Peter Zeindler
Bratwurst für Prominente
scanned by unknown corrected by Y
Es beginnt am Bratwurststand und es endet a...
7 downloads
182 Views
342KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Peter Zeindler
Bratwurst für Prominente
scanned by unknown corrected by Y
Es beginnt am Bratwurststand und es endet am Bratwurststand, dazwischen liegen Heiratsschwindel, Betrügereien und ein mörderischer Anschlag ISBN: 3-203-85205-5 Verlag: Europa Verlag Erscheinungsjahr: 2002 Umschlaggestaltung: +malsy, kommunikation und gestaltung
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
GourmetCrime: Zürich
Peter Zeindler Bratwurst für Prominente
Herausgegeben von Jürgen Alberts
Europa Verlag Hamburg • Wien
© Europa Verlag GmbH Hamburg, September 2002 Umschlaggestaltung: +malsy, kommunikation und gestaltung, Bremen Satz: Hanseatisches Satzkontor, Hamburg Druck und Bindung: Offizin Andersen Nexö, Leipzig ISBN 3-203-85205-5 Informationen über unser Programm erhalten Sie beim Europa Verlag, Neuer Wall 10, 20354 Hamburg oder unter www.europaverlag.de
Der Duft war ihm vertraut, obwohl er ihn in den letzten Monaten gemieden hatte. Er hatte sich in anderen kulinarischen Milieus bewegt. Wenn er sich zwischendurch hier beim Vorderen Sternen, wo es die besten Grillbratwürste von ganz Zürich gab (eine Legende vielleicht, aber ebenso unzerstörbar wie Legenden eben sind), sehen ließ, dann nur deshalb, weil es sogar in den Kreisen, in denen er verkehrt hatte, chic war, sich ab und zu locker zu geben, volksnah. Dann hatte er im hellgrauen Leinenanzug mit der leuchtend roten Krawatte am Tresen draußen vor dem Restaurant Vorderer Sternen gestanden, das Brötchen, das so genannte »Bürli«, in der linken Hand, die Bratwurst ins Papier eingewickelt, in der rechten, hatte dann schon halb abgewandt, sozusagen im Weggehen, bezahlt, ohne die Herausgabe des Wechselgeldes abzuwarten, und hatte sich auch schon ganz abgedreht und seinen Blick in die Richtung der erleuchteten Fassade des Opernhauses dirigiert, um seiner Umgebung zu signalisieren, in welchen Kreisen er wirklich verkehrte. Einstudierte Rituale, die manchen in seiner Umgebung beeindruckt hatten. Doch jetzt war alles anders. Bodo Zeller stand nicht mehr in seinem hellgrauen Leinenanzug entspannt in dieser leicht aufreizenden Haltung am Tresen, sondern saß in seinem schmuddeligen Regenmantel ganz am Rand des schmalen Korri5
dors unter dem Glasdach, hielt mit beiden Händen das Bierglas umklammert und warf nur ab und zu einen wehmütigen Blick zum Grill, wo die Würste vor sich hin brutzelten. Sein Geld hatte gerade noch für das Bier gereicht, nicht aber für eine Wurst. »Auf Sparflamme?« Bodo Zeller erstarrte. Er kannte die Stimme und den französischen Akzent. Der gequälte Schrei einer Schiffssirene ertönte, und als er den Kopf leicht drehte, sah er zwar nicht den Mann, der ihn angesprochen hatte, sondern nur die grell leuchtenden Neonröhren der Linth, die lautlos wie ein Geisterschiff seeaufwärts in Richtung Rapperswil vorbeizog. Erinnerungen tauchten auf und erstickten auch gleich wieder, als der Mann in seinem Rücken erneut zu sprechen anfing. Ein Zürichsee-Schiff war kein Kreuzfahrtdampfer. Aber es war sicher kein Zufall, dass dieser Mann plötzlich hier auftauchte. »Darf ich Ihnen eine Bratwurst anbieten? Die besten Bratwürste der Stadt, habe ich mir sagen lassen.« »Ich habe keinen Appetit«, murmelte Zeller, nahm einen großen Schluck aus dem Bierglas und stellte es wieder vor sich auf den Tisch, Das Glas war jetzt leer. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, setzte sich ihm gegenüber auf den freien Stuhl. Er hatte 6
sich seit dem letzten Mal, als er ihn gesehen hatte, kaum verändert. Nur trug er diesmal keinen weißen Smoking, sondern ein dunkelblaues Jackett aus Kaschmir und eine beige Hose. »Keinen Appetit worauf? – Auf Bratwurst oder auf Frauen?« Zeller überhörte den Spott in der Stimme des ändern nicht. Er ließ sein Bierglas los und wandte sich um. »Ist das denn eine Alternative, Monsieur Walters?«, fragte er. »Damals war es eine Alternative, Herr Zeller. Jetzt haben Sie offensichtlich nicht einmal mehr Geld für eine Bratwurst.« Walters stand auf, ging zum Tresen und kehrte nach einer Weile mit zwei in Papier eingewickelten Bratwürsten und zwei Bürlis zurück, legte eine Portion vor Zeller auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber hin. Zeller zögerte, dann griff er mit zitternden Händen zu, wickelte mit beinahe feierlichem Gesichtsausdruck die Wurst aus dem Papier und führte sie langsam zum Mund, wobei seine Mimik kaum unterdrückte Gier widerspiegelte. »Sie verbrennen sich die Schnauze, Zeller. Einmal mehr!« Zeller erstarrte in seiner Bewegung. Er schaute den ändern über die sinnliche Rundung des Bratwurstendes erstaunt an. Die Wurst war noch heiß. Ihre pralle Haut dampfte. 7
»Was wollen Sie, Walters?«, fragte er wütend. »Sie sind doch nicht zufällig hier.« Jetzt hatte er die höfliche Anrede weggelassen. Aber er spürte auch gleich, dass ihm die Kraft zu einer handfesten Auseinandersetzung fehlte. »Zufällig? Nein! Ich gehe heute Abend ins Opernhaus.« »Und vorher essen Sie Bratwurst! Wie passt das zusammen?« »Es passt nicht zusammen. Ich sitze ja auch nur Ihretwegen hier.« Er schob Zeller ein Fünffrankenstück hin. Eine Weile lag es glitzernd da, dann griff Zeller zu, stand auf, ging zum Tresen und kam mit einem Glas Bier zurück. Er trank noch im Stehen, wischte sich mit dem Handrücken über die Oberlippe und ließ sich dann erschöpft auf den Stuhl fallen. »La Somnambula«, sagte Walters. Zeller schaute erschrocken auf. »Wie bitte?« »Der Titel einer Oper von Bellini. Ich habe zwei Karten. Wollen Sie mitkommen?« Zeller schüttelte den Kopf. »Oper interessiert mich nicht. Und ich bin nicht entsprechend angezogen. Ich dachte …« Er führte den Satz nicht zu Ende. Sein Blick irrte ab. Eine blauweiße Straßenbahn fuhr vorbei und kappte seine Aussicht auf den See. »Oder haben Sie an etwas anderes gedacht? 8
Zum Beispiel an diese Frau …?«, fragte Walters und zündete sich mit einem goldenen Feuerzeug eine Zigarette an. »Une belle de nuit! In der Nacht war sie am schönsten. Wenn sie über Deck ging, mit diesen beinahe vorsichtigen Schritten, manchmal mit ausgestreckten Armen, als ob sie fürchtete, ein Hindernis zu übersehen. Diese verzögerte Schrittkadenz – sie geht mir nicht aus dem Sinn.« Walters schaute wehmütig. Oder tat er nur so? Jedenfalls war es ihm gelungen, Zellers Phantasie zum Floaten zu bringen. Zeller sah die Frau jetzt ganz deutlich vor sich, genau so, wie Walters sie beschrieben hatte, anmutig, mit diesem verschwommenen Blick einer Schlafwandlerin. »Sie ist hier.« Walters kappte Zellers Träume brüsk. »Nein!« Zeller unterdrückte einen Schrei. Dann biss er entschlossen in die Wurst, kaute, biss wieder zu, ein drittes Mal, bis nur noch ein schlaffes, fettglänzendes Stück Haut übrig blieb. »Dieses Kapitel ist also für Sie gegessen. Wie diese Bratwurst.« Zeller legte das klägliche Zipfelchen sorgfältig neben das Glas auf den Tisch und betrachtete es mit gequältem Gesichtsausdruck. Das dürftige Überbleibsel einer peinigenden Erinnerung. »Sie ist also in Zürich?« 9
Walters nickte. »Und wie haben Sie es erfahren?« »Ich habe sie nie aus den Augen verloren. Im Gegensatz zu Ihnen.« Zeller nickte. »Sie hat mich ruiniert.« Die Bilder bedrängten ihn. Die Frau auf seiner Seite auf dem Promenadendeck. Der Wind in ihren Haaren. Die Wehmut in seinem Herzen Würde er sie behalten können? Würde sie bei ihm bleiben, auch nach der Landung in Southampton? »Sie hätten es sich denken können«, sagte Walters, als ob er Zellers Gedanken erraten hätte. »Zuerst spannen Sie mir die Frau aus, und dann sind Sie so naiv zu glauben, dass sie Sie nicht genauso verlassen würde, kaum würde sie festen Boden unter den Füßen haben.« »Sie hat mich ruiniert«, sagte Zeller leise. »Sie hat Sie endgültig ruiniert. Das ist alles. Sie waren ja schon damals nicht sehr weit vom Abgrund entfernt.« »Was wissen Sie schon!« Zellers Blick irrte zum Opernhaus hinüber, wo Bellinis Schlafwandlerin auf ihren Auftritt wartete. »Ich weiß mehr, als Sie glauben, Monsieur Zeller. Ich habe recherchiert. Sie waren Koch. In ersten Häusern in Montreux, Luzern und Gstaad. 10
Und dann haben Sie sich in Aktien versucht. Sie hatten keine glückliche Hand dabei.« »Es war der Crash. Weltweit.« »Sie haben die falschen Papiere gekauft. Warum sind Sie nicht Koch geblieben? Als Koch hatten Sie ein Händchen. Als Spekulant nicht.« Zeller hatte damals nur eine Perspektive gekannt: den Blick durch die Küchentür in den Speisesaal. Immer dann, wenn die Kellnerinnen und Kellner entweder durch die rechte aufklappende Flügeltür die Speisen in den Saal getragen hatten oder durch die linke Tür mit dem schmutzigen Geschirr zurückgekommen waren. Und in diesen kurzen Augenblicken der aufklaffenden Türen hatte er immer wieder einen Ausschnitt jenes Lebens mitbekommen, auf dessen Seite er hinüberzuwechseln das unstillbare Bedürfnis hatte. Es hatte ihm nie gereicht, wenn ab und zu ein Gast durch den Umweg über den Oberkellner einen Gruß in die Küche schickte, um dem Koch seine Hochachtung auszudrücken. Nur manchmal, wenn er von zarter Frauenhand eine Botschaft erhalten hatte, in der er um die Preisgabe des Geheimnisses eines seiner Gerichte gebeten wurde, war er glücklich und zufrieden gewesen. Er hatte dann einem bekannten Grafiker den Auftrag gegeben, sein bevorzugtes Gericht auf Büttenpapier attraktiv zu gestalten, um es seinen Bewunderinnen, versehen mit seinem Auto11
