Humanistische Bibliothek Texte und Abhandlungen Begründer von
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Humanistische Bibliothek Texte und Abhandlungen Begründer von
Ernesro Gtassi Herausgegeben von
Eckhatd Keßlet Redaktion
Michaela Boenke
Wissenschaftlicher Beirat
Hanna-Batbata Gerl-Falkovitz (Dtesden); Luce Giatd (Paris); Donald R. Kelley (Brunswick, N. ).); Wolfgang Krohn (Bielefeld); Charles H. Lohr (Freiburg); Walter Ludwig (Hamburg); Karl Schuhmann (Unecht); Karlheinz Stierle (Konstanz)
In Verbindung mit
Verein der Freunde und Förderer Humanistischer Studien in Deutschland e. V. Foundation for Inrellecrual Hisrory
Reihe I . Abhandlungen Band 52
Michael Spang
Omnia homini similia sunt Eine !merprerarion von Giordano Brunos Artificium perorandi
Wilhe1m Fink Verlag
G~ruckt
Zw~it~
mit
Unt~rsttinung d~r D~utseh~n Forsc.hungsg~mcinschaft
Unuchlagabbildung: Figur aus Giordano Brunos ArtifUium pn-oran4i, Frankfurt 1612
Di~ DeutSCh~
Bibliothek -
CIP-Einh~itsaufn:ahm~
Spang. Miet..d, Omnia homini similia sUßt : on~ Int~rpr~t2tion von Giordano Brunos .,Aniflcium IXrorandi" I Michad Spang. - Münch~n : Fink, 2002 (Humanistisch~ Bibliothek : R~ih~ I, Abhand1ung~n ; Bd. 52) Zug!.: Kaiscrslaut~rn, Univ., Diss., 2000 ISBN 3-770;-3680-0
A11~ Rccht~,
da auszugsw~i~n Nachdrucks, der fotomechanischen Wi~ergalx und der Obe~ung. vorlxh:lh~n. Dia Ixuiffi auch die Vervidf.ihigung und Übenra* gung einU'ln~r Tatabschnine, Zeichnungen od~r Bild~r durch alle Verfahren wie SlXi. chemng und ~rtragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder. Platt~n und ander~ Mroi~n, soweit a nicht 55 53 und 54 URG ausdrücklich gestan~n. auch
di~
ISBN 3-770;-3680-ll Cl 2002 Wilhdm Fink Verlag, Münch~n Has:tdlung: F~rdinand Schöningh GmbH, Pad~rborn
VORBEMERKUNG
Die vorliegende Ar~it sceUe die leicht überarbeitete und aktualisierre Fassung eines T exles dar, der im Oktober 1999 dem Fachbereich Sozial- und Wirr· schaftswissenschaften der Universir;;i[ Ka.iserslamcrn als Dissertation vorgelegt und von der Promotionskommision im April 2000 angenommen wurde. Die Publikation dieser Arbeit gibt mir Anlaß, verschiedenen Personen und In· sriwtionen für Umerstünung, Hilfe und Anregungen z.u danken: meinen Eltern, die mich in jeglicher Hinsicht gefärden haben, ferner Prof. Oe. Dipl..Phys. Wolfgang Neuser (Kaiserslautern) für die Betreuung des Promotionsvorhabens und die Umerstünung meiner Arbeit, Prof. Oe. Oe. Glenn W. Most (HeidelberglChicago) für die übernahme der Begutachtung. Prof. Oe. Luiz Carlos Bombassaro (POrtO AJegre) für anregende Gespräche und Diskussionen, dem Lektor des Wilhelm Fink Verlages, Prof. Dr. Raimar Zons (Paderborn), de:m Herausgelxr der .. Humanistischen Bibliothek", Prof. Dr. Eckhard Keßler (München), der Frin-Thyssen-Stifrung (Köln), der DeutsChen Forschungsgemeinschaft, die den Druck dieser Arlxit finanziell umerstünt hat, der Herzog-AugusrBibliothe:k Wolfe:nbünel, den Universitätsbibliotheken Heidelberg und Leipz.ig. der Bayerischen Staatsbibliothek München sowie der Stadtbibliothe:k Ulm.
Mannhrim im Sommv 2001 Micha~1 Spang
INHALT
I
EINLEITUNG
II
ERSTER HAUPTTEIL: PHILOLOGISCHE INHALTSANALySE..................
17
2
GESCHICHTE DES ARTlFIC1UM PERORANDI......................................
17
2.1 2.2
Der biographische Hintergrund: Bruno in Winenberg.................... Zur Edicionsgeschichtc des Artificium pfflJrandi
17 22
3
ZUR BEURTEILUNG DES ARTlFICIUM PEROIWIDI IN DER BRUNo-FORSCHUNG......................................................................
3I
DER ERSTE TEil DES AR7JFlQUM PERORANDJDAS KLASSISCHE RHETORIK-SySTEM..............................................
37
4
4.1 4.2 4.3
Snuktur, Inhalt. Charakteristik Exkurs: Die pseudo-arisrotelische Rh~/orik an Akxantkr Detaillierte Quellenanalyse.............................................................. 4.3.1 Die Vorrede 4.3.2 Die Gattungseinceilung {Artificium p~rorandj I 1)....... 4-3.3 Das gmUJ tk/ib~rativum (Artificium ptrorandi 1,2-14)......... 4.3.4 Das gmUJ dnnonltrativum (Artificium pnvrandi 1.15-17) 4-3.5 Das gmUJ iudiciau (Artificium ptrorandi I, 18-25) I
5.1 5.2
DER ZWEITE TEIL DES ARTIFICIUM PEROIWIDIBRUNOS RHETORIKKONZEPT Die: copia vtrborum (Artificium pnvralu1i 11,1-11) Die copia rtrum (Artificium ptrorandi 11.12-15)
6
ERGEBNISSE DES ERSTEN HAUPTTEILS: DAS SPRACH PHILOSOPHISCHE KONZEPT DES ARTlFlClUM PERORANDI...
37 46 53 53
59 61 68 77 90
90 107 112
ZWEITER HAUl'"nEIL: PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
I 15
7
ZUR SPRACHPHILOSOPHIE IN BRUNOS DENKEN
115
8
DIE ELEMENTE VON BRUNOS RHETORlIQ,iODEll VOR IHREM
8.1
HISTORISCHEN HINTERGRUND......................................................
132
De:r humanistische: Komat............................................................. 8.1.1 Brunos copia-Begriff und Erasmus' Dt dup/ici copia vtrborum ac rtruln 8. 1.2 Topos-Begriff und "Notizbuch-Methode"
132 132 145
8 8.2
INHALT
Der lulliscische Kontext 8.2.1 8.2.2
Das lulIi,cische Modell Mensch und Universum in Analogie -
erkenntnistheoreusche Dimensionen
9
. 176 . 194
8.3.1 8.3.2
Alphabetquadrat und Buchst2benpe:rmuration Das kabbalistische Sprachmoddl
. 194 . 204
8.3.3
Kabbala und Kryprolog;e
. 208
8.3.4
Der kabbalistische Begriffdes indummtum . A mifi' Im Clum pn'Ora nd'I
.
215
ZUSAMMENFASSUNG: EINE SPRACH PHILOSOPHISCHE
GESAMTINTERPRETATION DES ARTIFICIUM PEROIlANOI
10
. 164
Lullismus als Rhetorik Der kabbalistische Kontcxt
8.2.3 8.3
. 156 . 156
.. 224
NACHWORT' HYPERTEXT, INTERTEXTUAUTÄT UND ßRUNOS KOM BI NATORISCH.E RHETORIK _
. 231
11
ANHANG A: Inhaltsü~rsichr zum Artificium pn-orandi
. 239
12
ANHANG ß, Abbildungen
.. 242
13
ANHANG C Abkürzungen
.. 258
14
ANHANG 0: Literacurverzeichnis
. 260
Im Herzen jeder Sprache gibt es ein Netzwerk von Reimen. Assonanzen und sich überlappenden Bedeutungen, und jedes einzelne davon hat die Funktion einer Brücke. die emgegengesetzte und widersprüchliche Aspekte der Weh miteinander verbindet. Sprache also nicht bloß als eine Liste getrennt existierender Dinge. deren Gesamtsumme mit der Welt idemisch ist. Sondern eher: Sprache so, wie sie im Wörterbuch angeordnet ist: als ein unendlich komplexer Mechanismus, dessen Elemente - Zellen und Sehnen, Kor· puskeln und Knochen, Finger und Flüssigkeiten - allesamt gleichzeitig in der Welt anwesend sind und von denen keines für sich allein existieren kann. Denn jedes WOrt ist durch andere Wörter definien. und das bedeutet. daß, wer sich auf irgendeinen Teil der Sprache einläßt. sich mit der ganzen Sprache einläßt. PAUlAUSTER
Buch tkr Erinmrungm
1 Einleitung Die Interpretation eines Textes ist stets auch eine Interpretat.ion der Zeü, in der di~ Interpretation ('n[Stehl. Wer sich heute mit dem Denken Giordano Bmoos beschäftigt, wird die Frage nicll( ausklammern können, inwiefern eine Deutung von Bruoos Philosophie akruelJ ~in kann, wie sie aus jh~r "blo&n Historiri[äc" herauszulösen ist. Die Deutung eines hiscorischen Textes wird umso vielschich[i~ ger. wenn - wie es bei Giocdano Brunos Rhccocikschrift Artificium pO'oranJi der Fall ist - der Text seihst Fragen behandelt. die das wechselseitige Verhälmis zwisehen Mensch, Welt und Text reflektieren. Es hat in jüngerer Zeit nicht an Versuchen gefehlt, die von der Sprachphilosophie: der Renaissance formulierten Probleme als ,.Antizipation der modernen Sprachphilosophie" zu verstehen. I Der linguisric tum, der gemeinhin als du prägende Einfluß für die Philosophie des 20. jahrhunderts gilt, findet unter diesem Blickwinkel sein Pendant in einer stark vom Humanismus geprägten, geistesgeschichdichen Strömung im 1S. und 16. jahrhundert, in der ebenfalls intensiv die Welt von der Sprache her gedachr wurde. Sprache als Ausgangspunkt jeglichen philosophischen Nachdenk.ens konnte dadurch Parallelen ins Blickfeld rücken, die zwischen so umerschied.lichen Denkern wie Lorenzo Valla und Ludwig Wirrl gensrein besrehen. Besonders die Spätrenaissance, der Manierismus des 16. und 17. JahrhundertS, h.at, was .. Scilmerkmale, Ausdrucksformen und auch geiscige Grundmocive dieser Epoche" angeht, eine ..Wahlverwandtscha& [... J mir der Kunst bzw. Literatur des 20. JahrhundertS [... 1, obwohl den meisten Protagonisten des 20. JahrhundertS eine unmittelbare Ikziehung dieser Art nicht oder nur wenig bewußr ist. Eine ganze Epoche kann somit der ÜSt der Geschichte unterliegen.'" Derlei Parallelen mögen vielleicht nicht besonders überraschen: Diejenigen kulturellen und philosophischen Grundfragen, die am Anfang der Neuzeit nehen, haben natürlich die Bahnen vorgezeichnet, in denen sich auch noch das Denken unserer Zeit bewegt. Es scheint in der Tat in zunehmendem Maße: deutlich zu werden, daß - wie es WALTER j. ONG, einer der profundesten Kenner der rhetorisch-dialektischen Philosophie der Renaissance, im Vorwort zur Neuauflage seines grundlegenden Buches über Petrus Ramus im jahr 1983 nannte - zwischen den Entwicklungen, von denen das 16. jahrhundert maßgeblich geprägt war, und der heucigen Zeit ..umerirdische Verbindungen" bestehen. ONG hob hier insbesondere die Parallelen hervor, die sich beim Vergleich der "Digitalisierung" der
I ULRlOt DRUWE, BERIT MIKUSIN, Dü Dich~nEJPhi/olOphit'Jn Rnulisun« 114 htiOp"hDn Jrr
moJnnrn SprMhphilDsDphk, Manchen 1992. 2 RJQ-lARD WASWO, Tht 'O,.,/i",,'1 l4nr-Kt' PhilDsDphy'
Df Uf't'nuJ V.u.:r, in: Bibliothtquc
R.ctuissancc 41 (1979). S. 25S-271. YgL t.u dieser Frage i:bs Kapitd 6, "RelaisAnCC Philosophyand Modern Memory-, in: COPENHAVERlSQ-IMITI (1992), S. 329-357. 3 GUSTAV RENE HOCKE, Dit' Wt'U ,,4 ulryrinlh. MllnürimtllS in MT ~",pilisd1tn KMnJr ruuJ Li~ rllNlr, Rcinbt:k bei Hamburg 1987, S. 19. d'HununLsID('
ct
12
EINLEITUNG
wissc:nschafdichen Denkmcthodik bei Petrus Ramw auf der einen und der ArbeitsWeise moderner Computer auf der anderen Seite ergeben.~ Ein solcher Gedanke erscheint interessant und verlockend, und die .. Renaissance der Renaissancefocschung", ein auff.illendes Phänomen der philosophischen Forschung in den Ic(Z[cn Jahrzehnten. kann so als ein verdeckter. mittdbarer Blick auf die eigene Zeit, auf das Ende des 20_ JahrhundertS gelesen werden. Liegt demnach ein Grund dafür, weshalb die Renaissan«: heute als - im eigentlichen Sinne - aktuell empfunden wird. darin. daß eine Analogie besteht zwischen der kulturgeschichdichen Sirnation in heiden historischen Phast:n? Spiegelt sich der in der Frühen Neuzeit programm;,nisch verkündete Anspruch auf epochale Neuerungen in der auch heute intuitiv wahrgenommenen Empfindung wieder, daß wir nunmehr vor globalen Umwälzungen stehen, deren Dimensionen nur vage erkennbar sind? Die Frage nach der Aktualität der Renaissance und ihrer Denkkonu:pte eröffnet insbesondere für Brunos Philosophie ein breites Panorama. Spätestens seit den 50er Jahren bildet Brunos Denken den Gegenstand immer zahlreicherer Untersuchungen, und in den verschiedenen Interpretationsan5ärz.en weist seine Philosophie Dimensionen auf, die in den vorangegangenen Jahrhunderten nur s selten das Interesse auf sich gezogen hanen. Viele der Arbeiten, die auch heure noch das Fundament für die Annäherung vor allem an die historische Genah Giordano Brunos bilden, stammen aw einer noch früheren Phase intensiver Beschäftigung mit di~m Denker, die bereits Ende des 19. jahrhunderu einsetzte. Dieses Phänomen der ..brunomania", die damals r.lSch aufblühende Auseinandersenung mit Brunos Denken, wurde schon als ein reu:ptionsgeschichtlich höchst interessanter Aspekt ins Auge gefaßt. Gleichwohl tut man sich schwer, die Gründe für di~ Erscheinung plausibel zu rekonstruieren.' Und oft ist es gerade die Fülle der möglichen und letztendlich doch nicht solide zu untermauernden Er7 klärungen, die diese Frage offenlassen muß.
4 WAlTERJ. ONG, &mus. Mtthod flnd Ih, [),cay ofDia~, Cambridge 1983, S. viii: .One conncelion thaI would have [0 Ix: broughl out would Ix: the rescmblance of lUmus' binary dicholO· mizcd charts (... J to digilal computer progranu. Ukl' computl'r programs, Ihl' Ramist dichow· mies were designcd 10 Ix: heuristie: [her belong to Ihe part oflogic known as ·invl'mion'. ltul is, finding. The quaruifying drives inhl':rilcd from mcdil':Val lagic werl': producing computl':r progranu in Ramus' aaivl': mind some four hundrcd yaß bd"ore Ihe computer itsdf came inlO bc· ing. Perhaps nothing shows more strikdy Ihe subltrranan connection btrween much lh:n was going on in Ihe sixltcnlh «nlury coruciousncss and whal 15 going on in Ihe modern wodd. ~ 5 ANDRZEJ NOWlCKJ, Giordano Bruno nd'" nJrura conwnponzn,". In flp~nJi« '" ronhnUlUionr tk!J4 BihliDf'llfi4 Ji Siz/wstrini, in: Alti ddl'Accadt:mia di saenu monli t: poli[icht: in Napoli 83
(1972). S. 39.-450. 6 MAR1A LuJSA ßARBERA. /..A imlMmaniA, in: GiOrlule crilico ddb fdosofla ila1iana 59 (1980). S. 10}-140: EUGENIO CANONE (HRSG.). Dru1/lU RtJivilllll: Mom,rui tkliJl ftrtJlNl Ji Gwrdano DruM 1/,,/ XIX s«rJIo, PW 1998. 7 BERTRANO l...EvU.GOIS. GiDrdaM BruM, Paris 1995. S.519: .5ymplÖmc d'un siklc qui s'xhbc? Effet dt: b crisc poliliquc quc lravdmtn (Artificium 1,25. S. 91 (372)). Die Ausg:a.ben der ü1x-rscnung der großen arisfotelischen Rhetorik von Trapczumius trugen oft den Titel Grorgii Traptzuntii in IrtJ Rhttorirorum Aristou/iJ /ibros ad Thtt>dtrltn Trala,io, (BRANOES (1989), S. 98-102). 57 Anifitium, S. 23 (336 f.): Likr isu in dum pams diJptrtirur, vtpolt in Pratfalionrrn tl trarlalum. Dr pratfationt untndat Junt /5. rationts, quibus A!a:andro studium RJJtlonus rommtndatur.
DER
ERS~
TEIL DF..SARTfFfCfUM f'ERORANDf - DAS KlASSISCHE RHETORJK-SYSTEM
55
gefühnen 15 Gründe im einzelnen deurliche inhaltliche Entsprechungen in der Rh~ton'k an Akxiznda finden, doch hat Bcuno eine sorgflilcige Umarrangierung der einzelnen Punkte vorgenommen,)I Mit fast humanistisch~philologischer Ge~ nauigkeit hat er dalxi den Inhalt der Originalzitate beibehalten, Der OriginalBrief in der Rh~ton'k an Akranda, der zu einem großen Teil aus einer Zusammenstellung verschiedener .xntenztn besteht, läßt sich in zwei Abschnitte trennen: Im ersten Teil referien der Briefschreiber, der sich als AristOldes ausgibt und sich an Alexander richtet, die bedeutende Rolle, die die Beredsamkeit für einen politischen Herrscher spielt. Diesen Gedankengang unterbricht er, weil er befürchtet, den Anschein 'Zu erwecken, er wolle sich lediglich über Gebühr wichtig machen,~ und ~ dann in einem zweiten Teil einige .xntenzen über "das Leben im allgemeinen" an. Bruno übernimmt für seine Einleitung aus diesen Sentenzen nahezu den ge~ samten Bestand; die offensichdiche, zweiteilige Ordnung des Originals hingegen übergeht er. Er benutzt den originalen Brief vielmehr als ein Repenoire. aus dem er die 15 Gründe für das Studium der RhetOrik entnimmt, die er nacheinander in einer durchnumerienen Liste aufLählt und in eine neu geordnete Reihenfolge bringt. Dabei ethält diese Rechtfertigung der Rhetorik eine vollkommen neue Orienrierung. CAMBI sieht in dieser Aufühlung verschiedene thematische Bereiche in der Abfolge der einzelnen Punkte angesprochen (Bildungswen der an Prestige der Beherrschung der an - Notwendigkeit der Oberzeugungskraft für ei~ nen Führer - Bedeutung der Redekunst für den Menschen},'· und es hat in der Tat den Anschein, als habe Bcuno nicht nur versucht, den Nutten der RhetOrik in verschiedenen Hinsichten nach dem Prim.ip der Variation zu beleuchten, sondern als habe er vor allem Wen darauf gelegt, eine sich steigernde Intensität des Gedankengangs zu entwickeln, so daß am Ende die Verherrlichung der Rhetorik als eine universelle Erkenntnismethode steht. Zunächst stellt Bruno die Redekunst als die notwendige Ausbildung der Seele der körperlichen Gesundheit gegenüber. Weil so, wie der Körper durch Gc:sundhei[ und Kraft erhahen wird, so wird die 5ttle durch Unterweisung und Erziehung erhahcn [", ),6.1 I,
58 Anders urteilt Gv.iBI (1991), S. 246. der vermutlich den originalen Einlc:imngsbrief der R),mm'lt Im Aln:itntbr nichl in seine Untersuchung mileinbc:wgen halte: ~lkreits dic:sc:r EinleimngsleiJ Bnlnos ist kein eigendichc:r Kommen.M. denn in der RiNton'ciI llI1 Awntlrum erscheinen kei· nerlei Anempfehlungen da RhCioriksmdiums. und erSI rechl nicht in den drei Büchern der arislOidischen R},ttorilt.59 R4A. tr"mi. Fil, S. AG (. 1421M (): &tI vrrt:or hiu fk rr pllln'lnu "" tt slTibt-rt, ,,~forrmsis ostmtilr~
mt ipswm vifk"r [.. ,}. 60 &A. ""nsl Fil, S. M" (.1421A7 f.): [ ...} ill4 Jumm »111m, tlt quibus i" omnnn vitilm Jimu/wm nL
61 CAMBI (1991). S. 246 f. 62 Artifidwm. S. 23 (337): J. '1uUJ sinlt nJrpw SilnitilU tf vin'bus. itillmi",us Jisdplitlil t1 tru.tliriotW gnultllr, - R4A. ""nsl Fil. S, A6" (. 142IAI7-19): N"", wIll'; rorpus bo""m lvlinulinnrt, ;tiI tf
"";,,,us Jisciplitlil tnUlitUJM'IUf Sfllvrllr.
56
PHILOLOGISCHE INHALTSANALYSE
B~reits
der zweite Punkt verbindet diese
Seele.Kö~r.Ana1ogie
mit der Vorstel-
lung eines Herrschers: 2. Weil es sich für einen so großen Herrscher geziemt. nicht nur mit der äußerlichen Haltung des Körpers und der K1C'idung alle: zu ülKrngen. sondern auch mit der inneu:n Halrung; eine: gute Verf.wung der Scdc: nämlich übcnrifft noch die' ~ Stc: Haltung und den besten Zustand des Körpers. ~
Diese enge ßajehung eines politischen Herrschers zur Rhetorik wird im folgenden in verschiedenen Hinsichten durchgespielt: So tritt die Macht eines Herrschers auch in eindrucksvollen Reden vor dem Volk l.utage (Punkt 3 und 4). Ferner können Geseo..e. also die formalen Konstituriva eines Gemeinwesens, im weiteren Sinne als rhetorische Äußerungen verstanden werden: 5. Da ein G~lZ nichts anderes zu .st:in scheint als eine Rede, die: durch die: Beglaubigung vieler Berater ihre Gültigkeit erhäh.~
Das Durchscrzungsvermögen eines politischen Führers zeige sich nicht nur im Krieg, sondern auch im Redekampf (Punkt 7). In Punkr 8 äußert Bruno, daß der Herrscher auch in den virtuUJ Vorbild sein müsse, und so kommt er vom tugendhaften Herrscher zum Weisen ganz allgemein. 9. Es ist notwendig, daß allc Handlungen aus eincr Beratung hervorgehen. Allein durch sie nämlich unterscheidet sich ein Dummkopf von einem weise Handelnden. Ferner scheint die Verbindung zwischen der Disziplin der Rhetorik und der Ber2· I"an W·ICh L ' " tung h10 JUar.
Indem Bruno diese ..Verbindung" ausdrücklich unterstreicht, erhält die gesamtc Vorredc eine inhaltliche Awrichtung. Bruno konstruiert innerhalb dieser Textp:lSS3ge eine konsequente, z.idgerichtctc GedankenenrwickJung. Hier zeigt sich, wie Bruno die Gründe nicht nur aufzählt, sondern arrangiert. Im Anschluß behanddt er nun die Bedeutung der Rhetorik rur den Menschen aUgemein, zunächst im Unterschied zum Tier:
63 Anifirium, S. 23 f. (337): 2. QlliR tdntum datt principmt. non solo rxumo rorporis habitll rt W'Sti· bus, omn" prR~(t/J.rrr. utrum ql#Nfw inurno; bo"" qllippt animi (omti,utio optimnm torporis dupolitionrm atqw sutJ1~m Rnt«rIJis. - RAA. transl Fil, S. A5' (. 1420Al2-15): NRm qunnaJmodum vt'1tium tkro" RtqW ""'l"ifiuntiA (ttaU hominibw prrlSRrr nuuim~ Itudn. ftil UI rtiAm di«ndi inwntümrm tU /lim ~Rm IUdpüu niunJum t1J I...) ungr mim puJniw nt, IU "t0k milgit RiD t:m brnr ro1l/sitJIJO 'flUlm hisbitum (Orporis W'StiblU OnrJ1tJ1m pukhris ;,uuni 64 Artifidum, S. 24 (33n: 5. Quill Ia nihif RIiJlli rss~ vUktur, p"uur'flUlm IIratio mum,rum (onsuJsorum IIUJOri14~ SIlMtil. - R.rA, "aml Fil. S. AiJ' (. 1420A2S-27): Eu"im Itx: lIJ;14 dWrim: oriltill '1UNi11m t1J qw rommuni ciui14lU ronsnull tkfinitil illM: q_ fNU'II rmlimtpUNiqw agrnJum li,. 65 Anifin·um. S. 25 (338): 9. N«fSSlln'lIm rJI ronsulutionrm ro"dtilrr v"iwrws ofNTatillnn. HRr r"im ,.,14 JistingJIitllr JluUlU a SIlpir"," agnru. POmJ n.ut 'ooplinit Olm ronsulrittioM JIItu vwtllr ~ ron;unt1ll. - R.rA. trllnsl Fil. S. A6'( (. t420B23--2n: Qwu mim JIl"r mnlJu '""iurrit: si quis i" rontuluJ quid tt,rrit: a1'lW'lti~ quidnn: ,i" "utrm ratiDnr dwr: SIlpim/j~lil"um~.
r.
