insel. Darin steht alles Nötige. 1. Fehmarn und die Vogelfluglinie haben Sie vergessen? 2. Nein, den Weg empfehle ich den Autofahrern nach Dänemark, nicht Ihnen! 1. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. 2. Sie sprechen gut Deutsch. 1. Wir wohnen nahe der Grenze und haben Verwandte in Deutschland. 2. Wenn Sie unterwegs Schwierigkeiten haben, schreiben Sie uns bitte. 1. Ich hoffe, daß das nicht nötig ist. 2. Gute Fahrt also und auf Wiedersehen! 1. Auf Wiedersehen! 12
Die Jugendgruppe aus Holland hat ihren Fahrten plan geändert. Der Gruppenleiter schreibt an die Jugendherberge in Hamburg die folgende Postkarte: List, den 20. Juli.
Lieber Herbergsvater!
Unsere Gruppe (12 Jungen aus Holland mit Fahrrädern) hat vom 12. bis 15. Juli bei Ihnen übernachtet. Wir wollten am 23. Juli nach Hamburg zurückkommen und hatten für die Nacht vom 23. zum 24. Juli unsere Unterkunft in Ihrer Herberge belegt. Da wir uns entschlossen haben, nach Helgoland zu fahren, so müssen wir für die Heimreise den Weg über Bremen nehmen. Wir kommen deshalb nicht nach Hamburg zurück und bitten Sie, unsere Anmeldung zu streichen. Mit herzlichen Grüßen von der ganzen Gruppe Ihr J. van Kempen, Gruppenleiter
Der Leiter der Jugendgruppe schreibt seinem Vetter in Deutschland einen ausführlichen Bericht über die Fahrt durch Schleswig-Holstein: Lieber Klaus!
List, den 22. Juli.
Heute sind wir in List auf der Insel Sylt. Der Leuchtturm von List ist Deutschlands nördlichster Punkt. Nach einer herrlichen Fahrt halten wir hier einen Ruhetag. Wir kommen vom Bad im Meer und liegen am Strand im Sand. Wir waren drei Tage unterwegs. Am ersten Tag sind wir von Hamburg bis Lübeck gekommen. Wir sind über die Landstraßen gefahren und dann durch alte Städtchen und ruhige Dörfer mit schmalen Straßen gekommen. Am Weg sahen wir mittelalterliche Schlösser. Alle lagen hinter einem tiefen Wassergraben in einem herrlichen Park. Von den alten Städten haben mir Mölln und Ratzeburg besonders gefallen. Mölln mit dem Denkmal Eulenspiegels liegt zwischen Seen und Wäldern und Ratzeburg mit dem alten Dom auf einer Insel im See. Kannst Du mir das Büchlein „Till Eulenspiegels lustige Streiche" besorgen? Am Abend kamen wir kurz vor Lübeck an die Trave, die hinter Lübeck in die Ostsee fließt. Wir fuhren ein Stück am Wasser entlang (entlang = weiter). Da versank die Sonne im Westen. Der Mond ging auf und stand silbern über den Hügeln mit den schwarzen Wäldern. Aus den nassen Wiesen stieg der weiße Nebel und die ersten Sterne leuchteten am Himmel. Am anderen Ufer standen die Zelte eines Jugendlagers. In einem Boot auf der Trave sangen Jungen und Mädchen das Abendlied: „Der Mond ist aufgegangen", das ich manchmal von Dir gehört habe. Im Reiseführer las ich, daß der Dichter des Liedes, Matthias Claudius, vor mehr als hundert Jahren in Reinfeld an der Trave geboren wurde. Auf der Weiterfahrt folgten wir dem Elbe-Trave-Kanal und fuhren durch ein schönes, altes Tor in die Hafenstadt Lübeck. 13
Am nächsten Morgen sind wir durch die Stadt gegangen. Lange haben wir vor dem alten Rathaus gestanden. Es ist eines der schönsten Gebäude des deutschen Mittelalters und zeigt, wie reich Lübeck war, als seine Kaufleute die Waren aus Schweden und Rußland, aus England und den Niederlanden, aus den Mittelmeerländern und dem Orient brachten. Lange Zeit war Lübeck die erste Stadt im Hansebund und die schönste Stadt Schleswig-Holsteins.
Am nächsten Morgen fuhren wir auf unseren Rädern von der Ostsee zur Nordsee, von Schleswig nach Husum. Wir kamen über den runden Rücken in der Mitte des Landes. Den Sand und die Steine dieser Hügel hat das Eis vor vielen tausend Jahren, in der Eiszeit, aus Skandinavien gebracht. Das sandige Hügelland in der Mitte Schleswig-Holsteins ist ärmer als das fette Tiefland an den Küsten der Nord- und Ostsee.
Im letzten Krieg wurde die herrliche Marienkirche zur Ruine. Viele schöne, alte Gebäude verbrannten. Die Kirche, eine der größten ihrer Art, war Vorbild für mehr als hundert andere Kirchen. Sie ist wieder aufgebaut. Das mittelalterliche Rathaus mit den schlanken Türmchen ist stehengeblieben. Das starke Tor der Stadt, das Holstentor, mit seinen runden Türmen ist wiederhergestellt. Ich habe es aufgenommen und lege Dir ein Bild in den Brief.
In Husum, der grauen Stadt am Meer, fanden wir das Geburtshaus des Dichters Theodor Storm. Dann fuhren wir auf langen Dämmen, die das Land vor dem Hochwasser schützen, nach Norden. Im Führer las ich, daß Theodor Storms Novelle: „Der Schimmelreiter" von den Gefahren der Sturmfluten in dieser Gegend berichtet. Ich habe mir eine Taschenbuchausgabe der Novelle gekauft, die auch verfilmt wurde.
Am Vormittag stiegen wir auf unsere Räder und fuhren bis zur Stadt Travemünde an der Mündung der Trave. Das Meer bildet hier eine weite Bucht, die Lübecker Bucht. Am nördlichen Teil der Bucht läuft die Bäderstraße am Strand entlang. Ein schöner Badeort folgt auf den anderen und riesige Hotelbauten ragen in den Himmel (ragen = nach oben reichen).
Auf der Weiterfahrt lag die Nordsee mit großen und kleinen Inseln links vom Damm. Der salzige Westwind blies uns durch die Kleider. Wir sahen vom Damm über das graugrüne Wasser und auf die Wellen, die am Strand auf den Sand rollten. Fischer warfen die Netze ins Meer und zogen sie wieder ins Boot. Ich mußte an das Lied von den zwei Königskindern denken, die vielleicht hier gelebt haben und fragte mich, ob ich wohl, wie der Königssohn, bis zur nächsten Insel schwimmen könnte. Du weißt, das Lied: „Es waren zwei Königskinder" ist mein Lieblingslied. Ich höre es oft von der Schallplatte mit Volksliedern, die Du mir geschenkt hast.
Wer zu lange am Strand entlang fährt, warnt der Führer (warnen = abraten), der sieht den schönsten Teil des Landes nicht. Wir fuhren also hinter Haffkrug und vor dem großen Ferienzentrum von Sierksdorf von der Ostsee nach Westen und kamen in die Holsteinische Schweiz. Viele Leute lachen, wenn sie diesen Namen zum erstenmal hören, denn der höchste Berg der Holsteinischen Schweiz ist ein Hügel und 164 m hoch. Aber von da sieht man weit über blaue Seen und grüne Wiesen auf bewaldete Hügel. Wie ein Naturpark liegt das Land an der großen Straße von Lübeck nach Kiel. Ich denke an die Rosenstadt Eutin mit dem Geburtshaus des Komponisten Karl Maria von Weber, an die Bootsfahrt durch fünf Seen und an die Terrasse des Schloßberges über der Gartenstadt Plön. Die Stadt liegt besonders schön auf einer schmalen Wegkreuzung zwischen vier Seen.
Rechts vom Damm lag fruchtbares Land. Schmale Gräben und Kanäle teilten es in fette Felder und Wiesen. Goldgelb leuchtete das Korn in der Sonne. Nicht zu zählen waren die Kühe, Schafe und Pferde auf den Wiesen. Auf fl achen Hügeln lagen einzelne Bauernhäuser oder ganze Dörfer hinter hohen Bäumen. Hier ist der reichste Teil Schleswig-Holsteins und da soll das Schlaraffenland des Märchens gelegen haben, schreibt der Führer. Das Märchen kenne ich nicht. Schicke es mir bitte mit dem Text des Abendliedes. Ich möchte beide gern lesen.
Von Plön geht eine schattige Straße nach Kiel. Die große Industrie- und Universitätsstadt ist die Hauptstadt des Landes Schleswig-Holstein. In der Kieler Bucht endet der Nord-Ostsee-Kanal. Er ist hundert Kilometer lang und so tief, daß die großen Seeschiffe hindurchfahren können.
Auf der Weiterfahrt sahen wir am Nachmittag den zwölf Kilometer langen Damm, der zur Insel Sylt führt und waren bald in Westerland, der größten Stadt der Insel. Von da kamen wir leicht und schnell bis nach List und hatten dort den nördlichsten Ort Deutschlands erreicht.
Wir blieben nicht lange in Kiel, weil wir am Abend in Schleswig sein wollten. Die Stadt liegt in der Mündung der Schlei. Nicht weit von Schleswig lag am kürzesten Landweg zwischen Nord- und Ostsee in alter Zeit die bedeutende Handelsstadt Haidhabu (= Heidehafen), die untergegangen ist und wieder ausgegraben wird. Von Haidhabu ging ein starker Warenverkehr von Meer zu Meer.
Wir wollen morgen zum Südende der Insel fahren. Von dort soll uns ein kleines Schiff über die Nordsee nach Helgoland bringen. Ich hoffe, daß ich nicht seekrank werde, aber ich möchte die rote Felseninsel sehen, die vor der Deutschen Bucht in der Nordsee liegt. Ich werde Dir einige Aufnahmen mitbringen.
Vor mehr als tausend Jahren wohnten um Schleswig an der Ostsee die Angeln. Sie zogen nach Westen und fuhren mit den Sachsen und Jüten im 5. Jahrhundert nach England, das von ihnen den Namen Angelnland > England bekam. 14
Ich hoffe, daß Ihr alle gesund seid und grüße Dich und Deine Eltern recht herzlich Dein
Johann 15
s waren zwei Königskinder
Das Schlaraffenland (ein norddeutsches Märchen)
(ein altes Volkslied)
Das lustige Märchen erzählt von dem Land, in dem man ohne Arbeit herrlich leben kann und sagt den Faulen, wo es zu finden ist. I. Es
lieb,
t wa-ren zwei Kö- figs - kin- der, die hat-ten ein - an - der so
sie
Was - ser war viel
Die Häuser im Schlaraffenland sind mit Eierkuchen gedeckt und die Wände aus Schweinebraten gemacht. Jedes Haus hat um seinen Garten einen Zaun von Bratwürsten (r Zaun = eine Abgrenzung). Die Würste sind teils warm, teils kalt. Jeder nimmt, was ihm gefällt.
konn-ten zu - sam- men nicht kom - men, das
zu
tief, das Was- ser war
viel
zu
tief.
„Ach Liebster, kannst du nicht schwimmen, so schwimm doch herüber zu mir, drei Kerzen will ich dir anzünden, und die sollen leuchten dir." Das hört' eine falsche Nonne, die tat, als wenn sie schlief, sie tat die Kerzen auslöschen, der Jüngling ertrank so tief.
Sie nahm ihn in die Arme und küßt' ihm den bleichen Mund, es mußt' ihr das Herze brechen, sank in den Tod zur Stund'.
Im Schlaraffenland hängen frische Brötchen an allen Bäumen und fallen in die Milchbäche, die durch die Wiesen fließen. Wer essen will, braucht nur einen von den Löffeln zu nehmen, die im Gras liegen.
Abendlied von Matthias Claudius (1740-1815)
1 1 Der Mond ist auf - ge - gan - gen, die gold - nen Stern - lein Der Wald steht schwarz und schwei-get und aus den Wie -• sen I i.
pran - gen am Him- mel hell und stei - get der wei - Be Ne - bel
112
'7\
klar (prangen = leuchten). ;
wun - der - bar.
Wie ist die Welt so stille und in der Dämmrung Hülle so traulich und so hold als eine stille Kammer, wo ihr des Tages Jammer verschlafen und vergessen sollt. (traulich und hold = wohnlich und freundlich; r Jammer = e Sorge) So legt euch denn, ihr Brüder, in Gottes Namen nieder; kalt ist der Abendhauch. Verschon' uns, Gott, mit Strafen und laß uns ruhig schlafen und unsern kranken Nachbarn auch. (r Hauch = r Luftstrom; verschonen = nicht belasten) 16
Die Schweine im Schlaraffenland sind rund und fett. Sie laufen gebraten umher und haben Messer und Gabel im Rücken stecken. Wer Appetit hat, schneidet sich ein Stück heraus und steckt Messer und Gabel wieder hinein. Die Straßen sind mit Käse bedeckt. Wenn es regnet, so regnet es Honig und wenn es schneit, so schneit es Zucker (schneien = s Fallen des Schnees). Durstige Leute leben herrlich im Schlaraffenland, denn in allen Bächen und Flüssen fließt schönster Wein. Die Fische schwimmen immer an der Oberfläche und kommen so nahe an das Land, daß man sie mit den Händen fangen kann. Sie sind schön gebacken oder in Butter gebraten. Wer keine Fische mag, der braucht sich nur auf den Rücken zu legen und den Mund aufzumachen. Dann fliegen ihm gebratene Hühner und Tauben in den Mund (e Taube = r Friedensvogel).
Ein Fischer wohl fischte lange, bis er den Toten fand: „Sieh' da, du liebliche Jungfrau, hast hier deinen Königssohn."
f
Rings um das Schlaraffenland ist ein großer Berg von Kuchen. Er versperrt den Eintritt wie eine Mauer oder ein Damm. Wer ins Schlaraffenland will, muß sich ein Loch durch den Kuchen essen. Nur so kommt er hinein.
Die Bauern wachsen im Schlaraffenland auf den Bäumen. Wenn sie reif sind, so fallen sie in die Schuhe herab, die unter ihnen auf der Erde stehen. Auch die Hosen, Jacken und Westen wachsen auf den Bäumen. Wer schlechte Kleider hat, kann sich nehmen, was er braucht und haben will. Im Schlaraffenland ist auch ein herrlicher Brunnen (r Brunnen = eine Quelle). Sein Wasser ist frisch und klar. Der Brunnen ist ein Jungbrunnen und hat eine wunderbare Eigenschaft. Wenn die Alten darin baden, werden sie wieder so jung und schön, als ob sie sechzehn oder achtzehn Jahre wären. Auch an lustigen Spielen fehlt es im Schlaraffenland nicht. Man läuft nach einem Preis. Wer zuletzt ankommt, gewinnt. Die Fleißigen werden im Land arm. Die Faulen aber werden reich. Die Dummen lieben das Land und gehen nicht fort. Die Klugen dürfen nicht im Schlaraffenland bleiben. Sie werden ausgewiesen (ausweisen, ie, ie = hinausschicken). Wo liegt das Schlaraffenland? — Du weißt es nicht! — Nun, ich will es Dir sagen: es liegt hinter Weihnachten, drei Meilen hinter Weihnachten (e Meile = 7,5 km). 17
u hage
^
Zu Karte 1: Sprachengrenzen
1 (Kobenhavn)
(Seite 19)
H
Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift
DÄNISCH r,
ME I
Was zeigt die erste Karte? — Das geschlossene deutsche Sprachgebiet im Herzen Europas. Wie groß ist es? — Es reicht nach Bertolt Brecht „Von der See bis zu den Alpen, von der Oder bis zum Rhein". Genauer gesagt: von der Nord- und Ostsee zu den österreichischen und Schweizer Alpen und von der Oder-NeißeLinie bis nach Holland, Belgien und Frankreich.
Deutsches Sprachgebiet Deutsches und fremdes Sprachgebiet gemischt Deutsches Sprachgebiet unter fremder Amts sprache Fremdsprachiges Gebiet Meere und Seen
r -'
Hamburg^l .M eckl en burgi s c h
Welche Sprachen grenzen im Norden, Westen, Süden und Osten an das deutsche Sprachgebiet? — Im Norden, in Schleswig-Holstein, das Dänische. Dann folgen im Westen ..., im Süden ... und im Osten ... Das sind drei Gruppen von Sprachen: Im Norden und Nordwesten germanische Sprachen. Sie sind mit der deutschen Sprache nahe verwandt. Welche Sprachen gehören zu den germanischen Sprachen? — ... Im Westen und Südwesten romanische Sprachen. Sie sind aus dem Lateinischen entstanden. Welche Sprachen gehören zu den romanischen Sprachen? — ... Im Südosten und Osten slawische Sprachen. Welche Sprachen gehören zu den slawischen Sprachen? — .
t
Bremen
k
^
cht'
p' Magdeburg
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S
Das Ungarische gehört zu keiner dieser drei Gruppen. Es ist mit dem Finnischen verw an dt.
Im geschlossenen deutschen Sprachgebiet leben rund 90 Millionen Menschen mit deutscher Muttersprache. In der Welt gibt es ungefähr 110 Millionen Menschen, die Deutsch als Muttersprache sprechen. Rund 18 Millionen lernen Deutsch als Fremdsprache. In der Welt wird jedes 10. Buch in deutscher Sprache veröffentlicht oder ins Deutsche übersetzt. In Europa ist es sogar jedes 5. Buch. 18
h
Leipzig
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Im ganzen deutschen Sprachgebiet wird die hochdeutsche Schriftsprache gebraucht. Hochdeutsch ist die Sprache der deutschen Literatur. Es ist auch die Sprache des Rundfunks und des Fernsehens, die Schulsprache, die Kirchensprache und die Amtssprache. In der Schweiz ist das Schweizerdeutsch neben dem Hochdeutschen auch Schulsprache und Rundfunksprache.
Warum nimmt die Bedeutung der Mundarten ab? — Radio und Fernsehen bringen die hochdeutsche Schriftsprache in die abgelegensten Orte. Der moderne Verkehr mischt die Bevölkerung mehr als früher.
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Wo greifen die Sprachengrenzen über die Staatengrenzen? — An der deutschdänischen Grenze sind Deutsche mit Dänen gemischt. In Südbelgien (im Gebiet von Eupen), in Luxemburg und im Elsaß spricht die Bevölkerung eine deutsche Mundart, während die Amtssprache Französisch ist. In Südtirol (im Gebiet von Bozen) leben Deutsche mit Italienern zusammen.
Mundarten oder Dialekte gibt es im ganzen deutschen Sprachgebiet. Sie werden in drei Gruppen eingeteilt: niederdeutsche Mundarten, mitteldeutsche Mundarten und oberdeutsche Mundarten. Das Schweizerdeutsch ist eine oberdeutsche Mundart wie die elsässische und die schwäbische Mundart.
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BREMEN
an der Weser
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Von Bremen in die Heide und an die Nordseeküste
585 000 Einwohner (1974)
Die Freie Hansestadt Bremen (585 000 Einwohner) besitzt mit der Schwesterstadt Bremerhaven (150 000 Einwohner) den zweitgrößten Hafen der Bundesrepublik. An der Wesermündung liegt die Kolumbuskaje, der Startund Endpunkt des Passagierverkehrs über den Nordatlantik. Die Kolumbuskaje zählt zu den modernsten Anlagen dieser Art auf dem europäischen Kontinent. Zur Zeit der europäischen Auswanderung nahm man hier traurigen Abschied 'l von der Heimat (r Abschied = e Trennung). Heute beherrschen die Ferienreisenden das Bild. Kreuzfahrtenschiffe vieler Länder beginnen an der Kolumbuskaje ihre Winterreisen in den sonnigen Süden oder ihre Sommerfahrten in das Nordmeer und die Ostsee. Zu den Urlaubsschiffen (r Urlaub = e Ferien) kommen viele fahrplanmäßige Abfahrten und Ankünfte des regelmäßigen Linienverkehrs. Der Bahnhof am Meer ist kilometerlang. Der Fahrgast steigt von der Eisenbahn direkt in die Passagierschiffe. Ähnlich großzügig ist der Containerhafen. Die Warenbehälter, die Container, gelangen in kürzester Zeit vom Schiff auf Speziallaster oder Eisenbahnwagen und zu den Empfängern. Eine Stadt für sich ist der Fischereihafen. Hier werden jährlich 200 Millionen Kilogramm Seefische ausgeladen, verkauft und verarbeitet. Die Geschichte Bremens ist älter als die Hamburger Geschichte: 782 als Stadt genannt, 786 Dombau durch Karl den Großen, 787 Bischofssitz, 845 Erzbischofsstadt, 1358 Mitglied der Hanse. Noch heute ist Bremen Freie Hansestadt. Die Bürger sind stolz darauf. Vor ihr Rathaus, das eines der schönsten in Deutschland ist (siehe Seite 25), stellten sie 1407 ihren steinernen Roland (Bild oben) als Zeichen bürgerlicher Freiheit. Sie zeigen das Standbild gern den Fremden und murmeln (murmeln = leise sprechen), wie sie es als Kinder lernten: „Roland der Riese (r Riese = ein sehr großer Mann) am Rathaus zu Bremen, steht er, ein Standbild, standhaft und wacht." Er wacht über die Rechtshoheit und die Marktfreiheit der Stadt. Dann zeigen sie gern ihr Rathaus und den Dom. Zuletzt begegnet man den Bremer Stadtmusikanten (Bild unten). In Bronze gegossen steht ihr Denkmal am Rathaus. Das Märchen stammt aus Indien und ist durch die halbe Welt gewandert, um nach Bremen zu kommen. Fast wären die Stadtmusikanten vergessen worden. Doch die Märchenforscher, die Brüder Grimm, haben sie mit Schneewittchen und Dornröschen noch rechtzeitig gefunden. 26
Im Verkehrsverein
(siehe Bildkarte 2)
1. Gespräch: 1. Sie wünschen? 2. Einen guten Rat, oder gleich zwei. Den einen für die Stadt, den anderen für die Umgebung. 1. Was möchten Sie wissen? 2. Wir kommen aus den Vereinigten Staaten. Wir sind Lehrer der deutschen Sprache. Wir bereisen Deutschland, um die Deutschen besser zu verstehen und ihr Land genauer kennenzulernen. Wir wollen damit in Bremen beginnen. 1. Wann sind Sie angekommen? 2. Heute morgen sind wir in Bremerhaven an Land gegangen und nach Bremen in unser Hotel gefahren. 1. Wenn Sie nicht müde sind, können Sie heute nachmittag unter sachkundiger Führung einen Rundgang durch die historische Innenstadt machen. 2. Wir gehen nicht gern zu Fuß. 1. Sie brauchen nicht weit zu laufen, denn die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt liegen rund um den Marktplatz und die Straßen sind hier Fußgängerstraßen und für den Autoverkehr verboten. 2. Kommen wir auch durch die Böttchergasse? Ich habe gelesen, daß sie besonders sehenswert sei. 1. Natürlich sehen Sie die weltbekannte Straße. Die alte Handwerkergasse wurde von Baumeistern und Bildhauern neu gestaltet, um niederdeutsche Kunst und Kultur zu zeigen. Das älteste Haus stammt aus dem 16. Jahrhundert und enthält kostbare Sammlungen. Gern besucht wird das Haus des Glockenspiels, in dem alte Seemannslieder von Meißener Porzellanglocken zu hören und zu bewundern sind. Das Robinsonhaus erinnert daran, daß die Familie Crusoe aus Bremen stammt und eigentlich Kreuzner heißt. Ladengeschäfte und Gaststätten, aber auch ein Handwerkerhof mit der Werkstatt eines Töpfers und eines Goldschmiedes sind zu besuchen und ein Brunnen mit den Bremer Stadtmusikanten gibt der Straße ein lustiges Bild. 2. Was sollen wir morgen tun? 1. Ich empfehle Ihnen unsere neu gestaltete Stadtrundfahrt (empfehlen, a, o = zu etwas raten). Wir zeigen Ihnen Bremen, wie Sie es zu Fuß nicht kennenlernen können. Sie tun einen Blick in das Leben der Hafen- und Handelsstadt, die weltweite Verbindungen hat. Sie sehen die Industriestadt, die Schiffsriesen baut. Wir werden Ihnen beweisen, daß eine solche Stadt auch schön sein kann. 2. Und die Universität zeigen Sie uns nicht? 1. Doch, die neue Gesamthochschule werden Sie natürlich auch besuchen. 27
2. Gespräch: 2. Wir möchten gern auch die Lüneburger Heide kennenlernen! 1. Die Zeit ist günstig. Ende August und Anfang September blüht die Heide. Hier haben Sie eine Karte mit den Wanderwegen durch den schönsten Teil der Heide. Ich kreuze Ihnen drei Wege an: erstens die Wanderung zum Wilseder Berg, zweitens den Gang zum Totengrund und drittens den Weg zu den Sieben Steinhäusern. 2. Wie kommen wir dahin? 1. Am besten fahren Sie mit der Bahn oder dem Bus bis Soltau. Die kleine Stadt heißt die Königin der Heide. 2. Wie weit liegt sie von hier? 1. Gut 60 km von Bremen. Ich empfehle aber den Umweg über die alte Salzstadt Lüneburg. Sie hat der Heide den Namen gegeben und ist einen Besuch wert. 2. Wieviel Zeit brauchen wir für Lüneburg? 1. Einen halben Tag nur. Die alte Salz- und Handelsstadt hat im Mittelalter zu den reichsten Städten Norddeutschlands gehört und besitzt aus dieser Blütezeit herrliche öffentliche Bauten und private Bürgerhäuser. Die schönsten stehen an einem alten Platz „Am Sand" und auf dem Marktplatz. 2. Sie sprechen nur vom Sehen und vergessen das Essen. 1. In Lüneburg brauchen Sie nicht zu verhungern. Nach einem guten Mittagessen im Ratskeller können Sie am Abend in Soltau sein. Soltau ist von Heidehöhen umgeben und Ausgangspunkt für Heidewanderungen. Nördlich der Stadt liegt der Wilseder Berg, die höchste Erhebung im norddeutschen Tiefland. Vom Wilseder Berg wandern Sie zum Totengrund. Das ist ein romantisches Tal in einer besonders schönen Heidelandschaft. Südlich von Soltau finden Sie die Sieben Steinhäuser. Das sind gewaltige Grabkammern aus der Steinzeit. Die Wanderwege sind gut gezeichnet. Sie werden sich nicht verlaufen. 2. Wenn wir auf den Wilseder Berg gestiegen sind, wenn wir den Totengrund besucht und die Sieben Steinhäuser gefunden haben, dann sind wir genug gewandert. Oder sollen wir zu Fuß bis an die Nordseeküste gehen und zu den Friesischen Inseln schwimmen, die wir auch sehen wollen? 1. Da gibt es andere Möglichkeiten. Fliegen Sie! Natürlich nicht mit den riesigen Düsenmaschinen. Machen Sie einen Rundflug in einer kleinen Sportmaschine. Sie sehen die Weser zwischen Bremen und Bremerhaven und überfliegen den Jadebusen mit der Stadt Wilhelmshaven. Sie umkreisen den Leuchtturm auf dem Roten Sand und fliegen über die Kette der Ostfriesischen Inseln bis zur holländischen Grenze. Der Rückflug führt über das fruchtbare Tiefland an der Nordseeküste. Ober Wiesmoor und Oldenburg kommen Sie an die Weser zurück. 2. Wir danken Ihnen und werden Ihrem Rat folgen. 1. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit in Deutschland und eine gute Heimreise. 28
Tagebuchblätter In der Heide Ich bin ein Großstadtkind. Eine Landschaft wie die Lüneburger Heide habe ich bisher nicht gekannt. Diese Wanderung hat mich zu ihrem Freund gemacht. Die Lüneburger Heide liegt zwischen der unteren Elbe und der Weser. Das Heideland ist aus Sand und Steinen der Eiszeit gebildet. Weite Ebenen wechseln mit welligen Hügeln und flachen Tälern. Ein Teil der Heide ist noch Naturland. Da bedeckt den Sandboden eine kleine, trockene, immergrüne Pflanze: das Heidekraut. Das ganze Jahr hindurch dient es den Heideschafen als Futter. Jetzt bildet es ein rotes Meer von Blüten. Das ist die Honigwiese der Bienen. Über das Heidekraut hebt sich ein graugrüner Baum: der Wacholder. Seine ledernen, immergrünen Nadeln können die Schafe nicht fressen. Auf weiten Heidestücken ist kein anderer Baum als der Wacholder zu sehen. Aber er hat nicht die Form eines Baumes. Er steht niedrig und frei auf dem Boden. Er ist ein Strauch (r Strauch = eine Pflanze). Die Wacholdersträucher machen die Heide zu einem großen Park. Weiße Sandwege ziehen hindurch und dicke, graue Steine liegen darin. Den Flüssen folgen grüne Wiesen und fruchtbare Felder. Sie schieben sich aus den Tälern zwischen das Heideland. Etwas höher wachsen Wälder: Laubwälder auf besserem Boden (s Laub = e Blätter) und Nadelwälder auf sandigem Grund. Unendlich steht der Himmel über der Heide. Kein Gebirge bildet den Hintergrund. Darum sehen die Hügel wie Berge aus. Alle Bäume und Sträucher erscheinen unnatürlich hoch. Mit dem braunen Heidekraut und dem dunklen Wacholder, den weißen Sandwegen und den grünen Wiesen, den gelben Feldern und den schattigen Wäldern, dem blauen Himmel und den hellen Wolken ist die Heide einer der schönsten Teile Deutschlands, ein weiter Naturpark, den Maler und Dichter lieben.
Sonnenuntergang auf dem Wilseder Berg Stundenlang sind wir durch die Heide gewandert. Nun liegen wir auf ihrem höchsten Hügel im blühenden Heidekraut. Mit 169 Metern ist der Wilseder Berg die höchste Stelle der Heide und ganz Norddeutschlands. Goldgelb und rosenrot glänzt er in der Abendsonne. Wie Feuer leuchten die Hügel rings um ihn. Tiefviolett und blutigrot hängen die Wolken vor dem Abendhimmel. Wir schauen umher. Weit im Westen liegt Bremen. Schwarz stehen im Norden Hamburgs Kirchtürme und die Schornsteine Harburgs (r Schornstein = r Rauchfang). Rechts davon liegt hinter der Elbe der Sachsenwald. Weiter östlich stehen Lüneburgs hohe Kirchen, und im Süden ist das Häusermeer Hannovers im Fernglas schwach zu sehen. In der untergehenden Sonne wechselt die blühende Heide ihre Farbe. Das Rosenrot wird zum dunklen Gold und das Blutrot zu schwarzem Violett. Wir bleiben, bis die Nacht mit dem letzten Licht die Farben auslöscht (löschen = beenden). 29
Mondschein im Totengrund
Besuch im Segelfliegerlager
Spät am Abend wandern wir noch zum Totengrund. Silbern scheint der Mond auf die dunkle Heide. Manchmal bläst der Wind schwarze Wolken über den Himmel und löscht das Mondlicht aus. Dann fliegen dunkle Schatten über unseren Weg, der von den Hügeln in ein schmales Tal führt. Das Tal endet dort unten in einem weiten Kessel (r Kessel = kreisförmige Vertiefung), den die Bauern den Totengrund nennen.
Heute trafen wir die Segelflieger. Mitten in der Heide haben sie ihr Lager gebaut. Stolz zeigten die Jungen ihre Flugzeuge ohne Motor. Das eine hatten sie in langer Arbeit selbst gebaut. Einer der Heidehügel dient als Startplatz für die Flugzeuge. Zum Fliegen benutzen die Segelflieger den Aufwind, der über den warmen Sandhügeln und in leichten Wolken nach oben steigt. Mit einem Seil startet das Segelflugzeug vom Boden. Manchmal wird es durch ein kleines Motor flugzeug in die Höhe gezogen, um dann allein zu fliegen. Der Anfänger fliegt nur wenige Minuten und einige Kilometer. Der Meister aber bleibt viele Stunden ohne Motorhilfe in der Luft. Sein Flug kann mehrere hundert Kilometer lang werden. Flüge von 40 bis 50 Stunden Dauer, von 400 bis 500 km Länge und von 4000 bis 5000 m Höhe wurden in Deutschland, dem Heimatland des Segelflugsportes, schon vor dem Weltkrieg gemessen.
Wir sehen in den Grund hinunter. Sandwände schließen ihn ringsum ein. jetzt steht der Vollmond hell am Himmel. Sein kaltes Licht fällt in den Grund. Weiß leuchtet der Sand zwischen dem tiefschwarzen Wacholder. Dunkel und flach liegen die niedrigen Sträucher auf dem hellen Boden. Jeder Strauch sieht im Mondlicht wie ein Grab aus. Ist der Talkessel ein Ruheplatz der Toten? Man glaubt, auf ein Gräberfeld zu sehen. Da zieht eine Wolke vor den Mond und wirft dunkle Schatten in den Grund. Dann läuft sein Licht wieder langsam über das Dunkel. Was steht jetzt traurig und groß im Grund? Sind das die Toten in schwarzen Tüchern? Gehen sie, oder bewegt sie der Nachtwind? Kommen sie über die Gräber langsam den Hügel herauf? — Kalt bläst der Wind. Im Dorf schlägt die Uhr die Mitternacht. Jetzt kann man sich fürchten im Totengrund! — Mit dem letzten Glockenschlag gehen wir still zurück.
Rast an den Sieben Steinhäusern Da liegen sie vor uns auf dem Hügelrücken im Schatten alter Bäume. Wir haben lange gesucht, bis wir sie fanden und freuten uns, endlich rasten zu können. Vier Steinhäuser stehen zusammen, das fünfte liegt allein. Die beiden andern sind schlecht erhalten. Ich bin in das größte hineingegangen. Auf sieben starken Steinen, die die Wände bilden, liegt ein gewaltiger Deckstein. Er ist fünf Meter lang und vier Meter breit. Bei einer Dicke von einem halben Meter soll er 20 000 kg schwer sein. Der Platz darunter ist 4,80 m lang und 3,00 m breit, aber nur 1,50 m hoch. Ich konnte den Kopf nicht heben und mußte gebückt bleiben (bücken = Rücken und Kopf beugen). Am Eingang stehen zwei hohe Steine. Stücke eines Steinkreises sind davor zu sehen. Die Steinhäuser der Heide sind alte Gräber. Sie sollen 4000 bis 6000 Jahre alt sein. Wir wissen nur wenig von dem Volk, das damals in der Heide lebte und seinen Königen diese Gräber baute. Groß und stark müssen die Männer gewesen sein, die diese Steine bewegen konnten. Hünen (r Hüne = ein Riese) nennen wir diese Leute heute und Hünengräber die Steinhäuser. Oberall in der Heide sind solche Steingräber zu finden. Das größte Hünengrab habe ich am Wilseder Berg gesehen. Aus 72 gewaltigen Steinen war es gebaut und hatte eine Länge von 46 Metern bei 10 Metern Breite. 30
Als der Sportlehrer hörte, daß wir Ausländer seien, lud er uns zu einem Rundflug über die deutsche Nordseeküste ein. Der Motor sprang an. Die kleine Sportmaschine rollte über den Boden und stieg in die Luft. Hinter ihr hing an einem langen Seil das viel größere Segelflugzeug. Das Motorflugzeug zog einen weiten Kreis über die Heide. Dann hängte es das Segelflugzeug im Aufwind ab. Das schwebte (schweben = ohne Motor fl iegen) und stieg in schnellen Kreisen in die weißen Wolken. Wir drehten nach Westen und flogen über das Häusermeer Bremens. Wir folgten dem blauen Band der Weser. Bei Bremerhaven mündet sie ins Meer. Links hinter einer Halbinsel liegt die Jadebucht mit Wilhelmshaven. Das Land schiebt sich zwischen die Wesermündung und die Elbmündung und läuft im Norden spitz ins Meer. Die Stadt auf der Landspitze ist Cuxhaven. Cuxhaven und Bremerhaven sind Außenhäfen von Hamburg und Bremen für große Schiffe und eilige Reisende. Jetzt sind wir über der Nordsee. Wir fliegen um den Leuchtturm auf dem Roten Sand und drehen nach Westen. Da beginnt die Kette der Ostfriesischen Inseln. Von Wangerooge bis Borkum folgt Badestrand auf Badestrand, ein Ferienparadies für jung und alt. An die Nordseite der Inseln schlägt die offene See. Zwischen den Inseln und dem Festland liegt ein flaches Meer. Es heißt das Wattenmeer. Bei Hochwasser kommt die See bis an die Dämme. Bei Niedrigwasser liegen weite Stücke des Wattenmeeres trocken. Das tiefe und flache Land hinter den Dämmen heißt die Marsch. Die Marsch ist ein fruchtbares Land mit reichen Feldern und Wiesen. Bei Borkum schneidet eine dritte Meeresbucht tief in das Marschland der Küste. „Vor 500 Jahren", erzählt der Fluglehrer, „hat das Meer hier fünfzig reiche Dörfer überflutet. Viele Menschen und Tiere mußten ertrinken. Die Bucht heißt jetzt der Dollart. Die Stadt an seiner Ostseite ist Emden. Dort mündet die Ems in die Nordsee." 31
Wir drehen nun nach Osten und folgen dem Ems-Jade-Kanal. Dunkelbraun und tot liegt das Land unter uns. Kein Baum, kein Tier ist zu sehen. „Armes Land!" sagt der Fluglehrer. „Im stehenden Wasser sterben die Pflanzen. Das Wasser ist ihr Grab. Neue Pflanzen wachsen auf den alten. Sie sterben wie diese und bilden langsam ein Moor (s Moor = nasses, feuchtes Land)". „Was glänzt dort wie tausend Spiegel?" frage ich. — „Das sind die Glashäuser einer modernen Moorkultur. Sie verwandelt ein weites Gebiet des Moores in fruchtbares Land. Die Glashäuser sind geheizt. Wir nennen sie Treibhäuser. Obst, Gemüse und Blumen wachsen in den Treibhäusern in wenigen Wochen. Der Ort heißt Wiesmoor." — „Womit werden die Treibhäuser geheizt?" — „Mit Dampf aus den Maschinen des Elektrizitätswerkes. Dort stehen die hohen Schornsteine des Werkes. Da wird der trockene Moorboden, der Torf, verbrannt. Wenn der heiße Dampf die Maschinen getrieben hat, heizt er noch die Treibhäuser. So kostet die Heizung wenig Geld. Das moderne Elektrizitätswerk erzeugt genug elektrischen Strom für das ganze Küstenland." Wir hatten einen Bogen um das Werk und die Treibhäuser gemacht und flogen nun über Oldenburg auf die Weser zu. Über die blaue See, das graue Wattenmeer, die grüne Marsch und das braune Moor waren wir geflogen. Dann landeten wir wieder in der blühenden Heide. Das Segelflugzeug aber war noch nicht gelandet. Hoch in den Wolken zog es seine Kreise wie ein großer Vogel.
