Christian Tilitzki Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Teil 2
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Christian Tilitzki Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Teil 2
Christian Tilitzki
Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Teil 2
Akademie Verlag
Titelbild: Professor Dr. Eduard Baumgarten, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie, während eines am 7. Juli 1944 in der Neuen Aula anläßlich der 400-Jahr-Feier der Königsberger Albertus-Universität gehaltenen Festvortrags zum Thema „Kant - Clausewitz". (Bildnachweis: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin Dahlem, XX HA Rep. 240, Nr. 119)
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich ISBN 3-05-003647-8 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2002 Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Einbandgestalrung: Doren + Köster, Berlin Druck und Bindung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza Printed in the Federal Republic of Germany
Inhalt
Einleitung Das Verhältnis von Philosophie und Politik in Deutschland zwischen 1918 und 1945: Perspektiven für eine Historisierung der neueren Philosophiegeschichtsschreibung.....................................................
15
A. Die Berufungspolitik im Fach Philosophie 1919 bis 1932....................
41
I. Die Besetzung philosophischer Lehrstühle zwischen 1919 und 1924 ... 1. Politische Rahmenbedingungen...................................................................... 1.1. Die weltanschaulich-politischen Positionen der „Alt"-Ordinarien............................................................................. 2.5. Liberale, Sozialliberale und Sozialidealisten ......................................... 2.6. „Zentrumsphilosophen" ....................................................................... 2.7. Deutschnationale und völkische Rechte................................................ 1.2. Die weltanschaulich-politischen Positionen der nichtbeamteten Professoren, Honorarprofessoren und Privatdozenten............................. 2.8. Sozialliberale und Sozialidealisten........................................................ 2.9. Liberale .............................................................................................. 2.10. Deutschnationale und Völkische........................................................... 2. Die Berufungen zwischen 1919 und 1924 ....................................................... 2.11. Berlin 1919: Die gescheiterte Berufung Leonard Nelsons ............................... 2.12. Berlin 1919/23: Die Berufungen Eduard Sprangers, Heinrich Maiers und Edmund Husserls.................................................. 2.3. Köln 1919/23: Die Berufungen von Max Scheler, Hans Driesch und Artur Schneider........................................................ 2.4. Kiel 1919/22: Die Berufungen von Heinrich Scholz, Moritz Schlick und Hans Freyer............................................................ 2.13. Gießen 1919/20: Der Streit um Hermann Siebecks Nachfolge ........................ 2.14. Greifswald 1921: Die Berufung von Hans Pichler .......................................... 2.15. Heidelberg 1919/22: Die Berufungen von Karl Jaspers und Ernst Hoffmann ............................................................................
43 43 46 48 53 54 60 60 64 72 79 81 82 86 90 98 104 107
Inhalt 2.8.
Leipzig 1920/23: Die Berufungen von Theodor Litt, Hans Driesch und Hermann Schneider.................................................. 2.9. Königsberg 1922/23: Die Berufungen von Otto Schultze und Heinz Heimsoeth .......................................................................... 2.10. Göttingen 1919/23: Die Berufungen von Leonard Nelson, Georg Misch und Herman Nohl............................................................ 2.11. Jena 1919/23: Die Berufung von Max Wundt und der Thüringer Hochschulkonflikt.......................................................... 2.12. Hamburg 1919/23: Die Berufungen von Ernst Cassirer und Albert Görland............................................................................... 3.4.1. Tübingen 1922: Die Berufung von Traugott K. Oesterreich ............... 3.4.2. Freiburg 1919: Die Berufung von Jonas Cohn ................................... 3.4.3. Erlangen 1921: Die Berufung von Hermann Leser ............................ 3.4.4. München 1921: Die Berufung von Alexander Pfänder......................... 3.4.5. Marburg 1920/23: Die Berufungen von Nicolai Hartmann und Martin Heidegger........................................................................... 2.18. Die Besetzung der philosophischen Konkordatslehrstühle...................... 3.4.6. Würzburg 1922: Die Berufung von Hans Meyer .................................. 3.4.7. München 1924: Die Berufung von Joseph Geyser................................. 3.4.8. Freiburg 1924: Die Berufung von Martin Honecker.............................. 3.4.9. Breslau 1924: Die Berufung von Ludwig Baur....................................... 3. Die Habilitationen zwischen 1919 und 1924 .................................................. 3.4.10. Sozialisten und Sozialidealisten......................................................... 3.4.11. Die Anhänger des politischen Katholizismus .................................... 3.2.1. München 1918/20: Dietrich von Hildebrand und Kurt Huber ...................................................................... 3.4.12. Köln und Bonn 1921: Johannes Hessen und Aloys Müller...................... 3.4.13. Münster 1923: Bernhard Rosenmöller ................................................. 3.4.14. Breslau 1923: Günther Schulemann...................................................... 3.3. Die Liberalen ....................................................................................... 3.4.15. Breslau 1919: Reinhard Kynast............................................................ 3.4.16. Greifswald 1920: Walther Schulze-Soelde ........................................... 3.4.17. Bonn 1921: Johannes Thyssen ............................................................. 3.4.18. Köln 1920/21: Helmuth Plessner und Ernst Barthel .............................. 3.4.19. Frankfurt 1921: Fritz Heinemann.......................................................... 3.4.20. Halle 1924: Gerhard Stammler............................................................. 3.4. Deutschnationale und völkische Rechte ............................................... 3.4.21. Halle 1919: Ottomar Wichmann .......................................................... 3.4.22. Kiel 1922: Ferdinand Weinhandl ......................................................... 3.4.23. Jena 1923/24: Carl August Emge und Hermann Johannsen.................... 4. Zwischenbilanz für den Zeitraum 1919-1924 ................................................
154 157 159 161 162 163 164 165 167 170 171 172 173 174 179 182
II. Die Berufungspolitik von 1925 bis 1932................................................... 1. Die Philosophie an den Technischen Hochschulen...........................................
185 186
109 112 118 123 129 132 135 136 137 139 142 143 145 146 148 149 150 154
Inhalt 1.1.
TH Dresden: Die Berufungen von Gustav Kafka, Richard Kroner, Alfred Baeumler und Paul Luchtenberg ................................................... 1.2. TH Darmstadt: Reinhard Strecker, Julius Goldstein, Matthias Meier, Erich Feldmann, Hugo Dingler und Paul Bommersheim ........................ 2.12. TH Braunschweig: Willy Moog und Karl Gronau ............................................. 2.13. Die Technischen Hochschulen in Stuttgart, Karlsruhe und München .... 2.14. TH Stuttgart: Adolf Faut, Paul Sakmann und Erich Keller...................... 2.15. TH Karlsruhe: Arthur Drews und Erich Ungerer..................................... 2.16. TH München: Friedrich Seifert und Manfred Schröter............................. 1.5. Die Technischen Hochschulen Preußens................................................... 2.17. TH Aachen: Karl Gerhards und Peter Mennicken ................................... 2.18. TH Breslau: Wilhelm Steinberg................................................................ 2.19. TH Hannover: Theodor Lessing, Herman Schmalenbach, Hans Lipps und Wilhelm Böhm................................................... 1.5.4. TH Berlin: Joseph Petzoldt, Walter Dubislav und Hans Reichenbach.................................................................. 1.5.5. TH Danzig: Hans Henning und Walter Ehrenstein .................... 1.6. Die Philosophie an den Technischen Hochschulen - ein Rückblick ....... 2. Die Neubesetzung philosophischer Lehrstühle an den Universitäten................. 2.20. Halle 1925: Die Berufung von Emil Utitz............................................................ 2.21. Frankfurt 1925/30: Die Berufungen von Max Scheler, Paul Tillich und Max Horkheimer.............................................................. 2.3. Münster 1928/30: Die Berufungen von Heinrich Scholz und Peter Wust ............................................................................................ 2.22. Leipzig - Köln - Kiel 1925/1929: Die Berufungen von Hans Freyer, Nicolai Hartmann, Julius Stenzel und Richard Kroner............................. 2.23. Marburg-Freiburg 1925/28: Die Berufungen von Martin Heidegger, Dietrich Mahnke und Erich Frank.............................................................. 2.24. Bonn 1928/31: Die Berufungen von Erich Rothacker, Siegfried Behn und Oskar Becker ............................................................. 2.25. Gießen 1926: Die Berufung von Theodor Steinbüchel........................................ 2.26. Greifswald 1928: Die Berufung von Günther Jacoby.......................................... 2.27. München und Erlangen 1929: Die Berufungen von Richard Hönigswald und Eugen Herrigel ............................................................... 2.10. Tübingen 1928/29: Die Berufungen von Theodor Haering und Max Wundt........................................................................................... 2.11. Jena 1925/30: Die Berufungen von Paul F. Linke und Hans Leisegang.................................................................................... 2.28. Breslau 1930: Die Berufung von Siegfried Marck ............................................. 2.29. Rostock 1930: Die Berufung von Julius Ebbinghaus ......................................... 2.30. Berlin - Köln - Königsberg 1931/32: Die Berufungen von Nicolai Hartmann, Heinz Heimsoeth und Hans Heyse...................... 3. Die Habilitationen zwischen 1925 und 1932 ....................................................... 3.1. Linksliberale und Sozialdemokraten .........................................................
187 194 205 208 208 212 214 219 219 222 223 230 236 239 241 241 243 248 252 256 261 269 272 276 282 285 290 294 299 305 305
Inhalt 3.2. „Zentrumsphilosophen"........................................................................ 2.5. Bonner Habilitanden ............................................................................ 2.6. Würzburger Habilitanden..................................................................... 2.7. Breslau 1932: Die Habilitation von Otto Most....................................... 2.8. Münster 1932: Die Habilitation von Balduin Schwarz .......................... 3.3. Die Liberalen ...................................................................................... 2.9. Berliner Habilitanden .......................................................................... 2.10. Heidelberger Habilitanden ................................................................... 2.11. Hamburger Habilitanden ...................................................................... 2.12. Habilitanden in Halle und Leipzig ........................................................ 2.13. Die Honorarprofessur für Kurt Riezler.................................................. 2.14. Deutschnationale und Völkische........................................................... 2.15. Politisch Indifferente ............................................................................ 4. Personalpolitisches Resümee der Jahre 1919 bis 1932 ....................................
306 307 312 313 314 314 315 324 329 331 333 335 340 348
III.Kommentare zum politischen Zeitgeschehen............................................ 1. Sozialidealisten, Katholiken und Liberale ...................................................... 1.1. Innenpolitische Kommentare................................................................ 2.16. Reaktionen auf den Systemwechsel ..................................................... 2.17. Zur Weimarer Reichsverfassung.......................................................... 2.18. Wirtschaft und Gesellschaft: Ideologie des dritten Weges und „wahrer Sozialismus"........................... 2.19. Kommentare zur Hochschul- und Bildungspolitik................................ 2.20. Volk und Rasse: Die Kontroversen über die „natürlichen" Grundlagen der Politik............................................................. 1.2. Die Außenpolitik der Weimarer Republik: Politische Kommentare zu Deutschlands Lage und Zukunft ...................................................... 1.2.1. Waffenstillstand, Hoffnung auf Wilson, Versailles und Deutschlands weltpolitische Zukunft ................................ 1.2.2. Deutschlands weltpolitische Optionen: Zwischen Rapallo (1922), Locarno (1925) und Young-Plan (1929/32) .... 2.21. Deutschlands Wiederaufstieg zur Großmacht....................................... 2.22. Anlehnung an den Westen oder Aufbruch nach Osten?......................... 2. Deutschnationale und völkische Rechte: Die Deutsche Philosophische Gesellschaft...................................................... 2.1. Zur Vorgeschichte: Der Disput über die deutsch-jüdische Symbiose ................................... 2.2. Gründung und Aufbau der Deutschen Philosophischen Gesellschaft 1917-1924........................................................................ 2.23. Die Gründer der Deutschen Philosophischen Gesellschaft...................... 2.24. Das „Wesen des deutschen Geistes": Programmschriften im Vorfeld der „Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus".......... 2.25. Pluriversum oder Universum? .............................................................. 2.26. Anti-Universalismus und „Judenfrage" ................................................
353 353 354 354 357 375 404 427 439 440 442 460 465 473 473 486 491 495 498 506
Inhalt 2.7. 2.8.
Verfassung, Wirtschafts- und Sozialordnung im Urteil der DPhG-Führung...................................................................... Die Leipziger Richtung unter dem Vorsitz Felix Kruegers (1927-1933).......................................................................
518 523
3. Alfred Baeumlers Weg vom „Konservativen Revolutionär" zum Nationalsozialisten......................................................................................... 2.9. Im Netzwerk rechter Organisationen.................................................................... 2.10. Baeumlers „Germanismus" .................................................................................. 2.11. Geschichtsphilosophisch-anthropologische Grundlagen des „Germanismus" .................................................................................... 3.4. Von der neukantianischen Logik der Individualität zur politischen Philosophie der völkischen Existenz................................ 3.5. Baeumlers Stellung zur „Judenfrage".........................................................
569 577
4. Zusammenfassung ................................................................................................
583
B. Die Berufungspolitik zwischen 1933 und 1945 ..................................
593
I. Die Lehrstuhlbesetzungen von 1933 bis 1939......................................
595
1. Der institutionelle und rechtliche Rahmen .......................................................... 2.12. Das Reichswissenschaftsministerium, seine hochschulpolitischen Konkurrenten und Widersacher.................................................................. 2.13. Das gesetzliche Instrumentarium nationalsozialistischer Personalpolitik............................................................................................. 1.3. Die ersten Entlassungswellen zwischen 1933 und 1935........................... 2. Die Neubesetzungen philosophischer Lehrstühle ............................................... 2.1. Berlin 1933/34: Die Berufung von Alfred Baeumler und die gescheiterte Neuberufung von Nachfolgern für H. Maier und M. Dessoir ........................................................................................... 2.2. Frankfurt 1933/Heidelberg 1934: Die Berufungen von Ernst Krieck ............................................................. 2.3. Gescheiterte Neubesetzungen in Frankfurt, München und Leipzig.................................................................................................. 2.14. Königsberg 1933: Die Berufung von Günther Ipsen........................................... 2.15. Gießen 1933: Die Berufung von Hermann Glockner ........................................ 2.16. Kiel 1933/35: Die Berufungen von Kurt Hildebrandt und Ferdinand Weinhandl .......................................................................... 2.17. Freiburg 1934: Die Berufung von Georg Stieler ................................................. 2.18. Bonn 1934 und München 1935/36: Die Berufung Fritz-Joachim von Rintelens auf die Konkordatslehrstühle von Adolf Dyroff und Joseph Geyser....................................................................................... 2.19. Leipzig 1934: Die Berufung von Arnold Gehlen ................................................ 2.20. Frankfurt 1935: Die Berufung von Hans Lipps .................................................. 2.21. Zwischenbilanz......................................................................................................
545 545 555 564
595 595 599 600 605
605 612 613 615 618 621 627
629 633 635 637
Inhalt 3. Die Habilitationsverfahren zwischen 1933 und 1935 ...................................... 3.1. Berlin .................................................................................................. 5.7. Walther Malmsten Schering.................................................................. 5.8. Heinrich Springmeyer ......................................................................... 5.9. Helfried Hartmann ............................................................................... 5.10. Adolf Ehrt ........................................................................................... 5.11. Werner Ziegenfuß ................................................................................ 5.12. Arnold Metzger und Katharina Heufelder............................................. 5.13. Alfred Klemmt .................................................................................... 5.14. Köln 1933/34: Erwin Metzke ............................................................... 5.15. Bonn 1934: Rudolf Mense und Jakob Barion........................................ 5.16. Breslau: Wolfgang Cramer und Helmut Folwartschny............................ 5.17. Zwischenbilanz der Habilitationsverfahren zwischen 1933 und 1935...... 4. Die Berufungspolitik zwischen 1936 und 1939 .............................................. 5.18. Die Entlassungen ................................................................................. 5.19. Die Berufungen.................................................................................... 4.2.1. Breslau 1933-1937: Um die Nachfolge von Marck, Kühnemann und Baur.............................................................. 5.20. Hamburg 1934-1937: Die Berufung von Hermann Noack..................... 5.21. Halle 1938: Die Berufung von Heinrich Springmeyer........................... 5.22. München 1937: Die Berufung von Hans Alfred Grunsky........................ 5.23. Heidelberg 1937: Die Berufung von Franz J. Böhm ............................. 5.24. Göttingen 1936/37: Die Berufung von Hans Heyse............................... 5.25. Königsberg und Leipzig 1938: Die Berufungen von Arnold Gehlen und Hans-Georg Gadamer......................... 5.26. Gießen 1939: Die Berufung von Otto Friedrich Bollnow ...................... 5.27. Zwischenbilanz ................................................................................... 5. Die Habilitationen zwischen 1936 und 1939 .................................................. 5.1. Berlin .................................................................................................. 5.28. Gerhard Lehmann................................................................................. 5.29. Wolfram Steinbeck............................................................................... 5.30. Jena 1937/Frankfurt 1939: Karl Schlechta ........................................... 5.31. Köln 1936-1939: Justus Schwarz......................................................... 5.32. Hamburg 1936: Günter Ralfs................................................................ 5.33. Heidelberg ........................................................................................... 5.34. Wilhelm Classen ................................................................................. 5.35. Willy Kunz........................................................................................... 5.6. Königsberg........................................................................................... 5.36. Kurt Leider.......................................................................................... 5.37. Helmut Schelsky ................................................................................. 5.38. München 1939: Franz Kröner............................................................... 5.39. Gießen 1939: Harald Lassen................................................................. 5.40. Tübingen 1936: Wilhelm Weischedel ................................................... 5.41. Freiburg 1937/38 .................................................................................
638 638 638 640 644 646 647 648 651 654 657 661 664 664 664 668 668 680 686 688 692 694 695 698 704 705 705 705 710 714 718 720 722 722 724 726 726 727 729 733 734 736
Inhalt 1.10. Max Müller ................................................................................................. 1.11. Gustav Siewerth ......................................................................................... 1.12. Münster 1937: Albrecht Becker-Freyseng........................................................... 1.13. Rostock 1939: Klaus Reich ................................................................................. 1.14. Zwischenbilanz......................................................................................................
736 737 739 741 742
6. Das akademische Schicksal der älteren Nicht-Ordinarien zwischen 1933 und 1939 ...................................................................................... 1.15. Die letzte „Säuberung": Entlassungen aufgrund der neuen Habilitationsordnung von 1939 .................................................................. 1.16. Im Amt verbliebene Nicht-Ordinarien: Zwischen Arrangement und Engagement ......................................................................................... 1.17. Berlin: Erich Hochstetter und Rudolf Odebrecht ..................................... 1.18. Halle: Gerhard Stammler und Hans Reiner............................................... 1.19. Bonn: Erich Feldmann ...............................................................................
752 753 758 762
II. Die Berufungspolitik während des Krieges 1939-1945..........................
769
1. Die Lehrstuhlbesetzungen..................................................................................... 1.1. Berufungen an die Universitäten der „Ostmark" und des „Protektorats": Innsbruck, Wien, Prag und Graz 193 8-1944................... 1.20. Innsbruck: Die Berufung von Walther Schulze-Soelde .......................... 1.21. Wien: Ottomar Wichmann, Günther Ipsen, Arnold Gehlen und Friedrich Kainz ...................................................................... 1.1.3. Prag: Die Berufungen von Kurt Schilling und Hans R. G. Günther............................................................... 1.1.4. Graz 1940/1944: Die Berufungen von Wolfram Steinbeck und Ferdinand Weinhandl............................................................. 1.2. Königsberg 1939-1941: Die Berufungen von Wilhelm Burkamp, Eduard Baumgarten, Konrad Lorenz und Kurt Stavenhagen .................. 1.22. Die Vertretung der Philosophie an der Reichsuniversität Posen ...................... 1.23. Straßburg und Heidelberg 1941-1943: Die Berufungen von Franz J. Böhm, Willy Kunz und Erwin Metzke......................................... 1.5. Marburg und Rostock 1940/41: Die Berufungen von Julius Ebbinghaus und Walter Bröcker .............................................. 1.24. Münster 1940: Die Berufung von Gerhard Krüger............................................. 1.25. Frankfurt und Kiel 1942/43: Die Berufungen von Ferdinand Weinhandl und Joachim Ritter ................................................ 1.26. Jena 1942-1944: Die Nachfolge Bruno Bauchs ................................................. 1.27. Berlin 1943: Die Besetzung des Lehrstuhls für Kulturphilosophie an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät ............. 1.28. Freiburg 1943: Die Berufung von Robert Heiß................................................... 1.29. Köln 1943-1945: Die Nachfolge Artur Schneiders............................................ 1.30. Institutionelle Gewinne und Verluste im Fach Philosophie: Eine Bilanz der Berufungspolitik seit 1933 ..............................................
769
2. Die Habilitationsverfahren zwischen 1939 und 1945 ..........................................
744 744
771 773 774 780 785 789 806 809 812 817 823 831 837 844 846 849 855
Inhalt 3.4.1. Die Deutsche Philosophische Gesellschaft zwischen 1933 und 1945 ............................................................................ 3.4.2. Die Kant-Gesellschaft (1933-1938) ......................................................... 3.3. Carl August Emge und das Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie ........................................................................................ 3.4. Katholische Gegenöffentlichkeit: das „Philosophische Jahrbuch" der Görres-Gesellschaft .............................................................................. 6.2.2.
1006 1013 1023 1037
Die Kommentierung der NS-Rassenideologie und der Rassenpolitik ....... 1041
6.2.3. Kommentare zu Ideal und Wirklichkeit des Führerstaates ........................ 6.2.4. Die Anhänger des bürgerlichen Rechtsstaates....................................... 6.2.5. „Liberale" Nationalsozialisten................................................................ 6.2.6. Katholische Kritik des Führerstaates ..................................................... 6.2.7. Apologeten der „Führer-Allmacht" .......................................................
1074 1076 1082 1087 1088
6. Kommentare zur Außenpolitik des Dritten Reiches ........................................... 6.2.8. Die Friedenszeit von 1933 bis 1939 ...................................................... 6.2.9. Die deutsche Universitätsphilosophie und der Zweite Weltkrieg.......... 6.2.1. Sinndeutungen des Krieges - oder: Das Ausbleiben der „Ideen von 1939" .......................................................................... 6.2.10. Philosophischer Kriegseinsatz I: Die Ritterbuschaktion .......................... 6.2.11. Philosophischer Kriegseinsatz II: Kritik der anti-europäischen Kräfte ............................................................................................ 6.2.12. Philosophischer Kriegseinsatz III: Die Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der bolschewistischen Weltgefahr.................. 6.2.5. Philosophischer Kriegseinsatz IV: Weltkrieg und „Weltjudentum" ............................................................................ 6.3. Fazit der Kriegsphilosophie........................................................................
1090 1090 1094 1098 1103 1128 1142 1145 1160
Schlußbetrachtung ...................................................................................... 1163 Anhang Verzeichnis der politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophiedozenten zwischen dem Wintersemester 1918/19 und dem Sommersemester 1945............................ 1171 Quellen und Literatur....................................................................................... 1273 Register............................................................................................................. 1444 Abkürzungen.................................................................................................... 1471 Danksagung............................................................................................................................... 1475
II. Die Berufungspolitik während des Krieges 1939-1945
1. Die Lehrstuhlbesetzungen Im Frühjahr 1939 eröffnete sich mit der Besetzung der österreichischen und der Prager Lehrkanzeln ein eng begrenztes Feld für die Expansion der reichsdeutschen Philosophie. Dazu kamen 1941 die neugegründete Universität in Posen und die als deutsche Reichsuniversität wiedereröffnete Straßburger Hochschule. Da aber nur in Posen und Straßburg zwei neue Lehrstühle begründet wurden, während das REM ein Extraordinariat in Leipzig aufhob und ein weiteres in Münster umwidmete, konnte das Fach, nach dem Verlust von 24 Lehrstühlen bis 1939, während des Krieges wenigstens den noch verbliebenen Besitzstand wahren. Lediglich gegen die katholische Philosophie betrieb das REM, angestachelt durch die SS und Bormann, eine weltanschauliche Auseinandersetzung mit Mitteln der Personalpolitik. Stellte der SD noch Ende 1938 fest, daß die „Front der katholischen Philosophie" im Reich weiter verstärkt worden sei, obwohl es gerade gelungen war, in Österreich „eine ganze Front liberaler, verjudeter und katholischer Philosophen" zu sprengen, bedurfte es 1944 einer letzten Intervention Bormanns, um von den übrig gebliebenen drei katholischen Ordinarien zwei aus dem Bereich der Philosophischen Fakultät zu verdrängen (s. u.). Unter den erschwerten Kriegsbedingungen blieb, auch dies ein Indiz für die institutionelle Stabilisierung des Faches, die Zahl der Habilitationsverfahren mit 20 (davon 18 erfolgreich abgeschlossen) etwa auf dem Stand der sechs Vorkriegsjahre. Berufungspolitisch wird es von besonderem Interesse sein, festzustellen, wer von dieser Entwicklung profitierte. Trotz der verbesserten Organisation im NSDD und im Amt Rosenberg, darf man die Erfolgsaussichten der Partei auch in dieser Phase dabei nicht zu hoch veranschlagen. Mit Kriegsbeginn waren die Dozentenlager weggefallen, und die weltanschauliche Beurteilung hing nun vom örtlichen NSDD-Vertreter ab, der kollegialen Rücksichtnahmen stärker unterlag als zuvor die Lager- und Akademieleiter. Den seit 1940 forcierten Ausbau der nationalsozialistischen Alternativ-Universität, Rosenbergs „Hohe Schule", verstand ihr designierter Gründungsrektor Baeumler als Antwort auf den mißlungenen Versuch, den etablierten Wissenschaftsbetrieb im Sinne der Partei, „von außen", umzugestalten.2
1 Meldungen aus dem Reich, Bd. 2, S. 85. 2 Bollmus 1980, S. 138ff.
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Die Berufungspolitik während des Krieges 1939-1945
Das im März 1939 mit einer Arbeitstagung auf Schloß Buderose vom Amt Rosenberg begonnene Unternehmen, Nachwuchskräfte zusammenzuführen, um ihre Arbeit langfristig an nationalsozialistischen Fragestellungen auszurichten, mußte nach Kriegsbeginn abgebrochen werden. Eine im Herbst 1939 geplante Tagung wurde abgesagt, und ein drei Jahre später gemeinsam von Amt Rosenberg und NSDD veranstaltetes „Philosophenlager" konnte den Ansatz von 1939 unter den widrigen Umständen naturgemäß nicht fortsetzen (s. u. B III). Also verfügte die Partei auch nach 1939 weder über ein geschlossenes Konzept noch über ein darauf verpflichtetes Personal, mit dem sie die Berufungspolitik des REM hätte gezielt beeinflussen können. Daß man sechs Jahre verstreichen ließ, um dann schließlich verspätet dem Nachwuchs über einen oft recht vordergründigen Aktivismus hinaus eine substanzielle Neuorientierung abzuverlangen, das hing sicher mit der generellen Vernachlässigung der Hochschulpolitik, speziell auch mit dem Desinteresse an akademischer Philosophie zusammen. Als wesentlicher für die schlechte Ausgangsposition von 1939 wirkte sich aber die weltanschauliche Heterogenität jener Gruppe von Lehrstuhlinhabern aus, an deren Berufung sich nach 1933 politische Erwartungen knüpften, die von den neuen Ordinarien Hildebrandt, Glockner, Lipps, Jesinghaus und Stieler nicht erfüllt wurden, während andere wie Faust, Grunsky und Springmeyer, deren Doktoranden man an den Fingern einer Hand abzählen konnte, als schulbildende Lehrer völlig versagten. Rückblickend hätte das REM 1939 für die Universitätsphilosophie eine SD-Einschätzung über die weltanschauliche Lage in der Germanistik unterschreiben können: „Die Zeit der Programme und der Konjunktur ist vorüber, aber die versprochenen Leistungen und grundsätzlichen Neuerungen sind bisher zum großen Teil ausgeblieben."3 Dazu kamen eklatante personalpolitische Mißgriffe wie die Berufung von Wolfgang Schultz, die für das Fach nutzlose, im nachhinein von Baeumler bedauerte Habilitation Scherings und der Bonner Reinfall mit Rudolf Mense. An der Gutachterpraxis, wie sie sich bis 1939 darbot, lassen sich zudem über die bekannten Animositäten zwischen Baeumler und Krieck hinaus personalpolitisch relevante Spannungen noch im inneren Kreis der gern so titulierten „notorischen" NS-Philosophen Baeumler, Krieck, Heyse, Faust, Grunsky und Weinhandl registrieren. Was hier auf institutioneller Ebene bis 1939 an Uneinheitlichkeit, Rivalität, argumentativer Vielstimmigkeit allein im sog. NS-Lager hervortrat, läßt keinesfalls erwarten, daß die zwischen 1936 und 1939 erreichten Einflußmöglichkeiten der Parteiagenturen während des Krieges noch auszubauen gewesen wären. Es ist also damit zu rechnen, daß die klaren Protektionsberufungen, nach dem Modell Springmeyer oder Grunsky, nicht zum Regelfall werden, daß den Fakultäten, in welcher „Bündnis-Konstellation" auch immer, ein Mitwirkungsrecht bleibt, und daß das politisch-weltanschauliche Anforderungsprofil so wenig an Schärfe gewinnt, daß die Berufungschancen für ideologisch „ambivalente" Kandidaten gewahrt bleiben.
3 Meldungen aus dem Reich, Bd. 2, S. 51; Vierteljahreslagebericht des SD für das 1. Quartal 1939.
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1.1. Berufungen an die Universitäten der „Ostmark" und des „Protektorats": Innsbruck, Wien, Prag und Graz 1938-1944 Zur Zeit des Anschlusses, der Eingliederung der Republik Österreich in das Deutsche Reich im März 1938, herrschte die idealistische Philosophie, entweder katholisch-neuscholastischer oder neuidealistisch-wertphilosophischer Provenienz, nahezu unumschränkt auf den „Lehrkanzeln" in Wien, Graz und Innsbruck. Unter dem „austrofaschistisch-klerikalen" Regime der Bundeskanzler Dollfuß und Schuschnigg waren der Positivist Heinrich Gomperz und das Haupt des Wiener Kreises, der 1936 ermordete Moritz Schlick, von Dietrich von Hildebrand und Alois Dempf, Exponenten des politischen Katholizismus, abgelöst worden.4 Institutionell war die 1922/24 mit den Berufungen von Schlick, Gomperz und dem Psychologen Karl Bühler gestärkte „anti-metaphysische" Tradition der Wiener Philosophie also schon vor der 1938 umgehend verfügten Entlassung Bühlers entscheidend geschwächt. Die Flucht von Hildebrands, Dempfs Amtsentsetzung, das Hans Eibl verweigerte Ordinariat und der Hinauswurf des ebenso eifrig wie Eibl die Übereinstimmung zwischen Nationalsozialismus und Katholizismus propagierenden Rechtsphilosophen Johannes Sauter, schließlich die Entlassung des Heidegger-Schülers Simon Moser - eines Ideologen des „austrofaschistischen Ständestaates", dem noch vor dem 13. März die Pflichtvorlesung zur weltanschaulichen und staatsbürgerlichen Erziehung anvertraut worden war - belegen, daß großdeutsche Sympathisanten wie ständestaatliche Gegner Hitlers gleichermaßen als „Klerikale" entfernt bzw. zurückgesetzt wurden.5 Diese Säuberung verlief in etwa parallel zu der geschilderten Entfernung katholisch und protestantisch gebundener Philosophiedozenten an reichsdeutschen Universitäten. Sie wurde begleitet von der Entfernung jüdischer und ,jü-
4 Vgl. Heiß 1993, S. 138ff. 5 Ebd., S. 142-144; zum politischen Engagement v. Hildebrands, Eibls und Dempfs s. o. A I. und A III. Zu Eibls Randexistenz neben Gehlen vgl. Korotin 1994, S. 253ff. Da er in Böhmen 1939 einen kleinen Gutshof übernommen hatte, zog es ihn in der Kriegszeit ohnehin aus Wien fort, um seine „nervösen Krisen" in ländlicher Abgeschiedenheit zu überstehen. Eine Arbeit über „Synthetische Weltanschauung in der abendländischen Krise" relativierte vielleicht etwas die Bedeutung seiner persönlichen „Krisen". (BAK, R 21/10038, Akte Eibl; Briefwechsel mit Universität Wien 1943/44). - Zu Sauter vgl. B III. - Zu Moser, 15. 3. 1901 geb. in Jenbach, Vater Postamtsdirektor, Abitur in Hall 1918, jur. Studium in Innsbruck, 1921 Dr. der scholastischen Philosophie (,Die philosophischen Grundlagen des Marxismus'), Fortsetzung des Studiums in Berlin, Marburg, Freiburg, wo er 1930 bei Heidegger promoviert: ,Grundbegriffe der Naturphilosophie bei Wilhelm von Ockham ...' Bei Kastil entstand die Habil.-Schrift: ,Zur Lehre von den Definitionen bei Aristoteles' (Innsbruck 1935). Bis WS 1937/38 Privatdozent in Innsbruck. Vgl. Goller 1989, S. 197f. Im Mai 1939 wurde seine 1938 verfügte Beurlaubung aufgehoben, am 5. 3. 1940 erfolgte die Ernennung z. Dozenten n. O., die wiederum im November 1940 zurückgenommen worden ist. Ähnlich wechselhaft die Parteikarriere: 1938 oder 1939 Aufnahme beantragt, im Juni 1939 Antrag zurückgezogen, zum 1.1. 1940 mindestens Anwärter. Publizierte über: ,Österreichische Bergwelt und Bergvolk' (1937) u. ä., zuletzt bei RSK Befreiungsschein für ,Heimat der Gebirgsjäger' (1942) erbeten. In den Bibliographien von Oldemeyer 1966 und im Anhang zur anläßlich des 85. Geburtstages von Moser hg. Sammlung seiner Nachkriegsaufsätze findet sich übrigens kein Hinweis auf dieses „Bergwelt"-Schrifttum. - Die Stapo Innsbruck schätzte ihn als „konfessionell stark gebunden" ein, erinnerte auch daran, daß er vor 1938 „Pflichtlager der österreichischen Sachwalterschaft" [= SchuschniggAnhänger] geleitet habe (an RSK v. 18. 5. 1940). Die Gauleitung Tirol-Vorarlberg verdächtigte Moser als „klerikal legitimistisch" und urteilte, er sei politisch noch nicht zuverlässig (an RSK v. 3. 1. 1940). BAZ, MF, HSK und RSK.
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disch versippter" Dozenten wie Oskar Ewald und Viktor Kraft, denen sich der Jodl-Schüler Karl Roretz durch „freiwilligen" Verzicht auf seine venia anschloß, so daß neben Friedrich Kainz (s. u.) nur Friedrich Billicsich und Franz Wolfgang Garbeis ihre Lehrbefugnis behielten.6 An der Innsbrucker Universität, wo die Philosophie ganz unter der um die Vermittlung zwischen katholischem Glauben und moderner Wissenschaft bemühten Herrschaft der Brentano-Schule stand, war 1934, nach Alfred Kastils vorzeitiger Emeritierung, das Ordinariat aus finanziellen Rücksichten nicht wiederbesetzt worden. Richard Strohal, Kastils Schüler und verhinderter Nachfolger, „abendländisch"-katholisch ausgerichtet, war als Mitglied der „Vaterländischen Front" ein gut identifizierbarer Parteigänger des Schuschnigg-„Systems", und erhielt nur Tage nach dem Anschluß seinen Entlassungsbescheid. 7 Nur in Graz, wo neben den beiden vor ihrer Emeritierung stehenden Ordinarien, dem Vitalisten Carl Siegel und dem Meinong-Schüler Ernst Mally, der protestantische Theologe und Naturphilosoph Karl Sapper und der Anthroposoph Otto J. Hartmann lehrten, blieb das Fach von der politischen Umwälzung verschont. 8 Da auch der Innsbrucker Psychologe Theodor Erismann 9 seinen Heiß 1993, S. 139. Dort wird auch Emil Reich (29. 10. 1864 in Koritschau/Mähren, habil. in Wien 1890, b. ao. Prof. ebd. seit 1904, em. 1933) zu den Entlassenen gezählt, obwohl Ziegenfuß/Jung 1950, S. 329, notieren: „gest. Wien 1934". Reich, neben Ludo Hartmann einer der fuhrenden Köpfe der sozialreformerensch eingestellten Wiener Volksbildungsbewegung (vgl. Reichs Chronik: ,25 Jahre Volksheim', 1926), faßte seine politisch relevanten, anti-marxistischen Vorlesungen in einer posthum veröffentlichten ,Gemeinschaftsethik' (1935) zusammen. - Ewald (= Oskar Friedländer, 2. 11, 1881 Bur St. Georgen/Mähren - 1940 bei Oxford), früh mit „reiner" Erkenntnistheorie an der „Widerlegung" des Positivismus arbeitend, habilitierte sich 1909 in Wien. Ein Freund Otto Weiningers, zählt Ewald wie Saitschick und Verweyen zu den Dozenten, die kaum einer „Weltanschauung" aus dem Weg gingen. Nach Phasen als Darwinist, Wagnerianer, Nietzscheaner und Simmel-Epigone, brachte ein negatives Kriegserlebnis ihn in Kontakt zu den Freireligiösen; zeitweise war er auch Tolstoianer, Pazifist, idealistischer Sozialist, Demokrat und Völkerbund-Enthusiast (autobiographisch: Ewald 1920 und 1922; biogr.: Röder/ Strauss 1983, S. 275). - Kraft (1880-1960), letzter Exponent des „Wiener Kreises". - Roretz (24. 7. 1881 Breiteneich/N.-Ost.), von Adolf Stöhr 1906 in Wien promoviert, bei Reininger 1921 habil. (,Zur Analyse von Kants Philosophie des Organischen'), nb. ao. Prof. 1930, hauptamtlich Kustos an der Hofbibliothek. Aus Jodls Nachlaß hg. dessen ,Geschichte der neueren Philosophie' (1924); Bearbeiter der 4. Aufl. von Eislers ,Wörterbuch der philosophischen Begriffe' (1927-1930); im Fahrwasser Carnaps seine schmale Streitschrift: ,Die Metaphysik - eine Fiktion!' (1927). Polemisch gegen einen unscharf definierten, den Materialismus jeder politischen Couleur meinenden „Irrationalismus": Roretz 1937. Seine Schrift: 'Bedingt der Weltkrieg eine Umgestaltung unserer Weltanschauung?' (1916) war mir leider nicht zugänglich. - Billicsich, geb. 17. 7. 1883 in Villach, 1906 in Wien promoviert, seit 1907 im Schuldienst, 1936 Privatdozent für Geschichte der Philosophie des Altertums und des Mittelalters. Im Weltkrieg nur im Kriegshilfsdienst; Mitgliedschaften nach 1938: NSLB, NSV, RLB (BAK, R21/10001, Bl. 640). - Garbeis, geb. 8. 7. 1887 in Wörgl , 1925 bei Reininger habil. mit einer erkenntnistheoretischen Untersuchung der Grundlagen des Denkens und des Seins'. Nach Heiß 1993, S. 144 und 163, vor 1938 in der Großdeutschen Volkspartei, zum 1. 6. 1940 NSDAP. Zu Kastil und Strohal vgl. Gollers Monographie zur Geschichte der Philosophie an der Innsbrucker Universität 1989, S. 123ff, 183ff. Von Goller nicht beachtet, Strohais Mitarbeit an: ,Das österreichische AB-C. Übersichtlich gefaßter Führer durch Österreichs Land, Kultur und Geschichte' (1934). Zur Philosophie in Graz: Wolf 1968. - Siegel (1872-1942), 1904 in Wien habil., 1913 ao, 1919 ord. Prof. an der Universität Czernowitz, 1927 nach Graz berufen, 1938 em, vertrat sich noch bis 1942 selbst. - Mally (11. 10. 1879 Krainburg/Slowenien - 8. 3. 1944 Schwanberg b. Graz), Abitur Laibach 1898, Studium in Graz bei Meinong, 1903 ebd. promoviert, 1906 Lehramtsexamen, Schuldienst, 1913 von Meinong in Graz habil, 1915-1918 im Feld, zuletzt Landsturm-Hauptmann, 1923 ebd. ao, 1925 ord. Prof., 1942 em.; seit 1. 5. 1938 NSDAP; zu seinen Arbeiten seit 1933 s. u. B III. Biographisch vgl. Wolf
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Lehrstuhl behielt, entstanden 1938 zunächst nur drei politisch bedingte Vakanzen, so daß im wesentlichen der „Mittelbau", insbesondere an der Wiener (neben Sauter, Moser und Kraft noch einige Mitarbeiter Bühlers) und Innsbrucker Universität (neben Strohal der aus der Nähe zu Peter Wust den „Intellektualismus" Brentanos kritisierende Hans Windischer und der als „Paneuropäer" verdächtigte Psychologe Hubert Rohracher) von der Säuberung betroffen wurde.10 1.1.1. Innsbruck: Die Berufung Walther Schulze-Soeldes Als „Nachfolger"" des wegen seines Engagements in der katholischen Akademikerarbeit entlassenen Richard Strohal schlug die Fakultät Walther Schulze-Soelde, Fritz Blättner und Hans R. G. Günther für ein auf Philosophiehistorie, Ästhetik und Sozialphilosophie zugeschnittenes Ordinariat vor. Schulze-Soelde, der im Sommersemester 1939 bereits in Innsbruck las, wurde nach langwierigen Berufungsverhandlungen, die schließlich zur Aufwertung des Extraordinariats führten, Anfang Oktober 1939 definitiv zum Ordinarius für Philosophie und Pädagogik ernannt.12 Aus dem zu Driesch bewundernd aufschauenden Philosophen und Pädagogen der „Völkerverständigung" war nach 1933 ein „politischer Pädagoge" Schulze-Soelde geworden, der 1935 den entsprechenden Lehrauftrag erhielt, nachdem er zum 1. Mai 1933 in die NSDAP eingetreten war und als Ortsgruppenschulungsleiter in Greifswald-Stadt und Lektor in der
1952 und 1971. - Sapper, geb. 22. 8. 1876 in Blaubeuren als Sohn des dortigen Bürgermeisters, theol. Studium in Tübingen und Berlin bis 1899, dann im Kirchendienst in Württemberg, seit 1903 in der ev. Kirche Österreichs. 1906 Lehrer f. ev. Religion an Mittelschulen in Graz, 1910 Prof. ebd., Dr. theol. 1919 in Wien, 1920 Dr. phil. in München, 1925 Habil. in Graz für Naturphilosophie, 1937 nb. ao. Prof., 1936 als Studienrat pensioniert. NSDAP: 1. 5. 1938. Vom Landesleiter RSK Gau Steiermark als „Typ des petrefakten Schulmanns" abgetan; ein in Aussicht gestelltes Werk über ,Marxismus und Nationalsozialismus im Lichte der Biologie' ist nicht erschienen. Die Grazer Kreisleitung urteilte im Juni 1939 „wohl national eingestellt, aber ohne Einsatzbereitschaft für den Nationalsozialismus". BAZ, MF u. RSK/Sapper. Publizistisch als Kritiker neuprotestantischer Verweltanschaulichung des ev. Glaubens profiliert, u. a. gegen A. Bonus und J. Müller-Elmau (Sapper 1914 und 1917). Gegen Kapitalismus/„Mammonismus" wie gegen „sozialdemokratische Klassenpolitik" eingestellt, hoffend die „echtem Christengeist" adäquate Opferbereitschaft für das Ganze werde den „Klassengeist" überwinden und jene „innere Wiedergeburt" bewirken, der dann ein äußerer Aufstieg des deutschen Volkes fast von selbst folgen werde (Sapper 1917, S. 374f. und in seiner Festpredigt zum Grazer Universitätsjubiläum: 1927, S. 7f.) - Hartmann, geb. in Graz 28. 2. 1895, dort an der TH Graz habilitiert 1922 (Zoologie und Anthropologie), Vorst. d. Zoolog. Lehrkanzel 1924-1934 (?), dann „Hon.Doz." ebd., nb. ao. Prof 1938 (KGK 1926-1941). Das Bekenntnis zu Steiner wieder ungeschützt in: Hartmann 1946, aber auch in der ,Menschenkunde' von 1941 nur schlecht verhüllt. 9 Zu Erismann, der seit 1926 in Innsbruck lehrte, Goller 1989, S. 153ff. 10 Heiß 1993, S. 138ff. und Goller 1989, S. 198ff. (zu Windischer, 1909-1975, der sich 1935 in Innsbruck kumul. habilitierte) und 170ff. (zu Rohracher, 1903-1972, 1932 habil.). Die Privatdozentin Franziska Mayer-Hillebrand (1885-1978), 1932 von Kastil aufgrund von drei sinnespsychologischen Arbeiten habilitiert., blieb unbehelligt und wurde 1944 zur apl. Prof. ernannt (Goller 1989, S. 191ff.). 11 Goller 1989, S. 188, belegt, daß Kastils Ordinariat 1934 wegfiel, spricht aber S. 205 davon, es sei 1938 um Strohais Nachfolge gegangen, so als hätte er Kastils Lehrstuhl doch bis zu seiner eigenen Entlassung inne gehabt. 12 Das Verfahren ausführlicher dargestellt von Goller 1989, S. 205-232, der Leben und Werk aller anderen, urmittelbar oder mittelbar Verfahrensbeteiligten in Lukäcs' Schema preßt.