DER ERSTE. TEIL DES ARTIFIC/UM PERORANDI- DAS KlASSISCHE RHETORlK·SYSTEM
57
11. Es erscheint Übc:roIUS verächtlich, wenn der Mensch, d.a er doch allein wegen Sl::iner Sprolchf2higkeit die übrigen Le~esen .an Rmg übertrifft, d~n Studium und Vollendung .aus Trägheit und Faulheit geringschänt."
Es ist interessant, daß Bruno in Punkt 13 die Rhetorik auch mit der menschli· chen Erkenntnis in Verbindung bringt; die Beherrschung der Redekunst stelh dem Menschen gleichsam einen neuen Gesichtssinn zur Verfügung und ermöglicht so Einsichten, die allein mir Hilfe der Sinne nicht möglich sind. 13. Weil so, wie es .angenehm ist, mit den äulkren Augen zu sch.auen, es noch vid 61 bewundernswerter erscheint, mit inneren Sinnen Einblick erl.angen zu können. Die Erweiterung des Gesichtsfeldes innerhalb dieser Klimax wird dadurch imen· siviert. daß jent - soz.usagen als historische Poime, wenn man Alexander den Großen als Adressaten des Textes annimmt - der politische Führer nur noch als Analogon in Erscheinung rrin, um in Punkt 14 die Funktion der Rhetorik als Lcnkerin zu verdeutlichen. War zuvor die Rherorik ein Instrumem in der Hand des Herrschers. so besinr nun die Rhetorik die wahre Macht über das Leben der Menschen: 14. Weil wie ein Fürst den Stut lenkt, so scheint die gewandte Rede {...] Führerin des gesamten menschlichen Lebens zu Sl::in (... ].6t Der politische Herrscher. zuvor noch Anwender der Rhetorik, ist jett( der Rhetorik gewichen, die nun selbst z.ur Herrscherin über das gesamre menschliche Leben geworden ist. Schließlich legt: Bruno dem Aristoreles eine Schlußfolgerung in den Mund, in der die in dieser Aufzählung emwickelte Klimax gipfelt: So zieht AriStOteIes schließlich den Schluß. die R.edc:f.lhigkeit Sl::i (... ) eine Burg. wie er s.agt, eine unerstürmlnre, die nicht von [menschlichen] Händen erbaut, sondern bc:in.ahe göttlich ist."
66 Artifici11m, S.26 (338): 11. TllrpilJimlim ~ IJWtllr, ~m homo sobl ft(lIluu~ s~"is. (anrra Il"imallfia /'/obilitat~ vi/'/fat. vt ptr i"miam aUfIl~ arJidiam, ~illJ studillm IlUfW ptrfmion~m ro"um/'lilt. - RaA, trll"sL Fil, S. A6' (. 1421 A11-15): Nam siqlliarm rt cupiditau rt ira rt alijs huiusfmlodi ajJrftio/'/ibw VIIi/'ltur (tiam rtliqllll qwq~ ll/'/im4Iill: oralio,,~ alltnn homo allmtaxllt: aMliraum proficlo mllXim~ om/'/ium udat: si qua IJ/'/a rr btstijs Il"t«~ffimw: ~Ilm M/'/t'Uillmdi auum pr~ ,,~!li!(fItia rrliqwrimw. 67 Arrificium, S. 26 (338): 13. Quill sind illlllndlim tst txuliJ ~xumiJ lJi,,"~, mlilto admirabi{jw lJiarlur tJU snuib. i"urniJ posu impim~. - RJz.A. transL Fil, S. Nif. (. 142IAlI-23): QuoJsi prtUrt4 OllIfis ~ illlllndlim NI; animi luminibxs Cnnnt JH71itUJqw pnspiurt admirabik «ru plurimIIm. 68 Artifioum, S. 26 (38): 14. QIlUI tirut Prinups OlliMW1f p6nrutt, iM falll"" .ratiD /. . ./ vniwruu lIiuu hllmit1UU Dux NM vitktllr /. . ./ - RaA, trIlnsL Fil, S. BI' (. 1421A23-25): Rllrrw iluum qllrm4timMlim imp"ilUJr sllj nl snwztor ccnnfUJ; iM ~,.u,m ~UHflU7ltUi q~ upinlt~ nmillnn4 sit hllnliln~ nt lIiu p~trix.. 69 ArtifiolIm. S.27 (38): undwlit UlnMm AriJr.oufn. ~UHflljllm 1...1 ~ ilrrnn, i1llJllir, inntpllK""lbikm. film mitlfll petam. KJ propt Jiw·Nlm. - R.zA. traNi. Frl. S. M' (. 142IAI-4): lorotiolfnrll tJU qllllndam ullitU ttrrrm. Et ~illSmoJj «ru ttrrmr; qw non faeta; WTIlm rt inapllK""lbihi qllidnn sit I... j.
mA""
58
PHILOLOGISCHE INHALTSANALYSE
An dieser Srdllc: wird Bcunos kompilierendes Vorgehen besonders 2ugenfa.llig: Im Widmungsbrief der Rh~torik an Akxantkr ist diese Äußerung keineswegs die Schlußfolgerung, sondern stehe lediglich am Ende des ersren Abschnitts. unmittelbar vor der Zäsur. Bmoo erschien dieses Zitat jedoch für ~ine Zwecke als Ab-
schluß dieser Aufzählung viel besser geeignet. Das Bild. das Bcuoo in dieser Einleirung von der Rhetorik zeichner. hat nur noch wenig mit der klassischen Lehre vom Wahrscheinlichmachen von Sachverhalten zu {Un. Bcuno umerstreicht die ..Götdichkeit" dieser Kunst. und der gesamte Einleirungsceil des Arrificium ptTorandi wird zu einer monumentalen Verherrlichung der Rherorik. Bruoo hat ganz offensichclich mit besonderer Sorgfalt den originalen Widmungsbrief umstilisiert und an den Anfang des Artificium ptTorandi gestellt. Die Rhetorik wird in rherorisch-poetischer Form als ein Inseru· ment beschrieben, das für den Menschen mehr bedeutet als eine Technik über· zeugenden Sprechens. Rhetorik besint eine erkenntnistheoretische Relevanz und kann die Fähigkeit vermindn, "mit den inneren Sinnen Einsicht zu erlangen". Hierin deutet sich eine Tendenz an, die Rherorik universalistisch, als universelle Erkenntnismethode, zu deuten. Diese Deutung ist kein Novum: Die Frage nach dem Zuständigkeitsradius der Rhetorik ist so alt wie die Rhetorik selbst. LAUSBERG unterscheidet im Hinblick auf diese Frage eine maximalistische von einer minimalistischen Antwon.?O Mi· nimalisusch wurde die Rhetorik dann gedeutet, wenn man sie als eingeschränkt auf den Bereich policischer, ethischer und juristischer Fragestellungen ansah. Seit der Sophistik wurde die Rhetorik aber auch als ein Instrument verstanden, das formale Diskurskriterien für jeglichen Redegegenstand zur Verfügung stellen kann. Von dort war der Weg nicht mehr weit zu einer Deutung der Rhetorik als universelle, sprachbasierte Methode zur Erminlung und Ordnung von Wissen. Bruno versucht im VorwOrt zum Artificium p"ora"di gewissermaßen den BrükkenschJag zwischen den beiden Extrempunkten: Zum einen deutet er die Rhetorik zunächst in ganz enger Bez.iehung zu den "bürgerlichen Angelegenheiten", wie sie in der Anaximenes·Rhetorik in aller Ausführlichkeit geschildert werden. Aus diesem Gedanken entwickelt er Schrin für Schrin das Bild einer Rherorik, die selbst Herrseherin über das menschliche Leben ist, alles Denken und Handeln des Menschen prägt. Brunos Gedankengang zeigt dadurch eine Verknüpfung der minimalistischen Deutung mit der maximaJistischen. Wie die weitere Interpretation des Artificium p"ormuli ergeben wird, steckt in dieser Perspektive die Grundidee von Brunos Rhetorikkonzept: Die Orientierung der Rhetorik auf den Menschen hin ist zugleich auch eine universelle Perspektive. im Blick auf den Menschen ist der BLick auf den Kosmos enthalten. Die Einleitung zum Artificium p"orandi spielt in dichterisch.essayistischer Form mit dem gedanklichen Material, auf dem das gesamte Rhetorikmodell dieser Schrift basiert. Die Transformation, die das Bild der Rhetorik im Laufe der aufgezähJten 15 Gründe durchläuft, ist zugleich die Transformation. auf die Bru70 l.A.USßERG (1%0).
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nos Philosophie mit ihrer revolutionären Sprach reform abzielt. Die politisch~ soziale Komponente der RhetOrik, wie sie im ersten Teil des Artificium perorandj behandelt wird, soll nicht gegen Brunos neues Sprachkonzept ausgespielt werden; Bruno integriert sie vielmehr im zweiten Teil des Artjficium p(Torandj in sein eigenes Modell von Rhetorik. Das Artificium perorandj ist dadurch ein Gesamtkon~ zept, in dem das klassische Rhetoriksystem aufgeht und einen systematischen Plan einnimmt.
4.3.2 Die Gattungseinteilung (Artificium perorandi 1,1) Im einleitenden Kapitel I, I stelh Bruno zunächst die drei Kategorien von Reden vor, auf denen die Struktur des gesamten Artificium perorandj basiert, und gibt dadurch die Systematik für den folgenden Text vor. Für den Leser entsteht dabei der Eindruck, als wolle Bruno die Rhetorik an Alexander lediglich kommentieren: Er weist darauf hin. daß AristoteIes so, wie es üblich sei, am Anfang des Textes die Einteilung der Redegattungen ausführe. und nennt sie dann im einzelnen: Drei Gauungen gibt es, wie er sagt, von Redeanlässen bei den Bürgern: die Staats11 rede, die Gelegenheitsrede und die Rede vor Gericht. Daran schließt Bruno eine Unterteilung dieser Gattungen an, indem er jedem ge~ nm einen bestimmten. thematischen Bereich zuordnet. Von dieser Unterteilung ist in der RhellJrik an Alexander nichts zu finden, und Bruno scheint die eigene Urheberschaft dadurch anzudeuten, daß er nicht mehr auf AristoteIes (jnqujt). sondern auf sich selbst verweist (dicimus). Von diesen Ganungen nun, so sagen wir, befaßt sich die erste mit dem Guren und Schlechten, dem Vorteilhaften und Unvoneilhaften, die zweite mit dem Wahren und Falschen, dem Würdigen und Unwürdigen, die dritte mit dem zu Verurteilen~ 72 den oder dem Rechnufenigenden. läßt sich für diese Erläuterungen keine Parallelstelle in der Rhetorik an Akxander finden, so knüpft Bruno nun wieder an den dortigen Text an und referiert die sieben Spezies von Reden: Diesen drei Genera sind, wie er sagt, das Zuraten, das Abraten, das Lob, der Tadel, die Anklage, die Verreidigung und die Untersuchung ulHcrgeordnet. Oie ersten
71 Arrificium 1.1, S.28 (39): Triplrx, in,!uit, tlt raUJilrum ciuilium gmus. Dtlibuatiuum, dmwmmuiuum. iudiriak. - RaA, Iraml FiL, S. BI' (. 1421B8 (.): Tria tunt gmtra ciuilium CIlUJJlrum: Daibrratiuum: Dlmommttiuum: }uditiak. 72 Arrifitium 1,1, 5.28 (339): Quorum quidtm primum, ditimus /Iman cirta honum tt malum, tommMum I1 incommodum. 2. Circa l~m tt falsum, dignum tt i"d,'gnum. 3. Circa dammzndum /Hf IImijicandllm.
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heiden gehören zum gmus d~'ib~ratjvum, die zweiu=n beiden zum gmus dnnonstrari71 vum, die drei letzten Wffi gmus iudiciau.
Dadurch hat Bcuno in aller Kürze die Einteilung der Redegattungen, wie sie zum Standard des rhetorischen Systems gehörte, mit ihren jeweiligen Unterarten ausgeführt: Eine politische Rede beinhaltet eneweder das Raren zu oder das Abraten von bestimmten praktischen Enrscheidungen, eine Gelegenheitsrede das Lob oder den Tadel von Personen oder Dingen und eine Gerichtsrede die Anklage oder die Verteidigung in einem vorliegenden Rechtsfall. Diese Unterordnung von jeweils zwei Spezies unter eine Gattung hat BruDO aus der rhetorischen Tradition übernommmen: Er folgt darin einem üblichen Schema, wie es nach histOrischem Kenntnisstand erstmals Ariscoteles in die rhetorische Tradition eingeführt hat.7~ Dadurch. daß sich Bruno auf die Rhdorik an Akxantkr bezieht. entstehen z.wei Probleme: Zwar hat bereits Anaximenes rue drei Redegattungen eingeführt, doch nennt dieser eine Siebemahl der Spe'Lies, die er überdjes nicht mit der Gattungseinteilung zu harmonisieren versucht. Brunos Paraphrase der Rhrlorik an Akxan~ tkr stellt hier eine Systematisierung her, wie sie noch nicht bei Anaximenes, sondern erst in der späteren Rhetorik~Tradition stattgefunden hat. Die siebte Spezies war schon bei Quintilian als Kuriosität erwähnt worden und hatte in der Ge71 schichte der Rhetorik kein Weiterleben. Dadurch war Bruno gezwungen, die siebte Spe'Lies in irgendeiner Form in diese Klassifikationen zu integrieren. Diese Frage löst er dadurch. daß er die quaestio ebenfalls der gerichtlichen Redegattung zuordnet und sie als eine Sonderform interpretiert, als eine Rede. die sich entweder auf das Mitleid oder die Häne oder die Gerechtigkeit des Richters bezieht und die 16 von der Anklage- und der Verreidigungsrede hervorgerufen wird.
Doch die Frage nach der qua~tio spielt im Grunde für Brunos Rhetorikkonzept keine Rolle. Im folgenden stützt er sich lediglich auf die Dreiteilung der Redegattungen. und im Zusammenhang mit dem genus demonstrativum nennt er auch nochmals Lob und Tadel als dje primäre Thematik dieser Gattung. Ansonsten bleibt nur die schulmäßige Dreiteilung der Ganungen von wesentlicher Bedeutung für Brunos Rhetorik. Ganz offensichtlich wollte Bruno in diesem ersten Kapitel den Akzent auf eine andere Frage setzen. Er deutet die drei Redeganungen als die drei umfassenden 73 Artifieium I, I, S. 28 f. (339): !stis (ribus gcnm'bus suMst dieit, Swuiontm, DWlUl.fiontm, Lnutkm. Vituptrium, aelWaliontm, tkftnsiontm rt qwltttionl'm. Dual' primat sptcit'S rt'Spieium gtnus rnlibrratiuum. Dwlt smmdat. tkmonslrluiuum, Tm vllimat, lwiieiak. - RaA. traml Fit.. S. BI' (. 1421 B9-11): Horum autrm sprdt'S sum stplrm. SWlSio: diuwuio: Inus: lIituprratio: arrWJItio: tkftnsio: rt qUllmio [. . ./ 74 Arist., Rhn. 1.3. Emsprechendes findel sich dann bei späleren Autoren wie Rlxt. Ht'r. 1,2.2: Ge., inll. 1,7; Quim., hut. 3,4,12-15. Vgl. l..AUS8ERG (1960), § 61; MARTIN (1974), S. 9 f. 75 Die Siebenheil der Spezies wird als ein Sonderfall bei Quim .. insl. 3,4,9-11, erwähnt. wo QuinIilian auch von anderen Le:hrmeinungen berichtet. die von der Mehrheit der AUloren abweichen. 76 Artificium 1.1, S. 29 (339): /. .. J qUllntio /... Jnt misrrirordia /lt'I rigor /lt'I iustitia iudieis, qUllt ab aeCUS/ltiont rt tkftnsiont' projieucllntur.
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Modellfalle für jegliche An sprachlich-diskursiver Erönerung. Er betOnt, daß jede beliebige Art von Frage einem dieser drei Bereiche zugeordnet und also mit den jeweiligen argumentativen Möglichkeiten näher untersucht werden kann: Daher umfassen diese drei Redegattungen, wenn man sie in einer breiteren Bedeutung auffaßt, jeglichen Gegenstand der Betrachtung, nicht nur einen bürgerlichen, sondern auch einen akademischen oder einen ganz allgemein philosophisch zu nennenden oder auch einen theologischen."
Die Rhetorik ist somit eine Kunst, die sich auf jeden beliebigen Gegenstand anwenden läßr. Oder anders gesagt: Wer eine Topik für diese drei Gattungen erStelle. beschreibt dadurch die gesamte Welt des Erfaßbaren. Dadurch wird deutlich, daß Brunos Rhetorik zunächst einmal eine Affinität zu den universal topischen Ansärzc:n zeigt. die in der Entwicklung der Rhetorik und Dialektik des 16. und 17. Jahrhunderts eine herausragende Erscheinung waren (vgl. duu unten Kapitel 8.1.2). Diese Affinität zeigt sich im Anfangskapitel le~ diglich im universellen Anspruch. den Bruno der Rhetorik zuschreibt. in den folgenden Kapiteln dann in der stark topisierten Form der Darstellung: Universalisierung und Topisierung sind also die Hauptmerkmale dieses ersten Teils des Arrificium perorandi. An mehreren Stellen wird Bruno im folgenden nochmals untersrreichen, daß die Topoi, deren er sich bedient, für ihn Modellcharakter besitzen. Ich möchte diese Tatsache hier und auch im weiteren deshalb betonen, weil sich darin das wesentliche Charakteristikum seines kompilatorischen Vorgehens zeigt. Die unterschiedlichen Ordnungskriterien der klassischen Rhetorik bilden für Bruno ein System, das dem rhetorischen Diskurs eine universelle Perspektive verleihr.
4.3.3 Das gmUJ tk/iberativum (Artificium perorandi 1,2-14) Brunos Erläuterungen zum gmus tk/iberativum lassen sich in drei Text-Blöcke einteilen: In Kapitel 1,2-3 nennt Bruno die bei dieser Redegattung verwendbaren sieben Topoi, in 1,4-11 topisiert er in enger AnJehnung an rue Rhetorik an Akxandu eine Reihe von Themen, die Gegenstand politischer Diskussionen werden können, und schließlich kommt er in 1,12-14 auf die Redeteile proomzium, narratio und confinnatio zu sprechen. Zunächst greift Bruno für die im gmUJ tk/iberativum anzuwendenen Argumente auf eine Toposliste zurück, wie sie sich in der Rhetorik an Aüxander findet: Das alles läßt sich nun auf sieben Punkte bringt:n: Nämlich [1.1 das Gerechte und Ungerechte, 2. das Rechtmäßige und Unrechtmäßige, 3. das Nünliche und Unnünliche, 4. das Ehrenhafte und Unehrenhafte, 5. das Angenehmt: und Unange·
77 Artifidum 1,1, S. 28 (339): 1tJZ'IlU!xx tripkx gmw unmdum ampfiomn si",ifiralio"nn aCCI'ptum. omn~m ronsitkrarionis mnuriam, "on Nuikm modo. lI~rum uiam acadnnicam s~u philosophicam gfl'l~raliln dirtam uu Thtologiram indudir.
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nehme. 6. das Machbare und das schwer Machbare. 7. das Norwcndige und das 71 Freigestellte. Mit all dem har Zur;ucn und Abraten zu run.
Bruno erweitert bei den sich dann anschließenden näheren Erläuterungen dieser Topoi das inhaltliche Material, das er bei Anaximenes vorgefunden harte, bleibt aber im wesentlichen in den Grundlinien der dortigen Darstellung. Er besümnu Begriffe wie ius oder kx genauer, arbeitet ansoßS[cn aber die oben angegebene Liste ab. Diese aus siehen E1emenren bestehende Topik ist in der Rhetorikgeschichte mit der Bezeichnung capitula fina/in oder "tEAlIea. KEq>ciAala bekannt und ist in verschiedenen Vierer-, Fünfer-, Sechser- oder Siebenee-Reihen von 79 zahlreichen Auroren aufgegriffen worden. Die Parallelität zwischen Brunos Darstellung und der entsprechenden Textpassage in der Rhetorik an Alexander zeigt. daß Bruno sich hier offensichtlich direkt an die Rhuorik an Alexan&r als Vorlage anlehnt.lI(} Das anschließende Kapitel I,3 bringt ein Problem zur Sprache, das aus der Anwendung der sieben Topoi hervorgehen kann. nämlich dann, wenn das utik, der Topos des Nützlichen, dem honestum, dem Topos des Ehrenhaften, wider· spricht. Bruno illustriert dies, indem er als Beispiele hierfür wiederum in topischer Form eine lange Reihe von Begriffen aufführt, die der einen oder der anderen Kategorie zuzuordnen sind, die sich aber bei einer Argumentation gegenseitig ausschließen können. Diese Problemstellung wird in der Rhetorik an Afexarukr überhaupt nicht diskutiert. Bruno bietet hierfür keine ethische, sondern eine rein rhetorische Lösung an: Man müsse auf die Menschen Rücksicht nehmen, und 81 zwar sowohl auf die Sprecher als auch auf die Zuhörer. Diese Zweiteilung bildet das Gerüst für Brunos Argumentation, und so führt er zunächst einige GesichtSpunkte auf, die der Redner in Bezug auf sich selbst zu berücksichtigen habe, dann, was er hinsichtlich der Zuhörerschaft beachten müsse. Die Ausrichtung det Argumentation nach diesen ganz wesentlichen emischen Kategorien war ein zentraler Punkt in den römischen Rhetoriken. In seiner Jugendschrift De inllemione spricht Cicero davon, daß in rhetorischem Zusammenhang honestas und utilitas gleichwertig zu behandeln seien und die Argumentation auf diese Topoi geradezu das eigentliche Ziel der Reden im gmus deliberativum bilde. während die Rhetorica ad Herennium eine Unterordnung des hOlUstum un78 Anificium 1,2. S. 29 f. (340); Hau omnia rrspiciunt /ubimu aA snWM luarJmriJ /. . ./. 8S Ge., off 3.8: {.../ pranntim Olm fPllflktillJ/ stTib., mJJllm nM l«wm in liJIII philosophiA. 11Im ,,~nllm.
86 Zut Talgcschichll: vgI. REmows (1983), S. 130 r. 87 Artifirium. S.34 (342): {.../ uruk tt IIJI( lInJi,. lIt apwl Cir. JpknJidiDrtJ. &r."nriDrtJ. tt pn'/H'litiD/'l'S Jinl ofllliDnn, 'I'"u tUi poplIllIm. 'IlUIm '11U1~ ad _Nlm.
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Im ersten thematischen Block des genus tUfib~rativum verarbeitet Bruno somit in aller Kürze die Topik der capitula finalia. Der sich nun anschließende zweite Block stützt sich noch stärker auf die Rhnorik an Akxander. Anaximenes führt im 2. Kapitel seiner Rhetorik eine Reihe politischer Sachthemen an, für die er jeweils wiederum eine Argumemationsmpik zusammenstellt. Bruno übernimmt diese Sachthemen in seine Darstellung. Die Anzahl dieser möglichen Themen war in der Rhetorik an Altxantkr wiederum mit sieben angegeben, während Bruno die Gruppierung leicht abändert und so lediglich auf fünf Punkte kommt. Diese fünf Punkte liefern das Gerüst für die nachfolgenden Kapitel 1.5-11, in denen die Stichpunkte von Bruno der Reihe nach abgearbeitet werden: Die Arten der Dinge, die in einer Berarung zur Sprache kommen, sind I. heilige und gönliche Dinge [Artifidum 1,5J, 2. Geserze oder Verordnungen (Artifid~ um 1,6J, 3. Vertf.ige oder Bündnisse und Vereinigungen und Zusammenschlüsse IArtlficium 1,7). 4. zu führende Kriege oder zu schließender Friede {Artificium 1,8IOJ. Ebenso das, was sich um Gewinn, Erwerb und allgemein um das Bewahren oder Vermehren von Reichrum dreh! (Artificium 1,11).118
In den sich daran anschließenden sieben Kapiteln bleibt Bruno wiederum eng an den Vorgaben aus der Anaximenes~Rhetorik.Jedes Kapitel enthält umfangreiche Listen. in denen Argumente zu den genannten Themenbereichen gesammelt und aufgezählt werden. An manchen Stellen erweitert Bruno die Erläuterungen innerhalb dieses Gerüsts, indem er neue Gesichtspunkte oder Argumente hinzufügt. Diese Erweiterungen bleiben aber alle in dem Rahmen, der von der Rhetorik an Akxandnvorgegeben war.8'.l Bruno hane in Artificium perorandi I, I betont. daß unter den Kategorien der drei Redeganungen jede Art von Problemerörterung erfaßt werden könne. In Fortsetzung dieses Gedankens hebt er nun hervor, daß alle Themen, die in einer politischen Beratung (conmltatio) zur Sprache kommen können, den eben genanmen fünf thematischen Bereichen zugewiesen werden könnten. Hier fallt in Brunos Text auch zum ersten Mal der Begriff Topos (/oem). 1m übrigen greift aber das, was in einer Berarung 'l.ur Sprache kommen kann. uni· versell auf gerade eben diese Topoi zurück. die jeder, der nichl ganz unerfahren iSI. ohne große Mühe auf jede Themensrellung übertragen kann. Alles nämlich gchört zu diesen Fällen und wird auf die selbe Weise behandel[. oder ist diesen Fäl1en ähn~
88 Artijiejum, S.34 (342): GnItTa torum, qUilt in eonru!rationtm unliunt. Jum 1. Tt'J JIlerilt Jt'u diuinat'. 2. Ltgts St'U Jtatula. 3. Pacla $tU confttdtralionts tt uniont'S msociationt'SIJut. 4. &/Ja moumda 1It! pax conjicinulo. fltm qiUlt' Ut'mlntur circa lucTUm. '1UdtJtum tt tmilltna!ittr opt'S comtn~ndas INI augmdas. - RaA, trnmL FiL, S. B3'(. (.. 1423A2Q-26): Vt summatim t'rgo dixt'rimUJ: « dt' quibUJ orntiontm habnnUJ: propositiont'S uplt'm sunt numt'ro. Ntet'Su mim tst nOJ {...} ron/ulum [' .. J aut dt' sacrijiciis: aut tU kgibw: aut tU apparatu nuili: aut tU sodnatibw ae fttUn'bw aa/It'TSw alim urlm: aut tU btUir: aut tk part: aut dt puuniarum proumtibw{.j 89 Die Kapitel 5, 6 und 11 enthalten l'l~ilwcisC' Topoi, dir in drr RJ1ttorik an AkxantUr nicht nachweisbar sind: ansonSten greifi Bruno hirr aber stark auf das in fUzA, tranlL FiL. S. B3' bis CI' (. RaA Kapilel2, 1423AI3-1425B35) dargestellte Malr~rial7.urÜck.