Reineke Fuchs (ein altes, niederdeutsches Volksbuch) Heide und Moor gehören mehr den Tieren als den Menschen. Das flache, niederdeutsche Land ist die Heimat der Tierfabel (e Fabel = eine belehrende Dichtung). Ihre Hauptperson ist der Fuchs. Seine Taten füllen ein ganzes Buch: das Volksbuch von Reineke Fuchs. Es zeigt die Welt und das Leben der Menschen am Beispiel der Tiere wie in einem Spiegel. Die Lübecker Ausgabe aus dem Jahre 1498 beginnt: Es war ein schöner Maientag, Die Sonne glänzte in Flur und Hag. Die Knospen sprangen und süßer Duft Erfüllte rings die laue Luft. (e Flur = flaches Feld; r Hag = ein Waldstück; e Knospe entwickelt Blätter und Blüten; r Duft = r Geruch; lau = ein wenig warm) Da ließ der Leu, der mächtige König, Dem alle Tiere untertänig, Herrn Nobel, nach des Landes Sitten Zum Hoftag seine Völker bitten. (r Leu = r Löwe; untertänig = untergeben; e Sitte = e Art, e Mode; r Hoftag
= ein Festtag und Gerichtstag) 32
Wer wollte zählen, die da kamen? Wer konnte nennen alle Namen? Da sah man Herren von hohem Stand, Vasallen aus dem ganzen Land. (r Stand = r Rang; r Vasall = ein Dienstmann des Königs) Ein Hoffest wollte Nobel halten, Da sollten Glanz und Freude walten. Das lockte alle, groß und klein. Nur Reineke Fuchs fand sich nicht ein. (walten = herrschen; locken = heranziehen) Hat auch so viel auf dem Gewissen, Daß man bei Hof ihn gern mocht missen. Wer Böses tut, der scheut das Licht. Das sah man auch an diesem Wicht. (s Gewissen = e innere Stimme; missen = fernhalten; scheuen = fürchten; r Wicht = ein schlechter Mensch) Der schlaue Fuchs mied mit Bedacht, Den Königshof, des Festes Pracht. Denn kaum begann der Hof zu tagen, Als rings erschollen bittre Klagen. (schlau = klug und falsch; meiden, ie, ie = nicht besuchen; schallen = laut tönen; e Klage = ein Ausdruck der Trauer, ein Rechtsstreit) Der Fuchs mußte vor das Gericht des Königs kommen (s Gericht = Ort der Rechtsprechung). Reineke sollte gehängt werden. Als ihm das Seil um den Hals gelegt wurde, begann der Fuchs zu lügen (lügen, o, o = Unrichtiges sagen). Er log so schlau, daß Nobel ihm glaubte und ihn zu seinem Freund und Ratgeber machte. Reineke mißbrauchte seinen Einfluß auf den König (mißbrauchen = schlecht brauchen) und trieb ein böses Spiel, bis er zum zweitenmal vor das Gericht kam. Als der Fuchs erneut zu lügen begann und der König nicht mehr wußte, wem und was er glauben sollte, forderte der Wolf den Fuchs zum Zweikampf. Die meisten Tiere hofften auf den Sieg des Rechtes und wünschten das Ende des Fuchses. Aber es kam anders. Mit Hilfe seiner Freundin, der klugen Äffin, gewann der Fuchs den Kampf und konnte frei nach Hause gehen. Die große Tierfabel über das Leben der Menschen schließt mit den Worten: Dies Buch zeigt in der Dichtung Schein Dem, der es liest und recht versteht, Wie's in der Welt tagtäglich geht. Und hiermit endet das Gedicht. — Gott führe uns zum ewigen Licht (ewig = immer). 33
Zu Karte 2: Staatengrenzen (seite
24)
Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift Was zeigt die zweite Karte? — Die heutigen politischen Staaten im deutschen Sprachgebiet und in seiner Umgebung. Wieviel Staaten liegen im deutschen Sprachgebiet? — Vier große Staaten und einige kleine. Welche vier großen Staaten liegen dort? — Die Bundesrepublik Deutschland oder die BRD, die Deutsche Demokratische Republik oder die DDR, die Republik Österreich und die Schweiz, genauer: die deutsche Schweiz, die ungefähr dreiviertel der ganzen Schweiz umfaßt. An welche Staaten grenzt die Bundesrepublik? — . . . Woran grenzt die DDR? — ... Welche Nachbarn haben Österreich und die Schweiz? — .. .
Zu den vier großen Staaten im deutschen Sprachgebiet kommen zwei kleinere: Luxemburg, genauer: das Großherzogtum Luxemburg, das eines der führenden deutschen Herrscherhäuser gestellt hat, aus dem drei deutsche Kaiser hervorgegangen sind. Heute ist Luxemburg eines der Beneluxländer: Belgien, Niederlande (Nederlanden), Luxemburg, die eine Zoll- und Wirtschaftsunion bilden. Welche Rolle spielt Luxemburg in der Europäischen Gemeinschaft? — Luxemburg ist der Sitz der Finanzbehörden der Europäischen Gemeinschaft. Woran grenzt Luxemburg? — ... Wieviel Einwohner hat Luxemburg? — 343 000 im Jahre 1973. 2. Liechtenstein, genauer: das Fürstentum Liechtenstein. Es ist seit 1924 durch eine Zoll- und Währungsunion mit der Schweiz verbunden. Woran grenzt Liechtenstein? — ... Wieviel Einwohner hat Liechtenstein? — 23 000 im Jahre 1973. Wie sind die vier großen Staaten eingeteilt? — Die Bundesrepublik hat 10 Länder und Westberlin. Wie heißen die 10 Länder? — Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern. Das größte Land ist Bayern, das volkreichste Nordrhein-Westfalen. Die kleinsten Länder sind Bremen, Hamburg und das Saarland. Nach dem Grundgesetz sollen ungefähr gleich große Länder gebildet werden. Vorgeschlagen sind vier oder fünf neue Länder. Die DDR hat 14 Bezirke und Ostberlin. Wie heißen die 14 Bezirke? — Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Magdeburg, Potsdam, Frankfurt, Halle, Leipzig, Cottbus, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Gera, Erfurt und Suhl. Die Bezirke haben die Länder Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen und Thüringen abgelöst. Österreich hat neun Bundesländer. Wie heißen sie? — Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Tirol, Vorarlberg und das Burgenland. Das größte Land ist Niederösterreich, beiderseits der Donau gelegen. Das volkreichste ist Wien. Jeder vierte Einwohner Österreichs lebt in Wien. Die Schweiz hat 25 Kantone. 18 Kantone sind deutsche Kantone, weil mehr als 90 % ihrer Einwohner Deutsch als Muttersprache sprechen. Die bekanntesten deutschen Kantone sind: Basel, Luzern, St. Gallen, Schaffhausen, Zug und Zürich sowie die Urkantone: Schwyz, Uri und Unterwalden, die die Schweiz gegründet haben. 34
MAGDEBURG 270
an der Elbe 000 Einwohner (1974)
3. Von Magdeburg in den Harz und an die Elbe (siehe Wildkarte 3)
Die Stadt Magdeburg gehört zu den ältesten Städten der Deutschen Demokratischen Republik. Sie hat ein besonders fruchtbares Hinterland und ist gleichzeitig eine der wichtigsten Industriestädte des Landes. Die Stadt ist ein bedeutendes Zentrum des Schwermaschinenbaues in der DDR. Die Großbetriebe der Metallurgie, die Technische Hochschule und die Hochschule für Schwermaschinenbau haben internationalen Ruf.
In der Fußgängerzone
Magdeburg ist außerdem der größte Binnenhafen des Landes, das heißt, der größte Flußhafen der Deutschen Demokratischen Republik. Der Magdeburger Hafen ist durch den Mittellandkanal mit dem Duisburger Hafen verbunden, der der größte Binnenhafen der Bundesrepublik ist. Der Mittellandkanal ist das Hauptstück des norddeutschen Kanalsystems, das vom Rhein bis nach Berlin reicht und Rhein, Weser, Elbe und Oder miteinander verbindet.
2. Wir sind Siebenbürger Sachsen. In der Sozialistischen Volksrepublik Rumänien haben wir deutschsprachige Staatsschulen. Uns fällt das Studium hier an der Technischen Hochschule nicht schwer.
Magdeburg war und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die alte Handelsstraße in den Osten kreuzte bei Magdeburg die Elbe. Die neue Autobahn KölnHannover—Berlin führt ebenfalls über Magdeburg (ebenfalls = auch). Auch große Eisenbahnlinien treffen sich in der Stadt. Magdeburg, im Jahre 805 erstmals genannt, wurde von Otto dem Großen 968 zum Erzbischofssitz erhoben und spielte als Kirchenmetropole im Osten des Reiches eine ähnliche Rolle wie Köln im Westen. Das Kloster „Unserer Lieben Frau", das jetzt als Museum dient, wurde 1015 gegründet. Seine romanische Kirche (siehe S. 35) ist das älteste Gebäude der Stadt. Das Magdeburger Stadtrecht aus dem Jahre 1188 ist wie das Lübecker Stadtrecht Vorbild für viele Städte in Osteuropa geworden. Wie Lübeck war auch Magdeburg Mitglied der Hanse. Magdeburg schloß sich schon früh der Reformation an und wurde deshalb im 30jährigen Krieg durch die kaiserlichen Truppen unter General Tilly vollständig zerstört. Die Bomben des zweiten Weltkrieges haben die Stadt erneut schwer getroffen. Der Dom (Bild oben), in dem Kaiser Otto der Große im Jahre 973 begraben wurde, ist wieder hergestellt. Er steht heute zwischen modernen Geschäftshäusern und Wohnvierteln in einer Fußgängerzone ohne Autoverkehr. Das Einkaufszentrum in der Stadtmitte (Bild unten) ist mit seinen großzügigen Blumenanlagen gleichzeitig ein Ort der Ruhe und der Entspannung (entspannen = sich er-
holen). 36
1. Gespräch: 1. Wie lange sind Sie schon in Magdeburg? 2. Wir studieren hier im zweiten Jahr an der Technischen Hochschule. 1. Wie gefällt Ihnen unsere wieder aufgebaute Stadt? 2. Der historische Dom verbindet sich mit den hochmodernen Bauten in der autofreien Fußgängerzone zu einem neuzeitlichen Stadtzentrum von besonderer Art. 1. Sie sprechen ein ausgezeichnetes Deutsch.
1. Wissen Sie als Siebenbürger Sachsen, daß hier im Magdeburger Dom ein Sachsenkaiser begraben liegt? 2. Das Grab Kaiser Ottos des Großen haben wir natürlich gesehen und gelesen, daß er im Jahre 973 gestorben ist. Daß er ein Sachse war, ist uns neu. Das macht uns neugierig (neugierig = etwas Neues wissen wollen), mehr von ihm und dem Sachsenvolk zu hören. 1. Die Sachsen, ein westgermanischer Volksstamm wie die Franken, die Bayern und die Thüringer, lebten im dritten und vierten Jahrhundert nördlich der Elbe. Mit den Angeln zog ein Teil von ihnen nach England. Die meisten aber blieben auf dem Festland. Die einen zogen an die deutsche Nordseeküste, die anderen kamen in die Länder um den Harz. Als der Sachsenherzog Heinrich im Jahre 919 zum deutschen König gewählt wurde, erreichte ihn die Nachricht auf der Vogeljagd im Harz. Er liegt im Dom zu Quedlinburg begraben. Sein Sohn Otto (936-973) gewann die Kaiserkrone. Sein Grab haben Sie hier im Dom gesehen. Der Sachsenherzog Heinrich der Löwe, der Gegenspieler Kaiser Barbarossas, liegt im Braunschweiger Dom begraben. 2. Bekam das Sachsenland am Harz auch größere politische Bedeutung? 1. Mit den Sachsenkaisern verlegte sich der Schwerpunkt des deutschen Reiches vom Frankenland ins Sachsenland, von Rhein und Main an die Elbe und an den Harz. Magdeburg trat als Kaiserstadt neben Aachen. Goslar am Harz war im 11. und 12. Jahrhundert statt Frankfurt die Stadt der Reichstage und der Königswahlen. Die deutschen Bauern, die in dieser Zeit nach Siebenbürgen gerufen wurden, kamen nur zum Teil aus Sachsen. Weil aber die Sachsen als deutsches Staatsvolk an die Stelle der Franken getreten waren, so nannte man damals alle Deutschen sehr oft Sachsen. So kamen die Deutschen in Siebenbürgen an den Namen „Sachsen". Heute spricht man in Deutschland von Niedersachsen mit der Hauptstadt Hannover und Obersachsen mit der Hauptstadt Leipzig. Niedersachsen liegt in der Bundesrepublik, Obersachsen in der DDR. 37
2 Gespräch: 2. In den nächsten Semesterferien wollen wir die historischen Orte des Sachsenlandes besuchen. Wir möchten einen gebrauchten Wartburgwagen oder ein altes VW-Auto kaufen und damit rund um den Harz fahren.
Reiseberichte
1. Sie können für diese Fahrt auch ein Auto mieten (mieten = gegen Bezahlung
Die Harzreise, die uns um das Gebirge, durch seine Täler und auf seine Berge geführt hat, ist zu Ende. Voll von Eindrücken und reich an Erlebnissen sind wir zurückgekehrt. Unser kleiner Wagen, der schon 80 000 km gelaufen war, als wir ihn billig kauften, hat uns nicht enttäuscht. Auf guten und schlechten Wegen, bergauf und bergab, hat er uns gute Dienste getan.
gebrauchen). Das könnte noch besser sein. 2. Wollen Sie uns helfen, einen Reiseplan zu machen? 1. Das tue ich gern. Aber fahren Sie nicht nur u m den Harz, sondern auch durch den Harz. Er ist neben dem Schwarzwald das schönste deutsche Mittelgebirge. Machen Sie es wie die Dichter Goethe und Heine, die das romantische Gebirge durchwanderten und seinen höchsten Berg, den Brocken, bestiegen haben. 2. Würden Sie uns den Weg der Harzreise in diese Karte eintragen? 1. Nun, Sie starten hier in Magdeburg. Da ist die Autobahn nach Braunschweig. Die Ausfahrt Helmstedt führt rechts in die VW-Stadt Wolfsburg. 2. Für das Volkswagenwerk am Mittellandkanal haben wir auf dieser Fahrt keine Zeit. Die großen Autofabriken gleichen sich in der ganzen Welt. 1. Also: Weiterfahrt bis Braunschweig in die Stadt Heinrichs des Löwen. 2. Wir wissen genau, was wir uns dort ansehen müssen. 1. Nach der Besichtigung von Braunschweig Weiterfahrt bis Goslar. Die tausendjährige Kaiserstadt lohnt einen Besuch (lohnen = wert sein). 2. In Goslar werden wir übernachten. 1. Am nächsten Tag fahren Sie durch das Okertal nach Clausthal. Ober Osterode kommen Sie an die Sösetalsperre. Nicht weit von der Talsperre treffen Sie auf die Brockenstraße, die auf den höchsten Berg des Harzes führt. 2. Vom Brocken und seinen Sagen haben wir gelesen. Wir wollen eine Nacht auf dem Gipfel des Berges bleiben (r Gipfel = e Spitze). 1. Die Abfahrt geht bis Nordhausen. Vergessen Sie nicht, unterwegs das Kloster Walkenried zu besuchen. 2. Wohin sollen wir von Nordhausen fahren? 1. Durch die fruchtbare Goldene Aue zum Kyffhäuser, dem Berg der BarbarossaSage und von dort bis Naumburg an der Saale. 2. Das führt uns zu weit vom Gebirge weg. 1. Der Umweg durch das Saaletal lohnt sich und führt zum Harz zurück. 2. Dann müssen wir über Merseburg bis nach Halle fahren. 1. Richtig! Und hinter Halle kommen Sie über Thale ins Bodetal. Dort sind Sie im schönsten Teil des Harzes. 2. Dann können wir über Quedlinburg nach Magdeburg zurückfahren. 1. Das ist eine herrliche Rundfahrt. Sie führt Sie in alle historischen Orte dieser Gegend und zeigt Ihnen die wichtigsten Naturschönheiten des Harzes. Ich wünsche Ihnen gutes Wetter und eine gute Fahrt! 38
Von Magdeburg bis Goslar
Die Fahrt begann auf der Autobahn in Magdeburg. Wir fuhren in Richtung Hannover an der VW-Stadt Wolfsburg vorbei und kamen bald nach Braunschweig, in die Stadt Heinrichs des Löwen. Die alte Innenstadt wurde im Bombenkrieg zerstört. Auf dem Burgplatz aber steht stolz und königlich der bronzene Löwe aus dem Jahre 1166. Der romanische Dom mit dem Grab Heinrichs des Löwen und auch das herrliche Gewandhaus sind in alter Form wiederhergestellt. Kurz hinter Braunschweig liegt wohlerhalten die Lessingstadt Wolfenbüttel (erhalten = nicht zerstört). Von Wolfenbüttel geht es in schneller Fahrt durch die Vorberge des Harzes. Am Fuß des Gebirges liegen helle Wiesen und Felder und dazwischen eine Kette freundlicher Städte. Ihre Häuser steigen an den Bergen hoch. Eine Bahnlinie läuft an der Gebirgswand entlang. Die Stadt, zu der die Bahnlinie führt, ist Goslar, die tausendjährige Kaiserstadt. Durch das „Breite Tor" mit seinen starken Türmen und Mauern fahren wir in die Stadt. Seit dem Mittelalter ist Goslar unzerstört geblieben. Auf dem Marktplatz steht wohlerhalten das alte Rathaus aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Im elften und zwölften Jahrhundert war Goslar die Stadt der deutschen Kaiser, die Stadt der Reichstage und der Königswahlen. In dieser Zeit entstanden die romanischen Gebäude der Stadt, die alten Kirchen und die Kaiserpfalz. Sie ist der größte romanische Palast in Deutschland.
Der Harz Die Stadt Goslar liegt am Nordrand des Harzes. Das Gebirge steigt steil aus der niederdeutschen Ebene. Wer vom Norden kommt, sieht graublau im Süden eine Wand am Himmel. Sie steigt langsam höher und höher und teilt sich endlich in bewaldete Berge. Das ist der Harz. Bei einer Länge von hundert Kilometern ist das Gebirge über dreißig Kilometer breit. Der Harz liegt heute je zur Hälfte auf dem Gebiet der Bundesrepublik und der DDR. Von Goslar führte in alten Zeiten der Kaiserweg über den Harz. Das war ein Reitweg über das wilde Gebirge, in dem damals noch wenig Menschen wohnten. Er führte über die Alpen bis nach Rom. Um das Jahr achthundert, zur Zeit Karls des Großen, als überall in die fl achen Länder nördlich und südlich des Harzes das Kreuz kam, waren die Anhänger des alten Glaubens in das wilde Gebirge gezogen. Dort lebte der alte Naturglaube noch lange Zeit neben dem neuen Glauben der Christen. 39
Damals wurde der Harz in den Augen der Christen das Reich des Teufels (r Teufel = r böse Geist) und der Hexen (e Hexe = eine Zauberin). Heute noch hat der Teufel im Harz seine Kanzel (e Kanzel = r Lehrstuhl). Es gibt dort einen Teufelsberg, eine Teufelsmauer, ein Teufelstal und Teufelsbrücken. Die Hexen haben einen Hexenaltar (r Altar = r Opfertisch). Es gibt Hexenküchen, Hexentreppen und einen Hexentanzplatz. Die ersten Bewohner des Gebirges lebten von dem Holz und den Früchten der Wälder. Im zehnten Jahrhundert brachte das Metall der Berge, besonders das Silber, Arbeit und Brot für eine größere Zahl der Einwohner. In der Neuzeit ist der Harz der Feriengarten für die Bewohner des Tieflandes geworden. Seine frische Waldluft und seine gesunde Höhensonne ziehen die Gäste und ihr Geld im Sommer und im Winter zu Tausenden in das Gebirge.
Vom Brocken bis zum Kyffhäuser
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Am anderen Morgen fahren wir wieder nach Schierke hinunter und kommen über Braunlage auf den alten Kaiserweg. An seinem Ende liegt das Kloster Walkenried. Es war eins der reichsten Klöster des Mittelalters. Vor 400 Jahren wurde es in den blutigen Kriegen zerstört, in denen die Bauern ihre schlechte soziale Lage zu verbessern suchten. Wir wandern in dem wohlerhaltenen Kreuzgang um den alten Klostergarten und stehen vor den hohen Mauern der Kirche, durch die der blaue Himmel blickt. Hinter Kloster Walkenried beginnt die fruchtbare „Goldene Aue". Vor uns liegt Nordhausen in der DDR und dahinter das Kyffhäusergebirge. Von der Oberstadt in Nordhausen sehen wir auf den Berg, in dem nach der alten Sage der Kaiser Barbarossa schläft. Er soll an einem Marmortisch sitzen (r Marmor = ein Stein), durch den sein roter Bart gewachsen ist (r Bart = e Gesichtshaare).
Von Goslar bis zum Brocken Von Goslar fahren wir durch das romantische Okertal. Es ist das längste Flußtal des Harzes. Zwischen hohen Felswänden steigt der Weg durch grüne Wiesentäler und über bewaldete Höhenrücken langsam auf die weite Hochfläche des Oberharzes. Vor dem graublauen Himmel stehen einzelne Berge. Unter ihnen ist der Herr des Gebirges, der Brocken, von allen Seiten zu sehen. Vor uns liegt Clausthal, die größte Stadt des Oberharzes. Die meisten Häuser sind aus Holz gebaut, auch die Kirche, die größte Holzkirche Deutschlands. Bekannt ist die Bergakademie der Stadt, eine Hochschule, die ihre Schüler in die ganze Welt schickt. Hinter Clausthal fällt die Straße in scharfen Kurven bis Osterode. Eine alte Mauer mit Toren und Türmen läuft malerisch um die Stadt. Wir fahren wieder zum Gebirge zurück und suchen den Eingang zum Sösetal. Eine gewaltige Mauer staut hier das Wasser des Flüßchens zu einem See, einem Stausee (stauen = Wasser aufhalten). Das Wasser des Stausees läuft als Trinkwasser 200 km weit bis Bremen. Wir folgen der Harzhochstraße bis Braunlage, Hauptort des Harzer Wintersports. Von da ist es nicht weit bis Schierke. Dort beginnt die neue Brockenstraße, die zum höchsten Berg des Harzes führt. Der Brockengipfel gehört zum Grenzgebiet der DDR. Touristen können ihn mit besonderer Erlaubnis besteigen. Das Brockenhaus auf seiner Spitze liegt 1142 m hoch und hat in guten Jahren über 200 000 Gäste aus vielen Ländern der Welt als Besucher in seinen Mauern. Am klaren Abend steigen wir auf den hohen Turm des Brockenhauses. Dort oben haben wir eine herrliche Aussicht. In einem Kreis von über hundert Kilometern sehen wir bei gutem Licht die Türme von sieben großen Städten: von Hannover, Braunschweig, Magdeburg, Halle, Leipzig, Erfurt und Kassel. Nahe beim Brockenhaus liegen gewaltige Steine von besonderer Form: das Hexenwaschbecken (s Becken = eine Schüssel), die Teufelskanzel und der Hexenaltar. 40
Barbarossa von Friedrich Rückert (1788
-
1866)
Der Dichter erzählt die romantische Sage in dem folgenden Gedicht: 1. Der alte Barbarossa, Der Kaiser Friederich, Im unterird'schen Schlosse Hält er verzaubert sich.
5. Sein Bart ist nicht von Flachse, Er ist von Feuersglut, Ist durch den Tisch gewachsen, Worauf sein Kinn ausruht.
2. Er
6. Er nickt als wie im Traume, Sein Aug' halb offen zwinkt; Und je nach langem Raume Er einem Knaben winkt.
3. Er hat hinabgenommen Des Reiches Herrlichkeit Und wird einst wiederkommen Mit ihr zu seiner Zeit.
7.
Er spricht im Schlaf zum Knaben: „Geh hin vors Schloß, o Zwerg, Und sieh, ob noch die Raben Herfliegen um den Berg.
4. Der Stuhl ist elfenbeinern, Darauf der Kaiser sitzt; Der Tisch ist marmelsteinern, Worauf sein Haupt er stützt.
B.
Und wenn die alten Raben Noch fliegen immerdar, So muß ich auch noch schlafen Verzaubert hundert Jahr."
ist niemals gestorben, Er lebt darin noch jetzt; Er hat im Schloß verborgen Zum Schlaf sich hingesetzt.
(r Flachs = eine Faserpflanze; s Kinn = ein Körperteil; nicken = den Kopf auf und ab bewegen; zwinken = die Augen auf- und zumachen; r Rabe = ein schwarzer Vogel) 41
Vom Kyffhäusergebirge bis ins Bodetal Die Weiterfahrt bringt uns zur Ostseite des Harzes. Von steiler Höhe grüßt die Burg Falkenstein, eine der wenigen Burgen, die nicht zerstört wurden. Durch das Tal der Unstrut kommen wir nach Naumburg mit dem berühmten Dom, der ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst ist. Die Figuren im Westchor des Domes sind Glanzstücke der Bildhauerkunst des 13. Jahrhunderts. Von Naumburg fahren wir die Saale abwärts. Wir sind im romantischen Teil des Tales, von dem das Volkslied singt: „An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn (kühn = furchtlos). Ihre Dächer sind zerfallen und der Wind streicht durch die Hallen. Wolken ziehen drüber hin." Bald löst die Industrie die Romantik ab (ablösen = den Platz wechseln). Mit einem Wald von Schornsteinen zeigt sich Leuna an. Die Leunawerke sind die größten Chemiewerke der DDR. Sie arbeiten zum Teil auf Braunkohlenbasis, das heißt, sie verarbeiten die Braunkohle, den wichtigsten Rohstoff der DDR (roh = unverarbeitet). Über 400 chemische Zwischen- und Endprodukte verlassen die Fabriken. Die wichtigsten sind Treibstoffe, Düngemittel und Arzneien. Die modernsten Werke arbeiten auf Erdölbasis. Sie gebrauchen das Erdöl als Rohstoff. Die Bunawerke erzeugen Kautschuk, synthetische Fasern und Plaste. In Merseburg besuchen wir Dom und Schloß, aber auch die Technische Hochschule für Chemie. Sie bildet Fachleute für die chemische Industrie der DDR aus. Nicht weit hinter Merseburg liegt Halle. Die alte Handels- und Industriestadt teilt sich mit Wittenberg in die berühmte Martin-Luther-Universität. Halle ist auch die Geburtsstadt des Komponisten Friedrich Händel (1685-1759). Zu seiner Ehre veranstaltet die Stadt alle Jahre die Händel-Festspiele, die international bekannt sind (veranstalten = organisieren). In Halle wenden wir uns wieder westwärts. Wir fahren durch Halle-Neustadt, eine moderne Wohnstadt für die Werktätigen des Bezirks. Auf dem Weg zum Harz kommen wir durch ein System von Talsperren. Sie sammeln das Wasser des Gebirges für die chemische Industrie um Magdeburg und Merseburg. Dann suchen wir den Weg ins Bodetal. Seine Schönheit lockt zahllose Touristen an. Von Treseburg bis Thale hat die Bode eins der gewaltigsten Felsentäler nördlich der Alpen ausgewaschen. Zwischen steilen Bergwänden braust der Fluß über dicke Steine (brausen = lärmen). Ein schmaler Fußweg ist über dem Wasser in die Felsen gebrochen. Er führt in einer halben Stunde zur Teufelsbrücke. Sie hängt haushoch über dem Bodekessel, in dem sich die wilden Wasser fangen und auf die schwarzgrünen Felsen schlagen, die ihnen im Wege liegen. Von der Teufelsbrücke führt ein schmaler Weg zur Roßtrappe. Das ist ein gewaltiger Felsen, der an drei Seiten steil nach unten fällt. Seine Spitze hängt 197 m hoch über den Wassern des Bodekessels. Von dort oben haben wir einen herrlichen Blick in das wilde Tal des Bergflusses. 42
Der Name des Felsens kommt von einer Vertiefung im Stein, die dem Huf eines Pferdefußes gleicht (r Huf = s Fuf3ende). Das Roß der Prinzessin Emma, so erzählt die Sage, soll sie in den Stein geschlagen haben, als es mit seiner Reiterin über das Tal sprang (s Roß = ein gutes Pferd). Der Felsen auf der anderen Seite heißt der Hexentanzplatz. Wir sehen ihn vor uns liegen, können aber nicht über den Fluß springen wie die Prinzessin mit dem Pferd der Sage. Wer von der Roßtrappe zum Hexentanzplatz will, muß nach Thale zurückgehen und auf dem rechten Flußufer die kleine Hexentreppe mit dreihundert Stufen hinaufsteigen (e Stufe = ein Tritt der Treppe). Dann steht er auf der Felsplatte, die wir hier vor uns sehen. Von ihrer Spitze, der Hexenkanzel, sieht er das Tal hinauf auf die Roßtrappe und den Brocken, den Fluß hinab aber auf die alte Stadt Quedlinburg mit dem Dom, in dem König Heinrich der Erste (919-936) begraben liegt. König Heinrich hat das Erste Reich der Deutschen gegründet, das rund tausend Jahre lang das Herzland Europas war. Hier in seiner Heimat ist der König begraben. Wir besuchen sein Grab im Dom zu Quedlinburg und fahren am Abend über Aschersleben nach Magdeburg zurück.
Die Roßtrappe
(eine Harzsage)
Im Böhmerwald war in alter Zeit das Reich der Riesen. Dort lebte eine schöne Prinzessin mit Namen Emma. Bodo, ein wilder Riese, wollte sie gern zur Frau haben, aber Emma wollte nichts von ihm wissen. Eines Tages ritt die Königstochter allein über die Berge ihrer Heimat. Da folgte ihr Bodo auf seinem schnellen Pferd. Als Emma ihn sah, gab sie ihrem Roß die Sporen (r Sporn > Pl. e Sporen). Bodo ritt ihr nach. Durch ganz Deutschland ging die wilde Jagd. Zuletzt kamen beide in den Harz. Bergauf und bergab ging der Weg. Plötzlich stand Emmas Pferd auf einem steilen Felsen, dem Hexentanzplatz. Tief unten rauschte ein Fluß durch einen wilden Talkessel. Eine dunkle Felsmauer stand auf der anderen Seite. Kein Weg führte hinüber. In ihrer Angst stach die Prinzessin dem Pferd noch einmal die goldenen Sporen in die Seiten. Da sprang das Riesentier über die Tiefe. Laut schlug sein Huf in den Felsen, daß die Feuerfunken flogen (r Funke = ein brennendes Teilchen). Da war der Riese hinter ihnen und wollte den Sprung nachmachen. Doch sein Pferd sprang zu kurz, und Roß und Reiter fielen in die Tiefe. Die Königstochter aber war gerettet. Nur ihre goldene Krone hatte sie verloren. Die war in den tiefen Talkessel gefallen. Dort liegt auch der Riese in dem schwarzen Wasser des Bergflusses, der von ihm den Namen „Bode" bekommen hat. Als ein schwarzer Hund soll er auf der Krone liegen, damit niemand sie heben kann. Die Stelle aber, wo das Pferd der Prinzessin seinen riesigen Huf in den Felsen schlug, ist noch zu sehen. Das ist die Roßtrappe über dem Bodekessel. 43
Zu Karte 3: Oberflächengestalt (seite 45) Romp
Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift Was zeigt die dritte Karte? — Die Oberflächengestalt des deutschen Sprachgebietes in Mitteleuropa. Das Land steigt von Norden nach Süden oder von der Tiefebene an der Nord- und Ostsee bis zu den Gebirgskämmen und Pässen der Alpen (r Pass = ein Gebirgsübergang). Dazwischen liegen die deutschen Mittelgebirge und das flache Alpenvorland. Die Oberfläche des deutschen Sprachgebietes wird also in vier große Gebiete eingeteilt, die eine verschiedene Höhenlage haben. 1. Das Norddeutsche Tiefland. Es beginnt an der Nord- und Ostsee und reicht bis an den Teutoburger Wald, das Weserbergland und den Harz. Das Tiefland schiebt sich zwischen die Mittelgebirge. Wir suchen auf der Karte die Kölner Bucht, das Münsterland, die Sächsische Tieflandsbucht und das Thüringer Becken.
Sylt
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Holstein Schweiz
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Welche bedeutenden Städte liegen im deutschen Sprachgebiet? — Die zwölf Städte, die den Kapiteln unseres Buches vorangestellt sind. Sie heißen: Hamburg, Bremen, Magdeburg, Köln, Frankfurt, Straßburg, Stuttgart, Zürich, München, Wien, Leipzig und Berlin. Welche von diesen Städten liegen in der Norddeutschen Tiefebene? — ... Welche im Mittelgebirge? — ... Welche im Alpenvorland? — Welche in den Alpen? — ... In welchen Staaten liegen diese 12 Städte? — Hamburg und Bremen liegen ... Magdeburg liegt ... Köln und Frankfurt liegen Straßburg liegt ... Stuttgart liegt ... Zürich liegt ... München liegt ... Wien liegt ... Leipzig liegt ... Berlin liegt ...
