GENE DEWEESE
ZWISCHEN DEN FRONTEN STAR TREK Raumschiff >Enterprise< Roman
Deutsche Erstausgabe
Science Fiction
WILH...
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GENE DEWEESE
ZWISCHEN DEN FRONTEN STAR TREK Raumschiff >Enterprise< Roman
Deutsche Erstausgabe
Science Fiction
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/4862 Titel der amerikanischen Originalausgabe CHAIN OF ATTACK Deutsche Übersetzung von Andreas Brandhorst
Redaktion: Rainer Michael Rahn Copyright © 1987 by Paramount Pictures Corporation Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 1991 Umschlagbild: Pocket Books /Simon & Schuster Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München Satz: Kort Satz GmbH, München Druck und Bindung: Ebner Ulm ISBN 3-453-05384-2
Für Juanita Coulson, deren Talent und Beharrlichkeit die Tür für glückliche Entdeckungen öffneten.
KAPITEL l Selbst nach vorsichtigen Schätzungen existieren allein in unserer M ilchstraße m ehr als hundert M illiarden Sterne, und es gibt m indestens ebenso viele andere Galaxien, die selbst m it Warptriebw erken unerreichbar bleiben. Das bedeutet: Auf jeden Ende des zw anzigsten Jahrhunderts auf der Erde lebenden M enschen kom m en zw anzig oder m ehr Sterne in unserer Galaxis und viele M illiarden w eitere in den Haufen und Superhaufen von Galaxien, die bis zum Ende des Universum s reichen falls es überhaupt irgendw o endet. Deshalb ist es kein Wunder, daß m ehr als neunundneunzig Prozent der M ilchstraße unerforscht sind, obw ohl Raum schiffe der Föderation, Rom ulaner und Klingonen tief in die Sternenräum e vorstoßen. Selbst in den vom Forschungsvertrag der Föderation bestim m ten Quadranten überw iegt das Unbekannte, w ährend Scoutschiffe Hunderte oder Tausende von Lichtjahren zurücklegen, um neue kosm ische Horizonte zu erreichen. Unter diesen Um ständen bereitet es keine Problem e, dorthin zu gehen, w o noch nie ein M ensch gew esen ist. Es läßt sich gar nicht verm eiden. Aber es kann w eitaus schw ieriger sein, solche Forschungsmissionen zu überleben und sicher heimzukehren. »Ich verstehe nicht, warum Sie diese Situation komisch finden, Dr. McCoy.« Spocks Bem erkung brachte w ie üblich keinen Ärger oder Tadel zum Ausdruck. Er stellte nur eine Tatsache fest und sprach in jenem leicht verw irrt klingenden Tonfall, den er häufig unlogischen Menschen gegenüber benutzte. »Ich weiß, ich weiß«, erwiderte McCoy und trat zurück, um Spock genug Platz zu lassen, als die langen, dünnen Finger des Vulkaniers über die Kontrollen der w issenschaftlichen Station huschten. »Aber Sie haben doch nichts dagegen, w enn M enschen ab und zu herzhaft lachen, oder?« »Natürlich nicht«, sagte Spock. Ein großer Teil seiner Aufm erksam keit galt den Anzeigen der verschiedenen Instrum ente, und er suchte nach Hinw eisen auf die vor fünf M inuten gestartete Sonde. Doch sie blieb verschw unden, erschien w eder fünf noch fünfhundert Parsec entfernt. M cCoy sah darin einen angem essenen und am üsanten Höhepunkt des völlig unberechenbaren Verhaltens von bisher m ehr als vierzig ausgeschickten Sonden. »Nun, Doktor«, fuhr Spock fort, ohne den Blick von seinen Instrum enten abzuw enden, »Sie haben selbst darauf hingew iesen: Gelächter scheint bei Ihrer Spezies einen therapeutischen Effekt zu haben. Es w äre kaum logisch von m ir, Ihnen etw as vorzuenthalten, das Ihrem physischen und psychischen Wohlbefinden dient und dam it die individuelle Leistungsfähigkeit im Dienst verbessert.« M cCoy schm unzelte, sah über Spocks Schulter und betrachtete die Bildschirm darstellungen. »Vielleicht ist es gut, daß Sie nie lachen. Sie sind bereits viel zu tüchtig. Ich m öchte nicht erleben, w as geschähe, w enn Sie einen Sinn für Hum or entwickelten. Dann wären Jim, ich und die halbe Besatzung überflüssig.« »Offenbar belieben Sie erneut zu scherzen, Doktor. M ir fällt die Vorstellung schw er, daß selbst Sie Ineffizienz für positiv halten. Aber w enn Sie erlauben « Eine Erschütterung erfaßte die Enterprise, und das Brückendeck neigte sich kurz zur Seite. Spock ließ sich natürlich nicht aus dem Gleichgewicht bringen und rief Daten ab. »Eine neuerliche Veränderung der Feldstärke, Captain«, sagte er. »Sie ist um siebenundzw anzig Kom m a eins Prozent gew achsen. Ich schlage vor, w ir ziehen uns sicherheitshalber um zehn astronomische Einheiten zurück.« »Zehn AE zurück, M r. Sulu, Warpfaktor drei«, w ies Kirk den Steuerm ann an. Er hatte längst gelernt, den Rat seines Ersten Offiziers sofort zu beherzigen. »Anschließend die Position halten.«
»In Ordnung, Sir«, antwortete Sulu und gab die Koordinaten ein. M cCoy schw ieg nun, schloß die Hände um s Geländer des Oberdecks und drehte sich zum Captain um . Kirk saß im Kom m andosessel und sah auf den Wandschirm , der das leuchtende Band des Sagittariusarm s zeigte, dahinter die Shapley-Ballung. Die Sterne waberten kurz, aber diesmal blieb eine Vibration des Schiffes aus. »Hat sich die Feldstärke schon w ieder verändert, M r. Spock?« erkundigte sich Kirk. »Oder handelt es sich um das Ergebnis unserer Bewegung?« »Unser Positionsw echsel in Hinsicht auf die Phänom ene im Bereich der Anom alie ist der Grund. Die Feldstärke bleibt derzeit stabil.« »Und die letzte Sonde, deren Verschw inden Dr. M cCoy so lustig fand Noch im m er keine Spur von ihr?« »Nein, Captain.« »Vielleicht eine Fehlfunktion?