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lieh und wird :mf übertragene Weise betrachtet, oder ist diaem verwandt, oder die-sem gcgens2tz1ich und wird auf gcgen.ützliche Weise behanddt.~
Auch bei Anaximenes findet sich eine ähnliche Äußerung über die generdle Anwendbarkeit der Topoi, diese bezieht sich aber direkt auf die zuvor genannten sieben Topoi, die capitu/a fina/ia.'1 Bmno bezeichnet hingegen mit dem Begriff des Topos die genannten fünf praktischen Themenfelder politischer Rhetorik. Bei der Behandlung des ersten dieser Themenfelder (1,5) zieht Bcuno unter anderem wieder die Siebener-Reihe der capitu/a finalia heran, um innerhalb dieses Themenfeldes Argumente 2.U entwickeln. Und auch hier bezeichnet er die capitula fina/ia als eine Topik, indem er in diesem Zusammenhang auf Ciceros bekannte Definition eines Topos als mUs argummtorum, als Sitz von Argumenten,'2 anspielr. Derjenige, der davon überzeugen will, daß man Heiligtümer entweder bewahren oder vermehren oder verringern soll, muß gewisse Sitze der überredung bed.icksichtigen."
Diese Systematik und die Verwendung des Begriffs Topos ist auf den ersten Blick verwirrend und erscheint nicht vollständig konsequent. Bcuno lehm sich hier an die Vorgehensweise der Rh~torilt an Akxantkr an: Auch Anaximenes hane bezüglich der Sraatsrede zunächst die capitu/a fina/ja als allgemeine Topik des Zucatens oder Abr:ltens, des für oder gegen etwas Plädie~ns vorgestellt, diese dann im konkreten Bcispid von Fragen der Rdigion und des Kults zur Anwendung gebracht, darüber hinaus aber auch noch aus der Sache sdbst Argumente abgeleitet. die sich nicht mehr auf die capitu/a fina/ia zurückführen ließen. In diesem Sinn kann man bei Anaximenes gewissermaßen eine allgemeine Argumentacions- von einer speziellen Thementopik unterscheiden, wobei das Verhä..lmis der beiden Topiken zueinander im Detail unbestimmt bleibe" Sowohl die sieben Topoi des Zu- und Abratens im Sinne allgemeiner Argumentationsmuster als auch die Hint konkreten Themenkomplexe des gmUJ ddib"atiuum bieten dem Anwender der Rhetorik ein umhssendes Reservoir, aus dem er Argumente für alle möglichen Themen einer Staatsrede schöpten kann. Bruno übernimmt in seine Rhetorik diese recht grobe rhetorische Strategie mir ihrer Fülle an Anwendungsbeispielen. In seinem Konzept steht jedoch im Vordergtund, daß die Einteilung in die drei Redegenera sowie die dann bislang erfolgte Behandlung des gozUJ tklib~rativum 90 Arrifirillm, 5.34 f. (342): GUUTIl ~ro fwu in (tmsllulltionmr urnirr ~SSllnt, vnillPJll. iislkm prtJnw Ioris vtuntllr: fllJU ftUiü ntptio qlliükt film omnino impnitus '{lIibllSl'llfUJlI.t proposisis ~Sr ris lIffomoda". Dm"iA mim Illlt JII"t JMa. " tO ipNl lfUJtio trIlnantllr, IlIlS simi/iA his: rt proporsienillir" til ttJrlSid.rrilbllflSlIT: illlr his tlIf""'til; illlS bis amtrilrUt, 0pfH'Sitoqw nuNIo rriltSilbuntllr. 91 RaA, ",,,ul Fil, S. 82' (. 1422A24-26): !Jf' his illlum Ji{(Tt ilbllNk posmmw t1 a anuJinis rt his similibus: tt ipsis tontTan'is (. ..). 92 Oe., se"~ 7, cbC'ruo Quint.• iNS. 5.10,20. 93 Anifirillm 1,5. S. 35 (343): Cirra Utra aur StTJIiltuk alls all~, /1111 OtWJ_ntIis pnswulrrr ...... lnrsibw aJ rrn4S ptrJlIilSiDniJ srJn tSt rrspirinuJllm. 94 In der Anuim("ncs-Rhnorik wird der ~iff .Topos" im spczidl m("(oriJchm Sinn nus an insusamt dsci S,dl("n (1434A35, 144MI7 und 1443831) vc:rwc:ndn.
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stets eine universelle Perspektive aufweisen: Durch die drei Ganungen von Reden kann man generell jede Fragestellung erörtern, und entsprechend bieten die fünf Themenfelder im gmus drlibaotivum, die Bmoo in Kapitel 1,5-11 bespricht, ein so umfassendes Instrumentarium. daß alle hienu gehörigen Themen eingeschlos· sen sind. Die sieben capitukz fina/ia können bei der Erörterung dieser Themen· felder als Suchmusrer dienen, können aber auch noch durch andere Argumema· rionsmcrhoden erweitert werden. Der Fluchtpunkt in Bruoos Übernahme der Rherorikschrifi: des Anaximenes bleibt die Universalisierung der Rhetorik, die Bruno im ersten Teil des Arrificium paorandi allerdings lediglich behauptet, ohne sie näher zu begründen.
Sruoo fügt nun als dritten Block (Kapitel 12-14) noch einen größeren Abschnin über cUe verschiedenen Redeteile an: Artificium perorandi 1,12 behandelt das prooemium, 1,13 die nQ"alio, 1,14 die confinnario. Anaximenes hatte die Redeteile je nach Gattung der Rede behandeIr, und die Inhalte, an die sich Bruno hier anlehm, waren bei Anaximenes in Kapitel 29-34 unter den Redeleilen des gnms deliberarivum abgehandelt worden. Darcl.O fügten sich bei Anaximenes die Teile der anderen Redegartungen in Kapilel35-37. Die Stoffilnordnung und der Aufbau der Rede waren also nach Anaximenes von der jeweiligen Gattung der Rede abhängig. Bei Bruno ist die Systemaük hier nicht klar zu durchschauen. Er belOm nicht ausdrücklich, daß er sich hier immer noch in der Behandlung des gmUJ tk· liberativllm befindet. Die Oberschrih zu K2,pitel 13 versucht, explizit die Beziehung zum gmus tklib~rarivllm herzustellen, im Text selbst findet sich auf diese Einordnung jedoch kein direkter Hinweis.'" Eine scharfe Zuordnung jedenfalls nahm Bruno nicht vor; der Akum liegt auch hier wieder eher auf der Topik als auf der inneren Systematik des rhetorischen Lehrgebäudes. In der Behandlung des proom/iran in K2pitell,12 folgt Bruno den einzelnen Punkten der Rh~torik an Alr.xand~r recht detailgetreu.'~ Die drei Hinsichten, in denen der Redner die Zuhörer in der Vorrede zu beeinflussen hat, nämlich sie da· cilis, aUmru! und ben~volUJ zu machen, bilden seit Anaximenes einen festen Bestandteil der rhetorischen Lehre." Im letzten Teil dieses Kapitels, in dem Bruno über die feindlich-ablehnende Einstellung der Zuhörer schreibt, variiert er die Reihenfolge der Stichpunkte gegenüber der Rh~/orik an Akxand~r leicht lind fügt eine Reihe von Beispielen ein, die bei Anaximenes nichr :tu finden sind. Dieser Teil ist zugleich auch der inhahliche Hauptteil des Kapitels und nimmt den 95 Artifidum 1,13, s. 53 (352): tn rtmJitionibvs Nlrrlltionis, in tOtbm r,mm' JaiiKrllriulI. 96 Am Beginn von Kapiu:1 1200001 Bruno in einer reell! eigemümlichen Formulierung, daß du prtNXmium ..hinsichtlich der drei G:lltungen~ sdu kun. gefaßt sein müsse, doch bnrichnet ,mus hiC't vermutlich nicht die Redet"'ltungcon. sondern die drei n:.achfolg ontJoJ u/twJ.", in/niß ronwrtitt> lUi istam, I Effin'nu t'Uius Jrrit>m, tkns IICt1pinuqlU. I Fllrtis IIUl inU1W1fims. tUislllnst't iMNrtMm I Pro IJOto mini",t/rwtrllbirur lUi rt>/Htt>ndum I Snninll, qlUU' In lJfIt'Uum mJlnw Tt proviJa (llmpum. 19 Compos. imag.. S. 282: OrJinL Jub "uribw nutnn'lItis hint> tibi Urtl) I CLnturill o«urrllt '""""lw ho",i"u"''fut Wiltil {... J AgriroJam (apito NoJanum. PllrtINnopat>um. I RO",llnum, V/,nt"tu", t'llria rtgiont>, JubinJt I ALJsfJtialO iUiJ affinn tonsimi!nql«'.
DER ZWEITE. TE.IL DESARTIFICIUM PERORANDI- BRUNOS RHETORIKKONZF.PT
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I e m . Und so, wie die aufgezählten Standarten leicht Unühliges aufnehmen kön. nen, so kannst du auch Tau.scndC'r auf hundC'rt reduzierC'n, und schließlich gibt es untC'r dC'n zC'hn Anführern nur noch zehn K1~n, und di~ künden zulC'rZt von der lI a11(:$ eruugC'ndC'n MonadC': OC'nn alles ist ~rhaft eines, und alles ist in tinC'm. Das Alphalxt liefen hier eine mit Platzhaltern organisiene, universale Ordnungsscruktur, die dem Benuczc:r eine assoziative Verkettung verschiedener Erkennrnisbereiche bieten kann. Die Iklegung di~r Platzhalter kann variieren; die Struktur jedoch kann, wenn sie effektiv eingesetzt wird, we ..Monadenh.afcigkeit'" der Welt, die Einheit in der strukturierren Vielheit, spiegeln. Übertragen auf das Buchstabenquadrat im Artificium p~rorandi heißt dies: Die Funktion des Buch· stabenquadrats beschränkt sich nicht darauf, ein bloßes Kombinations- oder T ransskriptjonsinstrumem zu sein. Was erreicht werden soll, ist nicht die bloße Zusammenstellung verschiedener Ordnungen, sondern die lnitiierung eines un· endlichen Prozesses. Das stetige Wiedecaufnehmen von immer wieder neuen geometrischen Vorgaben führr zu einem infiniten Modifikarionsprozc:ß. Von einer solchen Deutung der Figur lassen sich im Artifiäum pmJrandi Andeutungen finden. Bruno betont zunächst, daß die auf der Geometrie beruhende Vorgehensweise ein systematisches und vollständiges Arbeiten ermöglicht. Dabei handelt es sich vor aUem um einen mnemotechnischen Vorgang: Die Verkünung der Inhalte auf Alphahetbuchstaben vereinfacht die geometrische Struktur; dem Benucur bleibt es aber überlassen, sich die Bedeutung, die hinter den einzelnen Platzhaltern steht, gm einzuprägen: Wenn man daher begonnen h:u, tine einzigt: Redcgarrung, also das, was nur eine,n Typus darstellt, beständig auszuüben, soll nun sich beständig bemühcn, cbendi~n zu Ende zu bringen. So crrtichcn wir es, daß wir durch di~ Vorgehenswei~ nicht zuf':lillig. sondern auf einc bestimmte, fcsfgt:legfe An und Wose folgt:richtig vorgehen und nichl unsicher und Stockend, sondern mit feslem und besf2ndjgcm Mut den rlan zu Endc bringen - vorausgesetzt, dic Bedeutung der Zcichcn cincs jeden Alphabets sind fest und zuverlassig im GeiSt cingepr:.igt.'· Was diese Figur leisten soll, iSt eine formale OperationaJisicrung der möglichen Variationen einer Rede. Den Akzent senl Bruno dabei auf die unendliche AnwendungsfüUe, die sich in dieser Figur finden läßt. Am Ende seiner Erklärungen zu dieser Figur betont er nochmals, daß dieses Quadral dadurch im Grunde doch ..kreisf'ormig" ist, daß also das Ende einer Anwendungsregel wieder in eine neue 20 CAmJHH. imaK', S. 282: Ql«isnmql« qlUl«unqw /iuI Nlmponm' "bill I Nami"" pra affiew, quidquiJ mltJm, "quir",. /. .. } Sie homi,,"m I1IlrUu varii sptein ani/7Ulnlllm I Os~nJunl, mDm p,amunt animiln,ia pLmuu, I PLltItilqul' ftrr lapidum, tilndnn s 11 n t a m n i a i n a m n i. I VexiiIJ ut fankm innumnum numnrltil "porrnu, I EI mi/1l'tuI qWilS tilntwn a4 untnlil rl'/"", I TQt tilndnn uiKl'anl tlmQ lub priri~ elru.sn. I Ac MQ~ Umum fa~ll"t'Ilr nmniJUl""um: Omnia tll'mJH Ilnum flint twr atql« QmnUl in unQ. 21 Arriftdllm 11,6, S. 118 r. (387 f.): 1til'll« JHr1'I'twI si c«pnis ukbrllrt ,",u", aratiDnu rlll, IItpDtf' quoJ a4 I1tIllm typum rifl'Tt'llr. aJ Ukm P"firinuJu", pnfNtt14 nznwu/as. /UUiIlr htu ftrrNl tfmlinvt "tH non eiUll, gJ «rtil qua.Ja", TiltiDnl' opari ronM'IUnlrn, ""n trtpidJlnJo n !»tsitilnd4, Yd firmo nmstan"qw spin'ru prap91itwm pnaxnuW' Jllm",Mo cuiUJlfIlt' A/phtzkti "otanl", siK"ifralio fi""iUT n fOnstilnur "'/'Tl'/i t1ia: ml'nnJ inhanrat.
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I'HIWLOGISCHE INHALTSANALYSE
Anwendung mündet. Zid bleibt es hier wie auch in der ersten Figur. einen immer wechselnden Kreislauf verschjedener Memodcn zu praktizieren. Dabei be· toßt Bruno ausdrücklich, daß Operationen in diesem Quadrat nicht nur durch Beziehung von Elementen der ersten Zeile auf Elemente der ersten Spalte durch· geführt werden soUen. Vidmehr soUen die Elemente auf allen Zeilen der Figur wechselwe~ miteinander verbunden werden: Jene Figur ist also kreisrormig. denn bei ihr wird das A sdbsr mit allen anderen Elementen vt:rknüpft wie: auch jede: Ordnung mit der anderen. Und wie man es im äulkrro Gnomon macht. so soll man auch im inneren annehmen. daß eine: Verbindung hergesrdlt wird. Der äuCkre oder ersu= Gnomon ist ABC. von links nach rechts und von oben nach unten verlaufendi der nächste. zweite Gnomon ist C D E, der dritte D E F und so der Reihe nach, wie man es aus der Abbildung ersehen
ka nn. " Die Bezeichnung gnomon geht auf die in der frühen griechischen Mathematik übliche Darstellung von Zahlen als regelmäßige Anordnung von Punkten zu· rück. l3 Durch sie wurde etwa die Folge der Quadratzahlen dargestellt, indem einem aus Punkten bestehenden Quadrat eine zusänliche Spalte und eine zusänliehe Zeile hinzugefügt wurde. Mit einer entsprechenden Methode kann man auch andere Zahlenreihen durch proponionale Vergrößerung einer grometrischen Figur darstellen.
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In die5(:m Verständnis kann für Bruno das Buchstabenquadrat auch als eine Aufeinanderfolge von L-f'ormigen Gnomonen gedeutet werden, wie sie Abbildung 9 zeigt. Kombinatorische Operationen, die auf einem der Gnomone ausgeführt werden, können also auf die anderen Gnomone ebenfalls übertragen werden und ermöglichen dadurch eine weitere Multiplikation der Deutungsmöglichkeiten innerhalb des Quadrats. Je vielfaltiger und verschiedener man aho diese Figur anwendet, umsa näher kommt man den von Bruno intendierren Absichten. Auch wenn Brunos Erklärungen nicht ganz eindeutig sind: Eine schlüssige Deutung der zweiten Figur des Artifidum p~raru:Ji muß davon ausgehen, daß 22 ArrifinMM 11,6. S. 119 (388): Est "ftJ rirnJitris iLL. jiPTII, Pbi ipsMM A amn«t'itllT tlM"iN II/iis tkmnttiJ, uti fUllIJ ",.JD Nlm 1Ih4 "rJiN: tr sinlt fit i" o:rriflS«O f!'I'1III)nt, illl tr in inttri.,.,.bw inttUiSlltIIT rot fiNit ronna». Extr"m«W t:Sl p""u", snI prilPllIJ A. B. C '{Mi t:St If tinu"" tlcamtm tr 11 SMpnitJri U irrftrilU: pf'flXiMIU iUi !«IIn41U p"1III)n tfl C D. E. TmilU t:St D. E. F. tr ilil JnwtpJ, lJt J'lfln in htu Jnit"illU,nI. 23 Vgl. hicnu HEAnt (1921), Band I, S. 76-84: BOCKER 0%6), S. 40-44. Dic:scs Ventindnis der Gnomon(' finde!: sich bei Bruno in Dt moNUk, S. 420, und Dt Mini_, S. 286.
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DER ZWEITE TEIL DES ARTfFIClUM PERORANDI- BRUNOS RHETORlKKONZEPT
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sich hinter den 676 Plänen des Buchstabenquadrats die 26 Alphabete mit "allgemeinen Begriffen" verbergen. von denen Bruno in Kapitel 11.3 sprach. In dieser Interpretation wird dieses Alphabet also genau genommen nicht dazu verwendet. eine Kombinatorik, sondern eine Permutation der vorliegenden Elemente zu erreichen: Die Figur dient dazu, eine Reihenfolge für diese Elemente festzuJegen, und nicht dazu, die Elemente einander zuzuordnen. Allerdings bedient sich Bruno hierbei dennoch auch kombinatorischer Minel. Dies ist deshalb möglich. da die 26 Alphabete wiederum in ihrer Großstruktur als ein Alphabet angelegt sind. Indem nun etwa aus einer Spalte der Buchstabe des übergeordneten Quadrats und aus einer Zeile der Buchstabe innerhalb dieses ausgewählten untergeordneten Quadrats ausgewählt wird, haben wir doch eine kombinatorische Methodik. Bei 676 Plänen kann man mit voller Berechtigung behaupten. daß die immanenten Permucationsrnöglichkeiten unendlich sind; selbst moderne Taschenrechner wären mit der Berechnung dieser Zahl überfordert. In Kapitel? nennt Bcuno noch eine weitere geometrische Figur (siehe Abbildung 3). die derjenigen sehr ähnlich ist, die wir oben in D~ composition~ imaginum als "eindimensionale" Vorstufe des Buchstabenquadrats kennengelernt haben (siehe Abbildung 9). Es handelt sich dabei um zwei A1phabetanfunge (A-L), von denen der eine die oberste Zeile. der andere die linke Spalte eines Quadrats bildet, wobei das von ihnen begrenzte Quadrat leer bleibt. Die Anwendungsmöglichkeiten dieser Figur stellt SCUDO den Möglichkeiten des Buchstabenquadrats gegenüber, und hier wird noch einmal deutlich, daß es im Buchstabenquadrat um eine Permutation. nun aber um die Kombination der Elemente auf der Waagrechten mit denen der Senkrechten geht. Einleitend betOnt Bruno. daß hier nicht "durch Verknüpfung eines Oberbegriffs mit einem Unterbegriff. sondern durch die Verknüpfung zweier Unrerbegriffsarren" eine Variation erzeuge wird. 24 daß im eigentlichen Sinne kombiniert wird. Ähnliches äußert Scuno nochmals in einem abschließenden Vergleich der beiden Figuren: Wie jene vorangegangene Figur [sc. das Buchstllbenquadrar] durch seine einzelnen Elemente als solche reiche Möglichkeiten bildet, so hat diese Figur reiche Möglichkeiten durch ihre Yerwendungsweise. Jene ersueckt sich nämlich in die Länge. in die Breite und in die Tiefe, kann gerade.':. kreisf'ormig oder schräg genutzt werden, diese jedoch erstreckr sich nur in der Länge und in der Brei[e. Und währe.':nd jene eine ülxrreiche Menge ttigt, können wir hier jene Begriffe [sc. in der Länge] mit diesen [sc. in der Breite] variieren. I)
Das waagrechte Alphabet enthält Begriffe aus der grammatischen Formenlehre; Bruno nennt als Beispiele dje lateinischen Deklinationskasus und die erste bis dritte Person der Konjugation von Verben in Singular und Plural als grammati. 24 Arrifirium 11,7, S. 120 (390): /. . ./ haud quitkm riftrrndo grnrrll ad sprcin. srd vnllm sprcirrum modw aJ alillm {... j. 25 Artificillm 11,8, S. 124 (392 f.): Sirut igitur pramtknJ figura in sripsa iuxt4 singu1A mrmbra dicatur !lies: ditatur}. itn u prarlrm SIliI rationr. lila mim prr fongum. fatum. profimdllm, prr r«tum u cirrularr. /Ir obliqullm: Harr wro tnntum prr fongllm ulatum: vt sirllt illa abllndat mlllJillldinr, sir hir potrrimw IJiIn"arr Dmn,., il/os trrminos prr islOs.
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PHILOLOGISCHE INHAlTSANALYSE
sch~ Kategorien. die noch beliebig erweircrbar sind. Im senkrechten Alphabet
führt Bmoo verschiedene Begriffe aus der rhetorischen T ropen- und FigurenJehre
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Prinzipiell stehen dem Benuner nun zwei Anwendungsmöglichkeiten zur VerfUgung. Die beiden Varianten uigr Bruoo ausführlich, indem er den o~n bereits verwendeten lkispielsan zunächst durch alle Ikgriffe der Senkrechten fuhrt
(A- B-C- ...), Hier lunn man entweder durch die einzelnen Elemenu~: allein odC't durch die mir allen anderen Elementen verknüpften Elemente variieren. So können wir durch A (Etymologie] S2gen: }tdn Mtmrh, dn ävepron:~, aho von Nm.,,, aus 'muh ohm G~ wJlmitn: gnumnt wird;" [... 1 F durch Hype.rbole s.agen wir: in Flammm Iuhrn vor &gitrJt nach Wium; [... ] durch Synekdoche I, indem wir einen TC'i1 für das Ganze .sel. von denC'n vienig rundherum an den KamC'n des Rahmens befC'Stigt waren, und dadurch, daß sie sie plötzlich drC'htC'n, wurdC' diC' gan7.c Anordnung der Wörter völlig veriinden. Dann befahl er sechsunddreißig von dC'n BurschC'n, lC'isr die verschiedC'nC'n ZciIC'n tu lesen. wie siC' auf dem RmmC'n erschie· nen. Und wo sie drei odc::r VM:r Wön« beisammen fanden. die dnen Teil einC'S S.uus bilden konntC'n. diktiertC'n sie dic:srn dC'n vier übrigen Knaben. die Schreiber waren. Diese- Arbeil wurdC' drei· oder viermaJ wiederholt. und der Ap~rat war so C'ingC'ridllet. d"a .sich die Wöner bei jeder DrC'hung an nCUC' StC'lIC'n schoben. wenn sKh die viereckigen J-1ob.sliku herumdrehlen. Sedu StundC'n am Tag warC'n die jungC'T1 SlUdC'nten mit dieser Arbeit bc:schiftigr. und der ProfesJOr leigte mir mehrere Bände in groBen Folioformat mil unvolLsf1ndigen S2n.cn, die- sie oociu ges:;unmeh tu.llC'n. Er halle die Absteht. sie zusammenzwctU:n und der Wdt "us diCSoC'm reichlichen 1I.hrerw dn vollstiindiges SystC'm allc-r Geistes- und Naturwissenschaften lU lidern M
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ZUR SPRACHPHILOSOPHIE IN BRUNOS DENKEN
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Relation besteht. Eine Ordnung des WIssens und die ungeordnete Unendlichkeit der Welt prägen das manieristische "WeIrgefühl". Brunos Rhetorikschrift ist durch den Versuch gekennzeichnet. das Unendliche zwar nicht als Unendliches zu erfassen, es aber doch auf eine dies generierende Struktur zurückzuführen. Dafür bedarf es eines Rationalismus und zugleich einer Überschreitung dieses Rationalismus. Dieser innere Zwiespalt ist typisch für die manieristische Grunclhaltung.
