Dieter Strauch Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertums...
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Dieter Strauch Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer Band 73
De Gruyter
Dieter Strauch
Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500 Eine Quellenkunde
De Gruyter
ISSN 1866-7678 ISBN 978-3-11-025076-3 e-ISBN 978-3-11-025077-0 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Strauch, Dieter, Dr. Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500 : eine Quellenkunde / Dieter Strauch. p. cm. --(Reallexikon der Germanischen Altertumskunde – Ergänzungsbände ; 73) Includes bibliographical references and index. ISBN 978-3-11-025076-3 (hardcover : alk. paper) 1. Law--Europe--Sources. 2. Law--Europe--History to 1500. 3. Law--Europe, Northern--Sources. 4. Law--Europe, Northern--History to 1500. I. Title. KJC147.S77 2011 349.4809’02--dc22 2010049452
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar © 2011 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin/New York Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ÜGedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degryuter.com
Meiner lieben Frau Ruth Strauch, geb. Weinbrenner * 30. Oktober 1933 † 17. Dezember 2000, unseren Kindern und Enkeln
VII
Vorwort Die nordischen Rechtsquellen umfassen einen Zeitraum, der etwa im neunten Jahrhundert beginnt und hier bis zum Ende des Mittelalters, gegen 1500, verfolgt werden soll. Sie erstrecken sich im Norden von Grönland und Irland über Island, die Inselgruppen der Hebriden mit Man, die Färöer, Shetlands und Orkneys, Norwegen, England, die Normandie, Dänemark, Schweden, Finnland bis nach Rußland hinein, wo die Nordmänner Ansiedlungen in Altladoga, Nowgorod, Smolensk und Kiew gegründet haben. Mit ihnen wanderte ihr Recht, das zwar jeweils besonders ausgeformt war, sich jedoch in den Grundzügen glich und sich je nach den Verhältnissen weiterentwickelte. Auf ihren Handels- und Raubzügen lernten die Nordleute viele Kulturen kennen und erfuhren viel Neues, am nachhaltigsten wirkte jedoch ihre Begegnung mit dem Christentum. Die Christianisierung verwandelte ihr Leben und ihr Selbstverständnis und veränderte auch ihr Recht, das sich nun an den Errungenschaften des mittelalterlichen lombardischen, kanonischen und römischen Rechts messen lassen mußte und doch (etwa im Erbrecht) am überkommenen Denken der heimischen Geschlechterverbände und ihrer Landwirtschaft festhielt – dem Streben der Kirche nach Seelgaben zum Trotz. Ein räumlich und zeitlich so ausgedehntes Werk hätte nicht zustande kommen können ohne die Hilfe vieler Fachgelehrter. Für freundlich gewährte Hilfe danke ich vor allem Herrn Prof. Thorsten Andersson, Uppsala und Frau Dr. Astrid van Nahl, Vettelschoss, für ihren kenntnisreichen Rat bei der Literatursuche; Herrn Prof. Odd Einar Haugen und første amanuensis Ole-Jœrgen Johannessen in Bergen für eine besondere Recherche; Dr. Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen und Lektor Peder Gammeltoft in Kopenhagen für die dänische Karte; Prof. Pia Letto-Vanamo und Prof. Heikki Ylikangas in Helsinki, Prof. Lars Björne in Turku, Prof. Stefan Brink in Aberdeen, Docent Dr. Birgitta Fritz sowie Docent Dr. Jan-Olof Sundell in Stockholm für Literaturbeschaffung. Herr Prof. Per-Axel Wiktorsson, Örebro/Uppsala hat mir seine neuesten Forschungen zum älteren Västgötalag zugänglich gemacht. Die Mitarbeiter der Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig in Flensburg und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln haben meine umfangreichen Literaturwünsche stets mit großer Sorgfalt er-
VIII
Vorwort
füllt. Den Herausgebern der Neuauflage des Hoops, den Herren Professores Dr. Heinrich Beck, Dr. Dieter Geuenich und Dr. Heiko Steuer danke ich für die Aufnahme des Buches in die Ergänzungsbände zum Hoops und Herr Prof. Dr. Heinrich Beck für die stete Unterstützung in allen Fragen der Nordistik. Für freundliche Nachdruckerlaubnisse hinsichtlich der Karten danke ich Frau Docent Dr. Birgitta Fritz, dem Verlag Rosenkilde & Bagger in Kopenhagen, Nordiska Museet in Stockholm und Hij íslenska bókmenntafélag in Reykjavík. Herr Jino Edechelathu hat die Karten hervorragend für den Druck bearbeitet. Mein Dank gilt nicht zuletzt den Mitarbeitern des Verlages de Gruyter, Frau Dr. Gertrud Grünkorn, Herrn Christoph Schirmer und Herrn Andreas Vollmer, welche die Drucklegung stets hilfreich begleitet haben. Köln, 4. Advent 2010
Dieter Strauch
IX
Inhaltsübersicht
Inhaltsübersicht Einleitung A. B. C. D. E. F. G. H.
Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zugänglichkeit der Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeiner Einfluß des Christentums auf Skandinavien Die Veränderbarkeit des Rechts . . . . . . . . . . . . . . Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dänemark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schweden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3 6 10 12 17 38 45 57
1. Kapitel: Norwegen A. B. C. D. E. F. G.
Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . . Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . Literarische Quellen . . . . . . . . . . . . Die Faeröer . . . . . . . . . . . . . . . . Die Orkneys und Shetlands (Hjaltland) . . Die Hebriden (Sujreyar), Man und Irland
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109 114 183 184 185 193 203
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215 220 263 264
2. Kapitel: Island und Grönland 1. Abschnitt: Island A. B. C. D.
Überblick . . Rechtsquellen Urkunden . . Sagas . . . .
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X
Inhaltsübersicht
2. Abschnitt: Grönland A. B. C. D.
Die skandinavische Besiedelung Die Christianisierung . . . . . . Das Verhältnis zu Norwegen . . Das Rechtswesen . . . . . . . .
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267 270 272 277
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283 290 301 319 330 335 341 357 359 360 362
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369 372 374 377 381
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385 393 435 530 535 575 607 616
3. Kapitel: Dänemark A. B. C. D. E. F. G. H. I. J. K.
Überblick . . . . . . . . . Seeländische Rechtsquellen Schonische Rechtsquellen Jyske Lov . . . . . . . . . Dänische Stadtrechte . . . Das dänische Vitherlagsret Spätere Gesetze . . . . . . Dorfordnungen . . . . . . Urteile . . . . . . . . . . . Urkunden . . . . . . . . . Das englische Danelag . .
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4. Kapitel: Die Normandie A. B. C. D. E.
Die Nomannische Landnahme . . Die Ausbreitung des Christentums Der Staat . . . . . . . . . . . . . Die Normannen in England . . . Die weitere Entwicklung . . . . .
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5. Kapitel: Schweden A. B. C. D. E. F. G. H.
Überblick . . . . . . . . . . . . . . Götarechte . . . . . . . . . . . . . Oberschwedische Rechte . . . . . . Um Styrilse Konunga och Höfdinga Landrechte . . . . . . . . . . . . . Das allgemeine Stadtrecht (MEStL) Königliche Gesetzgebung . . . . . Dorfrecht . . . . . . . . . . . . . .
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XI
Inhaltsübersicht
6. Kapitel: Finnland A. B. C. D.
Finnische Landschaften . . . Besiedelung Finnlands . . . Ländliches Recht in Finnland Bjärköarätt in Finnland . . .
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623 629 643 664
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669 672 674 678 682
7. Kapitel: Skandinavisches Recht in Rußland A. B. C. D. E.
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frühe Tributherrschaft der Wikinger in der Rus’ Überlieferung der Rechtsquellen . . . . . . . . Vergleich mit altschwedischem Recht . . . . . . Die weitere Entwicklung . . . . . . . . . . . .
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Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 685 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825
XII
Inhaltsübersicht
XIII
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
Inhaltsübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
IX
Verzeichnis der Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXVII Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XXIX
Einleitung A. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
B. Zugänglichkeit der Quellen . . . I. Der Rechtsquellen . . . . II. Der Urkunden . . . . . . III. Der literarischen Quellen
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6 6 6 8
C. Allgemeiner Einfluß des Christentums auf Skandinavien . .
10
D. Die Veränderbarkeit des Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . I. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Organe der Gesetzgebung . . . . . . . . . . . . . . .
12 12 15
E. Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Christianisierung . . . . . . . . . II. Königliche Rechtsfortbildung . . . . . III. Königtum und Kirche . . . . . . . . . IV. Das Recht im 12./13. Jahrhundert . . . V. Das Thronfolgerecht von 1260 . . . . VI. Die Gesetze König Magnus Lagabøters VII. Die Gerichtsbarkeit . . . . . . . . . . VIII. Die Sklaverei . . . . . . . . . . . . . .
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17 17 21 22 24 26 27 30 32
F. Island . . . . . . . . . . I. Das Allthing . . . II. Die Lögrétta . . . III. Der Lögsögumajr
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38 38 40 41
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XIV IV. V. VI.
Inhaltsverzeichnis
Der Fimtardómr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Annahme des Christentums . . . . . . . . . . . . . . Die Sklaverei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
G. Dänemark . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Christianisierung . . . . . II. Der König als Gesetzgeber . . III. Das Seeländische Kirchenrecht IV. Die Sklaverei . . . . . . . . . .
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41 42 44
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45 45 46 53 54
H. Schweden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Beginn der Christianisierung . . . . . . . . . . . II. Der Aufbau der Kirche im 12. Jahrhundert . . . . . . 1. Nikolaus von Albanos Mission . . . . . . . . . . 2. Papst Alexander III. und Schweden . . . . . . . . III. Königtum und Kirche im 13. Jahrhundert . . . . . . 1. Sverker Karlssons Kirchenprivileg . . . . . . . . . 2. Die Bischöfe und die weltliche Macht . . . . . . . 3. König Knut Långes Reformen . . . . . . . . . . . 4. Die Christianisierung des Rechts in VGL I . . . . a) Der Kirchenabschnitt . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Gerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Eherecht und Erbrecht . . . . . . . . . . . . . . . d) Strafrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Birger Jarl und die Kirche . . . . . . . . . . . . . . . V. Die Reform Wilhelm von Sabinas 1248 . . . . . . . . 1. Zölibat und Testierfreiheit . . . . . . . . . . . . . 2. Die Neuregelung des Gastungsrechts . . . . . . . 3. Die Kanonisierung des Kirchenrechts . . . . . . . 4. Die Einführung von Domkapiteln . . . . . . . . . VI. Königtum und Kirche am Ende des 13. Jahrhunderts 1. Der Thronstreit unter Birger Jarls Söhnen . . . . 2. Die Haltung der Kirche zu Magnus Birgersson . . 3. König Magnus Ladulås Kirchenprivilegien . . . . 4. Das Gesetzgebungsrecht dieses Königs . . . . . . VII. Weiterer Ausbau des schwedischen Kirchenrechts . . 1. Das Telgestatut von 1279 . . . . . . . . . . . . . 2. Die Statuten des Bischofs Brynolf von Skara . . . VIII. Folgen für das weltliche Recht . . . . . . . . . . . . . 1. im jüngeren Västgötalag (vor 1296) . . . . . . . . 2. im Ostgötenrecht und Upplandsrecht . . . . . . .
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57 57 60 61 61 62 62 64 66 66 67 68 69 73 76 78 78 79 80 80 81 81 83 84 85 89 90 91 93 93 95
XV
Inhaltsverzeichnis
IX.
X.
Die Sklaverei . . . . . . . . . . . 1. Freilassung in Västergötland . 2. Freilassung in Östergötland . 3. Freilassung in Oberschweden 4. Die Abschaffung der Sklaverei Zur Rezeption fremden Rechts .
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99 99 101 101 102 103
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das Frostuthingsbók als lebender Text . . b) Vom Allthing zum Lagthing . . . . . . . c) Das Christenrecht . . . . . . . . . . . d) Die Eisenprobe . . . . . . . . . . . . e) Die weiteren Teile der Frostuthingsbók . . Borgarthingslög . . . . . . . . . . . . . . 1. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eidsivathingslög . . . . . . . . . . . . . . 1. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die norwegische Hirjskra . . . . . . . . . 1. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Konungs Skuggsjá . . . . . . . . . 3. Überlieferung, Datierung . . . . . . . 4. Einteilung der Hirjskrá . . . . . . . . 5. Gliederung der Hirj . . . . . . . . . . 6. Pflichten und Rechte der Hirjmannen . 7. Die weitere Entwicklung . . . . . . . .
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1. Kapitel: Norwegen A. Überblick . . . . . . . . . . B. Rechtsquellen . . . . . . . . I. Gulathingsbók . . . . 1. Geltungsbereich . 2. Überlieferung . . . 3. Inhalt . . . . . . . II. Gullfjöjr (Goldfeder) III. Frostuthingsbók . . . 1. Geltungsbereich . 2. Überlieferung . . . 3. Inhalt . . . . . . .
IV.
V.
VI.
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XVI
Inhaltsverzeichnis
VII. Magnus Lagabœtirs Landslag (ML landslag) 1. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Stellung des Königs . . . . . . . . . . . 5. Neuerungen . . . . . . . . . . . . . . . 6. Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII. Bjarkeyarréttr (Bj) . . . . . . . . . . . . . . 1. Überlieferung und Geltungsbereich . . . 2. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . IX. Magnus Lagabœtirs Stadslag (ML stadslag) . 1. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt und Besonderes . . . . . . . . . . a) Die Rechtsthinge . . . . . . . . . . . . . b) Die Stadtordnung . . . . . . . . . . . . c) Handel und Wandel . . . . . . . . . . . X. Die weitere Entwicklung . . . . . . . . . . 1. Kirchliche Gesetzgebung . . . . . . . . 2. Weltliche Gesetzgebung . . . . . . . . . 3. Königliche Urteilsmacht . . . . . . . . . 4. Rechtsverhältnisse in Jämtland . . . . . .
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158 158 161 162 162 164 165 166 166 168 170 170 171 172 172 173 174 176 176 178 180 181
C. Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
183
D. Literarische Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
184
E. Die Faeröer . . . . . . . . . . . . . . . I. Die norwegische Besitznahme . . II. Die Rechtsverfasssung . . . . . . III. Die Christianisierung . . . . . . IV. Die Entwicklung zum Schatzland V. Der Schafs- und der Hundebrief
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185 185 188 189 190 191
F. Die Orkneys und Shetlands (Hjaltland) I. Die Orkneys . . . . . . . . . . . 1. Die norwegische Landnahme 2. Die Christianisierung . . . . 3. Die Rechtsverfassung . . . . II. Die Shetlands (Hjaltland) . . . . 1. Die norwegische Landnahme 2. Die weitere Entwicklung . . . 3. Die Rechtsverfassung . . . .
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193 193 193 195 197 200 200 200 201
XVII
Inhaltsverzeichnis
G. Die Hebriden (Sujreyar), Man und Irland I. Die Hebriden (Sujreyar) . . . . . . II. Die Insel Man . . . . . . . . . . . III. Irland . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Kapitel: Island und Grönland 1. Abschnitt: Island A. Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 B. Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . I. Quellen vor der Grágás . . . 1. Die ältesten Rechtsquellen 2. Die Thinge vor 930 . . . . 3. Die Úlfjlóts lög . . . . . . . 4. Die Viertelsthinge . . . . 5. Die Lenzthinge . . . . . . 6. Die Thingorte . . . . . . 7. Die Herbstthinge . . . . . 8. Das Allthing . . . . . . . a) Die Lögrétta . . . . . . . b) Der Lögsögumajr . . . . c) Die Fjórjungsdómr . . . . d) Der Fimtardómr . . . . . e) Der prestadómr . . . . . . II. Die Grágás (Graugans) . . . 1. Entstehung . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . 3. Sprache . . . . . . . . . . 4. Inhalt . . . . . . . . . . . a) Konungsbók . . . . . . . b) Stajarhólsbók . . . . . . 5. Besonderes . . . . . . . . a) Der Freistaat . . . . . . . b) Das Klagewesen . . . . . c) Das Seerecht . . . . . . . d) Sorge für Bedürftige . . . . d) Sklaverei . . . . . . . . . e) f)
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechtstext und Rechtswirklichkeit . Kaum Gottesurteile . . . . . . .
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XVIII III.
Inhaltsverzeichnis
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246 246 248 249 250 250 252 253 255 256 256 259 260
C. Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
263
D. Sagas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
264
IV.
V.
Die Járnsija . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Zustandekommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt und Verhältnis zum norwegischen Recht . . . Die Jónsbók . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Namen und Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 2. Entstehung und Verhältnis zum norwegischen Recht 3. Aufnahme in Island . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Islands weiterer Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die rechtliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . 2. Magnus Eriksson und die isländische Kirche . . . . 3. Die Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. Abschnitt: Grönland A. Die skandinavische Besiedelung . . . . . . . . . . . . . . . . .
267
B. Die Christianisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
270
C. Das Verhältnis zu Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
272
D. Das Rechtswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3. Kapitel: Dänemark A. Überblick . . . . . . . . . I. Landschaftsrechte . II. Stadtrechte . . . . . III. Gefolgschaftsrecht
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283 283 287 288
B. Seeländische Rechtsquellen . . . . . . . . I. Allgemeines . . . . . . . . . . . . II. Valdemars Sjællandske Lov . . . . 1. Überlieferung . . . . . . . . . 2. Die Sprache . . . . . . . . . . 3. Die verschiedenen Redaktionen
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290 290 292 292 293 295
XIX
Inhaltsverzeichnis
III.
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C. Schonische Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . I. Geographisches und Historisches . . . . . II. Skånelagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Geltungsbereich und Überlieferung . . 2. Aufzeichnung . . . . . . . . . . . . . . 3. Aufbau und Inhalt . . . . . . . . . . . III. Der liber legis Scaniae . . . . . . . . . . . 1. Sein Verfasser . . . . . . . . . . . . . . 2. Einflüsse und Zweck . . . . . . . . . . 3. Aufbau und Inhalt . . . . . . . . . . . 4. Wissenschaftliche Bearbeitung . . . . . IV. Schonisches Kirchenrecht . . . . . . . . . V. Die Eisenprobenverordnung Waldemars II.
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301 301 304 304 305 307 307 307 308 310 311 313 315
D. Jyske Lov . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Jütland im Mittelalter . . . . . . . II. Jyske Lov entsteht . . . . . . . . . III. Überlieferung . . . . . . . . . . . IV. Druck und Verbreitung . . . . . . V. Inhalt und Eigenart . . . . . . . . VI. Die weitere Entwicklung . . . . . . 1. Thords Artikel . . . . . . . . . 2. Knut Mikkelsens Glossen . . . 3. Blasius Ekenbergers Elucubratio
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319 319 320 321 322 323 324 324 325 328
E. Dänische Stadtrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Schonisches Stadtrecht (SkStL, adän. biærkerætt) 1. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Druck und Verbreitung . . . . . . . . . . . II. Weitere dänische Stadtrechte . . . . . . . . .
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330 330 330 330 332
F. Das dänische Vitherlagsret . . . . I. Der dänische Text . . . . . II. Svens Aggesens Lex curiae III. Die lex curiae bei Saxo . . .
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335 335 335 339
IV.
Eriks Sjællandske Lov . . . 1. Überlieferung . . . . . . 2. Inhalt . . . . . . . . . . 3. Die Sprache . . . . . . . Sjællandske Kirkelov . . . . 1. Das Kirkelov als Vertrag 2. Datierung . . . . . . . .
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XX
Inhaltsverzeichnis
G. Spätere Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Einzelgesetze . . . . . . . . . . . . . . II. Die Gesetzgebung Christians II. . . . . 1. Datierung von Land- und Stadtrecht 2. Inhalt des Landrechts . . . . . . . . a) Allgemein . . . . . . . . . . . . . . b) Kirchenfeindlichkeit . . . . . . . . . . c) Almosenwesen . . . . . . . . . . . . d) Strafrecht . . . . . . . . . . . . . . e) Gerichtsverfahren . . . . . . . . . . . f) Erb- und Familienrecht . . . . . . . . g) Schulwesen . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt des Stadtrechts . . . . . . . . a) Stadtverfassung . . . . . . . . . . . . b) Weitere Vorschriften . . . . . . . . . 4. Zustimmung des Landsthings? . . .
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341 341 343 343 348 348 349 350 351 351 352 352 353 353 354 355
H. Dorfordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
357
I. Urteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
359
J.
360
Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
K. Das englische Danelag . . . . . . . . . . . I. Die dänische Landnahme in England II. Die weitere Entwicklung . . . . . . III. Dänisches Recht in England? . . . .
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A. Die Normannische Landnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Wikingereinfälle auf dem Kontinent . . . . . . . . . . . II. Die Landnahme in Nordfrankreich . . . . . . . . . . . .
369 369 371
B. Die Ausbreitung des Christentums I. Allgemein . . . . . . . . . II. Klostergründungen . . . . III. Die Bistümer . . . . . . .
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372 372 372 373
C. Der Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Seine Verfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Spuren normannischen Rechts . . . . . . . . . . . . . .
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4. Kapitel: Die Normandie
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XXI
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D. Die Normannen in England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 I. Wilhelm der Eroberer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 II. Der englische Normannenstaat . . . . . . . . . . . . . . 379 E. Die weitere Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381
5. Kapitel: Schweden A. Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 B. Götarechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Äldre Västgötalagen (VGL I) . . . . . . . 1. Västergötland Geographisch/historisch 2. Die Entstehung von VGL I . . . . . . 3. Textentwicklung der Hs. B 59 . . . . . 4. Druckausgaben . . . . . . . . . . . . . 5. Hednalagen . . . . . . . . . . . . . . . II. Yngre Västgötalagen (VgL II) . . . . . . . 1. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sprache und Geltungsbereich . . . . . 3. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . a) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . 4. Nachwirkung . . . . . . . . . . . . . . III. Östgötalagen (ÖGL) . . . . . . . . . . . . 1. Östergötland Geographisch/historisch 2. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . 3. Überlieferung und Geltungsbereich . . 4. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . a) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . 5. Neuerungen . . . . . . . . . . . . . . 6. Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Smålandslagen (SmL) . . . . . . . . . . . 1. Småland geographisch/historisch . . . 2. Rechtlich . . . . . . . . . . . . . . . . a) Reste von Smålandslagen . . . . . . . . . b) Smålandslagens kyrkobalk . . . . . . . . c) Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . V. Värmlandslagen . . . . . . . . . . . . . .
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393 393 393 394 397 400 401 402 402 403 404 404 405 408 409 409 411 412 414 414 417 419 421 422 422 425 425 426 429 433
XXII
Inhaltsverzeichnis
C. Oberschwedische Rechte . . . . . . . . . . . . . . I. Uplandslagen (UL) . . . . . . . . . . . . . 1. Uppland geographisch/historisch . . . . 2. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . 4. Roslagen . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Geographisch . . . . . . . . . . . . . . b) Rechtlich . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Überlieferung und Sprache . . . . . . . 6. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . 7. Nachwirkung . . . . . . . . . . . . . . . II. Södermannalagen (SdmL) . . . . . . . . . . 1. Södermanland geographisch/historisch . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Verhältnis zu Uplandslagen . . . . . . . 4. Die Umarbeitung 1325/27 . . . . . . . . 5. Testamente ad pias causas . . . . . . . . . 6. Private Pfandnahme . . . . . . . . . . . 7. Die næmnd . . . . . . . . . . . . . . . . III. Närkeslagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Närke geographisch/historisch . . . . . 2. Närkeslagen . . . . . . . . . . . . . . . IV. Västmannalagen (VmL) . . . . . . . . . . . 1. Västmanland geographisch/historisch . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . 4. Västmannalag und Dalalag . . . . . . . . 5. Art und Zeit des Zustandekommens . . 6. Sprache und Druckausgaben . . . . . . 7. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . V. Hälsingelagen (HL) . . . . . . . . . . . . . 1. Hälsingland Geographisch/historisch . . 2. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . 3. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 4. Niederschrift, Inhalt und Besonderheiten a) Der Erzbischof sorgt für die Aufzeichnung . . b) Verhältnis zu benachbarten Rechten . . . . . c) Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . . 5. Der Forsaring . . . . . . . . . . . . . . VI. Gutalagen (GL) . . . . . . . . . . . . . . . 1. Allgemeines und Überlieferung . . . . .
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XXIII
Inhaltsverzeichnis
2. Datierung und Inhalt . . . 3. Besonderheiten . . . . . . 4. Ergänzungen . . . . . . . VII. Bjärköarätt (Bj) . . . . . . . . 1. Überlieferung . . . . . . . 2. Der Name . . . . . . . . 3. Inhalt und Besonderheiten VIII. Visby Stadslag (VStL) . . . . 1. Die Entwicklung der Stadt 2. Überlieferung . . . . . . . 3. Inhalt und Besonderheiten a) Der Inhalt . . . . . . . .
Einfluß des hansischen Rechts? Kirchlicher Einfluß . . . . . Visbyer Recht in Riga . . . . Visbyer Recht in Novgorod . . Ergänzungen . . . . . . . .
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D. Um Styrilse Konunga och Höfdinga . I. Verhältnis zur Konungsskuggsjá II. Überlieferung und Datierung . III. Zweck und Inhalt . . . . . . .
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E. Landrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Magnus Erikssons Landslag (MELL) . . . . . 1. Einfluß des Königtums auf das Recht . . . 2. Die Gesetzeskommission . . . . . . . . . 3. Die Kirche und die Gesetzgebungsarbeiten 4. Inkrafttreten . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Das sogenannte Mellersta lag . . . . . . . 7. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . . a) Magnus Erikssons Wahlstatut . . . . . . . . . b) Das Skara-Statut von 1335 . . . . . . . . . . c) Das Skänninge-Statut von 1335 . . . . . . . . d) Das Uppsala-Statut von 1344 . . . . . . . . . e) Das Telge-Statut von 1344 . . . . . . . . . . f) Das Telge-Statut von 1345 . . . . . . . . . . g) Räfstething und rättarping . . . . . . . . . . h) Die Übereignung von Grundstücken . . . . . . i) Die königlichen Ausschüsse . . . . . . . . . .
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b) c) d) e) f)
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XXIV II.
Inhaltsverzeichnis
Christoffers Landslag (KrLL) . 1. Die Vorgeschichte . . . . . 2. Ziel der Überarbeitung . . . 3. Der kirchliche Einfluß . . . 4. Überlieferung . . . . . . . 5. Inhalt und Besonderheiten . a) im Königsabschnitt . . . . . b) im Erbrecht . . . . . . . . c) im Grundstücksabschnitt . . . d) im Eidschwurabschnitt . . .
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) im Abschnitt über vorsätzlichen Totschlag . . f) im Diebsabschnitt . . . . . . . . . . . . . F. Das allgemeine Stadtrecht (MEStL) . . . . . . . . I. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . III. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . IV. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . . 1. Übernahmen aus anderen Rechtsquellen 2. Im Familien- und Erbrecht . . . . . . . 3. Im Grundstücksrecht . . . . . . . . . . 4. Im Bauabschnitt . . . . . . . . . . . . . 5. Im Kaufabschnitt . . . . . . . . . . . . 6. Im Seerechtsabschnitt . . . . . . . . . . 7. Im Ratsstubenabschnitt . . . . . . . . . 8. Strafrechtliche Neuerungen . . . . . . . V. Altes Söderköpingsrecht . . . . . . . . . . . VI. Weitere Stadtrechte . . . . . . . . . . . . . G. Königliche Gesetzgebung . . . . . . . . . . . . . I. Die Friedensgesetze . . . . . . . . . . . . . II. Hofdienstrechte . . . . . . . . . . . . . . . III. Tröghbolag, ein Gemeinwaldstatut . . . . . IV. Das Steuerbuch Erichs von Pommern . . . H. Dorfrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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561 561 562 563 567 570 570 571 572 573 574 574 575 575 577 581 584 584 585 586 587 588 591 593 598 602 603 607 607 608 610 614 616
A. Finnische Landschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Die Besiedelung Finnlands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Landnahme der Finnen . . . . . . . . . . . . . . . .
623 629 629
6. Kapitel: Finnland
XXV
Inhaltsverzeichnis
II.
Finnlands schwedische Besiedelung . . . . . 1. Die kirchliche Initiative . . . . . . . . . . 2. Der Wettbewerb mit Novgorod . . . . . 3. Die Kirchenorganisation in Finnland . . 4. Der Kreuzzug von 1238/39 . . . . . . . 5. Der Kreuzzug von 1293 und die Folgen . 6. Der Kreuzzug von 1348 . . . . . . . . . 7. Finnland in der Kalmarer Union . . . . . C. Ländliches Recht in Finnland . . . . . . . . . . . . I. Finnisches und schwedisches Recht . . . . . II. Wie kam schwedisches Recht nach Finnland? III. Grundstücksübertragungen . . . . . . . . . IV. Wasserrecht in Finnland . . . . . . . . . . . V. Das Steuerbuch Erichs von Pommern . . . . VI. Neuer Gerichtsaufbau . . . . . . . . . . . . VII. Urteilsbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII. Neuer Verwaltungsaufbau . . . . . . . . . . D. Bjärköarätt in Finnland . . . . . . . . . . . . . . .
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632 632 634 635 637 639 641 642 643 643 644 647 650 653 656 660 661 664
7. Kapitel: Skandinavisches Recht in Rußland A. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 669 B. Frühe Tributherrschaft der Wikinger in der Rus’ . . . . . . . . . 672 C. Überlieferung der Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 674 D. Vergleich mit altschwedischem Recht . . . . . . . . . . . . . . . 678 E. Die weitere Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 682 Quellen und Literatur A. Allgemeines und Übergreifendes . . . . . . . . . . . . . . . . . 687 I. Quellen, allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 687 II. Literatur, allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 690 B. Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Norwegen . . . . . . . . . . II. Literatur, Norwegen . . . . . . . . . . III. Norwegische Nebenlande . . . . . . . 1. Quellen, Norwegische Nebenlande 2. Literatur, Norwegische Nebenlande
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709 709 714 727 727 728
XXVI
Inhaltsverzeichnis
C. Island und Grönland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Island und Grönland . . . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Island und Grönland . . . . . . . . . . . . . .
732 732 736
D. Dänemark und Danelag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Dänemark und Danelag . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Dänemark und Danelag . . . . . . . . . . . . .
745 745 750
E. Die Normandie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Normandie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Normandie . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
764 764 765
F. Schweden und Gotland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Schweden und Gotland . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Schweden und Gotland . . . . . . . . . . . . .
768 768 777
G. Finnland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Finnland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Finnland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
813 813 814
H. Skandinavisches Recht in Rußland . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Rußland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Rußland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
821 821 822
Register A. Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
827 841 858
Inhaltsverzeichnis
XXVII
Verzeichnis der Karten Die Reichsgrenzen, Quelle: Herluf Nielsen/Jan Liedgren/ Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 203–206 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Die Syssel in Norwegen am Ende des Hochmittelalters, Quelle: Grethe Authén Blom, Norge i union på 1300-tallet, Bd. I, Trondheim 1992, S. 370 . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Die Färöer, Quelle: Otmar Werner, Art. Färöer, in: RGA2 Bd. VIII (1994), S. 120 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Die Shetlands, Quelle: Jon Leirfall, West over the sea, Sandwick (Shetland) 1979, S. 74 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Norwegische Niederlassungen in Irland, den Hebriden und Schottland, Quelle: Roger Raymond Stanley Sellman, The Vikings, London 1957/64, S. 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. Das Königreich Sodor und Man, Quelle: Roesdahl, Else, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 240 . . . . . . . . . . . . . . . 17. Die Isle of Man, Quelle: Russel Andrew Mc Donald, Manx kingship in its Irish Sea setting, 1187–1229, Dublin 2007, S. 23 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. Die isländischen Viertel und Thingstätten, Quelle: Jesse L. Byock, Viking Age Iceland, London 2001, S. 172f . . . . . . . 19. Thingvellir, Quelle: Ólafur Lárusson, Lov og Ting, oversatt av Knut Helle, Bergen etc. 1960, S. 23 . . . . . . . . . . . . . . 10. Grönland, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 284 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 a. Grönland, Vesterbygd, Quelle: derselbe, in: RGA 2, Bd. 13 (1999), S. 69 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 b. Grönland, Østerbygd, Quelle: Svend E. Albrethsen, Art. Grönland, in: RGA2, Bd. 13 (1999), S. 68 . . . . . . . . . . . . 11. Harden in Dänemark ca 1250; Karte: Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen, Kopenhagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Das Danelag ca 910, Quelle: Heinrich Beck/Henry Royston Loyn, Art. Danelag, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 229 . . . . . . . 11.
5 110 186 199 204 206 207 223 228 268 269 269 284 363
XXVIII 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.
Verzeichnis der Karten
Die Normandie, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 229 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schweden nach Snorri, Quelle: Fagrskinna, hrsg. Bjarni Einarsson, Reykjavík 1985 (Íslenzk Fornrit Bd. 29), Anhang Västergötland, Dal, Värmland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 60 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Östergötland, Quelle: wie Nr. 15, S. 82 . . . . . . . . . . . Öland, Quelle: Ulf Erik Hagberg, Art. Öland, in: RGA2, Bd. 21 (2002), S. 591 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Östgötischer Rechtsbereich, Strauch, OGR (1971), S. 34 . . Småland, Strauch, in: RGA2, Bd. 29 (2005), S. 132 . . . . . Uppland, Quelle: wie Nr. 15, S. 15 . . . . . . . . . . . . . Södermanland, Quelle: wie Nr. 15, S. 17 . . . . . . . . . . Närke, Västmanland, Dalarna, Quelle: wie Nr. 15, S. 36 . . Hälsingland, Medelpad, Ångermanland, Quelle: Magnus Lundqvist, Atlas over Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133/134 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gotland, Quelle: derselbe, S. 133/134 . . . . . . . . . . . . Finnische Landschaften nach 1323, Quelle: Herluf Nielsen/ Jan Liedgren/Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 206 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karte Russland, Quelle: Hilda Roderick Ellis Davidson, The Viking Road to Byzantium, London 1976,S. 48 f. . . .
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370
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386
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395 410
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415 416 432 436 459 476
. . . .
489 504
. .
624
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670
Abkürzungen
XXIX
Abkürzungen AAA aaO. AASF AB adän. Add. ae. Æb ÆR ags. AH ahd. aisl. Alfr. AM AML ANF ANOH anorw. AO APS APS Art. ASun asw. ÄVgL Bb BBKL Bd. Bdb Bf Bj. Bb BFH BLF Bps. Brtl
Acta Akademiæ Aboensis (Åbo 1920 ff) am angegebenen Ort Annales Academiæ Scientiarum Fennicae (Helsinki 1908 ff) Ausfertigung des bylovs Christians II. nach Ms. Malmø E I: 5 (früher A 49) altdänisch Additamenta altenglisch Ärfpa balk Ældre Redaktion (von V.Sjæll.L) angelsächsisch Handlingar till upplysning af Finlands häfder, utg. A. I. Arwidsson, Bde I–X, Stockholm 1846–58 althochdeutsch altisländisch Alfred die Arnamagnäanische Handschriftensammlung Ausfertigung des landslovs Christians II: nach Ms. AM 804, 4°, S. 3r–77r, Kbh. Arkiv för nordisk Filologi, 1883 ff Annaler for nordisk Okdkyndigheit og Historie (1836–63) altnorwegisch Arvebog og Orbodemål Acta Pontificum Svecica Acta philologica scandinavica Artikel Andreae Sunonis liber legis Scaniae altschwedisch Äldre Västgötalagh Byggningabalken Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, hrsg. F. W. Bautz, 1975 ff Band, Bind Bardaghæ Balkær Bischof Bjärköa-Rätten Bygda balkær Reinhold Hausen, Bidrag till Finlands Historia, Bde I–V 1881 ff. Biografiskt Lexikon för Finland, Bd. I: Svenska tiden, Hfors/Sthlm 2008 Biskupa sögur Borgatingslov
XXX BSM Bt. Bull. Dan. c. C. ca can. conc. CIC COD da. DA Db DD DGK DGL DHT DI Dig. D. DL DMS DN DRB DrVd Drvl DS DVV E. ebda Ebf Ebt. Ed. Eds. ed. Chilp. ed. Theod. Egnb ELLChr. E.Sjæll.L. Erfj EStLChr. estn. Eth ES Et et al. Etl f. ff.
Abkürzungen Bidrag till Sveriges Medeltidshistoria tillegn. C. G. Malmström Bistum Bullarium Danicum caput, Kapitel Causa (bei Gratian) circa canon concilium Corpus iuris canonici Conciliorum Oecumenorum Decreta dansk Deutsches Archiv Drapa balkær Diplomatarium Danicum, Kbh. 1938 ff Danmarks gamle Købstadslovgivning Kbh. 1951 ff Danmarks gamle Landskabslove med Kirkelovene, Kbh. 1920 ff (Dansk) Historisk Tidsskrift, Kbh. 1840 ff Diplomatarium Islandicum, Rvík 1857 ff Digesta Justiniani Distinctio (bei Gratian) Dalalagh Det Medeltida Sverige Diplomatarium Norvegicum, Kra. 1849 ff Danmarks Riges Breve, Kbh. 1938 ff Drapamal mæp vapa Drapa mal mæp vilia Diplomatarium Svecanum Sthlm 1829 ff Danske Vider og Vedtægter, ed. Bjerge/Søegaard/Schmidt 1904–38 Entwurf ebenda Erzbischof Erzbistum Editor Editores Edictum Chilperici edictum Theodorici Egnobalk (MELL’s jordabalk) Landrechtsentwurf Christians II. Eriks Sjællandske Lov Erfjapattr Stadtrechtsentwurf Christians II. estnisch Epsöres balkær Eghna salur Eidsivathing et alii (und andere) Eidsivathingslov feminin; oder: folgend folgende
Abkürzungen Farm. Fb fhäls. FHT fin. Fl Flat FMU FRA Fskm Ft Ftl Gb Gbg. GGA GHÅ GL Grg Ia, b Grg II Grg III Grat. Grim. GS Gt Gtl HansUB HB Hb hd Hfors HGBll. HGH Hhvd HJ Hki Hkr HL Hloth HR HSCGM HSH HSHH HSLS HTF HTS HU hu HVLÅ HVUÅ
Farmannalög Fornamix bolkær (VGL I) fornhälsingisch Historisk tidskrift för Finland, Helsingfors 1916 ff finnisch Farmannalov, Farmannalög Flateyarbók Finlands Medeltidsurkunder I–VIII, Hfors 1910–35 Finsk Riksakivet, Helsinki Forskilaman Frostathing Frosthingslov Giptamals balkær Göteborg Göttingische Gelehrte Anzeigen Göteborgs högskolasårsskrift Gutalagh Grágás, Konungsbók Grágás, Stajarhólsbók Grágás, Skálholtsbók Gratian Grimuald Gutasagan Gulathing Gulathingslov Hansisches Urkundbuch Historiskt bibliotek höghmala balkær härad (Hundertschaft, Harde) Helsingfors Hansische Geschichtsblätter Hyltén-Cavallius-stiftelsens årsbok Häradshövding Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft Helsinki Snorris Heimskringla Hälsingelagh Hlothære Hanserezesse Historiska studier. Festskrift till C. G. Malmström Handlingar rörande Skandinaviens historia, Stockholm 1816 ff Historiska Studier tillägnade Harald Hjärne Historiska studier tillägnade Ludvig Stavenow Historisk Tidskrift för Finland Historisk Tidskrift för Skåneland Hansisches Urkundenbuch hundare (Hundertschaft) Humanistiska vetenskapssamfundet i Lund Årsbok Humanistiska vetenskapssamfundet i Uppsala Årsbok
XXXI
XXXII HZ IA ÍF Inst. Jb JbGOE JFT JHD Js Jsb Isl.; isl. JyL Kbh. KFÅ Kg Kgb Kgs Kkb KLNM Kmb Knut II Kpb Kra. Krb Kr. landslag KVAH Kvg KÅ l. lat. Lat. Lb l. c. LECUB LexKirchG Lfg. lib. Llb ll. Grim. ll. Henr. ll. Liutpr. l. Roth. ll. Vis. LexMa Lgm Liutpr. LLChrII LUÅ Lüb. UB
Abkürzungen Historische Zeitschrift, (Band, Jahr) Islandske Annaler indtil 1578, utg. Gustav Storm, 1888 Íslenzk fornrit, Rvík 1933 ff Institutiones Justiniani Jorda balkær Jahrbuch für die Geschichte Osteuropas Tidskrift utg. av Juridiska Föreningen i Finland Jämtlands och Härjedalens Diplomatarium I, II, Östersund 1943/85 Járnsija Jónsbók Island; isländisch Jyske Lov København Karolinska förbundets årsbok König Konunga balkær Konungs skuggsjá Kyrkobalkær Kulturhistoriskt Lexikon för nordisk medeltid Köpmåla balkær Knuts weltliche Gesetze Kaupabálkr Kristiania Kristindómsbálkr, Kristnubalkær Kristoffers landslag Kungliga vetenskapsakademiens handlingar Kvennagiptingar Kyrkohistorisk Årsskrift, Uppsala 1900 ff lex lateinisch Lateranense Landabrigji loco citato Liv-, Est- u. Curländisches Urkundenbuch Lexikon d. Kirchengeschichte Lieferung liber Landsleigubálkr leges Grimvaldi leges Henrici leges Liutprandi lex Rothari leges Visigothorum Lexikon des Mittelalters, Lachen 1978–1998 Laghman Liutprant Landslov Christians II. Lunds universitets årsskrift Lübisches Urkundenbuch
Abkürzungen m. Mb mdän. MELL MEStL MGH MGHUHL mhd. mnd. Mh MIS
XXXIII
maskulin af mandrapi mitteldänisch Magnus Erikssons Landslagh Magnus Erikssons Stadslagh Monumenta Germaniae historica, Berlin 1826 ff MGH, Urkunden Heinrichs des Löwen mittelhochdeutsch mittelniederdeutsch Manhelgis balkær, Mannhelgi Meddelanden från Institutionen för nordiska språk vid Stockholms universitet MLB Magnus Lagaböters Bylov MLL Magnus Lagaböters Landslov mlat. mittellateinisch mnd. mittelniederdeutsch MRA Meddelanden från Riksarkivet N. Note NBL Norsk Biografisk Leksikon (Kristiania 1923 ff) Necrol. necrologium N. F. Neue Folge (Ny Följd) NGL Norges Gamle Love I–V, Kra., 1846–95 NGL, II. Rk. Norges Gamle Love, anden Række (1388–1536) NHT (Norsk) Historisk Tidsskrift, Kra. 1871 ff NoB Namn och Bygd, Uppsala 1913 ff NoK Natur och kultur Nok Nordisk kultur Nr. Nummer NS New Series NT Nordisk tidskrift NTBB Nordisk tidskrift för bok- och biblioteksväsen, Stockholm/Uppsala, 1914 ff NTT Norsk teologisk tidskrift, Kristiania 1900 ff O Orbodemål ÖgL Östgötalagh o. O. ohne Ort ostfi. ostfinnisch pact. Sal. pactus legis Salicae or. perg. original pergament p. page PHT Personhistorisk tidskrift pr. principium PSS Privilegier, Resolutioner och Förordningar för Sveriges Städer, I (1251–1523, Stockholm 1927 RA Svenskt Riksarkiv in Stockholm Rb Rättegångs balkær, Rättlösabalkær REA Registrum ecclesiae Aboensis eller Åbo domkyrkas svartbok, Hfors 1890 Reg.Norv. Regesta Norvegica REO Records of the Earldom of Orkney 1299–1614, Bd. 7 (1914)
XXXIV RGA1 RGA2 Rigslovg. Rk. Rn. RPB Rsb Rvík russ. S.; SS s. Saxm. Sb SBL Sc SD SD SDHK-Nr. SdmL SEHR SFS SFSS SFT SGL SHT SHVL SHVU Sjæll. SKB SjKL SJT Skb SkL SkKL Slb SLL Smål. SmL SMR SNF SOL SRA SRP SRS SSEÅ SSÍ SSR StLChrII
Abkürzungen Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1. Auflage, 1911 ff Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Auflage, 1973–2008 Rigslovgivning Række (Reihe) Randnummer Svenska Riksarkivets Pergamentsbref Radstuffu balker Reykjavík russisch Seite, Seiten siehe Saxmund Saramals balkær Svenskt Biografiskt Lexikon Scandia, Sthlm 1928 ff schwed. schwedisch Sonderdruck Svenskt diplomatarium från och med år 1401 Svenskt Diplomatarium, Huvudkartotek-Nr. Södermannalagh Scandinavian Economic History Review Skrifter utg. av Fahlbeckska stiftelsen Samlingar utg. av Svenska fornskriftsällskapet Svenska fornminnesföreningens tidskrift Samling af Sweriges gamla lagar, utg. H. C. Collin/C. J. Schlyter, I–XIII, Lund 1827–77 (Svensk) Historisk tidsskrift, Sthlm 1881 ff Skrifter utg. av Humanistiska vetensskapssamfundet i Lund Skrifter utg. av Humanistiska vetensskapssamfundet i Uppsala Sjælland Kunglika biblioteket, Stockholm Sjællandske Kirkelov Svensk juristtidning, Sthlm 1916 ff Skipmala balkær Skånske Lov, Skånelagh Skånske Kirkelov Slagsmålbalkær Svenska Landskapslagar, ed. Holmbäck/Wessén Småland Smålandslagen Svensk medeltidsregester 1434–1441, ed. Sven Tunberg, Stockholm 1937 Studier i nordisk filologi Svenskt Ortnamnslexikon Svenska Riksarkivet Svenska Riks-Archivets pergamentsbref, Bde I–III (1866/68/1872) Scriptores rerum Suecicarum I–III, Uppsala 1818–76 Samfundet St. Eriks årsbok Safn til sögu Íslands (Kbh & Rvík 1856 ff) Skrifter utg. av Svenska Riksarkivet Stadslov Christians II.
Abkürzungen SvLSS ST STb Sthlm STK StvT SUGNL Svb SvJT Svlb SVSL SVT Tb TfR Tfb Tgb Thule TRE u. a. Ub UFT UL ULB ULL Upps. Urb utg. UUÅ v. VAAH VHAAÅ Vald.jordeb. Vap Vb VFT vgl. VgL I VgL II VgL III VgL IV VgL V Vinsb VmL VO VS V.sjæll.L VSLÅ
XXXV
Skrifter utg. av Svenska litteratursällskapet i Finland, Helsingfors 1866 ff Sverges Traktater med främmande magter Stockholms stads tänkeböcker Stockholm Svens teologisk kvartalskrift Stasvetenskapslig tidskrift Samfund til udgivelse af gammel nordisk Literatur Registrum ecclesiae Aboensis eller Åbodomkyrkas svartbok, Hfors 1890 Svensk Juristtidning Saramala balkær mep vilia Skrifter utg. av Vetenskapssocieteten i Lund Svensk tidskrift Tjuva balkær, Tyvebolken Tidsskrift for Retsvitenskap, Kristiania 1888 ff Tingfarebolken Tingbalkær Altnordische Dichtung und Prosa, s. Lit. Verz. Niedner/Neckel, S. 735 Theologische Realenzyklopädie 1976 ff unter anderem Vt giærpæ bolker Upplands fornminnesföreningens tidskrift Uplandslagh Entwurf des bylovs Christians II., nach: Ms. Uldall 255, 4°, S. 65r–106v, Kbh Entwurf des Landrechts Christians II. nach Ms. Uldall 255, 4°, S. 4r–63v, Kbh. Uppsala Urbotamal utgave; utgåva; utgiven etc. Uppsala Universitets Årsskrift, Uppsala 1861 ff von Kungliga Vitterhets-Historie och Antikvitetsakademiens handlingar Kungliga Vitterhets-Historie och Antikvitetsakademiens årsbok Valdemars jordebog, udg. S. Aakjær, Kbh. 1926–45 Uapa mal ok sara mal Vådamålsbalken Västergötlands fornminnesföreningens tidskrift vergleiche äldre Västgötalagh yngre Västgötalagh Västgötalagh, Lydekini Excerpter Västgötalagh, Statuta generalia Västgötalagh, Additamenta Uinsorpa balkær Västmannalagh Verordnung Af vapæ sarum (VgL I); Af vapæsarum bolkær (VgL II) Valdemars sjællandske Lov Vetenskapssocieteten i Lund Årsbok
XXXVI VStL VSWG VuF YR YVgL Wb westfi. Zs. ZverglRW Pgb Pfb Pjb Psk
Abkürzungen Visby stadslag Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Vorträge und Forschungen, hrsg. v. Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte Yngre Redaktion (af V.Sjæll.L) Yngre Västgötalagen Wipærbo balkær westfinnisch Zeitschrift Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft Pingmala balkær Pingfarabálkr Pjófabálkr Pegnskylda
Einleitung
Allgemeines
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A. Allgemeines Das mittelalterliche nordische Recht wird gewöhnlich – wie die skandinavischen Sprachen – eingeteilt in westnordisches und ostnordisches. Zum westnordischen Recht gehört nicht nur das Norwegische1, sondern – wegen der Besiedelung Islands von Norwegen aus – auch das Isländische und Grönländische2, ferner das Recht der Orkneys, Shetlands, der Färöer, der Hebriden, der Insel Man und Irlands3. Zum ostnordischen Rechtsbereich zählen das dänische Recht4 und das schwedische5. Beide haben jedoch – wie das norwegische Recht – einige Erweiterungen erfahren. So gehört zum Einflußgebiet dänischen Rechts auch das englische Danelag (ae. denalagu)6 sowie das Recht der Normandie7, und das schwedische Recht ist auch in Finnland8 heimisch geworden. Alle diese frühen Rechte waren zunächst mündlich überliefert worden, doch begann im 12. und 13. Jahrhundert allgemein die Aufzeichnung der Rechtsquellen, zunächst des kanonischen Rechts, dann aber bald auch der weltlichen Rechte9. Diese sogenannte Rechtsbücherzeit ist nicht auf Skandinavien beschränkt, sondern eine gemeineuropäische Erscheinung, welche die Kirche in Skandinavien, wie sich gezeigt hat, maßgeblich angestoßen und unterstützt hat. Die heute gängige Unterscheidung zwischen Rechtsbuch (als Privatarbeit ohne öffentlichen Auftrag)10 und Gesetzbuch (als Aufzeichnung eines Gesetzgebungsaktes) war dem Mittelalter unbekannt, erst das 19. Jahrhundert hat sie an die Quellen herangetragen. Aber sie ist 1 2 3 4 5 6 7 8 9
S. näher unten, 1. Kapitel, S. 107–212. S. näher unten 2. Kapitel, S. 213–279. S. näher unten, 1. Kapitel, XI, XII, XIII, S. 185–212 S. näher unten, 3. Kapitel, S. 281–366. S. näher unten, 5. Kapitel, S. 383–619. S. näher unten, 3. Kapitel, K, S. 362–366. S. näher unten 4. Kapitel, S. 367–381. S. näher unten 6. Kapitel, S. 621–665. Vgl. Sten Gagnér, Gesetzgebung, z. B. S. 288 ff; 314 ff; Hanna Vollrath, Gesetzgebung, in: HJ Bd. 99 (1979), S. 28–54; dieselbe, orale Gesetze, in: HZ, Bd. 233 (1981), S. 571–594; Bernd Kannowski, Art. Aufzeichnung des Rechts in: HRG2, Bd. I, Sp. 347–355. 10 Vgl. Dietlinde Munzel, Art. Rechtsbücher, in: HRG1 Bd. IV (1986), Sp. 277–281 (278).
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Einleitung
nur bedingt hilfreich und möglicherweise unbedeutend11, weil sich häufig beide Typen von Rechtsaufzeichnung mischen. Rechtsquellen des Nordens sind uns in bedeutender Anzahl – wenn auch örtlich in unterschiedlicher Dichte – überliefert. Im Nachfolgenden wird versucht, diese Rechtsquellen in ihrer Entstehungsart, Datierung, ihrem Geltungsbereich und ihrer inhaltlichen Besonderheit darzustellen. Man muß sich jedoch von der Auffassung12 freimachen, die nordischen Quellen enthielten überwiegend altnordisches Recht aus der vorchristlichen Zeit. Wie gleich zu zeigen sein wird, hat das Christentum, die Kirche und ihr kanonisches Recht erheblichen Einfluß auf Inhalt und Gestaltung des nordischen Rechts ausgeübt.
11 Vgl. Lars Arne Norborg, källor, S. 80; Gudmund Sandvik meint, die norwegischen Landschaftsrechte seien zum Gebrauch der politischen Zentralorgane aufgezeichnet worden (in: Bloch/Helle/Kiil/Sandvik, S. 7); und Ole Fenger, Romerret, S. 55–59 sieht in ihnen eine Bestandsaufnahme des jeweilig geltenden (alten und neuen) Rechts. Auch Mia Korpiola, canon law, S. 205, unterscheidet ältere und jüngere Teile der Landschaftsrechte. 12 Diese Auffassung vor allem bei Karl v. Amira, Zweck (1876), S. 30; derselbe, NOR, Bd. I, S. 10 ff; Bd. II, S. 1 ff; vgl. Jörg Müller, Rügeverfahren, S. 273 ff, abgemildert in: Amira/Eckhardt, Rechtsdenkmäler, Bd. I, 4. Aufl. (1960), S. 82 ff.
Allgemeines
Karte 1: Die Reichsgrenzen, Quelle: Herluf Nielsen/Jan Liedgren/Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 203–206.
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Einleitung
B. Zugänglichkeit der Quellen Vor allem das 19. Jahrhundert hat bei der Erschließung mittelalterlicher skandinavischer Quellen Erhebliches geleistet. Diese Forschungen sind bis zur Gegenwart fortgesetzt worden; vor allem einheimische skandinavische Gelehrte haben sie vorangetrieben. Deshalb muß man in der jeweiligen Nationalliteratur stöbern, um ihre Werke zu finden. Nun ist der europäische Austausch von Forschungsergebnissen bereits im 19. Jahrhundert recht umfangreich gewesen. Deshalb sind die nationalen Quellenausgaben auch nach Deutschland gelangt. Dort sind sie jedoch unterschiedlich gesammelt worden.
I. Rechtsquellen Was zunächst die Rechtsquellen angeht, so sind die großen Sammlungen aus Norwegen/Island, Dänemark und Schweden in die meisten Universitätsbibliotheken, beziehungsweise in die einschlägigen Seminarbibliotheken gelangt. Allerdings kenne ich – außer Kiel – keine deutsche Universitätsbibliothek, die Skandinavien zu ihrem Hauptsammelgebiet gemacht hätte. Es gibt gewisse Schwerpunkte (Hamburg, Göttingen, Münster, Köln, München) während die anderen Bibliotheken dem Norden ferner stehen. Vor allem ist die rechtshistorische Sekundärliteratur nur vereinzelt in nennenswertem Umfang verfügbar. Das erschwert in Deutschland die wissenschaftliche Arbeit an der skandinavischen Rechtsgeschichte ungemein.
II. Urkunden Die Zugänglichkeit der Urkunden war lange weit weniger ausgeprägt als die der Rechtsquellen: Die Diplomatarien der skandinavischen Länder sind meist nur von speziellen Seminarbibliotheken mit skandinavischem Interesse bezogen und gesammelt worden. Dieser Zustand hat sich erfreulicherweise im Zeitalter des Internet grundlegend geändert. Außer den alten Teilen des Diplomatarium Danicum (bis 1400) sind inzwischen alle Diplomatarien digitalisiert und im Internet verfügbar:
Zugänglichkeit der Quellen
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Die norwegischen Urkunden sind umfänglich gesammelt im Diplomatarium Norvegicum13, nachgewiesen in den Regesta Norvegica14 und im Internet verfügbar. Das Diplomatarium Islandicum ist nicht nur als Druckausgabe in 15 Bänden zwischen 1857 und 1950 veröffentlicht worden, sondern auch im Internet einsehbar15. Die mittelalterlichen dänischen Urkunden sind gesammelt im Diplomatarium Danicum16, das bis 1990 in Buchform, seitdem nur noch im Internet erscheint. Die schwedischen mittelalterlichen Urkunden finden sich im Diplomatarium Svecanum, das seit 1829 veröffentlicht wird und 1991 bei Band X (bis 1375) angelangt ist17. Die neuere Serie Svenskt Diplomatarium umfaßt bis jetzt die Jahre 1401–1420 in drei Bänden und einem Supplement18. Als Appendix hat Ludvig Magnus Bååth in den Jahren 1936–1957 herausgegeben: Acta Pontificum Suecica I: Acta Cameralia, vol. I, II für die Jahre 1062–1492. Die ganze Reihe ist jetzt auch im Internet verfügbar19. Das Diplomatarium Fennicum (Finlands Medeltidsurkunder)20 ist ebenfalls digitalisiert und ins Internet gestellt21, leider ist das Registrum ecclesiæ Aboensis oder Åbo domkyrkas svartbok22, zwar neugedruckt, aber bisher nicht digitalisiert worden.
13 Diplomatarium Norvegicum, Bd. I–XXII, Christiania 1847 – Oslo 1991; Internet: >http://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/diplom_felt.html< 14 Regesta Norvegica, Bd. I – VI, Oslo 1989–1993. 15 Diplomatarium Islandicum im Internet: >http://www.heimildir.is/ugla. php?verk=fornbrhttp://dd.dsl.dk/http://www.ra.sera/diplomat.htmlhttp://www.ra.se/ra/diplomat.htmlhttp://193.184.161.234/DF/df/phphttp://www.heimskringla.nowww.Septentrionalia.nethttp://home.sol.no/~perj/komdiv.htmlhttp://www.britannica.com/bcom/eb/article/6/0,5716,109066+1+http://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/diplom_felt.htmlhttp://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/diplom_felt.htmlhttp://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/regesta_felt.htmlwww.althingi.is/lagas< in Abschnitt IV (Mannheiligkeit und Frieden): c. 8; 13; Abschn. V (Hochzeit und Erbe): c. 12; 13; 30; Abschn. VII (Landpacht): c. 6; 16f; 20–25; 32; 36; 38f; 42f; 52; 57f; Abschn. VIII (Kauf): c. 16f [Abschn. VII u. VIII i. Ges. v. 1. Febr. 2010
Rechtsquellen
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4. Inhalt Nach einem Prolog beginnt das Gesetzbuch (nach der Ausgabe von Ólafur Halldórsson) I. mit dem Pingfarar bálkr (dem Thingfahrerrecht), das neun Kapitel umfaßt. Es folgt II. der kristinsdóms bálkr mej konunga erfjatali (das Christenrecht mit dem königlich festgelegten Erbgang, in zwölf Kapiteln), III. die konungs pegnskylldu (die Untertanenpflicht, in drei Kapiteln), IV. die mannhelgi (die Mannheiligkeit, in dreißig Kapiteln)298, V. die kvennagiptingar mej almenniligum erfjum (das Ehe- und Erbrecht, in fünfunddreißig Kapiteln), VI. der landsbrigja bálkr (der Landeinlösungsabschnitt, in zwölf Kapiteln), VII. landsleigu bálkr (der Landpachtabschnitt, in einundsiebzig Kapiteln), VIII. kaupabálkr (der Kaufrechtsabschnitt, in achtundzwanzig Kapiteln), IX. farmannalög (das Seefahrergesetz, in achtundzwanzig Kapiteln), X. pjofabálkr (der Diebsabschnitt, in dreiundzwanzig Kapiteln). Den Schluß bilden drei Réttarbœtr (Rechtsbesserungen, von 1294, 1305 und 1314299 und die Leyfi Viljálms kardinalis ok páfa (die Gesetze des Kardinals Wilhelm v. Sabina von 1247, bestätigt von Papst Innozenz’ IV.). Streit ist entstanden über das Alter der Kapitel fünf (Hvat lögaurar eru mönnum) und sechs (Fjárlag almenniligt á vár) im Kaufrecht, die im wesentlichen mit Grágás Ib, c. 246 (vgl. c. 221)300 übereinstimmen. Der Herausgeber des Diplomatariums Islandicum301 hält sie für eine spätere Interpolation, die auf einem Beschluß von ca 1280 beruhe. Da aber aus § 30 der réttarbót vom 2. Juli 1294302 und der Árna saga biskups, c. 28f, 31 hervorgeht303, dass die Kapitel 5 und 6 des Kaupabálkr304 schon im ursprünglichen, dem Allthing 1281 vorgelegten, Vorschlag enthalten waren, gehen beide auf bedeutend älteres Recht zurück305. Bei
298 299 300 301 302 303 304 305
>http:/www.althingi.is/lagas138a/1281000.400.htmlhttp://www.heimildir.is/ ugla.php?verk=fornbrhttp://dx.doi.org/10.1126/science.282.5387.268http:// www.dd.dsl.dk< 567 Der dänische Titel von Kristian Erslevs Ausgabe lautet: „Fortegnelse over Danmarks Breve fra Middelalderen“. 568 Die von William Christensen herausgegebene zweite Reihe [II. Række] ist im Literaturverzeichnis S. 748, „Repertorium Diplomaticum …“ verzeichnet. 569 Annales Danici Medii Aevi, ed. Ellen Jørgensen, Heft 1, København 1920. 570 Danmarks middelalderlige Annaler [DMA], ed. Erik Kroman, København 1980. 571 Bullarium Danicum. Påvelige Aktstykker vedrørende Danmark 1198–1316, udg. red. Alfred Krarup, 2 Bde, København 1931/32.
Urkunden
361
fentlicht hat572. Eine wichtige Quelle für die mittelalterlichen dänischen Grundstücksverhältnisse stellt König Waldemars Jordebog dar573, das Svend Aakjær in den Jahren 1926–1945 mit ausführlichem Kommentar herausgebracht hat. Wichtige Aufschlüsse über die mittelalterlichen Personen gewährt das von Lauritz Weibull 1923 in Lund herausgegebene Necrologium Lundense574.
572 Gertz, Martin Clarentius (Hg.), Scriptores minores historiæ Danicæ medii ævi, Bd. I, II, København 1918–22. 573 Kong Valdemars Jordebog, Bd. I: Text, Bd. II: Kommentar, udg. af Svend Aakjær, København 1926–1945. 574 Necrologium Lundense, ed. Lauritz Weibull, Lund 1923.
362
Dänemark
K. Das englische Danelag I. Die dänische Landnahme in England Parallel zu den Norwegern stießen auch die Dänen nach England vor, verwüsteten Jarrow, Morganwg (Südwales), Kintyre (Isle of Man), Monkwearmouth/Sunderland, Iona (795) und griffen auch irische Orte an, stießen aber 811 in Ulster und 812 in Connaught und Kerry auf harten Widerstand. Seit der Mitte des 9. Jhs. fielen die Dänen vermehrt in den Süden und Osten Englands ein575. Sie besetzten Deira, einen Teil Northumbriens und wenig später Ostanglien, dessen Land sie unter sich verteilten576. Während 870 die Eroberung von Wessex mißlang, setzten sie sich 874 in Mercien fest und begannen diese Gebiete zu kolonisieren, die später Denelagu (Danelag, Danelaw) hießen577. Seit 877 entstand in Ostanglien, um die ‚Five Boroughs‘ Lincoln, Stamford, Leicester, Nottingham und Derby ein weiteres Dänenreich. Es wurde nicht nur von Dänen, sondern teilweise auch von Norwegern besiedelt, worauf Ortsnamen wie Normanby oder Normanton hindeuten, wer im einzelnen siedelte, ist jedoch nicht immer sicher auszumachen578. Alfred dem Großen (871–899 (901?) gelang es bis 899, Südengland und London zurückzugewinnen und als Südgrenze des Danelagh den Lauf der Themse bis zur Einmündung des Lea zu vereinbaren579. Beim Tode Afreds des Großen waren die Grenzen der englischen Counties noch nicht völlig klar, aber eine verläßliche Einteilung verzeichnet in der ersten 575 Vgl. Simon Keynes, Die Wikinger in England (um 790–1016), in: Peter Sawyer (Hrsg.), Die Wikinger, übers. v. Thomas Bertram, Darmstadt 2000, S. 60 ff. 576 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 644. 577 Vgl. Frank Merry Stenton (Hrsg.), Documents illustrative of the social and economic history of the Danelaw, London 1920; Cyril Hart, Danelaw, S. 6 ff mit Karte 1.1, S. 9; Hanna Vollrath, Angelsachsen, in: VuF, Bd. XLI, 1 (1993), S. 317–337 behandelt die frühe Landnahme nach 410–514; Rüdiger Fuchs, Landnahme, in: VuF, Bd. XLI, 2 (1994), S. 95–128 (108 ff); vgl. jetzt Dawn M. Hadley, Danelaw (2008), S. 375–378. 578 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 648. 579 Vgl. den nicht datierten Vertrag zwischen Alfred dem Großen und Gujrum von etwa 880–886), vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 644; Simon Keynes, England, S. 66 ff; Ralf H. C. Davis, Alfred; Cyril Hart, Danelaw, S. 7 f.
Das englische Danelag
363
Karte 12: Das Danelag, ca 910, Quelle: Heinrich Beck/Henry Royston Loyn, Art. Danelag, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 229.
364
Dänemark
Hälfte des 12. Jahrhunderts der Mönch Simeon aus Durham († ca 1130)580 für das Danelag: Es sind die 15 Shires Yorkshire, Nottinghamshire, Derbyshire, Leicestershire, Lincolnshire, Northamptonshire, Huntingdonshire, Cambridgeshire, Bedfordshire, Norfolk, Suffolk, Essex, Herfordshire, Middlesex und Buckinghamshire.
II. Die weitere Entwicklung Auch das 10. Jh. sieht die Dänen auf dem Rückzuge: Bis 927 verloren sie Northumbrien, bis 954 York, siedelten aber gleichwohl im Danelag unter englischer Herrschaft weiter. Aepelred II. (the Unready, der Ratlose, 978–1016) konnte die seit 980 verstärkten Däneneinfälle nicht abwenden, obwohl er seit 1013 in ganz England das sogenannte Danegeld erhob (die erste Steuer dort). Im selben Jahr wurde er vom Thron vertrieben und die englischen Großen beriefen Sven Gabelbart (König in Dänemark 987–1014, in England 1013/14) an seiner Statt581. Nachdem dieser in der Seeschlacht bei Svöldr (1000) Olaf Tryggvason besiegt und sich zum König über Dänemark und Norwegen aufgeschwungen hatte, griff er seit 1002 England an und zwischen 1013 und 1042 beherrschten er und nach ihm sein Sohn Knut der Große (1018–36) und seine Enkel Harald Hasenfuß (1037 – 40) und Hardeknut (1040–42) das Land. Die Grenze des Danelags ergibt sich aus den Gesetzen Edwards des Bekenners, aufgezeichnet etwa 1135: Es war die Wætlinga Street (Watling Street) und jenseits davon acht Meilen nach Westen. Sie zieht sich in nordwestlicher Richtung von London bis Tamworth, schlägt dort einen Haken bis Shrewsbury und wendet sich dann nordwärts bis Chester582. Im Norden ging die Grenze bis zum Tyne, im Westen bildeten die Berge wohl eine natürliche Grenze, weshalb Staffordshire, Lancashire und Cheshire nicht zum Danelag gehörten583. Es bestand also aus den shires Norfolk, Suffolk, Essex, Cambridge, Hertford, Huntingdon, Northampton, Bedford, Lincoln, Nottingham, Derby, Leicester, York sowie teilweise Buckingham und Stanford (jetzt: Rutland). Cyril Hart584 unterscheidet Eastern Danelaw (Norfolk und Suffolk), Southern Danelaw (Buckinghamshire, Middlesex, 580 Symeonis opera, ed. Thomas Arnold, vol. II, S. 393; vgl. Cyril Hart, S. 8. 581 Vgl. Kurt Kluxen, England, S. 18 ff. 582 Vgl. die Karte oben S. 363 u. bei Henry Royston Loyn, Art. Danelag, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 229. 583 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 644, mit Karte Sp. 646. 584 Cyril Hart, S. 8–19 mit Karte 1. 1., S. 9.
Das englische Danelag
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Hertfordshire und Essex), Outer Danelaw (Bedford, Huntingdon, Cambridge und Northampton), the five Boroughs585 (Leicester, Derby, Lincoln, Nottingham und Stamford) sowie Northern Danelaw (Yorkshire). Mit der Wahl Edward des Bekenners 1042 zum König endete die dänische Herrschaft dort. Spätere Rückeroberungsversuche (1069, 1075, 1086) scheiterten.
III. Dänisches Recht in England? Die dänischen Siedler im Danelag „were illiterate pagans“586, die kein geschriebenes Recht mitgebracht hatten. Gleichwohl war der skandinavische Einfluß auf das Danelag bedeutend, wie sich an Lehnworten, Ortsnamen587, und auch an der Übernahme skandinavischer Rechtsinstitute588 erkennen läßt: So war z. B. Yorkshire und ein Teil von Lincolnshire eingeteilt in ridings, was sich aus thrithing, dem anord. prijjungr (Drittel) entwickelt hat. Die ridings hatten jeweils ein eigenes Thing und dienten der Selbstverwaltung, wie sich aus dem Domesday Book ergibt589. Sie wurden bald eingeteilt in wapentakes (ags. wæpentac, anord. vápnatak (Beifall mit den Waffen); das Wort ist im Englischen sowohl ein Unterbezirk des ridings (mit unterstem Gericht) als auch die Versammlung, die ihn repräsentiert. Sie erschienen zuerst 962 in den Gesetzen König Eadgars von 962/63590, später in den Gesetzen (vornehmlich im Wantage Code) König Æthelreds II.591, aus denen folgt, dass es in den five Boroughs die wirtschaftliche Grundeinheit war. Es entspricht dem hundred im übrigen England. Das Ackerland war nicht in englische hides, sondern in ploughlands eingeteilt592, und die Stände samt ihrem Wergeld richteten sich nach skandinavischem Recht. In den fünf Boroughs tagte ein ge585 Vgl. die Karte 1. 4 bei Cyril Hart, S. 17. 586 So: Cyril Hart, S. 4. 587 Vgl. Kenneth Cameron, Place-Name Evidence for the Anlgo-Saxon Invasions and Scandinavian Settlements, in: English Place-Name Society, 1975. 588 Vgl. dazu Heinrich Beck, Art. Danelag, Sprache und Namen, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 230–234, mit Karte S. 232; Ole Fenger, The Danelaw and the Danish Law, Scandinavian Studies in Law 1972, S. 85–96 und die Beispiele bei Cyril Hart, S. 20 ff. 589 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 646f; Cyril Hart, der S. 21 die Shire-customs von Nottinghamshire und Derbyshire (tempore Regis Eadwardi, Domesday book fol. 280b; fol. 336b und fol. 298b) mitteilt; vgl. R. Welldon Finn, Domesday Book (1963). 590 Liebermann, Eadgar IV, Bd. I, S. 210; vgl. derselbe, Bd. II, Art. wæpentac, S. 235; Herluf Nielsen (wie Fn. 589); vgl. Cyril Hart, S. 281 ff. 591 Der Wantage Code Æthelreds II. (von 981–1012; 997 [ ? ]) bei Felix Liebermann, Bd. I, S. 228–232. 592 Vgl. Cyril Hart, S. 288–293: „The Hide, the Carucate and the Ploughland“.
366
Dänemark
meinsames Landsthing, dem des Königs reeve vorsaß, ferner ein Thing in jedem Borough, das ein lageman leitete und vapentake courts593. Die Thinge verhängten Bußen wegen Missetaten, die zur königlichen Urteilsmacht gehörten, insbesondere für Bruch des Königsfriedens, Verwundungen auf Landwegen und für Angriffe im Haus, deren Höhe sich nach dem Rang des Täters richtete. Doch waren sie so hoch, dass ein Einzelner sie kaum entrichten konnte, sondern ein ganzer Bezirk dafür aufzukommen hatte. Für geringere Vergehen verhängten sie lahslit594. Ein anderes Bußsystem skandinavischen Ursprungs findet sich in Æthelreds II. Wantage Code595, der für die fünf Boroughs galt. Hier war Währungseinheit der ora (anord. öre), wobei acht orae eine Mark waren. Aus dem Code folgt auch, dass das Gericht aus jedem vapentake zwölf führende Männer zu Geschworenen (pegnas)596 auswählte. Sie mußten schwören, weder Unschuldige anzuklagen noch Schuldige zu schützen. War Einstimmigkeit nicht möglich, so galt der Spruch von acht Mitgliedern, also der Mehrheit597, während jeder der überstimmten Vier eine halbe Mark büßen sollte. Eine geschlossene Aufzeichnung des skandinavischen Rechts im Danelag ist nicht überliefert598. Dies ist auch nicht weiter verwundertlich, denn bereits König Eadgar bestimmte in seinem vierten Gesetz, that „secular rights should be in force among the Danes according to such good laws as they best decide on“599. Da die eingewanderten Dänen und ihre Nachkommen sich sozial anpaßten und durch Heirat mit den eingeborenen Engländern verbanden, war es praktisch unmöglich, nach mitgebrachtem dänischen Recht und gesondertem Gesetzbuch zu leben600. Das erklärt, warum dänisches Recht in England nicht als geschlossene Aufzeichnung existierte. 593 Die vapentake courts sind erwähnt in Æpelreth, Wantage Code, III, 3, 1, bei Felix Liebermann, I, S. 228 f. 594 Lahslit ist eine Rechtsbruchbuße, die aus 12 Oran bestand, vgl. Felix Liebermann, Bd. II, S. 130, Art. lahslit. 595 Zu Æthelreds II. Wantage Code (von 981–1012; 997?) s. Felix Liebermann, Bd. I, S. 228–232; vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 646f; Auszug bei Cyril Hart, S. 20 f. 596 Zu pegnas (genannt in Felix Liebermann, Æthelred, III, 3, 1), S. 228f, vgl. derselbe, Bd. II, Art. pegnas, S. 218 f. 597 Vgl. James Tait, The medieval English Borough, 1936; Susan Reynolds, An introduction to the history of English Medieval Towns, 1977. 598 Vgl. Henry Royston Loyn, Art. Danelag, the Danelaw, in: RGA2, 5 (1984), S. 228–230 mit Karte S. 229. 599 So in: English Historical Documents, vol. I, ca 500–1042 (1979), S. 434–437; vgl. Dawn M. Hadley, Vikings, S. 67; Niels Lund, Danelaw S. 181–195. 600 Vgl. Susan Reynolds, Anglo-Saxons, in: Journal of British Studies, Bd. 24 (1985), S. 395– 414 (411); Dawn M. Hadley, Vikings, S. 67 ff; Matthew Innes, identities (2000), S. 65–88.
4. Kapitel Normandie
Die normannische Landnahme
369
A. Die normannische Landnahme I. Wikingereinfälle auf dem Kontinent Um 800 begann der dänische König Godfred in Friesland zu heeren. Mit seinem Nachfolger Hemming schloß Karl der Große zwar Frieden und Ludwig der Fromme wies 815 Harald Klak Rüstringen/Unterweser als Lehen zu, dennoch wurde ab 834 Dorestad (jetzt: Wijk bij Duurstede) und die holländisch-belgische Nordseeküste Ziel von Überfällen1. Die Normannen (teils Dänen allein, teils vereint mit Norwegern) fielen in der Folge in das Fränkische Reich ein2, fuhren raubend und brennend die Seine und andere nordfranzösische Flüsse hinauf, und 845 verwüstete Ragnar (Lodbrok?) Paris. Auch fernerhin blieben Friesland und Westeuropa normannischen Angriffen ausgesetzt, die sich noch ausweiteten. Zwischen 878 und 891 suchte ein großes Heer Frankreich, Belgien, Flandern sowie Westdeutschland heim und plünderte unter anderem Köln, Koblenz, Trier, Aachen sowie das Kloster Prüm/Eifel3. Erst am Ende dieses Zeitraums stieß es auf entschlossenen Widerstand. Hunger und Krankheit lösten es schließlich auf. Die normannischen Angriffe auf das Frankenreich brachen die bisherige Reichseinheit auf und leiteten künftige Entwicklungen ein, indem aus dem Königtum der Ostfranken später Deutschland, aus dem der Westfranken Frankreich entstand. Das Westfrankenreich zerfiel in viele feudale Fürstentümer – unter ihnen die Normandie – so dass Frankreich politisch zersplittert war. Karl III. (der Einfältige, 898–923) beherrschte nur noch ein kleines Gebiet nördlich von Paris, dessen Mittelpunkt Lâon war4.
1 Vgl. Albert D’Haenens, invasions (1967); derselbe, catastrophe (1970). 2 Vgl. Karl Wührer, Wikingerzüge, § 149, S. 979 ff; Hartmut Harthausen (1966); Lucien Musset, Assaut2 (1971); derselbe, Skandinavier, S. 88–95; Joachim Peeters,Wikinger in: Zs. f. dt. Altertum u. dt. Literatur, Bd. 115, 1986, 1–21; Timothy Reuter (1985), S. 75–94. 3 Vgl. Walther Vogel, Normannen, S. 251 ff. 4 Vgl. Karl Ferdinand Werner, Westfranken (1976), S. 731–783; derselbe, duché (1976), S. 692–709.
Karte 13: Die Normandie, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991,S. 229.
