K R E AT I V K U R S
Techniken, Tipps und Tricks Skizzieren mit harten Pastellkreiden Linear zeichnen, schraffieren, in Verwischtechnik oder mit sattem Farbauftrag arbeiten - all diese Möglichkeiten bieten harte Pastellkreiden, wenn Sie jeweils zur richtigen Sorte greifen. Anhand eines Katzenporträts zeigen wir Ihnen das schrittweise Arbeiten mit harten Pastellkreiden. Lernen Sie in sechs leicht nachvollziehbaren Schritten die Funktionsweise der Pastellmalerei kennen. Mit etwas Übung werden auch Ihnen schon bald die schönsten Katzenporträts gelingen.
Gerstäcker Verlag Wecostr. 4 53783 Eitorf/Sieg
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Ein Bericht von Franz-Josef Bettag
Die Zusammensetzung der meisten harten Pastellkreiden ist so gewählt, dass damit alle möglichen Texturen realisiert werden können. Bei starkem Druck erhalten Sie eine geschlossene Farbschicht. Wenn Sie die Kreide senkrecht halten, lassen sich breite Striche nebeneinander auftragen. Mit der Kannte lassen sich Linien schraffieren und mit der unbenutzten Kante erhalten Sie dünne Linien.
Mit der Breitseite der Pastellkreide entstehen sehr schnell größere Farbflächen, die später mit den Fingern verwischt werden können.
Grundregeln der Pastellmalerei die harten Pastellkreiden sind relativ einfach und leicht zu handhaben und können sehr vielseitig eingesetzt werden, wenn man folgende Grundregeln beachtet: benutzt man die Längsseite der Kreide erhält man breite Striche. Mit der Ecke oder Kante entstehen feine Striche. Harte Pastellkreiden kann man zu jedem nur vorstellbaren Farbton vermischen oder man legt einzelne Farben schichtweise übereinander und erzielt hierbei sehr schöne Ergebnisse. Diese schichtweise aufgebaute Oberflächenstruktur bezeichnet man auch als Textur. Eine zusätzliche Technik mit interessanter Wirkung kann auch Pastellstaub sein, der mit einem Messer von der Kreide abgekratzt und auf Papier aufgestäubt wird. Durch das Verwischen des Staubes entstehen zarte Farbaufträge. Die besten Ergebnisse erzielt ein Einsteiger mit den mittelharten Sorten, wie z. B. Contè á Paris, Polycrayons von Lyra oder Cretacolor.
Das Motiv “Neugierde“ (Abb. oben) wurde auf ein Hahnemühle Bugra Bütten Papier mit einer hellbraunen Tönung gemalt. Das Motiv „ Erwartung“ (Abb. rechts) entstand auf einem naturweißen Papier. Die unterschiedliche Wirkung des Papiertones auf die Pastellfarbe kann man hier deutlich erkennen.
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Harte Pastellkreiden
Materialliste für Einsteiger Der Einsteiger benötigt für die Pastellmalerei eine Grundauswahl an Farbkreiden und ein geeignetes Pastellpapier. Pastellkreiden werden trocken vermalt und benötigen im Gegensatz zu Wasser- oder Ölfarben keine Lösungsmittel zur Verdünnung. Die meisten Sorten besitzen einen kreidigen Aufstrich und stauben wenig. Ihre Farbauswahl ist in der Regel auf 48 oder 72 Farben begrenzt. Pastellkreiden sind nicht mit Soft-Pastellen (Weiche Pastelle) zu verwechseln. Es gibt keine Farbabstufungen der Volltöne und Halbtöne durch Weißzumischung. Für den Einsteiger eignen sich gleich mehrere Sorten. Empfehlenswert sind u. a. die CONTÈ à PARIS Carrès Pastellkreiden, Polycrayons von Lyra und die CRETACOLOR Pastelkreiden. Ein Kasten mit 48 Kreiden reicht für einen Anfänger. Bei der Papierauswahl sollten Sie kritisch sein. Nicht jedes Papier eignet sich für die Pastellmalerei. Empfehlenswert sind der Hahnemühle Pastellblock, mit einem hellweißen Papier und einer rauen Oberfläche. Sehr beliebt ist auch das Mi-Teintes Künstlerpastellpapier von Canson. Das Dürer Ingres-Bütten-Papier und das Bugra-Bütten-Papier von Hahnemühle mit seiner rauen Oberfläche ist ebenfalls ein gutes Papier für die Pastellzeichnung. Achten Sie darauf, dass das verwendete Papier eine raue Oberfläche besitzt. Glatte Papiere eignen sich für die Pastellmalerei weniger, da auf ihnen die Farbe schlecht hält. Zum Schutz der Farbe sollten Sie Ihre Bilder mit einem Pastellfixativ behandeln. Empfehlenswert ist das Artist`Soft Fixative von ColArt (Best. Nr. 20571) und das Lukas Fixativ (Best.Nr. 20390).
