Wissenschaftstheorie und gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik
Jörg Becker • Helmut Krcmar • Björn Niehaves (Hrsg.)
Wissenschaftstheorie und gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik
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Herausgeber Prof. Dr. Jörg Becker Universität Münster European Research Center for Information Systems (ERCIS) Leonardo-Campus 3 48149 Münster Deutschland
[email protected] Dr. Dr. Björn Niehaves Universität Münster European Research Center for Information Systems (ERCIS) Leonardo-Campus 3 48149 Münster Deutschland
[email protected] Prof. Dr. Helmut Krcmar TU München Fak. Informatik LS Wirtschaftsinformatik Boltzmannstr. 3 85748 Garching Deutschland
[email protected] ISBN 978-3-7908-2335-6 e-ISBN 978-3-7908-2336-3 DOI 10.1007/978-3-7908-2336-3 Springer Dordrecht Heidelberg London New York Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Physica-Verlag Heidelberg 2009 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandentwurf: WMXDesign GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem Papier Physica-Verlag ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com)
Vorwort
Die deutschsprachige Wirtschaftsinformatik kann auf eine reiche Tradition gestaltungsorientierter Arbeiten zurückblicken. Im Zuge der zunehmenden Forschungsinternationalisierung bietet sich hier die Chance, zum internationalen Diskurs im Information Systems und vor allem im Design Science Research beizutragen. Die Herausforderungen und Entwicklungspotenziale liegen für die gestaltungsorientierte Forschung jedoch vor allem in ihrer wissenschaftstheoretischen und methodischen Fundierung. Genau diesem Thema widmete sich der Track „Wissenschaftstheorie und gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik“ im Rahmen Multikonferenz Wirtschaftsinformatik (MKWI) 2008 vom 26.2.2008 bis 28.2.2008 in München und ihm entstammen die ersten sieben Beiträge des vorliegenden Sammelbands. So führen Jörg Becker, Björn Niehaves, Sebastian Olbrich und Daniel Pfeiffer in Ihrem Artikel Lutz Heinrichs „Beitrag zur Geschichte der Wirtschaftsinformatik“ aus insbesondere gestaltungsorientierter Perspektive fort, indem sie wissenschaftstheoretische und forschungsmethodische Aspekte in den Beiträgen der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK empirisch untersuchen. Fahri Yetim präsentiert drei Systemprototypen und stellt dar, wie hier Habermas Theorie des kommunikativen Handelns als Grundlagentheorie für diese Art gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatikforschung zur Anwendung kommen kann. Bernhard Nett und Gunnar Stevens leisten in Ihrer Arbeit die konzeptionelle Darstellung der Business Ethnography als Aktionsforschung und einen Beitrag zu einer reflexiven Technikgestaltung. Die Systematisierung von Evaluationsmethoden in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik ist Gegenstand der Arbeit von Christian Riege, Jan Saat und Tobias Bucher. Katrin Bergener und Björn Niehaves leisten in ihrem Beitrag eine systematische Analyse sprachorientierter Theorien und bringen diese einzelnen Fragmente in einen ordnenden, konzeptionellen Zusammenhang. Metaanalytisch arbeitet Bernd Carsten Stahl, indem er den Diskurs im Design Science und in der Wirtschaftsinformatik kritisch rekonstruiert, sowie Eitel von Maur, indem er auf mögliche begriffliche Problematiken rund um den Wortstamm Konstrukt* hinweist. Zusätzlich zu den Arbeiten des MKWI2008-Tracks freuen wir uns, weitere fünf, eingeladene Beiträge vorstellen zu können. Ulrich Frank disku-
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Vorwort
tiert die Konstruktion möglicher Welten als Chance und auch Herausforderung der Wirtschaftsinformatik. Michael Scheermann, Tilo Böhmann und Helmut Krcmar widmen sich der Ausformulierung theoretischer Grundlagen der Referenzmodellierung aus einer Design Science-Theorieperspektive. Einen Bezugsrahmen für die Konstruktionsforschung und Artefaktentwicklung stellen Anke Gericke und Robert Winter vor. Die Möglichkeiten zur Fundierung der Wirtschaftsinformatik mittels Theorien sozialer Praktiken diskutiert Volker Wulf. Themen der Konformität und des Anpassungsdrucks im real existierenden Wissenschaftsbetrieb greift Stephan Zelewski in seinem Beitrag „Wirtschaftsinformatik und Wissenschaftstheorie – Zwischen Konformität und organisiertem Wildwuchs“ auf. In Zusammenschau zeigen die zwölf Beiträge sehr gut mögliche Perspektiven auf, wie die wissenschaftstheoretischen und methodischen Grundlagen der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik derzeit ausgestaltet sind, aber auch hinterfragt und entwickelt werden können. Es wird aufbauend auf diesen Grundlagen noch weiterer Diskussionsbedarf zur Wissenschaftstheorie in der gestaltungsorientierten Forschung bestehen, so dass die sich bietenden Chancen der Forschungsinternationalisierung weiter genutzt werden können. Mit dem vorliegenden Band verbinden wir Herausgeber auch die Hoffnung, den forschungsmethodischen und erkenntnistheoretischen Pluralismus in der Wirtschaftsinformatik stärken zu können. Unser besonderer Dank gilt neben den Autoren auch Robin Trenkner (Universität Münster) für seine unermüdliche Unterstützung der editoriellen Arbeit sowie den Gutachtern des MKWI2008-Tracks, Daniel Veit (Universität Mannheim), Stephan Zelewski (Universität Duisburg-Essen), Andreas Oberweis (Universität Karlsruhe), Norbert Gronau (Universität Potsdam), Peter Loos (Universität Saarbrücken), Jörg Desel (Katholische Universität Eichstätt), Ulrich Frank (Universität Duisburg-Essen) und Elmar Sinz (Universität Bamberg). Münster, München, Cambridge im Februar 2009 Jörg Becker Helmut Krcmar Björn Niehaves
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ...................................................................................................... V Inhaltsverzeichnis .................................................................................. VII Autorenverzeichnis .............................................................................. XIII Forschungsmethodik einer Integrationsdisziplin – Eine Fortführung und Ergänzung zu Lutz Heinrichs „Beitrag zur Geschichte der Wirtschaftsinformatik“ aus gestaltungsorientierter Perspektive.......... 1 Jörg Becker, Björn Niehaves, Sebastian Olbrich, Daniel Pfeiffer 1 Einleitung ......................................................................................... 1 2 Forschungsmethodische Unterschiede zwischen WI und IS ........... 4 3 Vorgehen der Untersuchung ............................................................ 6 4 Ergebnisse der Literaturanalyse ....................................................... 9 4.1 Entwicklungstendenzen forschungsmethodischer Reflexivität ........................................................ 9 4.2 Forschungsmethodische Reflexivität gestaltungsorientierter Forschung ............................................................ 11 5 Analyse und Interpretationen der Ergebnisse ................................ 14 6 Zusammenfassung und Ausblick ................................................... 17 Literatur ................................................................................................ 19 From Communicative Action Theory to Socio-Technical Artifacts: Presentation of Three System Prototypes .............................................. 23 Fahri Yetim 1 Introduction.................................................................................... 23 2 Background .................................................................................... 25 2.1 Design Science Research in Information Systems ................. 25 2.2 Language-Action Perspective on Design ............................... 26 2.3 Concepts used from Habermas’ Theory ................................ 27 3 DISCOURSIUM: A Tool for Supporting Structured Deliberation .................................................................. 29 3.1 Purpose, Scope, and Contribution .......................................... 29
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Inhaltsverzeichnis
3.2 The functionality of DISCOURSIUM ................................... 29 3.3 Current State, Evaluation, and Future Research .................... 33 4 GuideMan: A Tool for Managing Usability Guidelines ................ 33 4.1 Purpose, Scope, and Contribution.......................................... 33 4.2 The Functionality of GuideMan ............................................ 34 4.3 Current State, Evaluation, and Future Research .................... 36 5 JustPro: A Prototype for Justified Product Recommendations ..... 36 5.1 Purpose, Scope, and Contribution.......................................... 36 5.2 The Functionality of JustPro .................................................. 37 5.3 Current State, Evaluation, and Future Research .................... 39 6 Conclusions.................................................................................... 39 Acknowledgements .............................................................................. 40 References ............................................................................................ 40 Business Ethnography – Aktionsforschung als Beitrag zu einer reflexiven Technikgestaltung .................................................................. 43 Bernhard Nett, Gunnar Stevens Zusammenfassung ................................................................................ 43 1 Einleitung ....................................................................................... 44 2 Ursprünge und Entwicklungen der Aktionsforschung ................... 47 3 Kanonische Aktionsforschung: Königsweg oder Variante? .......... 49 4 Die Business Ethnography ............................................................. 53 5 Erkenntnisgewinn am Fall des eigenen Projekts ........................... 57 6 Illustration der Business Ethnography ........................................... 58 7 Resumee ......................................................................................... 59 8 Nachwort........................................................................................ 61 Literatur ................................................................................................ 64 Systematisierung von Evaluationsmethoden in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik ..................................... 69 Christian Riege, Jan Saat, Tobias Bucher 1 Einführung und Motivation ........................................................... 69 2 Evaluation in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik .. 72 3 Unterscheidung der Evaluationsansätze ........................................ 74 4 Systematisierung von Evaluationsmethoden ................................. 76 4.1 Zielstellung und Vorgehensweise .......................................... 76 4.2 Fallbeispiele zur Nutzung von Evaluationsmethoden............ 77 4.3 Systematisierung .................................................................... 79 5 Zusammenfassung und Ausblick ................................................... 82 Literatur ................................................................................................ 83
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Theories of Language in IS Research – A Review ................................ 87 Katrin Bergener (geb. Fielenbach), Björn Niehaves 1 Introduction.................................................................................... 87 2 Substantial Linguistic Theories...................................................... 88 2.1 Speech Act Theory................................................................. 89 2.2 Theory of Communicative Action ......................................... 91 2.3 Structural Linguistics ............................................................. 93 2.4 Linguistic Turn ...................................................................... 94 3 IS Research Adoption of Linguistic Theories ................................ 96 3.1 Speech Act Theory and Theory of Communicative Action ... 97 3.2 Structural Linguistics ............................................................. 98 3.3 Linguistic Turn ...................................................................... 99 4 Analysis and Discussion .............................................................. 101 5 Conclusions and Further Research............................................... 105 References .......................................................................................... 106 The Ideology of Design: A Critical Appreciation of the Design Science Discourse in Information Systems and Wirtschaftsinformatik ......... 111 Bernd Carsten Stahl 1 Introduction.................................................................................. 111 2 Information Systems and the Critical Approach .......................... 112 2.1 The Field of Information Systems ....................................... 112 2.2 Wirtschaftsinformatik and Information Systems ................. 114 2.3 Critical Theory and Critical Research in Information Systems ............................................................ 115 3 Design as Ideology....................................................................... 117 3.1 Behavioural and Design Science Research .......................... 117 3.2 Questions of DSR ................................................................ 119 3.3 Justification of the Choice of DSR ...................................... 119 4 Critical Views of the DSR Discourse .......................................... 120 4.1 The Concept of the Technological Artefact ......................... 121 4.2 Assumptions of Mainstream IS Research ............................ 121 4.3 Ethics and Design ................................................................ 123 4.4 Design in Research and Practice .......................................... 125 5 Critical Concepts and Design ...................................................... 126 6 Conclusion ................................................................................... 127 References .......................................................................................... 128
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Inhaltsverzeichnis
Konstruktivismus und Wirtschaftsinformatik – Begriffsver(w)irrungen.......................................................................... 133 Eitel von Maur 1 Begriffsver(w)irrung Konstruktiv(ismus) .................................... 133 2 Methodischer Konstruktivismus der Erlanger Schule ................. 135 3 Radikaler Konstruktivismus ........................................................ 140 4 Methodischer versus Radikaler Konstruktivismus ...................... 145 5 Konstruktionsorientierte Wirtschaftsinformatik .......................... 151 6 Erkenntnistheoretischer Diskurs in der Wirtschaftsinformatik .... 155 Literatur .............................................................................................. 157 Die Konstruktion möglicher Welten als Chance und Herausforderung der Wirtschaftsinformatik .................................................................... 161 Ulrich Frank 1 Einleitung ..................................................................................... 161 2 Besonderheiten der Wirtschaftsinformatik .................................. 162 2.1 Kontingenz oder die Tücke des Objekts .............................. 162 2.2 Mögliche Welten oder die Ausweitung von Handlungsoptionen ......................................................................... 165 3 Chancen: Aufklärung und Orientierung....................................... 166 3.1 Überwindung tradierter Sichtweisen.................................... 166 3.2 Perspektiven auf bessere Welten ......................................... 167 4 Herausforderungen: Begründung und Umsetzung....................... 168 4.1 Komplexität und Machbarkeit ............................................. 169 4.2 Verdeckte Werturteile .......................................................... 170 4.3 Wissenschaftliche Begründung............................................ 171 5 Abschließende Bemerkungen ...................................................... 172 Literatur .............................................................................................. 173 Explicating Design Theories with Conceptual Models: Towards a Theoretical Role of Reference Models ................................................. 175 Michael Schermann, Tilo Böhmann, Helmut Krcmar Abstract............................................................................................... 175 1 Introduction.................................................................................. 175 2 Design Theories in Information Systems Research ..................... 178 2.1 Design Theories in Information Systems Research ............. 178 2.2 Structure of Design Theories in IS Research ....................... 179 3 Framework for Developing Design Theories Using Conceptual Models ...................................................................... 181 3.1 Conceptual Reference Models as the Theoretical Artifact in Design Research .............................. 181
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Patterns as a Useful Way to Structure Design Theories Based on Conceptual Models............................................... 183 3.3 Framework ........................................................................... 184 4 Towards a Design Theory for IT Service Data Management Systems ........................................................................................ 185 4.1 Introduction to the IT Service Management ........................ 186 4.2 Aspects of a Design Theory for IT Service Data Management ................................................................ 186 5 Conclusion ................................................................................... 189 References .......................................................................................... 191 Entwicklung eines Bezugsrahmens für Konstruktionsforschung und Artefaktkonstruktion in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik ........................................................................... 195 Anke Gericke, Robert Winter 1 Einleitung ..................................................................................... 195 2 Forschungsgebiete der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik .................................................................. 196 2.1 Differenzierung von Konstruktionsforschung und Artefaktkonstruktion ............................................................ 196 2.2 Verhältnis der Design Science Research-Forschung zur gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik ..................... 197 3 Artefakttypen der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik .................................................................. 198 4 Bezugsrahmen für die gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik .................................................................. 200 4.1 Aufstellung eines Bezugsrahmens ....................................... 200 4.2 Aktueller Forschungsstand der Konstruktionsforschung ..... 201 4.3 Aktueller Forschungsstand der Artefaktkonstruktion .......... 203 5 Zusammenfassung und Ausblick ................................................. 204 Literatur .............................................................................................. 205
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Inhaltsverzeichnis
Theorien sozialer Praktiken zur Fundierung der Wirtschaftsinformatik ........................................................................... 211 Volker Wulf 1 Einleitung ..................................................................................... 211 2 Theoretische Konzeption sozialer Praktiken ............................... 212 3 Designfallstudien als Elemente einer praxis-orientierten Forschungsprogrammatik ............................................................ 215 4 Designfallstudien: Das Beispiel der Expertise Recommender Systeme ........................................................................................ 217 5 Diskussion.................................................................................... 219 6 Danksagungen.............................................................................. 221 Literatur .............................................................................................. 221 Wirtschaftsinformatik und Wissenschaftstheorie – Zwischen Konformität und organisiertem Wildwuchs – ................ 225 Stephan Zelewski Abstract............................................................................................... 225 1 Wissenschaftstheoretische Fundierung der Wirtschaftsinformatik: Anlass für essayistische Reflexionen ........................ 225 2 Perspektiven zur wissenschaftstheoretischen Fundierung der Wirtschaftsinformatik .................................................................. 227 2.1 Deskriptive Perspektive ....................................................... 227 2.2 Explanative Perspektive ....................................................... 228 2.3 Konstruktive Perspektive ..................................................... 230 3 Konformität im real existierenden Wissenschaftsbetrieb ............ 232 3.1 Der konformitätsstiftende Einfluss von Parametrisierung und Karriereorientierung ......................... 232 3.2 Potenzielle Auswirkungen des konformitätsstiftenden Anpassungsdrucks ............................................................... 235 4 Ein vager Ausblick auf organisierten Wildwuchs ....................... 239 Literatur .............................................................................................. 241
Autorenverzeichnis
Becker, Jörg, Prof. Dr. European Research Center for Information Systems University of Muenster Leonardo-Campus 3, 48149 Muenster Germany Bergener (geb. Fielenbach), Katrin European Research Center for Information Systems University of Muenster Leonardo-Campus 3, 48149 Muenster Germany Böhmann, Tilo, Prof. Dr. Institute of Service Management ISS International Business School of Service Management Hans-Henny-Jahnn-Weg 9, 22085 Hamburg Germany Bucher, Tobias Institute of Information Management University of St. Gallen Mueller-Friedberg-Strasse 8, 9000 St. Gallen Switzerland Frank, Ulrich, Prof. Dr. Information Systems and Enterprise Modelling Institute for Computer Science and Business Information Systems University Duisburg-Essen Universitätsstr. 9, 45141 Essen Germany
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Autorenverzeichnis
Gericke, Anke Institute of Information Management University of St. Gallen Mueller-Friedberg-Strasse 8, 9000 St. Gallen Switzerland Krcmar, Helmut, Prof. Dr. Chair for Information Systems Technische Universität München Boltzmannstr. 3, 85748 Garching Germany Nett, Bernhard, Dr. Information Systems University of Siegen Hölderlinstraße 3, 57076 Siegen Germany Niehaves, Björn, Dr. Dr. European Research Center for Information Systems University of Muenster Leonardo-Campus 3, 48149 Muenster Germany Olbrich, Sebastian, Dr. Augustaanlage 34, 68165 Mannheim Germany Pfeiffer, Daniel, Dr. European Research Center for Information Systems University of Muenster Leonardo-Campus 3, 48149 Münster Germany Riege, Christian Institute of Information Management University of St. Gallen Mueller-Friedberg-Strasse 8, 9000 St. Gallen Switzerland
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Saat, Jan Institute of Information Management University of St. Gallen Mueller-Friedberg-Strasse 8, 9000 St. Gallen Switzerland Schermann, Michael Chair for Information Systems Technische Universität München Boltzmannstr. 3, 85748 Garching Germany Stahl, Bernd Carsten, Dr. Centre for Computing and Social Responsibility Department of Informatics The Gateway, Leicester LE1 9BH UK Stevens, Gunnar Benutzerorientierte Softwaretechnik Fraunhofer FIT Schloss Birlinghoven, 53754 Sankt Augustin Germany von Maur, Eitel, Dr. University of St. Gallen Lohstr. 33, 49074 Osnabrück Germany Winter, Robert, Prof. Dr. Institute of Information Management University of St. Gallen Mueller-Friedberg-Strasse 8, 9000 St. Gallen Switzerland Wulf, Volker, Prof. Dr. Information Systems University of Siegen Hölderlinstraße 3, 57076 Siegen Germany
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Autorenverzeichnis
Yetim, Fahri, Dr. Information Systems University of Siegen Hölderlinstraße 3, 57076 Siegen Germany Zelewski, Stephan, Univ.-Prof. Dr. Institute for Production and Industrial Information Management University of Duisburg-Essen Universitätsstraße 9, 45141 Essen Germany
Forschungsmethodik einer Integrationsdisziplin – Eine Fortführung und Ergänzung zu Lutz Heinrichs „Beitrag zur Geschichte der Wirtschaftsinformatik“ aus gestaltungsorientierter Perspektive
Jörg Becker, Björn Niehaves, Sebastian Olbrich, Daniel Pfeiffer
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Einleitung
Die gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatikforschung sieht sich der Aufgabe einer Profilierung im internationalen Wissenschaftskontext gegenüber. Analysen belegen, dass sich die deutsche Wirtschaftsinformatik (WI) durch eine starke Tradition gestaltungsorientierter Forschung auszeichnet. Dies äußert sich insbesondere in Form einer deutlich ausgeprägten Forschung zur Modellierung (konzeptionelle Modellierung, Unternehmensmodellierung, Referenzmodellierung etc.) sowie dadurch, die Validität der Forschungsergebnisse durch eine prototypische Umsetzung zu prüfen (Frank 2006; Goeken 2003; Heinrich 2005; Lange 2006). So lassen sich im empirischen Vergleich zum internationalen Information System (IS) Research Prototyping und argumentativ-deduktive Arbeiten als methodisches Spezifikum der WI-Forschung identifizieren (Wilde u. Hess 2007). Auch vor diesem Hintergrund hat sich ein Verständnis der WIForschung als explizit relevanz- und anwendungsorientiert herausgebildet. Dieser Vorteil wird gerade auch im Zuge einer zunehmenden Forschungsinternationalisierung immer wieder betont (Niehaves 2006). Hierzu heißt es im Editorial der WIRTSCHAFTSINFORMATIK 2007 (4): „Wir müssen unsere Alleinstellungsmerkmale – wie den hohen Stellenwert der Praxisrelevanz unserer Forschung – gezielt weiterentwickeln, damit sie auch im Vergleich zur amerikanischen – oft auf empirischem Rigor mit nachrangiger Relevance basierenden – IS-Forschung künftig weit erfolgreicher ist, besser die kommenden Herausforderungen annimmt und unsere Absol-
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Jörg Becker, Björn Niehaves, Sebastian Olbrich, Daniel Pfeiffer
venten besser vorbereitet.“ (Buhl u. König 2007). Doch ein Blick in einschlägige internationale Journale (wie bspw. MIS Quarterly, IS Research, European Journal of IS, IS Journal) legt die Einschätzung nahe, dass der internationale Beitrag der deutschen WI – bezüglich des Publikationsgeschehens – eher gering ausfällt. Das wiederum wirft die Frage auf, wie die internationale Wahrnehmung der deutschen WI-Forschung verbessert werden kann. Wissenschaftstheoretische und forschungsmethodische Reflexionen haben nur unzureichenden Einzug in die Publikationspraxis der Wirtschaftsinformatik (1990-2003) gefunden. Zwar zeichnet sich die deutsche WI durch ein starkes Profil konstruktivistischer gestaltungsorientierter Forschung aus, jedoch finden forschungsmethodische und wissenschaftstheoretische Stellungnahmen im Großteil der Forschungsbeiträge keine explizite Berücksichtigung (Heinrich 2005). Erkenntnistheoretische Debatten werden zumeist nur in spezifischen Workshops (bspw. Zelewski u. Lehner 2006) und Konferenzen (bspw. Becker et al. 1999) geführt bzw. in fokussiert wissenschaftstheoretischen Zeitschriftenbeiträgen (bspw. Becker u. Niehaves 2007; Frank 2003) vorangebracht. In den meisten regulären Forschungsarbeiten deutscher Wirtschaftsinformatik hingegen findet die Debatte allenfalls implizit statt. Hierzu untersucht Heinrich (2005) den Stellenwert von Forschungsmethoden in der deutschen WI. Dazu wurden die vierzehn Jahrgänge 1990 bis 2003 der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK in Bezug auf ihre forschungsmethodische Positionierung analysiert. Im Ergebnis stellt die Analyse einen erheblichen Nachholbedarf fest, die forschungsmethodische und wissenschaftstheoretische Diskussion in den Arbeiten deutscher Wirtschaftsinformatik zu etablieren. Nur ca. 11% der untersuchten 538 Beiträge legen ihre Forschungsmethode offen und lediglich ein untersuchter Beitrag (0,2%) thematisiert forschungsmethodische Fragestellungen. So lässt sich feststellen, dass nur ein geringer Teil der Autoren der WI sich im Zeitraum von 1990 bis 2003 explizit mit wissenschaftstheoretischen und forschungsmethodischen Standpunkten auseinander gesetzt hat. Dies ist insbesondere dann problematisch, wenn Forschungsergebnisse kommuniziert werden (sollen), deren zugrunde liegende implizite Basispositionen dagegen von den Adressaten und den Gutachtern nicht nachvollzogen oder geteilt werden, wie dies im internationalen IS ResearchKontext aufgrund einer evidenten forschungsmethodischen und wissenschaftstheoretischen Friktion angenommen werden kann (Chen u. Hirschheim 2004; Niehaves 2006). Vor dem Hintergrund des Internationalisierungs- und Profilierungsanspruchs deutscher gestaltungsorientierter WI-Forschung ergibt sich unmittelbar ein forschungsmethodischer Untersuchungsbedarf. Daher werden im
Forschungsmethodik einer Integrationsdisziplin
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Rahmen der vorliegenden Analyse als Beitrag zum MKWI-Track „Wissenschaftstheorie und gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik“ folgende Forschungsfragen aufgeworfen: 1. Wie hat sich die WI-Forschung seit der Analyse von Heinrich (d.h. seit Ende 2003) in Bezug auf ihre forschungsmethodische und wissenschaftstheoretische Fundierung entwickelt? Hier wird die Vermutung zugrunde gelegt, dass ein zunehmender Internationalisierungstrend, insbesondere im Publikationsgeschäft, auch zu einer Anpassung internationaler Rigor-Kategorien geführt und zu einer Steigerung methodisch reflektierter WIRTSCHAFTSINFORMATIK-Artikel (2004-2007) beigetragen hat. 2. Welche Rolle spielen forschungsmethodische und wissenschaftstheoretische Reflexionen speziell in der gestaltungsorientierten WIForschung? Hier wird die Vermutung zugrunde gelegt, dass insbesondere die gestaltungsorientierte WI-Forschung ihren Aufmerksamkeitsfokus bislang nicht an forschungsmethodischen und wissenschaftstheoretischen Fragstellungen orientiert hat. Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen beleuchtet Kapitel 2 zunächst die methodischen Unterschiede von WI und IS näher. Eine detaillierte Erläuterung der angewendeten Forschungsmethode zur Beantwortung der Forschungsfragen findet sich in Kapitel 3. Die Ergebnisse der Literaturanalyse werden in Kapitel 4 präsentiert sowie in Kapitel 5 analysiert und interpretiert. Die Untersuchung schließt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick auf zukünftige Forschungs- und Handlungsbedarfe forschungsmethodisch und wissenschafts-theoretisch reflektierter Gestaltungsforschung in WI und IS.
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Jörg Becker, Björn Niehaves, Sebastian Olbrich, Daniel Pfeiffer
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Forschungsmethodische Unterschiede zwischen WI und IS
Eine zunehmende Forschungsinternationalisierung stellt die WI-Forschung vor wissenschafts-theoretische und forschungsmethodische Herausforderungen. Wissenschaftstheoretische1 Debatten dienen dazu, die Grundlagen einer gemeinschaftlich organisierten Wissensgewinnung zu legen, um auf diese Weise den Austausch von Forschungsergebnissen zwischen Wissenschaftlern sowie zwischen Wissenschaft und Praxis voranzutreiben (Frank 2003, Heinrich 2005). Gegenwärtig ist ein Kernbereich der Wissenschaftstheorie, die Epistemologie2 (synonym: Erkenntnistheorie), vermehrt ins Zentrum der internationalen wie auch deutschen Diskussion gerückt (Becker et al. 2003a; Chen u. Hirschheim 1985, 2004; Hirschheim et al. 1995; Iivari 1991; Iivari et al. 1998; Lyytinen 1999; Lyytinen u. Klein 1985, Monod 2002; Niehaves u. Stahl 2006, Probert 2001; Ribbert et al. 2004; Schmitt 1994). Dabei sind Gründe für elementare wissenschaftstheoretische und epistemologische Diskussionen zumeist fundamentale Veränderungen im Wissenschaftsbetrieb selbst (Kuhn 1962).
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Wissenschaftstheorie: Forschungsgegenstand der Wissenschaftstheorie ist die Wissenschaft selbst, hier die Wirtschaftsinformatik. Dabei ist es das Ziel der Wissenschaftstheorie, ein theoretisches Fundament für den gemeinschaftlichen Forschungsprozess zu schaffen und dieses fortlaufend kritisch zu reflektieren. Beispielsweise werden Fragen nach den Methoden, Theorien, Voraussetzungen, Zielen, Ergebnissen oder Entwicklungen der Wirtschaftsinformatikdisziplin zu beantworten versucht (Frank 2003; Hars 2002; Heinrich 2005; Schütte 1999; Wolf 2001). Die Wissenschaftstheorie entwickelt folglich auch Vorschläge, wie Wissenschaftler zur Erreichung dieses Ziels vorgehen sollten (Methodologie). Epistemologie (synonym: Erkenntnistheorie): Die Epistemologie ist ein Teilbereich der Wissenschaftstheorie. Sie beschäftigt sich im Speziellen mit der Frage nach den Möglichkeiten der menschlicher Erkenntnis (Becker et al. 2003b). So wird beispielsweise untersucht, inwieweit wahre Erkenntnis möglich ist, wie der zugrunde liegende Wahrheitsbegriff festgelegt werden kann, welchen Einfluss das Subjekt auf den Erkenntnisprozess hat und ob sich menschliche Erkenntnis auf eine reale oder imaginäre Welt bezieht.
Forschungsmethodik einer Integrationsdisziplin
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Aus Sicht der deutschen Wirtschaftsinformatik besteht diese Strukturveränderung der Forschungslandschaft vor allem in einer zunehmenden Internationalisierung, bspw. der Wirtschaftsinformatikforschung3 oder der Publikationskultur4 in der WI. Es lassen sich prinzipielle forschungsmethodische Unterschiede zwischen der deutschen WI-Forschung und der angloamerikanischen ISForschung (als „Schwesterdisziplin“ der WI) ausmachen (Frank 2006). Im Kern ist die IS-Forschung durch einen stark verhaltenswissenschaftlichen Untersuchungsfokus gekennzeichnet. Verstanden als internationaler – im Grunde angloamerikanischer – Ansatz der Wirtschaftsinformatikforschung, unterscheidet sich IS maßgeblich von deutschen Forschungsarbeiten. Im internationalen Raum findet sich eine stark quantitativ-empirisch ausgerichtete Forschung, die vor allem verhaltenswissenschaftliche (behavioristische) Forschungsfragestellungen zu beantworten sucht. So wurden verschiedene Hypothesen zur IS-Forschung untersucht. Bspw. konnten die Hypothesen bestätigt werden, 1. dass das Erklärungsziel den höchsten Stellenwert einnimmt, 2. dass gestaltungsorientierte Forschung eine eher untergeordnete Rolle spielt und 3. dass die IS-Forschung durch quantitativempirische Ansätze verhaltenswissenschaftlicher Forschung mit positivistischer Prägung dominiert wird (Frank 2006; Hirschheim 1985; Lange 2005). Der verhaltenswissenschaftliche Ansatz ist jedoch nicht unumstritten und entsprechend sieht sich die IS-Forschung zunehmend fundamentaler Kritik ausgesetzt (Benbasat u. Zmud 2003; Kaiser et al. 2004; Kock et al. 2002; Lee 2000, Orlikowski u. Iacono 2001). Gleichzeitig beginnen sich erste gestaltungswissenschaftliche Foren unter dem Begriff Design 3
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Dies wird bspw. durch die zunehmende (ökonomische) Bedeutung der EUFörderprogramme im Vergleich zu nationalen Forschungsinitiativen deutlich (vgl. Fördermittel des EU Framework Research Programme (FRP): 1998-2002, 5th EU FRP: 13,7 Mrd. €, 2002-2006, 6th EU FRP: ca. 17 Mrd. €, 1998-2002, 7th EU FRP: 30 Mrd. €; Quelle: http://www.cordis.lu). Auch lassen sich signifikante Veränderungen der Karrierewege deutscher Wirtschaftsinformatiker im Zuge kumulativer Promotionen und Habilitationen feststellen. Die für den Nachwuchs ausschlaggebende VHB-Liste zum Journalranking (Stand März 2006) weist eine starke Dominanz englischsprachiger Zeitschriften auf. So ist die WIRTSCHAFTSINFORMATIK lediglich auf dem 126. Platz der ‚bedeutenden Journale’ zu finden und ist damit das einzige deutschsprachige wirtschaftsinformatische Journal, das zumindest als ‚BJournal’ klassifiziert wurde. Deutsche oder deutschsprachige Wirtschaftsinformatik-relevante ‚A-Journale’ oder gar ‚A+-Journale’ existieren in dieser VHBLeitlinie nicht. In der Konsequenz lässt sich auch hieran feststellen, dass internationale Veröffentlichungen auch für den deutschen Nachwuchs an Bedeutung gewinnen.