370 Normandie
Die normannische Landnahme
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II. Die Landnahme in Nordfrankreich Im westfränkischen Reich ließen sich die dänischen Normannen seit etwa 890 in der großenteils zerstörten Normandie nieder, nachdem sie unter ihrem norwegischen Anführer Göngu Hrólfr (Rollo, bis 928 o.933) das Seinetal verwüstet hatten. 911 schloß Karl III. mit ihm den halb legendären Vertrag von St. Clair-sur-Epte5 und machte ihn zum Lehnsherrn über Gebiete an der unteren Seine, begrenzt durch die Flüsse Bresle, Epte, Avre und Dives, also das pays de Caux (das heißt die heutigen Départements Seine-Maritime, Eure, Calvados, Manche und teilweise Orne). König Rudolf (923–936) belehnte 924 Wilhelm Langschwert mit dem Bessin (um Bayeux), dem Hiémois (um Falaise) und Maine sowie 933 mit dem Cotentin und Avranchin (um Coutances und Avranches). Diese dreifache Ausweitung des an die Normannen verliehenen Gebietes steht jedoch urkundlich auf schwachen Füßen, weil Flodoard und Dudo von St. Quentin keine genauen Angaben über die Lage der Landzuweisungen machen6. Deshalb dürfte die Normandie, die erst in der Mitte des 11. Jhs. in ihren Grenzen greifbar wird, aus vielen kleinen von den Herzögen unabhängigen normannischen Ansiedelungen entstanden sein, indem eine kriegerische Oberschicht sich unter Verdrängung der fränkischen Adeligen ansiedelte und die Herrschaft übernahm7. Wilhelm der Eroberer hat erst 1051/52 das Alençon, Domfront und das Passais hinzugewonnen. Auch gingen die Herrschaftsrechte der abgelösten karolingischen Grafen nur schrittweise auf die Normannen über. Die Nachfolger Rollos führten den Grafentitel (comes), nannten sich aber auch marchio, marchius (Markgrafen) nach der Mark Rouen8.
5 Vgl. Hans Hattenhauer (1990), S. 9 f. 6 Vgl. Reginald A. Brown (2004), S. 21; John le Patourel, Norman Empire (1976), Kap. 1; anders jetzt: Eleanor Searle, Dudo (1984), S. 119–137, wonach Dudo nur über die Obernormandie berichtet und die Normannen dort erst 966 durch norwegischen Zuzug ihre von den Franken stark bedrängte Stellung festigen konnten. 7 Vgl. John Le Patourel, S. 12; 281 ff; David Bates, Normandie (1982). 8 Vgl. Fauroux/Musset, Recueil, S. 49f; Lucien Musset, Invasions (1965), S. 162.
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B. Ausbreitung des Christentums I. Allgemein Das 10. Jahrhundert wird fast nur durch Dudo von St. Quentin erschlossen, auch archäologische Funde sind selten, aber seit der Mitte des 11. Jahrhunderts fließen die normannischen Quellen reicher9. Sie sind Zeichen wachsender Schriftkultur. Auch Ordericus Vitalis oder Gilbert Crispins Leben des Herluin sind hier zu nennen10. Die Normannen wurden bald romanisiert und verloren weitgehend ihre Muttersprache Dänisch11. Sie waren sehr anpassungsfähig, deshalb wuchs die Normandie schnell in das französische Umfeld hinein und wurde bald ein Teil Frankreichs. Kern der Normanitas war das Christentum. Die Bekehrung Rollos war nicht nur Voraussetzung für den Vertrag von 911, auch in der Folge ist die normannische Kirche Teil der Gesellschaft und Quelle der normannischen Einheit, Identität und Impuls geworden. So war der Schlachtruf der Normannen bei Hastings „Deus aie“ (Gott helfe uns!) und sie eroberten England mit päpstlichem Segen, waren in Süditalien Bundesgenossen des Papstes und maßgebliche Teilnehmer des ersten Kreuzzuges.
II. Klostergründungen Seit dem späten 10. und frühen 11. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung, und bewirkte zugleich einen wirtschaftlichen Aufschwung, zumal die Herzöge den Bauern Privilegien gewährten und sie vor der Leibeigenschaft bewahrten. Seit etwa 1025 gründeten die Herzöge Burgi12, die zur Keimzelle 9 Wilhelm v. Jumièges, Gesta Normannorum ducum; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi; Fauroux/Musset, actes des ducs de Normandie; Mogens Rud, Der Teppich von Bayeux, 3. Aufl. 1999; Frank M. Stenton, der Wandteppich von Bayeux; David M. Wilson, Der Teppich v. Bayeux, 2. Aufl. 2005. 10 Vgl. Joseph A. Robinson (Hrsg.), Gilbert, S. 37; Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus Vitalis2 (2001/06). 11 Dudo, hrsg. Jules Lair, S. 221; Jean Marx (Hrsg.), Wilhelm v. Jumieges (1914). 12 Vgl. Gabriel Fournier, Art. Burgus, in: LexMA, Bd. III, Sp. 1099f; Robert Genestal, bourgage (1900); James Tait, Borough (1968).
Ausbreitung des Christentums
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neuer Städte (zum Beispiel Caen) wurden. Die Wirtschaftsblüte ermöglichte zugleich die Förderung von Kirche und Klöstern13. In der Normandie zeugen vor allem die normannischen Kirchenbauten und Klöster von dem lebendigen Glauben der Normannen. Die Klosterkultur förderten sie als sozialen Faktor und Beispiel für eine bessere Lebensführung. Wilhelm Langschwert erneuerte um 940 das Kloster Jumièges und Richard I. restaurierte zwischen 961 und 963 die Klöster St. Ouen in Rouen, St. Wandrille (Fontanella) an der Seine und den Mont St. Michel nach dem Vorbild von Gent. Richard II. gelang es 1001, den Dijoner Abt Wilhelm von Volpiano zu bewegen, mit seinen Mönchen nach Fécamp überzusiedeln, wo er die benediktinische Klosterreform durchführte. Das Kloster entwickelte sich zum Hauskloster der normannischen Herzöge. Johannes von Fécamp wurde 1028 Wilhelms Nachfolger. Das von Herluin 1034 gegründete Kloster Le Bec wurde unter Lanfranc, der 1042 als Lesemeister dorthin kam, und unter Anselm von Canterbury, seinem Schüler und von 1078–93 dortigem Abt, zur bedeutendsten Pflegestätte der Gelehrsamkeit unter den normannischen Klöstern. Erwähnt zu werden verdienen aber auch die Kirchen in Caen, Cerisy-la-Forêt und Lessay14.
III. Die Bistümer In der Kirche außerhalb der Klöster lassen sich um 990 im Erzbistum Rouen sechs Suffraganbistümer erkennen: Avranches, Coutances (deren Bischöfe erst einige Jahrzehnte später in ihrer Stadt residieren konnten), Bayeux, Sées, Lisieux und Évreux. Reformsynoden auf Provinzial- oder Diözesanebene – vom Herzog einberufen und geleitet15 – formierten die normannische Kirche neu. Es gab kirchliche Gerichtshöfe mit eigenständiger Rechtsprechung, und das kanonische Recht wurde in Studium und Praxis gepflegt. Allerdings blieb die Kirche unter fürstlicher Kontrolle: Die Bischöfe waren zwar im Adel verankert, wurden aber nur ihrer Verdienste wegen ausgewählt und vom Herzog ein- und abgesetzt16.
13 Vgl. Annie Renoux, Art. Normandie (Hochmittelalter), in: LexMa Bd. VI, Sp. 1242. 14 Vgl. Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus Vitalis2 (2001/06), Bd. II, S. 10; Reginald A. Brown, Normannen, S. 32 mit Fn. 10. 15 Vgl. Raymonde Foreville (Hrsg.), Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi; S. 124 f. 16 Vgl. Michel de Boüard, Guilleaume, S. 67, 134 ff.
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C. Der Staat I. Seine Verfassung Rollo und seine Nachfolger bauten in der Normandie einen modernen Lehnsstaat auf17. Sie übernahmen nicht nur das Christentum sondern auch das fränkische Lehnswesen. Rollo verschmolz die Verwandtschaftsbande des nordischen Rechts mit dem fränkischen Lehnrecht und vergab das Land nach dem derart weiterentwickelten normannischem Lehnrecht an seine Großen. Auch stärkte er die Herzogsgewalt, indem er einen ligischen Treuebegriff entwickelte, der keine Doppelvasallität kannte, so dass auch Bündnisse mit benachbarten Herrschern (amicitiae), die seine Vasallen eingingen, ihre Lehnstreue nicht beeinträchtigten18. Auch viele Äbte und Bischöfe gehörten zu den Lehnsleuten, die 1066 das Aufgebot Wilhelms des Eroberers für die Fahrt nach England verstärkten. Der Adel der Normandie stammte meist von Einwandern ab, die der Fürst gefördert, die aber weder Verwandtschaftsbeziehungen noch persönliche Verbindungen zum karolingischen Adel hatten, wenn sie dort nicht einheirateten19. Auch Robert I., ‚der Teufel‘ (1027–35) nutzte das Lehnswesen, um die eigene Autorität zu festigen. Doch das Machtstreben der Adeligen, kenntlich etwa an ihrem Burgenbau, verlieh jetzt dem Lehnswesen eine zentrifugale Tendenz, die sich nach dem Tode Roberts I. im Heiligen Land und während der Minderjährigkeit seines Sohnes Wilhelm (des Eroberers)20, noch verstärkte und sich in vermehrtem Burgenbau und in Aufständen der Barone äußerte. Um dem zu begegnen, stärkte Wilhelm seine Verbindungen zur Kirche, setzte 1054/55 seinen Onkel, den Erzbischof Mauger, mit päpstlicher Billigung 17 Vgl. Dietrich Stichtenoth (1938); Henri Navel, in: Bulletin de la Société des Antiquaires de Normandie LX, 1953, S. 77–120; Ludwig Buisson, Staatsbildung in: VuF, Bd. V (1960), S. 95–184; Jean Yver, Settimane di studi del Centro italiano di Studi sull’alto medioevo 16, Spoleto 1969, S. 299–366. 18 Vgl. Ludwig Buisson, Staatsbildung, in: VuF, Bd. V (1960), S. 120. 19 Vgl. Lucien Musset, aristocratie, in: Essai à la Mémoire de Robert Boutruche, hrsg. v. Philippe Contamine, 1976, S. 71–96. 20 Vgl. Raymonde Foreville (Hrsg.), (1952), Michel de Boüard, Guillaume (1987); David C. Douglas, Wilhelm (1980).
Der Staat
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ab und ersetzte ihn durch Maurilius, einen Mönch aus Fécamp. Auch in die Klöster griff der Herzog ein. So hat Wilhelm den Abt von St. Evroul, Wilhelm de Grandmesnil21, und Lanfranc, den Prior von Le Bec, abgesetzt (dies aber bei Lanfranc später zurückgenommen22. Zugleich festigte er das Lehnswesen, ließ illegale Burgen brechen und überwachte die Bildung von Unterlehen. Allein der Herzog war der comes, da er seine Herkunft bis auf Rollo zurückverfolgen konnte. Darauf, auf seinem riesigen Landbesitz und auf der Persönlichkeit Wilhelms des Eroberers beruhten seine Macht und sein Einfluß und seine Kontrolle der Adeligen, die sämtlich seine Lehnsleute waren. So erreichte er, dass das normannische Lehnswesen seine zentripetale Tendenz zurückgewann und die ihm geschuldete ligische Treue seine Macht vermehrte. Die Lehnsleute waren zugleich berittene Krieger, die Ordericus Vitalis milites nennt23 und die später bei Hastings die schlagkräftige Kavallerie stellten. Die Ritterschaft war ein gesellschaftlicher Status, den die Jungmannen sich in schwerer Lehrzeit verdienen mußten24. Der Ritterschlag war Voraussetzung ihres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstiegs. So herrschte Wilhelm seit 1055 wie ein König im ganzen Land. Ziemlich sicher ist, dass es in der Normandie auch ein Ledungswesen gegeben hat, die es Wilhelm ermöglichte, den Englandzug durchzuführen, jedoch haben sich dazu keine Urkunden gefunden25.
II. Spuren normannischen Rechts Vorhandene lokale Strukturen und einheimisches Recht verschmolzen mit normannischer Gesetzgebung, römischem und kanonischem Recht zu einer neuen Einheit, die sich schließlich in einem Rechtsbuch, den Coutumiers de Normandie niederschlug26, deren erster Teil um 1200 und deren 2. Teil zw. 1218 und 1229 aufgezeichnet wurde. Die Namenforschung hat ermittelt, dass dort ein Thing bestand, das im heutigen Ort Tingland tagte27. Auch einige pagi tragen normannische Namen, so Haga Sarnes und Helganes28. Normannischer Herkunft waren das Recht des Herzogs, jemanden friedlos 21 22 23 24 25 26 27 28
Vgl. Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus, Bd. II, S. 90 ff. Vgl. Joseph Armitage Robinson (Hrsg.), vita Herluini S. 97 f. Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus, Bd. II, S. 90. Fauroux/Musset (Hrsg.), Recueil des Actes, Nr. 2, S. 70); Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus, Bd. II, 40; S. 126; Bd. III, S. 110–112. Vgl. Lucien Musset, Normannica (1997), S. 245–261. Coutumiers de Normandie, ed. Ernest-Joseph Tardif, 2 Bde (1881/96). Vgl. Renaud/Ridel, Le Tingland (2000), S. 304. Vgl. Jean Renaud, Normandy, S. 455.
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zu legen und des Landes zu verweisen (ullac), das auf anord. útlagr zurückgeht29. Auch das Verbot der Heimsuchung (hamfara) ist normannisch. Der Herzog war Inhaber des Strandrechts: Ihm gehörten Schiffswracks, Wale, Delphine und Störe30. Auch das Wort fisigardum verweist auf das schonische fiska garpa31. Heutige Familiennamen wie Dodeman (anord. daujamajr = Todeskandidat) und Floteman (anord. flóttamajr = Flüchtender), sind ebenfalls normannisch32. Kennzeichnend war auch die straffe Verwaltung seines Staates, die sich in einer durchgreifenden Friedensgesetzgebung niederschlug. So verkündete Wilhelm einen Gottesfrieden, der zugleich herzoglicher Friede war. Die Städte erhielten im 11. Jahrhundert weitgehende richterliche, finanzielle und wirtschaftliche Privilegien, jedoch keine politische Selbständigkeit. Auch in der Folge blieben den Normannen ihr Wagemut, ihre Rastlosigkeit, Abenteuerlust und ihr Landhunger gleichsam angeboren. So waren sie unbegrenzt verfügbar33. Wohin sie auch kamen (in die Normandie, nach England, Süditalien, Sizilien, Antiochia), führten sie ihr Lehnssystem ein.
29 Vgl. Jean Renaud, Normandy, S. 455. 30 Das erinnert an JL, III: 61; 62 (DGL, Bd. II, S. 484–488); vgl. Jean Renaud, Normandy, S. 455. 31 Zu schonisch fiska garpa (Fischzaun) vgl. SkL c. 212 (DGL, Bd. I, 1, S. 170f); ASun, c. 123: piscatoria (DGL, Bd. I, 2, S. 638). 32 Vgl. Gillian Fellows-Jensen, in: Namn och Bygd 76, 1988, S. 113–137. 33 Vgl. Lucien Musset, Invasions (1971), S. 256.
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D. Die Normannen in England I. Wilhelm der Eroberer Der englische König Ethelred II (der Unberatene, 979–1016)34 heiratete 1002 in zweiter Ehe Emma von der Normandie. Ihr Sohn, Edward III. ‚der Bekenner‘ (1042–1066), wurde von Earl Godwin von Kent und seinen Söhnen hart bedrängt, die das Land 1051 an den Rand eines Bürgerkrieges brachten. Nach den normannischen Quellen35 hat Edward 1051 den normannischen Herzog Wilhelm als Thronerben anerkannt, was angeblich auch die englischen Großen (auch Godwin) beschworen haben36. 1051 des Landes verwiesen, kehrten Earl Godwin und seine Söhne jedoch im Jahr darauf nach England zurück, und die antinormannische Partei gewann die Oberhand. Viele normannische Verbündete Edwards wurden vertrieben, darunter auch Robert von Jumièges, der Erzbischof von Canterbury. Den Stuhl von Canterbury bestieg Stigand, ein Günstling Godwins, der auf unkanonische Weise erhoben wurde. 1053 starb Godwin und seine Söhne weiteten ihre Machtstellung Edward gegenüber aus. 1064 hat Harold, Godwins Sohn, Wilhelm in der Normandie besucht. Dieser hat ihn dort mit Ehren überhäuft, zum Ritter geschlagen und von ihm den Vasalleneid empfangen37. Dafür stattete Wilhelm ihn mit Besitz und Ämtern in England aus und begann so, seine Lehnsherrschaft dorthin auszudehnen. Statt jedoch die Sache seines Lehnsherren in England zu vertreten, ließ sich Harold am 6. Januar 1066, einen Tag nach dem Tode Edwards, zum König von England krönen. Darauf machte Herzog Wilhelm seinen auch auf Erbrecht 34 Simon Keynes, The Diplomas of King Æthelred ‚the Unready‘ 978–1016: A Study of their Use as Historical Evidence, Cambridge 1980; derselbe, Die Wikinger in England (um 790–1016), in: Peter Sawyer (Hrsg.), Wikinger (2000), S. 82 – 92. 35 Vgl. Guilleaume de Jumièges, Gesta normannorum ducum (1914), S. 132; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis (1952), S. 30; 100; 109; 174 ff (die englischen Quellen schweigen). 36 Vgl. Reginald Allen Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt: Die Normannen (1988, Neudruck 2000), S. 73 ff. 37 Vgl. Guilleaume de Jumièges, Gesta normannorum (1914), S. 132f; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi (1952), S. 100; Ordericus Vitalis, Ecclesiastical History Bd. II, S. 134; Frank Merry Stenton, Wandteppich (1957), Abb. 27.
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gegründeten Thronanspruch gegenüber König Harold formell geltend, denn Emma, die Gemahlin Ethelreds II. und Mutter Edwards des Bekenners war seine Großtante gewesen: Er entsandte einen Mönch aus Fécamp nach England, der den normannischen Standpunkt vortrug38 und – als wichtigsten Punkt – Harold des Meineides beschuldigte. Dieser machte dagegen geltend, Edward habe ihm auf dem Sterbebett das Reich übertragen39. Wilhelm von Poitiers akzeptierte zwar in seinem Bericht diese Übertragung auf dem Sterbebett, betrachtet sie aber als ungültig nach normannischem Recht. Dagegen hielt Harold sie für gültig, indem er sich auf englisches Recht berief40. Dieser Widerstreit der Rechtsansichten konnte nur durch das Schwert entschieden werden. Wilhelm sicherte seine Kriegspläne diplomatisch ab, indem er einen Vertrag mit dem deutschen Kaiser Heinrich IV. und mit König Sven Estridsen von Dänemark schloß. Gleichzeitig erbat und erhielt er den päpstlichen Segen und das päpstliche Banner für sein Unternehmen41. Außerdem suchte Wilhelm Gottes Beistand, indem er seiner Abtei Fécamp das Land Steyning in Sussex zu schenken versprach, wenn er in England siege42. Auch im übrigen war der Zeitpunkt glücklich gewählt, da die Hauptgegner Wilhelms in Frankreich, König Heinrich I. und Gottfried II. Martell, Graf v. Anjou, bereits 1060 gestorben waren, so dass Wilhelm den Rücken frei hatte. 1066 fiel zudem der norwegische König Harald Hårdråde (1047–1066) in England ein. Harold kämpfte gegen ihn bei Gate Fulford und am 25. September bei Stamford38 Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis (1952), S. 174–178; David C. Douglas, William the Conqueror, London 1964; deutsch: Wilhelm der Eroberer (hier zitiert); Kurt Ulrich Jäschke, Landnahme (1994), S. 213–335; Ann Williams, succession (1978), S. 144–167. 39 Vgl. Vita Ædwardi Regis (1962), S. 79 f. 40 Vgl. Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi (1952), S. 172 ff; 206 ff; Frank Merry Stenton, Wandteppich, Bild 33; Reginald Allan Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt, S. 80 ff; Ann Williams, Some notes, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies, Bd. I, 1978, S. 144–167; Raymonde Foreville, Aux origines de la renaissance juridique, in: Le Moyen Age, Bd. 58, 1952. 41 Vgl. Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis (1952), S. 154; Reginald Allan Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt (1988, Neudruck 2000), S. 83, m. Fn. 62; vgl. Gregors VII., Brief v. 24. April 1080 an Wilhelm d. Eroberer, in: Bibliotheca Rerum Germanicorum II: Monumenta Gregoriana, Hrsg.: Philipp Jaffé (1865), S. 414–416, dagegen: 145, Catherine Morton, Pope Alexander and the Norman Conquest, in: Latomus (Revue d’etudes latines de Bruxelles), Bd. 34, Bruxelles 1975, S. 362–382. 42 Vgl. Fauroux, Marie/Musset, Lucien (Hrsg.), Recueil des actes des ducs de Normandie, 911–1066 (Mémoires de la Société des Antiquaires de Normandie, 36), Caen 1961, Nr. 231; Davis H. W. Carless (Hrsg.), Regesta regum Anglo-Normannorum, Bd. I: Regesta Wilhelmi Conquestoris et Wilhelmi Rufi (1066–110), 1913, Nr. 1; Reginald Allan Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt: (1988), Neudruck 2000), S. 84.
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bridge, wo der Norweger fiel. Gleichwohl banden diese Unternehmungen die (organisatorisch veralteten) Streitkräfte Harolds, so dass er keine Verteidigung gegen das in St. Valéry sur Somme versammelte und zum Übersetzen bereite Heer Wilhelms aufbauen konnte. Im Gegenteil: Am 8. September mußte Harold das englische Verteidigungsheer auflösen. Obschon Wilhelm sechs Wochen lang (vom 12. August bis zum 27. September 1066) auf günstigen Wind warten mußte, konnte er sein Heer so lange zusammenhalten und in der Nacht vom 27. zum 28. September 1066 gelang die Überfahrt. Harold, der sich mit seinem Restheer bei York aufhielt, erhielt die Nachricht von Wilhelms Landung um den 1. Oktober, zog in Eilmärschen nach Süden und traf am 13. Oktober abends bei Hastings ein43. Die Schlacht begann am nächsten Morgen und endete nach wechselndem Erfolg, wobei die Normannen erfolgreich die Taktik der Scheinflucht anwendeten, mit dem Tode Harolds und dem Sieg der Normannen44.
II. Der englische Normannenstaat Schon während der Eroberung (1066–71) begann die normannische Besiedelung Englands, begleitet von einer Fülle neugebauter Burgen, Kirchen und Klöster. Um 1070 begann Wilhelm die Eroberung von Wales45, die Erfolg hatte, denn in der südwestlichen Walliser Landschaft Dyfed finden sich viele skandinavische Ortsnamen46. Bei der Durchdringung Englands ging Wilhelm ähnlich vor wie Rollo in der Normandie47. Seit etwa 1069 gab er erobertes Land seinen Gefolgsleuten nach normannischem Recht zu Lehen48. Auf diese Weise ersetzte er fast den gesamten englischen Adel durch seine 43 Vgl. Reginald Allen Brown, The Battle of Hastings, in: Battle, Proceedings of the Battle Conference (Anglo-Norman Studies, Bd. III), 1980, S. 1 ff. 44 Vgl. Anglo-Saxon Chronicle, ed.: Charles Plummer/John Earle (1892/99), „D“, S. 143; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis (1952), S. 200 ff; Reginald Allen Brown, (wie Fn. 43), S. 10 ff; derselbe, The Normans, Suffolk dt. Übs. Harald Ehrhardt: (1988, Neudruck 2000), S. 86–91; Sten Körner, The Battle of Hastings (1964); John Le Patourel, The Norman conquest 1066, 1106, 1154?, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies, Bd. I, 1978, S. 103–120. 45 Bertie George Charles, Old Norse Relations with Wales, Cardiff 1934; Wendy Davies, Wales in the Early Middle Ages, Leicester 1982 (Neudruck ebda 1989); David Walker, Settlement, in:Battle I, 1978, S. 131–143; 222–224. 46 Wendy Davies, Wales in the Early Middle Ages, Leicester 1982, S. 2f; 116 ff, Karte S. 118; 47 Walter Kienast, Der anglo-normannische Staat, HJ. 54, 1934, S. 64–74; John Le Patourel, The Norman Empire, Oxford 1976. 48 Reginald Allen Brown, The Normans and the Norman Conquest, London 1969.
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Leute. Auch die kirchlichen Würdenträger tauschte er aus. Von den altenglischen Bischöfen konnte sich nur der von Worcester und zwei Äbte (von Ramsey und Bath) halten. Bischof Giso von Wells blieb im Amte, weil er aus Lothringen stammte. Dagegen machte er Lanfranc, der seit 1045 Prior von Le Bec, seit 1063 Abt des Bußklosters St. Etienne in Caen gewesen war, im Jahre 1070 zum Erzbischof von Canterbury und damit zum Primas der englischen Kirche49. Er übertrug die besonderen kirchlichen Einrichtungen der Normandie auf England50: eigene Konzilien und Synoden, unabhängige kirchliche Gerichtshöfe, der Gebrauch des kanonischen Rechts, die Kathedralkapitel und Archidiakonate. Die normannischen Prälaten brachten aber auch die normannische Gelehrsamkeit mit, sie bewirkten eine geistige Erneuerung, die sich zumal in ihren Kirchenbauten zeigte. Aus dem erheblich vermehrten königlichen Grundbesitz wurde auch die Kirche bedacht. Die earldoms aus der Zeit Knuts des Großen und die Landschaften des Danelags teilte Wilhelm in Grafschaften (shires, counties) und unterstellte sie damit seinen Beamten und Gerichten. 1087 ließ er mit dem Domesday Book ein umfassendes Grundkataster aufstellen, für uns zugleich eine wichtige Rechtsquelle51. Frühere Rechtsverhältnisse wurden zwar berücksichtigt, aber jede Gemeinde wurde jetzt einem Lehnsbezirk zugewiesen, und der gesamte Boden der obersten Lehnshoheit des Königs unterstellt, Allod nicht mehr anerkannt. Die Lehnspyramide war damit lückenlos, und der König nahm von allen Lehnsleuten ligische Treue in Anspruch. Außerdem ließ er 1086 alle Lehnsleute einen besonderen Treueid leisten52. Vom Anfang des 12. Jhs. stammen die Leis Willelme53, die vorwiegend Gewohnheitsrecht enthalten. Die Beziehungen Englands zu Skandinavien erloschen. Stattdessen wurde es in den Kulturbereich Nordfrankreichs einbezogen. 49 Frank Barlow, The English Church 1066–1154. London 1979. 50 Wie Fn. 49. 51 Reginald Allen Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt (2000), S. 96; Vivian Hunter Galbraith, The making of Domesday Book, London 1961; Helen Cam/Vivian Hunter Galbraith, Review of the Making of Domesday Book, in: The American Historical Review, vol. 67 (1962), S. 1006–1008; Reginald Allen Brown/Vivian Hunter Galbraith, Review of Domesday Book, Its Place in Administrative History, in: Economic History Review, vol. 29 (1976), S. 147–149; Frederic F. Kreisler/V.H. Galbraith, Review of Domesday Book: Its Place in Administrative History, in: Speculum. A Journal of Medieval Studies, vol. 52 (1977), S. 666–670; Vivian Hunter Galbraith, Domesday Book: Its place in administrative History, Oxford 1974 (2002); Henry Royston Loyn, Domesday Book, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies, ed. Reginald Allen Brown, Bd. I, 1978, S. 121–130; Frank Merry Stenton, Anglo-Saxon England, Oxford3 (Reprint) 1998. 52 Reginald Allen Brown, The Origins of English Feudalism, London 1973 (Reprint 1975). 53 Felix Liebermann (Hrsg), Gesetze der Angelsachsen, Bd. I (1903), S. 492 ff.
Die weitere Entwicklung
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E. Die weitere Entwicklung Nach dem Tode Wilhelms des Eroberers 1087 versuchte Wilhelm II. ‚Rufus‘ (1087–1100), der englischer König geworden war, seinen älteren Bruder Robert ‚Courteheuse‘ (1087–1106), der Wilhelm I. als Herzog der Normandie beerbt hatte, dort zu vertreiben. Aber erst der jüngste Bruder, Heinrich I. ‚Beauclerk‘ (1100–1135), der Wilhelm II. in England nachfolgte und 1106 Robert besiegte, konnte beide Länder wieder vereinigen. Nach seinem Tode stritten Gottfried Plantagenet und Stefan von Blois um die Nachfolge. Diesen Streit entschied schließlich Heinrich II. für sich. Er wurde 1150 Herzog der Normandie, 1151 Graf von Anjou, 1152 Herzog von Aquitanien und 1154 König von England und beherrschte damit das sogenannte Angevinische Reich. Die Normandie war zu einem Territorium unter mehreren geworden, seine Herzöge waren häufig abwesend und preßten dem Volk große Geldmittel für ihren Krieg mit Frankreich ab, so dass sich das Land ihnen entfremdete. Die Nachfolger Heinrichs II., Richard ‚Löwenherz‘ (1189–99, der 1196–99 Château Gillard (bei Les Andelys, südöstlich von Rouen erbaute) und Johann ‚Ohneland‘ (1199–1216) hatten dem Kapetinger Philipp II. August (1180–1233) nicht viel entgegenzusetzen, so dass dieser 1203/04 nicht nur diese Burg, sondern die ganze Normandie erobern und Frankreich einverleiben konnte54.
54 Vgl. Lucien Musset, Skandinavier (1992), S. 88–95.
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Normandie
5. Kapitel Schweden
Überblick
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A. Überblick Das Volk der Svear siedelte in Zentralschweden, im Gebiet des Mälarsees, es ist auch außerhalb Skandinaviens schon früh bezeugt1. Das mittelalterliche Schweden teilte man im Mittelalter in zwei große Teile: Sverige nordanskog, womit die Bistümer Uppsala, Västerås und Strängnäs gemeint waren, weil sie nördlich der Grenzwälder Kolmården und Tiveden lagen, und in Sverige sunnanskog, das heißt in die Bistümer Linköping, Skara und Växjö2. Daneben gab es in Finnland noch das Bistum Åbo (heute: Turku). In Dänemark und Schweden wurden die Teile dieser Landschaften unterschiedlich bezeichnet: in ganz Dänemark3, im südlichen Teil des norwegischen Bohuslän4 (heute schwedisch5) und in Schweden (Südschweden, Götaland, bis Dalsland einschließlich, dazu aus Svealand Värmland und Närke) heißen sie hærap6, hier wiedergegeben mit „Harde“; in Uppland, Södermanland und Västmanland dagegen hundari (hier: „Hundertschaft“)7. Das ist ein altschwedisches Kompositum aus hund (hundert) und hær (Heer) und gehört zur Seekriegsorganisation (ledung). Das Wort härad (n.) ist ein nordisches Wort (awnord. heraj, isl. héraj, adän. hærath, asw. hæræpe). Es bedeutete ursprünglich (vornehmlich im Altwestnordischen) ‚Siedlungs1 Vgl. Thorsten Andersson, Altgermanische Ethnika, in: NoB, årg. 97 (2009), S. 12–15. 2 Vgl. KrLL, Kgb, c. 1: 1 (SGL, Bd. XII, S. 11f). 3 Vgl. für Dänemark: Bent Jørgensen, Danske stedenavne, Art. herred, S. 118. Danach war Dänemark um 1250 in seiner damaligen Ausdehnung (mit Skåne, Halland, Blekinge, Bornholm etc.) in 200 Harden unterschiedlicher Größe eingeteilt, die sowohl Verwaltungs- als auch Kirchenverwaltungsbezirke waren, vgl. die Karte von Johnny Grandjean Gøgsi Jakobsen oben S. 284. 4 Vgl. für Norwegen: Sandnes/Stemshaug, Art. heraj, S. 210; Thorsten Andersson, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 439. 5 Im Frieden von Roskilde v. 1658 erhielt Schweden Schonen, Blekinge, Bohuslän, (sowie Trondheim und Bornholm, die beide 1660 wieder an Dänemark fielen); dazu Zugang zum Öresund und zum Kattegat. 6 Vgl. zur Verteilung des Wortes häraj die Karte bei Thorsten Andersson, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 439. 7 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Hundare, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 74–78; Thorsten Andersson, Art. Hundare, in: RGA2, Bd. 15, Berlin etc. 2000, S. 233–238; derselbe, Svethiudh, in: NoB årg. 92 (2004), S. 5–18; anders jetzt: Stefan Brink, land (2008), S. 87–112, der hund als „settlement district“ (bygd) interpretiert.
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Schweden
Karte 14: Schweden (Svípjój) nach Snorri, Quelle: Fagrskinna, Hrsg. Bjarni Einarsson, Reykjavík 1985, Anhang. Die Grenze zwischen Schweden und Norwegen ist mit fetter Linie gezeichnet.
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gemeinschaft‘, bygd. Diese Bedeutung kommt auch im Altschwedischen vor, doch wird sie dadurch überlagert, daß auch Verwaltungsbezirke härad hießen8. Die Herkunft des Wortes ist lange streitig gewesen9; heute herrscht die Meinung vor, die Grundbedeutung von heraj, urnord. *harjar¯aja, sei Herrschaft über ein Heer/Volk gewesen, woraus die Bedeutung ‚Siedlungsgemeinschaft‘ entstanden sei10. Die Harde war aber auch Gerichts- und Verwaltungsbezirk und stand in Verbindung mit dem Ledungswesen (dem Seezugswesen). Im Hardensystem, das Erich von Pommern Anfang des 15. Jahrhunderts in Finnland einführten, war häraj die Bezeichnung für einen Gerichts- und Verwaltungsbezirk11. Die meisten Rechtsbücher und Gesetzbücher sind uns aus Schweden überliefert. Sie sind aus der laghsaga hervorgegangen, dem Vortrag des Rechtsprechers auf dem Landsthing, und teilweise später durch königliche Bestätigung zu Gesetzbüchern geworden. Es gab zwei große Rechtsbereiche, die sich wieder in kleinere Einheiten unterteilten, nämlich die der Götar12 im Süden, vertreten durch die Rechtsbücher von Väster- und Östergötland sowie durch das Småländische Recht (Tiuhæræp), ferner den Rechtsbereich der Svear13, vertreten durch Upplandslagen, Södermanna-, Westmanna-, und Hälsingelagen14, das auch in Teilen Finnlands galt. Dagegen sind die in Urkunden erwähnten Landschaftsrechte von Närke und Värmland von ca 1285–1290 völlig verloren. Von dem småländischen Rechtsprecherbezirk (Tiuhæræp) hat sich von dem vor 1296 verfaßten Rechtsbuch nur das Kirchenrecht erhalten (Smålandslagh)15. 8 Vgl. Thorsten Andersson, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 435 f. 9 Vgl. die Nachweise bei Thorsten Andersson (wie Fn. 8), S. 436 f. 10 So: Hjalmar Falk, zuletzt in: ANF, Bd. 22 (1906), S. 272–282; Otto v. Friesen, in: Svensk Ordbok, Bd. 12 (1933), H 2072; Thorsten Andersson, (wie Fn. 8), S. 437; derselbe, Folk (2010), S. 38 ff (dort auch über die schwedischen Orte auf „-rå“, mit Karte S. 40; Mats Wahlberg, SOL, S. 143. Anders noch: Svend Aakjær, herred, S. 1–30 (2 ff); Stefan Söderlind, häradet, SHT, årg. 88 (1968), S. 102–176 (S. 164; 168; 172). 11 Vgl. u. 6. Kap. C, VIII, S. 661 ff. 12 Über die sprachliche Herleitung von Götar, Gutar, Goten vgl. Thorsten Andersson, Ethnika, S. 15–20. 13 Über die sprachliche Herleitung von Svear vgl. Thorsten Andersson, Ethnika (2009), S. 12–15; derselbe, Svethiudh, in: NoB, Bd 92 (2004), S. 5–18. 14 Druck in: Carl Johan Schlyter, (Hrsg.), Samling af Sweriges Gamla Lagar [SGL), Bd. I–X, Stockholm/Lund 1827–1877; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, Svenska Landskapslagar tolkade och förklarade für nutidens Svenskar [SGL], 5 Serien, Stockholm 1933–46. 15 Druck in: SGL, Bd. VI: Helsingelagen, Kristnubalken af Smålandslagen och Bjärköarätten (HL; SmL, Bj.), hrsg. C. J. Schlyter, Lund 1844; vgl. Holmbäck/Wessén, Bd. V: Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen, Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Stockholm 1946, S. 435. Die schwedischen Rechtstexte sind jetzt auch im In-
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Schweden
Das älteste schwedische Landschaftsrecht ist Västgötalagen, das in zwei Rezensionen (als älteres und jüngeres) vorliegt16. Das ältere ist das ca 1220–1225 vom Rechtsprecher Eskil Magnusson verfaßte ältere Västgötalag. Das jüngere ist eine Bearbeitung des älteren und zwischen 1281 und 1300 ausgeführt; das Kirchenrecht ist am vollständigsten in den statuta generalia enthalten, die Laurentius Diakn bereits in seine Zusätze zum älteren Västgötalag aufgenommen hat17. Die Haupthandschrift des älteren Västgötalag war ein ‚lebender Text‘: Er ist durch viele Zusätze späterer Zeit gekennzeichnet18. Das umfänglichste schwedische Rechtsbuch ist Östgötalagen, verfaßt nach 1285 und vor 1303 von dem ostgötischen Rechtsprecher Bengt Magnusson19, einem Mitglied des königlichen Rates und Onkel des Königs Magnus Ladulås. Es berücksichtigt auch die Gesetzgebung und nennt ihre Urheber20. Ihm ging möglicherweise eine ältere Niederschrift von etwa 1270 voraus21. Es galt nicht nur in Östergötland, sondern auch in den nördlichen und östlichen Hundertschaften Smålands (Tveta, Vedbo, Vista, Kind und Tjust, in Sevede, Asbo, Anbyrd und Möre) sowie auf Öland22. Das Recht der Landschaft Uppland (Upplandslagen) ist in einem Gesetzbuch von 1296 niedergelegt, über dessen Entstehung wir unterrichtet sind: Der Rechtsprecher von Tiundaland, Birger Persson, hatte namens der drei oberschwedischen Volklande Tiundaland23, Attundaland24 und Fiæprundaland25 (also Landschaften, die ursprünglich aus zehn, acht bzw. vier
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ternet greifbar: Fornsvenska textbanken vid Lunds universitet: >http://www.nordlund.lu.se/Fornsvenska/Fsv%20Folder/< Västgötalagen, Druck von Collin/Schlyter in: SGL, Bd. I, Stockholm 1827; Lex Vestro-Gothico Vetustior (Corpus codicum Suecicorum Bd. 12 (1950); dito Recentior (Corpus codicum Bd. 6 [1946]), beide hrsg. v. Elias Wessén; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, in SLL, Ser. 5, Stockholm 1946; deutsche Übersetzung von v. Schwerin, Schwedische Rechte: Älteres Västgötalag, Uplandslag, Weimar 1935; vgl. dazu Strauch, Art. Västgötalag in RGA2, Bd. 32 (2006), S. 15–22. Druck in: SGL, Bd. I, in IV: 21, S. 317–344. Vgl. die Zusätze bei Collin/Schlyter SGL, Bd. I, Nr. III–V, S. 255–348. Bengt Magnusson war Rechtsprecher Östergötlands zwischen 1269 [1264?] und 1294. Östgötalagen, Druck in: SGL, Bd. II (1830); Facsimile-Ausgabe 1898; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, SLL Bd. I (1933); vgl. Strauch, Ostgötenrecht (Östgötalagen), Weimar 1971 (die Gesetzgeber: S. 27f) und Strauch, Art. Östgötalag in: RGA2, Bd. 22 (2003), S. 1–5. Vgl. Strauch, Art. Östgötalag, in: RGA2, Bd. 22 (2003), S. 1. Vgl. Strauch, Art. Östgötalag (wie Fn. 21), S. 2; vgl. unten S. 376 mit Fn. 196 und Karte Nr. 18, s. 416. Vgl. Eva Nyman, Art. Tiundaland, in: RGA2, 31 (2006), S. 7. Vgl. Karl Wührer, Art. Attundaland in: RGA2, 1 (1973), S. 473–474. zu Fiæprundaland vgl. Thorsten Andersson, Art. Fjädrundaland, in: RGA2 9 (1995), S. 150.
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Hundertschaften bestanden) bei König Birger Magnusson (1290–1318) beantragt, das oberschwedische Recht aufzuzeichnen. Der König betraute ihn und eine Kommission der drei Volklande mit der Ausarbeitung. Das Landsthing nahm den Entwurf einstimmig an, und der König bestätigte ihn am 2. Januar 129626. Mit dem Inkrafttreten von Uplandslag wurden die drei Volklande zu einem einheitlichen Rechtsbereich; auch der Name Uppland erscheint in der confirmatio zum ersten Mal. Aus ihr folgt weiter, dass Upplandslag auch in Roden (heute: Roslagen27, der Küstenregion der drei Volklande) sowie in Gästrikland galt. Die Rechtsbücher der anderen Svea-Landschaften haben sich weitgehend nach Uplandslag gerichtet. Die Aufzeichnung der Handschrift A von Södermannalagen28 läßt sich auf die Jahre 1279–1285 eingrenzen, so dass dieses Landschaftsrecht bereits vor Uplandslagen aufgezeichnet war. Es ist allerdings im Jahre 1325 durch eine Kommission erheblich überarbeitet worden. Hälsingelagen ist ein Rechtsbuch, das eine stark verkürzte, auf Hälsingland zugeschnittene Bearbeitung von Uplandslagen darstellt29. Es existiert nur eine Handschrift, alle anderen sind verloren, aber eine von ihnen diente als Druckvorlage für die Ausgabe von 1609. Inhaltlich am selbständigsten sind die c. 1–16 des Landbauabschnitts und der Rechtsgangsabschnitt. Im Mittelalter umfaßte Hälsingland die Küstenregion des Bottnischen Meerbusens, also außer Hälsingland auch Medelpad, Ångermanland, den schwedischen Teil von Västerbotten und den besiedelten Teil von Norrbotten. In allen diesen Landesteilen galt Hälsingelagen. Im 14. Jahrhundert wurde außer Hälsingland auch die östliche Küste des finnischen Meerbusens mehr und mehr schwedisch besiedelt. Die schwedischen Siedler lebten nach Hälsingerecht30.
26 Vgl. den lat. und altschwed. Text der confirmatio in: SGL Bd. 3, S. 1–6. 27 Vgl. Strauch, Art. Roslagen, in: RGA2, Bd. 25 (2003), S. 346–351. 28 Södermannalagen, Druck: von Carl Johan Schlyter, in: SGL Bd. IV, Lund 1838; von Karl Henrik Karlsson, Södermannalagen efter Cod. Hav. ny Kgl. Saml. 4°, Stockholm 1904; neuschwed. Übersetzung von Holmbäck/Wessén, SLL Ser. III: Södermannalagen och Hälsingelagen, Stockholm 1940. 29 Hälsingelagen, Druck von Carl Johan Schlyter in SGL, Bd. VI, Lund 1844; FacsimileAusgabe von Axel Nelson, Lex Helsingiae, Corpus Codicum Svecicorum VIII, 1948; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, in SLL, 3. Serie: Södermannalagen, Hälsingelagen, Stockholm 1940; vgl. Strauch, Art. Hälsingelagen, in: RGA2, Bd. 13 (1999), S. 280–283. 30 vgl. Strauch, Art. Hälsingelagen, in: RGA2, Bd. 13 (1999), S. 280 f.
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Schweden
Was schließlich Västmanland angeht, so galt hier das Rechtsbuch Västmannalagen31, über dessen Zustandekommen man wenig weiß. Västmännische Rechtsprecher sind erst vom Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt32. Die jüngere Version von Västmannalagen (Hs. B 57, zwischen 1296 und 1347 abgefaßt) besteht zu 7/10 aus upländischen, der Rest aus västmännischen Rechtsregeln, die sich sonst nirgendwo finden. Västmannalag war im wesentlichen ein Bauernrecht, aristokratische und kirchliche Tendenzen sind schwächer ausgeprägt als in Uplandslagen33. Die schwedische Einzelgesetzgebung beginnt eigentlich erst im 13. Jahrhundert mit Birger Jarl34, der zwischen 1248 und 1261 Reichsverweser war, und unter seinen Söhnen Waldemar (1250 – 1275) und Magnus Ladulås (1275–1290). Zu nennen ist vor allem die Alsnö-Verordnung von 127935, die eine Friedensgesetzgebung enthält, welche danach in die einzelnen Landschaftsrechte als Edsöre-Abschnitt eingegangen ist und ihrerseits auf Gesetzen von Birger Jarl von 1251 bzw. 1261 beruht. Im Jahre 1347 setzte König Magnus Eriksson (1319–64) eine Kommission von drei Rechtsprechern ein36, die ein einheitliches Landrecht ausarbeiten sollte. Hauptquellen ihrer Arbeit waren Östgötalagen und Uplandslagen sowie die Gesetze, die der König 1335 und 1344/45 erlassen hatte37. Da MELL weder eine königliche confirmatio noch eine praefatio (wie Uplandslagen) trägt, muß sein Inkrafttreten erschlossen werden. Aus den entsprechenden Urkunden ergibt sich, daß die schwedischen Landschaften es zwischen März 1350 und April 135138 unter dem Namen Konung Magnus 31 Västmannalagen, Druck von Carl Johan Schlyter in SGL, Bd. 5, Lund 1841; Facsimile-Ausgabe von Elias Wessén (Hrsg.), Dalalagen, Corpus Codicum Suecicorum Medii Aevi, Bd. 17, 1964; neuschwed. Übersetzung: Holmbäck/Wessén, SLL, Ser. 2: Dalalagen och Västmannalagen, Stockholm 1936. 32 Vgl. vgl. Strauch, Art. Västmannalag, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 22–27 (S. 23). 33 Vgl. vgl. Strauch, Art. Västmannalag, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 25. 34 Vgl. über Birger Jarl (ca 1220–1266) neuestens: Lena Huldén, in: BLF, vol. I (2008), S. 71–73. 35 Druck in: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 650–654, dort auf 1285 falsch datiert; richtig: Liedgren, Alsnö, S. 103–117, der die Verordnung zwischen Mai und Oktober 1279 legt. Die Alsnö-Satzung schafft zugleich Privilegien für den Adel (frälse), vgl. Andrae, S. 123 ff; 126 ff. 36 Die Urkunde vom 8. März 1347 (der Protest der fünf Geistlichen gegen die kirchenfeindlichen Art. des Entwurfs ist die einzige Urkunde, die über die Abfassung des Landrechts Auskunft gibt), in: Diplomatarium Svecanum V, Nr. 4148, S. 643f, vgl. die neuschwedische Übersetzung bei Holmbäck/Wessén, Landslagen, S. XXVIIf. 37 Vgl. Holmbäck/Wessén, Landslagen, S. XVII ff. 38 Dazu unten D I. 4, S. 542 f.
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Erikssons Landslag39 als geltendes Recht behandelten. Als Kirchenrecht galten die alten Kirchenrechtsabschnitte von Ostgötalagen und Uplandslagen und Teile der Landschaftsrechte weiter, so dass die handschriftliche Überlieferung des Landrechts unregelmäßig ist. König Christoph von Bayern hat das Landrecht revidieren lassen und es am 2. Mai 1442 bestätigt, sogenanntes Konung Christoffers Landslag40. Später als in Dänemark ist auch in Schweden das Stadtrecht aufgezeichnet worden. Aus den 1290er Jahren existiert unter dem Namen biærköæ rætter eine Sammlung von Stadtrechtssätzen, die ursprünglich für Stockholm bestimmt war, aber später von anderen schwedischen Städten aufgenommen wurde41. Auf der Grundlage seines Landrechts ließ König Magnus Eriksson zwischen 1353 und 1357 ( ? ) ein allgemeines Stadtrecht ausarbeiten, Konung Magnus Erikssons Stadslag42. Es war jedoch zunächst nur für Stockholm gedacht. Dabei wurde der Königsabschnitt verkürzt, die Thingordnung durch den radzstuffvu balker 43 ersetzt und ein zusätzlicher Seerechtsabschnitt skipmala balker – nach dem Vorbild von Bjärköarätten eingefügt44, allerdings sind die Arbeiten nicht völlig zum Abschluß gekommen45. Das Stadtrecht scheint Magnus Eriksson allein (ohne Beteiligung seines Sohnes Erik Magnusson [1356–59]) 1357 eingeführt zu haben46. Eine wei-
39 Konung Magnus Erikssons Landslag, Druck von Carl Johan Schlyter in: SGL, Bd. 10, Lund 1862; Konung Magnus Erikssons Landslag, Facsimilie-Ausgabe von Henrik Cornell, Corpus codicum Suecicorum medii aevi I, 1943; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, landslag (1962). 40 Konung Christoffers Landslag, Druck von Carl Johan Schlyter in: SGL, Bd. 12, Lund 1869. 41 Bjärköa Rätt, Druck von Carl Johan Schlyter in: SGL, Bd. 6: Helsinge-Lagen, KristnuBalken af Smålands-Lagen och Bjärköa-Rätten, Lund 1844; vgl. Jan Liedgren, Ett nyfunnet fragment av en Bjärköarätt, Uppsala Universitets Årsskrift 1939; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, SLL, Serien V: Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Stockholm 1946. 42 Konung Magnus Erikssons Stadslag, Druck von Carl Johan Schlyter, SGL Bd. XI, Lund 1865; Facsimile-Ausgabe von Niels Ahnlund, Corpus codicum Suecicorum medii aevi IV, 1944; neuschwed. Übersetzung von Holmbäck/Wessén, Magnus Erikssons Stadslag i nusvensk tolkning (Rättshistoriskt Bibliotek Bd. VII), Stockholm 1966. Für den Zeitpunkt seiner Einführung vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. LXXXIII ff. 43 Vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. 185. 44 Vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. XLIX f; S. 162 f. 45 Vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. XLV f; vgl. Holmbäck, Studier i äldre sjörätt, 1926. 46 Vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. LXXXIII ff.
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Schweden
tere Handschrift dieses Stadtrechts gehörte unter dem Namen „Söderköpings lagbok“ dem Rathausarchiv in Söderköping47. Das Hofdienstrecht (gardsrætter, slotsrætter) ist erst ziemlich spät – zur Zeit von König Magnus Ladulås (1275–90) – privat aufgezeichnet und von späteren Königen fortgeschrieben worden. Erhalten sind nur zwei jüngere Redaktionen, welche beide – mit dem dänischen Gardsret48 – dieselbe Vorlage gemeinsam haben.
47 Ausgabe von Elias Wessén, Söderköpings lagbok 1387 (1971). 48 Druck von G. E. Klemming, Magnus Erikssons Gardsrätt und Erik av Pommerns Gardsrätt, in: Småstycken på forn svenska I (1868), S. 53–68; vgl. Amira/Eckhardt, I, S. 105 (107, Anm. 29).
Götarechte
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B. Götarechte I. Äldre Västgötalagen (VgL I) 1. Västergötland Geographisch/historisch Götaland ist besiedelt worden durch die Götar/Gutar/Goten49. Der Landesteil Västergötland ist im Norden und Nordosten bestimmt durch die beiden größten schwedischen Seen, den Vättern im Osten (mit Grenze zu Östergötland) und dem Vänern nordwestlich davon. Die Grenze zu den Nachbarlandschaften Värmland und Dalsland verläuft mitten durch den Vänern. Im Westen stößt es an Bohuslän und im Südwesten an Halland, im Südosten an Finnveden50. Västergötland war im Mittelalter in 29 Harden51 eingeteilt, wozu auch das eigentlich zu Småland gehörige Mo härad gehörte. Hauptort und Bischofssitz war Skara, weitere Städte waren Lidköping, Falköping und Skövde.52 Das Hauptthing für Västergötland und Dalsland (allra Göta thing) tagte meist in Skara, konnte aber auch anderswo gehalten werden; die Tagungszeit wechselte53. Das entsprechende Haupt49 Vgl. Thorsten Andersson, Altgermanische Ethnika, in: NoB, årg. 97 (2009), S. 15–20; derselbe, Folk (2010), S. 41 f. 50 S. die Karte u. S. 395; vgl. die mittelalterliche Beschreibung bei Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 60 ff mit Karte S. 60; die spätere bei Carl Gustav Styffe, Skandinavien, S. 123–184; Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 236–240; vgl. auch die Karte bei Mats Wahlberg, SOL, Einband, Innenseite. 51 Vgl. die Karte in: Mats Wahlberg, SOL, S. 135). Västergötlands Harden hießen 1) Askims hd; 2) Sävedal med halva Hisingen; 3) Vättle hd; 4) Bollebygds hd; 5) Ale hd; 6) Kullings hd; 7) Flundre hd; 8) Bjärke hd; 9) Väne hd; 10) Åse hd; 11) Viste hd; 12) Barne hd; 13) Kållands hd; 14) Kinne hd; 15) Skånings hd; 16) Laske hd; 17) Gäsene hd; 18) Vedens hd; 19) Ås hd; 20) Redvägs hd; 21) Vartofta hd; 22) Gudhems hd; 23) Valle hd; 24) Kåkinds hd; 25) Vadsbo, hd; 26) Vilske hd; 27) Frökind hd; 28) Mark hd; 29) Kind hd; 30) Mo hd; vgl. Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 60. 52 Lidköping am Südufer des Vänern, Skara etwa 22 Km südöstlich davon, Skövde ca 26 Km östlich davon und Falköping ca 31 Km südlich davon. 53 Vgl. den undatierten Rechtsprecherbrief von etwa 1230, in: DS, Bd. I, Nr. 836, S. 692f; Während MELL, Tmb, c. 8 (SGL, Bd. X, S. 215f) noch vier Tage für die Landsthinge vorschrieb, nämlich jeweils am Montag 1) nach dem 20. Tag nach Weihnachten; 2) nach Mittfasten; 3) nach St. Peterstag (29. Juni) und 4) nach Michaelis (29. Sept.). Dagegen legte KrLL, Tmb, c. 9 (SGL, Bd. XII, S. 242f) nur einen Tag pro
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Schweden
thing Värmlands war in Tingvalla (heute: Karlstad). Das Bistum Skara umfaßte ganz Västergötland, Dal54, Mo härad und Värmland, dessen Nordmarks härad aber erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zu Värmland (vorher zu Dal) gehörte55. Die alte Einteilung Västergötlands in Propsteien ist weitgehend unbekannt, doch scheint es eine Propstei in Falköping gegeben zu haben, die jedoch (vor 1342) im Archidiakonat von Skara aufging, dessen Inhaber nicht nur Falköping als Präbende, sondern auch im Anschluß an eine ältere Propstei von mehreren Harden die provastargipt (Propstabgabe) erhielt. Die Kirche in Falköping war jedoch im 13. Jahrhundert keine Landkirche, sondern für eine größere Gemeinde bestimmt, welche die Propstabgabe als Falköpingskeppan (ein Scheffel Korn) entrichtete56. Die Stiftssynoden versammelten sich am achten Tag nach Peter und Paul (29. Juni), also am 6. Juli. Die Gegend um die Mündung des Götaälvs (die sogenannten Utlanden) sind erst Anfang des 13. Jahrhunderts zu Västergötland gekommen (vorher waren sie dänisch)57. 2. Die Entstehung von VGL I Das VgL ist die älteste schwedische Rechtsaufzeichnung, deren Anfänge ca 1220–25 liegen. Von dieser frühesten Fassung ist nur ein Fragment von zwei Blatt erhalten (B 193 in der königlichen Bibliothek in Stockholm), das Otto von Friesen 1904 als Faksimile gedruckt und kommentiert hat. Er datierte es auf ca 125058. Daneben ist VgL in zwei Versionen überliefert. Von der älteren [VgL I] existiert nur ein einziges Manuskript, Cod. Holm. B 59 (in der königlichen Bibliothek in Stockholm), von etwa 1285 mit starken Gebrauchsspuren. Die jüngere Version [VgL II] ist in zahlreichen Hand-
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Jahr für ein landztingh fest, für Skara war das der Tag nach Mariae Himmelfahrt (15. Aug.), doch zeigen Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts, dass es meist am Tage nach Mariae Heimsuchung (2. Juli) gehalten wurde; vgl. Jan Liedgren, Art. Allra Göta thing, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 90. Dal oder Dalsland grenzt im Osten an den Vänern, im Süden auf kurzer Strecke an Västergötland und im Westen an Bohuslän. Es bestand nur aus fünf Harden, nämlich 1) Sundals hd; 2) Valbo hd; 3) Nordals hd; 4) Tössbo hd und 5) Vedbo hd; vgl. Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 60 (mit Karte); Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237. Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 184. Vgl. Natanael Beckman, vägar, S. 75; 79 ff; Adolf Schück, stadsväsen, S. 191. Vgl. Gunnar Olson, Göta älvs myning (1953); Birgitta Fritz, hus, I, S. 66, II, S. 110; Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237. Otto v. Friesen, Vår älsta handskrift på fornsvenska, Uppsala 1904, jetzt in: SGL, Bd. I, Neudruck 1976, Anhang, vgl. Natanael Beckman, ANF 28, S. 61f; H/W, SLL, Bd. V, S. XVIII; Wessén Corpus, Bd. VI, S. XXIV f.
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Karte 15: Västergötland mit Dal und Nordhalland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 60. Harden in Västergötland: 1 Askims hd; 2 Sävedal hd mit halva Hisingen; 3 Vättle hd; 4 Bollebygds hd; 5 Ale hd; 6 Kullings hd; 7 Flundre hd; 8 Bjärke hd; 9 Väne hd; 10 Åse hd; 11 Viste hd; 12 Barne hd; 13 Källands hd; 14 Kinne hd; 15 Skånings hd; 16 Laske hd; 17 Gäsene hd; 18 Vedens hd; 19 Ås hd; 20 Redvägs hd; 21 Vartofta hd; 22 Gudhems hd; 23 Valle hd; 24 Kåkinds hd; 25 Vadsbo hd; 26 Vilske hd; 27 Frökind hd; 28 Mark hd; 29 Kind hd; 30 Mo hd. Harden in Dal: 1 Sundals hd; 2 Valbo hd; 3 Nordals hd; 4 Tössbo hd; 5 Vedbo hd.
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schriften bewahrt, deren älteste, (Cod. Holm. B 58) von etwa 1350 stammt. Hs. B 59 ist ein Sammelwerk, bestehend aus drei Heften von drei verschiedenen Händen, die erst im 17. Jh. zusammengebunden wurden. Das erste umfaßt den Text des älteren Västgötalags59. Das zweite ist das Buch des Priesters von Vidhem (jetzt: Vedum, ca 45 km südwestl. von Skara)60, das dritte Heft hat Lydekinus hinzugefügt. Heft 2 und 3 zusammen nennt Wessén B 59b. Im Rechtsprecherverzeichnis von VgL I61 wird als 17. Rechtsprecher und Verfasser von Västgötalag Eskil Magnusson genannt. Er lebte von ca 1175 bis ca 1227, war ein älterer Bruder von Schwedens Regent Birger Jarl aus dem in Bjälbo in Östergötland ansässigen Geschlecht, hatte lange Jahre in Norwegen verbracht und war mit Kristina, einer Enkelin Erichs des Heiligen und Witwe des norwegischen Jarls Håkon Folkvidsson, verheiratet62. Da es in Norwegen bereits geschriebene Rechtsbücher gab, wird Eskil sie gekannt haben, als er Västgötalagen aufzeichnete. Von seiner Arbeitsweise sagt das Rechtsprecherverzeichnis63: han spurjpi innurllika oc letæjpi all Lums lagh oc annaræ … Sijpæn han fan laszins lagh. pa huxædpi han pem mæj mykilli snilli oc syalfsins forfeo (er erfragte eindringlich Lumbærs alte Gesetze und die anderer, die von alters her zum Nutzen des Landes gebraucht wurden, und durchdachte sie – nachdem er sie gefunden – mit Scharfsinn und der ihm eigenen Umsicht)64. Dieses huxædpi war kein antiquarisches Interesse, sondern die Schlußredaktion des Textes unter Abwägung des Bewährten und der Anforderungen des Tages. Da Andreas Sunesøn (Ebf. von Lund 1201–23) in einer Urkunde von 1220–23 die Aufzeichnung von Gewohnheitsrecht empfahl65, wird auch kirchlicher Einfluß die Aufzeichnung mitveranlaßt haben; zudem sind Beratungen mit Adligen und Geistlichen zur Vorbereitung der Aufzeichnung wahrscheinlich66. Trotz der ausgezeichneten Bildung Eskils, die VgL IV: 14 rühmt, ist die Aufzeichnung wenig systematisch und auch nicht lückenlos: So fehlt ein Abschnitt über Landbau (einige Rechtssätze dazu im Grundstücksabschnitt), und im Diebsabschnitt vermißt man den Kleindiebstahl und abgestufte Bußen. Auch Kapitel 59 VGL I, von Wessén B 59a genannt. 60 In der Handschrift nennt er sich Bl. 47 „Lars Diäkn“ (Diakon Lars); er war wohl der Pfarrer der Kirche in (Laske-)Vedum und ist vielleicht identisch mit dem Pfarrer im Kirchspiel Berg in der Vadsboharde (nordöstlich von Skara), der später Kanoniker, Dechant, Dompropst und von 1356–1358 Bischof von Skara wurde. 61 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 14, S. 297. 62 Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XIX ff. 63 In: SGL, Bd. I, IV: 14, S. 297. 64 Vgl. Strauch, Rechtsfortbildung, S. 323 f. 65 In: DS I Nr. 832, S. 690f, Strauch, Rechtsfortbildung, S. 323. 66 Vgl. Strauch, Rechtsfortbildung, S. 323 f.
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und Paragraphen haben erst Collin/Schlyter ihrer Ausgabe hinzugefügt. Es handelt sich um eine private Rechtsaufzeichnung, eine königliche Bestätigung (wie in Upplandslagen) ist weder für VgL I noch VgL II bekannt. 3. Die Textentwicklung der Hs. B 59 Der Text der Hs. B 59a ist nicht mehr der von Eskil niedergelegte, sondern möglicherweise die Abschrift einer Hs. im Besitz des Bischofs und Domkapitels in Skara67. Die einzelnen Teile der Handschrift B 59 stammen von verschiedenen Händen68. Der Text von VgL I ist in 14 Abschnitte geteilt: Der erste enthält das Kirchenrecht (22 cap.), es folgt der Totschlag (15 cap.). Drei Abschnitte behandeln Körperverletzungen: Wundsachen (6 cap.), Ungefährwunden (5 cap.) und Schläge (9 cap.). Der Abschnitt unbüßbare Sachen umfaßt nur ein Kapitel, das Erbrecht dagegen 25 und das Eherecht 9 Kapitel. Es folgen die Rechtlosigkeit (13 cap.) und der Grundstücksabschnitt (20 cap.). Der Mühlenabschnitt hat ein, der Diebstahlsabschnitt 19 Kapitel. Gebrauchsanmaßungen sind auf zwei Abschnitte verteilt (Gebrauchsanmaßungssachen (6 cap.) und -abschnitt (11 cap.). Mit dem Spielmannsrecht beginnen bereits die Zusätze. Er war also ein ‚lebender Text‘. Der Schreiber der Hs. B 59 hat ihm folgendes angefügt: a) das Spielmannsrecht (lecara rætter)69, b) den Danaholmstraktat (pættæ ær conongs bolkær), einen Grenzvertrag zwischen dem schwedischen König Emund Slemme (Emund Gamle, 1050–61) und dem Dänenkönig Sven Tjuguskägg (gemeint wohl Sven Estridsson, 1047–7570 sowie Harald Hardråde für Norwegen; c) die Verteilung der Bußen unter die westgötischen Harden (huru pinglot skal skiptae)71, d) Bischof Brynolfs Skara-Statut von 1281 (biscups Brynjulfs stapue)72 und e) ein Verzeichnis der westgötischen Kirchen (Westgöta kyrkior)73. Das bischöfliche Statut datiert die Hs. B 59a: Sie kann erst nach 1281 geschrieben sein. Da VgL II um 1290 ausgearbeitet wurde, dürfte dies der terminus ante quem sein74, doch schiebt ihn Åquist75 auf das Jahr 1325 hinaus, weil das 67 So die Vermutung Per-Axel Wiktorssons, der in seiner geplanten Neuausgabe von VGL I auch die bisher unleserlichen Seiten lesbar machen will. 68 Per-Axel Wiktorsson unterscheidet: (1) den A-Schreiber, dem die Haupths. verdankt wird, (2) den B-Schreiber (der Johannitermönch), (3) den C-Schreiber (der Vidhemspriester) und (4) den D-Schreiber (Lydekinus). 69 In: SGL, Bd. I, S. 67. 70 Vgl. Olof Simon Rydberg, ST, Bd. I, S. 46 ff; SGL, Bd. I, S. 67f; Gunnar Olsson, Art Danaholmen in KLNM. Bd. II (1957), Sp. 636–38; jetz auch Per-Axel Wiktorsson. 71 In: SGL, Bd. I, S. 69. 72 In: SGL, Bd. I, S. 70, DS, Bd. I Nr. 709, S. 575 f. 73 In: SGL, Bd. I, S. 74. 74 Vgl. Wessén, Corpus, Bd. XII, S. XIV.
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letzte Blatt von B 59a76 den Bestand der Kirchenkasse in Vidhem für 1325 festhält. Um 1325 hat das Manuskript dem Laurentius Diakn gehört. Dabei ist zweifelhaft, ob er Diakon des Bischofs von Skara war und das Kirchspiel Vidhem als Präbende innehatte oder ob es sich um einen Grundbesitzer handelte, für den Lydekinus (s. u.) seine Niederschrift verfaßt hat. War er Grundbesitzer, so kann er kaum ein Geistlicher gewesen sein. Der Beiname „Diakn“ würde dann auf eine gewisse literarische Bildung deuten. Es scheint also zwei Laurentii gegeben zu haben, einen Grundeigentümer in Vidhem, für den Lydekinus sein Heft schrieb, und einen Diakon des Bischofs von Skara77. Der Priester Laurentius hat auf den letzten Seiten der Hs. B 59a Mehreres hinzugefügt: 1). die Fortsetzung des Danaholmvertrages (hær byriæs danaholmber)78, der die Grenzen Westergötlands gegen Norwegen beschreibt, 2). die Allmenden Västergötlands79, 3). einen Auszug aus dem jüngeren VgL80, es sind Erbrechtsregeln (arsvslott), die Birger Jarls Erbrecht voraussetzen) und den Text von VgL II, Add. 5: pr.81, der unbüßbare Sachen aufzählt), 4). die Richterregeln (um domara82, die kanonistisch beeinflußt83, aber an die schwedischen Verhältnisse angepaßt sind84 und 5). Aufzeichnungen über das Kirchspiel Vidhem85. Außer den Textzusätzen weist die Hs. B 59 auch viele Randbemerkungen auf, die teils von Laurentius teils
75 Vgl. Gösta Åqvist, Art. Västgötalagarna, in: KLNM, Bd. XX (1976), Sp. 338. 76 In: SGL, Bd. I, IV: 13, S. 295. 77 Vgl. Gösta Åquist, Art. Västgötalagarna, in: KLNM, Bd. XX (1976), Sp. 339; anders: H/W, SLL, Bd. V, S. XVI f. 78 SGL, Bd. I, VgL IV: 10, S. 287–290. Danaholm war eine kleine Insel im Schärengürtel vor dem späteren Göteborg, ca 6 Km nordöstlich der Insel Vinga gelegen; sie hieß auch Danmark lilla (heute: Danmark). Sie lag an der Grenze zwischen Dänemark und Norwegen im Stämmesund/Kungssund, die etwa eine Meile südlich der Insel verlief. Die Grenze zwischen Dänemark und Norwegen bildete noch im 13. Jh. der Göta-älv. In den Skärengarten davor teilten sich beide Reiche: Brännö gehörte zu Dänemark, die Öckerinseln zu Norwegen., vgl. Ivar Lindqvist, bilagor, S. 75f; Wessén, Corpus, Bd. VI, S. XV; Gunnar Olsson, Göta älvs mynning (1953); ders. Art. Danaholmen, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 637. 79 SGL, Bd. I, VgL IV: 11, S. 290 ff. 80 SGL, Bd. I, VgL II, Add. 11: 16, S. 247 f. 81 SGL, Bd. I, S. 227. 82 SGL, Bd. I, VgL IV: 12, S. 292 ff. 83 Z. B. durch Grat. c. 78 ff C. XI qu. 3 (Friedberg I, Sp. 665 ff.). 84 VgL. Elis Wadstein, lagar, in: Nordisk Tidsskrift for Filologi, 3. Række, Bind 5, København 1896, S. 26f; Natanael Beckman ANF 34 (1918), S. 156 ff, wo S. 164 ff ein Stück von Arboga lagbok abgedruckt ist. 85 SGL, Bd. I, VgL IV: 13, S. 294 f.
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von einem Johannitermönch86 stammen, deren Handschriften sich nicht immer sicher unterscheiden lassen87. Auch vom Ms. B 59b hat Laurentius Diakn wesentliche Teile geschrieben, und zwar Verzeichnisse 6) der westgötischen Rechtsprecher88; 7). der christlichen schwedischen Könige bis Johan Sverkersson (1216–22)89 und 8). der Bischöfe von Skara bis Bischof Stenar, der 1238 resignierte90. Die Verzeichnisse sind um 1240 entstanden, etwa 75 Jahre bevor Laurentius sie abschrieb91. Es folgen 9). Rechtstexte, nämlich a). Aus dem Diebsabschnitt (om tjuvnad) von VgL II92; b). die Eidschwurgesetze (All pæssi mal æru konongs ezöre)93; es handelt sich um den ältesten Text dieser königlichen Friedensgesetze94; c). Magnus Ladulås’ Statut über Gewaltgastung95; d). die lateinische Redaktion des Kirchenabschnitts96, ‚statuta generalia‘, die mit einem Zitat aus Matth. 5: 20 schließt97. Auf den letzten Blättern von B 59b finden sich noch 10). ein lat. Epigramm, 11). ein lat. Sündenbekenntnis (hec est recta confessio …) und 12) einige Glossen98. Zwischen den Texten c). und d). von Ziffer 9 ist ein Heft mit den Excerpten und Anmerkungen des Lydekinus (asw. „Lydeke“, deutsch: Lüde(c)ke, eine Kurzform von Ludolf)99, eines Mannes mit niederdeutschem Namen, eingefügt100, die aus VgL II, aus dem kanonischen Recht und unbekannten Quellen stammen. Aus VGL II hat er Auszüge gefertigt, die er VGL I ein86 Unklar ist, ob dieser Mönch aus dem einzigen schwedischen Johanniterkloster in Eskilstuna oder aus dem Johanniterkloster auf dem Königshof Verne im norwegischen Østfold fylke stammt und dem Bischof von Skara als Schreiber gedient hat. Seine Handschrift weist ihn in das 14. Jahrhundert (Per-Axel Wiktorsson). 87 Vgl. Hugo J. Ekholm, Vidhemspräst, S. 101 ff; Elias Wessén, Corpus, Bd. VI, S. XXII. 88 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 14, S. 295–297; vgl. Natanael Beckman, äldsta bok, S. 9 ff. 89 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 15, S. 298–304; vgl. Natanael Beckman, äldsta bok, S. 28 ff. 90 Vgl. Natanael Beckman, äldsta bok, S. 46 ff. 91 VgL. Natanael Beckman, ANF, Bd. 28 (1912), S. 141 ff und derselbe, ebda, Bd. 57 (1943/44), S. 74 ff; Ivar Lindqvist (1941); Sture Bolin, historieforskning, S. 141–168; Wessén, Corpus, Bd. XII, S. XVI. 92 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 18; S. 308–310. 93 In; SGL, Bd. I, VgL II Add. 7, S. 230–39. 94 VgL. Hugo J. Ekholm, Studier, S. 2 ff; Carl Ivar Ståhle, ANF 64 (1950), S. 170 ff; Gösta Åqvist, Frieden, S. 151 ff. 95 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 19, S. 310–316, auch bekannt als sog. Alsnö-Statut von 1279, in: DS I Nr. 799, S. 650–654, dort falsch datiert, vgl. Liedgren, Alsnö S. 103 ff. 96 In: SGL, Bd. I, IV: 21, S. 317–344. 97 Vgl. Wessén, Corpus, Bd. XII, S. XVI. 98 Vgl. Collin/Schlyter, SGL, Bd. I, S. XIII f. 99 Vgl. Ivar Modéer, Svenska personnamn3 (1989), S. 46. 100 In: SGL, Bd. I, VgL III, S. 255–281.
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gefügt hat, um die Handschrift für seine Zeit anwendbar zu machen. Er beherrschte das Schwedische nur mäßig und war später wohl Priester in Lödöse101. Sein Heft schließt mit den Worten Explicit liber laurencii quem sripsit lydekinus102. Es enthält Exzerpte aus Gratian103 und dem Liber Extra104. Sie sind zu Beginn des 14. Jhs. geschrieben. Auf dem letzten freien Blatt des Heftes hat der Vidhemspriester einen Auszug aus dem Zaunabschnitt von VgL II105, sowie einige lateinische Rätsel und lateinisch-schwedische Glossen eingetragen106. Seine von Schlyter unter IV: Incerti Auctoris variae adnotationes verzeichneten Zusätze, die um 1325 entstanden sind107, enthalten unter IV: 12108 auch die ältesten Richterregeln Schwedens. Wenn die Hs. B 59a aus den 1280er Jahren stammt, war sie alsbald veraltet. Die vielen Zusätze, vor allem die des Lydekinus aus VgL II, zeigen, dass man sich bemüht hat, sie auf dem neuesten Stand zu halten. 4. Druckausgaben VgL I hat zuerst Georg Sternhielm 1663 gedruckt109, eine lateinische Übersetzung legte Johannes Loccenius 1695110 vor, dem Ebbe Samuel Bring 1812–1822 etliche Zusätze aus anderen Handschriften nachgetragen und darüber hinaus 1818 eine eigene Ausgabe veranstaltet hat111. Erst die vorzügliche Ausgabe von Collin und Schlyter 1827112 hat jedoch eine verläßliche Textgrundlage geschaffen. Adolf Schück hat VgL II und Elias Wessén
101 Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XV. Er schrieb um 1320. Wahrscheinlich ist er derselbe Lydekinus, der am 23. Oktober 1330 in Lödöse einen Brief (DS, Bd. IV, 1, Nr. 2809, (SDHK-Nr. 3751 = DN, Bd. IV, Nr. 191; vgl. Reg. Norv. Bd. IV (1320–1336), Nr. 774), schrieb, der in manchen Schriftzügen denen in B 59 gleicht (Per-Axel Wiktorsson). Er war Pfarrer an der Kirche St. Olof in Lödöse, die Urkunde sagt: „et lydekino curato ad sanctum olauum ibidem“. 102 Vgl. SGL, Bd. I, VgL III: 66, S. 265. 103 Grat. c. 19 C. XVII, qu. 4; c. 107 C. XI, qu. 3; c. 5 C. XVII. qu. 4. 104 Liber Extra c. 5 X. 5. 17; c. 22 X. 5. 39; vgl. Collin/Schlyter, SGL, Bd. I, S. 265, Fn. 88, 93f, 96 f. 105 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 20, 1–3, S. 316. 106 Vgl. SGL, Bd. I, S. XIII; zu weiteren Einzelheiten der Hs. B 59 vgl. Sune Ambrosiani, S. 14 ff; Elias Wessén, Corpus, Bd. XII, S. XIV–XVII. 107 Schlyter, SGL, Bd. I, S. XI. 108 SGL, Bd. I, S. 292–294: „vm domara“. 109 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. I, S. XLVI f; vgl. dazu Jan-Eric Almqvist, Stiernhielm, in: SvJT, årg. 43 (1958), S. 231–237. 110 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. I, S. XLVIII f. 111 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. I, S. XLIX–LII. 112 SGL Bd. I (1827).
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VgL I in Faksimile herausgegeben113. Übersetzungen ins Neuschwedische haben Otman, Sjöros, Beckman und Holmbäck/Wessén verfaßt114. Beauchet115 hat VgL ins Französische übertragen, Bergin116 ins Englische; eine deutsche Übersetzung (nur von VgL I) hat v. Schwerin vorgelegt117. Das Westgötenrecht hat nicht nur in Västergötland, sondern auch in Dalsland und in Mo härad in Småland gegolten118. Ob es auch in Värmland gegolten hat, ist strittig119, doch ähneln die Reste von Värmlandslagen dem Westgötenrecht stark. 5. Hednalagen Das nur vom schwedischen Reformator Olaus Petri mitgeteilte120, in keiner mitterlalterlichen Hadschrift überlieferte Fragment eines mittelalterlichen Rechtstextes namens Hednalagen (Heidenrecht)121, gehörte nach früher herrschender Meinung ursprünglich zur Eskilschen Redaktion von VgL I. Carl Ivar Ståhle hat jedoch gute Gründe dafür beigebracht, es dem oberschwedischen Rechtskreis zuzurechnen122. Es handelt vom Zweikampf, der statt eines Prozesses stattfindet, also einen Streit außergerichtlich entschei113 Lex Vestro-gothico Recentior: Yngre Västgötalagen och Bjärköarätten, Facsimileausgabe von Cod. B 58 der Kgl. Bibliothek Stockholm, durch Adolf Schück, Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. VI, Hafniae 1946; Lex Vestro-gothico vetustior: Äldre Västgötalagen, Facsimileausgabe von Elias Wessén, Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. XII, Hafniae 1950 (=Faksimile-Ausgabe von Cod. B 59 d. Kgl. Bibliothek Stockholm), Hafniae 1950. 114 Ivar Otman, Äldre Västgötalagen öfversatt och förklarad, Helsingfors 1883; Bruno Sjöros, Äldre Västgötalagen. Diplomatisk avtryck och normaliserad text jämte inledning och kommentar, Helsingfors 1919; Natanael Beckman, Äldre Västgötalagen, översatt och förklarad, Uppsala 1924; H/W, SLL, 5. Serien: Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen, Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Uppsala 1946, Neudruck 1979. 115 Ludovic Beauchet, Loi de Vestrogothie (Västgötalagen), traduite et annotée et précedée d’une étude sur les sources du droit suédois, Paris 1894. 116 Alfred Bergin, The Law of the Westgoths according to the manuscript of Eskil lawman of Westergötland, Rock Island (Illin.) 1906. 117 Claudius v. Schwerin, Schwedische Rechte: Älteres Västgötalag, Upplandslag, Weimar 1935. 118 Vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 40. 119 Vgl. dazu unten V., Värmlandslagen, S. 433 f. mit Fnn. 318 f. 120 Vgl. Otto von Friesen, Hednalagen (1902) in: Samlaren, Bd. 23, S. 109–112; Olaus Petri (eigentlich: Olof Petersson), der schwedische Reformator, wurde am 6. Jan. 1493 (1497?) in Örebro geboren, er starb am 19. April 1552 in Stockholm, vgl. über ihn SBL, Bd. 28 (1992/94), S. 151; Gerhard Schmidt, Richterrregeln, S. 17–24. 121 Hednalagens Text findet sich auch bei H/W, SLL, Bd. V, S. XXVI. 122 Vgl. Carl Ivar Ståhle, Upplandslagen, S. 130–139.
