EPOCHEN DER BUCHDRUCKERKUNST
TYPENFORMEN DER VERGANGENHEIT UND NEUZEIT
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EPOCHEN DER BUCHDRUCKERKUNST
TYPENFORMEN DER VERGANGENHEIT UND NEUZEIT
TYPENFORMEN DER VERGANGENHEIT UND NEUZEIT VON
STANLEY MORISON
MCMXXVIII DEMETER VERLAG HELLERAU
AUTORISIERTE ÜBERSETZUNG VON DR. HANNA KIEL
DRUCK VON JAKOB HEGNER IN HELLERAU BEI DRESDEN
TYPENFORMEN DER VERGANGENHEIT UND NEUZEIT
Die Handschrift ist der natürliche, unmittelbare Vorläufer der Druckschrift; daher ist eine gewisse Kenntnis ihrer Geschichte wesentlich für jedes tiefere Verständnis der Typographie. Nicht die ganze Geschichte ist interessant; wir können im Rahmen dieses Überblickes glücklicherweise die Jahrhunderte übergehen, die zwischen dem Entstehen der Unzial- und Halbunzialschrift aus den Originalversalien schöner römischer Inschriften und der Entwicklung jener Art von Handschriften liegen, die mehr den zum Satz dieser Zeilen verwandten Buchstaben gleichen. Unser Bericht beginnt mit der Epoche um 780–800. Gegen Ende des achten Jahrhunderts beschloß Karl der Große eine Revision der in den Kirchen seines Reiches zum Gottesdienst benutzten Bücher. Bei dieser Tätigkeit war ihm der Angelsachse Alcuin von York behilflich. Der große Gelehrte und Kirchenfürst hatte England mit der Mission verlassen, in Rom für den in York zum Erzbischof erwählten Eanbald das erzbischöfliche »pallium« entgegenzunehmen, ein den Metropolitanen vom Papst verliehenes Gewand, ohne das sie nicht zelebrieren durften. Während dieser Reise begegnete Alcuin 781 in Parma Karl dem Großen und wurde geladen, an den Hof des Kaisers überzusiedeln, sobald er, nach England zurückgekehrt, seinen Auftrag erledigt habe. Alcuin verließ England und wurde zum Mittelpunkt einer Gelehrtengruppe unter kaiserlichem Patronat, die Studium und Erziehung neu be-
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typenformen der vergangenheit und neuzeit leben sollte. Er wurde von Karl dem Großen ausersehen, die Bibel zu korrigieren und für Einstimmigkeit in den zukünftigen Ausgaben der Heiligen Schrift zu sorgen; ferner wurde er beauftragt, einen neuen Text, analog dem in Rom gebräuchlichen, für die Ordnung und den Kanon der Messe vorzubereiten und innerhalb des kaiserlichen Reiches eine größere Einheitlichkeit des liturgischen Gottesdienstes zu schaffen. Alles das ist nach Edmund Bishop, dem großen Gelehrten in liturgischen Fragen, einwandfrei durch zeitgenössische Dokumente erwiesen. Ein Engländer also war das Werkzeug für den Aufbau und den Gang der Liturgie in der Kirche des Westens. Infolgedessen war die Zahl der auf Veranlassung von Alcuin geschriebenen Bücher ungewöhnlich hoch, und seine eigene Abtei St. Martin in Tours spielte eine bemerkenswerte Rolle bei der Entwicklung einer neuen Schrift, mit der diese neuen Bücher geschrieben werden sollten. Die Type ist sehr hübsch, einfach und elegant, bescheiden im Format und ergibt in der Hand eines guten Schreibers einen sehr schönen Durchschnitt (Seite 9). Die Erfindung dieser Schrift wird allgemein Alcuin zugeschrieben, und wir Engländer würden zweifellos sehr stolz sein, wenn diese These aufrecht zu erhalten wäre. Doch wurde von Dr. Montague Rhodes James festgestellt, daß die Meinung der Kenner sich gegen diese Zuschreibung wendet. Der verstorbene große Gelehrte Ludwig Traube in München, wohl der größte aller Paläographen, kam zu dem Ergebnis, daß Alcuin persönlich an der Gestaltung der Schrift aus dem Skriptorium von Tours keinen Teil hatte, doch ohne Zweifel an der Schreibkunst interessiert war und sicherlich die vom Kaiser verordnete Vereinheitlichung unterstützte. Trotz aller Bemühungen, die Unterschiede aufzu-
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carolingische und frühgotische handschrift
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typenformen der vergangenheit und neuzeit heben, machten sich bald nationale Idiosynkrasien geltend. Zu tief wurzelten die Verschiedenheiten, und so kam es, daß mit der Zeit die Manuskripte des nördlichen Europa sich deutlich von denen des Südens unterschieden. Um das zwölfte Jahrhundert schufen die Schreiber aus England, Deutschland (Seite 9), Flandern und Frankreich eine symmetrische, längliche, zugespitzte, eckige Schrift, während zahlreiche italienische und spanische Kalligraphen die abgerundetere, breitere Form beibehielten. Im vierzehnten Jahrhundert war die Karolingische Originalminuskel aus dem neunten Jahrhundert beinahe völlig verschwunden. Statt dessen herrschten irische, englische, deutsche, französische und italienische Nationalhandschriften vor, nebst zahlreichen liegenden oder Kursivschriften, die sich aus Schnelligkeitsgründen aus der offiziellen Schrift entwickelt hatten. Zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks bedurfte die Handschrift nahezu einer neuen Revision. Sie trat ein, doch ohne Beihilfe irgend eines Herrschers und als spontane Rückkehr zu den veralteten Buchstaben, die Karls des Großen Bemühungen ins Leben gerufen hatten. Das hatte einen einfachen Grund. Die Führer in der als Renaissance bekannten literarischen und künstlerischen Bewegung des fünfzehnten Jahrhunderts bildeten ihren Geist an den klassischen Texten des alten Rom. In sehr vielen Fällen hatten sich diese als Manuskripte in Karolingischer Handschrift erhalten, und es entstand eine Schreibergilde, die beim Abschreiben der klassischen Texte das Original auch in der Schrift kopierten. Dieses Neukarolingisch tauchte zuerst in Florenz auf, wo der berühmte Humanist Niccolò Niccoli sich als einer der ersten persönlich für Kalligraphie interessierte und etwa um das Jahr 1425 eine Schule leitete. Hier wurden
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Schreiber zur sorgfältigen Ausführung einer gefälligen runden Schrift angeleitet, die in Wirklichkeit eine neue und schönere Abart des alten Alphabetes aus dem neunten Jahrhundert war. In literarischen Kreisen hatte diese neue Schrift einen großen Erfolg, und um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts setzte sich eine einflußreiche Bewegung von Gelehrten und Adligen leidenschaftlich für die frühmittelalterliche und frühchristliche Kultur ein und begann mit Begeisterung die Kunst des Schreibens zu fördern. Sie fanden die alte gotische Schrift höchst mangelhaft. Ihre gestreckten Oberlängen ähnelten den zahlreichen »Obelisken«, und man erfand für sie den Spitznamen »gotisch« oder »barbarisch«, der seitdem an ihr haftet. Innerhalb weniger Jahre wurde das neukarolingische Alphabet, oder die »littera antiqua«, wie sie dann genannt wurde, die allgemein anerkannte Schrift für weltliche Manuskripte. Außerdem gab es, – gerade so wie eine offizielle und inoffizielle »Gotisch« – zwei Arten von Antiquaschrift, die aufrechte für Texte und die schräglaufende für den laufenden Gebrauch. Sie sind der Ursprung unserer sogenannten »roman« (Antiqua) und »italic« (Kursiv). Nach der Ansicht von Gelehrten wie Barone und Paoli war der berühmte Kalligraph Antonio Mario ein Lehrling aus Niccolis Schule. In Florenz gebürtig, war er einer der produktivsten Schreiber seiner Zeit, der viele seiner Arbeiten für Gönner von höchstem Range herstellte. 1454 wurde er von William Gray, dem Bischof von Ely, beauftragt, mehrere schöne Manuskripte auszuführen, von denen sich drei noch in der Bibliothek des Balliol-College in Oxford befinden. Andere werden in Florenz in der Laurentiana, der Bibliothek der Mediceer aufbewahrt, die an Manuskripten der
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Renaissance natürlich besonders reich ist. Ohne Frage sind die Manuskripte dieser Epoche herrlich, ihre Kalligraphie ist wunderbar regelmäßig, und die Miniaturen sind geradezu unfaßlich reich und fein in der Ausführung. Kein Wunder, daß die Herren von Florenz die Typographie als einen erbärmlichen Notbehelf verachteten. Kardinal Bessarion – um nur ein Beispiel anzuführen – der größte griechische Gelehrte seiner Zeit, sank so tief, Interesse für jene »von Barbaren einer deutschen Stadt« gemachte Erfindung zu zeigen. Ein anderer großer Gelehrter und Förderer der Wissenschaft, der Herzog Friedrich von Urbino, weigerte sich, auch nur ein einziges gedrucktes Buch in seine Bibliothek aufzunehmen. Er zog es vor, das Zentrum der Buchkunst, die erfolgreiche »scriptoria« in Florenz, zu unterstützen. Es gab eine ganze Buchhändlerstraße, die Via degli Librai, jetzt Via della Condotta, Sammelplatz der »literati« und ihrer Gönner. Der größte aller Florentiner Buchhändler, Vespasiano da Bisticci, war Führer und Ratgeber des Herzogs von Urbino, für dessen Manuskript-Bibliothek dreißig bis vierzig Schreiber mehr als fünfzehn Jahre tätig waren. Er beriet den König von Neapel, Ferdinand von Aragon, und selbst Lorenzo de’ Medici. Ein anderer seiner Freunde war Tomaso Parentucelli aus Sarzana in Ligurien, der, wie Pastor sagt, selbst Kalligraph war und aus Armut und Dunkel als Nicolas V. auf den päpstlichen Stuhl emporstieg. Er war es, der die vatikanische Bibliothek begründete und dem westlichen Europa zur Kenntnis von Herodot und Thukidides verhalf. Niemals kam Tomaso nach Florenz ohne Vespasiano zu besuchen. Als »princeps librariorum« beschäftigte jener nur die besten Schreiberund Miniaturisten, wie Antonio Sinibaldi, Antonio Mario, Gherico und andere.
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Man versteht die Gegnerschaft Vespasianos und seiner Schreiber gegen die Einführung des Buchdrucks in Florenz und die Verachtung seiner vornehmen Kundschaft für die aus Rom und Venedig eingeführten gedruckten Bücher. Aber wie unendlich auch die Typographie der Florentiner Kalligraphie jener Tage unterlegen war und ist, die bedeutende Ersparnis und Schnelligkeit gaben dem Drucker in weit größerem Maße als dem Schreiber – als jeder beliebigen Anzahl von Schreibern – die Möglichkeit, das Verlangen des fünfzehnten Jahrhunderts nach Wissen und Forschung zu befriedigen. Zur Zeit Gutenbergs waren in Europa etwa vier oder fünf Handschriften in Gebrauch, die sich deutlich in zwei Klassen, in die »gotische« und die »humanistische«, scheiden. Jene setzte sich überall durch, nur in Italien machte man ihr ihre Stellung streitig. Die »gotische« Form zeigte nationale Eigentümlichkeiten entsprechend der Handhabung durch deutsche, französische und englische Schreiber; die »humanistische« Form hingegen blieb zu jener Zeit auf Italien beschränkt. Inoffizielle Abweichungen der Gotisch fanden für besondere Zwecke Verwendung, wo z. B. kleine Buchstaben benötigt wurden, oder sich aus der Notwendigkeit einer raschen Übermittlung von Dokumenten heraus eine flüssige schräglaufende Schrift entwickelte. Die von den Gelehrten der Renaissance und von den zugehörigen Schreibern propagierte, sogenannte »humanistische« Schrift existierte sowohl aufrecht wie schräg laufend. Derart war die kalligraphische Situation zu jener Zeit beschaffen, als Männer des Nordens ihren Geist anspannten, um mit Hilfe des Druckes von beweglichen Typen eine Form für die Vervielfältigung von Texten zu finden.
