2006 digitalisiert by Manni Hesse
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2006 digitalisiert by Manni Hesse
Die größte Eishöhle der Welt wird entdeckt rell und flimmernd liegt die Sonne über der Steinwüste des Tennengebirges, jenem Gebirgszug, der die Berchtesgadener Alpen nach Osten über die Salzach weiterführt. In einer Höhe von 2000 Metern dehnt sich die Gipfelhochfläche, einen Tagmarsch breit, zwei Tagmärsche lang. Kein Baum, nur spärliche Graspolster, und überall der zerrissene, zerspaltene Fels. Hier und da gähnt es dunkel und geheimnisvoll in dieser Landschaft; vieltausend Schächte öffnen sich in dem von Wind, Regen und Schnee zerfurchten Gestein; einige führen in die unbekannte Tiefe des Berges. Sagen und Märchen ranken sich um die Felsentore, und kaum je in den Jahrhunderten hat es ein Mensch gewagt, einzudringen in das Reich des Niegesehenen. Oft mögen Jäger und Hirten vor jenem Riesenportal gestanden haben, das sich unterhalb der Hochfläche in der Steilwand öffnet, die jäh zur Salzach abfällt. Zagend und von unerklärlicher Furcht erfüllt, taten sie die ersten Schritte in das 20 Meter hohe und 18 Meter breite Felsentor; wenn aber die Finsternis sie umgab und zwischen den erdrückenden Wänden die Einsamkeit sie bedrängte, machten sie kehrt, von Angst und Grauen erfaßt. Im Jahre 1879 steigen zwei Männer zu dem Gigantentor hinauf, der Forscher Posselt Czorich und ein einheimischer Jäger. Als sie in die Öffnung des schwarzen Schlundes treten, jagt ihnen ein eisigkalter Sturmwind entgegen, von dem niemand weiß, woher er kommt. Posselt zieht seinen Hut fester in die Stirn, zögert einen Augenblick, dann steigt er über Felstrümmer in das Dunkel. Der Jäger bleibt zurück. Posselt hat eine Fackel entzündet und schreitet weiter und weiter in das Innere der Höhlenöffnung. Merkwürdig glasig, in blaugrünem Schimmer gleißt etwas von den Felswänden herab, breitet sich wie ein Fächer aus — wie ein im Fließen erstarrter Wasserfall. Dreißig Meter breit und ebenso hoch ist die Höhle hier. Soweit der flackernde Lichtschein reicht, dehnt sich der Dom aus Fels und Eis. Der Raum weist nun nach oben, über zahllose Felsstücke und heruntergestürzte Trümmer bahnt sich Posselt seinen Weg und kommt höher und höher. Da stockt er und hält die Fackel seitwärts von sich. Eine unheimliche Gestalt wächst 2
aus dem dräuenden Hintergrund, riesenhaft erhebt sie sich mitten in der Halle, ihr Haupt verschwimmt im Dämmer der Höhe. Stumm und kalt steht der eisfunkelnde Riese. Ein kurzer Augenblick des Erschreckens; dann tönt wieder der Schritt des Einsamen, dumpf hallt das Echo von Decke und Wänden. Posselt sucht weiter. Ihn lockt nicht das Abenteuer; der Drang, das Höhlengeheimnis dieses Berges zu enträtseln, treibt ihn weiter. Wieder glüht dort etwas im Schein der Fackel auf, nimmt Form und Gestalt an. Eine Eiswand schiebt sich in das Blickfeld. Tausendfältig bricht sich das Feuer in den Schrunden und Rissen der gläsernen Mauer. Von dem Felsgrund bis zur Decke und in ganzer Breite sperrt sie den Weiterweg. In ihrer Mitte hängt, fest umschlossen von den eisigen Armen, ein Felsblock, groß wie ein Haus. Hier gibt es kein Weiterkommen. Der Wanderer in der ewigen Nacht wird zur Umkehr gezwungen und tastet sich zum Ausgang zurück, wo besorgt der Jäger wartet. In schwieriger Kletterei erreichen die beiden mit Anbruch der Nacht das Tal. Posselt schrieb in einem nüchternen Bericht seine Erlebnisse in der Höhle des Tennengebirges nieder und veröffentlichte sie im Jahrbuch des Alpenvereins. Man las den Bericht, aber niemand wagte eine neue Forschungsfahrt.
* Die Sonne brannte wie seit unendlichen Zeiten auf die Felsen, die Stürme warfen Schnee und Regen in den Eingang der Gigantenhöhle, keines Menschen Fuß störte mehr die seltsame Stätte. Bis eines Sommertages des Jahres 1912 eine kleine Gesellschaft von jungen, begeisterten Höhlenforschern mutig in den winddurchheulten Schacht einstieg. Geführt wurde die Forschergruppe von dem 23 jährigen Kunststudenten Alexander von Mörk, der beim Durchblättern alter Zeitschriftenbände durch Zufall auf den Artikel von Posselt gestoßen war. Rasch dringen sie bis zur Eiswand vor, erreichen den eingefrorenen Felsblock, aber grifflos, kalt strahlend, wie eine Göttermauer steigt die Wand hoch ins undurchsichtige Dunkel. Man kann nicht erkennen, ob es hinter diesem Sperriegel überhaupt eine Fortsetzung des Weges gibt. Wieder wird der Angriff abgeschlagen, die Männer müssen zurück, wenn sie nicht von der Nacht im Fels überrascht werden wollen. Als sie wieder ins Freie treten, hat sich graue Dämmerung über das Land gelegt. Es wird dunkler und dunkler, der Abstieg ist gefährlich geworden. Die Höhlenforscher müssen auf einem schmalen 3
Felsband ausharren, bis das neue Tageslicht die Griffe unB Tritte talwärts e r k e n n e n läßt. Das Problem der geheimnisvollen Höhle h a t die G e m ü t « tief erregt. So werden für d a s k o m m e n d e J a h r alle VorB bereitungen getroffen, und am 2. August 1913 ist Mörk m i l zwei Freunden, A n g e r m a y e r und Riehl, wieder in der H ö h l J Mit Pickel und Steigeisen g e h e n sie die W a n d an. Schlag auB Schlag klirrt in das Eis, eine Stufe nach der a n d e r e n wird g e l hauen. Eissplitter zerreißen die Haut und löschen, u m h e r l sprühend, die Lichter. Nach vielen Stunden Arbeit ist diM letzte Stufe der gläsernen Treppe geschlagen. Mörk schieöH sich hinauf und hebt seine Lampe hoch: Die W a n d ist iiichB d e r Abschluß der Höhle. Ein Bild wie aus T a u s e n d u n d e i n Ä Nacht tut sich dahinter auf: Blankes, in allen Regenbogen- j färben irisierendes Eis ist der Teppich des Palastes, in den d e r Beobachter schaut. W i e feurige Zungen laufen an den W ä n d e n leuchtende Streifen v o n eisüberzogenem Ocker hinauf, . der Raum ist ein einziges Strahlen u n d Blitzen. Auch die Begleiter h a b e n die Eiswand erstiegen, und auch sie sind überwältigt v o n der glitzernden Pracht. Doch die Zeit d r ä n g t ; so steigen sie weiter ins Ungewisse. Schon nach kurzem v e r h a l t e n die M ä n n e r erneut den Schritt. Im eisigen Panzer stemmen sich ihnen u n g e h e u r e Kolosse von menschen ähnlicher Gestalt entgegen; das Haupt d e r Riesen stößt an di< felsige Decke. Zwischen den 20 Meter h o h e n Eisgiganten bew e g e n sich die drei hindurch, bis sie wieder lauschend stehenbleiben. Ein Brausen dringt v o n fernher an ihr Ohr, wird lauter und dröhnender, je n ä h e r sie kommen. Als sie sich vorsichtig an einem Felsblock vorbei nach vorn schieben, spiegeln sich ihre Lampen in einem k l e i n e n See. Doch nirgendwo is1 e i n Wasserfall, v o n dem der brüllende Donner h e r k o m m e n könnte. Welche geheimnisvolle Macht aber peitscht die W a s s e r des Sees zu h a n d h o h e n Wellen auf, die sich schäumend am Eisufer brechen? Als die Forscher a u s dem Schutz des Felsens I an das Ufer treten, löst sich das Rätsel. Ein heftiger Sturmwind l pfeift ihnen entgegen und droht die Fackeln zu verlöschen, ü b e r das jenseitige Ufer des Sees senkt sich d i e Decke h e r a b . Durch die enge Öffnung braust wie aus einem W i n d k a n a l die Luft, die von irgendwoher in die Höhle gepreßt wird. Der unter- < irdische Sturm verursacht auch den Höllenlärm, der den Man- i n e i n das W o r t vom M u n d e reißt. Der windgepeitschte See ist diesmal nicht zu bezwingen. Nochmals muß der Rückweg an- , qetreten werden. 4
Knapp drei Wochen später stehen die drei Freunde wieder vor dem Sturmloch. In einem selbstkonstruierten Taucheranzug steigt Mörk, mit dem Seil gesichert, in die eisige Flut. Jenseits des Sees entschwindet er den Blicken der Zurückbleibenden. Bang lauscht man den lauten Ruten, die der heulende Sturm fast verschlingt. Endlich kommt Mörk zurück, steigt wieder durchs Wasser, klettert ans Uter. Und dann berichtet er, atemlos noch von dem Erlebten. Was bisher in der Höhle zu sehen war, ist nichts gegen das, was nun folgt. Ein Reich der Phantasie, ,des Wunders, tut sich dort hinten auf, ein Feenmärchen, ein Zauberreich.