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det, der durch ehrenkränkende Schmähworte entstand. Das Gesetz bestimmt die Form des Zweikampfes und regelt seine Rechtsfolgen, er wird aber nicht als Gottesurteil beschrieben. Daraus folgt, dass er als Beweismittel diente123. In die Niederschriften der svealändischen Gesetze ist es nicht aufgenommen worden, weil der Zweikampf zur Aufzeichnungszeit kein Rechtsinstitut mehr war124.
II. Yngre Västgötalagen (VgL II) 1. Entstehung Am Ende des 13. Jahrhunderts wurden viele skandinavische Rechtsbücher umgearbeitet und der Zeit angepaßt. Das gilt für Norwegen, wo Magnus Lagabøter (1263–1280) seine Gesetze schuf, aber auch für Schweden, wo Magnus Ladulås (1275–1290) die Rechtsbücher Östgötalagen und Södermannalagen überarbeiten ließ, Närkeslagen bestätigte und neue Statuten (z. B. die Privilegien für Kopparbergs bergslag) erließ. In diese Zeit fällt auch die Bearbeitung von VgL I, ausgeführt zwischen 1281 und 1300, und doppelt so umfangreich. Davon sind mehrere Handschriften erhalten. Deren wichtigste ist die Hs. B 58 von ca 1347125, jedoch mit anderer Vorlage als Hs. B 59. Die Zusätze stammen teils aus Urteilen des Things, die der Rechtsprecher zu Rechtssätzen geformt, teils aus Recht, das Eskil nicht berücksichtigt hat. Sie sind großenteils (außer im Diebsabschnitt) mechanisch an die vorhandenen Abschnitte angefügt. Die Systematik ist gegenüber VgL I nicht verbessert und fällt gegenüber der von Östgötalagen und Uplandslagen stark ab. Die Reihung der Abschnitte folgt großenteils der von VgL I, doch haben einige die Plätze getauscht, die Verletzung der Mannheiligkeit ist auf zwei Abschnitte verteilt und bardaghæ balkær heißt in VgL II frip balkær. Alle Abschnitte gliedern sich in numerierte Kapitel, deren Einteilung jedoch wenig durchdacht ist. Den größten Zuwachs zeigt der Kirchenabschnitt: Nicht nur das Statut Bischof Brynolfs von 1281 ist übernommen, sondern auch Synodalstatuten und vieles aus dem kanonischen Recht126. Die Hs. B 58 enthält neben dem VgL II auch das Bjärköarecht127 (=Stadt123 Vgl. Leopold F. Leffler, Hednalagen, S. 100 ff; Ernst Estlander, in: Tidskrift utg. av Juridiska Föreningen i Finland 48, 1912, 571–594. Alvar Nelson, Envig, in: Saga och Sed 1944, S. 57–94 (82f); H/W, SLL, Bd. V, S. XXVIII. 124 Vgl. Alvar Nelson (wie Fn. 123), S. 82f; Carl Ivar Ståhle, Upplandslagen, S. 137. 125 Zur Faksimile-Ausgabe Adolf Schücks s. o. Fn. 113 126 Vgl. Georg J. V. Ericsson, kyrkobalk (1967). 127 S. dazu unten VII., S. 512–517.
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recht) für Lödöse und eine lateinische Übersetzung von König Magnus Erikssons Statut vom 17. Juli 1345 für (Söder-)Tälje128, so dass die Handschrift erst danach geschrieben sein kann. Ihr fehlt jedoch das Kirchenrecht. Das beruht vielleicht darauf, dass am 8. März 1347 eine Delegation von fünf Kanonikern gegen die Verkürzung kirchlicher Rechte protestierte129, die eine zur Vorbereitung von Magnus Erikssons Landrecht130 berufene königliche Kommission plante. Auch Algot Bengtsson, der damalige Rechtsprecher von Västergötland, gehörte ihr an131. Andere Handschriften von VgL II haben jedoch einen Kirchenabschnitt; seine jüngste und vollständigste Form findet sich in den ‚statuta generalia‘, die schon Laurentius Diakn in seine Zusätze zu VgL I aufgenommen hatte132. 2. Sprache und Geltungsbereich Terminologie und Aufbau ähneln den ostnorwegischen Rechten. Streitig ist vor allem, ob der lænder maper in VgL I, Jb 5 und in VgL II, Jb 13 ein königlicher Vertrauensmann oder ein Lehnsmann war und so dem norwegischen lendr majr (Lehnsmann) entsprach133. Auch einige Sätze des schonischen Rechts sind übernommen134. Da es sich jeweils um Nachbarlandschaften handelt, glichen sich zur Aufzeichnungszeit Sprache, Kultur und Rechtsgewohnheiten weitgehend, auch hatte das skandinavische Recht des Mittelalters dieselben Grundzüge und wies lediglich lokale Abweichungen auf. Anhand sprachlicher Eigenarten des Manuskripts B 59 hat Götlind den Ort näher bestimmt, wo in Västergötland VgL I abgefaßt wurde. Er meint, er liege in den Harden Barne und Viste, westlich Skara135. Über die Sprache von VgL handelt vergleichend Petterson136, über die des Lydekinus Ekholm137. VgL I ist nicht nur ein herausragendes altschwedisches Sprachdenkmal, sondern auch ein wichtiges Zeugnis für die skandinavische mit-
128 129 130 131 132 133 134 135
In: DS, Bd. V Nr. 3972, S. 475–481. Druck in: DS, Bd. V, Nr. 4148, S. 643 f. Zu MELL s. unten D. I, S. 535 ff. Vgl. Gösta Åqvist, Art. Västgötalagarna, in: KLNM, Bd XX (1976), Sp. 340. In: SGL, Bd. I, VgL IV: 21, S. 317–344. Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. 145, N. 42. Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XXI. Vgl. Johan Götlind, äldre Västgötalagen, in: Språkvetenskapliga Sällskapets i Uppsala förhandlingar 1919–21, S. 63–83; vgl. Torsten Wennström, Dialektgränser, S. 164 ff; H/W, SLL, Bd. V, S. XXXV. 136 Vgl. Björn Petterson, Stilstudier (1959). 137 Vgl. Hugo J. Ekholm, anteckningar, in: Studier i Nordisk filologi 7, 2 B, (1915), 101–112.
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telalterliche Rechtskultur. Es galt in Västergötland, daneben auch in Dalsland und im småländischen Mo härad. 3. Inhalt und Besonderheiten a) Inhalt VgL II enthält nach einer neu eingefügten Praefatio folgende Abschnitte: den Kirchenabschnitt mit 73 Kapiteln, Ungefährwunden mit den Kapiteln 10–13, wobei die ersten neun Kapitel fehlen, den Friedensabschnitt mit 15 Kapiteln, den Friedensabschnitt mit 3 Kapiteln, den Totschlagsabschnitt mit 41 Kapiteln, Erbschaften mit 35 Kapiteln, das Eherecht mit 18 Kapiteln, den Rechtlosigkeitsabschnitt mit 30 Kapiteln, den Diebsabschnitt mit 58 Kapiteln. Der Grundstücksabschnitt umfaßt 46 Kapitel, der Mühlenabschnitt hat nur eines. Gebrauchsanmaßungen sind (anders als VgL I) in einem einzigen Abschnitt mit 51 Kapiteln geregelt; der eigentliche Text wird mit dem Zaunabschnitt in 29 Kapiteln beschlossen. Auch hier folgen Zusätze, die insgesamt 13 Nummern und in der Ausgabe SGL, Bd. I die Seiten 222–253 einnehmen. Die beiden Herausgeber Collin und Schlyter haben die Excerpte des Lydekinus VgL III genannt; sie stammen aus VgL II, aus dem kanonischen Recht und unbekannten Quellen und sind dem VgL I beigefügt. Die Zusätze eines unbekannten Autors nennen sie VgL IV. Den Schluß bildet ein Verzeichnis der königlichen Steuern und Einnahmen in Västergötland. Westgötisches Recht VgL I
VgL II
Hs. B 59 a
Hs. B 58
Kirkiu bolkær
22 cap.
Praefatio
Af mandrapi
15 cap.
Kirkyu balker
83 cap.
Særæ malum bolkar
6 cap.
Af vapæ sarum bolkær
Af vapæ sarum
5 cap.
Frip balkær
Bardaghæ bolkær
9 cap.
Orbotæ mal
Orbotæ mal
1 cap.
Dræpare bolkær
41 cap.
25 cap.
Aruæ bolkær
35 cap.
9 cap.
Giptæ bolker
18 cap.
Arfpær bolkær Gipta bolker
cap. 10–13 15 cap. 3 cap.
Rætlosæ bolkær
13 cap.
Retlosæ bolker
30 cap.
Iordpæ bolkær
20 cap.
Piufua bolker
58 cap.
1 cap.
Iorpæ bolkær
46 cap.
Huru myulnu skal gæra
405
Götarechte VgL I
VgL II
piuuæ bollkær
19 cap.
Fornæmix sakir
6 cap.
Fornæmis balker
51 cap.
11 cap.
Vt giærpæ bolker
29 cap.
Additamenta
13 cap.
Fornæmix bolkær Lecara rætar
Hs. B 59 b
1 cap.
Mölnu balker
Conongs bolkær
1 cap.
VgL IV 1–9: Verschiedene Bemerkungen
Horo ping lot skal skiptæ
1 cap.
10: Danaholms Traktat
Biscups bryniolfs stapue (1281, DS I, Nr. 709)
5 cap.
11: Almænninger
Westgöta Kyrkior
1 cap.
[VgL III] Lydekini excerpta et adnotationes
1 cap.
9 cap.
12: Rætær domæri (Richterregeln) 13: Vidhemmæ sokn skiptis
146 cap. 14: Rechtsprecherliste 15: Königsliste 16: Bischofsliste von Skara 17: Ablaß 18: Diebstahlsprozeß (13 §§) 19: Alsnöstadga v. 15. Mai – 16. Okt. 1279 (in DS I, Nr. 799 falsch auf 1285 datiert) 20: Dienstverweigerung etc. 21: lat. Kirchenrecht (141 §§) VgL V Königliche Steuern und Einnahmen (1 cap.)
b) Besonderheiten Im 13. Jh. war der Einfluß der Kirche auch in Västergötland erstarkt, was sich am Anwachsen des Kirchenabschnitts in VgL II und an den statuta generalia ablesen läßt, die überwiegend kanonisches Recht enthalten138. Nachdem das 4. Laterankonzil im November 1215 in c. 18 die Mitwirkung Geistlicher an Gottesurteilen verboten hatte139, verschwand die Eisenprobe nach 138 Statuta generalia in VgL IV: 21 (SGL, Bd. I, S. 317–344), vgl. Strauch, Birger Jarl, S. 339f. 139 Druck in COD II, S. 244.
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und nach aus den Landschaftsrechten: In Norwegen 1247 nach dem Besuch des päpstlichen Legaten Wilhelm von Sabina. 1248 besuchte er Schweden140 und drang vermutlich auch dort auf die Abschaffung der jarnbyrp, denn Birger Jarl (1248–1266) schaffte sie ab141, und zwar nicht nur für Öster-, sondern vermutlich auch für Västergötland142. Ob Eskil diese Rechtsänderung einführte, der ja eher ein Rechtssammler war, ist fraglich, da das mit VgL ungefähr gleichzeitige SkL [ca 1202–16] und der liber legis scaniae (nach 1216) des Ebfs. Andreas Sunesøn die Eisenprobe noch als geltendes Recht beschreiben und die Verbindungen zu Schonen eng waren. So dürften eher Eskils Nachfolger im Amte, die Rechtsprecher Gustav und Folke, die Eisenprobe abgeschafft haben. Von ihnen heißt es143: toko marghir hedpner af warum laghum oc frillubörn gengu ffra arwi sinum (sie tilgten vieles Heidnische in unserem Recht und die Kebskinder verloren ihr Erbrecht). Vermutlich handelt es sich um den Zweikampf und die Eisenprobe, ferner um Æb 8: pr.144, wonach das Ehebruchskind nicht erbt. Damit war die kirchliche Forderung nach der Einehe erfüllt. Æb 8 kann jedoch nicht zu Eskils Text gehört haben, da diese Kinder zu seiner Zeit noch ein Erbrecht nach ihrem Vater hatten145. Die alte heidnische Eidesformel (bipi sva sær gup hollan, er bitte sich die Götter hold)146 ist jedoch trotz der Christianisierung stehen geblieben. Auch sonst gab man nicht stets den kirchlichen Wünschen nach: Ihnen stellte sich z. B. Jb 5147 entgegen. Die Stelle gibt dem freien Bauern in Bodenstreitigkeiten das Beweisrecht vor allen anderen (auch vor dem Bischof) und schützt ihn so in seiner Lebensgrundlage. Wegen ihrer Forderung nach libertas ecclesiae wollte sich die Kirche zwar sonst einem weltlichen Gericht nicht unterwerfen, konnte das jedoch für Bodenstreitigkeiten nicht durchsetzen. Ein weiteres Beispiel der Rechtserneuerung ist die Einführung der næmnd, des Ausschusses im Prozeß. Infolge des Verbots der Eisenprobe mußte nach 1215 dieses Beweismittel ersetzt werden148. Wenig später 140 141 142 143 144 145 146
Vgl. DS I, Nr. 359, S. 330–333. Vgl. Östgötalagen, Eps. 17 (SGL, Bd. II, S. 37 = Strauch, OGR S. 65). Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XXIX. In: SGL, Bd. I, VgL IV, 14: 19, S. 297. In: SGL, Bd. I, S. 26. Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. 86, N. 21. In: SGL, Bd. I, VgL I Piuvæ bolkær [Tb] c. 14: „bipi sva sær gup hollæn“; Retlosæ bolkær [Rb] 8: pr., 9: pr.: „bipi sva sær gup holl“ (S. 39f); VgL IV, 18: 2 (S. 308), 13 (S. 294f); vgl. Leopold F. Leffler, edsformulär, in: Antikvarisk Tidskrift för Sverige, Bd. 5, Stockholm 1873–95, S. 149–160. 147 Jb 5, in: SGL, Bd. I, S. 44. 148 Vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 765 ff.
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hatte der Papst in einem Schreiben vom 28. Mai 1218149 an den Erzbischof von Lund und seine Suffragane auch die Eidhilfe der Verwandten als „pestis contraria omni iuri“ gebrandmarkt (wobei seine Bedenken sich vor allem gegen ihre Unehrenhaftigkeit richtete)150 und verlangt sie vor kirchlichen Gerichten durch bone fame viros zu ersetzen. Wohl auf Grund dieses Schreibens hatte Valdemar II. in Dänemark das sogenannte Eisenprobenstatut erlassen151, wonach ein Ausschuß über Schuld und Unschuld eidlich zu entscheiden hatte. Dieser Papstbrief dürfte auch dem Erzbischof von Uppsala und seinen Suffraganen bekannt geworden sein. Jedenfalls schreibt VgL I die Beweisführung durch den Ausschuß statt durch Eidhelfer in ähnlichen Fällen vor wie in Valdemars II. Statut, nämlich bei Totschlag (Mb 11; Slb 6; 8; 9; Æb 11; 15), bei Wunden und Schlägen (Sb 2), bei Diebstahl (Tb 6), bei Ehebruch (Gb 5: 1) sowie bei Bodenstreitigkeiten zwischen Land und Harde (Jb 16: 1). Ob das schon zu Eskils Zeit geschah, ist unbekannt. Immerhin veränderte die Einführung der næmnd den Prozeß152. Deutlich ist aber, dass sie noch auf dem Eidhelferbeweis fußte, weil sie zunächst dazu diente, den Beweis der Sachlage für den Kläger oder den Beklagten zu führen. Der Fortschritt im Beweisverfahren bestand nur darin, dass nicht mehr der Beweisführer die Mitglieder des Ausschusses ernannte, sondern dass Außenstehende sie auswählten und den Beweis damit objektivierten153. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Beweisführer nur dann obsiegt hat, wenn der Ausschuß einstimmig für ihn sprach. In vier besonders schweren Fällen von Totschlag und Vergiftung (VgL I Slb 8; 9; Æb 11 und 15 [vgl. VgL II, Æb 19]) fordert VgL I eine lukt hærasznæmd (einen geschlossenen oder einstimmigen Hardenausschuß). Die weitere Entwicklung machte aus dem Ausschuß des Beweisführers einen Beweisausschuß, der selbständig über Schuld und Unschuld entschied. In diesem Stadium reichte dann nach dem Vorbild bei kirchlichen Wahlen154 die Ausschußmehrheit. Das sagt schon VgL I, Gb 5: 1155, vorausgesetzt, dass es kein späterer Zusatz ist156. VgL I 149 In: DS I, Nr. 176, S. 175. 150 Vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 777 f. 151 In: DGL I, 2, Tillæg XII, S. 781–791; vgl. Sjöholm, Medeltidslagar, S. 57 ff; Bååth, kanoniska rätten, S. 77f; Åqvist, Frieden, S. 207. 152 Vgl. Harald Hjärne, nämden S. 1 ff; H/W, SLL, Bd. V, S. XXX; LXVIII ff; Strauch, Eisenprobe, S. 765 ff. 153 SGL, Bd. I, VgL I, Mb 11 (S. 15); Sb 2 (S 17); Slb 1: pr.; 6 (S. 20; 22); Jb 16: 1 (S. 49f), vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. LXVIII. 154 Vgl. conc. Lat. IV c. 23f (COD II, S. 246f) = c. 42; 48; 50; 55. X. I. 6. 155 In: SGL, Bd. I, S. 33. 156 Vgl. VgL II, Gb 6 (SGL, Bd. I, S. 146; H/W, SLL, Bd. V, S. 104, N. 18.
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spricht jedoch nicht von fælla eller væria (urteilen oder freisprechen), sondern – immer noch im Sinne der Eidhelfer – von sieben Stimmen beim Zwölferausschuß, um den Beweis zu führen. Wer den Ausschuß ernannte, sagt VgL I nicht. Zu vermuten ist, dass ihn das Thing bestimmte oder dessen Wortführer157. Auch hierin ist eine Entwicklung zu sehen: Wählte man den Ausschuß ursprünglich für eine bestimmte Sache, so wurde er bald über die gesamte Thingdauer für alle anhängigen Sachen zuständig und schließlich zur dauernden Einrichtung, die von Thing zu Thing bestehen blieb. Es gab Hardenausschüsse und Viertelsausschüsse (für ein Hardenviertel). Neben dem laghmaper (Rechtsprecher) und dem hærapshöfpingi (Hardenhauptmann) kennen Lydekinus158 und VgL II159 den næmdarmaper (den Ernannten). Vermutlich wählte ihn eine Nachbarschaft (grænd oder skiri (von aengl. scir, engl. shire160, die Teil einer Harde oder einer Viertelsharde sein konnte, doch durfte gegen den Willen von Hardenhauptmann und Bauern kein piænistu maper (im Hof- oder Kriegsdienst stehender Mann) dieses Amt erhalten161. Grænd und skiri sind nur aus Västergötland bekannt. Sie entsprachen vielleicht den hamnor in den Svealandschaften, also den Unterbezirken der Ledungsorganisation, die einen hampnumaper mit gleichen Pflichten kannten162. Der Ernannte hatte Aufgaben bei byarbygning (Bauarbeiten im Dorf), der Abgabenerhebung und bei Gericht, wo er berufen war, in einigen Fällen att fælla eller væria, also zu urteilen163. Streitig ist, ob der næmdarmaper auch Mitglied des Beweisausschusses war. Darauf deuten VgL III: 76; 77164, vielleicht auch VgL II Tjb 2165. 4. Nachwirkung VgL galt bis ins 14. Jh. hinein. Wann es durch Magnus Erikssons Landslag (MELL) abgelöst wurde, das sich nach 1350 in den schwedischen Landschaften allmählich durchsetzte, ist unsicher. Immerhin berief man sich in
Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. LXVIII f. Lydekinus, in SGL, Bd. I, III: 130 (S. 278). SGL, Bd. I, Vgl II, Fb 42; 43; 47 (S. 208, 210); Add. 10 (S. 241f). Thorsten Andersson, Gränd, in: Namn och Bygd, Bd. 84 (1996), S. 131 f. SGL, Bd. I, VgL III: 77, (S. 269). Vgl. Upplandslag, Kgb 10: 2 (SGL, Bd. III, S. 95); Södermannalag, Tgb 2 (SGL, Bd. IV, S. 173f); vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. 400f, N. 1) 163 Vgl. die Nachweise bei H/W, SLL, Bd. V, S. LVIIIf. 164 VgL III: 76; 77 (SGL, Bd. I, S. 268f). 165 VgL II Tjb 2 (SGL, Bd. I, S. 162), so: Harald Hjärne, nämnden S. 23; H-W S. LVII ff; 321, N. 10; 400f, N. 1; Karl Wührer, Art. Nämnd in: KLNM, Bd. 12 (1967), Sp. 446f gegen Carl J. Schlyter, Ordbok, S. 804 f.
157 158 159 160 161 162
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einer Urkunde vom 18. Okt. 1399 noch auf Westgöta lagh166, obwohl seit den 1390er Jahren MELL zunehmend angewandt wurde167.
III. Östgötalagen (ÖGL) 1. Östergötland, geografisch/historisch Östergötland ist die Landschaft, in der das Geschlecht Birger Jarls168 begütert war, der in Bjälbo (wenige Kilometer südwestlich Skänninge gelegen) geboren wurde. Es grenzt im Nordwesten an Närke, im Nordosten bildet der Kolmorden den Grenzwald zu Södermanland, im Westen verläuft die Grenze durch den Vättern, wobei Visingsö mit der alten Burg Visingsborg schon zu Småland zählt. Im Süden grenzt es an Småland, im Osten an die Ostsee zwischen Norrköping und Valdemarsvik169. Usprünglicher Siedlungsschwerpunkt war die Ebene südlich des Motalastromes, in der auch Linköping, der politische und kirchliche Mittelpunkt der Landschaft170, liegt: Dort tagte das Lionga thing und Linköping war Bischofssitz. Weitere wichtige Städte waren Söderköping, eine bedeutende Handelsstadt, Norrköping am Bråviken, Skänninge am Skenån und etwa 14 Km nordwestlich davon Vadstena am Vättern, das dem dortigen Kloster seine Entstehung verdankt171. Das Bistum ging weit über Östergötland hinaus: Es umfaßte auch die småländischen Landschaften Tveta, Vedbo, Ydre, Kind, Tjust, Se166 Druck bei Alexander W. Gadolin, pantsättning, Nr. 48, S. 285 f. 167 Belege bei H/W, MELL, S. LVIII f. 168 Vgl. über ihn: SBL, Bd. IV (1924), S. 424; Sven Tunberg, historia, Bd. II, S. 86–110; Gösta Åqvist, Frieden, S. 160 ff; Strauch, Art. Birger Jarl in: Lex MA, Bd. Bd. II (1999), Sp. 214; Dick Harrison, Jarl, S. 175 ff. 169 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 239–264; Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 236–240; Strauch, OGR, S. 32 ff mit Karte S. 34; Birgitta Fritz, hus, Bd. I, S. 64–66; 112–119; Bd. II, S. 80–90 mit Karte S. 82 und in Mats Wahlberg, SOL, Einband, Innenseite. 170 Sie war gegliedert in 18 Harden, nämlich 1) Östkinds hd; 2) Lösninga (jetzt: Lysinge) hd; 3) Biærkekinds (jetzt: Björkekinds) hd; 4) Hammarkinds hd; 5) Skärkinds hd; 6) Bankekinds hd; 7) Åkerbo hd; 8) Hanekinds hd; 9) Valkabo hd; 10) Vifolka hd; 11) Gilstrings (jetzt: Göstrings) hd; 12) Lysings hd; 13) Dals hd; 14) Aska hd; 15) Bobergs hd; 16) Gullbergs hd; 17) Myminga (jetzt: Memmings) hd; 18) Brabo (jetzt: Bråbo) hd. Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 82; 106–110 rechnet seit der Mitte des 14. Jahrhunderts infolge der Kriege und Reichsteilungen, bzw. der Propsteieinteilungen auch noch 19) Kinds hd und 20) Ydre hd dazu, doch ist die Grenzziehung zwischen beiden Landschaften unklar; ebenso: Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 238; anders noch: Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 246 ff. 171 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 242 ff.
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Karte 16: Östergötland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 82. Harden in Östergötland: 1 Östkinds hd; 2 Lösings hd; 3 Björkekinds hd; 4 Hammarkinds hd; 5 Skärkinds hd; 6 Bankekinds hd; 7 Åkerbo hd; 8 Hanekinds hd; 9 Valkebo hd; 10 Vivolka hd; 11 Göstrings hd; 12 Lysings hd; 13 Dals hd; 14 Aska hd; 15 Bobergs hd; 16 Gulbergs hd; 17 Memmings hd; 18 Bråbo hd; 19 Kinds hd; 20 Ydre hd. Die mittelalterlichen Namen der Harden finden sich auf S. 364, Fn. 169.
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vede, Aspeland, Anbyrd und Möre mit Njudung und Finnveden sowie die Inseln Öland172 und das schwedische Schatzland Gotland. Eingeteilt war es in nur zwei Propsteien: Vestanstang (dessen Propst in Skänninge residierte)173 und Östanstang (dessen Propst in Söderköping saß)174, die seit 1396 auch für die weltliche Verwaltung genutzt wurden175. Nach Aufzeichnungen vom Ende des 16. Jahrhunderts176 hatten die sechs westlichen ostgötischen Harden die Öjebro über den Svartån zu unterhalten, die sechs mittleren die Stångebro bei Linköping und die sechs östlichen die Brücke in Norrköping177. Die sechs Harden, die südlich des Sees Asplången und östlich des Aspveden lagen (eines Gemeinwaldes zu beiden Seiten der Straße zwischen Söderköping und Linköping) hatten nach ÖGL, Bb, c. 28 Steuern an König und Jarl zu entrichten178. 2. Entstehung Wie gewöhnlich nennt das Östgötalag keinen Verfasser. Doch läßt sich seine Niederschrift nicht ohne den ostgötischen Rechtsprecher denken. Er hatte nämlich zwei Aufgaben: in Streitfällen das Recht zu weisen (asw. skilia lagh179, Entscheidungen zu fällen (ein Urteil des Rechtsprechers (laghmans dom) erwähnen Kr 13: § 2; 16:pr; Vap 31: pr. etc.180 und auf dem Landsthing der Ostgöten, (dem Liongaping bei Linköping) das gesamte ostgötische Recht vorzutragen (tælia lagh). Dieser jährliche Rechtsvortrag umfaßte das überlieferte Recht, die entschiedenen Streitfälle, aber auch die neueste Gesetzgebung. Die Niederschrift von Östgötalagen fällt in die Zeit allgemeiner Rechtsaufzeichnungen in ganz Europa, die sogenannte Rechtsbücherzeit des 13. Jhs. Die Aufzeichnung liegt vor 1303, denn eine Urkunde aus 172 Über die Einteilung der Insel Öland in Kirchspiele vgl. die anliegende Karte Nr. 17, S. 415. 173 Propst in Skänninge, s. d. Urk. Anagni, d. 2. Nov. 1232, in: DS, Bd. I, Nr. 273, S. 271. 174 Propst in Söderköping, s. Urkunde v. 1287, in: DS, Bd. II, Nr. 931, S. 20f (S. 21); vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 190. 175 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 242, der auf die Räfstethinge 1396–1444 verweist. 176 Es handelt sich um den Codex B 7 in SRA, vgl. Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 238. 177 Das Urteil vom 25. Jan. 1380 in: SD [noch nicht gedruckt], SDHK-Nr. 11623 stellt den Anteil der Brückenbaulast fest, den Östkinds- und Hammarkinds härad an der Brücke in Norrköping haben; Jan Liedgren (wie Fn. 176, Sp. 238. 178 ÖGL, Bb, c. 28: pr (SGL, Bd. II, S. 215); mit den Steuern an den Jarl sind wohl die Seezugslasten gemeint, vgl. Bb, c. 28: 5; vgl. die Urkunde v. 15. Apr. 1316, in: DS, Bd. III, Nr. 2053, S. 247f; Jan Liedgren, (wie Fn. 176, Sp. 238). 179 Vgl. Vapa mal (Vap) c. 30: 2 (SGL, Bd. II, S. 84 = Strauch, OGR, S. 104). 180 Vgl. Strauch, OGR, S. 280f, Art. Rechtsprecher.
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Linköping vom 2. April 1303 spricht bereits von einem liber legum181. Der terminus post quem läßt sich dagegen nicht sicher feststellen. Als Verfasser von Östgötalagen gilt allgemein Bengt Magnusson, der von 1269 (1264?) bis 1294 Rechtsprecher in Östergötland war. Er gehörte nicht nur dem königlichen Rat an, sondern war auch der Onkel des Königs Magnus Ladulås (1275–90). Möglicherweise konnte er bereits auf eine (heute verlorene) ältere Niederschrift zurückgreifen, die ihm sein Vater und Vorgänger im Amte des Rechtsprechers, Magnus Bengtsson, hinterlassen haben kann. Dessen Vater wiederum, der Bischof von Linköping Bengt Magnusson, sein Bruder und Vorgänger in Linköping, Karl, (beide Brüder Birger Jarls182, und der Lunder Erzbischof Andreas Sunesøn betonten bereits um 1220 in einer für Gotland bestimmten Urkunde183 die Nützlichkeit von Rechtsaufzeichnungen. Es ist deshalb nicht abwegig, die erste (verlorene) Aufzeichnung von Östgötalagen in die Jahre nach 1220 zu setzen.184 Da in Östgötalagen die späteren Zusätze den gleichen Sprachstil aufweisen wie ältere Teile, kann Bengt Magnusson bereits 1270 das ostgötische Recht aufgezeichnet und durch spätere Nachträge auf dem Laufenden gehalten haben185. Dafür spricht Æb 2, wo ein Erbfall als „i nyiu laghum“(„nach neuem Gesetz“), also dem Erbgesetz Birger Jarls von 1260, beurteilt wird. Eine Urkunde vom 22. März 1279186 spricht von „consuetudines et leges Osgocie“; die sog. Ängsöchronologie sagt für das Jahr 1286: „Item quod dicitur ormynd secundum leges osgotorum heredes repetere possint infra triennium“187 und dieses Recht, eine Mitgift zurückzufordern, regelt Östgötalagen in Gb 14: § 2, so dass dieses Datum gewöhnlich als terminus post quem gilt. Aber diese Bestimmung kann ein späterer Zusatz sein, so dass man daraus nicht das Datum der gesamten Niederschrift ableiten sollte. 3. Überlieferung und Geltungsbereich Von den uns überlieferten Handschriften des Östgötalags sind die meisten Fragmente. Die älteste (N) stammt aus der 1. Hälfte des 14. Jhs. Sie ist etwa gleich alt wie die Aufzeichnung der Kap. 1–16 des ostgötischen kunungx 181 182 183 184 185 186 187
Vgl. DS, Bd. II, Nr. 1386 vom 2. April 1303 (S. 380). Vgl. Herman Schück, Ecclesia Lincopensis, S. 54 f. In: DS, Bd. I, Nr. 832 (1216–23), S. 690 f. Vgl. Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 53. Vgl. Carl Ivar Ståhle, Art. Östgötalagen, in: KLNM, Bd. XXI, Sp. 51 f. In: DS, Bd. I, Nr. 665, S. 542. Ängsö-chronologien. Anteckningar om tilldragelser under åren 1208–1288 in: Historiska Handlingar, Sjunde Delen, Stockholm 1870, S. 1 ff = Annales Sigtunenses für 1286, in: SRS, Bd. III, S. 7.
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epzsöre (Königseidschwur), die um 1325 der Priester von Vidhem in der Hs. B 59 von Västgötalagen niedergelegt hat. Eine größere Gruppe von Fragmenten stammt aus der Mitte des 14. Jhs. (D, E, M), das umfangreichste (C) aus der zweiten Hälfte des 14. Jhs. Diese Hs. wurde im 15. Jh. in einer Buchbinderei in Vadstena zum Einbinden anderer Werke benutzt. Aus den bisher bekannt gewordenen Resten läßt sich etwa 1/3 des ursprünglichen Textes herstellen. Vollständig sind nur 3 Texte überliefert: Hs. A von ca 1350, Hs. F vom Ende des 16. Jhs. Und die gedruckte Ausgabe von 1607 (Hs. B). Sie spiegeln das Ö. auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung, die man hier über verschiedene Generationen verfolgen kann: Den Handschriften C, F und M fehlt die Einteilung in Kapitel, der Hs. M auch die Abschnittsüberschriften (die in Hs. F später hinzugefügt sind); sie enthalten fast durchgängig den älteren, auf Bengt Magnusson zurückgehenden, Rechtszustand und sind – jede für sich – später interpoliert worden. Der Druck B beruht auf jetzt unbekannten Handschriften und Handschrift A vergleicht den neueren Rechtszustand häufig mit dem alten, sie dürfte deshalb den Endzustand der Niederschrift darstellen. Nach Bengts Tod scheint der Rechtsstoff dann – wahrscheinlich nach dem Muster von Upplandslagen, also nach 1296 – in balkar und flockar (Abschnitte und Kapitel) eingeteilt worden zu sein, wobei die Kapitel den Sachzusammenhang wenig berücksichtigen. Collin und Schlyter haben die Hs. A ihrer Ausgabe zugrunde gelegt und die Abweichungen verzeichnet. Zuvor war Östgötalagen bereits im Jahre 1607 im Druck erschienen188. Der Stockholmer Drucker Ignatius Meurer ließ 1666 eine Sammelhandschrift schwedischer Landschaftsrechte erscheinen, die auch Östgötalagen enthielt189. Die heute noch maßgeblich Ausgabe haben Hans Samuel Collin und Carl Johan Schlyter 1830 vorgelegt190. Leopold Fredrik Leffler hat sie 1881 unverändert; Gösta Holm und Carl Ivar Ståhle haben sie 1980 – vermehrt um einige alte Fragmente – neu gedruckt191. Axel Olof Freudenthal192 hat 1895 eine Ausgabe mit Erklärungen veröffentlicht und Emil Olson hat 1911 ein Fragment 188 Johannes Bureus, Östgötha laghen, Stockholm 1607; vgl. Johannes Rudbeck, lagbibliografi (1915). 189 Ignatius Meurer, [Drucker], Sveriges rikes lagh-böker, som äre landz lag, stadz lagh, vplands lagh, Wästgöta lag, Östgöta lag, Södermanl. Wästmanna lag ok Helsing lagh, Stockholm 1666. 190 Hans Samuel Collin/Carl Johan Schlyter, Östgötalagen (SGL, Bd. II), Stockholm 1830. 191 Gösta Holm,/Carl Ivar Ståhle, Östgöta-Lagen, Ed. by H. S. Collin and C. J. Schlyter. Facsimile edition with addendum by the main Part of Emil Olson, Östgötalagens 1300-talsfragment (reprint) and Carl Ivar Ståhle, De Liedgrenska fragmenten av Östgötalagens C-text (first print), Lund 1980. 192 Axel Olof Freudenthal, Östgötalagen med förklaringer, Helsingfors 1895.
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aus dem 14. Jahrhundert herausgegeben193. Algernon Börtzell hat 1898 einen Faksimile-Druck der Stockholmer Handschrift B 50 veröffentlicht194 Schließlich hat Jan Liedgren noch einige Fragmente der Handschrift C entdeckt, die in die Ausgabe von Holm und Ståhle eingegangen sind. Eine neuschwedische Übersetzung mit Erläuterungen haben Åke Holmbäck und Elias Wessén 1933 herausgebracht195; meine Übersetzung stammt von 1971. Östgötalagen galt nicht nur im eigentlichen Östergötland zwischen Vättersee und Ostsee, dem Grenzwald Kolmården im Norden (gegen Södermanland) und dem Walde Holaviper im Süden (gegen Småland), sondern auch im nördlichen und östlichen Teil Smålands, nämlich den Kleinlandschaften (nichts anderes heißt Småland!) Tveta, Vedbo, Vista, Ydre, Kind und Tjust, in Sevede, Asbo, Anbyrd, Möre sowie auf der Insel Öland 196. 4. Inhalt und Besonderheiten a) Inhalt In der Ausgabe von Collin/Schlyter umfaßt Östgötalagen zehn Abschnitte: 1). Christenrecht; 2). Königseidschwur; 3). Totschlag; 4). Ungefährwerk und Wunden; 5). Ehe; 6). Erbschaften; 7). Bodenverkauf; 8). Kaufsachen; 9). Rechtsgang; 10). Landbau. Eigentümlich ist, dass das Christenrecht nicht mit Christus, sondern mit dem König beginnt197: Er ist es, der für den Kirchenbau sorgt. Im übrigen enthält dieser Abschnitt das kanonische Recht, des Inhalts, wie er damals in Östergötland angewendet wurde. Das Rechtsbuch schließt mit dem Dorfschaftsrecht, das nicht nur ausführlich die Anlage eines Dorfes nach der Sonnenteilung regelt, sondern auch sonst das bäuerliche Leben in feste Regeln gießt.
193 Emil Olson, Östgötalagens 1300-talsfragment, Lund 1911. 194 Algernon Börtzell, Östgötalagen: Östgöta Laghbok. Fototypisk reproduktion af Cod. Holm B 50, Stockholm 1898. 195 Åke Holmbäck/Elias Wessén, Östgötalagen (SLL, Bd. I), Stockholm 1933. 196 Vgl. Karte Nr. 17, S. 415. Streitig ist, ob Öland ein eigenes Landschaftsrecht besaß. Schriftlich überliefert ist es nicht. Über ein eigenes Landsthing wird nichts berichtet. Es gab zwar in Öland einen Rechtsprecher, auch spricht Magnus‘ Ladulås Urkunde vom 29. Dez. 1281 (DS, Bd. I, Nr. 736, S. 591–593 (593) von „leges patriae et consuetudinem approbatam“, doch bleibt ihr Verhältnis zu ÖGL unklar. Vgl. zu Öland: Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 264 –271; Sölve Göransson, härad, S. 97–116; derselbe, byar, in:Ymer, Bd. 106 (1986), S. 37–51; derselbe, skeppslaget, in: Saga och Sed 2003, S. 97–136; DMS, Bd. IV, 3: Öland, Sthlm 1996; Thorsten Andersson, Ölandslag, in: Saga och Sed 2010. 197 Vgl. Sven-Erik Pernler, in: Kyrkohistorisk årsskrift 1984, S. 80 f.
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Karte 17: Öland, Quelle: Ulf Erik Hagberg, Art. Öland, in: RGA2, Bd. XXI (2002), S. 591.
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Karte 18: Ostgötischer Rechtsbereich, Quelle: Strauch, Das Ostgötenrecht, Weimar 1971, S. 34. Außer den in Karte 17 genannten ostgötischen Harden lebten nach Ostgötenrecht auch die Landschaft Möre mit den Harden Norpa hd und Surpa hd; die Landschaft Njudung mit den Harden Væstra hd und Østra hd; ferner die Landschaften, welche zu Harden wurden: pvetum; Vist; Vipbo; Ypri; Kind, Sighvipi, piust; Asboland, Andbyrpi, Tunaläns hd; Stranda hd sowie die Insel Öland; vgl. auch Karte 19: Småland, S. 432.
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b) Besonderheiten Das Eherecht im fünften Abschnitt ist ein Beispiel dafür, dass überkommenes Eherecht überformt ist von kirchlichen Bestimmungen z. B. der Ehehindernisse198, über die der Bischof entschied. Neben die Trauung und die Traurede des Muntwalts als weltlichem Vermähler (G 6: pr; 9: pr) trat die kirchliche Trauung (vixl), Kr 31; G 6: pr; 7: pr, 8: pr), die aber noch nicht ohne den Vermähler stattfinden durfte (G 6: pr). Dabei bevorzugte die Kirche der Tradition gemäß die dotierte Muntehe. Obwohl sie auf den freien Willen der Verlobten den größten Wert legte, verwarf sie die auf freier Willensübereinstimmung beruhende Friedelehe, deren Kinder kein Erbrecht hatten (vgl. Æ 4). Im Erbrecht ist die Erbenordnung ausführlich geregelt, nicht aber, wie die Verwandtschaftsgrade berechnet wurden. Die Vorschriften über Knechte, Knechtskinder, deren Auslösung und Freilassung haben mit Erbrecht jedoch nur wenig zu tun. Grundstücksverkehr und allgemeines Kaufrecht sind auf die Abschnitte sieben und acht verteilt. Das Prozeßrecht beschränkt sich nicht ausschließlich auf den neunten Abschnitt, sondern findet sich – dem Sachzusammenhang nach – z. B. auch im Christenrecht (Bischofsausschuß Kr 13) oder im Grundstücksrecht (Bodenstreit, ES 12–15; Rb 25). Der Rechtsgangsabschnitt regelt nicht nur den überkommenden Eidhelferprozeß (Rb 18–21, 24), sondern auch den auf der Grundlage der Eidschwurgesetzgebung eingeführten Ausschußprozeß (Rb 1–4; 16). Das Statut von Alsnö 1279199, das den königlichen Einfluß auf die Rechtsprechung erweiterte, hat der Verfasser von Östgötalagen umgesetzt und in den Christenrechts-, Eidschwur- und Rechtsgangsabschnitt eingearbeitet. Während aus Kr 16: 3 und Dr. 3: 2 zu folgen scheint, dass die næmnd noch ein Beweisausschuß sei, der die Wahrheit zu erforschen hatte, folgt aus Rb 2 und 3, dass der konungx ræfst (dem Königsausschuß) für die dort aufgezählten Sachen das Entscheidungsrecht zukam, er sich also zu einem Urteilsausschuß entwickelt hatte200, wobei nicht sicher ist, ob die Aufzählung in Rb 2 seine Zuständigkeit erschöpft. Den hæræphöfpingi (den Hardenhauptmann, lateinisch: prolocutor) erwähnen sowohl die Rechtsbücher Västergötlands201 wie das Östgötalag202. Er war – vermutlich seit der Eidschwurgesetzgebung Birger Jarls – der Ur198 in: Kr 28; 29:1 (SGL, Bd. II, S. 24f), H/W, SLL, Bd. I, S. 31, N. 74. 199 In: DS, Bd. I Nr. 799 (1285), (S. 650–654) dort falsch datiert, vgl. zuletzt: Jan Liedgren, in: Rättshistoriska Studier 11 (1985), S. 116 (zwischen 15. Mai und 16. Oktober 1279) und Gösta Åqvist, Kungen S. 54 (1280); vgl. Strauch, Birger Jarl S. 515 mit Fn. 109). 200 Vgl. Gösta Åqvist, konung, S. 272 ff. 201 Vgl. Schlyter, in SGL, Bd. I, S. 430. 202 Vgl. die Nachweise bei Strauch, OGR, Art. Hundertschaftshäuptling, S. 260 f.
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teiler auf dem Hardenthing und nahm zugleich allgemeine Aufgaben der Harde wahr: Er verhängte die Reichsfriedlosigkeit (vara biltugher, ÖGL, Eth c. 11), verhaftete Totschläger (ÖGL, Drb c. 2: 2), verteilte deren Habe (ÖGL, Drb 5: pr), nahm Haussuchungen vor (ÖGL, Vath 32: 4) und kassierte die Bußanteile der Harde (ÖGL, Rb 3: 2). Jedoch sagt keines der beiden Rechtsbücher, wie er in sein Amt gelangte203. Nach dem Alsnöstatut von 1279204 sollte er für seine Harde Verwalter einsetzen205, welche Reisende mit dem Nötigen versehen sollten. Seit der Niederschrift und Anwendung von MELL verbreitete sich sein Amt in ganz Schweden. Nun wurde auch die Wahl geregelt: Nach Tgb c. 2206, sollte der Rechtsprecher ein außerordentliches Thing mit dem Auftrag einberufen, einen Ausschuß von zwölf Männern (er selbst als dreizehnter) zu wählen. Dieser sollte dem König einen Wahlvorschlag von drei hardenansässigen Personen unterbreiten207, aus dem dieser den ihm genehmen auswählen und zum Hardenhauptmann ernennen sollte208. Dieses Wahlverfahren ist meist beachtet worden, doch hat Sten Claëson gezeigt, dass es gelegentlich durchbrochen wurde, und dass in der Sturezeit das Amt zunehmend an adelige Knappen und Vögte als Belohnung für ihre Dienste verliehen wurde, so unter Sten Sture, dem älteren und jüngeren und unter Svante Nilsson Sture (Reichsverweser 1504–1512)209: Zu den Klagepunkten des Reichsrates gegen ihn von Juni 1511210 gehörte auch der Vorwurf, in Schweden und Finnland Harden203 Vgl. Jan Eric Almqvist, häradshövding, in: SvJT 1945, S. 275–281; Gerhard Hafström, Art. Häradshövding, in: KLNM, Bd VII (1962), Sp. 252. 204 Alsnösatzung, in: DS, Bd. I, Nr. 799 (1285, S. 650–654) dort falsch datiert, vgl. Jan Liedgren, Alsnö S. 103 ff und oben Fn.199. 205 In DS, Bd. I, Nr. 799 (wie Fn. 204, S. 650 heißt es: „Hwar hæræzhøfjenge skipi rættæræ i sinu hæræji“. 206 MELL, Tgb, c. 2 (SGL, Bd. X, S. 212f). 207 In MELL, Tgb, c. 2 (SGL, Bd. X, S. 212f) heißt es: „pe prættan skulu kununge pre i val læggia af pem i hæræpe boa, per taki Kununger en av, pen sum han vil och veet per fallnæn til vara“. 208 Vgl. zur Besetzungspraxis im Spätmittelalter: Sten Claëson (1987). 209 VGl. die Nachweise bei Sten Claëson, S. 162 ff, für die Sturezeit: S. 189 ff. 210 Der Brief des Reichsrates vom Juni 1511 (Regest in SDHK-Nr. 36999 v. Juni 1511; Druck in HSH, Bd. XX (1835), Nr. 164, S. 257–262) enthält die Klagepunkte gegen den Amtsmißbrauch des Reichsverwesers. Dort heißt es: „Jtem hur i haffwen oc mot laghen aff sæth oc tilskickat herredishöffdinger baade i findland och her i rikit ær ider veterligit. Teslikis skicket lagmen emot laghen“ (Ebenso habt Ihr – wie Euch bekannt – wissentlich sowohl in Finnland als auch in hier im Reiche Hardenhauptleute gegen das Gesetz ab- und eingesetzt; auch habt Ihr Rechtsprecher gesetzwidrig eingesetzt). Die Klageschrift schließt mit dem Satz „Thetta giffwe wij ider tilkenna i en god acht ati sielffwe kwnna ransache med idert iget samweth om eij swa sket ær som forscriffuit star“ (Dies geben wir Euch achtungsvoll zur Kenntnis, damit Ihr nach eurem eigenen Wissen untersuchen könnt, ob es nicht so geschah, wie oben geschrieben steht). Der Brief Staffan
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hauptmänner gesetzwidrig abgesetzt und ernannt zu haben, was durch Urkunden zwischen 1507 und 1511 bestätigt wird211. 5. Neuerungen Neu ist der zweite Abschnitt über den Königseidschwur. Er enthält in seinen Kapiteln 1–16 und 27:1 die Landfriedensgesetzgebung, die auf das Wirken Birger Jarls zurückgeht212 und listet im zweiten Teil die Schwerverbrechen (Hoch- und Landesverrat, Taten gegen das Leben) auf, die keine Eidschwursachen waren. Strafrechtliche Vorschriften finden sich weiter im Totschlags- (Dr) und im Ungefährwerksabschnitt (Vap). Dieser enthält unter anderem besondere Vorschriften über Uapa mal, also unvorsätzliche Missetaten, die entweder typologisch bestimmt, oder aber durch den Ungefährwerkseid als solche anerkannt wurden (Vap 1: pr; 11: 1 etc.). War aber Ungefährwerk festgestellt, haftete der Täter nur ermäßigt. Dass hier nicht der Erfolg, sondern der Täterwille maßgeblich war, ist auf das Wirken der Kirche zurückzuführen, die das forum internum (das Gewissen) als entscheidend ansah. Das dahinter stehende kirchliche Streben, die Blutrache einzudämmen, griff der König mit seiner Landfriedensgesetzgebung, aber auch mit der Regelung des Ungefährwerks auf, bei dem keine öffentlichen Bußen verlangt wurden213. Die auf Thomas von Aquin zurückgehende Lehre von der Veränderbarkeit der Gesetze214 beeinflußte auch die Anschauungen vom Gesetzge-
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Henrikssons v. 13. Sept. 1511, Regest in: SDHK-Nr. 37092; deutet darauf hin, dass die Anklagepunkte auf der nächsten Sitzung des Reichsrates („vid nästa herremöte“ sagt das Regest SDHK-Nr 37092) nunmehr zu seiner Absetzung führen werden. Vgl. zu dieser Frage: Jan Eric Almqvist, häradshövding, in: SvJT, årg. 30 (1945), S. 275–281; Vgl. den Briefwechsel zwischen dem Ritter Åke Hansson (Tott) und dem Reichsverweser, in: HSH, Del 20, S. 110 ff; Jan-Eric Almqvist, häradshövding, S. 278f, der dort weitere Beispiele anführt; Sten Claëson S. 179 ff. Die Folgen der Absetzung eines Hardenhauptmanns sind z. B. erwähnt im Brief Didrik Hanssons v. 13. Sept. 1511, Regest in SDHK-Nr. 37086. Auch die Bauern von Åkerbo härad weigerten sich, den von Svante Nilsson vorgeschlagenen Erik Karlsson Kuse (halv hjort) als Hardenhauptmann zu akzeptieren, weil er zu weit entfernt (auf Almby in Österrekarne, Södermanland) wohne (Brief v. 5. Mai 1511, Regest in SDHK-Nr. 36979, Druck in: Carl Gustaf Styffe, arkiver, Bd. V, S. 450); Erfolg hatte die Eingabe nicht, denn Erik Kuse hielt noch 1517 Thing in Åkerbo (Styffe, Bd. V, S. XXXIX). Vgl. zu Svante Nilsson: Jerker Rosén, historia I, S. 269 ff; Gottfrid Carlsson, Hemming Gadh (1915); Gerhard Hafström, Art. Häradshövding, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 252. Vgl. Strauch, OGR, S. 26 ff. Vgl. Ragnar Hemmer, vådaverken S. 51 ff. Vgl. Sten Gagnèr, Gesetzgebung, S. 261 ff, 270 ff, 317 ff.
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bungsrecht weltlicher Herrscher. So verzeichnet Östgötalagen zum Beispiel prozeßrechtliche Neuerungen: Abschaffung der eigenmächtigen Pfandnahme und Einführung des Königsgerichts. Beide Gesetze gab König Knut Långe (1229–1234) in den wenigen Jahren seiner Regierung215. Birger Jarl (Schwedens Regent 1248–66), führte diese Linie Knuts fort, indem er die Eisenprobe abschaffte. Statt ihrer machte er das Königsgericht zuständig (Eps 17), und wies ihm zugleich die Aufgaben eines öffentlichen Beitreibungsorgans zu (Rb 3:2). Auch sonst trat er durch Gesetzgebungsakte hervor: „Swa gaf Birghir Jarl i lagh“ (Db 14: 6) und ähnliche Formulierungen finden sich an mehreren Stellen in Östgötalagen216. So erwähnt es nicht nur das um 1260 erlassene Erbgesetz Birger Jarls, wonach die Tochter neben Söhnen nur die Hälfte erbte217, vor allem nimmt es in den ersten 16 Kapiteln des Eidschwurabschnittes die Landfriedensgesetzgebung Birgers auf218. Dieser hatte nämlich bereits vor 1257 (vielleicht 1251) für Schweden ein Landfriedensgesetz erlassen. Auch von Birger Jarls Sohn Magnus Birgersson (Ladulås) heißt es in Östgötalagen: „pæssin laghin gaf kunung magnus“ (dieses Gesetz gab König Magnus, Vap 35). Aus seiner Zeit hervorzuheben sind vor allem die strengen Landfriedensgesetze, nämlich die Alsnösatzung von 1279219 und die Skänningesatzung von 1284220. Namentlich die Skänningesatzung zeigt, dass der König ein eigenes Gesetzgebungsrecht (ohne Mitwirkung des Landsthings) beanspruchte, wenigstens da, wo die Regelung dem geltenden Landschaftsrecht nicht widersprach221. In der Arenga der Alsnösatzung heißt es: „Wir bekennen dabei, dass durch die Gewalt, die Gott 215 Vgl. Sten Gagnèr, Knut, in: Tidskrift utg. av Juridiska Föreningen i Finland 97 (1961), S. 102–140. 216 Vgl. die Zusammenstellung bei Strauch, OGR, S. 27 f. 217 Æ 1: pr; 2: pr (SGL, Bd. II, S. 114f = Strauch, OGR, S. 127f), vgl. dazu Åke Holmbäck, ätten, S. 96 ff; Gösta Åqvist, kungen, S. 22 ff. 218 Vgl. Gösta Åqvist, kungen S. 48 ff. 219 In: DS, Bd. I Nr. 799, dort falsch datiert, vgl. oben Fn. 199. 220 In: DS, Bd. I, Nr. 813 (vom 23. 8. – 31. 12. 1284), S. 668–670. 221 In der Skänningesatzung von 23. Aug. – 31. Dez. 1284, DS, Bd. I, Nr. 813 (vgl. Gösta Åqvist, Frieden, S. 221, Fn. 65) heißt es S. 668: „Aff skiæl dømum wir thæt pyrftilikt ok rathilikt at fælla nokor ping i almænnilikt æller i enlikt ærænde. the sum næfst thorwo wit. æller rættilsi. æn tho at pe se eigh før gømd æller i lagh satt. tha wilium wir at wart raath. ok wærræ gopræ mannæ at hwat sum wir skipum thær iuir. ok latum scriuæ. at lysis opt firi allum mannum. thær til at mæn mattin pæt gømæ wir skipum.oc pæt fly wir firi biuthum“ (Da wir es nötig und dienlich finden, in allgemeinen und besonderen Fällen über einige Sachen, die bisher nicht geordnet oder zum Gesetz erhoben sind, mit unserem und dem Rat guter Männer bestimmen und schreiben zu lassen, so wollen wir, dass das Verordnete häufig vor allen Männern verlesen werde, damit man das beachte, was wir anordnen und das meiden, was wir verbieten).
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uns verliehen hat, es uns zukommt, das zu bedenken und zu verordnen (at huxæ oc stadwæ), was Gott zur Ehre dient und den Männern zum Nutzen, die das Reich bewohnen“. Zu dieser Gesetzgebung gehört auch das nur lateinisch vorliegende große Kirchenprivileg von 1281222. Wie denn nicht übersehen werden darf, dass die schwedische Kirche im 13. Jahrhundert zum festen Bestandteil des Reiches wurde und ihre Stellung sich auch in den Landschaftsrechten niederschlug223. 6. Sprache Obwohl Östgötalagen kein Gesetz-, sondern ein Rechtsbuch ist, weist es doch einen anderen Sprachduktus auf als Västgötalag und Uplandslag. Ihm fehlt deren rascher Replikwechsel und ihre rhythmische Epik224. Stattdessen redet der Rechtsprecher die ihm lauschende Thinggemeinde in direkter Rede an (vgl. ES 8; Rb 14; Bb 51), schärft ihr den neuesten Rechtszustand ein, bemüht sich, seinen Zuhörern den Sinn der Regelung zu erklären und zu kommentieren. In keinem anderen Landschaftsrecht findet sich so häufig der Satz: „thät är sua undirstandande …“ („das ist so zu verstehen …“). Der Rechtsprecher rät, warnt und bedient sich dabei einer umständlich-genauen Sprache, die sich wohl aus seiner Zugehörigkeit zum königlichen Rat und den dort häufigen juristischen Auseinandersetzungen herleiten läßt225. So zeigt sich Östgötalagen auf der Höhe seiner Zeit. Es galt – zusammen mit Upplandslagen – auch nach dem Inkrafttreten des schwedischen Land- und Stadtrechts weiter, um deren Lücken schließen zu können226. Die Druckausgaben von Östgötalagen und Uplandslagen, die König Karl IX. 1607 veranlaßte, dienten diesem Zweck, zumal auch Kristoffers Landrecht von 1442 kein Kirchenrecht enthielt und die Kirchenabschnitte der Rechtsbücher diesen Mangel bis 1686 ausgleichen mußten227.
222 In: DS, Bd. I Nr. 725 (vom 29. Juli 1281), S. 585 f. 223 Vgl. Sven Ulric Palme, in: Acta Visbyensia III, Visby 1969, S. 55–64; Strauch, geistliche Gewalt, S. 169 ff. 224 Vgl. Carl Ivar Ståhle, Art. Östgötalagen, in: KLNM, Bd. XXI, Sp. 51. 225 Vgl. dazu: Gudrun Utterström, in: The Nordic languages and modern linguistics, 2: Proceedings of the second international conference of Nordic and general linguistics, University of Umeå, June 14–19, 1973, ed. by Karl-Hampus Dahlstedt, Stockholm 1975, S. 734–748; Thorsten Andersson, fornsvenskt perspektiv (1987), S. 124 ff. 226 Vgl. Bo-A. Wendt, Östgötalagen och landslagen, in: Arkiv för Nordisk Filologi 114, 1999, S. 129–144. 227 Vgl. Göran Inger, Visitation S. 201 ff; H/W, MELL, S. XXVII ff; Strauch, Sveriges Rikes Lag, S. 69.
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IV. Smålandslagen 1. Småland geographisch/historisch Småland heißt wörtlich „Kleinlande“, ein geographischer Sammelbegriff, hinter dem zunächst keine rechtliche Einheit stand. Erwähnt ist der Name erstmals in der Grenzabmarkung zwischen Dänemark und Schweden zwischen 1050 und 1056228, doch ist zweifelhaft, ob die dortigen Angaben nicht aus späterer Zeit stammen229. Es handelt sich um zwölf kleine Landschaften im Südwesten Schwedens, die sich vom See Sommen aus nach Süden erstrecken und dort an die Landschaften Blekinge und Schonen grenzen (das im MA lange dänisch war und erst im Frieden von Roskilde 1658 endgültig schwedisch wurde). Im Westen stößt Småland an Halland, im Nordwesten an Västergötland und im Norden an Östergötland. Von diesen zwölf Kleinlandschaften lebten Tveta, Vista (mit der Insel Visingsö im Vätternsee), Vedbo, Tjust, Aspeland, Sevede, Anbyrd und Möre (sowie die Insel Öland) nach ostgötischem Recht230. Seit dem Ende des Mittelalters rechnete auch Ydre und Kind zu Småland und zur ostgötischen Laghsaga. Dagegen gehörte Mo härad das ganze Mittelalter hindurch zu Västergötland und kam erst später zu Småland231. Värend ist zu Beginn des 12. Jhs. zum schwedischen Reich gekommen. Die Bildung eines eigenen Rechtsbereichs dürfte erst während des 12. Jahrhunderts abgeschlossen sein, möglicherweise im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums Växjö, das nur Värend umfaßte. Das mittelalterliche Värend hatte also eigenes Recht, einen eigenen Rechtsprecher und ein Landsthing in Växjö232. Es lebt heute im Wesentlichen in Kronobergs län fort, benannt nach der mittelalterlichen Bischofsburg nördlich von Växjö auf einer Halbinsel im Helgasjön. Spätestens zu König Knut Erikssons Zeit (1169–1196) stießen die angrenzenden Kleinlandschaften Finnveden und Njudung dazu233; alle zusammen bildeten den småländischen Rechtsbereich, 228 In: Olof Simon Rydberg, ST I, Nr. 23, S. 45–56, vgl. Jörg Weibull, gränsläggningen, S. 12 ff; Curt Härenstam, S. 384 ff; die Frage ist weiterhin strittig, vgl. Thorsten Andersson, Svethiudh (2005), S. 60 mit Lit. 229 Vgl. Sten Carlsson, De småländska gränslanden under medeltiden, in: (SHT (1948), S. 1–25. 230 Vgl. Strauch, OGR, S. 32 f. u. o. S. 414, Fn. 196 231 Vgl. Carl Gustav Styffe, Unionstiden, S. 212; Curt Härenstam S. 384, Fn. 5. 232 Vgl. Lars-Olof Larsson, Värend, S. 49 ff (76), vgl. auch ebda, S. 85 ff (Diplommaterialet); Gerhard Hafström, Art. Smålandslagen, in: KLNM, Bd. XV (1971), Sp. 309–312 (309f). 233 Siehe Knut Erikssons Urkunde DS, Bd. I, Nr. 71 v. 1167–1199, S. 96 f und Erzbischof Absalons Urkunde in DS, Bd. I, Nr. 89 v. 1178–1201, S. 112; vgl. Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237.
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der auch Tiohärad (Zehnharden) hieß234. Die Laghsaga von Värend hieß deshalb auch Tiohäradslagen. Sein Rechtsprecher nannte sich legifer decem provinciarum235. Von diesen zehn Harden lagen zwei in Njudung (Væstra hærap u. Østra hærap), drei in Finnveden (Sunderbo, Væstbo und Østbo) und fünf in Värend (Alboa hærap, Kindavatz hærap, Kurunga hærap, Norvipinga hærap und Upvipinga hærap236, heute: Allbo, Kinnevald, Konga, Norrvidinge und Uppvidinge härad). Von den fünf Värendhäraden stoßen vier im zentralen Kult- und Thingort Växjö, südlich des Helgasjön, zusammen. Über die Geschichte der Ortschaften informiert Ödeen237. Das legisterium smalenzt, das sich im Jahre 1346 auf der Festung Bohus fand238, dürfte ein Rechtsbuch für Tiohärad gewesen sein. Die Geschichte der frühen Christianisierung Smålands liegt weitgehend im Dunklen. Die 1206 aufgezeichnete Sigfridslegende239 berichtet, der Missionsbischof Sigfrid habe nicht nur Olav Skötkonung (995–1022) getauft, sondern auch in Växjö eine christliche Kirche errichtet. Die legenda cod. Ups. C 292, lectio V240 fügt hinzu, Sigfrid habe dort „pontificali amministratione … gubernavit“. Sollte das zutreffen, so muß es nach seinem Tode einen Rückschlag gegeben haben, denn in der sogenannten Florenzliste von ca 1120241, das sechs schwedische Bistümer bzw. Missionsbezirke kennt, fehlt ein Bistum Växjö. Zwischen 1164 und 1170 ist es aus dem Bistum Linköping ausgegliedert und zu einem eigenen Stift geworden242. Trotz vielfältiger Bemühungen, seine Grenzen zu vergrößern, blieb es das ganze Mittelalter hindurch Schwedens kleinstes Stift und auf Värend beschränkt. Sein Bischof lag häufig mit dem Oberhirten von Linköping wegen der Bistums234 Er ist erwähnt in DS, Bd. I, Nr. 71, S. 96f (1167–1199) und DS I, Nr. 89, S. 112 (1178–1201), vgl. Lars Olof Larsson, Värend, S. 76f; derselbe, Art. Småland, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 304–309 (305). 235 Vgl. die Urkunde DS, Bd. I, Nr. 522 v. 16. Okt. 1266, S. 437f (437), vgl. Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237. 236 Vgl. Thorsten Andersson, häradsnam, S. 30 mit Karte. 237 Vgl. Nils Ödeen, Studier i Smålands bebyggelsehistoria, Lund 1927. 238 Vgl. DS, Bd. IV, Nr. 3484, Bohus, d. 5. Mai ( ? ) 1340, S. 709 – 712 (710); Jan Liedgren, wie Fn. 235, Sp. 238. 239 In: SRS, Bd. II, 1, vita Sancti Sigfridi, S. 369; vgl. Alf Önnerfors, Sigfridoffizium, S. 117–125. 240 Bei Alf Önnerfors, Sigfridofficium, S. 122. 241 Florenzliste in: MGH auct. ant., Bd. IX, S. 573f,vgl. Jarl Gallén, Florensdokumentet, S. 1 ff; Strauch, Rechtsfortbildung, S. 504. 242 Vgl. Knut B. Westman, S. 175 ff; Lars Olof Larsson, Värend, S. 49 ff; Sten Carlsson, De småländska gränslanden under medeltiden, in: (Svensk) Historisk Tidsskrift (1948), S. 13 ff; anders: Toni Schmid, Sigfrid, S. 90 ff, die Växjö für das älteste schwedische Bistum, gegründet zu Beginn des 11. Jhs., hält.
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grenzen in Streit243. Die übrigen småländischen Kleinlandschaften (auch Finnveden und Njudung) gehörten kirchlich zunächst zum Bistum Skara, später zu Linköping244, lebten also kirchlich nach dem Kirchenrecht von Östgötalagen und auch sonst nach diesem Recht. In Finnveden und Njudung galt im übrigen Smålandslagen. Die Rand- und Grenzlage Smålands verlieh ihm eine Sonderstellung in Schweden, denn der Schwerpunkt des schwedischen Reiches lag weiter nördlich im eigentlichen Götaland und in Uppland. Das zeigt sich bei der Königswahl und der anschließenden Eriksgata245, der Umfahrt des neugewählten Königs durch das Reich zu Huldigung und Treueschwur: Aus Västgötalagen I246, im Vergleich zu Upplandslagen247 folgt, dass die Eriksgata ursprünglich Tiohärad nicht einbezog. Erst Uplandslagens Kgb 1; 2 erwähnt den Rechtsprecher von Tiohäradslagen und die Mitwirkung der Småländer als solche, obwohl die nordöstlichen Kleinlande damals bereits zur ostgötischen Laghsaga gehörten248. Auch jetzt reiste der König jedoch nicht durch Tiohärad, vielmehr trafen ihn die Småländer am südlichen Grenzwald Östergötlands, Holaviper,249 und sollten ihn bis Junabäck begleiten, der Grenze zu Västergötland. Insofern war Småland nun Teil des Schwedenreiches. Die wichtigsten königlichen Stützpunkte in Småland waren Jönköping (an der Südspitze des Vättern) und Kalmar. Gegen Ende des Mittelalters waren große Teile Smålands als Lehen an die småländischen Adelsgeschlechter Bielke, Bonde, Oxenstierna, Bååt und Trolle ausgegeben, so dass sich die königliche Stellung abschwächte. Das ging so weit, dass die småländischen Bauern in den südlichen Grenzlandschaften Möre, Värend und Finnveden grenzüberschreitende Bauern- oder Grenzfrieden schlossen, um den Streitigkeiten der Unionszeit (1389–1521) zu begegnen. Denn Småland war bereits im Spätmittelalter geprägt von seinem Außenhandel mit den Städten im Süden und Westen, vor allem Ronneby, Sölvesborg, Åhus, Hälsingborg in Schonen und Halmstad in Halland. Die Hafen243 DS, Bd. I, Nr. 99, 100 v. 28. u. 31 Dez. 1191, S. 124, vgl. Curt Härenstam, Finnveden, S. 192 ff. 244 Vgl. Adam v. Bremen IV, 24, bei Trillmich S. 466f, Curt Härenstam, Finnveden, S. 178 ff. 245 Vgl. Schlyter, Avhandlingar I, S. 14 ff; Elis Wadstein, Eriksgata, StVT 1934, S. 195–206; Jerker Rosén, historia I, S. 119; Gösta Hasselberg, Art. Eriksgata, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 22–27. 246 VgL I, Rb 1 (ca 1220) vgl. VGL II, Rb 1 (1281–1300), SGL, Bd. I, S. 36f; 151. 247 UL, Kgb 1 und 2 (1296) (SGL, Bd. III, S. 87 ff. 248 Vgl. Sten Carlsson, småländska gränslanden, in: (Svensk) Historisk Tidsskrift (1948), S. 4 ff. 249 Vgl. Schlyter, Avhandlingar II, S. 49, Holmbäck/Wessén, SLL, Bd. V, S. 435; Strauch, OGR, S. 32.
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städte Västervik und Kalmar waren für die östlichen småländischen Landschaften gut erreichbar. Von den im Landesinneren gelegenen Städten hatte Jönköping250 Handelsverbindungen den Fluß Nissan entlang vornehmlich mit Halmstad bzw. den Fluß Lagan entlang nach Laholm oder Hälsingborg, während die Kaufleute aus Växjö nach Halmstad oder Kalmar, die von Eksjö und Vimmerby nach Västervik zogen251. 5. Rechtlich a) Reste von Smålandslagen Das Rechtsbuch der drei småländischen Landschaften Finnveden, Njudung und Värend (die leges wärendie) hieß später Smålandslagen oder Tiohäradslagen. Es ist heute weitgehend verloren. Überliefert sind nur eine Thinghegungsformel, die Einleitungsworte zum Königsabschnitt, ein Verzeichnis von Grenzmarken zum dänischen Blekinge, zu Schonen und Halland und der Kirchenabschnitt. Jedoch gibt es Hinweise auf Smålandslagen in schwedischen Urkunden. So richtet König Knut Eriksson einen Brief an den Rechtsprecher und die Einwohner von Finnveden, Värend und Njudung252, setzt also dort einen Rechtsprecherbezirk voraus; am 16. Okt. 1266, stellt der legifer decem provinciarum Karl Ingeborgsson eine Urkunde über einen Grundstückstausch (istius emptionis sive concambij) aus253, und die Kaufurkunde vom 30. Sept. 1299254 spricht von leges legiferatus wärendie, also von den Gesetzen des Rechtsprecherbezirks (der laghsaga) Värend. Noch die Beschreibung der Eriksgata in Södermannalagen255 nennt den Rechtsprecher uirja laghmajer und die Einwohner uirjar och alla smalenningar (die Virden und alle Småländer). Magnus Erikssons Skarastatut von 1335256 spricht von einer Wærinsko Laghsagu. Im Inventar von König Magnus Erikssons (1319–64) Bibliothek257 findet sich auch ein legisterium smalenzt, und 1344258 wird Land getauscht secundum omnes condiciones legum Tiehærzlag. Das sind alles Zeugnisse dafür, dass Smålandslagen tatsächlich schriftlich niedergelegt 250 Vgl. das Stadtrechtsprivileg vom 18. Mai 1284, in: Privilegie Jönköping S 12 ff, vgl. Lars Arne Norborg, Jönköping, S. 137 f. 251 Vgl. Curt Härenstam, Finnveden, S. 49 ff; Lars Olof Larsson, Vägar, S. 95 ff. 252 In: DS, Bd. I, Nr. 71 (1167 – 1199), S. 96f; vgl., Curt Härenstam, Finnveden, S. 29 ff. 253 In: DS, Bd. I, Nr. 522, de, 13. Okt. 1266, S. 437. 254 In: DS, Bd. II, Nr. 1287, Skenninge, d. 30. Sept. 1299 [dort fälschlich: 1290] S. 299 f. 255 In: SGL, Bd. VI (Hälsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), Add. 1:7, S. 188 f. 256 In: DS, Bd. IV, Nr. 3106, v. 28. Jan. 1335, S. 407 f. 257 In: DS, Bd. IV, Nr. 3484 v. 5. Mai( ? ) 1340, S. 710; über spätere Kunde von diesem Recht vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 43 f. 258 In: DS, Bd. V Nr. 3783 v. 12. Mai 1344, S. 260 f.
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war. Das in einer schottischen Bibliothek noch 1640 vermutete Exemplar eines Värend-Rechtes ist bis heute nicht gefunden259. Auch die Historia Sancti Sigfridi erwähnt leges antiquæ in hac terra und ein commune terræ placitum dort260. b) Smålandslagens Kyrkobalk Überliefert ist Smålandslagens Kyrkobalk in zwei Handschriften von Magnus Erikssons Landslag. Dass es sich gerade dort findet, liegt daran, dass dieses Gesetz wegen eines kirchlichen Protestes261 keinen Kirchenrechtsabschnitt erhielt und seinen Handschriften deshalb entweder das Kirchenrecht von Upplandslagen oder das jeweilige landschaftliche Kirchenrecht beigefügt ist. Die eine Handschrift, Skokloster 155, 4°, heute im Reichsarchiv in Stockholm, hat eine Hand vom Ende des 14. Jhs. geschrieben. Da sie vollständig und älter ist als die im Folgenden erwähnte, hat sie Schlyter seiner Ausgabe zugrunde gelegt262. Die zweite Hs. ist AM 51, 4° in der Arnamagnäischen Handschriftensammlung in der Universitätsbibliothek in Kopenhagen. Sie stammt aus der Mitte des 14. Jhs. und ist nach Schlyter die Haupthandschrift von Magnus Erikssons Landrecht. Das Småländische Kirchenrecht steht auf den Blättern 89–91, doch sind zwei Blätter verloren. In beiden Handsschriften fehlt die Einteilung in Kapitel und Paragraphen und deshalb auch ein Inhaltsverzeichnis des Kirchenabschnitts; erst Schlyter hat sie seiner Ausgabe hinzugefügt263. Daneben sind noch zwei Fragmente vorhanden, nämlich die Worte konugr ær Kristj næst, in Bischof Hans Brasks264 sogenanntem Handelsbuch (Codex A 6 im schwedischen Reichsarchiv), die Hafström als Anfang von Smålandslagens verlorenem Königsabschnitt deutet, und eine Grenzabmarkung zwischen Schweden und Dänemark, die dem Codex Holm. B 100e, einer Rechtshandschrift von 1492, als Anhang angefügt265, aber auch in anderen (späteren) Handschriften überliefert ist266. Anders als 259 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen S. 54; derselbe, Art. Art. Smålandslagen, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 310; Lars Olof Larsson, Värend, S. 22 f. 260 In: SRS, Bd. II, 1, S. 352. 261 In: DS, Bd. V, Nr. 4148, S. 643 v. 8. März 1347, vgl. H/W, MELL, S. XXVII ff. 262 Vgl. SGL, Bd. VI (HL, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), S. XVIII–XXV. 263 Vgl. SGL, Bd. VI (Häsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), Vorwort, S. XXVI ff und H/W, SLL, Bd. V, S. LXXV ff. 264 Vgl. über ihn: Knut B. Westman, genombrottsår (1918); Herman Schück, ecclesia (1959); zuletzt: Per Stobaeus, Hans Brask (2008), rez. v. Thomas Småberg, in: SHT 2010, S. 316–329. 265 Vgl. Carl Ivar Ståhle, förlaga, ANF 1954, S. 142 f. 266 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, S. 56 f.
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die im VGL I überlieferte267 Grenzabmarkung zwischen Dänemark und Schweden, die von 6 Grenzsteinen berichtet, hatte Smålandslagens Landamæri-Abschnitt 34 Grenzsteine, von denen 29 identifiziert sind. Sie stehen gewöhnlich dort, wo ein Wasserlauf oder eine alte Straße die Grenze kreuzte268. Die Entstehungszeit von Tiohärads laghsaga setzen Holmbäck/ Wessén269 in das 12. Jahrhundert, als Finnveden und Njudung sich rechtlich an Värend anschlossen und ein gemeinsames Landsthing mit einem Rechtsprecher bildeten, die Aufzeichnung des vorliegenden Text von Smålandslagen dagegen in die Zeit vor 1296. Um dies zu begründen, braucht man nicht270 die Einleitungsworte von Smålandslagens Kirkubalk auf die Eriksgata zu beziehen, denn Smålands wurde an der Eriksgata erst am Ende des 13. Jahrhunderts beteiligt. Das folgt aus dem Vergleich von VGL II, R 1271, wo sie fehlt, und UL Kgb 2272, wo sie erstmals erwähnt ist. Während Schlyter273 und ihm folgend Karl Gustaf Westman274 eine Abhängigkeit von Upplandslagens Christenabschnitt annehmen und Smålandslagens Niederschrift deshalb nach 1296 oder in den Anfang des 14. Jhs. legen, halten Hasselberg275 und Hafström276 die Einleitungsworte für eine alte Thinghegungsformel, wogegen nichts einzuwenden ist. Hafström glaubt in seiner Analyse des überlieferten Kkb277 sehr alte Bestandteile ausgemacht zu haben. So scheint zunächst Kkb 17 aus Borgathings Kristenrett I: 9 genommen, doch ist dieses erst im Zuge der norwegischen Gesetzesreform unter König Magnus Lagabøter 1268 niedergelegt. Was aus Uplandslagens Kkb übernommen wurde, zeigt die folgende Tabelle278:
267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277
Smålandslagh, Kkb Kkb
Uplandslagh, Kkb
c. 4
c. 5
c. 5: pr, 1–3
c. 6: 3–6
c. 6: pr
c. 7: 3
c. 7: 1
c. 9: 1
In: VGL I, Kgb, SGL, Bd. I, S. 67 f. Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen S. 59. H/W, SLL Bd. V, S. LXXX. Wie H/W, SLL, Bd. V, S. LXXX u. S. 435; Schlyter, Avhdl. I, S. 14f, II, S. 192 ff. Västgötalag II (1281–1300), vgl. SGL, Bd. I, S. 151. Uplandslag (1296), vgl. SGL, Bd. III, S. 88 f. Schlyter in Einl. zu SGL, Bd. VI(Häsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), S. XXII, Nachweise in Fnn. 9; 10. Karl Gustaf Westman, Rättskällorna S. 21. Gösta Hasselberg, inledningsord, in: Saga och Sed 1948, S. 44 ff. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, in: Kronobergsboken 1965, S. 55 f. SGL, Bd. VI (Häsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), S. 60–68.