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Wir wollen uns nicht bemühen, die Priorität der Erfindung der Holländisch »Costeriana« oder den Arbeiten Johann Gutenbergs aus Mainz zuzuschreiben, sondern uns mit der Feststellung begnügen, daß der Buchdruck, wie wir wissen, mit jenem spitzigen gotischen Alphabet begann, an das durch Buchhändler und Leser in Frankreich, Deutschland, Flandern und England Generationen weltlicher und klösterlicher Schreiber gewöhnt worden waren. Ganz ohne Zweifel ist Gutenbergs gotische Textschrift (Seite 15) eine herrliche Type, vielleicht nicht so fein wie andere Schriften, die wir später noch an dieser Stelle behandeln werden, aber gut geschnitten, ausgeglichen und erfreulich in ihrer bewußten Disziplin und Unverfälschtheit. Seine inoffizielle Type ist ebenfalls sehr gelungen, obwohl sie für uns in erster Linie nur als Vorgängerin der »Fraktur« und »Schwabacher« interessant ist, die später für einheimische und weniger wichtige Zwecke Verwendung fanden. Durch die ständige Nachfrage nach geistlichen Werken entstand eine Anzahl ungewöhnlich schöner Schnitte einer offiziellen Gotisch. Es war unvermeidlich, daß der dauernde Bedarf an Büchern die Kirche zum besten Kunden der ersten Drucker machte, wie sie es für die Kalligraphen früherer Zeit gewesen war. Daher wurden schöne gotische Schriften zur Verwendung in Meßbüchern, Psaltern, Breviarien, Ritualien und sonstigen liturgischen Büchern für kirchliche Zwecke geschnitten. Die Geistlichen begrüßten so das neue Handwerk mit Begeisterung, obwohl sie späterhin ihr Möglichstes taten, um es einzuschränken. Im Anfang konnten Handwerker wie Renner, Ratdolt und Valdarfer aus Mainz, Spira, Augsburg und anderen deutschen Zentren mit Sicherheit ihren Lebensunterhalt
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gotische typen
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typenformen der vergangenheit und neuzeit verdienen, wenn sie gen Süden reisten und für die Kirche druckten. Aus ihren liturgischen Drucken entnahmen sie die beschreibenden Bezeichnungen für ihre Typen, in der Annahme, sie würden von kurzer Dauer sein. Hingegen haben sie bis zum Erscheinen des Punktsystems fortbestanden; so finden wir »brevier« in England und Spanien, »primer« und »pica« in England, »canon« in Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und England, »missal« in Deutschland und Spanien, »corale« in Italien. Obschon das gotische Alphabet in Italien reich und glänzend zur Anwendung kam, begann es bald Spuren eines Einflusses jener kleinen runden Schrift aufzuweisen, wie sie die an Höfen und Universitäten zusammenströmenden Gelehrten bevorzugten. Seite 17 zeigt z. B. Muster einer gotischen Schrift mit verschiedenen Abwandlungen. Die unnachgiebigen Gelenke der typischen deutschen Gotisch sind bei diesen Spezimen ein wenig abgerundet, und Ecken machen Bögen Platz. Diese Veränderungen treten bei jener Generation in Erscheinung, die der Einführung des Buchdruckes durch Sweynheim und Pannartz im Jahre 1464 im Benediktiner Kloster Subiaco bei Rom voranging. Andere Deutsche folgten der Führung von Sweynheim und Pannartz und wanderten durch das jetzige österreichische Tirol auf dem Wege nach Venedig südwärts. Viele blieben dort und machten Venedig zum größten Zentrum der Buchdruckerkunst auf der Halbinsel, das Rom an Bedeutung weit überragte. Jetzt kam die Reihe an Venedig. Vier Jahre nachdem in Subiaco ein Text von »Lactantius« mit einer Übergangstype gedruckt worden war, schuf man in Venedig ein Alphabet, das wirklich als reine humanistische Schrift zu bezeichnen
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semi-gotische typen
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typenformen der vergangenheit und neuzeit ist, oder man sollte sagen als reine Antiqua. Zwei Deutsche, die von Speyer am Rhein nach Venedig gewandert waren, benutzten sie 1469 zuerst und zwar so glücklich, daß sich dem modernen Auge gleichsam ein modernes Bild bietet. Mit Johann und Wendelin da Spira kommen wir in der Tat in Fühlung mit dem modernen Buch, obwohl natürlich Titelblatt und andere Vorarbeiten noch auszubauen waren. Immerhin kann man sagen, daß die erste einwandfreie Antiqua von den da Spiras erfunden wurde, und daß sie schon jene glanzvolle Vollendung verhieß, die Venedig über Rom, Florenz, Bologna und alle anderen Zentren der Buchdruckerkunst in der übrigen Welt erhob. Mit gleicher Gesetzmäßigkeit wurden diese Typen unmittelbar darauf durch den im folgenden Jahre erschienenen Entwurf eines Franzosen Nicolas Jenson in ihrem Wert übertroffen. Seine Schrift ist sogar noch vornehmer, besser leserlich, von schönerer Färbwirkung und größerer Eleganz als die Type der Brüder da Spira. Die Autoritäten der Typographie haben sie als die vollkommenste aller je geschnittenen Typen bezeichnet. Jenson brachte ferner mehrere gotische Typen heraus, die seiner berühmten Antiqua nicht den Rang streitig gemacht haben werden, die sich aber in den Augen seiner Zeitgenossen großer Beliebtheit erfreuten. Seine sämtlichen Typen zeichneten sich durch die Technik von Schnitt und Guß wie durch ihre Zeichnung aus, doch seine Antiqua machte ihn und seine Stadt berühmt und führte zu der sprichwörtlichen Bezeichnung »impressa littera venetiana«. Für sie ist kein Lob zu hoch; William Morris kopierte sie, desgleichen Emery Walker, Cobden-Sanderson und Bruce Rogers. Fünfundzwanzig Jahre vergingen, ehe überhaupt eine Type erschien, die mit einer Spur von Berechtigung jener den
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gotische kursiv
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Vorrang streitig machen konnte. Zu Beginn des Jahres 1495 wurde in Venedig eine Presse gegründet, die durch ihren Ruf an Gelehrsamkeit einzig dastehen sollte. Aldus ist aus der römischen Provinz gebürtig, weshalb sein vollständiger Name Aldus Manutius Romanus lautet. Er war sowohl Gelehrter wie Geschäftsmann, doch scheint er an den technischen Problemen des Buchdruckes nicht so lebendig interessiert gewesen zu sein wie seine unmittelbaren Vorgänger Jenson und Ratdolt. Sein Interesse richtete sich im allgemeinen auf reine Gelehrsamkeit, und früh widmete er sich der Herausgabe und Herstellung griechischer Texte, die bis dahin nur als Manuskripte existierten. Seine Produktivität war erstaunlich. Omont, der erfahrene Direktor der Bibliothèque Nationale, nennt ihn ohne Vorbehalt den größten Drucker der Renaissance. Man muß jedoch zugeben, daß über Aldus’ Verdienste als Drucker Meinungsverschiedenheiten bestehen. Der verstorbene Robert Proctor, dessen Urteile stets Beachtung verdienen, behauptet, daß jene Typen »sämtlich, sowohl die griechischen, wie die Antiqua und Kursiv, kläglich und jeglicher Schönheit bar, nur das Verdienst eines guten Schnittes haben«. Vielleicht liegt hier ein vorschnelles Urteil auf Seiten Proctors vor, der sich in seiner Begeisterung für korrekten griechischen Druck begreiflicherweise verletzt fühlte; denn Aldus bevorzugte die mit unnötigen Ornamenten und Ligaturen überladenen schräglaufenden griechischen Kursivschriften. Aldus’ Prestige hatte die unheilvolle Wirkung, der auf einer verdorbenen Kursiv-Handschrift basierenden schräglaufenden, kleinen Griechisch zur Dauer zu verhelfen. Uns beschäftigen jedoch in erster Linie die Antiquaschriften des Aldus, bei denen unserer Meinung nach der Fall anders liegt. Es erscheint ungeschickt von Proctor, sie
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römische antiqua-typen
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typenformen der vergangenheit und neuzeit zusammen mit der Griechisch und Kursiv als in der Zeichnung gleich mangelhaft abzutun. Seine Bemerkung, daß ihre Schönheit sich auf einen guten Schnitt beschränkt, geht doch wohl etwas zu weit; denn tatsächlich besitzt kaum eine der Aldustypen etwas von der technischen Vollendung der Jensonschen. Da aber ihre Verdienste so weitgehend verkannt oder mißdeutet worden sind, so wird der Leser sicherlich verzeihen, daß wir diesen Typen lediglich deshalb mehr Platz einräumen als den Jensonschen, weil die Schriften des Aldus in ihrer Zeichnung den heutigen um einen Schritt näher stehen (Seite 23). Man kann nachweisen, daß die Typen des Aldus dank dem Ruhm seiner Presse die französische Typographie direkt beeinflußten, und dieser Einfluß war so stark, daß z. B. in den Druckleistungen des Simon de Colines italienische Spuren deutlich zu verfolgen sind. Abgesehen von dieser Tatsache und ungeachtet einer gewissen Gemeinsamkeit in Farbe und Form, sei wenigstens bei einer von Aldus’ Antiquaschriften die Übereinstimmung in der Zeichnung mit einer Jenson nachgewiesen. Diese hat z. B. ein sehr häßliches kleines »h«, das als Buchstabe, was Körperproportion und einfache reine Linienführung betrifft, dem Aldusschnitt weit nachsteht. Auch das kleine »d« ist unbefriedigend in der Zeichnung, doch fordert Jenson wohl vor allem in seinen großen Buchstaben die Kritik heraus. Die Majuskeln sind im Verhältnis zu den Minuskeln zu groß, die »H«, »P«, »N« und »M« springen zu sehr in die Augen, als natürliche Folge davon, daß der Zeichner seinen Majuskeln die Höhe der Oberlängen gab. Daher heben sich bei einer stark eingefärbten JensonSeite die Majuskeln unnötig übertrieben hervor, ein Fehler, der in vielen Aldusdrucken vermieden wurde.