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„Parteiamtlichen Prüfungsstelle" Einsatzwillen gezeigt hatte.13 Davon wenig beeindruckt, hatte das REM noch Ende 1934 die Anregung abgelehnt, den verwaisten Lehrstuhl Schwarz' in Greifswald mit ihm zu besetzen und dies mit negativen Gutachten begründet. u Obwohl nun mit positiven Voten von Weinhandl und Spranger diese Hürde genommen wurde, gaben wohl nicht primär fachliche Qualitäten den Ausschlag. In Berlin nahm man eher die „billige" Gelegenheit war, den schon über 50jährigen, der auch nach 1933 nie auf eine Berufungsliste kam, sich aber nun wenigstens als weltanschaulicher Programmatiker, „politischer Pädagoge" und fleißiger Rosenberg-Mitarbeiter empfohlen hatte, abzufinden, ohne in Greifswald ein drittes Ordinariat finanzieren zu müssen. Aber trotz einschlägiger Reflexionen „Über Rasse und Volk", „Volk und Staat" sowie „Über das Wesen des Führertums" in der 1937 publizierten und sogleich in die NS-Bibliographie aufgenommenen Schrift: , Weltanschauung und Politik' , gehörte Schulze-Soelde sicher nicht zu jenen Dozenten, von denen man maßgebliche Impulse zur inhaltlichen, völkisch-rassischen Neuorientierung des Faches erwartete. Womöglich nur aufgrund der Informationen seines Schülers Günther Lutz (s. u. B II. 2.), eines SD-Mitarbeiters, ordnete ihn der SD dem kleinen Kreis derer zu, denen man den Aufbau einer nationalsozialistischen Philosophie zutraute.15 Zu Unrecht, wie gerade die spärliche Innsbrucker Produktion und das nicht eben pronociert nationalsozialistisch wirkende Lehrangebot Schulze-Soeldes belegen ( s. u. B III. und Anhang). 1.1.2. Wien: Ottomar Wichmann, Günther Ipsen, Arnold Gehlen und Friedrich Kainz Wie in Innsbruck so schalteten die Berliner Ministerialbürokraten den Einfluß ihrer parteiamtlichen Konkurrenten von NSDD und Amt Rosenberg auch bei den vier Wiener Berufungsentscheidungen wie bei der parallelen Prager Regelung einfach aus - was allerdings nicht auf eine einheitliche personalpolitische Linie für die neuen Hochschulen hinweist. Schon die erste Berufung nach Wien bot kaum mehr als eine Verlegenheitslösung, bei der es ähnlich wie im Falle Schulze-Soeldes primär darum ging, einen älteren Dozenten zu versorgen, dem allerdings kaum politische Verdienste entgolten werden mußten. Die Wiener Nationalsozialisten strebten anfangs nur danach, mit einem raschen Personalvorschlag das pädagogische Ordinariat vor der Einziehung zu bewahren. Die Vakanz war infolge interner Intrigen entstanden, die dazu geführt hatten, daß der Pädagoge Richard Meister, obwohl als großdeutsch und judengegnerisch eingeschätzt, auf einen „freigemachten" altphilologischen Lehrstuhl rücken mußte.16 Den 1938 primo loco, vor dem sächsischen Bildungspolitiker Wilhelm Hartnacke und dem sudetendeutschen Pädagogen Rudolf Lochner vorgeschlagenen 13 BAZ, HLK Schulze-Soelde. 14 GStA, Rep. 76Va, Sek. 7, Tit. IV, Bd. XXIV, Bl. 519-520; Brw. Phil. Fak. Greifswald - REM Ende 1934. 15 BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 89 ; SD-Report Philosophie-Dozenten 1941/42. Beurteilung erfolgte auf der Basis älteren Materials (1938/39), das wohl anläßlich der Innsbrucker Berufung zusammengestellt wurde. 16 Zu Meister (1881-1964) vgl. den Nachruf von Kainz 1964. Bis 1938 und nach 1945 soll es keine schulund hochschulpolitische Entscheidung gegeben haben, an der Meister nicht beteiligt gewesen sei (ebd. S. 285). Die nach 1945 eingeführte, auf „Pädagogik und Kulturphilosophie" lautende Lehrstuhlbezeichnung, hätte schon mit Amtsantritt (1923) vergeben werden können. Meister las noch im WS 1944/45 über „Die Kulturphilosophie von Kant bis zur Gegenwart". Vgl. dazu Meister 1943 und ausführlich zu Meisters Anläufen zu einem System der Kulturphilosophie: Kainz 1977.
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Ottomar Wichmann stufte das REM im Verlauf zäher Verhandlungen zwar auf ein Extraordinariat zurück, beauftragte ihn aber ungeachtet parteiamtlicher Einwände zum 1. Juli 1939 mit der Vertretung des Lehrstuhls und bestätigte ihn im Oktober 1939 als Extraordinarius für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Pädagogik.17 Wichmann war, nachdem das 1930 von ihm übernommene Religionspädagogische Institut aus finanziellen Gründen geschlossen worden war, ganz auf die Einkünfte seines Lehrauftrags an der Berliner Universität angewiesen. Der enge Mitarbeiter Sprangers war zwar zum 1. Mai 1937 in die Partei aufgenommen worden und bekleidete in der SA, der er 1934 beigetreten war, den niedrigen Rang eines Scharführers. Doch sowenig wie sein Engagement als Kulturreferent in seiner SA-Einheit, halfen ihm seine weit zurückliegenden konterrevolutionären Verdienste aus den Jahren der mitteldeutschen Aufstände dabei, die Berliner Dozentenführung von seiner politischen „Tauglichkeit" zu überzeugen.18 Dozentenbundführer Landt lehnte Wichmanns Antrag auf Beihilfegewährung mit der Begründung ab, er sei von allen philosophischen Richtungen beeinflußt und hätte in seiner kontemplativen und passiven Art der heutigen Generation nichts mehr zu sagen.19 Zurückhaltend äußerte sich auch Hartmann, der den aus Sprangers Ideen gefertigten philosophischen Unterbau von Wichmanns Pädagogik für wenig tragfähig hielt.20 Baeumler vermißte von Anfang an fruchtbare philosophische Fragestellungen. Daher laufe Wichmanns Denken auf einen ethisierenden Platonismus hinaus, der im subjektiven Pathos stecken bleibe. Seine pädagogischen Arbeiten seien zwar ertragreicher, gelehrt im besten Sinne, offenbarten jedoch als Grundmangel das Fehlen jeder politischen Gegenwartsbezogenheit:21 „Wenn ein Werk, das im Jahre 1935 erscheint [gemeint: ,Erziehungs- und Bildungslehre'], von der Erziehungswirklichkeit des Nationalsozialismus keinerlei Kenntnis nimmt, so beweist das in diesem Falle einen Grad von Befangenheit und einen Grad von Sturheit des Charakters, der kaum noch überboten werden kann. Wichmann, der früher schon aus eigenem Antrieb sich mit H. St. Chamberlain in Verbindung gesetzt hat und Briefe von ihm besitzt, steht zwar positiv zum Rassegedanken, glaubt aber von seiner höheren Warte aus schon vor Fehlern warnen zu können." Auf Baeumlers negative Beurteilung ging auch die NSDD-Ablehnung zurück. Denn Schering, der Fakultätsvertreter des NSDD, teilte Landt mit, ihm habe sein Gewährsmann berichtet, mit Wichmanns Philosophie, einem „abgeblaßten moralisierenden Platonismus", sei heute nichts mehr anzufangen.22 Scherings Gewährsmann war aber niemand anderes als Baeumler. Der hatte bereits 1936 dem damaligen NSDD-Vertreter v. Niedermayer geschrieben, es handle sich um ,„Dialektik' alter Schule". Von dem, was „unsere Weltanschauung" sei, habe Wichmann „keinen Schimmer", ja er verstehe nicht einmal, was damit gemeint sein könnte. Bei seiner eigenen Philosophie handle es sich um einen „abgeblaßten moralisierenden Platonismus von der Art, wie ihn die Theologen protestantischer Observanz lieben", 17 Heiß 1993, S. 140, 147, 155, 164. 18 UA-HUB, Kur., W 172, PA Wichmann und aus ZA-Bestand die Dozentschaftsakten über Wichmann, ZB 11/1861, A. 15undZB 11/1900, A. 11; in BAZ nur MF. 19 Ebd., Bd. II, Bl. 9; NSDD (Landt/Schering) an Rektor v. 7. 3. 1938. 20 UA-HUB, Phil. Fak, Nr. 194, Bl. 260; Hartmann an Dekan Koch v. 21. 5. 1938. 21 Ebd., Bl. 261-262; Baeumler an Dekan v. 21. 5. 1938. 22 UA-HUB, Bestand ZA/ZB 11/1861, A. 15; Schering an Landt v. 24. 1. 1939.
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und der wohl zur Predigtvorbereitung gehöre. Eine Berufung auf einen philosophischen Lehrstuhl sei gänzlich unmöglich. Soweit sie erwogen werde, könne sie nur von theologischen Hintermännern betrieben werden und dagegen müsse man ein „energisches Veto" einlegen.23 Ohne sich mit eigenen Nachforschungen abzumühen, zog Schering aus den Papieren seines Vorgängers diese Stellungnahme heraus und übernahm wesentliche Formulierungen fast wörtlich, was dann den Eindruck erweckte, als werde Wichmann von verschiedenen Seiten gleich negativ beurteilt.24 Auch half dem offenbar wirklich aus politischen Gründen von C. H. Becker zurückgesetzten Wichmann der Hinweis nichts, lange vor 1933 den Liberalismus als eine „alle entscheidende Kulturpolitik hindernde Geistesrichtung" angegriffen, den Marxismus als dessen Folgeerscheinung erkannt und publizistisch alles unternommen zu haben, um diesen als verhängnisvoll eingeschätzten Ideologien mit einer alternativen Bildungsphilosophie Paroli zu bieten.25 Da das Ministerium es ablehnte, eine Beihilfe zu gewähren, wäre Wichmann vermutlich ein Opfer der neuen Habilitationsordnung geworden, wenn sich das REM nicht im Frühjahr 1939 in der Verlegenheit befunden hätte, das Wiener Extraordinariat besetzen zu müssen. Daß hier ein von Spranger empfohlener Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik ungeachtet der negativen Beurteilungen durch den NSDD und Baeumler zum Zuge kam, erklärt sich aus der Gewißheit, mit dem Ende 1938 ins Spiel gebrachten Ipsen eine dominante ideologische Führungsfigur nach Wien holen und Wichmann ihr unterordnen zu können. Auch schien die Berliner Dozentenführung - und mit ihr Baeumler - ein wenig damit getröstet, das Spranger-Lager mit Wichmanns Abgang geschwächt zu haben.26 Im Vergleich mit Schulze-Soelde und Wichmann standen die beiden Wiener Neuzugänge Ipsen und Gehlen für eine institutionelle und inhaltliche Reorganisation des Faches, die diesen Namen auch verdient. Wären beide in ihrer Wirksamkeit nicht kriegsbedingt behindert worden, hätten sie die Wiener Philosophie nach Königsberger Muster umstrukturiert, d. h. in Richtung auf politische Philosophie und philosophische Anthropologie, auf Empirisierung und enge Kooperation mit den historisch-sozial- und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Auf einem anderen Blatt steht freilich, ob eine so projektierte Neuordnung nur systemkonform gewesen wäre oder ob sie darüberhinaus genuin nationalsozialistische Anliegen 23 Ebd.; Baeumler an v. Niedermayer (Briefauszug in Abschrift) v. 6. 7. 1936. 24 Hier ist man einmal in der glücklichen Lage, eine SD-Einschätzung bis zur Quelle zurückzuverfolgen. In dem schon oft zitierten Philosophen-Report des SD von 1941/42 hieß es über Wichmann, er sei ein fleissiger wissenschaftlicher Arbeiter, aber ein Vertreter der alten Schule, politisch zuverlässig, aber ohne besondere Aktivität (BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 98). Wie es in einem Vermerk dazu hieß, beruhe diese Einschätzung auf Material von 1939. Am 18. 9. 1939 hatte Landt im Zusammenhang mit der Wiener Berufung dem Gaupersonalamt, Referat Politische Beurteilung, die auf Baeumler zurückgehende Passage des Schering-Votums und das eigene Urteil, Wichmann bemühe sich, den Nationalsozialismus zu verstehen, sei aber kein Kämpfer, übermittelt (UA-HUB, ZA-ZB 11/1861, A. 15). Vom Gaupersonalamt dürfte der SD diese Informationen dann angefordert haben. In der SD-Klassifizierung findet sich Wichmann unter den weltanschaulich „Indifferenten" (w. o., Bl. 10). 25 UA-HUB, ZA-ZB 11/1861, A. 15; Fragebogen der Dozentenschaft v. 19. 7. 1939, dort Wichmanns Eintragung in der Rubrik „Kulturpolitische Interessen". Ebd., ZA-ZB 11/1900, A. 11; Lebenslauf Wichmanns vom Februar 1938 und Beihilfeantrag v. 21. 2. 1938. Die Hallenser Fakultät hatte 1926 die Ernennung zum nb. ao. Prof. beantragt, die erst 1930, unter Minister Grimme, erfolgte. 26 Heiß 1993, S. 135.
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bedient hätte. Da Ipsen und Gehlen gegen den Widerstand von Parteistellen vom Pregel an die Donau wechselten, scheint das keine rhetorische Frage zu sein, selbst wenn man bedenkt, daß hinter ihnen das nationalsozialistische REM und der „alte Kämpfer" Plattner standen.27 Die Besetzung des psychologischen Ordinariats von Bühler schien im Sommer 1938 von Fakultätsseite vorentschieden. Man wollte den vor Kroh und Pfahler auf Platz eins der Liste genannten und Bühler schon vertretenden Grazer Psychologen Otto Tumlirz berufen, der als „illegaler" Nationalsozialist aus der Zeit vor 1938 auch politischen Anfordeningen genügte.28 Ohne auf die mit Tumlirz' Nennung verbundenen engen fachlichen Interessen Rücksicht zu nehmen, arbeiteten Harmjanz und der im Wiener Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten für den „Neuaufbau" des Lehrkörpers zuständige Staatskommissär Friedrich Plattner29 an Ipsens Berufung, die sie gegen die Empfehlung der Reichsdozentenfuhrung und gegen die Absichten der Fakultät durchsetzten.30 Der NSDD dürfte zu dem wegen seiner „bündischen" Vergangenheit und der langen Zugehörigkeit zum konservativrevolutionären, in NS-Diktion also „reaktionären" Leipziger Dozentenkreis um Hans Freyer immer beargwöhnten Ipsen nach seiner „Fluchthilfe" für den einstigen bündischen NSGegner Kleo Pleyer (s. o. B I. 4.2.7.) noch weiter auf Distanz gegangen sein. Jedenfalls, so Gaudozentenführer v. Grünberg 1943, sei es „nötig" gewesen, daß er in Königsberg habe ausscheiden müssen.31 Ipsens Förderer, Harmjanz und Plattner, hielten ihn gleichwohl für geeignet, den Neuaufbau im exponierten Wien in die Hand zu nehmen. Und es ist sicher nicht abwegig anzunehmen, daß er interdisziplinäre Vorhaben im Interesse der kulturpolitischen Südostorientierung koordinieren sollte, bei denen die Philosophie und Volkslehre/Soziologie die weltanschaulichen und methodischen Vorgaben für Geographen, Volkskundler, Demographen, Raumforscher usw. liefern sollten - natürlich auch praktische, etwa wirtschafts- oder bevölkerungspolitische Perspektiven.32 Zu diesem Zweck hatte Ipsen seine beiden Königsberger Assistenten Werner Conze und Helmut Haufe mitgebracht.33 Im Herbst 1939 opponierte die Reichsdozentenführung erneut, als auf Ipsens Betreiben Gehlen Nachfolger Robert Reiningers34 werden sollte: Gehlen wie der von der Fakultät vor-
27 Ebd., S. 147; Heiß, der diese Frage immerhin stellt, vermag, zumal bei Ipsen, nur eine bruchlose Übereinstimmung mit der NS-Ideologie und nationalsozialistischen Zielsetzungen wahrzunehmen. 28 Ebd., S. 134ff. 29 Plattner, Jg. 1896, promovierte bzw. habilitierte sich 1922/1926 in Ipsens Heimatstadt Innsbruck. 1934/35 war er stellvertr. Landesleiter der verbotenen NSDAP Österreichs. 1936 verhaftet, schob man ihn ins Reich ab, wo der ehemalige Rockefeller-Stipendiat umgehend einen medizinischen Lehrstuhl in Königsberg erhielt. Spätestens dort dürfte er Ipsen persönlich kennengelernt haben. Angaben nach BAK,R 21/10015, Bl. 7330. 30 Heiß 1993, S. 136, erwähnt, daß der Fakultät vorgespiegelt wurde, Ipsen sei Psychologe. 31 Ebd. 32 Heiß 1993, S.148f. 33 Zu Conzes Wiener Habilitation bei Ipsen vgl. Korotin 1994, S. 262ff und 275. 34 Reininger, 28. 9. 1869 in Linz, promovierte 1893 bei Zimmermann in Wien (,Über Schopenhauers Kritik der kantischen Lehre von der Objektivität der Erfahrung'), habilitierte sich ebd. 1903 mit erkenntnistheoretischen Arbeiten über ,Kants Lehre vom inneren Sinn und seine Theorie der Erfahrung' und ,Das Kausalproblem bei Hume und Kant'. 1913 in Wien b. ao. Prof., 1. 10. 1922 ebd. Nachfolger Friedrich Jodls, zum 1. 4. 1939 entpflichtet, las aber bis zu Gehlens Eintreffen im Februar 1940. - Wegen seiner Beziehungen zu dem „Freimaurer" Bühler und Schuschniggs Bundeskulturwart Meister mußte Reininger, der seit 1934 angeblich nur als „Zwangsmitglied" der „Vaterländischen
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geschlagene Heimsoeth gehörten zum DPhG-Führungskreis und steckten wie der Drittplazierte Glockner so tief in der Tradition, daß von ihnen produktive Problemstellungen im „Geiste unserer Bewegung" nicht zu erwarten seien. Der NSDD schlug stattdessen Heyse vor, vermochte damit aber die zum 1. Januar 1940 erfolgte Berufung Gehlens nicht einmal zu verzögern.35 Friedrich Kainz, vermutlich durch einen unico-loco-Vorschlag empfohlen, erhielt zum 1. November 1939 das freie Extraordinariat Dietrich von Hildebrands, das seinen Forschungsinteressen entsprechend der „Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Ästhetik und Sprachphilosophie" gewidmet wurde. Kainz wurde am 4. Juli 1897 in Wien geboren, legte auf dem Piaristengymnasium seine Reifeprüfung (1915) ab und zog gleich darauf für drei Jahre ins Feld, wo er, mehrfach ausgezeichnet und 1917 zum Leutnant befördert, als Infanterist zweimal verwundet wurde. Ein auf das Fächerangebot der halben Philosophischen Fakultät sich erstreckendes Studium schloß er 1921 mit der Promotion ab (,Das Steigerungsphänomen als künstlerisches Gestaltungsprinzip'). Nebenberuflich am Pädagogischen Institut der Stadt Wien und an der Volkshochschule unterrichtend, gelang ihm 1925 die Habilitation (,Vorarbeiten zu einer Philosophie des Stils'). 1931 wurde er zum nb. ao. Prof. ernannt.36 Seine eigene politische Tätigkeit umriß Kainz, der, wie er betont, seit April 1934 „Zwangsmitglied" der austrofaschistischen „Vaterländischen Front" gewesen sei, in seinem Aufhahmeantrag an die Wiener Gauleitung:37
Front" angehörte, 1938 eine Hausdurchsuchung über sich ergehen lassen. Nach dem Urteil seines Biographen Nawratil bürgerlich konservativer Herkunft, von weltanschaulich liberaler Grundhaltung, großdeutsch und national, aber nicht völkisch-antijüdisch, früh im Umfeld nationaler Studentenverbindungen aktiv, in den 20er Jahren Vorsitzender der Wahlkommission der DSt. und Vortragsredner, Mitglied im großdeutschen Deutsch-Österreichischen Volksbund und im Deutschen Klub Wien. Empfand 1938 den Anschluß als Erfüllung großdt. Wünsche, bedauerte aber, daß er durch Hitler vollzogen werden mußte. Im Ersten Weltkrieg habe er einen „Verfassungsentwurf' skizziert: der aufgeklärte Absolutismus als ideale Staatsform. Den Parteienstaat der 1. Republik ablehnend, aber auch von liberalen Affekten gegenüber dem „Machtstaat" beherrscht und einer humanitären, vermeintlich „apolitischen" Ideologie der „ewigen Werte und Wahrheiten" anhängend, die nur der kleinen Gemeinde der „unsichtbaren Kirche Kant" zugänglich sei. In der von diesem Geist durchzogenen ,Wertphilosophie und Ethik' von 1939 läßt sich jedoch dort ein „intuitionistischer Relativismus" ausmachen, wo Reininger von einem angeborenen Ethos der Rasse und des Volkes spricht (1939, S. 189f.). Vgl. Nawratil 1969, S. 26, 68ff. und Pfersmann 1993, S. 86 ff 35 Nach Heiß 1988, S. 38f., dem für diese Polemik schon die einschlägigen Akten des UA Wien zur Verfügung gestanden haben. - Heiß meint, „die Münchener Abteilung" des NSDD habe den Vorschlag Heyse gemacht, der, so vermutet er, auch deshalb nicht berücksichtigt worden sei, weil es dieser „Abteilung" außerhalb ihres Gaues an der nötigen Hausmacht gefehlt habe. Heiß sieht nicht, daß er es hier mit der Intervention der in München sitzenden Reichsdozentenführung zu tun hat und Heyses Scheitern keineswegs mit der Schwäche einer lokalen Untergliederung zu erklären ist. Von den möglichen Gründen, die für Heiß Gehlens Berufung plausibel machen, ist konkret nur Ipsens Einfluß diskutabel. Daß mit Gehlen natürlich kein Systemgegner berufen wurde, versteht sich von selbst und ist allenfalls für den erwähnenswert, der sich wie Heiß zum x-ten Mal über das „deutschnationale und rassistische" Milieu, dem Gehlen angeblich entstamme, ereifern möchte. Vgl. ausführlicher und sachlicher Heiß 1993, 132ff.; vgl. auch Korotin 1994, S. 262ff. 36 Heintel 1977. - Heiß 1993, S. 145f., 163. 37 BAZ, MF und PK (Antrag auf Aufnahme in die NSDAP mit Personalangaben v. 25. 5. 1938 und Beschluß des Kreisgerichts 1, NSDAP Gau Wien v. 24. 9. 1940, den Antrag zurückzustellen).
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„Ich habe mich ständig im Sinn des großdeutschen Gedankenguts betätigt, vor allem durch nationale Vorträge und Veröffentlichungen. Besonders erwähnt sei meine Mitarbeit an dem großen, zur geistigen Vorbereitung des Anschlusses unternommenen Quellenwerks ,Die Anschlußfrage', hg. von Kleinwaechter u. Paller, Wien 1929. Diese meine der großdeutschen Kultureinheit gewidmete Arbeit, deren Ergebnisse alsbald in die Parteiliteratur übergingen und die somit ihren Teil beigetragen hat zur Herbeiführung der großen Ereignisse des Monats März 1938, hat mir in der Zeit der Regierung Schuschnigg sehr geschadet. Ich wurde zwar nicht gefangengesetzt, doch hatte ich fortan bei jeder Bewerbung Zurücksetzungen zu erleiden. Vor allem konnte ich es, da meine nationale Haltung als öffentlich erwiesen galt, niemals zu einer ordentlichen wirklichen Professur bringen, obwohl ich von der Fakultät mehrfach für eine solche vorgeschlagen worden war. - Ich habe ferner mehrfach gelegentlich Geldspenden an die Partei geleistet und mich Sammlungen für nationale Zwecke niemals entzogen."
Das war eine, aus nationalsozialistischer Sicht betrachtet, eher bescheidene politische Karriere. 38 Der erwähnte Sammelband zur Anschlußfrage wurde zudem von einigen NSGegnern (Prinz Rohan, die Herausgeber Kleinwaechter und v. Paller, Albrecht Haushofer) und Jungkonservativen (Karl Christian v. Loesch u. a.) beschickt, und Kainz, der nachzuweisen versuchte, daß die großdeutsche Kultureinheit gemeinsames Blut voraussetze, also auf ethnischer Homogenität fuße, fand nichts dabei, Max Reinhardt, Franz Kafka, Max Brod, Stefan Zweig und Franz Werfel, sämtlich jüdischer Herkunft, als „Österreicher" stolz in diese Kulturgemeinschaft einzubeziehen.39 Wenn Kainz nur Wochen nach dem Anschluß reklamierte, er habe den Jüdischen Einfluß" an Wiener Volkshochschulen bekämpft 40, so wirkte das aber nicht nur angesichts solcher eklatanten „Fehlgriffe" wie in Sachen Max Reinhardt et al. unglaubwürdig. Fast zwei Jahrzehnte pflegte er gute Beziehungen zu gerade in seinen Spezialgebieten, der Ästhetik und Psychologie, zahlreich vertretenen jüdischen Wissenschaftlern, besonders zu seiner Wiener Kollegin Charlotte Bühler und zu Max Dessoir, an dessen „Zeitschrift für Ästhetik" er regelmäßig mitarbeitete. 41 Es verwundert daher nicht, wenn die während der Kriegszeit verfaßte voluminöse ,Psychologie der Sprache' (1941-1943) mehr eine „Zusammenschau" des sprachpsychologisch relevanten ethnologischen, anthropologischen usw. Spezialwissens gab, als sie die mit Aplomb angekündigten Einblicke in die „Struktur einer völkischen Psyche" vermittelte.42 Kainz' anti-metaphysisches, nach breiter empirisch-anthropologischer Fundierung verlangendes Philosophieverständnis deckte sich methodologisch weitgehend mit dem seiner von ihm vielfach zitierten Kollegen Ipsen und Gehlen. Aber noch weniger als sie fand er einen Zugang zum Rassenbegriff.
38 Trotzdem scheint die Zurückstellung (Anm. 37) nicht diesem Mangel an Engagement als vielmehr dem Umstand geschuldet, daß Kainz' Schwester, eine Lehrerin, nach der Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß vom „Hund Hitler" gesprochen habe, was 1938 zu ihrer Entlassung führte. BAZ, PK; Meldungen unterer NS-Chargen vom Juli 1938. 39 Kainz 1930, S. 285. 40 Lebenslauf v. 10. 5. 1938, zit. bei Heiß 1993, S. 145. 41 Vgl. nur Kainz 1924, S. VI: Dank an die Privatdozentin Charlotte Bühler. 42 Kainz 1941, S. Vf., 1943, S. IV. Im ersten Band gelangt Kainz über allgemeine und zudem recht knappe, die Begründer der genannten „Zeitschrift für Völkerpsychologie" (Lazarus und Steinthal) beredt verschweigende Ausführungen zum Thema „Völkerpsychologie der Sprache" nicht hinaus (1941, S. 12ff.)
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1.1.3. Prag: Die Berufungen von Kurt Schilling und Hans R. G. Günther Mit Wichmann, Ipsen und Gehlen reüssierten also nicht Favoriten beteiligter Parteistellen, die für die „Ostmark" - mit Ausnahme der noch zu schildernden Grazer Regelung - eigene Kandidaten entweder gar nicht präsentierten oder sie nicht durchzusetzen vermochten. Die in diesem Zusammenhang empfindlichste Niederlage erlitten der NSDD und das sich dabei in den Fall regelrecht verbeißende Amt Rosenberg im Streit um die Besetzung des Prager Lehrstuhls, der erst nach fast vierjährigem Tauziehen zugunsten des^REM entschieden war. In engem zeitlichen Zusammenhang mit der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren und der damit einhergehenden Entlassung von jüdischen Amtsinhabern wie den beiden Philosophen Emil Utitz und Oskar Kraus (die zudem in Propagandaschriften den Staatspräsidenten Masaryk gefeiert hatten)43, schlug die Philosophische Fakultät der Deutschen Universität Prag am 23. März 1939 Robert Heiß und an zweiter Stelle, pari passu, Otto F. Bollnow und Joachim Ritter für die Besetzung eines philosophischen Lehrstuhls vor. Im Zuge weltanschaulicher Neuausrichtung war die Fakultät der Ansicht, es könne fortan „mit einer statt mit den bisherigen 2 philosophischen Kanzeln das Auslangen gefunden werden", die zuvor Kraus (nach Inhaftierung und Lageraufenthalt nach England emigriert) und Utitz (später zeitweise im Konzentrationslager Theresienstadt) inne gehabt hatten.44 Die dürftige Überlieferung gestattet leider kein Urteil darüber, warum dieser Vorschlag nicht realisiert wurde.45 Mit Heiß und Bollnow kamen zwei Dozenten auf die Liste, denen NSDD und Amt Rosenberg mindestens reserviert gegenüberstanden, und für die Zustimmung zu seiner Ernennung zum Dozenten neuer Ordnung hatte die Reichsdozentenführung
43 Vgl. Utitz 1935 (= Festvortrag zu Masaryks 85. Geburtstag) und Kraus 1930 und 1937. Auf dem 7. Intern. Philosophenkongreß in Prag 1934 endete Kraus' Vortrag mit dem Appell, im Geist von Masaryks Schrift ,Die Ideale der Humanität' die „Aufgabe der deutschen Philosophie in Böhmen" zu bestimmen, ein angesichts der von Masaryk mitzuverantwortenden repressiven Minderheitenpolitik Prags recht naiver Vorschlag, dessen zynische Dimension dem mit geringer politischer Urteilskraft begabten Kraus vermutlich verborgen blieb. — Über den 1933 in Halle entlassenen Utitz s. o. A II. 2.1.- Kraus, 1872 in Prag - 1942 in Oxford, Jurist, u. philos. Studium in Prag (1895 Dr. iur.), wo er dann bis 1911 als Jurist tätig war. 1901 mit einer wirtschaftsphilosophischen Arbeit (,Zur Theorie des Wertes') bei Anton Marty habilitiert, 1916 dessen Nachfolger. Seit dem Ersten Weltkrieg mehrere pazifistisch-kosmopolitisch getönte, völkerrechtliche Arbeiten (Kraus 1915, 1918 und Aufsätze in der Prager Zs. „Hochschulwissen"; vgl. a. seine Monographie über Leben und Werk Albert Schweitzers, 1926). Autobiographisch Kraus 1929; F. Holz 1980. - Seine Lehrbefugnis verlor auch der 1935 in Prag habilitierte (,Nennfunktion und Wortbedeutung. Eine Untersuchung über Martys Sprachphilosophie') Husserl-Schüler Ludwig Landgrebe (1902 Wien- 1991 Köln): Studium in Wien und Freiburg (Promotion 1927: .Wilhelm Diltheys Theorie der Geisteswissenschaften. Analyse ihrer Grundbegriffe'), dort bis 1929 Husserls Privatassistent. Die von Husserl seit 1929 nachhaltig geförderten Versuche, sich an einer reichsdeutschen Universität zu habilitieren, scheiterten (vgl. Brw. mit Landgrebe in: Husserl 1994, Bd. IV, S. 247-383, dort auch Einblicke in Prager Fakultätsinterna 1934/36). Landgrebe hatte die Machtübernahme Hitlers begrüßt und wollte helfen, daß der „große Umschwung sich zum Segen" auswirke (ebd., S. 378-383; an Husserl v. 12. 7. 1933), war aber wegen seiner Ehe mit einer Jüdin daran gehindert. Landgrebe publizierte noch bis 1941 in „Geistige Arbeit". 1939 wechselte er von Prag ins belgische Löwen, von wo das Ehepaar 1940 nach Hamburg zog, der Heimatstadt seiner Frau. Vgl. Landgrebe 1975, S. 133-149. 44 BAK, R21/10328, Bl. 74f; Dekan an REM, Bericht über die Personalerfordernisse v. 23. 3. 1939. 45 Im UA Prag nur die Vorschlagslisten 1939 und 1941; über die Beauftragung Schillings dort keine Unterlagen (freundliche Auskunft von Dr. Miroslav Kunstat, Archiv der Karls-Universität Prag v. 26. 9. 1991).
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Ritter soeben erst eine halbjährige „Bewährungsfrist" verordnet (s. u. II. 1. 7.). Als Bollnow im gleichen Jahr einen Lehrstuhl in Gießen erhielt, könnte sich das REM deswegen entschlossen haben, den apl. Münchener Professor Kurt Schilling mit der Lehrstuhlvertretung zu beauftragen.46 Schilling, Pg. seit 1933, von den Offiziellen seiner Universität wie von der Gauleitung weltanschaulich so positiv beurteilt, daß ihn das „Ahnenerbe" mit dem Aufbau einer Lehr- und Forschungsstätte Philosophie betraute, stand im Amt Rosenberg 1939 nicht mehr hoch im Kurs. Sein staatsphilosophisches Hauptwerk ,Der Staat, seine geistigen Grundlagen, seine Entstehung und Entwicklung', (1935), wollte Grunsky 1937 nur mit erheblichen, Schillings Un-Verhältnis zu Volk und Rasse betreffenden Einschränkungen gelten lassen, während er die ,Geschichte der Staats-und Rechtsphilosophie' (1937) in ihrer „Farblosigkeit und Unentschiedenheit" nur als „schwere Enttäuschung" verbuchte.47 Baeumler votierte 1939 gegen eine DFG-Förderung von Schillings ,Das Sein des Kunstwerks', weil die „politische Linienführung" genau wie in den anderen Werken als „umstritten" zu gelten habe und insgesamt „für das Vorwärtstreiben der politischen Wissenschaft nicht so bedeutungsvoll zu sein" scheine.48 Ein Bericht über eine Heidegger-Übung Schillings belegt, wie diese kritische Distanz des Amtes auch nach der REM-Entscheidung erhalten blieb.49 Vielleicht fiel also diese Wahl erneut gegen das Parteivotum aus. Allem Anschein nach beabsichtigte das REM sogar, den Lehrstuhl endgültig mit Schilling zu besetzen, der sich als Stellvertreter des Fakultätsdelegierten in der Prager Dozentenführung auch politisch wieder zu bewähren schien. Aber im Sommer 1940 kam es dann zu jenen „Prager Ereignissen", über die Schilling in überlieferten Dokumenten nur verriet, daß er daran keine Schuld trage.50 Jedenfalls kehrte er im Trimester 1941 nach München zurück. Das REM beauftragte an seiner Stelle den Berliner apl. Professor Hans R. G. Günther mit der Prager Lehrstuhlvertretung.51 Damit gelangte ein wie Wichmann von Baeumler vehement abgelehnter, ebenfalls dem „Lager" Sprangers zugeordneter Dozent auf eine aussichtsreiche Position. Das mit Häme skizzierte Charakterprofil, das Max Dessoir von Hans R. G. Günther in seinen Lebenserinnerungen liefert, macht neugierig, wie denn ein Mann, der bei
46 BAZ, REM-PA Schilling, Bl. 781; Erlaß v. 9. 9. 1939. - Ebd., Bl. 801; Verlängerung durch Erlaß v. 29. 3.1940. 47 BAK, R 73/14291; Grunsky, zu dieser Zeit noch Lektor im Amt Rosenberg, erstattete die zitierten Gutachten im Februar 1937 bzw. Juli 1938 für die DFG. 48 Ebd.; Baeumler an DFG v. 1. 7. 1939. 49 BAK, NS 15/227, Bl. 217; Aktennotiz HAW v. 12. 3. 1940. Schorcht 1990, S. 194, ordnet diese Notiz fälschlich einem Beobachter aus dem REM zu, doch steht das Kürzel „Le" für den HAW-Referenten und Baeumler-Doktoranden Eberhard Lemke. 50 BAZ, REM-PA Schilling, Bl. 802; Schilling an REM (Harmjanz) v. 3. 9. 1940 mit der Bitte, den Münchener Rektor Wüst über seine „Unschuld" ins Bild zu setzen. Das VV der Dt. Karls-Universität Prag weist zuletzt im 3. Trim. 1940 (Oktober-Dezember) Veranstaltungen Schillings („Philosophie des dt. Idealismus" und ein Seminar über Nietzsche) aus. 51 UA-HUB, Kur. G 247, PA Günther, Bd. 1; REM-Erlaß v. 23. 4. 1941. Dies bestätigt die von
Schorcht 1990, S. 190, gegen Farias 1989, S. 231, vorgebrachte Kritik: Um dem vermeintlichen HeideggerAnhänger Schilling (es hätte sich um eine recht unglückliche Liebe dieses frühen Heidegger-Kritikersvgl. ders. 1930; s. o. A II. - gehandelt, da Heidegger ihn wenig schätzte und dies auch gegenüberdem REM bekundete) eine möglichst lange Anwesenheit im „militärisch besetzten" Prag nachsagen zukönnen, verlängerte Farias die Dienstzeit Schillings kurzerhand um zwei Jahre.
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Dessoir den quietistischen Eindruck eines „unpässlichen Sprangers" hinterließ, den Sprung auf das Prager Ordinariat schaffte.52 Was Günther ab 1933 erreichte, verdankte er in der Tat wesentlich Sprangers Protektion. Ohne „weltanschaulich" ausgewiesen zu sein, erhielt er zum 1. Oktober 1933 die lukrative Oberassistentenstelle am Philosophischen Seminar, die bis dahin nur an junge Wissenschaftler vergeben worden war, die sich auf ihre Habilitation vorbereiteten. Nicht eigene politische Aktivität, sondern der obern geschilderte „Sturz" des Amtsinhabers Werner Ziegenfuß führte zu dieser Bestallung. Baeumler begann sich früh auf ihn einzuschießen 53, und sein Assistent Steinbeck setzte alles daran, Günther aus der Position des Oberassistenten zu drängen. Steinbeck, der im „Völkischen Beobachter" 1935 einen vom pietistischen Gemeinschaftsgefühl infiltrierten Vortrag Günthers über „Philosophie der Gemeinschaft" als unnationalsozialistisch vernichtend rezensiert hatte54, erhob im Frühjahr 1935 in seiner Eigenschaft als Vertrauensmann des Dozentenbundes in der Fakultät Protest gegen die von Hartmann beantragte Vertragsverlängerung. Er mobilisierte den Obmann der Dozentenschaft im Seminar, Rudolf Odebrecht, rang ihm aber nur ein mattes Billet ab, worin der Tadel, Günther habe es an ernsthaften Versuchen zu weltanschaulicher Klärung seiner Haltung fehlen lassen, gleich wieder relativiert wurde: „Andererseits ist zu betonen, daß er gegen nichtarische Elemente an der Universität in entschiedener Weise Stellung nimmt; wobei sich allerdings nicht immer einwandfrei feststellen läßt, wieweit rein persönliche Motive mitsprechen."55 Beim Berliner Dozentenschaftsleiter, dem Mediziner Walther Jaensch, zeitigten Steinbecks Intrigen einen überraschenden Solidarisierungseffekt. Jaensch sah nicht recht ein, warum man aus fadenscheinigen politischen Gründen einen fachlich qualifizierten Dozenten, noch dazu einen Vater von zwei Kindern, um die Existenzgrundlage bringen sollte. Er holte sich Rückendeckung bei seinem Bruder, dem Marburger Psychologen Erich Jaensch, den das REM zu seinen Gewährsleuten bei der Besetzung psychologischer Lehrstühle zählte. Jaensch pflegte zu dieser Zeit schon davon abzuraten, psychologische Lehrstühle mit nur weltanschaulich geeigneten Kräften zu besetzen und sprach sich in diesem Fall überhaupt dagegen aus, in einem „Augenblick der ungeheuren Krise in der systematischen Philosophie" Stellenänderungen vorzunehmen. Und schon gar nicht dürfe die Mannigfaltigkeit eingeebnet werden, die den Reichtum des deutschen Denkens stets ausgemacht habe. „Es müssen in der deutschen Philosophie verschiedene Richtungen nebeneinander bestehen." Im Hauptteil seines Gutachtens verstand Jaensch dann „Richtungen" eher im Sinne von „Methoden" der Erarbeitung einer einheitlichen nationalsozialistischen Weltanschauung. So entkräftete er Steinbecks Vorwurf, wonach Günthers Gemeinschaftsbegriff schon deshalb nicht-nationalsozialistisch sei, weil er ihn individualpsychologisch und charakterologisch aufbaue. Natürlich müsse die Trennlinie zwischen nationalsozialistischem Gemeinschaftserlebnis und dem des Pietismus strenger gezogen werden, doch deswegen könne man Günther nicht unter Liberalismus-Verdacht stellen: „Das Anthropologische und Charakterologische 52 53 54 55
Dessoir 1947, S. 74. Baeumler 1935d. Steinbeck 1935e. UA-HUB, Bestand Dozentenschaft Nr. 99, Bl. 55; Gutachten Odebrecht und Steinbeck, undat. (Juli 1935).
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im Nationalsozialismus zurückdrängen wollen, heißt die Arbeit unserer Feinde fördern und darum könnte ich eine Aktion gegen Günther, die etwa auf diesen Wegen geht, [...] unter keinen Umständen befürworten."56 Günthers „Betriebsamkeit", eine Mischung aus notwendigem Opportunismus und Ehrgeiz, brachte es mit sich, daß er über vielerlei Kontakte verfügte, die er über die Hilfe der Jaensch-Brüder hinaus für sich zu nutzen verstand. So hatte er auf der Magdeburger Tagung der Deutschen Philosophischen Gesellschaft im Oktober 1933 Rudolf Buttmann kennengelernt, den Parteigenossen Nr. 4 und damaligen Leiter der Kulturabteilung im Reichsinnenministerium. Buttmann, 1935 Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, war nur zu gern bereit, sich für Günther auch gegen ein mittlerweile von Steinbeck nachgereichtes Baeumler-Gutachten57 stark zu machen:58 „Wie kann Herr Prof. Baeumler sich gutachtlich so gegen Sie stellen ? Seit ich Sie - anläßlich der Tagung [...] in Magdeburg- kennenlernte, habe ich mich gefreut, Sie so rückhaltlos aufgeschlossen für die Erneuerung des deutschen Geistes im Reiche Adolf Hitlers zu finden wie nur leider wenige Ihrer Berufsgenossen. - Entweder man bekennt sich, wie Sie es, auch in Ihrem [von Steinbeck kritisierten] Berliner Vortrag, getan haben, zum nationalsozialistischen Gedanken und seiner Durchführung im Staate Adolf Hitlers, oder man tut das nicht, stellt sich abseits, nörgelt und tadelt, um das große Werk zu gefährden. Innerhalb des nationalsozialistischen Bekenntnisses hat die schöpferische Persönlichkeit selbstverständlich volle Freiheit, wie sie zum Schaffen unerläßlich ist. Wer hätte noch Lust [...] zu froher Arbeit, wenn er stets in der Gefahr leben müßte, ,nicht nationalsozialistisch genug' befunden zu werden?"
Noch bevor Günther Buttmanns Brief dem Dozentenschaftsführer vorlegte, hatte sich Steinbeck zum Rückzug entschlossen, „diesmal", und nur aus Mitleid mit Günthers Kindern, und um ihm Gelegenheit zu geben, „sich nach einer anderen Tätigkeit umzusehen". 59 Wahrscheinlich dank Sprangers Vermittlung, fand er dann 1936 eine solche Tätigkeit als Heerespsychologe bei der Wehrmacht60, ohne aber die venia aufzugeben. In der Dozentenbundführung galt weiterhin das harsche Urteil, das Schering der Münchener Zentrale übermittelte, als sie 1938 verwundert anfragte, warum man die Ungarnreise eines politisch so unsicheren Kantonisten für unbedenklich gehalten habe: Günther sei charakterlich undurchsichtig bis zur Verstecktheit, aber sehr betriebsam im Anknüpfen persönlicher Beziehungen, weltanschaulich unzuverlässig und wissenschaftlich unschöpferisch. Weltanschaulich komme er von den Deutschnationalen her:61
56 UA-HUB, Bestand Dozenschaft Nr. 99, Bl. 52-54; E. R. Jaensch an W. Jaensch v. 16. 7. 1935. 57 Nicht bei den Akten, aber wohl weitgehend identisch mit dem NSMH-Aufsatz, Baeumler 1935d. Steinbeck bat Baeumler am 24. 7. 1935 (ebd., Bl. 51) darum, Jaenschs Votum zu parieren, „da Odebrechts und meine Stellungnahme für diesen Fall kaum genügen würden". 58 Ebd., Bl. 44; Buttmann an Günther v. 20. 8. 1935. 59 Ebd, Bl. 46; Steinbeck an W. Jaensch v. 1. 8. 1935. 60 UA-HUB, Kur. G 247; zum 1. 8. 1936 in der Psychol. Prüfstelle der Heerespsychologie, ab. 1. 7. 1937 Völkerpsychologische Gruppe des Psychol. Labors im Reichskriegsministerium; 1. 4. 1938: ebd. Mitarbeit in der Gruppe „Erforschung geschichtlicher Persönlichkeiten (Große Soldaten)" und Sippenforschung, schließlich ab Oktober 1938 Übernahme einer „Hauptstelle der Wehrmacht für Psychologie und Rassenkunde" (ab 1. 10. 1938: Regierungsrat). 61 Ebd., Bl. 21; Schering an Reichsamtsleitung NSDD v. 29. 7. 1938 und Bl. 35; Gutachtenentwurf Schering v. 8. 2. 1938.
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„Diese Menschen sind viel zu gerissen, um sich irgendwie eine Blöße zu geben, verstehen es vielmehr heute schon ausgezeichnet, nationalsozialistische Schlagworte in ihre wissenschaftlichen Ausführungen einzubauen. Wir haben daher kein Mittel an der Hand, um gegen sie vorzugehen; wir können nur verhindern, daß sie in der akademischen Laufbahn aufsteigen, indem wir sie völlig über unsere Meinung unterrichten." Es habe daher wenig Sinn gehabt, Günther die Ungarnreise zu untersagen, da er eben viel zu klug sei, um sich im Ausland politisch zu kompromittieren. „Da Dr. Günther außerdem Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Philosophie ist, wollte ich es vermeiden hier besonderes Aufsehen zu erregen. Denn dann mußte man ihn konsequenterweise von seiner gegenwärtigen Stellung als Geschäftsführer [...] entfernen. Ein solcher Eingriff in wissenschaftliche Gesellschaften erscheint mir nach meinen bisherigen Erfahrungen nicht immer möglich und auch nicht zweckmäßig."
Ungeachtet dieser Widerstände reichte Dekan Koch 1939 den Antrag Günthers auf Ernennung zum Dozenten neuer Ordnung befürwortend weiter und spielte dabei die von obersten Reichsbehörden anerkannten fachlichen Qualitäten gegen Baeumlers Kritik aus.62 Nach ungewöhnlich langer Prüfung rang sich das REM im Juni 1940 zu einer Entscheidung gegen NSDD und Amt Rosenberg durch und ernannte Günther zum apl. Professor. 63 Der Vertretungsauftrag für Prag mußte sehr wahrscheinlich immer noch gegen anhaltenden Widerstand des Amtes Rosenberg erteilt werden, denn im parallelen Verfahren zur Besetzung des Posener Lehrstuhls führte Baeumler im April 1941 erneut Günther unter diejenigen auf, die aus wissenschaftlichen und weltanschaulichen Gründen von Lehrstühlen fern zu halten seien. 64 Der NSDD bestätigte ebenfalls seine nur unwesentlich entschärfte Abneigung gegen ihn, als man dem Kulturpolitischen Archiv Rosenbergs im August 1941 mitteilte, über Günther ergebe sich nach vorliegenden Unterlagen „ein so widerspruchsvolles Bild", daß eine eindeutige Stellungnahme für oder gegen ihn nicht möglich sei.65 Obwohl sich im Oktober 1941 noch der stellvertretende Berliner Gauleiter Görlitzer mit einer ablehnenden Äußerung an die Parteikanzlei wandte, um, vermutlich gesteuert von Schering und Baeumlers Nachfolger Härtle, das REM mindestens an der endgültigen Bestallung Günthers zu hindern, hielt das Ministerium an ihm fest und antwortete auf diese Quertreibereien, indem es seine Motive für Günthers Beauftragung offenlegte:66 „,Es ist mir [d. i. vermutlich Amtschef W.] gar nicht darauf angekommen, einen nationalsozialistischen Stürmer und Dränger oder vielleicht den wissenschaftlich im Augenblick besten zur Verfügung stehenden deutschen Philosophen nach Prag zu berufen, sondern es kam vielmehr darauf an, einen ruhigen, menschlich und charakterlich in jeder Weise ausgeglichenen gut qualifizierten Wissenschaftler in Übereinstimuung mit der philosophischen Fakultät [sie!] in Prag zu berufen, um nicht die in Prag seit der Übernahme der Karls-Universität [...] vorhandenen Unruhen und Verwirrungen [...] noch zu vergrößern. - Es ist mit u. a. das Verdienst der ruhigen, sachlichen und wissenschaftlichen Führung des Prof. Günther, daß sich auch hier in der
62 UA-HUB, Kur. G 247, PA Günther, Bd. 1; Dekan an REM v. 25. 7. 1939. 63 Ebd.; REM-Erlaß v. 17. 6. 1940. 64 BAK, NS 15/239, Bl. 4041; Baeumler an ? [REM od. Phil. Fak. Posen] v. 9. 4. 1941: „Als politisch unentschiedener Denker ist Günther nicht geeignet, einen Lehrstuhl für Psychologie und Pädagogik zu übernehmen." Verwiesen wurde auf Baeumlers Polemik in den NS-Monatsheften. 65 BAK, NS 15/158b; Kultpol. Archiv an HAW v. 26. 8. 1941, Übermittlung der NSDD-Auskunft. 66 UA-HUB, Dozentenschaft Nr. 99, Bl. 7; Gaupersonalamt NSDAP Berlin an Dozentenbund Berlin v. 4.3. 1942, in diesem Schreiben die REM-Stellungnahme vom 11. 10. 1941 zitiert.