Usedom
Hambur
Ostfriesland
Prignitz
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2. Die deutschen Mittelgebirge. Sie erstrecken sich bis an die Donau. Wir suchen südlich vom Harz den Thüringer Wald, das Erzgebirge, das Fichtelgebirge und den Böhmerwald mit dem Bayerischen Wald. Wir suchen am Rhein den Schwarzwald, den Odenwald, den Pfälzer Wald, den Taunus, den Hunsrück, den Westerwald und die Eifel. Wie hoch sind die deutschen Mittelgebirge? — Sie sind 800 bis 1500 Meter hoch. Alle diese Gebirge sind beliebte Feriengebiete. 3. Das Alpenvorland. Es liegt südlich der Donau und bildet eine weite Hochfläche. Wie hoch ist die Hochfläche? — 600 bis 800 Meter. Wir suchen die Flüsse, die in die Donau fließen: die Iller, den Lech, die Isar, den Inn und die Enns. 4. Das Hochgebirge der Zentral- und Ostalpen. Es zieht sich durch die Schweiz und Österreich. Wie hoch sind diese Alpen? — Über 4000 m hoch. Wir suchen die Berner Alpen und die Glarner Alpen in der deutschen Schweiz, die Bayerischen Alpen in der Bundesrepublik sowie die Hohen Tauern in Österreich. Die wichtigsten Flüsse im deutschen Sprachgebiet sind der Rhein, die Weser, die Elbe, die Oder und die Donau. Rhein, Weser und Elbe fließen nach Norden in die Nordsee. Die Oder, die ebenfalls nach Norden fließt, mündet aber in die Ostsee. Die Donau fließt von Westen nach Osten. Sie kommt vom Schwarzwald und fließt durch Österreich und die Balkanländer ins Schwarze Meer. Zu welchen Flüssen gehören die folgenden Nebenflüsse? — Die Mosel und der Main? — Die Saale und die Havel? — ... Die Isar und der Inn? —
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KÖLN
am Rhein
4. Von Köln in das Ruhrgebiet und an den Niederrhein
1 100 000 Einwohner (1975)
Die Metropole des Rheinlandes, die jüngste deutsche Millionenstadt, ist eine zweitausendjährige Stadt mit europäischer Geschichte. Auf römischen Grundmauern erbaut, wuchs sie zur größten und reichsten Stadt des deutschen Mittelalters heran. Der Kölner Erzbischof und Kanzler des Kaisers Barbarossa (r Kanzler = r oberste Beamte) war der mächtigste Mann im Ersten Deutschen Reich. Damals wurde der Dombau begonnen, aber erst im Jahre 1880 vollendet. Köln ist eine Stadt voll von Sehenswürdigkeiten (würdig = wert) und Kunstschätzen, eine heitere (heiter = froh) und liebenswürdige Stadt, die in guten und schlechten Zeiten immer jung und lebendig geblieben ist. Köln bleibt Köln mit seinem Rhein, mit seinem Dom und mit seinem Karneval. „Wer Köln nicht kennt", sagen die Kölner, „hat Deutschland nicht gesehen". — „Wer den Kölner Karneval nicht erlebt hat, kennt die Rheinländer nicht." Machen Sie eine Stadtrundfahrt! Abfahrt am Dom. Dauer zwei Stunden. Die Tagesfahrt gibt zunächst einen allgemeinen Eindruck des Kölner Stadtbildes. Sie sehen die Baudenkmäler der römischen Vergangenheit, die Stadttore der mittelalterlichen Festungsmauer (Bild unten), die Gotteshäuser der romanischen Zeit (Bild oben), die Kirchen der gotischen Zeit, den historischen Gürzenich, das berühmte Festhaus der Stadt, das alte Rathaus, das neue Opernhaus, moderne Rundfunk- und Fernsehanstalten, herrliche Museen und vieles mehr. Während der Fahrt erleben Sie den pulsierenden Großstadtverkehr. Darüber hinaus erhalten Sie einen Eindruck vom lebendigen Kölner Wirtschaftsleben. Während einer Pause auf der rechten Rheinseite können Sie das großartige Rheinpanorama betrachten und fotografieren. Die Führung durch eines der berühmten Kölner Museen rundet das Tagesprogramm ab. Am Abend fährt Sie unser Bus durch das erleuchtete Köln, vorbei an angestrahlten Baugruppen und Kirchen (strahlen = Licht werfen), durch neonbeleuchtete Geschäftsstraßen bis zum Rheinufer. Das Abendprogramm wird bereichert durch eine kleine Rhein-Dampferfahrt und den Besuch des Tanzbrunnens im Rheinpark. Die sachlichen Informationen werden aufgeheitert durch unterhaltsame Erklärungen von Kölner Eigenarten und durch Gespräche mit Kölner Bürgern in einer echten Kölner G aststätte. 52
Im Informationszentrum
(siehe Bildkarte 4 und 5)
1. Gespräch: 1. Das Informationszentrum im Kölner Rathaus soll zur Zeit das modernste in Deutschland sein. 2. Nach dem Prospekt, den ich gelesen habe, bietet es den Besuchern elektronisch gesteuerte Auskünfte besonderer Art. 1. Darunter kann ich mir nichts vorstellen. 2. Das ist eine Art Selbstbedienung; denn hier steht: An acht Kopfhörerpaaren können Grüße und Auskünfte in verschiedenen Sprachen gehört werden. 1. Versuchen wir also unser Glück bei der Technik. Da rechts sind die Kopfhörer. 2. Willst du den Dreiminuten-Vortrag in Deutsch hören (r Vortrag = e Rede)? 1. Natürlich! ... Das war eine gute Einführung in die Geschichte der Stadt. 2. Und den „Spaziergang durch Kölns römische Unterwelt", der im Vortrag so sehr empfohlen wurde, den sollten wir zusammen machen! 1. Einverstanden. Auch ich möchte „Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit fahren" und unter dem Rathaus das Ruinenfeld mit dem römischen Gerichtspalast sehen. 2. Zuerst aber warten hier zwei Lichtwände auf uns. 1. Was bieten sie uns? 2. Laut Prospekt führen sie „Die lebendige Stadt am Strom" auf moderne Art vor. 1. Wie soll das geschehen? 2. Hier steht: 35 Bildwerfer setzen aus 35 Einzelbildern ein großes Schaubild zusammen, dessen Einzelteile sich vorgeplant so ändern, daß Karten, Pläne und Übersichten aus Wirtschaft, Verkehr und Kultur der Stadt entstehen. 1. Da bin ich neugierig. 2. Die 50 wichtigsten Sehenswürdigkeiten können wir dann durch Knopfdruck auf dem großen Stadtmodell dort drüben aufleuchten lassen. 1. Wir können also sehen, wo jede Sehenswürdigkeit liegt und überlegen, wie wir am besten dahin kommen. 2. Zu jedem Objekt erscheinen dann Farbdias und Kurztexte auf Leuchtscheiben. 1. Das ist eine großartige Vorbereitung für die Besichtigung der Stadt (vorbereiten = präparieren). 2. Setzen wir uns also dort vor die Lichtwand. Eine Sieben-Minuten-Schau ist für jede Wand vorgesehen. Die erste soll gleich beginnen. 1. Wenn wir die Schau gesehen haben, dann informieren wir uns am Stadtmodell über die Sehenswürdigkeiten, die wir selbst besuchen wollen. 2. Ich werde mich über den Dom unterrichten lassen. 1. Und ich über das neue Römisch-Germanische Museum. 2. Dom und Museum besuchen wir dann am Nachmittag. 53
2. Gespräch: 1. Ober die Umgebung Kölns haben wir bis jetzt nichts erfahren.
2. Darauf ist die Elektronik nicht programmiert. 1. Ich frage nebenan am Auskunftstisch. Komm mit!... 3. Sie wünschen, bitte? 1. Wir möchten in die Umgebung von Köln fahren. Können Sie uns beraten? 3. Meinen Sie die nähere oder die weitere Umgebung der Stadt? 1. Wir möchten das Land besuchen, das im Mittelalter unter der Herrschaft der Kölner Kurfürsten stand, oder heute zur Kirchenprovinz der Kölner Metropole gehört (e Provinz = ein Verwaltungsbezirk). 3. Die Grenzen beider Gebiete haben sich oft geändert. Die bekannte Ruine auf dem Drachenfels im Siebengebirge war lange Zeit die südlichste Grenzfeste der Kölner Kurfürsten, deren Herrschaft 1806 zu Ende ging. 1. Wie groß ist die Kölner Kirchenprovinz? 3. Zur Kölner Metropole gehört das ganze niederrheinische Land mit dem Industriegebiet an der Ruhr. Es reicht im Norden bis Kleve, im Westen bis Aachen und im Süden bis Trier und Koblenz. 1. Das wird eine lange Fahrt! 3. Ich rate Ihnen, ein Auto zu mieten.
1. Dann sagen Sie uns bitte, wie wir fahren sollen. 3. Von Köln kommen Sie schnell ins Ruhrgebiet und nach Düsseldorf. Vergessen
Sie nicht, unterwegs den Altenberger Dom zu besichtigen. Im Ruhrgebiet wachsen die Großstädte von Dortmund bis Duisburg zu einer einzigen Riesenstadt zusammen. Sehen Sie sich in Ruhrort den zur Zeit größten Hochofen Europas an. 1. Das wollen wir gern tun. 3. Bei Wesel hört das Industriegebiet auf. Ich empfehle Ihnen eine Rundfahrt
durch das rechtsrheinische Land. Sie führt durch die Täler der Lippe und der Ems und kommt an der holländischen Grenze bei Emmerich an den Rhein zurück.
Aus dem Fahrtenbuch Von Köln ins Ruhrgebiet Früh am Morgen sind wir gestartet. Von Köln fuhren wir über die nördliche Rheinbrücke nach Mülheim. Das riesige Bayer-Werk, dessen Arzneien und Farben die ganze Welt kennt, haben wir nur von fern gesehen. Nach kurzer Fahrt blickten wir plötzlich von bewaldeten Höhen auf einen herrlichen Dom. Der Altenberger Dom liegt in einem grünen Wiesental. Der Bau aus dem dreizehnten Jahrhundert zeigt feinste gotische Formen. Durch seine Riesenfenster schaut der Wald in die Kirche hinein. Auf dem Weg nach Solingen, der deutschen Messer- und Klingenstadt (e Klinge = Stahl zum Schneiden und Stechen), fanden wir das mächtige „Schloß Burg" an der Wupper. Von seiner Berghöhe blickt es stolz über das ganze Land. Dann fuhren wir nach Wuppertal. Dort haben wir uns in die Schwebebahn gesetzt und sind in ihren hängenden Wagen hoch über dem Wasser der Wupper gefahren. Auf dem Wege zurück zum Rhein erblickten wir bald Düsseldorf, die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen. Die große Industriestadt ist auch eine elegante Gartenstadt und eine Stadt der Kunst und Mode. Der Weg nach Essen führt über die grünen Höhen der Ruhrberge. Wir wollten es nicht glauben, daß wir schon in der Mitte des Ruhrgebietes waren; denn von dem mächtigsten Industriegebiet Europas war wenig zu sehen. Aber der Fluß, dem wir folgten, war die Ruhr, und die Grenze der Stadt Essen hatten wir schon hinter uns gelassen. Die Stadt des Stahls und des Eisens zeigte ihr zweites, ihr freundliches Gesicht. Wir rollten durch einen Park, wie wir ihn größer und schöner auf unserer Reise nicht gesehen hatten, und hielten vor einem Schloß mit herrlichem Blick auf das Ruhrtal. Zwischen grünen Höhen ist der Fluß zu einem weiten See gestaut. Das Schloß aber, die „Villa Hügel", war das Haus der Familie Krupp. Heute ist es als Stätte der Kultur den Besuchern aus aller Welt geöffnet.
1. Und wie geht es linksrheinisch weiter? 3. Emmerich gegenüber liegt Kleve. Von dort kommen Sie über Xanten und
Krefeld nach Aachen. Dort beginnt die Eifel, die im Süden bis zur Mosel reicht. 1. Sollen wir das ganze Moseltal durchfahren? 3. Wenn Sie von Trier bis Cochem der Mosel folgen, haben Sie den schönsten Teil des Flusses gesehen und können Richtung Nürburgring auf kurzem Weg nach Bonn kommen. Von dort sind Sie in einer halben Stunde in Köln.
1. Wieviel Tage rechnen Sie für diese Fahrt? 3. Nehmen Sie sich eine Woche Zeit, wenn es Ihnen möglich ist. Sie können sich
dann alles in Ruhe ansehen. 1. Herzlichen Dank für Ihre Hilfe! 3. Eine gute Fahrt und schönes Wetter wünsche ich Ihnen! — Auf Wiedersehen! 54
Auf der Weiterfahrt zeigte das Industriegebiet bald ein anderes Gesicht, das von Arbeit, Rauch und Lärm gezeichnet ist. 100 km lang und 30 km breit ist das Ruhrgebiet. Es liegt zwischen Duisburg und Dortmund. Seine Steinkohle und sein Stahl haben die Bundesrepublik zum zweitreichsten Land der westlichen Welt gemacht. Sein Gegenstück, das sächsische Industriegebiet, zwischen Leuna und Borna, hat die gleiche Größe. Seine Braunkohle und seine Elektrizität ließen die DDR zum zweitreichsten Staat des Ostblocks werden. Am Weg nach Duisburg, der Stadt mit dem größten Flußhafen des europäischen Festlandes, stehen Werke der Schwerindustrie. Im Werk Ruhrort der AugustThyssen-Hütte arbeitet der zur Zeit größte und modernste Hochofen Europas mit einer Tagesleistung von 5000 t Roheisen. Im Tal der Lippe hört das Meer der Schornsteine bei der Stadt Wesel auf. Wir verlassen hier das Industriegebiet. 55
Dur ch das Münsterland und an den Niederrhein Das weite Flachland zwischen Niederrhein und Weser rundet das Kölner Gebiet im Norden ab. Zwei alte Bischofs- und Hansestädte, Münster und Osnabrück, laden zum Besuch ein. In ihren Mauern wurde im Jahre 1648 der Dreißigjährige Krieg beendet. Entlang der holländischen Grenze erreichten wir bei Emmerich das rechte Rheinufer. Von dort brachte uns eine Autofähre auf die linke Seite des Flusses. Dort liegt die Stadt Kleve mit der Schwanenburg (r Schwan = ein Wasservogel). Da spielt die Sage vom Schwanenritter Lohengrin, die den Stoff der gleichnamigen Wagneroper bildet. Vom Turm der Burg blickten wir weit über das flache Land. Im Westen liegt der Reichswald, im Osten der Rheinstrom und im Süden die Stadt Kalkar mit dem Turm der Nikolaikirche. Auf der Weiterfahrt haben wir die Kirche besucht. Ihre herrlichen Holzaltäre sind Meisterwerke des Mittelalters. In der Römerstadt Xanten steht der Viktor-Dom, einer der ältesten deutschen Dome. Xanten war die Heimat Siegfrieds des Drachentöters, der jung und tragisch sterben mußte (r Drache = ein Untier). Auf guten Straßen kamen wir schnell in die deutsche Seidenstadt Krefeld (e Seide = Natur- oder Kunstfaser). Von dort war Aachen, die Stadt der heißesten Quellen Europas, nicht mehr weit. Schon die Römer kannten die Quellen und brauchten sie gern. Heute ist Aachen eine Großstadt. Ihre Häuser steigen bis auf die Waldhöhen im Süden. Von dort blickten wir über die alte Kaiserstadt. Die Glocken ihrer Kirchen läuteten und die Abendsonne vergoldete den herrlichen Kaiserdom und das stolze Rathaus. Beide Bauten gehen auf Karl den Großen zurück. Im Dom liegt Kaiser Karl begraben. Dort steht auch sein Marmorstuhl, auf dem zweiunddreißig deutsche Kaiser und Könige gekrönt wurden.
Durch die Eifel und das Moseltal Südlich von Aachen beginnt die Eifel. Die Eifel ist der nordwestliche Teil des Rheinischen Schiefergebirges und liegt auf der linken Rheinseite, nördlich der Mosel. Vier alte Städte stehen seit der Zeit der Römer wie vier starke Türme an den vier Ecken des Gebirges: Köln, Aachen, Koblenz und Trier. Wir fahren über die Eifelberge und kommen bei Trier an die Mosel. Erstaunt hörten wir von der zweitausendjährigen Geschichte der Stadt. Trier war über hundert Jahre lang die Lieblingsstadt der römischen Kaiser und die zweite Hauptstadt ihres Reiches. Von Trier wurde einmal das Abendland regiert. Aus der römischen Kaiserstadt wurde ein christlicher Bischofssitz. Sein mächtiger Dom steht auf der Stelle des römischen Kaiserpalastes. Die vielen römischen Ruinen machen die Stadt zu einem Museum der Geschichte des Abendlandes. Die Rückfahrt führt die Mosel abwärts bis Cochem. Im Lichte der Abendsonne leuchtet die Burg auf der Höhe. Wir verlassen das Moseltal und kommen noch 56
einmal auf die wellige Hochfläche der Eifel, in die kreisrunde Seen eingebettet sind. Sie haben am Ufer einen ringförmigen Damm und heißen Maare. Jedes Maar ist die Dffnung, der Krater, eines erloschenen Vulkans (r Vulkan = ein Kraterberg). Der Laacher See mit dem Kloster Maria Laach ist das größte der Eifelmaare. Die alte Klosterkirche gehört zu den besten romanischen Bauwerken des Mittelalters. Die Täler der Eifel sind tiefe, steile Felsentäler mit silberhellen, fischreichen Gebirgsflüssen und mächtigen Talsperren.
Von Bonn und Beethoven Am Weg nach Bonn steht auf dem Effelsberg eines der größten Radio-Teleskope der Welt. Sein beweglicher Hohlspiegel hat 100 m Durchmesser und nimmt wie ein riesiges Himmelsohr Signale aus dem fernen Weltraum auf (s Signal = ein
Zeichen). Die Bundeshauptstadt Bonn nennt sich die Beethovenstadt. Wir sind durch das Beethovenhaus gegangen, etwas schnell und neugierig zuerst, dann langsam und nachdenklich. Das schöne Haus in der Bonngasse 20 ist das Beethovenmuseum, aber nur das bescheidene Hinterhaus (bescheiden = ärmlich) haben Beethoven und seine Eltern bewohnt. Dort wurde ihnen am 16. Dezember 1770 der Sohn geboren, dessen Musik heute der ganzen Welt gehört. Die Ausstellungsstücke des Museums folgen dem Lebensweg Beethovens. Da wird das erste Konzert angezeigt, das der sechsjährige Knabe in Bonn gab. Der Dreizehnjährige spielte als Musiker im Orchester des Kurfürsten. Mit fünfzehn Jahren war Beethoven schon zweiter Organist in Bonn. Die Kirchenorgel, die er spielte, steht im Museum. Da steht auch der Flügel, an dem Beethoven seine großen Werke komponiert hat. Die anderen Musikinstrumente des Meisters hängen in Glaskästen. Daneben liegen die Handschriften seiner Werke. Die vielen Briefe an ihn zeigen die hohen Ehren, die der Meister besonders in Wien fand, aber auch die schweren Sorgen, die er tragen mußte. Neben den Alltagssorgen steht das bitterste Leid seines Lebens: die Krankheit, die ihn taub machte. Der dreißigjährige, lebensfrohe Mann wird unheilbar krank. Er wehrt sich dagegen (sich wehren = nicht wollen), aber sein Gehör wird immer schlechter. Er mag den Menschen seine Leiden nicht zeigen und läßt sich Hörinstrumente bauen. Immer größere Instrumente braucht Beethoven, um seine eigene Musik zu hören. Der Fünfzigjährige ist ganz taub. Aber Beethoven arbeitet weiter. Er schreibt seine größten Werke, ohne sie zu hören und siegt damit über das Schicksal, das ihn taub werden ließ. Mit 56 Jahren ist Beethoven gestorben. An der Wand hängt seine weiße Totenmaske. Als wir aus dem Museum kamen, hatten wir noch Zeit für einen Rundgang durch das neue Regierungsviertel der Bundeshauptstadt. Am Abend fuhren wir über die Schnellstraße zurück nach Köln. 57
Der Schwanenritter
Von und über Beethoven
Die Schwanensage wurde durch Richard Wagners Oper „Lohengrin" bekannt.
Beethovens Lehrer über seinen Schüler: Der Lehrer in Bonn möchte den jungen Beethoven zu Mozart nach Wien schicken. Er schreibt: „Ludwig van Beethoven, ein Knabe von elf Jahren und von vielversprechendem Talent. Er spielt sehr fertig und mit Kraft das Klavier. Dieses junge Genie verdient Hilfe, daß er reisen kann. Er wird gewiß ein zweiter Mozart werden, wenn er so fortschreitet, wie er angefangen hat."
Als der Herzog Gottfried von Brabant zum Sterben kam und keinen Sohn hatte, wollte er das Land am Niederrhein seiner Frau und seiner Tochter hinterlassen. Gottfrieds Bruder Telramund aber nahm das Land Brabant für sich. Da verklagte ihn die Herzogin bei König Heinrich. Der kam selber an den Rhein und ließ beide vor sein Gericht kommen. Die Fenster des Gerichtssaales aber gingen auf den Rhein hinaus. Als der König in den Saal trat, blickte er auf den Strom hinunter. Da sah er einen Schwan auf dem Wasser. Der zog an einer silbernen Kette ein Schifflein und darin schlief ein Ritter. Der König und alle Hofleute eilten neugierig zum Rhein. Der Schwan steuerte ans Ufer und der Ritter erwachte. Er stieg ans Land und sprach: „Flieg deinen Weg zurück, lieber Schwan! Wenn ich dich brauche, will ich dich rufen." Da wendete sich der Schwan und war bald nicht mehr zu sehen. Alle blickten erstaunt auf den Ritter. Der König aber reichte ihm die Hand und führte ihn in die Burg zu den Fürsten und Herren des Landes. Dann brachte die Herzogin ihre Klage vor. Ihr Schwager aber wollte für sein Recht kämpfen. Nun war Herzog Telramund ein starker Held, und die Herzogin fand unter ihren Verwandten keinen, der mit ihm kämpfen wollte. Da stand der junge Ritter auf, der mit dem Schwan gekommen war, und trat vor den König. Er sprach: „Wenn du es erlaubst (erlauben = geschehen lassen), großer König, so will ich für diese Frauen kämpfen." Der König erlaubte es, und der Schwanenritter siegte über den Herzog in einem schweren Kampf. Die Herzogin dankte dem Ritter. Der Jüngling aber blickte auf die schöne Jungfrau. Elsa errötete und schlug die Augen nieder. Da sprach der Ritter: „Wenn du mir versprichst, daß du niemals fragst, woher ich komme und wer meine Eltern sind, so können wir glücklich leben. Wenn du aber danach fragst, dann mußt du mich für immer verlieren." Die Prinzessin gab das Versprechen und heiratete den Schwanenritter. Das junge Paar zog in die alte Stadt Kleve, in welcher schon die Römer eine Burg gebaut hatten. Sie erneuerten das Schloß und nannten es die Schwanenburg. Dort lebten sie glücklich und bekamen zwei Söhne. Aber die Neugier ließ der jungen Herzogin keine Ruhe, bis sie endlich die verbotene Frage tat. Da sprach der Herzog: „Nun hast du unser Glück zerstört, und ich kann nicht länger bei dir bleiben." Er trat ans Fenster und winkte zum Rhein hinaus. Da kam der Schwan mit dem Schiff. Der Herzog küßte seine Kinder. Elsa weinte überlaut und wollte ihn zurückhalten. Der Schwanenritter aber sprach: „Ich bin Lohengrin, König Parzivals Sohn. Jetzt ruft mich mein Vater in seine Burg zurück." Er stieg in das Schiff und fuhr davon. In Kleve steht noch immer die Schwanenburg. Die Wunden, die ihr der Krieg schlug, sind geheilt, und auf ihrem Turm dreht sich wieder der weiße Schwan. 58
Mozart über Beethoven: Mit sechzehn Jahren ist Beethoven endlich nach Wien gekommen. Als er dem Meister zum erstenmal vorspielt, hört Mozart erstaunt zu. Als Beethoven frei zu spielen beginnt, dreht er sich um und sagt zu einigen Freunden: „Auf den gebt acht! Der wird einmal in der Welt von sich reden machen." Beethoven über seine Krankheit: Zwischen 1796 und 1800 beginnt die Krankheit sein Gehör zu zerstören. Beethoven meidet die Menschen. Er sagt auch seinen besten Freunden lange Zeit nichts von seinem Leiden. 1801 kann er nicht länger schweigen und schreibt einem von ihnen: „Ich kann Dir sagen, ich bringe mein Leben elend zu (elend = schlecht und traurig). Seit zwei Jahren meide ich alle Gesellschaft, weil es mir nicht möglich ist, den Leuten zu sagen: Ich bin taub. Hätte ich einen anderen Beruf, so ging's noch leichter; aber bei meinem ist das unmöglich. Ich sage Dir, daß ich mich im Theater ganz dicht ans Orchester lehnen muß, um die Schauspieler zu verstehen. Die hohen Töne von Instrumenten, die Singstimmen, höre ich nicht, wenn ich etwas weiter weg bin ... Ich will, wenn's möglich ist, meinem Schicksal trotzen (trotzen = sich dagegen stellen), aber es wird Augenblicke in meinem Leben geben, wo ich das unglücklichste Geschöpf Gottes sein werde (s Geschöpf = s Werk). Aus dem Heiligenstädter Testament: In Heiligenstadt schreibt Beethoven seinen letzten Willen, sein Testament, weil er nicht mehr an Heilung glaubt: „Für meine Brüder. Nach meinem Tode zu lesen: 0 ihr Menschen, die ihr mich für feindlich haltet, wie unrecht tut ihr mir!" Beethoven erzählt, wie ihm die unheilbare Krankheit alle Pläne und Hoffnungen zerstört hat. Er erklärt: „Es fehlte wenig, und ich endete selbst mein Leben. — Nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück. Es war mir unmöglich, die Welt zu verlassen, bevor ich alles getan hatte, um in die Reihe würdiger Künstler und Menschen aufgenommen zu werden. — Ihr, meine Brüder, sobald ich tot bin, und Professor Schmidt lebt noch, so bittet ihn in meinem Namen, daß er meine Krankheit beschreibe, und legt, was ich hier geschrieben habe, meiner Krankheitsgeschichte bei, damit wenigstens so viel als möglich die Welt nach meinem Tode mit mir versöhnt werde. Zugleich erkläre ich Euch beide hier als meine Erben ... Lebet wohl und vergeßt mich nicht ganz im Tode." Ludwig van Beethoven 59
Zu Karte 4: Bodennutzung
(Seite 50)
Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift Was zeigt die vierte Karte? — Die Nutzung, d. h. die Benutzung oder Bearbeitung des Bodens im deutschen Sprachgebiet Mitteleuropas. Kann das Land überall gleichmäßig benutzt werden? — Das Tiefland kann nicht so bearbeitet oder bepflanzt werden wie das Hochgebirge und die Hochebenen nicht so wie die Mittelgebirge. Welche Arten der Bodennutzung zeigt unsere Karte? — Die wichtigsten Arten der Bodennutzung sind das Ackerland (r Acker = fruchtbarer Boden), das Weideland (e Weide = Wiese für Haustiere) und der Wald. Wie sind sie bezeichnet? — Das Ackerland ist hellgrau gezeichnet; der Wald ist dunkelgrau dargestellt; das Weideland erkennen wir an dünnen, schwarzen Punkten. Wozu dient das Ackerland? — Das Ackerland dient der Feldwirtschaft, d. h. es ist in Felder eingeteilt, auf denen Pflanzen wachsen, die für die Menschen oder Tiere gebraucht werden. Wozu wird das Weideland gebraucht? — Zur Viehzucht und zur Milchwirtschaft (s Vieh = Haustiere). Wozu wird der Wald benutzt? — Zur Forstwirtschaft (r Forst = gepflegter Wald). Wo liegen die wichtigsten Waldgebiete? — Die größten Waldgebiete sehen wir in den Alpen. Ungefähr 40 % Österreichs sind mit Wald bedeckt. Auch die deutschen und die schweizerischen Alpen sind gut bewaldet. Viele deutsche Mittelgebirge zeigen schon in ihren Namen den Waldreichtum an. Wir suchen auf der Karte den Schwarzwald, den Böhmerwald, den Bayerischen Wald, den Schwäbischen Wald, den Odenwald, den Westerwald und den Thüringer Wald. Wo ist das meiste Weideland zu finden? — Große, punktierte Flächen Weideland sind auf der Karte an der Nordseeküste und beiderseits von Elbe, Weser und Ems eingezeichnet. Wir suchen das Weideland in Ostfriesland und im Münsterland. Auch im Alpenvorland der Schweiz, der Bundesrepublik und Österreichs liegen große Weideflächen, die vor allem der Milchwirtschaft dienen. Wo liegen große Flächen Ackerland? — Wir finden große Ackerflächen in Mecklenburg und Schleswig-Holstein, in Sachsen und Thüringen, in der Magdeburger und Soester Börder (e Börde = eine fruchtbare Niederung). Was bedeutet der Ausdruck Ödland? — Land, das nicht bearbeitet wird, das leer von Pflanzen und Menschen ist (öde = leer). Wir finden Ödland im Hochgebirge der Alpen, wo Eis und Schnee den Boden bedecken. Auf unserer Karte sind auch die Bodenschätze eingetragen, die von den Menschen benutzt werden. Wir suchen die Zeichen für Steinkohle und Braunkohle, besonders an Rhein und Ruhr und zwischen Saale und Oder. Wir sagen, wo Erdöl und Erdgas in der norddeutschen Tiefebene gefördert werden. Wir suchen das Zeichen für Salz bei Salzburg an der Salzach und das Zeichen für Eisen bei der Stadt Eisenerz in Österreich. Wir sagen, wo andere Metalle gefunden werden. 60
FRANKFURT am Main
5. Von Frankfurt bis zur Weser und an den Mittelrhein
700 000 Einwohner (1974) Frankfurt, die Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Kaiser und Könige, ist eine moderne Stadt mit großer geschichtlicher Vergangenheit. Schon im Jahre 794 hielt Karl der Große in Frankfurt einen Reichstag ab. Friedrich Barbarossa wurde 1152 hier zum deutschen König gewählt. 1356 wird Frankfurt endgültig Wahlstadt der Kaiser und Könige. Die Krönung fand zunächst noch im Aachener Münster statt, seit 1562 aber im Frankfurter Dom. Im 19. Jahrhundert wurde Frankfurt gern die heimliche deutsche Hauptstadt genannt (heimlich = nicht öffentlich). Diese Rolle spielte die Stadt bis zur Gründung des Zweiten Deutschen Reiches, das Berlin im Jahre 1871 zur deutschen Hauptstadt machte. Ein Jahrtausend deutscher Geschichte wird auf einem kleinen Rundgang durch Frankfurts Altstadt lebendig. Wir brauchen dafür nur ein bis zwei Stunden und beginnen am Dom. In der Wahlkapelle, im rechten Seitenschiff des Dorns, wählten die sieben Kurfürsten des Reiches den neuen deutschen König und Kaiser. Vom Dom wandern wir zum Mainufer und zur Saalhofkapelle, die Kaiser Friedrich Barbarossa als seine Hauskapelle erbaute. Nachbildungen der Krone, des Zepters (s Zepter = r Herrscherstab) und des Reichsapfels, die bei der Krönungsfeier gebraucht wurden, sind hier zu sehen. Die Originale befinden sich in Wien. An der Nikolaikirche vorbei kommen wir zum Römer, dem Rathaus der Stadt mit dem Kaisersaal, den die Bilder aller deutschen Kaiser und Könige zieren. 26 von ihnen wurden in Frankfurt gewählt und 10 auch dort gekrönt. Der Saal war der Schauplatz der Krönungsfeste. Auf den Straßen wurden Ochsen am Spieß gebraten (r Spieß = ein spitzes Eisen). Aus den Brunnen floß Wein statt Wasser. Vom Römerplatz ist es nicht weit zur Paulskirche (Bild oben). Dort tagte 1848 die erste deutsche Nationalversammlung, die einen deutschen demokratischen Staat zu schaffen versuchte. Die Paulskirche ist das Symbol der deutschen Einheit geworden. Nicht weit von der Paulskirche liegen das Goethehaus und das Goethemuseum. Frankfurt ist auch eine moderne Messe- und Kongreßstadt (Bild unten). Sie ist das Wirtschaftszentrum der Bundesrepublik und als Sitz der Bundesbank und der Börse (e Börse = Platz für Geldgeschäfte) die Finanzmetropole des Landes. Frankfurt ist auch Industriestadt von Weltruf und mit dem neuen Flughafen die Drehscheibe des europäischen Flugverkehrs. 62
(siehe Bildkarte 5 und 4)
Auf dem Messegelände 1. Gespräch: 1. Kommen Sie regelmäßig zur Buchmesse? 2. Wir Engländer besuchen die deutschen Messen jetzt öfter. 1. Wie kommt das? 2. Seitdem wir zur Europäischen Gemeinschaft, zur EG, gehören, wachsen nicht nur die Handelsbeziehungen (e Beziehung = e Verbindung). Auch das Interesse für die deutsche Sprache und damit die Nachfrage nach deutschen Büchern nehmen zu. Ich führe deutsche Bücher und Zeitschriften nach England ein. 1. Das hören wir gern und wünschen Ihnen gute Messegeschäfte. 2. Das Messegelände iss viel größer geworden. Ich finde mich nur schwer zurecht. 1. Für die Ausstellungshallen und Parkplätze wird immer mehr Raum gebraucht. 2. Der Weg vom Hauptbahnhof zum Haupteingang der Messe ist jetzt doppelt so weit wie im Vorjahr. 1. Die Messe wächst aus der Innenstadt heraus. Für die ersten Frankfurter Messen reichte der Marktplatz vor dem Römer, dem alten Rathaus, gut aus. Heute ist daran nicht mehr zu denken. 2. Wann waren die ersten Messen in Frankfurt? 1. Das ist nicht genau zu sagen. Schon im frühen Mittelalter, zur Zeit der fränkischen Kaiser und Könige, war Frankfurt ein wichtiger Markt- und Handelsplatz. Die Stadt wurde das Kaufhaus der Deutschen genannt. Seit dem 14. Jahrhundert fanden in Frankfurt regelmäßige Herbst- und Frühjahrsmessen statt, die europäische Bedeutung bekamen. Sie standen unter dem Schutz des Kaisers und erfreuten sich kaiserlicher Sonderrechte. 2. Und wie alt ist die Leipziger Messe? 1. Sie geht zurück bis in die Zeit der Sachsenkaiser, ist also nicht viel jünger. Die Leipziger Messe wird alljährlich zweimal in den Messehäusern der Innenstadt abgehalten. Als Mustermesse wurde die Leipziger Messe seit Beginn des 18. Jahrhunderts zur führenden Messe in Europa (s Muster = eine Probe). 2. Und heute? 1. Heute hat die Leipziger Messe besondere Bedeutung für den Osthandel, während die Frankfurter Messe im Westhandel führend ist. 2. Und Hannover? 1. Die niedersächsische Hauptstadt ist eine junge Messestadt. Sie hat seit dem zweiten Weltkrieg einen Namen als internationale Industrie- und Exportmesse. 2. Ich danke Ihnen für die interessanten Informationen. 1. Die habe ich gern gegeben. 63
2. Gespräch: 2. Das gibt mir Mut zu einer weiteren Frage.
Aus dem Fahrtenbuch
1. Und das wäre? 2. Ich bleibe noch einige Tage in Deutschland. Wohin raten Sie mir zu fahren? 1. Bei der zentralen Lage Frankfurts haben Sie viele Möglichkeiten. Wenn Sie nach Osten fahren, kommen Sie mainaufwärts ins Frankenland. Sie können bis Würzburg, Nürnberg und Bayreuth fahren. 2. Dort bin ich schon gewesen. 1. Wenn Sie nach Süden fahren wollen, dann kommen Sie über die Bergstraße nach Heidelberg und durch das Neckartal ins Schwabenland. 2. Auch das kenne ich recht gut. 1. Die Fahrt nach Westen führt an den Rhein. Den kennen alle Engländer. Es bleibt also nur der Norden von Frankfurt. 2. Die Gegend kenne ich nicht. Was gibt es dort zu sehen?
Ins Märchenland der Brüder Grimm Das Auto wurde telefonisch bestellt und schnell gemietet. Schon nach einer halben Stunde stand es aufgetankt vor meinem Hotel. Die Fahrt konnte beginnen. Die Straße am Mainufer bis Hanau ist rund 20 Kilometer lang. Die Stadt liegt an der Mündung der Kinzig in den Main. Auf dem Markplatz in der Neustadt fand ich das Denkmal der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Als Herausgeber der weltbekannten deutschen Märchen und Sagen kannte ich die beiden. Daß sie die Begründer der deutschen Sprachwissenschaft sind und als Professoren die deutsche Grammatik geschrieben und die Riesenarbeit des deutschen Wörterbuches begonnen haben, daß sie als Politiker im Jahre 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt wurden und wegen ihrer demokratischen Einstellung ihr Amt verloren, hörte ich erst, als ich vor ihrem Denkmal stand.