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römische antiqua-typen
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Die Presse begann mit dem im März 1495 von Constantinus Lascaris publizierten »Erotemata«. Wir müssen diesen Druck nur erwähnen, um die Majuskeln des Schnittes zu betrachten; sie erscheinen später im Jahre in Verbindung mit Antiquaminuskeln, die – ich wage es zu behaupten – obschon nach Jenson entstanden, von grundlegender Bedeutung für die Geschichte der Typographie waren. Sie fanden zuerst in dem Druck eines kleinen Traktates »De Aetna« Verwendung, das von einem der führenden Männer in Italiens humanistischen Kreisen, dem späteren Cardinal Pietro Bembo verfaßt war. Die Majuskeln sind zu roh im Schnitt, um mit den Minuskeln gut zusammenzugehen, auch sind sie ungleichmäßig in der Farbwirkung; die Minuskeln jedoch sind besonders erfreuliche Buchstaben und verdienten eine eingehendere Betrachtung als unser verfügbarer Raum es gestattet. Es muß genügen, ein paar Zeilen von Jenson (Seite 21) mit den auf Seite 23 wiedergegebenen Spezimen von Aldus zu vergleichen. Bei der Gelegenheit ist zu erwähnen, daß die Schrift von »De Aetna«, so wie sie war, nur eine »erste Fassung« darstellte. Aldus hielt Majuskeln wie Minuskeln einige Jahre lang zurück, nachdem er sie 1496 für das »Diario« des Alexander Benedictus verwandt hatte. Im Juni des nächsten Jahres brachte er das »De Epidemia« betitelte Werk eines Lokalphysikers, Nicolaus Leonicenus, heraus, das in einer Schrift von ähnlichem Schnitt, doch in Zehn- oder Elf-Punkt-Größe gesetzt war. Das Buch wird – ich glaube zum ersten Mal – von Scholderer in Band IV des »Catalogue of Incunabula in the British Museum« erwähnt. Wie aus Scholderers Wiedergabe ersichtlich, sind die Majuskeln überarbeitet, von geringerer Größe und hellerer Farbwirkung. Die Type verdient aber genannt zu werden wegen
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typenformen der vergangenheit und neuzeit ihrer Bedeutung als Übergangsform zwischen der Type des Bembo-Traktates und jener berühmten in »Hypnerotomachia Poliphili«, die lichter, graziöser und harmonischer ist. Trotz ihres verzögerten Erscheinens steht die endgültige Form dieser Schrift der Vollendung noch fern. Die »L«-Majuskel ist in der Zeichnung schwächer als Jensons und das »G« ist geradezu häßlich; nichtsdestoweniger stellt die »Polifilo«Type einen hohen Grad an Gestaltung dar. Das Studium der Aldus-Drucke hinterläßt uns den Eindruck, daß die Nachlässigkeit in der Druckarbeit wenn nicht bewußt, so doch zum mindesten geduldet war. Ganz ohne Zweifel hätte aus der »Polifilo«-Schrift viel mehr Schönheit herausgeholt werden können, wenn ein erstklassiger Drucker mit der Herstellung des Buches betraut worden wäre. Aldus scheint sich um solche Einzelheiten nicht gekümmert zu haben. Im nächsten Jahr, 1500, erschien die »Polifilo«-Type von neuem in einem Teil der Vorbemerkungen zum Folio-Polizian, von denen fünfhundert oder mehr Zeilen in der Bembotype gesetzt wurden. Die Minuskeln in diesem besagten Einleitungsteil sind mit einer gänzlich neuen großen Majuskelreihe verbunden, die zum Satz eines Empfehlungsbriefes bestimmt waren. Die Sache scheint so zu liegen, daß Aldus nicht, wie Proctor behauptet, »ein Mann mit einem für seine Zeit ungeheuerlich schlechten Geschmack« war, sondern daß er sich weit weniger für Typographie als für Wissenschaft interessierte. Denn ihres literarischen Wertes wegen übertraf der Ruf seiner Presse alle anderen Werkstätten Venedigs. Seine Texte waren als zuverlässig bekannt, daher wurden sie in alle europäischen Druckzentren exportiert und dort kopiert, desgleichen seine Typen. Bevor wir zur Betrachtung seiner berühmten Kursiv
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typenformen der vergangenheit und neuzeit übergehen, stellen wir, im Hinblick auf die Rückkehr unserer Epoche zu alten Schriften und Entwürfen im alten Stil, abschweifend fest, daß uns in der Schrift aus Pietro Bembos »De Aetna« der Ursprung aller alten Antiquaschriften vorliegt. Wir brauchen nur die Buchstaben von Jenson, Aldus, Garamond und Caslon nebeneinanderzustellen, um zu sehen, daß unsere moderne Schrift sich unmittelbar von Aldus über Garamond herleitet, und daß Garamond nicht, wie so oft behauptet wurde, Jenson kopierte. Doch darauf werden wir später noch zurückkommen. Wir können Aldus nicht verlassen, ohne seine große Erfindung zu besprechen. Im Jahr 1500 wurde die erste schräglaufende Type geschnitten, die er »Chancery« nannte und die wir »Italic« (Kursiv) zu bezeichnen gewohnt sind. Diese Schrift ist, was die Zeichnung oder die Eignung als Type anbelangt, nicht sehr befriedigend; nicht weniger als 68 Ligaturen wurden in den ersten Bänden der Klassikerbibliothek gezählt, für die Aldus seine Type in erster Linie bestimmt hatte. Sie wurde von eben dem Francesco da Bologna gezeichnet, der die Schriften von »De Aetna« und »Polifilo« schnitt. Dank der warmen Begeisterung, mit der die AldusKlassiker ihrer niedrigen Preise und Neuheit wegen begrüßt wurden, fand die Schrift, in der sie gesetzt waren, eine Beachtung, die sie in Wahrheit nicht verdiente, und das hatte zur Folge, daß die Type in vielen anderen italienischen Druckzentren, wie auch in England, Frankreich und den Niederlanden kopiert wurde, obschon Aldus alles nur Mögliche tat, um sie zu schützen. Ihr Hauptverdienst, daß sie so besonders sparsam in der Aufmachung ist, bedeutet natürlich innerhalb einer solchen Reihe wie die, für die Aldus sie verwandte, eine hervorragende Qualität.
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kursiv-typen
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Die kalligraphischen Mängel der Aldus-Kursiv treten nur allzu deutlich hervor, wenn man sie jener Kursiv an die Seite stellt, die in Rom von einem in der vatikanischen Kanzlei beschäftigten Schreiber Ludovico Arrighi »alias« Vicentino, erfunden wurde. Die Aldus-Kursiv hat ihre Bedeutung darin, daß sie fraglos die erste in ihrer Art war, aber man kann nicht bestreiten, daß Arrighis Type, obschon in allen Geschichten der Typographie völlig unbekannt, in der Zeichnung unendlich viel schöner ist. Ihre Buchstaben sind nicht nur viel graziöser und leserlicher, sondern auch von dauernderem Einfluß. Ich glaube mit Sicherheit, daß wir unsere Form der Kursiv, die wir in Verbindung mit unseren Alt-Antiqua-Schriften verwenden, eher Arrighi als Aldus verdanken. Wenn wir jene Kursiv betrachten und den Spuren ihres über Italien ausgedehnten Ruhmes folgen, verstehen wir leicht, daß sie von den bedeutendsten Druckern, Robert Estienne und Simon de Colines aus Paris, nachgezeichnet wurde. Der Leser wird beim Vergleich von Arrighis und de Colines’ Kursiv erkennen, wie unmittelbar der Franzose dem Stil der von Arrighi erfundenen Kursiv verpflichtet ist. Wir müssen mit Nachdruck darauf verweisen, weil die englische Typographie gegenwärtig mehr und mehr die Neigung zeigt, alte Schnitte in Gebrauch zu nehmen. Wenn wir Jenson aus Venedig, wie die Geschichtsbücher uns lehren, die Antiqua verdanken, so ist es auch der Mühe wert hervorzuheben, daß wir sie nicht direkt, sondern aus französischen Quellen ableiten. Um das zu klären, genügt es, die Majuskeln von Jenson mit denen von Claude Garamond zu vergleichen. Auf den Einwand, daß die Verschiedenheit in erster Linie die feinen Querstriche betreffe, wäre nur zu erwidern, daß ein solcher Unterschied ausschlag-
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entwicklung der kursiv-type
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typenformen der vergangenheit und neuzeit gebend ist, denn in jedem Falle gibt der Querstrich dem Buchstaben seine entscheidende Form. Wir unterbrechen unseren Bericht über die Entwicklung der Kursiv einen Augenblick, um die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Jensons und Garamonds Antiqua festzulegen, und weisen daraufhin, daß sie sich nicht nur in der Art ihrer Querstriche, sondern auch in der Masse, das heißt in der Farbwirkung unterscheiden. Wenn man der allgemein anerkannten Geschichte glauben kann – aber vielleicht kann man es nicht –, daß Garamond als erster Antiqua und Kursiv als Bestandteile eines Schriftschnittes behandelte, so trifft es unserer Meinung nach doch zum mindesten zu, daß er beide nach italienischen Vorlagen zeichnete, die Antiqua nach der »Polifilo«type und seine Kursiv nach dem Vorbild Arrighis. So wurden die Urformen unserer Alt-Antiqua geschaffen, deren Zeichnung durch Vermittlung von Voskens, van Dyck und Caslon bis zu uns kam. Die Garamond-Type oder wenigstens die Schrift, die wir ihm zutreffender- oder unzutreffenderweise zuschreiben, ist auf Seite 31 zu sehen. Ob sie von ihm selbst gezeichnet wurde oder in Gemeinschaft mit Geoffrey Tory, der als erster unter den Gelehrten für die Einführung italienischer Kunstformen und Handwerksarten in Frankreich verantwortlich war, ist unmöglich festzustellen. Sicherlich haben sehr hohe Autoritäten dabei Pate gestanden. Die schöne 1532 publizierte Folio-Bibel von Robert Estienne, die ihm gewiß drei oder vier Jahre Arbeit gekostet hat, stellt die Type wohl in ihrer schönsten Anwendung dar. Estiennes Druckermarke und das Kopfstück des Titels sind mit dem Lothringischen Kreuz signiert, das, wenigstens damals, Geoffrey Torys eigenes Signet war; der
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die entwicklung der römischen antiqua
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Schnitt des vom Titelkopfstück umschlossenen Wortes »Biblia« gleicht im Charakter den Buchstaben im »Champ Fleury« von 1525. Die »Garamond« gewann stetig an Einfluß und nach kurzer Zeit ist sogar ihre Einwirkung auf die Typographie in Venedig und Florenz festzustellen. Um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts war es der Garamond-Schrift tatsächlich gelungen, die venezianische Form zu entthronen, die, wie wir sahen, bei da Spira und Jenson ihren Ursprung nahm. Es ist nicht leicht, das Vordringen der Garamond in Italien zu erklären. Sicherlich lieferte Garamonds Schüler, Guillaume Le Bé, der in den Jahren 1540–1560 in Venedig arbeitete, eine gewisse Menge französischer Typen an venezianische Drucker, doch bleibt es seltsam, daß die Vorzüge der Jensonschrift zugunsten der Leistung eines »Fremden«, der er als Franzose doch war, übersehen werden konnten. Doch ein anderer Franzose wurde berufen, um für die mit der päpstlichen Residenz verknüpfte neue Druckerei Stempel zu schneiden. Robert Granjon ging auf die Aufforderung von Papst Gregor XIII. hin nach Rom, wo er mehrere Jahre blieb und zahlreiche orientalische sowie Antiquaschriften nach Garamonds Entwürfen schnitt. Die Kursiv entspricht im allgemeinen eher der von Arrighi erfundenen fließenden Form als der für Aldus geschnittenen gedrängten Type. Es trifft allerdings zu, daß Garamond ein oder vielleicht mehrere Experimente mit Typen machte, die eine bewußte Nachbildung der Aldus-Kursiv waren. Um das Jahr 1545 druckte er drei oder vier Bücher mit jener Schrift, doch es scheint nicht, als hätte der französische Geschmack jener Zeit an seinen Versuchen auf dieser Linie Gefallen gefunden.
