PASSAUER HISTORISCHE FORSCHUNGEN
HERAUSGEGEBEN VON
WINFRIED BECKER, EGON BOSHOF, FRANZ-REINER ERKENS, THOMAS FRENZ, HO...
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PASSAUER HISTORISCHE FORSCHUNGEN
HERAUSGEGEBEN VON
WINFRIED BECKER, EGON BOSHOF, FRANZ-REINER ERKENS, THOMAS FRENZ, HORST W. HEITZER, HANS-CHRISTOF KRAUS, ANDREAS MICHLER, HARTMUT WOLFF, THOMAS WÜNSCH
Band
16
Christian Zgoll
HEILIGKEIT - EHRE MACHT Ein Modell für den Wandel der Herrschaftskonzeption im Spätmittelalter am Beispiel der byzantinischen Kydonesbriefe
2007
BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bonn.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
© 2007 by Böhlau Verlag GmbH & eie, Köln Weimar Wien
Ursulaplatz 1, D-S0668 Köln, www.boehlau.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: MVR Druck GmbH, Brühl Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany TC;:Rl\J
Q7R-1-412-20032-9
Inhaltsverzei chni s
VORWORT
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VORSPANN: ZUM WANDEL DER HERRSCHAFTS KONZEPTION IM AUSGEHENDEN MITTELALTER
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I. Tempora mutantur, et nos mutamur in iIIis
2. Historia non facit saltus
I. AUFTAKT: DIE TÜRKEN VOR KONSTANTINOPEL H. HEILIGKEIT DER MACHT: GRUNDSÄTZLICHES
I . Sakralität.
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2. Sakralität von Herrschaft
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III. DEMETRIOS KYDONES UND SEINE ZEIT.. I. Lebenslauf
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2. Zeitgeschichtliche Besonderheiten
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IV. SAKRALlTÄT VON HERRSCHAFT BEI DEMETRIOS KYDONES
1. Auf den Spuren des traditionellen Kaiserbildes a) Der von Gott geleitete Herrscher
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b) Gott als Urheber und Bewahrer herrscherlicher Tugenden c) Gott als "Sieghelfer"
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d) Gott als Verleiher der Herrschaft
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e) Gottesnähe des Herrschers - der Herrscher als Stellvertreter Gottes f) Der Herrscher als Nachahmer Gottes g) Christliches in der Kaiserideologie? 2. Entsakralisierungstendenzen
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b) Der Kaiser als vollkommener Mensch: Religiöses? c) Kaiserideologie und das Alte Testament
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d) Kaiserideologie und die Welt der griechischen Antike e) Herausgehobene Stellung des Herrschers f) Der Kaiser: "heilig"? - "göttlich"?
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14 16 17 21
29 29 30
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a) Der Kaiser als vollkommener Mensch: Weltliches
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47 51 52 57 57 62 64 68 74 84
6 Exkurs: Heiligkeit in anderen Bereichen g) Fehlende Elemente . .
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Kaiser und Kult ..
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Kaiser und Kirche . ..
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Unsterblichkeit des Kaisers
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Einzelne Fälle kaiserlicher Ungerechtigkeiten
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Geißelung der bürgerkriegsähnlichen Zustände in Byzanz . ..
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Kritik an der kaiserlichen Türkenpolitik..
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Allgemeine Kritik
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92 96
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Heiligkeit von kaiserlichen Insignien und sonstigen Gegenständen ...
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Der Kaiser als Wundertäter und Heiler h) Kaiserkritik
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98 99
101 103 103 105 109 116
Kritik auftheologischem Gebiet ........................................................... 120
V. HERRSCHAFT ALS EHRENSTELLUNG .............................................................. 123 1. Aufscheinen eines neuen Deutungshorizontes 2. Ehre verdrängt Heiligkeit
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3. Gerechtigkeit und Vernunft verdrängen Frömmigkeit 4. NUtzlichkeitstopik
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5. Funktionalitätsdenken 6. Entsakralisierung
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VII. RESÜMEE
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VIII. INDEX
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1. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones 2. Heiligkeit - Ehre - Macht
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7. Ehrenstellung des Herrschers als "Schwellenmodell"
VI. GRÜNDE FÜR DEN SKIZZIERTEN WANDEL..
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1. Namen und Sachen
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2. Hebräische, griechische und lateinische Wörter
IX. LITERATURVERZEICHNIS
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X. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS . ..
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125 127 131 136 139 140
145 150 150 152
158 158 162
163 172
Vorwort
Eine kleine Studie zu einem großen Thema: Wie vollzieht sich der Über gang vom mittelalterlichen sakralen Herrscher zum modemen Machtha ber? Antwort: Durch eine unmerkliche Verschiebung zentraler, auf den er sten Blick ähnlicher Begriffsfelder. Ein komplexer Vorgang, der sich nicht in einer epochalen Gesamtschau, wohl aber in der historischen De tailanalyse durchaus erfassen und charakteristische "Phasen" erkennen läßt. Als wichtige Übergangsphase zwischen dem Dominieren der Be griffsfelder "Heiligkeit" und "Macht" entpuppt sich die Betonung der herrscherlichen "Ehrenstellung". Eine Vorstellung von den hauptsächli chen Merkmalen dieser Schwellenkonzeption soll die Fallstudie zu den Kydonesbriefen vermitteln. Zur Entstehung dieser Arbeit haben viele hilfreich beigetragen. An er ster Stelle Prof. Dr. Klaus-Peter Matschke, der die hier entwickelten Ge dankengänge von Beginn an offen, kritisch im besten Sinn und sehr wohl wollend gefOrdert hat. Prof. Dr. Franz-Reiner Erkens hat Anregungen zum Manuskript beigesteuert und darüber hinaus durch seine Forschungspro jekte zur Sakralität von Herrschaft den größeren Horizont geliefert, von dem vorliegendes Buch in vielerlei Hinsicht profitieren konnte; ihm danke ich auch für die Aufnahme des Buches in die Reihe der Passauer
Historischen Forschungen. Prof. Dr. Franz Tinnefeid hat freundlicherwei se das Manuskript durchgesehen und wertvolle Hilfen gegeben. Profitiert habe ich nicht zuletzt von dem offenen Ideenaustausch und der sehr guten Arbeitsatmosphäre unter den Byzantinisten am Leipziger Historischen Se minar; besonders möchte ich mich dafür bei Sebastian Kolditz (MA) be danken. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat dankenswerterweise Entstehung und Veröffentlichung des Buches durch die Finanzierung einer anderthalbjährigen halben MitarbeitersteIle sowie durch eine Publi kationsbeihilfe unterstützt. Was wäre Forschung ohne kompetente und interessierte Gesprächs partner? Ermutigenden, konstruktiven und kreativen Austausch von Ideen, dieses Privileg darf ich durch die Forscherin an meiner Seite, PD Dr. Annette Zgoll, die das Manuskript mit durchdacht hat, täglich genießen und bin dankbar dafür. Leipzig, im Juli 2007
Christian Zgoll
Vorspann: Zum Wandel der Herrschaftskonzeption im ausgehenden Mittelalter
1. Tempora mutantur, et nos mutamur in illis
In einer sich verändernden Welt und in ständiger Wechselwirkung mit ihr wandeln sich menschliche Verhaltens- und Handlungsweisen, und damit einhergehend auch das begriffliche Erfassen der Wirklichkeit. Der Mensch entwickelt je neu bestimmte Handlungsmuster und "kognitive Schemata", d ie dann als "operante Mechanismen" im Umgang mit dem Vorfind l ichen eingesetzt werdeni. Die Veränderung der natürlichen Um welt, Wandel wirtschaftlicher, sozialer, politischer und mentaler Struktu ren stel len prinzipiell ein dichtes, sich gegenseitig bedingendes und be einflussendes Geflecht von solcher Komplexität dar, daß ein Vertreter der Transformationsforschung, eines innerhalb der Politikwissenschaft eige nen Forschungsbereiches, zu folgendem, lapidaren Ergebnis kommt 2 : "Welche Ursachen einem Systemwechsel zugrunde l iegen, kann für jede Systemtransformation nur in der jeweils konkreten Analyse erforscht wer den." Eine solchermaßen postulierte, konkrete Analyse wird hier vorgelegt. Es geht um den tiefgreifenden Wandel des Menschen und seiner Welt am Ende des "Mittelalters", an der Schwelle zur "Neuzeit". Aus dem kom plizierten und vielschichtigen Gefüge wird hier ein Aspekt besonders he rausgegriffen, und zwar die innere und äußere Veränderung, der das höch ste politische Amt unterworfen war. Die Wegstrecke, d ie es dabei abzu schreiten gilt, n immt ihren Anfang beim sakral überhöhten, vom Himmel erwählten Stellvertreter Gottes auf Erden und findet ihr Ziel in den säku larisierten Formen neuzeitlicher Monarchien, die den Herrscher als reinen Dux, 1 982, 96. Vgl. auch Burke, 1 998, 238 : "Veränderung könnte man folglich erklä ren als eine Kombination von äußeren 'Kräften' mit 'VerbUndeten' innerhalb des Sy stems ..." Die vorliegende Untersuchung unternimmt es, dem Postulat nach einer "Neuformulierung" der "Mentalitätengeschichte" (Burke, 1 998, 233) gerecht zu wer den, indem sie versucht, "der Beschäftigung mit mentalen Kategorien, mit Begriffs schemata, Stereotypen oder Paradigmen einen größeren Raum zu geben" (ebd. 235). MerkeI, 1 999, 123. Der Autor ftlhrt Detailanalysen durch anhand der Demokratisie rungswellen nach 1 9 45 in Deutschland, Japan und Italien, M itte der 80er Jahre in Ost asien (Phili ppinen, Taiwan, SUd korea, Thailand) und anhand des Wandels der kommu nistischen Systeme nach 1 989.
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Vorspann: Zum Wandel der Herrschaftskonzeption im ausgehenden Mittelalter
Machthaber oder als durch die Verfassung legitimierten Vertreter des Vol kes in Erscheinung treten lassen3 • Aber nicht der Anfangs- und Endpunkt, sondern die verschiedenen, subtilen Formen des Übergangs stehen im Zentrum des Interesses.