gramm, im Umweg über den Oberkellner überreichen zu lassen. Er hätte ja die Botschaft auch selbst überbringen können, aber er wollte seine Anonymität wahren, wollte vermeiden, dass ihn die Frauen in seiner weißen Arbeitstracht mit der steifen, hohen Mütze zu Gesicht bekamen. Er wusste, dass er als Koch nicht auf die andere Seite gehörte. Und eines Tages, kurz vor Ende der Wintersaison, hatte er den endgültigen Entschluss gefasst, hatte alles Ersparte und auch das kleine Erbe einer Tante in Aktien angelegt und hatte dann, nachdem er die ersten Gewinne erzielt hatte, eine Kreuzfahrt in die Karibik gebucht. Dass er beim Captains Dinner dabei sein durfte, auch wenn die Qualität des Menüs seinen Kriterien nicht standhalten konnte, war das größte Erlebnis in seinem bisherigen Leben gewesen, das sich ja hauptsächlich in verschiedenen Hotelküchen abgespielt hatte. Und als ihn dann der tiefe Blick der Frau, die an der Seite eines braun gebrannten, silberhaarigen Mannes im weißen Smoking saß, mehr als nur streifte, war es um ihn geschehen. »Sie hätten sie mir eben nicht ausspannen sollen«, sagte Walters nach dieser langen Gesprächspause, in der Zeller in seine Erinnerungen abgetaucht war. »Sie können sich bei mir bedanken. So hat sie nur mich bestohlen und nicht Sie.« 12
»Sie hat also ein Aktienpaket mitgehen lassen?« Zeller nickte verbissen. Er packte den Wurstzipfel mit zwei Fingern und warf ihn auf den Boden. »Wären Sie Koch geblieben, Monsieur Zeller! Ihre Geschmorte Goldbrasse im Sommergemüse hatte es in sich.« Zeller, sein Bierglas auf Augenhöhe, schaute Walters irritiert an. »Sie kennen meine Rezepte?« »Ich kenne zufälligerweise dieses Rezept, Herr Zeller. Sie haben sich da mit fremden Federn geschmückt. Ich habe dieses Gericht, das Sie immer als Ihre Erfindung ausgegeben haben, gestern Abend in Kaisers Reblaube gegessen. Kennen Sie Peter Brunner, den Chef? Ein Meister seines Fachs!« Zeller nickte vage. Walters Demontage war gründlich und brachte ihn vollends aus der Fassung. »Ich lade Sie zum Essen ein, Herr Zeller. Morgen Abend, wenn Sie wollen.« »Ich will keine geschmorte Goldbrasse!«, rief Zeller und hob abwehrend die Hände. Walters nickte. »Obwohl sie in die Jahreszeit passen würde. Wir essen im Restaurant Frieden. Ein symbolisches Treffen. Ich trage Ihnen nichts nach. Und dann hecken wir einen Schlachtplan aus, wie wir die Dame zur Strecke bringen können.« 13
»Sie wollen …?« Zeller schaute Walters verwirrt an. Dann schüttelte er den Kopf. »Sie etwa nicht?« Walters ging zum Tresen, besorgte sich dort eine weitere Bratwurst und ein Bier, stellte das Bier vor Zeller auf den Tisch und legte die Bratwurst daneben. »Bis morgen um sieben Uhr. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.« Zeller schaute dem Mann mit dem silbergrauen Haar nach, der jetzt in Richtung Opernhaus davonging, wo ihn La Somnambula bereits erwartete. Als Walters mehr als drei Stunden später wieder am Vorderen Sternen vorbeiging, saß Zeller nicht mehr dort. Das einzige Zeugnis seiner Präsenz war ein geschrumpftes Wurstzipfelchen auf dem Boden unter seinem Stuhl. Walters ging am Café Odeon vorbei, absolvierte etwas irritiert diesen engen Parcours, dieses Spalier junger Gäste, die der schleichenden Kühle der Nacht trotzten und noch immer draußen saßen und ihn beiläufig begutachteten. Er hatte noch keine Lust, ins Hotel zu gehen, in den Storchen, wo er sich ein Zimmer hatte reservieren lassen, das allerdings sein Budget arg strapazierte. Das Spesenkonto, das ihm sein Auf14
traggeber eingerichtet hatte, war zwar großzügig dotiert, aber weil er sich dazwischen Opernbesuche leistete und auch gern in teuren Restaurants aß, wurde es am Ende des Monats immer etwas eng. Und jetzt war es Ende Mai, und sein Auftraggeber hatte sich noch immer nicht gerührt. Vor dem Rathaus blieb er stehen, warf einen Blick hinüber zu seinem Hotel, das sich rosa und dominant hinter dem Zürcher Hausfluss, der Limmat, aufbaute, in der sich bunt und quirlend die Reklameschriften spiegelten, und wandte sich dann nach rechts, tauchte ein in das Gewirr von Gässchen und Gassen des Niederdorfs. Vom Turm der St.-Peter-Kirche schlug die Glocke zwei Mal. Halb zwölf. Das Fraumünster und das Großmünster beeilten sich einzustimmen. Eigentlich hätte er jetzt gern noch etwas gegessen, vielleicht eine Paella oder Calamares in der Bodega. Aber da waren wie üblich alle Tische besetzt, und weil sein Bedürfnis nach einem Schlummertrunk immer größer wurde, steuerte er nach kurzem Suchen entschlossen das Barrique an. Für einen Schlummertrunk war sein Budget noch gut. Und vor allem musste er jetzt seine Gedanken ordnen und das weitere Vorgehen strategisch genau festlegen. Er fand einen Platz an der Bar, neben einer jungen Frau mit hochgesteckter Frisur, die nur 15
kurz aufschaute, als er fragte, ob der Platz frei sei, nickte und dann eine Notiz auf einen Zettel schrieb. »Können Sie mir einen Rotwein empfehlen?«, fragte er die Frau und versuchte sich in seinem besten Lächeln. »Oder sonst etwas?« »Ich empfehle Ihnen Il Primitivo, weiter nichts«, sagte sie und lächelte zurück. Dann stand sie auf und ging. Er schaute ihr nach. Vielleicht war es ja besser für ihn, dass sie gegangen war, sonst hätte sie womöglich seine Konzentration gestört. Aber es ärgerte ihn schon, dass sie nicht einen Schimmer von Interesse an seiner Person gezeigt hatte. Dabei war er ja kaum fünfzig, wirkte sportlich, und sein silbernes Haar, das ihm manchmal lockig in die Stirn fiel, verlieh ihm doch etwas Künstlerisches. Aber dass der Scheck seines Auftraggebers noch nicht eingetroffen war, beunruhigte ihn schon. Er bestellte also einen Dreier // Primitivo. Käseschwaden trieben auf ihn zu, als ein Kellner eine Vitrine öffnete, in der gut gelagerte Sorten ausgestellt waren. Er dachte an Zeller. Zeller hatte ihm damals alles vermasselt. Er war doch auf dem Kreuzfahrtschiff so nahe dran gewesen, auch wenn es ihm oft schwer gefallen war, die Balance zwischen Faszination und seriöser Berufsauffassung zu hal16
ten. Die Frau hatte Qualitäten, die ein Mann nicht einfach ignorieren konnte. Sonst hätte sie ja wohl auch nicht ihre Kreuzfahrten in der Karibik und ihre anschließende Reise durch Europa in wechselnder bester Gesellschaft schadlos überstanden. Sie war schön, hatte eine samtene Stimme, grüne, strahlende Augen, und ihre Bewegungen waren fließend, gingen ohne Zäsur ineinander über. Die Frau hinter der Bar schenkte ihm etwas Wein ein, hielt ihm den Bauch der Flasche mit dem Etikett hin und lächelte, während er seine Hände zum Kelch formte, das Glas zwischen Zeige- und Mittelfinger fixierte, mit den restlichen Fingern den Bauch des Glases stützte, es dann in sanfte Rotation versetzte, die Nase diskret etwas vorstreckte, kaum hörbar schnüffelnd das Bouquet prüfte, dann den Blick auf das Flaschenetikett richtete, nickte, den Blick der Kellnerin suchte, ein zweites Mal nickte und endlich das Glas wieder absetzte. »Bueno«, murmelte er, obwohl die Frau offensichtlich keine Spanierin war und das Lokal ja auch keinen spanischen Touch hatte. Er hatte sich nun einmal im Verlauf seiner Irrfahrten durch alle Herren Länder verschiedenste Ess- und Trinkrituale angewöhnt, hatte je nach dem Standard der Lokalitäten, in denen er sich 17
bewegte, sein Repertoire angepasst und verfeinert. In französischen Bistros hatte er zum Essen Gauloises bleue geraucht, in den Etablissements der Relais et Châteaux, zwischen Brügges Hotel de Snippe, Londons Park Street, Congs Ashford Castle in Irland, dem Westra Piren in Göteborg, dem Schlosshotel in Igls hatte er sich diskret und zurückhaltend den verschiedenen Ausprägungen der bereits etwas angegrauten nouvelle cuisine anvertraut. Und in italienischen Trattorien hatte er gestikulierend die mündlich vorgetragenen Menüvorschläge des Wirtes kommentiert, hatte Bravo gerufen, als die Wirtin zum Schluss die Torta della Nonna auftischte, hatte aber sofort das Register gewechselt, wenn er in Florenz im Cibreo zu Gast war, hatte sich distinguiert gegeben und mit Kennermiene diskret schnalzend Fabio Piccis Parmigiana di Melanzane gelobt. Ja, er war in der Welt herumgekommen. Und das hatte er vor allem dieser Frau zu verdanken, die ihn in Atem hielt und mit der er beinahe eine Luxuskabine auf einem Luxusdampfer geteilt hätte. Wenn nicht Zeller dazwischengeraten wäre und sie ihm überraschend ausgespannt hätte. Zeller war kein Beau, hatte nicht eigentlich Charme. Er hatte nur signalisiert, dass er Geld hatte. Aber auch Zeller war nicht mehr in den Genuss der gemeinsamen Nacht auf hoher See gekommen. Sie hatte ihn offensichtlich auf eine Nacht in 18
London vertröstet, vielleicht im Grosvenor oder im Meridian, und war dann nach der Landung in Southampton diskret untergetaucht. Dort hatte nicht nur Zeller, sondern auch er sie aus den Augen verloren. Und jetzt hatte er sie nach intensiven Recherchen in Hotels verschiedenster europäischer Städte wieder aufgespürt. Sie war in Zürich abgestiegen, zuerst im Dolder, dann im Savoy. Dass Zeller jetzt ebenfalls ausgerechnet in Zürich wohnte, auf der Suche nach einem neuen Job, der wohl kaum etwas mit Kochen zu tun haben würde, kam ihm gelegen. Zeller in Zürich. Das war ein schöner Zufall, den es auszunutzen galt. Walters nahm einen vorsichtigen Schluck. Die Kellnerin beobachtete ihn dabei. Er schloss die Augen, ließ den Wein über die Zunge zum Gaumen hinrinnen, prüfte den Abgang und nickte dann der Kellnerin zu. Sie wandte sich ab. War er nicht mehr überzeugend? Jetzt hatte ihn zum zweiten Mal an diesem Abend eine Frau ins Leere laufen lassen. Sah er denn nicht wie ein erfolgreicher Manager auf der Durchreise aus, der sich alles leisten konnte, einen kostspieligen Opernbesuch genauso wie eine Stretchlimousine samt Chauffeur, die ihn zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt fahren würde, hinauf zum Sonnenberg, zum Dolder, über die Forch und dann wieder hinunter zum 19
