ZERO KAMA, EDITION ANANAEL, NEKROPHILE REKORDS Ein Interview mit Michael DeWitt
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ZERO KAMA, EDITION ANANAEL, NEKROPHILE REKORDS Ein Interview mit Michael DeWitt
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soterische Bücher gibt es wie Sand am Meer, doch nur wenige können wirklich den Anspruch erfüllen, dem interessierten Leser neue Wege zu eröffnen. Die Bücher der Edition Ananael werden diesem Anspruch gerecht. Der Verlag hebt sich nicht nur durch die erstklassige Auswahl der Werke hervor, er versteht es auch hervorragend, durch qualitativ hochwertige Übersetzungen und ein prächtig aufgemachtes Äußeres, dem Leser mehr zu bieten, als nur „ein weiteres Esoterik Buch“. Edition Ananael ist in erster Linie Michael DeWitt. Dieser steckte auch hinter Zero Kama, dessen „The Secret Eye of Laylah“ der Klassiker der Ritualmusik schlechthin ist. Genug der Vorrede, hier nun das Interview mit Michael DeWitt : ? Berichte doch bitte etwas über die Anfänge und die Entwicklung von Edition Ananael, und, wie Ihr mit Magie in Berührung kamt. Die Edition Ananael wurde 1990 in Wien als Eigenverlag gegründet, um Austin Osman Spares Gesammelte Werke, die ich im Winter 1989/90 übersetzt hatte, in Buchform herauszubringen. Die Idee, einen Verlag zu gründen, bestand von Anfang an, und konnte schließlich mit Hilfe meiner Frau Petra, die ich zur selben Zeit kennengelernt hatte, in die Tat umgesetzt werden. Mittlerweile sind wir ein gewerblicher Verlag und bringen jährlich 2-3 Bücher zum Thema Okkultismus, Spiritualität und Magie heraus, die bis jetzt vom Buchhandel und unseren Lesern durchweg begeistert aufgenommen wurden. Unsere eigenen magischen Anfänge sind sehr unterschiedlich : Petra wurde bereits als Kind von ihrer Großmutter in eine magische Tradition der Zigeuner eingeweiht und lebte lange Zeit auf Jamaika, wo sie
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mit schwarzen Obeah- und Voodookulten in Berührung kam. Ihre Zauberei ist reine psychische Technik und hat sehr wenig mit westlicher Magie zu tun. Ich selbst beschäftigte mich in meiner Jugend mit östlichen Meditationstechniken, und kam schließlich mit westlicher Magie und vor allem mit der Zauberei Austin Osman Spares in Kontakt, die mich stark beeinflußt hat. ? Bekommt Ihr den Esoterik Trend eigentlich ernsthaft zu spüren? In den (mittlerweile großen) Esoterik Ecken stapeln sich zum Großteil recht blödsinnige Machwerke, aber gute ernsthafte Literatur zum Thema ist da nicht vorzufinden. Ich habe bisher noch keines Eurer Bücher in Buchhandlungen gesehen (esoterische Fachhandel mal ausgenommen). Wir beliefern derzeit 500 Buchhandlungen im deutschsprachigen Raum, vorwiegend esoterische Fachbuchhandlungen, aber auch normale Buchhandlungen. Daß letztere unsere Bücher seltener lagernd haben, liegt an den Mechanismen des Buchhandels, durch die kleinere Verlage aufgrund der Fülle des Angebots leicht auf der Strecke bleiben können. Im allgemeinen behaupten wir uns jedoch im ansonsten stagnierenden Buchhandel relativ gut. ? Wie sehen Eure persönlichen magischen Vorlieben aus? Ich hörte einerseits, das Ihr keiner Gruppierung angehört, und andererseits, daß Ihr im IOT seid? Könnt Ihr Euch mit einer der vielen Szenen identifizieren? Ich stand zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlicher Intensität mit verschiedenen magischen oder spirituellen Gruppierungen in Kontakt, von denen u.a. (noch in den 70er Jahren) die TM Maharishi Mahesh Yogis, in den frühen 80er Genesis