« »Das glaube ich nicht, Captain. Wie Sie w issen, sind die Sonden w enig m ehr als leistungsstarke, m it Im pulstriebw erken ausgestattete Subraum -Baken. Angesichts ihrer einfachen Konstruktion besteht nur eine statistische Wahrscheinlichkeit von eins zu eins Komma drei Millionen, daß irgendwelche wichtigen Komponenten ausfallen.« »Aber es ist möglich«, beharrte Kirk. »Ja, Captain. In rein statistischer Hinsicht ist praktisch alles m öglich, so unwahrscheinlich es auch sein mag.« »Ich verstehe. Welche andere Erklärung haben Sie für mich?« »Ich nehme an, die Sonde ist zu weit entfernt, um von uns geortet zu werden.« Kirk drehte seinen Sessel herum und m usterte den w issenschaftlichen Offizier. »Zu w eit entfernt, M r. Spock? Sow eit ich w eiß, können w ir ihre Signale auch nach einem Transfer über mehr als fünftausend Parsec empfangen.« »Die kritische Distanz liegt bei fünftausendvierhundertachtzig Parsec, um ganz genau zu sein, Captain. Damit ist natürlich nur die garantierte Minimal-Reichweite gemeint.« »Soll das heißen, die die >Gravitationsanom alie< könnte unsere Sonde m ehr als fünftausend Parsec weit transferiert haben?« »Das sollten wir in Erwägung ziehen, Captain.« »Aber keine der anderen Sonden hat mehr als fünfhundert Parsec zurückgelegt.« »In der Tat, Captain.« »Das ist alles, Spock? Sie nennen mir keine Einzelheiten?« »Wenn Sie detaillierte Angaben w ünschen, Captain Wie Ihnen und Dr. M cCoy klar sein dürfte, konnten w ir bisher keine logische Struktur im Verhalten der Sonden erkennen, die w ir durch die sogenannten Anom alien schickten. Einige von ihnen w urden nicht beeinflußt, als seien die Anom alien für sie inexistent. Andere sind verschw unden und ein Parsec entfernt im Norm alraum rem aterialisiert. Wieder andere erschienen in einem ganz anderen Raum bereich, und bei ihnen m aßen w ir eine Distanz von fünfhundert Parsec. Es gibt also keinen logischen Grund für die Hypothese, daß die Reichw eite Beschränkungen unterliegt. Darüber hinaus fehlt ein Zusam m enhang zw ischen zurückgelegter Entfernung und Eintrittsgeschw indigkeit der Sonde. Ich verm ute vielm ehr, daß die Geom etrie des Raum s und die von den sogenannten Anom alien bew irkte Verzerrung des Kontinuum s eine entscheidende Rolle spielt. Der Verzerrungsfaktor scheint sich innerhalb von Sekundenbruchteilen zufällig zu verändern, und manchmal nimmt er für kurze Zeit einen Null-Wert an.« »Sie sprechen dauernd von sogenannten >Anom alienAhnung< in Ihrem Sinne kann keine Rede sein, Doktor. Ich m öchte auf folgendes hinaus: Die Ergebnisse unserer Beobachtungen erscheinen rein zufällig und daher unlogisch. M eine bisherigen Erfahrungen lassen den Schluß zu, daß unlogisch w irkende Phänom ene häufig nicht das Resultat von Naturgesetzen sind, sondern die direkte Folge von M anipulationen jener Gesetze durch intelligente Wesen, die das Gebot der Logik mißachten.« Captain Jam es T. Kirk unterdrückte ein Lächeln, als er nickte und sich im Kom m andosessel zurücklehnte. Auch er hatte schon daran gedacht, daß die Anom alien nicht natürlichen Ursprungs waren, aber wie sich Spock ausdrücken würde: Er sah keinen hohen Wahrscheinlichkeitsfaktor in dieser Verm utung. Als die Enterprise zum erstenm al m it den Phänom enen konfrontiert w urde sie flog direkt hinein , erfolgte ein Transfer über mehr als dreihundert Parsec, und die energetischen Turbulenzen führten zu Schäden an Bord. Unter solchen Bedingungen dachten alle an ihr eigenes Überleben und das der Enterprise; es blieb nur w enig Zeit für w issenschaftliche Analysen oder philosophische Erwägungen. Inzw ischen hatte sich die Situation geändert. Das Schiff w ar m it neuen Sensoren ausgerüstet, die eine Ortung der sonderbar kom plexen Turbulenzen erlaubten, und hinzu kam en gut zw eihundert Sonden. Sie dienten dazu, eine Ansam m lung von Anom alien zu untersuchen, die von einem Scout-Kreuzer entdeckt w orden w ar, kurz nach der Rückkehr der Enterprise aus dem m ercanianischen System , w o der Kontratransit nach dem überraschenden Transfer stattgefunden hatte. Genauer gesagt: Kirk und seine Crew erforschten m ehrere Gravitationsturbulenzen, um festzustellen, ob sie in ihrem Zentrum jene Art von Anom alien aufw iesen, die ein Raum schiff dreihundert Parsec w eit versetzen konnte. M it Hilfe der Sonden sollten die Phänom ene lokalisiert und ihre Struktur bestimmt werden. Bisher hatten sie solche Anom alien im Kern von insgesam t sieben Turbulenzzonen gefunden und achtundvierzig Sonden eingesetzt. Sechs von ihnen passierten die entsprechenden Bereiche, ohne daß ihr Flug auf irgendeine Weise beeinflußt w urde: Sie kam en auf der anderen Seite w ieder zum Vorschein, ohne verifizierbare Defekte. Einundvierzig legten Distanzen zurück, die von einem bis fünfhundert Parsec reichten, ohne daß die Richtungen ein erkennbares M uster offenbarten. Zw ei Sonden, die in Abständen von nur w enigen M illisekunden die gleiche Anom alie erreichten, rem aterialisierten m ehr als sechshundert Parsec voneinander entfernt: Die eine flog zur Shapley-Ballung, und die andere näherte sich dem stellaren Territorium der Klingonen. Spock hatte recht: Die Aktivität der Anom alien erschien unlogisch und w iderstand bisher allen Bem ühungen, einen genau ausgeprägten Sinn zu erkennen. Jetzt w ar eine Sonde verschw unden. Entw eder hatte der Transfer die Reichw eite des Senders überschritten m ehr als fünftausend Parsec , oder Defekte der elektronischm echanischen Kom ponenten verhinderten Signale, die von der Enterprise angepeilt werden konnten. »Steht das Verschw inden der Sonde vielleicht m it dem Wechsel der Feldstärke in Zusammenhang, Mr. Spock? Die beiden Ereignisse folgten dicht aufeinander.«
