Von Edgar Wallace sind erschienen: A. S. der Unsichtbare Bei den drei Eichen Die Bande des Schreckens Der Banknotenfäls...
109 downloads
510 Views
970KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Von Edgar Wallace sind erschienen: A. S. der Unsichtbare Bei den drei Eichen Die Bande des Schreckens Der Banknotenfälscher Die blaue Hand Der Brigant Der Derbysieger Die Diamantenbrosche Der Diamantenfluß Der Doppelgänger Die drei Gerechten Die Drei von Cordoba Ein gerissener Kerl Der Engel des Schreckens Der Frosch mit der Maske Das Gasthaus an der Themse Die gebogene Kerze Geheimagent Nr. 6 Das Geheimnis der gelben Narzissen Das Geheimnis der Stecknadel Das geheimnisvolle Haus Die gelbe Schlange Das Gesicht im Dunkel Großfuß Der grüne Bogenschütze Der grüne Brand Gucumatz der Allmächtige Hands up l Der Hexer
Das indische Tuch Der Joker Louba, der Spieler Mary Ferrera spielt System Die Millionengeschichte Neues vom Hexer (Kurzgeschichten) Penelope an Bord der Polyantha Der Rächer Richter Maxells Verbrechen Der rote Kreis Der Safe mit dem Rätselschloß Die Schuld des anderen Der schwarze Abt Der sechste Sinn des Mr. Reeder Die seltsame Gräfin Der Teufel von Tidal Basin In den Tod geschickt Töchter der Nacht Die toten Augen von London Die Tür mit den 7 Schlössern Turfschwindel Überfallkommando Der Unheimliche Die unheimlichen Briefe Das Verrätertor Der viereckige Smaragd Die vier Gerechten Zimmer 13 Der Zinker
Edgar Wallace Gucumatz der Allmächtige
Scherz Bern-München - Wien
Ungekürzte und neu übersetzte Ausgabe Übertragung aus dem Englischen von Mechtild Sandberg Titel des Originals: »Feathered Serpent« Schutzumschlag von Heinz Looser Foto: Thomas Cugini 2. Auflage 1990, ISBN 3-502-51131-4 Copyright ©1987 an der neuen deutschen Textfassung beim Scherz Verlag Bern und München Gesamtherstellung: Ebner Ulm
1 Am meisten störte Peter Dewin das, was er das Kriminalromanhafte am Fall Lane nannte, und das wäre jedem richtigen Reporter so gegangen. Eine Kriminalgeschichte gewinnt vielleicht durch einen Zug ins Bizarre, aber jedem einigermaßen versierten Zeitungsmann kommt das kalte Grausen, wenn er von Mördersyndikaten und Geheimgesellschaften hört; solche Mätzchen haben mit reeller Berichterstattung nichts zu tun, sondern sind Erfindungen von Schriftstellern mehr oder weniger guter Romane. Ließ nicht McCarthy vom Star den Entführungsfall Reid wie eine heiße Kartoffel fallen, als er von dem blauen Kreis hörte, den man auf Lawrence Reids Tür gemalt hatte? Und recht hatte er: Der kleine Reid war vom Dienstmädchen der Reids »entführt« worden, die eine Schwäche für Sensationen hatte. Als Peter Dewin das erstemal von der gefiederten Schlange hörte, lachte er. Beim zweitenmal spottete er. Solche Sachen, erklärte er, gehörten ins Theater, und genaugenommen fängt die merkwürdige Geschichte von der gefiederten Schlange auch tatsächlich im Theater an... Tosender Applaus stieg zum maurischen Dach des Orpheum auf und wurde donnernd in den bis auf den letzten Platz besetzten Zuschauerraum zurückgeworfen. Ella Creed, eine zierliche Gestalt in silbern glitzerndem Weiß, kam noch einmal auf die Bühne, verteilte mit strahlender Miene Kußhände und ging mit einer kleinen Verbeugung hinaus, nur um sogleich wieder zurückgerufen zu werden. Sie warf dem aufmerksamen Kapellmeister einen Blick zu. Der hob seinen Stab, und das Orchester stimmte neuerlich die ersten Takte von »What I like, I like«, an, diesem banalsten aller Schlager. Ella stellte sich in der Bühnenmitte auf, die Tanztruppe hopste herein, und noch einmal warf Ella mit Temperament und Präzision die hübschen Beine, ehe sie unter stürmischem Applaus und -5-