1. Viel Schönes und viel Unbekanntes. 2. Da bin ich neugierig. 1. Die Fahrt nach Norden führt in ein liebliches und freundliches Land, in ein Land der Ruhe und der Erholung. 2. Beides kann ich nach den lauten Messetagen gut gebrauchen. 1. Mieten Sie also ein Auto für eine Woche und machen Sie damit eine Fahrt ins Märchenland der Brüder Grimm. Nur 20 Kilometer von hier liegt ihre Geburtsstadt Hanau. Auf dem Marktplatz steht das Denkmal der Brüder Grimm. Die Grimm'schen Märchen kennt die ganze Welt. 2. Das Märchenland der Brüder Grimm werde ich gern besuchen. 1. Fahren Sie also durch die Täler und über die Höhen des Hessischen Berglandes, bis Sie an die Weser kommen und dann weserabwärts bis Minden. Vielleicht finden Sie das Schloß Dornröschens oder das Haus der Frau Holle. Vielleicht verlockt Sie auch der Teutoburger Wald zu einem Besuch. Aber verlieren Sie nicht den Weg wie die Kinder im Märchen, sondern kommen Sie zur Autobahn zurück. Die bringt Sie sicher wieder nach Frankfurt. 2. Wo
soll ich wieder auf die Autobahn fahren?
1. Vom Teutoburger Wald können Sie über Marburg nach Gießen fahren und von Gießen die Autobahn bis Frankfurt benutzen. 2. Von Frankfurt fahre ich noch weiter bis Mainz. Erst dort werde ich mein Mietauto wieder abgeben. 1. Warum erst dort? 2. In Mainz will ich auf eins der neuzeitlichen Fahrgastschiffe steigen, um noch einmal durch den schönsten Teil des Rheintals bis nach Bonn zu fahren. Von dort nehme ich den Nachtschnellzug nach London. 1. Gute Heimreise und auf Wiedersehen auf der nächsten Messe! 64
Die Weiterfahrt führte gleich hinter Hanau in das Märchenland der Brüder Grimm. Es beginnt bei Gelnhausen. Dort steht die stattliche Ruine der Kaiserpfalz, in der Friedrich Barbarossa seine Ritter zum Kreuzzug in das Heilige Land versammelte. Von hier aus habe ich das Märchenland auf einfache Art gründlich kennengelernt. Ich bin den Wegweisern der deutschen Ferienstraße nachgefahren: Zuerst südwärts durch den Spessart, dann nach Norden durch das Hessische Bergland zum Vogelsberg. Die Autobahn Frankfurt—Eisenach habe ich gekreuzt, um ins Tal der Fulda zu kommen. Von der Fulda fuhr ich nach Osten bis an die Werra und an der Werra entlang bis zur Stadt Münden, wo Werra und Fulda die Weser bilden. Von Münden ging es das Wesertal abwärts und über Höxter zur Rattenfängerstadt Hameln. Dort endet das Märchenland der Brüder Grimm. Im Norden winkte die „Porta Westfalica". Auf guten Straßen brachte mich mein Auto bis zu dem Punkt, wo die Weser in alten Zeiten die Gebirgssperre durchbrochen hat, um sich den Weg zum Meer zu öffnen. Die Öffnung heißt heute die Westfälische Pforte, die Tür aus Westfalen hinaus oder ins Land herein. Das Gebirge, das die Weser durchbrochen hat, heißt das Wesergebirge. Südlich davon grenzt der Teutoburger Wald das flache Münsterland ab. In Kriegszeiten waren beide Gebirge oft ein Damm gegen die Feinde. Im Teutoburger Wald schlugen die Germanen im Jahre 9 unserer Zeitrechnung die Römer. An den Sieg erinnert das Denkmal auf der Grotenburg. Ich bin von Detmold aus hinaufgefahren, um den weiten Blick über das Land zu genießen. Dann war es Zeit, umzukehren, um hinter Paderborn die Autobahn zu suchen, die über Kassel in südlicher Richtung direkt nach Frankfurt führt. Von Frankfurt bin ich an Rüsselsheim mit den großen Opelwerken vorbeigefahren und über die Rheinbrücke bei Kastel nach Mainz gekommen. Ich habe in der Stadt übernachtet, um am nächsten Morgen die geplante Rheinfahrt anzutreten. 65
Rheinfahrt von Mainz bis Bonn
Weiter stromabwärts steht auf einem schmalen Felsen im Rhein eine starke Burg, die nie zerstört wurde. Sie hat die Form eines Schiffes, das gegen den Strom fährt. Die kleine Wasserfestung heißt die Pfalz. Mit der festen Stadt Kaub, die durch eine Mauer mit der Burg Gutenfels verbunden war, konnte sie das enge Rheintal jederzeit sperren.
Wir stehen auf dem weißen Rheinschiff zwischen frohen Menschen. Die Landebrücke wird zurückgezogen, und das Schiff gleitet in die Mitte des Stromes (gleiten, i, i = ohne Räder fahren). Die Stadt bleibt zurück. Golden glänzt die Morgensonne auf ihren Türmen und Dächern.
Der Fluß ist hier zwischen Taunus und Hunsrück tief in das Gebirge eingeschnitten. Vor uns tritt der sagenumwobene Fels der Lorelei so nahe an den Rhein, daß ihn die Bahn in einem Tunnel durchfahren muß. Auf allen Schiffen, die vorbeifahren, erklingt das Lied von Heinrich Heine:
Mainz ist die Landeshauptstadt der Rheinpfalz. Ihr prächtiger Dom steht mitten in der Stadt (prächtig = schön und reich). Die Universität trägt den Namen eines großen Sohnes der Stadt, des Erfinders der Buchdruckerkunst, Johann Gutenberg. Lange Brücken verbinden Mainz mit dem Vorort Kastel auf dem östlichen Rheinufer. Dort lag schon zur Zeit Christi ein römischer Brückenkopf vor der Stadt.
„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin, Ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn."
Hier in Mainz, wie in den meisten Rheinstädten, bauten die Römer vor zwei Jahrtausenden ihre Häuser, Paläste und Tempel. Mit ihnen kamen der Wein und der Geist des Südens an den nordischen Fluß. Das Mittelalter machte den Rhein zur wichtigsten Völkerstraße des Abendlandes. Könige und Kaufleute brachten Leben und Reichtum in die Orte und Städte am Strom. Ritter krönten die Berge mit stolzen Burgen. Mönche und Baumeister bauten Klöster, Kapellen und Dome. Sänger und Dichter trugen Lieder und Sagen durch das Land. Krieg und Friede wechselten, zerstörten und bauten wieder auf. Die römischen Soldaten und die griechischen Kaufleute, die frommen Mönche und die stolzen Ritter, die fleißigen Bürger und die fröhlichen Sänger sind gestorben. Geblieben sind das fröhliche Volk am Rhein und der Strom, der unser Schiff durch das sonnige Tal trägt.
Es erzählt von der schönen Lorelei, die mit ihrem Gesang so manchen Schiffer in den Tod gelockt hat. In scharfen Schleifen fließt der Strom um steile Felsen. Der Verkehr der großen Personen- und Frachtschiffe, der kleinen Motor- und Segelboote und der starken Dieselschiffe, die schwere Lastkähne hinter sich ziehen oder vor sich herschieben, muß in dem engen Tal wie der Autoverkehr in einer Großstadt geregelt werden. An der Sonnenseite des Rheins wachsen edle Reben. Die berühmten Weinorte wechseln mit den Schleifen des Flusses vom rechten zum linken Ufer. Ober jedem Ort grüßen Burgen oder Burgruinen von den Bergeshöhen. Die beiden, die gegenüber von St. Goar stehen, heißen „Katz und Maus". Zwei andere bei Boppard werden die feindlichen Brüder genannt. Kurz vor Koblenz steht die Burg Stolzenfels mit fünfeckigem Turm, Kapelle und Rittersaal. Sie gehörte dem Bischof von Trier, der hier den Rheinzoll verlangte.
Frei und nach Süden offen liegt vor uns der Rheingau, ein sonniges Weinland. Die bewaldeten Höhen des Taunus schützen ihn gegen alle kalten Nordwinde. Auch die Bäderstadt Wiesbaden liegt mit ihren heißen Quellen herrlich geschützt an der Südseite des Gebirges. Auf dem rechten Rheinufer liegt Rüdesheim, die vielgerühmte Weinstadt. Ober ihr stehen die Burg Ehrenfeld und das Niederwalddenkmal, das an die Gründung des Zweiten Deutschen Reiches im Jahre 1871 erinnert. Weiter gleitet das Schiff.
Bei Koblenz fließt die Mosel am Deutschen Eck in den Rhein. Hinter Koblenz öffnet sich das Rheintal zwischen Westerwald und Eifel zu einem fruchtbaren Becken. Auf dem Westufer mündet bei Remagen die Ahr in den Rhein. In der Ferne erscheint das Siebengebirge als nördlicher Abschluß des Beckens. Bad Honnef liegt mit der Rheininsel Grafenwerth am Fuße des Siebengebirges. Ober Königswinter grüßt der Drachenfels mit der Drachenburg. Er ist der meistbesuchte Berg Europas. Nach der Sage erschlug dort Siegfried den Drachen und gewann das Nibelungengold, das später zum Rheingold wurde.
„Es liegt eine Krone im grünen Rhein" spielt die Musik und erzählt im Lied die Sage von Karl, dem Kaiser des Ersten Deutschen Reiches. Aus seinem Grab in Aachen soll er auferstehen und in stiller Nacht das Weinland segnen (segnen =
Glück wünschen). „Bei Rüdesheim, da funkelt der Mond ins Wasser hinein und baut eine goldene Brücke wohl über den grünen Rhein. Der Kaiser geht hinüber und schreitet langsam fort und segnet längs dem Strome die Reben an jedem Ort."
Auf dem Westufer des Rheins steht der Rolandsbogen und über Bad Godesberg der hohe Turm der Godesburg. In ihrem Schatten liegt das Gasthaus der Lindenwirtin. Dorthin zogen die Bonner Studenten um die Jahrhundertwende zu frohen Festen. Ihre Rhein-, Wein-, und Liebeslieder nahmen als Volkslieder den Weg um die Erde. Heute ist Godesberg fest mit Bonn zusammengewachsen. Die Bauten der Bundesregierung für die Ministerien und das Parlament verbinden die beiden Stadtteile. Am neuen Bonner Theater legt unser Schiff an. Meine Rheinfahrt endet in der Bundeshauptstadt.
(funkeln = glänzen; e Rebe = e Weinpflanze) Vor der Nahemündung steht auf einer kleinen Insel ein hoher Turm. Der Turm heißt der Mäuseturm und zieht alle Blicke auf sich. Er erinnert an die Sage von einem hartherzigen Bischof, der hier elend sterben mußte. 66
-
67
Die Lorelei (eine Rheinsage) Dort, wo das Rheintal bei der Stadt Kaub am schmalsten ist, steigen am Ufer schwarze Felsen steil in die Höhe. Sie pressen die Wasser des Stromes zwischen den harten Steinen eng zusammen. Gefährlich ist hier noch heute die Fahrt. Doppelt gefährlich war sie in alter Zeit durch die Felsen und die Lorelei, die schöne Nixe des Rheins (e Nixe = e Wasserjungfrau). Oft erschien sie den Schiffern auf der Spitze des Felsens. Ihr goldenes Haar wehte im Winde. Sie kämmte es mit goldenem Kamme und sang dazu ein Lied. Seine Melodie packte das Herz. Wer die Jungfrau im weißen Kleide mit wehenden Haaren sah, vergaß das Rudern. Dann zerbrach sein Schiff an den Felsen. Stieg er auf den Berg, dann winkte ihm die Lorelei, höher und höher zu steigen. Glaubte er sie endlich in seine Arme zu schließen, dann griff er in die Luft und stürzte in die Tiefe. Als nun eines Tages ein junger Ritter durch die Lorelei in den Tod gelockt wurde, ließ der Vater den Berg von seinen Soldaten umstellen und befahl, von allen Seiten auf den Felsen zu steigen. Als die Lorelei keinen Ausweg mehr sah, beugte sie sich zum Rhein hinunter und rief:
Rauch stieg in die Luft. Die Menschen schrien in dem Flammenmeer, aber der Bischof sagte lachend: „Hört ihr, wie die Mäuse pfeifen?" Noch war das letzte Wort nicht aus seinem Mund, da sprang eine Schar (e Schar = eine Menge) kleiner Mäuse aus der brennenden Scheune auf den Bischof zu. Er eilte in sein Schloß; aber die Mäuse folgten ihm. Sie liefen über seinen Tisch, fraßen von seinen Speisen, fielen in sein Glas und ließen ihm auch im Bett keine Ruhe. Nun stand bei Bingen eine Wasserburg mitten im Rhein. Dort glaubte Hatto sicher zu sein. Doch die Mäuse waren schneller im Schiff als er. Kein Totschlagen half. Ihre Zahl wurde immer größer. Hatto floh in den Turm der Burg (fliehen, o, o = fortlaufen). Aber auch dorthin kamen die Mäuse. Er ließ sein Bett an Ketten aufhängen. Auch das konnte ihm nicht helfen. Die Mäuse kamen und fraßen ihn. Der Turm steht noch im Rhein und heißt bis heute der Mäuseturm.
Der Wirtin Töchterlein
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„Vater, Vater, geschwind, die weißen Rosse schick deinem Kind. Es will reiten in Wellen und Wind (geschwind = schnell)!" Da brauste ein Sturmwind durch das enge Rheintal. Die Wasser des Flusses rauschten gegen die Felsen, und zwei weiße Wellen schlugen bis an die Spitze des Berges. Die Lorelei sprang auf die Wellen wie auf den Rücken eines Pferdes und glitt in den Rhein hinab. Seit dieser Zeit ist sie nie mehr gesehen worden.
Der Mäuseturm von Bingen
(eine andere Rheinsage)
Bei Bingen steht mitten im Rhein ein hoher Turm. Seine dunklen Mauern sind weithin zu sehen. Das Volk erzählt von diesem Turm die folgende Sage: Vor vielen Jahren kam einmal eine schwere Zeit über das schöne Land am Rhein. Eine große Hitze hatte die Felder verbrannt und ausgetrocknet. Die Kühe fanden auf der Wiese kein Futter mehr und brachen tot zusammen. Die Menschen aßen in ihrem Hunger Hunde und Katzen. Viele Leute starben. Nun lebte damals in Mainz ein Bischof mit Namen Hatto. Der war reich und geizig (geizig = geldhungrig). Er hatte große Scheunen voll Korn (e Scheune = ein Lagerhaus); aber den Hungrigen gab er kein Stückchen Brot. Hattos Herz war hart wie Stein. „Am besten stirbt das arme Volk schnell", meinte er, „dann hat es keinen Hunger mehr." Diesem Gedanken folgte bald die Tat. Eines Tages ließ der Bischof alle Hungrigen in eine seiner Scheunen kommen, die vor dem Stadttor lag. Voll Hoffnung kamen die Ärmsten zu ihm. Als alle in der Scheune waren, ließ Hatto das Tor fest zuschließen und befahl, das Gebäude an allen vier Ecken anzuzünden. Bald schlugen die Flammen zum Himmel, und der 68
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„Mein Bier und Wein ist frisch und klar. Mein Töchterlein liegt auf der Totenbahr." (e Bahre = s Tragbett) Und als sie traten zur Kammer hinein, da lag sie in einem schwarzen Schrein. (r Schrein = r Kasten) Der erste, der schlug den Schleier zurück (r Schleier = ein durchsichtiges Tuch) und schaute sie an mit traurigem Blick: „Ach, lebtest du noch, du schöne Maid! (e Maid = s Mädchen) Ich würde dich lieben von dieser Zeit." Der zweite deckte den Schleier zu und kehrte sich ab und weinte dazu: „Ach, daß du liegst auf der Totenbahr'! Ich hab' dich geliebt so manches Jahr." Der dritte hob ihn wieder sogleich und küßte sie auf den Mund so bleich: „Dich liebte ich immer, dich lieb ich noch heut' und werde dich lieben in Ewigkeit." 69
Einwohner auf 1 km': über 200 100 -200 50-100 unter 50
Zu Karte 5: Bevölkerungsdichte (Seite 71)
Orte mit Einwohnerzahl:
Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschriftt
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Was zeigt die fünfte Karte? — Die Bevölkerungsdichte im deutschen Sprachgebiet. Je dunkler die Karte gezeichnet ist, um so mehr Menschen wohnen auf einem Quadratkilometer. Die weißen Flächen haben unter 50 Einwohner je Quadrat ostock kilometer. Die punktierten Flächen haben 50-100, die hellgrauen 100-200 und die dunkelgrauen über 200 Einwohner auf einem Quadratkilometer.
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Wie sind die Einwohnerzahlen der Städte bezeichnet? — Ein leerer Kreis ist eine Stadt mit 100 000-250 000 Einwohnern. Ein Kreis mit Punkt bedeutet eine Stadt, die 250 000-500 000 Einwohner hat. Ein leeres Quadrat bezeichnet Städte mit 500 000-1 000 000 Einwohnern. Ein Quadrat mit Punkt ist eine Stadt, die über eine Million Einwohner hat.
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Im deutschen Sprachgebiet liegen fünf Millionenstädte. Wie heißen sie? — 1. Berlin mit 3 300 000 Einwohnern oder 3,3 Millionen Einwohnern (1974) 2. Hamburg mit 1 820 000 Einwohnern oder 1,82 Millionen Einwohnern (1974) 3. Wien mit 1 620 000 Einwohnern oder 1,62 Millionen Einwohnern (1974) 4. München mit 1 350 000 Einwohnern oder 1,35 Millionen Einwohnern (1974) 5. Köln mit 1 100 000 Einwohnern oder 1,1 Millionen Einwohnern (1975) In welchen Staaten liegen die fünf Millionenstädte? — .. .
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Im deutschen Sprachgebiet gibt es zwölf Städte, die 500 000-1 000 000 Einwohner haben. Wo liegen sie? — Neun von ihnen liegen in der Bundesrepublik. Sie heißen: Bremen, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt/Main, Hannover, Nürnberg und Stuttgart; zwei in der DDR: Dresden und Leipzig und eine in der Schweiz: Zürich. Wir suchen diese Städte auf der Karte. Achtzehn Städte haben 250 000-500 000 Einwohner. Davon liegen 13 in der Bundesrepublik, drei in der DDR (Magdeburg, Halle und Karl-Marx-Stadt), eine in Österreich (Graz) und eine in der Schweiz (Basel). Wir suchen auf der Karte die genannten Städte und einige von gleicher Größe in der Bundesrepublik.
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Dreiundvierzig Städte haben 100 000-250 000 Einwohner. Davon liegen 30 in der Bundesrepublik, sieben in der DDR: Dessau, Erfurt, Gera, Potsdam, Rostock, Schwerin und Zwickau; drei in Österreich: Innsbruck, Linz und Salzburg und drei in der deutschen Schweiz: Bern, Luzern und Winterthur. Wir suchen die genannten Städte und einige gleich große Städte in der Bundesrepublik. Da alle Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern Großstädte genannt werden, so gibt es zur Zeit im deutschen Sprachgebiet 77 Großstädte. Davon liegen 55 in der Bundesrepublik. Auf die DDR entfallen 13 Großstädte. Österreich hat fünf Großstädte und die deutsche Schweiz vier. In der Bundesrepublik kommen auf jeden Quadratkilometer im Durchschnitt 248 Einwohner. In der DDR sind es 157 Einwohner je Quadratkilometer. Die Schweiz hat 125 Einwohner und Österreich 83 Einwohner je Quadratkilometer. 70
Obersichtskarte 5: Bevölkerungsdichte
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Einwohner
6. Von Straßburg an den Oberrhein und in das Saarland
(1974)
(siehe Bildkarte 6)
Wo heute der Turm des Straßburger Münsters die oberrheinische Tiefebene überragt, bauten die Römer vor zweitausend Jahren ein Kastell. Es schützte die Kreuzung wichtiger Wege, die von Italien rheinabwärts führten und Gallien mit Germanien verbanden. Aus der Römerfestung wurde eine germanische Burg. Die Burg an den Straßen hat der Stadt den Namen gegeben: Stratenburg > Straßburg wurde sie genannt.
Vor dem Europahaus 1. Gespräch: 1. Ein schönes Gebäude, das Europahaus hier in Straßburg! Die Fahnen vieler Länder wehen davor! Modell des neuen Europahauses (im Bau 1974)
800
Jahre lang gehörte Straßburg zum deutschen Reich. Karl der Große gab der Stadt das Recht, den Rhein bis zur Mündung in die Nordsee zu befahren. Im 12. und 13. Jahrhundert kam die Stadt zu hoher Blüte. Als freie Reichsstadt wurde sie ein europäisches Kulturzentrum. Die Domkirche der Stadt, das Straßburger Münster, gehört zu den großartigsten Kirchenbauten des Mittelalters. In den Klöstern der Stadt entstanden herrliche Handschriften. Meister Ekkehard, der bedeutendste deutsche Mystiker, lehrte in der Stadt und Gottfried von Straßburg, der Dichter der Tristan-und-Isolde-Sage, lebte dort. 1648,
am Ende des 30jährigen Krieges, fiel das Elsaß ohne Straßburg an Frankreich. 1681 besetzte Ludwig der XIV. mitten im Frieden die freie Stadt und gliederte sie Frankreich ein. Von 1871 bis 1918 gehörten Straßburg und das Elsaß noch einmal zu Deutschland. Die beiden Weltkriege brachten Stadt und Land erneut zu Frankreich. Seit 1949 ist Straßburg die Hauptstadt des Europarates (Bild oben). Nach wechselvoller Geschichte hat die Stadt eine überstaatliche Rolle beim Zusammenschluß Europas zur Europäischen Gemeinschaft, zur EG, übernommen. Im Europahaus werden öffentliche Sitzungen der Europaversammlung abgehalten. Auf der Europabrücke bei Kehl (Bild unten) überschreiten jährlich mehr als 20 Millionen Menschen die nahe Grenze, die einmal ganz verschwinden soll. In alten Liedern heißt Straßburg „die wunderschöne Stadt". Der junge Goethe studierte an ihrer Universität. Er schätzte die Reize der Stadt (schätzen = hoch achten) und die Liebenswürdigkeit ihrer Bewohner. Wer offenen Auges durch Straßburg geht, wird beides auch heute noch finden. Auskünfte jeder Art über Straßburg gibt der Verkehrsverein am Gutenbergplatz. Der Name des Platzes erinnert daran, daß auch Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks, in Straßburg gearbeitet hat. 78
2. Wissen Sie, wozu das Haus dient? 1. Das Europahaus ist der Sitz des Europarates und der Tagungsort des Europäischen Parlamentes. 2. Was tut der Europarat und welche Aufgaben hat das Europäische Parlament? 1. Beide sind Behörden (e Behörde = s Amt) oder Einrichtungen der Europäischen Gemeinschaft, der EG. Sie besteht zur Zeit aus neun Ländern, den sechs alten Mitgliedern: Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Holland und Luxemburg und den drei neuen: England, Irland und Dänemark. 2. Der Europarat und das Europäische Parlament sind wenig bekannt und scheinen wenig Einfluß zu haben. 1. Das stimmt leider. Wir hoffen aber, daß die EG, die Europäische Gemeinschaft, schnell wächst und daß ihre Organe bald wie eine echte Regierung und ein richtiges Parlament für ganz Europa sprechen und arbeiten können. 2. Wie kommen die beiden Behörden, der Europarat und das Europäische Parlament, nach Straßburg? 1. Das erklärt die Geschichte. 2. Das verstehe ich nicht. 1. Zur Zeit Karls des Großen war Europa eine politische Einheit. Aber schon unter seinen Enkeln wurde das Reich in drei Teile geteilt: in ein westliches, ein östliches und ein mittleres Reich. Aus dem Westreich wurde Frankreich und aus dem Ostreich Deutschland. Das Mittelreich, das von der Nordsee bis nach Italien reichte, wurde bald zum Streitobjekt (streiten = kämpfen) oder zum Gegenstand des Streites zwischen den beiden großen Reichen im Osten und im Westen. Einige seiner Teile, z. B. die Benelux-Länder: Belgien, die Niederlande und Luxemburg, besonders aber das Elsaß mit Straßburg, wechselten oft den Besitzer. Diese Teile des Mittelreiches hatten unter dem Zerfall der Einheit Europas besonders zu leiden. Deshalb wurden die Behörden der neuen Europäischen Gemeinschaft in diese Länder gelegt. Die militärischen und landwirtschaftlichen Behörden kamen nach Brüssel, die finanziellen nach Luxemburg und die politischen nach Straßburg. 2. Ich finde den Plan gut und wünsche den europäischen Behörden in den drei Städten eine erfolgreiche Arbeit. 1. Wir alle hoffen, daß die jungen Behörden der Europäischen Gemeinschaft größeren Einfluß gewinnen und bald eine neue Einigung Europas möglich machen. 79
2. Gespräch: 1. Wir sind Italiener. Vor tausend Jahren waren wir ein Teil der untergegangenen ersten europäischen Gemeinscha ft . Heute sind wir ein Mitglied der werdenden neuen europäischen Gemeinschaft. Wie kommt es, daß die alte Gemeinschaft so schnell zerfiel, und daß die neue so langsam entsteht?
Reiseberichte Ins Saarland und durch die Rheinpfalz Vom Münsterplatz sind wir im Bus zur Rundfahrt gestartet. Auf der großen Straße nach Saarbrücken kreuzten wir die Saar, die als rote und weiße Saar von den Höhen der Vogesen kommt. Bei Saargemünd beginnt das Saarland mit seinem Industriegebiet. Es steht auf zehn Milliarden Tonnen unterirdischer Kohle. Saarabwärts wird das Kohlengebiet von der Straße der Hochöfen und Eisenwerke gekreuzt. Hinter Neunkirchen geht das Industriegebiet zu Ende. Bis zur Nahequelle steigt das Land terrassenförmig an. In der Mitte liegt Sankt Wendel mit seiner berühmten Kirche, die eins der schönsten Gotteshäuser des Rheinlandes ist. Dann senkt sich die Straße ins Nahetal. Flußabwärts wird die Nahe von Weinorten und Weinbergen begleitet. Bei Bad Kreuznach biegen wir nach Süden ab und fahren durch das Weinland der Rheinpfalz auf Worms zu.
2.
Zwischen diesen beiden übernationalen Ordnungen Europas liegt die wechselvolle Geschichte der europäischen Nationalstaaten. 1. Welchen Einfluß haben die Nationalstaaten auf den Lauf der Geschichte gehabt?
2. Sie haben die alte Einheit Europas zerstört. Zuerst, im Jahre 843, das Reich Karls des Großen, dann 1806, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und zuletzt, 1918, die österreichische Donaumonarchie. 1. Wir wissen: Das Reich Karls des Großen zerfiel in drei Teile und wir Italiener kamen in das Mittelreich, das Kaiser Lothar regierte. 2. An Kaiser Lothar erinnert der Name Lotharingen = Lotharland. Daraus wurde später Lothringen. Das heutige Lothringen ist eine französische Provinz. Sie ist in ein paar Autostunden von Straßburg zu erreichen. Aber diese Provinz ist nur ein kleiner Teil jenes Reiches, das Kaiser Lothar regiert hat.
Die alte Nibelungenstadt liegt am Rhein. Hier lebte König Gunter mit Kriemhild, seiner schönen Schwester. Hierhin kam Siegfried zu Schiff von Xanten. Hier auf der Treppe des Domes stritten Kriemhild und Brunhild mit bösen Worten. Drüben im Odenwald traf Hagens Speer den Trinkenden am Brunnen in den Rücken. Hier bei Worms senkte Hagen das Nibelungengold in den Rhein. Von Worms traten die Burgunden den Zug ins Hunnenland an, von dem keiner zurückkam.
1. Das heutige Lothringen haben wir schon gesehen. Sagen Sie uns bitte, welche anderen Teile des alten Lotharlandes wir von hier besuchen sollen. 2. Fahren Sie zuerst nordwärts durch das schöne Elsaß und besuchen Sie anschließend das deutsche Saarland. Das ist ein wichtiges Industrieland. Vom Saargebiet können Sie in die Pfalz kommen und über die Weinstraße nach Straßburg zurückkehren.
Weit zurück im Nebel der Vergangenheit liegt die Zeit der Nibelungen; nicht so weit die Kaiserzeit des Ersten Deutschen Reiches, die Reichstage und Glaubenskämpfe in die Mauern der Stadt brachte. Geblieben sind der Kaiserdom, ein stolzer Bau von ruhiger Schönheit, und das Lutherdenkmal der Reformation. Das heutige Worms ist eine bescheidene Stadt fleißiger Arbeit. Vor ihren Toren wächst ein weltbekannter Wein im Schatten der Kirche „Unserer Lieben Frau": die „Liebfrauenmilch". Da beginnt die Weinstraße, die sich durch deutsches und französisches Land bis zu den Domtürmen von Straßburg zieht.
1. Und wohin können wir dann fahren? 2. Wir raten Ihnen, südwärts über Sesenheim und Kolmar nach Basel zu fahren. Sesenheim bewahrt Erinnerungen an Goethes Straßburger Zeit (bewahren = erhalten). Kolmar hat wertvolle Kunstschätze und Basel lohnt einen Besuch. 1. Wie kommen wir nach Straßburg zurück? 2. Von Basel können Sie rheinabwärts bis Freiburg fahren. Von Freiburg benutzen Sie die deutsche Nord-Süd-Autobahn, ein Teilstück der Europastraße E-4, bis zur Ausfahrt nach Kehl am Rhein. Von Kehl führt die neue Europabrücke wieder nach Straßburg zurück.
Wir sind der Weinstraße gefolgt und hügelauf und hügelab über offenes Land und sonnige Weinberge, durch malerische Dörfer und schattige Wälder gefahren. Links fiel der Blick in die oberrheinische Tiefebene mit ihren großen Städten. Auf die Nibelungenstadt Worms folgt die Großstadt der Chemie, Ludwigshafen, und endlich die alte Reichsstadt Speyer, deren Dom die meisten deutschen Kaisergräber hat. Rechts lag das Pfälzer Bergland mit Burgen und Schlössern auf seinen Höhen. Viel Wald und viel Wein gibt es in der Pfalz. In die Straße des Weines münden die Straßen der Wälder. Sie alle führen auf die Höhenrücken des Pfälzer Berglandes, in das Reich des Jägers aus Kurpfalz. Sein Lied sangen unsere jungen Freunde, als wir von der Weinstraße abbogen, um das stolze Kaiserschloß Trifels zu besuchen. Mit seinen beiden Nebenburgen beherrschte es das ganze Bergland und die Rheinebene.
1. Das wird eine Dreiländerfahrt werden. 2. Sie kommen durch Frankreich, die Schweiz und Deutschland. Achten Sie unterwegs auf die Sprache der Leute. Hören Sie, wie man im Elsaß, in Basel und im Schwarzwald spricht. Das Elsässer Deutsch, das Schweizer Deutsch und das Schwarzwälder Deutsch sind nahe verwandte deutsche Mundarten. Alle drei sind alemannische Dialekte, wie auch die schwäbische Mundart, die in Stuttgart und im Neckartal gesprochen wird. 1. Wir werden Ihrem Rat folgen und danken Ihnen für Ihre Mühe. 80
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„Wer den Trifels hat, hat das Reich", hieß es im zwölften und dreizehnten Jahrhundert. Damals ruhten in der Doppelkapelle des Burgturms des Deutschen Reiches Krone, Schwert und Zepter sowie der Reichsapfel und der Krönungsmantel. Der reiche Goldschatz der Kaiser lag wohl gehütet in der Burg, in deren Mauern auch Englands König Richard Löwenherz als Gefangener des Kaisers leben mußte. Ein weiter Kreis starker Reichsburgen schützte den Trifels, der damals im Herzen des Deutschen Reiches lag.
Zu Straßburg auf der Schanz
(ein Volkslied aus dem Elsaß)
Das Lied erzählt von einem jungen Soldaten, der aus Heimweh fl iehen wollte, der aber auf der Flucht ergriffen wurde und sterben mußte. Zu Straßburg auf der Schanz, da fing mein Trauern an! Das Alphorn hört ich drüben wohl erklingen. Ins Vaterland mußt ich hinüber schwimmen, das ging nicht an.
Nach kurzer Weiterfahrt haben wir die französische Grenze erreicht. Unser Reisebus rollt durch das südliche Tor der deutschen Weinstraße. Es steht hoch über der Rheinebene bei dem Dorf Schweigen und gibt den Blick frei bis zu den blauen Höhen des deutschen Schwarzwaldes und der französischen Vogesen. Das Land ist geteilt, aber der Wein kennt keine Grenze. Er wächst unter der gleichen Sonne in gleicher Güte diesseits und jenseits der Grenze.
Eine Stund' wohl in der Nacht, sie haben mich gebracht. Sie führten mich gleich vor des Hauptmanns Haus. Ach Gott, sie fischten mich im Strome auf. Mit mir ist' aus.
Unser Autobus war nicht der einzige, der voll junger Europäer aus verschiedenen Heimatländern auf der französischen Weinstraße weiterrollte. Bald zeigte die Turmspitze des Straßburger Münsters in der Ferne die elsässische Landeshauptstadt an, aus der wir zu dieser Rundfahrt abgefahren waren.
Ihr Brüder allzumal, heut seht ihr mich zum letztenmal. Der Hirtenbub ist doch nur Schuld daran. Das Alphorn hat mir solches angetan. Das klag ich an. (e Schanze = r Wall; r Pardon = e Entschuldigung; r Bube = r Knabe)
Durchs Elsaß und an den Oberrhein
Der Jäger aus Kurpfalz (ein Volkslied aus dem Pfälzer Bergland)
Mit früheren Bekannten besuchten wir das herrliche Münster und blickten von seiner Turmhöhe über die weite Ebene des Oberrheins. In der Reihe der rheinischen Dome nimmt das Straßburger Münster wegen seines reichen Figurenschmucks einen besonderen Platz ein. Eine gemeinsame Fahrt brachte uns nach Sesenheim. Der Ort erinnert an Goethes Straßburger Zeit und an die Lieder, die er für Friederike Brion, die hübsche Pfarrerstochter in Sesenheim, dichtete: an das herrliche Mailied und das bekannte Volkslied vom Heidenröslein.
Das Volkslied singt von dem Jäger, der sein Pferd satteln läßt (satteln = den Sattel auflegen) und das Wild jagt (s Wild = e wilden Tiere).
Die Fahrt ging weiter südwärts. In Kolmar sahen wir den berühmten Isenheimer Altar, der zu den besten Werken der europäischen Kunst zählt. Auf guter Straße fuhren wir zur nahen Grenze am Dreiländereck, wo Deutschland, Frankreich und die Schweiz zusammentreffen. Da liegt am Rheinknie die Schweizer Stadt Basel. Ihr stolzes, rotes Münster steht auf dem Pfalzhügel über der Stadt. Es wurde im zwölften Jahrhundert vom deutschen Kaiser Heinrich dem Zweiten, dem Heiligen, gebaut. Heute ist die Stadt das Tor der Schweiz zum Norden. Sie verbindet das Land durch den Rhein mit der Nordsee und mit der Schiffahrt der Weltmeere. Von Basel fuhren wir frühmorgens wieder nordwärts. Glänzend ging die Sonne auf und vergoldete die Spitzen der Schwarzwaldberge. Wir erwarteten einen schönen Tag. Bald erreichten wir Freiburg. Die alte Universitätsstadt hat ihr herrliches Münster unbeschädigt erhalten und ihre zerstörte Innenstadt wieder aufgebaut. Von Freiburg folgten wir der Autobahn bis Kehl am Rhein und fuhren über die Europabrücke nach Straßburg zurück. 82
Frühmorgens um zehn Uhr, stellt man mich vor das Regiment. Ich soll da bitten um Pardon und ich bekomm gewiß doch meinen Lohn. Das weiß ich schon.
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Jä - ge - rei all - hier auf grü - ner Heid, all - hier auf grü - ner Heid. 3. Jetzt reit ich nicht mehr heim, und leg' darauf den Mantelsack, bis daß der Kuckuck „Kuckuck" schreit. so reit ich hin und her er schreit die ganze Nacht als Jäger aus Kurpfalz. allhier auf grüner Heid.
