Viel zu lange brav gewesen
Sandy Steen
Tiffany 1020
23 – 1/02
Gescannt von Almut K.
1 . KAPITEL "Bist du aufgere...
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Viel zu lange brav gewesen
Sandy Steen
Tiffany 1020
23 – 1/02
Gescannt von Almut K.
1 . KAPITEL "Bist du aufgeregt?“ "Seh ich so aus?“ Samantha Collins blickte ihre Freundin und Kollegin Connie Tyler fragend an. "Überhaupt nicht." Sam lächelte zufrieden und strich den Kragen ihres Kostüms glatt. "Selbstsicheres Auftreten ist die halbe Miete. Du weißt ja..." „Lass dir niemals anmerken, wenn du unsicher bist", ergänzten beide einstimmig. "Unter uns gesagt, ich bin ganz schön nervös. Womöglich werfen sie nur einen kurzen Blick auf mein Budget und schicken mich in die Wüste.“ "Kaum. Glaubst du wirklich, Anderson wird die Kuh schlachten, die er die ganze Zeit über melkt? Er kann es sich gar nicht erlauben, dich nicht zu befördern, zumal jetzt, wo die Fusion kurz bevorsteht." Sam blickte auf ihre Armbanduhr, dann über die Wand ihres kleinen, würfelförmigen Büros auf die Tür zu Wendall Andersons Büro. Anderson war nicht nur stellvertretender Direktor der Frontier Financial Bank, sondern auch ihr unmittelbarer Vorgesetzter, der Mann, der ihren Halbjahresbericht beurteilen und über ihren weiteren Werdegang in der Firma entscheiden würde. "Ich muss los. Wünsch mir Glück", sagte sie und ging auf die Tür zu. Als sie eine Dreiviertelstunde später an ihren Schreibtisch zurückkehrte, streckte, Connie erwartungsvoll den Kopf über die Glaswand. "Und?" "Eines Tages wird hoffentlich jemand diesem Kerl geben, was er verdient." "Nämlich was?" "Einen langsamen, schmerzhaften Tod." Connie sah sie entgeistert an. "Du hast den Job nicht gekriegt?" "Es wird keine Beförderung geben, bevor die Fusion unter Dach unter Fach ist. Er hat mir sogar das Memo mit der entsprechenden Anweisung gezeigt. Also hat er mich die ganze Zeit bewusst hingehalten, bis ich den Bericht fertig ausgearbeitet hatte." "Und? Fanden die Herrschaften ihn nicht gut?" "Und ob. Anderson hat mir erzählt, wie lobend sich die anderen VIPS über hör genau zu - über seine fantastische Arbeit geäußert haben." "Was? Dieser widerliche, fiese …“ "Du brauchst dich nicht zurückzuhalten.“ „... Mistkerl. Der Kerl heimst das Lob ein, das dir zusteht, und gibt auch noch damit an?" Sam schloss resigniert die Augen. "Kann man sich denn mit mir alles erlauben?" sagte sie seufzend. "Ich habe ihm vertraut, als er sagte, dass er meine Arbeit schätze, dass die Abteilung ohne mich verloren wäre und dass ich der Star in seinem Team sei."
"Also wirklich, jeder, der bis zehn zählen kann, weiß, dass du der Kopf der Abteilung bist. Und offenbar auch das Rückgrat." "Und was habe ich davon? Noch nicht mal ein Namensschild an meiner Tür. Was sage ich da? Ich habe ja nicht einmal eine Tür. Alles was ich habe, ist dieses Eckchen hier und Berge von Arbeit meine und seine." Sie deutete auf Andersons Tür. "Ich hätte merken müssen, dass etwas im Busch ist, als er anfing, mich wegen der Beförderung hinzuhalten." "Oh, es tut mir so Leid! Von allen Leuten hier hast du so eine Behandlung am wenigsten verdient". "Das Beste hast du noch gar nicht gehört. Ich soll persönlich ein Anwesen in Lewisville begutachten. Es sei unheimlich wichtig. Die Akte Copper Canyon. Das Darlehen läuft innerhalb der nächsten dreißig Tage aus, und jetzt will er die Sache noch einmal neu bewertet haben. Sieht aus, als habe die Bank schon einen Käufer in petto. Deshalb soll ich sofort hinfahren." "Du meinst heute noch?" "Genauer gesagt, jetzt gleich." Connie hob die Schultern und lächelte resigniert. "Nun ja, lass dich nicht unterkriegen. Es könnte schlimmer sein. Außerdem ist heute Zahltag." Vier Stunden später sollte Sam erfahren, dass es tatsächlich noch schlimmer als bis dahin angenommen war. Sie war losgefahren und rief per Handy von unterwegs im Büro an. "Schlechte Neuigkeiten", sagte Connie. "Wie schlecht?" "Du, ich und ein Drittel der Belegschaft sind gefeuert. Reicht das?" "Sag, dass das nur ein Witz ist!" "Ich wünschte, es wäre so. Es ist wirklich ernst, Sam. Das ganze Büro befindet sich im Schockzustand." "Und du bist wirklich sicher?" "Ich selbst habe deinen Namen auf der Liste gesehen", versicherte Connie. "Und es ist eine verdammt lange Liste, sag ich dir. Diese Bastards hatten nicht einmal den Anstand, es diskret zu machen oder uns wenigstens zwei Wochen Zeit zu geben, um einen neuen Job zu finden. Anderson hatte natürlich nicht den Mut, die Memos selbst zu verteilen. Einer vom Team musste es machen. Wir. wussten ja alle, dass die Fusion ein paar Jobs kosten würde, aber mit so etwas hat keiner gerechnet." Connie seufzte tief. "Bist du okay? Du kommst doch zurück ins Büro, oder?" Sam massierte sich die rechte Schläfe, hinter der sich Kopfschmerz ankündigte. "Ich glaube nicht. Ich hatte eine Reifenpanne, und der Anlasser macht Probleme, seitdem ich in Lewisville getankt habe. " „Schon wieder? Das ist jetzt schon das dritte Mal innerhalb weniger Tage." "Tja. Ich wollte den Wagen ja dieses Wochenende zur Reparatur geben, aber ... Nun ja, jedenfalls musste ich deswegen meinen Besichtigungstermin auf drei Uhr nachmittags verschieben." "Oh, verflixt, Sam, damit landest du mitten im Freitagnachmittagsstau. "
"Ein schlechtes Ende für einen ansonsten wundervollen Tag, was? Ich schätze, ich warte ab, bis der Verkehr nachgelassen hat, und komme dann ins Büro, um meine Unterlagen einzureichen." "Das hat ja jetzt wahrhaftig keine Eile. Du brauchst eigentlich nur noch deinen Schreibtisch leerzuräumen. Ehrlich gesagt, an deiner Stelle würde ich diesen Termin vergessen und einfach nach Hause fahren. " "Bring mich nicht in Versuchung." "Ich bin sicher, der Kunde hätte Verständnis." "Das glaube ich kaum. Außerdem, solange mir offiziell nichts anderes mitgeteilt worden ist, bin ich immer noch Angestellte von “Frontier Financial Bank and Trust". "Ich wusste, dass du das sagen würdest. Du hältst immer durch bis zum bitteren Ende, nicht wahr? Zu dumm, dass nicht wenigstens ein bisschen von deinem Berufsethos auf Anderson abgefärbt hat." Sam musste lächeln. "Was willst du jetzt tun?" "Die Stellenangebote studieren. Bewerbungen schreiben. In der Hinsicht habe ich es, glaube ich, etwas besser als du. Als Sekretärin findet man immer schnell etwas. Außerdem gibt es noch Mom und Dad, für den äußersten Notfall." Wieder seufzte Connie. „Tut mir Leid, Sam. Das hätte ich wohl jetzt nicht sagen sollen, wo du doch keine Familie hast, auf die du zurückgreifen kannst." "Schon gut." "Ich wünschte, es gäbe jemanden in deinem Leben, einen gut aussehenden Mann, der dich alles andere vergessen lässt." "Ich auch." „Ja", fuhr Connie fort. "Träumen schadet nicht." "Überhaupt nicht. Guter Gedanke." Connie lachte. "Tja .... und wenn wir beide einen neuen Job haben, treffen wir uns mal in der Mittagspause, okay?" „Klar." "Also dann, alles Gute." "Danke. Dir auch." Sam starrte einen Moment lang blicklos auf ihr Handy, bevor sie merkte, dass sie den Atem anhielt. Ruhig, ermahnte sie sich. Ganz ruhig. Und tief durchatmen. Sie hatte also ihren Job verloren. Na und? Das war schließlich nicht das Ende der Welt. "Keine Panik. Alles wird gut“, flüsterte sie. Zu ihrem Erstaunen war sie gar nicht so verzweifelt, wie man es hätte erwarten sollen. Seit fast einem Monat hatten sie und ihre Kollegen auf die Entlassungswelle gewartet, von der alle gewusst hatten, dass sie unvermeidlich sein würde. Und jetzt war sie verdammt wütend. Fünf Jahre lang hatte Sam sich für die Bank abgerackert und einen verzweifelten Kampf gegen die Mentalität der Bosse geführt. Am Ende hatte sie geglaubt, endlich Licht am Horizont zu sehen,
und jetzt war sie fast wieder da, wo sie angefangen hatte. Aber es war nie ihre Art gewesen, Dinge, an denen sie nichts ändern konnte, zu bejammern. Es mochte eine Weile dauern, bis sie einen neuen Job finden würde, aber so lange könnte sie vielleicht für eine Leasingfirma arbeiten. Hungern würde sie jedenfalls nicht, schließlich hatte sie ein gut gepolstertes Sparkonto. Sie hatte eine gute Ausbildung, Berufserfahrung und vor allem Stehvermögen. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog sie es durch. Natürlich wäre es schon gut, jemanden zu haben, an den man sich anlehnen könnte. Aber für Waisen gab es nun einmal keine Familie, und sie hatte zu lange und zu hart gearbeitet, um endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Auf keinen Fall würde sie sich von Selbstmitleid überwältigen lassen. Die unerbittliche Disziplin, die man ihr als Kind im Waisenhaus aufgezwungen hatte, erwies sich als durchaus nützlich an einem Tag wie diesem. Sie war schon immer vernünftig und verantwortungsbewusst gewesen. Erst in jüngster Zeit war ein gewisses Aufbegehren in ihr entstanden. Immer nur Arbeit, niemals Spaß, was war das für ein Leben? Auf einmal erschien es ihr sehr beschränkt, um nicht zu sagen langweilig. Nicht dass sie vorgehabt hätte, all ihre Grundsätze über Bord zu werfen und völlig auszuflippen. Aber etwas mehr Leichtigkeit könnte vielleicht nicht schaden, oder? Und jetzt war sie frei, wenn auch nur für kurze Zeit. Frei von Arbeit und Verantwortung. Ja, vielleicht war es wirklich nötig, dass sie sich einmal fragte, was sie tun wollte, anstatt immer nur daran zu denken, was sie tun müsste. Vielleicht sollte sie sich ein wenig weiterbilden, die Flügel ausbreiten und heraufinden, was es sonst noch so gab auf der Welt. Oder vielleicht war es an der Zeit, nach einem ... wie hatte Connie sich ausgedrückt? ... nach einem Mann zu suchen, der sie alles andere vergessen ließe? Du liebe Güte, seit acht Monaten war sie allein. Und auch der Freund, den sie bis dahin gehabt hatte, Cal, war nicht unbedingt der Mann ihrer Träume gewesen. Er hatte gut ausgesehen, war smart, gut gekleidet und erfolgreich gewesen. Alles Dinge, die sie sich bei einem Mann wünschte. Aber in den sechs Monaten, die sie liiert gewesen waren, hatten sie eigentlich niemals wirklich Spaß zusammen gehabt. Cal mochte französische Filme, war verrückt nach Schokolade und trank grundsätzlich nur russischen Wodka, jedoch nur eisgekühlt aus mundgeblasenen Kristallgläsern. Sam dagegen trank kaum jemals etwas Stärkeres als den Wein, den sie manchmal beim Kochen benutzte. Der ideale Mann war er nicht für sie gewesen, und sie hatte den Verlust ziemlich leicht verschmerzt. Nicht einmal als Liebhaber war er besonders gut gewesen. Nun ja, sie hatte nicht allzu viele Vergleichsmöglichkeiten. Nicht mehr als zwei Liebhaber hafte sie überhaupt jemals gehabt. Vielleicht wartete er irgendwo auf sie: attraktiv, unterhaltsam und eine absolute Begabung im Küssen. Noch ein Talent, das Cal völlig gefehlt hatte. Ja, das war ein absolutes Muss. Sam wollte einen echten Experten im Küssen. Das nächste Mal würde sie sich nicht mit weniger zufrieden geben.
War es nicht wunderbar, dass sie jetzt endlich frei war? Sie brauchte wirklich Abwechslung, und zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich bereit, diese auch zu genießen. Ja es war wirklich höchste Zeit, ihren Traummann zu finden, wenn er denn existierte. Irgendwie hatte Sam das Gefühl, dass er irgendwo da draußen auf sie wartete. Sie blickte auf ihre Aktenmappe, die auf dem Beifahrersitz lag. Zunächst aber musste sie diesen Termin hinter sich bringen, um ihren letzten Gehaltsscheck abholen zu können. Sie legte also den ersten Gang ein und fuhr die Landstraße hinab nach Copper Canyon, Texas. Ob ihr Schicksal wohl dort etwas für sie bereit hielt? Ryder blickte auf, als er an dem Korral vorbei zur Scheune ging. "Copper Canyon Ranch" stand in großen Lettern über dem zweiflügeligen Einfahrtstor. Wie viele Male war er schon darunter durchgeschritten? Wenn es nach dem Willen der Leute von der Frontier Bank ginge, wäre es bald vorbei damit. Der Vormittag war noch nicht sehr weit fortgeschritten, und doch spürte er schon, wie verspannt die Muskeln in seinen Schultern waren. Wenn das so weiterginge, dann würde er dem Kerl, der seine Ranch begutachten sollte, womöglich den Kopf abreißen, wenn er endlich auftauchte. Die meisten Vorwürfe machte er ja sich selbst, aber es war immer noch genug Wut übrig für die Bank. Die Arbeit des ganzen letzten Jahres und seine gesamten Ersparnisse hatte er darauf verwendet, um das Erbe seiner Familie in ein profitables Unternehmen zu verwandeln. Auf seiner Ranch konnte man gut essen, Partys feiern und Versammlungen abhalten. Es gab auch Übernachtungsmöglichkeiten und Rodeos zur Unterhaltung der Gäste. Ryder stand kurz vor dem Durchbruch. Die Terminkalender waren jedenfalls schon gut gefüllt. Er hatte sogar zwei Verträge in der Tasche, die ihn ganz sicher aus den roten Zahlen bringen würden. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Er hatte mit dem Sachbearbeiter telefoniert und sich den Mund fusselig geredet, Vergebens. Die Frontier Bank war im Begriff, mit einer großen Bank zu fusionieren, und alles, was sie interessierte, war das Geld, das Ryder ihr schuldete. Vor zwei Tagen hatte sich die Lage dramatisch zugespitzt, und seitdem war er auf der Suche nach neuen Finanzierungsquellen, bisher ohne Erfolg. Es war keineswegs so, dass er nicht mit Geld hätte umgehen können oder harte Arbeit scheuen würde. Er mochte ein Cowboy sein, aber er war keineswegs hilflos, wenn es ums Geschäft ging. Und wenn er auch nicht gerade ein Harvardstudium vorweisen konnte, so hatte er doch zumindest ein sprichwörtliches Talent dafür, stets die richtige Person zu finden, die über die Fähigkeiten verfügte, die Ihm fehlten. Als Stuntman im Filmgeschäft hatte er jede Gelegenheit genutzt, dazuzulernen, und hatte schließlich einen Topmanager für sich engagiert. Zehn Jahre lang hatte er sich stets alles abverlangt und im finanziellen Bereich auf den Rat vernünftiger Leute gehört - um dann den größten, nein die zwei größten Fehler seines Lebens zu machen.
Erstens, er hatte sich verliebt. Zweitens, er war vor Liebe blind und taub geworden. Alicia war die Frau seiner Träume gewesen, außerdem eine äußerst clevere, staatlich geprüfte Buchhalterin. Sie war seine Geliebte geworden, seine Assistentin und schließlich seine Geschäftspartnerin. Warum auch nicht, da sie ja ohnehin zu seinem Leben gehören sollte? Es hatte ganz harmlos angefangen. Erst hatte sie nur die Anrufe seines Agenten beantwortet, schließlich war sie zu seiner Vollzeit Managerin geworden. Ryder hatte ihr so völlig vertraut, dass er nicht einen Moment gezögert hatte, als sie ihm vorschlug, auch die Buchführung zu übernehmen. So verrückt war er nach ihr gewesen, dass er nicht einmal im Traum an die Möglichkeit der Katastrophe gedacht hatte, die am Ende über ihn hereinbrechen sollte. Eines Morgens war er aufgewacht, und Alicia war fort gewesen. Sie hatte all sein Geld mitgenommen. Nur seine Aktiendepots, zu denen sein Vater ihn noch zu Beginn seiner Karriere überredet hatte, hatten ihn vor dem völligen Ruin bewahrt. Das war vor etwas über einem Jahr gewesen, und Ryder fragte sich oft, ob er vielleicht schneller darüber hinweggekommen wäre, wenn nicht sein Dad ausgerechnet dann gestorben wäre. Plötzlich war er verantwortlich für die Ranch gewesen, und für die Leute, die auf und von ihr lebten. Was war ihm übrig geblieben, als seine Stuntkarriere zu beenden und zurück nach Texas zu gehen, wenn auch nur, um herauszufinden, dass es um die Finanzen seines Vaters ebenfalls nicht zum Besten stand? Durch seinen alten Manager fand er, wie er glaubte, eine kooperative Bank, die Frontier Bank. Doch dann ging sein Ansprechpartner bei der Bank in den Ruhestand, eine lang anhaltende Regenperiode führte zu einer Serie von Absagen, und die Bank fusionierte mit einer anderen. Ryder konnte das Lasso schwingen, das Publikum verzaubern und mit Cowboys und widerspenstigen Rindern umgehen, aber er hasste Buchführung und alles, was damit zusammenhing. Nur deshalb hatte es zu dem Fiasko mit Alicia kommen können. Inzwischen war er sehr viel vorsichtiger geworden. Niemals würde er seine Finanzen wieder einer anderen Person überlassen, aber er brauchte jemanden mit Geschäftssinn, jemanden, dem er vertrauen konnte. Inzwischen wusste er, wie schwer solche Leute zu finden waren. Es sah wirklich so aus, als sei er jetzt tatsächlich am Ende. Wenn nicht ein Wunder geschähe, dann würde er Konkurs anmelden oder verkaufen müssen. Er war verzweifelt. Er hätte seine Seele verkauft, um seine Ranch zu behalten. Cotton West, Vormann auf der Ranch seit über zwanzig Jahren, blickte von seiner Arbeit auf, als Ryder in die Scheune stapfte, nach einer Mistgabel griff und sich wortlos zu ihm gesellte. Nach einer Stunde harter Arbeit, hielt Cotton inne und sah Ryder an. "Willst du nicht drüber reden und es loswerden?" "Reden? Worüber?" "Darüber, dass du angespannt bist wie 'ne Uhrfeder. Wenn du nichts dagegen tust, wird dir noch 'ne Sicherung durchbrennen."
"Versteh nicht, was du meinst." "Du rennst hier rum mit ’nem dicken Hals. Richtig zum Fürchten siehst du aus." "Na und?" brummte Ryder. "Alles zu verlieren, was man besitzt, ist ja wohl genug, um einem die Laune zu verderben, oder? Muss schon sagen, ein guter, altmodischer Zweikampf würde jetzt richtig gut tun." "Klar hast du das Recht, schlecht gelaunt zu sein. Ich mein bloß, es bringt nichts, jetzt die Fassung zu verlieren und dem Mann von der Bank eins überzubraten. Zum Teufel, eine Nacht in der Zelle wäre das Letzte, was du jetzt gebrauchen könntest." „Ich werde mit niemandem eine Prügelei anfangen.“ Cotton überlegte einen Moment. "Schätze, dann muss ich es wohl tun." Ryder lächelte zum ersten Mal seit Tagen. "Oh nein, auf keinen Fall. Ich kann es mir nicht leisten, Kaution für dich zu zahlen. Und außerdem", fuhr er fort. "Wenn wir schon ins Kittchen marschieren, dann doch lieber wegen eines guten Kampfes um ein Mädchen, oder?" Cotton lächelte breit. "So gefällst du mir schon besser." "Gut, dass Mamie uns nicht hört. Sie würde uns beiden das Fell über die Ohren ziehen." "Du hast Recht. Meine Frau ist verdammt eifersüchtig.“ "Nicht ohne Grund." "Du weißt doch, ich hab die Schürzenjägerei schon längst aufgegeben. " "Dank Mamies gusseiserner Pfanne." Cotton rieb sich die schwielige Stelle an seinem Schädel. "Das Weib hat einen Hang zum Brutalen." Einige Minuten verstrichen in Schweigsamkeit. Plötzlich deutete Cotton durch die Scheunentür nach draußen. Ein blauer Sedan erschien auf der Zufahrt zum Rio Grande Saal, dem größten Partyraum, den die Ranch zu bieten hatte. Er lag zwischen dem Hauptgebäude und der Scheune. "Wir bekommen Gesellschaft." Ryder stellte die Heugabel weg und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. "Bestimmt der Kerl von der Bank." "He, heutzutage haben die aber schöne Beine", rief Cotton von der Tür her. Ryder blieb hinter ihm stehen. Eine Frau stieg aus dem blauen Wagen. Eine sehr attraktive Frau. Die konnte unmöglich von der Bank sein. Es war Ryder bis jetzt nie in den Sinn gekommen, dass es sich bei dem Mitarbeiter der Bank um eine Frau handeln könnte. Und schon gar nicht um eine, die so aussah wie die hier. In der Bluse, dem kurzen Rock, der ihre fantastischen langen Beine betonte, wirkte sie ausgesprochen sexy. Ihre Absätze mussten mindestens sieben Zentimeter hoch sein. Und sie war blond. Er bevorzugte blond. Alles in allem war sie die schönste Frau, die ihm seit langem unter die Augen gekommen war. Und Ryder kannte sich aus mit Frauen - blonde, brünette, rothaarige. Er mochte nicht alle Feinheiten des Finanzwesens beherrschen, aber mit dem anderen Geschlecht kannte er sich aus.
Seine Großmutter hatte ihn gewarnt, dass ihn dieses Talent für Frauen eines Tages ruinieren würde. Nie hätte er geglaubt, wie Recht sie behalten sollte. Zwar hatte er den Geschmack am anderen Geschlecht keineswegs verloren, aber er hatte gelernt, dass es besser war, sich zurückzuhalten. Cotton stieß ihn in die Rippen. "Ein echter Hingucker, was?" "Nicht schlecht." Aber auch, wenn sein Körper ihn drängte, etwas zu unternehmen, sein Verstand war dagegen. Diese Frau sah nicht aus, wie eins von diesen Girls, die immer für eine gute Nummer zu haben waren. Und er war kein sorgloser junger Cowboy, der auf einen Flirt für eine Nacht aus war. Obwohl der Gedanke durchaus verlockend war. Ja, wenn die Umstände anders gewesen wären! "Sag mal." Cotton stieß ihn erneut in die Rippen. "Warum setzt du nicht ein Lächeln auf und …“ "Für sie?" "Sie ist 'ne Frau, oder? Gib dir 'n bisschen Mühe, vielleicht vergisst sie dann ihren Bericht über deine Ranch. " "Bist du verrückt geworden?" sagte Ryder und schüttelte den Kopf. "Sie ist wahrscheinlich verheiratet und hat drei Kinder und eine Dose Reizgas in der Handtasche. Außerdem ... " Er straffte die Schultern. „... habe ich keine Lust mehr, mir Mühe zu geben. Die ganze letzte Woche habe ich fast nur gebettelt, und was hat es mir gebracht?" "Du und dein Stolz! Du hast nichts mehr zu verlieren. Auch wenn sie ihren Bericht nicht wirklich vergisst, sie kann ihn ja vielleicht 'n bisschen hinauszögern, und du könntest Zeit gewinnen, andere Geldgeber zu finden." Ryder blickte auf die Frau, und alles, woran er denken konnte, war die bittere Erfahrung, die er gemacht hatte. "Setz du deinen Charme ein. Ich habe Besseres zu tun." "Mit mir will sie aber nicht sprechen." "Und ich nicht mit ihr. Wir gehen zu ihr, begrüßen sie, und dann übernimmst du sie." Ryder zog sich seine Baseballkappe tiefer in die Stim und ging langsam auf die Frau mit den schönen Beinen zu. Sam sah die beiden Männer auf sich zukommen. De eine war groß und drahtig und wirkte wie Ende Fünfzig. Sein Cowboyhut sah mindestens genauso alt aus, und das Haar, das darunter hervorlugte, war schneeweiß. Der Andere … Wow, der andere Mann war ebenfalls hoch gewachsen, aber breitschultrig. Und er sah aus wie der Mann ihrer Träume. Um die dreißig, schätzte sie. Ideal. Und er schien in bester Form zu sein. Ach was, in fantastischer Form. Sein muskulöser Körper zeichnete sich deutlich unter den ausgeblichenen Jeans und dem abgetragenen grünen T-Shirt ab. Der Mann besaß Ausstrahlung, und die hatte nicht nur mit seinem Körperbau zu tun. Es lag eher an der Art, wie er sich bewegte, wie er den Kopf trug. Sam fühlte sich gleichermaßen erregt und beklommen. Was tut eine Frau, wenn unerwartet der Mann ihrer Träume auftaucht? Ihm die Hand schütteln, in
Ohnmacht fallen oder sich ihm an den Hals werfen? Nimm dich zusammen, ermahnte sie sich. Er war einfach nur ein Kunde ihrer Bank. Die beiden Männer blieben vor ihr stehen. Der ältere nickte ihr zu. „Guten Tag." „Äh …“ Sie musste sich zwingen, den Blick von dem Traummann loszureißen. "Mr. Wells? Ich bin Samantha Collins, von der Frontier Bank." "Und ich bin Ryder Wells", erklärte der jüngere, nahm die Kappe ab und bot ihr die Hand. "Oh, Entschuldigung." Sie nahm seine Hand. Sie hätte nicht sagen können, was sie erwartete hatte, aber bestimmt nicht das. Sie stand da, wie vom Donner gerührt. Dabei hatte sie nur Ryder Wells die Hand geschüttelt, ihm nur einmal in die Augen gesehen. Sie senkte den Blick und zog ihre Hand zurück. "Nett, Sie kennen zu lernen. " "Ganz meinerseits." Es war kein Traum. Es war Wirklichkeit. Dieser wahnsinnig attraktive Mann war echt. Er hatte dunkles Haar, sah gut aus, war stark, gesund und strahlte Selbstbewusstsein aus. Und erst der Blick seiner blauen Augen! Natürlich war er nicht der erste umwerfend attraktive Mann, dem Sam begegnete, aber sie konnte sich nicht erinnern, jemals so intensiv auf einen völlig Fremden reagiert zu haben. Ihre Haut prickelte am ganzen Körper. Was geschah nur mit ihr? Ihr Puls raste, ihre Beine drohten nachzugeben. Es war beängstigend – und wundervoll. Nicht nur ihr Puls raste, auch ihre Gedanken überschlugen sich. Das war der Mann, der sie alles vergessen lassen würde. Aber halt , sie war im Begriff, ihm eine Konkurserklärung vorzulegen. "Ich ...“' Das Kribbeln in ihrem Körper machte es ihr fast unmöglich, sich zu konzentrieren. "Ich bin sicher, das ist nicht gerade leicht für Sie, deshalb, werde ich versuchen, die Sache so kurz und schmerzlos wie möglich zu gestalten", fuhr sie fort. "Danke."' Ryder war fasziniert. Ihr Aussehen gefiel ihm. Ihr Duft. Und die Art, wie sich diese Bluse an ihren Körper schmiegte. Schon von weitem hatte er sie attraktiv gefunden, aber jetzt sah er erst genau, wie sexy sie war. Sie schien sich dessen nicht bewusst zu sein, und das machte sie in seinen Augen noch attraktiver. Jetzt hob sie die Hand und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Dabei spannte sich der Stoff der Bluse über ihrer Brust, so dass zu erkennen war, dass sie einen BH aus Spitze darunter trug, und ... Ryder konnte den Blick nicht abwenden. Dieser Schatten, war das etwa eine Brustspitze? Erregung, heiß und wild, überwältigte ihn. Plötzlich hatte er Finanzen, Konkurs und alles, was damit zusammenhing, vergessen. Alles, bis auf die Tatsache, dass er diese Bluse aufknöpfen wollte, um herauszufinden, was unter Seide und Spitze verborgen war. "Sollen wir ..." Sam versuchte zu schlucken, doch ihr Mund war trocken wie Papier. Sie räusperte sich. "Sollen wir einen Rundgang machen?"
"Was?" Der Blick seiner Augen war so intensiv, so ... es war beängstigend, wie heiß ihr wurde. "Sollen wir uns die Ranch einmal ansehen?" "Wenn Sie sich an meinen Vormann hier wenden wollen. Er wird Ihnen alles zeigen und Ihre Fragen beantworten." Ryder war absolut nicht in der Verfassung, auch nur einen Schritt zu machen, geschweige denn, Fragen zu beantworten. "Wie Sie wollen." Wenn sie wüsste, was er wirklich wollte. Er war ja selbst schockiert darüber, wie sein Verstand plötzlich überflutet wurde von erotischen Fantasien. "Wir sehen uns noch." "Cotton West, Ma'am", stellte der ältere Mann sich vor. "Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen." Sam zwang sich, den Blick von Ryder Wells loszureißen. "Nett, Sie zu kennen zu lernen, Mr. West", sagte sie. "Nennen Sie mich einfach Cotton." Er nahm seinen Hut ab. "Das tut hier jeder." "Danke." Erleichtert folgte Sam dem Vormann. Ryder blieb stehen, blickte ihnen nach und fragte sich, ob er den Verstand verloren hatte. Er hatte auf diese Samantha Collins reagiert wie ein Hengst, der eine heiße Stute wahrnimmt. Was war nur mit ihm los? Ausgerechnet die Frau von der Bank machte ihn scharf. Diese Figur. Und dieses Gesicht. Zwar war sein Blick nur mühsam bis zu ihrem Gesicht gelangt, aber es war ein schönes Gesicht. Ihre Haut war wie Satin. Ihr Haar reizte zum Anfassen. Natürlich würde es sich noch besser machen, wenn es offen um ihre Schultern tanzen würde, anstatt mit einer Spange im Nacken zusammengehalten zu werden. Oder, noch besser, ausgebreitet auf einem Kissen. Ryder fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er musste sich zusammenreißen. Schließlich hatte er schon genug Probleme, auch ohne dass er vom Anblick einer schönen Frau benebelt wurde. Endlich gelang es ihm, den Blick von Samantha Collins' verführerisch schwingenden Hüften loszureißen. "Tja, also, Mrs. Collins", sagte Cotton, als sie zur Scheune kamen. "Ich schätze, Sie wollen alles mal unter die Lupe nehmen." "Miss Collins, und, ja, ich würde gerne sehen, was für Verbesserungen seit der letzten Bewertung vorgenommen wurden." Der Vormann lächelte breit, tippte sich an die Hutkrempe und bot Ihr seinen Arm. "Na, dann überlassen Sie mal alles dem guten alten Cotton. Es werden bestimmt keine Fragen offen bleiben." Eine Dreiviertelstunde später hatte Sam sich eineinhalb Seiten Notizen und einige Fotos von dem Anwesen gemacht. Die Ranch war zu einem Gästehaus umfunktioniert worden mit Veranstaltungsräumen, die Platz für Versammlungen von fünfzig bis vierhundert Personen boten. Im Hauptgebäude war Ryder Wells' Wohnung, dahinter lag eine kleine Blockhütte, in der Cotton mit seiner Frau lebte. Es gab ein weiteres Blockhaus für sechs der acht fest Angestellten, vier
Blockhäuser für Gäste, jeweils groß genug für sechs bis acht Personen, und eine kleine Arena für Rodeos. Neben dem Korral stand das wichtigste Gebäude, der Rio Grande Saal, vierzehnhundert Quadratmeter, mit Mikrofon- und Beschallungsanlage, kompletter Küche und Innenhof. Das Konzept war eigentlich hervorragend, aber anscheinend nicht erfolgreich. Sam wunderte sich, weshalb. Gerade hatten sie den letzten Punkt auf ihrer Liste abgehakt, eine kleine Herde trächtiger Longhorns vorbeitrabte. "Danke, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben, Cotton. Sicher haben Sie viel zu tun." "Kein Problem, Miss Collins. Wissen Sie ..." Er lächelte scheu. "Für 'nen alten Knaben wie mich ist es doch 'ne Freude, mit 'ner Lady wie Ihnen Zeit verbringen zu dürfen." Sie blieben beim Korral stehen, wo einige junge Männer mit ein paar Pferden arbeiteten. "Sind das Angestellte?" "Nein. Nur ein paar Jungs von der High School. Sie kommen zwei-, dreimal die Woche rüber, um sich von Ryder ein paar Tricks zeigen zu lassen. Sie fühlen sich wahrscheinlich schon wie halbe Stuntmen. " "Stuntmen?" "Ja, Ma'am. Das war früher Ryders Job. " Er deutete auf ihre Notizen. "Steht das nicht in Ihrer Akte?" "Nein." "Er hat zehn Jahre in Hollywood Stunts gemacht. Muss wirklich gut in seinem Job gewesen sein. Ja, er hat 'n interessantes Leben geführt, kann man sagen. Rennautos fahren, Tiefseetauchen, alles hat er gemacht, und immer von den Schönen und Berühmten umgeben. Hauptsächlich Frauen." Er zwinkerte Sam zu. "Schätze, die fühlen sich zu solchen Männern hingezogen." Daran hatte Sam keinen Zweifel. Sie war dem Mann nahe genug gekommen, um seine Ausstrahlung zu spüren, eine aufregende Mischung aus Sex und Gefahr. "Er wäre immer noch dabei, wenn sein Daddy nicht vor einem Jahr gestorben wäre." "Oh, das tut mir Leid." "Es war ganz schön hart für ihn. Er hat seinem Daddy am Sterbebett versprochen, die Ranch zu übernehmen, und genau das hat er getan. Er ist nach Hause gekommen, hat die Ärmel hochgekrempelt und sein Bestes gegeben. Er ist ziemlich clever, kann ich Ihnen sagen, aber ehrlich gesagt, mit Zahlen jonglieren, Bücher führen, mit Bankleuten diskutieren, das ist nicht gerade seine Stärke. Aber er hat alles versucht, damit sein Daddy stolz auf ihn gewesen wäre." "Das kann man sehen." "Hatte natürlich auch Schicksalsschläge zu verkraften. Diese Frau, die mit seinem Geld abgezogen ist, das war nicht gerade hilfreich. " "Eine Frau?"