See. Dann würde das Fraumünster mit seinen Chagall-Fenstern auf dem Programm stehen. Oder ein Besuch des Kunsthauses, der Altstadt. Aber das war ja vielleicht sogar der Haken an dieser Geschichte. Manager haben keine Zeit für Sightseeing. Manager buchen keine Kreuzfahrten, und Manager spielen abends nicht beim Bingo mit. Er hatte die Orientierung verloren. Sie hatte ihn durchschaut. Er hatte nicht authentisch gewirkt. Irgendetwas in seinem Verhalten hatte sie misstrauisch gemacht. Und dann hatte sie zu Zeller gewechselt. Und dann hatte auch Zeller ihr Misstrauen geweckt, und dann war sie untergetaucht. Und jetzt war sie in Begleitung eines Privatbankiers aus Österreich, wie er herausgefunden hatte. Sein Handy meldete sich: »In diesen heil’gen Hallen«. Mozart at his best. In seiner Umgebung schien es niemanden zu kümmern. Er warf einen schnellen und beinahe ängstlichen Blick auf das Display. – Er! – Warum so spät? »Monsieur?« »Ich nehme an, Sie sind noch wach und sitzen in irgendeiner Bar in irgendeiner Stadt«, sagte die bekannte heisere Stimme auf Französisch. »In Zürich.« »Und in welcher Bar? In der Widder-Bar etwa? Wohl nicht, sonst wäre ja Klavierjazz im Hintergrund zu hören.« 20
»Ich recherchiere«, murmelte Walters, verwirrt darüber, dass sein Auftraggeber so gut Bescheid wusste. »Zürich ist Ihre letzte Station, Walters.« »Ich hatte ihre Spur verloren.« »Sie sind eine Niete.« »Die Frau ist clever.« »Wem sagen Sie das!« Walters nickte. Er hätte gern eine spöttische Bemerkung gemacht, aber er getraute sich nicht. Er durfte seinen Arbeitgeber nicht vergraulen. Der Mann war seine Lebensversicherung. Er war reich und hatte bis jetzt klaglos bezahlt, obwohl Walters keine wirklichen Erfolge vorzuweisen hatte. Und er hatte seinetwegen ein Stück Welt kennen gelernt. Und er hatte Luxushotels von innen gesehen. Aber die Frau war nicht zu packen. Und die geschädigten Männer, die sie zurückließ, erhoben keine Anklage, um sich nicht zu blamieren. Zeller hätte Grund gehabt, sie anzuklagen. Er hätte sich nicht blamiert. Wie denn auch! Er war ja ohnehin ein Nobody. Aber Zeller liebte die Frau noch immer. Das hatten seine Reaktionen gezeigt. Und deshalb wollte er sie zur Strecke bringen, gleichzeitig aber nährte er noch immer den Traum, sie zwar zu entlarven, ihr dann aber großzügig zu verzeihen, sofern sie …? Aber natürlich war sie clever. Sie würde wei21
nen, ihn um Verzeihung bitten, etwas von Liebe flüstern und dann wohl wieder verschwinden. Ihm blieb keine Wahl. Die Denkpause dauerte Walters Auftraggeber jetzt offensichtlich zu lange. »Ende dieses Monats hören die Zahlungen auf, wenn Sie kein Resultat liefern. Richten Sie sich darauf ein!« »Übermorgen, Monsieur. Das verspreche ich Ihnen. Ich bin nah dran.« »Das haben Sie damals auf dem Schiff auch gesagt.« »Diesmal habe ich einen Plan.« »Keine Polizei!« »Natürlich nicht!« »Weich kochen. Herbringen oder …!« »Ja. – Der Scheck ist übrigens noch nicht eingetroffen, Monsieur!« Aber der Auftraggeber hatte schon aufgelegt. Die Alternativen, die er zu hören bekommen hatte, erschreckten ihn. Freiwillig würde sie nie mit ihm gehen. Walters zahlte und stand auf. Ihm war schwindlig, obwohl er ja nicht zu viel getrunken hatte. Er war andere Mengen gewohnt. Als er das Lokal verließ und wieder zum Fluss hinunterging, mit kleinen, vorsichtigen Schritten wie ein Schlafwandler, sah er sie noch einmal vor sich. Sie saß im Opernhaus in ihrer Loge, hatte ihre Hand auf der gepolsterten Balustrade aufge22
stützt. Ihr makelloser weißer Arm schimmerte wie Marmor. Sie hatte einen abwesenden Gesichtsausdruck, als ob sie träumte. War es Bellinis Musik, die sie so abdriften ließ? Sie wirkte so echt. So überzeugend. Eine Frau, die mit traumwandlerischer Sicherheit durch ein Leben ging, das sie sich wie einen Traum erfunden hatte, den sie jeweils verlassen konnte, bevor er zum Albtraum wurde. Und hinter ihr hatte ihr neuer Begleiter gesessen, ein kleiner Mann mit Hornbrille und einer Glatze. Und mit rotem Gesicht. Und seine Hand hatte auf ihrer makellosen Schulter gelegen. Und der Stein des protzigen Siegelrings war von einem penetranten Orange gewesen, das in den Augen wehtat, besonders deshalb, weil ja die plüschfarbige Umgebung von einem tiefen theatralischen Rot war. Walters saß bereits am reservierten Tisch im hinteren Teil des Restaurants Frieden, als Zeller im Windfang stand, sich unsicher umschaute und dann zum Tresen ging, um sich nach Walters Reservation zu erkundigen. Die Wirtin lächelte ihm zu. Zeller blühte sichtlich auf. Er hatte seinen hellgrauen Leinenanzug ausgegraben und dazu die grellrote Krawatte angezogen. Der Anzug war zerknitterter, als dass es noch modisch gewirkt hätte. Abgesehen davon, dass die Jahreszeit für Leinenanzüge noch nicht gekommen war. Den 23
beigen Regenmantel hatte Zeller schon gar nicht angezogen, weil er dringend eine Reinigung nötig gehabt hätte. Er trug ihn zusammengefaltet über dem Arm, das Burberry-Muster nach außen. Die Wirtin redete mit ihm. Er wirkte jetzt plötzlich wieder verunsichert, in dem Augenblick, als die Tür zur Küche aufging und der Patron erschien, allerdings nicht im weißen Outfit mit der steifen Mütze, das Zeller damals getragen hatte. Eine Kellnerin nahm Zeller den Mantel ab. Walters hob die Hand und winkte Zeller zu. »Schön, dass Sie gekommen sind.« Zeller nickte und setzte sich Walters gegenüber. Er fühlte sich sichtlich unwohl, schon deshalb, weil er die ändern Leute im Rücken hatte. »Möchten Sie zu Beginn ein ChnoblibrotBaguette?« Zeller wehrte erschrocken ab. »Knoblauchbrot? Wer will sich denn danach noch mit mir unterhalten oder …?« Er sprach den Satz nicht zu Ende. »Ich werde mich mit Ihnen unterhalten, Herr Zeller. Der Abstand zwischen uns reicht aus. Ihr Knoblauchatem ist wohl nicht länger als üblich. Und ich werde übrigens auch Knoblauchbrot essen. Und was dieses vage oder betrifft – ich weiß nicht, ob Sie die Dame heute noch sehen werden. Und wenn schon sehen – nahe kommen werden Sie ihr bestimmt nicht.« 24
Zeller biss sich auf die Lippen und schwieg. »Trinken wir einen Weißwein vorweg?«, fragte Walters. Die Wirtin trat mit den Menükarten an den Tisch. »Möchten Sie selbst auswählen, oder darf ich Ihnen heute unser Perlhuhn empfehlen?« Zeller schaute auf. Von fern schien ihn eine Erinnerung zu streifen, aber er konnte sie offenbar nicht einordnen. »Klingt interessant, nicht wahr, Herr Zeller?«, sagte Walters an seiner Stelle. Er schaute die Wirtin an und machte dann eine Kopfbewegung in Zellers Richtung. »Der Herr war nämlich Koch. In ersten Häusern.« Er machte eine Pause. Zeller errötete. Aus Ärger. »Vielleicht können Sie ja eine Hilfskraft in Ihrer Küche brauchen. Das Rezept seiner geschmorten Goldbrasse im Sommergemüse ist einzigartig.« »Geschmorte Goldbrasse?«, fragte die Wirtin irritiert. »Gehört das nicht …?« Sie hielt inne. »In Kaisers Reblaube?« Die Wirtin reagierte nicht. Ihr schien der Verlauf des Gesprächs nicht zu behagen. »Dann darf ich Ihnen also vorweg ein Chnoblibrot bringen?« 25
Walters nickte. »Und Sie, Herr Zeller?« Aber Zeller winkte nur müde ab. »Bringen Sie mir, was Sie wollen, aber kein Knoblauchbrot.« »Sie sind mein Gast«, sagte Walters lächelnd. »Der Gast ist König. Und Ihr Atem interessiert mich nicht.« »Und dann? Für beide?« »Von mir aus. Hört sich gut an. Auch wenn ich mit dem Herrn hier den Geschmack nicht teile«, sagte Zeller. Walters Handy spielte Mozart. Er zog es aus der Tasche, warf einen Blick auf das Display und wurde blass. »Monsieur?« Zeller wurde aufmerksam. Die Wirtin zog sich zurück. »Die Sache ist geritzt.« Er kappte die Verbindung. »Und was trinken wir dazu?«, fragte Zeller. Er schien sich wieder gefangen zu haben, nachdem er Walters Irritation zur Kenntnis genommen hatte. Der Wirt war unbemerkt an den Tisch getreten, die Weinkarte in der Hand. »Darf ich Ihnen vorweg zum Chnoblibrot einen Pernod HB empfehlen?« Walters warf einen Blick auf die Weinkarte. In seinem Hirn ratterten Zahlenreihen. Er addierte, überlegte fieberhaft, ob sein Konto noch gedeckt 26
war. Wenn er erfolgreich war, würde eine Provision herausspringen. Und dann hatte es sich gelohnt, etwas in diesen Abend zu investieren. Er musste Zeller bei Laune halten, sonst würde er das Lokal verlassen, bevor er ihm seinen Plan unterbreitet hatte. »Und zum Hauptgang?« »Eine Flasche Burgunder von der Côte de nuit«, sagte er und nickte dem Wirt zu, der sich zurückzog. »Die Sache ist geritzt, haben Sie ins Handy gesagt. Was meinen Sie damit?«, fragte Zeller. »Sie haben gehorcht?« »Sie haben mich nicht einfach so eingeladen, Herr Walters. Ich bin nicht Ihr Freund.« »Wir können Freunde werden.« »Sie haben einen Plan?« »Einen Racheplan.« Zeller nahm einen Schluck Weißwein. Er verschluckte sich. Hustete. Tränen traten ihm in die Augen. »Sie wollen doch Ihr Aktienpaket zurück?«, fragte Walters und nahm seinerseits einen Schluck. »Zu spät. Sie hat das Paket verkauft.« Walters schluckte schwer. »Das habe ich nicht gewusst. Dann halt Rache.« Der Wirt kam mit der Flasche Rotwein, 27
schenkte ein. Walters kostete, nickte. Er wartete, bis sie wieder allein waren. »Und wie sieht Ihr Plan aus?« »Sie ist gestern im Grandhotel Dolder abgestiegen.« Zeller schaute versonnen ins Leere. Er sah sie wohl über die Treppe kommen oder aus dem Lift treten. Mit diesem verträumten Gesichtsausdruck. Und mit der leicht verzögerten Schrittkadenz. »Heute übernachtet sie im Savoy. Baur en Ville.« Walters blickte seinen Gast besorgt an. War denn auf diesen Mann wirklich Verlass? »Morgen Abend haben sie in der Blauen Ente zwei Plätze reserviert.« »Sie?«, fragte Zeller, brüsk aus seinen Phantasien gerissen. »Die Frau Ihrer verflossenen Träume und ihr augenblicklicher Begleiter.« Zeller schluckte schwer. »Warum in der Blauen Ente? Warum nicht im Restaurant Orsini? Das gehört doch zum Savoy? Ich habe da früher einmal gegessen. Hervorragend.« »Und wahrscheinlich auch gleich das Menü kopiert?« Zeller errötete. »Das filetto di vitello ›Padiglione di Caccia‹. Kalbsfilet mit Gänseleber und Pilzrisotto an Basilikumsauce überbacken. Für einen Banausen wie Sie Perlen vor die Säue geworfen.« Zeller genoss seine Kenntnisse sichtlich. 28