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Schweden c. 8
c. 10
c. 9: pr, 1
c. 11: pr, 1
c. 12: pr
c. 4: pr, 1
Aus Östgötalagen sind übernommenen279 Smålandslagh, Kkb
Östgötalagh, Kkb
c. 6: pr, Zusatz in Hs. B, Fn. 36
c. 9
c. 7: 2
c. 10: pr
c. 7: 3
c. 12: pr
c. 13:4, Zusatz in Hs. B, Fn. 44
c. 14: 1
Diese Stellen können auch aus früheren (nicht erhaltenen) Niederschriften der beiden Landschaftsrechte stammen. Jedenfalls zeigen sie, dass Småland in lebhaftem Austausch mit anderen schwedischen Landschaften stand. Immerhin ist bemerkenswert, dass sich Übernahmen aus dem Kirchenrecht von Skånelagen nicht nachweisen lassen. Dass die in Kkb 13 verordnete Bußenreihe von 6, 12 und 24 Öre = 3 Mark sehr alt sei280, ist zwar richtig, doch muß sie nicht aus dem Borgathingslag stammen, weil sie auch in Schweden geläufig war. Als Zeugnis für ein hohes Alter können Stabreim und Rhythmik in den Kapiteln 10, 13 und 17 kaum angeführt werden, da seit langem bekannt ist, dass es sich dabei um eine Zutat christlicher Schreiber handeln kann281. Der Hinweis auf Stabkirchen in c. 2:1 ist als Altersbestimmung untauglich, weil man sie auch noch im 13. Jh. errichtete. Die in c. 4 beschriebenen Anforderungen an die Eigenschaften eines Priesters gehen zwar ursprünglich auf ein Schreiben Papst Alexanders III. zurück282, das 1171/72283 ausgefertigt wurde, doch können sie auch später ins Kyrkobalk übernommen worden sein. Was schließlich die geringe Seelgabe von 1/24 des Grundbesitzes angeht284, so steht Smålandslagen damit allein, ein Sohnesteil Christi ist nicht erwähnt. Allgemein ist es ein gewöhnliches 278 Vgl. Schlyter, Einl. zu SGL, Bd. VI, S. XXII, Fn. 9. 279 Vgl. SGL, Bd. VI (Hälsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), Schlyters Einl. S. XXII, Fn. 10. 280 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, in: Kronobergsboken 1965, S. 63 ff. 281 Vgl. Klaus v. See, Rechtswörter, S. 84 ff. 282 In: DS, Bd. I, Nr. 54, S. 76–82. 283 So: Olof Simon Rydberg, in: ST I, Nr. 47, Fn. 1. 284 (c. 15; 18: pr, SGL, Bd VI (Häsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), S. 110); vgl. dagegen UL, Kkb, c. 14: pr (SGL, Bd. III, S. 50 = v. Schwerin, UL, S. 83): 1/10 des ererbten Landes.
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Kennzeichen altschwedischer Rechtstexte, dass sie nach Gelegenheit und Zeitgeist ergänzt worden sind, also lebende Texte waren, die Rechtssätze verschiedener Zeitstufen vereinigten. Der Inhalt des Kirchenabschnitts ist zwar teilweise aus Uplandslagen und Östgötalagen übernommen, weist aber landschaftliche Eigenheiten auf: Er beginnt mit dem Bau, der Ausstattung und Weihe der Kirche (c. 2, 3, 12), es folgen die Anstellung eines Priesters, seine Einkünfte und Aufgaben (c. 4, 6–11) und eines Glöckners (c. 5), Gerichtsstand des Priesters und Bischofsgericht (c. 11, 13), Zehntzahlung (c. 6, 14), Seelgabe und Mönchwerdung (c. 15, 18), Landverpfändung an die Kirche (c. 16) und Graböffnung (c. 17). c) Besonderheiten Aus späteren Quellen läßt sich noch eine weitere Eigenart Smålandslagens erschließen: Die Frage nämlich, wie das Frauenerbrecht geregelt war. Hier ist daran zu erinnern, dass der Reichsverweser Birger Jarl um 1260 ein Erbgesetz erließ, wonach Töchter nur die Hälfte dessen erbten, was den Söhnen zufiel285. Diese Regelung ist in Magnus Erikssons Landslag aufgenommen worden286 und galt für ganz Schweden, doch ist streitig, ob das in Småland anders war. Hier soll es Beispiele dafür geben, dass Schwestern und Brüder gleich viel erbten. Das erste ist Philip Carlssons (Lejonbalk) Testament287 von ca 1270. Die Formel „ita quod sit sua preter divisionem legalem“ weist auf eine freiwillige Zuwendung hin, die zusätzlich zur gesetzlichen Teilung gewährt wurde. Wie diese aber beschaffen war, verschweigen die folgenden Worte „quia minus ceteris fratribus & sorore de bonis patrimonialibus noscitur habuisse“. Vor allem scheint nur eine Tochter benachteiligt worden zu sein, die andere dagegen nicht. Im Erbteilungsvertrag vom 30. März 1350 über den südschwedischen Familienbesitz von Erengisle Petersson Bonde288, geschlossen ca 90 Jahre nach Birger Jarls Erbgesetz, aber bevor MELL 1354 in Småland geltendes Recht wurde289, erhält die einzige Tochter ebenso viel Grundbesitz in Südschweden wie ihre Brüder, doch wird der Aussteller der Urkunde nicht genannt und eine gesetzliche Regelung nicht bezogen. Erwähnt ist das Gleicherbe auch in einer Urkunde Offe Nilsson 285 Vgl. Rolf Pipping, Erikskrönikan v. 456 ff; ÖGL, Æb 1: pr (SGL, Bd. II, S. 114; vgl. Strauch, OGR, S. 28, 245, Art. Erbe. 286 Vgl. MELL, Æb, c. 1 (SGL, Bd. X, S. 73). 287 In: DS, Bd. I Nr. 901, S. 738 f. 288 In: DS, Bd. VI, 1, Nr. 4554, S. 180f; vgl. Gottfrid. Carlsson, in: Svensk Biografisk Leksikon, Bd. V, S. 311, Art. Bonde; Lars Olof Larsson, Värend, S. 13, Fn. 12, S. 402 ff. 289 Vgl. Åke Holmbäck, MELL, Bilaga 2, S. LVIII.
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Bååts, datiert Hamra, 11. Juni 1441290. Sie alle berufen sich jedoch weder auf eine småländische Rechtsnorm noch auf Gewohnheitsrecht. Alle Beispiele zeigen freiwillige Zuwendungen, die das Landschaftsrecht offenbar nicht verbot. Lars Olof Larsson291 hat nämlich anhand der Urkundenüberlieferung gezeigt, dass der Småländische Adel, vor allem der in Finnveden, dem Gleichteilungsprinzip nicht durchgängig, sondern nur teilweise gefolgt ist, auch gibt es Gleichteilungsbelege erst für das 17. Jahrhundert292. Eine zur Herkunft der Gleichteilung vertretene Theorie führt sie auf die Heruler zurück: Nach Jordanes293, hätten ihre ursprünglichen Sitze in Südschweden gelegen. Prokop294 berichtet, sie seien im 6. Jh. (nach 512 [ ? ]) erneut nach „Thule“ eingewandert, das v. Friesen295 und Elgqvist296 als Blekinge und Värend interpretieren, Ellegård297 meint dagegen, „Thule“ sei Skandinavien298. Sie hätten die Gleichteilung von den Westgoten und mittelbar aus dem römischen Recht299 übernommen und nach Småland gebracht. Ablehnend: Hafström300, zweifelnd zuletzt Taylor301, der zu Recht rügt, die antiken Angaben seien zu vage. Zur Begründung des gleichen Erbrechts von Töchtern und Söhnen verweist Hafström302 auf Skånelagen und Skånska stadsrätten. Diese Verweisungen tragen jedoch nicht, da bei beerbter Ehe die Tochter dort nur 1/3 erbte303. Gleichwohl scheint in Schonen 290 In: Sven Tunberg, Medeltidsregester 1434–1441, Nr. 1397, S. 447, vgl. Sten Carlsson, in: Svensk Historisk Tidskrift 1948, S. 7f; weitere Beispiele bei Lars Olof Larsson, Värend, S. 13, Fn. 12. 291 Lars Olof Larsson, Värend, S. 13, Fn. 12. 292 In: Svenska Riksarkivets Pergamentsbrev [RPB], Bd. II, Nr. 2972 v. 31. März 1399; vgl. Curt Härenstam, S. 319; Sten Carlsson, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1948, S. 7 ff. 293 Jordanes, De origine actibusque Getarum 3, 23–24 294 Prokop, bellum Gothicum 2, 15, 1–4; 6, 15, 26. 295 Vgl. Otto v. Friesen, Heruler, in: Studier tillägnade Esaias Tegnér den 13 jan. 1918, S. 484–495 296 Vgl. Eric Elgqvist Erulernas bosättning i Värend, in: Hyltén-Cavallius-föreningens årsbok 1930, S. 13 ff. 297 Alvar Ellegård, Goth, in: Vetenskap och omvärdering. Till Curt Weibull på hundraårsdagen 19. Aug. 1986, S. 49f; derselbe, eruli, in: Scandia, Bd. 53 (1987), S. 9. 298 Vgl. Marvin Taylor, Art. Heruler, RGA2, Bd. 14 (1999), S. 471–474. 299 Vgl. Gaius III, 1–7 (Ed. Ulrich Manthe, S. 220 ff); Kaser/Knütel, Römisches Privatrecht § 66, Rn. 1 ff. 300 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, S. 71f, Lars Olof Larsson, Värend, S. 14. 301 Vgl. Marvin Taylor, Art. Heruler, RGA 2, Bd. 14, S. 471 f. 302 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, S. 72, Fn. 50. 303 Vgl. SkL c. 7; 25 (SGL, Bd. IX, I, S. 8; 21) und c. 22; 23 (SGL, Bd. IX, I, S. 19f); SkStL c. 27; 28 (SGL, Bd. IX, IV S. 410f); vgl. die Auseinandersetzung zwischen Hafström, Hatt, in: Svensk Juristtidning Stockholm 1958, S. 276 ff, derselbe, Tiohäradslagen, in: Kronobergsboken, 1965, S. 50–83; derselbe, in: Scandia 36, S. 333 ff gegen Elsa Sjöholm, in: Scandia 34, S. 164 ff und in Scandia 36, S. 337 ff.
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das Gleicherbe die ursprüngliche Regel gewesen zu sein, weil Töchter den Söhnen gleichgestellt sind, wenn es sich um das Eintrittsrecht von Urenkeln handelt304 und im schonischen Stadtrecht immerhin die ferneren Nachkommen (Ururenkel etc.) gleichgestellt werden305. Insofern besteht hier ein systematischer Bruch, und das alte Gleicherbe lebt im Eintrittsrecht fort306. Dagegen ist bei ASun c. 4; 14307 die Drittelbeteiligung der Töchter voll durchgeführt. Da das småländische Kirchenrecht viele Anleihen bei anderen Landschaftsrechten getätigt hat, kann man nicht ausschließen, dass dazu auch die erbrechtliche Gleichteilung Schonens gehörte; Belege dafür gibt es jedoch nicht. Hafströms Hinweis308 auf Värends Urteilsbücher des 17. Jhs. und die Diskussion des 18. Jhs. zeigen lediglich, dass die Småländer das Gleicherbe von Töchtern und Söhnen damals als rechtspolitisches Anliegen verfolgt haben, denn ihre Berufung auf eine „urminnes sedvana“ (uralte Gewohnheit) ist nur ein Behelf, da Belege offenbar fehlten. Dass Birger Jarl ca 1260 den Erbteil von Töchtern auf 1/3 gesetzt hat, mag darin begründet sein, dass sie durch die ihnen bei der Hochzeit von den engsten Verwandten überreichte Aussteuer (hemfylgp) bereits die Hälfte ihres zukünftigen Erbes vorweg erhalten hatten. Der von der Kirche propagierte und nur auf Söhne bezogene „Sohnesteil Christi“ als Seelgabe309 glich den Verlust, den die Kirche dadurch erlitt, dass von der Aussteuer keine Seelgaben an sie flossen, zwar grundsätzlich wieder aus310, doch klagt noch 1274 Papst Gregor X. darüber311, dass sich dieser Sohnesteil in Schweden bislang nicht durchgesetzt habe. In Småland hatte sich das bei der Niederschrift von Smålandslagen ca 20 Jahre später noch immer nicht geändert: Kkb c. 15, (vgl. c. 18) erlaubt als Seelgabe nur 1/24 des ererbten Grundbesitzes.
304 Vgl. SkL I, c. 33, vgl. I, c. 35 (SGL, Bd. IX, I, S. 27 ff). 305 Vgl. SkStL c. 34 (SGL, Bd. IX, IV, S. 413 = Lund 1326 (DGK IV, S. 9). 306 Vgl. Åke Holmbäck, Ätten S. 100; H/W, Bd IV, S. 25, Fn. 44; S. 28, Fn. 66 u. S. 29, Fn. 68. 307 ASun c. 4; 14 (SGL, Bd. IX, II, S. 243; 249). 308 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, S. 69 f. 309 Vgl. dazu Decretum Gratiani c. 8 C. XIII. 2 (Friedberg I, Sp. 723, der auf Augustin verweist) und Papst Alexander III. (1171/72), in: Olof Simon Rydberg, ST I, Nr. 47, S. 97 = DS, Bd. I, Nr. 41, S. 62 (dort falsch datiert); vgl. Alfred Schultze, Seelteil, S. 154 ff. 310 Vgl. Elsa Sjöholm, arvsrättsliga problem, in: Scandia, Bd. 34 (1968), S. 188. 311 Papst Gregor X., vgl. DS, Bd. I, Nr. 577 (5. Aug. 1274), S. 475 ff.
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Karte 19: Småland, Quelle: Strauch, Art. in RGA2, Bd. XXIX (2005), S. 132, nach Thorsten Andersson, Svenska häradsnamn, Uppsala/Köpenhamn 1965, S. 30. Die Ziffern bezeichnen die alten småländischen Landschaften, die meist als Ganzes in die Hardenorganisation eingegangen sind. Soweit sie in Hardenbezirke zerfallen, sind sie mit kleinen Buchstaben bezeichnet. Die Grenzen sind die heutigen, die Hardennamen mittelalterlich. 1. Finnveden mit drei Bezirken, die zu Harden wurden: a) Sunderbo; b) Væstbo; c) Østbo. 2. Värend mit 5 Harden: a) Alboa hd; Kindavatz hd; c) Kurunga hd; d) Norvipinga hd; e) Upvipinga hd. 3. Möre mit 2 Harden: a) Norpra hd; b) Supra hd. 4. Njudung mit 2 Harden: a) Væstra hd; b) Østra hd. Nr. 5 – 13 sind Landschaften, die zu Harden wurden: 5 pvetum; 6 Vist; 7 Vipbo; 8 Ypri; 9 Kind; 10 Sighvipi; 11 piust; 12 Asboland; 13 Andbyrpi; 14 [neuschwed.:] Tunaläns hd; 15 Stranda hd.
Götarechte
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V. Värmlandslagen Värmland gehörte zu den schwedischen Landschaften norpanskogs (nördlich des Grenzwaldes), es umgreift mit dem östlichen Teil seiner südlichen Grenze den Vänern und stößt mit deren westlichen Teil an das zu Västgötalagen gehörende kleine Dalsland. Die östliche Grenze bilden (von Süden) Närke und Västmanland, während nordöstlich Dalarna angrenzt. Die ganze Westgrenze teilt es von den norwegischen Östfold-, Akerhus- und Hedmark-Fylkes ab. Die Häradseinteilung war (wegen der dünnen Besiedelung) zur Unionszeit von geringer Bedeutung. Immerhin verzeichnet Styffe312 insgesamt zwölf Harden, wobei einige – zunächst selbständige – anderen zugelegt wurden313. Jede Harde war ein eigener Gerichtsbezirk. Im Jahre 1336 war die ganze Landschaft verpfändet314. Nach ihrer Auslösung verwaltete sie ein königlicher Vogt. Anläßlich der Reichsteilung 1357 kam es zu Magnus Erikssons Reichsteil315. Kirchlich gehörte Värmland zum Bistum Skara. Bereits Königin Blanche von Namur (Gemahlin Magnus Erikssons seit 1335) und Margareta von Dänemark (Gemahlin Hakon Magnussons seit 1363) erhielten Leibgedinge. Bei der Vermählung König Christophs von Bayern mit Dorothea von Brandenburg im Jahre 1445 erhielt sie – außer Besitzungen in Dänemark und Norwegen – das feste Haus in Örebro mit Närke und Värmland als Leibgedinge. Diese Güter wurden als Morgengabelehen vergeben; in den Urkunden heißen sie donatio propter nuptias, mit dem Zusatz dicte morgongäv316. Dorothea durfte diese Güter auf Lebenszeit behalten und so lange sie in einem der nordischen Länder lebte. Als sie aber als Witwe im Jahre 1449 Christian I. von Dänemark (1448–81) heiratete, verweigerte ihr Karl Knutsson die Herausgabe oder Abgeltung317. 312 Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 187–192. 313 Diese Harden waren 1) Jursers hd; 2) Gilbærgæ hd; 3) Næs hd; 4) Grums hd; 5) Friskdals hd; 6) Ekes hd; 7) Væs hd; 8) Visneem hd; 9) Värmelandsberg (Jernberget i Vermeland); dagegen rechnete Nordmarks hd bis ins 17. Jh. zu Dal, vgl. die Schutzbriefe Erichs v. Pommern, Skänninge, v. 16. April 1413 für jernbergsmännen och jernberget i Wærmelande, in: SD, Nr. 1708 (SDHK-Nr. 17 992) und dasselbe vom gleichen Tage für die bergmästare och bergmännen, in: SD, Nr. 1709 (SDHK-Nr. 17 993); Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 184; Jan Liedgren, Art. landskap, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237. 314 Urkunde Magnus Erikssons v. 29. Dez. 1336, in: DS, Bd. IV Nr. 3267, S. 536f an die Bewohner Södermanlands; vgl. Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 75 ff. 315 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden S. 185; Jan Liedgren, Art. landskap, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 75. 316 Vgl. Jerker Rosén, Art. Morgongåva, Sverige, in: KLNM, Bd. XI (1966), Sp. 702f; Birgitta Fritz, hus, Bd. I, S. 92 ff. 317 Vgl. dazu ausführlich: Gottfrid Carlsson, morgongåva, in: SHT 1911, S. 238–268.
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Größere Städte sind heute Karlstad, Kristinehamn, Säffle und Arvika. Ein värmländisches Rechtsbuch wird in den mittelalterlichen Urkunden bis hin zu KrLL mehrfach erwähnt318, so 1426 („Vermælands lag oc lagbok“)319 und 1444 „Værmsk lag“; es stimmte weitgehend mit dem Recht von Västergötland überein. Das Rechtsbuch ist heute verloren. Dem Reichsrat und Hardenhauptmann Otto Torbjörnsson gehörte ein Rechtsbuch, das in den 1460er Jahren in Gebrauch war. Es enthält ein Kapitel über die Jagd, das sprachlich und inhaltlich dem Jagdrecht anderer Landschaftsrechte entspricht; es ist vermutlich das einzige, was von Värmlandslagen übrig blieb320.
318 So in einem Morgengabebrief vom 19. Juli 1440: „epther Vermsson laghom“ und in einer Verkaufsurkunde vom 29. Juli 1444: „Værmsk lag, fæst oc wmfærdh“, zitiert von Carl Gustaf Styffe, unionstiden S. 186, Fn. 7. In KrLL ist der Värmländische Rechtsprecher z. B. in Kgb, c. 1: 1 und c. 11: 1 erwähnt; vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 44 f. 319 Vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 44 f. 320 Vgl. dazu Carl Ivar Ståhle, Torbjörnsson, S. 97 ff; derselbe, Upplandslagen in: ANF, Bd. 69 (1954), S. 91–143 (132) und Jan Eric Almqvist, Stiernhielm, S. 235, der in Fn. 15 erwägt, ob Värmland nach Västgötalag lebte und gar kein eigenes Rechtsbuch besaß (wie Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 186, Fn. 7 meint); dagegen sprechen jedoch die oben genannten Urkunden.
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C. Oberschwedische Rechte I. Uplandslagen 1. Uppland geographisch/historisch Die Landschaften um den Mälarsee faßte man im 13. Jahrhundert unter dem Namen Svethiudh (lateinisch Suecia oder Suecia superior) zusammen321. Die Hauptlandschaft war Uppland, bestehend aus den Teillandschaften Tiundaland, Attundaland und Fjädrundaland. Sie waren eingeteilt in hundari, Hundertschaften und zu jeder gehörten an der Küste und im Mälarsee Schiffsbezirke (skeppslag)322, die insgesamt Roslagen (Roden) hießen323. Upplands Nordgrenze bildete bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts der Wald Ödmorden324, heute die Grenze zwischen Gästrikland und Hälsingland, so dass Gästrikland damals noch zu Uppland gehörte. Erst eine Urkunde vom 26. Aug. 1314 trennte es durch eine Landmarke von Tiundaland325. Es hatte im Spätmittelalter einen eigenen Hardenhauptmann. Weiter zählten zu Uppland alle Inseln des Mälarsees (außer Ekerö) und die uppländischen Schären der Ostsee. Es gab ein gemeinsames Landsthing für Svethiudh (also für die drei upländischen Volklande sowie Roden und Västmanland, das Snorri Sturluson326 allra Svia thing nannte und das anfänglich zur Zeit der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche in Alt-Uppsala unter der Leitung des Rechtsprechers von Tiundaland tagte. Unter christlichem Einfluß 321 Vgl. Thorsten Andersson, Svethiudh (2005), S. 53–76. 322 Zum Begriff skeppslag (skiplagh) s. u. 4 a), S. 444 f., Fnn. 380 f; zur Besiedelung Upplands vgl. jetzt Sigurd Rahmqvist, Sätesgård (1996). 323 Zu Roslagen (Roden) vgl. unten 4, S. 444 – 451. 324 Vgl. Mats Wahlberg, Art. Ödmorden, SOL, S. 386. 325 Die Urkunde Stockholm, d. 26. Aug. 1314 in: DS, Bd. III, Nr. 1975, S. 176f enthält die Bestätigugng der Grenze zwischen Gästrikland und Tiundaland; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 328; Jan Liedgren, Art. landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 239. 326 Snorris Beschreibung Schwedens findet sich in der Saga Óláfs konungs hins helga, udg. Oscar Albert Johnsen/Jón Helgason (1941), c. 60–64, S. 158–157 und in der Heimskringla udg. Finnur Jónnson, Bd. II, c. 77–82, S. 134–150, vgl. Erland Hjärne, Svethiudh, S. 91 ff; Jan Liedgren, Art. Allra Svia thing, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 90 f.
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Karte 20: Uppland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250 – 1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 15. Uppland besteht aus den drei Teillandschaften Attundaland, Tiundaland und Fjärdhundraland, jeweils eingeteilt in hundare [hu]. A. Attundaland: 1) Sollentuna hu; 2 Färentuna hu; 3 Bro hu; 4 Ärlinghundra hu; 5 Vallentuna hu; 6 Seminghundra hu; 7 Långhundra hu; 8 Sjuhundra hu; 9 Lyhundra hu. Die zu Roden gehörigen Hundertschaften (10 – 16 und 29) heißen jeweils skeppslag [skl]: 10 Väddö-Häverö skl; 11 Bro-Vätö skl; 12 Frötuna-Länna skl; 13 Åkers-Lo skl; 14 Ryds skl; 15 Danderyds skl; 16 Värmdö skl. B. Tiundaland: 17 Håbo hu; 18 Hagunda hu; 19 Ulleråkers hu; 20 Bälinge hu; 21 Vaksala hu; 22 Rasbo hu; 23 Närdinghundra hu; 24 Olands hu; 25 Norunda hu; 26 Vendels hu; 27 Våla hu; 28 Tierps hu; 29 Västlands skl; 30 Österlövsta socken; 31 Hållnäs socken; 32 Valö socken; 33 Frösåkers hu; 34 Börstils socken; 35 Hargs socken; 36 Edebo socken. C. Fjärdhundraland: 37 Trögds hu; 38 Lagunda hu; 39 Åsunda hu; 40 Simtuna hu; 41 Torstuna hu.
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wurde es auf Mariae Lichtmeß (2. Februar) verlegt. Nach Upplandslagen (also nach der Vereinigung der upländischen Rechtsbereiche 1296) hatte nämlich der uppländische Rechtsprecher dieses Amt nicht nur in Uppland und Gästrikland inne, sondern war auch der oberste Rechtsprecher der weiter nördlich gelegenen Landschaften, die zunächst Hälsingland hießen, dann aber unter dem Namen Norrland zusammengefaßt wurden. Dort galt Hälsingelagen. Die einzelnen Teile (Medelpad, Ångermanland und Västerbotten) erhielten im Laufe des Mittelalters eigene Unterrechtsprecher. Zu den wichtigsten uppländischen Städten gehörte Stockholm, das zwar erst im 15. Jahrhundert zur Residenz wurde, aber schon vorher ein wichtiger Handelsort war. Sigtuna war die älteste Stadt im Mälargebiet, zunächst Bischofssitz und Münzort, aber bald von Stockholm überholt; Uppsala war Sitz des Bischofs und Erzbischofs. Aus drei Urkunden von 1244 geht hervor, dass jedes der drei Volklande eine prosteri (Propstei) bildete327. Diese Einteilung bestand bereits seit den 1160er Jahren328. Enköping wird bereits Mitte des 13. Jahrhunderts als Stadt genannt329. Weitere Städte waren Östhammar und Gävle330, beide an der Ostsee gelegene Häfen. Die zu Uppland zusammengeschlossenen Landschaften wiesen – da dicht bevölkert – zahlreiche Hundertschafen auf. Entgegen den Namen Fjärdhundaland (=fyra hundaris land [Landschaft mit vier Hundertschaften]331) hatte diese Landschaft fünf, Attundaland (=Åtta hundaris land [Landschaft mit acht Hundertschaften])332 neun und Tiundaland (=Tio hun327 Es sind die Urkunden Upsala 1244, in: DS, Bd. I, Nr. 316, S. 304f, Upsala, d. 10. Aug. 1244, Nr. 317, S. 305 und Nr. 318 (1244–1255), S. 306, in denen die Übereinkunft bestätigt wird, dass jeder Haushalt in Tiunda- und Fjädrundaland zwei Pfennige Propstabgabe jährlich zahlen soll; vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 188 f. 328 Im Schutzbrief für das Kloster Viby bei Sigtuna werden für Uppland drei Pröpste genannt, in Sigtuna (Attundaland), Enköping (Fjärdhundraland) und Östra Aros (Tiundaland), den wichtigsten Handelsorten der drei Volklande, s. DS, Bd. I, Nr. 51 (1164–1167), S. 73f [S. 74]; vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 188 f. 329 Über Enköping s. DS, Bd. I, Munsö, d. 27. Febr. 1250 (oder: 2. März 1253), Nr. 376, S. 344f; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 347. 330 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 348. 331 Hundertschaften in Fjärdhundraland: 1) Trögds hu; 2) Lagunda hu; 3) Åsunda (Aashundare) hu; 4) Simtuna (Simbohundare) hu; 5) Torstuna (Thorsaker) hu, vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 348–355; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 15. 332 Attundaland hatte im Mittelalter 8 Hundertschaften: 1) Sollentuna hu; 2) Bro hu; 3) Ärlinghundra hu; 4) Vallentuna hu; 5) Seminghundra hu; 6) Långhundra hu; 7) Sjuhundra hu; 8) Lyhundra hu. Färentuna hu ist jünger; er erscheint zuerst in den 1550er Jahren, vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 86. Die nachfolgenden skeppslag zählten nicht als Hundari: a) Väddö-Häverö skeppslag; b) Bro-Vätö skeppslag; c) Frötuna-Länna skeppslag; d) Åkers-Lo skeppslag; e) Ryds skeppslag; f) Danderyds skeppslag; g) Värmdö skeppslag; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 366–375; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 15.
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daris land [Landschaft mit zehn Hundertschaften])333 dreizehn. Aus UL, Bb 17: 4 folgt334, folgt noch der ursprüngliche Zustand, daß nämlich beim Grenzstreit zwischen Dörfern der Rechtszug vom Augenscheinsausschuß der Hundertschaft an den gleichen Ausschuß des jeweiligen Volklandes ging und das Pfand für die Berufung eine Mark für jede Hundertschaft betrug, also für Fjädhrundaland fünf (weil es dort damals (1296) schon fünf Hundertschaften gab), für Attundaland acht und für Tiundaland zehn Mark zu hinterlegen waren. Woher aber diese Namen nach der Zahl der hundari (und ihre unterschiedliche Größe) anstelle alter Siedlungsnamen? Wahrscheinlich hatten Häuptlinge (Kleinkönige) die Herrschaft über mehrere Siedlungen erlangt und dann Bündnisse gebildet. Die gleichförmige Bildung von hundari und die Benennung der Landschaften nach deren Zahl beruht dagegen auf dem Handeln des Sveakönigs, der über alle Kleinkönige herrschte335. Zur Zeit der Unionskönigin Margareta (1389–1412) wurde die Verwaltung reformiert und Uppland in Schloßlehen und Vogteien eingeteilt336. Das Bistum Uppsala umfaßte nicht nur Uppland und Hälsingland, sondern auch Jämtland (Jamtaland)337, und zwar auch dann noch, als es bereits zu Norwegen rechnete338. Schließlich legte man die Nordgrenze des Bistums Uppsala gegen das von Åbo zwischen den Torne und den Kemi Älv. Bereits zeitig im 13. Jahrhundert hat man die Grenzbeschreibung in HL, Tgb, c. 15339 mißdeutet und wollte die Grenze Hälsinglands zum Bistum 333 Tiundaland hatte im Mittelalter 10 Hundertschaften, wie aus der Urkunde Ulf Jarls in DS, Bd. I, Nr. 316, Uppsala 1244, S. 304f hervorgeht: „quatinus singulis annis a singulis decem prouinciarum habitatoribus … denarios recipiat“. Sie haben sich später auf 13 vermehrt (vgl. Sigurd Rahmqvist, Sätesgård, S. 65; Thorsten Andersson, Svethiudh, S. 13): 1) Håbo hu; 2) Hagunda hu; 3) Ulleråkers hu; 4) Bälinge hu; 5) Vaksala hu; 6) Rasbo hu; 7) Närdinghundra hu; 8) Olands hu; 9) Norunda hu; 10) Vendels hu; 11) Våla hu; 12) Tierps hu; 13) Västlands hu; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 355–366; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 15. 334 UL. Bb 17: 4 (SGL, Bd. III, S. 240f). 335 So: Thorsten Andersson, Svethiudh, S. 13. 336 Die uppländischen Schloßlehen und Vogteien waren seit dem 13. Jahrhundert: 1) Stockholms län mit Burgvogtei; 2) Svartsjö län (kungsgard u. Vogtei); 3) Stäkes län (Almarestäket, Burgvogtei); 4) Östra Roden (war 1418 dem Erzbischof verlehnt, s. Urkunde Frötuna ting, d. 15. Jan. 1418, SD, Nr. 2439 [SDHK-Nr. 19042]; Beata Losman, S. 71; Birgitta Fritz, S. 21, Fn. 27; seit 1453 Östra Rodhin genannt); 5) Östhammars län (Burg mit Vogtei); 6) Gästrikland und Vogtei; 7) Fjerdhundraland und Vogtei; 8) Trögd härad und Vogtei; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 338f; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 14 ff. 337 Vgl. Nils Ahnlund, Jämtland, Bd. I (1948) und Carl-Göran Ekerwald (2004). 338 Über diese Grenzziehung vgl. unten 5. Kap. V, 1, S. 493 f. 339 HL, Tgb, c. 15 (SGL, Bd. VI, S. 93)
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Åbo an den finnischen Ule älv und Ule träsk verlegen340. Erzbischof Birger Gregersson hat das 1374 genau untersuchen lassen341 und die Grenze am Ule Älv in Finnland bestätigt. Schließlich teilte ein Brief König Albrechts von 1377342 den Einwohnern von Norbotten in Hälsingland mit, alle Siedler bis zum finnischen Ule träsk und Ule älv gehörten zum Erzbistum Uppsala. Wirklicher Erfolg war dem damals nicht beschieden, die wirkliche Grenze blieb zwischen dem Torne und den Kemi Älv. 2. Entstehung Während die Landschaftsrechte von Götaland (Västergötland, Östergötland), Dalarna, Tiohärad, aber auch Gutalagen Aufzeichnungen des damals geltenden Rechtes sind, stellen die uppländischen Landschaftsrechte (Upplandslagen, Södermannalagen, Västmannalagen, Hälsingelagen) eine durchgehende Überarbeitung des dortigen Rechtes dar, die von den Königen bzw. den Vormundschaftsregierungen veranlaßt wurde. So sagt ein Statut der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson von 1330343 über das (verlorene Landschaftsrecht von Närke): Sein Landschaftsrecht sei conditus von König Magnus Ladulås. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine confirmatio, denn es lag nicht im Sinne dieser vorläufigen Regierung, das Königtum zu stärken. Vermutlich hatte Magnus Ladulås nur das Närker Recht und königliche Statuten zusammenstellen lassen und das Landsthing hat diese Sammlung später gutgeheißen344. Die Folge dieser Modernisierungsarbeiten über die Landschaftsgrenzen hinweg war, dass viele Rechtsvorschriften den oberschwedischen Landschaften und dem ganzen Nordland gemeinschaftlich wurden. Upplandslagen hat eine auf den 2. Januar 1296 datierte confirmatio erhalten, welche die Vormundschaftsregierung für den unmündigen König Bir-
340 So in der Urkunde des Drosten Knut Jonsson, Telge, d. 5. Sept. 1328, in: DS Bd. IV, Nr. 2676, S. 73f: „extrema pars Helsingiae versus aquilonem, que ad amnem dictum Wlv et stagnum Wlvträsk vsque protenditur“; das hat Torsten Styrbjönsson 1374 wiederholt (in: Åbo domkyrkas Svartbok, Nr. 230), vgl. unten V, 1, S. 493, Fn. 723. 341 Vgl. H/W, SSL, Bd. III (Hälsingelagen), S. XLV und S. 410f, N. 110. 342 Brief König Albrechts v. Mecklenburg, Enköping, d. 17. Juni 1377 (in: FMU, Bd. I. Nr. 864 (vgl. unten Fn. 723); H/W, SSL, Bd. III (Hälsingelagen), S. 410f, N. 110. 343 Im Statut, Telge, d. 6. Mai 1330 in: DS. Bd. IV, Nr. 2773, S. 157f heißt es: „contentos in libro vestro legali, per magnificum principem dominum Magnum … condito …“; vgl. Åke Holmbäck in: H/W, landslag, S. XV. 344 Vgl. Einar Carlsson, stadfästelse, in: Svensk Historisk Tidskrift, årg. 66 (1946), S. 261–265 (261); Åke Holmbäck in: H/W, landslag, S. XVI.
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ger Magnusson ausfertigte345. Ihr ist zu entnehmen, dass die drei Volklande Attundaland, Fjärdhundraland und Tiundaland zunächst selbständige Rechtsbereiche waren346. Doch murrten die Bauern über den Zustand ihres Rechts, weil es teils veraltet teils dunkel und unzulänglich war. Da König Birger Magnusson (1290–1318) erst 1280 geboren war, wird Birger Persson (Finsta), der Rechtsprecher von Tiundaland, Mitglied des königlichen Rates und mächtigster upländischer Grundherr347), ihre Bitte um Rechtsbesserung nicht dem König, sondern dem Reichsrat vorgetragen haben, an dessen Spitze damals der Marschall Torgils Knutsson stand. Birger Persson erhielt im Namen des Königs den Auftrag, das alte Recht mit Hilfe eines Ausschusses zu sammeln, zu sichten und neues Recht auszuarbeiten. Ihm gehörten Vertreter des Adels und der Bauern an348. Dazu kamen als Rechtskundige zwei Rechtsprecher (laghmæn), die man ebenfalls dem Adel zurechnen darf, zwei Urteiler (domari) sowie Birger Perssons Vetter Magister Andreas And, Dompropst von Uppsala. Er hatte in Paris studiert349, vertrat die Interessen der Kirche und verfügte über viele Verbindungen zu den führenden Adelsgeschlechtern Upplands350. Vermutlich war er der Sekretär der Kommission. Er hielt Verbindung zu den Schweden, die damals in Bologna studierten, wie dem Erzdiakon Olaus Nicolai und zu Carolus Erlandi,
345 Die Bestätigung trägt das Datum „Anno Domini MCCLXXXXVI. in octaua Beati Stephani Protomartyris“, (der Stephanstag ist der 26. Dezember, die Oktave dazu der 2. Januar, vgl. Herman Grotefend, S. 100); sie steht in SGL, Bd. III, S. 1–6. Birger Magnusson war damals 16 Jahre alt. 346 Fjärdhundraland ist die neuschwedische Form; im Mittelalter hieß die Landschaft Fjädrundaland, vgl. Jan Liedgren, Art. Fjädrundaland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 393 f. Ob ihre Laghsagas niedergeschrieben waren, ist unbekannt, wie denn der Wortlaut ihres Rechtes nur in der veränderten Form von Uplandslagen überliefert ist. Zu den Namen vgl. Karl Wührer, Art. Attundaland, in: RGA2, Bd. I (1973), S. 473f; Thorsten Andersson, Art. Fjädrundaland, in: RGA2 IX (1995), S. 150. Eva Nyman, Art. Tiundaland, in: RGA2, Bd. 31, S. 7. 347 Birger Persson († 1327) war Vater der heiligen Birgitta, vgl. über sie: Yngve Brilioth, in: SBL, Bd. 4 (1924), S. 436–439, Bild S. 436. 348 Vgl. H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 9. n. 9–12. Eine ausführliche Aufzählung der Kommissionsmitglieder fand sich im Vorwort der Druckausgabe von 1607, vgl. die Übersetzung ebda S. 12, n. 9. 349 Über Magister Andreas And († 13. März 1317), vgl. Henrik Schück, S. 45 ff; Knut B. Westman, Art. And, in: Svenskt Biografiskt Lexikon, Bd. I (1918), S. 647–651; Åke Sällström, S. 217, 221, 230; Strauch, Rechtsfortbildung, S. 316. 350 Vgl. Hans Toll, Folkungastudier, in: Personhistorisk Tidskrift, Bd. 20 (1918/19), Ätten Ängel, S. 110 ff; Åke Sällström, S. 220f; Sigurd Rahmqvist, Sandbroätten, in: Personhistorisk Tidskrift 74 (1978), S. 47–79.
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einem Vetter Birger Perssons351. Die confirmatio erwähnt als Mitglieder fünfzehn Namen; der Ausschuß heißt jedoch tolf mannæ næmpd (Zwölferausschuß)352, weil wahrscheinlich nur 12 Mitglieder ernannt, die beiden Rechtsprecher und Andreas And aber Mitglieder kraft Amtes waren. Diese Kommission faßte das bisherige Recht der drei Landschaften zum neuen Uplandslag zusammen. Die confirmatio war zunächst (vermutlich von Andreas And) lateinisch abgefaßt, und ist dann ins Schwedische übertragen worden353. Sie weist Anklänge an Justinians constitutio Tanta, c. 18, die Bulle Rex Pacificus Gregors IX. von 1234 und das Vorwort zu König Magnus Hakonarssons (1263–80) norwegischem Landrecht auf, hat also spätantike und mittelalterliche Rechtsgedanken aufgenommen354. Die confirmatio, die praefatio und Kgb 2; 3 sagen etwas über die königlichen Aufgaben und das Gesetzesverständnis der Zeit. Die praefatio vergleicht den König mit Mose, der als erster Rechtsprecher dem Volk Gottes Gesetze gebracht habe. Beide Texte beziehen sich auf biblische Gedanken355, die sich auch im kanonischen Recht finden. Die Kirchenväter Ambrosius356 und Augustinus357 sahen den König als miles christi. Seine Aufgabe war, Gesetze zu geben, den Frieden sowie Witwen und Waisen zu schützen. Dazu gehört auch ihre Urteilsmacht. Uplandslagen verleiht dem König zwar keine konkurrierende Rechtsprechung neben den volklichen Gerichten, von ihm geht aber alle Urteilsmacht aus358 und an ihn kann sich jeder wenden, der das Urteil der Hundertschaft, eines Rechtsprechers oder des Bischofs anfechten will359.
351 Vgl. Åke Sällström, Bologna, S. 217 ff (Carolus Erlandi); S. 228f (Olaus Nicolai); Gerhard Hafström, rättskällor, S. 51. 352 Vgl. SGL, Bd. III (UL), S. 4. 353 Vgl. SGL, Bd. III (UL), S. 1–6; Henrik A. Olsson, stadfästelsebrev, in: Lychnos 1975/76, S. 236–255; Jan Liedgren, Art. Översättning, in: KLNM, Bd. 21 (1977), Sp. 55. 354 Vgl. Bo Petterson, Stilstudier, S. 277 ff; Henrik A. Olsson, stadfästelsebrev, in: Lychnos 1975/76, S. 249 ff; Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 268, Fn. 6; Göran Inger, Upplandslagen, in: Festskrift till Stig Strömholm (1997), S. 427; anders: Sten Gagnér, Gesetzgebung, S. 363, der die Bulle Sacrosanctae Bonifaz’ VIII. von 1298 als alleiniges Vorbild nimmt. 355 Biblische Gedanken in: Proverbia 8: 15f; Sapientia 6: 4f; Röm. 13: 1 ff. 356 Ambrosius, in: Ep. 17. 1 ff, in: Migne, PL 16, Sp. 1002–1006. 357 Augustinus, in: Ep. 93. 5. 19, Migne, PL 33, Sp. 331. 358 In: Pgb 1 (SGL, Bd. III, UL, S. 258f = v. Schwerin, UL, S. 227). 359 In: Kkb 20; Pgb 10; 13 (SGL, Bd. III; UL, S. 81f; 272 = v. Schwerin, UL, S. 94; 239; Göran Inger, UL, S. 433.
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Dass die Gesetze an Ort und Zeit angepaßt und wie sie inhaltlich beschaffen sein sollen, steht schon bei Isidor von Sevilla (570–636)360. Zur Änderung von Gesetzen hat sich auch Thomas v. Aquino (1225–1274) ausführlich geäußert361. Das Verhältnis des einzelnen zum Gesetz gründet sich auf c. 13 X 3. 1, das auf c. 14. conc. Lat. IV (1215) zurückgeht362. Diese Gedanken sind auch im Norden aufgegriffen worden: Bereits König Knut VI. von Dänemark hatte im schonischen Landfrieden vom 5. Jan. 1201363 das Gesetzgebungsrecht für sich in Anspruch genommen. In Schweden sind Birger Jarl (1248–66) und Magnus Ladulås (1275–90) als Gesetzgeber hervorgetreten364. Eine Urkunde von 1216/1223365 rühmt den Nutzen von Rechtsaufzeichnungen und billigt ihren von Ort zu Ort unterschiedlichen Inhalt. Der zweite Absatz von Uplandslagens praefatio übernimmt Grundgedanken, die bereits in der Vorrede von Jyske Lov (1241) stehen, wo nicht nur das Amt des Königs, sondern auch Inhalt und Sinn der Gesetze beschrieben sind. Insbesondere der Satz „Land skulu mæp laghum byggiæs och æi mæp walz wærkum“ (Land soll mit Recht gebaut werden und nicht mit Gewalttaten)366, den der Druck von 1607 [Hs. E] in die praefatio einfügt, scheint gemeinnordisch gewesen zu sein367. Auf diesen Voraussetzungen ruht der Gedanke der Vereinheitlichung und Zusammenfassung des Rechts der drei Volklande. Mit den Worten „quod profecto tam in Ecclesiasticarum quam Ciuilium traditionum abrogationibus suppletionibus ac nouellis institutionibus clarius elucescit …“ verweist die confirmatio nicht nur auf das Vorbild des kanonischen und römischen Rechts (der asw. Text sagt „ok fore dessum faldum giörs umskipti bapi .j. kirkiu rætt och i kiæsæræ laghum“368, 360 Isidor von Sevilla, Etym. lib. V, c. 20f, in: Migne, PL Bd. 82, S. 203, auf den das dictum Gratiani und Grat. c. 1f D. IV verweist. 361 Thomas von Aquino, in: Summa Theologica I/II q. 97, ar. 2 [ed. Busa II, S. 483]. 362 c. 13 X 3. 1 (Friedberg, II, Sp. 452) das auf c. 14. conc. Lat. IV (1215) [COD II, S. 242] zurückgeht; vgl. Niels Knut Andersen, S. 84 ff; Kroman/Iuul, Nutidsdansk, Bd. 3 (Kommentar), S. 133 ff; H/W, SLL Bd. I, UL, S. 10 f. 363 Schonischer Landfrieden v. 5. Jan. 1201, in: DS, Bd. I, Nr. 118, S. 143, 146. 364 Vgl. Gösta Åqvist, Kungen, S. 14 ff; 92 ff; Strauch, OGR, S. 27 ff; derselbe, Rechtsfortbildung, S. 327 ff. 365 Urkunde von 1216/1223, in: DS, Bd. I Nr. 832, S. 690. 366 Der Satz steht eigentlich im Plural: „Land skulu …“, doch scheint in der Übersetzung der Singular passender. Er findet sich in UL, Wb 1: pr. (SGL, Bd. III, UL, S. 215, mit Fn. 24 und S. 6, Fn. 16), den Hs. E [Druck von 1607; Samuel Henning, Utg. 1607, S. 7, Z. 11f] in die praefatio einfügt) 367 Vgl. SGL, Bd. III (UL), S. 6, Fn. 16; Bo Pettersson S. 265 ff; H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 10f; 186f, n. 1. 368 Confirmatio (SGL, Bd. III, UL, S. 1; 3 = v. Schwerin, UL, S. 65), „Aus diesen Gründen änderten wir sowohl das Kirchen- wie das Kaiserrecht“.
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sondern vor allem auch auf den Gedanken einer Rechtssichtung und -besserung. Insofern befand man sich damals in Uppland auf der Höhe der Zeit. Deshalb besteht kein Grund, das Datum der confirmatio (2. Jan. 1296) anzuzweifeln369. Die confirmatio schildert das Verfahren des Ausschusses in drei Schritten: a) Er stellte das alte Recht zusammen, sichtete es und beschloß – wo erforderlich – neue Regeln; b) anschließend trug er die Ergebnisse dem Thing der drei Volklande vor370, das den Vorschlag ohne Gegenrede annahm; c) der König (oder der Reichsrat) prüfte die Streichungen und Zusätze, anschließend bestätigte er das Werk. Damit ist Uplandslagen ein Gesetzbuch und kein Rechtsbuch. Das Verfahren läßt zugleich die damaligen Interessengegensätze erkennen: Die Arbeit der Kommission und der Thingbeschluß repräsentierten zwar den Volkswillen, aber es war nicht das Thing, das die Kommission berief, sondern der König, der auch das letzte Wort behielt, weil er ihre Streichungen und Zusätze nach eigenen Wertungen überprüfte, so dass ein schwebendes Gleichgewicht zwischen Volkswillen und königlichem Gesetzgebungsrecht entstand. Das von der Kirche geförderte Gesetzgebungsrecht des Königs war damit zwar anerkannt, aber gegenüber der Handhabung unter Magnus Ladulås, wie es die Alsnösatzung371 und die Skänningesatzung372 zeigen, abgeschwächt373. Es handelt sich um einen Kompromiß, den Birger Perssons Ausschuß beeinflußt haben dürfte, da König Birger Magnusson im Jahr der Bestätigung erst 16 Jahre alt war. 3. Geltungsbereich Aus vorchristlicher Zeit stammt die Einteilung Uplands in hundare, Hundertschaften oder Bezirke, in die sich die drei Volklande Attundaland, Fjädrundraland und Tiundaland gliederten (also Landschaften, die ursprünglich aus acht, vier bzw. zehn Hundertschaften bestanden374 und mit Uplandsla369 So: Strauch, S. 333; Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 268, Fn. 6; Göran Inger, UL, S. 429; anders: Sten Gagnér, Ideengeschichte, S. 363. 370 Über allra Svía ping vgl. Erland Hjärne, Svethiudh S. 98, 149 ff. 371 Alsnösatzung, in: DS, Bd. I, Nr. 799 (1285, S. 650–654) dort falsch datiert, vgl. Jan Liedgren, Alsnö S. 103 ff, der sie zwischen den 15. Mai und 16. Okt. 1279 legt. 372 Skänningesatzung, in: DS, Bd. I, Nr. 813 (1284); vgl. Göran Inger, Skänninge. S. 177 ff. 373 Vgl. Strauch, Rechtsfortbildung S. 327, 333. 374 Daß die Volklande 1296 mehr Hundertschaften hatten als ihr Name sagt, ist schon berichtet (s. o. I, 1, S. 437 f.); vgl. Mats Wahlberg, Art. hundare, SOL, S. 135f, vgl. Erland Hjärne, Svethiudh, S. 116 ff; Det Medeltida Sverige, Bd. I, 4 (Uppland), S. 20 ff; Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 14 ff, Karte S. 15; Thorsten Andersson, Art. Fjädrundaland, in: RGA2, Bd. IX (1995), S. 150; Karl Wührer, Art. Attundaland, in: RGA2, Bd. I (1973), S. 473f; Eva Nyman, Art. Tiundaland, in: RGA2, Bd. 31 (2000), S. 7.
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gens Inkrafttreten zu einer neuen, einheitlichen laghsaga (Rechtsbereich) wurden. Wo sich deren Rechte unterschieden, sollte Tiundalands Recht den Ausschlag geben375. Den Namen Upland benutzt erstmals die confirmatio von 1296376. Sie sagt, dass Uplandslagen dort, und in nyrri Ropin galt, dem nördlichen Roden, heute Roslagen, also dem Küstenbereich nördlich von Stockholm, wozu auch Gästrikland gehörte. Seine Grenzen zu Tiundaland sind 1314 festgelegt worden377. Die praefatio gibt als Geltungsbereich alle Siedlungen an zwischen der Ostsee und Sagån (dem Sagfluß, der Grenze zu Västmannaland) sowie im Norden den Öpmorper (den Ödwald), der die Grenze zwischen Gästrikland und Hälsingland bildete378. 4. Roslagen a) Geographisch Die altschwedischen Worte *roper, n. und auch roplagh, n. haben dieselbe Bedeutung wie skip, skiplagh, zu deutsch also „Gemeinschaft, Genossenschaft, Gesellschaft“, die zur Schiffsgestellung für den Ledung verpflichtet war. Daraus bildete sich der Eigenname Roprin (Ropin) oder Roplaghin (pl. zu lagh, n.), Roslagen mit derselben Bedeutung, die sich dann als Name auf die Küstenregionen der Volklande Attundaland und Tiundaland379 übertrug. Das heutige Roslagen umfaßt die nördlich von Stockholm am Bottnischen Meerbusen gelegenen Teile von Stockholms län und Uppsala län einschließlich des Schärengürtels bis hinauf nach Älvkarleby; Hauptort ist Norrtälje. Ob die skiplagh ursprünglich Teile der uppländischen Hundertschaften der Volklande waren, diese heute verstanden als Schar von hundert oder hundertzwanzig Mann380, läßt sich nicht eindeutig belegen381. Sie erlangten jedenfalls als Schiffsgestellungsbezirke für die Ledungsflotte eine rechtliche Sonderstellung. Eine enge Verbindung zwischen den uppländischen hundare375 Vgl. Harald Hjärne, Svethiudh, S. 177 ff; H/W, SLL, Bd. I, UL, S. XVI. 376 Vgl. Birger Lundberg, Art. Uppland in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 320–323 (mit Karte Sp. 322) und Upplandslagen Sp. 331–334. Natiencyk, in: Nationalencyklopedin, Bd. 19 (1996), S. 74–80, Karte S. 74. 377 Vgl. DS, Bd. III, Nr. 1975, 1975a, S. 176 f. 378 Vgl. H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 11, N. 3. 379 Vgl. Erland Hjärne, Roden, in: NoB, Jg. 35 (1947), S. 55 ff; Sven Ekbo, Roden, in: ANF, Bd. 73 (1958), S. 187–199; Åke Granlund, Art. Roslagen, Finland, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 356. 380 vgl. Thorsten Andersson, Onoma, vol. 37, 2002, S. 95–120 (S. 110). 381 So aber: Sven Tunberg, in: Studier i ekonomi och historia tillägnade Eli F. Heckscher på 65-årsdagen, d. 24. november 1944, S. 273–302 (S. 278f); Erland Hjärne, Roden, in: NoB, Jg. 35 (1947), S. 27, Gerhard Hafström, Ledung S. 141.
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Bezirken und den skiplagh zeigt sich immerhin darin, dass überall Uplandslagen galt382. Aus UL Kgb 10 folgt, dass die uppländische Normalhundertschaft in Viertel und Achtel eingeteilt war383. Nach Hafströms Berechnungen umfaßte der Inlandsteil eines uppländischen hundare-Bezirks zwei skiplagh oder acht Zwölftel (tylftar)384, jede Zwölft bestand aus drei hamnor (Ruderbänken), jedes skiplagh also aus zwölf hamnor385. Dazu kamen die Schiffsgestellungsbezirke mit zwei Zwölfteln, so dass danach jeder uppländische hundare-Bezirk insgesamt aus zehn Zwölfteln bestand386. Da die kirchliche Gliederung von Roslagen in soknar (Kirchspiele) mit dem Fortschritt der Christianisierung erst allmählich gewachsen sein kann, hat sie sich in unterschiedlicher Weise an die ältere Einteilung in skiplagh angelehnt, aber nur selten die alten Namen der Verwaltungsbezirke übernommen387. Erst 1298 hat Erzbischof Nils Alleson die kirchliche Einteilung in Dekanate an den Grenzen der drei Volklande ausgerichtet388. Streitig ist, ob sich die Landschaftsbezeichnung Roslagen auf den Küstenbereich von Uppland und die nördlich angrenzenden Landstriche beschränkte. Schlyter389 und Sven Tunberg390 wollten ihn auch auf die Küstenbereiche von Södermanland, Östergötland, auf die Insel Öland, auf Västmanland und Hälsingland ausdehnen. Zur Begründung führten sie an, dass die sechs ostgötischen Harden, die östlich des Aspveden lagen (einem Gemeinwald südlich des Sees Asplången, an der Straße zwischen Söderköping und Linköping), sich von den übrigen ostgötischen Hundertschaften dadurch unterschieden, dass sie Abgaben an König und Jarl zahlten391. Zudem spreche ÖGL, Db 14: 1 von iarls bryti i rops bo, und auch in Söderman382 Vgl. UL, confirmatio, a. E. (SGL, Bd. III, S. 5f = Schwerin, Uplandslag, S. 67. 383 Vgl. Gerhard Hafström, Ledung, S. 142 gegen Erland Hjärne, Roden, in: NoB 47, S. 10. 384 Vgl. UL, Kirkiu balker (Kkb) 2; Konunga balker (Kgb) 10: 5 (SGL, Bd. III, S. 14 ff; 96f). 385 Vgl. Gerhard Hafström, Ledung S. 125, 132 ff; Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 186 f. 386 Vgl. Gerhard Hafström, Ledung, S. 143. 387 Vgl. Thorsten Andersson, Art. Kirchspielnamen, in: RGA2, Bd. 16, S. 577–584 ff (580 ff); anders noch Gerhard Hafström, sockenindelning, in: Historiska Studier tillägnade Nils Ahnlund till 25. 8. 1949, Stockholm 1949, S. 62 ff; derselbe, in: Upplands kyrkor S. 8 ff. 388 In: DS, Bd. II, Nr. 1240 v. 2. Juli 1298, S. 267; vgl. Styffe, Unionstiden, S. 339. 389 Schlyter, in: Afhandlingar II, S. 51 ff, 79. 390 Sven Tunberg, in: Studier tillägnade Eli F. Heckscher (1944), S. 282 ff; vgl. H/W, SLL, Bd. I, S. 62 u. 71, N. 62. 391 Vgl. Östgötalagen (ÖGL), Bb 28: pr, 5 (SGL, Bd. II, S. 215, 217 = Strauch, OGR, S. 211f, und den königlichen Brief v. 15. Apr. 1316, in: DS, Bd. III, Nr. 2053, S. 247 f.
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nalagen, Västmannalagen und Hälsingelagen tauche das Wort skiplagh, bzw. skipnøti auf. Dagegen wandte Erland Hjärne392 zu Recht ein, der Ausdruck in ÖGL, Drb 14: 1 deute lediglich darauf hin, dass die Erträge dieses Gutes dem Jarl zukamen, weil er für den Ledung verantwortlich war. Streitig ist auch die Reichweite der Begriffe Norræ und Södhra Rodhrin. Aus dem Satz Ropin liggær .j. lanzlaghum aldær pæn owæn stokholm ær in Uplandslagen Thingmala balker (Tgb) c. 13 haben Carl Johan Schlyter393 und Sven Tunberg394 zu Recht geschlossen, Norra Roden und das Land nördlich von Stockholm seien am Ende des 13. Jhs. identisch gewesen. Erland Hjärne hat sich dagegen gewandt und den Bestätigungsbrief von Uplandslagen angeführt, dessen Ausdruck omnes et singuli Norræ rodhrin inhabitantes … utantur legibus supradictis395 er lediglich auf Tiundalands Roden bezieht396. Das überzeugt nicht, weil kein Grund ersichtlich ist, Uplandslagen allein auf Tiundalands Roden anzuwenden und Attundalands Roden davon auszunehmen. Auch ist kaum anzunehmen, dass sich zwischen der praefatio und Tgb c. 13 von Uplandslagen ein Widerspruch auftut. Da die confirmatio der königlichen Kanzlei entstammt und der Schwedenkönig nicht nur in Uppland, sondern auch in Södermanland herrschte und zudem die historische uppländische Südgrenze wohl unmittelbar südlich von Stockholm im Nämdöfjärden verlief, ist anzunehmen, dass die Kanzlei mit Södrha Rodhin damals das sörmländische, mit Norræ Rodhin dagegen das uppländische Küstengebiet meinte. Erst später hat sich der Name Norra Roden auf die skiplagh von Tiundaland beschränkt397, so dass nunmehr Södhra Rodhin den skiplagh von Attundaland vorbehalten blieb398. Konsequent hat sich Hjärne zunächst geweigert, Södermanland wegen der Worte rodarætter in Södermannalagen399 als Södrha Rodhin zu verstehen400. Auch die Worte skiplæghi in Västmannalagen, Kgb 7: 2, 3 und skiplagh
392 393 394 395 396 397 398 399 400
Vgl. Erland Hjärne, Roden S. 69 ff. Schlyter, Afhandlingar II, S. 72, 79. Sven Tunberg, in: Studier tillägnade Eli F. Heckscher (1944), S. 281 f. In: SGL, Bd. III (UL), lat. S. 2, asw. S. 5. Vgl. Erland Hjärne, Roden S. 62f, Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 383; Thorsten Andersson, Svethiudh, det svensk rikets kärna, in: NoB, Bd 92 (2004), S. 5–18. Vgl. die Nachweis bei Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 383 ff. Vgl. Adolf Schück, in: Svithjod, Historiska Studier tillägnade Nils Ahnlund (1949), Karte S. 13. Vgl. SdmL, Kgb 11: rubr.; 12; Mh 26: 10 (SGL, Bd. IV, S. 53 ff; 155) bzw. skiplagh (SdmL Mb 29; Tgb 11: 1 [SGL, Bd. IV, S. 160f; 183]). Vgl. Erland Hjärne, roden, S. 70 ff; ihm folgt Jan Liedgren, Art. Landskap in KLNM, Bd. 10, Sp. 236–240 u. Art. Roden in KLNM, Bd. 14, Sp. 355f, ebenso: H/W, SLL, Bd. III, S. 62, N. 56.
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in Hälsingelagen401, bzw. skipnøti dort402 oder das skiplagh auf Öland403 sollten nicht auf eine Zugehörigkeit dieser Landschaften zu Roslagen deuten. Dem widerspricht aber Snorri Sturlusons Bericht über die schwedische Landschaftseinteilung, der auf seinen Besuch 1219 beim westgötischen Rechtsprecher Eskil und andere Quellen zurückgeht404. Danach gehört zum eigentlichen Schweden (Svípiój sjalf) auch Sjáland (=Land an der See), das östlich zum Meer hin liegt (er par liggr til it eystra mej hafinu). Auch wenn man dieses Sjáland mit Roden identifiziert, bleibt seine Ausdehnung nach Norden und Süden fraglich. Hjärne hat seine frühere Ansicht, in der er Sjáland mit Norra Roden gleichsetzte405 später korrigiert und406 den von Snorri gebrauchten Ausdruck Sjáland auf den gesamten, Ende des 13. Jahrhunderts besiedelten Küstenstreifen etwa von Umeå bis hinunter nach Södermanland (wohl bis zum Bråviken) in den Begriff Roslagen einbezogen. Damit wird auch seine Interpretation von Uplandslagens confirmatio und Tgb. 13 (s. o.) fragwürdig. Åqvist neigt dazu407, selbst die Ålandsinseln zu Roslagen zu rechnen. Er versteht aber408 unter Sjáland nicht Roden, sondern nur den Schärengürtel von den Ålandsinseln bis nach Södermanland. Auch hält er Roslagen nicht für einen zusammenhängenden Landstrich, sondern lediglich für eine Anzahl von Schiffsorten, wo sich die Seekönige vorzugsweise aufhielten. Erst in einer Urkunde von 1314 wird der räumliche Umfang von Roden genauer genannt und zugleich die Kirchspieleinteilung deutlich409. Danach bestand es damals aus den sieben Kirchspielen (soknar) Västland, Lövsta, Hållnäs, Valö, Hökhuvud, Börstil und Harg. Aus einem Urteil von 1493 geht hervor, dass es sechs skiplagh umfaßte. Attundalands Roden wurde im 15. und 16. Jahrhundert in Östra und Södra Roden eingeteilt, bestehend aus den Kirchspielen Häverö, Frötuna und Roslags-Bro mit den davor liegenden Inseln410. Abrechnungen aus Gustav Vasas Zeit (1523–60) zeigen, dass 401 Hälsingelagen, Kgb 6: 1; 11: pr; Æb 16:1; Mb 23; Vb 24: 3; Tgb 6 (SGL, Bd. VI, S. 22, 26; 39; 53; 84; 87). 402 Hälsingelagen, Kgb 8; Mb 5: pr (SGL, Bd. VI, S. 24; 45); vgl. Thorsten Andersson, Verwaltungsbezirke in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 270; derselbe, Folk (2010), S. 38. 403 In: DS, Bd. I, Nr. 736 v. 29. Dez. 1281, S. 592, vgl. Sölve Gövansson, skiplagh, S. 97ff. 404 Snorri Sturlusons Bericht in: Olafs Saga ed. Johnsen/Helgason, 1941, I, c. 60, S. 159, zugleich in Heimskringla II, c. 77, S. 110. 405 Erland Hjärne, roden, in: NoB 1947, S. 65. 406 Erland Hjärne, Svethiudh, 1952, S. 109, Fn. 52. 407 Gösta Åqvist, Rodenproblemet S. 163 f. 408 Gösta Åqvist, Rodenproblemet S. 165 f. 409 In: DS, Bd. III Nr. 1946, S. 146–150 (147) betr. den sog. Viennezehnt, vgl. Gösta Åqvist, Rodenproblemet, S. 164; Karte bei Birger Lundberg, S. 23. 410 Vgl. Styffe, S. 339; Erland Hjärne, Roden S. 66.
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Attundalands Östra und Södra Roden jeweils sechs soknar umfaßte411. Zu Roslagen gehörten aber auch benachbarte Gebiete, so Teile von Gästrikland (nämlich die Kirchspiele Hamrånge, Hille und die Hälfte von Valbo)412, ferner im Mälarsee Lovö (Loghbo skiplagh) und das Svartsjöland (Færingö thinglagh)413. Neuere Forscher rechnen außer Teilen von Gästrikland wenigstens den sörmländischen Küstentrakt zu Roden414. b) Rechtlich Uplandslagen galt grundsätzlich auch in Roslagen415. Das daneben dort geltende spezielle Recht (einschließlich des Seezugsrechtes) hieß roparætter416. Nach der praefatio von Uplandslagen417 waren die Bewohner von Roslagen verpflichtet, auf Anforderung des Königs einen Anteil am Schiffbau, der Mannschaft, Ausrüstung und Verpflegung der Ledungsflotte aufzubringen418. Präzisiert werden die Abgaben in UL Kgb 10419, wonach jede Hundertschaft vier Ledungsschiffe420 samt Mannschaft und Verpflegung (skipvist)421, zu stellen und außerdem auch die Abgaben für das steuerpflichtige Kirchenland zu entrichten (UL, KGb 10: 5) hatte. Wer die Abgaben verweigerte, wurde mit Buße belegt (UL, Kgb 10: 6–11). Weitere Abgaben für Roslagen regelt Kgb 11, nämlich die Thingsteuer (pinglami), die fällig wurde, wenn der Ledung ausfuhr und das Sippengeld (ættærgæld)422. Dazu kam der lepungslami (Ledungssteuer, eigentlich: Ledungsverhinderung), der zunächst eine Buße für Ledungssäumige war, später aber eine allgemeine Abgabe, 411 Vgl. Jan Liedgren, Art. Roden, in: KLNM, Bd. 14 (1969), Sp. 355. 412 Vgl. Styffe, S. 366, 386; Adolf Schück, in: Historiska Studier tillägnade Nils Ahnlund, 23. 8. 1949, Stockholm 1949, S. 14. 413 Vgl. die Zusammenstellung bei Carl Gustaf Styffe, S. 338 f, 365 f, 376 f; Adolf Schück, in: Historiska Studier tillägnade Nils Ahnlund, 23. 8. 1949, Stockholm 1949, S. 13f mit Karten S. 12f; Birger Lundberg, Karte S. 155. 414 Vgl. Göran Dahlbäck, Norra Roden, DMS, Bd. I, 1, S. 19, 27 ff; Sigurd Rahmqvist, Gästrikland, DMS 11, S. 22, ihnen folgen Birger Lundberg, S. 82f u. Thorsten Andersson, roden, in: NoB, årg. 89 (2001), S. 153. 415 Vgl. die confirmatio, a. E. (SGL, Bd. III, S. 5f = v. Schwerin S. 67) und Tgb 13 (SGL, Bd. III, S. 274 = v. Schwerin S. 241). 416 Upplandslagen (UL), Kgb c. 10; Überschrift c. 11, c. 12: 2, a. E. (SGL, Bd. III, S. 94f; 87; 101 = v. Schwerin, S. 105, 108); vgl. UL, Tgb 13 (SGL, Bd. III; S. 274 = v. Schwerin S. 241). 417 Praefatio von UL (SGL, Bd. III; S. 8) = v. Schwerin, S. 68. 418 Vgl. Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18, S. 186 ff. 419 UL, Kgb c. 10 (SGL, Bd. III, S. 94 ff = v. Schwerin, S. 101 ff). 420 Anders v. Schwerin S. 101, der irrig ein Schiff pro Hundertschaft nennt. 421 Vgl. Gösta Åqvist, Rodenprobl. S. 174 ff. 422 Vgl. Josef Sandström, in: (Svensk) Historisk Tidskrift, Jg. 33 (1913), S. 1–22; Erik Lönnroth, statsfinans, S. 112f; Gösta Åqvist, Rodenprobl. S. 174 ff.
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wenn der Kriegsledung nicht aufgeboten wurde423. Nach der Schlacht von Sparrsätra 1247 hat der lepungslami den Kriegsledung ersetzt424, er wurde zu einer jährlichen Ledungssteuer. Åqvist425 hat versucht, für das 14. Jahrhundert die Steuern in Roslagen zu ermitteln und kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die Steuerbelastung in den uppländischen Hundare-Bezirken größer war als in Roden, das doch dem König und dem Jarl steuerpflichtig war. Da Uplandslagen Vorbild für die Rechte der benachbarten Landschaften Södermanland, Västmanland und Hälsingland war, finden sich ähnliche Vorschriften über die Ledungspflicht beziehungsweise die dazu gehörigen Abgaben auch in deren Landschaftsrechten426. Nach der Gutasaga c. 6427, mußten die Gotländer sieben snækkiur (kleine Kriegsschiffe) zum Aufgebot beisteuern. In Östergötland waren nur die an der Küste liegenden hæræpBezirke ledungspflichtig (liggia till ha och hamnu)428. In Hälsingland erstreckten sich die skiplag zwar bis kurz vor Umeå, doch sollten die Einwohner von Ångermanland und Medelpad sowie die von Bygdeå und die weiter nördlich ansässigen Siedler keine Schiffe stellen, sondern stattdessen Abgaben zahlen und ihr Land daheim wehren429. Die Klärung des Grenzstreites benachbarter Dörfer in den Hundertschaften der Volklande ist in UL, Bb 17: 4 geregelt: Der Rechtszug ging vom Augenscheinsausschuß der Hundertschaft an den gleichen Ausschuß des jeweiligen Volklandes, wofür in Tiundaland 10 Mark, in Attundaland 8 Mark und in Fiädrundraland 5 Mark430 als Pfand zu hinterlegen waren. Mit einer Pfandsetzung von 40 Mark ging der weitere Rechtszug an den König. Für Roslagen enthält jedoch Uplandslag, Tgb 13 den Begriff roparætter, der für Augenscheinssachen demgegenüber einen besonderen Instanzen423 Vgl. UL, Kgb c. 11: pr (SGL, Bd. III, S. 98f); HL, Kgb c. 7 (SGL, Bd. VI, S. 23f) VmL, Kgb c. 7: 1 (SGL, Bd. V, S. 117), = H/W, SLL, Bd. II, S. 41, N. 23; vgl. SdmL Kgb c. 10 (SGL, Bd. IV, S. 52f); Gerhard Hafström, Skeppsvist, S. 27 ff; Erik Lönnroth, statsfinans, S. 111 ff. 424 Vgl. Jerker Rosén, Svensk Hist. I, S. 131f; Gerhard Hafström, Art. byamål, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 392. 425 Vgl. Gösta Åqvist, Rodenprobl. S. 171 ff, m. weit. Lit.; 185. 426 vgl. SdmL, Kgb 10 (SGL, Bd. IV, S. 52, die Zahl der zu stellenden Schiffe wird nicht genannt); VmL, praefatio (SGL, Bd. V, S. 69) u. Kgb 7 (SGL, Bd. V, S. 116 ff). Kgb 7: 1 (SGL, Bd. V, S. 117) schreibt zwei Schiffe für jeden hundare- Bezirk vor. 427 Gutasaga c. 6 (SGL, Bd. 7, S. 102 ff). 428 Vgl. ÖGL, Bb 28: 5 (SGL, Bd. II S. 217 = Strauch, OGR, S. 212). 429 Vgl. Hälsingelagen, Kgb 7; 8 (SGL, Bd. VI, S. 23f) = H/W, SLL, Bd. III, S. 291 mit N. 33–43. 430 Weil Fjädrundaland bereits früh um einen hundari-Bezirk zu fünf hundari erweitert war.
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zug vorgibt: Wollte dort jemand gegen den Spruch des Augenscheinsausschusses ein Rechtsmittel einlegen, so sollte er drei Mark zum Pfande setzen („wetten“) und den Schiffsbezirk (skiplagh) anrufen. Wer sich mit dessen Augenschein nicht begnügte, sollte sechs Mark zum Pfande setzen und zwei Schiffsbezirke anrufen. Wurde ihm auch dadurch kein Recht, konnte er zehn Mark zum Pfande setzen und sechs Schiffsbezirke anrufen. Ein höheres Volksgericht konnte in dieser Sache nicht tätig werden. Wer aber noch das Urteil des Königs oder des Herzogs einholen wollte, durfte das unter weiterer Pfandsetzung tun. Das Ledungsaufgebot bedeutete für die Hundertschaften und Schiffsbezirke zugleich ein absolutes Friedensgebot431 und bis zum Ende des Seezuges herrschte Prozeßruhe. Brachten die Hundertschaften und Schiffsbezirke nur Verpflegung, aber keine Mannschaft auf, so durfte Thing nach Landrecht gehalten werden432 wie zu Friedenszeiten. Für die Ledungsmannschaften galt roparætter als besonderes Seestrafrecht: Erhöhte Bußen verfielen bereits, wenn das Ledungsschiff segelfertig am Landungssteg lag (UL, Mhb 11:3). War das Schiff utan warp ok waku (außerhalb von Wacht und Warte, also außerhalb des Schärengürtels433), so wurden bei Eigentumsdelikten und Landrechtsverletzungen doppelte Bußen fällig, die zwischen dem Schiffsführer, der Mannschaft und dem Verletzten gedrittelt wurden. Die Zahl der nötigen Zeugen und Eide wurde dagegen halbiert. Bei Vollwunden und Totschlag hatte der König Anspruch auf 40 Mark Buße434. Hinter Uplandslag, Tgb 13 a. E. „wæpning undir kunung ællr hærtughæ“ verbirgt sich auch die Frage, was hærtughæ (Herzog) bedeutet, wie sein Verhältnis zum Jarl435 war, seit wann es ein schwedisches Herzogtum gegeben hat und wie es sich zum Königtum verhielt. Allgemein rechnet man damit, dass das Jarlsamt bruchlos in das Herzogsamt übergegangen ist436. Die Quellen 431 UL Tgb 14: 1 (SGL, Bd. III, S. 275 = v. Schwerin, S. 242); SdmL, Tgb 11:1; vgl. VmL, Mb, 24: 4 (SGL, Bd. V, S. 155); vgl. Gerhard Hafström, Ledung, S. 76. 432 UL, Tgb 14:1 (SGL, Bd. III, S. 275); vgl. SdmL Tgb 11:1 (SGL, Bd. IV, S. 183); VmL Tgb 24:1 (SGL, Bd. V, S. 239). 433 So: UL, Kg 11: 1 (SGL, Bd. III, S. 99) nach fast allen Hss.; vgl. aber Thorsten Andersson, Varphaelde, S. 198 ff; anders in Hs. A., wo es heißt „ok .j. warp ok waku komit“, wenn also die Schiffswache bezogen war. 434 UL, Kgb 11 (SGL, Bd. III, S. 98 ff, vgl. SdmL, Kgb 11; 12; und Mhb 26: 10 (SGL, Bd. IV, S. 53 ff; 155); VML Mhb 10: 1; 25: 4 (SGL, Bd. V, S. 145; 157); HL Kgb 8; 9 (SGL, Bd. VI, S. 24f); vgl. auch ÖGL Eps. 33: 1; 34, Db 14: 6 (SGL, Bd. II; S. 44; 60) = Strauch, OGR, S. 71f; 84); vgl. Erland Hjärne, Rod och runor S. 21 ff; derselbe, Roden, S. 1 ff; Gerhard Hafström Ledung, S. 74 ff; Gösta Åqvist, Roden S. 195 ff. 435 Vgl. Else Ebel, Art. Jarl, in: RGA2, Bd. 16 (2000), S. 32. 436 Vgl. Erland Hjärne, Roden, S. 82, 85, 90f; Stefan Söderlind, S. 371f; Jerker Rosén, Art. Hertig in KLNM, Bd. 6 (1961), Sp. 514; Herman Schück, capella regis, S. 148.
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des 13./14. Jahrhunderts erwähnen das Amt des Sveajarls oder -herzogs (dux Suecie oder sueorum), und – damit verbunden – einen ducatus, ein Jarloder Herzogtum437. Es war zunächst kein Gebietsherzogtum, sondern bestand aus verschiedenen Gütern, Bußanteilen, Steuern und anderen Einnahmequellen in den küstennahen Gebieten Schwedens, weil die Organisation des Ledungswesens die Hauptaufgabe des Jarls war438. Da die Angaben in den Urkunden denen der Literatur (vor allem der Erikschronik [nach 1318])439, widersprechen, wird man annehmen dürfen, dass sich die Aufgaben des Schwedenherzogs gegen Ende des 13. Jahrhunderts änderten: Nicht mehr die Organisation des Kriegsledungs (der kaum noch aufgeboten wurde) war nun seine Hauptaufgabe, sondern er war Führer der Großen, die mit ihren gepanzerten Reitern die Spitze des Heeres und sonst der Verwaltung bildeten; marsk und drots (Marschall und Drost) des Schwedenherzogs werden ausdrücklich genannt440. Zur Finanzierung dieser Aufgaben reichten die bisherigen Einnahmen aus den verstreuten Jarlsgütern nicht aus, so dass ihm nun Södermanland mit Nyköpingshus und das dortige Kroneinkommen verlehnt wurde441, jedoch ohne erbrechtliche Bindung442. Auch waren der Schwedenherzog Erik Magnusson (und sein Bruder Valdemar Magnusson als Herzog von Finnland) Mitglieder des königlichen Rates443. Das schwedische Herzogtum erlosch nach dem Tode des letzten Herzogs Erik Magnusson (1318), und die Vormundschaftsregierung (1319 – ca 1332) vereinigte seine Einkünfte mit dem Krongut444.