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Jörg Becker, Björn Niehaves, Sebastian Olbrich, Daniel Pfeiffer
Science (Hevner et al. 2004; March u. Smith 1995) zu etablieren (Bichler 2006; Cross 2001; McKay u. Marshall 2005). Aufgrund des wissenschaftssoziologischen Kontextes des Design Science in der IS nehmen Forschungsmethodendiskussion und Forschungsevaluation einen zentralen Stellenwert in den internationalen gestaltungswissenschaftlichen Foren ein. Die deutsche WI zeichnet sich im Gegensatz zur angloamerikanischen IS durch ein stark konstruktivistisches und gestaltungsorientiertes Profil aus, das auf eine hohe Bedeutung (Relevance) für die betriebliche Praxis abzielt (Buhl u. König 2007). Andererseits sieht sich die WI mit einer geringen forschungsmethodischen und wissenschaftstheoretischen Reflexivität konfrontiert, welche insbesondere im Zuge des sich internationalisierenden Forschungs- und Publikationsmarktes zu Vorwürfen mangelnder methodischer Strenge (Rigor) führt/führen kann (Heinrich 2005). Diese Friktion der Grundannahmen wird vornehmlich im sich strukturverändernden Wissenschaftsbetrieb zu finden sein, wie dies bspw. durch die zunehmende Internationalisierung der Fall ist. Im Zuge der Internationalisierung tritt insbesondere das Problem auf, die Angemessenheit der in der WI eingesetzten Forschungs- und Evaluationsmethoden anhand geeigneter Kriterien zu beurteilen und die Forschungsergebnisse zu bewerten. Vor dem Hintergrund bestehender wissenschaftstheoretischer und forschungsmethodischer Unterschiede zwischen der WI und der IS und den bestehenden forschungsmethodischen Defiziten deutscher WIPublikationen von 1990 bis 2003 (Heinrich 2005) ergibt sich unmittelbarer Forschungsbedarf, der von den oben genannten Forschungsfragen aufgegriffen wird. Zu-nächst besteht das Analyseziel darin, die zeitliche Lücke der Untersuchung von 2004 bis heute zu schließen. Die vorliegende Arbeit will ebenfalls untersuchen, ob sich in den letzten Jahren ein veränderter Trend feststellen lässt. Angesichts der lebhaften Diskussion über die Positionierung der deutschen WI zwischen ihrer gestaltungsorientierten Kompetenz und internationalen Profilierungsmerkmalen, gilt es ferner zu untersuchen, wie sich in der gestaltungsorientierten WI-Forschung wissenschaftstheoretische und forschungsmethodische Fragestellungen seit 2003 entwickelt haben.
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Vorgehen der Untersuchung
Die erste Forschungsfrage hat zum Ziel, eine Anschlussbetrachtung an die Ergebnisse von Heinrich (2005) zu liefern. Das methodische Vorgehen orientiert sich daher sehr eng an den Vorschlägen der Studie von Heinrich (2005). Zur Untersuchung des Stellenwerts von Forschungsmethoden in
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der deutschen WI teilt Heinrich (2005) sämtliche Beiträge der vierzehn Jahrgänge 1990 bis 2003 aus der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK in fünf Kategorien ein: Mit M1 werden Beiträge bezeichnet, die Forschungsmethoden thematisieren, d. h. bestehende Methoden diskutieren oder neue Methoden entwerfen. M2 bezeichnet Beiträge, die ihre verwendete Forschungsmethode offen legen. In die Kategorie M3 fallen sämtliche Beiträge, die andere wissenschaftstheoretisch wesentliche Objekte zum Inhalt haben. In einer vierten Kategorie werden unter dem Punkt „Sonstige“ Beiträge zusammengefasst, die Wissenschaftstheorie thematisieren. Darunter fallen auch Beiträge, die nicht zu den Hauptbeiträgen der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK gehören. Zusätzlich ordnet Heinrich (2005) in einer fünften Gruppe „Bücher“ sämtliche Buchbesprechungen ein, die Wissenschaftstheorie behandeln. Folglich sind die Sichtung und Kategorisierung der Beiträge aus den Jahren 2004 bis 2007 der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK Hauptgegenstand der vorliegenden Untersuchung. Bezüglich der Einteilung in die Kategorien M1 und M2 folgen wir dabei der Unterscheidung von Heinrich (2005). Für die Behandlung von wissenschaftstheoretisch relevanten Objekten führen wir eine zusätzliche Unterteilung ein. Im Folgenden wird zwischen Aufsätzen differenziert, die Wissenschaftstheorie als Meta-Theorie thematisieren (M3) und Beiträgen, die ihren Bezug auf wissenschaftstheoretisch relevante Artefakte offen legen (M4). Der Vorteil dieser zusätzlichen Untergliederung besteht in einer höheren Trennschärfe der verwendeten Untersuchungsdimensionen. Einerseits wird nun zwischen forschungsmethodischen (M1 und M2) und wissenschaftstheoretischen Beiträgen unterschieden (M3 und M4). Andererseits wird jeweils zwischen der Gestaltung neuer Erkenntnisse und der Nutzung bestehenden Wissens getrennt.5 Die Einführung von M4 ermöglicht zudem, eine explizite theoretische Fundierung der Beiträge in einer eigenen Kategorie messbar zu machen. Dies ist hilfreich, da der Verweis auf und die Nutzung von Theorien sowohl in der verhaltenswissenschaftlichen als auch der gestaltungsorientierten Forschung von großer Bedeutung ist (Hevner et al. 5
Zur Vermeidung von Doppelzählungen und um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit Heinrich zu ermöglichen ist die Einteilung der Beiträge eindeutig, d.h. jeder Beitrag kann nur einer Kategorie zugeordnet werden. Legt ein Beitrag seinen Bezug auf wissenschaftstheoretische Artefakte offen (M4) und gleichzeitig seine Forschungsmethode (M2), so findet sich der Beitrag ausschließlich in der Kategorie M2 wieder. Folglich wurde die Offenlegung der der Forschungsmethode der Wirtschaftsinformatik ein stärkeres Gewicht verliehen als der Offenlegung wissenschaftstheoretischer Artefakte, die sich auf andere Disziplinen beziehen.
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2004). Die Beiträge werden in unserer Untersuchung entsprechend wie folgt unterteilt: x M1: Beiträge, die eine Forschungsmethode thematisieren6 x M2: Beiträge, die ihre Forschungsmethode offen legen7 x M3: Beiträge, die Wissenschaftstheorie thematisieren8 x M4: Beiträge, die ihren Bezug auf wissenschaftstheoretische Artefakte offen legen9
Insbesondere verstehen wir darunter Beiträge, die bestehende Forschungsmethoden der Wirtschaftsinformatik diskutieren oder neue Forschungsmethoden entwickeln. 7 In Anlehnung an die Literatur (Heinrich 2005; Iivari et al. 1998; Wilde u. Hess 2007) haben wir im Rahmen unserer Analyse der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK auf die Erwähnung der folgenden Forschungsmethoden der WI geprüft: argumentativ-deduktive Analyse, Simulation, Fallstudie, Umfrage, Dokumentenanalyse, Experiment, Aktionsforschung, Ethnographie und Grounded Theory. Zusätzlich haben wir Design Science (Hevner et al. 2004) in unserer Untersuchung berücksichtigt. Die (formale) Modellierung und der Bau von Prototypen unterliegen in Anlehnung an Hevner et al. (2004) dem Kriterium, dass zur Anerkennung als Forschungsmethode zusätzlich eine Überprüfung des konstruierten Artefakts stattfinden muss. Leichte Abweichungen in der Bezeichnung (bspw. Befragung statt Umfrage) der Forschungsmethode im Text haben wir toleriert. Im Falle der argumentativ-deduktiven Analyse war jedoch eine präzise Nennung erforderlich, um als Erwähnung einer Forschungsmethode berücksichtigt zu werden. Argumentative Abschnitte sind ein Kernbestandteil von allen wissenschaftlichen Arbeiten. Daher war es erforderlich, dass diese Bereiche auch explizit benannt wurden, um als Offenlegung einer Forschungsmethode gezählt zu werden. 8 Zur Gruppe M3 gehören in Anlehnung an Heinrich (2005) alle Beiträge, (1) die diskutieren, was der Forschungsgegenstand der WI ist oder diesen versuchen zu benennen, (2) die Theorien bzw. den Theoriekern der WI thematisieren oder (3) die versuchen, die Forschungsergebnisse der WI zu systematisieren oder relevante Forscher und Themen auf einem bestimmten Gebiet benennen (Forschungslandkarte). 9 Unter wissenschaftstheoretisch relevanten Artefakten verstehen wir insbesondere Theorien, die meist aus den Querschnittsdisziplinen der Betriebswirtschaftslehre und der Informatik stammen. Da die Wirtschaftsinformatik selbst noch über keinen eigenen gefestigten Theoriekern verfügt (Becker u. Pfeiffer 2006; Frank 1999; Greiffenberg 2003; Lehner 1999; Patig 2001; Schütte 1999), ist sie auf die theoretischen Resultate aus angrenzenden Wissenschaftsdisziplinen angewiesen. Ein expliziter Verweis auf solche Theorien erhöht die Nachvollziehbarkeit des jeweiligen Forschungsresultats. 6
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Für die Einteilung der Beiträge in die Kategorien M1-M4 wurden jeweils der Titel, die Überschriften, die Kurzzusammenfassungen10 und die einleitenden Kapitel auf Angabe einer Forschungsmethode bzw. eines wissenschaftstheoretischen Artefakts durchsucht.11 Wurden in diesen Bereichen Hinweise auf derartige Angaben gefunden, so wurde der Beitrag vollständig gelesen, um das Ergebnis zu überprüfen. Kam es lediglich außerhalb der untersuchten Bereiche zu einer Erwähnung der Forschungsmethode, bspw. nur in der Schlussbetrachtung, so wurde dies durch unser Untersuchungsdesign nicht erfasst. Diese Beschränkung in der Untersuchungstiefe wurde von Heinrich übernommen, um eine spätere Vergleichbarkeit mit seinen Ergebnissen zu gewährleisten. Um den Charakter der Einteilung etwas zu objektivieren, wurden die Analysen von zwei Personen unabhängig voneinander durchgeführt. Falls es zu abweichenden Resultaten kam, so diese anschließend diskutiert und konsolidiert.12
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Ergebnisse der Literaturanalyse
4.1 Entwicklungstendenzen forschungsmethodischer Reflexivität Die nachfolgende tabellarische Übersicht (vgl. Tabelle 1) gibt die Ergebnisse unserer Literaturanalyse der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK aus den Jahren 2004-2007 wieder und stellt diese den Ergebnissen von Heinrich (2005) gegenüber.
Ebenfalls berücksichtigt haben wir die mit „abstract“ oder „Kernpunkte“ bezeichneten Zusammenfassungen. 11 Das Ergebnis unserer Analyse ist folglich keine Übersicht über die Beiträge, die wissenschaftliche Methoden anwenden. Vielmehr liefern wir eine Aufstellung der Arbeiten, die explizit angeben, welche Forschungsmethode sie verwenden. 12 Es sei angemerkt, dass lediglich zwei Abweichungen auftraten. Bei der Einteilung dieser Beiträge haben wir uns strikt an die oben beschriebene Kriterien für die Einteilung gehalten. Ein gewisser Grad an Subjektivität kann jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. 10
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Tabelle 1. Forschungsmethodische Reflexivität in WI-Aufsätzen nach Jahrgängen 90-03 2004 2005 2006 2007 04-07 Gesamt a 538 23 23 24 27 97 635 Aufsätze 0 0 0 1 1 2 M1-Aufsätze 1 0% 0% 3,7% 1% 0,3% M1 rel. Anteil 0,2% 0% 5 9 6 4 24 83 M2-Aufsätze 59 M2 rel. Anteil 11% 21,7% 39,1% 25% 14,8% 24,7% 13,1% 0 0 0 0 0 3 M3-Aufsätze 3 0% 0% 0% 0% 0,5% M3 rel. Anteil 0,6% 0% 5 4 5 4 18 M4-Aufsätze 21,7% 17,4% 20,8% 14,8% 18,6% M4 rel. Anteil a Bei den M4-Aufsätzen kann kein Gesamtwert angegeben werden, da dieses Kriterium bei Heinrich (2005) nicht untersucht wurde.
Die Anzahl der M1-Aufsätze hat sich in unserem Untersuchungszeitraum prozentual deutlich erhöht. Im Bereich der M2-Kategorie zeigt Tabelle 1 ebenfalls eine deutliche Zunahme an Aufsätzen in den Jahren 20042007 an, während gleichzeitig die Anzahl der Aufsätze aus der Kategorie M3 auf 0 absank. Im Bereich der Kategorie M4 ist – aufgrund unserer in Kapitel 3 erläuterten erweiterten Untersuchungsmethode – kein systematischer Vergleich mit Heinrich (2005) möglich. Mit 18,6% bezieht sich dessen ungeachtet ein relativ hoher Anteil der untersuchten Aufsätze auf wissenschaftstheoretische Artefakte, die durch die WI unterstützt werden. Häufig genannte Theorien sind beispielsweise die Transaktionskostentheorie, die Portfoliotheorie oder die Systemtheorie. Der aufgezeigte Trend verstärkt sich weiter, werden zusätzlich zu den Beiträgen der WIRTSCHAFSINFORMATIK aus dem Bereich Aufsätze noch die insgesamt 24 Beiträge aus dem Bereich „State-of-the-art“ (SOTA) einbezogen. Tabelle 2 zeigt eine Auswertung nach M1-M4 im Bereich der „State-of-the-art“-Artikel. Es zeigt sich ein vergleichbares Bild wie bei den Aufsätzen aus Tabelle 1. Im Bereich M2 ist eine ähnlich große Steigerung zu beobachten wie schon bei den Aufsätzen. Der Anteil der M2-Beiträge liegt hier ebenfalls bei über 20% in den Jahren 2004-2007. Bemerkenswert ist der M1-Beitrag von Fettke (2006), die Forschungsmethode Review diskutiert.
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Tabelle 2. Forschungsmethodische Reflexivität der „State-of-the-art“-Beiträge 2004 SOTA-Beiträge 5 0 M1-SOTA M1 rel. Anteil 0% 1 M2-SOTA M2 rel. Anteil 20% 0 M3-SOTA M3 rel. Anteil 0% 0 M4-SOTA M4 rel. Anteil 0%
2005 6 0 0% 1 16,7% 0 0% 1 16,7%
2006 4 1 0% 2 50% 0 0% 0 0%
2007 9 0 11,1% 1 11,1% 0 0% 2 22,2%
Gesamt 24 1 4,2% 5 20,8% 0 0% 3 12,5%
Tabelle3 listet alle Forschungsmethoden auf, die bei der Analyse der Jahrgänge 2004-2007 in den jeweiligen Beiträgen genannt wurden. Zunächst einmal wird deutlich, dass Forschungsmethoden wie Aktionsforschung oder Experiment vollständig fehlen. Die Dokumentenanalyse oder Grounded Theory sind nur sehr gering vertreten. Die innerhalb der 24 M2Beiträge von 2004-2007 am häufigsten genannten Forschungsmethoden sind Umfrage, Simulation und Fallstudie. Tabelle 3. Angegebene Forschungsmethoden 2004 2005 2006 2007 Summe Rel. Anteil an Gesamt 5 9 6 4 24 M2-Aufsätze 1 4 3 1 9 9,3% Umfrage 2 2 2 0 6 6,2% Simulation 2 2 0 1 5 5,2% Fallstudie 0 1 0 1 2 2,1% Design Science 0 1 0 1 1% Dokumentenanalyse 0 0 0 1 1 1% Grounded Theory 0
4.2 Forschungsmethodische Reflexivität gestaltungsorientierter Forschung Ziel dieser Untersuchung ist es zu analysieren, welche Rolle die forschungsmethodische und wissenschaftstheoretische Diskussion speziell in der gestaltungsorientierten WI-Forschung spielt. Gegenstand der genaueren Untersuchung sind ausgewählte gestaltungsorientierte Beiträge der WIRTSCHAFTSINFORMATIK der Jahrgänge 2004 bis 2007, die grundlegende forschungsmethodische und/oder wissenschaftstheoretische Aspekte adressieren (Klassifikation als M1, M2, M3 oder M4). Da diese Beiträge vor dem Hintergrund des identifizierten tendenziellen
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forschungsmethodischen und wissenschaftstheoretischen Defizits (Heinrich 2005) als sehr positive Beispiele der WI-Forschung verstanden werden sollen, erlaubt sich an dieser Stelle ihre kritische Würdigung, um auf diesen positiven Beispielen aufbauend auch konstruktive Hinweise für eine sich weiterentwickelnde forschungsmethodisch und wissenschaftstheoretisch reflektierte gestaltungsorientierte WI-Forschung geben zu können (eine Kurzübersicht ausgewählter Beispiele methodisch und/oder theoretisch reflektierter Beiträge gestaltungsorientierter WI-Forschung findet sich in Tabelle 4). Im Beitrag von vom Brocke und Buddendick (2004) werden Referenzmodelle als Elemente wiederverwendungs- und effizienzorientierter Informationssystemgestaltung thematisiert. Die Autoren leiten aus der Transaktionskostentheorie Forschungsbedarfe und Gestaltungsempfehlungen für die Referenzmodellierung ab. Dabei wird die Transaktionskostentheorie (als wissenschaftstheoretischer Bestandteil) im Beitrag ausdrücklich referenziert, weshalb der Beitrag in die Kategorie M4 fällt. Die selbst verwendete Forschungsmethode bleibt jedoch implizit und kann nach Lektüre des Aufsatzes als theoriegeleitet-konzeptioneller Ansatz oder argumentativ-theoretische Methode interpretiert werden. Für eine Einteilung in die Kategorie M2 fehlt entsprechend die explizite Offenlegung und Referenz der argumentativ-theoretischen Methode. Im Beitrag von Buhl et al. (2004) wird die individuelle Finanzdienstleistungsberatung konzipiert und prototypisch umgesetzt. Obgleich der Beitrag eine in sich schlüssige und auf umfangreichem Erfahrungswissen basierende Argumentation liefert, bleiben hinsichtlich der angewandten Forschungsmethode noch offene Fragen. So legt der Artikel die Interpretation nahe, dass zur Erarbeitung der konzeptionellen Anforderungen an die individualisierte Finanzdienstleistungsberatung ein litertaturanalytisches und argumentatives Verfahren zugrunde gelegt wurde. Eine explizite Nennung dieses Vorgehens und ggf. auch eine Diskussion möglicher alternativer Methoden unterbleiben jedoch an dieser Stelle. Ähnliches gilt für die Implementierung des Prototypen. Im Text heißt es „Zur Illustration wurde der im Rahmen von FORSIP umgesetzte Prototyp zur Altersvorsorge herangezogen.“ Die Umsetzung des Prototypen lässt auf eine umfangreiche Einbettung in empirische Arbeiten vermuten, wie Requirement Workshops, Interviews etc., so wie dies häufig in komplexen prototypischen Umsetzungen der Fall ist. Auf eine kurze explizite Darstellung dieser empirischen Einbettung der Prototypenentwicklung verzichten die Autoren im Rahmen ihres Beitrags, jedoch können Anschlussarbeiten weiter Aufschluss geben (Buhl et al. 2007; Meier et al. 2007) Der Beitrag von Fettke und Loos (2005) nimmt eine besondere Stellung ein. Fettke und Loos (2005) verweisen erstmals auf die Diskussion des De-
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sign Science im internationalen Raum, wie bspw. auf das zentrale Paper von Hevner et al. (2004) im MIS Quarterly. Dieser Verweis kann als ein konstruktiver Beitrag zur integrierten Diskussion wirtschaftsinformatisch gestaltungsorientierter Forschung und des internationalen Design Science Research verstanden werden. Konstruktiv kann angemerkt werden, dass eine insbesondere an forschungsmethodischer Reflexivität und „Research Rigor“ ausgerichtete Forschung auch die „Leitlinien zur gestaltungsorientierten Forschung“, so wie diese bei Hevner et al. (2004) vorgeschlagen werden, anwenden könnte (siehe dazu die kritische Diskussion in Zelewski 2007). Tabelle 4. Forschungsmethode und Wissenschaftstheorie in ausgewählten Beiträgen Forschungsmethodisch & Beispiele möglicher wissenschaftstheoretisch reoffener Fragen a levante Aspekte Vom Brocke & Buddendick Transaktionskostentheorie Welche Forschungs(2004): Organisationsformen wird als grundlegende Theo- methode wird verin der Referenzmodellierung rie herangezogen. wendet, bspw. argu– Forschungsbedarf und Gementativ-theoretische staltungsempfehlungen auf Methode? Basis der Transaktionskostentheorie Buhl et al. (2004): Individua- „ […] fachliche Komponen- Welche Forschungslisierte Finanzdienstleistungs- ten und die IT-Realisierung methode wird verberatung für Privatkunden – eines Beratungssystems […] wendet? b Konzept und prototypische Zur Illustration wurde der im Wie wurden die konUmsetzung Rahmen von FORSIP umge- zeptionellen Anfordesetzte Prototyp zur Altersvor- rungen an eine individualisierte Beratung sorge herangezogen.“ erarbeitet, bspw. argumentativ oder literaturanalytisch? Gab es zu dem gewählten Vorgehen alternative Methoden und wie sind diese vergleichend zu bewerten?
Autoren (Jahr) & Titel
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Tabelle 4. (Fortsetzung) Fettke & Loos (2005): „Die Untersuchung basiert auf Aufbauend auf der expliZur Identifikation von einem ingenieurwissenschaft- ziten Referenz des Design Strukturanalogien in Da-lichen Forschungsansatz Science Ansatzes: Auf tenmodellen - Ein Ver- (2004): Ausgehend von einem welche Weise wurden fahren und seine Anpraktisch wie theoretisch rele- auch die von den referenwendung am Beispiel vanten Problem, für das noch zierten Autoren (2004) des Y-CIMkeine befriedigende Lösung vorgeschlagenen LeitliReferenzmodells von vorliegt, wird ein neues Ver- nien zur Evaluation geScheer fahren zur Problemlösung staltungsorientierter Forentwickelt und beschrieben. schung im Rahmen des Die Anwendbarkeit und Nütz- Beitrags umgesetzt? lichkeit des neuen Verfahrens werden anhand eines konkreten Beispiels belegt. Um eine gedankliche Strenge und Intersubjektivität in der Problemlösung zu erreichen, werden formale Mittel eingesetzt.“ (S. 89) a Die möglichen offenen Fragen adressieren ausschließlich forschungsmethodische und/oder wissenschaftstheoretische Aspekte des Beitrags und wurden nach einer Stichwortvolltextanalyse (bspw. „Methode“, „Theorie“ etc.) sowie einer intensiven Lektüre einschlägiger Passagen des Aufsatzes erstellt. Da sich hierbei jedoch Fehler ergeben können, möchten wir uns bei allen Autoren im Vorhinein entschuldigen, die diese offenen Fragen bereits in ihrem Beitrag beantwortet sehen, und freuen uns auf Hinweise hierzu, die wir gerne in der weiteren Entwicklung dieser Untersuchung berücksichtigen. b An anderer Stelle (zum Ablauf einer idealtypischen Beratung) heißt es hier deutlicher: „Welches Verhalten mit welchen Kundeninformationen korreliert und welche Kundeneinstellungen aus dem Verhalten abgeleitet werden können, kann bspw. empirischen Studien oder der Finanzdienstleistungsliteratur entnommen werden“ (Buhl et al. 2004, S. 429).
In der WIRTSCHAFTSINFORMATIK veröffentlichte gestaltungsorientierte Forschung weist somit Ansätze zur forschungsmethodischen Reflexion auf. Die Kurzdarstellung ausgewählter Beiträge zeigt Referenzen auf argumentativ-deduktive Methoden, Prototypenentwicklung oder Design Science.
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Analyse und Interpretationen der Ergebnisse
Die Daten der Anschlussuntersuchung zu Heinrich (2005) in Abschnitt 4.1 liefern einige aufschlussreiche Erkenntnisse: Zunächst hat die Anzahl der
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Aufsätze, die Forschungsmethoden thematisieren (M1), zugenommen. Auch wenn die absoluten Zahlen der M1 Beiträge für eine statistisch signifikante Aussage zu gering sind (null Beiträge im Zeitraum von 1990-2003 stehen zwei Beiträgen im Zeitraum von 2004-2007 gegenüber), so ist es doch bemerkenswert, dass die absolute Anzahl im Vergleich zu Heinrich (2005) in nur einem Drittel des Beobachtungszeitraums deutlich gestiegen ist. Der umgekehrte Trend ist bei denjenigen Aufsätzen zu erkennen, die sich mit Wissenschaftstheorie (M3) beschäftigen. Während Heinrich (2005) von 1990 bis 2003 noch drei diesbezügliche Schriften ausmachen konnte, brachten unsere Recherchen keinen einzigen M3-Aufsatz für die Zeit von 2004-2007 hervor. Aufgrund der geringen absoluten Anzahl von drei Beiträgen innerhalb von 17 Jahren ist es aber auch hier sehr schwierig eine statistisch signifikante Aussage zu treffen. Bezüglich der angewandten Arbeiten und ihrer Offenlegung des forschungsmethodischen Vorgehens (M2) wie auch der Referenz auf wissenschaftstheoretische Artefakte (M4) ist bei den Publikationen eine Trendwende zu beobachten. Während Heinrich (2005) für den Zeitraum von 1990 bis 2003 lediglich 11% Prozent der Beiträge als solche identifiziert, die ihre Forschungsmethode explizit offen legen (M2), hat sich diese Zahl im Zeitraum von 2004-2007 mehr als verdoppelt. Hinzu kommen weitere 18,6% an Beiträgen, die auf wissenschafts-theoretische Artefakte verweisen (M4). Dieses Kriterium ist insbesondere hilfreich um das Rigor der gestaltungsorientierten Forschung zu betonen. Schließlich helfen die WI und IS als Querschnittsdisziplinen dabei, Probleme verwandter Forschungsgebiete zu lösen. Die Zahlen zeigen auch, dass es rund 50% aller Beiträge in der WIRTSCHAFTSINFORMATIK von 2004-2007 geschafft haben, das Spannungsfeld zwischen Rigor und Relevance zu adressieren, indem die Autoren sowohl die Anforderungen der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK nach Relevance (Buhl u. König 2007) als auch – durch die explizite Angabe einer Forschungsmethode (M2) bzw. Offenlegung der wissenschaftstheoretischen Artefakte (M4) – die Herausforderungen des Rigor zu erfüllen versucht haben. Insgesamt lässt sich eine durchaus positive Tendenz ablesen: Die Zahl der Beiträge, die angibt, sich mit forschungsmethodischen oder wissenschaftstheoretischen Artefakten zu beschäftigen, hat zugenommen. Dies ist insofern bemerkenswert, da wir in unserer Analyse zahlreiche Randbeiträge (aus Rubriken: Meinung/Dialog, Stellungsnahmen aus MKWI, Interview, Buchbesprechungen etc.) explizit nicht in unsere Erhebung aufgenommen haben. Mit insgesamt 11 Auflistungen machten gerade die Randbeiträge in der Analyse von Heinrich (2005) noch einen beträchtlichen Anteil aus. Umgekehrt formuliert beträgt der Anteil der in M1-M4 eingeteilten Beiträge lediglich nur rund 50%. Auch wenn diese Zahl das
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Ergebnis eines positiven Trends ist, erscheint sie im Vergleich mit dem methodischen Rigor der IS als nach wie vor zu gering. Die Wirtschaftsinformatik, aber auch die IS, müssen sich als Querschnittsdisziplinen darüber klar werden, was als Forschungsmethode gelten soll. Als Beispiele für Diskussionsfelder innerhalb der WI seien der Bau von Prototypen und die Erstellung von (Referenz-)Modellen genannt. Die Menschen haben seit jeher in Denkmodellen Pläne gemacht, durchdacht, mitgeteilt, diskutiert, verändert, in die Tat umgesetzt oder auch verworfen. In den Ingenieursdisziplinen wurden Bauwerke, Boote, Maschinen bereits vor Tausenden von Jahren zunächst als kleine Modelle gebaut und geprüft, bevor sie im großen Maßstab erstellt wurden. Als moderne Ingenieurswissenschaft wendet die Informatik zur Erkenntnisgewinnung häufig den Prototypenbau und die Überprüfung in Modellen als Forschungsmethoden an. In den Sozialwissenschaften sind derartige Vorgehen hingegen kaum bekannt und werden, aufgrund ihrer fehlenden empirischen Fundierung, kaum akzeptiert. Allerdings erhalten derartige Methoden durch den technischen Fortschritt – insbesondere durch die Möglichkeit komplexer Simulationen an Großrechnern – auch allmählich Einzug in die Sozialwissenschaften. Insgesamt wird deutlich, dass das Verständnis von Forschungsmethoden sehr stark vom jeweiligen wissenschaftshistorischen Kontext beeinflusst ist. Die Empfehlung zu einer forschungsmethodisch und wissenschaftstheoretisch reflektierten Entwicklung in der gestaltungsorientierten WI beinhaltet demnach den Ruf nach einer grundlegenden Diskussion der Begriffe „Forschungsmethode“ und „Wissenschaftstheorie“. Viele WI-Autoren verstehen den Prototyp und dessen erfolgreiche Implementierung in einer Organisation als Hauptergebnis ihres Forschungsansatzes. Dieses Faktum kann möglicherweise als tradiertes Wissenschaftscharakteristikum einer informatiknahen Wirtschaftsinformatikforschung interpretiert werden (Wilde u. Hess 2007). Wenn sich aber methodische Positionen unterscheiden oder Anforderungen wandeln, kann dies zu einer Verschiebung oder Ergänzung eines rein systemtechnischen Erkenntnisinteresses führen. In vielen Fällen sind die prototypischen Entwicklungen eingebettet in ein komplexes System multimethodischer Analysen, die bspw. Dokumentenanalysen, Systemanalysen, RequirementWorkshops, Entwicklungs- und Abstimmungstreffen oder zahlreiche Interviews mit möglichen Nutzern, dem Management oder den ITVerantwortlichen umfassen. Nicht selten übersteigen diese „empirischen Anteile“ protoptypenentwicklungorientierter Arbeiten sowohl in qualitativer (rich data) als auch in quantitativer Hinsicht den Datenumfang originär quantitativ-empirisch ausgerichteter Arbeiten. Eine simple aber (nachzuweisend) praktikable Empfehlung kann lauten, diese „empirischen Antei-
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le“ systematischer zu erarbeiten, zu dokumentieren und darzustellen. Falls diese „empirische Einbettung“ der Prototypenentwicklung forschungsmethodisch stringent erfolgt, können auf diese Weise ggf. zentrale Bedenken klassischer empirischer Forscher ausgeräumt werden. Die Empfehlung zu einer forschungsmethodisch reflektierten Entwicklung umfasst demnach nur in geringem Maße ein verändertes/ergänztes Forschungsdesign und in größerem Maße die methodisch und theoretisch reflektierte Aufbereitung und Darstellung der gestaltungsorientierten Forschung.