"Ist passiert, kurz bevor er zurückkam. Er muss wohl ziemlich verrückt nach ihr gewesen sein." Cotton schüttelte den Kopf. "Männer verlieren manchmal den Kopf, wenn es um Frauen geht. Jedenfalls hat sie ihn ruiniert. Hat ihm alles genommen bis auf das Gold in seinen Zähnen. Aber es hat ihn nicht bitter gemacht", erzählte er. "Keiner weiß so gut wie Ryder, wie man das Leben genießt, was nicht heißt, dass er nicht wüsste, was Pflicht und Verantwortung ist." Cotton stemmte die Hände in die Taschen seiner Jeans und sah angelegentlich auf seine Stiefelspitzen. Als er wieder aufblickte, räusperte er sich. „Tut mir Leid, Miss Collins. Sie können ja nichts dafür. Sie machen nur Ihren Job." "Das heißt nicht, dass mir nicht Leid tut, was hier passiert." "Na na, verstehen Sie mich nicht falsch. Ryder will kein Mitleid. Er wusste, auf was er sich einließ. Er hat einfach ein paar Mal zu viel Pech gehabt, das ist alles. Meistens war es nicht einmal sein Fehler. Hätten wir nicht den nassesten Frühling seit Jahren gehabt, würden wir beide wahrscheinlich jetzt gar nicht hier stehen. Zwei große Veranstaltungen wurden abgesagt wegen dem miesen Wetter. Jammerschade, wirklich." "Wie lange ist dieses Land schon im Besitz von Mr. Wells' Familie?" "Ryders Großvater hat es gekauft, das war vor dem Zweiten Weltkrieg. Hat mit Quarterhorses und ein paar Kühen angefangen. Das war, als es noch richtige Cowboys gab und Bedarf an guten Arbeitspferden." Sam legte Notizblock und Kamera auf dem Gatter ab und blickte nachdenklich über den Korral. Es roch nach feuchter Erde und Pferden. Zu ihrer Überraschung mochte sie den Geruch. Er weckte in ihr eine unbestimmte Sehnsucht nach dem Landleben, nach harter Arbeit und friedlichen Abenden am Lagerfeuer unter sternklarem Himmel. "Haben Sie noch Fragen, Ma'am?" "Nein, ich denke, ich habe alles, was ich brauche." Sie lächelte. "Danke, Cotton." "War mir 'n Vergnügen, wirklich. Warten Sie, ich hole Ryder. " Er verschwand. Ein Teil von ihr wäre am liebsten auch einfach verschwunden, ohne Ryder Wells noch einmal zu sehen. Er machte sie nervös, zog sie jedoch gleichzeitig an wie ein Magnet, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sei einfach ganz professionell, sagte sie sich. Kühl und geschäftsmäßig. Doch kurz darauf, als er mit Cotton zusammen das Hauptgebäude verließ und auf sie zukam, da wusste sie, dass das nicht so einfach sein würde. Der Mann verstrahlte Sex- Appeal mit jedem Atemzug. "Miss Collins." " Mr. Wells. " "Wenn ich vorhin etwas kurz angebunden war …" Er schob die Hände in die rückwärtigen Taschen seiner Jeans . „…dann möchte ich mich hiermit entschuldigen."
"Ist schon gut. Falls es Sie interessiert, ich wünschte sehr, die Umstände wären anders." "Nett von Ihnen, das zu sagen." Schließlich lächelte er sogar. Oje! Er hatte so ein Lächeln, das eine Frau in ihrem Leben niemals vergisst. Sams Blick klebte förmlich an seinen Lippen. "Tja", fuhr er fort. "Ich wollte nicht, dass Sie uns in dem Glauben verlassen, ich nähme es Ihnen persönlich übel." "Danke." "Sie hatten ja schließlich nichts damit zu tun, dass meine Bitte um Verlängerung des Darlehens abgewiesen wurde." "Ich wusste gar nicht, dass Sie darum gebeten hatten." Ryder nickte kurz. Es war wohl nichts zu machen bei ihr. Sie begegnete nicht einmal seinem Blick. "Ich habe eine neue Geldquelle aufgetan, aber es wird wahrscheinlich ein paar Wochen dauern, bis ich alles unter Dach und Fach habe." Wenn überhaupt, dachte er. "Unter diesen Umständen ist es nur natürlich, dass Sie auf uns nicht gerade gut zu sprechen sind." "Nicht gerade gut zu sprechen?" Das Lächeln auf seinen Lippen erstarb. Er würde seine Ranch verlieren, und er konnte das einfach nicht mehr ertragen. "Sie wären gar nicht hier, wenn Ihre Leute vernünftig auf meinen Verlängerungsantrag reagiert hätten. Ich bin schließlich, verdammt noch mal, kein Verlierer. Ich brauche kein Mitleid von Ihnen, Miss Collins. Was ich brauche, ist ein Finanzgenie. Einen Magier, der Minus in Plus verwandeln kann, Verluste in Gewinn. Und wenn ich meine Seele dafür verkaufen muss, es ist mir egal." Sein Gefühlsausbruch war völlig unangebracht, aber zum Teufel, sie hatte ihn provoziert, und das konnte er nicht leiden." "Ich sagte Ihnen doch, ich wusste nicht ... " "Von mir aus können Sie verschwinden und diesen Hurensöhnen, für die Sie arbeiten, sagen, sie können meine Ranch begutachten, bis sie schwarz werden. Das hier ist Wells Land, und es wird Wells Land bleiben." Er benahm sich absolut unmöglich, aber er konnte einfach nicht anders. Tag für Tag rückte die Katastrophe näher, wurde seine Verzweiflung größer. Die Angst, dass er womöglich wirklich verkaufen musste, um seine Schulden bezahlen zu können, lauerte im hintersten Winkel seines Bewusstseins wie ein wildes Tier. Er musste einen Weg finden, irgendeinen Weg, um die Ranch zu retten. "Sprechen Sie bitte nicht in diesem Ton mit mir, Mr. Wells. Ich bin nur..." "Ja, ich weiß." Seine Hände ballten sich wie von selbst zu Fäusten. Immer wenn er im Begriff war, etwas zu verlieren, drohte die Wut in ihm übermächtig zu werden. Die Ranch bedeutete ihm alles. "Sie sind nur eine Angestellte, die ihren Job macht. Wissen Sie was, Lady, Ihr Job stinkt." Sie erwiderte seinen Blick. "Sie können ein ganz schöner Kotzbrocken sein, wenn Sie wollen, nicht wahr? Machen Sie das immer so, dass Sie sich entschuldigen, um im selben Atemzug die nächste Beleidigung loszuwerden?"
Er blinzelte, zu überrascht, um zu antworten. "Nun, wissen Sie was, Mr. Wells", fuhr sie fort. "Kann schon sein, dass mein Job stinkt, aber dasselbe trifft auf Ihre Einstellung zu. Wenn Sie Ihre Gäste auch so behandeln, dann ist es kein Wunder, dass Sie vor dem Ruin stehen." Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und ging zu ihrem Wagen. "Verdammt", brummte Ryder beschämt. "Miss Collins!“ Sam winkte ab, ohne sich umzudrehen, und ging weiter. Ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen, stieg sie ein und warf die Tür zu. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er grimmig zur Scheune stapfte. Sie stieß den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn um. Nichts. Der Motor gab nicht das kleinste Geräusch von sich. "Oh nein! Nicht jetzt." Sie versuchte es noch einmal. Und noch einmal. Immer noch nichts. "Bitte, bitte", flehte sie. Aber der Motor machte keinen Mucks. Sam stieg aus, blickte sich suchend nach dem Vormann um. Sie wusste absolut nichts über das Innenleben von Autos, doch sie wollte eher sterben, als Ryder Wells um Hilfe zu bitten. Cotton war jedoch nirgends zu sehen. War das jetzt der schwärzeste Tag ihres Lebens? Frustriert trat sie mit dem Fuß gegen die Karosserie. Als Cotton schließlich auftauchte, stand sie kopfschüttelnd an ihr streikendes Auto gelehnt. „Alles in Ordnung, Miss Collins?" Sie blickte auf. "Ich hasse diesen Wagen." Eine Locke hatte sich irgendwie aus ihrer Frisur gelöst und fiel ihr in die Stirn. "Könnten Sie mir den Gefallen tun, ihn in die Luft zu jagen?" "Na, na." Cotton lächelte nachsichtig. "Erst mal sehen, wo das Problem liegt." "Es ist der Anlasser", erklärte sie. "Ich hatte schon länger damit Schwierigkeiten." Cotton kratzte sich am Hinterkopf. "Ich weiß ja nicht allzu viel über Autos, aber Ryder „Oh nein. Nicht er." „Er ist ziemlich geschickt." "Glauben Sie mir, ich bin die letzte Person auf der Weit, der Mr. Wells helfen möchte. Ich fürchte, ich habe Dinge zu ihm gesagt, dich ich besser nicht hätte sagen sollen." "Sie sind nicht Mitglied in einem dieser Automobilclubs?" Sie schüttelte den Kopf. Cotton legte eine Hand auf ihre Schulter. "Ach, machen Sie sich keine Sorgen. Vertrauen Sie dem guten alten Cotton. Uns wird schon was einfallen. " Er führte sie zum Innenhof des Rio Grande Saals und bat sie, an einem der Tische unter einem Sonnenschirm Platz zu nehmen. "So. Ist das nicht besser?" "Danke."
„Ryder und ich, wir sitzen um diese Tageszeit meistens hier und trinken ein Bier, reden über die Arbeit, und was so ansteht und so weiter." Er schnippte mit den Fingern. "Na, wie wär's mit 'nem Drink? Ein Bier vielleicht?" „Ich trinke kaum Alkohol." "Na, dann ein Fruchtsaft?" Er verschwand und kehrte ebenso schnell wieder zurück. "Hier, das wird Ihnen gut tun. Fruchtsaft war leider nicht da." "Was ist das?" "Eine Bloody Mary. Wir haben eine Flasche fertig gemixt im Kühlschrank. Fast nur Tomatensaft, mit nur ganz wenig Alkohol. Trinken Sie. Dann geht's Ihnen bestimmt besser." Sam nippte am Glas und musste husten. "Zu scharf?" Sam schüttelte den Kopf. "Vielleicht ein bisschen.“ "Ich kann Ihnen auch was anderes bringen ..." "Nein, nein." Inzwischen war die Flüssigkeit in ihrem fast leeren Magen angekommen. Der Alkohol stieg ihr sofort zu Kopf. "Es ist ... schon okay." Es war mehr als okay. Sie fühlte sich angenehm entspannt und nahm noch einen Schluck. "So, Sie bleiben jetzt hier sitzen und erholen sich. Ich mache mich auf die Suche nach Ryder. " "Bitte, ich möchte nicht, dass Sie sich die Mühe machen, Gibt es hier keine Werkstatt, die ich anrufen könnte?" "Wahrscheinlich schon, aber Ryder ist hier zuständig für Autos, Trucks und so weiter." Er tätschelte Sams Schulter. "Bin gleich wieder da." Sam hatte nicht einmal Zeit, zu protestieren. Ach, was soll's, sagte sie sich. Wahrscheinlich wird er gern helfen, wenn er mich dadurch schneller los wird. Wieder führte sie das Glas. zum Mund. Jeder Schluck schmeckte besser. Mit einem Seufzer lehnte Sam sich zurück. Ins Büro zurückzukommen, um ihren Bericht abzuliefern, schien auf einmal gar nicht mehr so wichtig zu sein. Zum ersten Mal begann die Spannung von ihr abzufallen, von der sie geglaubt hatte, sie sei eine unumgängliche Begleiterscheinung auf dem Weg zum Erfolg. Vielleicht war der Verlust ihres Jobs wirklich ein Wink des Schicksals. Du lieber Himmel, sie hatte ja seit Jahren keinen Urlaub gemacht! Wenn sie den Start in den neuen Job ein klein wenig hinauszögerte, dann würde sie deswegen keineswegs Hungers sterben. Abgesehen von ihren Ersparnissen besaß sie auch noch ein kleines Stück Land in der Nähe von McKinney. Zwanzigtausend Quadratmeter Brachland, die sie innerhalb von sechs Jahren abbezahlt hatte und deren Wert ständig stieg. Eines Tages würde sie dort ihr Traumhaus bauen. Jetzt war etwas anderes wichtiger, ob sie nun einen Job hatte, oder nicht. Was sie brauchte, war Zeit für sich selbst. Spaß und Vergnügen waren in ihrem bisherigen Leben zu kurz gekommen, daran musste sie etwas ändern. Sie sollte ausflippen. Sich ein Tattoo machen lassen. Sich in einen heißen Flirt stürzen ...
Sam setzte sich abrupt auf. Warum eigentlich nicht? Sie war eine Frau, jung, gesund, keineswegs unattraktiv. Aber nicht mit irgendjemandem. Was sie brauchte, war ein Mann wie - Ryder Wells. Er war genau das, was sie brauchte und sie hatte das todsichere Gefühl, dass auch sie genau das war, was er brauchte. Genauer gesagt, ihr Händchen fürs Finanzielle. Es könnte sozusagen ein Tauschhandel, ein Geschäft werden. Sie könnte die Weiterleitung ihres Berichts noch ein wenig hinauszögern, zumal gerade ein ziemliches Durcheinander innerhalb der Bank herrschte. Beide hatten etwas, was der andere brauchte. Warum also nicht einen Tauschhandel schließen? Sam würde ihm Zeit verschaffen, um neue Geldquellen aufzutreiben, und er würde ihr Lust verschaffen. Sie gab ihren Verstand, er seinen Körper.
2. KAPITEL. Sam war über sich selbst entsetzt. "Das ist absolut unmöglich!" hörte sie sich sagen. Aber sie konnte ihre Fantasien nicht so leicht abstellen. Sie sah sich und Ryder nackt, in leidenschaftlicher Umarmung. War war mit ihr los? Sie war wohl drauf und dran, den Verstand zu verlieren. So etwas hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie gemacht. Es wäre mehr als schamlos. Nicht nur schamlos, sondern überaus mutig. Und ein bisschen berechnend. Ein Tauschgeschäft. Sam hätte beinah laut aufgelacht. Sie dachte ernsthaft darüber nach, eine Affäre mit einem Mann zu haben, den sie siezte. Es war absolut lächerlich. Für ihn war sie ja eine Gegnerin, und er würde ihr bestimmt nicht erlauben, ihre Nase in seine finanziellen Angelegenheiten zu stecken. Weshalb, um alles in der Welt, sollte er mit ihr ins Bett gehen? Sie musste zugeben, ihr Plan hatte ein paar Schwachstellen, aber er war auf eine verrückte Art auch logisch. Sie könnte mindestens ein halbes Dutzend Leute aufzählen, die genug Geld und Interesse hätten, in Ryders Geschäft zu investieren. Und sie hatte genug Erfahrung in der Branche, um mit Hilfe eines Notars solch ein Geschäft unter Dach zu Fach zu bringen. Es würde nicht einfach sein, Ryders Vertrauen zu gewinnen, nachdem er so schlechte Erfahrungen mit seiner letzten Partnerin gehabt hatte. Immerhin hatte sie nicht den Ehrgeiz, eine Beziehung mit ihm einzugehen, und kein einziger Dollar würde zwischen ihnen gewechselt werden. Vielleicht würde es funktionieren. Was sie betraf, so wäre es eigentlich nicht viel anders, und würde auch nicht viel mehr Mut erfordern, als wenn sie in eine
Bar ginge und sich einen Mann ausguckte, um mit ihm nach Hause zu gehen. Sie hatte das noch nie getan, aber sie wusste, viele Frauen taten es. Es käme natürlich darauf an, dass sie sich möglichst attraktiv und sexy präsentierte. Aber wenn sie daran dachte, wie er sie bei ihrer ersten Begegnung angesehen hatte ..., es wäre vielleicht gar kein Problem. Ausschlaggebend wäre natürlich in jedem Fall das Ausmaß seiner Verzweiflung. Wie sehr benötigte er ihre Hilfe? Cotton betrat die Terrasse und schreckte sie aus ihren Gedanken auf. "Kann Ryder nirgends finden, aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe einen von den Jungs losgeschickt." Er sah, dass Sams Glas fast leer war und tätschelte erneut ihre Schulter. "Jetzt aber langsam. Nicht dass Sie morgen aufwachen und mich zum Teufel wünschen." "Nein, dafür bin nämlich ich da", ließ sich eine Stimme hinter ihm vernehmen. Sam blickte auf und entdeckte hinter Cotton eine zierliche Frau in seinem Alter. Ihr graumeliertes Haar war zu einem Knoten hochgesteckt. Sie hatte die Hände in die Hüften gestützt und sah ziemlich grimmig drein. Cottons Kopf fuhr herum. "Mamie, Liebling. Komm her und lass dir Miss Collins vorstellen. Sie ist die Lady von der Bank." Mamie West trat näher. "So, so, von der Bank", brummte sie. "Sie wollte wegfahren, aber ihr Wagen springt nicht an." "Na, dann sag ihr, sie soll den Abschleppdienst anrufen." "Komm schon, Schätzchen. Ich versuch doch nur, gastfreundlich zu sein. Einer von den Jungs holt Ryder. "Hauptsache, du vergisst nicht, dass du 'n verheirateter Mann bist." Sam hätte sich fast verschluckt. Aber irgendwie fand sie die alte Frau rührend. Sie stand auf und streckte die Hand aus. "Samantha Collins. Tut mir Leid, Mrs. West, dass ich Ihnen zur Last falle. Ihr Mann war so nett, mir Gesellschaft zu leisten, während wir auf Mr. Wells warten." "Was ist mit Ihrem Wagen?" wollte Mamie wissen. Sam hob resigniert die Schultern. "Er gibt keinen Mucks mehr von sich." Plötzlich konnte sie sich überhaupt nicht mehr vorstellen, Ryder wegen ihrer Idee anzusprechen, so abwegig erschien ihr das Ganze. Doch da betrat er die Terrasse. Ein Blick genügte, und schon konnte sie an nichts anderes mehr denken. Ryder hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, Samantha Collins noch einmal zu begegnen. Er war erleichtert gewesen, dass sie endlich fort war. Fort sein sollte. "Was ist los?" "Ihr Wagen ist kaputt." Mamie deutete auf ihren Ehemann. "Und er hat sie vollgequasselt." "Oh, du verrückte Alte! Vor einer Minute bist du fast ausgerastet, weil ... " "Schon gut." Ryder war an Mamies und Cottons gegenseitige Sticheleien gewöhnt. "Ich seh mir den Wagen einmal an."
Bis jetzt hatte Ryder es vermieden, Sam direkt anzublicken. Als er es jetzt tat, wünschte er im selben Moment, er hätte darauf verzichtet. Ihr Haar hatte sich gelöst, und der Wind spielte mit den blonden Strähnen. Sie sah so entspannt aus, ein wenig zerzaust, und unglaublich sexy. Ryder sah zur Seite. „Tut mir Leid, wenn Sie sich über mich geärgert haben", sagte er verlegen. Dann schaute er sie wieder an. "Bitte um Vergebung. Noch einmal." "Ganz meinerseits. Ich hätte nicht …“ Ryder hob die Hand. "Wie wär's, wenn wir einfach sagen, wir sind quitt?" Sam lächelte. "In Ordnung." „Also, sehen mir uns die Sache einmal an", sagte er, und dann gingen sie zusammen zu ihrem Wagen. Ein paar Minuten später - er hatte den Motor mit Hilfe eines Starterkabels zum Laufen gebracht - streckte er den Kopf unter der Motorhaube hervor. "Ich schätze, Sie müssen schleunigst den Anlasser austauschen lassen." "Das habe ich schon befürchtet. Ich wollte den Wagen auch dieses Wochenende in die Werkstatt bringen, aber dann habe ich erfahren, dass die Bank sehr viele Leute entlassen hat, mich eingeschlossen. Deshalb habe ich es erst einmal aufgeschoben. Und jetzt ...“ Sie seufzte. "Sieht wohl so aus, als hätte ich keine andere Wahl." „Tut mir Leid, das mit Ihrem Job." "Na ja." Sie lächelte. "War ja sowieso ein Job, der stinkt, oder?" Sie hatte Witz, das gefiel ihm. Zu seiner Überraschung musste er sich eingestehen, dass ihm diese Samantha Collins sympathisch war. Leute, die trotz Jobverlust und Wagenpanne ihren Humor behielten, waren für ihn okay. Eigentlich hatte seine intensive körperliche Reaktion auf sie gar keinen Platz für so etwas wie Sympathie gelassen. Seit er wieder in Texas war, achtete er darauf, dass seine Beziehungen zu Frauen nie über die rein körperliche Anziehung hinausgingen. Aber Samantha Collins war anders. Sie war ihm sympathisch. Und er war sich keineswegs sicher, ob er das gut finden sollte. "Scheint so, als ob dieser Tag für Sie genau so schwarz wäre wie für mich." "Das ist noch untertrieben." Er zog ein Taschentuch aus der Gesäßtasche und wischte sich die Hände ab. "Tja, was nun?" Das war genau ihr Stichwort. Sam könnte jetzt unverbindlich lächeln und so etwas sagen wie "Danke, ich komme schon zurecht" und damit all ihre wilden Träume vergessen und ein braves Mädchen bleiben. Aber das war es nicht, was sie wollte. Es gab keinen Trommelwirbel, keine Fanfare, aber sie spürte voller Beklommenheit die Bedeutung des Augenblicks. Jetzt hatte sie die Wahl. Bleiben oder gehen. Und als die Stimme ihres Herzens ihr zuraunte: „Tu es!", da gehorchte sie. "Das hängt vielleicht von Ihnen ab", sagte sie und fühlte sich plötzlich ganz ruhig. Verwundert schüttelte er den Kopf. "Das müssen Sie mir erklären. "
"Ich würde mich gerne mit Ihnen über ein Geschäft unterhalten."
„Ein Geschäft?"
„Ja, ein für beide Seiten ... profitables Arrangement. Ich denke, dass ich Ihnen
helfen kann, was Ihre gegenwärtigen finanziellen Schwierigkeiten betrifft." "Miss Collins ... " "Ich weiß, es hört sich vielleicht anmaßend an, aber es stimmt. Möglicherweise kann ich Ihnen helfen, den Bankrott zu verhindern, vielleicht auch, neues Kapital aufzutreiben. Vor allem aber kann ich die Weiterleitung meines Gutachtens hinauszögern und Zeit für Sie herausschinden. Es war verrückt, aber es hatte geklappt. Sie hatte sein Interesse geweckt. Er lehnte sich gegen ihren Wagen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Nur mal so aus Neugierde, weshalb sollten Sie das tun?" "Es wäre das, was ich an Sie zu liefern hätte."
"Und ... was würde ich an Sie liefern?"
Jetzt musste sie endgültig Farbe bekennen. "Sex."
"Wie bitte?"
"Ihre Rolle würde darin bestehen, dass Sie mit mir ins Bett gehen würden. Eine
Woche lang, vielleicht auch zwei." Wie vorauszusehen, lachte er. „Wie viele von diesen Bloody Marys haben Sie getrunken?" "Nur ein Glas. Ich bin nicht betrunken, und ich scherze nicht, Mr. Wells. " "Nun, finden Sie nicht, wir sollten uns dann wenigstens duzen?" Er lächelte breit. „In Ordnung, Ryder." Er sah sie an und überlegte, ob sie nur versuchte, witzig zu sein, oder ob sie einfach verrückt geworden war. Er kam zu dem Schluss, dass sie vielleicht wirklich ein kleines bisschen daneben war und dass es wohl das Beste wäre, so zu tun, als ginge er auf sie ein, bis er sie von seiner Ranch wegkomplimentiert hätte. "Tja, also, der Vorschlag ist wirklich äußerst verlockend, ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber..." "Ich meine es wirklich ernst."
"Weshalb sollte ich mich auf so ein Geschäft einlassen?"
"Weil du mich brauchst. Diese Ranch ist alles, was du hast, und du hängst mit
ganzem Herzen daran. Du bist verzweifelt, und das kann ich verstehen ... " Sein Lächeln erstarb. Sie hatte sich auf gefährlichen Grund vorgewagt: seine persönlichen Gefühle. Er straffte die Schultern und stieß sich vom Wagen ab. "Hör zu …“ "Sam. Alle nennen mich Sam. " "Also, Sam, was ich brauche oder nicht brauche, das geht dich nichts an. Du glaubst vielleicht, nur weil du die Einzelheiten meines Darlehensvertrages kennst ..." "Ich weiß, weshalb du das Darlehen überhaupt gebraucht hast. Cotton hat mir erzählt, was passiert ist ... als du noch in Kalifornien lebtest. " "Cotton ist eine alte Plaudertasche."
Sam musste lächeln, obwohl sie vor Aufregung ein ganz flaues Gefühl in der Magengegend hatte. "Kann sein, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Pass auf, es ist wirklich ganz einfach. Du brauchst jemanden, der gut mit Zahlen umgehen kann und sich in der Finanzbranche auskennt. Ich habe zwei Diplome in Betriebswirtschaft und Buchhaltung. Und ich habe Erfahrung im Kreditwesen. Es klingt vielleicht großspurig, aber ich bin wirklich gut im Umgang mit Zahlen. Mein Job besteht nicht nur darin, Immobilien zu begutachten. Das hier hat mir mein Boss nur aufgedrückt, weil er es besonders eilig damit hatte. Ich habe auch Kontakte in der Finanzbranche. Nicht sehr viele, aber für das, was du brauchst, reicht es. Und noch etwas: Ich könnte dieses Gutachten vielleicht verschwinden lassen, ganz bestimmt aber kann ich die Weiterleitung verzögern. Und ohne mein Gutachten wird es keinen Konkurs geben." Zum ersten Mal hörte er Wirklich ganz genau zu. Vielleicht war sie doch nicht so daneben, wie er geglaubt hatte. "Wer garantiert mir, dass das alles stimmt, was du mir da erzählst?" "Du kannst es nachprüfen." Er überlegte und schüttelte dann den Kopf. "Das ist verrückt. Außerdem bin ich nicht gerade versessen darauf, dass eine Frau ihre Nase in meine finanziellen Angelegenheiten steckt." "Das kann ich verstehen, aber..." "Den meisten Frauen kann man nicht trauen, wenn es um Geld geht. " "Nun, ich bin nicht wie die meisten Frauen." "Das kann man laut sagen." "Und ich verlange ja nicht von dir, dass du mir völlig freie Hand lässt. Ich erwarte, dass du bei allem, was ich tue, die letzte Entscheidung triffst." "Und ob ich das tun würde", sagte er. "Nicht, dass ich ernsthaft erwäge, dieses verrückte Angebot anzunehmen." Aber die Wahrheit war, dass er genau das sehr wohl in Erwägung zog. Einerseits traute er Sam nicht - traute er keiner Frau wenn es um Geld ging. Andererseits hatte er eigentlich gar keine Wahl. Seine Lage war Wirklich verzweifelt. "Mir ist immer noch nicht klar, Wie du die Auswertung des Gutachtens hinauszögern willst. Ich denke, du bist nicht einmal mehr dort angestellt." „Rein technisch betrachtet, schon. Von meiner Entlassung habe ich bis jetzt nur durch meine Assistentin erfahren, offiziell ist mein Vertrag noch nicht beendet. Das heißt, dass ich am Montagmorgen an meinem Arbeitsplatz erscheinen muss.“ "Nicht noch heute?" Sie deutete auf ihren Wagen. "Wie?" "Richtig. Also gut, du gehst am Montag ins Büro. Und dann..." „Im Moment habe ich nur meine Aufzeichnungen, kann sie aber nicht in den Computer eingeben. Angesichts des Chaos, das jetzt sicherlich in unserer Abteilung herrscht, wäre es einfach, meinen Bericht irgendwie unter einem Stapel Papiere verschwinden zu lassen. Wahrscheinlich würde es Tage dauern,
wenn nicht sogar Wochen, bis man ihn finden würde. Vielleicht würde man sogar ein weiteres Gutachten in Auftrag geben, dann würde die Sache noch Weiter verzögert. Natürlich kann ich dafür nicht garantieren, aber es ist so gut Wie sicher, dass es so ablaufen würde." Als Ryder sie immer noch zweifelnd anblickte, fuhr sie fort. "Es ist gar nicht so verrückt, Wie es sich anhört. Ich habe keine Familie. Ich bin Waise, also brauchst du dir keine Sorgen zu machen wegen eines besorgten Vaters oder eines eifersüchtigen Ehemanns. Ich brauche ... ich Will ... heißen Sex." "Weil?" "Einfach so." "Man beschließt nicht einfach so, dass man heißen Sex mit einem Fremden Will. Du musst doch einen Grund haben." "Ich Will es. Weiter nichts." "Weil?" "Warum quälst du mich?" "Sag mir einfach, warum." "Weil ... ich das noch nie erlebt habe, okay?" erwiderte Sam brummig. Sie fühlte sich in die Enge getrieben. "Weil ich es leid bin, immer nur ein braves Mädchen zu sein und das wahre Leben zu verpassen, okay?" "Okay." Offenbar genügte ihm diese Antwort. "Ich bin bereit, mein ganzes Fachwissen aufzubieten, damit ich bekomme, was ich Will. Du brauchst meine Fähigkeiten, und ich ... also, sagen Wir einfach, es ist ein fairer Handel." "Fähigkeiten, aha." "Ja. Und Geld spielt dabei überhaupt keine Rolle." Endlich hatte sie alles gesagt, was sie sagen wollte. Sam fühlte sich erleichtert und merkwürdig ruhig. "Und da das ein ganz und gar klares Geschäft ist, brauchst du dir keine Gedanken um Mondschein und Rosen zu machen. Ich erwarte nichts von dir außer ......“ "Dass ich gut im Bett bin." "Nun ... äh, ja." "Und Wieso glaubst du, dass ich der Richtige bin für dieses Wilde Abenteuer, das du suchst?" "Ich, ... na ja, ich habe gehört, du hast sozusagen das Leben eines Playboys geführt." "Hat das Cotton erzählt?" Sam nickte. „Tja, er neigt dazu, mit mir anzugeben." Sam zog die Brauen zusammen. "Es ist also gar nicht wahr?" Das war die Gelegenheit, jetzt könnte er diesem Wahnsinn ein Ende machen. Er müsste sie nur davon überzeugen, dass sie sich den Falschen ausgesucht hatte. Aber - es war vielleicht ein bisschen pervers, aber er wollte jetzt sehen, ob sie die Sache wirklich durchziehen würde. "Na ja, ein paar Frauen hatte ich schon. Und es gab keine Klagen, wenn ich das so sagen darf."
Sie schien erleichtert. "Allerdings behalte ich mir normalerweise vor, den ersten Schritt zu machen", sagte er rasch. "Und ich bin nicht sicher, wie es bei uns laufen wird. Es könnte sein, dass du doch nicht zufrieden bist. Oder hast du dir schon einmal überlegt, dass ich vielleicht nicht in Form ... " "Ist dir das schon einmal passiert? Ich weiß schon, dass so etwas passieren kann. Wenn dir das Sorgen macht ... " "Nein." Jetzt zog er die Brauen zusammen. "Zum Teufel, nein." Sie lächelte beruhigt. "Dann gibt es nichts, worüber wir uns Sorgen machen müssten. Wir werden natürlich Kondome benutzen." "Du hast dir das alles wirklich genau überlegt, was?" "Ich hoffe. Du bist doch gesund, oder?" „Fit wie ein Turnschuh. Und du?" "Absolut. " Wieder lehnte er sich an den Wagen und musterte sie. Natürlich würde er nicht wirklich auf ihr Angebot eingehen. Sie hatte Mut, das musste er ihr lassen. Aber dass sie die Sache tatsächlich durchziehen würde, das bezweifelte er. Nun, er hatte ein todsicheres Mittel, das herauszufinden. Je länger Ryder sie musterte, desto nervöser wurde Sam. "Denkst du ..." "Ich denke, wir sollten vielleicht erst einmal einen kleinen Test machen." "Einen Test?" "Ja, um festzustellen, ob wir zueinander passen. Sexuell." Ihre Augen weiteten sich. "Du meinst ... jetzt gleich?" „Ganz ruhig, Sam. Ich dachte an einen Kuss", sagte er lachend. "dachtest du etwa, ich wollte dich auf die Rückbank deines Autos werfen und mich auf dich stürzen?" "Nur ein Kuss." Er stellte sich neben sie und legte den Arm um ihre Taille. "Einfach nur ein kleiner Kuss. " Aber dann war es an Ryder, verblüfft zu sein. Es wurde etwas ganz anderes als ein "ein kleiner Kuss". Er hatte in seinem Leben viele Frauen geküsst, aber niemals war er dabei so schnell so erregt gewesen. Es war, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Jedenfalls fühlte er sich wie elektrisiert. Und bewegte sich da nicht der Boden unter seinen Füßen? Er ließ seine Zunge in ihren Mund gleiten, bewegte sie in einem langsamen, hypnotisierenden Rhythmus, mehr um den Genuss zu verlängern, als um seine Erregung zu steigern. Am liebsten hätte er sie angefasst, überall, sie an sich gepresst. Als seine Zungenspitze ihre berührte, stöhnte sie leise auf. Dann schmiegte sie sich mit einem Seufzer an ihn. Dieses Signal ihres Einverständnisses ließ schließlich die Alarmglocken in ihm aufschrillen. Wie in Trance ließ er sie los und sah sie an. "Wow", flüsterte Sam. "Hm, ganz meinerseits." "Und?" fragte sie gespannt. "Hab ich den Test bestanden?" "Allerdings.“ „Also ... ?"
Ryder holte tief Luft und trat einen Schritt zurück. Sein Verstand sagte ihm, dass das alles nicht richtig war, aber sein Körper wollte nichts davon wissen. "Moment mal“, sagte er, um Zeit zu gewinnen. "Ich kann das nicht machen. Mein Gewissen lässt es nicht zu." Nicht nur sein Gewissen, auch seine Erfahrungen. Wie sollte er ihr vertrauen? "Ich würde dich ausnutzen ...“ "Würdest du nicht." "Doch", sagte er. "Das würde ich. Versteh mich bitte nicht falsch, aber die Chancen, dass du den Konkurs tatsächlich verzögern oder verhindern kannst, sind äußerst gering, wenn nicht sogar gleich Null." Es war, als versetze er sich selbst einen Dolchstoß mit seinen Worten. "Dann gibst du die Ranch also auf?" Jetzt drehte sie den Dolch auch noch in der Wunde herum. "Nein", rief er. "Nicht, so lange ich noch eine andere Wahl habe. Ich habe doch gesagt, dass ich noch andere Eisen im Feuer habe." "Und du bist nicht sicher, dass ich mein Versprechen einlösen kann." "Ich möchte es glauben", sagte er seufzend. "Du hast keine Ahnung, wie sehr ich daran glauben möchte." "Dann tu es." Sie schwieg einen Moment, bevor sie weiter sprach. "Ich beherrsche mein Metier, Ryder. Ich weiß vielleicht nicht viel über ..." Fast hätte sie gesagt über Männer ... kam dann aber zu dem Schluss, dass er nicht alles wissen musste. "Über heiße Affären, aber in finanziellen Dingen kenne ich mich aus. Ich kann keine Wunder versprechen, aber ich kann Zeit gewinnen. Im Übrigen musst du mir eben vertrauen." Vertrauen. Daran haperte es in seinem Leben seit geraumer Zeit. Und hier stand diese Frau und bot ihm genau das an. Nein, er konnte seine Ranch nicht einfach so aufgeben. Er wusste, er griff jetzt nach einem Strohhalm, aber was blieb ihm sonst noch übrig? Es gab wahrscheinlich ein Dutzend Gründe, ihren Vorschlag abzulehnen und nur einen Grund, ihn anzunehmen. Hoffnung. Sie gab ihm Hoffnung. Ein Licht am Ende des Tunnels, so schwach und klein es auch sein mochte. Er konnte der Hoffnung keine Absage erteilen. Dass er Sam im Gegenzug so wenig anzubieten hatte, beschämte ihn. Es wäre ganz schön egoistisch von ihm, einzuwilligen, aber falls es wirklich klappte, was sie voraussagte, dann würde er, das schwor er sich, einen Weg finden, um alles wieder gutzumachen. "Wann sollten wir damit anfangen?" Sam bekam plötzlich schreckliche Angst, entschloss sich aber tapfer, sie zu ignorieren. "Wie wär's mit morgen?" "Und wie genau willst du vorgehen? Willst du zwischen deiner Wohnung und meiner Ranch hin- und herfahren?" Sie überlegte einen Moment. "Das wäre ziemlich unpraktisch, nicht?" "Ziemlich.“ "Du hast doch Zimmer frei, oder?" "Ja, und außerdem …“ "Außerdem?"
