Orientierung
ORIENTIERUNG Von der NS-Diktatur beherrscht, von den Alliierten bombardiert, bis auf Ruinen zerstört, von den Siegermächten besetzt und durch eine unüberwindbare Mauer Jahrzehnte geteilt. Keiner anderen Stadt der Welt ist eine derart beispiellose Geschichte widerfahren. Die Relikte des „Dritten Reiches“ sind heute in Berlin nur noch schwer zu finden und dennoch in allen Bezirken und im Umland zahlreich vorhanden. Der PAST FINDER® führt Sie mit einem übersichtlichen Leitsystem schnell und einfach zu den „Sehenswürdigkeiten“ dieser Vergangenheit. ORIENTIERUNG IM PAST FINDER® Durchgängige Balken mit der Kapitelbezeichnung im oberen Teil der Seiten leiten Sie zu den entsprechend farbig markierten Karten. Hier finden Sie z.B. Punkt 38 aus dem Text auf dem angegebenen Planquadrat wieder. In der Objektbeschreibung steht zunächst die Art der Nutzung aus vergangenen Zeiten, es folgt die gegenwärtige Nutzung. 38 U
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38 Reichsbank / Auswärtiges Amt Wolff, 1939 p Werderscher Markt 1, Karte E3 Hausvogteiplatz Im Jahr 1933 wurde ein Wettbewerb für den Erweiterungsbau der Reichsbank Königin Luise
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ORIENTIERUNG IN BERLIN Berlin ist mit seinen weitläufigen Außenbezirken von der Fläche her eine der größten Städte Europas. Durch die 1961 errichtete Mauer sind im Laufe der Jahrzehnte zwei Stadtzentren entstanden, im Westen rund um den Kurfürstendamm, im Osten entlang der Straße Unter den Linden. Infolgedessen können die Fußwege zwischen zwei Sehenswürdigkeiten gelegentlich schon mal etwas länger werden. Nutzen Sie also das vorbildlich ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz oder mieten Sie sich einfach ein Fahrrad, um die Hauptstadt zu erkunden.
Grenzübergang Heinrich-Heine-Str.
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Legende der verwendeten Symbole q Architekt und Erbauungsjahr p Adresse und Planquadrat auf der entsprechend farbig markierten Karte S- und U-Bahnverbindung D Öffnungszeiten 3 Verweis in das Register
4
Touristeninformation p Brandenburger Tor, Südflügel D Mo–So 9.30–18 Uhr p Budapester Str., Europa Center D Mo–So 8–22 Uhr p Fernsehturm, Panoramastr. D Mo–So 9.30–18 Uhr p Flughafen Tegel, Haupthalle D Mo–So 5–22.30 Uhr Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) Informationen über U-Bahn-, S-Bahn-, Straßenbahn- und Busverbindungen finden Sie in den Schaukästen jeder Haltestelle. Kostenlose Fahrpläne und Auskünfte erhalten Sie in allen Regional- und Fernbahnhöfen. Fahrkarten können an Automaten auf allen Bahnsteigen oder am Schalter erworben werden. Deutsche-Bahn-Mietfahrräder So wird’s gemacht: Silber-rot lackierte Fahrräder mit DB-Logo finden, Nummer anrufen, mit EC- oder Kreditkarte zahlen, Pin eingeben, losradeln. Velo-Taxi Einfach eine der windschnittigen Rikschas anhalten, einsteigen und die Fahrt genießen.
Seiten-Register Regierungsviertel
Außenklappen 2
Welthauptstadt Germania
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Der Bombenkrieg & Die Schlacht um Berlin
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Innenstadtbezirke
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Außenbezirke & Brandenburg
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Bildnachweis & Literatur
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2 Regierungsviertel
36 Göring, Hitler und Hindenburg beim „Heldengedenktag“ 1934 vor der Neuen Wache Unter den Linden
Regierungsviertel 3
REGIERUNGSVIERTEL Heute kann man nur noch schwer nachvollziehen, wie einst das Leben im Zentrum Berlins pulsiert haben muss. Denn der 2. Weltkrieg und die Teilung haben gerade hier tiefe Narben im Stadtbild hinterlassen. Entlang der Wilhelmstraße konzentrierte sich die Macht des „Dritten Reiches“. Hitler und seine Paladine terrorisierten von hier aus ganz Europa. Geblieben sind ihre zahlreichen Bunker und einige wenige Gebäude. Die „Topographie des Terrors“ in den Fundamenten der ehemaligen Gestapo-Zentrale ist gegenwärtig einer der wenigen Ausstellungsorte in Mitte, die über das nationalsozialistische Regime informieren. 1 Brandenburger Tor q Carl Gotthard Langhans, 1791 p Pariser Platz, Karte C2 Unter den Linden Das Brandenburger Tor symbolisiert heute wie kein anderes Bauwerk deutsche Geschichte. Die von Johann Gottfried Schadow geschaffene Quadriga wurde 1806 auf Befehl Napoleons als Kriegsbeute nach Paris gebracht. Dank Feldmarschall Blücher, der zusammen mit Wellington Napoleon bei Waterloo schlagen konnte, gelangte das Viergespann 1815 zurück nach Berlin. Nun erhielt der Kranz auf der Panierstange der Siegesgöttin das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Eiserne Kreuz und den preußischen Adler. Nach Hitlers Machtübernahme marschierten im Januar 1933 erstmals SA-Truppen durch das Tor. Es folgten 1937 Benito Mussolini und nach den siegreichen Blitzkriegen gegen Polen und Frankreich 1940 die Wehrmacht. Fünf Jahre später triumphierten die Alliierten und feierten hier zwischen Ruinen das Ende des 2. Weltkrieges. Seit 1961 lag das Brandenburger Tor im Todesstreifen der Berliner Mauer, am 22. Dezember 1989 wurde es wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. 2 Dienstsitz Generalinspektor für das Straßenwesen / Dienstsitz Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion / DZ Bank q Frank O. Gehry, 1999 p Pariser Platz 3, Karte C3 Unter den Linden Bereits 1933 wurde der Ingenieur Fritz Todt von Hitler zum „Generalinspektor für das Straßenwesen“ ernannt, der sein
organisatorisches Talent beim Bau der Reichsautobahn unter Beweis stellte. Die 1938 eigens für die Errichtung des „Westwalls“ gegründete 3„Organisation Todt“ war mit über einer Million Bauarbeitern für die Realisierung zahlreicher Bunker- und Sperranlagen zuständig. Im März 1940 erhielt Todt zusätzlich den Posten des „Reichsministers für Bewaffnung und Munition“. Nach dem vor Moskau gescheiterten Russlandfeldzug forderte er 1941 Hitler mehrfach auf, den verlorenen Krieg zu beenden. Vergeblich. Am 8. Februar 1942 fiel er einem Flugzeugabsturz zum Opfer, dessen Ursache nie geklärt wurde. Sein Grab befindet sich heute auf dem 3Invalidenfriedhof. Das Ministerium wurde im Krieg zerstört, den vor allem im Inneren spektakulären Neubau einer Bank entwarf der kalifornische Avantgardearchitekt Frank O. Gehry. 3 Dienstsitz Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin / Akademie der Künste q Benisch & Partner, 2003 p Pariser Platz 2, Karte C3 Unter den Linden Auf Anordnung von Adolf Hitler bezog Albert Speer als „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin“ (GBI) 1937 das Haus der Akademie der Künste. Hitler konnte so jederzeit von der Reichskanzlei über die Ministergärten zu den heute noch erhaltenen Atelierräumen gelangen. In den folgenden Jahren kam er fast täglich, anhand einer 30 Meter großen Modellstraße planten sie gemeinsam ganze Nächte hindurch die monumentale Neugestaltung Berlins zur
4 Regierungsviertel ZEITSTRAHL DEUTSCHER GESCHICHTE 1914–1990
1. September 1939 Überfall auf Polen, 1943 Beginn des 2. Weltkrieges
30. Januar 1933 1914 Beginn des 1. Weltkrieges 1918 Ende des 1. Weltkrieges Ernennung Hitlers Novemberrevolution in Berlin. zum Reichskanzler 1. August 1936 Kaiser Wilhelm II dankt ab XI. Olympische Spiele 1929 Weltwirtschaftskrise Zweites Reich
Weimarer Republik
1918
zukünftigen 3Welthauptstadt Germania. Ab 1942 übernahm Speer sämtliche Ämter des verstorbenen Fritz Todt und beanspruchte auch das benachbarte Gebäude des Deutschen Straßenwesens. Im Jahr 1943 wurden seine Verwaltungsapparate im Amt des „Ministers für Rüstung und Kriegsproduktion“ zusammengefasst. Bis 1950 war in dem stark zerstörten Gebäude die Deutsche Akademie der Künste der DDR untergebracht. Erst in den neunziger Jahren wurde rund um die alte Bausubstanz ein Neubau errichtet. 4 Hotel Adlon q Patzschke, Klotz & Partner, 1997 p Unter den Linden 75–77, Karte C3 Unter den Linden Vor dem Krieg galt das Adlon weltweit als Legende unter den Luxushotels. Wer nach Berlin kam und es sich leisten konnte, residierte hier. Auf Grund der alliierten Bombenangriffe verfügte das Hotel seit den vierziger Jahren zusätzlich über einen luxuriös ausgestatteten Bunker unter dem Pariser Platz. Das Gebäude wurde im Endkampf um Berlin zum Lazarett umfunktioniert, schwer beschädigt und die Ruine nach dem Krieg gesprengt. Nach dem Wiederaufbau wurde das Hotel 1997 eröffnet. 5 Wohnhaus Max Liebermann q Friedrich August Stüler, 1846 p Pariser Platz 7, Karte C2 Unter den Linden „Ich kann jaa nicht so ville fressen, wie ick kotzen möchte“, so der legendäre Ausspruch des Malers Max Liebermann, nachdem er von seinem Balkon aus stundenlang SA-Truppen durch das Brandenburger Tor marschieren sah, die Hitlers Ernennung zum
1941 Angriff auf die Sowjetunion
„Drittes Reich“
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1933
Reichskanzler feierten. Liebermanns Bilder wurden später verboten. Durch seinen Tod 1935 blieb dem ehemaligen Präsidenten der 3Akademie der Künste Schlimmeres erspart. Seine Frau entging der Verschleppung in das KZ Theresienstadt nur durch Selbstmord. Liebermanns Sommervilla (Am Großen Wannsee 42), die 1940 zwangsweise verkauft werden musste, ist heute der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. 6 Reichstag q Paul Wallot, 1894, Sir Norman Foster, 1999 p Platz der Republik 1, Karte C2 Unter den Linden D Mo–So 8–22 Uhr Nach Gründung des Deutschen Reiches 1871 entstand ab 1884 der Reichstag als repräsentatives Gebäude für das Parlament. Der am 5. Dezember 1894 eingeweihte Neubau, der Architekt und der Parlamentarismus missfielen dem Kaiser, weshalb er das Gebäude als „Gipfel der Geschmacklosigkeit“ bezeichnete. Knapp 20 Jahre dauerte es, bis Wilhelm II. mitten im 1. Weltkrieg seine Zustimmung gab, die Inschrift „Dem Deutschen Volke“ anzubringen, „Satire“, wie Kurt Tucholsky bemerkte. Der Kaiser stellte zwei erbeutete französische Geschützrohre aus den Befreiungskriegen von 1813 zur Verfügung, um die von Peter
Regierungsviertel 5 13. August 1961 Bau der Berliner Mauer
Schlacht um Stalingrad 8. Mai 1945 23. Mai 1949 Gründung der BRD 7. Oktober 1949 Gründung der DDR Kriegsende 17. Juni 1953 Volksaufstand in Ost-Berlin & der DDR
9. November 1989 Fall der Mauer. Beitritt der DDR zur BRD am 3.10.1990
1948 sowjetische Blockade Berlins BRD / DDR
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BRD
1989
Behrens entworfenen Lettern gießen zu lassen. Seit dem nicht restlos aufgeklärten Reichstagsbrand vom 28. Februar 1933 blieb das Gebäude weitgehend ungenutzt. Für die Rotarmisten stellte es dennoch das zentrale Symbol HitlerDeutschlands dar. Im Morgengrauen des 30. April 1945 begann der Angriff sowjetischer Truppen auf den von Resten der französischen Waffen-SSDivision „Charlemagne“ zur Festung umgebauten Reichstag. Erst am Abend gelang der Durchbruch in das Innere des Gebäudes. Um Mitternacht Moskauer Zeit konnte schließlich die rote Fahne auf dem Dach gehisst werden. Während vor dem Brandenburger Tor schon das Ende des Krieges gefeiert wurde, kämpften in den Kellergewölben des Reichstages die Verteidiger, viele nur noch mit Messern und Spaten bewaffnet, bis in die Mittagsstunden des 2. Mai 1945 weiter. Am 9. September 1948 versammelten sich 300.000 Berliner auf dem Platz der Republik vor dem Gebäude, um ihren Protest gegen die sowjetische Blockade Berlins auszudrücken. Die zerstörte Glaskuppel wurde in den neunziger Jahren nach Entwürfen des britischen Architekten Sir Norman Foster in moderner Form wieder hergestellt und ist der Öffentlichkeit zugänglich. Heute ist das geschichtsträchtige Gebäude eines der wichtigsten Symbole der deutschen Einheit und wird seit 1999 vom Deutschen Bundestag als Parlament genutzt.
7 Sowjetisches Ehrenmal Tiergarten q Kerbel, Zigal, Sergijewski, 1945 p Straße des 17. Juni, Karte B2 Unter den Linden Bereits am 11. November 1945 wurde das erste Sowjetische Ehrenmal in Berlin eingeweiht und bewusst an der Stelle platziert, wo sich nach Speers Planungen die Nord-Süd- und die Ost-West-Achse schneiden sollten. Für den von zwei T34-Panzern eingesäumten Kolonnadengang, vor dem ein Rotarmist steht, verwendete man Granitquader aus der 3Neuen Reichskanzlei. In dem Park dahinter liegen 2.200 Soldaten begraben, die beim Sturm auf den Reichstag ums Leben kamen. Unter dem Areal wurden 1967 drei Straßentunnel aus der NS-Zeit, zwischen 60 und 220 Meter lang, wiederentdeckt, die als Teil eines kreuzungsfreien Tunnelsystems unter dem geplanten Achsenkreuz vorgesehen waren. Gegen Ende des Krieges hatten hier Rüstungsbetriebe bombensicher produziert und Tausende Menschen Schutz vor den Luftangriffen gefunden. 8 Krolloper q Langhans, Persicus, Knoblauch, 1844 p Entlastungsstr., Karte B2 Unter den Linden Die einst dem Reichstag gegenüberliegende Oper diente den Abgeordneten nach dem Reichstagsbrand 1933 als Tagungsstätte. Vor der Kulisse des Hakenkreuzes erreichte am 24. März des gleichen Jahres die deutsche Parlamentsgeschichte mit der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes ihren Tiefpunkt. Von nun an konnte Hitler ohne Zustimmung von Reichstag oder Reichsrat
6 Regierungsviertel
Adolf Hitler 1889–1945 Adolf Hitler wurde am 20. April 1889 als Sohn des Zollbeamten Alois Hitler und seiner Frau Clara in Braunau am Inn in Österreich geboren. Nach dem Tod seiner Eltern verließ er die Realschule ohne Abschluss und ging 1907
lassen. Dort verfasste er das Buch „Mein Kampf“, in dem er seine zentralen Ziele und Überzeugungen festhielt. Nach stetigem Stimmenzuwachs wurde die NSDAP 1932 stärkste Fraktion im Reichstag und Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt.
„Der Gehorsam reicht bis zum General, dann beginnt die Verantwortung.“(Friedrich der Große) nach Wien. Er bewarb sich zweimal vergeblich an der Akademie der Bildenden Künste, lebte von seinem Erbe, verkaufte selbst gemalte Postkarten und wohnte bis 1913 in einem Obdachlosenheim. Die Lektüre von antisemitischen Schriften prägte seine Weltanschauung. Er entwickelte eine ausgeprägte Feindschaft gegen den Marxismus, den Liberalismus und das Judentum. Zu Beginn des 1. Weltkrieges meldete er sich 1914 freiwillig zum bayrischen ReserveInfanterie-Regiment 16. Als Gefreiter erhielt er das Eiserne Kreuz beider Klassen; er erblindete vorübergehend durch Giftgas. Die deutsche Kapitulation verstand er als „Dolchstoß von Juden und Kommunisten“ und beschloss 1918, Politiker zu werden. In einem Brief beschreibt er 1919 die „Entfernung der Juden überhaupt“ als sein vordringliches Ziel. Nach Eintritt in die DAP, die sich 1920 in NSDAP umbenannte, entwickelte er sich für die Partei zum unentbehrlichen Agitator und wurde 1921 Vorsitzender mit diktatorischen Vollmachten. Nach dem gescheiterten Putschversuch 1923 in München wurde er 1924 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aber bereits nach neun Monaten in Landsberg wieder ent-
Mit Beginn des 2. Weltkrieges und den erfolgreichen Blitzkriegen konnte er die Militärs für seine Mission gewinnen und übernahm nach dem Angriff auf die Sowjetunion 1941 das militärische Oberkommando. Auf dem Höhepunkt seiner Macht standen deutsche Truppen 1942 von Afrika bis zum Nordkap und vom Atlantik bis zu den kaukasischen Ölfeldern. Kein anderer Herrscher seit Napoleon hatte mehr Raum in Europa erobert. Doch von seinem Vorbild hatte Hitler nichts gelernt, die Erfolge blieben aus, und der Krieg kehrte schließlich an seinen Ursprungsort zurück. Am 29. April 1945 ernannte er Großadmiral Karl Dönitz zu seinem Nachfolger. Am 30. April versuchte man im 3„Führerbunker“ ein letztes Mal vergebens, Hitler zum Ausbruch aus Berlin zu bewegen, um ihn nach Japan, Südamerika oder Arabien auszufliegen. Gegen 15.30 Uhr nahm er sich schließlich zusammen mit seiner Frau Eva Braun das Leben. Sein letzter Zerstörungsbefehl war die Anweisung zur Verbrennung seiner Leiche. Adolf Hitler bei der Besichtigung des eroberten Paris im Juni 1940 am Trocadero. Zu seiner Rechten die Architekten Albert Speer und Hermann Giesler; zur Linken Bildhauer Arno Breker.
Regierungsviertel 7 eigenmächtig Gesetze erlassen. Sechs Jahre später, am 1. September 1939, verkündete Hitler von hier aus mit einer falschen Begründung den Einmarsch deutscher Truppen in Polen:
6 Sowjetische Graffiti
6 Reichstagsgebäude
„Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch bereits durch reguläre Soldaten geschossen! Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft ... Ein Wort habe ich nie kennen gelernt, es heißt Kapitulation!“ Am 22. September 1943 wurde die Oper bei Bombenangriffen zerstört. An der Stelle befindet sich heute ein Park. 9 Botschaft der Schweizerischen Eidgenossenschaft q Friedrich Hitzig, 1870 p Otto-vonBismarck-Allee 4, Karte B2 Hauptbahnhof/Lehrter Bahnhof Dass Hitler in den Deutschschweizern „Millionen Bürger deutscher Nationalität“ sah, beunruhigte den seit 1940 gänzlich von Achsenmächten eingeschlossenen neutralen Staat zunehmend. Der nach Berlin gesandte Botschafter Hans Frölicher riet seiner Regierung, die Schweiz solle sich Hitlers „Neuem Europa“ anschließen. Dergleichen passierte zwar nicht, doch deponierte man gerne das Gold der deutschen 3Reichsbank in eidgenössischen Tresoren und beschaffte dem „Dritten Reich“ die Devisen, mit denen der Krieg verlängert werden konnte. Auch die Tatsache, dass es sich hierbei um Zahngold von ermordeten KZ-Insassen und geraubte Bestände aus den besetzten Gebieten handelte, störte nicht. Seit 1955 versucht die Schweiz, die einstigen Besitzer allmählich ausfindig zu machen und das so genannte Nazigold an die Angehörigen der Opfer zurückzugeben. Das Gebäude der
schweizerischen Gesandtschaft hat als einziges im Spreebogen die Abrisse der Nationalsozialisten für die geplante 3Große Halle und den Bombenhagel der Alliierten überlebt. Den Sowjets diente
6 Amerikanische Graffiti
das Haus noch als Leitstelle während ihres Sturmangriffs auf den Reichstag, seit 1992 befindet sich hier wieder die Botschaft der Eidgenossen. 10 Wilhelmstraße p Wilhelmstr., Karte C3 Mohrenstraße Seit Beginn des 19. Jahrhunderts war die nach König Friedrich Wilhelm I. benannte Straße das Herz des Regierungsviertels. Hier befanden sich die wichtigsten Ministerien Preußens, des Deutschen Reiches, die Botschaften der europäischen Großmächte und ab 1933 auch die Schaltstellen des nationalsozialistischen Regimes. Adolf Hitler, Albert Speer, Hermann Göring, Joseph Goebbels, Rudolf Heß, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich: Alle hatten sie hier ihren Amtssitz. Nach dem Krieg wurden fast sämtliche Gebäude in der vom Endkampf weitgehend zerstörten Wilhelmstraße abgetragen. In den achtziger Jahren entstanden ohne Rücksicht auf die historische Struktur der Straße Plattenbauwohnungen, die aufgrund ihrer Nähe zur Mauer vor allem SED-Mitgliedern vorbehalten waren. Der Wilhelmplatz mit seiner 250-jährigen Geschichte wurde gänzlich unkenntlich gemacht. Auf dem Gelände des einstigen Hotels Kaiserhof baute Nordkorea seine Botschaft. Die Tschechoslowakei errichtete auf dem Platz eine Vertretung aus Beton und verspiegeltem Glas. Heute erinnern in der Wilhelmstraße nur noch wenige wieder hergerichtete Altbauten, die jetzt von Ministerien der Bundesregierung genutzt werden, an das alte Regierungsviertel.
8 Regierungsviertel
Das Zentrum der Macht 11 Dienstsitz Stellvertreter des „Führers“ / Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft q Carl Vohl 1903 p Wilhelmstr. 54, Karte C3 Mohrenstraße In dem heute noch erhaltenen Gebäude befand sich ursprünglich das persönliche Regierungsbüro des preußischen Königs und deutschen Kaisers. Nach der Machtübernahme
12 Propagandaministerium
Goebbels, unterstellt. Presse, Rundfunk, Literatur, bildende Kunst, Theater und die Filmindustrie wurden fortan von dem Ministerium überwacht und gleichgeschaltet. Wer nicht einer Sparte der Reichskulturkammer angehörte, musste damit rechnen, seine Arbeit zu verlieren oder gar in ein Konzentrationslager gesperrt zu werden. Die wachsende Zahl der Mitarbeiter erforderte 1936 einen rückwärtigen Anbau, der heute noch
13 Alte Reichskanzlei, 1930
Hitlers errichtete die NSDAP hier das „Büro Ribbentrop“ und den „Verbindungsstab der NSDAP“, die dem „Stellvertreter des Führers”, Rudolf Heß, unterstellt waren. Heß überprüfte in seiner Funktion alle Verordnungen, Gesetze und Beförderungen von Beamten auf Übereinstimmung mit der NS-Ideologie. Nachdem er 1941 nach England geflogen war, um Friedensverhandlungen zu sondieren, wurden die Dienststellen Martin Bormann unterstellt. Heß wurde 1946 in Nürnberg zu lebenslager Haft verurteilt und verübte 1987 im 3Kriegsverbrechergefängnis Spandau Selbstmord. Bormanns Leichnam wurde 1972 am Lehrter Bahnhof gefunden, er hatte nach der Flucht aus dem 3„Führerbunker“ hier zusammen mit Hitlers Leibarzt Ludwig Stumpfegger am 2. Mai 1945 Selbstmord begangen. 12 Reichsministerium für Propaganda und Volksaufklärung / Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung q Karl Reichle, 1936 p Wilhelmstr. 49 / Mauerstr. 45–53, Karte D3 Mohrenstraße Am 13. März 1933 wurde das Reichsministerium für Propaganda und Volksaufklärung gegründet und dem Gauleiter der NSDAP Berlin, Joseph
11 ehem. Dienstsitz von Heß
weitgehend erhalten ist. Nach Entfernung der nationalsozialistischen Hoheitssymbole befand sich in diesem Gebäude unter anderem der Sitz des Nationalrats der Nationalen Front der DDR. Heute beherbergt das Haus das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. 13 Alte Reichskanzlei q C. F. Richter, 1739, E. J. Siedler, 1930 p Wilhelmstr. 77, Karte C3 Mohrenstraße „Keine Macht der Welt wird mich jemals wieder lebend hier rausbringen“, lauteten Hitlers Worte beim Einzug 1933. In dem Gebäude befand sich seit 1878 die Reichskanzlei. Von 1934 bis 1939 waren hier die Wohn- und Arbeitsräume von Adolf Hitler. Zuvor hatten unter anderem Otto Fürst von Bismarck und Friedrich Ebert in den Räumen gewirkt. Im Garten entstand 1935 ein Saalbau für Veranstaltungen mit einem darunter liegenden Bunker. Dieser wurde im Jahr 1944 erweitert und ging als 3„Führerbunker“ in die Geschichte ein. Die Trümmer der Reichskanzlei wurden 1949 restlos abgetragen. Heute führt die Straße An der Kolonnade durch das Grundstück. Nur einige Schautafeln erinnern daran, dass dies einmal das politische Zentrum Deutschlands war.
Regierungsviertel 9 DIE WILHELMSTRASSE 1943 Botschaft Frankreichs
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Botschaft der USA
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„Führerbunker“
Reichsjustizministerium
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ReichspräsiGeneralinspektor für das dentenpalais Straßenwesen / RM für Rüstung & Kriegsproduktion
RM für Propganda und Volksaufklärung
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Alte Reichskanzlei
Stellvertreter des „Führers“
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Neue Reichskanzlei Voßstr.
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platz Reichsverkehrsministerium Leipziger
Hotel Kaiserhof Reichsfinanzministerium
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Wilhelmstr.
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19 Zentrale der Gestapo
Privatkanzlei des „Führers“
Reichspostministerium
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Zimmerstr .
Reichsführer SS
„Angriff“-Haus
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Reichssicherheitshauptamt
10 Regierungsviertel
14 Neue Reichskanzlei, Voßstraße
14 Ehrenhof mit Statuen von Breker
14 Leibstandarte vor dem Eingangsportal
14 Hitlers Arbeitssaal
14 Marmorgalerie
15 Freigelegte Fundamente am „Führerbunker“
Regierungsviertel 11
Die Neue Reichskanzlei 14 Neue Reichskanzlei q Albert Speer, 1939 p Voßstr. 4–6, Karte C3 Mohrenstraße Albert Speer erhielt 1938 den Auftrag für den Bau der Neuen Reichskanzlei. Nach nur 12 Monaten Bauzeit war am 3. Januar 1939 Schlüsselübergabe. Der Neubau entspreche dem Zuwachs an Macht und Größe Deutschlands, so die nationalsozialistische Propaganda. Der Grundriss des 421 Meter langen Gebäudes war so konzipiert, dass die Distanz zum „Führer“ möglichst groß und gebührend einschüchternd erschien. Der Gast musste eine 300 Meter lange Raumfolge überwinden („Diplomatenweg“), in dessen Mittelpunkt eine 146 Meter lange Marmorgalerie – doppelt so lang wie der Spiegelsaal in Versailles – stand. Das 400 Quadratmeter große Arbeitszimmer Hitlers war vollständig mit Marmor verkleidet und hatte mit einer Höhe von 10 Metern gewaltige Ausmaße. Zu dem Komplex gehörten ferner zwei Ehrenhöfe mit Statuen von Arno Breker, ein Gewächshaus im Garten und zwei Wohnhäuser des Reichssicherheitsdienstes. Nach Ende des Krieges sollte nichts mehr im zerstörten Regierungsviertel an das NS-Regime erinnern. So erging am 13. Oktober 1948 ein sowjetischer Befehl, sämtliche Gebäude in der Voßstraße und am Wilhelmplatz niederzulegen. Die Granitblöcke und der Marmor der Neuen Reichskanzlei wurden für den Bau 3sowjetischer Ehrenmale und den 3U-Bahnhof Mohrenstraße verwendet. 15 „Führerbunker“ q Carl Piepenburg, 1944 p Voßstr. 4–6, Karte C3 Mohrenstraße Im Jahr 1935 wurde ein Luftschutzbunker für 150 Personen unter dem Saalbau der 3Alten Reichskanzlei errichtet. Dieser wurde 1944 zum Vorbunker umgestaltet, und etwas tiefer entstand für etwa
1.400.000 Reichsmark der „Führerbunker“. Er hatte eine Sohlentiefe von 12 Metern und etwa 4 Meter starke Seiten- und Deckenwände. Bestimmt war die letzte Befehlszentrale des „Dritten Reiches“ als Arbeits- und Aufenthaltsort für Adolf Hitler und sein unmittelbares Gefolge. Für den persönlichen Schutz Hitlers war das „Führerbegleitkommando“ des 250 Mann umfassenden Reichssicherheitsdienstes unter SS-General Johann Rattenhuber verantwortlich. Die letzten Tage in den engen und feuchten Räumen des Bunkers waren geprägt von Weltuntergangsstimmung. Im Angesicht der unabwendbaren Niederlage bereitete sich Hitler schließlich am 30. April 1945 auf sein Ableben vor. Abermals beschwor er eindringlich seine treuesten Begleiter, unbedingt alles für die Verbrennung seiner Leiche zu unternehmen. Auf keinen Fall wollte er lebendig oder tot der Roten Armee in die Hände fallen, um dann in Moskau als Trophäe ausgestellt zu werden. Gegen 15.30 Uhr nahm sich Hitler zusammen mit der kurz zuvor noch geehelichten Eva Braun durch die gleichzeitige Einnahme einer Zyankalikapsel und einen Schuss in den Kopf das Leben. Im Garten der Reichskanzlei wurden die Leichen mit Benzin übergossen und verbrannt. Nach der Ermordung ihrer sechs Kinder erschoss sich am 1. Mai auch das
„Die Partei“: überlebensgroße Skulptur von Arno Breker für den Ehrenhof der Neuen Reichskanzlei.