2. Historia non facit saltus
Es ist eine Binsenweisheit, daß geschichtliche Veränderungen in der Re gel mit dem Fließen eines Stromes vergleichbar sind. Um so komplizierter ist die adäquate geschichtswissenschaftliche Beschreibung von solchen allmähl ichen Prozessen des Wandels. Eine Möglichkeit, dieser Schwie rigkeiten Herr zu werden, besteht darin, einzelne charakteristische Weg stationen oder Zwischenstufen auszumachen. Dabei ist nicht notwendig entscheidend, wie diese Momente des Übergangs sich innerhalb der Ge schichte rein quantitativ manifestieren - anders gesagt, ob sie sich bei nur einem herausragenden Vor-Denker oder aber in zahlreichen Quellen ver schiedenster Autoren ausmachen lassen. Oft sind es gerade einzelne Erei gnisse, Persönlichkeiten, Quellen oder Quellengattungen, in denen sich Einen kurzen und notwendig sehr allgemein gehaltenen Überblick über die hau ptsäch lichen Stationen dieses Wandels liefert Müller, 1 993. Im Zuge seiner Ausfilhrungen vermutet Müller, daß "das religiöse Element innerhalb des Komplexes Herrschaft '" im Denken der Allgemeinheit deutlicher wohl erst seit der Aufklärung" abnehme (ebd. 476), während Goetz, 1 993, 468, von einer "allmählichen ' Entsakralisierung' des Herr schergedankens" bereits "seit dem I rivestiturstreit im letzten Viertel des 1 1 . Jahr hunderts" spricht. Diese beiden Stellungnahmen werfen ein Schlaglicht auf die Kom plexität der hier aufgeworfenen Fragestellung. Demetrios Kydones spiegelt sicher nicht das "Denken der Allgemeinheit" wider, doch finden durchaus allgemeine Ten denzen in seinem Denken ihren Niederschlag. Wenn Dinzelbacher, 1993, XIX, fordert: "Mentalitäten müssen auch vermittels persönlicher Zeugnisse dargestellt werden, wo diese verbreiteten Haltungen Ausdruck geben", so filhrt dies auf ein grundsätzliches Problem der mentalitätshistorischen Forschung. "Verbreitete Haltungen" können be wußt und reflektiert, aber auch unbewußt und unreflektiert vorhanden sein (und von einem Zustand in den anderen übergehen, vgl. auch Dinzelbacher, 1 993, XXIlI); im ersten Fall sind sie filr den Historiker einfacher nachweisbar als im zweiten, und doch ist es offensichtlich, daß Prozesse mentalen Wandels in der Regel eine "Vorlaufphase" haben, in der sich die Veränderungen noch nicht deutlich abzeichnen, aber in vielerlei Hinsichten andeuten. Unbestreitbar ist die historische Analyse solcher Vorlaufphasen überaus schwierig und in erhöhtem Maß der Gefahr subjektiver Einschätzungen ausgesetzt (vgl. auch Dinzelbacher, 1 993, XIX t), doch enthebt uns dies nicht der Not wendigkeit, eine adäquate Beschreibung solcher schwer faßbarer Vorgänge wenigstens zu versuchen. Zu den Schwierigkeiten mentalitätsgeschichtlicher Forschung s. auch Schöttler, 1 989, v.a. 88 ff.
Vorspann: Zum Wandel der Herrschaftskonzeption im ausgehenden Mittelalter
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ein bestimmtes Entwicklungsstadium besonders deutlich widerspiegelt4 • Des weiteren sagt es auch nichts über den Wert des Erkenntnisgewinns aus, den uns die Beschreibung einer Zwischenstufe, ein "Schwellenmo dell", bringen kann, wenn dieses nicht kontinuierlich weiterentwickelt, sondern durch bestimmte Ereignisse zunächst wieder fallen gelassen und erst später erneut aufgegriffen wird. Die Beschreibung einer bestimmten Wegstation innerhalb einer komplexen Entwicklung kann zu einem bes seren Verständnis geschichtlicher Verläufe beitragen, unabhängig davon, ob diese Zwischenstufe sich nur bei wenigen oder bei vielen nachweisen läßt, ob sich von ihr ausgehend sofort eine direkte Linie zu späteren Ereignissen oder Mentalitäten ziehen läßt oder erst nach Unterbrechungen und mit Umwegen5 • Um ein solches "Schwellenmodell" geht es hier. Es wird der Versuch unternommen, zwischen der antik-mittelalterlichen Vorstellung von der Sakral ität des Königtums und der neuzeitlich-modemen Auffassung von Herrschaft als Machtbesitz eine Zwischenstufe auszumachen und näher zu beschreiben, und zwar eine Konzeption, die Herrschaft als eine Ehrenstel lung begreift. Das mag auf den ersten B lick wenig griffig erscheinen, und das soll es auch. Auf diese Weise entspricht d ie begriffliche Annäherung durch ihre semantische Unbestimmtheit dem Charakter der Unmerklich keit, d ie dem historischen Übergangsstadium eignet. Dies bedarf näherer Erläuterung. Unzweifelhaft besitzt der Herrscher nach antiker und m ittelalterlicher Auffassung ein besonderes Ansehen, eine ihm eigene Würde und Ehre. Diese ist untrennbar verbunden m it seiner Sakralität und wesentlich auf s ie gegründet. Der Herrscher ist zu ehren und zu verehren, wei l er von Gott eingesetzt und dadurch selbst in den Bereich des Göttlichen erhoben ist. Der Begriff der Ehre ist in diesem Modell wichtig, aber er ist nicht zentral. Von zentraler Bedeutung ist die Heiligkeit des Herrschers, denn aus ihr leitet sich seine Ehrenstellung ab, nicht umgekehrt. Es ist nun n icht von der Hand zu weisen, daß auch neuzeitlichen Monarchen oder moder nen Staatsoberhäuptern Hochachtung und Respekt gezollt, also eine geMan denke hierbei etwa an die vergleichsweise Uberaus starke Wirkmächtigkeit von Machiavellis Traktat 11 Principe, um nur ein beliebiges Beispiel herauszugreifen. Vgl. zum Problem auch Dinzelbacher, 1993, XVIII f und XXVII. Freilich muß man "in je dem Einzelfall darUber diskutieren, inwieweit ein solcher 'Trendsetzer' nur schon vorhandene Tendenzen zum Ausdruck bringt und inwieweit er sie allein generiert" (ebd. XXX). Vgl. Dinzelbacher, 1 993, XXV: "Die Darlegung der Verzahnung der verschiedenen Arten von Dauer (Kontinuitäten Uber viele Generationen, kurze Konj unkturen, noch kUrzere Moden) gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Men lalilälsgeschichle."
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Vorspann: Zum Wandel der Herrschaftskonze ption im ausgehenden Mittelalter
wisse Ehrenstellung zuerkannt wird, die sich nicht allein aus der Funktion ihres Amtes herleiten läßt. Es ist da ein gewisser "Überhang an Besonder heit" zu verzeichnen, der quasi-religiösen Charakter besitzen kann, der in der Regel allerdings n icht mehr explizit mit religiösen Argumenten unter mauert wird. Auch hier ist also von der "Ehre" des Herrschers die Rede, aber auch h ier ist sie w iederum n icht von solch zentraler Bedeutung für d ie Bestimmung des Phänomens "Herrschaft" wie etwa die Begriffe Macht, Souveränität oder Amtsgewalt. Dieses Moment der "Ehre" stellt sich nun aus dem B lickwinkel des analysierenden H istorikers als das verbindende Glied zwischen den beiden Auffassungen von Herrschaft dar, und das aus drei Gründen. Zum einen deshalb, wei l es in beiden Konzeptionen vorkommt. Zum zweiten, wei l es in beiden Modellen eine wichtige, aber gerade nicht die zentrale Rolle spielt. Und zum dritten, weil es mit dem Vorläufer und mit dem Nach folgemodell "kompatibel" ist, und das n icht nur aufgrund des erstge nannten Punktes, also nicht nur, wei l es in beiden Fällen zum Einsatz kommt, sondern wesentlich auch deshalb, weil es sich mit unterschiedli chen Argumentationsmustern verbinden läßt. Denn die Heiligkeit des Herrschers kann nach traditioneller Auffassung nur in Gott ihren Ur sprung haben. Da der Rückgriff auf die Religion in einer säkularisierten Welt jedoch als n icht mehr zulässig empfunden wird, muß der Heilig keitsbegriff als konstitutives E lement der Herrscherdefinition wegfallen. Für den Ehrbegriff gilt dies n icht in gleicher Weise. Ehre kann in Gott ihren letzten Ursprung haben, sie kann aber auch als rein innerweltliche Angelegenheit, als menschliches Verdienst, als gesellschaftlich-soziolo gisches Phänomen angesehen werden. Sie bleibt für beide Ableitungen offen. Dadurch schiebt sie sich unmerklich in den Vordergrund und wird gewissermaßen als "Zwischenlösung" zum Kernbegriff des Übergangs modells6 • Kurz gefaßt und leicht vereinfacht kann man sagen: Die Konzeption von Herrschaft als Ehrenstel lung zeichnet sich dadurch aus, daß in ihr der Gedanke an eine Sakralität des Herrschers unmerklich, aber deutlich 6
Auch wenn der Begriff stark strapaziert worden ist, könnte man hier von einem un merklichen "Paradigmenwechsel" sprechen. Vgl. Burke, 1 998, 236: "In einem Para digma kann durch einige recht geringftlgige 'Anpassungen' jede größere Veränderung über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgreich vermieden werden, bis die Tradition in einer Art von 'Gestaltwechsel ' umki ppt beziehungsweise in einer intellektuellen 'Revolution' auseinanderbricht." Solche Übergänge sind durch innere Widersprüche gekennzeichnet; sie sind "keine widerspruchsfreien Systeme, sondern enthalten dialek tische Komponenten" (Dinzelbacher, 1 993, XXII). Zum manchmal paradoxen Inein ander und Nebeneinander von Tradition und Innovation vgl. auch Burke, 2005, 41 f.
Vorspann : Zum Wandel der Herrschaftskonzeption im ausgehenden Mittelalter
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zurücktritt. An seiner Stelle wird zunehmend die Ehre und Würde des Herrschers unterstrichen. Die rel igiöse Verankerung dieser Ehrenstellung weicht zwar noch n icht vollständig einer Profanisierung, spielt aber keine eigentlich vitale Rolle mehr. Im folgenden sollen die Entstehungsbedingungen und die näheren Spe zifika des h ier kurz skizzierten Modells historisch verortet werden. Es handelt sich um eine exemplarische Fallstudie zum Wandel des Kaiserbil des im späten Byzanz, wie es sich in dem Briefcorpus des hochgebi ldeten Literaten und einflußreichen Staatsmannes Demetrios Kydones (ca. 1 3241 397) widerspiegelt. Er kann in besonderer Weise als Exponent des sich anbahnenden Bewußtseinswandels gelten, doch ist sein Schrifttum n icht die einzige Quel le, an der sich das Schwellenmodell von Herrschaft als Ehrenstellung aufzeigen l ieße - eine Arbeit, die weiteren Studien vorbe halten bleiben muß. "Das ist ein weites Feld . .,,7 .
7
Adalbert Stifter, Der Nachsommer, Kapitel 4.
I. Auftakt: Die Türken vor Konstantinopel
Man schreibt das Jahr 1 39 1 . Konstantinopel, die Hauptstadt des einst so mächtigen, mittlerweile stark geschwächten byzantinischen Reiches wird von TUrken umringt und bedroht8 • Der Kaiser selbst, Manuel 11. Palaiolo gos, ist abwesend . Paradoxerweise leistet er mit seiner Gefolgschaft Kriegsdienste ftir den Sultan Bayezid I. in Kleinasien, auf dessen Unter stützung er angewiesen ist, um seine Herrschaftsrechte gegen den eben falls nach dem byzantinischen Kaiserthron strebenden Ioannes VII. Palai ologos durchsetzen zu können. Zu allem Übel bricht in Konstantinopel noch eine unerbittlich wütende Seuche aus, die zahlreiche Opfer fordert. Im November oder Dezember dieses Jahres schreibt Demetrios Kydones, zeitweise ein hoher Staatsbeamter unter den Kaisern Ioannes VI. Kanta kuzenos und Ioannes V . Palaiologos, aus der Hauptstadt an seinen ehema l igen Schüler Manuel II.9 : KahOL nav'CEE0 bOKOUV'tWV '((DV YlvollEVWV ou UK071Ele; 'tEAoue; OUK a'tuxi]une;.
100
T 236
Ein grundlegender Zug byzantinischer Kaiserideologie, vgl. Treitinger, 1 956, 43 und 2 1 4 ff.