2. Auf, sattle mir mein Pferd
(e Jägerei = e Jagd; gar = sehr; heim = nach Hause; r Kuckuck = ein Vogel) 83
Aus Goethes Straßburger Zeit
Heidenröslein
In seinem Buch „Dichtung und Wahrheit" schreibt Goethe: „Ich war in Straßburg im Wirtshaus ,Zum Geist' abgestiegen und eilte sogleich zum Münster. Als ich nun durch die schmale Gasse das gewaltige Bauwerk sah, machte es auf mich einen ganz besonderen Eindruck. Ich bestieg eiligst das Gebäude, um nicht den schönen Augenblick einer hohen und heiteren Sonne zu verlieren, welche mir das weite, reiche Land zeigen sollte. Und so sah ich denn von der Plattform des Münsters die herrliche Gegend vor mir und segnete mein Schicksal, das mir für einige Zeit einen so schönen Wohnplatz gegeben hatte. Ich zog in eine kleine Wohnung an der Sommerseite des Fischmarkts. Die Gesellschaft am Mittagstisch war sehr angenehm und unterhaltend. Die meisten waren Mediziner. Einer von ihnen, Weyland, hatte mir oft von einem Landpfarrer gesprochen, der nahe bei Drusenheim, sechs Stunden von Straßburg, mit einer verständigen Frau und ein paar liebenswürdigen Töchtern lebte. Da ich in allen freien Stunden gern ritt, machten wir uns zu Pferde auf den Weg dahin. Das herrliche Wetter des schönen Morgens, die lachenden Fluren in der Nähe des Rheins, der Gesang der Vögel im Gesträuch des Waldes, das zarte Grün (zart = fein) in der blinkenden Sonne (blinken = leuchten), der Duft der Blüten an den Zweigen der Bäume (r Zweig) füllten unsere Brust mit Freude und Lust. In Drusenheim hielten wir einen Augenblick an und ritten dann über einen weichen Wiesenpfad nach Sesenheim (r Pfad = ein Fußweg), ließen unsere Pferde im Wirtshaus und gingen zu Fuß zum Pfarrhaus. Wir traten in den Hof. Alles war still und menschenleer. Wir drangen ins Haus ein (eindringen, a, u = ungebeten eintreten) und fanden den Vater, einen kleinen, freundlichen Mann, ganz allein. Mein Freund eilte, die Frauen zu suchen, und ich blieb mit dem Pfarrer zurück. Bald trat mein Freund mit der Mutter herein. Diese schien mich mit ganz anderen Augen anzusehen. Ihr Gesicht war regelmäßig. Sie mußte in ihrer Jugend schön gewesen sein. Die älteste Tochter kam eilig herein. Sie fragte nach Friederike, die niemand gesehen hatte. Die Tochter fuhr wieder zur Tür hinaus, um die Schwester zu suchen. Die Mutter brachte uns einige Erfrischungen. Die älteste Tochter kam wieder in die Stube (e Stube = ein Zimmer), unruhig, ihre Schwester nicht gefunden zu haben. Aber der Vater sagte ganz ruhig: „Laßt sie gehen, sie kommt schon wieder." In diesem Augenblick trat sie in die Tür, und da ging an diesem ländlichen Himmel ein allerliebster Stern auf. Schlank und leicht, als wenn sie nichts zu tragen hätte, schritt sie, und beinahe schien der feine Hals zu zart für die gewaltigen Zöpfe aus blonden Haaren. Aus heiteren, blauen Augen blickte sie so frei umher. Der Strohhut hing ihr am Arm, und so hatte ich die Wonne (e Wonne s Vergnügen), sie beim ersten Blick in ihrer ganzen Lieblichkeit zu sehen."
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Die folgenden Gedichte schrieb Goethe für die hübsche Pfarrerstochter. 84
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Rös-lein, Rös-lein,
Rös - lein rot, Rös-lein auf der Hei
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Knabe sprach: Ich breche dich, Röslein auf der Heiden! Röslein sprach: Ich steche dich, daß du ewig denkst an mich, und ich will's nicht leiden. Röslein .. . Und der wilde Knabe brach 's Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach, half ihm doch kein Weh und Ach, mußt es eben leiden. Röslein .. .
Mailied
Wie herrlich leuchtet mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten aus jedem Zweig Und tausend Stimmen aus dem Gesträuch. Und Freud und Wonne aus jeder Brust. 0 Erd', o Sonne! 0 Glück, o Lust! O Lieb', o Liebe! So golden schön, Wie Morgenwolken auf jenen Höhn! Du segnest herrlich das frische Feld, Im Blütendampfe die volle Welt. O Mädchen, Mädchen, wie lieb' ich dich! Wie blinkt dein Auge! Wie liebst du mich! So liebt die Lerche Gesang und Luft, Und Morgenblumen den Himmelsduft, Wie ich dich liebe mit warmem Blut, Die du mir Jugend und Freud' und Mut Zu neuen Liedern und Tänzen gibst. Sei ewig glücklich, wie du mich liebst! 85
Zu Karte 6: Industrien (Seite 76) Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift Was zeigt die sechste Karte? — Die Lage und die Art der Industrien im deutschen Sprachgebiet. Das deutsche Sprachgebiet in Mitteleuropa ist ein wichtiges Industriegebiet. Die Bundesrepublik ist nach den USA und der Sowjetunion die drittgrößte Industrienation der Welt. Die DDR nimmt den elften Platz ein. In den Ostblockländern kommt sie gleich hinter der Sowjetunion. Unsere Karte zeigt zwei große Industriegebiete. Das erste liegt an Rhein und Ruhr in der Bundesrepublik, das zweite zwischen Saale und Elbe in der DDR. Das Herzstück des ersten ist das Ruhrgebiet. Es ist auf der Steinkohle entstanden und mit der Eisen- und Stahlindustrie groß geworden. Auf fünfundsechzig Milliarden Tonnen werden die abbaufähigen Steinkohlenlager des Ruhrgebietes geschätzt, die heute für viele Zwecke gebraucht werden. Das Herzstück des zweiten Industriegebietes liegt bei Halle und Leipzig. Es ist auf der Braunkohle entstanden und durch die Kohlechemie berühmt geworden. Die Braunkohleförderung in Sachsen ist die größte der Welt und erreicht ein Drittel der Weltförderung. Auf fünfundzwanzig Milliarden Tonnen werden die Braunkohlevorräte des sächsischen Industriegebietes geschätzt. Auf Karte 4 (Seite 50) ist eingetragen, wo die Bergbauindustrie Bodenschätze wie Steinkohle und Braunkohle, Erze und Metalle, Salz und Kali (s Kali = Kaliumsalz), Erdöl und Erdgas ans Tageslicht fördert, damit sie von anderen Industrien verarbeitet werden. Auf Karte 6 finden wir die verarbeitenden Industrien. Sie werden in Schwerund Leichtindustrien eingeteilt. Zu den Schwerindustrien zählen: die Eisenverhüttung (verhütten = im Hochofen gewinnen), die Gießereien und Walzwerke (walzen = pressen), die Metallverarbeitung, die Aluminiumindustrie und die Schwermaschinenindustrie. Wir sagen, wie die Leichtindustrien auf unserer Karte bezeichnet sind. — Die Autoindustrie ist durch ein Auto bezeichnet; der Schiffsbau durch ein Schiff; der Flugzeugbau durch _ _ ; die feinmechanische Industrie _ kleine Zahnräder; die Uhrenindustrie _ _ _ ; die Erdölraffinerien _ einen Öltank (r Tank = ein großer Kessel); die optische Industrie _ ein Fernglas; die Elektroindustrie _ einen Blitz; die chemische Industrie _ eine Retorte (e Retorte = ein Kochgerät); die Gummiindustrie _ einen Autoreifen (r Reifen = ein Ring); die Textilindustrie _ _ Stoffrolle; die Bekleidungsindustrie _ _ _ ; die Schuhindustrie _ _ — ; die Möbelindustrie — _ _ ; die Papierindustrie — — Papierrolle; die Glasindustrie — — — ; die Porzellanindustrie _ _ _ ; die Brauereien _ _ _ ; die Fischverarbeitung — _ _ . Wir sagen, was die Zeichen bei Hamburg, Berlin, München und Wien bedeuten. 86
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STUTTGART am Neckar
7. Von Stuttgart durch das Schwabenland und nach Franken
630 000 Einwohner (1974)
(siehe Bildkarte 7 und 6) Stuttgart zählt wegen seiner Lage zu Deutschlands schönsten Großstädten (wegen = auf Grund). Links und rechts des Neckars gelegen, wächst die Stadt aus einem Talkessel an den umliegenden Höhen hinauf. Dort oben steht als Wahrzeichen der Stadt der Fernsehturm. Er ist eine der ersten jener Betonnadeln, die unter ihrer Spitze eine drehbare Gaststätte tragen. Vor ihren Fenstern liegt das Häusermeer der Stadt, die vom Flugzeug gesehen, der Perle in einer Muschel gleicht (e Muschel = ein Wasserweichtier, das manchmal Perlen bildet). Die Höhen um den Fernsehturm sind heute wie früher beliebte Freizeitziele der Bürger Stuttgarts (s Ziel = r Endpunkt). Irgendwo auf diesen Höhen (irgendwo = man weiß nicht wo) hat der junge Schiller seinen Freunden Szenen eines Dramas vorgelesen, das er heimlich geschrieben hatte. Wie das berühmte Buch Schillers: „Die Räuber", aus Stuttgart stammt, so entstanden auch zwei weltbekannte Automarken in der Stadt: Mercedes Benz und Porsche. An den Dichter der Räuber erinnert der Schillerplatz vor der Stiftskirche (Bild oben). Stuttgart ist seit 1160 aus Urkunden bekannt (e Urkunde = ein schriftliches Zeugnis) und wird seit 1219 als Stadt bezeichnet. 1496 wurde Stuttgart die Hauptund Residenzstadt des Herzogtums Württemberg. Heute ist sie die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg. Baden-Württemberg liegt im Südwesten der Bundesrepublik. Es ist das Land, das der Neckar durchfließt und das bis an den Bodensee und den Oberrhein reicht. Es ist ein liebliches, aber rohstoffarmes Land. Seine Bewohner, die Schwaben, haben es zum saubersten und krisenfestesten Industriegebiet Deutschlands gemacht (e Krise = r Wendepunkt). Das gilt besonders für Stuttgart. Die Stuttgarter Industrie hatte 1972 einen Umsatz von 14,3 Milliarden DM mit Waren der Elektrotechnik, des Automobilbaues, des Maschinenbaues, der Chemie, der Feinmechanik und der Optik. Damit gehört die Stadt zu den industriestärksten Städten der Bundesrepublik. Trotzdem ist Stuttgart eine Gartenstadt geblieben, die den Charakter der Residenzstadt bewahrt hat. Stuttgart ist außerdem eine Theater-, Kunst- und Musikstadt von Rang, eine moderne Einkaufsstadt (Bild unten), eine Stadt der Volksfeste und der Mineralbäder. „Partner der Welt" nennt sich Stuttgart (r Partner = r Teilnehmer); denn Schwaben findet man in aller Welt. 88
Im Institut für Auslandsbeziehungen 1. Gespräch: 1. In Werbeschriften der Stadt haben wir gelesen „Schwaben in aller Welt" und „Schwaben — Partner der Welt". Können Sie uns das erklären? 2. Natürlich. Beginnen wir bei den Schwaben. Die Schwaben sind ein deutscher Volksstamm wie die Franken und die Sachsen. Als der Schwabenherzog Konrad als Konrad der Dritte (1138-1153) die Kaiserkrone erwarb (erwerben = gewinnen) und weltweiten Einfluß gewann, wurden die Schwaben das Staatsvolk der Deutschen, wie es die Franken und Sachsen vor ihnen gewesen waren. Da aber die Ausländer die Deutschen gern nach den regierenden Kaiserhäusern benannten, so wurden alle Deutschen, die man früher als Franken oder Sachsen bezeichnet hatte, jetzt Schwaben genannt. 1. Dann sind also ihre „Partner der Welt" nicht immer echte Schwaben. 2. Doch, wir sprechen in unseren Prospekten nur von den echten Schwaben; denn davon gibt es besonders viele. 1. Wie kommt das? 2. Die heutigen Schwaben sind besonders weltoffen und wanderlustig. Sie arbeiten gern für längere oder kürzere Zeit im Ausland. Sie lieben ihre schwäbische Mundart und sprechen sie auch im Ausland. 1. Wir haben gehört, daß die schwäbische Mundart ein alemannischer Dialekt ist. 2. Das ist richtig. Auch das Schweizer Deutsch und das Elsässer Deutsch sind alemannische Dialekte. 1. Wo wird nun schwäbisch gesprochen? 2. Erstens in Stuttgart und im Neckartal; zweitens auf den Höhen beiderseits des Tales: westlich im Schwäbischen Bergland und östlich im Schwäbischen Jura; dann südlich in der Schwäbischen Alb und am Bodensee, dem Schwäbischen Meer. 1. Das ist ein großes Gebiet. 2. Und auch ein wichtiges Land; denn Mercedes-Autos, Porsche-Wagen und Zeppelin-Luftschiffe wurden von Schwaben gebaut und in die weite Welt gebracht. Schwäbische Dichter wie Friedrich Schiller und die schwäbische Dichterschule haben die Literatur der klassischen und der romantischen Zeit beeinflußt. Auch zwei Herrscherhäuser stammen von schwäbischen Burgen. 1. Welche meinen Sie? 2. Nun, die Hohenstaufen und die Hohenzollern. Die Hohenstaufen, so heißen die schwäbischen Kaiser nach ihrer Stammburg, kommen von der Burg Staufen auf dem Hohenstaufen in der Schwäbischen Alb. Die Hohenzollern stammen von der Zollernburg, dem heutigen Schloß Hohenzollern, in Schwaben. 89
2.
Gespräch: 1. Vom Volk der Schwaben haben wir viel gehört. Nun sagen Sie uns noch, wie reisen wir am besten durchs Land der Schwaben? 2. Fahren Sie in einem großen Kreis um die schwäbische Hauptstadt. Sie sehen dann einen der schönsten Teile Deutschlands und hören neben der schwäbischen Mundart auch die anderen alemannischen Dialekte. 1. Gut, ich zeichne mir den Weg in diese Karte. 2. Von Stuttgart fahren Sie über Ludwigsburg mit schönem Schloß und Park nach Marbach am Neckar. Marbach ist der Geburtsort des Dichters Schiller. 1. Was gibt's dort zu sehen? 2. Schillers Geburtshaus und das große Schiller-Nationalmuseum. 1. Und wie geht die Fahrt weiter? 2. Durch das burgenreiche Neckartal über Heilbronn nach Heidelberg. 1. Auf Heidelberg freuen wir uns schon besonders. 2. Die alte Universitätsstadt hat den Krieg ohne Schaden überstanden. Sie werden sehen, daß Heidelberg die Stadt der deutschen Romantik geblieben ist. 1. Hinter Heidelberg soll die berühmte Bergstraße beginnen? 2. Die Bergstraße, die Straße der Obstblüte und des Weines, führt an den Hängen des Odenwaldes entlang bis Darmstadt. Sie wird von der alten Nibelungenstraße gekreuzt. Achten Sie darauf und lassen Sie sich von ihr erzählen. 1. Kommen wir auch auf die Romantische Straße? 2. Zunächst müssen Sie durch den Spessart bis Würzburg fahren. Von dort führt die Romantische Straße südwärts durch eine Kette mittelalterlicher Städte mit festen Mauern, Türmen und Toren. 1. Ich weiß, wir dürfen Rothenburg nicht vergessen. 2. Wenn Sie der Romantischen Straße bis Augsburg folgen, werden Ihnen noch viele andere Städte gut gefallen. Von Augsburg rate ich Ihnen über die Autobahn bis Ulm zu fahren. 1. Vom Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt haben wir gehört. 2. Besteigen Sie den Turm und fahren Sie von Ulm bis an den Bodensee, der das Schwäbische Meer genannt wird. Es lohnt sich, dort einen Ruhetag einzulegen, bevor Sie zur Weiterfahrt in den Schwarzwald starten. 1. Welchen Weg sollen wir für die Schwarzwaldfahrt wählen? 2. Von Ulm können Sie über Donaueschingen in den Hochschwarzwald kommen. Dort sollten Sie bis auf den Feldberg (1493 m) fahren und durch das Höllental nach Freiburg kommen. Von dort rate ich, den Weg über die SchwarzwaldHöhenstraße bis Baden-Baden zu nehmen und weiter nach Karlsruhe zu fahren. 1. Ich sehe auf der Karte, daß uns die Autobahn von Karlsruhe in kurzer Zeit in die Hauptstadt des Schwabenlandes zurückbringt. 2. Eine gute Fahrt und schönes Wetter wünsche ich Ihnen! 90
Aus dem Fahrtenbuch Von Stuttgart bis Marbach Bei herrlichem Wetter haben wir Stuttgart am frühen Morgen verlassen und sind über die Autobahn bis Ludwigsburg gefahren. Wir wollten in der Stadt die drei Schlösser sehen: das Residenzschloß der Könige, ihr Jagdschloß und ihr Lustschloß. Der Park des Residenzschlosses zeigte uns die barocken Gartenanlagen in ihrer alten Schönheit. Von Ludwigsburg ist es nicht weit bis Marbach am Neckar. Wir besuchten die Stadt, in der der Dichter Friedrich Schiller geboren wurde. Von der großen Neckarbrücke haben wir Marbach zuerst gesehen. Auf den steilen Felsen hoch über dem Tal bietet das Städtchen ein prächtiges mittelalterliches Bild mit festen Türmen und dicken Mauern. Auf dem kleinen Marktplatz unterhalb der Stadtkirche haben wir vor dem schlichten Geburtshaus Schillers gestanden (schlicht = bescheiden). Wie in des Dichters Jugendzeit rauscht dort der alte Brunnen mit dem Standbild des „Wilden Mannes", eines Riesen, der nach der Sage der Gründer der Stadt war. Die beiden kleinen Räume mit der fensterlosen Küche im Erdgeschoß waren einst die ganze Wohnung der Familie Schiller. Hier begann der steile Lebensweg des Knaben, der heute zu den größten Dichtern der Welt zählt. Wir spazieren über die Hauptstraße der Stadt und durch den alten Torturm auf die Schillerhöhe hinauf. Da steht ein weißer, schloßähnlicher Bau, das SchillerNational-Museum der Deutschen Schillergesellschaft. Davor steht eines der schönsten Denkmäler des Dichters. Die reichen Sammlungen des Museums zeigen in der großen Halle Schillers Leben und Schaffen in Handschriften, Bildern und Erstdrucken. Um die Halle liegen die Säle anderer schwäbischer Dichter, die Schillers Werk fortsetzten. Schiller war wie ein leuchtender Stern. Er war ein Wegweiser für viele nach ihm. Ich habe die Namen der Dichter Hölderlin, Uhland, Mörike und Hauff behalten. Sie alle sind im Schwabenland geboren, sie alle haben am Neckar gelebt, der dort durch das Tal fließt.
Von Marbach bis Heidelberg Wir folgten dem Neckar, durchfuhren die romantische Weinstadt Lauffen und kamen nach Heilbronn. Die alte Industrie- und Handelsstadt war im Mittelalter eine freie Reichsstadt. Sie erinnert an Goethes „Götz von Berlichingen", den Ritter mit der eisernen Hand, der zur Zeit Kaiser Maximilians im Rathaus der Stadt vor Gericht stand und an Kleists „Käthchen von Heilbronn", das als Kind eines Waffenschmieds in Heilbronn aufwuchs, bis es als die Tochter Kaiser Maximilians erkannt wurde. Durch das burgenreiche Neckartal geht der Weg bis Heidelberg. Wir rasten an der Schloßruine und blicken auf die Stadt der deutschen Romantik, die von Dichtern besungen und von Malern gepriesen wurde (preisen, ie, ie = bewundern). 91
Zu unseren Füßen liegt ein Stadtbild von besonderer Schönheit. Unter dem Blau des Himmels zieht sich das Grün der Berge und Wälder zwischen die roten Sandsteinbauten zu beiden Seiten des Neckars. In stolzen Bogen verbindet die Alte Brücke seine Ufer. Aus den Dächern, Türmen und Kuppeln der Altstadt (e Kuppel = ein Kugeldach) hebt sich die Universität heraus. Nach Prag und Wien ist die Heidelberger Hochschule die drittälteste deutsche Universität und eine Hochburg des europäischen Geisteslebens. In ihrer reichhaltigen Bibliothek haben wir die kostbaren Schätze mittelalterlicher Handschriften anschauen dürfen. Fünf Jahrhunderte war Heidelberg die Hauptstadt der Kurpfalz. Ihr Kurfürst gehörte zu den sieben Fürsten, die den deutschen Kaiser wählten. Wir sind durch das herrliche Schloß gegangen. Die Prachtbauten des frühen und späten Mittelalters sind zum größten Teil zerstört. Wir haben im Königssaal gesessen und sind in den Keller gestiegen, um das weltberühmte Heidelberger Faß zu sehen, ein Weinfaß, das 200 000 Liter Inhalt hat. Die gewaltige Schloßruine beherrscht noch heute die Stadt und das Tal und verbindet sich mit der heiteren Natur zu einem romantischen Bild ewiger Jugend, das die Besucher aus aller Welt anzieht. Das Gold der Abendsonne fließt über die Stadt und den Fluß. Ob die große Schloßbeleuchtung und das Feuerwerk heute nacht noch schöner sein werden? Wir können es kaum glauben.
Ober die Bergstraße bis Würzburg Von Heidelberg führt die berühmte Bergstraße, die Straße der Baumblüte und des Weines, nordwärts bis Darmstadt. Von Worms am Rhein kommt die alte Nibelungenstraße. Sie kreuzt die Bergstraße und führt über die dunklen Hänge des Odenwaldes zum fernen Donautal. Die Bergstraße endet vor Darmstadt. Im Herzen der Stadt sind wir auf die Ludwigssäule gestiegen (e Säule = ein rundes, senkrechtes Bauglied) und haben von der luftigen Plattform an ihrer Spitze über die neugebaute Großstadt im Grünen geschaut, die im September 1944 in 40 Minuten vier Fünftel ihrer Häuser und ein Zehntel aller Einwohner verloren hat. Von Darmstadt fuhren wir nach Aschaffenburg am Main. Die Stadt nennt sich die Pforte des Spessarts, der mit seinen Wäldern ein echtes Stück deutscher Romantik erhalten hat. Das „Wirtshaus im Spessart" hat Wilhelm Hauff in seiner gleichnamigen Novelle mit echtem Räuberleben erfüllt. Ein bunter Film hat den Dichter und sein Werk weithin bekannt gemacht. Jenseits des Spessarts liegt die alte Bischofsstadt Würzburg. „Herrlich ist ihre Lage" sagt ein Dichter des Mittelalters. „Im Tal eingeschnitten liegt die Stadt da wie ein irdisches Paradies". Im Jahre 1156 feierte Kaiser Barbarossa in diesem Paradies seine Hochzeit mit einer Prinzessin von Burgund. 600 Jahre später wurde Würzburg zur Stadt des Barocks. Ihr Baumeister, Balthasar Neumann, liegt in der Marienkapelle der Burg hoch über der Stadt begraben. 92
Ober die Romantische Straße bis Augsburg Von Würzburg am Main führt die Romantische Straße nach Augsburg am Lech. An ihrem Anfang liegt die Herrgotts-Kirche in Creglingen mit dem weltberühmten Marienaltar, den Tillmann Riemenschneider aus Holz geschnitten hat. Die tausendjährige Stadt Rothenburg, hoch über dem Taubertal gelegen, hat uns besonders gut gefallen. Mit den vier Stadtmusikanten sind wir zur Wächterstube in die Turmkuppel des Rathauses gestiegen und über eine steile Leiter auf den schmalen Umgang geklettert, der hoch und frei über der Stadt hängt. Die Mittagsglocke schlägt. Die Musikanten blasen einen Choral in die vier Himmelsrichtungen. Hier oben ist die Zeit stehengeblieben. Wir blicken in eine mittelalterliche Stadt, die ihre alte Form und Schönheit treu bewahrt hat und durch keine Betonbauten und Fabrikschornsteine stören läßt. So wie ihre Bürger sie vor vierhundert Jahren gebaut haben, steht sie heute noch. Ein fester Ring aus starken Mauern und Türmen hält ihre Häuser eng zusammen. Wir blicken auf das malerische Bild der spitzen Dächer. Ein enges Netz schmaler Straßen und Gassen liegt dazwischen. Nur in der Herrengasse zu unseren Füßen haben die Häuser größere Gärten und weitere Höfe. Stolze Gebäude drängen sich um den Marktplatz, um die gotische Sankt-Jakobs-Kirche und das alte Rathaus, auf dessen Turm wir stehen. So wie Rothenburg heute ist, sah die Welt zur Zeit Luthers und Dürers aus. Es war eine Zeit stolzer Bürger und reicher Kaufherren. Aber die Stadt ist kein totes Museum geworden. Voll frischen Lebens ist sie die meistbesuchte altdeutsche Stadt und empfängt stolz die Besucher, die aus allen Teilen der Erde in ihre Mauern strömen. Aus der Kette mittelalterlicher Städte haben wir außer Rothenburg noch Dinkelsbühl, Nördlingen und Donauwörth besucht. Dann sind wir durchs Lechtal bis Augsburg gefahren. Die schwäbische Stadt hat römischen Ursprung. Um Fünfzehnhundert erlebte sie unter dem Schwabenkaiser Maximilian ihre höchste Blüte. Mächtige Kaufmannsgeschlechter finanzierten Kaiser und Könige und nahmen Einfluß auf die Politik des Ersten Deutschen Reiches. Große Künstler wirkten in ihren Mauern. Heute ist Augsburg der Standort modernster Industrien geworden.
Von Augsburg bis Ulm Eine Autostunde von Augsburg entfernt liegt Ulm. Auf der Autobahn nach Ulm hat uns der Regen überrascht (überraschen = unerwartet kommen). Dunkle Wolkenschatten jagten über die Hügel. Im Abenddunkel kamen wir müde nach Ulm. In feinen Tropfen fiel der Regen auf die tote Stadt. Wir fuhren durch ihre dunklen Gassen und standen plötzlich vor einem Märchenbild von so großer Schönheit, daß alle Müdigkeit vergessen war. Einsam zeigte der Dom mit dem riesigen Finger seines Turmes in den schwarzen Nachthimmel. Ringsum warfen starke Scheinwerfer ihr Licht auf den schlanken Bau mit dem höchsten Kirchturm der Welt. Wie flüssiges Silber rann der Regen 93
über die steilen Domdächer und tropfte in feinen Lichtperlen herab. Die nassen Pfeiler glänzten altsilbern (r Pfeiler = e Mauerstütze). Über die feuchten Riesenwände des gewaltigen Mittelschiffes glitten Wellen kalten Lichtes in das Dunkel des hohen Chores hinüber. Das zarte Mauerwerk der feinen Fensterbogen glich Silbernetzen auf schwarzem Grund. Die steinernen Standbilder in ihren gotischen Türmchen bewegten lebendig die bleichen Gesichter. Im warmen, goldgelben Licht der Kerzen und im ruhigen Feuer einer einsamen Flamme zum Gedenken der Toten strahlte die gewaltige Eingangshalle. Auf ihren starken Bogen trug sie den Wunderbau des silbernen Turmes. Wie ein Riesenschrein aus altem Silber mit goldener Tür, so stand der gewaltige Dom im Regen der Nacht. — Ein unvergeßliches Bild!
Von Ulm bis Karlsruhe Von Ulm folgten wir der Donau aufwärts bis zur Donauquelle im Schloßpark von Donaueschingen. Auf der Weiterfahrt liegt der Schwarzwald mit dem Feldberg vor uns. Vom Donautal steigt das Gebirge sanft empor und fällt steil zur oberrheinischen Tiefebene hinab. Der Schwarzwald ist eines der schönsten Reisegebiete Deutschlands. Um den Westhang legt sich ein Kranz heilkräftiger Badeorte mit Thermal-, Mineral-, Salz- und Eisenquellen. Über den Gebirgskamm zieht sich eine Kette weltbekannter Höhenkurorte. Wir fahren auf den Hochschwarzwald zu. Vom Titisee führt die Straße mit herrlichen Ausblicken zum höchsten Berg des Gebirges, dem Feldberg (1493 m). Vom Feldberggipfel haben wir einen großartigen Rundblick. Aus dem Blau der Himmelsglocke wachsen die weißen Alpenberge der Schweiz und der dunkle Kamm der Vogesen. Der Weg nach Freiburg führt durch das Höllental. Himmelhoch steigen die wilden Felswände der Höllentalschlucht (e Schlucht = ein enges, tiefes Tal). Gegen Abend sind wir in Freiburg, der Hauptstadt des Schwarzwaldes. Sie rühmt sich, den schönsten Kirchturm der Christenheit zu besitzen. Von Freiburg fahren wir in den Mittelschwarzwald. Das Holz der Wälder und die Wasserkraft der Flüsse haben hier eine besondere Industrie mit alten Sägemühlen und modernen Sägewerken geschaffen. In Furtwangen ist die Uhrenindustrie zu Hause. Wir besuchen die Uhrmacherschule und das Uhrenmuseum. Die weltbekannten Kuckucksuhren werden seit Väterzeiten im Schwarzwald hergestellt. Im Kinzigtal erreichen wir die Grenze des mittleren Schwarzwaldes. Durch freundliche Dörfer und gewaltige Tannenwälder führt die Straße hinauf in den nördlichen Schwarzwald. In Freudenstadt beginnt die vielbefahrene Schwarzwald-Hochstraße. Nur das Schweigen der Wälder und die Einsamkeit der Berge umgibt uns. Hier ist ein Ferienland für alle, die sich vom Lärm und von der Unruhe der Großstadt erholen wollen. Eine stolze Reihe beliebter Höhenkurorte begleitet den aussichtsreichen Gebirgskamm bis nach Herrenalb. Durch das Albtal kommen wir bald nach Karlsruhe und von dort über die Autobahn bis Stuttgart. 94
Aus alten Volksbüchern Im Gebiet des Bodensees sind zwei unserer alten Volksbücher entstanden: „Die sieben Schwaben" und „Die Schildbürger". In lustigen Geschichten lachen die Schwaben über ihre eigenen Fehler. Die sieben Schwaben vollbringen lächerliche Heldentaten. Die Schildbürger aber wollen die Krone der Narren gewinnen (r Narr = r Dummkopf). Hier folgen einige Proben ihrer Dummheit:
Wie die Schildbürger ein Rathaus bauen Um das Bauholz zu schlagen, zogen die Schildbürger in den Wald, der jenseits des Berges in einem Tal lag und fällten die Bäume. Als sie die Äste von den Stämmen geschlagen hatten (r Ast = ein großer Zweig), trugen sie das Holz den Berg hinauf und dann wieder hinab, Stück für Stück, bis auf den letzten Stamm. Der glitt den Männern auf halbem Wege von den Schultern, rollte den Rest des Berges hinunter und blieb bei den anderen Hölzern still liegen. Über diese Klugheit des Stammes wunderten sich die Schildbürger sehr. Endlich sagte einer: „Wir sind doch rechte Narren, daß wir das Holz hinuntergetragen haben, bis dieser Stamm uns gelehrt hat, daß er allein viel besser hinuntergehen kann." — „So rate ich", sprach ein anderer, „das Holz wieder auf den Berg zu tragen." Als alle Stämme wieder oben waren, rollten sie sie, einen nach dem anderen, den Berg hinab, freuten sich wie Kinder und waren sehr stolz auf ihre Klugheit. Danach begannen die Schildbürger das Rathaus zu bauen. Weil sie etwas Besonderes haben wollten, so sollte das Haus dreieckig werden. Sie arbeiteten so fleißig, daß die Hauptmauern in wenigen Tagen fertig waren. Nur an einer Seite hatten sie ein Loch für die Wagen gelassen. Zuletzt wurde das Dach gedeckt. Damit war das Werk getan. Nun zogen die Schildbürger mit dem Bürgermeister an der Spitze in das Rathaus um zu sehen, wie man darin arbeiten könne. Es war aber dort so finster (finster = dunkel), daß sie einander nicht sehen konnten. Darüber erschraken sie und fragten sich, warum das Licht nicht hereinkommen wollte. Sie suchten im Innern des Baues nach Fehlern, fanden aber keine. Dann gingen sie durch das Tor hinaus. Da war Licht genug. Die drei Mauern standen fest und gerade, und das Dach saß richtig und ordentlich darauf. Sobald sie aber wieder hineinkamen, war es so finster wie zuvor. Sie konnten keinen Fehler finden; denn daran, daß sie die Fenster vergessen hatten, dachten sie nicht. Einer aber, der sich ein Licht an den Hut gesteckt hatte, gab den anderen den Rat, das Tageslicht hereinzutragen. „Warum soll sich das Licht nicht in einem Sack tragen lassen, wie das Wasser in einem Eimer?" sagten sie. So kamen sie, als die Sonne am besten schien, mit Säcken auf den Marktplatz und ließen die Sonne hineinscheinen. Sie banden die Säcke zu und rannten damit zum Rathaus, um den Tag dort auszuschütten. Dies Narrenspiel trieben sie erfolglos, so lange die Sonne am Himmel stand. „Nun, das wäre eine feine Kunst geworden, wenn die Arbeit gelungen wäre", sprachen sie und zogen zum Wein. 95
Zu Karte 7: Landschaften (Seite 97) Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift Was zeigt die siebente Karte? — Namen von Landschaften im heutigen deutschen Sprachgebiet. Sie sind überall bekannt, haben aber keine festen Grenzen, die mit den heutigen politischen Ländergrenzen übereinstimmen. Wir suchen das Schwabenland. Es liegt am Oberlauf von Neckar und Donau, im Schwäbischen Wald, an der Schwäbischen Alp und am Schwäbischen Meer, dem Bodensee. Das Schwabenland liegt im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Es hat die gleiche Hauptstadt, die Schwabenstadt Stuttgart, aber nicht die Grenzen des Landes Baden-Württemberg. Wie weit reicht das Schwabenland? — Es reicht so weit, wie die schwäbische Mundart, der schwäbische Dialekt, gesprochen wird. Wer den schwäbischen Dialekt spricht, ist ein Schwabe und nennt sich Schwabe. Man findet Schwabenvereine und schwäbische Organisationen in aller Welt, besonders in den USA. Die Schwaben gelten als weltoffen und heimatverbunden, als fleißig und sparsam. Sie sind stolz auf ihre Leistungen. Die Schöpfer der Mercedes-Benz-Autos, die Ingenieure Daimler und Benz, und der Luftschiffbauer Graf Zeppelin waren Schwaben. Auch der Dichter Friedrich Schiller und alle Mitglieder der Schwäbischen Dichterschule waren Schwaben. Das Fürstenhaus der Hohenzollern stammt aus dem Schwabenland, und eine Reihe schwäbischer Kaiser, unter ihnen Kaiser Friedrich Barbarossa, haben das mittelalterliche Deutsche Reich regiert. Woher kommt der Name des Schwabenlandes? — Von dem germanischen Volksstamm der Sueben, die vor mehr als zweitausend Jahren das Land bewohnten. Die Sueben oder Schwaben gehörten zum germanischen Großstamm der Alemannen, wie die Elsässer und die Schweizer.
