REINHOLD MERKELBACH
ROMAN UND MYSTERIUM IN DER ANTIKE
RE I N H O LD M E R K E LB A C H
ROMAN UND MYSTERIUM IN DER AN...
87 downloads
1324 Views
10MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
REINHOLD MERKELBACH
ROMAN UND MYSTERIUM IN DER ANTIKE
RE I N H O LD M E R K E LB A C H
ROMAN UND MYSTERIUM IN DER ANTIKE
C. H. BECK'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG MÜNCHEN UND BERLIN
1962
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Einband und Schutzumschlag von Arthur Schram!, München
© C.H.Bcck'sche Verlagshuchhandlung (Oscar Beck) München 1962 Druck der C. H. Beck'.schen Buchdruckerei Nördlingen Printed in Germany
KA R L MEULI in Verehrung und Dankbarkeit gewidmet
VORWORT Epos, Lyrik und Drama haben ihren Ursprung i n der Religion. Die Entstehung des antiken Romans glaubten die Gelehrten - mit Ausnahme von Karl Kerenyi - anders erklären zu können. Aber schon aus allge meinen Gründen ist wahrscheinlich, daß es mit dem Roman nicht anders steht als mit den übrigen literarischen Gattungen der Antike. Daß der Roman tatsächlich aus religiösen Wurzeln erwachsen ist, wollen wir in diesem Buch nachweisen. Die antiken Liebesromane hängen eng mit den Mysterien des sinken den Altertums zusammen, mit den Kulten der lsis, des Mithras, des Dionysos und des Sonnengottes. Die Romane werden zu Haupt quellen für diese Religionen, über die wir sonst nur wenige Zeugnisse haben. Freilich sind die Schwierigkeiten nicht gering, die sich uns bei der Erforschung dieser Kulte entgegenstellen. Es sieht zunächst so aus, als sollte der Boden des wissenschaftlich Beweisbaren verlassen werden, als gälten die Gesetze der Logik nicht mehr. Aber der erste Eindruck trügt. Das Denken der Mysterientheologen lief in festen, von der Tradition vorgegebenen Bahnen ; die mystischen Bedeutungen der Symbole und Episoden lagen im wesentlichen fest. Sicher wird mancher Leser über die einförmige Wiederkehr immer gleicher Episoden und Deutungen klagen. - Dies Buch will nur nachweisen, daß die Romane wirklich My sterientexte sind ; die Untersuchung der einzelnen Kulte muß danach neu aufgenommen werden. Viele wichtige Bemerkungen verdanke ich Walter Burkert, Ernst Köberlein und Ludwig Koenen, der auch die Korrekturen mitgelesen hat. Ihnen gilt mein herzlicher Dank. Gewidmet sei dies Buch dem Forscher, der in unserer Zeit am meisten zum Verständnis der alten Religion beigetragen hat und ein rechter Nachfahr des großen Bachofen ist. R. M.
I N HALT SVE R Z E I C H N I S XI
Abkürzungen Apuleius
1
Psyche
1
Isisdeutung des Psychemythos .
8
Imitatio Isidis . . . . . . . . .
53
Doppelsiun, Allegorie und Symbolik
55
Die Verschlüsselung des Isismythos
65
Lüge und Wahrheit
70
Charite . . . .
72
Der kluge Arzt
79
Die beiden Brüder
80
Giftmischerinnenmimus .
88
Xenophon von Ephesos . Achilleus Tatios .
.
. .
91 114
Die Historia Apollonii regis Tyri
161
Der Clemens-Roman
172
Iamblichos
178
Longus . .
192
Antonius Diogenes
225
Heliodor
234
.
.
.
·
.
Beilage I Der Seelenhymnus der Thomasakten und die Weihe Julians
299
Beilage II Die Europa des Moschos
326
Beilage III Über die Geschichte des Romans im Altertum .
333
Register
. . . . . . . . . . . . .
341
Nachweis der Tafeln und Abbildungen
346
ABKÜRZUNGEN Altheim, Literatur und Gesellschaft im ausgehenden Altertum. Halle Bruhl, Liber Pater. Paris
1948
1953
Biirger, Studien zur Geschichte des griechischen Romans II. Progr. Blankenburg Carcopino, La Basilique Pythagoricienne de Ia Porte Majeure. Paris
1903
1927
Chalk, Eros and the Lesbian Pastorals of Longos. Journal of Hellenie Studies
80,
1960, 33-51 Cumont, Rel. Or. = Les Religions Orientalesdans le Paganisme Romain. Paris Cumont, Textes et Mon.
=
1929
Textes et monuments relatifs aux mysteres de Mithra.
1899-1900 Cumont, Symbolisme funeraire = Recherehes sur le Symbolisme funeraire des Romains. Paris
1942
Dittenbergcr, 0.
G.
I. = Orientis Graeci Inscriptiones Selectae. Halle
Fcstugiere, Revelation
=
La· Revelation d'Hermes Trismegiste. Paris
Harrison, Prolegomena to the Study of Greek Religion2• Cambridge Hopfncr, Fontes Historiae Religionis Aegyptiacae. Bonn
1903/5. 1942-1953
1907
1922/5
Hopfner, Komm. = Plutarch, Über Isis und Osiris. Text, Übersetzung und Kommen tar. Prag
1940/l.
Hopfner, Offenbarungszauber
=
Griechisch-ägyptischer Offenbarungszauber. Leipzig
1921/3 Jeanmaire, Psyche = Le Conte d'Amour et Psyche. Bulletin de !'Institut Frani;ais de Sociologie 1,
1930, 29-48
Jeanmaire, Dionysos. Paris
1951
Kees, Lesebuch= Religionsgeschichtliches Lesebuch, hrsg. von Ägypten, von H. Kees. Tübingen
A.
Bertholet, Heft
10:
1928
Kerenyi, Roman = Die griechisch-orientalische Romanliteratur in religionsgeschicht licher Beleuchtung. Tübingen
1927
Klebs, Die Erzählung von Apollonius aus Tyrus. Berlin
1899
Kroll, Or. Chald. = De oraculis Chaldaicis. Breslauer philologische Abhandlungen
VII 1, Breslau 1894 Lefebvre, Romans= Romans et Contes egyptiens de l'epoquc pharaonique. Paris Leipoldt = Bilderatlas zur Religionsgeschichte, hrsg. von H. Haas, Die Religionen in der Umwelt des Christentums, von
J,
Loisy, Les mysteres palens et le mystere chretien2• Paris Morenz, Äg. Rel. = Ägyptische Religion. Stuttgart
1960
9-11.
Leipoldt. Leipzig
1930
1949
Lieferung:
1926
A bkürz u n g e n
XII
Müller, lsisaretalogien Dieter Müller, Ägypten und die griechischen lsisaretalogien. Abhandl. der sächs. Akademie, phil.-hist. Klasse 53, 1 (1961) =
Nilsson, Dion. Myst. Age. Lund 1957 Nilsson, Rel. P. G. M. 1 928/3 1
=
=
The Dionysiac Mysteries of the Hellenistic and Roman
=
Geschichte der griechischen Religion II. München 1950
Papyri Graecae Magicae, herausgegeben von K. Preisendanz. Leipzig
Peek, Der lsishymnus von Andros und verwandte Texte. Berlin 1930 Quandt De Baccho ab Alexandri aetate in Asia Minore culto. Dissertationes philologicae Haienses XXI 2, 1 9 1 2 =
Rahner, Griechische Mythen i n christlicher Deutung. Zürich 1945 Reitzenstein, Das Märchen von Amor und Psyche bei Apuleius. Leipzig 1912 Reitzenstein, Kleinkunst Eros und Psyche in der ägyptisch-griechischen Kleinkunst. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse 1914, 1 2 . Abhandlung =
Reitzenstein, Noch einmal Eros und Psyche. Archiv für Religionswissenschaft 28, 1 930, 42 ff. Reitzenstein, Myst. Rel.
=
Die hellenistischen Mysterienreligionen3. Leipzig 1927
Reizenstein, Wundererzählungen Roeder, Mythen und Legenden und Pharaonen. Zürich 1960 Roeder, Urkunden
=
=
=
Hellenistische Wundererzählungen. Leipzig 1 906 Mythen und Legenden um ägyptische Gottheiten
Urkunden zur Religion des alten Ägypten. Jena 1 9 1 5
Rohde, Roman Der griechische Roman und seine Vorläufer3. Leipzig 1914 (zitiert nach den am Rand angegebenen Seitenzahlen der l. Auflage, 1 876). =
Rohde, Georg, Longus und die Bukolik. Rheinisches Museum 86, 1937, 23 ff. Schneider-Menzel bei Altheim s. oben unter Altheim Schott, Altägyptische Liebeslieder. Zürich 1 950 Vermaseren, Corpus Inscriptionum et Monumentorum Religionis Mithriacae I-11. Den Haag 1 956-1960 Literatur über die Isismysterien s. S. 7; über die Mysterien des Dionysos s. S. 1 93, 3; über den Seelenhymnue s. S. 299.
APU LE I U S PSYCHE
I
Psy c h e u n d Lu c i u s
Die Geschichte der Psyche steht genau i n der Mitte der Metamorpho· ;.;en des Apuleius. Die Haupthandlung des Romans erzählt das Schicksal des jungen Römers Lucius, der durch seine vorwitzige Neugier (curio s itas) 2 in einen Esel verwandelt wird. Er muß den verschiedensten Herren dienen und durchirrt die Welt. Schließlich wird er durch die Gnade der lsis von seiner Eselsgestalt befreit. Viele Mühen hat er überstanden ; schließlich haben ihn aber die Stürme des Schicksals zum Hafen des Friedens und zum Altar der Barmherzigkeit geführt.3 Er wird in die Mysterien der lsis eingeweiht. Die Befreiung von der Eselsgestalt und der Eintritt in den Dienst der lsis fallen zusammen. Der Esel ist nämlich die Verkörperung alles dessen, was der lsis feindlich ist. Er ist das Tier des Seth, des Mörders des Osiris. Die Irrfahrt des in den Esel verwandelten Lucius bei Apuleius ist eine spannende und unterhaltende Geschichte ; aber neben dieser ersten, an der Oberfläche liegenden Bedeutung liegt eine zweite, die dem Apuleius vor allem am Herzen lag. Die Eselsgestalt symbolisiert das Leben ohne lsis. Jeder, der in den Dienst der Göttin tritt, wird wie Lucius aus einem Esel in einen Menschen verwandelt. "Zieh das Fell dieses Tieres aus, das mir schon immer verhaßt war", sagt lsis.4 Die Geschichten des Lucius und der Psyche sind einander in den Grund· zügen sehr ähnlich. Lucius ist ein Diener der lsis, Psyche eine Dienerin der Venus (= Isis) . Durch Neugier (curiositas) wird Lucius zum Esel, dem der lsis verhaßten Tier. Psyche läßt sich dazu verleiten, den Ge· l iebten nachts zu betrachten. Ihre curiositas wird mit der Trennung von 1 Eine kurze Zusammenfassung der Hauptthesen dieses Kapitels habe ich im Philo logus 102, 1 958 gegeben. z Apul. XI 1 5 , 1 curiositatis improsperae sinistrum praemium reportasti. 3 Multis et variis exanclatis laboribus magnisque Fortunae tempestatibus et maximis "':tus procellis ad portum Quietis et aram Misericordiae tandem Luci venisti, sagt der lsispriester (XI 1 5 , 1 ). ·I XI 6, 2 pessimae mihique iam dudum detestabilis beluae istius corio te protinus exue. I
Merkelbach
2
Apu l e iu&
Eros bestraft. Den Irrfahrten des Lucius entsprechen die der Psyche: Lucius sucht seine wahre Gestalt, Psyche sucht Eros. In Wahrheit ist das ganze Leben des Menschen eine solche Irrfahrt. Dem Dienst des Lucius bei verschiedenen Herrn entsprechen die Prü fungen der Psyche im Dienst der Venus. Wie Psyche hat auch Lucius Schweigen gelobt.1 Die Weihe des Lucius enthält eine Reise ins Land des Todes ; Psyche steigt zu Persephone hinab. Beide sterben und werden gerettet, Lucius durch die Gnade der lsis, Psyche durch die Liebe des Eros. Am Ende der Weihe wird Lucius zum Ebenbild des Sonnengottes,2 er ist zum Gott geworden ; Psyche wird in die Gemeinschaft der Götter aufgenommen. So spiegelt sich das Schicksal des Lucius im Schicksal der Psyche, und umgekehrt. Daß die Geschichte der Psyche eine allgemeinere Be deutung haben und irgendwie das Geschick der Menschenseele darstellen müsse, ist schon oft gesagt worden. Psyche ist nun einmal nicht irgend ein beliebiger Name. Psy c h e u n d Ch a r i t e
Die Beziehungen der Psychegeschichte zu der Rahmenerzählung sind damit noch nicht erschöpft. Die Geschichte wird in einer besonderen Situation erzählt : Die Räuber, welche den Esel Lucius geraubt haben, entführen später ein junges Mädchen, Charite. Das Mädchen war gerade dabei gewesen, sich zum Hochzeitsfest zu schmücken. Sie ist untröstlich. Da erzählt ihr eine Alte, die bei den Räubern lebt, die Geschichte von Eros und Psyche. Der Esel hört zu. Nach einigen Wechselfällen gelingt es dem Bräutigam der Charite, die Räuber zu überwältigen und sein Mädchen zu befreien. Mit Charite wird auch Lucius aus der Gewalt der Räuber befreit. Charite ist also von ihrem Bräutigam getrennt worden wie Psyche von Eros. Beide bestehen Prüfungen und werden schließlich wieder mit dem Geliebten vereinigt.3 Aber auch zwischen den Schicksalen der Charite und des Lucius gibt es Beziehungen : Beide sind in die Hand der Räuber gefallen. Charite wird von den Räubern befreit, Lucius von der Eselsgestalt. Charite vereinigt sich mit dem Bräutigam, Lucius in der Mysterienweihe mit der Gottheit. 1 XI 1 1 , 3 magno silentio tegendae religionis ; 1 5 , 5 sacramento rogaberis; 2 1 , 7 magna religionis . . . silentia. 24, 5. 2 XI 24, 4 sie ad instaT Solis exornato me. Der ägyptische Name des Sol ist Horos. 3 Vgl. Reitzenstein, Das Märchen . . 18. .