IV. SakraliUit von Herrschaft bei Demetrios Kydones
37
Seite mag wohl nichts geschehen, was nicht auch Gott gutheißen könn te" I OI . Mag man es auf den ersten Blick als eine Selbstverständlichkeit anse hen, daß der von Gott erwählte Herrscher in der Ausübung seines Herr scheramtes weiterhin von Gott unterstützt und geleitet wird, so wird gera de auch aus der zuletzt zitierten Äußerung deutlich, daß es sich in der Vorstellung des Schreibers hier nicht um einen Automatismus handelt, der herrscherliches Handeln und göttliches Wollen mit Notwendigkeit zusam menbindet. Wie jeder andere Christ, so muß auch der Kaiser sein Handeln am göttlichen Gebot und Willen ausrichten; er bekommt diese Fähigkeit nicht zugleich mit dem Amt verliehen. Dies erhellt auch aus einem Pas sus, der sich an die bereits zitierte Stelle aus dem Brief an Manuel Il. vom Frühjahr 1 3 85 anschließt, und in dem Kydones dem Kaiser fur seine den Untertanen zugute kommenden Mühen göttlichen Lohn verheißt. Diese Früchte seiner Anstrengungen ernte der Kaiser gerade wegen seiner "gläu bigen Gesinnung" (1ILOnc;, Z. 3 1 ), die ihm die Erhörung seiner B itten ver schaffe. Eine solche gläubige und bittende Haltung Gott gegenüber, so Kydones, stehe aber nicht nur einem Kaiser, sondern einem jeden weisen und gottesfürchtigen Manne an: nxü'Cu ßuotAci 1IQOoTJKOV'CU, 'Cuü'Cu ooc!>cfJ, 'Cuü'Cu 8COOEßE'i102 . Somit ist der ohnehin nur relativ seIten zur Sprache kommende Gedanke von der göttlichen Leitung des Herrschers kein konstitutives Merkmal fur die Sakralität des Herrschaftsamtes. b) Gott als Urheber und Bewahrer herrscherlieher Tugenden Ähnlich l iegen die Verhältnisse, wenn Gott als Urheber und Bewahrer kaiserlicher Tugenden beschrieben wird. Es ist ausnahmslos Manuel 11. Palaiologos, der in diesem Kontext Erwähnung findet, und die ständig an ihm gepriesene Tugend ist sein rhetorisches Talent. Dieses sei ihm n icht von irgendwelchen Lehrern, sondern durch "göttliche Fügung" verliehen worden 1 03 , und Gott möge ihm diese leidenschaftliche Liebe zum schönen gesprochenen Wort bewahren l O4 • Des Lobes vol l fur den ausgezeichneten Briefstil ManueIs H. bemerkt Kydones einmal, es s�i n ichts kraftvoller 101
102
103
104
T 29 = L 1 4 (aus dem Sommer 1 3 52), Z. 6: OUbEV CtV YEVOl'rO naQtX uou ö /l� KCtV 8EOt; EnmVEUELE, Kursivierungen in der obigen Übersetzung durch den Verfasser. T 302 = L 302, Z. 33 f; der ganze Passus Z. 29-34. T 0 1 43 L 1 20, Z. 1 2 f: . . . 'rou'r ' aVHKQuc; 8E� /loLQq 7IlXVUC; UOl bEMu8m =
ntU'rEUOUUtV. T 266
=
L 284, Z. 35.
IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
38
und beglückender als e in Mann kaiserlichen Ranges, den Gott in der Öf fentlichkeit m it Redekunst kröntl O\ ein andermal, es sei Gott gewesen, der die Begabung des Kaisers so überaus fruchtbar gestaltet habe, 6 8EOe;, l1oQQw8EV Ul1f.Q 'taue; 110Maue; aE XE LQ o'tov�aae;, 'tTj ßamAdt;t aUflflE'tQOV Kat cpumv al1o�Hboue; "Gott, der dich seit langem vor vielen -
auserwählte und dir zu deiner Herrschaft auch angemessene Fähigkeiten ver 106 lieh" .
Zur Übertragung des Herrscheramtes durch Gott gleich; hier interessiert vor allem die Aussage, daß Gott mit dem Amt auch die zu seiner Aus übung nötigen Gaben verleiht, was Kydones an anderer Stelle noch ein mal optativisch formuliert, indem er Manuel 11. von Gott die Gabe wünscht, d ie Geschicke seiner Untertanen in vernünftiger Art und Weise gestalten zu können1 07 • Die Verleihung solcher Tugenden und Begabun gen ist jedoch eindeutig fakultativ. Wem Gott zusätzlich zum Amt auch sie noch geschenkt hat, den kann man glücklich preisen; sie sind aber wie die Vorstel lung von der göttlichen Leitung herrscherlichen Handeins für die Heiligkeit des Amtes nicht konstitutiv. c) Gott als "Sieghelfer" Wie die Tugenden, so verleiht Gott gegebenenfalls auch Überlegenheit im Kampf gegen die Feinde. Hier kommt man in den Bereich von Macht und Machtausübung, also in die Nähe eines Propriums herrschaftlicher Sakra l ität 108 • Daß militärische Überlegenheit in byzantinischer Weitsicht we sentlich zur Heiligkeit eines Herrschers gehört, ist aber von vornherein lOS
106 107
108
L 304, Z. 2 1 f: OUbEV yaQ Ol),{' lUXUQcYrEQOV, OUT' E7lLTEQ7tEUTEQOV, WU7tEQ avbQoc; ßaUlMwc; c;, SEOC; EV ayoQtJUlv E7tEUl UTE<j>EL. Hier liegt ein text
T 304
=
kritisches Problem vor. Bei Loenertz steht c;" doch scheint im Autograph nach Tinne feIds Angabe ( 1 999, 2 1 2, Anm. 5) q zu stehen, was er in Anlehnung an die von Kydo nes anzitierte Stelle Horn. Od. 8, 1 69 f in öv verbessert, zumal da er im stark überar beiteten Autograph ein Versehen von Kydones' Seite rur möglich hält. Zum Lob des guten Briefstiles als Topos der Epistolographie s. Matschkel TinnefeId, 200 1 , 243 mit Anm. 1 06.f T 436 L 445, Z. 22-24, wörtliches Zitat Z. 23 f. T 307 L 3 08, Z. 13 f. TinnefeId, 1 999, 220, übersetzt KlXTa voüv 8Eu8m mit "in deinem Sinne zu gestalten", doch ein Schalten des Kaisers nach eigenem Gutdünken ist von Kydones hier sicher nicht gemeint. Vgl. dazu die anfänglichen Überlegungen zur Sakralität von Herrschaft im Allgemei nen. =
=
IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
39
zweifelhaft. Unbestritten gibt es Kulturkreise, in denen die Heiligkeit des Herrschers unbedingt mit dessen Kraft und Erfolg, also auch mit seiner militärischen Stärke verknüpft wird 1 09 , doch ist ein solcher Konnex aus den Kydonesbriefen nicht ableitbar und für das späte Byzanz schon allein deshalb kaum anzunehmen, weil man durch die Häufung militärischer Niederlagen und reichsterritorialer Einbußen den Kaisern generell einen Verlust ihres Heil igkeitsstatus hätte anlasten müssen. Zur Erklärung des Niederganges hatte man andere Modelle entwickelt, wie etwa die bereits angeführte geschichtstheologische Deutung der Zeitläufe als göttliche Strafe für den sündhaften Lebenswandel des Volkes i l o . Wenn Kydones daher auf kaiserliche Erfolge zu sprechen kommt, so geschieht das in der Regel entweder in der Form eines Wunsches oder als Danksagung; in bei den Fällen wird deutlich, daß es sich bei einem Sieg um ein ungeschulde tes und freies göttliches Geschenk handelt. Letztlich ist es auch nicht der Kaiser, sondern Gott selbst, der durch sein Eingreifen den Kaiser und sein Volk die Oberhand gewinnen läßtl l l . Gott möge Ioannes VI. Kantakuzenos sein Leben lang Siege verleihen, heißt es erstmals in einem Brief aus dem Jahr 1 342 1 1 2 • Das Motiv vom "göttlichen Sieghelfer" war bereits auf dem Weg Konstantins d. Gr. zur Al leinherrschaft ein wichtiges Deutungsmuster, das unter anderem der Herrschaftslegitimation diente 1 1 3 ; dieser Aspekt dürfte auch für Ioannes VI. eine Rol le gespielt haben. Allerdings war der Kantakuzene anderer seits auch wieder so selbstbewußt und gewissermaßen "modem", daß er 109
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1 12
113
Vgl. dazu Erkens, 2002, 25, mit Anm. 1 1 9 (dort weitere Literaturhinweise), der sol ches v.a. in "einfacheren Vorstellungswelten" wie etwa in Australien und Afrika be obachtet. Mehrere Erklärungsmodelle nebeneinander liefert Kydones in T 268 = L 282: Übel als naturnotwendiger Lauf der Dinge; als göttliche Strafe rur Verfehlungen; als Mittel der Einschränkung zukünftiger Verfehlungen. S. dazu ausfUhrlicher Zgoll, 2005, 202-204. Nach Treitinger, 1 956, 1 72- 1 78, handelt es sich in Byzanz bei diesem Gedanken, der sich auch im Zeremoniell äußert, um eine nicht sehr tiefgehende, christliche Ummante lung der römisch-heidn ischen Triumphsymbolik (ebd. ( 77): "In Byzanz geht dem Triumphzug das Kreuz voraus und Lobgesänge preisen Gott als den Urheber des Sie ges. Aber im Grunde ist . . . jene Triumph- und Siegessymbolik, auch wenn das Alte Testament dafUr Motive bot, wenig christlich." Die Euphorie der zeitweise in Byzanz so stark ausgeprägten "kaiserlichen Siegesmystik" (s. Treitinger, 1 956, 264 f) ist bei Kydones aus begreiflichen Gründen deutlich gedämpft. Oder 1 343; T 5 = L 1 2, Z. 4 1 : wü aOl I1EV V LKäv b..a ßlOU bLbOvw "[TJv ai]v KEepaATJV Erti. "[ov ßaaLAE lov 8Qovov Ka8Laavn KlVELV flEV aOl TI]v tPUXTJv Erd "[TJv EÜQWlV "[(;:,V bEOV"[WV, "[ovov bE 7taQEXElV "[4> aWflan 7tQoTjaLV � cj>Li\oaocj>ia. bEL Aoü 'roivvv ayav vOfli�w 'rov OÜ'rwLAav8Qwnla ("Menschenfreundl ich keit")2 1 . Nimmt man Aussagen aus anderen frühen Briefen hinzu, ergibt sich von Ioannes VI. Kantakuzenos ein ziemlich positives B i ld . Als "voll kommener,,2 1 3 Kaiser besitzt er Scharfsinn 2 1 4 , Klugheit2 l 5 , Vernunft und Einsicht2 l 6, Weisheit2 l 7 , Tapferkeit2 l 8 , Gerechtigkeit2 l 9 , Beharrl ichkeit220 -
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210 21 1