"In meinem Schlafzimmer steht ein riesiges Doppelbett." Jetzt ging es also los. Wenn sie es sich anders überlegen wollte, dann wäre das jetzt der richtige Augenblick dafür. Was ihn selbst betraf, natürlich auch. Sie dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete. "Ich denke, ich nehme ein eigenes Zimmer." "Letzte Chance, den Rückzug anzutreten", erklärte Ryder. "Das gilt für beide Seiten." "Du zuerst." Sam holte tief Luft. Ihr Entschluss stand fest. Sie trat auf Ryder zu, schmiegte sich an ihn und küsste ihn. Eine Sekunde später musste sie sich an seiner Schulter festhalten, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihre Knie waren weich wie Butter, aber was machte das schon? Was hatte noch irgendeine Bedeutung, wenn die Welt um sie herum zu explodieren schien? Der einzig klare Gedanke, den sie noch zustande brachte, war, dass jedes Klischee, das sie im Zusammenhang mit Küssen jemals gehört hatte, zutraf. Wie war das nur möglich, dass sie sich fühlte, als seien ihre Füße am Boden festgewachsen, während doch gleichzeitig ihr Kopf sich in den Wolken befand? Sie schaffte es, die Anne um Ryders Nacken zu legen und seinen Kopf zu sich heranzuziehen. Eigentlich hätte sie der Gedanke, dass jeder sie sehen konnte, schockieren müssen, aber das war nicht der Fall. Nur eines war wichtig: Sie wollte Ryder spüren, ihn berühren, ihre Finger durch sein Haar gleiten lassen, mit beiden Händen über die harten Muskeln auf seiner Brust streichen. Sie stöhnte leise. Bei diesem kleinen Laut durchfuhr es Ryder wie ein Blitz. Er hatte das eigentlich nicht vorgehabt, nur ein kleines Küsschen. Aber damit war es vorbei gewesen in dem Augenblick, als ihr Mund mit seinem in Kontakt gekommen war. Von da an ließ er sich nur noch von seinem Instinkt leiten. Er hielt Sams Kopf in beiden Händen und nahm völlig von ihrem Mund Besitz. Befriedigt, dass ihm das gelungen war, legte er eine Hand an ihren Rücken, die andere auf ihre Hüfte und presste sie an sich. Er hatte inzwischen völlig vergessen, dass sie einander überhaupt nicht kannten, dass sie Fremde waren und aus welchem Grund sie überhaupt hier war. Alles war vergessen bis auf das Verlangen, sie zu spüren, sie zu berühren. Er ließ eine Hand aufwärts gleiten, streichelte ihre vollen Brüste und spürte, wie sich die Knospen unter dem dünnen Stoff ihrer Bluse aufrichteten. Sie vergrub die Fäuste in seinem T-Shirt und drängte sich seiner Berührung entgegen. Es war wundervoll, wie heftig sie auf ihn reagierte. Sie war so erregend. So bereit ... Nur aus reinem Selbsterhaltungstrieb löste er sich schließlich von ihr. „Also abgemacht", sagte er und hoffte insgeheim, dass er sich nicht völlig verausgabt haben würde, bevor sie all ihre Trümpfe ausgespielt hätte.
3. KAPITEL
"Wo zum Teufel ist dein Truck?" fragte Cotton, als er am nächsten Morgen durch den Hintereingang die Küche betrat. Ryder goss sich gerade Kaffee in seine Tasse. "Ich habe ihn Miss Collins geliehen. Ich meine, Sam. Sie, äh, bringt ihn heute noch zurück, und sie wird eine Zeit lang hier wohnen." "Hast du den Verstand verloren?" „Möglich", brummte Ryder. „Nur, weil sie ihren Job verloren hat, musst du sie doch nicht gleich aufnehmen wie 'n verwaistes Kätzchen." „Das tue ich nicht. Sie versteht was von Management und Betriebswirtschaft, und sie hat Kontakte im Kreditgewerbe. Für ein oder zwei Wochen wird sie Tag und Nacht hier sein und unsere Finanzen in Augenschein nehmen und versuchen, die Ranch aus dem Schlamassel …“ „Tag und Nacht?" „Na und?" Cottons Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Schließlich schmunzelte er. "Verstehe." "Hör zu, Cotton ...", begann Ryder, brach dann jedoch ab. Vielleicht war es das Beste, wenn Cotton annahm, zwischen ihm und Sam gäbe es eine Romanze. "Was?" sagte Cotton. "Ich ... will nur nicht, dass du dir mehr Gedanken machst, als die Sache wert ist, okay? Nur weil eine Frau ein paar Tage bei mir wohnt, ist das noch lange nicht die Romanze des Jahrhunderts, verstehst du?" "Okay, aber du musst zugeben, es ist ein Anfang. War aber auch Zeit, wenn du mich fragst." "Schon gut." Cotton zwinkerte ihm zu. "Ich wusste sofort, dass du scharf auf sie bist, so wie du sie mit Blicken verschlungen hast. Ich muss es Mamie erzählen. " "Was musst du Mamie erzählen?" sagte Cottons Frau, die gerade durch die Tür kam. "Ryder hat ein Mädchen." "Das ist nicht dein Ernst." "Die Lady von der Bank. Und sie wird hier wohnen." Mamie sah Ryder an. "Stimmt das?" "Es stimmt." Mamie stemmte die Hände in die Hüften. "Na, das war aber auch Zeit." "Hab ich auch gesagt" Ryder sah die beiden alten Leute an. Sie waren für ihn fast wie Onkel und Tante, und er fühlte sich schuldig, da er wusste, dass sie sich um ihn sorgten. Es war ihr sehnlichster Wunsch, dass er endlich im sicheren Hafen der Ehe landen und glücklich werden würde. "Es ist nur vorübergehend. Macht euch keine falschen Hoffnungen, okay?" Sie nickten, aber Mamies Augen glänzten verdächtig.
"Wann kommt sie?" wollte sie wissen. "Heute Nachmittag." Ryder musste sich eingestehen, dass er doch ein bisschen nervös war. Halb rechnete er damit, dass Sam anrufen und ihm mitteilen würde, sie habe es sich anders überlegt. Eine schöne Frau zu küssen, das war eine seiner liebsten Beschäftigungen. Er hatte es immer als seine Pflicht als Gentleman und Liebhaber betrachtet, Küsse, besonders erste Küsse, zu einem großen Vergnügen zu machen. Im Laufe der Jahre war er darin zu einem wahren Meister geworden, und er achtete sehr darauf, dabei immer die Situation unter Kontrolle zu haben. Aber als er Sam geküsst hatte, da war er fast augenblicklich aus dem Gleichgewicht geraten. Und es machte ihm Sorgen. Er versuchte sich damit zu beruhigen, dass er schon lange keine Frau mehr gehabt hatte, dass die Ranch seine ganze Zeit und Kraft in Anspruch genommen hatte. Aber was auch immer der Grund sein mochte, er musste sich eingestehen, dass er sich unsicher fühlte, nicht recht wusste, wie er es anpacken sollte mit Sam. Und das gefiel ihm überhaupt nicht. Unsicherheit existierte für ihn eigentlich nicht. Verdammt, er war aus Flugzeugen und von Hochhäusern gesprungen, hatte Tausende von Stunts ausgeführt. Sex zu haben, war im Vergleich dazu so gefährlich, wie von einem Mäuerchen zu hüpfen. Ah, da kam ja sein Truck. Ryder stand neben der Fahrertür, noch bevor Sam den Motor ausgeschaltet hatte. "Kann ich behilflich sein?" fragte er und öffnete die Tür. "Ich habe nur einen Koffer." Sie zog den Zündschlüssel und nahm ihre Handtasche. „Für eine ganze Woche? Ich habe Frauen erlebt, die hatten zehn Koffer für zwei Nächte." "Ich reise mit leichtem Gepäck." Er musste nicht wissen, dass sie den ganzen Vormittag damit verbracht hatte, zu überlegen, was für Kleidungsstücke sie einpacken sollte, und den Nachmittag damit, sich die Nägel zu machen und ihrem Haar die beste Kurpackung aller Zeiten angedeihen zu lassen. Und auf keinen Fall würde sie ihm erzählen, dass sie ein kleines Vermögen für Badeöl, Körperlotion, ein neues Parfüm und neue, aufregende Dessous ausgegeben hatte. "Wenn du noch mehr von diesen Jeans eingepackt hast, soll es mir recht sein." Sam lächelte. Sie hatte sich ein T-Shirt und ihre Lieblingsjeans angezogen, die sehr bequem, aber immer noch eng genug waren, um ihren Po und ihre Beine zur Geltung zu bringen. "Danke." Sie stand jetzt neben ihm, nahe genug, dass er ihren Duft spüren konnte. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. "Du riechst wundervoll." Er trat einen halben Schritt zurück und bedachte sie mit einem seiner Ladykillerblicke. "Alles klar?" Sie wusste, welche Bedeutung hinter dieser Frage lag, und sie hatte Angst vor der eigenen Courage. "Absolut", erwiderte sie nur und ging mit ihm ins Haus. Ein köstlicher Duft durchzog die Küche.
"Ich wusste ja nicht genau, wann du kommen würdest, deshalb hat Mamie Kartoffelsalat und Brathähnchen gemacht." Es klopfte es an der hinteren Küchentür. "Natürlich." Ryder verdrehte die Augen. "Wer ist das?" "Wenn ich mich nicht sehr irre, zwei alte Leutchen, die es schrecklich gut meinen." Er öffnete die Tür. "Kommt rein." "Ich dachte mir, ihr wollt vielleicht noch Apfelstrudel zum Nachtisch." Mamie sprach mit Ryder, aber ihr Blick lag auf Sam. "Nichts geht über heißen Apfelstrudel", bemerkte Cotton. "Und über die Neugier der Mitmenschen." "Wir wollten nur Hallo sagen", rechtfertigte sich Mamie. „Tut mir Leid wegen gestern." "Wegen gestern?" "Sie wissen schon, als ich dachte, Sie und Cotton …“ "Das ist schon in Ordnung. Ich kann verstehen, bei einem Mann wie Cotton, dass Sie ein wachsames Auge auf ihn haben", sagte Sam belustigt. "Na ja, er ist vielleicht nichts Besonderes, aber er gehört zu mir." "He, bin ich vielleicht 'n Preisbulle", brummte Cotton, aber Sam merkte, dass er rot wurde. "Danke für den Strudel", sagte Ryder. "Ich weiß, dass ihr gerne früh schlafen geht, also lasst euch nicht aufhalten." Cotton zwinkerte seiner Frau zu. "Er war noch nie allzu taktvoll, oder?" Einen Moment später waren Ryder und Sam allein. "Nette Leute", sagte Sam. "Verdammt neugierig, aber mehr habe ich nicht, das ich als Familie bezeichnen könnte. Und ich muss zugeben, Mamie macht wirklich den besten Apfelstrudel weit und breit. Bist du hungrig?" Sam hatte das Gefühl, als tanze ein ganzer Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch. "Nicht sehr." „Dann zeige ich dir am besten erst mal dein Zimmer." Der Raum war nicht sehr groß, aber gemütlich. Sam fragte sich, ob wohl Ryders Mutter und Großmutter schon hier gewohnt hatten. "Fühl dich wie zu Hause", sagte Ryder. "Ich stell mich so lange unter die Dusche. Später können wir essen, falls du dann hungrig bist. Wenn nicht, könnten wir einen Spaziergang runter zum See machen. Scheint einen wundervollen Sonnenuntergang zu geben, heute Abend." "Das ist nicht nötig." "Was?" Du brauchst keinen Spaziergang bei Sonnenuntergang mit mir zu unternehmen", erklärte sie. "Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, mach dir keine Gedanken wegen Vollmond und Rosen." Ryder betrachtete sie. Er sah, wie der Puls an ihrer Kehle flatterte. Ihre Hände zitterten. Es war so offensichtlich, was sie brauchte. Armes Kind, dachte er. Ihr letzter Lover musste ein Vollidiot gewesen sein.
"Ich meine, ich will nicht, dass du denkst, du bist mir gegenüber zu so etwas verpflichtet." Er ging zu ihr, legte eine Hand in ihren Nacken und streichelte sie. "Ich möchte es so. Es ist ein Vergnügen. Und heute Nacht geht es nur darum." Bei seiner Berührung, seinen Worten fühlte sie Hitze in sich aufsteigen. Was immer er unter Vergnügen verstehen mochte, sie wünschte sich das volle Programm. "Aha." "Entspann dich." Er ließ seine Hand über ihre Schulter gleiten, bevor er wieder von ihr weg trat. "Ich bin gleich wieder da." Gleich? Sie würde mindestens eine Stunde brauchen, um mit dem Zittern aufhören zu können. Eine leichtes Streicheln von ihm genügte, und ihr wurden die Knie weich. Was würde wohl passieren, wenn sie beide nackt wären? Hinund hergerissen zwischen Beklommenheit und Vorfreude schloss Sam die Augen. Als Ryder aus dem Bad kam und zu seinem Zimmer ging, hörte er Sam ein Lied summen. Offenbar hatte sie sich tatsächlich entspannt. Er lächelte, fast hätte er selbst angefangen zu summen. Eine Viertelstunde später schloss er die Tür seines Zimmers hinter sich und schlenderte den Flur hinab. Als er an Sams Zimmertür klopfte, öffnete sie sich. "Ich dachte, wir ..." Was immer er gedacht haben mochte, war im selben Moment vergessen. Sie stand am Fenster. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne ließen ihre Haut golden schimmern. Sie trug nichts als ein helltürkisfarbenes Negligee. Dass sie darunter nichts an hatte, wusste er deshalb, weil das Negligee an einer Seite fast bis zur Taille hinauf geschlitzt war und vorne einen V-Ausschnitt beinahe bis zum Nabel hatte. Der Blick auf ihre nur knapp mit hauchdünner Spitze bedeckten Brüste war atemberaubend. Er konnte nichts anderes tun als sie anstarren. Während Sam auf ihn gewartet hatte, hatte sie die letzten Vorbehalte unterdrückt und sich stattdessen ganz der freudigen Erwartung hingegeben. Sie trat vom Fenster weg und kam auf Ryder zu. "Ich dachte mir, morgen gibt es bestimmt auch wieder einen Sonnenuntergang. Du bist doch jetzt nicht enttäuscht, oder?" Sein Herz hämmerte ihm gegen die Rippen, als ob er gerade mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen wäre. Sein Atem ging unregelmäßig. Endlich fand er seine Stimme wieder. „Im Augenblick bin ich alles, nur nicht enttäuscht." Lächelnd machte sie noch einen Schritt auf ihn zu. "Gut." Schon in der Nachmittagssonne hatte sie ihn als gut aussehend empfunden, aber jetzt war sein Anblick wirklich umwerfend. Sein Haar war noch ein bisschen feucht vom Duschen. Die breiten Schultern füllten die Tür fast ganz aus. Und seine blauen Augen schienen viel dunkler zu sein. Sein Blick lag auf ihr, so intensiv, so verlangend, dass sie seine Begierde fast spüren konnte. Bestimmt hatte sie ihn richtig eingeschätzt. Er war der Mann, der sie alles andere vergessen lassen würde.
"Ich glaube, es gibt ein paar Dinge, die du über mich wissen solltest." "Nämlich?" "Ich mache keine Spielchen und ich tue nie so, als ob." Ryder lächelte. "Das habe ich gestern schon bemerkt." Sie lächelte. "Ich glaube, das trifft auf uns beide zu. Ich wollte nur sagen ..." "Ich weiß, was du sagen wolltest." Wer ihr Gespräch mit angehört hätte, wäre vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass sie von Charaktermerkmalen sprachen. Aber sie wussten es besser. Hier ging es nur um eines. Um Sex, nichts als Sex. „Dann ist es ja gut." Sam stand jetzt direkt vor ihm, so nah, dass sie sich nur leicht vorzubeugen brauchte, und ihre Brüste würden ihn berühren. Und genau das hatte sie vor. Und wie sie es wollte! "Weißt du, woran ich am liebsten denke?" sagte sie und wartete seine Antwort nicht ab. "Daran, wie wir uns geküsst haben. Und ich habe mir vorgestellt, dass es heute Nacht noch viel besser wird.“ „Ging mir genauso." Dann, endlich, tat sie, wonach sie sich so sehr sehnte. Sie schmiegte sich an ihn. "Küss mich, Ryder." Wer hätte einer solchen Aufforderung widerstehen können? Doch Ryder hatte seinen eigenen Stil. Ja, er hätte sie am liebsten an sich gerissen und ihren Mund in Besitz genommen, doch er tat es nicht. Er wusste nicht, woher er die Kraft nahm, sein eigenes Verlangen zu unterdrücken, aber er hob nur die Hand und zog mit den Fingerspitzen die Umrisse ihrer Lippen nach. Einmal. Und dann noch einmal. Er hörte, wie sie den Atem anhielt, spürte, wie sie erschauerte, sah, wie die Spitzen ihrer Brüste sich aufrichteten. Er streichelte ihren Nacken, so wie er es schon zuvor getan hatte, und dann beugte er sich langsam vor, immer noch, ohne sie in die Arme zu nehmen, und küsste sachte ihren Mundwinkel, erst einen, dann den anderen. Mit der freien Hand hob er ihr Kinn, damit er ihren Hals küssen konnte. Er bahnte sich mit den Lippen einen Weg von ihrem Kinn hinab zu ihrer Kehle, wo ihr rasender Pulsschlag das Ausmaß ihrer Erregung verriet. Und er fuhr fort, sie mit kleinen Küssen zu liebkosen. Er hob ihr Haar und küsste die zarte Haut in ihrem Nacken. Die ganze Zeit tat er nichts, als ihre Haut zu spüren, ihren Duft zu atmen. Sams Haut prickelte am ganzen Körper. Sie zitterte vor Erregung, als Ryder den Träger ihres Negligees zur Seite schob, um eine Linie von Küssen von dort bis zu ihrem Ohrläppchen zu ziehen und wieder zurück. Sie vergrub die Fäuste in seinem Hemd und versuchte, ihn an sich zu ziehen. "Ryder", flehte sie. "Küss mich." Jetzt bahnte er sich mit lauter kleinen Küssen einen Weg an der verlockenden Linie ihres Brustansatzes entlang. Und als sie seine Zungenspitze dort spürte, flehte sie erneut. "Küss mich." Aber dieses Mal beließ sie es nicht bei der Bitte, sondern zog Ryders Kopf zu sich heran. Überrascht blickte er auf. Heißes, wildes Verlangen sprach aus seinem Blick, und genau das war es, was sie wollte.
"Jetzt“, forderte sie. "Küss mich jetzt." Seine Mundwinkel verzogen sich ganz leicht zu einem triumphierenden Lächeln. Er zog sie an sich, legte beide Arme um sie und nahm mit seinem Mund von ihrem Besitz. Er küsste sie mit wildern Verlangen, ausgiebig und ohne ihr eine Pause zu gönnen. Ganz entfernt erinnerte er sich, dass er sich eigentlich vorgenommen hatte, es bei diesem ersten Mal langsam anzugehen. Aber das war unmöglich. Behutsame Zärtlichkeit kam nicht in Frage. Das war ihm sofort klar gewesen, als er sie in diesem Negligee am Fenster stehen sah, so erwartungsvoll, so bereit. Nächstes Mal, sagte er sich. Wenn er bis dahin überlebte. Sam stellte sich auf die Zehenspitzen, legte die Arme um seinen Nacken, schmiegte sich an ihn. Aber es war einfach nicht genug. Sie wollte ihm noch näher sein, und ihre Hände glitten wie von selbst über seinen Körper. Seufzend presste sie ihre Hüften an seine. Ryder hörte nicht auf, sie zu küssen. Er legte die Hände auf ihre Hüften und schob sie langsam zum Bett. Erst als die Bettkante an ihre Beine stieß, ließ er von ihr ab, gerade lang genug, um den anderen Träger von ihrer Schulter zu streifen und ganz herabzuziehen. Ihr Körper war wundervoll. Ihre Brüste füllten genau seine Hände, die Spitzen hoben sich dunkel gegen ihre sahnig weiße Haut ab. Sachte ließ er seinen Daumen auf den harten Knospen kreisen. "Oh." Es war so erregend, dass ihr fast die Luft wegblieb. "Hab ich dir wehgetan?" "Nein!" Sie legte ihre Hände auf seine, eine stumme Aufforderung, weiterzumachen. "Es fühlt sich so ... so ..." Sie erschauerte. „... so gut an." Ryder lächelte breit. "Wart's ab. Es wird sich noch besser anfühlen." "Versprochen?" "Ich halte immer meine Versprechen." Und er hatte Recht. Es wurde so viel besser, dass Sam nicht sicher war, ob sie es überhaupt würde ertragen können. Aber dann hielt sie es nicht nur aus, sie flehte sogar um mehr. Und Ryder hatte nichts dagegen. Seine Hände schienen überall gleichzeitig zu sein, und was er mit ihnen tat, war wie Zauberei. Sein Mund verwöhnte sie auf eine wundervolle Art. Er berührte mit seinen Lippen Stellen ihres Körpers, von denen sie nicht geahnt hatte, dass sie so empfindlich und so erregbar sein konnten. Einen Mundwinkel, ihre Unterlippe, das kleine Tal zwischen ihren Brüsten, ihre Taille inzwischen hatte er ihr das Nichts an Spitze, das sie getragen hatte, völlig abgestreift - und die zarte Haut unterhalb ihres Nabels. Dort küsste und liebkoste er sie mit der Zungenspitze, bis sie aufstöhnte. "Nicht ... das ist nicht fair", hauchte sie. Ihre Stimme war vor Verlangen so rau geworden, dass sie sie selbst kaum wieder erkannte. "Was?" Jetzt knabberte er an ihrem Ohrläppchen. "Du hast viel zu viel an."
"Kein Problem." Fast hätte er vergessen, sein Hemd aufzuknöpfen, bevor er es abstreifte und auf den Boden warf. Er hatte sich noch nicht ganz von seiner Jeans befreit, da zog Sam ihn an sich und küsste ihn. Seinen Mund, seinen Hals, seine Schulter. Genießerisch ließ sie die Zunge über seine harten Muskeln gleiten. Je mehr sie ihn küsste und streichelte, umso mutiger und fordernder wurde sie. Ryder kämpfte immer noch mit seiner Jeans. Voller Ungeduld wollte er endlich Sams Körper spüren, Haut an Haut. Endlich kickte er die Jeans weg, drückte Sam auf das Bett und nahm erneut von ihrem Mund Besitz, so wild und fordernd, als sei er bereits in sie eingedrungen. Sie hielt den Atem an und wartete darauf, dass es geschehen möge. Doch was war das? Er holte tief Luft und versuchte, sich zurückzuhalten. Langsam und zärtlich strich er mit den Händen über ihren Körper, über ihre Schultern, ihre Brüste, ihre Hüften, ihre Schenkel. Bis hinab zu ihren Knöcheln, und dann, an den Innenseiten ihrer Beine wieder aufwärts. Wie ein Forschungsreisender unterzog er ihren Körper einer intensiven Erkundung, erforschte jeden Quadratzentimeter. Die Rundung ihrer Hüften, die Wölbung ihrer Brüste, die flache Ebene ihres Bauches. Bis sie fast wimmerte vor Erregung. Sie konnte nicht mehr stillhalten. Ihre Fäuste vergruben sich in die Bettlaken. "Bitte. Oh, Ryder, bitte!" Aber er war noch nicht bereit. Woher er die Kraft zur Selbstkontrolle nahm, hätte er nicht sagen können. Er wusste nur, dass es die nicht mehr geben würde, wenn er erst einmal in Sam eingedrungen wäre. Dann würde er nur noch heiße, grenzenlose Lust empfinden. Irgendwie schaffte er es, sich zu beherrschen. Er legte eine Hand zwischen ihre Schenkel und ließ einen Finger in sie gleiten. Sie hob die Hüften, kam ihm entgegen und schrie fast auf, als er sie zum Gipfel brachte. "Oh, Ryder, ich bitte dich ... ich will dich ... in mir spüren." "Gleich. Nur noch ein bisschen mehr.“ "Mehr", wiederholte sie, fast besinnungslos vor Lust. Und sie bekam, was sie wollte. Er drang mit zwei Fingern in sie ein und ließ gleichzeitig die Daumenkuppe über ihre kleine Knospe kreisen, bis sie erschauerte und schließlich erneut zum Höhepunkt fand. Sehnsüchtig streckte sie die Anne nach Ryder aus. Aber er rollte sich zur Seite. Sie stöhnte auf. "Nicht ..." Er öffnete eine Schublade im Nachttisch und nahm ein kleines, in Folie gehülltes Päckchen heraus. "Du bist so erregend." Er küsste sie. "Du bringst mich um den Verstand, fast hätte ich es vergessen." Als sie erneut die Arme nach ihm ausstreckte, war er endlich bereit. Er lag auf ihr, packte ihre Hüften mit beiden Händen, und dann drang er in sie ein. Und die Weit um sie herum versank. Seine Stöße waren schnell und hart und unerbittlich. Sam hob die Hüften und passte sich seinem Rhythmus an, bis sie endlich Erfüllung fand.
Ryder versuchte immer noch, sich unter Kontrolle zu halten, aber es war sinnlos. Mit jeder Bewegung wurde seine Erregung größer. Er war verloren in der Ekstase, unfähig, etwas anderes zu tun, als seine Lust immer weiter zu steigern, bis er endlich seinen Gipfel erreichte und dabei auf sie niedersank. Viel später richtete Ryder sich auf und zog die Decken über sie beide. Sam kuschelte sich an ihn wie ein schlafendes Kätzchen. Er konnte nicht widerstehen und strich sachte mit der Hand über ihren Schenkel. "Hm, das ist gut." Sie streckte sich genüsslich aus, um sich dann erneut an ihn zu schmiegen. Unbefangen legte sie ein Bein über seinen harten, muskulösen Schenkel. "Hör nicht auf." Aufhören? Das war gar nicht möglich. "Deine Haut ist wundervoll", raunte er. "So weich." Er streichelte sie weiter. Schließlich schloss er beide Hände über ihren Brüsten. Sie fühlten sich so gut an, weich und doch fest. Sam seufzte wohlig. "Ich würde gerne behaupten, ich hätte sie von meiner Mama geerbt, aber da ich sie nicht kennen gelernt habe, muss ich wohl oder übel zugeben, dass ich eine Schwäche für Bodylotions habe." Ryder schob ihr Haar zur Seite und küsste sie auf die Schulter. "Das allein kann nicht so zarte Haut machen." Er ergriff ihre Hand, führte sie an seine Lippen und küsste sie aufs Handgelenk. "Und ich schmecke auch gar keine Lotion. Ich schmecke nur dich. Salzig Seine Zungenspitze glitt über ihre Finger. „ ... und sexy." Sam war schon wieder ganz erfüllt von Begierde. Sie stützte sich auf einen Ellbogen, beugte sich vor und berührte seine Brust mit der Zungenspitze. "Und du schmeckst..." Sie hob den Kopf und sah ihn an. „ …nach Mann. Und du fühlst dich so heiß an und so fest." Ryder nutzte ihre einladende Stellung aus und schob die Hand zwischen ihre Schenkel. Sam schloss die Augen, legte den Kopf zurück und ließ ihn gewähren. Sie gab sich völlig ihrem Verlangen hin, gab sich Ryder hin. Rhythmisch lockend bewegte sie sich auf und ab. "Heiß oder nicht, das weiß ich nicht, aber hart auf jeden Fall“, sagte er und griff erneut nach dem Plastikpäckchen. Einen Moment später drang er in sie ein. Sam öffnete die Augen und schrie leise auf. Dann klammerte sie sich an Ryders Schultern und passte sich seinen Bewegungen an. Ryder konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. In dem Verlangen, sie ganz zu besitzen, packte er ihre Hüften und beschleunigte sein Tempo. Sam bog den Oberkörper durch und warf den Kopf nach hinten. Immer höher steigerte sich ihre Lust, bis sie schließlich gemeinsam zum Gipfel fanden. Sam wachte auf, als die Sonne hell ins Zimmer schien und Ryder auf dem Weg zur Küche ein Lied vor sich hin summte. Sie fühlte sich wie eine Sexgöttin. Wohlig streckte sie sich unter der Decke aus und genoss das Gefühl von Sinnlichkeit. Es gab wohl keinen Muskel an ihrem Körper, den sie nicht bewegt hatte, keine Stelle, an der ihre Haut nicht prickelte. Ihr Mund - sie strich mit der Zungenspitze über ihre Lippen - war immer noch geschwollen von Ryders
Küssen. Und sie musste zugeben, wenn er jetzt ins Zimmer käme, sie würde sofort wieder in Flammen stehen, genau wie letzte Nacht. Noch nie war ihr so wundervoll schamlos zu Mute gewesen, noch nie hatte sie ein solches Gefühl tiefer Erfüllung empfunden. Daran könnte sie sich gewöhnen, beinahe süchtig danach werden. Nie zuvor war Sex für sie so überwältigend, so beglückend gewesen. Es gab einfach keine Worte, um auszudrücken, wie sie sich fühlte. Eines stand jedenfalls fest. Sie fühlte sich über alle Maßen befriedigt und mit Ryder enger verbunden, als es je zuvor mit einem Menschen der Fall gewesen war. Aber zwischen ihnen war nichts, nur eine kühle, nüchterne Abmachung. Ihre Beziehung war rein geschäftlich. Keine Romanze. Zu viel Nachdenken und Analysieren würde sie nur von der Arbeit abhalten. Sie sollte besser aufstehen und den Tag beginnen. Sam warf die Decke zurück und betrachtete ihren Körper. Die Schwestern im Waisenhaus wären sicher entsetzt gewesen, aber es ließ sich nicht leugnen: Sam hatte jede Sekunde ihres Zusammenseins mit Ryder genossen. Es war wundervoll gewesen. Sie fühlte eine ganz neue Art von Selbstbewusstsein. Aber jetzt musste sie aufstehen und an die Arbeit gehen. Damit sie die folgende Nacht genießen konnte. Als sie, frisch geduscht und mit Jeans und T-Shirt bekleidet, die Küche betrat, saß Ryder am Tisch und trank Kaffee. "Guten Morgen", sagte er beiläufig und blickte nur flüchtig dabei auf. "Guten Morgen." Sam wollte zu ihm gehen, die Arme um ihn legen, ihn küssen. Doch sie überlegte es sich anders. Es sah ganz so aus, als zeigte er ihr die kalte Schulter, und sicher würde er es nicht mögen. Zwischen ihnen war ja eigentlich nichts. "Du hättest mich wecken sollen." "Ich brachte es nicht übers Herz. Du hast so tief geschlafen." „Hm." Sie seufzte leise. Ryders Puls beschleunigte sich augenblicklich. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen. Kaum war er im selben Raum mit ihr, musste er den Impuls unterdrücken, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und sie zu nehmen. Am liebsten hätte er sie sofort zurück ins Schlafzimmer getragen. Nur dadurch, dass er ihrem Blick ausgewichen war, hatte er genug Selbstbeherrschung aufgebracht. "Kaffee?" Er deutete auf eine unbenutzte Tasse. "Danke. Vielleicht sollte ich mir für morgen den Wecker stellen." "Warum nicht?" Sam schenkte sich Kaffee ein. Insgeheim fragte sie sich, ob sie sich so verhalten sollte, als sei nichts geschehen. Ihrem Naturell entsprach das jedoch nicht. Sie drehte sich zu Ryder um. "Wir werden also nicht darüber reden?" "Worüber?" "Ober letzte Nacht. Über uns beide und die heißeste Sexnacht, die jemals auf dem Planeten stattgefunden hat."
Zum ersten Mal lächelte er. "Ich wollte erst einmal deine Reaktion abwarten. Du sagtest, es sei nichts weiter als ein Tauschhandel, also hab ich mir gedacht, du willst vielleicht nicht daran erinnert werden, damit du dich auf deine Arbeit konzentrieren kannst." "Kannst du das?" "Ich müsste tot sein, um letzte Nacht vergessen zu können.“ Lächelnd trat sie auf ihn zu. "Und was meine Konzentration betrifft, da hast du schon Recht." "So?" "Um ehrlich zu sein, ich kann nicht versprechen, dass das, was wir letzte Nacht miteinander getan haben, nicht im Laufe des Tages hin und wieder meine Gedanken streifen wird, aber ich denke, ein bisschen Arbeit werde ich schon erledigen können." Sie strich mit der Hand über seinen Arm, spürte, wie sich die Muskeln anspannten. "Ich werde ja auch ganz schön zu tun haben, um eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen." Er zwinkerte. "Danke für das Kompliment. Ich gebe immer mein Bestes. " "Es war wirklich fantastisch." "Weißt du was, ich glaube, du hast nicht ganz die Wahrheit gesagt, du machst doch Spielchen." "Nur ganz harmlose ..." Da klopfte es an der Hintertür. "'n Morgen", sagte Mamie. "Habt ihr Hunger?" "Und wie", erwiderte Sam. Gut, dass Mamie die Szene unterbrochen hatte, es war schon viel zu heiß geworden in der Küche. Nach dem Frühstück nahm Ryder Sarn mit in sein Büro, zeigte ihr die Akten und erklärte ihr das Computersystem. „Ich muss mit Cotton reden. Wenn du etwas brauchst, ruf einfach. Mamie kennt sich gut auf der Ranch aus, aber ich werde nicht lange weg sein." "In Ordnung." Ryder ging hinaus, schob die Hände in die Taschen und atmete tief durch. Und dachte an Sam. Er kapierte es einfach nicht. Wie um alles in der Welt war es möglich, dass eine Frau wie Sam immer noch allein und ledig herumlief. Sie war ... umwerfend. Er fand kein besseres Wort. Diese absolut umwerfende, wahnsinnig attraktive Frau war zu ihm gekommen und wollte - Sex. Das war wirklich nicht zu verstehen. Waren all die Männer in Dallas zu beschäftigt oder zu blöde, um einen Diamanten zu sehen, wenn man ihn ihnen direkt unter die Nase hielt? Nun, umso besser für ihn. Die vergangene Nacht war unglaublich gewesen' Absolut fantastisch. Ryder schloss die Augen und gab sich der Erinnerung hin. Wie er dieses Gefühl der Nähe vermisst hatte! Ryder riss die Augen auf. Ja, verflixt, er hatte dieses Gefühl der Nähe vermisst, das es zwischen Mann und Frau geben konnte. Aber er hatte auch keineswegs vergessen, dass diese Nähe ihren Preis hatte. Und er war nicht sicher, ob er bereit war, den Einsatz zu erhöhen. Wenn er nicht aufpasste, zog er womöglich
ein weiteres Mal den Kürzeren. So weit er das bis jetzt beurteilen konnte, war Sam zwar keineswegs wie Alicia, aber wie konnte er das wirklich wissen? Er hatte sich einmal übers Ohr hauen lassen, und er wusste, es könnte wieder passieren. Na schön, das war dann also die Rückkehr zur Realität. Ryder ging zur Scheune, wo er Cotton antraf. Nachdem sie den Tagesablauf besprochen hatten, ging er zurück zum Haus, um zu sehen, wie Sam zurechtkam. "Wer führt eigentlich deine Bücher?" fragte sie, als er durch die Tür trat. "Der Mann steht vor dir." Sie überlegte. "Bitte nimm es mir nicht übel. Aber das sollten wir vielleicht als Erstes ändern." "Ich bin dir nicht böse. Aber weshalb soll ich das nicht mehr machen? So ist es am billigsten." „Ja, aber es nimmt dir bestimmt zu viel von deiner Zeit." „Allerdings. Wahrscheinlich deshalb, weil ich es hasse." "Genau. Ich weiß, es hört sich für dich bestimmt merkwürdig an, wenn ich dich auffordere, zusätzlich Geld auszugeben, wo du doch eigentlich Einsparungen vornehmen willst. Aber deine Zeit und deine Fähigkeiten können bestimmt außerhalb des Büros effizienter eingesetzt werden. Du taugst mehr zum Kassenmagneten als zum Erbsenzähler. " "So habe ich das noch nie gesehen." Als Nächstes müssten wir die Stundenabrechnungen deiner Leute überprüfen und die Strom- und Wasserrechnungen. Außerdem hätte ich gerne eine Liste deiner Lieferanten." Sam redete und redete und machte sich gleichzeitig Notizen. "Weshalb?" "Ich nehme an, die meisten beliefern die Ranch schon sehr lange?" "Fast alle." "Und das ist auch in Ordnung. Allerdings wäre es möglich, dass wir, wenn wir uns ein bisschen umschauen, neue Lieferanten mit besserem Service finden würden. Und, was noch wichtiger ist, billigere. " "Manche von ihnen belieferten die Ranch schon, als mein Dad sie noch bewirtschaftete. Es sind praktisch Freunde von uns." "Ist deren Geschäft für sie ein Hobby?" "Natürlich nicht." "Deins auch nicht." Sam sah Ryder ernst an. "Ryder, ich kann dir nur Tipps und Empfehlungen geben. Die letzte Entscheidung triffst du immer selbst." "Aber?" "Aber du musst bereit sein, deine Situation objektiver zu betrachten, als du es bisher getan hast, und du musst bereit sein, Veränderungen durchzuführen. Sonst kannst du gleich deinen Bankrott erklären. " "Du hast Recht." Ihm wurde gerade klar, wie zutreffend ihre Einschätzung war. "Ich bin bereit."