P-Orridge`s Temple ov Psychic Youth und in den späten 80ern Pete Carrolls Illuminates of Thanateros zu nennen wären. Im I.O.T. gründete ich den Tempel Pleasure Dome, der schließlich in den schicksalhaften Vorfällen im Sommer 1990 auf Burg Lockenhaus geschlossen exkommuniziert wurde, da unsere Magie bereits so mächtig, kraftvoll und kompromißlos war, daß man uns nur noch fürchtete. Wenn jedoch die Obersten einer Hierarchie ihre (Schein-)Autorität gegen fähigere Anfänger verteidigen müssen, dann bricht diese Hierarchie unweigerlich auseinander, wie es eben in den letzten Jahren mit dem I.O.T. geschehen ist. Da wir unserem eigenen magischen System folgen, das abseits aller bekannten esoterischen Richtung existiert, kann ich mich mittlerweile mit keiner bestehenden magischen Gruppierung mehr identifizieren. ? Ihr habt Pete Carrolls „Liber Kaos“ veröffentlicht. Seine ersten Bücher „Liber Null“ und „Psychonautik“ sind ja leider schon lange nicht mehr erhältlich. Werdet Ihr diese vielleicht herausbringen? Es ist ja bekannt, daß Herr Tegtmeier nicht mehr gut auf den IOT zu sprechen ist. Hat er noch immer die Rechte an der deutschsprachigen Ausgabe? Gibt es bereits Pläne oder Daten für Carrolls „Psybermagic“?
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Da sich Liber Kaos einigermaßen gut verkauft, ist es durchaus möglich, daß wir in Zukunft auch die ersten beiden Werke Pete Carrolls, Liber Null und Psychonautik, neu auflegen. Ralph Tegtmeier besitzt keine deutschen Rechte an den Werken Carrolls mehr, und dürfte nach seinem Bruch mit Pete Carroll tatsächlich auch wenig Interesse daran haben. Zu geplanten neuen Werken Carrolls, wie das erwähnte „Psybermagic“, liegen mir selbst keine Informationen vor. ? Ihr veröffentlicht ja nun auch endlich „Helrunar“, welches in England von der Kritik begeistert aufgenommen wurde. Im Gegensatz zum Großteil der Runenbücher betont es mehr die schamanistischen, individuellen Aspekte. Welchen Status räumt Ihr diesem Werk ein? Ein Teil der Runenszene scheint sehr angestaubt und dogmatisch zu sein. Denkt Ihr Bücher wie „Helrunar“ können als Impulsgeber für einen lockeren und besseren Umgang mit der nordischen Religion dienen? Helrunar halte ich für ein ausgezeichnetes Buch zum Thema Runen, vielleicht das beste, das soweit erschienen ist. Es ist richtig, daß Jan Fries eher die individuellen , schamanischen Aspekte betont, doch ist auch sein theoretisches Wissen sehr fundiert und stellt eine Quelle für viele neue Einsichten und Anregungen dar . Fries dürfte auch der erste Autor sein, der über Runen schreibt und zur Masse der germanophilen präfaschistischen Runenliteratur eine eindeutige Gegenposition bezieht. In dieser Hinsicht kann Helrunar tatsächlich zu einem besseren und lockeren Umgang mit der nordischen Religion beitragen. Da Jan Fries auch, was die Wirkungen magischer Prozesse betrifft, viel Verständnis und Feingefühl besitzt und seine Gedanken in einem neuen frischen Stil vermitteln kann, halte ich seine Bücher für einige der wichtigsten Neuerscheinungen der letzten Jahre. In der Flut esoterischer Literatur hat Jan Fries, wie auch sein ersten Buch, Visuelle Magie, gezeigt hat, tatsächlich noch etwas Neues zu sagen. ? Ein paar Fragen zum Spare Buch: Spare zu übersetzen war sicherlich keine leichte Aufgabe. Ich würde gern wissen, wie es war, sich so intensiv mit den Schriften auseinanderzusetzen. Gab es „Erleuchtungsmomente“ während der Übersetzung, Momente, wo Du beispielsweise dachtest „Oh, so hatte ich das vorher gar nicht gesehen“? Wie