* Im August des nächsten Jahres soll der Vorstoß in die Unterwelt zum letzten Erfolg geführt werden. Aber diesmal bleiben die Eisklüfte des Tennen-Gebirges im Dunkel. Keines Menschen Stimme zerbricht die Einsamkeit, kein Ruf übertönt das Brausen des Höhlensturmes. Draußen, in der Welt des Lichtes, rast der Krieg über die Erde. 1919 läuten die Glocken den Frieden ein. Da finden sich wieder naturbegeisterte Männer zusammen, um das Werk Alexander von Mörks fortzusetzen. Der junge Forscher ist nicht mehr unter ihnen. Er fiel am 22. Oktober 1914. In mühevoller Arbeit leiten sie den See in eine Randspalte des Höhlengletschers. Der Weg ist frei. Ein Eisschloß, die Utgardsburg, steht dort in herrlicher Wölbung. Jenseits der Burg führt ein mächtiges Tor aus kristallenem Eis in eine große Randkluft, deren Wand in smaragdgrünem Funkeln hundertfach das Licht der Lampe widerspiegelt. Ein Dom von 40 Meter Höhe weitet sich vor ihnen, so unbeschreiblich eindrucksvoll, daß die ergriffenen Männer ihm den schönsten Namen geben, den sie kennen: Alexander von Mörk-Dom. Halle um Halle schließt sich an, eine unendliche Reihe. Erst nach jahrelanger Arbeit steht die endgültige Länge der Höhle fest: 40 Kilometer lang zieht sie sich durch den Fels. Die größte Höhle Europas, die Eisriesenwelt von Werfen, hat ihr Geheimnis preisgegeben. Es ist die größte Eishöhle der Welt. Im Sommer 1925 ist die kleine Schar der Forscher und Entdecker vor einer Felsnische in dem Riesendom versammelt. Dort steht die Toten-Urne Mörks. Es war sein letzter Wunsch, begraben zu sein in der Herzmitte des Berges. Und so haben die Freunde dem Unvergeßlichen ein Grabmal geschaffen wie keines auf Erden. 5
„Unter der Erde hat das Märchen ein R e i c h . . . " ie Hallen und Märchenpaläste der Höhlen sin heute in aller Welt Zentren des Fremdenverkehrs. Das Dun1 kel und die Unberührtheit der .Jahrtausende wichen dem lau ten Getriebe der modernen Touristik, dem strahlenden Lieh elektrischer Scheinwerfer. Und doch ist es erst einige Generationen her, daß der furcht same Wanderer vor dem nachtschwarzen Eingang einer Höhli seine • Schritte verdoppelte und die Fuhrleute mit ängstliche!« Rufen die Pferde antrieben. Wagte sich jemand in den Zeiten^ da man in abergläubischer Einfalt Teufel und Hexen noch höchst persönlich durch Feld und Wald streifen sah, in eine der verwunschenen Höhlen, so spielte er mit seinem Hals. War j da Anno 1529 der Stadtschreiber von Reichenhall, dem es diel Höhle des Untersberges angetan hatte. Seinen Forschermut, dem die Eisriesen wie Dämonen der Unterwelt erschienen, mußte er mit hochnotpeinlichem Gericht büßen. Aber hier und da, landauf und landab, schlug ein Mensch, schwankend zwischen Kühnheit und Grauen, ängstlich da Kreuz, um dann mit brennendem Laternenlicht in die Tiefi der Berge zu steigen. Noch war nicht die Forschung die Trieb feder, sondern die Suche nach verborgenen Schätzen, vor denen man raunte. Höhlen — das sind Schatzkammern de Riesen, Goldkeller aus Ritterzeiten, Verstecke von König« und Kaisern — so erzählte man in den Spinnstuben, wenn da; Feuer im Ofen knisterte und der Sturm an den Dachschindel! rüttelte. Sie kamen, krochen hinein durch die enge Öffnung — dann fiel jählings der Föhn über das Land, der Höhlenbach stiel und versperrte den Zugang, und niemand hörte mehr etwas vor den unglücklichen Schatzsuchern. Viele Generationen spätei als die Wissenschaftler der Jahrhundertwende in die düstere™ Gewölbe eindrangen, fiel der Lichtschein der Blendlaternen» irgendwo in dem nassen Fels auf beinerne Gerippe . . . Manche aber erreichten — aufatmend im Licht des Tages -jH nach schreckerfüllter Höhlenfahrt wieder den Eingang und beM richteten dann von den Wundern, die sie gesehen. 1535 b a j schreibt Berthold Buchner die Breitenwimmerhöhle, in die eil eingedrungen; 1618 — als der große Krieg seinen erste« Trommelwirbel schlägt — steigt der Pfarrer Meyer aus M u Ä
gendorf in die Oswaldhöhle und weicht entsetzt zurück, als er Tor grinsenden Totenköpfen steht — Zeichen k o m m e n d e n Unheils. 1774 entdeckt ein a n d e r e r Pfarrer, namens Esper, in einer Höhle Knochen v o n unbekannten, vierfüßigen Tieren, die man, befangen in dem naturfremden Denken der Zeit, für die Überreste urweltlicher Drachen halt. Der erste umfassende
Gudenushöhle an steilem Felshang im Kremstal (Österreich) höhlenkundliche Bericht stammt a u s dem Ende des 17. J a h r h u n derts von Elias Georgius Loretus, der seine Forschungen in dem wohl ältesten Sammelwerk über die Höhlen, „Mundus s u b t e r r a n e u s " von A t h a n a s i u s Kircher niederlegte. Alle großen, b e d e u t e n d e n Höhlen h a b e n ihre eigene, manchmal recht abenteuerliche Entdeckungsgeschichte, die oftmals bis ins 16. J a h r h u n d e r t zurückführt, deren H ö h e p u n k t aber meist um die Mitte des 19. J a h r h u n d e r t s liegt. Um diese Zeit kam System in die Forschung. Da fließt in der Landschaft des Karst bei dem Ort St. Canzian die Reka durch ein Tor mitten in die Felsen hinein. Sie verschwindet sang- und klanglos von 7
der Erdoberfläche. Die Frage nach dem Verbleib des Wassers beschäftigt einige unerschrockene Forscher, die n u n ein W e r k beginnen, das viele Nachahmer gefunden hat. Sie steigen dem. Fluß in sein geheimnisvolles Bett nach, u n b e k ü m m e r t um die ' Gefahren des Unbekannten. Als man an den senkrechten W ä h den über den t o s e n d e n W a s s e r w i r b e l n nicht mehr weiterkommt, schleppt man stabile Kastenboote heran, die einen kräftigen Stoß vertragen, ü b e r Wasserfälle und durch Stromschnellen j a g e n die M ä n n e r in rasender Fahrt immer tiefer h i n e i n in die dunklen, v o m Brausen des Flusses erfüllten Klüfte und Kanäle, bis die Strömung schließlich ruhiger wird und die Boote unter einer gefährlich niedrigen Decke hindurch in das gespenstisch glasige W a s s e r des „Todes-Sees" gleiten. Hier ist der W e g u n d alle Forschung zu Ende. Ungelöst ist bis zum h e u t i g e n Tage der w e i t e r e Verlauf der Flut. Man weiß nur, daß ein Z u s a m m e n h a n g mit der Riesenquelle bei Duino, in der N ä h e von Triest, besteht. Nicht weit d a v o n liegt die herrliche Tropfsteinhöhle v o n Adelsberg, ein einzigartiges N a t u r w u n d e r , v o n dem die Dichterin Carmen Sylva sagte: „Unter der Erde hat das Märchen noch ein Reich". W e n n auch hier die Forschung nicht mit err e g e n d e n A b e n t e u e r n v e r b u n d e n w a r , so erschloß sie doch ein in aller W e l t b e k a n n t e s W u n d e r l a n d der Schönheit. 120 000 Menschen besuchen alljährlich die Grotten v o n Adelsberg. Macocha heißt ein 138 Meter tiefer Abgrund in der N ä h e v o n Brunn, der der Wissenschaft eine Reihe v o n Rätseln aufgab. Auf seinem Grund liegen zwei kleine Seen; der o b e r e erhält laufend Zufluß aus einer Quelle, die man nicht finden konnte, der u n t e r e wird durch ein Bächlein von dem h ö h e r e n Bruder gespeist. Sein Spiegel bleibt aber immer gleich, infolgedessen mußte er irgendwo einen Abfluß haben, doch auch das Abflußsystem w a r nicht zu entdecken. Vom benachbarten D'dental sucht man schließlich dem Geheimnis näher zu kommen. Ein fünf M e t e r tiefes Loch in einer W a n d bietet d e n ersten Schlüssel zur Lösung, und in den J a h r e n 1903 bis 1914 gelingt es , von hier aus durch prächtige Tropfsteinhöhlen bis zur Macocha vorzudringen, Ein Bach, der nicht weit von der Wandöffnung zutage tritt, fördert das W a s s e r vom u n t e r e n See an die Oberfläche. Ein Befahren des Wasserlaufes w a r unmöglich, da sich schon nach 50 Metern die ganze Deck. unter den Flußspiegel senkt. Da beginnt Dr. Karl Absolon, der schon J a h r z e h n t e im mährischen Karst gearbeitet hat, sein 8