begeistertem Grölen von den billigen Plätzen wieder in den Kulissen verschwand. Eine Weile blieb sie schwer atmend neben dem kleinen Tisch des Spielleiters stehen. »Die dritte von hinten fliegt - sie ist viel zu aufdringlich und versucht, mich an die Wand zu spielen. Und was hat die Blonde in der ersten Reihe zu suchen, Sager? Ich hab's Ihnen hundertmal gesagt: Ich möchte Dunkelhaarige hinter mir haben -« »Entschuldigen Sie vielmals, Miss Creed.« Der Spielleiter hatte Frau und Kinder und war unterwürfig. »Das Mädchen bekommt heute noch die Kündigung -« »Ach was, Kündigung!« fuhr Ella ihn an. »Geben Sie ihr ein Monatsgehalt, und raus mit ihr. « Sie war eine bildhübsche Person, wenn auch ihre Schönheit etwas Kleinliches, Verkniffenes hatte und sie nicht ganz so ätherisch war, wie sie auf der Bühne wirkte. Die Lippen unter dem roten mit Lippenstift gezogenen Amorbogen waren schnurgerade. Jede gewöhnliche Schauspielerin hätte bis zum Finale gewartet, aber Ella war zum Souper verabredet und hätte keine Lust, sich noch einmal mit dem Ensemble zusammen zu präsentieren, ehe der Vorhang fiel. Sie war ja auch keine gewöhnliche Schauspielerin, vielmehr war sie die Eigentümerin des Theaters, in dem sie auftrat, tyrannische Herrscherin über ein kleines Königreich, das ihr Abend für Abend zu Füßen lag. Sie ging zwischen den Tänzerinnen hindurch, die ihr bereitwillig Platz machten. Einige, die sich in ihrer Gunst glaubten, grüßten sie mit schmeichlerischem Lächeln, ernteten jedoch kaum ein Nicken. In der luxuriös eingerichteten Garderobe mit den seidenbespannten Wänden halfen ihr zwei Garderobieren aus dem hauchzarten Kostüm. Sie schlüpfte in einen Kimono und sank in einen Sessel, um sich abschminken zu lassen. Ihr Gesicht glänzte von Fettcreme, als es klopfte. »Sehen Sie nach«, befahl Ella ungeduldig. »Ich kann niemanden empfangen.« -6-
Die Frau kam aus dem kleinen Vestibül vor der Garderobe zurück. »Es ist Mr. Crewe«, sagte sie gedämpft. Ella krauste die Stirn. »Na schön, führen Sie ihn rein. Und wenn mein Gesicht fertig ist, können Sie gehen - beide.« Crewe, ein großer, dünner Mann mit einem harten, von Falten durchzogenen Gesicht, trat mit einem Lächeln ein. Das dünne Haar wäre, hätte man der Natur ihr Recht gelassen, grau gewesen. Crewe war im Abendanzug. Auf der blütenweißen Hemdbrust funkelten drei Brillanten. »Warte, bis ich fertig bin«, sagte Ella. »du kannst ruhig rauchen, Billy. - Geben Sie Mr. Crewe eine Zigarette. Und beeilen Sie sich.« Crewe hockte sich auf eine Sessellehne und sah ohne sichtbares Interesse dem Wechsel vom Bühnen- zum Abend-Makeup zu. Als Ella hinter dem seidenen Vorhang der Umkleidenische verschwand, hörte er mehrfach scharfe Worte der Zurechtweisung und Ungeduld. Ella schien nicht gerade glänzender Stimmung zu sein. Ihre Launen ließen ihn freilich kalt. Es gab überhaupt kaum etwas, das die Gelassenheit des erfolgreichen Börsenspekulanten erschüttern konnte; an diesem Morgen allerdings war etwas geschehen, das ihn merklich aus der Ruhe gebracht hatte. Als Ella hinter dem Vorhang hervortrat, trug sie ein flammend rotes Abendkleid, um den Hals eine Perlenschnur und am Ausschnitt eine Smaragdbrosche, die ein kleines Vermögen wert gewesen wäre, wenn die Steine echt gewesen wären. »Behängt wie ein Christbaum«, bemerkte Crewe, als die Garderobieren sich eilig verzogen hatten. »Du bist verrückt, mit dem ganzen Plunder unter die Leute zu gehen -« »Talmi«, unterbrach sie ihn lässig. »Du glaubst doch nicht, ich würde mit Schmuck im Wert von zwanzigtausend Pfund durch die Gegend laufen! Aber was willst du hier?« fragte sie brüsk. Er ignorierte die Frage und sagte statt dessen mit einem Lächeln: »Wer ist denn das unschuldige Opfer?« »Ein junger Kerl aus den Midlands; sein Vater hat ungefähr zehn Fabriken oder so was. Die Leute sind so reich, daß sie nicht wissen, -7-
was sie mit ihrem Geld anfangen sollen. Aber nun sag schon, was willst du von mir, Billy? Mein Verehrer wird gleich kommen.« Leicester Crewe nahm eine Brieftasche heraus, der er eine Karte entnahm. Sie hatte die Größe einer Visitenkarte und trug keinen Namen. In der Mitte der Karte, rot aufgedruckt, war ein merkwürdiges Zeichen - die Abbildung einer gefiederten Schlange. Darunter standen die Worte: »Damit ihr nicht vergeßt. « »Was soll das sein- ein Rätsel?« fragte sie mit hochgezogenen Brauen. »Was ist das - eine Schlange mit Federn?« Crewe nickte. »Die erste kam vor einer Woche per Post - diese hier kam heute morgen. Ich fand sie auf der Frisierkommode, als ich aufstand.« Sie starrte ihn verwundert an. »Und was ist es? - Reklame?« fragte sie neugierig. Crewe schüttelte den Kopf. »>Damit ihr nicht vergeßt«Warnung