hat sich Deine Beziehung zu seinen Schriften während der Übersetzung verändert? Die Übersetzung der Schriften Austin Osman Spares war natürlich eine starke initiatorische Erfahrung für mich, da ich mich während des Übersetzens mitten in den Gedanken dieses großartigen unkonventionellen Geistes befand. Wenn du Spare nur der Bedeutung der Worte nach übersetzt, dann kommt so etwas wie Marcus M. Jungkurths Übersetzung des „Buchs der Freude“ heraus, d.h. bloßer Nonsense und Kauderwelsch. Wenn man jedoch versucht, den zugrundeliegenden Gedanken Spares selbst zu folgen, dann kann man die ganze magische
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Weltsicht dieses genialen Denkers enthüllen. Der Leser hat natürlich dasselbe Problem, da Austin Spare niemals offen seine magischen Geheimnisse preisgab, sondern sie hinter kryptischen Formulierungen und allegorischen Bildern verbarg. Spare wußte um die Brisanz seines Wissens und versuchte es (oder auch sich selbst) auf diese Weise zu schützen. Dringt man jedoch tiefer in seine Schriften ein und beginnt ihn zu verstehen, stellt dies an sich bereits eine große initiatorische Erfahrung dar und man kann hinter Spares Kryptizismus die grundlegende Einfachheit seines Systems erkennen und für sich selbst anwenden. ? Etliche Autoren (beispielsweise Tegtmeier in „Sigillenmagie in der Praxis“) stellen Spares System als einen Weg dar, der ohne Vorkenntnisse erfolgreich praktiziert werden kann. Ist das nicht absurd, wenn man bedenkt, daß allein das transzendieren des Wunsches aus dem Alltagsbewußtsein eine Übung ist, die nur durch hohe Konzentration und Willenskraft zu erreichen ist? Für wie „einfach“ hältst Du Spares System? Ich würde sagen, daß Spares System, d.h. im speziellen seine Sigillenmagie, sehr wohl ohne große Vorkenntnisse praktiziert werden kann. Ob allerdings erfolgreich, das liegt allein am Individuum selbst. Jeder Anfänger kann mit Sigillen wahrnehmbare magische Erfolge erzielen, doch wenn man es mit dieser Methode längerfristig wirklich etwas weiterbringen will, muß man sie schon sehr intelligent verwenden. Die Methode, durch die ein Wunsch aus dem Alltagsbewußtsein verbannt wird, ist nach Spare das Vergessen des Wunsches oder der Sigill. Wie man aus dem alltäglichen Leben weiß, braucht man, um eine Sache zu vergessen, weder Willenskraft noch Konzentration, sondern eher das genaue Gegenteil davon. Aus diesem Grund ist es am zielführendsten , zu Beginn nur kleine, nebensächliche Wünsche zu sigillisieren, während bei großen, unerfüllten Wünschen zusätzliche Methoden - vor allem eine schonungslose Selbstanalyse , um die zugrundeliegenden Hindernisse herauszufinden - angewendet werden müssen. Einige Tips, wie sinnvoll mit Sigillen umgegangen werden kann, sind übrigens in Jan Fries’ Buch „Visuelle Magie“ enthalten. ? Wie denkt Ihr über „magische Öffentlichkeitsarbeit“? Hier in Deutschland sind wir mittlerweile so weit, daß TV und Boulevardzeitungen die öffentliche Meinung beherrschen und steuern. Wie kann man dem Normalbürger alternative Weltanschauungen nahebringen, ohne daß man durch peinliche Talkshows laufen muß? Von spiritueller oder magischer Missionsarbeit halte ich sehr wenig, da ein bestimmtes magisches Wissen immer nur für eine bestimmte Entwicklungsstufe sinnvoll ist. Was für den einen ein sinnvoller und nützlicher Weg ist, das kann einen anderen in den Untergang treiben. Magie erfordert vor allem Intelligenz und Weisheit, und diese dem Normalbürger zu vermitteln, scheint mir ein eher aussichtsloses Unterfangen.