»Das ist natürlich m öglich, Captain. Doch ohne zusätzliche Daten läßt sich diese Hypothese nicht bestätigen.« »Eine weitere Sonde, Mr. Spock?« Der Vulkanier kam nicht dazu, Antw ort zu geben. Die Doppeltür des Turbolifts glitt m it einem leisen Zischen auseinander, und ein untersetzter, gut fünfzig Jahre alter M ann m it ergrauendem Haar trat auf die Brücke. Grüne, zivile Kleidung und ein ärgerlicher Blick unterschieden ihn von den Offizieren der Enterprise. »Welchen Unsinn haben Sie jetzt angestellt, Kirk?« fragte der Neuanköm m ling scharf. Ganz bew ußt verzichtete er darauf, den Kom m andanten m it >Captain< anzusprechen, und bei ihm grenzte das an eine Beleidigung. »Willkommen auf der Brücke, Dr. Crandall«, erwiderte Kirk trocken. »Gibt es irgendein Problem?« »Und ob. Vor einigen M inuten w urde ich von etw as gew eckt, das ich auf einem Planeten für ein Erdbeben hielte. Ich w ürde gern w issen, w as die Ursache dafür w ar und w arum Sie den Zw ischenfall w orin auch im m er er bestehen m ag nicht verm ieden haben.« Kirk w andte sich von Crandall ab und sah zur w issenschaftlichen Station. »Ich überlasse Ihnen die Erklärung, Mr. Spock.« Der Vulkanier w ölbte andeutungsw eise eine Braue, aber ansonsten blieb sein Gesicht ausdruckslos, als er sich zu Crandall um drehte. »Die Ursache w ar eine unvorhersehbare und abrupte Veränderung von Stärke und Struktur des Gravitationsfelds im Bereich der sogenannten Anom alie, die w ir derzeit untersuchen. Wir haben den >Zw ischenfall< nicht verm ieden, w eil ihn niem and erw artete. Unsere Inform ationen genügen nicht, um solche Geschehnisse vorherzusehen.« Crandall hatte noch keine Gelegenheit gefunden, sich an die ruhige Rationalität des Ersten Offiziers zu gew öhnen, und einige Sekunden lang suchte er nach den richtigen Worten. »Ich verstehe«, sagte er schließlich. »Aber das Schiff Es ist nicht beschädigt w orden, oder?« »Nein«, versicherte ihm Kirk. »Sie w issen sicher, daß w ir m it den neuen Sensoren die M öglichkeit haben « »Ich w eiß, ich w eiß«, unterbrach Crandall den Captain. Er sah sich im Kontrollraum um , und sein Blick klebte am Wandschirm fest. »Das ist die Anomalie? Eine neue?« »Ja«, bestätigte Kirk. »Die siebte.« »Warum haben Sie m ich nicht verständigt? Im m erhin bin ich als offizieller Beobachter an Bord, der bei allen Entdeckungen zugegen sein sollte.« Kirk seufzte lautlos. »Darf ich Sie an die Untersuchungen der letzten Anomalie erinnern? Nach einigen Stunden w iesen Sie darauf hin, w ir sollten Sie nur dann benachrichtigen, w enn etw as Ungew öhnliches passiert. >Etw as absolut Spektakuläres< so lauteten Ihre Worte, wenn ich mich recht entsinne.« »Etw as, das ein Raum schiff der Constitution-Klasse durchschütteln kann, ist m einer Ansicht nach spektakulär genug, Kirk. Da ich schon einm al hier bin Wäre jem and so freundlich, mir die jüngsten Ereignisse zu schildern?« »Selbstverständlich, Doktor«, entgegnete der Captain und nickte seinem Ersten Offizier zu. »Mr. Spock?« Spock begann m it einem ausführlichen Bericht, der jede einzelne Sonde und alle neuen Beobachtungen betraf, seit Crandall die Brücke am vergangenen Tag verlassen hatte. Kirk hörte m it halbem Ohr zu und fragte sich einm al m ehr, w arum Dr. Jason Crandall der Enterprise als offizieller Beobachter zugeteilt w orden w ar. Sicher, Crandall leitete die Föderationslaboratorien, in denen m an die neuen Sensoren hergestellt hatte, die nun zur technischen Ausstattung der Enterprise gehörten, aber er schien m ehr Politiker als Wissenschaftler zu sein trotz seines Doktortitels in Physik. Andernfalls w äre er kaum der
Leiter irgendeines Laboratorium s gew esen. Schon nach w enigen Tagen a» Bord des Schiffes konnte kein Zw eifel m ehr daran bestehen, daß Crandall diese M ission nur als Sprungbrett benutzen w ollte, um ganz andere Dinge zu erreichen: Wahrscheinlich erträumte er sich einen Sitz im wissenschaftlichen Rat der Föderation. Kirk schauderte innerlich bei dieser Vorstellung. Er w ar nicht so naiv zu glauben, daß m an die Sitze im Rat nur aufgrund von Verdiensten verteilte, aber er hielt an der Überzeugung fest, daß Sachverstand zum indest eine gew isse Rolle dabei spielte. Die gegenw ärtigen Ratsm itglieder zeichneten sich durch Kom petenz aus, und einige von ihnen galten sogar als hervorragende Wissenschaftler. Je länger Kirk Crandalls Gesellschaft ertragen m ußte, desto m ehr Unbehagen em pfand er bei dem Gedanken, daß es ihm m it irgendw elchen Schiebereien gelang, einen Platz in jenem Ausschuß zu ergattern. »Schon gut, Spock, schon gut! « Crandalls scharfe Stim m e unterbrach Kirks Überlegungen. »Sie brauchen m ir nicht Flugbahn und Seriennum m er aller Sonden zu nennen! Eine kurze Zusammenfassung genügt mir. Haben Sie ein Muster gefunden?« »Nein, Doktor.« »Sehen Sie eine solche Entdeckung voraus?« Erneut hob der Vulkanier die Brauen, diesm al etw as höher als vorher, und er w arf dem Captain einen kurzen Blick zu. Der Erste und w issenschaftliche Offizier schien m it seiner Geduld fast am Ende zu sein. »Es ist unm öglich, eine Entdeckung vorauszusehen, Doktor«, erw iderte Spock. »Wenn Sie allerdings m einen, ob ich m it Antw orten auf unsere Fragen rechne, so m öchte ich darauf hinw eisen, daß ich zuversichtlich bin. Irgendw ann sind w ir bestim m t in der Lage, dieses Rätsel zu lösen.