S. T 3 L 1 1 , Z. 7 f; vgl. Plal. Phi/eh. 30d. Vgl. die fast wörtliche Wiederaufnahme in T 232 L 200, Z. 1 8-20. Hier Obersetze ich anders als Tinnefeid ("Schönheit seiner GOte" und "Sanftmut"), der auch sonst 7tQuoTI]C;; in der Regel mit "Sanftmut" wiedergibt. Zu 7tQuoTI]C;; bzw. 7tQäov als Eigenschaft des Kaisers vgl. noch T 8 L 7, Z. 20 und 3 1 ; T 1 3 L 9, Z. 23; T 32 L 1 3, Z. 60. S. T 3 L 1 1 , Z. 9-20. Zu Güte, Sanftmut und Menschenfreundlichkeit als kaiserliche Eigenschaften s. Treitinger, 1 956, 229 mit Anm. 90; Tinnefeid, 1 98 1 , 94, Anm. 9. Die q>LAav8Qw7tia des Kaisers bspw. noch in T 35 L 57, Z. 1 1 (vgl. auch die Belege bei Tinnefeid, 1 98 1 , 96 mit Anm. 29). FOr Byzanz vgl. Hunger, 1 989, 8 1 : "Ein wichtiges Schlüsselwort der byzantinischen Kaiserideologie '" ist schließlich die Philanthropia." Sie steht gerade einem christlichen Kaiser natürlich an (so Tinnefeid, 1 98 1 , 96), doch gehen die Wurzeln dieses Begriffs weit zurück in die antik-pagane Literatur (Tinne feid, a.a.O. mit Literaturhinweis); im Neuen Testament ist er und seine Ableitungen ausgesprochen selten (Tit 3,4; Apg 27,3; 28,2). Zur Be riffsgeschichte vgl. auch die Belege unter den jeweiligen Lemmata bei Bauer/ Aland, 1 988, 1 7 1 2. Die Vollkommenheit (um:QßoA�, T 5 L 1 2, Z. 9, vgl. auch T 8 L 7, Z. 1 6) zeigt =
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212
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r
2 13
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sich v.a. im Besitz der clQEU], vgl. T 4 L 1 6, Z. 1 9 ('to 7toAu 'ÜjC;; clQE'ÜjC;; ), des weiteren T 5 L 1 2, Z. 57; T 7 L 6, Z. 4 1 ; T 8 L 7, Z. 20; T 10 L 8, Z. 16; T 27 L 1 6, Z. 35. L 1 2, Z 57 f: � tUXUC;; 'tOÜ AOYLaJlOü; vgl. auch die Verwendung von Vgl. T 5 M,uTI]C;; (T 8 L 7, Z. 1 8; T 1 3 L 9, Z. 23). QovTJaLC;; , vgl. T 8 L 7, Z. 18 und 32. LUVWU;, vgl. T 27 L 1 6, Z. 32. LOq>ia, vgl. T 5 = L 1 2, Z. 57; T 10 L 8, Z. 1 6. To clvbQEloV bzw. clvbQEia, vgl. T 8 L 7, Z. 30; T 1 3 L 9, Z. 23 . =
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2 14 21S 216
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IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
59
und Großmut22 l , auch B ildung und rhetorisches Talenf 22 • Die meisten die ser Tugenden sind nach den panegyrischen und das höfische Zeremoniell betreffenden Schriften in der byzantinischen Kaiserideologie traditionell verankert223 • Nur die normalerweise dort ebenfalls und sogar als besonders zentral angeführten "religiösen" Tugenden fehlen bei Kydones. Auf die sen auffallenden B efund wird später eingegangen224 • Einen zweiten Schwerpunkt positiver Kaiserdarstel lung bilden die Briefe des bereits gealterten Staatsmannes an Manuel 11. Palaiologos. Sie fal len bezüglich der Aufrichtigkeit des Gemeinten noch mehr ins Gewicht, denn hier schreibt nicht mehr ein junger, ehrgeiziger und aufstrebender Neul ing an einen Kaiser, von dem er sich nicht zuletzt eine Stellung bei Hof verspricht, sondern der erfahrene Weltmann, der seine politische Kar riere bereits hinter sich gelassen hat, an einen ehemaligen Schüler. Viel leicht schwingt stets etwas Stolz m it, wenn Kydones an Manuel H. immer wieder dessen hervorragende Bildung und große rednerische Begabung hervorhebf25 • Daneben finden sich im großen und ganzen die positiven 219
220 22 1 222
ß LKaLOaUVTJ, vgl. T 8
L 7, Z. 19 und 33; T 27 L 1 6, Z. 32; T 35 L 57, Z. 1 0. So mit erscheinen drei von den vier bereits auf Platon zurUckgehenden "Kardinaltugen den" (vgl. Plal. Men. 73d-74a; Plal. leg. 630a-63 I c; Plal. rep. 433c-d u.a.; vgl. die ausfll h rliche Wiederaufnahme bei eic. inv. 11,1 59- 1 65); es fehlt die "Besonnenheit" (awcj>QoaUvTJ). Zur traditionellen Vorstellung, der byzantinische Kaiser sei in beson derer Weise durch den Besitz der Kardinaltugenden ausgezeichnet, vgl. Treitinger, 1 956, 254 f. Die Kardinaltugenden sind auch in sämtlichen byzantinischen Fürsten spiegeln vertreten, vgl. Hunger, 1 978, Bd. 1 , 1 59. KaQ'tEQCa, vgl. T 8 L 7, Z. 39. TO IlEyaAo7tQE71EC;, vgl. T 13 L 9, Z. 23; IlEyaAol/luXla, vgl. T 27 L 1 6, Z. 32. Der Kaiser als cj>LA6AoyoC; in T 1 3 L 9, Z. 24; keiner übertreffe ihn auf dem Gebiet der Redekunst (T 21 L 88, Z. 2 1 f). Vgl. Dennis, 1 997, 133, der seiner Aufzählung als Quellenbasis die höfische Panegyrik zugrundelegt: "The orator was to recall the emperor's place of origin, his birth, his pa rents, . . . ; he was to portray hirn as a shining example of the virtues, especially wis dom, courage, justice, and moderation. He should stress his philanthropy and piety." Vgl. auch Treitinger, 1 956, 2 1 5 und 228 f, der als Quellen besonders die Zeremo nienbücher heranzieht und u.a. die Weisheit, Klugheit, Tapferkeit, Tugendhaftigkeit, Milde, Güte und Menschenfreundlichkeit als kaiserliche Tugenden anfll hrt. S. dazu Kapitel IV.2.b), S. 62 ff. Bildung bzw. Einsatz flIr die Wissenschaften: T 2 1 3 L 220, Z. 28; T 388 L 239; T 435 L 43 1 , Z. 12; rhetorisches Talent: T 233 L 203, Z. 1 3- 1 5; T 265 = L 262; T 387 L 82; vgl. dazu auch Kapitel rV.2.a), S. 57 ff. Manuel hielt viel auf seine Bil dung, sammelte bereits frUh einen Kreis von Gelehrten um sich und förderte wohl auch das Schulwesen in Byzanz, wofll r sich in Bezug auf seine direkten Vorgänger im Amt keine Hinweise finden lassen (vgl. dazu Matschkel Tinnefeid, 200 1 , 307 f). Zu den psycho-soziologischen Funktionen der am klassischen Altertum orientierten rhetori schen Bildung in Byzanz s. Dennis, 1 997, 1 32. =
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223
224 225
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IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
60
Eigenschaften wieder, d ie schon an Ioannes VI. Kantakuzenos gelobt wur den226 • Es ist bemerkenswert, daß das Motiv vom Herrscher als Wohltäter nicht nur bei den beiden genannten Kaisern, sondern auch insgesamt eine eher untergeordnete Rolle spielt. Dies steht in deutlichem Gegensatz zur Tradition in Byzanz227 • In kaum einer Passage, d ie sich dem Herrscherlob widmet, wird zusammen mit den anderen Tugenden der Kaiser in einem Atemzug auch als EUEQye'tT]C;; "Wohltäter" - gepriesen. Kydones kommt auf d ieses Motiv vorwiegend indirekt oder in mahnendem, biswei len sogar in negativem Kontext zu sprechen. Indirekt und eher positiv in Bezug auf Manuel 11. Palaiologos228, bei Ioannes V. Palaiologos meistens appellierend und s ich teilweise sogar über ausbleibende, aber geschuldete Wohltaten beklagend229 • Eindeutig positiv wird d irekt als EUEQYEnc;; nur einmal die Kaiserin Helene Palaiologina, d ie Gattin Ioannes' V. Palaiolo gos, gepriesen, zwar aus dem Mund des Volkes, aber es ist offensichtlich, daß Kydones, der davon berichtet, dieser Volksstimme seine ganze Sym pathie schenkt2 30 • Zur Erklärung des Umstandes, daß das Euergetes-Motiv -
226 lAccv8Qwnla Manuels: T 1 1 1 = L 1 32, Z. 29 f; blKalOaUV'l (T 2 1 3 = L 220, Z. 27; T 233 = L 203, Z. 1 2; T 435 = L 43 1 , Z. 1 3); flEYccAmjJUXla (T 2 1 3 L 220, Z. 27 t); L 203, Z. 1 0; vgl. auch voüv EXWV in T 383 = L 396, Z. 8 und T 435 = L 43 1 , Z. 1 2); avbQla (T 233 = L 203, Z. 1 1 ); aQETI] Oberhaupt (T 2 1 3 = L 220, Z. 29). UneigennUtzigkeit und Sorge ftIr das Gemeinwohl wird besonders in der bereits eingangs zitierten "Kaiserdefinition" betont (T 435 L 43 1 , Z. 1 3 t). Im Gegensatz zu Ioannes VI. Kantakuzenos ist bei Manuel H. auch die Eigenschaft der oWavEv Erd uoü 'tov cj>LA6uocj>ov ßauLAEa. Vgl. den Gebrauch von cj>alvoflaL im Neuen Testament von Elijas (Lk 9,8) und dem auferstandenen Jesus (Mk 1 6,9). Vgl. T 388 L 239, Z. 1 4 f; T 427 L 430, Z. 1 0. =
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27 1 272
27J
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IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
70
wurde bereits angeführt2 78 ; in eine ähnliche Richtung geht eine andere Be merkung Uber denselben Kaiser, der so gut sei, "daß einer, der ihn die Idee der besonnenen Herrschaft nennen wUrde, genau die Sache treffen dUrf te,,279 . Ins Sakrale gesteigert findet sich das Bild vom Philosophenkönig in dem ebenfalls schon zitierten Briefan Ioannes VI. aus dem Sommer 1 345. Kydones bemerkt, daß Platon für einen Kaiser, der zusätzlich zu seiner Ehrenstel lung noch tugendhaft ist und darüber hinaus auch noch philo sophische Gesinnung und Verlangen nach Weisheit in sich trägt, nicht nur Verehrung übrig hat, sondern sogar kultische Opfer hinzufügt, we;; av Eie;;
8E'iOV '[lva KAf]Qov '[wv MWVEK'[ll ll u'[wV au'[ov IlE8 LU'[uv'[wv
-
"als ob seine Taten ihn gleichsam in ein göttliches Dasein versetzten,,280 . Ohne allzu platt den Kaiser direkt sogar kultischer Ehrungen für würdig zu erklären, gibt Kydones aber doch deutlich zu verstehen, daß Ioannes VI. in seinen Augen solcher Ehren wert wäre. Was kriegerische Aktivitäten ManueIs H . Palaiologos anbelangt, so spricht Kydones in einem Brief aus dem Herbst 1 3 82 einmal den Wunsch aus, Manuel möge für das von TUrken belagerte Thessalonike das werden, was einst Hektor für Troja gewesen - ein fast prophetisch anmutender Vergleich, wenn man bedenkt, daß Thessalonike wie einst Troja trotz tapferer Gegenwehr schl ießlich doch erobert wurde ( 1 3 8 7)28 1 Aber hier fehlt ein erkennbarer Bezug zum Thema Sakralität ebenso wie an Stellen, an denen Kydones die Tätigkeit eines der Kaiser mit der eines Arztes, Steuermannes oder Lehrers in Beziehung setzt282• .