8 Die Elemente von Brunos Rhetorikmodell vor ihrem historischen Hintergrund 8.1 Der humanistische Kontexr 8.1.1 Brunos (opin-Begriff und Erasmus' De duplici (opin verborum ac rerum
Bruno stellt im Artificium perorandi keine direkten Bezüge zu zeitgenössischen rhetorischen Schriften her. Der einzige neuzeitliche Text mit rhetorischer Thematik. auf den er in seiner Winenberger Rhetorik~Schrifr in Andeumng hinweisT und dessen Einfluß auf Bcunos rhetorisches Konzept daher erwägenswert erscheint, ist die Schrift De duplici (opia vn-borom ac rerum des Erasmus von Rotterdam. Auf diesen Ten kommt Bruno zu sprechen. als er einleitend zum zweiten Teil des Anificium perorandi in Kapitel H.2 das Ziel und die Funktionsweise der von ihm im folgenden erstellten Alphabete erklärt. Btuno beronr, sein Vorgehen unterscheide sich ganz bewußt von demjenigen der Grammatiker und Humanisten, die durcheinander a11 das, was ihnen in die Finger kommt, auf verschiedene Anen abzuändern lehren, nämlich die Ausdrucksformen des Sich-Bedankens, des Binens, ebenso, auf wie viele An:en jemand sagen könme, er sei gekommen, gegangen, habe sich gefrem, habe getrauen und so fort, was alles in besonderem Maße kindisch ist. I Polemische Äußerungen gegen die Humanisten und ihre ethischen und literari· sehen Idealvorstellungen sind in Brunos Schriften zahlreich, seine Einstellung 7-U den Humanisten und allgemein zur humanistischen Bewegung war generell ab· lehnend. Die Schriften des Erasmus hingegen nehmen in Brunos Biographie insofern eine besondere Stellung ein, als Brunos Flucht vor den kirchlichen Behörden wegen der unerlaubten geheimen Lektüre einiger seiner Texte (seiner An· merkungen zu Texren des Hieronymus und des Johannes Chrysosromus), die man während Brunos Abwesenheit im Kloster in Neapel unter seinen Büchern l fand, im Grunde erst begann. Oberhaupt waren die Schriften und die theologischen Aussagen des Erasmus ein wichtiger Einfluß auf Bruno während seiner Zeit im Kloster San Domenico Maggiore, und wie EUGENIO CANONE dargestelh hat, befand sich auch eine Aus~abe von Erasmus' D~ copin aus dem Jahr 1542 in der dortigen Klosterbibliothek. I Anifinum 11,2, S. 99 (76): [. .. } qui promisew
qUilt'runq~ ()(rurnml.
variiJ modiJ dortnl i"fltcuri'. vti, fol7nlU mikndarum graliarum. obucraruii, ium, quol modiJ quiJ poJJit diurt', St' v(niy(. iuiJSt'. gauuum. lruullum, t'tc. qUill' omnia apprimi' put'rilia sunt.
2 SrAMI'ANATQ (1933), Documemi veneli 13, S. 12; L ~e ruggii di Roma perch~ ebbi !euere da Napoli e- rui avisato ehe. doppo la panila mia da Napoli, e-r'"no stati trovali cwi libri delle- opere di S. GriSOSlOmo e di S. lefonimo con li scolii de El"2Smo sance-Jlall, ddli quali mi SC'cvivo oecull:.l.me-nte.~
3 CANONF. (1992), S. 74. und Appendix 111, 85
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PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
Bruoos Rhecocikmodell im Artificium ptrorandi z.eigt einige Anknüpfungs· punkte an die Rahmengrößen dieser als Grundlagenwissenschaft verstandenen "Rhetoridialekrik" des 16. Jahrhunderts. Er benutzt einen Topos-Begriff. der in mancher Hinsicht mit dem bei Agricola formulierten Verständnis des Topos ver· 67 glichen werden kann. Zum einen muß die Topik der copia rtrUm universalisusch gedeutet werden. Die den Bereich des Menschlichen erfassenden Topoi sind universell 7.U verstehen, da der Mensch in Analogie zum Sein im gesamten steht. Zum anderen sind diese Topoi die Kategorien, in denen die Gesamtheit der Prädikationen aller Dinge erfaßt werden können. Bruoo verdeutlicht dies recht drastisch, indem er - wie oben in Kapitel 5.2 paraphrasien - Füße und Arme des Menschen als Topoi darstellt, die in analoger Weise auf Schiffe. Häuser, Staaten usw. übem'l.gen werden können. 1m übrigen nennt er als zweites Beispiel den Topos desgmus, der in den traditionellen Topiken im Anschluß an AristOteies und Cicero und so auch bei Agricola genannt wird, und wendet diesen Topos - sicher in satirisch gefarbter überspinung - auf das Beispiel ..Wasserkrug" an. Der Mensch, erfaßt und verzeichnet in der Topik, impliziert ein begriffiiches Eintcilungsprinzip, das universell verwendbar ist. Durch djeses Verständnis des Topos-Begriffs nimmt Bruno also eine Konstante auf, die im historischen überblick erkennbar geworden ist: Im rhetorischen Kontext blieb der Begriff des Topos stets formal gefaßt, auch wenn die römische Rhetorik den Aspekt der praktischen Anwendbarkeit stark betonte. Die Topik war immer eine Methode, um Beweise zu ermitteln, nie bezeichnet aber Topos den Inhalt der Argumente selbst. Die entscheidende Innovation, die durch Agricola angestoßen wurde und die sich für Bcunos Topos-Konzept im Artificium p~rorandj ebenfalls konstatieren läßt, ist die "kategoriale Gleichschaltung in der Topik": Die topische Methode wurde nun nicht mehr primär angewandt, um argumentative Schlußformen zu ermitteln; Topoi dienten nun dazu, kategoriale Aussagen zu treffen. Die Argumentationslehre wurde bei Agricola direkt an die Dinge selbst angeknüpft, "die Iogjsch~ Referenz der Kategorien (fiel} mit der m~taphysjschm" zu68 sammen. Ab diesem Momem macht es keinen Sinn mehr, die dialektischlogische von der rhetorischen Dimension zu trennen, und vor diesem Himergrund steht auch das Artificium p~roraNIi. Die metaphysische Deutung des Topos-Begriffs bei Bruno, daß nämlich die vom Menschen abgeleiteten Topoi zugleich universell sind, indem sie in Analogie auf den gesamten Kosmos ausgedehnt werden können, findet sich in einer Vorstufe bei Agricola: Obwohl ein jedes (DingI durch die ihm eigenen Merkmale abgesondert ist, haftel doch allen eine bestimmte gemeinsame äu~re Gestalt an, und alle haben die Ten. denz zu einer Ähnlichkeit ihres Wesens [... ]. Diese Gemeinsamkeiten also hat man deshalb loci genannt, weil sie ebensowohl alles, was nur von einer Sache gesagr wer· den kann, als auch alle Argumente in sich enthalten, da in ihnen wie in einer An 67 Zum Topos-Begriffbci Agricola ... g!. MACK (1993), bcs. S. 130-167. 68 SCHMIDT·BIGGEMANN (1983), S. 6-9.
BRUNOS RHETORIKMODELL VOR SEINEM HISTORISCHEN HINTERGRUND
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Zufluchtsort und Vorratskammer alle Werkzeuge zur Hersrellung von Glaubwür~ digkeir aufbewahrt sind. Ein locus ist also nichrs anderes als ein bestimmtes Merk· mal. das eine Sache mit anderen gemein hat [... ].69
Im Arrificium pnvrandi ist lediglich die Pointe anders gesetzt. Bruno geht von ei~ ner anthropozentrischen Perspektive aus: Für ihn liefert der in einer Topik erfaßte Mensch als nVorrarslager" all die bestimmten Merkmale. die neine Sache mit anderen gemein hat" und dadurch eine überzeugende Argumentation möglich machen. Brunos Wachs-Vergleich nimmt Agricolas Gedanken, alle Dingen hätten eine nTendenz zu einer Ähnlichkeit", wieder auf. Bruno überlagert die Topos-Definition Agricolas mit einer anthropozentrischen Sichrweise, auf deren Ursprünge ich in den folgenden Kapiteln noch näher eingehen möchte. Ferner knüpft Bruno im Artificium puorandi - auf einer vollkommen anderen Ebene - an die humanistische Rhetorikrradition an: Zur systematischen Erschließung sprachlicher Ausdrucksformen empfiehlt Bruno das planmäßige Exzerpie. ren der vorbildlichen Autoren. Auch diese Methode war, wie oben gezeigt. im Grunde eine Variante zur rhetorischen Topik. Wie schon allein die Systematik der inhaltlichen Organisation zeigt, steht auch Erasmus' De copia in dieser Tradi· tion. Topoi waren hier die Rubriken und Überschriften, unter denen Traditions~ gut gesammelt wurde, um es bei den entsprechenden Gelegenheiten wiederverwenden zu können. Bei Bruno wird das humanistische "Notizbuch" allerdings zu einem Alphabet: Damit wir zur rechten Zeit einen verfügbaren Apparat von Reden und je nach den Besonderheiten und Eigentümlichkeiten in allen drei Redegauungen einen Vorrat bestimmter Formeln zur Hand haben, sollen wir uns für all diese einzelnen Punkte eigene Buchseiten einrichten. Deren Art, Form und ausgewählten Gebrauch brauchen wir aber nicht aus unseren und aus den Büchern der Grammatiker heraus· fischen, sondern sie sollen so vorbereitet werden. daß, wenn wir uns ein Buch eines herausragenden Redners zur Hand nehmen, überall Säo.e und Phrasen, die zu einem jeden Zweck passen, gesammeh und in den ihnen zukomme':nden KJassen ver· u:ichnel werden und die man dann in die oben genannte Form von Alphabeten 70 bringen sollte.
Bruno knüpft im Artificium paorandi an diese klassische': Notizbuch-Methode an. Doch auch hier setzt er wieder eigene Akzente. Erasmus hatte in Dr copia ebenfalls die Verwendung des Notizbuchs als eine "Methode zur Sammlung von txrmpla" aufgegriffen. Als Topoi für das zu verwendende Notizbuch rät er zu kon~ [rären Begriffen wie nFrömmigkeit" und nGortiosigkeit", "GlauberTreue" und 69 Agricola, Dr invmrionr diakctica. $. 19 f. 70 Anifitium 11.10, S. 128 f. (395): Pro singulis horum, vt suo umport promptum oralionum apparatum rt formuldrum urtarum pro idiomatis cuiusq/d proprirtltu in tripliN' gmrn CaUUlT1lm habramus topiam. ofHJrtrt ~(Uliarrs paginas ron;rilurrr. Horum modum, formam, rt ukCtltm rationrm non a Grammaticis rt librUulis nostris dtbrmus rxaucupari. srd hac forma prtUparrnrur. v/ sumplO prlU manibus rxulLrmissimi oratons libro, prmim unumUts rt phrauJ lU1 propoJitum unumquoJqur prrrjnmUJ roUigrrulo ad proprins cuum, qunr hic nOfallU sum, rt quas ad alphabrtum ftl"mll prardicfa rt· digrrr ofHJrtrt. rtftrantur.
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PH1LQSOIlHISCHE INTERPRETATION
"Untreue" usw. Die topische Sammel~ und Ordnungsmethodik gah Erasmus als ein universelles Methodenkonzept. In AnknüpnlOg an D~ copia schilden Erasmus die topische Verwendung des Notizbuchs auch in seiner "Theologischen Methodenlehre" (Ratio s~u compmdium vmu th~%gjae): 71
Das heißt, du sollS( dir irgendwelche theologische Themen entweder selbst zusammenstellen oder sie, tx:reirs von einem a.nderen ausgearbeitet, übernehmen; auf diese hin sollst du dann alles, was du liest, wie in gewisse Nester sammeln; dadurch soll es dann auch leichter ersichtlich sein, was du c=ntlehnen und aufbewahren willsr. Erwa (um nur bespielhalber einige Gesichtspunkte anzuführen): Ober den Glauben, über das Fasten über das Ertragen von Übeln, über die Unterstützung der Kranken, wie man gonlose Amrsrräger emagen mÜSS(', über die Vermddung des Ärgernisses der Schwachw I...]. Wenn man sie dann nach der Zusammengehörigkdt und der Nichnusammengehörigkeir der Gegenstände geordner hat, dann muß man auf sie hin alles dnreihen, was immer sich an Maßgeblichem in allen Büchern des Alten Testamenrs, in den Evangelien und den Aposrelbriefen findet, was übereinstimmt oder sich widerspricht (wie wir es berdrs in unserer ,Copia' auch angegeben haben). Wenn es einem nun gut erscheint, könnte er auch aus allen Imerpreren, schließlich sogar aus den Büchern der Hdden hier zusammentragen, was er einmal für nüulich 71 halten könme.
Die Notizbuch·Methode wird dadurch zu einem Instrument, das eine Sammlung und Ordnung von Wissen ermöglicht und als methodisches Prinzip auf alle Wis· sensgebiete übertragen werden kann. Im Artificium perorandi saUen nun jedoch keine inhaldichen, thematischen Muster aus den Texten exzerpiert werden; Bruno geht es - im Hinblick auf das "Notizbuch" - allein um die copin v~rbornm, al· so um formale Argumemationsbegriffe. Die Alphabete der copia v~rbornm, die Bruno zuvor aufgeführt hatte. können nun als Rubriken, als Topoi also, verwen· det werden und so noch durch weitere Begriffe vervollständigt werden. Bruno schränkt diese Methode also strikt auf die Seite der rhetorischen mein. Der Gesamtblick auf das Rhemrikmodell des Artificium perorandi zeigt, daß Bruno sowohl für die copia lJ~rborum als auch für die (opia rmml verschiedene Aspekte des zeitgenössischen Topos-Begriffs realisiert. Betrachten wir zunächst die Topik der copia urum: Durch die Rückbindung seiner Topos.Theorie an die magische Sympathienlehre und die Vorstellung vom Makrokosmos im Mikrokosmos kommt Bruno zu einet radikalen Interpretation des Topos-Begriffs. Dennoch ist sein Verständnis der Topik in drei Hinsichten angelehnt an die Vor· stellungen von Topoi, wie sie die Renaissance wieder neu diskutierte. Zum einen
71 Erasmus, Dt fopio S. 258: Ergo qui dminauit pr omnt gmUJ au/orum !«t;O"t grJlJlOn· (nam id omnino umtl in vita facimdum ti qui vt{i/ inur muli/os habai). priUJ sibi qUilm plurimos fomparllbit !«os. &s sumtt partim 0 gtntribUJ oe panibus uitiorum virtutumqut. pllnim ab his qUilt runt in rtbus mortnlium pratcipUil, qwuqUt jrtq,""rissimt soknt i" sumk"Jg i"cidtrt. {. ..] Pura si/ r.umpli causa pn·mUJ focu.s pitlaS tt imitlaS. {. ..] Sit proximus si vidttur titulus fidn {. .. J; to/itUmqut fit prfidia. 72 Erasmus. Mt/hodUJ. S. 453.
BRUNOS RHI:.TORIKMODELL VOR SEINEM HISTORlSCHEN HINTERGRUND
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besirz.[ dieses Topos~Konzept eine universalistische Tendenz. Topoi werden verstanden als universelle ontologische Kategorien, in denen die Gesamtheit der Welt erfaßbar wird. Sie reduz..ieren die Komplexität der Welt auf eine durchgängige Snuktur, die sich in allem Seienden findec Agricola und Bruno gründen beide ihre Topik auf die Idee der Ähnlichkeit. Während Agricola von der ,.Ähnlichkeit des Wesens der Dinge" eine Reihe allgemeiner Wesensmerkmale ableitet, postuliert Bruno die Ähnlichkeit des Menschen zum Kosmos, durch die die Welt aus dem Menschen expliziert werden kann. Brunos Topos-Begriff vereinigt dadurch die bereits bei Aristoteles nachweisbare divergierende Deutung des Topos zwischen konkretem Sachbezug und Abstraktion. Bei Bruno können die Topoi ganz konkret aus dem Menschen abgeleitet werden und haben bereits dadurch eine allgemeingültige Universalüät. Ferner zeigt sich im Artificium p~rorandi eine inventive Funktion des Topos. Topoi dienen dazu, Prädikationen und Aussagen zu erzeugen und sind so die Grundlage für den heuristischen Proz.eß, bei dem die Welt zu einem Text geformt wird. Es ist jedoch jeweils das Durchführen eines Gegenstandes durch die Suchmuster, das Aufsuchen der ..Örter" notwendig, um Ähnlichkeiten zu ermineln und Bez.iehungssnukturen zu finden. Schließlich ha~ ben die Topoi eine Ordnungsfunktion. Topoi bieten Eimeilungskriterien, durch die eine geordnete Erfassung der Welt möglich wird. Die Ordnung der Topoi selbst kann keine Letztbegründung erfahren, aber auf ihr aufbauend läßt sich ein umfussendes Bild der Welt konstruieren. Auch im Hinblick auf die eopia verborum hat Bruno an die Tradition des Topos-Begriffs angeknüpft. Die topische Notizbuch~Methode der Humanisten führt Bruno als ein fundamentales Hilfsmittel ein, bei dem die allgemeinen, formalen Begriffe rhetorischer Argumentation, um die es ihm in der eopia verborum geht, ermittelt und geordnet werden (den Begriff wem verwendet Bruno in diesem Zusammenhang nie). Auch hier könnte man durchaus sagen, daß Bruno auf die universalistische, die inventive und die ordnende Funktion des Toposbegriffs zurückgreift. Nie sprachJichen Elemente, die in der eopia verbonlm zur Sprache kommen, sollen aufgefunden, systematisch gesammelt und schließlich miteinan~ der kombiniert werden. So betrachtet ist das Artifieium p~roral1di ein Rhetorikmodell, das ganz wesentlich topisch funktioniert. Bruno liefen in mancher Hin~ sicht sicher eine extreme Interpretation des Topos, doch bleibt gleichwohl die Anbindung des Artificium ptrorandi an zeitgenössische Denkmodelle offensichtlich.
156
PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
8.2 Der lullistische Kontex, 8.2.1 Das lullistische Modell Daß Bruno im Artificium p"orandi zumindest in der formalen Methodik an das spärffiindalterliche universalwissenschaftliche Modell des Raimundus Lullus anknüpft. ist auf den erSten Blick ersichtlich: Für die Variierung der ersten heiden Alphabete, die Bcuna im zweiten Teil des Artificium p~rorandi bei der Darstellung der copia v"borum einsetzt, fügt er dem Text eine Abwandlung der nach der
An magna des Lullus benannten "Vienen Figur" bei (siehe Abbildung I und 4). Diese geometrische Figur ermöglicht die Kombination einer theoretisch beliebigen (bei Lullus in aller Regel auf neun begrenzten) Anzahl von Elemenren miteinander, indem diese Elemente auf konzentrischen, drehbaren Scheiben verschiedener Größe abgetragen und durch Drehung in verschiedene Stellungen zueinander gebracht werden. Die Einwirkung des Iullistischen Universalmodells von Wissenschaft auf Brunos Denken ist äußerst komplex. Die lullistische Kombinatorik erfuhr in der Renaissance ein überaus breites Nachwirken und bot auch den enzrklopädischen Bestrebungen des 17. Jahrhunderts ganz wesentliche Anregungen. j Ich möchte im folgenden im wesentlichen auf zwei grundlegende Aspekte des Lullismus eingehen, für die in Brunos Rhetorikmodell eine Entsprechung gefunden werden kann. Zum einen ist dies die mit Hilfe von geometrischen "Maschinen" mechanisierte Kombinatorik, durch die eine Invemion von Wissen in universaler Dimension erreicht werden soll. Zum anderen möchte ich zeigen. daß das omologische Stufenmodell, das sowohl der Philosophie des Lullus als auch der Rhetorik des Artificium puoTandi zugrundeliegt, die Basis Rir heide universalistischen Ansätze bildet. Bereits Lullus selbst stellte eine enge Beziehung zwischen der Methodik seiner Universalkunst und sprach philosophischen Problemkreisen wie Kommunikation. Bedeutung und Zeichentheorie her. Die Lullsche Kunst wie auch der spätere Lullismus stehen von Anfang an im Spannungsfeld zwischen (scholastischer) Lo· gik und klassischer rhetorischer Lehre. Lullus selbst hat zahlreiche Schriften zur Rhetorik verfaßt, sowohl in praktischer Anwendung in Form von Predigten und 74 Traktaten als auch in der Theorie, etwa in seiner Rrthorica nova. Auch die rhetorische Komponente in Lullus' Denken rekurriert auf die zwei fundamentalen Komponenten seiner ars artimn, namentlich in logischer Hinsicht auf die geometrische aN combinatoria und in metaphysischer Hinsicht auf die im wesentli· ehen wohl neuplatonisch inspirierte Idee einer "Ähnlichkeit", die alle Seinsebenen
73 Vgl. Wffi Überblick SCHMIDT-BJGGEMANN (1983), S. IS5-211; Ross] (l960), S.63-129; Rossl (I % I). Dic rhclOrischc Im inwntilla bildctc auch cinc wichtigc Basis Hjr Bacons Wisscnschafukonupl. vgl. ROSSI (1968). S. 152-166. 74 Zur Bedcutung dcr Rhctorik bei Lullus vg!. dic umfassendc RckonSltuklion von JOHNSTON
(1996).
BRUNOS RHETORlKMODEU VOR SEINEM HISTORlSCHEN HINTERGRUND
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durchdringr.7) LuJlus' Schriften zur Rhe[Qrik bilden deshalb keinen wirklich eigenständigen Bereich seines Denkens, sondern stellen eine Ausdifferenzierung seines Wissenschansmodells unter einer sprachphilosophischen Perspektive dar. Ein Einfluß der Lullschen Philosophie auf das Artificium p~rorandi zeigt sich in diesen beiden prinzipiellen, methodologischen Aspekten, nicht jedoch in der hi~ storischen, stark von der minelalterlichen an pra~dicandi geprägten, genuin Lullsehen Rhetorik. Die Kombina[Qrik des Lullus hane insbesondere auf die Theorie der Gedächt~ niskunst im 16. jahrhundert immensen Einfluß. Auch Bruno macht in seinen ersten, in Paris entstandenen Texten zur Gedächmislehre ausgiebigen Gebrauch 76 von der Lullschen Technik. Bereits Lullus selbst verstand die Anordnung der Buchstabenelemente auf geometrischen Figuren unter anderem auch als ein mnemonisches Hilfsmittel, das die Einprägung seiner Kunst ins Gedächtnis er~ leichtern sollte. Durch die räumliche Anordnung der Buchstaben konnte sich das Gedächtnis auf eine Visualisierung stünen, durch die der Vorgang der Kombinarorik zugleich einer Anordnung oder Bewegung der Buchstabenelemente im Raum entsprach. Neben Lullus war für Brunos Gedächmisweorie als ein zweiter Tradicions~ strang die klassische rhetorische Theorie des Gedächtnisses von Bedeutung. Diese stützte sich vornehmlich auf die bereits oben genannten Darstellungen bei n Cicero, in der Rh~ton·ca ad H~rmnium und bei Quintilian. Bruno selbst nennt als einen seiner Lehrmeister der Gedächtniskunst Petrus von Ravenna, dessen Aufarbeitung der aus der Rhetorik stammenden, traditionellen Gedächtnistheorie 78 im 16. jahrhundert weit verbreitet war. Auch Nr Petrus von Ravenna beruhte die Mnemotechnik auf einem Ortsystem: Man versuchte, sich ein möglichst komplexes Gebäude vorzustellen und innerhalb dieses Gebäudes Bilder und Gegenstände zu lokalisieren, die durch assoziative Verkenung zu den einzuprägenden Scichpunkten führten. Dabei hing es auch Petrus von Ravenna zufolge - wie es ja bereits in der antiken Mnemotechnik betont wurde - primär von der emo~ tional anregenden Eindcuckskran der vorgestellten Gegenstände ab. ob und in welchem Maße sie im Gedächtnis behalten werden konnten. 79 Durch das Ab~
75 JOHNSTON (1996), S. 70-82 bzw. S. 34-47. 76 Zu Brunos Lullismus in diesen frühen Taren lur Gedächlnistheorie vgl. VASOU (1958) und allgemein ROSSI (1959) und BOMBASSARO (1997). 77 VATIS (1966), S. 11-184. 78 Explicitt;o trig. fig.• S. 130: Hoc pri"npium rxfitit, '1uo ad artiJ mmlora"di ratio,us adst'llMndm sum promotus. Ipsum adhuc PU" 0( mo"immtis ~~""aliJ npiKart potl4i. Der Photnix siw dt artifirioJa nltmorin des Perrus von R:.venna, Erstausßlibe Venedig 1491. wurde lahJreich wiederauf· gelegt und auch übe:rserl'.l, vgl. YATIS (1966), S. 107 mit Anm. 19 und 20. 79 Pelrus von Ravenna rät daw, man solle:, wenn man sich ein bestimmtes Objekt besonders effektiv ins Gtdächtnis einprägen wolle. in seinem Onsysrem ~junge Mädchen einsetzen: trgo habt utiUissimum i" artifiriosa mtmoria '114M diu MOli 0( putkrt. si dto mtmi"isst OIpiJ uirgi"ts pulrlxrn·maJ Bruno nimmt damit einen Gedanken des Cusanus auf. "Alles echte und wahrhafte Erkennen", so hat dies CAsSIRER im Hinblick auf Cusanus formuliert, ist nicht auf ein bloßes Abbilden der Wirklichkeit gerichtet, sondern es stellt sters eine bestimmte Richtung geistigen Tuns dar. [... ] Der Geist gelangt nur dort zur wahrhaften Einsicht, wo er nicht ein äußeres Dasein abbildet, sondern wo er sich selbst und sein eigenes Wesen 'expliziert'. (... 1 Und wie die Grundformen der Anschauung, wie Raum und Zeit in diesem Sinne im Geiste 'impliziert' sind, so ist es auch der B~riff von Zahl und Größe, so sind es alle logischen und mathematischen Kategorien .. 1
Selbst die Erkenntnis Gones ist rur Cusanus abhängig von den erkenntnistheorem tischen Vorbedingungen des Erkennenden. RhetOrik, wie sie im Artificium ptr· orandi gedacht wird, kann dann als eine Form dieser Selbstexplikation verstanden werden. Um Rherorik aber als Erkenntnismethode ansehen zu können, muß auch der zweite Grundgedanke in dieses Konzept integriert werden: Sprache kann als ein spezifisches Erkenmnisprinzip des Menschen betrachtet werden, das den Menschen als "Sprachtier" von allen anderen Tieren unterscheidet. Ist dies der Fall, so spiegelt sich in der planmäßigen Anwendung von Sprache, in der Rhetorik also, die Struktur menschlicher Erkenntnis selbst. Begreift man Sprache als ein Spe-Lifikum des Menschen und Rhetorik als die systematische Lehre von der sinnrragenden Verwendung von Sprache, so muß die Grundkonstellation der Rhetorik, wie sie im Artificium puorandi formuliert wird, als das Sprechen des Menschen 126 Zu dieser amildcologischen Anthropologie vgJ. BREMER (1980), bes. S. 519-526.