« »Aber nicht hier und heute? Nicht in den nächsten Stunden, Tagen oder gar Wochen?« »Auch in dieser Hinsicht sehe ich mich außerstande, Ihnen exakt Auskunft zu geben.« »Lieber Him m el, M ann! Ich verlange keinen Blutschw ur! Ich m öchte nur w issen, ob Sie glauben, die Anomalien erklären zu können, bis unser Vorrat an Sonden zur Neige geht.« »Wenn nicht m ehr Daten als bisher zur Verfügung stehen, w äre es unlogisch, eine derartige Meinung zu formulieren, Doktor.« M cCoy hatte die w issenschaftliche Station w ährend des Wortw echsels verlassen und räusperte sich m ehrm als, um nicht laut zu lachen. Als Kirk ihn m usterte, schüttelte er nur den Kopf. Offenbar amüsierte ihn Crandalls Ärger auch deshalb, weil er selbst des öfteren versucht hatte, Spocks Barriere aus unerschütterlicher Logik zu durchdringen. Eine neuerliche Vibration erfaßte die Enterprise, w enn auch nicht so stark w ie die erste. Trotzdem griff Crandall aus einem Reflex heraus nach dem Geländer. »Was «, begann er, doch er konnte den begonnenen Satz nicht beenden. Der Vulkanier stand wieder an seinen Instrumenten und meldete: »Die Feldstärke ist auf Null gesunken, Captain.« »Sind die Turbulenzen einfach so verschwunden?« »Ja, Captain.« »Und die sogenannte Anomalie in ihnen?« »Unbekannt, Captain. Ich schlage vor, wir schicken eine weitere Sonde.« Kirk dachte einige Sekunden lang nach, bevor er w ieder zum Wandschirm blickte. »Bringen Sie uns bis auf Sonden-Reichweite heran, Mr. Sulu. Warpfaktor zwei.« »Warpfaktor zwei, Sir.« »Irgendw elche Anzeichen dafür, daß die Turbulenzen w ieder aktiv w erden, M r. Spock?« fragte Kirk und beobachtete das Projektionsfeld. »Nein, Captain.« Als die Entfernung zur Anom alie auf hunderttausend Kilom eter schrum pfte, betätigte Spock m ehrere Tasten der Konsole, die den Einsatz der Sonden kontrollierte. Der Frachttransporter beam te eine von ihnen in die Nähe der Anom alie: Sie rem aterialisierte
in einer Entfernung von fünftausend Kilom etern, und von dort aus setzte sie den Flug m it ihrem Impulstriebwerk fort. Spock sah in den Sichtschlitz des Scanners, und m ehrere M inuten verstrichen, bevor er den Kopf hob. »Die sogenannte Anomalie ist ebenfalls verschwunden, Captain.« »Und w as bedeutet das, Spock?« w arf Crandall ein. Während des langen Wartens w ar er unruhig auf und ab gegangen und hatte immer wieder die Stirn gerunzelt. »Nicht m ehr und nicht w eniger, als in m einen Worten zum Ausdruck kom m t, Doktor«, erw iderte der Vulkanier. »Die hiesige Anom alie ist zusam m en m it den entsprechenden Gravitationsturbulenzen verschwunden.« »Was ist mit den übrigen? Es gibt doch noch ein Dutzend andere, oder?« »Insgesam t fünfzehn, Doktor. Wir können ihren Status nur feststellen, w enn w ir zu ihnen fliegen und Messungen vornehmen.« »Nun, worauf warten Sie noch?« fragte Crandall. »Captain?« »Ihre M einung, Spock?« erkundigte sich Kirk. »Ich halte es für logisch, w enigstens eine der anderen Anom alien zu überprüfen, Captain um herauszufinden, ob nur diese hier verschwunden ist.« Crandall schnitt eine Grim asse. »Und w enn sie nicht m ehr existiert, sollten w ir in die Föderation zurückkehren. Bisher konnten w ir keine konkreten Ergebnisse erzielen; w ir haben also nur unsere Zeit verschwendet. Kirk?« »Wie Sie schon m ehrm als betonten, Dr. Crandall Sie sind ein Beobachter«, sagte der Captain und sprach ebenso neutral w ie Spock. Er richtete seine Aufm erksam keit w ieder auf den Wandschirm . »M r. Sulu, program m ieren Sie einen Kurs, der uns zu den sechs letzten Anom alien führt. M r. Spock, behalten Sie die neuen Instrum ente im Auge. Ich möchte keine Überraschungen erleben.« »Ja, Captain«, erw iderte Spock. Zw ei oder drei Sekunden später bestätigte Sulu die Kursprogrammierung. »Mit aller gebotenen Vorsicht, Mr. Sulu. Warpfaktor zwei.« »Aye, Sir. Warpfaktor zwei.« Das Projektionsfeld zeigte eine langsam zur Seite gleitende Shapley-Ballung, als sich die Enterprise drehte und den Bug auf das neue Ziel richtete. Kurz darauf w aren nur noch vereinzelte Sterne am äußeren Rand des Sagittariusarm s zu sehen. Dahinter erstreckte sich der Orionarm mit den Sonnensystemen der Föderation. »Wie lange w ollen Sie diese sinnlose M ission noch fortführen, Kirk?« knurrte Crandall mit erneuerter Feindseligkeit. »Ursprünglich waren drei Wochen für die Beobachtungen geplant.« »Aber w enn es nichts m ehr zu beobachten gibt « »Dann dauert es vielleicht nicht ganz so lange.« » Vielleicht? M eine Güte, soll das etw a heißen « »Angesichts des Verschw indens der Anom alie erscheinen m ir diese Phänom ene noch geheim nisvoller«, ließ sich Kirk vernehm en. »Ich sehe keinen Grund, nicht die ganze für unseren Forschungsauftrag bestim m te Zeit zu nutzen, um m öglichst viel in Erfahrung zu bringen.« »Lobensw erte w issenschaftliche Neugier. Aber sie ist auch nutzlos, Kirk. Ich habe w ichtige Dinge aufgeschoben, um an dieser M ission teilzunehm en, und ich bin dagegen, sie ohne einen triftigen Grund zu verlängern. Inzw ischen dürfte klar sein, daß w ir keine M öglichkeit haben, w ichtige Inform ationen zu gew innen, und som it erscheint m ir eine Rückkehr mehr als nur angemessen.« »Nun, Doktor, Sie können sich m it Starfleet Com m and in Verbindung setzen. Lieutenant Uhura ist jederzeit bereit, einen Kom-Kanal für Sie zu öffnen.« Crandalls kantige Züge verhärteten sich, und Kirk glaubte fast, das Knirschen von Zähnen zu hören. Dann ließ der >offizielle Beobachter< ein w enig die Schultern hängen