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Fakultät alle Schwierigkeiten haben überwinden lassen. Ich habe daher keine Veranlassung, von der Berufung des Prof. Günther nach Prag abzusehen."
Wie von der Fakultät gewünscht, die Günther vor Josef König in ihrer im Februar 1941 eingereichten Liste vorgeschlagen hatte, berief das REM Günther und ernannte ihn Ende 1943 zum ord. Professor.67 1.1.4. Graz 1940/1944: Die Berufungen von Wolfram Steinbeck und Ferdinand Weinhandl Um wenigstens an einer der Universitäten der „Ostmark" einen eigenen Personalvorschlag mit Aussicht auf Erfolg zu plazieren, mußte das Amt Rosenberg sich zu einer reichlich unorthodoxen Maßnahme entschließen, über die eine Protestnote Gehlens das REM in Kenntnis setzte:68 „Als vor einiger Zeit Dr. Steinbeck mit der Vertretung cum spe succedendi eines Grazer Ordinariats beauftragt wurde, ist das in Fachkreisen mit großer Überraschung entgegengenommen worden. Das Erstaunen ist rein sachlich begründet und erklärt sich daraus, daß Dr. Steinbeck ich will nicht sagen völlig unausgewiesen ist, daß ihn aber sein im vorigen Jahr erschienenes, nicht eben ganz glückliches Fichte-Buch gerade eben als Dozenten, der anfängt, qualifizieren mag. Es gibt in unserem Fach mehrere, seit langem sehr gut arbeitende und für ein Ordinariat reife Leute. Gestern besuchte mich Prof. Hans R. G. Günther, der Mann aus der Deutschen Philosophischen Gesellschaft, den Sie kennen, auf der Rückreise von Budapest. Derselbe erzählte mir, daß Herr Baeumler gelegentlich eines Vortrages in Graz gewesen sei, sich mit dem Dekan unterhalten habe und diesem einfach eine Liste diktierte, die an erster Stelle Heimsoeth (von dem man wußte, daß er nicht in Frage käme), an zweiter Springmeyer und an dritter Steinbeck enthielte. Zur Beurteilung muß man wissen, daß Springmeyer-Halle literarisch völlig unausgewiesen ist, und daß manche Ostmärker, durch langes Ducken knieweich geworden, leicht einzuschüchtern sind."
Ein von Harmjanz daraufhin angeforderter Bericht darüber, „wie die Nennung des Dr. Steinbeck zustande gekommen ist"69, konnte Gehlens Angaben im Kern nur bestätigen. 70 Der Vorschlag mit Steinbeck und Springmeyer an zweiter und dem Münchener Privatdozenten Franz Kröner an dritter Stelle war im November 1939 eingereicht worden.71 Nach Auskunft der Fakultät lag aber schon am 11. März 1938, in den Tagen des „Anschlusses", ein Dreiervorschlag zur Nachfolge von Carl Siegel vor. Wegen der „bedeutsamen politischen Vorgänge jenes Tages" wurde die Fakultätssitzung, die darüber zu beschließen hatte, abgebrochen und als Zwischenlösung Siegels Wiedereinsetzung beantragt. Da das REM dem später nicht stattgab, begann eine mühevolle Suche, wobei, wie Mally beklagte, „immer wieder neue Anfragen, Prüfungen von Arbeiten, politische Begutachtungen" eingeholt wer-
67 Liste mit ausführlicher Begründung im Archiv der Karls-Universität (frdl. Auskunft von Herrn Dr. M. Kunstat v. 26. 9. 1991). - Ernennung zum oö. Prof. lt. Erlaß v. 3. 11. 1943 (UA-HUB, Kur. G. 247, Bd. 1). 68 BAK,R21/10185, Bl. 132-33; Gehlen an REM (Harmjanz) v. 13. 10. 1940. 69 Ebd, Bl. 133-34; von Harmjanz getroffene Verfügung v. 20. 1. 1941. 70 Ebd., Bl. 145; Mally an Dekan v. 18. 2. 1941. Danach hatte Baeumler den Dozentenbundführer auf seine beiden Favoriten aufmerksam gemacht, und Mally nahm sie dann in die Liste auf. 71 Ebd., Bl. 22-32; Dozentenbundführer Pongratz an Kultusministerium Wien v. 8. 11. 1939 und ausführ-
liche Begründung der Vorschläge Heimsoeth u. Kröner durch Phil. Fak.
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den mußten.72 Im Juni 1939 präsentierte Baeumler mit Steinbeck, Springmeyer und Ritter drei Kandidaten seines Amtes. 73 Daß er seinen Vorstellungen auch noch - wie Gehlen schildert - bei einem Besuch in Graz persönlich Nachdruck verlieh, ist denkbar, war aber bei der nach einjähriger Suche sichtlich entnervten Kommission nicht mehr erforderlich, da sie froh gewesen sein dürfte, endlich politisch akzeptable Kandidaten gefunden zu haben. Da das Wiener Kultusministerium vorschlug, Steinbeck wegen fehlender Lehrerfahrung zunächst nur probeweise mit der Wahrnehmung des Lehrstuhls zu beauftragen, erteilte das REM für das 2. Trimester 1940 einen entsprechenden Vertretungsauftrag. 74 Die Freude über diesen nach Springmeyers Hallenser Berufung zweiten personalpolitischen Coup währte im Amt Rosenberg indes nur wenige Wochen, da Steinbeck im Juni 1940 einer Einberufung folgen mußte und bis Kriegsende als Dozent ausfiel. Im zweiten Grazer Berufungsverfahren, als es 1942 galt, einen Nachfolger für Ernst Mally zu finden, lag die Fakultät mit ihrem Vorschlag (Glockner - Kröner - Metzke) im Spektrum des für den NSDD weltanschaulich Verkraftbaren. Deshalb beschränkte sich die Münchener Führung auf die beratende Begleitung des Verfahrens, ohne von sich aus einen Kandidaten anzubieten. So kam es nur zur fakultätsinternen Fraktionierung mit einer großen Mehrheit der Geisteswissenschaftler für Glockner und einer naturwissenschaftlichen Gruppe, die Mallys Favoriten, den Wissenschaftstheoretiker Franz Kröner unterstützte. Mallys Lehrstuhl sollte ausgerichtet bleiben auf systematische Philosophie, die verschiedene Teilgebiete wie insbesondere Ethik, Erkenntnistheorie, Logik, Psychologie und Sprachphilosophie einheitlich zusammenfaßte, wobei ein Bezug auf „praktisch-politische Bedürfnisse unseres Volkes" vorausgesetzt wurde.75 In seiner episch breiten Begründung zu Glockner referierte Mally den Inhalt von dessen ,Das Abenteuer des Geistes' (1938), ohne zu verdeutlichen, worin denn die originäre systematische Leistung dieses Philosophen zu sehen sei. Da andere, unbekannte Gutachter, die das Amt Wissenschaft des NSDD beizog, genau wie die Rezensenten des Werkes, ihr Unverständnis hinter blumigem Lob verbargen, stufte der NSDD-Referent Borger es nachsichtig als Arbeit mit stark persönlichen Zügen ein. Das stellenweise rhapsodische, um nicht zu sagen hohl-geschwätzige ,Abenteuer des Geistes', eine wortreichere Neuauflage der Jugendschrift ,Die ethisch-politische Persönlichkeit des Philosophen' (1922), war dem Dozentenbund als positive Leistung eigentlich gleichgültig. Darum übersah man mit dem Untertitel der Jugendschrift (,Eine prinzipielle Untersuchung zur Umgestaltung der hegelschen Geisteswelt') auch den nach Glockners Selbstverständnis unlösbaren Zusammenhang zwischen seiner systematischen und philosophiehistorischen Arbeit. Was blieb, war der geschätzte Hegel-Forscher Glockner, der Hegels dialektische Methode für vollkommen verfehlt hielt, weil er in ihr den verhängnisvollen Einfluß Spinozas und den Ansatzpunkt der marxistischen Fortbildner Hegels zu erkennen meinte.76 72 BAK, R 21/10185, Bl. 23; Kommissionsbericht betr. Wiederbesetzung Lehrkanzel Siegel, erstattet von Mally o. D. (Herbst 1939). 73 BAK, NS 15/311, Bl. 177; Baeumler an Dozentenbundführer Graz (Pongratz) v. 28. 6. 1939 auf dessen Anfrage v. 16.6.1939. 74 BAK, R 21/10185, Bl. 34-35; Ministerium f. innere u. kulturelle Angelegenheiten/ Plattner an REM v. 7. 3. 1940 und REM-Erlaß v. 3. 4. 1940. 75 BAK, R 21/10185, Bl. 4; Dekan an REM v. 24. 7. 1942. 76 BAK, NS 15/237, Bl. 161-162; NSDD (Amt Wissenschaft, Borger) an PK v. 8. 10. 1942 = „Wissenschaftl.-charakterlich-politische Beurteilung" des NSDD.
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Über Kröner lagen dem REM Anfang 1943 wenig einheitliche Beurteilungen vor. Den angeschriebenen Gutachtern, Hartmann, Heyse und Gehlen, war der Name unbekannt. Nachdem sie sich dessen einzige Veröffentlichung, die 1929 erschienene »Anarchie der philosophischen Systeme' beschafft hatten, wollte nur Heyse eine uneingeschränkt positive Empfehlung für Graz geben.77 Engagierter und klarer akzentuierte nur Mally die Verdienste Kröners. Den Erstling von 1929 deutete er zutreffend als anti-relativistischen Systementwurf. Die unveröffentlichten ,Grundfragen der Wissenschaftslehre' zielten gegen den logischen Positivismus und den Physikalismus des „Wiener Kreises" und dessen politische Intentionen:78 „Der Kampf gegen den Neopositivismus ist ein wesentlicher Teil des Kampfes gegen den Bolschewismus und darum unerläßlich. Denn derselbe intellektualistische Geist, der im Praktischen die Lebensformen des Bolschewismus hervorbringt, betätigt sich theoretisch, doch mit unverkennbarer Beziehung auf das Praktische, im neueren Positivismus. Er ist, infolge eines historischen Zufalls, nicht die amtlich anerkannte Lehre für die kommunistischen Massen, ist aber, feiner und weniger angreifbar als der marxistische Materialismus, umso gefährlicher für den wissenschaftlichen, noch mehr für den von Wissenschaft nur aus zweiter Hand belehrten Menschen unserer Zeit und der Zukunft."
Die ,Anarchie der philosophischen Systeme' sei während der „Herrschaft" Carnaps und Schlicks an der Wiener Universität entstanden und habe Kröner die dort schon ins Auge gefaßte Habilitation verdorben.79 Ihr keineswegs von vornherein nur gegen potentielle politische Implikationen des Neopositvismus gerichtetes Erkenntnisinteresse galt der Frage, ob aus der Verschiedenheit der philosophischen Systeme bereits eine Wertentscheidung gegen die Sinnhaftigkeit des Philosophierens überhaupt abzuleiten sei, wie dies Carnap in ,Der logische Aufbau der Welt' (1928) mit seiner Verwerfung der „traditionellen" („metaphysischen") Philosophie behauptete. Kröners Versuch, die Möglichkeit metaphysischer Fragestellungen zu retten, endete in einer, die zeitgenössischen Kritiker wenig überzeugenden „Systematologie", der spekulativen Annahme eines metaphysischen „Makro-Prozesses", der den „Pluralismus der Systeme" integriere, ohne sich selbst wieder zu einem allumfassenden System zu verfestigen.80 In seiner ,Logik der Philosophie', die (da unveröffentlicht) der Kommission von Mally nur mittels eines ausführlichen Referats nahegebracht werden konn77 BAK, R 21/10057, Akte Kröner; darin lehnte Gehlen eine Berufung ab, weil Kröner „im Fach schlechterdings unbekannt" sei (an REM v. 14. 12. 1942). Hartmann würdigte den Beitrag im Kampf gegen den philosophischen Relativismus („aus dem herauszufinden eine höchst aktuelle Aufgabe unserer Zeit sein dürfte") und hielt Kröner deswegen reif für eine Professur, doch erst wenn tüchtigere Dozenten wie Ritter, Odebrecht, Stammler oder Reiner vor ihm berücksichtigt worden seien (an REM v. 9. 1. 1943). Heyse erkundigte sich offenbar erst bei der Reichsleitung des NSDD („wie ich höre", sei Kröner „politisch unbedingt zuverlässig"), bevor er seine positive Einschätzung der fachlichen Leistung den politischen Beurteilungen anglich (an REM v. 6. 3. 1943). 78 BAK, R 21/10185, Bl. 30; Phil. Fak. Graz, Vorschlag Kröner o. D. (Herbst 1939). Die Vorschlagsbegründung vom Juli 1942 nahm die 1939 geäußerten politischen Erwartungen, die das Manuskript der Krönerschen „Wissenschaftslehre" weckte, merklich zurück. 79 Ebd., Bl. 16; lt. Angabe der Grazer Fakultät scheiterte die Habilitation in Wien wegen weltanschaulicher Differenzen mit „Schlick und seine[m] Anhang". Später sei dann eine Habilitation aus politischen Gründen unmöglich gewesen, da Kröners NS-Gesinnung bekannt war (zur Münchner Habilitation s. o. B. 1.5.7.). 80 Kröner 1929, S. 288ff, 317ff.
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te, vertiefe Kröner seine Kritik am Neopositivismus, indem er, ohne die Notwendigkeit einer „Semantik" in Abrede zu stellen, Carnaps Einführung einer „formalen Sprache" als genauso reduktionistisch ablehne wie das extrem enge Sinnkriterium der Verifizierbarkeit, das die Nichtexistenz des Nichtbeobachtbaren als eine der eigenen wissenschaftstheoretischen Auffassung widersprechende ontologische Annahme voraussetze. Der Neopositivismus werde so dem eigenen Anspruch, standpunktlose, weil metaphysikfreie Wissenschaft zu liefern, nicht gerecht. 81 1939 zog Kröner daraus vor allem für die Theorie der Geschichtswissenschaft positive Folgerungen. Wenn mit dem Neopositivismus ein weiterer Versuch, „rein theoretisch-objektive" Wissenschaft treiben zu wollen, scheitere, dann seien eben Geschichtstheorie und Geschichtsschreibung nolens volens weltanschaulich determiniert: „Die konkrete Historie hängt in Bezug auf die Bedeutsamkeit und Umfassendheit des [besonderen geschichtlichen Standpunkts, CT] von der Gunst oder Ungunst der jeweils bestehenden geschichtlichen Lage ab." So sei z. B. „heute" große deutsche Geschichtsschreibung, aber noch keine wirkliche ,„Weltgeschichte'" möglich. Die Unmöglichkeit absoluter theoretischer Welterklärung vertrage sich natürlich auch nicht mit monistischen Deutungen bewegender Kräfte der Geschichte, d. h. mit dem historischen Materialismus sowenig wie mit dem „Rassenprinzip". Dieser wissenschaftstheoretische Vorbehalt gegen eine rassenideologisch orientierte Geschichtsschreibung hinderte Kröner nicht daran, in einer Rezension der „Forschungen zur Judenfrage" einen antijüdischen Standpunkt zu beziehen. Dabei kam er einem wissenschaftstheoretisch perhorreszierten monistischen Erklärungsmodell so nahe, daß man diese Inkonsequenz nur mit persönlicher Rücksichtnahme erklären kann. Denn unter den rezensierten Aufsätzen war vielleicht nicht zufallig einer, den Kröners Habilitationsbetreuer Grunsky verfaßt hatte. Wie denn überhaupt der ganze Text nur politische Verbeugungen enthielt. Max Wundts Abrechnung mit dem „Mimikryjudentum" Georg Simmels zollte er genauso Beifall wie Wilhelm Stapels Portrait Tucholskys als eines Scheusals, das „inmitten des erniedrigten Deutschlands offen die Geschäfte des Feindes" betrieben habe. Den Nürnberger Rassengesetzen stimmte er mit den Worten Gerhard Kittels zu, sie seien ein heilsamer Zwang für das Assimilationsjudentum gewesen, zu seinen eigenen Grundlagen und deren Gesetzen (u. a. dem Verbot des Konnubiums mit Nicht-Juden) zurückzukehren. Auch daß Kröner darin schließlich das marxistische System als Instrument eines artfremden Willens zur Zerstückelung des deutschen Volkes bezeichnete, mußte diesen kurz vor der Habilitationsprüfung veröffentlichten Text als Präsent für Grunsky erscheinen lassen.82 Seit der Habilitation arbeitete Kröner an einem Werk über „Philosophische Voraussetzungen der Historie".83 Als Sprungbrett dafür nutzte er die gegen den Neopositivismus gerichteten, in „politischen Situationen in der Geschichte" wiederkehrenden, den Zugang zur Metaphysik frei haltenden „Erfahrungen höherer Art"84. Eine markante Abkehr von der Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften zeigen auch die Titel seiner Grazer Lehrveranstaltungen an, so etwa „Deutscher Geist und westlicher Geist" (SS 1941) und „Der Sinn der Geschichte und der Sinn des Reichs" (WS 1942/43; vgl. Anhang). 81 BAK, R 21/10185, Bl. 23-30; Begründung des Vorschlags Kröner (Juli 1942). 82 Kröner 1939b. Diese DLZ-Nummer erschien am 29. 1. 1939; im Februar 1939 fanden wissenschaftliche Aussprache und Probevorlesung im Habil-Verfahren Kröner statt. 83 BAK, R 21/10011, B1.5543; Angabe Kröners o. D. (um 1940). 84 So Kröners Habil.-Schrift; vgl. Müller 1962, S. 33.
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Für Mally und die Grazer Naturwissenschaftler, die an einer Zusammenarbeit mit Kröner interessiert waren, mochten derartig propagandistische Exkursionen nicht schwer wiegen. Im Vordergrund stand für sie der Wissenschaftstheoretiker, den man als konstruktiven Kritiker des Neopositivismus schätzte. Mally, in SD-Unterlagen selbst als „Liberaler" geführt85, darf man daher unterstellen, die politische Nutzanwendung etwas übertrieben zu haben, um Kröners Berufungsaussichten zu verbessern. Die Dozentenführung schien immerhin beeindruckt, da die Parteikanzlei auf ihr Betreiben hin beim REM anregte, Kröner auf Mallys Lehrstuhl zu holen, „weil dieser hierfür als der geeignetste gehalten wird". Dagegen wollte die Fakultätsmehrheit Glockner, einen Mann mit „Namen". Unter Hinweis auf die Gutachten von Gehlen und Hartmann sowie eine wenig günstige Stellungnahme von Heimsoeth, bat Dekan Maull darum, endlich einen strengen Maßstab anzulegen und der Fakultät keine „zweit- und drittrangigen Leute" - wie Kröner - mehr zu schicken. Auch hier entsprach das REM nicht Parteiwünschen und ließ die „Anregung" der Parteikanzlei monatelang unbeantwortet. Erst Mitte 1943 lud man Glockner zu Berufungsverhandlungen. Da die Gießener alles daransetzten, um ihn zu halten, während die Grazer ihm nicht einmal eine Wohnungszuweisung versprachen, verzichtete er schließlich auf den Ruf.86 Im Frühjahr 1944 nahm die Fakultät darum einen neuen Anlauf. Maull sicherte sich diesmal schon im Vorfeld der Beratungen ab: Um Kröner nicht nachrücken zu lassen, erbat er beim REM die Rückgabe des Vorschlags und bekundete telefonisch sein Interesse an Weinhandl. Mit dem Einverständnis von Gauleiter und Dozentenbundführer setzte er ihn als prädestinierten Fortsetzer des Werkes von Meinong und Mally vor Faust und Heimsoeth auf eine neu erstellte Liste, und wunschgemäß berief das REM im November 1944 den in Frankfurt nicht mehr gelittenen Weinhandl.87
1.2. Königsberg 1939-1941: Die Berufungen von Wilhelm Burkamp, Eduard Baumgarten, Konrad Lorenz und Kurt Stavenhagen Die Verfahren, die zur Wiederbesetzung der Lehrstühle von Ipsen und Gehlen führten, lassen sich wegen des fast vollständigen Verlustes der Königsberger Universitätsakten und der dürftigen Überlieferung der REM-Akten nur unzureichend darstellen. Die Überlieferungsfragmente werfen eher Fragen auf und bieten doch bestenfalls Anhaltspunkte für Mutmaßungen. Wenn die Fakultät, offenbar nach förmlichem Verfahren, den 60jährigen nb. Rostocker Extraordinarius Wilhelm Burkamp zu Ipsens Nachfolger bestellte, darf man Gehlens
85 BAP, R 49.01/12444, Bl. 65. 86 BAK, R 21/10185, Bl. 357; Dekan Phil. Fak. Gießen an Rektor Gießen v. 23. 9. 1943: Glockner habe ihn über den Ruf unterrichtet und angedeutet, daß er bei finanzieller Besserstellung wohl bleiben könne. Rektor Brüggemann schaltete daraufhin Gauleiter Sprenger ein, der beim REM die Erhöhung der Kolleggeldgarantie anregte (ebd., Bl. 356; Sprenger an REM v. 19. 10. 1943). Ebd., Bl. 359; Glockner an REM (Frey) v. 29. 3. 1944. 87 Ebd., Bl. 360; Maull an REM (Frey) v. 10. 4. 1944. Ebd., Bl. 365; Rektor Graz an REM v. 10. 8. 1944 und ebd., Bl. 365-372; Vorschlagsliste und Stellungnahme Maull v. 17. 7. und v. 1. 8. 1944. Verfügung zur Ausfertigung des Berufungserlasses v. 13. 11. 1944, ebd., Bl. 387.
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lenkende Hand dahinter vermuten, ohne auf mehr verweisen zu können als ein beiden gemeinsames pragmatistisches Verständnis von Philosophie.88 Burkamp wurde am 20. Januar 1879 in Stöckte/Kr. Winsen als Sohn eines Landwirts geboren. Nach Abschluß der Realschule in Hamburg (1893) war er selbst bis 1903 in den Landwirtschaft tätig und mußte zeitweise anstelle des erkrankten Vaters den elterlichen Hof bewirtschaften. Von 1903 bis 1906 studierte er als Gasthörer Biologie und Philosophie in Berlin. Nachdem er das Studium unterbrochen hatte, um nochmals auf dem Hof auszuhelfen, legte er 1909 an einer Hamburger Oberrealschule das Abitur ab. Von 1909 bis 1911 studierte er in Berlin, anschließend in Kiel Naturwissenschaften und Philosophie. Bei Götz Martius promovierte Burkamp 1913 über ,Die Entwicklung des Substanzbegriffes bei Ostwald'. Zur weiteren Ausbildung verbrachte er drei Semester am Psychologischen Institut in Göttingen. Im August 1914 eingerückt, nahm Burkamp zunächst als einfacher Infanterist, dann als mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichneter Leutnant am 1. Weltkrieg teil. Im Dezember 1918 zurückgekehrt, bereitete er sich in Göttingen und dann in Rostock auf die Habilitation vor. 1922 habilitierte ihn die Rostocker Fakultät aufgrund des Werkes über ,Die Kausalität des psychischen Prozesses und der unbewußten Aktionsregulationen' und erteilte ihm 1923 die venia legendi (AV.: Naturwissenschaftliches und geisteswissenschaftliches Denken). 1929 erfolgte die Ernennung zum nb. ao. Prof. Eine politische Betätigung vor oder nach 1933 ist nicht nachzuweisen.89 Das Fehlen eines wie immer gearteten politischen Aktivismus machte das von Gehlen so geschätzte, zwischen 1935 und 1938 entstandene, an weltanschaulich verwertbaren Aussagen so reiche Hauptwerk ,Wirklichkeit und Sinn' wieder wett. Darin sagte sich Burkamp im Anschluß vor allem an den Pragmatismus von Charles Sanders Peirce von dem deutschidealistischen Apriorismus der Husserl, Windelband und Cohen los. Das transzendente oder reine Ich dieser vor 1918 in Blüte stehenden Bemühungen, Philosophie als Wissenschaft zu begründen - „es interessiert mich nicht". Gerade die praktische Philosophie dieser „Aprioristen" und „Absolutisten" weise sie als „Hinterweltler der Ethik" aus. Jeder von den einstigen „Giganten" um 1900 mußte nach 1918 einsehen lernen, daß er als „unfreiwilliger Possenreißer im Reich der Wissenschaften" dastehe. Die von Phänomenologen und Neukantianern jeder Couleur postulierten „überempirischen Werte" müsse man - so der naturwissenschaftlich versierte, auf der Höhe des aktuellen Forschungsstandes argumentierende Burkamp - gemessen am empirischen Ertrag der biologischen Wissenschaften schon als „Zumutungen" empfinden.90 Der Mensch sei vollständig in die Natur eingegliedert und
88 „Da der Pragmatismus die einzige bisher erschienene Philosophie ist, welche grundsätzlich den Menschen als handelndes Wesen sieht, so ist seine Auffassung zunächst einmal jeder anderen vorzuziehen. Ich freue mich, daß W. Burkamp in seinen außerordentlich gelehrten und durchdachten Buch ,Wirklichkeit und Sinn' (1938) diese Auffassung teilt: ,Ich gebe dem Pragmatismus in seinem fundamentalsten Prinzip völlig recht' (Bd. II, § 452)." (Gehlen 1940, S. 327). 89 UAR, PA Burkamp und Habil.-Akte PD 81/21. Neuderdings, vor allem zu Burkamps Verhältnis zum Logischen Empirismus: Weller 1994. 90 Burkamp 1938, Bd. 1, S. 44, 224, 281; Bd. II, S. 55, 62f, 484. Daß Burkamp dabei über Cohen, Husserl und Simmel mit größter Hochachtung sprach, muß im Jahre 1938 schon als implizit politische Stellungnahme gewertet werden. Cohens Ästhetik würdigte er als „tiefsinnigste", die ihm bekannt sei (II, S. 518), Simmels frühe Einsicht, daß alle „Theoretik durch biologisch praktisch Brauchbarkeit geformt
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unterliege auch mit seinen intellektuell-seelischen Kapazitäten dem allen biologischen Organismen eigenen Gesetz der „Selbstbehauptungsdienlichkeit". Auch die überindividuellen „Ganzheiten", Volk, Rasse, Staat, objektiver Geist, gehorchten „vitalen Zweckmäßigkeiten". Um optimale Voraussetzungen in den unaufhebbaren Selbstbehauptungskonflikten zwischen Völkern und Rassen zu schaffen, empfahl Burkamp der jeweiligen sozialen „Ganzheit", pädagogische, sozialplanerische und vor allem eugenische Eingriffe, um die gesellschaftliche Harmonisierung zu fördern. Dabei lebte in ihm noch etwas vom fortschrittsgläubigen, tendenziell kosmopolitischen Rationalismus der Jahrhundertwende, wenn er andeutete, daß die Vernunft „die Welt" überhaupt von ihren „Leiden" erlösen werde. Das schloß sogar eine positive Perspektive auf „Planwirtschaft und weltpolitische Verfassung" ein, wenn Burkamp auch noch insoweit am Selektionismus festhielt, wie er glaubte, daß auch zielbewußte Eugenik den selbstbehauptungsdienlichen Wert des Daseinskampfes nicht entbehrlich mache.91 Noch bevor er den Königsberger Ruf, der zum WS 1939/40 ergangen war, annehmen konnte, starb Burkamp im August 1939.92 Zu diesem Zeitpunkt war die Fakultät bereits mit der Nachfolge für Gehlen befaßt, ein Verfahren, das zugunsten von Eduard Baumgarten ausging. Gehlen hatte ihn, als Folge des eigenen Interesses am amerikanischen Pragmatismus, vorgeschlagen. Da gegen Baumgarten im Sommer 1939 noch ein Göttinger Parteiverfahren anhängig war93, verweigerte sich das REM unter dem Druck der Reichsdozentenführung diesem Vorschlag. Nach den Erinnerungen des Königsberger Kurators Friedrich Hoffmann sei ihm deshalb ein anderer Kandidat vorgezogen worden.94 Wenn das zutrifft, hätte Baumgarten also bereits Nachfolger Ipsens werden sollen. Der Widerstand des NSDD konnte dann nach Burkamps Tod mit Hilfe des Rektors von Grünberg überwunden werden, der über einen kurzen Draht zu dem um seine „Heimatuniversität" stets besorgten Harmjanz verfügte. Immerhin gelang es dem NSDD zunächst, gegen von Grünberg eine nur kommissarische Berufung durchzusetzen, bevor dann zum I. April 1941 die definitive Bestallung folgte.95
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sei", nötigte ihm Respekt ab (II, S. 55), wenn er sich auch gedrängt fühlte, den späten Simmel zu tadeln, weil er sich in einen „bequemen Metaphysizismus abgleiten" ließ (Bd. I, S. 281). Ebd., Bd. I, S. 287ff., 293ff.; Bd. II, S. 497ff. - In der DLZ wurde Burkamps Werk erst fünf Jahre nach Erscheinen, im Herbst 1943, auffällig knapp besprochen. Rezensent war der katholische Bonner Wertphilosoph Aloys Müller, der zwar zu spüren meinte, daß Burkamp selbst „manchmal" gegen die relativistische Konsequenz seines Kulturbiologismus revoltiere, aber doch endlich vor der Frage kapituliere, welchem objektiven Ziel denn die Selbstbehauptung dienen solle; Müller 1943, Sp. 635. Auch in den „Blättern für Deutsche Philosophie" fand das Werk erst 1943 Berücksichtigung: Grebe 1943. Vgl. Trauerrede Ebbinghaus 1942. Dahmsl987, S. 188f. GStA, XX. HA./99c, Nr. 38; Bescheinigung Hoffmanns für Baumgarten v. 9. 9. 1946 im Rahmen von dessen Göttinger Entnazifizierungsverfahren. Angaben nach Kurator Friedrich Hoffmanns Bescheinigung zur Verwendung in Baumgartens Entnazifizierungsverfahren v. 9. 9. 1946 (GStA, XX. HA. Rep. 99c, Nr. 38) sowie Baumgartens Darstellung: „Der Lehrstuhl für Philosophie 1940-1945", angefertigt um 1975 für eine vom ehemaligen Dozenten für Nationalökonomie und letzten Dozentenschaftsleiter der Albertina, Carl Jantke (1909-1989), geplante Geschichte der Königsberger Universität (1918-1945), in: GStA, XX HA. Rep. 300, NL Hoffmann/Slg. Jantke, Karton 1. - Die Einsicht in dieses Material wurde mir freundlicherweise von der Tochter des Kurators, Frau Heide Hoffmann, gestattet. Recherchen im Göttinger Universitätsarchiv zu
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Geboren am 26. August 1898 in Freiburg als Sohn Fritz Baumgartens, eines Gymnasialdirektors in Esslingen und Honorarprofessors für Kunstgeschichte an der Universität Freiburg, meldete Baumgarten sich gleich nach dem Besuch des Esslinger Humanistischen Gymnasiums 1916 freiwillig bei einem badischen Infanterieregiment. 1918 kehrte er als Vizefeldwebel aus dem Ersten Weltkrieg zurück, begann ein nationalökonomisches, historisches und philosophisches Studium in Freiburg bei Rachfahl, v. Below und Husserl, um noch im selben Jahr nach München zu gehen, wo er bei seinem Großcousin Max Weber, bei Erich Marcks und Heinrich Wölfflin seine Studien fortsetzte, die er zwischen 1922 bis 1924 in Heidelberg bei Alfred Weber, Jaspers und dem Kirchenhistoriker Hans von Schubert abschloß. Die bei A. Weber eingereichte staatswissenschaftliche Arbeit über ,Innere Formen menschlicher Vergemeinschaftung', die in ihrem Shakespeares ,Coriolan' gewidmeten Teil von Gundolf bewertet werden mußte, markierte bereits das „geistesgeschichtliche" Interesse, mit dem sich Baumgarten später gern von eigentlich „fachphilosophischen" Zumutungen abgrenzte. Nach der Promotion ging Baumgarten als einer der ersten deutschen Austauschstudenten nach dem Kriege in die USA, anfangs an den Universitäten von Columbia und Harvard hörend, dann selbst lehrend als Fellow in Chicago und als Assistance professor an der Universität von Madison. 1929 nach Deutschland zurückgekehrt, bekam er ein Stipendium der Abraham-Lincoln-Stiftung, mit deren Geschäftsführer Hans Simons er befreundet war.961930 hielt Baumgarten Gastvorlesungen an der TH Stuttgart: „Alltag und Philosophie der Amerikaner" und übersetzte John Deweys ,Experience and Nature'. 1932 empfahl ihn Husserl an Grimme für die von Nohl und Misch betriebene Wiederbesetzung des Lehrstuhls für Amerikakunde an der Universität Göttingen. Husserl, der erwähnte, er habe Baumgartens Werden schon mehrfach beeinflußt, schilderte ihn als „sehr betont links orientiert". Baumgarten selbst meinte, er als „Geistesgeschichtler und Nationalpädagoge" eigne sich für diese Aufgabe besonders: Von Haus aus vertraut mit der Geschichtswissenschaft (sein Großvater Hermann Baumgarten sei ein Freund Treitschkes gewesen) - einer Passion, der er als Student und Schüler der Weber-Brüder, sowie der Historiker Marcks und v. Below treu geblieben sei -, habe er auch in den USA Gebiete wie Erkenntnistheorie und Logik gemieden, um sich „mit concreten Gestalten der Geschichte: Luther, Kant, Hegel, Nietzsche" zu beschäftigen. Den nationalpädagogischen Aspekt der Amerikakunde werde er deshalb wie kein anderer aufbereiten, zumal er „gänzlich im deutschen Boden verwurzelt" sei, um Deutschen die fremde Art Amerikas wirklich begreiflich zu machen. Sein Unterrichtsentwurf konzentrierte sich auf Geschichte, Staat und Gesellschaft der USA (darunter auch die „Wallstreet" und die „Negerfrage") sowie auf Philosophie, Psychologie und Pädagogik. Er offendiesem Komplex waren mir wegen der eingangs erwähnten Benutzungsverweigerung der Archivleitung nicht möglich. 96 Simons (1893-1972), Sohn des Reichsgerichtspräsidenten, war 1919-1925 Vorsitzender der der Dt. Liga für den Völkerbund, 1925-1929 Direktor der DHfP. und 1930-1932 sozialdemokratischer Oberpräsident von Niederschlesien; gehörte zum Kreis Tillichs um die „Neuen Blätter für den Sozialismus". 1933 Emigration in die USA, dort u. a. nach 1945 als Verbindungsmann der US-Regierung zum Parlamentarischen Rat an der Ausarbeitung des Grundgesetzes der BRD beteiligt. - Auch der andere wichtige Fürsprecher Baumgartens stand dem religiösen Sozialismus Tillichs nahe: Reinhold Schairer (18871971), seit 1921 Hauptgeschäfts fuhrer der Wirtschafts-Hilfe, des späteren Dt. Studentenwerks. Schairer war Nachfolger Simons als Geschäftsführer der Lincoln-Stiftung. In der Emigration wichtigster Kontaktmann Carl Goerdelers zur englischen Führungsschicht.
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barte dabei ein für seine eigene philosophische Entwicklung noch bedeutsam werdende Konzentration auf die nordamerikanische Auseinandersetzung mit der europäischen Bildungstradition, als Kritik an abendländischer Metaphysik (Emerson) und Transzendentalbzw. Wertphilosophie (Dewey) sowie als psychologische Analyse religiöser Einstellungen (James). Baumgarten begründete die Dringlichkeit dieser Amerikakunde mit der Notwendigkeit, „ein ursprüngliches Verständnis für die amerikanische Welt zu begründen und wachzuhalten", das die USA als „ständig steigende Weltmacht" beanspruchen dürfe. Noch wenige Tage vor seinem Tode hatte der ehemalige Kultusminister Becker, mit dessen Sohn Baumgarten befreundet war, Windelband ans Herz gelegt, er möge sich des, wie Husserl ihn charakterisierte, Jungen Mannes von sprudelnder Originalität" annehmen. Zu dem Zeitpunkt, im Januar 1933, war die Göttinger Fakultät, die von einem Vortrag des Bewerbers über „Benjamin Franklin und die Psychologie des amerikanischen Alltags" einen guten Eindruck gewonnen hatte, entschlossen, für ihn einen Lehrauftrag zu beantragen. Doch die unter den Fittichen prowestlicher Kulturpolitiker Weimars begonnene Karriere des Kulturvermittlers und „linken" Nationalpädagogen Baumgarten kam nach dem 30. Januar 1933 ins Stocken. Die wohl insgeheim erhoffte Berufung scheiterte an der fehlenden Habilitation, zu der ihm nun geraten wurde. Der schon sicher geglaubte bezahlte Lehrauftrag entfiel. Für den im März 1933 erteilten unbesoldeten Lehrauftrag („Amerikakunde") bedankte er sich bei Windelbands Nachfolger, dem Nationalsozialisten Achelis, mit der wenig korrekten Verbeugung, es sei der „neuen Regierung" anzurechnen, daß sie auf diese Art die kulturellen und politischen Freundschaftsbeziehungen fördern wolle.97 Als Baumgarten die seit 1929 vorbereitete Monographie über das amerikanische Denken von Benjamin Franklin bis John Dewey 1934 als Habilitationsleistung einreichte, stand er bereits im Verdacht, seine „äußere und innere Veramerikanisierung" nicht überwunden zu haben, ein Verdacht, der auch durch ein Gutachten Heideggers genährt worden war, demzufolge Baumgarten wegen schwacher wissenschaftlicher Leistungen („bei mir gescheitert", „Blender ohne gründliches und stichhaltiges Wissen") in Freiburg 1931 nicht zur Habilitation gelangt war und auch politisch, bedingt durch seine Herkunft aus dem „liberaldemokratischen Heidelberger Intellektuellenkreis um M. Weber" sowie seinen USAAufenthalt, nicht einmal auf dem inneren Weg zur NSDAP gewesen sei.98 Wie schon bei der Habilitation, die 1936 dann mit einer Arbeit über die nordamerikanische Philosophie doch zustande kam99, so durfte sich Baumgarten in den Königsberger „Auseinandersetzungen" der Hilfe Baeumlers sicher sein, so daß die Berufung letztlich dank einer Koalition zwischen Fakultät, Rektor von Grünberg, Ministerium und Amt Rosenberg gegen Widerstände des Dozentenbundes gelang.100 Der agile Baumgarten wollte noch über 97
GStA, Rep. 76Va, Sek.6, Tit. IV, Nr. 1, Bd. XXX, Bl. 372; Husserl an Grimme v. 1 1 . 5 . 1932. Bl. 376-385; Baumgarten an Windelband v. 19. 5. 1932. Bl. 386; Baumgarten an Windelband v. 6. 12. 1932. Bl. 393; Antrag Phil. Fak. für LA Amerikakunde v. 4. 3. 1933. Bl. 394; vita Baumgarten, dazu Bl. 396-397, Abschrift eines Briefes von Baumgarten an den Göttinger Anglisten Hecht betr. eigene wissenschaftliche Arbeit seit 1924 v. 20. 1. 1933. Bl. 401-402; Baumgarten an Achelis v. 31. 3. 1933. - Baumgartens Göttinger Anfänge sehr verkürzt dargestellt von Farias 1989, S. 282ff. 98 Gutachten abgedruckt bei Jaspers 1978, S. 14f. 99 Dazu ausführlich Dahms 1987, S. 181-184. 100 Nach einer für Baeumlers Spruchkammerverfahren bestimmten Aussage Baumgartens, lernte er seinen Förderer 1936 kennen, als der ihn aufforderte, für die IZfE eine Aufsatzserie über J. Dewey zu
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die von Gehlen und Ipsen begründete pragmatistische Orientierung der Königsberger Philosophie hinausgehen und auch berufungspolitisch sicherstellen, daß man an der Albertina künftig alles dran setzen werde, die von Gehlen hinterlassenen „kryptoidealistischen Restbestände" in der philosophischen Anthropologie abzuräumen. Kaum in Königsberg, weihte er Baeumler in seine diesbezüglichen Pläne ein: Der Fakultät habe er schon den in Halle an einer „Anthropologie" arbeitenden Heinrich Springmeyer für die Nachfolge Burkamps vorgeschlagen. Fakultät und Rektor hätten auch zugestimmt:101 „Hier [...] kommt Springmeyer in einen Arbeitsplan hinein, der mir von äußerster Wichtigkeit erscheint, und für den ich hiermit um Ihren Segen bitte: die Fakultät (vertraulich) beantragt die Ermöglichung einer Zusammenarbeit der Philosophie mit einer noch zu besetzenden biologischen Psychologie. Für die letztere habe ich zwei hervorragende Männer präsentiert, die beide geneigt sind: der berühmte Konrad Lorenz und der geniale junge Erik von Holst (Göttingen). Mit der gleichen Energie, mit der es Lorenz gelungen ist, den Instinktbegriff experimentell einzuengen und exakt zu machen, oder den Instinktzerfall bei Domestifikation und Bastardisierung nachzuweisen, wirft er sich zur Zeit in das Studium der kantischen Philosophie. Gewinnen wir diesen Mann für die Psychologie, so wird die Zoologie seinen nächsten Arbeitsgefährten Erik v. Holst [..] hier unterzubringen versuchen. Holst hat schon in Göttingen mit mir zusammengearbeitet. Gegen diese beiden Riesen will ich aber die geisteswissenschaftliche ,Anthropologie' nicht alleine repräsentieren und hochhalten; das verkrafte ich gar nicht; sondern in diesem großen Spiel gegengewichtiger Kräfte muß mir Springmeyer helfen [...] Kurzum: Ich bitte Sie, .beurlauben' Sie Springmeyer [...] Wir machen hier eine Dependance von Buderose auf, zu der [...] sich ein 2. Mal nicht so leicht wieder die einstimmige Bewilligung zweier Fakultäten zusamt dem Rektor erreichen lassen [wird]."
Baeumler ging darauf nicht ein, da er bei Springmeyers Weggang den „Zusammenbruch" des gesamten Aufbaus in Halle befürchtete. Stattdessen schlug er den von ihm nicht sonderlich gelittenen Dozenten der aufgelösten Hochschule für Politik, Alfred Klemmt, vor und ermunterte Baumgarten, „die Sache in Königsberg allein zu schmeissen".102 Was Baumgarten auch tat, denn es blieb von dem großzügigen Personaltableau immerhin die Berufung von Konrad Lorenz übrig, die zum 1. September 1940 erfolgte. Im September 1940 stellte Baumgarten in einer Denkschrift für das REM das Baeumler gegenüber skizzierte Konzept einer naturwissenschaftlich zu fundierenden Philosophie vor: Durch die Existenzphilosophie wie durch die Resultate der modernen Biologie sei der Glaube an die „reine Vernunft" nachhaltig erschüttert worden. Es sei ein Faktum, daß auch die höchsten Lebensäußerungen des Menschen mit ihren stammesgeschichtlichen Vorformen „vergliedert" blieben und nur von daher voll zu verstehen seien. Die Geschichte des Selbstbewußtseins des Menschen könne darum nur noch Hand in Hand mit seiner Naturgeschichte rekonstruiert werden. Philosophie als Geisteswissenschaft sei überholt. Biologie und Philosophie berührten sich in der Psychologie, und an diesem Schnittpunkt müsse die Neuorientierung auch institutionell Gestalt gewinnen. In einem Institut für biologische Psychologie
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verfassen. Gegen Heyse und den Göttinger NSDD ergriff Baeumler offenbar weniger deshalb Partei, weil seinem Amt so viel an Baumgarten lag, sondern es galt, den NSDD exemplarisch in die Schranken zu weisen. Baumgartens Beziehung zu Baeumler festigte sich dann auf der Buderose-Tagung. IfZ, NL Baeumler, ED 318/16; Schreiben Baumgartens (7 S.) v. 26727. 4. 1948. IfZ, MA 116/2; Baumgarten an Baeumler v. 15. 4. 1940. Ebd.; Baeumler an Baumgarten v. 20. 4. 1940.