12 Regierungsviertel
Der „Führerbunker“ 17 Abluftturm an die Oberfläche 18 Aufenthaltsraum Reichssicherheitsdienst, Führerbegleitkommando, „Hundebunker“ und Zugang zum Beobachtungsturm 19 Reichssicherheitsdienst 20 Gasschleuse 21 Ausgang zum Garten der Reichskanzlei 22 Reichssicherheitsdienst, Gasschleuse und Treppe zum höher gelegenen Vorbunker
n
„FÜHRERBUNKER“ 1 Adolf Hitlers Schlafraum 2 Adolf Hitlers Wohnraum 3 Adolf Hitlers und Eva Brauns Bad, Toilette und Ankleideraum 4 Allgemeine Toiletten und Waschraum 5 Eva Brauns Schlaf- und Wohnraum 6 Adolf Hitlers Arbeitsraum 7 Lage- und Konferenzraum 8 Warteraum für Konferenzteilnehmer 9 Vorraum und Flur 10 Generatoren und Luftfiltermaschinen 11 Martin Bormanns Arbeitsraum 12 Joseph Goebbels’ Arbeitsraum 13 Joseph Goebbels’ Schlafraum 14 Ludwig Stumpfeggers Schlafraum 15 Ludwig Stumpfeggers Arztraum 16 Telefonzentrale und Fernschreiber
10 28 m
16 11
15
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14
n
5 21
13 8 6 20
2
7 19 1
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3,5 m
18 17
Die Leichen von Hitler und Eva Braun wurden in einem Bombentrichter vor dem Ausgang des „Führerbunkers“ von Hitlers Adjudant Otto Günsche und Hitlers Kammerdiener Heinz Linge mit etwa 10 Kanistern Benzin übergossen und verbrannt.
Regierungsviertel 13
p
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38 37 28 26
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4 4 3 3
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VORBUNKER 23 Alte Gasschleuse 24 Vorraum 25 Wohn- und Schlafräume von Magda Goebbels und Kindern 26 Schlafraum Bedienstete 27 Aufenthaltsraum Reichssicherheitsdienst 28 Generatoren und Luftfiltermaschinen 29 Kantine 30 Toiletten und Waschraum 31 Küche von Hitlers Diätköchin Constanze Manziarly 32 Vorratsraum 33 Aufenthaltsraum 34 Tresorraum 35 Schlafräume 36 Reichssicherheitsdienst 37 Gasschleusen 38 Notausgang zum Garten des Auswärtigen Amtes 39 Haupteingang und Tunnel zum Bunkersystem der Neuen Reichskanzlei
14 Regierungsviertel
DIE REICHSKANZLEI 1944 Wilhelmpla
p
5
U
r. Wilhelmst „Diplomatenweg“ 300 m lang p
4
Auswärtiges Amt
Alte Reichskanzlei 6 3 2 Neue Reichskanzlei
Notausgang i 1 f Abluftturm g Ausgang
Garten des Auswärtigen Amtes
7
6
Garten der Reichskanzlei
18
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Voßstr.
N
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14 14 Herman
1 2 3 4 5
n - Görin
„Führerbunker“ Vorbunker Vorratsraum Ehrenhof U-Bahnhof Kaiserhof (heute Mohrenstraße) 6 Lazarett & Bunkerquartiere von Martin Bormann, Generalstabschef Hans Krebs, General Burgdorf, Hitlers Pilot General Hans Baur, Adjudanten, Funker u.v.a. 7 Mosaiksaal 8 Runder Saal
13
g - Str.
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Marmorgalerie Hitlers Arbeitsraum Reichskabinettsaal Administrationsflügel Garagenbunker Wohnhäuser des Reichssicherheitsdienstes Kelleranlagen Fahrerbunker (heute noch erhalten) Zufahrtsrampe zu den Werkstätten Gewächshaus
Regierungsviertel 15 nun führerlose Ehepaar Goebbels. Ihre verkohlten Überreste wurden später stolz von den Sowjets präsentiert. Von Hitlers Leiche blieben nur einige Gebiss- und Knochenteile übrig. Der andauernde Granatbeschuss des Gartengeländes hatte die verscharrten Reste weitgehend unkenntlich gemacht.
15 Fahrerbunker, 1990
an. Ihnen folgten in weiteren Gruppen Johann Rattenhuber, Martin Bormann, Hitlers Chefpilot Hans Baur, der Chauffeur Erich Kempa, Hitlers Kammerdiener Heinz Linge und an die hundert Insassen der Reichskanzleibunker. Der Plan, nach Norddeutschland auszubrechen, gelang nur wenigen.
14 Hitlers Marmor im Mosaiksaal ...
Im Jahr 1947 erfolgten erste Abbruchversuche der Sowjets am Vorbunker. 1988 ließ die DDR im Zuge der Neubebauung des Geländes die Decke des Hauptbunkers mühsam zertrümmern. Erhalten geblieben sind die Bodenplatten und Reste der Seitenwände. 1990 fand man an der Ebertstraße den 8 mal 30 Meter großen Fahrerbunker der Fahrbereitschaft von Hitler, an den Wänden acht naive SS-Malereien. Aus Furcht, der düstere Ort könnte zu einer Wallfahrtstätte für Neonazis werden, entschloss sich die Stadt Berlin, die Räume wieder zu verschließen. 16 U-Bahnhof Kaiserhof / U-Bahnhof Mohrenstraße q Alfred Grenader, 1950 p Mohrenstr., Karte D3 Mohrenstraße Die U-Bahnstation hieß ursprünglich Kaiserhof, benannt nach dem Hotel am Wilhelmplatz, in dem Adolf Hitler und Joseph Goebbels mit der NSDAP seit September 1930 Hauptquartier bezogen hatten. In den letzten Stunden des Krieges flohen am 1. Mai 1945 kurz vor Mitternacht etwa zehn Gruppen aus dem 3„Führerbunker“ über den Tunnel dieser U-Bahn-Station Richtung Bahnhof Friedrichstraße. Wilhelm Mohnke, SS-General der „Leibstandarte“ und Kampfkommandant des Verteidigungsbereichs „Zitadelle“ führte als Organisator des Ausbruchversuchs die erste Gruppe um SS-Hauptsturmführer Otto Günsche und Hitlers Sekretärinnen
16 ... und heute im Untergrund
Viele kamen in den Häuserkämpfen um oder gerieten in sowjetische Gefangenschaft. Im Krieg fast völlig zerstört, wurde der U-Bahnhof unter dem Namen Thälmannplatz 1950 wiedereröffnet. Bei der Neugestaltung verwendete man den roten Marmor aus dem Mosaiksaal der 3Neuen Reichskanzlei. 17 Reichsluftfahrtministerium / Bundesministerium der Finanzen q Ernst Sagebiel, 1936 p Wilhelmstr. 97, Karte C4 Potsdamer Platz Das nach einer Bauzeit von zwei Jahren fertig gestellte Regierungsgebäude war seinerzeit mit 2.000 Zimmern das größte Berlins. Dem Reichsluftfahrtministerium entsprechend wurden die Treppegeländer im Inneren aus Flugzeugaluminium gefertigt und die Raumleuchten im Ausgangsfoyer zur Leipziger Straße Flakscheinwerfern nachempfunden. Vom kleinen Festsaal aus befehligte Hermann Göring die deutsche Luftwaffe und versprach der Bevölkerung: „Ich will nicht Hermann Göring, sondern Hermann Meyer heißen, wenn jemals ein feindliches Flugzeug die deutschen Reichsgrenzen überfliegt.“ Das Ministerium wurde im Verlauf des Krieges nur einmal von Bomben getroffen, die umliegenden Gebäude dagegen fast alle völlig zerstört. Zu DDR-Zeiten waren hier verschiedene Ministerien untergebracht. Heute beherbergt das weitestgehend im Originalzustand wieder hergestellte Haus das Bundesministerium der Finanzen.
16 Regierungsviertel 18 Haus der Flieger / Abgeordnetenhaus von Berlin q Friedrich Schulze, 1892 p Niederkirchnerstr. 5, Karte C4 Potsdamer Platz Bis zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler tagte hier der preußische Landtag. Er wurde am 18. Mai 1933 aufgelöst. 1939 ließ Hermann Göring das Gebäude zum Haus der Flieger umbauen und verband es mit dem 3Reichsluftfahrtministerium. Seit 1993 beherbergt dieses Gebäude das Berliner Abgeordnetenhaus. Rechts: Dienstmarke der preußischen Kriminalpolizei 19 Zentrale der Gestapo / „Topographie des Terrors“ q 1905 p Niederkirchnerstr. 8, Karte C4 Potsdamer Platz Im Jahr 1933 richtete Innenminister Hermann Göring hier den Hauptsitz der Geheimen Staatspolizei ein. Unter der Führung von Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich wurde die Gestapo zu einem Terrorinstrument gegen politische Gegner und die jüdische Bevölkerung. Das Gebäude wurde im Krieg zerstört, in den Kellerresten und Zellenböden des berüchtigten „Hausgefängnisses“ befindet sich heute die Ausstellung 3„Topographie des Terrors“. Nach 2005 soll hier ein umfassendes NS-Dokumentationszentrum entstehen. 20 Dienstsitz Reichsführer SS / „Topographie des Terrors“ q Wesenberg, 1788 p Niederkirchnerstr. 9, Karte D4 Potsdamer Platz Als Hotel Vier Jahreszeiten erbaut und später in Hotel Prinz Albrecht umbenannt, wurde das Gebäude schon früh von Hitler und Goebbels für Versammlungen genutzt. Ab 1934 war hier der Dienstsitz von Heinrich Himmler als Reichsführer SS, und die Prinz-AlbrechtStraße wurde zum Inbegriff des Naziterrors in Berlin. Von seinem Schreibtisch aus beschäftigte sich Himmler mit
der rücksichtslosen Schaffung eines „reinrassigen“ Deutschland, der Eroberung von „Lebensraum“ und der „volkstumspolitischen Neuordung“ Europas. Die Ruine des Gebäudes wurde nach dem Krieg abgetragen. 21 Reichssicherheitshauptamt / „Topographie des Terrors“ q Friedrich Schinkel, 1833 p Wilhelmstr. 102, Karte D4 Potsdamer Platz Seit 1934 war im Prinz-AlbrechtPalais der Dienstsitz von Reinhard Heydrich als Chef des Sicherheitsdienstes (SD) des Reichsführers SS. Im Jahr 1939 unterstellte ihm Heinrich Himmler das Reichssicherheitshauptamt (RSHA), in dem nahezu alle Exekutivorgane des „Dritten Reiches“ zusammengefasst waren. Letzter Chef des RSHA war bis 1945 Ernst Kaltenbrunner. 22 „Angriff“-Haus / „Topographie des Terrors“ p Wilhelmstr. 106, Karte D4 Potsdamer Platz Das 1927 von Joseph Goebbels gegründete Propagandablatt „Der Angriff“ zog 1932 von der NSDAPGaugeschäftsstelle Berlin in der Hedemannstraße 10 in die Wilhelmstraße. Goebbels nutzte die Tageszeitung unter anderem zu Hetzjagden auf politische Gegner der Nationalsozialisten. Die berüchtigte „Isidor“-Kampagne richtete sich gegen den jüdischen Berliner Vizepolizeipräsidenten Weiß und bewirkte dessen Flucht aus Deutschland. Ab 1934 war „Der Angriff“ dann in der Zimmerstraße 68–91 ansässig. Die letzte Ausgabe erschien am 24. April 1945 in einer Auflage von 300.000 Stück. Das „Angriff“-Haus wurde nach dem Umzug kurzzeitig von der SA und später von der SS genutzt. Die in den Bürgersteig eingelassene Auffahrt zum ehemaligen Hinterhof und eine Schautafel der Stiftung „Topographie des Terrors“ sind heute die letzten Spuren des im Krieg zerstörten Gebäudes.
Regierungsviertel 17
„Topographie des Terrors“ Auf dem „Prinz-Albrecht-Gelände“ befand sich zwischen 1933 und 1945 die Kommandozentrale, von der aus das NS-Regime den Terror in Europa organisierte. Zusammengefasst im 3Reichssicherheitshauptamt waren hier die 3Zentrale der Gestapo, der Hinterlandmauer
Niederkirchnerstr.
„Topographie des Terrors“
Todesstreifen
20 21 22
Zimmerstr.
23
Vorderlandmauer
tr.
19
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Wilhelms
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kämpfer in Prag ein Attentat auf Heydrich, dessen Verletzungen er wenig später erlag. Das Regime bedauerte den Tod des Mannes, der sein Talent zum Terror bewiesen und für viele wohl als geeigneter Nachfolger Hitlers gegolten hatte.
Kochstr.
3Dienstsitz des Reichsführers SS Heinrich Himmler und das Büro des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich. Heute informiert die Ausstellung „Topographie des Terrors“ an diesem authentischen Ort eindringlich über Verfolgung und Ermordung von Menschen in ganz Europa.
Reinhard Heydrich 1904–1942 Der radikale Antisemit Heydrich war die Schlüsselfigur bei der rücksichtslosen Vertreibung und Vernichtung der Juden in Europa. Die gesamte Exekutive war als Leiter des RSHA in seiner Hand: Kriminalpolizei, Sicherheitsdienst und Gestapo. Er war praktisch Herr über Leben und Tod. Nach einer gescheiterten Karriere bei der Marine hatte sich der junge Heydrich bei Himmler beworben, der gerade mit der Schaffung eines SS-Geheimdienstes beschäftigt war. In der Folgezeit bildete das Duo eine fatale Kombination aus rassistischem Säuberungswahn und eiskaltem Sinn für Macht. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion mordeten ihre Einsatzgruppen Hunderttausende hinter der Front. Ausgestattet mit einem Ermächtigungsschreiben zur Durchführung der „Endlösung der Judenfrage“, plante Heydrich die Ermordung von 11 Millionen europäischen Juden. Am 27. Mai 1942 verübten tschechische Widerstands-
20 Ausstellungsgelände
Die Gestapo Seit dem 16. April 1933 gab es in allen Ländern des Deutschen Reiches eine von Hermann Göring geschaffene Geheime Staatspolizei. Unter Heydrich entwickelte sie sich ab 1934 zu einer „Gesinnungspolizei“, die systematisch politische Gegner des NSRegimes bekämpfte. So genannte Arbeitsscheue, Asoziale und vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten wurden in „Schutzhaft“ genommen, gefoltert und oft in Konzentrationslager gesperrt. Das Überwachungssystem der etwa 32.000 Gestapobeamten funktionierte hauptsächlich durch Denunziantentum und Spitzel in der Bevölkerung. Die Angst vor Verrat durch den Nachbarn war allgegenwärtig.
Der Judenstern Der gelbe Judenstern war laut Polizeianordnung vom 1. September 1941 „sichtbar auf der linken Brustseite des Kleidungsstückes fest aufgenäht zu tragen“. Damit knüpfte das NS-Regime an die mittelalterliche Kennzeichnungspflicht von Juden an. RSHA-Chef Reinhard Heydrich an seinem Schreibtisch
18 Regierungsviertel
23 Gedenktafel am Clou
26 Liebknecht-Gedenkstein im Hof des Lapidariums
17 Ehrenhof des Reichsluftfahrtministeriums
26 Sklupturen der Siegesallee im Lapidarium
31 „Wunden der Erinnerung“
20 „Topographie des Terrors“ mit Berliner Mauer
17 Wandbild aus DDR-Zeiten
Regierungsviertel 19 23 Ball- und Konzerthaus Clou q Hermann Blankenstein, 1886 p Zimmerstr. 68–91, Karte D4 Kochstraße Schon früh wurde das Tanzlokal von den Nationalsozialisten für Versammlungen genutzt. Am 1. Mai 1933 trat Adolf Hitler hier das erste Mal auf einer Großveranstaltung in Berlin auf. Im Vorder- und Seitenhaus befand sich die Druckerei für die nationalsozialistischen Propagandablätter „Völkischer Beobachter“, „Schwarzes Korps“ und „Der Angriff“. Die Kellerräume wurden von der Gestapo für Verhöre genutzt. Im Verlauf der „FabrikAktion“ funktionierte man das Ballhaus zu einem Sammellager für Hunderte jüdischer Zwangsarbeiter um. Nach dem Krieg war der direkt an der Mauer liegende Gebäudekomplex Sperrgebiet und wurde von NVA-Soldaten als Wach- und Wärmestube genutzt. 24 „Organisation Todt“ / Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg q Hans Fritzsche, 1941pFriedrichstr. 34– 37a, Karte D4 Kochstraße Aus Mangel an Baumaterial, das für den Westwall benötigt wurde, stand das als Gauarbeitsamt geplante Gebäude bis 1939 nur als Rohbau. In seiner Funktion als „Minister für Bewaffnung und Munition“ trat Fritz Todt mit seiner „Organisation Todt“ dann an die Arbeitsverwaltung heran, um das Haus binnen kürzester Zeit fertig zu stellen. Die Leitung der Organisation übernahm nach Todts Flugzeugabsturz 1942 Albert Speer. Ein gewaltiger Reichsadler thront noch heute auf dem Mittelrisalit des Verwaltungsgebäudes. 25 Anhalter Bahnhof & Hochbunker q Franz Schwechten, 1880 p Askanischer Platz 6–7, Karte C4 Anhalter Bahnhof D Mo, Di, Do, So 10–19, Fr 10–20, Sa 12–20 Uhr Die Halle des einst größten europäischen Kopfbahnhofes war 170 Meter lang, 62 Meter breit, 34 Meter hoch und von einer gewagten Dachkonstruktion aus Glas und Stahl überwölbt. Am 3. Februar 1945
zerstörte ein schwerer Luftangriff das Gebäude weitgehend. Ein halbes Jahr nach Kriegsende konnten Teile des Bahnhofes wieder in Betrieb genommen werden. Trotz massiver Proteste aus der Bevölkerung wurden die Überreste des oberirdischen Bauwerkes 1959 gesprengt. Nur ein Fragment des Portals blieb als Mahnmal erhalten. In dem benachbarten Hochbunker in der Schöneberger Straße fanden das Reichsbahnpersonal und bis zu 12.000 Menschen Schutz vor Bombenangriffen. Neben einer Ausstellung zur Geschichte des Bunkers befindet sich hier heute ein Gruselkabinett. 26 Pumpwerk / Lapidarium q James Hobrecht, 1873 p Hallesches Ufer 78, Karte C4 Mendelssohn-Bartholdy-Park D Mo–Do, Sa–So 10–18 Uhr In dem Gebäude eines stillgelegten Pumpwerkes werden seit 1978 die Skulpturen der Siegesallee aus dem Tiergarten bis auf weiteres aufbewahrt. Die Alliierten hatten die Figuren nach dem Krieg demontiert und am Schloss Bellevue vergraben. Heute kann man Otto den Faulen, Heinrich das Kind, den Alten Fritz und andere der steinernen Herrschaften im Lapidarium besichtigen. 27 Wohnhaus Mies van der Rohe p Am Karlsbad 24, Karte B4 Potsdamer Platz Ludwig Mies van der Rohe kam 1905 zum Architekturstudium nach Berlin. In den zwanziger Jahren entwarf er Pläne für ein gläsernes Hochhaus an der Friedrichstraße und erhielt den Auftrag für eine Wohnanlage an der Afrikanischen Straße 15–41. Das von Mies geleitete 3Bauhaus Berlin wurde 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst. Im Jahr 1937 emigrierte er nach Chicago. Nach seinen Plänen entstand 1968 die Neue Nationalgalerie in Berlin. Bauhausgründer Walter Gropius entwarf 1964, ursprünglich für einen Standort in Darmstadt, das Bauhaus-Archiv in der Klingelhöferstraße 14. Heute finden hier wechselnde Dokumentationen und Ausstellungen statt.
20 Regierungsviertel
Der deutsche Widerstand Donnerstag, 20. Juli 1944
Claus Schenk Graf von Stauffenberg 1907–1944 Als Oberleutnant in einer Panzerdivision nahm Stauffenberg zu Beginn des 2. Weltkrieges am Polen- und Frankreichfeldzug teil. Angesichts der deutschen Massenmorde an der jüdischen Bevölkerung distanzierte er sich zunehmend vom Nationalsozialismus und schloss sich 1942 dem militärischen Widerstand um Generaloberst Ludwig Beck und General Friedrich Olbricht an. Sie planten den Sturz des NS-Regimes und die Wiederherstellung der Verfassung von vor 1933, lehnten jedoch die parlamentarische Demokratie ab. Stauffenberg und Olbricht koordinierten gemeinsam die Attentatspläne auf Hitler und erarbeiteten den Operationsplan „Walküre“, der eigentlich zur Niederschlagung innerer Unruhen gedacht war. Olbricht wurde 1943 Leiter des Wehrersatzamtes beim Oberkommando der Wehrmacht, und es gelang ihm, Mitverschwörer wie Stauffenberg und Merz von Quirnheim in wichtigen Positionen des Oberkommandos einzusetzen. Hitler, Himmler und Göring sollten gemeinsam bei einem Attentat beseitigt werden.
30 Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand
7.00 Uhr: Stauffenberg fliegt mit seinem Adjutanten Werner von Haeften von Berlin zu Hitlers „Wolfsschanze“ in Ostpreußen bei Rastenburg. 12.30 Uhr: Stauffenberg gelingt es nur, einen der beiden Sprengsätze scharf zu machen. 12.37 Uhr: Er betritt den Besprechungsraum und platziert die Tasche mit dem Sprengstoff unter dem Kartentisch in der Nähe von Hitler. Unter einem Vorwand verlässt er den Raum, die Tasche wird umgestellt. 12.42 Uhr: Die Sprengladung detoniert. Von den 24 Personen im Raum sterben vier. Hitler überlebt leicht verletzt. 12.50 Uhr: Stauffenberg verlässt die „Wolfsschanze“ mit der Überzeugung Hitler getötet zu haben in Richtung Berlin. 15.50 Uhr: Friedrich Olbricht löst den „Walküre“-Alarm aus. 17.00 Uhr: Goebbels lässt über Rundfunk Hitlers Überleben verkünden. 19.00 Uhr: Der Staatsstreich wird niedergeschlagen. 22.30 Uhr: Stauffenberg, Olbricht, von Quirnheim, von Haeften und Ludwig Beck werden verhaftet und noch in derselben Nacht wegen Hoch- und Landesverrats standrechtlich erschossen.
Ziviler Widerstand Nach Hitlers Machtübernahme bildete sich ein sehr uneinheitlicher Widerstand. Kommunisten agierten aus dem Untergrund, Sozialdemokraten wirkten mit Gewerkschaften zusammen, evangelische Kräfte sammelten sich in der „Bekennenden Kirche“, Vertreter des Adels und des Bürgertums fanden sich im „Kreisauer Kreis“ zusammen. Zu den bekanntesten Gruppen zählten die Studenten der „Weißen Rose“ und die „Rote Kapelle“ mit Mitgliedern unterschiedlicher Herkunft. Die Widerstandsaktionen reichten vom Verstecken jüdischer Mitbürger über das Verteilen von Flugblättern bis hin zu Sabotageaktionen und der Nachrichtenübermittlung an die Alliierten.
30 Bronzestatue im Hof des Bendlerblocks
Regierungsviertel 21 28 Volksgerichtshof q Adolf Lohse, 1865 p Bellevuestr. 15, Karte B3 Potsdamer Platz Von August 1934 bis zum Kriegsende wurden im Volksgerichtshof von 5.200 Angeklagten 4.951 Menschen zum Tode verurteilt. Unter anderem wegen „Wehrkraftzersetzung“, „Witzen“ oder „Zweifel am Endsieg“. Die Verhandlungen gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli fanden 1944 in den Räumen des Berliner Kammergerichts am Heinrich-vonKleist-Park in Schöneberg statt. Hitler hatte sein Urteil allerdings schon gefällt und forderte gnadenlose Rache: „Ich will, dass sie gehängt werden, aufgehängt wie Schlachtvieh.“ Zu dem berüchtigten Präsidenten des Gerichtshof, Roland Freisler, sagte Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben, einer der angeklagten Mitverschwörer des Attentats auf Hitler: „In drei Monaten zieht Sie das gequälte deutsche Volk zur Rechenschaft.“ Noch am gleichen Tag wurde er im 3Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet. Am 2. Februar 1945 verkündete Freisler sein letztes Todesurteil, einen Tag später wurde er während eines alliierten Bombenangriffs von Trümmern im Gebäude des Kammergerichts erschlagen. Sein Nachfolger Harry Haffner führte die Prozesse mit unverminderter Härte fort. Heute erinnern Gedenkplatten hinter dem Sony-Center und am Kleistpark an den Standort des Volksgerichtshofs. 29 Euthanasiezentrale p Tiergartenstr. 4–4a, Karte B3 Potsdamer Platz In zwei Villen an der Tiergartenstraße 4 (Deckname „Aktion T4“) wurde die Euthanasiezentrale eingerichtet. Die offizielle Bezeichnung war „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“. Von hier aus wurde die massenhafte Ermordung von Psychiatriepatienten und pflegebedürftigen Menschen organisiert. Das Personal wurde ab 1943 in das Generalgouvernement (Polen) abkommandiert und übernahm die Leitung der Vernichtungslager Chelmno, Belzec, Sobibor und
Treblinka. Dem Euthanasieprogramm fielen fast 200.000 Menschen zum Opfer. Nach schweren Kriegsschäden wurden die Gebäude 1950 abgetragen. Heute steht ein Mahnmal an dieser Stelle. 30 Reichskriegsministerium / Bundesministerium der Verteidigung & Gedenkstätte Deutscher Widerstand q Reinhardt & Süßenguth, 1914, Krupp & Druckenmüller, 1938 p Stauffenbergstr. 13–14, Karte A4 Potsdamer Platz D Mo–Mi, Fr 9–18, Do 9–20, Sa, So 10–18 Uhr Von diesem Ort aus oragnisierte die deutsche Generalität Hitlers Angriffskrieg. Zugleich war hier das Zentrum des militärischen Widerstands. Neben dem seit 1938 Hitler direkt unterstellten Oberkommando der Wehrmacht residierten hier außerdem das Oberkommando des Heeres, der Luftwaffe und der Marine sowie die deutsche Abwehr unter Admiral Wilhelm Canaris. Im so genannten Bendlerblock hielt Adolf Hitler am 3. Februar 1933 vor Offizieren seine berüchtigte Rede von der „Ausrottung des Marxismus mit Stumpf und Stiel“ und der „Eroberung neuen Lebensraums im Osten und dessen rücksichtsloser Germanisierung“. Hier befand sich auch das Dienstzimmer des Stabschefs beim Befehlshaber des Ersatzheeres, Claus Schenck Graf von Stauffenberg. Nach seinem gescheiterten Attentat auf Hitler wurden er und seine Mitverschwörer im Hof des Bendlerblocks standrechtlich erschossen. An dieser Stelle befindet sich heute ein Ehrenmal und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand. 31 „Wunden der Erinnerung“ p Sigismundstr. 4, Karte B4 Potsdamer Platz Noch heute erkennt man an vielen Fassaden der Hauptstadt die Spuren von erbitterten Häuserkämpfen während der 3Schlacht um Berlin in Form von MG- und Granateinschusslöchern. Besonders eindrucksvoll sind sie an diesem Gebäude nach der Restaurierung konserviert worden.