w oraus der Captain schloß, daß sich Crandall nicht aufgrund einer Freundschaft m it den Verantw ortlichen von Starfleet Com m and an Bord befand. Verm utlich hatte er seine Beziehungen spielen lassen, um der Enterprise zugew iesen zu w erden. Das M otiv? Wahrscheinlich w ollte er w ichtige Entdeckungen m it Hilfe der neuen Sensoren als einen persönlichen Erfolg verbuchen, um auf der Karriereleiter höher zu klettern. Wenn er sich jetzt m it der Bitte an Starfleet Com m and w andte, die Forschungsm ission vorzeitig zu beenden, so mochten sich Nachteile für ihn ergeben. »Vielleicht nehm e ich diese M öglichkeit w ahr, Kirk«, sagte Crandall. »Vielleicht w ende ich mich wirklich an Ihre Vorgesetzten, wenn Sie nicht bald mit diesem Unsinn aufhören.« Aber beide Männer erkannten die Worte als leere Drohung. Kirk schw ieg, und nach einer Weile drehte sich Crandall m it der Absicht um , die Brücke zu verlassen. Doch als er sich dem Turbolift näherte, erzitterte die Enterprise einm al m ehr. Im Vergleich zu den beiden vorherigen Zw ischenfällen w ar das Vibrieren fast unmerklich; Crandall blieb nicht einmal stehen. Dann erklang Chekovs aufgeregte Stimme. »Der Bildschirm, Sir! Sehen Sie nur!« Kirk beugte sich vor und starrte ins Projektionsfeld. Er blinzelte verblüfft, und es lief ihm kalt über den Rücken. Der Wandschirm zeigte jetzt nicht die vereinzelten Sterne am Rand des Sagittariusarms, sondern Zehntausende von Sonnen, die einen dichten, hell strahlenden Vorhang bildeten.
KAPITEL 2 »Warpflug unterbrechen, M r. Sulu! « befahl Kirk. »Gegenw ärtige Position halten. M r. Chekov, stellen Sie fest, an w elchem Koordinatenpunkt w ir diesen Sektor erreicht haben.« »Aye, Sir«, erw iderten Steuerm ann und Navigator w ie aus einem M und und arbeiteten an ihren Pulten. »Volle Sensor-Sondierung, Mr. Spock.« »Keine Raum schiffe in der Nähe, Captain. Die Strahlung ist beträchtlich stärker geworden, hat jedoch kein für uns gefährliches Niveau erreicht.« »Kirk! « Crandalls scharfe Stim m e übertönte alle anderen. »Zum Teufel auch, erklären Sie mir endlich, was eigentlich los ist!« »Das w ürde ich selbst gern w issen. M r. Spock, haben Sie eine Vorstellung davon, w o wir uns jetzt befinden?« »Noch nicht, Captain. Ich « »Kirk! Ich verlange Auskunft von Ihnen!« »Bitte verlassen Sie die Brücke, Dr. Crandall. Kehren Sie in Ihr Quartier zurück.« »He, w as soll das, Kirk? Für w en halten Sie sich? Ich bin praktisch ein Repräsentant des Föderationsrates und erwarte höfliche Antworten auf meine Fragen!« »Dazu haben w ir derzeit keine Zeit«, erw iderte der Captain kühl und aktivierte das in die Armlehne des Kommandosessels integrierte Interkom. »Sicherheitsteam zur Brücke. Begleiten Sie Dr. Crandall zu seiner Kabine.« Crandalls Gesicht lief rot an, und er drehte sich ruckartig zur Kom m unikationsstation um. »Lieutenant, setzen Sie sich mit Starfleet Command in Verbindung! Sofort!« Uhura bedachte Kirk m it einem fragenden Blick. »Kontrollieren Sie w eiterhin alle Frequenzen, Lieutenant«, sagte der Captain. »Versuchen Sie nicht, einen Kontakt m it Starfleet Command oder jemand anders herzustellen.« »Das w erden Sie teuer bezahlen, Kirk! Wenn Sie nicht « Die Tür des Turbolifts öffnete sich, und zw ei Angehörige der Sicherheitsabteilung betraten die Brücke. »Eskortieren Sie Dr. Crandall zu seinem Quartier«, w ies Kirk die beiden M änner an. »Sorgen Sie dafür, daß er dort bleibt. Er darf die Kabine nur m it m einer Genehm igung verlassen.« Crandall zögerte kurz, knurrte einen halblauten Fluch und ließ sich abführen. »Nun, Mr. Spock?« fragte der Captain und sah den wissenschaftlichen Offizier an. »Voraus erstreckt sich ein Bereich, der gew isse Ähnlichkeiten m it der Shapley-Ballung auf w eist. Der Com puter hat sie noch nicht identifiziert, aber w enn es sich tatsächlich um jene Konstellation handelt, erfolgte unser Transfer über eine Distanz von m indestens fünftausend Parsec.« »Fünftausend?« »Ja, Captain. Wir sind diesem Objekt etwa fünf Kiloparsec näher als vorher der ShapleyBallung. Wenn es ein anderer Sternhaufen ist, könnte die zurückgelegte Entfernung noch weitaus größer sein.« Eine Zeitlang gab Kirk keinen Ton von sich, und dann richtete er seinen Blick wieder auf den Wandschirm . »M r. Chekov, haben Sie die Koordinaten unseres Retransfers festgestellt?« »Ich glaube ja, Sir.« »Gut. M r. Sulu bringen Sie uns bis auf eine halbe astronom ische Einheit heran. Warpfaktor zwei.« Erneut veränderte sich das Bild im Projektionsfeld, diesm al aufgrund der Eigenbew egung der Enterprise. Die Richtung spielte keine Rolle: Überall schim m erten