437 Vgl. etwa das Telgestatut v. 1279, in: DS, Bd. I, Nr. 692, S. 562; das Skännigestatut v. 23. 8./31. 12. 1284, in: DS, Bd. I, Nr. 813, S. 670 und Herzog Bengt Birgerssons Testament v. 14. 7. 1287, in: DS, Bd. II, Nr. 941, S. 28 ff; Nr. 1000, S. 80f; Nr. 1367, S. 362; Nr. 1749, S. 692, dazu Hermann Schück, ecclesia, S. 302 mit Fn. 13, Birgitta Fritz, Jarladömet, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1971, S. 341. 438 Vgl. die Diskussion zu ÖGL Drb 14: pr „iarls bryti i rops bo“ bei Erland Hjärne, Roden, S. 84; Gerhard Hafström, Ledung S. 54 ff; Birgitta Fritz, Jarladömet, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1971, S. 339. 439 Erikschronik, Vers 540f, 2003f, bei: Rolf Pipping Ed. S. 31; 115; derselbe, Kommentar, S. 276f; 524. 440 In: ST, Bd. I, Nr. 154, S. 315; vgl. Karl Erik Löfqvist, drots, S. 13 ff; Jerker Rosén, bröder S. 33, mit Fn. 9. 441 In: DS. Bd. II, Nr. 1401 (1303, 28. Juni); ST, Bd. I, Nr. 157b (1305), S. 320; Erland Hjärne, Lagstadganden, S. 193f; Jerker Rosén, bröder S. 34; Birgitta Fritz, Jarladömet, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1971, S. 348 ff. 442 In: ST, Bd. I, Nr. 157b (1305), S. 320. 443 Vgl. DS, Bd. II, Nr. 1749 (15. Dez. 1302), S. 692; Nr. 1750 (16. Dez. 1302), S. 693, ST, Bd. I, Nr. 155 (16. Nov. 1303), S. 316. 444 Vgl. Jerker Rosén, bröder, S. 32 ff; Birgitta Fritz, Jarladömet, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1971, S. 346.
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5. Überlieferung und Sprache Fünf mittelalterliche Handschriften überliefern (mit geringen Lücken) Uplandslagens vollständigen Text. Sie stammen alle aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, außer Schlyters Cod. B, der auf den Anfang des 14. Jhs. zu datieren ist445. Schlyter hat seiner kritischen Ausgabe von 1834 (die bis heute nicht überholt ist) den Uppsalenser Cod. B 12 als Hs. A zugrunde gelegt. Er ist als Faksimiledruck von Dag Strömbäck 1960 mit ausführlicher Würdigung der übrigen Quellen herausgegeben worden446. Den Codex Esplunda447 hat Schlyter nicht gekannt, der Cod. Ups. B 45 aus Ängsö448 war ihm unzugänglich449. Neben die Handschriften tritt die Druckausgabe des Jonas Bureus von 1607450, die wahrscheinlich den Text enthält, der 1295 dem Reichsrat vorgelegen hat und welcher der offiziellen Fassung von 1296 am nächsten kommt451. Deren Vorlage ist – wie das Original der königlichen Bestätigung, die Schlyter confirmatio nennt – verloren. Henning hat den Cod. Holm. B 199 (bei Schlyter Cod. B), und die Ausgabe von 1607 gemeinsam herausgegeben452. Daneben gibt es zahlreiche Bruchstücke453 und eine lateinische Übersetzung454 sowie vor allem Wiedergaben des Kirchenabschnittes. Der Handschrift A sind 18 Zusätze (Additamenta) unbekannter Herkunft beigefügt, die großenteils den Gesetzestext verdeutlichen455. Nach der Bureus’schen Ausgabe von 1607 ist Upplandslagen auch 1643, 1650 und 1666 gedruckt worden456. Oskar Hultman hat 1916 eine Hand445 Vgl. Samuel Henning, utg. 1607, S. I; derselbe, redigering, in: Arkiv för Nordisk Filologi 48 (1932), S. 121–155. 446 Vgl. Dag Strömbäck, Corpus Codicum Suecicorum Medii Aevi, Bd. XV: Lex Uplandiae, Hafniae 1960, S. XI f. 447 Codex Esplunda, ed. Samuel Henning, Uppsala 1934. 448 Otto von Friesen, (Hg.), Upplands-Lagen efter Ängsöhandskriften, Stockholm 1902. 449 Dag Strömbäck, Corpus, Bd. XV (wie Fn. 446), S. XI f. 450 Bei Schlyter (SGL, Bd. III, UL, S. LXXXI), Hs. E; über die Ausgabe selbst vgl. Schlyter ebda S. LX ff; vgl. Samuel Henning, utg. 1607, S. IX ff; Carl Ivar Ståhle, Upplandslagen, in: Arkiv för Nordisk Filologi 69 (1954), S. 91–143. 451 Vgl. Samuel Henning, utg. 1607, S. XI f. 452 Samuel Henning, (Hg.), Upplandslagen enligt Cod. Holm B 199 och 1607 års utgåva, (Sv. Fornskrift-Sällskapets Samlingar, H. 240), Uppsala 1967. 453 Verzeichnet in SGL, Bd. III, UL, S. VII–LX. 454 Lundius, Carolus/Rudbeckius, Olavus, Jus vetus Uplandicum, quod Birgerus Magni Filius, Svionum Gothorumque Rex, A:o Chr. MCCXCV recognoscit et e Svionico in Latinum transtulit Johannes Loccenius … Upsalis A:o MDCC; vgl. SGL, Bd. III, UL, S. LXIV ff; vgl. über Lundius (1638–1715) Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 143f, über Loccenius (1598–1677) ebda, S. 140 f. 455 Druck in: SGL, Bd. III, UL, S. 276 ff. 456 Vgl. die Bemerkungen Schlyters zu diesen Ausgaben in: SGL, Bd. III, S. LXII–LXIV sowie Leopold Fredrik Leffler, Om 1607 års upplaga af Upplandslagen, Uppsala 1880.
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ausgabe von UL vorgelegt457. Eine Übersetzung dieses Gesetzbuches ins Französische hat Ludovic Beauchet 1908 veröffentlicht458. Es folgte die Übertragung ins Neuschwedische von Åke Holmbäck und Elias Wessén 1933459 sowie ins Deutsche von Claudius v. Schwerin 1935460. Uplandslagens Sprache hat viele Stileigenheiten des mündlichen Rechtsvortrags bewahrt, aber es wird in Kkb 7: 3, Fn. 14; Pb 1: 1 nicht auf die mündliche Laghsaga, sondern auf eine frühere Stelle im Buch verwiesen. Die Sprache ist einfach, konkret und verständlich, zuweilen sprichwörtlich, jedoch künstlerisch durchgebildet sowie beim Gebrauch der Artikel und lexikalisch etwas altertümlich. Die Nu-Sätze schildern häufig vorkommende Fälle und bringen Leben in den Text. Niederdeutsche Lehnworte fehlen fast ganz461. Ins Lateinische hat Johannes Loccenius Upplandslagen übersetzt. Seine Arbeit hat Olavus Rudbeckius neu herausgegeben462. Da das upländische Kirchenrecht noch immer angewendet wurde, ist es vielen Ausgaben von MELL und MEStL beigefügt worden, so etwa der Ausgabe von MELL von 1608463. Ragvald Ingemundsson hat sowohl MELL als auch Uplandslagens Kirchenrecht ins Lateinische übersetzt und im Jahre 1614 herausgegeben464. 6. Inhalt und Besonderheiten Das Vorwort (von Schlyter praefatio genannt) beschreibt den Inhalt. Es sind acht balkær (Abschnitte), die jeweils in flokkar (Kapitel) eingeteilt sind: Kirchenrecht (22 cap.); Königsabschnitt (12 cap.); er regelt nicht nur das Landfriedens-, Seezugs- und Steuerrecht, sondern in c. 1–3 auch das Verhältnis von König und Volk. Er kann deshalb als Grundstock aller späteren schwedischen Verfassungen gelten; seine Wahlvorschriften (Kgb 1) verhindern ein Erbkönigtum und sollten den Einfluß der Kirche mindern465. Es folgen Erbrecht (25 cap. mit Familienrecht); Mannheiligkeit (d. h. Strafrecht, 54 cap.); Grundstücke (83 cap.); Kaufsachen (11 cap.); Dorfschaft (29 cap.) 457 Oskar Fredrick Hultman, Upplandslagen, handupplaga, Helsingfors 1916. 458 Ludovic Beauchet, La lois d’Upland, Paris 1908. 459 Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, vol. I: Östgötalagen och Upplandslagen, Stockholm 1933. 460 Claudius v. Schwerin, Schwedische Rechte: Älteres Westgötalag, Uplandslag (Germanenrechte 7), Weimar 1935. 461 Vgl. H/W, SLL, Bd. I, UL, S. XIX; Bo Petterson, stilstudier, S. 235 ff; Göran Inger, UL, S. 436 f. 462 Vgl. Schlyters Bemerkungen zu dieser Ausgabe in: SGL, Bd. III, S. LXIV–LXVIII. 463 Vgl. Schlyters Bemerkungen zu dieser Ausgabe in: SGL, Bd. III, S. LXVIIIf. 464 Vgl. Schlyters Bemerkungen zu dieser Ausgabe in: SGL, Bd. III, S. LXX. 465 Vgl. Göran Inger, UL, S. 436.
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und Dingsachen (Prozeßrecht, 14 cap.). Der Rechtsstoff scheint also klar aufgebaut und tatsächlich ist Uplandslagen (neben ÖGL) das systematisch am besten gegliederte Landschaftsrecht. Das hinderte jedoch nicht, dass man in allen Abschnitten assoziativ vorging und die Regeln nach Lebenssachverhalten ordnete, so dass jeder Abschnitt zivilrechtliche, strafrechtliche und prozeßrechtliche Normen nebeneinander enthält, wobei zu beachten ist, dass diese Unterscheidung der Rechtsgebiete zur Moderne gehört, dem mittelalterlichen Rechtsdenken jedoch fremd war. Uplandslagen enthält nach Alter und Herkunft unterschiedliches Recht, doch heben sich neue Teile zum Teil deutlich ab. Erheblichen Einfluß hat das Christentum ausgeübt: Aus der confirmatio folgt, dass Kirchen- und Kaiserrecht (d. h. römisches Recht) geändert und das Kirchenrecht erstmals dem Uplandslag hinzugefügt worden ist. Der Kirchenabschnitt beginnt mit einem für alle verbindlichen Glaubensbekenntnis. Für die Zehntpflicht stellt er Adam und seine Söhne, für den Kirchenbau Salomo als Vorbilder dar (Kkb 1: pr.). Tatsächlich sind viele upländische Gemeindekirchen nach den Maßen des salomonischen Tempels466 gebaut worden. In UL, Äb c. 3 finden sich am Ende der Trauformel die Worte „han a kono manni giptæ … ok til allæn pæn ræt ær uplenz lagh æru ok hin hælghi erikær konungær gaff j nampn fapurs ok sons ok pæs hælghæ andæ“467. Hieraus leitet sich die Annahme her, Erik der Heilige habe sich als Gesetzgeber im Familienrecht betätigt und die Stellung der Frau verbessert468, vor allem ihr Recht am Gesamtgut der Gatten. Dieselbe Formel findet sich im Hälsingerecht und in beiden Landrechten469. Sie taucht zuerst bei einem Landtausch in Nordsmåland 1398 auf und kommt seit dem Kungsätervertrag von
466 Nach 1. Iud. 6, 1–10, vgl. Göran Inger, UL, S. 431 f. 467 UL, Äb, c. 3: pr (SGL, Bd. III, S. 107): „Er hat die Frau dem Manne zu geben … und zu allem Recht, das uppländisches Recht ist, das der heilige König Erich gab, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“. Vgl. auch UL, praefatio (SGL, Bd. III, S. 7: „ok wilium wir fylghiæ .i. laghum pæmmæ warum forfæprum. Erikinum hælghæ. Byrghiri iarli. ok magnusi kunungi“ (und im Recht wollen wir dem unserer Vorväter folgen, Erich dem Heiligen, Birger Jarl und König Magnus [Ladulås]). 468 So: Nils Ahnlund, Erik, S. 133ff; Erland Hjärne, Svethiudh, in: NoB, Årg. 40 (1952), S. 91–183 ff [139f]; Jan Liedgren, Art. Erik konungs lag, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 22 gegen Sune Ambrosiani, Ärfda balk III, S. 1–6 und Knut B. Westman, Erik, S. 56f, nach denen die Trauformel Erik dem Heiligen nur den christlichen Schluß (im Namen des Vaters …) verdankt. 469 Vgl. diese Trauformel in: UL (wie Fn. 467); HL, Äb, c. 3: pr (SGL, Bd. VI, S. 30); MELL, Gb, c. 5: pr. (SGL, Bd. X, S. 55); KrLL, Gb. c. 5: pr (SGL, Bd. XII, S. 62, in beiden Landrechten unter Verweisung auf UL).
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1471470 in Gebrauch, wo der König versprach, „att halle alle Swergis inbyggiare viid Gudz, sancte Ericx oc Swergis bescripne lag, räth, priuilegier, frihether oc goda gambla sidwänia“ (alle schwedischen Einwohner zu halten bei Gottes, des heiligen Eriks und allen geschriebenen schwedischen Gesetzen, Rechten, Privilegien und guten alten Gewohnheiten); im 16. Jahrhundert wird sie gängig471. Ob die Formel eine neue Regelung König Eriks des Heiligen war, ist zweifelhaft, möglicherweise hat er lediglich einen Rechtsbrauch gesetzlich bestätigt472, wenn es sich nicht nur um eine der gängigen Herrscherzuschreibungen handelt, wie sie sich in der Erikslegende aber auch in der norwegischen Olavslegende finden. Testamente hat die Kirche ins Uplandslag eingeführt (Kkb 14): Der Erblasser konnte letztwillig über seine Fahrhabe und sein Kaufland frei verfügen, aber ohne Zustimmung der Erben nur über 1/10 des Erblandes. Im übrigen hat die Gesetzeskommission aus dem Römischen Recht das Parentelprinzip und das Eintrittsrecht übernommen. In Uppland (Æb 11–16 erbten die Nachkommen mit Eintrittsrecht der Kinder bis zum siebten Glied; erst danach kamen die Voreltern und deren Abkömmlinge zum Zuge, und zwar nach dem Gradualsystem. Hier machte sich Einfluß des römischen Rechts geltend473. Jedoch sagt Æb 11, dass Frauen gegenüber Männern nur die Hälfte erbten; das Erbgesetz Birger Jarls (ca 1260) ist also auch hier durchgeführt474. Auch sonst ist an vielen Stellen die Umformung älterer Normen im christlichen Sinne zu beobachten: Die Abschnitte schließen nicht nur mit einem christlichen Spruch; auch das Ungefährwerk hatte sich durchgesetzt475, und zwar in der fortschrittlichen Form, bei der die Buße geringer ist (meist 7 Mark) als beim Willenswerk (40 Mark). Kirchlich beeinflußt ist auch Mhb 16 (Totschlag zwischen Priester und Bauer); Mhb 29 (Kirchenfrieden); Mhb 46 (Tötung des flüchtenden Diebes); Kmb 3 (Verkauf eines christlichen Mannes); Kmb 11 (Beherbergung von Armen); Rb 14 (allgemeine Friedenszeiten). Durch kirchlichen Einfluß wurde das Recht, einen fliehenden Dieb (runpiuver) zu erschlagen, an die Bedingung geknüpft, dass er anders nicht ergriffen werden konnte (Mh. 46). Es handelt sich um einen 470 Kungsäterverträge vom 9. April 1471, SDHK Nr. 29 243 und 29 244, Druck in: Carl Gustaf Styffe, arkiver, Bd. IV, Nr. 2, S. 2 und Nr. 3, S. 3; vgl. Herman Schück, rikets brev, S. 357 Nr. 1 ff. 471 Vgl. Jan Liedgren, Art. Erik konungs lag, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 21. 472 Vgl. Knut Olivecrona, giftorätt,S. 216; H W, SLL, Bd. III UL, S. 82, n. 20. 473 Vgl. Nov. 118, 127, vgl. Kaser/Knütel § 60, Rn. 22 ff. 474 Vgl. oben Ostgötalagen, B III, 5, S. 420 m. Fn. 217. 475 Zum Ungefährwerk vgl. SGL, Bd. III, UL, (Æb 23:3 (S. 127); Mhb c. 1–7; 21 – 23 (S. 132–137; 151–154); Kmb 11 (S. 213f); Wb 5 (S. 220).
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Sonderfall von Notwehr, der sich in der Bibel (Exod. 22: 2f), in der kanonistischen Lehre von der necessitas defensionis, causa tuendi corporis et res476 und dem römischen Recht findet477. Bezeichnenderweise läßt Uplandslagen den Beweis hierbei nicht durch Eidhelfer, sondern durch die (fortschrittliche) næmnd, den Ausschuß478, führen. Auf kirchlichen Einfluß beruhte auch die Friedensgesetzgebung (kunungs epsöre)479, und die Satzung über Gastung und Gastungsordner (Kmb 9f). Beide gehen auf die Landfriedensgesetze Birger Jarls zurück, wie sie Östgötalagens Epsöreabschnitt zeigt, und auf ihre Erneuerung 1279 in Alsnö480. Kanonisches Recht ist aber nicht vollständig übernommen worden. Andreas And hat einen Kompromiß herbeigeführt: Für Upplands Eigenkirchen bestimmte die Gemeinde und der Patronatsherr jeweils den Priester, während der Bischof nur seine Kenntnisse prüfen durfte (Kkb 5). Die Testierfreiheit (Kkb 14) und die kirchliche Gerichtsbarkeit waren beschränkt: Über Missetaten eines Laien gegen Geistliche und über Landstreitigkeiten mit der Kirche entschied nicht das kirchliche Gericht, sondern das Thing; auch konnte der Bauer ein bischöfliches Urteil vor dem König anfechten481. Nachdem Papst Honorius III. am 28. Mai 1218482 die Kumpanei und die Unehrenhaftigkeit der Eidhelfer beim Reinigungseid gerügt hatte (wirst du mein Eidhelfer, so werde ich auch der Deinige), führte nicht nur das dänische Skånelag, sondern auch Uplandslagen im Kirchenrecht (Kkb 22) und sonst allgemein neben den Eidhelfern die næmnd ein, den urteilenden Ausschuß, der zuweilen auch einfach tolf mæn (zwölf Männer) heißt483. Uplandslagen kennt einen Ausschuß des Hundertschaftsviertels (Kmb 9:1) und den Hundertschaftsausschuß (Kgb 4; Kmb 9:3). Seine Unabhängigkeit wurde dadurch
476 Vgl. Grat. c. 32. C 13. qu. 2 (Friedberg I, Sp. 731f); c. 2 X 5. 12 (Friedberg II, Sp. 793f). 477 Vgl. Gaius 3. 184, 189; Dig. 9. 2. 4. 1; 9. 2. 5: pr.; 48. 8. 9; vgl. Stephan Kuttner, Schuldlehre, S. 375–79; Per Edwin Wallén, tjuf, in: Kyrkohistorisk Årsskrift 57 (1957), S. 8 ff; Kaser/Knütel § 51, Rn. 2. 478 S. UL, Mh. c. 46 (SGL III, S. 171) u. o. S. 99. 479 Die næmnd oder næmpd ist erwähnt in Kkb 22 (SGL, Bd. III, UL, S. 83–86; Add. 2 (S. 276); Kgb 4 – 9 (S. 89–94); Mhb 12 (S. 142–145); 24 (S. 163); Wb 14 (S. 232–236; Pgb 7: 5; 14 (S. 267; 274f); vgl. Göran Inger , UL, S. 432 f. 480 Vgl. (DS I, Nr. 799 [s. o. wie o. Fn. 478]; H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 158, N. 18; Birger Lundberg, Art. Uppland, Upplandslagen in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 333; Strauch, Birger Jarl, S. 356 f. 481 Vgl. UL, Kkb 20 (SGL, Bd. III, UL; S. 80 ff = v. Schwerin, S. 94); Göran Inger, domsrätt, in: Festskrift till Per Henrik Lindblom (2004), S. 318 ff. 482 In: DD, 1. Rk., 5. Bd. Nr. 140, S. 191 = c. 12. X 2. 19 (Friedberg II, Sp. 314). 483 Die næmnd ist als tolf mæn erwähnt z. B. in: Æb 20 (SGL, Bd. III; UL, S. 124); Pgb 2; 9: 1; 12 (S. 259f; 270; 273); vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 765 ff.
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gesichert, dass jede Partei die Hälfte seiner Mitglieder ernannte484 und sein Spruch konnte nicht angefochten werden (Pb 2: 1). Nicht nur aus sprachlichen Gründen ist auch der Dingsachenabschnitt (Pmb) spät anzusetzen. Infolge der schon damals wirksamen Inflation führte man – im Zusammenhang mit den Friedensgesetzen – ein neues Bußsystem ein, das auf der 40-Marksbuße (statt auf der Dreimarksbuße) fußt. Aus diesen Neuerungen und anderen Umständen hat Elsa Sjöholm den Schluß gezogen485, das Uplandslag (und alle übrigen Landschaftsrechte) enthielten nur neugeschaffenes Recht aus der Umbruchszeit des 13. Jhs. Aber dieser These widerspricht nicht nur die confirmatio, wonach der König zögerte, der Bitte um Rechtsbesserung nachzukommen fore py at wir wildum æi gamul lagh oskiællike um skiptæ, ok æi ny orætlikæ til hittæ (weil wir altes Recht nicht unbillig verändern und neues nicht unrechtmäßig hinzufügen wollten), sondern auch der Satz der praefatio, man habe das noch Brauchbare aus dem Vortrag Viger Spas in die Niederschrift aufgenommen. Selbst wer diesen Rechtsprecher nicht als historische Person sieht, muß die allgemeine Erfahrung beachten, dass das Mittelalter nirgendwo historisch Gewachsenes völlig über Bord geworfen hat, um es restlos durch Neues zu ersetzen. Im Uplandslag findet sich einheimisches Recht vor allem im Grundstücksund Dorfschaftsabschnitt, über dessen Alter und Entstehung wir nichts wissen. Vielmehr ist Altes und Neues so kunstvoll verwoben, dass die Fäden bis heute nicht sicher bestimmt sind. 7. Nachwirkung In der Folge hat das Uplandslag die benachbarten oberschwedischen Landschaftsrechte (Dala-, Södermanna- und Västmannalagen) sowie Hälsingelagen maßgeblich beeinflußt. Auch sie bestehen aus altem Recht und neuem, für dessen Formulierung das Uplandslag Vorbild war. Unter den mittelalterlichen schwedischen Landschaftsrechten nimmt nämlich Uplandslagen – neben Östgötalagen – seiner klaren Gliederung, knappen Sprache und der gelungenen Verbindung heimischen und römisch-kanonischen Rechts wegen – den ersten Platz ein. Deshalb war das UL bei der Abfassung der zivilrechtlichen Abschnitte von Magnus Erikssons Landrecht (MELL) neben Västmanna- und Ostgötalagen die Hauptquelle; doch ist oberschwedisches Recht häufig in der verkürzten sprachlichen Form, die es 484 Ernennung der Hälfte der Mitglieder z. B. in: Kkb 14: 2; 22: pr (SGL, Bd. III, UL, S. 52f; 83 = v. Schwerin, UL, S. 84, 94); Jb 21 SGL Bd. III, S. 201 = v. Schwerin, UL, S. 182); Kmb 11 (ebda S. 213 = v. Schwerin,UL, S. 191); Pgb 2: 1; 4: pr; 12: pr (S. 259; 261; 273 = v. Schwerin, UL, S. 229; 230; 240). 485 Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 236 ff.
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in Västmannalagen angenommen hatte, in das Landrecht eingegangen. Da dieses keinen Kirchenabschnitt erhielt, ist das landschaftliche Kirchenrecht, vornehmlich das von Uplandslagen und von Ostgötalagen weiter angewandt worden, bis die Kirchenordnung von 1572 es teilweise, und die vom 3. Sept. 1686 es endgültig ablöste. Im Jahre 1353 ist Magnus Erikssons Landslag in Uppland angewendet worden, es scheint also zwischen 1351 und 1353 dort eingeführt worden zu sein486; die Einführung des Landrechts war offenbar ein gestreckter Prozeß. Erst das Reichsgesetzbuch von 1734 hat es endgültig der Rechtsgeschichte zugewiesen.
II. Södermannalagen (SdmL) 1. Södermanland, geographisch/historisch Södermanland, altschwedisch Sujermannaland, lateinisch Sundermannia487 hat seinen Namen von seiner Lage südlich des Mälarsees. Es erstreckt sich südlich von Västmanland und Uppland etwa 167 km lang vom Hjälmaren und Bråviken im Westen bis zum Nämdöfjärden im Osten. Vom Mälarsee im Norden reicht es bis zur Ostseeküste etwa 100 km weit nach Süden. Die südliche Grenze (zu Östergötland) bildet zunächst Bråviken, danach der alte Grenzwald Kolmorden, sodann läuft die Grenze in nordwestlicher Richtung mit einer westlichen Ausbuchtung bei Vingåker zum Hjälmaren. Im Hjälmaren gibt es ein Dreilandschaftseck, weil hier nordwestlich Närke anstößt und südlich von Arboga ein Zipfel von Västmanland in den See hineinreicht. Die Nordgrenze Södermanlands zu Västmanland verläuft östlich nahe Arboga durch den Arbogaån und den Mälarsee bis zur Insel Aspö nördlich von Strängnäs; weiter im Osten grenzt Uppland an. Von Stockholm selbst gehört der südliche Teil (von Slussen ab) bereits zu Södermanland. Die Grenze wendet sich dann südöstlich über Saltjsöbaden bis zum Nämdöfjärden. Die ausgedehnten Seen und Wasserstraßen waren im Mittelalalter bevorzugte Transportwege, doch hat die skandinavische Land486 Wie die Urkunden erweisen (vgl. DS, Bd. VI, Nr. 4556, v. 1. April 1350, S. 182: „testes dictos firmarios juxta leges patriae“; und Nr. 4585 v. 19. Febr. 1351, S. 278 [24 Namen genannt], sind am 1. April 1350 und am 19. Februar 1351 noch Festigungsbriefe über Landverkäufe mit 24 Festigern (wie sie UL, Jb c. 4: pr vorsieht) ausgefertigt worden; erst der Festigungsbrief vom 18. Juni 1353 (DS, Bd. VI, Nr. 4927 v. 18. Juni 1353, S. 436: „epter lans laghum“ zeigt für Verkäufe über drei Mark Wert die im MELL (Egnb c. 12 (SGL, Bd. X, S. 102f) vorgesehenen 12 Festiger; vgl. H/W, MELL, Inledning, Bilaga 2, S. LVII f. 487 Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 310 f.
Hundare: 1 Övra Tör [jetzt: Svarlösa hd]; 2 Yttra Tör [jetzt: Sotholms hd]; 3. Öknebo hu; 4 Hölebo hu; 5 Selebo hu; 6 Åkers hu; 7 Öster-Reks hu [jetzt: Österrekarne]; 8 Vester-Reks hu [jetzt: Västerrekarne]; 9 Oppunda hu; 10 Jönåkers hu; 11 Dava hu [jetzt: Daga hd]; 12 Rönö hu.
Karte 21: Södermanland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 17. Auch Södermanland ist eingeteilt in hundare [hu]:
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hebung einige dieser Wasserwege später unpassierbar und zum Beispiel die Insel Fogdö zur Halbinsel gemacht. Die Landwege traten gegenüber den Wasserstraßen zurück. Die wichtigsten waren der aus dem Königsumritt (der Eriksgata)488, bekannte Weg. Er führte von Strängnäs nach Nyköping und weiter über den Kolmord und das ostgötische Svintuna (heute: Krokek) nach Norrköping sowie der Weg von Strängnäs entlang dem südlichen Mälarufer über Mariefred und Södertälje nach Stockholm. Politisch war Södermanland in zwölf Hundertschaften asw. hundari (in Klammern die heutigen Namen) eingeteilt489. Eine Sonderstellung nimmt Vilattunger ein (jetzt: Villåttinge hundare): Ursprünglich war es relativ selbständiger Teil von Oppunda, dann kam es im Spätmittelalter zu Österreks, später wurde es selbständige Hundertschaft490. Die Hundertschaften hatten jeweils einen Thingplatz für das hundaris ping und ein husaby (ein Dorf mit Königshof und königlichem Verwalter)491. Schwedens Jarl war ursprünglich für das Ledungsaufgebot492 zuständig. Ende des 13. Jahrhunderts ging das Jarlsamt wohl bruchlos in das Herzogsamt über. Es war jedoch nicht mit einem festen Gebiet ausgestattet, sondern umfaßte verschiedene Güter, Bußanteile und Steuern aus den Küstengebieten Schwedens. Da der Kriegsledung damals kaum noch ausfuhr, wurde der Jarl nun Führer der Großen des Reiches, welche die Spitzen des Heeres und der Verwaltung bildeten; auch drotts und marsk (Drost und Marschall) werden ausdrücklich genannt. Zur Finanzierung seiner Aufgaben wurden dem Jarl jetzt Södermanland mit Nyköpingshus und das dortige Kroneinkommen – jedoch ohne erbrechtliche Bindung – verlehnt. Infolge politischen Streits hatte König Birger Magnusson (1290–1318) seine Brüder, die Herzöge Erik von Söderman488 Königsrumritt (Eriksgata), vgl. Kgb 2 (SGL, Bd. IV [SdmL], S. 47f). 489 Die Hundertschaften Södermanlands waren, und zwar (von West nach Ost) im Norden: 1) Wæsterrek (1291), jetzt: Västerrekarne; 2) Østurrek (1349), jetzt: Österrekarne (vgl. Mats Wahlberg SOL, S. 370; 393); 3) Akerbo (Åkers) hu ; 4) Sylbo (Selebo) hu; in der Mitte: 5) Uppunde (Oppunda) hu; 6) Dava (Daga) hu, 7) Öknabo (Öknebo) hu; 8) Öfra Tör (Svartlösa) hu; an der Küste: 9) Junakers (Jönåkers) hu; 10) Röna (Rönö) hu; 11) Hölbo (Hölebo) hu und Ytra Tör (Sotholms) hu; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 279–300; Birgitta Fritz, hus, II, S. 17 (Karte); vgl. die Karte in: Mats Wahlberg, SOL, S. 310. 490 Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 350. 491 Vgl. Styffe, Unionstiden S. 275; Asgaut Steinnes, Husebyar (1955); Mats Wahlberg, SOL, S. 136 Stephan Brink, sockennamn, S. 59 (Karte), derselbe, husabyar (1999), S. 283–291; derselbe, Art. husby, Settlement-history etc, in: RGA2, Bd. XV (2000), S. 275 ff; Michael Olausson, Husbyar (2000); Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 188. 492 Zum Ledung vgl. Harald Bjørkvik/Magnus Mar Lárusson/Carl A. Christensen/Gerhard Hafström/Vilho Niitemaa, Art. Leidang, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 432–459; Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 180–191 (186 ff).
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land und Valdemar von Finland, nach dem Ende von Nyköpings gästabud, dem berüchtigten Gastmahl auf Nyköpingshus vom Dezember 1317, gefangensetzen und elend verschmachten lassen493. Doch der Adel stand auf, vertrieb den König; er starb bereits 1319 in Dänemark. Während der Vormundschaftsregierung nach Birger Magnussons Tode verschwand dieses frühe Herzogtum wieder494. Stattdessen gab die Krone Schloßlehen (slottslän) aus495. Södermannalagens bedeutendster Handelsplatz war Nyköping (Nycopia), an der Mündung des Nyköpingså in die Ostsee, dessen Zugang zum Mälarsee leicht zu sperren war. Ähnlich war die Lage in Tælghia (jetzt: Södertälje)496, nordöstlich an einem Auslauf des Mälarsees in die Ostsee gelegen. Bereits Adam v. Bremen hat es erwähnt497. Torshälla (asw. Thorsærghe)498, nördlich von Eskilstuna, war wegen seiner Lachsfischerei berühmt, ein Stadtrechtsprivileg erhielt es am 24. Febr. 1317499. Trosa wird 1413 als Stadt erwähnt500. Södermanland glänzte vor allem mit seiner vorzüglichen und ertragreichen Landwirtschaft. Bergbau wurde seit dem 12. Jh. in Utö (asw. Uthø)501 und in Tunaberg502 im östlichen Kolmorden betrieben. Bereits aus den wenigen Quellen der Wikingerzeit – meist Runensteinen – kann man die Grundzüge der gesellschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse Södermanlands erkennen: Sie zeigen eine freie und gleichberechtigte Bauernbevölkerung überall in der Landschaft, deren Landverteilung in den Dörfern sich meist bis ins 19. Jh. erhalten hat. Die Dörfer waren für die Rechtspflege in Hundertschaften (asw. hundare) und die küstennahen Bezirke für die Seekriegsordnung (asw. lepunger) in Schiffsgestellungsbezirke (asw. skiplagh) zusammengefaßt. Dichte Bebauung wiesen Rekarne im Nordwesten mit der Thingstätte Kjulaås (nöstl. von Eskilstuna)503 und Rönö mit der Thingstätte Aspa (asw. Aspu (1257), nördlich von Oxelösund)504 auf.
493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504
Vgl. Jerker Rosén, striden, S. 257–298. Vgl. die Nachweise bei Strauch, Art. Roslagen, in: RGA2, Bd. 25 (2003), S. 349 f. Über Schloßlehen vgl. Styffe, Unionstiden, S. 275. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 311. Vgl. Adam von Bremen, IV. 29, bei Trillmich, S. 474. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 323. Zum Stadtrechtsprivileg für Torshälla vgl. Styffe, Unionstiden, S. 279, Druck: Nils Herlitz Privilegia I, Nr. 15, S. 16 f. Vgl. Styffe, Unionstiden, S. 278; Nationalencyclopedin, ed. Christer Engström u. a., Bd. 18 (1995), Art. Södermanland, S. 43. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 339. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 330. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 168. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 27.
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An den Thingstätten haben sich bedeutende Runensteine gefunden505. Södermannalagens Landschaftsthing tagte am Samstag vor dem ersten Fastensonntag (Invokavit), in Strängnäs, der asw. sampings sunnodagh oder asku Opinsdagher hieß und zugleich Markttag war, wobei der Marktfrieden nach SdmL, Thingmala Balker (Pb) 11: pr von Freitag- bis Sonntagabend währte506. Wie die großen mit Runen und Ornamenten geschmückten steinernen Särge zeigen, war Södermannalagens nordwestlicher Teil (Rekarne) bereits um 1120 christianisiert und die noch bestehende Gemeindeorganisation vorgezeichnet507. Kurz danach wird St. Eskil genannt. Der Legende nach kam er aus England und König Inge der Ältere (1079–84; 1087–1110) bestimmte ihn zum Missionsbischof norpanskogs, also nördlich des Grenzwaldes zu Götaland. Er hatte in Tuna508 seinen Bischofssitz, erlitt ca 1080 in Strängnäs bei einem heidnischen Opferfest den Märtyrertod und wurde in Tuna begraben, das nach ihm Eskilstuna heißt509. Wie der sog. Florenzliste von ca 1120 zu entnehmen ist510, war Eskilstuna Sitz eines Missionsbischofs; zu seinem Sprengel dürfte neben Rekarne seit ca 1170 auch Närke gehört haben511. Bei der Errichtung des Erzbistums Uppsala führt die Urkunde Papst Alexanders III.512 die dazu gehörenden Suffraganbistümer auf, doch fehlt darin Eskilstuna. Das Bistum scheint also wieder aufgegeben worden zu sein und das Stift Strängnäs seinen alten Umfang (einschließlich Närkes) wiedergewonnen zu haben. Diese Neuordnung der Stifte steht vermutlich im Zusammenhang mit der Legation des Nikolaus von Albano (Nikolaus Breakspears, des späteren Papstes Hadrian IV. [1154–1159]) und der Linköpinger Kirchenversammlung von 1152, auf die
505 Vgl. Brate/Wessén, Runinskrifter, Bd. III, 1, z. B. Nr. 19, S. 13f; Nr. 54, S. 40 f. 506 Vgl. Svenska Riks-Arkivets pergamentsbref [SRP] från och med år 1351 förtecknade med angifvande af innehållet I–III, ed. Nils Axel Kullberg (1866–1872), Nr. 448 v. 23. März 1360; SGL, Bd. IV (SdmL), S. 300, Art. Sunnudagher; Natanael Beckman, in: Nordisk Kultur, Bd. XXI, S. 47 mit Fn. 89, S. 57; H/W, SLL, Bd. III, S. XXXI. 507 Vgl. Brate/Wessén, Runinskrifter III, 1, S. 525 ff. 508 Tuna (‚Zaun‘), vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 328 ff; vgl. über die Tuna-Orte allgemein: Thorsten Andersson, Folk (2010), S. 37. 509 Vgl. die Eskilslegende in SRS, Bd. II, 1, S. 395f; Sune Lindqvist, Biskopsdöme, S. 3 ff; H/W, SLL, Bd. III, S. XXIX. 510 Vgl. MGH, Scriptores, Auctores antiquissime Bd. IX, S. 573f; Jarl Gallén, in: Historisk Tidskrift för Finland [FHT], Jg. 43 (1958), S. 1–26; Strauch, Rechtsfortbildung S. 315 f. 511 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXIX; Nationalencyclopedin, ed. Christer Engström u. a., Bd. 18 (1995), Art. Södermanland, S. 43. 512 Papst Alexander III. in: DS. Bd. I, Nr. 49, S. 70 ff, v. 5. Aug. 1164.
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Papst Anastasius IV. hinweist513. Jedenfalls hat Papst Alexander III. das Bistum Strängnäs in seiner Urkunde514, zu dem auch Närke gehörte, seinem Schutz unterstellt. Bischofssitz war die gleichnamige Stadt (asw. Strængenæs)515 am südlichen Ufer des Mälarsees. Im 13. Jh. wurden Propsteien in Strängnäs, Nyköping und Örebro (Närke) eingerichtet516. Södermanland weist auch eine Reihe von Klöstern auf. Zisterziensermönche siedelten seit etwa 1169 in Julita (am Öljaren, südöstlich des Hjälmaren) und Zisterzienserinnen seit 1233 in Vårfruberga (auf der jetzigen Halbinsel Fogdö nordwestlich von Strängnäs517), die Johanniter circa 1180 in Eskilstuna, die Dominikaner seit 1268 in Strängnäs, die Franziskaner seit 1280 in Nyköping und die Karthäuser seit 1493 in Mariefred. 2. Überlieferung Södermannalagen ist vollständig in zwei Handschriften des 14. Jahrhunderts. überliefert. Die ältere ist die Handschrift B 53 in der königlichen Bibliothek in Stockholm518 die andere Nr. 2237, 4° in der Ny Kongelig Samling in Kopenhagen519. Daneben gibt es noch 47 Bruchstücke, vor allem des Kirchenabschnittes, die Schlyter in Bd. IV, S. XIII–XLIII verzeichnet. Die Handschrift A ist auf Grund ihrer Schrift nach 1327, die Hs. B nach 1335 entstanden520, ihr Inhalt dürfte aber älter sein: Bereits am 22. März 1279 wird ein Grundstück in Kinda härad (Östergötland) an den Bischof Anund Jonsson von Strängnäs cum vulgari sudermannie consuetudine verpfändet521. Am 13. März 1281 bestätigt König Magnus Ladulås den Verkauf eines Gutes an 513 Papst Anastasius IV. in: DS, Bd. I, Nr. 38, S. 56 ff = ST Nr. 38, S. 72 ff und DS, Bd. I, Nr. 820 v. 28. Nov. 1154; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXIX. 514 Papst Alexander III., in: DS, Bd. I, Nr. 58, v. 7. Sept. zwischen 1165 und 1181, S. 86 f. 515 Über Strängnäs vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 299. 516 Eine Urkunde von 1314 [undatiert und ohne Ort], in: DS, Bd. III, Nr. 1947, S. 151–153 nennt als Propsteien in Strängnäs Stift, S. 151: „prepositura strenginensi“, S. 152: „Törensi, Nicopensi und Nærichiensi“, während die Urkunden Skedwi d. 1. Mai 1293, in: DS, Bd. II, Nr. 1091, S. 155 und ebda Nr. 1083, v. 1293 (o. O., Bengt Petersons Testament), S. 149f (150) einen prepositus Nychopensis und einen prepositus strenginensis nennen, der letzte wohl der Dompropst; vgl. Styffe, Unionstiden, S. 288, Fn. 2; Adolf Schück, stadsväsen, S. 190f; H/W, SLL, Bd. III, S. XXX. 517 Vgl. Edwin Ortved, Cicercienserordenen, Bd. II, S. 258 ff; 519 ff. 518 Handschrift A in SGL, Bd. IV (SdmL), S. I–V. 519 Handschrift B in SGL, Bd. IV (SdmL), S. V–XIII. 520 Vgl. SGL, Bd. IV (SdmL), S. VI ff; Södermannalagen efter Cod. Hav. ny Kgl. Saml. 4°, N° 2237 [SdmL], ed. Karl Henrik Karlsson (1904), S. X; H/W, SLL, Bd. III, S. XII. 521 In: DS, Bd. I, Nr. 665, Höle, d. 22. März 1279, S. 542: „in prouincia Kynd“: Das ist die Kinda Harde in Östergötland. Härad und hundare heißen gewöhnlich „provincia“ in lateinischen Urkunden; vgl. DS, Bd. I, Nr. 316, Uppsala 1244, S. 304f (oben Fn. 333).
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die Domkirche von Strängnäs durch Herzog Erik secundum consuetudinem suthirmannie522 und vier Jahre später erwähnt er die leges et consuetudines Suthirmanie523. Diese Urkunden sagen nicht eindeutig, ob Södermannalagens Recht damals bereits aufgezeichnet war, doch gibt es dafür andere Hinweise: König Magnus (1275–90) war beständig um die Rechtssicherheit in seinem Reiche bemüht. Politisch arbeitete er eng mit Bischof Anund Jonsson von Strängnäs (1275–1291) zusammen. Dieser Bischof war nicht nur Mitglied des königlichen Rates (erwähnt 1288) und bei vielen Hoftagen anwesend, sondern später auch einer der Testamentsvollstrecker des Königs524 und betrieb mit ihm die Aufzeichnung der Landschaftsrechte: Damit wollte der König seinen Einfluß auf das Recht, der Bischof die Durchsetzung des kanonischen Rechts fördern. Beispiel dafür ist die Nachbarlandschaft Närke: König Magnus Eriksson sagt in einem Brief an ihre Einwohner vom 6. Mai 1330525, bereits sein Großvater Magnus Ladulås habe für sie einen liber legalis conditus (ein Gesetzbuch geschaffen). Dann dürfte es nicht abwegig sein anzunehmen, dass beide ein Gleiches auch für Södermanland ins Werk setzten526. Zu welcher Zeit das geschah, läßt sich aus einem Vergleich mit Uplandslagen ableiten, dessen confirmatio vom 2. Januar 1296 stammt: Während der Wortlaut der Handschrift A weder mit Uplandslagen noch mit dem Protokoll von 1325 übereinstimmt, finden sich in der Hs. B ca 30 Fälle527 gleichen Textes mit Uplandslagen. Daraus folgt, dass der Inhalt der Handschrift A vor 1296 aufgezeichnet worden ist528. Der terminus post quem ergibt sich aus Kmb 10: pr529, das auf die Gastungsvorschriften der Alsnösatzung von 1279 Bezug nimmt530. Die Gastungsvorschriften sind gleichzeitig in das (verlorene) Närkeslag eingefügt worden531 und finden 522 In: DS, Bd. I, Nr. 714, Skänninge, d. 13. März 1281, S. 580. 523 „Leges et consuetudines Suthirmanie“, in: DS, Bd. I, Nr. 811, S. 665f, Sundby, d. 23. Aug. 1285. 524 Vgl. Knut B. Westman, Artikel Anund Jonsson, in: Svensk Biografiskt Lexikon, Bd. II, Stockholm 1920, S. 76–78; Hans Jägerstad, hovrad, S. 69 ff; derselbe, SdmL, in: Svensk Juristtidning 37 (1952), S. 277, mit Fn. 1; Gerhard Hafström, rättskällor, S. 50. 525 Urkunde vom 6. Mai 1330, in: DS, Bd. IV, Nr. 2773, S. 157. 526 Vgl. Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning 37 (1952), S. 276 f. 527 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXV, Fn. 1. 528 Vgl. Elias Wessén, Landskapslagar, S. 96. 529 SdmL, Kmb 10: pr (in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 131). 530 Deren Datierung ist umstritten: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 650–654 hat: 1285; Hans Jägerstad, Hovdag S. 81 ff hat: 27. Sept. 1280; dagegen mit Recht Jan Liedgren, in: Rättshistoriska Studier Band XI (1985), S. 103–117.: 15. V. – 16. 10. 1279. 531 Die Gastung ist erwähnt in der Telgesatzung v. 6. Mai 1330, DS, Bd. IV, Nr. 2773, S. 157f; vgl. Einar Carlsson, Närkeslag, in: Historisk Tidskrift, Bd. 66 (1946), der es S. 264 für ein Rechtsbuch hält; Hans Jägerstad, SdmL, S. 276.
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sich auch in Uplandslagen532. Nimmt man die oben zitierten Urkunden zu Hilfe, so engt sich der Zeitraum der erstmaligen Aufzeichnung von Södermannalagen auf die Jahre 1279–1285 ein. Dass diese Aufzeichnung vom Ende des 13. Jahrhunderts bereits einen Kirchenabschnitt hatte, ergibt sich aus dem Protokoll von 1325533; die Kirche hatte darin bereits Regeln über die ihr so wichtigen Seelgaben und Testamente einbringen können, wie sie sich im Text der Handschrift A zeigen. Aus dieser Vorgeschichte folgt, dass Södermannalagen vermutlich von einem Geistlichen redigiert worden ist. Darauf weisen auch sprachliche Eigenheiten hin, die einen Lateinkenner voraussetzen. Kennzeichnend sind Partizipkonstruktionen und tautologische Doppelausdrücke. Wessén534 bescheinigt ihm, ein guter Stilist zu sein, denn seine Formulierungen glänzen durch Kürze und Prägnanz. Hafström vermutet, dass Anund Jonsson, Bischof von Strängnäs (1275–1291, oder ein Mitglied seines Domkapitels (?) Södermannalagens Verfasser gewesen ist535. 3. Verhältnis zu Uplandslagen Die Forschung hat darüber gestritten, ob und wie stark Uplandslagen dem Södermannalag als Vorbild gedient hat536, oder ob umgekehrt bei der Ausarbeitung von Uplandslagen und der damit verbundenen Verschmelzung der drei upländischen Landschaftsrechte Fiæprundaland, Tiundaland und Attundaland eine schriftliche Fassung von Södermannalagen benutzt worden ist. Den Grund für den Streit lieferte die Datierung der beiden vollständigen Handschriften. Hs. A dürfte nach 1327, Hs. B nach 1335 niedergeschrieben sein, also nach der confirmatio von Uplandslagen 1296537. Obwohl Holmbäck/Wessén538 eine Aufzeichnung des sörmländischen Rechts für das Ende des 13. Jahrhunderts annehmen, haben sie nicht erwogen, ob Södermannalagen bei der Abfassung von Uplandslagen benutzt worden ist. Eine neue Perspektive ergibt sich aber aus der von Jägerstad539 wahrscheinlich gemachten Niederschrift zwischen 1279 und 1285. Danach hat Södermannalagen bereits vor Uplandslagen schriftlich vorgelegen und die Hs. 532 533 534 535 536 537 538 539
Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 162, Fn. 70 mit Hinweis auf VmL, Kmb 12. S. u. 4., S. 467– 471. Vgl. Elias Wessén, in: H/W, SLL, Bd. III, S. XXVII. Vgl. Carl Ivar Ståhle, lagsprak, S. 23; 102, 182; Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 47, Harald Ehrhardt, Art. Södermannalagh, in: LexMa, Bd. VII (1999), Sp. 2021. Vgl. für UL als Vorbild: Amira/Eckhardt, I, S. 101; H/W, SLL, Bd. III, S. XXVf; Elias Wessén, Art. Södermannalagen, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 11. Vgl. Schlyter, in SGL, Bd. IV (SdmL), S. VIII; Karl Henrik Karlsson, SdmL, S. X; H/W, SLL, Bd. III, S. XII; Elias Wessén, Landskapslag, S. 96. Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXV. Vgl. Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, årg. 37 (1952), S. 273 ff.
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A ist die ursprüngliche Aufzeichnung oder eine Abschrift davon. Da der Austausch zwischen den oberschwedischen Landschaften stets rege war, ist deshalb anzunehmen, dass die upländische Gesetzeskommission Södermannalagen für ihre Arbeit benutzt hat. Vergleicht man die Einteilung beider Gesetze, so ergibt sich, dass Södermannalagen insgesamt zehn Abschnitte (asw. balkær) aufzählt, Uplandslagen nur acht: Södermannalagen, Hs. A
Uplandslagen
Södermannalagen, Hs. B
Confirmatio
Confirmatio Regis Birgeri
Confirmatio
Prologus
Praefatio
Prologus
1. Kirkiu balker [Kkb]
21 Kap. 1. Kirkiu balkær
22 Kap. 1. Kkb
30 Kap.
2. Kununx balker [Kgb]
12 Kap. 2. Kununx balkær
12 Kap 2. Kgb
15 Kap.
3. Gipninger balker [Gb]
6 Kap. 3. Ærfpa balkær
25 Kap. 3. Gb
6 Kap.
4. Ærpær balker [Æb]
7 Kap. 4. Manhælgis balkær 54 Kap. 4. Æb
11 Kap.
5. Jorpæ balker [Jb]
18 Kap. 5. Jorpæ balkær
23 Kap. 5. Jb
25 Kap.
6. Bygningæ balker [Bb]
33 Kap. 6. Kiöpmalæ balkær 11 Kap. 6. Bb
43 Kap.
7. Köpmala balker [Kmb]
14 Kap. 7. Wipærbo balkær
29 Kap. 7. Kmb
18 Kap.
8. Manhelgis balker [Mhb] 36 Kap. 8. pingmalæ balkær 14 Kap. 8. Mhb
37 Kap.
9. Piufnapa balker [Pb]
16 Kap.
16 Kap.
10. Pingmala balker [Pmb] 11 Kap.
9. pb
10. pmb 12 Kap.
Uplandslagen hat zudem die Systematik des Rechts gegenüber Södermannalagen verändert: Ein Eheabschnitt fehlt, das Eherecht ist ins Erbrecht eingegliedert; das Strafrecht im manhælghis balkær zusammengefaßt, das Dorfschaftsrecht weiter ans Ende gerückt. Das Prozeßrecht beschließt in beiden Werken das Gesetzbuch. Der Ehe- und Erbschaftsabschnitt, der Dorfschafts- und Prozeßabschnitt sowie Teile des Grundstücks- und die Kapitel 10–12 des Königsabschnitts über Ledung und Wachtdienst der Hs. A sind gegenüber Uplandslagen selbständig540. Im übrigen hat Uplandslagen manches verkürzt und zusammengefaßt, so ist das Verbot, Holz in fremden Wäldern zu schlagen in SdmL Bb 15–17 auf drei Kapitel verteilt, es findet sich dagegen in UL allein in Wb 14. Das Verbot der Gewaltgastung steht in SdmLs Hs. A, Kmb 10, 11 und zusammengefaßt in UL, Kmb 9.
540 Vgl. Gerhard Hafström, Grundr. S. 46.
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4. Die Umarbeitung 1325/27 Die politischen Ereignisse bestimmten Södermannalagens weiteres Schicksal: Nachdem Anfang 1318 die beiden gefangenen Herzöge Erik und Valdemar in Nyköping gestorben waren, brach ein Adelsaufstand los, der den König nach Dänemark vertrieb, wo er 1319 starb. Die schwedischen Bischöfe, Rechtsprecher und weltlichen Adeligen nutzten diese Lage zu ihren Gunsten und verkündeten im sogenannten Freiheitsbrief von 1319541, ihre politischen Ziele und legten dementsprechend der Wahl Magnus Erikssons eine neue Ordnung zugrunde, die aus dem bisherigen Erbreich ein Wahlreich machte542. Ein engerer Kreis übernahm auch 1322 die Vormundschaftsregierung für den damals sechsjährigen König Magnus Eriksson bis ca 1331543. Ihre Politik war antimonarchisch und eher kirchenfeindlich544. Ihren politischen Erfolg suchte die Aristokratie durch Gesetzgebung zu festigen. Södermanland bot sich dafür an, weil es nicht nur eine zentralschwedische Landschaft, sondern weil sein bisheriges Recht auch Ausdruck der Zusammenarbeit zwischen König und Kirche im 13. Jahrhundert war. Die neuen Verhältnisse geboten hier eine Änderung. Auf Initiative des sörmländischen Rechtsprechers Lars Ulvsson (Stengavel) und anderer Ratsmitglieder bildete man einen Ausschuß, dessen Mitglieder sich aus der confirmatio in Hs. B ergeben545. Ihr gehörten an: der sörmländische Rechtsprecher Lars Ulvsson (Rechtsprecher 1319–46), und „tolf uara ærlica riddara, sum vart raj æru ok hær nemnas ok i sujermanna lande iorjæghanda æru“546, also Standespersonen, die Mitglieder des königlichen Rates und zugleich sörmländische Landbesitzer waren, darunter der westgötische Rechtsprecher Knut Magnusson. Der Ausschuß änderte, was der Aristokratie politisch und wirtschaftlich nachteilig war547. Näheren Aufschluß darüber gibt das
541 Druck in: DS, Bd. III, Nr. 2199, v. 8. Juli, S. 411f, neuschw. Übersetzung bei Hans Jägerstad, Hovdag, S. 248f; vgl. Einar Carlsson, konungavalet in SHT 1937, S. 217–254; derselbe, SHT 1940, S. 1–22; Fredrik Lagerroth, landslagen (1947); Jerker Rosén, historia I, S. 154 ff; 173 ff. 542 Vgl. Add. 1: 2, in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 185, vgl. Hans Jägerstad, Hovdag, S. 248. 543 Druck in: Olof Simon Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 203, S. 430–433, v. 20. Juli 1322. 544 Vgl. Bjarne Beckman, Matts, I, II (1953/54); Allan Mohlin, Kristoffer II (1960); Hans Gillingstam, Art. Mathias Kettilmundsson, in: SBL Bd. 25 (1985/87), S. 246–248. 545 Vgl. SGL, Bd. IV (SdmL), S. 2. 546 In der confirmatio (SGL, Bd. IV [SdmL]), S. 2); vgl. näher zu den einzelnen Mitgliedern: H/W, SLL, Bd., III, S. 10, Fn. 16. 547 Anders: Elias Wessén, Art. Södermannalagen, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 10, der jede Umarbeitung bestreitet.
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Protokoll einer Zusammenkunft vom 26. Okt. 1325548. Es taucht auch in anderen Rechtstexten auf, so in mehreren Handschriften des sörmländischen Kirchenrechts, in Magnus Erikssons Stadslag549, und in Kristoffers Landslag550. Der politische Wille der Gesetzeskommission ist vor allem in diesem Protokoll überliefert551. Zugegen waren Bischof Styrbjörn (1308–43) nebst Kapitel, der sörmländische Rechtsprecher Lars Ulvsson, Södermanlands früherer Rechtsprecher Staffan Rörikson sowie Magnus Nilsson „medh mangum adrhrum godhum landzmannom“. Magnus Nilsson ist auch in der confirmatio genannt und die anderen Männer sind wahrscheinlich – wie dort – Mitglieder des königlichen Rates und Gutsbesitzer in Södermanland gewesen552. Das Protokoll enthält keine Rechtssätze, sondern Anmerkungen zum bestehenden Recht. Die Kommission beschloß verschiedene Änderungen des Kirchenrechts (Kkb 2: pr; 3; 4: pr; 6; 7: 1, 2; 9: 1; und von Kmb 12553, ließ aber in zwei Punkten: Nr. 4 (Kkb 5: 1); und 10 (Kkb 16: 3) des Protokolls die Regelung von gambla laghboken, das heißt von Hs. A, bestehen. Holmbäck und Wessén554 vermuten, dass diese Änderungen in ein Exemplar von Södermannalagen eingetragen wurden, das dem Rechtsprecher oder dem Landsthing gehörte und dessen Inhalt die Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson 1327 bestätigte555. Auch den Königsabschnitt überarbeitete sie im Sinne der neuen Politik: Die bisherigen – recht allgemein gehaltenen – Vorschriften über die Königswahl (Kgb 1–3)556, ersetzte die Wahlordnung, die der Hs. B als Add. 1557 angefügt wurde. Sie sind später – kaum verändert – dem Königsabschnitt von Magnus Erikssons Landslag eingefügt worden558. Des Königs oberste Gerichtsbarkeit folgt bereits aus seiner Pflicht, „lagh styrkiæ ok frip halda“(das Gesetz zu stärken und Frieden zu hal548 Protokoll vom 26. Okt. 1325, in: Add. 12 (SGL, Bd. IV (SdmL), S. XXI, 194f), berichtigt in SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. CLXX f. 549 MEStL, in: SGL, Bd. XI (MEStL), S. XIV. 550 In: SGL, Bd. XII (KrLL), S. LVII; vgl. Karl Gustaf Westman, Affattning, S. 92; H/W, SLL, Bd. III, S. XV. 551 Vgl. Karl Gustaf Westman, SdmL, S. 92; Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 268 ff (273 ff). 552 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XV. 553 Vgl. SGL,. Bd. IV (SdmL), S. 194f, Fn. 49–57; Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 274; Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 218 f. 554 H/W, SLL, Bd. III, S. XVIII. 555 Wortlaut in Kod. B (SGL, Bd. IV, S. 1–4; vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 50. 556 Königswahl in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 47 f. 557 Hs. B, Add. 1 in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 184–190. 558 Vg. SGL, Bd. X (MELL), S. 4 ff; Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 279.
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ten) in Kgb 1559. Das Add I: 4560 entbindet ihn jedoch erstmals vom Landrecht und stellt ihn über das Gesetz, weil er urteilen darf „eptir laghum eller ok eptir utlette fulle sannind, huat han hælder uil“561. Da die Ergebnisse der Beratung von 1325 in Hs. A nicht eingeflossen sind, enthält sie noch den Rechtstext der ursprünglichen Aufzeichnung vom Ende des 13. Jahrhunderts562. Auch Wessén563 hält ihn für älter als 1325, die Handschrift selbst datiert Schlyter564 auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts oder nicht lange nach 1327. Schlyters Hs. B dagegen verzeichnet die 1325 beschlossenen und auch sonstige Änderungen mit Ausnahme der Nr. 9, wonach jede hamna565 dem Hospital in Strängnäs „en span korn“ (eine halbe Tonne Korn) geben sollte. Dieses Hospital wird erstmals 1328 erwähnt566, die Nr. 9 des Protokolls hat jedoch keine sörmländische Handschrift übernommen. Die Hs. B unterscheidet sich vor allem darin von Hs. A, dass sie eine neue Kapiteleinteilung hat. Dabei ist der Stoff im wesentlichen nur im Kirchen- und Königsabschnitt verändert, im übrigen lediglich neu eingeteilt: Hs. A
Hs. B.
1. Kirkiu Balker [Kkb]
21 Kapitel
1. Kirkiu Balker [Kkb]
30 Kapitel
2. Kununx Balker [Kgb]
12 Kapitel
2. Kununx Balker [Kgb]
15 Kapitel
3. Gipninger Balker [Gb]
6 Kapitel
3. Gipninger Balker [Gb]
6 Kapitel
4. Ærpær Balker [Æb]
7 Kapitel
4. Ærpær Balker [Æb]
11 Kapitel
5. Jorpæ Balker [Jb]
18 Kapitel
5. Jorpæ Balker [Jb]
25 Kapitel
6. Bygningæ Balker [Bb]
33 Kapitel
6. Bygningæ Balker [Bb]
43 Kapitel
7. Köpmala Balker [Kmb]
14 Kapitel
7. Köpmala Balker [Kmb]
18 Kapitel
8. Manhelghis Balker [Mhb] 36 Kapitel
8. Manhelghis Balker [Mhb] 37 Kapitel
9. Piufnapa Balker [Pb]
16 Kapitel
9. Piufnapa Balker [Pb]
16 Kapitel
10. Pingmala Balker [Pmb]
11 Kapitel
10. Pingmala Balker [Pmb]
12 Kapitel
559 Kgb 1 in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 47. 560 Add. 1: 4 in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 187. 561 Also: „nach dem Gesetz oder nach ermittelter voller Wahrheit, wie er will“, vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 253, Fn. 40; Elsa Sjöholm, Landskapslagar, S. 221. 562 So: Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 272 ff; Harald Ehrhardt, Art. Södermannalagh, in: Lex Ma, Bd. VII (1999), Sp. 2020; gegen Ludvig Magnus Bååth, in: (Svensk) Historisk Tidskrift, årg. 23 (1903), S. 172 ff, 182. 563 Vgl. Elias Wessén, Art. Södermannalagen, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp.10. 564 Vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. II. 565 Hamna ist die Besatzung einer Ruderbank, vgl. Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 187. 566 In: DS, Bd. III, Nr. 2649, S. 43, v. 7. Jan. 1328; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXI.
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Handschrift B weist außerdem eine königliche Bestätigung (confirmatio) auf, welche die Vormundschaftsregierung für König Magnus Eriksson (*1316, † 1374, König 1319–1364) am 9. Aug. 1327 erließ567, als der König elf Jahre alt war. Diese königliche Bestätigung stimmt fast wörtlich mit der Bestätigung in der Ängsö-Handschrift von Upplandslagen (UL) vom 2. Jan. 1296 überein568, nur die Namen der Handelnden sind durch sörmländische ersetzt (s. o). Infolgedessen bietet die Bestätigung lediglich Aufschluß über die Besetzung der Kommission, kann aber zur Datierung der Hs. B kaum herangezogen werden. Auch außer den Namen ergeben sich gewisse Änderungen: So ist in Hs. B immer verwiesen auf Bestimmungen „i thæssi book“, weil die confirmatio nicht in einer besonderen Urkunde ausgefertigt, sondern einem offiziellen Exemplar des Gesetzbuches569 angefügt ist, während einige Hss. die upländische Formel „i thesso breve“ beibehalten haben. Die upländische Bestätigung erwähnt auch, dass das Kirchenrecht und das Kaiserrecht („kirkiu ræt ok Keysare laghum“; bzw. „tam in Ecclesiasticum quam Ciuilium traditionem abrogationibus suppletionibus ac nouellis institutionibus clarius elucescit“), – also das römisch-kanonische Recht – den neuen Erfordernissen angepaßt sei. Dagegen hat Södermannalagens Handschrift B das Wort Keysare laghum durch „lanzlaghum“ ersetzt (die upländische Formel findet sich nur in den Hss. 46–48)570. Die Gesetzeskommission hat also das Landschaftsrecht geändert. Auf mehreren Landsthingen ist es vorgetragen und ohne Widerspruch mit Freuden (glajlica) angenommen worden571. Dem entspricht, dass das anschließende Vorwort („prologus“) zwar auch dem upländischen verpflichtet ist, in seinem zweiten Teil aber den königlichen Ursprung des Gesetzes stärker betont als Uplandslagen. Auch der Ergänzung des Landrechts durch das Kirchenrecht wird nicht mehr gedacht. Die Urkunde vom 9. Aug. 1332572 fügt Magnus Erikssons Königstitel erstmals die Provinz Schonen hinzu573. Södermannalagens Prolog verschweigt sie jedoch, während sie alle Handschriften der königlichen confirmatio nennen, man darf deshalb davon ausgehen, daß SdmL 1327 fertig gewesen ist. 567 S. o. Fn. 555; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 12, Fn. 28; Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, årg. 37 (1952), S. 275. 568 Vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. III (UL), S. 2 ff; Otto v. Friesen, UL, S. XI f; H/W, SLL. Bd. III, S. 6 ff. 569 S. o. I, 2, S. 468. 570 Vgl. SGL, Bd. IV (SdmL), S. XLI. 571 Vgl. die confirmatio, in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 3; vgl. Jan Arvid Hellström, biskop, S. 144. 572 Urkunde vom 9. August 1332, in: DS, Bd. IV, Nr. 2940, S. 279. 573 Vgl. Hans Hildebrand, Skåne, in: SHT, årg. 2 (1882), S. 1–28; Jerker Rosén, historia I, S. 182.
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Södermannalagens erste Druckausgabe veranstaltete Claudius Akerman 1666 nach der Hs. B574. Es folgten Schlyter575, der die Hs. A zugrundelegte und die Kapitel der Handschriften in Paragraphen gliederte, und Karl Henrik Karlsson, der 1904 die Hs. B herausgab576. Elias Wessén hat 1948 eine Faksimile-Ausgabe der Hs. A veranstaltet577. Zusammen mit Åke Holmbäck hat er 1940 auch eine neuschwedische Übersetzung des Rechtsbuches vorgelegt578. Södermannalagens sprachliche Eigenheiten haben Robert Larsson, Arnold Nordling und Carl Ivar Ståhle579 untersucht. 5. Testamente ad pias causas Das Protokoll von 1325 spart die alten Streitfragen über Seelgaben und Testamente für die Kirche aus. Wahrscheinlich ist darüber erfolglos verhandelt worden, denn die confirmatio vermerkt: „them laghum glajlica takit hafjo. undan taknum at enosto tuem punctum. en ær kirkiu gift. annar ær um testament“ (Annahme des Gesetzes außer in zwei Punkten, der Kirchengabe und dem Testament580. Zum historischen Hintergrund gehört, dass sich die Bischöfe an der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson zunehmend beteiligten und der Reichsverweser Knut Jonsson zu Aspenäs fromm und kirchentreu war. Infolgedessen betrieb die Vormundschaftsregierung unter seiner Leitung zwar eine kirchenfreundliche Politik im Gegensatz zu der, die König Birger Magnusson und sein Kanzler Torgils Knutsson bis zum Kolsätervertrag vom 15. Febr. 1305 verfolgt hatten581. Gleichwohl hatten die Bauern wegen mehrerer Mißernten den Bischofszehnt an Bischof Styrbjörn nicht gezahlt und er war deshalb mit dem päpstlichen Sechsjahrszehnten (der decima sexennalis) rückständig582. Daraufhin hatte er einen Brief
574 Vgl. Schlyter, in SGL, Bd. IV (SdmL), S. XLIII ff. 575 Schlyter, SGL, Bd. IV (SdmL, 1838). 576 Södermannalagen efter Cod. Hav. ny Kgl. Saml. 4°, N° 2237, ed. Karl Henrik Karlsson (Samlingar utgifna af Svenska Fornskrift-Sällskapet, 126), Stockholm 1904. 577 Elias Wessén, Lex Sudermanniae, (Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. IX), Hafniae 1948. 578 Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, Bd. III: Södermannalagen och Hälsingelagen, Stockholm 1940. 579 Vgl. Robert Larsson, Södermannalagens språk, Bd. I: ljudlära (1891); Arnold Nordling, ordskatt (1928); Carl Ivar Ståhle, studier (1958). 580 Über Testamente vgl. Kkb 11; 12, (SGL, Bd. IV (SdmL), S. 30–34). 581 Vgl. Svenska Riks-Archivets pergamentsbref [SRP], Bd. I, Nr. 157 mit Nr. 157 a, b; vgl. Carl Ivar Ståhle, studier, S. 175 ff; Yngve Brilioth, S. 67 ff. 582 Vgl. das Einkünfteverzeichnis für das Stift Strängnäs in DS, Bd. III, Nr. 1947 (vermutlich von 1314), S. 151 f.
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König Birger Magnussons erwirkt583, der den Bauern unverzügliche Zahlung befahl, und hatte sie 1317 exkommuniziert und gebannt. Jetzt wandten sie sich durch den Domherren Nils Christineson als Sachwalter des Königs Birger Magnusson an den erzbischöflichen Electen Olof, weil sich excommunicatio und Bann „contra deum et iustitiam“ gegen alle Grundherren in Södermanland, also auch den König, richte584. Zu Beginn des Jahres 1326 wurde der Streit einvernehmlich beigelegt: Bischof Styrbjörn vereinbarte mit dem Ritter Erengisle Jonsson, dem Marschall Erengisle Näskonungsson und mit Magnus Nilsson, dass sie wegen des Zehnten in Vorlage treten sollten gegen dreijährige Verpfändung aller Einnahmen des Stiftes Strängnäs mit Ausnahme der Einkünfte aus der Propstei Närke und der Hundertschaft Oppunda585. Wegen dieser Zehntausfälle war der Bischof bestrebt, seine Einnahmen zu erhöhen. Die Punkte 2, 8 und 9 des Protokolls von 1325586 hätten sie vermehrt, doch hat die Handschrift B sie nicht übernommen. Auch hinsichtlich der Seelgaben und Testamente zu Gunsten der Kirche konnte er sich nicht durchsetzen, weil die Interessen der adeligen Kommission dem entgegenstanden: Einen Aderlaß des ererbten Vermögens zugunsten der Kirche in jeder Generation wollte eine Gesellschaft, die vom Landbau lebte, nicht hinnehmen. So zeigt denn die Handschrift B in Kkb 11, 12 eine Lücke587, und Handschrift A gewährt Testierfreiheit für ein Zehntel des ererbten Landes nur mit Zustimmung der Erben. Bei einer Verfügung ohne ihr Einverständnis konnten sie auch dieses Zehntel zurückfordern. Handelte es sich um Kaufland, betrug der testierbare Teil bei guter Gesundheit die Hälfte, auf dem Totenbett ein Drittel. Demgegenüber erlaubte Uplandslagen, Kkb c. 14588 mit Zustimmung der Erben eine unbegrenzte Verfügung über ererbtes Land, ohne Erbenlaub ein Zehntel. Die folgende Zeit war der Kirche auch weiterhin nicht sonderlich günstig. Als Magnus Eriksson etwa 20 Jahre später (um die Mitte des 14. Jhs.) eine Kommission berief, die ein allgemeines schwedisches Landrecht ausarbeiten sollte, überreichten ihr fünf Domherren am 8. März 1347 eine Schrift589, mit der sie gegen die Verkürzung kirchlicher Rechte protestier583 Vgl. DS, Bd. III, Nr. 1774, v. 22. Jan. 1311, S. 1 f. 584 Vgl. DS, Bd. III, Nr. 2111 von 1317, S. 328. 585 Regest eines Notariatsinstruments vom 5. Juli 1354 in DS, Bd. VI, Nr. 5468, Druck in Acta Pontificum Svecica [APS], = Diplomatarium Svecanum Appendix, I: Acta Cameralia, vol. 1 (1052–1370), Nr. 482, S. 490–495 (491f); vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XX. 586 Vgl. dieses Protokoll in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 195. 587 In: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 32 ff; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 36, Fn. 82. 588 Kkb c. 14 in: SGL, Bd. III (UL), S. 48 ff. 589 Protestschrift der Geistlichen in: DS, Bd. V, Nr. 4148, S. 643f; Übs.: Jan Liedgren bei H/W, MELL, S. XXVII.
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ten. Die Folge war, dass Magnus Erikssons Landslag (MELL) keinen Kirchenabschnitt erhielt und den späteren Landrechtsausgaben stattdessen Kirchenabschnitte der Landschaftsrechte beigegeben wurden. Auf diese Weise hat Södermannalagens Kkb in mehr als 40 Hss. von Magnus Erikssons und Kristoffers Landslag Eingang gefunden590. Sogar in Handschriften von Skånelagen des 15. und 16. Jhs. finden sich dänische Übersetzungen des sörmländischen Kirchenabschnittes591. 6. Private Pfandnahme Das Protokoll vom 26. Okt. 1325 enthält in § 10 einen Hinweis auf die private Pfandnahme (asw. nam): Sie soll so gehandhabt werden, wie es im alten Rechtsbuch steht592. Hs. A sagt in Bb 1: 1 und Rb 11: 2, dass es keine private Pfandnahme mehr gebe, außer bei königlichen Steuern und bei Geldschulden unter drei Öre. In Östgötalagen Rb 3: 2 ist vermerkt, dass ein König Knut sie allgemein [ ? ] abgeschafft habe. Dass damit König Knut Långe (1229–34) gemeint ist, dürfte heute herrschende Meinung sein593. Zweifelhaft ist jedoch, ob die Pfandnahme nach dem Gesetz Knut Långes wirklich in ganz Schweden abgeschafft wurde. Nach Handschrift A führte der Kläger die Pfandnahme mit einem Ausschuß von sechs Mann nach Urteilsfällung durch; bei dreimaliger Weigerung des Beklagten erhöhte sich seine Buße um drei Mark, und der Lehnsmann sollte sie mit den Hundertschaftsmännern eintreiben594. Dieses Verfahren war für geringe Schuldbeträge offenbar zu aufwendig; in Hs. B, Bb 1 am Ende595 erscheint es nicht. Man blieb deshalb für diese Fälle bei der privaten Pfandnahme und nahm ihre Folgen in Kauf, ungeachtet der sich dabei häufig ergebenden Handgreiflichkeiten. Uplandslag, Æb 15: 1 sieht private Pfandnahme bis zum Schuldbetrag von einer halben Mark vor, während Södermannalagen, Hs. B596 sie nur bis zum Betrag von drei Öre gewährt.
590 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XIII. 591 Vgl. DGL, Bd. I, 2, S. 932–952. 592 Nam, in: SGL, Bd. IV (SdmL), Add. 12, S. 195; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XVII, Fn. 1; S. 136, Fn. 9 gegen Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 272 ff, der nämnd statt nam lesen will. 593 Vgl. Sten Gagnèr, Knut, S. 124 ff, Gösta Åqvist, Frieden S. 208 ff, Strauch, OGR, S. 170f; 277 Art. Pfandnahme. 594 In: SdmL, Bb 1: 1 (SGL, Bd. IV (SdmL), S. 86, Fn. 39; H/W, SLL, Bd. III, S. 106 mit Fn. 8. 595 SdmL, Hs. B, Bb 1 (ed. Karl Henrik Karlsson, S. 76). 596 SdmL, Hs. B (SGL, Bd. IV (SdmL), S. 86, Fn. 39; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXII; Elsa Sjöholm, Landskapslagar, S. 170 f.
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7. Die næmnd Bei Streit vor Gericht waren im altschwedischen Recht die häufigsten Beweismittel der Eid mit Eidhelfern und das Gottesurteil – häufig die Eisenprobe – gewesen. Als das IV. Laterankonzil in c. 18 Ende 1215 die Mitwirkung von Geistlichen bei der Eisenprobe verbot597, mußte dieses Beweismittel ersetzt werden. Wenig später hatte der Papst in einem Schreiben vom 28. Mai 1218598 an den Erzbischof von Lund und seine Suffragane auch die Kumpanei bei der Eidhilfe als „pestis contraria omni iuri“ gebrandmarkt und verlangt, sie vor kirchlichen Gerichten durch bone fame viros zu ersetzen599. Dieses Schreiben dürfte auch dem Erzbischof von Uppsala und seinen Suffraganen bekannt geworden sein. Welche Folgerungen man daraus für Södermannalagen gezogen hat, ist nicht überliefert, jedoch ist in SdmL zwar die Eisenprobe verschwunden, der Beweis mit Eidhelfern aber häufiger als in Uplandslagen beibehalten600. Neben den Eidhelfern findet sich auch der (modernere) Ausschuß (die næmnd)601. Er hatte gewöhnlich zwölf Mitglieder (Kkb 16: 3; Kmb 10: 2; Pb 5: 1; Pb 9: 2), doch kommt auch ein Ausschuß mit sechs Mitgliedern vor (Mhb 36: pr). Das Mehrheitsprinzip findet sich in allgemeiner Formulierung in Pb 5: 1. Die Auswahl der Ausschußmitglieder ist objektiviert, indem Männer aus dem Kirchspiel oder aus Stadt und Land statt der Verwandten zu wählen waren. Die Streitenden mußten entweder der Auswahl zustimmen (Kmb 2: pr) oder durften die Hälfte der Mitglieder bestimmen (Kkb 4: 4; 16: 3; 20; Kgb 9:1; Jb 1; 4:1; 7: 1; Bb 3). Bei Friedensbrüchen ernannte der Lehnsmann des Königs oder des Bischofs den halben Ausschuß, die andere Hälfte der Beklagte (Kkb 21). Södermannalagens Terminologie ist nicht einheitlich. So ist in Jb 4: 1; 7: 1 und Pb 9: 2, zunächst von tolf mæn die Rede, die kurz darauf als næmnd bezeichnet werden. Tolf kann also sowohl Eidhelfer als auch den Ausschuß (næmnd) bezeichnen602. Der Ausschuß dient entweder dem Augenschein (synemæn (Jb 1; Bb 11: pr; 13: pr etc.); sokn syn, Bb 3: pr); hundaris syn (Add. 6), vgl. Bb 24: 4; oder dem Beweis (zum Beispiel Kgb 4: pr, 1; 6: pr; Kkb 4: 4; 597 Text in COD II, S. 244. 598 Urkunde vom 28. Mai 1218, in: DS, Bd. I, Nr. 176, S. 175. 599 Vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 777 ff, wo deutlich wird, dass der Papst nicht eigentlich gegen den Eidhelferprozeß kämpfte, sondern gegen die Unehrenhaftigkeit der Eidhelfer, da sein Dekretale vom 28. Mai 1218 (in: DD, 1. Rk., 5. Bd. Nr. 140, S. 191 = DS, Bd. I, Nr. 176, S. 196 = X. 2. 19. 12 [Friedberg II, Sp. 314]) sich gegen die Kumpanei dänischer Geistlicher wandte. 600 Eidhelferprozeß in SdmL: z. B. in: Kmb 11; Mhb 2; 9: pr; 12: pr; 13: 1; 14: pr; 15; Tb 2; 3; 8: 1, vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXVI; S. 183, Fn. 7. 601 Vgl. ausführlich: Gösta Åqvist, Kungen, S. 176 ff. 602 Vgl. die Nachweise in: SGL, Bd. IV (SdmL), Art. Tolf, S. 306.