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entwicklung der römischen antiqua
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Wir sind an dem Punkt angekommen, wo die Kursiv, statt Textschrift zu sein, fortan auf Einleitungen, Zitate und Hervorhebungen beschränkt wird. Es gibt zwar nach 1550 noch ganz in Kursiv gesetzte Bücher, doch sind das Ausnahmen. Zudem ist zu beachten, daß von 1540 an auch die Majuskeln der Kursivschnitte schräg laufen. Wie wir bei Arrighi und Estienne sahen, war das anfangs nicht der Fall, sondern Kursivtexte wurden ausnahmslos mit senkrechten Majuskeln gesetzt und zwar nach vielfacher Ansicht zum Vorteil des Satzbildes. Von Mitte bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts machten die Schriftentwürfe wenig Fortschritte, sondern es trat eher ein allgemeiner Rückgang gegen das frühere Niveau ein. In der italienischen Buchdruckerkunst wurden die großen Erfolge in den Jahren von 1470–1520 errungen und in Frankreich zwischen 1525 und 1550. Christoph Plantin, der mit Schriften Garamonds und Granjons in Antwerpen arbeitete, schuf eine Reihe hübscher Drucke, und obschon seine Tätigkeit als Drucker vielleicht überschätzt wurde, stellt seine vielsprachige Bibel doch ohne Zweifel eine beträchtliche Leistung sowohl in wissenschaftlicher wie typographischer Hinsicht dar. Wie wir sahen, verdanken wir dem sechzehnten Jahrhundert jene Schriften, die wir »old-face« (Alt-Antiqua) nennen. Das siebzehnte Jahrhundert bildete sie nach, allerdings in den meisten Fällen nicht, ohne daß sie an Schönheit einbüßten. Doch kann man diesen Vorwurf nicht gegen die eigenartig schönen Typen des Christoph van Dyck erheben, der als »wilder« Stempelschneider für verschiedene Gießereien in Amsterdam tätig war. Seine Schriften sind zwar für den Historiker nicht so wichtig wie die von Gara-
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typenformen der vergangenheit und neuzeit mond, aber sie sind bestimmt schöner. Es tritt oft der Fall ein, daß die nach einem gewissermaßen historisch bedeutenden Buchstaben gebildeten Formen ihrem Urbild in der Zeichnung merklich überlegen sind. Im Fall Garamond wurde der Entwurf zunächst von Robert Granjon verbessert und dann von Christoph van Dyck. Der Ruhm holländischer Typen ist mit van Dyck auf das engste verbunden, vor allem, weil die Elzevirs ausschließlich seine Typen verwandten. Die Ausgaben dieses berühmten Verlagshauses in Leyden sind von geringerem Interesse als die Arbeiten des vorhergehenden Jahrhunderts, doch stehen ihre Schriften in Zeichnung und Ausführung unleugbar höher. Ferner trugen Stecher wie Bartholomäus Voskens und sein Bruder Dirck zum Ruhm der holländischen Schriftgießerei bei. Das englische Handwerk blieb die ganze Zeit hindurch in seinen Kinderschuhen stecken, dank der hemmenden Gesetzgebung von Seiten der Krone. Zur Zeit Moxons pflegte man ein Buch durch den Hinweis zu empfehlen, daß es in holländischen Typen gedruckt sei, und er selbst hielt van Dycks Schriften für die besten von allen. Als Bischof Fell 1660 die Aufgabe übernahm, der Clarendon-Presse in Oxford Typen zum Gebrauch zu verschaffen, wandte er sich unverzüglich nach Holland. Sein Agent Thomas Marshall verschaffte ihm Stempel und Matrizen von den Voskens, doch sicherte er sich leider keine der Arbeiten des Christoph van Dyck. Das ist deswegen unendlich bedauerlich, weil seine Typen um das Jahr 1720 ein Opfer jener allzu gründlichen Reformierung wurden, die man zum Besten der Enschedé-Gießerei unternahm, in der jene Meisterwerke inzwischen versunken waren. Dieser Zerstörung ist nur eine Kursivgröße entgangen, an die Fleischmanns Schöpfung einer gänzlich neuen
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Reihe schlanker Schriften, die wir später beschreiben werden, anknüpfte. Im achtzehnten Jahrhundert entsteht jene Schriftgattung, die wir nach Fournier-le-jeune, der als erster jene Bezeichnung verwandte, »modern« nennen. Als wesentlich unterscheidendes Charakteristikum hat der moderne Schnitt feinere, längere und vollkommenere Querstriche als die AltAntiqua. Die Verschiedenheit von Grundstrich und Haarstrich ist stärker hervorgehoben, und die allgemeine Note der »modernen« Schrift ist außerordentliche Präzision und eine gewisse Steilheit. Auch ist der Körper des modernen Buchstabens in der Regel weniger rund und offen in der Form. In den letzten Jahren sind diese modernen Schriften einer heftigen Kritik, um nicht zu sagen, Mißachtung verfallen. William Morris, Emery Walker und andere haben sie schonungslos verdammt. Es muß betont werden, daß Giambattista Bodoni aus Parma, der zwar ein Erneuerer war, nicht den modernen Querstrichschnitt schuf, wie allgemein angenommen wird. Denn jener gleiche dünne, flache Querstrich hatte 250 Jahre vor Bodonis Geburt – nämlich in den Manuskripten des 16. Jahrhunderts – seine Vorläufer. Einige der nach diesen Manuskripten gezeichneten Buchstaben, z. B. die bereits erwähnten Typen da Spiras und Jensons, haben selbst flache, ungeklammerte, aber trotzdem natürlich im Gewicht schwere Querstriche. Doch kann man dagegen tatsächlich in den Schreibheften verschiedener venezianischer Berufsschreiber den dünnen, flachen Querstrich finden, wie ihn die von G. A. Tagliente gezeichnete »lettera antiqua tonda« aufweist. Desgleichen tritt der dünne, schmale Querstrich anderweitig in italienischen und französischen Schreibbüchern auf, mit deren Aufzählung wir uns
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romain du roi
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typenformen der vergangenheit und neuzeit nicht zu befassen brauchen, doch ist ein französischer Vorläufer zu nennen. Seite 39 zeigt ein paar Zeilen eines besonders schönen Manuskriptes (B. M. Harley 6205) für Franz I., König von Frankreich. Das Manuskript ist 1519 datiert und wurde von einem gewissen, in Holland gebürtigen Godofredus geschrieben, der ein besonders tüchtiger Kalligraph und Miniaturist war. Jede Seite seines Werkes verdient eingehende Betrachtung, doch leider reicht unsere Zeit nur dazu, die Details seiner Typen zu studieren. Auf Seite 39 sind ein paar Buchstaben auf Folio vergrößert, um die Querstrichbildung zu veranschaulichen. Man ersieht daraus, daß nicht nur die dünne, flache, ungeklammerte Form Verwendung fand, sondern daß Godofredus außerdem eine »l«Minuskel mit einem winzigen Horizontalstrich »trait« anwandte, der in dieser Form, soweit der Verfasser orientiert ist, nur in französischen Manuskripten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorkommt. Es ist vielleicht interessant zu wissen, daß dieser »trait« ein gotisches Überbleibsel ist, das in der altgotischen Schrift regelmäßig auftritt und in der Subiaco-Type von 1465, sowie in Hornbys Nachbildung beibehalten wurde. Außerdem ist er in den kalligraphischen Vorlagen Fuggers (Nürnberg 1590) und anderer Meisterschreiber zu finden. Daraus erhellt, daß der »moderne« Querstrich schließlich gar nicht so modern ist, sondern nur vergessen war. Dennoch trat er mehrere Generationen lang in keinem Druck mehr in Erscheinung. Der kurze, dicke und geklammerte Querstrich, der mit der Bembo-Type entstand und von Garamond kopiert wurde, herrschte überall vor. Als Kardinal Richelieu 1650 im Louvre jene hochbedeutende Druckerei, die Imprimerie Royale, begründete, waren als einzige Typen die An-
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typenformen der vergangenheit und neuzeit tiqua von Garamond, Le Bé und Granjon vorhanden. Der nachfolgende Herrscher Ludwig XIV. billigte hingegen einen Vorschlag, nach dem die Königliche Druckerei eine völlig neue Reihe von Antiqua- und Kursivschriften entwerfen sollte, die zum ausschließlichen Gebrauch für die Werkstatt im Louvre reserviert blieben. 1692 wurde das Projekt bewilligt, und die Académie Royale des Sciences ernannte eine Kommission von Experten zum Studium der Gestaltung einer vollkommenen Antiqua-Type. Der Beauftragte der Kommission, ein gewisser Jaugeon, legte die Resultate der Kommission in einem umfangreichen Bericht nieder, mit einer Anzahl sorgfältiger geometrischer Zeichnungen im Anhang, in denen die traditionelle Antiquaform mit Lineal und Zirkel diszipliniert wurde. Jaugeons Buchstaben waren auf ein in nicht weniger als 2304 kleine Quadrate eingeteiltes Feld projiziert. Der königliche Weg zur vollkommenen AntiquaType war somit ein mathematischer. Philippe Grandjean, dem man die Aufgabe des Stempelschneidens zuteilte, zog jedoch vor, mit einem beträchtlichen Grad von Unabhängigkeit zu arbeiten. Er überließ sich lieber der Führung seines eigenen geübten Auges. Die »romain du roi Louis XIV« benannte neue Schrift entfaltet, im Vergleich zu Garamonds Antiqua, einen schärferen Gegensatz zwischen fetten und feinen Strichen und ist regelmäßig sowie technisch vollkommener, das heißt besser justiert. Die wichtigsten allgemeinen Unterschiede liegen in einer gewissen gedrängten Form und neuen Art des Querstriches. Zum erstenmal erscheint die dünne, flache, ungeklammerte Fassung bei einer Druckschrift. Am Kopf der Antiqua-Minuskeln »b«, »d«, »i«, »j«, »k«, »l« und »h« greift dieses neue Stück nach beiden Seiten. Als weitere Neuerung wurde dem Stamm der»l«-Minuskel, wie
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typenformen der vergangenheit und neuzeit sie in französischen Manuskripten des sechzehnten Jahrhunderts erscheint, ein winziges Stückchen angesetzt. Es ist interessant, daß Grandjean bei der Bildung seiner Kursiv von der alten Antiquaform der »h«-Minuskel ausgeht, die natürlich von jener als Unzialschrift bekannten Abwandlung des geraden Antiquaversals herkommt. Vielleicht ist es nicht so allgemein gegenwärtig, daß die eingerollte Form von Garamonds und Caslons Kursiv-Minuskel »h« auf ein Original des vierten Jahrhunderts zurückgeht, während die übrige Fassung nicht älter ist als das Zeitalter Ludwigs XIV. Seite 39 zeigt Grandjeans »Saint Augustin« in Antiqua und Kursiv. Die »romain du roi« übte unvermeidlicherweise auf die Handwerker Frankreichs einen bedeutenden Einfluß aus; hingegen wirkte ein königliches Dekret, das jegliche Nachbildung der neuen Schrift verbot, hemmend auf den Handel der Gießereien. Fournier-le-jeune fand den Ausweg, die Typen in ihren Proportionen zusammenzudrängen und die Querstriche ganz wenig zu reduzieren. Seine abgewandelte Kursiv ist in dem schönen, 1742 von Fournier veröffentlichten, länglichen Foliospezimen zu sehen. Das Monopol der Krone war, wie gesagt, für die »romain du roi« durch gesetzliche Strafen, die auf Nachbildungen im Schrifthandel erhoben wurden, sichergestellt, doch man lernte bald den Nutzen der schmallaufenden Type schätzen, und holländische Gießer folgten den Methoden Grandjeans. Die großen Amsterdamer Verlagshäuser sahen in dem engen Alphabet einen großen Vorzug, und von 1770 an stellten sie unter Verwendung der schmallaufenden Schrift, bei der jedoch die alte Querstrichform beibehalten wurde, zahllose Taschenausgaben her.
