Gregor Maurach Lateinische Stilübungen
Gregor Maurach
Lateinische Stilübnngen Ein Lehrbuch zum Selbstunterricht
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Gregor Maurach Lateinische Stilübungen
Gregor Maurach
Lateinische Stilübnngen Ein Lehrbuch zum Selbstunterricht
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
Inhalt Vorwort Einführung . . . . . . Vom Sinn der Stilübungen Voraussetzung
VII 1 1 1
ErsterTeil Methode des Unterstufenteils Gebrauchsanweisung Überprüfung des eigenen Standortes . 1. Übung 2. Übung 5. Übung 4. Übung 5. Übung 6. Übung 7. Übung 8. Übung 9. Übung 10. Übung 11. Übung
5 5 5 4 7 11 14 18 22
Zweiter Teil . Vorbemerkung Methodisches 1. Übung 2. Übung
49 49 49 51
25 28 52 36 40
45
54
).
i'lhung
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62
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66
69 74 V
Inhalt
8. 9. 10. 11.
Übung Übung Übung Übung
Dritter Thil Vorbemerkung 1. Text 2. Text 3. Text 4. Text 5. Text 6. Text 7. Text 8. Text 9. Text 10. Text 11. Text 12. und letzter Text
78 82 86 90 95 95 96 99
103 107
112 115
120 124 128 132 136
141
Anhang: Rückübersetzungen Vorbemerkung . . . . . 1. Text: "Mal so, mal so" . 2. Text: "Götz und die Pfeffersäcke" 3. Text: "Planungen eines Papierproduzenten" .
145 145 146 148
Indizes . . . . . . . . . . . . . . Index 1: Stilistisches, Grammatisches . . Index II: Deutsche Wörter und Ausdrücke
153
VI
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157
Vorwort Zahlreiche Gespräche mit Kollegen ergaben, daß ein Buch wie dieses ein Desiderat sei. Nach der Niederschrift der Erstfassung hatten Herr Prof. Dr. A. Weisehe und Herr Dr. phil. habil. R. Henke, beide zu Münster, die große Freundlichkeit, sie aufs genaueste zu prüfen und Verbesserungen vorzuschlagen, die ich samt und sonders aufnahm und im Falle längerer Thxte auch namentlich kennzeichnete. Die jahre-, wenn nicht jahrzehntelange Erfahrung beider Kollegen hat das Buch vor etlichen Fehlern gerettet: ich bewundere die Kenntnis und Hilfsbereitschaft dieser Kollegen und danke ihnen aufs herzlichste, gewiß auch im Namen der nunmehr zu plagenden Leser. Mein besonderer Dank gilt Frau cand. phil. Sonya Dase, die das Manuskript auf dem PC für mich schrieb, mehrere Korrekturgänge nicht nur mitging, sondern durch aufmerksames Beobachten und Nachbessern förderte. G.M.
VII
Einführung Vom Sinn der Stilübungen Sie dienen der Erringung der Sprachkompetenz, welche auch in den Neuphilologien verlangt wird (nur daß die Latinistik heute kaum mehr zum Sprechenkönnen führt); sie dienen der Einsicht in die Unterschiede zwischen deutscher und lateinischer Sprache und hierdurch auch in die Andersartigkeit römischen Denkens; sie dienen, in umgekehrter Richtung, dann auch dem besseren Verstehen der eigenen Sprache; sie dienen der Unterscheidung der Prosa- von der Dichtersprache, der Klassik (Cic., Caes., auch Nepos) vom früh- und nachklassischen Latein, usw.
Voraussetzung Vorausgesetzt werden in diesem Lehrbuch: Grundkenntnisse des Lateinischen mindestens vom Niveau des Latinums und, was Bücher betrifft, ständiger Zugang (möglichst Besitz) von: GÜ 0. Güthling: Langenscheidts Großwörterbuch Latein, Bd. 2, Dtsch.-Lat., 1 6 1993 (ohne Belege); OS Man lernt lateinische Phrasen gut nach 0. Schönberger: Lateinische Phraseologie, Carl Winter Verlag, Heidelberg 3 1963 u. sp. (die Belege wurden nach Prüfung ausgewählt, zuweilen leicht verändert, da sie keineswegs immer aus caesarisch-ciceronischer Prosa stammen); man kann auch, statt des OS, die Phraseologie von H. J. Müller zu Ostermanns Übungsbuch durchlernen; LS C. T. Lewis- C. Short: A Latin Dictionary (1879), Oxford 1958 (mehrere Nachdrucke); die Stellenangaben meinen oft die Großkapitel, wohingegen wir heute Kleinabschnitte zitieren; OLD Oxford Latin Dictionary, Oxford 1968ff. (zum ständigen Nachschlagen) (LS ist kürzer als OLD, bietet zuweilen aber Stellen aus klassischen Autoren, wo OLD nur Unklassisches nennt, und umgekehrt: LS und
Einführung
OLD ergänzen einander). Beachte: Die Abkürzung "s. v." bedeutet "sub verbo", z. B.: "zu agam s. OLD s. v. 1 a" heißt, daß man unter ago Absatz 1 a nachsehen soll); Hl I H. Ruhenbauer- J. B. Hofmann, Lateinische Grammatik, neubearbeitet von R. Heine, Bamberg/München 101977 u. sp. (zitiert auch nach Seiten); KS R. Kühner - C. Stegmann: Ausführliche Grammatik der lat. Sprache, Satzlehre (1914), Darmstadt 1955 u. sp. (eine Grammatik zum Besitzenzitiert nach Seiten); LHS J.B. Hofmann- A. Szantyr: Lateinische Syntax und Stilistik, München 2 1972 (ein Buch zum Nachschlagen und Absichern- zitiert nach Seiten); MRS H. Menge, Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik (41881), Darmstadt 21 1995 (lediglich mit Hilfe von Einzelsätzen übend; methodisch zwar veraltet, aber eine Fundgrube erster Güte für den Übersetzenden). Sehr zu empfehlen: A. Scherer, Handbuch der lateinischen Syntax, Heidelherg 1975 (vielfache Versuche, modern zu erklären).
ErsterThil Methode des Unterstufenteils a) Gelernt werden ausgewählte Phrasen (vorausgesetzt wird ständiges Lesen klassischer Autoren und intensives Vokabellernen etwa nach "Grund- und Aufbauwortschatz Latein", Klett-Verlag), und es werden die Hauptkapitel der lateinischen Grammatik erinnernd wiederholt (man verwechsele dieses Lehrbuch allerdings nicht mit einem Grammatikunterricht "ab ovo": der muß vorausgegangen sein). Dies geschieht hier so, daß zunächst stärker, später weniger intensiv die Übungssätze Phrasen und grammatische Regeln abfragen, die jeweils zu lernen waren. b) Da man nicht Wort für Wort übersetzen kann, müssen oft deutsche Sätze unter Wahrung der Inhaltsidentität umgeformt werden; dies geschieht am besten so, daß dabei gelernte Phrasen anwendbar werden. c) Sicherheit in diesen drei Fertigkeiten, in Grammatik, Phrasenkenntnis (Idiombeherrschung) und Umformen garantieren das Bestehen auch schwerer Klausuren. d) Zur Erleichterung des Lernens wird folgende Grenze gezogen: es darf keine Vokabel verwendet werden, die nicht bei Caesar oder Cicero belegbar ist (Fachausdrücke ausgenommen). Keine Vokabel oder Phrase darf ohne Beifügung des Belegs (Stellenangabe) verwendet werden.
Gebrauchsanweisung Die Übungen dürften aus sich selbst klar genug sein, aber zum Phrasenlernen muß gleich zu Beginn etwas gesagt sein: Sie besitzen "den Schönberger" (s. Einführung 2, "OS"); die Kenntnis möglichst vieler Phrasen (feststehender Wortverbindungen wie unser "einen Weg einschlagen" und nicht etwa "richten") hilft in der Klausur ungemein; aber "der Schönberger" enthält (wie gesagt, s. "Voraussetzung" unter OS) viele nach- und vorklassische Wortverbindungen und auch einige, die Otto Schönherger- ein sicherer Kenner des I ,ateinisdwn- sieh selber gesehiekt ausgedacht hat. Daherwurde hier einiges
ErsterTeil vereinfacht. Wenn also Abweichungen vorkommen, mögen die Studierenden (nach Vergleich) dem Grunde der Variation nachgehen. Vor allem: neben den hier abgedruckten Phrasen ist viel Platz - schreiben Sie Schönhergers oder besser noch: Ihre eigene Übersetzung daneben, denn so lernt man am besten.
Überprüfung des eigenen Standortes Vor allem Lernen kommen jetzt zunächst 10 Sätze als Beispiele für ganz einfache und ganz unabdingbare grammatische Grundkenntnisse; auf diese Weise kann jeder seine Ausgangsposition selber bestimmen: 10 oder 9 Richtige:
8: 7oder6:
5: 4oder3: 2 und weniger:
Ausgangslage sehr gut gut mittel gerade noch ausreichend mangelhaft, es wird viel Arbeit geben gehen Sie am besten in einen Latinumskurs
1. Ich weiß, daß wir bald lateinisch schreiben.
2. 3. 4. 5. ß.
7. R.
9. I0.
Wer weiß, wie viele Sprachen es gibt? Wir werden viele Jahre lernen, aber nicht vergebens. Nachdem wir viel gearbeitet haben, lernen wir Neues leichter. Wir lernen nicht, um Latein zu schreiben, sondern um unsere eigene Sprache besser kennenzulernen. Vergiß nicht deine Freunde, denn die wahren werden dir stets zur Seite stehen. Wärst du früher gekommen, hättest du mehr gesehen. Sprecht mit großer Sorgfalt, denn ihr werdet beobachtet. Obschon die Sonne da ist, schläft Aulus. ("Obschon" auf 2 Weisen übersetzen!) Ich hoffe, diese Arbeit hat euch nicht geschadet!
0/}(näzcn Sie erst selbst und prüfen Sie Ihre Übersetzung danach! I. Ich weiß, daß wir bald lateinisch schreiben. "Schreiben" liegt in der Zukunft, also im Latein (das in der Zeitengebung genaw·r ist als das I h•utsche) Putur! "Ich weiß, dal.l ... ": scio mit Acl (RH§ 168, 1).
Überprüfung des eigenen Standortes
2.
3.
4.
5.
6.
7. 8.
Scio nos mox latine scripturos esse (RH§ 74, 1 c; KS 2, 180 zum periphrastischen Futur). Wer weiß, wie viele Sprachen es gibt? Quis seit, quot sint linguae (nicht etwa existant: gleich hier sieht man, worauf es ankommt, denn exsistere heißt "sein" nur bei Abstrakta (vgl. LS exsisto II, OLD ex(s)isto 3 a).- Konj. in der indirekten Frage: RH§ 232, 1. Wir werden viele Jahre lernen, aber nicht vergebens. Discemus multos annos nec (od sed non)frustra. Akk. der zeitlichen Erstreckung: RH § 117, zu neque in "gefüllter" (prägnanter) Bedeutung ("aber nicht") s. OLD neque 5. Per annos sagt man, wenn man die ununterbrochene Dauer betonen will. Nachdem wir viel gearbeitet haben, lernen wir Neues leichter. Postquam multum laboravimus, novas resfacilius discimus. Postquam klassisch stets mit lnd. Perf., RH § 255, zu postquam mit Plsqperf. KS 2, 356: ganz selten bei Cic., oft vor- und nachklassisch. Multum: RH§ 116,3;facilius: RH §51,2. "Neues": umformen zu "neue Dinge", novaist ungebräuchlich, aber nicht unmöglich (aber der Plural ist unumgänglich). Wir lernen nicht, um Latein zu schreiben, sondern um unsere eigene Sprache besser kennen zu lernen. Non discimus, ut scribamus latine, sed ut nostram melius cognoscamus linguam Wernostram ipsorum schreibt, ist zu beglückwünschen: RH § 131 2 b, Ende! Melius: s. Satz 4,facilius. Ut: RH 275 unten. Die Trennung von nostram und linguam hebt nostramstark hervor 1• Vergiß nicht deine Freunde, denn die wahren werden dir stets zur Seite stehen. Noli ob Zivisei amicorum (tuorum), nam veri te semper adiuvabunt. Verneinter Imperativ: RH § 217, 3; obliviscor: RH § 136, a. "Zur Seite stehen": umformen zu "helfen" (adiuvo mit Akk.: RH § 113, 1). Wärst du früher gekommen, hättest du mehr gesehen. Si prius venisses, plus vidisses (zum Irrealis RH§ 259, 3). Sprecht mit großer Sorgfalt, denn ihr werdet beobachtet. Loquimini magna cum cura, nam observamini. Loquimin~ observamini: wer die Form nicht kann, sollte sofort RH§ 79ff. und 94 a lernen!
1 Wer GenatJes wissen will, lese J.-A. de Foucault, L'hyperbate du verbe, Rev. de philol. 90, 1964, 59-69.
ErsterTeil
9. Obschon die Sonne da ist, schläft Aulus. ("Obschon" aufzwei Weisen!) Quamquam sol adest (lucet), bzw. cum ... adsit (luceat), dormitAulus (Konzessivsätze: RH§ 263). 10. Ich hoffe, diese Arbeit hat euch nicht geschadet! Spero laborem hunc vobis non (oder nihil) nocuisse. Spero mit Inf. Perf.: LHS 358 Mitte; nihil: RH§ 116, 3.
II
1. Übung
1. Übung A. Lernen: OS 11-13 11: aequaliter declivis ... adflumen vergit frumentum angustius provenit crebrae commutationes aestuum se in projundum iacere jundi, manare serpere et ... latius manare 12: angustiae locorum in radicibus montis haec urbs situ praeclaro ad adspectum in contrarium deicere 13: in silvam se abdere decedere de via Rumpfgrammatik: Es gibt 8 FUnktionen des Genetivs 1. Partitivus (modiusfrumentz) 2. Possessivus (domus patris) 3. Definitivus (dies victoriae) 4. Subiectivus-Obiectivus sub. amor Dei erga nos (geht von ihm als dem Subjekt aus) obj. amor Dei ob bentificia (richtet sich aufihn als aufdas"Objekt"). 5. Qualitatis (bei Maß und Zahl) homo magnae pietatis (Maß) puer decem annorum (Zahl) 6. ludicü (capitis damnare) 7. Pretii (tanti tejacio.0 8. NachAdj. (cupidusgloriae) Verb. (obliviscor promisst)
RH § 130 § 131 § 132 § 133
KS (Bd.1) S.423, 1 S.414,3 S.418,5 S.415,4
§ 134
S.454,2
§ 138,2 § 139,2 § 135 § 136
S.462,5 S.457,3 S.435ff. S.452ff. 7
ErsterTeil
B. Übersetzen 1. Da Aulus sich mit Wissenschaften abgibt, muß er auch einige Sprachen können. Hinweis: RH § 135, 1. - Solche "auch" zum Zeichen einer notwendigen Folge werden im Latein nicht ausgedrückt. 2. Erinnerst du dich noch an mein Gut am Fuße des Soracte und das östliche Speisezimmer? Es ist eingefallen, da die diesjährige Überschwemmung stärker war als in den Jahren zuvor. Hinweis: OS S. 11 f.; Überschwemmung: inundatio, auch wenn erst bei Sen. ep. 71, 15 belegt. 3. Das Leben in der Stadt ärgert mich nicht nur, es widert mich aufs äußerste an: ich fliehe jetzt aufs Land und verstecke mich in Wald und Sumpf, um nichts mehr vom Lärm auf dem Forum zu hören. Hinweise: In ärgert- widert an liegt eine Steigerung, aber u. a. SaU. Jug. 4, 9; Cic. Verr. 1,35 lehrt, daß piget und paenitet gleich stark sind; also muß man's anders anfangen, z. B. Cic. Att. 2, 22, 6.- "Leben in der Stadt": solche Verbindungen nennt man "präpositionale Ausdrücke", und der Aniänger sollte sie meiden (das Erlaubte bei KS 1, 214f.: etwas wie vita in urbe ist dort nicht belegt) und in adjektivische umwandeln oder in partizipiale. Litterae ab Aulo und pugna ad Thermopylas ist kein Latein, wird es aber durch den Zusatz vonallatae, bzw. commissa,jacta (KS 1,216unt.).-"AufsLand": präpositionsloser Richtungsakkusativ. -"Lärm auf dem Forum": s. zu "Leben in der Stadt". 4. Athen, dessen Lage einen so herrlichen Anblick bietet (OS 12!), liebe ich mehr als Mykene, das nur am Hang von Bergen, nicht auf deren Gipfel gelegen ist. Hinweise: "Hang": latus, Ca es. BG 2, 8,3 (OLD s. v.latus 6 b ). Das Wörtchen "nur" deutet einen Gegensatz an- welchen? Der "herrliche Anblick"- ist er nicht auch der Grund für die Vorliebe? (Überlegen Sie, wie man Kausalität im Relativsatz ausdrückt [RH § 242, 3) !)