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? Stichwort Zero Kama : Mit ZK hast Du sehr früh experimentelle Musik erschaffen, die, soweit ich das den Titeln entnehmen kann, u.a. Spare, Crowley oder Kenneth Anger zum Thema hatte. Gab es eine besondere Intention hinter Zero Kama? Zero Kama war ein Soloprojekt von mir in den frühen 80er Jahren, das sich eher ergeben hat, als daß es eine geplante Sache gewesen wäre. Aus Menschenknochen und -schädeln selbst Instrumente herzustellen, darauf selbst zu spielen und alleine eine Aufnahme herstellen, die man selbst verkaufte, das stellte für mich ein Gesamtkunstwerk dar, das einen Bogen von der feuchten Erde des Friedhofs bis ins Plattenregal des Hörers spannte. Es gab zwar noch einige kleinere Veröffentlichungen auf Samplern und zwei Performances in Holland, doch das Meisterstück von „The Secret Eye... blieb etwas Einzigartiges, neben dem wahrscheinlich nichts zweites bestehen kann. Darüber hinaus entwickelt man sich ja auch selber weiter. Nichtsdestotrotz bin ich immer noch stolz auf die Aufnahme und bin oft überrascht, wie bekannt sie ist. ? Zu Nekrophile Rekords: Kannst Du etwas über die Projekte LASHTAL und KORPSES KATATONIK sagen? Welche Intention steht hinter diesen Projekten, und was war für Dich ausschlaggebend sie zu veröffentlichen? Werden alle Tapes als CD veröffentlicht werden? Das ist alles schon recht lange her. Korpses Katatonik war ebenfalls ein Soloprojekt von mir, eigentlich die erste Veröffentlichung von Nekrophile. Lashtal war eine italienische Gruppe, von der mir einige Nummern recht gut gefallen haben. Ich habe alle Aufnahmen, die bei Nekrophile erschienen sind, Staalplaat in Amsterdam überlassen und einiges davon ist auch bereits auf CD erschienen. ? Wie kam es zur Crowley Veröffentlichung? In Anbetracht von Crowleys Bekanntheitsgrad ist es ungewöhnlich, daß ein Großteil seiner Werke niemals auf Deutsch erschien, oder andererseits, billig gemachte Ausgaben mit schlechter Übersetzung zu Wahnsinnspreisen verkauft wurden. Werden weitere Bücher von ihm folgen?
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Wir sind selbst nicht gerade Anhänger Crowleys , doch haben wir uns zur Veröffentlichung seiner Hauptwerke entschieden, da er dennoch eine der wichtigsten Figuren im Okkultismus des 20. Jahrhunderts ist. Auch wenn ich mittlerweile zu Crowleys schärfsten Kritikern zähle, so habe ich seine Werke dennoch gelesen und studiert und dasselbe werden auch noch viele nach mir tun. Mit ein Grund für die Veröffentlichung von Crowley ist auch der vielbeklagte Umstand, daß es auf Deutsch bis jetzt nur minderwertige Übersetzungen und Ausgaben gegeben hat. Weitere Bücher von ihm werden voraussichtlich folgen, genaueres läßt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. ? Die Themen Eurer Bücher sind sehr unterschiedlich. Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl? Die grundlegende Intention ist die, ausgehend von unseren eigenen, eher ausgefalleneren Interessen ein möglichst breites Spektrum der Esoterik abzudecken und dieses beständig zu erweitern, um uns schließlich als einer der führenden Esoterikverlage zu etablieren. Maßgeblich ist für uns immer die Qualität - sowohl inhaltlich als auch was die Fertigung der unserer Bücher betrifft. Der Erfolg, den wir bisher hatten, scheint uns in dieser Hinsicht Recht zu geben. ? Welche Veröffentlichung sind für die Zukunft geplant und welches Buch ist Euer größter Erfolg? Crowleys Buch 4 wird wahrscheinlich erst im Frühjahr erscheinen, und Jan Fries „Helrunar“ im Herbst 1996. Weitere Projekte sind vorläufig noch nicht fixiert. Das Freya Aswynn Buch hat sich bis jetzt am besten verkauft. ? Bekommt Ihr Resonanz von den Lesern? Es gibt doch sicherlich Leser, die beispielsweise über Euch mit diversen Gruppierungen Kontakt aufzunehmen wünschen. Leitet Ihr diese Wünsche weiter? Diese Zuschriften halten sich sehr in Grenzen. Was zur Weiterleitung bestimmt, ist, wird natürlich weitergeleitet., doch Kontakte zu magischen Gruppen unterhalten wir selbst keine, so daß wir dafür sicherlich die falsche Anlaufstelle sind. Wenn es jedoch um Kontakte zu heidnischen Gruppen geht, (keltisch, nordisch-germanisch o.ä.) so kann ich Vivianne Crowleys soeben erschienenes zweites Buch „Phönix aus der Flamme“ empfehlen, in dem ein sehr umfangreicher Adressenteil von Gruppen, Magazinen, usw. enthalten ist. ? Habt Ihr ein Bild von Eurer Leserschaft? Welche Zielgruppe wird von Edition Ananael angesprochen?