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Werk. Auf Flößen bringt er Sprengmannschaften bis zur kritischen Stelle. Die S p r e n g u n g e n schaffen zwar Luft, doch n e u e Hindernisse stehen im W e g . Absolon fordert Militär zur Hilfe an und erhält eine Pioniereinheit zugeteilt. Streckenweise wird der Fels aufgesprengt, Stollen w e r d e n vorgetrieben und im Innern des Berges in gefahrvoller Arbeit der Bach — die Punkva — angebohrt. Sechs Meter sinkt der Wasserspiegel ab, aber noch ist m a n nicht am Ziel. Jetzt setzen die Pioniere ganze Batterien v o n Pumpen an, und am 5. J a n u a r 1933 ist der Durchstich gelungen. H e u t e fährt der Besucher in kleinen Motorbooten durch die alten Flußräume. Märchenhaft, smaragdfarben leuchtet das Wasser, erhellt durch v e r b o r g e n e Scheinwerfer. Im Schwäbischen und Fränkischen J u r a entdecken die Forscher in den Höhlen Reste des Urmenschen, der in den naturg e g e b e n e n Felshäusern Schutz gegen seine Feinde und gegen die vernichtenden Stürme j e n e r Klimaepoche suchte. Im Sauerland wird die prachtvolle Attendorn-Höhle gefunden. Auch das Riesengebirge und der Harz sind reich an merkwürdigen, langgedehnten Höhlenbildungen. Die Berichte über ihre Entdeckungen lesen sich oft wie s p a n n e n d e Romane. Von Höhlen durchzogen sind auch die belgischen A r d e n n e n und die C e v e n n e n im Süden Frankreichs. Die Erschließung der vorgeschichtlichen Höhlensiedlung von Les Eyzjes war eine Sensation, die in der ganzen W e l t Aufsehen erregte. Man fand dort nicht nur Gebrauchsgegenstände des Frühzeitmenschen, sondern ihn selbst, sein Gerippe. — Drei Buben fahren heimlich mit einem selbstgebauten Kahn in die Höhle v o n Tue d'Audobert ein. ü b e r r a s c h t e r k e n n e n sie im Schatten ihrer Kerzen an den W ä n d e n Ritzzeichnungen und farbenprächtige Darstellungen von Tieren, die längst nicht mehr die Erde bevölkern. Noch abenteuerlicher ist das Unternehmen des "mutigsten französischen Forschers, Norbert Castenet. Allein schwimmt er in das gefährliche Dunkel einer Höhle, untertaucht eine enge Stelle, und als er seine wasserdichte Lichtpackung entzündet, findet er sich in einer Kulturstätte des Urmenschen. Fußspuren und Händeabdrücke, Plastiken, erhalten durch Zehntausende v o n Jahren, geben Zeugnis vom Anfang des unendlich langen Weges der Menschheit (s. Umschlagbild Seite 32). In Spanien ist in der großen Reihe der P y r e n ä e n h ö h l e n Altamira zu einem Begriff der Vorgeschichtsforschung geworden. Die Entdeckung w u r d e eingeleitet durch einen Fuchs, der 9
Mammouth cave (Mammut-Höhle) in Nordamerika in einem kleinen Felsloch verschwand. Der verfolgende Jäger grub nach, stellte eine Höhle fest und erzählte davon einem Bekannten, der an derartigen Funden besonderes interessiert war. Mit seiner kleinen Tochter grub dieser den Gang auf, das Mädchen kroch hinein und erblickte, starr vor Verwunderung, die später weltberühmt gewordenen Felsgemälde des Altsteinzeitmenschen. Fast jedes Land hat seine Höhlen. In Ungarn ist es die prächtige, 18 Kilometer lange Aggtelekerhöhle, die Schweiz hat die Beatushöhle, das Nidlerloch und das „Wildkirchli". Großbritannien ist reich an Höhlen, besonders im Gebiet von Yorkshire. Im Apennin, auf Sizilien und auf den kleineren kustennnahen Inseln des Mittelmeeres gibt es Schächte und Grotten, die systematisch erforscht wurden. Auf dem Balkan .kann man an zahlreichen Stellen in den Schoß der Erde einsteigen, viele dieser Höhlen sind noch nicht durchsucht, und man darf gerade hier noch überraschende Ergebnisse erwar10
ten. Österreich weist 2000 erforschte Höhlen auf, es besitzt Fachleute von Format und ausgezeichnete wissenschaftliche Institutionen. Es w ü r d e zu weit führen, auch nur die b e k a n n t e s t e n Höhlen a u ß e r h a l b Europas zu n e n n e n . In Afrika kennt man Höhlen vom Atlas bis zum Tafelgebirge. Neuseelands W u n d e r h ö h l e ist die Waitomo-Grotte, in der h u n d e r t t a u s e n d e Glühwürmchen dasi Dunkel magisch erleuchten. Amerika hat die längste Höhle der Welt, die Mammouth Cave. Ein C o w b o y entdeckte sie, als er einer eigentümlichen, dunklen W o l k e am Abendhimmel nachging. Die W o l k e h a t t e sich aus Millionen Fledermäusen gebildet, die aus der Höhlenöffnung auf ihren nächtlichen Beutezug ausflogen.
Wasser fließen durch den Berg as geheimnisvolle Labyrinth der Höhlen in den Gebirgen der Erde mit seinen Schächten, Stollen, Spalten u n d Abstürzen v e r d a n k t mannigfachen Kräften seine Entstehung. Alle erdgeschichtlichen Epochen b a u t e n an diesem unterirdischen Reich. Höhlen entstanden schon, als das Gestein der Erdkruste sich verfestigte. Das feurig-flüssige Magma, das in brodelnden Eruptionen aus dem Erdinneren hervorbrach, warf riesige Gasblasen auf. Als dann der Gesteinsschmelzfluß allmählich erstarrte, blieben die Blasen als Hohlräume zurück. Oft sind solche Höhlen herrliche Schatzkammern voller kostbarer Kristallbildungen aus Quarz, Achat, Chalcedon und Smaragden. Aber fast immer sind die „Kristallkeller" ausgeplündert, bevor der Forscher von ihnen Kenntnis erhält; denn der Reichtum an edlem Gestein läßt die Entdecker schweigen. Der W i r t v o n Kolm Seigure in der N o r d w a n d des Sonnenblick, der eine reiche Kristallhöhle ausfindig gemacht hatte, nahm sein Geheimnis sogar mit ins Grab, und erst jetzt, nach vielen J a h r e n , ist man seinem großartigen Fund auf die Spur gekommen. „Primäre" Höhlen, wie m a n solche ursprünglichen, zugleich mit dem Eruptiv-Gestein entstandenen Höhlen nennt, k e n n t die Forschung sonst nur noch im Tuffgestein und in den großartigen Felsriffen, die die winzigen Korallen in ganz unregelmäßigen, bizarren Formen ins Meer bauen. Die höhlenartigen Klüfte liegen hier meist u n t e r dem Wasserspiegel. W e n n aber eines der zahlreichen Seebeben das Meer in Auf11
rühr bringt, kann es sein, daß solch ein Riff mit seinen Höh- ] lungen aus der Flut steigt und so der Forschung und den < Reisenden zugänglich wird. Die meisten Höhlen der Erde haben erst lange nach der Bildung des festen Gesteins ihren Raum gewonnen. S e k u n d ä r e (nicht-ursprüngliche) H ö h l e n nennt die Wissenschaft alle unterirdischen Hohlräume, die zum Beispiel durch Verlagerungen (tektonische Einflüsse) und Verstürze zustande ge- ] kommen sind. Eine Gesteinsscholle gerät auf einer geneigten Unterlage ins Gleiten. In der Abwärtsbewegung reißt die j Scholle jäh auseinander; die Risse und Sprünge werden breiter, je tiefer das Geschiebe gleitet, ein weitverzweigtes Kluftsystem entsteht mit bis zu 30 Meter tiefen klaffenden Felsspalten. Die „Trockenen Klammen" bei Salzburg sind die groß- i ten dieser offenen „Klufthöhlen". Zahlreicher sind die oben geschlossenen Höhlen, die dem gleichen Gleitvorgang, dem sogenannten „Bergschlipf" ihr Entstehen verdanken. Die größte Höhle Deutschlands, die westfälische Kluterthöhle, ist eine Klufthöhle geschlossener Art. Von einer steilen Berglehne haben sich Felsbrocken gelöst und sind zu Tal gestürzt. Kleine Hohlräume klaffen zwischen den niedergebrochenen Blöcken, Solche „Versturzhöhlen" sind zwar nicht häufig, aber in ihnen bildet sich meist eine merkwürdige Luftzirkulation, die sie dem Menschen nützlich macht, weil darin das Wintereis oft bis tief in den Sommer hinein konserviert. Brauereien nützen diese Eiskeller mit Vorliebe aus; in Kaltenhausen bei Hallein führt eine solche natürliche Gefrierhöhle 250 Meter tief in den Felsensturz und dient das ganze Jahr über der Brauerei als billige Kühlanlage. Als sekundärer Höhenplastiker betätigt sich auch der Wind. Ständige Sandstürme haben zum Beispiel die Felsen am Koltsagora im Kaukasus zu Höhlungen und Felsbögen ausgeblasen; es sind eigenartige Felsmulden, die hier unter der unaufhörlichen Einwirkung des windgetriebenen Sandstrahlgebläses entstanden. - - Aber der tüchtigste Höhlenbildner war j doch immer noch das W a s s e r , das die größten, verzweig- y testen und zauberhaftesten Hohlräume entstehen ließ. Der am Felsenhang dahinfließende Bach schwemmt die Ufer I aus und unterwühlt sie zu „Uferhöhlen" (Abrasion). Je tiefer sich der Bach dann in den Untergrund gräbt, um so höher steigen die Uferhöhlen, bis sie zuletzt hoch über der Talsohle i liegen. In Urzeiten waren sie willkommene Schlupfwinkel für j 12
Tier und Mensch und später Wohnklausen für Einsiedler, Verirrte, Flüchtende und Geächtete. Mächtiger aber als die spülende, waschende Gewalt eines Bachlaufes ist die Brandung der Meereswogen, die sich an den Felsklippen bricht und in unaufhörlichem Wellenangriff die Steilküsten zerstört. So -können aus Felsvorsprüngen Tore herausgespült werden, wie am