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Auf alte germanische Großstämme gehen ebenfalls zurück die Namen des Frankenlandes zwischen Main und Donau; des Bayernlandes zwischen dem Böhmerwald und den Alpen; des Thüringer Landes am Thüringer Wald; des Sachsenlandes (Obersachsen) an Saale und Elbe; des Niedersachsenlandes zwischen Elbe und Ems und des Friesenlandes an der Küste der Nordsee. Wir suchen die Landschaften und nennen die Städte, die dort eingezeichnet sind. —
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Aus kleineren Stämmen und aus Stammesresten haben sich nach der Völkerwanderung die neuen Stammesgemeinschaften der Westfalen, der Rheinländer, der Hessen, der Pfälzer, der Elsässer und der Schweizer gebildet. Wir suchen die Landschaften und die wichtigsten Städte auf der Karte. —
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Im Osten entstanden weitere Stammesgemeinschaften, die ihre Mundarten bis heute behalten haben. In der DDR bezeichnen sie sich gern als Pommern, Mecklenburger und Brandenburger. In Österreich nennen sie sich Kärntner, Steirer, Salzburger und Tiroler. Wir suchen auch diese Landschaften und sagen, welche Städte dort eingezeichnet sind. —
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ZÜRICH an der Limmat 500 000 Einwohner (1974)
(siehe Bildkarte 8)
Die größte Stadt der Schweiz, die mit ihren Vororten über 650 000 Einwohner zählt, ist zugleich der geistige Mittelpunkt der deutschsprachigen Schweiz. Die Stadt ist der bedeutendste Bank-, Handels- und Versicherungsplatz des Landes und gleichzeitig ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt von Straßen, Eisenbahnen und Luftlinien. Zürich liegt im Zentrum Europas. Die Entfernungen nach Rom, Berlin und Wien sind gleich weit. Deshalb versucht die Stadt eine Vermittlerrolle zwischen Norden und Süden und zwischen Osten und Westen zu spielen. Vor zweitausend Jahren stand in der heutigen Stadt ein römisches Kastell. Aus der Römerfestung wurde im frühen Mittelalter eine deutsche Königspfalz. Die befestigte Pfalz wird 929 urkundlich als Stadt genannt. 1228 wurde Zürich deutsche Reichsstadt. 1351 schloß sich die Reichsstadt Zürich der Schweizer Eidgenossenschaft an, die ihre Freiheit gegen das österreichische Kaiserhaus verteidigte. Der Streit führte im Westfälischen Frieden 1648 zur völkerrechtlichen Trennung der Schweiz vom deutschen Reich. Zürich liegt an der Nordspitze des Züricher Sees, zu beiden Seiten der Limmat, die hier dem See entströmt (Bild unten). Die Stadt ist die Heimat Zwinglis, der schon 1519 in Zürich die Reformation einführte. Sie ist die Geburtsstadt Pestalozzis, des geistigen Vaters der modernen Volksschulen. Auch der Dichter Gottfried Keller wurde hier geboren und war lange Jahre Stadtschreiber in Zürich. Zürich nennt sich wegen seiner herrlichen Lage „die glückliche Gartenstadt am See" und wegen seiner engen Altstadt „die große Kleinstadt". Die Altstadt liegt beiderseits der Limmat. Links auf einer Anhöhe steht der Lindenhof auf der Stelle des römischen Kastells und der fränkischen Königspfalz. Etwas tiefer liegt das Frauenmünster aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Rechts der Limmat steht das romanische Großmünster, dessen Bau im 11. Jahrhundert begonnen wurde. Der Dom hat gotische Türme mit spitzen Helmen (r Helm = ein Kopfschutz). Am Südturm thront Kaiser Karl hoch über der Stadt (Bild oben), die schon damals europäische Bedeutung hatte. Das Verkehrsbüro am Hauptbahnhof gibt Auskünfte über die Stadt. Es macht auch Vorschläge für Ausflüge an den See und für Reisen durch das Land. 104
Am Großmünster 1. Gespräch: 1. Ein eigenartiger Bau, diese romanische Kirche mit zwei gotischen Türmen, die ganz ungotische spitze Helme tragen. 2. Das sind drei Baustile an einem Gebäude. 1. Können Sie uns mehr darüber sagen? 2. An der Kirche wurde zu verschiedenen Zeiten gebaut. Sie wurde in der romanischen Zeit begonnen und in der Zeit der Gotik vergrößert. Ihre heutige äußere Gestalt und das schmucklose Innere erhielt sie erst nach der Reformation. Die Arbeiten am Großmünster fallen mit drei wichtigen Abschnitten unserer Schweizer Geschichte zusammen. 1. Wie meinen Sie das? 2. Als man romanische Kirchen mit runden Bogen und schweren Säulen baute, da gehörten Zürich und die heutige Schweiz zum Reich Karls des Großen. Dort, hoch am Südturm, thront der Kaiser in Stein gehauen. Von oben blickt der Herrscher auf seine treue Stadt, die fast im Mittelpunkt seines großen Reiches und auf halbem Wege zwischen Aachen und Rom lag. 1. Und wie war es später? 2. Als man die Kirchen mit spitzen Bogen und schlanken Türmen schmückte, da begann der Kampf der Schweizer Eidgenossen gegen die österreichischen Vögte, welche von den Habsburger Herrschern geschickt waren, die damals in Wien regierten. 1. Warum kämpften die Schweizer gegen die Habsburger Herrscher, die auch Schweizer waren? 2. Der Kampf gegen das Haus Habsburg war ein Kampf für die Freiheit und die Selbständigkeit der Schweizer im Ersten Deutschen Reich, wie sie ihnen von Kaiser Friedrich Barbarossa zugesagt worden war. Als man die spitzen Helme auf die gotischen Türme setzte, da war dieser Kampf der Schweizer gegen das Haus Habsburg verloren. 1. Und warum war der Kampf verloren? 2. Weil die deutsche Kaiserkrone an das Haus Habsburg, also an die Feinde der Schweizer gefallen war und weil die Schweizer allein nicht stark genug waren, gegen den Kaiser in Wien zu kämpfen, der seine kaiserliche Macht benutzte, um die Schweiz unter österreichische Herrschaft zu bringen. 1. Und warum trennten sich die Schweizer vom Reich? 2. Weil die Reformation die Deutschen im Glauben gespalten hatte und weil die protestantischen Schweizer wie die protestantischen Niederländer unter den katholischen Habsburgern auch keine Glaubensfreiheit hatten. 105
2. Gespräch: 1. Nun sagen Sie uns noch, wie wir durch das Land der Eidgenossen,
Tagebuchblätter
also durch den deutschen Teil der heutigen Schweiz fahren sollen. 2. Wenn Sie in Zürich beginnen, dann rate ich, über St. Gallen zum Bodensee zu fahren. Sie erreichen den Bodensee bei Rohrschach und können von dort leicht das österreichische Bregenz besuchen. 1.'Wie sollen wir weiterfahren? 2. Die Weiterfahrt führt am Nordufer des Bodensees entlang. Sie fahren durch
Lindau nach Friedrichshafen. Ein Fährschiff bringt Sie von Meersburg über den See nach Konstanz. Die ehemals freie Reichsstadt am Südufer des Sees mit den Inseln Reichenau und Mainau lohnt einen längeren Besuch. 1. Und dann? 2. Von Konstanz geht die Fahrt am Rhein entlang bis Schaffhausen mit dem berühmten Rheinfall, dem größten Wasserfall Europas. 1. Den Rheinfall wollen wir auf jeden Fall gesehen haben. 2. Vom Rheinfall kommen Sie über Waldhut nach Basel. Die Stadt Basel liegt
dort, wo der Rhein nach Norden abbiegt und wo am Rheinknie die drei Länder Deutschland, Frankreich und die Schweiz zusammenstoßen. 1. In Basel wollen wir einen oder zwei Tage bleiben. 2. Von Basel fahren Sie über den Schweizer Jura nach Bern. Bern ist die Hauptstadt der Schweiz. Um Bern liegt das Berner Oberland, das Schnee- und Eisparadies der Schweiz. Das Berner Oberland ist das Ziel zahlreicher Touristen und Wintersportler. Seine Bergriesen: Jungfrau, Mönch und Eiger sind weltbekannt. 1. Wie geht es von dort weiter? 2. Über den Brünigpaß kommen Sie zum Vierwaldstätter See mit der Stadt Luzern. Hier sind Sie im Herzen der Schweiz. Um den Vierwaldstätter See liegen die Schweizer Urkantone: Schwyz, Uri und Unterwalden. Die Urkantone sind die ersten oder ältesten Kantone oder Bezirke des Landes. Einer von ihnen, der Kanton Schwyz, hat dem Land den Namen gegeben; Schwyz > die Schweiz. In den Urkantonen begann im Jahre 1291 der Kampf der Schweizer gegen die österreichischen Vögte, die landfremden Beamten, die das Volk unterdrückten. Die drei Urkantone bildeten einen ewigen Bund. Die Städte Luzern, Zürich und Bern schlossen sich an. Sie bildeten zusammen die Eidgenossenschaft, den Bund der gleichdenkenden Freunde oder Genossen (r Genosse = r Parteifreund), die den Eid geschworen hatten, sich im Kampf um die Freiheit zu helfen. 1. Welchen Weg empfehlen Sie für die Rückfahrt? 2. Fahren Sie am Vierwaldstätter See die Axenstraße entlang. Sie werden viel Schönes sehen. Aber folgen Sie ihr nicht über den Gotthard-Paß nach Italien. Nehmen Sie den Weg über den Klausenpaß zum Züricher See und fahren Sie am See entlang nach Zürich zurück. 106
Von Zürich an den Bodensee Wir verlassen die Stadt und den See und fahren auf der Autobahn nach Sankt Gallen. Die Stadt ist der wirtschaftliche Mittelpunkt der nordöstlichen Schweiz. Ihre alte Klosterschule war im Mittelalter eine der führenden Gelehrtenschulen Europas. Erhalten ist die berühmte Bibliothek des Klosters mit einer reichen Sammlung kostbarer Handschriften. Auf der Weiterfahrt ist der Bodensee bald erreicht. Er ist der drittgrößte Binnensee Mitteleuropas und wird vom Rhein durchflossen. 76 km lang und 14 km breit schiebt sich der See zwischen Deutschland, die Schweiz und Österreich. Der leuchtende Spiegel seines Wassers mit dem hohen Rand der Uferberge gleicht einer weit geöffneten Muschel. Wie glänzende Perlen liegen die freundlichen Kur- und Badeorte um den See.
Eine Fahrt um den See Wir fahren zuerst auf dem Schweizer Ufer bis Bregenz. Die österreichische Stadt ist eine alte Römersiedlung und liegt an der sonnigen Bregenzer Bucht, die bis in die Nähe der deutschen Stadt Lindau reicht. Die Lage Lindaus auf drei Inseln im See ist entzückend (entzückend = sehr schön). Wir fahren über den Damm in die Stadt und stehen bald am Leuchtturm der Hafeneinfahrt, deren andere Seite von einem steinernen Löwen bewacht wird. Am Nordufer des Sees führt die Straße nach Friedrichshafen. Die Stadt, in der Graf Zeppelin seine Luftschiffe baute, ist ein wichtiger Punkt im Verkehrsnetz des Bodensees. Vom modernen Wasserbahnhof in Friedrichshafen werden die Züge der Eisenbahn auf Fährschiffen an das Schweizer Ufer gebracht. Unser Weg geht am Nordufer westwärts. Wir fahren durch Wasserburg, dessen Kirche wie eine feste Burg über dem Ort steht und kommen bis Meersburg. Die Stadt liegt zwischen Weinbergen und Obstgärten und bietet mit ihren Türmen und Toren das stolze Bild einer Wächterin dieses friedlichen Landes. Vom Alten Schloß in Meersburg schauen wir auf den westlichen Teil des Sees mit den Inseln Mainau und Reichenau. Dahinter ragen die Türme von Konstanz zum Himmel. Dorthin bringt uns die schnelle Autofähre. Am Schweizer Ufer grenzen gewaltige Schneeberge den Hintergrund ab. Auf der deutschen Seite verschwinden die welligen Linien der Uferhöhen im Abendlicht. Nach kurzer Fahrt legt die Fähre im Hafen von Konstanz an. Die ehemalige Freie Reichsstadt Konstanz ist heute die größte Stadt am Bodensee und eine internationale Fremdenstadt, reich an Kunstschätzen und Geschichtsdenkmälern. Im malerischen Konzilhaus tagte von 1414 18 eine der bedeutendsten Kirchenversammlungen des ausgehenden Mittelalters. -
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Die Inseln Reichenau und Mainau
Von Bern bis Luzern
Einige Kilometer außerhalb der Stadt führt ein schmaler Damm zur Insel Reichenau. Die berühmte Klosterinsel hat drei romanische Kirchen mit Wandbildern aus der Zeit Karls des Großen. Wir wandern durch ein herrliches Wein-, Obst- und Gemüseland nach Zell, dem Hauptort der Insel. Dort besuchen wir das alte Marienmünster des berühmten Klosters Reichenau, die Sankt Georgskirche aus dem neunten Jahrhundert und die Peter-und-Paul-Kirche aus derselben Zeit. Die Reichenau war, wie Sankt Gallen, ein Mittelpunkt der Kultur im oberdeutschen Raum. Das Kloster war eine Stätte des Gottesdienstes und der Wissenschaften, der Kunst und des Gartenbaues. Etwas weiter im See liegt die liebliche Insel Mainau. Sie ist eine Parkinsel mit mildem Klima, mit einem herrlichen Rosengarten und einem prächtigen Barockschloß, das ein internationales Jugendinstitut beherbergt.
Schnell nähern wir uns dem Schnee- und Eisparadies der Schweiz, dem Berner Oberland. Da liegt Thun mit dem Schloßberg am blauen Thuner See. Um das Südufer des Sees kommen wir nach Interlaken, einem der Hauptorte des Fremdenverkehrs. Die Stadt liegt vor den schönsten Bergen Europas. Über das Grün der Vorgebirge steigt die Schneepyramide der Jungfrau 4158 Meter hoch. Stolz überragt sie die Gruppe der 4000-Meter-Berge: Mönch, Eiger und Schreckhorn. Unvergeßlich bleibt die Fahrt mit der Jungfraubahn, deren Endstation wie ein Vogelnest an der Felswand hängt. Wir bleiben bis zum Morgen im Gebiet des ewigen Eises und erleben einen Sonnenaufgang, der unbeschreiblich schön ist.
Zum Rheinfall bei Schaffhausen Von Konstanz fahren wir weiter rheinabwärts. Der herrliche Fluß kommt grün und klar aus dem Bodensee und fließt in ruhigem Lauf durch eine malerische Landschaft. Bei Schaffhausen stürzt er sich in einer Breite von 150 Metern über die Felsen des Juras und bildet den größten Wasserfall Europas. Weithin ist das Tosen des Wassers zu hören (tosen = lärmen). Ein unaufhörliches Brausen erfüllt die Luft. Mächtige Felsen ragen mitten im brausenden Wasser in die Höhe. Wir steigen zum Schlößchen Wörth hinunter, um den Fall in seiner ganzen Breite von unten zu sehen. Von dort bringt uns ein Boot zu einem der Felsen in der Mitte des Falles und dann zum Schloß Laufen am anderen Ufer. Im Schloßgarten ragen zwei Aussichtspunkte fast in den Fall hinein. Da wird uns die Gewalt des Wassers zu einem unvergeßlichen Erlebnis. Wenn sich der Wind dreht, hüllt uns der Wasserstaub des Rheinfalles ein (r Staub = fliegende Teilchen). Fallen die Sonnenstrahlen in den Nebel, so glänzt er in allen Farben des Regenbogens. Über die Rheinbrücke oberhalb des Falles kommen wir nach Schaffhausen zurück.
Von Schaffhausen bis Bern Der Weg nach Westen führt auf guten Straßen in die alte Reichsstadt Basel. Ihr rotes Münster steht auf einem Hügel über der Stadt und dem Rhein. Heute ist Basel das Tor der Schweiz zum Norden. Die Stadt verbindet das Land durch den Rhein mit der Nordsee und der Schiffahrt der Weltmeere. Wir verlassen Basel und fahren südwärts ins wellige Hügelland. Hinter der Paßhöhe des Schweizer Juras kommen die Schneeberge der Alpen hervor. In einer Stunde erreichen wir Bern, die elegante Hauptstadt der Schweiz. Von den Terrassen am Ufer der Aare blicken wir auf die malerische Altstadt, die vor dem gewaltigen Hintergrund der leuchtenden Alpenberge liegt. 108
Vom Brienzer See geht die Weiterfahrt die steile Bergstraße hinauf zum Brünigpaß (1011 m). Von der Paßhöhe haben wir einen großartigen Rückblick auf die leuchtenden Gipfel der Schneeberge der Zentralschweiz. Um den Fuß des Pilatus (2132 m) führt die Fahrstraße bis Luzern am Vierwaldstätter See.
Vom Vierwaldstätter See nach Zürich Der wundervolle Vierwaldstätter See streckt seine vier Arme in die vier Urkantone der Schweiz: Uri, Unterwalden, Schwyz und Luzern. Mit seinem kristallklaren Wasser ist er der schönste der Schweizer Seen. An seinen Ufern liegen die historischen Stätten aus der Zeit des Freiheitskampfes der Schweiz. Eine Dampferfahrt bringt uns dahin und erschließt gleichzeitig die Schönheiten des Sees. Da liegt über dem Westufer das Rütli, die einsame Bergwiese, auf der im Jahre 1291 der „Ewige Bund der Freiheit" geschlossen wurde, aus dem die Schweiz entstanden ist. Auf der Ostseite des Sees bezeichnet eine Kapelle die Felsplatte, auf die Tell vom Schiff des Landvogtes sprang. Bei Küßnacht beginnt die „Hohle Gasse", in der Tell den Vogt erschoß und den Freiheitskampf einleitete. Am nächsten Morgen starten wir zur Weiterfahrt nach Zürich. Wir fahren um das Nordufer des Sees und folgen dann der Axenstraße südwärts. Sie ist eine der größten Sehenswürdigkeiten der Schweiz. Hoch über den Wassern ist sie durch die Felsen gebrochen und führt bis zur Südspitze des Sees. Da liegt das Städtchen Altdorf. Auf seinem Marktplatz hing der Hut des Landvogts auf der Stange. Dort wurde Tell gefangen, und da tat er nach der Sage den berühmten Apfelschuß. Von Altdorf ist es nicht mehr weit nach Bürglen, dem Geburtsort Tells. Wir verlassen die Gotthard-Straße und das Tal der Reuß und fahren ostwärts zum Klausenpaß. Die Paßhöhe liegt an der Baumgrenze. Die Klausenstraße ist einer der beliebtesten Bergübergänge der Schweiz mit Tunneln und Bogengängen und bietet großartige Bilder der Schneeberge. Abwärts führt die Straße durch ein wildes Felsental mit brausenden Wasserfällen zum Züricher See, an dessen Ende die größte Stadt der Schweiz liegt, in der wir unsere Fahrt begonnen haben. 109
Aus der Tellsage
Aus alten Handschriften
Zur Zeit, als Kaiser Albrecht aus dem Hause Habsburg in Wien regierte, war die Schweiz noch ein Teil des Deutschen Reiches. Der Kaiser aber kaufte für seine Familie in der Schweiz Städte, Dörfer und Burgen. Drei Schweizer Länder: Schwyz, Uri und Unterwalden, wollten nicht zum Hause Österreich gehören, sondern im Reich bleiben. Da sandte der Kaiser Vögte in ihr Land. Sie sollten die Leute mit List und mit Güte auf die Seite Österreichs ziehen.
Die alten Klöster am Bodensee hatten im Mittelalter berühmte Schreibstuben. Kostbare Handschriften mit alten Liedern und Sagen, wie das Nibelungenlied und die Wielandsage, stammen daher. Wir lesen den Anfang der Wielandsage.
Als das den Vögten nicht gelang (gelingen, a, u = Erfolg haben), gab ihnen der Kaiser den Befehl, den Bauern alles mögliche Herzeleid zu tun. In seiner Not schickte das Volk Boten an Albrecht. Doch der Kaiser ließ sie nicht vor seine Augen kommen. Da kehrten die Männer traurig in die Schweiz zurück (zurückkehren = zurückgehen). Die Vögte aber preßten und drückten das Volk noch mehr. Einer von ihnen, mit Namen Geßler, war besonders gefürchtet. Als er sah, daß ihn alle Leute haßten (hassen = nicht leiden können), ließ er mitten in Altdorf eine hohe Stange mit einem Hut aufstellen und befahl, daß jeder den Hut so grüßen sollte wie den Vogt selbst. Nun geschah es, daß ein Mann aus Uri, Wilhelm Tell genannt, an des Geßlers Hut in Altdorf vorbeiging, ohne ihn zu grüßen. Da ließ der Vogt ihn vor sich bringen und sprach zornig (zornig = sehr böse): „Du trägst eine Waffe, Tell, und bist ein guter Schütze. Jetzt zeige mir deine Kunst und schieße diesem deinem Kind einen Apfel vom Kopf." Dem Tell erschrak das Herz und er sprach: „Ich schieße nicht. Nehmt lieber mein Leben!" — „Du schießest, Tell", schrie der Vogt, „oder du stirbst mit deinem Kinde!" Da betete Tell zu Gott, daß er seine Hand führen möge (beten = Gott bitten). Dann schoß er und traf den Apfel. Der Vogt aber sagte: „Du nahmst noch einen zweiten Pfeil, Tell. Sag an, warum tatest du das?" — „Das ist bei uns Schützen so Sitte", antwortete Tell. — „Sage mir frei die Wahrheit, Tell. Dein Leben ist dir sicher. Wozu war der zweite Pfeil?" — „Da Ihr mir mein Leben gesichert habt, so hört die ganze Wahrheit: Mit diesem zweiten Pfeil durchschoß ich Euch, wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte." — „Dein Leben sollst du behalten", schrie der Vogt, „aber nicht die Freiheit! Ich werde dich an einen Ort bringen lassen, wo ich sicher bin vor deinen Pfeilen. Auf, bindet ihn und bringt ihn auf mein Schiff!" Das geschah und der Vogt fuhr mit Tell über den See. Da schickte Gott einen Sturmwind, daß alle glaubten, sie müßten ertrinken. In dieser Not ließ der Landvogt den Tell losbinden, damit er das Steuer führe. Das tat Tell und lenkte das Schiff an eine Felsplatte. Da riß Tell seine Waffe an sich und sprang auf die Platte. Mit dem Fuß aber stieß er das Schiff in die Wellen zurück. Der Sturm hörte auf und das Schiff erreichte den Hafen. Tell aber wartete in der „Hohlen Gasse" auf den Vogt. Dort traf ihn sein Pfeil ins Herz. Der Tod des Vogtes war das Zeichen zum Kampf, der dem Schweizer Volk die Freiheit brachte.
Wieland der Schmied Wate, der Riese, war sein Vater. Er brachte den Knaben als Lehrling zu Mime, dem berühmtesten Waffenschmied seiner Zeit. Die letzte Meisterschaft lernte Wieland bei kunstreichen Zwergen im Nordland. Bald war kein Schmied unter der Sonne, der sich mit Wieland messen konnte. Nun hatte der König Nidung einen Waffenschmied mit Namen Amilias. Der war stolz und neidisch und sprach zu Wieland: „Ich will einen Helm für meinen Kopf schmieden und einen Panzer für meine Brust (r Panzer = r Brustschutz), und du sollst ein Schwert machen (s Schwert = eine Waffe zum Schlagen und Stechen). Wenn dein Schwert mein Eisen nicht durchschneidet, so verlierst du das Haupt (s Haupt = r Kopf); dringt aber dein Schwert durch meinen Helm, so ist mein Leben verloren. Wieland nahm die Wette an (e Wette = r Streit um den Vorrang). Amilias arbeitete monatelang ununterbrochen. Viel später als er ging Wieland an sein Werk. Eine Woche lang schmiedete er Tag und Nacht. Dann war die Klinge fertig. Haarscharf war ihre Schneide und so hart, daß sie das Eisen spaltete. In einen kunstvollen Griff für die Hand setzte Wieland die Klinge und sprach: „Mimung sollst du heißen, du herrliches Schwert, meinem ersten Meister zu Ehren. Helden sollen dich führen und Dichter von dir singen; denn du bist das beste der Schwerter." Und er ging zum König und sprach: „Meine Arbeit ist getan. Hier ist das Schwert. Es heißt Mimung und wird mein Haupt retten." Darauf ging er mit dem König zum Fluß. Dort warf Wieland ein Wollflocke ins Wasser und ließ sie in der Strömung treiben. Dann hielt er ihr die Schneide des Schwertes entgegen, und siehe, Mimung schnitt die Flocke mitten entzwei. Bald kam der Tag der Wette. Stolz trug Amilias seine Rüstung (e Rüstung = s Eisenkleid). Er bat die Ritter, mit dem Schwert auf seinen Helm zu schlagen. Sie taten es, und der Helm blieb ohne Schaden. Da freute sich Amilias und sprach zu Wieland: „Nun versuche du deine Kunst." Da stellte Wieland seines Schwertes Spitze auf den Helm und fragte: „Fühlst du etwas?" — „Schlag kräftig", lachte Amilias, ehe du Ehre und Leben verlierst!" Da drückte Wieland auf das Schwert und die Klinge fuhr durch Helm und Panzer bis an den Griff. Mir ist, als liefe mir eiskaltes Wasser den Rücken hinunter", sprach Amilias. „Schüttel dich!" befahl Wieland (schütteln = sich bewegen). Da schüttelte sich der Meister und fiel in zwei Hälften zerschnitten vom Stuhl. Sprachlos standen die Zuschauer. Der König aber sagte: „Amilias war ein guter Schmied. Jetzt tritt ein besserer an seine Stelle."
Zu Karte 8: Wasserstraßen (Seite 102) Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift Was zeigt die achte Karte? — Die schiffbaren Wasserstraßen innerhalb des deutschen Sprachgebietes in Mitteleuropa. Es gibt zwei Arten von Wasserstraßen. Wie heißen sie? — 1. Die Seeschiffahrtsstraßen, die von Seeschiffen befahren werden. 2. Die Binnenschiffahrtsstraßen, die von Flußschiffen befahren werden. Wie sind die Seeschiffahrtsstraßen bezeichnet? — ... Wir suchen den NordOstsee-Kanal und die Flußmündungen, die für Seeschiffe ausgebaggert werden. Wie sind die Seehäfen bezeichnet? — ... Wir suchen einige Seehäfen an der deutschen Nord- und Ostseeküste. Die Binnenschiffahrt benutzt die Wasserstraßen der Flüsse und Kanäle. Die meisten Wasserstraßen sind für Schiffe bis 1350 Tonnen befahrbar. Das ist die Größe des Europakahns (r Kahn = ein flaches Lastschiff). Besonders wichtige Wasserstraßen sind auch für größere Schiffe bis 2000 Tonnen befahrbar. Welche sind es? — ... Einige Kanäle und Flüsse können nur von kleinen Schiffen befahren werden. Wie sind sie bezeichnet? — .. .
Die Binnenschiffahrtsstraßen dienen hauptsächlich dem Güterverkehr, und zwar dem Massengüterverkehr. Welche Massengüter werden gern auf dem Wasserwege befördert? — Kohle, Erz, Sand, Steine und Mineralöl. Das Netz der Wasserstraßen wird in sechs Gruppen geteilt. 1. Das Rheingebiet. Es umfaßt den Rhein und seine Nebenflüsse Mosel, Main und Neckar. Auf den Wasserstraßen des Rheingebietes werden jährlich rund 225 Millionen Tonnen Güter befördert. Wir nennen die wichtigsten Binnenhäfen! — Das westdeutsche Kanalgebiet. Es umfaßt das Industriegebiet an der Ruhr und den Dortmund-Ems-Kanal. Auf seinen Wasserstraßen werden jährlich rund 50 Millionen Tonnen Massengüter befördert. 3. Das Mittelland-Kanal-Gebiet. Es verbindet Ems, Weser, Elbe und Oder und führt über Hannover, Magdeburg und Berlin bis Fr ankfurt an der Oder. Über 20 Millionen Tonnen Güter werden auf dieser Ost-West-Verbindung verfrachtet. 4. Das Wesergebiet. Der Güterverkehr beträgt hier rund 17 Millionen Tonnen. 5. Das Elbegebiet. Der gegenwärtige Massengüterverkehr von 19 Millionen Tonnen wird durch den neuen Elbe-Seitenkanal (siehe Karte) bedeutend steigen. 6. Das Main-Donau-Gebiet. Der neue Main-Donau-Kanal zwischen Bamberg und Regensburg (wir suchen ihn auf der Karte) verbindet den Rhein mit der Donau. Er ermöglicht den Güterverkehr von den Nordseehäfen bis zum Schwarzen Meer. .. .
Einige Flußstrecken des Wasserstraßennetzes dienen auch dem Touristenverkehr. Welche sind es? — Die wichtigsten sind der Mittelrhein mit seinen Burgen und Weinbergen; die Elbe im Elbsandsteingebirge mit der „Sächsischen Schweiz" und die Donau zwischen Linz und Wien mit der schönen Wachau. 112
MÜNCHEN an der Isar 1 340 000 Einwohner (1974)
9.
München ist die Landeshauptstadt von Bayern und nach Berlin, Hamburg und Wien die viertgrößte Millionenstadt deutscher Zunge.
Im Hofbräuhaus
Ihre 900jährige Geschichte reicht bis in die Zeit Kaiser Barbarossas. Er gab dem Ort an der Isarbrücke, die der Sachsenherzog Heinrich der Löwe gebaut hatte, im Jahre 1158 das Markt-, Münz- und Stadtrecht. 1504 wurde München Haupt- und Residenzstadt Bayerns. Die bayrischen Herzöge und Kurfürsten befestigten und vergrößerten die Stadt. Die bayrischen Könige bauten sie großzügig aus. Residenzstadt ist die Landeshauptstadt seit 1918 nicht mehr, aber IndustrieMetropole ist sie geworden (Umsatz 1972 rund 16 Milliarden DM) und Stadt des Bieres ist sie geblieben. Das „Hofbräuhaus" besteht seit 1589. Die Münchener Brauereien lieferten 1972 rund 400 Millionen Liter Bier. Das „Oktoberfest", das größte Volksfest des deutschsprachigen Alpenlandes, ist auch ein Fest des Bieres.
2. Dabei will ich Ihnen gern helfen.
Theater- und Musikstadt, Wissenschafts- und Bildungsstadt ist München immer gewesen. Olympiastadt ist sie 1972 geworden. Stadt des „Föhns" wird sie genannt. Der Föhn, ein warmer Fallwind aus Italien, beeinflußt ihr Klima. Die griechischen Säulen, die römischen Bögen und die italienischen Barockfassaden (Bild oben) bestimmen ihre Architektur. Durch Klima und Architektur hat München einen südländischen Charakter bekommen (Bild unten). Deshalb ist die Stadt keine typisch deutsche Stadt, wie etwa Nürnberg oder Hamburg. Mit ihren prunkvollen Bauten aus königlicher Zeit und trotz ihres historischen Charakters ist München heute eine moderne und junge Stadt. Sie ist ein bedeutendes Kulturzentrum, ein wichtiger Knotenpunkt des Verkehrs, eine lebendige Weltstadt.
1. Welche Aufgaben hatte der Herzog eines germanischen Volksstammes? 2. Der Herzog war der Führer, der vor dem Heer zog, d. h. vor der Menge des Volkes ging oder ritt; der also den Volksstamm bei der Wanderung oder im Krieg führte und ihn meist auch im Frieden regierte. Das Stammesherzogtum Bayern kam bald unter den Einfluß des Frankenreiches. Die Franken christianisierten das Land und gründeten die Bistümer Salzburg, Regensburg und Passau. Karl der Große schützte sein Reich durch die Ostmark, das spätere Österreich. Er löste 788 das bayrische Stammesherzogtum auf. Es wurde ein Teil dieser Ostmark. Zu Anfang des 10. Jahrhunderts wurde das bayrische Herzogtum wieder selbständig und kam unter die Herrschaft der Wittelsbacher. Die Wittelsbacher Herzöge wurden im Jahre 1623 Kurfürsten des Deutschen Reiches.
(siehe Bildkarte 9 und 7)
Die Stadt München bedeckt eine Fläche von 311 qkm. Ein erster Spaziergang durch die Altstadt, die jetzt zum größten Teil Fußgängerzone ist, führt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und endet im „Englischen Garten", einem Park für Jedermann zum Verlaufen und zum Verliehen. An den „Englischen Garten" grenzt das Künstlerviertel „Schwabing" mit seinem Nachtleben, das gern von Fremden besucht wird. Auskünfte über die Stadt München gibt das Fremdenverkehrsamt der Landeshauptstadt: 8 München 2, Rindermarkt 5, oder die „Stadt-Information" am Stachus. 114
Von München durch Bayern und nach Salzburg
1. Gespräch: 1. Hier sind wir in einem bayrischen Brauhaus oder Bräuhaus. Bei bayrischem Bier und bayrischer Musik möchten wir mehr über die Bayern hören. 1. Warum nennen die Bayern dieses Brauhaus „ H o f bräuhaus"? 2. Weil hier für den Hof, die Residenz der bayrischen Könige, Bier gebraut wurde. 1. Wie lange gab es bayrische Könige? 2. Rund hundert Jahre lang. Von 1806 bis 1918, also von der Zeit Napoleons bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 1. Und vor 1806? 2. Da wurde hier Bier für die bayrischen Kurfürsten und Herzöge gebraut. 1. Können wir mehr von den bayrischen Herzögen und Kurfürsten hören? 2. Als die germanischen Bayern im 6. Jahrhundert in das Donau- und Alpenland kamen, hatten sie Stammesherzöge wie die anderen germanischen Volksstämme.
1. Was bedeutet das Wort „Kurfürst"? 2. „Küren" ist ein altes Wort für „wählen". Das Erste Deutsche Reich hatte sieben Kurfürsten, die beim Tode eines Kaisers den neuen Kaiser oder König kürten oder wählten. Ein Kurfürst ist also ein Wahlfürst. Aus dem Hause Wittelsbach wurden zwei deutsche Kaiser gekürt oder gewählt: Ludwig der Vierte (1314-47) und Karl der Siebente (1742-45). Die Zeit der Kurfürsten dauerte bis 1806. Aus den bayrischen Kurfürsten wurden die bayrischen Könige. Als Könige von Bayern regierten die Wittelsbacher bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 1918 wurde das Königreich Bayern zum Freistaat Bayern mit republikanischer Verfassung. Das Königreich Bayern war ein Teil des Zweiten Deutschen Reiches. Der Freistaat Bayern ist heute ein Teil der Bundesrepublik Deutschland. Er ist das größte Land der Bundesrepublik, aber nicht das volkreichste. 115
2. Gespräch: 1. Würden Sie uns noch einen Rat für die Fahrt durch Bayern geben?
Tagebuchblätter
2. Wenn Sie das Land Bayern in seinen heutigen Grenzen durchfahren wollen, so
kommen Sie nur südlich und östlich von München in ein rein bayrisches Land. Nördlich von München finden Sie bayrische und fränkische Gebiete und im Westen bayrische und schwäbische Landstriche. Im Südosten aber ging das alte Siedlungsland der Bayern weit in das heutige Österreich hinein. 1. Was gibt es im heutigen Bayern an Naturschönheiten zu sehen? 2. Da nenne ich Ihnen: die ragenden Berge der Bayrischen Alpen, die in der Zugspitze die Höhe von 2 962 m erreichen; die weiten Wälder des Hochgebirges, deren Holzreichtum den Bewohnern Arbeit und Gewinn bringt; die dunklen Augen der Bergseen, in deren klaren Wassern sich das Blau des Himmels herrlich spiegelt; die sanften Höhen des Vorlandes (sanft = weich und zart), auf denen Wiesen, Felder und Waldinseln parkartig wechseln; die dunklen Moore der Hochflächen, die in harter Arbeit entwässert und der Kultur zugeführt werden; die glänzenden Seen in den Flußtälern, deren weite Flächen zu allen Arten des Wassersports locken; die freundlichen Bauerndörfer, deren helle Kirchen entweder schlanke Türme oder spitze Kuppeln tragen. 1. Die alten Städte, die kunstreichen Klöster und die prunkvollen Schlösser Bayerns möchten wir auch besuchen! 2. Dann fahren Sie von München auf der Autobahn über Ingolstadt nach Nürnberg. Die ehemals Freie Reichsstadt galt bis zur Zerstörung im Bombenkrieg als die Perle der mittelalterlichen Städte Deutschlands. Nach der Stadtbesichtigung vergessen Sie nicht, ins Germanische Museum zu gehen. 1. Wie sollen wir weiterfahren? 2. Besuchen Sie von Nürnberg aus die unzerstörte alte Kaiser- und Bischofsstadt Bamberg und danach Bayreuth, die berühmte Richard-Wagner-Festspielstadt. Danach sehen Sie sich die Donaustädte Regensburg und Passau an. 1. Bei Passau sind wir an der Grenze Österreichs. 2. Überqueren Sie die Grenze nicht bei Passau, sondern erst bei Salzburg. Auf der bayrischen Seite der Grenze haben Sie gute Straßen bis zur Autobahn München—Salzburg—Wien. Den Besuch in Salzburg werden Sie nicht bereuen. 1. Und wie kommen wir nach München zurück? 2. Von Salzburg über die deutsche Alpenstraße bis Garmisch-Partenkirchen und von dort am Starnberger See entlang nach München. 116
Auf der Autobahn nordwärts Der schnelle BMW-Wagen saust über die Autobahn von München in nördlicher Richtung auf Nürnberg zu. Wir durchfahren die weite Donauebene und kreuzen den Strom an der uralten Ulbergangsstelle, die nach der Sage schon die Nibelungen benutzten, als sie von Worms zur Etzelburg im Hunnenland zogen. Auf der Hochfläche des nördlichen Donauufers halten wir an der Stelle der Autobahn, wo einst ein Grenzwall das Römerreich vom Germanenland trennte. Die befestigte Grenze mit mehr als tausend Wachttürmen begann nördlich von Koblenz bei Neuwied am Rhein und endete bei Kehlheim an der Donau westlich von Regensburg. Durch das malerische Tal der Altmühl führt die Autobahn auf die Höhe der Fränkischen Alb, zur Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. Der Regen hat das weiche Gestein des Gebirges in wunderliche Formen zerschnitten, daß es wie Säulen, Türme, Burgen und Schlösser aussieht. Im Innern soll es unterirdische Wasserläufe und märchenhafte Höhlen geben, so daß wir am liebsten halten möchten, um hinunterzusteigen.