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Zusammenfassung und Ausblick
Aufgrund einer zunehmenden Internationalisierung der Forschungslandschaft steht die deutsche WI der Aufgabe gegenüber, sich im globalen Wissenschaftswettbewerb zu behaupten und gegenüber benachbarten Disziplinen abzugrenzen (Heinzl et al. 2001). Um das Profil der WI – mit ihren wissenschaftstheoretischen und forschungsmethodischen Spezifika – in diesem Kontext zu stärken, ist ein hohes Maß an wissenschaftstheoretischer und forschungsmethodischer Reflexivität erforderlich. Um den aktuellen Stand der Reflexion wissenschaftstheoretischer Aspekte innerhalb der Wirtschaftsinformatik zu bestimmen, hat Lutz Heinrich (2005) eine umfassende und erkenntnisreiche Literaturanalyse der vorwiegend deutschsprachigen Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK vorgenommen. Die Analyse der Ausgaben 1990-2003 machte Schwächen in der Explikation der Forschungsmethode deutlich. Ausgehend von dem Beitrag von Heinrich wurde in diesem Artikel die Analyse der Zeitschrift WIRTSCHAFTSINFORMATIK für die Jahre 2004-2007 fortgesetzt und in punkto gestaltungsorientierter WI-Forschung konkretisiert. Anhand dieser Analyse lassen sich die zu Beginn dieses Beitrags aufgeworfenen Forschungsfragen beantworten. 1. Wie hat sich die WI-Forschung seit Ende der Analyse von Heinrich (d.h. seit 2003) in Bezug auf ihre forschungsmethodische und wissenschaftstheoretische Fundierung entwickelt? Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse deuten auf ein höheres forschungsmethodisches und wissenschaftstheoretisches Bewusstsein innerhalb der WI in den Jahren 2004 bis 2007 hin. Die deutliche Zunahme der forschungsmethodischen Positionierungen dokumentiert eine gestiegene Bedeutung dieses Aspekts für die Publikationspraxis innerhalb der WI. Gründe hierfür können neben einer zunehmenden Forschungs- und Publikationsinternationalisierung auch in kritischen und konstruktiven wissenschaftshistorischen Beiträgen, bspw. dem von Heinrich (2005), oder ande-
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ren wissenschaftstheoretisch anwendungsorientierten Arbeiten, bspw. von Becker et al. (2003b), zu finden sein. Literaturanalysen sind jedoch niemals vollständig objektivierbar. Daher muss gleichzeitig betont werden, dass ein gewisser Anteil der höheren Explikation von Forschungsmethoden innerhalb der Beiträge der WIRTSCHAFTSINFORMATIK auch auf eine abweichende Beurteilung bei der Literaturanalyse zurückführbar sein könnte. Wir haben uns in unserem Vorgehen maßgeblich an Heinrich (2005) orientiert und dabei das Ziel verfolgt, die Analyse durch möglichst klare Bewertungskriterien (in Anlehnung an und Abgrenzung von Heinrich (2005)) sowie die Beteiligung mehrerer Autoren nachvollziehbar zu gestalten. Ein gewisser subjektiver Einfluss bei der Bewertung lässt sich freilich nicht völlig ausschließen und kann einen Teil der Veränderungen gegenüber den Resultaten von Heinrich (2005) bedingt haben. 2. Welche Rolle spielen forschungsmethodische und wissenschaftstheoretische Reflektionen speziell in der gestaltungsorientierten WIForschung? Auch hier bestätigen unsere Ergebnisse die Einschätzung, dass gerade im gestaltungsorientierten Teil der Wirtschaftsinformatik noch erheblicher Nachholbedarf, insbesondere im Vergleich zur angloamerikanischen ISDisziplin, bezüglich der Behandlung forschungsmethodischer und wissenschaftstheoretischer Fragen besteht. Allerdings ist auch hier ein positiver Trend zu verzeichnen, der in Richtung einer zunehmenden Bedeutung der Nachvollziehbarkeit von Forschungsergebnissen weist. Die konstruktive Kritik ausgewählter positiver Beispiele gestaltungsorientierter WIForschung soll dafür einen Beitrag leisten. Der ausgewählte Forschungsansatz unterliegt jedoch einigen Limitationen. Die vorliegende Untersuchung deckt lediglich einen engen Zeitraum von vier Jahren ab und ist auf ein einziges Publikationsmedium begrenzt. Demzufolge ist nur ein begrenztes Urteil über den forschungsmethodischen und wissenschaftstheoretischen Stand der WI möglich. Die in diesem Artikel getroffenen Aussagen können daher lediglich als Tendenzaussage verstanden werden. Von besonderem Interesse für die zukünftige Forschung ist eine Analyse dieser Fragestellung aber gerade über die Grenzen der WI hinaus. Eine Ermittlung des diesbezüglichen Status quo der europäischen und internationalen IS-Forschung ließe neben einer absoluten auch eine relative Positionsbestimmung der Wirtschaftsinformatik zu.
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From Communicative Action Theory to SocioTechnical Artifacts: Presentation of Three System Prototypes
Fahri Yetim
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Introduction
Social issues have become as critical as technical ones for the designers of modern socio-technical systems that enable social interaction of any type such as group discussions, group writing or others. Design science research in the Information Systems (IS) discipline deals with the construction and evaluation of IT artifacts (Simon 1996; Hevner et al. 2004), which have impacts on people and organizations. Hence, design research encompasses socio-technical design, within which design issues are not merely concerned with how to make technology more efficient or how technology affects society, but also with issues such as how social concepts can be integrated in technology design, use and evaluation or how social ideals can enlighten technical design and evaluation. The combination of social and technical knowledge is necessary in order to reduce the socio-technical gap (Ackerman 2002), and for this purpose, social theories can be of practical value. In line with the view that ‘nothing is as practical as a good theory’ (Lewin 1945), we think that theories are practical as they allow knowledge to be accumulated in a systematic manner and this accumulated knowledge illuminates professional practice. The objective of this paper is to present the application of concepts from Habermas’ (1984) critical social theory. Klein and Huynh (2004) discuss the implications of Habermas’ critical theory for IS discipline, and note – with reference to the citation analysis of Jones (2000) - that Habermas is probably second only to Giddens in the frequency with which IS researchers choose his writings over other social theories on which to found their studies. Habermas’ theory of communicative action (i.e., an action which is striving to achieve mutual understanding) is one of the theoretical foun-
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dations of the language-action perspective on system design (Goldkuhl a. Lyytinen 1982; Winograd a. Flores 1986). It is therefore highly appropriate to consider Habermas’ ideas in the realm of design science research and demonstrate how they can be integrated into the design of technological artifacts. As Klein and Huynh (2004) point out, demonstration of the applicability of Habermas’ theory is still lacking in IS research. An exception is the work of Heng and de Moor (2003), which applies Habermas’ theory of communicative action as the guiding principles for developing an internet-based tool for collaborative authoring. However, although the system design follows - at a general level - the spirit of a Habermasian discourse to enable and support electronic communication, it does not consider the broad spectrum of discursive concepts and details of his theory. This paper moves beyond a high-level theoretical discussion of the value of Habermas’ critical social theory for IS to its implementation in prototype systems. In my earlier works, I have already proposed theoretical constructs and models based on Habermas’ ideas (Yetim 2005, 2006, 2007, 2008a/b). Here, I present three prototypes that represent the implementation of these constructs and models in different application areas. The applications are concerned with supporting group discourses, managing usability guidelines, and providing justified product recommendations. This paper claims to make a practical contribution to the design of sociotechnical systems by demonstrating the applicability of Habermas’ ideas, by illustrating both how theory informs the technical design and how practical challenges affect the realization of the theory. The organization of this paper is as follows: Section 2 provides the theoretical background by briefly introducing the design-science research perspective and the relevant concepts from Habermas’ theory. Then the subsequent sections describe the purpose and functionality of three system prototypes, and also give a tentative view of how to continue in the future. Section 3 presents the first prototype DISCOURSIUM, which allows critical discussion on many aspects of information communications. Section 4 describes the second prototype GuideMan, which deals with the management of usability guidelines. Section 5 is concerned with the third prototype JustPro, which employs Habermas’ concepts to organize justificatory knowledge for product recommendations. Finally, section 6 presents some conclusions.
From Communicative Action Theory to Socio-Technical Artifacts
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Background
2.1 Design Science Research in Information Systems Two paradigms characterize much of the research in IS: behavioral science and design science. The behavior-science paradigm seeks to develop and verify theories that explain or predict human or organizational behavior. The design-science paradigm, with its roots in engineering and the sciences of the artificial (Simon 1996), seeks to extend the boundaries of human and organizational capabilities by creating new, innovative artifacts (Hevner et al. 2004). The term artifact is broadly defined in design science research. Artifacts can be constructs (vocabulary and symbols), models (abstractions and representations), methods (algorithms and practices), and instantiations (i.e., implemented software systems) (Hevner et al. 2004); they can also be organizations, policies, and work practices (Simon 1996). Constructs, models, and methods permit the representation, analysis, understanding, and development of successful information systems within organizations. Instantiations show that constructs, models, or methods can be implemented in a working system. Thus, the prototypes to be presented in this paper fall solidly within the realm of design science research. In design science research, there are different views on the roles and constituents of a design theory (see, Carroll and Kellogg 1989; Walls et al. 1992; Markus et al. 2002; Goldkuhl 2004; Venable 2006; Gregor a. Jones 2007). Yet it seems to be widely accepted that design theories differ from theories in other natural and social sciences because design theories tend to be prescriptive rather than descriptive. Gregor (2006) argues for a theory for design and action as a special type of theory that says ‘how to do something’ as opposed to other types of theory where the primary purposes are analysis, explanation or prediction. It has also been argued that design theories provide the rational foundations for design characteristics and explain why artifacts should possess certain features or characteristics in a functional or teleological way (Pries-Heje a. Baskerville 2006). They are the prescriptive basis for explaining means by which artifacts will achieve the intended ends (Simon 1996). Design theories can be anchored in reference theories usually taken from the natural or social sciences. For the purpose of this paper, the relevant issue is: What a role can language-action theories such as Habermas’ theory play in design?
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2.2 Language-Action Perspective on Design The so-called Language-Action Perspective (LAP) is one research stream in IS, for which both Habermas’ (1984) theory of communicative action and the speech-act theory (Searle 1969) serve as the theoretical basis. Regarding epistemological aspects, Habermas’ theory does not assume that the truth of a scientific theory is its correspondence with some objective reality. Instead, it recognizes that truth has to be defined through a discourse, and emphasizes “the logic of justification.” It recognizes the uncertainty and fallibility of human knowledge. Therefore, different theories and methods need to be constantly debated (Klein a. Lyytinen 1985). In the traditional approaches information systems are seen as repositories storing representations of facts about the real world. The important goal from this perspective is to achieve a correspondence between the representations in the system and the facts in the world. In contrast, LAP does not conceive information systems as technostructures that store hard facts about the objective reality. Instead, it sees them as influenced by knowledge-based rules which are always socially and technically conditioned (Goldkuhl a. Lyytinen 1982; Winograd a. Flores 1986). From this perspective, an IS is regarded as a vehicle for social action and communication within an application context. Systems development is conceived as a social process. Communication comes to the fore in this approach. It sees the need for sense-making or mutual understanding through the use of rational discourse, and hence vehicles are developed to overcome obstacles to free and undistorted communication (Klein a. Huynh 2004). The goal of systems development is a system which would not only support rational discourse but also mutual understanding for all its users (Klein a. Lyytinen 1985). In other words, LAP emphasizes the communicative and discursive orientations related to the system itself and its development process. It assumes: if social and pragmatic aspects are not sufficiently taken into account during analysis and design, one might end up with an application system that may fail to be considered as legitimate and socially acceptable. Klein and Lyytinen (1985) argue that critical social theory is not a research methodology in the sense that it tells us how to do research. It emphasizes the role of interpretive and hermeneutic method in research which has a social content. Winograd (2006) states that LAP does not allow the designer to predict system behavior and resource demands and to design effectively for these factors. Rather: “Its value is as an orienting theory, not applied as a set of calculations, but shaping the background of interpretation a designer brings to understanding and envisioning the human situation” (ebd., p.72). Like any perspective, LAP provides a standpoint for raising questions, for anticipating breakdowns, and for inventing opportun-
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ities. In the field of interaction design, there are opportunities of multi-user shared participation in education, entertainment, and commerce, and some of the central concerns in these applications are those addressed by LAP: trust, commitment, and bridging differences of background and interpretation. Winograd (2006) concludes that: “By shining its spotlight on essential qualities of language and information, LAP can introduce simplicity to a design – not by reducing the human phenomena to simplicity, but by providing a uniform and understandable structure that can support human activity in all of its richness.”(p.73). Goldkuhl (2004) points to some design approaches (e.g., Action Workflow, DEMO or BAT) which have, more or less, theoretical roots in language action theories. He argues that the external language action theories function as kernel theories (Walls et al. 1992) for the design approaches. The theoretical constructs in these theories (as e.g. in speech act theory (Searle 1969) function as conceptual and explanatory grounding for parts of the mentioned design approaches. Habermas’ (1984) work treats issues of normative rationality, which then function as a general value grounding. Human and social concerns were raised in many other socio-technical approaches (e.g., Hirschheim et al. 1996; Friedman 1997; Yetim 1998). They encourage IS professionals to consider different, often conflicting, interests and to ensure that democratic values are incorporated in design processes. In such approaches, the utility of the designed artifact is not merely stated in terms of its efficiency or effectiveness but also in terms of other criteria such as its elegance (aesthetics), ethicality, legitimacy, etc. Habermas’ Theory is often referred as the theoretical foundation for introducing democratic values into design processes as well as concepts and structures for supporting deliberation and transparency in design. In what follows, we briefly outline how Habermas’ theory is used in this paper. 2.3 Concepts used from Habermas’ Theory In his theory of communicative action, Habermas (1984) regards communication as a way to reach a shared understanding and specifies the mechanism that makes rationally motivated agreement possible. His theory deals with universal aspects of human action, communication and reflection. Habermas argues that communicative (and also non-communicative) actions of actors inherently involve validity claims (e.g., comprehensibility, truth, rightness, sincerity, efficiency or ethical goodness) that are open to both criticism and justification. In order to arrive at a shared understanding the speaker and hearer must agree on validity claims. When validity claims are challenged, actors switch from communication action to dis-
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course, i.e. to a reflective mode of communication, in order to 'solve' the dissensus by means of argumentation. Habermas provides a set of discourse types for specific validity claims. He aligns different types of validity claims with different types of justificatory discourse. Cogent arguments must employ somewhat different sorts of reasons to justify different types of claims. Toulmin’s (1958) model of argument is used as the basis for argumentation in discourses. As mentioned before, Habermas’ theory can be applied to the development process of a system (e.g., it can be used during analysis and design) to promote mutual understanding about the desired features of the system. In line with the prototyping approach to information systems development, the prototypes presented in this paper have been developed thorough an iterative rather than a systematic process. The design processes involved communicative activities such as presentation of proposals, feedbacks, critical discussions or consensus formations. Yet, this is not the way this paper uses Habermas’ theory. Rather: Habermas’ theory plays a role in the designed prototypes themselves by providing procedures and/or theoretical constructs to be implemented. They thus function as conceptual, explanatory or value grounding for parts of the prototypes. Many of Habermas’ concepts have been used in the architecture of a meta-communication model (Yetim 2005, 2006). Three prototypes presented in this paper implement the following concepts from Habermas’ theory: 1. In DISCOURSIUM, Habermas’ theory provides orientation to structure human communication and reflection. In particular, the validity claims (including rationality standards) serve as a set of clarification issues for critically evaluating information and communication actions. In addition, types of discourses provide orientations for sorting and mapping controversial positions according to the logic of the issue at hand. 2. In GuideMan, many validity claims are regarded as usability issues in the context of Human-Computer Interaction (HCI) and are used as categories to organize usability guidelines. In this way, guidelines can inform the designers/evaluators about how to satisfy expectations associated with different validity claims, e.g., to achieve comprehensibility or truthfulness when designing communication. 3. In JustPro, the set of diverse discourse types is used to categorize justificatory knowledge for product recommendations. The remainder of this paper presents the three prototypes and describes the usage of the theoretical concepts in each of them. Instead of providing the details, presentation of each system will be limited to a brief description of its purpose, scope, and contribution, followed by a discussion of the
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basic functionality of the system as well as information about the current state, evaluation aspects, and future issues. It should be noted in advance that all three prototypes have been developed by using open source technologies (Apache Server, PHP, and MySQL).
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DISCOURSIUM: A Tool for Supporting Structured Deliberation
3.1 Purpose, Scope, and Contribution DISCOURSIUM can be conceived as both a tool and a methodology for facilitating structured deliberation on and critical examination of information. The relevance of discourse-oriented approaches and tools for supporting sensemaking activities (i.e., capturing, comprehending, and managing competing interpretations and arguments) has already been articulated (e.g., Uren et al. 2006; Yetim 2006). Previous research has also shown that adding structures to online discussion environments improves the group’s ability to reach consensus and make higher-quality decisions (Farnham et al. 2000). The amount of information communicable via internet and the possibility to communicate across global contexts pose challenges, ranging from how to communicate comprehensible, relevant and valid information to how to accommodate diverse ethical values. DISCOURSIUM aims to enable discursive and structured examination dialogues on information and communication objects (e.g., texts, information design, etc.). It supports the reflective treatment of a set of possible communication breakdowns and enables participants to achieve agreement on the forms, contents and norms of information and communication. DISCOURSIUM differs from other discourse-oriented technologies in that it provides a set of theorybased examination issues and related discourses (consult Yetim (2007) for a review of some related works). 3.2 The functionality of DISCOURSIUM DISCOURSIUM implements the meta-communication architecture (Yetim 2005, 2006), which is mainly based on Habermas’ theory of communicative action. The architecture distinguishes two levels: the conversation for clarification level, which provides a structure for systematic conversations about basic issues, and the discourse level, which provides a structure and orientation for disputing controversial positions. Distinguishing between
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clarification and discourse levels allows users to separate “just talking” from argumentative disputes. However, as argued in (Yetim 2007), although theoretically reasonable, from a practical point of view the full implementation of the two levels with dialogical discussion at each level may add further complexity. For example, practicing threaded discussions at each level may lead to inefficiency. In addition, as each discourse type is responsible for examining specific types of controversial claims, switching between discourses may in practice become challenging for the participants, and the management of the complex relationship between the discourses also requires additional cognitive and technical efforts. Moreover, the implementation of two levels may have a negative effect on the usability of such a system, as it would require participants to possess communication knowledge, i.e. to know which discourses are for which types of controversies in order to place their positions/arguments in the appropriate discourses.
Fig. 1. Screenshot for examining a text
These challenges motivate the exploration of alternative design. Without giving up the theoretical idea of separating discourses for different validity claims, for practical reasons the following compromise solution has been implemented in DISCOURSIUM: Only the clarification level from the
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model is implemented to enable participants to participate in critical examination dialogues for examination of both information objects and argument maps. The main activities involve: (1) Users examine an information object; (2) A moderator creates argument maps for each discourse type; (3) Users examine the maps. As shown in Fig. 1, participants can upload a text or other object to examine and provide their contributions. At this level, the system provides participants with clarification issues, which participants can select to make the semantics of their contributions explicit. This functionality of the system is similar to that of a discussion forum, with an option that participants categorize their contributions by selecting one issue from the set of issues.
Fig. 2. Screenshot for submitting a map
While examining a text or other objects, the contributions of participants on an issue may be controversial. In DISCOURSIUM, a moderator is responsible for analyzing/summarizing contributions. He or she also identifies controversial positions and creates “argument maps” (or “discourse maps”) containing the controversial positions with associated pro or contra arguments. Currently, DICOURSIUM does not offer an editor for argument diagramming. Instead, facilitators can use external tools and techniques for analysis and diagrammatic representation/visualization of argu-
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ments (e.g., Kirschner et al. 2003). As shown in Fig. 2, facilitators have to specify each discourse map when submitting it into the system for further examination. This means that participants do not enter the discourse level (as suggested in the theory) to directly contribute to the arguments of others. Rather, they open a discourse map and use the forum with the repertoire of critical issues to articulate their views/critiques on the map, as shown in Fig. 3. In this way, they indirectly interact with the discourse-level arguments of other participants. In other words, using the same forum to examine both texts and discourse maps relieves participants of having to know what issues/claims to be discussed in which discourses. They just need to learn how to use critical issues in examination dialogs.
Fig. 3. Screenshot for examining a map
The example map in Fig. 3 is constructed with the Rationale1 system for illustration purposes (see also Yetim (2007)). Visualized arguments for each discourse can be critically examined or evaluated in different ways. One approach suggests using argumentation schemes from argumentation theory (Walton 2006), such as argument from expert opinion, argument from example, and using the critical questions associated with each 1
Available at: www.austhink.org
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scheme to evaluate arguments. In DISCOURSIUM, the examination issues are used to examine arguments (e.g., expert opinions) without the need to possess knowledge of the argument schemes as discussed and illustrated in (Yetim 2007). In addition, it has been shown that the maps (their form and design) can also be critically examined by using the same categories of issues. In this case, the respondent of the critical questions is/are the moderator(s), who analyzed the discussions and created the maps. In this case moderators are seen in a collaborative examination dialogue with other participants. 3.3 Current State, Evaluation, and Future Research DISCOURSIUM is a comprehensive socio-technical system, consisting of a mix of people, tools and procedures. We have described the rationale and functionality of the system, which offers a broad spectrum of concepts for reflecting on many issues. The network of different types of discourses allows actors to introduce different types of reasons and to argumentatively examine and justify controversial claims. The development of the system is still proceeding. Hence, the usage of the system has not yet been evaluated and remains a future research issue.
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GuideMan: A Tool for Managing Usability Guidelines
4.1 Purpose, Scope, and Contribution GuideMan is a web-based tool for managing usability guidelines. Guidelines present design experiences and support design practice with useful sets of recommendations or prescriptions, and play a significant role in designing (universally) usable systems (Shneiderman 1998; Nielsen 2000). Many guidelines can be used for both design and evaluation of interactive systems. As GuideMan manages design wisdom in terms of guidelines, it can be useful for designers and usability engineers during design and evaluation of interfaces as well as for students interested to learn about and have access to the design experiences. Usually, guidelines are organized either around the media (e.g., text, graphics, video) or around the activities in the context of HCI or processes of information systems development such as planning, design, production, and maintenance. There is a lack of a theoretically well-founded approach to dealing with guidelines. GuideMan contributes to HCI literature by demonstrating the practicality of a theoretically grounded approach to the management of guidelines.
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As an IT artifact, it instantiates the categorization framework proposed in (Yetim 2006, 2008b), which uses many concepts from Habermas’ works (Habermas 1984, 1996), and additionally considers Toulmin’s (1958) model of argumentation. Both theories provide concepts and guidance for the organization and representation of guidelines, particularly in building structures to enable reflections and critiques on guidelines in a systematic way compatible with rational practice. However, the current version of GuideMan focuses on the organization and retrieval of guidelines and does not consider issues of reflections on guidelines. For organizing guidelines, many validity claims from Habermas’ works are regarded as usability categories because they deal with aspects of communication and action and cover many usability aspects of user interfaces. They relate to many usability principles ranging from the principle of appropriate presentation of content to its validity and adequacy in relation to users’ actions. Hence, the categories represent purposes and specify what requirements system designers need to satisfy, and also make explicit what the guidelines are expected to communicate, namely, recommendations on what should be done to provide readable/perceivable, syntactically and semantically clear signs, to communicate relevant and valid (trustworthy, reliable, appropriate) information, and to act in an efficient and effective way. In addition, the approach uses Toulmin’s argument schema to represent further information related to guidelines. For example, it distinguishes between purposes (i.e., the categories), recommendations and justifications as well as other contextual information in a representation schema. 4.2 The Functionality of GuideMan GuideMan’s components support the capturing of and access to a broad range of usability guidelines (Bock and Yetim 2008). Fig. 4 illustrates one of the components, which allows the user to submit new guidelines into the system database. The user is provided with a template for describing the guideline. As mentioned above, the template is based on Toulmin’s argument schema and represents knowledge of guidelines in relation to the categories. The knowledge on guidelines includes their justification or rationale (warrant) and supporting evidence (backing) such as empirical research or consensus among experts. In addition, optional information on the degree of strength/importance of the guidelines can indicate whether a content developer must, should or can satisfy the guideline. Finally, optional information about contextual conditions or exceptions (if any) can be presented to inform the application of guidelines (e.g. specific tasks, systems, groups or cultures).
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Fig. 4. Screenshots for searching guidelines
Fig. 4 shows the component for searching guidelines, which provides the user with two options: either selecting a category to see associated guidelines, or requesting the complete list. From the list of guidelines presented, the user can request the details for a selected guideline as well as examples related to it.
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4.3 Current State, Evaluation, and Future Research The implemented version of GuideMan focuses on the organization and retrieval of guidelines. So far, we have conducted several studies to evaluate both the categorization model applied in the system and the usability of the implemented system. For the evaluation of the categorization model, two explorative studies were conducted to understand the representational fit of the proposed categories to the domain of guidelines, as described in (Yetim 2009). For these studies, a set of research-based Web design and usability guidelines from (Koyani et al. 2003) is employed. They helped us to understand and enabled us to reflect on the consequences of the proposed model for writing guidelines. The evaluation of the usability of the implemented system has been conducted by using IBM usability satisfaction questionnaires. A group of students were involved at evaluation tasks. Its aim was to understand usability problems with the system while solving tasks such as submitting, searching, updating and deleting guidelines. The overall results indicate an acceptable level of satisfaction with the usage of the system. Details of the system and its evaluation are provided in (Bock and Yetim 2008). Future research will explore the application of the discourses from Habermas’ theory to allow deliberation on guidelines organized in the system. In other words, it is intended to combine the functionality of GuideMan with that of DISCOURSIUM, in order to allow organization of guidelines as well as to provide categories of issues that can be used to systematically reflect on guidelines while collaboratively assessing them or discussing their applicability in a given context.
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JustPro: A Prototype for Justified Product Recommendations
5.1 Purpose, Scope, and Contribution JustPro aims to provide product recommendations with justifications. Justification of the system decisions has already been investigated in the context of expert (or intelligent) systems, with the aim of informing users of the underlying reasons why and how the system reaches a particular conclusion or makes a particular recommendation (Yetim 1994). Among the various types of explanations such as trace explanations, justifications, terminological explanations, the justification-type explanations give rise to more positive user perceptions of a system than other explanations (Ye a. Johnson 1995). User characteristics, and user’s level of expertise in partic-
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ular, have been investigated as influencing explanation use and the type of explanations preferred (Mao a. Benbasat 2000). Justification of product recommendation can also be delivered with a strategic intention, i.e. for persuading costumers to buy a product. For this purpose, depending on the characteristics (values, attitudes, beliefs) of the customers different type of justificatory knowledge (e.g., economic, ethical or aesthetic ones) can be provided. This is based on the assumption that acceptance of the justification of the recommendation by the customers would have a positive effect on customers’ perceptions of the products and that the acceptance of justification itself may also depend on the values and beliefs of the customers. In JustPro, we follow particularly one of the communication design principles, which states that “design should support adaptive behavior, including the contingent use of alternative communication strategies, alternative message forms, and alternative media” (Te’eni 2006, p.67) From Habermas’ works (Habermas 1984, 1996), the set of discourse types are used as orientation to categorize justificatory knowledge for recommendations. As mentioned before, Habermas regards discourse as a reflective form of communication, and differentiates between types of discourses for the argumentative validation and legitimizing of different kinds of knowledge. Thus the discourses provide orientation for the structured management of justifications as proposed earlier in (Yetim 2008). JustPro demonstrates the application of this theory-based categorization of justification knowledge in the context of product recommendations. The system uses the types of justification knowledge for strategic purposes, i.e., it communicates the appropriate justification by considering costumer’s values. 5.2 The Functionality of JustPro JustPro, aiming at providing customer-oriented and justified product recommendations, has two main components to achieve its objectives: (1) the product shopping and (2) the administration components (Fig. 5). The product shopping component allows customers to specify the type of products. The system then presents the products using the media preferences of the costumer (e.g. text or audio) and also provides a recommendation statement (e.g., “This is the best car for you.”). In addition, the system delivers justifications for the recommendation. Currently, the system presents customer-specific justifications only if customer values and rules exist that legitimize such a choice. Otherwise, all available justifications are presented.
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The administration component allows administrators to enter separately (a) product descriptions in different medial form and (b) recommendation statements as well as (c) justifications to be used for many products. In a next step, the administrator can have access to the text base and assign to each product an appropriate recommendation statement and many justifications for the selected recommendation statement. This provides the basis for the system to select the appropriate one in a product presentation time, by considering customer’s values. In our prototype, we use a simple model and enter the values manually. More intelligent systems may use other facilities to infer such values from customer’s behavior with the system.
Fig. 5. Screenshots from JustPro
As this paper aims to illustrate the usage of concepts form Habermas’ theory, we briefly describe how discourses are used for categorizing justi-
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fication texts. As shown in Fig. 5, the discourses are renamed as knowledge types for categorizing justifications. A justification statement is categorized as Personal Knowledge if it is based on private preferences, beliefs or assumptions of a single person, as Communication Knowledge if it deals with knowledge of linguistic or communication rules or signs. Pragmatic Knowledge deals with rules expressing purposive-rational choice of means (techniques, strategies), and Theoretical Knowledge with scientific theories, laws of nature, mechanistic principles or the like. Aesthetic Knowledge is used to categorize those justifications that refer to aesthetic values or interpretations. Legal Knowledge deals with justifications that refer to administrative regulations, laws, statutes, and so on. Ethical Knowledge refers to justifications that deal with community-specific values (“good” and “bad”), whereas Moral Knowledge is concerned with norms that stipulate reciprocal rights and duties (in the form of moral ideals or maxims). Due to limited space, we cannot illustrate them here; a detailed description with illustrative examples can be found in (Yetim 2008). 5.3 Current State, Evaluation, and Future Research So far, we have described how the different types of discourses from Habermas’ theory provided orientation for the segmentation of justification knowledge. The system is still under development, and no evaluation has yet been carried out. It should be mentioned that we have not investigated the relationship between specific values and types of justifications. We assumed their relationships hypothetically and have used simple rules in the current version to simulate the relationships. Future research will address the development of adaptive features of the system and justification of the empirical basis for the relationship between customer’s values and the persuasiveness of different types of justification.
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Conclusions
In this paper, we have shown how several concepts from Habermas’ theory of communicative action were translated into practice in three different application domains. From Habermas’ works, the concepts of validity claims and discourses have provided orientation in structuring conversations, usability guidelines or justification knowledge in the artifacts designed.
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In the domain of discourse support systems, the concepts are employed for structuring critical examination dialogs. We have also made some compromise design solutions, acknowledging that realistic systems design must take into account some practical challenges. In the domain of usability guidelines, many validity claims are used to organize guidelines and to allow users category-based searching of guidelines. Finally, in the context of product recommendations, the discourse concepts are applied for supporting a theory-driven classification of justifications. In all these applications, there are many open issues remained for further investigation in the future research.
Acknowledgements I acknowledge the support of many students of multimedia courses during my employment as Deputy Professor at the Institute of Information Science, Cologne University of Applied Science, especially for the implementation of some components of the GuideMan and JustPro. Robert Bock has made contributions to the GuideMan in his undergraduate thesis. The extensions made, and any errors are entirely the responsibility of the author.
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Business Ethnography – Aktionsforschung als Beitrag zu einer reflexiven Technikgestaltung
Bernhard Nett, Gunnar Stevens
Zusammenfassung Business Ethnography ist eine Konzeption reflexiver Technikgestaltung, die sich bereits in einer Reihe von soziotechnisch orientierten Technikgestaltungsprojekten bewährt hat. Sie stellt einen eigenständigen Beitrag technikorientierter Aktionsforschung innerhalb des internationalen Diskurses der Information Systems dar. Nach einem Aufriss verschiedener Konzepte der Aktionsforschung setzt sich der Beitrag mit der aktuell geführten Diskussion um eine „kanonische“ Aktionsforschung in den Information Systems kritisch auseinander, die die Aktionsforschung allein auf die Prüfung von Hypothesen verengen möchte. Demgegenüber wird mit der Business Ethnography eine alternative Konzeption vorgeschlagen: ihr Fokus liegt nicht auf der Prüfung vorab festzulegender Hypothesen, sondern auf der Rekonstruktion von Lernprozessen, die in Technikgestaltungsprojekten anfallen. So zielt die Business Ethnography auf eine auch den pragmatischen Projektkontext adressierende Reflexivität der Forschung, in der die diskursive Verfolgung einer transparenten Expertenrolle selbst zum wichtigen Dokumentations- und Reflektionsgegenstand wird. Dieser kann sowohl von den Projektpartnern wie von der Wissenschaftsgemeinde diskutiert und überprüft werden. Praxisrelevanz gewinnt die Business Ethnography somit als Konzeption zur Identifikation und systematischen Entwicklung von im Projektverlauf sich auftuenden Innovationspotentialen.