Sterne. »M r. Spock, treffen Sie Vorbereitungen für den Start einer Sonde. Ziel: die Koordinaten unseres Kontratransits.« »Bereitschaft, Captain.« »Starten Sie die Sonde, Mr. Spock.« »Transporter aktiv. Der Einsatz erfolgt jetzt.« »Und w ährend w ir auf die Ergebnisse w arten Versuchen Sie herauszufinden, w o w ir sind.« Spock konsultierte seine Instrum ente. »Der Com puter hat eine genauere Strahlungsanalyse des Objekts vorgenom m en, das der Shapley-Ballung ähnelt«, sagte er und betrachtete die Anzeigen. »Es gibt einige Unterschiede im Spektrum«, fügte er hinzu. »Lassen sie sich m it der Zeitdifferenz erklären? Im m erhin sind w ir der Konstellation fünfzehntausend Lichtjahre näher.« »Negativ, Captain. Einige Daten w eisen auf das genaue Gegenteil hin. Nach dem Spektrum zu urteilen, ist das zentrale Schwarze Loch nahezu um den Faktor zehn weniger m assiv als die Singularität der Shapley-Ballung. Nach fünfzehntausend relativen Jahren in der Zukunft m üßte ihre M asse eigentlich zugenom m en haben. Es kom m en einige andere Anzeichen hinzu, die den Schluß zulassen, daß die Konstellation nicht m it der Shapley-Ballung identisch ist.« »Zum Beispiel?« fragte Kirk, als der Vulkanier schwieg und in den Scanner blickte. »Seit unserer Ankunft in diesem Sektor sucht der Com puter nach bestim m ten extragalaktischen Objekten, Captain. Durch den dichten Sternenvorhang sind nur w enige Galaxien erkennbar, und bisher konnte keine von ihnen identifiziert werden.« Kirk dachte nach: »Sie w ollen also auf folgendes hinaus, M r. Spock: Wir sind nicht m ehr in der M ilchstraße. Und selbst der Com puter w eiß nicht, in w elcher Galaxis w ir uns jetzt aufhalten.« »In der Tat, Captain.« Die Brückenoffiziere w arfen Spock und Kirk kurze Blicke zu, aber niem and von ihnen sprach ein Wort. Stille herrschte, nur unterbrochen vom leisen Sum m en und Piepen der Bordsystem e. Es kam zu keiner Panik; niem and stöhnte oder stellte ungläubige Fragen. Spocks knappe Antw ort bestätigte etw as, das alle Anw esenden verm utet hatten. Ein oder zw ei Sekunden lang versuchten sie, diese Erkenntnis zu verarbeiten, und dann konzentrierten sie sich w ieder auf die jew eiligen Konsolen. Sie alle w ußten aus Erfahrung, daß Aufm erksam keit und die Bereitschaft, sofort zu reagieren, w esentliche Voraussetzungen fürs Überleben waren. Kirk überlegte dreißig Sekunden lang. »Die verschw undene Sonde ist nicht zufällig in der Nähe?« fragte er schließlich. »Wir empfangen keine Signale von ihr, Captain.« »Irgendwelche Theorien, Mr. Spock?« »Nur die offensichtliche, Captain. Die Sensoren haben nicht m ehr die charakteristischen Gravitationsturbulenzen registriert, aber w ir sind geradew egs durch eine der sogenannten Anomalien geflogen.« Kirk nickte. »Das dachte ich m ir. Welche Konsequenzen ergeben sich dadurch für Ihre unbestimmbare Wahrscheinlichkeit?« »Sie grenzt nun an Sicherheit, obw ohl sie auch w eiterhin unbestim m bar bleibt, Captain.« Spock zögerte und sah auf die Anzeigen. »Die vorhin gestartete Sonde erreicht gleich den Bereich des Kontratransits.« Eine neue Pause, und dann: »Sie hat den entsprechenden Koordinatenpunkt passiert. Unsere Sensoren orten sie nicht mehr.« »Und noch immer keine Spur von energetischen Turbulenzen?« »Nicht die geringste, Captain.« »Wie stehen unsere Aussichten, in die Milchstraße zurückzukehren, wenn wir der Sonde folgen?«
»Ich w eiß es nicht«, antw ortete der Vulkanier. »Aber w ie sie auch beschaffen sein mögen: Wir haben kaum eine Wahl.« »Das ist m ir klar, Spock. Selbst w enn w ir in einer Galaxis w ären, die von der M ilchstraße nicht w eiter entfernt ist als der Androm edanebel, und selbst w enn w ir für unbegrenzte Zeit m it Warp acht fliegen könnten es w ürde viele Generationen dauern, um die Föderation zu erreichen.« »Ja, Captain. Die Logik zwingt uns, es mit der Anomalie zu versuchen.« »Einverstanden. Irgendwelche Einwände? Pille? Sulu? Uhura? Chekov?« Schweigen. »Na schön. M r. Sulu, w ir kehren auf dem gleichen Weg zum Eintrittspunkt zurück. Wir waren mit Warpfaktor zwei unterwegs, nicht wahr?« »Ja, Sir. Auf Ihren Befehl hin kann es losgehen.« »Transit.« Die Sterne verw andelten sich in lange bunte Streifen, und in diesem Raum sektor m it den vielen Sonnen w irkte das noch w eitaus beeindruckender als sonst. Trotzdem achtete niem and darauf. Alle w arteten auf eine plötzliche Veränderung der Konstellation den visuellen Beweis dafür, daß sie sich wieder in der Vertragszone befanden. Nichts dergleichen geschah. »Mr. Spock?« »Wir haben den Bereich des Kontratransits vor zw ei Kom m a sieben Sekunden passiert, Captain.« »Aber w arum M r. Chekov, w ie hoch ist die Übereinstim m ung zw ischen unseren beiden Flugbahnen?« »Maximale Abweichung zweihundert Kilometer, Sir.« »Spock, könnte die Anomalie kleiner sein? Haben wir sie vielleicht verfehlt?« »Alles ist m öglich, Captain. Aber es erscheint m ir unw ahrscheinlich: Die sieben beobachteten Irregularitäten hatten alle einen Durchm esser von m ehr als fünftausend Kilometern.« »Wie Sie schon sagten: Alles ist möglich. Mr. Sulu, wir versuchen es noch einmal.« Fünfm al flog die Enterprise durch die Zone des Kontratransits, doch der Wandschirm zeigte auch w eiterhin einen dichten Vorhang aus Sternen. Spock startete m ehrere Sonden, aber im Gegensatz zur ersten verschw and keine von ihnen. Sie flogen einfach durch leeren Raum , ohne von irgendw elchen energetischen Phänom enen beeinflußt zu werden. Die Stille auf der Brücke gewann eine fast greifbare Qualität. Dann lachte jem and Fähnrich Rostofski, der erst seit kurzer Zeit zur Besatzung der Enterprise gehörte. Er w ar ein Freund von Chekovs Fam ilie und arbeitete an den Am bientenkontrollen; w ährend seiner freien Zeit bem ühte er sich im m er w ieder, Chekov davon zu überzeugen, daß er ohne Akzent sprechen konnte w enn er w irklich w ollte. »Was finden Sie so lustig, Fähnrich?« fragte der Captain. »Oh, nichts. Ich habe nur gerade daran gedacht, w as Dr. Crandall sagen w ird, w enn er alles erfährt.« Kirk lächelte unw illkürlich, schüttelte den Kopf und w urde w ieder ernst. Er w andte sich an den Vulkanier. »Was glauben Sie, M r. Spock? Was ist m it der Anom alie der sogenannten Anom alie geschehen?« »Unbekannt, Captain. Sie könnte überall sein. Vielleicht existiert sie gar nicht m ehr. Unsere Sensoren reagieren nur auf die Gravitationsturbulenzen; die Anom alie selbst bleibt ihnen verborgen.« »Wir können sie also nicht lokalisieren?« »Das ist ebenfalls unbekannt, Captain. Es m angelt an Daten, um unsere Situation m it der notw endigen Genauigkeit zu beurteilen. Lassen Sie m ich jedoch auf folgendes