„Blaue Grolle" aul Capri (Italien) Helgoländer Sandsteinfelsen oder an der Kreideküste Frankreichs. So sind auch die weltberühmten Grotten von Capri entstanden, nicht nur die „Blaue", die „Grüne" und die „Weiße Grotte", sondern auch die einunddreißig anderen Grotten des italienischen Eilandes. Die vornehmen Kaufherrn des alten Rom stiegen noch auf Felsenstufen hoch in die Wunderhalle der „Blauen Grotte", um hier gegen die südliche Sonne Kühlung zu suchen. Die 50 Meter lange und 30 Meter breite Höhle, die die Brandung geschaffen hatte, schimmerte damals noch nicht in dem bläulich-magischen Licht, das heute durch das versunkene Grottenportal vom Meere hereinbricht. Später be13
gann die Insel bis unter den Meeresspiegel zu sinken, heute liegt sie 25 Meter tiefer als in römischer Zeit. So blieb die Höhle Jahrhunderte unsichtbar und vergessen, bis im Jahre 1826 der deutsche Malerpoet August Kopisch schwimmend in die ertrunkene Grotte hineindrang und als erster Mensch die azurblau erhellte und in der Flut silbern glitzernde Halle in ihrer Verwandlung sah. Die Capri-Grotte ist seitdem eins der lockendsten Reiseziele aller Italienfahrer. Bohrender noch ist die Gewalt des Wassers im Gebirge selber. Am ehesten erliegt seiner zersetzenden und wühlenden Einwirkung das Kalkgestein. „Wo Kalk ist, da sind auch Höhlen", ist ein vielfälitg erwiesenes Merkwort der Höhlensucher. Die Gesteinsmassen des Kalks sind meist von zahllosen Rissen, den Bruchfugen, durchzogen. In diese oft nur haarfeinen Spalten dringt der Wassertropfen ein. Mit der Kohlensäure, die es meist mit sich führt, ist das Wasser imstande, den Kalk chemisch zu lösen. Tausend Teilchen Wasser vermögen bei 15 Grad Wärme ein Teilchen Kalk zu zersetzen. Von dieser zersetzenden Kraft weiß der Höhlentourist ein Lied zu singen, wenn er sich an den zernagten Felskanten die zugreifenden Hände aufreißt oder die Schutzkleidung zerfetzt. Durch die Zersetzung, K o r r o s i o n , wird meist nur der Weg gebahnt: die scheuernde Tätigkeit des Wassers, die E r o s i o n , setzt in dem Augenblick ein, wenn ein Durchfluß ausgelaugt ist und das Wasser zu fließen beginnt. Nicht immer ist das Gestein gleich löslich. Das Gerinne wird breiter sein, wenn das Gestein weich, der Wassergang bleibt schmal, wenn der Fels widerstandskräftig ist. Hartnäckig stehen in den Jurahöhlen dunkle Knollen und Platten hervor; es ist der Hornstein, de.r allem trotzt. Doch das Muttergestein wird immer mehr gelöst, bis es eines Tages haltlos in sich zusammenbricht. Ist der Zufluß besonders stark, so läuft das Wasser oft unter Druck durch den Höhiengang und formt ihn zum kreisrunden Schlauch, wie ihn die „Kanonenröhre" der Eisriesenwelt im Tennengebirge anschaulich zeigt. „Röhren" in diesem Höhlengebirge haben bis zu 4 Meter Durchmesser, 3,7 km weit ziehen sie sich durch das Bergmassiv. Was die Erosion durch das Wasser im Gebirge vermag — dafür ein Beispiel: Bei Laas im slowenischen Kalkgebirge des Karst plätschert der muntere Oberseebach durch ein Kesseltal, läuft schnurstracks gegen einen der Kalkberge und bohrt sich hier in 14
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seinen Fuß wie ein Maulwurf in eine Grasnarbe. Weit hinter dem Berg liegt das Zirknitzer Kesseltal. Hier ist plötzlich unser Bach wieder da •— Seebach nennt man ihn jetzt — nimmt einige Wasserläufe mit sich und bahnt sich dann am Talende wieder einen Tunnel in den Berg. Wenn aber Schneeschmelze ist, vermag dieses Zirknitzer Mäuseloch die großen Wassermengen gar nicht alle zu schlucken. Wer um die Zeit durch das Tal wandert, sieht sich am Ufer eines prächtigen Sees; ist die Schneeschmelze vorüber, so ist auch der See wieder verschwunden, und der Talgrund liegt wieder zum Beackern bereit; der Bauer geht nun gleich an die Frühjahrsbestellung, zieht den Pflug über den Seeboden, und im Herbst wird er ein gutes Korn darauf ernten. Der Seebach aber nagt sich weiter durch die Höhlentiefen des nächsten Karstmassivs; in der Rackbachschlucht erblickt er dann wieder zu kurzem oberirdischen Lauf das Licht des Tages; die Talbewohner haben ihn hier Rackbach getauft. Im Innern des nächsten Gebirgsstockes, den der Bach auf seinem Weiterwege durchbricht, begegnet dem Vielnamigen ein ähnlicher Geselle, der im Kesseltal von Adelsberg das letzte Mal das Tageslicht gesehen und dort die unterirdischen Feenräume der Adelsberger Grotten durchzogen hat. Nach langer Reise erscheinen die vereinten Bäche bei Planina wieder in der Öffentlichkeit; nun stehen sie als „Unzbach" in den Landkarten verzeichnet. Wahrlich ein Sonderling, dieser Obersee-See-Rack-Unzbach, ein einfallsreicher Verwandlungskünstler. Wie kommt das alles zustande? Nun: das Kalkgebirge liegt in dieser Gegend auf Flysch, einer Mergel- und Tonschieferformation, auf, und wo Flysch ist, da kommt kein Wasser durch. Wo afso die Bachbettbildung wegen des entgegenstehenden Flyschs nicht möglich war, wählte der Oberseebach mit seinen Namensnachfolgern den beguemeren Weg durch die weichere Kalkscholle der Berge und fraß immer wieder neue Höhlenschlupfe in sie hinein. Die Eintrittsstellen eines Baches — es gibt viele ähnliche bergdurchbohrende Wasserläufe im Karst — nennt man Schlinger oder Ponore. Wo man den Bächen in das Dunkel der Felsen folgen konnte, erlebte man, wie ihre Wasser durch die engen Spalten toben, sich mit ohrenbetäubendem Lärm über Wandstufen stürzen, weite Hallen durchwandern oder plötzlich U-förmig unter das Flutniveau abfallen und wieder aufsteigen. Solche „ S y p h o n s " kann nur der gut tauchende Forscher überwinden. Wo das Wasser dann wieder zu 15
Tage kommt, sind es Riesenquellen, aus denen es hervorbricht. Bei starkem inneren Zulauf oder nach einem Wolkenbruch bewältigt die Öffnung die Wassermassen oft nicht mehr. Der wütende Berg beginnt dann zu toben und zu brüllen. Entsetzt stürzt der nichtsahnende Wanderer davon. Im Bergesinnern hat der plötzliche Wasserschwall freie Kammern gefüllt und die Luft darin zusammengepreßt. Unter tosendem Donner bricht sich die Druckluft Bahn nach außen. Die Talbewohner haben solche donnernden Quellöcher mit dem Namen „Brüllender Stier", „Brüll-Loch", „Brüllhöhle", bedacht. Sofern das Wasser einer Riesenquelle in dem Gewirr der Klüfte, in den Rissen und Spalten gut gefiltert ist, darf es als Trinkwasser Verwendung finden. Salzburg z. B. entnimmt dem „Fürstenbrunn" am Untersberg, Wien dem „Schneeberg" in langen Rohrleitungen sein Wasser. Die Natur hat haushälterisch vorgesorgt, daß diese natürlichen Wasserwerke nie versiegen. Zunächst liefern die Regenfälle das nötige Filterwasser. Im Sommer werden die Quellen von den jetzt abschmelzenden Schneeresten beschickt. Der letzte Vorrat ist das Eis, das sich im. Frühjahr zur großen Schneeschmelze in den vom Winter her unterkühlten Höhlen gebildet hat. Erst im Spätsommer und Herbst kommt es zum Schmelzen und versorgt in dieser Trockenperiode die Quellen. Höhlenforscher, die in mühseligen Klettertouren unterirdische Wasserläufe verfolgten, warnen davor, das Wasser von Bächen und Flüssen, die ungefiltert durch die Berge verlaufen, in der Trinkwasserversorgung zu verwerten. Das Reich der Wasserhöhlungen ist voller Heimtücken. Mancher mutige Kletterer verkam hoffnungslos, weil das plötzlich steigende Wasser den Ausweg versperrte. Statt in die Höhlen einzudringen, verfärbte man deshalb das verschwindende Wasser, um dann im engen und weiten Umkreis so lange zu suchen, bis man irgendwo das farbig-getrübte Wasser wieder hervortreten sah. Der berühmte Höhlenforscher Norbert Casteret hat sich als ein solcher Wasserverfärber betätigt und dabei in den Pyrenäen die interessantesten Feststellungen gemacht. Einmal wollten ihn die erbosten Bauern wegen seiner „Brunnenvergifterei" gar erschlagen. Ein Gendarm rettete ihn. Diese Farbproben aber haben Schule gemacht und vor allem im Karst des Balkans viele unterirdische und weit entfernt aus dem Felsen tretende Wasserläufe als ein und dieselben Gewässer identifizieren können.