»Klingt exquisit.« »Warum nicht im Orsini?«, fragte Zeller noch einmal mit wehmütigem Gesichtsausdruck. »Das filetto di vitello ist der große Renner! Nichts wie hin!« Walters lächelte. »Kennen Sie denn den Chef nicht? Er ist ja auch der Manager des Savoy.« »Nein. Warum sollte ich?« »Der Mann hat einen Röntgenblick, Zeller. Er durchschaut jeden Gast auf Anhieb. Er kann nicht nur einen seriösen Geschäftsmann von einem russischen Mafioso unterscheiden. Und das Flittchen von der Dame von Welt. Er hat differenziertere Kriterien. In seinem Netz würde auch unsere Dame hängen bleiben. Hochstapler, mein lieber, sollen seine Spezialität sein. Und auch Hochstaplerinnen. Mehr als eine Nacht im Savoy schafft bei ihm keine zwielichtige Figur. Und dasselbe gilt für das Orsini. Sie, lieber Zeller, würden seinen Kriterien auch nicht standhalten und da keinen Tisch bekommen. Und das ist nicht eine Frage des Geldbeutels oder des Outfits, sondern der Physiognomie und des Auftretens.« »Ist sie deshalb nur für eine Nacht im Savoy abgestiegen?«, fragte Zeller sichtlich irritiert und zupfte gleichzeitig an den Ärmeln seines Jacketts, um seine leicht schmuddeligen Manschetten zuzudecken. 29
»Natürlich. Ich habe mich erkundigt.« Die Kellnerin brachte das Bestellte. Sie schwiegen, nahmen den ersten Bissen, kosteten, Walters mit geschlossenen Augen, Zeller mit misstrauischem Gesichtsausdruck. »Hervorragend«, sagte Walters. »Was sagen Sie als Fachmann dazu?« »Nichts einzuwenden.« »Sie haben also wenigstens Ihren Geschmackssinn nicht eingebüßt. Wie steht es mit Ihren Künsten in Sachen Nachtisch?« »Warum fragen Sie?« Walters zog einen Zettel aus der Tasche und streckte ihn Zeller hin. »Eine Menüauswahl. Was soll ich damit?« »Das werden die beiden Herrschaften morgen Abend essen. Ich habe mich erkundigt.« »Eleonore …?«, fragte Zeller gedehnt. »Frau Eleonore Troller und ihr Begleiter. Es wurde ihnen empfohlen.« »Und?« »Schauen Sie sich den Nachtisch an!« Zeller schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Koch mehr. Ein Patissier schon gar nicht.« »Sie sind aber ein mit allen Wassern gewaschener Kopist. Ein Plagiator. Sie können doch jedes Menü nachkochen und es dann als Eigenkreation ausgeben, nicht wahr?« 30
»Hören Sie auf, Walters, sonst ramme ich Ihnen das Messer hier in die Brust.« »Schokolade ist Ihnen wohl ein Begriff«, sagte Walters ungerührt. »Haben Sie schon mal eine Schokoladentorte gemacht?« Zeller verzog beleidigt sein Gesicht zu einer Grimasse. »Schokoladentorte ist nicht das Problem.« »Sondern?« »Warum interessieren Sie sich für den Nachtisch?« »Ich habe einen Plan!« »Sie sind nicht der liebe Gott!« Walters schaute Zeller entgeistert an. »Was soll das heißen? Hat nur der liebe Gott das Recht, einen Plan zu haben?« »Den Plan!«, sagte Zeller leise. Walters legte Messer und Gabel wütend auf den Tellerrand. Es gab einen hellen, durchdringenden Ton. Zeller zuckte zusammen. Ein paar Gäste drehten sich um. »Sie sind also fromm«, murmelte Walters verbittert. »Und womöglich haben Sie so etwas wie eine feste Vorstellung von Moral.« »Ich bringe niemanden um, Herr Walters!« »Umbringen? Sind Sie verrückt? Wer spricht denn da von Umbringen? Ich will die Frau provozieren, nichts weiter. Ich will sie aus der Fassung bringen. Ich will sie öffentlich demaskieren!« 31
»Schmeckt es Ihnen nicht?« Der Wirt war an den Tisch getreten. »Mir bekommt die Konversation nicht, die mir dieser Herr hier aufdrängt«, sagte Zeller. »Dem Herrn hat es den Appetit verschlagen«, sagte Walters mit schiefem Lächeln. »Aber vielleicht geben Sie ihm das Rezept mit. Er ist ein Meister des Plagiats. Er wird es nachkochen und es dann als eigene Erfindung verkaufen.« Zeller stand wütend auf. Sein Stuhl kippte und fiel um. Die ändern Gäste drehten sich erschrocken um. Zeller hob entschuldigend die Hand, der Wirt stellte den Stuhl wieder hin und schob ihn sanft in Zellers Kniekehlen. Zeller setzte sich wieder hin. Sein Blick war starr, und er wurde erst weicher, als der Wirt mit einem kleinen Lächeln die Einzelheiten des Rezepts preisgab. »Ich habe keine Küchengeheimnisse«, sagte er. Zeller und Walters aßen stumm. Ab und zu gab sogar der offensichtlich verstimmte Zeller einen beifälligen Grunzlaut von sich, wenn er einen Bissen in den Mund schob. Aber das war schon alles. Sie tranken den Wein aus, Walters genießerisch, Zeller leerte das Glas in einem Zug und fuhr sich dann mit dem Handrücken über die Lippen, als ob er Bier getrunken hätte. Er hatte alle Manieren, die in den großen Häusern kultiviert werden, verdrängt. Oder sie waren von ihm abgefallen, weil sie nur angelernt gewesen 32
waren und nie das Resultat einer inneren, gewachsenen Kultiviertheit waren. Walters unterdrückte ein Grinsen. Sein Vater hatte beim Essen, die Vorderarme auf dem Tisch, den Teller gleichsam umzingelt und jedes Mal am Schluss der Mahlzeit das Messer abgeschleckt. Und eines Tages hatte er sich in die Zungenspitze geschnitten, und von Stund an konnte er das S nicht mehr korrekt aussprechen, und so war auch die Endung seines Familiennamens Walters vermanscht worden, hatte jede strenge Eleganz des Namens ins Lächerliche gezogen. Walters hatte diesen Tag nie vergessen. Mozart trat in Aktion. Wieder sein Auftraggeber! »Und? Weitergekommen?« »Ja«, sagte Walters. »Morgen Abend.« Zeller sah von seinem Teller auf. »Ist da noch jemand mit von der Partie?«, fragte er misstrauisch. Walters schüttelte den Kopf. »Es war die Chefin der Blauen Ente. Sie hat die Reservation für morgen Abend bestätigt.« Zeller schob seinen Teller zurück. »Sie lügen, Walters. Sie spielen falsch. Es war ein Mann am Telefon und keine Frau. Sonst wären Sie weniger kurz angebunden gewesen. Und zudem ist es nicht üblich, dass Tischreservationen bestätigt werden. Also: Wer war es?« 33
Walters zögerte. »Wenn Sie nicht mit offenen Karten spielen, lasse ich die Sache auffliegen«, sagte Zeller und versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Nur jetzt keine Emotionen zeigen. Wenn er erregt war, verlor er die Übersicht. Und weil er erregt gewesen war, hatte ihn diese Frau abserviert. Kalt. Unbarmherzig. Jetzt war er wieder wütend, und eigentlich wäre er gern in einer anderen, versöhnlicheren Stimmung gewesen, die ihm ein Schlupfloch offen gelassen hätte. Ein Schlupfloch zur Liebe. Er konnte die Frau einfach nicht vergessen! Und nicht nur, weil sie ihn ausgetrickst hatte. »Dann gehe ich noch heute ins Savoy und warne die Frau.« Walters erschrak. Er hatte zu hoch gereizt. Er musste Zeller bei Laune halten, obwohl es ihm schwer fiel. Er mochte den Mann nicht. Und er war noch immer verletzt, dass er ihm ins Handwerk gepfuscht hatte. »Wir sind nicht die Einzigen, Zeller, die ihr auf den Leim gekrochen sind.« »Sie unterstellen der Frau also eine Absicht!« Walters nickte. »Leider. Mit Passion hat all das nichts zu tun. Nur mit Passion für den Beruf der Hochstaplerin.« »Wenn es so wäre! Warum ist sie dann nicht längst verhaftet worden?« 34
Walters lachte laut heraus. »Weil keiner der Geschädigten zur Polizei ging. Weil sich alle schämten. Und weil die meisten von ihnen verheiratet waren und es vermeiden wollten, die Polizei einzuschalten, weil sie sonst nicht nur ihre Ehe aufs Spiel gesetzt hätten, sondern auch noch in der Öffentlichkeit ordentlich blöd dagestanden hätten. Damit hat die Dame gerechnet.« »Ich bin nicht verheiratet, Walters!«, sagte Zeller schnell. Walters zeigte ein schäbiges Grinsen. »Ich weiß. Aber Sie sind ja auch keine wirklich große Nummer. Das hat ja auch die Dame sehr bald gemerkt. Und darum ist sie schon einen Tag später untergetaucht. Und Sie haben nichts in der Hand gegen Sie!« Jetzt hatte er Zeller erneut beleidigt. Aber es war bereits gesagt. Zeller bearbeitete seine Serviette mit beiden Händen. »Sie werden bezahlt, wenn Sie mitmachen, Zeller«, fügte Walters nach einer Weile hinzu. »Bezahlt? Von wem?« »Keine Namen.« »Ein Geschädigter?« »Ja.« Walters griff in seine Brusttasche und schob dann Zeller eine Menükarte hin. »Lassen Sie sich etwas einfallen. Ich habe die 35
Schokoladentorte in der Blauen Ente fotografiert. Genau so muss sie aussehen. Und genauso schmecken.« Er wedelte mit einer Fotografie vor Zellers Nase herum. »400 Gramm flüssige Butter mit 400 Gramm Schokoladenpulver vermischen. Dazu 100 Gramm Mehl. 600 Gramm Eiweiß. 300 Gramm Eigelb. 150 Gramm Zucker. Das reicht für zwei Torten. Ein Stück genügt. Den Rest können Sie selber essen.« »Ich habe verstanden«, sagte Zeller. »Das Eiweiß mit dem Zucker schlagen. Die Schokoladenmasse in das Eiweiß geben und danach das Eigelb unterrühren. In Kuchenringe eingießen und dann bei 150 Grad 45 Minuten backen.« Walters schob Zeller einen Zettel hin. »Und wozu all das?« »Wir werden ein bisschen nachhelfen. Es gibt so exotische Pflanzen, die nicht ganz ohne Wirkung sind! Meskalbohnen, zum Beispiel.« »Sie wollen die Frau umbringen!« Walters hielt seinen Zeigefinger auf die Lippen. »Wer redet da von Umbringen?« Walters verlangte die Rechnung. Dann zahlte er diskret mit seiner Kreditkarte. Zeller hatte keine Kreditkarte mehr. Er hatte ja all seinen Kredit verspielt. 36
»Rufen Sie mich an, wenn Sie so weit sind, Zeller!« Walters stand auf, bedankte sich bei der Wirtin für das vorzügliche Essen und trat auf die Straße hinaus. Bei einem letzten Blick durchs Fenster sah er Zeller allein an seinem Tisch sitzen. Die Kellnerin hatte ihm ein letztes Bier gebracht. Auf Kosten des Hauses.