"Falls es dir hilft, könnten wir deinen jetzigen Lieferanten Gelegenheit geben, sich am Wettbewerb zu beteiligen und neue Angebote zu machen. Du darfst eben nicht vergessen, dass es hierbei ums Geschäft geht. Die Jungs mögen gute Kumpels sein, aber sie bezahlen nicht deine Rechnungen." "Schon kapiert." "Und dann gibt es noch eine Möglichkeit, die \mir ausloten sollten, und zwar die Suche nach neuen Kapitalgebern." "Du meinst, einen Partner?" "Tja, zum Beispiel." "Vergiss es!" „Aber warum? So lange du sicher sein kannst, dass die betreffende Person vertrauenswürdig ist und du die Stimmenmehrheit hast?" "Das ist es ja gerade. Ein Partner ist immer ein Risiko." Ryder schüttelte den Kopf. "Eher sterbe ich, als dass ich mich mit jemandem zusammentue." Offensichtlich war dies ein heikles Thema für Ryder. Seine Stimme, seine Körpersprache, sein sich verdüsternder Blick, all das sprach Bände. "Du hast wohl schlechte Erfahrungen mit einer Partnerschaft gemacht?" fragte Sam. "Das kann man wohl sagen. Wir würden wahrscheinlich gar nicht dieses Gespräch führen - du hättest wahrscheinlich gar keinen Grund gehabt, hierher zu kommen - wenn ich nicht den Fehler gemacht hätte …" Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „…einem so genannten Partner zu vertrauen." "Du hattest schon einmal einen Partner?" "Nicht hier, auf der Ranch. Es war, als ich noch in Kalifornien lebte." Er zögerte, bevor er weitersprach. "Es war eine Frau." Wieder hielt er inne. "Ich bin sicher, Cotton hat dir ansonsten alles erzählt. „Nicht die Details." "Nun, Alicia war clever genug, dafür zu sorgen, dass sie immer diejenige war, die mit meinem Agenten verhandelte. Sie überredete mich, stets nur die riskantesten, am besten bezahlten Stunts zu machen. Sie sagte immer, das sei gut für meine Karriere. Je spektakulärer die Stunts, desto größer wurde mein Name im Businesss. Ich wusste nicht, dass sie nicht nur einen beträchtlichen Anteil an meinen Gagen einheimste, sondern auch mit einem anderen Mann ins Bett ging." "Kein Wunder, dass dir der Gedanke, eine Frau mit deinen geschäftlichen Angelegenheiten zu betrauen, zuwider war. Es tut mir Leid, Ryder." "Schon gut." Er stand auf und ging in dem kleinen Raum auf und ab, als versuche er damit, die unliebsamen Erinnerungen loszuwerden. Also tu mir den Gefallen und rede nie mehr davon, dass Copper Canyon einen Partner braucht, okay?" "Okay", sagte Sam und beschloss, das Thema zu wechseln. "Wie wär's, wenn du mir zeigst, welche Software du für die Verwaltung verwendest?" Langsam fiel die Anspannung wieder von Ryder ab, und für die nächsten drei Stunden arbeiteten sie konzentriert und trugen all die Daten zusammen, die Sam überprüfen musste. Je mehr sie redete und erklärte, wie er seinen Betrieb besser
und effizienter organisieren könnte, desto mehr spürte Sam, wie sie in Ryders Achtung stieg. Sie unterbrachen ihre Arbeit nur zum Mittagessen. Es gab Tunfischsandwiches, Obst und Mamies hausgemachte Kartoffelchips. Danach stürzte Sam sich gleich wieder auf die Lieferantenlisten und Abrechnungen, während Ryder sich darum kümmerte, dass alles bereit war für die Betriebsfeier, die für den folgenden Tag gebucht war. Am Nachmittag gönnte Sam sich eine kleine Pause und holte sich ein Glas Eistee aus der Küche. Sie hatte das Gefühl, in dem ganzen Papierkrieg eine aussichtslose Schlacht zu führen. In der Küche wurde sie von Mamie begrüßt. Mehrere prall gefüllte Einkaufstüten standen neben einem Kasten Bier auf der Arbeitsplatte. "Ist das für die Betriebsfeier morgen?" "Du liebe Güte, nein. Das ist für heute Abend. Normalerweise bring ich die Sachen immer gleich rüber in die große Küche, aber der Fleischlieferant ist gerade dort, und dann wäre ich nur im Weg. Schokoladenkuchen muss ich auch noch backen." "Was ist denn los heute Abend? Eine Veranstaltung?" Mamie musste lachen. "Wenn Sie ein paar Männer, die bei Bier und Kartenspiel zusammensitzen, eine Veranstaltung nennen wollen." "Ich verstehe nicht." "Es ist Samstagabend, Schätzchen. Pokerabend." "Poker." „Klar. Wenn's dunkel wird, treffen sich ein paar von den Cowboys immer im großen Saal und spielen, bis sie vom Stuhl fallen oder pleite sind, oder beides. Das passiert hier jeden Samstagabend. Ich glaube, Ryder hat dieses Mal nicht daran gedacht." "Ja, das denke ich auch.“ "Es wird natürlich nur um Pennys gespielt. Ryder würde nicht zulassen, dass hier jemand auch nur sein Hemd verspielt. Aber sie haben trotzdem ihren Spaß, das kann ich Ihnen sagen, und die Jukebox steht nie still." Sam lächelte. "Ich hätte gedacht, dass die Männer den Samstagabend in der nächsten Stadt verbringen würden, wo mehr los ist, ganz zu schweigen von weiblicher Gesellschaft." "Oh, das tun sie außerdem, keine Sorge, aber Ryders Dad hat diese Spielabende vor Jahren eingeführt, weil er es satt hatte, ständig seine Cowboys wegen Alkohol und Prügeleien zu verlieren. Sonntag morgens musste er regelmäßig ein paar von seinen Leuten aus der Gefängniszelle freikaufen, damit sie ihre Arbeit tun konnten." „Ah, ich verstehe." Mamie bemerkte den Ausdruck in Sams Gesicht. "Oh nein, nein, denken Sie bloß nicht, dass Ihr Ryder lieber mit den rauen Gesellen hier zusammen ist als mit Ihnen. Ich würde mich nicht wundem, wenn er nach ein paar Runden die Party verlässt und ins Haus zurückgeht." Sie beugte sich vertraulich vor. "Nur so unter uns, ich hab mir schon ganz schön Sorgen gemacht um Ryders
Wohlbefinden. Ist ja nicht gerade gut für einen Mann, längere Zeit ohne Frau zu leben - die richtige Frau, meine ich - damit er sich wie 'n Mann fühlen kann, wenn Sie verstehen, was ich meine." "Ja, ich glaube schon." Sam unterdrückte ein Lächeln, als sie sah, wie ernst Mamie es meinte. "Na ja, meine Ansichten sind vielleicht nicht sehr modern, aber für mich und den alten Narren, den ich geheiratet hab, hat's immer funktioniert. Seit fünfundvierzig Jahren. " Sie verschränkte die Arme vor der Brust und nickte befriedigt. "Ach, was rede ich da. Sicher hat Ihre Mom Ihnen das alles schon längst erklärt, als Sie noch 'n kleines Mädchen waren." "Offen gesagt …“ Sam wandte den Blick ab. „…habe ich meine Mutter nie gekannt. Ich bin in einem katholischen Waisenhaus aufgewachsen." „Ach herrje, das tut mir Leid." "Und ich fürchte, was ich zum Thema Männer dort gehört habe, war nicht annähernd so praktisch und vernünftig, wie das, was Sie zu sagen haben." Das Gesicht der alten Frau hellte sich auf. "Hab gleich gewusst, dass ich Sie mag. Wie wär's, möchten Sie mir beim Backen helfen?" "Ich habe keine Ahnung vom Backen, aber ich lerne schnell. Okay." Als Ryder zum Haus zurückkam, fand er die beiden Frauen in der Küche. Sams Arme waren bis zu den Ellbogen hinauf weiß von Mehl, und sie hatte weiße Tupfer auf Stim, Nase und T-Shirt. Mamie war nur unwesentlich weniger bekleckert. Sie standen beieinander und lachten wie Teenager. "Mamie hat mir erklärt, dass heute Pokerabend ist." "Und das ist nicht alles, was ich ihr erklärt habe", beeilte Mamie sich hinzuzufügen. Sie schob zwei Kuchenbleche in den Ofen und verschwand aus der Küche. Sam und Ryder waren wieder allein. „Tut mir Leid", sagte Ryder. "Ich hätte es dir heute Morgen sagen sollen, aber..." "Schon gut. Wir hatten beide andere Gedanken im Kopf." Ryder sah wie gebannt auf ihre Lippen. Er musste diesen Mund küssen, jetzt sofort, und nicht nur das... "Weißt du was, ich sage das Pokerspiel ab." „Aber nein, auf keinen Fall. Die Männer freuen sich darauf. Sie brLchen das zur Erholung. Es wäre nicht fair, außerdem habe ich noch nie einen Pokerabend erlebt. Darf ich zuschauen?" "Keine Ahnung, ob ich mich dann überhaupt konzentrieren kann, aber von mir aus." "Gut. Bestimmt ist es nicht sehr schwierig. Und mit Zahlen bin ich ja sowieso gut. Ich bestehe darauf, dass wir richtig spielen, mit Einsatz meine ich." Sie war einfach wunderbar. Ryder legte den Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich. "Jederzeit. Wenn du mir dein Geld geben willst.“ Sie spielte mit dem Kragen seines Jeanshemdes. "Ich dachte eigentlich nicht an Geld." "Streichhölzer?"
„Hm, ich habe mich wohl nicht klar genug ausgedrückt." Sie schmiegte sich mit der Hüfte an seinen Schenkel und spürte beglückt, wie sich seine Muskeln anspannten. "Ryder, ich möchte, dass wir Strip Poker spielen."
4. KAPITEL Mamie bestand auf einem gemeinsamen Abendessen, also saßen sie zu viert um den Tisch und teilten sich, was vom Brathähnchen übrig geblieben war. Mamie hatte Nudelsalat gemacht und frische Maiskolben aus ihrem Garten geholt. Sie unterhielten sich und lachten viel, als Mamie und Cotton Geschichten aus Ryders Kindheit erzählten. Es war ein Abend wie in einer dieser Heile-WeltSerien aus dem Vorabendprogramm. Als Kind hatte Sam von solchen Abenden geträumt. Ryder, Cotton und Mamie waren offenbar zu einer Art Familie zusammengewachsen. Wahrscheinlich wussten sie gar nicht zu schätzen, wie kostbar eine einfache Mahlzeit im Kreis der Familie für jemanden wie Sam war. Sie kannte diese Leute erst seit vierundzwanzig Stunden und fühlte sich doch bereits geborgen. Als sie schließlich den großen Saal betraten, dröhnte die Jukebox, und das Pokerspiel war in vollem Gange. Mindestens sechs der Rancharbeiter waren da, einer davon hatte Frau und Kinder dabei. Mamie winkte der Frau, die mit den beiden Kleinen vor einem riesigen Fernseher saß, der am anderen Ende des Raumes stand. "Höchste Zeit, dass ihr endlich auftaucht", rief einer der Männer. "Kannst es wohl nicht abwarten, dein Geld loszuwerden?" sagte Cotton. "Wart nur, bis ich dir deins abnehme", erwiderte der Cowboy, und alle lachten. "He, Boss, wieso spielen Sie nicht mit?" fragte der Mann, der gerade austeilte. "Später", erwiderte Ryder. "Muss erstmal Miss Collins erklären, wie man pokert. " Lässig legte er einen Arm um Sams Taille. Einer der Männer stand auf. "Wozu denn das? Sie wird Sie doch nur schlagen. Sie werden nicht viel zu tun haben, Miss", sagte der Mann, als er zum Kühlschrank ging, um sich ein Bier zu holen. "Er ist 'n lausiger Pokerspieler." "Vorsicht", warnte Ryder. "Na, na, keinen Stress! Aber gegen Sie gewinne ich doch mit links. " „Vielleicht sollte ich bei ihm Unterricht nehmen", sagte Sam und lächelte. Ryder warf dem Cowboy einen wamenden Blick zu. "Nur über meine Leiche. Warum haltet ihr nicht einfach den Mund und konzentriert euch aufs Spiel?" Ryder tat sein Bestes, um Sam das Spiel zu erklären, aber die Cowboys fanden solchen Gefallen daran, sich mit sarkastischen Bemerkungen über ihn lustig zu machen, dass nicht viel dabei herauskam. Natürlich unterhielten sich dabei alle blendend, einschließlich Ryder. Für Sam aber war es wunderbar, dass Ryder die
ganze Zeit ihre Nähe suchte, ihre Hand hielt oder den Arm um ihre Schulter legte. Irgendwann überließ ein junger Mann, der von den anderen Scooter genannt wurde, Ryder seinen Platz. Sam war inzwischen nicht mehr allzu sehr an dem Spiel interessiert. Die vielen Zwischenrufe der Männer hatten es zu anstrengend gemacht, Ryders Erklärungen zuzuhören. Sie beschloss abzuwarten, bis er ihr in Ruhe das Spiel beibringen konnte. Sie war richtig erleichtert, als sie Mamie mit dem Schokoladenkuchen hereinkommen sah, und tippte Ryder auf die Schulter. "Ich glaube, Mamie kann meine Hilfe gebrauchen." "Na, amüsieren Sie sich?" fragte Mamie, als Sam zu ihr trat. "Und wie. Ich bin froh, dass ich dabei sein darf." Mamie erwiderte ihren Blick. "Schätze, ich bin mindestens genauso froh." "Wieso?" "Darüber, dass Sie hier sind. Hab Ryder schon lange nicht mehr so entspannt erlebt. Sie sind gut für ihn." „Oh, Mamie, bitte denken Sie nicht, dass da etwas Ernstes zwischen uns ist. Ich meine, wir sind einfach nur..." "Wenn Sie jetzt sagen wollen, nur gute Freunde, das können Sie sich sparen. Kein Mann sieht 'nen guten Freund so an, wie er Sie ansieht. Und Sie sehen ihn auch nicht gerade wie 'nen Bruder an. Stimmt's, oder hab ich Recht?" Zum ersten Mal, seit sie und Ryder ihr "Geschäft" abgeschlossen hatten, wurde Sam rot. Um das Thema zu wechseln, deutete sie auf den Kuchen. "Soll ich helfen, ihn aufzuschneiden?" „Kar. Die Kids sind wahrscheinlich alle schon ganz verrückt danach." Mamie schnitt zwei Stücke heraus und reichte sie an Sam weiter. Ryder konnte sich wirklich kaum konzentrieren. So gern er auch pokerte, noch viel lieber betrachtete er Sam. Wie sie redete, wie sie ging. Besonders wie sie ging. Alles an ihr war so sinnlich. Ihr Lächeln. Ihre Stimme. Oh, Mann, ihre Stimme, besonders, wenn sie flüsterte. Oder seufzte. Sie lächelte ihm zu, als sie den Kindern ihren Kuchen brachte. Ryder konnte einfach nicht anders. Er musste sich umdrehen, um einen Blick auf ihren sexy Po zu erhaschen, der in diesen engen Jeans besonders verführerisch war. Er musste Sam nur ansehen, und schon war er erregt. "Hier, bitteschön." Sam gab jedem der Kinder einen Teller und stellte sich deren Mutter vor. "Ich bin Sam Collins." "Sam?" "Eigentlich Samantha." "Ach, so. Ich bin Rosemary Booker. " Die Frau schüttelte Sam die Hand. "Der Große da drüben ist Tom, meine bessere Hälfte." Sie deutete auf einen hoch gewachsenen Mann, der am Billardtisch stand, zusammen mit dem jungen Mann, der Ryder seinen Platz am Spieltisch überlassen hatte. "Nett, Sie kennen zu lernen. Sie haben süße Kinder."
"Oh, danke, aber sie sind nicht immer so lieb wie heute.“ "Wie alt sind sie denn?" "Evie ist sechs, und Tom Junior ist acht." Mamie setzte sich zu ihnen. Jetzt wehte ein Blues von der Jukebox herüber. Die Männer hatten ihr Billardspiel beendet, und Tom Booker kam zu ihnen, nahm seine Frau bei der Hand und führte sie in eine Ecke des Raumes, wo sie tanzen konnten. Scooter setzte sich zu Mamie und Sam. Als Ryder das nächste Mal über die Schulter blickte, musste er feststellen, dass Sam und Scooter zusammen tanzten. Und er sah, wie Scooter sie in den Armen hielt. Er schien jede Minute zu genießen. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Und wenn sie schon zusammen tanzen mussten, warum dann nicht Square Dance anstatt Slowstep? Und was, verdammt, hatte Scooters Hand auf Sams Hüfte verloren? "Na, na", sagte einer der Männer am Pokertisch. "Willst du deine Karten zerquetschen?" Ryder blickte auf seine Hand. Die Knöchel waren ganz weiß. "Was? Äh, ich halte mit." Er warf ein paar Münzen in die Mitte des Tisches. "Ich passe", verkündete der Mann neben ihm. Ryder blickte erneut über die Schulter. Sie tanzten immer noch, und Scooter hielt sie viel zu eng an sich gedrückt. Endlich hörte die Musik auf, und Sam setzte sich wieder zu Mamie und den Kindern an den Tisch. Das gefiel Ryder schon besser. Er versuchte, sich wieder voll und ganz aufs Spiel zu konzentrieren. Es war eigentlich nicht seine Art, sich so auf eine Frau zu fixieren. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass er zu lange wie ein Mönch gelebt hatte. Und nach der letzten Nacht war es ja nur natürlich, dass er kaum noch an etwas anderes denken konnte als an Sex. Er mochte es einfach nicht, wenn ein anderer Mann mit der Frau, die er gerade bevorzugte, flirtete. Als Mamie an ihren Tisch kam und eine Hand auf Cottons Schulter legte, wurde gerade neu ausgeteilt. "Na, wie läuft's denn so?" fragte sie ihren Mann. Er strahlte sie an. "Nicht schlecht, Schätzchen." Ryder blickte schon wieder über die Schulter - und fuhr, herum. "Wo ist Sam?" „Och, Scooter ist mit ihr und den Kids zur Scheune gegangen, damit sie sich die neuen Welpen angucken können." "Allein?" "Nein, ich hab doch gesagt, Scooter ist bei ihnen." "Ich mach 'ne Pause", erklärte Ryder und legte seine Karten auf den Tisch. Es ärgerte ihn, dass Mamie und Cotton Blicke austauschten, als er aufstand und ganz beiläufig zum Ausgang schlenderte. Auf dem Weg zur Scheune sagte er sich, dass es doch wirklich harmlos war. Scooter schleppte Sam ja nicht zur Scheune, um es dort mit ihr zu treiben. Die Booker Kids waren schließlich dabei. Und im Übrigen ging es ihn überhaupt nichts an. Sie war eine erwachsene Frau und konnte tun und lassen, was sie wollte. Zwischen ihr und ihm existierte nichts weiter als eine geschäftliche
Abmachung. Scooter war ein netter Kerl. Vielleicht ein bisschen machohaft. Sam konnte eigentlich nicht ernsthaft an ihm interessiert sein. Er war ja noch ein Junge. Ja, mit dem Körper eines Mannes. Ryder beschleunigte seinen Schritt. Evie Booker stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über die Boxentür. "Oh, guck doch mal", jauchzte sie, als sie die winzigen Fellknäuel sah, die sich an ihre Mutter kuschelten, eine große Hündin mit sanftem Blick, die den Eindruck erweckte, als entstamme sie dem Rendezvous zwischen einem Schäferhund und einem Pudel. Scooter öffnete die Tür. "Ganz ruhig, Molly. Bist 'n liebes Mädchen. Wir wollen nur ein paar von deinen Babys streicheln. Er nahm zwei der Welpen und legte sie den Kindern in die Arme. Dann beugte er sich noch einmal hinab, nahm das Kleinste und reichte es Sam. „Ach herrje", hauchte sie. "So etwas Zartes, Kleines habe ich ja noch nie gesehen, geschweige denn im Arm gehalten." Vorsichtig streichelte sie den winzigen Kopf, und zu ihrem Entzücken leckte ihr das kleine Wesen die Hand. Lachend hielt sie es sich an die Wange. "Du bist ja niedlich, so niedlich." "Sie haben erst seit gestern die Augen offen", verkündete Scooter. Evie und Tom Junior konnten es kaum fassen, als sie die Welpen wieder zurückgeben sollten. Scooter sagte ihnen, dass ihre Mutter es nicht lange ohne sie aushalten konnte. "Na komm, Kleines." Er wollte das winzige Hundebaby von Sams Arm nehmen, doch in dem Moment verfingen sich die spitzen Krallen des Hündchens in ihrem Haar. "Oh, Moment mal." Sam versuchte, sich zu befreien, machte es aber nur noch schlimmer. „Warten Sie", sagte Scooter und versuchte zu helfen. Als Ryder die Scheune betrat, sah er Sam lächelnd an der Boxentür stehen, und Scooter stand ihr gegenüber und hatte die Hände in ihrem Haar vergraben. "Was ist hier los?" Die beiden Kinder zuckten zusammen, als hätten sie etwas angestellt. "Wir haben uns nur die Welpen angesehen", erklärte Evie. "Scooter hat es erlaubt", ergänzte Tom. "Na klar." Ryder versuchte ruhig zu bleiben. Die Kids konnten ja nichts dafür. "Und jetzt geht ihr besser wieder zurück. Scooter geht mit euch." „Klar, Boss", sagte Scooter über die Schulter. Er machte sich immer noch in Sams Haaren zu schaffen. "Nur einen Moment noch. Na also", sagte er zu Sam gewandt. "Jetzt sind Sie wieder frei." "Danke." Lachend sah sie zu, wie Scooter das Hundebaby wieder an seinen Platz setzte. Ryder wusste genau, dass seine Reaktion idiotisch war, aber das änderte nichts daran, dass er Scooter am liebsten gepackt und quer durch die Scheune geschleudert hätte. Er musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um ruhig
stehen zu bleiben und ihm und den Kindern zuzunicken, als sie an ihm vorbeigingen. Sam sah ihn an, immer noch lächelnd. "Diese Babys sind ja so süß, ich ..." "Du bist nicht frei." "Wie bitte?" "Nicht, so lange du auf meiner Ranch bist, und mit mir ins Bett gehst." Jetzt erst bemerkte sie den düsteren Ausdruck in seinem Gesicht. "Wovon redest du?" "Von dir und Scooter.“ "Ich und ..." "Er hat dich angegrapscht. „Angegrapscht? Die Krallen des Welpen hatten sich in meinem Haar verfangen..." Da erst verstand sie, dass seine grimmige Miene ihr galt. "Du dachtest also, dass wir ... dass da etwas wäre zwischen mir und Scooter?" "War es nicht so?" "Nein!" Ungefähr einen Herzschlag lang fühlte sie sich geschmeichelt, doch Ryders Blick hatte nichts mit Schmeichelei zu tun. Eher mit Hass. Er trat auf sie zu. "Ich bin nicht blind." "Das Hundebaby ... " „Zum Teufel mit dem Hundebaby!" Sam so mit Scooter zu sehen, überhaupt nur daran zu denken, dass ein anderer Mann sie womöglich berühren könnte, das hatte etwas in Ryder ausgelöst, das dunkel war und ihn erschreckte. In blinder Verwirrung richtete er seine ganze Wut gegen Sam. "Das ist doch Unsinn. Er hat weiter nichts gemacht, als mir zu helfen, meine Haare aus den Krallen des Welpen zu befreien." Unsinn? Damit goss sie Öl auf ein ohnehin aufloderndes Feuer. Ryder machte noch einen Schritt vorwärts, Sam einen rückwärts. Gleich würde sie an die Stalltür stoßen. "Du hast eine Abmachung mit mir, nicht mit meinen Cowboys. Wenn ein Mann dir nicht genug ist ... Das hier ist meine Ranch, hier gelten meine Regeln." Okay, er war also zornig, so viel hatte Sam verstanden. Aber warum? Wie sollte sie reagieren? Sie war nie zuvor in einer solchen Situation gewesen. Sam tat einfach das, wozu das Schicksal sie erzogen hatte, sie verteidigte ihre Position. Sie straffte die Schultern und sah Ryder böse an. "Deine Ranch. Deine Regeln. Weißt du was ... " Sie stieß mit dem Zeigefinger auf seine Brust. „... du benimmst dich wieder einmal wie ein Kotzbrocken. Abmachung hin oder her, du hast nicht das Recht ... " Sie schrie überrascht auf, als er sie packte und gegen die Stalltür stieß. "Du warst nur allzu bereit, mir das Recht zu geben, letzte Nacht. Alle Rechte. Alles. Oder etwa nicht?" Fast hätte er sie geschüttelt. "Etwa nicht?" Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sein Hass galt einer anderen Frau, nicht ihr. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt. Eigentlich hätte sie jetzt Angst vor ihm haben müssen, aber sie hörte die Verzweiflung aus seiner Stimmer heraus.
"Ryder. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht sie.“ Sein Ausdruck änderte sich abrupt. Er blinzelte. "Sam.“ "Ja.“ "Oh, Sam." Er nahm sie in die Arme, drückte sie an sich, versuchte behutsam zu sein. Doch es gelang ihm nicht. Aber sie spürte, was er jetzt brauchte. Und das war nicht Behutsamkeit. Er musste sein Verlangen stillen. Er brauchte sie. Im Nu war sie ebenso erregt wie er. "Ja", hauchte sie und küsste ihn. Sofort nahm er von ihrem Mund Besitz. Irgendwo in seinem Bewusstsein war der Gedanke, dass er sich mäßigen sollte. Aber das Feuer in ihm brannte lichterloh, es war nicht mehr zu beherrschen. Einerseits wollte er beweisen, dass er alles unter Kontrolle halten konnte, andererseits aber auch, dass sie ihm gehörte. Er wusste kaum noch, was er dachte oder fühlte. Nur eines wusste er, Sam gehörte ihm. Ihm allein. Am liebsten hätte er ihr einen Stempel aufgedrückt, der allen Männern dieser Welt darüber Auskunft gab. Er küsste sie so leidenschaftlich, dass er ihr fast wehtat. Wenige Sekunden zuvor war jeder Muskel ihres Körpers angespannt gewesen, jetzt schmiegte sie sich weich und warm an ihn. Sie vergrub die Hände in seinem Haar und hielt ihn fest. Er riss ihr T-Shirt hoch und legte beide Hände auf ihre Brüste. Sam konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen vor Erregung. Ryder hatte keine Zeit, den Verschluss ihres BHs zu lösen. Fast besinnungslos vor Verlangen schob er ihn einfach hoch. Er wollte ihre Brüste, jetzt sofort. Ihm war so heiß. Abwechselnd nahm er ihre Knospen in den Mund, rollte sie zwischen den Lippen hin und her, fuhr mit der Zungenspitze darüber, saugte so fest, dass es ihr wehtun musste. Er war besessen von ihr und musste sie haben. Jetzt. Erst als er kurz den Kopf hob, um ihr das zu sagen, wurde ihm bewusst, dass er sich ja am Rand des Wahnsinns befand. Atemlos sah Sam ihn an, ihre Lippen waren geschwollen von seinen Küssen, T-Shirt und BH waren hochgeschoben bis zu ihrem Schlüsselbein, ihre nackten Brüste glänzten feucht von seinen rauen Liebkosungen. "Ich will …“ Ratlos sah er sie an. Er war wie betäubt und schockiert über sein eigenes Verhalten. Was hatte er sagen wollen? Was immer er jetzt von ihr wollte, sie hatte nur eine Antwort. "Ja. Oh ja." Sie streckte die Arme nach ihm aus. Er hielt ihre Handgelenke fest. "Sam, ich ..." Er schüttelte den Kopf, als könne er ihn dadurch wieder klar bekommen und seine Selbstkontrolle zurückgewinnen. "Warte." Sie sah ihn verwirrt an. Aber ihre Verwirrung war nichts im Vergleich zu dem Chaos, das in seinem Kopf herrschte. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er versucht, eine Frau auf diese Art zu nehmen. Er war völlig unsensibel gewesen, fast brutal. Nie seinem Leben hatte er eine Frau so behandelt, wie er es gerade mit Sam getan hatte. Und, was ihn noch mehr irritierte, sie hätte es zugelassen. Als er seine
Sprache wieder fand, sagte er das erste Vernünftige, das ihm in den Sinn kam. "Das geht nicht. Nicht hier in der Scheune." „Aber ... " Er versuchte ein Lächeln, aber es wurde nur eine Grimasse. "Bestimmt kommt gleich jemand und sucht nach uns." "Ah." Sie war immer noch ein wenig außer Atem. "Ich ... tut mir Leid. Ich habe die Dinge etwas außer Kontrolle geraten lassen." "Es ist schon gut. Ich verstehe schon," Aber sie begriff nicht, wie er sein Verlangen so plötzlich abschalten konnte. Ihr ganzer Körper schmerzte geradezu vor Sehnsucht nach einer Verschmelzung. Warum ging es ihm nicht ebenso? Er versuchte, ihr T-Shirt herabzuziehen. Aber seine Hände zitterten. "Ich meine, es wäre vielleicht besser …“ Er deutete auf ihre nackten Brüste. "Oh, es tut mir Leid." Sie wandte sich ab. Wieso entschuldigte sie sich eigentlich? Hätte sie nicht so bereitwillig reagieren dürfen? Als BH und T-Shirt wieder an ihrem Platz waren, hatte sich Ryder einige Schritte von ihr entfernt. Er sah sie nicht mehr an. "Wir sollten vielleicht zurück zu den anderen gehen", sagte er, schob die Hände in die Hosentaschen und schritt auf den Ausgang zu. Sam eilte ihm nach. Sie musste fast rennen, um mit ihm Schritt zu halten. Den ganzen Abend über spürte sie Ryders Blick auf sich, aber jedes Mal, wenn sie in seine Richtung schaute, sah er rasch weg. Beim besten Willen konnte sie nicht verstehen, was falsch gelaufen war. Aber irgendetwas war eindeutig misslungen. Was das Problem auch sein mochte, Sam schwor sich, es zu klären, noch vor dem Schlafengehen. Als der Abend zu Ende war und alle Gute Nacht sagten, gingen sie und Ryder zusammen ins Haus. Sie wollte ihn fragen, was los sei, aber da küsste er sie voller Zärtlichkeit. Nichts, aber auch gar nichts war übrig von der wilden, hemmungslosen Leidenschaft, die er in der Scheune gezeigt hatte. "Weißt du was? Geh ruhig schlafen, ich habe noch zu tun wegen der Betriebsfeier, die für morgen gebucht ist." "Vielleicht kann ich dir helfen." Er schüttelte den Kopf. "Nein, das sind alles Dinge, die ich besser selber erledige." "Bist du sicher?" "Absolut. " Sam zögerte. Eigentlich wollte sie doch darüber reden, was in der Scheune vorgefallen war. Nun ja, vielleicht war das nicht der richtige Augenblick. Ryder hatte schließlich andere Sorgen. Morgen würde sie sicher mit ihm sprechen können. Ja, morgen. "Na schön", sagte sie und wandte sich zum Gehen. "Sam." Sie drehte sich um. "Ja?" "Träum was Schönes."
Sie lächelte und ging den Flur hinab. Sollte sie jetzt in sein Zimmer gehen oder ins Gästezimmer? Nach einem Augenblick des Zögerns ging sie ins Gästezimmer und schloss die Tür hinter sich. Ryder hörte, dass es nicht seine Zimmertür war, die ins Schloss fiel. Vielleicht war es ja besser so, wenigstens für diese Nacht. Er hatte sich noch nie eifersüchtig und besitzergreifend verhalten. Aber heute Abend war es passiert, das ließ sich nicht leugnen. Ryder betrachtete Frauen in erster Linie als eine Gelegenheit, sich zu vergnügen. Sie waren dazu da, um Spaß mit ihnen zu haben, und Sex. Diese Einstellung hätte ihm sicher einen Orden als größter Chauvi der Nation eingebracht. Aber immerhin hatte er sich niemals rücksichtslos verhalten. Nie in seinem Leben hatte er eine Frau schlecht behandelt. Doch als er die Scheune betreten und Sam und Scooter gesehen hatte, da war etwas in ihm explodiert. Ein überwältigendes, unkontrollierbares Verlangen hatte ihn ergriffen. Er hatte das Gefühl gehabt, unbedingt seinen Anspruch klarmachen zu müssen. Und er hatte Angst gehabt, etwas zu verlieren, etwas, das ihm viel bedeutete. Und dann hatte er wohl ein bisschen die Kontrolle verloren und ... alte Erinnerungen waren wach geworden. Er hatte Sam angeblickt, aber in Wirklichkeit jemand anders gesehen. Ihm selbst war das nicht bewusst gewesen, aber Sam schon. "Ich bin nicht sie", hatte sie gesagt. Erst jetzt erinnerte er sich wieder an ihre Worte. Aber das erklärte noch nicht, weshalb er so extrem reagiert hatte. Sam und er waren noch gar nicht lange zusammen, ja sie hatten nicht einmal eine Beziehung, sondern nur Sex. Fantastischen Sex, aber das war auch alles. Warum aber erschien ihm dann nichts wichtiger, als morgen zu ihr zu gehen und sie um Verzeihung zu bitten? Und warum hatte es eine so große Bedeutung für ihn, dass sie ihm vergab? Lange vor dem Klingeln des Weckers wachte Sam auf. Noch heute Morgen musste sie mit Ryder sprechen und herausfinden, was eigentlich am Abend zuvor passiert war. Sie musste es wissen, selbst wenn es das Ende ihres Arrangements bedeuten würde. Sie fand Ryder schließlich in der Scheune, als er eines der Shetland Ponys striegelte. Einen Moment lang blieb sie in der Tür stehen und sah zu. Wie gut er aussah! Es schien kein Gramm Fett an seinem Körper zu geben. Und wie er sich bewegte. Und seine Hände ... Er hatte so wundervolle Hände, sensibel und gleichzeitig stark. Sie bewunderte das Muskelspiel an seinen Armen, als er mit dem Striegel über das Fell des Tieres strich, immer wieder, bis es glänzte. Das Pferd erschauerte zufrieden. Oh, sie wusste, wie es war, durch diese Hände ein Wohlgefühl zu erlangen. Sie war keineswegs bereit, Ryder jetzt schon zu verlassen. Hoffentlich würde es nicht dazu kommen. "Guten Morgen", sagte sie und ging zu der Box hinüber. Ryder blickte auf. "'n Morgen."