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Der Wassertropfen als Zauberer Der zerstörende, zersetzende, lösende Wassertropfen ist in der Höhle zugleich auch der große vielgestaltige Zauberer. Schwer beladen mit Kalk, ist ein Tropfen durch die Haarspalten gesickert. Jetzt baumelt er an der Decke. Die Höhlenluft aber ist durstig, und bald ist der Tropfen verdunstet. Nur die winzigen Teilchen Kalk sind geblieben. Bald gesellt sich
Troplsteinhöhle mit Stalaktiten (oben) und Stalagmiten (unten) der nächste Tropfen dazu, und so geht es fort — eine kleine Kalkwarze hängt an der Decke, wird größer und größer. Vielleicht ist sie schon nach 30 Jahren zu einem meterlangen Stalaktiten (Deckenzapfen) ausgewachsen. Vielleicht versiegt aber auch der Zustrom für lange Zeiträume, und erst nach 100 Jahren setzt wieder das Tropfwasser ein. Doch nun fällt jeder nachsickernde Tropfen gleich zu Boden. Das tritt ein, wenn die Temperatur in der Höhle inzwischen gesunken und die Verdunstung dadurch geringer geworden ist. Und so beginnt auch auf der Sohle, wo das Wasser auftropft, eine Warze 17
zu wachsen, die sich, in 100 Jahren vielleicht, zu einem Stalagmiten (Bodenzapfen) entwickelt. Und haben wir etwas Geduld, zweitausend Jahre etwa, so werden die Spitzen von oben und von unten sich einander genähert und sich zuletzt zu einer Riesensäule vereinigt haben. Man hat versucht, an großen Tropfsteinen das Alter zu bestimmen und kam auf 100 000, ja sogar auf 160 000 Jahre. Denn es gibt Bodenzapfen bis zu 30 Meter Höhe. In der Höhle Även Armand in Frankreich steht solch ein Gigant. •— Das Tropfwasser führt aber nicht nur Kalk mit sich. Auch Eisenoxyde und andere Mineralbestandtaüe werden mitgeschwemmt. So entsteht der Sinter, Schichten, Gehänge mit kristallischem Überzug, die vom reinen Weiß zur« zarten Gelb und zum dunklen Ocker schimmern und jene Gestalten entstehen lassen, die als Papagei, Storch, Hase, Hahn, Zwerg, Kerzenleuchter, Vorhang, Quaste in den Schauhöhlen bewundert werden. In den Eishöhlen sind es wieder andere Gebilde, die das Wasser hervorzaubert: Türme, Glocken, Wälle, Tore und Orgeln in prächtiger Farbe, smaragdgrün bis azurblau, und zu unseren Füßen den glashellen Teppich. Ganz klar können wir durch die Eissohle den steingrauen Höhlenboden erkennen. Das Eis der Eishöhlen schmilzt nicht ab. Wohl mag der eine oder andere Zapfen im Herbst verschwinden, im Frühjahr, wenn es draußen warm wird, treten andere in veränderter Gestalt an seine Stelle. Wie ist das möglich? In den Höhenlagen von 1300 bis 2000 Meter, in dem die Eishöhlen liegen, ist die durchschnittliche Jahrestemperatur an sich schon niedrig und überträgt sich auch auf die Höhlen. Der Winter weht dann große Massen von Kaltluft dazu und unterkühlt das Gestein noch mehr. Kommt die Frühlingssonne, so bringt sie auf der Berghochfläche den Schnee zum Schmelzen. Die Schmelzwasser sickern in langen Wegen durch den Fels. Was an Tropfen in den Höhlenraum gelangt, wird von der kalten Höhenluft gleich in Fesseln geschlagen. Deshalb wächst in den Eishöhlen das Eis erst im Frühjahr. Bevor es zum Ende des Sommers wieder schmelzen könnte, gebietet der früh eintretende Winter dem Schmelzvorgang Halt. So kommt es, daß das Eis der meisten Eishöhlen „ewiges Eis" ist. Aber da gibt es in den weißen Höhlen noch die sogenannten ,,Eismanndln", absonderlich gefrorene Figuren. Auch für diese Eismänner hat man heute eine Erklärung. Die Kaltluft in der Höhle lagert am Boden, die Warmluft steigt empor. Fällt ein 18
Wassertropfen von der Decke, so unterkühlt er bereits im Fall. Am Boden ist er schon gleich ein Eisklecks. Seine Nachfolger erleiden das gleiche Schicksal, nur mit dem Unterschied, daß mittlerweile aus dem Klecks eine kleine Säule geworden ist, mit einem dicken Kopf oben. Die Säule wächst solange, bis der Scheitel die Warmluftzone erreicht hat. Dann ist das Längenwachstum vorüber, und nun wird aus der Säule ein breitschultriger Brocken. Man h a t das Wachstum solcher Eismänner laufend beobachtet und stellte fest, daß seit dem J a h r e 1880 die Kälte immer mehr angestiegen, seit dem J a h r e 1926 aber immer mehr im Rückzug begriffen ist. Es sind große Massen an Eis, die in einer einzigen Höhle lagern. In der Riesenhöhle des Tennengebirges, v o n deren Entdeckung wir eingangs berichteten, w u r d e eine Eisstärke bis zu 12 M e t e r gemessen, bei einer Gesamteisfläche v o n 30 000 Quadratmeter. Eishöhlen sind nicht häufig. Deutschlands größte Eishöhle ist die Schellenberger Eishöhle am Untersberg. Österreich hat w a h r e Rekordhöhlen, n e b e n der Eisriesenwelt im Tennengebirge den Sulzenofen, die Eiskogelhöhle, Kolowrathöhle, die Rieseneishöhle im Dachstein u n d die Schwarzmooskogelhöhle im Todesgebirge. Die höchste Eishöhle Europas öffnet sich in den Pyrenäen, es ist die Casteret-Eishöhle in 2700 Meter Höhe.
Vom Wetter in den Höhlen Der Laie meint, in einer Höhle ersticken zu müssen. A b e r in den meisten Höhlen herrscht „gut Wetter". Höhlen, die k e i n e n zweiten Ausgang h a b e n (sackförmige Höhlen) fangen im Sommer die w a r m e Außenluft ein. In der Höhle kühlt sie ab, sinkt zu Boden und zieht auf der Sohle wieder ab. Zur Winterszeit ist die Strömung umgekehrt. Noch besser ist die Luftzirkulation in den Höhlen mit zwei oder mehr Zugängen. Im Sommer fällt hier die schwerere Kaltluft ab und entweicht aus den tiefer gelegenen Öffnungen. Der Luftstrom, der so entsteht, k a n n sich in großen Höhlen sogar zum Sturm steigern. Der kundige Forscher wird diesem Luftstrom folgen, w e n n er tiefer eindringen will und weitere Zugänge sucht. Der Verfasser kam bei der Beobachtung der Höhlentemperatur auf Grund v o n 2000 T h e r m o m e t e r - A b l e s u n g e n zu einem interessanten Ergebnis. H ö h l e n t e m p e r a t u r ist durchweg gleich dem Temperatur-Jahresmittel der örtlichen Außentemperatur. Trotzdem sind im einzelnen oft große Gegensätze zur A u ß e n t e m p e 19
ratur möglich. Im Sommer z.B.: draußen + 27 Grad Wärme, innen + 8 Grad; im Winter außen —20 Grad, im Höhleninneren + 7 Grad. Mit der Höhenlage einer Höhle ändert sich natürlich die Temperatur nach oben oder nach unten. Das Höhleninnere ist nicht einheitlich; es ist in Temperaturzonen gegliedert; Die „Eingangszone" reicht vom Eingang bis zur eigentlichen Schwelle, dann folgt im „Kältesack" eine Zone mit niedriger Temperatur, dann die „Angleichzone" mit ansteigender Kurve und zuletzt die eigentliche . Höhlentemperatur, die sich über den größten Teil der Höhle ausbreitet und im Sommer und Winter sich nur um einige Grade verändert. Nicht selten stößt man im Bergesinneren auf Nebel. Er ist entweder von außen angesaugt oder bildet sich bei der Begegnung der Innen- und Außenluft. Auch Kohlensäure kann in der Höhle lagern, wie in der Hundsgrotte bei Neapel oder in der „Dunsthöhle" bei Bad Pyrmont; aber durch sie sind wohl Tiere, kaum aber der Mensch gefährdet. Kohlensäure ist schwerer als Luft, sammelt sich also unten an und entweicht so auch nach draußen. Bis in die Atemhöhe des Menschen reicht die Kohlensäureschicht jedoch nicht. Selbst Blitze werden in Höhlen beobachtet. Kletterer an Drahtseilen oder Drahtseilleitern wurden bei Höhlenentladungen schon von schweren elektrischen Schlägen getroffen.