Mustersätze 1. Auto, cum studiosus sit litterarum, aliquot discendae sunt linguae.
Kommentar: zu Studiosus s. Cic. fam. 4, 3,3 (doctrinarum); fin. 5, 74 (artium).- Litterae: OLD s. v. 9; nun eine Bemerkung zu "müssen":
1. Übung
Müssen:
persönlich ("er muß") 1. wenn es eine innere Verpflichtung ist: debere
2. wenn es eine objektive Notwendigkeit ist: Gerundiv mit Dat. (liber mihi legendus [est]) 3. necesse habeo mit Inf. (Cic.) unpersönlich 1. opus est; hier ist mehreres möglich: a) "man muß haben": dux nobis opus est (Cic., selten [MRS § 98 a]) magistratibus (ab!.) opus est (Cic.) scitu opus est ("man muß wissen", Cic., selten (MRS § 98, A. 1]) b) "man muß tun": opus est mit Infin. (Cic.) opus est mit Acl (Cic.) (ut und bloßer Konj. sind unklassisch) c) "man muß etwas haben ... ": opus est mit Abi. des Benötigten und dann ad zur Angabe des Zweckes (gern folgt Gerundiv) 2. necesse oder necessarium est mitut: Cic. Konj. allein: Cic. Infin., bzw. Acl (RH§ 165,2; 169,2)
2. Meministinejundi mei in radicibus montis Soractis siti et triclinii illius, quod
ad orientem solem spectabat? Corruit, cum inundatio huius anni vehementiorfuisset quam proximis (annis). Kommentar: Bei geographischen Namen stets die Gattungsbezeichnung (mons, flumen usw.) dazusetzen.- "In den Jahren zuvor": proximus bedeutet sowohl das Voraufgegangene (Cic. Cat. 1, 1) als das Folgende (Cic. Mil. 24).- Siti: gewiß konnte auch der Lateinsprechende zu einem Substantiv ein Attribut stellen, das aus Präposition und Substantiv besteht: "der Krieg mit anderen Völkern" heißt belZum cum extraneis gentibus (KS 1,216 unt.; MRS § 13); aber der Anfänger, wenn er nicht KS 1,214f. auswendig kennt, sollte solche Strukturen in der Klausur meiden und ein Partizip hinzusetzen (KS a.O. 218 oben). 3. Vitae urbanae me non solum piget, sed etiam vehementissime taedet: nunc
rus fugiam abdamque me in silvas paludesque, ne quid strepitus illius forensis audiam Kommentar: Vita urbana: z. B. Ter. Ad. 42 (früher, aber unverfänglicher Beleg, vgl. Cic. fam. 12, 1,1, i/lud malum urbanum); rus: Zielakkusativ ohne Priiposition (RII § 122,2 [Druckfehler im Index]); ne quid: RH§ 199,2. Strepitus.formsis: 01 J) s. v. strt~pitus 3.
l~rster Teil
4. Athenae, quippe quae situ sint tam praeclarae ad adspectum, magis mihi pla-
cent quam Mycenae, magnificae illae quidem, sed in latere tantum, non in ipso vertice sitae. Kommentar: Die kausale Nuance eines Relativsatzes kann durch quippe mit Konj. betont werden (KS2,293,A. 3).-Adadspectum: Cic. Verr. II, 4,117 (KS 1, 523 e). - Illae quidem: RH § 242, 3; KS 1, 623, A. 8: wenn einem Substantiv zwei Bestimmungen beigegeben werden, die im Gegensatz zueinander stehen, sagte Cicero gern ... illa quidem, sed ... (KS a. 0. 624 oben). Zu ipse als Hervorhebung KS 1, 629 nach Mitte.
C. Umformungsübung 1. "Ich gebe mich nicht der Illusion hin, daß ... ": Es ist viel Luft in der deutschen Phrase, läßt man sie ab, ergibt sich: "Ich habe nicht die Hoffnung, daß": (OS 94) spem sibi proponere: Cic. Verr. II, 5,41; magna me spes tenet mit Inf. Präs. (Cic. Clu. 7); habeo spem mit Acl Fut. (Caes. BG 1, 33, 1). 2. "Die Krise ist nunmehr da"; "Krise", "kritische Zeit" bedeutet eine Zeit der Ent-scheidung, also: res in dis-crimine est, vgl. Cic. fam. 5,21, 3: (res) inpropinquum adducta discrimen; in discrimen vocari de ... , Cic. off. 1,84 (sonst OS 34). "Nunmehr": einfach iam.
10
2. Übung
2. Übung Der Dativ (RH§ 123-129) A. Lernen: OS 14-16 14: omnium saeculorum memoria ad tempus venire recentire ad constitutam horam/diem in ipso discrimine temporislpugnae nullam moram interponere, quin jidem (ad ultimum) praestare 15: semel atque iterum exacta aetate ineuntelinita aestate in dies 16: nox appetit medianocte sempiterna nox ojjusa est Rumpfgrammatik: 1. Viele Verba mit Dativ bewirken nur deshalb Schwierigkeiten, weil ihre deutschen semantischen Äquivalente andere Kasus bei sich haben, z. B. studeo mit Dat., im Deutschen "etwas (Aklc) studieren, betreiben". Lernen Sie unter diesem Aspekt die Verba bei RH 138/41, indem Sie sich- mit den etymologischen Erklärungen bei RH- über den Sinn der Dativ-Rektion klarwerden. Zum Beispiel studeo- "sich widmen" (mit Dativ). 2. Der Dativ ist zunächst der Fall, dessen Endungen anzeigen, zu wessen Vor- oder Nachteil etwas getan wird: "Ich kaufe dieses Buch". "Wem?", im Sinne von: "Für wen?" "Für X." (RH§ 127). 3. Der sog. Dativus Possessivus gibt (dementsprechend) an, für wen etwas da ist oder zur Verfügung steht (damit ist also der Besitzer bezeichnet, nicht der Eigentümer; wenn dieser gemeint ist, steht der Gen. [RH § 131]: mihi haec domus est: "es steht mir zur Verfügung", aber: haec domus patris est: "dies Haus ist Eip;entum meines Vaters"). 4. Dativ des Zweekes: praesidio mittere, "zum Schutz" (RH§ 128). II
ErsterTeil
B. Übersetzen 1. In allen Epochen haben die Familienväter sich um die Mehrung des Hausstandes gekümmert. Hinweise: "Sich kümmern" seltsamerweise nicht im GÜ, s. unter "betreiben".- "Epoche": umformen, bis eine der hier zu lernenden Phrasen bei OS oder eine der Ihnen sonst bekannten herauskommt. - Bei "-ung" immer das Gerundiv in Betracht ziehen! 2. Täglich wurden mehr Baumstämme herbeigeschafft zum Schutze der Stadt, da der Tiber das umliegende Land schon überschwemmt hatte. Hinweise: OLD unter inundo!; Baumstamm: truncus, vielleicht genügt arbor, ligna, aber- bitte!- Belege! 3. Als die Dinge sich auf Messers Schneide befanden, war mir der Rat des Aulus von größtem Nutzen. Hinweise: "Messers Schneide"- umformen zu einer OS-Phrase (s. Üb. 1, Umform.); "Nutzen": RH 143. 4. Wenn ich am abgesprochenen Tag nach Rom komme, tue ich das nur für dich, nicht in meinem Interesse. Hinweise: "Nach Rom": RH§ 122.- "Wenn": kommt er gewiß oder denkt er nur an eine Möglichkeit? Gibt "wenn" in solchen Fällen eine Möglichkeit an oder eine als gewiß hingestellte Aussage (im Sinne von "daß")? 5. Bei Frühlingsanfang kommen die Vögel aus dem Süden und suchen sich geeignete Nistplätze. Hinweise: "Süden": südliche Länder, s. GÜ. - "Nistplatz": Platz, geeignet für das Nest. - Australis ist in klassischer Zeit auf Astronomisches beschränkt ("südlicher Teil des Himmels" usw.).
Mustersätze 1. Omnium actaturn memoria patresjamiliarum (auch:jamilias, s. OLD pater 4 a; RH§ 27, 2; auchjamiliae, TLL 6, 2; 235, 58ff.) reijamiliari augendae (RH 205; Caes. BG 1, 18,4) studuerunt. Kommentar: Natürlich kann man auch mit omnibus temporibus beginnen. 2. In dies plures trunci arborum apportabantur praesidio urbis, cum Tiberis .flumcn agros circa eum sitos iam inundavisset (Liv. 24, 9,6; wegen Cic. nat. deor. 1, 103 bedenkenlos). Kommentar: Arbor als Stamm: OLD arbor 3 zit. nur Plin. n. h. 1. Iu ip.w discrimi1w rtTwn ül, quodAulus mihi suaserat (Vorzeitig!), maximo jililtWii. Kmnmt•nlar: i':nwlllmt•ntut•sst•l ,iv. 21, 1H, I ?l; /lsui t•sst~ 01 ,I) usus 11 h; "1\at":
2. Übung möglichst alle deutschen Substantive, die ein Tim beinhalten, durch ein lateinisches Verb wiedergeben. 4. Quod ad constitutam diem Romam veniam, tibi soli hocfaciam, non mihi. Kommentar: "Wenn" wurde hier (ohne Not, denn si wäre ebenso gut) im Sinne des "faktischen" quod aufgefaßt (RH § 249: "was die Thtsache anbelangt, daß ...").-Dies: wenn es"Termin" bedeutet, stets feminin, s. OLD dies 5 b; "komme": natürlich in der Zukunft- es ist ja ein Thg in der Zukunft abgesprochen: also im Unterschied zum Iascheren Deutschen ist im Latein das Futur anzuwenden. -"Für Dich" usw. auch: tuo ex usu hoc evenit (fiet, erit), non meo, s. Caes. BG 1, 50, 2; Cic. fam. 7, 12, 2, tua causa (Abi.). 5. ~re ineunte (Cic. De imp. Pomp. 55) aves e regionibus meridianis (Varro, rust. 1, 2, 5: meridiana pars orbis terrarum) redeunt locosque nidisfaciendis (s. Satz 1) idoneos quaerunt.
C. Umformungsübungen 1. "Ein untrügliches historisches Zeugnis beurkundet, daß ... ": "historisches
Zeugnis": das aus dem Notar-Bereich genommene "beurkundet" reduzieren wir gleich (soviel wie docet, confirmat o. ähnl.); "untrüglich": Luft ablassen: verissimus. "Historisch": historia ist Geschichts-Forschung oder -Schreibung (OS 65). "Zeugnis": testimonium, und schon bieten LS und OLD einen brauchbaren Beleg: testimonio quodam ex historia sumpto confirmatur mit Acl (nach Cic. Verr. II, 2, 25). 2. "Eine düstere Zukunft bedrückt ihn": die Zukunft kann, genau besehen, niemanden bedrücken, wohl aber die Furcht vor ihr; aber was heißt "Zukunft"? Z. B.: "Das, was sein wird". Was bei LS unter sum steht, ist unübersichtlich; besser OLD}itturum oderfuturum tempus, und hier der gesuchte Beleg: metusfuturitemporis, Cic.Att.10, 14, 1; Caes. bc 1,52, 1; undderselbe Beleg liefert das benötigte Verb ("bedrückt"): perturbari. Da die Furcht nicht selbst (wie eine Person) "durcheinanderbringt", sollte man sagen: metufuturi temporis perturbatus.
13
ErsterTeil
5. Übung Der Akkusativ A. Lernen: OS 17-19 17: in lucem edere
insitum atque innatum natum nobili loco esse aequalem esse aetate procedere ab ineunte aetate vitam agereldegere 18: tenuissimo cultu vivere incolumem servare in discrimen capitis adducere capitis periculum adire quod vitae reliquum est diem supremum obire 19: immatura mors animam ejflare interimere mortem oppetere mortem sibi consciscere corpus alicuius ejjerre Rumpfgrammatik (RH§ 11.2-1.2.2): Es gibt zwei Arten des 1\ms: die eine hat an sich selber genug (Schlafen, Reden, usw.: "intransitiv"), die andere "geht entweder aus sich hinaus" (transil, ist "transitiv"), auf etwas zu (sei es ein Ort, sei es ein abstraktes Ziel wie virlulcm appetere) oder von etwas fort (/ugio periculum). In beiden Fällen hat das 'Ihn eine Ausrichtung: das Verb ist ohne den Ausrichtungspunkt (Objekt) unver·ständlieh. Im 4. Fall steht das Ziel (Romam [ire]) oder der Ausrichtungspunkt (te lfil,!fil]), zudem die Strecke, über die hin die Bewegung verläuft (sei dies eine 1\aum- ockr· Zeitstrecke) im Akkusativ, und dies alles im rein örtlichen oder Piru·m davon ah~c·h·ill'll~ll Sinn (v~l. "jemanden greifen" und "begreifen" als davon ah~l'h·ill'l ).
3. Übung B. Übersetzen 1. Ein Schriftsteller hält niemandem gegenüber mit seiner Freude hinterm Berge, wenn er eins seiner Werke publiziert hat. Hinweise: "Hinterm Berge halten" umformen (Anregung: s. Rl-1 133 unt.). "Publizieren": OS 17. 2. Gleich, ob einer aus prominenter Familie stammt oder nicht, wenn er älter wird und 20, 30 Jahre ein tätiges Leben führt, wird er aufgrund seiner Erfahrung von den Mitbürgern hochgeachtet sein. Hinweise: Nach sive steht für "jemand" quis, nicht aliquis (KS 1, 633 genauer als RH§ 199,2): OLD sive 4 a (Caes. BG 5,51,2: seu quis Gallus)."Aufgrund": statt einer Präposition ein Partizip setzen (Hilfe: OS 71). "Hoch achten": OS 76. - "Älter wird- führt": der Römer wird eine andere Zeitgebung angewendet haben. 3. Seneca hegte die Ansicht, daß jemand, der immer bedürfnislos gelebt habe, auch in der Todesgefahr furchtlos sein und sich nicht über die Ungerechtigkeit des Schicksals beklagen werde. Hinweis: "Hegte die Ansicht": Luft herauslassen, reduzieren! - "Der immer": lndik. oder Konj.? - "Beklagen": queror kennt zwei Konstruktionen. 4. Es ist mir leider entgangen, daß unsere Nachbarn zum Krieg rüsten; ich gebe mich auch nicht der Illusion hin, daß uns jemand hilft, und so muß ich, da ich vor meiner Frau diese Gefahr nicht verheimlichen will, alles zur Flucht vorbereiten. Hinweis: "Nicht erfahren": RH § 113, 2; "rüsten" RH 129 nach Mitte; "Illusion": s. I 1, C1 oder einfach "täuschen": RH§ 113, 2; "bemüht": RH§ 116,3 (es folgtfinales ut: RH§ 234); "verheimlichen": RH§ 119. Mustersätze 1. Poetae (natürlich ist der kollektive Singular möglich, s. RH§ 182, 1; LHS 13; er gewinnt leicht eine poetische Färbung) neminem gaudium celant, si
unum de suis operibus ediderunt. Kommentar: RH§ 119, 1;celo: KS 1,302 d.-Unumde:KS 1,426,Abs.2Anf.; OLD unus 9 a.- Edere: Cic. Brut. 19; in lucem edere ist weder beiLSnoch im OLD belegt (falsch publicare: dies bedeutet "beschlagnahmen"). 2. 8ive quis nobili loco natus est sive humili, si aetate processerit vigintique vel triKinta annos vitam occupatam degerit, rerum usu peritus magni a civibus fU'slimabitw:
15
ErsterTeil
Kommentar: Vita occupata: der schönste Beleg LS S.1252 re.: Cic. Th. 1,5 (genau hier passend). Sen. de otio (dial. 8) 1,4: usque ad ultimum vitae jinem in actu (vergleiche OS 18, Z. 6 von unt.:jinem vergessen?).- Rerum usu: Cic. de. or. 2,204 (rerummaximarum); usuperitus: Cic. off.1, 147. 5. Seneca putavit eum, qui semper tenui cultu vixisset, etiam in extremo discrimine vitae metujore liberum neque de iniuria (oder: iniuriam, RH 130)jati
esse questurum Kommentar: Zujore = juturum esse RH 197 unten, OS 95 unten; extremum discrimen: Cic. dom. 24.- Queror: de Cic. Att. 9, 14, 2; mit Akk. nur bei Pronomina im Neutrum. 4. Doleo, quod mejugit (Acl: OLDjugio 13 a: Caes. bc 1, 71, 1) vicinos nostros
belZum parare neque ullam habeo spem quemquam nos adiuturum esse, quare, cum uxorem hoc periculum celare nolim, omnia mihi adjugam sunt paranda. Kommentar: Spem habere: Caes. BG 1, 33, 1; Cic. Att. 9, 13, 8 (man kann auch an spem dimittere denken: Caes. BC 1, 73, 1), in spem venire mit Acl: Cic. de. or. 2,217.- Quemquam: neque ulla spes ist ein negativer Ausdruck und soviel wie non puto, daher quisquam (KS 1, 637f.: angor tibi quicquam sine me iucundum: Cic. fam. 7, 15, 1). Zu quare MRS § 532 (!).- Celare: möglich auch uxorem de hoc periculo: RH § 119, 1 c.