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fournier-le-jeune
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Etwas früher, im gleichen Jahrhundert, schuf J. M. Fleischmann während der Jahre 1730–1758 eine gänzlich neue Buchstabenreihe für die große Gießerei der Enschedé in Harlem. Fleischmann schnitt an die zwanzig Alphabete, sämtlich länglich in der Form und mit feinen Haar- und Querstrichen. Es handelt sich um jene Typenserie, die Fournier kopierte, wie er in seiner Beschreibung »Goût Hollandois« zugibt. Bodoni benutzte in seinen Anfängen Fourniers Typen und Ornamente. Später stellte er selbst Kopien her und schließlich schnitt er einige neue Varianten, bei denen der Kontrast zwischen fetten und feinen Linien mehr hervortrat. Es ist nicht zu leugnen, daß Bodonis sorgfältige Druckleistung und sein typographisches Stilgefühl große Bewunderung verdienen. Sein Einfluß auf dem Kontinent war ungeheuer und auch in England beträchtlich. Bodonis Name war in aller Mund, und bald tauchten natürlich Schüler in ganz Italien auf. Gleichzeitig machte Ambroise-Firmin Didot, der Begründer der großen französischen Dynastie von Druckern, Verlegern und Papierfabrikanten, Versuche mit Typen im Stil von Grandjean und Louis Luce, der die erste aller englaufenden Schriften für die Imprimerie Royale geschaffen hatte. In wenigen Jahren verbreitete sich der Geschmack an der neuen Typenform über ganz Frankreich. Seite 49 zeigt die Extreme, zu denen französische und andere Enthusiasten durch die neue Mode schließlich getrieben wurden. In England war man nicht so übel daran. Es hat sein besseres Geschick vorwiegend dem Einfluß von Caslon und John Baskerville zu danken. Die zwischen 1720 und 1726 von William Caslon I geschaffenen Typen waren herrlich, besonders die Größen englisch, pica und brevier sind hervorragend geschnitten. Einige von William Caslon II hergestellte
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typenformen der vergangenheit und neuzeit größere Schnitte sind wenigstens erfreulich, obschon jede Größe über Doppelcicero (»two-line pica«) mehr als einen schlechtgeformten Satz hat, der weder mit den Versalien noch mit den kleinen Buchstaben zusammengeht. Aber trotz dieser Einwände bleibt die ganze Serie eine glänzende Leistung. Caslon machte wirklich aus den holländischen Vorläufern, die er nachweislich kopierte, eine sehr hübsche Type. Das Verdienst der Neuschaffung scheint eher Baskerville zuzukommen, und seinem Antiquaschnitt muß man zugestehen, daß er eine offene, leserliche und ausdrucksvolle Type ist mit sehr viel mehr Individualität als die hagere, dünne, schmale Kursiv, die er zur Mitverwendung zeichnete. Baskervilles Generation war hingegen hauptsächlich für seine Druckmethoden, für sein streifenloses Papier und sein heißes Einwalzen interessiert. Jene Feinheit und Genauigkeit, die für Baskervilles Type charakteristisch ist, wurde zu seinen Lebzeiten in England nicht besonders anerkannt. Im Ausland lag die Sache jedoch anders, und vielleicht bis auf den heutigen Tag wird Baskervilles Einfluß auf dem Kontinent nicht richtig eingeschätzt. Man wird verzeihen, wenn wir zum Beweis das ihm von Bodoni (in der Vorrede zu »Fregi e Maiuscoli« Parma 1771) und von Zotta (in der Vorrede zu »Saggi dei Caratteri« Venedig 1774) dargebrachte Lob als Zeugnis aufführen. Besondere Beachtung verdient Janßen in »Essai sur l'Origine de la Gravure« (Schell, Paris 1808). Janßens zweiter Band ist der Kalligraphie gewidmet, der er die Typographie als Unterabteilung zuzählt. Nachdem er Caslons großformatiges Spezimen von 1734 erwähnt hat, sagt er auf Seite 97: »c’est incontestablement Baskerville qui, non seulement en Angleterre, mais même dans tout l’Europe, a donné au caractère
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antiquaschriften
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typenformen der vergangenheit und neuzeit „antiqua“ ou „romain“ les plus exactes proportions géométriques, jointes à la plus grande élégance; ce qu’il dut, sans doute, à son talent, dans la gravure en taille-douce«. Der spätere Einfluß Baskervillescher Formen in England war bedeutend, wie die Typen von Fry und Wilson bezeugen. Auch stellte einer der Caslon, der sich von der ursprünglichen Firma trennte, eine Type her, die der Baskervilles sehr glich. Alle diese Typen sind rund, und obschon sie starke Kontraste in Bezug auf fette und feine Linien aufweisen, gehören sie doch noch zu den alten Antiquaschriften. Dagegen sind sie in der Schärfe und Exaktheit ihres Schnittes Vorboten der »modernen« Type. Dank der konservativen Natur des Landes wurden seine Schriften geringer geachtet als die von Caslon. Es ist mehr als schwierig, in diesem Punkt zu einem Urteil zu kommen. Vielleicht können wir uns mit der Feststellung begnügen, daß Baskerville in seiner Zeichnung mehr persönliche Originalität aufweist als Caslon, der wiederum zweifellos als Schriftschneider erfahrener war. Um so seltsamer ist es, daß es Caslons Schriften trotz ihrer hervorragenden Verdienste nicht gelang, sich einerseits gegen die Schnitte nach Baskervilles Zeichnung und andererseits gegen gewisse kontinentale Einflüsse zu behaupten. Es bleibt noch zu sagen, daß Caslons Alphabet im guten Sinne archaisch ist, da es auf einer 200 Jahre alten Schriftform fußt, während Baskervilles moderne Zeichnung auf eine Handschrift zurückgreift, die er selbst vordem als Schreibmeister gelehrt hatte. Auf dem Kontinent wurden seine Bücher sowohl von Bodoni wie von den Mitgliedern jener großen Didot-Familie eifrig studiert, mit der sich die französische Typographie des neunzehnten Jahrhunderts so weitgehend identifiziert. Als erster von den Didots ergriff François-Am-
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fette und schmale schriften
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typenformen der vergangenheit und neuzeit broise Didot (1730–1804) die Laufbahn eines Druckers; er leitete eine Zeit lang die französische Nationaldruckerei, und der europäische Kontinent dankt ihm das maßgebende Punktsystem. Seine von dem Stempelschneider Waflard geschnittenen Schriftentwürfe führen Grandjeans Originalform um einen Schritt weiter, über Fournier oder Bodoni hinaus. Seine Söhne und deren Nachfolger zeichneten immer von neuem die gleichen Entwürfe um und steigerten dadurch ihren spröden, spitzigen Charakter, was ihrer Wirkung sehr schadet. Die ersten modernen englischen Schnitte wurden in den Büchern der Shakespeare-Presse von William Bulmer verwandt, der für Thomas Frognall Dibdin als Drucker tätig war. Die Schrift ist eng gesetzt, schmal zugerichtet, mit feinen Haarstrichen und einer R-Majuskel mit Schnörkel, wie sie in den alten Originalschnitten nie vorkam, hingegen von Grandjean, Baskerville und Bodoni bevorzugt wurde. Nach Bulmer gab es eine wahre Überschwemmung von modernen Schnitten, die sämtlich besonders dünne Haarstriche besitzen und unserm jetzigen Geschmack widersprechen, obschon sie in Händen von Künstlern, wie des verstorbenen C. Lovat Fraser, die sich über die Scheinantiqua belustigen, einigermaßen interessant sind. Aber seit zwei Generationen hat sich der Geschmack des kultivierten Publikums gewandelt zugunsten der Verwendung alter Schnitte für schönen Buchdruck. Was kann da noch für die »modernen« Schnitte gesagt werden?! Für die extremen Varianten – weder für die englischen, noch die französischen – ist, fürchte ich, kaum eine Rechtfertigung zu finden. Zweifellos sind feine Haarstriche dem Auge peinlich, im Gebrauch zerbrechlich und, wenn überhaupt,
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typenformen der vergangenheit und neuzeit so nur bei kleinen Graden erträglich. Bei einigen Abarten jedoch liegt die Sache anders; sie sind malerisch und kräftig und daher für gewisse Arten des modernen Druckes besonders geeignet. Die englische Typographie wurde von Mitte bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts am stärksten durch Drucker und Schriftgießer aus der Tradition Baskervilles bestimmt. Einen weiteren Einfluß, der so mächtig anwuchs, daß er alles übertraf, übte das Werk des Italieners Bodoni aus. Der glänzende Stil seiner nach verfeinerten post-Baskerville Zeichnungen gegossenen Typen schuf jene Art von Buchstaben mit außergewöhnlich dünnen Haarstrichen, doch übertrieben fetten Grundstrichen. Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts besaß England nicht weniger als fünf Gießereien, und sie wuchsen noch an Zahl. Ihre Produktion beschränkte sich, wie wir sahen, auf »moderne« Typen in denkbar unabhängiger Form. Die Typographie war jetzt vermutlich in eine Sackgasse geraten. Die Neuerung Grandjeans, der Reihe nach durch Fourniers, Bodonis und Fleischmanns Hand gegangen, war nun nicht mehr neu. Der Sache konnte wohl nur noch durch Anwendung der Folter Leben entlockt werden. So entstanden die »Grotesk-Schriften«, von denen wir nur die am wenigsten abstoßenden zu erwähnen brauchen. Thornes »fette Grotesk« übte einen sehr weitreichenden Einfluß aus; sie ist tatsächlich die erste englische Originalschrift, die im Ausland Eindruck machte. Stets waren wir seit Caxtons Tagen von den Typen Hollands oder Frankreichs abhängig; durch Thorne aber schufen wir in den Jahren 1800–1803 eine Schrift, die eine ausgesprochene Neuerung bedeutete. Frankreich, Deutschland und Holland nahmen sie mit großer Begeisterung auf, sogar die Imprimerie Nationale beauftragte
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Thorne im Jahre 1840, eine ähnliche Type zu schneiden. Durch die große Bodoni wurden seine großen Schnitte fetter, und an Stelle einer Didot »maigre« wurde der Pariser Handel mit einer Didot »gras« versorgt. So kehrte Europa für eine Weile zur »black«-Type zurück. Aber was für Typen waren das! Die zwischen 1810 und 1850 geschnittenen Schriften stellen das Schlimmste dar, was es je gegeben hat. Wir sind noch heute nicht alle über den Berg. Einige Gießereien schneiden heutzutage Schriften, die sogar in der frühviktorianischen Typographie schwer zu ertragen gewesen wären. Dabei müssen wir uns daran erinnern, daß gerade damals eine jener Schwierigkeiten entstand, die jetzt beigelegt wurde, nämlich die Verschiedenheit von Buchschrift, Reklameschrift und Zeitungsschrift. Bis gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurden Zeitungen, Reklamezettel, Billets usw. alle in der gleichen, üblichen Buchschrift gedruckt; mit der industriellen Umwälzung jedoch schufen Zeitungs-, Akzidenz- und Reklamedruck einen bestimmten Typ, der sich vom herrschenden Buchstil unterschied. Im Verlauf des achtzehnten Jahrhunderts hatte sich Englands Bevölkerung mehr als verdoppelt und der Zuwachs an Reichtum war sogar noch größer als der an Volkszahl. Trotz des Verlustes der amerikanischen Kolonien ging der Handel kaum zurück. Gewinne häuften sich, auch nachdem den Arbeitern das Recht zugestanden wurde, Uhren zu tragen, damit die Fabrikuhr die natürlichen Stunden nicht verlängern könnte, wie es vor den »factory-acts« geschah. England blühte. Der Tag der »Grotesk« war gekommen! So folgte auf Thorne (1803) die ironisch »Thorowgood« genannte Schrift (1824) mit einem Schwarm ungleichartiger, fetter und magerer Schnitte, die wie Hansard sagt »alle auf einmal ‘quousque
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typenformen der vergangenheit und neuzeit tandem abutere patientia nostra’ schrieen«. Der beispiellose Erfolg der englischen Industrialisierung stachelte Europa auf, und der Kontinent kaufte unsere Maschinen und kopierte unsere Typen. Legionen schlechter Fettschriften finden sich in den französischen, sowie in vielen deutschen und spanischen Musterbüchern der fünfziger Jahre. Im Zusammenhang mit den schlechten Typen sank das Niveau der Produktion. Von 1820–1860 war die Buchdruckerkunst im In- und Ausland zweifellos in einer traurigen Verfassung. Hie und da gab es Ausnahmen. In London tat sich der Verleger William Pickering mit seinen Druckern, den Whittinghams, zusammen, um zunächst in der »modernen« Schrift und dann in der sogenannten »alten Antiqua« eine Anzahl schöner Drucke herzustellen. Wenn möglicherweise die spröden Linien der »modernen« Schrift beim Vergleich mit der Kraft und Strenge der »Alt-Antiqua« unbefriedigt lassen, so können wir uns doch zu dem Werk von William Pickering und Charles Whittingham I und II beglückwünschen. Die Legende, daß die alten Caslon-Typen zuerst in einer Ausgabe von Juvenals »Satires« wieder eingeführt wurden, der dann aber die Veröffentlichung von »Lady Willoughby's Diary« durch Messrs. Longmans im Jahre 1845 zuvorkam, bedarf, wie Keynes gezeigt hat, einer Revision. Die Wahrheit ist, daß kleine Mengen von Caslons »Alt-Antiqua« in Pica-Größe für Titelblätter und Vorworten in Werken wie Fullers »Holy War« und Jeremy Taylors »Holy Living« 1840 Verwendung fanden. Great-Primer (etwa Tertiagröße) kommt in Pickerings schönem Foliodruck des »Book of Common Prayer« von 1844 vor. Von diesem Zeitpunkt an errang Caslons »Alt-Antiqua« einen Erfolg, wie sie ihn zu des Zeichners Lebzeiten niemals hatte.