Botanik in den Höhlen Dort, wo wenige Schritte von dem steinernen Felsentor entfernt schon die Finsternis herrscht, ist keineswegs alles Leben erstorben. Auch in den Höhlen- gibt es ein Pflanzenleben, das sich der seltsamen Umwelt angepaßt hat. Die sich mehr und mehr verringernde Lichtstärke, die Feuchtigkeit der Luft, die konstanten Temperaturen im Höhleninneren sind seine Wachstumsbedihgungen. Die Kinder des Lichts, die assimilierenden Pflanzen, die die Kohlensäure der Luft mit Hilfe des Chlorophylls in Stärke und Zucker verwandeln, verkümmern mit der zunehmenden Entfernung ihres Standortes vom Eingang der Höhle. Lichtgierig stellen sie mehr und mehr ihre Blätter waagerecht, um noch den äußersten Schimmer von draußen zu erhaschen. Wo eine Höhle vom Eingang her schräg nach oben ansteigt, Kaltluft also kaum eindringen kann, dort wird man selbst im Winter schon einmal grünende Pflanzen, vor allem Farn, im Vorraum antreffen können. „Backofen" 20
nennt der Volksmund solche Höhlen. Weiter hinein dringen die Moose vor, und wo der letzte schwache Lichtschein noch wirksam ist, da können Blau- und Grünalgen gedeihen. In der absoluten Finsternis aber ist das Reich der Schimmelpilze, vor allem dort, wo Gewässer einziehen und organische Substanzen mitführen. Gern befallen die weit verzweigten und schneeweißen Gebilde der Pilze Brücken, Stege und BoTilen aus Holz, das ihnen Nahrung gibt. An einem modernden Holzstamm entdeckt man vielleicht auch einmal ein dichtes rotfaseriges Geflecht, „Barbarossas wallenden Bart". Der Fachmann sagt uns, daß es eine Tintlingsart von Mycelien ist. Merkwürdig ist das Verhalten der Pflanzenwelt, wenn künstliches Licht eine Höhle erhellt. Erst waren es mehrarmige Kerzenleuchter, mit denen man das Höhlendunkel für die Besucher erschloß. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts führte man dann die elektrische Beleuchtung der Höhlen ein, zunächst mit häßlichen Drahtleitungen oder verschandelnden Leitungsmasten. Im Adelsberger Grottenbereich fanden schließlich die modernen Kabelleitungen- Verwendung, die das Bild der Höhlen am wenigsten verunstalteten. Im Licht der ersten elektrischen Höhlenbeleuchtung mit Bogenlampen konnten sich die charakteristischen Höhlenpflanzen nicht mehr entfalten. Auch der Schein der neuzeitlichen Quecksilberdampflampen bekommt ihnen nicht. Wachstumsfördernd sind nur die Glühlampen. Schon nach kurzer Zeit sind die Schutzgläser von Algen und Sporenträgern grün überzogen, auch auf den Tropfsteinen beginnen Moose und nicht seifen große Farne zu wuchern, sehr zum Schaden des schönen Gesteins. — Manchmal aber drängt auch hoch vom Berge her das Leben ins Höhleninnere vor. Von der Decke einer neuerschlossenen Höhle hing ein Kletterseil herab; aber es war kein Seil, sondern ein Wurzelgeflecht. Ein Baum hatte seine Wurzeln durch die engen Spalten des 12 Meter mächtigen Felsens getrieben, der die Höhle überdeckte. Der auf kargem Boden wachsende Baum hatte unter sich das köstliche Naß des Höhlenwassers „gespürt": und deshalb den Wurzeltrieb in die Tiefe entsandt, das Wasser heraufzusaugen.
Die Tierwelt der Höhlen Die Zeit der Drachen, Einhorne und Ungeheuer und der Glaube an solche Gespenstergestalten ist längst vorbei. Unsere heimatlichen Höhlen können wir sorglos betreten, kein 21
fauchendes Unwesen wird uns erschrecken, höchstens, daß sich einmal ein Hirsch, ein Reh oder eine Gemse darin verirrt hat. Denn manche verschneiten Klüfte sind richtige Wildfallen. Bär und Wolf gibt es nur in Karpathenhöhien, Hyäne und Tiger nur in den Höhlen anderer Erdteile. Wirkliche Höhlenfreunde sind in unseren Breiten Meister Grimbart und das Murmeltier, Fuchs und Bilch, Wiesel, Iltis, Maulwurf und Marder. Auch Mäuse huschen oft weit drinnen in den Klüften über den Weg und von dem gefiederten Getier Tauben, Eulen, die Alpendohle und früher auch der Waldrapp. Für Fledermäuse ist die Höhle ein beliebtes Winterschlafquartier. Beringte Fledermäuse gaben genauen Aufschluß über das Hin und Her zwischen der Außenwelt und der Welt im Berge. Nicht selten sind in den Höhlen selbst im Winter munter flatternde Schmetterlinge, die Zackeneule und zwei Spannerarten. Schwärme von Gelsen fehlen nicht, und selbst die Köcherfliege vermag hier zu leben. Und dann die Spinnen! Zu Tausenden sitzen die langbeinigen Weberknechte an den Höhlendecken und schrecken auf, wenn die Laterne sie unversehens beleuchtet. Einzelgänger ist die Mata Menardi, eine andere Spinnenart, mit ihren Kokons. Den Entomologen beschäftigen jedoch am meisten die Troglobien, Insekten, denen die Augen verkümmert sind. Blind laufen sie in der Höhle herum, die enorm lang entwickelten Fühler ersetzen ihnen das Sehen. Auch der Fachmann kann hier noch manche Neuentdeckung erwarten. In Spalten und Ritzen halten sich die Höhlenschnecken auf, im Wasser kleine winzige Krebse, die unter dem Namen Nyphargus Puteanus bekannt sind, und auch Höhlenfische. In Jugoslawien ist das bekannteste Höhlentier der Grottenolm; bei uns ist es ihm zu kalt. Wundersam, wie sich dieses Bleichgesicht dunkel färbt, wenn man es ans Licht herausträgt, und wie es wieder bleicht, sobald es in die Höhle zurückgebracht wird. In fernen Landen gibt es auch sonst noch manch Seltsames in den Höhlen. Wir nennen nur jene Glühwürmchenheere in der Waitomohöhle auf Neuseeland, die ausschwärmend eine Riesenhalle in phosphoreszierendes Licht tauchen können. Beim geringsten Laut knipsen sie mit einem Schlag alle Lichter aus. Sie ziehen Fäden wie die Spinnen und fangen in den Gespinsten Insekten, die sie verzehren. Es sind also keine Vegetarier wie unsere heimischen Glühwürmchen. 22
Der „Catalogus animalium cavernarum" von Dr. B Wolf verzeichnet 800 Höhlentiere, die man bisher ermittelt hat Der Katalog des Dr. Wolf würde noch um viele Seiten vermehrt wenn auch die Reihe der vorgeschichtlichen Höhlenbewohner darin verzeichnet wären. In der Steiermark liegt 500 Meter über einem Tal die „Drachenhöhle". Ein gewaltiges Portal von 20 Meter Breite und 15 Meter Höhe führt in das Dunkel. Groß und eben ist der Zugang in den Berg, der von 50 Meter langen Sälen durchhöhlt ist. In diesen Hohlräumen haben einst ganze Herden der Höhlenbären gewohnt und dort den langen Winter verschlafen. Bärengenerationen hatten hier ihr Winterquartier. Herrschte auch schon nach 200 Meter Weges völlige Dunkelheit, so fanden die Tiere doch instinksicher ihren Weg. Zwischen den engstehenden Blöcken drängten sie sich hindurch und nahmen Stufen immer im gleichen Tritt, Geneigte Platten wurden rutschend zurückgelegt. Die Stufen wurden abgetreten wie die Steinstufen alter Bürgerhäuser, die Krallen hinterließen Furchen, und wo sie das zottige Fell durchzwängten, wurden die Kanten gerundet. Diese Spuren blieben uns erhalten, Bärenschliffe nennt sie die Wissenschaft. Die verwesten Körper, Nahrungsreste und Kot vermischten sich mit dem Lehm der Höhle zu phosphorsäurehaltiger Masse, der „Höhlenbärenlage". Als nach den letzten Kriegen der Landwirtschaft die Phosphate fehlten, erinnerte man sich dieses Höhlendüngers und baute ihn ab. 60 Güterzüge mit je 50 Waggons voll des besten Düngers wurden aus diesen Phosphatlagern abtransportiert. Neben dem großen Höhlenbär bewohnte zur Eiszeit der kleinere Urahn unseres Braunbären die Höhlen, auch Wolf, Fuchs, Hyäne, Vielfraß und manche Nagetiere fanden in den Zeiten der Vergletscherung hier ihren Unterschlupf. Die Hyänen haben in den Knochenlagern, den wichtigsten Fundgruben der Vorgeschichtsforschung, fürchterlich gehaust, und manch wertvoller prähistorischer Nachweis ging dadurch verloren. Schwer wurde es dem Höhlenlöwen gemacht, der sich ebenfalls gern in das Bergesinnere zurückzog. Aber er hat sich anscheinend mit dem Höhlenbären nur schlecht vertragen; vom Höhlenlöwen sind nur wenige Knochen übriggeblieben. Einzig in der mährischen Slouper-Höhle fand sich ein ganzer Schädel dieses ausgestorbenen Raubtieres der Diluvialzeit. 23
Früheste menschliche Behausungen Die Geschichte der Höhlenentdeckungen geht mit der Aufhellung frühester Menschheitskulturen einher. Die Höhle ist nicht die Wiegestätte der Menschen, aber in der wohlgeschützten Entlegenheit und unter den oft gleichbleibenden Temperaturverhältnissen im Innern der Berge haben die Überreste
Faustkeile, Handspitzen, Schaber aus Iranzösischen Höhlen der Frühmenschen am längsten der Verwitterung standgehalten. So sind einige der bekanntesten Urmenschenfunde in Höhlen zutage getreten. In die Höhlen drängte sich der Mensch, als ihm die Gletscherströme vom Norden und von den Alpen her und die zunehmende Kälte den Lebensraum draußen immer mehr beschnitt. Glücklicherweise war die vom Eis freibleibende Landschaft reich an Fluchthöhlen. Die Felsen der Dordogne, der Ardennen, des Rheinischen Schiefergebirges, des Schwäbischen Jura und des Mährischen Karstes boten in ihren Klüften, Felsvorsprüngen und Höhlengängen natürliche Rückzugsmöglichkeiten. Im Lehm der Felsgänge blieben oft sogar Hand- und Fußabdrücke der einstigen Bewohner erhalten; handgreiflich bewiesen sie, daß der Eiszeitmensch nicht viel größer aber auch nicht kleiner war, als wir, seine spätesten Enkel. Eine frühmenschliche Höhlenfühdstätte bietet sich dem Forscher wie ein Buch dar. Wie die Folge der Blätter liegt Schicht auf Schicht. In den Knochen und Spuren stellt sich uns fast 24
die gesamte Tierwelt der Eiszeit Mammut. Nicht seitenweise kann zelne Felder werden abgesteckt, nen Schichten freigelegt und was
vor, vom Rentier bis zum da entziffert werden. Einin jedem Feld die einzelbemerkenswert ist, notiert
Schaber, Stichel, Messer aus Altsteinzeithöhlen und in die Planskizze eingetragen. Von Ausgraben und Spatenarbeit keine Spur! Handwerkszeug sind Spachteln und kleine Kratzer. Für den Anfänger ist es oft schwer, wirkliche Werkstücke von Abfallsplittern zu unterscheiden. Die Augen schließen und das gefundene Stück in die Hand nehmen und so lange drehen und wenden, bis es richtig, beguem in der Hand sitzt — das ist ein Mittel, um zum Beispiel an einem Stein zu erkennen, ob er ein Werkzeug war oder nur ein zufälliges Gebilde. An Werkstücken liegen manchmal in einer einzigen Höhle Fünf- bis Zehntausende herum. Arbeits-, Jagdund Hausgerät und manche kultischen Einrichtungen geben uns gewisse Aufschlüsse über die Lebens- und Denkweise der „Höhlenmenschen". Aus den Höhlen stammt auch unsere Kenntnis von der hohen künstlerischen Begabung des Steinzeitmenschen ; manche seiner Bergbehausungen erwiesen sich als Galerien mit großartigsten Wandgemälden und Felszeichnungen. Doch diese Kunstepoche liegt bereits am Ende der Höhlenmenschenzeit; mit der Jungsteinzeit setzte das Ab25
wandern des Eises ein, und damit begann sich auch der Mensch loszureißen aus der Dunkelheit der Bergklüfte.