127 CASSIRER (1927), S. 43. 128 Die anthropountristischc Sicht iSI somit nicht absolul, sondern man kann entsprechend auch eine "[eo7.cntrislische~ Siehl konstatieren, eine Sichl also, bc:i der e[W;l ein Löwe Gott als einen Löwen wahrnmrnen würde. Vgl. da2.U die bc:kannte Sidie bc:i Cusanus, D~ visioM Dri, Band 3. S. 114: Homo non POUlS iudicar~ nui IJUmaniur. QUIlndo mim homo tibi [sc. Deo} jäciem aunbuit extra hutmlnam s/Ucüm i/!am non qUll~n·t. quw iut!icium suum t'St infra rulturam hUlrulrulm eontraetßm. Et huius eontraetionis passion~m in iudüando non mr. Sie si ko jäci~m tibi artribu~rrr non nisi koninam iudicam ~t bof bovinam rr aquila aquiJirulm. Vgl. dazu FLASCH (1998), Ka· pile! V, 10: "Sehen als Gesehcnwcrdcn, Gesehenwerden als Sehen~, 5. 418-423.
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PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
über den Menschen verstanden werden: Subjekt und Objekt der Rhetorik sind identisch, Sprache als spezifisches Werkzeug des Menschen reflektien über den Menschen. Letztendlich läßt sich dieses Rherocikkonzept Brunos nur im Rahmen seiner Meraphysik begreifen, in der die EinheirsvorsteUung des Kosmos eine tra· gende RoUe einnimmt. Aufgrund dieser Vorstellung von der universellen Einheitlichkeit der Welt, wie sie Bruna in der coincidmtia oppositornm bei Nicolaus Cusanus vorgeformr fand. kann wahre Erkenntnis nur eine Erkenntnis des Selbst 1 sein. l'J Wdrerkenmnis und Sdbsterkenmnis sind identisch. Durch diese Verknüph.mg wird eine innere. systematische Verbindung von Brunos Rherorikkon· zepr zur Erkenntnistheorie geschaffen: Rhewrik ist im Artificium pn-orandi für Bruno nicht die Lehre von der wirkungsmächtigen und überzeugenden Darstel· lung von Gedanken und Argumenten, sondern sie stellt in ihrem eigentlichen Kern eine Erkennmismethode dar.
8.2.3 Lullismus als Rhetorik Anhand weiterer Texte, die zum Vergleich herangezogen werden sollen, möchte ich im folgenden versuchen, die Verknüpfung des lullistischen Wissenschaftsmodells mit den Methoden der Rhetorik, wie sie bislang für das Artificium perorandi konstatiert wurde, noch näher zu charakterisieren. Ich möchte dadurch zeigen, daß Brunos Rhetorikschrift in ihrer Verbindung von LuUismus und klassischer Schulrherorik in der Traditionslinie eines Textgenres steht, das mit unterschiedlichen Gewichtungen die Verschmelzung des Lullismus mit dem System der Rhetorik zum Inhalt hane. Bei diesen Texten handelt es sich - aus der Zeit vor Bruno - um den Kommentar zur Lullschen An brevis von Heinrich Cornelius Agrippa, die pseudo-lullsche Isagoge in rhetoricam (1515), die von dem Pariser LuUisten Remigius Rufus ediert und möglicherweise auch verfaßt wurde und - unter dem Aspekt der Rezeption des Brunoschen Rhetorikkonzeprs - um Johann-Heinrich AlSteds Schriften Theatrum scholasticum (1610), den Consiliarius academicus (1610) und die Trigae canonicae (1612). Wie bereits oben gesagt, war die Lullsche Kunst auch in einer streng sprachbe· zogenen Perspektive im Sinne einer "Universalgrammatik" imerpretierbar, indem man den Unterschied zwischen dem mit Sprache formulierbaren und dem überhaupt möglichen Wissen nur gering akzentuierte. So verstanden war die Kunst des Lullus durchaus der Rhetorik vergleichbar: Mit einer gewissen, topisch orga· nisierten Menge von universellen Begriffen war es möglich, eine Rede zu verfassen, in der ein allumfassendes, enzyklopädisches Wissen dargestellt werden konme. Ob nun die neue Logik des Lullus als eine Art des korrekten Schlußfolgerns aus unbestreitbaren Protasen oder als ein Mechanismus, der mittels einer Topik neue Argumente erschließen konnte. verstanden wurde - letztendlich blieb 129 Zu den spezifischen Merkmalen der Cusmus-Ro-.eplion bei Bruno vgl. MEIER-OBER (1989), s. 23\-28\, zur coincitkntia oppositorum 00. S. 257-281 sowie NEUSER (1994).
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nur die Frage zu klären, in welcher sprachlichen Form das so entscandene Wissen verminelt werden konnte. In diesem Sinne konnte man nun auch das rhecorische System in die Lehre der Lullschen Kunst einbinden (wie gesagt tat dies bereits LuUus selbst explizir). sie gewissermaßen auf die Rhetorik hin orientieren. so daß durch diese mechodische Erweiterung auch die Vermittlung des neuen Wissens in gebundener Rede in die Lullsche Lehre integriert werden konnte. Das Verhältnis zwischen LulJismus und Rhetorik konnte - wie die nachfolgenden Beispiele zeigen - verschieden gewichtet werden: Enrweder war das lullistische Konzept die Basis jeglicher Wissensermittlung. die der Rhetorik nur sekundär zur sprachlich ansprechenden Umformung des ermittelten Wissens bedurfte. oder aber der Lullismus selbst wurde als ein rhetorisches Modell interpre(ien, bei dem rhetorische Schemata bereits in die Kombinatorik der Begriffe eingebunden werden mußten. Ich möchte das Rhecorikmodell, wie es Bruno im Artificium p{Torandi vorgesteUt hat, nun den Texten der drei Autoren vergleichend gegenüberstellen, und zwar vor allem im Hinblick auf die folgenden Fragestellungen, die im Artificium p~rorandi im Vordergrund stehen: Worauf gründet sich in diesen Texten der Anspruch aufUniversalüät? We.1che Rolle spielt der Mensch als eine Stufe in der natürlichen Hierarchie der Seinsehenen? Und in welcher Hinsicht werden die Eimeilungsschemara der traditionellen Rhetorik mit dem lullistischen Konupt verknüpft? Heinrich Comdius Agrippa Als einen AnS2t2 2.U einer rhetorisch orientierten Interpretation des Lullus können die In artnn brronn RBymunJi Lullij Commmlilria des Comelius Agrippa idenri110 fizien werden. Agrippas Verknüpfung von Rhetorik mit Lullscher Kombinatorik wa.r Bruno nicht unbekannt. In einem seiner lullistischen Texte aus der Wittenberger Zeit, der Schrift D~ IamptUk combinatoria, die später zusammen mit Agrippas Kommentar in der Zetz.nerschen Sammlung lullistischer Texte ediert wurde. erwähnt Bruno ein Kornmenrarwerk Agrippas zu Lullus. das vermudich mit dem genannten identisch ist. Bruno bringt allerdings dieser Schrift nicht allzu viel Hochschät2ung entgegen: Durch die Aneignung der AusRihrlichkei( des Lullw versuchte Cornelius Agrippa, sich das Ansehen und die Ehre eines Mannes zu verschaffen, der - wie er selb$( oft betom - über ein unnü~ Vermögen verfuge (weit mehr als nach der Meinung der Meisten über ein v~r:ächdiches Vermögen), und er hat in seinen eigenen Kommenraren über dieses Thema nichr so sehr Lullus, als viel mehr sich selbsr erläu(ern wo11 en. '"
130 Zu Agrippas Lill-Kommentar vgl.. SCHMIDT-BIGGEMANN (983), S. 167-174; Rossl (1%1), S. 183-185; RISSE (964), Band \, S. 537-539" Ich oo,UlU' de:n Tat, der in der Werbusgabc: Agrippas abgedruclct wurde:. Der Lullw-Kommmw enchicn wiederum in der von Zm.ncr h~rawgcgeben Sammlung l:U Lullw. 131 !..Amp. comb., S. 235: A L,JJii lr4JitinltUt tbibitll Mmnt 0"lw prÜfm libi tomJNlTIlIY ItlUiuÜ 111 plurimum mIltu llUJ IadtmmUt PrlMt, i1U1lm pfun"1M",'" illliitio ","lnIf"t7fdat IUjJkimW Cor· ntülU AtripfNl. i1ui propriis IUp" h4« tommntusriis no" IlIm LulJiu'" 91Ul'" ~ ;PIU'" iUustTllTt t!4·
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PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
Bcunos Uneil über Agrippas Kommentar ist insofern durchaus zuneffend, als der Verfasser selbst in der Vorrede betOnt, er habe in diesem Kommentar auf dem "Fundament der blllschen Kunst "ein Bauwerk errichtet". Die von Bruno kritisierte Erweiterung der Lullschen Grundlage ist durchaus von Anfang an inten2 diert. ' .l In der Tat bleibt nur der Anfang des ersten Kapitels dieses Kommentars recht eng an den Vorgaben der Lullschen Kunst. Hier zählt Agrippa die pratdicara absoluta, pratdicata rtlara, quaestionfi und die subiecrtl sowie die entspre-
chenden vier geometrischen Figuren auf und erläutere. wie man mir diesen Begriffen verschiedene Kombinationen erstellen kann. Soweit kann man dies in den Kontext des genuinen Lullismus einordnen. Eine Erweiterung allerdings nimmt Agrippa vor, die nicht direkt auf Lullus zurückgeführt werden kann: Auch die ari1jj stotelischen Kategorien werden auf einem Kombinationscad angebracht. In einem weiteren Schrin, dem fünften Abschnitt des ersten Kapüels, gibt Agrippa nun Anweisungen, wie dje genannten Lullschen Begriffsgruppen erweitert werden können. Denn wir können außer diesen Begriffen auch andere, außerhalb liegende, sogar vollkommen fremde und beliebig viele heranz.iehen, die wir dann auf genau dieselbe Weise durcharbeiren können.!}!
Agrippa verstand also die Lullschen Begriffsgruppen als nicht mehr wei(er reduzierbare Oberbegriffe, aus denen aber immer speziellere Begriffe deduziert werden konnten. Diese Entfaltung von Begriffen führt er nun durch. So können narr der Lullschen Subjekte auch beliebig spezielle Subjek(c verwende( werden. Agrippa führt hierzu ein Beispiel aus der Rhetorik an: Wenn in ähnlicher Weise nun eine Rede im gmus dffllomJTativum gehalren werden soll, also etwa über eine zu lobende Person, dann serze sie anstelle des Subjekts in die Miere, und schreibe um sie ihre Abstammung, ihre Familie, ihr Heimatland, die EIrern, die Vorfahren [... ] und zu diesen einzelnen Begriffen noch andere Bezeichnungen, so daß die Anordnung klar und einfach iSf und diese Dinge mit einander " Ijj verbd un en werdk en onnen.
Ein ähnliches Vorgehen schildert Agrippa auch für den Fall des g~nUJ tk'ib~rati vum, und entsprechend können nicht nur die subi~cta, sondern alle anderen Termini, die Lullus verwendet hane, erweitert werden. Zur Erläuterung schließt
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Imravit. Symalnisch ist dieser San nicht ganz \dar. Ich deute BrUMS Hinweis auf die vamt suffi{irnNa als Anspielung auf Agrippas Schrin Dr vanitau seimtiarum, in deren 9. Kapitel er sich mit iiu!kmer Geringschiit1.ung über die Lullsche Kunst iiu!krt. Aßrippa, In arum brrvffl/, S. 317 f.: [' .. J {uius fimdamrnto innirus, iUli!uravi rtilt1tl rgo aliquod ardificium suprrsrrurrr, arq~ harr in arum brrvrm slKcin{ta {ommrntariola scribrrr {. ..]. Ag.tipp~, In artffl/ brtvrm, S. 326 f. und 449. Vgl. dazu SCHMIDT-BIGGEMANN (1983), S. 168. Agrippa, I" artrm brtvrm, S. 359: Possumus tamm prarur utos trrminos alios aeriprrr r>:tranros. rtiam alimissimos rt qUitntumlibr, mu!tos, prr qUDS rodrm modo discurTffl/us. Agrippa, In artrm brrl!('11l, S. 361: Simili rationr si in gmrrr iUmOl'/StraNuo oratio habrnda sit, vtputa in prrsona laudanda, p01lJttur illa tanquam pro subiruo in crntro, rt eirCllmJ{ribamus iUi originrm. grntrm, patriam. parmttJ, maior('S [' .. J, rt singulis istis alillS ,ktrrmimttionrs, VI rrrtus rt Jitcilis sit ordo, rt varir pOSJint har rrs intrr sr {ommisrrri.
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Agrippa einige selbst erneIlte Alphabetbelegungen aus den Bereichen Theologie. 136 Philosophie. Medizin und Ethik an. Über die Auffindung dieser neu erneUten Fach-Topoi sagt er einleitend: Es gibt nun aber auch äußere Begriffe. die nicht offensichtlich in dieser Kunst aufgezeichnet sind, deren vielfache Fülle jedoch aus der Vervielf'ahigung der Prinzipien hervorgeht, wie wir oben gezeigt ha~n [... ] und damit dies klarer wird, wollen wir einige Beispiele in Tafeln anführen; entsprechend werden wir dann ähnliche erstellen und sie auf die Figuren und Kreise setzen. indem wir die Menge der Begriffe mir ll1 Alphabetbuchstaben kennzeichnen.
Die Methode. mit der Agrippa hier Spezialropiken für bestimmte Wissenschaftszweige erstellt. ist rur den Lullismus des 16. JahrhundertS vielleicht ein früher, aber mit Sicherheit kein Einzelfall: Die lullschen Begriffe wurden häufig als eine vollständige Kategorienrafel interpretiert. als allgemeinste Topoi, aus denen man IM spezielle Topoi ableiten kann. War man einmal im Besitz dieser Topoi, konme man für einen besrinumen Wissensbereich wiederum mit Hilfe der geometrischen Figuren ein Wissen explizieren, das implizit bereits in der Universaltopik des Lullus vorhanden war. Die Bezugnahme auf die traditionelle Rhetorik wird im zweiten Kapitel von Agrippas Kommentar noch enger. Agrippa spricht hier in fünf Abschnitten konkrere Belange der Rooe an: Zunächst gibt er Anweisungen zur Variation bei der Form von Sätzen und zu den Methoden des Definierens. Dann kommt Agrippa auf die Argumeme zu sprechen und nenm die Formen von Syllogismen, die Teile einer Rede, dann auch eine Topik, in der die loea intrimtca und die wea ~trins~ea unterschieden werden. Alle diese Themen behandelt Bruno ebenfalls und in sehr ähnlicher Form im ernen Teil des Anificium pn-orandi. Auch im dritten Kapitel verarbeitet Agrippa zahlreiche Lehranweisungen der Rhetorik, so im groben die drei Hauptteile von Reden, ingr~sio. tkdurtio und eonfirmatio, und auch hier greift Agrippa wieder auf das rhetorische Lehrsystem zurück, etwa bei der auch von Bruno im Anificium pa-orandi behandelten Frage, wie die Zuhörer vom Redner attmh', dociks und bm(/Jo/i gemacht werden können. Abschließend setzt Agrippa an das Ende des dritten Kapitels drei Musterreden, die von ganz verschiedenen Themenbereichen handeln: Die erste dieser Reden handelt vom Fa· Sten; 139 die zweite Rooe übernimmt Agrippa wönlich aus der Isagog( in rhnorieam, wo diese als Beispiel rur eine enzyklopädische Rede am Ende des Textes wieder-
136 Agrippa, In arum brrrHm, S. 365-369. 137 Agrippa, In arttm brtvtm, s. 364: Sunt autm! um/ini atTanti.
quinmq~ non
sunt apmt in h.u artt notAri. qU4rum mubipkx ropia tmtrgit t:x mubipJicarionibus prindpiorum, ur lupra Mundimus /.. .} tt ur ista clariora sint, txnnpla aJiquA pu tabu/as ponnnus, iuxl4 quAt limilia jimnabimur. tt rtdlKnnus in figuras tt circu/os. s«undum multitruiinnn ttrmiMrum Jirtnis pratlignanM.
138 Vgl. e:rwa die: Vorgc:he:nswc:isc: von Pie:rre: Gr~ire: SCHMIDT-BIGGEMANN (1983), S. 165 f. 139 Agrippa. In arttm brtVt'm, S. 425-430.
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PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
gegeben worden war.IC in rlKU1TU.m. S. 187: Homo nt ."imAl .rU04IaU loqwnJ. 158 ZAMBEW (1965). S. 136 f.. 00001. daß gcradt durch dtn Rtkuu auf diese luUistischt Vorstdlung die Rhcrorikschrifl dc:s Rufus tin rypi.schc:s psaxIo-lullschc:s Wtrk dieser Zcil ist. das Para11dtn zu dtrn bc:kannlcn Tat Dr .u4ihlluhb.wri", ttigl.
BRUNOS RHETORIKMODEU VOR SEINEM HISTORISCHEN HINTERGRUND
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Seinsebenen exerapoljert. 'SOl Die Grenzen, innerhalb derer diese Extrapolation vor sich gehe, sind jedoch bereits vorgegeben, und die Rhetorik liefert lediglich geeigneee Mechanismen. um diese Obertr:lgungen vonundtmen. Die Rhetorik wird hier - ganz. mindaleerlich - in ein bereits beseehendes omologisches Gerüst eingeordnet, bleibt also auch hier ledigüch eine der Omologie umergeordnete .. Hilfswissenschaft... In der ISQgog~ in rh~/ori(am finden wir somie einen Kerngedanken des Srunoschen Rhe[Orikmodells vorformuliert: Rhetorik als die sprachliche KommunikationskußSt zwischen Menschen kann zu einem universellen Wissenschaftsmodeli erweitert werden, indem man den Menschen als Objeke der Rhetorik nimme und ihn als exemplarisch für alle omologischen Stufen deutet. Oie Rhe[Orik stelle dann die Kriterien zur Verfügung, durch die nicht nur das Lobens- und Tadelnswerte am Menschen e/kanm und spr:lchlich formuliert werden kann. sondern vom Menschen ausgehend läße sich eine universelle Erweieerung vornehmen. Eine Topik, mie der der Mensch beurteile und kaeegorisiere werden kann, ise auf jedes erdenkliche Objekt übertragbar. Remigius Rufus stÜ[l.t diese Idee auf die Lullsche Skala-Vorstellung, doch auch ohne sich konkree auf diese Idee berufen zu müssen. kann diese Denkfigw vor einen allgemein ..humanistischen" Hintergrund gestellt werden. Der seit der Antike diskutierte Universalitätsanspruch der Rhetorik. den Rufus mie dem Verweis auf den Sophiseen Gorgias ins Spiel bringt, kennee in zwei verschiedenen Richtungen hin akunrujert werden, entweder auf der Grundlage der lullistisch geprägten Skala-Vomdlung oder aber uneer Beconung des logisch-argumentativen Charakter der Rhetorik und ihrem Rang als Kunse des Obencugens überhaupe. Oie IJIlgog~ in rh~tori(am basiert ganz offensichtlich auf der Skala-Vorstellung, doch auch außerhalb lullisti.scher Kontexee wurde die Rhecorik mit denselben anthropozeneristischen Argumeneen verteidigt. Hierfür möchte ich auf die wohl bekannteste (und die erste umfassende humanistische) Rhecorik.schrift des 15. JahrhundertS verweisen, die Rh~/ori(orum libri quinqu~ (1433/1434) des Georgius T rapezuntius. Mit dem Ziel, die placonische Kritik an der Rhetorik zurückzuweisen. hane Trapezumius in jungen Jahren eine Rede verfaßt, in der er die Argumente des Gorgias für die Rhetorik aufgriff. '60 In seiner Rheeorik nun formuliere er in ganz ähnlicher Weise wie Rufus die Idee. die Beurteilungskriterien für den Menschen. insbesondere bei der Lobestopik des gmus dnnonsrra/ivum, seellten zugleich auch universelle Beureeilungskriterien mie uneingeschränkter Gültigkeit dar.
159 Auch der klassische Verweis auf di( Jakobsl(itu als Symbol der KII/a NltllTQ,f findet sich, Ps.Lullus, IUlf1't' in rlKtoricllm, S. 201: EI JrsrnukruiD p" KIllmn !lIaJb im omnibw lubi«ris inwnitllr rrulioritllS, IIUI IIC'lUilÜW, IIUt minoriw (. .. j. 160 Zur Biographie und zum rhetorischen Gruodkonzcpt von T rapauntiw vgI. MONFASANI (1976), ZUt Orllho tk /auJibus ,ltNfwnri, S. 258-261.
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PHILOSOPHISCHE Il"ITERPRETATION
Das g"'us dnnolUtTiltivum richtet sich auf d2s verswkende lo~n oder Tadeln dner bestimmten Person. Seine heiden Teile sind also lob und Tadel. Lob ist das gestci. gem: Ansprechen der gutcn Din~1 von den~ wir sagen, daß sie der bestimmten Person inne seien. Tadel ist das gesteigerte Ansprechen der schlechten Din~, von denen wir sagen. daß sie der bestimmten Person inne saen. Doch wenn ich auch gesagt habe. daß es hier um Lob und Tadel bestimmter Penonen gdle, so weiß K:h doch sehr wohl. daß man die Teile des gmw dmtonstrarivum nicht nur auf Personen, sondern auch stets auf Dinge. Zeiten, Orte, PR~n und Tiere übertragen kann. Denn wie wir oft einulne Menschen und auch gwu: Völl«r mit dntt Ikschreibung ~n. halten wir auch one Tugend, den Frühling oder den Sommer, Berge. Gänen, Weinreben. Lorbeer. Rinder oder Pferde des Lobes oder des Tadels Air WÜrdig. All dies - so meinen wir - kann, wenn wir darüber sprechen, den Plan von Person~? einne~men. De~n fast die gleichen To~i können wir in der Beweis· rührung bei Jenen wie auch bei Personen gebrauchen.
Bruno hatte sich in seinen Anmerkungen zur amplificatio, als er im ersten Teil des Artificium paorandi über die rhetorischen Strategien zu Lob und Tadel sprach. ganz ähnlich geäußert. und im Kontext des Artificium p~rorandi läßt sich diese Stelle durchaus als eine Vorausdeutung auf Brunos universaltopisches Kon· zept in der copia r~m lesen: Die IZmp/ificlZtio, die nun anhand des Emporhebens und $chlechtmachens von Menschen betrachtet wird, ist gemeinhin gültig für Lob und Tadd von allem; auf dieselbe Weise nämlich rühmen wir eine Gesellschaft und einen Staat wegen seiner Gründer, Bewahrer und Tu§enden, wie auch Menschen wegen ihrer Vorfahren, ih· rer Eltern und ihrer Taten. I
Bnmo scheint hier die Argumentation von Trapauntius aufzunehmen, bleibt aber bei dem Beispiel, das er für die Universalisierung der Lobestopik anführt. im Rahmen der traditionellen Topik. Die Rhetorik des Soarez etwa macht in Anleh· nung an die encsprechende Stelle bei Quintilian allein rur das Lob der Städte den Hinweis, daß hierbei dieselben Topoi wie beim Lob des Menschen verwendet werden könnten.