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müßte die Brücke gebaut werden, die künftig Geistes- und Naturwissenschaften verbinden werde. Die Biologie allein sei nicht imstande, eine neue Weltanschauung zu bilden, da sie der Gefahr fachwissenschaftlicher Versimplung nur allzu leicht erliege. Darum gewinne die Philosophie eine neue Funktion, die Baumgarten recht vage umschrieb: sie solle „Mitteilung" möglich machen zwischen Arbeitsmethoden und Denkweisen, die vorher isoliert voneinander waren und als „Verbindungsoffizier" auch zwischen gestern und morgen vermitteln, um die weltanschaulichen Gehalte unter dem Trümmerhaufen der klassischen idealistischen und romantischen Philosophie zu revitalisieren.103 Im Dezember 1940 wurde das neue Institut für Philosophie mit den beiden Abteilungen für Philosophie und vergleichende Psychologie gegründet. Mit Erlaß vom 31. August 1940 hatte das REM Konrad Lorenz bereits mit der Vertretung des Lehrstuhls Ipsen beauftragt.104 Lorenz, geboren am 7. November 1903 Wien, Sohn eines Professors der Medizin, begann nach dem Abitur am renommierten Schottengymnasium (1922) an der ColumbiaUniversity ein Medizinstudium, das er 1928 in Wien mit der Promotion abschloß. Als Assistent am Anatomischen Institut wandte er sich zwischen 1928 und 1933 der Verhaltensforschung zu und richtete sich auf dem elterlichen Anwesen in Altenberg eine ornithologische Versuchsstation ein. In den 30er Jahren kristallisierte sich die Spontaneität von Instinkthandlungen als Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit heraus. 1933 folgte die zoologische Promotion in Wien, 1937 die Habilitation für Anatomie und Tierpsychologie, im Mai 1940 die Ernennung zum Dozenten neuer Ordnung. Der NSDAP gehörte Lorenz seit 1. Mai 1938 an. Laut Ernennungsvorschlag vom 1. Februar 1941 war er auch Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP - „mit Redeerlaubnis". Zum 1. Januar 1941 erhielt er seine Bestallung zum Ordinarius und Direktor des Instituts für vergleichende Psychologie an der Albertina. Im Oktober 1941 einberufen zum Dienst in der psychiatrischen Abteilung eines Lazaretts in Posen, dann Feldarzt im Heer, ist er als solcher am 24. Juni 1944 bei Witebsk verwundet in russische Gefangenschaft geraten.105 Angesichts des Stellenwerts von Lorenz' Königsberger Periode ist es umso erstaunlicher, daß sich nicht einmal seine unerbittlichsten Ankläger die Mühe machten, diesen Lebensabschnitt genauer zu erforschen. Um es gleich vorwegzunehmen: Material, das, gewertet aus der Perspektive eines nicht selten peinlich wirkenden, ahistorischen Moralismus, als „belastend" hätte präsentiert werden können, ist jedenfalls ausreichend vorhanden. Bringt man diese bislang unbeachteten Quellen fernab von wohlfeilen Schuldzuweisungen zum Sprechen, geben sie Auskunft über einen sehr ehrgeizigen, ebenso anpassungsbereiten, politisch eher naiven, wissenschaftspolitisch aber geschickt agierenden Forscher, dem man nicht 103
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GStA, HA. XX. HA., Rep. 300, NL Hoffmann/Slg. Jantke, Karton 1; Baumgarten, Der Lehrstuhl für Philosophie 1940-1945. Baumgarten zitiert hier wörtlich aus der s. Zt. eingereichten Denkschrift, muß also 1975 noch über eine Abschrift verfügt haben, die sich vermutlich auch in seinem im Privatbesitz befindlichen Nachlaß erhalten hat, der mir aber nicht zugänglich war. BAZ, REM-PA Lorenz, Bl. 1992. Diese Ausfertigung ist einigermaßen verwirrend, weil Stavenhagen (s. u.) diesen Lehrstuhl ja bereits vertrat (und erst zum SS 1941 nach Posen berufen wurde). Entweder hatte man das im REM übersehen, oder er war 1940 in das seit langem vakante Ordinariat Schultze gelangt. Nach Geuter 1984, S. 131, ging das jedoch bereits 1937 an die Volkskunde (Harmjanz) verloren. Biographische Angaben nach Köhler 1963 und Wuketits 1990 sowie BAZ, REM, PA Lorenz, MF und HLK.
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nur die von ihm geknüpfte enge „Verbindung der Ethologie mit Naziideologie und Rassenpolitik" (Kalikow) vorgehalten hat, sondern bei dem man auch das persönliche Engagement als NSDAP-Mitglied als Indiz für die Wahlverwandtschaft zwischen völkischer Ideologie und ethologisch abgestützter Zivilisationskritik wertete. Deutsche Verstärker angelsächsischer Kritiker wie Ute Deichmann haben dann Lorenz' Studien aus den Jahren 1938 bis 1943 als Legitimierung des „bevölkerungspolitischen Ausmerzungskonzepts" der Nationalsozialisten gelesen, das praktisch zu „Euthanasie" und „Endlösung" geführt habe. Deichmann glaubte denn auch Lorenz' „Verstrickung" in die Umsetzung der Rassenideologie hinreichend dargelegt zu haben, als sie aus den Akten die Beteiligung des Königsberger Ordinarius an psychologischen Untersuchungen in Posen zu Tage forderte, die von Gauleiter Greisers „Reichsstiftung für deutsche Ostforschung" finanziert wurden. Michael Wieck schließlich spitzte in seinen vielgelesenen Erinnerungen eines Königsberger „Geltungsjuden" die Anklagen auf eine Art moralisches Todesurteil zu: Lorenz habe in Aufsätzen zu Taten angestiftet, denen auch Juden jener Stadt zum Opfer fielen, an deren Universität er lehrte und deren Synagogenruine ihn in „symbolischer Eindringlichkeit" vor den Folgen seiner vermeintlich wissenschaftlichen Thesen hätte warnen müssen.106 Als im Sinne einer moralisch wertenden Anklage „belastend" wäre zunächst Lorenz' Korrespondenz mit dem Berliner Zoologen Erwin Stresemann einzustufen, die 1927 einsetzt und 1971 kurz vor dessen Tod endet. Ihr ist zu entnehmen, daß das in der damaligen wissenschaftlichen Welt Aufsehen erregende Königsberger Experiment, mit Lorenz einen Zoologen auf den vakanten Lehrstuhl für Humanpsychologie zu berufen, eine für die politische Einstellung des Ethologen recht aufschlußreiche Vorgeschichte hat. Das Königsberger Modell wäre 1938, hätte es allein in Lorenz' Macht gestanden, beinahe an der Universität Wien verwirklicht worden. In diesen Kontext fallen auch einige markante, politisch verwertbare Aussagen, die Lorenz' Kritiker als Bestätigung ihrer moralischen Verdikte begierig aufgreifen dürften. Zu zitieren wäre hier die erste begeisterte Reaktion auf den „Anschluß" im März 1938: Lorenz berichtet Stresemann über die „Ausnahms- und Feststimmung", die „selbst so unpolitische Menschen wie wir sind", erfaßt habe, denn:107 „Man muß 5 Jahre lang unter der Regierung der schwarzen Schweinehunde gestanden haben, um ein Deutschland erwache' in seinem Inneren mit der vollen Intensität zu erleben. Ich glaube, wir Österreicher sind die aufrichtigsten und überzeugtesten Nationalsozialisten überhaupt! Man muß im Grunde genommen den Herren Schuschnigg und Konsorten dankbar sein, denn
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Vgl. nur Kalikow 1976 und 1980, Deichmann 1993, S. 247ff, F. Hartmann 1991 und ders. 1993. Sehr öffentlichkeitswirksam waren die Bezichtigungen Michael Wiecks, dessen in drei Auflagen verbreiteten, von Siegfried Lenz bevorworteten Erinnerungen Lorenz' Theorien in Verbindung bringen mit dem eigenen Schicksal des Königsberger „Geltungsjuden". Die Berufung Lorenz' an die AlbertusUniversität und sein Wirken dort zu einer Zeit, als Wieck mit den noch in der Stadt lebenden Königsberger Juden bereits weitgehend entrechtet war, will Wieck nicht als Zufall sehen. Für die Eliminierung der Königsberger Juden sei der Wissenschaftler Lorenz mitverantwortlich. Er habe 1940 dazu angestiftet, ihm hätte „die symbolische Eindringlichkeit der Königsberger Synagogenruine" nicht entgehen dürfen, da doch jedes Königsberger Kind gewußt habe, daß sich die von Lorenz unterstützte Rassenpolitik gegen „Juden, Zigeuner, Neger, Slawen, Volksfeinde (Oppositionelle), Behinderte und Asoziale" richtete; Wieck 1989, S. 92ff. SBPK, Handschriftenabt., NL 150, Ordner, Nachlaß Stresemann, Briefwechsel mit K. Lorenz; Brief v. 26. 3. 1938.
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ohne ihre unbeabsichtigte Hilfe wären die faulen und ihrem Nationalcharakter nach besonders meckerbereiten Österreicher lange nicht so schnell, gründlich und nachhaltig zu Hitler bekehrt worden. Und das sind sie jetzt wirklich und zweifellos!"
Was für wissenschaftspolitische Konsequenzen sich aus diesem Umschwung für Lorenz ergaben, skizziert ein Schreiben vom 11. April 1938, das die ersten „Säuberungs"Maßnahmen berührt, die kurz nach dem „Anschluß" zahlreiche Entlassungen politisch mißliebiger Dozenten zeitigten. Lorenz nennt namentlich seinen Lehrer, den Psychologen Karl Bühler und dessen jüdische Ehefrau, die als Dozentin für Kinderpsychologie am Institut ihres Mannes lehrende Charlotte Bühler. Über die Hintergründe der Entlassung dieses Dozentenpaares stellt Lorenz Mutmaßungen an: Warum Bühler sogar verhaftet worden sei, bleibe unklar, sicher sei aber, daß er „bezüglich der Abstammung seiner volljüdischen Frau beschönigend gelogen hat, vielleicht hat er [auch] Devisen verschoben, er hatte Rockefellergelder. Außerdem war er [...] so intensiv rot und schwarz, je nach dem Zug der Zeit, daß das allein genügend Erklärung ist. Jedenfalls kommt er nicht wieder." Aus diesem Umstand leitete Lorenz für sich die große Chance ab, Bühlers Lehrstuhl selbst zu besetzen und ihn im Interesse der Tierpsychologie umzuwidmen. Dabei schwebte ihm, wie später in Königsberg, eine enge institutionelle Verbindung mit einem Humanwissenschaftler vor, in diesem Fall mit seinem Freund, dem Neurologen von Auersperg, der als Folge der „Säuberungen" gerade das, wie Lorenz schreibt, „zuvor jüdische Neurologische Institut" übernommen habe. Auersperg ergänzend, wollte Lorenz dann die bis dahin im Bühler-Institut dominante Humanpsychologie neu begründen: „Ich getraue mich augenblicklich, eine Vorlesung über vergleichende Psychologie im eigentlichen Sinne zu bauen, daß die menschliche Psychologie, vor allem die Sozialpsychologie des Menschen, die heute doch wirklich das Wichtigste in der Verhaltenslehre von Homo sapiens ist, absolut nicht zu kurz kommt. Vor allem aber wage ich zu behaupten, daß diese weltanschaulich willkommen sein wird, so willkommen, wie sie bisher unwillkommen war." Mit nicht geringem Selbstbewußtsein fügte Lorenz hinzu, daß er die Berufung und Verpflichtung in sich fühle, „Schule zu machen" und „ordnend ins Durcheinander gerade der Psychologie" einzugreifen. Aus diesem Grunde solle die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ein „Doppelinstitut" fördern, in dem ein Psychiater und ein vergleichender Zoologe die traditionelle „Human-Psychologie totdrücken" und etwas Neues an ihre Stelle setzen würden: „Vor allem etwas wirklich ,arteigenes' Deutsches, denn ich muß (im strengsten Vertrauen) sagen, daß die Humanpsychologie unter ihren heutigen deutschen Vertretern immer noch für die Kenner merklich von dem Gedankengut der jüdisch-daherredenden und worteschwelgenden Judengrößen durchsetzt ist. Eine der wenigen Fälle, wo ich das Schädlingstum der Juden uneingeschränkt anerkenne. Es gibt raffsüchtige und unsoziale Arier genug, aber durch Vielreden Wissenschaft zu Quatsch machen, das bringen wirklich nur jüdische Humanpsychologen zustand."108 Das sind scheinbar eindeutige Aussagen. Doch über das Psychologen-Ehepaar Bühler besitzen wir schärfere, antijüdisch grundierte Urteile - von keinem Geringeren als von dem 1935 als „Volljuden" entlassenen Romanisten Victor Klemperer, der beide während ihrer Dresdner Zeit kennen-, aber nicht schätzen lernte. Daß gerade Charlotte Bühler als „Charakter" Aversionen auslöste, die sich dann nicht nur bei Klemperer auch gegen ihr Judentum 108
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richteten, ist zudem vielfach sonst bezeugt.109 Lorenz hingegen neigt in seinen Darlegungen eher dazu, mit dem Kollektivsingular „Jude" vorsichtig umzugehen und die Negativa zu individualisieren. Will er doch das jüdische „Schädlingstum" nur in „wenigen Fällen uneingeschränkt" zugestehen. Daß er die geisteswissenschaftliche Orientierung der Psychologie auf die Dominanz der tatsächlich in dieser Disziplin in den 20er und 30er Jahren stark vertretenen jüdischen Forscher reduziert, hätte Lorenz selbst den Vorwurf einhandeln können, unter jüdischem Einfluß geraten zu sein. Denn jene Variante naturwissenschaftlich orientierter Psychologie, wie sie Lorenz hier projektierte, galt aus NS-Sicht als abstrakte, „typisch jüdische", mechanistisch-materialistische „Psychologie ohne Seele". Gerade das „völlig ,in Geist aufgelöste' Studium der menschlichen Psychologie" wollte Lorenz aber radikal zu einem „Gebiet induktiver Naturforschung" machen, wie er Stresemann 1938 ankündigte. 110 Die Wiener Fakultät hatte jedoch nicht das geringste Interesse an solchen Plänen. Sie wollte einen der von Lorenz verachteten „Geist"- Psychologen (Tumlirz) zum Nachfolger Bühlers machen. Stattdessen kam, wie geschildert, aus Königsberg Ipsen, so daß das damit angeschobene Personalkarussell Lorenz doch noch an einer Stelle absetzte, wo sein für Wien gedachtes „Doppel-Institut" Gestalt annehmen durfte. Kurz nachdem Lorenz sich in Königsberg notdürftigst eingerichtet hatte, gab er dem lokalen Parteiblatt, der „Preußischen Zeitung", ein Interview zu seinen Arbeitsplänen. Er strich dabei die sozialpsychologische Bedeutung seiner Tierversuche heraus und wies auf die auch in seinen Aufsätzen aus jener Zeit vertretene These hin, wonach es Parallelen gäbe zwischen den durch Domestizierung bewirkten Verhaltensänderungen bei Tieren und den „bedrohlichen Verfallserscheinungen im Verhalten zivilisierter Menschen". Der PZJournalist kommentierte trocken: „Es leuchtet ohne weiteres ein, wie wichtig das für die rassische Auslese ist". Der referierende Stil des Artikels ließ im aber unklaren, ob diese platte Nutzanwendung, die unterstrichen wurde mit zwei weiteren Hinweisen auf die von Lorenz' Forschungen zu erwartenden wichtige Antworten auf die „besonders rassenpolitisch wichtige Frage" nach angeborenen und erzieherisch beeinflußbaren Eigenschaften und der zu erwartenden „wissenschaftlichen Unterbauung der Pflege unserer heiligsten rassischen, völkischen und menschlichen Erbgüter", ob dieses Konglomerat weltanschaulicher Erwartungen und Ansprüche den Intentionen von Lorenz nicht Gewalt antat. 1" Mit den im PZ-Interview 109 110 111
Klemperer 1996a, Bd. I, S. 296, 335, 388f., 511 etpassim. Wie Anm. 107; Lorenz an Stresemann v. 11.4. 1938. o. V., ,Versuchsstation für vergleichende Psychologie im Zoo. PZ-Gespräch mit Professor Dr. Lorenz-Königsberg über neue Methode zur Erforschung der Erbanlagen". PrZtg Nr. 49 v. 18. 2. 1941. Wie sich Lorenz im Winter 1940/41 in Königsberg einrichtet, ist dem, mit nur gelegentlichen Bemerkungen zum politischen Tagesgeschehen versetzten, ansonsten von Lorenz' manchmal rauschhafte Formen annehmenden Arbeitswut zeugenden Briefwechsel mit Stresemann zu entnehmen: Kaum angekommen berichtet Lorenz Anfang Oktober 1940 über seine neue Wirkungsstätte: „Meine erste Entensendung ist schon ohne Verlust hier eingewöhnt, Haltungsbedingungen erstklassig, ich habe schon neue Mandarinenten gekauft, was doch sicher ein Symptom für Enten-Optimismus ist... Für Sondergehege und Züchtung steht mir der Garten des Zoologischen Instituts zur Verfügung... Ich werde hier alle Gewässer, Schloßteich, Oberteich, Hammerteich und noch weitere öffentliche Anlagen, die nur dünn beschwant (Höcker) sind, allmählich mit Graugänsen .überziehen'." Aus den Weihnachtsferien in Altenberg Anfang Januar 1941 schreibt er Stresemann: „Meinen noch vorhandenen Enten geht es in Königsberg ausgezeichnet... Die Zuchtbedingungen sind so gut, daß ich garantiert innerhalb weniger Jahre mehr habe als je zuvor. Ich nehme (Altenberger) Gänse in etwas über einer Woche nach Kö-
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geäußerten Ansichten hatte sich Lorenz Ende Oktober 1940 schon vor der altehrwürdigen Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft zum Thema „Haustier und Zivilisationsmensch" vernehmen lassen. Dort führte er aus, daß domestikationsbedingte Veränderungen arteigenen angeborenen Verhaltens „auf sozialem Gebiet schwerste Störungen" zur Folge hätten. Lorenz warnte davor, daß dies beim Menschen dazu führe, höher differenzierte soziale Reaktionen abzubauen: „Das Zugrundegehen von Kulturvölkern, die das Stadium der Zivilisation erreicht haben, wie es in der bisherigen Weltgeschichte regelmäßig eintrat, hat seine Ursachen in eben dieser ,Korruption'". In diesem Stadium würden asoziale Elemente den noch gesunden Volkskörper wie eine Krebsgeschwulst zerstören. Mithin könne ursächliche Erforschung der Domestikationsfolgen vielleicht die Mittel liefern, die „katastrophalen Zivilisationsfolgen an unserem eigenen Volk weltgeschichtlich erstmalig zu verhindern.112 Die „Preußische Zeitung" kam dann Ende 1941 anläßlich ihrer ausführlichen Berichterstattung über eine von der Königsberger Kant-Gesellschaft veranstaltete Vortragsreihe: „Zur Theorie der menschlichen Natur" wieder auf die politischen Aspekte der Zusammenarbeit zwischen den beiden Referenten Lorenz und Baumgarten zurück. In ihrem „in Deutschland einmaligen Institut" werde die Annäherung von Biologie und Philosophie nachhaltig gefördert, was die Grundlagen der biologischen Denkweise festige. Und gerade Lorenz' Domestikationsforschung finde bereits Anwendung auf den Menschen.113 Mehr als nur regionale Resonanz erhielten solche Erwartungen durch einen Artikel in der um die Meinung des europäischen Auslandes werbenden Wochenzeitung „Das Reich". Darin hieß es im November 1941: Lorenz komme von tierpsychologischen Forschungen her zu einer Anschauung vom asozialen Menschen, die der Aufmerksamkeit wert sei. Die von ihm untersuchten Domestikationsfolgen und die soziale Entdifferenzierung in der modernen Zivilisation wiesen auf parallele biologische Abläufe. Daher rede man zutreffend von asozialen Menschen als Schädlingen der Volksgemeinschaft, die sie wie eine Krebskrankheit befielen.114 Auf diese Weise transnigsberg mit. ,Die Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen'. Individuelle Wünsche treten jetzt stark hinter kollektiven Sieg- und Friedenswünschen zurück!" Aus Königsberg heißt es dann am 30. Januar 1941: „... ich arbeite seit ich hier bin täglich bis in die tiefe Nacht unter ständiger kombinierter Pyramidon- und Coffeinwirkung [...] und träume nachts von balzenden Erpeln." Erst im März 1941 zog Margarete Lorenz mit den Kindern für kurze Zeit in die ostpreußische Hauptstadt um: „Meine Familie ist eben gut hier angekommen, das Winzige ist entzückend, überoptimales Kindchenschema, zum Aufessen. Ich habe die größte Freude damit." Mitte April 1941 ließ Lorenz Stresemann wissen, daß er sich „merkwürdig stark über die Ernennung" zum ordentlichen Professor gefreut habe, und ansonsten froh sei, daß nach dem langen ostpreußischen Winter das Eis auf den städtischen Gewässern breche: „Die Enten schwimmen behend zwischen den Eisschollen". Hinter solchen Briefinhalten scheint die weltanschauliche und aktuell politische Dimension der Königsberger Zeit ganz zurückzutreten. Zwar bekennt er nach der Besetzung Athens im April 1941: „Die Fahne auf der Akropolis hat doch was Ergreifendes" und hofft, „daß die Engländer beginnen, jetzt langsam üble Ahnungen zu kriegen", doch zuvor hatte er nach dem Soldatentod eines Freundes über die „verkehrte Selektion im modernen Krieg" geklagt und im Interesse der eigenen Forschungen und der Arbeiten im Profil gewinnenden Schülerkreis (Alfred Seitz, Paul Leyhausen) immer wieder auf baldigen Frieden gehofft: „Wenn der verdammte Krieg nicht wäre, könnte man großzügiger arbeiten", (wie Anm. 107; Briefe an Stresemann v. 7. 10. 1940, 2. 1., 30. 1., 15. 4. und 28. 4. 1941). 112 Kurze Zusammenfassung des am 30. 10. 1940 gehaltenen Vortrags in: Der Biologe 9, 1940, S. 430. 113 Vortragsberichte in: PrZtg v. 7. 12. und 16. 12. 1941. 114 H. G., ,Der asoziale Mensch. Ein biologisches Gleichnis' in: Das Reich v. 23. 11. 1941, Lorenz' jüngste Forschungen zusammenfassend.
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ponierte Lorenz jene vom Reichsforschungsrat finanzierten Untersuchungen über „Domestikationsbedingte Störungen arteigenen Verhaltens", deren weitere Unterstützung er im Januar 1942 von Königsberg aus mit Erfolg beantragte, ins Politische." 5 Die gesellschaftliche Bedeutung tierpsychologischer Forschung stand wohl auch bei dem Vortrag im Vordergrund, der zugleich eine auch in Posen fortdauernde Verbindung zur Albertina dokumentiert: Im Rahmen der Wehrbetreuung referierte Lorenz neben Baumgarten und Ipsen im Oktober 1943 in Dorpat vor Soldaten der Heeresgruppe Nord über: Die biologischen Grundlagen der Psychologie.116 Auf den Königsberger Spuren von Konrad Lorenz scheinen sich nur weitere Belege für jene zitierten moralischen Verurteilungen angefunden zu haben. Ausgehend von einem kurzen Aufsatz über „Systematik und Entwicklungsgedanke im Unterricht", (1940), kann man jedoch auch zu Interpretationen gelangen, die eine spezifische Verwandtschaft zwischen den weltanschaulichen Implikationen der vergleichenden Verhaltensforschung und der NSIdeologie recht fraglich erscheinen lassen. Der Aufsatz befindet sich in der Zeitschrift „Der Biologe", dem Organ des Reichsbundes für Biologie. Lorenz firmiert dort als Sachbearbeiter für Psychologie und Zoologie, seine Kollegen Koehler und Kurt Mothes leiteten die Königsberger Ortsgruppe des Bundes. Der Aufsatz enthält alle Stereotypen einer eigentlich genuin „linken" Aufklärungsideologie: Den Antiklerikalismus, den Lorenz schon 1938 in seinen Ausfällen gegen die „schwarzen Schweinehunde" offenbarte, das unbegrenzte Vernunftvertrauen und das wissenschaftsstolze Forscherpathos, den Fortschrittsoptimismus, der sich gegen den „Kulturverfall" stemmt, die utopistische Glücksverheißung der „höherentwickelten" Menschheit.117 Mit dem Pragmatisten Baumgarten teilte Lorenz zudem den „Wahrheitsbegriff der biologischen Philosophie": Absolute Wahrheiten und Dogmen seien wissenschaftlich unhaltbar. „Wahrheit als menschliches Wahrsein ist nur möglich in der Weise eines nie aussetzenden Dialogs" (Baumgarten). Das war schlechterdings unvereinbar mit dem „granitenen Fundament", auf dem unveränderlich Adolf Hitlers Weltanschauung beruhte. Ebenso mit der NS-Geschichtsphilosophie des unaufhebbaren Rassenkampfes. Als echter Berührungspunkt bleibt die sozialdarwinistische Idee der „Aufartung". Aber auch diese sozial- und rassenhygienische Machbarkeitsideologie weist eher auf Ursprünge im westeuropäischen Aufklärungsdenken. Nicht zufällig trafen mit Baumgarten und Lorenz zwei Forscher zusammen, die einen Teil ihrer Studienzeit in den USA verbracht hatten. Wenn man die Königsberger Zeit Lorenz' also vom Nationalsozialismus geprägt sehen will, dann von jener ganz unspezifischen Strömung, die man die alternative oder „NS-Moderne" genannt hat und als deren Verkörperung der Technokrat Albert Speer gilt. Selbst schärfste Lorenz-Kritiker räumen denn auch ein, daß er „ziemlich sicher kein Rassist" gewesen sei und sich bei ihm „keinerlei Anzeichen eines nennenswerten Antisemitismus" fänden.118 Wie angedeutet, wurden weltanschauliche Übereinstimmungen zwischen Lorenz' wichtigsten ethologischen Studien und rassenpolitischen Vorstellungen des Nationalsozialismus
115 BAK, R 73/12781; Anträge von Lorenz an DFG v. 5. 1. 1942. 116 BAK, R 21/10853; Rektor von Grünberg an REM v. 30. 11. 1943; Bericht über Wehrmachtskurse Königsberger Dozenten an der Universität Dorpat im Oktober 1943 mit beigefügtem Vortragsprogramm. 117 Lorenz 1940. 118 Bischof 1991,S. 33f.
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nach 1945 mehrfach thematisiert. Seine Verteidiger hielten dem gern entgegen, daß Lorenz, anders als viele bei der praktischen Umsetzung rassetheoretischer Axiome involvierte Mediziner und Naturwissenschaftler, niemandem persönlich geschadet habe.119 Dieses Argument wäre freilich mit dem Hinweis auf die mittelbaren Auswirkungen von Ideen leicht zu entkräften, und es wundert nicht, wenn ein moralischer Rigorismus gerade im „Fall Lorenz" entsprechend parierte. Dabei hätte es solch forcierter Anklagen nicht einmal bedurft, da Lorenz und sein Königsberger Kollege Stavenhagen 1941/42 zumindest am Rande auch in jenem Bereich der praktisch relevanten Zweckforschung tätig waren, den man nach 1945 nur noch mit strafrechtlichen Begriffen erfassen wollte. Lorenz, der seit Oktober 1941 in einem Heereslazarett in Posen Dienst tat, und der zum SS 1941 an die Reichsuniversität berufene Stavenhagen, gehörten 1942 einem Arbeitskreis für Eignungsforschung in einer Arbeitsgemeinschaft für Ostsiedlung an, die Rudolf Hippius leitete. Hippius, aus der Leipziger Schule Felix Kruegers hervorgegangen, war bis 1939 Dozent für Psychologie an der Universität Dorpat.120 Im Oktober 1940 legte er dem im „Ahnenerbe" tätigen Clauß-Schüler Bruno Beger eine Denkschrift über den Nutzen sozialpsychologischer Untersuchungen vor, die bereits auf einschlägige psychotechnische Tests im Warthegau fußte. Hippius wollte dabei Aufschlüsse über die Möglichkeiten des „organischen Zusammenwachsens" verschiedener Volkselemente im Ostraum gewinnen. Beger reagierte skeptisch, erkannte aber die Bedeutung dieses Projekts für die „Bevölkerungsplanung auf politisch-praktischer Grundlage" ohne Zögern an. Der Ansicht war auch der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lublin, der Hippius' Resultate als „volkstumspolitisch" wertvoll einstufte. Ein „Kurzbericht über die Posener Untersuchungen an deutsch-polnischen Mischlingen und Polen" resümierte die von Hippius in Zusammenarbeit mit Lorenz, Stavenhagen und dem Königsberger Philosophiedozenten Kurt Leider (s. o. I. 5.6.1.) durchgeführten, 1943 auch publizierten Forschungen in Umrissen:121 119 SoWuketitsl990, S. 111. 120 Hippius Jg. 1905, ein Schüler von Schmied-Kowarzik und seines späteren Posener Kollegen Freymann (s. u.), habilitierte sich 1934 in Dorpat, 1932-34 Hilfsassistent bei Krueger. 1939 Heerespsychologe, 1941/42 Dozent in Posen, 1. 12. 1942 Lehrstuhl für Sozial- und Völkerpsychologie in Prag, Direktor des Instituts für europäische Völkerkunde und Völkerpsychologie der Reinhard-HeydrichStiftung ebd.; noch im Dezember 1944 3000 RM vom REM für ein Forschungsvorhaben über die „Psychologie der europäischen Ostvölker", offenbar im Zusammenhang mit den Vorhaben von Rosenbergs „AG zur Erforschung der bolschewistischen Weltgefahr", an dessen Prager Arbeitstagung im November 1944 Hippius teilnahm (s. u. B III.). In die NSDAP wurde Hippius erst am 1.2. 1944 aufgenommen (Antrag vom 29. 11. 1942). Für die NS-Bewegung in Estland war er seit 1933 aktiv. Vgl. auch Geuter 1984, S. 422f., 571, und Wehr 1987, S. 184f., betr. Hippius und dessen Frau und Mitarbeiterin, der Krueger-Schülerin Maria Hippius, nach 1945 verehelicht mit K. DürckheimMontm artin. 121 Überliefert sind Hippius' Posener Aktivitäten in BAZ, HLK, AE und Res.Wi. Die Abschrift von Hippius' Kurzbericht vom 6. 2. 1943 findet sich im Schriftwechsel Chef Sipo/SD Lublin - Einwandererzentrale Lemberg, April 1943. Im Bestand AE Schriftwechsel RuSHA-Beger wg. Stellungnahme des AE zu Hippius' Denkschrift. In ResWi. auch Schreiben Hippius - RKFdV und an Konrad Meyer, dem Chef des Planungsamtes RKFdV. Daraus geht hervor, daß Hippius in Dorpat bereits für die Volksdeutsche Mittelstelle, der Vorläuferorganisation des RKFdV, tätig war („Gruppenanalysen der Lebenstüchtigkeit" der deutsch-baltischen Minderheit). Zur Mitarbeit von Lorenz vgl. Deichmann 1993, S. 261-264. Die Akte enthält auch einen „Entwurf über die Aufgaben und Wege einer Bevölkerungsplanung im Warthegau" (5. 12. 1939), der noch davon ausging, „die polnische Bevölkerungsun-
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„Ergebnisse der Untersuchung: Es wird erstmalig der klare Nachweis erbracht, daß die blutmäßige Mischung von Völkern einen bis ins einzelne fassbaren, regelmäßigen Wandel der charakterlichen Erbwerte herbeiführt. Die präzise, wenn auch recht umständliche Fassbarkeit dieses Wandels gestattet gruppenmäßige, zuverlässige Prognosen der voraussichtlichen seelischen Folgen von biologischen Lenkungsmaßnahmen in der Bevölkerung. - Alle Mischungsgrade wirken auf die seelische Substanz entharmonisierend. Der Grad der Entharmonisierung zeigt sehr erhebliche Verschiedenheit je nach den an der Mischung beteiligten Völker [...] Die starke Entharmonisierung der deutsch-polnischen Mischlinge zeigt sich: 1, in der Zunahme der gebrochenen, gedämpften und beunruhigten Vitalitätsform. Die seelisch tragfähige Substanz sinkt infolgedessen von gegen 90 % im vollkräftigen Volkskörper auf die Größenordnung von ca. 60 % bei Mischlingen. 2. in einer wesentlichen Herabsetzung der Einordnungsbereitschaft und -fähigkeit infolge starken Anwachsens der Ichhaftigkeit und Haltlosigkeit von knapp einigen 20 % ,sozial schwierigen' Personen auf starke 40 %. 3. in einem starken Anwachsen der Häufigkeit zwiespältiger, unprägnanter und spannungsreicher Grundzüge der Charakteranlage, wie Hinterhältigkeit, Erregbarkeit, Bewahrungstendenzen. Die starke Entharmonisierung der deutsch-polnischen Mischlinge beruht auf einer weitgehenden Abstossung der deutschen und der polnischen charakterlichen Erbwerte."
terlage kann wohl nur stellenweise vollständig ausgeschaltet werden". - Lorenz kommt in einem an Stresemann gerichteten Feldpostbrief vom 24. Mai 1944 (SBPK, NL Stresemann), geschrieben im Mittelabschnitt der Ostfront, vier Wochen vor seiner Verwundung und Gefangennahme bei Witebsk, auf das Kapitel zu sprechen, übergeht aber die „Mischlings"-Erhebungen und erwähnt nur jene Erfahrungen, die ihn etwas auf seine neue Tätigkeit als Feldarzt vorbereiteten. Damit werden zugleich Relationen deutlich, da neben der psychiatrischen Hauptaufgabe Lorenz' Beteiligung am HippiusProjekt wie eine Feierabendbeschäftigung wirkt: „Seit im Juni 42 die Heerespsychologie eingestampft wurde, bin ich Arzt, und zwar Neurologe und Psychiater in Posen. Das habe ich in den fast zwei Jahren gut gelernt, da Voraussetzungen in Gestalt von Anatomie und Physiologie des Zentralnervensystems gegeben waren. So schön und lehrreich meine Tätigkeit in neuropsychologischer Hinsicht in Posen war, so anstrengend war sie. Ich hatte außer einer psychiatrisch-neurologischen Ambulanz (mit vierzig Patienten pro Tag) eine der größten Hysteriker-Heilungsstationen der ganzen Wehrmacht, fast völlig selbständig. Sie können sich denken, wieviel ich da gelernt habe. Nur war eben die Arbeit so viel, daß ich bei dem mäßigen Futter auf 72 Kilo von 100 abgenommen habe! Hier geht es mir glänzend. Ich bin faul, gefräßig, aber nicht feig, und wenn es 'mal fast vor und um meinem Bunker rumst, was schon vorkam, so kriege ich erheblich weniger leicht weite Pupillen und Stielaugen als alle anderen. Dabei lebe ich am Rande eines herrlichen Waldes, mit dem reichsten Vogelkonzert, das Sie sich denken können. Einmal habe ich mich vor einem Sprosser auf den Bauch gelegt, was ich sonst nicht so leicht tue. Ich stand nachts vor meinem Sanitätsbunker auf der Rollbahn, die dauernd vom lieben Iwan etwas beast wird. Auf einmal pfeift es ganz nahe tin-tin-tintintin und patsch lag Papa auf dem Bauch im Dreck! Erst dann merkte ich, daß es ein Sprosser war, der pfiff." Weiter berichtet Lorenz: „Hier vorne habe ich inzwischen schon Zeit gefunden, das Expose meines Buches [...] und Einleitung und I. Kapitel zu schreiben. Dann rumste es gerade an den paar Kilometern Front, und ich hatte zur Abwechslung 30 Stunden aufregende pausenlose Dauerarbeit, aber mit sehr befriedigendem Erfolg." Er schrieb an der Front also bereits an jenem Text, der fast 50 Jahre nach seiner Ausarbeitung in sowjetischen Lagern als das ,Russische Manuskript', die dezidiert anti-kantianische Explikation der evolutionären Erkenntnistheorie, aus dem Nachlaß des Forschers herausgegeben worden ist (Lorenz 1994). Dieses Manuskript brachte Lorenz im Februar 1948 aus der Kriegsgefangenschaft mit zurück. Die Grundgedanken des .Russischen Manuskripts' gehen in das Alterswerk ,Die Rückseite des Spiegels' von 1973 ein. Die Widmung dieses Buches dokumentiert eine, um es in der Begrifflichkeit der Verhaltensforschung zu sagen, über Jahrzehnte resistente „Prägung" durch die kurze Tätigkeit an der Albertina. Sie lautet: „Der Erinnerung an Königsberg gewidmet sowie meinen Freunden, vor allem Otto Koehler und Eduard Baumgarten." (Lorenz 1973a).
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Das primäre Interesse des Lubliner SD und des Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums (in dessen Auftrag Hippius forschte) richtete sich wohl zunächst auf die Feststellung, daß bestimmte Mischlingsgruppen, die in „Volkslisten" gruppiert waren, zwecks „Konsolidierung" ins Altreich überwiesen werden müßten, andere durch eine „Verstärkung der deutschen Blutsanteile" im Warthegau „zu einer vollen inneren Einordnung in den deutschen Rahmen" gebracht werden könnten. Daß damit natürlich eine siedlungspolitische „Entzerrung", sprich Umsiedlung der rein polnischen Bevölkerung nahegelegt wurde, mußte Hippius nicht eigens betonen. Hier beteiligte Lorenz sich also daran, die Rassenpsychologie zum „sozialtechnologischen Instrument nationalsozialistischer Bevölkerungsplanung" (Geuter) zu machen, deren Konsequenzen offenkundig viel unmittelbarer „persönlich" schaden konnten als ethologischen Experimente mit Graugänsen und daraus abgeleitete humanpsychologische Arbeitshypothesen. Aber selbst wenn man aus diesem Sachverhalt die versimpelnde Behauptung herleiten wollte, Lorenz habe Himmlers ethnische Säuberungen durch Expertisen vorbereitet, bleibt auch hier ein wissenschaftliches Anliegen, das nicht bereits mit dem Hinweis auf mögliche praktische Folgen „erledigt" werden kann. Denn der „Kurzbericht" von Hippius enthielt einige Formulierungen, die durchaus symptomatisch auch für Lorenz' Intentionen waren. Für Hippius war „Einordnungsbereitschaft" ein sozialpolitisch positives Kriterium, den Anteil „sozial schwieriger Personen" galt es zu reduzieren. Soziale Inhomogenität indizierte „Entharmonisierung". Der soziale Idealzustand orientierte sich bei ihm an einer ersehnten Einheitlichkeit der „seelischen Substanz" eines Volkes, die durch Rassenmischung in Gefahr geriet. Lorenz sprach 1940 im Bann desselben Harmonieideals von „Ausgeglichenheit" körperlicher Merkmale, die durch Rassenmischung bedroht werde. Die „Durchmischung mit Fremdrassigen" sei jedoch das kleinere, weil leicht behebbare Übel im Vergleich mit den zivilisatorisch verursachten „schädlichen Ausfallerscheinungen im sozialen Verhalten", die den „Soll-Typus unserer Rasse" zur Auflösung brächten.122 Daß der „Soll-Typus" in einer urbanen Gesellschaft („Großstadtmenschen") degeneriere, während er sich in einer agrarischen behaupte, schien Lorenz so wenig fragwürdig wie die Ziele der von ihm als anti-zivilisatorische Kraft gelobten „Nordischen Bewegung". Daß Lorenz daher in einem sehr weitgehenden Sinne Nationalsozialist war, muß nicht mit weiteren Zitaten belegt werden. Er selbst hat rückblickend kein Hehl daraus gemacht, an „das Gute" im Nationalsozialismus geglaubt zu haben.123 Insoweit greifen Studien zu kurz, die evidente ideologische Konvergenzen wortreich „aufdecken" wollen.124 Stattdessen muß der wissenschaftsgeschichtliche Kontext zum Ausgangspunkt einiger Überlegungen gemacht werden, die dann wie von selbst ins Politische führen, ohne beim Nationalsozialismus zu enden: Lorenz' Kontrahenten waren die US-amerikanischen Behavioristen und (weniger bedeutsam) die sowjetrussischen Mechanisten um Pawlow. Sozialwissenschaftlich transformiert propagierten beide Richtungen die unbegrenzte Lenkbarkeit und
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Lorenz 1940, S. 57, 60, 66. Zit. nach Wuketits 1990, S. 106. So in mehreren Arbeiten Kalikow, derlich vertrauten amerikanischen etwa wenn sie eine von Haeckel ldeologie und Lorenz' Biologismus als „Brutstätte des Neo-Kantianismus".
zuletzt 1980; der mit der deutschen Geistesgeschichte nicht sonWissenschaftshistorikerin unterlaufen viele Fehleinschätzungen, begründete „völkische" Tradition annimmt, aus der sich NSgleichermaßen speisen oder das groteske Urteil über Königsberg
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Erziehbarkeit des Menschen. Ihnen setzte Lorenz seine Thesen über die natürliche Bedingtheit des Sozialverhaltens entgegen, die er in seinem Kant-Aufsatz von 1941 ausbaute zu einer nach 1945 von Campbell begrifflich so gefaßten „evolutionären Erkenntnistheorie" über die stammesgeschichtlich „gewordene" Denk- und Verhaltensstruktur des Menschen.125 Lorenz' „Soll-Typ" zeigte „natürliche" soziale Verhaltensweisen, die nur höchst diffus als „Ganzheitsbezogenheit", Einsatzbereitschaft „für einander", „differenzierte Zusammenarbeit der Ganzheit" umschrieben wurden126, für die aber die christliche „Nächstenliebe" so passend erscheint wie die marxistische „Solidarität". Den Gegentypus, die Verfallsform, fand er, höchst bezeichnend, in den USA, wo das seit „Urzeiten mitgebrachte Kapital" in einer in Kriminalität versinkenden Gesellschaft aufgezehrt werde.127 Jahrzehnte später, in der Festschrift für Baumgarten, sprach Lorenz aus, was für die Baumgarten, Baeumler, Heidegger, Schmitt, Freyer et al. in den 30er Jahren ein Gemeinplatz war und was ihre politische Unterstützung für ein nationalsozialistisch geführtes Deutsches Reich als Widerstandszentrum und Gegenwelt gegen die Unweit des Amerikanismus und Bolschewismus zur Selbstverständlichkeit machte:128 „Entsprechend der grundsätzlichen Gleichheit der Zielsetzungen sind auf der ganzen Welt die Methoden gleich, mittels derer die verschiedenen ,Establishements' ihre Untertanen zu idealen Repräsentanten des American Way of Life, idealen Funktionären und Sowjetmenschen oder sonstwas Idealem machen wollen. Wie sehr wir angeblich freien westlichen Kulturmenschen von den kommerziellen Beschlüssen der Großproduzenten manipuliert werden, ist uns gar nicht mehr bewußt."
USA und UdSSR näherten sich von verschiedenen Ausgangspunkten der einen, der „brave New World". Immerhin war 1941 bei Lorenz schon eine lockere Verknüpfung zwischen Zivilisation und Amerikanismus angedeutet, als er die „criminal wave" in den USA als Beispiel für zivilisatorische Degenerationsphänomene anführte. Ebenso schemenhaft, wie sich vor 1945 diese Aversionen gegen die politischen Träger inhumaner Gesellschaftsformen kundtaten, blieb Lorenz' positive Option für „das Gute" im Nationalsozialismus. Dem Lorenz-Schüler Otto Koenig fiel auf, daß die Begründer der Ethologie in überwiegender Zahl aus dem ländlichen Raum Mitteleuropas stammten, im weiteren Sinne aus dem „germanischen Sprachraum", während eine manipulatorisch einsetzbare Verhaltensforschung innerhalb der großen „Fortschrittsmächte" USA und UdSSR entstand. 129 Das „Gute", Lorenz' soziales Ideal, wäre mithin nach dem Vorbild seiner eigenen Erfahrungswelt, den mitteleuropäischen Agrargesellschaften, vorzustellen und damit vielleicht, überspitzt formu-
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Lorenz 1941, S. 94ff. (besonders 102: Kants „Anschauungsformen und Kategorien" als „durchaus natürliche und, wie jedes andere Organ, stammesgeschichtlich gewordene' Gefäße zur Aufnahme und rückwirkenden Verarbeitung jener gesetzmäßigen Auswirkungen des An sich Seienden, mit denen wir uns nun einmal auseinandersetzen müssen, wenn wir leben bleiben und unsere Art erhalten wollen.")- Vgl. auch Wuketits 1991, S. 94ff. Lorenz 1940, S. 67, 70. Ebd., S. 75 Lorenz 1973b, S. 95. Koenig 1988, S. 43ff. (53).
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liert, seine „Ganzheitsbezogenheit" und der „überindividuelle Organismus" aus der sozialen Wirklichkeit der patriarchalischen Gutsherrschaft abstrahiert.130 Doch kehren wir zur Königsberger Berufungspolitik zurück: Lorenz erhielt zum 1. Januar 1941 ein neues Ordinariat für Psychologie, da das REM Kurt Stavenhagen vom aufgelösten Rigaer Herder-Institut zum 2. Trimester 1940 mit Ipsens Vertretung beauftragt hatte. Faktisch war damit Heyses Lehrstuhl in umgewidmeter Form in die Fakultät zurückgekehrt und der Status quo von 1933 (zwei philosophische und ein päd./psych. Ordinariat) wurde wiederhergestellt.131 Der mit Lorenz bei Hippius tätige Stavenhagen war etwa gleichzeitig mit Baumgarten an die Albertina berufen worden. Er dürfte noch entschieden weniger den politischen Erwartungen des REM und der beteiligten Parteiinstanzen genügt haben als sein „amerikanisierter" Kollege. Zumal kurz vor der Berufung das Verbot einer zweiten Auflage seines 1934 publizierten Werkes über ,Das Wesen der Nation' ergangen war. Königsberg, so Stavenhagen rückblickend, sei für ihn ein heißes Pflaster gewesen, da man ihn dort in studentischen Schulungslagern als liberalistisch und demokratisch geächtet habe. Zu seiner Überraschung ging das REM über diese Anfeindungen genauso hinweg wie über seine exponierte politische Rolle, die er jahrelang in Riga gespielt habe. Auch bei ihm sei das Gespann von Grünberg- Harmjanz erstaunlich „weitherzig" gewesen.132 Stavenhagen wurde am 25. Dezember 1884 als Sohn eines Pädagogen und Journalisten in Tukkum/Kurland geboren und genoß bis 1902 in Mitau und Riga eine private Erziehung, bevor er 1903 am Neuen Gymnasium in Braunschweig das Abitur ablegte und in Göttingen ein altphilologisches Studium absolvierte, das er 1908 mit der Promotion und 1909 mit dem Staatsexamen abschloß. Bis 1919 war er als Oberlehrer am Landesgymnasium in Goldingen/Kurland tätig. 1920 wechselte er in die Politik und übernahm bis 1934 das Amt des Geschäftsführers der Deutschen Fraktion und des Deutschen Ausschusses der Parteien der deutschen Minderheit in Lettland. Er zählte in den 20er und 30er Jahren zu den profiliertesten Streitern für eine möglichst weitgehende Kulturautonomie der Minderheit. Von 1921
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In den 1942 an der Ostfront aufgezeichneten Erinnerungen des Kunsthistorikers Hans Sedlmayr (1896-1984) an seine Kindheit in Slowenien, wo sein Vater Verwalter eines großen Gutes war, ist eine Lorenz' Altenberger Idylle verwandte Welt beschrieben, die Sedlmayr als „goldenes Zeitalter" erfuhr. Daß auch er zeitweilig auf den Nationalsozialismus setzte, und wie Lorenz nach 1945 zu den „rückwärtsgewandten Propheten" gezählt wurde, weil er den im industriellen Zeitalter erlittenen „Verlust der Mitte" beklagte, der sich u. a. in der „Leugnung der Erdbasis" (mit den Worten des sowjetisch-jüdischen Architekten El Lissitzky: „,Überwindung des Fundaments, der Erdgebundenheit'", Sedlmayr 1955, S. 83) aussprach, erstaunt nicht. Vgl. Sedlmayr 1986. 131 Vorlesungsverzeichnis Albertus-Universität 1940/41. 132 GStA, XX.HA., Rep. 99c, Nr. 38; Stellungnahme Stavenhagen im Entnazifizierungsverfahren Baumgarten v. 8. 9. 1946. Nicht nur in diesem Verfahren, auch in zahlreichen weiteren Aussagen, bei denen eine apologetische Absicht nicht unterstellt werden kann, schält sich der Eindruck heraus, daß von Grünberg, alter Mitkämpfer des Gauleiters Erich Koch, spätestens seit Kriegsbeginn die Parteieinflüsse an der Albertina zurückdrängte. V. Grünberg wurde sogar attestiert, sich - wohl nach erschreckenden Erfahrungen während der Mitarbeit in Kochs Zivilverwaltung in der Ukraine 1941/42 - innerlich von der Partei gelöst zu haben. Dies würde die weitgehende Unterstützung erklären, die Baumgarten ab 1943 bei seinen politischen „Missionen" (s. u. B III.) durch den Rektor erfuhr. Zur Biographie vgl. F. Richter 1995.