"Wie heißt das Pony?" "Das ist Prinz." Er gab dem Tier einen leichten Klaps. "Sag Hallo zu der Lady, Prinz." Es nickte mit dem Kopf. "Süß", sagte Sam. "Bestimmt sind die Kids ganz verrückt nach ihm. "Stimmt." Ryder hatte mit dem Striegeln aufgehört. Er stand da, als wisse er nicht, was er als Nächstes sagen oder tun sollte. "Ryder..." "Sam, bevor du etwas sagst, sollst du wissen, dass ich heute Nacht kaum schlafen konnte, weil ich darüber nachgedacht habe, wie ich dich um Verzeihung bitten soll. Aber mir ist nichts Besseres eingefallen als: Es tut mir Leid." "Es ... ist schon gut." "Nein, das ist es nicht. Du hattest Recht. Ich hab mich benommen wie ein Rüpel. Wenn ich jemand anderen bei so etwas erwischt hätte, hätte ich ihn verprügelt. Gut, dass Cotton es nicht mitgekriegt hat." Er machte einen Schritt auf Sam zu. "Ich habe die Beherrschung verloren wegen einer Sache, die lange vorbei ist." "Ich weiß." "Ja, du hast es sofort bemerkt. Danke, dass du so verständnisvoll bist.“ "Du bist nur ein Mensch, Ryder.“ "Vielleicht, aber das ist keine Entschuldigung für rabiates Verhalten gegenüber einer Frau. Es wird nie wieder vorkommen, du hast mein Wort." Sam schob die Hände in die Taschen und schaukelte auf den Absätzen vor und zurück. "Das ist schade", sagte sie und blickte Ryder von unten herauf an. „Was?" „Ich sagte, schade. Anscheinend ist dir entgangen, dass ich keineswegs schreiend davon gelaufen bin." "Das konntest du ja gar nicht. Ich habe dich grob behandelt. Das ist schlimm für eine Frau." "Kommt auf den Mann an." Sie trat näher. "Ich gebe zu, ich war ... überrascht. Aber ich bin ein großes Mädchen, Ryder. Du brauchst nicht für mich zu entscheiden." "Habe ich ..." Er legte die Hand auf ihren Arm. "Habe ich dir wehgetan?" "Nein. Und ich hatte auch keine Angst, dass du das tun würdest. Entspann dich, Ryder." Es war fast rührend, wie erleichtert er aussah. "Verstehst du, was ich sagen will? Okay, du warst wütend. Okay, du hast mich überrumpelt. Und erregt. Wenn das bedeutet, dass ich schamlos bin, dann musst du eben damit leben." Jetzt hatte sie ihn überrumpelt. Er hatte ja nicht geahnt, dass es Frauen wie sie gab. Langsam verzog er die Lippen zu einem breiten Lächeln. "Na ja, es wird vielleicht nicht ganz einfach, aber einer muss es ja tun." "Danke", sagte sie erleichtert. "Ryder?" "Ja?" "Du bist mehr als genug."
Kopfschüttelnd blickte er zu Boden, dann hob er den Kopf und lächelte sexy. "Du bist immer für eine Überraschung gut, weißt du das?" "Wollte nur, dass du weißt, wo du stehst." Er nickte. "Sugar, ab jetzt werde ich es nie wieder in Frage stellen. " Alles war wieder wie zuvor, so wie es sich beide gewünscht hatten. Sam half Ryder, Prinz und danach noch zwei weitere Ponys fertig zu striegeln. "Ist alles bereit für die Gäste?" fragte sie. "Mehr oder weniger. Kommt darauf an, wie viele von ihnen reiten wollten. Wir haben einen Mann zu wenig, aber es ist zu schaffen." Sie wollten gerade die Scheune verlassen, da blieb Ryder stehen. "Kannst du eigentlich reiten?" "Ich? Reiten? Oh, Ryder, ich helfe wirklich gern, aber es ist so lange her, dass ich zuletzt auf einem Pferd gesessen habe, rechne lieber nicht mit mir. Ich möchte dich nicht vor deinen Gästen blamieren. " "Für heute bist du entschuldigt, aber ich kann dich unmöglich zu Fuß auf dem ganzen Gelände herumführen. Morgen gibt es also erst einmal einen Auffrischungskurs.“ "Okay, abgemacht." Er nahm ihre Hand, zog sie in eine dunkle Ecke und küsste sie, nicht wild und fordernd wie in der Nacht zuvor, aber genauso erregend. Spät in der Nacht, als endlich alle Gäste fort waren, schleppten Ryder und Sam sich ins Haus. Sam ließ sich auf den erstbesten Sessel fallen und stöhnte. „Wie kann etwas, das nur mit Spaß und Unterhaltung zu tun hat, so anstrengend sein? Mir tut jeder einzelne Muskel weh. Und wie überlebst du das, jede Woche mehrere Male so einen anstrengenden Tag zu haben?" Ryder lachte. "Man gewöhnt sich daran." "Was bin ich für ein Schwächling! Sogar Cotton hat besser durchgehalten als ich." "Na, sei nicht zu hart mit dir selbst." Er trat hinter ihren Sessel und begann, ihre Schultern zu massieren. "Oh, Ryder, das ist himmlisch. Könntest du bitte die nächsten zwei bis drei Stunden so weitermachen?" Ryder beugte sich über sie und küsste sie auf den Hals. "Ich habe eine bessere Idee. Wir gehen in mein Zimmer, nehmen eine schöne heiße Dusche, und dann streckst du dich auf meinem Bett aus, und ich gebe dir eine Ganzkörpermassage?" Sam drehte sich langsam zu ihm um. "Zusammen?" Fragend legte er den Kopf schief. "Ich meine, duschen mir zusammen?" Er nahm ihre Hand und zog sie aus dem Sessel hoch. "Klingt teuflisch gut." "Also, lass uns noch mal zusammenfassen. Erst eine heiße Dusche ... " "Du wäschst mir den Rücken und ich dir ... ich meine, für den Anfang. " "Hm. Und dann gibst du mir eine Massage." "Von oben bis unten und von vorne bis hinten."
"Und dann?" Sie lächelte spitzbübisch. "Dann ..." Er küsste sie und liebkoste ihre Lippen mit seinem Mund, bis sie wohlig seufzte. „…finde ich, wir sollten mit dem Auffrischungskurs anfangen. Mal sehen, wie gut du reitest."
5. KAPITEL Am Montagmorgen fuhr Sam nach Dallas zu der Bank, in der bisher ihr Arbeitsplatz gewesen war. Sie ging direkt in die Personalabteilung, holte ihren letzten Gehaltsscheck ab und besorgte sich dann vom Portier ein paar leere Kartons. Sie war gerade dabei, ihre Notizen über den Fall Copper Canyon Ranch aus ihrer Aktentasche zu holen, als Wendall Anderson auftauchte. Überrascht blieb er vor ihrem Schreibtisch stehen. "Oh, äh, Miss Collins. Ich, äh ... Sie waren wohl am Freitagnachmittag nicht im Büro?" "Nein, Sir." Warum sollte sie es ihm leicht machen? Ein kleines bisschen Rache konnte nicht schaden. Wie nervös er war! Und wie er schwitzte! Herrlich. "Sie wollten die Neubewertung der Copper Canyon Ranch so rasch wie möglich, also dachte ich ..." "Ah, ja. Ich erinnere mich. Nun, es ist so ... äh, ich hatte eigentlich angenommen, dass es Ihnen jemand sagen würde." "Mir was sagen würde?" "Die, äh, Firma ... Von der Fusion wussten Sie ja, oder?" "Ja, Sir." "Nun, leider ließ es sich nicht vermeiden, dass wir uns von einigen Mitarbeitern trennen mussten." Er sah sie abwartend an. Offenbar hoffte er, dass er darum herumkommen würde, es ihr direkt mitteilen zu müssen. Aber den Gefallen würde sie ihm nicht tun. "Das ist ja schrecklich. Sind viele betroffen?" "Ziemlich ... ziemlich viele." "Connie etwa auch?" „Ja, ich glaube, sie war auch dabei.“ "Ich hatte mich schon gewundert, weil sie nicht an ihrem Schreibtisch saß. Sie kommt eigentlich nie zu spät." Sam schüttelte bedauernd den Kopf. "Ich weiß nicht, wie ich ohne sie auskommen soll." „Miss Collins …“ "Ja?" Sie hätte fast laut gelacht, als er begann, sich mit einem Taschentuch die Hände abzuwischen. Den Anblick würde sie nie vergessen. "Es tut mir Leid, aber Ihr Vertrag wurde auch gekündigt." Sam fasste sich an die Kehle. "Oh", hauchte sie und riss die Augen auf. "Ich verstehe."
"Ich dachte, Sie hätten es inzwischen mitbekommen. Ich habe gar nicht mehr mit Ihnen gerechnet." Er ließ das Taschentuch verschwinden. Aber da Sie nun schon einmal da sind, wäre es nicht schlecht, wenn Sie sich ein paar Minuten Zeit nehmen würden, um Ihren Bericht fertig zu machen." Es war doch wirklich nicht zu fassen! "Unter diesen Umständen kann ich leider nicht mehr so viel Zeit erübrigen, Mr. Anderson. Aber ich werde meine etwas unleserlichen Notizen rasch in den Computer eingeben." Den Teufel würde sie, aber das brauchte er nicht zu wissen. Angelegentlich machte Sam sich daran, ihre Sachen vom Schreibtisch einzusammeln. „Ach, übrigens..." Sie warf Anderson einen kurzen Blick zu. Mr. Wells hat bereits einen Interessenten, der seine Ranch kaufen möchte. Zu einem sehr guten Preis, wenn ich richtig verstanden habe. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Ich muss mir noch ein paar Kartons besorgen." Wahrscheinlich sollte sie sich jetzt schuldig fühlen, weil das mit dem Interessenten eine faustdicke Lüge war. Sollte Anderson doch eine Weile in seinem eigenen Saft schmoren. Was ihre Notizen betraf, nun die würden das Büro auf demselben Weg verlassen, auf dem sie hereingekommen waren, nämlich in ihrer Aktentasche. Es würde Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis Anderson überhaupt daran denken würde, danach zu suchen. Und dann würde es noch einmal Tage dauern, bis er die Suche aufgeben und erneut jemanden mit der Schätzung der Ranch beauftragen würde. Alles in allem, dessen war Sam ziemlich sicher, würde Ryder bestimmt genug Zeit gewinnen, um seine Ranch zu retten, bevor die Bank ihn zum Verkauf würde zwingen können. Sie lächelte triumphierend. Außerdem hatte sie Anderson gründlich den Tag vermiest. Das allein war schon ein Erfolg. Eine Stunde später war sie wieder auf dem Weg nach Copper Canyon. Merkwürdig, dass sie nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes mehr Erleichterung und Befreiung fühlte als irgendetwas anderes. Hatte sie sich von ihrer Arbeit so sehr vereinnahmen lassen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sehr ihr Job sie einschränkte und bedrückte? Offenbar ja. Noch vor einer Woche wäre sie in Panik geraten, sie hätte an gar nichts anderes denken können als daran, möglichst schnell wieder Arbeit zu finden. Jetzt hatte sie nur eines im Sinn: So schnell wie möglich zurück zu Ryder und zur Copper Canyon Ranch zu fahren. Die zweite Hälfte dieses Tages verbrachte Sam in Ryders Büro. Sie war allein, denn Ryder war unterwegs, um ein Quarterhorse auszuliefern, das er an einen seiner Nachbarn verkauft hatte. Bis zum Feierabend waren drei neue Faxangebote von potenziellen Lieferanten eingetroffen. Falls Ryder sich für diese entscheiden würde, könnte er damit um die zweihundert Dollar im Monat einsparen. Das war nicht gerade viel im Verhältnis zum gesamten Volumen, aber immerhin ein Anfang. Und nach einem neuen Fleischlieferanten hatte sie noch gar nicht angefangen zu suchen. Als Nächstes würde sie die Kosten für Futtermittel, Werbung und Personal unter die Lupe nehmen. Letzteres verursachte ihr ein wenig Unbehagen. Sie wusste, es musste sein, aber es würde
nicht leicht werden. Sie musste dabei an Rosemary Booker und die beiden Kinder denken. Wahrscheinlich war es nicht sehr klug gewesen, sich mit Ryders Angestellten persönlich bekannt zu machen. Aber nun, nachdem es geschehen war, wusste Sam nicht, wie es ihr gelingen sollte, objektiv zu bleiben. Kurz vor Sonnenuntergang verließ Sam das Büro. Mamie oder Ryder waren nirgends zu sehen, also schlenderte sie zum Korral hinüber. Die Jungen von der High School waren wieder da. Sie übten, vom Pferd so herabzufallen, als seien sie angeschossen worden. Sam musste lächeln. Cotton stand an seinem angestammten Platz am Zaun und sah zu. "Hi", sagte sie und stellte sich dazu. "Hi, Sam. Hab Sie den ganzen Tag nicht gesehen." „Ich war damit beschäftigt, ein bisschen von Ryders Geld zu retten." Er grinste. "Hab ja gleich gewusst, dass Sie gut für ihn sind. Sie meinen also, dass wir hier noch 'ne Weile bleiben können?" "Na ja, so einfach ist es nicht. Ich bin erst ganz am Anfang. Ehrlich gesagt, das größte Problem ist, dass wir so wenig Zeit haben.“ Vielleicht zu wenig. "Sie tun Ihr Bestes. Mehr kann keiner von Ihnen verlangen." "Wir brauchen wirklich einen Investor, aber..." "Ja, aber ich wette, da hat Ryder gleich 'nen Riegel vorgeschoben." "Ja, das hat er." "Er will von Partnerschaften nichts wissen. Hat sogar mich abgelehnt. " "Sie?" "Ich und Mamie, wir haben ihm vor 'nem halben Jahr mal den Vorschlag gemacht. Haben ihm unsere Ersparnisse angeboten. Sie hätten mal sehen sollen, wie er da ausgerastet ist. Hat gemeint, er würde eher ins Gras beißen, als unsere Altersversorgung anzurühren. Zum Teufel auch, weiß er denn nicht, dass er für uns wie 'n Sohn ist?" "Ich glaube, das weiß er, Cotton, aber es fällt ihm furchtbar schwer, diese Ranch herzugeben, selbst an jemanden, den er liebt.“ "Tja, so ist es wohl. Verdammter Sturkopf." Einer der jugendlichen Reiter vollführte gerade einen waghalsigen Abstieg, nur wenige Meter von ihnen entfernt. Der junge Mann zog den Hut und verbeugte sich vor Sam. Sie applaudierte lächelnd. Da sprang er behände aufs Pferd und jagte in wildem Galopp zu seinen Gefährten zurück. "Er ist sehr gut", stellte Cotton fest. "Der Beste von allen. Alle wollen dauernd Tipps und Ratschläge von Ryder, aber der hier nimmt es wirklich total ernst. Er heißt Ellis. Kommt seit über 'nem Jahr regelmäßig. Sagt, er will mal Stuntman werden." "Meinen Sie, er wird es schaffen?" Cotton hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. "Ryder sagt, das Zeug dazu hätte er. Und fleißig ist er auch. Macht Ende des Monats seinen High School-Abschluss mit Auszeichnung. Sagt, er will 'ne Ausbildung an 'ner Stuntakademie machen, sobald er das Geld dafür angespart hat."
"Stuntakademie? Davon hab ich noch nie etwas gehört." "Kann ich mir denken." "War Ryder an so einer Schule?" "Der ist 'n echter Selfmademan. Hat mal einen aus der Branche kennen gelernt und sich mit ihm angefreundet. Der hat ihm alles beigebracht. " "Wissen Sie, er hat mit mir bist jetzt kaum darüber gesprochen, was er gemacht hat, bevor er die Ranch übernahm." "Schätze, er ist zu beschäftigt damit, sich um die Zukunft zu sorgen.“ "Da wir gerade von ihm sprechen, wo steckt er eigentlich?" Cotton deutete aufs Haus. "Das letzte Mal hab ich ihn in der Waschküche gesehen, wo Mamie ihm die Meinung gesagt hat, weil vergessen hat, die Waschmaschine zu reparieren, obwohl er es versprochen hatte." Er zwinkerte Sam zu. "Vielleicht hatte er anderes im Kopf.“ Ryder konnte sich schon denken, was Cotton dachte: "Warum sieht er nicht zu, dass er sich diese fantastische Frau schnappt, bevor es jemand anders tut?" Innerhalb von drei Tagen hatten sowohl Cotton als auch Mamie Sam ins Herz geschlossen, fast als ob sie zur Familie gehörte. Das beunruhigte ihn. Er und Sam waren schließlich nicht wirklich ein Paar. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Und er wollte auch nicht, dass das alles zu ... vertraut wurde. Er war an Intimität außerhalb seines Bettes nicht interessiert. Das war auch nicht ausgemacht. Verflixt, einer Frau wie ihr war er noch nie begegnet. Sie war aufrichtig, clever und frei von jeglichem Getue. Also ganz und gar nicht der Typ von Frau, mit dem er sonst seine Zeit verbrachte. Und ganz sicher um Welten verschieden von Alicia. Wenn es um Frauen ging, da musste man einen klaren Kopf behalten, auf sein Geld aufpassen und seine Gefühle verbergen. Nichtsdestotrotz hatte er ihr Zugang zu seinem Büro und Einblick in seine Bücher gewährt. Er musste sich eingestehen, abgesehen davon, dass sie sich sexuell so gut verstanden, fühlte er sich auch einfach wohl in ihrer Gegenwart. Und das war vom ersten Augenblick an so gewesen. Sam hatte etwas an sich, das einfach Vertrauen erweckte. Das gab ihm zu denken, machte ihn aber keineswegs so panisch, wie er erwartet hätte. "Sie ist ganz okay für 'n Mädchen aus der Stadt." Mamie stellte sich neben ihn. "Findest du?" "Ja, tu ich. Dass sie auch noch hübsch ist, macht ja nichts. Und ziemlich clever ist sie auch, glaub ich." "Viel klüger als ich, fürchte ich." Mamie lächelte breit. "Na ja, das ist ja wohl kein Problem." "Danke für das Kompliment." "Ich meine, was Frauen anbetrifft. Du weißt immer ganz gut, wie du sie herumkriegen kannst, was? Aber du bist 'ne Niete, wenn's darum geht, die richtige Wahl zu treffen." "Was meinst du damit?"
"Ja, du weißt einfach nicht, wie man 'ne Frau aussucht." Mamie griff nach der Kaffeekanne und füllte ihren und Ryders Becher. "Eine, die gut wäre für dich, meine ich." "Du weißt also genau Bescheid über mich und die Frauen, was?" Sie überlegte einen Moment. "Nö. Aber du hast einfach 'ne Begabung dafür, immer solche auszusuchen, die unehrlich sind, damit sie kriegen, was sie wollen. Aber mit der da ..." Sie deutete nach draußen, wo Sam am Korral stand. "Mit der da bist du ganz vorsichtig. Dabei wäre sie genau richtig." Aha. Nun ja, was Sex betraf, konnte er dem nur zustimmen. Und vorerst wollte überhaupt nicht weiter darüber nachdenken. Mamie ließ Ryder mit der Waschmaschine allein. Als er mit der Reparatur fertig war, ging er nach draußen zu Cotton. "Ah, hier kommt der Boss. Wurde ja auch Zeit, dass du kommst und mir hilfst, diesen Anhänger auszuladen." Cotton deutete auf einen Lastwagenanhänger, der turmhoch mit Heuballen beladen war. "Was ist los? Meine besten Leute faulenzen herum?" sagte Ryder spöttisch. "Na klar, wir haben den ganzen Tag im Schaukelstuhl gesessen. Stimmt's, Sam?" "Und ob." "Na, wenn du so ausgeruht bist, dann ist es ja kein Problem für dich, mit Mamie in die Stadt zu fahren zum Bingospiel." Cotton stöhnte auf. "Mann, das hab ich glatt vergessen, dass das heute dran ist. He, wollt ihr beiden nicht mitkommen?" "Ah, nun ja ..." Verlegen wandte Sam den Blick ab. Sie wollte Mamie und Cotton nicht mit einer Absage kränken. „Tut mir Leid, ein anderes Mal", sagte Ryder rasch. "Ich habe Sam versprochen, ihr Poker beizubringen." Sam hob den Kopf. "Stimmt, das hast du. Und du hältst ja immer deine Versprechen, nicht wahr?" Ihr wurde heiß, als Ryder den Blick auf sie richtete. "Und ob. Hast du Lust mit rüberzufahren? Ich muss das Heu abladen." "Warum nicht?" Sie winkte Cotton kurz zu, bevor sie einstieg und sich neben Ryder setzte. "Das war knapp." "Wie gut, dass ich so smart bin, was?" "Wenn wir gerade von smart reden, ich glaube, ich habe dir heute geholfen, ein bisschen Geld zu sparen." "Braves Mädchen." „Aber ich stehe wirklich noch ganz am Anfang. Es gibt noch sehr viel zu tun. Was machst du da?" fragte sie, als Ryder anstatt vor der Scheune anzuhalten, darum herumfuhr und auf der Rückseite parkte. "Etwas, woran ich schon den ganzen Tag denke." "Und was ist das?" Er krümmte den Zeigefinger. "Komm her zu mir.“ Sam rutschte zu ihm hinüber. "Na schön, und jetzt …“
Bevor sie weiterreden konnte, zog er sie auf seinen Schoß und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss. Er küsste sie, und küsste sie, bis sie aufhörte zu denken. Als er sich an den Knöpfen ihrer Bluse zu schaffen machte, protestierte sie nur schwach. "Jemand könnte uns sehen." "Warum, glaubst du wohl, habe ich hier geparkt? Ich muss …“ Er öffnete ihre Bluse. „wenigstens einmal ... deine wundervolle Haut spüren." Er strich mit der Zunge über den Ansatz ihrer Brüste, verweilte genießerisch, bevor er sich wieder ihren Lippen zuwandte. Ihr Verlangen erwachte rasch und heftig. Ein so wildes Begehren hatte sie nie zuvor erlebt. Doch wenn Ryder sie nur berührte, dann füllte dieses Gefühl sie jedes Mal innerhalb von Sekunden vollständig aus. Nun, sie war ja auch nie zuvor einem Mann wie Ryder begegnet. Er gab ihr das Gefühl, eine begehrenswerte Frau zu sein und Macht über ihn zu haben. Alles zur gleichen Zeit. Es war berauschend, und sie konnte nicht genug davon bekommen. Jetzt bedeckte er ihren Hals mit Küssen, dann ihre Ohrmuschel. "Hattest du schon einmal Sex auf dem Rücksitz eines Autos?" "Was heißt hier Auto? Das ist ein Lastw... " Ihr blieb fast der Atem stehen, als er ihren BH herabzog und eine ihrer Brustspitzen in den Mund nahm. "Ryder." Sie wollte sich an ihn schmiegen, da hörte sie plötzlich Stimmen von draußen. Die Jungen, die zuvor mit den Pferden gearbeitet hatten, näherten sich von hinten. "Verdammt", brummte Ryder. Er versuchte, Sams Bluse zu schließen, sie rutschte von seinem Schoß. "Wenn sie uns sehen, bleiben sie natürlich stehen und wollen mit uns reden." So schnell sie konnte, knöpfte Sam ihre Bluse zu, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, und versuchte normal auszusehen. Sie saßen ganz still da und warteten darauf, dass die Jungen sie sehen würden, aber diese waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie Sam und Ryder gar nicht bemerkten. Erst als sie fort waren, bemerkte Sam, dass sie den Atem angehalten hatte. Als Ryder wieder die Hand nach ihr ausstreckte, hob sie abwehrend den Arm. "Oh nein. Ich gehe ja gerne mal ein Wagnis ein, aber nicht das Risiko, zum Hauptgesprächsthema im Umkleideraum der Jungen an der High School zu werden." Ryder lachte. "Spielverderberin. " "Ich glaube, wir kuppeln jetzt besser den Anhänger ab und gehen ins Haus." „Also, gib mir ein paar Minuten Zeit, bis ich wieder gehen kann, Sugar. Im Moment bin ich dazu unfähig." Zum ersten Mal, seit sie einander begegnet waren, wurde Sam rot. "Um mich auf andere Gedanken zu bringen, könntest du mir erzählen, was du heute für die wundersame Vermehrung meines Geldes getan hast." Sie erzählte ihm von ihrem Vorhaben, einen billigeren Fleischlieferanten ausfindig zu machen und den Werbeetat einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Ryder hörte aufmerksam zu. Ihm wurde klar, dass er ihr
Engagement unterschätzt hatte. Sie hatte eine richtige Strategie ausgearbeitet, einschließlich eines Zeitplans. "Nach dem Abendessen will ich noch mal ins Internet gehen und mich über die Möglichkeit staatlicher Beihilfen informieren", sagte sie. "Staatliche Beihilfen?" "Natürlich. Es gibt alle möglichen Zuschüsse, man muss nur wissen, wo man die Informationen darüber bekommt und welche Bedingungen man erfüllen muss. Der dritte, nein vierte Job, den ich hatte, bestand darin, die Anfragen der Studenten an meinem College nach solchen Beihilfen zu bearbeiten." "Und welche Jobs hattest du davor?" "Warte mal ... Meinen ersten Job, den hatte ich mit fünfzehn, als Babysitter und Hausmädchen für eine Familie mit zwei Kindern. Danach habe ich als Kassiererin in einer Bäckerei gearbeitet, so lange, bis ich mit der High School fertig war. Der dritte Job, den hatte ich nur ganz kurz: Modellstehen in der der Abteilung für künstlerisches Gestalten an unserem College." "Modellstehen?" "Ja, es hörte sich eigentlich ganz gut an, bis der Professor sagte, für Aktmalerei müsse ich wirklich nackt sein." Ryder grinste. "Bist eben ein starker Typ." "Natürlich sorgten die Schwestern im Waisenhaus dafür, dass dieses Engagement nicht von langer Dauer war." "Hättest du etwas dagegen, von deiner Familie zu erzählen? Ich meine, wenn du nicht willst ... " "Nein, ist schon gut. Mir wurde gesagt, meine Eltern seien bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als ich noch ein Baby war. Eine Tante nahm mich für ein paar Jahre bei sich auf, aber dann bekam sie Krebs. Da es sonst niemanden mehr gab, sorgte sie dafür, dass ich im katholischen Waisenhaus von San Antonio untergebracht wurde. Ich nehme an, mein Vater war ein Einzelkind, denn es gibt keinerlei Hinweise auf irgendwelche Angehörigen von ihm." "Das ist hart." "Nun ja, was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen", sagte Sam rasch. "Und was ist mit deiner Familie? Cotton hat gesagt, dein Dad sei letztes Jahr gestorben." "Ich spreche nicht viel über meine Familie." "Entschuldige. Ich wollte nicht neugierig sein." "Nein, ist schon gut. Ich schätze, ich rede deshalb so wenig von ihnen, weil ich versuche, nicht an sie zu denken." Sich zu erinnern, war immer viel zu schmerzlich gewesen, aber irgendwie hatte er das Bedürfnis, mit Sam darüber zu sprechen, warum auch immer. Sie waren ausgestiegen und auf dem Weg zum Haus. Ryder verlangsamte seinen Schritt. "Meine Mom starb, als ich vier war. Krebs, wie bei deiner Tante."
Sam wollte gerade etwas Tröstliches sagen, da bemerkte sie, dass er seinen Schritt noch weiter verlangsamt hatte und angestrengt von ihr wegblickte. "Ich hatte einen älteren Bruder", begann er. Seine Stimme klang so rau, dass sie sie kaum wieder erkannte. "Genauer gesagt, zwölf Jahre älter. Meine Eltern hatten mit mir gar nicht mehr gerechnet. Cliff , so hieß mein Bruder, wurde bei einem Rodeounfall getötet. Ich war damals noch in der Grundschule." Wieder schwieg er lange, bevor er weiterredete. "Er war Bullenreiter. Und wirklich gut. Es war ein kleines Rodeo in Tyler. In der Nacht davor hatte es einen Wolkenbruch gegeben. Als das Signal ertönte, sprang er ab, aber der Bulle rutschte aus und fiel auf ihn drauf. Er starb wenige Stunden später." "Und du hast es gesehen." "Er war ganz mit Schlamm bedeckt. Ich... ich konnte sein Gesicht nicht sehen, als sie ihn in den Krankenwagen schoben. Und später haben sie mich auch nicht zu ihm gelassen." Ryder seufzte tief. "Manchmal, wenn es regnet..." Er brach ab. "Oh, Ryder, es tut mir so Leid. So schrecklich Leid." "Ist schon ..." Sie nahm seine Hand. "Nein, sag nicht, ist schon gut. Du warst noch ein Kind, und wahrscheinlich hast du deinen großen Bruder verehrt. Und ihn auf diese Art zu verlieren, das war sicher mehr, als du ertragen konntest. Selbst jetzt noch." Er sah sie an, als könne er nicht glauben, dass sie verstand, was in ihm vorging. Sie fragte sich, ob er jemals seinem Vater von seinem Kummer erzählt hatte. "Cotton fuhr damals mit mir zum Krankenhaus", sagte Ryder, als ob das alles erklärte. Nach jenem Ereignis war nichts mehr so gewesen wie zuvor, am wenigsten Ryders Verhältnis zu seinem Vater. Dieser hatte sich immer weiter in sich zurückgezogen, was für Ryder unmöglich zu begreifen gewesen war. Langsam aber sicher war Cotton West zu einer Art Ersatzvater für ihn geworden. Ryder hatte seit Jahren nicht mehr darüber gesprochen. Aber so schmerzlich diese Erinnerungen auch waren, so gut tat es doch, sie mit jemandem zu teilen. Und dabei Sams Hand zu halten, machte es irgendwie leichter. "Cliff hat Dad schon auf der Ranch geholfen, als er noch in den Windeln war, so hieß es jedenfalls oft", sagte er und seufzte noch einmal. "Schätze, ich war immer nur zweite Wahl. Mir ist die Sache sozusagen unverdient in den Schoß gefallen. Ich hatte nie das Gefühl, wirklich. gut genug zu sein." „Aber du liebst die Ranch." "Ja. Aber es hat viele Jahre gedauert, bis ich das eingestehen konnte. Cliffs Fußstapfen waren einfach zu groß für mich, und ich hasste es, die Rolle spielen zu müssen, die Dad für mich vorgesehen hatte. Deshalb habe ich mich von Mal zu Mal, wenn er mit mir darüber gesprochen hat, widerspenstiger aufgeführt. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals so gut wie mein Bruder zu sein, was die Arbeit auf der Ranch betraf. Also kam ich zu dem Schluss, dass ich Selbstbestätigung nur außerhalb der Ranch finden würde." „Als Stuntman."
Er nickte. "Das waren mit die besten Jahre meines Lebens, als ich von Dächern sprang, niedergeschossen wurde, und alle möglichen Stunts gemacht habe. Die tollsten Adrenalinstöße, von denen man nur träumen konnte." "Und das hat Spaß gemacht?"
"Oh, Mann. Und wie!"
"Ich wäre vor Angst umgekommen.“
"Aber deswegen macht es ja gerade Spaß."
„Vermisst du es?"
"Ehrlich gesagt, ja. L. A. vermisse ich nicht, aber den Spaß, die Action, die
Aufregung. Nun ja, was soll's, hier ist meine Heimat.“ Sie waren am Haus angekommen und blieben vor der Hintertür stehen. "Ich habe eine Weile gebraucht, um einzusehen, wie wichtig dieser Ort hier für mich ist Und ich werde darum kämpfen. Ich werde alles tun, um ihn zu behalten." "Der Anfang ist gemacht, Ryder. Ich will alles versuchen, was in meiner Macht steht." "Danke." Sie wollte hineingehen, aber er hielt ihre Hand fest. "Du weißt schon, dieses Geschäft, das wir beide abgeschlossen haben, das kam alles sehr schnell. Ich wollte dir nur sagen, ganz gleich, wie es weitergeht, ich bin froh, dass du hier aufgetaucht bist, dass dein Auto kaputt war und dass du solche Lust auf einen heißen Flirt hattest." "Ich auch." Mamie holte gerade den Braten aus dem Ofen, als sie in die Küche kamen. "Wird auch Zeit, dass ihr kommt. Sam, die Soße ist fertig, die Bohnen sind im Topf, und das Brot noch im Ofen. Ihr könnt gleich essen. Ich muss mich fertig machen fürs Bingo." Sie strahlte. "Der alte Knacker, der mein Ehemann ist, führt mich ja bloß alle Jubeljahre einmal aus, das muss ich ausnutzen." "Viel Spaß", sagte Sam.
"Bin wild entschlossen." Mamie band ihre Schürze ab und war im Nu zur Tür
hinaus. "Bist du hungrig?" fragte Sam, als sie allein waren. "Allerdings. Brauchst du Hilfe?" "Du hast es ja selbst gehört. Wir müssen nur das Brot aus dem Ofen nehmen." Eine halbe Stunde später hatten sie ihre Mahlzeit beendet und saßen müßig mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch. "Weißt du was?" sagte Sam und massierte sich den Nacken. "Ich glaube, ich nehme ein Bad, wenn ich die Küche aufgeräumt habe." "Nur zu", sagte Ryder. "Ich kümmere mich um die Küche."
"Oh, das lass ich mir nicht zweimal sagen. Danke."
„Lass genug heißes Wasser für mich übrig", rief er ihr nach.
Sam nahm eine großzügige Portion von dem Badesalz und füllte die Wanne
hoch mit warmem Wasser. Dann zündete sie ein paar Kerzen an, steckte sich das Haar hoch und stieg hinein. Ah, was für eine Wohltat. Welch ein Vergnügen, sich in das warme, schaumige Nass gleiten zu lassen. Der ganze Tag war schon ein Vergnügen gewesen. Von der Begegnung mit
ihrem ehemaligen Chef bis zu ihrem Zusammensein mit Ryder, nichts als Genuss ohne Reue. Besonders, was Ryder betraf. Nein, sie bereute nichts. Sam dachte an das Gespräch, das sie geführt hatten. Offenbar hatte Ryder ebenso viel Kummer und Schmerz durchgemacht wie sie. Sie hatte immer geglaubt, Menschen, die eine Familie hatten, seien vom Schicksal begünstigt. Und ihr größter Schmerz hatte meistens darin bestanden, sich nach einer Familie zu sehnen. Offenbar aber konnte es auch innerhalb einer Familie großen Kummer geben, zum Beispiel, wenn man sich von ihr nicht anerkannt fühlte und sie deshalb ablehnte. Vielleicht lernten manche Menschen ihre Familie erst schätzen, wenn es zu spät war. All das war ihr vorher nie in den Sinn gekommen. Es musste für Ryder schwierig gewesen sein, darüber zu sprechen. Dass er es doch getan hatte, gab ihr das Gefühl, als bedeute sie mehr für ihn als nur eine Partnerin für Sex. Oh nein. Sie fing schon wieder an zu fantasieren. Sie musste nüchtern bleiben, sich einfach nur an diese Abmachung halten und ihre dummen, romantischen Träume, die ganz sicher nicht wahr werden würden, vergessen. Es war nur ein Geschäft, weiter nichts. "Willst du die ganze Nacht in der Wanne bleiben?" Sam zuckte zusammen, als sie Ryders Stimme hörte. "Du hast mich erschreckt. Wie lange stehst du da schon?" "Ein paar Minuten. Wollte ein bisschen deinen Anblick genießen." Er hatte sich mit der Dusche beeilt und eigentlich nicht vorgehabt, sie heimlich zu beobachten. Doch dann hatte es ihm die Sprache verschlagen, und er hatte nichts weiter tun können, als sie anzusehen. Das Kerzenlicht ließ ihre Haut schimmern. Er begehrte sie genauso wie beim ersten Mal. Nein, nicht genauso. Irgendetwas war anders geworden, seit er mit ihr über Cliff gesprochen hatte. Vielleicht, weil sie ihn so mitfühlend angesehen hatte. So verständnisvoll. Nein, es war der Augenblick gewesen, als sie seine Hand genommen hatte. Damit hatte sie ihm zu verstehen gegeben, dass sie seine Empfindungen nachvollziehen konnte. Es war lange her, dass er sich jemandem so verbunden gefühlt hatte, und es machte ihm Angst. Aber er hätte es auch nicht missen wollen. "Na?" sagte sie, als er keine Anstalten machte, von der Tür weg zu gehen. "Reichst du mir endlich mein Handtuch, oder willst du mich mit deinem Blick abtrocknen?" "Verlockender Gedanke." Er gab ihr das Handtuch. "Aber ich habe eine bessere Idee." "Tatsächlich?" "Zieh dir dieses sexy Nachthemd an. Und einen Bademantel und Sandalen." „Aber ... " "Und dann komm in mein Zimmer. Du wirst schon sehen." Ihr Gesicht hellte sich auf . „Was werde ich sehen? Na, komm schon. Sag's mir."