3
Psych e
Diese Parallelismen gehen so ins einzelne, daß an Zufall kaum zu denken ist. Die Geschichten des Lucius, der Charite und der Psyche illustrieren sich gegenseitig. Den irdischen Erlebnissen des Lucius und der Charite entsprechen die mythischen der Psyche. Es ist ein einziges Grundthema, das uns in verschiedenen Variationen entgegentritt. Was das bedeutet, wird uns klar werden, wenn wir eine weitere Reihe von Ähnlichkeiten verfolgen : die der Psychegeschichte mit dem lomythos. Psy c h e u n d Io
Man hat längst gesehen, daß die Geschichten der Psyche und lo sich in vielen Punkten sehr ähnlich sind.l a) lo war eine Priesterin der Hera, Psyche eine ancilla der Venus.2 b) Beide werden von den Menschen verehrt, als ob sie die Göttin selber wären. c) Dies erweckt die Eifersucht der Göttinnen. d} Die Väter der lo und Psyche fragen das Apollonorakel von Deiphi (Aesch. Prom. 658) bzw. Milet um Rat. e) Träume der lo und das delphische Orakel verlangen, daß lo zur Hochzeit mit Zeus zur Wiese von Lerna komme (Aesch. Prom. 652). Das Orakel des milesischen Apoll befiehlt dem Vater der Psyche, sein Kind zur Hochzeit mit einem Drachen auf einem Fels auszu· setzen. f) Durch das Orakel gezwungen und ungern (&xwv) verstößt los Vater die Tochter. Dasselbe gilt von Psyches Vater. g) Zeus vereinigt sich in Liebe mit lo, Eros mit Psyche. Hera und Venus wissen nichts davon. h) Ein Vogel verrät der Hera die Liebschaft des Zeus, der Venus die des Eros.3 Die Liebenden werden getrennt. i} Nun verfolgt Hera die Io, Venus die Psyche . k) Io und Psyche durchwandern in langen Irrfahrten die Welt. Beide sind schwanger. I) Der lo weist Prometheus den Weg, der Psyche Pan. 1 Vgl. Helm, Neue Jahrbücher für das klassische Altertum 33, 1914, 194 und 200. Kerenyi, Roman 189. 192. 218ff. 2 Siehe die Stellen unten S. 6 5 ,2. 3 Ps. Apollodar .Bibi. li 7 fL"fJ\IUCltx\ITO' tiprxxo,. Apul. V 28. ·
I•
4
Apuleius
m) Schließlich befreit Zeus die lo von der Kuhgestalt ; Eros rettet die wie tot hingesunkene Psyche. n) Beide Heldinnen gebären ein göttliches Kind. Man sagt nicht zuviel, wenn man feststellt, daß die ganze Geschichte der lo auf Psyche übertragen worden ist. Psyche ist mit lo identisch. Nun haben die Griechen die argivische Heroine lo mit der ägyptischen Göttin lsis identifiziert.! Wenn aber Psyche mit lo identisch ist, und lo mit lsis, dann ist Psyche auch mit lsis gleichzusetzen. Hier öffnet sich eine überraschende Perspektive. Ist das Mittelstück des apuleianischen Romans ein ver schleierter lsismythos ? Die Ähnlichkeit der Geschichten des lsisdieners Lucius und der Psyche würden sich so leicht erklären :2 Irrfahrten und Rettung des Lucius ent sprechen denen seiner Göttin lsis (-Psyche) . Überhaupt sind die irdischen Irrwege des Menschen nur eine Wiederholung der Irrfahrten der lsis, und aus dem glücklichen Ende jener mythischen Irrfahrt schöpften die Mysten die Hoffnung, auch ihr Lebensweg werde glücklich enden. Psy c h e , Ve n u s u n d I s i s
Wenn Psyche eine Verkörperung der lsis ist, dann müssen auch die anderen Personen der Psyche- Geschichte ägyptische Götter sein. Wer ist Eros, der Gatte der Psyche ? Sein ägyptischer Name ist Harpokrates. Dies ist der Name des jugend lichen Horos.3 Horos ist der ägyptische Sonnengott und der Gatte der 1 Die sehr oft bezeugte Identifikation beruhte auf folgenden Entsprechungen der losage mit dem Mythos der Isis : Nach dem Tode des Osiris irrt die schwangere lsis durch die Welt, um den Leichnam des Gatten zu suchen. Sie geht dabei in Kuhgestalt (Plutarch, De Iside 39 und 52). Sie findet den toten Gatten und erweckt ihn zu neuem Leben als König der Toten. lsis gebiert den Horos, der auf der Erde die Stelle des Osiris einnimmt : Er wird König der Götter und Gatte der Isis. Er gründet Memphis (Ps. Apollod., Bibi. 1110). lo war eine Geliebte des Zens und empfing von ihm einen Sohn. Um die Gattin Hera zu täuschen, verwandelte Zens die lo in eine Kuh. Aber Hera verfolgte lo mit ihrer Eifersucht. Sie jagte die Schwangere in die Fremde. Erst nach langer Irrfahrt fand diese eine Zuflucht in Ägypten. Dort befreite Zeus sie von ihrer Kuhgestalt. Sie gebar den ägyptischen König Epaphos, den König von Memphis. 2 Auf Charite kommen wir unten S. 75ff. zurück. a Bei der Gleichsetzung von D p o� und " E p (J)� mag die Identität der Consonanten eine Rolle gespielt haben. Wie unmittelbar Horos dem Eros entsprach, sehe man aus Plut. De lside 57. T
Psych e
5
lsis, ganz wie Eros der Gatte der Psyche ist.1 Eros-Harpokrates ist auf vielen Statuetten dargestellt. Meist legt er den Finger an den Mund, die Eingeweihten an die Schweigepflicht des Mysten mahnend. 2 Dreimal mahnt Eros bei Apuleius die Psyche zum Schweigen. Aber wer ist Venus ? Ihre ägyptische Entsprechung ist doch wieder Isis ; aber wie kann lsis gleichzeitig Psy dw und Venus sein ? Hier liegt in der Tat eine Schwierigkeit. Aber bevor wir all die merkwürdigen Congruenzen als puren Zufall er klären, welche uns zu dem Schluß geführt haben, Psyche :;ei Isis, wollen wir doch etwas genauer zusehen. Wenn man nämlich erwägt, daß im ägyptischen Mythos Harpo krates der Sohn der Isis, bei Apuleius Eros (-Cupido) der Sohn der Venus ist, dann findet man erneut, daß die Rückübersetzung ins Ägyptische richtig ist. Aber wie soll man sich erklären, daß lsis bei Apuleius in zwei Gestalten erscheint ? - Daran möge man sich nicht Ahb. 1 zu sehr stoßen. Auf dem bekannten Fresco im lsistempel zu Pompei ist dargestellt, wie Isis die Io in Ägypten aufnimmt.3 Auch auf dem Bild kommt Isis doppelt vor. Ü berhaupt erscheint die Göttin j a in vielerlei Gestalt, als Demeter, Hera, Aphrodite, Persephone, Artemis, Nemesis, Tyche usw.4 Um ihre verschiedenen Aspekte zur Darstel lung zu bringen, darf der Mythos sie in zwei Personen aufspalten. Psyche, das ist die leidende Isis, mit der sich die Mysten identi fizieren, aus deren Rettung sie Hoffnung schöpfen. Venus, das ist die regina Isis, welche dem Mysten als Herrin gegenübertritt. Sie ist es, die den Lauf der Welt bestimmt. Er scheint dem Menschen manch mal wunderlich, j a feindlich ; die blinde Fortuna regiert, so sieht es aus, Tyche - auch sie eine Erscheinungsform der Isis. 5 Aber wenn der 1 Plutarch, Amat. 19 p. 764 B AtyuTC-riOI . . . vo(-tt�ouow "Epw-ra -rov �).1ov (Hin weis von L. Koenen). 2 Dies ist die einhellige Auffassung des griechisch-römischen Altertums : Catull 74, 4. Varro, de lingua Latina V 57. Ovid Metam. IX 692. Plut., De Iside 68. Damas kios, vita Isidori 107. Ausonius XVIII 29, Epigr. 25 (p. 286, 27 Peiper). Plin. nat. hist. XXXIII 3, 4 1 . 3 Pfuhl, Malerei und Zeichnung 666. Schefold, D i e pompeianische Malerei Tafel 43. 4 Isis myrionyma: Dessau 4376 a. Sammelhuch griech. Urk. aus Ägypten I 4650. Vgl. Dessau 436 1 ; 4362 una quae es omnia dea lsis. Apul. XI 5. Isidoros, Suppl. Epigr. Graec. VIII 548, 23 8n (-tOUV7J d O"U &TC(XO"(XI al {mo 'rW\1 e.&vwv O\IO(-ta�6(-tE:VCl:l .&e:at C}_).).al. Suppl. Epigr. Graec. VIII 657 Sammelhuch griech. Urk. aus Ägypten 7791. 5 Isi(s)tyche : Dittenherger-Hiller, Sylloge 1 133. Dessau 3687. Isidoros, Suppl. Epigr. Graec. 8, 548-550. Pap. Oxy. 1 380, 51. Apuleius XI 15 spielt mit der geheimen =
6
Apu lei u s
Myste seine Bahn durchlaufen hat, wird er am Ende sehen, daß Tyche nicht böse gewesen ist. Sie hat ihn geprüft, wie Venus die Psyche ; wie Lucius, hat der Mensch viel erleiden müssen. Aber am Ende hat Venus die Psyche zum Olymp emporgeführt, hat Isis den Lucius von der Esels gestalt befreit. Der Mensch erkennt, daß lsistyche ihn zum Heil geführt hat. Der lsispriester spricht im XI. Buch zu Lucius : "Die blinde Fortuna hat das Ende nicht voraussehen können ; sie hat dich zu frommem Glück geführt, indem sie dich mit den schlimmsten Mühen quälte . . . Was haben die Räuber, die wilden Tiere, das Hin- und Herirren auf rauhen Wegen, die tägliche Todesangst jener schlechten Fortuna genützt ? Jetzt bist du wirklich in den Schutz einer Fortuna aufgenommen, aber einer sehenden."1 Der wahre Name dieser "sehenden Fortuna" ist Providentia Pronoia. 2 Die Venus in der Psychegeschichte ist also jene Herrin lsis, deren Handlungen dem Menschen zunächst als Manifestationen der blinden, feindlichen, ja grausamen Tyche erscheinen, und die sich am Ende doch als gnädige Herrin und gütige Vorsehung zu erkennen gibt, welche den Menschen durch alle scheinbaren Fährnisse zum Heil führt.3 Wenn dies richtig ist, dann muß die Geschichte der Psyche bei Apu leius nähere Beziehungen zu den Mysterien der lsis haben, als man hisher gedacht hat. Dies ist auch wirklich der Fall ; wir werden es durch eine Interpretation des Psychemythos beweisen, wobei wir versuchen werden, uns auf den Standpunkt des Isismysten zu stellen. Die folgende Interpretation des Psychemythos ist nicht ohne Vorgänger. Auf S. XXXII-XXXVIII seiner Ausgabe (Leipzig 1842) hat Hildebrand den engen Zusam menhang der Psychefabel mit dem XI. Buch und den lsismysterien vertreten. Auch einige andere ältere Studien haben wichtige Erkenntnisse vorweggenommen. Ich nenne : Johann Adam Hartung, Auslegung des Mährchens von der Seele und des Identität der Fortuna mit Isis. Das Fortunaheiligtum zu Praeneste war in der Kaiser zeit praktisch ein Isisheiligtum, wie die Inschriften und das Nilmosaik zeigen. Daß in V enus zwei verschiedene göttliche Funktionen vereinigt sind, hat auch Erbse gesehen (Eranos 48, 1950, 125). Hildebrand sprach vom fatum (Ausg. S. XXXII und XXXV). 1 XI 1 5 , 2- 3 Fortunae c aecitas dum te pessimis periculis discruciat, ad religiosam istam beatitudinem improv ida produxit mali tia Quid latrone11 , quid ferae, qui d servi tium, quid asperrimorum itinerum ambages reciproc ae, quid metus mortis c oti dianae nefariae Fortunae profuit? In tutelam iam rec eptus es Fortunae sed videnti s 2 Vgl. XI 5, 4 iam tibi prov identia mea inlucescit dies salutaris. 10, 4 deae summatis auxiliaris providen tia. 1 2 , 1 deae maximae prov identia . . . Fortun am superarem. 18, 1 deae providentis adorabile beneficium. Ilp6vot<X als Name der lsis : Pap. Oxy. 1 380, 43. 3 Plotin VI 9 [ 9] 9, 2 5 ff. setzt Psyche ohne weiteres mit Aphrodite gleich, worüber man sich mit Recht gewundert hat. Wenn unsere Hypothese sich bewährt, ist die Erklärung einfach. .
•
•
.
•
•
P s yc h e
7
Mährchens von der schönen Lilie (Progr. Erfurt 1866). Adolf Zinzow, Psyche und Eros (Halle 1881), besonders S. 128-133. Heinrici, Preußische Jahrb. 90, 1897, 390ft'. La vagnini, Annali della Scuola Normale Superiore di Pisa 29, 1923 = Studi sul romanzo greco (Messina-Fircnzc 1950) 109 ff.; Erich Neumann, Apuleius, Amor und Psyche, ein Beitrag zur seelischen Entwicklung des Weiblichen (Zürich 1952). Über das wich tige Werk von Kerenyi s. unten S. 89. Vor allem sind aber die Abhandlungen von Hichard Reitzenstein zu nennen. In seinem Buch "Das Märchen von Amor und Psyche bei Apuleius" (1912) hat er gesagt (S. 21), der Mythos sei noch nicht gefunden, der den Schlüssel zur Geschichte von Eros und Psyche gebe. Er hat diesen Mythos gesucht und noch viermal über Psyche geschrieben: Eros und Psyche in der griechisch-ägyp· tischen Kleinkunst (1914); Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchrist lichen Literatur (Sitz.-Ber. Heidelb. Akad. 1917, Abh. 10); Noch einmal Eros und Psyche (1930); Eros als Osiris (Nachr. Gesellsch. der Wiss. Göttingen 1930, 396 ff.). In der letzten Abhandlung sprach er von der Totenweihe des Osiris. - Die konsequenteste Mysteriendeutung des Psychemythos hat Jeanmaire in einem kleinen Vortrag "Le conte d'Amour et de Psyche" gegeben, in dem er die Geschichte des Apuleius mit den Fresken der villa dei misteri verglich. Er hat die Hauptpunkte richtig gesehen, aber noch nicht von den Iaismysterien gesprochen. -Ich habe mich bemüht, auf diejenigen Stellen älterer Abhandlungen zu verweisen, an denen schon gleiche Ansichten ver· treten worden sind. Aber ich fürchte, hier manches übersehen zu haben. Die Literatur über die Isismysterien ist groß; eine zusammenfassende Darstellung fehlt. Besonders hilfreich waren mir folgende Abhandlungen: Alföldi, A festival of lsis (Dissertationes Pannonicae II 7, Budapest-Leipzig 1937). Berreth, Studien zum laisbuch in Apuleius' Metamorphosen (Diss. Tübingen 1931). Cumont, Les Religions Orientales dans le paganisme romain. Dölger, Nilwasser und Taufwasser (Antike ·und Christentum 5, 1936, 153 ff.). Drexler, Roseher s. v. Isis. Egger, Zwei oberitalische Mystensarkophage. Mitteilungen des Deutschen Archäolog. Instituts 4,, 1951, 35-64. v. Gonzenbach, Untersuchungen zu den Knabenweihen im Iaiskult der römischen Kaiserzeit (Antiquitas Reihe 1 Band 4, Bonn 1957). Gressmann, Tod und Auferstehung des Osiris (Der alte Orient 23, 3, Leipzig 1923). Harder, Karpakrates von Chalkis und die memphitische lsispropaganda (Abhandlung der Preuß. Akad. der Wiss. 1943, philosoph.-hist. Klasse Nr. 14). Hopfner, Komm. zu Plutarch, De lside; Fantes Historiae religionis Aegyptiacae; Griechisch-ägyptischer Offenbarungszauber; Artikelserie im Archiv Orientalni (3, 1931; 7, 1935): Orientalisch-religionsgeschichtliches aus den griech. Zauberpapyri Ägyptens. Lafaye, Daremberg-Saglio s. v. Isis. Morenz, Die Zauberflöte (Münsterische Forschungen 5, Münster 1952). Nilsson, Geschichte· der griechischen Religion II. Peek, Der lsishymnus von Andros und verwandte Texte (Berlin 1930). Roeder, Roseher s. v. Usi-Re; REs. v. Horos, Isis, Sarapis. Rusch, De Serapide et Iside in Graecia cultis, Diss. Berlin 1906. Besonders viel Material zur Erklärung des Psychemythos und der Romane habe ich den Sammlungen von Hopfner entnommen. - Fraser, Two Studies on the Cult of Sarapis (Opuscula Atheniensia 3, Lund 1960) kam zu spät in meine Hand.
8
Ap u l e i u s
I s i s de u t u ng d e s Psy c h e my t h os
Wir wollen nun darlegen, in welcher Weise sich die Geschichte der Psyche auf die lsismysterien bezieht, und sprechen zu diesem Zweck die Geschichte der Psyche durch. Ein König und eine Königin hatten drei Töchter. Die jüngste war so schön, daß die Armut der menschlichen Sprache ihre Schönheit nicht genügend preisen konnte. - Die Schönheit Psyches ist göttlich ; es ist ein erster Hinweis darauf, daß die Heidin eigentlich eine Göttin ist. Die Menschen verehrten Psyche, als sei sie die Göttin Venus selbst, oder als habe die Erde eine neue Venus hervorgebracht. - Hier ist die geheime Identität der Psyche mit Vefus-Isis angedeutet. Wichtig ist auch der Gedanke, Psyche sei eine neue Venus ; er führt auf die in der ägyptischen Religion so charakteristische Lehre von der Reinkarnation der Götter in König und Priester .1 Man opfert dem Mädchen ; wenn sie morgens hervortritt,2 wird Venus angerufen. Darüber entrüstet· sich die wahre Venus und sagt (IV 30) : En rerum naturae prisca parens, en eiementarum origo initialis, en orbis totius <domina)3 alma Venus, quae cum mortali puella partiario maiestatis honore tractor . . . Wer diese Venus ist, ergibt der Vergleich mit XI 5, wo lsis von sich sagt : rerum naturae parens, elementorum omnium domina, saeculorum progenies initialis . . . Daß die beiden Göttinnen, deren Macht in fast identischenWorten beschrieben wird, zusammenfallen, ist offensichtlich. 4 Es verbirgt sich hier hinter Venus nicht nur lsistyche, sondern auch Isis-Nemesis. Nemesis ist auch eine der Erscheinungsformen der lsis ;5 als solche straft sie die Ü berheblichkeiten der Menschen. Die auf Ahb. 2 wiedergegebene Gemme zeigt die Göttin mit der in der Weise 1 Die Griechen haben diese Reinkarnationslehre offenbar mit der pythagoreischen Seelenwanderungslehre gleichgesetzt, und die hermetische Lehre von den Ketten ( cre:�pod) ist von hier zu verstehen. 2 IV 29, 4 in matutino progressu. Man denkt an die Matutinae des Isisdienstes (XI 20, 3. 22, 7. 27, 6). 3 ( domina) add.van der Vliet, vgl. X I 7, 4 orbis totius dominam (von Isis). 4 In IV 30, 2 ist vielleicht zu schreiben: Nimirum communi nominis piame nto ( con tenta) vicariae venerationis incestum sustinebo ... ? 5 Der letzte der vielen Namen, welche Isis in ihrer Selbstoffenbarung bei Ap ul. XI 5, 3 aufzählt, ist Rhamnusia, also Nemesis; dann folgt das verum nomen: Isis. Vgl. ferner P.G.M.VII 503 xup[()(,Tim�, Ne{Le:m�, 'Aap&cr-re:�()(; den Hymnus des Mesomedes an Nemesis-Tyche-Nike; die delischen Inschriften des Sosion, Priesters der Isis-Nemesis und des Sarapis (Roussel-Launey, Inscriptions de Delos 2038, 2062-63 ; Dittenhergcr, 0. G. I. 342). •
.
•
Psyc h e
9
der Nemesis erhobenen Hand ; diese Hand lüpft aber nicht das Ober gewand, wie es Nemesis sonst tut, sondern hat einen Schmetterling (Psyche) gefaßt.l Venus ruft Eros und trägt ihm auf, Psyche mit seinem Pfeil zu treffen und in Liehe zu einem nichtswürdigen Menschen zu stürzen, dem For tuna2 alle Glücksgüter genommen hat. Danach geht sie zum Meer, dessen Wellen sich sofort glätten. Die Nereiden singen und tanzen im Reigen um sie, die Tritonen begleiten sie.3 So fährt Venus zum Okea nos. - Mehr noch ahs Venus ist lsis Herrin des Meeres und der Schiffahrt. Eines ihrer großen Feste ist das im XI. Buch beschriebene navigium Isidis, die 7tAOL<X cpifcrL<X. In der lsisaretalogie von Kyme sagt sie (15) eyw Abb. 2 (\-"\ I > \ > I >f >' (\-"\ I ( 39 ) E"(W 'lTUV\IXO"O"LIX Ep"(<X eupov. IXVEfLWV XIXL\ 'lTUV\IXO"O"'YJulj XOCMe:t. 1 In XI 29, 4, wo Lucius zur dritten Weihe gerufen wird, muß dieser Gedanke wohl auch hergestellt werden : exulta ter futurus, quod alii vel semel vix conceditur, teque de isto numero merito praesume ter (semper F, c o rr Leo) beatum. Durch die dritte Weihe wird Lucius -rptcr6Aßto�. 2 V 2, 2 nullo vinculo nullo claustro nullo custode totius orbis thensaurus ille munie batur. Vgl. Plutarch (oben S. 14 Anm. 5). 3 V 3 Sensit Psyche divinae providentiae beatitudinem. ' XI 1, 4 meque protinus purificandi studio marino lavacro trado septiesque summerso .fluctibus capite deam . . . adprecabar. Das siehenmalige Tauchen zeigt, daß auf ein Hitual angespielt wird. Badehäuser im Iseum zu Eretria : Papadakis, Arch. Delt. 1 , 1 9 1 5 , 1 2 9 : Nock, Conversion (Oxford 1 933 ) 294. .
•
•
.
16
Apuleius
Von Stimmen und xope�IX� spricht der oben S. 14,5 zitierte Plutarchtext, welcher die eleusinische Weihe beschreibt. Daß m a n Vnrriehtungen kannte, um das Essen von unsichtbaren Die nern b ri n ge n zu lassen, ergibt sich aus dem Bericht der clementinischen Homilien iiber die Zaubereien des Sirnon Magus und aus Philostrats Ap oll o n i o l' r o m an . l Der Abend bricht herein, 2 und Psyche geht zu Bett. Mitten in der Nacht3 hört sie ein Geräusch. Psyche erschrickt und fürchtet für ihre Jungfernschaft, und schon ist der unsichtbare Gatte gekommen und macht sie zu seiner Frau. Vor dem Aufgang der Sonne enteilt er rasch. Wir wissen, der Gatte ist Eros-Horos, der ägyptische Sonnengott. Er muß die Geliebte vor Tagesanbruch verlassen, um seine Reise über den Himmel anzutreten. Diese Episode entspricht der heiligen Hochzeit (tepoc; y&.f.Loc;) der lsis mysterien.4 Unzweifelhafte Zeugnisse beweisen, daß zur Einweihung einer Novizin in den Kult der Isis die Liebesvereinigung mit dem Gott gehörte, dessen Rolle ein Priester spielte. bleiben U n l'i d l t h a r .