37
Es war schon spät, als Zeller den Frieden verließ. In seiner Jacketttasche hatte er noch ein letztes Frankenstück. Aber das reichte nicht für eine Fahrt mit der Straßenbahn. Und schwarzzufahren getraute er sich auch nicht, weil er die fünfzig Franken Strafe erst recht nicht hätte zahlen können, wenn man ihn erwischt hätte. Also ging er zu Fuß den Limmatquai aufwärts in Richtung See. Die hell erleuchteten Kirchtürme von St. Peter, Frau- und Großmünster ragten wie Warnfinger in den nächtlichen Himmel. Er beeilte sich. Noch bestand ja die Hoffnung, dass er die Frau wenigstens aus Distanz sehen konnte. Bei der Gemüsebrücke angekommen, wechselte er die Straßenseite und peilte dann über die Brücke die Storchengasse an, hastete an Walters Hotel vorbei, ohne zu wissen, dass dieser im Storchen abgestiegen war, und atmete erst auf, als ihn die enge Gasse am Münsterplatz wieder freigab. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Savoy. Er fand im Modegeschäft, dem Hoteleingang gegenüber, eine Nische, in der er sich halbwegs verstecken konnte, und wartete. Nichts geschah. Einzelne Gäste betraten das Hotel. Der grau livrierte Portier öffnete ihnen die Glastür. Im Foyer saß nur eine einzige etwas zu auffällig geschminkte Frau. Der Chef de Réception trat auf sie zu, beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr 38
etwas ins Ohr. Sie schüttelte anfangs wütend den Kopf, stand dann aber brüsk auf und verließ das Hotel mit kurzen, trippelnden Schritten. Dann war es eine Weile still. Und dann fuhr ein Taxi vor, eine große schwarze Limousine. Zellers Herz machte einen Sprung. Die Silhouette der Frau im Fond des Wagens war ihm vertraut. Die leicht gewölbte Stirn, die gerade Nase, die locker fallenden Haare. Der Fahrer war bereits ausgestiegen und öffnete den Schlag. Jetzt sah Zeller ihren Kopf über dem Dach des Autos. Und dann neben ihr einen Mann, dessen nackte Kopfhaut wie ein Halbmond über dem Autodach aufgetaucht war und auch schon wieder unterging, als er sich kurz bückte. Und dann sah Zeller die beiden von hinten, Eleonore mit ihrem unnachahmlichen Gang, hoch aufgerichtet und mit dieser sanften Rotation in der Hüfte, und den Glatzkopf, der ihr nur bis zur Schulter reichte und mit auswärts gedrehten Füßen neben ihr herwatschelte. Außer Reichtum gab es wohl keinen Grund, warum sich diese Frau diesen Mann als Begleiter ausgesucht hatte. Als vorübergehenden Begleiter! Zeller warf einen schnellen Blick ins Schaufenster des Ladens für Kinderkleider, in dessen Eingang er stand, und sah, wenn auch etwas verzerrt und in der Dunkelheit nicht in allen Einzelheiten zu erkennen, sein Gesicht. In der Nacht 39
war es vertretbar, nur wusste er nicht, ob es auch dem Tageslicht einer genaueren Prüfung würde standhalten können. Er gab sich einen Ruck, ging mit entschlossenen Schritten über die Straße, vorbei am verdutzten Portier und betrat das Hotel. Es war, als ob sie seinen Schritt erkannt hätte; sie hatte eben ihren Arm gehoben, um sich in der ihm so vertrauten Art mit zwei Fingern der rechten Hand die Haarsträhne aus der Stirn zu schmeicheln, als sie mitten im Bewegungsablauf erstarrte. Der glatzköpfige Mann stand an der Rezeption und fragte wohl nach dem Zimmerschlüssel. »Eleonore«, flüsterte Zeller. Sie ließ den Arm sinken und drehte sich halbwegs um. »Ja?«, hauchte sie. »Erinnerst du dich an mich?« »Keine Intimitäten, bitte«, flüsterte sie. »Ich habe nichts vergessen«, raunte er. »Was heißt das?« »Nicht die Nacht und nicht das Aktienpaket.« Sie ließ ein gurrendes Lachen hören. »Weder das eine noch das andere war ein Erfolg.« Sie wandte sich ab, als der Glatzkopf sich wieder umdrehte. »Gibst du mir bitte meinen Schlüssel?«, sagte sie zu ihm. 40
»Wollen wir nicht …?« »Nicht heute, Schatz. Ich habe Migräne. Morgen vielleicht.« Er verzog schmollend wie ein kleines, gescholtenes Kind seinen dicklippigen Mund. »Isabella«, flehte er. Zeller, der noch immer dastand, unfähig sich zu rühren, erschrak. »Isabella« hatte der Glatzkopf sie genannt. Hieß sie denn nicht Eleonore? Oder war ihr ein Name so gut wie der andere, wenn er nur genügend klingende Vokale aufwies, denen ein Verliebter verzückt nachhorchen konnte, ein Nachhall ohne Ende. »Morgen, Schatz.« Er beugte sich vor, um sie auf den Mund zu küssen, aber sie hatte schon ihre rechte Hand ausgestreckt und empfing stattdessen den oft praktizierten Handkuss des österreichischen Privatbankiers, den dieser perplex platzierte, ein über Jahrzehnte hinweg kultivierter Reflex. Dann stolzierte sie an ihm vorbei zum Aufzug, wo sie verschwand, ohne auf ihren Begleiter zu warten. Der Mann schaute ihr nach, drehte sich dann entschlossen auf dem Absatz um und ging zur Bar, um dort seinen Frust in Alkohol zu ersäufen. Zeller, vom Mann hinter der Rezeption jetzt scharf beobachtet, resignierte. Er drehte sich um und ging zum Ausgang zurück, wo ihm der Por41
tier beflissen und sichtlich erleichtert die Tür öffnete. »Buona notte«, sagte er halblaut, obwohl weder er noch Zeller Italiener waren. Zeller zögerte, wandte sich dann nach rechts, ging zum Paradeplatz hinüber und setzte sich dort auf die Bank der Straßenbahnhaltestelle. Die Sehnsucht, die ihn kurz gestreift hatte, war wieder in Enttäuschung umgeschlagen. War es die letzte 7, die eben einfuhr? Er hatte weit draußen ein Zimmer im Milchbuckquartier. Vielleicht würden ja um diese Zeit keine Kontrollen mehr durchgeführt, und er konnte es wagen, schwarz nach Hause zu fahren. In dem Augenblick, als er sich entschlossen hatte, das Risiko einzugehen und sich eventuellen unwürdigen Befragungen der Kontrolleure auszusetzen, die eine Straßenbahn oft gleichsam im Handstreich eroberten, zustiegen, die Türen verriegeln ließen und dann ihres Amtes walteten, legte sich eine Hand auf seine Schulter. Ein Kontrolleur hatte keinen so sanften Händedruck. Er drehte sich um. Und da stand sie vor ihm, strahlend, lächelnd, hüllte ihn in ihren betörenden Parfumduft ein. »Wer fährt denn heute noch Straßenbahn?«, fragte sie. Er antwortete nicht. Er brachte keinen Ton heraus. Sie musterte ihn. Sie sah den schäbigen 42
Mantel, seine schmuddeligen Manschetten, die ungeputzten Schuhe. Er war einfach nicht mehr derselbe Mann wie damals auf dem Kreuzfahrtschiff. »Eleonore?«, flüsterte er. »Oder Isabella?« »Namen sind Schall und Rauch«, lächelte sie. »Was tun Sie hier in Zürich?« Sie hatte ihn gesiezt. Er nahm es irritiert zur Kenntnis. Er versuchte sich zu erinnern, wie sie ihn damals auf dem Schiff angesprochen hatte. Und er musste feststellen, dass sie ihn überhaupt nie direkt angesprochen hatte, weder mit Sie noch mit du. Und auch bei ihm war es ihr wie bei ihrem jetzigen Begleiter gelungen, jede Intimität zu vermeiden. Es waren nur kurze Berührungen ihrer Fingerspitzen gewesen, ein Lächeln oder eine flüchtige Annäherung, so dass ihn ihre Haare gestreift und gekitzelt hatten. »Ich wohne hier. Seit kurzem.« »Noch immer in Aktien aktiv?«, fragte sie, nicht ohne Spott in der Stimme. Er schwieg. »Haben Sie mich zufällig gesehen?«, fragte sie weiter. »Nein. Jemand wusste, dass Sie hier abgestiegen sind.« »Jemand? Hat dieser Jemand einen Namen?« »Namen sind Schall und Rauch«, sagte er schnell und nicht ohne Stolz, froh darüber, dass 43
er seine Geistesgegenwart in ihrer verwirrenden Nähe nicht ganz verloren hatte. Die Fingerspitzen ihrer rechten Hand berührten flüchtig seine Wange. Es war um ihn geschehen. »Walters!«, flüsterte er. Sie nickte. »Wer denn sonst!« Er schaute sie erstaunt an. »Sie haben nichts anderes erwartet?«, fragte er. Er war noch immer erregt. Die Erinnerungen an die Spaziergänge auf Deck kamen, eingehüllt in die vertraute Parfumwolke, zurück. »Der Mann ist ein Besessener. Ein Verrückter, wenn Sie lieber wollen. Ein Erotomane.« Das bin ich auch, dachte Zeller, aber er schwieg. »Er verfolgt mich seit mehr als einem Jahr. Er hat sein ganzes Leben auf mich eingestellt. Er war hinter mir her von Brüssel nach Kapstadt, von Kapstadt nach Lissabon, von Lissabon nach Kairo.« Zeller war beeindruckt. Erst als sie lange schwieg, vermochte er seine Gedanken wieder zu ordnen. »Sie reisen – gern?«, fragte er zögerlich. Er wollte die Frage vermeiden, wie sie denn diesen teuren Lebenswandel finanziere. »Die Reise ist mein Lebensziel«, sagte sie. »Unterwegs sein. Wenn ich einmal endgültig angekommen bin, bin ich tot.« 44
Er war einmal mehr beeindruckt. Das war wohl jetzt so etwas wie eine philosophische Erkenntnis, die sie formuliert hatte. Zu hoch für einen ehemaligen Koch, der auf dem Aktienmarkt gestrandet war. Er musste die Frage nach dem Geld trotzdem stellen. Schließlich hatte sie sich sein Aktienpaket angeeignet, bevor sie ihn verlassen hatte. »Und wie finanzieren Sie diese Reisen? Mit Aktienpaketen, die Ihnen nicht gehören?« Jetzt war es gesagt. Und schon bereute er die Frage. Eine solche Frage durfte man einer solchen Frau nicht stellen. »Mein Lieber«, sagte sie lächelnd. »Haben Sie nicht meine Gegenwart genossen? Habe ich Ihnen nicht ein paar Glücksmomente in Ihrem tristen Dasein beschert? Sind da ein paar wertlose Aktien nicht eine angemessene Entschädigung?« Er war irritiert. Von dieser Seite hatte er die Angelegenheit noch nie betrachtet. Er zögerte, bevor er weiterfragte. Jetzt war Subtilität angesagt, wenn er es nicht endgültig mit ihr verderben wollte. »Aber warum haben Sie mich denn nicht einfach gebeten, Ihnen einen Teil meiner Aktien zu schenken?« »Mein Lieber«, sagte sie. Sie blieb bei dieser unverbindlichen Anrede. »Bin ich ein Dienstmädchen, das seine ihm zustehende Bezahlung 45