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Einleitung
Die Aktionsforschung wurde von Kurt Lewin in der Psychologie entwickelt (Lewin 1946), danach in ganz verschiedenen Disziplinen adaptiert, etwa in der Sozialwissenschaft (Moser 1980), der Organisationsentwicklung (Argyris et al. 1985; Trist et al. 1997), der Pädagogik (Altrichter u. Posch 1990; Kemmis u. Mctaggart 1988; Moser 1978) und anderen Formen der Sozialforschung (Bortz u. Döring 2002). Dabei nahm das Konzept der Aktionsforschung jedoch ganz unterschiedliche methodische Formen an. In der Wirtschaftsinformatik wie auch in der Information Systems1 wurde verschiedentlich auf die Aktionsforschung Bezug genommen (u.a.: Baskerville u. Wood-Harper 1996; Checkland u. Holwell 1998; Frank et al. 1999). Insbesondere vor dem Hintergrund der ‚rigor versus relevance’Debatte (Wilde u. Hess 2007) nimmt die Aktionsforschung in der Information Systems eine prominentere Rolle ein (Mårtensson u. Lee 2004). Jedoch treten der Aktionsforschung dabei immer wieder Zweifel an der Wissenschaftlichkeit des interventionistischen Forschungsansatzes (vgl. etwa Becker 1998) entgegen. In letzter Zeit hat in der Information System das Konzept der Canonical Action Research eine gewisse Prominenz (vgl.: Davison et al. 2004) erlangt. Ausgehend von dem Forschungskonzept nach Susman und Evered (1978) werden fünf Prinzipien guter Aktionsforschung abgeleitet: das Prinzip expliziter Forscher-Klienten Vereinbarung, das Prinzip des zyklischen Vorgehens, das Prinzip formaler Theorie, das Prinzip des sich aus der Theorie abgeleiteten Handelns und das Prinzip des Lernens durch anschließende Reflektion (vgl.: Davison et al. 2004, S. 69). Die benannten 5 Prinzipien werden jedoch nicht als eine Forschungskonzeption verstanden, deren Sinnhaftigkeit im Konkreten jeweils neu ausgewiesen werden muss. Stattdessen wird ein Satz von 31 universell gültigen 1
Die Disziplin der Information Systems im angloamerikanischen Raum kann als das Gegenstück zur Wirtschaftsinformatik im deutschsprachigen Raum verstanden werden, die sich vor einer ähnlichen Problemlage entwickelt haben. Frank (2006) weist jedoch auf das unterschiedliche Selbstverständnis beider Disziplinen hin, sowohl was die. methodische und erkenntnistheoretische Ausrichtung anbelangt. Er spitzt dabei die Unterschiede zu dem Gegensatz „natural science as model“ vs „research through development“ zu. Um diesen Umstand Rechnung zu tragen, soll im Folgenden von der Wirtschaftsinformatik gesprochen werden, wenn es sich um Arbeiten aus dem deutschsprachigen handelt und von der Information Systems, wenn es sich um Arbeiten aus den angloamerikanischen Raum handelt.
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Kriterien abgeleitet, mittels dessen die Güte jeglicher Aktionsforschung bewertet werden soll. Die Kriterien beziehen sich primär auf formale, nicht auf die inhaltlichen Aspekte und haben dabei meist eine ähnliche Form wie z.B. das Kriterium 3c, welches das Prinzip formaler Theorien genauer spezifiziert: “3c. Was a theoretically based model used to derive the causes of the observed problem?” (Davison et al. 2004, S. 74) Im Gegensatz zu einer ethnographisch orientierten Forschung (vgl.: Randall et al. 2007) werden hier sensibilisierende Konzepte, die zur ersten tentativen Erschließung des Gegenstandsbereichs herangezogen werden, nicht als Theorie gewertet. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer formalisierten ex-ante-Theoriebildung. Theorien werden in der Canonical Action Research ganz im Sinne einer (auch die Naturwissenschaften verkürzenden) „natural science as a model“-Tradition der Information Systems (Frank 2006) als ungeschichtlich-allgemeine Kausalbeziehungen von Naturobjekten verstanden: „CAR [canonical action research] theory commonly takes the following form: in situation S that has salient features F, G and H, the outcomes X, Y and Z are expected from actions A, B and C.” (Davison et al. 2004, S. 74) Hieran zeigt sich, dass sich das Konzept der Canonical Action Research sich am ‚Behavioral Science’-Ansatz (Hevner et al. 2004) der Information Systems orientiert. Sie versucht dabei Zweifeln an der Wissenschaftlichkeit aktionsforscherischer Methodik durch ein formalisiertes Vorgehen zu begegnen, dessen Güte anhand von außen herangetragener Kriterien gemessen werden kann. Des weiteren findet eine einseitige Ausrichtung am wissenschaftstheoretischen Modell der Hypothesenprüfung (vgl. etwa Ned 2004) statt. Für die Wirtschaftsinformatik ist jedoch eine solche Verengung weder wünschenswert, noch stellt sie eine ausreichend methodisch gesicherte Basis für eine am Einzelfall orientierte Forschung dar. Gerade in der konstruktionsorientierten Forschung, die in der Wirtschaftsinformatik sowohl hohe Praxisrelevanz als auch zentrale wissenschaftliche Bedeutung hat (Hevner et al. 2004), besteht bei einer solchen methodischen Verengung die Gefahr, dass gerade spezifisch Neues nicht hinreichend erfasst wird. Gleiches gilt auch dort, wo die Beachtung der Kontextspezifität bei Projekten zentral ist, wie z.B. bei der Produktion von Individualsoftware, der Anpassung von Standardsoftware oder abstrakten Referenzmodellen. Eine am Einzelfall orientierte Forschung spielt ebenso in Fällen eine wichtige Rolle, bei denen es um das sondierende, iterative Identifizieren von Innovationsmöglichkeiten in einem Feld geht, die es - zum Zwecke der nachträglichen Prüfung ihrer Verallgemeinerbarkeit - zunächst einmal in ihrer eignen Besonderheit zu erfassen gilt (vgl. etwa Schwabe u. Krcmar 1996).
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In diesen Fällen kann nicht auf Abstraktion vom Status quo vertraut werden2, vielmehr ist hier wegen des Bezugs auf riskante Innovationen die Entwicklung von Innovationsallianzen notwendig. Während eine methodische Standardisierung bzw. Formalisierung in Einzelfällen unter forschungsökonomischen Gesichtspunkten Sinn machen können, sollte sie aber nicht als einzig mögliche methodologische Basis generalisiert werden, da es – wie oben gezeigt – wichtige Teile in der Wirtschaftsinformatik gibt, die zu allgemeinen Ergebnissen kommen, indem sie Spezifisches im Einfall adressieren und reflektieren. Im Rahmen dieses Beitrags soll die Kritik an einer Canonical Action Research (Davison et al. 2004) genauer dargelegt und mit der Business Ethnography exemplarisch eine am Einzelfall orientierte Forschungsmethodik der Technikentwicklung vorgestellt werden. Dem Paradigma der Formalisierung wird hier die Systematisierung der Forschung im Feld auf der Basis fallbasierter Reflektion entgegengestellt. Als Fall gilt hier das einzelne Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das sich konzeptionell meist als System der Erarbeitung der Lösung eines vorgegebenen Problems organisiert. In der Praxis wird jedoch oft nicht nur die Lösung gestaltet, vielmehr entwickelt sich das Problem bzw. dessen Wahrnehmung im Zuge der Forschung selbst weiter – mitunter ohne das dies ausgewiesen wird und ohne entsprechende Prozesse systematisch zu reflektieren. Im Falle der Business Ethnography wird eine solche Entwicklung des Problems im Lösungsprozess nicht geleugnet. Vielmehr wird die systematische Erfassung dieser Effekte durch eine reflexive Forschungslogik angestrebt, die zugleich auf eine für die Anwendungspartner kontextgerechtere Technikgestaltung abzielt. Im Rahmen dieses Aufsatzes kann und soll der prinzipielle Streit zwischen erkenntnistheoretischen Schulen über die Aktionsforschung nicht entschieden werden. Es sollen jedoch die forschungspragmatischen Voraussetzungen und theoretischen Implikationen verschiedener Forschungsdesigns rekonstruiert werden. Dabei soll hinterfragt werden, wie „angesichts weit divergierender Anforderungen an die Forschung […] in der Wirtschaftsinformatik ein reflektierter Methodenpluralismus“ (Frank et al. 1999, S. 152) sinnvoll weiterentwickelt werden kann. Dazu soll die Aktionsforschung als Teil einer interventionsreflexiven Technikgestaltung nachgezeichnet werden.
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Anders z.B. als in methodisch konstruierbaren Referenzmodellen.
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Ursprünge und Entwicklungen der Aktionsforschung
Die Ursprünge der Aktionsforschung liegen in den Arbeiten Kurt Lewins begründet (Lewin 1946), der eine als Beschreibung des Gegenstandsfeldes verstandene Modellbildung, die „Diagnose“, von einer darauf zu entwickelnden Strategie, der „Therapie“, unterschied (vgl. Nett u. Stevens 2004). Der damit verbundene empirisch basierte Reflektionsprozess, der wiederholt durchlaufen werden könne, wurde von Lewin der elektrischen Steuerungstechnik nachempfunden. Dieser entnahm er auch den Begriff des „Feedback“ für steuerungsrelevante Informationsrückflüsse. Nach Lewin kann durch initiale Intervention ein Zyklus von Planung, Aktion und Evaluation angestoßen und dann selbstorganisiert iterativ durchlaufen und konkretisiert werden. Lewin interessierte sich dafür, weil er mögliche Beiträge sozialwissenschaftlicher Gruppenforschung zur Demokratisierung suchte (ibid). Eine starke Motivationslinie für die weitere Verbreitung der Aktionsforschung war Unzufriedenheit mit dem (häufig als unzureichend erfahrenen) Verhältnis von Theorie und Praxis (Kromrey 2006), insbesondere im Hinblick auf die Forschung, die (nach Definition bestimmter Rahmenbedingungen) häufig auf ein von der Forschungspraxis völlig unabhängiges Registrieren von Eigenschaften einer objektiven Realität verkürzt wurde. Zur Überwindung einer Naivität im Hinblick auf Wirkungen situierter Forschung auf soziohistorisch geprägte Forschungsgegenstände wurde deshalb eine Allgemeinheit sichernde Reflexivität der Forschung - und damit Aktionsforschung - gefordert. Auf Organisationsentwicklung abzielende Fassungen der Aktionsforschung wurden in der Folge an verschiedenen Orten entwickelt, u.a. von (Trist et al. 1997) am Tavistock-Institut in London sowie von (Argyris et al. 1985). Daneben ist die Aktionsforschung im Bereich der Schulpädagogik (Altrichter u. Posch 1990; Moser 1978) bekannt, hier besonders stark in der US-amerikanischen Raum (vgl. Kemmis u. Mctaggart 1988). Angesichts dieser Vielfalt kann heutzutage nicht mehr von der Aktionsforschung gesprochen werden, sondern es ergibt sich eher das Bild einer „Familie“ im Sinne Wittgensteins. Unterschiede der Konzepte können entsprechend ihrer Kritik an etablierten Forschungskonzepten und den dagegengestellten Entwürfen nachgezeichnet werden, sowohl hinsichtlich der wissenschaftstheoretischen oder -ethischen Gegenpositionen, als auch der forschungspraktischen Implikationen. Die Zugehörigkeit zur Familie ergibt sich dann schlicht durch den positiven Bezug auf den Begriff Aktionsforschung bzw. Action Research, den Verweis auf die Arbeiten Lewins und
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kritische Einwände gegenüber traditionellen Forschungsmethoden und – zielen (Frank et al. 1999). Bei allen Unterschieden herrscht in der Aktionsforschung weitgehende Übereinstimmung darin, dass der Wissenschaftler die Subjektivität der Akteure, mit denen er in einem Lern- und Gestaltungsprozess verbunden ist, respektieren und an deren konstruktiver Reflektion mitwirken, sie gegebenenfalls sogar fördern (Lewin) sollte. Partizipation ist von daher für die Aktionsforschung nicht alleine ein theoretischer Gegenstand, sondern eine Ebene der Praxis und der möglichen Reflektion für den Forscher. Ein frühes Beispiel für die Anwendung der Aktionsforschung ist der aus den Erfahrungen am Tavistock entwickelte ETHICS-Ansatz (Mumford u. Weir 1979). Er versteht sich als eine Action-Research-orientierte Technik zur Softwareentwicklung. Eine andere bekannte Spielart ist die SoftSystem-Methodology, die einen allgemeinen interventionistischen Ansatz organisatorischen Wandels darstellt (Checkland 1981). In der Tradition des Tavistock Institutes steht der Ansatz der Integrierten Organisations- und Technikentwicklung (OTE) (Wulf et al. 1999; Wulf u. Rohde 1995). Auf der Basis dort gesammelter Erfahrungen wurde die Business Ethnography entwickelt, die in einer Reihe von Projekten zum Einsatz kam (vgl. z.B. Nett et al. 2002; Nett u. Stevens 2004). Es handelt sich dabei um eine Konzeption, bei der verschiedene Methoden ethnographischer und partizipativer Feldforschung (Zukunftsworkshops, Interviews, Artefaktanalysen, teilnehmende Beobachtung und ähnliche) projektbezogen kombiniert und mit den beteiligten Projektpartnern umgesetzt werden sollen. Baskerville und andere haben sich in verschiedenen Artikeln mit der Aktionsforschung als Methode für die Information Systems auseinandergesetzt (u.a. Baskerville u. Pries-Heje 1999; Baskerville u. Wood-Harper 1996; Lee et al. 1995). Sie kommen dabei zu dem Schluss: “We suggest that action research, as a research method in the study of human methods, is the most scientifically legitimate approach available. Indeed, where a specific new methodology or an improvement to a methodology is being studied, the action research method may be the only relevant research method presently available” (Baskerville u. Wood-Harper 1996) Auch in Deutschland hat im Zuge der Bestimmung der wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Wirtschaftsinformatik ebenfalls eine Auseinandersetzung mit der Aktionsforschung stattgefunden (vgl. etwa Frank 1999). Sie stand dabei vor dem Hintergrund, dass ein verbreiteter Ansatz der Wirtschaftsinformatik die Referenzmodellierung vorhandener Organisationen anstrebt. Diese soll den betrieblichen Akteuren durch Abstraktion allgemeiner Funktionsbeziehungen ihrer Organisation Möglichkeiten betrieblicher Entwicklung aufzeigen. Demgegenüber wurde auf die Komplexität sozialer Systeme hingewiesen, die durch mathematische Modellie-
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rung und Laborexperimente oft nur unzureichend zu fassen sind (Galliers u. Land 1987). Positivistischen Ansätzen wurden hermeneutische gegenübergestellt, die sich u.a. auf das Verständnis von Einzelfällen konzentrieren sollen (vgl. etwa Budde u. Züllinghoven 1990).
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Kanonische Aktionsforschung: Königsweg oder Variante?
In einem einführenden Tutorial legt Baskerville allgemeine methodologische Grundpositionen der Aktionsforschung dar, die seiner Ansicht nach aus dem interventionistischen Vorgehen folgen: „Three unavoidable effects are the adoption of an interpretivist viewpoint of research enquiry, the adoption of an idiographic viewpoint of research enquiry, and the acceptance of qualitative data and analyses.” (Baskerville 1999). Im Hinblick auf organisationale Kontexte betonen (Baskerville u. Wood-Harper 1996) unter Bezug auf (Gummesson 1988), dass sich Aktionsforschung gerade durch diese Anerkennung der Einzigartigkeit sozialer Praktiken vom kommerziellen Beraterwesen unterscheidet. Daraus wird abgeleitet, dass die Beschreibung der bedeutungsvollen Handlungen am besten in der Sprache der Akteure geschehen soll. Hierdurch wird den Besonderheiten der Kontexte am Besten Genüge getan, obwohl dies eine Standardisierungen der Begriffe erschwert. Deshalb ist die Aktionsforschung auf qualitative analytische Verfahren wie Hermeneutik, Dekonstruktion oder theoretisches Vergleichen angewiesen. Gleichzeitig haben (Baskerville u. Wood-Harper 1996) auf den Umstand aufmerksam gemacht, dass die Aktionsforschung trotz ihrer Nähe zur Technikentwicklung eher selten in der Angewandten Informatik genutzt wird. Dies führen sie auf Mängel der Aktionsforschung selbst zurück. In ihrer Analyse machen sie verschiedene Gründe aus, die unter anderen eine ablehnende Haltung innerhalb der Wissenschaftsgemeinde erklären könnten: x Borniertheit gegenüber neuen Forschungsansätzen: „Philosophical supremacy refers to the refusal of scientists to accept any knowledge founded in any alternative philosophy of science other than their own” (Baskerville u. Wood-Harper 1996). x Fehlen wissenschaftlicher Strenge, insbesondere im Hinblick auf die Befolgung wissenschaftlicher Standards. Dieser Vorbehalt drückt sich in dem Vorwurf aus, Aktionsforschung sei „consulting masquerading as research“ (Baskerville u. Wood-Harper 1996).
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x Mangelnde Generalisierbarkeit der kontextgebundenen Aktionsforschung x Dilemmatische Doppelbelastung der Aktionsforscher: „the practical pressures that interfere with the conduct of ‚a disinterested pursuit of knowledge’“ (Baskerville u. Wood-Harper 1996). Auch wenn ganz verschiedene Gründe für die noch geringe Verbreitung der Aktionsforschung angeführt werden, dominiert am Ende eine fundamentale Kritik an der bestehenden Aktionsforschung: „Unfortunately the lack of scientific discipline may be due – to a lack of scientific discipline“ (Baskerville u. Wood-Harper 1996). Obwohl die Anerkennung der Einzigartigkeit sozialer Praktiken als eine der Kernelemente der Aktionsforschung betrachtet wird, ist es erstaunlich, dass Baskerville et al. wissenschaftliche Strenge vollständig in einer fallunabhängigen Formalisierung und Standardisierung der Aktionsforschung sehen. Aktionsforscherische Prozessmodelle sollen als kanonisch orientierter Action-Research Prozess (Davison et al. 2004) wissenschaftliche Strenge garantieren (Lee et al. 1995). Besonders bei (Ned 2004), der die Aktionsforschung von den drei Gefahren uncontrollability, contingency und subjectivity bedroht sieht, zeigt sich, dass die Aktionsforschung dabei am Leitbild experimenteller Laborforschung und gemäß deren Gütekriterien von Kontrollierbarkeit, Wiederholbarkeit und Objektivität ausgerichtet werden soll. Damit wird die Forderung nach einem vorab zu explizierenden theoretical problem statement (Baskerville u. Wood-Harper 1996) und die Reduktion wissenschaftlichen Lernens auf theoretisches Hypothesentesten begründet: “One of the most important differences between the diagnosis stage of an action research project and the advice stage of a consulting project is the careful theoretical foundation of diagnoses. The theoretical foundation must be presented as a premise if the experiment (the intervention action) is to remain valid as research.”(Baskerville u. Wood-Harper 1996 Hervorhebung vom Autor). Interpretativen Methoden wird damit zwar eine wichtige Bedeutung in technikgestaltender Aktionsforschung eingeräumt. Ihrer Solidität für wissenschaftliche Erkenntnis wird dennoch ganz über den Weg getraut. Reflexive Verfahren scheinen nur im Vorhof der Erkenntnis- und Urteilsbildung geduldet zu werden, als wissenschaftlicher Forschung im strengen Sinne wird jedoch Aktionsforschung erst dann, wenn sie im Modus experimentelle Hypothesenprüfung verfährt. Unter der Hand wird damit eine Transformation der Aktionsforschung in ein hypothesenprüfendes Feldexperiment im konventionellen Sinn vorgenommen. Die (implizit bleibende) Begründung für eine solche „Kanonisierung“ überzeugt jedoch nicht: Erst wird von geringer Verbreitung auf
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geringe Qualität geschlossen, diese dann – noch spekulativer – auf fehlende Formalisierung zurückgeführt, und schließlich – wiederum unausgewiesen – als natürliche Lösung des behaupteten Formalisierungsbedarfes Prüfung vorab festzulegender Hypothesen unterstellt. Die Forderung nach einer prinzipiellen Reproduzierbarkeit von Forschung ist jedoch im Hinblick auf fallbasierte Forschung zumindest problematisch: auch etwa in der Geschichtswissenschaft sind Forschungsgegenstände nicht beliebig reproduzierbar ohne dass der Geschichtswissenschaft Wissenschaftlichkeit abgesprochen werden müsste. Die dichotomische Entgegensetzung zwischen idiographischen und nomologischen Wissenschaften hilft dabei wenig, weil sie unterschlägt, dass zum einen einzelfallbezogene, historische Erklärungsansätze nicht ohne Referenzen auf Allgemeinheit auskommen, und zum anderen auch naturwissenschaftliche Forschungen empirische Gesetzesaussagen nur auf der Basis letztlich kontingenter Praxiserfahrungen konstruieren können. Von daher bedarf die Prüfung der wissenschaftlichen Allgemeinheit empirisch basierter Aussagen insbesondere der Rekonstruktion der theoretischen wie praktischen Situiertheit der Empirie, ohne deren Kenntnis die Rationalität der damit verbundenen Geltungsansprüche nicht geprüft werden kann. Zur Rekonstruktion empiriegestützter Lernprozesse in Technikentwicklungsprojekten können diese als (möglicherweise iterativ angelegte) Sequenzen von Planung, Aktion und Evaluation interpretiert und so die Quellen von Lernprozessen und deren gedeutete Fassung in Bezug gesetzt und nachvollzogen werden. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die entsprechenden Prozesse der Planung, Aktion und Evaluation diskursiv, dokumentiert und transparent ablaufen: dies zu garantieren ist daher Kernaufgabe aktionsforscherischer Reflexivität, die methodisches, aber als solches eben nicht vollständig situationsunabhängiges Vorgehen erfordert. Wenn stattdessen die Canonical Action Research auf ein hypothesenprüfendes Feldexperiment hinausläuft, werden mögliche Lernprozesse auf antizipierte Fragestellungen begrenzt und damit die Möglichkeit der Prüfung der Situiertheit der Forschung ohne Not beschränkt - und dies, obwohl wissenschaftstheoretische Arbeiten zeigen, dass wichtige Bereiche der Erkenntnisentwicklung gerade auf unerwarteten Erfahrungen beruhen (Hoffmann 2005). „Planung“ bei der Aktionsforschung bedeutet inhaltlich die Planung der Intervention, nicht eine der Analyseergebnisse: Letztere werden nur insofern „geplant“, als für sie Diskursivität, Dokumentation und Transparenz des Vorgehens gesichert werden müssen. Bei der Canonical Action Research wird Professionalisierung allein in der Kanonisierung der Methoden und deren standardisierter, fallunabhängigen „Anwendung“ gesehen. Demgegenüber werden Ausbildung und Prüfung eines aktionsforscherischen Habitus vollständig ignoriert. Dieser ist jedoch
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von immenser Wichtigkeit, weil Reflexivität fortwährender Überprüfung dessen bedarf, was die Orientierung an Diskursivität, Dokumentation und Transparenz im gegebenen Kontext jeweils bedeutet. Vom professionellen Aktionsforscher als Mitwirkenden an einer sozialen Praxis im Feld einerseits und Teil einer wissenschaftlichen Community andererseits wird deshalb als spezifische Kompetenz ein doppelter Habitus3 verlangt, „dessen beide Seiten sich gegenseitig relativieren und somit nur als antinomische Einheit fungieren können“ (Helsper 2001). Zur Vermittlung beider Habitusformen bedarf der Aktionsforscher zudem eines Handlungsrahmens, der ihm eine methodische Reflektion seines Handelns erlaubt4. Dabei gilt es, die Reflektionen und ihre Ergebnisse nach zwei Seiten abzusichern: zum einen nach Innen, indem sie den Partnern im Feld kommuniziert und damit einer kritischen Prüfung im Feld unterzogen werden können; zudem nach Außen, indem der Feldforscher die Ergebnisse der Reflektionen im wissenschaftlichen Diskurs zur Prüfung durch die Wissenschaftsgemeinde einbringt. Statt wissenschaftliche Strenge und Praxisrelevanz apriorisch entgegen zu setzen (rigor vs. relevance), sollte nach Möglichkeiten wissenschaftlicher Strenge für eine einzelfallorientierte Forschung gesucht werden, die auch gegenüber ihren impliziten, forschungspragmatischen Voraussetzungen lernfähig bleiben muss.5 Während es deshalb prinzipiell erfreulich ist, wenn die Aktionsforschung zunehmend auch methodologisch thematisiert wird (und es auch durchaus möglich ist, dass das Konzept der Canonical Action Research für bestimmte Fragestellungen und bestimmte Praxiskonstellationen gute Forschung und für die Praxis relevante Ergebnisse lie-
Ein „wissenschaftlich-reflexiver Habitus“ und ein „Habitus des routinisierten, praktischen Könnens“. 4 Eine solche Prüfung hat auch zum Ziel, den spezifischen Fall nicht einen vorgegebenen Schema bzw. den eigenen Vorurteilen zu opfern. Die Besonderheiten und das damit verbundene Erfahrungspotential des Falls sollen einzelfallorientiert aufgeschlossen werden können. Durch eine Prüfung von Seiten der Projektpartner und der Wissenschaftsgemeinde kann unseres Erachtens der Consulting-Verdacht viel stärker entkräftet werden als durch einen Prozessstandard, der u.U. in vielen Fällen gar nicht eingehalten werden kann bzw. werden sollte. Durch methodisch angeleitete Reflektion authentischen Datenmaterials und gemeinsame Forschungspraxis mit erfahrenen Forschungsmitgliedern können Novizen die Kernkompetenzen aktionsforscherischen Handelns praxisnah erlernen, die die Voraussetzung für eine Ausbildung des „doppelten Habitus“ darstellen. 5 Einhaltung standardisierter Arbeitsschritte sollte nicht mit wissenschaftlicher Strenge verwechselt werden. Insbesondere für die Entwicklung des doppelten Habitus hilft experimentelle Hypothesenprüfung wenig. 3
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fert6), muss sie jedoch in Technikgestaltungsprojekten nicht notwendigerweise als hypothesenprüfendes Feldexperiment konzipiert werden. Der alternative Ansatz der Business Ethnography soll dies im Folgenden verdeutlichen.
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Die Business Ethnography
Business Ethnography versteht sich als Beitrag zu einer Technikgestaltung, die ihre Produkte in einer soziotechnischen Perspektive als auch organisational bedeutsam reflektiert und als solche den Anwendungspartnern präsentiert. Da sie dabei den praxisreflexiven, kritischen Umgang mit dem Einzelfall (dem gemeinsamen eigenen Projekt) in den Vordergrund stellt, unterscheidet sie sich von der Canonical Action Research. Wo bei letzterer eine bestimmte (hypothesengestützte) Form der Prüfung von a priori als allgemein verstandenen (sozio-) technischen Lösungsvorschlägen im Vordergrund steht, geht Business Ethnography umgekehrt vor: Hier werden die projektspezifischen Erfahrungen mit dem Feld und der darin situierten eigenen Aufgabe als fortschreitende Rekonstruktions-, Dokumentationsund Analyseaufgabe betrachtet, und das Allgemeine so im Besonderen entwickelt. Basal für die Business Ethnography ist dabei die Unterscheidung zwischen explizit formalisierten Konzeptualisierungen der relevanten Arbeitsteilung (die formale Organisation, wie sie sich etwa in Rollendefinitionen, Organigrammen, Verantwortlichkeiten u.ä. niederschlägt und von den Akteuren i.d.R. auch als Erstes kommuniziert wird) und empirisch feststellbaren Arbeitspraktiken und –routinen der Akteure. Auf der Basis dieser Entgegensetzung kann die multiperspektivisch wahrgenommene formale Organisation rekonstruiert, durch ethnographische Beobachtung ergänzt und ihre Selbstorganisation durch systematische Verfremdung ggf. so irritiert werden, dass sich durch diskursive Problematisierung Möglichkeiten innovativer Antizipationen ergeben. Business Ethnography unterscheidet sich damit sowohl von Konzeptionen, die sich auf die Prüfung vordefinierter Variablensets in geschlossenen Experimentalanordnungen (Feldexperiment) beschränken, als auch von solchen, die die Aktivität des Forschers im Feld als bloße Deskription beschreiben. Business Ethnography versteht ihre Feldforschung vielmehr als reflexive praktische Intervention in sozioökonomischen Kontexten und Die entsprechenden Bedingungen zu klären wäre jedoch Aufgabe der Proponenten der kanonischen Aktionsforschung. 6
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sieht sich deshalb als interventionistische Forschung im Sinne von (Argyris et al. 1985). Das bedeutet für die Business Ethnography, dass die eigene Intervention im Feld projektspezifisch kommuniziert und mit den vorfindlichen Akteuren diskutiert wird. Die Dokumentation der damit zusammenhängenden Projektinteraktionen ist integraler Bestandteil der Business Ethnography. In den entsprechenden Dokumentationen und Interpretationen sieht Business Ethnography ihren Forschungsbeitrag, den sie transparent der Kritik unterwirft: sowohl bzgl. der projektspezifischen Rationalität durch diskursive Validierung von Seiten der Anwendungspartner, wie auch bzgl. der allgemein - wissenschaftlichen Rationalität durch Diskursivierung in der Wissenschaftsgemeinde. Dadurch werden zwar nicht die Projekte selbst reproduzierbar, doch ihre Lern- und Entscheidungsgrundlagen, die späteren Forschern nachvollziehbar und kritisierbar gemacht werden. Als Schnittstelle zwischen der Wissenschaftsgemeinde und den Projektpartnern wirkend, kann Business Ethnography Konflikte begleiten und dokumentieren und ihre entsprechende Aufgabe als Mediation (Alexander et al. 2006) im Feld anlegen. Das gilt insbesondere auch für solche Konflikte, wie sie in der Regel im Prozess der Technikentwicklung verbunden sind. Zu diesen beansprucht Business Ethnography eine relationale Positionierung im Feld, verpflichtet sich mithin darauf, Partialinteressen transparent im Sinne des doppelten Habitus auf das gemeinsame Projekt hin auszurichten, ein Anspruch, dessen Realisierung selbst Teil diskursiver Prüfund Aushandlungsprozesse ist - und damit der Dokumentation und Reflektion. In diesem Sinne stellt jedes Projekt der Business Ethnography in dem Sinne ein „qualitatives Experiment“ dar, als versucht wird, Technikentwicklung als reflexiven partizipativen Prozess zu organisieren und dabei zu analysieren, welche Erfordernisse und Wirkungen dies zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Anwendungsfelder hat. Die Dokumentation der eigenen Aushandlungsprozesse, mit denen der doppelte Habitus (beteiligter Anwendungspartner und Vertreter der Wissenschaft) in der eigenen Rolle des Aktionsforschers kommuniziert und gesichert wird, stellt also den Verlauf des i.d.R. konfliktären Verständigungsprozesses dar und liefert so wissenschaftliche Daten, die zur Weiterentwicklung der Business Ethnography, aber auch im Hinblick auf das zu entwickelnde Projekt analysiert werden können. Diese Analysen mit einzelfallorientierten Verfahren stehen dabei auch der Reinterpretation anderer Forscher offen. Damit wird das Verfahren soweit nachvollziehbar, wie das unter den gegebenen Umständen nötig und möglich ist. Ausgangspunkt der Business Ethnography ist dabei die Unterscheidung zwischen formalen Organisationsmodellen und situierten Handlungspraktiken, die nicht als mechanische „Ausführung“ der formalen Vorgaben, sondern als
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kreative, praktische Intelligenz in situierten Handlungskontexten gesehen werden. Wie oben bereits angemerkt, gilt das potentiell auch für die eigene Praxis, die folglich auch dokumentiert werden muss. Da Praxis, z.B. Technikentwicklung, auch praktische Expertise im Sinne eines knowing-how erfordert (Ryle 1949), verkürzt die Darstellung der Ingenieursarbeit als „bloße Anwendung“ naturwissenschaftlicher Gesetze nicht nur ein angemessenes Verständnis von entsprechender professioneller Arbeit, sondern erschwert auch deren sinnvolle Weiterentwicklung. Dieses Defizit bemüht sich die Business Ethnography durch Aufdeckung der praktischen Expertise von Experten zu füllen, und diese in ihrem Verhältnis zu kanonischem Wissen deutlich zu machen. Inter-organisationale, über die Wissenschaftsgemeinde umgesetzte Kommunikation und Analyse erfolgreicher praktischer Wissensaustauschprozesse kann nicht nur im Einzelfall, sondern auch allgemein innovationsförderlich sein und das allgemeine Bewusstsein von Veränderungspotentialen und –notwendigkeiten unterstützen. Business Ethnography versteht sich deshalb zum einen als Akteur im Feld, der - wie die andern Akteure auch - aus den Erfahrungen zum Verhältnis von Organisationsformen und Arbeitspraktiken lernt und sie mit den Beteiligten gemeinsam auswertet und mit umsetzen muss. Zugleich hat die Business Ethnography jedoch im Rahmen ihrer dokumentierten Mediationsrolle die Aufgabe, Verallgemeinerungsfähigkeit gewonnener Ergebnisse zu prüfen. Wissenschaftler wie Kurt Lewin und Pierre Bourdieu verstanden unter Feldern intersubjektive soziale Felder. Business Ethnography pointiert dies als Projektkontext der Technikentwicklung, der als konkrete Forschung a priori riskant und kontextgebunden ist und insbesondere nicht forschungsunabhängig sein kann. Abgeschlossenheit und strukturelle Integration, Existenzbedingungen von Systemen, können in Projekten angestrebt werden, dürfen aber nicht als per se gegeben unterstellt, sondern müssen anhand empirischer Daten des Feldes untersucht werden. Es kann sein, dass ganz andere Faktoren als erwartet wirksam sind und dass deshalb das Projekt nicht als System, sondern als Funktion äußerer Kräfte abläuft. So etwas kann bei in-situ-Forschungen nicht ausgeschlossen werden, kann jedoch durch wissenschaftliche Reflektion analysiert und zur Basis von Lernprozessen gemacht werden, wie sie die Business Ethnography anstrebt. Vielfach werden Organisationen als „soziotechnische Systeme“ (Ropohl 1999) beschrieben, um den situierten Charakter ihrer Selbstorganisation zu charakterisieren. Das ist gegenüber isolierten technischen Betrachtungsweisen zwar ein Fortschritt, aber doch insofern eine problematische Perspektive, als hier das Gleiche wie bei Projekten gilt: sie wollen und können
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systemisch integriert sein – das kann jedoch auch ein bloßer, kontrafaktischer Anspruch sein. Für die Business Ethnography sind Konzeptionen oder Modelle auf der einen und Praxis auf der anderen Seite nicht dasselbe. Deshalb fokussiert Business Ethnography auf die empirische Erhebung der Praktiken unterhalb der Ebene der formalen Konzeption – auch beim eigenen Projekt. Ein zu erforschendes Praxisfeld ist daher die eigene Sinngebung des Projekts, die sich im Lauf von Projekten in der Regel erfahrungsbasiert verändern kann. Der entsprechende Lernprozess wird in Forschungs- und Entwicklungsprojekten oft beiseite geschoben, oft aus Angst, praxisgestütztes Lernen würde weniger als Ausweis solider Forschung denn als Naivität früherer Vorannahmen gewertet. Demgegenüber ist die explizite nachträgliche Rekonstruktion solcher Lernprozesse ein zentrales Anliegen der Business Ethnography. Ein „soziotechnisches System“ ist für sie dabei nur ein Modell auf der Basis einer blitzlichtartigen Momentaufnahme des Gegenstands, das Verhältnisse in einem soziotechnischen Feld, dem projektrelationalen Ausschnitt der Wirklichkeit - aus dem Kontext der sich ändernden Projektpraxis gerissen - repräsentieren kann. Systeme (ob in Organisation oder Technik) gehören für die Business Ethnography zur Welt der Modellierung; in der Welt der Praxis hat man es demgegenüber mit Feldern zu tun, deren systemische Integration theoretisch nur beansprucht, aber nur praktisch geprüft werden kann. Durch diese Differenzierung zwischen Feld und System macht die Business Ethnography die Tatsache fruchtbar, dass das Verhältnis zwischen Technikentwicklung und ihrem Kontext oft erst im Verlauf des Projekts durch die Arbeiten am Fall erkennbar wird (vgl. Fischer 1999). Dessen Rekonstruktion macht dabei zum einen sichtbar, was im Projekt gelernt wurde. Zugleich erlaubt die Rekonstruktion, sich in der Praxis entwickelnde innovative Potentiale auszuweisen, die auf Grund der Rekonstruktion hinsichtlich ihres Geltungsbereichs hin geprüft werden kann. Dabei stellen Projekte mit industriellen Anwendungspartnern eine unverzichtbare Möglichkeit für solch situierte Forschung dar. Im Forschungsdesign wird jedoch vielfach gerade den situierten Charakter von Projekten und den damit verbundenen Lernprozessen nicht genügend Beachtung geschenkt. Und das, obwohl gerade diese Erfahrungen für praxisorientierte Ingenieurwissenschaften besonders wichtig sein können und in der Regel keiner Geheimhaltung unterliegen müssten, wenn entsprechende Forschungsinteressen mit den Anwendungspartnern abgesprochen wurden. Will man Erfahrungen zum situierten Charakter des eigenen Projekts wissenschaftlich ausweisen, so bedarf es im Nachgang deren sys-
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tematischer Rekonstruktion, bei der es jedoch ratsam ist, sie von vorneherein zu organisieren und zu vereinbaren. Dafür kann die Business Ethnography eine zentrale Rolle spielen.