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französische wiederbelebung
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Doch die Rückkehr auf ein immerhin bescheidenes Niveau ging nicht rasch von statten; und wenn sich in England der Fortschritt langsam vollzog, so war er im Ausland nahezu unbeachtlich, obwohl man die ungemein interessante Leistung eines gelehrten Druckers und Verlegers aus Lyon in Frankreich nicht unerwähnt lassen sollte. Louis Perrin brachte im Jahre 1846 eine gänzlich neue Type heraus, deren Versalien auf Inschriften zurückgehen, an denen Lyon als die alte römische Gründung Lugdunum so reich ist. Die Antiqua-Minuskeln ähneln denen von Caslon, doch die von Grandjean und Fournier hergeleitete Kursiv hat dadurch bedeutend an Reiz gewonnen, daß Perrin schräglaufende Majuskeln einfügte. Mit den »Caractères Augustaux« druckte Perrin einige hübsche Bände und übte mit dieser Schrift in Frankreich einen bedeutenden Einfluß aus. Sie wurde von dem Pariser Gießer Beaudoire kopiert, der ihr jenen willkürlichen, irreführenden Namen »Elzevir« gab, mit dem die herkömmlichen Gießereien des Kontinents hinfort jede Type im alten Stil belegen. Die Versalien des Beaudoireschen Schnittes wurden in den sechziger Jahren von der ChiswickPresse eingeführt, als dieses glänzende Unternehmen von den Whittingham und Wilkins geleitet wurde. Heute sind sie in Tooks Court unter der Bezeichnung »Lyon’s capitals« als seltsames und etwas ungenaues Überbleibsel in Gebrauch. Die Elzevir-Typen ergaben, gelegentlich durch sorgfältigere Druckarbeit unterstützt, eine Anzahl schöner Bücher. Im Bereich der Luxusausgaben wurde die Didot-Tradition schließlich untergraben. Auch daheim machte die Wiederbelebung des alten Stiles Fortschritte. Pickerings Rückkehr zur Original-Caslon wurde bereits erwähnt. Die Oxforder Bewegung innerhalb der eng-
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typenformen der vergangenheit und neuzeit lischen Kirche, eingeleitet durch Kebles Schwurgerichtsrede von 1833 und gefördert durch Newmans Traktat XC von 1845, fand ihr Echo in der Architektur. Gotische Kopf- und Schlußleisten schmückten die vom Verleger der High Church, James Burns, herausgegebene Theologie. Im Jahre 1845 mußte jener Papist werden und gründete die berühmte Druckerei der katholischen Verleger, die nicht wenig zur Förderung des schönen Druckes beigetragen haben. Burns blieb lange genug Anglikaner, um einen schönen Psalter und ein Ritual in Gotisch mit einfachem Melodiensatz herauszubringen, eine große Neuerung für jene trüben Zeiten, in denen Gasarme auf dem Hochaltar des Londoner Oratoriums brannten und St. Pauls an Karfreitagen nur dreißig Kommunikanten hatte. Zur gleichen Zeit führte Augustus Welby Pugin seine reißende Propaganda zugunsten der gotischen oder, wie er sie nannte, »christlichen« Architektur durch. Über die Kirchen im klassischen Stile rief er aus: »Wahrheit bis in den Tod! Nieder mit dem heidnischen Ungeheuer… St. Georg und St. Eduard für England!« Scotts Novellen voll Naturtrieb und Mittelalter geben ein lebhaftes Bild von Gebet und Brauch in den Zeiten des Glaubens, und Sir Walters Schloßruinen und alte Abteien bereiteten die Phantasie der Menschen auf Dichtung und Kunst der Praeraphaeliten vor. Dann erschien der Dichter und Handwerker William Morris, um alles zu tun, »si je puis«. Mit zweiundfünfzig wünscht er »nicht so verdammt alt« zu sein, und er war doch noch nicht in enge Berührung mit der Typographie gekommen. Immerhin hatte er genügend Interesse aufgebracht, um den Druck seiner »Roots of the Mountains« (1889) in einer alten Type zu sichern, die, Eigentum der Chiswick-Presse, von William Howard geschnitten und um 1858 zuerst verwandt wurde.
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Morris ließ auch eine Gotisch wieder auferstehen, die sich von einer der Caxton-Schriften herleitete und in den fünfziger Jahren, als die Wiedererweckung der Gotik Mode wurde, von demselben Howard geschnitten war. Im Jahre 1891, als Morris 58 Jahre alt war, erschien der erste KelmscottDruck »The Story of the Glittering Plain«. Die Geschichte der Kelmscott-Presse ist zu jung und zu gut bekannt, um an dieser Stelle mehr als einer bloßen Erwähnung zu bedürfen. Morris war Verehrer des Mittelalters, sein Geschmack in der Kalligraphie wandte sich den Handschriften des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts zu, und er bewunderte die frühesten Drucke, die an deren Stelle traten. Durch solche Vorurteile wurden seine Bücher natürlich archaisch, und seine Schriften wurden zum Anachronismus. Er hielt Jensons Antiqua für die schönste, und auf ihr baute er die Schrift auf, die er für sich zeichnete, seine »Golden Type«. Die Troy-Type und die in der Zeichnung von der Troy-Type abgeleitete Chaucer-Type erschienen später. Es sei uns in dieser Abhandlung, die sich, wie gesagt, mit der Entwicklung der Schriftentwürfe befaßt, erlassen, Bedeutung und Einfluß der Kelmscott-Drucke anders darzulegen als durch einen Hinweis darauf, daß sie in nicht geringem Maße zur Weckung des allgemeinen Interesses beitrugen. Etliche Berufsdrucker lernten – allerdings langsam –, daß »im Drucken etwas Künstlerisches« läge, andere begriffen sogar, daß da Geld zu machen sei. Daher wurden die Typen der Kelmscott-Drucke in den Vereinigten Staaten kopiert und zur Herstellung von zwar völlig übereinstimmenden, doch trotzdem peinlich verschiedenen Bänden verwandt. Morris zu kopieren war, wenigstens in jenen Tagen, vielleicht der bessere Weg. Charles Ricketts, der an Morris’ Experimenten
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englische wiederbelebung
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typenformen der vergangenheit und neuzeit interessiert war, lehnte verschiedene seiner Ideen ab. Der Meister von Kelmscott haßte wie alle guten und aufrichtigen Menschen die Renaissance. Ricketts hingegen bewunderte sie, da er zweifellos erkannte, daß wir, trotz allem, von der Schriftform der Renaissance abhängen, ob wir sie lieben oder nicht. Nichtsdestoweniger steht Morris’ Goldene Type der Renaissance unendlich viel näher als Ricketts’ Vale-Type mit ihren affektierten »g«, »e«, »b« und »y« und ihren aufdringlichen Versalien. Die ebenfalls für die Vale-Presse gegossene Kings-Type ist eine häßliche Schrift. Alle diese Bestrebungen führten ebensowenig zu guten Resultaten wie Ashbees Bemühungen (1901), die auch nur verlorene Liebesmüh blieben. Lucien Pissarros Brook-Type ist weniger exzentrisch als verzeichnet. Sie dient dazu, die auf der Basis von Jensons Antiqua von T. J. Cobden-Sanderson und Emery Walker gezeichnete Doves-Type in ihrer Einfachheit und Eleganz auf seltsame Weise hervorzuheben. Eine andere schöne, obwohl mehr an ein altes Vorbild angelehnte Schrift ist C. H. St. John Hornbys Ashendene-Type von 1902, in der die Übergangs-Gotisch von Sweynheim und Pannartz (Rom 1465) neugestaltet ist. Auch der Kunstkritiker Herbert P. Horne folgte in seinen zwischen 1905 und 1909 geschnittenen drei Antiqua-Schriften (ohne Kursiv) italienischen Vorlagen. Die erste »Montallegro« für Updike geschnitten, fand zum ersten Mal in Condivis »Life of Michelangelo Buonarroti« Verwendung, das 1905 in der MerrymountPresse in Boston erschien. Die für Chatto und Windus geschnittene »Florence«-Type erschien 1909, desgleichen die »Riccardi« für die Medici-Gesellschaft. Alle drei Schriften sind in der Komposition angenehm ausgeglichen, obwohl kaum voneinander verschieden. Die Versalien sind in der
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Zeichnung besser als die Minuskeln, bei denen die stets schwer zu zeichnenden Buchstaben »a«, »e« und »y« sämtlich schwach in der Form sind. Bruce Rogers schuf eine neue Type für die 1903 von Houghton und Mifflin in Boston, U. S. A., publizierte Ausgabe von Montaignes »Essays«, und obwohl auch seine Schrift eine unglückliche »e«-Minuskel hat, gelang ihm, was Morris und Ricketts mißlang. Die »R«-Versalie weicht von dem ihrem Schnitt als Basis dienenden Jenson-Vorbild ab, doch nicht zu ihrem Besten. Hingegen kann man über die Centaur-Schrift des gleichen Künstlers aus dem Jahre 19id nur einer Meinung sein. Auch sie baut sich auf einer Jenson auf, aber in mehr als einer Hinsicht verbessert sie das venezianische Modell. Die »M«Majuskel hat in Rogers Schnitt offensichtlich bedeutend gewonnen. Seit den Tagen von William Morris gehen alle neugezeichneten Typen Englands und der Vereinigten Staaten mit Ausnahme einiger Akzidenz- und Zeitungsschriften, die keine ernsthafte Beachtung verdienen, vorwiegend von alten Modellen aus. Wo diese außer Acht gelassen wurden, waren die Resultate zugegebenermaßen sehr kümmerlich. Die Schwierigkeit, eine befriedigende neue Type zu zeichnen, ist groß, und selten ist es irgendeinem Land der Welt gelungen; die Schriftentwürfe neigen dazu, dem Extrem des Grotesken oder Geschmacklosen zu verfallen. Im Fall von ein oder zwei holländischen Privat-Pressen muß eine Ausnahme gemacht werden, und S. H. de Roos’ »Erasmus« ist ein glückliches Beispiel für die Art der im Ausland gezeichneten Original-Schriften. Ein Verzeichnis der Produktion deutscher Gießereien aus den letzten zwanzig Jahren würde mehr als zwanzig interessante Typen umfassen. Sie sind natürlich in
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typenformen der vergangenheit und neuzeit ihrer Bedeutung verschieden, aber innerhalb des eigenen Landes, wo aus mannigfachen Gründen der Übergang von der Gotisch zur Antiqua erst jetzt und nur schrittweise vor sich geht, bilden diese Schriften einen wichtigen Beitrag zur nationalen Schriftgestaltung. Man kann nicht gut folgern, daß, weil wir alle die humanistische Schrift verwenden, die Kunst des Schrift-Zeichnens keinen Raum für die nationale Form biete. Es wird sehr unerfreulich in der Typographie aussehen, wenn die Länder der Welt dazu kommen, genau die gleichen Schriftformen zu verwenden. Ich finde, wir haben kein Recht, gegen eine deutsche Schrift Einspruch zu erheben, weil sie sich auf ihr Ursprungsland beschränkt, wenngleich die moderne Bewegung innerhalb der deutschen Typographie gegenwärtig ebensosehr englisch wie einheimisch beeinflußt ist. Der Einfluß der Kelmscott- und mehr noch der Doves-Presse war in Deutschland größer als in jedem anderen Lande der Welt, unser eigenes nicht ausgenommen. Als Deutschland in den Jahren nach dem deutsch-französischen Krieg seiner selbst als einer Weltmacht bewußt wurde, ergriffen seine Schriftsteller, Maler und Handwerker mit voller Kraft jede Art von künstlerischer Betätigung. Die deutsche Buchdruckerkunst war seit dem Eingehen der von Egenolff begonnenen Frankfurter Schule nichts weniger als schrecklich gewesen. Im frühen neunzehnten Jahrhundert führte Unger eine gewisse Anzahl von Didot-Typen als Ergänzung zu einer Reihe neuer und ziemlich spinnenbeiniger »fracturs« ein, deren Wirkung von einer besseren Drucktechnik abhängt als ihnen je zu Teil wurde. Die gleichen Typen erlangten noch größeren Einfluß, als sie im Jahre 1825 von Karl Tauchnitz in Gebrauch genommen und dem deutschen Publikum vorgesetzt wurden. Seit damals ist die Stel-