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bis 1939 lehrte er an der Hochschule der Minderheit, dem Herder-Institut in Riga, Psychologie und Pädagogik.133
1.3. Die Vertretung der Philosophie an der Reichsuniversität Posen Wie bei den Berufungen von Wichmann und Schulze-Soelde schien das REM auch bei Stavenhagen ideologische Bedenken seiner Fürsorgepflicht untergeordnet zu haben. Denn Stavenhagen, dessen Vertretungsauftrag im SS 1941 endete, bekam zum WS 1941/42 einen Ruf an die im April neugegründete Reichsuniversität Posen. Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten proklamierten Rust und Gauleiter Greiser eine Hochschule neuen nationalsozialistischen Typs, die in bewußter Abkehr von humanistisch-akademischen Traditionen und überlieferten Wissenschaftsidealen sich den (ost-) politischen bzw. jeweils den aktuellen völkischen Erfordernissen stellen sollte. Daraus erklärt sich das Fehlen der Theologischen und das Übergewicht der Landwirtschaftlichen Fakultät, was der ernährungswirtschaftlichen Bedeutung des Warthegaus Rechnung trug.134 Stavenhagen war unter diesen Prämissen nicht gerade der Idealkandidat für den philosophischen Lehrstuhl in der neuen volks- und geisteswissenschaftlichen Fakultät, in der zahlreiche Sonderordinariate (Lehrstühle für Rassenpolitik, Geschichte und Sprache des Judentums, Politische Auslandskunde) den ideologischen Anforderungen genügen sollten. Denn obwohl Greiser bei den in großer Zahl berufenen baltischen Dozenten nicht zu Unrecht ein ausgeprägtes, durch das Minderheitenschicksal geschärftes Volksbewußtsein voraussetzte, betrachtete man im Amt Rosenberg Biographie und Lebensleistung Stavenhagens mit großem Unbehagen. Stavenhagen mußte 1935 sein letztes politisches Amt, das des Generalsekretärs der Deutsch-Baltischen Volksgemeinschaft, auf Druck nationalsozialistischer Kreise innerhalb der deutschen Minderheit niederlegen. NS-Studenten des Herder-Instituts bedrängten im gleichen Jahr den Rektor, damit er Stavenhagen aus dem Lehramt entferne, scheiterten aber an der Streikdrohung der zahlreichen Sympathisanten Stavenhagens in der Studentenschaft. 135 Ein Gutachten des Amtes Rosenberg kam anhand seines damals jüngsten Werkes ,Heimat als Lebenssinn' (1939) zu dem richtigen Schluß, daß der Heimatbegriff des Verfassers die Grundgegebenheit der Rasse nicht aufnehme. Von hier aus sei es dann nur konsequent, so hieß es in dieser den Unterschied zwischen nationalsozialistischer und existenzphilosophischer Zeitdiagnose sicher erfassenden Analyse, wenn Heimat als Gegenbegriff zur kosmischen Ungeborgenheit und als Teil der Schöpfungsordnung interpretiert werde, woraus sich der Bezug zum katholisch-ontologischen Ordnungsdenken ergebe. 136 Kaum ver-
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StAHH, Phil. Fak. Nr. 163, Bd. II; Angaben Stavenhagens Ende 1945 bei Bewerbung um Lehrauftrag in Hamburg. Danach hat er im Auftrag der Deutschen Fraktion 1933/34 unter der Chiffre „Fr." antinationalsozialistische Aufsätze veröffentlicht. Sieht man sich Stavenhagens Bücher, vor allem .Das Wesen der Nation" (1934) und das .Heimat'-Buch an, ergibt sich allein daraus die Glaubwürdigkeit dieser Aussagen. Camphausen 1988. WieAnm. 133. ifZ, MA 116/17; Rezensionentwurf für NSMH (unveröffentlicht) von E. Lemke, HAW, Oktober 1939 („Baltische Existenzphilosophie"). In einem amtsinternen Nachwort kolportierte Lemke, daß der unmittelbar vor der durch den Hitler-Stalin-Pakt erzwungenen Aussiedlung stehende Stavenhagen ein-
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wunderlich ist daher, daß Stavenhagen sich schon in Königsberg schlecht einfügte. Der unveröffentlichte Königsberger Hochschulführer für 1940/41 stellte das Philosophische Seminar noch mit zwei Abteilungen vor, wovon die von Stavenhagen geleitete, der biologisch orientierten Psychologie dienen sollte: Ein psychologisches Labor mit der Möglichkeit der Tierhaltung befinde sich im Aufbau. Die Seminarbibliothek verfüge schon über die notwendige Literatur zur Psychologie und Rassenkunde.137 Was aber der Balte an phänomenologischer Seelenkunde anzubieten hatte, entsprach den ehrgeizigen Plänen des Kollegen Baumgarten und erst recht denen der rassenpolitischen Pragmatiker in Posen nicht im entferntesten. Der Husserl-Schüler Stavenhagen, in seinen Arbeiten vornehmlich Pfander und Scheler verpflichtet, repräsentierte jenen von Burkamp verspotteten Typus des idealistischen „Hinterweltlers der Ethik", der neben Lorenz, für den das neue „psychologische Labor" wohl gedacht war, im geplanten Königsberger Zentrum des deutschen Pragmatismus schlicht deplaziert wirkte. Es ist leider nicht zu belegen, ob sich diese Vorbehalte während der Posener Berufungsentscheidung zu einem Veto des Amtes Rosenberg verfestigten. Denn zu dessen Favoriten gehörte Erwin Metzke, während von der Posener Fakultät der schier unverständliche und von Baeumler auch scharf zurückgewiesene Vorschlag kam, Gerhard Stammler, nb. ao. Prof. in Halle, und als Psychologen Hans R. G. Günther zu berufen.138 Daß die Wahl allen Bedenken zum Trotz auf Stavenhagen fiel, der unter den nach Posen Berufenen überdies zu den wenigen Nicht-Pgs. gehört haben dürfte139, mag man nicht allein mit den Fürsorgepflichten des REM erklären. Daneben ist nicht zu übersehen, daß auch in Posen ideologisch heiß Gekochtes nur warm gegessen wurde. Kein Geringerer als Baeumler hatte in einem Kommentar zum „Plan für den Aufbau em Konzept der kulturellen Autonomie und der friedlichen Koexistenz mit dem gesehen habe, mit seinlettischen Staatsvolk gescheitert zu sein: „Und was tut er nun heute? Er selbst hält es für möglich, daß er mit einigen Freunden in seinem lettischen Fischerdörfchen, anspruchslos wie er stets war, bleibt, assimiliert durch ,existentielle Nähe' zum lettischen Volkstum, aber wie er meint auch als Posten einer letzten geschichtlichen Bindung der einheimischen baltischen Völker an das Reich." 137 GStA, XX. HA., Rep. 99c, Nr. 139; Manuskript Hochschulführer Albertus-Universität 1940/41, unpag. 138 BAK, NS 15/239; Bl. 40; Stellungnahme Baeumlers zu Lehrstuhlbesetzungen in Posen 9. 4. 1941: „Stammlers Buch über Leibniz ist von der Forschung aus sachlichen Gründen abgelehnt worden. Die vor einigen Jahren von Stammler veröffentlichte Logik, die von ihm selber als ,Christuslogik' bezeichnet wird, ist verworren. Stammler kann einen Lehrstuhl für Philosophie nicht wahrnehmen." Unter Hinweis auf die „Vermischung" von NS. und Pietismus die er bereits 1935 zurückgewiesen habe, müsse er Günther als „politisch unentschiedenen Denker" ablehnen. - Baeumler könnte hier einmal mehr seinem Berliner Kollegen Nicolai Hartmann ein Bein gestellt haben, da Hartmann öfter gegenüber dem REM und anfragenden Fakultäten Stammler zu empfehlen pflegte (etwa als Mallys Nachfolger nach Graz: R 21/10057, Akte Kröner; Hartmann an REM/Röhr v. 9. 1. 1943) - so wohl auch gegenüber Kollegen aus Posen. 139 StAHH, Phil. Fak. Nr. 163, Bd. II; nach eigenen Angaben war Stavenhagen weder in der Partei noch in einer ihrer Organisationen tätig. Neben seinen Hochschullehrerpflichten habe er sich nur dem Volkssturm zur Verfugung gestellt - im Januar 1945, als in Posen der Lehrbetrieb eingestellt worden war. - Im BAZ kein Nachweis in der Hauptkartei. Für den SD war Stavenhagen ein „Indifferenter", der früher eine „liberale Geisteshaltung" offenbart und „sogar" zu den Gegnern des NS. gehört habe. Später habe er eine „gewisse Wandlung" durchgemacht. Daher seien eigentlich politische Bedenken nicht mehr angebracht, obwohl von einer nationalsozialistischen Philosophie bei ihm natürlich keine Rede sein könne. BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 10, 94; SD-Bericht betr. Philosophiedozenten 1941/42.
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des Lehrkörpers der Reichsuniversität Posen" vor der Spezialisierung gewarnt, die mit der „Verstärkung der politisch aktuellen Fächer" eintreten werde und die das erklärte Ziel, eine weltanschauliche begründete Einheit der Wissenschaften zu institutionalisieren, nachhaltig konterkariere:140 „Entscheidend ist nicht, daß möglichst viele Lehrstühle für möglichst viele politisch interessante und wertvolle Gegenstände errichtet werden, sondern daß die Neugründung ein Mittelpunkt deutschen wissenschaftlichen Geisteslebens im Osten wird. Das vermag Posen auf dem hier beschriebenen Wege der Spezialisierung nicht zu werden. Es ist eine von keinem Einsichtigen bestrittene Erfahrung, daß die fortschreitende Spezialisierung für die Höhenlage der wissenschaftlichen Leistung nicht förderlich ist. Hauptsache bleibt schließlich, daß die deutsche Jugend auf der neuen Universität des Ostens wissenschaftlich gründlich gebildet wird. Eine Spezialuniversität für Ostfragen wäre durchaus nicht das, was der Osten in erster Linie braucht. Es kann jemand aus dem Studium der gesamtdeutschen Geschichte vielleicht stärkere Antriebe empfangen, sich dem Osten zuzuwenden, als aus der dauernden gegenständlichen Beschäftigung mit Ostproblemen. Um dem Osten die Lehrer zu geben, die er braucht, muß Posen zu einer leistungsfähigen Volluniversität ausgebaut werden, an der man die Welt mit deutscher Gründlichkeit in ihrem Gesamtzusammenhang kennenlernt."
Ein unmittelbarer Einfluß auf die Berufungskonzeption ist zwar nicht nachweisbar, doch mit der Wahl Stavenhagens, dessen Lehrangebot bis 1945 weltanschaulich keine Konzessionen machte141, handelten das REM und die Posener Fakultät genau auf der Linie dieser Empfehlung. Das trifft auch für die Berufung von Walther Freymann zu, einem Privatdozenten der Dorpater Universität. Freymann, geboren am 23. September 1883 in Fellin/Estland als Sohn eines Kaufmanns, studierte nach dem Besuch des Dorpater Gymnasiums bis 1909 Philosophie und Philologie an der Universität in Dorpat. Bis zur seiner Umsiedlung ins Reich 1939 führte Freymann als Oberlehrer am Alexandergymnasium, Stadtverordneter, Oberbrandherr und Universitätsdozent (seit 1918) das Honoratiorenleben eines geachteten Repräsentanten der deutschen Minderheit in der estnischen Metropole, der sein kulturpolitisches Engagement allerdings mit beruflichen Zurücksetzungen bezahlte, obwohl er sich zu dem Zugeständnis bereit fand, fast ausschließlich in estnischer Sprache zu publizieren 'Hauptprobleme der Erkenntnistheorie', 1924;,Logik', 1935;,Hauptprobleme der Philosophie', 1939).142 Im Januar 1940 prüfte das REM erstmals die Möglichkeit einer Übernahme Freymanns als Dozent neuer Ordnung. Obwohl ihn der Posener Aufbaustab denkbar ungünstig beurteilte143, setzte sich das REM darüber hinweg, vielleicht auch mit Rücksicht auf das Alter eines fast 60jährigen Baltendeutschen, der sich immerhin als Mitglied der Volksdeutschen Bewegung Estlands verdient gemacht hatte. Im August 1941 erfolgte darum die Ernennung zum Dozenten, im Herbst 1942 die zum apl. Professor. Die Parteikanzlei hatte dagegen keine 140 141 142 143
BAK, NS 15/250, Bl. 03552264-355233; Baeumler an ? v. 9. 4. 1941 VV Reichsuniversität Posen SS 1941 - WS 1944/45: Schwerpunkt seiner Lehrveranstaltungen bildete die Philosophiegeschichte der Neuzeit, besonders der deutsche Idealismus. Deutschbaltisches Biographisches Lexikon 1970, S. 225. - Peukert 1958. Mit dem Hinweis, die Beurteilung stamme aus Posener Material von 1940, notierte der SD 1941/42: Fr. sei keine schöpferische Persönlichkeit, mache einen müden und gealterten Eindruck, der eine große wissenschaftliche Tätigkeit nicht mehr erwarten lasse. Wie Stavenhagen buchte man ihn daher unter die „Indifferenten" (s. Anm. 139, Bl. 10, 37).
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Bedenken erhoben, weil Freymann inzwischen seinen Willen zum politischen Einsatz als Blockleiter und Dozentenbundsmitglied unter Beweis gestellt hatte. Nach dem Parteieintritt betraute ihn der Posener Kurator, Gaudozentenführer Streit, mit dem Amt des stellvertretenden Kassenwalters der Gaudozentenführung Wartheland.144 In seinen vornehmlich den Klassikern von Platon bis Hegel gewidmeten Veranstaltungen schlug sich dieser maßvolle Parteiaktivismus jedoch nicht nieder. Freymann rezipierte die Werke Husserls und Heideggers, mit denen er 1923 während eines Studienaufenthalts in Freiburg auch persönlich bekannt wurde, als zeitgemäße Erneuerung eines platonischen Idealismus, den er selbst aus den „logisch-erkenntnistheoretischen Fesseln" des Marburger Neukantianismus befreien wollte, um das seit Descartes vom Sein getrennte Subjekt in der Sein und Denken verflechtenden „Wesensschau" wieder zur Besinnung auf die „Urquellen" seiner Existenz zu bringen.145 In seinem Beitrag zur Eröffnung der Posener Hochschule wendete Freymann diesen latenten weltanschaulichen Dualismus stärker ins Politische: Den einst herrschenden „inhaltslosen konstruktiven Internationalismus" habe der Nationalsozialismus abgelöst, anstelle des „konstruierten Allgemeintypus des Menschen" und der „rational-überspitzten Seinssphären" seien die „Zusammenhänge mit den natürlichen Seinsschichten, mit Blut und Boden", wiederentdeckt worden. Nicht die rational-logische Reduktion der Wirklichkeit, sondern „Schau der Welt als Ganzes" lasse den deutschen Menschen „unmittelbar mit dem gesamten Dasein" in Berührung treten. Wie wenig die an Husserl geschulte idealistische Hoffnung auf ein Ende moderner Zerrissenheit zu verleugnen war, demonstriert Freymanns Fixierung auf die „ganze [!] Menschheit", deren „Gesundung" mit der des deutschen Volkes begonnen habe.146
1.4. Straßburg und Heidelberg 1941-1943: Die Berufungen von Franz J. Böhm, Willy Kunz und Erwin Metzke Unvergleichlich zielbewußter als in Posen und Prag wurde an der neuen Reichsuniversität Straßburg der philosophische Lehrstuhl auf ein Kernanliegen nationalsozialistischer Philosophie zugeschnitten und, wahrscheinlich ohne förmliches Verfahren, mit dem dazu passenden Dozenten besetzt. Mit Wirkung vom 1. Dezember 1941 übertrug Rust dem Heidelberger Philosophen Franz J. Böhm ein Ordinariat mit dem Lehrauftrag für „Philosophie und europäische Weltanschauungsgeschichte" und bestellte ihn zum Direktor des gleichnamigen Seminars.147 Dort sollte die „geschichtliche Erkenntnis der weltanschaulichen Grundlagen
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BAZ, REM-HLK und PK. -NSDAP: 1. 12. 1942; NSDD: 1. 1. 1941, Blockleiter NSDAP: 1. 11. 1941. 145 Freymann 1929, S. IV, 3ff.; diese eingangs gesteckten Ziele verliert der Autor dann unter einem Wust von Literaturreferaten aus den Augen. 146 Freymann 1941. 147 GLA, 235/1806, PA Böhm; REM-Erlaß v. 14. 2. 1942. Mit Erlaß v. 13. 10. 1941 war Böhm mit Wirkung vom 1. 10. 1941 mit der vertretungsweisen Wahrnehmung dieses Lehrstuhls beauftragt worden. Infolge der Aktenverluste des Karlsruher Kultusministerium läßt sich Näheres über Böhms Berufung nicht in Erfahrung bringen. Sehr ärgerlich ist, daß Böhms Personalakte erst zwischen 1974 und 1984 im Bundesverwaltungsamt Köln verloren ging. Mit dem Gros der 1945 geretteten Straßburger Perso-
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der europäischen Kulturen" vertieft und „Leitwerte unserer völkischen Gemeinschaft in der konkret-geschichtlichen Lage unserer Zeit vergegenwärtig(t)" werden:148 „In diesem Sinne sieht das Seminar seine erste Aufgabe in der historischen Erforschung der deutschen Weltanschauungsgeschichte, die gemäß der kulturpolitischen Ausrichtung der Reichsuniversität Straßburg ihre besondere Note durch die Abhebung gegen das westeuropäische Denken erhält. Darüber hinaus wird, entsprechend den künftigen Aufgaben einer neuen europäischen Völkergemeinschaft, eine europäische Weltanschauungsgeschichte gepflegt werden, die die Grundwerte der europäischen Völker in ihrer Besonderheit und schicksalhaften Verflechtung aufweist."
Böhm konnte infolge Einberufung, die ihn überwiegend in Paris festhielt, seinen hochgesteckten Straßburger Plänen aber nicht nachgehen und mußte sich mit gelegentlichen publizistischen Wortmeldungen zur „europäischen Weltanschauungsgeschichte" begnügen (s. u. B III.). Er hinterließ in Heidelberg ein Extraordinariat, das Krieck mit seinem Schüler Willi Kunz besetzen wollte.149 Nach langen Beratungen legte die Fakultät am 8. Februar 1943 eine Liste vor, mit Erwin Metzke an erster, Kunz und Jürgen Rausch gleichrangig an zweiter und Walther Del Negro an dritter Stelle. Kunz war aber Mitte Januar 1943 in Stalingrad gefallen, und die Fakultät hatte ihn in Kenntnis dieser Tatsache gleichwohl vorgeschlagen, um der Witwe Versorgungsansprüche zu sichern. Diese noble Geste warf komplizierte beamtenrechtliche Probleme auf, die im REM lange erörtert werden mußten, was die Neubesetzung weiter verzögerte.150 Erst im Oktober 1943 erteilte das REM einen Vertretungsauftrag für Metzke, der nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht im Juli 1944 sein Amt in Heidelberg antrat und im November 1944, drei Jahre nach dem Abgang Böhms, zum pl. Extraordinarius ernannt wurde.151 Metzke ließ sich nach 1945 zu den Umständen seiner Berufung dahingehend ein, daß die Mehrheit der Fakultät seine Nennung an erster Stelle gegen den Willen Kriecks durchgesetzt habe, um einen im Vergleich zu Kunz politisch gemäßigten Dozenten zu gewinnen. 152 Gegen Kunz sprach in der Tat, daß er ein 100%iger Anhänger Kriecks war, der ihn mit 24 Jahren promoviert und mit 26 Jahren habilitiert hatte, und der weltanschaulich ganz von Krieck abhing. Andererseits ist nicht zu übersehen, daß der „gemäßigte" Metzke der Wunschkandidat des NSDD war und das Amt Rosenberg, das ihn in der Kriegszeit mehrfach bei Berufungen ins Gespräch brachte, ihn zum förderungswürdigen Nachwuchs zählte. 153 Seit etwa
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nalakten war sie vom BAK dorthin entliehen worden (Vorbemerkungen Ritter und Booms zum Findbuch BAK, R 75 IV, 1989). Vermutlich aus Böhms Feder die Kurzbeschreibung der Forschungsaufgaben in: Hochschulführer der Reichsuniversität Straßburg', 1942, S. 73f. BAK, R 21/10225; Phil. Fak. Heidelberg (Dekan Fehrle), Vorschlag NF Böhm an Rektor v. 8. 2. 1943. - BAK, R 21/10057, Akte Kunz; darin Auszug aus der Vorschlagsliste und Ernennung posthum zum 1. 1. 1943. Ebd.; Voten von Referent Schaller (KultM. Karlsruhe) für REM (Frey), Aug./Sept.l943. GLA, 235/1530; Ernennungsurkunde v. 9. 11. 1944 und REM-Erlaß v. 8. 12. 1944, ernannt mit Wirkung v. 1. 10. 1944. Ebd.; Spruchkammer Heidelberg, Spruch v. 28. 7. 1947. BAK, R 21/10225; NSDD Heidelberg (Schmidhuber) an Dekan v. 4. 5. 1943: „In wissenschaftlichweltanschaulicher Hinsicht erscheint die Berufung von Prof. Metzke-Köln in erster Linie erwünscht." Vgl. a. BAK, NS 15/242, Bl. 171; Wissenschaftl. - charakterliche - politische Beurteilung des NSDD
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1940, als Metzke schon eingerückt war, machten sich sein SA-Dienst, der Parteieintritt und die untergeordnete Arbeit als Presseamtsleiter des Kölner NSDD in der Unterstützung beider Parteiorganisationen bemerkbar. Aus deren Nachrichtenmaterial fügte sich dem SD das Bild eines Dozenten, der sich unter den Nachwuchskräften wie sonst nur Gehlen, Steinbeck und Schelsky bemühe, eine nationalsozialistische Philosophie „aufzubauen". Mit Erfolg habe er sich als Schüler Heimsoeths gegen dessen christliche Tendenzen gewendet und halte in Köln nationalsozialistisch unterbaute Vorlesungen ab. Auf der vom Amt Rosenberg veranstalteten Tagung in Buderose habe er allerdings einen weniger guten Eindruck hinterlassen. Auch beurteile ihn Hartmann nicht zuletzt wegen seines Strebertums negativ, während Krieck ihn im ganzen schätze. Politisch sei Metzke als SA- und Parteimitglied, aber auch als Mitarbeiter des Dozentenbundes und des SD positiv einzustufen.154 Nach dieser Quelle zu urteilen, kann Krieck gegen das Mehrheitsvotum der Fakultät für Metzke nicht allzu heftig opponiert haben, was aber weder gegen sein primäres Interesse an Kunz und die ablehnende Haltung der Fakultät gegenüber einem Dozenten spricht, der innerhalb von sechs Jahren vom Doktoranden zum Professor aufgestiegen wäre, noch gegen Metzkes Angabe, als Gegenkandidat eines Nationalsozialisten berufen worden zu sein, was Jaspers 1952 mit der Bemerkung bestätigte, einen „politischen Bonus" habe Metzke bei seiner Berufung nicht erhalten.155 Ob und in welcher Funktion Metzke vor seiner Heidelberger Zeit für den SD tätig war, ist fraglich. Schließlich war er zwischen 1940 und Juli 1944 ununterbrochen bei der Wehrmacht, davon zwei Jahre als Eignungspsychologe bei einem Luftgaukommando, dann als Soldat bei einer Flakeinheit, wo er, im November 1943 zum Leutnant befördert, im März 1944 zum NS-Führungsoffizier avancierte.156 In Heidelberg, dies räumte Metzke nach 1945 ein, informierte er den SD über den Kollegen Theodor Odenwald, einen jener streitbaren Anhänger der „Deutschen Glaubensbewegung", der mit Kriecks Hilfe einen religionsphilosophischen Lehrauftrag erhalten hatte und der ähnlich wie die Theologen Mandel (Kiel) und Bornhausen (Breslau/Frankfurt) mit seinem Ordinariat aus der Theologischen in die Philosophische Fakultät drängte.157 Odenwald belieferte seinerseits den SD mit Denunziationen über Metzke, so daß die Spruchkammer den Streit als politisch nicht relevantes Akademikergezänk abtat.158
v. 8. 10. 1942 fiir PK. Danach gehe aus den Arbeiten zwischen 1929 und 1935 hervor, daß M. sich nationalsozialistisches Gedankengut zu eigen gemacht habe. Sehr begrüßt wurde die 1935 programmatisch geforderte „lebensnahe" Orientierung des philosophischen Denkens und die Betonung der geschichtlichen, die völkische und rassische Situation beachtende Fragestellung (= Metzke 1935). Nach dem Urteil der Kölner Dozentenfuhrung handle es sich um einen „instinktsicheren, jungen kämpferischen Nationalsozialisten, der unbedingt zu dem von uns erstrebten Hochschullehrernachwuchs" zu rechnen sei. 154 BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 10, 69; SD-Bericht über Philosophiedozenten 1941/42. 155 UAHd, H-1V 329/298, PA Metzke; Jaspers an Dekan v. 18. 1. 1952 (dazu einschränkend die Empfehlung, Metzke solle „im Interesse unserer deutschen Zukunft" nicht weiter gefördert werden!). 156 GLA 235/1530; Metzke an Bad. KultMi. v. 3. 4. 1944: „Inzwischen sucht mich die Truppe immer fester an sich zu fesseln; seit 4 Wochen bin ich Nationalsoz. Führungsoffizier beim Regiment geworden..." 157 Über Odenwald jetzt: Fix 1995, S. 138-144. 158 Ebd.; Spruch der Spruchkammer Heidelberg v. 28. 7. 1947.
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Metzkes Berufung gehört zu den Verfahren, die bei sehr unterschiedlicher Motivation der Beteiligten fast harmonisch zu einem von der Fakultät gewünschten Resultat führten, was nur dann gelang, wenn die fachliche Qualifikation außer Frage stand und sich daran, gerechtfertigt oder nicht, weltanschauliche Erwartungen knüpfen ließen. In dieser Hinsicht unterschieden sich die Verfahren nicht von denen zur Weimarer Zeit. Nur führte die Beteiligung mehrerer Parteistellen nach 1933 eben selten zu so einvernehmlichen Beurteilungen wie im Fall Metzke. Nach der erwähnten Klassifikation des SD wäre ein vergleichbarer Ablauf bei nur zehn Dozenten möglich gewesen, wobei noch einzuschränken ist, daß die genannten „NS-Philosophen" Grebe und Schelsky vom Amt Rosenberg abgelehnt wurden und der SD sogar nicht einmal wußte, wie Baeumler einzuschätzen sei.
1.5. Marburg und Rostock 1940/41: Die Berufungen von Julius Ebbinghaus und Walter Bröcker Nach der Entlassung von Frank (1935) und Gadamers Berufung nach Leipzig (1938), vertraten nur noch Mahnke und Gerhard Krüger die Philosophie in Marburg. Das REM verhinderte ein Aufrücken des Extraordinarius Mahnke in Franks Ordinariat, das es statt dessen für einen Assyrologen zur Verfügung stellte. Damit setzte es auch hier seine Politik fort, die akademische Philosophie abzubauen. Wie in anderen Fakultäten, so konnte es dabei in Marburg auf Verbündete zählen, zuvörderst auf den Psychologen Erich Jaensch. 159 Er und sein Nachfolger profitierten von dem tendenziellen ministeriellen Desinteresse an der Philosophie.160 Auch als im Juli 1939 Mahnke bei einem Unfall ums Leben kam, hielt das REM gegen den Wunsch der Fakultätsmehrheit am Zuschnitt seines Lehrstuhls fest, womit Ordinarien aus dem Kreis möglicher Nachfolgekandidaten eigentlich ausschieden. Das gefährdete die geplante Berufung Gadamers. Vor allen anderen hatte Heidegger ihn der Kommission empfohlen. Er beurteilte den verfügbaren Nachwuchs nach seiner Vertrautheit mit griechischem Denken. Neben Gadamer zählte deshalb für ihn allein sein Schüler Walter Bröcker. In der Überzeugung, einen „ausgeprägten Denker" gebe es unter den Jüngeren ohnehin nicht, ließ er nur Philosophiehistoriker gelten, denen wenigstens zuzutrauen war, „die große Überlieferung des abendländischen Denkens" lebendig zu erhalten. Unter diesem Aspekt setzte er sich auch für seinen ehemaligen Schüler Krüger ein.161 Um dem Risiko einer Zurückweisung auszuweichen, zog man auf der ersten Kommissionssitzung an Stelle von Bröcker Weinhandl in die engere Wahl, für den die anderen auswärtigen Gutachter (Glockner, Bauch, Wundt) votierten. Bevor sich die Kommission darauf einigte, Gadamer und Weinhandl - mit entschiedener Präferenz für ersteren - vorzuschlagen, galt es, die Anregungen des Dozentenführers, der Schering und Grebe genannt hatte, als indiskutabel zu 159
Ohne an „den Juden Cohen" erinnern zu wollen, regte Glöckner 1939 an, für den Nachfolger Mahnkes in Berlin ein Vollordinariat zu erkämpfen, da nur so die Voraussetzung geschaffen würde, um an die „große philosophische Tradition" Marburgs anzuknüpfen. Dazu müsse allerdings auch der Widerstand von Jaensch gebrochen werden, der dem Abbau der Philosophie seit 1933 zugesehen habe, da dies ihm zugute gekommen sei. (StAM 307d, acc. 1966/10, Nr. 28, Bl. 251; Glockner an Dekan Taegerv. 30. 11. 1939). 160 Sieg 1988, S. 69. 161 StAM wie Anm. 159, Bl. 250; Heidegger an Dekan Taegerv. 24. 11. 1939.
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verwerfen, was mit Heideggers Hilfe gelang. Heidegger setzte gegen Grebe die aus seinen Vorlesungen seit Mitte der 30er Jahre bekannte Argumention ein, die zwischen falscher und wahrer Aktualität des Denkens unterschied. Grebes wissenschaftstheoretische Arbeiten behandelten zwar ,„aktuelle Fragen'", jedoch mit „abgenutzten Fragestellungen des 19. Jahrhunderts", die ihre Wurzeln im englischen Empirismus hätten. Grebes westlichem Denken entstammende Wissenschaftstheorie fehle daher Jeder wesentliche innere Bezug zur großen Überlieferung des deutschen Denkens". Heidegger schloß mit einer Feststellung über die Bedeutungslosigkeit herkömmlicher politischer Einstufungen:162 „Die getrennte Beurteilung, die ja auch in der Habilitationsordnung leitend ist, nach der wissenschaftlichen und nach der politischen Eignung, hat neben ihren Vorteilen auch Nachteile. Ein Kandidat kann sehr .einsatzbereit' sein und die Forderungen der Zeit verstehen und doch in den wirklichen Arbeiten völlig einer vergangenen Zeit angehören. Die Einsatzbereitschaft wird dann eines Tages hinsichtlich der bleibenden Wirkung auf Null herabgesetzt trotz aller Bemühungen."
In diesem Sinn urteilte er auch über Weinhandl, dessen nach 1933 veröffentlichte Schriften den früheren an Gründlichkeit nicht gleichkämen und in ihrer „Zeitgemäßheit" nur aufdringlich wirkten.163 Den demnach unzeitgemäßen Gadamer, der auch um den Preis finanzieller Einbußen zur Rückkehr bereit war, schlug die Fakultät mit der Begründung vor, er werde in Marburg neben wissenschaftlicher auch „politisch-geistige Aufbauarbeit" leisten. Eine Formulierung, die im Zusammenhang mit Weinhandls Nennung suggerierte, man habe mit Gadamer einen vergleichbar „einsatzbereiten" Mann gewählt.164 Daß diese Begründung in Kenntnis der Stellungnahmen Heideggers, die man sich zu eigen machte, nur als Camouflage zur Täuschung des REM zu werten ist, liegt auf der Hand. Da Gadamer sich dann doch dagegen entschied, in die alten, für ihn „belastenden" Marburger Konstellationen zurückzukehren, forderte das REM die Fakultät auf, einen neuen Dreiervorschlag einzureichen. Dem entsprach man mit einer Liste, die Julius Ebbinghaus anführte. Der in Rostock von NS-Studenten wegen seines Liberalismus öffentlich angeprangerte Kantianer165-dessen einzigem potentiellen Habilitanden - Klaus Reich - politisch bedingt die venia verweigert wurde (s. o. I. 5.12.) - konnte aus Berliner Sicht kaum als weltanschaulich zuverlässigere Alternative zu Gadamer aufgefaßt werden. Trotzdem wurde der keinerlei politische Verdienste aufweisende Nicht-Pg. berufen. Dabei mochte mitentscheidend gewesen sein, daß ihm der SD fälschlich eine positive Einstellung zum Nationalsozialismus zugute hielt.166 Vielleicht setzte sich auch der bei Harmjanz wohlgelittene Gadamer 162 163 164 165
StAM 307 d, acc. 1966/10, Nr. 28, Bl. 271; Heidegger an Dekan Taegerv. 28. 2. 1940. Ebd., Bl. 268; Heidegger an Taeger v. 19. 2. 1940. Ebd., Bl. 272; Vorschlag der Phil. Fak. an REM v. 8. 3. 1940. In zwei anonymen Polemiken wurde Ebbinghaus zwar angerechnet, daß er 1933 nicht plötzlich sein „braunes Herz" entdeckt habe, aber sein Formalismus und sein Werben für die „allgemeinen", rassisch-kulturell indifferenten „Verstandesbegriffe" werde dann unerträglich, wenn er sich für die überzeitliche Geltung von Normen auf das Beispiel des (lies: westlichen) Völkerrechts berufe. Ungeachtet der leicht erweisbaren Verfänglichkeit dieses Beispiels war der Kritiker der Ansicht, daß eine rassisch-völkisch fundierte Wissenschaft überhaupt nicht „international diskutiert" zu werden brauche. „Der Student in Mecklenburg-Lübeck", WS 1935/36, Nr. 7, S. 14f. und Nr. 9, S. 17f. 166 BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 32; SD-Bericht betr. Philosophie-Dozenten (1941/42). Diese Einschätzung wurde im Amt Rosenberg nicht geteilt (s. o., Halle 1938) und sie wird auch relativiert
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nach seiner Entscheidung, doch in Leipzig zu bleiben, für Ebbinghaus ein.167 Wenn letztlich die Berufung des Wunschkandidaten Gadamer nur aufgrund von dessen Absage mißlang, so erhielt die Fakultät doch einen nach ihren Kriterien gleichwertigen Ersatz. Von den halbherzig wirkenden Vorschlägen des örtlichen NSDD-Vertreters und der taktischen Nominierung Weinhandls einmal abgesehen, führte die Fakultät das Verfahren ohne äußere Einflußnahme zu Ende. Noch gradliniger und ausschließlich eigenen Vorgaben folgend, regelte die Rostocker Fakultät die Neubesetzung des Ebbinghaus-Lehrstuhls. Unter Ebbinghaus' Regie, der die Kommission noch von Marburg aus beriet, wählte man mit Bröcker, Ritter und König frühzeitig die Kandidaten, die dem REM im Januar 1941 vorgeschlagen wurden. Erst in letzter Minute intervenierte die Reichsleitung des NSDD und drang auf Berücksichtigung von Grebe und Schilling. Dekan Maurer schlug Ebbinghaus vor, diesen Vorstoß damit zu parieren, daß den Münchnern über die fachlichen Qualitäten ihrer Schützlinge „ein Licht aufgesteckt" werde. Auf einen sicher daraus erwachsenden Gutachterstreit wollte Ebbinghaus sich jedoch nicht einlassen und riet, den Disput aufs Grundsätzliche zu konzentrieren:168 „Die Lage kann doch nur die sein, daß entweder die Fakultät das Recht und gemäß der Aufforderung des Ministeriums die Pflicht hat, von sich aus Vorschläge zu machen [...] oder daß der Dozentenbund das Recht hat, der Fakultät die zu nennenden Kandidaten vorzuschreiben. In diesem zweiten Falle bleibt offenkundig nichts anderes übrig, als der Münchener Forderung stattzugeben und dem Ministerium zu schreiben, die Fakultät habe auf Anweisung des Dozentenbundes die Herren Schilling und Grebe auf die Liste gesetzt. Hat der Dozentenbund jenes Recht aber nicht, so ist auch keine Rechtfertigung der Vorschläge der Fakultät notwendig; sie würde dann offenbar gegen ihre Pflicht verstoßen, wenn sie irgend anderen Richtschnuren als ihrem eigenen pflichtgemäßen Ermessen folgte."
Genausowenig wie das Vorschlagsrecht der Fakultät durch den NSDD beschnitten werden dürfe, dürfe sie sich die alleinige Kompetenz zur Feststellung wissenschaftlicher Qualifikation streitig machen lassen: „Soll der Dozentenbund bei dieser Feststellung etwa nicht bestimmen, sondern mitbestimmen können - ä la bonheur. Dann haben wir aber von vornherein unter falschen Voraussetzungen gearbeitet, indem wir versäumt haben, einen über den Münchener Standpunkt Informierten und für ihn Bevollmächtigten hinzuzuziehen und die Dinge mit ihm auseinanderzusetzen. Aber daß Vorschläge der Fakultät gewünscht werden und dann plötzlich, wenn die Fakultät zur Resolution kommen will, Wünsche von außen an sie herangetragen werden, denen zu Folge sie
durch den maßgeblichen Anteil, den Ebbinghaus als Marburger Dekan an der Rettung des zur Spionageorganisation „Rote Kapelle" gehörenden Romanisten Werner Krauss hatte. Behilflich war dabei auch Gadamer (vgl. PA Krauss in StAM, 307d, acc. 1966/10, Nr. 141b; diese Verflechtungen werden von Orozco 1995 ignoriert; auch Grondin 1999, S. 233, in seiner umfangreichen Gadamer-Biographie, erwähnt diese in den Akten gut belegte „konzertierte Aktion" nur mit wenigen, die Archivquellen mißachtenden Zeilen, wobei er Krauss überdies falschlich der „Weißen Rose" zuordnet!). 167 Ebbinghaus 1977, S. 44f. - Das REM hatte sich im Frühjahr 1940 doch entschlossen, die Philosophie mit einem Ordinariat auszustatten. Ebbinghaus erhielt daher den Lehrstuhl des im Februar 1940 verstorbenen Jaensch, dessen Nachfolger G. H. Fischer dann Mahnkes Extraordinariat. - Über Gadamers Beweggründe, in Leipzig zu bleiben, um mit der Annahme des Rufes sich nicht sogleich in alte, wohl auch politisch bedingte „persönliche Gegnerschaften" versetzt zu sehen (vgl. Grondin 1999, S. 239f.). 168 UAR, PA Ebbinghaus; Ebbinghaus an Maurer v. 8. 1. 1941.
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dann schriftliche Verhandlungen über wissenschaftliche Fragen führen soll mit einem Gremium, das in seiner Stellungnahme, soweit diese sich auf die wissenschaftliche Leistung gründen soll, wieder abhängig ist von der Weitergabe von andern (ungenannten) Wissenschaftlern das heißt doch aus dem ganzen Verfahren ein Chaos machen, bei dem unmöglich etwas Befriedigendes herauskommen kann. Wäre es nicht notwendig, darüber den Münchnern, wie Sie sagen, ,ein Licht aufzustecken'?"
Derart ermutigt blieb die Fakultät bei ihren Vorschlägen und kam dem NSDD nur durch die Plazierung Grebes an dritter Stelle entgegen, mit der einschränkenden, auf Grebes mangelnde Vertrautheit mit der geschichtlichen Überlieferung bezogenen Bemerkung: „Die Fakultät glaubt, daß hier bereits die Grenze sichtbar wird, von der ab ihre eingangs aufgestellten Forderungen an den Vertreter der Philosophie nicht mehr voll erfüllt werden können." Diese Forderungen, die auf politische Bedürfnisse mit keiner Silbe eingingen, und sich verstanden als Antwort auf den „Rückgang des wissenschaftlichen Geistes in der Philosophie, wie er seit dem Weltkriege zu beobachten" sei, lassen die Handschrift von Ebbinghaus erkennen. Zur Neubestimmung der Inhalte und Aufgaben des Faches müsse man sich dem überlieferten Problembestand zuwenden, um aus philosophiehistorischer Arbeit heraus zu einer eigenen Auseinandersetzung und vielleicht zu „wissenschaftlich befriedigenden Lösung[en]" zu gelangen. Von dem künftigen Rostocker Ordinarius werde daher erwartet: „Vertrautheit mit der Geschichte der Philosophie und den Mitteln ihrer methodischen Erforschung" und „die Befähigung, an den Ereignissen dieser Geschichte in einem philosophisch mitarbeitenden, ständig von der Spannung um das wissenschaftliche Ergebnis getragenen Geiste Anteil zu nehmen". Da es in Rostock kaum Fachstudenten gebe und er alleiniger Träger des philosophischen Unterrichts sein werde, müsse vom Bewerber zudem eine möglichst universale Bildung erwartet werden. Die in den laudationes zur Charakterisierung der Bewerber verwendeten Epitheta bekräftigten die Forderung nach strenger Sachlichkeit: „Wille zu größter Ehrlichkeit der Methodik" (König), „Präzision der Begriffsbildung", „Einfachheit und Durchsichtigkeit des logischen Aufbaus" (Ritter), „Hingabe an die Sache", „Nüchternheit" (Bröcker).169 Dem REM war vom Fachlichen her kein Anhaltspunkt für eine Auswahl nach politischen Präferenzen geboten worden. In die Entscheidung für Bröcker flössen dennoch sachfremde Überlegungen ein. Ritter war erst Ende 1939 nach heftigem Widerstand des NSDD zum Dozenten ernannt worden, ein erneuter Einspruch war im Falle seiner Berufung nicht auszuschließen. In Königs Personalakte lag immer noch Kriecks Gutachten über sein „Versagen" im Dozentenlager. Leise Bedenken hatte die Rostocker Fakultät selbst wegen des höchst anspruchsvollen, eher „für reifere Geister unter den Studenten" geeigneten Unterrichts, der von König zu erwarten war, angemeldet. Bröcker dagegen, zwischen 1933 und 1935 in der SA, hatte 1935 Lager und Dozentenakademie ohne Beanstandungen durchlaufen, war vom Vertrauensmann der Dozentenschaft für die Dozentur und 1937 vom Dozentenschaftsleiter für die Nachwuchsförderung des REM empfohlen worden, da er „positiv" dem NS-Staat gegenüber eingestellt sei. Seit 1. Januar 1940 war er Parteimitglied.170 169 Ebd.; Phil. Fak, Vorschlag v. 17. 1. 1940. 170 UAR, PA Bröcker - Geb. am 19. 7. 1902 in Itzehoe als Sohn eines Fabrikdirektors, besuchte bis 1920 das Realgymn. seiner Heimatstadt, studierte dann Philosophie, Geschichte und Nationalök. in Hamburg, Freiburg (ab 1922) und Marburg, wo ihn Heidegger 1928 promovierte (,Kants Kritik der ästhe-
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Wie unzuverlässig ein so fleckenlos scheinender politischer Werdegang wie der Bröckers das REM informierte, das dokumentieren die Akten aus einer Zeit, als er schon SEDAnwärter war. Man darf den Zweck dieser 1948 gemachten Aussagen von Fakultätskollegen, Bröcker als aufrechten „Antifaschisten" zu präsentieren, zwar nicht verkennen. Deswegen wurde der Name des „Chefs", der Bröcker im November 1933 zum Eintritt in die SA aufforderte, verschwiegen und deswegen fand der dahinter versteckte Name Heidegger keine Erwähnung im Aufriß über seine wissenschaftliche Herkunft, die man flugs in die „von Edmund Husserl begründete Phänomenologische Schule" verlegte. 171 Und nur anhand der nicht vollständig einsehbaren badischen Personalakten ließe sich genauer fassen, ob die Habilitation Bröckers zeitweilig so gefährdet war, wie dies sein Kollege 1948 darstellte. Doch bei allen Retuschen und Überzeichnungen, auf die nach 1945 so wenig verzichtet werden konnte wie zuvor, förderten die Kollegen eine Reihe von Sachverhalten zu Tage, die das Urteil begründeten, Bröcker sei „gesinnungsmäßig Nazigegner" gewesen. So dürfte der relativ späte Parteieintritt wie bei vielen anderen als Zugeständnis um des beruflichen Fortkommens willen zu erklären sein. Bröcker meldete sich im Juni 1939 an, als der Antrag auf Ernennung zum Dozenten neuer Ordnung lief.172 Bei einem Vater von vier Kindern und gelernten „Nur-Philosophen" sicher ein Nachgeben „um der Existenz seiner Familie willen", wie man diesen Schritt später erläuterte. Seit 1942 war Bröcker Dekan. „Gestützt auf einen kleinen Kreis vertrauter, entschieden anti-faschistischer Kollegen (Rienäcker, Maurer, Furch, Jessen, Gerstenberg) wurde das Ziel verfolgt, bei Neuberufungen keine Nazis und keine Reaktionäre in die Fakultät hineinzulassen." So habe Bröcker die Nominierung des holländischen Nationalsozialisten Jan de Vries für den Lehrstuhl für Nordische Philologie tischen Urteilskraft'). Fortsetzung des Studiums in Berlin (Physik), dann Rückkehr zu Heidegger nach Freiburg, dort 1933 Assistent am Phil. Sem., 1934 Habil. (,Die aristotelische Philosophie als Frage nach der Bewegung', im Januar 1933 abgeschlossen, 1935 erschienen u. d. T.: ,Aristoteles'), 1935 LA für philos. Anfangerübungen/Einfuhrung in die Grundbegriffe der griechischen Philosophie, 1937 Dozentur. 1934 Heirat mit der Heidegger-Schülerin Käte Oltmanns. - Die Personalakten Bröckers im GLA und im UA Fb waren Anfang der 90er Jahren gesperrt (Bröcker starb 1991 in Kiel), und die Akte des UAR ist in dieser Hinsicht nicht sehr ergiebig, so daß sein Freiburger Werdegang noch im dunkeln liegt. In einem Antrag auf Druckkostenzuschuß an die DFG sieht Heidegger - der Bröcker Anfang Juni 1937 für die Nachwuchsförderung des REM deswegen empfohlen hatte, weil er die Bedeutung der Philosophie für die „Daseinsnot des Volkes" verstanden habe - den Wert der ,Aristoteles'-Arbeit darin, daß sie das Verständnis des Denkers von der, auch in der Kl. Philologie noch nachwirkenden „mittelalterlichen Auslegung" befreie und die „griechischen Fragen unmittelbar für unsere Aufgaben lebendig" mache (BAK, R 73/10487; Heidegger an DFG v. 19. 7. 1935; von den Hauptgutachtern Hartmann und Spranger befürwortet, wenn auch Spranger sich den für ihn typischen Vorbehalt nicht versagte: „Die Ineinandermischung historischer Interpretation und systematischer Weiterbildung würde meinen wissenschaftlichen Grundsätzen nicht entsprechen." - Hartmann fühlte sich an die Entwürfe der „großen Aristotelesarbeit" erinnert, „die Heidegger selbst im Jahre 1921/22 in Marburg als Msk. vorlegte" und die er wohl noch nicht beendet habe; Bröcker bewege sich „ganz in Heideggers Bahnen"). Eine prägnant-konzentrierte Bestimmung der zeit- und kulturkritischen, auch gegen den Sozialismus, der den Menschen der „Nutzung" unterwerfe, gerichteten Positionen Bröckers, die er wohl nicht erst nach 1945 bezog, liefert eine Kieler Universitätsrede von 1951: ,Im Strudel des Nihillismus'. 171 UAR, PA Bröcker; Gutachten Rienäcker o. D. (1948). Einen Aufsatz Bröckers von 1944 (,Kants Lehre von der äußeren Affektion') rückte Rienäcker auf der Suche nach „antifaschistischen" Positionen sogar in die Nähe eines Materialismus „in dem Sinne, wie [ihn] Engels definiert hat". 172 BAZ, MF, HLK.