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Erkenntnisgewinn am Fall des eigenen Projekts
Nutzungsantizipationen können nützliche und unvermeidbare Vorgriffe sein, ohne die vollständige, klare, eindeutige, dokumentierte und widerspruchsfreie Anforderungen gar nicht entwickelt werden können. Sie basieren auf soziotechnischen Produktantizipation – als Repräsentationen zukünftiger Wirklichkeit bleiben sie jedoch immer nur vorläufige Modelle. Die empirische Forschung der Business Ethnography fokussiert deswegen auf das soziotechnische Feld, das durch das Projekt aufgespannt wird, und sucht in diesem Rahmen Lernprozesse und deren sich im Zeitverlauf entfaltenden Implikationen; sie sucht mithin das, was sich nicht aus der Theorie herleiten lässt, sondern Teil der praktischen Erfahrung im Feld ist und die Dynamik von Modellierungsiterationsnotwendigkeiten bestimmt. Die Rekonstruktion dessen, was schließlich als Produkt entwickelt wurde oder was eine solche Realisierung gerade verhindert hat, erlaubt der Business Ethnography analytische, über das Projekt hinausweisende Typisierungen konkreter Einflussfaktoren. Deren Allgemeinheit kann dann zum Gegenstand entsprechender Diskurse einer, die präsentierte Analyse kritisch reflektierenden und mit Ergebnissen anderer Projekte vergleichenden Wissenschaftsgemeinde werden. Von daher generiert Business Ethnography auch einen Beitrag zur Grundlagenforschung, der analytisch zu trennen ist von ihrem „angewandten“ Forschungs- und EntwicklungsBeitrag zum einzelnen Technikentwicklungsprozess selbst. Als Projektpartner dokumentiert der Business Ethnograph die Verhältnisse und Entwicklungen von Projekten, damit die Projektpartner darauf aufbauend erfolgreich die weitere Entwicklung vorantreiben können. Als Forschung analysiert die Business Ethnography derartige Erfahrungen gerade auch im Falle von Problemen. Der Input der Business Ethnography in Projekte besteht von daher zum einen in der Analyse und Validierung der multiperspektivisch wahrgenommenen Arbeitsteilung gemäß ihrer formalen Ebene (Arbeitsorganisation) wie ihrer situativen Ebene (Arbeits- bzw. Kooperationspraktiken), sowie in einer gewünschten Stärkung der Selbsthandlungsfähigkeit der Beteiligten; zugleich können die entsprechenden Ergebnisse zu einer kritischen Diskussion in der Wissenschaftsgemeinde genutzt werden.
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Illustration der Business Ethnography
Im Folgenden soll anhand des gut dokumentierten Forschungsprojekts OrgTech die Business Ethnography als eine Konzeption reflexiver Technikgestaltung illustriert werden. OrgTech war ein von EU-Kommission und vom Land NRW gefördertes Projekt (Laufzeit: 1.01.1998 bis zum 31.12.2000), welches die Telekooperation zwischen Unternehmen erforschte (vgl.: Iacucci et al. 1998). Auf Seiten der Wissenschaft beteiligten sich die Universität Bonn, das Fraunhofer IGD, das Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV), Technologie-Zentrum Informatik der Universität Bremen (TZI), sowie die beteiligungsorientierte Unternehmensberatung MA&T Aachen GmbH. Anwendungspartner in diesem Projekt waren ein Hüttenwerk im Ruhrgebiet, sowie zwei externe Ingenieurbüros, die zusammen eine Planungsgemeinschaft bildeten. In Vorgesprächen wurde mit Projekt- und Anwendungspartnern sowie dem Projektträger eine Aktionsforschung auf der Basis einer Anwendung des Konzepts der Integrierten Organisations- und Technikentwicklung (OTE) konzipiert. Dabei sollten synchrone Kooperationswerkzeuge für eine inter-organisationale Kooperation zwischen der Instandhaltungskonstruktion eines großen Industrieunternehmens und externen Ingenieurbüros auf der Basis einer ethnografischen Untersuchung der existierenden Kooperationsformen entwickelt werden. Auf der Basis des so etablierten Arbeitsbündnisses und des Forschungsauftrags wurden Interviews mit Mitarbeiten der verschiedenen Anwendungspartner durchgeführt, wobei in jedem der beteiligten Büros mindestens ein Interview geführt wurde (in den meisten mehrere). Diese folgten einem halbstandardisierten Interviewleitfaden, der Fragen zur Arbeitspraxis, der technischen Infrastruktur und typischen Kooperationsproblemen enthielt. Zudem wurden Verbesserungswünsche und Ideen erfragt. Die Interviews dauerten zwischen 45 und 90 Minuten und fanden an den Arbeitsplätzen der Beschäftigten statt. Sie wurden mit stenographiert, zusätzlich auf genommen und anschließend inhaltsanalytisch aufgearbeitet. Zusätzlich wurden Möglichkeiten begleitender informeller Gespräche genutzt, Projekttreffen (Jours Fixes) der Planungsgemeinschaft beobachtet und kooperationsrelevante Materialien ausgewertet (vgl.: Nett et al. 2000) Die Untersuchungen zeigten jedoch, dass die antizipierte Techniknutzung die Unterstützung asynchroner Kooperationsformen voraussetzte. Aus diesem Grunde wurde technische Kompetenz für asynchrone Kooperation im Projekt organisiert und der Forschungsfokus unter Rücksprache mit den Anwendungspartnern und dem Projektträger entsprechend erweitert. Auf Grund des so geänderten Arbeitsauftrags wurde sich intensiv mit den exis-
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tieren Praktiken, den Zugang zu materiellen Ressourcen zu kontrollieren auseinandergesetzt. Des weitern wurden die im Feld vorherrschenden Vorstellung hinsichtlich einer Zugriffskontrolle auf elektronische Ressourcen in der Telekooperation näher analysiert. Dabei wurde zunächst versucht die Vorstellung in die Sprache gängiger Zugriffskontroll-Modelle zu übersetzen. Zwar war dies bis zu einen gewissen Grad möglich, jedoch wurde die eigentliche Intention so nicht vollständig erfasst. Aus diesem Grunde wurde die Vorstellung im Feld weder vorschnell unter in der Wissenschaft bekannten Kategorien subsumiert, noch einfach als ‚Critical Case’ (Yin 2003) für die Falsifikation eines Hypothesentest herangezogen. Vielmehr wurde versucht, die sich im Fall offenbarende Eigenständigkeit mit Hilfe rekonstruktionslogischer Analysemethoden sichtbar zu machen und auf Grundlage dessen ein erweitertes Modell der Zugriffskontrolle zu entwickeln (vgl.: Nett et al. 2005; Stevens u. Wulf 2002). Durch die Anwendung der Business Ethnography wurde also vermieden, dass an den praktischen Bedarfen der Anwendungspartner vorbei entwickelt wurde. Vielmehr konnte erst auf diese Weise aufgedeckt werden, dass vorherige Produktantizipationen unvollständig gewesen waren. Wäre streng entlang eines formalen Prozessmodells vorgegangen worden, hätte die Gefahr bestanden, dass ein nicht kontextgerechtes synchrones Werkzeug entwickelt worden wäre, dessen Praxisuntauglichkeit erst im Rahmen einer Evaluation am Projektende entdeckt worden wäre. Fast noch schlimmer als die so vergeudeten Ressourcen, wäre dabei aber die Tatsache gewesen, dass das Projekt nicht genutzt worden wäre, über das Besondere des Falls zu reflektieren und die erworbene Erfahrung anderen Projekten zugänglich zu machen.
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Resumee
Wenn (Baskerville u. Wood-Harper 1996) auf Probleme der Aktionsforschung in Technikentwicklungsprojekten verweisen, sollte diese Kritik ernst genommen werden. Die insbesondere in der Information Systems neuerdings propagierte Canonical Action Research scheint dabei der, von Frank (2006) konstatierten, methodischen und erkenntnistheoretischen Ausrichtung der (auch die Naturwissenschaften verkürzenden) „natural science as a model“ Tradition verhaftet zu sein. Folgt man demgegenüber dem Paradigma des „research through development“, scheint der im Wort ‚kanonisch’ steckende exklusive Anspruch auf wissenschaftliche Gültigkeit jedoch fraglich. Insbesondere für den Bereich, der an offenen Erkenn-
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tnis- und Entwicklungsprozessen orientierten Aktionsforschung stellt die vorgeschlagene Formalisierung des Forschungsprozesses und die Reduzierung auf Hypothesenprüfung keine geeignete methodische Verbesserung dar. Die Business Ethnography bemüht sich bereits vom Projektbeginn an um die Sicherung der Voraussetzungen zur Reflektierbarkeit des authentischen, situierten Einzelfalls, anhand dessen neue Erfahrungen gesammelt und mit den Projektpartnern auf das Verallgemeinerbare hin analysiert werden sollen. Sie hält es dafür für unnötig, die Forschungsfragen ex ante festzulegen und damit die Aktionsforschung statt als qualitatives Experiment als hypothesenprüfendes Feldexperiment anzulegen: statt auf einmalige ex-ante-Organisation der Forschung vertraut Business Ethnography auf die Möglichkeit, F&E-Prozesse prozessbegleitend reflexiv zu organisieren und entsprechende Erfahrungen durch Dokumentation des gemeinschaftlichen Reflektionsprozesses auch Außenstehenden nachvollziehbar werden zu lassen. Die Business Ethnography, für die die fortwährende Interpretation und Kommunikation der eigenen Rolle ein zentraler Teil ihrer Dokumentations- und Analysearbeit ist und die im Sinne reflexiver Professionalität auf ein praktisches Respektieren der Selbstorganisationsfähigkeit möglichst aller Akteure im Projekt abzielt, sieht in einer stärkeren Verankerung der von Baskerville selbst angegebenen Basismethoden (Hermeneutik, Dekonstruktion oder theoretisches Vergleichen) in die Aktionsforschung eine sinnvolle Alternative zu einer Verkürzung der Aktionsforschung auf ein hypothesenprüfendes Feldexperiment.
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Tabelle 1. Vergleich zwischen der Canonical Action Research und der Business Ethnography Canonical Action Research
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Rolle des Wissenschaft- ex-ante fixiert, formal dynamisch, Ergebnis von Aushandgeregelt lungsprozessen lers im Feld Forschungslogik Qualitätssicherende Strategien
induktiv, subsumtionslogisch Prozesss-orientiert, formale Standardisierung
hermeneutisch bzw. abduktiv, rekonstruktionslogisch7 Subjekt-orientiert, diskursive Validierung
Aus den unterschiedlichen Verständnis von Praxis und sich dort vollziehenden Entwicklungsprozessen ergeben sich gewichtige Differenzen, sowohl in der methodischen als auch praktischen Ausrichtung zwischen der Kanonischen Aktionsforschung und der Business Ethnography. Einige dieser Differenzen sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Insbesondere für eine an Innovation ausgerichtete Wirtschaftsinformatik scheint uns eine reflexive Aktionsforschung ein hohes Potential zu bieten. Diese für eine praxisnahe Organisations- und Technikentwicklung fruchtbar zu machen und methodisch weiterzuentwickeln, sehen wir als eine spannende Herausforderung für die Forschung und Lehre der Wirtschaftsinformatik an.
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Nachwort
Dieser Artikel („Business Ethnography – Aktionsforschung als Beitrag zu einer reflexiven Technikgestaltung)“ wurde auf der MKWI 2008 in Garching vorgestellt und diskutiert. Dabei stieß der Beitrag zum einen auf Interesse am praktischen Einsatz von Business Ethnography, zum andern auf Fragen danach, warum Business Ethnography auf zwei Ergebnisse abzielt (ein Produkt und eine Dokumentation): sollten beide in einem guten Design nicht in eins fallen?
Hinsichtlich des Vergleichs subsumtionslogischer versus rekonstruktionslogischer Forschung siehe (Oevermann 2000,2002). Bzw. zum wissenschaftstheoretischen Abduktion als einer Logik der Entdeckung siehe (Kelle 2007; Paavola 2004) 7
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Wir möchten diese Anmerkungen zum Anlass nehmen, im Hinblick auf beide Punkte einige Ergänzungen vorzustellen, beginnend beim praktischen Einsatz von Business Ethnography. Am einfachsten kann man Business Ethnography verstehen als ein projektbegleitendes partizipatives Verfahren, bei dem eine Planungsübereinkunft von Akteuren in einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt dadurch angereichert wird, dass diese in einem ersten Schritt in einzelne Sichten dekonstruiert, in einem zweiten analysiert, und in einem dritten Schritt von den Akteuren gemeinsam diskutiert und operationalisiert wird. Die Dekonstruktion als erster Schritt wird dabei in der Form von Interviews mit den Akteuren umgesetzt, in denen deren Sicht der Projektübereinkunft, aber auch Erwartungen, Wünsche und Befürchtungen in teilstrukturierten Interviews erhoben werden. Damit eine derartige „Enteignung des Wissens“ überhaupt möglich ist, müssen die Interviewten die Rolle der Interviewer (aner-) kennen, akzeptieren bzw. hinterfragen und mit ausgestalten. Dafür ist notwendig, dass diese Rolle in ihrer Bedeutung für das Projekt von Anfang an deutlich dargestellt wird – und dafür wiederum, dass es eine solche Bedeutung für das Projekt überhaupt gibt, dass die Rolle des Business Ethnographen also mit dem Projektziel verknüpft (also nicht bloß deskriptiv) angelegt ist. Die Interviews mit den Akteuren der Planungsübereinkunft können dabei durch ethnographische Beobachtungen angereichert werden. In der zweiten Phase werden die einzelnen Sichten zusammengefügt. Dazu wird auf der einen Seite die relevante formale Organisation nachmodelliert, zum anderen werden die Praktiken und Singularitäten unterhalb der expliziten formalen Organisation aufgenommen, die gemäß der Erfahrung der Interviewten als potentiell wichtig bei der Durchführung des Projekts gesehen werden. Dadurch basiert das entsprechende Gesamtbild auf der Summe der Einzelsichten, die aber als Multiperspektivität des Feldes zusammengestellt i.d.R. sowohl die Problemtiefe der Einzelsichten wie auch die der gemeinsamen Diskussionen übersteigen und daher den Beteiligten als Überraschendes, als verfremdetes Eigenes, gegenübertreten kann. Dazu müssen die Ergebnisse der Analysephase den Beteiligten jedoch zunächst auf einem Workshop oder einer vergleichbaren Veranstaltung präsentiert werden. Durch die sich daraus ergebende Diskussion kann zum einen die Business Ethnography validiert, zum andern aber von den Akteuren operationalisiert werden. Die kollektive Entscheidungsfindung erlaubt dabei die Wiederaneignung der durch die Analyse entfremdeten Projektwahrnehmung. Die Akteure selbst können aus der Summe der Teile (den Interviewergebnissen) so ein „Mehr“ machen, eine Konkretisierung bzw. Anpassung ihrer ursprünglichen Planungsübereinkunft.
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Elemente der Business Ethnography finden sich in gutem Projektmanagement vor allem im Forschungs- und Entwicklungsbereich. In der Business Ethnography werden diese Elemente jedoch systematisch und reflexiv organisiert. Aufgrund des situierten und diachronen Charakters der Business Ethnography kann sie Lernprozesse in F&E-Projekten anstoßen, dokumentieren und analysieren. Vergleicht man dies mit der Cartesischen Beschreibung wissenschaftlicher Analyse als Zerlegen von Problemen in atomare Teile, Lösung und Neusynthese, so besteht die Ähnlichkeit in der Abfolge der De- und Rekonstruktion. Doch auch der Unterschied ist aufschlussreich: bei Descartes kennt der Analytiker das Problem und damit dessen atomare Elemente, sucht nur nach einer Lösung, bei der Business Ethnography hingegen reflektiert er die gemeinsame Problemstellung. Damit trägt die Business Ethnography der Tatsache Rechnung, dass F&E-Prozesse insofern „Wissensarbeit“ darstellen, als darin oft interdisziplinäre Teams ihre jeweilige Expertise synthetisieren müssen. Deren Verständnis-, Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse können durch die Business Ethnography organisiert und dokumentiert werden. Entsprechende Expertenkooperation kann in der Praxis i.d.R. durchaus mit Phänomenen wie Entscheidungshierarchien, Zeitproblemen und Unvollständigkeit der Informationen umgehen, nicht jedoch mit einer prinzipiellen Überflüssigkeit der Expertise. Daher ist die „atomare Ebene“ für die Business Ethnography die individuelle Sicht der Beteiligten und deren darin wirksame Erfahrung, und zwischen De- und Rekonstruktion geht es entsprechend nicht allein um Lösungen für bereits bekannte Probleme, sondern um umfassende Analyse. Aus dem Vorgesagten ergeben sich auch Rückschlüsse für die Frage nach der Dualität der Ergebnisse (Produkt und Bericht) der Business Ethnography. Technikentwicklung als industrielle Massenproduktion zielt auf vollständig wiederholbare Fertigung von bekannten, normierbaren Produkten. Demgegenüber kann Auftragsproduktion auf die Erstellung einzigartiger, innovativer Produkte gerichtet sein. In beiden Fällen (wenn auch unterschiedlich) ist die Spezifikation eines bisher nicht bekannten und erprobten Produkts mit dem Problem konfrontiert, dass der Wirkzusammenhang über die Produktnutzung nur in Teilen vom Planer antizipiert werden kann (etwa in Rollenkonzepten o.ä.). Von daher wird der Wirkzusammenhang des Produkts auf den antizipierten Funktionszusammenhang der Produktantizipation verkürzt. Doch unerwartete Designimplikationen können sich im Nachgang – und außerhalb antizipierter Forschungsmethodik - herausstellen. Aus diesem Grunde spielen bei innovativen Produkten bekanntermaßen iterative Prozesse eine wichtige Rolle: mit ihrer Hilfe kann aus Fehlern gelernt und das eigene F&E-Projekt ggf. sinnvoll umorientiert werden. Busi-
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ness Ethnography unterstützt einen solchen Iterationsprozess (und könnte ad infinitum wiederholt und in evolutionäre Prozesse eingebracht werden), der dabei so organisiert wird, dass entsprechende Lernprozesse schnell und effektiv umgesetzt werden können. Damit kann Business Ethnography die Möglichkeit unerwarteter Handlungsfolgen nicht ausschalten, aber eine wissenschaftlich seriöse und produktive Umgangsweise dafür entwickeln und einen indirekten, aber zentralen Beitrag zum Produkt liefern. Business Ethnography versteht sich dabei als wissenschaftliche Methode. Von daher bescheidet sie sich nicht damit, einen produktrelevanten Lernprozess in einem F&E-Projekt mitorganisiert zu haben, sondern sieht ihre Aufgabe auch darin, diesen Lernprozess wissenschaftlich fruchtbar zu machen. Daher stellt sie ihre Dokumentation entsprechender Lernprozesse der scientific community zur Diskussion. Einerseits wird so praktisches Designwissen wissenschaftlich vermittel- und analysierbar, was der Praxisnähe der wissenschaftlichen Ausbildung zugute kommen kann. Umgekehrt kann dabei auch das initiale Projekt, dessen Lernprozesse wissenschaftlich rekonstruiert und analysiert wurden, durch die wissenschaftliche Diskussion angeregt und weiter entwickelt werden. Als Entwicklungsbeitrag hilft Business Ethnography also den Projektpartnern bei der Produktfindung und –Entwicklung, als Forschungsbeitrag rekonstruiert sie die dabei auftretenden Lernprozesse für die wissenschaftliche Öffentlichkeit. Damit ergibt sich die Dualität ihrer Ergebnisse (technisches Produkt und Bericht) aus dem Zusammenhang singulärer F&E-Projekte und der angestrebten Allgemeinheit wissenschaftlicher Erkenntnis. Business Ethnography versteht sich daher als eine mögliche Vermittlungsform zwischen der Mikroebene von F&E-Projekten und der Makroebene wissenschaftlicher Öffentlichkeit. Als solche beansprucht sie im Methodenpluralismus der Wissenschaft nicht, die Patentlösung für Technikentwicklung schlechthin, wohl aber, eine systematische beteiligungsbasierte wissenschaftliche Forschungskonzeption für innovative F&E-Projekte besonders im Bereich der Softwareentwicklung zu sein.
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Systematisierung von Evaluationsmethoden in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik
Christian Riege, Jan Saat, Tobias Bucher
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Einführung und Motivation
Unter dem Oberbegriff der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik1 wird gegenwärtig ein konsensfähiges Forschungsparadigma der Wirtschaftsinformatik diskutiert. Forschungsarbeiten, welche diesem Paradigma folgen, befassen sich vornehmlich mit der Konstruktion generischer Artefakte. Der hierfür notwendige Rahmen wird durch einen bestimmten Realweltausschnitt gebildet. Als eine notwendige Bedingung für die Auswahl dieses Realweltausschnitts gilt dessen Problemcharakter. Die Orientierung hin zu einer Problemlösung stellt ein konstituierendes Merkmal der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik dar. Im Gegensatz dazu befasst sich die behavioristische Forschung hauptsächlich mit der Erklärung von beobachtbaren Phänomenen der Realwelt (March u. Smith 1995; Hevner et al. 2004; Cao et al. 2006). Im Lichte wissenschaftstheoretischer Überlegungen verfolgt die Wirtschaftsinformatik sowohl ein Erkenntnisziel als auch ein Gestaltungsziel (vgl. bspw. Frank 1997; Heinrich 2000; Heinzl et al. 2001; Becker et al. 1
Die angloamerikanisch geprägte Disziplin „Information Systems“ und die deutschsprachige „Wirtschaftsinformatik“ unterscheiden sich in diversen Belangen. So weisen auch die Teilbereiche „Design Research in Information Systems“ und das deutschsprachige Pendant der „gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik“ aufgrund unterschiedlicher Forschungskulturen signifikante Differenzen auf. Diese Unterscheidung ist für die Betrachtung von Evaluationsmethoden jedoch weitestgehend unerheblich. Im Folgenden wird deshalb ausschließlich der Begriff der „gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik“ verwendet, auch wenn auf Arbeiten Bezug genommen wird, die der angloamerikanischen Schwesterdisziplin entstammen.
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2003). Erkenntnisziele heben auf das „Verständnis gegebener Sachverhalte“ ab, während Gestaltungsziele die „Gestaltung bzw. Veränderung bestehender und damit die Schaffung neuer Sachverhalte“ betreffen (Becker et al. 2003). Der Zusammenhang wird insofern deutlich, als dass die Erkenntnisgewinnung häufig den Ausgangspunkt für die Gestaltung, d. h. im Kontext der Wirtschaftsinformatik für die Konstruktion eines Artefakts, darstellt (vgl. vom Brocke 2003). Das konstruierte Artefakt selbst dient in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik dazu, ein bislang unzureichend geklärtes Realweltproblem zu lösen (Hevner et al. 2004). Ausgehend von diesem Verständnis besteht ein Erkenntnisziel bspw. in einer möglichst objektiven Interpretation des zugrunde liegenden Realweltausschnitts und der darauf aufbauenden Identifikation einer Forschungslücke. Weitere Beispiele sind die Identifikation von Kontext- und Projekttypen (vgl. bspw. Bucher et al. 2007) sowie empirische Untersuchungen wie die Identifikation von Erfolgsfaktoren (vgl. bspw. Klesse et al. 2005). Eine Übersicht vorrangiger Erkenntnisziele der Wirtschaftsinformatik findet sich in (Heinzl et al. 2001). Im Gegensatz dazu bestehen Gestaltungsziele in der adäquaten Konstruktion von Artefakten für die Problemlösung und den Einsatz in „Work Systems“ (Alter 2006). In der deutschsprachigen Wirtschaftsinformatik hat sich der Begriff „Informationssystem“ (IS) zur Bezeichnung derartiger Systeme „aus Menschen und Maschinen, die Informationen erzeugen und/oder benutzen und die durch Kommunikationsbeziehungen miteinander verbunden sind“ (Balzert 2000) etabliert (vgl. auch WKWI 2007). Artefakte, welche als Problemlösungskomponenten entwickelt werden, lassen sich u. a. einteilen in Modelle, Methoden, Konstrukte und Instanziierungen (March u. Smith 1995). Darüber hinaus verstehen einige Autoren (vgl. bspw. Greiffenberg 2003; Zelewski 2007) auch Theorien im Sinne eines Artefakts. Hier wird dem Charakter einer reifen Wissenschaft Rechnung getragen, die es vermag, Theorien zu schaffen. Gleichzeitig wird der Wunsch nach Generalisierbarkeit der Forschungsergebnisse dadurch unterstrichen. Auch die Betonung des generischen Charakters von Artefakten in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik spiegelt den Wunsch nach verallgemeinerbaren Erkenntnissen wider. In der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik werden die Erkenntnisgewinnung sowie die Konstruktion des Artefakts in einem Forschungsprozess zusammengeführt. Dieser verlangt u. a. nach einer Evaluation des konstruierten Artefakts (Frank 2000; Schütte 2000; Hevner et al. 2004). Die somit geforderte Überprüfung von Forschungs- und Projektergebnissen ist auch über die gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik hinaus Gegenstand zahlreicher Diskussionen (vgl. bspw. Heinrich u. Häntschel 2000).
Systematisierung von Evaluationsmethoden in der Wirtschaftsinformatik
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In der Literatur finden sich dazu verschiedene Forschungsprozesse, die jeweils stark aufeinander aufbauen. So schlagen (March u. Smith 1995) vor, zwischen den vier Forschungsaktivitäten „Build“, „Evaluate“, „Theorize“ und „Justify“ zu differenzieren. Die „Build“-Phase bezieht sich auf die Konstruktion von Artefakten, während sich die „Evaluate“-Phase mit der Formulierung von Evaluationskriterien und dem Abgleich des Artefakts gegen diese Kriterien befasst. In den Phasen „Theorize“ und „Justify“ werden Erklärungsansätze entwickelt und überprüft, warum ein entwickeltes Artefakt für den Einsatz unter bestimmten Bedingungen geeignet oder ungeeignet ist und wie es sich unter diesen Bedingungen verhält (March u. Smith 1995). Analog dazu unterscheiden (Rossi u. Sein 2003) die Forschungsaktivitäten „Identify a need“, „Build“, „Evaluate“, „Learn“ und „Theorize“. Die Inhalte der vier letztgenannten Aktivitäten entsprechen in weiten Teilen dem von (March u. Smith 1995) vorgeschlagenen Vorgehen. Zusätzlich betonen (Rossi u. Sein 2003) jedoch explizit die Erfordernis der Identifikation einer geeigneten Forschungslücke, was in unserer Terminologie einem Erkenntnisziel entspricht. (vom Brocke u. Buddendick 2006) stellen im Rahmen der „Identify“-Phase ebenfalls auf diesen Sachverhalt ab und unterscheiden weiterhin die fünf Phasen „Build“, „Document“, „Select“, „Evaluate“ und „Communicate“. (Hevner et al. 2004) betonen insbesondere den Dualismus der beiden Phasen „Develop/Bulild“ und „Justify/Evaluate“. Neben der Ableitung der Forschungslücke und der Konstruktion der Artefakte ist deren Evaluation folglich ein zentraler Schritt in allen vorgenannten Forschungsprozessen. Vielfach wird derzeit das schwache forschungsmethodische Bewusstsein innerhalb der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik diskutiert (vgl. bspw. Schauer u. Frank 2007). Hierbei werden auch Überlegungen einbezogen, welche das Vorgehen und die Annahmen bezüglich der Evaluation der konstruierten Artefakte thematisieren. Insbesondere in der angloamerikanischen IS-Forschung wird die explizite Offenlegung der Forschungsmethodik gefordert, um transparente und nachvollziehbare Forschungsergebnisse zu generieren (Travis u. Venable 1996; Schauer u. Frank 2007). Im Umfeld der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik fokussiert dieses Bestreben insbesondere auf den Nachweis der Relevanz durch eine geeignete Evaluation der Forschungsergebnisse. Dem vorliegenden Beitrag liegt folgende Forschungsfrage zugrunde: „Wie wird in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik der Forderung nach Evaluation der Forschungsergebnisse vor dem Hintergrund des Dualismus von Erkenntnisziel und Gestaltungsziel entsprochen?“. Demzufolge liegt das Ziel des vorliegenden Beitrags zum einen in der Unterscheidung zweier Ansätze zur Evaluation in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik – der „Evaluation gegenüber der identifizierten For-
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Christian Riege, Jan Saat, Tobias Bucher
schungslücke“ und der „Evaluation gegenüber der Realwelt“. Zum anderen werden bekannte und vielfach eingesetzte Evaluationsmethoden nach ihrer Verwendung systematisiert, indem sie den beiden Ansätzen zugeordnet werden. Dieser Beitrag gliedert sich wie folgt: Zunächst wird in Kapitel 2 die Bedeutung der Evaluation im Forschungsprozess der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik behandelt. In Kapitel 3 wird die Unterscheidung der beiden Evaluationsansätze „Evaluation gegenüber der identifizierten Forschungslücke“ und „Evaluation gegenüber der Realwelt“ vorgenommen. Darauf aufbauend wird in Kapitel 4 die gegenwärtige Evaluationspraxis anhand von vier beispielhaft ausgewählten Publikationen untersucht und die verwendeten Methoden anhand der zwei Evaluationsansätze systematisiert. In Kapitel 5 werden die Ergebnisse zusammengefasst und weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt.