C. Umformungsübungen 1. "Aus überzogenem Selbstwertgefühl": "überziehen" kann man, recht betrachtet, nur das Konto; also reduzieren zu "übertrieben", "übermäßig". - "Selbstwertgefühl", ein Modernismus; GÜ bietet unter "Selbstgefälligkeit" Einschlägiges, aber das steht bei Seneca (OLD 6 b); admiratio sui ist bei Nepos zu finden (LS). Und wie wäre es ganz einfach mit superbia? Propter superbiam arrogantiamque wird zutreffen, nimiam kann dazutreten. 2. Viel wird von"Wirkungsgeschichte erforschen oder treiben" geredet, aber wie heißt das auf lateinisch? "Wirkung" ist nicht bei OS zu finden, denken wir also selber nach: "Geschichte" ist durchaus entbehrlich, wenn manwas das Lateinische besonders liebt- das Ganze verbal ausdrückt: "erforschen (einfacher noch: "untersuchen"), wie die alten Autoren spätere beeinflußten" (OS 29 gibt Nachdenkenswertes; danach setzen wir an mit: (Juaerunt, quid (Cie. Sest. 60: quid ... valeret) veteres auctores valuerint apud (( ;ic. '1\tsc. 2, 11) posllwos (J ,S posterus 2); oder qua auctoritatejuerint oder, i 11 dht·nso der ab/. mt·nsww· (1\11 S 1!l3), denn in dimidio minor gibt "um die lliilnt>" das lwwirkt>rHII' MaU an.
5. Übung
B. Übersetzen 1. Wozu fragst du mich, wie es mir geht? Ich habe Hunger, Durst und fürchte, daß ich krank werde. Hinweis: RH§ 236,1 (metuo). 2. Viel wird es zu meiner Genesung beitragen (OS 27), daß ich zu meiner Freude höre, wie du mit großem Eifer und Erfolg dein Amt verwaltest, das für die Wiederherstellung unseres Staates so wichtig ist (OS 29). 3. Großen Einfluß (OS 29) auf die Entwicklung (OS 29) von Schülern hat ein Lehrer, der sie nicht mittels der Angst vor Strafe zum Lernen zwingt, sondern durch freundliche Gesinnung zum Lernen anregt. Hinweise: "Entwicklung", der beliebte moderne Begriff, wurde im römischen Bereich ganz dinglich gesehen: "Schritte" (gradus) z. B. im Sinne der Stufen, oder "Voranschreiten" (processus, Cic. Brut. 272). - "Freundliche Gesinnung": man lese Cic. Mur. 66 Mitte; Phil. 5, 40 Anfang nach. 4. Zuzeiten (OS 30 unt.) wird man mutlos beim Übersetzen schwerer Texte, zuweilen ergibt sich aber auch (OS 29 unten) aus solcher Arbeit eine interessante Erkenntnis auch bcs. der eigenen Sprache.
Mustersätze
1. Quid tu me rogas, ut valeam? Esurio et sitio (GÜ, OS 27; RH§ 151, 1) me-
tuoque, ne in morbum (aliquem) incidam Kommentar: In nachdrücklicher Sprache wird gern das Pers.-Pron. verwendet. -"Ich habe Hunger": esurio: Cic. Th. 5, 97; fin. 2, 64 (fame laboro erst Sen.). 2. Multum conducet valetudini (restituendae), quod cum voluptate (RH § 146,2: cum, da "Freude" attributlos) audio te magno studiojeliciterque mu-
nere tuo jungi, quod magnum habet momentum ad rem p. nostram restituendam (in integrum: Caes. bc 3, 1,4). Kommentar: Conducit c. dat.: Cic. off. 3, 101 (aber off. 1, 9 ad ... !);jeliciter: OS 33 (Cic. Phil. 5, 40); successus ist nach-klassisch; "wichtig" (kein Eintrag bei OS, s. aber GÜ): momento esse ad: Cic. inv. 2, 77; plus momenti habere ad: Cic. Verr. I, 52; auch valere wäre gut. 3. Magnam vim ad jelices discipulorum processus habet magister, qui non metu poenae (RH § 133) eos discere cogit, sed is, qui humanitate sua eorum animos stirnuZet excitetque. Oder: qui potius humanitate sua eorum animos ad studium litterarum stirnuZet quam metu poenae. Kommentar: Processus: auch Cic. Brut. 232; is, qui hat hier konsekutiven Nebensinn ("ein solcher, daß ... "), also Konj, s. RH§ 242,2.- Zu Wörtern:
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ErsterTeil "Lernen": studium litterarum, aber animos ("den Geist anregen") genügt."Anregen": stimulare atque excitare: Cic. Plane. 69 (ad salutem dejendendam), dagegen instigare: klass. nur "anstacheln (zu Ungutem)". 4. Incidunt tempora (Cic. off. 1, 31), cum animo dejicias in scriptis difficilibus latine vertendis;jieri autem solet, ut e tali Iabore efflorescat (efficiatur) pulchra cognitio contemplatioque nostrae ipsorum linguae. Kommentar: Incidunt tempora: auch Cic. Phil. 2, 24; animo dejicio: Cic. Sext. Rose. 10.- "Erkennen": Cic. off. 1, 153: cognitio contemplatioque naturae."Interessant": wir meinen damit, wenn wir das Fremdwort recht besehen, etwas Neues, also: ... ut e tali Iabore aliquid novi discamus de nostra ipsorum lingua. -Nostra ipsorum: KS 1,245 unten.
C. Umformungsübungen 1. In einem neueren Buch über Rom findet sich dieser bedenklich unbedachte Satz: "Bezüglich des Ausländerturns überschlug sich manchmal der Chauvinismus der römischen Antike". - Wenn "sich überschlagen" ein Höchstmaß und "Chauvinismus" einen überspitzten Nationalismus meint, kann man die hohle Phrase schrumpfen lassen zu: "Was das Ausland angeht, so nahmen sich die Römer eine Verachtungshaltung (=Arroganz) heraus" und kommt zu klaren Begriffen und klarem Latein: quod ad externos populos (Cic. off. 2,64) attinet, Romani interdum maximam sibi sumpsere arrogantiam- Quod ad ... attinet ist zwar bei Cic. Verr. II, 2, 15 belegt, dennoch bleibt es klassisch selten (MRS § 375). "Was ... anbetrifft" sollte man so übersetzen: handelt es sich um ein Verbum des Sagens, Meinens usw., sagt man: quod cogitas ("was Deinen Gedanken betrifft, daß ... "; KS 2, 278 ob.); handelt es sich um ein Substantiv ("Was Deine Krankheit betrifft, ... "), so stelle man es einfach an die betonte erste Stelle im Satz (MRS § 375Anf.). 2. "Sogar Meisterwerke der Renaissance spiegeln noch antike Formkunst", schrieb ein neuerer Historiker. Michelangelos Brutus "spiegelt", genau besehen, nichts; "Meisterwerke" sind für den Römer Produkte der herausragenden Künstler, der egregii artifices (Varr., L.L. 9, 12); die Renaissance sprach zuweilen selber von "antiquitas renascens" (E. Panofsky, Die Renaissancen der europäischen Kunst, Frankfurt 1990, 31), und "Formkunst" reduziert sieh, wenn man das Wichtigste ausdrückt, zu arsoder zu summo ar-. I ifkio factum (Cic. Verr. 11,2, 87); demnach: Etiam ea, quae egregii illi arti./kt•s rt'/Uist•t•ntis anliquilalis.kt~tTUilt (oder t;[{in:rerunt), redolent (Cic. Brut. H:.! rl'lloll'fll auf iquila/t'lll) ar/t'lll autiquorum (nach Cic. Lael. 13).
6. Übung
6. Übung A. Lernen: OS 31-34 31: summamjacultatem dare ad occasio oblata tempus ... dimittere in eum locum res deducta eajortunae condicione uti, ut 32: potestatem ... adimere res eodem loco est, quo ... tempori tribuere consiliumpro tempore capere 33: bene succedere jortunae se committere opportune accidit, quod ex sententia procedere 34: (varia/bona)jortuna uti valet temeritas utile esse (m. Dat I ad) premi aliqua re propejactum est, ut
Rumpfgrammatik:
Modi im Hauptsatz: RH§ 214-218 1. Ind. im Latein, wo wir gern den Konj. benutzen: oportuit: er hätte ... müssen (§ 214, 1; vgl. KS 1, § 44); possum respondere, sed ... :"ich könnte antworten, doch ... ". 2. Optativ (Wunschmodus): 11lleas!, bzw. Ne eas! RH § 215; KS 1, 182, 4. 3. Potentialis, Irrealis: RH§ 216; KS 1, § 46. Potentialis: meist Konj. Perf.: Dixerit aliquis ("es könnte einer behaupten ... "). Irrealis: Konj. Imperf. für die Gegenwart: Num etiam solus venires? ("Würdest du auch allein kommen?"); Konj. Plusquamp. für die Vergangenheit: Quid sine tejecissem? ("Was hätte ich bloß ohne dich gemacht?"). 4. Hortativ:Eamus/(RH 217, 1; KS 1, 180, 1). Jussiv: Prodeat! ("Er trete vor!", RH§ 217, 2; KS 1, 185, 6). Dcliberativ: Quidjaciam? ("Was soll ich bloß tun?", RH 250 Mitte; KS 1, 181,2).
25
ErsterTeil
B. Übersetzung 1. Ich könnte noch vieles über die Grammatik sagen, aber fangen wir endlich mit dem Übersetzen an. Hinweis: In den Lexica unter "grammaticus" nachschlagen! 2. Sei glücklich, schönes Mädchen, sei immer so blühend wie jetzt und versäume nicht die rechte Zeit zum Heiraten! Hinweis:Florens GÜ; Cic. Quinct. 7, vgl. Mur. 59. 3. Zwei Jahre bist du fort; es ist jetzt so weit, daß ich gern wissen möchte, mein Sohn, wo du bist: auf Rhodos, wohin ich dich schickte, oder in Delphi? Schreibe mir, damit ich es allen erzählen kann; sonst könnte einer sagen, ich kümmere mich nur ums Geschäft, aber nicht um die Kinder. Hinweise: Füllwörter wie "gerne", "wohl", "bloß" (s. oben "Rumpfgrammatik 3 und 4) werden im Latein kaum verwendet (MRS § 497).- Zu " ... sagen, ich ... ": unterordnen durch "daß", s. RH§ 168, 1. 4. Wer hätte gedacht, daß Horaz-ein Sohn eines Freigelassenen- von Jugend an so viel Erfolg haben (OS 33!) und großartige Werke veröffentlichen würde! Hinweise: Zu "hätte gedacht" (phraseologischer oderidiomatischer Konj. im Deutschen) RH§ 214,2; KS 1, 172, d.-Zu"gedacht, daß ... würde": Nachzeitigkeit, RH 271 oben.- "Erfolg": die drei OS-Phrasen S. 33 sind darauf zu überprüfen, ob alle drei klassisch sind.
Mustersätze 1. Plura possum de arte grammatica proferre, sed incipiamus tandem vertere! Kommentar: Ars grammatica: Rhet. ad Her. 4,17 Mitte (ciceron. Zeit), Cicero benutzt einmal (de or. 1, 187) Plur. Neutr. für "Gebiet der 'Grammatik'".- Zupossum RH§ 214, 1; KS 1,171 a; 172 a und b; zu incipiamus RH §217,1. 2. Sis beata, pulchra puella, maneasque semper tamflorens, ut nunc es, neque
dimittas tempus nubendi! Kommentar: Folgt auf einen positiven Imperativ ein negativer Aufforderungssatz, so wird dieser durch nec angereiht (KS 1, 192,5 [z. B. Cic. fam. 1, 0,19: nec hoc pertimueris]). 3. Duos iam annos abes eoque res deducta est, ut velim scire, ubi sis: Rhodi (Caes. he 3, 102, 7; KS 1,476, A. 1], quotemiseram, autDelphis (Cic. div.1,37; 1\11 S 151, a I)? /kscribt: mihi (OLD rescribo 1 c), ut possim omnibus narrare; si minus, di;l"t'l"ilaliqui.~ 11w tantum tw!{otia mea t:urare nequefilios. Kumnlt'nlnr: I Jtw.~ wuws: au("h /Jimnium (Ci(". Verr. II, 3, 43; Ca es. BG
:.w
6. Übung
1, 3, 2).- Belege für si minus ohne Verb: KS 2, 418, A. 2; LHS S. 667 a. Si minus häufiger als sin minus (das GÜ bietet). Man kann auch an das Simplex euro denken, vgl. OLD s. v. euro 8 a, besser KS 1, 312 Mitte: eurare de bei Cicero in Briefen. Aber: tuum negotium ago: Cic. Verr. II, 3, 149. 4. Quis arbitratus est /loratio,jilio libertini, omnia a puerili aetate (Cic. de or. 3, 85, vgl. OS 17: hier wird a prima aetate notiert, was bei Cicero gut belegt ist, bes. fam. 4,4,4 Ende [bitte nachlesen!], nach OLD aber erst bei Prop. 2, 8,17 vorkommen soll: so ungenau sind solche Auswahllexika) tam pro-
spere eventura eumque poemata tam splendida scripturum esse? Kommentar: "Erfolg": von den drei OS-Phrasen ist nur bene,felieiter oder prospere evenire bei Cic. belegt (Mur. 1; vgl. LS S. 667li. oben [s. oben I, Satz 2f.]).- Scripturum: pacturum kommt dem Poetischen näher: Cic. Att. 2, 6,2; fam. 16, 18, 3 (nicht ohne Ironie).
C. Umformungsübungen 1. Man kann sich vorstellen, einmal "Catulls Gefühlswelt ist reich" übersetzen zu müssen. GÜ weisen auf sentire, so auch Catull selbst (C. 85, 2) oder Cic. fam. 11, 29,2 Anf.: me a te diligi sensi. Jetzt muß man "Gefühlswelt" reduzieren, denn kein Römer verband orbis terrarum oder mundus mit sentire: multa sunt, quae Catullus se sensisse seripsit genügt. 2. "Cicero sah vieles durch die Brille des Patrioten": Brillen gibt es erst seit dem 12. Jahrhundert; Patrioten sind Menschen, welche die Heimat höher schätzen als alle anderen Länder. Also etwa: Multis de rebus ita sensit (LS sentio III) ut deeet (eum) qui patriam eariorem habet eeteris oder ähnlich (zur Fortlassung des eum: KS 2,281 unten). Man kann auch an patriae amans denken (zum Genetiv RH§ 135, 1 b; KS 1, 450 i [R. Henke]).