-
a) Rufin (Eccles. hist. XI 25) erzählt von Tyrannus, einem alexandrini schen Priester des Saturn (= Kronos =Aion= Sarapis), der quasi ex responso numinis diesem oder jenem Anbeter des Gottes verkündete, seine Frau solle im Tempel übernachten. Die Männer waren froh über die gnädige Herablassung des Gottes. 5 Man schmückte die Frau - wie Psyche - und sandte sie mit Geschenken zum Tempel.6 Der Priester 1 Ho mil. li 3 2 , 2 E\1 ad1t\IOL� e:t3w:Act TCct\ITOactTCW\1 ta - [ I > � e:uopxouv 't"L !J.EV e:u EL1J, e:cpw ] pxouv 't"L oe: 't" cx e:vcxv 't"Lot, e:cxv 't"L -rou-rwv e:KACX· J..] �crw. Die Schwestern der Psyche vertreten hier ganz allgemein die Nichtinitiicrten. 2 Als die Schwestern auf dem Berg die tote Schwester beweinen, hat Psyche Mitleid mit ihnen. Der Wind trägt sie zu ihr ins Tal.3 Zuerst freuenI sie sich, daß Psyche lebt ; aber bald werden sie auf ihr Glück neidisch. Sie fragen Psyche neugierig (V 8, 3) aus. Einmal sagt Psyche, ihr Gatte sei ein junger Mann, ein andermal, er habe schon graue Haare.4 Die Schwestern merken bald, daß ein Gott ihr Gemahl ist, den sie noch nie gesehen hat. Sie fürchten, daß j ener Psyche unsterblich machen werde. 5 Sie reden nun der armen Psyche ein, ihr Gatte sei ein Drache, und raten ihr, mit einem Messer sein Haupt abzuschneiden. •
>
T
•
•
\
''
•
welche Psyche verlocken wollen, die Geheimnisse auszuplaudern, werden mit Sirenen verglichen (V 1 2 , 6). Psyche soll sie nicht beachten. Hier ist an Odysseus als Prototyp des wahren Mysten gedacht, der den Lockungen der Sirenen widersteht. Ü ber Odysseus s. unten S. 249 ; auch Lucius vergleicht sich ihm (IX 13, 4). Über die Symbolik des Odysseus und der Sirenen s. H. Rahner, Griechische Mythen 414 ff. ; Courcelle, Rev. Et. Anc. 46, 1 944, 65-93 ; Carcopino, De Pythagore aux apötres 192 ff. 1 Pap. Soc. It. 1 1 62 u . 1 290 ; ich werde an anderer Stelle zeigen, daß es der Eid der Isismysterien ist. Vgl. vorläufig : Annales Universitatis Saraviensis (Philosophie Lettres) 8, Saarbrücken 1959, 51 f. 2 Vgl. Jeanmairc, Psyche 48 : Ce symbolisme ii caractere religieux place volontiers ii cöte des themes qui evoquaient l'idee du salut d'autres themes, d'autres allegories qui signifiaient l'ignorance, les malheurs reserves a l'incredule (z. B. Kirche-Synagoge, kluge-törichte Jungfrauen). Vgl. auch Reitzenstein, Das Märchen 26. - Hildebrand, Ausg. S. XXXII schlug eine andere allegorische Interpretation vor : Sorores quae Psychae fuisse dicuntur, cupiditates sunt turpes et inhonestae corporisque voluptates, quae externa sua tamquam specie gratae ac formosae et dulcedine sua allicientes de· scribuntur, quaeque cum animae arctissime coniunctae sint et eandem cum ea sedem habere videantur, eius sorores apte appellantur. - Da alle symbolischen Erzählungen vieldeutig sind, schließt die eine Deutung die andere nicht aus. 8 Vom Wind heißt es in V 14, 2 nec immemor Zephyrus regalis edicti. Warum regalis ? Weil Horos König ist. 4 Man weiß bei diesem Text manchmal nicht, wie weit man in der Unterlegung eines doppelten Sinns gehen darf. Vielleicht verplaudert sich Psyche nur, damit die Ge schichte weitergeht. Vielleicht hat dieses Verplaudern aber auch einen mystischen Sinn. Horos ist nämlich jung und alt zugleich ; denn er ist mit Kronos identisch : a) Da Horos jedes Jahr neu geboren wird (am 6. Januar), erneuert er sich immer wieder und ist daher die Ewigkeit, Aion. Aion aber ist Chronos/Kronos. b) Barpakrates führt nach seinem Namen die Sichel (&p7t7j\l xp!X't"e:'i:), wie Kronos. c) Als Sonnengott ist Horos je den Morgen jung, j eden Abend alt. Vgl. P. G. M. IV 1695, Mettemichstele 38 (Roeder, Urkunden 87) und Morenz, Äg. Rel. 152 und 176, auch Martianus Capella I 76. 1 V 9, 6 deam illam deus maritus efficiet iam deam spirat mulier . Der Myste hat Anteil am Göttlichen erlangt. - Psyches Sohn wird ein infans aurens werden, •
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
21
Psy c h e
Nach schwerem Seelenkampf entschließt sich Psyche, dem Rat der Schwestern zu folgen. Sie bereitet alles vor. Als Eros nachts entschlafen ist, greift sie zum Messer und entzündet die Lampe. Voll Erstaunen �ieht sie die Schönheit ihres Gatten. Die blonden Haare seines goldenen Hauptes (capitis aurei) glänzen in so übermäßig blitzendem Glanz (splendore nimio fulgurante),1 daß das Licht der Lampe fast verlischt ;2 die Federn der Flügel glänzen hell (�andicant), sein Körper ist glatt und leuchtend (luculentum) . - Hier wird der Sonnengott Horos he schrieben. Von Liehe überwältigt, 3 küßt Psyche den Schlafenden. Ein Tropfen des heißen Öls fällt auf den Gott. Er erwacht und entfliegt. 4 - Psyche hat das Gebot übertreten. Die Strafe ist die Trennung von dem Gelieb ten. Aber warum erzählt der Mythos von einer Heidin, die das Ver hotene tut ? Warum führt er uns nicht eine Psyche vor, die in j eder Hinsicht dem Mysten ein Vorbild sein kann ? Hierauf gibt es mehrere Antworten, die alle richtig sind und einander nicht ausschließen. Zunächst fällt jeder Mensch in Sünde. Die Gnade des Gottes wird sie wieder vergehen ; daher muß die vorbildliche Geschichte Sünde und Vergebung vorführen . Ferner wird in solchen vorbildlichen, man könnte fast sagen p äda gogischen Geschichten ein Verbot dadurch eingeschärft, daß die Strafe für die Übertretun g dem Hörer vor Augen geführt wird . Rotkäppchen --- ----------- ---- -------
prorsus Cupido (V 14, 5). - Zu iam . . . deam spirat mulier, quae . . . ventis ipsis imperat vgl. die Selbstoffenbarung der Isis : l:yw . . &vi!J-(,)V . . :d!J-L xuplo: (Inschrift von Kyme Zeile 39 ; Peek S . 1 24). Pap. Oxy. 1 380, 237 f. cru &vi[J.wv 'TO xpcho� E:xet�. Vgl. Müller, lsisarctalogien 61-67. 1 Vgl. P. G. M. IV 635 -&eov vew'Tepov . . . ttuptv6-rp tza ; die Haare des Eros auf der Gemme Abb. 4 (S. 29) ; den Strahlenkranz des als Sol aufgeputzten Lucius, Apul. Met. XI 24, 4 palmae candidae foliis in modum radiorum prosistentibus (Sol = Horos = Eros ; Lucius trägt in der Rechten eine Fackel.) 2 Vorher hatte es geheißen, daß das Licht der Lampe beim Anblick des Gottes auf leuchtete (lumen hilaratum increbruit) und daß die frevlerische (sacrilega) Klinge hell glänzte. Von dem Sonnengott stammt alles Licht, daher erglänzt die Lampe. Das Wort sacrilegus hat nur in religiösem Zusammenhang Sinn. - Vor dem Bett liegen Pfeil und Bogen, magni dei propitia tela. " Gnädig" sind die Pfeile des Gottes, wenn sie den Menschen mit himmlischer Liebe erfüllen. 3 V 23, 3 Psyche in Amoris incidit amorem. Um des Wortspiels willen, das ver mutlich aus dem Griechischen stammt ( d� "Epv. & ll' d1tov 7te:pl Alyu7t't"LOv &!;o(J.ev.
X c n op h o n v o n Ep h c s o s l'ehaftlich ; tli c
Häuber sprechen ihm Trost zu (&<Xppdv . . . 7t<Xpex&.Aouv) . Habrokomes tmtfernt sich von den Räubern und nimmt ein Schiff nach Ägypten. - Man beachte die Duplizität des Trostes, hier wie oben (119-10) . Inzwischen verkaufen die Räuber in Alexandria Antheia an Kaufleute, diese an einen reichen Inder Psammis. Dieser will sie in sein Bett ziehen. An th e i a aber gibt vor, sie sei der lsis geweiht, und entgeht so den Nach stellungen des Barbaren. - Ein Keuschheitsgelübde vor dem lsisfest bezeugt Tibull I 3, 25 f.1 Nach der Erzählung beruht es auf einer Täu schung, daß man Antheia für der Isis geweiht hält (tr:: p oc T/jittenberger-Hiller, Sylloge 1 132 (s. oben S. 1 1 , 1 ) ; Pap. Oxy. 1380, 1 1 6 (s. oben s. 7r., 1 ).
A ch i l l e u s Ta t i o s
115
Seesturm Gerettete ist von lsis in den Hafen des Heils geführt worden ; er wird die Weihe empfangen. Bei diesem Anlaß wird ihm von einem Geweihten (oder einem Aretalogen) eine Geschichte erzählt, die auf Mythos und Lehren der lsisreligion in verschlüsselter, nur dem Mysten verständlicher Form anspielt. Auch das Gemälde hat eine tiefere Bedeutung. Zeus als Stier ent führt Europa. Dies präfiguriert die gesamte Geschichte : Ein Liebes paar flieht auf das Meer, übersteht seine Gefahren und landet schließ lich am rettenden Ufer.1 Man kann auch interpretieren : Wer sich dem Gott anvertraut, den führt er sicher über das Meer des Lebens. Auch Einzelheiten des Gemäldes sind wichtig. N eheneinanderstehende Bäume "umarmen" sich mit ihren Blättern : Die Liebe regiert die ganze Natur ; auf die geheime Sympathie zwischen den Reichen der Natur. werden wir noch zurückkommen. Seitwärts steht ein Gärtner mit einem Karst in der Hand ; dies spielt auf eine der Prüfungen im lsismysterium an, s. unten 5. 141 . Europa "fährt" auf dem Stier "wie auf einem Schiff". Ihre Beine hängen nach rechts, die linke Hand faßt das Horn des Stiers, die rechte seinen Schwanz (man könnte sagen, das Steuerruder) . Ihr Gewand bläht sich hinter ihr "wie ein Segel". Dies: erinnert an die Darstellungen der lsis Euploia, welche auf einem Schiff mit sich blähenden Segeln das Steuerruder regiert. Europa ist also irgendwie mit der Seefahrerirr lsis identisch, und der Zensstier mit dem göttlichen Stier Osiris-Apis (Sarapis) ;2 bei der Entführung der. Europa "ahmte Zeus einen ägyptischen Stier nach", sagt Achilleus Tatios II 15, 4. Ps. Lukian, de dea Syria 4 berichtet, die sidonische Astarte sei nach der Erzählung eines Priesters der Europa gleich ; der Berichterstatter selbst hält Astarte für Selene. - Die der Entführung ZU• sehenden Gespielinnen der Europa sind dargestellt in der Haltung von, "Freude und Furcht" (zcxpii�; xcxt rp6ßou) . Dies sind Mysterienworte;' s. unten S. 226, 5.
·.
1 Noch ·genauer als die Geschichte des Kleitopbon und . der Leukippe entspricht die des Kaliistheiles lind der Kalli gone (s. unten S. 156 :ff. ) dem Mythos der Europa. 2 Vgl. schon Drexler, Roseher Il 454f. (s; v. Isis). Übrigens besteht eine nahe Ver wandtschaft zwischen den Mythen von Europa und Io. Hier liebt Zeus als Stier ein Mädchen, dort wird ein Mädchen, welches zur Kuh verwandelt wird, von Zeus geliebt. Beide überqueren das Meer und vereinigen .sich endlich mit dem Geliebten. Bei Mo echos ist auf dem Korb der Europa die Io-Sage dargestellt. - lo überquerte den Bo s porus (der davon seinen Namen empfing) bei Byzanz. Aus Byzanz stammt Leukippe; die Heidin unseres Romans. - Europa stammt in direkter Linie von lo ab. Man kann auch sagen, sie sei eine Emanation der lo-Isis. - Ü ber des Moschos Europa s. die Bei-: Iage II.
116
A chilleus Tatios
Wir kommen zur Geschichte des Kleitophon. Er stammt aus Tyros1 und sollte im Alter von 19 Jahren mit seiner Halbschwester Kalligone vermählt werden. Er träumt, er umarme das Mädchen. Aher da er scheint ihm im Traum eine furchtbare große Frau mit zornigem Ge sicht, Schlangen im Haar, einer Sichel in der Rechten, einer Fackel in der Linken, und trennt die heiden. - Die Frau ist Isis.2 Die Fackel als Attribut deutet auf die Mysterien, die Sichel (&p7nJV E:x.p&:re�) auf Har pokrates.3 Der Traum ist mehrdeutig und erfüllt sich zweimal. Zuerst wird die Halbschwester von Kleitopbon getrennt, später auch seine Geliebte Leukippe. Eine Cousine Leukippe mit ihrer Mutter kommt aus Byzanz zu Be such nach Sidon. Kleitopbon lieht Leukippe auf den ersten Blick ; das Mädchen sieht aus, wie ein Bild der Selene auf dem Stier. - Die Be ziehung zu dem eingangs beschriebenen Bild der Europa ist klar, Leu kippe ist mit Europa identisch. 4 Beim Begrüßungsmahl für die Gäste singt ein Knabe von der Liehe des Apoll zu Daphne, und Kleitopbon sagt sich : " Sieh, auch Apollon lieht und schämt sich dessen nicht und verfolgt die Jungfrau ; und du zögerst ? Willst du stärker als der Gott sein ?"5 Diese neue Liehe versetzt Kleitopbon in große Verlegenheit. Er ver abscheut nun die geplante Ehe mit der Halbschwester Kalligone, weil sie ihn von Leukippe trennen wird. Aher wie soll er sich dem Willen des Vaters widersetzen ? In seiner Not bittet er einen Vetter Kleinias um Rat, der schon dem Eros geweiht ist (''Epw'n 't'E't'EAEO'(J.EVoc;) ; "denn du bist schon länger Myste als ich und mit der Weihe des Gottes6 mehr ver1 Tyros ist eine Chiffre für Kronosinsel-Insel der Seligen, s. unten zur Historia Apollonii und zu Antonius Diogenes. Infolge ihres Sündenfalls müssen Kleitopbon und Leu kippe ihre wahre Heimat verlassen und kommen erst nach langen Irrfahrten dorthin zurück. Der Sündenfall symbolisiert den Sturz in die Materie, die Irrfahrt das Leben. 2 Vgl. Xenophon Ephes. III 2, 4. 3 Vgl. P. G. M. III 707 yp&:ljJIXc; eTCt y7jc; 'ApTCoxp&:TIJv &xov•IX tTCt a•6fl.IX'oc; [•o 3e:�LOV 81XXTil)ALOV, 'ÖjL 8e dJ(l)VUfJ.(l)L 8e:8p1Xyf.!.evov otp7t7JV. (81Xx,uÄLOV muß hier heißen " Fingerlein", nicht " Ring" ) . 4 Europa war Isis, und Selene ist es nicht minder, s. Apuleius XI 1-4. Die Heidin wird also in versteckter Weise mit Isis identifiziert. Sie stammt aus einer Stadt, in der ein bedeutender Isiskult bestand. Siehe die von Deubner, Athen. Mitt. 37, 1912, 180 ff. behandelte Inschrift über die Feier der IIAm!Xq>eaLIX im Jahre 2 n. Chr. (auch bei Ehrenberg-Jones, Documents 167 ; Robect, Hellenica 10, 24). 5 Der Vergleich des Helden mit Apollon-Horos spielt auf die geheime Identität des MyHten mit dem Gott an. 8 Was Kleitopbon hier unter der "Weihe" des Eros versteht, ist nur der geschlecht l iche Umgang, für den er die Metaphern der Mysterien verwendet. Von dieser Art der ., Jo:roM wl'ihe" ist die wahre Weihe des Gottes sehr verschieden, die er erst nach langer •
.
.
•
•
•
•
•
•
A c h i l l e u s Ta t i o s
117
traut" ( I 9 , 7 ) . Auf der einen Seite steht der Vater, auf der anderen Eros mit der Fackel in der Hand ; er droht, Kleitophon im Fall des Un gehorsams zu verbrennen (I l l , 3) . Klcinias gibt dem Kleitophon Rat schläge ; dabei vergleicht er die Licbc!;bcziehung einem Mysterium ; " Schweige wie im Mysterium" (I 10, 5). - Leider ist Kleinias kein guter Ratgeber. Er selbst liebt einen schiinen Knaben, was der lsis ein Greuel ist, und gibt dem Kleitophon Anweisu n ge n , wi e er die Geliebte verführen könne. Aber Isis ist eine Göttin d !�r Ehe, nicht der freien Liebe.1 Daß Kleitophon dem Rat des Kleinias fol gt, w i rd ihn in großes Unglück stürzen, durch den Zorn der Isis. Natürlich nimmt die Liebe des Kleinias zu dem Jüngl i n g kein gutes Ende. Zwar erwidert dieser die Liebe ; aber sein Vater will d!m Sohn verheiraten, zum großen Kummer der beiden Liebenden. Der .J ü n gl i n g äußert seinen Abscheu vor der Ehe, vor dem Flötenspiel und Faekd geleit, und reitet fort auf einem Pferd, das ihm Kleinias geschenkt hatte. Kurz darauf meldet ein Bote, der Jüngling sei vom Pferd ge stürzt und wie Hippolytos zu Tode geschleift worden. Der Vater be klagt die Entstellung des Leichnams : "Du bist einen doppelten Tod gestorben, der Seele und des Leibes . . . Wann wirst du heiraten, du ungeweihter Bräutigam ? Dein Brautgemach ist das Grab, deine Hoch· zeit der Tod, dein Hochzeitslied die Totenklage ; ein anderes Feuer hoffte ich dir zu entzünden . . . . Ach was für ein schlimmes Fackelgeleit" (I 13). - Das Pferd, welches der verliebte Kleinias dem Knaben ge· schenkt hatte, hat ihm den Tod gebracht. Kleinias hat durch seine nn· erlaubte Leidenschaft selbst den Tod des Geliebten verschuldet, den leiblichen wie den seelischen. Gleichzeitig ist die "Weihe" der Ehe hier ein Bild für die lsisweihe. Der Jüngling hatte sie meiden wollen ; dies bedeutete leiblichen wie seelischen Tod. Kleitophon kehrt nach Hause zurück und findet die Geliebte im Gar ten. Dort wachsen schattige Bäume, eine kühle Quelle sprudelt und Enthaltsamkeit erreichen wird. - Viele der unten besprochenen Bilder sind als Topoi der Liebespoesie bekannt. Das Zusammentreffen ist kaum zufällig. Man erinnere sich z. B. daran, daß viele der römischen Hetären Dienerinnen der Isis und des Amor Harpokrates waren. Die Namen Delia, Nemesis, Cynthia kann man fast als signa von Isismystinnen auffassen (Delos mit dem heiligen Berg Kynthos war ein wichtiger Kult ort der Isis mit engen Beziehungen nach Italien) . Diese Mädchen waren im Mysterium in die Liebe eing eweiht worden, und ihre über die körperlichen Beziehungen weit hinausgehende Anziehungskraft mag damit zusammengehangen haben, daß sie ihren Beruf als Dienst an ihrem Gott auffaßten. So ist die Mysteriensprache ins Profane übertragen worden. - All dies nach Hinweisen von L. Koenen. 1 s. s. 32.