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T~pezunliw, !?klontorum
b'bn quinqut', S. 368: DtmonstraliltUm tSI, qUM aUnbuilur in aliruius ttrtAt' ptrsDlUU lawm, t'tl vituft't'ilriontm cum Ilmplijiciltio,u. Eius 1JIlr1a funt. laus (1 viruprrlllW. UzUS. ~I orillio amplifitllti/Jll rtrJIm hoMrum, qUlU ft'rtat' inNW ~rsDMt didmus: VituJ't'rillio, NI orllrW IlmplificlltilJll "rum rn.a/llrum. qu.aJ ttrnlr inNW JNrsDMt' din·mus. Vt'rum t'tsi rmIlrum ft'rsDlUZrum laJUbm (1 vituf'TIltionrm t!jU Iljfirmo, non tamnr iporo hm tinnonstrlltivi t,tnt'ris J1Ilnt'S non 16ll1m pnstJnis, St'd ubus, ttmporiblls. wis. plantis. ilniMiltUiblls ttiMm nonnumqlUlm attribui. Ntun. 111 sinptos SIl~ homines, t,nrlt'Sqw IIniurrus JnnOllStrationt' ilmplLttimur, sit vi,.. tUllim ll/iqlUlm. WT. aut iUatatt'm. monUf, ortoJ, viUJ, IaUrtlS. boJ/f'J, tqllOl. out vitllp"illiont'. alll IaUlit Jipt' putamus Jipos puumus: q_ umn;". qllum th bis Jicitur. pnJOMrum tt'Mrt ltxrIm arbilTllmur. t'isJrm mim I«is ft'rr in hontm a"Jw in pnJOMntm thmonstrationt' ulnUium t'S1. 162 ATtijinl4m 1.16, S. 57 (3)4): Amplificatio. qlUlt' obsnv4'l1r in df~ homi"ibllS IJt'I Jrprimnrdis. C'OmMu"is t'St ll(/omnil4m /IlJUkm rl "ituJ'"ium. r.Jnn mim ntwrtt' ulrbramus t1l4itatnn t't mnpub. a slin fil111JaUJribus, St"fJUIUJribus t't vinutib. qlUl homi"n a fUis mttion·bus, pamllibus t't Jittinoribus.
BRUNOS RHETORIKMODEU_ VOR SEINEM HISTORISCHEN HINTERGRUND
187
Das Lob d~r Städt~: Städt~ lobl man g ciftiJ, S. 42. Auch in der Suganographia des Trithemius, die allerdings gedruckt erSI 1606 erschien. findel sich eine magische Verwendung des Kombinationsrades (S. S). Eine frühe Varianie zu diesen Chiffriermaschinen findel sich etwa in einem Schloß, daß sich nur durch Einslellung einer beSlimmlen siebensldligen Buchslabenkombinalion auF einem Buchstabenkranz öffnen läßl, beschrieben bei Cardanus, Dt subrilitate, S. 60S f. Zur modernen Benunung dieses InSlrUmenl$ vgl. die Faml-afeln B bis N bei BAUER (I99n. Zur Geschichle der KrypIO' graphie vor Alberti vgl. MEISTER (1902). 228 della Porta, De occulris litt'Tarum notis, S. 92-103. In der hier verwendeten Ausgabe: von IS93 sind im Texl selbst diese Räder nur schematisch dargestellt; nach der Vorrede an den Leser am Anfang des Texles (unpaginien) sind sie wiedergegeben mil dem Verweis auf die enLSptechenden Seiten im T 01, und Folgender Emschuldigung: Quoniam harum figu,arum fomuu Typogra-
pm non fi«runr in umpore mJditae, inter exruanuJum omiSSlu fueranr. SetJ nt> quill huir open duuer. hu< sunt refJOsitllt. 229 della POrla, De «cultis littrarum notiJ, S. 103 f.: Pott1t igiru, /?Qrat> anificium (si sphat>,;co insrrummlO UN° non libl«rir) in planam tJlbulAm. rtfim, quat tJlbulA pra~rer obscuriraus, quaJ Rota ing(1"('biJr. mulriplius tt pnpltxiom nobis scribt"IIi modos imponabit /..,/.
BRUNOS RHETORIKMODEll VOR SEINEM HISTORISCHEN HINTERGRUND
211
Übersicht über alle 26 möglichen ..Verschiebechiffren", die mit einem gewöhnlichen Alphabet erzeugt werden können, und zugleich kann hier leicht bei jedem 230 zu verschlüsselndem Buchstaben die ..Verschiebung" variiert werden. Della Portas hierzu abgebildetes Buchstabenquadrat ist so modifiziert, daß die Spalten durchnumeriert und die Anfange der Zeilen am linken Rand mit den symbolischen Zeichen, die sonSt auf den Drehscheiben der Räder angebracht sind, gekennzeichnet sind. Della Porra beschreibt, wie mit Hilfe des Buchstabenquadrars die Methodik des Rades erweitert werden kann. Der erste zu verschlüsselnde Buchstabe wird aus der ersten Spalte ausgewählt und durch das in der emsprechenden Zeile am Anfang stehende Zeichen verschlüsselt, der zweite Buchstabe wird aus der zweiten Spalte ausgewählt und durch das hier am Zeilenanfang stehende Zeichen verschlüsselt. Da die Zuordnung von Buchstabe zu Zeichen in jeder Spalte anders ist. wird die Chiffriertechnik äußerst komplex: Je nach ausgewählter Spalte ist dasselbe Symbol mit einem anderen Zeichen belegt.2.I1 Bereits vor della Porta hane Johannes Trithemius die Verwendung von Buchstabenquadraten beschrieben. In Buch 5 seiner Polygraphia von 1518 wird eine r~cla transposilionis labu/a und eine aversa transpositionis tabu/a angeführt, wobei sich die beiden allein dadurch voneinander umerscheiden, daß das Alphabet einmal von rechts nach links und einmal von links nach rechts läuft. Das Prinzip ist hier also dasselbe wie in Agrippas D~ occulta phi/osophia. wo neben der rabu/a commulationum recla (siehe Abbildung 5) ebenso eine entsprechende gegenläufige Tabelle abgedruckt wurde. Trithemius hebt ähnlich wie della Pom hervor, daß die Verwendungsweisen dieses Instrumems äußerst zahlreich seien. ja, daß sogar ausgehend von der graphischen Darstellung des Buchstabenquadrats verschiedene neue Verfahren emwickelt werden könnten: Die Verwendungsweisen dieser Erfindung sind aber nahezu unendlich viele, von denen wir entsprechend der notwendigen Einleitung die folgenden für den Leser ausgcwilhl[ haben und ihm das Obrige zur Findung selbst überlassen haben. [... ] In diesen heiden Tafeln ist gänz.lich .Wurzel und Fundament der genannten Tranwsition emhahen, und darauf läßt SIch das Gerüst des ganz.en Bauwerks aufbauen.•
Trithemius betont weiterhin, daß die vollständige Kenntnis dieser beiden Quadrate den Schlüssel zu jeglichem kryptifizierten Text bieten könnte, der mit Hilfe der Transposition von Buchstaben erstellt wurde; die Verwendbarkeit dieser Tafeln ist universell:
230 BE\!rELSPACHER (1996), s. 13-15. 231 delta Porta, D~ ()(cubis lit~rarum 1I0tis, S. 105. 232 T rithemius, Polygraphja, S. 01': 51111t allum Modi hlliUJ adjmKlI';OllU pmt illfillirj, t qlljbUJ 1101 pro lI«lSSIlriA j1ltroducriOll~ uqlU1ltn keton' pranjf!lilvjmw, l1IjUJ rtüqua illgmio poJmlwm1ll rtstrr.'amUJ. /' .. / /11 his duabUJ IabllÜJ radix u fimdammrum mtmorau rrtll'lsposjNollis omnjno polIifllr, sllp~r '1110 strlletura toNus a~dificii ~olJocarllr. Zur Kryptographie: bei T rithcmius vgl. auch SHUMAKER (1982).
212
PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
Wenn man nämlich diese beidc:n Tafeln richtig erkannt und verstanden hat. dann kann einem keine Tr:msposition von Buchstaben. wenn man nur sorgf2}tig vorgeht.
verborgen bleilx.n.l.U
Die moderne Kryptologie unterscheidet zwei Arten von Steganographien, die technische und die linguistische Steganogr:aphie. Als technische 5teganographie gilt eine Methode. bei der ein Text nur durch Anwendungen gewisser praktischer Techniken lesbar wird, beispielsweise die Verwendung von Geheimtinte. die nur bei entsprechenden chemischen Opt:r.ltionen sichtbar wird. Die Linguistische Sreganographie beruht auf der Idee. einl:' geheime Nachricht als unverfaniiche und nicht sofort als codiert idencifizierbare Nachricht erscheinen zu lassen. Genau dies war das Ziel der Bücher 1 und 2 der Polygraphia: Sie bieten eine Ver· schltisselungsmethode, bei der der verschlüsselte Text keinerlei Hinweis darauf gibt, daß neben dem offensichdichen WortSinn ein weiterer Sinn hinter den ein~ zeinen Worten versteckt sein könnte. Der chiffrierre Text ist somit zumindest auf zwei Ebenen zu lesen, von denen die eine allein dafür erzeugt wurde, um die andere zu verschleiern. Trithemius bedient sich hierfür einer Reihe von über 300 Buchstaben~ und Wortlisten.LI) In jeder Liste werden die 24 Buchstaben des speU6 ziellen, von Trimemius verwendeten Alphabers mit lateinischen Worrformen belegt, wobei von dem angegebenen WOrt keine Rückschlüsse auf den ihm zuge~ wiesenen Alphabetbuchsraben gezogen werden können. In diesen Listen finden sich verschiedenSTe grammatische Formen lateinischer Wörrer (teilweise an manchen Stellen durch nicht variable, syntaktische Ü1>erleitungsworre verknüpft, die zwischen den Listenkolumnen abgedruckt sind), die jaioch so arrangiert sind, daß bei sukzessiver Verwendung der Listen jedes Listenelement mit jedem Li~ stenelement des jeweils folgenden Alphabets kombiniert werden kann:
a
D,us
a
ckmms
a
cr~anJ
a
b
Cr~ator
b
c/ml~ntiJSimUJ
b
r~~nJ
b
c
Conditor
c
plUS
c
d
Opij",
d
pljSsnnus magllus exulsus
d
,
f
usf.
m
Dominus Dominator
, f
,
f
consvvans modtTans guberna,lS ordinans
c
d
,
f
carIos ukstia suptTukItia mundum mundana homines
Als Beispiel für die Anwendung dieser Chiffrierrechnik könnte man nun etwa die Verschlüsselung des von Reuchlin im oben genannten Beispiel verwendeten 233 T rithemius. PoI:ttrllphiA, S. 0 ,': His nmim '_bus tIlbulis riu (Of"'iris n inu//mis, null. mUlspqJitiD [jU'Tllrvm WU'Tr fH'rmr (11m di/itrnritt Dpllntmr. 2}4 BAUER (l99n, S. 9 f. 235 VgJ.duu5n.ASSER(l988),S.44-46;AR.~OLO(1971),S.191 f. 236 Die 8uchsubenreihe in diese:n Wlcn tut folgende Anordnung: abc d e f g h i k I m n 0 p q r s I 'lI X yt.w. 237 Trithemius, PoJ,r;ntphUz. S. Ar-A". Dusdbe Print.ip 'lI~det ddla Pom., ~ tNnIlris [j. fn'1Irl1m flDm, S. 138-159.
BRUNOS RHETORIKMODELL VOR SEINEM HISTORISCHEN HINTERGRUND
213
Wortes "ade" [Falle!] durchführen: Die ersten vier Buchstaben dieses WOrtes können chiffriert werden, indem nacheinander aus den Listen die den Buchstaben entsprechenden Worte aneinander gereiht werden, so daß also aus c-a-d-e die Wendung Conditor ckmem modaam mundana [Gütiger Schöpfer, der Du das Irdische lenksd wird. Trithemius stellt dadurch in den ersten beiden Büchern der Polygraphia ein Verfahren vor, mit dem ein Text generiert werden kann, der in sich zugleich zwei verschiedene [nhaltsschichten vereinigt. Dies gelingt ihm im Grunde dadurch, daß er einen Text auf eine Abfolge grammatischer Strukturen reduziert und dieses Gerüst dann mit verschiedenen semamisehen Belegungen ausfüllt. Trithemius trenm die grammatische von der semantischen Ebene des Textes, so daß eine Veränderung der semantischen Belegung innerhalb der grammatischen Form eine Bedeutungsänderung des chiffrierten Textes bewirkt. Diese Methodik kann als ein vereinfachtes Prim.ip dessen beschrieben werden, was die theoretische Basis von Brunos copia verborum im Artificium perorandi darstellt. Brono radikalisiert diesen Ansatz: Während die linguistische Steganographie von einem gegebenen Text ausgeht, der verschlüsselt werden soll, indem er in einen anderen Text transformiert wird, sucht Bruno die Prinzipien der T extgenerierung überhaupt. Nicht ein Text soll auf einen anderen, sondern alle Texte sollen auf alle Texte verweisen. Während Trithemius durch ein Spiel mit Grammatik und Semantik eine Überlagerung von zwei Bedeurungsebenen eines Textes erreicht, schichtet Bruno den Aufbau der Sprache in verschiedenen, prinzipiell unendlich vielen Ebenen. Diesen Schichten bau der Sprache beschreibt er metaphorisch durch die Begriffe "Umhüllung" und "Färbung". Bruno versucht, das fundamentale Gerüst der Sprache 1.U finden, indem er alle logischen, grammatischen, rhetorischen und im weiteSten Sinne stilistischen Kategorien der Sprache zusammenstellt, sie auf den Figuren miteinander kombiniert und durch dieses Verfahren nicht nur aus einem Text einen anderen, sondern aus jedem Text jeden Text erzeugen kann. Brunos copia verborum griff somit bei der Übernahme des Kombinarionsrades und des BuchStabenquadrats auf in der Kryptographie gängige Chiffrierinstrumente zurück. Die Mechanismen, die die KIypwlogen heranzogen, setzte Bruno produktiv um. Doch es ging ihm nicht darum, nur einen Text in einen anderen zu verschlüsseln, sondern die Mechanismen zu finden, durch die jeder Text in jeden anderen verschlüsselt werden konnte. Unter der Perspektive, die Unendlichkeit ..denkbar" zu machen, zielte Bruno nicht darauf ab. die ..richtigen" Texte von den "Falschen" zu trennen, sondern er war auf der Suche nach den Strukturen der Textgenerierung überhaupt. Im Artificium puorandi verknüpft Bruno zwei Inspirationen, die aus der kryptologischen Literatur stammen: die an der Kabbala geschulten Methoden der Buchstabenkombination und -permutation. durch die unendlich viele Chiffrierungsschlüssel erzeugt werden können, und die Textgenerierung mit Hilfe der linguistischen Steganographie. Die kryptologischen Texte des 16. jahrhunderts griffen auf Methoden der Kabbala zurück. die dabei sowohl als ein Deutungsverfahren als auch als ein Kodierungsverfahren interpretiert wurde. T ate konnten
214
PHILOSOPHISCHE INTERPR11ATIQN
mit Hilfe der kabbalistischen Techniken planmäßig chiffriert und dechiffriert werden, sofern der Kodierungsschlüssel bekannt war. Das aus der kabbalistischen Traditionslinie bekannte Buchsrabenquadrat wurde ebenso wie das lttllsche Kombinacionsrad hierbei als ein universales [ostrumem mit fast unendlicher Anwendungsvielfalt in die kryptologischen Techniken übernommen. Diese Funktion eines Instruments zur Generierung von Texten erfülh das Buchstabenquadrat auch im Artificium pmJrandi. In den Schriften zur Kryptographie wie auch in der Kabbala wurden die Buchstaben als diejenigen Sprachelemente betrachtet. an denen die Variationsrechniken ansenten. Brunos Rhetorik hingegen ging nicht bis auf die Ebene der Buchstaben zurück, sondern setzte auf der Ebene der sprachlichen Grundbegriffe an, die er als ein "Alphabet des Denkens" verstand. Das Artificium paormuli sollte also nicht Buchstabenkenen aus Buchstabenkenen en.eugen, sondern Texte aus Texten. Die 5teganographie (in der modernen Bedeutung des WOrtes) beruht auf der Idee, daß ein sinntragender Text wiederum einen anderen sinntragenden Text en.eugen kann, wenn man im Besitz der richtigen Verschlüsselungstechnik isc In diesem Sinne kann man Brunos Rhetorikmodell als ein steganographisches Verfahren auffassen: Es ist gerade die Pointe an der steganographischen Chiffrierung, daß ein verschlüsselter Text zunächst nicht als ein solcher zu erkennen ist; man sieht nicht auf den ersten Blick, daß der chiffrierte Text auf einen anderen Text verweist. Indem Bruno nun die Buchstaben des Alphabetquadrats mit Bedeurungen belegte, machte er aus dem in unendlichen Variationen verwendbaren Buchstabenquadrat ein Instrument der linguistischen Steganographie. Hierbei konnten die kryptographischen und kabbalistischen Techniken der Buchstabenpermutation weiterhin in derselben Weise angewandt werden. Nur: Nun wurde nicht aus einer Buchstabenkette eine andere erzeugt, die im Hebräischen noch relativ problemlos als Text verstanden werden konnte, in anderen Sprachen jedoch klar als ein chiffrierter Text erkannt werden mußte, sondern nun konnte aus einem Text praktisch jeder beliebige andere Text en.eugt werden. Brunos Rhetorikschrift nimmt dadurch Tendenzen vorweg, die sich historisch in der Konvergenz zwischen kryptologischen und universalsprachlichen Konzepten des 16. und 17. Jahrhunderts ausmachen lassen. Das Sprachbild, das das Artificium paorandi entwirft, kann in einem radikalen Sinne durchaus als eine "philosophische lingua tmiv~rsalis" bezeichnet werden, insofern Brunos Rhetorikansatz von philosophischen Prinzipien geprägt ist. Von Brunos copia vabornm, verstanden als ein ,,Alphabet des Denkens", bis erwa zu Leibniz' Vorstellung einer charact~ristica Imiv~rsalis ist es kein großer Schrin mehr. Lullus und der LuUismus stellen eine grobe und je nach Standpunkt noch relativ uneffektive Vorsrufe auf dem WeBezu den Konzepten philosophischer Universalsprachen im 17. Jahrhundert dar. Brunos Rhetorikmodell ist dadurch auch ein Exponent eines kulruthi238 MllTIL.STRAß (970), S. 42,-'13,
(~Die
Idee der Kunstspr1lche von Lull bis Lcibniz"); zu Lcibniz' Idee eines .,Alphabets des Denkens· S. 433-43,. Das Sprachkonzept Brunos, wie es im Anifinum prrorandi formuliert wird, kann ohne weiterc:s in dies.c Entwicklungslinie von Kunst-
BRUNOS RHETORIKMODELL VOR SEINEM HISTORISCHEN HINTERGRUND
215
storischen Prozesses, bei dem in "erstaunlichem Maße viele dieser [universalspr.achlichen) Kommunikarionsmerhoden in ihrer Entstehung und En(Wicklung von der Kryptologie der damaligen Zeit beeinRußt waren, von ihr ausgingen oder sich andererseits zu kryptologischen Zwecken verwenden ließen.":'»
8.3.4 Der kabbalistische Begriff des indummrum im Artificium pnvrandi In der Terminologie, die Bruno im Artificium ptTorandi verwendet, läßt sich ein weiterer Verweis auf kabbalistisches Denken identifizieren. Bruno erläuten die methodische Bedeutung des zweiten Alphabets innerhalb seines Rhetorikmoddls in metaphorischer Umschreibung durch den Verweis darauf, dieses Alphabet könne als ein Alphabet der "Umhüllungen" benutzt werden. Dieser Begriff "Umhüllung" (indummtum) spielt im Denken der Kabbala eine wichtige Rolle. Wie bereits oben gezeigt, geht Bruno bei den einzelnen Alphabeten von einer Stufung aus: Das erste Alphabet soll durch "allgemeine Begriffe" (t~ini gmtTaus) gefüllt werden, die unminelbar auch als argumentative Topoi verwendet werden können. Dieses erste Alphabet stellt die Schnittstelle zwischen der copia VtTborum und der copia rtrUm dar. Die mit Hilfe dieses Alphabets gebildeten Aussagen bilden das Grundmaterial, mit dem der Redner o~rieren kann. Das zweite Alphabet stellt diesen Grundaussagen in einer weiteren Stufe "äußere" Charakteristika zur Verfügung, die Bruno als "Umhüllungen der Reden und Aussagen" beschreibt und mit denen man die durch das erste Alphabet produz.ienen Säru ver· vieLfliltigen kann. Nachdem aus den viden, zuvor genannten Begriffen Alphabete gebildet wurden, so daß wir reichlich und ohne Verwirrung Variationen vornehmen und eine Aussage immer wieder auf andere Weise auffassen können, haben wir auf diese An nun aus diesen Umhüllungen der Reden oder Aussagen ein Alphabet gebildet, um die Ordnung der Sätze zu bereichern, aUS1.uschmücken und zu modifiueren. Wir bezeichnen dies mit dem Namen "Umhüllung", weil es nicht die Substanz - oder die Materie - der Rede bednflußt, sondern nur ihre äußere Form, und es gibt keine Rede. l4O auf die diese Umhüllungen nicht übertragen und angewandr werden können.
sprachen inlcgrim werden, vgl. MI1TELSI'RAll (1970), S. 42S: ~Die Konmuklion einer Kunsrspr1lche verfoIßlI ... ] nichl nur das Ziel, wissenschmlidlem Sprechen ein Höchstmaß von Exakthei! w verldhen. sondern such! darüber hinaw ein sprachliches (begrimiches) Verfahren tur VerfUgung :tu Slellen, das mir Hilfe endlich vider Regeln über eine Klasse von Grunddementen wissenschaftliche &gebniue selbst erttug!. ~ Zu dieser in_tiD als rhetorische DimeMion in den Universiliprachenkonttplen v.a. des 17. Jahrhundens vgI. ROSSI (1991). 239 StllASSER (1988), S. 14. 240 Amfidllm 11.4. S. 106 r. (380): PtHt'lUltm a pl"ribllS tlietiDnibllS pnut/iren ./phtJlKu fiurint amJtitukl, '1/.0 ptmimllS alpW n n·tr. confiuwn..m /JlllriJlndi riltwnnn iM"..,......t '1Ui1m lmiI viu, unD ",otI6. ilW vi.....lio ",Ofk, .mf'"t pouimllJ ..""ncilrtiDnnn: h« '''1mt auutitunnus tdphtJlKtum. (f1pulfu/~. onumtl6, tt motiifi~ilNiD stntnrtUtnlm ort/inrm. olln hiKt orilt;on"'m JtU l'n",nciiltiDn",m int/"'l'1UntiJ. HIKC ;ntl",mmtOnlm nom;n.. ;nscribimus. '1",itl Mn tU! J",btuntiilm Dnu;oniJ pnrint:.
216
PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
Das sich daran anschließende Alphabet diem nun wiederum in einem zweiten Schritt nur der äußerlichen Erweiterung dieser zuvor vorgenomenen >tUmhüllun~ gen " : O})(:r die erwähnt(: Form der Umhü1lun~n hin:aus. durch die Reden ganz. offensichdich umgd"orm[ werden können, folgt nun das Verfahren mit Hilfe von Farixn. durch all die im einu:lncn sowohl M2.u:rie wie Form vuiicrt werden können. Denn das gmtt zuJeru genannte Alphabet lunn in a1l seinen Bcstandtdlen vom nun fol· ~nden Alphabet auf verschiedene Wosm gcfarbt werden, wie ja auch das oben genannte Gewand mit verschiedenen Farben mit großem Ennücken variiert werden ,__
A.ilnn.
:41
Dieser Begriff der ..Umhüllung" steht in Zusammenhang mit der kabbalistischen Lehre von den zehn Sephiroth; diese Sephiroch - so BCUDO - könne man .,in unserer Sprache etwa GIi~tkr odn' KkUkr nennen".242 Die Sephiroth (..Grundzahlen") wurden von den Kabbalisten mit den Zahlen von Eins bis Zehn identifiziert und bezeichneten die tehn Attribute oder Potenten der unendlichen Gottheit (En-Soph). Das Verhältnis dieser Sephiroth zueinander wird dabei als ein emanalOrischer Vorgang begriffen. Die oberste Sephira ,Kether', die als einzige in direkter Verbindung mit der Gottheit steht oder sogar mit ihr eine Einheit bildet. bringt aus sich die einzelnen anderen Sephiroth hervor. Diese Entfaltung aus einer Einheit bis hin zur Zehnheit generiert die Grundkräfte. durch die Gott in der Welt wirksam ist. Die Sephirorn bezeichnen die primären Kräfte, durch die Gon seinen Schöpfungsakt in der Welt ausübr. Die Lehre von den Sephiroth beschreibt somit das Wechselverhältnis zwischen der unendlichen Einheiclichkeit Gottes und det daraus eruugten Vielheit. Das Konzept der Monadenlehre, wie es Bnmo in D~ momuk formuliert. kann als eine Variante zu diesem kabbalistischen m Grundgedanken gelesen werden. 1m übrigen ist die Vorstellung. der Mensch könne vom Götdichen nur dann, wenn es mit Gewändern verhüllt ist, eine Ahnung erlangen, in der gesamten Religionsgeschichte zu finden; nut die konrurenhafte Form. nicht der wahre ..Inhalt des Göttlichen ist dem Menschen zugäng. \.,eh'~ Die Sprachhaftigkeit der Weltschöpfung wurde von den Kabbalisten mit den tehn göttlichen Grundkräften in Beziehung gesetzt: Die innere Verknüpfung der einzelnen Sephiroth zueinander wurde in der Kabbala überdies im Bild des Sephiroth-Baumes veranschaulicht. Dieser stellt den Bezug der einzelnen WirSl'W tUJ mJltrrWm. snI tll1/1wm tUJ txtritlS«ilm formilm. "~qJU Nt IlIJa orlltio cui om"ii1 hII« i"Jw· mmtil "~f{wilnt aUDmodllri, appropriari. 241 Anificium 11.5. S. 111 (383 f.): VItra formilm priUJit'Jilm in4wmmtOrJ4m, qwibllS orillio"~ "ilmfomwri viJm1l4r. l~currit mt;D aJlorJ4m. qwi6. Dm"i6. IU si"plis. 114m miltnUu, 114m fornuu INlri· a"lWr. Nilm kl1um pn»tim~ Jirtwm AlphlllN-twm. pn sirrpla n omniil manhrll 11 P'iUJmU variis moJiJ NJlo'IIn' pqtns. qwnrlll(/m04wm iJnn in4wmnl1l4m coloriJ JiWTIitilu m,Jrjp/i~itn, non lirrr iWJln4iwu, ""rUllWT. 242 c.hJm/a, 5.865 (a IGthN/a, S.25) : ..per la romr:rnplaz.ionr: di qur:llr: dicu St:phirolh. ehr: chiamamo in nostfa lingua rnr:rnbri t:d indumr:mt. 243 SPANe (1999). 244 SCHIMMEL (1993).