22 Regierungsviertel 32 Botschaft Italiens q Friedrich Hetzelt, 1941 p Tiergartenstr. 21a–23, Karte A3 Potsdamer Platz Für den geplanten Bau der 3Großen Halle mussten viele Botschaftsgebäude im Spreebogen am Reichstag abgerissen werden. Sie sollten nach Albert Speers Planungen in einem „Diplomatenviertel“ am Tiergarten zusammengefasst werden. Als erster Neubau entstand 1941 die italienische Botschaft. Größe und Ausstattung sollten die Bedeutung der Allianz des faschistischen Italien mit dem nationalsozialistischen Deutschland verdeutlichen. Kurz nach der Fertigstellung durch Bombenangriffe schwer beschädigt, wurde die Ruine erst in den neunziger Jahren wiederaufgebaut. Anders als in den heute von der Bundesregierung genutzten Administrationsgebäuden des „Dritten Reiches“, sind die in diesem Haus befindlichen Machtsymbole der italienischen Faschisten denkmalgerecht konserviert worden. 33 Botschaft Japans q Ludwig Moshammer, 1942 p Tiergartenstr. 24–27, Karte A3 Potsdamer Platz Im Rahmen der „Neugestaltung für die Reichshauptstadt“ wurde die japanische Botschaft zusammen mit der italienischen im neu angelegten „Diplomatenviertel“ geplant und gebaut. Die Vertretung eines der Verbündeten der Achse Berlin–Rom–Tokio zeigt ähnlich monumentale Züge wie die Repräsentationsbauten der Nationalsozialisten. Nach schweren Kriegsschäden war das Gebäude lange Zeit Ruine. Die Fassade konnte original erhalten werden, der Innenteil wurde neu aufgebaut. 34 Psychiatrie & Nervenklinik der Charité q Georg Diestel & Georg Thül, 1710 p Bonhoefferweg 3, Karte C1 Friedrichstraße Die älteste medizinische Bildungsanstalt in Deutschland wurde einst als Pesthaus errichtet. König Friedrich Wilhelm I. vermerkte im
Jahre 1727: „Es soll das Haus Charité (Barmherzigkeit) heißen“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verloren im Jahr 1933 mindestens 145 Ärzte der Charité aus rassischen oder politischen Gründen ihr Lehramt und den Arbeitsplatz. Viele der weltweit anerkannten Mediziner mussten ins ausländische Exil flüchten, andere kamen im KZ Theresienstadt ums Leben. Von 1938 bis 1945 war der Psychiater Maximilian de Crinis Direktor der Universitätsklinik. Der SS-Hauptsturmführer war seit 1939 die „graue Eminenz“ im Organisationsstab der 3Euthanasiezentrale und im Rahmen der „Aktion T4“ die treibende Kraft bei der Tötung von Geisteskranken. Getreu der NS-Doktrin wurde die rücksichtslose Forschung an Nervenkranken zugelassen. Nach dem Krieg lagen etwa 20 Prozent der Charité in Trümmern. Heute ist der Campus der Universitätsklinik eine Oase der Ruhe und beherbergt unter anderem das von Rudolf Virchow gegründete Medizinhistorische Museum an der Schumannstraße 20/21. Viele tausend Exemplare der pathologischen Sammlung gingen bei Bombenangriffen verloren, und dennoch gehört sie heute noch zu den weltweit größten ihrer Art. 35 Reichsbahnbunker q Karl Bonatz, 1943 p Albrechtstr. 24–25, Karte D1 Friedrichstraße Die exponierte Lage des Bunkers ist wohl ein Grund für die aufwändige Fassadengestaltung. In dem festungsartigen Monolith fanden etwa 3.000 Menschen hinter 1,80 Meter starken Wänden und einer mehr als 3 Meter dicken Decke Schutz vor den Bombenangriffen. Im Jahr 1946 verfügte der Alliierte Kontrollrat mit dem Gesetz Nr. 23 den Abriss aller Anlagen, die militärisch genutzt werden könnten. Bedingt durch die Nachbarschaft zu Wohnhäusern konnten jedoch nicht alle Hochbunker gesprengt werden, und so nutzte man diesen als Lager für Kartoffeln und später als Techno-Club. Heute finden in dem denkmalgeschützten Bauwerk Kunstausstellungen statt.
Regierungsviertel 23
33 Botschaft Japans
38 Bundesadler am Auswärtigen Amt
32 Botschaft Italiens
42 Skulptur zum Gedenken an deportierte Juden
43 Neue Synagoge
34 Eingangsportal zur Nervenklinik der Charité
24 Regierungsviertel
36 Neue Wache im Winter
37 Denkmal Bücherverbrennung
41 „Stolpersteine“ – Gedenken an deportierte Juden
41 Blindenwerkstatt
Regierungsviertel 25 36 Neue Wache q Karl-Friedrich Schinkel, 1818 p Unter den Linden 4, Karte E2 Hausvogteiplatz In den zwanziger Jahren wurde der Innenraum der Neuen Wache von Architekt Heinrich Tessenow zu einer Gedenkhalle der Toten des 1. Weltkrieges umgestaltet. Von den Nationalsozialisten zur Ruhmeshalle der „heldenhaften Toten“ umgedeutet, richtete die DDR 1958 hier das Mahnmal für die „Opfer des Faschismus und Militarismus“ ein. Seit 1993 ist die Neue Wache nun die offizielle Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für „Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“. 37 Denkmal Bücherverbrennung, Mahnmal „Bibliothek“ q Micha Ullmann, 1995 p Bebelplatz, Karte E3 Hausvogteiplatz „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Diese Prophezeihung des Dichters Heinrich Heine aus dem Jahr 1820 sollte sich auf grauenvolle Weise erfüllen. Am 10. Mai 1933 zogen Studenten in SA-Uniformen, angeführt von Propagandaminister Joseph Goebbels, unter dem Motto „Deutsche Studenten marschieren wider den undeutschen Geist“ zum Opernplatz (heute Bebelplatz). Auf einem großen Scheiterhaufen wurden 20.000 Schriften „den Flammen übergeben“. Zu den verbotenen Autoren zählten unter anderen: • Bertolt Brecht • Albert Einstein • Lion Feuchtwanger • Sigmund Freud • Maxim Gorki • Heinrich Heine • Franz Kafka • Erich Kästner • Jack London • Thomas Mann • Karl Marx • Erich Maria Remarque • Kurt Tucholsky • Voltaire • Herbert George Wells • Émile Zola
Wenig später veröffentlichte Goebbels regelmäßig eine Liste mit Autoren, deren Werke aus Buchhandlungen und Bibliotheken entfernt werden mussten. 38 Reichsbank / Auswärtiges Amt q Heinrich Wolff, 1939 p Werderscher Markt 1, Karte E3 Hausvogteiplatz Im Jahr 1933 wurde ein Wettbewerb für den Erweiterungsbau der Reichsbank ausgeschrieben, an dem unter anderem auch Martin Gropius und Ludwig Mies van der Rohe teilnahmen. Adolf Hitler entschied sich persönlich für den Entwurf des Reichsbankbaudirektors Wolff. Mit 60.000 Quadratmetern Nutzfläche entstand eines der größten Verwaltungsgebäude in Berlin. In den Tresoren der Bank wurden die beschlagnahmten Güter jüdischer Bürger eingelagert, später auch das Zahngold der in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordeten Juden. Geraubte Edelmetallbestände, die der Wehrmacht während des Krieges in ganz Europa in die Hände fielen, wurden in Berlin eingeschmolzen und, um deren Herkunft zu verschleiern, mit der Jahreszahl 1935 versehen. Im sozialistischen DDR-Staat war hier die Schaltstelle der Macht, das Zentralkomitee der SED. In den Untergeschossen befinden sich noch heute die gewaltigen Tresore der Reichsbank und dienen dem Auswärtigen Amt als Archiv. 39 Horst-Wessel-Haus / Karl-Liebknecht-Haus q Keibel, 1912 p Kleine Alexanderstr. 28, Karte F1 Rosa-Luxemburg-Platz Das 1926 von der KPD erworbene Haus wurde am 23. Februar 1933 von SATruppen besetzt und in Horst-WesselHaus umbenannt. Die SA richtete hier eine Abteilung „zur Bekämpfung des Bolschewismus“ ein, und Polizeikräfte misshandelten verhaftete politische Gegner und Juden. Heute beherbergt das Gebäude die Bundeszentrale der PDS als Nachfolgeorganisation der DDR-Staatspartei SED, und es ist wieder nach dem KPD-Gründer Karl Liebknecht benannt.
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Spuren deutsch-jüdisch 40 Sozialverwaltung der Jüdischen Gemeinde q Johann Hoeniger, 1906 p Rosenstr. 2–4, Karte F2 Alexanderplatz Im Jahr 1943 verschleppte die Gestapo etwa 1.700 jüdische Männer, die mit „Arierinnen“ verheiratet waren, in das Sammellager in der Rosenstraße. Kurz darauf forderten einige Ehefrauen vor dem Gebäude die Freilassung ihrer Männer. Immer mehr Menschen schlossen sich dieser einzigartigen Protestkundgebung an und harrten eine Woche lang hier aus. Wahrscheinlich auf einen Befehl von Joseph Goebbels wurden die meisten Männer schließlich freigelassen. Eine Litfaßsäule und ein Denkmal erinnern heute an die Ereignisse, die unter dem Titel „Rosenstraße“ 2003 verfilmt wurden. 41 Blindenwerkstatt p Hackescher Markt 41–43, Karte F1 Hackescher Markt D Mo–Fr 12–20, Sa, So 11–20 Uhr Bis zum Februar 1943 konnte der Besitzer einer Bürsten- und Pinselwerkstatt Otto Weidt 27 taube und
blinde Juden als unabkömmliche Arbeiter für kriegswichtige Produktionen geltend machen. Im Laufe der „FabrikAktion“ wurden sie später dennoch deportiert. Immerhin gelang es ihm, eine ganze jüdische Familie für weitere neun Monate versteckt zu halten, bevor sie ebenfalls nach Auschwitz verschleppt wurde. Die ehemaligen Arbeitsräume beherbergen heute ein kleines Museum. 42 Jüdische Knabenschule q Johann Hoeniger, 1906 p Große Hamburger Str. 27, Karte F1 Hackescher Markt Die Große Hamburger Straße war seit Mitte des 17. Jahrhunderts ein wichtiges Zentrum jüdischen Lebens in Berlin. Am 30. Juni 1942 besetzte die Gestapo die Knabenschule und funktionierte sie zu einem berüchtigten Sammelund Durchgangslager um. Das benachbarte jüdische Altersheim wurde wenig später auf die gleiche brutale Weise zweckentfremdet. Insgesamt pferchte man 55.000 Berliner Juden vor dem Abtransport in Konzentrationslager oder Ghettos in derartige „Judenlager“ ein. Hinter dem Altersheim befand sich bis
45 Ministergärten / Denkmal für fünf Meter hohes begehbares Stelenfeld. die ermordeten Juden Europas Bei Baubeginn stießen Arbeiter 1997 auf q Peter Eisenmann, 2005 p Ebertstr., Karte C3 Im Untergrund: Der versiegelte Unter den Linden Auf einem 20.000 Quadratmeter großen Gelände in den ehemaligen Ministergärten entsteht bis zum 8. Mai 2005 das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. 2.751 Betonpfeiler, die in einem Raster angeeine zwei Meter starke Betonschicht: ordnet sind, ergeben dann ein bis zu den Privatbunker von Joseph Goebbels;
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er Geschichte in Berlin 1943 der älteste jüdische Friedhof Berlins. Die Nationalsozialisten verwüsteten ihn vollständig und zerstörten dabei Tausende Grabsteine. Heute erinnert das rekonstruierte Grabmal von Moses Mendelssohn an den Friedhof. Das Altersheim wurde nach Bombenschäden abgetragen, das Gebäude der Knabenschule beherbergt seit 1991 wieder eine jüdische Schule. 43 Neue Synagoge / Centrum Judaicum q Knoblauch, Stüler, 1866 p Oranienburger Str. 28–30, Karte E1 Oranienburger Straße D So–Do 10–18, Fr 10– 14 Uhr Die vollständige Zerstörung des größten und prächtigsten jüdischen Gebetshauses konnte während des Novemberpogroms 1938 durch den Polizeioffizier Wilhelm Krützfeld verhindert werden. Er vertrieb die Brandstifter der SA mit vorgehaltener Pistole und alarmierte die Feuerwehr. Dass diese den Brand löschte, war an jenem Tag ebenfalls nicht selbstverständlich. Vielerorts wurde wie befohlen nur eingegriffen, wenn das Feuer
seine Stadtvilla hatte einst an dieser Stelle gestanden. Bis 1943 hatte der
auch angrenzende nichtjüdische Häuser bedrohte. Im Jahr 1943 wurde die Neue Synagoge bei alliierten Bombenangriffen schwer beschädigt und konnte erst 1988 teilweise wiederaufgebaut werden. Seit 1995 befindet sich hier das Centrum Judaicum mit dem Archiv zu Geschichte und Kultur der Berliner Juden. Nur wenige der einst 14 Berliner Gemeindesynagogen haben die Pogromnacht und den Krieg überstanden, heute gibt es insgesamt noch sechs im Stadtgebiet. 44 Jüdisches Krankenhaus q Eduard Knoblauch, 1861 p Auguststr. 14–16, Karte E1 Oranienburger Straße Nachdem das in diesem Gebäude ansässige Krankenhaus 1914 aus Platzmangel umziehen musste, waren hier verschiedene jüdische soziale Einrichtungen untergebracht. Von 1941 bis 1943 richtete die Gestapo in dem Haus eine weitere Sammelstelle für Berliner Juden ein, die zur Deportation in Konzentrationsund Vernichtungslager vorgesehen waren. Gegenwärtig steht das Gebäude leer.
dann Befehlsstand der skandinavischen SS-Nordland-Division. Nachdem das modrige Grundwasser abgepumpt war, fand man in den Bunker von Joseph Goebbels drei Räumen einige verrostete Chlorgaspatronen ng a sg Au und einen leeren Tresor. Den Vorschlag, den Bunker in das Holocaust-Denkmal zu integrieren, lehnte die Stadt Berlin ab. Die unangePropagandaminister ihn genutzt, in der nehme Vergangenheit wurde versiegelt 3Schlacht um Berlin war der Unterbau und bis auf weiteres wieder verschüttet.
28 Welthauptstadt Germania Südbahnhof Flughafen Tempelhof Thriumphbogen
Nord-Süd-Achse
Oberkommando des Heeres Reichsmarschallamt
Siegessäule Brandenburger Tor Reichstag
„Führerpalast“
Große Halle
Großes Becken
Rathaus
Oberkommando der Marine
Nordbahnhof
p N
Welthauptstadt Germania 29
Welthauptstadt Germania Die Umgestaltung Berlins zur zukünftigen Welthauptstadt des „Großgermanischen Reiches“ sollte 1950 nach Beendigung aller Kriege mit der feierlichen Umbenennung in „Germania“ abgeschlossen werden. „Die Hauptstadt muss sich der Größe ihrer Mission anpassen“, so Hitlers Begründung. Mit den Planungen wurde des „Führers“ Lieblingsarchitekt, Albert Speer, beauftragt. Als Generalbauinspektor (GBI) für die Reichshauptstadt Berlin war er fortan nur noch Hitler persönlich verantwortlich. Analog zum Umbau Berlins sollten in über 40 so genannten Führerstädten monumentale Achsen und Gebäude entstehen. Die Krönung der ganz Berlin umfassenden Neuplanung war die Große Halle, ein 320 Meter hoher Dom für bis zu 180.000 Menschen. Südlich davon erstreckte sich, die Ost-West-Achse kreuzend, eine etwa 5 Kilometer lange und 120 Meter breite Nord-Süd-Achse als Pracht- und Paradestraße mit zahlreichen Repräsentationsbauten und einem gewaltigen Triumphbogen. Der Schienenverkehr sollte auf zwei riesige Bahnhöfe im Norden und Süden verlegt werden, die durch Ringstraßen und ein unterirdisches Schnellbahnsystem verbunden gewesen wären. An den vier axialen Endpunkten war jeweils weit vor der Stadt ein Großflughafen vorgesehen. Gemäß Speers „Theorie vom Ruinenwert“ sollten die wichtigsten Bauten nach antikem Vorbild nur aus Granitblöcken gefertigt werden, damit sie auch in tausend Jahren noch wie das alte Rom von einer großen Vergangenheit hätten künden können. Hitler beschäftigte sich laut eigenen Aussagen bereits in den Jahren nach seiner Festungshaft in Landsberg mit Planungen für einen umfassenden Umbau Berlins. Sein Skizzenbuch legte er 1937 Albert Speer mit den Worten vor: „Diese Zeichnungen machte ich vor zehn Jahren. Ich habe sie immer aufgehoben, da ich nie daran zweifelte, dass ich sie eines Tages bauen werde. Und so wollen wir sie nun auch durchführen.“ Großflächige Abrisse von ganzen Stadtvierteln und eine rücksichtslose Enteignungspolitik waren Grundvoraussetzung für den Baubeginn. An die 70.000 Berliner Juden wurden Opfer der „Entmietungsaktionen“, Tausende KZ-Häftlinge mussten in Steinbrüchen für die monumentalen Projekte schuften. Links: Das 30 Meter große Modell der zukünftigen Welthauptstadt Germania, anhand dessen Adolf Hitler und Albert Speer die grundlegende Neugestaltung Berlins planten, Blick nach Süden. Unten: Entwurf des von Feuerschalen gekrönten Auditorium Maximum der geplanten Hochschulstadt.
30 Welthauptstadt Germania Große Halle Speer, 1936 p Adolf-HitlerPlatz/Platz der Republik Nach einer in den zwanziger Jahren von Hitler angefertigten Skizze begann Albert Speer 1936 mit eigenen Entwürfen eines Kuppelbaus. Die auf einem 315 Meter breiten quadratischen Sockel stehende Hallenkonstruktion hätte mit einer Gesamthöhe von 320 Metern jedes bisher erdachte Bauwerk übertrumpft. Auf der Spitze sollte sich ein 40 Meter hoher Aufbau befinden und über ihm der Reichsadler auf dem Hakenkreuz thronen. Im Jahr 1939 kam Hitler dann mit der Anweisung zu Speer: „Das hier wird geändert. Hier soll nicht mehr der Adler über dem Hakenkreuz stehen, hier wird er die Weltkugel beherrschen! Die Bekrönung dieses größten Gebäudes der Welt muss der Adler über der Weltkugel sein.“ Bis zu 180.000 Menschen hätten im Inneren auf 30 Meter hohen Tribünen Platz gefunden und dem „Führer“, der seine Tribüne unter einem 14 Meter hohen und vergoldeten Reichsadler gehabt hätte, bei seinen endlosen Monologen lauschen können. Von außen wäre der Dom selbst durch niedrige Wolken weithin sichtbar gewesen und hätte ein
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ideales Ziel für feindliche Bomberverbände abgegeben. Aus diesem Grund wich Speer bei der Kuppel von der antiken Bauweise ab und setzte auf eine massive Betonkonstruktion. Von Hitler angetrieben, der die Halle unbedingt noch zu seinen Lebzeiten fertig stellen wollte, begann Speer bereits 1938 mit Abrissarbeiten im Spreebogen, und man kaufte Granit und Marmor in ganz Europa an. Im Jahr 1950 sollte der Kuppelbau dann feierlich eingeweiht werden. Am Ende des Krieges blieb von den monumentalen Plänen nur eine mit Grundwasser vollgelaufene Baugrube übrig.
Welthauptstadt Germania 31 „Führerpalast“, Adolf-Hitler-Platz Speer, 1942 p Adolf-HitlerPlatz/Kanzleramt, Platz der Republik Bereits im November 1938, noch vor Fertigstellung der 3Neuen Reichskanzlei, gab es Pläne für einen „Führerpalast“, den zukünftigen Dienstsitz Adolf Hitlers. Auf der Westseite der 3Großen Halle gelegen, hätte das fensterlose festungsartige Gebäude mit den dazugehörigen Parkanlagen eine Fläche von mindestens 2 Millionen Quadratmetern eingenommen. Ausländische Staatsgäste sollten durch ein gewaltiges Eingangsportal den 110 Meter langen Ehrenhof betreten, von dem aus
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sie über weitere Innenhöfe zu prunkvollen Empfangsräumen, Galerien und Festsälen gelangt wären. Eine der längsten Raumfluchten sollte sich über 380 Meter entlang des Nordflügels erstrecken. Der so genannte Diplomatenweg zu Hitlers Diensträumen sollte sogar eine
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320 m 310 m 300 m
320 Meter: Größenwahn in Stein
290 m 280 m 270 m 260 m 250 m 240 m 230 m 220 m 210 m 200 m 190 m 180 m 170 m 160 m 150 m 140 m 130 m 120 m 110 m 100 m 90 m 80 m 70 m 60 m 50 m 40 m
n
30 m 20 m 10 m
32 Welthauptstadt Germania
Große Halle „Führerpalast“
Reichstag Soldatenhalle Potsdamer Platz
Nord-Süd-Achse
Triumphbogen
„Beutewaffenallee“
Südbahnhof
p
N
Große Halle am Adolf-Hitler-Platz Reichstag Brandenburger Tor Leipziger Platz Soldatenhalle Reichsmarschallamt
Nord-Süd-Achse Oberkommando des Heeres
Welthauptstadt Germania 33 Länge von über 500 Metern haben und dem ankommenden Besucher das Gefühl geben, den „Herren der Welt“ zu besuchen. Neben seinem Arbeitsraum von der Größe einer Bahnhofshalle wären hier angrenzend Hitlers Privatgemächer gewesen. Auf dem Adolf-Hitler-Platz vor dem Palast sollten sich zu bestimmten Anlässen bis zu eine Million Untertanen versammeln können. Mit der Vorahnung, dass die Zustimmung im Volk nicht ewig anhalten würde, phantasierte Hitler
beauftragte Albert Speer mit einem neuen Entwurf. Der 240 Meter lange Repräsentationsbau bestand im Inneren aus der „größten Treppenhalle der Welt“ mit versetzten Säulengängen über mehrere Etagen. Zentral angeordnet war eine riesige Empore, von der aus der Reichsmarschall alljährlich seine „Parole des Jahres“ vor den Offizieren der Luftwaffe verkünden wollte. Das 11.800 Quadratmeter große Flachdach sollte aus Gründen des Luftschutzes mit vier Metern Erdreich aufgeschüttet
„Die Hauptstadt muss sich der Größe ihrer Mission anpassen.“ gegenüber Speer: „Es ist doch nicht ausgeschlossen, dass ich einmal gezwungen bin, unpopuläre Maßnahmen zu treffen. Vielleicht gibt es dann einen Aufruhr. Für diesen Fall muss vorgesorgt werden: Alle Fenster der Gebäude an diesem Platz erhalten stählerne, schusssichere Schiebetüren. Die Türen müssen ebenfalls aus Stahl sein, und der einzige Zugang zum Platz wird durch ein schweres eisernes Gitter abgeschlossen. Das Zentrum des Reiches muss wie eine Festung verteidigt werden können.“ Auf der Südseite des Adolf-Hitler-Platzes waren die neue 3Neue Reichskanzlei und das Oberkommando der Wehrmacht als Eingangsportal zum Adolf-HitlerPlatz vorgesehen. Östlich hätte weiterhin der zur Miniatur degradierte 3Reichstag gestanden. Albert Speer hatte eigentlich den Abriss des seit dem Brand von 1933 beschädigten und ungenutzten Gebäudes angedacht, doch Hitler hielt an ihm als Zeichen seiner Machtergreifung fest. Reichsmarschallamt Speer, 1939 p Große Str./ Entlastungsstr. Neben den monumentalen Prachtbauten auf der Nord-Süd-Achse kam sich Reichsmarschall Hermann Göring in seinem gerade erst fertig gestellten 3Reichsluftfahrtministerium wohl etwas vernachlässigt vor und
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und anschließend begrünt werden. Neben einem Schwimmbad, Tennisplatz und Wasserspielen war in dem luftigen Garten auch ein Amphitheater für etwa 240 Zuschauer vorgesehen. Soldatenhalle Kreis, 1941 p Große Str./ Entlastungsstr. Die Soldatenhalle sollte das zentrale Ehrenmal für die deutschen Gefallenen des 2. Weltkrieges werden. Architekt Wilhelm Kreis, der ähnliche Totenmale für Standorte entlang der Grenzen des zukünftigen Großgermanischen Reiches entworfen hatte, sah ein mystisch anmutendes Gewölbe unter der großen Soldatenhalle vor. In der so genannten geheiligten Krypta, gefertigt aus rohen Granitblöcken und beleuchtet nur durch mächtige Feuerschalen, sollten neben dem Sarkophag von Friedrich dem Großen auch berühmte deutsche Feldmarschälle wie Erwin Rommel ihre letzte Ruhestätte finden. In großzügigen Ausstellungssälen über der Krypta hätten Besucher wie in einem Zeughaus kostbare Trophäen der gewonnenen Kriege besichtigen können. Eines der ersten Beutestücke sollte nach Hitlers Vorstellungen wohl der berühmte Speisewagen von Compiègne sein, in dem 1918 und 1940 zwischen Frankreich und Deutschland Waffenstillstand geschlossen worden war.
q Wilhelm
34 Welthauptstadt Germania Nordbahnhof, Großes Becken Bastelmeyer, Bonatz & Dübbers, 1941 p Großes Becken/ Hamburger Bahnhof Der Nordbahnhof war in seinen geplanten Ausmaßen praktisch identisch mit seinem Pendant im Süden. Reisende, die über die Freitreppe nach draußen getreten wären, hätten zwischen zwei hohen Türmen hindurch auf das Große Becken geblickt, in dessen Wasser sich die Große Halle gespiegelt hätte. Auf der gesamten Länge des östlichen Ufers sollte das Oberkommando der Marine erbaut werden. Gegenüber plante man ein Stadtforum mit dem neuen Berliner Rathaus und dem Polizeipräsidium.
q Dierksmeier,
Triumphbogen Speer, 1939 p Große Str./ Kolonnenbrücke „Nach Ideen des Führers“, wie es auf den Plänen vermerkt war, entwarf Albert Speer den 117 Meter hohen, 170 Meter breiten und 119 Meter tiefen Triumphbogen am südlichen Ende der Nord-SüdAchse als Gegenpol zur Kuppelhalle. Mit einem Rauminhalt von 2,5 Millionen Kubikmetern hätte das im Baustab ehrfurchtsvoll „Bauwerk T“ genannte Monument den Arc de Triomphe in Paris fast fünfzigmal überboten. In den Granit der Wände sollten nach Hitlers Vorstellungen alle Namen der 1,8 Millionen deutschen Gefallenen des 1. Weltkrieges gemeißelt werden. Am 20. April 1939 über-
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raschte Speer Hitler zu dessen 50. Geburtstag mit einem 4 Meter hohen Modell des Bauwerks, das Hitler so bereits in den zwanziger Jahren skizziert hatte. Im Bereich des geplanten Triumphbogens steht heute als Relikt der Germania-Planungen der 3Großbelastungskörper, den Speer 1941 zur Prüfung der Belastbarkeit des Bodens errichten ließ. Südbahnhof, „Beutewaffenallee“ Speer, 1940 p Große Str./ General-Pape-Str. Um ausreichend Platz für die geplante Nord-Süd-Achse zu schaffen, musste zunächst der gesamte Schienenverkehr aus der Innenstadt verlegt werden. Deshalb sollte als eines der ersten Großprojekte der Südbahnhof bereits 1945 fertig gestellt werden. In seinen Dimensionen hätte das Riesenbauwerk aus Stahl und Glas selbst die
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Entwurfszeichnung Hitlers aus den zwanziger Jahren für den Berliner Triumphbogen. Eigentlich wollte er immer Architekt werden – in Albert Speer fand Hitler dann den idealen Vollstrecker seiner gigantischen Baupläne.
Welthauptstadt Germania 35 Grand Central Station in New York in den Schatten gestellt. Auf vier Ebenen wären Reisende angekommen und über eine große Freitreppe auf den 1.000 Meter langen Bahnhofsvorplatz gelangt, der von Beutewaffen gewonnener Schlachten gesäumt gewesen wäre, und sie hätten durch den 3Triumphbogen die Kuppel der 3Großen Halle in fünf Kilometer Entfernung gesehen. Dabei sollte jeder von der Macht des „Großgermanischen Reiches“ überwältigt werden. Hochschulstadt Speer, 1943 p Heerstr. Zwischen dem bereits vollendeten 3Reichssportfeld und der Havel sollte als das westliche Tor zur zukünftigen Welthaupstadt Germania eine monumentale Hochschulstadt entstehen. Rund um die Heerstraße planten Albert Speer und seine Architekten ein Ensemble aus Hörsälen und Forschungseinrichtungen aller Fakultäten. Als Ersatz
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für die Charité, die den Baumaßnahmen der 3Großen Halle im Wege stand, sollte hier auch eine neue Universitätsklinik errichtet werden. Den optischen Mittelpunkt des ganzen Komplexes bildete das gewaltige Auditorium Maximum, dessen Eckpfeiler durch Feuerschalen gekrönt werden sollten. Wehrtechnische Fakultät / Teufelsberg q Hans Malwitz, 1937 p Teufelsberg Grunewald Heerstraße Im Jahr 1948 schätzte man den Trümmerschutt in Berlin auf 60–70 Millionen Kubikmeter. Ein Teil davon, etwa zwei Millionen Mauersteine, konnten dank der 60.000 Berliner „Trümmerfrauen“ für den Wiederaufbau verwendet werden. Der Teufelsberg ist einer von 16 Trümmerbergen und mit 120 Metern die höchste Erhebung in Berlin. Unter den 13 Millionen Kubikmetern Schutt befinden sich die Rohbauten des Hauptgebäudes der Wehrtechnischen Fakultät samt ausgedehnten Bunkeranlagen. 1937 legte Adolf Hitler den Grundstein für das festungsartige Ensemble, das später um ein Heereswaffenamt von Wilhelm Kreis erweitert werden sollte. Im nahen Grunewald war nach Pariser Vorbild eine Art „Bois de Boulogne“ mit Reitställen, Restaurants und Erholungsstätten geplant.