118
A ch i l l e u s T a t i o s
Blumen blühen. Alles erinnert an die Liebe : die Blätter umarmen sich, Epheu und Winde umschlingen Platane und Fichte, Reben blühen. Zikaden und Nachtigallen singen die Liebesmythen der Eos und Pro kris, ein Pfau spreizt die Flügel um sich dem Weibchen zu zeigen. Klei topbon spricht zu seinem Diener Satyros über die Liebe der Tiere im Beisein der Leukippe. - Der Diener Satyros, der Kleitopbon durch den ganzen Roman begleitet, führt seinen Namen nicht umsonst. Jeder Satyr ist ein Diener des Dionysos-Osiris ; dieser " Satyr" vertritt einen Mysteriendiener. Alle erwähnten Pflanzen und Tiere haben eine gute Vorbedeutung für die Liebe des Kleitophon. Epheu und Fichte sind immergrün und daher Symbole der Unsterhlichkeit.1 Der radschlagende Pfau und die Palme erinnern an die Sonne und deuten ehenfalls auf Unsterblichkeit2 und ewige Wiedergeburt. Natürlich sind sie gleich zeitig Symbole des Mysteriums ; die Beziehung der Liehe des Kleito pbon und der Leukippe auf das Mysterium wird sich noch oft erweisen. Vor allem aber weist alles in dem wunderbaren Garten3 auf die Liehe. Nun waltet zwischen den Reichen der Natur - den Steinen, Pflanzen, Tieren, Menschen - auf geheimnisvolle Weise Sympathie und Anti pathie. Wer von Liehe in der Natur ringsum umgehen ist, muß nach dem Sympathiegesetz selbst von Liehe erfüllt werden. So wird es auch Kleitopbon und Leukippe ergehen. Die okkulten Lehren von den wunderbaren Kräften ( ocA'ijc; -ro xctAAoc;. T fjV )((Jil[l(Xv opoctc;. Für die asyndetische Reihung im Symbol s. Kerenyi 103-105. •
A ch i l l e u s T a t i o s
1 5:1
Herrin Aphrodite, zürne uns nicht :1 wir sind nicht übermütig gegen dich, wir wollten nur nicht die Ehe ohne den Vater schließen. Nun ist der Vater da, nun komm auch du, sei uns gnädig." - Alle Mysten sind untereinander Brüder,2 und der Priester ist ihr Vater. Ohne die Weihe des Vaters, des Priesters, würde Artemis-lsis dem Paar nicht gewogen sein ; doch wenn die Weihe im Tempel vollzogen ist, kommt sie gnädig als Aphrodite. Nun fragt Kleitopbon den Priester, was 'l'herl'm ulrns gemeint habe. als er der "falschen Jungfrau" Leukippe mit der Syrinx drohte. Der Priester erklärt, daß eine Höhle hinter dem Tempd so h e i ßt , welche nur Jungfrauen betreten dürfen. Kurz hinter dem E i n ga n g i l't eine Rohrflöte (Syrinx) .3 Einst hat Pan ein Mädchen Syrinx v e r fol gt., die sich in Schilf verwandelte, um ihm zu entfliehen . Pan schnitt tl a l' Sc� hilf ab und fertigte aus ihm die Flöte ; indem er ein Liebeslied blict;, kiiUr:e er in den Rohrpfeifen die Geliebte. Diese Syrinx hat Pan in der Grotte der Artemis geweiht. Das Betreten der Syrinxhöhle ist eine Jungfern probe. Man schließt die Tür zu, nachdem das Mädchen sie betreten hat. Ist sie Jungfrau, so ertönt ein helles Lied der Flöte, nach kurzer Zeit öffnet sich die Tür von selbst und das Mädchen tritt heraus, das Haupt mit Fichtengrün bekränzt. Hat sie die Jungfernschaft verloren, so hört man statt der Töne der Syrinx einen Klageruf und das Mädchen kommt nie mehr zum Vorschein. - Man kann kaum bezweifeln, daß hier auf Initiationsprüfungen in unterirdischen Gängen bei einem lsis tempel angespielt wird.4 1 VIII 5, 8 !LT. ve:!J.e:a-lj a-tj Lt;, Anspielung auf Isis- Nemesis ? 2 Besonders merkwürdig ist bekanntlich P. G. M. IV 1 1 3 5 x(l(lpe:Te: o!c; To x(l(l· pe:Lv lv e:ö/.oy(O(L 8!8o't"O(L &8e:l.cpoi:c; XO(t &8e:/.cp(l(i:c; oa!mc; :KO(t oO't(l(Lc;. 3 O'Üp Ly� heißt a) Rohrflöte, b) hohler Gang, Höhle, überdeckte Galerie ; die unter irdischen Grabkammern der ägyptischen Könige bei Theben hießen aup Lyye:c;. Im Isiskult ist Syrinx-Querflöte vielleicht nur ein Bild für "unterirdischer Gang, Grab". Vgl. Apuleius V 25, 3, Longus II 33/4 und die Darstellung des Pan mit der Flöte in der Villa dei misteri. - In Hierapolis in Phrygien war unter dem Apollontempel eine Höhle, deren giftige Luft selbst durchfliegende Vögel tötete. Nur Geweihte konnten sie betreten ohne Schaden zu nehmen. Die Neuplatoniker Damaskios und Doros sind hinabgestiegen tmd unversehrt wieder heraufgekommen (Damaskios, vita lsidori 1 3 1 ). - Einen :flötenspielenden lsispriester mit Moroslocke neben einer Sphinx sieht man auf einer alexandrinischen Terracottagruppe (Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschafts geschichte der hellenistischen Welt Tafel 1 1 1 , 2). 4 Heliodors Kalasiris wird in Deiphi über die Irrgänge der Syringen (aup(yyrov n-l.rivljV II 27, 3) befragt. - Eine ähnliche Grotte wie bei Achilleus Tatios beschreibt der Gnostiker Bardesanes bei Stob. ecl. I p. 66 ff. als indische Merkwürdigkeit. Auch zu dem Styxwasser von VIII 12 findet sieh dort eine merkwürdige Parallele. Vgl. Boll, Philol. 66, 1 907, 11 ff.
1 54
A c h i ll e u s Ta t i o s
Leukippe ist sofort bereit, diese Prüfung zu bestehen ; als ihr Vater Bedenken hat, sagt sie : "Sei guten Mutes, Vater, über mich und glaube meinen Worten. Bei Artemis, wir haben nicht gelogen." - Der "Vater" ist der Prie8ter, der geistliehe Vater. In VIII 8, 14 wird auch darauf hingedeutet. Thersandros wirft dem Sostratos vor, er sei nur ein Schau spiel-Vater (mx-rpoc; u7toxpLTijc;) . Das ist im Zusammenhang des Romans unwahr ; aber das an der Oberfläche Unwahre zeigt die Mysterienbedeu tung an. Nach zwei Tagen wird der Prozeß des Kleitopbon zu Ende geführt. Thersandros entrüstet sich darüber, daß der Angeklagte in weißem Kleid erschienen ist. Er wirft dem Priester vor, daß er einen zum Tod verurteilten Mann, der gefesselt gewesen sei, aus den Fesseln befreit und entgegen dem Urteilsspruch gerettet habe ; statt im Gefängnis habe der Verurteilte im Tempel gewohnt .I Die Beziehungen auf die Mysterienweihe sind klar ; das weiße Kleid ist das Kleid des lsismysten. Der Prozeß zwischen Kleitopbon und Thersandros ist nun ganz der mythische Prozeß zwischen Horos und Seth. Vgl. auch das Gericht über den Toten vor der Bestattung, Diodor I 92 . Für Kleitopbon spricht der Priester der Artemis. Im ersten Teil seiner Rede greift er die ausschweifende Lehensweise des Thersandros heftig an ;2 in seiner Jugend schon sei er ein Lustknabe gewesen usw. Die Knabenliehe ist ein typisches Vergehen des Seth, vgl. oben S. 67, 1 . Im mythischen Prozeß zwischen Horos und Seth vertritt Thoth die Partei des Horos. Ihm entspricht bei Achilleus Tatios der Artemis priester. Der zweite Teil der Rede des Priesters verteidigt Kleitophon. Er ist von Thersandros ins Gefängnis geworfen worden, ohne daß ein Haft befehl ergangen wäre. Ganz aus eigenem Ermessen züchtigt Thersan dros, richtet, befiehlt zu fesseln, und der Zeitpunkt des Gerichts ist der Abend. - Die Züchtigungen und Fesselungen, welche zu den Proben der lsismysterien gehören, sind von keinem Polizeipraefekten ange ordnet und finden nachts statt. -
1 Wenn einem Priester so etwas erlaubt ist, dann - "steh auf von deinem Platz, Gcrichtspräsident, und tritt ihn dem Priester ab", so ruft Thersandros. Dies spricht pLtr(J.<X't"<X) oder Talismanen ("rZAZO'fL<X't"IX) , welche dem Mysten bei der W cihc übergehen wurden. Aber Tyche wollte die Hochzeit der Kalligonc mit K leitopbon nicht. Als der Vater das Voropfer bringt, raubt ein Adler da;; Opfertier. Das Vorzeichen bewahrheitet sich nur zu bald. Ein vornehmer, aber leicht sinniger junger Byzantier, Kallisthenes, hatte sich auf d it� Erzählungen von der Schönheit der Leukippe hin in sie verlieht, ohne Hit� je gesehen zu haben. Aber der Vater der Leukippe, Sostratos, weist se i n e Werlnmg ab. - Der "Vater" ist der Priester, welcher diese Verhindung nieht. erlaubt. Als Kallisthenes seinen Willen doch durchsetzen will, lenkt. Providentia alles ganz anders. Kaliistheues will nun Leukippe rauben. Als er hört, das Mädchen sei nach Tyros gehracht worden, beschließt er, sie von dort zu entführen. Zur gleichen Zeit erhalten die Byzantier ein Orakel, sie sollten dem He rakles von Tyros (Melkart) ein Opfer darbringen, "wo Hephaistos die Athene umarmt". Damit ist ein heiliger Ölbaum (E:f..<X t<X Athene) im Zentralheiligtum von Tyros gemeint,! um den "Feuer gepflanzt" ist.2 Bei dieser Gelegenheit werden auch noch andere "geheime" Wunder der Natur erwähnt, "Mysterien" des Feuers im Wasser (vgl. oben S. 96, 3 über die Feuertaufe der Valentinianer und des Anaxilaos) und andere mehr, die ich nicht im einzelnen erklären kann, die aber zweifellos ebenso einen Mysteriensinn haben. Kallisthenes fährt mit der Festgesandtschaft nach Tyros. Dort bringt man ein großartiges Opfer, u. a. ägyptische "Nilstiere",3 deren Hörner dem aufgehenden Mond gleichen. Er kundschaftet alles aus, verwechselt aber Leukippe mit ihrer Cousine Kalligone. Dann mietet er in der Nachbarschaft "Fischer", die als "Räuber" Leukippe entfüh ren sollen. Dies geschieht an einem Festtag (7t<Xvljyup �c;), an welchem alle =
=
1
Auch von Nonnos 40, 469 ff. erwähnt. Unter dem Baum wurde ein Feuer unterhalten. Vgl. Eisler, Orphisch-dionysische Mysteriengedanken in der christlichen Antike (Vorträge der Bibliothek Warburg 1 922/3, II. Teil) 222. 3 Am 1 . Pachon (Erntefest) opferte der ägyptische König einen weißen Stier, s. Moret, Mysteres Egyptiens (1913) 8. 2
A ch i l l e u s Ta t i o s
1 58
Jungfrauen der Stadt zum Meer gehen. Auf ein verabredetes Zeichen hin (a"'J[Ldov) wird Kailigone geraubt.! Auf See erfährt Kallisthenes, daß er das verkehrte Mädchen entführt hat ; aber er ist von ihrer Schön heit so entzückt, daß er seinen wilden Übermut ganz ablegt. "Herrin, halte mich nicht für einen Räuber . . . . Die Liebe hat mich zu einem Schauspieler der Räuberei (:A"'Ja-n:(occ; {mox.pvr�v) gemacht. . . . Ich werde deine jungfräuliche Ehre wahren" (VIII 17, 3) . - Diese Entfüh rung bei einem religiösen Fest bezieht sich wieder auf das Mysterium ; Kal listhenes nennt sich selbst einen Schauspieler. Gleichzeitig aber hat sie eine ähnliche symbolische Bedeutung wie die Flucht des Kleitopbon und der Leukippe. Daß Kailistheues Kalligone raubt, ist eine Sünde seiner Jugend, die er nur dadurch sühnen kann, daß er die Jungfräu lichkeit der Geliebten respektiert. Nur durch Enthaltsamkeit kann der Mensch, der einmal aus dem himmlischen Reich in die irdische Materie gestürzt ist, sich die Rückkehr nach oben (nach Tyros) verdienen. Nach der Ankunft in Byzanz bewährt sich Kaliistheues im Krieg der Byzantier gegen die Thraker hervorragend. Den Onkel der Kalligone, Sostratos, nennt er "Vater". - Er bewährt sich im Leben als Soldat des Eros-Horos und ehrt den Priester der Isis. Nach dem Sieg der Byzantier waren Sostratos und Kailistheues als Festgesandte nach Ephesos und Tyros gefahren. Dieser hatte Kalligone mitgenommen, um sie nach dem Gesetz von ihrem Vater als Gattin zu erbitten. - Er führt also die Geliebte in ihre rechte Heimat zurück und empfängt sie aus der Hand des Priesters als Gattin. Sostratos, Kleitopbon und Leukippe fahren nach Byzanz. Dort wird die Hochzeit gefeiert. Von da fahren sie nach Tyros und feiern dort die Hochzeit des Kaliistheues und der Kalligone. Nun ist auch Kleitopbon in die Heimat zurückgekehrt. Im nächsten Jahr fahren dann alle in die lsisstadt Byzanz, die Heimat der Leukippe und des Kallisthenes. Der Roman des Achilleus Tatios enthält wieder eine Reihe starker Beweise dafür, daß die antiken Romane Mysterientexte sind. Ich er innere vor allem an die gespielte Mumifizierung (Osirisweihe) der Leu· kippe, an den Zusammenhang des Vogels Phönix mit der Nilflut und an die heilige Hochzeit der Melite-lsis mit Kleitophon. Manches andere wird dem modernen Leser zweifelhafter scheinen. "Darf man so häufig I
Kallisthenes raubt Kalligone am Strand aus den anderen Jungfrauen wie Zeus die
l•:uropa.
A chi l l e u s Tatios
1 59'
von einem stellvertretenden Opfer sprechen, wie das hier geschehen ist ? Kann wirklich eine Person (z. B. Thersandros) ihre Funktion in der Erzählung wechseln und zwei entgegengesetzte Rollen spielen ? Ist es zulässig, zwei verschiedene Episoden der Erzählung auf ein Ritual zu beziehen (z. B. Verwundung des Klcitophon am Schenkel Tod des Chaireas durch die Seeräuber) und anzunehmen, daß der Erzähler eine Kulthandlung in zwei Erzählun gen aufgespalten hat ? Kann man nicht mit solchen Methoden wie ein Taschenspieler alles in alles umdeu ten und entsprechend alles beweisen ?" So wird sich mancher fragen. Ich würde darauf antworten : 1 . Man kann keineswegs alles in alles umdeuten. Die mystischen Bedeutungen der einzelnen Episoden liegen im wesentlichen fest, und das Denken der Mysterientheologen läuft in festen, von der Tradition vorgegebenen Bahnen. Die Schwierigkeit für uns liegt nur darin, daß wir die richtigen Deutungen erst erlernen müs sen wie Vokabeln einer fremden Sprache - nein, nicht erlernen sondern erschließen. Hier kommt man nicht ohne Versuche weiter, und darum habe ich mich in der vorangehenden Darstellung nicht nur auf das ohne weiteres Einleuchtende beschränkt, sondern alles angegeben, was ich ermittelt zu haben glaube. Die folgenden Kapitel werden manche der hier gegebenen Deutungen durch Parallelen stützen. Aber daß man nicht alles in alles verwandeln kann, zeigt der Roman des Chariton. Dieser Autor hatte ein allgemeines Empfinden für den religiösen Wert des Romans, aber der mystische Sinn der einzelnen Episoden war ihm nicht bekannt. Auf Schritt und Tritt widerspricht seine Erzählung dem Sinn, welchen die Episoden nach der Mysteriendeutung haben sollten.1 Ich habe daher in diesem Buch Chariton nicht behandelt. 2. Die neuere Psychologie hat vielfach den Zusammenhang der mythenbildenden Phantasie mit dem Unterbewußtsein, welches die Träume heraufsendet, nachgewiesen. Wer nur ein bißchen in den Traum büchern der Psychologen herumgelesen und eigene Träume analysiert hat, dem sind die oben als besonders fraglich bezeichneten Verschie bungen geläufig. Immer wieder tritt der Träumende in anderer Person auf, vertritt eine Traumfigur zwei Personen des Alltags, ist eine Person der Wirklichkeit in zwei Traumfiguren aufgespalten . Die Sache ist viel weniger wunderlich als es dem logischen Verstand auf den ersten Blick scheint. =
1 Dafür ist Chariton den anderen Romandichtern in literarischer Hinsicht in manchen Punkten überlegen. Er brauchte keine Rücksicht auf einen Hintersinn zu nehmen und konnte einfach erzählen, wie es der Zusammenhang seines Romans forderte.