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verhindert. Während einer Norwegenreise zur Betreuung von Jungakademikern 173 sei er mit oppositionellen Reden aufgefallen, die den Gaustudentenführer veranlaßten, die Chancen eines Verfahrens gegen ihn auszuloten. Bröcker sei es auch zu danken gewesen, daß dem Wunsch des Reichskommissars für Norwegen nicht entsprochen wurde, dem Osloer Rektor, einer „Quisling-Kreatur", ein Rostocker Ehrendoktorat zu verleihen.174
1.6. Münster 1940: Die Berufung von Gerhard Krüger In Münster starb am 3. April 1940 Peter Wust, der Inhaber des Lehrstuhls für katholische Philosophie. Das schon drei Wochen später vom REM angeordnete Wiederbesetzungsverfahren weist einige Parallelen mit den Verfahren in Marburg und Rostock auf. Auch hier behauptete die Fakultät, in der Nicht-Parteigenossen über großen Einfluß verfügten, ihre inhaltlichen und personellen Vorstellungen. Der Dozentenbund hielt sich zurück, das Amt Rosenberg trat überhaupt nicht in Erscheinung und für das REM zählte der Münsteraner Lehrstuhl offenbar so wenig zu den wichtigen und repräsentativen philosophischen Lehrstühlen wie der an der kleinen Provinzuniversität Rostock oder das im Schatten der Psychologie den Marburgern noch verbliebene Ordinariat. Deshalb ließ sich mit Gerhard Krüger ein Dozent durchsetzen, der wie Ebbinghaus und Bröcker nationalsozialistischen Maßstäben nicht genügte. Wie groß die Berliner Verlegenheit in Sachen „politisch zuverlässige" Philosophie inzwischen war, ist daran abzulesen, daß das REM einen Tag nach der Aufforderung, Ersatzvorschläge einzureichen, einen nationalsozialistischen Kandidaten, den niederländischen Theologen van der Vaart Smit präsentierte, der um den Ruf an eine deutsche Hochschule gebeten habe. In dem von Harmjanz beigefügten Gesuch an Rust pries sich der ehemaligen Leiter der Kant-Gesellschaft in Holland als Denker an, der begriffen habe, wie der jüdische Geist die Wissenschaft veröde. Als ein im Grenzgebiet zu etablierender Verbindungsmann zu den unterdrückten deutschfreundlichen Kräften in Holland konnte sich das REM van der Vaart gut vorstellen, ein Argument, das jedoch schon wenige Wochen später, nach Beendigung des Westfeldzuges und der Besetzung des Nachbarlandes, hinfällig geworden war.175 Mittlerweile lag die Initiative ganz bei der Universität. Ähnlich wie Rektor Walz s. Zt. in Breslau, regte der Münsteraner Rektor Walther Mevius an, endlich seinen Antrag von 1937 aufzugreifen, und den Philosophieunterricht ohne konfessionelle Rücksichtnahme allein an der NS-Weltanschauung auszurichten: „Die [...] Fakultät erhält dann die Möglichkeit, den Lehrstuhl für Philosophie der Geisteswissenschaften unabhängig von jeder konfessionellen Bindung zu besetzen. Es könnten dann Persönlichkeiten in Vorschlag gebracht werden, die im Stande sind, nicht bloß die Philosophie zu vertreten, sondern auch die zukünftigen Studienräte und Studienrätinnen mit dem Gedankengut der nationalsozialistischen Weltanschauung vertraut zu machen." Anders als die Breslauer Katholisch-Theologische Fakultät verfüge die Münsteraner über eine besondere Professur für Philosophische Propädeutik, der man 173
174 175
Der Universität Rostock oblag die im Auftrag des OKW durchgeführte Betreuung in Norwegen stationierter Studenten. Die Reise einer Delegation von 24 Professoren fand v. 10. 4. - 15. 5. 1944 statt (R 21/10853; Anmeldung Rektor an AA v. 23. 3. 1944). UAR, PA Bröcker; Gutachten über die politische Einstellung o. D. (1948). UAMs, Kur., Fach 8, Nr. 3, Bd. 4; REM an Rektor v. 26. 4. 1940, anliegend Gesuch van der Vaart Smits an Rust.
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den gesamten philosophischen Unterricht katholischer Theologiestudenten ohne konkardatsrechtliche Bedenken übertragen könne.176 Dankbar, daß Mevius ihm in „dieser verwickelten Angelegenheit" einen so bequemen Ausweg anbot, beauftragte der hocherfreute Harmjanz ihn, einen Vorschlag „unabhängig von konfessionellen Rücksichten" zu machen. 177 Nun kam die Fakultät zum Zuge, und damit konnte Heinrich Scholz seine Autorität in die Waagschale werfen. Anders als Mevius wollte er keinesfalls einen Verfechter nationalsozialistischer Weltanschauung nach Münster ziehen, was aus den von ihm aufgestellten „Richtlinien für die Wiederbesetzung" hervorging: Die akademische Jugend solle nicht nur „angeredet" werden, sondern „unzerstörbaren Respekt vor gründlichem Wissen, befestigen Kenntnissen, überzeugendem Können und unbestochener Wahrheitsliebe" mit auf den Lebensweg bekommen. Mit Rücksicht auf die interne Aufgabenteilung - Scholz vertrat die Logik, Kabitz die praktische Philosophie - müsse der Kandidat Philosophiehistoriker sein, der die Geschichte so gründlich beherrsche, daß er „auf eigenen Quellenstudien beruhende Vorlesungen" halten könne. „Wir brauchen einen Philosophen, der [...] die großen Denker vor unserer Jugend so hervorzurufen vermag, daß es ausgeschlossen ist, daß diese Gestalten auf die Stufe von wesenlosen Phantasmen herabsinken, die nach der Staatsprüfung für immer verschwinden." Falls die konfessionelle Bindung doch erhalten bleibe, schlage man den Passauer Ordinarius Paul Wilpert, andernfalls Gerhard Krüger/Marburg vor. Solle nur die konfessionelle Tradition des Lehrstuhls gewahrt werden, sei an den Freiburger Georg Stieler zu denken.178 Einige Kommissionsmitglieder dürften das nationalsozialistische Element in Scholz' Vorgaben gänzlich vermißt haben. Sie hoben daher Hermann Glockner auf den Schild. Scholz legte sofort sein Veto ein:179 „Herr Glockner hat es für angemessen gehalten, ein Buch zu schreiben über ,Das Abenteuer des Geistes'. Die Wahl dieses abenteuerlichen Titels beweist einen unglaublichen Mangel an Geistesgegenwart. Ein Hochschullehrer sollte wissen, wie viel Arbeit und Mühe wir heute einzusetzen haben, um die Abenteurer auf unsern Hochschulen zum Verschwinden zu bringen. Wer diese Arbeit sabotiert, gehört nicht auf eine Vorschlagsliste, die verantwortet werden kann."
Die von Scholz, Behnke, Trier und Dekan Kratzer180 gestellte Minderheit vermochte die Nennung Glockners primo loco jedoch nicht zu vereiteln. Erst im Senat fanden sie Verbündete, die Glockner fachlich und weltanschaulich ablehnten. Ein Senatsmitglied, das 1933 an Glockners Berufung nach Gießen mitgewirkt hatte, äußerte sich derart negativ, daß der gesamte Senat sich schließlich hinter die Dissenter stellte und Mevius nach Berlin berichtete:181 „Von dem ehemaligen Mitglied der Universität Gießen ist uns versichert worden, daß besonders die nationalsozialistischen Hochschullehrer [...], die auf die Tätigkeit Prof. Glockners die größten Hoffnungen gesetzt hätten, von ihm sehr enttäuscht worden sind. Weder als Lehrer 176 177 178 179 180 181
UAMs., NU, B 11 spez., Bd. 3; Rektor an REM (Harmjanz) v. 6. 5. 1940. Ebd.; Harmjanz an Rektor Münster v. 8. 5. 1940. Ebd.; Richtlinien u. Vorschlag v. Scholz v. 19. 7. 1940. UAMs, NU, B 11 spez., Bd. 3; Stellungnahme Scholz v. 26. 7. 1940. Vergleicht man Behnkes Erinnerungen (1978), dann taten sich hier die dezidierten NS-Gegner der Fakultät zusammen, um Glockner zu verhindern. UAMs, Kurator F 8-3, Bd. 4; Rektor an REM v. 31.7. 1940.
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noch als Forscher hat er die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt. Er spreche über die Köpfe der meisten seiner Zuhörer hinweg. Ich bitte daher, von der Berufung [...] an die Universität Münster auf jeden Fall Abstand nehmen zu wollen."
Da der Senat sich genauso entschieden gegen den zu alten Stieler aussprach, blieb nur Gerhard Krüger übrig, dessen Berufung man mit Nachdruck forderte und die man letztlich auch durchsetzte. Krüger wurde am 30. Januar 1902 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Der Sohn eines höheren Beamten besuchte das Realgymnasium in Friedenau und studierte seit 1920 zunächst Jura, Nationalökonomie und Geschichte in Jena und Tübingen, wandte sich dann aber zum WS 1921/22, mit dem Wechsel nach Marburg, der Theologie und Philosophie zu. 1925 promovierte er in Marburg mit einer von Hartmann betreuten Arbeit (,Kants Lehre von der Sinnesaffektion'). Von der Notgemeinschaft gefördert, entstand bei Heidegger die Habil.-Schrift ,Philosophie und Moral in der Kantischen Ethik'. Als 1931 das NG-Stipendium auslief, dauerte es zwei Jahre, bis es der Fakultät gelang, ihm einen besoldeten Lehrauftrag flir die Grenzgebiete zwischen Philosophie und Theologie zu verschaffen. Solange hatte er sich mit Gadamer die mit 50 Reichsmark im Monat kärglich entlohnte Hilfsassistentenstelle des Marburger Seminars geteilt.182 Krüger gehörte seit August 1933 dem NSLB an. 1934 meldete er sich freiwillig ins Wehrsportlager und beteiligte sich im Rahmen der Dozentenschaft an Arbeitsgemeinschaften über die „Neuausrichtung der Hochschule". Als die Fakultät Ende 1935 seine Ernennung zum nb. ao. Professor beantragte, nahm die Dozentenschaft Krügers Aktivitäten nicht einmal als Pflichtübung zur Kenntnis:183 „Gegen die Ernennung von Dr. Gerhard Krüger zum nichtbeamteten ao. Professor legt die Leitung der Dozentenschaft keinen unmittelbaren Einspruch ein. Die Leitung gibt aber zu bedenken, daß die wissenschaftliche Befähigung heutzutage allein nicht zu einer Beförderung genügen dürfte. Gerade die Vertreter der Philosophie sollten restlos in der Ideenwelt des Nationalsozialismus aufgegangen sein und sollten sich auch für dieselbe stets einsetzen können. Unseres Erachtens hat Dr. Krüger sich in dieser Hinsicht aber noch nicht genügend ausgewiesen."
Mit diesem Einspruch, der zur Ablehnung des Antrags führte, begann ein jahrelanges Gezerre zwischen Parteistellen und Krügers Fürsprechern an der Philippina, denen sein politischer Einsatzwille zweitrangig war. Rektor Baur artikulierte 1936 die sich allgemein verstärkende Kritik am zeitraubenden Aktivismus für die Partei:184 „Dr. Krüger ist wissenschaftlich hervorragend qualifiziert und hat schon eine Reihe von Vertretungen gehabt. Er ist eine stille, bescheidene Gelehrtenpersönlichkeit, die selbstverständlich nur in einer gewissen Ruhe ihre Arbeit leisten kann. Arbeit erfordert nun einmal Ruhe, bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger, und ich bin der Auffassung, daß bei der gesamten Nachwuchsfrage und der wissenschaftlichen Qualifikation sowie [der] Grundhaltung von Dr. Krüger die Ernennung [...] ausgesprochen werden kann."
182
UAMs, PA Krüger sowie StAM 305a, acc. 1976/19, Nr. 3517 und GStA, Rep. 76Va, Sek. 12, Tit. IV, Nr. 3, Bd. V, Bl. 138f, 284, 365-66. Vgl. a. Gadamer 1977. 183 UAMs, PA Krüger; Stellungnahme der Dozentenschaft Marburg v. 1 8 . 9 . 1 935 für Rektor. 184 Ebd.; Rektor an REM v. 23. 1. 1936.
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Das REM ließ sich aber weder von einer diffusen „Grundhaltung" noch von dem vor 1933 so zugkräftigen Argument beeinflussen, Krügers Habil.-Schrift habe die „vernunftkritische Einseitigkeit des Cohenschen Neukantianismus" überwunden und sei zum „positiven Gedanken einer ,menschlichen Metaphysik', einer Metaphysik für den endlichen, geschaffenen, sittlich-religiös gebundenen Menschen", gelangt.185 Denn in Berlin war man zu diesem Zeitpunkt nahe daran, Krügers Laufbahn überhaupt zu beenden. Wäre es allein nach Baeumler gegangen, der neben Heyse, Faust, Krieck und Weinhandl vom REM erstmals 1935, dann 1937 erneut zur gutachterlichen Stellungnahme aufgefordert worden war, wäre Krüger für eine akademische Verwendung nicht mehr in Betracht gekommen. Obwohl Baeumler ihn für qualifiziert hielt, wollte er äußerstenfalls der Ernennung zum nb. ao. Prof. zustimmen, wenn zugleich garantiert sei, daß Krüger nie zum Ordinarius aufrücke:186 „Bei aller Anerkennung Dr. Krüger's müßte ich nach wie vor vor einer Ernennung nachdrücklich warnen; es ist dies einer der Fälle, wo wir die schmerzliche Verantwortung auf uns nehmen müssen, die aus einer geraden weltanschaulichen Haltung gefordert ist. Dr. Krüger versucht etwas, was ich weltanschaulich und wissenschaftlich für falsch halte: er trägt in die Philosophie Kants theologische Vorstellungen hinein. Die Sorgfalt, mit der er zu Werke geht, kann mich nicht bestimmen, ihn zum Lehrer einer künftigen deutschen PhilosophenGeneration vorzuschlagen."
Weinhandl hatte Krüger 1935 als unselbständigen Heidegger-Adepten abgekanzelt, der zur wirklichen Überwindung des Marburger Neukantianismus nichts beigetragen habe. Zudem habe er 1934 einen Aufsatz veröffentlicht (,Der Maßstab der Kantischen Kritik'), der „ebensogut 1930 oder 1928" hätte erscheinen können. Man könne sich darum nicht des Eindrucks erwehren, „daß er zu den Leuten gehört, für die sich 1933 tatsächlich nichts ereignet hat". Lieber solle man einen Lehrstuhl unbesetzt lassen, als Leute wie Krüger zu fördern, was nur einer „politischen Verwässerung" der Berufungspraxis Vorschub leiste.187 Krieck, uninformiert wie stets, wenn es um das Werk von Kollegen ging, ordnete Krüger in die Kategorie „unfruchtbare Kathederphilosophie" ein, die „wir an den Hochschulen im nationalsozial. Staat" nicht benötigten.188 Heyse war Krügers Kant-Buch vertraut, das er als „reife wissenschaftliche Leistung" lobte und aufgrund dessen er den Verfasser „zu den stärksten Begabungen des philosophischen Nachwuchses" zählte. 189 Damit war bereits eine erste Bresche in die Ablehnungsfront geschlagen, die dann bis 1937 durch die Voten von Faust und vor allem von Jaensch verbreitert wurde. Dabei verdient das Gutachten von Faust, eine kleine Abhandlung von zwölf Seiten, besondere Aufmerksamkeit. Faust urteilte ausdrücklich als nationalsozialistischer Philosoph über einen Denker, der „in keiner seiner Arbeiten eine eindeutige Stellungnahme zum Nationalsozialismus gezeigt" habe, und der sogar im geistigen Kraftfeld konträrer Weltanschauungen - der dialektischen Theologie wie der Existenzphilosophie von Heidegger und Jaspers - groß geworden und diesem vielleicht auch nach 185 186
187 188 189
UAMS, PA Krüger; Phil. Fak an REM v. 27. 8. 1935 BAZ/DH, ZB/2 1978 A 5, REM-PA Krüger, Bl. 63-64; Baeumler an REM (Mattiat) v. 14. 8. 1937. Baeumler ließ auch eine gegen Krügers Kant-Deutung gerichtete Dissertation anfertigen, s. u. B III. zu Baeumlers Schüler Arkenberg. Ebd., Bl. 16-16r ; Weinhandl an REM v. 25. 12. 1935. Ebd., Bl. 12; Krieck an REM v. 7. 3. 1935.
Ebd., Bl. 13; Heyse an REM v. 23. 5. 1935.
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1933 verhaftet geblieben war. Faust, dessen tiefsitzende anti-kirchlichen und antitheologischen Affekte (s. o., B I. 4.2.1.) hier neuerlich zur Entladung hätten kommen können, um mit Baeumler den theologisch „befangenen" Krüger abzulehnen, wies stattdessen auf mögliche Konvergenzen hin. Die Theologie Barths und Gogartens, die Existenzphilosophie Heideggers und Jaspers' habe einer vom herkömmlichen Liberalismus nicht mehr aufzufangenden „Glaubenslosigkeit und Haltlosigkeit" der „Mehrheit der sogenannten gebildeten'" zwischen 1918 und 1933 entsprochen, die mittels einer Theologie der Krise „erträglicher" gemacht bzw. existenzphilosophisch als „metaphysisch notwendig" verklärt wurde. Krüger sei diesen aus NS-Sicht natürlich inadäquaten Krisenreaktionen in bedenklicher Weise verpflichtet. Nur wollte Faust im Gegensatz zu Weinhandl nicht unterstellen, „daß die politische Umwälzung in Deutschland spurlos an ihm vorübergegangen sein könnte", und nicht ausschließen, daß er vielleicht doch in der „nationalsozialistischen Weltanschauung den Grund und Boden" finde, von dem aus er weiterhin philosophieren werde. Faust entdeckte dafür Ansätze, auf die Krüger selbst sich vermutlich nie berufen hätte. Zentral, und wie Faust hervorhob, für eine „nationalsozialistische Regierung" in ihrer Auseinandersetzung mit der ,„dialektischen' Theologie und ihren Nachbetern" in jedem Fall ideologisch zu funktionalisieren, sei Krügers frühe Aufklärung über die Abhängigkeit Barths von seinem Marburger Lehrer Hermann Cohen. Besonders in Barths Paulus-Exegese sei die von Cohen vermittelte Platon-Deutung eingeflossen und habe, so Krüger, Barth Jedes tiefere Verständnis der Geschichtlichkeit und insbesondere der Geschichtlichkeit der Offenbarung'" verbaut. Deshalb sei Barth in Gegensatz zur historischen Arbeitsweise der Theologie geraten: „Daß Krüger ohne jede Herauskehrung eines besonderen Antisemitismus gerade den Juden Hermann Cohen für die dialektische' Verderbnis und die Geschichtsfremdheit (damit also implicite auch für die Volksfremdheit) dieser Art von Theologen verantwortlich macht, ist m. E. zweifellos richtig, wenn auch leider viel zu wenig bekannt." 190 Es ist interessant zu verfolgen, wie Krüger primär aufgrund dieser subtilen und seinen frühen Publikationen keineswegs Gewalt antuenden Interpretation, das rettende Ufer und so drei Jahre später das Ordinariat erreichte, das ihm Baeumler verwehren wollte. Denn was Faust sonst noch vorbrachte, war so wenig empfehlend wie die Voten Baeumlers und Weinhandls. So habe er in der mit Mahnke edierten Leibniz-Auswahl (1933) die „ausgesprochen deutsche Tradition" zugunsten des „,europäischen"' Leibniz ignoriert.191 Wenn er auch dabei sei, sich von Heidegger und Jaspers im Wege der „Selbstbefreiung" zu lösen, bleibe er doch befangen in „religiös Transzendentem", was man nur im Vergleich mit Heideggers „Nichts" als Fortschreiten zu weltanschaulich akzeptableren Gefilden werten könne. Der um Krügers Fortkommen sehr besorgte Marburger Psychologe Jaensch, Parteigenosse von 1932, reichte 1935 ein umfangreiches Gutachten ein, das unbeabsichtigt dazu beitrug, die Widerstände von Baeumler und Weinhandl zu verstärken, und das sicher mithalf, die Verleihung des Professorentitels zu vertagen. Jaensch versuchte erst gar nicht, irgend einen weltanschaulichen Profit im Werk Krügers aufzuspüren oder ihm gar Verdienste als po190 Ebd., Bl. 48-59 (53); Gutachten Faust v. 23. 7. 1937 unter Bezugnahme auf Krüger 1924 und 1927b. 191 Im Gegensatz zum Vorwort von Mahnke (1933), das um Aktualisierung bemüht war, soweit, daß auch Vergleiche zwischen Leibniz' Akademie-Plänen und den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der neuen Reichsregierung nicht gescheut wurden (ebd., S. XVII), ermangelte Krügers Einleitung tatsächlich nationaler Beimischungen oder vergleichbarer Zugeständnisse an den Zeitgeist (1933a).
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litischer Aktivist nachzusagen. Krüger stehe „dem großen Geschehen" „völlig neutral" gegenüber: „Er hat bestimmt keine positive Einstellung dazu, aber wie ich sicher glaube, auch keine direkt negative, so daß er kaum irgendwo Schaden anrichten wird. Seine Haltung ist wohl, wie heute bei so vielen Hochschullehrern, diejenige der völligen Indifferenz ,.."192 Solange im Weltanschauungsfach Philosophie, das nach 1933 weiter unter dem Einfluß der in Weimar herangebildeten „Gegenspieler" des Nationalsozialismus stehe und voraussichtlich noch lange stehen werde, der eigene Nachwuchs fehle bzw. die eigenen Anwärter nur „verwirrenden Einfluß ausüben", seien selbst die „ganz Indifferenten" die „noch am wenigsten Ungeeigneten", auch wenn man riskiere, daß sie sich, wenn der Wind für den Nationalsozialismus im Kulturbereich einmal drehen sollte, unverzüglich in „eine ausgesprochen gegnerische Front" einreihen würden. Diese Empfehlung schien doch die ministerielle Kulanz und die Bereitschaft zu pragmatischen Personalentscheidungen etwas zu überfordern, belegt aber, daß auch ein hochschulpolitisch so engagierter Nationalsozialist wie Jaensch mindestens für eine Übergangszeit zu beachtlichen personalpolitischen Kompromissen bereit war. 1937, als die Ernennung zum nb. ao. Prof. erneut geprüft wurde, haftete Krüger immer noch der 1935 von der Dozentenschaft lancierte Verdacht an, wenigstens Sympathisant der „Bekenntnisfront" zu sein und mit deren Marburger Exponenten zu engen persönlichen Umgang zu pflegen. 193 Das REM schenkte dem offenbar erst einmal keine Beachtung und schob auch sämtliche Bedenken, auch die der wohlwollenden Gutachter Heyse, Faust und Jaensch beiseite, um allein auf Fausts Urteil die Ernennung zu stützen: Krüger gehöre zu den wenigen soliden Philosophiehistorikern und vertrete in seinem Werk „Tendenzen, die durchaus im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung liegen".194 Gleichwohl erwiesen sich die Gerüchte um Krügers Nähe zur Bekennenden Kirche bei der Entscheidung über seine weitere finanzielle Absicherung als hinderlich. Die Ablehnung einer weiteren Förderung durch die NSDD-Reichsleitung berief sich auf diese „Gerüchte". Das REM forderte deshalb den Marburger Rektor zur Berichterstattung auf. Krüger hätte sich wohl nicht länger an der Hochschule halten können, wenn in dieser Situation Rektor, Dekan, Kurator und Jaensch nicht rückhaltlos für ihn eingetreten wären. Diesmal hob Jaenschs Gutachten auch die positiven Elemente in Krügers Arbeit hervor. Krüger sei politisch indifferent und gehöre beileibe nicht zu den „Pionieren der neuen Weltanschauung" und werde das Fach auch nie allein als Dozent vertreten können. Aber, und hier sprach der „Wirklichkeitsphilosoph" Jaensch, als Schüler von Natorp, Hartmann und Heidegger (sic!) habe Krüger exaktes philosophiehistorisches Arbeiten gelernt. In der Sache mochte Jaensch zudem Übereinstimmungen der Kant-Interpretation Krügers mit der eigenen „Wirklichkeitslehre" sympathisch gefunden haben. Ohne diese Parallelen aufzudecken, um nicht von vornherein als befangen zu erscheinen, wollte er hier, im Nachweis, daß die praktische Philosophie Kants nicht auf formallogischen Konstruktionen, sondern „auf lebendigen Kräften religiöser Art" beruhe, die der gesamten Lehre Kants ihre „innere Einheit" gäben, das Hauptverdienst des Philosophiehistorikers Krüger sehen. Als unsinnig tat Jaensch die Behauptungen ab, Krüger kooperiere mit der Bekennenden Kirche. Er unterrichte nur kraft Lehrauftrag auch Theologen und sei nach Heideggers Weggang an dessen Stelle Bultmanns 192 BAZ/DH , ZB/2 1978, A 5, REM-PA Krüger, Bl. 17-22; Gutachten Jaensch für REM v. 16. 12. 1935. 193 Ebd., Bl. 77-78; Dozentenschaft (Düring) an REM v. 9. 8. 1937. 194 Ebd., Bl. 84; Eignungsbericht von Harmjanz v. 12. 9. 1938.
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Gesprächspartner geworden, wobei man sicher sein könne, daß Krüger jede Abhängigkeit von einer theologischen Richtung selbst „aufs schärfste" ablehnen würde. Der Rektor sekundierte mit Versicherungen über die politische Einsatzfähigkeit trotz fehlender Parteizugehörigkeit und dem Hinweis auf Krügers Kampf gegen den Cartesianismus.195 Einiges von dem, was man ausführte, wirkte wie an Haaren herbeigezogen und erschütterte die Überzeugung des NSDD, in Krüger geradezu den Anti-Typ des politisch erwünschten Dozenten vor sich zu haben, in keiner Weise. Der kommissarische Gaudozentenführer, der persönlich weniger an Krüger auszusetzen hatte als sein Vorgänger, markierte die Grenzen seiner Konzessionsbereitschaft: Beihilfe und Ernennung ja, Verbeamtung auf keinen Fall - wegen „indifferenter weltanschaulicher Haltung".196 So sah das auch die Reichsleitung, die ihre Zustimmung zur Nachwuchsförderung nur mit der Auflage erteilte, „dem Genannten zur Aufgabe zu machen, sich in Zukunft politisch aktiv bei einer NS-Gliederung zu betätigen".197 Als sich der NSDD zu diesem Entschluß endlich durchrang, zog das REM im September 1938 mit der Ernennung zum ao. Professor nach, auf die Krüger fast drei Jahre gewartet hatte.199 An der Einschätzung der Parteistellen änderte sich bis zur Berufung nach Münster und darüber hinaus nichts Wesentliches. Der SD subsumierte ihn 1941 unter die „Liberalen" und hielt weiter eine „starke Bindung an die Bekennende Kirche" fest.199 Die alten Marburger Vorbehalte holten ihn auch in Münster ein, und wenn sie den im Dezember zum ordentlichen Professor Ernannten nicht mehr gefährdeten, bleibt die Tatsache seiner Berufung doch bemerkenswert in Anbetracht folgender Charakterisierung.200 „Politisch wird Krüger für farblos gehalten. Er verkörpert den Typ des heute seltener werdenden Gelehrten, der sich von politischen Gegenwartsfragen fern hält und ein abgeschlossenes Gelehrtendasein fuhrt. Er hat bisher in keiner Form zum Ausdruck gebracht, wie er zur heutigen Staatsauffassung steht. Aus diesem Grunde hält man Krüger, wenn vielleicht auch einsatzbereit, so politisch doch nicht für einsatzfähig."
1.7. Frankfurt und Kiel 1942/43: Die Berufungen von Ferdinand Weinhandl und Joachim Ritter Wenn die Berufungspolitik, die Dozenten wie Krüger ab 1939 eine Aufstiegschance ließ, wirklich mit einer kriegsbedingt sich mildernden ,,revolutionäre[n] Terrorisierung der Universitäten" (Gadamer) erklärt werden könnte 201, dann hätte im weiteren Kriegsverlauf der 195 196 197 198
199 200 201
UAMs, PA Krüger; Rektor Marburg an REM v. 12. 5. 1938. In der Anlage Gutachten Jaensch v. 9. 5. 1938. Vgl. zum Anticartesianismus Krügers dessen Aufsätze 1933b, 1934. StAM, 305a, acc. 1976/19, Nr. 3517; Stökelmann an Rektor v. 20. 5. 1938. UAMs, PA Krüger; REM an Kurator Marburg v. 25. 8. 1938. Ebd.; REM-Erlaß v. 15. 9. 1938. Wenig später bewilligt, ab 1. 12. 1938, eine recht auskömmliche LA-Vergütung in Höhe von mtl. 500 RM; der LA für „Grenzgebiete zwischen Philosophie und Theologie" wurde in einen für „Philosophiegeschichte" umgewandelt (BAZ/DH, ZB/2 1978, A 5, REMPA Krüger, Bl. 88; REM-Erlaß v. 8. 12. 1938). BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 59; SD-Einschätzung ca. 1941/42. UAMs, PA Krüger; Gauleitung Kur-Hessen an Kurator Münster durch Gauleitung Westfalen-Nord v. 17.4.1941.
Gadamer 1977, S. 304.
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Parteieinfluß eigentlich immer schwächer werden müssen - einmal abgesehen davon, daß der Begriff „Terrorisierung" auch die Verhältnisse vor 1939, als Gadamers eigene Berufung möglich war, kaum angemessen erfaßt. Jedenfalls schlug das Pendel 1941 wieder einmal zugunsten der Partei aus. Als in Frankfurt die Nachfolge des vor Leningrad gefallenen Hans Lipps zu regeln war, bat die Fakultät Heidegger, Hartmann, Rothacker und Heimsoeth, aus einem großen Kreis von Nachwuchskräften geeignete Kandidaten auszuwählen. Selbst ohne Fachvertreter, übernahm die Fakultät diese Vorschläge externer Gutachter - die Flüchtigkeitsfehler von Hartmanns Votum inklusive! 202 Mit größter Bestimmtheit schlug sie Joachim Ritter und Josef König vor.203 Was hinter den Kulissen dann in kürzester Zeit dazu führte, daß der von niemandem empfohlene Weinhandl vor den pari passu auf den zweiten Rang abgestuften Ritter und König die Liste anführte und auch berufen wurde. Dieses Manöver erklärte Rektor Platzhoff mit einer Intervention der Partei: „Der Lehrstuhl für Philosophie gehört zu denjenigen Professuren, die für die weltanschauliche Ausbildung und Ausrichtung der Studenten von besonderer Bedeutung sind. Deshalb wünscht, wie aus der Äußerung des Dozentenbundsführers hervorgeht, der Gauleiter die Berufung eines aktiven Nationalsozialisten."204 Weinhandl entfaltete die von ihm erwartete Aktivität in dem von Kiel her bekannten Ausmaß, was ihm die vom Gauleiter Sprenger vorgeschlagene Ernennung zum Dozentenschaftsleiter eintrug. Er stand Anfang 1944 dicht davor, in Personalunion auch Frankfurter Dozentenbundführer zu werden, als „politische Bedenken" sich ausgerechnet gegen ihn richteten, den der SD zum kleinen Kreis nationalsozialistischer Philosophen zählte. 205 Rosenberg wollte ihn, schweren Herzens, nach jahrelanger Zusammenarbeit, bei Vorträgen nicht mehr als Vertreter der Partei, sondern nur als Professor heranziehen, aber „nur noch von Fall zu Fall". Von „Eröffnungen" Weinhandls über seine konfessionelle Zugehörigkeit war die Rede, die Hessens Gauleiter Sprenger dazu bewogen, ihm nicht die örtliche NSDDFührung zu übertragen und sich auch für seine Ablösung als Dozentenschaftsleiter auszusprechen.206 Genaueres ist den Akten nicht zu entnehmen, so daß man mit Weinhandls Angaben aus der Nachkriegszeit vorliebnehmen muß, die Sprengers vielleicht kräftig überzeichnete persönliche Reaktion („solche Leute sind zu eliminieren") auf die Weigerung zurückführte, aus der Kirche auszutreten.207
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UAF, Phil.Fak. II 6, Bd. 1; Hartmann zitierte Ritters Aufsatz ,Über die Geschichtlichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis' (1938) fälschlich als Geschichtlichkeit der Wissenschaft', was Eingang fand in die laudatio der Vorschlagsliste (Hartmann an Fakultät, Vorschlag v. 18. 11. 1941). Ebd.; Vorschlagsliste v. 8. 12. 1941. UAF, Kuratorium 13/348, Bl. 85; Rektor an REM v. 19. 12. 1941. BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 10 und 97. IfZ, MA 116/17; Rosenberg an Gauleiter Sprenger v. 10. 3. 1944. - Platzhoff teilte dem REM im August 1944 mit, Weinhandl sei am 31. 1. 1944 zum Leiter der Dozentenschaft ernannt worden, nachdem Gauleiter Sprenger ihn der Parteikanzlei vorgeschlagen hatte. Aus politischen Gründen sei er aber nicht - wie seit 1933 in Frankfurt üblich - in Personalunion auch zum Dozentenbundführer ernannt worden. „Jetzt ersucht mich der Herr Gauleiter dringend, einen Antrag an den Herrn Reichserziehungsminister weiterzuleiten mit dem Ziele, daß Professor Weinhandl vom Amt des Dozentenschaftsleiters entbunden wird." BAK, R 21/10811; Rektor Platzhoffan REM v. 21. 8. 1944. Nach den Unterlagen im UA Graz. Freundliche Auskunft von Herrn Dr. Alois Kernbauer. Vgl. a. Oberkofler 1982.
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Im Bund mit Weinhandl versuchte Rosenbergs HAW dessen Kieler Lehrstuhl mit einem eigenen Kandidaten zu besetzen. Erxleben gedachte, den nicht habilitierten ehemaligen Dozentenschaftsleiter der Hochschule für Politik, Alfred Klemmt 208, in Kiel unterzubringen. Den Wünschen des Hauptamtes geneigt, wies die Gaudozentenführung deswegen eine im Sommer 1942 von der Fakultät präsentierte Liste mit Bollnow, Ritter und König zurück. Ein mit Halle und Graz vergleichbarer personalpolitischer Erfolg des Amtes schien greifbar nahe. Warum man trotzdem scheiterte, das ist infolge großer Aktenverluste kaum rekonstruierbar. Doch selbst wenn uns die Überlieferung nicht im Stich ließe: Die Unwägbarkeiten, die letztlich zu Ritters Berufung führten, würden bestenfalls sichtbarer werden. Anders als der von Baeumler abgelehnte Bollnow und der im HAW als zu spezialistisch eingestufte König, gehörte Ritter neben Metzke und Schlechta Anfang 1942 zu den Dozenten, die nach Erxlebens Ansicht für Kiel in Frage kamen. 209 Vorrang genoß aber Klemmt, der wiederum nicht Baeumlers Favorit war. Doch nicht Baeumler, sondern Härtle, Klemmts Schüler an der HfP, leitete 1942 das Amt. Was nicht viel half, solange Baeumler seine guten Kontakte zum Kieler Dekan Erich Burck nutzte, um einem Protege des eigenen Lagers die Berufung zu verbauen. Über Baeumlers Motive ist nur zu spekulieren. Wahrscheinlich traute er Klemmt keinen Beitrag zur politischen Philosophie zu, denn als 1939 Kandidaten für den in Aussicht gestellten Lehrstuhl „Staats- und Kulturphilosophie" an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät gesucht wurden, machte Baeumler den Berliner Rektor auf Eduard Baumgarten aufmerksam, obwohl der politisch verdiente Klemmt nach der HfP-Auflösung versorgt werden mußte.210 Baeumler war wiederum nicht der einzige, der Burck beeinflußte. Der Latinist gehörte zu den rührigsten Mitarbeitern der Kieler Dozentenakademie. Weinhandl und Dozentenführer Freerksen durften auf seine Loyalität bauen, wollten jedoch, um ganz sicher zu gehen, den für Rosenberg tätigen Burck-Freund Richard Härder einspannen, der allein Burcks fachliches Gewissen zu beruhigen wußte, wenn es um Klemmts Berufung ging. Schließlich mußte auf das Votum des Fachvertreters Kurt Hildebrandt Rücksicht genommen werden, der den Vorschlag Bollnow - Ritter - König formuliert und dabei - die wiederholte Kombination Ritter-König signalisiert dies - dem Rat erster Autoritäten wie Hartmann und Heidegger gefolgt sein dürfte. Nach Weinhandls Einschätzung standen sich Hildebrandt und Burck „gefährlich" nahe, was Klemmts Aussichten nicht erhöhte. Freerksen, der nach einem Vortrag Klemmts in Kiel mit Hildebrandt sprach, um ihn „auszuholen", entlockte ihm das wenig enthusiastische Urteil, daß dieser zu „eng" sei, wenn er auch an seiner „Grundhaltung" nichts auszusetzen habe.211 War also alles noch so fein gesponnen, zuletzt könnte Klemmt einfach deshalb nicht auf die zweite Liste gekommen sein, weil der für ihn wichtigste Mann, Freerksen, während der Beratungen nicht in Kiel war. Der wiederum hatte Weinhandl illusionslos berichtet, daß er bei seiner Abwesenheit keinen Einfluß daraufhabe, wer auf die Liste komme. Hier machte sich die lückenhafte Organisationsstruktur des NSDD schmerzlich bemerkbar, was Schleswig-Holsteins Gauleitung schon deshalb nur mäßig interessierte, weil 1942 ihr alle Kräfte absorbierender politischer Schwerpunkt im fernen Riga lag, wo Gauleiter Lohse als „Reichskommissar Ostland" residierte. Wie auch 208 209 210 211
Zu Klemmts Werdegang s.o. B I. 3.1.7. IfZ, MA 116/11; Aktenvermerk Erxleben 18. 2. 1942. UA-HUB, Rektor u. Senat Nr. 234, Bl. 41; Baeumler an Rektor v. 9. 12. 1939. IfZ, MA 116/17; Briefwechsel Weinhandl-Erxleben v. 23. 7.-5. 8. 1942.
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immer: Amt Rosenberg und NSDD sahen sich eingezwängt in ein System von checks and balances, in eine Gemengelage von Partei- und Standesloyalität, die größte Rücksichtnahme auf fakultätsinterne Kräfteverhältnisse erforderte. Und die Fakultät legte im Oktober 1942 eine allenfalls in der Rangfolge veränderte, von Ritter vor König und Bollnow angeführte Liste vor.212 Ritter, der dann zum 1. Mai 1943 relativ rasch auch berufen wurde, bediente nach Ansicht der Fakultät die weltanschaulichen Erwartungen an sein Fach in zweierlei Hinsicht: 1. Als systematisch orientierter Cusanus-Forscher, der „besonders die Beziehungen zu Ekkehart glücklich herausgehoben" habe, verstehe er das „für unsere deutsche Tradition Wichtige neu zu begründen". Selbst die Augustinus gewidmete Habilitationsschrift (,Mundus intelligibilis', 1937) erschließe eine „notwendige Vorstufe für das Verständnis der deutschen Tradition und des neuen Einsatzes durch Nicolaus von Cues". 2. Bedeutsamer als seine Mitarbeit an der Konstruktion spezifisch deutscher Traditionslinien schien der von ihm im Aufsatz ,Über die Geschichtlichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis' (1938) geleistete Beitrag zur Überwindung eines „positivistischen und mechanistischen" Wissenschaftsbegriffs zu sein. Nicolai Hartmanns Handschrift wird erkennbar, wenn es heißt, daß Ritter damit die „relativistische Geschichtsauffassung" bekämpfe und eine „sachbezogene geschichtliche Erkenntnis des Geistes, die die objektive Wahrheit in der Wirkung der einzelnen schöpferischen Persönlichkeit erkenne", fördere. In Ritters intellektueller Biographie, dies wurde vor einiger Zeit im groben zutreffend analysiert, war bis 1933 weder die Verpflichtung auf die „deutsche Tradition" des Denkens noch die Vermittlung wissenschaftlicher Objektivität mit metaphysischen Entitäten (schöpferische Persönkeit, Volk, Rasse) angelegt.213 Als Sohn eines Arztes am 3. April 1903 in Geesthacht geboren, begann Ritter nach den Schuljahren an einem Hamburger Gymnasium 1921 sein Studium (Philosophie, Deutsch, Geschichte, Theologie) in Heidelberg (hier erster Kontakt mit Rothacker), und kam dann über Marburg (Kollegs bei Hartmann und Bultmann) und Freiburg (Heidegger) im WS 1923/24 zurück nach Hamburg, wo er im November 1925 bei Cassirer promovierte (,Docta Ignorantia. Die Theorie des Nichtwissens bei Nicolaus Cusanus'). Nach drei Jahren als Lehrer an einer privaten Unterrichtsanstalt gewährte ihm die Notgemeinschaft von 1928 bis 1931 ein Habilitationsstipendium, das ihm auch die Mitarbeit an Rothackers begriffshistorischem Wörterbuch ermöglichte (1929/30). Im Herbst 1932 - Ritter verdingte sich inzwischen wieder als Privatlehrer - lag der Hamburger Fakultät die fünf Jahre später in revidierter Fassung veröffentlichte Arbeit: ,Mundus Intelligibilis. Eine Untersuchung zur Aufnahme und Umwandlung der neuplatonischen Ontologie bei Augustinus' vor. Im Urteil Cassirers war es Ritter darin gelungen, gestützt auf historisch-philologische Einzeluntersuchungen und sorgsam ausgewähltes Belegmaterial, zu zeigen, wie die neuplatonische Seins- und Erkenntnislehre umgeformt und in das christliche Weltbild integriert worden sei. Ritter habe, in strenger Sachlichkeit und begabt mit der Weite des historischen Überblicks, mit dem Nachweis dieser Transposition des philosophischen in ein religiöses Seins Verständnis umfassende universalgeschichtliche Zusammenhänge aufgedeckt.214
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Es muß betont werden, daß Ritter ohne Beanstandungen am 19. November 1932 seine Probevorlesung (Die Wandlungen der Theorie des Bewußtseins in der neueren Philosophie) und am 8. Februar 1933 seine Antrittsvorlesung (Anthropologie und Metaphysik) halten konnte. Darüber, daß es Widerstände wegen eines angeblichen kommunistischen Hintergrundes des Habilitanden gegeben haben könnte, verzeichnen die Universitätsakten nämlich nichts.215 Daß ein Verdacht bestand, wonach Ritter 1931/32 vielleicht nicht nur in die ,Pariser Manuskripte' des jungen Marx vertieft gewesen war (wie es Ludwig Landgrebe bezeugt), sondern mindestens lockere Beziehungen zu aktiven Hamburger Kommunisten unterhielt, ließe sich aus einer Ende 1933 von der Stapo durchgeführten Hausdurchsuchung (mitsamt Beschlagnahme eines Teils der Bibliothek) ebenso ableiten wie aus den Vermutungen, denen zufolge seine Personalakte einschlägiges Material über „frühe Beziehungen Dr. Ritters zu den marxistischen Parteien" enthielt - das 1939 plötzlich verschwand.216 Gravierender als die für seine NSDD-Feinde nicht recht faßbare „linke" Vergangenheit war, daß aus der Beziehung zu Cassirer und vor allem aus der ersten Ehe mit einer Jüdin eine philosemitische Legende entstehen konnte, die sich dank der Hartnäckigkeit des Hamburger Dozentenschaftsleiters, des Psychologen Georg Anschütz, existenzbedrohend auszuwirken begann. Zwar verfügte Ritter mit dem zeitweiligen Rektor Rein und einigen Fakultätskollegen wie Wilhelm Flitner über taktisch klug argumentierende Fürsprecher, die ihm 1935 einen besoldeten Lehrauftrag über „Geschichte der spätantiken und mittelalterlichen Philosophie" zu verschaffen wußten, die überdies geschickt und letztlich erfolgreich die Ernennung zum Dozenten neuer Ordnung durchsetzten, die aber nicht stark genug waren, um Anschütz' Obstruktionspolitik zu unterbinden, die Ritter bei aussichtsreichen Berufungsverfahren (Königsberg, München217, Rostock, Prag, Frankfurt) behinderte, wenn nicht 215
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StAHH, Phil. Fak. 139; weiteres Material in der PA Ritter des UAMs. Kurator, Nr. 5829, Bd. III, jedoch auch hier keine Indizien, die die von Toni Cassirer 1981, S. 200f., kolportierte Bemerkung Cassirers über die politischen Widerstände gegen Ritter bestätigen würden. Landgrebe 1975, S. 141. - Hartmann erwähnte nach 1945, daß ihm eine frühe intensive Beschäftigung Ritters mit Karl Marx bekannt gewesen sei (UAMs, wie Anm. 218; an Rektor Münster v. 7. 2. 1948). - Auf die Hausdurchsuchung, weil „meine dem Nationalsozialismus entgegengesetzte politische und geistige Stellung bekannt war", wies Ritter hin, als wegen seiner Parteimitgliedschaft die Bestätigung seiner Berufung nach Münster gefährdet schien (ebd.; an Dekan Grundmann v. 29. 2. 1948). In diesem Schreiben machte Ritter auch darauf aufmerksam, daß sein Bruder 1934 „aus politischen Gründen" nach Brasilien emigrierte, er aber diese Alternative vielleicht erwogen, aber wegen Schwierigkeiten des unvermeidlichen Berufswechsels verworfen habe. - Das Verschwinden des belastenden Materials über Ritters Verbindungen zu „marxistischen Parteien" beklagte Dozentenschaftsleiter Anschütz lt. Mitteilung der Schul- und Hochschulabt./Staatsverwaltung Hamburg (Schulz) an StS Ahrens v. 8. 12. 1939 (ebd.) Aber nicht immer dürfte Anschütz' Urteil von NSDD-Kameraden geteilt worden sein, so daß für Ritters Berufungs-Mißgeschick noch andere Faktoren zu berücksichtigen wären. Ein Beispiel für interne NSDD-Divergenzen gibt der Bericht des Münchner NSDD-Funktionärs Robert Spindler. Bei ihm, der Lehrveranstaltungen Ritters beiwohnte, um sich über ihn als potentiellen Nachfolger Pfänders zu informieren, traten weltanschauliche Anforderungen fast hinter die (gänzlich erfüllten) Erwartungen an den Didaktiker Ritter zurück: Sei die Lehrstunde unter didaktischen Gesichtspunkten „ein kleines Kunstwerk" gewesen, vermisse man doch „eine Beziehung seiner Wissenschaft auf unsere neue Zeit" („zeitlos und zeitfern" - erst in einer Nietzsche-Vorlesung habe er bewiesen, „daß er vom Geist der neuen Zeit doch schon manchen Hauch verspürt hatte"). Trotz der fehlenden Gegenwartsnähe, die unvorteilhaft abstach im Vergleich mit dem ebenfalls von Spindler begutachteten NSDD-Konfidenten Weinhandl (er arbeite „häufig die Beziehung zur Gegenwart heraus", doch sei Ritter „fachlich besser,
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vorzeitig aus dem Rennen warf, und die ihm 1938 die finanzielle Förderung abzuschneiden drohte. Vor diesem Hintergrund sind dann die politischen „Bewährungsproben" zu sehen, denen sich Ritter seit 1934 unterwarf. Aber das vom NSDD verlangte Soll an „politischer Aktivität" hatte er bis 1938 weder mit seinem von lokalen Parteifunktionären gelobten Einsatz als Lehrer an der Hamburger Gauführerschule („geistige Führerpersönlichkeit, sportlich, kameradschaftlich, besonders geeignet für Heranbildung des akademischen Nachwuchses"), noch durch seine Mitwirkung an den „Politischen Fachgemeinschaften" der Fakultät erbracht. Auch das als Parteianwärter (seit dem 1. Mai 1937) übernommene Amt des Blockleiters218 wurde zwar als Beweis des Einsatzwillens verbucht, doch noch im November 1940 galt das Verhältnis des NSDD zu Ritter als „abwartend". 219 Die Beteiligung Ritters an der nach 1933 von Parteifunktionären weltanschaulich umgestalteten Hamburger Volkshochschule gaben seine Förderer gegenüber dem NSDD verschiedentlich als Ausweis besonderer Gesinnungstreue aus. Eigentlich sehr zu Unrecht. Behauptet doch Meran, daß Ritter im Gegensatz zu Noack weltanschaulich markanten Themen dort eher ausgewichen sei.220 Schaut man sich das Angebot der VHS-Abteilung „Weltanschauung, Philosophie, Kultur" näher an, lassen sich daran Regimenähe bzw -distanz aller Beteiligten fast schon in hierarchisch gegliederter Form ablesen. Lokalpolitisch engagierte Funktionsträger der Partei, Lehrer, Schriftsteller und ein Pastor a. D. bildeten unter den gut 30 Dozenten zahlenmäßig ein Übergewicht. Der als Schriftsteller und Privatgelehrte firmierende Werner Klein führte die Abteilung zusammen mit dem ehemaligen NSDStBAktivisten und Deuchler-Schüler Hans Pesta.221 Klein und Pesta boten regelmäßig einschlägige Veranstaltungen an:222 Klein: Der Heroismus in den Weltanschauungen deutscher Denker, Die nationalsozialistische Weltschauung als Grundlage einer neuen Kultur (1933/34), Der Nationalsozialismus als Weltanschauung des 20. Jhs. (mit Vorträgen über den Rassegedanken und: Die Gestalt des Führers), Der NS. als Mythus des 20. Jhs. (1934, 34/35), Der Kampf großer deutscher Denker um die Idealgestalt des Menschen (1936/37), Die Sehnsucht des Nordens nach Verbindung von Geist und Erde, Faustische Gestalten des Nordens (1937), Nietzsche, der Kämpfer gegen den göttlichen Zwang (1937/38), Rosenbergs ,Mythus' und der deutsche Geist, Rosenberg und der nordische Begriff der Ehre (1938). - Ähnlich Pesta über: Lagarde, Volk als Wirklichkeit, Der deutsche Geist im Angriff, Werte des deutschen Volkes; auch der vom ihm geleitete weltanschauliche Arbeitskreis behandelte die Dauerthemen Chamberlain und Rosenberg.