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Evaluation in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik
Evaluation kann allgemein charakterisiert werden als systematische Tätigkeit, welche in zweck- und zielgerichteter Form die Bewertung einer Sache vornimmt (Wottawa u. Thierau 1990; Sanders 2000). Es werden somit Aussagen zum Wert bzw. Nutzen eines Evaluationsgegenstandes getroffen (Wottawa u. Thierau 1990; Sanders 2000). Hierzu bedient sich die Evaluation wissenschaftlich-empirischen Methoden und Verfahren anhand offen gelegter Kriterien (Stockmann 2006). Auch stellt die Evaluation keinen Selbstzweck dar. Sie ist nicht ausschließlich dem Erkenntnisinteresse gewidmet, sondern soll einen praktischen Nutzen stiften, indem sie Wirkungen dokumentiert und somit Entscheidungsvorlagen bietet (Stockmann 2006). Ferner sind im Rahmen der Evaluation notwendige Daten und Informationen mit angemessenem Aufwand zu erheben (Wottawa u. Thierau 1990). Für die anwendungsorientierte Forschung werden in diesem Zusammenhang zentrale Fehlerquellen identifiziert. So wird die Bedeutung von Methoden für die Durchführung der Evaluation u. a. betont durch denkbare Fehler bei der Informationssammlung, -aufbereitung und bei Schlussfolgerungen (Kromrey 2006). In der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik spiegelt sich diese Bedeutung in den vorgeschlagenen Forschungsprozessen wider. Unter dem Begriff der Evaluation wird hier die Bewertung von materiellen oder immateriellen Objekten unter Berücksichtigung der jeweiligen Zielstellung verstanden (vgl. House 1993; Frank 2000; Heinrich 2000). Als Evaluati-
Systematisierung von Evaluationsmethoden in der Wirtschaftsinformatik
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onsgegenstand wird das konstruierte Artefakt erachtet. Das Evaluationsziel besteht darin, eine fundierte Entscheidung dahingehend zu ermöglichen, inwiefern das Artefakt geeignet ist, die zugrunde gelegte Problemklasse zu adressieren. Die Evaluation ist damit insofern Bestandteil der o. g. Forschungsprozesse, als dass ein konstruiertes, nicht evaluiertes Artefakt noch kein valides Forschungsergebnis repräsentiert. Weiterhin soll die Evaluation in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik durch das Bemühen nach Objektivität gekennzeichnet sein (vgl. Frank 2000; Heinrich 2000). Objektivität kann hier als Gradmesser verstanden werden, der die intersubjektive Nachprüfbarkeit des Evaluationsergebnisses durch die Offenlegung von Evaluationsmethode und Evaluationsmerkmalen angibt (Stockmann 2006). Hierbei sollen Evaluationsmerkmale und Evaluationsmethoden verwendet werden, deren Angemessenheit im Rahmen des Forschungsprozesses begründet werden kann (vgl. House 1993; Frank 2000). Bereits die Wahl der Evaluationsmerkmale hat einen Einfluss auf das Evaluationsergebnis und damit auf die geforderte Objektivität (vgl. Siau u. Rossi 1998; Frank 2000). Es wird deutlich, dass auch die Nutzenbewertung abhängig ist von den gewählten Evaluationsmerkmalen (Stockmann 2006). Eine mögliche Synthese verschiedener Strukturierungsansätze für Evaluationsmerkmale liefert (Venable u. Travis 1996) am Beispiel der Evaluation von Sprachen zur Modellierung von Informationssystemen. Vor dem Hintergrund der Interdependenzen von Erkenntnisziel und Gestaltungsziel der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik ergibt sich auch für die Evaluation die Notwendigkeit, Evaluationsmerkmale zu explizieren, welche sowohl den Erkenntnisprozess als auch den Gestaltungsprozess abdecken. Die Ausprägungen von Evaluationsmerkmalen werden mithilfe von Evaluationsmethoden ermittelt. In der Literatur wird eine breite Auswahl an Evaluationsmethoden beschrieben (vgl. u.a. Siau u. Rossi 1998; Hevner et al. 2004; Baskerville et al. 2007; Hevner 2007). Hierzu gehören beispielsweise Fallstudien, Feldstudien, Laborexperimente, Feldexperimente, Umfragen, Simulationen, Action Research, merkmals- und/oder modellbasierte Vergleiche sowie die Erstellung von Prototypen und deren praktischer Einsatz. Eine detaillierte Darstellung der einzelnen Evaluationsmethoden erfolgt in Kapitel 4. Die Vorgaben zur Evaluation von Forschungsergebnissen in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik sind nicht frei von Kritik. So wird etwa konstatiert, dass unterschiedliche Forschungszielstellungen eine unterschiedliche Gewichtung der Evaluation nach sich ziehen (Zelewski 2007). Der geforderten Evaluation (Hevner et al. 2004) wird somit der Wunsch nach allgemeingültigen Evaluationsstandards im Sinne rationaler wissenschaftlicher Praxis vorangestellt. Dies unterstützt nicht zuletzt eine
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Christian Riege, Jan Saat, Tobias Bucher
„faire“ Verteilung von Publikationsmöglichkeiten und Drittmitteln (Zelewski 2007). Die Evaluationsforschung in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik schlägt verschiedene Strukturrahmen zur Einordnung von Evaluationsmethoden vor. So bedienen sich (Travis u. Venable 1996) eines Rahmens, welcher die Dimensionen „empirische Evaluation“, „experimentelle Evaluation“ und „theoriebasierte Evaluation“ unterscheidet. Der Bezugsrahmen nach (Fettke u. Loos 2004) systematisiert Evaluationsmethoden anhand der gewählten Forschungsmethode und der Herleitung der Qualitätskriterien. Hierbei werden die Forschungsmethoden nach „empirisch“ und „analytisch“ differenziert, während bei der Herleitung der Qualitätskriterien zwischen „ad hoc“ und „theoriegeleitet“ unterschieden wird. Eine Matrix mit der Gegenüberstellung von Artefakttypen und entsprechenden Qualitätsaspekten findet sich bei (Niehaves 2006). Hierbei werden die Evaluationsdimensionen „Structure of the artifact“, „Evaluation criteria“ und „Evaluation approach“ eingeführt. (Siau u. Rossi 1998) unterscheiden in einer Untersuchung von Evaluationsmethoden für Modelle zwischen empirischen und nicht-empirischen Verfahren und geben Hinweise, wann welche Methoden geeignet sind. Die für die Evaluation existierenden Ordnungsrahmen und Methoden differenzieren derzeit jedoch nicht hinsichtlich des Bezugspunkts der Evaluation. Diese Unterscheidung wird im Folgenden eingeführt.
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Unterscheidung der Evaluationsansätze
Als Teilprozess findet sich die Evaluation in allen hierzu vorgeschlagenen Forschungsprozessen wieder. Die Auswahl der Evaluationsmerkmale sowie der Evaluationsmethode wiederum wird als entscheidend für das Evaluationsergebnis charakterisiert. Die Unterscheidung nach Erkenntnisziel und Gestaltungsziel muss sich sinngemäß auch im Ansatz zur Evaluation von Forschungsergebnissen widerspiegeln. Es gilt, sowohl die Korrektheit der identifizierten Forschungslücke als auch die Gültigkeit der Artefaktkonstruktion an sich zu bewerten. Hier wird auf den Anspruch Bezug genommen, Evaluation solle den Nutzen des Forschungsergebnisses nachweisen (Stockmann 2006). Da sich die Artefaktkonstruktion auf ein erkanntes Realweltproblem beruft, kann der Nutzennachweis – also die Lösung – in erster Linie im Realwelteinsatz erbracht werden. Für die Evaluation lassen sich demzufolge grundsätzlich drei Ansätze unterscheiden, die in Abb. 1 dargestellt sind.
Systematisierung von Evaluationsmethoden in der Wirtschaftsinformatik
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Evaluationsansatz 2
Nützliche Lösung
Problemlösung
Evaluationsansatz 3
Realwelt (ausschnitt)
Lösungskandidat Evaluationsansatz 1
Forschungslücke
Abstraktionsebene Evaluation
Artefakt Abstraktionsebene Gestaltung
Erkenntnisziel
Gestaltungsziel Abstraktionsebene Wissenschaftstheorie (Ziel)
Abb. 1. Bezugspunkte für die Evaluation in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik
Die Darstellung orientiert sich hierbei an der Sequenz, welche aussagt, dass das Erkenntnisziel dem Gestaltungsziel logisch vorausgeht (vom Brocke 2003). Die Evaluation des Artefakts als Problemlösung, also des erreichten Gestaltungsziels, kann einerseits gegenüber dem Erkenntnisziel, d. h. gegenüber der identifizierten Forschungslücke, und andererseits gegenüber dem Realweltausschnitt erfolgen. 1. Das Artefakt wird gegen die identifizierte Forschungslücke evaluiert: Das Artefakt wird hinsichtlich seiner korrekten Konstruktion auf Basis feststehender bzw. zuvor aufgestellter Anforderungen geprüft. Es erfolgt kein Einsatz unter Realweltbedingungen. Die Korrektheit der abgeleiteten Forschungslücke bleibt bei diesem Vorgehen unreflektiert. 2. Das Artefakt wird gegen die Realwelt (bzw. gegen einen Ausschnitt aus der Realwelt) evaluiert: Dies erfolgt durch den Einsatz der konstruierten Problemlösung unter Realweltbedingungen. Dabei wird offenbar, ob die Problemlösung tatsächlich den ihr zugedachten Nutzen zu stiften vermag. Die Adäquatheit der Forschungslücke wird impliziert reflektiert. 3. Die Forschungslücke wird gegen die Realwelt evaluiert. Dieser Ansatz ist im Kontext der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik von untergeordneter Bedeutung und wird vor allem im Behaviorismus adressiert. Beispielhaft seien hier statistische Gütemasse für die Repräsentativität von Forschungsergebnissen genannt (vgl. dazu Kromrey 2006). Die getroffene Unterscheidung von Erkenntnisziel und Gestaltungsziel findet in der Diskussion von Evaluationsmethoden bis dato keinen Eingang. Forschungsbedarf ergibt sich weiterhin aufgrund der Tatsache, dass
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Christian Riege, Jan Saat, Tobias Bucher
existierende Strukturrahmen derzeit nicht im Sinne der genannten Merkmale unterscheiden. Dies ist umso auffälliger, da stets die Unterscheidung von Erkenntnisziel und Gestaltungsziel sowie die Bedeutung adäquater Evaluationsmerkmale für die Aussagekraft des Evaluationsergebnisses betont werden. Gemäß einer Umfrage (Heinzl et al. 2001) ist die Verprobung der Forschungsergebnisse in der Praxis der wichtigste Indikator für die Güte des Erkenntniszieles/Forschungslücke. Aktualität erfährt diese Auseinandersetzung zudem durch die Diskussion um die Rolle der Evaluation in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik. Um die Bedeutung der Thematik für die Forschungspraxis zu erfassen, muss untersucht werden, ob sich die theoriegeleitete Unterscheidung der Evaluationsansätze in aktuellen anwendungsorientierten Publikationen wiederfinden lässt. Die erwähnte fehlende Explikation durch bestehende Strukturrahmen der Evaluationsforschung legt den Schluss nahe, dass diese Unterscheidung in anwendungsorientierten Publikationen allenfalls implizit getroffen wird. Im Ergebnis soll eine Systematisierung von Evaluationsmethoden erstellt werden, anhand derer die Verwendung von Evaluationsmethoden für die beiden Ansätze („Evaluation gegen Forschungslücke“ und/oder „Evaluation gegen Realwelt“) ersichtlich wird. Nicht zuletzt soll ein Beitrag zur Diskussion der Evaluation bzw. ihrer Gewichtung und Ausgestaltung in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik geleistet werden.
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Systematisierung von Evaluationsmethoden
Im folgenden Abschnitt wird die Verwendung von Evaluationsmethoden in aktuellen Publikationsprojekten anhand von Fallbeispielen untersucht. Hierbei wird insbesondere auf die in Kapitel 3 eingeführte Unterscheidung der Evaluationsansätze „Evaluation gegen Forschungslücke“ und „Evaluation gegen Realwelt“ fokussiert. Nach kurzer Darstellung von Zielstellung und Vorgehensweise in Kapitel 4.1 erfolgt in Kapitel 4.2 die Untersuchung der Publikationen in Hinblick auf Evaluationsmethode und Evaluationsansatz. In Kapitel 4.3 werden die Untersuchungsergebnisse systematisiert. 4.1
Zielstellung und Vorgehensweise
Die Darstellung der Fallbeispiele soll über folgende Fragen Aufschluss geben: 1. Welche Evaluationsmethoden werden im Zusammenhang mit welchem der unterschiedenen Ansätze zur Evaluation verwendet?
Systematisierung von Evaluationsmethoden in der Wirtschaftsinformatik
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2. Lassen sich Muster im Sinne einer Systematisierung erkennen? Hierbei soll explizit nicht das Evaluationsverhalten der untersuchten Autoren bewertet werden. Vielmehr hat dieser Beitrag zum Ziel, Erkenntnisse zur unterschiedlichen Nutzung der genannten Ansätze zu gewinnen, ohne dabei eine Wertung vorzunehmen. Die untersuchten Arbeiten wurden nach folgenden Gesichtspunkten ausgewählt: Zum einen wurden Arbeiten identifiziert, die dem gestaltungsorientierten Paradigma der deutschsprachigen Wirtschaftsinformatik folgen, um eine möglichst homogene Forschungskultur der Autoren sicherzustellen. Da die Evaluation eines Forschungsprojekts per se eine gewisse Grundausstattung an Ressourcen, insbesondere Zeit, erfordert, wurden ausschließlich umfangreiche Publikationsprojekte in Gestalt von Dissertationen und Habilitationsschriften betrachtet. Um neueren Entwicklungen des gestaltungsorientierten Paradigmas Rechnung zu tragen, wurden Arbeiten ausgewählt, die im Zeitraum von 2005 bis 2007 entstanden sind. 4.2
Fallbeispiele zur Nutzung von Evaluationsmethoden
In diesem Abschnitt wird ein kurzer Überblick über die Nutzung von Evaluationsmethoden in den Publikationen (vom Brocke 2006), (Gehlert 2006), (Braun 2007) und (Klesse 2007) gegeben. Die Dissertation von (Gehlert 2006) befasst sich mit der Migration fachkonzeptueller Modelle. Die Evaluation erfolgt in drei Schritten. Die Funktionsfähigkeit der Methode wird anhand eines Beispiels demonstriert. Eine Fallstudie, die die Umsetzung der Methode zeigt, wird nicht durchgeführt. Die Machbarkeit („Proof of Concept“) wird durch die Implementierungen der Algorithmen in einem Prototyp gezeigt. Als dritte Stufe der Evaluation wird überprüft, ob das Entwurfsartefakt über Eigenschaften verfügt, welche dieses in Gegenüberstellung zu einer Menge von Vergleichsobjekten als nützlicher charakterisieren. Hierzu wird die Evaluationsmethode des merkmalbasierten Vergleichs benutzt. Die Evaluation erfolgt ausschließlich gegen die Forschungslücke. In der Habilitationsschrift von (vom Brocke 2006) wird eine Methode für das serviceorientierte Prozesscontrolling entwickelt. Die Konstruktion dieses Artefakts fußt auf dem Erkenntnisziel der Konzeption eines serviceorientierten Prozessmanagements, welches im ersten Teil der Arbeit entwickelt wird. Die Evaluation der Methode erfolgt in zwei Teilen. Zunächst wird ein Demonstrationsbeispiel aufgezeigt, indem die Methode in einer fiktiven Unternehmung in verschiedenen Anwendungsfällen (Wirtschaftlichkeitsrechung in den Entscheidungssituationen „Outsourcing“, „Networking“ und „Integration“) dargestellt wird. Weiterhin wird die Entwick-
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lung eines Prototyps dargestellt, wodurch die technische Umsetzbarkeit demonstriert werden konnte. Sowohl das Demonstrationsbeispiel als auch der Prototyp werden im Internet zur Diskussion gestellt und unterliegen geplanter Weiterentwicklung. Auch in dieser Arbeit wird das konstruierte Artefakt ausschließlich auf Basis der Forschungslücke evaluiert. Die Dissertation von (Braun 2007) befasst sich mit der Weiterentwicklung einer bestehenden Methode zu einem Ansatz für die Modellierung der Unternehmensarchitektur. Dieser Ansatz wird mithilfe eines Metamodellierungswerkzeuges implementiert. Dieser Prototyp ist in der Arbeit nicht expliziter Bestandteil der Evaluation, sondern Gegenstand der Gestaltungsaufgabe. Da die prototypische Implementierung des Ansatzes bereits die Machbarkeit widerspiegelt, wird der Prototyp vorliegend implizit als Teil der Evaluation gewertet. Die explizite Evaluation erfolgt in dieser Arbeit in drei Teilschritten. Im Rahmen einer Fallstudie wird der konstruierte Prototyp in einem Unternehmen zur Anwendung gebracht. Ein metamodellbasierter Vergleich mit bestehenden Ansätzen stellt den zweiten Teil der Evaluation dar. Drittens erfolgt eine natürlichsprachliche und merkmalbasierte Evaluation, die ebenfalls aus Gegenüberstellung und Vergleich mit bisherigen Arbeiten besteht. In dieser Arbeit erfolgt die Evaluation sowohl gegen die Realwelt als auch gegen die Forschungslücke. In der Dissertation von (Klesse 2007) werden ein Modell und eine Methode für die Leistungsverrechnung im Data Warehousing entwickelt. Die Evaluation der Methode erfolgt als Beurteilung des Konstruktionsergebnisses hinsichtlich der Erfüllung von zuvor abgeleiteten sachbezogenen Methodenanforderungen und entspricht damit in weiten Teilen einer merkmalbasierten Evaluation. Weiterhin wird das fiktive Konstruktionsbeispiel, anhand dessen die Methodenentwicklung illustriert wurde, hinsichtlich der Erreichung von zuvor definierten Zielen für Verrechnungssysteme beurteilt. Die Validität des Methodenvorschlags wird durch drei Eigenschaften (die Methode erzeugt ein den Anforderungen genügendes Ergebnis, ist in weiten Teilen praxiserprobt und auf ein in der Praxis weit verbreitetes Szenario zugeschnitten) begründet. (Klesse 2007) evaluiert ausschließlich gegenüber der Forschungslücke. Keine der untersuchten Publikationen thematisiert in ihrer Auswahl der Evaluationsmethoden die in Kapitel 3 getroffene Unterscheidung von Evaluationsansätzen.
Systematisierung von Evaluationsmethoden in der Wirtschaftsinformatik 4.3
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Systematisierung
In diesem Abschnitt werden die genannten Evaluationsmethoden erklärt und den vorgestellten Evaluationsansätzen zugeordnet. Weiterhin werden Beispielanwendungen aufgezeigt. Die Evaluation eines Artefakts kann durch ein Demonstrationsbeispiel erfolgen. Hierbei kann beispielsweise ein fiktives Unternehmens kreiert werden, welches das konstruierte Artefakt für bestimmte Anwendungsszenarien nutzt. Daraus lassen sich im Rahmen dessen, welchen fiktiven Einflussfaktoren das Unternehmen ausgesetzt ist und inwiefern diese Bedingungen realitätsnah sind, Aussagen zum Einsatz des Artefakts machen. Bei einer derartigen Vorgehensweise können in der Regel nicht alle Einflussfaktoren der Realwelt berücksichtigt werden – die Evaluation gegen Forschungslücke kann jedoch mit dieser Methode erfolgen. Die Konstruktion eines Prototyps als Vorabversion eines Anwendungssystems demonstriert die generelle Umsetzbarkeit von Anforderungen. Da diese Anforderungen theoretisch frei von Praxiseinfluss sein können, ist die reine Konstruktion eines Prototyps als Evaluationsmethode im Sinne des Ansatzes gegen die Forschungslücke einzustufen. Beim Einsatz eines Prototyps in einer Zielumgebung – etwa in einem Anwenderunternehmen – wird darüber hinaus eine Evaluation gegen die Realwelt ermöglicht. Der merkmalbasierte Vergleich als Evaluationsmethode sieht vor, dass vor Erstellung des Artefakts eine Checkliste mit bestimmten Eigenschaften erstellt wird, die nach dem Konstruktionsprozess mit den Eigenschaften des Artefakts verglichen wird (Siau u. Rossi 1998). Diese Methode eignet sich, um die Evaluation gegen die Forschungslücke durchzuführen. Der metamodellbasierte Vergleich stellt das Metamodell des konstruierten Artefakts einem so genannten Master-Metamodell gegenüber. Hierdurch können beispielsweise Vollständigkeit und Redundanzfreiheit (Fettke u. Loos 2004) sowie Verständlichkeit, Effizienz und Effektivität (Brinkkemper 1996) des Ansatzes überprüft werden. Als MasterMetamodell kann hierbei eine Komposition von verschiedenen relevanten Modellen dienen (Rosemann 1995). Ebenso wie der merkmalbasierte Vergleich kann der metamodellbasierte Vergleich zur Evaluation gegen die Forschungslücke verwendet werden. Da keine Aussage darüber getroffen werden kann, inwieweit die einbezogenen Metamodelle bzw. die Checkliste mit Eigenschaften, die zum Vergleich mit dem konstruierten Artefakt herangezogen werden, Realweltbestimmungen widerspiegeln, sind beide Methoden nicht für die Evaluation gegen die Realwelt geeignet. Bei der Evaluation durch Simulation wird das Verhalten des Artefakts formal in einem Modell abgebildet, während Umweltzustände durch bestimmte Modellparameter nachgestellt werden. Hierbei lassen sich die Er-
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Christian Riege, Jan Saat, Tobias Bucher
kenntnisse sowohl durch die Modellkonstruktion selbst als auch durch Beobachtungen der endogenen und exogenen Modellgrößen gewinnen (Wilde u. Hess 2007). Werden die Modellparameter in einer Art Laborumgebung definiert, können die gewonnenen Erkenntnisse dazu dienen, ein Artefakt gegen die definierte Forschungslücke zu evaluieren. Unter bestimmten Vorraussetzungen können die Simulationsbedingungen der realen Einsatzumwelt des Artefakts und damit dem Ansatz Evaluation gegen die Realwelt entsprechen. Mittels Umfragen werden Menschen per Fragebogen nach Meinungen, Erfahrungen und Empfindungen gefragt (Kromrey 2006). Die Ergebnisse können mit statistischen Mitteln ausgewertet werden, um somit Hypothesen iterativ aufzubauen, zu bestätigen oder zu widerlegen (Siau u. Rossi 1998). Die Tauglichkeit der Umfrage als Evaluationsmethode hängt maßgeblich von Qualität und Quantität der Befragten ab. Unter bestimmten Vorrausetzungen können auch Umfragen für die Evaluation eines Artefakts gegenüber der Realwelt zum Einsatz kommen. Beispielsweise bedeutet dies, dass die zum Zwecke der Identifikation der Forschungslücke befragten Personen nicht nochmals für die Evaluation des Konstruktionsergebnisses herangezogen werden. Bei dem Laborexperiment werden Kausalzusammenhänge in kontrollierter Umgebung untersucht. Hierzu werden beispielsweise Variablen bei wiederholten Tests geändert, um so die Wirkung der Änderungen zu messen (Siau u. Rossi 1998). Die Laborumgebung verhindert den Einsatz und die Evaluation eines Artefakts in Realweltbedingungen, kann jedoch die Umgebung für eine Evaluation gegen die Forschungslücke darstellen. Das Laborexperiment dient häufig als Vorstufe zum Feldexperiment, da das gewünschte Verhalten eines Artefakts nur extern (im „Feld“) bestehen kann, wenn es intern (im „Labor“) besteht (Jarvenpaa 1988). Im Gegensatz zum Laborexperiment findet ein Feldexperiment unter „natürlichen“ Bedingungen statt. Hierdurch sind die Umgebungsvariablen wesentlich schwieriger zu beeinflussen (Wilde u. Hess 2007). Ein Feldexperiment ist somit für beide genannten Evaluationsansätze geeignet. Bei der Aktionsforschung arbeiten Wissenschaftler und Praktiker gemeinsam an einem Praxisproblem (Siau u. Rossi 1998). Hierbei werden mehrere Zyklen aus Analyse, Aktions- und Evaluationsschritten durchlaufen (Wilde u. Hess 2007). Die Evaluation kann also nicht nur auf Basis der identifizierten Forschungslücke, sondern auch im betrieblichen Umfeld unter Realweltbedingungen erfolgen. fasst die Ausführungen zusammen. Hierzu werden die genannten Evaluationsmethoden systematisiert, indem sie den Evaluationsansätzen „Evaluation gegen Forschungslücke“ und/oder „Evaluation gegen Realwelt“ zugeordnet werden. Die untersuch-
Systematisierung von Evaluationsmethoden in der Wirtschaftsinformatik
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ten Fallbeispiele werden hierbei den Methoden und Ansätzen zugeordnet. Zusätzlich sind weitere Beispielanwendungen angegeben. Tabelle 1. Systematisierung der in ausgewählten Publikationen zur Anwendung kommenden Evaluationsmethoden und Zuordnung zu den identifizierten Evaluationsansätzen
Evaluationsmethoden
Evaluationsansatz Evaluation gegen Evaluation geForschungslücke gen Realwelt
Beispielanwendung
Demonstrationsbeispiel
z
{
(vom Brocke 2006), (Gehlert 2006), (Klesse 2007)
Konstruktion eines Prototyps
z
{
(vom Brocke 2006), (Gehlert 2006), (Braun 2007)*
Anwendung eines Prototyps
z
z
(Braun 2007)
Merkmalbasierter Vergleich
z
{
Metamodellbasierter Vergleich
z
{
(Braun 2007)
Simulation
z
(König u. Weitzel 2003)**
Umfrage
z
(Gemino u. Wand 2003)**, (Klesse et al. 2005)**
z z
{ z
(Batra et al. 1990)**
z
z
(Grütter et al. 1998)**, (Schwinn 2006)**
Laborexperiment a Feldexperiment
b
Aktionsforschung Legende: z { * **
(Gehlert 2006), (Braun 2007), (Klesse 2007)
(Braun 2007)
Evaluationsmethode für Ansatz geeignet Evaluationsmethode für Ansatz unter bestimmten Annahmen geeignet Evaluationsmethode für Ansatz nicht geeignet nicht explizit Teil der Evaluation Arbeit nicht explizit der gestaltungsorientierten WI zugeordnet
a durchgeführt unter kontrollierten Bedingungen, etwa der Test des Prototyps durch den Entwickler b durchgeführt unter realitätsnahen Bedingungen, etwa der Softwaretest in einem real existierenden Unternehmen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich alle hier untersuchten Evaluationsmethoden für die Evaluation eines Artefakts gegen die zugrunde gelegte Forschungslücke eignen. Hingegen lässt sich das Artefakt hinsichtlich seiner korrekten Konstruktion auf Basis erhobener Anforderungen nur durch die Durchführung von Feldexperimenten, bspw. durch
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Christian Riege, Jan Saat, Tobias Bucher
die Anwendung eines Prototyps in einem betrieblichen Umfeld, evaluieren. Dies gilt analog für weitere Ausprägungen der Aktionsforschung. Hingegen sind Simulation und Umfragen nur bedingt für die Evaluation gegen die Realwelt geeignet.
5
Zusammenfassung und Ausblick
Die vorgestellte Systematisierung offenbart, dass die Evaluation von Artefakten bislang weitestgehend auf den Abgleich mit der identifizierten Forschungslücke abzielt. Der Evaluation gegen die Realwelt, genauer dem Nachweis der Gültigkeit des Konstruktionsprozesses, wird von der Mehrzahl der Autoren augenscheinlich weniger Bedeutung beigemessen. Als mögliche Begründungen für dieses Vorgehen lassen sich folgende Erklärungsansätze aufzeigen: 1. Die Evaluation als integraler Bestandteil der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik ist eine vergleichsweise junge Herausforderung. Nicht zuletzt haben (Hevner et al. 2004) dieser Entwicklung den Weg bereitet. Aufgrund fehlender „Best Practices“ im Umgang mit Evaluationsmethoden wurde die Unterscheidung zwischen den beiden Evaluationsansätzen bisher nicht explizit getroffen. 2. Für den Forschungsprozess stehen dem Forschenden nur Ressourcen in beschränktem Umfang zur Verfügung. Dem Faktor Zeit kommt insofern besondere Bedeutung zu, als dass die Evaluation gegenüber der Realwelt mehr Zeit beansprucht als die Evaluation gegenüber der Forschungslücke. Dies führt dazu, dass Forschende kaum motiviert werden, die Evaluation auch gegen die Realwelt zu führen, da in diesem Fall potenzielle Publikationsmöglichkeiten nur einschränkt wahrgenommen werden können. 3. Die Evaluation von Artefakten gegen die Realwelt setzt voraus, dass ein betriebliches Umfeld für die Anwendung der Konstruktionsergebnisse zugänglich ist und dass sich Organisationen als Evaluationspartner während des gesamten Forschungsprozesses beteiligen. Trotz der gegenwärtig geringen Verbreitung von Evaluationsmethoden, die auf den Abgleich mit der Realwelt abzielen, erscheint die Berücksichtigung beider Evaluationsansätze erstrebenswert. Sie ermöglicht es, sowohl das Erkenntnisziel als auch das Gestaltungsziel in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik im Rahmen der Evaluation differenziert zu berücksichtigen. Darüber hinaus wird die Identifikation von potenziellen Fehlern im Gestaltungsprozess, welche bei der Evaluation zutage treten können (Baskerville et al. 2007), erleichtert. Ein Artefakt besitzt im besten
Systematisierung von Evaluationsmethoden in der Wirtschaftsinformatik
83
Fall sowohl gegenüber der Forschungslücke als auch gegenüber der Realwelt Gültigkeit. Ein Artefakt kann jedoch auch im Einsatz gegenüber der Forschungslücke und/oder im Realwelteinsatz scheitern. In einem solchen Fall bietet die vorgenommene Systematisierung erste Hinweise darauf, ob bei der Identifikation der Forschungslücke oder bei der Konstruktion des Artefakts Fehler unterlaufen sind. Ebenso unterstützt die vorgeschlagene Unterscheidung die Transparenz bei der Evaluation von Forschungsergebnissen. Die vorgeschlagene Systematisierung von Evaluationsmethoden und Evaluationsansätzen versteht sich als Beitrag zur Diskussion der Evaluationspraxis in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik, wie sie u. a. in den Beiträgen von (Zelewski 2007) und (Frank 2000) geführt wird. (Frank 2000) schlägt vor, dass die Forschungsarbeiten neben der Evaluation durch die praktische Anwendung des Artefakts auch in Bezug auf ihre wissenschaftliche Aussagekraft bewertet werden mögen. Die Grundlage hierfür muss ein einheitliches Verständnis zu Ansätzen und Methoden der Evaluation sein, um gemäß (Zelewski 2007) einem divergierenden Evaluationsverständnis und fehlenden Standardmethoden zur objektiven Beurteilung entgegen wirken zu können. Weiterer Forschungsbedarf besteht in der Untersuchung zusätzlicher Arbeiten hinsichtlich der Verwendung von Evaluationsmethoden, um die getroffene Unterscheidung auf eine breitere Basis zu stellen. Zusätzlich wäre eine Zuordnung von Evaluationsmethoden zu Evaluationsansätzen wünschenswert, welche für die Forschungsgemeinschaft Empfehlungscharakter aufweist.