278 S. dazu S. 58. 279 T 12 = L 1 9 (Winter
1 345/46), Z. 19 f: öv d TL dA E l. "[QÜ"[Q yaQ TJflwV flEV dvaL "[wv 7toAAwv 7tQoe; aAATJAoue; "[0 b LKaLOv. - "Denn
ich wußte, daß der Kaiser niemandem eine Antwort auf einen Brief schuldet, weil dies ein Recht ist, das fiir uns gewöhnliche Leute untereinander gilt . . .
"
Ansehen und Machtposition des Kaisers d:�Lw�a bzw. unEQoxi] ver leihen diesem eine besondere Stellung, durch die er sich von anderen Menschen, den ,,vielen" OL noMoL , unterscheidet, und die ihm Son derrechte verschaffi. Es ist offenkundig, daß Kydones h ier eine Grundge gebenheit zur Sprache bringt, die für ihn tatsächlich allgemeine Gültigkeit beansprucht. Diese Sonderstellung bezieht sich nicht allein auf das Amt des Kaisers, sondern auf die Herrschenden aQXovuc;; überhaupt, stellt für Kydo nes somit einen Grundzug seiner Vorstellung von herrschaftlicher Sakrali tät dar. Das wird auch aus einem Brief an den Despoten Theodoros I. Palaiologos in Mistra (Herbst 1 3 89) deutlich, wo dasselbe Thema verhan delt wird. Theodoros brauche sich nicht zu entschuldigen, daß er Kydones n icht geschrieben habe, denn man könne nicht dasselbe wie von Freunden auch von den Herrschern verlangen32 I : -
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-
"[a yaQ 7taQa "[WV flEYlU'rWV Kat flEYMOLe; oq>ELAE"[al, "[ale; b ' OU7tEQ TJflEle; "[E"[aYflEvOLe; flEya "[0 Kat XWQav TJfllV dvat 7tE7tElu8aL 7taQa "[,;j "[oü t:XQxov"[oe; flvTJflTJ. "Denn das, was die Größten zu geben haben, wird -
auch Großen geschuldet. Denen aber, die dorthin gehören, wo wir sind, bedeutet es schon viel, wenn sie überzeugt sein können, im Gedächtnis des Herrschers einen Platz zu haben.,, 3 22
In den meisten Fällen geht es allerdings um den Unterschied zwischen dem Kaiser (ßaatAEuc;;) und dem "einfachen Bürger" ( lbLW'tT)C;;)32 3: Wenn Manuel 11. seine eigenen Schriften "Obolen", die des Kydones hingegen "Talente" nennt, dann sei ein solches Lob ungleich viel höher einzuschät zen, als wenn es aus dem Mund eines "einfachen Bürgers" gekommen wäre32 4 ; so wie die Stellung Ioannes' V. Palaiologos die der anderen über32 1 3 22 123
3 24
391 = L 42 1 , Z. \ 0 f: ou blKaLOV bw7tO'rwv UflwV CtnaL'rEiv.
T
ä
naQCt 'rwv <j>lAwv, mÜ'ra Kai naQCt ,,[(LlV
39 1 = L 42 1 , Z. 1 1 - 1 3 . Hier ist vielleicht eine leichte Verschiebung in der Sicht auf das Verhältnis zwischen Kaiser und Untertan zu beobachten, wenn man bedenkt, daß traditionell eher das Oppositionspaar �amAEuc;; - boüAoC;; in Anschlag zu bringen ist, vgl. dazu Treitinger, 1 956, 228. Vgl. T 385 = L 401 , Z. 9- 1 1 .
T
IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
81
ragt, so sollten auch die kaiserlichen Geschenke die Gefälligkeiten der "einfachen Bürger" übertreffen325; wenn subalterne Beamte die Anwei sungen des Kaisers nur schleppend ausfuhren, so solle er sie lehren, was ein Kaiser und was ein "einfacher Bürger" ist, damit sie lernen, "vor den Anordnungen eines Herrschers zu erschauern,,326 ; der Kaiser verwende in seinen Urkunden eine Tintenfarbe, welche "den einfachen Bürgern" zu gebrauchen n icht gestattet seim. Der andere Umgang mit dem Herrscher kann sich natürlich auch in den Vorschriften des höfischen Zeremoniells äußern, jedoch finden sich in den Kydonesbriefen so gut wie nie Hinweise darauf2 8 . Es gibt allerdings eine, noch dazu sehr bemerkenswerte Ausnahme, und zwar eine wohl aus dem Herbst 1 3 89 stammende, unadressierte Notiz - also kein Brief, und doch im Briefcorpus mit überl iefert _329, in der Kydones einen ihn offensicht lich stärker beschäftigenden Traum niedergeschrieben hat. Dieser Traum handelt von einer Audienz bei Kaiser Ioannes V. Palaiologos, und man kann - unter Vorbehalt - auf einige Elemente im höfischen Umgang mit dem Herrscher schließen, wie beispielsweise eine Person, die den Betref fenden zum Kaiser einfuhrt, vorgeschriebene Anredeformeln, Proskynese und Erwartung der kaiserlichen Anrede im Stehen. Auf die seit früh byzantinischer Zeit übl iche Proskynese vor dem Kaiser330 kann man auch indirekt aus einem Brief an die Kaiserin Helene Palaiologina33 1 oder aus einer Bemerkung in einem Brief an Georgios Synadenos Astras schlie ßen332, obwohl Kydones an anderer Stelle einmal urteilt, eine so tiefe Ver ehrung komme weder Kaisern noch Satrapen, sondern allein Gott zu333
J25 Vgl. T 0406 = L 349, Z. 27 f. 326 Vgl. T 0224 = L 2 1 5, Z. 2 1 -24, besonders Z. 22 f:
Kai )Ja8E'[wuav BEet> mo'(oc; -
ßaou\Euc; Kai alnoKQa'(wQ 'PWJ;alwv37 1 • Unter Anführung zahlreicher Belege faßt Treitinger zusammen 72 : " . . . während der ganzen byzantini
schen Zeit kehren die Formeln, die dieses Leben und Wirken [sc. des Kai sers] in Gott bezeichnen, fast in jedem Brief und jeder Urkunde wieder. Der byzantinische Kaiser ist EV XQLO'(et> '[et> BEet> mo'[oc; ßaou\Euc;, er ist ßaou\Euc; EV XQLO'(et> ßaou\c'i alWVl4J, EV cnhet> '(et> BEet>, seine Herrschaft ist eine Ev8wC; ßaou\da." Nicht einmal die in der Tradition zu beobachtende Ablösung der äY Loc;-Qualifikation des Kaisers (und kai serlicher Attribute) durch EUOEßiJC;; ist in den Kydonesbriefen zu ver zeichnen 373 ; das sakrale oder zumindest religiös konnotierte EUOEßiJC;
368 Diese Titulatur bspw. in T 5 = L 1 2, Z. 28; T 59 = L 93, Z. 30; T 68 = L 1 29, Z. 65; T
69 = L 1 03, Z. 7 f; T 74 = L 28, Z. 7; T 1 53 = L 1 43, Z. 4; T 1 60 = L 1 87, Z. 1 3 ; T 1 97 L 206, Z. 1 5; T 362 L 385, Z. 1 8 ; T 400 = L 237, Z. 4; T 042 1 = L 4 1 9, Z. 7. 369 Vgl. etwa T 74 = L 28, Z. 1 8; T 04 1 2 L 406, Z. 3; T 449 L 437, Z. 4. 370 Vgl. dazu TinnefeId, 1 98 1 , 1 09, Anm. 1 1 (mit Stellenangaben). J7 I Vgl. Koder, 2004, 78. m Treitinger, 1 956, 39. 373 Vgl. Treitinger, 1 956, 42. =
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IV. Sakm.lität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
91
wird von Kydones in d iesen Zusammenhängen nirgends verwendet. Nach Treitingers Forschungen ist darüber hinaus "mu'[o
IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
97
nem Amt als Herrscher zusammenhängende Funktionen im religiösen Kult ausübt. Vorbild dafür waren die alttestamentlichen Könige, die an den Hei ligtümern von Jerusalem bzw. Bet-EI bereits gewisse priesterliche Rechte besaßen405; die Vorstellung vom Priesterkönigtum reicht aber na türlich noch weiter zurück, wie etwa die speziell dem Herrscher vorbehal tene Zeremonie der "Heiligen Hochzeit" im Alten Orient zeigt4 06 . Trotz der von Treitinger und Dagron herausgearbeiteten "priesterlichen" Ele mente auch in der byzantinischen Kaiserideologie407 bleibt die Feier der Liturgie freilich in den wesentlichen Punkten ausschließlich dem Klerus vorbehalten, was nicht unbedingt erwarten läßt, daß kultische Sonderfunk t ionen des Kaisers in den Vordergrund gerückt werden408 . Kydones er wähnt weder solche noch äußert er sich überhaupt zur Rolle des Kaisers i nnerhalb der kirchlichen' Liturgie.