reklamiert, wenn die so genannte Herrschaft nicht von selbst darauf kommt? Reisen bildet, mein Lieber. Und Reisen öffnet Horizonte. Nur großzügige Menschen reisen. Wären Sie ein passionierter Reisender, würden Sie solche Fragen nicht stellen.« »Ich reise nicht, weil ich kein Geld mehr habe.« »Verstehen Sie denn nicht!«, sagte sie wieder mit diesem kleinen Lächeln in der Stimme. »Sie haben kein Geld, weil Sie nicht reisen.« Diese weibliche Logik konnte er nicht verstehen. Aber etwas musste es wohl auf sich haben, sonst wäre sie nicht ständig unterwegs, ohne dass ihr die Mittel ausgingen. »Jetzt habe ich die letzte Straßenbahn verpasst«, sagte er nach einer langen Pause, in der er sie von der Seite betrachtet hatte, ihr betörendes Profil, die im Gegenlicht der Straßenbeleuchtung vibrierenden Haare. »Also, was will Walters?« Ihre Stimme klang plötzlich hart. Sie riss ihn aus seiner wehmütigen Stimmung, aus seinen Reiseträumen. »Er will Ihnen ans Leben!« Sie lachte, aber ihr Lachen klang nicht belustigt. »Sie übertreiben!« »Ein Giftanschlag!«, sagte er. »Im Restaurant.« 46
»Was für ein Gift?« »Ich weiß es noch nicht.« »Und wo?« »In der Blauen Ente.« Sie unterdrückte einen Schrei und packte Zeller am Vorderam. Aber es war keine zärtliche Berührung, das merkte sogar er in seiner Verliebtheit. »Er weiß also, wo wir morgen Abend essen!« Sie ließ seinen Vorderam los. Zeller zuckte hilflos mit den Schultern. »Warum erzählen Sie mir all das, mein Lieber?«, fragte sie. »Ich habe Sie verlassen, weil Sie mir einen Heiratsantrag gemacht haben. Liebe an einem festen Ort ist nicht meine Sache!« »Ich würde mit Ihnen reisen, Eleonore!«, rief er in die Nacht hinaus. Ihr Zeigefinger berührte kurz seine Lippen. »Ohne Geld keine Reise, mein Lieber. Ohne Reise kein Geld.« »Ich liebe dich!« Sie lächelte. »Was soll ich tun?« »Reisen Sie ab, Eleonore.« »Christina«, korrigierte sie ihn. Jetzt war er völlig verwirrt. »Abreisen? Ja. Übermorgen! Ich habe doch für morgen einen Tisch in der Blauen Ente reserviert.« 47
»Nicht in der Blauen Ente!«, sagte er lauter als nötig. Er packte sie bei den Schultern. Sie trat einen Schritt zurück. Seine Hände fielen von ihr ab. »Ich danke Ihnen für den Hinweis«, sagte sie förmlich. »Sie reisen ab?«, fragte er, hin- und hergerissen zwischen Enttäuschung und der Hoffnung, dass sie für ihn doch noch so etwas wie Liebe oder mindestens Dankbarkeit empfand. »Ich sagte Ihnen doch schon. Ich werde morgen Abend in der Blauen Ente essen. Zusammen mit meinem augenblicklichen Begleiter.« »Mit dem Mann mit der Glatze?«, fragte Zeller schnell. Die Bemerkung war ihm einfach so herausgerutscht. »Lasst dicke Männer um mich sein, mit Glatzen und die nachts gut schlafen«, sagte sie. Zeller schaute sie verständnislos an. »Shakespeare. Julius Cäsar. Ich war Schauspielerin. Und Sie sind leider nicht sehr gebildet.« »Die Schokoladentorte ist es!«, rief er. »Ich liebe Schokoladentorte. Er hat es gewusst.« »Gehen Sie nicht in die Blaue Ente!« Er versuchte sie wieder am Arm zu packen. »Ich mag dieses Restaurant, mein Lieber. Es hat diese unvergleichliche Atmosphäre. Zwischen Moderne und Geschichte.« 48
»Der Tod lauert dort auf Sie, Christina!«, rief er etwas zu dramatisch aus. Er stand da wie ein Heldentenor, bevor er sein Kabinettstück zum Besten gibt. »Gute Nacht!«, flüsterte sie. Sie ging davon, ohne sich nach ihm umzusehen. Dann blieb sie plötzlich stehen, griff in ihre Handtasche und kehrte noch einmal um. Sie streckte ihm eine Fünfzigfrankennote entgegen. »Für das Taxi.« Als er nicht reagierte, steckte sie ihm die Note in die Jacketttasche. Dann entschwand sie. Für immer in dieser Nacht. Er hatte jetzt so viel Geld von ihr, dass er sich sogar die Zutaten für die Schokoladentorte kaufen konnte. Walters saß auf einer Bank am See. Es war ein milder Frühsommertag. Möwen flogen ihre Schleifen, Schwäne zogen lautlos dahin. Walters griff in seine Jacketttasche. Aber da fand er nichts, was er den Schwänen hätte füttern können. Er zögerte. Vielleicht wäre ja ein kleiner Probelauf angezeigt. Er holte die kleine Blechschachtel aus der Jacketttasche und betrachtete sie nachdenklich. »Lakritze« war darauf geschrieben. Er lächelte, öffnete den Deckel und griff hinein, nahm nur eine der roten Pillen heraus und betrachtete sie nachdenklich. Als sich ein Schwan neugierig näherte, gab er sich einen Ruck und warf das Kü49
gelchen ins Wasser. Der Schwan schnappte zu; alles ging so schnell, dass sich Walters nicht sicher war, ob er die rote Bohne auch geschluckt hatte. Der Schwan stieg halb aus dem Wasser, flatterte mit den Flügeln und schwamm dann langsam davon, auf die Seemitte zu. Walters hielt den Atem an. Es war ja möglich, dass Tiere anders reagierten als Menschen. Oder überhaupt nicht. Der Schwan wurde immer kleiner. Er war jetzt nur noch ein kleines weißes Gebilde, ein miniaturhaftes Schneegebirge, das einsam auf dem Wasser trieb. »Guten Morgen«, sagte Zeller, als er sich neben Walters auf die Bank setzte. Walters drehte nur schnell den Kopf und nickte. Zeller sah übernächtigt aus. »Guten Tag«, gab er zur Antwort in dem Augenblick, als vom Wasser her ein greller Schrei ertönte, der in eine Art Gesang mündete, in einen anhaltenden klagenden Laut, der über den See bis ans Ufer drang. Und dann stieg das weiße Ding draußen steil in den Himmel, flog drei, vier gewagte Kurven und stürzte wie ein Meteor ab, prallte auf der Wasseroberfläche auf und trieb als weißes, zerfetztes Bündel langsam davon. »Es wirkt also«, sagte Walters befriedigt und wandte sich Zeller zu. Zeller schaute ihn verständnislos an. »Was wirkt?« 50
Walters öffnete die Blechschachtel erneut und hielt sie Zeller hin. »Das sind Meskalbohnen, mein Lieber. Die Samen von Meskalbohnen.« »Nennen Sie mich nicht mein Lieber«, rief Zeller. »Das steht Ihnen nicht zu!« »Wem steht es denn zu, Sie so zu nennen?«, fragte Walters verwundert. »Das geht Sie nichts an!« Walters schüttelte besorgt den Kopf. »Wenn wir zusammenarbeiten wollen, sollten wir Aggressionen aus dem Spiel lassen.« »Wollen wir denn zusammenarbeiten?«, fragte Zeller. »Sie brauchen Geld, Zeller! Also?« Zeller schwieg. Walters klaubte ein rotes Böhnchen aus der Blechschachtel und hielt es dann in der offenen Hand. »Sie backen, und diese Dinger fügen wir dann der Köstlichkeit hinzu. Die Wirkung ist umwerfend.« »Sie wollen die Frau umbringen?« »Umbringen. Im besten Fall geht die Frau auf eine große Reise.« »Sie reist fürs Leben gern. Reisen ist ihr alles«, sagte Zeller versonnen. »Aber so meinen Sie es wohl nicht!« »Wie auch immer. Im schlimmsten Fall kommt es zum Tod. Es kommt auf die Dosis an.« 51
Zeller stand auf, setzte sich wieder hin und schaute auf den See hinaus, wo noch immer das weiße Federbündel trieb. »Ist denn Ihr Hass auf die Frau so groß, dass Sie sie umbringen wollen?«, fragte er endlich. »Ich hasse die Frau nicht, Zeller. Sie missverstehen mich. Wenn es auf mich ankäme, könnte sie leben und reisen. Ich bin ihr durch die halbe Welt gefolgt. Ich bin in den besten Häusern abgestiegen. Nicht immer im selben Hotel wie sie, manchmal auch nur in ihrer Nähe. Und dann auf dem Kreuzfahrtschiff bin ich ihr ganz nahe gekommen. Sie hat sich mit mir eingelassen, weil sie mich für vermögend hielt. Weil sie geglaubt hat, dass ich ihr aus Leidenschaft rund um die Welt gefolgt bin.« »Was war es denn, wenn nicht Leidenschaft?« »Nennen Sie es Killerinstinkt. Ich bin ein Schnüffler. Ich bin Privatdetektiv. Belgier.« Zeller wirkte verunsichert. Er schien zwischen Bewunderung und Abscheu zu schwanken. War nicht der berühmte Poirot auch Belgier gewesen? »Und für wen arbeiten Sie?«, fragte er endlich. »Das darf ich Ihnen nicht sagen. Nur so viel. Der Mann ist reich. Sehr reich. Jetzt ist er nur noch halb so reich.« »Sie -?« Walters nickte. »Und dann ist sie abgetaucht. Nicht so schnell 52
wie bei Ihnen oder bei mir. Nach zwei Wochen. Und seither bin ich hinter ihr her. In seinem Auftrag. Aber es ist mir nie gelungen, ihr wirklich nahe zu kommen, bis damals auf dem Schiff. Und dann haben Sie sie mir ausgespannt. Oder sie hat gemerkt, wer ich wirklich bin.« »Der Mann will sie tot?« Walters zuckte mit den Schultern. »Der Mann ist verheiratet?« Walters nickte. »Und diese roten Samen …?« »Der Mann ist vom Fach. Biologe. Mit uns beiden hat das nichts zu tun.« Zeller zögerte. »Machen Sie sich an die Arbeit. Wir treffen uns heute Abend vor sechs in der Old Fashion Bar.« »Die Bar ist abends immer überfüllt«, wandte Zeller ein. »Eben. Da fallen wir nicht auf.« »Wie viel?«, fragte Zeller lauernd. »Fünfzigtausend?« »Das reicht nicht weit.« »Einmal um die Welt, Zeller. Ist das nicht genug? Reisen bildet. Und ein bisschen mehr Bildung stünde Ihnen gut an.« »Shakespeare?«, fragte Zeller vage. »Auch Shakespeare. Aber warum ausgerechnet Shakespeare?« 53
»Lasst dicke Männer um mich sein, mit Glatzen …« Zeller brach ab. Er hatte vergessen, wie es weiterging. »… mit Glatzen und die nachts gut schlafen. – Aber, zum Teufel, woher haben Sie dieses Zitat?« »Ich bin ein Shakespeare-Kenner, Walters. Und Sie sind ein gewöhnlicher Schnüffler.« Zeller stand auf. »Ich habe irgendwo gelesen, dass Bilsenkraut ebenfalls hochgiftig ist«, sagte er. »Ich habe heute Shakespeare gelesen. Die ganze Nacht. Das einzige Buch, das ich besitze.« »Hamlet«, sagte Walters verächtlich. »Hamlets Vater wurde mit Bilsenkraut umgebracht. Eine antiquierte Methode. Und literarisch verbraucht. Wir wollen die nackte Realität, Zeller.« Walters war jetzt auch aufgestanden. Er packte Zellers Hand und schüttelte sie. »Bis heute Abend. Und bringen Sie die Schokoladentorte mit.« »Bis heute Abend«, sagte Zeller und ging davon, nachdem er einen letzten Blick auf den See geworfen hatte. Es waren wirklich viele Leute in der Old Fashion Bar. Sie drängten sich Ellbogen an Ellbogen. Zeller, der eine kleine Pappschachtel vor sich herbalancierte, versuchte sie verzweifelt vor den Atta54
cken der gut gekleideten Damen und Herrn zu schützen. »Hallo!« Walters hatte ihn beobachtet, hatte sich eine Schneise durch die Leute geschlagen und nahm ihm die Schachtel ab. »Whisky?« Zeller nickte. »Beeilen Sie sich. Wir haben nicht viel Zeit.« Sie fanden die Lücke an der Bar, wo Walters’ Glas stand, daneben ein zweites, das Walters offensichtlich schon bestellt hatte. »Auf gutes Gelingen!« Sie stießen ihre Gläser gegeneinander. Die Eisstücke klirrten. Zeller trank mit geschlossenen Augen. Walters beobachtete ihn dabei, dann hob er schnell den Deckel der weißen Tortenschachtel und warf einen Blick hinein. Dann griff er in die Jacketttasche und machte sich kurz im Innern der Tortenschachtel zu schaffen. »Perfekt!«, murmelte er befriedigt. »Gehen wir!« Zeller schaute unglücklich drein. Er schien den Augenblick in der Bar zu genießen. Es war wie früher, beinahe wie früher. »Das Taxi wartet.« »Taxi?« Es war doch wie früher, dachte Zeller, packte seinen schäbigen Mantel und verließ in Walters’ 55