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16: 3; 20; Jb 1; 4: 1; 7: 1; Kmb 10: 2; 11: pr; Bb 3). Bot sowohl der Kläger als auch der Beklagte Beweis durch Zeugen und Eidhelfer an, so stand Eid gegen Eid (asw. tvæsværi). Anders als Uplandslagen, das bei tvæsværi (in Kkb 15: 6, 8; 16: pr, 1)603 den Eid des Beklagten vorzieht, läßt Södermannalagen bei widerstreitenden Eiden die næmnd entscheiden: Ihr Eid sollte den Ausschlag geben (z. B. Kkb 16: 3; Jb 1). Eine ähnliche Regelung findet sich in Västmannalagen, Kkb 24: 5604; beide Rechte haben ihr Vorbild in Östgötalagen gesucht, das die zahlreichen Fälle von tvæsværi605 in Rb 2 durch den Königsausschuß richten läßt. Das ist einer der wenigen Fälle, wo Södermannalagen Anleihen bei Östgötalagen aufgenommen hat. Entstand bei der Gastung Streit (Kmb 10: 2; 11: pr), so sollte ihn eine nämnd von zwölf Mann des Hundertschaftsviertels entscheiden, wie es schon die Alsnösatzung 1279 in § 1606 vorgesehen hatte. Das 1325/27 revidierte Södermannalag hat in seiner neuen Form nicht lange gegolten. Bereits 1347 waren die Arbeiten an einem gemeinen Landrecht für ganz Schweden im Gange. Eine Urkunde vom 19. Oktober 1353607 berichtet, der Häuptling von Jönåkers hundare habe das Urteil einer næmnd in einem Erbprätendentenstreit verkündet. Damit wird Magnus Erikssons Landslag, Æb c. 13 angewendet, eine neue Vorschrift, die in Södermannalagen fehlt608.
III. Närkeslagen 1. Närke geographisch/historisch Närke ist die kleinste der nordanskog (nördlich der Grenzwälder Tiveden und Kolmorden) gelegenen Landschaften, der es von Götaland scheidet. Sie umfaßt die Nordspitze des Vättern und ist begrenzt im Osten von Södermanland (die Grenze durchquert den Hjälmaren), im Südosten von Östergötland, im Süden von Västergötland und im Nordwesten von Värmland609. Örebro war seine einzige mittelalterliche Stadt. Bei der heutigen Stadt Nora gab es bereits im 14. Jahrhundert Bergbau, ebenso wurden Erzlager im 603 UL, Kkb 15: 6, 8; 16: pr, 1 (SGL, Bd. III (UL), S. 67 ff). 604 VmL, Kkb 24: 5, in: SGL, Bd. V, S. 107. 605 Zu tvæsværi in ÖGL vgl. SGL, Bd. II, S. 370, H/W, SLL, Bd. I, S. 190, Fn. 8 mit S. XXX, XXXIV. 606 Alsnösatzung in: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 651 f. 607 Urkunde vom 19. Oktober 1353 in: DS, Bd. VI, Nr. 4961, S. 455. 608 Vgl. H/W, MELL, S. 70, Fn. 32. 609 Vgl. die Karte auf der Innenseite des Einbands von Matts Wahlberg, SOL, (2003).
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Karte 22: Närke, Västmanland südliches Dalarne. Quelle: Magnus Lundquist, Atlas över Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133 f. Närke war in härade [hd], Västmanland in hundare [hu] eingeteilt. A. Närke: 1 Grymostens hd [jetzt: Grimstens hd]; 2 Hardhems hd; 3 Sundbo hd; 4 Kumla hd; 5 Skiöllista hd; 6 Askers hd; 7 Mædallösa hd; 8 Örebro hd; 9 Noraskogha bergslag; 10 Edsberghs hd; 11 Knistadha hd B. Västmanland: 1 Tyurbo hu [jetzt: Ytterturbo hd]; 2 Seunda-Gorunda hu [jetzt: Siende hd]; 3 Norrbo hu; 4 Tuhundra hu; 5 Snävingia hu [jetzt: Snävringe hd]; 6 Åkerbo hu.
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Süden bei Lerbäck ausgebeutet; beteiligt waren der König, der Bischof von Strängnäs und das Kloster Riseberga. Bereits 1340 hatte Magnus Eriksson ein Abbauprivileg erteilt610. Das eigentliche bäuerliche Kulturland lag westlich und südwestlich des Hjälmaren. Närke war in Harden eingeteilt, benannt nach den Thingorten, doch hießen sie zunächst nicht so, denn Sie waren recht klein und nach ihrem Thingort benannt. Wegen ihrer Kleinheit hatte man mehrere zu einem Gerichtsbezirk zusammengefaßt, dem pripiunger (das Drittel). So gab es Hardenhauptleute für das westliche, östliche und südliche Drittel, doch war diese Einteilung nicht fest. Erst im 15. Jahrhundert wurden sie härade genannt. Eingeteilt war die Landschaft in elf Harden611, Das Landsthing tagte im 14. Jahrhundert in Mosås612 und Kumla613, aber seit Beginn des 15. Jahrunderts in Örebro, und zwar stets zur Hindersmessa (Heinrichsmesse, 19. Januar)614. Kirchlich gehörte Närke zum Sprengel des Bischofs von Strängnäs, bildete aber nur eine einzige Propstei615. 2. Närkeslagen Närke hat bereits früh ein Gesetzbuch besessen, das nun verloren ist. Wir wissen davon aus einer Urkunde Magnus Erikssons vom 6. Mai 1330616. Der König spricht darin zu den Einwohnern von einem „libro vestro legali, per magnificum principem, dominum Magnum quondam regem Svethie, avum nostrum ca610 Magnus Erikssons privileg, Walby, d. 7. Nov. 1340, in: DS, Bd. IV , Nr. 3526, S. 747, für Västra berget, später Stålberget genannt; vgl. Carl Gustav Styffe, unionstiden, S. 301. 611 Närkes Hundertschaften hießen 1) Sunds hd; 2) Kumbla hd; 3) Skiöllista hd; 4) Askers hd; 5) Mædallösa hd; 6) Hardheme hd; 7) Knista hd; 8) Örebro hd; 9) Glanzhammars hd und 10) Noraskoga bergslag; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 305–309. Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 36 kennt nur drei Hundertschaften: Grimstens, Sundbo und Kumla härad. 612 Mosås, in Örebro härad, heute: Mosjö, vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 214. 613 Placitum generale apud ecclesiam Mosæs, d. 10. März 1331, in: DS, Bd. IV, Nr. 2838, S. 206; das Landsthing in Kumbla ist erwähnt in der Urkunde des Rechtsprechers für Närke, Karl Ulfsson, Kumla, d. 28. Okt. 1365, in: DS, Bd. VIII, 3, Nr. 7248, S. 725f: „in Kumblin in præsentia mea et in placito generali“; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 302. 614 Hindersmessa war der 19. Januar, vgl. Grotefend, Zeitrechnung S. 64. Die Kundmachung des Vormundschaftsrates für Magnus Eriksson v. 6. Mai 1330 enthielt die Anweisung, „precipimus ut viarum et poncium necnon navium penes vos pro regni solitarum teneri tutamine, debite preparationi“ und die Beschränkung des ritterlichen Gefolges bei Ritten über Land, wie es „contentos in libro vestro legali, per magnifivam principem, dominum magnum [Magnus Ladulås] quondam regem swechie auum nostrum karissimum“ in: Bd. IV. v. 6. Mai 1330, Nr. 2773, S. 157f, Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 302. 615 Vgl. Carl Gustav Styffe, unionstiden, S. 303. 616 Urkunde Magnus Erikssons v. 6. Mai 1330, in: DS, Bd. IV, Nr. 2773, S. 157f; vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 48.
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rissimum, condito“, also von einem Gesetzbuch, das sein Großvater Magnus Ladulås für sie geschaffen habe. Im einzelnen geht es um die Gastungsvorschriften617. Es ist vermutlich durch die Annahme von MELL außer Gebrauch gekommen.
IV. Västmannalagen (VmL) 1. Västmanland geographisch/historisch Västmanland grenzt im Norden an Dalarna, im Westen an Värmland, im Süden an Närke und – (von Järle bis Kungsör) den Arbogaån entlang und weiter durch den Mälarsee an Södermanland. Im Osten ist Uppland benachbart, wobei die Grenze von Sala ab südwärts dem Sagån folgt. Västmanland war – zusammen mit Dalarna – ein Bistum, dessen Hauptort Västerås am Mälarsee war. Propsteien werden nur in Akerbo und in Dalarna genannt. Die fruchtbarste Gegend lag dem Mälarsee zu, doch beutete man schon früh den Reichtum an Eisenerz aus – wie im nördlich benachbarten Dalarna. Die Verwaltungseinteilung in län (Lehen) und Vogteien hat sich mehrfach geändert. Zu Beginn der Regierungszeit König Albrechts von Mecklenburg (1364–89) gab es nur zwei Vogteien, im Osten: ÖstanAros618, die andere vermutlich Västan-Aros, doch ist über die Verwaltung des westlichen Västmanland wenig bekannt. Die im östlichen Teil liegenden Hundertschaften Norrbo, Siende, Gorunda und Tjurbo waren seit 1350 an Nils Turesson verpfändet, von 1364 bis 1370 an den Papst, so dass ein Teil Schwedens unmittelbar der katholischen Kirche zugehörte619. Ob jedoch der päpstliche Nuntius und Collector Guido de Cruce diese westmännischen Hundertschaften tatsächlich ist Besitz genommen hat, ist fraglich, da sie 1366 dem Ritter Erik Karlsson für die Erben des Drosten Nils’ Turessons überlassen wurden620. 617 Wie Fn. 616: Es heißt dort „in libro vestro legali, per magnificum principem Magnum quondam regem Svethie, avum nostrum carissimum, condito“, was darauf hindeutet, dass der König es als Gesetz bestätigt hatte, doch hält Einar Carlsson, Närkeslag, in: SHT, årg. 66 (1946) es S. 264 für ein Rechtsbuch; vgl. Hans Jägerstad, SdmL, S. 276. 618 Vgl. Carl Gustav Styffe, unionstiden, S. 311; eingehend jetzt: Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 46. 619 Vgl. Yngve Brilioth, Albrekt, S. 31 ff; Sten Engström, Bo Jonsson I, S. 98 ff; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 45 f. 620 Vgl. die Urkunde Stockholm, d. 4. Mai 1366 in: Acta Cameralia, Bd. I, 1, Nr. 703, S. 713–716 [vgl. die Urkunden DS Nr. 8660 und 8666 u. unten Fn. 736]; Sten Engström, Bo Jonsson I, S. 101; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 45.
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Die wichtigsten Städte waren Arboga, das damals für die Schiffahrt von der Ostsee durch den Mälarsee zugänglich war. Sein Handel war hauptsächlich auf die nahen Bergwerke gerichtet, wobei es mit dem närkischen Örebro konkurrierte. Weitere Städte waren Köping, etwa 18 Km nordöstlich von Arboga gelegen und Västerås, wie Köping am Mälarsee gelegen. Västmanland war in sieben Hundertschaften eingeteilt621, während Dalarna (zuweilen auch Dala hundare genannt) eigentlich eine eigene Landschaft bildete. Sie umfaßte zunächst die Gebiete um den Siljansee und den Västerdalälven, dann aber auch den Bergbaubezirk südlich davon, wozu auch Norberg gehörte622. Die Hauptquelle für seine Geschichte ist das Diplomatarium Dalekarlicum623. 2. Überlieferung Das mittelalterliche Recht von Västmanland, Västmannalagen624, ist in drei vollständigen Handschriften überliefert. Die erste ist der Codex Holmiensis B 57, den Schlyter in seiner Ausgabe als Hs. B bezeichnet und als jüngeres Västmannalag bezeichnet hat. Ihn hat auch Wessén seinem FaksimileDruck625 zugrunde gelegt. Die zweite ist die Handschrift Codex Holmiensis B 56, in Schlyters Ausgabe als Hs. C bezeichnet. Sie hat eine andere Einteilung der Abschnitte in Kapitel als die Handschrift B 57, die aber später hinzugefügt ist und die ganze Handschrift B 56 jünger erscheinen läßt als B 57. Beide gehören aber der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an626. Die dritte ist Cod. Holm. B 55 (bei Schlyter Hs. D); sie ist jünger als die beiden anderen, steht aber der Hs. B recht nahe und dürfte auf den zweiten Teil des 13. Jhs. zu datieren sein. Västmannalagens Kirchenrechtsabschnitt findet sich außerdem in zwei Handschriften von Magnus Erikssons Landrecht, nämlich einmal in Cod. Upsal. B 10 vom Ende des 14. Jhs., den Nicles dyäkn geschrieben
621 Die Hundertschaften (hundari) Västmanlands waren: 1) Tjurbo (Thyrbo) hu; 2) Seunda hu (jetzt: Siende), 3) Gorunda hu; 4) Norrbo hu (welche zusammen eine östliche Vogtei bildeten) 5) Tuhundra hu; 6) Snävringe hu und 7) Åkerbo hu; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 311, 314–327; H/W, SLL, Bd. II, S. XXXIV; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, (Karte S. 36 u. S. 44 ff). 622 Vgl. Carl Gustav Styffe, unionstiden, S. 323; Mårten Stenberger, S. 786; Jan-Eric Almqvist, lagsagor, S. 126–131; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 49–53. 623 Diplomatarium Dalekarlicum, hrsg. v. Carl Gustav Kröningssvärd und Johan Vilhelm Lidén, 1842–1846 u. Supplement 1853. 624 Vgl. Elias Wessén, Svensk Medeltid, Landskapslagar, S. 56–89. 625 Lex Västmanniae (Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. XX), Hafniae 1967. 626 Vgl. SGL, Bd. V (1841), S. XXII; Jan-Eric Almqvist, Lagsagor, Bd. I, S. 94; Elias Wessén, Lex Vestmanniae (1967), S. XI.
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hat627. Schlyter nennt ihn in seiner Ausgabe von Västmannalagen Handschrift E; zum anderen als Fragment in einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs. in der königlichen Bibliothek in Stockholm mit der Signatur Lag n:o 43, die aber nur die Kapitel 3–20 des Kirchenrechtsabschnitts enthält. Schlyter kannte diesen Text nicht. Schließlich sind einige Stücke aus Västmannalagen im Cod. Upsal. B 53 enthalten, der aus dem 16. Jahrhundert stammt628. Die Handschrift B 54 in der königlichen Bibliothek in Stockholm halten Schlyter und jetzt Wiktorsson dagegen für das ältere Västmannalag, aber nicht für ein Dalalag629. Der Drucker Ignatius Meurer hat 1666 auch Västmannalagen herausgegeben630. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1936 eine neuschwedische Übersetzung veröffentlicht631 und Karl Karlsson Siljestrand hat die Wortbeugung dieses Rechtsbuches untersucht632. 3. Geltungsbereich Västmanland wird erstmals in der sogenannten Florenzliste vom Anfang des 12. Jahrhunderts erwähnt633, die sechs schwedische Bistümer bzw. Missionsbezirke, darunter auch Guasmannia mit Bischofssitz in Västra Aros (heute: Västerås634) kennt, aber Dalarna nicht erwähnt. Snorri berichtet in der Heimskringla (in Olafs des Heiligen Saga)635 auch über Västmanland (das er mit Fjädrundaland gleichsetzt): Jede Landschaft habe eigenes Recht und ein eigenes Gesetzesthing. Ob Västmanland von Fjädrundaland aus besiedelt worden ist und deshalb bis 1120 als dessen Teil gegolten hat, ist streitig geworden636. Der Rechtsprecher jeder Landschaft habe am Thing 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636
Vgl. SGL, Bd. V (VmL), S. XXX f; SGL, Bd. X (MELL), S. XXf. Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XXXIII, Fn. 3. S. u. 4, S. 481–483. Sie ist bei Schlyter Hs. A (SGL, Bd. IV, S. I–XXI). Ignatius Meurer [Drucker], Sveriges rikes lagh-böker, som äre landz lag, stadz lagh, vplands lagh, Wästgöta lag, Östgöta lag, Södermanl. Wästmanna lag ok Helsing lagh, Stockholm 1666. Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, vol. II: Dalalagen och Västmannalagen, Stockholm 1936. Karl Karlsson Siljestand, Ordböjningen i Västmannalagen, vol. I, II, Upsala 1890/91. Druck in: MGH auct. ant., Bd. IX, S. 573f, vgl. Jarl Gallén, Florensdokumentet, S. 1 ff; Petrus Envall, Florenslängden, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 35–55; Strauch, Rechtsfortbildung, S. 504. Vgl. Kjell Kumlien, Västerås til 1600-talets början (1971). Heimskringla, ÍF Bd. 27, c. 77 (S. 109f) = Thule 15, c. 77 (S. 114f). Dafür sprechen Schlyter, Avhandl. II, S. 80; Erland Hjärne, Svethiudh, in: NoB Bd. 40 (1952), S. 116 ff; Kjell Kumlien, Västerås, S. 83f; Krister Ström, (Hg.), Om forntid och medeltid i Västmanland (1994); dagegen meinen Thorsten Andersson, Svethiudh, S. 7 und Göran Dahlbäck, Nationalencyklopedin, Bd. VI, Art. folklanden, S. 472, daß die Verhältnisse vor 1296 dunkel und ungeklärt seien.
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die meiste Autorität, denn was er dort [unwidersprochen] vortrage, werde Gesetz. Wo aber die Gesetze verschieden seien, müssen sich alle nach dem Uppsala-Gesetz richten, denn alle anderen Rechtsprecher seien dem von Tiundaland unterstellt. Dieser Bericht fußt auf Snorris Besuch 1219 in Schweden, und es ist unklar, ob Västmanland und Fjädrundaland damals noch zusammengehörten. Sicher ist nur, dass bei der Niederschrift von Upplandslagen 1296, beide Rechte geschieden waren, da Uplandslagen in Kgb c. 2637 das Königsurteil des västmännischen Rechtsprechers und das Geleit für den König genau beschreibt.Danach übernahmen die Västmänner das Geleit von den Närkern an der Uppbågabrücke über den Arbogaån, sie übten es bis zur Östensbro über den Sagån, wo sie es den Uppländern übergaben638. Auch das Testament des Königs Magnus Ladulås (1275–90) von 1285639 erwähnt Abgaben aus Västmanland. Västmännische Rechtsprecher sind jedoch erst vom Anfang des 14. Jhs. bekannt. Eine Urkunde vom 13. Juli 1303640 nennt Holmbernus; eine andere vom 29. Juni 1305 erwähnt Magnus Gregersson, einen Enkel Birger Jarls641. Petrus de Ighilstum ist nur von seinem Grabstein in Romfartuna von 1320 bekannt und Magnus Niclisson, legifer (vermutlich Petrus’ Nachfolger) nennt eine Urkunde aus Uppsala vom 8. Juli 1319642. Das Bistum Västerås war wirtschaftlich schwach, es wies nur etwas mehr als 60 Kirchen auf (während Västergötland 517 Kirchen zählte643). 4. Västmannalag und Dalalag Höchst streitig ist, welches Verhältnis zwischen Västmannalag und Dalalag herrscht. Schlyter644 meinte, Dalalag sei eine frühere Fassung von Västmannalag, weil Dalarna im Mittelalter kein selbständiger Rechtsbereich gewesen sei und rechtlich zu Västmanland gehört habe. Dalarna ist von Västmanland aus besiedelt worden und noch Kristoffers Landslag von 1443 spricht in Bb 23: 2645 von dala j wesmannalande. Neuere Forscher haben dem wider-
637 Uplandslagen, Kgb c. 2 (SGL, Bd. III, S. 88f). 638 Vgl. Kjell Kumlien, Västerås, S. 82 ff; Karten in: Nationalencyklopedin, Bd. XX, Art. Västmanland (1996), S. 174, 178. 639 Druck in: DS, Bd. I, Nr. 802, S. 655–659 (657). 640 Druck in: DS, Bd. II, Nr. 1402, S. 394, vom 13. Juli 1303. 641 Druck in: DS, Bd. II, Nr. 1472, S. 451, v. 29. Juni 1305. 642 Druck in: DS, Bd. III, Nr. 2199, S. 411, Uppsala, v. 8. Juli 1319; vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XXXIV, mit Fn. 3; Kjell Kumlien, Västerås, S. 82. 643 Über die Zahl der Kirchen in Västergötland vgl. SGL, Bd. I, S. 74. 644 Vgl. Schlyter, Avhandl., Bd. II, S. 80f und in SGL, Bd. V, S. VI ff. 645 KrLL, Bb 23: 2 (SGL, Bd. XII, S. 173); vgl Schlyter, Avhandl., Bd. II, S. 81.
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sprochen646, indem sie darauf hinwiesen, dass „pæssum lagh hawa standit æ sipan Dala bygdhus“ (dieses [Erb]recht hat gegolten, seitdem Dalarna bewohnt ist) in Gb 11: pr.647 nur auf Dalarna paßt, das zudem allein in Drittel (pripiunger) eingeteilt war, während es in Västmanland Hundertschaften (hundari) gab. Die Datierung der einzigen Handschrift dieser Fassung (heute in der königlichen Bibliothek in Stockholm: B 54) ist heftig umstritten: Karlsson648 datierte sie nach 1327, ihm folgte Henrik Schück649. Wessén650 meinte, sie sei nach 1298 entstanden, Hafström datierte sie zunächst auf vor 1296651, später auf vor 1279652, ihm stimmt jetzt Wiktorsson zu653. Da die Datierung ungewiß ist, kann sie nicht als Argument für ein Dalalag benutzt werden. Betrachte man den Inhalt von Västmannalag, so ergebe sich, dass es zu 7/10 aus upländischen Normen, aber nur zu 3/10 aus Normen des älteren Västmannalags bestehe. Das sind Stellen, die sich in keinem anderen Landschaftsrecht finden: Sie stammen aus dem alten Recht Västmanlands (z. B. Kgb 7: 2, 3, 5; Æb 6: 4; 7; 8: 4; 12: 1, 3, 5; Mb 9:5; 11: 2; 20; 21: 1–3; Jb 2: pr.; 3: 1, 3; Kmb 3; 13: 4; Bb 5: 1; 15: 1; 23: 1–3; Rb 3; 4; 9: pr. etc.654. Västmannalag I stimmt auch mit UL kaum überein. Hafström655 hat nachgewiesen, dass von den elf Stellen, die Schlyter auf Uplandslag zurückführte, nur zwei sich völlig gleichen, die übrigen jedoch Abweichungen zeigen. Die Übereinstimmungen zwischen dem älteren (VmL I) und dem jüngeren Västmannalag (VmL II) sind ebenfalls gering. Auch gibt es keine Anzeichen für die Einwirkung einer dritten Redaktion. Weil Dalarnas Christenrecht im ganzen Stift von Västerås (also sowohl in Dalarna als auch in Västmanland) galt, spricht alles dafür, dass das Recht in Hs. B 54 ebenfalls beiden Landschaften gemeinsam war656, es also ein eigenes Dalalag nicht gegeben hat. Kein Hindernis für diese Ansicht ist, dass Västmanland in Hundertschaf646 Vgl. Rudolf Tengberg, S. 67f; Karl Henrik Karlsson, SHT 1889, S. 45 ff; Åke Holmbäck, Ätten S. 109 ff; H/W, SLL, Bd. II, S. XIV ff; Ragnar Hemmer, Dalalagen, S. 29 ff; Gerhard Hafström, Art. Dalalagen, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 623–626; Harald Erhardt, Art. Dalalagen, in: LexMa Bd. III (1999), Sp. 436 f. 647 VmL, Gb 11: pr. (SGL, Bd. V, S. 50). 648 Karl Henrik Karlsson, in: (Svensk) Historisk Tidsskrift 1889, S. 48. 649 Henrik Schück, Dalelagen, S. 44 f. 650 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XVIII. 651 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Dalalagen, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 623–626. 652 Gerhard Hafström, rättskällorna S. 45f sagt: vor 1280, weil er von diesem (falschen) Datum des Alsnö-Statuts ausgeht; es ist tatsächlich von 1279, vgl. Jan Liedgren, Alsnö, S. 103 ff; in DS, Bd. I Nr. 799, S. 650–654 falsch auf 1285 datiert. 653 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, Avskrifter, S. 41. 654 Vgl. die Nachweise bei H/W, SLL, Bd. II, S. XXXVII, Fn. 3. 655 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Dalalagen, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 625. 656 Vgl. Jan-Eric Almqvist, Lagsagor, Bd. I, S. 126f; Per-Axel Wiktorsson, Avskrifter, S. 51.
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ten, Dalarna in Drittel eingeteilt war. Wiktorsson hat gezeigt, dass beide Bezeichnungen dasselbe meinten657. Es gab also kein eigenes Recht für Dalarna, und die Hs. B 54 ist die ältere Fassung von Västmannalagen, die nach 1318 nur noch (wohl eher inoffiziell658 in Dalarna angewendet wurde659. Dass Västmannalagen I den Bergbau in Dalarna nicht erwähnt, liegt daran, dass er schon früh auf Grund königlicher Privilegien betrieben wurde, die dem Landschaftsrecht vorgingen660. Das jüngere Västmannalag (Hs. B 57) ist eine private Aufzeichnung, also ein Rechtsbuch, das nach Uplandslagen, also nach 1296, aber vor 1347 (der Abfassung von Magnus Erikssons Landslag [MELL]) niedergeschrieben ist. 5. Art und Zeit des Zustandekommens Wann und wie Västmannalagen zustande kam, ist weitgehend unbekannt. Man weiß nicht, ob es eine Kommission ausgearbeitet hat (wie in Södermanland und Uppland). Auch eine königliche Bestätigung fehlt. Vermutlich hatte das Landsthing den västmännischen Rechtsprecher mit der Aufzeichnung beauftragt, der möglicherweise andere Rechtskundige beigezogen hat661. Ins Auge fallen zwei Vorbilder: Zunächst Upplandslagen, von dem nicht nur die Systematik und die Reihenfolge der Abschnitte stammt, sondern das auch zu einem großen Teil wörtlich ausgeschrieben worden ist, so dass es sich um ein modernisiertes Uplandslag handelt. Auch Södermannalagen ist an mehreren Stellen benutzt662. Die Übereinstimmungen zwischen Upplandslagen und Västmannalagen sind nicht zufällig entstanden: Ein Statut der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson von 1330663 sagt nämlich für das (verlorene) Närkeslag, Magnus Ladulås habe es „conditus“. Darin liegt jedoch keine königliche Bestätigung, denn die Vormundschaftsregierung hatte damals wenig Anlaß, Artikel zu bestätigen, welche die kö657 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, Avskrifter, S. 55 f. 658 So mit Recht: Per-Axel Wiktorsson, Dalalag, in: ANF, Bd. 100, S. 155–166 gegen Gudrun Utterström, Dalalagen, in: ANF, Bd. 93 (1978), S. 199–204, die sich gegen Ståhle, förlaga, in: ANF 1954, S. 138f und für Hemmer, in: JFT 1969, S. 57 ausspricht. 659 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, Avskrifter, S. 61; anders: Gerhard Hafström, rättskällor, S. 46, der sich für ein Dalalag entscheidet; anders auch: H/W, SLL, Bd. II, S. XIX; XXXVI. 660 Vgl. Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 66. 661 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XXXV. 662 Z. B. VmL Æb 2: 1 = UL Æb 2:1 = SdmL Gb 3:1; VmL Æb 9: pr. = SdmL Gb 5: pr.; VmL Æb 9: 2 = SdmL Gb 5: 3; VmL Bb 9: pr. = UL Wb 10: pr. = SdmL Bb 7: pr.; VmL Bb 12: pr. = UL Wb 12: pr. = SdmL Bb 3; VmL Bb 17: 4 = SdmL Bb 22: 2. 663 Im Statut, Telge, d. 6. Mai 1330 in: DS. Bd. IV, Nr. 2773, S. 157f heißt es S. 157: „contentos in libro vestro legali, per magnificum principem dominum Magnum … condito …“.
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nigliche Macht vermehrten664. Vielmehr deutet das Statut darauf hin, dass der König eine Sammlung des Rechts in Närke samt seiner einschlägigen Statuten hat zusammenstellen lassen, welche das Landsthing später annahm. Immerhin scheinen sich die Könige bereits seit dem Ende des 13. Jahrhunderts für den Inhalt und die Gestaltung der Landschaftsrechte interessiert zu haben. Für die Praxis der Vereinheitlichung dieser Landschaftsrechte ist auf die entscheidenden Rolle von Tiundalands Rechtsprecher in rechtlichen Streitfragen hinzuweisen, die bereits Snorri Sturluson erwähnt hat, und auf die Vorreiterrolle, welche Uplandslagens Niederschrift seit 1296 Dank des königlichen Einflusses spielte. Es gab jedoch auch västmännische Besonderheiten, die man beibehielt und dafür uppländische Regelungen strich, veränderte oder ergänzte. Dies ermöglicht Einblicke in die Prinzipien der Kompilation, ob man Bewährtes behalten oder Neues einführen wollte: Standen die uppländischen Regelungen im Einklang mit den västmännischen, hat man sie übernommen, in anderen Fällen an die västmännischen Gepflogenheiten angepaßt, so bei der Bußhöhe, der Beweisfrage, der Zusammensetzung der Eidhelfer etc. Vor allem hat man sprachliche Knappheit und Kürze angestrebt: Alles, was selbstverständlich oder überflüssig schien, ist weggelassen. Wann VmL in der vorliegenden Form zustande kam, kann man nur ungefähr ermitteln. Da es große Teile aus Uplandslagen übernommen hat, muß es jünger als 1296 sein. Seine aus Södermannalagen entlehnten Stellen können sowohl vom älteren Södermannalagen als auch aus dem 1327 niedergelegten stammen. Rb 14 erwähnt ein Gesetz König Birgers. Gemeint ist damit wohl Birger Magnusson (1290–1318), der aber erst 1298 mündig wurde, so dass für die Niederschrift die Zeit von 1298–1318 (oder später) in Frage kommt665. In mehreren Urkunden wird zwar das västmännische Recht erwähnt666, es muß aber nicht der aufgezeichnete Text gemeint sein, sondern es kann sich auch um das mündlich überlieferte Recht handeln und die promulgatio in DS II Nr. 1552 kann den Vortrag des Rechtsprechers meinen. Nimmt man eine Entlehnung aus dem jüngeren Södermannalag an, so ist terminus post quem 1327667; terminus ante quem ist jedenfalls 1347, die Abfas664 Vgl. Einar Carlsson, stadfästelse, in: SHT, årg. 66, Stockholm 1946, S. 261–265; Åke Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XV, N. 7. 665 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XVIII, XXXVIII gegen Schlyter, in: SGL, Bd. V, S. XVIII. 666 So in der Urkunde vom 29. Mai 1307 (DS, Bd. II, Nr. 1552, S. 504: „secundum legum terre promulgacionem“); vom 18. Mai 1335 (DS, Bd. IV, Nr. 3142, S. 442: secundum leges Westmanniæ; und vom 18. Januar 1337 (DS, Bd. IV, Nr. 3276, S. 543: „secundum leges, ritus et consuetudines terre Vestmannie“). 667 So: Karl Gustaf Westman, in: FS Adolf Noreen, S. 102, zweifelnd: H/W, SLL, Bd. II, S. XXXIX, Fn. 3.
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sung von Magnus Erikssons Landslag. Aus einer Urkunde des västmännischen Rechtsprechers vom 13. Juni 1352668 geht hervor, dass man Magnus Erikssons Landslag angewendet hat; nach diesem Zeitpunkt ist Västmannalagen wohl nicht mehr bearbeitet worden. 6. Sprache und Druckausgaben Gegenüber Uplandslagen fällt Västmannalagen stark ab. Texte aus unterschiedlichen Quellen sind zuweilen so schlecht zusammengefügt, dass Unklarheiten und Widersprüche entstanden (z. B. Æb 6: pr., Bb 13: pr.) oder der Satzbau fehlerhaft ist669. Selbständige Formulierungen sind häufig schlechter als die aus UL übernommenen670. Der Text ist nicht sachlogisch geordnet und nicht in Kapitel eingeteilt. So sind ungegliederte lange Kapitel entstanden (z. B. Kkb 24; Mb 24; 25 und 26, wobei c. 26 den gesamten Diebsabschnitt enthält. Über die Sprache von Västmannalagen haben Beckman, Brate, Bratt, Envall, Hesselman, Siljestrand, Ståhle und Ehrhardt671 gearbeitet. Die erste Ausgabe veranstaltete Claudius Åkerman 1666 (nach Hs. B 56); Loccenius hat Västmannalagen nach der Åkermanschen Ausgabe ins Lateinische übersetzt, den Kirchenabschnitt jedoch ausgelassen672. Über weitere Drucke vergleiche die immer noch maßgebende Ausgabe von Schlyter673. Eine neuschwedische Übersetzung haben Holmbäck und Wessén 1936 veranstaltet674, wobei Nils Sjödahl das sogenannte Dalalag (=VmL I) übersetzt hat. 7. Inhalt und Besonderheiten Västmannalagen beginnt mit einer praefatio, die auch den Satz land skulo mæp laghum byggiaz oc æi mæp walds wærcum (Land soll mit Recht gebaut werden und nicht mit Gewalttaten) enthält, der sich nicht nur in Uplandslagen, 668 Urkunde vom 13. Juni 1352, in: DS, Bd. VI, Nr. 4823, S. 361). 669 Fehlerhafter Satzbau z. B. in: Bb 1: pr (SGL, Bd. V, S. 195f) im Verhältnis zu UL, Wb 1: pr. (SGL, Bd. III, S. 215f), vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. 151, N. 11. 670 Selbständige Formulierungen: z. B. in: Æ 9: pr.; Mb 5: pr. (SGL, Bd. V, S. 126; 139f), vgl. H/W, SLL. Bd. II, S. XXXVIII u. S. 89, N. 18. 671 Vgl. Natanael Beckman, outgivna, S. 94–101, Erik Brate, böjningslära (1890); Arnold Bratt, språkdrägt (1918); Petrus Envall, bergsmålet (1930), S. 8f; Bengt Hesselman, vokalerna (1909/10), S. 229 f.; Karl Karlson Siljestrand, Ordböjningen I–III (1891–1893); Carl Ivar Ståhle, literatur, S. 44 ff und Harald Ehrhardt, Alliteration S. 96 ff. 672 Vgl. SGL, Bd. V (VmL), S. XXXIX; Bd. II (ÖGL), S. XXII. 673 Vgl. SGL, Bd. V (VmL), S. XXXIII–XXXIX. 674 Vgl. H/W, SLL, Bd. II (1936).
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Wb 1: pr. findet, sondern gemeinnordisch gewesen zu sein scheint675. Im übrigen enthält die praefatio eine Aufzählung der acht Abschnitte und ihrer Kapitel. Das Rechtsbuch beginnt mit dem Kirchenrecht (Kkb, 26 cap.), es folgt der Königsabschnitt mit dem Eidschwurrecht (Kgb, 7 cap.). Der nächste Abschnitt beginnt mit dem Familienrecht, dem das Erbrecht folgt (Æb, 20 cap.). Der Mannheiligkeitsabschnitt enthält das Strafrecht (Mhb, 35 cap.); der Grundstücksabschnitt (Jb) zählt 18 Kapitel; der Kaufrechtsabschnitt (Kmb), 14. Der Dorfschaftsabschnitt (Bb) hat 28 Kapitel und den Schluß bildet das Prozeßrecht (pb) mit 24 Kapiteln. Västmannalagen war wesentlich ein Bauernrecht; aristokratische und kirchliche Tendenzen sind schwächer als in Uplandslagen: So wird die Ehrenbuße (asw. pokkabot) in Mhb 14676 nur dem König, aber keinem anderen Herren zugebilligt. Auch die Bußen für gewisse Sittlichkeitsdelikte sind geringer und uneheliche Kinder waren erbberechtigt, denn ihr Ausschluß vom Erbe in Uplandslagen, Æb 24: 1677 hat Västmannalagen nicht übernommen678. Frühjahrs- und Erntearbeiten an kirchlichen Feiertagen waren nicht ausdrücklich verboten679. Auch das alte Racherecht lebte noch680 und die private Pfandnahme blieb erlaubt681. Fortschrittliche Rechtsnormen finden sich vor allem im Prozeßrecht. Während Uplandslagen eine Jury kennt, die der Bischof und die Krone je zur Hälfte ernennen und auch des Bischofs Amtmann (biskups lænsman) erscheint (UL, Kkb 16; 18: pr.; 22: pr.), der in einigen späten Handschriften offitiæl (Offizial) genannt wird682, kennt ihn VmL I und II nur als lænsman. Es geht aber insofern über Uplandslagen hinaus, als es dem Bischof und den Geistlichen ein eigenes Thing mit eigener Zuständigkeit einräumt (kirkiuping in VmL II, Kkb 26: 2). Die libertas ecclesiae ist vermehrt, denn das kirkiuping soll alle Bischofsklagen entscheiden, offenbar auch Landstreitigkeiten mit der Kirche, die in Uplandslagen, (Kkb 20) noch nach Landrecht entschieden wurden. Schlußvereinbarungen mit dem Unterlegenen (lyctir) sollVgl. Björn Petterson, Stilstudier, S. 265f; H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 10f; 186f, N. 1. VmL, Mhb c. 14 (SGL, Bd. V, S. 150). Uplandslagen, Æb, c. 24: 1 (SGL, Bd. III, S. 127). Vgl. H/W, SLL, Bd. II, VmL, S. 64, N. 103. Anders in: UL, Kkb, c. 14: 9, vgl. H/W, SLL, Bd. II, VmL, S. 29, N. 79. Racherecht in: VmL, Æb 6: pr (SGL, Bd. V. S. 123). VmL, Mhb, c. 25: 12 (SGL, Bd. V, S. 159); vgl. H/W, SLL, Bd. II, VmL, S. 100, N. 155. 682 Offizial in: UL, Kkb 16: pr. (SGL, Bd. III, S. 70, Fn. 59: Die Handschrift Nr. 119 aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (ebda S. LIV) hat „offitiæl“, die lateinische Übersetzung des Ragvald Ingemundsson von etwa 1506 (ebda Nr. 45, S. XVIII) hat: „prepositus seu officialis episcopi“.
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ten auf dem Hundertschaftsthing erfolgen. Seelgaben und Testamente sind in Kkb 13 ausführlich geregelt: Es blieb jedoch bei der herkömmlichen Regel, dass ohne Erlaubnis der Erben nur 1/10 des ererbten Landes der Kirche vermacht werden durfte; mit Erlaubnis der Erben war der testierfähige Teil aber unbeschränkt. Ausführlich wird der innerkirchliche Streit geregelt, ob eine Gabe zu des Priesters Unterhalt oder zum Schmuck der Kirche dienen solle. Västmannalagen hatte mehrere Thingkreise: Der unterste war das Hundertschaftsthing (hundaris ping) (Rb 2; Mhb 33: pr.), wofür ein Zwölferausschuß zwei Urteiler wählen sollte (Rb 1), von denen aber nur einer anwesend zu sein brauchte. Darüber stand das Landsthing, das auch folklands ping hieß (Mhb 33: pr.), da Västmanland ein Volkland war (wie die uppländischen Volklande)683. Der Rechtsprecher leitete es (Rb 8; 14: 1; 19), und man konnte es anrufen, wenn der Urteiler des Hundertschaftsthings sich mangels Rechtskenntnis außerstande sah, eine Sache zu entscheiden (Rb 8). Über dem Rechtsprecher stand in einigen Fällen ein Ausschuß (Rb 14: 1), dessen Zusammensetzung wir jedoch nicht kennen. Gegen falsche und unrechtmäßige Urteile dieses Ausschusses konnte man nach VmL II, Rb 14: 1; 19) den König anrufen. Das ist die erste Beschreibung der richterlichen Zuständigkeit des Königs im schwedischen Landschaftsrecht684. Dass ein Ausschuß einen Streit entscheiden sollte, kommt in Västmannalagen zwar häufig vor, doch findet sich kein Grundsatz, wann der Ausschuß und wann der Eidhelferbeweis (mit zwölf, achtzehn oder sechsunddreißig Mann) zuständig sein sollte. Normalerweise bestand er aus zwölf Mitgliedern, die entweder die Urteiler (Kgb 6: 1; Jb 3: 3; Bb 5: 1) oder die Parteien je zur Hälfte benannten (Kkb 24: 5; Jb 3:3; 17; Bb 9; Kmb 14; Rb 8). Jedoch ist der Beweisausschuß vom Augenscheinsausschuß nicht deutlich getrennt (Bb 2: 2; 22: 1). Der Ausschuß mußte auf drei rechtsgemäßen Thingen685 eidlich seine Meinung äußern, wobei die Mehrheit von sieben Stimmen genügte (Mb 21: pr.; Tgb 8). Das kanonische Mehrheitsprinzip hatte sich also auch in Västmanland durchgesetzt686. Västmannalagen unterscheidet zwischen Geschäftszeugen (Æb 9: 2; 12: 2; Bb 6: 1) und Zufallszeugen (Bb 6: 3; 14: 10), wobei auch hierbei das Prinzip deutlich wird, dass nur zwei oder drei
683 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XLII. 684 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XLII. 685 Auf drei rechtsgemäßen Thingen (i pri lagha pingom), Bb 17:3; Rb 18: 1 (SGL, Bd. V (VML), S. 215; 236). 686 Für Wahlen vgl. conc. Lat. IV c. 23f (COD II, S. 246f) = c. 42; 48; 50; 55. X. I. 6 (Friedberg, II, Sp. 88f; 91f; 94f).
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Zeugen einen Beweis erbringen; das folgt aus dem römischen Recht687, oder ist der Bibel entlehnt688. Auch das Erbrecht wird – wie in den meisten schwedischen Landschaftsrechten – an die Taufe geknüpft689. Die Weiterentwicklung des Prozeßrechtes zeigt sich daran, dass das räfstetings-Statut Erichs von Pommern vom 9. April 1413690 bereits wenig Monate später, nämlich am 27. Juni 1413, in einem Prozeß in Västerås691 angewendet wurde: Der königliche Vogt Josse Finsson692 hatte sich widerrechtlich bäuerliche Güter, die der Krone steuerpflichtig waren, angeeignet und sie so den königlichen Einnahmen entzogen. Der Prozeß zeigt nicht nur, dass diese Bauerngüter in einem Grundbuch namentlich erfaßt waren, sondern auch, dass es zu Beginn des 15. Jahrhunderts möglich war, sich gegen adelige Willkürakte durch Gerichtsurteil zur Wehr zu setzen und die königlichen Steuereinnahmen wiederherzustellen.
V. Hälsingelagen 1. Hälsingland geographisch/historisch Der Name Hälsing wird verschieden gedeutet, er kann eine Landzunge meinen; wahrscheinlicher aber ist die Bedeutung „schmaler Wasserweg“ (aschwed. hals, m.). Dafür kommt der Arnösund im Kirchspiel Rogsta in Frage. Die Hälsinger trügen dann ihren Namen als Bewohner um diesen Sund herum, wozu die Halbinsel Hornsland und die Gegend um das heu-
687 Vgl. VmL Tgb 18: pr. (SGL, Bd. V, S. 236); vgl. Codex 4. 20. 9: „unius omnino testis responsio non audiatur“. 688 Vgl. Numeri 35: 30; Deut. 17: 6; 19:15, worauf Joh. 8: 17; 2. Kor. 13: 1 und 1. Tim. 5: 19 verweisen. 689 So in: VmL Æb 10: 1 (SGL, Bd. V, S. 128), das hier von VgL I, Kkb 1 (SGL, Bd. I, S. 3) und UL, Kkb 11: 1 (SGL, Bd. III; S. abweicht, wonach die von Laien gespendete Nottaufe für das Erbrecht des Kindes genügt; vgl. Lizzie Carlsson, dopet, in: Kyrkohistorisk Årsskrift Bd. 66 (1966), S. 28 f. 690 Räfstestings-Statut v. 9. Apr. 1413, Druck: SD, Bd. II, Nr. 1702, S. 600–611, vgl. u. S. 555, Fn. 1182 u. S. 560, Fn. 1216; vgl. Kjell Åke Modéer, Art. Ting, Sverige, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 345. 691 Prozeß in Västerås vor einem doppelten Ausschuß (aus 12 Bauern und 12 Bergleuten bestehend) unter der Leitung des dortigen Bischofs Peter und des Unterrechtssprechers Karl Störkersson, Druck in: DS, Bd. II, Nr. 1737, (SDHK-Nr. 18036) v. 27. Juni 1413, vgl. Anders Winroth, in: Festskrift Hans Gillingstam, 1990, S. 327–339 (327); Martin Sahlin, S. 113 ff (nur Inhaltsangabe). 692 Josse Finsson war der Nachfolger Olof Tyrgilssons als königlicher Vogt in Dalarna, vgl. Anders Winroth (wie Fn. 691), S. 327.
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Karte 23: Hälsingland, Medelpad, Ångermanland, Norrbotten; Quelle: Magnus Lundqvist, Atlas över Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133f. Hälsingland war im Spätmittelalter in zwei Teile geteilt: das südwestliche Alir und das nordöstliche Sundhed, die zugleich Propsteien waren. Möglicherweise gab es im Norden noch einen dritten Teil : Nordhstighi, der in Sundhed aufging. Die weitere Unterteilung waren skeppslag (snäcklolag) und Kirchspiele (socknar). Medelpad war im 15. Jh. in 4 skeppslag eingeteilt: Niurunda, Tuna, Torp und Indals. Ångermanland war in mindestens 11 skeppslag eingeteilt, ihre genaue Zahl ist unbekannt. Sie dienten als Gerichtssprengel. Norrbotten, nördlich von Ångermanland, zog sich um den bottnischen Meerbusen bis nach (Österbotten) hinein und wurde teils von Styrisholm (in Ångermanland) teils von Korsholm (in Österbotten) verwaltet.
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tige Hudiksvall gehört693. Hälsingland umfaßte im Mittelalter das Gebiet nördlich des Grenzwaldes Öpmorper694, also die westliche Küstenregion des Bottnischen Meerbusens hinauf bis zu seinem Nordende. Es ist zuerst bei Adam von Bremen erwähnt695 und dieser ernannte zum ersten Bischof Stenfi (Simon), der dort missionierte. Auch Snorri Sturluson696 und Karl Jónsson697 erwähnen Hälsingland. Die älteren schwedischen Urkunden sind dagegen recht schweigsam: Im 12. Jahrhundert ist es nur einmal erwähnt698. Zu Albrecht von Mecklenburgs Zeit (1364–89) war Hälsingland in zwei Teile geteilt, deren jedes einen Rechtsprecher (laghman), einen Amtmann (sysloman) und einen Propst hatte. Der südwestliche Teil der Landschaft war Alir699. Er erstreckte sich vom Ödmorden bis zur norwegischen Grenze und umfaßte das Ljusnetal und den unteren Teil des Voxnatales. Der nördliche Teil von Hälsingland hieß 1314 Sundædh (Sunded)700. Die Propsteien beider Teile nannten sich nach dem Wohnort der Pröpste, nämlich die südliche Propstei Baldanæs (Bollnäs für Alir) und die nördliche Propstei Forsa (für Sunded)701. Zu Großhälsingland gehörten weiterhin die Landschaften Medelpad, Ångermanland und Västerbotten702. a) Medelpad (Mæpalpapa), war zur Zeit der Niederschrift von HL nur an der Mündung der Flüsse Indal und Ljungdal die nördlich und südlich des heutigen Sundsvall in die Ostsee münden, und der großen Bucht 693 Vgl. Carl Erik Thors, Art. Hälsing, in: KLNM, Bd. VII (1962), S. 232f; Stefan Brink, Namnet Hälsingland, in: NoB, Bd. 69 (1981), S. 115–151; Thorsten Andersson, Art. Länder- und Landschaftsnamen, in: RGA2, Bd. 17 (2001), S. 545–569 (563); Lennart Hagåsen, *Hals i Hälsingland och Sunded – två namn i samma farled? in: NoB, Bd. 89 (2001), S. 69–94; Mats Wahlberg, Art. Hälsingland, in: SOL (2003), S. 142. 694 Neuschwed. Ödmården (heute: Tönnbroskogen, vgl. SGL, Bd. III (UL), praefatio S. 9, u. S. 452, vb. Öpmorp, so dass Gästrikland noch zu Uppland rechnete. 695 Vgl. Adam von Bremen, ed. Trillmich, IV. 25 mit Scholie 137. 696 Snorri Sturluson, Heimskringla I, ÍF 26, c. 12, S. 184. 697 Über Karl Jonsson vgl. die Sverris saga, etter Cod. AM 372 4°, c. 26, S. 27. 698 In: DS, Bd. I, Nr. 98 (1187–97), S. 123 f. 699 Zur älteren Verwaltungseinteilung vgl. Stefan Brink, bebyggelsehistoria, in: Bebyggelsehistorisk Tidskrift årg 27 (1994), S. 153–172 (168 ff). 700 Urkunde Söderala, d. 20. März 1314, in: DS, Bd. III, Nr. 1962, S. 165f: „Omnes et singuli Alyr et Sundædh inhabitantes …“; vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 391, Fn. 3. 701 Vgl. Urkunde Njutånger d. 19. Febr. 1363, in: DS, Bd. VIII, Nr. 6772, S. 298f; vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 389, Fn. 4. In der Urkunde Norrala, d. 7. März 1363, in: DS, Bd. VIII, Nr. 6778, S. 303 ist auch konungens sysloman für Forsa erwähnt. 702 Vgl. NGL II, 2, Nr. 187, Sunde, d. 15. Mai 1482, S. 302f, wo es heißt: „Nota: Halsungia concludit in se Mædilpadiam, Angermanman et Norrebuth secundum Noricos etc.“.
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zwischen beiden besiedelt. Das Land war eingeteilt in Schiffsbezirke, die zugleich Gerichtsbezirke waren, die der Unterrechtsprecher zwei Mal im Jahr aufsuchte703. Die Landschaft hatte nur eine Propstei. b) Ångermanland704 (Angermannaland, Angermannia), war das Siedlungsgebiet am Ångerman älv, der weit hinauf segelbar war, an dessen Nebenflüssen und dem dazugehörigen fruchtbaren Mündungsland an der Ostsee. Der nördliche Teil war die sogenannte Lappmark. Seine Siedlungen reichten bis zum Ume älv705. Eingeteilt war Ångermanland in mindestens elf Schiffsbezirke, die als Gerichtsbezirke dienten, doch ist ihre genaue Anzahl unbekannt706. Ein Landsthing zu Nora (nördlich von Härnösand) wird schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts genannt707, doch scheint es auch in Kuta oder Kutuby getagt zu haben, das HL, Kgb c. 11: 1 erwähnt, einem alten Krongut (heute Bjärtrå708). Die Landschaft hatte auch eigene Gesetze, wie eine Urkunde von 1345 ausweist709, doch ist unbekannt, ob dieses Recht niedergeschrieben war oder nur mündlich überliefert worden ist. Die Stadt Härnösand wird bereits 1374 als Hafen erwähnt und gehörte später zu den verbotenen Handelsplätzen710. 703 Zu Beginn des 14. Jahrunderts gab es dort jedoch noch zwei Rechtsprecher, vgl. DS, Bd. III, Nr. 1957, Nora d. 27. Febr. 1314, S. 161: „ad placitum nostrum commune … dictum varthingh et tradantur et committantur ibidem duobus discretis viris presente preposito …“ und Nr. 1959, Skön, d. 7. März 1314, S. 163: „presentibus nicolao et bryniulpho legiferis“; vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 392. 704 Ångermanland erwähnt in HL, Kgb, c. 11 (SGL, Bd. VI, S. 26 = H/W, SLL, Bd. III, S. 292f) und in DS Bd I, Nr. 444 (v. 6. Okt. 1257, S. 386); DS, Bd. III, Nr. 1946 v. 1314 (S. 146–150 [150]); DS, Bd. III, Nr. 1957, Nora, d. 27. Febr. 1314 (S. 160–161); und DS, Bd. III, Nr. 2043 v. 1316 (S. 237–239 [238f]), wo die Orte verzeichnet sind; vgl. Rudolf Tengberg, indelningen, S. 13. 705 HL, Kgb, c. 11 (SGL, Bd. VI, S. 26; 196); DS v. 1259, Nr. 444; Nr. 1957; 1946 und 2043, wo die Kirchspiele in den Jahren 1314 und 1316 aufgezählt sind); vgl. Rudolf Tengberg, indelningen, S. 13; Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 394 f. 706 Vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 394. 707 Urkunde König Christians I., Stockholm, d. 5. April 1458 (SD, SDHK-Nr. 27 196) bestätigt das Recht der Ångermanländer, einmal jährlich ein Landsthing und einen Jahrmarkt zu halten (Ångermanlännigarnas skatt, marknad och samting), vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 394; Birgitta Fritz, medeltidsbrev, S. 113 mit Lit. 708 HL, Kgb, c. 11: 1 (SGL, Bd. VI, S. 26; 193). 709 DS, Bd. V, Nr. 3940 (SDHK-Nr. 5165), Nordingrå, d. 25. Apr. 1345, S. 440f: „per firmarios dictos fasta. secundum leges angarmannie dimiserat …“. 710 Zu Härnösand, s. Urkunde v. 17. Okt. 1374, in: DS, Bd. X (2002), Nr. 8666, S. 355–359 (357). Der Brief König Christians I. v. 27. Aug. 1461, SDHK-Nr. 27 827 (vgl. Birgitta Fritz, medeltidsbrev, S. 130) verbietet rechtswidrige Häfen, darunter Härnösand; vgl. die Urkunde des Stockholmer Magistrats an Danzig v. 22. April 1472, keine verbotenen Häfen (wie Härnösand) anzulaufen, zit. bei Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 396.
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c) Västerbotten (Vesterbottnen). Die nördlichste damalige Ansiedlung hieß zunächst Norrabotten (heute: Norrbotten)711. Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts finden sich schwedische Ansiedlungen am Umeälv. Zur Zeit der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson (1319–1331) sorgte Erzbischof Olov Björnsson (1315–13. 3. 1332, sapiens) dafür, auch die Gebiete nördlich des Skellefteälvs zu besiedeln712, um die Samen für das Christentum zu gewinnen. Zu dieser Zeit gab es bereits Gemeinden in Ume (heute Umeå) und Bygde (heute: Bygdeå), die nach HL, Kgb, c. 7 keine Ledungsabgaben zu zahlen brauchten und ihr Gebiet selbst verteidigen sollten713. Steuerfreiheit wurde damals denen zugesichert, die sich zwischen Skellefteälven und Luleälven niederlassen würden714. d) Lappmarken. Da die Lappen mit ihren Rentierherden in den unbebauten Gebieten nördlich von Västerbotten auf beiden Seiten des bottnischen Meerbusens umherzogen, hatte Lappmarken keine genauen Grenzen, doch hielten sie sich vornehmlich auf der nördlich von Västerbotten gelegenenen Hochfläche auf. Etwa 1268/73 hat man die Grenze zu Norwegen geregelt715. Trotz der Ortsangaben dieser Urkunde blieb die Grenze wegen der nomadisierenden Samen unklar. Deshalb begnügte man sich schließlich damit, die Birkarlar zu besteuern, die den Handel mit den Samen in der Hand hatten716. Doch waren die zum Kirchspiel Ume zählenden Samen nicht von den Birkarlarn abhängig, weshalb sie „Königs-Samen“ hießen717.
711 Vgl. zum Sprachgebrauch: Mats Wahlberg, SOL, Art. Norrbotten, S. 227. 712 DS, Bd. IV, Nr. 2606 v. 2. Febr. 1327, S. 8 (Besiedelung und Aufteilung des Landes zwischen Skellefteå und Uleå); DS, Bd. IV, Nr. 3134 Stockholm, d. 9. Apr. 1335, S. 435f (Nils Abjörnson erhält den Pite älv) und DS, Bd. IV, Nr. 3409, Lule d. 1. Jan. 1339, S. 646f (Svenald af Rutuvik überträgt Güter um Lule an die Åbo domkirke); vgl. Rudolf Tengberg, indelningen, S. 13; vgl. Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 53f; Fn. 5. 713 HL, Kgb, c. 7 (SGL, Bd. VI, S. 23; 192; 195). 714 DS, Bd. IV, Nr. 2606 v. 2. Febr. 1327, S. 8 (wie Fn. 712); dito Nr. 2850, d. 23. Mai 1331, S. 214; (Güterteilung bei Lule); vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 396; Vgl. Karl Johan Schlyter, landskap, in: afhandlingar II, S. 88–93, 155f; Rudolf Tengberg, indelningen, S. 13, der auf DS, Bd. IV, Nr. 2606, 3134 und 3409 (wie Fn. 712) verweist. 715 Urkunde v. ca 1268/73, Druck in: NGL, Bd. II, S. 487–491 („petta landamære er mellim Jæmtalandz ok Finmarkar ok Hælsingaland …“, S. 490f); zuvor hrsg. u. erläutert v. Ericus Chr. Werlauff, Grændze, in: ANOH, Bd. 1844/45, S. 147–192; vgl. auch die Urkunde von 1482, welche die ältere Urkunde aus den 1270ern bestätigte, in: HSH Bd. 29, S. 44–48; vgl. Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 398 f. 716 Über die Birkarla vgl. unten 6. Kap. B 1, S. 631, Fnn. 41 ff. 717 Vgl. das Gutachten des Vogtes von Norrbotten, Sten Henriksson, Torneå, d. 27. Dez. 1454a (SDHK-Nr. 26 602), Druck: FMU 2959 nach HSH Bd. 29, Nr. 8, S. 29; vgl. Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 399.
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Der Friedensvertrag zwischen Sven Sture, Erich von Pommern und Königin Margareta vom 10. Oktober 1398718 teilte Norrland so ein, daß Norrbotten und Lappmarken zur Vogtei Korsholm (Krytzeburg, in Östernorrbotten, bei Vasa) gehörten, Ångermanland und die Hälfte von Medelpad zur Vogtei Styresholm und die andere Hälfte von Medelpad und Hälsingland zur Vogtei Faxeholm (in Alir)719. Die Grenze zwischen dem schwedisch besetzten Finnland und Rußland legte der Frieden von Nöteborg 1323 fest720. Danach beanspruchten die schwedischen Könige das Land nördlich von Umeå und Bygdeå, auch kolonisierten sie die Gegend um den Lule- und Piteälv. Die Besiedelung erfaßte auch die östliche Küste des bottnischen Meerbusens. Die kirchliche Einteilung folgte der weltlichen: Zu Beginn des 14. Jahrhunderts hatte Hälsingland vier Propsteien: Bollnäs (für Alir), Forsa (für Sunded), sowie je eine für Medelpad und Ångermanland721. Über die Grenze zwischen den Bistümern Uppsala und Åbo herrschte Streit. Angeblich sollte der finnische Uleälv (Oulujokki) und der Uleträsk (Oulojärvi)722 die Grenze bilden. Das ist zwar durch mehrere Urkunden belegt, doch gründen sie auf einem Fehlverständnis von HL, Tgb, c. 15723: Die Worte, welche die Grenze zwischen Norwegen und Schweden kennzeichnen „Swa skifptis landum II kunungæ mællum. at swerikis ok norikis byriæas i vlu præski …“ beziehen sich auf den Sumpf oder Binnensee Ulen (Ulsjön), im Kirchspiel Sörli im Fylke Nordtröndelag, nordwestlich von Hotagen in Jämtland, aber 718 Vertrag vom 10. Okt. 1398, in: ST, Bd. II, Nr. 426; vgl. Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 391, 395, 417; Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 56. 719 Vgl. Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 56. 720 Zu ihrem genauen Verlauf vgl. Jarl Gallén/John H. Lind, Nöteborgsfred 1–3 und die Karte in: Art. Rigsgrænse, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 205f; Vilkuna, Kustaa, Nöteborgsfreden (1961); vgl. unten 6. Kap. B II, 5, S. 640, Fnn. 106 ff. 721 Vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 389 f. 722 Vgl. H/W, SLL, Bd. III (HL), S. III. 723 HL, Tgb, c. 15 (SGL, Bd. VI, S. 93). Dies ist schon früher behauptet worden, so in der Urkunde des Drosten Knut Jonsson v. 5. Sept. 1328, in: DS Bd. IV, Nr. 2676, S. 73f: „extrema pars Helsingie versus aquilonem, que ad amnem dictum Wlv et stagnum Wlvträsk vsque protenditur“; das hat Torsten Styrbjönsson 1374 wiederholt (in: REA, Nr. 230). Erzbischof Birger Gregersson hat die Frage 1374 genau untersuchen lassen und die Grenze am Ule Älv in Finnland bestätigt. Schließlich teilte ein Brief König Albrechts, Enköping, d. 17. Juni 1377 (in: FMU, Bd. I. Nr. 864; vgl. H/W, SSL, Bd. III [Hälsingelagen], S. 410f, N. 110) den Einwohnern von Norbotten in Hälsingland mit, dass er diese Grenze bestätige („limites Helsingie … in prefatis ampne Vlo et stagno Vlothresk … per has nostras literas declaramus … ac ratam et gratam habemus“) und dass alle Siedler bis zum finnischen Ule träsk und Ule älv zum Erzbistum Uppsala gehörten. Der tatsächlichen Lage entsprach das nicht; vgl. Jan Liedgren, Art. Landskap, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 239.
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nicht auf den finnischen Uleälv724. Wegen der nördlichen schwedischen Siedlungen in Medelpad, Ångermanland und Västerbotten, die auch nach Finnland übergriffen, festigte sich die Grenze zwischen beiden Bistümern auf finnischem Gebiet, und zwar zwischen dem Torneälv (der bei Tornio/ Haparanda in die Ostsee mündet) und dem Kemi älv (der sich in Rovaniemi südwärts wendet und in Kemi die Ostsee erreicht)725. Die Sprachgrenze bildete das Kirchspiel Nederkalix (ca 45 km westlich von Haparanda). Außer diesem Großhälsingland gab es im Norden nur noch Härjedalen, das norwegisch besiedelt war und zu Norwegen rechnete sowie Jämtland, das zwar von Westen und Osten besiedelt wurde, aber politisch zu Norwegen, kirchlich zum Erzstift Uppsala gehörte726. Der Grenzverlauf zu Norwegen ist in Hälsingelagen, Pmb 15 geschildert727. 2. Geltungsbereich Hälsingelagen galt nicht nur im eigentlichen Hälsingland, sondern auch weiter nördlich. Auf Grund einer Urkunde Magnus Erikssons vom 16. März 1340728 lebten die schwedischen Siedler nördlich von Hälsingland und Ångermanland (in der Lappmark, im Norden des Bottnischen Meerbusens, aber wohl auch die von schwedischen Siedlern bewohnten Bereiche Ostbottniens) seit dem Frieden von Nöteborg 1323 nach Hälsingerecht. Hälsingelagen galt also auch in Teilen Finnlands729, bis es gegen Ende des 14. Jh. von MELL abgelöst wurde730.
724 So schon Schlyter, SGL, Bd. VI, S. 195, Art. Ulu præsk; vgl. H/W, SLL, Bd. III (HL), S. 410, N. 110; Carl Gustaf Styffe, Unionstiden S. 396 f. 725 Die Urkunde REA Nr. 224, Kumo kyrka, d. 16. Juli 1374 bezeugt S. 149 „tota communitas terre Satagundie … generaliter congretati … notum facimus et probare volumus iuramentis nostris“, die Grenze zwischen dem Bt. Uppsala und dem Bt. Åbo „ab antiquo seruatis … quod limites in Norrabotn in modum qui sequitur sunt seruati, videlicet quod Kakama attinet archiepiscopi Vpsalensi, et Kem attinet episcopati Aboensi et subsequenter Yioki, Vlajoki, Sikajoki et Patsjoki“. 726 S. dazu oben 1. Kap., BX, 4, S. 181 f., Fnn. 582 ff. 727 SGL Bd.VI, S. 93; vgl. Axel Nelson, Lex Helsingiae, S. XXVI ff; derselbe, inledning, in: Rättshistoriska Studier, Bd. II, S. 74 ff; H/W, SLL, Bd. III, S. 409 ff, N. 109 ff. 728 Vgl. DS, Bd. IV, Nr. 3473, Telge, d. 16. März 1340, S. 700f: („att the landzende wårtt Rijkes som widh Helsingeland och Ångermanaland liggiandes äre, benemdh Laepmarck … att the niuta och bruka förnempde Helsingelandz lag och sedwengio“, vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 47 f. 729 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LX; Axel Nelson, Lex Helsingiae, S. XXXI f; Kauko Pirinen, Art. rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV, Sp. 271 ff. 730 Vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 315–354, derselbe, tillämpning, in: JFT 1963, S. 84–101.
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3. Überlieferung Von Hälsingelagen ist nur eine einzige mittelalterliche Handschrift überliefert: B 49 in der UB Uppsala731, die nach 1320 (vgl. Æb 16:pr), wohl aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammt und von Schlyter seiner Ausgabe zugrunde gelegt worden ist. Leider fehlen dort einige Blätter und damit der Text von Æb 1, Mb 2–13, der Anfang von Æb 14 sowie von Jb. Aus Berichten ist bekannt, dass weitere mittelalterliche Handschriften existiert haben, die jetzt verloren sind. Eine von ihnen war die Vorlage für den Druck von 1609. Sie hat wahrscheinlich der königlichen Kanzlei gehört732, war korrekter als B 49 und füllte deren Lücken. Für den Herausgeber der Druckausgabe von 1609 halten Henning, Ståhle und Holmbäck/Wessén733 Jonas Bureus (1575–1655); dagegen spricht sich Nelson734 für dessen Onkel Johannes Bureus (1568–1652) aus. Der Herausgeber hatte neben B 49 die Vorlage für die Druckausgabe und mindestens eine weitere Handschrift zur Verfügung, wie die Variantensammlung am Ende der Ausgabe von 1609 zeigt. Es hat aber wohl mindestens vier Handschriften gegeben, wie sich aus der Kollationierung von R 15 ergibt, die Erzbischof Birger Gregersson (1367–1383) im Jahre 1374 veranlaßten, den Grenzverlauf zu Norwegen zu ermitteln735. Eine davon war das in der Kirche von Selånger dem allgemeinen Gebrauch dienende, durch eine Kette gesicherte Exemplar736. Ignatius Meurer hat auch Hälsingelagen in seine Sammelausgabe alter Rechtstexte von 1666 aufgenommen737. Eine Nachlese zu den überlieferten Texten hat Carl Ivar Ståhle gehalten738. Auf Initiative Erzbischof Olov Björnssons
731 Vgl. dazu: Schlyter, Jur. Avhandlingar II, S. 155 ff; Oskar Fredrik Hultman, ärvdabalk, S. 1–5. 732 Vgl. Oskar F. Hultman, ärvdabalk, S. 4; H/W, SLL, Bd. III, S. XLIV. 733 Vgl. Sam Henning, redigering, S. 126f; Carl Ivar Ståhle, Upplandslagen, in: ANF, Bd. 69, S. 97f; H/W, SLL, Bd. III, S. XLIV. 734 Vgl. Axel Nelson, lex Helsingiae, S. XI–XXI; derselbe, Studier, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1955, S. 54 ff. 735 In der Urkunde Swartasund (Norrala socken), d. 16.Oktober 1374, in: DS Bd. X, 2, Nr. 865 heißt es: „...tres libri legum continentes terre Helsingiae...“; vgl. Axel Nelson, lex Helsingiae, S. XXV ff.; H–W, SLL, Bd. III, S. XLV, 408 f. 736 Das geht aus der Urkunde SDHK Nr. 10597 v. 7. Okt. 1374 (DS Nr. 8660) hervor, wo es heißt: „...quendam librum legum terre Hælsingie, approbatum per Dominum Magnum regem [Magnus Eriksson], ad quem ab omnibus illius terre jncolis, quorum causa agitur, quando dubium super aliquo oritur, vel a judicibus appellatur generaliter et solummodo refugitur...“. Offenbar wurde Hälsingelagen noch zu diesem Zeitpunkt angewendet, obwohl MELL bereits seit etwa 1350 fertig war, vgl. Gerhard Harström, rättskällor, S. 47. 737 Zur Ausgabe Ignatius Meurers s. o. Fn. 189. 738 Vgl. Carl Ivar Ståhle, texter, Hs. D, S. 227–230.
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(1315–13. 3. 1332, sapiens, das heißt des Rechtskundigen739), geht ein Beschluß des schwedischen Reichsrats vom 4. Juni 1320 zurück, nämlich die in Hälsingland wieder aufgenommene Eisenprobe, (an der bereits nach canon 18 des 4. Laterankonzils 1215 Geistliche nicht mehr mitwirken durften740) abermals zu verbieten (bewahrt in Æb 16:pr) Auch wenn man dieses Datum nur auf diese Stelle, nicht auf das ganze Gesetzbuch bezieht, wie Hafström will741, bleibt die Tatsache, dass dieser Erzbischof (verwandt mit Birger Persson [† 1327], dem laghman von Tiundaland) am weltlichen Recht in seinem Sprengel nicht nur interessiert war, sondern sich um dessen Sammlung verdient gemacht hat742. Deshalb und wegen seiner Abhängigkeit von Uplandslagen, wird es nach 1296, wahrscheinlich zwischen 1320 und 1332743 zustande gekommen sein. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1940 eine neuschwedische Übersetzung vorgelegt744 und Oscar Fredrik Hultman hat die Erbrechtsabschnitte von Hälsinge- und Upplandslagen kommentiert745. 4. Niederschrift, Inhalt und Besonderheiten a) Der Erzbischof sorgt für die Aufzeichnung Hälsingland lag vom schwedischen Machtzentrum um Stockholm und Uppsala weit entfernt. Deshalb besuchten es die schwedischen Könige kaum, und es gab auch keinen eingesessenen Adel, die Mehrheit der Bevölkerung setzte sich vielmehr aus freien Bauern zusammen746. Die Landschaft hatte auch ein eigenes Recht, denn im Jahre 1314 sprechen die Einwohner von Alir-Sundæde, Mædelpada und Ångermanland in verschiedenen Urkunden von Strafe „secundum quod in legibus nostris est statutum“747. 739 Vgl. Axel Nelson, lex Helsingiae, S. XXXIV; derselbe, kodifiering, in: Nordisk tidskr. för bok- och biblioteksväsen 1951, S. 1–4. 740 Verbot der Teilnahme Geistlicher an den Gottesurteilen in: COD II, S. 244. 741 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Hälsingelagen, in: KLNM, Bd. VII (1962), S. 233f; derselbe, rättskällor, S. 46 f. 742 Vgl. Axel Nelson, kodifiering, in: Nordisk Tidskr. f. Bok- ok Biblioteksväsen 1951, S. 2f. 743 Vgl. Axel Nelson, lex Helsingiae, S. XXXVI; H/W, SLL, Bd. III, S. LXI; Gerhard Hafström, Art. Hälsingelagen, in: KLNM, Bd. VII (1962), S. 235. 744 Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, Bd. 3: Södermannalagen och Hälsingelagen, Stockholm 1940. 745 Oskar Fredrik Hultman, Hälsingelagens och Upplandslagens ärfdabalk i Cod. Ups. B 49. Språkhistorisk undersökning, Helsingfors 1908; Neuauflage Bollnäs 1911. 746 Vgl. Stephan Brink, Hälsingelagen (2010), S. 119–135. 747 S. die Urkunden DS, Bd. III, Nr. 1957, Nora, d. 27. Febr. 1314 (S. 160–161); Nr. 1959, Skön, d. 7. März 1314 (S. 162f [163]) und Nr. 1962, Söderala, d. 20. März 1314 (S. 165f [165]): „quod legibus nostris est statutum“; vgl. Rudolf Tengberg, indelningen, S. 68; Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 351.
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Woher der Anstoß, das hälsingische Recht aufzuzeichnen kam, kann nur vermutet werden. Da das ganze Land in Nordschweden zum Erzbistum Uppsala gehörte, dürfte der rechtskundige Erzbischof Olov die Aufzeichnung veranlaßt haben, da das uppländische Recht für die dortigen Verhältnisse nicht recht paßte748. Und daß auch nach der Mitte des 14. Jahrhunderts die Landschaftsrechte – trotz der Existenz von MELL – weiter angewendet wurden, ist deutlich749. b) Verhältnis zu benachbarten Rechten Hälsingelagen ist ein Rechtsbuch, es wird Hälsingæ landæ laghbok,(Praefatio) genannt und stellt eine stark verkürzte und auf Hälsingland zugeschnittene Bearbeitung von Uplandslagen dar750. Am selbständigsten sind die Kapitel 1–16 des Landbauabschnitts (Vb) und der Rechtsgangsabschnitt (Tmb). Uplandslag bot ein Vorbild für HL, das dort abgeändert wurde, wo es für Hälsingland nicht paßte751. Das traf besonders auf den Manhelgs-, Jorda-, Byalags-, Köpmåla- und Rättegångsbalk zu, die von UL fast ganz unabhängig sind752. In Hälsingelagen finden sich aber auch Vorschriften, die altes Recht enthalten und von Uplandslagen abweichen, so z.B. in Mhb 6:pr. (Totschlag) und 28 (Diebstahl). Im Mhb 38 ist die Blutrache noch erlaubt und die Sippenbuße (ætta[r] bot) geltendes Recht. Die ausgefeilten Regeln über den Heimfrieden (Mb 6:2; 23) sind wohl nicht alt753, sondern beruhen auf der Eidschwurgesetzgebung des 13./14. Jahrhunderts754. Außerdem sind dem Kirchen-, dem Königs-, Mannheiligkeits-, Grundstücks- und Rechtsgangsabschnitt ältere Vorschriften angefügt, die Einblicke in den früheren Rechtszustand gestatten, der vermutlich seinerseits von den (verlorenen) Rechten der uppländischen Volklande (Tiundaland, Attundaland, Fiæprundraland) beeinflußt war. Dagegen sind Kkb 21:2–5 und Pb 15 später beigegeben755. 748 Zum Umfang des damaligen Hälsinglands vgl. Harry Ståhl, ortnamn (1976), S. 134f; Stefan Brink, Hälsingelagen (2010), S. 119–135. 749 Vgl. Elias Wessén, lagspråk, S. 36. 750 Eine Urkunde aus Hälsingland vom 19. Februar 1363 spricht von „vår uppländska lag“, in: SRP Nr. 172. 751 So ergeben sich weitgehnde Ähnlichkeiten mit UL in Kkb, c. 11:1 (mit UL, Kkb 11: 2; Kgb c. 3 (mit UL Kgb 6); Mb 2 und 32 (mit UL ebda); Jb 13 (mit UL Jb 16); Tmb 12 (mit UL Tmb 8); und Wb 23:1 (mit UL Wb 28); vgl. die Tabelle bei Stephan Brink (2010?). 752 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Hälsingelagen, in: KLNM, Bd. VII, Malmö 1962, Sp. 234. 753 So aber: v. Schwerin, in: Besprechung von Torsten Wennström, ZRG, GA, Bd. 57 (1937), S. 509; Lizzie Carlsson, högsätet, S. 67 ff. 754 Vgl. Ragnar Hemmer, Hemfriden, in: Svensk juristtidning 1945, S. 248–253. 755 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LXI, 338 f.
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Als Summe der fälligen Bußen verwendet Mhb 6: 2756 das Wort bogher (Bogen), das offenbar mit dem awestn. baugar, bauggildr (Ringbuße, Wergeld für einen Getöteten) verwandt ist. Damit wird deutlich, daß Hälsingland auch nähere Beziehungen zu Norwegen und dem tröndischen Recht hatte757. Weitere Belege dafür sind der Gebrauch des Wortes konungs aræ (Königsbote), dem væzla (Nahrung) zu gewähren ist758. Dieses Wort erscheint im Altschwedischen nur hier; es ist offenbar verwandt mit dem awnord. veizla, dem Unterhalt für den reisenden König und sein Gefolge. Möglicherweise hat der konungs ari etwas mit dem norwegischen ármajr, dem örtlichen königlichen Beamten zu tun759. c) Inhalt und Besonderheiten Hälsingelagen besteht aus einem Vorwort, und acht Abschnitten (Kirchen-, Königs-, Erbschafts-, Mannheiligkeits-, Grundstücks-, Kaufrechts-, Dorfschafts und Rechtsgangsabschnitt). Das Vorwort gibt den Gedankengang der praefatio von Uplandslagen stark gedrängt wieder, macht aber auch Anleihen beim Vorwort des Jütschen Rechts, wie sich unter anderem aus dem Satz ergibt „mæp lagh skal man land byggæ“ (Mit Recht soll das Land gebaut werden). Die Sprache verrät (ebenso wie bei der Ängsö- und Esplunda-Hs. von Uplandslagen) dänischen Einfluß760. Außerdem zeigt vor allem sein Kirchenabschnitt, dass sich Hälsingland zur Zeit der Niederschrift auf der rechtlichen Stufe der Christianisierung761 befand: Das folgt nicht nur aus dem Vorwort, das unter anderem das Gleichnis vom Sämann (Markus 4:7,18; Lukas 8:7, 14) zitiert, sondern auch aus Kkb c. 1: pr, 1, das heidnischen Glauben verbietet, christlichen befiehlt und Kirchenbau verlangt. Das Ringen zwischen altem und neuem Recht beleuchten Æb 11 und 12, wo von Seelgabe, Testament und dem Lösungsrecht der rechten Erben die Rede ist. Einige alte Rechtsgewohnheiten leben in Hälsingelagen weiter: Die Blutrachepflicht (Mb 38) folgt der Erbenordnung (Æb 15), auch gibt es
756 Mhb 6: 2 (SGL, Bd. VI, S. 46f) 757 Vgl. H/W, HL, Mhb 6: 2 (SLL, Bd. III, S. 328, mit N. 67, S. 344f); Gerhard Hafström, baugar, S. 2–7. 758 Konungs aræ in: HL, Kgb 10; 11 (SGL, Bd. VI, S. 25f). 759 Vgl. Per Sveaas Andersen, Art. Årmann, in: KLNM, Bd. XX (1976), Sp. 446–450. 760 Vgl. Samuel Henning, språkproblem, S. 78 ff; H/W, SLL, Bd. III, S. 262; Ernst Nygren, Besprechung von Axel Nelson, in: Nord. Tidskr. f. bok- och biblioteksväsen 1949, S. 100. 761 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LVII; Strauch, geistliche Gewalt, S. 143–146.