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Unsere Leserschaft ist relativ interessant , da sie sich von den jüngsten Semestern bis hin zu den ältesten erstreckt, quer durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten. Es ist ein hoher Akademikeranteil zu beobachten, doch ansonsten gibt es keine spezifische Leserschicht, da unsere Bücher von Black-Metal-Fans genauso wie von esoterisch interessierten Hausfrauen und Freimaurern gelesen werden. ? Wie denkt Ihr über magische Orden und hierarchische Strukturen? Wenn man sich beispielsweise die Geschichte des OTO anschaut, so scheint es, daß diese Struktur nicht sonderlich erfolgreich war bzw. ist.? Von magischen Orden und hierarchischen Strukturen halte ich nicht viel. Anstatt Unterstützung auf dem Weg der spirituellen Weiterentwicklung zu bieten, sind magische Orden meist nichts als ein Instrumentarium zur Aufblähung der Egos ihrer Mitglieder, von den untersten Stufen der Hierarchie bis zu den höchsten. Tritt man in einen magischen Orden ein, fühlt man sich als etwas Besonderes, etwas besonders Mystisches und Bedeutungsschwangeres. Ist man in der Hierarchie zu den höchsten Stufen aufgestiegen, verstärkt sich dieser Effekt nur und die eigene Weiterentwicklung bleibt auf der Strecke, denn die Position muß verteidigt werden. Meiner Erfahrung nach ist das magische Wissen, das in Orden vermittelt wird, praktisch gleich Null. Menschen, die tatsächlich Fähigkeiten besitzen und etwas zu vermitteln haben, geben ihr Wissen normalerweise nicht in magischen Orden weiter, sondern werden abseits davon gefunden. ? Kurz zu S. Flowers „Feuer & Eis“. Wie denkt Ihr über die FS? Nach alledem, was man in den letzten Jahren so gehört hat, scheint es, als sie die Zeit der FS jetzt endgültig vorbei? Mir scheint, als sei überhaupt die Zeit magischer Orden vorbei. Welches geheime und großartige Wissen soll dort noch gelehrt werden, wenn die Buchhandlungen und Esoterikläden davon überquellen? Hymenaeus Beta, der „Head out of Order“ (sic!) des internationalen O.T.O. erzählte mir unlängst bei einem Besuch in Bad Ischl, daß es allein in Ex- Jugoslawien über 500 O.T.O. Mitglieder gibt. Vielleicht liegt’s daran, daß es dort noch recht wenig Buchhandlungen und Esoterikläden gibt! Was die FS betrifft, so weiß ich relativ wenig, doch würde es mich wundern, wenn sie sich in einem anderen Zustand als dem der schleichenden Agonie befände. Im Grunde ist dies alles veraltet und das profane Publikum längst fortgeschrittener als die meisten selbsternannten Meister und Zeremonialmagier. ? Was für eine Meinung habt Ihr über Stephen Flowers? Er hat ja nicht den besten Ruf, da er beispielsweise Bücher von List und Hemberger unter seinem Namen in Amerika als Raubdruck veröffentlichte.