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Systematisierung von Evaluationsmethoden in der Wirtschaftsinformatik
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Theories of Language in IS Research – A Review
Katrin Bergener (geb. Fielenbach), Björn Niehaves
1
Introduction
Language and design-oriented information systems (IS) research are indelibly intertwined. Analyzing the history of IS research it becomes evident that linguistics as a reference discipline became increasingly important over the last decades. Especially from the perspective of German design-oriented IS research/Wirtschaftsinformatik, language has been of great importance (Ortner, 2004; Wedekind et al., 2004; Holten, 2003; Becker et al., 2004; Heinemann, 2006; Ortner, 2002; Wyssusek et al., 2002; Becker a. Niehaves, 2007) and can be regarded as a key means for building up a profile of the Wirtschaftsinformatik in an international IS research context (Niehaves, 2006). However, language and its impact on IS research can be seen from different angles. In contrast to the prevailing positivism (Popper, 1972 p 10f.), re-searchers of the post-modern era regard IS as social or socio-technical systems or “technical systems with social implications” (Goldkuhl a. Lyytinen, 1982). Such post-modern theories have linguistic roots, especially language philosophy had significant impact on IS research. Moreover, a particular interest in IS research has been the development of approaches to overcome failings of the lack of communicative modelling. Out of these shortcomings, language oriented approaches such as the Language-Action-Perspective (LAP) arose. There is a growing awareness that linguistic theories are relevant for the design of information systems, especially for communication support systems (CSS). Regarding this research topic, theories on communication functions, among other theories of language, exert greatest impact on and importance in IS research An integrated review of language-oriented IS research is of great importance for research practice. A broad variety of research has been conducted in recent years drawing upon theories of language in IS research.
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Katrin Bergener (geb. Fielenbach), Björn Niehaves
However, the diversity of language-oriented approaches in IS necessitates a conscious reflection on what are major concern, terms, or goals of these plural-it approaches. Still, literature is lacking such integrated overview, bearing as consequence that the full potential of language-oriented theories for IS research, in terms of a comprehensive and constructive discussion, is not exploited yet. Against the background, it is necessary to give an overview of the different language-oriented schools of thoughts/research streams which are relevant to the field. Therefore, the main research question in this paper is: What are the most relevant developments of language-oriented theories in IS research and how can an integrated analysis be utilized in order to increase relevance and applicability of language in IS research? In order to answer this research question, the following sub-questions will guide the section-specific analysis: x What are (original) substantial linguistic theories having an impact on IS research and what are their major characteristics? (Section 2). x How has IS research adopted and applied such linguistic theories? (Section 3) x What major language-oriented streams of thoughts can be identified and what are their bearings for IS research practice? (Section 4) The paper concludes with a result summary and a discussion of potentially fruitful avenues for future research. As research methods, empirical research was conducted. It comprised a comprehensive literature review in journals (including, for instance, Information Systems Journal, Wirtschaftsinformatik, MIS Quarterly, Information Research, The Computer Journal, ACM Transactions on Office Information Systems, The Journal of Applied Behavioural Science), conference proceedings (for instance, Proceedings of the International Working Conferences on the Language-Action Perspective on Communication Modelling, European Conferences on Computer-Supported Cooperative Work, Communication and Coordination in Business Processes, International Conference on Knowledge Management or the Americas Conferences of Information Systems), and published books covering theories of language in IS research.
2
Substantial Linguistic Theories
It is important to understand and analyse the original linguistic theories to recognize their adoption in IS research. According to Lyytinen (1985) “the very idea of an information sys-tem […] is to provide a means and an en-
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vironment for communication” and “development processes, methods, and research programs, explicitly or implicitly, are based on a theory of linguistic phenomena.” Therefore, the following subsections give short introductions into the most influential language theories in IS research: Speech Act Theory (Subsection 2.1), Theory of Communicative Action (2.2), Structural Linguistics (2.3), and Linguistic Turn (2.4). Although there are a lot more linguistic theories, which could possibly be adopted into IS research (like e.g. argumentation theory, Baroni, Giacomin a. Guida, 2005) those are only treated by a small IS research community and are therefore not further considered in this paper. Only those theories were selected, which, from our point of view, are regarded as fruitful in the IS research community, i.e. which are discussed in detailed for a longer period of time and/or which have a tangible result like a modelling approach or a computer-based coordination tool. 2.1 Speech Act Theory Background: Pragmatics start from the observation that people use language to accomplish many kinds of acts, known as speech acts. The development of the Speech Act Theory (SAT) started with Austin’s (1962) highly influential book How to do things with words? in which he stated his basic belief that language is used to perform actions. Based on this collection of seminal essays by Austin, Searle (1969, 1979) developed a theory of speech acts. Both were influenced by the late Wittgenstein (Wittgenstein 1953) and his Philosophical Investigations in which he states that “the meaning of a word is its use in speech”. Basic Assumptions and Theoretical Elements: Speech Act Theory today is mainly concerned with the illocutionary acts.1 An illocution consists of an illocutionary force and a propositional content. The linguistic resources, which determine the illocutionary force, are called illocutionary indicators (sentence stress, word order, intonation). According to Searle, an illocutionary act has different varieties: 1
AUSTIN first suggested a dichotomy between performatives and constatives. By uttering a performative one performs an action, e.g. “I do take this woman to be my lawful wedded wife.” Performatives are either felicitous or infelicitous, e.g. the utterance “I sentence you to six months in prison” is only felicitous when spoken by a judge in a courtroom. On the other hand, constatives like “she declared the meeting closed” only describe a state. AUSTIN had great difficulty in sepa-rating performatives and constatives clearly and came to the conclusion, to replace this distinction by the distinction be-tween different speech acts: The locutionary act, the illocutionary act and the perlocutionary act.
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Katrin Bergener (geb. Fielenbach), Björn Niehaves
x Assertives: state what the speaker believes to be the case or not (statements, assertions, conclusions, descriptions, etc.) E.g.: “The earth is flat!” x Declaratives: speech acts which change the world via their utterance. E.g. Referee: saying “You are out!” x Expressives: state what the speaker feels, e.g. “I am really sorry that I forgot your birthday!” x Directives: are used to get someone else do something (commands, orders, etc.), e.g. “Don’t touch that!” x Commissives: are used by speakers to commit themselves to some future action, e.g. “I’ll be back soon!” Goals and Achievements: The title of Austin’s first publication How to do things with words? is a very catchy one regarding the goals of SAT. The theory was developed to explain how speakers use language to accomplish the goals of speech acts. As mentioned before, the basic belief is that language is used to perform actions (e.g. orders, promises, threats etc.). General Criticism: Even though SAT was and still is a highlyinfluential theory in linguistics, there has been criticism. Austin himself realized that his first classification into performatives and constatives was problematic and already adapted it. SAT, as it is known today, is mainly criticized because of its speaker-orientation (little attention is paid to the hearer). Furthermore, the interplay between speaker and hearer is not taken into account and speech acts are only regarded as detached units (in contrast to e.g. discourse analysis). For an overview of SAT key characteristics see Table 1.
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Table 1. Speech Act Theories – An overview Major Publication Years Name Major Authors Basic Assumptions
Goals Major Constructs Achievements
General Criticism
1953, 1962, 1969, 1979 Speech Act Theory Wittgenstein, Austin, Searle Speakers do not only describe circumstances or state facts with an assertion but also perform communicative actions to exert influence on their environment. An assertion is no longer not only judged as true or false but as an action as a whole. Speech Act Theory was developed to explain how we use language to accomplish the goals of speech acts. Speech acts, illocutionary act Raising the awareness that language is used to perform actions Utterance = Act Speaker-oriented, little attention to the hearer No descriptions of the interplay between speaker and hearer
2.2 Theory of Communicative Action Background: The theory of communicative action can be regarded as the main work of the German philosopher Habermas. First published in 1981, it consists of two volumes: 1. Reason and the Rationalization of Society, 2. Lifeword and System: A Critique of Functionalist Reason. Basic Assumptions and Theoretical Elements: The basic units of the theory are communicative actions. Communicative actions make communication possible by negotiating common definitions of situations. According to Habermas, an ideal speech situation is one in which communicative actions bring about mutual understanding (non-distorted communication). Therefore two general rules have to apply: 1. there is no manipulation involved in the communication and 2. everything communicated is open to question about its validity. These rules enable the communicative actions to be controlled by speech acts that are evaluated on the basis of better arguments related to four validity claims: that the statement is true with respect to the objective world; that the statement is right with respect to the normative, social world; that the statement is honest in respect to the speaker's subjective world; and that the statement is comprehensible (Habermas 1984).
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This stipulation of non-manipulative communication raises two fundamental questions about any communicative situation. The first is the need to distinguish between validity and power. Is a speech act effective because of its validity or is a speech act effective because of the power relationship between speaker and hearer? If the latter is the case then the speech act is no longer authentically oriented to reaching mutual understanding. The second question is whether or not the speech act is strategic, i.e. aimed at achieving a particular interest of the speaker rather than mutual understanding. This distinction between strategic and communicative action is related to the distinction between perlocutionary and illocutionary acts in SAT. Goals and Achievements: Habermas developed a framework for an ideal speech situation. According to him, language is the normative basic of a society, which enables interpersonal social interaction. He took the ideas of Austin and Searle one step further. Habermas and the Frankfurt School may also be associated with grounding a “critical research“ perspective as being highly influential in IS research (Niehaves & Stahl, 2006a). General Criticism: Habermas' extremely restricted rules for authentic communicative action has led some authors to describe Habermas' theory as utopian and difficult to realize in practice (cf. e.g. Turner, 1991). For an overview of key characteristics of the Theory of Communicative action see Table 2. Table 2. Theory of Communicative Action – An overview Major Publication Years Name Major Authors Basic Assumptions
Goals Major Constructs
Achievements General Criticism
1981 Theory of Communicative Action Habermas A speaker makes four implicit validity claims in an utterance. If speakers ignore one of these validity claims then communication can break down. Framework for an ideal speech situation Introduction of the concept of validity claim. Four basic validity claims are raised in communication: Truth Normative rightness Sincerity Comprehensibility Further development based on SAT extremely restricted rules, utopian difficult to realize in practice
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2.3 Structural Linguistics Background: Structural linguistics can be traced back to Ferdinand de Saussure and his posthumously published Cours de linguistique générale (1916). Following Saussure, other researchers like Trubetzkoy, Jakobson, Bloomfield or Chomsky adopted this school of thought and developed it in different directions (research streams include e.g. Universal Grammar, Generative Grammar, Deep Structures etc.). One of the major improvements for linguistics was the supplementation of the, up to then, prevailing diachronic linguistics. Basic Assumptions and Theoretical Elements: Structuralism in general is a method, which tries to describe humanistic phenomena (e.g. of linguistics) accurately with principles of natural-sciences. Structural linguistics is mainly concerned with language as abstract structures or relations governing speech, i.e. language is regarded as a set of rules. Concerning these principles, there is an ongoing debate among linguists, whether language is an internal property (Chomsky 1965) or whether language is a social event which depends heavily on context, social knowledge and interaction. According to Chomsky, all languages have a common structural grammar (Universal Grammar), which explains why the language acquisition of children happens so fast. Goals and Achievements: There are several linguistic concepts and terms, which were introduced by Saussure, e.g. the distinction between the use of language, i.e. speech (parole) and the underlying system of language (langage) or the distinction of a linguistic sign in two parts, the signifier (actual sound of the word) and the signified (the concept or meaning of the word). The reception and further development of structural linguistics marked a decisive shift in linguistics towards a structural and sociological approach. General Criticism: Structural linguistics often ends up in abstractness and absurdity. It is not always fruitful to copy scientific research methods for humanistic research. Furthermore, only the structure is of interest and not the segmented parts in connection. Table 3 gives an overview of the key characteristics of structural linguistics.
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Table 3. Structural Linguistics – An overview Major Publication 1916, since 1960s ongoing Years Name
Structural Linguistics (hypernym), Generative Grammar, Universal Grammar (UG), Deep Structures
Chomsky (Generative Grammar) Saussure Trubetzkoy Jakobson Bloomfield (American Structuralism) Basic Assumptions Language and speech are separate entities All languages have a common structural basis (UG) and a basic linguistic competence is inherited biologically by all humans Especially Chomsky: explanation of language acquisition Goals (children learn language fast because they have an internal common set of structures they can rely on) Major Constructs Saussure: Distinction between the use of language, i.e. speech (parole) and the underlying system of language (langue) Linguistic signs consists of two parts: signifier (actual sound of the word) and signified (the concept or meaning of the word) Chomsky: Underlying “Deep Structures” The reception and further development of structural linguisAchievements tics marked a decisive shift in linguistics towards a structural and sociological approach. General Criticism Only structure is of interest Often ends up in abstractness and absurdity Major Authors
2.4 Linguistic Turn Background: Logical propedeutic (original title of publication: Logische Propädeutik – Vorschule des vernünftigen Redens) was first introduced in 1967 by Kamlah and Lorenzen, who can be regarded as the “grounding fathers” of the Erlangen Constructivism. The logical propedeutic considers itself as piece within the stream of the so-called ‘linguistic turn’. The term linguistic turn was coined by (Rorty 1967), when he published a collection
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of essays with the title The linguistic turn – Essays in philosophical method. Basic Assumptions and Theoretical Elements: The central point of Kamlah and Lorenzen is the logical construction of scientific language. By means of language one develops ones world as one distinguishes, draws connections, recognizes well-know and assigns unknown to well-known. Language is not a neutral instrument of thought or perception but it is also not restricted by thought. A conceptually acknowledged world is also always a linguistically acknowledged one. The strong connection between language and thought and the question if language influences thought or the other way around had its peak with Sapir and his student Whorf (Whorf 1956) and the so-called Sapir-Whorf-Hypothesis, which states, in line with Humboldt’s works, in short, that the nature of a particular language shapes the habitual thoughts of its speakers. This claim has since then engaged a lot of researchers in various fields. Basic theoretical elements of Kamlah and Lorenzen are predication and language communities. Predication means the assignment of a word to an object. This does only work, if 1. the meaning and 2. the sign is agreed upon in a certain language community. The logical propedeutic approach is supposed to establish rules, according to which every scientific dialog can be reasonably decided on. Thus, the logical propedeutic is first and foremost a language critical instrument. Goals and Achievements: The major goal of this school of thought is to provide a sound philosophical basis and directions for a reasonable language use in scientific discourse. Based on the awareness, that language is not only an instrument for communication, there was a major shift in philosophy and epistemology in the 20th century, which is today known as the linguistic turn. Language is no longer only seen as an instrument for communication but it is studied it for its own sake. General Criticism: Language communities are not easy to operationalize and to measure. The logical propedeutic assumes the existence of a natural language as the basis of building a specific language community. Concerning this matter, the obvious problem is to define when natural ends and specific starts. Table 4 gives an overview of the key characteristics of the linguistic turn.
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Table 4. The Erlangen Constructivism – An overview 1967 Major Publication Year Name
Erlangen Constructivism, Logical Propedeutic, Linguistic Turn, Pragmatic Turn
Kamlah Lorenzen Rorty (Sapir, Whorf) Basic Assumptions Human understanding is inherently depending on language. Language represents a means not only to represent knowledge, but it also shapes the process of achieving knowledgeÆ Subject has an influence: Interpretivism The major goal of this school of thoughts is to provide a Goals sound philosophical basis and directions for a reasonable language use in scientific discourse. Major Constructs Language communities, predication Major Authors
Increased turn to the phenomenon “language” Major shift in philosophy and epistemology in the 20th century Æ awareness, that language is not only an instrument for communication but is studied for its own sake General-Criticism Language communities not easy to operationalise and to measure Logical Propedeutic assumes the existence of a natural language as the basis of building a specific language community Æ when does natural end and specific start? Achievements
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IS Research Adoption of Linguistic Theories
The adoption of linguistic theories lead to different research streams in IS research. Several linguistic theories which had an impact on IS research have been described in the previous section. Since these theories are concerned with different linguistic topics, their implications on and their use in IS research are, consequently, diverse. These implications and applications will be pointed out as follows: Speech Act Theory and building on that later the Theory of Communicative Action (subsection 0). In Section II these two theories were introduced separately in order to grasp their original core statements. However, in IS research, when adopting the the-
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ory of communicative action, the SATs basic assumptions are always transferred as well. That is why these two theories are dealt with together in the next subsection. Subsection 0 covers the adoption of structuralism/ structural linguistics in IS research while subsection 0 shows the impact of the linguistic turn. 3.1 Speech Act Theory and Theory of Communicative Action Intentions behind IS research application: the linguistic theories, originally dealing with natural communication, are used to implement programs, software tools etc., which improve organizational communication. Traditionally, information systems were focused on data management and the communicative function was recognized relatively late. That changed when IS researchers started to have an intensive look on linguistic theories. In the 1980s a new paradigm, the language-action-perspective (LAP) evolved, thanks to the pioneers Winograd and Flores. The focus of the LAP is on the communication aspects in information systems. This is insofar significant, as the major task of an information system is the support of organizational communication. There have been many different applications of the LAP in the last decades but they all agree that language is not only used for presenting information but also to perform actions like orders, promises etc. Thus, the focus is on pragmatics and how language is used to achieve mutual understandings and therefore a better communication. The direct application of SAT and the theory of communicative action in ISR is the support of communication through e.g. groupware systems. Elements of IS research theory applications: The differentiation of illocutionary acts into assertives, directives, commissives, expressives and directives has been widely used in the IS field (cf. e.g. Winograd a Flores 1986; Auramäki et al. 1992; Schoop 1998). Habermas’ theory of communicative action (1984) is based on the works of Austin and Searle and has also had great impact on IS research. In line with Austin and Searle he regards communication as action. There have been discussions among IS researchers to combine the frameworks of Austin/Searle and Habermas. Several authors regard the theory of communicative action as more sophisticated than speech-act-theory (Dietz a. Widdershoven 1991) while others see it as a further development.
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Table 5. Adoption of Speech Act Theory of Communicative Action in IS Research Major Publication First wave: 1980, 1986 Second wave: 1990s Years Name of Theory in Language Action Perspective (LAP) Language Action Theories IS Research Major Authors in Winograd, Flores, Ludlow, Auramäki, Lehtinen, Lyytinen, Dietz, Widdershoven, Schoop IS Research Field of ApplicationCommunication Support System Computer Supported Cooperative Work Design of information systems with linguistic communication as basis Theory of speech acts is used for the development of inforDifferences and mation systems Æ support of organization communication Adaptations Rules of speech are transferred to the development of communication support systems
3.2 Structural Linguistics Intentions behind IS research application: The concept of deep structures and surface structures has been borrowed from linguistics as a metaphor or analogy to help guide our understanding of IS development in human organizations (Truex 1998). The debate among linguists, whether language is an internal property or whether language is a social event which depends heavily on context, social knowledge and interaction, was not continued by IS researchers. Instead only the “deep structures” of Chomsky (linguists in the line of Chomsky argue that language arises from an innate linguistic competence with a set of pre-existing mental structures) were adopted (Wand a Weber 1995). The Chomskyan Grammar is one of the five languages views that (Lyytinen 1985) distinguishes in his article about the implications of theories of language in IS. The problem with structural linguistics as a linguistic theory in IS research or, to be more precise, with Chomsky’s so called Universal Grammar (UG) or “deep structures” is, that it became difficult when it was shown that Chomsky himself had abandoned the concept – years before it was introduced to the IS field – because it was widely misunderstood and misused. Today IS researchers propose to “focus on the emergent nature of information systems requirements […], then our values shift toward an
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emphasis on maintenance rather than analysis of any imaginary innate structures.” (Truex a. Baskerville 1997) However, concepts from structural linguistics can be very insightful for information systems research because of the many analogies between information system artefacts and human grammar (Truex 1998). “Grammars are constructed to enable efficiency, clarity and richness of written and verbal human expression and communication. Indeed, information systems are constructed for a very similar purpose, although perhaps more consciously and instrumentally.” (Truex a. Baskerville 1997) Table 6. Adoption of Structural Linguistics in IS Research Major Publication Years
1995, 1998
Name of Theory in IS Research
Structural linguistics, Deep Structures
Major Authors in IS Truex, Baskerville, Wand, Weber Research Field of Application Metaphorical and theoretical basis for theories about organizational information flows and the construction of organizational information systems Application of linguistic theory in the IS field does seem to improve our understanding of how information systems evolve in human organizations (Truex 1998) Not the complete theoretical paradigm was borrowed into Differences and IS research Adaptations Post-structuralistic ideas (emergent grammar) challenge structural linguistics in its home discipline and by now also in IS research
3.3 Linguistic Turn Intentions behind IS research application: The introduction of an explicit language for scientific reasoning. Language is used as a conceptual basis for interpretivist and critical research streams. For a long time the mainstream in IS research has been positivism, still other research streams (interpretivism and social-critical theory (SCT)) gained ground, particularly in Europe (Chen a. Hirschheim 2004; Niehaves a. Stahl 2006b). Interpretivism and social-critical theory reveal the meaningfulness of the social world and therefore support linguistic approaches to IS research. It is argued that “the linguistic turn can encourage the growing acceptance of interpretivism and SCT in IS by influencing the epistemological nature of IS
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research to more fully embrace linguistic-based analyses as epistemologically valid.”(Monod et al. 2006) The implications of the linguistic turn on IS research have been demonstrated by them using a Kantian epistemological framework to show the implications on the four aspects of research: x Research issue: The linguistic turn leads to a research issue more focused on language through interpretivism and social-critical theory, x Objectivation process: more based on understanding than explanation, x Type of knowledge: tends to be influenced more by a descriptive (from our experience) knowledge rather than a normative (from our reason) one, x Conditions of possibilities: tend to move from causality to a search for meaning. In line with Monod et al. (2006), Dreiling states that “Considering the nature of language within IS, one must acknowledge the importance of the researcher (especially her pre- understanding and historicity) during her data interpretation […] The linguistic turn not only impacts at the application level, but also on the methodological level. If the nature of language is considered, then positivist methodological dominance in IS must be questioned.” (Dreiling 2007) In addition, (Frank 1999 p 24f.) presents several theses for the language use in IS research, e.g. that established knowledge as well as new research results should be presented in a way that facilitates comparability and visualizes the progress of knowledge. Furthermore, Holten (2003) develops a linguistic-interpretivist approach to conceptual modelling of reporting systems. In alignment with that, Becker and Niehaves (2007) analyse the impact of a linguistic-interpretivist position on conceptual modelling in IS research and advocate the importance of conceptual modelling in IS development. Besides such direct implications of the linguistic turn all authors agree that the linguistic turn raised the awareness for language and its use in IS research. “The linguistic turn implies that the origin of knowledge is in the language itself. So, a researcher will learn and understand his/her world by studying language artefacts like texts or discourses. Nevertheless, the linguistic turn, which is closely linked to hermeneutics, invites the researcher to adopt a multi-perspective view.” (Monod et al. 2006)
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Tabelle 7. Adoption of the linguistic turn in IS Research Major Publication Years
Since 1990s ongoing
Name of Theory in IS Research
Linguistic turn, Erlangen Constructivism, Logical Propedeutic
Major Authors in IS Monod, Pallud, Vance, Alvesson, Kärreman, Frank, Dreiling, Holten, Becker, Niehaves Research Field of Application Conceptual modelling and Information Systems Development Research Methodology Linguistic turn for scientific discussions (original purpose) Differences and Linguistic turn for IS development (conceptual modelling Adaptations as means to bridge gaps between e.g. managers and IS developers)
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Analysis and Discussion
The analysis of the adoption of the above mentioned linguistic theories in IS research is necessary because several of the presented aspects are interrelated. A historical survey of selected influential writings regarding linguistic theories in IS research in form of a time line visualises basic streams of thoughts in the field (Fig. 1)
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Fig. 1. Time line of linguistic theories in IS research
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Some of the previously outlined linguistic theories are interrelated or have the same theoretical foundation respectively. E.g. the LAP is mostly based on Wittgenstein, Austin and Searle, while later on also Habermas is considered (see e.g. Dietz and Widdershoven). In addition, Habermas’ theory is also influential for approaches in the scope of the linguistic turn (Frank), where the speech-act-theory is not brought up as well. Frank corresponds amongst others to the theory of communicative action for his argumentation on objectivity and accuracy in scientific language use. However, there are also authors (like Monod et al.) who draw on Wittgenstein, Austin, Searle and Habermas and therefore work with the same theoretical foundation as researchers of the LAP. Dreiling examines the impact of the linguistic turn on research in information systems and considers in his line of argument also Saussure and Chomsky. This leads us to structural linguistics, a research stream that has its own theoretical base (namely Saussure and Chomsky) and apparently only little connection to the other linguistic theories. Table 8. Language-oriented research streams in IS research Approach The Role of Language 1) Philosophical approach Language itself is the research topic 2) Applied linguistic theories Linguistic theories are being applied to IS environments
The analysis of language-oriented research in IS research suggests that there are basically two research streams that have “language” as a topic (see Table 8): 1. Philosophical approach. There are researchers, who take the language itself as the topic of their research (Alvesson a. Kärreman 2000; Frank 1999; Ortner 1994; Monod et al. 2006). They take the insights and knowledge not only of linguists but also of philosophers (Kamlah a. Lorenzen 1996; Habermas 1984) and translate it into their field of research. The outcome is a sophisticated view on how language influences research (and researchers) and what can be done by researchers in order to make their research language less ambiguous and more straightforward. This research stream can mainly be traced back to the field of the linguistic turn. As Monod et al. (2006) put it: “By employing a linguistic-influenced epistemological methodology, IS researcher can gain significant insights into organizational attitudes and behaviours towards information systems that otherwise would be difficult to obtain. Further, the linguistic turn effectively promotes language itself as an object of study, allowing IS research-
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ers to focus on verbal and written artifacts surrounding information systems. Through the lens of the linguistic turn, IS researchers can gain new insights into the complex interplay between organizational and technological phenomena that is information systems” (Monod et al. 2006). Likewise, Heinemann (2006) describes so called Epistemic Application Systems, i.e. application systems, which provide knowledge in a specific situation but at the same time take the intend of the user into account (Heinemann 2006). Her development of a philosophy of science combines a lot of the above mentioned topics and can serve as a good introduction and overview for students and researchers, who are interested in this field. Research in the field of structural linguistics can also be subsumed under philosophical approaches because here also the language itself is the research topic (see e.g. Truex a. Baskerville 1997). 2. Applied linguistic theories. The second research stream comprehends IS research, which actually applies linguistic theories to IS topics (Auramäki et al. 1992; Flores a. Ludlow 1980; Schoop 1998; Lyytinen 2004; Dietz a. Widdershoven 1991; Dietz 2004; Auramäki et al. 1988; Alvesson a. Kärreman 2000; Benoit 2001). In this field of research e.g. the LAP arose and it can therefore be traced back to the SAT and the Theory of Communicative Action. The initial application of the SAT in IS was “The Coordinator” by (Winograd a. Flores 1986), a conversational system intended to be used for communication in sales, finance, general management etc. in organizations of a variety of sizes and types (Winograd 1987). In contrast to “The Coordinator”, which is an actual piece of software, systems like DEMO (Dietz 1994) or SAMPO “Speech Act-based Office Modelling Approach” (Auramäki et al. 1988) provide a means for diagramming and modelling business processes according to the conversation that occur during those processes. SAMPO “interprets information systems as social, linguistic systems for communication between people to support their action” (Auramäki et al. 1988). One of the latest approaches based on SAT is the development of the Negoisst by (Schoop et al. 2003), which automates the negotiation process. Although the LAP has made significant progress in developing not only theories of information systems but also new modelling approaches and tools (e.g. The Coordinator, SAMPO, DEMO, Negoisst) or new computer based coordination tools it has not become part of the mainstream (Lyytinen 2004). Lyytinen gives a comprehensive overview over the history of LAP and states reasons for its insignificance in IS research, namely that LAP solutions have no demonstrated value that significantly changes the behaviours of designers or computer users at the level of tools and capa-
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bilities; that they also face the additional trouble that they are many times original and in this sense radical innovations that significantly depart from traditional thinking patterns of IS professionals and computer users and that the community i.e. the network of the LAP is too small (Lyytinen 2004 p 10f.). He suggests looking for significant economic benefits of LAP related ideas, to focus on a few areas in which LAP related solutions can be developed to demonstrate user value and to build a greater network for a better acceptance of LAP oriented solutions in mainstream IS research. Concerning this matter, there is hope for further developments of the LAP. In contrast to the “conventional” LAP approaches, one recent approach based on SAT is the development of a method for creating profiles of communications after the business conversations (free-flowing natural language conversation as in instant messaging or emails) take place (Twitchell et al. 2004). This new approach shows that the LAP is not yet forgotten and that it can still offer new and important insights. Based on Habermas’ theory but not in the scope of the LAP, Benoit comes to the conclusion that “some aspects of human-human information seeking interaction do significantly influence meaning construction. If these results were adopted into system design, they could serve as a via media between human-human models and deterministic human-computer ones. […] The four themes […] that Habermas describes (truth, truthfulness, comprehensibility, and normative right) can be successfully integrated into an actual information system” (Benoit 2001). Benoit’s approach shows, that there are various possible applications of linguistic theories even though his approach is more related to communication than actual language use.
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Conclusions and Further Research
A review of language-oriented theories in IS research has major implications for IS research practice. The turning to linguistic theories and the awareness that language is action, that language is used for the coordination of actions on the one side and that a straightforward and clear scientific language is necessary on the other side already lead to a fruitful examination of the possible applications of linguistic theories in IS research. As shown, linguistics is an important reference discipline for IS and many researchers engage in adopting specific theories, methods and insights of linguistics and language philosophy into their field of research. Analyzing the literature dealing with language, it becomes obvious that the bigger part of language-oriented research in IS originates from IS researchers
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(meaning that they are either working at an IS institution and/or that they do regular research on core IS topics, such as IS development). Correspondingly, only a few linguists are concerned with the fact that their theories are being adopted and turn out to be very useful in a discipline such as IS research e.g. (Connolly a. Pemberton 1996). For future endeavours, it would be rewarding to have more linguists joining in the IS discussion on language in favour of a pluralisation of perspectives. Here, further linguistic theories might potentially be identified which could be useful in IS research. Especially in the field of communication modelling, linguistic theories such as discourse analysis (see e.g. Alvarez 2002) or conversation analysis can also offer fruitful insights for IS researchers. Concerning the linguistic turn, the practical implication for IS researchers is the conscious handling of a clear and precise language in science. A raising awareness of this necessity would lead to less misunderstanding and less redundancy in scientific writings and therefore to better quality and a higher standard. As for the structural linguistics and the Universal Grammar or deep structures respectively, there are several possible fields of application. Although the original theory of a Universal Grammar was abandoned by Chomsky himself, some aspects of deep structures, i.e. universal grammatical features, which are common in all languages, could be helpful in the development of language-based tools since these basic structures are fixed and can be useful for software implementation. However, future research is necessary. Possible aspects might address other linguistic or language-oriented theories. Furthermore, the gained knowledge has to be tested and advanced in further applications.
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The Ideology of Design: A Critical Appreciation of the Design Science Discourse in Information Systems and Wirtschaftsinformatik
Bernd Carsten Stahl
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Introduction
The discipline of information systems (IS) has been likened to a 'fragmented adhocracy' (Landry a. Banville 1992, p. 82). It has emerged from a number of diverse 'reference disciplines' (Lee 1991; Lyytinen a. King 2004; Hirschheim a. Klein 2003) whose understanding of research, truth and practice share little common ground. To some degree this may be a good thing because it ensures that debates in IS continue to be lively and interesting (Paul 2002). On the other hand, there is a certain amount of confusion among IS practitioners and academics as to what they are supposed and allowed to do. One consequence of this is a continuous struggle about criteria for the evaluation of research output as evidenced by the debate on rigour and relevance in IS in the Communications of the AIS. The debate surrounding design sciences as a suitable contribution to IS needs to be understood in this context. Information systems according to most definitions (see below, section 2) tend to have some link to design on a trivial level in the sense that all ICT has undergone some sort of design. Whether and in what way a design science discourse can actually promote knowledge in the field of IS is a different matter. In this paper I will not recount design science discourses and engage in them in a direct way. Rather, I will take a somewhat orthogonal approach and undertake a critical analysis of the design science discourse with particular emphasis on its role in German Wirtschaftsinformatik (WI). For this purpose I will start out with a discussion of the field of IS and its relationship with the German field of WI. The introduction to IF will finish by highlighting the critical approach. After contextualising critical research in current IS debates, I will describe my understanding of design
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science discourses in IS. This will lead to the application of critical concepts to design science. I will argue that speaking of design sciences in IS can be interpreted as an attempt to change the shared understanding and create legitimacy for certain approaches, notably the production-oriented one that is prevalent in WI. While this is not problematic as such, I will continue to argue that it can have problematic consequences. Attempts to promote a particular understanding of the role of design in IS can have the consequence of disregarding other aspects, most notably ethical ones. Drawing on critical theory, I will argue that alternative conceptions of design are possible and that a view of design that moves away from the business-oriented mainstream is desirable.