1 60
A c h i l l e u s Ta t i o s
3. Die von m1r gegebenen symbolischen Romandeutungen sind den Mythendeutungen der Psychologen verwandt und wären ohne das Vor angehen der Psychologen nicht möglich gewesen. Sie unterscheiden sich aber von ihnen nicht unwesentlich. Der Psychologe deutet einen My thos aus sich allein. Hier aber wird der Roman immer in Beziehung gesetzt zum Mythos, zum Ritual der Mysterienweihe und zum Lauf des menschlichen Lehens. Nur die Deutung ist zulässig, welche a) im Zu sammenhang des Romans sinnvoll ist, welche h) sich als Wiederholung des Mythos verstehen läßt, für die sich c) ein Anhaltspunkt im My sterienritual nachweisen oder doch wahrscheinlich machen läßt, und die d) eine symbolische Bedeutung für das Leben des Mysten hat. Die Deutung muß also vier verschiedenen Gesichtspunkten gerecht werden. Damit ist die Möglichkeit zu phantasieren zum mindesten stark einge schränkt ; in der Regel wird diejenige Deutung, welche von allen vier Blickrichtungen her sich bewährt, die richtige sein.1 1 Auch die Mythendeutung sollte künftig nicht mehr an den Ritualen vorbeigehen. Bei den frühen Menschen waren Gedanke und Handlung viel enger verbunden als bei uns ; j eder Gedanke drückte sich in einer Handlung aus. Das Denken war anschaulich, und zwar so, daß es sich in einer sichtbaren Darstellung präsentierte. Solange man frühe Mythen allein aus den Texten zu deuten versucht, werden die Fehlerquellen immer groß bleiben. Sobald es gelingt, den zugehörigen Kult aufzufinden und in die Ü ber legung mit einzubeziehen, hat man Chancen, das Rechte zu treffen.
D I E H I S T O R IA AP O L LO N i l R E G I S TYRI Auch der Historia Apollonii liegt ursprün glich ein griechischer lsis roman zugrunde. Er ist etwa in der ersten Hälfte des dritten Jahrhun derts ins Lateinische übertragen worden.l Am; d ie se m lateinischen Text hat dann ein christlicher Bearbeiter im 5.j6. Jahrh. d ie stark verkürzte Fassung hergestellt, die wir besitzen. Der Epitomator hat die Stellen umgeändert, an denen Diana-Isis selbst in die Handlung eingriff und das Geschick der Hom an liguren zu m Guten wandte. Aber einige Spuren der ursprünglichen l•'assung s ind stehen geblieben, so daß sich diese ohne Schwierigkeit rekonstruieren läßt. Ferner ist die Eingangspartie des Romans überarbeitet : Die Er zählung von König Antiochus und seiner Tochter ist mit dem übrigen Roman nicht mehr organisch verbunden.2 In Antiochia wohnte ein König Antiochus mit seiner wunderbar schönen Tochter, "an der die Natur in nichts gefehlt hatte, außer daß sie sterblich war". Der Vater lebte mit ihr in einem sündigen Liebes· verhältnis. Um sie nicht zu verlieren, gab er ihren Freiern Rätsel auf. Wer sie löste, sollte die Tochter zur Ehe erhalten ; wer die Lösung nicht fand, mußte sterben. Viele verloren ihr Leben. Endlich kam Apollonius von Tyrus. Er löste das Rätsel, welches sich auf den Liebesbund des Vaters mit der Tochter bezog. Aber er erhielt den versprochenen Lohn nicht, sondern mußte fliehen. - Das Liebesverhältnis des Antiochus und seiner Tochter ähnelt sehr dem des Kinyras und seiner Tochter Myrrha, der Eltern des Adonis. Es fehlt nur der Sohn des Antiochus, welcher dem Adonis entspricht. Dieser Sohn ist ursprünglich Apollonius selbst gewesen. Nach dem Tod des Antiochus nämlich soll ihm Apollonius als König nachfolgen ; Apollonius selbst nennt das Reich des Antiochus "mein väterliches Reich". 3 Er ist also im Geheimen mit Adonis-Osiris identisch, wie so viele Helden griechischer Romane. Man wird sich den ursprünglichen Zusammenhang des Apollonius romans etwa folgendermaßen zurechtlegen können : Apollonius war der 1 Vgl. Klebs, Die Erzählung von Apollonius aus Tyrus (Berlin 1 899) 187 ff. , be sonders 191 ff. (über die Münzangaben). 2 Über die Ungeschicklichkeiten in der Motivation vgl. Rohde 417 ff. und Klebs 308. 3 patrium regnum, Kap. 48 p. 108, 1 Riese (Rezension B). Hier hat der Bearbeiter eine Spur der ursprünglichen Fassung stehen gelassen. II
Mcrkelbach
1 62
D i e His t o r i a A p o l l o n i i R eg i s Ty r i
Sohn des Königs Antiochus und seiner Tochter. E r wuchs a m Hof des Kii nigs auf, ohne seinen Vater zu kennen. Als er seine Mutter nach dem Vater fragtc,1 antwortete sie ihm mit einem Rätsel : Scelere vehitur, ipsius carnc utitur ; quaere fratris mei patrem, meae matris generum, uxoris suac patn�m, filii sui avum. 2 Apollonius löste das Rätsel und erschrak. Er beschloß, Buße zu tun für die Sünde seiner Eltern und allein in die Welt zu ziehen. - Dies ist wieder eine Allegorie des Sturzes der Seele i n die Materie. Ihre Ursache ist, ähnlich wie im hermetischen Poimandres, eine Leidenschaft des Erzeugers für sein Geschöpf: TOV O!Xnov TOU -3-IX.v& TOU E:pwTIX (Corp. Herrn. I 18) . Die Irrfahrt des Menschen auf Erden ist eine sühnend e Wallfahrt für jenen ersten Sündenfall. Apollonius stammt aus Tyrus, und das muß auch im Urroman so gewesen sein.3 Nun ist die Kronosinsel Tyrus, wie schon oben S. 116 angedeutet wurde und unten S. 227 noch deutlicher werden wird, eine Allegorie der Seligeninsel, des Elysiums. Wir werden also wieder auf dieselbe Deutung zurückgeführt : Wegen des Fehltritts des Vaters muß der Sohn die himmlische Heimat verlassen. Dem Rätsel, welches dem Apollonius aufgegeben wird, entspricht ein anderes Rätsel, welches jeder Myste lösen muß : Er muß hinter das Geheimnis kommen, daß er von Gott abstammt, daß aber seine Erzeu gung einen Sündenfall bedeutete, den er auf der Irrfahrt des Lebens sühnen muß. Wir kehren zu dem überlieferten Roman zurück. Apollonius flieht nach Tyrus, füllt ein Schiff mit Getreide und fährt ab. Er landet in Tarsus, wo gerade Hungersnot herrscht, und verteilt dort das mit gebrachte Getreide. Die Bürger danken ihm mit Akklamationen.4 Apol1 Vgl. die Frage des Horos nach seinem Vater in der altägyptischen Erzählung von Wahrheit und Lüge, oben S. 7 1 . Horos-Apollon ::::; Apollonius. 2 So ungefähr muß das Rätsel gelautet haben. In unserem Text steht : (Cap. 4) scelere vehor, materna carne utor, quaero fratrem meum, matris meae filium, uxoris meae virum : nec invenio. Daß es, auch in der abgeänderten Form, im jetzigen Text nicht paßt, braucht nicht ausgeführt zu werden. 3 Nach dem Tod des Antiochus kommt ein Schiff aus Tyrus nach Kyrene und melde; dem Apollonius, daß ihm die Herrschaft aufbewahrt werde. Damit muß doch wohl die Herrschaft über Tyrus gemeint sein. Auch ist von Antiochia am Ende des Romans keine Rede mehr ; es ist im alten Isisroman gar nicht vorgekommen. � Soll Apollonius als Getreidespender mit Osiris identifiziert werden ? - Auch in dieser Partie ist der ursprüngliche Zusammenhang auf manche Weise gestört. König Antiochus verfolgt Apollonius mit seinem Zorn und will ihn töten lassen. Als das miß linp;t, setzt er einen hohen Preis auf seinen K opf. Dies erfährt Apollonius in Tarsus von einem gewissen Hellenieus (oder Hellanicus), der unbegreiflicherweise später in K y rerw leh l (cap. 5 1 ). Apollonius bittet nun die Bürger von Tarsus, zum Dank für die
1 63
D i e H i s t o r i a A p o l l o n i i R eg i s Ty r i
lonius reist weiter. Sein Schiff geht in einem Seesturm unter ;1 er allein rettet sich auf einer Planke bei Kyrene ans Ufer.2 Ein alter Fischer nimmt ihn freundlich auf. Er zerschneidet seinen einfachen Mantel und bekleidet mit der Hälfte den Nackten. - Ähnlich wird bei Apuleius (XI 14) der nach der Rückverwandlung aus dem Esel nackt dastehende Lucius sofort von einem Isisdiener bekleidet, dort mit einem linnenen Gewand, dem Weihekleid des lsismysten . Unsere Szene muß dieselbe Bedeutung gehabt haben. Der "Fischer" ist, wie hei Xenophon und Aehilleus Tatios, eine Person des Mysteriendramas. Man vergleiche, wie Apollonius am Ende des Buches im Beisein seiner Gattin dem Fischer dankt (cap. 51) : "Dieser ist mein Brautgeleiter (paranymphus), der mir half, als ich schiffbrüchig war, und mir den Weg zu dir (zu seiner Frau) zeigte." Der Fischer weist Apollonius den Weg zur Stadt. Im Gymnasium3 spielt gerade der König. Apollonius fängt einen Ball auf, den der Kiinig geworfen hat, und wirft ihn zurück. Der König wirft ihm den Ball immer wieder zu ; er und alle Anwesenden staunen über die Geschicklichkeit des Apollonius heim Spiel. Dann massiert er den König so geschickt, daß der alte Herr wieder zum Jüngling wird. Der König lädt Apollonius zum Mahl ein.4 Seine Tochter Archistratis, die heim Mahl anwesend ist, fragt Apollonius nach Namen und Schicksal. Apollonius erzählt sein Geschick. Danach zieht er ein Prachtgewand an, bekränzt sein Haupt, nimmt eine Leier zur Hand und betritt das Gemach. Nun glauben die Gäste, nicht Apollonius, sondern Apollon vor sich zu sehen.5 - Die Identifikation mit einem Gott ist uns schon oft begegnet. Apollon ist der griechische Name des Horos. Getreidespende "seine Flucht zu verbergen". Daraufhin stellen die Tarsier eine S t atue Apollonius mitten auf dem Fomm auf; er hält in der rechten Hand Früchte und tritt mit dem linken Fuß auf einen GetreidescheffeL Nach einiger Zeit reist Apoll on i u s weiter premente Fortuna (cap. 1 1 ). Vgl. Rohde 422 f. 1 Dem Schiffbmch entspricht im Ritual die Taufe. 2 Hier und im folgenden war die Phaeakenepisode der Odyssee Vorbild des Apollo niusromans. Wir haben schon gesagt, daß Odysseus ein Urbild aller Irrfahrer in den !!;riechischen Romanen ist ; vgl. unten über Heliodor. - In Kyrene bestand ein Kult der Isis. Ein Heiligtum ist ausgegraben worden. 3 Das Gymnasium ist mit einem Bad verbunden. Vermutlich hat Apollonius ur �prünglich das Bad des Mysten genommen (Apul. XI 23). 4 Das Mahl kann rituelle Bedeutung haben. 5 16 ut discumbentes non Apollonium sed Apollinem existimarent. 18 regina credit (sc. Apollonium) genus esse deorum. Für den Kranz vgl. Apuleius XI 24, 4 ; Peek, Grie .:hische Versinschriften 1 55 6 , 7. des
•
•
.
D i e 11 i s t o r i a A p o l l o n i i R eg i s Ty r i
1 64
Apollonius spielt noch komische und tragische Rollen, und alle be zeugen, so etwas noch nie gehört oder gesehen zu haben. Apollonius unterrichtet nun Archistratis in der Musik. Sie verliebt sich in den schönen Fremden und wählt ihn statt anderer Bewerber zur Ehe. Unter freudiger Anteilnahme der Bürger richtet man die Hochzeit aus. Die jungen Gatten lieben sich in wund erbarer Weise.! Bald erwartet die junge Frau ein Kind. Inzwischen ist König Antiochus gestorben. Sein Königreich wird dem Apollonius aufbewahrt.2 Apollonius beschließt, nach Antiochia zu fah ren, um die Erbschaft anzutreten. Archistratis begleitet ihn, obwohl sie im sechsten Monat ist. Widrige Winde hemmen die Fahrt ; Archistratis gebiert nach einem Monat auf hoher See ihr Kind, eine Tochter. Aber die Wehen kehrten wieder, das Blut der Frau gerinnt, ihr Atem bleibt stehen, und sie sieht aus wie eine Tote.3 Apollonius zerreißt seine Klei der, wirft sich über den Leichnam4 und klagt. Da der Steuermann des Schiffes fordert, daß man die Leiche über Bord werfe, läßt Apollonius einen Sarg anfertigen und sorgfältig abdichten. Er gibt der Toten einen letzten Kuß und weint ; dann wird der Sarg ins Meer versenkt.5 - Dies spielt auf das Sargritual der Osirisweihe an, dem wir schon mehrfach begegnet sind. Der Sarg landet bei Ephesus. Ein Arzt findet ihn ; er will die Leiche auf einem Scheiterhaufen verbrennen und bestatten. Aber sein Schüler, der die Tote mit Öl salben soll, bemerkt, daß die junge Frau noch warm ist. Er befühlt die Adern, er merkt, daß die Nase atmet, "er probiert die Lippen mit seinen Lippen, er fühlt einen leisen Hauch und daß das Lehen mit dem Tode kämpft".6 "Meister", sagt er, "dies Mädchen,, das du tot glaubst, lebt." Er trägt ihren Körper ins Haus, legt sie auf sein Bett und belebt sie. "Das geronnene Blut wird durch die Wärme wieder flüssig, und der erstarrte Lehensgeist durchdringt sie wieder von innen. Als die Adern so geöffnet waren, öffnete sie die Augen, erhielt den Atem wieder, den sie schon fast verloren hatte und sprach leise und stockend : 1 23 ingens amor fit inter coniuges, mirus affectus, incomparabilis dilcctio. et regnum eius servantur regi Apollonio. Dies ist nur verständlich, wenn 2 24 opes Apollonius Sohn des Antiochus ist. 3 25 defunctae repraesentavit effigiem (Rez. B). 4 iactavit se super corpus. 6 dedit postremo osculum funeri, effudit super eam lacrimas. • 26 per artifices officiosae manus tactus praecordia sensit, temptat tepidum corpus et obstupuit. palpat indicia venarum, rimatur auras, nares; labria labiis probat, sentit .• piriiiiWIItum gracilem, luctantem vitam cum morte . . (Rez. B). •
.
•
.
D i e H is t o r i a A p o l l o n i i R eg i s Ty r i
1 65
Dies ist ,Bitte berühre mich nicht anders, als es sich geziemt !' "1 eine Wiederholung jener Liehesumarmung, durch welche lsis einst den toten Osiris zum Lehen erweckt hat (Kerenyi 37 ff.) . Es sind uns schon mehrfach ähnliche Szenen begegnet. Besonders verräterisch sind die Worte labia labiis probat, die Szene i m Sehlafzimmer und die Bitte des wieder zu sich gekommenen Mädchen:;. :E" i'ii u d zwei Punkte zu beachten : I . Hier belebt nicht die Frau (lsis) den Ma u u (0!-ii ris), vielmehr spielt hier die Frau die Rolle des Osiris. Sie wird iu d t ' l l S a r � �elcgt und nach der Öffnung des Sarges wiederbelebt. Indem ih r S a r� i u � :Meer herab gelassen und später an Land getrieben wird, ist s i e " « ' r l r u ukcn" und "wiedergefunden" wie Osiris. Vermutlich soll dieser Ht�l l e u l a u i-i d l t's dem Nicht-Eingeweihten erschweren, den wahren Sinn der E rziih l u u � zu erkennen. Wir haben es ja mit einer Art von Geheimliteratu r zu 1 1 1 1 1 . 2. Die mythische Erzählung ist i n zwei Szenen aufgespalten. Zu u iid 1 s l beklagt Apollonius die Tote, wirft sich über ihren Leichnam und kü ß t ihn. Die Handlung wird fortgesetzt von dem jungen Arzt : er beugt sich über den Leichnam wie Apollonius, küßt die Tote und belebt sie. Im Sarg der Archistratis war Geld gewesen ; der junge Arzt erhält es als Lohn. - Dies spielt auf die Gebühr an, welche für die Isisweihe erhoben wurde, vgl. oben S. 16 , 6, 86 und 103. ,Archistratis erhält Speisen und wird gepflegt, und der alte Arzt ad optiert sie als seine Tochter.2 Sie wird Priesterin im Tempel der Diana. Der Arzt vertritt also den Priester, den geistlichen Vater des Mysten. Die Adoption und Weihe als Priesterin werden im Ritual identisch sein. 3 Die Speisen beziehen sich auf das Ritual. Das Schiff des Apollonius landet in Tarsus. Er nennt die neugeborene Tochter Tarsia4 und läßt sie mit ihrer Amme in der Obhut seiner früheren Gastfreunde Stranguillio und Dionysias. Er selbst schwört, Bart, Haare und Nägel nicht vor der Hochzeit seiner Tochter zu scheren und begibt sich auf eine lange Reise in unbekannte Gegenden im fernen Ägypten. Dies ist der einzige Hinweis auf Ägypten, der in unserem mehrfach überarbeiteten und epitomierten Text stehengehliehen ist. 1 sanguis vero ille accepto tepore liquefactus est, coepitque spiritus praeclusus per medullas descendere. venis itaque patefactis aperuit puella oculos et recipiens spiritum, quem iam perdiderat, leni et balbutienti sermone ait : deprecor itaque, medice, ne me con tingas aliter quam oportet contingere 2 27 adoptavit eam sibi filiam (Rez. B). 3 Daß der Geselle den Arzt bei der Wiederbelebung vertritt, könnte seinen Grund im Ritual haben. 4 Tarsus hatte einen wichtigen lsiskult ; vgl. oben S. 102, 3. Vielleicht soll "Tarsia'" die Heidin versteckt mit lsis identifizieren, wie "Memphitis" b ei Xenophon. •
•
•
.
.