BRUNOS RHETORlKMODEl.l. VOR SEINEM HISTORISCHEN HINTERGRUND
217
kungskräfte zueinander her, indem er in einem graphischen Modell eine Ver· knüpfung durch Verbindungslinien hemellr. Diese insgesamt 22 Verbindungs. wege wurden von den Kabbalisten mit den 22 Buchstaben des hebräischen A1phabc:lS identifiziert, so daß die Wirkungsweise Gottes aufs engste an eine sprachliche Ausdrucksform gebunden wurde. Das Schöpfungsalphabc:t kann auf diese Weise wiederum als ein Wechselspiel zwischen den einzelnen Primärkräfren verstanden werden. Bruno war mit dieser Lehre, die in den Texten der chrisrli· ehen Kabbalisten eine ganz herausragende Stellung einnahmen, gU( vertraut und greift an zahlreichen Stellen in seinen Werken auf sie zurück. 24S Die Explikation der Sephiroth aus der ursprünglichen Einheit wurde von den Kabbalisten in enger Anlehnung an die neuplatonische Emanationssymbolik beschrieben: So werden die Grundzahlen als ein Fließen durch GeflAße, Röhren oder KanäJe, als StrahJen von Licht, als Stimmen oder eben auch als Gewänder 246 der Gottheit beschrieben. Auch Bruno stellt dies durch die Verknüpfung der neu platonischen Metaphern von Licht und Umhüllung in D~ monw dar: Daher werden ihr uhn Umhüllun~n (die die Mekubalen [. die Kabbalisten] Sephiroth nennen) wgeschrieben. Sie sind unter dem Namen "Umhüllungen" be'bont, weil sie Gon als den in sc=iner absoluten Subswn unnennbaren und unfaßbaren nicht (direkt] beu.ichnen, sondern nur in gavissen :iußeren Hinsichten, w gleichsam durch Schleier, die das üchr nichr durchdringen kann.
In der kabbbalistischen Sephiroth-Lehre wird nicht nur der Versuch gemacht, eine Erklärung für die Sprachgebundenheit der Kosmogonie zu geben, wie sie im Zentrum der kabbalistischen Sprachmystik scand. Die Kontemplation der primären Wirkungskräfte Gottes eröffnet umgekehrt: auch eine erkenntnistheoretische Perspektive. Der geistige Nachvollzug der zehn Schöpfungskräfte sowie der aus ihnen ableitbaren 22 Buchstaben, die die Kabbalisten insgesamt als die ..32 Wege der Weisheit" beu:ichneten, ermöglicht dem Mystiker eine Annäherung an die Erkenntnis Gottes. Die Wahrnehmung der Wirkungen Gottes auf den verschiedenen ontologischen Stufen der Weh gibt zwar nicht die Einsicht auf das Wesen Gones frei, da die direkte Erkenntnis Gottes dem Menschen unmöglich ist; doch dem Mystiker ist es auf diese Weise möglich, Gon zumindesr in seinen Äußernn· gen, also in seinen "Umhüllungen", wahrzunehmen. Im weiteren Sinne läßr sich diese Vorstellung in den Rahmen von Brunos Erkennrnistheorie einordnen. Das erkenntnistheoretische Konzepr Brunos greift auf die platonische Vorstellung lU rück, daß es dem Menschen prinzipiell unmöglich ist. zur Erkenntnis der archetypischen Ideen zu gelangen. Allein die Auswirkungen dieser Urideen kann der Mensch wahrnehmen. Diese bez.eichnet Bruno 245 Zur Sephiroth-uhr(' in d(':n il:aJienisch('n Schriftt'.n Drunos sidlt'. OE LEON-JONES (1997). $.29-52. 246 MAlER (1995). S. 48--50. 247 ~ monatk. $. 462: Hinc Dmm iUi Indummhl (qU4~ &phiroth Mrcuollin IIp,"'''mt) Ildtriouuntur. IndummtOl'llm nomin~ ukbrlltd, quill tUllm in sllbswnrill Ilosolutd i",lOmi1lJlbi!nn n in(o",pt"thnnioikm non Sirifi(ilnt, ud aumil '1uiouuiJlm rtSp«tibus tilmqJUlm 'ueil i1lJl«mibi/is wlJl",inibus.
218
PHILOSOPHISCHE INTERPRETATION
~benfalls
in Anlehnung an die Lichuneraphorik aus dem platonischen Höhlengleichnis in D~ umbriJ uuarum als die "Schauen der Ideen". Die kabbalisnsche Vorstellung der ..Umhüllung" und die platonische Deutung als ..Schatten" kön~
nen hierbei als nahezu äquivalente Metaphern
~riffen
werden. Diesen Gedan-
ken der schattenhaften, mittelbaren Erkenntnisfahiikeit des Menschen hat Sruno l an zahlreichen Stellen in seinem Werk ausgefühn. Er ber.racht('r dieses Konupt als eine Vorscellung, die sich in viden verschiedenen philosophisch-religiösen Traditionen wiederfinden läßt: (... ) aus~hend von der Erkenntnis aller abhängigen Dinge (könm:n wir) bestenf.tlls auf die Spur der Erkenntnis des ersten Prinzips und der emen Ursache kommen [... ]. Entspringt doch das AJI Seinem Willen und Seiner Güte, die du Prinzip Seim:r Tätigkeit, Seiner alles umfassenden Schöpfung, bilden. Oassdbe gih auch fur das Verständnis der Kunstwerke, insofern jemand, der eine Statue betrachtet, nicht den Bildhauer betrachret. Wer das Bild der Hdena ansieht, sieht nicht Apelles, son· dem das Werk seiner Tätigkeit, das sich seinem herausragenden Genie verdankt. [...1Oie Erkenntnis des Universums bedeutet also nicht, erwas über das Wesen und die Substanz. des ersten Prinzips zu wissen, sondern nur die Akzidenzien der Ahi· denzien z.u kennen. [... 1 Weil also die göttliche Substanz. unendlich ist und sich überaw weit entfernt von ihren Wirkungen hält, welche die äußerste Grenze unse· res Erkenntnisvermögens darstellen, so können wir unminelbar von ihr gar nichts wissen, sondern nur ihre ..spur" erkennen, wie die Platoniker sagen, ihre "entfernte Wirkung" - in den Worten der Peripatetiker, ihre "Hülle" - im Sinne der Kabbalisten, ihre "Rückansicht" - nach der Lehre der Talmudisten oder - mit den Apokalyptikern zu reden - nur ihr ,.Spiegelbild", ihren "Sch:menriS", ihre Verschlüsselung im "Rätsel" .lot
Bruno integriert hier die eben skizzierte ,.kabbalistische Erkennmischeorie" in den Kontext einer philosophischen Denhcadition: Der Versuch der Kabbalisten, die Konturen GOttes in den als seine Wirkungsweisen verstandenen ,.Umhüllungen" zu ahnen, wird von Bmno als die einzig mögliche Annäherungsweise an die Er· kenntnis der Welt verstanden. Es darf dem Philosphen nicht darum gehen, in Detailanalysen dje Strukturen der Natur zu untersuchen, da das Verhältnis der Natur zu ihrem Schöpfer ähnlich akzidentiell ist, wie das des Bildhauers zu sei· nern Kunstwerk. Zur wahren Erkenntnis kann er nur gelangen, wenn er den auf das Göttliche zielenden, zeichenhaften Verweischarakter, der die Einheitlichkeit der Weh in der Vielheit ihrer Ebenen stiftet, wahnunehmen vermag. Es kann nur eine Art symbolischer Kombinatorik sein, die den Blick auf das göttliche Universum eröffneL Aus der Vielzahl der Erscheinungen müssen die Konturen, die die Schatten der Ideen in der sinnlichen Welt hinterlassen haben, herausge. filtert und wiederum in Bez.ug zueinander gesetzt werden. Erst auf diesem Abstraktionsniveau erhält der Philosoph einen wirkJichen Einblick in die Strukrur der Welt. Es ist diese Vorstellung, durch die auch Brunos Texte zur MnemOlcchnik ihre universalwissenschaftliche Prägung erhalten. Diese Zeichenhaftigkeit der 248 SPRUIT (1988). bcs. S. S7-n.
249 lk IR C"UJiI, S. 227 ( (. OHrJi, Uruuht, S. S2 f.) IH~orhebung M.5.j.
BRUNQS RHEfORIKMODEU VOR SEINEM HISTORISCHEN HINTERGRUND
219
Erscheinungen. für die er dann häufig auch wieder den Begriff .. Umhüllung" gebraucht. wiU Bruno mit Hilfe seines semiotischen Instrumentariums herausat· no beiten. Beteits oben habe ich auf Brunos Auffassung verwiesen, im Bereich der Sprache könne es keine Synonyme geben. In diesem Zusammenhang beschreibt Bruno den Yerweischarakter. der den mnemonischen Arbeimechniken zugrun· deliegt, als .Umhüllung"' Die inneren Formen der Natur werden auf zwölfWei~n emf.a.lu:t (von denen auch die zwölf Bezeichnungen abgeleiter sind); dies sind Gesrahen, Figuren, Bildn~, Ähnlichkeiten, Bilder, Erscheinungen. ßeispieLhaftigkeiren, Hinwe~, Kennzeichen, Pr.igungen und Siegel. Die Abgrenzungen und Unterscheidungen di~r Beu:ichnungen kann dir weder ein Grammatiker noch ein gewöhnlicher Philosoph geben, sondern du mußt ganz allein ~Ibst darüber nachdenken. Auch wenn wir di(Se mir Hilfe von anderen Substantiven erkb.ren wolhen, würden wir in einen niemals zu Ende kommenden Prozeß eintreten, denn wir sind der Ansicht, daß es bei den Substamiven keine Synonymik geben kann. Jedcr soll also nach seinen Möglichkeiten dcn Unterschied bis zur ZwölfUhl hin zu vervielf'a.ltigen versuchen. [... ) Diese zwölf Umhüllungen werden also zunächst durch sich selbst geradewegs. d:lRn aber lSl auch schräg durch alle übrigen durchgeführt.
Es mag nicht zuf'allig sein, daß Bruno hier auch auf die Unmöglichkeit eingeht. auf rein sprachlich..d.iskursivem Wege. also mit der Sprache der ..Grammatiker". die Kontemplation über diese: Umhüllungen zu erfassen_ Die Frage. wie denn diese zu erkennende Ähnlichkeit beschaffen sei. läßt sich nur durch inneres Schauen beantworten. Eine rein sprachliche Beschreibung ist deshalb unmöglich, weil es in der Sprache wie auch in der Namr keine Synonyme gibt; derjenige. der in der Betrachtung der Natur wie in der Sprache das Wirken Gortes erkennen wiU. muß diese mehr oder minder unendliche Semantik zugleich betrachten, und erst in dieser spekuJativen Zusammenschau uigt sich die wahre Erkenntnis der Natur. Mit dem Begriff des indummtum haben wir es also mit einem untralen Begriff in Brunos Philosophie zu tun. Das Modell einer auf die ..Umhüllungen" gestünten, spekulativen Erkenmnismemode hat Bruno auf verschiedene Weisen in verschiedenen Texten umzusetzen versucht. Die Funktion der .. Umhüllungen" konnten dabei aus ganz unterschiedlichen philosophischen Kontexten stammen· 250 Vgl. hierw S. 107.
251 Sig. sigilJ. S. 204 r.: IlItrinsmu 'trum mltur(llium fonnJlt auMtrim rationibus (srnmdum q/UlJ duod«im sumunt a.mDmiTllltiontS) np/itansur.. sunt auttm sptdt1, figurat, simulaCTa, similitudintS, imagintS, sptma, fX'mplan·a, iuJiria, si!"". nOUlt, rha,arttrtS, sigiiJi. qUiJ,...,m aiffi,mriam tt JiHinrriontm non (I grammatisUl ntr a _'xari phiIDsopho prrquirm, sra ptr umtr iprum mtJiUl". NOI ('tm;m li ha« prr alia nomina t:r:plirilrt wümllJ, p''Ot'tSsum nu"'qUil", t"",ilUlnau", adon·t· mur, SJI'Ionymiam mi", purilm ;n nominibus nulJam ('fI(' rrrdimut. QuiHfllt ;gitur pro lUil ftt:NlIIltt aiffrrrnriam ruJ Juodtrutrium ",IIUipü('llntillm ptrUnttt. {...} Multiplir.ntur harr in.JummUl amm, quattnus ption eines technischen Geriits entwickelt, Ixi dem zwischen zwei auf Mikrofilm vorhandenen Toren Verknüpfungen hergestelh, gespeichert und wieder abgerufen werden konnten. BUSH, ein Ingenieur in leitender Position in der amerikanischen Walfenfocschung, wurde dalxi durch die Einsicht angeregt, daß die immer größer werdende Fülle an vorhandenen Informationen zu einzelnen Themenbereichen kaum mehr überschaubar war. Eine Venrbeitung aller zugänglichen Informationen war nicht mehr möglich, und so sah BUSH in seiner Idee "a new rdationship berween thinlcing man and ehe sum of knowledge".s Ein Problem stellten für BUSH die üblichen Ordnungssysteme von Wissen dar, die allesamt auf einer alphabetischen oder numerischen Ordnung beruhten. Die neue Idee war nun, eine Art von Texrualität zu enrwerfen, die unserem Denken adäquater in als die gewöhnliche Form li neuer Texte. Da unser Denken Wissen assoziiert, also thematisch und nicht nach äußerlichen Kriterien wie alphabetischen oder numerischen Kennzeichnungen ordnet, suchte BUSH nach Methoden, durch die Tate njchr erwa nach Verf.usernamen oder anderen willkürlichen Kriterien gruppiert wurden. Die dafi.ir geeignete Apparatur, die BUSH ..Memo" nannte (und die nie gebaut wurde), ..is a device in which an individual stores his books, records and communications, and which is mechaniz.ed so that it may Ix consulted wirb 0 ceeding speed and flex.ibiliry. It is an enlarged intirnare supplement of his memory.... Wie BUSHS Aunan im Atlantic monrhly mit seinem programmatischen litd ..As we may think" nahdegre, war die ArbeitsWeise des Geriites an der vermuteten Struktur mentaler Vorgänge orientiert. Die bei Plaron prognostizierte Verringerung der Gedächtnisleisrung bei der Verwendung schriftlich fixierter Texte soll also gerade dadurch aufgefangen werden, daß die lineare Struktur der Texte aufgelÖSt und in eine Anordnung transformiert wird, die der Funktionsweise des menschlichen Gedächtnisses angepaßt ist. Die Frage nach Formen der Textualität steht in enger Verbindung mit Fragen nach Wissen und dessen Ordnung, nach einer Enzyklopädie des Wissens. Johann Heinrich Alsted, der Herausgeber des Artificium p~rorandi, war einer der ersten, der sein Ordnungssystem der Wissenschaften mit dem Begriff ..Enzyklopädie" 7 (Encycwpa~dia, 1630) bezeichnete. Aus seinen überlegungen zu einem System der Wissenschaften ging sein Interesse für Brunos univetsalinischen Rherotikansan hervor. Enzyklopädisten im eigentlichen Sinne versuchten stets nicht nur, 4 Zitiert nach BOlTIR (1991). S. 23. Zu dieser Vorgc:scbicht!: des Hypcrlc:rl-Begriffs vgI. BOlTER (l99I). S. 21-25 und lANOO\1r (I992), S. 1+-18. 5 Zilien nach BOlTIR (991). S. 24. 6 Ziliert nach lANOOw (1992), S. 15. 7 Zur Geschicht!: des Enzyklopädie-Begriffs von dcr Frühen Nna.cil biJ; ins 19. Jahrhundcn vgI. DIEJlSE (19m.
234
NACHWORT
eine alphabetische Liste von Definitionen anzugeben, sondern richteten ihr pri~ märes Interesse vor aJlem darauf. Relationen zwischen den einzelnen Wissensgebieten und deren Untergruppen henusrellen. In der Form eines gewöhnlichen, fließenden Textes oder der alphabetischen Reihung von Begriffserklärungen war diese innere Bez.iehungsstruktuf von Wissen nicht hersteLlbar. Die scrukrurelle Organisation von Wissen wurde vor allem nach der Erfindung des Buchdrucks wieder als ein Problem empfunden. Während die handschriftliche Kultur der Antike und des Mirtelalrers auf einen überschaubaren Schrinenkanon zurückgreifen konnte, stellte die explosionsartige Vermehrung von Texten ab dem 16. Jahrhundert eine vollkommen neue Smfe der Entwicklung dar. Ein analoger, grundsän.l.icher Veränderungsprozeß läßt sich beim Wandel von oralen zu literalen Kulturen fesmeIlen.' Durch die Konfrontation mit den neu entdeck~ ten, aber grundsän.l.ich anderen Schriftkulturen Südamerikas sah sich auch die europäische Renaissance unvermittelt mit dem Problem konfromien, über die Individualität der eigenen Kultur zu reflektieren, und mußte sich so die besonde~ re Rolle von Schrift und Sprache und den besonderen Rang des "Buches", wie es 9 die abendländische Kultur entwickelt hatte, aufs neue bewußt machen. Die enzyklopädistischen Bemühungen antiker Autoren wie Varro oder Plinius, die Sammlung des Wissens des Altertums in der Spätantike durch AutOren wie Martianus Capella, Cassiodor oder Isidor von Sevilla und die Neustrukturierung des Systems der Wissenschaften um das 12. Jahrhundert durch Dominicus Gun~ dissalinus und Hugo von St- VictOr basierten im Grunde alle auf dem hierarchisch 10 organisierten Modell der Sieben Freien Künste oder Abwandlungen dazu. Eine Wissensordnung kann in diesem System dadurch erreicht werden, daß Texte einfach thematisch gruppiert werden, etwa indem die Bücher einer Bibliothek je nach Thematik in verschiedenen Regalen aufbewahrt werden. Texte als inhaltliche Einheiten wurden so einer bestehenden Ordnungsstruktur zugewiesen; eine mehrdimensionale Vernenung von Texten, die zugleich verschiedenen Wissens~ bereichen zuzuschreiben sind, ist nicht möglich. Ersr das Entstehen einer von ei· nem Einzelnen kaum mehr zu verarbeitenden Fülle neuer Texte, wie sie der Buchdruck möglich machte, brachte diese Struktur ins Wanken. Seit Gutenbergs Erfindung wurden von Jahrhundert zu Jahrhundert stetig immer mehr Bücher gedruckt, die Fülle vorhandenen Wissens und existierender Texte nahm kontinuierlich zu. Von den enzyklopädischen Bemühungen zahlreicher Wissenschaftler im Barock, als einer deren Exponenten Alsted betrachtet werden kann, über die große Encycwptdü, das große Gemeinschaftswerk der französischen Aufklärung bis hin zu BUSHS Formulierung des Problems, Wissen, das in Texten 80NG (1982). Zur 1kd~U1ung d~r Literaliläl Hir di~ Emwicklung der ~mikc:n Kultur vgl. HAVELOCK (1982) und SNEU. (1993). zum Buchdruck EISENsrl::IN (1979) und (1983). 9 Vgl. MIGNOLO (1995). !>es. di~ Einl~ilUng ("On Dc:scribing Oursdves Describing Oursdvcs: Comparalism. DifTe:rc:ne:es. and Pluritopic H~rme:ne:U1ics"), S. 1-25. 5Owie: Part 1 (~The: Coloniulion of Languagcs~). S. 29-122. Zu Rc:flexc:n bc:i BruM auf die: Erobc:rung Amerikas vgl. PAPI (1968), bes. S. 194-233. und Rlcci (1991). 10 FLASCH (1995). S. 298-309.
NACHWORT
235
formulien ist, zu ordnen - stets war man nun auf der Suche nach einem Hypertext·System, durch das eine Verknüpfung von Texten zu einer umfassenderen Textstruktur möglich war. Enzyklopädien im modernen Sinne des WOrtes zielten immet darauf ab, nicht nur Definitionen und Erklärungen zu Begriffen zu geben, sondern auch Relationen zwischen verschiedenen Wissensfeldern aunuzeigen. D'Alembert betont, we französische Enzyklopädie solle...soweit dies möglich ist, Gliederung und Verkettung der menschlichen Kenntnisse aufz.eigen"," wobei er zugleich betont, daß man aus verschiedenen Perspektiven zu verschiedenen Ordnungsstrukturen gelangen könne. "Jedenfalls würde aber diejenige enzyklopädi. sehe Übersicht den Vorzug vor allen anderen verdienen, die in der Lage wäre, die mannigfaltigsten Verbindun~spunkte und Bez.iehungen zwischen den einzelnen Wissenschaften aunuzeigen." l Die ab 1974 erschienene, 15. Auflage der Encyclopaedia Britannica versucht, diesem Problem Rechnung zu tragen. Die Herausgeber haben die streng alphabetische Struktur aufgelöst und sie durch drei, miteinander in Beziehung stehende Komplexe ersetzt: Die "Propaewa" bietet eine grobe Ordnung des Wissens in 10 Wissensfeldern (..oudine of knowledge"), die in der "Macropaedia" in 681 Artikeln detailliert ausgeführt werden ("knowledge in deprn"). Die ..Micropaedia" versammelt als "ready reference" zahJreiche, alphabetisch geordnete Kleinartikel, die als gewöhnliches Nachschlagewerk oder als Ergänzung zu den Darstellungen in der "Macropaedia" herangezogen werden können. Durch diese Stufung kann sich der Benuner die Wissensfelder in einer planmäßigen Ordnung erarbeiten, wobei er nach Bedarf zwischen den Informarionen aus den verschiedenen Textebenen wählen kann. Die Informations-Revolution, die durch Vernetzung compmerbasierter Texrsysteme zu einem Hypertextsystem entstand, bildet nur eine neue Stufe eines Prozesses, der mit dem Buchdruck begann. Die Texttheorie. die Bruno im Artifidum perorandi formulierte, ging aus der Konfrontation mit demselben Problem hervor, durch das auch BUSH und NELSON angeregt wurden, eine technische lösung zur Vernenung von Texten zu finden. Auch die Parallelen zwischen den manieristischen Ausdrucksformen in Literatur und Kunst der Spätrenaissance und den Stilformen des 20. Jahrhunderts, wie ich sie oben in Kapitel 7 angedeutet habe. lassen sich teilweise durch diesen epochalen Wandel begründen. Das Interesse des 16. und 17. Jahrhunderts für den Lullismus als ein mechanischgeometrisches System, das die Erstellung eines nicht-hierarchischen und nichtlinearen Relationsgefüges möglich machte, läßt sich zumindest in einer Perspekü· ve auf dieselben Wurzeln zurückführen, aus denen moderne Hypertextsysteme hervorgingen: Die Organisation des Wissens ließ und läßt sich nicht mehr durch Rückgriff auf Begriffsfelder bewerkstelligen, die in einer pyramidisehen Anordnung srrukturiert wurden. und an deren Spine ein srarres System von "Künsren" steht. (Die brennende mittelalterliche Bibliothek in UMBERTO Ecos Der Namt 11 D'A1cmbcrl, DiJ("(JlJrJ prllimi/U1irr, S. 13. Zu D'A1cmbcns Wissens- und Wissenschafukonzept
vgl. NEUSER (l995A), S. 85-106. 12 D'AJcmbcrt, Discours prllimi"airr, S. 87-89.