36 Welthauptstadt Germania
Albert Speer 1905–1981 Mit 29 Jahren hatte der junge Architekt aus Mannheim die Schaltstelle der Macht in Berlin erreicht. Als Nachfolger von Paul Ludwig Troost wurde er 1934 der „Architekt des Führers“ und damit verantwortlich für die gigantischen NS-Bauvorhaben. 1937 ernannte ihn Hitler zum „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt“ und beauftragte ihn mit der Gestaltung und dem Bau der 3Neuen Reichskanzlei. Sein Organisationstalent hatte er zuvor schon bei verschiedensten Massenveranstaltungen der NSDAP unter Beweis gestellt. Für Hitler hatte nach einem Besuch des eroberten Paris im Jahr 1940 der Umbau Berlins zur Welthauptstadt absolute Priorität: „Wenn wir mit Berlin erst einmal fertig sind, wird Paris nur noch ein Schatten sein“, verkündete er großspurig. Doch der Krieg setzte andere Prioritäten. 1942 stieg Speer als „Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion“ zum zweitmächtigsten Mann im Reich auf. Er war fortan Herr über Millionen von Zwangsarbeitern und die gesamte deutsche Industrie, die er militärisch streng leitete. Die Rüstungsproduktion war im fünften Kriegsjahr so hoch wie nie zuvor, obwohl alliierte Bomber Deutschland in Schutt und Asche legten. Wichtige Anlagen ließ er deshalb zum Schutz unter Tage verlegen. Als das Ende schon nahte, ließ er dort noch die ersten Raketen und Düsenflugzeuge der Welt bauen. Geplant waren Angriffe auf die USA mit der „Interkontinentalrakete A9/A10“, die bei Produktionsreife womöglich mit dem neuartigen Giftgas Sarin oder einer „Uraniumbombe“ bestückt werden sollte. Erst im Frühjahr 1945 ging Speer auf Distanz zu Hitler und widersetzte sich dessen „NeroBefehl“, der die Zerstörung der deutschen Infrastruktur vorsah, um den Alliierten nichts als „verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Bei den Nürnberger Prozessen war Speer einer der wenigen, die sich zu den Verbrechen der Nationalsozialisten bekannten. Er wurde zu 20 Jahren Haft im 3Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau verurteilt. Dort verfasste er seine Erinnerungen und wanderte im Gefängnishof, die Schritte genau zählend, im Geiste Tausende Kilometer in die Welt hinaus. Am Vorabend der Entlassung war er so fast um den halben Erdball gekommen und gab ein entsprechendes Telegramm an seinen Studienfreund Rudolf Wolters auf: „Bitte 530 Kilometer südlich von Guadalajara (Mexiko) abholen. Onkel Alex.“
Mussoliniplatz und -bahnhof Speer, 1940 p Mussoliniplatz/Theodor-Heuss-Platz Theodor-Heuss-Platz Seit 1933 war der ehemalige Reichskanzlerplatz (heute Theodor-Heuss-Platz) nach Adolf Hitler benannt. In Zukunft sollte dieser zu Ehren des italienischen Diktators in Mussoliniplatz umbenannt werden. Die höchste Erhebung der Ost-WestAchse sollte von zwei halbkreisförmigen Kolonnaden, über 10 Meter hohen Gängen, eingefasst werden, in deren Mittelpunkt ein weithin sichtbarer Turm mit einer Skulptur auf der Spitze gestanden hätte. Der S-Bahnhof Heerstraße, auf dem Hitler schon 1937 Benito Mussolini empfangen hatte, war als zukünftiger Ehrenbahnhof für Staats-gäste geplant und hätte ebenfalls den Namen des Duce getragen.
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Südstadt Speer, 1941 p Rangsdorf Außerhalb des Berliner Stadtgebietes waren im Osten und Süden weitläufige Wohnquartiere und Industriegebiete für bis zu 210.000 Einwohner geplant. Dieses Gebiet erstreckte sich vom Südbahnhof, als Fortführung der Nord-Süd-Achse, über 16 Kilometer bis zum Berliner Autobahnring. Hier waren unter anderem die Bauten des Oberkommandos der Waffen-SS vorgesehen: ein Hochhaus, auf dem riesenhafte SS-Runen prangen sollten, die Kriegsakademie des Heeres, das Reichsarchiv, eine Reichszollschule, ein Stadion mit Aufmarschplätzen sowie eine große Kaserne von Werner March. Hinter den monumentalen Verwaltungsgebäuden waren Wohnquartiere geplant, die zum Stadtrand hin in Einfamilienhäuser und Villen übergehen sollten. Den Abschluss der Süd-Achse hätte der Südflughafen am Ufer des Rangsdorfer Sees gebildet, auf dem auch große Flugboote hätten landen können.
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Spuren von Germania in Berlin: 3Siegessäule, Straße des 17. Juni 3Straßenlaternen 3Botschaft Italiens 3Botschaft Japans 3Botschaft Jugoslawiens 3Großbelastungskörper 3Arbeiterstadt „Große Halle“ 3„Speer-Platte“
Welthauptstadt Germania 37
„Führerpalast“
„Wenn wir mit Berlin erst einmal fertig sind, wird Paris nur noch ein Schatten sein.“ (Hitler zu Speer beim Besuch des eroberten Paris) Innenraum der Soldatenhalle von 63 m Höhe
Blick durch den Triumphbogen auf den Adolf-Hitler-Platz
Planspiele auf der 30 m großen Modellstraße
Freigestelltes Brandenburger Tor
„Die Möglichkeit, uneingeschränkt bauen zu können, hatte mich fasziniert.“ (Albert Speer)
Wehrtechnische Fakultät
Albert Speer am Pariser Platz, 1942
38 Der Bombenkrieg & Die Schlacht um Berlin
Der Bombenkrieg gegen Berlin Von Germania nach Gomorrha – auf keine andere deutsche Stadt wurden im 2. Weltkrieg mehr Bomben abgeworfen als auf Berlin. Hitler äußerte sich gegenüber Albert Speer angesichts der Zerstörungen nicht sonderlich betroffen: „Für unseren neuen Bebauungsplan hätten Sie allein in Berlin 80.000 Wohnungen abreißen müssen. Leider haben die Engländer diese Arbeit nicht genau nach Ihren Plänen durchgeführt. Aber immerhin ist ein Anfang gemacht!“ Nach dem Krieg war die Hauptstadt eine einzige Trümmerwüste. Die deutsche Luftwaffe hatte erstmals bei der Zerstörung von Guernica und mit den späteren Angriffen auf Warschau, Rotterdam und mit der „Coventrysierung“ englischer Städte bewiesen, wie verheerend ein Bombenkrieg sein kann. Während der Luftschlacht um England waren die Piloten zunächst angewiesen, nur militärische Ziele anzugreifen. Doch gerade in London wurden während der „Blitze“, wie die britische Presse die deutschen Luftangriffe nannte, auch wahllos Wohnquartiere bombardiert.
äußerst effizient arbeiten. Ein dichtgestaffeltes Netzwerk aus Flakbatterien und Suchscheinwerfern empfing die alliierten Bomberverbände bereits an der Kanalküste. Im Zentrum Berlins waren zur Verteidigung die gewaltigen 3Flakbunker im Humboldthain, Friedrichshain und am Zoo errichtet worden. Hinter 2,50 Meter Stahlbeton fanden in jeder der Festungen mindestens 22.000 Menschen Schutz vor dem alltäglich werdenden Bombenhagel. Auf den Dachplattformen standen in 42 Meter Höhe vier Flakzwil-
Am 26. August 1940 startete das britische Bomber Command seinen ersten Gegenschlag auf die Reichshauptstadt. Beteiligt waren 50 Maschinen. Das Ergebnis: Einige Treffer am Stadtrand und Tausende Flugblätter über Berlin. Erst ab November 1943 war Berlin massiveren Angriffen ausgesetzt. Bis Mitte 1944 konnte die Flugabwehr, der zeitweise bis zu 900.000 Deutsche zugeteilt waren,
„Wir müssen hart mit Deutschland umgehen, und ich meine, die Deutschen, nicht nur die Nazis. Entweder müssen wir das deutsche Volk kastrieren oder ihm so eine Behandlung verpassen, dass es nicht weiter Nachwuchs zeugen kann, der dann immer so weitermachen will wie in der Vergangenheit.“ (Franklin D. Roosevelt)
Großbritannien: 45.500 Tonnen
USA: 22.800 Tonnen
Der Bombenkrieg & Die Schlacht um Berlin 39
68.000 Tonnen Bomben fielen auf Berlin, 35.000 Menschen verloren ihr Leben.
40 Der Bombenkrieg & Die Schlacht um Berlin
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Alliierte Sprengbomben und Luftminen des 2.Weltkrieges im Vergleich
7m 6m
Sprengbombe 100 kg Stabbrandbombe
Sprengbombe 200 kg
Luftmine 1,8 t
Luftmine 1,8 t
1m
Luftmine 2,7 t
2m
Luftmine 900 kg
3m
„Tallboy“-Luftmine 5,4 t
4m
„Grand-Slam“-Sprengbombe 10 t
5m
Neben der Atombombe war die britische „Grand-Slam“ mit knapp 10 Tonnen und einer Höhe von 7,70 Metern wohl die gewaltigste Bombe des 2. Weltkrieges. Beim Aufprall erreichte sie Schallgeschwindigkeit und explodierte erst, nachdem sie sich tief in das Innere des Ziels gebohrt hatte. Die 7 Meter starke Stahlbetondecke des U-Boot-Bunkers „Valentin“ in Bremen wurde nach zwei solchen Treffern schwer beschädigt und durchschlagen. Seit dem 14. März 1945 kam die „GrandSlam“ 41-mal zum Einsatz. 854 Luftminen des Typs „Tallboy“ wurden abgeworfen.
lingsgeschütze, die zu den wirkungsvollsten des 2. Weltkrieges gehörten. Ein zweiter, kleinerer Bunkerturm, der weiteren 8.000 Menschen Platz bot, diente dabei jeweils als Feuerleitstelle. Doch die Übermacht der Alliierten wurde immer erdrückender, nicht zuletzt auch, weil Hitler persönlich zahlreiche Fehlent-
scheidungen traf. So ließ er den ersten Düsenstrahljäger, die Messerschmitt 262, zu einem Bomber umbauen, statt ihn als Jäger gegen die „fliegenden Festungen“ der Alliierten einzusetzen, und verzögerte die Produktion der Boden-Luft-Rakete „Wasserfall“, um die Weiterentwicklung der militärisch bedeutungslosen „Vergeltungswaffe“ V2 voranzutreiben.
Amerikanische B-17 Bomber entladen ihre tödliche Fracht über dem Reichsgebiet
Der Bombenkrieg & Die Schlacht um Berlin 41
Der Feuersturm Es gelang den Alliierten allerdings nicht, einen Feuersturm ähnlich dem von Hamburg auch in Berlin zu entfachen. Die breiten Straßen, soliden Häuser und zahlreichen Parks und Kanäle verhinderten einen Flächenbrand. In Städten mit mittelalterlichem Kern forderten die Feuersbrünste hingegen Zehntausende Menschenleben. Durch eine ausgeklügelte Kombination verschiedenster Bomben konnte das grausame Inferno entfacht werden: Gewaltige Luftminen mit bis zu 5,4 Tonnen Sprengstoff, so genannte Blockbuster (Wohnblockknacker), deckten durch ihre enorme Druckwelle ganze Dächer ab, zerrissen Fenster und Wände.
1.
2.
Zu Hunderttausenden regnete es anschließend kleine Stabbrandbomben oder Phosphorbomben, die in der Zugluft der geborstenen Häuser ein Flammenmeer entfachten.
3.
Sprengbomben besorgten schließlich den Rest. Teilweise mit Zeitzündern ausgerüstet, explodierten sie erst Stunden nach den Luftangriffen, um Löschkräfte und Rettungshelfer zu töten. Die einzelnen Brände vereinigten sich zu einem Feuersturm, der so viel Sauerstoff verbrauchte, dass die Menschen selbst in ihren Schutzräumen erstickten.
Solche Flächenbombardements richteten sich in erster Linie gegen die Moral der Deutschen, ein militärisches Ziel hatten sie zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Die systematisch geplante und durchgeführte Tötungstechnik, ob die Opfer nun Hitler-Gegner waren oder nicht, war von alliierten Wissenschaftlern penibel ausgearbeitet worden. Auf einem geheimen Testgelände in der Wüste von Utah hatten sie originalgetreue Kopien Berliner Mietskasernen errichtet, an denen die Einäscherung der Stadt geübt wurde. Mit der „Operation Donnerschlag“ wollte Luftmarschall Arthur („Bomber“) Harris, der den Briten versprochen hatte, Berlin „so lange zu bombardieren, bis das Herz von Nazi-Deutschland aufgehört hat zu schlagen“, die Reichshauptstadt endgültig auslöschen. In Abstimmung mit den Amerikanern planten die Briten, in einem einzigen Großangriff, der sich ausdrücklich nur auf Wohngebiete konzentrieren sollte, bis zu 220.000 Berliner zu töten oder zu verwunden. Am 3. Februar 1945 entluden 2.000 B-17 Bomber der 8. USAAF einen Dauerregen aus Phosphor und Sprengstoff über der Stadt. Sie legten dabei fast ein Viertel der zentralen Stadtteile in Schutt und Asche. Etwa 1,5 Millionen Berliner wurden obdachlos, Zehntausende starben im Bombenhagel.
Leuchtspuren deutscher Flakgeschosse im Berliner Nachthimmel,1943
42 Der Bombenkrieg & Die Schlacht um Berlin
Ausgebombte dachten nicht an Widerstand gegen Hitler, Nahrung und ein Dach über dem Kopf waren wichtiger
„Das Herz bleibt einem stehen, wenn man von den Luftbombardements Berlins liest (...). Da sie nicht mit militärischen Operationen verknüpft sind, sieht man kein Ende des Krieges, nur ein Ende Deutschlands.“ (Bertolt Brecht, 1943)
Der NS-Geheimdienst stellte nach solchen Angriffen stets eine Art Trotzhaltung in der Bevölkerung fest. Sie stumpfte ab, rückte näher zusammen und ließ das Schicksal über sich ergehen. NS-Organisationen versorgten die nun Obdachlosen mit dem Nötigsten und standen mit Suppenküchen zur Verpflegung bereit. Der Bau von Schutzeinrichtungen wurde beschleunigt vorangetrieben. Das Volk zum Widerstand gegen Hitler aufzubringen gelang den Alliierten nicht. Nach Ende des Krieges waren große Teile der Hauptstadt zerstört. 612.000 Wohnungen und ein Fünftel aller Gebäude existierten nicht mehr. Der „Schutthaufen Berlin“ belief sich auf fast 70 Millionen Kubikmeter, die zu mehreren Trümmerbergen aufgeschüttet wurden. Bei den mehr als 360 Angriffen starben mindestens 35.000 Menschen.
Selbst den Einsatz von Biowaffen wie Anthrax ließ Churchill prüfen und forderte, wenn nötig „Deutschland mit Giftgas zu durchtränken“. Bei US-Präsident Roosevelt bestellte er schließlich 500.000 „N-Bomben“, die Milzbranderreger enthielten. Diese blieben in der Hinterhand, für den Fall, dass Deutschland derartige Waffen einsetzen würde. Hitler hingegen plante, die USA mit der 1944 von Wernher von Braun und seinen Ingenieuren in Peenemünde entwickelten „Amerikarakete“ A 9/A10 anzugreifen. New York sollte dem Erdboden gleichgemacht werden, um „mit solchen Terrorangriffen auf Millionenstädte den Juden eine Lektion erteilen zu können“. Allein in Deutschland starben im 2. Weltkrieg etwa 600.000 Menschen durch nahezu 1,5 Millionen Tonnen Sprengund Brandbomben der Alliierten. Die Zahl der vermissten Personen ist bis heute ungewiss. Von den 7.000 über Deutschland eingesetzten LancasterBombern wurden etwa 3.500 abgeschossen. 80.000 Mann Besatzung verloren ihr Leben. Spuren des Bombenkrieges: 3Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche 3Anhalter Bahnhof & Hochbunker 3Reichsbahnbunker 3Flakbunker Friedrichshain & Humboldthain 3U-Bahnbunker 3Luftschutzbunker Gesundbrunnen 3Alliierten-Museum 3Teufelsberg 3Luftwaffenmuseum der Bundeswehr
Der Bombenkrieg & Die Schlacht um Berlin 43
Die Schlacht um Berlin Mit der Schlacht um Berlin kehrte der 2. Weltkrieg am 16. April 1945 nach sechs Jahren an seinen Ursprungsort zurück. Zuvor hatten 110 Millionen Soldaten, davon 20 Millionen Deutsche, auf fast einem Siebtel der Erdoberfläche gekämpft. Die Bilanz waren 60 Millionen Tote, etwa 50 Millionen Verwundete und 20 Millionen Flüchtlinge sowie 80.000 zerstörte Städte und Dörfer. Nach der Einschließung Berlins durch die Rote Armee setzten die Bombenangriffe aus, doch in den unerbittlichen Häuserkämpfen ging das Sterben weiter. Die sinnlose Verteidigung der Reichshauptstadt forderte abermals Tausende von Menschenleben. Am 9. März 1945 erging Hitlers Befehl zur Verteidigung Berlins, in dem er die Anweisung gab: „Die Reichshauptstadt wird bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone verteidigt.“ Der Verteidigungsring zog sich 60 Kilometer außerhalb Berlins entlang und war in acht Zonen unterteilt. Der innerste Zirkel rund um die 3Neue Reichskanzlei und Hitlers letztes Hauptquartier, den 3„Führerbunker“, hieß „Zitadelle“. Im Morgengrauen des 16. April 1945 begann der Angriff sowjetischer Truppen auf die Seelower Höhen am Oderbruch, 70 Kilometer östlich von Berlin. An dieser letzten natürlichen Barriere vor den Toren der Reichshauptstadt waren etwa 200.000 deutsche Soldaten und eine Division aus Überläufern zusammengezogen worden. Ihnen standen 900.000 vorrückende Rotarmisten gegenüber.
Nach äußerst verlustreichen Kämpfen gelang den sowjetischen Truppen unter Marschall Georgi K. Schukow am 17. April der Durchbruch. Etwa 70.000 Rotarmisten und 12.000 deutsche Soldaten verloren dabei ihr Leben. In Zangenformation rückten nun etwa 2,5 Millionen sowjetische Soldaten mit 6.000 Panzern, 41.000 Geschützen und Granatwerfern sowie 7.500 Flugzeugen auf die Reichshauptstadt vor. Sie sahen sich einer halben Million deutscher Soldaten gegenüber, zusammengesetzt aus Resten der Wehrmacht, Waffen-SS, Verbänden aus Volkssturm, Polizei und Hitlerjugend. Einige hundert Panzer und nur noch wenige Flugzeuge konnten die Verteidiger aufbieten, die zudem unter erheblichem Treibstoff- und Munitionsmangel litten. Am 20. April feierte Adolf Hitler im Schutz des 3„Führerbunkers“ seinen letzten Geburtstag, während sich bereits die ersten NaziGrößen aus der Reichs-
2,5 Millionen Rotarmisten standen 500.000 deutschen Soldaten im Kampf um Berlin gegenüber.
44 Der Bombenkrieg & Die Schlacht um Berlin
hauptstadt absetzten. Am folgenden Tag überschritten erste Truppenteile der Roten Armee die Stadtgrenze Berlins und stießen über die Außenbezirke Richtung Zentrum vor. Von den großen 3Flakbunkern im Friedrichs- und Humboldthain sowie am Zoo wurde jetzt nicht in den Himmel, sondern überwiegend auf vorrückende sowjetische Panzer in den Straßen geschossen. Am 25. April war die Reichshauptstadt bereits weitgehend eingeschlossen. Nach erbitterten Kämpfen in Reinickendorf, Wedding, Prenzlauer Berg, Tempelhof und Friedrichshain eroberten die Sowjets am 26. April den Kreuzberg und konnten von hier aus ihr vorgegebenes Ziel, den 3Reichstag, sehen. Am Tag darauf kapitulierte im Westen der Bezirk Spandau, und es tobten heftige Gefechte in Char„Wir können untergehen. Aber wir werden eine Welt mitnehmen.“ (Nicolaus von Below, Hitlers Luftwaffenadjudant)
lottenburg, Wilmersdorf, Tiergarten und an der Museumsinsel in Mitte. Am 29. April stand die Rote Armee schließlich im hart umkämpften Regierungsviertel. Hitler hatte SS-General Wilhelm Mohnke seinem persönlichen Befehl unterstellt und zum Kampfkommandanten des Abschnitts „Zitadelle“ rund um die Reichskanzlei ernannt. Eine Ironie der Geschichte ist, dass unter den hier stationierten Verteidigern kaum noch ein Deutscher war. Besonders Reste der französischen SS-Division „Charlemagne“ und zusammengeschlossene Verbände der skandinavischen Division „Nordland“, niederländische und lettische SS-Einheiten gehörten zu den verbissensten Verteidigern. Sie selbst hatten nie Gefangene gemacht und erwarteten jetzt für sich kein anderes Schicksal.
„Siegen oder Sibirien“ stand an den Hausfassaden zu lesen. Es musste bis zur totalen Zerstörung gekämpft werden, die Verantwortlichen hatten es so befohlen. Ihr Ende sollte auch das Ende des deutschen Volkes sein. Als selbst Hitler einsah, dass die Niederlage nicht mehr abzuwenden war und auch die „Wunderarmee Wenck“ Berlin nie erreichen würde, nahm er sich am 30. April 1945 im 3„Führerbunker“ das
Schützenpanzerwagen der skandinavischen SS-Division „Nordland“ in der Chausseestraße im April 1945
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„Wie bitter ist es, wenn der Jubel der Welt der Niederlage, der tiefsten Demütigung des eigenen Landes gilt! Wie zeigt sich darin noch einmal schrecklich der Abgrund, der sich zwischen Deutschland, dem Land unserer Väter und Meister, und der gesitteten Welt aufgetan hatte.“ (Heinrich Mann, 10. Mai 1945) Leben. Die führerlosen Getreuen richteten sich entweder ebenfalls selbst oder versuchten, dem drohenden Untergang zu entfliehen. Am frühen Morgen des 2. Mai 1945 verkündete der Oberbefehlshaber des Verteidigungsbereiches Berlin, General Helmuth Weidling, seinen letzten Befehl: „Am 30. 4. 45 hat der Führer sich selbst entleibt und damit uns, die wir ihm die Treue geschworen hatten, im Stich gelassen ... Jede Stunde, die wir weiterkämpfen, verlängert die entsetzlichen Leiden der Zivilbevölkerung Berlins und unserer Verwundeten. Im Einvernehmen mit dem Oberkommando der sowjetischen Truppen fordere ich euch daher auf, sofort den Kampf einzustellen.“ Nachdem auch die letzten Wehrmachtsund SS-Verbände in der Stadt ihre Waffen niedergelegt hatten, endete die Schlacht um die Reichshauptstadt am 2. Mai 1945 – Berlin hatte kapituliert.
„Hurra, wir leben noch!“, rief der Berliner, doch für viele verbliebene Zivilisten war in der völlig zerstörten Stadt die Welt untergegangen. Für einige Tage herrschten chaotische Zustände. Mehr als 110.000 Berlinerinnen wurden von sowjetischen Soldaten vergewaltigt. Erst ab Juni ging die Armeeführung dagegen vor. Zwei Monate waren die Rotarmisten die alleinigen Besatzer, bevor erste amerikanische Truppen von der Elbe kommend die Hauptstadt erreichten. Die Sowjets versorgten die Berliner mit Lebensmitteln und organisierten erste Aufräumarbeiten, doch die Teilung Berlins war bereits abzusehen. Spuren der Schlacht um Berlin: 3Reichstag 3Sowjetische Ehrenmale Tiergarten, Treptow, Schönholzer Heide 3„Wunden der Erinnerung“ 3Flakbunker Friedrichshain, Humboldthain 3Alliierten-Museum 3Gedenkstätte Seelower Höhen 3„Führerbunker“
Rotarmisten hissen in einer nachgestellten Szene die sowjetische Fahne auf dem Reichstag.
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1 Militärparade zu Hitlers 50. Geburtstag, 20. April 1939, Blick von der Siegessäule auf das Brandenburger Tor
Innenstadtbezirke 47
INNENSTADTBEZIRKE Auch außerhalb des einstigen Regierungsviertels finden sich bis heute zahlreiche Spuren nationalsozialistischer Geschichte. Wer weiß schon, dass die Siegessäule einst als Funkleitstelle für deutsche Flieger im Kampf um Berlin und die Straße des 17. Juni als Landebahn dienten. Nicht weniger kurios ist der berüchtigte Salon Kitty, ein Spionagebordell der SS, oder der 12.360 Tonnen schwere Großbelastungskörper, eines der letzten Relikte der Germania-Planungen. Weitgehend unbekannt ist auch, dass auf dem Kreuzberg bereits 1941 von Konrad Zuse der erste Computer der Welt erbaut wurde. Gerade einmal eine kleine Gedenktafel erinnert heute an den Ort, an dem mitten im Krieg der Grundstein für ein neues Zeitalter gelegt wurde. 1 Siegessäule, Großer Stern, Straße des 17. Juni q Albert Speer, 1938 p Straße des 17. Juni, Karte B2 Bellevue D Mo, So 8.00–22.00 Uhr Im Zuge der Planung, Berlin zur 3Welthauptstadt Germania umzubauen, sollte in einem ersten Bauabschnitt die Ost-WestAchse aufgewertet werden. Albert Speer ließ den Großen Stern von 80 auf 200 Meter erweitern und versetzte 1938 die Siegessäule von ihrem angestammten Platz vor dem Reichstag auf den Großen Stern. Zu dieser Zeit bestand das Kriegerdenkmal noch aus drei Segmenten, die preußischen Siege über Dänemark, Österreich und Frankreich symbolisierend. Auf Hitlers ausdrücklichen Befehl wurde jetzt ein viertes hinzugefügt – für einen noch zu gewinnenden Krieg? Am äußeren Ring platzierte man die Denkmäler von Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck, Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke und Kriegsminister Albrecht von Roon. Durch die von Speer gestalteten Pavillons gelangt man noch heute sicher auf die Verkehrsinsel. Auf der fertig gestellten Ost-West-Achse konnte Hitler dann 1939 in einer vierstündigen Parade der Wehrmacht seine neue Macht demonstrieren.