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noch die Sippenbuße (Mhb 38)762, die außer Hälsingelagen bei den Svearechten nur noch Västmannalagen I, Gb 3: 2 (ættæbot) kennt763. Auch die altertümliche Ehrenbuße (pokkabot) findet sich noch (Mb 7: pr). Die im Jahre 1320 erneut verbotene Eisenprobe soll durch das Verfahren vor dem zwölfköpfigen Ausschuß ersetzt werden (Æb 16). Der Tradition verhaftet sind das Grundstücks- und das Dorfschaftsrecht: Das Hälsingelag kennt – anders als das Uplandslag im gleichen Abschnitt – weder die „Sonnenteilung“ noch den Satz „tomt ær akærs moper“764, noch auch das Markland und seine Unterteilungen. Bei Grenzstreitigkeiten zwischen Dörfern entscheiden die „minnunga mæn“ (= alte Männer mit Erinnerung, vgl. Vb, c. 12), und ebenso bei Grundstücksstreit im Dorf, Vb 14; 16, eine alte Rechtseinrichtung, die offenbar aus dem hälsingischen Gewohnheitsrecht stammt765. Rechtsprechungsbezirke waren die Drittel (pripiungar, (Mb 29; Vb 7:1)766, die wieder in skiplagar zerfielen. Von „pripiunger“ = Dritteln ist an zwei Stellen die Rede, sie entsprechen den tingslagar (Gerichtssprengeln) in UL767. Ob die skiplagar mit den Kirchspielen zusammenfielen, ist unbekannt. Das Thing tagte nur zwei Mal im Jahr768. Auf dem Thing wirkte nur ein Urteiler, der „laghman“ hieß (Pb 1:pr). Darin weicht Hälsingelagen von allen anderen Svearechten ab, die zwei Urteiler kennen und zudem den Lagmannstitel dem Vorsitzer des Landsthings vorbehalten769. Dass es in Hälsingland nur ein Landsthing gegeben habe (vgl. Pb 6:pr), ist unwahrscheinlich, da für jeden Landesteil eines nachweisbar ist: für Alir in Sudherale (jetzt: Söderala), für Sunded in Hög (ca 100 Km nordwestlich von Hudiksvall), für Medelpad in Husaby Næs (in Selångers socken) und für Ångermanland in Kuta oder
762 HL, Mhb c. 38 (SGL, Bd. VI, S. 60): „Een timæ skal ættæ boot bötæs. sipæn warpæ siælfwr wærkum sinum“ (bisher soll Sippenbuße gezahlt werden, jetzt haftet man selbst für seine Taten). 763 Vgl. Schlyter, Juridiska afhandlingar I, S. 66, Fn 2, der auch auf VmL I, Mhb c. 10 (SGL, Bd. V, S. 20) hinweist, wo nur die Sache behandelt, das Wort aber nicht gebraucht ist. 764 UL, Vb 2:6 (SGL, Bd. III, S. 218) = das Hausgrundstück ist des Ackers Mutter, d. h., dass dessen Größe sich nach der des Hausgrundstücks richtet. 765 Vgl. H/W, HL, (SLL, Bd. III, S. 385, N. 58; 61); Stephan Brink, Hälsingelagen (2010?). 766 Für das frühe Mittelalter nennt Stefan Brink, bebyggeleshistoria, in: Bebyggelsehistorisk Tidskrift årg. 27 (1994), S. 168 neben Alir und Sunded auch das nördlich davon gelegene Drittel Nordanstig. 767 Asw. pingunøte, vgl. Thorsten Andersson, Art. Verwaltungsbezirke, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 268–273; derselbe, Folk (2010), S. 38. 768 HL, Pgb 3: pr (SGL, Bd. VI, S. 86); in Upland dagegen jeden 7. Tag: UL, Pgb 1: pr (SGL, Bd. III, S. 258). 769 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LXIV.
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Kutaby (dem Uppsalagut in Bjärtrå)770. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es jedoch nur noch einen Rechtsprecher, der durch die Landschaft reiste und in den größten Kirchspielen Thing hielt. Es gab auch ein Landsthing, das bei der Kirche von Tuna gehalten wurde771. Von dem nordwestlichen Teil Hälsinglands ist nur der Name Norpstigher mit einem Uppsala-Gut überliefert772. Bemerkenswert ist, dass die älteren Teile von Hälsingelagen die noch unabhängig von Uplandslagen sind, durch Alliteration und Rhythmus, also durch den mündlichen Vortrag des laghmans geprägt sind773. Eingeteilt war das Land in drei tredingar (Drittel), die in Schiffsbezirke (skiplagh [skipnøte] oder snæckolagh)774 zerfielen. Diese setzten sich aus skeppslagsfjärdingar (Schiffsbezirksviertel) und fhäls. harar (Ruderdollen), zusammen. Sie entsprechen den upländischen hamnar (Schiffsgestellungsbezirken), sind also nur ein anderes Wort für dieselbe Sache. Anders als UL kennt HL keine hundari oder Harden (hærap). Die Pfarreien775 („sokn“) haben vielleicht den Skiplagar entsprochen, wo sie errichtet waren. Wie viele Schiffsbezirke es in Hälsingland gab und wie sie abgegrenzt waren, ist ungewiß. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts scheinen sie mit den 19 Pfarreien zusammengefallen zu sein776. Nicht in HL erwähnt, aber aus Hälsinglands ältesten Grundbüchern (jordeböcker) des 16. Jahrhunderts bekannt ist der Verwaltungsbezirk skiolder, sköll777, den Gustav Vasa zur Grundlage seines Steuersystems machte. Er ist jedoch älter als dieses und diente auch vorher schon der Steuererhebung: Jeder sköll bestand aus sechs Vollbauern und 770 Vgl. DS, Bd. III, Nr. 1957 v. 27. Febr.; Nr. 1959 v. 7. März und Nr. 1962 v. 20. März 1314, die von „placitum nostrum commune“ sprechen; vgl. SGL, Bd. VI, S. 163, (vb. Lands ping); S. 194f (vb. Sundap); Carl Gustav Styffe, Unionstiden, S. 391–395; H/W, SLL, Bd. III, S. XLVII. 771 Das Thing in Tuna ist belegt durch die Urkunde vom 3. Mai 1458, SDHK-Nr 27 213, vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 389, Fn. 5. 772 Upsala-öper-gops erwähnt in HL, Kgb c. 11:pr (SGL, Bd. VI, S. 26), vgl. Art. Norpstigher, dort S. 194; Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 389, Fn. 4. 773 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Hälsingelagen, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 235. 774 „Skiplagh“ sind Schiffsbezirke, hier: Gerichtsbezirke), erwähnt in: HL Kgb 11: pr; Mb 23; Vb 24: 3 (SGL, Bd. VI, HL, S. 26; 53; 84); vgl. UL, Kgb 11: pr, 12; Mb 18; Pgb 14: 1 (SGL, Bd. III, UL, S. 98, 100f; 149; 275). Zum Begriff skiplagh (Schiffsbezirk) s. o. 4 a), S. 444 f., Fnn. 380 f; snäckolag findet sich in FMU Bd. I, Nr. 883, d. 15. Febr. 1380: „Theuesala Snækkiolagh“ und in REA Nr. 244, Nousiainen, d. 25. März 1380: „aa snæckielagx tingeno i santamalum j Nwmmisby“; welches die Kirchspiele Nousis, Masku und Lemo umfaßte; vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 388; Vilho Niitemaa, Art. Leidang, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), S. 458 f. 775 Sokn (Pfarrei) in: Pgb 1:1; 3:pr (SGL, Bd. VI, HL, S. 85; 86). 776 Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 388; H/W, SLL Bd. III, S. LXIII f; S. 299, N. 40. 777 Vgl. Stephan Brink, skattelängd, S. 146.
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hatte einen Teil der Gesamtsteuerlast aufzubringen. Das Wort sköll scheint gleichbedeutemd mit (ut)skyld zu sein und bedeutet einen Steuerbezirk wie gärd oder gärdetal in anderen Landesteilen, entsprechend wohl auch der uppländischen hamna778. 5. Der Forsaring Aus Hälsingland stammt eine alte Inschrift Schwedens779, eine Runeninschrift auf einem eisernen Ring von 43 cm Durchmesser780 an der mittelalterlichen Kirchentür in Forsa, ca 10 Km westlich von Hudiksvall gelegen, das im Mittelalter Sitz der Propstei für die Landschaft Sunded geworden war781. Heute wird die Inschrift ins neunte oder zehnte Jahrhundert datiert782 und gilt als vorchristlich. Damals gab es noch kein Hälsingelag, sondern das Recht des Landsthings in Hög, das für die ganze Landschaft Sunded galt, also ein Sundedslag (liuprettr), das älteste bekannte schwedische Recht. Der Ring war nicht immer in Forsa, sondern zierte nach einer Legende von etwa 1700783 die Kirchentür von Hög, dem politischen Zentrum des Landes, wo das Landsthing tagte784. Hier lagen auch drei alte Königshöfe, die in Hälsingelagen upsala öper (Uppsala-Gut) heißen785. Die beiden auf dem Ring genannten Namen, Anund i Tåsta und Ofeg in Hjortsta, wa778 Nachgewiesen in den ältesten jordeböckern för Hälsingland (1542), in: Gammal Hälsingkultur, utg. Sven Brun/Alfred Vestlund (1933): Skatte boken av Hälsingland för år 1542, S. 11–113 und die Einleitung dort, S. 7–10; vgl. Stephan Brink (wie Fn. 777). 779 Text in: H/W, SLL, Bd. III, S. LIVf; vgl. Gerhard Hafström, lagbud, S. 5; Aslak Liestøl, Runeringen i Forsa, in: Saga och Sed 1979, S. 12–27; Stefan Brink, Forsaringen (1996), S. 27–55; Gun Widmark, Forsaringen, in: Runor och Namn, Hyllningsskrift till Lena Petersen (1999), S. 117–124. 780 Vgl. Aslak Liestøl, Forsa, S. 22. 781 Vgl. Carl Gustav Styffe, Unionstiden, S. 391; Bo Ruthström, ristningen, S. 41. Aus Sicherheitsgründen befindet sich das Original heute im Museum, vor Ort hängt eine Replik, vgl. Stefan Brink, Forsaringen, S. 52 782 Noch H/W, SLL, Bd. III, S. LVII datierten die Inschrift auf die erste Hälfte des 12. Jhs, ihnen folgt Gerhard Hafström, Forsaringen, S. 6 und jetzt – wenig überzeugend – Carl Löfving, in: Fornvännen 2010, S. 48–53. Neuere Forschungen von Aslak Liestøl, Runeringen, S. 12–27; Stefan Brink, Forsaringen, S. 27–55; derselbe, lagbud (1996), S. 7–55; derselbe, law (2008), S. 29: 9. Jh.; Gun Widmark, Forsaring, S. 117–124 datiert ihn in das neunte oder 10. Jahrhundert; vgl. Bo Ruthström, ristningen, in: ANF, Bd. 105, S. 53f, der das 9. Jh. bevorzugt. Ebenso jetzt auch: Magnus Källström, Forsaringen tillhör 900-talet, in: Fornvännen Bd. 105 (2010), S. 228–232. 783 Vgl. Bo Ruthström, ristningen, S. 41. 784 Vgl. Aslak Liestøl, Forsa, S. 26 f. 785 Nämlich in HL c. Kkb 2: pr und Kgb 11:1 (SGL, Bd. VI, S. 6; 26), vgl. ÖGL, Drb c. 14: pr. Uppsala öper war ein Gut, das zu dem in verschiedenen Reichsteilen belegenen Krongut gehörte, vgl. Staffan Helmfrid, S. 135 ff, Strauch, OGR, S. 290.
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ren im Kirchspiel Hög ansässige Rechtskundige, welche die Formulierung der Inschrift bestimmt haben786. Der Inhalt des Ringes sagt, wer für die Beschädigung der stavar (Stäbe)787, die den heidnischen Kultplatz (vi)788 einhegten, verantwortlich sei und sie nicht rechtzeitig herrichte, müsse dafür einen Ochsen und zwei Öre büßen, bei Wiederholungen jeweils das Doppelte. Fraglich ist, wer die Buße empfängt. Brink bezieht staf auf den Empfänger der Buße und schlägt drei Deutungen vor, ohne sich zu entscheiden789, während Ruthström790 das Volk als Empfänger nennt. Sicher ist nur, dass wegen der Datierung der Inschrift in die frühe Wikingerzeit (als das Christentum in Hälsingland noch nicht Fuß gefaßt hatte) es sich bei der Buße weder um den verweigerten Hauptzehnt791 noch um die Störung des Messefriedens und auch nicht um eine Buße an den Bischof handeln792 kann. Dass die Bußvorschrift des Forsarings in Hälsingelagen nicht wiederkehrt, dürfte darauf beruhen, dass man die Inschrift im 14. Jh. nicht mehr zu deuten wußte, weil es keinen heidnischen Kultplatz mehr gab. Der Ring wird die Aufgabe eines Eidringes gehabt haben für Schwüre, die auf dem Landsthing zu leisten waren793. Ein Ring mit einer landrechtlichen Inschrift (liuprettr)794 gehörte schon seines Inhalts wegen an diesen Ort795.
786 Vgl. Magnus Källström, Mästare och minnesmärken (2007), S. 200 f. 787 So die Deutung von Bo Ruthström, ristningen, S. 54; 788 Vgl. Stefan Brink, Ortnamn (1984), S. 102; derselbe, kultplats (1988); derselbe, Forsaringen, S. 36; vgl. Gun Widmark, Forsaring, S. 119. 789 Für die Deutung von „Staf“ schlägt Stefan Brink, Forsaring, S. 37 drei Deutungen vor: a) ein eingehegter Kult- oder Thingplatz, b) die durch einen Stab repräsentierte Gottheit oder c) ein Häuptling oder Kleinkönig, der als Zeichen seiner Würde einen Stab trägt; vgl. Gun Widmark, Forsaring, S. 119. 790 Bo Ruthström, ristningen, S. 54. 791 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LVII. 792 Wie Gerhard Hafström, lagbud, S. 15 ff, aus HL, Kkb 19:4 (SSLL, Bd. VI, S. 15) schließt. Das dürfte sich wegen der heute viel früheren Datierung nicht mehr aufrecht erhalten lassen, vgl. die in Fn. 782 genannten Autoren. 793 Vgl. Stefan Brink, Sockenbildning (1990), S. 272f; derselbe, Forsaring, S. 42. 794 Gun Widmark, Forsaring, S. 121 glaubt jedoch, dass nicht das Landrecht allgemein bezogen sei, sondern ein Gewohnheitsrecht, das dem Volk außerhalb des Things zustand. 795 Vgl. Stefan Brink, Forsaringen, S. 42 mit Karte S. 43.
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VI. Gutalagen (GL) 1. Allgemeines und Überlieferung Gotland, die mit 3001 km2 größte Ostseeinsel, war nach dem Bericht des Wulfstan um 1000 den schwedischen Königen zinspflichtig, es wuchs in der Nachfolge Birkas zu einem Handelszentrum heran796. Visby war im 9. Jahrhundert wahrscheinlich nur der zeitweise genutzte Hafen gotländischer Handelsbauern, wurde aber bald ganzjährig besiedelt. Der von Heinrich dem Löwen gestiftete Vergleich zwischen deutschen und gotländischen Kaufleuten (Vertrag von Artlenburg, 1161)797 sowie der Handelsvertrag zwischen dem Fürsten Jaroslaw von Nowgorod und gotländischen sowie deutschen Kaufleuten von 1189 förderten den gotländischen Handel798. Um 1200 war Visby (erste urkundliche Erwähnung 1203) ein Knotenpunkt des Ostseehandels799. Der Norwegerkönig Olav der Heilige weilte während seiner Verbannung 1028–1030 längere Zeit auf Gotland und hat dabei missionarisch gewirkt800. Die Grabbeigaben verraten, dass bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts heidnische Vorstellungen weiterlebten. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts festigte sich jedoch die Kirchenorganisation, sie bildete 94 Kirchspiele und drei pripiungar (Drittel) mit je einem Drittelsthing und jedes Drittel in zwei siettungar (Sechstel) eingeteilt801. 1288 Schutzund Schatzland Schwedens bis zur Eroberung und Zerstörung Visbys 796 Die wikingerzeitlichen Häfen Paviken und Bogeviken waren nur vorübergehend besetzt, vgl. Beata Böttger-Niedenzu/Adalbert Niedenzu, Art. Gotland, in: LexMa, Bd. IV, Sp. 1579; weitere Literatur bei H/W, SLL, Bd. IV, S. 305; Klaus Friedland, Kaufmann, S. 99 f. 797 Der Artlenburg-Vertrag vom 18. Okt. 1161 ist gedruckt in DS, Bd. I. Nr. 48, S. 69f (dort auf 1163 datiert), in ST, Bd. I, Nr. 42, S. 78–80 und in MGH, UHL, Nr. 48; vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. VIII, S. III, Fn. 7. 798 Der Vertrag mit dem Fürsten Jaroslaw von 1189/1199 und von 1262 ( ? ), bei Rydberg, ST I, Nr. 52, S. 106 ff und Nr. 111, S. 219 ff; vgl. Strauch, Art. Wikinger, § 4: Skandinavisches Recht in Rußland, in: RGA2, Bd. 34 (2007), S. 72–79 (S. 77); vgl. unten VIII, 1, S. 517 f. 799 Vgl. Göran Dahlbäck, Art. Visby in: LexMa, Bd. VIII (1999), Sp. 1714. 800 Vgl. H/W, SLL, Bd. IV, S. LXXIV. 801 Die Drittel hießen Norjasta und Sunnersta pripiungr sowie Mijalpripiungr, wobei das nördliche und südliche Drittel je sieben, das mittlere dagegen 6 Thingstätten aufwies, vgl. die Karte Nr. 24, S. 504 und Gerhard Hafström, Art. treding, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 575–578; Beata Böttger-Niedenzu/Adalbert Niedenzu, Art. Gotland, in: LexMa, Bd. IV (1999), Sp. 1578–1580. Aus der Festigungsurkunde über einen Landkauf vom 5. Febr. 1515 geht erstmals hervor, dass Gotland in zwei Vogteien, eine nördliche und eine südliche, eingeteilt war, vgl. Tryggve Siltberg, S. 252; vgl. die Karte 24 (nach: Magnus Lundqvist, Det medeltida Sverige, S. 133f).
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Karte 24: Gotland, Quelle: Magnus Lundqvist, Atlas över Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133f. Die Verwaltung Gotlands war in drei Drittel (thridiungar) eingeteilt: Nordhasta, Sunnersta und Midhalthridiung. Jedes Drittel enthielt mehrere Thingbezirke [thg].
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1361802 durch Valdemar Atterdag (1340–1375), fiel die Insel erst im Brömsebrofrieden 1645 an Schweden803. Sie wurde allerdings in der Zwischenzeit mehrfach von anderen Mächten besetzt, so 1394–98 von den Vitalienbrüdern, von 1398–1408 vom Deutschen Orden, 1436–1449 vom entthronten Erich von Pommern und von 1449 bis 1487 von Mitgliedern der Familie Thott, die selbständige Lehnsträger waren. Das in altgutnischer Sprache abgefaßte Gutalag war das Recht eines Bauerngemeinwesens, in dem Handel und Seefahrt keine Rolle spielten. Es galt auf der ganzen Insel, aber nicht in der Stadt Visby, dem Mittelpunkt des nordischen und hansischen Handels mit Rußland, deren Stadtrecht (Visby Stadslag) der Schwedenkönig Magnus Eriksson 1341/44 bestätigte804. Das Landrecht dieses Königs aber wurde in Gotland nicht eingeführt; auch nach der dänischen Eroberung galt Gutalagen bis in die Neuzeit hinein weiter. Es ist nur in einer einzigen mittelalterlichen Handschrift überliefert, (B 64 von ca 1350, jetzt in der königlichen Bibliothek zu Stockholm). Bereits Johan Hadorph hat sie 1687 seiner Ausgabe zugrunde gelegt, Schlyter nennt sie Handschrift A. Sie besteht aus 50 Blättern, von denen 42 den Text von Gutalagen und die restlichen den Bericht über Gotlands frühe Geschichte enthalten, der Carl Säve805 den Namen Gutasaga [GS] gegeben hat806. Die Handschrift stammt von einem einzigen Schreiber, doch finden sich Randbemerkungen, Korrekturen, Kapitelüberschriften und Kapitelnummern in der Guta Saga von anderer Hand. Das erste Blatt der Handschrift A enthält ein Inhaltsverzeichnis von 72 Kapiteln, wogegen der Text nur 65 aufweist. Es zeigt sich, dass dort den c. 20, 32, 33, 45 und 56 jeweils zwei Überschriften zugeordnet sind, dem c. 24 sogar sechs. Außerdem gibt es nach c. 32 eine Überschrift Af cauptum mannj (vom gekauften Manne), die
802 Vgl. dazu Ingvar Andersson, Atterdag, in: Fornvännen Bd. 21 (1926), S. 395–417; über die Hintergründe und Folgen vgl. Hugo Yrwing, Gotlandståg, in: Gotlandskt arkiv 33, Visby 1961, S. 7–20. 803 Wie Fn. 801. Im Frieden von Brömsebro (heute ein Teil Karlskronas) erhielt Schweden 1645 Jämtland, Härjedalen, Gotland und Saaremaa, Halland auf 30 Jahre (aber im Frieden von Roskilde 1658 endgültig). 804 Vgl. SGL, Bd. VIII, Lund 1853, praefatio, S. 22; Gösta Hasselberg, Visby, S. 19, Fn. 18 datiert VStL anhand der städtischen Siegel auf die Zeit zwischen 1341 und 1344 und beruft sich auf die Urkunden in DS, Bd. V, Visby d. 21. März 1341, Nr. 3552, S. 24f und in Hans UB, Bd. III, Nr. 661 v. 1. Okt. 1344, S. 460f, wo der Rat von Visby einen Bericht gibt. Zur gutnischen Bürgerschaft in Visby vgl. Dick Wase, S. 289 ff; vgl. näher dazu unten VIII, 2, S. 520. 805 Vgl. Carl Säve, Gutn. Urkunder, S. 31, Fn. 3. 806 Vgl. zu dieser Quelle: Hans-Peter Naumann, in: RGA2, Bd. XIII (1999), S. 226–228.
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im Text fehlt, und eine andere Af farvegum manz (über Fahrwege der Männer), die zwar zwischen die c. 24 und c. 25 gehört, aber als c. 64 angefügt ist. Schließlich sind die c. 62, 63 und 65 im Inhaltsverzeichnis nicht erwähnt. Da das Kapitelverzeichnis als letzte Überschrift Af dufli (über Würfelspiel) hat, dem im Text c. 61 entspricht, ist deutlich, dass die c. 62, 63 und 65 später hinzugefügt sind. Darauf deutet auch der Schluß von c. 61 hin807: „Und nach Übereinkommen ist festgesetzt: Gesetz sei, was hier geschrieben steht. Das sollen alle Männer halten. Wenn aber neue Sachen aufkommen, die hier fehlen, da sollen sie durch Urteil mit dem Spruch der [Mehrheit der] Richter [mip domera talj] entschieden werden; und diese sollen schwören, dass es wahres gutnisches Recht sei. Und dann soll das hier geschrieben werden.“ Nicht nur der Anfang von c. 62 („Das ist das, was zuletzt angenommen wurde über Haarausreißen“) deutet darauf hin, dass hier die Zusätze beginnen, sondern auch die Sprache ändert sich808. Bemerkenswert ist, dass die Handschrift A keine Vorschriften über Priesterkinder und Sklaven enthält. Der Zölibat ist zwar in Schweden auf Veranlassung des päpstlichen Legaten Wilhelm von Sabina im Jahre 1248 von der Versammlung in Skänninge durch Satzung beschlossen worden809, doch brauchte es lange, bis er sich durchsetzen ließ. In der Urkunde vom 18. Juni 1255810 befiehlt aber Bischof Lars von Linköping (zu dessen Sprengel Gotland gehörte), den Priestern und dem Volk von Gotland, die Beschlüsse von Skänninge genau zu befolgen. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass das gutnische Thing danach noch Regeln über Priesterkinder in sein Gesetzbuch aufgenommen hat. Die Sklaverei hatte König Magnus Eriksson auf seiner Eriksgata in Skara durch Statut vom 28. Jan. 1335811 für Schweden abgeschafft, und die c. 2: 3; 6: 5 und 16: 2 von Gutalagen deuten darauf hin, dass sie sich auch in Gotland ihrem Ende zuneigte. Da diese Vorschriften in der Handschrift A fehlen, ist daraus zu schließen, dass sie nicht vor 1335 geschrieben sein kann und das weggelassen hat, was nicht mehr galt. Daneben gibt es noch eine Papierhandschrift von 1587 (54. 4o der Arnamagnäischen Sammlung in Kopenhagen, bei Schlyter: Hs. B). Ihr Urheber, David Bilefeld, Pfarrer von Barlingbo, hat sie aus einer inzwischen verlorenen Handschrift von 1470 kopiert, deren Vorlage älter war als Handschrift A. Bilefelds Kopie enthält einige Stücke, die in Handschrift A fehlen812. Ihre Nummern 1 und 2 be807 808 809 810 811 812
C. 61 trägt bei H/W, SLL, Bd. IV die Nr. c. 61a. Vgl. Carl Säve, Gutn. Urkunder, S. XIII, H/W, SLL, Bd. IV, S. LXV. S. DS, Bd. I, Nr. 359, S. 331. Urkunde vom 18. Juni 1255 in: DS, Bd. I Nr. 426, S. 375. Urkunde vom 28. Jan. 1335 in: DS, Bd. IV, Nr. 3106, S. 407. In SGL, Bd. VII, die Additamenta 1–6, S. 104–112.
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treffen Priesterkinder, die Nummern 4 und 5 Sklaven. Im Übrigen hat Pipping813 zu Recht darauf hingewiesen, dass die Handschriften A und B gemeinsame Fehler aufweisen, woraus zu schließen ist, dass sie auf gemeinsamer Vorlage fußen. Außer den Handschriften A und B finden sich zwei alte Übersetzungen von Gutalagen: eine niederdeutsche von 1401 und eine dänische aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die niederdeutsche hat der Vorstand des St. Jörgen-Hospitals in Visby, Sunye, auf Veranlassung von Johan Techewicz, des Deutschordenshauptmanns für Gotland, gefertigt; Peter Wartenbergh hat sie niedergeschrieben814. Ihr fehlen die Vorschriften über Priesterkinder und die Zusatzkapitel 62, 63, und 65; sie enthält aber die beiden c. 32a u. 38 über Sklaven. Jedoch stehen die c. 48–61 in anderer Reihenfolge als in Hs. A. Die Übertragung ins Dänische815 ist möglicherweise entstanden, als König Hans von Dänemark (1481–1513) Gutalagen im Jahre 1492 bestätigte. Gutalagen blieb zwar weiter geltendes Recht, Hans fügte aber eine Reihe von Vorschriften hinzu, die meist aus Skånelagen genommen sind816. Die Handschrift weist zwar das c. 32a „Aff manna Kaupi“ auf, es fehlt aber c. 38 über den durch Sklaven verübten Diebstahl, und c. 5 über Priesterkinder. Außerdem fehlen die c. 36 (über Schiffswacht) und c. 53 (über Steuern). Dagegen enthält sie zehn Kapitel, von denen sieben in den anderen Texten entweder ganz fehlen, oder einen abweichenden Inhalt haben. Die letzten 14 Kapitel haben eine andere Reihenfolge als die Hss A, B und die niederdeutsche Übersetzung. Deshalb, und weil sie einen sehr gemischten Inhalt haben, ist es wahrscheinlich, dass die c. 48–61 überhaupt ein späterer Zusatz zu Gutalagen sind817. Im übrigen ist deutlich, dass beide Übersetzungen jeweils auf andere Vorlagen zurückgehen als die Handschriften A und B, so dass Gutalagen in vier verschiedenen Überlieferungssträngen auf uns gekommen ist. Karl Schildener hat 1818 eine Ausgabe mit neudeutscher Übersetzung veranstaltet818. Die heute maßgebliche Ausgabe hat Carl Johan Schlyter 1852 vorgelegt819. Hugo Pipping hat 1901 eine Ausgabe nach dem
813 S. Rolf Pipping, Gutalag, S. XVIII, n. 1. 814 Es ist die Handschrift B 65 der königlichen Bibliothek in Stockholm, Text auch bei H/W, SLL Bd. IV, S. LXVII. 815 Dänische Übersetzung von Gutalagen: Ms. 55. 4o in der Arnamagnäischen Sammlung in Kopenhagen. 816 Vgl. Schlyter in SGL, Bd. VII, S. 219 ff. 817 Vgl. H/W, SLL Bd. IV, S. LXVIII. 818 Karl Schildener, Guta-Lagh. Das ist der Insel Gotland altes Rechtsbuch, In der Ursprache und einer … altdeutschen Uebersetzung hrsg., Greifswald 1818. 819 Carl Johan Schlyter, Gotlands-Lagen (SGL, Bd. 7), Lund 1852.
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codex A. M. 54. 4°820 und 1905/07 eine weitere Ausgabe veröffentlicht 821. Elias Wessén hat 1945 eine Faksimile-Ausgabe vorgelegt822. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1943 eine Übersetzung ins Neuschwedische823 und Christine Peel hat 2009 eine solche ins Englische veröffentlicht824. 2. Datierung und Inhalt Die Datierung des älteren Teiles von GL. (c. 1–47) ist streitig. Amira-Eckhardt825 sind Schlyter826 gefolgt, der ihn auf das Ende des 13. Jahrhunderts oder in das Jahr 1300 setzt. Demgegenüber haben Holmbäck/Wessén827 zu Recht geltend gemacht, dass Gutalagen nicht ohne die Gutasaga denkbar ist, die mit ziemlicher Sicherheit um 1220 verfaßt wurde828. Ihre Kapitel 2–6 zeigen (mindestens teilweise) geschichtliche Ereignisse: Christianisierung, Vereinigung mit dem Bistum Linköping in Östergötland und die rechtliche Stellung zu Schweden. Die Ledungsvereinbarung mit dem schwedischen König gewährte den Gotländern gewisse Freiheiten. Im Jahre 1285 wurde ihre Ledungspflicht in eine feste Steuer (ledungslama) umgewandelt829. Insgesamt ist die Gutasaga ein Gemisch von Sagamotiven, Gedichten, gelehrten Ausführungen und Rechtsfragen, die ihren Wert als historische Quelle zwar relativieren830, aber doch zeigen, dass die Gotländer bestrebt waren, ihre Rechtsstellung und ihre Eigentändigkeit gegenüber Schweden zu wahren831.
820 Gotlandslagen, aftryck enligt cod. A. M. 54. 4° av Hugo Pipping, Upsala 1901. 821 Hugo Pipping, Gutal lag och Guta saga, København 1905/07. 822 Elias Wessén, Lex Gotlandiae, Gotlandslagen, Facsimile-Ausgabe von Elias Wessén, (Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. V), Hafniae 1945. 823 Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, vol. 4: Skånelagen och Gutalagen, Stockholm 1943. 824 Christine Peel, Guta Lag. The Law of the Gotlanders, London 2009. 825 Amira-Eckhardt, Grundriß Bd. I, S. 108. 826 Schlyter, in: SGL, Bd. VII, S. IX. 827 Vgl. H/W, SLL Bd. IV, Meinungsstand dort S. LXXIII, Fn.1. 828 Zur Datierung der Gutasaga vgl. H/W, SLL Bd. IV, S. LXXI; 297; 313f; Leopold Fredrik Läffler, in: Fornvännen 1908/09, S. 164f; Karl Gustaf Ljunggren, Gutasagan, S. 9; Hugo Pipping, Gutalag, S. III; Erik Nylén, Goterna, Gotland och Gutasagan, in: Gotlandica, Bd. 14, Visby 1979, S. 181–186; Hans-Peter Naumann, Art. Gutasaga in RGA2, Bd. 13, 1999, S. 227; zu ihrer Gliederung in neun Abschnitte vgl. jetzt Mitchell, composition, in: ANF, Bd. 99 (1984), S. 151–174. 829 DS, Bd. I, Nr. 815 (v. 7. Okt. 1285), S. 671f; vgl. Gerhard Hafström, Ledung, S. 189 f. 830 Vgl. Hans-Peter Naumann, Art. Gutasaga in RGA2, Bd. 13, 1999, S. 228. 831 Vgl. H/W, SLL Bd. IV, S. LXXI; Mitchell, composition, in: ANF, Bd. 99 (1984), S. 174.
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Da die oben832 erwähnte Urkunde vom 18. Juni 1255 über den Zölibat nur in der jüngeren Handschrift A in c. 5 zum Wegfall der Vorschrift über Priesterkinder geführt hat, sie sich in Hs. B aber noch findet, besagt dieser Punkt für die Datierung der Niederschrift nichts. Aus der in c. 24: 5 erwähnten Vorschrift, dass Töchter von Ausländern (Schweden) nur die Hälfte dessen erben, was Brüdern erbweise zufällt, hat Schlyter geschlossen, dass Gutalagen erst am Ende des 13. Jahrhunderts niedergeschrieben sein kann, denn diese Vorschrift führt die Erikschronik (v. 456f) auf Birger Jarls Erbgesetz von 1260 zurück, das er aus Anlaß der Hochzeit seines Sohnes Waldemar (König 1250–1275) erließ833. Holmbäck/Wessén haben aber deutlich gemacht, dass c. 20 und c. 24: 4, 5 sich sachlich aufeinander beziehen, einer Zeit wirtschaftlichen Niedergangs angehören und spätere Zusätze sind. Für eine Niederschrift um 1220 spricht vor allem eine Urkunde aus dieser Zeit834. Darin regeln Bischof Bengt von Linköping und Erzbischof Andreas Sunesøn, der ca 1206–1215 seinen liber legis Scaniae verfaßt und 1207 Gotland besucht hatte, die Bischofsvisitationen in Gotland. Die Einleitung legt eindringlich den Nutzen einer Aufzeichnung des geltenden Rechts dar, Andreas Suneson hat sie wahrscheinlich selbst verfaßt, da er von ihrer Nützlichkeit überzeugt war und sich um die Niederschrift von Skånelagen eifrig bemüht hat. Offenbar war Gutalagen im Jahre 1220 noch nicht aufgezeichnet. Vom 23. Januar 1230 stammt ein Papstbrief835, der die von Andreas Suneson für die Insel erlassenen Vorschriften über den Zehnten für Priester und die Errichtung von Testamenten bestätigt. Die Zehntordnung stimmt mit GL c. I: 3836 auffallend überein. Gutalags Kirchenrechtsabschnitt zeigt starken norwegischen Einfluß, da Olaf der Heilige sich zwischen 1028 und 1030 dort aufhielt und die Christianisierung der Insel gefördert hat. Wie sich aus den Schlußworten von c. 61 ergibt, ist Gutalagen kein Rechts-, sondern ein Gesetzbuch, welches das Gutnalping (das Allthing der Gotländer)837, beschlossen hatte. Es hatte seine Tagungsstätte bei der Klosterkirche von Roma (das lange auch Gutnalia hieß, gelegen im Norden des Midhalthridhiungs), in der Mitte der Insel, südöstlich von Visby. In seiner Hand lag die Gesetzgebung der Insel und die höchste Gerichtsbarkeit. Der 832 Vgl. oben die Fn. 810. 833 Vgl. Rolf Pipping, Erikskrönikan, S. 247 f. 834 In: DS, Bd. I, Nr. 832 (1216–1223), S. 690f (vgl. Nr. 837 (1226), S. 693; dazu Strauch Rechtsfortbildung, S. 509 ff. 835 Brief Papst Gregors IX., Perugia, 23. Jan. 1230, in: DS, Bd. I, Nr. 257, S. 258 f. 836 GL, c. I: 3 (SGL, Bd. VII, S. 10–13). 837 Zum Gutnalthing vgl. Gutasaga c. 2 (SGL, Bd. VII, S. 97).
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Aufzeichnung zugrunde liegt eine mündlich tradierte Rechtsordnung, die jedoch keinen Rechtsprecher kennt. Anders als die Landschaftsrechte Schwedens hat Gutalagen keine balkar (Abschnitte), sondern nur Kapitel. Die Einteilung des Stoffes folgt assoziativem Denken: Sie arbeitet mit Gedankenketten, indem sie einer Vorschrift sachlich Benachbartes anschließt, auch wenn das der eigentlichen Systematik widerspricht. So gliedert sich der ältere Teil von Gutalagen in 15 Sachgruppen, denen sich die Kapitel einfügen: I. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Älterer Teil des Gesetzes (mit späteren Ergänzungen) Christen- (bzw. Kirchen-)recht, c. 1–7, ergänzt in c. 60 (Messeausfall); Sonderfrieden, c. 8–12; ergänzt in c. 59 (Fruchtfrieden); Missetaten gegen Leib und Leben, c. 13–19; ergänzt in c. 62 (Haarausreißen) und Zusatz 1 aus Hs. B (schadenstiftende Tiere); Erbrecht, c. 20; ergänzt in c. 24: 5 (Birger Jarls Erbrecht); Verbrechen gegen Frauen, c. 20a – 23; Luxusverbote bei Hochzeit etc., c. 24; ergänzt in c. 65: 2, 3 und in Zusätzen 2, 3 aus der dänischen Übersetzung; Nachbarschaftsrecht, c. 24a – 27; ergänzt in c. 52 (Wegebau) und c. 63 (Wald); Zusätze 5–10 aus der dänischen Übersetzung; Grundstückskauf, c. 28; Schuld und Pfand, c. 29, 30; ergänzt in c. 65: 3 und in Zusatz 2 aus Hs. B (Verbot von Bürgschaft und Grundpfand); Thing, c. 31 mit Streit um Fahrhabe und Grundstücke, c. 32; Kauf von Fahrhabe, c. 32a – 35; Schiffswacht, Aneignung, c. 36, ergänzt in c. 49 (Wrack); Diebstahl, c. 37, 38; Beleidigung, c. 39; Zugelaufenes Vieh, c. 40–46; Äcker, c. 47.
II. Jüngerer Teil des Gesetzes (Neue Vorschriften, ohne vorgängerregelung) 16. Armenfürsorge, c. 48, ergänzt in c. 56a; 17. Schadensfeuer, c. 50, 51; 18. Steuern, c. 53; 19. Wachtpflicht, c. 54; Zusatz 4 in der dänischen Übersetzung; 20. Dienstleute, c. 55, 56; 21. Jagd, c. 57, 58; 22. Würfelspiel, c. 61; 23. Rechtsfortbildung, c. 61a; 24. Sicherung von Witwen, c. 65: 1.
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3. Besonderheiten Während die Vorschriften über Totschlag (c. 13) sehr alt wirken, scheint das Verbot heidnischer Opfer in c. 4 aus der Zeit der Christianisierung zu stammen. Der Eingang des Gesetzes ähnelt den Eingangsworten der Gulathingsbók sehr stark und die c. 2–8 beginnen mit den Worten „Das ist nun das nächste“ wie im Gulathingsbók. Auch das Wort gripkuna (befriedete Frau) in c. 2: 1 scheint aus dem Altnorwegischen zu stammen. Die Ähnlichkeiten hängen wahrscheinlich damit zusammen, dass der verbannte norwegische König Olaf der Heilige zwischen 1028 und 1030 längere Zeit auf Gotland missionarisch gewirkt hat. Die c. 3 und 5 setzen bereits eine christliche Kirchspielorganisation auf Gotland voraus. Da diese in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstand, scheint c. 3 aus dieser Zeit zu stammen. C. 7: pr über das Grundeigentum von Mönchen wird erst etwas später eingeführt worden sein, da das Zisterzienserkloster Roma 1164 gegründet wurde und das Nonnenkloster Solberga erst 1246 erwähnt wird.838 Dagegen ist c. 7: 1 über Testamente durch die Urkunde Papst Gregors IX. vom 23. Januar 1230839 genauer datierbar. Kennzeichnend ist, dass Gutalagen nirgendwo den König erwähnt (ebensowenig wie Visby Stadslag) und ihm weder Rechte noch Bußen zumißt. Der richtende Ausschuß (nämnd) ist in Gotland unbekannt840, und auch das Eidschwurrecht (epsöre) fehlt. Immerhin dürfte die 40-Marksbuße in c. 5; 8: 1, 2; 21: 1 von Schweden übernommen sein841. Die vielen Vorschriften über nichtgutnische (das heißt vornehmlich schwedische) Männer dürften auf einen Vertrag zurückgehen, den die Gutasaga in c. 6 erwähnt und der nach der Mitte des 12. Jahrhunderts anzusetzen ist842. Danach waren die Gotländer verpflichtet, dem schwedischen König im Kriegsfalle sieben Ledungsschiffe zu stellen (jedes Sechstel eines, das siebte durch die Stadt Visby843, oder stattdessen eine Ablösung zu zahlen. Aus der Urkunde des Königs Magnus Ladulås vom 7. Oktober 1285844, geht jedoch hervor, dass auf Grund eines neuen Vertrages die Gotländer die Ledungsabgabe als 838 Vgl. H/W, SLL, Bd. IV, S. LXXIV. 1230 hatten die Dominikaner in Visby ihr Kloster St. Nicolai errichtet, 1233 die Franziskaner dort St. Katharina. Außerhalb von Visby hatte Bischof Laurentius von Linköping die Zisterzienserinnen in Solberga angesiedelt: Am 12. August 1246 weist er ihnen Einkünfte zu (DS I, Nr. 336 [SDHK-Nr. 576]; Edwin Ortved, Bd. II, S. 471, Fn. 2). 839 Urkunde vom 23. Jan. 1230, in: DS, Bd. I Nr. 257, S. 258. 840 Vgl. Gutasaga c.6 (SGL, Bd. VII, S. 104). 841 Vgl. H/W, SLL, Bd. IV, S. 253, N. 11. 842 Vgl. H/W, SLL, Bd. IV, S. 319; Hugo Yrwing, Gotland, S. 58 f. 843 Vgl. Hugo Yrwing, Gotland, S. 338. 844 Urkunde vom 7. Okt. 1285, in: DS, Bd. I, Nr. 815, S. 671 f.
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ständige Steuer zu zahlen hatten. Die vielen Nachträge und Ergänzungen zeigen, dass Gutalagen ein „lebender Text“ war, der den jeweiligen Entwicklungen der politischen und sonstigen Verhältnisse angepaßt wurde. Da c. 61 zur jüngeren Schicht des Gesetzbuches gehört, ist das dort mitgeteilte Verfahren der Gesetzesfortschreibung lehrreich: Schwieg das Gesetz, sollte die Entscheidung eines Streitfalles mip domera tali845 (vom Spruch der [Mehrheit der] Richter) abhängig sein. Damit sie Gesetz werde, waren aber zwei weitere Dinge nötig: der Eid der Richter, das Urteil gebe das wirkliche zukünftige gutnische Recht wieder und die Eintragung in das Gesetzbuch. Ob dazu ein Thingbeschluß nötig war, sagt Gutalagen nicht. 4. Ergänzungen Das Gutnische Recht wird im Spätmittelalter ergänzt durch zwei Gesetze des dänischen Königs. Das erste hat der Unionskönig Hans (1481–1513) im Jahre 1492 erlassen846, das andere König Christian III (1534–59) im Jahre 1537847. Das erste enthält im wesentlichen strafrechtliche Vorschriften über Diebstahl, Raub, Körperverletzung, Totschlag und Königsfrieden, das zweite auch solche über den Zehnt und Kirchenland sowie über den Schutz des Handels in Visby, der damals stark nachgelassen hatte. Dass Gotland an den Handelsverträgen zwischen der Hanse und Novgorod bzw. Smolensk von 1189/99; 1229; und 1240/50 beteiligt war, ist im 6. Kapitel näher ausgeführt848. Eine Satzung der Katharinengilde des Kirchspiels Björke auf Gotland von 1443 hat Gustaf Edvard Klemming gedruckt849.
VII. Bjärköarätt (Bj) 1. Überlieferung850 Das Bjärköarätt ist nur in einer einzigen vollständigen Handschrift überliefert, nämlich in B 58 in der Königlichen Bibliothek in Stockholm. Sie enthält auch die vollständige Wiedergabe des jüngeren Västgötenrechts (VGL 845 Abhängig von der Richtermehrheit, entsprechend dem Vorwort von Visby stadslag, vgl. SGL, Bd. VIII, I, § 8, S. 24. 846 Druck in SGL, Bd. VII, S. 219–227, vgl. Amira/Eckhardt, S. 109. 847 Druck in SGL, Bd. VII, S. 227–234. 848 6. Kapitel unten S. 621–665. 849 Druck nach: Joannes Schoumacher, Dissertatio gradualis de Gothlandia, præs. Joannis Steuch, Upsaliæ 1716; das Original ist verloren, vgl. Gustaf Edvard Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 149–151. 850 Über das Bjärkörätt in Norwegen und Island vgl. oben 1. Kapitel, VIII, S. 166–170.
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II) und ist dessen Text auf den Seiten 105–123 angefügt851. Der Text des Bjärköarätts ist in der auf etwa 1345 zu datierenden Handschrift weder in Abschnitte (balkar) noch in Kapitel eingeteilt; die vorhandene Gliederung hat Schlyter hinzugefügt. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass diese beiden Texte in einem Band vereinigt sind: Sie waren wohl für eine Stadt Västergötlands bestimmt, vermutlich für Lödöse, das in c. 13: 2 genannt ist852. Da die damaligen Städte ihre Stadtrechte untereinander tauschten bzw. einer anderen Stadt auf Anfrage übersandten, ist ziemlich deutlich, dass dieses Recht von Stockholm nach Lödöse gelangt ist und Birger Jarl es war, der damit zuvor seine Gründung Stockholm bewidmet hatte. Deshalb dürfte es frühestens um 1250, jedenfalls vor 1296 entstanden sein853. Dafür sprechen zwei Urkunden, nämlich ein Privileg für die Siedler, die auf dem Grund und Boden des Klosters St. Klara in Norrmalm wohnten, vom 17. September 1288854 und ein Festigungsbrief über einen Grundstückstausch zwischen Ragnhild und dem Kloster St. Klara vom 27. März 1297855, der „jure civili ac legum terre“ vorgenommen wurde, woraus folgt, dass sowohl upländisches Landrecht als auch Stockholms Stadtrecht (Bjärköarätten) angewendet worden ist. Seine Übernahme aus Stockholm geht bereits daraus hervor, dass darin Åsön, Konungshamn, Södra och Norra malmarna genant sind, alles Namen, die zum Umkreis Stockholms gehören, vor allem aber auch, dass darin der Bürgermeister auftaucht, der in Lödöse vor 1360 nicht bekannt war856, in Stockholm aber bereits vor 1300 amtiert hat. Es ist nicht auszuschließen, dass dieses Recht auch in anderen westgötischen Städten gegolten hat857. Da ein Fragment dieses Bjärköarechts sich auch in einem sörmländischen Kodex findet, kann es auch in Södermanland, vielleicht in Nyköping, gegolten haben858. Außer diesem vollständigen Text findet sich in einer Handschrift von Södermanalagen859 ein Blatt, das den Beginn von Bjärköarätten enthält, 851 Vgl. oben S. 402 mit Fn. 127, in SGL, Bd. VI: Hs. „A“, S. 111–134; neuschwed. Übersetzung von H/W, SLL, Bd. V, S. 451–469. 852 Bj c. 13: 2 (SGL, Bd. VI, S. 120). 853 Vgl. Åke Holmbäck, in: SLL, Bd. VI, S., XCVI. 854 Privileg für Kloster St. Klara, Alsnö, d. 17. Sept. 1288, in: DS, Bd. II, Nr. 978, S. 62f, das diesen Siedlern die Rechte der „cives intra muros ibidem“ gewährt. 855 Festigungsbrief, Stockholm, d. 27. März 1297, in: DS, Bd. II, Nr. 1191, S. 230 f. 856 Vgl. Carl R. af Ugglas, Lödöse, S. 145 ff; Jan Liedgren, Bjärköarätt S. 36;. H/W, SLL, Bd. V, Seite C. 857 Vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. VI, S. XXXIII; Kjell Kumlien, stadslag, in: Rättshistoriska Studier, Bd. XIV, S. 1–52 (9–20), der im Bj eine frühe Niederschrift des später MEStL genannten Gesetzbuches – unter hansischem Einfluß – sieht. 858 Vgl. Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 57. 859 Hs. B 53 in der Stockholmer königlichen Bibliothek, in SGL, Bd. VI: Hs. „B“.
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nämlich die c. 1–3, die mit der Überschrift „äruis köp balkir“ beginnen, die restlichen Blätter sind herausgeschnitten. Wir haben hier also dieselbe Lage wie in Västergötland: Text des Landschaftsrechts, verbunden mit dem Stadtrecht, das in Södermanland, vermutlich in Nyköping, galt860. Jedoch weicht die Hs. B 53 erheblich von B 58 ab. Schließlich hat sich noch in einer Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts, die einst dem Kloster Vadstena gehörte, und die heute die Universitätsbibliothek in Uppsala aufbewahrt861, eine Reihe von Pergamentstreifen gefunden, die aus einer Handschrift von Bjärköarätten aus dem 14. Jahrhundert stammen und zum Buchbinden verwendet wurden. Die vorhandenen Reste zeigen, dass diese Handschrift (C) allein das Bjärköarätt enthielt und Teile der Kapitel 1–5, 9, 11–12, 14–15, 21 und 40–41 bewahrt, die weitgehend mit der Hs. A übereinstimmen. Der Dialekt der Handschrift weist sie nach Östergötland, so dass ihr Text entweder in Skänninge oder Linköping gegolten haben wird. Die weitgehende Übereinstimmung der Handschriften A und C läßt vermuten, dass beide auf eine gemeinsame ältere Vorlage zurückgehen, die aber nicht älter sein kann als das in c. 21: pr erwähnte Bürgermeisteramt. Eine Einteilung in Abschnitte oder Kapitel fehlt862. Aus einigen Vorschriften von Västmannalagen863 folgt, dass es auch in Västmanland ein Stadtrecht gegeben hat, wahrscheinlich für Västerås, aber auch in weiteren schwedischen Städten864. 2. Der Name Über die Herkunft des Namens Bjärköarätt hat es viel Streit gegeben865. Am wahrscheinlichsten ist, dass sein Ursprung die Insel Björkö im Mälarsee (anord. Biarköy oder Biärkoy) war, die zur Wikingerzeit ein vielbesuchter Handelsplatz gewesen ist. Bereits Rimbert in seiner Vita Anskarii und Adam von Bremen in seiner hamburgischen Kirchengeschichte nen-
Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XCII. Hs. C 16 in der UB Uppsala, vgl. ausführlich: Jan Liedgren, Bjärköarätt, S. 33–61. Vgl. Jan Liedgren, fragment, S. 33 ff; H/W, SLL, Bd. V, S. XCII f. Vgl. VmL, Tgb 12: 3; Mhb 24: 3 und Kmb 2: 1 (SGL, Bd. V, S. 231; 155; 187) Über das Stadtrecht anderer schwedischer Städte in anderen Landschaften s. unten F VI, S. 603–606 mit Fnn. 1510 ff. 865 Johan Hadorph (1630–1693) hat versucht, es von dem afries. Wort birk (Handel) abzuleiten, während Schlyter den Ortsnamen Birka von biærk herleiten wollte, was Wessén, Art. Bjärköarätt, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 657 verwarf, weil es diese Worte nicht gegeben habe; vgl. über Hadorph: Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 140. Weitere Erklärungsversuche: Elis Wadstein, Birka och Bjärköarätt, in: NoB, årg. 2 (1914), S. 92–97; Gösta Åqvist, Biarceyiarréttr och bjärköarätt, in: Rättshistoriska Studier, Bd. 5 (1976), S. 373–400.
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nen es866. Der Ort hatte ein eigenes Thing, eigenes Recht und war der bedeutendste Handelsplatz dieses Namens. Dieses Recht gab es auch als biärkerät in Schonen und als biarkeyiarréttr in Norwegen867. Dort ist es bereits im 12. Jahrhundert aufgezeichnet worden und galt für Nidaros. Ein Handschriftenfragment davon ist aus dem 13. Jahrhundert überliefert. Die älteste Erwähnung findet sich im Vertrag zwischen König Olaf dem Heiligen und Island von etwa 1020, eidlich bestätigt 1056/57 und 1082/83868. Es dürfte sich um das Stadtrecht von Nidaros handeln, womit Olaf Tryggvason seine Stadt Nidaros bewidmete869. Der Name bjarköarätt ist gemeinnordisch. Es scheint, als habe jeder Handelsplatz, wo dieses Recht galt, den Namen Biarköy erhalten870. Davon fanden sich sieben an der norwegischen Küste, einer in Estland, vier auf den Ålandsinseln und drei in Finnland871. 3. Inhalt und Besonderheiten Anders als das gleich zu besprechende Stadtrecht des Königs Magnus Eriksson haben die Handschriften des Bjärköarätts keine Abschnittseinteilung. Hadorph872 und Schlyter haben ihre Ausgaben in Kapitel eingeteilt, wobei Schlyter sich nicht auf die Gliederung Hadorphs gestützt hat873, auch gibt er keine Kapitelüberschriften. Das schwedische Bjärköarätt ist kurz: Es zählt in Schlyters Ausgabe nur 41 Kapitel und ist ziemlich planlos zusammengestellt. Recht ausführlich sind das Strafrecht874, das Seerecht875, das Schuldrecht876 und das Stadtrecht877 geregelt, dagegen ist das Erbrecht878 866 Rimbert, c. 17–19; 27, Adam, c. I, 21; 26 etc. (bei Trillmich/Buchner, S. 52–56; 90; 194; 198); vgl. Wessén (wie Fn. 865); derselbe, in NoB Bd. 11 (1923), S. 135–178 und derselbe in NoB. Bd. 13 (1925), S. 39–60, der insoweit mit Hadorph, Messenius und Schlyter übereinstimmt, vgl. Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht, in: RGA2, Bd. III (1978), S. 58. 867 Vgl. oben 1. Kapitel, VIII, S. 166–170. 868 Vgl. Reg. Norv. I, Nr. 27 (1016–1028), wo die Fn. 1 darauf hinweist, dass der Vertrag zwei Mal eidlich bekräftigt wurde: 1056/57 und 1082/83; Druck in NGL I, S. 437f, in: DI, Bd. I, Nr. 21 und in Grágás Ib, c. 248, S. 195 ff; vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. CIII. 869 H/W, SLL, Bd. V, S. CIII. 870 Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. CII f. 871 Vgl. Alexander Bugge, Sydrusland, S. 77–103 (77f); Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht, in: RGA2, Bd. III (1978), S. 58. 872 Vgl. Johan Hadorphs Ausgabe Uppsala 1687. 873 Vgl. Schlyter, SGL, Bd. VI, S. XL. 874 Strafrecht findet sich in c. 3, 10–12; 14–18; 21; 23; 36, 38 f. 875 Seerecht findet sich in c. 8; 13, 19 f. 876 Schuldrecht findet sich in c. 1, 5f; 30; 32; 37. 877 Stadtrecht und Prozeßrecht findet sich in c. 4; 7; 9; 21f, 35; 40 f. 878 Erbrecht findet sich in c. 1, 25f, 28 f.
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nur in Grundzügen, das Familienrecht879 nur als Auszug dargestellt. Das Kirchenrecht fehlt gänzlich. Wie schon bemerkt, ergänzte dieses Stadtrecht lediglich die Landschaftsrechte, mit denen zusammen es häufig in einem Kodex niedergeschrieben ist. Das Bjärköarecht setzt voraus, dass die Verwaltung der Stadt mit Vogt, Rat und Bürgermeister voll ausgebaut ist880. Ihre Rechte sind betont, sie sind gegen Gewalttaten, Verleumdung und übler Nachrede geschützt; auch ihre alleinige Zuständigkeit als Stadtgericht ist festgeschrieben (c. 4), um weiteren Klagen in einer anderen Stadt vorzubeugen. Die Bürgerversammlung (byamot oder byaping) wird erwähnt beim Aufruf Steuern zu zahlen (c. 1:pr) und ein Pfand einzulösen (c. 37). Wer Gewalt gegen dieses Thing übt, wird bußfällig (c. 22)881. Dass die Bürgerversammlung im Bjärköarecht sehr alt ist und auf das Marktrecht der Insel Birka im Mälarsee zurückgeht, bestätigt bereits Rimbert882. Geleitet hat es der König persönlich oder sein Stellvertreter, der praefectus der Stadt. Von dort ist es auch nach Norwegen gewandert, wie sich aus der Vereinbarung zwischen König Olaf den Heiligen und den Isländern aus den 1020er Jahren ergibt883. Die Thingversammlung amtierte dort als Gericht, denn sie erließ ein Urteil. Kapitel sieben sagt, dass auch Vogt und Ratsmitglieder ihr Urteil auf der Bürgerversammlung sprechen884. Im Ehegüterrecht wird die Gütergemeinschaft als allgemein geltendes Recht angeordnet: Jeder Ehegatte erhält die Hälfte des Vermögens des anderen (c. 24). Eine Morgengabe behält die Ehefrau nach dem Tod des Mannes nur bei kinderloser Ehe; bei beerbter Ehe erhält sie die Kirchenkleider und ihr Bett als Voraus, sodann teilt sie mit den Erben til halfs (zur Hälfte). Im Erbrecht ist das Testament anerkannt. C. 29885 sagt aber nicht, wie große der testierbare Teil des Vermögens war886. Immerhin wurde gesetzlich festgelegt, dass die Begräbniskosten und das Begräbnisbier aus dem ungeteilten Vermögen beider Eheleute bezahlt werden sollten. Ebenso die Stolge879 Familienrecht findet sich in c. 24 und 27. 880 Vgl. Åke Holmbäck in: SLL, Bd. V, S. XCVI. 881 Bj c. 1: pr (s. SGL, Bd. VI, S. 113; c. 22 (S. 127); c. 37 (S. 132); vgl. H/W, SLL. Bd. V, 470 ff, c. 1, N. 3. 882 Rimbert, vita Anskarii, c. 19; (bei Trillmich S. 56 (placitum); S. 62 (conventus populi publico); c. 27 Trillmich S. 90 (placitum), S. 92 (alio placito). 883 NGL, Bd. I, S. 437f; vgl. H/W, SLL, Bd. V, 470 ff, c. 1, N. 3. 884 Bj c. 7 (SGL, Bd. VI, S. 116), vgl. H/W, SLL, Bd. V, 470 ff, c. 1, N. 3; c. 7, N. 1. 885 Bj c. 29 (SGL, Bd. VI, S. 129 = H/W, SLL, Bd. V, S. 465). 886 Im Gegensatz zu MEStL, Æb c. 19 (SGL, Bd. XI, S. 97f = H/W, MEStL, S. 62 f, vgl. dieselben, SLL, Bd. V, S. 465), wo die Testierfreiheit bei beerbter Ehe 1/10, bei unbeerbter (kinderloser) Ehe 1/3 beträgt.
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bühren für den beerdigenden Priester. Spätere Feiern (das Monats- und das Jahresbier) mußte der Erbe tragen. Seelgaben (an Kloster oder Kirche) waren nur erlaubt, wenn die Erben oder deren nächste Verwandten zustimmten. Nur wenn einer der Eheleute kinderlos starb, konnte er über 1/3 seines Vermögens testamentarisch beliebig verfügen887.
VIII. Visby Stadslag (VStL) 1. Die Entwicklung der Stadt Visby ist die einzige Stadt auf Gotland und besitzt den besten Hafen an dessen Westküste. Im 9. Jahrhundert wurde er wahrscheinlich nur zeitweise von gotländischen Handelsbauern genutzt, aber bald auch von Deutschen ganzjährig besiedelt888, weil die Schiffe von der südlichen Ostseeküste den direkten Seeweg nach Riga und Novgorod noch nicht bewältigen konnten. Sie segelten an der schwedischen Küste entlang und benutzten den günstigen Hafen Visby als Zwischenhalt vor der Fahrt in den Osten889. Der von Heinrich dem Löwen gestiftete Vergleich zwischen deutschen und gotländischen Kaufleuten (Vertrag von Artlenburg, 1161)890 sowie der Handelsvertrag zwischen dem Fürsten Jaroslav von Novgorod und gotländischen sowie deutschen Kaufleuten von 1189 förderten den gotländischen Handel891, der russische und ostbaltische Waren (Eisen, Pelze, Wachs und Häute) gegen westeuropäische Waren (Tuch, Salz, Wein, Gewürze und Werkzeuge) tauschte892. Um 1200 war Visby (erste urkundliche Erwähnung 1203) ein Knotenpunkt des Ostseehandels893. Aus den Personennamen ist zu schließen, dass die deutschen Kaufleute vorwiegend aus westfälischen Hansestädten (Dortmund, Münster, Soest) stammten, die entweder direkt 887 So in Bj c. 29: 1 (SGL, Bd. VI [Hälsingelagen etc.], S. 129 = H/W, SLL, Bd. V, S. 465. 888 Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass sich Deutsche in einer bereits bestehenden gotländischen Gemeinde ansiedelten; die Meinungen sind geteilt, vgl. die Darstellung bei Gösta Hasselberg, Visby, S. 1–14; gegen Adolf Björkander: Hugo Yrwing, Gotland, S. 217 ff; 235 ff, 253 ff; 305 ff; 335 ff; unentschieden: Stefan Ullrich, S. 75 f. 889 Vgl. Adolf Björkander, Visby (1898); Hugo Yrwing, Visby (wie Fn.888). 890 Der Artlenburg-Vertrag vom 18. Okt. 1161 ist gedruckt in DS, Bd. I. Nr. 48, S. 69f (dort auf 1163 statt 1161 datiert), in ST, Bd. I, Nr. 42, S. 78 – 80 und in und MGH, UHL, Nr. 48. 891 Der Vertrag mit dem Fürsten Jaroslaw von 1189/1199 und von 1262 ( ? ), bei Rydberg, ST I, Nr. 52, S. 106 ff und Nr. 111, S. 219 ff; vgl. Strauch, Art. Wikinger, § 4: Skandinavisches Recht in Rußland, in: RGA2, Bd. 34 (2007), S. 72–79 (S. 77). 892 Vgl. dazu jetzt: Elisabeth Harder-Gersdorff, Handelsgüter, S. 133–151. 893 Vgl. Göran Dahlbäck, Art. Visby in: LexMa, Bd. VIII (1999), Sp. 1714.
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oder über Lübeck nach Visby kamen. Im späten 12. und im 13. Jahrhundert wuchs Visby erheblich: Es wurden fünfzehn Kirchen gebaut, doch nur von der Marienkirche ist bekannt, dass 1225 die deutschen burgenses das Patronat und das Beerdigungsrecht erhielten894. Auch drei Klöster sind errichtet worden, nämlich 1230 das der Dominikaner895, 1233 das der Franziskaner und 1246 das der Zisterzienserinnen außerhalb der Stadt. Der schwedische König hatte zwar seit dem 13. Jahrhundert die Herrschaft über Visby erlangt, doch wollte die Stadt sich diesem Einfluß möglichst entziehen und begann seit 1270 mit dem Bau einer Stadtmauer. Auch glich die Stadt ihre Verfassung dem lübischen Vorbild an, indem sie Ratsherren und Bürgermeister übernahm896. Das führte zum Krieg mit dem ländlichen Gotland und rief 1288 den König Magnus Ladulås auf den Plan897, dessen Oberhoheit Visby zwar anerkannte, zugleich aber seine Eigenständigkeit gegenüber dem ländlichen Bereich verteidigte. Immerhin hat König Magnus Eriksson nach 1340 das Stadtrecht von Visby in der niederdeutschen Fassung verkündet. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verlor Visby seine beherrschende Stellung im Ostseehandel an Lübeck und die Hanse, die nunmehr mit neuen kraweel gebauten898 Schiffen die Zwischenlandung in Visby nicht mehr benötigten, sondern direkt nach Riga, Reval und Nowgorod segelten. 1361 eroberte Valdemar Atterdag (1340–1375) die Stadt, die dann zwar bis zum Brömsebrofrieden 1645 dänisch blieb, aber – wie schon berichtet – mehrfach von anderen Mächten besetzt wurde899. Visby galt zwar noch eine Zeitlang als Hansestadt, entsandte aber 1469 letztmalig Delegierte zum Hansetag900.
894 DS, Bd. I, Nr. 231 (1225), S. 241, wonach der Bischof Bengt von Linköping (zu dessen Sprengel Gotland gehörte) den Deutschen burgenses das Patronat und das Beerdigungsrecht für die Marienkirche zugestand; vgl. Gösta Hassselberg, stadslag, S. 14. 895 Vgl. die Bulle Papst Gregors IX. v. 13. Sept. 1230 in: Preußisches UB I: 1, Nr. 81; vgl. Jarl Gallén, Dacie, S. 48 f. 896 Vgl. die Urkunde in Fn. 897 und VStL c. I: 1–9 (SGL, Bd. VIII, S. 23 ff), nachdem das bereits nach 1250 und vor 1296 verfaßte Bjarköarecht Bürgermeister und Rat aufwies. 897 Vgl. die Urkunde vom 9. August 1288 in DS, Bd. II, Nr. 970, S. 54f, wo Bürgermeister und Rat von Visby dem König Buße für die durch den Mauerbau veranlaßten Unruhen und Tätlichkeiten gegen die Landbevölkerung versprechen. 898 Kraweel beplankte Schiffe (nach der Karavelle) hatten ihre Planken stumpf aufeinander gesetzt (Gegensatz: geklinkert). 899 Vgl. oben VI, 1, S. 505. 900 Vgl. Göran Dahlbäck, Art. Visby, in: LexMA, Bd. VIII, Sp. 1714–1716.
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2. Überlieferung Visby stadslag ist nur in einer einzigen mittelalterlichen Handschrift überliefert, sie ruht in der königlichen Bibliothek in Stockholm und trägt die Nr. B 63901. Es scheint sich um die auf dem Rathaus von Visby aufbewahrte niederdeutsche Version zu handeln902. Sie ist wahrscheinlich von einem Manne geschrieben worden, der aus Westfalen stammte903. Schlyter hat seiner Ausgabe eine schwedische Übersetzung beigefügt, die Hasselberg jedoch nicht in allen Punkten für verläßlich hält904. Da beide Texte parallel gedruckt sind, kann man sie aber mühelos vergleichen. Die Datierung der Handschrift B 63 läßt sich einmal als terminus a quo an den Titel Magnus Erikssons im Vorwort „köning magnus … van scone“905, festmachen, den er durch die Wahl zum König in Schonen seit 1332 führte, zum anderen aus den Stadtsiegeln: Aus dem Vorwort folgt, dass Visby „en inghesegel van beyden tunghen“, also ein zweisprachiges Siegel führen sollte. Tatsächlich weist eine Urkunde von 1344 und eine von 1347 ein solches Siegel („sigillum nostrum“) auf906. Die Abfassung der Handschrift B 63 liegt also zwischen 1332 und 1344. Die im Vorwort Magnus Erikssons angekündigte gleichberechtigte schwedische Fassung ist nicht überliefert, sie scheint nicht ausgeführt worden zu sein907. In der königlichen Bibliothek in Stockholm liegt auch die Handschrift B 67, eine fehlerhafte Abschrift von B 63, die keinen selbständigen Wert hat908. Es gibt zwei Fragmente früherer Texte, die auf älteres Stadtrecht in Visby hinweisen: Das eine, genannt „R“, stammt aus der Stadtbibliothek in Riga und gehört ins 13. Jahrhundert. Es enthält ein Vorwort und 30 Artikel, meist familienrechtlichen Inhalts. Das andere, genannt „Wo“ fand sich in Wolfenbüttel909. Es enthält 8 Artikel, strafrechtlichen Inhalts und ist auf ca 1270 zu datieren; beide Bruchstücke sind etwa gleich alt910. Schlüter hält 901 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. VIII, S. I ff. 902 Ebenso: J. Albin Hansson, Studien, S. 5f; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag S. 17. 903 Da die Westfalen einen bedeutenden Teil der Einwohner Visbys ausmachte, wie ihre Namen ausweisen, hat diese These viel für sich. Vgl. Gustaf Lindström, Gotland, Bd. II, S. 493–531; J. Albin Hansson, Studien (1928); Gösta Hasselberg, stadslag S. 18. 904 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag S. 17. 905 SGL, Bd. VIII, S. 22; vgl. Strauch, Art. Schonen, in: RGA2, Bd. 27 (2004), S. 257). 906 Hans UB, Bd. III, Nr. 661 (1. Okt. 1344) und DS, Bd. V, Nr. 4182 (16. Mai 1347), vgl. Ferdinand Frensdorff, Visby, S. 44f; Gösta Hasselberg, stadslag S. 19. 907 Vgl. Gösta Hasselberg, Art. Visby stadslag, in: KLNM, Bd. XX (1976), Sp. 165. 908 Auch Schlyter hat sie für seine Ausgabe nicht herangezogen, vgl. SGL, Bd. VIII, S. XV f. 909 Hrsg. von Wolfgang Schlüter, Bruchstücke, S. 487 ff; Gustav Korlén, Texte, S. 183 f. 910 Vgl. Wolfgang Schlüter, Bruchstücke, S. 510f; Gösta Hasselberg, stadslag S. 21.
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beide Fragmente für Reste eines kurz vor 1270 aufgezeichneten Stadtrechts von Visby911. Auch Frensdorff stellt beide Stücke nahe zusammen und datiert sie auf ca 1270912, er will jedoch die Niederschrift des älteren Visby stadslag bereits auf ca 1220 legen913, während Yrwing die Rechtssätze der Handschrift R für Sonderrecht der deutschen Kaufleute hält (im Gegensatz zu ähnlichen Regeln im Gutalag), die in Visby dauerhaft wohnten und sich zunächst als Gemeinde um die Marienkirche scharten, aber in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine selbständige Stadtgemeinde bildeten914. Wie sich aus dem königlichen Vorwort ergibt, ist das Stadtrecht von Visby jedoch älter als das 13. Jahrhundert, denn dort wird zunächst an ein altes beschworenes Recht erinnert, wonach die Seefahrer Frieden genossen an den Ankerplätzen entlang der ganzen Küste Gotlands und am Meeresstrand acht Faden915 tief ins Land hinein, um ihre etwa über Bord gegangenen Waren bergen zu können. Weiter erinnert das Vorwort an den Schutzund Privilegienbrief Kaiser Lothars von Supplinburg und den Artlenburgvertrag vom 18. Okt. 1161916, durch den Heinrich der Löwe den Streit zwischen den Deutschen und den Gotländern schlichtete, diesen Zollfreiheit und Schutz in seinen Ländern gewährte. Im 13. und 14. Jahrhundert haben sich die Bürger Visbys – wenn Streit mit den Gotländern entstand – zur Schlichtung an die schwedischen Herrscher gewandt. Genannt werden die Könige Magnus Ladulås (1275–90), Birger Magnusson (1290–1318), die beiden Herzöge Erik von Södermanland und Waldemar von Finnland, die seit 1310 mit Teilen des Reiches belehnt waren und 1318 nach dem berüchtigten Nyköpings gästabud (Gastmahl in Nyköping) starben, sowie schließlich König Magnus Eriksson (1319–64), der Visby stadslag bestätigte.
911 Wolfgang Schlüter, Bruchstücke, S. 497 f. 912 Vgl. Ferdinand Frensdorff, Visby, in: HGBll, Bd. XXII (1916), S. 1–85 zieht zur Datierung die älteste Novgoroder Skra heran, die ebenfalls auf ca 1270 datiert wird (S. 39; 75); Gösta Hasselberg, stadslag S. 22. 913 Vgl. Ferdinand Frensdorff, Visby, in: HGBll, Bd. XXII (1916), S. 39; 75; vgl. Hugo Yyrwing, Gotland, S 350 ff. 914 Die Zeit des Zustandekommens dieser Rechtsaufzeichnung dehnt Yrwing jedoch von 1225–1279, ebda S. 350 ff. 915 Die historischen Faden- und Ellenmaße waren unterschiedlich: Nach ÖgL Bb 4: pr umfaßte der Faden drei Ellen zu 59,38 cm, also 1,78 m; dann sind 8 Faden = 14,25m; in Lübeck war die Elle 57,20 cm lang, der Faden 1,72 m, 8 Faden sind dann 13,80; in Stralsund und Wismar war die Elle 58, 20 cm lang, der Faden 1,746 m; 8 Faden sind dann 13,97 m; vgl. Strauch, OGR, Art. Elle/Faden, S. 244/246 und die dort zitierte Lit.; Kahnt/Knorr, Maße, Elle: S. 81; Faden: S. 86. 916 Druck in: ST, Bd. I, Nr. 42, S. 78–80; und MGH, UHL, Nr. 48; vgl. Hugo Yrwing, Gotland, S. 109f; Fritz Rörig, Reichssymbolik (1940); Gösta Hasselberg, stadslag S. 23.
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Wichtig für die Geschichte dieses Rechtes sind aber auch die bereits genannten Handelsverträge mit Nowgorod und Smolensk917. Ignatius Meurer, hat in seine Sammlung altschwedischer Landschaftsrechte von 1666 auch Visby stadslag aufgenommen918. Eine weitere Auflage hat Johan Hadorph 1688 vorgelegt919. Die Sprache von Visby stadslag hat Wolfgang Schlüter untersucht: Sie ist mittelniederdeutsch, bietet aber einige besondere Worte und ihre Umlautsbenennungen zeigen, dass der Schreiber mit der schwedischen Schriftsprache vertraut war920. Der Lautlehre von Visby stadslag hat sich Hansson gewidmet921, auch bietet er eine Liste der Worte, die in den Wörterbüchern von Schiller/Lübben und Lübben/Walther fehlen. Die erste Ausgabe von Visby stadslag hat Hadorph 1688 veranstaltet922. Darüber hinaus haben Schildener und Pardessus Teile des Gesetzbuches gedruckt923. Wolfgang Schlüter hat 1907 zwei Bruchstücke dieses Stadtrechts herausgegeben924. 1. Inhalt und Besonderheiten a) Der Inhalt Bereits der mittelalterliche Text von Visby stadslag kennt vier Bücher und weist über 200 Kapitel auf, die wieder in Paragraphen eingeteilt sind. Das erste Buch behandelt vornehmlich die Stadtverfassung, die Gerichte und das Strafrecht, das zweite bietet vermischte Vorschriften aus dem Straf-, Prozeß- und Zivilrecht, daneben reine Ordnungsvorschriften, wie die über den Fürsprech (II: 23), die Gewinnung des Bürgerrechts, das Recht der
917 S. oben unter VI, 1, S. 503, mit Fn. 798; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag S. 24f; 918 Ignatius Meurer [Drucker], Sveriges rikes lagh-böker, som äre landz lag, stadz lagh, vplands lagh, Wästgöta lag, Östgöta lag, Södermanl. Wästmanna lag ok Helsing lagh, Stockholm 1666. 919 Johan Hadorph, (utg.), Wisby Stadz Lag på Gotland, Stockholm 1688. 920 Vgl. Wolfgang Schlüter, Umlaut (1911), S. 2; 20; Gösta Hasselberg, stadslag S. 17. 921 J. Albin Hansson, Studien, S. 2 ff; Karl Christian Schiller/August Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 6 Bde (1875 ff); August Lübben/Christoph Walther, Mittelniederdeutsches Handwörterbuch 1888. 922 S. o. Fn. 919. 923 Karl Schildener, Beyträge, druckt S. 88–122 das königliche Vorwort und das erste Kapitel aus Johan Hadorphs Ausgabe mit deutscher Übersetzung; Jean-Marie Pardessus III, S. 114–125 gibt dagegen das Visbysche Seerecht (III: III, c. 1–19) mit französischer Übersetzung. 924 Wolfgang Schlüter, (Hrsg.), Zwei Bruchstücke einer mittelniederländischen Fassung des Wisbyschen Stadtrechts aus dem 13. Jahrhundert, in: Mitteilungen der Geellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Rußlands, Bd. 18 (1907), S. 487–553.