236
NACHWORT
da Ros~ mag als ein eindrucksvolles Symbol für diesen Wandel gelten.)" Die Re· naissance markiere einen wichtigen Einschnin im prinz.ipiellen Verständnis von Text und Sprache. RJCHARD W ASWO hat als ein wesentliches Charakteristikum für das Sprachkonzept der Renaissance den Wandel von der referentiellen zur relationalen Se· mantik betont: Sprachliche "Bedeutung" konstituiert sich nicht durch einen hersrellbaren Bezug zwischen Sprache und Ding, sondern "Bedeutung" gehr erSt als Funktion aus den vielfachen Beziehungen hervor, die zwischen den Wonen einer Sprache bestehen. Die Semantik einer Sprache besteht nicht in ihrem Bezug zu einem realen Referenzobjekr. sondern ist eine dynamische Funktion ihres Gebrauchs. Diese innere Relationalüär von Sprache drückt sich in Brunos Sprachkonzept aus. Und auch für das 20. Jahrhundert läßt sich - erwa in der sprachanalytischen Philosophie - die Sicht auf Sprache als ein System von Konrexrrelationen als charakteristisch wahrnehmen. '4 Die Spätrenaissance und die kulturelle Gesammeir des 20. Jahrhunderts bilden epochale Komplexe, die in Beziehung zueinander stehen. Die poStmoderne lnrertextualitätsdiskussion kann verstanden werden als .,Radik.alisierung wesentlicher Fragestellungen, welche bereits die Autoren zu Anfang unseres jahrhunderts angesichts der Relaüvierung aller Werte und der Fragmemarisierung individueller Erfahrung hervorgerrieben haben". l6 Diese Autoren (wie Canetti, Broch, Musil oder auch Borgesl~ und joyce )
13 Vgl. STOCKER (1997), S. 213. 14 WASWO (1987), S. 13: ~By ums divorcing meanings from reference and regarding il as a funetion of the manifold relalions of WOHls with each other, Saussure proposcd in his domain (independently developed in other domains, as weil) what has become one of the major revolmions in twenderh century Ihought: lhe shift from referential to relarional semamics, from regarding Ihe meaning of language as a given objCCl of reference co regarding il as a dynamic fllnction of use. This revolution did not begin wilh Saussure - I shall bc: arguing lh:l1 il is a ddinilivC' fealure of the Renaissance - and il is not by means complete." Die Aktualität einer ~Neuen RhelOrik" ruhr! BARlu.l (1%9), S. 5 f., in Anlehnung an Fouo.ULT (1966) auf eine ganz ähnliche Ursache zurück, nämlich auf die von FOUo.ULT vorgenommene Unterscheidung "ZWischen ~un'et~ della somiglianza, ci~ della simpatia, dell'affinit~ ontologio ua ogni pane deJruniverso, e una succes· siva del ,rapprc:sc:ntare', ove a1cuni elementi diventano ,segni' di a1ui, pcrdendo in consiSIC'na fIsica e guadagnando in rigore sciemiflco." Auf diese neuen Herausforderungen kann die Rhetorik BARlLLl zufolge eine brauchbare AntWOrt sein. Ähnliche Verbindungen zwischen Brllno und posutruklUraiiSlischen Denkern sieht NQFERl (1974). 15 MENDOZA (1995), S. 225-232. uc:ht Parallelen rwischen Brunos Kosmologie und dem dar:llW folgenden universalen, ~vernel1.len~ Wi.ssenschafukonzepl einerseits und Borges' Erzählung ~Die Bibliothek von Babylon~ andererseits. Borges wiederum bildet im übrigen in ECOs D" N(lmt Rost" das Vorbild Hir den BibliothC'kar namens Jorge von Burgos, in des.scn Bibliothek das gesamte Wissen der Christenheit umer Verschluß gehalten wird. 16 Joyce bc:lOm gerade die anspielungsreichc: Verschlü.sselung als methodisches Prin7jp im UIyIJt1: J've put in 50 many enigmas and puules thaI it will kup lhe professors busy for cemuries arguing over what I mca.nl, and !hat's ,he only way of insuring one's immortality." (Zitien nach 213) In dic:sc:m Sinne ist Joyce rur CURllUS (1978), S. 304 f., im übrigen das EscH (1977), Paradebeispiel Hir einen manieristischen Schriftsteller: ~ Was ist das Ld>cnswerk eines James Joyce anderes als ein riesiges manieristisches Experiment? Das Worupiel (pu,,) ist einer sc:iner lr:llgenden pfeiler: Zur literarischen Vernerwng von Texten im Werk jüngerer deuucher Autoren wie lngeborg Bac.hmann und Uwe Johnson vgl. HELBLING (1995).
ur
s.
NACHWORT
237
haben "in ihren polyperspekcivischen Romanen vorbildlich die Signaturen auch der Postmoderne aufgezeigt. in der die Lesbarkeit der Welt nicht mehr durch den Rekurs auf eine Wissensmethode und im Vertrauen auf eine Autorität - z.B. eine alles Wissen speichernde Universalbibliomek - gewährleistet sei."'7 Der hier spürbare. kritische Blick auf die großen Paradigmen steht kulturgeschichtlichen EnrwickJungen im 16. jahrhundert gegenüber. die dazu fühn:en, daß Texte vor allem in ihrer inhaltlichen, auf andere Texte rekurrierenden Vidschichtigkeit erfaßt wurden: Die Parallelen, die CURnus und HOCKE zwischen dem Manierismus des 16. und 17. jahrhunderts einerseits und dem des 20. jahrhundert ande~ rerseits gezogen haben, könnten unter anderem auch dadurch hervorgerufen worden sein. daß am Anfang beider historischer Phasen ein revolutionärer Wandel der Diskursmedien stattfand; das zog die grundsänliehe Frage nach sich. wel~ che Bedeutung die Struktur von Texten für das Wissen und die Ordnung von Wissen haben. Die humanistische jmitatio~Idee mündete in das Ideal eines planmäßigen Systems intertextueUer Verknüpfungen, die vor allem durch sorgfaltige Benunung der "Notizbuch-Methode" praktisch umgesent werden konnte. Erasmus' Adagia erwa können in dieser Hinsicht gewissermaßen als Handbuch und Quellensammlung intertexruellen Schreibens verstanden werden. und es ist gewiß kein Zufall, daß Erasmus das Verb intmtx~r~ ("verwehen") in genau dieser Literari18 schen Bedeutung im Vorwort der Adagia verwendet. Die Enrwicklung der Kryptographie ab dem späten 15. jahrhundert als regelhafte. kombinatorische Methode. Texte aus Texten zu erzeugen. unterstreicht die Bedeutung dieses neu~ en Verhältnisses zur Texrualität. Was ein Text ist, ist er nun auch und vor allem in Relation zu anderen Texten. Bruno griff im Artificium p~rorandi in radikaler Weise diesen Textansan auf. Die luUistische Kombinatorik, die kabbalistische Sprach universalität und die humanistische Analyse grammatischer. rhetorischer und logischer Strukturen verknüpfte er zu einem Modell von Text. in dem sich die Dezentralisierung des Universums widerspiegelt. Die Struktur dieses Textes und die Struktur der Welt konvergieren. Das "Buch der Natur" kann nicht enniffert, sondern muß konstruiert werden.
17 BAUER (1994). S. 38. Zur aktuellen Diskussion zur lntenextualitäl vgl. HELBIG (1996). 18 VgJ. dazu SCHOloCK (1991), zur lnterlc:xtualitä, in der Ren:lissancc: generc:ll SCHOloCK (1984). Er:lSffiW schreibt in den Prolcgomen;a zu den Adagia. K.:ipitc:l 8, S. 64. man solle die einzelnen :Iufgefühnen Semenzen ~pl:lnvoll und p:ISSCnd miteinmder vCfWcbc:n": froiw si seiu (t in foco imerteX:lmur adagia. futurum Nt. ur srrmo t(ltUS rt onri'luiratiJ (fU JuUuJit 'l"ibusd4m Jur(at {. .. 1.
11 ANHANGA:
Inhaltsübetsicht zum Artificium perorandi
ERSTER TEIL
Vorwort
15 Gründe für das Swdium der Rherorik
Kapitel I:
die drei Redegatrungen
gmus tk/ibuativum
Kapitel 2 : Kapirel 3 ,
Kapitel 4 : Kapirel 5, Kapirel 6, Kapitel 7:
Kapitel Kapitel Kapirel Kapirel Kapitel 12:
Kapirel 13, Kapitel 14:
8:
9: 10, I I,
die Topik der sogenannten capituIa finalia eine Topik für den Fall, daß der Topos des Nützlichen (utiM mit dem Topos des Ehrenhaften (hon~stum) in Wider~ spruch gerät Übersicht und Einleirung zu den folgenden Kapiteln: Topik zu religiösen Fragen Topik 2.U staarspolitischen Fragen Topik zu Bündnisfragen Topik zur Führung eines Krieges Topik zur Unterdrückung eines Krieges Topik zur Beendigung eines Krieges Topik zu Fragen der Sraarsfinanzen die Vorrede kxorditlm) die Schilderung (nl1"l1tio) die Zusammenfassung (confirmatio)
gmus dnnonstrativum
Kapirel 15, Kapitel 16, Kapirel 17,
Ziel des gmlJJ demonstrativum: Lob und Tadel Topik zur amp/ificatio eine weitere Topik zur amplificatio
INHALTSüBERSICHT ZUM ART/FIC/UM I'ERORANDI
240 gmus iutliOllk
Kapitel 18, Kapitel 19, Kapitel 20, Kapitel 21, Kapitel 22, Kapitel 23, Kapitel 24,
Einleitung und status-Lehre die logischen Schlußverfahren "innere" Topoi der Argumemation "äußere" Topoi der Argumentation die Zurückweisung der gegnerischen Argumente (rifutatio) die Anordnung der einzelnen Argumente verschiedene Anweisungen z.u sprachlichen und mimischen
Belangen Kapitel 25,
Topik zur Eneugung von Affekten
ZWEITER TEIL
Kapitel 1: Kapitel 2:
I
Einleitung, Überblick Überblick, copia-Begriff
copia vuborum
Kapitel 3: Kapitel 4,
Kapitel 5; Kapitel 6, Kapitel 7, Kapitel 8: Kapitel 9, Kapitel 10,
Kapitel 11:
I. Alphabet: allgemeinste Begriffe des rhetorischen Diskurses 2. Alphabet: Alphabet der "Umhüllungen" 1. Figur: das Lullsche Kombinationsrad und seine Anwendung 3. Alphabet: Alphabet der "Farben" 2. Figur: das Alphaberquadrat und seine Anwendung 4. Alphabet: Alphabet der Synrax und der Redefiguren 3. Figur: der Gnomon die Verknüpfung der 2. mit der 3. Figur abschließende Bemerkungen: Das bisher Ausgefiihne stellt lediglich ein methodisches Prinzip dar. 5. Alphabet: Alphabet mit Begriffen aus der rhetorischen Theorie Hinweise zur "Notizbuch"·Methode 6. Alphabet: verschiedene argumentative Begriffe
INHALTSOBERSICHT ZUM ART/FlaUM PERORANDI
copuz rn-um
Kapitel 12: Kapitel 13, Kapitel 14, Kapitel 15,
Oberleitung; Bestimmung des Topos-Begriffs Der Mensch als universeUes Analogon Topik des gmus dononstrativum Topik des gmUJ tklib~rativum Topik des gmUJ iudiciak
241
12 ANHANG B: Abbildungen
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Abbildung 1: Oie erste Figur im Artificium ptrorandi (Bayerische Staatsbibliothek Mü nch en. Signatur: L.deg.g.64)
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Abbildung 2: Die zweite Figur im Artificium p"'l)raruJi (Bayerische Sra.atSbibliomek München. Signatur: Ldeg.g.64)
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ABBIWUNGEN
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Abbildung 8: Die Tabula Ziruph aus ]ohannc:s Reuchlins D~ 4rt~ cabaliJrica
250
ABBILDUNGEN
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imagiman, S. 281
ABBILDUNGEN
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Abbildung 10: Giordano Bruno. Dt compositiont imaginum, S. 283
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Abbildung 11: Giordano Bruno, De composiHom imagimo1/, S. 31 J
ABBILDUNGEN
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Abbildung J 2: Giordano Bruno, D( minima, S. 352
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254
ABBILDUNGEN
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Abbildung 13: Giordano Bruoo.
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256
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Abbildung 16: Die drifte Figur des Anificium p"orandi in der I. Awgabe von Johann Heinrich AJsreds Consilian"w tUadnnicus von 1610 (Stadtbibliothek (S,B) Ulm, Signa,"" 8161)
13 ANHANG C:
Abkürzungen
Alle hier durch Abkürzungen angegebenen Textausgaben sind im Lirerarurver· zeichnis vollständig zitiert. Die Schriften Brunos finden sich - soweit nichl anders angegeben - entweder in der Ausgabe der lateinischen (Ol) oder der italienischen Werke (Dia!. it.). Die übrige Primärliteratur wurde im Text durch Angabe von Verfassername und Kuntitel z.itiert. Sekundärliteratur durch Angabe von Verfassername und Jahreszahl. Die lateinischen Zitate aus dem Artificitml per· orandi folgen genau der Orthographie des Erstdrucks. alle übrigen lateinischen Zitate wurden, soweit dies sinnvoll in, an die übliche Orthographie angepaßt. Arisr., Rhet.
Arist., Topik Artificium Aschennittzvochsmahl Cabbaiß Cantus Circaeus ema Cie., tU orat. Cie.• dill. Cie., inv. Cie., off.
Cie.,orat. Cic.• part. Cic.,
top.
Compos. imago De areh. tull. De immmso Demagia Dt minimo Demonad~
Dt spte. semt. De umbris Dt Ia causa EroidjUrori Explieatio tyig. sig. Hn-oisehe Ltidmsehafim Kabbaiß
AristOreIs, Rhnorik Arisroreles, Topik (Organon Y? Bruno, Arrifidum paorandi Bruno, Das AlehtmlitlWoehsmahi Bruno, Cabbala dei eavalla ptgauo (Dia!. ir.) Btuno. Cantus Ciredtlts (Ol 11,1) Bruno, La ema tU le eenen' (Dial. ir.) Cicero, De oralore Cicero, Dt divinationt Cicero, De inventiont Cicero, De offieiis Cicero. Orator Cicero, Partitiones oratoriae Cicero, Topica Bruno. De imaginum. siK1lOmm tt idtnmm compositione (Ol 11,3) Bruno, De archiuetura lullinnn (Ol 11,2) Bruno, Oe immenso et innumerabilibus seu de universo er mundis (Ol I, 1 und 1,2) Bruna, De l1zagia (Ol 111) Bruno, De rriptici minimo et menSfml (OL 1,3) Bruno, De mo"adt numero et figura (Ol 1,2) Bruno, De specienml scmtinio (OL 11,2) Bruna, De IImbris idtanan (cd. Srurlese) Bruna, De la enlun. prilldpio t uno (Dia!. il.) Bruno, De gli eroid jilrori (Dia!. it.) Bruna. Trigima sigillonml n:plicatio (OL 11.2) Bruno, Von dm htroischm Lddmschafim Bruna, Die Kabbala dts Pegasus
ABKüRZUNGEN
ump. combo Orah·O vakdict. Quint., inst. RaA RaA, tramL Fi/.
259
Bruno, De lampatk combinatoria /uilia1Ul (OL Il,2) Bruno, Oratio vakdictoria (Ol f,1) Quintilian, Institutio oratoria
Rhetorica ad Akxandrnm Rhetorica ad Akxandrum nach der lateinischen Obersenung von Filelfo
Rhet. Her. Sig. sigilI. Spaccio Summa tenno Ober die Ursache Vertreibung
Rhetorica ad Herennium Bruno, Sigi/Jus sigi/wrnm (Ol 11,2) Bruno, SplUcio tk/Ia bestia trionfante (Dia!. ie.) Bruno, Summa terminorum metaphysicornm (Ol 1,4) Bruno, Ob" die Ursache, das Prinzip und das Eine (ed. RippeUSchmidt) Bruno, Die Vertreibung tkr triumphierendm Bestie
14 ANHANG 0: Literaturverzeichnis
1. Primärliterarur
AGRlCOL\. RUOOLPH, Dt inlJmtionr diakctica. herausgegeben, übersetzt und kommentien von Lorhar Munde, Tübingen 1992 AGRlPPA, HEINRICH CORNELlUS,
Dr Decu/ta philoJophia /ibn tm,
he.-ausgegeben von V.
Perrone Compagi, Ldden - New York - Köln 1992 AGRlPPA, HEINRICH CORNELlUS, Dit magiJchm Wt'rkt, eingeleitet von Kurt Benesch, 4. Auflage. Wiesbaden 1997 AGR1PPA, HEINRICH CORNELIUS, Dr occulta phikJsophia, herausgegeben und erläutert von Kar! Anron Nowomy, Graz 1967 AGRlPPA, HEINRICH CORNEUUS, /n armn brronn RaJmundi LuJlij Commmtaria, in: Henrici Cornelii Agrippae Operum pars posterior, Lyon 0.). (I600~). S.319-45\ (Nachdruck Hildesheim - New Vork 1970) AlBERT!, LEON BATTISTA. DrlltJ JCrivt'rt in cifra/Dr componmdis cyfril, Turin 1994 AlsTED, )OHANN HEINRICH, Triga~ CnnoniCll~, Quamm prima m Dilucida Anis Mn~ mologica~, vulgo Mnnorativa~ f. .. } Suundn m Anis Lltllimlll~, a Multis nq,lutn~ ~t nt'leio quo ~dicto pnJlCriptiu, archit~cNlra, t't usus kJropktissimus. T~rtia Est Artis Oraton'nt' Novum Magist~riflm f. .. } Francorurti 161 2 [I-Ierzog-August-Bibliothek, Wolfcnbünel, Signatur; Q 99.80 HeimsL] AlsrED, JOHANN HEINRICH, Thentnun scholnstirum: in qllo consilinrius philosophims proponit et aponit I. Symmll et Gymnasium MnemoniClim f.,'} 11, Gymnasium Logicum f.. ,J 111. Sysuma et Gymnasium oratorium. de perftcriont lingwlt'. t't Mt'thodo Eloqllt'lltiat', Herbornae Nassoviorum 1610 rHerzog-Augus[-Bibliothek, Wolfenbüncl, SignafUr; 817.72 Thcol. (1)1 ALSTED, )OHANN HEINRICH, Consilillrius acnMmicus: ldrst. Mt'thodus fonnamlomm studionun, cominms commo,uftctiont's, comi/ia, rrgulas. typos, cak,uinria. dinria. dt' ratione bm~ disct'lldi et ordine stlldiorum Tt'ctl inslitumdo {... / Accmir consilium d~ copia rt'nun er vn'borum, Argcnlorati 1610 [Sladlbibliolhek Ulm, Signatur: p81611 ALSTED, JOHANN HEINRICH, E,uycwpat'dia, herausgegeben von Wilhe1m SchmidlBiggemann,4 Bände, S[Ungan - Bad Canoslan 1989f. ANAXIMENES, Ars rht'torica quat vII/go ftrtur Aristor('/is ad Akxandrum. herausgegeben von Manfred Fuhrmann, S[Ungarl 1966 ARJSTOTELES, Rhtton'lr (In Alann,,", übersetzt VOll Paul Gohlke, Paderborn 1959 ARJSTOTEUS, An rhnorica, recognovil brevique adnol'alione crilica inslnuit W. D. Ross, Oxford 1959 ARISTOTELES, Rhnorilr, über~I'Z( von Franz G, Sieveke, 5. Auflage, München 1995 ARISTOTELES, Topik (Organon tQ. über~tz1 und mi{ Anmerkungen versehen von Eugen Rolfes. mi{ einer Einleilung von Hans Güllter Zekl, I-Iamburg 1992 BOETHIUS, Dt lopio's diffirrntiis. {rans]aled with nores and essays on IIte leXI by Eleonore Slump, hhaca - Landon 1978 BRUNO. GIORDJ\NO. 0ptr~ itn/iant, herausgegeben von Giovanni Gemile. 3 Bände, Bari
1923-1927
UTERATURVERZEICHNI$
261
BRUNO, GIORDANO, Diaioghi ;raHan;, heraus~geben von Giovanni Aquilecchia und Giovanni Gentile, 2 Bände, Florenz. 1958 BRUNO, GIORDANO, OptTa lanna, herausgegeben von F. Fiorentino er. al., 3 Bände in 8 Teilen, Neapd - Florenz 1879-1891 (Nachdruck Sruugarr - Bad Cannstatt 19611962) BRUNO, GIORDANO, Scn'pta qua~ Imint umficit, omnia in rmum wiegit corpus, pra~fiuion~ instruxit, mmdis ~purgal/it innumtm A{ugust} Frfitdn'ch} Gfrörtr, Stuttgart 1834 BRUNO, GIORDANO, Anificium ptrorandi {... ] Communicatum a Johan-Hmrico Alsudio, Francofurri 1612 [Bayerische Staatsbibliothek, München, Signatur: L. deg. g. 64; Universitätsbibliomek Erlangen/Nürnberg, Signatur: Paed. 460 ad/II BRUNO, GIORDANO, GtJammt/u Wakt, übersetzt von Ludwig Kuhlenbeck, 6 Bände, Leipz.ig-Jena 1904-1909 BRUNO, GIORDANO, Das As,hamittwochsmahl, übersetzt von Ferdinand Fellmann, mit einer Einleitung von Hans Blumenberg, Frankfurt/Main 1981 BRUNO, GIORDANO, Von tkr Unacht. tkm Prinzip und tkm Einm, aus dem Italienischen überserzt von Adolf Lasson, mit einer Einleitung von Werner Beierwa.ltes, herausgege. ben von Paul Richard Blum, Hamburg 1983 BRUNO, GIORDANO, Oba dü UrJach~. dm Pn'nzip und das Ein~. übersent und mit Anmerkungen versehen von Philipp Rippei, Stuttgart 1986 BRUNO, GIORDANO, Von tkn haoischm uielmschaftm, übelMtzr und herausgegeben von Christiane Bacmeister, Hamburg 1989 BRUNO, GIORDANO, Dt motuUk numtTo tt figura, herausgegeben, übersetzt und kom~ menticrr von Wolfgang Neuscr. Michael Spang und Erhard Wicke (in Vorbereitung) BRUNO, GIORDANO, Dit Kabbala tks PtgIlJUS, übersetzr und herausge~ben von Kai Neubauer, Hamburg 2000 BRUNO, GIORDANO, Dt umbris iMarum, herausgegeben von Rita Sturlese, Florenz 1991 CARDANUS, HIERONYMUS, Dt mbn'/itllu /ibn' XXI, Lugduni 1559 {Henog·AugustBibliothek, Wolfenbünel, Signatur: M: Nc 241 J CICERO, MARCU$ TULLIUS, D~ dilJination~, with an english translation by William Armi· stead Falconer, The Loch Classica.l Library, Cicero in rwenl}'~eight volumes, Band 20, Cambridge-London 1992 (Erstausgabe 1923) CICERO, MARCUS TULLlUS, D~ orator~, with an english translation by E. W. Surton, complelcd, wirh an introdunion by H. Rackham, The Locb Classica.l übrary, Cicero in rwenl}'-eighl volumes, Band 3 und 4, Cambridge-London 1988 (Erstausgabe 1942) CICERO, MARcus TuLLIUS, D~ inlJmnon~, wilh an english translation by H.M. HubbeIl, The Loeb C1assical Libral}', Cicero in rwenry-eighr volumes, Band 2, CambridgeLondon 1993 (Erstausgabe 1949) CICERO, MARcus TULLIUS, D~ officiis, wim an english translation by Walter Miller, The Loeb Classical Library, Cicero in rwenry-(:ight volumes, Band 21, Cambridge·London 1990 (Erstausgabe 1913) CICERO, MARcUS TuwuS, Orator, wim an english Iranslalion by H.M. Hubbeil, Tbe Locb C1assica.l Library, Cicero in twenry-eight volumes, Band 5, Cambrid~.London 1988 (Erstausgabe 1942) CICERO, MARcus TULLIUS, Partitionr1 oratoria~, with an english translation by H. Rack~ harn, The Locb Classical Library, Cicero in rwenl}'-(:ight volumes, Band 4, CarnbridgeLondon 1988 (Erstausgabe 1942) CICERO, MARCUS TULLlUS, Topica, with an english translation by H.M. HubbeIl, The Locb Classical Library, Cicero in rwenl}'-eighr volumes, Band 2, Cambridge·London 1993 (E""wgob< 1949)
262
UTERATURVERZEICHNIS
[CICERO. MARCUS Tuwusj, Ad C. Hn-mnium dr ration~ diemdi (Rhetonca ad Heunnj~ um), with an english translation by Harry Caplan, The Loeb ClassicaJ Library, Cicero in twenty-eight volumes, Band I, Cambridge-London 1989 (Erstausgabe 1954) CUSANUS, NICOLAUS, PhiloJophiJch-lhrologischt Schriftm, herausgegeben von Leo Gabriel, ülxrsent und kommentiert von Diedind und Wilhe1m Dupte, 3 Bände, Wien 1964-
1967 CUSANUS, NICQlAUS, LilNr
tU mmu, herausgegdx:n von Joachirn Riner,
Ü~~(7.[ von
Heinrich Cassirer, in: Ernst Cassirer, Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance, Berlin - Leipl-ig 1927 (Nachdruck Darmstadt 1994), $. 203-297 D'ALEMBERT, JEAN LERoND,
DueourJ Priliminaire tU l'Encyclopldü (J75J)IEinlrirung
zur Enzyklopädü, herausgegelx:n von Erich Köhler, übersenr von A. Heins, Hamburg 1975 DELtA PORTA, GIOVANNI BAmSTA, D~ ouultiJ lirmlrum noris sm ArriJ animi suua oceu/u a/iiJ significandi. aur ab a/iiJ signijicara apiscandi motumdiqut libri 11/1, Momisbdigardi 1593 [Herrog~August.Bibliothek, Wolfenbüttel, Signatur: 83 Rhetorica] OIOGENES UERTIOS, lLbm und M~inungm btTÜhmur Philosophm, übersetzt von Orro Apelt. umer Mitarbeir von Hans GüRter Zekl herausgegeben von Klaus Reich, 3. Auflage, Hamburg 1990 ERASMUS VON RorfERDAM, Copia: FoundAriom of th~ AbundAnt Styk, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Be[ty 1. KooH, in: Collecle
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