"Nö." Er drehte sich um und ging hinaus. "Ryder? Ryder Wells, komm sofort her!" Sie kletterte aus der Wanne und trocknete sich hastig ab, zog sich Nachthemd und Bademantel an und rannte fast zu Ryders Zimmer. Er lag lang ausgestreckt und völlig angekleidet auf seinem Bett und mischte Karten. "Du hast doch gesagt, du willst Poker lernen", sagte er beiläufig. "Das ist also die Überraschung? Ich dachte, wir würden …" "Ich weiß schon, was du dachtest. Also, willst du nun Poker lernen oder nicht?" "Und ob." Langsam begann ihr die Idee zu gefallen. "Ich bin heute in großzügiger Stimmung. Deshalb gebe ich dir drei Minuten, um dir ein weiteres Kleidungsstück anzuziehen. Wegen der Chancengleichheit sozusagen." "Sehr großzügig, wirklich. Wann fangen die drei Minuten an?" Er sah auf seine Armbanduhr. "Jetzt." Sam hätte fast angefangen zu kichern wie ein Schulmädchen. Sie rannte in ihr Zimmer, riss eine Schublade auf und stöberte darin herum, bis sie fand, was sie suchte. "Die Zeit ist um", rief Ryder. "Fertig", sagte sie atemlos und stand schon in seiner Tür. "Ich kann nichts an Kleidungsstücken erkennen, was du nicht schon vorher angehabt hättest." "Noch nicht. Abwarten." Ryders Lippen verzogen sich zu ein, ein erwartungsvollen Lächeln. "Und du wirst es natürlich nur betrachten können, wenn du gewinnst." "Oh, das werde ich. Du wirst sehen." Sie setzte sich zu ihm aufs Bett. "Dann teil aus." "Nicht so schnell, Sugar. Erst musst du die Regeln lernen.“ "Bin ganz Ohr." Sie beugte sich vor, so dass er einen Blick in ihren Ausschnitt erhaschen konnte. "Gut. Wir fangen mit der einfachsten Version an. Also, es gibt einen Joker, und Asse können als Einer oder als Elfer ausgespielt werden, wenn man eine Straße hat. Du weißt, was das ist?“ Sam überlegte einen Augenblick. "Eine Reihe von Ass bis fünf oder von zehn bis Ass. " "Stimmt genau. Dann gibt es noch Dreier, das heißt, drei von einer Sorte, Paare, Doppelpaare, und so weiter..." "Und als Einsatz …“ „... nehmen wir Kleidungsstücke, Schuhe, alles was wir anhaben." Sam lächelte triumphierend. "Na, dann los."
6. KAPITEL
Sie waren mitten im Spiel, und Ryder fragte: "Willst du den Einsatz erhöhen oder aufdecken?" "Dräng mich nicht! Was setzt du ein?" "Meinen rechten Stiefel und meine Gürtelschnalle." "Ich finde immer noch, dass es nicht fair ist, Gürtel und Schnalle getrennt einzusetzen." Stirnrunzelnd betrachtete Sam ihre Karten. "Hab ich etwa protestiert, als du erst einen Ohrring eingesetzt hast, und dann den anderen? Also, was willst du?" "Ich will deinen Stiefel sehen und setze meinen anderen Schuh ein." "Aufdecken.“ Sam lächelte und legte ihre Karten offen auf den Tisch. "Zwei Paare", verkündete sie stolz. „Tut mir Leid, Sam. " Er zeigte seine Karten. "Ein Dreier. Du hast also jetzt insgesamt beide Schuhe verloren, beide Ohrringe und deine Armbanduhr. Sieht so aus, als käme als Nächstes dein Bademantel dran." "Wenn du wieder gewinnst.“ Er schmunzelte. "Zweifelst du daran?" Bis jetzt hatte Ryder nur ein Spiel verloren und dabei einen Stiefel eingesetzt. Sam dagegen hatte nicht mehr allzu viel zum Bieten übrig. "Bist du sicher, dass du nicht schwindelst?" "Sugar, was denkst du von mir? Ich sage dir, es ist einfach Glückssache. Allerdings habe ich auch gedacht, dass eine Frau, die so clever ist wie du, beim Poker ein bisschen besser abschneiden würde. " "Ich auch." Sam mischte die Karten, teilte an jeden zwei aus und legte sie offen aufs Bett. "Ich setze mein Hemd ein", sagte Ryder. Sam beschloss, dass es an der Zeit war, dass er verlor und sie gewann. "Zieh es aus", forderte sie. "Was?" "Ich sagte, zieh es aus. Ich finde, wir sollten unsere Einsätze auf den Tisch legen, ich meine, auf das Bett." Ohne den Blickkontakt auch nur für eine Sekunde zu unterbrechen, setzte er sich auf und begann langsam sein Hemd aufzuknöpfen. "Bist du sicher, dass du das willst?" Jetzt war er beim dritten Knopf. "Du musst ja auch deinen Einsatz erhöhen." "Ich weiß." Endlich hatte er sein Hemd aufgeknöpft. Er streifte es ab. Sam bewunderte schweigend seine prächtigen Schultern und seine muskulöse Brust. Nur mühsam gelang es ihr, sich zu beherrschen und ihn nicht zu berühren. "Du bist wirklich ein Prachtexemplar, weißt du das?"
Ryder lächelte selbstbewusst. "Wenn du es sagst." Als sie die Hand nach ihm ausstreckte, wich er zurück und drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. "Erst wenn du die letzte Runde gewonnen hast. " Sie verengte die Lider. "Das wirst du mir büßen." „Abwarten. Abwarten. Jetzt bist du dran. Ein Kleidungsstück mehr, bitte." "Okay." Sie stand auf, fasste nach dem Saum ihres Nachthemds und zog es ganz langsam über den Kopf. Ryder hielt den Atem an. Der glatte, hauchdünne Stoff glitt an ihren Beinen aufwärts, dann über ihren Bauch, ihre schmale Taille, ihre wundervollen Brüste. Schließlich stand sie vor ihm, nackt bis auf einen winzigen Slip und einen winzigen BH aus schwarzer Spitze. War er jemals mit einer attraktiveren Frau im Bett gewesen? "Das hast du dir also angezogen, als ich dir drei Minuten Zeit gab?" Sam drehte sich langsam um die eigene Achse. "Gefällt es dir?" Ryder musste lachen. "Was für eine Frage. Es macht mich ganz verrückt. " "Darauf hatte ich gehofft." "Der einzige Platz, an dem mir dieses Nichts, das du anhast, noch besser gefallen würde, ist der dort." Er deutete auf die Stelle, wo sein Hemd und ihr Nachthemd lagen. "Wir werden sehen." Sam legte sich ihm gegenüber aufs Bett und räkelte sich genüsslich. Schließlich stützte sie sich auf einen Ellbogen und teilte jedem eine weitere Karte aus. Sie beugte sich vor und studierte ihr Blatt. "Hm", sagte sie nachdenklich und gewährte Ryder freie Aussicht auf ihre von der schwarzen Spitze kaum verhüllten Brüste. "Lass mich nachdenken. " Sie lehnte sich wieder zurück und tippte mit einer Spielkarte an ihre Unterlippe. Verstohlen blickte sie zu ihm hinüber. Offensichtlich hatte sie erreicht, was er wollte. "Warum erhöhst du nicht noch weiter? Natürlich nur, wenn du ein gutes Blatt hast. Du hast ja noch deine Jeans an." Er wusste, sie versuchte, ihn verrückt zu machen, und sie war bis jetzt damit ziemlich erfolgreich. Er hätte nur die Hand ausstrecken und ein bisschen Spitzenstoff zur Seite schieben müssen. "Sugar, wenn ich diese Jeans ausziehe, ist das Spiel vorbei." "Du meinst, ich werde dann so abgelenkt sein, dass ich vergesse, was für ein gutes Blatt ich habe?" „Ganz bestimmt." Sie warf ihre Locken zurück, dabei bog sich ihr Oberkörper durch. "Du bist ganz schön von dir überzeugt, was?" "Kann nicht klagen." Aber er war keineswegs sicher, wie lange er noch seine Selbstkontrolle behalten würde. Sam hatte einen Heidenspaß. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bevor einer von ihnen es nicht mehr aushalten würde, ohne den anderen zu berühren. Aber ihr saß jetzt der Schalk im Nacken. Sie konnte einfach nicht anders. Sie war im Vorteil und das wollte sie jetzt auskosten, bis zum Äußersten.
"Tja ..." Sie holte tief Luft, ihre Brüste drückten sich dabei noch fester gegen ihre fast durchsichtige Umhüllung. Dann atmete sie langsam wieder aus. „…ich schätze, ich muss meinen Einsatz weiter erhöhen." Ryders Blicke waren wie Feuer auf ihrer nackten Haut. "Alles andere ist bereits erhöht", bemerkte er trocken. "Hm, es ist ja auch wirklich ziemlich heiß geworden hier." "Und es wird von Minute zu Minute heißer." Am Anfang hatte ihn das Spiel erregt, aber jetzt drängte es ihn, zum Ende zu kommen. Er musste sie haben. Nur weil sie solchen Spaß hatte, beherrschte er sich noch und riss sie nicht einfach an sich. "Mal sehen." Sie schob den Zeigefinger unter einen der Träger ihres BHs und spielte damit herum, bis er von ihrer Schulter glitt. "Was soll ich einsetzen?" Jetzt spielte sie am Saum ihres Slips herum, schob ihn ein Stückchen herab. "Oder vielleicht lieber nicht", sagte sie. "Ich denke, ich ..." "Das reicht." Spielkarten flogen durch die Luft, als Ryder endlich die Beherrschung verlor und Sam an sich riss. "He", protestierte sie, als sie beide lachend übereinander purzelten. Sie drückte mit beiden Händen gegen seine Schultern, als wolle sie ihn abwehren. "ich war gerade dabei zu gewinnen." "Du warst gerade dabei, mich gänzlich um den Verstand zu bringen. " "Gib mir meine Karten." Er rollte sich auf sie. "Nein." Und plötzlich war es kein Spiel mehr. "Na, was willst du jetzt tun?" raunte er mit samtiger Stimme. Sam blickte in Ryders atemberaubend blauen Augen. In diesem Augenblick passierte etwas. in ihr. Sie hatte das Gefühl, ein anderes Universum betreten zu haben. Eines, das sehr viel mehr mit ihrer Seele zu tun hatte als mit ihrem Körper. Sie begehrte Ryder, oh ja. Aber nicht nur seinen Körper. Sie wollte ihn ganz. Genauso, wie sich ihm ganz geben wollte, Körper, Geist und Seele. Sie wollte mit ihm schlafen, Sex mit ihm haben, sich von ihm verwöhnen lassen ... Weil sie ihn liebte. Vier einfache Worte, und sie bedeuteten doch so viel. Ihre Weit stand Kopf. Aber welchen Sinn hatte diese Erkenntnis? Es würde immer nur eine einseitige Angelegenheit bleiben. Ryder war nicht an Liebe interessiert. Für ihn gab es nur diese zeitlich begrenzte Abmachung, die sie getroffen hatten. Ryder sah, wie sich ihr Ausdruck veränderte. Ihr Blick war immer noch voller Verlangen, aber da war noch etwas. Etwas, das tiefer ging und irgendwie mit Traurigkeit zu tun hatte. "Ryder", flüsterte sie, überwältigt von Sehnsucht. Sie liebte ihn so sehr. Auf irgendeine Art musste sie es ihm zeigen, denn es auszusprechen, wagte sie nicht. War es ihr Blick oder die Art, wie seinen Namen sagte? Sie erschien ihm plötzlich so ernst. Er musste daran denken, was er empfunden hatte, als sie seine Hand nahm. Dieses Gefühl hatte er jetzt wieder, nur noch intensiver. Er hatte ihr Lust verschaffen wollen. Jetzt wollte er sie lieben. Hätte er sich die Zeit
genommen, darüber nachzudenken, wäre er wohl erschrocken gewesen. Aber jetzt war nicht der Augenblick zum Nachdenken. Alles was er wollte, war sie. Mehr als je zuvor etwas in seinem Leben. Zärtlich küsste er ihre weichen Lippen. Es gab keinen Grund zur Eile, aber tausend Gründe, diesen Augenblick zu genießen. Und das tat er. Er liebte sie langsam und ausgiebig und voller Zärtlichkeit, bis tief in die Nacht. Sam saß am Computer und versuchte verzweifelt, sich zu konzentrieren. Sie liebte Ryder also. Eine schockierende Erkenntnis. Erschreckend und beunruhigend. Beim Frühstück hatte sie es kaum geschafft, sich nichts anmerken zu lassen. Es war so wunderbar. Aber es war auch eine Katastrophe. Nur Narren verliebten sich Hals über Kopf. Nun, dann war sie eben eine Närrin. Zum Glück ahnte Ryder nichts, und er sollte auch nichts erfahren. Schließlich war es nicht ihr Herz, das ihn interessierte. Doch wie sollte sie ihren Teil der Abmachung weiterhin erfüllen, nachdem sie nun wusste, dass sie Ryder liebte? Und wie sollte sie unter diesen Umständen weiterhin mit ihm schlafen? Und was würde geschehen, wenn er es bemerkte, an der Art, wie sie ihn küsste, zum Beispiel? Und was sollte sie antworten, wenn er sie darauf anspräche? Oder wenn er, schlimmer noch, überhaupt nichts bemerkte, als das, was er wahrnehmen wollte? In wenigen Tagen würde sie fortgehen von hier, und dann würde sowieso alles beendet sein. Was war mit ihrem Entschluss, mehr Spaß am Leben zu haben und öfter mal ein Risiko einzugehen? Die ganze Sache war schließlich ihre Idee gewesen. Sie durfte sich nicht von Gefühlen überwältigen lassen. "Immer schön einen kühlen Kopf bewahren", ermahnte sie den Bildschirm. "Schließlich geht es darum, Ryder zu helfen, damit er seine Farm retten kann." Cotton steckte den Kopf durch die Tür. "Hallo, Sam." "Hallo", sagte sie. "Was gibt's denn?" "Ryder hat den Jungs versprochen, ihnen ein paar besonders gute Stunts zu zeigen. Er lässt Sie fragen, ob Sie zuschauen wollen. " "O ja, gern. Jetzt gleich?" "Allerdings. " Sam lächelte, dankbar für die Ablenkung, und folgte Cotton zu seinem Truck. Kurz darauf hielten sie bei der kleinen Arena. An einem Ende stand ein hohes Podest, und Ryder hatte bereits eine riesige Sprungmatte davor platziert. Er stand mit zwei der Jungen an der Längsseite der Sprungmatte und winkte Sam zu, als er sie aussteigen sah. Wie üblich trug er Jeans, Stiefel und T-Shirt, wie üblich sah er umwerfend gut aus. Was für ein Mann! Sam versuchte, nicht daran zu denken, wie sehr sie ihn liebte. "Passen Sie auf, gleich bekommen Sie was zu sehen", verkündete Cotton. "Ryder lässt einen Sturz aus der Höhe ganz leicht aussehen." Sam versuchte abzuschätzen, wie hoch das Podium war. "Das sind ja mindestens drei oder vier Meter. Ist das nicht gefährlich?"
"'n bisschen schon, schätze ich. Aber er macht das schon so lange, er verletzt sich nie." "Und die Jungen? Was ist, wenn ihnen etwas passiert?" "Na ja, Ryder hat natürlich mit den alten Herrschaften der Kids gesprochen und sich unterschreiben lassen, dass er für Unfälle nicht haftet." Cotton schob seinen Hut zur Seite und kratzte sich am Hinterkopf. "Außerdem haben die Kids ja schon gelernt, wie man von einem Pferd fällt, ohne sich wehzutun. Das hier müsste also leicht wie 'n Picknick für sie sein." "Ach so." Sie starrte wie gebannt auf Ryder, der gerade routiniert von der höchsten Latte des Zaunes auf die Matte sprang. Die Jungen versuchten, es ihm nachzutun. Ellis schaffte es gleich auf Anhieb, übte aber fleißig weiter. Etwa eine Viertelstunde lang übten sie das Abspringen, Landen und Abrollen von der Matte. Schließlich nahm Ryder sie mit hinauf aufs Podium. Sam sah zu und applaudierte begeistert. Sie bewunderte Ryder für seine Geschicklichkeit, seine Geduld, seine Fähigkeit, auf jeden einzelnen seiner Schüler einzugehen. Er schien ein guter Lehrer zu sein. Natürlich kannte er die Jungen auch schon lange, aber trotzdem, er war gut. Gut genug, um ... ... auch anderen etwas beizubringen. Zum Beispiel Leuten, die genug Geld hatten, um sich von einem Experten unterrichten zu lassen. Ja, natürlich. Das war es! Das war die Idee! Wieso nur war sie nicht.' schon früher darauf gekommen? Wenn es funktionieren würde, dann wären Ryders finanzielle Probleme so gut wie gelöst. "Cotton, tut mir Leid, aber mir ist gerade etwas eingefallen, das ich dringend erledigen muss. Könnten Sie mich zum Haus zurückfahren?" "Nehmen Sie sich ruhig den Truck. Ich komm später mit Ryder und den Jungs." Sie hätte ihn umarmen können. "Danke, Cotton. Vielen Dank." Zehn Minuten später war sie online und versuchte, das Internet nach sämtlichen verfügbaren Informationen über Schulen für Stuntmen durchzusehen. Wo gab es solche Schulen, wie arbeiteten sie, was für Verdienstmöglichkeiten eröffneten sich damit? Sam arbeitete ohne Unterbrechung, bis Mamie auftauchte und darauf bestand, dass sie eine Pause machte. Was Sam bisher gefunden hatte, machte sie noch hoffnungsvoller und aufgeregter. Aber es gab noch eine Menge zu tun, bevor sie ihre Idee, aus der Ranch die Copper Canyon Stunt School zu machen, Ryder präsentieren konnte. Da war zum Beispiel das Problem der Finanzierung. Das würde nicht einfach zu lösen sein, aber mit Ryders Hintergrund sicher nicht unmöglich. Jedenfalls wäre es einfacher, als einen weiteren Kredit für eine nicht sehr gut gehende Gästeranch zu bekommen. Warum war ihr der Gedanke erst jetzt gekommen? Und wieso hatte Ryder selbst nie daran gedacht? Sie durfte sich jetzt nicht von ihrer Begeisterung hinwegtragen lassen. Aber das war schwer, denn sie wünschte sich so sehr, Ryder helfen zu können, und dieser
Plan war vielleicht der einzige Ausweg. Es fehlte einfach an Zeit, um die Ranch, so wie sie zurzeit betrieben wurde, aus den roten Zahlen zu bringen. Werbung war das größte Problem. Um als Gästehaus Erfolg zu haben, hätte man viel mehr Werbung machen müssen. Und das würde sehr kostspielig werden. Ryder war sich darüber im Klaren, genau wie Sam. Aber für Sam war seit letzter Nacht alles anders. Es machte einen gewaltigen Unterschied, ob man versuchte, für jemanden, den man gern mochte, ein Problem zu lösen, oder ob man das für einen Menschen tat, den man liebte. War das nicht die Grundlage jeder wahren Liebesbeziehung, dass man das Allerbeste anstrebte für den, den man liebte, auch wenn man selbst nichts davon hatte? Wenn das bedeutete, dass sie eine Närrin war, dann war sie eben eine. Mit einem Seufzer schob sie alle Unterlagen, die sie ausgedruckt hatte, in einen großen Umschlag. Sie legte ihn auf Ryders Schreibtisch und folgte dem verführerischen Duft frisch gebackener Plätzchen, der schon seit einer halben Stunde ihre Geruchsnerven lockte. "Sie verstehen es wirklich, ein braves Mädchen von der Arbeit abzuhalten", sagte Sam, als sie die Küche betrat. "Wurde auch langsam Zeit, dass Sie mal aus diesem Büro rauskommen", brummte Mamie und hielt ihr einen Teller mit Schokoladenplätzchen unter die Nase. "Nehmen Sie schon." "Hm, danke." Sam nahm sich zwei. "Hab für Sie und Ryder 'n paar Steaks rausgelegt", erklärte Mamie, während sie die übrigen Plätzchen in einer Plastikdose verstaute. „Im Kühlschrank sind noch Salat und Folienkartoffeln, die könnt ihr euch in 'ner Stunde in den Ofen schieben." "Oh, Mamie, das hätte ich doch alles selbst tun können. Sie machen sich viel zu viel Arbeit." "Unsinn. Arbeit hat noch keinem geschadet. Sehen Sie sich an." "Was ist mit Ihnen und Ihrem Mann? Essen Sie nicht mit?" Mamie schüttelte den Kopf. "Heute ist Square Dance Abend im Stadthaus. Würde ja sagen, kommt mit, ihr beiden, aber Ihr Ryder mag ja nur Rock'n Roll und Cheek-to-cheek. " Sam lächelte wehmütig. Wenn er doch tatsächlich "ihr" Ryder wäre! "Na, was machen Sie denn für ein Gesicht?" "Och." Sam hob die Schultern. "Es ist nichts." "Was? Sie meinen wohl, er ist nicht Ihr' Ryder?" Sam blickte überrascht auf. "Ist es so offensichtlich?" "Nur wenn man genau hinsieht." "Und ... glauben Sie, Ryder sieht genau hin?" Mamie überlegte einen Augenblick, bevor sie antwortete. "Ich schätze, er ist wie alle Männer auch. Die brauchen immer 'ne Weile, bis sie merken, dass das Paradies nichts wert ist ohne Frau, mit der man es teilen kann. Ryder ist in der Hinsicht wahrscheinlich noch viel langsamer als die meisten. Er meint nämlich, er muss sich erst mal etablieren, bevor er nach der richtigen Frau Ausschau
halten kann. Ist wohl nie auf die Idee gekommen, dass die eines Tages einfach so auftaucht." Sams Herz tat einen Sprung. "Wieso meinen Sie, dass ich die Richtige für ihn bin?" "Na, so wie er Sie ansieht …“ "Ach, das. Dass er mich körperlich begehrt, ist ja kein Geheimnis." "Schon klar, aber ich meine die Art, wie er Sie ansieht, wenn Sie's nicht merken." "Wie sieht er mich denn an?" "Na ja, da ist jedenfalls mehr in seinem Blick als nur Begierde, das kann ich Ihnen sagen. Hab ihn oft genug erlebt, wenn er scharf auf 'ne Frau war." "Aber Sie werden nichts zu ihm sagen, nicht wahr?" Mamie lachte. "Ist nicht nötig, er wird's schon selber merken. Kann natürlich sein, dass es ziemlich lange dauert. Der Junge hat ’nen sturen Schädel, das muss man ihm lassen. Aber Sie, machen Sie sich mal keine Sorgen." "Danke, Mamie." "Aber nicht doch, Schätzchen. So, und jetzt muss ich los, sonst wird mein Mann noch sauer. Er kann es nicht leiden, wenn wir zu spät kommen." Kurz nachdem Mamie gegangen war, sah Sam Ryder zum Haus kommen. Als er die Küche betrat, nahm er sie sofort in die Arme. "Hallo, Sugar." Er küsste sie. Sam hatte das Gefühl, zu schmelzen wie Butter in der Sonne. Sie schmiegte sich an ihn. "Hallo, du." "Danke, dass du herübergekommen bist, um den Jungs zuzusehen. Sie mögen es, Zuschauer zu haben. Ehrlich gesagt, ich auch." "Es ist toll, wie du mit ihnen umgehen kannst." "Ja, ja." Er lachte. "Jetzt fangen sie schon an und wollen, dass ich ihnen Autostunts zeige." "Und? Wirst du es tun?" "Du machst wohl Witze." Er ließ sie los und ging zum Spülbecken, um sich die Hände zu waschen. "Dafür braucht man einen Wagen mit Supermotor und verbeulter Karosserie. So ein Monster haben wir hier nicht." "Ist so etwas sehr teuer?" "Eigentlich nicht, so für fünfhundert etwa könnte man wahrscheinlich eines zusammenkriegen. Die Karosserie ist kein Problem. Der Motor muss in Bestform gehalten werden, das ist das Wichtigste. " "Aber wenn du so ein Auto hättest, genug Platz für eine Übungsstrecke gäbe es doch auf deiner Ranch, oder?" "Ja, klar. Warum fragst du?" Jetzt oder nie, dachte Sam und fasste sich ein Herz. "Ryder, hast du jemals daran gedacht, aus der Ranch etwas anderes zu machen als ein Gästehaus?" Er nahm ein Handtuch und rieb sich die Hände trocken. "Sie war bereits ein Gästehaus, als ich sie von meinem Dad übernahm. Worauf willst du hinaus, Sam?"
Sie holte tief Luft. "Eine Stuntakademie.“ "Eine was?" "Eine Schule für Stuntmen. Die Idee ist mir heute Morgen gekommen, als ich dir zusah, wie du die jungen unterrichtet hast." "Du meinst ... aus der Ranch eine Schule machen, wo man eine Ausbildung als Stuntman machen kann?" Er sah sie verblüfft an. "Ja, und ich habe dabei nicht nur die Filmindustrie im Sinn. Obwohl das sicher ein viel versprechender Markt ist. Denk nur an das Los Colinas Studio in Dallas. Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten für Stuntartisten. Du kennst doch die vielen Vergnügungsparks, hier in Texas und überall in den Staaten. Und meistens gibt es in jedem Park mehrere Shows. Ein Riesenpotenzial! Es würde sich bestimmt lohnen, eine Schule zu eröffnen, und du hast ganz sicher das Know-how dafür." "Es ist mir fast peinlich, aber die Idee ist mir tatsächlich nie gekommen. Weiß auch nicht, warum, aber so ist es." Ein Adrenalinstoß ließ Sams Herz höher schlagen. "Und? Was hältst du von der Idee? Wäre das nicht etwas, das du gerne tun würdest?" Ryder sah die Hoffnung in ihren Augen aufblitzen. Es war ansteckend, das musste er zugeben. "Gerne tun? O Himmel, Sam, die Idee ist fantastisch. Absolut fantastisch. " "Warte. Sicher ist dir doch klar, dass das alles nicht so ganz einfach ist. Ich habe ein bisschen nachgeforscht, und ich meine, ganz und gar unmöglich wäre es nicht..." Ryder legte die Arme um sie und wirbelte mit ihr durch die Küche, bis ihr ganz schwindlig wurde. "Meine clevere, meine sexy ...“ er küsste sie „... meine wundervolle Sam." Er küsste sie noch einmal. "Du hast es geschafft. Du hast ins Schwarze getroffen." "Ryder." Atemlos klammerte sie sich an ihm fest. "Es ist bis jetzt nur eine Idee. Sei nicht enttäuscht, wenn ... " "Wenn es nicht funktioniert. Ja, ja, ist schon klar. Aber es wird klappen, Sam. Ich fühle es. O Mann ..." Wieder küsste er sie, er überschüttete sie förmlich mit Küssen „... du bist einfach genial." Lächelnd sah er ihr in die Augen. "Genial und schön." Es war berauschend, in seinen Armen zu liegen und ihn all diese Dinge sagen zu hören, aber sie musste einen klaren Kopf behalten. Wenn er sie weiter so küsste, würde sie noch ihren eigenen Namen vergessen. "Wenn du erst einmal gehört hast, wie viel Arbeit vor dir liegt, änderst du vielleicht deine Meinung." "Harte Arbeit schreckt mich nicht." "Es ist weit mehr als das. Du müsstest diese Ranch total verändern, ja dein ganzes Leben. Bist du bereit dazu?" "Sam, du hast mein Leben verändert an dem Tag, als du hierher kamst. Du sagtest, du könntest gut mit Zahlen umgehen. Sugar, das nenne ich die Untertreibung des Jahres. Komm, zeig mir alles, was du bis jetzt ausgearbeitet hast."
"Gut. Warte hier." Sam rannte ins Büro und kehrte mit dem Umschlag zurück, in dem sie ihre gesamten Informationen verstaut hatte. Ryder zog zwei Stühle heran, und sie breitete die Papiere auf dem Tisch aus. "Okay, lass uns loslegen." Die folgenden sechzig Minuten bombardierte Sam Ryder mit Fragen über seine Arbeit als Stuntman. Wie lange hatte er lernen und trainieren müssen? Wie hatte er seine Aufträge bekommen? Seine Augen funkelten. Offenbar hatte er diesen Job wirklich geliebt. Sam betete heimlich darum, dass das Schicksal ihm die Chance geben würde, wieder in seinem alten Job zu arbeiten und gleichzeitig das Land, an dem sein Herz hing, zu behalten. "Ich habe hier Informationen über drei verschiedene Schulen ausgedruckt. Ich hätte gerne, dass du sie liest und Anmerkungen dazu machst." "Alles klar. " "Aber das ist wirklich nur der Anfang, Ryder. Es wird mit Sicherheit hart werden. Und dann ist da noch die Frage des Geldes." "Allein schon die Ausrüstung wird teuer." "Und die Versicherungen." "Was meinst du, ob ich wohl noch einen Kredit bekommen würde?" "Ich weiß es nicht, Ryder. Qualifikation und Erfahrung kannst du ja vorweisen, aber das reicht vielleicht nicht. Außerdem müsstest du, zumindest für eine Weile, gleichzeitig mit dem Gästehaus weitermachen, bis die Akademie wirklich gut läuft." Suchend blätterte sie in ihren Papieren herum. "Hier, diese Schule in Washington veranstaltet einmal im Jahr so eine Art Sommerlager. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang werden Workshops veranstaltet, praktisch zu jedem Thema, das man sich vorstellen kann. Die Teilnehmer übernachten in nahe gelegenen Hotels, und nur für die Workshops und die Verpflegung wird Geld verlangt. Aber du hast ja die Blockhäuser, du könntest sogar ein vollständiges Paket anbieten: Unterricht, Verpflegung und Unterbringung. Solche Camps könntest du für den Anfang anbieten, so lange, bis die Ranch vollständig in eine Stuntakademie umgewandelt ist." "Was meinst du, wie viel Geld wir brauchen?" "Das weiß ich wirklich nicht. Deshalb wollte ich ja auch nicht, dass du dir allzu viele Hoffnungen machst." "Moment mal, Sam." Er legte seine Hände auf ihre. "Du hast dir Gedanken gemacht, du hast einen Ausweg gefunden und hast keine Mühe gescheut. Das weiß ich zu schätzen, mehr als ich sagen kann. Und ich finde, wir müssen jetzt erst einmal versuchen, auf diesem Weg weiterzukommen, egal, was am Ende dabei herauskommt." "Ich bin froh, dass du es auch so siehst. Ich kann einen Plan aufstellen, aber ich brauche noch sehr viele Informationen von dir. Bevor ich überhaupt über die Finanzierung nachdenken kann, müsstest du eine Liste anfertigen, in der alles steht, was du an Ausstattung benötigst, was alles verändert, verbessert, instand gesetzt werden muss. Möglicherweise könnten wir sogar Geld aus einem staatlichen Subventionsprogramm erhalten. Es ist vielleicht nicht viel, aber eine Chance hätten wir.“
"Dank dir. " "Ich sagte dir doch, dass ich alles tun würde, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen." "Ja." Einen Moment lang wandte er verlegen den Blick ab. "Da wir gerade davon sprechen, ich weiß, du hattest eigentlich nicht vor, länger als ein oder zwei Wochen zu bleiben, um die Sache mit der Bank zu verzögern und mich zu beraten. Das war unsere Abmachung, und ich werde mich daran halten, wenn du es immer noch so haben willst, es ist nur..." Er stand auf und ging durch die Küche, als wüsste er nicht recht, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich drehte er sich um und sah Sam an. "Na ja, diese Idee, die du da hattest, ist super. Wirklich. Du hast natürlich Recht, es wird verdammt viel zu tun geben. Zu viel für eine Person, und ..." Er holte tief Luft. "Also, was ich dir sagen wollte ... Ich möchte, dass du noch ein bisschen länger bleibst, Sam. Bist du einverstanden?" Sam hielt die Luft an, das Herz sprang ihr fast aus dem Leib. Moment mal, er hatte gesagt, es sei zu viel Arbeit für eine Person. Es ging ihm nur um die Arbeit. Sie sollte besser nicht darauf eingehen, um, sich ein gebrochenes Herz zu ersparen. Aber eigentlich käme es nicht darauf an, ob sie die Ranch jetzt verließe oder später. Der Kummer würde derselbe sein. "Abgemacht ist abgemacht", erwiderte sie, scheinbar kühl. "Darum geht es doch gar nicht." "Aber du hast gerade gesagt ..." "Ich habe mich ziemlich blöde angestellt, das muss ich zugeben.“ Er kam vom Fenster zurück und stützte sich auf die Tischplatte auf, bis sein Gesicht in Sams Augenhöhe war. "Bleib hier, Sam. Egal, was wir ursprünglich ausgemacht haben, bleib. Bitte." Hätte er nicht bitte gesagt, vielleicht hätte sie es geschafft. Ach was, sie war dumm genug gewesen, sich in ihn zu verlieben. Was machte es schon für einen Unterschied, wenn sie jetzt auch noch so dumm war, zu bleiben?