hinw eisen: Selbst w enn uns es gelänge, die Anom alie zu finden w ir haben keine Garantie, daß sie uns zu unserem Ausgangspunkt transferiert.« »Aber es ist unsere einzige Chance.« »Die einzige Chance, die wir bisher kennen«, schränkte Spock ein. »Ja, da haben Sie recht.« Kirk schaltete w ieder das Interkom in der Arm lehne des Kommandosessels ein. »Mr. Scott zur Brücke.« »Aye, Captain. Ich brauche nur noch einige M inuten, um die Schaltkreise des Transporters zu rejustieren « »Jetzt, Mr. Scott.« Der Chefingenieur zögerte eine halbe Sekunde lang. »Aye, Captain. Bin schon unterwegs.« Kirk stand auf, ging zur w issenschaftlichen Station und blickte auf die Anzeigen der verschiedenen Instrum ente. Er w urde nur selten aus ihnen schlau, aber m anchm al hatte er das Gefühl, daß sie eine physische Erw eiterung des Bew ußtseins seines Ersten Offiziers darstellten so schnell konnte der Vulkanier erforderliche Daten abrufen und sie interpretieren. »Was ist mit Crandall, Jim?« McCoy trat auf Spock und Kirk zu. Der Captain seufzte kurz. »Später, Pille. Wenn du ein Sedativ für ihn bereit hast.« Die Tür des Turbolifts glitt beiseite, und M ontgom ery Scott schritt übers Oberdeck. Er blieb abrupt stehen, als er die zahllosen Sterne auf dem Wandschirm sah. M it einigen knappen Worten schilderte ihm Kirk die Lage und fragte dann: »Ist alles in Ordnung, Scotty? Oder hat unsere kleine Spritztour wieder einige Schrauben gelöst?« »Nicht daß ich w üßte, Captain. Was die Rejustierung des Transporters angeht Sie wurde nicht durch den Transfer hierher nötig.« »Nun gut, m eine Herren, ich bin für jeden Vorschlag dankbar. M r. Spock? Vor einer Weile m einten Sie, unser jüngstes Erlebnis erhöhe die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die sogenannten Anom alien keine natürlichen Phänom ene sind. Was veranlaßt Sie zu dieser Annahme?« »Bevor ich die Gründe für m eine Verm utung erläutere, fühle ich m ich verpflichtet, noch einm al zu betonen, daß die Wahrscheinlichkeit nach w ie vor unbestim m bar ist. Viele Aspekte der Phänomene bleiben auch weiterhin rätselhaft.« »Ich verstehe, Spock«, sagte Kirk. »Fahren Sie fort.« »Wie Sie w ünschen, Captain. Erstens: Wenn die Anom alien von intelligenten Wesen geschaffen w orden sind, so erfüllen sie sicher einen beabsichtigten Zw eck. Zw eitens: Wenn m an die besonderen Eigenschaften der Irregularitäten berücksichtigt, so liegt der Schluß nahe, daß sie als Transportmittel dienen.« »Logisch, Spock«, w arf M cCoy ein. »Aber Sie haben die Objekte doch als unlogisch bezeichnet w as Sie als Hinw eis auf ihren künstlichen Ursprung deuteten.« »Das stim m t, Doktor. Bitte erlauben Sie m ir zunächst, m einen Vortrag fortzusetzen. Wenn w ir von der Funktion als Transportm ittel ausgehen, so ergeben sich daraus zw ei w eitere Annahm en. Erstens: Im Gegensatz zu unseren bisherigen Beobachtungen sollte m an eine gew isse Beständigkeit erw arten. Und zw eitens: Die >Anom alien< m üßten leicht zugänglich sein und sich nicht im Zentrum von Gravitationsturbulenzen befinden, die stark genug sind, um ein Raumschiff zu zerreißen.« »Es sei denn, m an w ollte sie verbergen«, gab Kirk zu bedenken. »Wenn der Föderation eine solche Technik zur Verfügung stände, w enn w ir die M öglichkeit hätten, StarfleetKreuzer zum Beispiel m itten ins klingonische Im perium zu transferieren Dann w ürden w ir die entsprechenden Vorrichtungen verstecken und dafür sorgen, daß nur w ir sie benutzen können.« »M ag sein, Captain aber in dem Fall w äre zu erw arten, daß die Anom alien in erster Linie für m ilitärische Zw ecke bestim m t sind. Die Anlagen bestehen aus reiner Energie und erfordern einen außerordentlich hohen technischen Entw icklungsstand. Ich hoffe
daher, daß die Konstrukteure die Unlogik des Krieges verstanden und überw unden haben.« Kirk lächelte schief. »Viele M enschen dachten das auch vom Warptriebw erk bevor w ir den Romulanern und Klingonen begegneten. Aber fahren Sie nur fort.« »Danke, Captain. Sie erinnern sich bestim m t daran, daß die anderen Sonden m it einer Ausnahm e höchstens fünfhundert Parsec w eit transferiert w urden. Der Durchschnittsw ert beträgt achtundneunzig Kom m a drei sieben. Die Enterprise hingegen legte m indestens m ehrere M illionen Parsec zurück, als sie eine Anom alie passierte, bei der wir keine Gravitationsturbulenzen feststellten.« »Nun, Spock?« drängte McCoy ungeduldig. »Worauf wollen Sie hinaus?