Wenige Jahre später mussten bereits Teile der Prachtstraße mit Tarnnetzen überspannt werden, um feindlichen Bomberverbänden die Orientierung zu erschweren. In den letzten Kriegstagen diente die Siegessäule schließlich als Funkleitstelle für deutsche Jagd- und Transportflugzeuge wie die „Ju 52“, die auf der Charlottenburger Chaussee (heute Straße des 17. Juni) starten und landen konnten, um Nachschub in die eingeschlossene Stadt zu bringen. Bei der französischen Schutzmacht war die Siegessäule wenig beliebt, und so forderte man 1946 sogar ihre Sprengung. Schließlich gingen nur die Reliefs am Sockel als Trophäen nach Frankreich und wurden 1984 zur 750-Jahr-Feier Berlins zurückgegeben. 2 Straßenlaternen q Albert Speer, 1938 p Bismarckstr., Karte B2 Tiergarten Die Beleuchtung der neu gestalteten Ost-West-Achse erwies sich als besonders schwierig. Man wollte die ungebrochene Perspektive nicht durch über der Fahrbahn hängende Lampen stören. Albert Speer entwarf schließlich selbst ein Modell, das Hitler im Garten der 3Neuen Reichskanzlei vorgestellt wurde und seine Zustimmung fand. Gegen Ende
48 Innenstadtbezirke
Hermann Göring 1893–1946 Als einer der erfolgreichsten Piloten des 1. Weltkrieges wurde Göring mit dem höchsten deutschen Kriegsorden „Pour le Mérite“ ausgezeichnet und erhielt das Kommando über das Jagdgeschwader Nr. 1 „Freiherr von Richthofen“. 1921 lernte er Hitler kennen, tratt der NSDAP bei und wurde Führer der SA in München. Nachdem er 1932 zum Reichstagspräsidenten gewählt worden war, eignete er sich noch weitere Ämter an. So war er preußischer Ministerpräsident, zeitweise Innenminister, ab Mai 1933 Reichsluftfahrtminister, Reichsforst- und Reichsjägermeister. Gemeinsam mit Himmler und Heydrich beteiligte er sich
des Krieges wurden sämtliche Laternen zwischen dem S-Bahnhof Tiergarten und dem Brandenburger Tor demontiert, um eine Landebahn für Flugzeuge zu schaffen. Von den einst 703 Kandelabern sind heute nur noch etwa die Hälfte erhalten. 3 Finanzamt Charlottenburg q Bruker, 1939 p Bismarckstr. 48, Karte A2 Bismarckstraße Auf Anordnung der Alliierten mussten nach dem Krieg alle nationalsozialistischen Hoheitssymbole in Deutschland entfernt werden. Über dem Portal des 1939 erbauten Gebäudes befindet sich allerdings noch heute ein Relikt des „Dritten Reiches“. Der von Adolf Hitler entworfene Reichsadler umkrallt hier in Stein gemeißelt nicht mehr das Hakenkreuz, sondern jetzt ein Schild mit der Hausnummer. 4 Zoobunker q Friedrich Tamms, 1941 p Zoologischer Garten, Karte B3 Zoologischer Garten Im Oktober 1940 gab Adolf Hitler den Befehl für eines der größten Bauprojekte der Menschheitsgeschichte: Aus 200 Millionen Kubikmetern Beton sollten in ganz Deutschland Luftschutzbunker errichtet werden. Am 9. September 1940 ordnete Adolf Hitler an, in Berlins innerstädtischen Parks insgesamt sechs Flaktürme zur Bekämpfung feindlicher Bomberverbände zu errichten. Drei (Zoobunker,
3Flakbunker Humboldthain und Friedrichshain) wurden allerdings nur fertig gestellt. Als erster entstand im August 1941 der Zoobunker. Friedrich Tamms, der später auch Flaktürme ähnlicher Bauart in Wien und Hamburg errichten ließ, übernahm von Albert Speer die Bauleitung. Der kastellartige Stahlbetonkolloss maß 70,5 mal 70,5 Meter im Quadrat, war 42 Meter hoch und hatte bis zu 2,50 Meter starke Wände. Auf der Dachplattform standen vier von einem kleineren Leitbunker aus koordinierte Flakzwillingsgeschütze (12,8 cm) mit einer maximalen Schusshöhe von 14.800 Metern. Autonom durch eigene Wasser- und Stromversorgung fanden hier auf fünf Etagen 22.000 Menschen und auch Kunstschätze aus Berliner Museen wie die Büste der Nofretete, die heute im Ägyptischen Museum zu bewundern ist, Schutz vor Bombenangriffen. Der Leitbunker konnte zusätzlich 8.000 Menschen aufnehmen. 1946 versuchten sich britische Sprengkommandos vergeblich an der Beseitigung des im Krieg kaum beschädigten Bauwerks. Erst 1948 gelang die vollständige Sprengung. 5 Botschaft Spaniens q Johannes & Walter Krüger, 1943 p Lichtensteinallee 1, Karte B3 Zoologischer Garten Für die Realisierung des Gebäudes war die Reichsbaudirektion unter Albert Speer verantwortlich. Das faschistische Regime unter
Innenstadtbezirke 49 entscheidend am Aufbau des NS-Terrorstaates und ließ die ersten Konzentrationslager errichten. Als Oberbefehlshaber der Luftwaffe zeichnete er verantwortlich für den Einsatz der „Legion Condor“ in Spanien und wurde 1938 mit seiner Ernennung zum Generalfeldmarschall zunehmend zum mächtigsten Mann hinter Hitler. 1941 erhielt er den für ihn geschaffenen Dienstgrad „Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches“. Nach der verlorenen Göring wollte Meyer heißen, falls jemals ein feindliches Flugzeug die Reichsgrenzen überfliegen sollte. Wenige Jahre später lagen viele deutsche Städte in Schutt und Asche.
„Luftschlacht um England“ und der Niederlage bei Stalingrad verlor er spürbar an Einfluss. Der morphiumsüchtige Göring zog sich immer weiter aus seinen Ämtern zurück und schuf sich in 3Carinhall, nördlich von Berlin, ein protziges Privatrefugium. Am 8. Mai 1945 geriet er in amerikanische Gefangenschaft und wurde 1946 in Nürnberg zum Tode verurteilt. Wenige Stunden vor der Hinrichtung beging er am 15. Oktober 1946 durch die Einnahme einer Zyankalikapsel Selbstmord. Sein mit Diamanten besetzter Marschallstab befindet sich heute zusammen mit Hitlers goldener Pistole im Museum der Westpoint-Militär-Akademie in den USA.
General Franco war zwar kein direkter Verbündeter Deutschlands, dennoch lassen sich in dem monumentalen Bau die engen Beziehungen zwischen den beiden Staaten erkennen. Nach Beseitigung der Kriegsschäden und der faschistischen Reliefs über dem Portikus wurde die Botschaft im Jahr 2003 wiedereröffnet.
das Wahrzeichen West-Berlins. Nach einem Teilabriss in den fünfziger Jahren ergänzte Egon Eiermann 1963 den Sakralbau um einen Turm und Kirchenraum. Im Inneren befindet sich ein „CoventryKreuz“ zum Gedenken an den vernichtenden Bombenangriff der deutschen Luftwaffe auf die englische Stadt.
6 Botschaft Jugoslawiens / Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik q Werner March,1940 p Rauchstr. 17–18, Karte B3 Zoologischer Garten Die ehemalige jugoslawische Botschaft wurde von Olympiastadion-Erbauer Werner March als zweiflügelige Villa mit Fassadenschmuck von Arno Breker konzipiert. Nach dem Überfall Deutschlands auf Jugoslawien 1941 wurde es zum Gästehaus umfunktioniert und beherbergte zeitweilig den Minister für die besetzten Ostgebiete. Seit 1953 war es Dienstsitz des von den Alliierten eingesetzten Rückerstattungsgerichtes, das sich mit der Entschädigung von Opfern der NS-Diktatur beschäftigte.
8 Referat IV B4 des Reichssicherheitshauptamtes q Karl Bernhard, 1910 p Kurfürstenstr. 115/116, Karte B3 Wittenbergplatz Das Referat IV B4 war seit 1939 der Dienstsitz des SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann. Als Leiter der „Reichszentrale für jüdische Auswanderung und Umsiedlung“ war er für die
7 Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche q Franz Schwechten, 1895 p Breitscheidplatz, Karte B3 Zoologischer Garten Die Ruine der Kaiser-WilhelmGedächtniskirche blieb als Mahnmal gegen den Bombenkrieg stehen und galt während der Teilung Deutschlands als
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16 Emblem der Reichsbahn
21 Jüdisches Museum
21 Garten des Exils im Jüdischen Museum
8 Mahnort nahe dem ehemaligen Dienstsitz von Adolf Eichmann
5 Botschaft Spaniens
1 Siegessäule
12 Zeitgenössisches Relief am Fehrbelliner Platz
Innenstadtbezirke 51 Deportation von Millionen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager im Rahmen der auf der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 beschlossenen „Endlösung der Judenfrage“ verantwortlich. Von diesem Ort aus organisierte er die Todestransporte von Juden aus ganz Europa. 1946 gelang es Eichmann, aus amerikanischer Gefangenschaft nach Argentinien fliehen. Dort wurde er Ende der fünfziger Jahre vom israelischen Geheimdienst Mossad aufgespürt, nach Israel entführt und am 11. Januar 1961 zum Tode verurteilt. An der Stelle des 1961 abgerissenen Gebäudes erinnern heute Schautafeln in der Bushaltestelle der Linie 100 an diesen Ort deutscher Geschichte. 9 Jüdisches Gemeindehaus q Dieter Knoblauch, Heinz Heise, 1959 p Fasanenstr. 79–80, Karte B3 Zoologischer Garten Nur etwa 3 Prozent der einst 160.000 jüdischen Bürger Berlins konnten versteckt in der Stadt überleben, die meisten wurden vertrieben oder in Konzentrationslager verschleppt. Während des Novemberpogroms 1938 schwer beschädigt, wurde die Synagoge in der Fasanenstraße 1957 abgetragen und alte Fassadenteile in den Neubau integriert. Heute ist die jüdische Gemeinde Berlins mit 11.000 Mitgliedern die größte in Deutschland. 10 Wohnhaus Heinrich Mann p Fasanenstr. 61, Karte B3 Zoologischer Garten Nach dem 1. Weltkrieg lobte Heinrich Mann Berlin als „Schule der Demokratie“ und leitete die Dichtersektion an der Akademie der Künste, der auch sein Bruder Thomas Mann angehörte. Anfang 1933 wurden die Manns von den Nationalsozialisten genötigt, Deutschland zu verlassen, und flüchteten über Frankreich in die USA. Kurz nach seiner Berufung zum Präsidenten der Akademie der Künste der DDR starb Heinrich Mann 1950 in Santa Monica, USA. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Chausseestraße.
11 Salon Kitty p Giesebrechtstr. 11, Karte A3 Adenauerplatz Das luxuriös ausgestattete Etablissement der Kitty Schmidt war Treffpunkt für Diplomaten, Botschafter und hochrangige Mitglieder der Berliner Gesellschaft. Auf Anweisung von Reinhard Heydrich und unter der Führung von Auslands-SD-Chef Walter Schellenberg begann mit der „Operation Kitty“ 1939 der Umbau des Freudenhauses zu einem Spionagebordell. Man verwanzte sämtliche Räume, zog doppelte Wände ein, errichtete im Keller eine Abhörzentrale und zeichnete fortan alle Gespräche und Ereignisse auf Tonband auf. In ganz Europa wurde weibliches Personal angeheuert, das vom Sicherheitsdienst geschult wurde, um den Gästen im Rausch der Sinne möglichst geheime Informationen zu entlocken. Der italienische Außenminister soll einmal hier belauscht worden sein, als er über Hitler herzog, danach waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien nie wieder so wie zuvor. Bis zur Beendigung der „Operation“ im Jahr 1943 wurden etwa 25.000 Tonbänder gesammelt, die in den Kriegswirren aus den Archiven der Gestapo spurlos verschwunden sind. In den Räumen des ehemaligen Salons Kitty befinden sich heute Wohnungen. 12 Fehrbelliner Platz q Otto Fierle, 1935, p Karte A4 Fehrbelliner Platz Im Zuge eines Wettbewerbes zur Neugestaltung des Fehrbelliner Platzes mussten alle Architekten ihre Entwürfe hier vor Ort ausbreiten. Otto Fierle siegte schließlich mit seinem markanten Halbkreisschema, und so entstanden bis 1943 insgesamt vier Verwaltungsbauten. Das Gebäude des heutigen Rathauses Wilmersdorf wurde nach Fertigstellung von der Wehrmacht genutzt und diente nach Kriegsende den Briten unter der Bezeichnung „Lancaster-Haus“ als Hauptquartier. Als Geschenk hinterließ die ehemalige Schutzmacht eine Londoner Telefonzelle neben dem Eingang.
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Joseph Goebbels 1897–1945 Goebbels wurde in Rheydt bei Mönchengladbach in ärmlichen Verhältnissen geboren und behielt nach einer Erkrankung zeit seines Lebens einen verkrüppelten Fuß. Sein Studium schloss er mit einem Doktortitel ab und unterschrieb fortan mit der Pharaphe „Dr. G.“. Vergeblich versuchte er, eine Anstellung als Journalist zu erhalten, zahlreiche jüdische Verlage wiesen ihn ab. Er trat schließlich der NSDAP bei und wurde 1926 von Hitler zum Gauleiter in Berlin ernannt. Seit 1933 war er Minister für Propaganda und Volksaufklärung. Er inszenierte einen ausgeprägten Führerkult um Hitler, forcierte den Antisemitismus mit Filmen wie „Jud Süß“ oder „Der ewige Jude“ und organisierte 1938 persönlich die Reichskristallnacht. Nach der Niederlage von Stalingrad hielt er im 3Sportpalast seine berüchtigte Rede vom „Totalen Krieg“, und als sowjetische Truppen schon vor Berlin standen, beschwor er noch immer den „Endsieg“ und sprach von 3„Wunderwaffen“, die das Schicksal wenden könnten. Am 22. April 1945 begab er sich in den 3„Führerbunker“, um an der Seite Hitlers zu sein. Nach dessen Tod wurde er am 1. Mai zu Hitlers Nachfolger ernannt. Nur wenige Stunden später ließ er seine sechs Kinder mit Zyankali-Ampullen vergiften und beging anschließend zusammen mit seiner Frau Magda Selbstmord. Der „Volksempfänger 301“ war benannt nach dem 30. Januar 1933, dem Tag der Machtübernahme Hitlers. Nur 35 Reichsmark kostete ab 1938 die so genannte Goebbelsschnauze. 1941 konnte der Minister so bis zu 65 % aller deutschen Haushalte mit seiner Propaganda erreichen.
13 Wohnhaus Erich Kästner p Prager Str. 6, Karte B3 Spichernstraße Der Schriftsteller, Journalist und Filmautor Erich Kästner galt Ende der zwanziger Jahre als erfolgreichster Nachwuchsautor der Literaturszene. Bekannt geworden durch Feuilletons, Kinder- und Erwachsenenromane erhielt er wegen seiner klaren Haltung gegen die Nationalsozialisten 1933 Berufsverbot. Als am 10. Mai des gleichen Jahres seine Bücher unter dem Motto „Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall. Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!“ auf dem Opernplatz (heute Bebelplatz) verbrannt wurden, war Kästner Augenzeuge. Obwohl von der Gestapo mehrmals verhaftet, gelang es ihm immer wieder freizukommen. Er emigrierte nicht ins Ausland, konnte nur noch unter einem Pseudonym weiterarbeiten und schrieb unter anderem das Drehbuch zu dem Ufa-Film „Münchhausen“. An der Stelle seines im Krieg zerstörten Wohnhauses erinnert heute eine Gedenktafel an Kästner. 14 Wohnhaus Marlene Dietrich p Bundesallee 54, Karte B4 Bundesplatz Das Geburtshaus von Marlene Dietrich befindet sich in Schöneberg, Leberstraße 65. Mitte der zwanziger Jahre bezog die damals noch unbekannte Schauspielerin mit Ehemann und Tochter eine elegante Wohnung im obersten Stock eines Hauses in der heutigen Bundesallee. Nach der Filmpremiere des „Blauen Engels“ reiste sie 1930 nach Hollywood und unterschrieb einen Siebenjahresvertrag bei Paramount Pictures. Joseph Goebbels bot Marlene Dietrich 1936 für jeden in Deutschland gedrehten Film 200.000 Reichsmark, bei freier Wahl von Stoff, Regisseur und Produzent an. Sie lehnte ab und unterstützte ab 1943 amerikanische Soldaten mit Truppenbesuchen im Kampf gegen das nationalsozialistische Regime. Am 6. Mai 1992 verstarb sie in Paris und wurde gemäß ihrem letzten Wunsch auf dem Friedhof Friedenau in Berlin beigesetzt.
Innenstadtbezirke 53 15 Sportpalast q Hermann Dernburg, 1910 p Potsdamer Str. Ecke Pallasstr., Karte C3 Kleistpark In der Weimarer Republik fanden hier Großveranstaltungen aller politischen Parteien statt, die NSDAP verklärte den Sportpalast zur „Heimstätte der Bewegung“. Am 18. Februar 1943, nach der verlorenen Schlacht um Stalingrad, hielt Propagandaminister Joseph Goebbels hier seine fanatische Rede vom „Totalen Krieg“. Vor 15.000 aufgeputschten Anhängern versuchte er, den Glauben an den „Endsieg“ zu retten, und fragte die Menge: „Wollt Ihr den totalen Krieg? Wollt Ihr ihn totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt vorstellen können?“ Die Halle wurde durch Bombenangriffe 1944 bis auf die Grundmauern zerstört. Heute steht an dieser Stelle ein Wohnkomplex. 16 Reichsbahndirektion q Armin Wegener, 1895 p Schöneberger Ufer 1–3, Karte C3 Gleisdreieck Auf der Rückseite des Gebäudes, die Hochbahn überblickend, steht auf einem Vorsprung das steinerne Emblem der ehemaligen Deutschen Reichsbahn: dynamisch geformte Adlerschwingen auf einem Eisenbahnrad. Aus dem darunter liegenden Relief wurde das Hakenkreuz nach dem Krieg entfernt.
17 Großbelastungskörper
17 Großbelastungskörper q Albert Speer, 1941 p General-PapeStr. 2, Karte C4 Papestraße Nach Hitlers Vorstellungen sollte an dieser Stelle auf der geplanten Nord-SüdAchse der 3Welthauptstadt Germania ein gewaltiger 3Thriumphbogen für die Gefallenen des 1. Weltkrieges entstehen. Angesichts einer Höhe von 117 Metern und 170 Metern Breite hätte der Pariser Arc de Triomphe fast neunmal in der Stirnseite des Berliners Platz gefunden. Zur Überprüfung der Belastbarkeit des märkischen Sandbodens ließ Generalbauinspektor Albert Speer 1941 von französischen Zwangsarbeitern einen 12.360 Tonnen schweren Betonzylinder errichten. Der Koloss hat einen Durchmesser von 21 Metern und ragt 14 Meter über und 18 Meter unter die Erde. Die Ingenieure registrierten damals eine Setzung des Belastungskörpers um 19 Zentimeter, der Bau des 3Thriumphbogens wäre also möglich gewesen. Obwohl schon Verträge über schwedische Granitlieferungen bestanden, wurde mit dem Bau aufgrund der Kriegsereignisse nie begonnen. Der älteste und größte Belastungskörper der Welt steht heute unter Denkmalschutz und ist einer der wenigen stummen Zeugen der monumentalen Germania-Planungen. Für eine zukünftige Nutzung des Bauwerkes gibt es derzeit keine Pläne.
54 Innenstadtbezirke
NS-Propaganda Bereits in der Weimarer Republik nutzte die NSDAP wie keine andere Partei die Propaganda intensiv, um auf die „nationale Schmach“ des Versailler Vertrags am Ende des 1. Weltkrieges hinzuweisen sowie Juden, Kommunisten und Demokraten als Feinde zu diffamieren. Der zum „Heilsbringer“ hochstilisierte Hitler und seine aufwändig choreographierten Parteitage übten eine verführerische Faszination aus. „Hitler über Deutschland“ verlautete die Propaganda 1932 anlässlich seiner Wahlkampfreise per Flugzeug. So war es ihm möglich, in bis zu drei Städten täglich aufzutreten und omnipräsent im ganzen Reich zu erscheinen. Nach der Machtübernahme forcierte das neu gegründete 3Reichsministerium für Propaganda und Volksaufklärung die Beeinflussung aller Lebensbereiche der Gesellschaft. Mit Kriegsbeginn dominierte die Wehrpropaganda. Heerführer wurden als Identifikationsfiguren gefeiert, und Kampagnen wie „Feind hört mit“ sollten die Bevölkerung mit den Verhaltensregeln im Kriegsalltag vertraut machen. Als das Ende schon nahte, versuchte man sinnloserweise noch ein letztes Mal, an den Durchhaltewillen zum Endsieg zu appellieren. Ludwig Hohlwein gehörte zu den bekanntesten Grafikern seiner Zeit und gestaltete unter anderem zahlreiche Propagandaplakate. Sein Reichswehrrekrutierungs-Plakat „Und Du?“ (1932) gehört heute zur Sammlung des Museum of Modern Art in New York.
18 Wohnhaus Konrad Zuse p Methfesselstr. 7, Karte D4 Platz der Luftbrücke An dieser Stelle konstruierte der Ingenieur Konrad Zuse 1941 die „Z 3“ (Zuse 3), den ersten funktionsfähigen Computer der Welt. Bereits 1936 entwickelte er die Vision einer frei programmierbaren Rechenmaschine, das Resultat war 1938 die „Z 1“. Zuse wurde während des Krieges als unabkömmlich eingestuft und konnte so sein „Zuse Ingenieurbüro und Apparatebau, Berlin“ im elterlichen Haus aufbauen. Mehrfach versuchte er, das Heereswaffenamt von seiner Erfindung zu überzeugen und präsentierte seinen Computer der 3Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, doch traf er auf wenig Verständnis. Die „Z 3“ und seine Werkstatt wurden 1945 bei einem Bombenangriff zerstört. Nach dem Krieg besaß er 1949 mit der „Z 4“ den einzigen funktionierenden Computer in Europa. Bis seine Firma 1967 in dem Siemens-Konzern aufging, baute er insgesamt 251 Computer. Ein Nachbau der „Z 1“ befindet sich heute im Deutschen Technik-Museum Berlin in der Trebbiner Straße 66 nahe dem Potsdamer Platz. 19 Flughafen Tempelhof q Ernst Sagebiel, 1939 p Platz der Luftbrücke 1–6, Karte D4 Platz der Luftbrücke Bereits während der Bauphase war geplant, den „Weltflughafen“ Tempelhof in ferner Zukunft stillzulegen, da man für die zukünftige 3Welthauptstadt Germania vier Großflughäfen außerhalb der Stadt vorsah. Noch heute gilt der „überdimensionale Kleiderbügel“ mit einer Länge von 1.230 Metern als einer der größten zusammenhängenden Gebäudekomplexe Europas. Die 40 Meter über das Vorfeld ragende Dachkonstruktion war als Zuschauerterrasse für Flugschauen angelegt und sollte 90.000 Menschen Platz bieten. Gegen Ende des Krieges wurden unter der Flugsteighalle Jagdflieger für Junkers und Focke-Wulf am Fließband produziert, die nach Fertigstellung direkt auf das Rollfeld gelangen konnten. Das 1951 eingeweihte Luftbrückendenkmal erinnert mit seinen drei
Innenstadtbezirke 55 nach Westen gerichteten Rippen an die Luftkorridore während der sowjetischen Blockade Berlins 1948/49. Bis 1962 thronte ein 4,50 Meter großer Reichsadler auf dem Dach des Empfangsgebäudes. Nach seiner Demontage wurde er den Amerikanern für das Militär-Museum in Westpoint übergeben. Die Air Force schenkte dann nach ihrem Abzug der Stadt Berlin den Kopf der Statue, und so steht er heute auf dem Eagle Square vor dem Empfangsgebäude des Flughafens.
20 KZ Columbiahaus q 1933 p Columbiadamm 1–3, Karte D4 Platz der Luftbrücke Bis 1936 war an dieser Stelle das „Gefängnis Tempelhofer Feld“. Es diente der SS und der Gestapo als Haftort für insgesamt 8.000 politische Gefangene. Bis 1936 war es ein so genanntes „wildes Konzentrationslager“ und wurde als Ausbildungsstätte für KZ-Kommandanten und -Personal genutzt, bevor es dem Neubau des 3Flughafen Tempelhof weichen musste. Heute mahnt eine Stahlskulptur am Columbiadamm Ecke Golßener Straße an das Gefängnis. 21 Jüdisches Museum Berlin q Daniel Libeskind, 2001 p Lindenstr. 9–14, Karte D3 Kochstraße D Mo–So 10–20 Uhr Das Museum des amerikanischen Stararchiteken Daniel Libeskind ist einer der spektakulärsten Neubauten Berlins. Die schroffe Zickzackstruktur des Grundrisses stellt einen gesprengten Davidstern dar, ähnliche Strukturen an der Fassade und im Inneren erinnern wie Narben an die Leiden der deutschen Juden. Zahl-
reiche Ausstellungsstücke dokumentieren eindrucksvoll die deutsch-jüdische 21 Geschichte.
22 Buchdruckwerkstatt GmbH der Deutschen Arbeitsfront / IG Metall q Mendelsohn, Reichel, 1930 p Alte Jacobstr. 148/149, Karte D3 Hallesches Tor Das Gebäude wurde nach Zerschlagung der Gewerkschaften seit 1933 von der Deutschen Arbeitsfront genutzt. Niederländische Zwangsarbeiter stellten hier Handelsdruckware und NSParteidrucksachen her. Für ausländische Arbeiter wurden Wochenblätter in 20 verschiedenen Sprachen produziert. Das Propagandamaterial sollte Verständnis und Begeisterung für die nationalsozialistische Idee wecken. 23 Zentrale Dienststelle für Juden p Fontanepromenade 15, Karte D4 Südstern Nach der Reichspogromnacht im November 1938 wurde die Abteilung aus dem Landesarbeitsamt ausgegliedert und verwaltete den Arbeitseinsatz Berliner Juden. Alle Männer zwischen 18 und 55 und Frauen bis 50 wurden registriert und zu Schwerstarbeit in so genannten Judenkolonnen eingesetzt. Im Zuge der „Fabrik-Aktion“ deportierte man im Februar 1943 alle Juden von ihren Arbeitsorten in Konzentrationslager. 24 Gasometerbunker q Baustab Wilhelmi des GBI Albert Speer, 1942 p Fichtestr. 4–12, Karte E4 Südstern Im Rahmen des „Bunkerbauprogramms für die Reichshauptstadt“ wurde innerhalb des 1826 von Eugen
56 Innenstadtbezirke Reissner erbauten Gasometers der englischen Imperial Continental Gas Association ein Bunker errichtet. Hinter etwa 1,80 Meter dicken Wänden und einer 3 Meter starken obersten Betondecke fanden auf sechs Etagen in 770 fensterlosen Räumen teilweise bis zu 30.000 Menschen Schutz vor Bombenangriffen. Nach dem Krieg blieb der Bunker bis in die fünfziger Jahre Unterbringungsort für vertriebene deutsche Flüchtlinge aus den Ostgebieten, diente als Jugendgefängnis und als Lebensmittellager. Heute steht das Objekt leer. 25 Rüstungsbetrieb Ernst Franke p Admiralstr. 17, Karte E3 Kottbusser Tor Stellvertretend für die zahlreichen Betriebe, die in Berlin insgesamt etwa 400.000 Zwangsarbeiter verpflichteten, zeugt dieser ehemalige Rüstungsbetrieb von der Ausbeutung europäischer „Fremdarbeiter“ im „Dritten Reich“. Hier wurden Metallteile für Handfeuerwaffen, Bomben, Sturmgeschütze und Panzerkraftwagen hergestellt. Etwa 50 sowjetische Zwangsarbeiter mussten unter so schrecklichen Bedingungen für den Krieg produzieren, dass der Inhaber als „Schinder-Franke“ bekannt war. Zehn von ihnen waren im ehemaligen Kesselhaus, das heute noch erhalten ist, im 2. Hinterhof untergebracht. 26 Sowjetisches Ehrenmal Treptow q 1949, Jakow Belopolski p Treptower Park, Karte F4 Treptower Park Dort wo 1946 zunächst nur ein Gedenkstein erinnerte, entstand nach einem Wettbewerb im gleichen Jahr das größte sowjetische Ehrenmal Berlins als „Symbol des Sieges der ruhmreichen Sowjetarmee über den Hitlerfaschismus“. Mittelpunkt des mit Granitquadern aus der abgetragenen 3Neuen Reichskanzlei errichteten Ehrenmals bildet die 13 Meter hohe Bronzeskulptur eines Rotarmisten mit gesenktem Schwert auf zerschmettertem Hakenkreuz und einem deutschen Kind auf dem Arm. Über 5.000 gefallene sowjetische Soldaten fanden hier ihre letzte Ruhestätte.