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typenformen der vergangenheit und neuzeit lung der »Fraktur« und »Schwabacher« langsam, aber ständig durch »Antiqua« und »Kursiv« untergraben worden, so daß bis heutzutage beinahe mehr Antiqua als »Fraktur« Verwendung findet. Eine Anzahl neuer deutscher AntiquaSchriften ist übertrieben modern und peinlich, siehe die von dem Architekten Eckmann gezeichnete gleichnamige Schrift der Klingspor-Gießerei. Sie ist ein sprechendes Beispiel für jene Art von Schriften, die der intelligente Deutsche herausbrachte, bevor die Lehre von Edward Johnston und seinem Kollegen, dem hervorragenden Bildhauer und Holzschneider Eric Gill, in Deutschland verbreitet wurde. Das Werk beider Künstler war von größter Bedeutung für die deutsche Typographie. 1910 wurde Johnstons Lehre durch eine seiner Schülerinnen, Fräulein Anna Simons, die jetzt zu einer der vornehmsten deutschen Privatpressen, der Bremer Presse in München gehört, in Deutschland eingeführt. Harry Graf Kessler brachte im Jahre 1912 ein oder zwei englische Handwerker nach Weimar, damit sie in seiner Vaterstadt lehrten. Nach Verlauf von ein oder zwei Jahren veröffentlichte der neubegründete Insel-Verlag eine Anzahl von Büchern, für die die englische Kalligraphie an sich und in ihren Folgen formal bedeutsam war. Jene 1905 entstandene Schule von Kalligraphen, die die Lehre von Johnston und Gill umsetzten, hatte das gesamte deutsche Schriftzeichnen in Händen, mit Ausnahme der roheren Typengattungen für Annoncen. E. R. Weiß, Walter Tiemann, F. H. Ehmcke, Peter Behrens und Rudolf Koch sind die bekanntesten Namen aus dieser Bewegung. Die von ihnen für Klingspor, Bauer und Stempel gezeichneten Schriften – um nur die Frankfurter Gießereien zu nennen – hatten zum mindesten in Deutschland großen Erfolg. Denn dort ist die Antiqua-
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Schrift noch eine Neuigkeit, und das Auge des Publikums wird beim Lesen mehr Anstrengung ertragen als das unsrige. Hinzukommt, daß Deutschland von Natur aus eine größere Vorliebe für das Experiment hat als wir. Seine heutige Architektur ist zum großen Teil so ungewöhnlich, daß sie für unseren Geschmack phantastisch ist. Im Buchstil ist unser Publikum streng konservativ, und starre Konvention beherrscht – zum Guten und zum Bösen – den literarischen Druck. Anders liegt es bei den Akzidenzschriften, und es braucht uns nicht zu wundern, wenn der von Professor Walter Tiemann für die Klingspor-Gießerei gezeichneten »Narcissus« Type andere gutgelungene Akzidenztypen folgen. Der Mangel an Zurückhaltung, der für manches künstlerische Bestreben in Deutschland charakteristisch ist, bedeutet beim Entwurf von Akzidenz-Schriften möglicherweise einen Vorzug. Die gegenwärtige Tendenz in Englands Reklamekunst weist ohne Zweifel daraufhin, daß deutsche Illustrationsmethoden hier eine Stellung erobern, die für einige von uns einen heilsamen Wechsel bedeutet. Noch aus anderen Gründen waren, wenn wir schon vom Ausland einführen müssen, einige Typen vom Kontinent willkommene Gegenstücke zu den neuen amerikanischen Schöpfungen. Die »große Demokratie des Westens« ist so sehr unser Meister in der Kunst der Reklame, und unsere englischen Direktoren sind in der Verkaufspropaganda so abhängig vom amerikanischen Anzeigen-Jargon und von ihren »Kriegsrufen«, daß wir mit Recht die transatlantischen Typen ebenso wie ihre Kopien imitieren können. Als Folge davon müssen wir damit rechnen, in der kommenden Zeit eine Anzahl amerikanischer Schriften im Lande zu haben. Doch kann man füglich bezweifeln, ob die Bedingungen für
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typenformen der vergangenheit und neuzeit amerikanische Schriftentwürfe so glänzend sind, wie es aussieht. Rogers’ schöne Schnitte sind Privateigentum, und die amerikanischen Drucker, Verleger und Reklamemacher hängen von den Entwürfen nahezu eines Mannes, F. W. Goudy, ab. Die Schriften, die er nach der »Kennerley« zeichnete, hatten die erstaunliche Wirkung, den Anzeigenteil sämtlicher Magazine Amerikas und einiger unseres eigenen Landes umzugestalten. Könnte er doch Europa, so wie sein eigenes Land von Amerikas geradezu pestilenzialischem Beitrag zur Typographie befreien, von jener »Cheltenham«, die in England noch existiert und wenn überhaupt in Deutschland und Frankreich, dann selten zu finden ist. Aber außer dieser »Cheltenham« lassen die Franzosen auch sonst noch viel zu wünschen übrig. Sie sind niemals den Schriften Johnstons oder den Typen Goudys gerecht geworden. Die von Giraldon, Auriol und Grasset und auch die von Naudin gezeichneten Schriften haben keine kalligraphischen Vorbilder, denn ihre Buchstaben sind von Künstlern aufgebaut, die ihr ganzes Werk schaffen ohne sich von ihrer Feder helfen zu lassen. Hieraus ergibt sich, wie wichtig es ist, zu beachten, daß die feststehenden Formen der von uns benutzten Buchstaben unmittelbar aus der Natur des Federstriches herausgewachsen sind. Vor Jahrhunderten war es keine besonders freiheitliche Handlung, wenn man die Schrägrichtung der »g«-Minuskel änderte. Jetzt hingegen muß jede Veränderung, sei sie Verbesserung oder Abwandlung, so sorgfältig ausgewogen sein, daß sie nahezu unmerklich wird. Das hat zwei Gründe. Zunächst, daß sich unsere Alphabete in einer Zeit entwickelten, als Gelehrsamkeit und Bildung der Vorzug einer sehr begrenzten, vorwiegend geistlichen Gesellschaft war; zudem war jene literarische Aristokratie für Kalligraphie ernsthaft in-
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typenformen der vergangenheit und neuzeit teressiert und übte die Kunst des Schreibens aus. Heutzutage ist Bildung Allgemeingut, und niemand denkt darüber nach, wenn er mit der Feder schreibt. So macht das Lesepublikum unserer Zeit, in seiner im Vergleich zur Einfachheit der Epoche von Karl dem Großen oder Papst Nikolas V. unbegrenzten Zahl und Vielseitigkeit, unser Alphabet streng und unabänderlich, als sei es wirklich die goldene Regel. Wir können es uns nicht erlauben, unsere literarische Münze selbst zu prägen. Auch gibt es, trotz der Edward Johnston zu dankenden Renaissance der Kalligraphie, kein wahrhaft ernsthaftes Allgemeininteresse für die Kunst des Schreibens. Was jedermanns Handwerk sein könnte, ist niemandes Interesse. In gewisser Hinsicht ist das vielleicht der unglücklichen Neigung einiger Mitglieder der Johnston-Schule zuzuschreiben, die ihr Streben und ihre Arbeit auf offizielle Schriften beschränken. Statt in ihr Programm leichte flüssige Kursivschriften aufzunehmen, die jedermann in ein paar Stunden erlernen könnte, ziehen sie es vor, mit schrecklichen Worten wie »Uncial« und »Lombardic« und mit altmodischen in Runen geschriebenen Texten Ruskins die Vögel zu verscheuchen. Vielleicht wird Johnston eines Tages uns schwächeren Laienbrüdern ein neues Schreibbuch schenken und uns Schriften lehren, die wir schreiben können, ohne auf Federkiele und indische Tusche zurückgreifen zu müssen. Bis das geschieht, wird das Schriftzeichnen und das Interesse dafür wahrscheinlich gehemmt bleiben. Solange die Typographie sich nicht einem gut unterrichteten Publikum gegenüber verantwortlich weiß, hat sie keine lebendige Gegenwart, ganz zu schweigen von einer dauernden Zukunft. Und woher soll diese richtige Unterweisung kommen, wird man fragen. In der Vergangenheit wurde ein gewisser
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Grad der erforderlichen Ausbildung auf dem Weg über die Privatpressen erreicht, die von Berufsdruckern oft als »hochnäsig« und »verschroben« verleumdet werden. Die Erfahrung hat gelehrt, daß niemand diese Experimente zu ignorieren sich gestatten kann, am wenigsten die umfangreiche typographische Literatur, die uns von gangbaren Schriftstellern beschert wird. Neuerdings ist in Qualität und Quantität typographischer Geschichtschreibung und Kritik eine Verbesserung eingetreten. Läßt man Hansard und Timperley und die rein technischen Handbücher außer acht, so bleiben von dem gesamten Werk der älteren Generation die drei Bände von De Vinne überragend in ihrer Bedeutung. De Vinne war ein begeisterter Verehrer seines Handwerks und ein gewissenhafter Historiker, dem der Schreiber dieses Bandes, als einer von vielen, zu tiefem Danke verpflichtet ist. In den letzten Jahren hat sich das Interesse vielleicht etwas zu stark auf die Privatpressen gerichtet. Robert Steeles »Revival of Printing« (1902) ist ihnen z. B. fast ausschließlich gewidmet, doch sei es ihm verziehen, da es zu den Gewohnheiten der Privatpressenleute gehört, sich ein wenig zu ernst zu nehmen. Wir selbst hätten sie beinahe entsprechend ihrer eigenen Wertschätzung beurteilt, bis Berkeley Updike uns, und hoffentlich viele andere, durch das gerechte Urteil seiner Abhandlung aus einer Art abergläubischer Verherrlichung der Handpresse befreite. Updike ist natürlich ein zu guter Drucker und zu gewissenhafter Kritiker, um jeglichen ernsthaften Versuch als bloße Posse und Pressenspielerei abzutun, – siehe seine freundlichen Worte, die er über die Essex-HousePresse äußert. Seine eigene Tätigkeit an der MerrymountPresse bereitet uns auf seine Lehre vor, deren leichtfaßliche
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typenformen der vergangenheit und neuzeit Form nicht das geringste Verdienst seiner monumentalen »Printing-Types« ist (2 Bände, 1922). Wir wollen nicht behaupten, daß der Leser allen in jenen Seiten geäußerten Urteilen und Meinungen zustimmen kann, doch bilden Updikes Bände fraglos die Quelle, der sich, wer um wahre Kenntnis bemüht ist, häufiger als jeder anderen zuwenden sollte, ehe er Mappen mit Faksimiles wälzt.