« »Auf eine Schlußfolgerung, Doktor: Die sieben von uns untersuchten Anom alien m it ihren Turbulenzen sind vielleicht fehlerhaft funktionierende Versionen derjenigen, die uns hierherbrachte. Anders ausgedrückt Die Gravitationsverschiebungen stellen nicht die Ursache der Anom alien dar, sondern das Ergebnis ihrer falschen Funktion. M öglicherw eise handelt es sich um die Folge eines energetischen Lecks. Wenn sie den Transport durch eine Verzerrung des Raum s herbeiführen w ie es in einem eingeschränkten M aß bei unseren Warptriebw erken der Fall ist , so m anifestiert sich die Verzerrung verm utlich in Form von Gravitationsstörungen. Gestatten Sie m ir, in diesem Zusam m enhang auf Theorien hinzuw eisen, nach denen Gravitation das Ergebnis von Raum-Zeit-Krümmungen ist, hervorgerufen von Massen.« M cCoy zw inkerte überrascht. »So sehr ich es auch bedauere, das zuzugeben, Spock Ihre Ausführungen ergeben durchaus einen Sinn.« Er sah Kirk an. »Wie Autos, Jim . Du w eißt schon. Jene gräßlichen, m it Verbrennungsm otoren ausgestatteten Fahrzeuge, die m an im zw anzigsten und einundzw anzigsten Jahrhundert benutzte. Wenn m an sie w ährend der ersten Jahre gut pflegte, w aren sie schnell und leise. Die späteren M odelle verschm utzten die Um w elt kaum m ehr. Aber w enn m an sie vernachlässigte, w urden sie nicht nur laut und unzuverlässig, sondern gaben auch viele gefährliche Schadstoffe in die Atm osphäre ab. Dam als konnte m an als Arzt viel Geld verdienen, indem m an M enschen behandelte, die aufgrund der toxischen Substanzen krank geworden waren.« »Aye, Captain«, bestätigte Scott. »Ich habe als Junge in der Schule über die m echanischen Ungeheuer gelesen. Es ist unglaublich: M an durfte die M otoren nicht einmal in geschienenen Räumen laufen lassen, weil dadurch Vergiftungsgefahr bestand.« »Genau, meine Herren«, sagte Spock. »Ein passender Vergleich.« »Interessant«, m urm elte Kirk. Und etw as lauter: »Aber ich bezw eifle, ob uns diese historischen Beispiele bei der gegenwärtigen Situation helfen. Die Frage lautet: Leben die Konstrukteure der der >Tore< noch eine bessere Bezeichnung fällt m ir nicht ein , und können wir sie finden, wenn die Anomalie weiterhin verschwunden bleibt?« »Wir haben keine Instrum ente, die in der Lage sind, das Tor w ie Sie es nennen zu entdecken, Captain. Außerdem w issen w ir nicht einm al, w o es sich befinden könnte. Unter diesen Bedingungen halte ich es für angebracht, nach den Konstrukteuren zu suchen.« »Ihre Logik ist w ie im m er m akellos, Spock«, entgegnete Kirk und sah die anderen der Reihe nach an. »Nun? Gibt es noch w eitere Theorien oder Vorschläge? Irgendw elche Ideen für eine sinnvollere Nutzung unserer Zeit?« Scott und M cCoy schüttelten nur den Kopf, und daraufhin sagte der Captain: »In Ordnung. Das w ar s dann. M r. Scott, Sie und Spock stellen fest, bei w elchen nahen Sternsystem en bew ohnbare Planeten in Frage kom m en. M r. Chekov, M r. Sulu: Program m ieren Sie einen Kurs, der uns zu den nächsten sechs Sonnensystem en führt. Natürlich sollten w ir unterw egs nach anderen Raum schiffen oder Anzeichen von Gravitationsturbulenzen Ausschau halten. Und noch etw as: Scotty, geben Sie m ir fünf Minuten Zeit, bevor Sie unsere Lage der Besatzung erklären.«
»Aye, Captain. Warum die Verzögerung?« »Um McCoy und mir Gelegenheit zu geben, vorher mit Dr. Crandall zu reden.« Der Chefingenieur verzog das Gesicht und nickte. »Ich beneide Sie nicht.« Als sich Kirk und der Bordarzt der Kabine des >offiziellen Beobachters< näherten, schien das Gespräch mit ihm nicht so schwierig zu sein wie erwartet. Die beiden Wächter vor der Tür berichteten, Crandall habe sich schon auf dem Weg zu seinem Quartier beruhigt; seitdem hatten sie nichts m ehr von ihm gehört. Kirk trat ein, gefolgt von M cCoy. Der untersetzte M ann saß am Tisch, legte einen persönlichen Recorder beiseite, als er die beiden Offiziere bemerkte, hob den Kopf und lächelte. »Captain Kirk«, sagte er und sprach den Kom m andanten der Enterprise zum erstenm al m it seinem Rang an. »Ich glaube, ich m uß m ich für m ein ungebührliches Verhalten auf der Brücke entschuldigen. Ich fürchte, Sie hatten allen Grund, m ich fortzuschicken. Ich versichere Ihnen, daß ich Sie voll und ganz verstehe.« Crandall stand auf und reichte Kirk eine fleischige Hand. Der Blick des Captains huschte kurz zu M cCoy, bevor er die dargebotene Hand ergriff. »Es freut mich, daß Sie nicht verärgert sind, Dr. Crandall.« »Natürlich nicht. Sie haben nur getan, was Sie für richtig hielten. Und ich muß zugeben, daß ich die Beherrschung verlor. Nun, w ie ist unser gegenw ärtiger Status? Da Sie nicht mehr im Kontrollraum sind, nehme ich an, daß die Situation weitaus weniger ernst ist, als es zunächst den Anschein hatte. Konnten Sie inzwischen unsere Position bestimmen?« »Um Ihre letzte Frage zuerst zu beantw orten «, sagte Kirk. »Wir w issen zw ar noch im m er nicht genau, w o w ir uns befinden, aber w ir haben jetzt eine bessere Vorstellung von der zurückgelegten Entfernung.« »Gut, gut. Ich w ußte ja, daß Sie und Ihre Leute dieses Problem lösen w ürden. Über welche Distanz führte unser Transfer?« Der Captain zögerte und fragte sich, w ie Crandall auf die Wahrheit reagieren m ochte. M it einem Wutanfall? M it Verzw eiflung? »Offenbar sind w ir w eiter von der Föderation entfernt, als wir zuerst dachten.« Crandalls Lächeln verblaßte. Dünne Falten fraßen sich ihm in die Stirn, und sein Blick w anderte zw ischen Kirk und M cCoy hin und her. »Und? Wie w eit ist >w eiter als w ir dachten