27 U-Bahnbunker q Baustab Wilhelmi des GBI Albert Speer, 1942 p Klosterstr., Karte E2 Klosterstraße Bereits 1937 prüften die Nationalsozialisten im Hinblick auf einen kriegerischen Konflikt, inwieweit das Berliner U-Bahnnetz für Luftschutzzwecke verwendet werden könnte. Im Rahmen des „Bunkerbauprogramms für die Reichshauptstadt“ errichtete man im Rohbau des einst geplanten U-Bahnhofes Klosterstraße einen Luftschutzbunker, bestehend aus 150 Räumen. Zu DDR-Zeiten wurden hier kurzzeitig Champignons gezüchtet. Heute ist zu bestimmten Anlässen das unterirdische Bauwerk zur Besichtigung freigegeben. 28 Flakbunker Friedrichshain & Flakbunker Humboldthain q Friedrich Tamms, 1942 p Volkspark Friedrichshain & Humboldthain, Karte E2, D1 Strausberger Platz, Gesundbrunnen Der mit dem 3Zoobunker baugleiche Flakturm im Friedrichshain wurde nach dem Krieg gesprengt und spaltete sich dabei in zwei Hälften. Anschließend bedeckte man ihn bis zur Oberkante mit Trümmerschutt. Vom Flakbunker Humboldthain, der nahe dem 3AEG-Werk erbaut worden war, konnten nur die Südseite und der kleinere Leitbunker gesprengt werden. Diese wurden später ebenfalls mit Trümmerschutt aufgefüllt. Heute kann man von den 42 Meter hohen Flakgeschützplattformen auf der erhaltenen Nordseite die Hauptstadt überblicken und mit dem Berliner-UnterweltenVerein zu bestimmten Zeiten das Innere des Turms erkunden. 29 Regionalverwaltung der NSDAP im Gau Berlin q Walther & Johannes Krüger, 1938 p Am Friedrichshain 22, Karte F2 Alexanderplatz Am 5. Januar 1919 wurde die Deutsche Arbeiterpartei (DAP) in München gegründet und im folgenden Jahr in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbe-
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19 Reichsadlerkopf am Eagle Square
27 Lichtschacht im Bunker
27 Lageplan im Bunker
27 Gasschleuse im U-Bahnbunker
28 Flakbunker Humboldthain
26 Lenin und Rotarmisten in „Reichskanzleigranit“
26 Detail am Portal des Ehrenmals
26 Sowjetisches Ehrenmal in Treptow
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Germanen
Erstes Reich
Deutscher Bund
Zweites Reich
500
800
1848
1871
Die Adler der Deutschen Das deutsche Wappen, der schwarze Adler auf einem goldenen Schild, ist das älteste heute noch bestehende europäische Hoheitszeichen. Seine Ursprünge lassen sich auf deutschem Boden bis zu den Germanen zurückverfolgen, die es als Symbol der Sonne, Lebenskraft und obersten Gottheit verehrten. Seit 1200 war der rot bewehrte Adler allgemein als Reichswappen anerkannt. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr er zahlreiche Wandlungen. Hitler erhob 1935 das von ihm entworfene, römischen Legionsadlern nachempfundene Emblem der NSDAP zum Hoheitszeichen des „Dritten Reiches“. In seiner gegenwärtigen Form gilt der Adler als Nationalsymbol des wiedervereinten Deutschlands.
nannt. Aufgrund ihrer Radikalität und des gescheiterten Hitler-Putsches von 1923 mehrfach verboten, konnte sich die Partei dennoch in Deutschland etablieren. Während seiner Festungshaft hatte Hitler das strategische Konzept für die kommenden Jahre formuliert: „Statt die Macht mit Waffengewalt zu erringen, werden wir zum Ärger der katholischen und marxistischen Abgeordneten unsere Nase in den Reichstag stecken. Wenn es auch länger dauert, sie zu überstimmen als zu erschießen, so wird uns schließlich ihre eigene Verfassung den Erfolg garantieren.“ Um im „roten Berlin“ Fuß zu fassen, denn hier zählte die NSDAP nur 500 Mitglieder, ernannte Hitler 1926 Joseph Goebbels zum Gauleiter von
Berlin-Brandenburg. An dem rustikalen Verwaltungsgebäude der NSDAP wurden nach Kriegsende der Hakenkreuzadler im Giebel und die Arier-Skulpturen beiderseits der Eingangsbögen entfernt. Das Haus beherbergt heute einen Verlag. 30 Luftschutzbunker Gesundbrunnen q Baustab Wilhelmi des GBI Speer, 1938 p U-Bahnhof Gesundbrunnen, Karte D1 Gesundbrunnen, D Sa 12–18 Uhr Im tiefsten U-Bahnhof Berlins richtete man 1938 einen Luftschutzbunker ein, in dem bis zu 4.000 Menschen Schutz vor Bombenangriffen fanden. Der Verein Berliner Unterwelten öffnet an Wochenenden den Bunker für Besichtigungen.
Olympiagelände
Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg
Finanzamt Charlottenburg
Deutsche Post
Innenstadtbezirke 59
Weimarer Republik
„Drittes Reich“
BRD
Deutschland
1922
1935
1975
1995
31 AEG-Werk Humboldthain q Peter Behrens, 1895 p GustavMeyer-Allee 25, Karte D1 Gesundbrunnen 1892 errichtete die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (AEG) hier einen der wichtigsten Industriestandorte in Berlin. Im Wettstreit mit Siemens um den Bau eines unterirdischen Vehrkehrsnetzes wurde 1897 unter dem Werksgelände die erste Tunnelbahn Berlins erbaut. Den Zuschlag für die so genannte Unterpflasterbahn erhielt jedoch Siemens. Im 2. Weltkrieg als Luftschutzraum genutzt, kann der Tunnel jetzt zu bestimmten Anlässen besichtigt werden. Die 1883 aus der Deutschen Edison-Gesellschaft hervorgegangene AEG wurde 1996 aufgelöst. Das weitläufige Ensemble um die 203 Meter lange Turbinenhalle gilt als prominentes Beispiel für Berliner Industriebau und wird heute von verschiedenen Betrieben sowie der Technischen Universität genutzt. Eine Gedenktafel am Haupteingang erinnert an die von der AEG beschäftigten polnischen Zwangsarbeiter während der nationalsozialistischen Diktatur.
32 Invalidenfriedhof q 1748 p Scharnhorststr. 25, Karte C2 Hauptbahnhof/Lehrter Bahnhof Der Invalidenfriedhof zählt zu den ältesten Begräbnisstätten Berlins und gilt als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Regierungsviertel erinnert er eindrucksvoll an die Vergänglichkeit militärischer Macht und Stärke. Gerneralfeldmarschall Helmuth von Moltke, Alfred Graf von Schlieffen, der Leiter der 3„Organisation Todt“ Fritz Todt, aber auch Kampfflieger wie der „Rote Baron“ Manfred von Richthofen, Ernst Udet und Werner Mölders fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Das Grab des 1942 bei einem Attentat in Prag getöteten SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich wurde nach dem Kriege unkenntlich gemacht. Mit dem Mauerbau und der Einbeziehung des Friedhofes in das Grenzgebiet vernichtete man viele der einst 3.000 Gräber. Mauerreste und ein naher Grenzturm sind als Mahnmale aus dieser Epoche erhalten geblieben. Die zerstörten Grabmale werden nach und nach rekonstruiert.
Invalidenfriedhof
Flughafen Tempelhof
Postamt Steglitz
Olympiaglocke
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32 Invalidenfriedhof
32 Schlafender Löwe auf dem Grabmal von Scharnhorst 32 Grab des Generaloberst von Seeckt
32 Grabstein der Familie von Schlieffen auf dem Invalidenfriedhof
34 Ausstellungsraum der Gedenkstätte Plötzensee
34 Hinrichtungsschuppen in Plötzensee
35 Kasernengebäude an der „Speer-Platte“
34 Urne mit Erde aus Konzentrationslagern
Innenstadtbezirke 61 33 Güterbahnhof Putlitzbrücke p Karte B1 Westhafen Ein großer Teil der insgesamt 50.000 Berliner Juden wurde von diesem Güterbahnhof aus in Konzentrationslager abtransportiert. Ein Mahnmal am S-Bahnhof erinnert heute an die Ereignisse. 34 Strafgefängnis am Plötzensee / Gedenkstätte Plötzensee q Bruno Grimmek, 1952 p Hüttigpfad, Karte A1 Beusselstraße D Mo–So 9–17 Uhr Das Strafgefängnis am Plötzensee wurde in seiner Ursprungsform 1879 erbaut. Unter dem NS-Regime ermordete man hier in dem heute noch erhaltenen Hinrichtungsschuppen zwischen 1933 und 1945 etwa 3.000 Menschen. Zu den Opfern gehörten unter anderem die Verschwörer des 20. Juli, Mitglieder des „Kreisauer Kreises“ und viele ausländische Gefangene. Seit 1951 befindet sich auf dem Gelände die Gedenkstätte Plötzensee. 35 „Speer-Platte“ q Carl Christoph Lörcher, 1942 p Friedrich-Olbricht-Damm 63–73, Karte A1 Beusselstraße Die so genannte Speer-Platte, eine betonierte Freifläche von etwa 10 Hektar, gehörte zu einem Kasernenkomplex der 3„Organisation Todt“. Eigens für die Bauvorhaben der Neugestaltung Berlins war die hier stationierte „Transportstandarte Speer“ des Nationalsozialistischen Kraftfahrer-Korps gegründet worden, die die „Speer-Platte“ als Abstellfläche für ihren Fuhrpark nutzte. Später sollten hier vor allem die Granitblöcke für den Bau der 3Großen Halle zwischengelagert werden. In dem als Wohnhaus getarnten „Plötzenseeplanbunker“ bewahrte Generalbauinspektor Albert Speer sämtliche Dokumente für die Umgestaltung Berlins auf. Ab 1955 nutze man die Fläche als Kohlebevorratungslager West-Berlins. Heute steht ein Baumarkt auf dem Gelände. Einige der Kasernengebäude wurden im Jahr 2000 abgerissen.
Das Eiserne Kreuz Seit einer Umtauschaktion während der Befreiungskriege gegen Frankreich unter der Parole „Gold gab ich für Eisen“ galt Gusseisen als patriotisches Material – was lag näher als die Verwendung für ein Ehrenabzeichen? Im Jahr 1813 stiftete König Friedrich Wilhelm III. das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Eiserne Kreuz, unterteilt in 1. Klasse, 2. Klasse und das Großkreuz. Mit Beginn des 2. Weltkrieges ersetzte das Hakenkreuz in der Mitte der Vorderseite das Königsmonogramm und die Krone. Adolf Hitler (selbst Träger des EK 1 und EK 2) ergänzte den Orden um das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Im Laufe des Krieges erfuhr dieses vier Aufwertungen. Einziger Träger des 1944 eingeführten „Ritterkreuzes mit goldenem Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten“ war Stuka-Kampfpilot Oberst Hans-Ulrich Rudel. Gemäß dem Gesetz über Orden und Ehrenzeichen, das am 26. Juli 1957 erlassen wurde, darf das Eiserne Kreuz nach Entfernung des Hakenkreuzes heute wieder in der Bundesrepublik getragen werden. Oben: Das Eiserne Kreuz 2. Klasse von 1939
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1 „Siegerin“ von Arno Breker (1936) am Haus des Deutschen Sports
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AUSSENBEZIRKE & BRANDENBURG In den Außenbezirken und im Umland Berlins finden sich noch heute zahlreiche Relikte aus der dunkelsten Epoche der Hauptstadt. Die Parteigrößen des NS-Regimes residierten in enteigneten jüdischen Villen am Wannsee oder ließen sich wie Hermann Göring und Joseph Goebbels prächtige Jagdhäuser in der Schorfheide erbauen. Im Dahlemer Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik forschte Werner Heisenberg an der deutschen Atombombe, und in Kummersdorf wurden die ersten Raketen von Wernher von Braun erbaut und getestet. Das Konzentrationslager Sachsenhausen vor den Toren Berlins zeugt sicherlich von einem der grausamsten Kapitel der Stadt und gemahnt heute als Gedenkstätte eindringlich an die Vergangenheit.
Das Reichssportfeld 1 Reichssportfeld / Olympiagelände Olympiastadion March, 1936 p Olympischer Platz, Karte B3 Olympiastadion Am 13. Mai 1931 wurden die Olympischen Sommerspiele für 1936 an Deutschland vergeben. Das nationalsozialistische Regime erkannte schnell seine einmalige Chance, durch die Spiele einen enormen Prestigezuwachs in In- und Ausland zu erreichen. So avancierte der Bau des Reichssportfeldes neben dem des Nürnberger Parteitagsgeländes zum zentralen Großprojekt der Nationalsozialisten. Werner March hatte ursprünglich eine Stahlbetonkonstruktion mit verglasten Zwischenwänden für das 100.000 Zuschauer fassende Stadion vorgesehen. Hitler missfiel der moderne Entwurf, und so wurde nach Überarbeitungen von Albert Speer Muschelkalkstein für die Fassadenverkleidung verwendet. Am 1. August 1936 eröffnete Hitler von der heute originalgetreu restaurierten „Führerloge“ aus die XI. Olympischen Spiele. Die Welt war für wenige Wochen vom schönen Schein geblendet. Selbst die französischen Athleten marschierten mit dem „Deutschen Gruß“ an Hitler vorüber. In 25 in der Stadt eingerichteten Fernsehstuben konnte man erstmals einige Veranstaltungen zeitgleich miterleben. Aus dem Berliner Stadtbild waren alle antisemitischen Parolen verschwun-
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den, und den Medien war die Hetzjagd auf Juden für die Dauer der Spiele untersagt. Doch nur 35 Kilometer nördlich des Reichssportfeldes mussten Häftlinge zu dieser Zeit die ersten Baracken des 3KZ Sachsenhausen errichten. Allein, dass Jesse Owens zum Publikumsliebling avancierte, konnte das Regime nicht verhindern. Hitler wollte dem Farbigen nach dessen zahlreichen Siegen nicht einmal die Hand geben und verließ aus Protest das Stadion. Im Jahr 2006 wird im Olympiastadion das Finale der Fußballweltmeisterschaft ausgetragen. Maifeld & Glockenturm March,1936 p Am Glockenturm, Karte B3 Olympiastadion D Apr–Nov 9–18 Uhr Das für Großveranstaltungen angelegte Maifeld bot Platz für etwa 400.000 Teilnehmer und Zuschauer. Eingerahmt wird es vom Westwall, in dessen Mitte der 76 Meter hohe Glockenturm aufragt. Er beinhaltet im Sockel die „Langemarck-Halle“, die zu Ehren der 2.000 gefallenen Kriegsfreiwilligen eingerichtet wurde, die am 10. November 1914 angeblich mit dem Deutschlandlied auf den Lippen gegen den Feind anrannten und zusammengeschossen wurden. Nach dem 2. Weltkrieg musste der beschädigte Turm gesprengt werden, 1962 wurde er wiederaufgebaut und in der Spitze eine öffentliche Aussichtsplattform eingerichtet. Die beschä-
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1 Wasserbüffel vor dem Haus des Deutschen Sports
DAS REICHSSPORTFELD 1936
Dietrich-EckartFreilichtbühne
sHann
Maifeld
Brau
. n - Str
Schwimmstadion
Marathontor
Hockeystadion
Olympisches Tor
Tennisstadion
Olympischer Platz
Friedrich-Friesen-Allee
Olympiastadion Coubertinplatz Reiterplatz
Marchhof
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1 Maifeld und Olympiastadion, 2001
1 Markantes Detail der Olympiaglocke
Gegenentwurf von John Heartfield, 1936
N
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Glockenturm
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Adler platz
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Annaheim
Haus des Deutschen Sports llee en -A Fries
Außenbezirke & Brandenburg 65 digte Olympiaglocke ist nach Plänen von Werner March neu gegossen worden. Das Original steht heute vor dem nahe gelegenen 3Haus des Deutschen Sports. Dietrich-Eckart-Freilichtbühne / Waldbühne q Werner March, 1936 p Am Glockenturm, Karte B3 Olympiastadion Das Amphitheater am Ende der Murellenschlucht, benannt nach dem NS-Lyriker Eckart, wurde für 20.000 Zuschauer erbaut und erinnert an antike Amphitheater. Im westlich angrenzenden Wald gedenken in einer Reihe aufgestellte Straßenspiegel mit eingravierten Zitaten der am Murellenberg erschossenen Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz. Haus des Deutschen Sports March, 1936 p Friedrich-Friesen-Allee, Karte B3 Olympiastadion D Mi–So 10–18 Uhr Einst für Sportler erbaut, bezog nach dem Krieg hier die britische Kommandantur ihr Hauptquartier. Heute ist es wieder für Athleten zugänglich und beherbergt unter anderem ein Museum zur Geschichte des Reichssportfeldes. Neben vielen Originalstücken kann vor dem Haupteingang die Olympiaglocke von 1936 besichtigt werden. Eingeprägt sind das Brandenburger Tor, der Reichsadler mit den Olympischen Ringen in den Krallen, leicht abgeschliffene Hakenkreuze und die Schriftzüge „11. Olympische Spiele Berlin“ und „Ich rufe die Jugend der Welt!“ Das Einschussloch stammt von einem deutschen Flakschützen, der bei Übungen versehentlich die Glocke im nahe gelegenen Turm traf.
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2 Reichskriegsgericht q Heinrich Keyser, Karl von Großheim, 1910 p Witzlebenstr. 4–10, Karte B3 Sophie-Charlotte-Platz Im Reichskriegsgericht wurden als höchste Instanz der Wehrmachtsjustiz von 1936 bis 1945 über 260 Kriegsdienstverweigerer und zahlreiche Angehörige des Widerstands wegen ihrer Haltung gegen das NSRegime zum Tode verurteilt.
3 Zentrale des Reichsarbeitsdienstes / Umweltbundesamt q Kurt Heinrich Tischler, 1938 p Bismarckplatz 1, Karte B3 Halensee Die Zentralverwaltung des seit 1943 Hitler direkt unterstellten Reichsarbeitsdienstes wurde als Bürobau mit 400 Zimmern realisiert. Seit 1935 wurden alle Männer zwischen 18 und 25 zu einem halbjährigen Arbeitsdienst eingezogen. „Mit Spaten und Ähre“ zogen die Kolonnen durch Deutschland, um beim Bau der Reichsautobahnen oder des Westwalls zu helfen. Den „Ehrendienst am deutschen Volke“ leisteten bis 1939 etwa 350.000 Männer. Mit Kriegsbeginn wurden zur Entlastung der Heimatfront auch Mädchen verpflichtet. Nach dem Krieg nutzten die Alliierten das Gebäude, heute befindet sich hier das Umweltbundesamt. 4 Mahnmal „Gleis 17“ q Hirsch, Lorch & Wendel, 1991 p S-Bahnhof Grunewald, Karte B3 Grunewald Der S-Bahnhof Grunewald liegt am Waldesrand, mitten in einer Villenkolonie. Proteste der Anwohner über die langen Kolonnen von jüdischen Häftlingen waren hier weniger zu erwarten. Das Mahnmal an die Deportationen betritt man heute über dieselbe Rampe, die schon Zehntausende Berliner Juden hinaufgehen mussten. Auf dem Güterbahnhof wurden sie in Viehwaggons verladen und anschließend in die osteuropäischen Konzentra-
1 Adlerplatz vor dem Haus des Deutschen Sports
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tionslager transportiert. Die Reichsbahn verlangte vom Reichssicherheitshauptamt 4 Pfennig pro Passagier, ab 400 Personen gab es einen Gruppenrabatt. Das Mahnmal besteht aus mehreren Stahlgussplatten, die auf dem Bahnsteig eingelassen sind und die verschiedenen Transporte symbolisieren. Eingeprägt sind das Datum, die Anzahl der Menschen und der Bestimmungsort der Züge. 5 Wohnhaus Leni Riefenstahl q Hans Ostler, 1936 p Heydenstr. 30, Karte B3 Grunewald Leni Riefenstahl wurde am 22. August 1902 in Berlin geboren. Nach einer erfolgreichen Schauspielkarriere drehte sie 1932 ihren ersten Film in eigener Regie, „Das blaue Licht“. Im Auftrag von Hitler hielt sie die Reichsparteitage auf Zelluloid fest, und es entstanden die Propagandafilme mit Dokumentarcharakter „Sieg des Glaubens“ (1933) und „Triumph des Willens“ (1934). Höhepunkt wurde ihr zweiteiliger Film zu den Olympischen Spielen, „Fest der Völker“ und „Fest der Schönheit“. Durch völlig neuartige Kameraeinstellungen hob sie die Ästhetik des menschlichen Körpers hervor und fand damit weltweit Anerkennung. Zu dieser Zeit wurde auch ihre rustikale Villa in Dahlem fertig gestellt. Zur Einweihung waren der „Führer“ und Joseph Goebbels geladen. Im spanischen Atriumhof trank man Tee und schmiedete Pläne. So hatte etwa Albert Speer nahe Babelsberg in Potsdam ein 20.000 Quadratmeter großes Gelände für die zukünftigen „Riefenstahl-Studios“ vorgesehen. Wegen ihrer Zusammenarbeit mit dem NS-Regime wurde die Regisseurin nach dem Krieg häufig kritisiert und konnte ihre Arbeit nur noch in einem bescheidenen Rahmen fortsetzen. Am 8. September 2003 verstarb Leni Riefenstahl im Alter von 101 Jahren. 6 Atelier Arno Breker q Hans Freese, 1942 p Käuzchensteig 10, Karte B3 Podbielskiallee Das Atelierhaus wurde 1942 eigens für den Lieblingsbildhauer des „Führers“ erbaut. In enger Zusammenarbeit mit
Generalbauinspektor Albert Speer erhielt Breker zahlreiche Staatsaufträge und war auf ausdrücklichen Wunsch von Hitler auch in die Germania-Planungen eingebunden. Er produzierte Büsten vieler nationalsozialistischer Größen und monumentale Skulpturen, die unter anderem in der 3Neuen Reichskanzlei und am 3Reichssportfeld aufgestellt wurden. Bereits 1943 war das Atelier durch die häufigen Bombenangriffe jedoch unbrauchbar geworden. So verlegte er seine Hauptarbeitsstätte auf das riesige Werkgelände der „Arno Breker Bildhauerwerkstätten GmbH“ in Wriezen, nordöstlich von Berlin. Nach dem Krieg konnte Breker noch erfolgreich im In- und Ausland arbeiten. Im Berliner Atelier befindet sich heute die Bernhard-Heiliger-Stiftung, angrenzend liegt das Brücke-Museum. 7 Alliierten-Museum p Clayallee 135, Karte B3 OskarHelene-Heim D Di–So 10–18 Uhr Die Gebäude eines ehemaligen USArmeekinos und einer Bibliothek wurden nach Abzug der Truppen in ein Museum umgewandelt und beherbergen neben zahlreichen Ausstellungsstücken einen „Rosinenbomber“ und das Original des Checkpoint-Charlie-Kontrollhauses. Wenige hundert Meter weiter südlich, an der Clayallee 170, liegt der weitläufige Gebäudekomplex des ehemaligen „Luftgaukommandos III der Reichshauptstadt Berlin“. Seit 1945 diente er den US-Streitkräften unter General Lucius D. Clay, der von hier aus die Luftbrücke während der sowjetischen Blockade organisierte, als Hauptquartier. Bis zur Fertigstellung der US-Botschaft am Pariser Platz befindet sich hier das amerikanische Generalkonsulat. 8 Kameradschaftssiedlung der SS q Hans Gerlach, 1939 p Selmaplatz, Karte B3 Krumme Lanke Für die Angehörigen der „völkischen Elite“ begann die SS im Jahr 1937, in der ländlichen Idylle des nahen Grunewalds insgesamt 600 Wohnungen zu errichten. Die Planungen stimmte der Architekt Hans Gerlach
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6 Eingangsportal des Breker-Ateliers
8 Mehrfamilienhäuser der SS-Siedlung
7 Französische Ausstellung im Alliierten-Museum
1 Murellenschlucht an der Waldbühne
4 Mahnmal „Gleis 17“
8 SS-Einfamilienhäuser
7 Logo des Radiosenders RIAS-Berlin
10 Entwicklungsstätte der deutschen Atombombe
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Himmlers schwarzer Orden Heinrich Himmler 1900–1945 Als „Reichsführer SS“ war Heinrich Himmler der mächtigste Paladin Hitlers und verantwortlich für den Holocaust. Persönlich erschien der Vollstrecker immer wieder am Tatort, wenn er wie in Auschwitz den industriellen Massenmord inspizierte und sich dabei lediglich um die „Arbeitsbedingungen“ seiner Totenkopfmänner sorgte. Als Vordenker der Irrlehre vom „Herrenmenschen“ baute Himmler die SS nach Vorbild der römischen Prätorianer konsequent zu einem germanischen Führungsorden aus und sah in ihm die Keimzelle der künftigen Heldenrasse. Fanatisch und skrupellos betrieb er die „Endlösung der Judenfrage“ und ließ Zwangssterilisationen an Menschen vornehmen, die nicht seinen Kriterien entsprachen. Das Hakenkreuz
und der SS-Kult verkörperten für Himmler eine „völkische“ Pseudoreligion, die nach dem Endsieg ihr sakrales Zentrum auf der Wewelsburg bei Paderborn finden sollte. Gegen Ende des Krieges versuchte er, mit den Alliierten Kapitulationsverhandlungen aufzunehmen und wurde deswegen von Hitler aller Ämter enthoben. Schließlich tauchte er unter falschem Namen unter und geriet unentdeckt in britische Gefangenschaft. Als man den unscheinbaren Gehilfen Hitlers festnahm, hatte er sich den Schnurrbart abrasiert und trug eine Augenklappe. Am 23. Mai 1945 entzog er sich der Verantwortung durch die Einnahme einer Zyankalikapsel.
Niederländisches Rekrutierungsplakat: „Niederländer! Für Ehre und Gewissen – auf gegen den Bolschewismus. Die Waffen-SS ruft Sie!“ Rechts: Himmler mit seiner Tochter, im Hintergrund Heydrich.
Die Waffen-SS Die Schutzstaffel (SS) war 1925 eigens für den persönlichen Schutz Hitlers gegründet worden und der SA unterstellt. Seit 1934 besaß die SS einen paramilitärischen Kampfverband, der aus der Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“, SS-Totenkopfverbänden und der Verfügungstruppe hervorging. Mit Beginn des 2. Weltkrieges führte Himmler die Bezeichnung Waffen-SS ein. Bis 1945 stieg die Mannschaftsstärke auf über 900.000 Mann an, die strengen rassenideologischen Auswahlkriterien konnten mit Fortschreiten des Krieges allerdings wegen der hohen Verluste nicht mehr aufrechterhalten werden. Neben teils freiwillig, teils zwangsrekrutierten „germanischen“ Divisionen aus Skandinavien, Frankreich, den Niederlanden und Belgien kamen später Ukrainer, Kroaten, Balten, aber auch Moslems und Inder hinzu. Charakteris-
tisch für SS-Soldaten waren die erstmals verwendeten Flecktarnuniformen und die eintätowierte Blutgruppe unter dem Oberarm als „Aktenzeichen der Blutsbrüderschaft und Blutherrschaft“ (Erich Kästner). Die voll motorisierten Eliteverbände waren personell und materiell bestens ausgestattet, agierten teilweise autonom von der Wehrmacht und waren wegen ihres fanatischen Kampfgeistes und der hohen Opferbereitschaft bei den Alliierten gefürchtet. Den zum Teil beachtlichen militärischen Erfolgen stand eine Vielzahl grausamster Kriegsverbrechen gegenüber. Mit exzessiver Härte unterstützten sie den Vernichtungsfeldzug in der Sowjetunion und erschossen bis in die letzten Kriegstage Zivilisten und Soldaten, die im Verdacht standen, die deutsche Kampfkraft zu schwächen. Von den Alliierten wurde die SS nach dem Krieg zur verbrecherischen Organisation erklärt und verboten.