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ErsterThil
7. Übung A. Lernen: OS 35-58 35: sein periculum ... iriferre
impendet periculum in summis angustiis esse parum procedere in dubium revocari incidere (in calamitatem) 36: angustiae temporis damno affici summa alicuius rei nihil proficere 37: memoria obscurata est bzw. evanuit ad nihilum redigi natura ab ... abhorret 38: id agere, ut assequor aliquid ad eam rem specto alii alio tendunt omnino non attingere Rumpfgrammatik: Thema: Die Nebensätze/: Aussage- und Fragesätze (RH § 219-222) 1. Aussagen von der Form "Ich (sage), daß ... " stehen im Latein nach Verben der Wahrnehmung, des Sagens, des Meinens im Acl (RH§ 168; KS 1, 687ff.). 2. Direkte Fragesätze: eingeleitet durch -ne (neutral) (RH§ 221,2; a-c), nonne (ein Ja erwartet), num (ein Nein erwartet), utrum-an ("ob- oder")
ne-an nur an (RII § 222). Aus einem ehemalip;en Fragesatz entstand quin (gewöhnlich "daß", vgl. RH 2H"i uni.): Non dubito:
Quin.fun"irtt
"1\t·in Z.wt·ili-1: Wit•so (qui
~
antt~
wieso?, -rw
=
Pelasgos antiquiores homines? D.h. Frap;cpartikel) sollten (Konj. der un-
7. Übung
willigen Frage [KS 2, 508, 5] vor der griechischen Urbevölkerung keine älteren Menschen gelebt haben?" Daraus wurde: non dubito, quin: "Ich hege keinen Zweifel daran, daß ... ". 5. Indirekte Fragesätze: (RH§ 252f.; KS 2, 488, 2): da sie von einem übergeordneten Verb abhängen (z. B. "Ich weiß, wer du bist"), stehen sie im Konjunktiv und richten sich nach der geregelten Zeitenfolge (consecutio temporum: RH§ 228/51; KS 2, 174ff.).
B. Übersetzen 1. Ich bin überzeugt, er nimmt dich als den Sohn seines Freundes gern bei sich auf, obschon er sich in einem finanziellen Engpaß befindet. Hinweise: Nachzeitigkeit (RH § 250). - "Finanzieller Engpaß": so umformen, daß z. B. OS 55 anwendbar wird oder 106 unten. 2. Aulus, hast du etwa ein Auge auf die schöne Clodia geworfen und mit deinem neuen Rennwagen geprahlt? Mit Erfolg? Ohne? Gut so! Als ob die Jüngelchen nichts Besseres (OLD antiquus 10 a) zu tun hätten, als große Damen anzustarren? Hinweise: "Ein Auge werfen": Cic. Verr. II, 2,57: oculum adiectum hereditati; PI. Mil. 909 animum adicio mit Dat.: erotische "Fachsprache". - "Als ob": GÜ "als" 6, RH § 248 Ende: mit Konjunktiv, vgl. KS 1, 455, 6. Zum Tempus nach solchem quasi s. KS 2, 455, 6 (Cic. Th. 1, 50 Mitte: Quasi vero, usw.). 5. "Aus dem Zirkus posaunt man uns schon die Ohren voll, gleich werden sich die Rennfahrer zeigen - aber Aulus schläft tief- sollen wir allein gehen oder warten?" "Wecke ihn- oder willst du Ärger haben?" Hinweise: Zeichen: auch beim Pferderennen, s. LS II, A, 2 signum; "Rennfahrer: auriga (LS), s. J. Carcopino, Daily Life in Ancient Rome, Penguin Book 1991, 257ff. -"Ärger": OS 55; "wecken": (somno) excitare, Cic. resp. 6, 12 Ende; "oder": nisi. 4. Seinem Leben, sagte der Hahn, drohe höchste Gefahr (OS 55), und er wisse nicht, wie er sie vermeiden ("vertreiben": LS s. v. periculum lesen!) könne. Eine Kleinigkeit verändere zuweilen die allergrößten Dinge, antwortete die Henne und machte ihren Gatten darauf aufmerksam, daß der Koch nicht wisse, wo das Messer sei. Hinweise: "Vermeiden": LS unter periculum prüfen; "Kleinigkeit" usw.: OS 56 unten (puncto) abändern; "aufmerksam": nicht etwa (gemäß OS 47) an animus denken, das würde Unbeholfenes ergeben), sondern an doceo, z. B. OLl> Ha (Cie. ()uinet. 57).
ErsterTeil
5. Wenn ein Reiter sein Pferd prügelt, wer könnte da zögern, laut zu protestieren? Jeder wird vielmehr versuchen, ihn daran zu hindern, vor lauter Zorn das arme Tier zu verletzen. Hinweise: "Prügeln": verberare; "protestieren": umformen, z. B. "losfahren gegen ... ", "anfahren". - "Könnte": "phraseologisches" Verb, diese Ausdrucksweise, ein Germanismus, wird im Lateinischen nicht verwendet (s. Übung 6, Satz 1). Mustersätze 1. Persuasum mihi est (GÜ "ii berzeugen" 1 mit Alternativen: mihi persuasi; LS persuadeo, Ende; grundsätzlich MRS § 49, A. 5) eum te utfilium amici
libentissimo animo apud se recepturum esse, etsi res eius in angustiis sunt. Kommentar: "Er"- "bei sich", Reflexivpronomen (RH§ 193, 1)!- "Als": GÜ s. v. "als" D, 8: "nicht ausgedrückt"; aber "dich als ... " hat hier die Form einer begründenden Ergänzung (Apposition); in diesem Fall verwendet man auch gern ut, entweder mit esse (KS 2,451,4) oder unter Auslassung des Verbs (ebd. 452, 5 b). (Anders ist zu beurteilen: "Ich grüße dich als meinen Freund": TC amicum saluto: nicht weil er mein Freund ist, sondern "Freund" und "du" sind gleichsam dasselbe). -Angustiae im finanziellen Sinn: LS II B. 2. Aule, num oculum adiecisti (oben, Übung 4, Satz 3) ad Clodiam pulchram cisiumque tuum novum iactasti? Num quid profecisti? Nihilne processit? Bene est! Quasi adulescentuli nihil antiquius habeant quam oculos infeminis defigere nobilibus? Kommentar: Nihil processit: Cic. Att. 10, 12, 1; parum procedere bei OS ist bei Liv. 10,34,2 belegt (s. oben 5, Satz 2; 6, Satz 4).- "Jüngelchen": adulescentuli mit spöttischem Ton, Ter. Eun. 423.- Nihil antiquius: mit quam: Bell. Alex. 36,2; quam ut: Cic. fam. 11,5,1.- "Anstarren": oculos dejigo in: Cic. Phil. 11, 10. 3. "E circa signa iam nobis aures obtundunt (Cic. Verr. II, 3, 157 Anf.), iam aurigae sein conspectum dabunt, atAulus arte donnit- utrum eamus sine eo an rnaneamus?" "Excita eum, nisi vis calamitatem (oder vituperationem) tibi in.fcrri!" Kommentar: Se in conspectum dare: seit Ennius gebräuchlich (Cic. Verr. II, !5, R6). Arte: Adverb von artus, "fest", "eng", wird gern vom "festen" Ein-. s('hlal(·n oder· vomliefen Sehlafp;esap;t: OLD arte4 a.- CalamitateminJerre: ( :at•s. lU; I. I 2, !i; in mist•rias in6tkre: Cic. inv. 1, 1OH. ·t I itm· Slltll' immim·n· stll1t111tll1t pt'l'it·ttlt111t di.l'ill{lllllls fll'f/lll' St' st'Ü't', quo)(I
7. Übung
modo id depelleret. Minima momenta saepe res maximas immutare respondit gallina marito eumque docuit cocum oblitum esse, ubi esset culter. Kommentar: Imminere nach mors imminet (Cic. Th. 1,91) möglich; periculum allatum (Cic. off. 1, 154); iniectum (Cic. Caec. 83) ebenfalls gut.- Depello: auch subterfugio, se e(x) periculo eripere (Cic. Clu. 70) möglich.- Momentum habere: vgl. Caes. bc 3, 70,2; Cic. Phil. 5,26.- Culterist das Frisör-, Winzer- oder auch das Schlachtermesser. 5. Si qui eques equum suum verberat, num cunctaberis (RH § 166) magna voce
in eum invehi? Immo unusquisque conabitur eum prohibere, quaminus misellum laedat caballum? Kommentar: Cunctari (ebenso wie dubitare) im Sinne von "zögern" steht mit dem Infinitiv (RH 190, rechts vor Mitte; KS 1, 667 a); heißt dubito "zweifeln, ob", folgt -ne (KS 2, 266 oben); nach non dubito im Sinne von "zweifeln" folgt quin (RH § 239; KS 2, 263). Belehrend: Ca es. BG 3, 23, 7! - lnvehor in: Cic. Verr. II, 4, 8; KS 1, 268, Z. 12; "jeder": zu quisque (nur nach starken Wörtern wie ut, Reflexiva, Superlativa) s. RH§ 202,1: man suche eine Alternative.- Prohibere mitneoder quominus: RH§ 236, 2; KS 2, 257.- Misellus: rein familiär ("armes Vieh") ebenso wie caballus ("Gaul").
C. Umformungsübung In Klausuraufgaben fanden sich folgende Sätze: 1. "Sie versuchten, hochgestellte Römer zu bestechen, aber kaum einer ging ihnen auf den Leim".- "Bestechen" ist einfach: corrumpere (Cic. off. 2, 53); aber "auf den Leim gehen"? Die lateinischen Metaphern fallen einem vielleicht nicht gleich ein (Cic. nat. deor. 2, 144; OLD visum2), also: vix cuiquam persuaserunt oder Phrasen wie oben in Satz 2 (processit). 2. "Ihm eilt der Ruf der Mildherzigkeil voraus": einefama "eilt" nicht in lateinischer Prosa, also reduzieren: "seine Milde wurde überall bekannt" (famam dissipare, auch mit Acl: Cic. Phil. 14, 15; misericordiafama [abl.] nota: Caes. BG 6,24,2), oder "bevor er eintraf, hatten alle von seiner Milde gehört": cuius clementia iam celeberrima erat antequam ipse advenit (nach Cic. Verr. 11,3, 61 ). Prüfen Sie auch percrebresco!
11
ErsterTeil
8. Übung A.Lernen:OS59-42 39: auctorem esse alicuius rei
animum inducere, ut de summis rebus consilium capere sententia stat (m. Inf.) magnam difjiculatem qfjerre 40: vitam ad ... normam dirigere suasponte haerere religionem inicere imprudens munus praestare muneri deesse 41: totam aetatem in ... conterere partes agere homo usu (Gen.) praeditus 42: summa ope eniti, ut ad aliquid se conjerre omnibus viribus operae pretium est oleum et operam perdere Rumpfgrammatik:
Die Nebensätze JI· Temporal- und Kausalsätze 1. 'Temporalsätze (RH§ 253-258):
a) cum mitlnd.
cum(ubi, ut)primum mit lnd. Pcrf. cum m.l\onj. h) postquam mit lnd. Pel'f. c) (11/./('-, hzw. prius qtwm
"zu der Zeit, als" oder "dann, wann" (RH §253, 1); "jedesmal, wenn" (RH§ 253, 3); "dadurch, daß" oder "indem" (RH§ 253,2); "sobald (als)" (RH§ 256); "als" (RH§ 254); "nachdem" (RH§ 255);
8. Übung
mitlnd. mitKonj. d) dum mitfixem Präs. Ind. mit derselben Zeit wie im Hauptsatz (auch donec, quoad) mitlnd. undKonj. 2. Kausalsätze: a) quod mitlnd.
b) quod mitlnd.
"bevor" (rein zeitlich, RH§ 257) "bevor überhaupt ... konnte" (RH§ 257, 2) "während" (RH§ 258, 1); "solange (als)" (RH§ 258,2); im Falle der Absicht (RH§ 258, 3): "solange bis". "feststellend": "die Tatsache, daß" ("faktisches" quod): RH § 249 (Typ I: bene evenit, quod ades: "die Tatsache, daß du da bist, kommt gelegen"; Typ II: quod te domum reversurum scribis, te mox venire volo: "was ... anbetrifft, daß ... , so ... "). "weil" (RH § 250); quia und quoniam (RH § 252): "da ja"; Appell an das "Selbstverständliche", an die Evidenz.
B. Übersetzen 1. Zu der Zeit, als ich noch Staatsbeamter war, pflegten die Priester ihr ganzes Leben im Dienst der Religion hinzubringen, da sie ja etwas überaus Wichtigeswar. Hinweise: "Dienst der Religion": sacrajacere (OLD sacrum 3 c); "noch" ist Germanismus und bleibt im Lateinischen unberücksichtigt.- "Wichtiges": OS29. 2. Jedesmal, wenn du weinst, betrübst du auch mich; denn indem du den Tränen freien Lauf läßt, zeigt du mir, daß ich irgend etwas unbedacht gesagt oder gar getan habe. Hinweise: "Du": da ein Gegensatz "Du- Ich" besteht, sollte das Pers.-Pron. gesetzt werden; "betrüben": tristemjacere oder contristare (Cic. fam. 8, 9, 5); den Tränen "freien Lauf": OS 25 oder vim ("Fülle") lacrimarum profundere (Cic. resp. 6, 14). - "Unbedacht": OS 40 unt., auch imprudenter (s. LS). 5. Laßt uns genug Holz im Walde sammeln, bevor der Winter kommt; denn oft beginnt es zu schneien, bevor man noch ans Heizen denken konnte. Hinweise: "Bevor ... kommt" ist doch wohl rein zeitlich (Jahreszeit!), also (nach RH § 257, 1) Indikativ.- "Bevor ... konnte": soviel wie "ohne daß man daran gedacht hätte", also gleichsam "unwirklich" (RH§ 257, 2).
ErsterTeil
4. Während ich im Walde spazierenging, fiel mirvon einem Baum eine Nuß genau auf den Kopf. Hinweise: Bei solchem zeitliche Begleitumstände angebenden "während" (entspr. der englischen Verlaufsform "while I was walking in the forest, ... ") stets und ausschließlich Ind. Praes. (genaue Definition KS 2, 374, 3). "Genau": ipse. 5. "Was machst du da?" "Was ich mache? Ich leite wenigstens ein wenig Wasser aus dem Bach durch diesen Graben auf mein Grundstück, bevor der Lohgerber da mir das ganze ableitet!" Hinweise: "Wasser ableiten": deduco (Cic. div. 2, 69; OLD deduco 2 b) und derivo (Caes. BG 7, 72, 3; vgl. engl. derive, bzw. franz. deriver); "ableitet": gemeint ist die Absicht des Zuvorkommens: "auf daß der Lohgerber (coriarius) gar nichtdazu komme", also Konj. (RH§ 258,2 Ende; KS 2,370 b).
Mustersätze 1. (Thm) cum ego munerejunctus sum publico, sacerdotes totam aetatem sole-
bant in sacrisfaciu(e)ndis conterere, (quippe) cum haec res magni esset momenti. Kommentar:Aetatem contero bei Cic. Rose. Com. 41; häufiger ist aetatem ago, dego. 2. Cum tufles, me quoque contristas, nam cum tantam vim lacrimarum pro.fundis, demonstras mihi aliquid me imprudenter dixisse vel etiam.fecisse. Kommentar: Tanta wurde aus der Dialogsituation heraus ergänzt.- Etiam ("auch, noch, sogar") vermag- im Unterschied zu quoque- zu steigern. 3. Goiligamus satis lignorum in silvis prius quam hiems appropinquat (Caes. bc 3, 9,8), nam saepe incipit ningere priusquam de nive cogites. Kommentar: Lignumla- Feuerholz; materia- Holz als Baumaterial; appropinquet ist ebenso gut, der Konj. würde dann die Absicht verdeutlichen im Sinne von "damit der Winter nicht überraschend komme". Ningit ist zwar zuerst bei Vergil überliefert, ist aber gewiß so geläufig gewesen wie pluit. 4. /Jum ambulo in silva e quadam arbore nux cedidit in ipsum caput meum Kommentar: A. Weisehe macht fein darauf aufmerksam, daß zum Walde
vagari besonders gut passe (s. Ov. met. 10, 535; Hor. ep. 1,4,4: reptare). 5. "()uid tu hicfacis?" "Quid.faciam? Aliquid sattem aquae e rivulo per hanc jiJs.wm mihi dNiuco (Dat. eomm.) prius quam ille coriarius omnem mihi (Dat. t'lhicus: 1\11 ~ 127, Sondel'lonnen 1) derivet". Kmnmt•nlar: MU'iam? 1\onj. der wiederaufgenommenen Frage, s. RH S ~~ 1; S. 2!i!i, Mittt• (FI{o tibi imst•t•rcr?), besser: 1\S 1, 182; 2, 50B. -llle: iste rniiJ.~;Iil'h,
'H
tlanrr t•nlsliintlt• l'ill iirw·rlidwr· 'Ihn (1\S 1, li21, A. !i).