Kaiser und Kirche Schon erstaunlicher ist es, daß sich in den Briefen auch keine Aussage über das Verhältnis von Kaiser und Kirche findet, trotz der tief verwurzel ten und bis ans Ende des byzantinischen Reiches belegbaren Vorstel lung, daß die Schicksale von Staat und Kirche unauflösbar miteinander verbun den sind409 . Nirgends ist etwa die Rede vom Kaiser als E1ILGK01IOC; KOL-
405 Vgl. Treitinger, 1956, 1 36, und Weippert, 1 995, NBL 2, 5 1 5: "Als staatliche Ein 406 407
408
409
richtungen unterstanden diese Kultstätten dem König, der an ihnen kultisch tätig war, ftlr ihren Unterhalt sorgte, das Personal bestellte und auch Änderungen des Kults an ordnen konnte." S. dazu Cooper, 1 993, und Steinkeller, 1 999. Treitinger, 1 956, 1 24 ff, bes. 1 36- 140; Dagron, 1996; vgl. auch Hunger, 1 989, 57 f. Haussig, 1 959, 239, bemerkt, allerdings sehr pauschal: "In Byzanz besaß der Kaiser Kraft und Macht eines Priesters." Vgl. darüber hinaus besonders die ausftlhrliche Schilderung und Interpretation der kaiserlichen Teilnahme an der Liturgie nach Kon stantinos Porphyrogennetos bei Dagron, 1 996, 106 ff, und die Darstellung des Verhält nisses zwischen Kaiser und Patriarch während großer Kirchenfeste bei Matschke, 2002, 1 53 f. Nach Erkens, 2004, RGA 26, 223, kann das Vollziehen kultischer Handlungen auch nur dann dem Herrscher sakralen Status verleihen, wenn er "ausschließlich oder wenigstens hauptsächlich für den Kult zuständig ist". Das ist in Byzanz nicht der Fall, obwohl es immerhin "zahlreiche Überschneidungen und Verflechtungen des höfischen Zeremoniells und der kirchlichen Liturgie" gegeben hat (Hunger, 1 989, 5 1 ). Vgl. auch Brehier, 1 948, 92: "Alle Bemühungen, den byzantinischen Kaisern einen priesterlichen Status zuzuerkennen, scheinen vergebens." Auch im Alten Testament sind kultische Funktionen des Königs nicht als regelmäßige belegbar, vgl. Preuß, 1992, 24 f. Vgl. Dagron, 1996, 321 f. Zur Stellung des Kaisers in der Kirche s. auch Treitinger, 1 956, 27 f und 220-227; Lilie, 1994, 3 1 -44; Dagron, 1996, 256 ff; allgemein dazu
98
IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
VOC;; oder E7'do'Konoc;; 'rwv EK'rOC;; in Anlehnung an das Vorbild Konstan
tins4 1 O ; an keiner Stelle kommt die Problematik der Salbung des Kaisers zur Sprache4 1 1 • Es wurde darauf hingewiesen, daß gerade im späten Mit telalter eine Tendenz zur "Verrechtlichung" des beiderseitigen Verhält nisses einsetzt4 l 2 , und man hat diesen Prozeß sicher zu Recht als Be standte i l einer "Entsakralisierung" des Herrscherbildes gedeutet 4l 3 • Als nicht eben unbedeutender Akt einer solchen Verrechtlichung ist der gera de zu Kydones' Lebzeiten unternommene Vorstoß Kaiser Ioannes' V. Pa laiologos zu werten, der sich die bisherigen wesentlichen kaiserlichen Rechte bezüglich der Kirchenverwaltung von der Patriarchalsynode per Dekret sanktionieren ließ4 I 4 • Daß der Kaiser sich der Kirche gegenüber Privilegien erzwingt, die ihm bisher ohne rechtliche Satzung zugestanden worden waren, zeigt sowohl seine Macht als auch die Schwächung seiner Position. Bei Kydones findet sich kein einziger Reflex auf diesen Vor gang, obwohl er als maßgeblich Mitbeteiligter an den Unionsverhandlun gen in Kirchenfragen bewandert und als gebildeter Theologe mit der Problematik der Gewaltenteilung durchaus vertraut gewesen sein muß. Daß sein ebenfalls der westlichen Theologie zugewandter Bruder Procho ros Kydones in einer Auseinandersetzung mit den Palamiten Kaiser Joan nes V. vergebl ich als Schiedsrichter angerufen hat, kann. allenfalls als klei ner Hinweis darauf gedeutet werden, daß der Kaiser in theologischen Belangen nicht al lzu viel zu sagen hatte, doch mögen hier auch höfische Intrigen in Anschlag zu bringen sein4l S•
Unsterblichkeit des Kaisers Erwartungsgemäß spielt im christlichen Byzanz der Gedanke, daß der kai serliche Herrscher aufgrund seines Amtes Unsterblichkeit besitzen könnte, keine RoUe, jedenfalls nicht in dem S inn, als müßte sein Leib durch die enge Zugehörigkeit zum Bereich des Göttlichen dem Tod gegenüber ebenfalls Koder, 2004, 87 f; zur engen Verflechtung von Kaiser und Kirche auch Hun ger, 1 989, 49 ff. 410 Vgl. Matschke, 2002, 1 48 f. 411 Vgl. Ostrogorsky, 1 955; Bloch, 1995, 102 ff und v.a. 485-50 1 (speziell zu Byzanz 498-50 I ); Dagron, 1 996, 275 ff. 412 Vgl. allgemein Erkens, 2002, 27 f, rur das späte Byzanz Matschke, 2002, 1 6 1 . 413 Vgl. Beck, 1 968, 6 1 9; nach Dagron, 1996, 288 f, geht der Kaiser seines sakralen Charismas verlustig; vgl. auch Matschke, 2002, 1 6 1 . 4 1 4 Die betreffende Patriarchalsynode fand zwischen 1 380 und 1 382 statt; vgl. Beck, 1 968, 6 1 9. Ausftlhrlich Dagron, 1 996, 3 1 6-3 1 8, mit Aufzählung der einzelnen Privilegien und Interpretation. 41S Vgl. T 8 1 (nicht bei L, sondern nur bei Mercati ediert), v.a. Z. 230-235.
IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
99
immun sein, wie man sich etwa in antiker Tradition den mythischen Ur herrscher Roms, Romulus, nach seiner Herrschaft nicht als gestorben, son dern als zu den Göttern entrückt vorstellte4 16 • Wie sehr die Regierungszeit eines Kaisers selbst ohne die natürliche Grenze des Todes "vergänglich" sein konnte, zeigen gerade die wechselvollen Verhältnisse bei der Thron besteigung von Ioannes V. Palaiologos und in der Auseinandersetzung zwischen ihm und seinem Sohn Andronikos IV. Palaiologos4 l 1, und ein mal heißt es im Briefcorpus sogar explizit, daß alles dem Wandel und dem Schicksal unterworfen sei, auch das Los der Kaiser4 l 8 •
Der Kaiser als Wundertäter und Heiler Eine weitere mögliche, aber nicht notwendige Facette herrschaftlicher Sakralität besteht in der Vorstellung, der Herrscher verfUge über wunder bare Heilkräfte4 l 9 . Durch einen Kaiser bewirkte Heilungswunder werden von Kydones nirgends erwähnt, doch lassen sich gewisse Anklänge an 416
Vgl. Cic. rep. 2, 10: Als Romulus nach einer Sonnenfinsternis nicht mehr aufgetaucht war, glaubte man, er sei unter die Götter versetzt worden. Es sei erstaunlich, so Cicero (durch den Mund des Scipio), daß sich diese Meinung über Romulus durchsetzen konnte, denn die Sagen von Apotheosen aus früheren Zeiten könne man auch auf die Naivität und Leichtgläubigkeit der damaligen, noch ungebildeten Menschen zurück fUhren, Romulus aber habe erst vor relativ kurzer Zeit unter bereits aufgeklärten und geistig fortgeschrittenen Zeitgenossen gelebt. Vgl. dazu die mit zweifelnden Untertö nen durchsetzte Schilderung der EntrUckung des Romulus bei Liv. 1 , 16. Zum Ge danken der aeternitas des römischen Kaisers und seinem Fortwirken in Byzanz s. auch Treitinger, 1 956, 1 22 f. 41 7 Man vergleiche dazu folgende Bemerkung in dem Schreiben an Ioannes V. Palaiolo gos, in dem Kydones gegen das kaiserliche Verbot, nach Lesbos auszureisen, Be schwerde erhebt (T 1 09 L 1 1 7, Z. 54 f): "Denn ist das keine öffentliche Strafe, wenn du mir die Freiheit entziehst, die du, solange du Kaiser bist, von Rechts wegen allen bewahren sollst?", mit dem bezeichnenden kurzen Einschub: EWe; LXV �e; ßaaLAeue;. 418 T 220 = L 224, Z. 33-35. 41 9 Es geht hier also speziell um die Vorstellung vom Herrscher als Wunderheiler (ra; thaumaturge, Bloch, 1 995), nicht um das Bild vom Herrscher als Soter, als Heilbringer im weiten Sinn. Allgemein dazu und mit weiterfUhrenden Hinweisen Erkens, 2002, 1 113. Für die byzantinische Geschichte s. Haussig, 1959, 244; Hunger, 1 989, 80 f, und 1 990, 1 8, der die Bedeutung dieses Aspektes fUr Byzanz unterstreicht. Zum Zusam menhang von Heiligkeit und Wunderkraft des Herrschers vgl. Bloch, 1 995, 98: "Die Könige Frankreichs und Englands konnten zu Wunderheilern werden, weil sie bereits seit langem geheiligt waren . . . " und 1 1 2 f: "Die Könige waren also doppelt fUr ihre Rolle als wohltätige Thaumaturgen prädestiniert: zunächst durch ihren geheiligten Charakter an sich und näherhin durch die aufflilligste und ehrwürdigste Quelle, die ih nen diesen Charakter vermittelte." Letzteres sagt Bloch "von jenem geweihten Öl, das vielen Kranken als das wirksamste Heilmittel erschien", und mit dem die Könige bei der Krönung gesalbt wurden ( 1 1 2). =
1 00
IV. SakraliUIt von Herrschaft bei Demetrios Kydones
diese Vorstellung finden, die erahnen lassen, daß für ihn ein solches Ge schehen zumindest im Bereich des Denkbaren lag. Am deutlichsten ge schieht dies in dem bereits etwas ausführlicher behandelten Brief an den in Thrakien weilenden Ioannes VI. Kantakuzenos aus dem Spätsommer l 346, in dem der krank darniederliegende Kydones auf die Rückkehr des Kaisers wie auf die Ankunft des Asklepios hofft und seiner Zuversicht Ausdruck verleiht, mit dem Kommen des Kaisers würden alle Plagen ver schwinden, denn er könne jedes Übel der Menschen heilen420 • Weniger konkret ist eine an einen Arzt in Thessalonike gerichtete Bemerkung aus der Mitte der 1 3 60er Jahre, mit der Kydones den Adressaten, der offensichtlich den selbst einer Heilung bedürftigen Kaiser Ioannes V. Palaiologos wieder gesund gemacht hatte, lobt und rühmt, ön Kat '[ilv OlKOUflEVTJV EQQwaac;, ave ' '!ml0KQcX'tOUC; '[CiJ ßaau\LKciJ Y E VOfl E voC; aWflan "weil du dem ganzen Erdkreis Gesundheit geschenkt hast, da du dem Leib des Kaisers zum Hippokrates wurdest,,4 2 1 . Spielte Kydo nes aber in dem vorher angefiihrten Brief allem Anschein nach auf eine tatsächliche Krankheit an, unter der er zu leiden hatte, und damit auch auf eine - erhoffte - tatsächliche Hei lung durch die Gegenwart des Kaisers, ist der Zusammenhang zwischen Gesundheit des Herrschers und seiner heilenden Ausstrahl ung auf den "ganzen Erdkreis" bereits mehr im S inne einer bildhaften Enkomiastik zu verstehen, nicht so sehr als Hinweis auf den Glauben an einen ursächl ichen und notwendigen Zusammenhang zwi schen Herrscherwohl und Untertanenheil 422 • Auch die einen Brief an Ioannes VI. Kantakuzenos abschließende Bitte, der Kaiser möge der be drängten Heimatstadt des Absenders, Thessalonike, zur Hilfe eilen, und damit denen, die "in Ohnmacht sinken", zum Hippokrates werden, ist zweifellos in übertragenem Sinn zu verstehen42 3• Die "materiellen" Auswirkungen der Heiligkeit können sich n icht nur auf eventuelle Wunderkräfte des Herrschers beziehen, sondern auch in ei nem weiter gefaßten S inn auf eine gewisse Ausstrahlung, die vom Körper des Herrschers - zu seinen Lebzeiten wie auch noch danach - ausgeht, auf -
420
Vgl. T 14
=
L 1 0, Z. 20-24; s. dazu oben unter V,4 am Ende.