•
1 66
D i e H i s t o r i a A p o l l o n i i R eg i s Ty r i
Tarsia wächst auf und erfährt von der Amme ihre Abkunft. Al s die Amme stirbt, errichtet sie ihr ein Grabmal am Meer. Dort opfert sie regelmäßig Totenopfer und ruft die Seelen ihrer Eltern an. Als ihre Pflegemutter Dionysias an einem Festtag mit ihrer eigenen Tochter und Tarsia ausgeht 1 erscheint Tarsia allen Bürgern wie ein Wunder. Die Tochter der Diony�ias fiel dagegen ab. Darüber erzürnte Dionysias, und da sie glaubte, Apollonius sei längst auf dem Meer umgekommen,1 he· schloß sie, Tarsia töten zu lassen und sich ihren Schmuck und ihr Ver· mögen anzueignen. Ein Sklave wird beauftragt, Tarsia zu ermorden. Er versteckt sich heim Grabmal der Amme. Als Tarsia kommt, um das Totenopfer zu bringen, springt er hervor, packt sie bei den Haaren, wirft sie zu Boden und will sie erstechen. Das Mädchen bittet ihn, vor· her " Gott" anrufen zu dürfen.2 Der Sklave gewährt es. Als Tarsia betet, kommen plötzlich Seeräuber und verjagen den Sklaven : "Dies Mädchen ist unsere Beute, nicht dein Opfer."3 Die Räuber fesseln das Mädchen und fahren mit ihr ab ; so wurde sie aus dem Tod gerauht.4 - Das An-den-Haaren-Packen, das Mädchen als Opfer (victima), die unver· hoffte Rettung,5 die Fesselung, die Räuber-Mysteriendiener als Retter, alles kennen wir aus den Isismysterien. Wer ist der Gott, den Tarsia anruft und dem sie die Rettung verdankt ? Unser Text schweigt darüber, aber es ist kaum zu kühn, an Diana-Isis zu denken. Der Sklave, welcher 'l'arsia ermorden soll, erinnert an die entsprechende Szene bei Xenophon, Ephes. Il 1 1 , s. S. 100. Der Sklave meldet der Dionysias, er habe Tarsia getötet. Man er richtet ihr ein Grabmal neben dem Grab der Amme.6 Die Räuber ver· kaufen Tarsia in Mytilene an einen Bordellwirt. Es gelingt ihr jedoch, ihre Besucher durch Bitten zu erweichen und so ihre Jungfernschaft zu bewahren. 7 Ein vornehmer Mann, Athenagoras, schließt sie in sein Herz 1 31 mortuus est aut in pelago periit, Anspielung auf de11 Wassertod des Osiris. 2 testari dominum, bzw. deum. a
haec enim nostra praeda est, non tua victima. puellam raptarn a morte. 6 Vgl. die oben S. 98 zitierte Stelle aus Artemidor. 6 Nach Plut. De lside 18 hat lsis in Ägypten eine ganze Anzahl Kenotaphien er richtet. Chariton IV 1 hat einen verlorenen Isisroman zum Vorbild, in dem die Roman heidin die feierliche Beisetzung eines Osirisbildes durch Isis nachvollzog. Aber Chariton hat den genauen Mysteriensinn der Szene nicht gekannt und mehrfach Verkehrtes hereingebracht. 7 Hier stehen einige skurrile Szenen. Der erste Besucher der Tarsia, der dem Kuppler c i rwn hohen Preis hatte bezahlen müssen, läßt sich von den Bitten des Mädchens er w•· i c·lwn. Das Geld ist natürlich verloren. Als der zweite ihn fragt, wie es ihm ergangen -.·i, giht cr eine zweideutige Antwort. Er schaut dann durch das Schlüsselloch zu und 4
D i e H i s t o r i a A p o l l o n i i R e g i s Ty r i
1 67
und hütet sie, als wäre sie seine einzige Tochter.1 Sie verdient Geld durch Leierspiel, Erzählungen und Rätsel - sozusagen als Aretalogin. Die Episode erinnert an den Aufenthalt der Antheia im Bordell im V. Buch des Xenophon. Auch sie weiß ihre Keuschheit zu wahren. Vermutlich hat e) im Mythos der Isi:-; eine entsprechende Episode ge· gehen. Der Kirchenvater Epiphanio:-; behaup tet in seiner Polemik gegen die ägyptischen Götter, Isis habe zehn .lahrt� i n Tyros rals Hure geleht.2 Das kann nicht ganz aus der Luft gegriffen sei n . Vermutlich verschweigt Epiphanios in heiligem Eifer, daß l!sis auch im Horddl ihre Ehre gewahrt hat . In der Polemik gegen die feindliche Hcligion nahmen es damals weder Christen noch Heiden mit der Wahrheit s eh r gen au, und hier bestand die Verdrehung der Wahrheit nur im WeglasRcn . Inzwischen sind 14 Jahre vergangen. Apollonius kommt nach Tarsus zurück, um seine Tochter abzuholen. Man sagt ihm, daß gie gestorben sei. Er tritt an ihr Grabmal. Aber seine 4ugen bleiben trocken. Er Hagt : "0 ihr grausamen Augen, ihr seht die Grabschrift meiner Tochter und könnt keine Tränen vergießen - ich glaube, meine Tochter lebt." Er fährt wieder ab und will nach Tyrus reisen, aber ein Sturm treibt das Schiff nach Mytilene.3 Dort war gerade ein Neptunfest.4 Er erlaubt der Mannschaft zu feiern ; er selbst bleibt im Inneren des Schiffes und will das Licht nicht sehen. Athenagoras, der "Pflegevater" der Tarsia, er kennt den Namen des Apollonius als den des Vaters des Mädchens. Er versucht, Apollonius zu trösten ; doch dieser schweigt.5 Athenagoras dringt in ihn : " Schreite aus dem Dunkel6 ins Licht und speise mit uns. freut sich, daß auch der zweite sich rühren läßt und sein Geld verliert usw. Der alte Isisroman kann solche komischen Szenen enthalten haben. - Tarsia wird ins Bordell geführt antecedente turba cum symphoniacis. Der erste Besucher tritt zu ihr ein velato capite. Beides könnte sich auf das Mysterienspiel beziehen. 1 36 iam custodiebat ac si unicam suam filiam. Vermutlich vertritt er einen Priester. 2 Ancoratus 1 0 4 &v Tupü>L TCopvEUO:otcrot fi-r"l) oexa. 3 Ein Kult des Sarapis und der Fortuna (d. h. der Isistyche) zu Mytilene wird bezeugt durch eine Münze aus der Zeit des Valerian und Gallienus (British Museum Catalogue of the Greek Coins of Troas, Aeolis and Lesbos, von W. Wroth, London 1 894, S. 203 Nr. 185 mit Tafel 40, 9 ; Quandt, De Baccho 141). S. ferner die Inschriften I. G. XII 2, 98 ; l l 3 ; l l4 ; Suppl. 22. 4 Neptun ist offensichtlich dem Sarapis gleichgesetzt ; vgl. C. I. L. VIII 1 002 Dessau 4390 (Karthago) : Sarapidi Neptuno etc. ; C. I. L. III 3637 (Pannonien) : Iovi Optimo Maximo Neptuno Serapidi (Hinweis von E. Köberlein). Am Fest des Gottes wird Tarsia "gefunden". 5 Anspielung auf das Schweigen des Mysten ? Athenagoras hatte den Apollonius angeredet submissa voce; ebenso bald darauf Tarsia, die ihn mit laetare begrüßt. Da hinter verbirgt sich g&!J-Ü[LEL, -lt&:ppEL oder etwas Ähnliches. a Dunkel Höhle Gefängnis. -
=
=
=
JJ i c ll i s t o r i a A p o l l o n i i R eg i s Ty r i
1 611
lc�h hufre, daß (; ott dir nach dieser großen Trauer eine größere
Apollonius aber weist ihn ab. Da schickt Athena ihm hinunter : "Rufe ihn, der Weih und Tochter he t rauert, a n s Licht . . . vielleicht will Gott, daß er durch uns leht."2 Tan;i a geht hinunter und singt ihm ein Lied vor ; aber Apollonius gibt il1r G eld und weist sie ab. Da schickt Athenagoras das Mädchen noch einmal hinunter : "Ruf ihn auf, ans Licht zu kommen ; sag ihm : Ich will nieht dein Geld, ich will dein Heil (salus) ." Nun gibt Tarsia ihm eine Hcihe von Rätseln auf, die er alle löst. Die Lösungen lauten : l) unda und piscis ; 2) canna ; 3) navis ; 4) balneum; 5) ancora ; 6) spongia; 7) sphaera; 8) speculum ; 9) rotae ; 10) scalae. - All diese Wörter haben symbolische ' Bedeutung : l) Wie der Fisch aus der Meereswoge, so wird der Myste bei der Weihe aus der weltlichen Materie gezogen (Meer 15/.'YJ)· 2) Die Binse ist der Isis heilig, s. oben S. 34, 4. 4) und 6) Bad und Schwamm beziehen sich auf die Reinigung des Mysten. 3) Wie das Schiff den Men . sehen sicher durch das Meer fährt, so bringt die wahre Religion den Gläu bigen über das Meer des Lehens in den Hafen des Heils ; lsis Euploia wird guten Fahrtwind gehen. 5) Wie der Anker das Schiff im Meer befestigt, so die Isisreligion die Gläubigen im Meer der Welt. 7) und 8) Ball und Spiegel gehören zu den Talismanen ('n:Mcr[.LIX't'IX, crepundia), welche dem Initianden bei der Weihe übergehen wurden.3 Das hieroglyphische Zeichen für Spiegel (ankh) bedeutet gleichzeitig "Lehen". 9) Das Rad ist das Attribut der Fortuna (lsistyche) . 10) Die Leiter symbolisiert den Aufstieg des Mysten. - Nicht nur Apollonius soll Rätsel raten ; die von ihm gefundenen Lösungen gehen dem Leser des Romans neue Rätsel auf. Daß ��'t"YJO"�� und ei5pem� auch in übertragenem Sinn gehraucht wurden, haben wir schon oben ( S . 5 9 f.) gesehen. Der Apollonius, welcher die Lö sung der Rätsel gefunden hatte, wird sogleich auch die gesuchte Tochter finden. Schließlich umarmt Tarsia den Apollonius und will ihn ans Licht ziehen : "Wenn du die Gattin suchst, Gott wird sie dir wieder gehen ; wenn du die Tochter suchst, du wirst sie gesund und unversehrt finden."4 Frc�ude gehen wird ."1
guras Tarsia
zu
=
T
1 40 procede de tenebris ad lucem et epulare nobiscum paulisper.spero autem de deo, quia dabit tibi post hunc tam ingentem luctum ampliorem laetitiam. forsitan per nos deus 2 eum provoces ad lucem exire lugentern coniugem et filiam vult eum vivere. 3 Vgl. Clemens Alex. , Protrept. II 18, 1 ; Arnobius V 19 ; Pap. Gurob 12 Orph. fr. :1 1 Kern Vorsokratiker 1 B 23. 4 41· si coniugem desideras, deus restituet; si filiam, salvam et incolumem invenies .
•
•
=
=
( l t .,z, B).
D i e H i s t o r i a A p o l l o n i i R eg i s Ty r i
1 69
Aher Apollonius stößt sie mit dem Fuß zurück, das Mädchen fälltl und weint. In ihrem Kummer erzählt sie ihre Geschichte,2 und nun erkennt er sein Kind : "Du bist meine Tochter Tarsia, du bist meine einzige Hoffnung, du bist das Licht meiner Augen (Iumen oculorum meorum) ."3 In der Urfassung hat Diana bei der Wiedererkennung eine Rolle gespielt. Dies ergibt sich aus dem Gebet des A pol i o nins im Dianatempel zu Ephesus : "Als ich in neuer Trauer mich wiil z t.e, und nach dem Tod der Mutter und der Tochter den Tod ersehnte, h ast d u mir das Lehen wiedergegeben. "4 Hier hat der christliche Bearbeiter vergessen, eine Spur der alten heidnischen Fassung zu tilgen.5 Ganz Mytilene feiert, daß Vater und Tochter sich �efu l H i e n haben. Der Kuppler wird vor Gericht gestellt ; Apollonius schert sieh d ie Haare, welche er 14 Jahre lang hatte wachsen lassen, und präsidiert der Ver handlung. Auf Antrag des Athenagoras wird der Kuppler verbrannt, seine Sklavinnen freigelassen. - Dies ist die Gerichtsszene der Isis romane. Die Haarschur bezieht sich vielleicht auf die Tonsur des Isis mysten. Tarsia vermählt sich mit Athenagoras. Apollonius will über Tarsus in die Heimat zurückkehren ; da erscheint ihm im Traum "jemand mit dem Gesicht eines Engels" - es ist Diana6 - und befiehlt ihm, nach Ephesus zu fahren, mit der Tochter und dem Schwiegersohn in den Dianatempel zu gehen und dort all seine Schicksale öffentlich zu erzählen. - Das öffentliche Erzählen der Lehensschicksale ist einer öffentlichen Beichte 1 calce eam percussit, et impulsa virgo cecidit (Rez.B). Vielleicht enthalten die Worte eine Anspielung auf das Mysterienritual. Vgl. unten S. 253 , 2 und KenSnyi 100 und 252. 2 Dies ist eine Art Beichte, s. die nächste Seite. 3 Eine ähnliche Motivreihe kam im "Alkmeon in Psophis" des Euripides vor (Krappe, Class. Quart. 18, 1924, 57 ff. und Trenkner, The Greek Novella in the Classical Period, Cambridge 1958, 40 f.). 4 48 cum redivivo involverer luctu, post matris atque filiae mortem cupienti exitum vitam mihi reddidisti. 6 Ein ähnlicher Prozeß der Christianisierung läßt sich in der Vita Aesopi beobachten. Der stumme Aesop hilft einer Priesterin der Isis (vita G 4-8 ; bzw. Priestern der Isis-Tyche, vita W). Da bittet die Priesterin die tausendnamige Göttin dem Aesop zu helfen. lsis erscheint ihm im Traum und gibt Stimme und Fabeldichtung. In der christianisierten lateinischen Fassung (vita Lolliana) ist nur noch von sacerdotes quidam und deus clemens die Rede (Hinweis von E. Köberlein). 6 Dies ergibt sich aus seinen Worten im Dianatempel : 48 hanc filiam meam, quam coram te, magna Diana, praesenlare iussisti (beobachtet von Klebs 1 89). - Wie ober flächlich der Text von cap. 48 christianisiert ist, sieht man leicht : Apollonius sieht im Traum einen Engel (quendam angelico vultu) , der ihn zu Diana schickt. - Von der Bedeutung der Träume im Isiskult haben wir schon oft gesprochen.
1 70
D i e Il i s t o r i a A p o l l o n i i R eg i s Ty r i
Hehr verwandt. Daß es eine solche in der Isisreligion gegeben hat, ergibt �;ich aus Ovid, epist. ex Ponto I 1, 50 ff. : Vidi ego linigerae numen violasse Jatentem lsidis Isiacos ante sedere focos, alter ob huic similem privatus lumine culpam clamabat media se meruisse via.1
Apollonius folgt dem Traumgesicht und fährt nach Ephesus. Dort war seine Frau Archistratis Oherpriesterin. " Sie war sehr schön, . . . so daß keine der Artemis so lieb war. "2 Als sie hört, daß ein König kommen wird, "zieht sie ihr königliches Kleid an, schmückt das Haupt mit Edelsteinen und kommt im Purpurkleid, geleitet von den Scharen der Dienerinnen. Sie betritt den Tempel. . . . Ein so großer Glanz ging von ihrer Schönheit aus, daß man sie für die Göttin Diana selbst hielt".3 - Nun wird also auch Archistratis mit der Göttin identifiziert. Apollonius erzählt sein Lehensschicksal, und die Gattin stürzt in seine Arme. "In ganz Ephesus tönt es : Apollonius von Tyrus hat seine Gattin wiedererkannt, die hier Priesterin war ! Und die ganze Stadt wurde froh, die Plätze wurden mit Blumen geschmückt usw." - Dies ist der uns schon vertraute aretalogische Schluß der Isisrom ane.4 Die wieder vereinte Familie fährt nach Tarsus. Apollonius läßt Stran guillio und Dionysias festnehmen. Vor allem Volk wird ihnen der Prozeß gemacht. Auf die Frage, wo die Pflegetochter Tarsia gehliehen sei, ant worten sie, sie sei gestorben, und beschwören es. Da ruft Apollonius die hinter dem Tribunal versteckte Tochter hervor : " ecrow &.v&.�eL·I] T l. Hid1 das Motiv bei Heliodor (IX 24, 6) in dem Sinn, in welchem es im alten K u h drama vorgekommen sein muß. =
Heliodor
285
Theagenes sich als Bruder der Chariklea ausgibt und Hydaspes nichts von einem Sohn geträumt hat. Auf die Frage nach ihren Eltern erklärt Chariklea, man werde sie an dem Altar erkennen, an dem eie geopfert werden solle. Hydaspes sagt, diese seine "traumgehorene Tochter" spreche Traumphantasien. - Der Leser aber erinnert sich, daß Chari· klea einst auf Geheiß eines gottgesandten Traumes geboren worden ist. Das Wort des Hydaspes ist wahrer als er d e n k t. Hydaspes läßt nun den Oroondates frei und s1: h l ägt: den Persern einen billigen Frieden vor : Der Katarakt soll die Gre n z e z w i s c h en Äthiopien und Ägypten sein ; Philae gehört zu Äthiopien, S y t m e z u Ägypten. Dann opfert er dem Nil und zieht mit seinem H eer u a d t .I [ausc. Den weisen Gymnosophisten schickt er einen Brief und lädt sie zu m Si,:ges fest und dem dazugehörigen Opfer ein ; auch seiner Frau Pcrs i u a mdtlct er den Sieg. Persina hat, zur seihen Zeit wie Hydaspes, geträumt, sie gebärt: t:i tu: erwachsene Tochter. Sie meint, die Traumtochter habe auf den Sieg tlcr Äthiopier gedeutet. - Es ist wieder ein wunderbarer Doppeltraum (Kerenyi 166) . Die Deutung der Persina ist nicht falsch ; ihr Traum hat eben zwei Bedeutungen. Der Führer der Gymnosophisten Sisimithres prophezeit, daß bei dem Siegesfest eine Überraschung eintreten werde, doch werde alles gut enden. Ein Glied der Königsfamilie, ein Teil des Reiches sei verloren, aber das Schicksal werde das Gesuchte zum Vorschein bringen. Sisi· mithres ist derselbe Mann, der einst die ausgesetzte Chariklea gerettet und die siebenjährige in Syene dem Charikles übergehen hatte. Hydaspes kommt mit seinem Heer an. Das Siegesfest soll vor der Stadt stattfinden. Alle Männer eilen dem Sieger entgegen. Frauen dür· fen bei dem Opfer an Helios und Selene, die reinsten und leuchtendsten Götter, nicht zugegen sein. Nur die Priesterin der Selene nimmt teil, die Königin Persina ; Priester des Helios ist Hydaspes selbst. Alles ist aufs Prächtigste vorbereitet ; unter anderem sind Bilder des Memnon, der Persens und der Andromeda aufgestellt, der Ahnherrn des Königs· hauses.1 Sisimithres und die Gymnosophisten sind zugegen. 1 X 6 yc:vc:&pXIXL, vgl. I V 8 u. X 1 1 . Altheim ( Literatur und Gesellschaft I 100) hat den Ausdruck als syrisch nachgewiesen. - Schon die Seleukiden hatten den Apollon(-Helios) zum Ahnherrn, s. Dittenberger, 0. G. I. 2 1 9, 26 f. (Ilio n ; Apollon &px'IJYO� -rou yevou�) ; 0. G. I . 237, 6 (Iaso s ; &px'IJYE'r'IJ� -rou yevou� -rwv ßiXcnAewv) ; Apollonhymnus von Erythrai (Wilamowitz, Nordionische Steine [ Abhandl. Akad. B erlin 1 909] 47 ; Powell, Collect. Alex. 140) ; Justin XV 4, 3 (oben S. 250, 1). So wie die ägyptische Religion wird auch die syrische Religion in hellenistischer Zeit
2116
Heliodor
Man w i l l d e m Helios ein Viergespann weißer Rosse, der Selene ein .l odt Sticrc,1 dem Dionysos verschiedene Tiere opfern ; er ist der dritte ( ; utt dt�r Äthiopier, nicht so angesehen wie Helios und Selene. Die
Menge fordert aber das traditionelle Menschenopfer. Als Erstlinge sollen, D ank für den Sieg, die ersten Gefangenen geopfert werden ; und zwar können den reinen Göttern Helios und Selene nur Jungfrauen und jungfräuliche Männer dargehracht werden. Theagenes und Chariklea werden bekränzt herbeigeführt. Sie müssen, als Keuschheitsprobe, eine Feuerstätte betreten, deren Roste golden sind. Zum allgemeinen Er staunen besteht Theagenes die Feuerprobe. Er ist also ein passendes Opfer für Helios. "Die Äthiopier lohnen die Keuschen auf sonderbare Weise ; ihr Siegespreis ist, daß sie geopfert werden", sagt Theagenes leise zu Chariklea. - Die Worte deuten wieder auf den Mysteriensinn : Die Heliosweihe ist ein Lohn für gottgefälliges Lehen. Chariklea zieht ihr goldenes, mit roten Strahlen besticktes delphi sches Priesterinnengewand an, das sie im Ranzen mit sich getragen hatte, und läßt ihr Haar frei herabhängen ; ohne abzuwarten, daß man sie zum Feuer führt, springt sie wie eine Gottbegeisterte (x<X:ro xoc;) auf den glühenden Rost2 und steht lange Zeit darauf, ohne Schaden zu nehmen. Sie sieht aus wie das Standbild einer Göttin, nicht wie eine sterbliche Frau.3 - Wieder eine Feuerprobe. Der Tod, den Theagenes und Chariklea erleiden sollen, bedeutet diesmal die letzte und höchste Weihe ; sie werden Oberpriester des Helios und der Selene werden. Die ses Amt wird nur reinen, jungfräulichen Menschen anvertraut. So er klärt sich die Keuschheitsprobe vor der Opferung. Persina wird heim Anhlick der Chariklea sogleich zu Mitleid gerührt : "Wenn meine einzige unglückliche Tochter lebte, wäre sie etwa gleich alt", sagt sie zu Hydaspes.4 "Ach die Unglückliche, hätte sie nur nicht die Keuschheit bewahrt ! Jetzt ist der Tod ihr Lohn !" Sie bittet, ihr zum
noch mit dem H errscherkult zusammengehangen haben ; nur ist der Nachweis wegen des Mangels an Quellen viel schwerer zu führen. Über die Ilp6yovot der Seleukiden hat Rostovtzeff mehrfach gehandelt, s. Journ. Hell. Stud. 55, 1935, 56 ff. ; Comptes-rendus par l'Academie des lnscriptions et Belles Lettres 1935, 290 ff. ; Melanges Syriaques R. Dussaud (1939) 258 ff. ; Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt Tafel 5 1 , 2 mit Text, auch S. 1 1 8 9 Anm. 2 3 6 über Artemis Archegetis nach Newell, Num. Stud. 1 , 1938, S. 1 2 4 Nr. 329. 1 Vgl. oben S. 241, 1 . 2 E s ist die voluntaria mors. 3 Sie vertritt die Göttin. Vgl. Apul. XI 24, 4 ad instar Solis exornato me; Kerenyi 146. 4 M n t i v uus der Odyssee ( • 358 ff. ).