8. Übung
C. Umformungsübung 1. "Existenzform": Überlegungen zu "Existenz" oder "Dasein" sind für den
Römer keine Denkformen gewesen; aber auch wenn man das nicht weiß (dejinibus z.B. belehrt darüber), kann man von sich aus vereinfachen zu "Art zu leben" und kommt so auf ratio vitae degendae, denn für den Römer war alles Handeln ein von der Berechnung lenkbares. 2. "Er nutzte alle Bildungsmöglichkeiten": jacultas (Fähigkeiten, die man schon hat) und gar possibilitas haben hier nichts zu suchen. "Bildung": Herders und Humboldts Gedanken nicht unähnlich ist der römische Begriff der hu11Ulnitas (Röm. Wertbegriffe, Wege der Forschung 34, Darmstadt 1967, X und 468ff.): Bildung ist Ausbildung dessen, was den (rohen) Menschen zum ("gebildeten", geformten) Menschen macht, nämlich zum Meister des Nachdenkens, des Wissens und der politischen oder privaten Zuwendung. Bildungs-Möglichkeiten: was macht solche Bildung möglich? Wissenserwerb und Charaktererziehung, und beides liegt in der ars. Also: omnibus, quae ad hu11Ulnitatem pertinet, artibus usu.S est (Cic. Arch. 2 Ende).
ErsterTeil
9. Übung A. Lernen: OS 43-46 43: in eum locum progredi, ut dimittere supersedere (mo Abl.) missumjacere 44: animus ex ooorejicitur perpetuajelicitate uti otium consumere in nullum sibi tempus relinquere animicausa tempus consumere 45: homo ingenio ajjluens res caeca Longe abhorrere ab animo complecti ingenio valere 46: acies hebeseit mente captus ad sanitatem redire cogitatione imaginemjingere coniectura adsequi exprimere aliquid aliqua re in animo haerere Rumpfgrammatik:
J(onzessiv-, Adversativsätze; Final- und Konsekutivsätze 10 Man unterscheide zwischen dem einen Gegensatz aufreißenden Adversativsatz ("während" im Sinn von "wohingegen" [in RH § 263,2 enthalten]) und einer Einräumung ("obwohl"; Konzessivsatz, RH§ 263, 1)0 a) Adversativ-Nebensatz: cum (bzwo cum interea, interim) mit lndo und Konjo (lndo: KS 2,340,2; Konjo ebdo 342, Ao 3; zoBo: "Der Mensch kann vor·aus denken, während die Tiere nur in der Gegenwart leben", So , sed etiam precibus orabant, in primis natalis damini agi solebat diesfestus, quo die servi quoque dona dabant~ Hac igitur in re non multum distabant a dominis suis. (6) Eo ipso 8 autem, quod puer quidam natus erat, non ef.ficiebatur, ut inter vivos 9 familiamque maneret. (7) Nam cum primum nuntiatum est puerum esse natum, familia incipere solebat ea praeparare, quae ad puerum tollendum 10 opus erant. (8) Iussu enim matris proximorumve puerum in solo poni apartebat idque infoliis viridibus ei substratis. (9) Quofacto patri auspicato 11 aut tollere puerum licebat aut exponere. (10) Si ei tollere visum erat12, suscipiendus puer in bracchia ei erat, (11) si minus, matre assentiente natum exponi iubere potuit. (12) Qui mos iam vetustioribus temporibus quodammodo circumscriptus 13 posterioribus parcius adhibebatur commutatoque tempori 14 cessit, postremo in contemptionem venit15 obrutusque est oblivione penitus.
Belege KS 1,645 b. Konjunktiv, weil noch Inhalt der Überzeugung (der Infinitiv bestimmt nicht die Zeitenfolge: KS 2, 182, 8). 3 Bewohnen von Gebieten: habito (im Passiv, Cic. Verr. II, 4, 119); von Häusern: habeo (hic oder Abi. Loci) ist vorwiegend altlateinisch, habito in ciceronisch (nat. deor. 1,22). - Colo: Cic. nat. deor. 1, 45.- Gradus: KS 1, 627 unten. 4 Cic. Lael. 12 Ende. Zu praeter LS II B 2 a. 5 Cic. Verr. II, 2, 114. 6 llonorare sagte man (bis Ovid) nicht bezüglich der Götter, vielmehr veneror. 7 Einen 'lag als Festtag begehen, bzw. den Tag des Geburtstags feiern: Cic. Sest. 131 dü~s.ft•stos advntlus mei.- /Jona dare: OLD donum 2 a. " KS 1, fi2H unll•n ist zwar eo ipso nicht belegt, wohl aber wegen id ipsum (Ca es. bc "i, 1111, "i) "III'I"IIIHIIOf.!;ialll" t•l'lauhl. 1
2
9. Übung Cic. Rose. Am. 113. LS tollo A 2 a. 11 2. Thil, Übung 8, Beleg 28. 12 Zu exponi: RH 193, Abs. 4.- Zu visum est vgl. z. B. Cic. off. 1, 118; visumohne Dat. Ca es. BG 5, 58, 3; OLD video 24 b. 13 Siehe Anleitung. 14 Caes. bc 3,27,2. 15 In contemptionem venire: OS 82; oblivione obruo: Cic. Brut. 60. 9
10
R!l
Zweiter Teil
10. Übung A. Lernen: OS 85-86 83: cumulate gratias agere
frigent omnia consilia et consilio et opera iuvare valet consilium et auetorilas meleo (usw.) auctore 84: exemplum prodere opibus alicuius sublevare causam ... complecti ojjicia in aliquem conjerre totum se tradere omnia ad suam utilitatem rejerre 85: omnia in peiorem partem versa res/jides dejicit vias atque rationes nosse optio datur, utrum ... an conjidere alicui 86: jidem habere decurrere ad aliquid injidem alicuius se conjerre acquiescere in (m. Abi.) jidem suam interponere in (m. Aklc)
B. Übersetzen Der Text lehnt sich an Tacitus' Bericht vom Sterben Senecas an (ann. 15, 62/4).- Mit diesem Text treten wir nun in die Phase eigentlicher Stilübungen, denn vieles, was Tacitus sehr gerafft ausdrückt, werden wir breiter wiedergeben und viele Ausdrücke, die Tacitus verwendet, müssen wir ins klassische Latein transponieren.
(1) Ein Zenturio überbrachte Seneca den Befehl des Kaisers. (2) Seneca blieb unerschüttert, wandte sich zu seinen Freunden und sagte, er vermache ihnen das Schönste, das er besäße, nämlich das Bild seines Lebens. (3) Sie sollten es im Gedäehtnis behalten, dann würden sie den Dank für ihre Freundsdwfl t~mplillll-!:t'll, niimlieh den 1\uhrn wahrer 1\Jgcnd. (4) Er beschwor sie, Hli
10. Übung
nicht zu weinen, und verwies sie auf die Seelenfestigkeit: (5) wo seien denn, so fragte er mit ein wenig strengerer Miene, die Lehren der Philosophie, wo die Festigkeit, die sie über so viele Jahre hin eingeübt hätten? Sie beherzigten dann auch seine Mahnung. (6) Dies hatte er gleichsam öffentlich gesprochen; dann aber umarmte er seine Gattin am Ende und bat sie inständig, den Schmerz nicht überbandnehmen zu lassen und sich ihm nicht für immer hinzugeben: (7) sie möge 'Irost suchen im Bedenken dieses seines immer im Dienste der Thgend gelebten Lebens. (8) Doch wollte Paulina vom Witwenstand und Alleinbleiben nichts wissen, wollte vielmehr diesseihe Thdesart und ließ sich daher mit ihrem Manne zugleich die Adern öffnen. (9) Der Kaiser wurde davon benachrichtigt. (10) Er ordnete an, man solle Paulina verbinden. ( 11) Seneca aber mußte sich auch Adern an Schenkeln und Kniekehlen öffnen lassen, da sein Blut aus dem alten, durch Diät ausgemergelten Körper nur langsam entwich. (12) Aber auch dies nützte nichts, und so rief er nach einem längst vorbereiteten Gift, aber auch dies ließ die schon erkalteten Glieder des alten Mannes im Stich. (13) Da ließ er sich ins Bad bringen und endlich durch den Dampf ersticken.
Anleitung 1. Die Sätze "Ein Zenturio ... "über "Seneca ... " bis hin zu "Ruhm wahrer Thgend ... "lassen sich in ein einziges Gefüge bringen: "Als ein Zenturio ... , sagte Seneca unerschüttert und zu den Freuden gewandt, er ... ". 2. "Sich wenden zu": Vgl. Caes. BG 5, 44, 10. 3. "Nämlich": Scilicet, KS 1, 807 (man beachte die Abgrenzung zu nempe und nimirum), videlicet, usw. sind als bloße Anknüpfungen von Ergänzungen zu meiden (s. 2. Teil, 2. Übung, Anl. 2); die KS-Stelle zeigt, daß scil. usw. stets eine besondere Nuance tragen. 5. "Beherzigen": OS 83 unten: valet adaptieren. 6. "Er bat inständig": Am besten durch eine Synonymengruppe wiederzugeben (s. 2. Teil, Übung 8, Beleg 19). 7. "Dieses seines Lebens": Wenn der Sprecher durch ein Pronomen unmißverständlich auf sich selber hinweisen will, nimmt er ipse zu Hilfe: RH§ 264, 1; KS 1, 630, A. 18. 8. "Nichts wissen wollen von ... ": Cic. fin. 2, 31 Anf. "Sie wollte dieselbe Thdesart": Am besten mit "sie suchte" wiederzugeben, vgl. zu "Art" OS 85. 9. "Der Kaiser wurde ... " und "Er ordnete an" möglichst verbinden: "Der Kaiser, benachrichtigt, ordnete an". 10. "Diät": Durch "schmale Kost" wiederzugeben (1. Thil, Übung 3, Satz 3).
R7
Zweiter Teil
11. Das "mußte" in "mußte sich öffnen lassen" ist entbehrlich im Lateinischen; "ließ": iussit (2. Teil, 5. Übung, Anl. 1). 12. "Auch dies": Vgl. KS 2, 54, 5. 13. "Ließ im Stich": Nach Cic. fam. 12, 14,1 (frustror) zu übersetzen. Musterübersetzung (1) Seneca, cum centurio quidam ei iussa Caesaris renuntiavissetl, (2) minime perterritus 2 se ad amicos convertit seque id, quod possideret pulcherrimum, eis relinquere dixit, imaginem vitae suae. (3) Hanc si memoria tenerent, jructum amicitiae suae percepturos esse 3, verae virtutisjamam (4) Thm eos ut lacrimas tenerent4 hortatus adjirmitatem animi revocavit5 rogitans paulo intentiore vultu, (5) ubinam essent praecepta philosophiae ubiquejirmitudo per tot annos tarn diligenter meditata6• Quae admonitio apud eos valuit. (6) Haec tamquam publice adjamiliares locutus tandem uxorem complexus est eamque oravit ragavitque, (7) ut doloremjerret moderate 7 neque eise traderet8 perpetuo quaereretque solacium in contemplatione vitae ipsius per virtutem actae. (8) Paulina autem viduitatem atque solitudinem9 aspernata eandem viam et rationem moriendi atque vir eius quaerens sibi quoque una cum illo venas incudil 0 iussit. (9) Caesar his de rebus certior jactus (10) Paulinae vulnera obligari iussit, ( 11) Seneca autem, cum sanguis e corpore senili tenuique victu 11 debilitato 12 /entius projlueret, crurum quoque atque poplitum venas incidit. (12) Cum autem ne hoc quidem quicquam projecit13 venenum iam pridem provisum poposcit, sed membris senis iamjrigidioribus haec quoque spes Senecamjrustrata est14• (13) Thm denique in balneum 15 se injerri iussit atque vapore tandem exanimatus est16• Belege LS renuntio I B. Cic. Cat. 2, 14; perturbatus Cic. Att. 1, 1, 4. Thc. 15, 62, 1 verwendet eine der noch nicht klassischen Wortbildungen mit in-, impavidus z.B. erst bei Vergil (Aen. 8,655), usw. 3 Fructum capio: Cic. Sull. 90; percipio: off. 2, 12 und 14. 4 Vgl. Ca es. BG 1, 59, 4. 5 So Thc. und Cic. Att. 1, 16, 8; revoco in mit Akk.: Cic. fam. 9, 1, 2. 6 Zu ubivgl. Cic. Att. 9, 14,2Anf. undzum-namOLD ubinam; LHS584,A. 1; esist~m phat iseh gebraucht; Thc. und Cic. Phil. 10, 6. 7 Cic. Lael. H. " Cic. liun. !i, 11, 2. 1
2
HH
10. Übung Cic. Caec. 13. Vir: OLD s. v. 2 a; sonst maritus. -Incido: Cic. Pis. 83; Tacitus wählte gräßlichere Ausdrücke. 11 Tacitus und Cic. Lael. 86. 12 Cic. Caec. 42; emacio ist spät 13 Vgl. OLD s. V. 2. 14 Die Phrase stammt von Lentulus, der an der angegebenen Stelle wohl archaisiert ('Thr. Andr. 374); sonst suche man bei Caes. bc 1, 73, 1; BG 2, 10,4 Rat. Eine Alternative schlägt R. Henke vor: quia membra senis iam erantfrigidiora, haec quoque spes eum.frustrataest. 15 Tacitus verwendet, wie Livius, zuweilen einen Dativ der Richtung, was in ciceronischer Zeit ein Poetizismus war. 16 Cic. fin. 2, 97. 9
10
89
Zweiter Teil
11. Übung A. Lernen: OS 87-90 87: vitanda alicuius rei suspicio 88: valde me epistulae memorderunt
adduci non possum humanitatem exstirpare elatio animi 89: voluntatum commutatio paenitet me tuaefelicitatis desiderio alicuius (rei) tenere stimulos admovere 90: animi impetu concitatus stomachumfacere (m. Dat.) amicitiamfacere cum amicitia mihi est cum
B. Übersetzen Als Überleitung zu den teils längeren, stets aber schwierigeren Texten ein nur leicht gekürzter Staatsexamenstext
( 1) Es heißt, Boethius sei der letzte Römer von echtem Schrot und Korn gewesen. (2) Mit diesem Ausdruck ist wohl gemeint, daß er die Eigenschaften besaß, die einen Römer von hoher Leistungskraft ausmachten: sein Amt aufs sorgfältigste verwalten, im Griechischen wie im Lateinischen gleich gewandt sein und niemals sich auf Parteienzänkerei einlassen; und in der Tat widerstrebte dies letztere seinem SelbstwertgefühL (3) Dies alles brachte ihm gewiß bedeutenden Ruhm ein, den größten aber verdiente er sich mit anderem. (4) Obwohl er sich aufgrund seiner hohen Verdienste um den Staat ungeheuren Reichtum hätte aufhäufen können, verbrachte er doch für gewöhnlich mehr Zeit mit der Verwaltung des Reiches und mit der Abfassung philosophischer Werke als damit, sein persönliches Vermögen zu mehren. (5) So suchte er zeit seines Lebens die platonische Philosophie mit der aristotelischen auszugleichen, ja gegen Ende seines Lebens begann er die fünf Bücher des "Trostes der Philosophie", worin er nicht nur die griechische Weisheitslehre mit der römisehen verband, sondern aueh die dichterischen Vorzüge beider Literaturen. !10
11.Übung Und in diesem Werke offenbart sich auch Erstaunlichstes: daß er nicht mit seinem schweren Lose haderte. (6) Man darf sicher sein, daß er diese zwar wunderschönen, aber doch unfertig gebliebenen Bücher noch viel schöner gemacht hätte, (7) wenn nicht der Gotenkönig, dem er doch so lange treu gedient hatte, ihn hätte, ohne Milde walten zu lassen und aus bloßer Gier nach Rache, aufs grausamste hinrichten lassen. Anleitung 1. "Von echtem Schrot und Korn": Reduzieren nach OLD s. v. Romanus, s. aber MRS § 12 c.- Zu "Es heißt" vgl. außer RH§ 172, 3 auch KS 1, 705,5 und 707 Mi. 2. Zu "gemeint" vgl. GÜ unter "bedeuten", s. aber auch OLD sententia 7 a (vgl. sensus 9 d !). "Leistungskraft": OLD unter virtus weist den richtigen Weg. "Amt": OS 96 unten nach Cic. Cael. 21; "gewandt" im Sinne des Rednerischen: OS 57 oben.- Das "Parteigezänk" kann man bewältigen, indem man von Auseinandersetzungen (GÜ "Streit" 2 b) ausgeht und OS 115 zu Rate zieht; wer will, kann pusillus dazutun. Das "widerstrebte" kann man nach OS 88, vielleicht noch besser 79 Mitte (non est, usw.) auflösen, wodurch sich dann auch eine Übersetzung für "Selbstwertgefühl" ergeben wird. 4. "Aufgrund" usw.läßt sich mit "im Verlaß auf" (nitor) gut übersetzen, man kommt auch zu einem guten Ergebnis, wenn man (nach OLD mereo 6 ) "obwohl um ... verdient" mit Hilfe eines Deponens-Partizips überträgt und nicht substantivisch ansetzt.- "Verwaltung", "Abfassung": Sobald -ung auftaucht, muß man sofort ans Gerundivum denken. Das "persönliche Vermögen" ist ganz einfach durch suus übersetzbar: suus meint immer das ganz Eigene. 5. Im Falle des "Ausgleichs" dürfte hier "verbinden" genügen, und im Falle der "Literaturen" ist "Sprachen" keine fade Vereinfachung, sondern verwendet nur genau das Wort, das auch der Römer angewendet haben würde: er kannte nicht "Literatur" im Plural. 6. "Wunderschön, aber doch ... ": Vgl. KS 1, 623, A. 8, wo eine spezifisch ciceronische Stileigenheit ausführlich besprochen ist. 7. "Ohne Milde walten zu lassen" darf man reduzieren, indem man das "walten" fortläßt; aber "aus Gier" verlangt unbedingt nach einem Partizip, vgl. OS 88f., wo man Passendes findet, wenn man 92 nach Mitte hinzuzieht (" ... erfüllt sein"). Musterübersetzung ( 1) Boethius dicitur ultimus 1 fuisse vir vere Romanus. (2) Hoc verbo 2 id signifimrP 1'Üil'lw; quod in eo t~rant (t~ssent würde den Inhalt der Meinung wieder91
Zweiter Teil
geben) 4 ea, quae viri vere 5 Romanifuerunt (Konj. möglich), scilicet6 quod ojficio fungebatur quam diligentissime 1 praeditusque erat eloquentia 8 tarn in 9 Graeca quam in Latina lingua neque umquam descendit ad 10 controversias illas pusillas 11 factionum 12, quae res semper a dignitate eius abhorruit. (5) Haec omnia certe magnae ei erant laudi 13, summam vero meritus est alia re. (4) Cum enim maximis suis meritis nisus 14 ingentes potuisset coacervare 15 divitias, tarnen plus temporis consumere solebat administrando imperio Romano 16 et conscribendis libris de philosophia quam re sua augenda (Zusatz von ipsius ist möglich 1 1). (5) Nam per totam suam vitam conatus est Platonis doctrinam 18 cum (illa 19) Aristotelis coniungere, quin etiam sub fine vitae coepit illos quinque libros de consolatione philosophiae componere, in quibus non solum Graecam Romanamque sapientiam coniunxit, sed etiam virtutes 20 poeticas utriusque linguae 21 demonstravitque se suae fortunae quamvis gravissimae non paenituisse. (6) No bis quidem persuasum est22 eum hos libros perpulchros illos quidem 23 sed imperfectos 24 multo pulchrioresfacturumfuisse 25, (7) nisi rex Gotharum eum, qui sibi tarn diufideli animo 26 servivisset, sine ulla clementia desiderio ulciscendi inflammatus 21 crudelissime inteifici iussisset.