42 1 T 65 = L 1 00, Z. 8 f. Zur ansonsten in Byzanz sehr geläufigen Vorstellung, daß vom
Wohlergehen des Kaisers das Wohl des Volkes und Reiches abhängt, vgl. Treitinger, 1 956, 1 82: "Es verging kein Fest, an dem nicht die Verbundenheit des Volkes mit dem Herrscher und die Sorge rur sein Wohl, das ja das Wohl des Staates war, sich in zahlreichen Bittakklamationen zeigte." 422 Die Stelle ist somit nicht als Beleg rur die Existenz einer dem germanischen "Königs heil" (so es ein solches überhaupt gegeben hat) ähnlichen Vorstellung in Byzanz zu werten. Zum "Königsheil" s. Erkens, 2004, RGA 26, 225 ff. 423 T 8 L 7, Z. 65 (ca. August 1345). =
IV. Sakralität von Herrschaft bei Demetrios Kydones
101
eine sakrale Aura, die ihn umgibt4 24• Diesbezügliches läßt sich i m Brief corpus so gut wie Überhaupt nicht finden. Entfernt mag dieser Vorstel lungskomplex anklingen, wenn Kydones sich wie ein Myste danach sehnt, in die "großen Mysterien" eingeweiht zu werden Kai. ßaaIAEWC;; lbElV aQE'tTJV 1[EQI. 'tTJV tl!J.E'tEQav aa'tQa1['tovaav XWQav - "und die unser Land durchstrahlende Vollkommenheit des Kaisers zu schauen"m . Ein andermal stellt Kydones 'toü !J.EYciAov ßaaIAEWC;; 6�JlC;; Kai. 0!J.lAla, das Verweilen in der Nähe des "großen Kaisers", als etwas Kostbares dar426, doch wird diese auf Ioannes V. Palaiologos gemünzte Bemerkung durch das Prisma untergründiger Ironie gebrochen42 7 •
Heiligkeit von kaiserlichen Insignien und sonstigen Gegenständen Hinweise auf eine heiligende oder heilende Ausstrahlung kaiserlicher Insi gnien oder m it dem Kaiser in Berührung kommender oder in enger Bezie hung stehender Gegenstände feh len gänzlich - wiederum im Gegensatz zur Tradition42 8 • Von natilrlicherweise zu erwartenden Abwandlungen und
4 24 Zur Aufteilung in "materielle" und "geistige" Auswirkungen herrschaftlicher Sakralität
42 5 426 427
4 28
vgl. H,2. So spricht bspw. der Mönch Theoktistos, ein Zeitgenosse von Kydones, in seinem i\oyoe; eie; u']v avaKofllbTJv 'wü €V aYlOle; 7la1:QOe; �flwV A8avaulou na1:QuXQXou Kwvu1:avnvovnoAewoQwv 'tae:; ßaatAu flf.V at;i.Wfla't:L nav'tae:; vLKWv'ta. 525 T 3 8 1 L 397, Z. 2 1 : 'tov 'to KOlVOV axfJfla 't1j aocpiq Koafloüv'ta. =
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V. Herrschaft als Ehrenstellung
1 27
göttliche Herkunft des Amtes, sondern eben diese "Ehrenstellung" an sich ist es, die den Kaisern "wichtiger ist als ihr Leben", wie Kydones einmal leicht spöttisch bemerkt526• Von hier aus betrachtet fäl lt noch einmal ein anderes Licht auf die zahlreichen Passagen in den Kydonesbriefen, die dem Herrscher eine be sonders herausgehobene Stellung zuweisen, sowohl an und für sich ge nommen, als auch in Abhebung zu den "gewöhnlichen" Sterblichen. Es wurde darauf hingewiesen, daß die entsprechenden Aussagen kein einzi ges Mal mit religiösen Argumenten oder Motiven untermauert werden. Das fügt sich nun nahtlos in den eben vorgelegten Befund und das dahin ter vermutete Aufkeimen einer neuen gedanklichen Konzeption vom Phänomen "Herrschaft". Wie "Ehre" - anders als "Heiligkeit" - keine be griffsimmanent notwendigen Implikationen hinsichtlich ihrer Herkunft enthält, ist unter diesem Aspekt auch der Topos einer herausragenden Position des Herrschers gewissermaßen neutral und anpassungsfähig. Die hohe Stellung kann von Gott verliehen, vom Volk übertragen oder vom Herrscher selbst errungen sein - all dies ist denkbar, ohne daß man von der Ausdrucksweise her auf eine Möglichkeit festgelegt würde. Exemplarisch verdichtet zeigt sich der unterschwel lige Paradigmen wechsel an dem auffälligen Schwinden der Hei ligkeitsanrede. Das tradi tionelle und eindeutig religiös determinierte äYlO� wird so gut wie voll ständig gemieden und durch blassere, allgemeinere und "weltliche" Anre deformein wie etwa navnx aQla'ro� ersetzt527 .
3 . Gerechtigkeit und Vernunft verdrängen Frömmigkeit
Vom Standpunkt dieser Überlegungen aus erscheint es weiterhin nur fol gerichtig, daß sich auch in der Gewichtung der Pflichten und Tugenden, die von einem Kaiser gefordert werden, gewisse Verschiebungen ergeben. Es wäre zu erwarten, daß mit dem Schwinden des Heiligkeitsbegriffs auch spezifisch religiöse Auszeichnungen und Aufgaben an Bedeutung ver lieren. Wie beobachtet, ist in den Kydonesbriefen die Zahl christlich-bibli scher Bezüge tatsächlich verschwindend gering, und Hinweise auf eine kultische Sonderfunktion des Kaisers fehlen völlig. Auch spielen Fröm526 T S27
54
=
oXfJ fla.
L 73, Z. 42 f: oroSa yaQ we;; Kai 7tQo TIje;; ljJux�e;; 't:Ol bOlWUV'[WV Kat KOL vfj UUVOLUOV'[WV u'[oxal:Eu8aL "ein Kaiser aber hat danach zu su chen, was Gottes Wille und was dem Gemeinwohl zuträglich ist". Wie be reits ausgefiihrt, werden solche traditionellen Elemente in der Regel nicht dazu eingesetzt, um zu verdeutlichen, daß der Kaiser fur seine Untertanen sorgt, um damit Gott zu gefallen, sondern um dem Kaiser zu zeigen, daß er von Gott erwählt wurde, um den Untertanen zu nützen. Diese Forde rung kann aber auch mit einem bloßen Hinweis auf die Ehrenstellung des Herrschers begründet werden, ohne daß dabei die göttl iche Erwählung in den Blick kommen müßte, und d iese Stellen überwiegen bei Kydones deutlich die herkömmliche Argumentation. Es handelt sich gewisserma ßen um ein Weiterleben "mittelalterlicher Herrschaftsnormen in säkula risierter Form"m. Nach den bisherigen Untersuchungen ist es nicht erstaunlich, daß in den Kydonesbriefen die sozialen Regeln und Gesetze des gesellschaftli chen Zusammenlebens gerade im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Herrscher und Beherrschten eine größere Rolle spielen als ihre theore tisch-theologischen Fundamente. Dies entspricht einer Tendenz, die sich auch in theologischen Traktaten des Westens beobachten läßt. Schon bei Bonaventura zeichnet s ich ein Vorgehen ab, das bei späteren Theologen zu Beginn der Neuzeit noch stärker hervortritt, nämlich lediglich empi risch das, was eine Gesellschaft faktisch der Ehre fur wert hält, summa risch aufzuzählen, ohne dabei auf ethische und religiöse Prinzipien zu rekurrieren573 • Der bereits besprochene Brief, in dem Kydones sich mit der Bitte an Ioannes V. wendet, er möge doch eine Gruppe von Domini kanermönchen aufnehmen und unterstützen, mag d ies beispielhaft veran schaulichen. Es ist bezeichnend, daß Kydones es offenbar nicht fiir ausreichend hält, Ioannes V. mit der Verheißung auf himmlischen Lohn und mit der Mahnung an sein von Gott übertragenes Stellvertreteramt zu motivieren, sondern anschließend lange und ausfiihrlich darauf eingeht, was der Kaiser von den Mönchen als Gegenleistung fiir seine Wohltätig keit erwarten darf74 • Das Prinzip des do ut des als Motivationsgrundlage -
S7 I sn
S7J S 74
T 1 05 L 1 47, Z. 24-26; vgl. dazu auch die inhaltlich parallele Aussage in T 04 1 1 L 399, Z. 20-25. Wie es Staubach, 1 990, 34 1 , etwa auch fii r den "aufgeklärten Absolutismus frideri zianischer Prägung" diagnostiziert. V gl. dazu Korff, 1 966, 2 1 f. Der betreffende Absatz ist immerhin 20 Zeilen lang; T 04 1 1 = L 399, Z. 29-49. =
=
V . Herrschaft als Ehrenstellung
138
und Triebfeder altruistischer Interaktionen zwischen verschiedenen gesel l schaftlichen Gruppen und ihren Vertretern kommt auch noch andernorts zum Tragen. Die Untertanen d ienen dem Herrscher, damit er sie entlohnt und ihren Wohlstand sichert5 7 5 ; gelingt es dem Herrscher, diesen Aufga ben zur Zufriedenheit der Beherrschten nachzukommen, gereicht es wie derum d iesem selbst zur Festigung seiner Position und zum Ruhm 5 76 • Was aber, wenn der Kaiser den in ihn gesetzten Erwartungen nicht ent spricht? Fälle, in denen der Kaiser nach Kydones' Ansicht nicht so han delt, wie er sollte, verleiten ihn zu Aussagen, welche punktuell die Konse quenzen der beobachteten Akzentverschiebungen ans Tageslicht treten lassen und damit unverkennbar Züge einer Entsakralisierung des Herr scherbildes aufweisen. Wenn der Kaiser (Manuel II.?) sich den herrscher l ichen Pflichten durch sein Fernbleiben von Konstantinopel weiterhin entziehe, so laufe er Gefahr, "nichts zu haben, was dazu berechtigt, ihn so zu nennen, wie man in nennt", schreibt Kydones an einen gewissen Alusianos, den er bittet, den Herrscher doch zur Rückkehr zu bewegen 5 77 • Auf die Spitze getrieben erscheint dieser Gedanke freilich in dem bereits ausführlicher besprochenen Mahnbrief an Ioannes V., in dem Kydones vom Kaiser verlangt, ihm endlich das schon seit längerem ausstehende Gehalt zu zahlen57 8 • Wer Anspruch auf die Herrschaft erhebe, müsse auch seine Untertanen gerecht behandeln. Wenn Ioannes V. das Geld zahle, dann werde er ein Herrscher sein, wenn nicht, dann werde er n icht nur ein schlechter Mensch sein, sondern auch den gerechten Anspruch auf die Be zeichnung "Herrscher" verlieren. Der B lickwinkel des Verfassers der Briefe richtet sich in all den ge nannten Punkten gleichsam mehr auf die Horizontale als auf die Vertikale. Nicht, daß damit die theologischen und sakralen Aspekte des kaiserlichen Amtes negiert oder auch nur bewußt zurückgedrängt würden. Es bahnt sich eine andere Sicht der D inge an, die durchaus neben der alten bestehen kann, ohne daß es sogleich zu Störungen oder gar offenen Widersprüch Iichkeiten kommen müßte. D iese neue Sichtweise ist maßgeblich durch den Zug charakterisiert, der m it dem Stichwort "Funktionalitätsdenken" m
576 S77
m
Vgl. etwa T 258 L 264, besonders Z. 1 1 2 f. Deutlich ausgesprochen bspw. in T 2 1 4 L 22 1 , Z. 36-39, wiederum in einem Emp fehlungsschreiben filr einen Mönch namens Garcia an Ioannes V. Palaiologos. T 204 L 208, Z. 1 1 f; wichtig dazu TinnefeId, 1 99 1 , 1 57: "Sc. ' Kaiser'; tatsächlich hatte Kydones an dieser Stelle ursprUnglieh 'ßaau\nJC;' geschrieben. Ein bemerkens werter Hinweis d arauf, daß der Herrscher filr seine Untertanen da ist." Es ist nicht ganz gesichert, ob sich der Brief auf Manuel 11. bezieht; auch der Zeitraum (ca. 1 3 8 1 ?) ist unsicher; vgl. dazu die Diskussion von Tinnefeid a.O. T 98 L 70; vgl. dazu S. 1 06. =
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V . Herrschaft als Ehrenstellung
1 39
umschrieben wurde. Für Kydones ist nicht so sehr entscheidend, wie d ie Stellung, die der Kaiser innerhalb der Gesellschaft einn immt, zu cha rakterisieren und worauf sie letztlich zurückzuführen ist, sondern eher, ob der Kaiser seine mit dem Amt übernommenen Pflichten und Funktionen zur Zufriedenheit der Untertanen erfüllt579 • Erfullt er sie gut und nach ver nünftigen Maßstäben, entspricht dies seiner herrschaftlichen Ehrenstel lung und trägt auch zum Erhalt d ieser Position bei. Kommt er seinen Pflichten nicht nach, verdient er auch die Bezeichnung "Kaiser" nicht.