Außenbezirke & Brandenburg 69 mit dem SS-Hauptamt für Rasse und Siedlung ab. „Schlicht und wahr sollen die Häuser dastehen, aber mit Anstand und Würde.“ Die heute noch erhaltenen Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser wurden dem Dienstgrad ihrer Bewohner entsprechend verteilt. 9 Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenetik q Carl Sattler, 1927 p Ihnestr. 22–24, Karte B3 Oskar-Helene-Heim Von 1927 bis 1942 war Eugen Fischer Direktor des Institutes und wirkte maßgeblich an der Formulierung des „NS-Sterilisierungsgesetzes“ zur Verhütung von „erbkrankem Nachwuchs“ mit. Sein Nachfolger wurde Ottmar von Verschuers, der als Koryphäe auf dem Gebiet der Zwillingsforschung galt. Dessen ehemaliger Schüler Joseph
Spaltung eines Uranatoms beträchtliche Energiemengen freigesetzt werden. Die Möglichkeit, eine Kettenreaktion im Uran auszulösen und so einen Sprengstoff mit unerhörter Gewalt zu schaffen, erregte die Aufmerksamkeit der Militärs. Nach Beginn des Krieges forcierte das Heereswaffenamt das Programm zur „Nutzbarmachung der Kernenergie“ und beauftragte Heisenberg mit der Leitung des „Uranprojekts“. 1941 wurde er Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Berlin-Dahlem. Es gelang ihm, auf der Grundlage seiner 1939 ausformulierten Theorie einer „Uranmaschine“ eine Vorform des Atomreaktors zu konstruieren. Am 4. Juni 1942 wurde das „Uranprojekt“ Rüstungsminister Albert Speer vorgestellt. Heisenberg referierte über den möglichen Bau einer Atombombe, betonte aber auch den enormen technischen Aufwand und die immensen Kosten. Er überzeugte Speer davon, das
„Wir sahen eigentlich vom September 1941 eine freie Straße zur Atombombe vor uns.“ (Werner Heisenberg) Mengele versorgte ihn als KZ-Arzt in Auschwitz massenhaft mit Präparaten. Bevorzugte Forschungsobjekte waren Juden, Zigeuner, Menschen mit Missbildungen und vor allem Zwillinge, die Mengele an der Rampe von Auschwitz selektiert hatte. Auf diese Weise kam das Kaiser-Wilhelm-Institut in Dahlem zu einer makaberen Sammlung von Blutproben, Skeletten, abgetriebenen Föten, abgeschnittenen Kinderköpfen, Hoden und Augäpfeln. Genutzt wurden sie für das, was die SS unter Humangenetik verstand. 10 Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik q 1936 p Boltzmannstr. 18–20, Karte B3 Oskar-Helene-Heim Neben Max Planck und Otto Hahn gehörte Werner Heisenberg zu den wenigen renommierten Physikern, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht aus Deutschland emigrierten. Ende 1938 entdeckten Otto Hahn und Fritz Straßmann erstmals, dass bei der
Projekt nur noch in einem bescheidenen Rahmen fortzuführen, um so den Bau einer Atombombe für Hitler zu verhindern. Anfang 1945 fanden in Süddeutschland letzte Großversuche statt, bei denen Heisenberg nahezu der Durchbruch zum Bau eines Reaktors gelang. Für den am Projekt beteiligten Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker stand am 8. August 1945 fest: „Die Geschichte wird festhalten, dass die Deutschen eine funktionsfähige Uranmaschine herstellten.“ 11 Hauptquartier der LeibstandarteSS „Adolf Hitler“ / Bundesarchiv q Fleischinger & Voigtel, 1878 p Finckensteinallee 63, Karte B4 Lichterfelde-West Die Grundsteinlegung für die einstige Hauptkadettenanstalt fand am 1. September 1873 statt. Ab 1881 verband die erste elektrische Straßenbahn der Welt, gebaut von Siemens & Halske, die Militäranlage mit dem Bahnhof Lichter-
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Die Fraktur Heißt das Wort „Gestapo“ oder könnte es nicht auch „Gestaltung“ heißen? Allein die gebrochene Schrift und der rot-weiße
Farbcode suggerieren eine Verbindung zum „Dritten Reich“. Bis 1940 wurde die Fraktur von den Nationalsozialisten massenhaft verwendet, doch am 3. Januar 1941 wurde deren Nutzung auf Anordnung von Martin Bormann im Auftrag von Adolf Hitler plötzlich untersagt, da sie in den annektierten Gebieten zu Verwirrungen geführt hatte. Mit der Zwecklüge, die so genannte gotische Schrift bestehe in Wirklichkeit aus „Schwabacher Judenlettern“ wurde das irrsinnige Verbot erst durchsetzbar. Von nun an sollte nur noch die gut lesbare „lateinische“ Antiqua verwendet werden. Die Fraktur verschwand fortan aus allen Zeitungen, Büchern, Zeitschriften und Plakaten. Heute gilt das Verbot nicht mehr, dennoch scheut man sich, die „deutsche“ Schrift zu rehabilitieren. Bormanns Anordnung von 1941: Trotz des Verbots steht die Fraktur im Briefkopf!
felde-Ost. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bezog 1933 die Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“ das Gelände als Hauptquartier. Im Juni 1934 kam es hier zu zahlreichen Erschießungen im Zusammenhang mit der Ermordung Röhms und der Entmachtung der SA. Unter dem Kommando des SS-Generals Sepp Dietrich wurde die Leibstandarte zur offiziellen Repräsentationsgarde des „Dritten Reiches“. Die Eliteeinheit erreichte 1940 Divisionsstärke und war wegen ihrer überharten Kampfführung gefürchtet. Nach Beteiligung an der Ardennenoffensive ging sie 1945 in Österreich unter. Nach dem Krieg übernahm das US-Militär die Kaserne und nannte sie „Andrew Barracks“. Seit 1995 befindet sich hier das Bundesarchiv. Am Eingangsportal waren früher gut sichtbar zwei steinerne SS-Soldaten als „Wächter“ platziert. Noch heute stehen sie dort auf ihren Sockeln, allerdings verdeckt durch aufgebrachten Beton. 12 SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt / Bundesbauamt p Unter den Eichen 128–135, Karte B3 Botanischer Garten An diesem Ort befand sich die Zentralverwaltung zur Organisation und Nutzung aller Konzentrations- und Vernichtungslager sowie die Zentrale der SS-Wirtschaftsunternehmen. Deren Leitung übernahm 1942 der General der Waffen-SS Oswald Pohl. Hunderttausende KZ-Häftlinge wurden der „Vernichtung durch Arbeit“ zugeführt, indem sie als Arbeitssklaven für den „Ostaufbau“ und die deutsche Rüstungsindustrie eingesetzt wurden. Pohl sorgte dafür, dass die erbeuteten Wertsachen der ermordeten Juden, zu denen Haare, Kleider, Schmuck und Devisen zählten, den Bankkonten seiner Dienststelle gutgeschrieben wurden. Im östlichen Innenhof des Verwaltungsgebäudes waren von 1940 bis 1942 Häftlinge des 3KZ Sachsenhausen in Baracken untergebracht. Heute befindet sich hier das Bundesbauamt, eine Gedenktafel informiert über die Geschichte des unscheinbaren Ortes.
Außenbezirke & Brandenburg 71 13 Bauhaus Berlin p Birkbusch-, Ecke Siemensstr. 27, Karte B3 Lankwitz 1919 wurde das Staatliche Bauhaus in Weimar gegründet, dessen moderne Ausbildung stilbildend für Architektur, Industriedesign, Fotografie und Kunst werden sollte. Die rechtskonservative Landesregierung nötigte den Initiator Walter Gropius mit seiner international angesehenen Schule 1925, nach Dessau umzuziehen. Dort erzwangen die Nationalsozialisten 1932 die Schließung des Bauhauses. Mies van der Rohe fand in Berlin-Steglitz, in einer ehemaligen Telefonfabrik, einen neuen Standort. Am 11. April 1933 wurde das Bauhaus von Schutzpolizei und SA umstellt. Mit dem haltlosen Verdacht, dort befände sich kommunistisches Propagandamaterial, durchsuchte man das Gebäude, versiegelte es und legte den Betrieb später endgültig still. Mindestens zwölf Mitglieder des Bauhauses starben in Konzentrationslagern. Im 1964 von Gropius entworfenen Bauhaus-Archiv in der Klingelhöferstraße 14 finden heute wechselnde Ausstellungen statt. 14 Wohnhaus Fritz Lang q Wassili Luckhardt, 1930 p Schorlemerstr. 7a, Karte C3 LichterfeldeOst Der durch „Metropolis“ weltweit bekannt gewordene Filmregisseur lebte bis zu seiner Emigration 1933 in Berlin.
Während einige seiner Werke Aufführungsverbot erhielten, gehörte „Die Nibelungen“ zu den Lieblingsfilmen von Adolf Hitler. Propagandaminister Joseph Goebbels versuchte deshalb, Fritz Lang noch den Posten des Reichsfilmintendanten anzubieten, doch dieser verließ Deutschland in Richtung Hollywood. Seine Frau Thea von Harbou, die für ihren Mann alle Drehbücher geschrieben hatte, folgte ihm nicht. Sie ließ sich noch im gleichen Jahr scheiden und trat später der NSDAP bei. 15 Wohnhaus Heinz Rühmann q 1936 p Am Kleinen Wannsee 15, Karte A4 Wannsee Heinz Rühmann gehörte seit 1930 zu den beliebtesten und bestbezahlten Schauspielern des Deutschen Reiches. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde der Hobbyflieger nicht zuletzt für Propagandazwecke zur Luftwaffe eingezogen. Vom Dienst war er jedoch weitgehend freigestellt und konnte so die Bevölkerung weiterhin mit Filmen wie „Quax, der Bruchpilot“ unterhalten. Wegen „Respektlosigkeit gegen Autoritäten“ erhielt sein Film „Die Feuerzangenbowle“ 1944 Aufführungsverbot. Durch einen persönlichen Besuch bei Hitler konnte er allerdings wieder die Freigabe der Komödie erreichen. Bis in die letzten Kriegstage blieb Rühmann in der Hauptstadt und musste beim Einmarsch der sowjetischen Truppen
11 Arkadengang auf dem ehem. Kasernengelände der Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“
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mitansehen, wie seine Frau mehrmals von Rotarmisten vergewaltigt wurde. Nach dem Krieg konnte er seine beispiellose Karriere fortsetzen. Heinz Rühmann verstarb am 3. Oktober 1994 im Alter von 92 Jahren. 16 Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz q Paul Baumgarten, 1914 p Am Großen Wannsee 56–58, Karte A4 Wannsee D Mo–So 10–18 Uhr Am 31. Juli 1941 erhielt der Chef des Sicherheitsdienstes (SD) Reinhard Heydrich von Hermann Göring den Auftrag, eine „Gesamtlösung der europäischen Judenfrage“ in die Wege zu leiten. Am 20. Januar 1942 fand in der Villa am Wannsee unter Leitung von Reinhard Heydrich ein Treffen hoher Vertreter der Reichsbehörden, Partei-
und SS-Führung statt, um die Ermordung von mindestens 11 Millionen europäischen Juden im Rahmen der „Endlösung“ zu organisieren. BerlinWannsee wurde bis 1945 zu einem der bedeutendsten Standorte des Reichssicherheitsdienstes. Unter anderen hatten auch Auslands-SD-Chef Walter Schellenberg und Inlands-SD-Chef Otto Ohlendorf hier ihren Amtssitz. Seit 1992 befindet sich in der Villa die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz. 17 Insel Schwanenwerder p Inselstr., Grunewald, Karte B3 Nikolassee Auf Schwanenwerder ließen sich bevorzugt die Parteigrößen der NSDAP nieder und erwarben meist unrechtmäßig enteignete Villen in bester Lage. Für Adolf Hitler war ein Haus an
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Flucht und Vertreibung Der 2. Weltkrieg löste in Europa eine beispiellose Völkerwanderung aus. Wie von den Alliierten in Jalta und auf der Potsdamer Konferenz im 3Schloss Cecilienhof beschlossen, verschob man Polen 1945 auf Kosten des Deutschen Reiches um 250 Kilometer nach Westen. Polen erhielt dabei 114.000 Quadratkilometer deutschen Bodens – als Ersatz für 180.000 Quadratkilometer, die das Land an die Sowjetunion abtreten musste. In den folgenden Jahren wurden rund 14 Millionen Deutsche auf brutalste Weise aus ganz Osteuropa vertrieben und mussten damit für Hitlers verlorenen Krieg bezahlen. Der britische Literaturnobelpreisträger Bertrand Russell hielt damals in einem Brief an die London Times fest: „In Osteuropa werden jetzt von unseren Verbündeten Massendeportationen in einem unerhörten Ausmaß durchgeführt, und man hat ganz offensichtlich die Absicht, viele Millionen Deutsche auszulöschen.“
18 Schloss Cecilienhof
der Inselstraße 20–22 reserviert worden. Sein Leibarzt Theodor Morell bewohnte das benachbarte Gebäude. Albert Speer kaufte ein unbebautes Grundstück in der Inselstraße 7, auf dem er sich ein heute nicht mehr vorhandenes Bootshaus errichten ließ. Mit seiner Familie wohnte er in der Inselstraße 18. Außerdem besaß er ein Haus auf der Schopenhauerstraße 31 am nahe gelegenen Schlachtensee. Propagandaminister Joseph Goebbels wohnte mit Frau Magda und sechs Kindern in der Inselstraße 8–10. Das ehemalige Wirtschaftshaus, in dem Angestellte und SS-Bewacher untergebracht waren, wird heute von der Wasserschutzpolizei genutzt. Aus Furcht vor Bombenangriffen ließ Goebbels einen noch heute erhaltenen Tiefbunker errichten. Im Frühherbst 1943 zog er in sein 3Landhaus nach Lanke am Bogensee.
18 Schloss Cecilienhof q Paul Schulze-Naumburg, 1917 p Im Neuen Garten, Potsdam, Karte A4 Potsdam Hauptbahnhof D Di–So 9–17 Uhr Am 2. August 1945 kamen auf Schloss Cecilienhof die Regierungschefs der Siegermächte Harry Truman, Winston Curchill und Josef Stalin zusammen, um über das weitere Schicksal Deutschlands zu entscheiden. Stalin stellte die Westmächte jedoch bereits vor vollendete Tatsachen. Schon zuvor hatte er eigenmächtig in den deutschen Ostgebieten sowjetische oder polnische Verwaltungen eingesetzt und die Grenzen nach Westen verschieben lassen. Erich Kästner schrieb bereits am 19. Mai 1945 in sein Tagebuch: „Erst an der Elbe, dann vor Berlin ..., stets warten die Westmächte an der offenen Tür und sagen zu Stalin: ,Bitte nach
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22 Luftwaffenmuseum der Bundeswehr
13 Gedenktafel am ehem. Bauhaus Berlin
17 Haus der SS-Wachen auf Schwanenwerder
21 Italienhaus der Hitler-Jugend
16 Haus der Wannseekonferenz
19 Grabmal des „Alten Fritz“
29 Waffen- und Munitionsfabrik
Außenbezirke & Brandenburg 75 Ihnen!‘ Was soll die falsche Vornehmheit? Glaubt man, die Demokratie bedürfe, weil sie eine gute Sache ist, keiner Empfehlung? Hält man Besiegten gegenüber Wettbewerb für überflüssig? Für unfein? Das wäre ein folgenreicher und irreparabler Denkfehler. Die demokratische Welt muss sich hüten, den Sieg herzuschenken. Die ersten Wochen nach einer Kapitulation sind kostbare Minuten der Geschichte. Sie lassen sich nicht vertagen und nicht nachholen.“ Der Konferenzsaal und die Arbeitszimmer, in denen die Entmilitarisierung Deutschlands und die Verwaltung in Besatzungszonen geregelt wurde, können heute besichtigt werden. 19 Grab Friedrichs des Großen p Schloss Sanssouci Potsdam Hauptbahnhof, Karte A4 Im März 1943 wurden auf Befehl von Adolf Hitler die Särge von Friedrich dem Großen und seinem Vater Friedrich Wilhelm I. aus dem bombengefährdeten Potsdam in Sicherheit gebracht. Zunächst lagerten sie in einem Bunker des Hauptquartiers der Luftwaffe in Wildpark bei Werder. Nach dem Vormarsch der Roten Armee entschied man sich, die Skelette der beiden Könige in ein Kalibergwerk bei Nordhausen zu bringen. Trotz aller Geheimhaltung entdeckten US-Truppen nach Kriegsende die Särge. Nach der vorübergehenden Beisetzung auf der Burg Hohenzollern konnte Friedrich der Große schließlich am 17. August 1991 gemäß seinem ursprünglichen Wunsch unter einer schlichten Steinplatte am Schloss Sanssouci in Potsdam beigesetzt werden. Zur Erinnerung an die von ihm geförderte Einführung des Erdapfels in Preußen liegt heute stets eine Kartoffel auf seinem Grabstein. 20 Wohnhaus Albert Einstein q Konrad Wachsmann, 1929 p Waldstr. 7, Caputh, Karte A4 D Sa–So 13–16 Uhr Zusätzlich zu seiner Stadtwohnung in der Haberlandstraße 5 ließ Einstein sich ein kleines Sommerhaus nahe dem Schwielow-See in Caputh bauen. Hier segelte er, emp-
fing Freunde aus aller Welt; oft begab er sich nach Potsdam zu dem 1924 von Erich Mendelsohn erbauten Einsteinturm, einem Sonnenobservatorium. Nach der Machtübernahme Hitlers wurden im Frühjahr 1933 sein Haus und wenig später auch die Stadtwohnung durchsucht. Einstein, der zu dieser Zeit bereits in den USA war, legte am 28. März 1933 brieflich die deutsche Staatsangehörigkeit nieder. Er kehrte nie mehr in seine Heimat zurück. Zur selben Zeit wurden seine Schriften auf dem Opernplatz (heute Bebelplatz) verbrannt und sein Besitz und Vermögen beschlagnahmt. Das denkmalgeschützte Sommerhaus Einsteins kann an Wochenenden besichtigt werden. Der ebenfalls sehenswerte Einsteinturm gehört heute zum „Wissenschaftspark Albert Einstein“ auf dem Telegrafenberg. 21 Italienhaus der Hitler-Jugend q Fritz Winter, 1937 p Breitenhornweg 54, Gatow, Karte B3 Das nach dem Achsenpartner benannte Italienhaus der Hitler-Jugend (HJ) wurde im Rahmen des „Bauprogramms der Jugend“ errichtet. Es diente als Gästehaus und spiegelt als Repräsentationsbau die offizielle NSArchitekturauffassung wider. Die HJ war die Jugendorganisation der NSDAP und gehörte zu Hitlers Konzept der ideologischen Kontrolle über alle Lebensbereiche der Gesellschaft. Seit 1933 gab es unter Reichsjugendführer Baldur von Schirach eine allgemeine Jugenddienstpflicht, gleichgestellt mit dem Arbeits- und Wehrdienst. Im Vordergrund standen die nationalsozialistische Erziehung und eine vormilitärische Ausbildung. Gegen Ende des Krieges mussten zahlreiche HitlerJungen ihren Dienst an Flakgeschützen ausüben oder wurden als „des Führers letztes Aufgebot“ an der Front verheizt. 22 Luftkriegsschule Gatow / Luftwaffenmuseum der Bundeswehr q 1935, p Kladower Damm 182–188, Gatow, Karte A3 D Di–So 9–17 Uhr Der Flughafen Gatow war bis in die letzten Kriegstage wichtiges Verbin-
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dungsglied für den letzten deutschen Luftkorridor in die Berliner Innenstadt, da er erst am 27. April 1945 von sowjetischen Truppen eingenommen wurde. Nach dem Krieg wurde der Standort von der Royal Air Force genutzt, 1994 übernahm ihn die Bundeswehr. In Hangar 3 befindet sich heute eine Dauerausstellung zur Geschichte der Militärfliegerei in Deutschland. Unter anderem kann dort eine „Fokker Dreidecker I“ des „Roten Barons“ Manfred von Richthofen besichtigt werden. 23 Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau q 1878 p Wilhelmstr. 23, BerlinSpandau, Karte A3 Spandau Der weitläufige Gebäudekomplex wurde 1878 als Militär- und Festungsgefängnis errichtet und im November 1946 von den Alliierten beschlagnahmt. Am 18. Juli 1947 trafen die sieben im Nürnberger HauptkriegsverbrecherProzess verurteilten Männer ein: Rudolf Heß, Walther Funk, Erich Raeder (lebenslänglich), Baldur von Schirach, Albert Speer (20 Jahre), Constantin von Neurath (15 Jahre), Karl Dönitz (10 Jahre). Nach einigen Begnadigungen und der Entlassung Speers war Rudolf Heß der letzte verbliebene Häftling. Am 17. August 1987 beging er Selbstmord, und noch im gleichen Jahr wurde das Gefängnis weitgehend abgerissen. An dieser Stelle befindet sich heute ein Einkaufszentrum. 24 Truppenübungsplatz Döberitz q 1713 p Hamburger Chaussee, Karte A3 Auf dem ältesten Truppenübungsplatz Deutschlands führte schon 1713 der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. zum ersten Mal Manöver durch. Während der Olympischen Sommerspiele von 1936 fanden hier die Military-Reitwettkämpfe statt. Wenig später wurden von der nahe gelegenen Luftwaffenkaserne die Flieger der „Legion Condor“ nach Spanien geschickt. Das hier stationierte Jagdgeschwader Nr. 1 „Freiherr von Richthofen“ war nach Beginn des Krieges zum Schutz Berlins vorgesehen. In der Nachkriegszeit von der sowjetischen Armee
genutzt, steht die Kaserne heute leer, der Truppenübungsplatz wird nach und nach als Konversionsfläche für Wanderer und Radfahrer erschlossen. 25 Olympisches Dorf q Werner March, 1936 p Hamburger Chaussee, Döberitz, Karte A3 D jeden ersten Sa im Monat 10–14 Uhr Mit dem Olympischen Dorf der Sommerspiele von 1936 sollte nach Auffassung des Organisationskomitees „das deutsche Volk städtebaulich, landschaftsgestaltend und baukünstlerisch einen Ausdruck seines innersten Wesens geben“. Die ausländischen Athleten reagierten positiv auf ihre Unterbringung und lobten die perfekte Organisation und Verpflegung. Während im Hindenburghaus Veranstaltungen der NS-Kulturgemeinde stattfanden, versuchte man, den fremden Besuchern auch die Topographie des Gastlandes näher zu bringen. Die etwa 145 Wohngebäude waren nach deutschen Städten benannt und analog der deutschen Landkarte auf dem Gelände verteilt. Nach den Olympischen Spielen nutzte die Wehrmacht das Areal als Kaserne, später die Rote Armee. Obwohl in der Struktur noch gut erhalten, sind die denkmalgeschützten Wohnhäuser und Trainingshallen stark vom Verfall bedroht. Der Verein Historia Elstal bietet nach Anmeldung geführte Rundgänge an. 26 Arbeiterstadt „Große Halle“ q Albert Speer, 1938 p Stadtrandstr., Spandau, Karte A3 Spandau Die Arbeiterstadt war ein von Generalbauinspektor Albert Speer aufwändig gestaltetes Musterlager für 8.000 deutsche Arbeitskräfte, die sich am Bau der 3Großen Halle beteiligen sollten. Von den 25 geplanten Gebäuden wurden wegen des Mangels an Baumaterial allerdings nur neun fertig gestellt. Da Mitte 1942 auch die Bauarbeiten an der 3Großen Halle niedergelegt wurden, belegte man die Baracken mit Zwangsarbeitern. Die verbliebenen Gebäude sind gegenwärtig in das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau integriert.
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25 Schwimmhalle der Olympioniken
23 Reste des Kriegsverbrechergefängnisses
25 Hindernisbalken auf Jesse Owens’ Aschenbahn
DAS OLYMPISCHE DORF 1936 Sporthalle Märchenwald Sportplatz Kommandantenwohnung Finnisches Dampfbad
Schwimmhalle WALDSEE Speisehallen Dorfaue Bastion
Hindenburghaus Thingplatz
Tor
Gaststätte Empfangsgebäude
Hamburger Chaussee
25 Verfallenes Wohnhaus im Olympischen Dorf von 1936
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Die „Wunderwaffe“ Seit dem Umzug der Heeresversuchsanstalt von Kummersdorf nach Peenemünde arbeiteten 1937 bis zu 20.000 Menschen an der Entwicklung von Trägerraketen. 1942 verließ erstmalig eine deutsche A4-Rakete kurzzeitig die Erdatmosphäre und gelangte als so genannter Leerbrenner in eine Höhe von 90 Kilometern. Als erste Langstreckenrakete der Welt erreichte sie 1943 vierfache Schallgeschwindigkeit und wurde daraufhin als V2 (Vergeltungswaffe 2) massenhaft produziert. In den Stollen des KZ-Außenlagers Dora-Mittelbau wurden Tausende Zwangsarbeiter für den Bau eingesetzt. Jede 30. Rakete kam zur Kontrolle nach Peenemünde, um Sabotage zu verhindern. Im Verlauf des Krieges wurden insgesamt 12.000 V2-Raketen auf England, Belgien und die Niederlande abgefeuert. Obwohl militärisch relativ unbedeutend, war die psychologische Wirkung der ohne Vorwarnung zuschlagenden „Wunderwaffe“ fatal. Ende 1944 konstruierte von Braun schon die Modelle A9/A10, die in späteren Planversionen bereits bemannt waren. Sie sollten Ziele in den USA erreichen und waren Grundlage für die späteren Mondraketen. Heute gilt die Waffenschmiede Peenemünde zugleich als Wiege der Raumfahrt. Hier legten deutsche Wissenschaftler den Grundstein für das Raumfahrzeitalter.
Wernher von Braun 1912–1977
Start einer V2-Rakete in den Niederlanden bei Den Haag mit dem vorgegebenen Ziel London
Mit Beginn seines Ingenieurstudiums an der Technischen Universität Berlin nahm von Braun Kontakt zu den Raketenkonstrukteuren des „Vereins für Raumschifffahrt“ um Hermann Oberth auf. In Berlin-Reinickendorf gründeten sie gemeinsam den ersten deutsche Raketenflugplatz. Bereits mit 27 Jahren wurde er Technischer Direktor des Raketenwaffenprojektes der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und arbeitete dort bis März 1945. Zusammen mit 500 Mitarbeitern stellte er sich der amerikanischen Armee, die später die verbliebenen Raketen und Baupläne in die USA abtransportierte. Von nun an arbeiteten die deutschen Ingenieure für die Amerikaner, und 1960 wurde von Braun Direktor des Marshall Space Flight Center. Er leitete die Entwicklung der Saturn-V-Trägerrakete und gilt heute als geistiger Vater der Mondrakete. Anfang der siebziger Jahre war er schließlich stellvertretender Direktor der NASA. Nach seinem Tod im Jahr 1977 ehrte man ihn mit einer Statue und der von Braun Arena in Huntsville, Alabama.
Außenbezirke & Brandenburg 79 27 Luftwaffeninfanterieregiment „General Göring“ / Julius-LeberKaserne q Oberbaurat Schneidt, 1939 p KurtSchumacher-Damm 41–167, Karte B3 Kurt-Schumacher-Platz Die ehemalige Kaserne des Luftwaffeninfanterieregiments „General Göring“ war mit 81 Millionen Reichsmark das größte Wehrmachtsprojekt in Berlin. In der Nachkriegszeit diente das Gelände der französischen Schutzmacht als Stützpunkt. Heute heißt sie Julius-LeberKaserne, hier ist unter anderem die Flugbereitschaft der Bundeswehr untergebracht. Julius Leber gehörte zu den Mitstreitern des deutschen Widerstands gegen Hitler und sollte nach einem gelungenen Umsturz Reichskanzler oder Innenminister werden. Am 20. Oktober 1944 wurde er vom 3Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet. 28 Anti-Kriegs-Museum p Brüsselerstr. 21, Karte C3 Seestraße D Mo–So 16–20 Uhr Der Pazifist Ernst Friedrich gründete 1925 das erste Anti-Kriegs-Museum in Berlin. Im Jahr 1933 zerstörten SATruppen die Einrichtung und etablierten im Haus einen später berüchtigten Folterkeller. An dem historischen Ort
krieg mussten Zwangsarbeiter in der Fabrik Waffen und Munition für die Wehrmacht produzieren, eine Gedenktafel erinnert heute an dieses Geschehen. Gegenwärtig befinden sich hier unter anderem die Deutsche Dienststelle zur Auskunft für ehemalige Angehörige der Wehrmacht und Teile des Landesarchives Berlin. 30 Sowjetisches Ehrenmal Schönholzer Heide q K. A. Soboljew, 1949 p Volkspark Schönholzer Heide, Karte C2 Wilhelmsruh In der monumentalen Anlage sind 13.200 im Kampf um Berlin gefallene sowjetische Soldaten bestattet. Zentral angeordnet steht die überlebensgroße Bronzefigur einer russischen Mutter, die ihren gefallenen Sohn beweint. 31 Raketenversuchsstelle des Heereswaffenamtes q 1932 p Kummersdorf, Karte C4 Auf dem Gelände der Versuchsstelle in Kummersdorf entstand nach dem 1. Weltkrieg der erste Prüfstand für Flüssigkeitsraketen in Deutschland. Seit 1923 experimentierte das Heereswaffenamt erstmals im großen Rahmen mit Raketen. Es entstanden Messbunker und Abschussstellen, die teilweise noch
„Nichts sieht hinterher so einfach aus wie eine verwirklichte Utopie.“ (Wernher von Braun) kann man in einer ständigen Ausstellung anhand von Dokumenten, Fotos und Ausrüstungsgegenständen die Schrecken des Krieges ansatzweise nachvollziehen. 29 Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik q Von Gontard, 1906 p Eichborndamm 103–187, Karte B2 Eichborndamm Die imposante Backsteinfassade wurde 1918 von Alfred Kühne stilgerecht auf 750 Meter erweitert. Im 2. Welt-
erhalten sind und Vorbild für die Anlagen in Peenemünde waren. Im Jahr 1933 stellten Wernher von Braun und seine Mitarbeiter das A1 (Aggregat 1) fertig, doch noch vor dem Start explodierte die Rakete. Ein Jahr später hob dann eine A2 ab und erreichte eine Höhe von 2.200 Metern. Die 1936 fertig gestellte A3 war bereits so groß, dass ein Start ohne Gefährdung der Umgebung nicht mehr möglich war und die Entwicklung 1937 nach Peenemünde verlagert werden musste. Auch an der Kerntechnik wurde in Kummersdorf
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parallel geforscht. Reste der Versuchsbunker, die zur deutschen Atombombe führen sollten, sind ebenfalls noch vorhanden. Der Bürgerverein KummersdorfGut bietet nach Anmeldung geführte Rundgänge über das Gelände an. 32 „Zeppelin“, Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres, Bunkersiedlung „Maybach I und II“ q 1938 p Zossen / Wünsdorf, Gutenbergstr. 9, Karte C4 D Mo–Fr 14–16, Sa–So 12–16 Uhr, Garnisonsmuseum: Mo–Fr 13–17, Sa–So 11–17 Uhr Auf dem 6.000 Hektar großen Truppenübungsplatz wurden bereits im Jahr 1900 Kasernen für die preußische Armee errichtet. Zwischen 1937 und 1941 entstanden hier umfangreiche Bunkeranlagen. Unter dem Decknamen „Zeppelin“, nach dem ersten Buchstaben der nahen Stadt Zossen, ging 1939 der Nachrichtenbunker in Betrieb. Parallel bezog der Generalstab die Bunkersiedlung „Maybach I“ und später „Maybach II“, benannt nach der Automobilmanufaktur, die auch Panzermotoren herstellte. Die 24 Bunkerhäuser bestanden aus je zwei ober- und unterirdischen Etagen. Durch Ziegel- und Holzverblendungen hatten sie nach außen den Anschein normaler Stabsgebäude, waren jedoch aus Stahlbeton bester Güte und erhielten zusätzlich eine bombensichere Kellerdecke. Der über drei Etagen unterirdisch angelegte Nachrichtenbunker „Zeppelin“ war so massiv, dass ihm keine verfügbare Waffe des 2. Weltkrieges etwas anhaben konnte. Die Wände sind 1,60 Meter stark. Die Decke besteht aus 3 Metern Stahlbeton. Darüber liegen 12 Meter Erdreich, und auf der Oberfläche erneut eine 1 Meter dicke Zerschellschicht aus Stahlbeton. Hier entstanden die Angriffspläne des Heeres gegen Belgien,
Holland, Frankreich und die Sowjetunion. Mittels eines Fernmeldenetzes führte man die deutschen Armeen in ganz Europa. Nach Kriegsende nutzte der sowjetische Führungsstab um Marschall Schukow die 590 Hektar große Kasernenanlage. 40.000 Angehörige der Roten Armee waren hier stationiert und machten aus der Region den strategisch wichtigsten Standort des Ostblocks in Westeuropa. Fast 100 Jahre lang war das Gelände Sperrgebiet, heute kann man die erhaltenen Bunkeranlagen besichtigen. Das Garnisonsmuseum bietet Einblick in einen „Winkel“-Bunker und die Geschichte des Militärstandortes. Unten: Einer der 19 in Wünsdorf errichteten Luftschutztürme der Bauart „Winkel“, benannt nach dem Architekten Leo Winkel. Hunderte von ihnen wurden in ganz Deutschland erbaut und aufgrund der patentierten, bombenabweisenden Form kaum einer zerstört. 33 Deutsch-Russisches Museum Karlshorst q 1938 p Zwieseler Str. 4, Karte C3 Karlshorst D Di–So 10–18 Uhr Nachdem die Wehrmacht am 7. Mai 1945 im Hauptquartier der US-Armee in Reims die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet hatte, wurde die Zeremonie gegenüber der sowjetischen Seite in BerlinKarlshorst von General Feldmarschall Keitel stellvertretend für Deutschland wiederholt. In den historischen Räumen befindet sich heute eine Dauerausstellung zum 2. Weltkrieg mit zahlreichen Originalstücken und einigen Panzerfahrzeugen. Daneben gibt es wechselnde Sonderausstellungen zur deutschrussischen Geschichte.