287
Heliodor
das Leben zu schenken. Hydaspes lehnt die Bitte ab : " Sie ist von Geburt an den Göttern bestimmt, durch ihre übergroße Schönheit." Hydaspes fordert den obersten der Gymnosophisten, Sisimithres, auf, mit dem Opfer zu beginnen. Dieser lehnt ab ; das Menschenopfer eei wider göttliches Gesetz. "Wären doch auch die Opfer anderer Lebe wesen verboten ; nach unserem Sinn würden Gebets- und Weihrauch opfer genügen." - Der Helioskult will alle blutigen Opfer abschaffen.1 Solche Tendenzen waren im antiken Heidentum nicht ganz neu. Im Schlußgebet des Poimandres (Corp. Herrn. I 31) heißt es : aE�CXL AO"(LX�4; .&ucrtcx4; &:yvcX4: &1to l.jlux1J4: xcxl. xcxp alcx4; 7tp04: cr€ &vcx-re:'t'CX(lEV'YJ4:·2 Apollonios von Tyana hat sogar das Weihrauchopfer verworfen.3 Sisimithres prophezeit, dies Opfer werde nicht zu Ende kommen ; "das Licht, welches die Fremden umglänzt, zeigt an, daß ein Höherer für sie streitet" . - Der Höhere ist Helios selbst, der von Heliodor nur selten genannt wird, wie die lsisromane den Namen der Göttin meist verdek ken. Daß die Helden mit einer Art Aureole umgeben sind, zeigt ihre geheime Identität mit Helios und Selene. Chariklea, die ohnehin guten Mutes ist ( oi5crcx e:\l.&u(l04;), erkennt den Namen des Sisimithres. Voller Freude stürzt sie ihm zu Füßen und bittet ihn, ihr beizustehen in ihrem Rechtsstreit, 4 den sie gegen das Königspaar habe. Es wird ihr gestattet, ihre Beschwerde vorzutragen. Chariklea ruft nun den Helios, den Stammherrn ihrer Vorfahren, zum Zeugen an und schwört, eine einheimische Äthiopierin zu sein, aus königlichem Geschlecht, Tochter des Königs. Hydaspes will nichts glau ben ;5 das sei j a wie auf der Bühne, ein Trick des Mädchens, um dem Tod zu entgehen. Chariklea antwortet : "Noch heute werden die Götter, 1 Sehr zutreffend bemerkt Hehn, Der antike Roman 42 : . . . regt sich etwas wie ein christlicher Geist bei der Abwehr des Menschenopfers, ja aller blutigen Opfer." 2 Vgl. auch Corp. Herrn. XIII 1 8 ; Asclepius 41. 3 Bei Euseb, praep. ev. IV 1 3 ; vgl. Norden, Agnostos Theos 41 u. 343. Nach Philo strat, vita Apollonii I 1 hat Pythagoras beseelte Opfer verboten, Opferkuchen und Weihrauch und Hymnen erlaubt. - Das Verbot des Opfers ist für die Datierung Helio dors wichtig. Das sinkende Heidentum des 4. Jahrhunderts wollte im Kampf gegen das siegreiche Christentum alle Kräfte zusammenschließen und hat, um keinen Zwist in den eigenen Reihen zu haben, das blutige Opfer für erlaubt erklärt. Der Philosoph lamblich, Sallustios und Julian verteidigen es leidenschaftlich. Heliodor ist davon weit entfernt, wie überhaupt sein Werk keine Apologie der eigenen Religion ist und keine Bitterkeit gegen andere Religionen hat. Der Helioskult schien damals noch bestin1mt, alle anderen Religionen in sich aufzunehmen. 4 Die Episode erinnert an die Gerichtsszenen der Isisromane. 6 Motiv aus der Odyssee, wo Penelope dem fremden Bettler nicht glauben will, daß er Odysseus ist. "
He l i o d o r
288
auch wenn du es leugnest, zeigen, daß du mein Vater bist." - Bei der Mysterienweihe wird der amtierende Priester zum geistlichen Vater des Initianden. Durch schriftliche Dokumente und durch Zeugen will Chariklea ihre Abkunft beweisen. Zunächst zeigt sie die Binde mit dem Brief der Pcrsina an ihre ausgesetzte Tochter. Persina erkennt sofort, daß sie ihr Kind gefunden hat,1 und erklärt dem König alles. Der zweifelt und fragt, wer das ausgesetzte Kind gerettet und erzogen habe. Nun meldet sich Sisimithres. Er verlangt, daß Chariklea auch die anderen Erken· nungszeichen vorweise. Das Mädchen zeigt die Kette und den Ring Pantarbe. Diesen erkennt auch der Vater. Als er an der weißen Haut· farbe des Mädchens Anstoß nimmt, weist Sisimithres auf das Andro· medabild, das zu dem Fest aufgestellt worden war. Als Chariklea schließ· lieh noch ein schwarzes Mal am Oberarm vorzeigen kann, erkennt auch Hydaspes sie als seine Tochter an. - Bei den höheren Weihen muß der Myste die Kennzeichen vorweisen, die ihm bei den früheren Weihen verliehen worden sind. Auf das Mal am Arm werden wir unten S. 297 zurückkommen. Hydaspes fürchtet, es sei unfromm, die bereits der Selene zum Opfer Bestimmte leben zu lassen. Er bietet daher dem Volk an, sie zu töten, obwohl s\e seine Tochter ist. "Ob es den Göttern gefällt, sie mir gleich· zeitig zu geben und zu nehmen - so war es schon bei ihrer Geburt, so ist es jetzt, da sie gefunden ist -, und ob sie diej enigen als Opfer annehmen werden, die sie aus der Heimat bis ans Ende der Welt verschlagen und nun wie durch ein Wunder uns als Kriegsgefangene wiedergegeben haben, das zu prüfen überlasse ich euch." Er ist bereit, die Tochter statt zum Brautgemach zum Opferaltar zu führen. - Die Antithese -r&:cpoc; - &ocAOC[Loc; und das Zusammenfallen der beiden Gegensätze sind uns vertraut geworden.2 Auch daß der Priester, der "Vater" des Mysten, den alten Menschen in seinem "Kind" bei der Weihe tötet, haben wir oft gesagt. In leidenschaftlicher Akklamation3 fordert das Volk, das Mädchen zu retten. Nun fragt Hydaspes die Tochter, warum sie den Theagenes 1
X
13 e:Öp Lcrxe:v, das Kennwort der Isisro mane.
2 Kerenyi 17 4 verglich bereits den funereus thalamus der Psyche. 3 X 1 7 , 1-2. Die einzelnen Sätze sind als Rufe j eweils verschiedener Gruppen a u fzufassen (§ 3 tmxXk�'AoLc; -rcx�c; txßo�cre:m), wie auch in X 7 , 1 ; vgl. die lobakchen· i nschrift (Dittenberger-Hiller, Sylloge 1 1 09) und die Akkl amationen der Alexandri rwr fiir Vespasian (Pap. Fouad 8 ; Archiv für Pap. Forschung 1 6 , 1 1 1 ) , auch Alt· h c· i m , Litc�ratur und Gesellschaft I 1 1 5 , 2 1 .
He l i o d o r
289
"Bruder" genannt habe. Chariklea antwortet, sie habe in der Not ge logen ; wer Theagenes wirklich sei, möge Hydaspes ihn selber fragen ; der Mann sei mutiger als die Frau und werde sich nicht schämen, es frei zu bekennen. Hydaspes versteht den Sinn dieser Worte nicht. Chariklea bittet um das Lehen des Theagenes, mit dem sie leben und sterben wolle, der ihre Seele sei. Hydaspes antwortet, es sei unmöglich, den zum Opfer Bestimmten zu retten. Da bittet Chariklea, wenn er schon sterben müsse, so wolle sie selbst ihn töten. Hydaspes meint, sie sei von Sinnen : " Sie nannte denjenigen Bruder, der es nicht ist ; auf die Frage, wer der Fremde sei, sagte sie, sie wisse es nicht. Dann wieder wollte sie den Unbekannten als ihren Freund retten ; als sie hörte, dies sei unmöglich, wollte sie ihn selbst töten." - Diese Widersprüche deuten wieder auf den Mysterien sinn : Theagenes ist kein leiblicher Bruder der Chariklea, aber als Myste ist er ihr Bruder ; der rituelle Tod des Mysten in der Weihe, bei dem wahrscheinlich eine Priesterin als Offiziantin fungierte, ist seine Rettung. Inzwischen bringen Abgesandte tributpflichtiger und befreundeter Völker Geschenke. Ein Neffe des Hydaspes schenkt einen Meisterringer, einen großen schweren Menschen. Zur Beschämung der Äthiopier wagt es niemand, sich mit ihm zu messen. Plötzlich reißen sich von den zum Opfer für Helios und Selene bestimmten Opfertieren ein Stier und zwei Pferde los. Von Gott angespornt,1 schwingt sich Theagenes auf eines der Pferde und galoppiert dem Stier nach. Als er ihn erreicht hat, schwingt er sich auf ihn, packt ihn bei den Hörnern, würgt ihn und bringt ihn zu Fall. Der Stier liegt hilflos rücklings auf dem Boden, Theagenes hält ihn mit der Linken nieder, die Rechte streckt er zum Himmel empor. Laute Bewunderungsrufe erschallen ; der Stier wird ans Seil gelegt und abgeführt. - Was Theagenes hier vollbringt, scheint zunächst nur eine Stierzähmung, für welche die thessalischen Reiter berühmt waren (-rocu poxoc-о�oc) . Theagenes ist j a Thessaler. Solche Kunststücke sind auch in Rom vorgeführt worden. Aher die Tat des Theagenes ist mehr als das : Sie ist die Wiederholung einer großen Tat des Sonnengottes Mithras, der Zähmung des Stiers. Dies ist in den Mithraeen mehrfach auf einem der kleinen Reliefs um das zentrale Bild des stiertötenden Gottes dar gestellt : Mithras ist wie ein Dompteur rittlings auf das Tier gesprungen, packt es bei den Hörnern und würgt es am Hals, wobei sein Körper I X 28 ltx -rou .&EW\1 op[l.'ijt XP"I)crct[.I.E\10(.l.wv �uya:-repa: &voc8d�ocvn� xoct -r1)v -rotUTI)� -rpocpeoc, Xot�OC7rtp ex (.I.'I)Xotv'ij�. &x (.I.EG'l)� Pi� 'EJ.M8o� ev-rocü�ot &vot7rE(.I.\jJotV'rE�, otO�L� -r'ijv 7r'r0LOCV xoct 'rOV -rocpocxov -roi:� 7rpocrßc.>(.I.LOL� !7r7rOL� n xocl ßoualv EmßocJ.6v-re� xoct -ro i>LotXO· 1t"/jaea�ocL -r&: nJ.eC:nepoc VO(.I.L�6(.1.evoc -rwv tepdc.>v au(.l.ßliAJ.eLv 7rotpexov-re.;, vüv -r-l)v xopc.>· vl8oc -rwv &.yoc�wv xoct &crm:p Aot(.l.7roc8Lov 8poc(.l.oc-ro� -rov VU(.I.cp(ov -r'ij� x6p7J� -rou-rovt -rov �evov veocv(ocv &voccpi)vocvn.;. &Al.' octa�otVW(.I.E�ot -roü -3-dou �otU(.I.ot-roupyi)(.l.ot-ro�, xa:t auv· spyot ytvw(.l.e�oc -roü &xdvc.>v ßouJ.i)(.l.oc-ro�, xoct EXW(.I.E�ot -rwv eöocysa-rtpc.>v tepdc.>v, -r-l)v i>L' &v�pw7rc.>V �ua(ocv xocl d.; -rov ��'ij� oc!wvoc 7r&pLypocljiocvTe�. (Die Bedeutung von Aot(.l.7roc8Lov 8poc(.l.ot-ro� ist unbekannt.) Diese Worte sind eine theologische I nterpre tation der ganzen Handlung des Romans. 19 °
li e l i o d o r
1 1 1· r Pt�rsi n a . 1 D a Ei
Volk jubelt ihm zu, und Charikles erinnert sich an das C •rakd de:-; delphischen Apollon, welches in dunklen Versen diese Prie :-i ll�rwt�ihc in Äthiopien prophezeit hatte.2 Von brennenden Fackeln ge leitet, fahren Theagenes und Hydaspes auf einem von Rossen, Chariklea und Persina auf einem von weißen Stieren gezogenen Wagen3 unter dem J ubel des Volkes in die Stadt ein, wo die mystischeren Weihen der Hochzeit in Glanz gefeiert werden sollen.4 - Die Fahrt des Stiersiegers Thcagenes mit dem Sonnenpriester Hydaspes auf der Quadriga wieder holt die triumphale Fahrt des Mithras mit Helios auf dessen Vier gespann.5 Es folgt der vielbewunderte Schlußsatz des Werkes, in dem sich der Verfasser zu erkennen gibt als ein Mann aus Emesa, aus dem Geschlecht des Helios, des Theodosios Sohn Heliodoros - das in den Eigennamen liegende Wortspiel kann keine Übersetzung wiedergeben : O'UVE"t'IX�e:v &.v�p o!:vL� 'E[LLO''YJVO�, "t'WV &.ql' ' H).. ( ou yevoc;, 0e:o 3ocrlou TIIX'i:c; ' H).. t6 36TO� �IXU(.LcX!JETIX�.