Höhlentouristik Nicht jedem fällt es leicht, als Höhlenforscher der Sonne den Rücken zu kehren und tagelang beim Scheine dürftiger Lichter die Tiefen der Gebirge zu durchklettern. In flackerndem Gespensterschein ihrer Feuerstätten bewegten sich die Frühmenschen durch die Wohnhöhlen. Ein brennender Ast, vom lodernden Holzstoß genommen, diente vielleicht als erste Tragleuchte, harzdurchtränkte Kiefernscheite, Kienspäne, erwiesen sich dabei als besonders lang- und hellbrennende Hölzer. Aber es gab auch in den Vorzeithöhlen wahrscheinlich schon kleine steinerne Fettlämpchen, bei deren Schein die Steinzeitkünstler ihre Bilder in den Fels ritzten. Die Höhlenlichter der Römer waren das öllämpchen mit und ohne Docht und auch schon die Kerze. Aber sie erloschen beim leichtesten Windzug. Besser war es schon mit den Pech- und Paraffinfackeln bestellt. Es war jedoch nicht ungefährlich, mit ihnen zu gehen, und ihr Rauch verrußte das zaubervolle Weiß und Hellgelb der Tropfsteine. Dreihundertfünfzig Jahre lang verqualmte das Fackellicht der Besucher die glitzernden Wände der Baumannhöhle im Harz; die Höhlenverwaltung mußte schließlich darangehen, den verschmierten Tropfsteinen und Wänden mit Schrubber und Bürste und, wo das nichts half, mit Salzsäure wieder den alten Glanz und Schimmer zurückzugeben. Wer sich der Höhlenforschung verschreibt, muß schon ein ganzer Kerl sein. Immer fanden sich die Besten und Kameradschaftlichsten zu Höhlenexpeditionen zusammen. Eine der ersten Gruppen, die sich zusammentaten, waren die Männer des „Hades" in Triest. Bald darauf ist es die Höhlensektion des österreichischen Touristen-Clubs, die ihre Arbeit beginnt. In der Höhlenlandschaft von Hallstatt entsteht 1912 der Verein der Höhlenkunde in Osterreich. Auch in Deutschland bilden sich Höhlenforschergruppen, die heute in der Deutschen Gesellschaft für Karstforschung vereinigt sind. In Frankreich ist es die Societe Speleogique de France, in England die British Speleogical Association, in Belgien der Club Les Chercheurs 26
de la Wallonie, in der Tschechei der Speleologicky Klub, in Ungarn die Magyar Baralankutato Tarsulat, die sich hervortun. Auch in Italien, im Atlas, in Australien, Nordamerika erforschen Höhlenvereinigungen die Bergwelt. Das Höhlenbegehen will gelernt sein. Der Neuling braucht die Erfahrung vieler Jahre, bis er sich einen vollendeten „Höhlenbären" nennen darf. Schnelle Erfassung von plötzlich eintretenden Schwierigkeiten, gute Beobachtung und, wo es not tut, schnelle Entschlüsse, gründliche aipine Ausbildung und stete kameradschaftliche Hilfsbereitschaft sind die Tugenden des Höhlentouristen. Zu dieser sozusagen „inneren Ausrüstung" kommt die äußere. Die Höhlenwelt verlangt warme Kleidung. Darüber trägt der Höhlenmann den „Schiatz", eine Art Taucheranzug aus festem Zeug, bei dem Rock und Hose ein Stück sind. Dieser geknöpfte Overall schützt den Mann vor dem eigentlichen „Schiatz", dem nassen, schmierigen Lehm, dem „fünften Element" des Höhlenforschers. Die genagelten Bergschuhe tragen oft Blechkappen und Stahlspitzstollen und sichern so einen rutschfesten Tritt. Der Höhlenforscher muß im Fels klettern können wie der beste Alpinist; denn in der Höhle kommen in Fels und Eis noch die Tücken der Dunkelheit hinzu. Er führt Mauerhaken, Karabiner, Kletterhammer, Seilschlingen bei sich. Sind schwierige Stellen mehrmals zu begehen, so kommen noch stärkere Aluminiumseile hinzu, die er mit Haken sichert. Zu größeren Abstiegen werden Seilbahnen gebaut. Im unergründlichen Rucksack findet sich auch die Schaufel, die in der Höhlenwelt sehr häufig gebraucht wird. Der Höhlensack birgt dazu die Drahtseilleiter, einst aus dicken Hanfseilen mit langen Holzsprossen, heute aus hochwertigen Chromnickelstahlseilen mit Sprossen aus Duraluminium hergestellt. 10 Meter Leiter wiegen ein Pfund, — so weit sind heute die Lasten erleichtert. Trotz Seilsicherung ist der Abstieg auf der schmalen, schwankenden Leiter doch nicht leicht. Die Arme müssen hoch bleiben; noch besser ist, die Leiter zu umschlingen und immer mit einem Fuß von hinten in die Sprossen zu treten. In den Felsschluchten ist die Verständigung schwer, die Echos rufen mit und verwirren, und jedes Mißverständnis kann böse Folgen haben. ,,E", „U" und ,,A" sind die vereinbarten, nicht mißzuverstehenden Zeichen. Ruft der Leitermann ,,E" (Halt!) — sofort ist das Sicherungsseil festgespannt, und die Sicherungs27
mannschaft wird keinen Zentimeter mehr nachgeben. Erst auf das Zeichen ,,U" (Abwärts!) geht es erneut in die Tiefe. Der M a n n steigt weiter in den nachtschwarzen Schlund. Er trägt einen Stahlhelm; denn irgendwo ü b e r ihm lauert als Feind ein kleiner loser Stein, den das streifende Seil in die Tiefe reißen kann. Vorne am Helm sitzt die kleine, scharfe Leuchte. Durch einen Schlauch wird ihr aus dem am Gürtel h ä n g e n d e n Karbidentwickler das nötige Gas zugeführt. Ist die Arbeit am Grunde des Schachtes getan, dann beginnt der Aufstieg. Ein laut schallendes „A" (Aufwärts!) dringt aus der Tiefe nach oben; das Sicherungsseil wird eingeholt, der mühsame Leiteraufstieg beginnt. Die Stahlseile sind, links und rechts gedreht und in der Mitte sind die Telefonadern eingesponnen; denn oftmals ist eine laufende Fernsprechverbindung von unten zur Bedienungsmannschaft bei der Schachtstation erwünscht. Soll eine W a s s e r h ö h l e befahren werden, so wird vor jeder Tour der Wetterbericht und das Barometer studiert. Der Luftdruck darf nicht fallen; denn der geringste Niederschlag k a n n das W a s s e r in die Höhle emporsteigen lassen und eine Engstelle rasch verschließen. Flucht ist dann die einzige Rettung, ein Wettlauf mit dem W a s s e r beginnt — vielleicht auch mit dem Tod. An den Seen und W a s s e r r i n n e n k a n n man vielleicht mit der aufströmenden Flut noch Schritt halten, aber das W a s s e r durchläuft oft abkürzende Q u e r g ä n g e und überholt den Flüchtenden. Manche Höhle gibt dem Fuß keinen Raum, da müssen die Boote her; noch gibt es keine v o l l k o m m e n e n Höhlenboote, die leicht, tragfähig, zerlegbar und zugleich stoß- und rißfest sind. Holz- oder Aluminiumboote sind nur da am Platz, wo die örtlichkeit gestattet, sie an Ort und Stelle zu bringen. Am praktischsten sind noch die Schlauchboote, mit dreiteiliger Luftkammer, die wie ein Rucksack transportiert werden können. Die A u ß e n h a u t besteht aus stark gummierter, strapazierfähiger Leinwand. Manchmal b e w ä h r e n sich Flöße aus Brettern und Balken auf den unterirdischen Wasserläufen. Auch den wasserdichten Anzug gibt es in der Ausrüstung des H ö h l e n m a n n e s und dazu die W e s t e mit Luftzellengummi, die den Schwimmenden über W a s s e r hält. Doch er w ü r d e gleich kopfstehen, w e n n er nicht an den Füßen Bleisohlen hätte, die ihn gleich einem Pendel aufrecht halten. Zur Vorwärtsbew e g u n g benutzt der Höhlenschwimmer ein kleines Paddel. 28