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a: Frühe Carolingische Minuskel. Neuntes Jahrhundert. Maude Thompson, Nr. 133. b: Zwölftes Jahrhundert. Norddeutsch. Maude Thompson, Nr. 179 a: Teil einer Kolumne der 42 zeiligen Bibel. Gutenberg, Mainz 1456. b: Teil einer Kolumne der 36 zeiligen Bibel. Gutenberg, Mainz 1461. c: Aus dem Psalter von Fust und Schoeffer, Mainz 1457 a: Semi-Gotisch von Erhard Ratdolt, Venedig 1486. b: Semi-Gotisch von Nicolas Jenson, Venedig 1481. c: Semi-Gotisch von Ulrich Han, Rom 1467. a: Gotische Bastard-Schrift aus einem Manuskript. Quittung eines Schreibers für Herstellung eines Manuskriptes für den Herzog von Bedford, b: Gotische Bastard-Schrift, Jean du Pré, Paris 1486. a: Humanistische Schrift aus einem Manuskript von Antonio Sinibaldi, Florenz 1480. b: Antiquatype der Brüder da Spira, Venedig 1469. c: Antiquatype des Nicolas Jenson, Venedig 1470. a: Erste Aldus-Antiqua, Venedig 1495. b: Zweite Aldus-Antiqua, Venedig 1495. c: Kleinerer Grad der zweiten Aldus-Antiqua, 1497. a: Kursivschrift, italienische, 16. Jahrhundert, b: Die erste Kursivtype, Aldus, Venedig 1501.
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27 c: Französische Fassung der gleichen Kursiv, Garamond, Paris 1545. 29 a: Arrighis Kursiv, Rom 1524. b: Arrighis zweite Kursiv, Rom 1527. c: Kursivtype des Kalligraphen Tagliente, Da Sabbio, Venedig 1532. 31 a: Die »Polifilus«-Type, Aldus, Venedig 1499. Endgültige vollendete Fassung der Type aus Bembos Traktat von 1495 (siehe Seite 24). b: Frühe französische Fassung der Aldus-Antiqua, de Colines, Paris 1532. c: Spätere französische Fassung des gleichen AldusSchnittes, Garamond, Paris 1545. 33 a: Holländische Fassung der Aldus-Antiqua von Christoph van Dyck, Amsterdam 1660. b: Holländische Fassung, vom siebzehnten Jahrhundert an in Oxford in England im Gebrauch. c: Englische Fassung dessen, was ursprünglich die Aldus-Antiqua aus Bembos Traktat »De Aetna« war (siehe Seite 24), im achtzehnten Jahrhundert von Wm. Caslon geschnitten. d: Antiquatype von John Baskerville, Birmingham 1761. 35 a: Eine frühe französische Kursiv, die sowohl von Aldus wie von Arrighis Schnitt etwas übernommen hat (Seite 29). Aus de Colines »Terentianus«, Paris 1532. b: Spätere französische Kursiv mit italienisierendem Schnitt unter dem Einfluß der Type des Antonio Blado (Rom 1530–1550), für den Arrighi zwei Entwürfe zeichnete.
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35 c: Typische französische Kursiv des sechzehnten Jahrhunderts, mit kalligraphischen Versalien. Aus Dominicys »Assertor Gallicus«, Paris 1646. 37 a: Kalligraphische Kursiv unbekannten Ursprungs. (? Basel 1525.) Die erste Type mit schrägen Versalien. b: Große Kursiv aus dem siebzehnten Jahrhundert. c: Kursiv des Christoph van Dyck, Amsterdam 1660. 39 a: Manuskript des sechzehnten Jahrhunderts mit »moderner« Querstrichbildung. Aus B. M. Harley 6205 »Les commentaires de Caesar«, früher Geoffrey Tory zugeschrieben. b: Philipp Grandjeans »romain du roi«, geschnitten zwischen 1690 und 1720. 43: Typen von S. P. Fournier-le-jeune, Paris, um 1750 geschnitten. 45 a: Antiqua und Kursiv von Fleischmann, Harlem, um 1720 geschnitten. b: Antiqua mit Kursiv von G. B.Bodoni, Parma, um 1780. 47 a: Antiqua und Kursiv von Didot. Späte Fassung, um 1830. b: Moderner schmaler Didot-Schnitt, Bertrand, Paris 1880. 49 a: Fette Schrift von Thorne, London 1830. b: Schmale fette Schrift, London 1842. c: Fette Didot-Schrift nach dem Modell von Thorne, Paris 1850. d: Bodonis fette Typen, 1780. 51 a: Englische Konturschrift aus dem achtzehnten Jahrhundert, Fry, 1785 geschnitten.
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51 b: Schottische Zierschrift, Wilson, Glasgow 1786. c: Zierschriften von Fournier-le-jeune, Paris um 1750. 55: Die »Augustaux«-Type Lyon, Louis Perrin. 59: Die »Golden-Type« von William Morris, aus T. L. de Vienna »Plain Printing Types«, New York 1891. 61 a: Moderne Jenson-Antiqua. b: Moderne Aldus-Antiqua. c: Moderne Blado-Kursiv d: Moderne Garamond-Antiqua und -Kursiv. 63 a: Moderne Fournier-Antiqua und -Kursiv. b: Moderne Baskerville-Antiqua und -Kursiv. c: Moderne Bodoni-Antiqua und -Kursiv. 65 a: Die Montallegro-Type von Herbert P. Horne für D. B. Updike gezeichnet, 1904. b: F. W. Goudys »Old Style«. c: F. W. Goudys »Modern Type«. 67 a: Prof. W. Tiemanns »Mediäval«, Klingspor 1908. b: Rudolf Kochs Kursiv, Klingspor 1920. 71 Schmutztitel, gezeichnet von Edward Johnston für die vom Inselverlag in Leipzig publizierte deutsche Klassikerreihe.
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NAMEN- UND SACHREGISTER
Alcuin: 7, 8 Aldus, Manutius Romanus: 20 f., 23, 25, 27, 32, 61 Amerikanische Schriftentwürfe: 68 Antiqua: 11, 18, 20, 66 Arrighi, Ludovico degli: 28, 29 a b, 30 32, 34 Ashbee: 60 Ashendene-Type: 60 Auriol, Georges: 69
Centaur-Type: 62 Chaucer-Type: 58 Cheltenham: 69 Chiswick-Presse: 56, 57 Clarendon-Presse: 36 Cobden-Sanderson, T. J.: 18, 60 Colines, Simon de: 22, 28, 31, 35 »Costeriana«: 14 Da Spira: 14, 18, 21, 38 Deutsche Schriftentwürfe: 66 De Vinne, T. L.: 72 Dibdin, T. F.: 50 Didot, A. F.: 48, 53, 56 Didots Entwürfe: 44, 47, 49 Doves Presse: 60, 64
Baskerville, John: 33, 44, 46, 48, 50, 52 Bastard (Gotisch): 19 Beaudoire: 56 Behrens, Peter: 66 Bembo, Pietro: 24, 25, 26, 40 Bishop, Edmund: 8 Bisticci, Vespasiano da: 12, 13 Blado, Antonio: 35, 61 Bodoni, G. B.: 38, 44, 45, 46, 48, 49, 50, 52, 53 Bologna, Francesco: 26 Bulmer, William: 50
Eckmann: 66 Egenolff: 64 Ehmke, F. H.: 66 »Elzevir«-Type: 36, 56 Enschedé: 36, 44 Erasmus-Type: 62 Erfindung des Buchdruckes: 10 Essex-House Presse: 72 Estienne, Robert: 28, 30, 34
Caractères Augustaux: 56 Carolingische Minuskeln: 9 Caslon, William: 26, 30, 33, 42, 44, 46, 48, 54, 56 Caxton: 52
Fell-Type: 36 Fetter Buchstabe: 52 Fette Schrift: 49
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namen- und sachregister Fleischmann, J. M.: 36, 44, 45, 52 »Florence«-Type: 60 Fournier-le-jeune: 38, 42, 43, 44, 50, 51, 56 Fraktur: 14, 66 Französische Schriftentwürfe: 35 Fraser, C. Lovat: 50 Fry, John: 48, 51 Fugger: 40 Fust und Schoeffer: 15 Garamond, Claude: 26, 28, 30, 31, 32, 34, 36, 40, 41, 42 Gherico: 12 Gill, Eric: 66 Giraldon: 69 Godofredus: 40 »Golden Type«: 58, 59, 60 Gotische Schrift: 11, 13, 14 Gotische Typen: 14, 16 Goudy, F. W.: 65, 69 Grandjean, Philippe: 39, 41, 42, 44, 50, 52, 56 Granjon, Robert: 32, 34, 36, 41 Grasset, E.: 69 Gray, William: 11 Grotesk-Schrift: 52, 53 Gutenberg, Johann: 14, 15 Han, Ulrich: 17 Hansard: 72 Hornby, C. H. St. J.: 40, 60 Hörne, H. P.: 60 Houghton, Mifflin & Co.: 62 Howard, William: 57, 58 Humanistische Schrift: 13
Imprimerie Royale, usw.: 40, 44 Italic (Kursiv): 26 Janßen: 46 Jaugeon, J.: 41 Jenson, Nicolas: 17, 18, 20, 21, 22, 24, 25, 26, 28, 30, 38, 58 Johnston, Edward: 66, 69, 70, 71 Karl der Große: 7, 8, 1o, 70 Kelmscott-Presse: 58, 60, 64 Kennerley: 69 Kessler, Graf Harry: 66 Keynes, G. L.: 54 »Kings-Type«: 60 Koch, Rudolf: 66 Kursiv-Schrift: 10, 11, 20, 22, 25, 26, 27, 37, 66, 67 »Lady Willoughbys Diary«: 54 Lascaris, Constantinus: 24 Le Bé, Guillaume: 32, 41 »Lombardic«: 70 Luce, Louis: 44 Lyon's Capitals: 56 Manutius, siehe Aldus Mario, Antonio: 11, 12 Marshall, Thomas: 36 Mediäval-Typen: 67 Medici-Gesellschaft: 60 Merrymount-Presse: 6o, 72 Montague, Dr. R. James: 8 Montaigne-Type: 62 »Montallegro«-Type: 6o Morris, William: 18, 38, 57, 58, 59, 62
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namen- und sachregister Moxon, Thomas: 36 »Narcissus«-Type: 68 Naudin: 65 Neukarolingische Schrift: 10 Niccoli, Niccolò: 10, 11 Nicolas V.: 12, 70 Oxford: 11, 36, 56 Perrin, Louis: 55, 56 Pickering, William: 54, 56 Pissarro, Lucien: 6o Plantin, Christoph: 34 »Polifilo«-Type: 25, 30, 31 Privat-Pressen: 66 Proctor, Robert: 20, 25 Ratdolt, Erhard: 14, 17, 20 Renner: 14 Richelieu, Kardinal: 40 Ricketts, Charles: 58, 60, 62 Rogers, Bruce: 18, 62, 69 »Romain du roi«: 41, 48 Roos, S. H. de: 62 Scholderer, Victor: 24 Schwabacher: 14, 66 Semi-gotische Typen: 17 Sinibaldi, Antonio: 12, 21 Spira, Johann: 14, 18, 21, 38 Steele, Robert: 72
Subiaco: 16, 40 Sweynheim und Pannartz: 16, 60 Tagliente, G. A.: 29, 38 Tauchnitz, K.: 64 Thorne, Robert: 49, 52, 53 Thorowgood, Thomas: 53 Tiemann, Walter; 66, 67 Timperley: 72 Tory, Geoffrey: 30 Tours, Schule von: 8 Troy-Type: 58 »Uncial«: 70 Unger, J. F.: 64 Updike, D. B.: 60, 72, 73 Valdarfer: 14 Vale-Presse: 60 VanDyck: 30, 33, 34, 36, 37 Vicento, siehe Arrighi Voskens, B. und D.: 30, 36 Waflard: 50 Walker, Emery: 18, 38, 60 Weiß, E. R.: 66 Whittingham, Charles I und II: 54, 56 Wilkins: 51, 56 Wilson, Robert: 48 Zotta: 46
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