7. KAPITEL Ryder konnte nicht glauben, wie viel heller und freundlicher die Welt plötzlich erschien. Sogar die Luft roch besser, als er am nächsten Tag zum Korral ging. Nun ja, seit Sam so unerwartet in sein Leben eingebrochen war, war eigentlich alles viel besser, leichter, angenehmer. Und dabei dachte er keineswegs nur an die unerwartete Wende, die sein Liebesleben genommen hatte. Obwohl das allein schon umwerfend genug war. Irgendwie zäumte er das Pferd wohl verkehrt herum auf, aber ihm war inzwischen klar geworden, dass er Sam wirklich mochte. Für Ryder war das eine bahnbrechende Erkenntnis. Er hatte zuvor schon Frauen gehabt und manchmal
auch geglaubt, sie zu lieben. Mit Sam war es anders. Er hatte sie gern. Es war schön wie sie lachte, wie sie einem in die Augen sah. Ein kluger Kopf auf einem Wahnsinnskörper. Ja, sie war clever, humorvoll und sexy, all das, von dem er nicht mehr geglaubt hatte, dass er es jemals in einer Frau finden würde. Sie war das Beste, das ihm passiert war seit ... seit der Zeit vor Alicia. Und diese Idee, von der sie ihm am Abend erzählt hatte, wow, es war wie ein Wunder. Er ging seitdem wie auf Wolken. Die Ranch war noch lange nicht gerettet, aber zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er wieder Hoffnung, konnte er wieder den Kopf hoch tragen. Er musste es unbedingt Cotton und Mamie erzählen. "Na, na, du strahlst ja über alle vier Backen", sagte Cotton, der gerade vorbeischlenderte. "Cotton, altes Haus, alter Freund, du hast ja keine Ahnung", erwiderte Ryder und gab dem Cowboy einen Klaps auf die Schulter. "Lass uns deine süße, kleine Frau suchen und ihr eine Tasse von ihrem wundervollen Kaffee abschwatzen. "Bist du krank oder was?" "Hab mich nie besser gefühlt." "Bist du sicher? Du redest nämlich, als ob du gerade den Verstand verloren hättest." Ryder lachte. "Ich muss nur mit euch beiden reden. Es ist wichtig.“ "Kann das vielleicht noch 'ne halbe Stunde warten? Hab 'n paar von den Männern versprochen, ihnen beim Ausladen von Whistler zu helfen." "Na klar, so lange hat es auf jeden Fall noch Zeit. Du hast ja Recht. Man muss mindestens zu dritt sein, um mit dem Kerl fertig zu werden. Braucht ihr noch einen vierten?" „Kann nicht schaden. Dieser Bulle ist schon von Natur aus schlecht gelaunt, und im Anhänger herumgefahren zu werden, macht seine Stimmung nicht besser." Da rief einer der Männer etwas und deutete auf einen sich nähernden Lastwagen mit Anhänger. Als er zum Stehen kam, brachte eine Tonne wütender Bullenmasse den Anhänger fast zum Kippen. Herb Roberts, der am Steuer saß, streckte den Kopf aus dem Wagenfenster. "Wohin wollt ihr ihn haben?" "Rüber zum großen Stall, auf der anderen Seite der Scheune", erklärte Cotton. Herb fuhr los. Ryder, Cotton und die beiden Rancharbeiter gingen hinterher. Als sie mit der Verladerampe bei dem Anhänger ankamen, war Herb gerade damit beschäftigt, den Kopf des Bullen aus der Sicherheitsvorrichtung zu befreien, die verhindern sollte, dass sich das Tier während der Fahrt verletzte. Whistler war inzwischen nicht mehr nur schlecht gelaunt, sondern rasend vor Zorn. Cotton öffnete das Tor auf der Verladerampe, während einer der Cowboys die Tür des Anhängers herunterklappte. Ryder und der andere Cowboy nahmen sich mehrere Holzknüppel und hielten sich bereit. Whistler war überhaupt nicht in kooperativer Stimmung. "Pass auf", warnte Ryder den Mann neben sich, als dieser zwischen den Gitterstäben des Anhängers hindurchfasste, um zu verhindern, dass der Bulle
sich mit den Hörnern darin verfing. Das Tier hatte jetzt den Kopf frei, schien aber nicht zu begreifen, dass er selbst es auch sein könnte, wenn er nur ein paar Schritte rückwärts gehen würde. Er blieb stur auf der Stelle stehen und verlagerte nur sein enormes Gewicht von einem Beinpaar aufs andere. Wutschnaubend machte er einen Schritt zurück, dann wieder nach vorne. Dabei stieß er immer wieder krachend gegen die Wände des Anhängers. Die Anspannung wuchs, sowohl bei den Männer, als auch bei dem Bullen. "Verdammter Hurensohn", schrie einer der Männer. "Er wird sich noch verletzen." "Willst mich wohl ruinieren, was?" Ryder trat neben den Anhänger und schubste den Bullen mit der Knute so heftig wie möglich, ohne ihn zu verletzen. Whistler brüllte, schnaubte - und wich keinen Zentimeter. "Der macht noch Kleinholz aus dem Anhänger", rief der Mann, der bei Cotton stand. "Sieht ganz so aus, verdammt noch mal." Cotton sprang von hinten auf den Anhänger und zerrte am Schwanz des Tieres. Endlich bewegte sich der Bulle, aber sein rechter Hinterhuf glitt aus, und er verlor das Gleichgewicht. Das riesige Tier schwankte auf dem Anhänger wie ein Ozeandampfer. Dabei geriet Cotton zwischen die Wand des Anhängers und den massiven Hinterleib des Bullen. Ryder war vor Schreck wie gelähmt. Seine Arme und Beine schienen auf einmal wie aus Blei gemacht zu sein. "Cotton", schrie er. "Mach, dass du da rauskommst." Sein Herz raste, seine Kehle war wie zugeschnürt. Er sprang auf den Anhänger und rammte dem Bullen seine Schulter in die Seite, um ihn wegzuschieben. Aus dem Augenwinkel sah er Cottons schlaffen Körper, der von einem der Männer aus der Gefahrenzone gezogen wurde. Whistler befand sich nach wie vor im Anhänger. Ryder sprang hinab und warf die Kappe zu. Der Mann, der Cotton aus dem Anhänger gezogen hatte, lehnte ihn jetzt mit dem Rücken an den Stamm eines Baumes und blickte zu Ryder hinüber. "Glaub er hat 'n paar Rippen gebrochen." "Schnell, rüber zum Haus. Ruft einen Krankenwagen!" Ryder kniete neben Cotton nieder und nahm ihm den geliebten, alten Hut ab, um zu sehen, ob er am Kopf verletzt war. "He, was machst du mit meinem Hut?" sagte Cotton. "Nur mal sehen, ob dein alter Dickkopf irgendwas abgekriegt hat." Ryders Hände zitterten. „Zum Teufel, ich hab bloß 'n schwachen Moment. Lass mich aufstehen." Doch als er es versuchte, blieb ihm die Luft weg. "Verdammt, wo willst du denn hin? Setz dich auf deinen Hintern!“ "Schon gut, brauchst nicht zu schreien", sagte Cotton. "Hab wahrscheinlich 'n paar Rippen gebrochen, aber meine Ohren sind noch in Ordnung." "Du bewegst dich keinen Zentimeter, bis die Sanitäter hier sein werden. Hast du verstanden, Cotton West?" "Mann, ganz Copper Canyon hat dich verstanden."
Endlich hatte Ryder sich so weit beruhigt, dass er wieder halbwegs normal atmen konnte. Der Gedanke, dass er Cotton verlieren könnte, hatte ihm eine schreckliche Angst eingejagt. Auf einmal fühlte er sich so schwach, dass er sich am Zaun festhalten musste. In diesem Augenblick kam der Mann, den er zum Telefonieren losgeschickt hatte, zurück. Sam war bei ihm. "Um Himmels willen." Sie blickte von Cotton zu Ryder und wieder zu Cotton. "Seid Ihr verletzt?" „Was ihn betrifft, könnte man glauben, er sei von dem Bullen plattgewalzt worden, so wie er herumschreit." Cotton deutete auf Ryder. "Nur weil du so dickköpfig bist, dass du's nicht einmal einsehen kannst, wenn du verletzt bist." "Ich hab dir doch gesagt ...“ "Du hast mir gesagt, du hast mir gesagt ...“ "Hört auf", rief Sam energisch. "Ihr seid alle beide so dickköpfig wie Maulesel - und so weiß wie Leinentücher, nebenbei bemerkt." Mamie trat aus ihrer Haustür, um zu sehen, was los sei. Langsam ging sie auf die kleine Menschenansammlung zu. "Was macht ihr denn hier für einen Zirkus - Cotton!" Sie rannte zu ihm. "Oh, du lieber Himmel!" "Ach, komm, Frau, reg dich nicht so auf. Ich bin nicht tot." Mamie sah Ryder an. Ihre Augen glänzten feucht. "Was ist passiert?" Bevor er antworten konnte, fingen die Cowboys alle gleichzeitig zu reden an. Mamie verstand ziemlich schnell: Es waren wahrscheinlich Rippenbrüche, und ärztliche Hilfe war bereits unterwegs. Sam trat zu Ryder. Wie von selbst legte sich ihr Arm um Ryders Taille, und sein Arm schlang sich um ihre Schulter. Sam lehnte den Kopf an ihn und seufzte. Er schmiegte seine Wange an ihre Stirn. Fünf Minuten später, als die Sanitäter kamen, standen sie immer noch so da. Während die Männer sich um Cotton kümmerten, warf Sam einen verstohlenen Blick auf Ryders Gesicht. Der Ausdruck darin brach ihr fast das Herz. Sie drückte ihn fester an sich, doch er schien es nicht zu bemerken. Die Männer verkündeten, dass Cottons Rippen tatsächlich gebrochen seien und er mit in die Klinik müsse. "Könnt ihr nicht hier machen, was nötig ist?" fragte er. "Nein, Sir", erwiderte der junge Sanitäter. „Tut mir Leid.“ "Nun sei nicht so störrisch, Cotton. Lass die Männer ihren Job machen. " Cotton sah seine Frau an. "Ich bin nicht störrisch." "Du bist noch nie was anderes gewesen", gab sie zurück. "Und jetzt schaff dich in diesen Krankenwagen.“ Unwillig vor sich hinbrummend, ließ Cotton sich von den Männern in den Krankenwagen bringen, allerdings nicht ohne zuvor ausführliche Anweisungen über die Verladung des Bullen ausgeteilt zu haben. "Ich fahr natürlich direkt hinterher", sagte Mamie. "Wir auch", fügte Sam hinzu.
Ryder ging zu seinem Pick-up, doch als er die Schlüssel aus der Hosentasche zog, streckte Sam die Hand aus. "Lass mich lieber fahren." Es war wohl ein Beweis, wie sehr er ihr vertraute, dass er ihr widerspruchslos die Schlüssel gab. Drei Stunden später wurde Cotton, frisch bandagiert und überhaupt nicht zufrieden mit der Welt, aus der Klinik entlassen. "Als ich reinkam, konnte ich nicht richtig atmen. Verdammt noch mal, jetzt isses noch schlimmer." "Hör auf zu jammern", tadelte ihn Mamie. "Die mussten doch alles fixieren, damit es richtig heilt, oder?" Als sie alle auf ihren Plätzen in Ryders Pick-up saßen, beugte sie sich vor. "Wie lange werden die Beruhigungspillen wohl wirken?" sagte sie leise. "Ich hab genau gehört, was du gesagt hast", sagte Cotton. "Wollte bloß wissen, wie lange wir Ruhe haben, bevor du anfängst loszuquengeln." Sie seufzte erleichtert, als Cotton den Kopf zurücklegte und einzuschlafen schien. Und dann strömten ihr plötzlich die Tränen übers Gesicht. Sie tätschelte Sams Hand, als diese nach ihrer griff. "Ist schon gut. Musste nur mal alles rauslassen, aber nicht, wenn er es mitkriegt." "Es war meine Schuld", sagte Ryder. "Ich hätte hinter dem Bullen stehen sollen." "Ryder", sagte Mamie streng. "Du warst genau so erschrocken wie ich. Ich weiß, du liebst diesen alten ..." Sie strich eine weiße Locke aus Cottons Stirn. „… Brummbär genau so sehr wie ich. Hättest du gewusst, was passieren würde, hättest du dich hinter den Bullen gestellt. Also lass uns nicht weiter darüber streiten, wer Schuld hat oder nicht. Außerdem wird er spätestens morgen früh wieder der Alte sein und uns alle auf die Nerven gehen, wenn ihm erst klar geworden ist, dass er in den nächsten Tagen nicht viel tun kann." Den Rest des Weges blieben sie alle ziemlich still. Sam musste sich eingestehen, dass sie immer noch sehr aufgewühlt war. Cotton und Mamie waren ihr in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft sehr ans Herz gewachsen. Sie waren Ryders Familie, und sie zu verlassen, würde ihr fast so schwer fallen, wie ihn selbst zu verlassen. Fast. Cotton war völlig benommen, als sie auf der Ranch ankamen, und sie brachten ihn sofort ins Bett. Und dann kamen all die anderen Rancharbeiter, teilweise mit ihren Frauen, um zu sehen, wie es Cotton ginge. Jeder bot seine Hilfe an. "Tja", sagte Mamie, als sie vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer zurückkam, das jetzt voller Menschen war. "Es geht ihm soweit ganz gut, und die nächsten paar Stunden wird man nichts von ihm hören. Zum Glück." Mehr als ein Seufzer der Erleichterung war zu hören. "Das Schlimmste ist ja noch nicht vorüber, wir wissen ja alle, wie unerträglich er sein kann, wenn er nichts zu tun hat“. “Ja, ja", sagt Tom Booker. "Ich schätze, wir werden ihn anketten müssen, damit er stillsitzt." "Meldest du dich freiwillig, Tom?" fragte jemand. „Verdammt, nein. Lieber mach ich das mit Whistler ganz allein." Alle lachten, froh darüber, dass mit ihrem Freund alles wieder in Ordnung kommen, würde.
Langsam gingen die Männer wieder an ihre Arbeit. Rosemary Booker erbot sich, eine warme Mahlzeit vorbeizubringen, und Tom erklärte sich bereit, den größten Teil von Cottons Arbeit zu übernehmen, bis dieser wieder voll einsatzfähig sein würde. Sam und Ryder versprachen, in ein paar Stunden wiederzukommen und gingen zum Haupthaus. "Wie viel Uhr ist es eigentlich?" fragte Ryder, als sie durch die Tür traten. "Kurz vor zwei. Wir haben das Mittagessen verpasst." Er stand einfach nur da, eine Hand in die Hüfte gestützt, die andere auf die Lehne eines Küchenstuhls, und hatte den Kopf gesenkt. "Soll ich dir etwas zu essen machen?" Er schüttelte den Kopf. Da trat sie zu ihm und legte die Hand auf seine Schulter. Es war nur eine kleine Berührung, aber sie löste etwas in ihm aus. Eine Sehnsucht, die stärker war als alles, was er bisher empfunden hatte. Er dachte an die Stunden, die er schon früher angstvoll abwartend in einer Klinik verbracht hatte. Er dachte an Cliff. An seine Mutter. Und er wartete auf das überwältigende Gefühl von Einsamkeit, das ihn früher bei diesen Erinnerungen stets befallen hatte. Aber es wollte sich nicht einstellen. Sams Berührung bewahrte ihn davor. Und plötzlich wusste er, er brauchte sie. Nicht ihren Körper. Nicht einmal ihr Herz. Er brauchte sie. Alles, was sie war. Und was sie aus ihm machte, wenn sie zusammen waren. Nichts auf der Welt schien eine Bedeutung zu haben. Nur sie. Er nahm sie in die Arme. "Sam", flüsterte er nur. So, als sei allein der Klang ihres Namens eine Wohltat für seine Seele. Sie legte die Hände um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn. "Ich bin da", sagte sie. "Ich ... brauche dich.“ Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie tief seine Sehnsucht nach ihr war. Es machte ihm mehr Angst als alles andere. Er wollte dieses Gefühl nicht. Liebte er sie? Nein, er wollte nichts davon wissen. Liebe war zu kompliziert, zu riskant, zu ... "Danke." Er ließ sie los und machte schnell einen Schritt von ihr weg. "Danke für alles, was du getan hast. Ich weiß es zu schätzen." "Du ... ich meine ... " Die Veränderung in ihm war so abrupt, dass Sam fast schwindlig wurde . „…keine Ursache." Sie konnte es nicht glauben. Eben noch hatte er ihren Namen geflüstert, ihr gesagt, dass er sie brauchte. Und einen Wimpernschlag später bot er ihr ein höfliches Dankeschön an. " Ryder ... " "Ich denke, ich sehe mal nach dem verdammten Bullen", sagte er auf dem Weg zur Tür. "Falls Mamie mich sucht..." "Ja. Ich sage dir dann Bescheid." "Danke." Und fort war er. Sam starrte auf die Tür. Was um alles in der Welt war passiert, dass er innerhalb eines Augenblicks von inniger Zuneigung auf kühle Zurückweisung geschaltet hatte? Sie zermarterte sich das Gehirn auf der Suche nach einer Erklärung. Doch sie fand keine. Konnte es sein, dass er sein Eingeständnis, dass
er sie brauchte, als momentane Schwäche betrachtete? Manche Menschen, besonders Männer, taten sich schwer damit, Gefühle einzugestehen, geschweige denn, sie zum Ausdruck zu bringen. Aber Ryder hatte seine Gefühle nicht verborgen, als Cotton verletzt wurde. Ganz offensichtlich war er schrecklich besorgt gewesen. Andererseits hatten er und Cotton sich später nur wütend angeschnauzt. Vielleicht war das Ryders Art, mit Sorge und Angst umzugehen. Möglicherweise war ihm das alles zu persönlich geworden, zu intim. Vielleicht wollte er nicht, dass sie ihm zu nahe kam. Entnervt fuhr Sam sich mit der Hand durchs Haar. Sie konnte noch so lange darüber nachdenken, was würde es nützen? Es gab nur einen, der ihr eine Antwort auf ihre Fragen geben würde. Und so sehr es ihr auch zuwider war, nach dem Stress dieses Tages, einen weiteren Konflikt zu riskieren, sie war dennoch entschlossen, mit der Situation so umzugehen, wie sie es nicht anders kannte. Sie würde Ryder direkt darauf ansprechen. Ryder ging hinüber zu den Ställen hinter der Scheune, teils, weil er tatsächlich nach dem Bullen sehen wollte, teils, weil er nachdenken musste. Aber das war nicht so einfach. Immer wieder sah er in der Erinnerung Sams Blick vor sich, nachdem er sie von sich weggeschoben hatte. Sie hatte fast den Eindruck gemacht, als hätte er ihr wehgetan. Vielleicht sollte er sich bei ihr entschuldigen? Ja, wahrscheinlich. Aber was waren die richtigen Worte? Tut mir Leid, aber ich kann zu viel Nähe nicht ertragen. Ha, ha, das klang erbärmlich blöde. Es war zu lächerlich. Außerdem hatte er davor überhaupt keine Angst. Er hatte mit Sam mehr Intimität erlebt als je zuvor mit einer anderen Frau. So war es nun einmal: Ihm behagte es am meisten, so lange ihre Beziehung sich auf eine rein körperliche Ebene beschränkte. Was sollte daran verkehrt sein? Es gab keinen Grund, daran etwas zu ändern. "Ryder?" Er drehte sich um. Da stand Sam. "Braucht Mamie mich?" "Nein. Ich ..." Nun, da sie Ryder gegenüber stand, verließ sie der Mut. "Nun ja, ich wüsste gerne, ob ich etwas falsch gemacht habe." Er wusste, worauf das hinauslaufen würde, aber er konnte sie nicht noch einmal so behandeln und sich einfach entfernen. "Nein, natürlich nicht." "Du warst irgendwie so ... verärgert, als du weggingst, und ich dachte ... " "Nein, du hast nichts falsch gemacht. Hör zu, falls ich ein bisschen kurz angebunden war, tut es mir Leid. Du warst wirklich toll heute. Absolut super, wie du Mamie in der Klinik beigestanden hast." "Du warst doch auch da." "Ja, aber ich denke, eine Frau ist in solchen Momenten lieber mit einer Frau zusammen. Auf jeden Fall fand ich es toll, wie du dich verhalten hast, und ich weiß das bestimmt zu schätzen. Umso mehr als wir ja praktisch Fremde für dich
sind. Bestimmt hast du bei unserer Abmachung nicht damit gerechnet, so etwas durchmachen zu müssen. " Fremde? Sam konnte nicht glauben, dass er ihr gegenüber dieses Wort benutzt hatte. Sie kannte ihn und Cotton und Mamie zwar noch nicht lange, aber sie war doch keine Fremde. Und sie hatte es satt, immer wieder von dieser Abmachung zu hören. Es war doch für sie mittlerweile so viel mehr als das. Aber für ihn eben nicht. Und das war die Antwort auf all ihre Fragen. "Nein, das habe ich wohl nicht", erwiderte sie langsam. Er lächelte. "Keine Sorge. Cotton wird morgen wieder ganz der Alte sein. Und im Übrigen haben wir beide ja jetzt sehr viel zu tun, wegen der Stuntakademie. " Geschäft war eben Geschäft, und weiter nichts. Sie sollte eigentlich froh darüber sein, dass alles wieder normal war, oder? Dadurch wurde doch alles viel einfacher und leichter. Warum nur hätte sie jetzt am liebsten geweint? Warum hatte sie das Gefühl, als sei ihr etwas sehr Wertvolles entglitten? "Die Stuntakademie, richtig. Die hätte ich vor Aufregung fast vergessen." "Weißt du, dass ich noch nicht einmal die Chance hatte, Cotton davon zu erzählen?" Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wusste nur, dass sie in diesem Augenblick weit weg von ihm sein wollte. "Tja, äh, ich bin gespannt, was er dazu sagen wird. Also dann bis später, ich gehe jetzt zurück ins Haus." "Okay." Ryder sah zu, wie sie sich entfernte. Am liebsten wäre er ihr nachgerannt, um sich für seine schwachsinnigen Worte zu entschuldigen. Wieder hatte er sie verletzt, und das war doch das Allerletzte, was er wollte. Sam blickte sich nicht um. Sie ging direkt ins Büro und vergrub sich in ihre Arbeit. Nur so konnte sie sich davon abhalten, nicht dauernd daran zu denken, was Ryder zu ihr gesagt hatte. Er war also außerhalb des Bettes nicht an ihr interessiert, das hatte er mehr als klar gemacht. Genauso gut hätte er sagen können „Lass mich in Ruhe". Nun gut, das sollte sie dann auch von jetzt an tun. Aber würde sie ihren Teil der Abmachung dann noch erfüllen können? Sie hätte ja auch gehen können. Es wäre durchaus möglich, Ryder zu sagen, dass es nicht funktionierte, dass die Ranch ein hoffnungsloser Fall sei. Und dann könnte sie einfach verschwinden. Aber genau das war eben nicht möglich. Denn die Ranch war kein hoffnungsloser Fall, und sie selbst wollte nicht fortgehen. Sie konnte jetzt nicht einfach kneifen. Ryder hatte nichts weiter versprochen als guten Sex, und, wahrhaftig, er hatte sein Versprechen gehalten. War sie nicht schon mit ganz anderen Enttäuschungen in ihrem Leben fertig geworden? Jede andere Frau wäre vielleicht fortgegangen, aber Sam wusste nur zu gut, wie wenig Liebe und Vertrauen es auf dieser Welt gab. Und wenn das Schicksal ihr nicht mehr zukommen lassen wollte, als das, was sie hier bekam, dann würde sie danach greifen. "Verflixt noch mal, Frau, ich brauche keine Decke."
"Du hast ’ne leichte Temperatur", sagte Mamie. Sam musste lächeln, als sie die beiden beobachtete. "Ich werde noch einen Hitzschlag kriegen, wenn du nicht aufhörst, mir dauernd diese verdammte ..." Er blickte zu Sam hinüber. "Sie entschuldigen schon, Sam, nicht wahr?" Sie lachte. "Ich sehe schon, es geht Ihnen besser." "Dachte, wir hätten 'n bisschen Ruhe und Frieden, aber nein", beklagte sich Mamie. "Wie Sie sehen, ist er wohlauf und störrisch, genau wie ich's vorhergesehen hab." "Hätten Sie ihn wirklich lieber, wenn er anders wäre?" Sam zwinkerte Cotton zu. Mamie seufzte. "Sam ist zu Besuch gekommen. Also benimm dich. Und kein Geschwätz über die Ranch. " „Also wirklich", grummelte Cotton. "Sie behandelt mich, als ob ich nicht zurechnungsfähig wäre. Wo bleibt eigentlich Ryder? Es ist ja schon fast dunkel." „Er ist, äh, das letzte Mal, als ich ihn sah, da wollte er nach dem Bullen ..." "Dieser verdammte Hurensohn. Ich würde ihn erschießen, wenn er nicht der beste Zuchtbulle weit und breit wäre." Cotton hielt sich die Rippen. "Wissen Sie, ob diese Kerle den Zaun drüben bei der Shetland Arena repariert haben?" "Sie sollen doch nicht über die Arbeit sprechen. Ruhen Sie sich einfach nur aus.“ "Ich hab mir die Rippen gebrochen, nicht den Kopf. Morgen bei Sonnenaufgang bin ich wieder draußen." "Ryder besteht aber darauf, dass Sie sich noch mindestens einen Tag schonen." "Er bildet sich vielleicht ein, er leitet die Ranch, aber da hab ich noch'n Wörtchen mitzureden." Cotton sah Sam jetzt direkt in die Augen. Er wirkte besorgt. "Ist alles in Ordnung mit Ryder?" "Er hat sich große Sorgen um Sie gemacht. Aber das haben wir alle." "Nein, ich meine, hat er nicht..." "Hat er nicht was?" Er sah sie einen Moment lang schweigend an, als müsse er abwägen, wie vertraulich er ihr gegenüber sein wolle. "Irgendwas über seine Familie erzählt?" "Er hat mir von Cliff erzählt, und von seiner Mutter, und …“ "Na, dann." Cotton stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. "Wenn er Ihnen schon so viel erzählt hat, dann kann man wohl davon ausgehen, dass er nicht, äh, wie sagt man heutzutage, ausflippen' wird? Ich dachte, die Geschichte mit dem Bullen hat ihn vielleicht an Cliff erinnert." "Oh," rief Sam. Jetzt begann sie klarer zu sehen. "Oh, Cotton, daran habe ich gar nicht gedacht." "Na ja, er redet nicht viel darüber, aber ich weiß, dass es ihm manches Mal ganz schön zu schaffen macht.“
"Er war schon ein bisschen merkwürdig, so abweisend.“ Sam war froh, endlich einen Grund für Ryders Verhalten gefunden zu haben. Einen, der nichts mit ihr selbst zu tun hatte. Jetzt konnte sie seine Distanziertheit besser verstehen. "Wollte unbedingt allein sein, was?" Sam nickte. "Tja, er wird darüber hinwegkommen. Selbstmitleid ist ja eigentlich nicht sein Ding." "Nein, das glaube ich auch nicht." "Ganz sicher nicht. Nicht, so lange er die Ranch hat. Die ist viel zu wichtig. Und ich weiß, dass er sie niemals aufgeben wird, bevor sie ihn nicht mit den Füßen zuerst hier raustragen." Cotton schwieg und nickte wie zur Bestätigung vor sich hin. "Aber ich glaub auch nicht, dass es dazu kommen wird, jetzt wo Sie da sind und ihm helfen." Er beugte sich vor und senkte vertraulich die Stimme. "Geht mich ja nichts an, aber wie läuft's denn so?" „Wir ... arbeiten daran." Er lehnte sich wieder zurück. "Na ja, ich setze jedenfalls auf Ryder. Und auf Sie", fügte er rasch hinzu. "Danke. Ich muss zugeben, dass so eine Ranch viel mehr Arbeit macht, als ich mir hätte träumen lassen." "Harte Arbeit, ja. Aber wer hier lebt, der will es gar nicht anders. Manche sind einfach geborene Rancher, so wie Cliff. Ryder hat 'n bisschen länger gebraucht, aber der wird schon noch von allein draufkommen. Und ich sag Ihnen, was ihm dieser Ort hier bedeutet, das ist nicht anders, als es bei Cliff war. Sie hätten ihn sehen sollen, als sein Dad beerdigt wurde ... Ich glaub, wenn er die Ranch verlieren würde, das würde ihn völlig aus der Bahn werfen. Womöglich würde er wieder diese verrückten, gefährlichen Stunts machen, bis er irgendwann dabei draufgehen würde." "Oh ... nein." „Klingt ganz schön hart, was? Schätze, ihr Stadtleute könnt nicht verstehen, was wir für unser Land empfinden. Es ist unser Leben." "Das verstehe ich besser, als Sie glauben, Cotton. Ich habe selbst mehr als fünf Jahre daran gearbeitet, ein Stück Land abzubezahlen. Es ist das Einzige, das wirklich mir allein gehört, und es bedeutet mir sehr viel. Irgendwann baue ich mir dort das Haus meiner Träume.“ "Ganz recht. Sie verstehen also.“ Es klopfte an der Tür. "Ich mache auf“, erbot sich Sam. Es war Ryder, mit einem gefüllten Teller in der Hand. "Herein mit dir", sagte Cotton. Mamie trat hinter Ryder ins Zimmer. Sam schloss die Tür. "Ich hab Tom Booker unterwegs getroffen. Seine Frau schickt dir das hier." Er reichte Mamie den Teller. "Sie sagt, man kann es auch einfrieren." "Na, wenn das nicht furchtbar lieb von ihr ist. Setzt euch. Habt ihr zu Abend gegessen? Ich habe nur Suppe, aber ..." "Danke, Mamie, und da wir gerade alle zusammen sind ... ich habe euch etwas zu sagen." Ryder setzte sich an den Tisch. "Setzt euch. Ich muss euch etwas
erzählen. Sam hatte eine prima Idee. Ich glaube, damit können wir unsere Probleme lösen." Und dann wurde in aller Ausführlichkeit über Sams Idee diskutiert. Zwischendurch aßen sie Mamies Suppe und selbst gebackenes Brot. Nachdem sie sämtliche Möglichkeiten und Hindernisse besprochen hatten, kamen sie übereinstimmend zu dem Schluss, dass die Idee durchaus realistisch war und nur einen Schwachpunkt hatte, nämlich die Finanzierbarkeit. "Und daran arbeitet Sam", erklärte Ryder. "Ihr müsst euch natürlich im Klaren sein, dass am Ende vielleicht nichts daraus wird, aber es ist zumindest eine Chance, die wir nutzen sollten. Aber ohne euch beide brauche ich gar nicht erst anzufangen. Deshalb muss ich wissen, wir ihr wirklich darüber denkt." Cotton wollte etwas sagen, doch Mamie kam ihm zuvor. "Da fragst du noch? Deine Ziele sind unsere Ziele. Solange du nur zufrieden bist." Sie sah ihren Ehemann an, und jetzt lächelten sie einander an. "Wir sind auf deiner Seite, egal, was passiert." "Zum Teufel, ja", fügte Cotton hinzu. Später gingen Ryder und Sam hinüber ins Haupthaus. Ryder ließ sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. "Na, das war vielleicht ein Tag!" Sam setzte sich lachend neben ihn. "Ich würde sagen, das ist stark untertrieben." "Aber Cotton, der alte Fuchs, hat ganz schön Feuer gefangen, findest du nicht? Der kann's gar nicht abwarten, mit der Arbeit loszulegen. " "Ich weiß nicht, ob ihm Mamie das erlauben wird. „Ach, die Rippen sind schnell geheilt. So etwas hab ich selber auch ein paar Mal durchgemacht." "Oft?“ "Was?" "Hattest du oft Verletzungen, als du noch selbst Stunts gemacht hast?" "So wie jeder, vermute ich. Die Rippen, das Schlüsselbein, die Nase sogar zweimal. Einmal hab ich mir die Schulter ausgerenkt, als ich von einem Helikopter herabhing. Und dann hab ich noch das hier." Er zog seinen Kragen zur Seite und deutete auf die Narbe, über die Sam sich schon immer gewundert hatte. "Wie ist das passiert?" "Das war eine Schlägerei-Szene, in einer Bar. Ich prügelte mich mit einem anderen Stuntman. Er zog ein Messer, ging mir an die Kehle, genau wie abgesprochen, aber ... " Ryder hob die Schultern. „... wie es eben manchmal so geht. Neben uns prügelten sich zwei andere Männer, und einer von ihnen verlor das Gleichgewicht, stürzte und rammte meinen Partner. Zum Glück war das Messer nicht wirklich scharf." Als Sam mit den Fingerspitzen sachte über die gezackte Linie strich, nahm Ryder ihre Hand und hielt sie fest. Allein deswegen war es nicht umsonst."
Nichts auf der Welt schien Sam natürlicher zu sein, als ihre Lippen auf die Narbe zu drücken, und dann weiterzumachen, bis sie an seinem Mund angekommen war. Für Ryder war es wie eine Heimkehr nach langer Abwesenheit. So sehr er sie auch verletzt hatte, sie hatte ihm offenbar vergeben. Die Anspannung des Tages fiel von ihm ab. Eine andere Art von Spannung trat an deren Stelle, aber für die wusste er ein Gegenmittel. "Wir haben immer noch nicht unseren Spaziergang bei Sonnenuntergang gemacht", sagte er, als sie beim Küssen eine Pause machten. „Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Morgen gibt es wieder einen Sonnenuntergang." „Also kein Spaziergang?" "Nur bis zum Schlafzimmer."
8. KAPITEL "Atemberaubend", flüsterte Sam. Wie immer war Ryder vor dem Klingeln des Weckers wach geworden, hatte sie wachgeküsst, und dann hatten sie wundervollen Sex gehabt, langsam und ausgiebig. Jetzt lagen sie wohlig erschöpft beieinander und sahen sich an. Gedankenverloren spielte er mit einer ihrer seidigen Locken. "Danke", sagte er geschmeichelt. "Ich meinte den Sonnenaufgang." "Oh." Er tat, als sei er schwer getroffen und ließ sich aufs Kissen zurückfallen. "Jetzt bin ich aber wirklich getroffen. Tödlich verletzt." "Dein Ego hält so einen Schlag schon mal aus." "Bist du sicher?" "Absolut, und dann hast du ja noch deinen eisernen Willen." "Hoffentlich hast du Recht." Mit einem Seufzer zog er sie an sich. "Den werde ich heute brauchen." Sam wurde ebenfalls ernst. Sie wusste, heute würde Ryder mit dem stellvertretenden Direktor der Bank sprechen und ihm das Konzept für die Umwandlung der Ranch in eine Stuntakademie vorlegen, zusammen mit dem Antrag auf Kreditverlängerung. Sam legte die Hand auf Ryders Brust, spürte seinen Herzschlag und dachte, wie sehr sie ihn doch liebte und sich wünschte, er möge glücklich sein. Aber sein Lebensglück war untrennbar mit dem Schicksal der Copper Canyon Ranch verbunden. "Es wird bestimmt gut laufen." „Es muss einfach. Das ist meine letzte Chance, Sam." In den vergangenen vier Tagen hatten sie praktisch nonstop gearbeitet, hatten die Ergebnisse von Sams Nachforschungen durchforstet und einen detaillierten Zeitplan aufgestellt, von dem sie hofften, dass er die Leute bei der Bank
wirklich beeindrucken würde. Ryder hatte alle Werte, die er noch besaß, aufgeführt, Aktien, Anleihen, ein Stück Weideland in Denton, und ein paar Ölförder-Lizenzen. Das alles zusammen würde jedenfalls ausreichen, um augenblicklich anstehende Verbindlichkeiten zu erfüllen, aber darüber hinaus würde er dringend auf die Verlängerung seines Kredites angewiesen sein. "Übrigens, falls ich es vergessen habe zu sagen: Ich bin dir sehr dankbar für alles, was du getan hast. Wo würde ich jetzt stehen ohne dich?" "Danke, aber warte es ab. Noch sind wir nicht aus dem Schneider." "Du redest, als ob du damit rechnen würdest, dass sie den Antrag doch ablehnen könnten." "Oh, Ryder, tut mir Leid. Ich wollte keine negative Stimmung verbreiten. In Wirklichkeit erwarte ich eben nicht, dass sie ablehnen. Der Plan ist einfach zu gut. Es ist eben mein altes Problem, entschuldige. " "Was meinst du damit?" "Meine Unsicherheit, mein Pessimismus. Ich bin so erzogen worden. Denk nie zu viel an dich selbst, sondern immer zuerst an andere, ertrag alles mit einem Lächeln, beklag dich nicht. Sei sparsam, leihe dir niemals Geld. Was glaubst du wohl, weshalb ich mir diesen Beruf ausgesucht habe und nicht einen wie …“ "Zum Beispiel Rodeos reiten?" "Genau." Er drehte sich auf den Rücken, so dass sie genau nebeneinander lagen, Brust an Brust, Hüfte an Hüfte. "Als ich dich das erste Mal sah, kamst du mir ziemlich couragiert vor." "Stimmt nicht. Ich kam dir vor wie eine Verrückte." "Ja, aber eine Verrückte mit sehr viel Sex-Appeal." "So, so, du findest also, ich habe Sex-Appeal?" Sie lächelte kokett. "Und ob." Er legte eine Hand auf ihre Brust und bewegte die Daumenkuppe auf der Knospe hin und her. Sie erschauerte. "Siehst du, das meine ich. Wie du auf mich reagierst, das ist so sexy, wie ich es noch nie erlebt habe." "Ich empfinde …“ "Was?" "Ich kann es nicht erklären, aber etwas passiert in mir, wenn du mich berührst. Es ist wie ... Na ja, ich bin noch nie vom Blitz getroffen worden, aber so ähnlich muss es wohl sein. Es ist, also ob jede einzelne Zelle in mir, jede Nervenspitze, von der Berührung erfasst würde. Und das passiert jedes Mal. Wir hatten gerade erst Sex ..." fast hätte sie gesagt, wir haben uns geliebt „... und es war wunderbar. Und jetzt hast du mich nur berührt, und ... " Sie stöhnte auf, als er mit der Hand über ihren Rücken strich und dann ihren Po mit beiden Händen umfasste. "Und?“ "Und ich kann nicht mehr denken, wenn du das mit mir tust." "Wenn ich was tue? Meinst du das?" Langsam drückte er sie an sich, immer fester. "Oder das?" Er beugte sich vor und nahm eine ihrer Brustspitzen in den Mund und begann daran zu saugen.