Heliodor
295
Hintersinn hat, der sich erst dem Nachdenken enthüllt, und nun er scheint der Hintersinn als das Wesentliche, die Handlung als etwas Vor dergründiges. Aber wer verbürgt, ob hinter dem Hintersinn nicht eine noch tiefere Bedeutung liegt, die erst das Eigentliche und Wesentliche ist ? Der Gedanke des Lesers verirrt sich in der Tiefe. So ist die Inversion der Erzählung kein äußerlicher technischer Kunstgriff, sondern etwas sehr Wesentliches. Man kann natürlich meinen, es sei nur ein Trick, eine optische Täuschung, die dem Leser mystischen Tiefsinn vorgaukelt. Aber man sagt wohl richtiger, daß die menschliche Sprache von Natur aus nicht fähig ist, das Unendliche und Jenseitige auszusprechen. Wenn sie den Anschein des Unendlichen erwecken will, wenn sie andeuten will, wie das Transzendente in diese Welt übergreift, dann bleiben ihr nur solche symbolischen Ausdrucksweisen. Heliodor erweckt eine optische Täuschung ; aber dies Verfahren ist für ihn die einzig mögliche, und darum völlig legitime, Art sich mitzuteilen. Gerade in dieser Hinsicht, nicht nur wegen der eleganten und flüssigen Art der Erzählung, scheinen mir die Aithiopika ein Meisterwerk. Wie sehr es Heliodor in seinem ganzen Werk auf den symbolischen Sinn angekommen ist, kann seine merkwürdige Geschichte von Geburt und Herkunft Homers lehren. Sie steht in der Erzählung des ägyptischen Priesters Kalasiris an Knemon, den Vertreter der Törichten und Un geweihten (111 12-14) . Kalasiris hat erzählt, daß ihm die Götter nachts erschienen seien und ihm befohlen hätten, Theagenes und Chariklea in ihre Heimat zurückzuführen. Knemon fragt, woran er denn erkannt habe, daß ihm die Götter erschienen seien. Kalasiris antwortet : "Wie der weise Homer in Rätseln andeutet ( cxtv(nE't'otL) ; aber die Menge geht an dem Rätsel vorüber ; er sagt nämlich : txvLot ylip (l.E't'omO".&E 1to 8wv � 8€: XV1J(l.&wv "pEt " &yvwv "&m6v't'o�". &p(yvw't'o( 't'E .&Eo( 7tEp . "
Knemon gesteht, nichts zu verstehen : "Ich hin wohl auch einer der Vielen, und du hast um dies herauszubekommen diese Verse gesagt, deren oberflächlichen Sinn ich kenne, seit ich lesen lernte, deren gehei mer theologischer Sinn mir aber unbekannt ist. "1 Kalasiris schweigt eine Weile, wendet seinen Sinn auf das Mystische (7tpO� 't'O (l.UO''t'LXW't'Epov) 1 &yw 't"!Jv f-LE\1 emrmA'ij� IM.voLIX\1, O't'E: 7te:p 't"ljv M�L\1, o!8ot tx8L8otx.&d�. 'r�V ae: &yl E7tiXVIX7totUETOtL, 15 { TOU EU[LV�O'TOU} xotl. YEVlJL fLETtX TOU &8e:f.. ([I OU O'OU xAlJPOVO[LOc; <ev) 't"YjL 1)[LETEpotL ßatcrtf..d oct. 1
2
4 (ToÜ) 7tAOUTOU Bonnet I I TOUTWV U : lJ[.LWV S : IXUTWV Bonnet II TWV ?J.vw : vom Geierlande S I I XIXl ?i.<TI)[J.Oc; XTA. : Silber vom großen Ga(n)zak S 7 ;(IXAXE86vLoL U, corr. Bonnet 8 TWL TOV Gtll. Tplß. s , Reitz. : i:'JL 7tocc; ?i.AJ.oc; um:lXEL XIXl llLIX7tE(jlEU'(E Gl87JpOc; N 9 e�ellUGIXV s : tvelluGIXV u II < T'ijv) tG&ijTIX Bonnet II Strahlenkleid s 10 (T'ijv) GTOA. Bonnet l l 7toprpupe1Xv, �IXV.&E�GIXV S : �IXv.&�v U 1 1 aU[J.tpWVIX : fort. a\Jv.&l)[J.IX, cf. N auv.&eG.&IXL llL7JGCfiiXAlGIXT6 [.LOL II TljL llLIXvoliXL : cf. 55 T'ijL XIXpllliXL II TOÜ [.L� S : om. U II [.L� tXAIXWG.&IXL TWV llwpEwv XIXl TOÜ rpUGIXVToc; N 1 3 iv Tljt .&IXAOCG<TI)L S (XIXTQ: 7t6VTOV Edsman) : om. U l l 7tEpl : 7t1Xp� Bonnet I! TOV XIXTQ: 7t6VTov Reitz., der schnaubenden Schlange S 1 4 � exdV7JL Schwartz : txdV7JV �v U 1 5 ToÜ EU[.LV�GTOU om. S, Schwartz, post Gou traicere vult Bonnet II ye�<TI)L prop. Bonnet II [.LET� TOÜ &lle:J.rpoü Gou ToÜ 8euTtpou &rp' lJ[.LWV S II XA7Jpov6[.Loc; S : x'ijpu� U I I ev S : o m . U 6 6 rp6pToc; del. Schw.
Deutsche gibt Adam, Die Psalmen des Thomas und das Perlenlied 48-54 (mit Bemer·
kungt'n S. 55-75).
303
D e r S e e l e n h y m n u s d e r Th o m a s a k t e n
109
16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
�p x.6fL'1)V �E E� &vcxToAljc; ecp' o �ov �uax_eplj TE xcxt cpo�epliv fLE&' �ye!J.6vwv �uo, li7te�poc; �e �(.L'1)V TOÜ TCXUT'1)V o�eüacx�. 1tcxpeA.&wv �e xcxt Tli Twv Me0"1)vwv tJ.e&6p�cx, iMl-cx eaTtv To xcxTcx ywy�ov Twv &vcxToA.�xwv EfL7t6pwv, &cp�x6(.L'1)V etc; Tljv TWV Bcx�uA.wv(wv x_wpcxv. xcxTEA.&6vToc; �& fLOU etc; Atyu7tTov &7t&aT1Jacxv ot auvo �eua cxvT&c; fLO� �yetJ.6vec;. &>pfLWV �e E7tL TOV �pocxovTcx Tljv Tcxx_(O"T1JV xcxt 7tept Tljv TOUTOU cpwA.eov xcxT&A.uov, EmT'1)pwv VUO"Toc�cx� xcxt xo�!Lll&livcx� TOÜTov, IS1twc; fLOU TOV fLCXpycx pLT1JV UCflEAWfLCX�. tJ.6voc; �e &v e�ev�?;6fL1)V TO ax.lj fLCX xcxt Toi:c; EfLOL a(uyxcxTotAUOUO'�V) &Ai1.6Tp�oc; ECj)CXLV6fL1)V. her: �E et�ov EfLOV auyyevlj TOV E� cX.vcxToAljc; TOV eA.eU&epov, 1tCX'i:�cx eux_cxplj XCXL wpcxi:ov, utov fLE"(�O"Tocvwv. ouT6c; fLO� 7tpoaeA.&wv auyy&yovev, xcxt auv6!J.�Aov cxuTov �crx_ov, xcxt cp(A.ov xcxt xowwvov Tljc; E!J.lj c; 7t0petcxc; 1t0�'1)0'0CfLEVOc;. 7tcxpexeA.eucrcxTo �e { cxuTw�} Touc; Atyu7tT(ouc; cpuA.OCaaea.S.cx� xcxt Twv cX.xcx&ocpTwv TouTwv Tljv xowwv(cxv. eve�UO'OCfL'1)V �e cxuTwv Tli cpop�fLCXTcx, tvcx !LlJ �ev(?;wfLCX� C>0'1tep ��w&ev (&A.&wv) E7tL Tljv TOÜ fLCXpycxp(Tou cX.vocA'1)��v, xcxt Tov �pocxovTcx ��u1tV(crwcr�v XCXT' EfLOÜ ot Atyu7tT�m. oux 0t�cx �e E� otcxc; �fLCX&ov 7tpocpoccrewc; wc; oux et!Lt Tljc; x.wpcxc; CXUTWV, ,
-
1 6 ci"ot-rol.'ijt;; xott xot'r'ijl..&o" S 1 7 cbtt:Lpot;; U : "tot; S 18 Mt:Gl)"W" Bonnet : Moaci"w" U : Maishan S : cf. S chwartz apud Kern, In schriften von Magnesia 1 7 1 ft'. 1 9 3Ld: 'r'ijt; Botßul.wvtwv xott l.otßuptv&ou N : ins Land Babel und in die Mauern von Sarbug S 20 xot-rd.fMv-rot;; S : dat:l.&6v-rot;; U 21 n;�::pt : 7totpct Bonnet II tprol.e:ov : Gasthaus S 23 cruyxot-rotl.uouaLv S S chwartz 26 einen Sohn Gesalbter S 27 l:!J.n:opdott;; S 28 n:otpEXe:l.�::uaciw'lv US : auve:ßoui.Eu�::v N II -rou-rwv o m. S 29 �e:vtl;;w aL S (?) II l:J.&wv S : om. U 30 ol A!y. om. S . • •
304
D e r S e e l e n h y m n u s d e r Th o m a s a k t e n :12 ilB
34
l lO
35 36 37 38 39 40
41 42 43 44 45 46 47
?VJAC•H ae: crU\IEfl.EL�OC\1 fl.OL { "t"EX\I"fJ\1} , XIXL eyeucrOCfl."fJ\1 njc; IXU"t"W\1 "t"potp�c;. (xott) �'(\IO"fJCJIX Efl.IXU"t"0\1 UL0\1 ilv"t"ot ßotcrLAEW\1, "t"WL ae: IXU"t"W\1 eaou 'Aeucrot ßotm'Ae'L. \ > \ � I ) I ) ) U\1 II.'\ ''i (\_ XIXL\ { E7tL EAIXV0\1 OE OL( 7tot"t"Epec; fl.OU IX7tE:• E(jl } "t"0\1 fLotpyotpL"t""fJ\1, cr"t"oc'AxotcrLv fLE:, "t"WL ae: njc; "t"potp�c; IXU"t"W\1 ßocpe:L e:tc; Ü1t\IO\I XIX"t""fJ \IEX&"fJ\1 ßot&Ov. "t"IXÜ"t"ot ae fl.OU 7tot&ov"t"oc; XIXL ot 1tot"t"Epe:c; fl.OU �Lcr&ov"t"O XIXL �7tot&ov u1tE:p EfLoÜ . ix"l)pux&"IJ ae: x�pU'(fl.IX iv nj L ßotcrLAELIXL �fl.W\1 L\IIX 1tOC\I"t"e:c; E7tt "t"cXc; �fl.e:"t"epotc; &7totv"t"wcrLv &Opotc; " ' } OL• ß IXCJLAE: (\ ' ,.,. XIXL OL ' { XIXL "t"O"t"E: XIXL' OL• E:\1 "t"E:AE:L Lt:; "t"""J- ' I " oe: fl.OL ( E:1tLCJ"t"OA"fJ\I XIXL OL oU\IIXCJ"t"IXL E:CJ"I)fl.IXL\10\1, OU"t"Wt:;. e:ypot\jlot\1 ' " ß otpoc "t"OÜ 7tot"t"poc; ßotcrLAEW\1 ßotcrLAicuc; xott [L"IJ"t"poc; �\1 &vot"t"OA�\1 XIX"t"E:XOUCJ"I)c; xott &ae:'AtpoÜ crou "t"OÜ ae:u"t"epou &tp' �fl.W\1 "t"WL E\1 AtyU7t"t"WL ULWL � fl.Wv e:tp�v"IJ. &voccr"t"""J & L xotl &vocv"I)�Ov €� Ü1t\lou, xotl "t"Wv €mcr"t"oALfLotLcuv P"IJfl.OC"t"Wv &xoucrov, xott U1t0fl.\l�cr&1J"t"L utoc; ßotcrLAECU\1 U7tocpxcuv. aouALXOV U7tE:Lciij 'A&e:c; �uy6v. fl.\l"flfl.O\Ie:ucro\1 "t"OÜ fLotpyotpL"t"OU aL' 8v e:tc; A�yU7t"t"O\I &7te:cr"t"OCA"I)c;, fl.V"I)fl.O\Ie:ucro\1 njc; ecr&�"t"oc; crou njc; xpucro7toccr"t"OU (xotl njc; cr"t"OA� ßLßALWL (�pwcuv), '
'
'
•
'
'
•
�
32 -rixVYJV del. Schwartz : XO(t -rixvYJL Bonnet II eye:ucr&fLYJV u : E:8wx&v fLOL cX'ltoye:u0"0(0"-&0(L S 33 XO(t S, Bonnet : om. U II f'O(m:/.€wv S : f'O(m:/.€wc; U 34 E::/.0(-&ov s Hilgenfeld : �:t.&ov u I I eltL del. Schwartz 3 8 XO(t -r6-re: om. S II IIO(p&uO([O(c; S : IIO(p&e:v[O(c; U II :l.omot o[ -r'ijc; S Schwartz : om. U 39 addidi II e-x&w s Hilgenfeld : g:�.&w u 40 fLOL s : fLE: u II tmO"'rOAlJV s : o m. u II e0"1JfLO(L\10V s : O"YJfL'XLVOV're:c; u 41 f'O(crt:l.€wc; S : f'O(crt:l.e:oc; U 42 &:8e::i.qlOG crou -roG 8e:u-r€pou S, Bonnet : &:8e::t.cpooc; O(lhwv 8e:u-r€pouc; U 44 sieh, wem du in Knechtschaft gedient hast S 4.6 ante 45 u I I xpucromxcr-rou )(O(L -rljv d8e:z&'ij 'rO(U'rYJV )(O(t ctfLopcpov 'rW\1 Aiyult-rlwv &:7t6pptljiov N : XP· XO(t -r'ijc; cr-ro:l.'ijc; - KOO"fLYJ&'ijLc; S, Schwartz : zpucrolt&cr-rou U 47 XAYJ&'ijt S, S chwartz : ex:I.�&YJ I I ev s, Bonnet : o m . u I I f'tf':l.lwt S, Bonnet : [:ltß:l.lov U l l i)pcilwv S, Schwartz : l;;w 'ijc; U
305
D e r S-e e l e r� h y m r� r u d e r Th o m a s a k t e B
48 xoct ( !J.e:"t'oc) 't'ou &.8e:'Acpou aou, unserm Stellvertreter, (x'A"Ijpo
v6!J.oc;) 7tct.poc).1lcp.&��c; E:v � � ßoca�).e:(oc� �11-wv." 111
49 0 8 E: ßoca�'Ae:uc; < TI)v ETCLC"t'OAljv) w c; 7tpe:aße:u 't'lj v XOC"t'e:acppocytaoc-ro 50 8�&. 't'ouc; TCOV"Ijpouc; Bocßu'Awvtwv 7toc�8occ; xoct 8oct!Lovocc; -rupocvv�51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62
xouc; "t'OU 'Aocßup(v.&ou. Er flog wie ein Adler, der König alles Gefieders, flog und ließ sich nieder neben mir und wurde ganz Rede. E:yw 8E: 7tpoc; TI)v 't'OCU"t'""j c; cpwv�v 't'e: x.oct octa.&"lja�v E:� iSmou &.vwp(L"IjC'CX (L"IjV, &.voc).ocßwv 8E: x.cxt x.cx-rcxcp�).�acxc; ('t'ljv acppcxy�8oc �).uov x.cxt) &.vey( vwax.ov. E:y€ypcx7t"t'O 8E: TCe:pt Ex.e(vou 't'Ou E:v �� x.cxp 8tcx� (LOU &.vcxye:ypocw [LEVOU, \ e !\.-. ' 1 \ e ' "\. Q. .'\ rl XCX� UTCe(LV"Ij C'v 'jV 7tCXpCX)(p"lj!-f.OC O"t'� I"' OCC'!J\eWV E:�(L� U�oc;, X.OC� "lj el\eU· .&e:p(oc (LOU "t'o y€voc; (LOU E:m�"lj"t'e�. uTCe(Lv�a�v 8E: x.oct "t'Ou (Lct.pyocp ("t'ou, E:cp' 8v x.oc"t'e7t€[Lcp.&"ljv e:Lc; A�yUTC"t'OV. � p)(O (L"IjV 8E: cpcxp!J.Il.aae�v { E7tt} "t'ov 8pll.x.ov"t'cx 't'ov cpoßepov, x.cxt x.cx"t'e:x.ot!L�acx Toi:i't'ov ETCOVO[Lil.acxc; 't'o "t'ou 7tct.'t'p6c; [LOU Övo(Lcx (x.cxt 't'o ÖVO[LCX "t'Ou 8eu"t'€pou �[LWV x.cxt (L"Ij't'poc; E(L�c; �c; 't'lj v &.vcx "t'OAlJV X.OC't'E:)(OUC'"Ijc;). ocp7tll.aocc; 8E: "t'OV (LCXpyocp("t'""j V rXTCEC''t'pe:cpov 7tpoc; 't'OUc; E[LOUc; rXTCO XO!J.(aocc; TCCX'tipcxc; x.oct riTCo 8uaiX[Levoc; "t'o pu7tocpov �v 8u[Loc E:v �� cx1hwv x.ocTe'Ae�ljJoc x.wpoc�. 1
1
'
t
48 (J.E-ra S, Bonnet : om. U II ur�serm Stellvertreter S: om. U I I XA1)pov6(.Loc; S: om. U I I 7tcxpcxA1jq>.&'ij�c; S, Schwartz : o?i 7tcxpd:Aljcpcxc; U I I 49 -ri) v �maTOA�v S : o m . U l l 7tpe:aße:u-ri)v e. g . scripsi : 7tpe:aße:u-r�c; U I I Brief (Bote ci. Schwartz) jeBer Brief, deR der Kör�ig mit seir�er RechleB versiegelte, S, un de �V 3' wc; 7tpe:aße:u-ri)c; � �l'tLO"'t"OA�, �V o ßcxa�J.e:uc; -r'ij� 3e:��ii� KCX't"e:acppcxy(acx't"O Schwartz 50 Bcxßu:Awv(wv S : -rouc; Bcxßu:Awv(ouc; U II -roii scripsi : -rouc; U (om. Bonnet) I I J.cxßu plv.&ou Bonnet : J.cxßup(v.&ouc; U : voR Sarbug S 5 1 /2 S : om. U : cxßT"I) 1j �mO"'t"oA-lj cpwc; y&yove:v � �(.LOL xcxl 7tii p , xcxl 't"O �v6v (.LO� l;6mu pov &>a7te:p civciljlcxacx e:[c; ßljloc; �pe:v xcxt cie:-roii 3lx"I)V civ'ij��e:v &>a7te:p \m67t't"e:pov N 53 cxta.&ljaw U : Geräusch S I I civwp(.L"I)O"cX(J."I)V (S) Bonnet : cive:p(.L"I)O"cX(.L"I)V U : po ssis cXV"I)YE�p6(.L"I)V : civ&vlj\jlcx xcxl civeaT"I)V Schwartz (S) 54 -ri)v acppcxy!3cx iAuov xcxl S : om. U 58 cpcxp(.LcXaae:�v S, Schwartz : �cp' d!p(.Lcxa�v U I I �7tl om. S, Schwartz 59 xcx-re:xo((.L�O"cx S, Bonnet : xcxTe:7t6ve:acx U: xcx.&umwacx ( ?) Bousset 60 S, om. U 61 cX7tOlCO(J.LO"cx� S, Hilgenfeld 20
Merkelbach
306
D e r S e e l e n h y m n u s der Th o m a s a k t e n 6:1 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74
112
75 76 77 78
lJÖ&uvov 8 ' &[Locu-roü ..7jv o 8ov 7tpot; -ro cpw t; Tijt; xoc-r�X: &voc-roJ..�v 7toc-rp(8ot;. XOC'lT e:ma't"O/\l)V 't"l)V xoc�' e:upov � ' > o�e:ye:�pocaocv ""' ooov • �' O'rtpoL� exeL-ro . 'rO 8E: XP!fi!LOC xocl. 'rOV 7tAOU't'OV EV xepcrl.v e! xov, xocl. OC7te3(8ouv !LOL 'rL!L�V, xocl. �v €cr.&-Yj-roc �v eu7tpE7tecr-rck:rt)V, �-rL� €v cpocL8po'i:� XPW!LMLV 7tE7tOLXLA't'O, XPU!rWL xocl. AL-3-0L� 'rL!LLOL� xocl. !Locpyocpt't'OCL� xpoLiiL 7tpE7tOUcrY)L, und verschiedenfarbigen Sardonen ; auch war es gemäß seiner (himmlischen) Erhabenheit angefertigt, und mit Demantsteinen all seine Gelenke festgesteckt ; f:3pU't'O EV ulj;eL xocl. � dxwv -rou { 't'WV} ßocm"Atcuv ßoccrLAtov &v.&oc;.
1 Vergleichbar ist, daß Chariklea nichts von der Kraft des Pantarbesteins weiß.
2 Vgl. auch den geweihten Rost in X 8, 2 (njt; iaxcip1Xt;
!LEVll t; ).
•
•
•
bJ&py&(IX( L) t; "t'&-r&A&a•
320
S y n. e s i o s , A igyp t i o i
Bit� St�dtm, welche den Vater schauen, sind dem Zwang des Schicksals und c lt�r Sterne entronnen : VO�O'CX.O'ot� ..a epycx. 't"OÜ 1tCX.'t"fJO