Sog das Lokal. Der Fahrer stand neben seinem Auto und öffnete den Schlag. Sie stiegen beide hinten ein. Auf der Fahrt sprachen sie kein Wort. Erst als sie bei der Mühle Tiefenbrunnen angekommen waren und das Taxi sanft bremste, schaute Zeller Walters von der Seite an. »Wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen?«, fragte er. »Wollen Sie die fünfzigtausend oder nicht?« Der Fahrer war um sein Auto herumgegangen. Jetzt öffnete er die Tür. Walters stieg als Erster aus. Sie gingen leicht versetzt hintereinander auf den Eingang der Blauen Ente zu. Das Lokal war bereits beinahe gefüllt. Ein Kellner in weißem Hemd und langer dunkelblauer Schürze wollte ihnen die Mäntel abnehmen. »Ich nehme meinen Mantel mit«, sagte Walters. »Er ist mir schon einmal gestohlen worden.« Der Kellner lächelte. »Nicht bei uns, Monsieur Walters«, sagte er. »Übrigens: Ist Ihnen die Tarte fine au chocolat bekommen? Eigentlich hätte ich Ihnen das Rezept nicht geben dürfen.« Walters errötete leicht. »Sie verwechseln mich. Mein Name ist Becker. Walter Becker.« »Darf ich Sie bitten, Herr Becker«, sagte der Kellner und führte sie zu einem Tisch in der Mitte des Raumes, an dem allerdings schon ein jun56
ges Paar saß, sie eine große, ungeschminkte Blondine mit weitem Ausschnitt, er ein weißhaariger Künstlertyp. »Konversation, weiter nichts«, flüsterte Walters seinem Begleiter zu, als sie vor dem Tisch angekommen waren. Sie setzten sich. Der Raum war in der Mitte durch ein riesiges altes Mühlrad getrennt, eine kunstvolle Eisenkonstruktion, deren Transmission eine Art Abschrankung bildete. Der Tisch auf der ändern Seite der Raumtrennung, die sie durch die Speichen des alten Mühlrades nur halb sehen konnten, war noch nicht besetzt. Zeller schaute Walters fragend an. Walters nickte. »Wann?« »In einer halben Stunde.« »Was essen wir?« »Dasselbe wie die beiden, wenn sie kommen!« »Wenn sie überhaupt kommen!«, sagte Zeller und presste schnell die Lippen zusammen. »Kaninchenfilets an Merlotjus mit OlivenAuberginen-Gemüse und dazu neue Kartoffeln. Vorzüglich. Ich habe es gestern Mittag getestet. Und dazu trinken wir einen Chianti. Brancaia.« Zeller zuckte hilflos mit den Schultern. »Mit Merlotjus habe ich noch nie gekocht.« »Es ist nie zu spät, dazuzulernen«, sagte Walters. 57
»Wenn Sie mich einen Augenblick entschuldigen wollen?« Er stand auf und ging zur Theke, stand eine Weile scheinbar nachdenklich neben dem Telefon, wo auch das aufgeschlagene Reservationsbuch lag, schlenderte dann zum Ausgang, vorbei an den unter Glasglocken geschützten Kuchenstücken, hinüber zu einem schwarzen Stehtisch unmittelbar neben dem Eingang. Dort stellte er sich hin, stützte sich auf und schaute beiläufig zu der langen Theke hinüber, hinter der junge Köche mit hohen, steifen Mützen tätig waren. Als er sich wieder zu Zeller setzte, hatte er einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Der Kellner brachte den Wein. »Sie sind …?«, fragte Walters und schaute den jungen Mann genauer an. »Student. Oder was meinen Sie?« »Ihren Namen.« »Keller.« Walters lachte in sich hinein. »Kellner Keller. Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, weil ich den Namen Walters abgelehnt habe.« »Schmeckt der Wein?«, fragte Kellner Keller. Walters nickte abwesend. Die freundliche Selbstsicherheit des Mannes mit der langen Schürze schien ihn zu irritieren. »Der Wein ist hervorragend. Castellina in Chianti?«, fragte Zeller. »Il mondo del gallo nero!« 58
Walters blickte ihn verärgert an. »Angeber! Sie waren nie in der Toskana.« Das Paar an ihrem Tisch wurde aufmerksam. Walters hob sein Glas, um mit Zeller anzustoßen. Dann kam der Kellner mit den Kaninchenfilets: ein animierendes Arrangement von kunstvoll geschnittenen Fleischstücken und Gemüse. Sie aßen schweigend. Zeller schaute immer wieder unruhig zur Tür, die er wegen des großen Eisenrades nur teilweise sehen konnte. Walters nickte beifällig. »Dieses Kaninchenfilet könnten Sie doch in Ihr Repertoire aufnehmen. Es würde sich gar nicht schlecht machen neben Orsini, Kaisers Reblaube und Frieden. Gestohlen ist gestohlen. Wo und bei wem auch immer. Bleiben Sie sich treu, mein Lieber, dann kann nichts schief gehen im Leben!« Zeller öffnete den Mund, um sich zu wehren, aber er brachte keinen Ton heraus. Sie stand in der Tür, strahlend, schön, verführerisch wie eh und je. Walters war Zellers Blick gefolgt. Er zuckte leicht zusammen und aß dann weiter. Die Frau trug einen blauen, knöchellangen Mantel. Sie war selbst ein kleines Kunstwerk in der raffiniert gestalteten Umgebung der ehemaligen Mühle mit ihren strahlend weiß verkleideten Rohrleitungen und den gemauerten Nischen. Als sie auf ihren Tisch auf der anderen Seite des 59
Mühlrades zuging, drehten sich viele Gäste nach ihr um. Sie war nicht zu übersehen. Sie trat auf wie eine Diva, ohne dass es einen Augenblick lang affektiert, gestellt wirkte. Sie strahlte das Selbstbewusstsein eines Stars aus. Ob sie die beiden Männer gesehen hatte, war nicht auszumachen. Der Glatzkopf rückte ihr den Stuhl zurecht. Sie nickte. Die blonde Kellnerin, die auf der ändern Lokalseite tätig war, nahm die erste Bestellung auf. Champagner. Der Glatzkopf studierte die Menükarte und sah dann seine Begleiterin fragend an. »Kaninchenfilet an Merlotjus«, sagte sie, ohne einen Blick auf die Karte geworfen zu haben. »Und zum Nachtisch Tarte fine au chocolat.« »Denkst du bereits an den Nachtisch?«, fragte der Dicke und zeigte eine Reihe falscher Zähne. »Ich liebe Schokoladentorte. Und ich kann es kaum erwarten«, sagte sie etwas lauter als nötig. Zellers Messer fiel auf den Tellerrand. Ein greller Ton ließ das Paar an ihrem Tisch zusammenschrecken. Zeller murmelte eine Entschuldigung. Walters sah ihn missbilligend an. Der Dicke auf der ändern Seite hob sein Champagnerglas. Kellner Keller goss auf ihrer Seite Wein nach. Die Frau nippte mit halb geschlossenen Augen am Champagnerglas. Walters schaute den Kellner misstrauisch an. Woher dieses Misstrauen kam, konnte er nicht sagen. Der Mann war höf60
lich, aufmerksam, perfekt. Vielleicht war er ein bisschen zu aufmerksam, dachte Walters. Der Kellner räumte ab. Auf der ändern Seite wurde jetzt Salat gegessen. »Ein Nachtisch?«, fragte der Kellner. »Die Schokoladentorte ist unsere Spezialität!« »Keine Schokoladentorte«, sagte Zeller schnell. Der Kellner nickte lächelnd. »Also Rhabarberkuchen?« »Eigentlich überhaupt kein Dessert. Ein Bier!«, rief Zeller zu laut. Die Dame auf der ändern Seite drehte kurz den Kopf und lächelte. »Wir sind hier nicht in einer Kneipe«, sagte Walters. »Das Haus hat Stil. Also?« »Dann eben einen Marc«, sagte Zeller kleinlaut. Die Frau auf der ändern Seite hob erneut ihr Champagnerglas. Das Paar an Zellers und Walters’ Tisch bezahlte und ging. Es hatte die GesellSchaft der beiden Männer offensichtlich als störend empfunden. Walters warf einen Blick durch die Speichen des Rades, um zu sehen, wie weit das andere Paar in der Menüabfolge schon gekommen war. Die Vorbereitungen zum Hauptgang waren angelaufen. Kellner Keller auf ihrer Seite brachte Walters die Schokoladentorte. Täuschte sich Walters, oder hatte der junge Mann gezwinkert, als er ihm den Teller hingestellt hatte? Und die Geschäftsführerin, die 61
schwarz gekleidet und elegant an der Theke stand, schaute sie nicht immer wieder zu ihnen hinüber? Die Frau auf der ändern Seite ließ ein dunkles Lachen hören. Der Glatzkopf wischte sich mit der Serviette den Schweiß von der Stirn. Zeller leerte sein Glas mit Marc in einem Zug. Walters umklammerte den Stiel seines Weinglases wie einen Golfschläger. »Die Rechnung, Herr Keller«, sagte er und berührte flüchtig den Arm des Kellners, der an ihnen vorbeiging. »Geht beides auf eine Rechnung?« Walters nickte. Zeller nahm es nicht zur Kenntnis. »Wollen Sie schon gehen?« Klang seine Stimme erleichtert? Walters nickte. »Geben Sie auf?«, flüsterte Zeller. Walters stellte sein Weinglas brüsk hin. »Aufgeben? Wo denken Sie hin!« Keller brachte die Rechnung. Die Wirtin stand hinter ihm und fragte, wie es den beiden geschmeckt habe. »Großartig. Wirklich«, sagte Zeller. »Ich weiß, wovon ich rede.« »Er war Koch in den besten Häusern«, sagte Walters so laut, dass es die Frau auf der ändern Seite hören konnte. Die Frau schob ein Stück des Kaninchenfilets 62
in den Mund und kaute mit geschlossenen Augen. Walters zahlte cash. Er wollte vermeiden, dass seine Unterschrift an diesem Ort Spuren hinterließ. Der Kellner grinste, als er das Geld entgegennahm. Hatte er Walters durchschaut? Die Frau drehte jetzt den Kopf in ihre Richtung. »Ich freue mich auf die Schokoladentorte«, sagte die Frau auf der ändern Seite des Rades. Auch sie sprach etwas zu laut. Aber vielleicht war es ja nur wegen des höheren Lärmpegels. Das Lokal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Oder vielleicht hörte der Glatzkopf nicht gut. Walters wischte sich den Mund ab und stand auf. Er hatte während des ganzen Essens seinen Regenmantel auf den Knien gehabt. Und darin eingewickelt die Tortenschachtel. Zeller stand ebenfalls auf. Er wirkte hilflos. Durch die Speichen des Rades sah er nur das linke Ohr der Frau und eine sanft wippende Locke. Sie trug einen rubinroten Ohrring. Ein Geschenk. Sein Geschenk damals auf dem Schiff. Die Ohrringe seiner verstorbenen Tante. »Darf ich Ihnen in den Mantel helfen?«, fragte Kellner Keller. »Ich trinke noch ein Bier vorn beim Eingang.« Der Kellner nickte. »Warum wollen Sie noch ein Bier trinken, Walters?«, fragte Zeller. Er zwang sich, seinen Blick vom kleinen Aus63