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schärfer" als Weinhandl, der hier „ein bischen schwimmt"), hatte Spindler keine Bedenken, den Hamburger Privatdozenten seiner Fakultät zu empfehlen (UAM, ON-10; Bericht v. 6. 2. 1937 über zwei Veranstaltungen Ritters). Nach Zentner/Bedürftig 1985, S. 78, war der Blockleiter der unterste Hoheitsträger der NSDAP, der für die gesamtpolitische Lage in seinem etwa 50 Familien umfassenden Wohnbereich (dem „Block") verantwortlich war - was das Kassieren von Mitgliedsbeiträgen ebenso einschloß wie die Propagierung der ns. Weltanschauung. StAHH, HW, DZP IV/839; diese Akte dokumentiert den Kleinkrieg NSDD vs. Fakultät in Sachen Ritterzwischen 1938 und 1940. Meran 1991, S. 473; diese Differenzierung fehlt bei Weber 1989, S. 235f. Zu Pesta (1908-1942), der 1937 über den Bildungsgehalt in Hebbels Dramen promovierte, vgl. Saul 1991.S. 400f. Vorlesungsverzeichnisse VHS Hamburg SS 1933-WS 1939/40. Daraus im folgenden auch alle Angaben über das Angebot der Philosophiedozenten.
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Auch die zahlreichen Vorträge über Rosenbergs ,Mythus' blieben eine Spezialität dozierender Hamburger Studienräte. Allerdings brach hier Noack in recht massiver Form ein, so daß sich seine Mitarbeit wiederum von der der Kollegen Sauer, Ritter und Ralfs unterschied: Deutsche Denker: Nietzsche (Einführung; Der Richter seiner Zeit und seines Volkes; Der Kämpfer wider Demokratie und Sklavenmoral; 1934), Leibniz gegen Spinoza (1934/35), Auswirkungen der ns. Weltanschauung in der Philosophie; innerhalb der Vortragsreihe: Die ns. Weltanschauung (mit Kleins Beteiligung) sprach Noack über: Organisches Denken. Folgerungen für die moderne Erkenntnistheorie 1936, (fortgesetzt 1936/37), Philosophische Grundbegriffe: Wissenschaft, Weltanschauung und Philosophie - Was ist ein Begriff? - Wer denkt abstrakt? Fallstricke der Logik - Die Stellung des Nationalsozialismus (1936/37), Morgenröte der Philosophie (neben Pesta und Klein in der Vortragsreihe: Der deutsche Geist im Angriff, gehalten an 26. 5. 1937), Moderne Erkenntnistheorie und derNS. (darin über: Kant, Nietzsche, Klages, Rosenberg, sowie: Der Umsturz im Weltbild der Physik und: Der organische Wahrheitsbegriff, 1937). Angesichts weiterbestehender NSDD-Vorbehalte gegen seine Verbeamtung schlug Noack seit dem Herbst 1937 einen noch härteren Kurs ein und offerierte für das WS: Grundgedanken germanisch-deutscher Weltanschauung in der Philosophie der großen Denker (von Albert dem Großen bis den „Wegbereitern und Kündern des NS"); in der Vortragsreihe: Deutsche Denker und ihre religiöse Haltung übernahm er: Leibniz' Lehre von der metaphysischen Harmonie und Schillers und Hegels Geschichtsphilosophie; 1938 folgte eine: Einführung in die gegenwärtige deutsche Philosophie (,,Die ns. Weltanschauung und ihr Verhältnis zu den Hauptproblemen der Philosophie - Der Weckruf Nietzsches - Rosenbergs Mythus - Der organische Wahrheitsbegriff- Rasse als Achse der Wissenschaft vom Menschen Seele und Geist") sowie ein Vortrag: Das Persönlichkeitsideal der Renaissance in der Reihe: Gemeinschaft und Persönlichkeit. Auf dieser Linie blieb Noack 1938/39 mit seinem Angebot über: Die neue deutsche Geschichtsphilosophie („Mythus, Sage und Geschichte - Forschung und Deutung - Hauptgedanken früherer Geschichtsphilosophie - Spengler und Rosenberg Rasse, Volk, Staat - Die großen Männer - Krisen und Kriege - Die Vorsehung - Das ,Dritte Reich' der Deutschen"). Mit halbwegs gesicherter beruflicher Perspektive kehrte Noack 1939 zu seinen philosophischen Ursprüngen zurück: Kunst und Weltanschauung (u. a. mit: „Der metaphysische Sinn der Kunst - Lebensstil und Kunststil: Bedeutung und Stellung der Kunst im Volksleben - Stilkundliche Betrachtung kunstgeschichtlicher Beispiele").
Im Vergleich dazu befand sich Sauer (der 1933/34 über Grundfragen der Ethik, 1935 über Nietzsches Stellung zu Volk und Staat und 1937/38 nach langer Pause noch einmal über Goethes Naturforschung und Naturphilosophie sprach) in denkbar größter Distanz zu Noack und zur tonangebenden Führungsmannschaft um Klein. In kaum wahrnehmbarer Form zeigten sich Ralfs und Ritter aufgeschlossener, doch blieben sie thematisch unverkennbar in einer anderen Welt. Der gleichfalls unter Bewährungsdruck stehende Ralfs stieß erst zum Sommer 1937 zur VHS, wo er, als Nebenprodukt seiner Stein-Edition, die „kulturpolitische Auseinandersetzung" zwischen Wagner und Nietzsche behandelte (mit Abschnitten u. a. über „Idee und Existenz, Sozialismus, Volk und Führer, Zauber und Zucht"). 1937/38 las er über „Kant, Leben, Werk, Weltanschauung" (mit einem Schlußteil über: Chamberlain und Klages und Kant als deutscher Denker), 1938 folgte eine Veranstaltung über den Jubilar Schopenhauer (unter dessen ersten Anhängern Ralfs den Kolonialpionier Carl Peters nicht zu erwähnen vergaß) und ein Einzelvortrag: Genius und Übermensch - Wagner und Nietzsche. - Im WS 1938/39 sprach er über Meister Eckhart, 1939 über Kierkegaard, ohne in den Ankündigungstexten einen aktuell-weltanschaulichen Bezug zu wählen, wenn er den Dänen
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auch als „nordischen Denker" vorstellte. Ritter übernahm im Sommer 1935 für ein Semester den danach von Pesta auf Chamberlain und Rosenberg-Lektüre reduzierten kulturpolitischen Arbeitskreis und widmete sich im einzelnen: Kultur und Zivilisation - Die beiden Begriffe, ihre Abgrenzung - Die Vielverzweigtheit des kulturellen Lebens - Die Grundbedingungen desselben. Im Umfeld der so exzessiv um Aktualität bemühten Veranstaltungen seiner Mitstreiter wirkten Ritters Ankündigungen auch in den folgenden Semestern so demonstrativ neutral, daß man meinen konnte, hier wolle einer das Banner der verhaßten objektiven Wissenschaft hochhalten: Philosophie: Grundbegriffe (1935/36 und 1936), Einführung in das Lesen philosophischer Werke („Zum Verständnis der Philosophie werden gemeinsam Abschnitte aus Ekkehart, Herder, Fichte, Kant gelesen und besprochen", 1936/37); diesen Kurs setzte Ritter leicht modifiziert im Sommer 1937 fort (an Herders Stelle trat Leibniz, erweitert wurde das Ganze um Nietzsche und die „Bezugnahme auf die griechische Philosophie - Platon") 1937/38 wandte er sich ganz der Philosophie Platons zu (Die vorplatonische Philosophie Die Gestalt des Sokrates - Die Auseinandersetzung mit den Sophisten - Die Lehre von der Erkenntnis - Die Ideen - Das philosophische Leben - Staat, Gemeinschaft, Erziehung); daran schloß sich im Mai 1938 ein Einzelvortrag in der Reihe: Gemeinschaft und Persönlichkeit an (Die Bildung der Persönlichkeit und der platonische Staat). Während des SS 1938 gab Ritter eine Einführung in die Philosophie des deutschen Idealismus (Kant, Schiller, Fichte, Schelling, Hölderlin, Hegel - Die Lehre von den Erscheinungen - Der Gedanke der Freiheit - Die Nationalerziehung - Die Kunst und das Schöne - Das Wesen der Religion Die geschichtliche Welt). Im WS 1938/39 bot er die Vortragsfolge: Der Streit um die Seele an (Die Frage nach Wirklichkeit und Wesen des Seelischen in der Philosophie und Weltanschauung des 19. Jhs. - Die Aufklärung - Die Psychologie ohne Seele - Die Seelenkunde des deutschen Idealismus und der deutschen Romantik - Schelling - Carus - Schopenhauer - Die Psychologie Kierkegaards und Nietzsches - Die Gegenwart). Für das Harburger Publikum wurde in diesem Semester die 1937/38 in der Universität durchgeführte Vortragsreihe: Deutsche Denker und ihre religiöse Haltung wiederholt, an der sich Ritter mit einem Beitrag über den Cusaner (in beiden Ankündigungen übrigens ohne die sonst üblichen plakativen Beifügungen nach Art Kleins: „Meister Eckart, der Verkünder der Gottesgeburt im inneren Menschen") beteiligte. 1939 referierte Ritter über: Die Weltanschauung der deutschen Klassik (Kant-Schiller-Hölderlin-Goethe), und für 1939/40 wollte er noch sprechen über: Das persönliche Leben (Philosophische Ethik). Man kann allein wegen des Parteieintritts oder solcher Beteiligung an weitgehend von der NSDAP kontrollierten und gleichgeschalteten Volksbildungseinrichtungen natürlich pauschal von einem opportunistischen „Umfallen" (Toni Cassirer) sprechen. Andererseits ist an Ritters Werdegang, wie zuvor schon bei Krüger, gut abzulesen, wie diffizil und zeitweise fragil sich ein solcher Anpassungsprozeß gestaltete. Unbezweifelbar sind Positionswechsel auszumachen. Aber sie fielen auf den verschiedenen Aktionsfeldern unterschiedlich aus und vermitteln deswegen das sehr unheitliche Bild einer graduellen ideologischen Anpassung. So blieb das fachliche hinter dem persönlichen Engagement als Pg., Blockleiter und Schulungsfunktionär offenkundig zurück. Ritter veröffentlichte wenig, und das wenige enthielt nichts, was ihn in Übereinstimmung mit eigentümlichen Elementen der NS-Weltanschauung gebracht hätte. Es gab im Vergleich mit der Dissertation eine philosophiehistorische Neu-
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bewertung des Cusaners223 , es ist auch ein Abrücken vom fast marxistischen klingenden, szientistisch-ideologiekritischen Philosophiebegriff der Weimarer Zeit zu beobachten224, aber die 1937 publizierte Habil.-Schrift ließ sich wirklich - wie von Hildebrandt 1942 behauptet - nur unter Mißachtung ihres Inhalts als Vorstudie für die Neubegründung der „deutschen" Denktradition vereinnahmen. In ihrer subtilen Freilegung des a- oder besser anti-politischen Ideals der vita contemplativa, der Hochschätzung des „theoretischen Menschen", des „Individualismus des Weisen" sowie des die politische Ohnmacht des Philosophen kompensierenden Kosmopolitismus wirkte diese nach NS-Kriterien viel zu affirmative Untersuchung wie eine Bestätigung des offiziösen Augustin-Bildes, wonach die Rezeption dieser Jüdisch-syrisch-römischen Gedankenwelt" für das Germanentum nur in „geistiger und seelischer Bastardisierung" enden könne.225
1.8. Jena 1942-1944: Die Nachfolge Bruno Bauchs Im Juni 1942, vier Monate nach dem Tod von Bruno Bauch, war sich die Philosophische Fakultät in Jena über den Kreis der in Betracht kommenden Nachfolger einig: an erster Stelle nannte sie Heinz Heimsoeth, dann den Bannerträger der Philosophie Johannes Rehmkes, Johannes Erich Heyde, an dritter Stelle Helmut Groos, Stadtbibliothekar aus Hamburg, ein akademisch unbeschriebenes Blatt, sowie schließlich Joachim Ritter und zuletzt den planmäßigen Jenenser Extraordinarius Paul F. Linke.226 Wie bei anderen Vakanzen bemühte sich der NSDD auch in Jena darum, August Faust zu vermitteln, doch sperrte sich die Fakultät unter dem Vorwand, keinen Philosophen zu benötigen, der kraft seines Breslauer Lehrauftrags die Pädagogik mitvertrete, die in Jena gut besetzt sei. Dekan Wesle machte darüber hinaus erhebliche Zweifel an Fausts fachlicher Eignung geltend. Sein Hauptwerk über den Möglichkeitsgedanken bleibe hinter anderen philosophiehistorischen Werken, in jedem Fall aber hinter denen des Erstgenannten Heimsoeth zurück. Seine jüngste Studie über Jakob Böhme als „Philosophus Teutonicus" gebe sogar zu erheblichen Bedenken Anlaß, denn der Vergleich Böhme-Descartes, präsentiert als Gegensatz deutsch-irrationalistischer und französisch-rationalistischer Geistesart, unterschlage die Tatsache, daß beide Völker ebenso gut über Irrationalisten wie über Rationali223 Weber 1989, S. 224ff. 224 Dazu der aus dem NL von K. C. Köhnke hg. Vortrag über ,Die Erkenntnistheorie der gegenwärtigen deutschen Philosophie und ihr Verhältnis zum französischen Positivismus (Durkheim-Schule)', gehalten in der Hamburger Ortsgruppe der Kant-Gesellschaft am 6. 2. 1932; besonders die Schlußwendung, wo er die „genaue und gründliche Erforschung der beobachtbaren Verflechtung von Bewußtsein und Gesellschaft" fordert und eine soziologisch orientierte Philosophie auf diesen Weg weist, der vielversprechender sei als ,jede noch so tiefe metaphysische Spekulation" (Ritter 1996, S. 232). 225 Ritter 1937a, S. 121-137. Demgegenüber die Ausfälle Alfred Rosenbergs 1931, S. 374 - Wie weit Ritter, dessen Großväter bekannte Theologen waren, der Theologie studiert hatte, und der als Protestant auf einem von theologisch ausgebildeten Katholiken dominierten Forschungsfeld (Augustinus, Cusaner) tätig war, jenseits sonstiger Brüche vor und nach 1933 konstanten konfessionellen Bindungen unterworfen war, bliebe zu klären. Ein Leidensgefährte in englischer Kriegsgefangenschaft, im Zivilberuf Pfarrer und mit Ritter seit Dezember 1944 im selben Lager, wußte zu berichten, daß an dessen Verwurzelung in abendländisch-christlichen Traditionen nie ein Zweifel für ihn bestanden habe (UAMs, Anm. 218; Siegfried Pagel an Rektor Univ. Münster v. 25. 2. 1948). 226 BAZ, REM, Research Wi 49/5; Vorschlagsliste Phil. Fak. Jena, NF Bauch v. 26. 6. 1942.
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sten verfügten. Das Niveau des im gleichen Sammelband publizierten Cusanus-Aufsatzes von Joachim Ritter erreiche Faust jedenfalls nicht. Der NSDD verlegte sich nunmehr darauf, wenigstens die Berufung von Heimsoeth zu verhindern, was in enger Abstimmung mit Rektor Astel und Gauleiter Sauckel offenbar relativ mühelos gelang.228 Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der Hauptverantwortliche für die Vorschlagsliste, Linke, der letzte planmäßige Fachvertreter in Jena, die Antipathien der Partei Heimsoeth gegenüber einkalkulierte, um seine Favoriten Heyde und Groos zum Zug kommen zu lassen. In jedem Fall begann sich eine nicht alltägliche Koalition anzubahnen, der es nach zweijährigem Tauziehen beinahe gelang, Helmut Groos ein Ordinariat zu verschaffen. Doch bevor in Sachen Groos Fortschritte zu erzielen waren, mußte auf den REM-Erlaß, zum Bauch-Schüler Paul Bommersheim Stellung zu nehmen, möglichst negativ geantwortet werden. Für Bommersheim war die Familie Bauchs eingetreten, und das REM wollte den an der TH Darmstadt nicht ausgefüllten Lehrbeauftragten, der publizistisch und didaktisch besser ausgewiesen war als Groos, einen angemessenen akademischen Entfaltungsraum bieten.229 Noch bevor der Erlaß in Jena bekannt wurde, gab Rektor Astel dem REM zu verstehen, daß „die Philosophen" seiner Fakultät (also nur Linke!), Bommersheim nicht akzeptierten, und wenn die nun einmal nicht wollten, könne er daran nichts ändern.230 Vorsorglich gab er gleich einen Wink, wie man den anderen ernstzunehmenden Konkurrenten von Helmut Groos, Joachim Ritter, loswerden könne: „Was den Herrn betrifft, der in der ersten Ehe mit einer Jüdin verheiratet war, die im Jahr 1932 starb, so möchte ich noch dazu bemerken, daß man natürlich auch nichts gegen die Auffassung der Parteikanzlei oder einer Fakultät, eines Rektors oder gar des Reichserziehungsministers einwenden könnte, daß der Betreffende sich mit der Heirat einer Jüdin disqualifiziert hat." 231 Dank Ritters Berufung nach Kiel mußte diese etwas unappetitliche Anregung im REM nicht aufgegriffen werden. Linkes Votum sicherte indes die Zurückweisung Bommersheims ab: Die ausgetretenen Bahnen des südwestdeutschen Neukantianismus habe Bommersheim nie verlassen und selbst die nach 1933 „dankenswerter Weise" von ihm aufgegriffene Rasse- und Heimatproblematik könne man nur deshalb nicht als bloße Plauderei auffassen, weil sie wiederum in das „Begriffssystem der südwestdeutschen Schule" eingespannt" werde.232 Als die Liste dem REM im Juni 1943 endlich zuging, war Bommersheim keine Erwähnung mehr wert, und Rektor Astel steuerte mit größter Bestimmtheit auf die Berufung von Groos zu:233 „Nach eingehender Besprechung [...] mit der Reichsdozentenführung und mit dem Herrn Reichsstatthalter in Thüringen Gauleiter Sauckel bitte ich, von der Berufung des an erster Stelle genannten Professors Heimsoeth [...] abzusehen. Der Reichsstatthalter in Thüringen und der Rektor der Universität legen ihrerseits den größten Wert darauf, daß der an 3. Stelle vorgeschlagene Dr. phil. habil. Helmut Groos - Hamburg hierher berufen wird. Aufgrund seiner 227 228 229 230 231 232 233
UAJ, BA 2157, B1.31; Dekan Wesle an Rektor Astel v. 21. 7. 1942. Ebd., Bl. 44; Astel an ThürVobi. v. 10. 6. 1943. Zu Bommersheim s. o. A II. 1.2. UAJ, BA 2157, Bl. 37; Rektor Astel an REM (Röhr) v. 26. 11. 1942. Der Erlaß erging am 30. 11. 1942. Ebd. - Ritters erste Frau war 1928 gestorben. Ebd., Bl. 42; Gutachten Linke, undat. (WS 1942/43). Ebd., Bl. 44; Astel an ThürVobi. v. 10. 6. 1943.
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erstklassigen wissenschaftlichen Qualifikation wurde er von der Fakultät bereits, ohne daß ich darauf Einfluß genommen hätte, auf die Vorschlagsliste gesetzt."
Groos kam tatsächlich ohne Asteis Zutun auf die Liste, denn dies war allein Linkes Werk. Gerade diese Koalition Linke - Astel (einschließlich Sauckel und NSDD) macht aus der Jenaer Berufungsfrage ein Mysterium nationalsozialistischer Philosophie-Politik. Nach akademischem Werdegang und weltanschaulichem Profil hätten sich kaum gegensätzlichere Partner zusammentun können. Astel, Jahrgang 1898, half als Freikorpskämpfer 1919 das Regime der bayerischen Rätekommunisten beseitigen und tat als Medizinstudent lange im Bund Oberland mit. 1930 trat er in die NSDAP ein. Seit 1932 leitete er das Rassenhygienische Amt der SA-Reichsftihrerschule in München und arbeitete gleichzeitig im Rasse- und Siedlungshauptamt der SS als Rassenhygieniker. Nach 1933 fielen dem überaktiven Vererbungsfachmann Staats- und Parteifunktionen en masse zu: 1934 Ordinarius für „Menschliche Züchtungslehre und Vererbungsforschung", im gleichen Jahr Leiter der später so genannten Lehr- und Forschungsstelle für menschliche Erbforschung und Rassepolitik der Universität Jena und Rassefachberater im SS-Oberabschnitt Mitte unter gleichzeitiger Ernennung zum SS-Hauptsturmführer, 1936 Leiter des staatlichen Gesundheits- und Wohlfahrtswesens im Thüringischen Innenministerium, 1939 endlich Rektor der Universität und Gaudozentenführer mit dem erklärten Ziel, die rassenideologische Ausrichtung von Lehre und Forschung auch in der Juristischen und Philosophischen Fakultät voranzutreiben234 Und Linke? Man erinnert sich vielleicht an die Ferdinand Lassalle zum Kronzeugen aufrufenden Bemühungen, seinen Parteifreund, den sozialdemokratischen Kultusminister Haenisch 1921 zur Revision der Greifswalder Berufungsentscheidung zu bewegen. Linke gehörte der SPD von 1919 bis Ende 1931 an und war bis 1922 als Redner aktiv. Ein Umstand, den er 1938, als er die Aufnahme in die NSDAP beantragte, nicht verschweigen, aber als vorgebliches Engagement für den von „Materialismus, Klassenkampf und Internationale" freien nationalen Sozialismus verkaufen wollte. Doch trotz der Zeugnisse von Bauch und Emge, die Linke bestätigten, nie marxistischer Internationalist gewesen zu sein und sich 1933 für die „Bewegung" begeistert zu haben, beschloß das Parteigericht Jena 1938, den Anwärter Linke wegen seiner sozialdemokratischen Vergangenheit nicht in die NSDAP aufzunehmen.235 Wie ist nun zu erklären, daß der Sozialdemokrat, der 1919 öffentlich die Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Eisner beklagte, und der SS-Rassenhygieniker Astel, der Eisners Gesinnungsfreunde eben zur selben Zeit mit der Waffe bekämpfte, für Groos an einem Strang zogen? Seine verblüffend simple Version erzählte Linke im August 1945 den Besatzungsbehörden: Mit Groos habe er einen weiteren NS-Gegner nach Jena ziehen wollen, dessen „Antifaschismus" freilich nur ihm bekannt gewesen sei236, „aber nicht der Fakultät und erst recht nicht dem Rektor [Astel]. Diese Berufung wäre wirklich zustande gekommen, wenn sie der N.S. Dozentenbund nicht im letzten Moment durch Quer234 BAZ, SSO Astel; Schumann 1958, S. 622f., 635. 235 UAJ, D 3202; PA Linke: „Kurze politische Autobiographie", ergänzend zum Fragebogen der SMAD v. 2. 8. 1945. Ebd.; Beschluß Kreisgericht NSDAP Jena-Stadtroda v. 17. 3. 1938. - Linke war seit dem 28. 7. 1934 förderndes Mitglied der SS; 1. 7. 1934: NSV, 1. 2. 1936: RLB, 1. 5. 1937: Parteianwärter. 236 Ebd. wie Anm. 235; UAJ, D 3202.
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treibereien verhindert hätte. Daß sie jedoch überhaupt begonnen und beinahe bis zu einem erfolgreichen Ende durchgeführt werden konnte, war [..] nur durch Tarnungen möglich: jeder ,links Gerichtete', der unter dem Naziregime hat arbeiten müssen, weiß, daß es ohne solche Konzessionen meist überhaupt nicht möglich war, etwas zu erreichen, was ein anständiger Mensch mit seinem Gewissen vereinbaren konnte."
Bevor wir Linkes Aussage prüfen,, soll kurz die Biographie von Groos zwischengeschaltet werden, um Anhaltspunkte dafür zu gewinnen, wie es um dessen „NS-Gegnerschaft" bestellt war. Helmut Groos wurde am 1. Dezember 1900 in Kleinborstel bei Hamburg geboren. Der Sohn eines wohlhabenden Pastors bestand 1919 am Realgymnasium des Johanneums in Hamburg sein Abitur und bezog zur Vorbereitung des Studiums die Theologische Schule in Bethel. Nachdem er in Münster das Graecum und das Hebraicum abgelegte hatte, nahm er 1920 in Tübingen das Theologiestudium auf. Eine Glaubenskrise, vertieft durch den frühen Tod des Vaters und den damit verbundenen Verlust auch der wirtschaftlichen Sicherheit, führte ihn 1922 zum philosophischen Studium. Bis 1925 studierte er in Hamburg und mußte sich nebenher als Werftarbeiter und Hauslehrer verdingen. Mit einem von dem Hamburger Germanisten Robert Petsch angeregten Dissertationsthema, einer Untersuchung des Verhältnisses zwischen Christentum und deutschem Idealismus, kehrte er nach Tübingen zurück, wo ihn der (mit ihm nicht verwandte) Karl Groos 1927 promovierte. Unterstützt von der Notgemeinschaft nahm er die Habilitation mit einer Studie zur „philosophischen Typologie" in Angriff, mußte jedoch 1929, wieder in wirtschaftlichen Nöten, aufgeben. 1930 übernahm Groos die Leitung der Stadtbibliothek in Altona, hoffte aber weiter auf eine wissenschaftliche Laufbahn, die ihm dank seiner langjährigen persönlichen Beziehung zu Linke 1940 in Jena eröffnet wurde, als man ihn dort aufgrund der im Vergleich zur ersten (1931) stark erweiterten zweiten Auflage seiner Arbeit ,Willensfreiheit oder Schicksal?' (1939) habilitierte. Fast gleichzeitig, zum 1. Juli 1940 erfolgte seine Aufnahme in die NSDAP.237 Weder das Elternhaus, noch das enge Schülerverhältnis zu Karl Groos in dessen religionsphilosophischer Phase, als Groos an einer Metaphysik arbeitete, die sich des „Waltens teleologischer Weltmächte" versichern wollte, ja nicht einmal der späte Parteieintritt liefern Indizien gegen Linkes Version. Auch die Gutachten, die während des zähen Ringens um die Berufung über Groos von Berlin und Jena aus angefordert wurden, sprechen nicht gegen die Glaubwürdigkeit Linkes. Unter den vom REM beauftragten Gutachtern wollte sich nur Weinhandl dafür verbürgen, daß Groos eine „Philosophie im nationalsozialistischen Geiste" aufbauen werde.238 Gerade unter Berufung auf die NS-Weltanschauung lehnten ihn dagegen Faust, Krieck und Grunsky scharf ab. Ihre Kritik galt dem „kompromißlosen" Determinismus, den Groos in ,Willensfreiheit oder Schicksal?' vertrat, wo er zwar im Vergleich mit der Fassung von 1931 vermehrt erbbiologische Argumente zur Untermauerung heranzog und versuchte, den Schicksalsbegriff auf die „germanische" Religion zu beziehen.239 Doch Faust wies nach, wie unzureichend Groos, der sich mit zweitrangigen Behandlungen des Determinismusproblems in der Gegenwartsphilosophie z. T. sehr polemisch auseinandersetze, die gewichtigen Problemlösungen gerade des deutschen Idealismus berücksichtige und auch 237 238 239
BAZ, REM, W 49/5, BI. 1-3; Lebenslauf Groos o. D. (1943). Ebd., MF und HLK. Ebd., Bl. 70f; Weinhandl an REM (Frey) v. 6. 3. 1944. Vgl. Groos 1939, passim.
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übersah, wie selbst „der Jude Spinoza" noch tiefer über das Notwendigkeitsproblem nachgedacht habe, als Groos dies vermöchte. Ein so „sturer Determinismus" lande nicht nur im Selbstwiderspruch, wenn er den Indeterminismus kritisiere. Denn wenn alles bestimmt sei, dann eben auch der „Irrglaube" an die Handlungsfreiheit. Er führe auch konsequent in den Relativismus: alles sei gleichermaßen notwendig, alles sei, wie es sein müsse, nichts könne anders sein. „Man kann dann niemanden zur Anerkennung einer Wahrheit oder zur Anerkennung einer Weltanschauung auffordern, man kann niemanden wirklich überzeugen, sondern höchstens kann man ihn überreden." Wenn es letztlich nur auf Suggestionswirkungen ankomme, könne man sogar die wissenschaftliche Arbeit einstellen. 240 Grunsky sah keinen Unterschied mehr zum „Fatalismus" und folgerte, „diese Weltanschauung, die den Begriff einer kalten seelen- und sinnlosen, alles niederwalzenden Schicksalsnotwendigkeit in den Mittelpunkt hebt, ist schließlich nichts anderes als reinster Spinozismus." 24' Krieck, der die Dissertation von Groos verwarf, weil er die Frage „Freiheit oder Notwendigkeit" ohnehin für einen „Streit um Kaisers Bart" hielt, wertete die Erörterung, ob das Christentum idealistisch oder der Idealismus christlich sei, als „Scheingefecht" („Gr. drischt leeres Stroh ...") und folgerte:242 „Darum ist diese Philosophie, für die die Gegner des Nationalsozialismus immer wieder Vorliebe bekunden, weltanschaulich und erzieherisch weniger gefährlich, als es zunächst aussehen mag. Sie ist aber auch nirgends fruchtbar und aufbauend. Solche Scheindialektik mag manche Schwächlinge blenden. Man braucht sie nicht zu fürchten, sollte sie aber auch nirgends fördern. Man sollte jetzt weltanschaulich wichtige Lehrstühle nicht besetzen, wenn man keine vollwertigen Vertreter einer weltanschaulich aufbauenden Philosophie für sie hat."
Faust und Grunsky übersahen auch nicht, wie unklar Groos in der Judenfrage argumentierte. Indiz dafür sei die „naive Heranziehung jüdischer Autoren" in einer Publikation von 1939: „Darunter ist auch ein so übler Jude wie Fritz Mauthner, der aber (im Jahre 1939!) nicht einmal als Jude gekennzeichnet wird."243 Mißachtung des ideologisch Unabdingbaren, mangelnde Vertrautheit mit den Traditionen deutscher Philosophie und eine etwas antiquiert wirkende Thematik - in der Summe ergibt das weder Linkes Bild einer dezidierten NSGegnerschaft seines Schützlings, noch dürfte Weinhandls optimistische Prognose über den zukünftigen NS-Philosophen Groos bestätigt worden sein. Einen heiklen Punkt, der hilft, Linkes Standort nach 1933 und zugleich den seines Habilitanden zu bestimmen, spricht Fausts Gutachten an:244 „Linke, Heyde und Groos haben [ .. . ] 1939 mit der Herausgabe einer Reihe von Abhandlungen zur begründenden Philosophie' begonnen. Von Groos ist in diesen Abhandlungen allerdings nichts erschienen. Bezeichnend aber für die ganze Richtung ist es, daß man [...] ausgerechnet eine Schrift von Hans Driesch (.Selbstbesinnung und Selbsterkenntnis', 1940) auf240
BAZ, REM, W 49/5, Bl. 42-50; Faust an REM (Frey) v. 8. 8. 1943 und Bl. 64-68; Faust an REM v. 25.7. 1943. 241 Ebd., Bl. 72-76; Grunsky an REM v. 18. 3. 1944. 242 Ebd., Bl. 79f; Krieck an REM v. 2. 2. 1944. 243 Ebd., Bl. 42-50; Faust an REM v. 8. 8. 1943. 244 Ebd., Bl. 64-68; Faust an REM (Frey) v. 25. 7. 1943- Der erwähnte Kontakt zu Japanern bestand während der Heidelberger Zeit Fausts, vgl. Glockner 1969, S. 229ff.; über das Reisebuch des Ehepaares Driesch vgl. A III.
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Die Berufungspolitik während des Krieges 1939-1945 nahm, obwohl Driesch doch sofort 1933 sein Leipziger Ordinariat verloren hatte. Wer Drieschs ,Wirklichkeitslehre' kennt, der weiß auch, daß Driesch mit vollstem Bewußtsein einen ausgesprochenen Internationalismus und Pazifismus vertreten hat. Wer Drieschs Einstellung zur Parapsychologie kennt, der weiß, daß Driesch gerade mit Bezug auf begründende Wissenschaftlichkeit sehr weitherzig war, wenn ihm diese oder jene Kuriosität in seinen Kram passte. Wer schließlich Drieschs und seiner Gattin Reisebücher kennt oder gar von Japanern aus deren eigener Anschauung erfahren hat, wie Driesch sich in Ostasien benahm, der weiß, daß Driesch durchaus nicht deutschbewußt auftrat. Ich halte es für eine ganz schwere Belastung von Linke, Heyde und Groos, daß sie mitten im gegenwärtigen Kriege ausgerechnet eine Arbeit von Driesch in ihre Abhandlungsreihe aufnahmen. - Die Sympathie für Driesch, die man wohl auch bei Groos annehmen muß, scheint eine konsequente Folgerung zu sein aus der methodisch verfehlten Behandlung des Deutschen Idealismus ..."
Diese ihm suspekte Affinität von philosophischer und politischer Position, die Faust zwischen der „Wirklichkeitslehre" und ihrer pazifistischen Konsequenz markierte, hätte er im programmatischen Werbetext für Linkes „Abhandlungen", und sogar in dessen „Denkschrift", die Groos' Berufung begründete, ebenso entdecken können. Linke ging es darum, eine „wissenschaftliche Philosophie" zu kreieren, um jenen irrationalistischen Strömungen (Lebensphilosophie, Existenzphilosophie, Phänomenologie) etwas entgegenzusetzen, die Logik und Methodik bagatellisierten und planmäßig einen „wissenschaftlichen Leichtsinn" züchteten, der den Verfall der Philosophie derart beschleunige, daß er sich allmählich zur „Kulturgefahr" auswachse. 245 Übereinstimmend mit dem Neopositivismus identifizierte Linke Wissenschaftlichkeit mit Logizität und Mathematisierbarkeit von Aussagen über empirisch gewonnene Daten. Die Eindeutigkeit der Zeichen soll im diskursiven Prozeß, „intersubjektiv", sprachkritisch, mit dem Ziel der Allgemeinverständlichkeit gewonnen werden. Doch im Gegensatz zum Neopositivismus glaubte Linke an die Möglichkeit, das Ansichseiende als in Bewußtseinsakten Gegebenes erfassen zu können. Empirisch-deskriptiv würden so Seinsbereiche erschlossen und für die Wissenschaft zurückgewonnen wie die vom Neopositivismus ausgrenzte Region des „seelisch-geistigen Lebens" . Als „wissenschaftliche Metaphysik" sollte sich die Philosophie ihre Führungsrolle in Kultur und Gesellschaft zurückerobern und „Gestalterin des menschlichen Daseins und Führerin zum richtigen Leben" werden, so „daß anders gesagt, die philosophische Erkenntnis wieder wie einst den großen ethisch-religiösen und ethisch-politischen Zielen zu dienen hat ,.." 246 Linkes Programm der „begründenden Philosophie" 247 bot nichts, was nicht schon vor 1933 in seinen Schriften zu finden war und was er 1961 als Vermächtnis hinterließ 248. Vor 1933 und nach 1945 verband er damit stets sozialistische Parteinahme. Davon dürfte er zwischen 1933 und 1945 also nur äußerlich abgerückt sein, ebenso wie Groos sein Determinismus-Buch von 1931 dann 1939 zeitgeistkonform mit stark erbbiologischer Grundierung ausstattete. Als Vertreter der „wissenschaftlichen Philosophie", dessen Qualitäten Linke sich in seiner „Denkschrift" u. a. von
245 246 247 248
Zitiert nach dem Text des Programms der Schriftenreihe auf der 2. Umschlagseite von Driesch 1944. Ebd. Vgl. ebd., 3. Umschlagseite, die Ankündigung eines „in Vorbereitung" befindlichen Werkes über ,Irrationalimus und begründende Philosophie'. Linke 1961.
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Heinrich Scholz bestätigen ließ, war Groos aber nicht erfolgversprechend zu verkaufen. 249 Daher machte Linke, zu Recht auf Asteis Planungen spekulierend, die „Beachtung rassebiologischer Gesichtspunkte" zum Berufungskriterium. Zur weltanschaulichen Legitimierung des von Groos gebotenen Determinismus legte er einige Rezensionen von Psychologen, Psychiatern und Juristen vor, die sich als dankbare Abnehmer offenbarten. Die gewichtigste Stimme war die des Berliner Strafrechtlers und Mitglieds der Akademie für Deutsches Recht, Karl Klee: ,„Für den Strafrechtler ist die unentrinnbare Folgerung aus dem Determinismus das Entfallen der Verantwortlichkeit im Sinne einer Vergeltung (Sühne) heischenden sittlichen Schuld und die Anerkennung der Alleinherrschhaft des Schutzgedankens." Im während des Krieges fortschreitenden Umbau des Strafrechts, das sich weniger an Tatbeständen als an Tätertypen auszurichten begann, bedeutete „Alleinherrschaft des Schutzgedankens" natürlich nichts anderes als ein Plädoyer für die vorbeugende Auslese von potentiellen „Sozialschädlingen" aller Art.250 Gerade wenn man unterstellt, daß Linke mit der Kontinuität seiner wissenschaftlichen auch die seiner politischen Positionen wahrte, bezahlte er als „Linker" für Groos' Berufung einen hohen Preis der Anpassung. Nicht wie Linke vermutete, eine NSDD-Intrige, sondern das REM verzögerte die Berufung, bis Ende 1944, als die Aktenspur sich schließlich verliert. Das REM holte von Faust, Krieck, Grunsky und Weinhandl die schon zitierten Gutachten ein und bemühte überdies noch Hartmann, Gadamer, Ebbinghaus und Heyse, die Fausts Zweifel an Groos' wissenschaftlicher Potenz unisono bestätigten und die Jenenser Fakultät mit ihrer von Fichte bis Bauch reichenden Philosophietradition vor einem enormen Ansehensverlust warnten. Im Amt Rosenberg stufte Erxleben die Fähigkeiten von Groos gleichfalls als „noch nicht so hoch" (davor: „fachlich schwach") ein und bot dem REM wieder einmal an, statt dessen Metzke, Schlechta, Hochstetter oder Steinbeck zu wählen. Als Erxleben der Parteikanzlei die Zustimmung seines Amtes endlich übermittelte, schrieb man September 1944. Zu diesem Zeitpunkt wollte das REM die nunmehr bevorstehende Entpflichtung des 68jährigen Linke abwarten, um Groos lediglich mit dessen Extraordinariat zu bedenken.251 Bauchs Lehrstuhl blieb also infolge dieses zwischen merkwürdigen Allianzen ausgetragenen Streits bis Kriegsende unbesetzt, so daß auch Jena nach Marburg, Frankfurt, Leipzig, Göttingen, Hamburg und München zu den Weimarer Hochburgen der Philosophie zu zählen ist, die während des Tausendjährigen Reiches zu Ruinen verfielen.
1.9. Berlin 1943: Die Besetzung des Lehrstuhls für Kulturphilosophie in der Auslandswissenschaftlichen Fakultät Anfang der 90er Jahre beklagte der westdeutsche Soziologe Ulrich Beck, daß ein immer noch hochaktuelles Werk, das mit Heideggers Technikkritik wie mit der ,Dialektik der Aufklärung' von Horkheimer/Adorno konkurrieren könne, bei seinem Erscheinen kaum beachtet und seither ganz der Vergessenheit anheim gefallen sei. Die Rede war von Friedrich Wa249
250 251
BAZ, Res. Wi 49/5; von Phil. Fak. unterstützte „Denkschrift" Linkes v. 21. 1. 1944 (darin Auszüge von Stellungnahmen, die sich positiv über Groos aussprechen; darunter neben Klee: Scholz, Mally, Glockner, Haering, K. Groos, Herrigel). Ebd.; zit. aus einer Rezension Klees in: .,Deutsches Strafrecht" 1940. Ebd.; Schriftwechsel des REM mit Phil. Fak. Jena u. a. 1944.