In der Reichsstadt Nürnberg Am Kreuzpunkt der europäischen Völkerwege vom Rhein zur Donau und von der Ostsee zum Mittelmeer ist die Stadt entstanden. Kaufherren und Handwerker, Künstler und Gelehrte haben sie zu einer der bedeutendsten Städte des Mittelalters und zu einem Mittelpunkt der abendländischen Kultur gemacht. Albrecht Dürer, der Maler, ist Nürnbergs größter Sohn; Hans Sachs, der Dichter, vielleicht ihr bekanntester. Peter Vischer, der Erzgießer, und Veit Stoß, der Bildhauer, stehen mit weltbekannten Kunstwerken würdig neben ihnen. Um die reiche Handelsstadt des Mittelalters wuchs die moderne Industriestadt, ohne das schöne Alte zu zerstören. So stand in Nürnberg die Ruhe des Mittelalters neben der Unruhe der Neuzeit, die Schönheit des Alten neben der Nützlichkeit des Neuen. In diese herrliche Stadt, die sich stolz des Reiches Schatzkästlein nannte, schlug die Faust des Krieges und legte, wie in Würzburg, die kunstreiche Altstadt in Trümmer. Noch thront die mächtige Kaiserburg über der Stadt, deren Ringmauern und Türme erhalten sind. Die Stadt gleicht einem Baum, der aus gesunden Wurzeln neue Äste treibt, nachdem ein Gewittersturm seine Krone zerbrach (e Wurzel = r Wasserleiter der Pflanze in der Erde). Zum Glück waren die bedeutendsten Kunstwerke der Stadt in den Felsenkellern der Burg. So sind sie erhalten geblieben. Die hohen Kirchen von Sankt Lorenz und Sankt Sebaldus zeigen den Glanz ihrer alten Schönheit nach sorgfältiger Wiederherstellung. Ich habe das Sebaldusgrab, das Meisterwerk deutscher Gießkunst, im Chor der Sebalduskirche gesehen und das berühmte Sakramentshäuschen und den Gruß des Engels vor dem Altar der 117
Lorenzkirche. Der „Schöne Brunnen" steht wieder auf dem Hauptmarkt, und das Dürerhaus ist in seiner mittelalterlichen Gestalt neu aufgebaut worden. Das Germanische Museum, die einzigartige Sammlung aus allen Gebieten der deutschen Kunst und Kultur, ist wieder geöffnet.
In der Bischofsstadt Bamberg Die türmereiche Kaiser- und Bischofsstadt ist im Gegensatz zu Nürnberg unzerstört geblieben. Der Domberg mit der Stadt der Bischöfe ragt in alter Pracht über die Talstadt der Bürger. Wie ein steinernes Schiff steht das Alte Rathaus über dem Fluß und trägt diesseits das Wappen der Bürger und jenseits das Bischofswappen (s Wappen = s Abzeichen). Tausend verborgene Schönheiten bieten die Straßen und Gassen, die Höfe und Terrassen jedem, der sie zu sehen versteht. Außerordentliche Kunstwerke schmücken den Dom, in dem ein Kaiser und ein Papst ruhen.
In der Festspielstadt Bayreuth Am Roten Main liegt Bayreuth, eine stille Stadt ohne große Geschichte. Dort baute Richard Wagner sein Festspielhaus und zog die begeisterten Freunde seiner Werke in ihre Mauern (begeistern = bezaubern). Lange schon ist der Meister tot und ruht im Garten seiner Villa Wahnfried. Alljährlich aber zieht der Zauber seiner Festspiele die Augen der Welt auf Bayreuth und verwandelt die kleine Stadt für wenige Wochen in eine Weltstadt eigener Art.
In der Römerstadt Regensburg Regensburg, an der Mündung des Regens in die Donau, ist das Castra Regina der Römer. Mitten in der Altstadt steht noch heute der schwere Römerturm und nicht weit davon das steinerne Tor der Römer, die Porta Praetoria. Nach dem Vorbild solcher römischer Bauwerke hat das frühe Mittelalter die romanische Baukunst gebildet. In Regensburg und Köln entstanden ihre hervorragendsten Bauten auf deutschem Boden. Die Kölner Kirchen der romanischen Zeit haben die Bomben zerschlagen, die Regensburger Gotteshäuser aber sind erhalten geblieben und geben ein gutes Bild jener frühen und ernsten Kunst. Die stumpfen und starken Türme des Niedermünsters, der Alten Kapelle und der Schottenkirche haben keine große Höhe. Ihre starken Mauern mit festen Rundbögen an Fenstern und Pforten machen die romanischen Kirchen zu festen Gottesburgen. Runde Säulen tragen in der Jakobskirche und im Obermünster flache Decken über feierlichen Innenräumen mit hohen Chören. Strenge Steinbilder und ernste Wandgemälde erinnern in der Allerheiligenkapelle und am Nordportal der Schottenkirche an die germanische Vorzeit. Neben dem strengen romanischen Regensburg steht das zarte gotische Regensburg mit dem herrlichen Dom Sankt Peter und seinem Kreuzgang. 118
Im Innern von Sankt Emmeran und in der Alten Kapelle spielt das Barock in freien Formen und glänzt in Silber und Gold. Um 1800 kommen wieder ruhige und milde Bauten in das Stadtbild, das sich in der Neuzeit wenig verändert hat. Das alte romanische Regensburg aber, das Bonifatius 739 zum Bischofssitz machte, das 1245 eine Freie Reichsstadt wurde, ist das echte Regensburg geblieben und steht über dem gotischen der reichen Kaufherren und dem barocken der alten Reichstage. Es wird von dem neuen Regensburg weder erreicht noch übertroffen.
In der Dreiflüssestadt Passau Am Zusammen fl uß von Donau, Inn und Ilz liegt Passau. Die Stadt hat nichts mehr von der Strenge Regensburgs. Wohl reicht auch ihre Geschichte in die graue Vorzeit hinab; aber die großen Brände von 1662 und 1680 haben die meisten alten Bauten zerstört. Die Kunst des Barocks beherrscht die Altstadt und gibt ihr ein südliches Aussehen. Auf der schmalen Landzunge zwischen den Flüssen steigt Passau mit flachen Dächern, steinernen Treppen und malerischen Durchgängen zum Domberg hinauf. Das mächtige barocke Gotteshaus beherrscht mit seinen Kuppeltürmen das Stadtbild von allen Seiten. In seinem Innern steht eine der größten Orgeln der Welt mit 17 000 Pfeifen. Der stille Domplatz mit den Domherrenhöfen und der freundliche Residenzplatz hinter dem hohen Domchor machen einen südländischen Eindruck. Vom Residenzplatz geht man nördlich über den Rathausplatz zum Donauufer und südlich zum Innufer hinab. Flußabwärts erreicht man die Spitze der Landzunge, die die Altstadt trägt. Da steht man an der Kreuzung der beiden Straßen, denen Passau seine Entstehung zu danken hat: der alten West-Ost-Verbindung der Nibelungenstraße, die der Donau bis Wien und ans Schwarze Meer folgt, und der großen Nord-Süd-Verbindung der Römerund Kaiserstraße, die durch das Inntal nach Italien geht.
In der Festspielstadt Salzburg Die Festspielstadt Salzburg hat uns für zwei Tage nach Österreich gelockt. Wir haben eine der besten Aufführungen der „Zauber fl öte" gesehen, die es zur Zeit gibt. Die Festspiele und das Museum im Geburtshaus Mozarts haben uns einen Einblick in das Leben und Schaffen des großen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart vermittelt. Die zauberhafte Altstadt ist eine der entzückendsten Barockstädte Europas. Salzburg war schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit ein Mittelpunkt europäischer Kultur und Wirtschaft. Aus dem Salzhandel stammt der frühe Reichtum der Stadt. Das Schloß Mirabelle ist mit seinem Park das schönste Bauwerk Salzburgs. Dom- und Bischofsresidenz bilden den Mittelpunkt der Altstadt. Vor dem prachtvollen Eingang des Gotteshauses wurde am Abend das erschütternde Jedermann-Spiel aufgeführt, das an die Totentanzbilder in mittelalterlichen Kirchen erinnert. Den Rundgang durch die Stadt beenden wir auf der Festung Hohensalzburg. Ihre Innenräume geben einen lebendigen Eindruck von der hohen Kultur mittelalterlicher Burgen. Vom Dach der Festung blicken wir auf die Stadt der Festspiele, die wir nur ungern verlassen haben. 119
Neuschwanstein, Märchenschloß und Gralsburg
Die Gralssage
Im Jahre 1868 schrieb König Ludwig der Zweite von Bayern an Richard Wagner: „Ich habe die Absicht (e Absicht = s Ziel und r Plan), die obere Burgruine Hohenschwangau im echten Stil der alten deutschen Ritterburgen neu aufbauen zu lassen und muß Ihnen sagen, daß ich mich sehr darauf freue, dort einst zu wohnen. Der Punkt ist einer der schönsten, die zu finden sind. Auch Erinnerungen an Tannhäuser (Sängersaal mit Aussicht auf die Burg im Hintergrund) und an Lohengrin (Burghof, offener Gang, Weg zur Kapelle) werden Sie dort finden. Die Burg wird schöner und wohnlicher werden als das untere Hohenschwangau."
Der Gral ist ein Smaragd, ein grüner Edelstein mit wunderbaren Kräften. In einer einsamen Burg in Spanien, der Gralsburg, ruht der heilige Stein wie das Götterbild eines Tempels in einer wundervollen Kapelle. Die Gralsburg liegt auf steiler Bergeshöhe. Ein dichter Wald, den keiner durchdringen kann, den der Gral nicht ruft, schließt sie von der Welt ab. Aber auch für den, der die Burg gefunden hat, bleibt der Gral ein Geheimnis (s Geheimnis = s Unbekannte), wenn er nicht nach dem Heiligtum fragt. Eine Schar ausgewählter Ritter dient dem Gral unter ihrem König, dem Gralskönig.
Diese untere Burg hatte des jungen Königs Vater gekauft und als Sommersitz neu aufbauen lassen. In Hohenschwangau war sein Sohn Ludwig zwischen riesigen Wandbildern alter deutscher Sagen und Geschichten aufgewachsen. Der zarte, romantische Prinz (r Prinz = Mitglied eines Fürstenhauses) bewunderte die mittelalterlichen Helden und Ritter so sehr, daß er bald ganz in ihrer Welt lebte. Als nun Richard Wagners Opern die alten Sagen in neuem Glanz durch die ganze Welt trugen, wuchs die Bewunderung des Prinzen für den Dichter und Komponisten seiner Lieblingssagen. Der prinzliche Bewunderer wurde zum königlichen Freund Richard Wagners.
Wächter des Grals zu sein ist die höchste Ehre eines Ritters. Mutig und tapfer (tapfer = heldenhaft), treu und rein müssen die Diener des Grals sein. Wenn der Gralskönig das Heiligtum aus seinem Schrein hebt, glüht es in himmlischem Licht. Wer den Gral schaut, dem wird das Haar nicht grau. Er kann weder alt noch krank werden. Gralskönig zu sein ist die höchste Würde dieser Welt.
Als König wollte Ludwig der Zweite das Schloß Hohenschwangau, das Werk seines Vaters, durch einen eigenen Bau übertreffen. In dem romantischen Sinn des Königs mischten sich die Bilder der alten Heldensagen mit den Szenen der neuen Wagneropern (e Szene = r Schauplatz). Zuerst war eine Schwanenburg im Sinne der Oper Lohengrin geplant. Dann sollte eine Sängerkriegsburg nach der Oper Tannhäuser die historische Wartburg an Größe und Schönheit übertreffen. Entstanden ist eine Gralsburg nach dem Vorbild des Parzival. Dieses Traumschloß mit Burghof, Sängersaal und Thronkapelle (r Thron = r Herrschersitz) erhielt den Namen Neuschwanstein zur Erinnerung an die alte Burg Schwanstein, die dort gestanden hat.
Hier beginnt Richard Wagners große Oper Parzival. Der Komponist schickte 1865 einen Entwurf an König Ludwig den Zweiten (r Entwurf = r erste Plan) und nannte das Werk ein Festspiel. Im Jahre 1882 wurde Parzival im Festspielhaus zu Bayreuth aufgeführt (aufführen = spielen). Nach dem Willen des Komponisten sollte das Werk dreißig Jahre lang nur dort gespielt werden.
Der weißgraue romanische Burgbau mit der herrlichen Aussicht auf das Schloß Hohenschwangau, erhielt im Innern eine märchenhafte Einrichtung. Mit immer neuen Plänen und Wünschen überraschte der König seine Baumeister. Die achtzehnjährige Baugeschichte ist eng mit dem Leben und dem Schicksal des unglücklichen Königs verbunden, der das unfertige Schloß schon bewohnte und dort immer einsamer und weltfremder wurde. Über den kranken König brach das Unglück herein, das seinen Geist verdunkelte.
Hier ist der Gang der Handlung: Parzival kommt in den heiligen Wald und wird durch den Wächter zur Gralsburg geführt. Parzival sieht die Leiden des Königs und schaut den Gral in himmlischem Licht. Weil Parzival weder nach des Königs Leiden noch nach dem Geheimnis des Grals fragt, muß er die Burg verlassen.
Mit seiner Märchenburg vor den Alpenhöhen hatte der König das Herz der Bergbewohner gewonnen. Als die Minister ihn gegen seinen Willen fortbringen wollten, standen die Bauern zu seinem Schutz auf. Erst eine Gruppe von Ärzten konnte ihn aus seinem Schloß holen. Anderthalb Tage später war der König tot. Er war im Starnberger See ertrunken und hatte den Arzt mit in den Tod gerissen. Die Trennung von seinem Lieblingsschloß hatte er nicht überleben wollen. 120
Nun war der Gralskönig Anfortas in irdische Liebe gefallen und darum des Königtums nicht mehr würdig. Er hatte den heiligen Speer im Kampfe verloren und lag mit einer unheilbaren Wunde krank darnieder. Da wählte der Gral Parzival zu seinem Nachfolger.
Groß und feierlich ist die Musik, ernst und packend das Spiel auf der Bühne (e Bühne = e Spielfl äche). In drei gewaltigen Akten (r Akt = r Aufzug) schreitet die Handlung von der Gralsburg zum Garten Klingsors und wieder zur Gralsburg zurück. Zwischen den feierlich ernsten Außenakten steht der weltliche Mittelakt voll überschäumender Lebensfreude.
Der zweite Akt führt Parzival in Klingsors Zaubergarten zum Tanz der Blumenmädchen und in die Arme der schönen Kundrie. Er bleibt aber nicht bei ihr, sondern gewinnt den heiligen Speer des Königs zurück. Nach langem Suchen findet er den Weg zur Gralsburg wieder. Am Morgen des Karfreitags kommt Parzival zum zweitenmal in die Gralsburg. Mit dem heiligen Speer schließt er des Königs Wunde. Dann enthüllt er den Gral, der in seiner Hand wunderbar leuchtet. Der geheilte Anfortas huldigt ihm mit allen Rittern als Gralskönig (huldigen = als Herrn anerkennen). 121
He /singborg
Autobahn, besonders stark befahren Autobahn, normal stark befahren ==== Autobahn im Bau Wichtige Straße (zur Ergänzung des Autobahnnetzes) Wichtige Autofähre Autobahntunnel -•F Straßentunnel Europastraße E 4
Fredericia
Zu Karte 9: Autobahnen (Seite 123) Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschriftt Was zeigt die neunte Karte? — Das Autobahnnetz im deutschen Sprachgebiet mit den Verbindungen in die Nachbarländer. Wie unterscheiden sich die Autobahnen von anderen Straßen? — Sie sind kreuzungsfreie Fernverkehrsstraßen, die nur dem Schnellverkehr mit Kraftfahrzeugen dienen. Jede Autobahn hat zwei oder drei Fahrbahnen in beiden Richtungen. Sie sind durch einen grünen Mittelstreifen getrennt. Wann wurde die erste Autobahn gebaut? — 1932 zwischen Köln und Bonn. Seit 1950 werden in den meisten europäischen Ländern ebenfalls Autobahnen gebaut. Das Autobahnnetz der Bundesrepublik war Ende 1974 rund 6000 km lang. Die DDR hatte 1400 km Autobahnen. In der Schweiz gab es 900 km Autobahnen und in Österreich 800 km. Österreich und die Schweiz haben die schwierige Aufgabe, die Autobahnen über den Hauptkamm der Alpen zu führen. Wir suchen die Wege, die von Innsbruck, Salzburg und Wien, von Bern, Basel und Zürich über die Alpen führen. Welche Nord-Süd-Autobahn ist fertiggestellt ? — ... . Einige Autobahnen sind besonders stark befahren. Sie sind dunkelgrau gezeichnet. Diese Autobahnen werden täglich, also alle 24 Stunden, von über 20 000 Kraftfahrzeugen benutzt. Das ist der Jahresmittelwert der internationalen Straßenverkehrszählung. Die normal benutzten Autobahnen werden in 24 Stunden von 10 000 bis 20 000 Fahrzeugen benutzt. Wir suchen die dunkelgrauen, besonders stark befahrenen Autobahnen, die meist sechsspurig ausgebaut sind. Wir sagen, wie sie verlaufen. — .
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-' "A achen 1 F tlonn e Siedlung = ein Wohnplatz). An ihrer Stelle bauten die Römer 2000 Jahre später ein Kastell, das nach 500 Jahren in die Hände ger- _^-° manischer Stämme fiel. Bis zum 12. Jahrhundert besiedelten und regierten Franken und Bayern das heutige Österreich, das damals die Ostmark, d. h. das Grenzland des Deutschen Reiches im Osten war. Im Jahre 1156, zur Zeit Kaiser Barbarossas, wählten die Babenberger Herzöge Wien zu ihrer Residenz. Ihnen folgten die Habsburger. Sie machten Wien 1282 zu ihrer Landeshauptstadt und 1438 zur deutschen Reichshauptstadt. Die Stadt wurde ein Zentrum der abendländischen Kultur und eine Festung Europas gegen den Islam. An ihren Mauern zerbrach 1683 der Siegeszug der Türkenheere. 1806 wurde Wien die österreichische Kaiserstadt. Am Ende des 19. Jahrhunderts war sie mit mehr als zwei Millionen Einwohnern zur Weltstadt herangewachsen. Seit 1918 ist Wien die Hauptstadt eines kleinen Landes im Herzen Europas. Wegen ihrer günstigen Lage und wegen ihrer großen Vergangenheit ist die Stadt eine kulturelle und wirtschaftliche Drehscheibe zwischen Ost und West.
Den besten Blick auf Wien haben wir vom Kahlenberg, einem Ausläufer des Wienerwaldes, der die Stadt im Norden und Westen einschließt. Im Osten bildet die Donau die Grenze der Stadt. Im Süden reicht sie bis an den Wiener Flughafen. Im Häusermeer der Stadt sind westlich des Donaukanals zwei halbkreisförmige Straßenzüge deutlich zu erkennen: die Ringstraßen und die Gürtelstraßen. Der 3 km lange Ring schließt die Altstadt ein. Hier standen im Mittelalter die Stadtmauern und Türme. Zum besseren Schutz der Stadt wurden vor der Mauer Außenwälle angelegt, die später in die 13 km langen Gürtelstraßen umgewandelt wurden. Mit einem Stadtplan finden wir alle wichtigen Punkte: In der Altstadt den Stephansdom und die Hofburg (Bild unten); am Ring das Burgtheater und die Oper; zwischen Oper und Stephansdom die Kärntner Straße; zwischen Ring und Gürtel die Universität, das Parlament (Bild oben) und das Rathaus und ganz im Süden das Schloß Belvedere des Prinzen Eugen, der kaiserlicher Feldherr im Türkenkrieg war; in den Außenbezirken den Prater mit dem Riesenrad und das Kaiserschloß Schönbrunn. 130
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In der Hofburg 1. Gespräch: 1. Wir stehen auf dem Heldenplatz in der Hofburg. Die Hofburg ist die Residenz der Habsburger. Sie ist eine der ältesten und berühmtesten Residenzen des Abendlandes. Vor uns steht der Riesenbau der Neuen Hofburg. Sie dient heute als Museum. Das Kunsthistorische Museum und das Völkerkundemuseum sind in ihren Prachträumen untergebracht. 2. Was können Sie uns über die Geschichte der Hofburg sagen? 1. Links von uns liegt die Alte Hofburg. Sie wurde 1279 als Festung gebaut und mit wehrhaften Türmen und Gräben versehen. Von dieser alten Festung ist nicht mehr viel erhalten. Sie wurde immer wieder umgebaut und erweitert. Mit ihren Höfen und Gängen, mit der Burgkapelle und zwei Schatzkammern, die des Heiligen Römischen Reiches weltliche und kirchliche Schätze bergen, mit den kaiserlichen Schauräumen und dem prunkvollen Amtssitz des Bundespräsidenten, mit der Staatsbibliothek und der Augustinerkirche, in der die Herzen der Habsburger ruhen, mit der Spanischen Reitschule und dem berühmten Augustinerkeller unter der Burg, sind nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten genannt. Die Alte und die Neue Hofburg bilden mit dem äußeren Burgtor, mit dem Burggraben und dem Heldenplatz, auf dem wir stehen, eine kleine Stadt in der Großstadt Wien. 2. Was können Sie uns über die Dynastie der Habsburger sagen? 1. Das Geschlecht der Habsburger stammt von einer Burg gleichen Namens, von der Habsburg in der Schweiz. Die Habsburger haben zuerst großen Landbesitz in der Schweiz erworben, dann im Elsaß und im heutigen Österreich, der alten Ostmark des Ersten Deutschen Reiches. Im Jahre 1276 verlegten die Habsburger ihre Residenz nach Wien. 642 Jahre lang war die Hofburg die Residenz der Habsburger. Sie regierten dort zuerst als Herzöge von Österreich, dann als deutsche Kaiser und zuletzt als Kaiser von Österreich. 2. Wie kamen die Habsburger zu ihrer weltweiten Macht? 1. Durch Politik und Heirat haben die Habsburger großen Landbesitz in allen Teilen Europas erworben. Den Höhepunkt ihrer Geschichte erreichten die Habsburger unter Kaiser Maximilian I., der von 1493 bis 1519 regierte und unter Kaiser Karl V., der von 1519 bis 1556 herrschte. Weil ihm auch die spanischen Kolonien in der Neuen Welt gehörten, konnte er stolz sagen: „In meinem Reich geht die Sonne nicht unter." 2. Wann begann der Niedergang der Habsburger Dynastie? 1. Die Reformation und der 30jährige Krieg leiteten den Niedergang der Habsburger Dynastie ein, die 1806 die deutsche Kaiserkrone niederlegen mußte. Der Atem der großen Geschichte aber weht noch immer durch die Hofburg, in der heute das kleine Land Österreich regiert wird. 131
2. Gespräch: 2. Welchen Weg empfehlen Sie uns durch das Land Österreich? 1. Das kleine Österreich ist lang und schmal. Von Osten nach Westen hat es eine stattliche Ausdehnung (stattlich = eindrucksvoll). Sie reicht von der ungarischen Grenze bis zur Schweiz oder vom Donauknie in der Slowakei bis zur Mündung des oberen Rheins in den Bodensee. Zwischen dem Norden und dem Süden des Landes liegen hohe Gebirgsketten, die Deutschland von Italien trennen. Eine Autorundfahrt durch unser Land ist zeitraubend und anstrengend. 2. Es muß keine Autofahrt sein.
1. Am besten sieht man Österreich aus der Luft, aus einem kleinen Flugzeug oder Hubschrauber. Bei schönem Wetter haben Sie einen herrlichen Blick auf endlose Alpenketten mit zahllosen Schneebergen. Die österreichischen Alpen ziehen sich von Wien an der Donau über Salzburg und Innsbruck bis Bregenz am Bodensee. Sie grenzen im Norden an das Donautal mit Burgen, Schlössern und Klöstern und im Süden an das Tal der Drau mit Wäldern, Seen und Feldern. Sie können Ihre Reise auch bei einer großen Fernbuslinie buchen. Führung, Übernachtung und Frühstück sind dann im Preis einbegriffen. Die Busse sind von modernster Bauart und bieten viele Bequemlichkeiten. Das Programm der Besichtigungen ist von Fachleuten aufgestellt und wohl durchdacht. Auch die Eisenbahn ist zu empfehlen. Die neuen Fernschnellzüge bieten viele Vorteile. Sie können die Fahrt unterbrechen wo Sie wollen und sogar von der Bahn aufs Schiff umsteigen. 2. Und welchen Weg schlagen Sie uns vor? 1. Fahren oder fliegen Sie von Wien nach Graz. Sie überqueren dabei die Ostalpen am Semmeringpaß und kommen in die grüne Steiermark. Von Graz, der Hauptstadt der Steiermark, geht die Reise am Südrand der Alpen nach Westen. An die Steiermark grenzt das Kärntner Land mit der Hauptstadt Klagenfurt am Wörther See. Über den Tauernpaß oder durch den Tauerntunnel kommen Sie nach Badgastein und weiter ins Tal der Salzach. Dem Tal der Salzach folgen Sie aufwärts bis Zell am See. Von dort geht die Großglocknerstraße über eine der schönsten Alpenketten bis ins Drautal hinunter. Wenn Sie der Drau flußaufwärts folgen, kommen Sie ins Tiroler Land und über den Brennerpaß nach Innsbruck, die schöne Hauptstadt Tirols. Von Innsbruck folgen Sie dem Flußtal des Inn abwärts bis ins Salzburger Land. 2. Die Stadt Salzburg haben wir schon gesehen, als wir von Passau kamen. Wir fahren aber gern noch einmal in die weltbekannte Mozart- und Festspielstadt. 1. Von Salzburg kommen Sie durchs Salzkammergut bis zur Stadt Linz an der Donau. Hinter Linz beginnt der schönste Teil des Donautales, die Wachau. Ich rate zu einer Schiffsreise durch die Wachau, die bis nach Wien zurückführt. Sie werden diese Fahrt nicht vergessen. 2. Wir danken Ihnen und werden Ihrem Rat folgen. 132
Reiseberichte Ober die Ostalpen in die Steiermark und nach Kärnten Der wichtigste Übergang über die Ostalpen ist der Semmeringpaß. Für die Habsburger Kaiser war die Paßstraße von besonderer Bedeutung, weil sie die Verbindung zu ihren Besitzungen südlich der Alpen herstellte. Der Brennerpaß und die Gotthardstraße in den Zentralalpen hatten seit den Tagen Karls des Großen eine noch größere Bedeutung für die Franken-, Sachsen- und Staufenkaiser. Heute führt eine moderne Autobahn von Wien über die Höhen des Wiener Waldes bis Wiener-Neustadt. Die Stadt ist keine moderne Vorstadt von Wien, wie man annehmen könnte, sondern eine Grenzfestung aus dem 12. Jahrhundert mit dem Grab Kaiser Maximilians des Ersten. Hinter Wiener-Neustadt führt die alte Paßstraße in südwestlicher Richtung zum Paß hinauf. Der moderne Verkehr überwindet die Paßhöhe (980 m), die jetzt zu einem Sommer-Luftkurort für die Wiener geworden ist, ohne jede Mühe. Jenseits des Passes führt die Straße ins Kärntner Land hinunter. Bei Bruck an der Mur biegen wir links ab und folgen dem Tal der Mur bis in die Steiermark. Wir besuchen Graz, die Hauptstadt der Steiermark. Graz ist die zweitgrößte Stadt Österreichs und die letzte Hochburg deutscher Sprache und deutscher Kultur vor der Grenze der slawischen Länder. Im frühen Mittelalter stand auf der Höhe über der Mur eine Burg, die das Tal beherrschte. Sie gehörte den Grafen von Steyer, die das Grenzland regierten. Im 13. Jahrhundert kam die Stadt mit der Mark der Grafen von Steyer (daher der Name Steyermark) an das Haus Habsburg. Seitdem ist Graz mit Wien und dem österreichischen Kernland eng verbunden (r Kern s feste Innere). Die berühmte Universitäts- und Gelehrtenstadt ist eine moderne Industriestadt geworden, die zu den schönsten Städten dieser Art in Europa zählt.
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Einen herrlichen Blick auf die Stadt hat man von der Höhe des Schloßberges. Von seiner Terrasse überschaut man alle Sehenswürdigkeiten der Stadt. Beim Rundgang durch die Straßen und Gassen der Altstadt besichtigten wir den Dom aus dem 15. Jahrhundert mit reichem Innenschmuck, das „Landhaus" aus dem 16. Jahrhundert mit dreistöckigen Bogengängen im Innenhof und das Landesmuseum aus dem 19. Jahrhundert mit einzigartigen landeskundlichen Sammlungen. Neben der neuen Autobahn Graz — Klagenfurt benutzt der Verkehr noch die alte Hauptstraße, die in zahllosen Windungen bis Klagenfurt führt. Acht Kilometer vor der Hauptstadt Kärntens erhebt sich auf einer Bergkuppe eine wehrhafte Kirchenburg auf den Fundamenten einer römischen Festung. Am Wege nach Klagenfurt steht der „Kärntner Herzogsstuhl", ein riesiger Steinsessel aus vorgeschichtlicher Zeit, der lange als Gerichtsstuhl benutzt wurde. Die verkehrsreiche Hauptstadt Klagenfurt liegt nahe am Wörther See, der wegen der herrlichen Lage und des günstigen Klimas Massen von Badegästen anzieht. 133
Durch den Tauerntunnel nach Norden
In der Hauptstadt Tirols
Im Tal der Drau, vorbei an den sonnenwarmen Kärntner Seen, die im Sommer von Badegästen überfüllt sind, fahren wir flußaufwärts bis Spittal. Wir bleiben auf der Hauptverkehrsstraße, bis wir rechts in die Bergstraße einbiegen, die uns zur Verladestation des Tauerntunnels führt.
Für den Besuch Innsbrucks haben wir zwei Tage gebraucht. Die Hauptstadt Tirols liegt an der uralten Heer- und Handelsstraße über den Brennerpaß. Die Paßhöhe ist mit 1370 m der niedrigste Übergang über die Hauptkette der Alpen und deshalb eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Deutschland und Italien. Die Brenner-Eisenbahn und die Brenner-Autobahn benutzen den alten Paßweg. Sie überschreiten auf der Paßhöhe die italienisch-österreichische Grenze, die heute die Grenze zwischen Nord- und Südtirol ist.
Die Auffahrt der Autos auf die Eisenbahnwagen für die Tunnelfahrt ist vorbildlich geregelt. Der Autozug durchquert die 3000-Meter-Berge der Hohen Tauern und kommt bei dem bekannten Kurort Gastein wieder ans Tageslicht. Im Gasteiner Hochtal sprudeln in Badgastein die weltberühmten radioaktiven Quellen mit ihrem heilkräftigen Wasser. Hangaufwärts aber staffeln sich in Hofgastein neuzeitliche Hotelburgen, die nicht nur auf kranke Kurgäste warten. Über diesen beiden Orten ist der hochmoderne Winterschiplatz Sportgastein entstanden. Das Gedränge der Kurgäste aus aller Welt beweist, daß Gastein seine internationale Beliebtheit nicht verloren hat. Durch das großartige Tal mit einer Fülle wunderschöner Spazierwege fließt ein schmaler Gebirgsbach. Die Straße folgt dem Wasserlauf, der schließlich in die Salzach mündet. Im Salzachtal erreichen wir die Schnellstraße, die rechter Hand flußabwärts nach Salzburg führt und linker Hand flußaufwärts in die Alpenhochstraße mündet, die über den Großglockner-Paß ins Drautal zurückführt.
Ober die Großglockner Hochalpenstraße nach Süden -
Zwischen den Tälern der oberen Salzach und der oberen Drau zieht sich die gewaltige Alpenkette der Hohen Tauern von Westen nach Osten. Von ihrer höchsten Spitze, dem Großglockner (3797 m), senkt sich das Fuschertal nach Norden zur Salzach und das Mölltal nach Süden zur Drau. Diese beiden Täler benutzt die großartige Hochalpenstraße. Sie steigt in gewaltigen Schleifen durch das Fuschertal bis zum Hochtor und führt dann steil ins Mölltal hinab. Die Paßhöhe liegt bei 2576 Metern. Die Großglocknerstraße hat zwei besonders schöne Seitenstrecken. Die eine führt vor der Paßhöhe links zur Edelweißspitze (2577 m), die einen Rundblick auf 37 Dreitausender (Berge über 3000 m) und 19 Gletscher (Eisströme) bietet. Die andere Seitenstraße führt hinter der Paßhöhe rechts zum Glocknerhaus (2131 m). Auf der Paßhöhe sind wir zwischen meterhohen Schneewänden hindurchgefahren, die auch im Sommer nicht schmelzen wollen. An der FranzJosef-Höhe (2577 m) trennt der gewaltige Eisstrom des Pasterzengletschers die Straße von der steilen Felswand der Großglocknerspitze. Den Berg selbst sollte man nur mit einem geübten Bergführer erklettern. Wir sind über den Gletscher gewandert, der der zeitweise größte Alpengletscher ist. Dann sind wir zur Talfahrt nach Süden gestartet. 134
Die Brenner-Eisenbahn ist eine internationale Linie, die Rom mit Berlin verbindet. Sie kreuzt in Innsbruck eine ebenso wichtige Linie von europäischer Bedeutung, die von Paris nach Wien führt. Die Brenner-Autobahn führt nordwärts über die neue Europabrücke nach Innsbruck und München. Sie ist die höchste Brücke Europas und erspart dem Autofahrer eine 20 km lange mühsame Berg- und Talfahrt. Mit dem Ausbau des italienischen Teilstücks der Autobahn ist der Brennerpaß einer der modernsten Übergänge über die Alpen geworden. Wir sind in Innsbruck durch die Altstadt gewandert. Wir haben die Hofburg besucht und in der Hofkirche das Grabdenkmal Kaiser Maximilians des Ersten bewundert. Es ist ein Meisterwerk des Nürnberger Erzgießers Peter Vischer mit 28 überlebensgroßen Erzstatuen von besonderer Schönheit. Kaiser Maximilian mit dem Beinamen der letzte Ritter, weilte gern in Innsbruck. Er zählt zu den bedeutendsten deutschen Kaisern aus dem Hause Habsburg. Maximilian baute für die Hofburg eine silberne Kapelle und ließ den Erker der Fürstenburg mit einem vergoldeten Kupferdach versehen, als er das Gebäude zu seiner kaiserlichen Residenz erwählt hatte. Wer diese Sehenswürdigkeiten, das Goldene Dach und die Silberne Kapelle, in der Altstadt sucht, findet unterwegs eine Menge mittelalterlicher Bürgerhäuser neben malerischen Stadttoren, bekränzten Bogengängen, rauschenden Brunnen und freundlichen Erkern. Wer durch die Straßen der Stadt wandert, achte dabei auf eine der großen Sehenswürdigkeiten der Stadt, den berühmten Blick auf die steilen Schneeberge. Sie stehen am Ende jeder Straße und Gasse und bilden den Hintergrund aller Türme und Kuppeln, wenn man südwärts blickt. Besonders schön steht die Annasäule auf der Hauptstraße der Neustadt vor der Pracht der Schneeberge. Die Straße, die wie ein langer Platz wirkt, trägt den Namen Maria Theresias. Sie war die einzige Frau auf dem Habsburger Thron, die auch deutsche Kaiserin war. Ihr verdankt die Stadt manche großzügige Anlage. Sie ließ auch die Hofburg wieder aufbauen, die einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen war. Die Landeshauptstadt Tirols ist nicht nur eine weltbekannte Fremdenverkehrsstadt. Sie ist auch ein Wintersportplatz von internationalem Rang, der zweimal in 12 Jahren zum Schauplatz der Olympischen Winterspiele gewählt wurde. 135
Durch die Wachau In Linz hatte unsere Donaufahrt begonnen. Die Hauptstadt Oberösterreichs, eine neue Industriestadt mit altem Dom, ist wie die meisten Donaustädte auf einem römischen Kastell erbaut und im deutschen Mittelalter zur Stadt herangewachsen. Gemächlich gleitet das Schiff auf dem Strom. Als Türme und Schornsteine der Stadt im Hintergrund verschwinden, kommt der weite Bogen der Ostalpen allmählich näher an die Donau heran. Da, wo seine Berge den Fluß berühren, wendet sich die Donau scharf nach Norden und durchbricht überraschend das Urgestein der Randberge. Dabei schneidet sie eine der großartigsten Tallandschaften Europas in das dunkel bewaldete Gebirgsland: die herrliche Wachau. Der Strom windet sich zwischen Weinbergen und Obstgärten hindurch oder verschwindet hinter schroffen Felsen. Trotzige Burgen grüßen von steilen Höhen. Klosterpaläste und Schlösser spiegeln sich in den Gewässern. Der eindrucksvolle Bau auf steilem Felsufer ist das Kloster Melk. Das Schiff legt an, damit die Fahrgäste eines der großartigsten Barockklöster Europas besichtigen können. Die riesige Kathedrale macht einen feierlichen Eindruck. Majestätisch wirken die weiten Stiftsgebäude, das fürstliche Treppenhaus, die große Galerie mit den Kaiserbildern, der Marmorsaal und die Bibliothek. Der gewaltige Burgbau, den wir auf der Weiterfahrt auf schroffer Höhe bewundern, ist die Burg Aggstein. In einer großen Schleife der Donau liegt die Ruine Dürnstein über dem Städtchen gleichen Namens. Von der zerfallenen Burg geht ein Kranz von Mauern bis zum Fluß hinab. Kurz vor Krems, der Hauptstadt der Wachau, liegt der Klosterberg Göttweig, die Gralsburg Österreichs. Das Kloster mit seinen klassischen Fürstenzimmern, der prächtigen Kaisertreppe und der reichen Kunstkammer gleicht mehr einem Schloß als einer Kirche. Die Stadt Krems hat, wie keine andere Stadt dieser Gegend, ihr altes Aussehen bewahrt. Das mittelalterliche Rathaus und die gotische Frauenkirche fordern zum Besuch auf. Die engen, steilen Gassen, die der Durchgangsverkehr meidet, versetzen uns mit vielen gotischen und barocken Häusern in eine vergangene Zeit. Hinter Krems breitet das Tiefland seine weiten Ebenen zu beiden Seiten des Stromes aus, bis die Höhen des Wienerwaldes als letztes Ende der Alpenkette an den Fluß stoßen. Zu Füßen des Kahlenberges liegt die Stadt Klosterneuburg. Ein Markgraf des Ersten Deutschen Reiches gründete hier im Jahre 1106 ein Kloster. Seine Nachfolger erweiterten es zu einem gewaltigen Bauwerk, das heute ein riesiger Schrein für Kunstwerke der Romanik, der Gotik und des Barock ist. Als wertvollste Kostbarkeit gilt ein Altar aus dem 12. Jahrhundert, der zu den besten Schöpfungen der mittelalterlichen Goldschmiedekunst gehört. Auf der Weiterfahrt erscheinen hinter der Kuppe des Kahlenberges die Türme der Stadt Wien. Die blaue Donau und die grünen Höhen des Wienerwaldes bilden den Rahmen für ein selten schönes Stadtbild.