schnitt aus seiner Kreuzfahrtvergangenheit zu lösen. »Wir setzen den Schlusspunkt, Zeller. Kommen Sie!« Sie gingen zum Ausgang. Stumm lehnten sie nebeneinander am hochbeinigen Tisch. Eine Kellnerin brachte ein Bier. Kellner Keller schien sie von weitem zu beobachten. »Und jetzt?«, fragte Zeller, der immer unruhiger wurde. Er hatte sein Glas in einem Zug ausgetrunken und schnippte mit den Fingern, aber die Kellnerin reagierte nicht auf dieses Signal. »Ich kenne ihre Tischnummer.« »Und?« »Die Tortenstücke befinden sich dort unter der Glasglocke. Ich weiß, wann unsere Zielperson an der Reihe ist. Die Kellnerin tippt die Bestellung mit der Tischnummer in die Kasse. Dann gibt sie den Bestellungsbon dem Koch. Der Koch legt die Torte auf einen Teller und legt den Bestellzettel mit der Tischnummer dazu. Und dann ist es kaum mehr als ein Taschenspielertrick. Ich tausche unser Tortenstück gegen das Tortenstück auf dem Teller aus. Voilà!« Zeller stöhnte leise. »Ein Bier!«, rief er so laut, dass sogar die Frau, der Walters ans Leben wollte, in ihre Richtung schaute. Walters Mantel lag halbwegs auf dem Tisch. Zeller starrte auf die kleine Erhöhung. Darunter war die Torten64
schachtel. Die Kellnerin stand jetzt an Eleonores oder Isabellas oder Christinas Tisch. Sie nickte. Dann wandte sie sich um und ging zur Glasglocke, unter der sich die Schokoladentortenstücke befanden. Jetzt standen zwei Tortenstücke auf der Theke, ein Rhabarberkuchen und eine Tarte fine au chocolat. »Lenken Sie den Koch ab, wenn er auftauchen sollte«, flüsterte Walters Zeller zu. »Oder halten Sie die Kellnerin auf.« Den Mantel über den Vorderam und die rechte Hand geschlagen, ging er scheinbar zum Ausgang, zögerte dort kurz, kehrte in dem Augenblick, als der Koch sich abwandte, zur Theke zurück, hob den Mantel, deckte den Teller mit der Schokoladentorte während Sekunden nur ab, beugte sich vor und kehrte dann zu Zeller an den Tisch zurück. »Nein!«, stöhnte Zeller. Walters packte ihn am Arm. »Schweigen Sie!« Die Kellnerin kam, holte die beiden Teller mit den verschiedenen Tortenstücken von der Theke und ging auf den Tisch zu, wo die Frau, die Walters meinte, ihr erwartungsvoll entgegensah. »Lassen Sie mich los!«, zischte Zeller. »Sonst schreie ich!« »Wenn Sie schreien, lass ich Sie hochgehen, Zeller. Sie haben die Torte gebacken. Sie allein werden verdächtigt, nicht ich. Ich weiß von 65
nichts. Und ich kenne Sie nicht. Ich habe Sie nie zuvor gesehen. In diesem Restaurant wird nicht geschrien!« Die Kellnerin stellte die Teller auf den Tisch. Zeller hatte sich halb umgewandt, so weit es Walters’ Griff zuließ, Walters drehte jetzt ebenfalls den Kopf. Der Glatzkopf schnalzte hörbar. Die Frau lächelte. Die Kellnerin zog sich zurück. Der Glatzkopf hatte die kleine Gabel in der Hand und bereitete eben seinen Angriff auf die Rhabarbertorte vor, als sie seine Hand ergriff. Sie redete leise auf ihn ein, zeigte auf ihren Teller, schüttelte den Kopf und tauschte dann ihren Teller mit der Schokoladentorte gegen seinen Teller mit dem Rhabarberkuchen aus. Sie legte ihm jetzt die Hand auf die Schulter, küsste ihn flüchtig auf die Glatze und ging dann zum Ausgang. Der Glatzkopf drehte sich nicht nach ihr um. Er hatte die Gabel noch immer in der Hand und spießte jetzt ein Stück der Schokoladentorte auf. Die Frau blieb neben dem Tisch der beiden Männer stehen, nickte ihnen freundlich zu, ging dann zur Garderobe, nahm den Mantel vom Bügel, und in dem Augenblick, als sie die Ausgangstür aufstieß, ertönte ein fürchterlicher Schrei, Sie schaute nur kurz zurück, dann ging sie durch den Hof hinunter zur Straße und verschwand. Ein zweiter Schrei erfolgte. Er klang wie ein Lustschrei. Dann war ein Gurgeln zu hören, und 66
darauf begann der Mann zu pfeifen. Er stand jetzt zwischen den Tischen, und seine Glieder begannen sich zu verrenken wie bei einer Marionette. Dann fasste er sich an den Hals und fiel hin. »Gehen wir!«, sagte Walters und zog Zeller hinter sich her zum Ausgang. Niemand achtete auf sie. Alle waren mit dem Glatzkopf beschäftigt. Die Wirtin hatte den Telefonhörer ergriffen. Keller, der Kellner, stand unter der Ausgangstür und schaute den beiden Männern nach, die zur Straße hinunterrannten. Eine Frauenstimme schrie: »Er ist tot!« Aber das hörten sowohl die beiden flüchtenden Männer als auch die Frau nicht mehr, die in einem Taxi unterwegs zum Flughafen war. Sie standen unter dem Vordach beim Vorderen Sternen an einem der Tischchen. »Ihre Reise ist nicht zu Ende«, sagte Zeller. »Wir haben die Frau unterschätzt.« »Vielleicht habe ich nur Sie überschätzt, Zeller!«, sagte Walters. »Hätten Sie denn ihren Tod wirklich gewollt?« Walters zuckte mit den Schultern. »Meskalbohnen?«, flüsterte Zeller und hielt sein kühles Bierglas umklammert. Walters nickte. »Die Samen enthalten das hochgiftige Alkaloid Cytisien, pharmakologisch dem Nikotin verwandt.« 67
»Ist der Mann tot?« »Im besten Fall ist er in ein Delirium verfallen, das mit einem visionären Trancezustand vergleichbar ist.« »Und im schlechtesten Fall?« »Ist er tot. Und sie ist ihn los, was ja ihre Absicht war. Und wir haben ihr dabei geholfen.« Das Handy in Walters’ Tasche meldete sich. Mozart: In diesen heil’gen Hallen …! Walters zuckte zusammen, dann griff er zögernd in seine Jacketttasche und holte es heraus. »Ja? Kellner Keller? Sie haben meine Nummer? Ach so, die Bestellung. – Ja. Was? Sie haben mich beobachtet? – Lächerlich!« Walters kappte die Verbindung. Er war versteinert. »Ein visionärer Trancezustand!«, murmelte Zeller und schaute Walters von der Seite an. »Im besten Fall, Zeller. Aber Sie haben sich diesen Blick hinüber nicht verdient.« Zeller ging zur Theke und kam mit einer Bratwurst und einem Bürli zurück. »Geben Sie mir auch davon?«, fragte er leise. »Nur gerade so viel, wie es braucht …!« »Bratwurst und Visionen?«, unterbrach ihn Walters. »Das geht nicht zusammen.« »Jede Wurst hat zwei Enden«, sagte Zeller. »Auch die Bratwurst! – Also?« Er streckte die flache Hand aus. Walters zögerte, 68
dann griff er in die Tasche, holte die kleine Blechschachtel heraus, klaubte ein paar rote Kügelchen heraus und ließ sie in Zellers Hand gleiten. Zeller betrachtete sie lange, klatschte dann die flache Hand gegen den Mund, schüttete Bier nach, griff zur Bratwurst und biss hinein. Das Handy meldete sich erneut aus Mozarts heil’gen Hallen. Walters betrachtete gebannt das Display. »Er!«, sagte er nur leise. Als das Handy verstummte, ging er zum großen Papierkorb, wo sich die fettigen Bratwurstpapiere türmten, und warf es hinein. Dann wandte er sich ab und ging über die Straße zum See hinunter. Dort stand er lange unbeweglich und schaute ins Wasser, in dem sich einzelne Lichtreklamen verzerrt spiegelten. Er stand so lange, bis er den durchdringenden Schrei hörte. Er griff in die Tasche, öffnete die Blechschachtel und betrachtete den Inhalt nachdenklich. »Es müsste reichen«, murmelte er, setzte sich, die Blechschachtel noch immer in der offenen Hand, auf eine Bank und schaute auf den nächtlichen See hinaus. In der Ferne hörte er den durchdringenden Ton einer Polizeisirene. Die Zeit war gekommen. Die Bratwurst hat zwei Enden, dachte er noch. Wie das Leben. Aber jetzt hatte er nur noch einen kleinen Zipfel davon in der Hand. 69
Filetto di Vitello »Padiglione di Caccia« (Kalbsfilet mit Gänseleber, Pilzrisotto und Basilikumsauce überbacken) Zutaten (für vier Personen) 1 fein gehackte Zwiebel 60 g Butter 60 g gemischte, geputzte Pilze (Steinpilze, Pfifferlinge, Champignons) 50 g Riso Vialone Nano (Risottoreis) 500 ml Weißwein 150 ml Hühner- oder Kalbsbouillon 8 Kalbsmedaillons a 70 g Salz, Pfeffer 50 ml Erdnussöl 50 ml geschlagener Rahm (Schlagsahne) 40 g geriebener Parmesan 8 Gänseleberparfaitscheiben 50 ml Sauce Hollandaise frisch gehacktes Basilikum Tomatenstreifen zum Dekorieren Zubereitung Zuerst den Risotto zubereiten: Gehackte Zwiebel in Butter erhitzen, die fein geschnittenen Pilze darunter mengen und mit dem Reis glasig anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen, nach und nach mit 100 ml Bouillon aufgießen. Etwa 10 Minuten unter stetigem Rühren köcheln lassen. Zum Abkühlen auf einer großen Platte verteilen. Die Kalbsmedaillons salzen, pfeffern und im Erdnussöl von beiden Seiten anbra70
ten. Im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad acht Minuten braten, Hitze runterschalten und ruhen lassen. Inzwischen den Risotto mit der restlichen Bouillon vorsichtig unter stetem Rühren erneut erhitzen. Parmesan, restliche Butter, den geschlagenen Rahm einrühren und anrichten. Das Fleisch wird auf den Risotto gelegt. Darauf die Gänseleberscheiben verteilen. Mit der Sauce Hollandaise übergießen. Das Ganze im Backofen nur bei Oberhitze glasieren. Mit frischem Basilikum und Tomatenstreifen garnieren. Sofort servieren. Orsini am Münsterhof Waaggasse 3 CH-8001 Zürich Telefon 01/2l 5 27 27
71
Über die Reihe
GourmetCrime ist die einzige Buchreihe der Welt, zu der internationale Autoren original ihre Texte beitragen. GourmetCrime vereint drei Trends in einer Buchreihe:
Genuss gilt nicht mehr als Luxus, sondern ¡st mehrheitsfähig geworden, und so ist es geradezu schick, auch von gutem Essen und Wein etwas zu verstehen. Die Reiselust wächst unaufhaltsam, und es gibt keine größere Stadt auf der Welt, in der sich nicht auch deutsche Touristen heimisch fühlen. Krimis sind seit Chandler und Hammett anerkannte Literatur, und heute steht Kriminalliteratur in der gesamten westlichen Welt auf den Bestsellerlisten. 72
Über den Autor
Peter Zeindler, geboren 1934 in Zürich, studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Nach einer Zeit der Lehrtätigkeit arbeitete er für Funk und Fernsehen. Seit 1974 ist er freier Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis International ausgezeichnet. Peter Zeindler lebt in Zürich. Über den Herausgeber
Jürgen Alberts ist einer der bekanntesten deutschen Kriminalschriftsteller. Er hat eine Romanserie über seine Heimatstadt Bremen verfasst und organisiert internationale Krimi-Events. Seine Bücher wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Er reist und kocht gerne.
73