Belege Zum Nom. mit Inf. RH§ 172,3; auch habeturistmöglich: Cic. rep. 1,56. f/erbum als "Ausdruck": LS II A 1 bietet nur AJtlateinisches, s. aber OLD s. v. 10 (man sieht: man muß immer beide Lexica zu Rate ziehen). 3 OLD s.v. 6 b. 4 In aliquo esse: Cic. Mur. 24, Cic. de sen. 61 bietet residere in. 5 Vgl. Cic. Sest. 130: vir ... vere Metellus z. B. 6 Zu scilicetvgl. KS 1,807 (RH§ 224 d reicht nicht aus). 7 Zu quam mit Superlativ RH§ 190, 2; LHS 590 nach Mitte; OLD quam 7 b. 8 Eloquentia mit erklärendem Genetiv ist nachklassisch (OLD eloquentia 2 b ); valere mit Abi. (OS 57) wäre hier ebenfalls anwendbar. 9 In bei lingua: Cic. Phi!. 13, 43. 1 o Ca es. BG 6, 16, 5; 7, 33, 1. 11 Cic. Verr. II, 2, 185: pusilli et contempti. 1
2
12
LSfactio II B.
Zum finalen Dativ RH§ 128, 1. OLD nitor 1 4 a. 1s OLD coacervo 1 b. 16 OLD imperium 6 a. Zu consumo KS 1, 379 unt. (mit Abi. und ohne in). 17 Zu suus ipsius s. KS 1,245 unten. 1s Ck. Areh. 12; or. 17. 19 Zu illa KS 1,41H nach Mi.; hier eher überflüssig (1. Teil, 10. Übung, Umform. 1 l•:ndt•; MI\S S l!ll,li). 13
14
11. Übung 20 21
22 23 24 25
26 27
OLD virtus 5 b. Litteratura ist ein spätlateinisches Wort, also lingua. "Darf" ist schmückende Phrase, also fort damiL KS 1, 623, A. 8. Cic. fam. 1, 9, 15. Zum abhängigen Irrealis KS 2, 407f.; RH§ 260. Fideli animonach Ter. Hec. 472;/ideliterwäre die Alternative: OLDjideliter 1. OLD iriflammo 2.
Dritter Thil Vorbemerkung Die gegenüber dem zweiten Teil dieses Lehrbuchs größere Schwierigkeit der Texte liegt nicht allein in ihrer größeren Länge, sondern darin, daß sie nicht mehr Paraphrasen oder Referate von lateinischen Originaltexten sind (in denen noch etwas von der antiken Syntax enthalten sein mochte), sondern freie Texte aus der Feder deutscher Gelehrter und zugleich (zuweilen) tüchtiger Stilisten. Die aufgegebenen Texte sind samt und sonders einmal Staatsexamenstexte im norddeutschen Raum gewesen, sind also auf ihre Tauglichkeit für Stilübungsklausuren geprüfte Stücke. Allerdings werden nur wenige in voller Länge gegeben: auf Quantität kommt es hier nicht an (immerhin ist der 6. Text ungekürzt: eine Kostprobe). Auf dieser Stufe des Lehrganges tritt nun ein neues Hilfsmittel zu dem Arsenal der früheren hinzu, nämlich K. F. von Nägelbachs "Lateinische Stilistik" (9. Aufl. von 1905, nachgedruckt zu Darmstadt 1980). In ihr wird der Unterschied römisch-lateinischen Denkens zu dem des Deutschen kenntlich gemacht (s. dort Einl. S.21), indem eine Topik entworfen wird, d.h. eine Lehre von Möglichkeiten des Ersetzens deutscher Ausdrucksweisen, die es im Lateinischen nicht gibt, in der Form, daß ein Ersetzendes gesucht werden muß, welches einer echt lateinischen Ausdrucksweise entspricht und darum auch leicht zu übersetzen ist. Wer z. B. "Emporkömmling" zu übersetzen hat, muß wissen, daß der Lateiner gern eine Eigenschaft statt ihres Trägers setzte, also gern subitafelicitas sagte statt "upstart" oder eines anderen Substantivs, das eine solche Person bezeichnet. Noch einmal sei hervorgehoben, daß stets LS und zugleich auch OLD konsultiert werden müssen; ein Beispiel (zu Text 8, Satz 3 Ende): daß etwas so oder so "ausfällt", scheint nach OLD (cado 17) von Cicero immer nur so mit cado ausgedrückt, daß das Subjekt ein Pronomen im Neutrum ist, LS (cado II D 2) aber zeigt, daß Cicero res cadit sehr wohl kannte.
Dritter Thil
1. Thxt (1) Sulla, so könnte man mit gutem Recht sagen, (2) hatte zwar durch genaue gesetzliche Regelung der Ämterlaufbahn versucht, die absolute Gleichheit aller Senatoren wieder herzustellen, doch gerade diese Hoffnung trog am meisten. Aber was hätte er tun sollen? Etwa sein Gesetz über die Reform der Gerichte abschaffen? (3) In diesem Falle hätte er sein Gesicht verloren, und hier hatte er, bei Lichte besehen, noch den meisten Erfolg zu verzeichnen. (4) Am schlimmsten aber war der Widerstand der führenden Beamten, die ihre Ämter als Gelegenheit aufzufassen pflegten, durch Ausbeutung der Provinzen unter rücksichtsloser Rechtsverletzung ihr Säckel zu füllen. (5) Und man hätte sogar sagen können, Sulla sei selber zum wichtigsten Zeugen für die Undurchführbarkeit seiner eigenen Pläne geworden, führte er doch seinerseits ein Leben, das kaum jemals den alten Grundsätzen treu schien, (6) jedenfalls nicht dem der Gleichheit. Anleitung 1. "Mit ... Recht": OLD ius 10 c.- Ein im Deutschen in den Nebensatz eingeschobener selbständiger Satz wird im Lateinischen nicht als selbständige Einheit ausgedrückt, sondern untergeordnet, somit wird aus "so könnte man ... sagen" (KS 1, 176 zum Konj.) der alles beherrschende Hauptsatz, auf den das übrige im Acl folgt. 2. "Genaue gesetzliche Regelung": Der Lateiner dachte etwas anders, nämlich an "umsichtiges Verfassen" von Gesetzestexten (diligens), und "wiederherstellen" läßt sich gut mit revocare ad wiedergeben. Gewiß läßt sich auch restituo anwenden (s. OLD s.v. 4 a). -"Thn sollen": KS 1, 181,3. 5. "Das Gesicht verlieren" ist ein fernöstliches Bild; der Römer dachte anders, Caesar dachte z. B. beim Planen des Bürgerkrieges an seine Würde, die es zu retten galt: bc 1, 9, 2.- "Bei Lichte besehen": Diese Metapher kennt der Lateiner nicht, er dachte in solchen Fällen an genaues Aufmerken, Hinsehen, allerdings gern an das Organ, das solches vermag, den animus; vgl. aber OLD attendo neben 1 c auch 6 a. -Man denke über das "noch" genau nach: Es vergleicht; also baue man den deutschen Satz so um, daß dies "noch" im Lateipischcn deutlich wird (als Vergleich). 4. "Das Säckel füllen" ist eine altdeutsche Ausdrucksweise, der Lateiner sa~te "aher sollle man vielleicht eher umschreiben: ut
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6. Text
decimum quemque ex suis ad supplicium sumendum ojjerrent. - Zum Folgenden quacumque (z. B. Cic. Att. 5, 21) wäre qualibet eine Alternative. 12 Neve:KS2,210,5. 13 Die Klausel ist ein katalektischer kretischer Dimeter. -In bonum verto: Caes. bc. 5, 75, 6 bietet ein Analogon. 14 "Herr der Lage" dürfte kein lateinisches Äquivalent haben; hier wurde daher der Inhalt dieses Lage-Beherrschens für das Abstraktum gesetzt. Man könnte auch an eine Metaphora aus der Juristensprache denken: rem obtinere (OLD obtineo 10). 15 Cic. Att. 11, 2, 2. 16 OLDjatum 2 a. 17 KS 1,246 nach Mitte. 18 Wenn man periculum mortis alicui inicere sagen kann (Cic. Caec. 85), wird man auch von malum inicio sprechen dürfen. 19 Die Klausel: kretischer Dimeter. 2 ° Caelius bei Cic. fam. 8, 11, 5 drückt sich in dieser Weise metaphorisch aus. Es empfiehlt sich, bei Metaphern immer ein milderndes quasi oder jere hinzuzusetzen. 21 Die Klausel ist Kretiker plus Ditrochäus. 22 Vgl. zu 18. 23 Scio mit Infin.: KS 1, 669 d (Anf.). 24 Idoneus wird mit maxime gesteigert: RH 49 oben. 25 Die Klausel ist ein katalektischer Doppelkretiker (bzw. kretischer Dimeter).- Hier wurde frei und interpretierend übersetzt; doch gedrungenere Kürze und strengere Wörtlichkeil scheinen hier zu Unklarheiten zu führen: man sei nicht zu zurückhaltend mit übersetzerischer Freiheit um der Klarheit willen. 26 Ca es. BG 7, 70, 5. 27 Imploro mit Akkusativobjekt: Cic. de or. 2, 144. 28 In genua procumbo ist zwar erst bei Curt 9,5,15 belegt, scheint jedoch anstoßfreies Latein; sonstgenuajlectere. 29 Rem comminus gerere: Caes. BG 5, 44, 11.- Die Klausel besteht aus einem Kretiker (mit aufgelöster erster Hebung) und einem katalektischen, d. h. aus katalektischem kretischen Dimeter (s. A. 25). 3 ° Cic. Mur. 20. Natürlich ist auch einfach progredi möglich. 31 Klausel wie A. 25, A. 29. 32 Frangere ist bei Cicero oder Caesar so nicht belegt; da es sich um einen Fachausdruck handelt, darfman sich bei Plinius (malere) oder Lukrez Rat holen, dervonfrango spricht. 33 Ca es. BG 7, 86, 5. 34 Doppelkretische Klausel.
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Dritter Teil
7. Thxt A. Lernen: OS 111-114 111: primas concedere alicui ego, quod ad me attinet, ... in pristinam dignitatem restituere de gradu deicere muneri praeesse 112: abrogare alicui magistratum progredi in medium in contionem escendere (Cic. Att. 4, 2, 3 nach Watt) rem publicam temperare 113: accedere ad rem publicam totum et animo et corpore in salutem rei p. se conferre gubernacula rei p. tractarelad gubernacula rei p. sedere sumptu publico obire provinciam prudentia civilis 114: in re p. versari Caesaris rei p. gerendae ratio in re p. plurimum valere mutturn videre in (m. Abi.) eandem viam et rationem rei p. capessendae inire
B. Übersetzen Text nach M. Gelzer, Pompeius, Wiesbaden, 2 1959, 181.
( 1) Marcellus besaß nicht die harte Stoßkraft Catos, aber er war ein charaktervoller Optimat von hohem geistigen und sittlichen Format und des großen Namens, den er trug, durchaus würdig. (2) Es war das tragische Schicksal dieser besten Mitglieder der römischen Nobilität, daß ihnen beschieden war, in einer Zeit zu leben, da die Optimatenrepublik nur noch eine Ruine war. {3) Ehen damals stellte Cicero in seinen Büchern "Vom Staat" das ldealbild, das sil' im llt~r-z(•n lm~en, vor aller· Au~en und versuchte auch zu zeigen, wie die Staalsmiirllll'l' IH'sdwiTen s(•in miil.llen, die es wieder- verwir-kliehen sollten.