6. Entsakralisierung
Die Entmystifizierung des Kaiserbildes geht soweit, daß d ie auf Sakral ität beruhende, exemte Stellung des Herrschers, die ihn weit über die Unterta nen, ja selbst über die Gesetze erhebt und damit aus der Gesel lschaft, die ihn trägt, herausnimmt, zumindest de facto aufgegeben wird. Der Kaiser steht nicht mehr über der Gesellschaft, sondern in ihr5 80 . Er ist nicht mehr 8lOOe; Eniynoe; "Gott auf Erden"581 , sondern Mensch unter Menschen. In den staatstheoretischen Traktaten der Neuzeit wird diese Entwicklung konsequent zu Ende geführt. So sind beispielsweise fur Machiavelli im er sten Kapitel seiner Abhandlung Il Principe Macht und Herrschaft gege bene Realitäten. Die Frage nach ihrer Begründung und Herkunft wird überhaupt n icht mehr gestellt. Der Fürst wird nicht von Gott eingesetzt, sondern er erwirbt sich seine Machtposition selbst, durch seine "Tüchtig keit" oder auch durch "Glück" (virtu 0 fortuna)582 . Welch weitreichende Implikationen diese neue Sichtweise nach sich zieht, wird dem Betrachter -
5 79
Dieses Ergebnis wird ergänzt durch die Beobachtungen von Matschkel Tinnefeid, 200 I , 93, wonach in der Mitte des 1 4. Jahrhunderts "der Gedanke einer funktionalen Gliederung in der Gesellschaft Fuß gefaßt hatte, daß er auch von der Macht- und Besitzelite aufgegriffen wurde . . ." und "daß diese Diskussionen und Kontroversen in gewissem Sinne die Gesellschaftsentwicklung der frühen Palaiologenzeit bilanzieren". 5 80 Dieses neue Verhältnis spiegelt sich auch in modemen historischen Untersuchungen wider. So liegt bspw. in ' der Arbeit über die Gesellschaft im späten Byzanz von Matschke und Tinnefeid (200 I ) das Interesse hauptSächlich auf "Gruppen, Strukturen und Lebensfonnen" (so der Untertitel). Es findet sich dort neben den Hauptabschnitten über "die gesellschaftliche Mitte", das "aristokratische Unternehmertum", "die Gruppe der literarisch Gebildeten", und neben Ausftlhrungen über das "Volk" und die "Büro kratie" kein eigener Abschnitt mehr zur gesellschaftlichen Institution des Kaisertums. 5 8 1 So die Bezeichnung des Kaisers durch Kekaumenos im ersten Kapitel seines A6yoC;
582
voU8 f'rr]"nKOc; TlQOC; ßauu\Ea.
Vgl. Machiavelli, l/ Principe, die Kapitel 6 und 1 4.
1 40
V. Herrschaft als Ehrenstellung
erst bewußt, wenn er in Rechnung stellt, was al les von der traditionellen Herrschaftskonzeption in den Kydonesbriefen nicht oder kaum mehr er wähnt wird; wenn er etwa vor Augen hat, was die Forschung resümierend über den Kaiser in Byzanz schreibt: "ln keiner Institution kommt die enge B indung des byzantinischen Staates in allen seinen offiziellen Lebensfor men an das Christentum deutlicher zum Ausdruck als i m Kaisertum. Hun dertfältig sind die Beziehungen zwischen der Person des Kaisers und Gott,,583 . Oder: "Das Bild von Herrscher und Reich, das hier gesehen und geglaubt wird, in einem monarchischen Schaubild, vielleicht dem 'weihe vollsten Europas gefaßt ist', kann nach menschlichen Begriffen nicht mehr weiter erhöht werden. Im Mittelpunkt steht die alles beherrschende Gestalt des Kaisers, der als Mensch in göttliche Sphäre gehoben erscheint, transzend iert ist,,5 84 . Theoretisch ist er das rur Kydones auch. Aber nicht mehr praktisch.
7. Ehrenstellung des Herrschers als "Schwellenmodell"
Dies mag etwas salopp dahingesagt erscheinen, fuhrt aber direkt auf einen letzten, wichtigen Punkt in Bezug auf das erarbeitete Modell von Herr schaft als Ehrenstellung. Mag d ies aus dem Vorangegangenen auch schon deutlich geworden sein, so soll hier doch noch einmal explizit darauf hingewiesen werden, daß dieses Schwellenmodell n icht dieselbe histori sche Valenz besitzt wie sein Vorläufer und sein Nachfolger. Bei der tradi tionellen Auffassung vom sakralen Herrschaftsamt sowie bei späteren Staats- und Gesellschaftstheorien über das Wesen von Herrschaft als insti tutionalisierte Machtausübung handelt es sich um gedankl iche Konzepte, die auf theoretischer Reflexion und bewußter Pflege beruhen, während d ie Auffassung von Herrschaft als Ehrenstellung ledigl ich transitorischen Charakter besitzt und dieser Übergang sich weitgehend unbemerkt und unreflektiert vollzieht. Der Erkenntnisgewinn dieses Modells liegt n icht so sehr in der Möglichkeit der Beschreibung eines Ist-Zustandes, eines "Was", als vielmehr in der Beschreibung eines "Wie", indem es vom ana lysierenden H istoriker als Instrument eingesetzt werden kann, m it dessen Hilfe sich die Fragen nach Art und Weise und nach den Gründen des komplexen und tiefgreifenden Wandels im Herrscherbild erhel len und verständlich machen lassen. 58 ) Hunger, 1 989, 26. 584 Treitinger, 1 956, 233, vom Zeremonienbuch Konstantins VII. ausgehend.
141
V. Herrschaft als Ehrenstellung
Inwieweit und mit welchen Modifikationen sich dieses Übergangsmo dell auch anderweitig greifen läßt - diese Fragen führen auf ein weites Feld und eröffuen neue Ansatzpunkte für die Forschung. Zeiten des ge sellschaftlichen Umbruchs liefern dem Historiker immer ein uneinheitli eh es B i ld, weswegen die Beobachtung verschiedenster Strömungen zu er warten ist. Weitere srsätbyzantinische Briefcorpora bieten hier lohnende Untersuchungsfelder5 5 • Vorausgreifend sei angedeutet, daß mit einer ähn l ichen Detailanalyse und Aufarbeitung der Belege die am Kydones' schen Corpus erzielten Ergebnisse in entsprechend modifizierter Form auch an den Briefen von Kydones' Schüler Manuel Kalekas aufgezeigt werden könnten. In ihnen findet sich kaum mehr eine Sakralisierung des Herr schers, ein genereller Rückgang rel igiösen Vokabulars ist zu verzeichnen, dafür wird ersatzweise die herrscherliehe Würde und Ehrenstellung ver mehrt betont. Diesen etwa bei Kydones und Kalekas zu beobachtenden Tendenzen stehen andere Quellen entgegen, wie beispielsweise d ie Aus drucksweise in einem Brief an Kaiser Ioannes V. Palaiologos aus den frühen 1 3 70er Jahren zeigt, wo der unbekannte Verfasser bereits in der Anrede das gesamte Arsenal traditioneller Sakralitätsaussagen auffährt5 86 : KQanu-rE, 8 Eou-rEn'rE, 8wnQo[3ATJ'rE, 8wb6�au-rE bEuno-ra f.10U [3aUL AEü äYlE "Du Mächtigster, von Gott gekrönt, Ausstrahlung Gottes, von -
Gott geehrt, mein heiliger Herr und Kaiser!"
Weitere Beispiele gehen in d ieselbe Richtung, wie etwa die folgende An rede in einem Höflichkeitsbrief an Kaiser Ioannes VI. Kantakuzenos: ewb6�au-rE, 8EOf.1EyaAuv'CE bEuno'Ca f.10U äYlE [3cwtAEü "Du, der du von Gott deinen Ruhm hast, von Gott deine Größe, du mein heiliger Herr und Kaiser!" -
In d iesem wie im vorigen Brief sind es aIlerdings nicht nur die einleiten den Floskeln, welche deutliche Aussagen zur Sakralität des Herrschers treffen und die uns bei den Kydonesbriefen möglicherweise nur n icht überliefert sind, sondern auch im laufenden Text ist wiederholt von der "hei l igen Majestät" (aYla ßaaLAEla) des Kaisers die Rede, wird der Kai ser explizit und betont immer wieder mit der göttlichen Sphäre in Verbin dung gebracht58 7 ; und obwohl der zweite Brief in moderner Edition insge samt nicht mehr als eine halbe Seite umfaßt, findet sich auf diesem engen
58 5 586 5 87
Eine Übersicht Uber diese Corpora, ihren Umfang und die jeweils maßgebenden Edi tionen bei Matschkel Tinnefeid, 200 1 , 255 mit Anm. 2 1 2. Text und Ü bersetzung nach Karisson, 1 98 1 , 52 f. Vgl. Karlsson, 1 98 1 , 52 f; 57-59.
1 42
V. Herrschaft als Ehrenstellung
Raum sogar ein Beleg für die Heiligkeit zum Herrscher gehörender Ge genstände, wenn von der "göttlichsten und ruhigen kaiserlichen Kammer" die Rede ist, in welcher der Kaiser zu Gott betee88 • Vergleichbares ist im gesamten Briefcorpus von Kydones nirgends zu entdecken oder auch nur angedeutet. Typisch rur eine historische Übergangssituation: das Neben einander sich zwar nicht notwend ig gegenseitig ausschließender, sich aber doch deutlich voneinander unterscheidender denkerischer Konzeptionen und sprachlicher Ausdrucksformen. Charakter und Spezifika des Schwellenmodells "Herrschaft als Ehren amt" sol len zusammenfassend in einem tabellarischen Überblick darge stellt werden. Dem angestrebten Zugewinn an Luzidität steht der Nachteil entgegen, dabei m it etwas groberen Pinselstrichen malen zu müssen. Ent gegen der suggestiven Wirkung starrer Tabellenspalten gilt es, sich dessen bewußt zu b leiben, daß die Übergänge zwischen den einzelnen "Model len" fließend sind und nicht unbedingt kontinuierlich verlaufen5 89 •
S8 8 Zeile I 1 f in der Edition von KarIsson, 1 98 1 , 57 f; die Ü bersetzung weicht von Karls
son ab, der EV '1:4J 8Elmcncp Kai ßaulAL1