Nach den Erfahrungen des Verfassers k a n n man auch o h n e gesundheitliche Schäden in voller Kleidung ins W a s s e r steigen, unter der Mütze die Zündhölzer und die Kerze. Der Arj|zug schützt vor der Kühle des W a s s e r s und vor den Kanten der Felsen. Nur darf man am a n d e r n Ufer nicht ruhig v e r h a r r e n ; bleibt man in Bewegung — das H ö h l e n w a n d e r n ist anstrengend — so e r w ä r m t man sich rasch, und die nasse Kleidung wirkt wie ein Warmwasser-Umschlag. Mit scharfzackigen Steigeisen geht der Höhlenforscher die gläsernen Berge an, die eiserstarrten Flächen und Schroffen. Knirschend graben sich die Spitzen der Schuhe ein. Im Stampfschritt geht es bergan. W i r d der H a n g steiler, so wechselt die Schrittart, man steigt im Nachstellschritt. Geht auch das nicht mehr, so greift die Rechte den Eispickel. Zielsicher schlägt die Spitzhaue im Querschlag ein, Schlag um Schlag. Stufen entstehen. Hundert Stufen sind nichts Seltenes. Schwieriger wird die Eisarbeit, w e n n Eishänge abwärts führen. Da sind die modernen kurzen Pickelstiele unzureichend. Hier ist das Seil am Platze; wie im Fels wird es gehandhabt. An die Stelle der M a u e r h a k e n tritt der 30 bis 50 cm lange Eishaken. Nicht b a n g e werden, w e n n plötzlich ein Kanonenschuß durch die Höhle donnert! Der Eisberg bricht nicht zusammen! Der Schuß ist ein Kältesprung. Ein scharfer Riß ist im Eis zu sehen, der über den ganzen H a n g läuft. Die Spannung im Eis w a r zu groß, n u n hat sie sich gelöst. Harmlos ist so ein Donnerschlag. Anders aber ist es im Spätsommer, w e n n die Eisriesen zu schmelzen beginnen. Da k a n n es vorkommen, daß ein Riese herabstürzt und tonnenschwere Trümmer niederschlagen und als gigantische Geschosse ü b e r die Eishänge sausen. Schaurig ist es selbst für den alterfahrenen H ö h l e n w a n d e r e r , wenn er irgendwo in der Bergestiefe auf einen Toten trifft. Einer, den sie draußen in den Dörfern seit M o n a t e n oder Jahren vermissen, hier liegt er; abgestürzt, verirrt, lichtlos, ausweglos erreichte ihn hier das Schicksal. Allein, ohne Zielangabe, ohne Plan, mit unzulänglichem Licht und o h n e Höhlenerfahrung wagte er sich in den Berg, und der Berg hat ihn verschlungen. Der Fachmann braucht eben viel Erfahrung, bis er höhlensicher ist. Er macht sich Wegezeichen, setzt Steindauben, wo A b z w e i g u n g e n sind, legt Markierungszettel o d e r zeichnet Richtungspfeile in den Lehm. Aber diese Zeichen dürfen bei m e h r e r e n Abzweigungen nicht am Eingang der A b 29
zweigung stehen, in die man eingebogen, sondern am Ausg a n g des W e g e s , aus dem man gekommen. Nur so findet m a n mit Sicherheit auch an e i n e r ' Kreuzung den einzig richtigen W e g zurück. Die „Zünftigen" w a n d e r n mit Notizbuch, Maßband, Winkelmesser, Kompaß, Schwarzfarbe und Pinsel. Da immer m e h r e r e Leute zusammen sind, w e r d e n die Aufgaben geteilt. Der „Maler" zeichnet in die Mitte des ersten Ganges eine „ 1 " , bei der nächsten Biegung folgt die „2", Der „Komp a ß m a n n " visiert dann mit Hilfe des Kompasses v o n Zahl 1 nach 2 und notiert die Gradzahl. Dann wird mit dem Ma#band die Entfernung und mit dem W i n k e l m e s s e r die N e i g u n g ermittelt. Diese Zahlen notiert der Buchführer; ebenso die Maße für die Höhe und Breite des Ganges. Eine solche Einzelm e s s u n g sieht dann in seinem Notizbuch folgendermaßen aus: P u n k t Richtung
Länge
1—2 I 40 Grad I 10.50 m
Böschung Breite -10 Grad
Höhe
Bodenbelag
4 in | 3 m |
Schotter
Bei Punkt „2" wird die Arbeit in gleicher W e i s e fortgesetzt und so nach und nach die Höhle v e r m e s s e n . Man hat n u n nicht n u r alle Angaben, um d a r a u s später eine Planzeichnung der Höhle anzulegen; die Eintragungen k ö n n e n sich auch schon für die Orientierung auf dem Rückwege als nützlich erweisen. Es gibt mitunter Labyrinthe, die ohne solche Aufzeichnungen ü b e r h a u p t nicht betreten w e r d e n sollten. In der Eisriesenwelt z. B. hat das K a n o n e n r ö h r e n l a b y r i n t h auf 3500 Meter Länge allein 260 Abzweigungen. N u r der Kundige hat in einem solchen Gängegewirre Aussicht, hinein- und herauszufinden.
Die Höhle im Laboratorium Höhlenwissenschaft ist nicht nur .Forschung in den dunklen Tiefenbereichen der Gebirge. Wichtige Arbeit geschieht auch im hellstrahlenden Licht der Laboratorien und am Schreibtisch. Eigene Institute für H ö h l e n k u n d e w e r t e n wissenschaftlich aus, w a s die Höhlentouristik e r k u n d e t hat. Das bedeutendste Institut, v o n dem h e r v o r r a g e n d e n Fachmann Prof. G. Kyrie gegründet, h a t seinen Sitz in Wien. Das „Istituto italiana di speleologia" in Adelsberg befand sich vor dem Kriege mit 30
einem Teil seiner Gebäude, mit seinen Terrarien und Aquarien innerhalb der b e r ü h m t e n Grotte. Nach Jen Grenzverschiebungen sucht das Institut heute auf italienischem Boden ein neues Heim. Einen klangvollen N a m e n hatte auch das Institut v o n Dr. Rakovitzar in Cluj, Siebenbürgen. Höhleninstitute sind sehr vielseitig, denn die H ö h l e n k u n d e umfaßt viele Fächer. Im Chemilabor werden Boden- und W a s serproben analysiert und auf Kohlensäure und Phosphat hin untersucht. Spezialisten befassen sich mit den Höhleninsekten, mit den aufgefundenen Knochen, Zähnen, Schädeln vorzeitlicher Höhlentiere. Eine interessante Arbeit ist auch der Kataster. Hier w e r d e n die Berichte aus jeder Höhle gesammelt, verglichen und ausgewertet. Alle Erdteile sind, geordnet nach Gebirgszügen und einzelnen Berggruppen, in einem sorgfältig durchdachten N u m m e r n s y s t e m vertreten. Der Weltkataster für 8000 Höhlen aller Erdteile befindet sich in Salzburg. Das W e r k wurde v o n dem Verfasser dieses Lesebogens in j a h r e l a n g e r Arbeit geschaffen. Bedauerlich ist, daß soviel kostbare Höhlenfunde irgendwo in privatem Besitz v e r s t a u b e n oder verkommen, anstatt daß sie den Museen für H ö h l e n k u n d e überwiesen werden, wo sie dem großen Kreis der Interessierten und der Forscher jederzeit zugänglich sind. Diese M u s e e n sind meist den Instituten für Höhlenforschung angeschlossen. Für die kostbarste Sammlung dieser Art im „Hause der N a t u r " in Salzburg hat noch Alexander v o n Mörk im J a h r e 1913 den Grundstein gelegt, jener u n v e r g e s s e n e Pionier der Höhlenforschung, dessen wir zu Beginn dieses Heftes rühmend gedachten. Diesen
Lesebogen
schrieb
Gustave
Abel,
Salzburg
Umschlagzeichnung Karlheinz Dobsky Vordere Umschlagseite: Eingang einer Eishöhle Letzte Umschlagseite: Fußabdruck eines Vorzeitmenschen im Höhlenlehm (ca. 20 000 Jahre alt)
L u x - L e s e b o g e n Nr. 67 / H e f t p r e i s 20 P f e n n i g e Natur- und kulturkundliche Hefte. Verlag Sebastian Lux, Murnau-München Bestellungen (vierteljährlich 6 Hefte zu DM 1,20)' durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt. Druck: Buchdruckerei Hans Holzmann, Bad Wörishofen 31