Wieder stöhnte sie auf und bog den Oberkörper durch. Sie erbebte vor Lust. "Ich will dich. Noch einmal. Jetzt gleich." Plötzlich war die Weit bedeutungslos. Die Ranch, der Kredit, alles war unwichtig, bis auf sein Verlangen. Als sie die Hände in seinem Haar vergrub und seinen Kopf zu sich heranzog, hungrig nach seinen begierigen Küssen, da wäre nichts leichter für ihn gewesen, als ihre leidenschaftliche Begierde zu erfüllen. Aber er hielt sich zurück, hin- und hergerissen zwischen heißem Verlangen und dem Bedürfnis nach zärtlicher Erfüllung. Die hatten sie vor einer knappen Stunde schon gehabt, aber er wünschte sich mehr davon. Er sehnte sich danach, zu spüren, wie Sam unter ihm vor Lust förmlich verging, wie sie langsam und stetig zu ihrem Gipfel fand, stöhnend vor Ekstase. Aber gleichzeitig wollte er sie auch, wie immer, einfach in Besitz nehmen, in sie eindringen, schnell und tief. Es war schwer, ihr nicht einfach zu folgen, wenn sie auf jede Berührung so ekstatisch reagierte. In dem Versuch, das Tempo zu drosseln, schob er seine Zungenspitze zwischen ihre Lippen, ohne den Kuss zu vertiefen. Dann liebkoste er allein ihre Unterlippe, bevor er sie endlich noch einmal küsste. "Ryder. " Sams Blick war verschleiert. Sie umfasste ihn, führte ihn dorthin, wo sie ihn haben wollte. Da verlor er fast die Kontrolle. "Langsam", flüsterte er. "Nein. Bitte." "Sam ..." "Du versuchst, zärtlich zu sein. " Jetzt war ihr Blick ganz klar. Reine Begierde war daraus zu lesen. "Lass es." Es war um ihn geschehen. Im nächsten Moment war er in sie eingedrungen. Im Nu erreichte sie ihren ersten Gipfel. Ihr war schwindlig, sie war wie betäubt. Und doch nicht genug, um nicht gleich wieder bereit zu sein. Sie klammerte sich an ihn, kam ihm entgegen, passte sich perfekt seinem Rhythmus an. Ryder hatte Sam noch nie so erlebt. so wild, fast wütend in ihrer Begierde, wie eine Wildkatze. Offenbar war es ihr so noch nicht genug. Er beschloss, ihr die Zügel zu überlassen, hielt ihren Po fest und rollte sich auf den Rücken. Irgendwo aus seinem tiefsten Innern nahm er die Kraft, sich immer noch zu beherrschen, damit sie haben konnte, was sie wollte. Aber nicht mehr lange. Schließlich war es um seine Selbstkontrolle geschehen. Er packte sie, verlagerte ihr Gewicht und übernahm die Führung mit wilden, heftigen Stößen. Bis sie den Kopf zurückwarf und fast aufschrie im Augenblick der Erfüllung und bis auch er endlich seinen Gipfel erreichte. Sekunden später schmiegte sie sich völlig erschöpft an ihn, und er drehte sich mit ihr auf die Seite. Keuchend blieben sie liegen, bis sie wieder normal atmen konnten und das letzte lustvolle Erschauern vorbei war. Irgendwann kletterte Sam aus dem Bett und ging zum Badezimmer. "Übrigens, Sam?" Sie drehte sich in der Tür um. „Ja?"
"Du wärst eine verdammt gute Rodeoreiterin geworden." Sie lächelte und spitzte die Lippen zu einem Kuss, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Ryder legte sich mit einem wohligen Seufzer zurück aufs Kissen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals ein solches Gefühl tiefer Befriedigung erlebt zu haben. Sam war einzigartig. Manchmal genügte eine kleine Berührung von ihr, um ihn zu erregen. Keine Frau hatte er jemals so begehrt wie Sam. Nicht mit dieser Intensität. Aber er hatte ja auch nie zuvor eine Frau wie Sam gekannt. Am Anfang hatte ihm das Angst gemacht. Ja, er gab zu, es hatte eine Weile gedauert, bis er gewusst hatte, wie er damit umgehen sollte. Und jetzt, jetzt erschien es ihm als das Natürlichste auf der Welt, mit Sam zu schlafen. Es fühlte sich absolut - richtig an. War es mehr als nur Sex? Die Antwort war klar: Ja. Ein deutliches, nichtsdestoweniger beängstigendes Ja. Ryder musste erst einmal tief Luft holen. Na schön, er gestand es sich ein. Es war mehr als nur Sex. Er mochte Sam. Sie hatten viel Spaß zusammen, und sie arbeiteten sehr gut zusammen. Aber das hieß noch lange nicht, dass das jetzt die große Liebe war. Nein, für Liebe hatte er überhaupt keine Zeit. Jedenfalls jetzt noch nicht. Nicht, so lange dieses Damoklesschwert über ihm hing. Er stützte sich auf einen Ellenbogen und hörte zu, wie Sam unter der Dusche vor sich hin sang. Na ja, falls er der Liebe jemals eine Chance geben würde, dann sicherlich mit einer Frau, die so ähnlich wäre wie Sam. Eine Frau, die ihn zum Lachen bringen konnte, die diese Ranch und Mamie und Cotton ebenso rasch ins Herz schließen würde wie sie. Eine Frau, die so warmherzig und liebevoll wäre wie sie. Und natürlich so aufregend sexy. Ryders Lippen verzogen sich fast von einem Ohr zum anderen, als er sich entspannt aufs Kissen zurückfallen ließ. Was hatte er doch für ein Glück. Er konnte nur hoffen, dass sein Glück noch lange anhalten würde. Die folgenden beiden Tage sollten in Sams Erinnerung mit die glücklichsten ihres Lebens werden. Tagsüber arbeitete sie zusammen mit Ryder voller Enthusiasmus an der Verwirklichung ihres Planes. Und nachts ... Es gab keine Worte, zu beschreiben, wie die Nächte waren. Irgendwie war alles noch viel besser geworden, der Sex, die Zärtlichkeiten, die Ekstase, alles war noch intensiver als je zuvor. Es war so, als sei ein Traum Wirklichkeit geworden, und offenbar sah man es ihr an, wie glücklich sie war, denn sogar Cotton konnte sich eines Kommentars nicht enthalten. "Sie strahlen ja wie die Sonne", sagte er am Morgen des dritten Tages. "Findest du nicht, Frau?" "Sie funkelt geradezu." "Danke. Sie sind so lieb. Aber ich fühle mich auch so." "Sie wissen ja, wir halten unsere Daumen gedrückt", sagte Mamie augenzwinkernd.
Sam lächelte. "Ich auch." "Ist kaum auszuhalten, bis das Telefon endlich klingelt." "Ich weiß. Ich glaube, Ryder konnte den Gedanken nicht ertragen, hier herumzuhängen und darauf zu warten, dass die Bank ihm ihre Entscheidung mitteilt. Er hat letzte Nacht kaum geschlafen und ist früh aufgestanden, um eine der anstrengendsten Arbeiten zu machen, die die Ranch zu bieten hat." "Ja, ich hab ihn gesehen, wie er bei Sonnenaufgang angefangen hat, die Pferde zu striegeln." "Gefrühstückt hat er auch nicht“, bemerkte Mamie. Cotton schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. "Sie glauben wirklich, dass es wahr wird. Richtig, Sam?" "Oh, ich hoffe es. Ich bete darum." "Ja, das tun wir auch. Mir macht bloß Sorgen, wie es Ryder gehen wird, wenn es vielleicht doch nicht klappt." Sam blickte erschrocken von Cotton zu Mamie. "Daran möchte ich nicht einmal denken." "Ich meine, Ryder hat noch einmal all seine Hoffnungen in diesen Plan gesetzt, und dieses Mal ..." Cotton hatte nicht den Mut, den Satz zu beenden. "Es darf einfach nicht sein", sagte Sam. "Sie dürfen seinen Antrag nicht ablehnen. Er hat so hart daran gearbeitet." "Sie kennen doch diese Bankleute. Was meinen Sie?" "Ich meine, wir haben wirklich unser Bestes getan. Mehr konnten wir nicht tun." "Und wenn es denen aber nicht gut genug ist?" gab Mamie zu bedenken. Sam schüttelte den Kopf. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass alles umsonst gewesen sein sollte. Wenn doch nur endlich das Telefon klingeln würde. "Tja. " Cotton seufzte schwer und leerte seine Tasse. "Schätze, ich gehe mal los und sehe nach, ob Ryder Hilfe gebrauchen kann." Ryder war immer noch bei den Pferden. Er bearbeitete gerade eines der Quarterhorses, als ob es einen Schönheitswettbewerb gewinnen müsse. Absichtlich konzentrierte er seine ganze Energie auf das Pferd, um nicht daran denken zu müssen, was ihn eigentlich beschäftigte: Angst. Eiskalte, nackte, unverhüllte Angst. Er war jetzt doch froh, dass er Sam nicht seine wahren Gefühle gestanden hatte. Am liebsten hätte er es ja getan. Er hätte gern vom Scheunendach aus laut herausgerufen, was er für sie empfand. Gut, dass er es nicht getan hatte. Von Sekunde zu Sekunde wurde seine Angst, dass die Bank seinen Antrag doch ablehnen würde, größer. Angenommen, er hätte Sam gesagt, dass er sie liebte. Was, wenn der Antrag dann doch abgelehnt werden würde? Würde sie dann aus Mitleid bei ihm bleiben? Das würde er niemals ertragen können. Er war sich zwar ziemlich sicher, dass sie auch tiefere Gefühle für ihn hatte, aber was sollte sie mit einem Mann ohne Zukunft anfangen? In Filmen und Romanen, da lebten
Paare nur von der Liebe, aber die Wirklichkeit war nun einmal anders. Wenn er die Ranch verlor, dann stand er mit leeren Händen vor ihr. Das ließe sein Stolz niemals zu. Da tauchte Cotton auf. "Du wirst dem Gaul noch das Fell abrasieren, wenn du so weitermachst." "Ich muss mich irgendwie beschäftigen." "Na, warum kümmerst du dich nicht um..." Sie blickten beide auf, als Sam aus dem Haus gerannt kam. "Ein Anruf", rief sie atemlos. "Von der Bank. Soll ich ihn hierherleiten?" Sie deutete auf die Tür am Ende des Stallganges. "Ja. Nein, warte! Ich komme mit dir." Ryder ließ den Striegel fallen, und dann rannten sie zu dritt ins Haus. Mamie ging nervös in der Küche auf und ab. "Sie sind noch dran", sagte sie. Ryder zögerte, dann ging er in sein Büro. Sam musste sich mit Gewalt davon abhalten, ihm zu folgen. Sie wäre so gern bei ihm gewesen, aber sie wusste, dass er allein sein wollte, wenn die Nachricht kam ... Positiv denken! ermahnte sie sich. "Er ist jetzt schon ganz schön lange da drin", bemerkte Cotton nach ein paar Minuten. "Das ist 'n gutes Zeichen, oder?" Mamie knüllte den Saum ihrer Küchenschürze zusammen, strich ihn wieder glatt und knüllte ihn erneut zusammen. "Absolut", sagte Sam. Wahrscheinlich sprechen sie jetzt über Rückzahlungsmodalitäten und..." Plötzlich stand Ryder in der Tür. Sam hielt den Atem an. "Abgelehnt", sagte er. Und dann ging er mit drei langen Schritten durch die Küche und verschwand nach draußen.
9. KAPITEL Die drei starrten Ryder verblüfft nach. "Um Himmels willen", wisperte Sam. Cotton riss sich seinen abgewetzten Hut vom Kopf und warf ihn auf den Boden. "Zur Hölle, wenn das nicht das Gemeinste, Dümmste, Hinterhältigste ist, was ich je erlebt habe. Merken diese Idioten denn nicht, wenn 'n Konzept gut ist? Merken die denn nicht, ob der Mann was taugt, der vor ihnen steht? Am liebsten würde ich denen mal zeigen, was ich von ihnen halte. Noch nie in meinem ganzen Leben ..."
"Cotton." Mamie legte die Hand auf seinen Arm. "Das geht uns allen so, aber es hat keinen Zweck. Diese Leute denken eben nur ans Geld und sonst nichts. Die fragen nicht danach, ob sie 'nem Mann gerade das Leben ruiniert haben." "Sie hat Recht", sagte Sam, der die Tränen übers Gesicht liefen. "Alles was diese Leute interessiert, ist, was unter dem Strich für sie herauskommt, was sie voller Stolz in ihrem Jahresbericht aufführen können. Es ist nicht persönlich gemeint. Geschäft ist eben Geschäft. " "Also, das ist einfach nicht richtig." Cotton schniefte leise und wandte das Gesicht ab, bevor er sich verstohlen mit dem Ärmel über die Augen wischte. "Es ist nicht richtig." Sams Beine zitterten, als sie aufstand. "Ich muss zu ihm." "Warten Sie", sagte Mamie. "Lassen Sie ihn erst eine Weile allein mit seinem Unglück, bevor Sie mit ihm sprechen. Er muss erst mit seinem verletzten Stolz fertig werden." Sam setzte sich wieder, teils weil Mamie wohl Recht hatte, teils weil sie tatsächlich nicht wusste, was sie Ryder sagen sollte. Tröstende Worte und Zärtlichkeiten würden nicht viel ausrichten. Geld war zwar nicht das Wichtigste im Leben, doch in diesem Augenblick würde nur das helfen können. "Vielleicht hat er zu viel verlangt." Cotton hob seinen Hut vom Boden auf. Was meint ihr, wenn er noch mal hingehen würde und sie sich auf 'nen niedrigeren Betrag einigen würden?" "Na ja", sagte Mamie. "Er muss eben einen Teil des Landes verkaufen. Es bleibt nichts anderes übrig. Von uns lässt er sich ja nichts geben, und einen Teilhaber will er auch nicht." Sie wandte sich an Sam. "Was meinen Sie, wie viel er verkaufen müsste?" "Kommt darauf an. Grob geschätzt würde ich sagen, mindestens vierhunderttausend Quadratmeter." Cotton blickte auf. "Das ist, verdammt noch mal, ein Drittel der Ranch." Mamie setzte sich seufzend an den Küchentisch. "Du musst ihn einfach dazu bringen, dass er sich doch endlich von uns helfen lässt, basta. Sag ihm, wenn er von hier wegmuss, müssen wir auch gehen. Mitgefangen, mitgehangen. Wir stecken genauso mit im Schlamassel wie er." "Er hat's damals nicht angenommen, er wird's auch jetzt nicht annehmen", erwiderte Cotton. "Na, jetzt stehen die Dinge aber anders. Er ist verzweifelt." "Was wir ihm geben können, reicht sowieso nicht." "Ich weiß, es sind ja höchstens vierzig- oder fünfzigtausend. Aber wir könnten noch die Anleihen verkaufen, die wir für unsere Rente deponiert haben. Damit würden wir vielleicht hunderttausend zusammenkriegen." Sam war ganz still geworden. Mamie drehte sich zu ihr um. "Was denken Sie?" "Ich denke gerade über etwas nach, was Cotton gesagt hat. Es gibt wohl eine Chance, wenn auch eine sehr kleine, dass die Bank ihre Entscheidung revidiert, wenn m- an die Kreditsumme kürzen würde. Ryder hat mir gesagt, dass die Höhe des Betrages ihnen am meisten Sorge gemacht hat. "
"Sie meinen wirklich, die würden das tun?" "Möglicherweise, wenn der Betrag, um den man die Kreditsumme kürzen würde, groß genug wäre." "Und unsere lächerlichen paar Mäuse würden dafür nicht ausreichen. Ist es das, was Sie denken?" "Ja, aber ich glaube, ich weiß, woher wir genug Geld bekommen könnten." "Woher?" "Von mir." Die beiden alten Leute starrten Sam verblüfft an. "Von Ihnen?" brachte Mamie schließlich heraus. "Ja. Ich habe ein Stück Land ..." "Oh, jetzt aber hallo, kleines Fräulein", unterbrach sie Cotton. "Sie reden von dem Grundstück, auf dem Sie Ihr Traumhaus bauen wollen, was?" "Ja." "Vergssen Sie's. Ryder wird das niemals zulassen, dass Sie Ihren Traum verkaufen, um seinen zu retten." "Aber ich muss ihn ja nicht verkaufen. Nicht, wenn die Bank es als Pfand bis zur Rückzahlung des Kredites akzeptiert, und es gibt keinen Grund, weshalb sie es nicht tun sollte." "Trotzdem. Ryder ist so verdammt stolz. Er wird sich nicht drauf einlassen." "Wovon redet ihr beiden da?" wollte Mamie wissen. Cotton erklärte es ihr. Sie schüttelte resigniert den Kopf. "Cotton hat Recht. Ryder wird das nicht wollen. "Tja, hm ..." Cotton kratzte sich am Hinterkopf. "Vielleicht können wir ihn austricksen. Wenn ich Ryder dazu bringen könnte, Hilfe von Mamie und mir anzunehmen, dann könnten wir zum Beispiel sagen, \mir haben viel mehr als erwartet für unsere Aktien gekriegt und ... " "Nein, Cotton. So sehr ich es mir wünsche, dass Ryder unsere Hilfe annehmen würde, ich will es nicht auf diese Weise. Wenn er es herausfände, würde er uns niemals verzeihen." Sam schüttelte energisch den Kopf. "Nein. Das möchte ich weder Ihnen noch ihm antun. Es würde auch gar nicht funktionieren, ohne dass Ryder davon erfahren würde." Mamie tätschelte Sams Hand. "So sehr lieben Sie ihn." Sam stand auf. "Sogar noch mehr. Und jetzt muss ich die Bank anrufen und dann mit Ryder sprechen." Ryder hatte einen Fuß auf die unterste und einen Arm auf die oberste Latte des Gatters gestützt und blickte gedankenverloren vor sich hin. Das war also das Ende. Es war vorbei, er wusste es. Sein Verstand hatte es erfasst, doch mit dem Herzen konnte er die Erkenntnis nicht nachvollziehen. Er wollte die Augen schließen, um nicht sehen zu müssen, was er verloren hatte. Und doch konnte er sie nicht schließen, aus Angst, es würde tatsächlich alles fort sein, wenn er sie wieder öffnete. Er wollte nicht über die düstere Zukunft nachdenken. Und konnte doch nicht damit aufhören. Die
Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, und einer war dunkler als der andere. Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, wider alle Vernunft an seinem zerstörten Traum festzuhalten und dem Willen, sich der Wirklichkeit zu stellen, hatte er das Gefühl, es nicht mehr länger auszuhalten, ohne... "Ryder?" Er zuckte fast zusammen, als er Sams Stimme hörte. Einerseits wünschte er sich, sie wäre jetzt nicht hier, andererseits war er glücklich, sie zu sehen. So verletzt, verwirrt und verzweifelt wie er sich fühlte, wollte er sie gleichzeitig an sich drücken und von sich wegstoßen. Ach, ihm war, als müsse er den Grand Canyon auf einer Brücke aus Papier überqueren. "Ich frage dich gar nicht erst, ob es dir gut geht. Es geht dir nicht gut." "Es wird schon wieder." Ihm war, als blickten all seine Vorfahren auf ihn herab und senkten dabei beschämt die Köpfe. Die Verzweiflung in seiner Stimme brach Sam fast das Herz. "Ich weiß, wie viel dir dieses Land bedeutet. Ob du es glaubst oder nicht, auch mir ist dieser Ort schon ans Herz gewachsen. Hier war ich so glücklich und geborgen wie nie zuvor in meinem Leben. Ich durfte an deinem Traum teilhaben, und dafür bin ich dankbar. Deshalb habe ich etwas unternommen, damit du diesen Traum nicht verlierst." "Sam ..." "Es ist vielleicht nicht das, was du wolltest, aber es gibt dir die Möglichkeit, zu bekommen, was du willst. Also hör mir bitte zu." Sam holte tief Luft. "Ich habe noch einmal mit der Bank telefoniert. Ich habe dem Sachbearbeiter erzählt, ich sei deine Verwaltungsassistentin und habe ihn gefragt, ob die Bank grundsätzlich bereit sei, ihre Entscheidung zu überdenken, falls wir den Kreditbetrag reduzieren oder einen entsprechenden Wert verpfänden würden. Sie waren einverstanden. " "Das verstehe ich nicht. Wie sollen wir den Betrag reduzieren? Wir haben schon so knapp kalkuliert, wie irgend möglich. Und was sollten wir der Bank verpfänden? Abgesehen von meinem Land, das ich versucht habe zu retten, besitzt die Bank ja bereits alles, was irgendeinen Wert hat. Es gibt nichts zu verpfänden." "Cotton und Mamie wollen dir ein Darlehen geben. Und sie bestehen darauf", fügte sie rasch hinzu, als Ryder ihr ins Wort fallen wollte. "Sie möchten hier ihren Lebensabend verbringen, und betrachten es deshalb als nicht mehr als recht und billig, dass sie dir helfen." "Das ist sehr nett von ihnen, aber es reicht bei weitem nicht ...“ "Und was das Pfand betrifft, ich kenne jemanden, der ein Stück Land in der Nähe von McKinney besitzt, erstklassiges Bauland, schuldenfrei und im Wert steigend. Und dieser Jemand ist bereit, Geld zu investieren.“ "Nein!" „Aber, Ryder, ich schwöre, es ist kein Haken dabei. In den letzten vier Monaten sind die Grundstückspreise dort explodiert, und der Wert von diesem
Stück Bauland wird zur Zeit auf fast eine halbe Million geschätzt. Ich meine, das als Pfand und dann noch das Geld von Mamie und Cotton "Ich kann es nicht glauben. " Ryder traute seinen Ohren nicht. Hatte er richtig gehört? Er hatte nur eines verstanden: Sie hatte geschafft, was ihm nicht gelungen war. Er hätte begeistert sein sollen, außer sich vor Glück und Erleichterung. Aber das war es nicht, was er empfand. Es ergab überhaupt keinen Sinn, aber all die widersprüchlichen Gefühle, die ihn schon die ganze Zeit bestürmten, drohten ihn endgültig zu zerreißen. Seine Situation war hoffnungslos gewesen. Dann war Sam gekommen und hatte ihm neue Hoffnung gegeben. Dann war alle Zuversicht erneut zerstört worden, und nun war sie wieder da und hielt ihm die Verlockung einer zweiten Chance unter die Nase wie einen verführerischen Duft. Sie hatte ihn gerettet, noch einmal, indem sie etwas getan hatte, was er strikt ablehnte. Und damit hatte sie ihn in eine äußerst missliche Lage versetzt. Wenn er sich nicht darauf einließe, dann würde er wirklich alles verlieren. Wenn er es täte, dann würde er womöglich die Kontrolle über die Ranch verlieren, die Kontrolle über sein Leben. "Ich habe die Bank angerufen ..." "Und auf eigene Faust neu verhandelt", sagte Ryder wütend. Und jetzt wollte er auch gar nichts anderes mehr sein als wütend. "Ich ... ich wollte nur ... " "Ja, was genau willst du eigentlich?" Sam sah ihn schockiert an. Dann begriff sie, dass er offenbar zu lange zu viel Wut und verletzten Stolz hatte unterdrücken müssen. "Helfen", sagte sie nur. "Ich habe dir gesagt, ich will keinen Partner, und was tust du? Du tust einfach, was du willst, ohne mich auch nur zu fragen." "Ich hatte Angst, du würdest nein sagen." Aus Liebe und aus dem verzweifelten Wunsch, ihm zu helfen hatte sie einen schweren Fehler begangen. Wie hatte sie nur vergessen können, wie wichtig gegenseitiges Vertrauen war? "Da hattest du verdammt Recht. Aber das hat dich nicht gekümmert. Du hast einfach getan, was du für richtig gehalten hast, oder?" "Ja, aber ..." "Aber was ich will, zählt nicht?" "Natürlich zählt es." "Warm dann, Sam? Warum hast du das getan?" "Es tut mir Leid. Ich hätte erst mit dir reden sollen. Aber ich glaube fest an dich, und ich wünsche mir so sehr, dass du deinen Traum verwirklichen kannst, dass ich - ich habe einfach gehandelt ohne nachzudenken." "Verstehst du denn nicht? Ich muss meinen Traum jetzt mit jemandem teilen. Es ist nicht mehr mein Traum. Und wenn es schief geht…“ "Das wird es nicht. Das weiß ich." "Wie kannst du das so genau wissen?" "Weil ich dich liebe." Sie hatte es nicht tun wollen, hatte nicht damit herausplatzen wollen. Aber es war die Wahrheit, und deshalb hatte sie es auch nicht länger für sich behalten können. "Ich liebe dich. Und weil ich dich liebe,
verstehe ich auch, dass du das Gefühl hast, deinem Vater und deinem Bruder beweisen zu müssen, dass du genau so gut bist wie sie. Und dass du es ganz alleine tun musst, um es dir selbst glauben zu können." Sie hatte genau ins Schwarze getroffen. Es war, als habe sie auf den Grund seiner Seele geblickt. Er fühlte sich nackt, ausgeliefert. Und das hasste er. Also schlug er blindwütig um sich. "Du erwartest also von mir, dass ich glaube, du hättest das alles aus Liebe getan?" "Es ist so." "Ich frage mich nur, ist es wirklich Liebe, oder versuchst du dir nicht auf diesem Weg eine Familie zu kaufen, ein Zuhause? Ist es nicht so, Sam? Ist das nicht der Grund, weshalb du mir einen Partner suchst, den ich gar nicht will?" Sam zuckte zurück, als hätte er sie geschlagen. "Ich habe es getan, weil ich dich liebe. Und ich dachte, hoffte, dass du vielleicht, möglicherweise, meine Liebe erwidern könntest." Ihre Worte sprachen ihm so sehr aus der Seele, dass er es nicht glauben konnte. Es war zu gut, um wahr zu sein. Er konnte nicht daran glauben. "Ich wusste nicht, dass ich eine solche Bedrohung für dein Ego und deinen empfindlichen Stolz bin." Frustriert schüttelte sie den Kopf. "Du redest von Ego und Stolz. Dabei hast du doch einfach auf eigene Faust..." „Verstehst du denn nicht? Mir ging es doch nicht um meinen Stolz. Ich wollte einfach nur etwas für dich tun. Das ist es doch, was man Liebe nennt, oder nicht? Und du hast Recht. Ich wünsche mir ein Zuhause, eine Familie, und so viel Glück, wie man in ein Menschenleben hineinpacken kann. Ich dachte, ich hätte all das gefunden, aber offensichtlich habe ich mich geirrt." Tränen rannen ihr übers Gesicht. "Es ist nicht so, dass du keine Hilfe annehmen willst. Du kannst es einfach nicht. Nun, mach dir keine Sorgen, Ryder. Ich werde dafür sorgen, dass der Investor keinerlei Rechte an deiner kostbaren Farm erhält und eine entsprechende vertragliche Regelung unterschreibt. Ich werde mich nur noch darum kümmern, dass Mamies und Cottons Lebensabend abgesichert ist." Und damit drehte sie sich um und ging weg. Ryder sah Sam nach, als sie zum Haus ging und darin verschwand. Er fühlte sich, als habe man ihm bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen. Noch vor einer Stunde hatte er geglaubt, er würde den Rest seines Lebens mit Sam verbringen wollen, und jetzt? Er blickte sich um. Das war sein Zuhause, sein Land. Plötzlich wurde ihm schlecht. Innerhalb von Minuten war alles so entsetzlich falsch gelaufen. Nichts stimmte mehr, und Sam war der Grund dafür. Wie hatte sie sich nur so über ihn hinwegsetzen können. Das war doch keine Liebe, das war ... Er hörte, wie die Hintertür ins Schloss geworfen wurde, und dann sah er, wie Sam zur Rückseite der Scheune ging, wo die Autos geparkt waren. Sie verließ ihn. Er wollte sich abwenden.
Er wollte ihr hinterherlaufen.
Und dann ging er einfach zum Haus. Cotton und Mamie saßen in der Küche.
„Sie ist fort“, sagte Cotton.
"Ich hab sie gesehen."
"Hast du auch gesehen, dass sie geweint hat?"
Ryder wusste, er war gemein zu ihr gewesen. Halb wünschte er sich, es
rückgängig machen zu können, aber es war ohnehin zu spät. Er fühlte sich irgendwie verraten, aber das hatte nichts damit zu tun, dass er die Ranch verlieren würde. Es hatte sehr viel damit zu tun, dass er das verlieren würde, was er geglaubt hatte, in Sam gefunden zu haben. "Ihre Sachen lässt sie abholen", erklärte Cotton.
"Okay. Ich geh rüber ins Büro."
"Moment mal, mein Lieber", sagte Mamie, als er zur Tür gehen wollte. "Ich
will wissen, was du zu ihr gesagt hast." "Hat sie das nicht erzählt?" "Du lieber Himmel, sie hat viel zu sehr geweint, um etwas sagen zu können. Und das ergibt überhaupt keinen Sinn. Sie war nämlich so froh wie der Mops im Paletot, als sie hinausging, um mit dir zu reden." "Hat sie euch erzählt, dass sie irgendeinen reichen Kerl gefunden hat, der in die Ranch investieren will? Genau das, was ich auf keinen Fall wollte, und sie wusste es. Der Kerl hofft wahrscheinlich darauf, dass mir die Luft ausgeht, damit er was zum Abschreiben hat, fürs Finanzamt. Wahrscheinlich hat sie schon von Anfang an darauf hingearbeitet. " "Und so hast du das auch zu ihr gesagt?"
"Ungefähr so", erwiderte Ryder brummig.
"Hast du daran gedacht zu fragen, wer dieser Investor ist?"
"Spielt doch keine Rolle."
Mamie warf Cotton einen Blick zu. "Schätze, wir haben nicht fest genug
gebetet." Sie wandte sich wieder an Ryder. "Hör zu, Ryder. Es ist Sam. Sam ist die Besitzerin dieses Baulandes. Sie hat uns erzählt, dass es das Einzige war, das ihr je etwas bedeutet hat, bis sie hierher kam. Ich glaube, diese Frau liebt dich bis zum Wahnsinn." Damit verließ sie die Küche. Cotton folgte ihr kopfschüttelnd auf den Fuß. Ryder stand wie betäubt da. Sein Leben lag in Scherben vor ihm, und es war seine Schuld. Für einen erwachsenen Mann hatte er sich ganz schön kindisch benommen. Und undankbar obendrein. Wie immer hatte er Angst und Schmerz mit Wut kompensiert. Sein typisches Verhaltensmuster, für das er im Endeffekt immer zu viel hatte zahlen müssen. Diesmal würde er mit dem Verlust Sams bezahlen müssen. Was war er doch nur für ein Idiot gewesen! Der größte Idiot von ganz Texas. Er war so beschäftigt damit gewesen, sich selbst Leid zu tun und wütend auf sich selbst zu sein, dass er seine Frustration an der ersten Person ausgelassen hatte, die ihm über den Weg gelaufen war. Und die hatte es am wenigsten
verdient. Wenn er nur daran dachte, was für verletzende Dinge er gesagte hatte. Wie hatte er nur so grausam sein können? Vielleicht weil sie so Recht gehabt hatte. So verdammt Recht. Das war noch lange kein Grund gewesen, sie so zu behandeln. Ja, sie hatte ihn durchschaut, hatte erkannt, was sein Problem war und schon immer gewesen war. Sein Leben lang hatte er versucht, so zu sein wie der Sohn, den sein Vater verloren hatte. Und das hatte ihn blind gemacht, für seine eigenen Stärken, seine eigene Kreativität. Dass sie das so klar erkannt hatte, hatte Ihn zornig gemacht. Was für ein Narr war doch! Was für ein blinder, hartherziger, egoistischer Narr! Er konnte nur hoffen, dass er die Frau, die er liebte, nicht wirklich verloren hatte. Er wusste, was er zu tun hatte. Er musste bitten. Um Vergebung. Um eine zweite Chance. Und notfalls musste er es ein zweites Mal tun. Und ein drittes Mal. So oft, wie es nötig sein würde. Sam hatte kein bestimmtes Ziel gehabt, als sie aus dem Haus gegangen war. Sie hatte einfach nur allein sein wollen. Als sie plötzlich vor ihrem Auto stand, war sie selbst überrascht gewesen. Wollte sie wirklich Ryder verlassen? Fliehen vor dem Schmerz? Das würde sowieso nicht funktionieren, und sie hatte auch nicht vor, einfach fortzugehen. Ganz gleich, wohin sie hingehen würde, sie würde niemals aufhören können, Ryder zu lieben. Es hatte gar keinen Sinn, es zu versuchen. Nein, sie konnte, und sie wollte diese Liebe nicht aufgeben. Ihr ganzes Leben hatte sich verändert, und seines auch, an dem Tag, als sie und Ryder ihr "Geschäft" abgeschlossen hatten. Sie wusste, er hatte nur aus Schmerz so verletzend reagiert, aus Verzweiflung darüber, dass er es nicht geschafft hatte, die vermeintlichen Erwartungen zu erfüllen. Sie wusste, wie das war. Schließlich hatte auch sie jahrelang damit zu tun gehabt. Sie würde kämpfen, um zu bekommen, was sie wollte. Und sie würde Ryder dazu bringen, ebenfalls zu kämpfen, ob er wollte oder nicht. Er hatte kein Recht, diese Liebe zwischen ihr und ihm einfach so wegzuwerfen. Dazu war dieses Gefühl viel zu wertvoll. Was es auch kosten mochte, sie würde ihn dazu bringen, das zu sehen. Entschlossen drehte sie sich um - und stieß direkt mit Ryder zusammen. "Sam! Ich dachte, du wärst fort." "Nicht, ohne dir zu sagen, was ich zu sagen habe. Und jetzt hör mir zu, Ryder Wells. So einfach wirst du mich nicht los. Ich werde dir jetzt sagen, was ich dir längst hätte sagen sollen." "Nur zu. Ich war zu blind, um zu merken, wie sehr ich dich liebe. Ich verdiene alles, was du mir an den Kopf werfen willst, wenn nicht noch mehr." "Du hast vielleicht Nerven, einfach ... was?" "Was?" "Was hast du da gerade gesagt …“ "Dass ich alles verdiene ... "Nein, davor." "Du willst es wahrscheinlich gar nicht hören ...“
"Hast du gesagt, dass du mich liebst?" "Ich könnte es dir nicht verübeln, wenn du …“ "Ryder." „… nichts mehr davon wissen." "Ryder!" "Was?" "Sag es." Sam hielt den Atem an. Ihr Herz veranstaltete einen Trommelwirbel. "Ich liebe dich, Sam. Mehr als ich je glaubte, jemanden lieben zu können. So sehr, dass es mir Angst macht." Sie seufzte tief. Die Erleichterung und die Freude, die sie empfand, waren fast zu viel. Es war zu gut, um wahr zu sein. Geradezu beängstigend. Das hatten sie zumindest gemeinsam. "Warum? Ich frage nur deshalb, weil es mir auch Angst macht." "Tatsächlich?" Sie lächelte. "Es war nichts dabei, dich zu begehren, aber ich hatte Angst davor, dich zu lieben. Das Mutigste, was ich je gewagt habe, war dieses ,Geschäft' mit dir." "Ich sagte dir ja, du hast Courage." "Und warum hast du Angst?" "Weil du mich so durchschauen kannst. Du hast mich gezwungen, mich der Wahrheit zu stellen: dass nämlich alles schiefgelaufen ist, weil ich immer wieder von mir selbst verlangt habe, so wie mein Bruder und mein Vater zu sein. Bis ich das Gefühl hatte, vier Generationen enttäuscht zu haben. Dann kamst du und hattest plötzlich die Lösung. Und dann habe ich wieder versagt. Du hast Recht, ich habe vielleicht Nerven, dir Kummer zu machen, nur weil ich ihn nicht selbst ertragen kann." "Du hast mich nicht zu Ende reden lassen." "Zu Ende?" „Ich wollte sagen, du hast vielleicht Nerven, einfach so aufzugeben. Die Ranch. Unsere Liebe. Ich weiß, du hast gute Gründe, keiner Frau mehr zu trauen, vor allem wenn es ums Geschäft geht. Aber ich habe mit deiner Vergangenheit nichts zu tun. Ich will Teil deiner Zukunft sein. Und so leicht wirst du mich nicht los." „Ach nein? Ich meine, das will ich auch gar nicht", sagte er, ein bisschen unbeholfen. Sie legte die Arme um seinen Nacken. "Ich werde mich nicht von der Stelle rühren, bevor ich dich nicht davon überzeugt habe, wie sehr ich dich liebe." Er drückte sie an sich, als wolle er sie nie wieder loslassen. "Das ist nicht nötig. Ich werde dich sowieso nie wieder fortlassen. Ich brauche dich, Sam, und ich liebe dich so sehr. Kannst du mir verzeihen?" „Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. "Das habe ich schon." "Da ist noch etwas." "Nur zu."
"Ich bin auf der Suche nach einem Partner. Jemand, der bereit ist, in eine neu zu gründende Stuntakademie und einen dazugehörigen, dickköpfigen Cowboy zu investieren. Kennst du jemanden, der interessiert wäre, sich langfristig zu engagieren.“ "Ich glaube, ich kann dich mit der richtigen Person zusammenbringen ... und ich denke, das wird das Geschäft deines Lebens", murmelte sie. Und dann berührten sich ihre Lippen.
- ENDE