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7.Thxt
(4) Aber seine von griechischen Staatstheorien durchtränkten Ausführungen gingen vollständig an der Thtsache vorbei, daß die Not der Gegenwart ihren Ursprung im Reichsregiment hatte und daß zur Lösung der hier gestellten Aufgabe eine Organisation der römischen Staatsmacht not tat, wie sie der Senat weder schaffen noch überwachen konnte. (5) In der Optimatenrepublik sollte die Macht in der Hand der Nobilitätsoligarchie (der principes) bleiben. (6) Diese ihre Herrschaft betrachteten sie als ihr rechtmäßiges Erbe, das sie unter keinen Umständen preisgeben wollten.
Anleitung 1. Zunächst die Wörter.- "Harte Stoßkraft": Hierin liegt Härte und Aggressivität, und zum Glück gibt es da einen guten lateinischen Ausdruck bei Cic. off. 1, 49.- "Charaktervoll": Das meint, daß hier einer im besten Sinne Mensch ist, und das ist für den Römer seine humanitas. -"Hohes geistiges und sittliches Format": Am besten, man reduziert unter Fortlassung des übergreifenden Wortes (Format) und nennt nur die drei Qualitäten humanitas, Klugheit und Sittlichkeit, wobeihumanitasals das aufgefaßt werden kann, was sich in Klugheit und Sittlichkeit ausfaltet (also humanitas, Klugheit und Sittlichkeit mit -que, wodurch Klugheit und Sittlichkeit als Paar von der humanitas abgesetzt wären). Unter den "Belegen" wird ein weiterer Vorschlag gemacht werden. 2. Das "tragische Schicksal": Das Wort "tragisch" ist bei uns zur Floskel abgesunken, niemand wird hier auf den Gedanken an tragoedia verfallen. Man untersuche daher, wie Cicero und Caesar das "widrige Geschick" ausdrückten: welche Verba stehen beijortuna in der Prosa?- Bei "beschieden sein" helfe man sich mit "durch ... kam es, daß ... ".-"Ruine" ist ein Bildhaftes; warum nicht auch im Lateinischen ein Bild verwenden? "Es standen nur noch die Wände" oder dgl., denn es scheint das klassische Latein ruina selbst nicht übertragen zu haben: also ersetzen! 3. Nun zur Komposition: Schwierig ist die Frage zu beantworten, wie man den Textabschnitt von Satz 3 bis 4 Anf. in ein Ganzes fassen könne. Gemeint ist da wohl: "Cicero schuf ein Idealbild ... ,aber es entging ihm ... ". Da bietet sich ille quidem an (KS 1, 623, A. 8). Es ergäbe sich dann: "Cicero stellte zwar dar (nicht nur den idealen Staat, sondern auch den Staatsmann) ... , es entging ihm jedoch, woher ... und daß ... nötig sei." Zum Einzelnen: "Idealbild" und dgl. und "im Herzen tragen": zum Ideal OS 46f. und Cic. rep. 1, 33. "Vor Augen" OS 46. -"Wieder (verwirklichen)" setzt voraus, daß es das Ideal bereits einmal gegeben habe, also: "den Staat, den es schon einmal gcgPhen hatte" (in der "guten alten Zeit)". Abervielleichtist das iihertr·iehen, und man sollte einfacher· und wörtlicher so umformen:" ... zeigte 121
Dritter Teil
den Staatsmann, welcher die beste Republik erneut schaffen könnte", oder: "die Republik, welche ihnen als beste vor Augen stand". 4. Nicht die Ausführungen sind für den lateinisch Denkenden "durchtränkt", sondern Cicero selber (OS 54 Mitte hilft), und nicht sie gehen "vorbei", sondern ihm, Cicero, entging etwas. - "Reichsregiment": Umformen in verbaler Weise zu der "Art, wie das Reich regiert wurde", s. OS 113. - "Staatsmacht": Lösen Sie in nun schon bekannter Weise (Text 6, Satz 6) das AbstraktAllgemeine auf in "Beamtenschaft und Provinzverwaltung". 6. Das "Erbe" ist eine Metapher; man kann sie auch im Lateinischen verwenden, aber am besten durch quasi gemildert. - Den Anschluß des letzten Satzes zu finden überläßt der deutsche Text dem Leser. Das kann man im Lateinischen ebenso halten, man kann aber auch die innere Logik ausdrücken: "Warum Totalreform? Weil die Optimaten den Staat als Erbe betrachteten", usw. Musterübersetzung (1) Marco Marcello nonerat illa vis acerrima impetusque Marci Catonist,
erat autem optimas 2humanitate, sapientia moribusque nomine suo et gente dignissimus3. (2) Sed adversante quodammodo jortuna 4 evenit, ut optimus quisque optimatium5 viveret turn, cum liberae rei publicae iam nil nisi parietes starent6. (3) Thm ipsum7 M Cicero in libris suis, quos de re p. edUlit8, non solum eam, quae optima eis ob oculos 9 versabatur10, sed etiam eos viros, qui eam, quippe quae quondam juisset 11, iterum conderent12, injormavit 13• Haec sibi animo ejjinxit14 ille quUlem 15, sed (4) cum Graecis potissimum 16 opinionibus de optimajorma rei p. imbutus esset!~ penitus eum praeteriit 18 calamitates Romanae rei p. 19 provenisse 20 e ratione illius administrandae opusque esse, ut leventur, tali permutatione 21 magistratuum provinciarumque administrandarum, qualem senatus neque instituere neque, dum perjiceretur, tueri 22 posset. (5) Permutationern dico, nam in illa re p., quam optimates exoptabant23, potestas penes nobiles vel principes remaneret24, (6) quam quasi hereditatem sibi iure traditam 25 nullo modo e manibus sibi extorqueri eripive paterentur26. Belege Marcello: Statt des Dativs ist auch Marcellus nonflorebat (Cic. Brut. 81) möglich.Vgl. Cic. Att. 2,21,4 Ende ("Ungestüm", Kasten); off. 1,49 impetu animi incitati, daher: t>is acerrima animi impetusque, quo utebatur M Cato (s. zu uti Cic. fin. 5, 42). 2 Caclius bei Cic. Att. 10, 9A, 2 Ende. Sonst gewöhnlich der Plural: in numero erat optiTIUII ium liUlKtUllumumitate praeditorum ·1 Man kann aul"h an liUlKflitudo denken, denn 11UlKnitudo ingenii ist bei Cic. de or. 1
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7. Text
2,299 belegt (LS reicht hier nicht aus), aber magnitudo morum ist undenkbar; daher müßte man erat tanta humanitate, tantaque magnitudine ingeni et probitate morum schreiben. 4 Cic. resp. 2, 30 Ende. 5 Im Falle von optimus quisque u. ä. ist der Singular im klassischen Latein das bei weitem Gewöhnlichste (KS 1, 646 mit Nachtr. 2, 636). 6 Cic. off. 2,29; fam. 4, 3,2 (parietinae); man kann auch mit dilabi, dissolvi arbeiten. 7 KS 1, 629 Abs. 2 Ende. 8 Cic. Brut. 19. 9 OLD oculus 7 b.- Zur Stellung des -que: KS 1, 583. 1° Cic. Sest. 4 7; ante oculos: TLL 9, 446, 25ff. 11 Hier wurde wegen des "wieder" interpoliert, was unnötig ist, aber den Text glättet (der Konjunktiv wäre dann ein Fall von Modusangleichung, "Attraktion", KS 2, 201, 5). 12 Cic. Verr. li, 1,49. 13 Cic. or. 7 und 85. 14 LS effingo I B. 15 Siehe "Anleitung". 16 "Vorwiegend": Cic. Th. 5, 11. 17 Cic. Th. 1, 30. 1s KS 1, 691 a ganz am Ende. 19 Cic. fam. 6, 9,2; mit levare: Cic. Sull. 62. 2 ° Calamitates importare: Cic. Sest. 146. 21 Cic. Scst. 73. 22 Im finalen "solange, bis"-Satz steht klassisch dum, nicht donec (RH 311 ob., KS 2, 380 Mitte.- Zu tueri s. OLD tueor 6. 23 Cic. off. 1, 118. Die Betonung von permutatio ist durch den Wortlaut des deutschen Thxtes nicht nahegelegt, eher durch seinen Sinn; man kann sie fortlassen; wohl aber sollte man ein Verb des Wünschens einführen, um einen ungestützten Konjunktiv (remaneret) zu vermeiden, der vieldeutig wäre (z. B. zunächst auch "prima vista" ein Irrealissein könnte). 24 Absichtskonjunktiv, hängt von exoptabant ab. Eine Alternative wäre: in illa r.p., quam ... exoptabant, volebant ut potestas ... esset (oder remaneret). 25 Cic. off. 1, 121 Ende; sonst accepta nach Liv. 38, 59, 8. 26 Passi essent wäre eine Möglichkeit, d. h. ein Irrealis, der gleichsam vom Verfasser des Thxtes aus gesetzt ist; etwas besser scheint aber eine andere Lösung: "Sie hätten nicht erlaubt, daß ihnen ... entwunden würde", d. h. numquam concessissent, ut ... eriperetur, vgl. Cic. off. 1, 129 u. ö. Wenn hier paterentur vorgezogen wurde, dann hat das seinen Grund darin, daß eine "indirekte Rede" angenommen wurde: "Die Optimaten wünschten, daß die Macht ... bliebe, die sie nicht ... lassen würden" (Konj. Imperf. zum Zeichen gleicher Dauer oder eines begleitenden Zustandes).
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Dritter Thil
8. Thxt A. Lernen: OS 115-118 115: neutrius partis esse ("neutral sein") novarum rerum cupidus e re publica ("zum Nutzen des Staates") 116: unius dominatus restituere liberam rem p. ad voluntatem ... se conformare Platonis civitas commenticia in ojjicio retinere in dicione ac potestate alicuius esse viminferre vi et armis ("Hendiad. ") 117: libellos in celeberrimis locis proponere suj)Tagiumjerrede Iegern evertere lege teneri lege sanctum est, ut/ne 118: suo iure (facere) ius suum persequi summa aequitate res, quae venit in iudicium
B. Übersetzen Der Text stammt zum Thil aus M. Gelzer, Pompeius (Wiesbaden, 1949, 123), zum 1eil aus Gelzers Caesars (ebd. 6 1960, 64); die Klammersätze stammen von dem Thxtbearbeiter.
(1) Cicero, selbst als homo novus aus dem Ritterstand zum Konsulat aufgestiegen, fühlte sich mit Recht berufen, den Streit der Stände aus der Welt zu schaffen und durch die Einigung der beiden führenden Stände die von ihm als Konsul und Führer des Senats verkörperte Staatsautorität zu stärken. (2) Aber· dal'iiber hinaus schwebte ihm vor, durch den Zusammenschluß alll·r· (lull!:l'sinnll•n und in 1-!:eordneten Verhältnissen Lebenden dem einseiti~
8. Text
im Sinne der Nobilitätsherrschaft verstandenen Optimatenbegriff einen neuen Inhalt zu geben und (3) sozusagen die Respublica mit einem Wall zu umziehen, an dem sich die Flut der Revolution brechen sollte. (So weit die Träume; die Realität aber sah anders aus.) (4) Am 1. Januar 63 traten Caesar und Bibulus ihr Amt an. Die beiden erlauchten Herren standen zueinander im Verhältnis erklärter Feindschaft, wo jeder vom anderen sich alles Schlimmen zu versehen hatte. (5) Aber hinter dieser persönlichen Fehde standen Gegensätze noch viel schwererer Art: Schicksalsfragen des römischen Reiches. (6) Niemand wußte das besser als Caesar, doch er brachte es fertig, in der ersten Senatssitzung mit einer wunderbaren Unbefangenheit darüber hinwegzuschreiten. (7) Er sprach schöne Worte, wie die Konsuln sich zum Heile des Staates versöhnen müßten und daß er, wiewohl er die populare Richtung vertrete, nur in Übereinstimmung mit dem Senat handeln wolle. (8) (Danach aber verflog diese Hoffnung rasch.)
Anleitung 1. "Selbst": Ein so abgekürzter und abgehackter Nebensatz ist unklassisch im Latein, also kausal umformen mittels Konjunktion ("weil er ja selbst ...")."Fühlte sich berufen": Vereinfachen zu "hielt sich für geeignet". - "Die ... Stände zu stärken": Wörtliches Übersetzen führt zu Absurdem; worin lag die "Stärke" der Stände? 2. "In geordneten Verhältnissen leben": Man lese Cic. rep. 1,31 Ende (die von Mueller getilgte Glosse ist aufschlußreich!).- "Einseitig im Sinne der Optimatenherrschaft verstandener Optimaten begriff": Ein Prachtbeispiel für den Unterschied deutschen Substantiv- und lateinischen Verbalstils: Luft ablassen und umformen: "dem Namen der Optimaten, der damals ... bedeutete (wie bekommt man hier das ganz einfache Äquivalent für "einseitig" hinein?!), einen neuen Sinn geben". 5. "So weit ... ": Einen Satz mit Verb aus dem Kurzsatz formen. 4. "Erlaucht": Es gibt eine aus zwei Verben ineinandergewachsene Wortverbindung, die solche Ironie anzeigt (Cic. Cat 1,21). 5. "Schicksalsfragen": Den Doppelpunkt schafft man mittels "d.h." fort, und "Schicksalsfragen" sind hier die diametral einander widersprechenden Ansichten vom "Heil des Staates". 6. "Brachte es fertig": Jede Wörtlichkeil scheint zu Überbelastung zu führen, man kann des Verbs entraten. - 7. "Verflog": OLD spes 1 b Ende.