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Uns ist mittlerweile auch bekannt, daß es Herr Edred Thorsson mit seinen Quellen und deren Verwendung in seinen eigenen Werken nicht so genau nimmt. Leider war uns das zum Zeitpunkt, da wir „Feuer & Eis“ verlegten, noch nicht bekannt. Ich denke aber, daß dieses Buch immer noch interessant und spannend zu lesen ist und einen ganz guten Gesamtüberblick über die FS darstellt. Weitere Veröffentlichungen von Stephen Flowers alias Edred Thorsson sind jedoch nicht mehr geplant. Zumindest in Europa dürfte er sich seinen Ruf selbst gründlich zerstört haben. ? Wie denkt Ihr, wird sich die Magie entwickeln? Ich denke die Magie wird sich von einer abstrusen Wissenschaft der Geisterbeschwörer und Nekromanten hin zu einer rein geistigen Disziplin entwickeln, die allein die psychischen Fähigkeiten des Individuums einsetzt und im täglichen Leben nutzbar macht. Wir müssen heute nicht mehr unbedingt an Geister, den Teufel oder auch einen höchsten Gott glauben, um die Realität verändern zu können. Viele arbeiten heute lieber mit Kräften und Energien, ein Modell, daß gegenwärtig ebenfalls bereits bröckelt. Ich glaube, daß die grundlegende Ebene der Schöpfung Information ist - Information, wie sich etwas manifestieren soll. Diese Informationsebene ist, wie die moderne Wissenschaft gezeigt hat, keinen Beschränkungen von Zeit und Raum unterworfen und kann immer und überall angezapft bzw. um zusätzliche Informationen bereichert werden. Spares Sigillenmagie ist eine praktische Anwendung dieser Theorie. ? Ihr habt eine große Leserschaft. Habt Ihr ein Ziel, daß Ihr erreichen wollt? Pete Carroll schrieb beispielsweise, daß die Menschen im nächsten Aeon zum magischen Wissen zurückfinden müssen. Könnt Ihr Euch damit identifizieren? Ich glaube nicht, daß der Menschheit als Ganzes geholfen werden kann, sondern vielmehr, daß es in dieser letzten Phase der Menschheitsentwicklung zu einer großen Auslese kommen wird. Die Magie ist meist sehr materiell ausgerichtet und vernachlässigt oft die spirituelle Weiterentwicklung des Individuums, die eigentlich die Grundlage für magische Fähigkeiten wäre (ein Beispiel hierfür ist Pete Carrolls Chaosmagie). Meiner Meinung nach wird es weniger darauf ankommen, magische Fähigkeiten zu besitzen, sondern vielmehr darauf, was wir mit diesen machen. In diesem Sinne hoffen wir, daß unsere Bücher einen bescheidenen Beitrag zu dieser Wandlung des Bewußtseins beitragen werden. ? Schlußfrage : Etwas, von dem Ihr denkt, daß Eure Leser wissen sollten? In jedem unserer Bücher steht etwas anderes, was unsere Leser wissen sollten. Deshalb : Buy them all!!
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Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Hinweisen möchte ich abschließend noch einmal auf Michael DeWitts grundlegendes Anliegen, das, wie ich denke, sehr deutlich zum Vorschein kam : Verlust von Spiritualität. Magie war immer der Versuch, sich selbst, und die Welt in der man lebt, zu verstehen. Edition Ananael bieten mit ihren Büchern einen Gegenpol zu den oberflächlichen, albernen Ansichten, die diverse Gruppierungen (Namen brauche ich wohl kaum zu nennen) nun leider auch im deutschsprachigen Raum etabliert haben. Michaels Aussage, daß mit dem Eintritt in einen Orden der Kampf um die Machtpositionen beginnt, ist zweifellos wahr. Wenn man sich die Geschichte des OTO oder der FS betrachtet, muß man sich fragen, ob die „Brüder“ neben ihren unzähligen Gerichtsprozessen und Intrigen überhaupt noch Zeit für Magie abzweigen können. Bücher garantieren zwar keine Erleuchtung, können aber für ernsthaft Interessierte Anstoß sein, ihr eigenes System und ihre eigenen Ansichten zu entwickeln, und dies, ohne von irgendwelchen Frater Superiors, OHOs oder 33° abhängig zu sein. Wir bedanken uns bei Michael DeWitt für das Interview und die freundliche Unterstützung. Interview und Text von Thomas Lückewerth.
(Erschienen in Sigill, Nr. 10, Januar 1996.) Copyright © 2001 by Michael DeWitt.