Durch den Zusatz von verschiedenen Bindemitteln haften die Striche von harten Pastellkreiden besser auf der Zeichenfläche als die von weichen Pastellkreiden. Dadurch verliert der Strich den für weiche Pastellkreiden so typischen Charakter. Er erscheint weniger körnig und weniger samtig. Deshalb eignen sich harte Pastellkreiden am besten für lineare, zeichnerische Arbeiten. Sie sind meist vierkantig und dünner als die weichen Pastellkreiden und kommen damit der zeichnerischen Strichführung noch weiter entgegen. Insbesondere mit den Kanten der Kreiden können Sie präzise, satte Linien ziehen. Die markanten Striche mittlerer und harter Pastellkreiden lassen sich weniger leicht verwischen.
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Bei der zeichnerischen Vorgehensweise legt man das Motiv erst in einer Skizzenzeichnung an. Verwenden Sie einen dunklen Farbton, am besten Schwarz.
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Mit dem Farbton Dunkelocker fülle ich die Form der Katze aus. Diesen Farbauftrag verwische ich leicht mit den Fingern, damit eine geschlossene Fläche entsteht.
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Bei diesem Schritt kommt es darauf an, dass die Hell Dunkelwerte stimmen. Für die Lichtseite des Katzenkörpers verwende ich Lichter Ocker. Für die Schattenbereiche Umbra gebrannt. Die Inneseite der Ohren werden mit Krapplack Rosa und die Nase mit Zinnober dunkel ausgemalt. In diesem Stadium wird das Motiv mit einem handelsüblichen Fixativ fixiert.
Versuchen Sie beim Zeichnen, sich nicht zu stark auf Details zu konzentrieren, sondern behalten Sie das Gesamtbild im Auge. Farbe flächig auftragen Damit die Farbe in der Fläche aufgetragen werden kann, breche ich den Stift in zwei Hälften. Mit der Breitseite des kleinen Stücks färbe ich den Körper der Katze ein. Diesen Auftrag verwische ich dann mit den Fingern, wie in Schritt 2 zu sehen ist, zu einer deckenden Fläche
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In dieser Phase erhält die Katze die Musterung im Fell. Ich achte darauf, dass die Hell-Dunkelwerte stimmen. Spiegelungen im Fell trage ich mit Kobaltblau auf. Diesen Farbton verwende ich auch für die Augen. Durch geschicktes Verwischen entstehen Halbtöne, die das Fell leuchten lassen.
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Die Katze ist in Schritt fünf vollendet worden. Es fehlt jetzt noch der Hintergrund. Bevor ich mit diesem beginne, male ich mit Violettlack rötlich das rote Tuch, auf dem die Katze ihre Pfoten legt. Den Hintergrund gestalte ich mit Zinnobergrün dunkel. Ich verwische die Farbe mit den Fingern zu einer deckenden Schicht. Nun muß ich nur noch die Schnurrbarthaare und die Ohrenhaare mit der flachen Kante der weißen Kreide aufmalen. Das Motiv ist gelungen und kann eingerahmt werden. Ich verzichte auf eine Schlußfixierung. Zum besseren Schutz kann das Bild hinter Glas gerahmt werden.
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Die Katze erhält ihr Gesicht. Mit einem schwarzen Pastellstift male ich die Augen, die Nase und den Mund. Mit den Fingern verwische ich die hellen Farben des Fells und trage weitere helle Töne auf, die ich immer wieder verwische.
Franz-Josef Bettag ist Redakteur für verschiedene Kreativ-Magazine und Autor des Buches „Pastellmalerei für Einsteiger“ aus dem Augustus Verlag. © 2002 art-studio Bettag. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Gerstäcker Verlages GmbH und art-studio Bettag. Sämtliche Motive stehen unter Urheberschutz und dürfen nicht gewerblich genutzt werden.
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