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Es liegt ein Schloß in Osterreich
(ein steirisches Volkslied)
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ro - tern Gold, mit Mar - mor - stein
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ge - mau - ert.
Darinnen liegt ein junger Knab auf seinen Hals gefangen, Wohl vierzig Klafter tief unter der Erd, bei Ottern und bei Schlangen. Sein Vater kam von Rosenberg wohl vor den Turm gegangen: „Ach Sohne, liebster Sohne mein, wie hart liegst du gefangen!" Sein Vater zu dem Herren ging: „Gebt los mir den Gefangnen! Dreihundert Gulden will ich euch wohl für den Knaben geben." „Dreihundert Gulden, die helfen euch nicht, der Knabe, der muß sterben. Er trägt von Gold eine Kette am Hals, die bringt ihn um sein Leben." „Trägt er von Gold eine Kette am Hals, die hat er nicht gestohlen, hat ihm ein zart' Jungfräulein verehrt, sich mit ihm zu verloben." Man bracht' den Knaben wohl aus dem Turm, gab ihm das Sakramente: „Hilf, reicher Christ, vom Himmel hoch! Es geht mit mir zu Ende." Sein Vater beim Gerichte stund, sein Herz wollt ihm zerbrechen: „Ach Sohne, liebster Sohne mein, dein' Tod will ich schon rächen!" (e Klafter = ein altes Maß; e Schlange, e Otter = Kriechtiere; rächen = bestrafen)
Ein Freund ging nach Amerika
von Peter Rosegger (1843 1918) -
Ein Freund ging nach Amerika und schrieb vor einigen Lenzen: „Schicke mir Rosen aus Steiermark, ich hab eine Braut zu bekränzen!" Und als vergangen war ein Jahr, da kam ein Brieflein gelaufen: „Schicke mir Wasser aus Steiermark, ich habe ein Kindlein zu taufen!" Und wieder ein Jahr, da wollte der Freund, ach, noch was anderes haben: „Schicke mir Erde aus Steiermark, muß Weib und Kind begraben!" Und so ersehnte der arme Mann auf fernsten fremden Wegen für höchste Freud, für tiefstes Leid des Heimatlandes Segen. 137
Zu Karte 10: Eisenbahnen (Seite 128) Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift Was zeigt die zehnte Karte? — Das Eisenbahnnetz im deutschen Sprachgebiet mit seinen Verbindungen zu den Nachbarländern. Wie unterscheidet sich die Eisenbahn von den übrigen Verkehrsmitteln? — Sie ist an Schienen gebunden, die nicht auf den Straßen liegen, wie bei der Straßenbahn, sondern ein eigenes Schienennetz bilden. Das Schienennetz unserer Karte zeigt dunklere und hellere Eisenbahnlinien. Die dunklen Hauptbahnen dienen dem europäischen Schnellverkehr. Die schnellsten Züge auf den Hauptbahnlinien fahren bis zu 200 km in der Stunde. Das sind die TEE-Züge. Die Abkürzung bedeutet: Trans-Europa-Express. Das ist der Schnellverkehr, der die Grenzen innerhalb Europas überschreitet. In welche Länder fahren die Trans-Europa-Expresszüge? — Zur Zeit in die nördlichen, südlichen und westlichen Länder Europas. Die DDR und die Länder Osteuropas werden an den Schnellverkehr angeschlossen. Wohin fahren die TEE-Züge an den Grenzübergängen bei Puttgarden hinter Lübeck? — ... ; bei Aachen? — ... ; bei Saarbrücken? — ... ; bei Basel? — ... ; am Brennerpaß? — ... und bei Salzburg? — ... . Auch die Intercity-Züge, die die größten deutschen Städte miteinander verbinden, benutzen die Schnellverkehrslinien. Sie werden kurz IC-Züge genannt. Wir suchen die folgenden dunklen Schnellverkehrslinien auf der Karte und sagen, über welche Städte sie führen. 1. Von Arnheim bis zum St. Gotthard oder bis nach Klagenfurt: — . 2. von Bremen bis nach Bozen oder bis Klagenfurt: — 3. von Hamburg bis nach Wien oder bis Klagenfurt: — .. . 4. von Aachen nach Kopenhagen: — .. . .
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Wohin führen die Schnellverkehrslinien, die das deutsche Sprachgebiet verlassen? — Über Arnheim nach Holland und England. Über Aachen nach ... und ... , Saarbrücken nach ... , Basel und Zürich ... , Lübeck ... . Die Deutsche Bundesbahn in der Bundesrepublik ist das größte europäische Verkehrsunternehmen. Sie befährt ihr Schienennetz von rund 30 000 km täglich mit 20 000 Zügen für den Personenverkehr und 12 500 Zügen für den Güterverkehr. Die Schweizer Bundesbahn hat ihr Schienennetz von rund 5000 km fast vollständig elektrifiziert. Die Österreichische Bundesbahn befährt ein Schienennetz von rund 6000 km. Das Schienennetz der Deutschen Reichsbahn in der DDR ist 15 000 km lang und hat nach Belgien die größte Streckendichte in Europa. Was bedeutet die Streckendichte der Eisenbahn? — Die Streckendichte ist die Zahl, die man erhält, wenn man die Quadratkilometer der Landoberfläche durch die Kilometer der Eisenbahnlinien teilt. Dann hat die DDR eine Streckendichte von 13,6; die Bundesrepublik von 13,5; die Schweiz von 12,2 und Österreich von 7,8. 138
LEIPZIG an der Elster 596
Leipzig, die zweitgrößte Stadt der DDR, ist besonders verkehrsgünstig gelegen. Westlich vom Hauptbahnhof liegt am Rande der Innenstadt eine moderne Straßenkreuzung. Wo heute die Ampeln leuchten, war früher der Schnittpunkt von zwei uralten Straßen, die europäische Bedeutung hatten. Die „Hohestraße", die „Via Regia", durchquerte das Alte ' 'I Akii . , a Deutsche Reich von Westen nach Osten und die „Reichs1 straße", die „Via Imperii", von Norden nach Süden. Sie Li i dienten im Mittelalter dem Handel von Frankreich über Deutschland nach Polen und Rußland und von der Nord- und Ostsee nach Böhmen und Italien. Schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung lag an dieser Straßenkreuzung eine germanische Siedlung. Sie wurde im zehnten Jahrhundert durch eine Burg geschützt. Im Jahre 1216 bekam Leipzig die Stadtrechte. Schon zur Zeit der Sachsenkaiser war Leipzig ein wichtiger Markt. Aus dem Markt entwickelten sich die großen Messen. Seit 800 Jahren finden in Leipzig zweimal jährlich große Messen statt. Sie wurden 1497 und 1507 vom Kaiser bestätigt (bestätigen = als richtig bezeichnen) und durch Sonderrechte gesichert. Sie überflügelten bald die Frankfurter Messen im internationalen Handel. Die ersten Messen waren Warenmessen. Die vorrätigen Waren, d. h. die auf der Messe gezeigten Waren, wurden verkauft (vorrätig = vorhanden). Aus den Verkaufsmessen wurden Mustermessen. Die gezeigten Warenmuster, d. h. die Proben der Waren, werden nicht mehr verkauft. Es wird nach den Mustern bestellt und später geliefert. So ist es heute noch. Seit 200 Jahren haben die Leipziger Mustermessen internationale Bedeutung. Heute sind die Leipziger Frühjahrs- und Herbstmessen besonders wichtig für den Handel zwischen den beiden deutschen Staaten und für einen friedlichen Warenaustausch zwischen der östlichen und der westlichen Welt. Leipzig wurde im zweiten Weltkrieg stark zerstört. Die Stadt ist heute großzügig wieder aufgebaut. Der Leipziger Kopfbahnhof, der als einer der größten und schönsten in Europa galt, ist leistungsfähiger als früher und dient vielen wichtigen Verbindungen des internationalen Eisenbahnnetzes. Historische Gebäude der Altstadt, darunter die Thomaskirche mit dem Bachdenkmal (Bild oben) wurden restauriert. Neue Messehäuser, Hotels und Geschäfte werden gebaut. Die neue Oper und die neue Universität (Bild unten) laden zu einem Besuch ein. 140
11. Von Leipzig durch Sachsen und nach Thüringen
000 Einwohner (1974)
(siehe Bildkarlr
II)
An der Thomaskirche 1. Gespräch: 1. Nur wenige alte Gebäude haben in Leipzig den zweiten Weltkrieg überstanden. Auch die Thomaskirche ist ein Raub der Flammen geworden. Die zerstörte Kirche wurde 1950 in der alten Form wieder aufgebaut. Von 1723 bis 1750 war Johann Sebastian Bach Kantor und Organist in der alten Thomaskirche. Vor uns steht sein Denkmal. Links von der Kirche ist die Thomasschule, die schon im Jahre 1212 gegründet wurde. In der Schule hatte Bach seine Wohnung mit der berühmten „Komponierstube". In der Thomaskirche ist sein Grab. Weltbekannt ist der Thomanerchor, der heute abend hier in der Kirche singt. 2. Können wir den Chor hören? 1. Natürlich! Der Eintritt ist heute abend frei. —Wir besichtigen jetzt die Thomaskirche. Danach zeige ich Ihnen die alte Börse und das historische Rathaus. Zuletzt sehen wir die Mädlerpassage. Das ist die bekannteste Leipziger Ladenstraße im alten Messebau mit dem Faust-Denkmal und dem Faustkeller. Im Faustkeller können Sie gut und preiswert essen. 2. Was können wir uns in Leipzig selbst ansehen? 1. Ich zeige Ihnen Leipzig als Messestadt und als Stadt Johann Sebastian Bachs. Leipzig hat noch andere Namen, die auf andere Sehenswürdigkeiten hinweisen, die Sie leicht finden und besuchen können. 2. Welche Namen meinen Sie? 1. Leipzig heißt mit Recht Musikstadt. Musikfreunde finden hier eine bedeutende Musikhochschule und ein Museum alter Musikinstrumente. Sie können im Gewandhaus die berühmten Gewandhaus-Konzerte hören. Leipzig ist auch eine Universitätsstadt, die Studenten aus aller Welt anzieht. Die heutige Karl-Marx-Universität wurde schon 1419 gegründet. Das neue Hochhaus der Universität (134 m) ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Bibliotheksstadt ist Leipzig auch. Die Deutsche Bücherei in Leipzig ist die größte Sammlung deutschsprachiger Bücher in der Welt. Auch das Buch- und SchriftMuseum ist hier untergebracht. Allen Buchfreunden ist ein Besuch zu empfehlen. Eine führende Literatur- und Theaterstadt war Leipzig nach Goethes Zeugnis schon im 18. Jahrhundert. Das neue Opernhaus hat vorbildliche Bühneneinrichtungen für das Hör- und Sprechtheater. Besuchen Sie eine Vorstellung! Die Stadt der Völkerschlacht war Leipzig im Jahre 1813, als Napoleon vor ihren Toren entscheidend besiegt wurde. Das Völkerschlachtsdenkmal, vier Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt, erinnert daran. Eine Buslinie bringt Sie dahin. Als Wiege der deutschen Arbeiterbewegung wird Leipzig von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bezeichnet (e Wiege = ein bewegliches Kinderbett). Verschiedene Gedenkstätten erinnern an die Entstehung der Arbeiterbewegung. 141
2. Gespräch: 2. Welchen Weg empfehlen Sie uns durch Sachsen und Thüringen? Statt einer großen Rundreise schlage ich Ihnen vor, vier Städte als Ausgangspunkte für kleinere Fahrten zu nehmen, und zwar Dresden, Karl-Marx-Stadt, Eisenach und Erfurt. 2. Beginnen wir mit Dresden! 1. In Dresden sollten Sie nicht nur die Gemäldegalerie und den Zwinger besuchen, sondern auch das Institut für Kernforschung und Werke der Elektronik und der Elektrotechnik ansehen. Von Dresden können Sie leicht die fast tausendjährige Stadt Bautzen erreichen. Mit ihren mittelalterlichen Wehranlagen gehört sie zu den schönsten Städten Sachsens. Danach durchwandern Sie die Sächsische Schweiz. Ihre romantische Felsenwelt ist ein beliebtes Urlaubsziel. Zwischen Dresden und Meißen finden Sie ein bedeutendes Industriegebiet. Die Meißener Porzellanmanufaktur hat Weltruf. 2. 4Vie geht es weiter? 1. Karl-Marx-Stadt ist der nächste Ausgangspunkt für Fahrten. Die Stadt ist eine moderne sozialistische Großstadt. Ihr neues Stadtzentrum gilt als Sehenswürdigkeit. Textil- und Bekleidungsindustrie haben die Karl-Marx-Stadt, das frühere Chemnitz, groß gemacht. Freiberg, Zwickau und Annaberg sind leicht zu erreichen. Im Erzgebirge und im Vorland des Erzgebirges blühte im 14. und 15. Jahrhundert der Silberbergbau. Steinkohle, Uran (s Uran = ein Schwermetall) und Wolfram (s Wolfram = ein metallischer Grundstoff) werden heute gefördert. Eine vielseitige Metallwarenindustrie ist hier entstanden. Am Kamm des Erzgebirges und um seine höchste Erhebung, den Fichtelberg, liegen waldreiche Erholungsgebiete, günstige Wintersportplätze und bedeutende Badeorte. 2. Die sehen wir uns gern an. Und dann? 1. Eisenach ist der dritte Ausgangspunkt für Fahrten und Wanderungen. In der Stadt laden Museen mit wertvollen Kunstsammlungen und Gedenkstätten an Bach, Luther und Richard Wagner zum Besuch ein. Der Burgturm der Wartburg steht als Wahrzeichen über der Stadt. Die Wartburg-Wagen der Eisenacher Automobilwerke rollen auf den Straßen der Welt. Der Rennsteig, die alte Höhenstraße über den Kamm des Thüringer Waldes, reizt zu ausgedehnten Wanderungen. 2. Darauf freuen wir uns. Danach bleibt Erfurt. 1. Die Stadt ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt des Thüringer Beckens. Erfurt zählte im Mittelalter zu den größten deutschen Städten. Aus ihrer Blütezeit sind wunderbare Bauwerke erhalten. Besuchen Sie vor allem den gotischen Erfurter Dom. Heute ist Erfurt die Stadt der Blumen und der internationalen Gartenbauausstellungen. Von Erfurt sind Weimar, die Stadt der deutschen Klassik und der Weimarer Republik, aber auch Gotha und Jena leicht zu erreichen. Nehmen Sie sich genügend Zeit für Weimar und fahren Sie von Jena über aie Autobahn nach Leipzig zurück. 2. Wir danken Ihnen und werden uns für Weimar einen ganzen Tag freihalten. 142
Tagebuchblätter In der Hauptstadt Dresden Die weltberühmten Schönheiten Dresdens kenne ich aus der Kunstgeschichte. Vom Untergang der Stadt haben mir die Überlebenden erzählt. Ihren Wiederaufbau habe ich selbst gesehen und die Bewohner bewundert, die in der Stadt des Todes mutiger gearbeitet haben als ihre Vorväter in der Wildnis des Erzgebirges. Die mittelalterliche Stadt Dresden war eine natürliche Festung. Sie wurde um 1500 die Hauptstadt Sachsens. August der Starke, sächsischer Kurfürst und König von Polen, hat Dresden zu einer der schönsten Städte Europas gemacht. Die berühmtesten Baumeister der Zeit arbeiteten in der Stadt. Sie schufen den Wunderbau des Zwingers, der einen Festsaal im Freien darstellt, und die Brühlschen Terrassen an der Elbe, die man den Balkon Europas nannte. Der Reichtum der Fürsten füllte die Schatzkammern des Grünen Gewölbes (s Gewölbe = ein Raum mit runder Decke) und machte die Gemäldegalerie der Stadt zu einer der ersten Kunstsammlungen der Welt. All diese Pracht wurde an einem Tag vernichtet.
Der Tod von Dresden Der Krieg ging seinem Ende zu. Ströme von Menschen, Tieren und Wagen fl ohen aus den deutschen Ostgebieten. Dresden nahm die Flüchtlinge auf. Jeder freie Raum der Stadt war mit Menschen überfüllt. Die Einwohnerzahl der Stadt hatte sich verdoppelt (verdoppeln = um die gleiche Zahl vergrößern). 1 130 000 Menschen drängten sich in der Stadt, als ihr Untergang kam (drängen = schieben). Dresden war ohne Verteidigung, die Einwohner ohne Schutz. Der Tod hatte leichtes Spiel. Dreimal schlug er in die hilflose Menge. Der erste Schlag verwandelte die Stadt in ein Feuermeer. Auf zwanzig Millionen Quadratmetern brannte ein Höllenfeuer. Der Asphalt der Straße glühte (r Asphalt = r Teer). Als lebende Fackeln rannten die Menschen durch den Flammensturm, schrien, stürzten und starben (e Fackel = e Feuersäule). Zehntausende retteten sich auf die Grünflächen, die wie zwei riesige Inseln im Flammenmeer lagen. Diese Stellen traf der zweite Angriff. Jede Bombe war ein Volltreffer auf wehrlose Menschen und Tiere. Der dritte Schlag richtete sich gegen die Flüchtenden auf den Landstraßen. Er war der blutigste. Über 250 000 Tote kostete dieser Tag, viel mehr als die Atombombe auf Japan (s Atom = kleinster Teil eines chemischen Grundstoffes). Wochenlang sammelte man die Toten in der Stadt. Als sie zu einer Gefahr für die Lebenden wurden, mußte man sie zu Tausenden auf dem Markt verbrennen. Ein kleiner Hügel bedeckt die Asche von 10 000 Menschen. „Wer das Weinen verlernt hat, lernt es beim Tode Dresdens", sagte der Dichter Gerhart Hauptmann. Einer der Überlebenden, Axel Rodenberger, schrieb ein erschütterndes Buch: Der Tod von Dresden (erschüttern = das Herz ergreifen). Er schrieb es ohne Haß und klagt niemand an. Er malt das Bild dieses blutigsten Kriegstages, um die Menschheit vor neuen Kriegen zu warnen. 143
Im Elbsandsteingebirge
Auf der Wartburg bei Eisenach
Wir sind von Dresden elbaufwärts gefahren, um in das Herz der Sächsischen Schweiz zu kommen. Wir wandern über eine Hochfläche und warten auf die versprochenen Schönheiten. Plötzlich stehen wir vor einem Geländer (s Geländer = ein Zaun) und schauen tief hinab in eine großartige Felsenlandschaft. Das ist die Bastei, deren berühmte Felsen über der Elbe fast 300 m steil aufsteigen. Tief unten zieht der Fluß in weitem Bogen, und um ihn steht ein Heer von Felsen (s Heer = e Menge). Sie ragen einzeln wie Nadeln, Säulen oder Kegel zum Himmel und stehen in Gruppen wie steinerne Festungstürme oder zerbrochene Mauern. Manche tragen riesige Steinplatten wie Hüte oder sind durch Felsenbrücken miteinander verbunden.
Auf dem Steinweg, dem mittelalterlichen Verbindungsweg zwischen der Stadt Eisenach und der Wartburg, sind wir hinaufgestiegen. Nun stehen wir auf der Plattform des viereckigen Burgturms mit dem Wartburgkreuz und schauen aus der Vogelschau über die gewaltige Burg. Vor uns liegt das Tor der Vorburg mit der Zugbrücke, über die wir gekommen sind. Zu unseren Füßen breitet sich der vordere Burghof mit dem Ritterhaus aus. Oben an der Burgmauer laufen die gotischen Wehrgänge der alten Zeit entlang. Rückwärts blicken wir in den großen Hof der Hauptburg. Ihr Hauptgebäude, das Landgrafenhaus, ist ein romanischer Prachtbau aus der Zeit Kaiser Barbarossas.
Die Sächsische Schweiz ist ein Werk des Wassers. Der Elbstrom, seine Seitenbäche und der Regen der Jahrtausende haben den weichen Sandstein des Gebirges herausgewaschen und nur die harten Felstürme stehen lassen. Sie steigen so steil in die Höhe, daß sie schwerer zu erklettern sind als manches Hochgebirge.
In der Blütezeit der Burg hielten dort die Landgrafen von Thürigen ihren prunkvollen Hof (prunkvoll = glänzend, reich). Dort empfingen sie die edelsten Sänger und Dichter des deutschen Mittelalters. Unter ihnen waren Walther von der Vogelweide, der größte Lyriker des Mittelalters, und Wolfram von Eschenbach, der Dichter der Parzivalsage. Aus der Blütezeit der mittelalterlichen Dichtung Deutschlands um das Jahr 1200 ist der Hof der Thüringischen Landgraf en ebensowenig wegzudenken wie der Hof des Fürsten Karl August von Weimar aus der Zeit der deutschen Klassik um 1800. Männer und Frauen, wie sie die Steinbilder im Naumburger Dom zeigen, oder wie sie der Bamberger Reiter darstellt, haben auf der Wartburg gelebt.
Das Gebirge hatte noch andere Überraschungen für mich: die Felsenfestung des Königsteines, die über 200 m hoch in eine Bergwand hineingebaut ist; den Lilienstein, den seltsamen Tafelberg, den die Elbe an drei Seiten umfließt und die wildeste Felsbildung, die ich gesehen habe, das Prebischtor, in dessen Nähe die Elbe nach Deutschland kommt.
Am Rande des Erzgebirges Auf unserer Fahrt durch den Bezirk Karl-Marx-Stadt stand das Gebirge wie ein mächtiger Wall am Horizont. Von allen Seiten führen Straßen zu seinem Kamm hinauf. Hoch oben beginnt der Wald. Vor tausend Jahren soll er weit ins Land gereicht haben. Deutsche Bauern fällten die Bäume und bebauten den Boden, der nur dürre Felder trug (dürr = trocken). Sachsen blieb ein armes Land, bis das Silber seiner Berge entdeckt wurde. Nach der Sage sah ein Hirtenjunge im Traum eine Tanne, die dem Baum glich, unter dem er schlief. Sie hatte keine Wurzeln, sondern war in der Erde ein Spiegelbild des oberirdischen Baumes. Der Stamm der unterirdischen Tanne war hohl wie ein Schacht. Ihre Äste waren glänzende Silberadern (e Ader = r Blutkanal). Der Hirtenjunge grub, wo er geschlafen hatte, und fand das erste Silber. Die großen Silberfunde im fünfzehnten Jahrhundert ließen ganz Europa aufhorchen. Wer sein Glück machen wollte, zog in das ferne Gebirge, das damals den Namen Erzgebirge bekam. Allein in Freiberg sind über fünf Millionen Kilogramm Silber aus der Erde geholt worden. Herzog Albrecht besuchte sein Silberbergwerk am Schneeberg und speiste unter der Erde an einem Tisch aus reinem Silber. Der war vier Meter lang, zwei Meter breit und dazu ein viertel Meter stark. Auch andere Metalle fanden sich in den Bergen: Blei, Kupfer, Zink und Nickel. Später kam Wolfram dazu und heute das vielgesuchte Uran. 144
Im Frauengemach der Burg wohnte die Heilige Elisabeth (s Gemach = r Wohnraum), die Wohltäterin der Armen und Kranken. In der winzigen Lutherstube der Vorburg (winzig = sehr klein), die fast unverändert erhalten ist, entstand 300 Jahre später die Bibelübersetzung Martin Luthers in der Sprache des Volkes. Die Lutherbibel ist ein wichtiges Glied in der Entwicklung unserer hochdeutschen Schriftsprache. Die Wartburg ist ein Nationalheiligtum des deutschen Volkes geworden. Über der Geschichte dieser Burg liegt der Glanz der ersten Blütezeit unserer Dichtung, das Licht der Lieblingsheiligen unseres Volkes und der Geist seines großen Reformators. Jetzt fällt auf die Burg der goldene Schein der Sonne. Durch die klare, durchsichtige Luft des Abends blicken wir weit über das leuchtende Land. Im Norden steht nebelhaft der Harz mit dem Brocken, dem Sagenberg der deutschen Dichtung. Im Nordwesten hebt sich klarer das Hessische Bergland mit dem Hohen Meißner ab, dem Berg der deutschen Jugendbewegung. Im Südwesten glänzt die Rhön mit der Wasserkuppe, dem Paradies der Segelflieger. Im Südosten aber wogt bis zu unseren Füßen das grüne Meer des Thüringer Waldes und schlägt seine Wellen um den Kammweg, den Rennsteig und die Kuppe des fernen Inselberges. Unvergeßlich bleibt mir das heitere Thüringer Land, das grüne Herz Deutschlands. 145
In Weimar
Eine sächsische Anekdote (e Anekdote = Bericht über historische Personen)
Die Hauptstadt Thüringens hatten wir erst gegen Abend erreicht. Es dunkelte, als wir auf der Höhe über der Stadt standen. Durch die Gärten am Hang leuchteten einzelne Lichter. Nur die Kirchtürme und das Schloß hoben sich schwarz vom hellen Hintergrund des Himmels ab. Alle Einzelheiten des Stadtbildes blieben in Schatten gehüllt. Der Krieg hat die Stadt geschüttelt und gezeigt, wie vergänglich sie ist. Unvergänglich aber sind die Namen Goethe und Schiller, die Weimar zur geistigen Hauptstadt Deutschlands gemacht haben. Wir haben das Doppeldenkmal der beiden Dichter vor dem Theater gesehen, ein Denkmal freundschaftlich-geistiger Zusammenarbeit bei tiefer innerer Verschiedenheit. Den Gegensatz der Menschen zeigen auch ihre Häuser. Das große, stattliche Gebäude am Frauenplan war das Reich des Dichters und Staatsministers Goethe. Das schlichte Haus in der heutigen Schillerstraße diente seinem idealistischen Freund als Wohnung. Heute ist das Goethehaus mehr oder weniger Museum bis auf das Arbeitszimmer und den Sterberaum: die Kammer mit dem Sessel, in dem der Dichter starb. In Schillers Sterbezimmer steht streng und schlicht das einfache Holzbett des Toten. So verschieden die Dichter im Leben waren, gleiche Ehren fanden sie beide im Tode. Sie ruhen Seite an Seite in der Gruft der Herzöge, „auf daß die Mit- und Nachwelt wisse, wie hohe Achtung Weimars Fürstenhaus den unsterblichen Dichtern zeigt". Wir waren unten im Schloß der Großherzöge. Dort hat eine kluge Frau, die Großherzogin Anna Amalie, mit ihrem Sohn, dem jungen Fürsten Karl August, den Mittelpunkt des geistigen Lebens geschaffen, in dem die klassische deutsche Dichtung erblühte und Weltgeltung fand (e Geltung = e Bedeutung). Es regnet. Wir steigen zum „Schwan" hinunter, dem hübschen kleinen Gasthaus neben dem Haus des Faustdichters, das uns angenehme Rast verspricht.
August der Starke und der Schmied: August der Starke trug seinen Namen mit Recht. Als sein Pferd einst auf der Jagd ein Hufeisen verlor, ritt er in das nächste Dorf zum Schmied und sagte: „Beschlage mein Pferd, aber nimm das beste Eisen!" Der Schmied erhitzte ein Stück Eisen im Feuer, legte es auf den Amboß und schmiedete daraus ein Hufeisen. Als das Eisen erkaltet war, überreichte er es dem König. Doch dieser packte das Hufeisen, zerbrach es und sagte lachend: „Das ist nichts wert, mach ein besseres!" Der Schmied wiederholte seine Arbeit; aber dem zweiten Hufeisen erging es wie dem ersten; der Fürst brach es in zwei Stücke. Erst mit dem sechsten Hufeisen durfte der Schmied das Pferd beschlagen.
Gefunden von Johann Wolfgang von Goethe
(1749 1832) -
Dieses Gedicht schrieb Goethe über Christiane Vulpius, seine spätere Frau. 1. Ich ging im Walde 3. Ich wollt es brechen, So für mich hin, Da sagt es fein: Und nichts zu suchen, Soll ich zum Welken Das war mein Sinn. Gebrochen sein? 4. Ich grub's mit allen 2. Im Schatten sah ich Ein Blümlein stehn, den Würzlein aus, Wie Sterne leuchtend, Zum Garten trug ich's Wie Äuglein schön. Am hübschen Haus. 5. Und p fl anzt es wieder Am stillen Ort; Nun zweigt es immer Und blüht so fort. 146
Darauf bestieg der König sein Roß, warf dem Schmied einen Silbertaler zu und wollte fortreiten. Aber der Meister zerbrach das Geldstück und rief ihm nach: „Halt, der Taler ist auch nichts wert!" August der Starke kam zurück und gab dem Schmied einen zweiten Taler. Aber dem Schmied gefiel auch diese Münze nicht (e Münze = ein Geldstück), und er zerbrach sie wie die erste. Schließlich überreichte ihm der König ein Goldstück. Da war der Schmied zufrieden. — „Ich habe meinen Meister gefunden", dachte August der Starke und ritt davon.
Zeus und das Pferd
eine Fabel des sächsischen Dichters Lessing (1729 1781) -
Einst nahte sich das Pferd dem Throne des Götterkönigs Zeus und sprach zu ihm: „Vater der Menschen und Tiere! Man sagt, ich sei eins der schönsten Geschöpfe, womit du die Welt geschmückt hast, und ich selbst will es gern glauben. Und doch frage ich mich, ob nicht noch verschiedenes an mir zu bessern sei." — „Und was wünschest du, daß ich an dir ändere? Rede, ich will deine Bitte erhören", sprach der gute Gott und lächelte. Das Pferd aber fuhr fort: „Wenn meine Beine höher und schlanker wären, könnte ich leichter und schneller laufen. Wenn du mir einen langen Schwanenhals gäbest, so würde meine Schönheit sicher gewinnen; und wäre meine Brust breiter, so nähme gewiß meine Kraft und Stärke zu. Den Menschen aber, deinen Liebling, trüge ich sicherer und bequemer (bequem = angenehm), wenn der Sattel, den mir der Reiter auflegt, fest auf dem Rücken angewachsen wäre." „Gut", erwiderte Zeus, „warte einen Augenblick!" Mit ernstem Gesicht und mit göttlicher Macht sprach der Schöpfer das Wort der Schöpfung (r Schöpfer = r Gott). Da kam Leben in den Staub vor seinen Füßen, da verband sich lebendiger Stoff zu neuer Form, und plötzlich stand vor dem Throne ... das häßliche Kamel. Das Pferd sah es und zitterte (zittern = sich ängstigen). „Hier sind höhere und schlankere Beine", sprach Zeus; „hier ist ein langer Schwanenhals; hier ist eine breitere Brust; hier ist der angewachsene Sattel. Wärest du zufrieden, wenn ich dich so erschaffen hätte (erschaffen = aus nichts machen)?" — Das Pferd ging beschämt hinaus (sich schämen = bedrückt sein). 147
mama Flugverkehrsstrecke
Zu Karte 11: Luftverkehr
(Seite 149)
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Fragen und Stichworte für einen Vortrag oder eine Niederschrift. Westerland`
Was zeigt die elfte Karte? — Die Flughäfen im deutschsprachigen Gebiet und die Flugverkehrsstrecken, d. h. die Wege des Flugverkehrs im deutschen Luftraum. Welche Flughäfen der deutschsprachigen Staaten haben die größte Bedeutung für den internationalen Flugverkehr? — Der wichtigste internationale Flughafen der Bundesrepublik ist der Rhein-Main-Flughafen in Fr ankfurt. Die Anzahl der Fluggäste betrug im Jahre 1973 einschließlich des Durchgangs- oder Transitverkehrs 11 335 000 Personen. Der wichtigste Flughafen der DDR ist der Flughafen Schönefeld in Ostberlin mit über 2 000 000 Fluggästen. In der Schweiz ist Zürich mit 5 866 000 Fluggästen der wichtigste internationale Flughafen. In Osterreich ist es Wien mit 1 890 000 Fluggästen. Ausschließlich dem internationalen Flugverkehr dient der Flughafen von Luxemburg mit 678 000 Fluggästen.
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Anzahl der Fluggäste 1973 (nur für das deutschsprachige Gebiet ausgewiesen)
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Der Frankfurter Flughafen ist der größte Flughafen des ganzen deutschsprachigen Raumes. Wir suchen die übrigen internationalen Flughäfen der Bundesrepublik. Wir ordnen sie nach ihrer Größe und schätzen die Zahl der Fluggäste nach den Kreisen rechts oben. — Berlin West rund ... Fluggäste; Düsseldorf rund ... ; München rund ... ; Hamburg rund ... ; Hannover rund ... .
Berlin-
Schönefeld
Welche internationalen Flughäfen hat die DDR außer Berlin-Schönefeld? — Leipzig und Dresden.
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Die Schweiz hat neben Zürich noch einen zweiten internationalen Flughafen. Wie heißt er? — Basel mit rund ... Fluggästen. Die österreichischen Flughäfen Graz, Linz, Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck haben keine Start- und Landebahnen für übergroße Düsenflugzeuge. Deshalb landen und starten dort nur kleinere oder mittelgroße Flugzeuge. Da die Flugstrecken dieser Maschinen begrenzt sind, so erstreckt sich auch der Flugverkehr auf ein begrenztes Gebiet oder auf eine bestimmte Region (e Region = ein Raum). Die kleineren Flughäfen heißen Regionalflughäfen mit regionalem Luftverkehr. Acht friesische Inseln vor der Nordseeküste der Bundesrepublik haben Regionalflughäfen für den Touristenverkehr. Wie heißen sie? — Borkum, ... .
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An der Ostseeküste der DDR liegen zwei Regionalflughäfen für den Urlaubsverkehr. Wie heißen sie? — Barth und ... . Der Lu ftverkehr dient der Ortsveränderung oder dem Transport von Personen, Post und Fracht. Seit wann haben wir einen regelmäßigen Flugverkehr? — Seit 1920. Damals konnte ein Flugzeug vier Personen befördern und rund 100 km in der Stunde fliegen. 1974 wurden in einem Flugzeug bis zu 490 Personen mit rund 1000 km Geschwindigkeit in einer Stunde befördert.
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Die Statistik des Weltluftverkehrs für 1973 sagt: 478 Millionen Passagiere; 610 Milliarden Passagierkilometer; 17,1 Milliarden Frachtkilometer und 0,29 Milliarden Postkilometer. Was bedeutet das? — ...
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