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Handwerker (II: 33, 34) oder über den Weinhandel (II: 38–41)925. Das dritte Buch zeigt drei Teile: Es regelt das Grundstückswesen (III: I, c. 1–26) den Bodenzins (III: II, c. 1–6) und das Seerecht (III: III, c. 1–19)926. Das vierte Buch bietet das Familien- und Erbrecht, nämlich in einem ersten Teil das Eherecht(IV: I, c. 1–26), im zweiten Teil das Testamentsrecht (IV: II, c. 1, 2) und im dritten Teil sonstiges Erbrecht (IV: III, c. 1–11)927. Im Handelsknotenpunkt Visby kamen nicht nur Kaufleute aus verschiedenen Ländern zusammen, auch das Recht war verschiedenen Einflüssen ausgesetzt. Sie sind im einzelnen noch nicht vollständig erforscht. Lizzie Carlsson hat für das Eherecht festgestellt928, dass es – auch hinsichtlich der Luxusverbote bei Hochzeiten und anderen Famileinfeiern929 – von deutschem Recht abhängig und – wie Visby Stadslag überhaupt – in deutscher Sprache aufgezeichnet ist. Dass sich darin die christliche Trauung als Voraussetzung einer gültigen Ehe findet930, scheint die Folge von can. 51 des vierten Laterankonzils von 1215 zu sein931. Vermutlich sind die Vorschriften dieses Konzils zunächst im Bistum Linköping durchgesetzt worden (zu dem Gotland gehörte), denn nur in Östgötalagen932 als einzigem schwedischen Landschaftsrecht ist die kirchliche Trauung der Ehe vorgeschrieben933. 925 SGL, Bd. VIII, S. 91; 99 ff; 107 f. 926 SGL, Bd. VIII, S. 113–128; 128–130; 131–146. Dieser Abschnitt ist nicht zu verwechseln mit Visby Sjörätt, das Schlyter ebenfalls in SGL, Bd. VIII im Anschluß an VStL herausgegeben hat. Gemeinsam ist beiden nur der Name „Visby“; das Sjörätt ist jedoch eine zwischen 1341 und 1344 entstandene Kompilation verschiedenster europäischer Seerechtsvorschriften, von denen es nicht nur eine deutsche, sondern auch eine holländische und eine dänische Version gibt. Gottfried von Ghemen hat es erstmals 1505 gedruckt, da war die große Zeit Visbys als Handelsmetropole der Ostsee bereits vorüber; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 75 ff; 359. 927 SGL, Bd. VIII, Teil I: S. 146–162; Teil II: S. 162–164; Teil III: S. 165–171. 928 Vgl. Lizzie Carlsson, äktenskapsrätten, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 159–182. 929 VStL IV. I. c. 6–22 (SGL, Bd. VIII, S. 149–157); vgl. Wolfgang Schlüter, Bruchstücke, S. 493 ff Lizzie Carlsson, äktenskapsrätten, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 169–181. 930 VStL IV: I, c. 10 (SGL, Bd. VIII, S. 151); vgl. Lizzie Carlsson, äktenskapsrätten, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 160 ff. 931 In can. 51 Conc. Lat. IV heißt es: „clandestina coniugia penitus inhibemus, prohibentes etiam ne quis sacerdos talibus interesse presumat … Statuimus ut cum matrimonia fuerint contrahenda, in ecclesiis per presbyteros publice proponantur … Si vero clandestina vel interdicta coniugia inire praesumpserint in gradu prohibito etiam ignoranter, soboles de tali coniunctione suscepta prorsus illegitima censeatur“.(COD, Bd. II, S. 258). 932 ÖgL, Gb 6: pr; 7: pr, vgl. Vath 36 (SGL, Bd, II, S. 91; 98f = Strauch, OGR, S. 110; 114f). 933 Diese Vorschriften sind offenbar später eingefügt, aber nicht mit dem bisherigen Recht abgeglichen, so dass die Rechtsfolgen der Ehe teils von der kirchlichen Trauung (Gb c. 7: 2 (SGL, Bd. II, S. 99 = Strauch, OGR, S. 115), teils von der offenen Bettbeschreitung abhängig sind Gb 7: 1; 10: 2; vgl. H/W, SLL, Bd. I, S. 114.
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Eine ältere Niederschrift von Östgötalagen934 kannte diese Vorschrift noch nicht; sie ist vermutlich aus Visby Stadslag übernommen, das insoweit auch Gutalagen beeinflußt hat935. b) Einfluß des hanseatischen Rechts? Die Stadt Visby ist aus einem Hafen gutnischer Handelsbauern erwachsen, den sie nur zeitweise benutzten. Sie lebten nach gutnischem Recht, das wohl auch das spätere Stadtrecht Visbys beeinflußt hat. Die bald in Visby ansässigen Kaufleute der deutschen Hanse aus Lübeck und Hamburg brachten ihr heimisches Recht mit: In Hamburg ist das Stadtrecht 1270 im Ordelbok aufgezeichnet worden. Hamburgs Seerecht ist gleichfalls (ausgerichtet am Handel mit Flandern) gegen Ende des 13. Jahrhunderts (wohl 1292)936 entstanden und als Schiprecht in einer Redaktion von 1301 überliefert. Das lübische Stadtrecht hat sich im 13. Jahrhundert lebhaft entwickelt. Es enthält in der Form vom Ende des 13. Jahrhunderts (1294/95)937 auch einige Seerechtsvorschriften938. Nachdem Hamburg sein Stadt- und Seerecht der Stadt Riga für deren Statuten von 1294–1296 übersandt hatte, hat auch Lübeck im Jahre 1299 das Hamburger Seerecht vollständig übernommen939. Zu fragen ist indes, ob dieses Seerecht auch Einfluß auf VStL gehabt hat. Hier ist zu beobachten, dass ein großer Unterschied zwischen dem nordischen und dem hanseatischen Seerecht besteht: Der westnordische Seefrachtvertrag940 (fartekja) kennt nur zwei Partner, den st´yrimajr (Schiffer) und den háseti, (den Befrachter), der gleichzeitig Teil der Mannschaft war941. Die fartekja mit zwei Partnern war auch dem ostnordischen Seerecht bekannt, wie nicht nur aus dem Bjar934 Vgl. dazu die Nachweise bei H/W, SLL, Bd. I, S. 4; Strauch, Art. Östgötalag, in: RGA2, Bd. 22 (2003), S. 1. 935 Vgl. Gtl c. 24; 65, 2, 3 (SGL, Bd. VII, S. 59f; 92f = H/W, SLL, Bd. IV, S. 225; 240. 936 Vgl. Theodor Kiesselbach, Grundlage, in: HGBll 1900, S. 53 ff; Walther Stein, Genossenschaft, in: HGBll 1908, S. 426 f. 937 Vgl. die Ausgabe Johann Friedrich Hachs (1839) und die Gustav Korléns (1951), S. 33 ff. 938 Vgl. die Stichworte schip, schipvrucht, schiphêre, schipbröke, bei Gustav Korlén, S. 223. 939 LübUB II, 1, Nr. 105; Walther Stein, Genossenschaft, S. 415f; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 76. 940 Nachzuweisen in den seerechtlichen Vorschriften des Bjärköarätts und in Magnus Erikssons Stadslag sowie in der sog. Schleswiggruppe, den Stadtrechten von Schleswig, Flensburg, Åbenrå und Haderslev, vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 77 ff und die Konkordanztabelle dort S. 102. 941 S. Gtl c. 146 (NGL I, S. 58 = Meißner, Gtl, S. 258); ML bylov IX: 1 (NGL II, S. 274 = Meißner, ML Stadtrecht, S. 258f; Vgl. ausführlich: Max Pappenheim, St´yrimenn, S. 261 ff; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 107 ff; gegen Karl v. Amira NOR I, S. 635, N. 9; 645f; 653, n. 4 und Schlyter in: Glossar zu MEStL, Art. farfaster (SGL, Bd. XI, S. 424).
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köarätt942 und Magnus Erikssons Stadslag943, sondern auch aus dem Seerecht der Schleswiggruppe folgt944. Dagegen ist das hanseatische Seerecht genossenschaftlich organisiert: Es kannte drei Partner: den Befrachter (vruchtman), der einen Vertrag mit dem Schiffer über den Transport seiner Waren schloß, aber mit dem Schiffsdienst nichts zu tun hatte, den Schiffer (schiphere), der Verträge mit dem/oder den Befrachtern über den Warentransport und mit der Schiffsbesatzung (schipman) den Heuervertrag über die Arbeit an Bord schloß. Diese drei Partner tauchen auch im Seerechtsabschnitt III, III von Visby Stadslag auf, es scheint also dem hanseatischen Recht insoweit nahe verwandt, doch ist eine direkte Übernahme nicht nachweisbar945. Insgesamt ist die Entwicklung von Visby Stadslag verwickelt, so dass Hasselberg drei Gruppen von Vorschriften unterscheidet: a) VStL III, III, 1–3, die eine eigenständige gutnische Entwicklung darstellen946, b) VStL III, III, 4; 13, die ziemlich wörtlich dem Bjärköarätt entnommen sind947 und c) VStL III, III, 5, 8, 10, 11, die im Kern zwar inhaltlich mit dem Bjärköarätt übereinstimmen, andererseits doch wieder voneinander abweichen. Möglicherweise stammt der Kern dieser Vorschriften aus dem Bjärköarätt, ist jedoch nach hanseatischen Vorbildern abgeändert948. Gösta Hasselberg hat vor allem die Nähe von VStL zum Bjärköarätt und zu Magnus Erikssons Stadslag betont, die er als Vorbilder ansieht. Da es aber eine Fassung des Visbyschen Seerechtsabschnittes von ca 1270 gegeben hat, muß man ebenso damit rechnen, dass das Visbysche Seerecht hanseatischen Vorbildern gefolgt ist, die das Bjärköarätt von ca 1300 aufgenommen hat949. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen kann nicht ausgeschlossen werden950. Ähnliches gilt für das Strafrecht von Visby. Hasselberg hat die Parallelen zwischen diesem und dem schwedischen Bjärköa-Recht in ausführlichen
942 Bj 20: pr (SGL, Bd. VI, S. 126). 943 MEStL XV (SGL, Bd. XI, S. 240f). 944 Schleswig I, 59; 61; Aabenraa Skraa 41; Haderslev 34; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 102 ff; Wilhelm Ebel, Rechtszug, in: HGBll 85 (1967), S. 1 ff; derselbe, Ostseeraum, S. 26 f. 945 Gösta Hasselberg, Art. Sjörätt, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 354 besteht darauf, dass das Seerecht von VStL grundsätzlich aus dem Bj stammt, doch scheint mir die Verwandtschaft mit den Seerechten von Hamburg und Lübeck genauso wahrscheinlich. 946 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 114. 947 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 114 f. 948 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 134, mit Fn. 40. 949 Möglicherweise über Visby, vgl. Wilhelm Ebel, Ostseeraum, S. 25; Åke Holmbäck, in: SLL, Bd. V, S. CVI ff. 950 Vgl. Bernhard Rehfeldt, Bespr. Hasselberg, in: HGBll, Jg. 72 (1954), S. 131 ff (132).
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Tabellen herausgearbeitet951, so dass eine Verbindung zwischen beiden sicher ist. Die nordischen Züge des Strafrechts von Visby können auch auf gutnischem Einfluß beruhen. Soweit Visbys Stadtrecht von Gutalagen abweicht, kommen für die Handelsmetropole Visby Einflüsse aus dem hanseatischen Bereich (Hamburg, Lübeck), aber auch kirchliche und staatliche (vom schwedischen König unterstützte) Einflüsse in Frage. Die Todesstrafe für Bigamie952 weist eine erstaunliche Ähnlichkeit zu hanseatischen Regeln953 auf, beruht jedoch letztlich auf kirchlichen Vorstellungen. Lizzi Carlsson hat nachgewiesen, dass bei der Eheschließung in Visby die katholische Trauung – wie im ganzen übrigen Bistum Linköping – vorgeschrieben war. Auch das Anrecht der Gatten am Gesamtgut geht auf deutsche Vorbilder zurück954. Die Luxusverbote bei Hochzeits- und Totenfeiern in Visby stadslag955 haben zwar Parallelen in Gotlandslagen956, in MELL957 und in MEStL958, sie finden sich aber auch in allen deutschen Stadtrechten, so dass eine Übernahme wahrscheinlich ist. c) Kirchlicher Einfluß Kirchlicher Einfluß hat die öffentliche Anklage bei Ehebruch und die gleiche Bestrafung von Mann und Frau wegen dieses Deliktes eingeführt959. Der Kirche verdankt sich weiter die Todesstrafe für falsches Zeugnis960, ebenso die Geltung des Talionsprinzips. Dieses stammt aus dem mosaischen Recht961, eröffnete in gewissem Umfang die Rache und schränkte sie zugleich ein. Auch das Waffenverbot962 beruht auf kirchlichem Friedenswirken und zugleich auf der staatlichen Friedensgesetzgebung. Gefängnisstrafe wird vielfältig als subsidiäre Strafe angedroht963; sie trat als SchuldVgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 146f; 149. Zum Bigamieverbot vgl. VStL II, 15 (SGL, Bd. VIII, S. 87f). Vgl. HR I, Nr. 7; 9, 1260/65; vgl. Hasselberg, stadslag, S. 339 ff) Vgl. Lizzie Carlsson, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 259 – 282 (281). VStL IV: I: 6, 10; 12. pr; 13; 14; 17 (SGL, Bd. VIII, S. 149; 151–153). Vgl. GtL c. 24; 65: 2, 3 (SGL, Bd. VII, S. 59–61; 92); s. a. oben, S. 510. Vgl. MELL, Gb, c. 8 (SGL, Bd. X, S. 58–61); KrLL, Gb, c. 8 (SGL, Bd. XII, S. 64 ff) MEStL, Gb, c. 7 (SGL, Bd. XI, S. 58–61). Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 332 ff. Zur Strafe für falsches Zeugnis s. VStL II, 28: 2 (SGL, Bd. VIII, S. 94); vgl. Wilhelm Eduard Wilda, S. 978f; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 347 f. 961 Zur Talion vgl. 2. Mos. 21, 23–25; 3. Mos. 24, 19–22; 5. Mos. 19, 21, vgl. His, Bd. I, S. 371f; Ekkehard Kaufmann, Art. Talion, in: HRG, Bd. V (1991), Sp. 113–118. 962 Waffenverbot in VStL I, 32 (eine Ausnahme dazu in VStL I, 36: 2, [SGL, Bd. VIII, S. 46f; 51]); vgl. Gösta Hasselberg, S. 159 ff (167). 963 Zur Gefängnistrafe s. VStL, I, 16 (SGL, Bd. VIII, S. 34–37). 951 952 953 954 955 956 957 958 959 960
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haft (van scult) bei Zahlungsunfähigkeit und als subsidiäre Strafe (van bröke) auf, wenn der Schuldner eine Buße an die Stadt oder den Vogt schuldig blieb. Sie findet sich bereits in den Stadtrechten von Hamburg und Lübeck964, doch scheint sie von dort nicht schlicht übernommen, sondern in Visby weiterentwickelt worden zu sein965. Insgesamt lassen sich also verschiedene Einflüsse bei einzelnen Rechtsinstituten feststellen, die einen überragenden Einfluß des Bjärköarättes und von Magnus Erissons Stadtrecht zwar nicht ausschließen, aber doch relativieren, weil die Wahrscheinlichkeit gegenseitigen Gebens und Nehmens zwischen dem Handelszentrum Visby, der Hanse, der Kirche und dem schwedischen Festland größer ist als eine einseitige Einflußnahme dieser beiden Rechte. d) Visbyer Recht in Riga Visby hat aber nicht nur Rechtsinstitute aus den Heimatländern der in seinen Mauern tätigen Kaufleute übernommen, sondern auch sein Recht an die Handelspartner weitergegeben. Hier ist zunächst Riga zu nennen. Albert, seit 1199 Bischof von Livland, gründete die Stadt 1201966. Sie war nicht nur ein Standort für den Rußlandhandel, sondern auch dazu bestimmt, Stützpunkt für die Christianisierung zu sein. Aus einer Urkunde Wilhelms von Sabina von 1225 geht hervor, dass Bischof Albert der jungen Stadt das ius Gotorum verlieh967. Eine Urkunde von 1238 sagt, die Bürger von Riga hätten bisher secundum iura Gotlandiae gelebt968. Was ist darunter zu verstehen? Gemeint sein kann das gutnische Recht, oder dieses in der Fassung, die es in Visby erhalten hat, oder gar die Visbyschen Privilegien, die hier auf Riga übertragen wurden969. Das Rigische Stadtrecht ist in vier Versionen bekannt: Während Riga A in lateinischer Fassung auf einer Übertragung nach Reval beruht und von etwa 1220 stammt, hat Riga B (1294) eine Reihe von hamburgischen Vorschriften aus dessen Stadtrecht von 1270 964 Zur Schuldhaft vgl. Johann Martin Lappenberg, Hamburgisches Stadtrecht v. 1270: IX: 2; XI: 2; v. 1292: M 23. L. 2; Johann Friedrich Hach, Lübisches Recht, II, 12. 140; 202; 221; Karl v.Amira, NOR I, S. 156 ff. 965 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 260 ff (268). 966 Vgl. Friedrich Georg v. Bunge, Riga; August v. Bulmerrincq, Ursprung; Fritz Rörig, Reichssymbolik auf Gotland, S. 51f; vgl. Heinz v. zur Mühlen, Art. Riga, Stadt, in: LexMA, Bd. VII, Sp. 844 ff. 967 HansUB I, Nr. 194 = LECUB, Bd. I, Nr. 75, Dez. 1225, wo von jus Gotorum die Rede ist; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 46. 968 LECUB, Bd. I, Nr. 155 (1238); vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 46; Norbert Angermann, Art. Rigisches Recht, in: Lex MA, Bd. VII (1999), Sp. 846 f. 969 Vgl. Hugo Yrwing, Gotland, S. 171 ff; 184. Eine Ausgabe von LECUB bietet Napiersky (1876).
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aufgenommen, die sich in Riga C (1290er Jahre) noch vermehrt haben. Erst Riga D (die „umgearbeiteten Statuten“ um 1300) bieten eine Neuredaktion, die zwar hamburgisches Recht beibehät. es aber teilweise durch Vorschriften aus aus Redaktion C ersetzt. Diese Fassung hat bis 1673 gegolten970. e) Visbyer Recht in Novgorod Die hanseatischen Handelsbeziehungen nach Osten reichten bis Novgorod971, dem Zentrum des Handels nach Rußland und weiter über die Wasserwege der Wolga bis zum kaspischen und des Dnjepr bis zum schwarzen Meer. Die Gotländer unterhielten in Novgorod als Handelsniederlassung den Gotenhof972, die Hanseaten seit der Mitte des 12. Jahrhunderts das Handelskontor St. Peter973. Die Rechtsbeziehungen beider Kaufmannsgruppen regelten zunächst Verträge mit dem Fürsten von Novgorod974 und mit dem Fürsten von Smolensk975. Die Verbindung zwischen VStL und dem Recht von Novgorod liegt jedoch nicht in diesen Verträgen, sondern in den Novgoroder Satzungen, der Novgoroder Skra976. Sie sind in sieben Fassungen überliefert, von denen aber hier nur die Fassungen I bis III interessieren. Wolfgang Schlüter hat sie 1911 kommentierend herausgegeben, auch Ferdinand Frensdorff hat sie interpretiert977. Die Skra I scheint keine Vorbilder zu haben, zeigt aber skandinavische Züge978. Die drei Fassungen 970 Vgl. Heinrich Reincke, hamb. Stadtr. S. 29f; Gustav Korlén, Texte, S. 203f; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 47f; derselbe, Art. Visby stadslag, in: KLNM Bd. XX (1976). Sp. 164–168 (167); Norbert Angermann, Art. Rigisches Recht, in: Lex MA, Bd. VII (1999), Sp. 846 f. 971 Vgl. Andrzej Poppe, Art. Novgorod, in: LexMA, Bd. VI (1999), Sp. 1306–1311; Sebastian Brather, Art. Nowgorod in: RGA2, Bd. 21 (2002), S. 440–448 m. drei Karten. 972 Vgl. Hugo Weczerka, Handelswege, S. 16. 973 Vgl. dazu jetzt: Birte Schubert, Handelskontor, S. 79–95. 974 Es sind die Verträge von 1189/99 (s. Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 52, S. 106 ff; zur Datierung vgl.: Elena Aleksandrovna Rybina, S. 125–128), von 1259 (Goetz, Handelsverträge S. 72–90) und von 1268/69 (s. Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 118, S. 229–241 (1270) = DS, Bd. II, Nr. 1712 (dort auf 1269 datiert) vgl. unten 6. Kapitel, B II, 4, S. 639; und Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 111, S. 219 ff (1262); Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 14 ff; derselbe, Handelsgeschichte, S 447 ff; vgl. Harald Witthöft, Smolensker Vertrag, S. 177–201. Ein Ausgrabungsplan von Novgorod bei Rolf Hammel-Kiesow, Novgorod, S. 32. 975 Vertrag von 1229 (s. Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 77, S. 146–175 und Nr. 87, S. 181 – 186; vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 231 ff; u. unten 7. Kapitel, E, S. 683. 976 Das Wort Skra kommt bereits in GL 20:14 (SGL, Bd. VII, S. 51) vor; es bedeutet ‚Schrift‘ oder ‚geschriebene Tafel‘, vgl. Schlyter, SGL, Bd. VII, Art. Skra, S. 295. 977 Vgl. Wolfgang Schlüter, sieben Fassungen; Ferdinand Frensdorff, Novgorod I, II (1886/87) 978 Das Fragment der Skra I in Wolfenbüttel zeigt außerdem VStL und scheint der Handschrift nach von ca 1270 zu stammen, sein Inhalt gehört jedoch bereits der
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der Skra II stimmen weitgehend überein, so dass sie auf einer gemeinsamen Vorlage beruhen. Während aber die Handschriften L und K der Skra II in § 60 als Oberhof Lübeck nennen979, hat die Handschrift R an dieser Stelle eine Rasur980. Hier zeigt sich bereits der Wettstreit zwischen Lübeck und Visby aus den 1290er Jahren um den Einfluß auf Novgoroder Recht, der in der Skra II Lübeck begünstigt981. Dieser Vorrang lübischen Rechts wird auch im Vergleich von Skra I, § 5 und Skra II, § 5 deutlich: Beide handeln von Meuterei, während aber der Beweis in Skra I durch zwölf Eidhelfer geführt wird, ordnet die Skra II den moderneren Beweis durch zwei Zeugen an. Dieser deutliche Einfluß lübischen Rechts wird aber in der Skra III zurückgedrängt: Skra III, § 68 läßt als Berufung sowohl den Oberhof in Lübeck als den in Visby zu; der Überschuß des Hofes St. Peter soll nach Skra III, § 69 umschichtig in jedem zweiten Jahr nach Visby bzw. nach Lübeck fließen. Dies zeigt, dass der Verfasser der Redaktion Skra III den Einfluß Lübecks zu Gunsten des visbyschen Rechts zurückzudrängen sucht982. Diese Tendenz hat Hasselberg durch eine eingehende Untersuchung erhärtet983, so dass man davon ausgehen kann, dass die Skra III den lübischen Einfluß zugunsten Visbys vermindert hat. Damit gewinnt aber die Skra III, die auf etwa 1325 anzusetzen ist, Bedeutung als Quelle für VStL, dessen Entstehung wir auf die Zeit nach 1340 gelegt hatten984. f) Ergänzungen (1) Das sog. Seerecht von Visby985 ist eine Zusammenstellung des spätmittelalterlichen europäischen Seerechts in 72 Artikeln, dem Gottfrid af Ghemen in seinem Druck, Kopenhagen 1505, irrtümlich den Namen Wis-
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Mitte des 13. Jahrhunderts an, vgl. Wolfgang Schlüter, sieben Fassg. S. 8; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 51 f. Der Oberhof für Novgorod wurde bereits in 1290er Jahren von Visby nach Lübeck verlegt, vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsgeschichte, S. 54 ff; vgl. Hugo Weczerka, Handelswege, S. 22. Vgl. Wolfgang Schlüter, sieben Fassg. S. 13; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 52 f. Vgl. Ferdinand Frensdorff, Novgorod I, S. 11f; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 53 ff; derselbe, Art. Visby stadslag in: KLNM, Bd. XX, Sp. 166 weist darauf hin, dass 27 Hansestädte 1297 Lübeck als Oberhof unterstützten, während Riga für Visby stimmte; Wilhelm Ebel, Ostseeraum, S. 23. Vgl. Ferdinand Frensdorff, Novgorod II, S. 13; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 56. Endgültig hat Lübeck als Oberhof über Visby erst 1371 gesiegt, nachdem Waldemar Atterdag im Jahre 1361 die Insel erobert hatte, vgl. Wilhelm Ebel, Ostseeraum, S. 23. Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, cap. 10, Detaljanalys, S. 59–73. Vgl. Ferdinand Frensdorff, Novgorod II, S. 28; Wolfgang Schlüter, sieben Fassg. S. 21 Gösta Hasselberg, S. 57 f. Visby Sjörätt, Druck Schlyter in SGL, Bd. VII, S. 183–466.
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bysches Seerecht (oder Gotländisches Waterrecht) gab986. Seine Quellen sind die „Vonnesse von Damme“ aus dem 14. Jahrhundert (eine Übersetzung der Rôles d’Oléron), die „Ordinantie und Satzung, die die Kaufleute und Schiffer miteinander halten“ (zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts) aus den Niederlanden und Lübisches Recht, von dem acht Artikel des lübischen Stadtrechts von 1294 in das Visbysche Seerecht gelangt sind987. Das Visbysche Seerecht liegt zeitlich außerhalb unserer Darstellung. Schweden erließ erst 1667 ein neues Seegesetz, dessen Quellen und Vorarbeiten Åke Holmbäck dargestellt hat988. (2) Eine Privilegiensammlung. Den Text von Visby Stadslag druckt Schlyter nach der Hs. B 67 in der königlichen Bibliothek in Stockholm und nennt sie Handschrift A. Sie stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Ihr folgt in Schlyters Ausgabe989 – von späterer Hand geschrieben – eine Sammlung von Privilegien für Visby in dänischer Sprache (bei Schlyter: Hs. B)990. Eine Abschrift dieser Sammlung aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist ebenfalls dänisch geschrieben, doch gibt es eine deutsche Übersetzung991. Die Privilegien behandeln das Verhalten der Kaufleute in Visby, insbesondere wird der Handel in der Stadt näher geregelt. Der freie Handel mit den gotländischen Bauern im Umkreis von vier Meilen um die Stadt ist verboten992. Auch wird dafür gesorgt, dass ausländische Kaufleute nur selten in der Stadt überwintern: Fremde Kaufleute, die winters in Visby Handel treiben wollten, mußten dem Stadtrat acht Mark Gotländisch zahlen993.
986 Den Kopenhagener Druck von Visby Sörätt (auf Plattdeutsch) 1505 beschreibt Schlyter in SGL, Bd. VIII, S. XVII; zum Einfluß von Bj auf VStL vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 120 ff; derselbe, Art. Sjörätt, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 355; Götz Landwehr, Seerechte, in: Kjell Åke Modéer, sjölag, S. 89f; derselbe, Art. Seerecht, in: HRG1, Bd IV (1989), Sp. 1596–1614 (1600 ff); derselbe, Art. Transportrecht, in: RGA2 Bd. 31 (2006), S. 136–139. 987 Vgl. näher: Götz Landwehr, Seerechte, S. 89 f. 988 1667 års sjölag ist gedruckt im „Justitieverket“ Johan Schmedemans von 1706, Del I, S. 478 – 539; vgl. dazu Kjell Åke Modéer (Red.), 1667 års sjölag, 1981 und die dortigen Arbeiten über europäisches Seerecht der Neuzeit. Die Quellen und Vorarbeiten zum schwedischen Seegesetz von 1667 bei Åke Holmbäck, sjörätt (1926), S. 4 ff. 989 VStL, Appendix (SGL, Bd. VIII, S. 172 – 182); vgl. Amira/Eckhardt, I, S. 108, die diese Sammlung – ohne Begründung – ins 15. Jahrhundert verlegen. 990 Schlyter druckt sie nach der Hs. B 67 in der königlichen Bibliothek in Stockholm, die er in VStL, S. X f beschreibt. 991 Aufbewahrt im schwedischen Reichsarchiv, bei Schlyter, SGL, Bd. VIII, S. XI f, Nr. 3. 992 VStL, Appendix c. 6 (SGL, Bd. VIII, S. 174). 993 VStL, Appendix c. 34, der deutsche Text hat: sechs Mark (SGL, Bd. VIII, S. 182).
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D. Um Styrilse Konunga och Höfdinga I. Verhältnis zur Konungsskuggsjá Wir hatten bereits früher gesagt, daß die europäische Tradition der Fürstenspiegel994 auch in Skandinavien zu beobachten ist und dafür auf die Konungs Skuggsjá (nach ca 1250) hingewiesen995. Eine Verbindung zwischen Norwegen und Schweden stellte nicht nur die Königstochter Ingeborg dar, die Mutter des schwedischen Königs Magnus Eriksson (geb. 1316), der als Kind von drei Jahren 1319 die norwegische Krone erbte und noch im gleichen Jahre zum schwedischen König gewählt wurde, sondern auch der schwedische Fürstenspiegel Um styrilse Konunga och Höfdinga (das Regiment des Königs und der Hauptleute), denn von der norwegischen Konungs Skuggsjá ist ein lateinischer Auszug überliefert, der gefertigt wurde für Ingiburga filia regis Norwegiæ996, aller Wahrscheinlichkeit nach der Tochter des norwegischen Königs Hakon V. (1299–1319), die von 1301 bis 1361 lebte.
II. Überlieferung und Datierung Die konungastyrilse ist nur recht dürftig überliefert: Eine mittelalterliche Handschrift ist unbekannt. Lennart Moberg hat 1964 die Ausgabe des Johannes Bureus von 1634 neu gedruckt997. Sie fußt auf einer heute verlorenen Handschrift von ca 1450 ( ? )998. Später sind noch vier Seiten einer an-
994 Vgl. dazu ausführlich: Wilhelm Berges, Fürstenspiegel (1938). 995 Vgl. oben 1. Kapitel, VI, 2, S. 150 f. und VI, 7, S. 157 f. 996 Druck: Gustav Storm, kongespeilet, in: ANF, Bd. I (1883), S. 110–112; er enthält jedoch nur geographische Angaben, die sich der styrilse nicht wiederfinden; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeilliteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 66; Ludvig HolmOlsen, litteratur, S. 171; Gösta Åqvist, Kungen, S. 166 f. 997 En nyttigh Bok om Konunga styrilse och höfdinga (Samlingar utgivna av Svenska Fornskrift-Sällskapet, Bd. 69, 1), Uppsala 1964. 998 Näher dazu: Lennart Moberg, undersökning, S. 17 ff; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeillitteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 67.
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deren Handschrift gefunden worden, das Vadstena-Fragment, heute in der königlichen Bibliothek in Stockholm999. Da keine mittelalterliche Handschrift überliefert ist, kann die konungstyrilse nur mittelbar datiert werden. Einigkeit herrscht insoweit, als man sie ins 14. Jahrhundert setzt, also etwa hundert Jahre nach der Konungsskuggsjá1000, doch hatte Söderwall1001 gemeint, sie sei erst nach der Mitte dieses Jahrhunderts entstanden, während andere Verfasser sie der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zuordnen und sie in die 1340er Jahre setzen1002. Dann kann sie den Söhnen Magnus Erikssons, Erik und Hákan, als Lehrbuch gedient haben1003. Wegen der dürftigen Quellenlage ist auch darüber gerätselt worden, wer Konungastyrelse verfaßt hat. Wilhelm Berges schlägt Torgils Knutsson vor1004, während Henrik Schück Filip Ragvaldi (PukeGeschlecht) benennt1005, der 1330/31 Kanzler Magnus Erikssons, Dekan in Linköping und sein Erzieher war. Dann wäre sie jedoch ein Lehrbuch für Magnus Eriksson selbst gewesen. Kristin Drar meint jedoch, Verfassser sei der Beichtvater der heiligen Birgitta, Magister Matthias Övidsson gewesen, der ebenfalls ein gelehrter Kleriker und Verfasser mehrerer theologischer Werke gewesen ist1006. Lennart Moberg bleibt letztlich unentschieden1007. Der Verfasser der styrilse zeigt jedenfalls hohe geistliche Bildung, seine Sprache kommt jedoch der nahe, in welcher die Landschaftsrechte und Reimchroniken abgefaßt sind. Es ist darüber nachgedacht worden, ob der Verfasser der styrilse zugleich auch das Wahlstatut Magnus Erikssons ver999 Das Vadstena-Fragment trägt in der kgl. Bibliothek die Signatur Cod. Holm. B 219; vgl. dazu: Lennart Moberg, undersökning, S. 42–48; über das Verhältnis des Druckes und des Fragments zueinander, ebda S. 48–55. 1000 Henrik Schück, konungastyrelse (1908), S. 45 ff. 1001 Knut Fredrik Söderwall, konungastyrelsen, S. 39 ff (51), m. weit. Nachweisen. 1002 Vgl. Wilhelm Berges (1938), S. 327: 1335–1350; Lennart Moberg, statskonst, in: Saga och Sed 1983, S. 21–31; derselbe, undersökning, S. 56; 107: erste Hälfte des 14. Jhs.; zuletzt: Gösta Åqvist, konung (1989), S. 168. 1003 Erik XII Magnusson, (geb. 1339, † 1359), wurde nach der Reichsteilung von 1357 (s. dazu unten S. 576, Fn. 1315) Mitregent seines Vaters Magnus Eriksson in Schweden; Hákon Magnusson, geb. 1340, wurde 1343 als Hákon VI. König von Norwegen und dort Mitregent seines Vaters Magnus Eriksson, er starb als König von Norwegen 1364; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeillitteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 67. 1004 Wilhelm Berges, S. 327. 1005 Henrik Schück, konungastyrelse (1908), S. 45 ff; vgl. über Philip Ragvaldsson: Jarl Gallén, in: SBL, Bd. 16 (1964/66), S. 23 f. 1006 Vgl. Kristin Drar, herravälde (1980); Lennart Moberg, undersökning (1984), S. 14; vgl. Anders Piltz, Art. Mathias Ouidi (Övidsson), in: SBL, Bd. 25 (1985/87), S. 248–251 (248). 1007 Vgl. Lennart Moberg, undersökning, S. 219–228 (228).
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faßt hat1008. Lennart Moberg hat das verneint1009. Ohne sich zur Verfasserfrage zu äußern, hat Per-Axel Wiktorsson festgestellt, daß die Handschrift B im Jahre 1335 (nach Abschluß von Magnus Erikssons Eriksgata?) in Ärnäs entstanden ist1010. Deshalb darf man annehmen, daß die styyrilse erheblichen Einfluß auf den Inhalt von MELL und später auf KrLL gehabt hat. Gösta Åqvist hat die Parallelen zwischen ihnen in einer Tabelle aufgelistet1011.
III. Zweck und Inhalt Die Konungastyrelse ist ein Lehrbuch für einen zukünftigen König in Staatskunst und guten Sitten1012. Eingeteilt ist sie in vier Abschnitte (balkar): 1. Warum ein Volk einen König haben soll und wem es zukommt, ein rechter König zu sein; 2. Wie ein König oder Hauptmann sich selbst und sein Volk mit Zucht und Ehre regieren soll; 3. wie er sein Volk und seine Herrschaft ohne Last und Tadel regieren soll; 4. wie er Land und Leute regieren soll, sich zu Lob und Ehre, dem Volk zu Frieden, Freiheit und innerer Eintracht1013. Einen geographischen oder naturgeschichtlichen Abschnitt enthält die styyrilse nicht. Wie die konungsskuggsjá nutzt die styrilse (vor allem in den Büchern zwei bis vier) die Fürstenspiegel des Kontinents, insbesondere das Buch de regimine principum des Aegidius Colonna (Romanus), das dieser ca 1277/79 für Philipp den Schönen als Kronprinz von Frankreich verfaßt hatte1014. Damit übernimmt er die Staatslehre des Augustinus’ aus De civitate dei und des Aristoteles aus Politica et Ethica, aber auch die Lehren des Thomas von Aquino1015 aus de regimine principum [1265/66]. Auch zitiert der Verfasser aus
1008 Dieses Wahlstatut ist abgedruckt in SGL, Bd. IV (SdmL), als Additamentum 1, S. 184–190; Per-Axel Wiktorsson, B-Handskrift, S. 46 datiert sie nach Abschluß von Magnus Erikssons Eriksagata (Februar 1335), aber vor der Fertigkstellung der Hs. B von SdmL, später im Jahr 1335. 1009 Vgl. Lennart Moberg, undersökning, S. 138–142; vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 167 f. 1010 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, B-handskrift, S. 46; 53 ff, unter Hinweis auf DS, Bd. IV, Nr. 3130 und 3131 vom 5. April 1335, S. 432f; vgl. Strauch, Art. Södermannalag, in: RGA2, Bd. 29 (2005), S. 188; Gösta Åqvist, kungen, S. 167 f. 1011 Vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 169. 1012 Vgl. Lennart Moberg, statskonst, in: Saga och Sed 1983, S. 21–31. 1013 Text bei Lennart Moberg, styrilse, S. 1; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeillitteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 66. 1014 Vgl. Wilhelm Berges, S. 320. 1015 Vgl. Lennart Moberg, undersökning, S. 87; Gösta Åqvist, kungen, S. 169.
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dem Werk des Pseudo-Cyprianus [ca 200–258], De XII abusivis saeculi1016, ferner die Bibel, Cicero und römisches Recht. Das spricht dafür, daß er auch die Konungsskuggsjá als Quelle benutzt hat1017. Das Ideal des Königs ist der miles christianus, der christliche Streiter. Er ist ‚Gesalbter des Herrn‘, mehr als ein Mensch, aber weniger als Gott, für sein Volk ist er verantwortlich und soll ihm ein Vorbild sein. In sein Amt gelangt er nach der styrilse kraft Erbes, obwohl sich in Schweden damals bereits das Wahlrecht durchgesetzt hatte. Im vierten Abschnitt behandelt das vierte Kapitel den König als Richter. Dort steht der Satz1018: „Ok ty six kunungur wara liwande Lagh“ (Und deshalb siehst Du, daß der König das lebende Gesetz ist). Dies ist ein Zitat aus Engelbert von Admonts de regimine principum1019. Als Ratgeber soll der König die ersten und weisesten Männer seines Landes wählen. Diese Forderung entnimmt der Verfasser der styrilse dem Spiegel des Aegidius Romanus, der sich seinerseits auf des Aristoteles Ethik beruft1020. Bei den Beratungen des Reichsrates sollen fünf Grundsätze beachtet werden1021, von denen der fünfte lautet, man solle dem Land und Volk gerechte Gesetze geben1022. Der König soll vor allem gerecht handeln, und zwar sowohl in seiner Rechtsprechung, aber auch in Verhalten zu seinen Mitmenschen1023. Da er nicht überall richten kann, soll er in den Landschaften gerechte Männer zu laghmän eller lanzdomara (Rechtsprechern oder Landesrichtern)1024 und in 1016 Ed. Siegmund Hellmann (1909); vgl. Robert Geete, styrilse, S. 49 ff; Anne Holtsmark, Art. Kongespeillitteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 67. 1017 Gösta Åqvist, kungen, S. 171. 1018 Johannes Bureus, Ausgabe Lennart Moberg, S. 68. 1019 Engelbert Admontensis, sagt im prooemium von de regimine principum: „Rex vero est lex animata, quia praecepto et correctione movet ad ipsius observantiam et declarando et interpretando dat sensum legi, et determinat particularia et emergentia et incerta circa intellectum et usum ipsius ad recte vivendum et faciendum secundum legem“; zit. nach Knut Frederik Söderwall, studier, S. 26, m. Fn. 76. 1020 Styrilse, IV: 5, S. 70, stammt aus Aegidius Romanus III, II, 17, der sich auf Aristoteles, Ethik 3: 3 beruft, vgl. Knut Frederik Söderwall, studier, S. 26, m. Fn. 82. 1021 Styrilse, S. 73–75; vgl. Knut Frederik Söderwall, studier, S. 27. 1022 Dies ist entnommen aus Aegidius Romanus, III, II, 19, der sich auf Aristoteles, Rhetorik beruft, zitiert bei Knut Frederik Söderwall, studier, S. 27, mit Fn. 87. 1023 So: styrilse, S. 31, wo Knut Frederik Söderwall, studier, S. 9; 31 auf des Aristoteles’ justitia legalis et aequalis hinweist; entnommen aus Aegidius Romanus, I, II, 10. 1024 So: styrilse, S. 68f; hierher gehören die Vorschriften der Landschaftsrechte über die Wahl der laghmän (VGL I, Rb 3: pr; VGL II, Rb 3 (wonach die Bauern ihn wählen); HL, Tgb 1: pr (wonach des Königs Amtmänner zwölf Mann benennen, die ihn wählen); MELL, Tgb 3 (wonach das Landsthing einen Ausschuß von sechs Hofleuten und sechs Bauern wählen soll, die drei Kandidaten wählen, aus denen der König einen zum Rechtsprecher ernennt; vgl. Knut Frederik Söderwall, studier, S. 24 f.
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den Harden Hauptleute1025 einsetzen. Sie sollen ihr Richteramt gerecht ausüben. So dürfen sie das Gut ihrer Mitmenschen nicht unrechtmäßig in Anspruch nehmen, denn das sei Diebstahl1026. Anders als in der konungsskuggsjá, wo als Grundlage des königlichen Richtens die vier Töchter Gottes, nämlich sanning, fredssämja, rättvisa und miskund (Wahrheit, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit) genannt sind1027, weist die konungastyrilse auf die Gefahren hin, die einen gerechten Richterspruch bedrohen1028: „Et är rædde, annat peninga wild/ winskaper ok frändsämi“ (eine ist Furcht, die anderen Geldgier, Freundschaft und Verwandtschaft)1029. Daß der König bei Streifällen in erster Linie den wahren Sachverhalt ermitteln soll, findet sich in MELL und in KrLL1030. In beiden Gesetzen folgt der Satz „oc laghman æghær lagh skilia“ (der Rechtsprecher soll das Gesetz anwenden. Dabei ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß der König das Gesetz anders auslegt oder Neues hinzufügt, da er – wie gesagt – das ‚lebende Gesetz‘ ist, also über dem Gesetz steht1031.
1025 Die Wahl der hövdinge ist gleichlautend geregelt in UL, Tgb 1: pr; SdmL, Tgb 1; VmL, Tgb 1: Der königliche Lensman soll auf dem Thing einen Zwölferausschuß bilden, der einen Zweiervorschlag wählt, aus dem der König einen zum Hardenhauptmann ernennt. Nach MELL, Tgb, 2 beruft der laghman den Zwölferausschuß ein (dem er als dreizenter angehört), der wählt einen Dreiervorschlag, aus dem der König einen zum Hardenhauptmann ernennt. 1026 Dies ist eine Anleihe beim römischen Recht, nämlich Inst. 4. 1. 6, vgl. Knut Frederik Söderwall, studier, S. 27, m. Fn. 88. 1027 Konungsskuggsjá, c. XLV, Meißner, S. 168, mit Fn. 216 = Alf Hellevik, S. 124 ff. Sie kehren wieder in ML landslag IV: 17 (NGL, Bd. II, S. 62 = Meißner, Landrecht, S. 120); vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 171. 1028 Johannes Bureus, Ausgabe Lennart Moberg, S. 69. 1029 Dabei schöpft der Verfasser der styrilse aus Psalm 25: 10, Jesaja c. 33: 15f und Grat. C. 11. 3, 72; 78–80; 83 (Friedberg I, Sp. 663; 665f); dieselbe Warnung findet sich in den Richterregeln (SGL, Bd. I, S. 292–294: „vm domara“, die der Vidhemspriester um 1325 in VGL IV: 12 aufgezeichnet hat [hier: SGL. Bd. I, S. 293]). 1030 MELL Tgb, c. 38 (SGL, Bd. X, S. 237); KrLL, Tgb, c. 41: 1 (SGL, Bd. XI, S. 263). 1031 Vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 171, der allerdings dort die Frage, ob der König das Gesetz ändern könne, nicht entscheidet.
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E. Landrechte I. Magnus Erikssons Landslag (MELL) 1. Einfluß des Königtums auf das Recht Das allgemeine schwedische Landrecht ist erst verhältnismäßig spät mit dem Namen des Königs Magnus Eriksson (1319–1364)1032 verbunden worden. Ursprünglich trug es nicht einmal den Namen Landrecht. Dieser König wurde 1316 geboren, erbte mit drei Jahren nach dem Tode seines Großvaters Hakon V. am 8. Mai 1319 die norwegische Krone und wurde am 8. Juli 1319 zum schwedischen König gewählt1033. Bis zu seiner Mündigkeit, die nach damaligem Recht mit fünfzehn Jahren eintrat1034, herrschte in Schweden eine Vormundschaftsregierung. Im Laufe des 13. Jahrhunderts waren in den schwedischen Landschaftsrechten bedeutsame Änderunge eingetreten: Birger Jarl (1248–1266) und sein Sohn Magnus Ladulås (1275–1290) hatten durch ihre Friedensgesetzgebung das Strafrecht verschärft, Birger Jarl hatte im Anschluß an das vierte Laterankonzil die Eisenprobe abgeschafft und ein neues Erbrecht eingeführt, Magnus Ladulås hatte die Gewaltgastung verboten und dafür gesorgt, dass Reisende das Lebensnotwendige unterwegs kaufen konnten. Vor allem aber waren die einzelnen Landschaftsrechte schriftlich niedergelegt worden. Dabei ging man unterschiedlich vor: In Väster- und Östergötland, in Dalarna, Småland (Tiohärad) und auf Gotland ist das damals geltende Recht (vermutlich ziemlich unverändert) aufgeschrieben worden; in Oberschweden, also in Uppland, Södermanland Västmanland und in Hälsingland hat man das überkommene Recht dagegen bearbeitet und den Zeitverhältnissen angepaßt. So sind die Rechte der drei uppländischen Landschaften Tiundaland, Attundaland und Fiæprundaland zur uppländischen Lagsaga mit einheitlichem Recht (Upplandslagen) vereinigt worden. Upplandslagen (am 2. Januar 1296 vom gemeinsamen Thing der drei Volk1032 Vgl. Kjell Kumlien, Art. Magnus Eriksson, in: SBL, Bd. 24 (1982/84), S. 659–668. 1033 Vgl. Einar Carlsson, 1319, in: SHT 1937, S. 217–254; derselbe, in SHT 1940, S. 1–22. 1034 Die verbreitete Meinung, Magnus Eriksson sei 1332 mündig geworden, bestreitet Hans Jügerstad, Hovdag, S. 306 ff (310), der mit guten Gründen das Jahr 1331 nennt.
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lande angenommen und von Birger Magnusson (1290–1318) bestätigt1035), bildete wiederum die maßgebliche Quelle für Södermannalagen, Västmannalagen und Hälsingelagen. Die Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson hat 1327 die Neufassung von Södermannalagen bestätigt1036. In Hälsingland war der Einfluß von Upplandslagen besonders stark: Eine Urkunde vom 19. Februar 1363 nennt das hälsingische Landschaftsrecht „var uppländska lag“ (unser uppländisches Recht)1037. Västmannalagen ist ein modernisiertes und stilistisch knapp gefaßtes Upplandslag1038, das einige alte västmännische Vorschriften behalten hat. Die Vereinigung des Rechts der uppländischen Volklande und der Einfluß, den Upplandslagen auf die oberschwedischen Rechte ausgeübt hat, verdankt sich offenbar nicht dem Einigungsdrang der einzelnen Landsthinge. Das Einigungsstreben geht vielmehr auf das Königtum zurück, das für sein Herrschaftsgebiet ein möglichst einheitliches Recht einzuführen suchte. Den geringsten Erfolg hatte es beim Recht der Götalandschaften und ebenso klein war er im Verhältnis zwischen diesen und den oberschwedischen Landschaften. Insofern blieben die Landschaftsrechte individuell1039, und zwar nicht nur im Zivil-, sondern auch im Straf- und Prozeßrecht. 2. Die Gesetzeskommission Über das eigentliche Werden von Magnus Erikssons Landslag sind wir nur unzureichend und indirekt unterrichtet. Wir wissen weder, ob die Vormundschaftsregierung oder der König selbst die Kommissionsmitglieder berufen, noch, wann die Kommission zusammentrat und ihre Arbeit aufgenommen hat. Immerhin war Södermannalagen 1327 fertig geworden1040. Kjell Kumlien vermutet, daß der König die Kommission 1345 eingesetzt hat1041, doch weiß man nicht, wie weit ihre Arbeiten im Jahre 1347 gediehen 1035 Die Bestätigung steht in SGL, Bd. III, S. 1–6. Birger Magnusson war damals 16 Jahre alt; vgl. genauer oben S. 440, Fn. 345. 1036 Handschrift B von SdmL weist außerdem eine königliche Bestätigung (confirmatio) auf, welche die Vormundschaftsregierung für König Magnus Eriksson am 9. Aug. 1327 erließ, als der König elf Jahre alt war. Diese confirmatio stimmt fast wörtlich mit der Bestätigung in der Ängsö-Handschrift von Upplandslagen (UL) vom 2. Jan. 1296 überein, nur die Namen sind durch sörmländische ersetzt, vgl. oben II, 2, S. 198 f. 1037 SRP Nr. 572; vgl. H/W, landslag, S. XV. 1038 Vgl. schon oben IV, 5, S. 483 ff. 1039 Vgl. Åke Holmbäcks Zusammenstellung der Unterschiede im Zivilrecht in: H/W, Landslag, Bilaga I, S. LI–LV. 1040 Vgl. oben B,II,4, S. 467–471. 1041 Vgl. Kjell Kumlien, Art. Magnus Eriksson, in: SBL, Bd. 24 (1982/84), S. 661.
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waren. Auch über die Größe der Kommission hat es viel Streit gegeben, der bis heute nicht beendet ist1042. Sicher ist nur, dass am 8. März 1347 (am Donnerstag vor Laetare) fünf Geistliche, welche alle Bistümer Schwedens1043 (außer Skara und Åbo) repräsentierten, in Örebro der Gesetzeskommission einen schriftlichen Protest1044 überreichten, der sich gegen die Verkürzung und Änderung kirchlicher Rechte wandte, die durch die geplante Gesetzgebung drohte. Welche Punkte die Kirche im einzelnen beanstandet hat, ist nicht überliefert. Diese Urkunde ist die einzig sichere Nachricht über die Kommission, nennt aber nur drei Mitglieder, die aus Västergötland, Värmland und Småland stammten, dagegen scheinen die größeren und bedeutenderen Landschaften Östergötland und Uppland in der Kommission nicht vertreten, auch kamen aus Götaland nur zwei, aus Oberschweden nur ein Mann. Da bei der Ausarbeitung von Upplandslagen und Södermannalagen die Kommissionen aus zwölf bis fünfzehn Mitgliedern bestanden hatten, ist zu vermuten, dass die Landrechtskommission größer war als die Geistlichen in ihrem Protestbrief angegeben haben. Weitere urkundliche Nachrichten fehlen, immerhin läßt sich folgendes sagen: Die Auswahl der Mitglieder scheint sich nach ihren Rechtskenntnissen gerichtet zu haben: Der im Protest genannte Ulf Abjörnsson (Sparre af Tofta) war nicht nur Mitglied des königlichen Rates1045, sondern hatte auch bereits der Kommission angehört, die Södermannalagen 1325/27 umgearbeitet hatte1046, war also in der Gesetzgebungsarbeit erfahren. Er 1042 Vgl. Sigrid Sjöberg, S. 12–54 (§ 5, S. 44 ff). 1043 Also die Bistümer Uppsala, Linköping, Strängnäs, Västerås und Växjö, vgl. Göran Inger, Visitation, S. 201. 1044 Protest vom 8. März 1347, Druck in DS, Bd V, Nr. 4148, S. 643f; neuschwed. Übersetzung bei H/W, Landslag, S. XXVIIf. Dieser Protest ist übrigens Teil einer erneuten Einrede gegen das Landrecht von Beauftragten der Bischöfe und Domkapitel in Uppsala, Linköping, Strängnäs und Västerås, die auf Grund von Vollmachten aus Uppsala (v. 31. Dez. 1453), Strängnäs (v. 11. Jan. 1454), und Västerås (v. 10. Jan. 1454) in einem Notariatsinstrument, datiert Örebro, den 15. Jan. 1454, niedergelegt ist (im schwedischen Reichsarchiv, Domkyrkoarkiv, G VI.; Druck in Åbo domkyrkas svartbok [REA], Nr. 563, Örebro, d. 15. Jan. 1454, S. 447; vgl. REA Nr. 117, das den Originalprotest Örebro, d. 8. März 1347, S. 75f enthält); vgl. Karl Gustav Westman, rättstillämpning, S. 12f; Yngve Brilioth, historia S. 92f; Göran Inger, Visitation, S. 201f; H/W, Landslag, S. XXVIII, N. 3. 1045 Vgl. Karl Gustaf Westman, rådet (1904); Hans Jägerstad, hovdag (1948). 1046 Vgl. Södermannalagens confirmatio (SGL, Bd. IV, S. 2), näher zu den einzelnen Mitgliedern: H/W, SLL, Bd., III, S. 10, Fn. 16. Ulf Abjörnsson wurde bald Rechtsprecher in Tiohärad und war am 30. Mai 1348 bereits tot (vgl. DS, Bd. VI, Nr. 4335, v. 30. Mai 1348, S. 38.
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starb jedoch bereits 1348. Sein Nachfolger in Tiohärad war der Rechtsprecher von Öland, Nils Turesson (Bielke). Er trat sein neues Amt am 2. Februar 1348 an1047, wurde 1349 Drost1048 und hatte in den folgenden Jahren bedeutenden Einfluß. Vermutlich ist er Ulf Abjörnssons Nachfolger in der Kommission geworden. Algot Bengtsson (Algotssönernas Geschlecht) gehörte zwar dem Rat nicht an, war aber noch 1358 Rechtsprecher in Västergötland1049, so dass er der Kommission bis zum Schluß angehört haben wird. Thyrger (Djäkn, Lilja) war – anders als der Protest der Geistlichen es darstellt – nicht Värmlands Rechtsprecher1050, sondern dort Unterrechtsprecher; er hat Gustav Tunesson vermutlich vertreten1051. Er lebte noch im Herbst 13491052, sein Todesjahr ist unbekannt. Ein vermutetes weiteres Kommissionsmitglied war Israel Birgersson (Finsta-Geschlecht), der Sohn Birger Perssons, der die Kommission zur Ausarbeitung von Upplandslagen angeführt hatte. Israel war Upplands Rechtsprecher von 1334–1351, dazu Mitglied des königlichen Rates und genoß das besondere Vertrauen des Königs1053. Als Kenner des uppländischen Rechts wird er – sofern er Kommissionsmitglied war – vermutlich großen Einfluß auf die Gestaltung des Landrechts genommen haben. Wer in der Zeit um 1347 Rechtsprecher in Västmanland war, ist nicht bekannt. Aber am 13. Juni 1352 fertigte der damalige Rechtsprecher von Västmanland und Dalarna, Nils Abjörnsson (Sparre af Tofta, ein Bruder Ulf Abjörnssons) den Bestätigungsbrief über ein Grundstücksgeschäft nach Landrecht aus1054. Das zeigt seine Nähe zu dieser Reichsgesetzgebung. Da 1047 DS, Bd. VI, Nr. 4282, S. 6. 1048 Zum Amt des Drosten (dapifer) im spätmittelalterlichen Scandinavien vgl. Hans Jägerstad, hovdag, S. 247 ff; Arne Odd Johnsen/Jerker Rosén, Art. Drottsete, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 338 – 348. 1049 Vgl. Algot Bengtsson war Rechtsprecher in Västergötland von 1344–1358, vgl. Jan Eric Almqvist, lagsagor, I, S. 208. 1050 Värmlands Rechtsprecher war von 1339–1348 Gustav Tunesson (Ving-Geschlecht); er wird nach 1348 nicht mehr in diesem Amt genannt; sein Nachfolger ist unbekannt (vgl. Jan-Eric Almqvist, Lagsagor I, S. 197), er lebte aber noch 1355 (vgl. DS, Bd. VI, Nr. 5114, (v. 25. Apr. 1355), S. 551 f. 1051 Vgl. H/W, landslag, S. XXXIf. 1052 DS, Bd. VI, Nr. 4488 (v. 29. Sept. 1349), S. 140. 1053 In der Urkunde v. 4. Juni 1348 wird er „officialis noster generalis“ genannt; er war Reichsverweser während des Kriegszuges nach Finnland (s. DS, Bd. VI, Nr. 4337, S. 39f) und hatte das Amt auf Drängen seiner Schwester, der heiligen Birgitta, übernommen, vgl. H/W, landslag, S. XXXIV, N. 23. 1054 Dieser Bestätigungsbrief ist der erste Beweis, dass das Landrecht in Schweden angewendet wurde, s. DS, Bd. VI, Nr. 4823 (v. 13. Juni 1352), S. 361f und unten Fn. 1081).
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er Mitglied des königlichen Rates und Drost war, sowie zu den ersten Männern des Landes zählte, kann ihn der König bzw. die Vormundschaftsregierung in die Gesetzeskommission berufen haben. Ähnliches gilt für Magnus Knutsson (Lejonörn av Aspenäs), der in Östergötland Rechtsprecher von 1347 bis 1363 war. 3. Die Kirche und die Gesetzgebungsarbeiten In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob Geistliche der Kommission angehört haben. Sie ist ebenfalls ganz unterschiedlich beantwortet worden1055. Das Landrecht hat jedoch – obwohl es keinen Kirchenabschnitt erhielt – den Erzbischof und einige Bischöfe am königlichen Rat beteiligt1056. Auch die Mitwirkung der Bischöfe an der Wahl der Rechtsprecher1057 billigte ihnen Einfluß auf die weltliche Rechtsprechung zu. Dagegen ist die richterliche Gewalt der Bischöfe über Wucher nicht im Landrecht geregelt, sie war ihnen bereits in Uplandslagen zugestanden und das Telge-Statut1058 (beschlossen auf dem Provinzialkonzil zu Telge vom 27. Juni 1344) hat das Wucherverbot auf Ihren Rat hin1059 wiederholt und genauer umschrieben, die Rechtsprechung bei Verstößen gegen das Statut ist dort nicht erwähnt. Die Geistlichen können also entweder in der Kommission gesessen haben oder sie wußten anderweitig ihren Einfluß auf den Inhalt des neuen Gesetzbuches geltend zu machen. Ein Beispiel dafür ist das Kirchenasyl. Den Asylgedanken gab es in Östergötland bereits im Heidentum1060. Da die Kirche immer bereit war, heidnische Institute ihrem Denken und Handeln anzupassen, finden wir das Kirchenasyl auch in Gutalagen, das dem Verbrecher ein vierzigtägiges Asyl in den drei Kirchen von Fardhem, Tingstäde und Atlingbo gewährte1061. 1055 Vgl. dazu die Zusammenstellung bei Sigfrid Sjöberg, § 5, S. 48 ff, u. a. Jarl Gallén, Art. Kyrkorätt, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 4, der ihre Teilnahme an der Kommission bejaht., während Ivar Sgögren, Kompendium, S. 71 sie verneint. 1056 MELL, Kgb c. 9: pr (SGL, Bd. X, S. 19). 1057 MELL, Pgb c. 1 (SGL, Bd. X, S. 211 f). 1058 Telge-Statut v. 27. Juni 1344, in: DS, Bd. V, Nr. 3797, S. 272 f. 1059 Das Statut ist erlassen „in concilio Telghensis communicato concilio venerabilium patrum dominorum episcoporum ac consiliariorum nostrorum dilectorum regni nostri …“, in: DS, Bd. V, Nr. 3797, S. 272 [SDHK-Nr. 5012]. 1060 Zum heidnischen Asyl vgl. Arthur Nordén, in: Fornvännen 1931, S. 330 ff; Otto v. Friesen, in: Runorna 1933, S. 152 ff. 1061 GL, c. 13 (SGL, Bd. VII, S. 25). Das beruht auf Numeri 35: 11–15; Deut. 4: 41–43 und 19: 1–7; Josua 20: 1 – 6. Asyl hatte nach diesen Quellen nur, wer unvorsätzlich getötet hatte. Wer das Asyl brach, hatte dem Land eine Buße von 40 Mark zu zahlen (GL, c. 8: 2 (SGL, Bd. VII, S. 21); vgl. Holmbäck, in: H/W, SLL, Bd. IV (1943), S. 255f.
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MELL erkannte das Kirchenasyl für das ganze Land so lange an, bis bewiesen wurde, dass der Täter vorsätzlich und ohne Not getötet hatte1062. KrLL formuliert fast ebenso: „æn thet kann pröuas ath han giorde gerningena meth lust …“ (bis bewiesen werden kann, dass er die Taten vorsätzlich beging)1063. Wer das Asyl verletzte, machte sich nach dem Statut von Västerås von 1528 selbst des Eidschwurbruchs schuldig1064. Der Protest der Geistlichen von 1347 ist eine der vielen seit dem 12. Jahrhundert geführten Auseinandersetzungen der Kirche mit dem Königtum. Der Erzbischof und drei weitere Bischöfe waren zwar Mitglieder des königlichen Rates1065, hatten jedoch offenbar so wenig Einfluß auf die Arbeiten der Gesetzeskommission, dass sie der Kirche nachteilige Beschlüsse nicht verhindern konnten. Die gute Zusammenarbeit zwischen Königtum und Kirche bei der Ausarbeitung von Upplandslagen wiederholte sich beim Landslag nicht. Die Kommission löste den Konflikt, indem sie beschloß, dem neuen Landrecht keinen Kirchenabschnitt zu geben. Da es gleichwohl nicht ohne Kirchenrecht ging, galten die Kirchenabschnitte der einzelnen Landschaftsrechte – trotz des neuen Landrechts – weiter, so dass die Kirche ihre bisherige Rechtsstellung bewahrt hatte1066. Es ergaben sich jedoch einige Änderungen im Strafrecht des Landrechts: Die Sittlichkeitsverbrechen (Ehebruch1067, Blutschande1068 und Sodomie1069) erwähnt das Landrecht nicht. Auch der Wucher ist nicht genannt. Dieser ist eine causa spiritualibus adnexa, also zuvörderst ein kirch1062 MELL, Dvl, c. 2 (SGL, Bd. X, S. 286). Das steht im Gegensatz zu MEStL, Db I, c. 1: 2 (SGL, Bd. XI, S. 333), wo sechs Wochen Asyl in Kirchen oder Klöstern gewährt wird; vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. 234, N. 6. 1063 KrLL, DbI, c. 2 (SGL, Bd. XII, S. 314). 1064 Das Statut von Västerås 1528 ist gedruckt, bei Johan Schmedeman, Justitieverket, S. 5. Aber das Kirchenasyl kam allmählich außer Gebrauch, denn der Landrechtskommentar von Petter Abrahamsson (1726), S. 746 bezeichnet es bereits als abgeschafft; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 234, N. 6; vgl. über Petter Abrahamsson (1668–1741) Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 145 f. 1065 Vgl. dazu die Testamente Magnus Erikssons und der Königin Blanche av Namur vom 1. Mai 1346, in: DS, Bd. V, Nr. 4069, S. 561–568. 1066 Zur vergleichbaren Lage in Norwegen, vgl. oben 1. Kap., B VII, 1, S. 158 f. 1067 Das Landrecht regelte die vermögensrechtlichen Folgen des Ehebruchs in MELL, Gb 11 (SGL, Bd. X, S. 63 = H/W, landslag S. 43): Die Frau verlor ihre Morgengabe und alle ihre hochzeitlichen Geschenke. 1068 Auch die Blutschande (Inzest) war als Verstoß gegen das sechste Gebot eine causa spiritualis, vgl. z. B. Gratian C. 30. 4. 2 (Friedberg I, Sp. 1103); X. 5. 34. 15 (Friedberg II, Sp. 875 ff); Vgl. Sägmüller II, S. 386 f. 1069 Vgl. Jan Eric Almqvist, Tidelag (1926).
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liches Vergehen1070. Bereits Upplandslagen hatte ihn verboten1071 und Verstöße dem bischöflichen Gericht zugewiesen. Dass die Kirche dieses Delikt in Upplandslagen an sich zog, geht vermutlich auf das Wirken von Andreas And, des Dompropstes von Uppsala, zurück, der in der uppländischen Gesetzeskommission saß. Er war auf Grund seiner Pariser Studien1072 über die kirchliche Rechtsauffassung in dieser Sache informiert und hat der Kirche die richterliche Zuständigkeit für dieses Delikt gesichert. Das königliche Statut vom 27. Juni 1344 (Telge)1073 hat das Wucherverbot wiederholt, sagt jedoch über die gerichtliche Zuständigkeit in Wuchersachen nichts1074. Nur die Rechtsfolgen der Bigamie hat das Landrecht geregelt1075. Dies beruht auf kirchlichem Einfluß, da bereits die Bibel die Doppelehe verboten1076 und die Kirche sie unter Strafe gestellt hatte1077. Der Mann wurde geköpft, die Frau gesteinigt1078.
1070 Wucher war ein Verstoß gegen das biblische Zinsverbot. Es findet sich in Exodus 22; 25; Leviticus 25, 35 ff; Deuteronium 23, 19f, vgl. auch die Formulierung des Ambrosius von Mailand (in: PL Bd. 16, Sp. 982: „usura est plus accipere quam dare“). Nachdem bereits das Konzil von Nicäa (325) den Klerikern das Zinsnehmen verboten hatte (Conc. oec. decr., can. 17 (in: Gratian D. 47 [Friedberg, I, Sp. 169ff]), hat Papst Leo I. († 461) dieses Verbot auch auf Laien ausgedehnt (PL Bd. 54, Sp. 613, c. 3). Das zweite Laterankonzil von 1139 sprach in c. 13 ein allgemeines Zinsverbot aus (COD II, S. 200), wiederholt in X. 5. 19. 3 [Friedberg II, Sp. 812] = c. 25 conc. Lat. III [1179, COD II, S. 223, mit Lit. Fn. 6]; vgl. Gilomen, Wucher, HZ Bd. 250 (1990), S. 269 ff; vgl. Sägmüller, Bd. II, S. 387f; Mc Laughlin, Terence Patrick, The teaching of Canonists on Usury, XII, XIII and XIV Centuries Medieveal Studies I (1939), S. 81–147, II, ebda 1940, S. 1–22. 1071 Bereits UL, Kkb c. 15:4 hatte den Wucher dem Gericht des Bischofs unterstellt, der als Buße sechs Mark erhielt (SGL, Bd. III, S. 65f = v. Schwerin, UL, S. 88), vgl. Åqvist, kungen, S. 253f, der X. 5. 19 (de usuris, Friedberg II, Sp. 811–816) und in VI. 5. 5. (de usuris, Friedberg, II, Sp. 1081f, = c. 26, conc. Lugd. II [1274] = COD II, S. 328f) hinweist. 1072 Andreas And, † 13. März 1317, hatte in Paris studiert, vgl. über ihn oben S. 440 mit Fn. 349. 1073 Statut vom 27. Juni 1344 (Telge) in; DS, Bd. V, Nr. 3797, S. 272 f. 1074 Es heißt dort S. 272: „fenerari sit prohibitum lege diuina pariter et humana“. 1075 MELL, Hb, c. 4 (SGL. Bd. X, S. 275f). 1076 Ephes. c. 5: 23 ff, woraus die Kirche seit Augustinus ableitete, dass die konsumierte Ehe ein Abbild der Verbindung Christi mit seiner Kirche sei. Nach 1. Tim. c. 3: 2; 12 und Tit. c. 1:6 sollten Bigamisten auch nicht zum Ältesten oder Bischof berufen werden, vgl. Johannes Baptist Sägmüller, Bd. I, S. 220 f. 1077 Vgl. Johannes Baptist Sägmüller, Bd. II, S. 158 f. 1078 Vgl. MELL Hb 4 (SGL, Bd. X, S. 275f = H/W, Landslag S. 214); diese Zuweisung verwundert, weil Bigamie als Verstoß gegen das sechste Gebot eine causa spiritualis war, vgl. Gratian C. 24. 3. 19 (Friedberg I; Sp. 996).
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4. Inkraftreten Da MELL weder eine königliche confirmatio noch eine praefatio (wie Uplandslagen) trägt, so ist ungewiß, wann es in Kraft trat, doch scheint sicher, daß Magnus Eriksson, der damals bereits 25 Jahre alt war, es allein in Kraft gesetzt hat. Genaueres kann nur aus Urkunden der Zeit erschlossen werden: Am 25. März 1350 wurde Östgötalagen noch angewendet1079, am 19. Februar 1351 noch Upplandslagen1080. Als erstmalige Anwendung des neuen Landrechts galt bisher eine Urkunde vom 13. Juni 1352 aus Västmanland1081, wo ein Rechtsprecher eine Grundstücksübertragung mit dem nach Landrecht vorgeschriebenen Festigungsbrief1082 beurkundet hat. Nun hat Per-Axel Wiktorssson nachgewiesen, dass eine bisher der Fälschung verdächtigte Urkunde vom 21. April 13511083 sowohl das alte ostgötische Recht („epter gambla lagom“)1084als auch das Landrecht („epter Suerigis lag“) erwähnt und deshalb das erste Beispiel für seine Anwendung ist, also erst vier Jahre nach dem kirchlichen Protest von 1347 gegen die Arbeit der Kommission. Dass dies so spät geschah, kann darauf beruhen, dass der Text des Landrechts erst damals fertig war1085, aber auch darauf, dass Magnus Eriks1079 Vgl. die Urkunde vom 25. März 1350 in: DS, Bd. VI, Nr. 4552, S. 179, auf welche die Urkunde Magnus Erikssons vom 3. Aug. 1354 (DS, Bd. VI, Nr. 5043, S. 509 verweist, vgl. Jan Liedgren, in: H/W, landslag, Bilaga 2, S. LVII; Per-Axel Wiktorsson, ikraft, S. 133. 1080 Vgl. die Urkunde v. 1. Apr. 1350 (DS, Bd. VI, Nr. 4556, S. 182f), u. v. 19. Febr. 1351 in: DS, Bd. VI, Nr. 4685, S. 278f, dagegen MELL in: DS Nr. 4927 (SDHK-Nr. 6580) v. 18. Juni 1353. Vgl. Jan Liedgren, in: H/W, landslag, Bilaga 2, S. LVII. 1081 Vgl. den Festigungsbrief des Rechtsprechers von Västmanland und Dalarna, Nils Abjörnsson (Sparre af Tofta), vom 13. Juni 1352 in: DS, Bd. VI, Nr. 4823, S. 361f, vgl. Jan Liedgren, in: H/W, landslag, Bilaga 2, S. LVII. 1082 Vgl. Jan Liedgren, Art. Fastebrev, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 194–196. 1083 Das Original der Urkunde ist verloren; sie war vermutlich lateinisch ausgefertigt, überliefert ist nur eine (schwedische) Abschrift vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Urkunde ist datiert Hycklinge (im Lofta socken im Norden von Tjust härad), den 21. Apr. 1351; sie betrifft jedoch Güter, die in Östergötland belegen sind. Die Urkunde findet sich nicht in DS; Wiktorsson druckt sie in seinem Beitrag ‚ikraft‘ S. 137f ab. 1084 Über die Bezeichnung „lag“ in ostgötischen Urkunden vgl. Per-Axel-Wiktorsson, lag, S. 142–186 (S. 144, 163–169). 1085 Karl Erik Löfqvist, riddarväsen, S. 90, Fn. 65; derselbe, drotsämbet, S. 39, meint zwar, der Königs- und der Totschlagsabschnitt I (Kgb, Drvl) seien bereits vor dem Juni 1349 abgeschlossen gewesen, weil beide Abschnitte den æmbitsman (officialis noster), einen königlichen Amtmann nennen; vgl. Kgb c. 17; 22; 28 (SGL, Bd. X, S. 28; 32; 40 = H/W, landslag, S. 11; 12f; 15); Drvl c. 12; 13; 14 (SGL, Bd. X, S. 290–292 = H/W, landslag, S. 224f). Dagegen erscheint der Drost im Landrecht nicht, sondern als solcher wird Nils Turesson am 1. Aug. 1344 und wieder am 29. Juni 1349 genannt;
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son sich von 1348 bis 1351 außer Landes auf einem Kreuzzug gegen Novgorod befand1086 und dass im Jahre 1350 auch Schweden von der Pest heimgesucht wurde, so dass die Ausfertigung sich verzögerte. Das neue Landrecht ist also zwischen dem 25. März 1350 und dem 21. April 1351 in Kraft getreten. Seine verschiedenen Namen listet Jan Liedgren auf1087. 5. Überlieferung Landslagen zeigt eine reiche Überlieferung. Die ältesten Handschriften stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, sind also kurz nach Abschluß der Gesetzgebungsarbeit geschrieben. Schlyter verzeichnet 91 vollständige Handschriften und sechs Bruchstücke1088. Aus dieser Fülle hat er neunzehn ausgewählt, die er mit A – T bezeichnet und deren Eigenarten er in den Fußnoten berücksichtigt hat. Die grundlegende Handschrift (A), auf der Schlyters Ausgabe vornehmlich beruht, ist die in der Universitätsbibliothek in Kopenhagen befindliche Handschrift Nr. 51, 4° der Arne-Magnäanischen Sammlung, die auch das Kirchenrecht von Smålandslagen enthält. Nach Schlyters Meinung stammt sie aus der Mitte des 14. Jahrhunderts1089. Nahe damit verwandt ist die Handschrift B aus der königlichen Bibliothek in Stockholm aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Jedoch hat Schlyter die Überschrift zum Königsabschnitt der Handschrift Nr. 11 (L) entnehmen müssen, da sie in Hs. A fehlt1090. Andere Handschriften enthalten das Kirchenrecht weiterer Landschaften, am häufigsten (40 Mal)1091 das von Upplandslagen. Die Handschriften stammen frühestens aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, die meisten jedoch von dessen Ende oder aus späterer Zeit. Jedoch sind die Texte des Landrechts und der unter König Christoph von Bayern geänderten Neuauflage nicht sauber voneinander geschieden, da das Landrecht keine königliche Bestätigung trägt und die Unterschiede zu Kristoffers Landslag nicht immer augenfällig waren. Ragvald Inge-
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dazwischen sprechen die Urkunden vom „offiicialis noster generalis“, doch ist die Ableitung nicht überzeugend, da Bo Jonsson Grip sich selbst in der Urkunde, Åbo slott, d. 3. März 1372 (DS, Bd. X, 1, Nr. X 147, S. 133 dapifer et officialis generalis nennt, vgl. Sigfrid Sjöberg, S. 42 f. Vgl. dazu unten 6. Kap., B II, 6, S. 641. Vgl. Jan Liedgren, Art. Sveriges Lag, in: KLNM, Bd. XVII (1972), Sp. 550 f. SGL, Bd. X, S. I–LIV. So: Schlyter, SGL, Bd. 10, S. I–IV, ihm folgten Adolf Noreen und Natanael Beckman, outgivna (1917), S. 207 ff, dagegen verlegt sie Kristian Kålund, Katalog (1900) in die Zeit um 1400 oder ans Ende des 14. Jahrhunderts, vgl. H/W, stadslag, S. XXI, Fn. 16. Vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. 10, S. LXXXVII ff. Vgl. Schlyter in: SGL, Bd. X, S. LXVIII ff.
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mundsson hat das Gesetzbuch im Jahre 1481 ins Lateinische übersetzt1092 und Johannes Messenius hat die Übersetzung 1614 im Druck herausgegeben1093. Den altschwedischen Text hat erst Carl Johan Schlyter 1862 herausgegeben1094, denn der Druck, den König Karl IX. am 20. Dezember 1608 bestätigte, war KrLL1095. Johan Henrich Cornell hat 1943 eine FaksimileAusgabe des Codex B 172 der königlichen Bibliothek in Stockholm veröffentlicht1096. und Per-Axel Wiktorsson hat 1989 den Codex Ups. B 23 herausgeben. Seit 2005 ist das Gesetz auch elektronisch verfügbar1097. Emil Olson hat einen Auszug des Gesetzes vorgelegt1098. Eine neuschwedische Übersetzung stammt von Åke Holmbäck und Elias Wessén1099 und eine englische haben im Jahre 2000 Ruth Donner und Richard Tötteman vorgelegt1100. 6. Das sogenannte Mellersta lag Die Handschriften von MELL unterscheiden sich auch darin, wie sie das Erbrecht der Kindeskinder regeln1101. Eine Gruppe von ihnen (der Sprache nach aus Uppland stammend) hat die uppländische Regel1102 fortgeschrieben, die das Eintrittsrecht sowohl der unmittelbaren Abkömmlinge bis zum fünften Glied als auch der Abkömmlinge der Seitenlinie bis zum fünften Glied anerkennt. Diese Handschriftengruppe heißt mellersta lagen (mittleres Gesetz). Ein Urteil des Reichsrates vom 10. Nov. 1507 hat nicht nur die Erbprätendenten des Streitfalles im Sinne dieser Handschriften zu Gleicherben erklärt, sondern zugleich auch alle schwedischen Richter verpflichtet, in gleichgelagerten Fällen ebenso zu entscheiden, was während des 16. Jahr1092 Davon existieren zwei Handschriften und eine Abschrift, vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. X, S. LVI–LXI. 1093 S. über diesen Druck: Schlyter, in: SGL, Bd. X, S. LXXXIV–LXXXVII; vgl. auch die Ausgabe der Bücher V–XV durch Göran Bäärnhielm (1980). 1094 SGl, Bd. X, Lund 1862, S. LXXXIV ff. 1095 Vgl. Gerhard Hafström, Tryckning, in: SvJT, årg. 44 (1959), S. 15–19. 1096 Johan Henrik Cornell (Ed.), Lex communis regni Sueciae vetustior, (cod. Holm. B 172), Hafniae 1943. 1097 Magnus Erikssons Landslag, in: Forsvenska textbanken vid Lunds universitet: >http://www.nordlund.su.se/fornsvenska/Fsv%20Folder/