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Information Systems and the Critical Approach
The purpose of the paper is to critically reflect on the design science discourse in information systems and Wirtschaftsinformatik. In order to ensure that the argument is based on sound footing, I will use this first section to define the field of information systems and contextualise it with the German Wirtschaftsinformatik. This will lead to the introduction of the critical stream of research in IS.
2.1 The Field of Information Systems As indicated in the introduction, there are numerous problems with the attempt to unequivocally define the field of information systems. An initial definition may emphasise its function and structure. Functionally, an information system can be characterised as a "technologically implemented medium for the purpose of recording, storing, and disseminating linguistic expressions as well as for the supporting of inference making" (Hirschheim et al 1995, p. 11). The structural perspective can be described as "a collection of people, processes, data, models, technology and partly formalized language, forming a cohesive structure which serves some organizational purpose or function" (ibid.). While this view would allow for a predominantly technical perspective on IS, it seems clear that the English language IS research has moved away from an emphasis on technology and tends to focus on the social and organisational side of information technology (Lyytinen a. King 2004). This social emphasis creates new problems. It is unclear which role technology plays, how social relationships are to be investigated, or what the purpose of IS research can be. The academic field of IS sits uncom-
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fortably between different disciplines which are engaged in aspect of its work. On the one hand there are traditional technological disciplines such as computer sciences or software engineering, which traditionally engage with questions concerning technical artefacts which tend to be part of information systems. On the other hand there are the social sciences which have long developed an interest in social use and construction of technology. Information systems as a discipline covers these and other areas but has to contend with the problem of defining a clear niche. This is a problem because it sheds doubt on the legitimacy of the field as a whole (Benbasat a. Zmud 2003). The diversity and plurality of the field (Goles a. Hirschheim 2000) make it difficult to define. This explains why some scholars have taken to pragmatic definitions, such as "academics, researchers, teachers, students and indeed practitioners who gravitate around conferences such as ICIS, ECIS, HICSS, PACIS and AIS, tend to be members of the Association for Information Systems or related/similar bodies, write research papers and books consciously within an IS discipline and publish in a self-defined group of ‘IS’ journals" (Willcocks 2004, p. 267). Based on the lack of clear and 'scientific' definition of the field of IS, there has been an ongoing debate centred on the question of the core of the discipline. Some scholars have tried to link IS to a specific purpose, such as to exert influence on some domain (Keen 1991), but that, too, is too wide to offer clear guidance. One central aspect of the debate in IS research is the issue of paradigm. While the concept of paradigm as applied to research originates with Kuhn (1996), it is important to note that the use of the term in IS tends to refer to its development by Burrell a. Morgan (1979). Influential publications that have promoted the idea of paradigms in IS (e.g. Hirschheim a. Klein 1989; Orlikowski a. Baroudi 1991) refer to this view of paradigms. Much of the internal debate in IS is couched in terms of paradigms understood as a reasonably coherent set of ontological, epistemological, methodological, and ethical assumptions. The purpose of this brief section is not to offer a comprehensive definition of IS. Rather, it was meant to show that the concept of IS in practice and research is contested. There are regional differences in dominant paradigms, but these are not decisive. While there is an established mainstream approach to IS research, which is often described as positivist and quantitative, it is important to note that the dominance of this approach is strongly contested. Its underlying rationality, alleged purposes and claims to scientific rigour have long been questioned. It is now possible to publish interpretive and even critical work in established top IS outlets (eg. Avgerou a. McGrath, 2007). This contested and uncertain nature of the international academic field of IS is important to keep in mind when discussing the German field of Wirtschaftsinformatik.
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2.2 Wirtschaftsinformatik and Information Systems A direct translation of 'Wirtschaftsinformatik' (WI) into English would produce the term 'business informatics'. To some degree this seems compatible with IS. The emphasis on 'business' is stronger in WI, even though in practice not all WI activities are business related. The development that WI has taken differs noticeably from IS. Where IS is more interested in the social aspect of the socio-technical system, WI puts more emphasis on the technical side. Both fields are of course highly diverse, rendering sweeping statements problematic, but one can probably say that the general focus of WI is on the construction of systems (Zelewski 2007). The use of knowledge gained in research for the purpose of creating systems can also be found in IS. However, WI as a general rule seems to be closer to practice and more interested in solving practical organisational problems (Heinrich 2005). This may go some way towards explaining why WI is less interested in sociological analyses of extant systems but focuses on possible future uses of IT (Frank 2006). Based on the construction-oriented view predominant in WI, which implies that an outcome of research should be rendering a service to practice, the issue of methodology has raised questions. Traditionally, WI research did not focus on questions of method or methodology but attempted to come to practicable solutions (Frank 2006). Given the different reference disciplines, appropriate research methodologies could come from business / social sciences as well as technical sciences. Heinrich (2005) speculates that WI is still in the process of maturing towards being a recognisable subject and that research questions and corresponding methodologies have yet to be developed. It appears that the current state of WI is perceived as problematic by its practitioners. Scientific outcomes are viewed as poor when compared with natural sciences (Frank 2006). The development of theory in WI is limited and a review of 14 years of the most important WI outlet, the journal Wirtschaftsinformatik, has shown little of fundamental importance (Heinrich 2005). These problems are exacerbated by an increasing expectation on scholars to publish in mainstream English language journals, which appears to be difficult using the results of current WI research. A central problem of WI scholars engaging in international debates seems to be a limited understanding of current IS discourses. High level discussions of IS debates and attempts to contextualise them for WI (Frank 2006; Zelewski 2007) bear witness of a generally good perception of current issues in IS, which nevertheless overlooks crucial aspects. An example of this is the misleading interpretation of the concept of 'paradigm' which WI scholars tend to interpret in the Kuhnian tradition, thus exclud-
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ing much of the IS paradigm debate. There also appears to be an overemphasis on the positivist paradigm, whose dominance in English language IS is still visible but no longer absolute. Where Frank (2006), for example, posits a dichotomy between either being positivist or not being able to publish in mainstream outlets, he seems to have missed the ongoing increase in importance of interpretive work. There also appears to be a perception that English language IS research is a coherent discipline with accepted foundations in ontology, epistemology, and methodology which ignores the ongoing debate about paradigms (in the Burrell a. Morgan sense) in IS and the political stakes involved in this (Introna 2003). Similarly, there seems to be little awareness of the existence and (admittedly still small but recognisable) importance of critical research. The construction-oriented research interests of WI coupled with the problem of having to engage with an English language debate in IS that is perceived to be predominantly interested in positivist behavioural research, may have contributed to the desire to find a different stream of discourse that renders WI research acceptable in IS. The idea of design sciences in IS fulfils the criteria of being acceptable in IS and compatible with WI and this may at least partly explain why design research has met a very positive reception in WI. However, before I discuss the question of design, I need to briefly introduce the branch of IS research that this paper is meant to represent, namely critical research in IS.
2.3 Critical Theory and Critical Research in Information Systems Critical theory (or critical social theory) stands for a range of theoretical approaches that take their historical starting point from Marx's critique of capitalism.1 It is most strongly associated with the Frankfurt School of social research (Horkheimer; Adorno; Marcuse et al. in the first generation; Habermas; Apel et al. in the second generation and Honneth et al. as a current members). Other theoretical influences often associated with critical theory are postmodernism, poststructuralism, postcolonialism and related approaches (How 2003). The main distinguishing feature of critical theory, 1
Harvey (2000) argues that the Marxist roots of critical theory are typical of a European tradition of the term, whereas American critical research seems to be founded on the philosophical tradition of pragmatism. The current paper makes extensive use of the Marxist tradition from which central concepts such as "fetish", "ideology" or "commodification" are adopted. Readers who follow Harvey's reasoning are free to add the attribute "continental European" to every mentioning of the term "critical".
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which results from its scepticism of capitalism, is its intention to promote emancipation (Horkheimer 1937, p. 263). The will to further emancipation leads to attention to certain topics, notably an attention to the pathologies of capitalism. Critical theory has been reflected in IS, where there is a stream of research often called Critical Research in IS (CRIS), which is loosely based on critical theory. IS literature often defines this as a third "paradigm", an alternative to positivism and interpretivism (Chua 1986; Orlikowski a. Baroudi 1991). CRIS scholars tend to share the critical intention to change reality and support emancipation (Hirschheim a. Klein 1994; Klecun a. Cornford 2005; Klein a. Myers 1999, Ngwenyama a. Lee 1997, Walsham 2005). In this paper I wish to develop some of the topics of the older critical theory that have not yet led to a visible body of knowledge in CRIS, despite their potential of illuminating some of the phenomena in information systems. The concepts in question are those of commodification, reification, and ideology. A critical term that captures all of these is "fetish". Fetish, as I will use the term here, goes back to Marx's Capital (1998), to his description of economic exchange during the development of capitalism. Marx distinguishes between the exchange value and the use value of items. In capitalism, due to the strong standing of private property, things become commodities, which means that their value is measured in money. Exchange value and use value consequentially become independent of one another. The originally social nature of the exchange of goods turns into a de-personalised process, which is facilitated by commodities. People desire commodities despite the fact that they have little use for them. All aspects of society are increasingly commodified, including the most intimate personal characteristics, such as the employee's working power. Commodities acquire the status held by fetishes in indigenous cultures because they represent powers and are accepted by individuals without regard to their actual usefulness. This concept of fetishism is closely linked to the concepts of reification and ideology. Reification is the process whereby social structures become solid, become things (res = Latin, thing), which then cease to be subject of social negotiation (Feenberg 1991). Reification is one aspect of ideology, which is often understood to be the collection of generally accepted but one-sided beliefs. Ideology in the critical tradition stands for the way power relations influence beliefs and perceptions in such a way as to promote particular interests and stabilise one-sided and alienating relationships (Freeden 2003; Hawkes 2003; McLellan 1995). That does not mean that ideologies are simply wrong. Ideologies cannot be wrong because they form the basis of our understanding of reality. Indeed, they tend to be em-
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pirically supported (Gouldner 1976). This leads us to the last concept of importance here, namely rationality. Commodity fetishism and the related ideology and reification are a direct result of a particular way of viewing the world, which is based on a specific type of rationality (cf. Frank 2006, p. 18). This is the objectifying view that reality is objectively given, can be correctly described and manipulated for our purposes. It is the scientific rationality that strongly relies on quantification and abstract formal models of reality. Since this type of rationality is inextricably bound to science, technology but also modern economics, the argument has been put forward that science and technology are actually forms of ideology (Habermas 1969). Table 1 shows how these central concepts of Critical theory. Table 1. Critical Concepts Critical Concept Reification Commodification Ideology Fetishism
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Explanation A social object becomes a thing, separate of its social contexts and history. The entity in question becomes a good that can be traded like any other commodity. A particular worldview that privileges certain interests and hides this fact by making the current state of affairs appear natural. The social object acquires the status of an independent entity that interacts with humans of its own accord.
Design as Ideology
In this section I will first define the concept of design, emphasising the difference between design science and behavioural research. This will then lead to a discussion of why the debate surrounding design sciences has gained currency in IS. The next step will be an attempt to map the above critical concepts to the design science debate.
3.1 Behavioural and Design Science Research A widely used logic to systematize IS research paradigms is the differentiation between behavioural science and design science research (Niehaves a. Stahl 2006, further reading: Davis a. Olson 1985; for instance, Hevner et al. 2004; March a. Smith 1995). While behavioural science research (BSR) is primarily focused on development and justification of theories on human-computer-interaction, design science research (DSR) seeks to create
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IT artefacts intended to solve organizational problems. The former is called a “problem understanding paradigm”, the latter is titled as “problem solving paradigm” (see Table 2). Table 2. Behavioral vs. Design Science Research (cf. Hevner et al. 2004; March a. Smith 1995) Design Science Research (DSR) engineering, sciences of the Origin natural science artificial Paradigm problem understanding paradigm problem solving paradigm to create innovations that deto develop and justify theories which ex- fine ideas, practices, technical plain or predict organizational human capabilities, and product Objective phenomena surrounding the analysis, de- through the analysis, design, sign, implementation, management, and implementation, manageuse of information systems ment, and use of information systems Object Human-Computer-Interaction IT artefact design Behavioral Science Research (BSR)
Behavioural science research and design science research can be seen as two complementary parts of the IS research cycle (Hevner et al. 2004; March a. Smith 1995). Acquiring knowledge about information systems employed in an organizational context requires the application of both research paradigms: Starting from pre-scientific observation of IS and information technology (IT) usage in practice, theories about IS-related issues are developed. These theories are supposed to primarily explain and predict human behaviour, information system function, and issues interrelated with both of these aspects. By the process of justification, these theories are considered to be true or valid. Thus, they provide a basic understanding of the (real world) problem situation described in the first instance. This understanding presents the basis for the design of one or more IT artefacts which address a given problem situation. By actually applying them, IT artefacts are supposed to become useful in terms of problem solving. Thus, they change present IS usage in practice and, for that reason, provide new impulse for theory development. DSR and BSR refer to one another in that DSR needs to be based on an understanding of behaviours in order to be successful. BSR, on the other hand, undertakes research on technologies whose design influences its results and thus need to have at least some cognisance of design issues.
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3.2 Questions of DSR The brief introduction to DSR clearly neglects many of the more interesting issues. One of them is the ostensible concentration on the artefact with a concurrent lack of explanation of what constitutes an artefact. A first view at computing or IS artefacts will point to hardware but mainly software artefacts. A piece of software is what many IS scholars seem to have in mind when they discuss DSR. Zelewski (2007) points out rightly that this intuitive reliance on the recognition of artefacts is not sufficient. One can argue that theories, descriptions, reports, or data are artefacts. If this is so, then the artefact can no longer be used as a feature distinguishing DSR and BSR, as both are based on artefacts and produce them. A further question with regards to DSR in IS is its relationship to computer sciences or software engineering. These more established technical disciplines have long engaged in research on suitable solutions for a range of problems. Such problems include the organisational questions that IS and WI tend to focus on. If the production of the artefact (e.g. software solution) is the aim of DSR in IS then this raises the question of how it differs from computer sciences. Clearly computer sciences (CS) is a wider field, including theoretical and conceptual work that has no direct bearing on organisational or everyday problems. However, CS has always been involved in the design of solutions which leaves open the question of how IS DSR differs from it.
3.3 Justification of the Choice of DSR The above discussion of DSR and BSR seems to indicate that they are no more than two sides of the same coin. This would suggest that it is a legitimate decision of an IS researcher to choose either one or the other and that the choice is a matter of personal preference rather than anything else. In fact, the distinction appears to be a bit more complex. Looking at IS research over the last 20 or 30 years, there is a clear dominance of BSR. The fact that IS has to do with the development and use of technological artefacts seems to be a background assumption for some research. This would still justify DSR as the forgotten half of the research cycle. However, one could also interpret the IS discourse as being fundamentally interested in social side of technology and much less so in the artefact. If this is the case, then DSR is a mere appendix to IS. Such a view is problematic to some degree because, by removing the artefact from the focus of attention, the field of IS becomes difficult to define. It then becomes some sort of social science but one which is not at
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home in social science departments and which lacks a shared topic of interest, which technological artefacts might provide. This explains why even strongly sociologically influenced IS scholars can call for a return to the artefact (Orlikowski a. Iacono 2001). However, one can probably legitimately say that there is little attention to technological artefacts in the field of IS. DSR can thus be understood as the attempt to give focus to the field. But there are also alternative explanations for the rise of DSR. In particular with regards to the German debate in WI, DSR can probably best be understood as an attempt to gain international legitimacy in IS discourses. The above discussion of WI and its relationship to IS support such a contention. From the point of view of WI practitioners who perceive themselves close to DSR, the DSR debate can be used as a means of entering relevant discourses. Such attempts of engaging with extant discourses for the purpose of promoting one's research activities are legitimate and arguably part of the tradition of IS research. They do require difficult translations, however, and can lead to changes in discourses which have consequences that go beyond the normal exchange of ideas that is part of academic exchange. In the next chapter I will use some of the conceptual instruments of the critical approach to reinterpret the DSR discourse. This is meant to help contextualise such discourses and thereby indicate where they lead to alienation, oppression, and disempowerment.
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Critical Views of the DSR Discourse
Critical research with its emphasis on emancipation has to do with power. Criticalists recognise that power relationships are pervasive and will not be overcome. It is nevertheless desirable to understand the underlying assumptions and beliefs and see how they can contribute to the reproduction of power relationships. All academic discourses are part of the construction of power because they define legitimate knowledge and truth. In Foucauldian terms, academia is part of the construction of regimes of truth, which posit what can count as legitimate but also which questions can be asked on which grounds. The preceding section on the reasons for the choice of DSR is thus already part of a critical analysis of DSR because it indicates what the extra-academic reasons for its development may be. In this section I will collect some further critical thoughts on DSR in order to question the DSR discourse and point to issues that should be included or highlighted.
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4.1 The Concept of the Technological Artefact A first observation refers to the very distinction between BSR and DSR. As indicated, this can be seen as an attempt to create legitimacy for technological research in IS. At the same time, however, it perpetuates the distinction between the technical and the social which has been questioned for some time. Fields of enquiry such as Science and Technology Studies (STS) and their underlying research approaches such as the Social Construction of Technology (SCOT) or the Social Shaping of Technology (SST) have long pointed out that this distinction is not tenable. These debates have been applied in IS (Howcroft et al. 2004; Mitev 2005) and the attempt to re-introduce the distinction would have to reference the debate. Sawyer a. Annabi (2006), when developing the socio-technical approach, drawing on SST, state that an explanation of the success or failure of a technology needs to take into account the technical and the social simultaneously. Technology should be seen as a process rather than an artefact. The artefact, while relevant, cannot be viewed in exclusion. They go on to state that, according to the SST perspective, "material characteristics and actions of any technology are shaped by the social actions of the designers, the specific uses of that technology, and the evolving patterns of use over time" (p. 399). This critique of the concept of the artefact brings us back to the question of what counts as an artefact and whether theories, methodologies etc. should not be subsumed under the same heading. The SST or SCOT approaches would presumably agree that there is little to ground for distinguishing between the physical (or software) artefact and academic or research artefact. This raises the question discussed by Doherty, Coombs a. Loan-Clark (2006) whether technology per se requires certain behaviours. This is a complex debate surrounding the interpretive (or interpretative (see Cadili a. Whitley 2005)) flexibility of technology. The main point to be made in the context of this paper is that speaking of design and artefacts tends to privilege physical properties, which can reduce interpretive flexibility and people's perception of choice. It can promote a determinist view of technology and thereby disempower people by taking away possible options.
4.2 Assumptions of Mainstream IS Research Design discourses that aim to demonstrate an affinity to current IS mainstream research also may fall in the trap of becoming uncritical of mainstream assumptions and thus turning into means of reproducing ideology
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by reifying problematic assumptions. In mainstream IS these include the legitimacy of managerial control, a rationalistic view of humans but also of IT, as in the case of artificial intelligence (Feenberg 1991). Much has been written in the field of critical management studies about the shortcomings of current mainstream management literature and teaching. Where IS are seen unproblematically as tools for a generally justified management process, issues of domination and oppression are rendered invisible. Taking the current status quo for granted leads to a perpetuation of current practices and assumptions, which may not be desirable. In such a situation DSR discourses can stabilise current social systems and thereby become deeply conservative. They can also lead to the unwarranted emphasis on some aspects of the design work (e.g. efficiency, user satisfaction) to the detriment of other aspects, which may be even more important (e.g. equitability, justice, working conditions). The distinction between BSR and DSR may also lead to a reliance on BSR to provide an ever-growing amount of information, which can then be designed into the artefact. This approach may misunderstand the relationship between design and data collection, leading to what Stewart a. Williams (2005) have termed design paradoxes. The current design discourses can without a doubt be classified as a management fashion in Abrahamson's (1996) terms. Such fashions are not necessarily bad and they can be seen as mechanisms that allow researchers and practitioners to focus their attention on important issues. The description of DSR as a fashion allows at the same time to contextualise its overall relevance. It also allows the description of DSR to other fashions, which have been described in some depth in the management and IS literature (Pozzebon et al. 2006). Some of these fashions, such as business process reengineering have proven to be highly problematic. In other cases the value of ongoing fashions cannot be assessed yet. With regards to DSR it can be observed, however, that the ostensible emphasis on the artefact carries with it the danger of taking fashions too seriously and using fashion statements as factual grounds for technology design and development. Divorcing the critical and social aspect from the artefact therefore carries the danger of fashions becoming self-sustaining. A related problem of the perpetuation of extant ideology can occur with regards to the role of the designer. In mainstream business research, managers are often described as heroes. Etymologically, the verb "to manage" (originally probably derived from the Latin manus, the hand) comes from the Italian maneggiare to handle, to be able to use skilfully and originally referred to the handling of horses. Today it means "to conduct, carry on, supervise, or control" (OED 2004). While "management" thus has a wide meaning compatible with different styles of solving problems, it often aims to convey a more specific meaning, which might be termed "heroic man-
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agement" (Gosling a. Minzberg 2003). Heroic management stands for the type of management often taught in many business schools and propagated by management magazines. It depicts the manager as the individual who is personally responsible for success or failure of organizational activities. Heroic management is based on a particular view of an appropriate rationality, which, following Max Weber, is often called purposive rationality. This heroic rationality is not confined to management and can be found in other professions such as engineering (Adam 2001). The DSR discourse has often picked up this topic of heroicism and rationality and projected it onto the designer. This "heroic view" of design: "is heroic in the sense that designs are portrayed as finished products inscribing particular views of the user, user activities and priorities into the artefact. The 'design problem' is then conceived in terms of the failings of design practitioners — through ignorance of users (their purposes and contexts) or their commitment to different priorities — embedding the wrong values/specification of user requirements in design, with imputed serious negative consequence for the usability and use of those artefacts for particular purposes and by particular groups." (Stewart a. Williams 2005, p. 197) One of the reasons why this heroic conceptualisation is problematic is that it has difficulties with addressing ethical issues. This observation will form the guiding thought of the next subsection of my critique of DSR discourses. The critique of heroic management does not necessarily require alternative conceptualisations of management. From a critical point of view it is not prima facie clear that management in the business sense is required at all. Depending on one's view of management, it might be possible to replace management with coordination. This paper does not offer the space to discuss alternative conceptualisations of management. One final point worth making here, however, is that a critique of heroic management is not a critique of the individual managers. Indeed, more than 35 years ago Agyris (1971) noted that information systems have the potential to emancipate managers but often have the opposing effect. Rethinking heroic management is thus an exercise that could also be in the interest of managers themselves. A similar argument could be developed for heroic design.
4.3 Ethics and Design One aspect of critical research that I have not yet discussed in any depth is its relationship to ethics. I have argued elsewhere (Stahl 2008) that there is a close connection between ethics and critical research. The critical inten-
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tion to emancipate requires an ethical grounding. Critical topics are typically of ethical relevance and some critical theories, such as Habermas's Theory of Communicative Action are directly related to ethical assumptions. At the same time, critical scholarship has always been acutely aware of the potential of unreflected morality to promote alienation and domination. The concentration on design science research in IS has the potential to affect such ethical considerations. The process of design is based on ethical assumptions about what is permissible and what is not. This refers to the way data is collected and design is implemented as well as to the eventual outcome of design. Most of the moral assumptions informing design are not made explicit but they can have consequences whose moral importance are hard to deny. Take child labour as an example. Where child labour is deemed legitimate, tools and apparatuses must be designed in such a way that children can use them. Such design then betrays moral assumptions of the designers (i.e. that child labour is legitimate) but they also perpetuate them because the tools or apparatuses require children to be employed. A change in ethical evaluation of child labour can still lead to a replacement of such tools but their mere existence poses an obstacle to such change. I have chosen child labour because it is an example that is easy to visualise. The same idea still holds true for design in information systems. Information flows, reports, controls etc. can reify extant control structures and they will often do this without explicit consideration of their legitimacy. Design can therefore be deeply conservative. This is why Feenberg (1999, p. 173) can say that "design has normative implications and is not simply a matter of efficiency". While design can thus have morally problematic consequences, the opposite can be just as true. Design can be used to implement and reify liberating and emancipatory ideas. A different conceptualisation will lead to different designs, which will provide different affordances. There are prominent examples of emancipatory design, e.g. in the area of egovernment and e-democracy where the communication-enhancing properties are used to promote collaboration and self-determination (Heng a. de Moor 2003). One should at the same time not overestimate the importance of design in this respect. Technology often is Janus-faced (Arnold 2003). Lessig (2001) argues convincingly that the design of the Internet contributed to the freedom, even anarchy of the early Net. Nevertheless, its architecture was not fixed and is constantly subject to change, be it technical or societal. An emancipatory technology may be misused, just like an oppressive one may be circumvented. However, technology design can integrate affordances and there is a case to be made that some affordances are more
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likely to lead to emancipatory outcomes, whereas others are more amenable to oppression. The recognition of such emancipatory qualities in design and of their ethical relevance poses a challenge to design scholars who are aware of them and want to promote them. There are fundamental problems of emancipation, which critical theorists have been grappling with for a long time. Even if one agrees that emancipation is desirable one does not yet know what exactly it means to be emancipated. Emancipation is dependent on the individual in question but also on the social context. The same individual will perceive a certain technology as oppressive in one context but as supportive in another. A criticalist who aims to implement critical ideas in design is thus faced with the dilemma of how to find out what emancipation means and what to do about it. In order to avoid the dilemma of emancipation becoming just another form of oppression (Stahl, 2006), a way has to be found to allow the users of the technology to voice their opinion. An established procedural way of doing this, which was conscious of its ethical relevance, was put forward by Enid Mumford and her ETHICS methodology (Mumford a. Beekman 1994; Mumford 2003, 1995). The summary of this discussion seems to be that design is of high relevance for ethical considerations in technology (Devon, 2004) but that only a procedural design approach based on participation can raise a valid claim to the necessary ethical sensitivity required to come to a successful conclusion.
4.4 Design in Research and Practice An important question to be asked in this paper is that of the context of design research. I have argued so far that the use of the concept of design can have problematic effects because it can blend out important aspects and privilege particular viewpoints. One important aspect that influences the emancipating properties of research is the organisational context in which it is undertaken. It is thus worthwhile deliberating on the differences between different areas where IS research, in particular DSR, can be carried out. The critical perspective is particularly sensitive to the pathologies of capitalism and therefore likely to find issue with DSR in private companies. It is easily imaginable that commercial research projects are focused on a particular stakeholder (usually the customer) thereby neglecting others (e.g. employees). Academic research could have the advantage of being freer from organisational and financial constraints and thus more open to
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emancipatory aims. However, such a distinction, while partly subject to empirical investigation, seems mostly wishful thinking. Academia is traditionally freer of hierarchical power relationship than private business. But in any individual case such general considerations can be reversed.
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Critical Concepts and Design
The brief discussion above indicates that there are several ways in which the DSR in IS can lead to potentially alienating or oppressive results. I will now try to link this argument to the critical concepts introduced above (Table 1). The most obvious link between DSR and these concepts is the idea of reification. The emphasis on the artefact that carries much of design discourses suggests that the artefact is of central importance. It arguably carries an intrinsic indication that the artefact is objective and neutral. This points towards the tool view of technology and leads in the direction of technological determinism. Design leads to the creation of artefacts which have clearly defined properties which, in turn, lead to predictable outcomes. The main problem with this reification of design is that it renders invisible social influences and non-technical considerations. The thing, the res, becomes independent of social concerns. This reification also promotes commodification. There is nothing fundamentally wrong with building a technological artefact for the purpose of trading it. Again, it is the issue of invisible decisions, questions, and debates, which renders commodification a potential problem. One aspect of this has to do with the social importance of the artefact. Some software artefacts, for example, have managed to achieve an outstanding social importance, which renders their existence as commodities questionable. A good example of this is the search engine Google. Google not only has huge market share and therefore immense financial value as a company. It has such a dominant position that its name has become a commonly used verb. Google algorithms and policies have the power to decide about visibility of web sites. The social impact of Google thus goes beyond what one would normally expect from an information and service provider. It can thus be asked whether this type of technology should be treated as a mere commodity, something to be bought and sold. Another aspect of commodification is that the social assumptions of the design artefact are bought and sold with the artefact, independent of the customer's agreement with them. Technology can contribute to the shaping of organisational cultures and such influences should be made explicit. A typical example here would be the standard business software such as
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SAP. SAP is built on certain assumptions about the way organisations should be run and its use requires a certain amount of compliance with what SAP considers best practice in the respective industry or sector. Apart from the fact that this seems to turn the relationship of business and technology on its head, there is also an aspect of hidden ideology entering an organisation via reified social beliefs in a design object. This leads to the issue of ideology. Reification and commodification are both aspects of rendering invisible certain potentially contentious issues. Whether a technology supports hierarchical structures or free exchange is something that may have considerable influence on individuals' emancipation and quality of life. Through the design process such issues may become invisible and thereby support certain groups to the detriment of others. Current debate on ideology does not suppose that ideology can be overcome or eradicated. Tacit beliefs favouring some will always be present and a critic of this paper could hold that this argument is as much supported by ideological beliefs as any other. I would have to concede this but would reply that this is not problematic for critical research. The intention is to render ideologies visible and open them to debate, not to finally overcome them. Such opening of discursive closures containing ideologies can be severely hampered by the reification of the ideologies in technology.
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Conclusion
In this paper I have collected arguments from a critical perspective and applied them to the current debate on design sciences. This collection of critical remarks should not be seen as a general argument against design sciences. I am not at all against the inclusion of explicit design considerations in IS research. What I have tried to argue is that the focus on design in IS discourses can be used to camouflage particular interests and agendas. DSR discourses are in danger of becoming divorced from greater social and ethical concerns and to turn into ends in themselves. Design can then become a fetish, something desired for its own sake, without social context. All I am saying is that the attempt to establish the design paradigm may again be legitimate but it may also be problematic. What I have tried to do is raise awareness of possible issues. Any social system using technological artefacts will need to make decisions concerning these artefacts. My main argument here is that these decisions hold implications that may go far beyond the immediate use of the technology and the purposes it is designed for. Technology can have considerable social and ethical implications. What I have argued in this paper
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Bernd Carsten Stahl
is that these need to be considered throughout the design process and should be made explicit and available to potential users. There is no reason why design cannot do this and, indeed, there are good examples of designers in IS consciously doing this, as for example people working in the socio-technical tradition. The danger I see is that DSR discourses are used to gain academic legitimacy for very technology-centred work. Such legitimacy could then be used to evade the questions raised here. By raising awareness of this danger, I hope that the current paper has taken a step in addressing it. It is probably worth noting that practice-oriented disciplines such as IS or WI are based on (usually implicit) ethical considerations. Practice is to be affected and improved to achieve a better society. This is particularly true of academic practice. As Frank (2006, p. 11) states, the "idea of science is directly related to the idea of freedom, emancipation and rationality. I assume that science – mainly through academic education – can foster the dissemination of these ideas and thereby contribute to more liveable societies." This paper should be read in the same spirit. Discussing possible alienating consequences of DSR should be seen as an attempt to prevent these from occurring. If the ideas presented in this paper have merit, then they deserve further elaboration. I have presented a general critique but this would have to be supported by more detailed discussions of DSR theories, topics, and methodologies. Whether DSR is indeed a paradigm (in the Burrell a. Morgan sense) or maybe just an aspect of different paradigms, it will be worthwhile considering how alienating and disempowering consequences could be addressed during the process of designing IS. DSR could then become part of the ongoing assault on the positivist mainstream in IS research and it could count as a possible avenue for critical research to take.
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