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Dritter Thil
Musterübersetzung (1) Cicero, quippe qui 1 ipse quoque 2 homo novus ex equestri ordine consu-
latum adeptus est3, suo iure se maxime putabat idoneum, qui4 contentionem illam ordinum exstingueret5auctoritatemque senatus, quam in se ipso ut in consule6 et principe senatus positam rebatur; concordia superiorum ordinum reconciliata ~ augeret8. (2) Sed praeter haec in animo habebat9 bonis omnibus, quifirma uterentur condicione 10, inter se coniunctis nomen optimatium 11, quo turn nihil nisi dominatio nobilium significabatur12, ad novam quandam vim et dignitatem perducere13 (3) circumdareque rem p. quasi quodam vallo 14, quofluctus aestusque eversionis 15 Romanae civitatisfrangerentur. (Haec sibi exoptavit ille quidem, res ipsae autem aliter ceciderunt16.) (4) Kaiendis Ianuariis anni LXIII C. Julius Caesar et M Calpurnius Bibulus magistratum inierunt 1 ~ Cum inter hos viros videlicet 18 clarissimos intercessissent19 inimicitiae apertae 20, alter ab altero pessima quaeque exspectabat21• (5) Quae inimicitiae erant privatae quidem22, sed significabant23 dissensiones multo graviores, dissensiones scil. 24 de salute ipsius rei p. (6) Caesar vero, quamquam haec omnia planius ceteris intellegebat, tarnen, ubi primum senatusfuit25, tantam adhibuit continentiam 26, ut mira quadam sinceraque oratione dissensionibus illis penitus supersederet27 (7) multisque verbis atque claris, ut bono publico conciliaretur pax 28 inter consules, monuit promisitque, quamquam ipse popularibus faveret, nihil se esse facturum nisi senatu annuente. (Postea vero homines cito ab hac spe pacis repulsi sunt29.) Belege KS 2, 293, A. 3; LHS 510. Zum Konjunktiv LHS 560. KS 1, 629 unt., bes. wichtig ist, daß ipse quoque dann steht, wenn die "Vergleichsmasse zu ergänzen ist"; s. ferner LHS 483 nach Mitte zu et ipse (unklass.). 3 So Cic. Mur. 53 Ende; möglich auch obtinere (Mur. 1, 1) oder summum locum civitatis ascendere (Clu. 150), pervenire ad honorem amplissimum (rep. 1, 10 Ende). 4 Ca es. bc 3, 10, 2; idoneus qui: KS 2, 302 d. 5 Cic. prov. cons. 22; discordiam ordinum tollere nach Cic. Phil. 9, 11. 6 Zum kausalen ut s. KS 2, 452 b; LHS 635 Mitte. 7 Cic. Cat. 3,25. 8 Wenn man (OLD auctoritas 8 b) von größerer und kleinerer auctoritas sprechen kann, darfman auch von "mehren" sprechen. 9 "Darüber hinaus" hat im klassischen Latein keine "vertikale" Entsprechung (tnsupt~r ist nachklassisch).- Zu in animo habeo mit lnf. KS 1, 668 b (1. Abschnitt). 111 V!-!:1. Cic. ofT. 1,41 mit Cael. 57. Auch secundaejortunae wäre möglich nach LS.fortuna II B. 1
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8. Text OLD nomen 10 (Cic. rep. 1, 53). OLD significo 6 b und c. 13 Caes. BG 7, 39, 1. 14 Zu vallo OLD vallum 3. -Wenn man einen derartigen, übertragenen Ausdruck verwendet, empfiehlt es sich, ihn durch ein quas~ ut ita dicam zu mildern. 15 OLD eversio 3. 16 Res cadit aliter: Cic. fam. 5, 19, 1. Secus: Cic. fam. 6, 21, 2. 17 Cic. Verr. I, 1,30; TLL 7, 1; 1297,44f. 18 OLD videlicet4, ebenso ironischen Beiton tragend wie "erlaucht". 19 Ca es. BG 5, 11, 9. 20 Cic. Verr. II, 5, 182. 21 LS exspecto II 2 und 3. 22 KS 1, 623 letzte Zeile. 23 Vgl. Beleg 12. 24 Auch inquam ist möglich: KS 1, 809 Anm. 25 Cic. fam. 12, 25, 1; sonst auch senatum habere: Cic. fam. 1, 4, 1. 26 Ca es. BG 7, 52, 4. 27 Mit Abi. bei Cic. fam. 4,2,4; später wird der Akkusativ geläufig. Zur Bedeutung "aus dem Wege gehen" Caes. BG 2, 8, 1. 28 Cic. fam. 10, 27, 1. 29 Spe deiectus (Caes.), bzw. ab (oder de) aliqua spe repulsus bietet sich hier an oder haec spes mejallit (Caes. BG 2, 10, 4). 11
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Dritter Thil
9. Thxt A. Lernen: OS 119-122 119: diem prorogare
fidem suam obligare testis locupletissimus partes accusatoris obtinere reumjacere nomen alicuius de aliqua re dejerre 120: causam suscipere litem intendere causamagere causa cadere causam obtinere ad causam alicuius accedere supplicium sumere de 121: stipendia mereri cum telo esse 122: ab armis discedere imperarejrumentum summa reijrumentariae difficultate ojjici summa imperii usus in re militari
B. Übersetzen Man sollte sich nicht immer nur mit abstrakten Texten abgeben, zuweilen tut eine ganz andere Gattung das ihre beim Üben, denn sie läßt recht andere Vokabeln ins Gedächtnis kommen. Es folgt also eine Kurzfassung von Threnz' >Eunuchuss 'lhem: gewesen. (5) Oie Komödie sei nämlich von den Gattungen, 11'2
10. Thxt
die Livius in Rom eingeführt habe, die einzige gewesen, die mit der lebendigen griechischen Produktion unmittelbar verbunden geblieben sei. (6) Auch wenn das "Wie" nicht feststehe, sondern nur das "Daß"- daß diese Komödie die stärkste Entwicklung fand, weise hinreichend deutlich auf den Zusammenhang der römischen Literaten mit der griechischen Bühnenliteratur. (7) Auch wenn die römischen Dichter hierbei vieles übernahmen, sie hätten in Rom nie so stark gewirkt, wenn sie nicht das römische Element so sehr betont hätten - Übernahme und Eigenständigkeit seien hier glückliehst verbunden gewesen. Anleitung 1. Stil oder Un-Stil der Philologen - "nachzuweisen" sind Sachverhalte, nicht Personen; also: "Es kann nachgewiesen werden, daß ... ".-"Dagegen ... ": Der lateinische Satz muß den Gegensatz ("zwar - aber") schärfer herausstellen, als der deutsche es tut, und zwar muß er bereits im ersten angelegt werden.- "Zuweilen": Natürlich nicht temporal gemeint. Man versuche, eine der OS-Phrasen von S. 49 anzuwenden. 2. "In Naevius' letzter Zeit": Man versuche, OS S. 17 unten zu verwenden."Setzte ein": So umformen, daß die Tätigkeit deutlich wird ("setzten ein" ohne Verb ist zu undeutlich). 5. Zum Imperativ in der Oratio Obliqua KS 2, 536; RH 320 unten; § 264, 3 (a2). 4. "Sich aus den Fesseln lösen": Hier entweder persönlich wiederzugeben (nach Cic. Sen. 7 etwa) oder mittels eines Abl. abs. (nach Liv. 26,6,10 oder LS rumpo I Anf.).- "In Charakterisation" usw.: Am besten durch Gerundiva wiederzugeben: Darstellung der Personen, Wiedergabe ihrer Gespräche, Komposition der Stücke (/abulae), denn z.B. gerade an der Gesprächsführung wäre der Unterschied zwischen Plautus und Menander besonders klar aufzeigbar. - "Puristisch": Man denke an die Charakteristik des Terenz durch Caesar (C. Julü Caesaris Commentarii Vol. III, ed. A. Klotz (1927], Leipzig 1966, 192, fr. 1, 1). 5. "Mit der lebendigen Produktion unmittelbar verbunden" ist derart abstrakt gesagt, daß umgeformt werden muß zu einer viel persönlicheren Aussage: die Autoren sind den Verfassern ihrer Vorbilder (exemplaria bei Cic. rep. 2, 22; Hor. ars 268) eng gefolgt, d.h. "auf Schritt und Tritt". Coniuncti oder dergleichen widerspräche den Tatsachen. - 6. "Das 'Wie' ... ": Im Deutschen schon häßlich genug, lassen sich solche Verkiirzun~cn im I ,atcinischcn gar· nicht wiirtlich übersetzen: auch hier gilt, daß man Nt'lwnsiitzt• sdm•ilwn soll, wt•rm ein einzi~es, simples Hauptwort nicht
Dritter Teil vorhanden ist.- "Entwicklung": Man suche nach Verben, die ein Wachsen o. ä. bedeuten.- "Zusammenhang": Man richte sich nach dem zu 5 (am Ende) Gesagten. 7. "Gewirkt": Gemeint ist naturgemäß der Erfolg. Man kann auch an ein "Wirken auf ..." denken, vgl. Cic. or. 131 Anf.- "Das römische Element": Der Verfasser dachte bei "Element" an den Bestandteil, aber auch hierin läge keine gute Übersetzungsmöglichkeit. Man folge dem Grundsatz, ein Gonereturn zu benutzen, wenn ein deutsches Abstraktum widerspenstig ist ("Alltag" gibt einen Hinweis). Ebenso sind "Übernahme" und "Eigenständigkeit" zu konkretisieren und zu ganzen Sätzen umzugestalten.
Musterübersetzung ( 1) Apud Fridericum Leonem scripturn legimus 1 cum testimonia eius 2 rei, quod Livius Andronicus Romae ab a. ducentesimo quadragesimo scripserit, adjerri possint certa, incertum esse 3, an Naevius ab a. CCXXXV usque ad a. CCW ibidemjuerit;4, id quod nonnulli viri docti coniectura se assecutos 5 putent. (2) Quo sene Plautum Enniumque se ad scribendi studium coepisse conjerre 6• (3) Sed nequis oblivisceretur turn ipsum~ Plauti scil. Ennique memoria, quasi jlorem poetarum 8 juisse, ut saeculojere post Plautum 9 ignotus quidam auctor comoediarum scripserit. (4) Comoedia haec Romana, quae, cum vinculis palliatae 10 esset laxata 11, materiam sibi ex consuetudine vitae 12 vere Romanae sumere coepit illa quidem 13, sed in moribus depingendis, injingendis sermonibus argumentisque jabularum inveniendis, si eundem Leonem sequamur, tarn redolebatl 4 Atticam quam illa Terenti pura oratione conscripta 15• (5) Hanc ergo comoediam idem vir doctus dicit ex eorum generum numero, quae Livius Andronicus e Graeca in Romanam transtulit linguam 16,juisse unicum, cuius auctores eos poetas Graecos, a quibus sibi exemplaria sumebant1 ~Attica comoedia etiam vigente 18 veluti vestigiis solerent sequi 19• (6) Etsi via atque ratio 20, qua hoc jieri potuisset, Leoni parum certa videbatur, ipsumjactum autem dixit constare 2 t, nam eo ipso, quod comoedia Romana crevisset essetque aucta tantopere, demonstrari ratus est auctores eius cum poetis scaenicis 22 Graecis quasijuisse contubernales 23• (7) Tarnen poetas barbaros 24, etsi multa sibi e comoediis Graecis sumpsissent, numquam tarn vehementer animos Romanorum spectatorum moturosjuisse affirmat Leo 25, nisi mores consuetudinesque tarn saepe induxissent Romanas. ltaque comoedia Graeca Rornam translatajelicissime hoc modo quasi coloribus vernaculis 26 per./it.wz t~i 1'Üit~bantur:
10. Text
Belege Cic. Luc. 137; scripturn legimus: Cic. Deiot. 19 (vgl. 2. Teil, 6. Übung, Satz 7). Iestimonium, wenn allein ohne Verb gebraucht, steht mit dem Genetiv; wenn mit dico verbunden, folgt de (testimonium de wäre ein zu meidender "präpositionaler Ausdruck": KS 1,213ff.). 3 Iestimonia adjero: Caes. bc 3, 53, 4.- lncertum, an: Cic. Sen. 74; KS 2, 522 b, Ende. 4 "Schreiben" im Sinne von "schreibend leben" ist erst seit Hor. ars 38 belegt; man ersetze das Schreiben durch "leben" oder einfach "sein" (MRS § 5, A. 2). 5 Percipio coniectura (abl.) bei Cic. Luc. 42; assequi: Cic. Att. 7, 13, 4. 6 Quo sene: KS 1, 779,8. Möglich ist natürlich auch ein cum-Satz: "Als er ...".- Vgl. aber me libente (Cic. rep. 1, 14 Ende und noch oft (für unser einfaches "Gern") oder me adulescentulo (rep. 1, 23).- Se coriferre ad studium: Cic. de or. 2, 57; studium coriferre ad dagegen bei Cic. Arch. 19. 7 KS 1, 629,4 Ende. 8 Plaut. Cas. prol. 18 (nachplautinisch). 9 KS 1,403ff. 10 Palliata ist ein Fachausdruck für Komödien, die in griechischen Gewändern, d. h. ganz in griechischer Manier gespielt wurden; wörtlicher und langweiliger wären Ausdrücke wie Graeco more conscriptae o. ä., gewagter: quae pallium, ut ita dicam, exuerunt für Komödien, die sich vom griechischen Vorbild gelöst haben. 11 Cic. Sen 7. 12 Cic. Am. 21. 13 KS 1, 623, A. 8. 14 "Nach Leo" am besten verbal ausdrücken: si ... sequamur: "falls"; natürlich ist der Indikativ ebenso vertretbar. Secundum bei Sachen ist selbstverständlich (OLD s. v. 5), bei Personen scheint es "zugunsten von" gemeint zu haben (OLD s. v. 6; KS 1, 536 Mi.). -Zu redalebat vgl. z. B. Cic. de or. 2, 109 (vgl. Brut. 285). 15 Sermonis puri amator: Quint. 11, 1,53, vgl. Cic. Brut. 262. 16 OLD tranifero 6 a; traduco ist nachklassisch (Gellius). 1
2
17
18 19 20 21 22
23 24
25 26
Cic. Brut. 76.
Cic. de or. 2, 355. Cic. Brut. 307. Vgl. OS 68 und OLD via 10 Ende. OLD consto 9 a. Varro, Ling. Lat. 9, 17. Cic. Brut. 105. Nach Plaut. Mil. Glor. 211. Cic. Brut. 1, 1 und öfter. Cic. Brut. 172.
Dritter Teil
11. Thxt A. Lernen: OS 127-151 127: ancipiti proelio dimicare
128:
129:
130:
131:
non longi"us abesse, quam quo telum adici potest manum conserere dubia victoria magno detrimento constare sine ullo vulnere victoria potiri pedem sensim rejerre fuga salutem petere eruptionemjacere discedendi potestatem alicuijacere oppidumjunditus evertere navem ornare vela in altum eportu cursum tenere vela contrahere classem appellere conloquendi rem componere abarmis
B. Übersetzen Dieser Text beschäftigt sich mit Antike und Renaissance, erwähnt ganz moderne Begriffe und fast schon umgangssprachliche Ausdrücke - führt also zum Nachdenken über Wörter, wie sie jederzeit in Staatsexamenklausuren vorkommen, wenn sie aus modernen Autoren stammen (Text nach 0. See!, Cicero, Stuttgart 1955, 585).
( 1) Die philosophischen Schriften Ciceros, in denen er während der letzten Jahre seines Lebens Trost gesucht hatte, haben im Laufe der Zeiten sehr verschiedene Schätzungen erfahren. (2) Für die Römer sind sie ein Schatz gewesen, den sogar Seneca nicht nennenswert vermehrt hat; (3) unleugbar ist ihr Ansdwn seit der· Renaissance noch mehr gestiegen; das giltfür die Bücher "CIIwr dit~ Prliehlt·n" lwsonder·s. (4) Dies ßueh hatte Ambrosius christlich überl11i
11. Text
arbeitet, und in der Neuzeit hat dies Buch sich großer Beliebtheit erfreut, bis es dann nach Kaut, der die Pflicht ganz anders bestimmt hatte, an Geltung verlor. (5) Ähnlich erging es den rhetorischen Schriften. (6) In den drei Büchern "Vom Redner" bleibt alles früher Gewonnene erhalten, aber vieles kommt neu hinzu: (7) Nicht nur stofflich die ehemals unerledigt gebliebenen Teile des Rednerhandwerks, sondern neu ist die geistige Vertiefung und Transparenz, die kunstvolle dialogische Einkleidung, die Übertragung der Gesprächsrollen auf bedeutende Männer der Vergangenheit (8) und damit die Erhöhung des Intellektuellen durch eine Gefühlstiefe und Erlebnishaftigkeit von höchstem Rang. (9) Den Römern und auch späteren Zeiten galt dies Werk viel, ebenso dem gebildeten Abendland nach dem Untergang Roms bis zu der Zeit, wo die Schriftsteller das Alte Griechenland und Rom vergaßen und sich nach anderem richteten, nämlich dem, was Wald und Feld oder die eigene Geschichte boten. (10) Heute sind die Werke Ciceros insgesamt und auch seine Rhetorica so gut wie verschwunden und nur noch Thmmelplatz schrulliger Liebhaber einer grauen Vorzeit.
Anleitung 1. "In denen": In quibus würde auf eine Ortsangabe deuten, und eine solche ist hier kaum am Platze; man erwartet eher, daß die Erarbeitung dieser Bücher ihm Trost verschaffte. 3. "Renaissance": Naturgemäß leitet das Wort sich von renascor her; was da "wiedergeboren" wurde, läßt sich naturgemäß vielfältig bestimmen; unser Kontext legt wohl die "Studien" nahe.- Man verbinde Satz 2 und 3 parataktisch. "Das gilt": Natürlich kann man valere wählen; elegant wäre auch eine cumtum-Konstruktion, s. LS § 337; KS 2, 350ff. Das würde auch die Suche nach einem zweiten Verb erübrigen. 5. "Erging": Man denke an die Wechsel(-Fälle) und Schicksale, die man erleidet, und wird dann die lateinischen Substantive leicht finden. 6. u. 8. Diese Sätze aus der Feder Seels konfrontieren den Lernenden mit einer Fülle moderner Begriffe, deren Übersetzung manches Nachdenken und Umformen verlangt. Zum Beispiel so: "In de or. hat Cicero, was er bis dahin erkannt und ausgearbeitet, beibehalten, aber auch Neues hinzugefügt". Die "geistige Vertiefung" muß stark verbal wiedergegeben werden: "mit tieferen Gedanken durchsetzt" oder ähnlich, ebenso die "dialogische Einkleidung": "das Buch wurde neu eingekleidet dadurch, daß Cicero die Teile versehiede11