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32 Massiver Stahlbetondachgiebel eines gesprengten Bunkerhauses der Siedlung „Maybach I”
„ZEPPELIN“ UND „MAYBACH I“ - HAUPTQUARTIER DES OKH 1939 Gerlachs Hof Wohnhäuser g Kommandantur
Endbauwerk „Nord“ (getarnt als Wohnhaus) Tunnel Wohnhäuser
Försterei
Belüftung Nachrichtenbunker Notausstieg „Zeppelin“
Unterkunftsbaracken der Nachrichtenhelferinnen
Einfahrt Endbauwerk „West“
Siedlung „Maybach I“ Stabsbaracken N
Endbauwerk „Süd“
s Siedlung „Maybach II“
p
HindenburgPlatz
32 Zossen war einst Olympiastützpunkt der UdSSR
32 „Lasst uns die Kampftraditionen mehren!“
32 Verwittertes Lenin-Denkmal in Wünsdorf
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35 Trudelturm
35 Blick vom Trudelturm
35 Großer Windkanal
39 Landhaus von Joseph Goebbels
40 Görings Waldhof Carinhall, 1937
45 Erprobungsstelle der Luftwaffe, Rechlin
Außenbezirke & Brandenburg 83 34 Zwangsarbeiterlager Niederschöneweide q 1943 p Britzer, Köllnische, Rudower Straße, Karte D3 Schöneweide Im Berliner Stadtgebiet gab es während des 2. Weltkrieges mehr als 700 Zwangsarbeiterlager und etwa 30 Außenlager der beiden 3Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück. 1993 wurde zwischen Mietskasernen von Niederschöneweide ein ehemaliges Lager für 2000 Zwangsarbeiter entdeckt, dessen Baracken weitgehend erhalten sind. Trotz Denkmalschutzes verfällt dieses „vergessene Lager“ zunehmend. 35 Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt q Brenner & Deutschmann, 1936 p Rudower Chaussee 4–6, Karte C3 Adlershof Auf Empfehlung des Grafen Zeppelin wurde 1912 die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt gegründet. Als Standort wählte man den ältesten deutschen Motorflugplatz in Berlin-Johannisthal. Seit 1912 entstanden hier verschiedene wissenschaftliche Institute und Versuchseinrichtungen. Das NS-Regime forcierte ab 1933 die militärische Forschung und förderte nach Verkünden des Vierjahresplans ab 1936 vor allem die Versuchsanstalt für Luftfahrt mit beträchtlichen Geldmitteln aus dem 3Reichsluftfahrtministerium. Eindrucksvoll zeugen die unmittelbar der Versuchsanordnung folgenden Bauten des Trudelturms oder des Windkanals noch heute von der Wiege der deutschen Luftfahrtforschung. 36 Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche Juni 1933 p Puchanstr. 12, Karte D3 Köpenick D Di, Mi 10–16, Do 10–18, Sa 14–18 Uhr Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erreichte der SA-Terror in Köpenick vom 21. bis 26. Juni 1933 ein bisher nie dagewesenes Ausmaß. Hunderte Regimegegner wurden bei Hetzjagden auf offener Straße
in das Köpenicker Amtsgerichtsgefängnis, SA-Sturmlokale oder SA-Heime verschleppt und dort bei Verhören auf das grausamste misshandelt. Mindestens 24 Bürger verloren ihr Leben. Viele entsetzlich zugerichtete Opfer erlagen später ihren Verletzungen, andere verschwanden spurlos. In dem 1901 errichteten Gefängnisgebäude dokumentiert heute eine Ausstellung die Ereignisse während der Köpenicker Blutwoche. 37 Gedenkstätte Seelower Höhen q 1996 p Küstriner Str. 28a, Seelow, Karte D3 D Di–Sa 9–16.30 Uhr Die Seelower Höhen am Oderbruch galten im Frühjahr 1945 als letzte natürliche Barriere vor den Toren Berlins. 200.000 deutsche Soldaten und eine Division von Kollaborateuren standen hier 900.000 vorrückenden Rotarmisten gegenüber. Die 3Schlacht um Berlin begann, und nach erbitterten Kämpfen gelang den sowjetischen Truppen am 17. April der Durchbruch. Etwa 70.000 Rotarmisten und 12.000 deutsche Soldaten verloren hier ihr Leben. In der ständigen Ausstellung des Museums mit Blick über das Schlachtfeld sind unter anderem Fotos, Lagekarten, Ausrüstungsgegenstände und einige russische Panzer und Geschosswerfer („Stalinorgeln“) zu besichtigen. 38 „Seewerk“ der IG Farben AG q 1938 p Militärsiedlung 1, Falkenhagen, Karte D3 D Sa 14.00 Uhr Das Heereswaffenamt errichtete 1938 gut versteckt in einem Waldstück 40 Kilometer östlich von Berlin das so genannte Seewerk zur Entwicklung von Brandstoffen. Ab 1944 wurden die Anlagen der IG Farben überlassen, die hier auf persönlichen Befehl von Hitler eine Waffe herstellen sollte: das neuartige Kampfgas Sarin. Mit einer Monatsproduktion von 500 Tonnen hätte eine ganze Großstadt wie London entvölkert werden können. Der Kampfstoff war eine rein deutsche Entwicklung und den Alliierten bis Kriegsende unbekannt. Im
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Die Konzentrationslager Das System, eine bestimmte Gruppe von Menschen in Lagern zu konzentrieren, stammt ursprünglich von den Engländern, die erstmals 1900 Konzentrationslager in Südafrika einrichteten. Das erste in Deutschland war 1933
registrierten KZ-Insassen bei 714.000, bewacht von rund 40.000 SS-Angehörigen. Von den insgesamt etwa 7 Millionen Häftlingen haben wohl kaum 500.000 den alltäglichen Terror und Mord in den Lagern überlebt.
das 3KZ Oranienburg. Wenig später ließ Hitler das ganze Reich und später vor allem Polen mit einem dichten Netz von Konzentrations- und Vernichtungslagern überziehen. Bei Kriegsbeginn wurden die Häftlinge als billige Arbeitssklaven zu einem immer größeren wirtschaftlichen Faktor für die Rüstungsindustrie, und Lager wie Auschwitz und Treblinka stehen heute für den staatlich angeordneten Völkermord. Wer einmal in ein KZ eingeliefert wurde, war der Willkür der SS-Aufseher ausgesetzt und unweigerlich dem Tod geweiht. Fluchtversuche endeten in der Regel am Stacheldraht. Im Januar 1945 lag die Zahl der
Zyklon B Zyklon B, Blausäure, war ursprünglich ein Insektenvertilgungsmittel. Das hochgiftige Cyangas wurde in Form kleiner Kristalle geliefert, die sich in Verbindung mit Luft in ein tödliches Nervengas verwandelten. Zur Ermordung von Menschen wurde es erstmals 1941 in Auschwitz eingesetzt. Durch eine schmale Öffnung wurden die Kristalle in die Gaskammer geschüttet, in der sich die Opfer befanden. Verantwortlich für die Herstellung war die DEGESCH (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung), eine Tochterfirma der IG Farben. Oben: Etikett einer Zyklon-B-Dose.
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Turm E
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Häftlingslager
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Turm A
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KZ A
1 Eingangsgebäude, SS-Lagerführung 2 Appellplatz & Galgen 3 Pathologie mit Leichenkeller, Krankenbaracken 4 Industriehof 5 Häftlingswäscherei 6 Häftlingsküche 7 „Station Z“: Gaskammer, Krematorium, Erschießungs20 graben, Galgen
10 SS-Bad & Heizwerk 11 Kasernenplatz 12 SS-Kasernen 13 Villa Eicke 14 Kfz-Garagenhof 15 Eingangstor 16 Verwaltung 17 Inspektion der KZ, „T-Gebäude“ 18 SS-Truppenkasino „Grünes Ungeheuer“ 19 Kommandantur 20 Waffenmeisterei
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KONZENTRATIONSLAGER SACHSENHAUSEN 1944
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8 Kriegsgefangenenlager für alliierte Soldaten 9 Zellenbau mit 80 Einzelzellen
Truppenlager der SS-Totenkopfstandarte „Brandenburg“
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Außenbezirke & Brandenburg 85 Sommer 1945 sollte die Produktion beginnen, die Labore der Chemiker waren bereits eingerichtet. Spuren der gewaltigen Baumaßnahmen sind die bis heute erhaltenen Rohbauten eines Heizkraftwerkes, der Fabrikationsstätten, Abfüllanlagen samt Gleisanschluss und weitläufigen unterirdischen Bunkeranlagen. Das später von den Sowjets genutzte Gelände kann heute besichtigt werden. 39 Landhaus Joseph Goebbels q Schweitzer, Bartels, 1939 p Lanke am Bogensee, Karte D1 Im Jahr 1936 wurde Reichspropagandaminister Joseph Goebbels ein weitläufiges Grundstück am Bogensee auf Lebenszeit zur Verfügung gestellt. 1939 ließ er sich auf dem Gelände ein feudales Landhaus errichten, welches heute noch weitestgehend im Originalzustand erhalten ist. In den Sommermonaten wohnte Goebbels mit seiner Familie hier. 1946 übernahm die FDJ den Gebäudekomplex und baute das Gelände zu einer isolierten Jugendhochschule aus. Angrenzend entstand ab 1951 eine monumentale, schlossähnliche „Kaderschmiede“ für die Jugendfunktionäre der SED. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hatten die Menschen der Umgebung keinen Zutritt zu dem verbotenen Ort, seit 1999 stehen die Gebäude leer. Zurzeit sucht das Land Berlin einen Käufer für die Objekte. 40 Carinhall q Ernst Sagebiel, 1934, Hetzel, Tuch 1937 p Großdöllner See, Wuckersee, Schorfheide, Karte D1 Reichsjägermeister Hermann Göring ließ sich 1936 nördlich von Berlin ein monumentales Jagdschloss erbauen, das er zu Ehren seiner verstorbenen Frau Waldhof Carinhall nannte.
41 Die Nordmauer des KZ Sachsenhausen
Hier sammelte er geraubte Kunstgegenstände aus ganz Europa und empfing Staatsgäste. Als die Ostfront immer näher rückte, verließen am 20. April 1945 etwa 420 Lastwagen, beladen mit den in den Jahren angehäuften Kunstschätzen, Görings Landsitz in Richtung Bayern. Ohne noch einmal zurückzublicken, sprengte er sein Anwesen mit den Worten: „So etwas muss man eben manchmal tun, wenn man Kronprinz ist“, und machte sich auf den Weg zu Hitlers letzter Geburtstagsfeier in die 3Neue Reichskanzlei. Die Zeit überdauert haben einige Bunker, die Wachhäuser an der Toreinfahrt und das Gästehaus, in dem sich heute ein nobles Hotel befindet. 41 KZ Sachsenhausen q 1936 p Straße der Nationen 22, Oranienburg, Karte B1 D Di–So 8.30– 18.00 Uhr Die von SS-Architekten am Reißbrett als idealtypisches KZ konzipierte Anlage wurde von Häftlingen aus den Emslandlagern errichtet. Insgesamt waren bis Ende des Krieges 200.000 Häftlinge aus 40 Nationen hier inhaftiert. Zehntausende wurden ermordet oder starben an Hunger und Krankheit. Nachdem bei Kriegsende fast alle Häft-
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41 Eingangsportal des KZ Sachsenhausen, Turm A
41 Eingangstor zum KZ Sachsenhausen
41 Verbrennungsöfen im KZ Sachsenhausen
41 SS-Kasino („Grünes Ungeheuer“)
41 Folterinstrumente der Wachmannschaften im KZ Sachsenhausen
41 Todeszone an der KZ-Lagermauer
41 Rampe in den Leichenkeller der KZ-Pathologie
Außenbezirke & Brandenburg 87 linge auf Todesmärsche nach Nordwesten geschickt worden waren, konnten sowjetische Truppen am 22. April 1945 die letzten 3.000 verbliebenen befreien. Im so genannten T-Gebäude befand sich die „Inspektion der Konzentrationslager“ (IKL), die zentrale Verwaltung aller Konzentrationslager im deutschen Machtbereich. Die SS-Beamten bestimmten von ihren Schreibtischen aus über Ernährung, Unterbringung, Bestrafung und Ermordung Hunderttausender. Im ehemaligen Dienstzimmer des Leiters der IKL, Theodor Eicke, informiert heute eine Ausstellung. Von 1945 bis 1950 nutzte der sowjetische Geheimdienst NKWD das Konzentrationslager als „Speziallager 7“. Von den 60.000 inhaftierten Wehrmachtssoldaten, Nationalsozialisten, Antikommunisten, SED-Kritikern oder Unschuldigen starben mindestens 13.000. Manch einer, der das NS-Konzentrationslager überlebt hatte, war jetzt wieder hier inhaftiert. In der 1961 eingerichteten Mahn- und Gedenkstätte hatte nach DDR-Geschichtsschreibung nie ein sowjetisches Speziallager existiert. Nach einem Entwurf des Architekten Daniel Libeskind soll in Zukunft das angrenzende Gelände des ehemaligen Truppenlagers der SS-Totenkopfstandarte „Brandenburg“ in die Gedenkstätte integriert werden. Viele der hier erhaltenen Gebäude wie das ehemalige SS-Kasino (von den Häftlingen „Grünes Ungeheuer“ genannt) werden derzeit nicht genutzt und sind stark vom Verfall bedroht. 42 KZ Außenlager Klinkerwerk q 1941 p Bernauer Str., Oranienburg, Karte B1 Seit 1938 ließ die SS von Häftlingen des 3KZ Sachsenhausen an diesem Ort das weltweit größte Ziegelwerk und ab 1940 ein Werk zur Herstellung von Natursteinverblendungen errichten. In dem Außenlager wurden unter mörderischen Arbeitsbedingungen Baustoffe für die gigantischen Bauvorhaben der 3Welthauptstadt Germania hergestellt. Nach Luftangriffen wurde das Lager 1945 zerstört, demnächst soll hier ein Geschichtspark entstehen.
43 KZ Oranienburg q 1933 p Berliner Str. 20–21, Oranienburg, Karte B1 Unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten richtete die SA 1933 auf dem Gelände einer stillgelegten Brauerei im Ortszentrum von Oranienburg das erste Konzentrationslager in Deutschland ein. Vor allem Sozialdemokraten und Kommunisten aus der nahen Reichshauptstadt wurden hierher verschleppt. Auf dem Areal waren insgesamt 3.000 Menschen inhaftiert. Prügel, sadistische Quälereien und Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Bis zur Schließung des Lagers im Juli 1934 wurden mindestens 16 Gefangene ermordet. Im Jahr 1944 wurde das Lager durch Bomben zerstört. Heute erinnert eine Gedenktafel auf dem Gelände an die schrecklichen Ereignisse. 44 KZ Ravensbrück q 1939 p Straße der Nationen, Fürstenberg, Karte B1 D Di–So 9–17 Uhr Am Ufer des Schwedtsees, in Sichtweite des Luftkurortes Fürstenberg, lag seit 1939 das größte Frauenkonzentrationslager auf deutschem Reichsgebiet. Die SS inhaftierte hier insgesamt über 132.000 Frauen und Kinder, aber auch 20.000 Männer. Zehntausende Häftlinge aus über 40 Nationen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheit und bei medizinischen Experimenten. Zu dem Lagerkomplex gehörten ein Industriehof mit Betrieben der SS-eigenen Gesellschaft für Textil- und Lederverwertung mbH (Texled), ein Siemenslager mit 20 Fertigungshallen sowie das Jugend-KZ Uckermark für „asoziale“ Mädchen. Seit Ende 1944 gab es eine Gaskammer, in der bis zu 6.000 Menschen ermordet wurden. In Ravensbrück wurden auch weibliche Insassen für SS- und Häftlingsbordelle in anderen Konzentrationslagern selektiert. Statt nach sechs Monaten Zwangsprostitution die versprochene Freiheit zu erlangen, wurden die Frauen wieder zurück nach Ravensbrück transportiert. Gegen Ende des Krieges trieb man Zehntausende der Häftlinge auf
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Todesmärsche in Richtung Nordwesten. Die Rote Armee befreite am 30. April 1945 noch 3.000 zurückgelassene Kranke. Heute informiert die Gedenkstätte Ravensbrück über das Lager. Die ehemaligen Gebäude der SS-Siedlung sind Lern- und Begegnungsort für Jugendliche.
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Das Hakenkreuz Die „Swastika“ (sinngemäß: „das, was gut ist“), wie das Hakenkreuz im Sanskrit genannt wird, war in der Frühgeschichte ein Glück bringendes Zeichen und symbolisiert ein laufendes Sonnenrad. Verwendung fand es hauptsächlich in Europa und Asien. In der germanischen Volkskunst stellte es Thors Hammer oder das RunenZeichen Wolfsangel dar. Im Buddhismus bringt es Unglück, wenn man es nicht in der Waagerechten hält. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es von der Turnerbewegung zum Ausdruck ihrer Verbundenheit zum deutschen Volkstum verwendet. Um 1920 trugen es dann Angehörige der rechtsextremen Freikorps auf ihren Stahlhelmen, wodurch es den völkisch-antisemitischen Charakter bekam. Adolf Hitler machte wohl erstmals in den rassistischen „Ostara“-Heften des Wieners Joseph Lanz von Liebenfels mit dem Hakenkreuz Bekanntschaft, adaptierte es für die NSDAP und entwarf in den zwanziger Jahren persönlich die Hakenkreuzfahne. Nach seiner
„Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Weiß den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen.“ (Adolf Hitler) Machtergreifung wurde die Fahne am 15. September 1935 durch das Reichsflaggengesetz zur alleinigen Nationalflagge. Das Hakenkreuz galt fortan zusammen mit dem von Adolf Hitler stilisierten Reichsadler als Hoheitszeichen des Deutschen Reiches und ersetzte die schwarz-rotgoldene Trikolore der den Nazis verhassten Weimarer Republik. Nach dem Krieg verboten die Alliierten, später auch die Bundesrepublik, das Hakenkreuz. Heute gilt es als antisemitisches und neofaschistisches Symbol.
45 Erprobungsstelle der Luftwaffe, „Weiße Häuser“ q 1934 p Am Claassee 1, Rechlin, Karte B1 D Mo–So 10–16 Uhr Schon früh hatte die nationalsozialistische Führung überlegt, wie man die deutsche Bevölkerung vor den ständigen Bombenangriffen der Alliierten besser schützen könnte. Auf einer geheimen Erprobungsstelle der Luftwaffe bei Rechlin wurden einige mit Ziegelsteinen verblendete Bunkertürme errichtet, im Volksmund „Weiße Häuser“ genannt. Gedacht waren sie wahrscheinlich als bombensichere Musterhäuser für die zukünftige 3Welthauptstadt Germania. Im Luftfahrttechnischen Museum Rechlin kann man heute Näheres zur Geschichte des ehemaligen Testgeländes erfahren. 46 Museum des Todesmarsches im Wald von Below q 1981 p Belower Damm 1, Wittstock, Karte A1 D Di–So 9–16 Uhr Am 21. April 1945 begann die Räumung der 3Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück. Etwa 48.000 Häftlinge wurden Richtung Nordwesten in Marsch gesetzt. Unterernährt und nur notdürftig gekleidet, mussten sie täglich 40 Kilometer Fußmarsch auf sich nehmen. Am 23. April gelangten 16.000 von ihnen in den Belower Wald. Fast eine Woche kampierten sie in Erdlöchern oder selbst errichteten Unterständen. In dieser Zeit konnten sie sich nur von Baumrinden und Wurzeln ernähren. In wenigen Tagen starben bis zu 800 Menschen. Noch heute zeugen in Bäume eingeritzte Zeichen und Inschriften von ihren Leiden. Das Museum informiert über die Todesmärsche und zeigt von Häftlingen zurückgelassene Fundstücke in einer ständigen Ausstellung.
Außenbezirke & Brandenburg 89 47 „Hakenkreuz-Wald“ q Förster Schmidt, 1938 p Kutzerower Wald, Zernikow, Karte B1 Ein linientreuer Förster soll es 1938 gewesen sein. Nach seinen Vorgaben mussten zwei ahnungslose Schüler mehrere Dutzend Lärchen in einem bestimmten Raster anpflanzen und bekamen dafür 9 Pfennig pro Baum. Vom Boden aus ist absolut nichts zu sehen, doch wenn man im Herbst über Zernikow fliegt, erkennt man das Hakenkreuz. Während der Kiefernwald grün bleibt, verfärben sich die vom Förster gesetzten Lärchen braun und bilden ein 60 mal 60 Meter großes Hakenkreuz. 1992 wurde es auf einem Luftbild entdeckt, und als eine Lokalzeitung die Nachricht verkündete, tauchten sogar französische Journalisten vom Figaro auf. Seitdem versuchte man mehrmals, das Symbol durch Fällen einiger Bäume zu beseitigen. Die Anstrengungen blieben jedoch vergeblich, die braune Saat kam immer wieder zum Vorschein. Es sollen weitere Abholzungen folgen, und man hofft, das Hakenkreuz wird mit den Jahren von allein verschwinden. Die besten Lärchen sollen jedenfalls stehen bleiben, bis sie 150 Jahre alt sind, ihr hochwertiges Holz lässt sich gut verkaufen.
48 Zuchthaus Brandenburg-Görden q 1935 p Anton-Saefkow-Allee 2, Brandenburg/Havel, Karte A4 Das Zuchthaus entstand 1935 als die damals modernste und sicherste Strafanstalt Europas. Zeitweise waren hier bis zu 4.800 Häftlinge untergebracht. Unter ihnen waren seit 1936 auch der spätere Staats- und Parteichef der DDR, Erich Honecker, der vom 3Volksgerichtshof zu 10 Jahren Haft verurteilt worden war, und Robert Havemann. Tausende der Gefangenen aus vielen Ländern Europas litten in dieser Zeit unter den unmenschlichen Bedingungen. Bis 1945 wurden 1.722 aus politischen Gründen zum Tode Verurteilte hingerichtet. 652 starben an Krankheiten oder Unterernährung. Nach der Befreiung des Zuchthauses durch die Rote Armee am 27. April 1945 nutzten es sowjetische Militärbehörden zur Internierung von Kriegsverbrechern und Kollaborateuren. 1949 übernahm die DDR-Justizverwaltung den Strafvollzug, um hier Regimekritiker auf Jahre einzusperren. In der ehemaligen Hinrichtungsstätte befindet sich jetzt eine kleine Dokumentationsstelle. Die tatsächlich verwendete Guillotine gehört heute zu der Sammlung des Deutschen Historischen Museums.
Der „Hakenkreuz-Wald“ 47 Luftbild im Herbst
90 Bildnachweis & Literatur Bildnachweis Bei Seiten mit mehreren Abbildungen ist die Zuordnung stets von oben nach unten und von links nach rechts. Alle Fotografien, Karten und Illustrationen, die nicht explizit ausgewiesen sind, stammen aus dem Archiv von Maik Kopleck bzw. des Verlages. In vereinzelten Fällen konnten wir die Rechteinhaber nicht ermitteln. Alliierten-Museum, Berlin/AtlantaService Frankfurt a.M.: S. 72/73 Archiv Dietmar Arnold, Verein Berliner Unterwelten: S. 15 l., 41 Archiv Lena Brombacher: S. 7 l., 7 r., 23 untere Mitte r., 24 u.r., 60 untere Mitte, 60 untere Mitte l., 60 u.r.
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Archiv Michael Foedrowitz: S. 68 Mitte l. Archiv Reiner Janick, Verein Berliner Unterwelten: S. 15 Mitte, 40, 42 o. Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz: S. 6, 10 o.l. (beide), 10 Mitte, 10 u.l., 17 u., 37 Mitte u.r., 44, 45 u.r., 52 o., 64 u.l., 68 l., 82 u.
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Fotobestand W. Schäche, Berlin: S. 29, 32 (beide), 37 o.l., 37 o.r., 37 untere Mitte r., 37 untere Mitte l., 37 u.l., 38/39 Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin: S. 20 o.l. Getty-Images: S. 46 Landesarchiv Berlin: S. 8 Mitte, 10 o.r., 48 Marco-VG: S.11 Thomas Kemnitz; Berlin, vimudeap.de: S. 77 o.r.
Presse- und Informationsamt des Landes Berlin (Hg.): Berlin-Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt, Berlin 1992. Reichhardt, Hans J.; Schäche, Wolfgang: Von Berlin nach Germania. Über die Zerstörung der „Reichshauptstadt“ durch Albert Speers Neugestaltungsplanungen, Berlin 1998. Schäche, Wolfgang: Architektur und Städtebau in Berlin zwischen 1933 und 1945. Planen und Bauen unter der Ägide der Stadtverwaltung, Berlin 1992.
Impressum 91 Impressum Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. 3. durchges. Auflage, Februar 2005 © Christoph Links Verlag – LinksDruck GmbH, 2004 Schönhauser Allee 36 10435 Berlin Tel.: (030) 44 02 32-0 www.linksverlag.de
[email protected] Umschlaggestaltung: Maik Kopleck Text/Gestaltung/Illustration, DTP: Maik Kopleck, STAAB/KOPLECK:DESIGN! www.staab-kopleck-design.de
Maik Kopleck Jahrgang 1975, nach dem KommunikationsdesignStudium an der FH Düsseldorf freier Art Director für verschiedene Werbeagenturen in Düsseldorf und Berlin. Während längerer Aufenthalte in den USA war er freier Fotograf in San Francisco; Mitinhaber des 1996 gegründeten Design-Büros STAAB/KOPLECK:DESIGN! in Düsseldorf. Danksagung Mein besonderer Dank gilt Hans Kopleck, Brigitte Staab, Ernst Staab, Prof. Werner Holzwarth, Morris Aberham, Dr. Robert Kuhn, Prof. Vilibald Barl, Lena Brombacher, Alexander Römer, Martin Venn, Susanne Büker und Jens Kamphausen.
Druck und Bindung: Bosch-Druck GmbH, Landshut ISBN 3-86153-326-X
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