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gners ,Wissenschaftssoziologie der Atomphysik', die unter dem Titel ,Die Wissenschaft und die gefährdete Welt' 1964 im renommierten C. H. Beck-Verlag erstmals erschien und - immerhin ein 600-Seiten-Wälzer - 1969 eine ergänzte Neuauflage erfuhr, die dann auch noch 1970 in der populären „Schwarzen Reihe" des Verlages als Kurzfassung (,Weg und Abweg der Naturwissenschaft') auf den Markt kam. Wenn die Ignoranz der Zeitgenossen Wagner also nicht gar so heftig traf wie Beck meint, so darf er trotzdem von einer „Nichtkarriere" des Buches sprechen. Beck erklärt dies einerseits mit dem Wissenschaftsoptimismus der 60er Jahre, den Wagner herausforderte. Andererseits mit dem Wissen um biographische Hintergründe: Der Autor habe „im nationalsozialistischen Berlin des Jahres 1942 einen Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie mit offener Sympathie für die regierenden Barbaren übernommen und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs innegehabt". Die Vorstellung aber, ein Nationalsozialist könne ein ausgezeichnetes Buch schreiben, sei im Verdrängungsmilieu der „frühen" (sie) BRD unfaßlich gewesen. 252 Eine solche Begründung wäre freilich nur stichhaltig, wenn bei Wagner etwa wie bei Schmitt oder Gehlen das Stigma des NS-Sympathisanten für jedermann sichtbar gewesen wäre. Doch selbst Beck, der den Lebenslauf recheriert hat, bringt es nur zu einer ungenauen Bezeichnung von Wagners Berliner Lehrstuhl, und wissenschaftshistorisch war und ist die Person und ihr akademischer Werdegang bis 1945 kaum über den Umfang einer Fußnote hinaus bekannt geworden.253 Friedrich Wagner wurde am 10. Januar 1906 als Sohn eines Chemikers in Offenbach geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, das er 1925 nach dem Abitur verließ, um anfangs in Marburg, dann in München und Heidelberg Germanistik, Geschichte und Philosophie, später noch Romanistik und Staatswissenschaften zu studieren. Studienaufenthalte in Italien (1927 und 1928) nährten ein spezielles Interesse an mittelalterlicher deutscher Reichsgeschichte, an Dante und am modernen Italien. In Heidelberg, unter Anleitung von Alfred Weber, Arnold Bergstraesser und Carl Brinkmann, entstand die Dissertation über ,Dante in Deutschland, sein staatlich-kirchliches Bild, 1417-1699', mit der er im Januar 1933 promovierte. Mittlerweile, angeregt durch einen Studienaufenthalt in Paris (1932/33), richtete Wagner seine Aufmerksamkeit auf die politische und geistige Auseinandersetzung Frankreichs mit Deutschland. Eine in Paris begonnene Arbeit über ,Michelet und Deutschland' stellte er jedoch unter dem Eindruck der Begegnung mit Ernst Krieck zurück, um, wie er rückblickend angab, „mich der völkisch-geschichtlichen Auseinandersetzung mit den romanischen Ländern im Ganzen zu widmen, mit besonderem Hinblick auf ihre rassische 252
253
Beck 1992; der Verfasser, mit dessen Namen sich unwillkürlich das Schlagwort „Risikogesellschaft" und sein Plädoyer für das „Zerbrechen der Identitäten" (Beck 1993) verbinden, geht in seinem Rekurs auf Wagner nebenher das Risiko ein, als nicht allzu genauer Kenner der jüngsten deutschen Geschichte entlarvt zu werden, was freilich nur bestätigt, daß ihm das Zerbrechen der eigenen Identität schon ganz gut gelungen ist. Der Freiburger Politologe Wilhelm Hennis, der gegen Beck Wagners publizistischen Mißerfolg wohl zutreffender erklärt („es paßte schlicht der Atomlobby nicht in den Kram"), schießt dann aber, wie wir sehen werden, seinerseits am historischen Sachverhalt vorbei, wenn er meint, Wagner habe Jedenfalls in den Nazijahren keine Zeile geschrieben, die der Aufnahme des Buches von 1964 hätte im Wege stehen können" (Hennis 1992). Recht hat Hennis allerdings insoweit, wie er meint, daß der NS-Hintergrund Wagners für das Rezeptionsschicksal seines Werkes natürlich völlig irrelevant gewesen ist. Erwähnung fand Wagner bei dem Ost-Berliner Erich Siebert, 1966, S. 30, der ihn in seiner Abbreviatur zur Geschichte der Auslandswissenschaftlichen Fakultät als „Konjunkturritter von zweifelhaften wissenschaftlichen Verdiensten" vorstellt.
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Grundlage". Aus der Absicht, die „Rückwirkungen des Frankenreiches auf die Geschichte Frankreichs und Deutschlands in ihren geistigen und politischen Erscheinungen zu fassen", entstand bis 1937 die in Heidelberg von Krieck geförderte Habilitationsschrift Frankenreich, Frankreich und Deutschland'. Das Werk ebenso wie der HabilitationsVortrag über: Volk, Staat und Reich im Werk des Johann Aventin fanden nur mit Mühe die Zustimmung der Fakultät. Der Romanist Winkler wies Wagner fehlende Quellen- und ungenügende Literaturkenntnis nach und legte zudem recht überzeugend dar, daß die völkisch-rassischen Determinanten, die Wagner aufzeigen wolle, sich als Konstrukte des Verfassers entpuppten. Brinkmann verwies auf die Wagner ganz unbekannten Forschungen des Emigranten Eugen Rosenstock-Huessy und monierte vor allem die georgische „Schau", die Inkonsequenzen und den „Schwulst" in einer Untersuchung, die nicht einmal den eigenen Anspruch erfüllt habe, den Rassenaspekt geistesgeschichtlich fruchtbar zu machen. Allein im Vergleich mit früheren, noch schwächeren Habilitationen wollte der Staatswissenschaftler und Soziologe deshalb zustimmen. Auch der Mediävist Fritz Ernst, unterstützt von dem Neuhistoriker Willy Andreas, hob die „mangelnde historische Ausbildung" des Bewerbers sowie dessen Neigung zur „frühreifen Synthese" hervor, so daß die Arbeit ohne historischen Erklärungswert allein als Beitrag zur Ideologiegeschichte im engsten Sinn durchgehen könne. Nur Krieck, der Wagners Kritikern hinsichtlich des „georgischen Ursprungs" mancher sprachlicher Eigenheiten Recht gab, wertete das Opus als gelungenen Beitrag zur Analyse der politischen Ideologie Frankreichs von Karl dem Großen bis zu Ludwig XIV., insbesondere zum Werden des französischen Nationalbewußtseins. Im „Schnittpunkt von Historik, Romanistik und Staatslehre" stehend, sprach sich Krieck, der offenbar die Fachkritik unterlaufen wollte, für die Erteilung der venia in „philosophischer Staatslehre" aus. Wohl weil die ein Jahr nach der Habilitation Anfang 1939 angesetzte Lehrprobe über: Das Naturrecht in der Antike wider Erwarten günstig verlief, gelang es Krieck mit Hilfe des ihm stets gewogenen Dekans, des Kunsthistorikers Hubert Schrade, seinem Kandidaten die Dozentur für „Staatsphilosophie und Staatswissenschaft" zu verschaffen. Krieck brachte Wagner auch an seinem Volks- und Kulturpolitischen Institut unter, wo er mitarbeiten sollte am „Aufbau einer politischen Staatslehre auf der Grundlage einer Lehre vom Volk". Da diese Tätigkeit mit Kriegsbeginn nicht mehr von der DFG finanziert wurde, mußte Wagner 1939/40 in die Dienste der Reichsstudentenführung (Kriegspropagandaeinsatz, Abteilung Frankreich) wechseln, wo er aber wegen seiner Einberufung wissenschaftlich auch nicht mehr zum Zuge kam. Im Frühjahr 1940 stellte ihn die Wehrmacht für eine wissenschaftliche Tätigkeit im Auswärtigen Amt wie für eine der „geistigen Aufrüstung gegen Frankreich" dienenden Veranstaltung in Heidelberg über „Französische Außenpolitik und Staatspropaganda" frei. Im Herbst 1940 entließ sie ihn, damit er im SD-Leitabschnitt München eine hauptamtliche Funktion als Referent „Wissenschaft und Hochschule, Schule und Erziehung" übernehmen konnte. Gegen die Bedenken der Münchner Dozentenschaft umhabilitiert, las Wagner, der die Förderung des Rektors und „Ahnenerbe"-Präsidenten Walter Wüst und des Historikers Karl Alexander von Müller genoß, an der dortigen Universität über Staatsphilosophie.254 Vom SD in Mün254 Angaben nach GLA 235/2629, PA Wagner. In dieser Akte die Gutachten des Habil.-Verfahrens (1937/39), mehrere Lebensläufe Wagners bis 1940. Die Habil.-Schrift, die er bei Junker und Dünnhaupt in F. Berbers Forschungsreihe des Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts untergebracht hatte, ist niemals im Druck erschienen. - Wg. Mitgliedschaften vgl. BAZ, MF, PK und SSO.
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chen an die Berliner Universität war es dann nur noch ein kleiner Schritt - vorausgesetzt man verfügte über Wagners Verbindungen. Die bestanden zum einen zu Franz Alfred Six, dem Dekan der Auslandswissenschaftlichen Fakultät (AWF), den Wagner aus Heidelberger Zeiten gut kannte. Als noch wertvoller erwiesen sich die verwandtschaftlichen Beziehungen zu Six' Prodekan Karl-Heinz Pfeffer, Wagners Cousin. Schließlich war auch formal der Boden bereitet: Von der SA, der Wagner, Parteianwärter seit 1937, seit 1933 angehörte, war er 1941 zur SS gewechselt, eine Entscheidung, die er mit dem Austritt aus der Evangelischen Kirche bekräftigte. Natürlich waren diese zwar günstige, aber keineswegs hinreichende Bedingungen, um in Berlin auf einen kulturphilosophischen Lehrstuhl gehoben zu werden. Aber offenbar half ihm nicht nur die Gunst Pfeffers sowie die des neuen SS-Kameraden Six. Es fehlte auch an einem echten Konkurrenten. Das wäre zweifellos Alfred Klemmt gewesen, der seit 1933 an der in der AWF aufgegangenen Deutschen Hochschule für Politik die Staats- und Kulturphilosophie vertreten hatte und daher so etwas wie eine natürliche Option auf die Stelle hätte geltend machen dürfen. Tatsächlich hatte man während der Aufbauphase der AWF eine Berufung Klemmts erwogen. Doch Baeumler, den Klemmt nach 1945 hinter allen Intrigen vermutete, die ihn akademisch ausgebremst hätten, trat in dieser Zeit, Ende 1939, vehement für Eduard Baumgarten ein, den er für ein philosophisches Lehramt unter Berücksichtigung der angelsächsischen und romanischen Länder empfahl. Etwa gleichzeitig, vielleicht von Baeumler beeinflußt, hielt der Berliner Dozentenführer Willing über Klemmt fest, daß dieser zweimal im Habilitationsverfahren gescheiterte Dozent entweder ein überragender Philosoph oder schlicht ein Nichtskönner sein müsse, der sich nur einbilde, ein bedeutender Philosoph zu sein. Über dieses non liquet wollte Willing nicht hinausgehen, so daß Baeumler sich durchsetzte, dem Rektor Hoppe schmeichelte, er sei doch der unangefochtene Kultur- und Staatsphilosoph der Berliner Universität.255 In der Dienststelle RosenÜber den Anwärterstatus kam Wagner übrigens nicht hinaus: 1943 wurde seine Aufnahme in die NSDAP ohne Angaben von Gründen endgültig abgelehnt - obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits SS-Mitglied und nunmehr ehrenamtlicher Mitarbeiter im Amt VII des RSHA war. - Zum „Kriegspropagandaeinsatz": UA-HUB, Kur. W 15, PA Wagner, Bd. 1, Bl. 71; RStF (Bahr) an Rektor Heidelberg v. 27. 3. 1940. Ebd., Bl. 83ff., ein „Nachkarten" der Historiker Ernst und Andreas, die in Wagners „Deutschland-Frankreich"-Seminar den Übergriffeines fachlich inkompetenten Dozenten auf ihr Ressort monierten. Von Krieck und Rektor Schmitthenner holten sie sich aber eine herbe Abfuhr. Allzu erfolgreich waren Wagners Veranstaltungen nicht: die Übung zur Vorlesung zog nur zwei Hörer an (ebd., Bl. 135; Dekan an Rektor Heidelberg v. 12. 12. 1941). - Ebd., Bd. II, Bl. 21; Stellungnahme Dozentenschaft München (Bergdolt) v. 10. 2. 1942: Nur Krieck trete „wirklich positiv in wissenschaftlicher, charakterlicher und politischer Hinsicht" für W. ein. Zudem habe er, der „Verehrer Stefan Georges", sich vor 1933 politisch nicht betätigt. - Ebd., Bl. 14-15; Gutachten K. A. v. Müller über Wagner v. 3. 11. 1942 betr. Umhabilitierung nach München. Auch hier erwähnt: die „ursprüngliche Beeinflussung durch den Kreis Stefan Georges", doch habe W. nichts von einem „blaßblütigen Ästheten". Die Welt, die sich in seinen Schriften spiegele, sei vielmehr „eine kämpferische und heroische Welt". V. Müller ordnet ihn auf den Schnittlinien zwischen Staatslehre, politischer Geschichte, Soziologie und Geistesgeschichte ein. Seine Neigung zur Geistesgeschichte und der Hang zur Synthese vernachlässige manchmal den „realen Boden der tatsächlichen geschichtlichen Entwicklung". Behilflich war schließlich auch der Reichstudentenführer G. A. Scheel: „Gewisse Vorgänge vor dem Umsturz" solle man W., der ein ihm seit 1933 gut bekannter, bewährter Nationalsozialist sei, nicht nachtragen (ebd., Bl. 23; Scheel an Rektor Wüst v. 20. 3. 1942). 255 UA-HUB, Rektorat, Nr. 233, Bl. 41-50; Baeumler an Rektor Hoppe v. 9. 12. 1939, Hoppe an Baeumler v. 13. 12. sowie Willings Stellungnahme v. 30. 12. 1939.
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berg unternahm Erxleben 1942 zwar noch hektische Versuche, Klemmts Ansprüche auf den Lehrstuhl geltend zu machen, aber weder reichte dessen fachliche Qualifikation, noch, wie von Erxleben vielleicht erhofft, taugten eilig angeforderte Stellungnahmen zur politischcharakterlichen Eignung nicht dazu, den von Dekan Six bevorzugten Kandidaten Wagner aus dem Rennen zu werfen. Sie bestätigten nur, daß Wagner politisch kaum, keinesfalls aber im erwünschten Maß hervorgetreten war.256 Doch gab das für Six so wenig den Ausschlag wie der von Erxleben zurecht in Abrede gestellte philosophische Gehalt von Wagners Publikationen.257 Six verstand zwar nicht soviel von Philosophie, daß er zu einer begründeten Ablehnung Klemmts fähig gewesen wäre. Aber er wußte, daß ein Nur-Philosoph und „Systematiker" wie Klemmt nicht in sein Konzept der „Politischen Geistesgeschichte" oder Geschichte der politischen Ideen paßte. Hinter dieser Bezeichnung verbarg sich ein „weltanschauungspolizeiliches Interesse" (Haiger), das Six aus seiner Arbeit im SD mitbrachte. Die Erforschung dem Nationalsozialismus feindlicher Ideologien und ihre Bekämpfung sollte in der AWF institutionell verankert und zugleich mit auslandswissenschaftlichen Interessen des SD verknüpft werden: geisteswissenschaftlich fundierte Kulturpolitik müsse die international organisierten und von außerhalb des Reiches operierenden Gegner bekämpfen und dazu die Kulturideologien fremder Völker erforschen.258 Obwohl auch das Amt Rosenberg das Werk jedes zur Berufung vorgeschlagenen Philosophen seit 1938 auf seinen politischen Gebrauchswert hin durchleuchtete, ging das Ringen um diesen Lehrstuhl, der „seit Jahren viel umkämpft" gewesen sei (Erxleben), verloren, weil Six in noch radikalerer Weise bereit war, das Fach für aktuell-praktische Zwecke „anwendungsorientiert" einzuspannen.259 Diese Vorgabe machte sich Wagner dann in programmatischen Entwürfen über Aufgaben und Ziele der Staats- und Kulturphilosophie im Rahmen auslandswissenschaftlicher Forschung zu eigen. Er wolle nicht, wie Klemmt, eine „formalistische Staats- und Kulturlehre" im Sinne einer philosophischen Theorie liefern, also sich auch geistesgeschichtlich nicht mit politi256
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IfZ, MA 141/11; Erxleben an PK v. 19. 5. 1942: Klemmt solle man bevorzugen, seine Habil.Angelegenheit werde bald geklärt sein. Auskunft GL Baden an HAW v. 8. 8. 1942 über den einstigen George-Verehrer und Gundolf-Hörer, der zwar unkameradschaftlich-arrogant gewesen sei, aber lt. Krieck als weltanschaulich zuverlässig und fachlich geeignet gelten müsse. Ebd. ein Aktenvermerk Erxlebens v. 15. 4. 1943, wonach Fehlurteile des SD-Mannes Wagner in Berlin zwar aufgefallen, nicht jedoch ihm, sondern ihrem Urheber Wüst angelastet worden seien. Ebd. das im Sinne Erxlebens unergiebige Gutachten, das Gertrud Jung zu Wagners kleineren Arbeiten erstellte (11. 9. 1942). Abgesehen von einigen stilistischen Beanstandungen und der von der Referentin für unumgänglich erachteten Beachtung von Werken jüdischer Autoren, fällt das Urteil tendenziell sogar positiv aus, insbesondere hinsichtlich Wagners Vertrautheit mit der Geistesgeschichte Frankreichs und Italiens. Six, zit. nach Haiger 1991, S. 124. - Dazu ein Entwurf von Six für die DFG: „Grundlinien zur Errichtung eines Instituts für politische Geistes- und Zeitgeschichte" (Anfang 1939; BAK, R 73/ 14779). Neben der „destruktiven" („aufklärende Erkundung bis ins innerste Zentrum des Gegners") wird eine „konstruktive" Aufgabe des neuen Faches „politische Geisteswissenschaft" definiert: Klärungs- und Aufbauarbeit innerhalb des eigenen weltanschaulichen Raums. Aber dies nicht iS. theoretischsystematischer Grundlegung, sondern durch weltanschauliche Überprüfung verwandter, aber „problematischer Geistesrichtungen" wie Nationalbolschewismus, ständischer Universalismus usw. Obwohl Six die praktische Bedeutung seiner „politischen Geisteswissenschaft" hoch veranschlagte, blieb der kulturphilosophische Lehrstuhl - mit seinem Einverständnis - bis 1943 unbesetzt. Die 1940 dafür offenbar bereitgestellten Etatmittel kamen solange dem Lehrstuhl des mit SS-Auftragsarbeiten überhäuften Nationalökonomen und Sowjetexperten Michail Achmeteli zugute.
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scher Philosophie und Staatstheorie begnügen, sondern auf breiter empirischer Basis alle Zeugnisse zur Geschichte der Staats- und Kulturideen heranziehen. Solche konsequente Historisierung der Staatsphilosophie schien auf jeden - Klemmts „systematischen" Intentionen unterstellten - normativen Begriff des Politischen verzichten zu wollen. Und doch ging es Wagner wohl eher darum, dem allen philosophischen Theorien immanenten voluntativen Element entscheidende Bedeutung beizumessen, um sich so gegen die in Klemmts Lehrstuhlkonzeption noch vermuteten ahistorisch-idealistischen Ideen abzugrenzen. Denn an relativ gültigen, für das eigene Politikverständnis nicht verhandelbaren Normen, richtete sich auch Wagner aus. Aktuelle Erwartungen berücksichtigte er dabei insoweit wie er seine politische Geistesgeschichte als Beitrag zur europäischen Verständigung, zur politischen Einigung des Kontinents und seiner unter der Vorherrschaft des Reiches stehenden Behauptung im „Kampf der Weltanschauungen" anbot. Dieses Einheits- und Ganzheitsideal hob er ab gegen die „Feinde der deutsch-europäischen Gegenwelt", die sich unter den Fahnen des Liberalismus und Kommunismus sammelten und die den „Zersetzungsmächten des Judentums und des Bolschewismus" zuzurechnen seien. Für Wagner hatte die „gegenwärtige Weltkrise" ihren Ursprung in der „Auflösung" des europäischen, staatlich-kulturellen Einheitsbewußtseins durch Säkularisation, Humanismus und Naturwissenschaft, deren ideengeschichtliche Konsequenzen sich bis in die Kulturideologien und das politische Missionsbewußtsein der westlichen Nationen hinein verfolgen ließen. In ähnlicher Form wie die mittelalterliche Kultur habe sich die „geschlossene und runde Kultur" der griechischen Polis, die „organisch gegliederte Einheit auf völkischer Basis" aufgelöst. Ohne die Rückkehr ins Mittelalter zu propagieren, verhehlte Wagner doch nicht, daß eine vergleichbare politische Ordnung, für die er die Chiffre „Reich" verwendete, seine staatsphilosophischen Forschungen strukturieren sollte.260 Insoweit setzte er die in der Studienzeit begonnenen Untersuchungen zur Ge260 Noch in München hat Wagner einen mss. Entwurf betr. „Einfügung des Lehrstuhls und Aufriß des Lehrplans für Staats- und Kulturphilosophie in der AWF" angefertigt (UA-HUB, Bestand NSDozentenschaft, ZB 2/1844, Akte F. Wagner, undat.), den er dann in veränderter Form im Nachrichtenblatt des DAWI publizierte (Wagner 1943). - Ergänzend muß man heranziehen seinen ausgearbeiteten Probevortrag: ,Naturrecht und Demiurgos in der Antike' von 1939. Dann hat man alle Elemente beisammen, die das Gerüst von Wagners Technikkritik nach 1945 bilden, und die ihrerseits wieder sämtliche Argumente der westdeutschen bzw. westeuropäischen Umweltschutz- und AntiKernkraft-Bewegung der 70er Jahre vorwegnehmen. Vor 1945 stand bei Wagner im Mittelpunkt das (antike, mittelalterliche) „Vorbild einer geschlossenen Volksordnung", die wiederum eingebunden in ein kosmisches, von Mythos und Nomos bestimmtes Sinngefüge war (Wagner 1939, S. 161). Infolge der „Aufklärung" (Entmythologisierung, Rationalismus, Kosmopolitentum, Rassenmischung) wurden diese geschlossenen Welten aufgesprengt. Der aus seinen transzendenten Bezügen „befreite" Mensch glaubt fortan, sein Geschick allein gestalten, „machen" zu können. Sei den innerweltlichen Heilsideologien der Antike noch aufgrund unzureichend ausgebildeter technisch-experimenteller Methoden der praktische Erfolg versagt geblieben, so habe die industrielle Moderne die „Abschaffung" des alten Menschen bis an die Grenze der kybernetischen Utopie der funktionalisierten „Menschmaschine", der genetischen Utopie des durch Eingriffe in Vererbung und Fortpflanzung zu züchtenden „Übermenschen" und der sozialen Utopie der rationalen Technokratie des Atomstaates vorgetrieben; vgl. Wagner 1957 - dies ein in der Reihe „Gestalt" (die der ehemalige erste NS-Rektor in Kiel, der „Georgianer" Karl L. Wolf, mit herausgab), veröffentlichtes Verbindungsstück zwischen Wagner 1939 und ders. 1964/1969, dort insbes. S. 1-114. Die inhaltliche Kontinuität der Modernekritik ging nach 1945 natürlich nicht mehr so weit, daß Wagner am „Reich" als einer politisch-kulturellen Alternative festgehalten hätte. Als ein spezifisches SD-Erbe läßt sich aber vielleicht ausmachen, daß er, unter Verweis auf Kosellecks ,Kritik und Krise', den freimaurerischen Anteil an der Utopie der „Forschungs-
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schichte des Reichsidee fort, in die seit der Habil.-Schrift auch rassenideologische Segmente Eingang fanden, etwa in Form der These, daß Frankreichs Geschichte von einer rassisch bedingten „gallo-fränkischen Spannung" durchzogen sei.261 Wagner, zum 1. Mai 1943 berufen und zum Abteilungsleiter des mit der AWF verschmolzenen Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts ernannt, meldete bereits im SS 1943 die erfolgreiche Lehrprobe einer Nachwuchskraft, die ihm und Six für die geplanten Forschungen zur politischen Geistesgeschichte künftig zur Verfügung stand. Hans Schick, ein katholischer Theologe und promovierter Historiker, der sich im März 1942 in Straßburg über ,Das ältere Rosenkreuzertum. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Freimaurerei' habilitiert hatte, erwarb im Juni 1943 mit der Vorlesung: Die Friedensbemühungen des Jahres 1917 und ihre geistespolitischen Grundlagen die venia für „Politische Geistesgeschichte der Neuzeit". 262 Anders als Wagner, der in Aufsätzen und Seminaren bis zum März 1945 um eine philosophische Grundierung des neuen Faches bemüht war, konzentrierte sich Schick ausschließlich auf die Geschichte der politischen Ideen (Marxismus, Liberalismus und Freimaurerei).263 und Fortschrittswelt" ebenso festhält (1969, S. 62/387) wie er en detail auf die führende Beteiligung jüdischer Physiker („Emigranten") und Finanziers am Kernwaffenprogramm der US-Amerikaner hinweist, ja sogar explizit den jüdischen Bankier A. Sachs nennt, der Roosevelt im Oktober 1939 zum Bau der Atombombe „bestimmt" habe (ebd. 142 f., 425, 430). Sehr viel Raum widmet er auch der Widerlegung der angeblichen militärischen Notwendigkeiten für den A-Bombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki. Ihren Einsatz wie die ebenfalls mit Vorwänden („deutsche Bedrohung", so noch Beck 1992!) bemäntelte Entscheidung zur Entwicklung und zum Bau dieser Waffe, erklärt Wagner allein aus Roosevelts „Willen zur Macht" und amerikanischem Herrschaftsstreben (ebd., S. 153-156, S. 433f). 261 In seiner Dante-Diss. beschrieb Wagner die Ablösung der Reichs- durch die Staatslehre im 15/16. Jh. Dante sei der letzte „geistig-staatliche Mensch", der die zerrinnende Einheit von Kirche und Staat festgehalten habe. Im Gefolge Machiavellis sei die imperial-transzendente Herrschaftsbegründung von profanen Herleitungen aus Vertrag und Gesetz abgelöst worden (Wagner 1934, S. 2, 63ff). - Die rassische Komponente fand sich bei: Wagner 1939 (über den Hugenotten Franz Hotmann und das fränkisch-germanische Staatsdenken in Frankreich) und: Wagner 1941 (über den Chronisten Johannes Turmair/Aventinus, 1477-1543, dem „Vorläufer rassisch orientierter Geschichtsschreibung"). 262 UA-HUB, Kur. S 61, PA Schick. - BDC, SSO (Lebenslauf v. 12. 4. 1938). - Geb. am 22. 4. 1889 in Eitorf/Sieg, 1903 Eintritt in den Kamillianerorden, theol.-philos. Ausbildung in Holland. Geistlicher, von 1913 bis 1932 als Religionslehrer, in der Jugendfürsorge, Sozialarbeit und Seelsorge in Essen tätig. 1922-25 Oberer des Neusser Ordensklosters. 1925 aus dem Orden ausgetreten, nach dem histor. Studium in Bonn 1932 auch „Austritt aus dem Priestertum". Lehrer in Hoya, ab 1935 hauptamtl. SDMitarbeiter (SD-OA Süd, München, zuletzt Abt.leiter, 1939 RSHA). Verfasser amtsinterner Studien über polit. Katholizismus und Freimaurerei in Westeuropa; kulturpol. SD-Einsätze (lt. Schick: „Sonderaktionen" = Beschlagnahme von Logenarchiven u. ä.) in Österreich, Holland, Belgien, Frankreich und im Baltikum. Vor 1933 „gesinnungsmäßig Zentrum", dann NSDAP ( 1 . 4 . 1933) und SS (1. 11. 1933, 1943: Sturmbannführer). - Schicks Habil.-Schrift über die Rosenkreuzer zählt zu den solidesten Arbeiten, die in Six' Amtsbereich entstanden. Wie Wagner anhand der Genese der neuzeitlichen „Wissenschaftsreligion" die Selbstermächtigung des Menschen untersuchte, so wandte Schick sich den Ursprüngen jener Missionierungsideen zu, die vom pansophisch-kabbalistischen Ruf nach „Generalreformation" der Welt über die freimaurerische Humanitätsideologie bis zum „angelsächsischen Weltherrschaftsanspruch" im Zeichen der „neuen Weltordnung" („Novus Ordo Seclorum" - wie noch heute auf jeder mit Freimaurersymbolen verzierten Dollar-Note zu lesen ist) führen; Schick 1942, S. 15f, 17-42, 149ff. (zur Mittlerstellung von Comenius), 289-298. 263 Ablesbar an den Titel seiner Veranstaltungen zur Staats- und Geschichtsphilosophie von der Antike bis zur frühen Neuzeit: Vorlesungsverzeichnis FWU SS 1943 - WS 1944/45; die Themenwahl entsprach seinem Aufgabenbereich im SD.
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1.10. Freiburg 1943: Die Berufung von Robert Heiß Die Regelung der Nachfolge des 1941 verstorbenen „Konkordats-Philosophen" Martin Honecker leitete die Schlußoffensive gegen die letzten Platzhalter der katholischen Philosophie an deutschen Universitäten ein. Mit Ausnahme des Ordinariats von Hans Meyer in Würzburg und des wegen der im Herbst 1944 verfügten Schließung der Bonner Universität „stillgelegten" Ordinariats von Siegfried Behn264, gingen bis Kriegsende mindestens de facto alle Konkordatslehrstühle verloren. In Münster war Wusts Lehrstuhl zugunsten von Gerhard Krüger umgewidmet worden, der „Philosophie der Geisteswissenschaften" lehrte. In München, wo Kultusminister und Gauleiter Wagner die Lehrstühle für Philosophie und Geschichte sowie die der 1939 aufgelösten Katholisch-Theologischen Fakultät für Rosenbergs „Hohe Schule" zur Verfügung stellen wollte, entzog man Fritz-Joachim von Rintelen zunächst das Prüfungsrecht und beurlaubte ihn dann Anfang 1941.265 In Breslau war es Faust zwar trotz beharrlicher „Wühlarbeit" nicht gelungen, Rosenmöller wenigstens in die Katholisch-Theologische Fakultät abzudrängen, aber im Juli 1944 nahm sich Martin Bormann der Sache persönlich an und ließ - mit Fausts Argumenten - Amtschef Mentzel wissen, daß katholischen Professoren die Möglichkeit genommen werden müsse, Nicht-Theologen in weltanschaulichen Fragen zu prüfen. Mentzel schlug seinem Minister daraufhin vor, im Fall Rosenmöller umgehend eine Änderung vorzunehmen, was Rust mit einem kurzen „Einverstanden" genehmigte. Daß für Breslau eine entsprechende Anordnung, Rosenmöller in die Kath.-Theol. Fakultät zu versetzen, getroffen worden sei, und daß er sie in Bonn nur wegen der Schließung der Universität unterlassen habe, dies konnte Mentzel im Oktober 1944 dann der Parteikanzlei melden.266 Der Freiburger Lehrstuhl von Martin Honecker fiel nach dessen Tod (1941) an Robert Heiß, nachdem Rektor und Fakultät unter Hinweis auf die neue Diplomprüfungsordnung empfohlen hatten, sich über konkordatsrechtliche Bindungen hinwegzusetzen und einen Philosophen zu berufen, der zukünftig primär die Psychologie vertreten sollte. Neben Heiß setzte die Fakultät Hans R. G. Günther und Rothacker auf ihre Liste. Gegen den Protest des Freiburger Erzbischofs, der in dieser Berufung eine Verletzung des badischen Konkordats von 1932 sah, erhielt Heiß, der wie Günther auch wegen seiner Erfahrungen als Wehrmachtspsychologe empfohlen wurde, den Ruf zum 1. Dezember 1942.267 In Köln hatte Heiß seit 1933 eine unauffällige Gelehrtenexistenz geführt und war weder politisch noch, abgesehen von seinem psychologischen Hauptwerk ,Die Lehre vom Charakter', wissenschaftlich-publizistisch in Erscheinung getreten. Im Februar 1933 erteilte ihm das Ministerium einen Lehrauftrag für Logik und Logistik, der 1934 auf Wissenschaftslehre erweitert und 1938 in einen für Psychologie und Charakterkunde umgewandelt wurde. 1936 264 265 266 267
Zu Meyer vgl. Schorcht 1990, S. 274-279. - Behn war 1937 auf Dyroffs Lehrstuhl gerückt; sein 1931 begründetes Ordinariat wurde entweder umgewidmet oder eingezogen. Ebd., S. 182-188. BAP, R 49.01, Nr. 1717, Bl. 120-123; Schriftwechsel REM - PK Juli bis Oktober 1944. UAFb, Reg V 1/169; ausgewertet von Geuter 1984, S. 363f., in seiner Darstellung des Freiburger Verfahrens. - R 21/10093, Akte Wilpert; REM/Mentzel an Bad. KultM. v. 30. 7. 1943. Darin regt Mentzel an, dem Erzbischof dadurch entgegenzukommen, daß die gerade wegen der Schließung der PhilosTheolog. Hochschulen in Bamberg und Passau freigesetzten Dozenten Vinzenz Rüfner und Paul Wilpert vertretungsweise in Freiburg katholische Philosophie anbieten könnten. - Vgl. auch Ott 1988b, S. 165 ff.
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erfolgte die Ernennung zum nb. ao. Prof. 1938 bestellte ihn das REM zum Leiter eines in Köln neugegründeten Psychologischen Instituts. Im Oktober 1939 erhielt er seine Ernennung zum apl. Diätenprofessor. Bis zu seiner Berufung nach Freiburg war Heiß im Eignungsprüfungswesen der Luftwaffe tätig, zuletzt als Referent mit einem Spezialauftrag im Reichsluftfahrtministerium. Erst zum 1. Oktober 1940 wurde er NSDAP-Mitglied. NSDD und Studentenbund würden ihn ablehnen, notierte der SD und mokierte sich darüber, daß Heiß „nur einige Bücklinge" vor dem Nationalsozialismus mache. Der frühere Wandervogel, der immer noch „undurchsichtig" sei, einer der „Liberalen" unter den Philosophiedozenten, liefere nur „neutrale Arbeiten".268 Kölns NSDD-Leiter Birkenkamp hatte anläßlich der Ernennung zum apl. Professor daher auch angemerkt, daß Heiß nationalsozialistischen Anforderungen an einen Philosophen nur „mit Einschränkungen" genüge.269 Robert Heiß wurde am 22. Januar 1903 als Sohn eines Postsekretärs in München geboren. Noch vor seinem Abitur am Theresiengymnasium trat er 1919 für ein halbes Jahr als Freiwilliger ins Freikorps Epp und dann in ein Schützenregiment der Reichswehr ein, um gegen Räterepublikaner und andere „Reichsfeinde" zu kämpfen. Seit 1922 studierte Heiß Philosophie und Soziologie in Heidelberg, Kiel (bei Tönnies), Marburg und in Göttingen, wo er 1926 bei Moritz Geiger promovierte (,Die Philosophie der Logik und der Negation'). Von der Notgemeinschaft gefördert, wollte er sich bei Scheler mit einer „Theorie der sozialen Handlungen" habilitieren, wurde aber, als Scheler nach Frankfurt ging, von Hartmann zu einem „hochspezialistischen Thema" aus dem Gebiet der Logik und Ontologie überredet. Die so entstandene Arbeit: ,Das Gesetz der negativen Selbstbezüglichkeit' nahm die Kölner Fakultät 1928 als Habilitationsleistung an. Der Probevortrag (Die psychische Dynamik und und die Grenze der typischen Betrachtungsweise) formulierte im Titel bereits die Fragestellung seines psychologischen Hauptwerkes (,Die Lehre vom Charakter'), während die Antrittsvorlesung (Theorien vom Untergang und Sündenfall und die soziologische Methode) markierte, daß sein auf das Grenzgebiet von Philosophie und Soziologie gerichtetes Interesse nicht erloschen war. Eine druckfertige Studie über ,Hegel und Marx', die unter dem Titel ,Marx' Revolutionstheorie' Anfang 1933 im „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik" erscheinen sollte, wurde im Zusammenhang mit dem drohenden Verbot des Organs von der Redaktion zurückgezogen. 1933 endete Heiß' vierjährige Dienstzeit als Assistent am Philosophischen Seminar, so daß er kurz nach der Machtergreifung dringend auf einen besoldeten Lehrauftrag angewiesen war. Dies erklärt vielleicht den Abbruch seiner Marxstudien und die Beendigung seiner sporadischen publizistischen Einlassungen zu tagespolitisch am Rande aktuellen Fragen.270 268
Zur NSDAP-Mitgliedschaft BAZ, MF. - Einschätzung des SD 1941/42 in BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 10,46. 269 BAZ, REM-PA Heiß, Bl. 2356; Stellungnahme Birkenkamp v. 9. 6. 1939. Ebd., Bl. 2352; Birkenkamp an REM v. 5. 12. 1939; ablehnende Stellungnahme zum Antrag, Heiß eine Diätendozentur zu gewähren. Die letztlich erfolglose Weigerung, dem Fakultätsantrag zuzustimmen, begründete er mit der „völligen Passivität, die [Heiß] jahrelang allen politischen Fragen gegenüber zeigte". Schon 1935 hatte die Dozentenschaft nur berichten können, daß er „wehrwissenschaftlich und wehrpolitisch interessiert" sei (ebd., Bl. 2333, Beurteilung v. 23. 8. 1935). Die wg. eines fachlichen Urteils vom REM konsultierten Herren Baeumler und Heyse äußerten sich ebenfalls zurückhaltend: Heiß bearbeite wohl „sehr formale Probleme" (ebd., Bl. 2329; Heyse an REM v. 4. 11. 1935). 270 Lebensläufe in: UAK, Zug. 197/725 (darin auch das Habilitationsverfahren) und: UAFb, PA Heiß. Zum Schicksal der Marxstudien: Raschke/Michel 1963, S. 306.
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1.11. Köln 1943-1945: Die Nachfolge Artur Schneiders Spätestens seit Mitte 1939 sorgten sich Amt Rosenberg und NSDD um eine weltanschaulich hinreichende Vertretung der Philosophie in Köln. Die Philosophiegeschichte sei dort im wesentlich noch in katholischen Händen, nämlich in denen von Artur Schneider und Johannes Hessen. Zu den Katholiken kämen die ,„bodenlosen' Geistesphilosophen" Heimsoeth, Heiß und v. Waltershausen, sämtlich Nicolai Hartmann nahestehend und, wie Waltershausen, sogar über Verbindungen zum George-Kreis verfugend, den in Köln immer noch Ernst Bertram repräsentiere. Von Bonn wirke überdies Rothacker herüber. 271 Im Amt Rosenberg hatte Baeumler schon während der Grazer Nachfolgeregelung „schwere weltanschauliche Bedenken" gegen Heimsoeth und Rothacker geltend gemacht.272 Der Parteikanzlei war zu Ohren gekommen, daß lokale Parteiinstanzen im Herbst 1941 Heimsoeths Vortrag auf dem Salzburger Paracelsus-Kongreß verhindert hatten. Man verfügte außerdem über eine Aktennotiz, derzufolge Heimsoeth immer noch liberalistisch eingestellt sei und sich der Neuausrichtung der Philosophie im nationalsozialistischen Sinne widersetze.273 Und August Faust bestätigte Erxleben nur zu gern, welchen unheilvollen Einfluß Heimsoeth als Herausgeber der „Blätter für Deutsche Philosophie" ausübe:274 „Heimsoeth ist in keiner Weise weltanschaulich gebunden oder weltanschaulich verpflichtet. Den Nationalsozialismus hat er noch im Jahr 1935 lediglich als eine kleine Nebenströmung innerhalb der Bemühungen um eine neue Geschichtsphilosophie bewertet. Bei dieser Gelegenheit zählt er z. B. folgende Namen hintereinander auf: Klages, Spengler, Scheler, H. St. Chamberlain, Moeller van den Brück, Alfred Rosenberg, Max Weber, Jaspers, Sorel, Evola, Ortega y Gasset. Daß Rosenberg hier so nebenbei und so mittendrin erscheint, ist für Heimsoeth typisch. Ich finde, daß seine gesamte Auffassung der Philosophie der Gegenwart, wie er sie z. B. in seinem Anhang zur neuesten Auflage von Windelbands ,Lehrbuch der Geschichte der Philosophie' (1935) vertritt, unter diesem Mangel leidet. Heimsoeth will alles verstehen, aber sich für nichts entscheiden. Ich würde es für äußerst bedenklich halten, solch einen Mann mit Auslandsvorträgen zu betrauen. Er ist in keiner Weise ein Repräsentant der deutschen Philosophie, wie sie durch die nationalsozialistische Weltanschauung gefordert wird. Seine Bücher könnten ebensogut vor zwanzig Jahren geschrieben sein." Für den SD zählten nur Metzke und, mit Einschränkungen, auch von Waltershausen zu den Aktivposten nationalsozialistischer Philosophie in Köln. Mit überfeinem Gespür glaubte man bei Heimsoeth sogar katholische Tendenzen schon in seinen philosophischen Anschauungen ausgemacht zu haben, die man allen Ernstes dem Einfluß seiner katholischen Frau zuschrieb. Wie erwähnt, galt auch der äußerst „undurchsichtige" frühere Wandervogel Heiß, der so selten „Bücklinge" vor dem Nationalsozialismus gemacht habe, dem SD als politisch unzuverlässig und katholisch beeinflußt.275 Immerhin gelang es 1940, den mißliebigen Katholiken Johannes Hessen und den weltanschaulichen Wirrkopf Ernst Barthel auszubooten 271 272 273 274 275
BAK, NS 15/246, Bl. 0354635-37; Bericht über die weltanschauliche Lage an der Universität Köln, erstattet von E. Lemke/HAW v. 25. 4. 1939. IfZ, MA 116/5; HAW/Baeumler an Gauschulungsleiter Hofer, Gau Steiermark v. 19. 9. 1938. Ebd.; Parteikanzlei an Amt Rosenberg z. Hd. Härtle v. 11.9. 1942. IfZ, MA 116/5; Faust an HAW/Erxleben v. 2. 10. 1942. BAP, R 49.01, Nr. 12444; SD-Bericht über Philosophiedozenten 1941/42, Bl. 45/46 (Heimsoeth/Heiß), 69 (Metzke), 96 (Waltershausen).
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(s. o. B I.). Die Chance zu einer durchgreifenden Änderung ergab sich jedoch erst Mitte 1942, als die Emeritierung Schneiders anstand. Amt Rosenberg und NSDD waren fest entschlossen, diese Chance zu nutzen, trafen dabei aber schon im Vorfeld auf hinderliche Dispositionen der Fakultät. Dekan Maisch hielt nämlich Schneiders Verbleib auch über die Altersgrenze hinaus für „dringend erwünscht" und verwies das REM auf die ähnliche, mit den Kriegsbedingungen begründete Verlängerungen hin.276 Über die Reichsleitung des NSDD bekam die Parteikanzlei ein Gutachten der Kölner Dozentenführung, offenbar um gegen diese Fakultätspläne gerichtete Interventionen zu begründen: Schneider erforsche allein die scholastische Philosophie und stelle dabei nicht einmal entscheidende inhaltliche Fragen. Von nationalsozialistischer Wissenschaftshaltung oder einer noch so schwachen inneren Beziehung zu den „uns bewegenden Themen" könne keine Rede sein. Wenn auch trotz aller Affinitäten zum Katholizismus kein aktives Eintreten für den politischen Katholizismus zu beobachten sei, müsse man seine Wiederbeauftragung für unerwünscht halten.277 In diesem Sinne brachte die Parteikanzlei die Kölner Einwände im REM vor und verbuchte es als Erfolg, daß Schneiders Beauftragung auf das Ende der Vorlesungen im WS 1942/43 und, selbst nach energischem Eintreten der Fakultät, ein letztes Mal auf das Semesterende im März 1943 begrenzt wurde.278 Der enttäuschte Schneider verzichtete schließlich von sich aus auf die weitere Lehrtätigkeit.279 Nun wollte das HAW bei der Nachfolgefrage ein Wort mitreden. Ende 1943 reichte die Fakultät zunächst eine Liste ganz nach ihrem, d. h. praktisch nach Heimsoeths Geschmack ein: An erster Stelle stand Joachim Ritter, einstiger Mitarbeiter an der von Heimsoeth fortgeführten Philosophiegeschichte Windelbands, die zu Fausts Leidwesen Rosenberg so wenig Beachtung schenkte. An zweiter Stelle, in einer fast schon rituellen Kombination, Otto F. Bollnow und zuletzt Josef König. Der rechtzeitig vom NSDD ins Spiel gebrachte Faust blieb unberücksichtigt. Kaum war die Liste Erxleben bekannt, schaltete er per Fernschreiben die Parteikanzlei ein. Gegen Ritter gebe es keine Bedenken, doch sei er gerade nach Kiel berufen worden. Bei Bollnow erweiterte Erxleben die bekannten „weltanschaulichen Reserven", die das Amt hege, um den Hinweis auf Bollnows jüdischen Lehrer Georg Misch, von dem er die Tendenz zum „philosophischen Relativismus" übernommen habe280. Für den weltanschaulich so exponierten Kölner Lehrstuhl komme er „unter gar keinen Umständen" in Betracht. König, der andere Schüler des Juden Misch, habe sich zwar zentralen Problemen zugewandt, könne aber nur auf wenige Publikationen verweisen. Faust hingegen könne man für Verdienste im Kampf gegen den Katholizismus belohnen und zugleich würden dem Lehrstuhl des Katholiken Schneider neue weltanschauliche Impulse gegeben.281 276 UAK, Zug. 44/145; Antrag Dekan Maisch an REM v. 26.6.1942. 277 IfZ, M4 116/17; NSDD-Reichsleitung (Amt Wissenschaft, Borger) an Parteikanzlei v. 28. 9. 1942. 278 UAK, Zug. 44/145; Dekan an REM v. 23. 1. 1943, unter Hinweis auf neueste Informationen, wonach Dozentenführer und Studentenführer „volles Verständnis" für den Einsatz der Fakultät zugunsten Schneiders bekundeten. Diese lokalen Instanzen dürften auf den Lauf der Dinge vermutlich keinen Einfluß mehr gehabt haben, so daß sie sich generös geben konnten. 279 Ebd.; Schneider an Dekan Maisch v. 3. 3. 1943. 280 Was Erxleben, selbst Schüler dieses, jüdischen Lehrers", wohl beurteilen zu können glaubte. 281 BAK, NS 15/242, Bl. 216; HAW (Erxleben) an Parteikanzlei (Looft) v. 26. 1. 1944. Ebd., Bl. 210, auch ein Fernschreiben Erxlebens an die Gauleitung Köln-Aachen v. 7. 3. 1944, das definitiv über Fausts Interesse an einem Ruf nach Köln unterrichtete und um entsprechende Instruktion der Dozentenführung bat.
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Der Einspruch des Dozentenbundes verzögerte die Vorlage der Liste im REM noch bis zum Juli 1944. Im März 1944 erging zudem die REM-Aufforderung, sich zu Schlechta, Hochstetter und Metzke zu äußern. Hochstetter war seit Herbst 1942 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Amt Rosenberg, Metzke und Schlechta wollte Erxleben bereits 1942 in Kiel unterbringen.282 Die Fakultät wurde also direkt und indirekt mit vier Personalvorschlägen der Partei konfrontiert, ohne sie letztlich aufzunehmen. Der mittlerweile zum Dekan ernannte Heimsoeth begründete die Ablehnung durchgehend damit, einen Systematiker zu benötigen, keinen Philosophiehistoriker. Daher habe man Faust, zu dessen Nennung der NSDD „die Fakultät wiederholt veranlassen wollte", nicht vorgeschlagen.283 Darum blieb es bei der ursprünglichen Liste, allein König und Ritter hatten die Plätze getauscht, und mit Ritter pari passu an dritter Stelle stand nun Johannes Thyssen. Irgendwelche politischen Verdienste erwähnte Heimsoeth mit keinem Wort. Statt dessen hob er in Kurzviten aller Kandidaten deren militärische Laufbahn hervor, die bei dem Weltkriegsteilnehmer König, der auch 1939 sofort wieder eingerückt sei, und bei Ritter, von dem es leicht übertreibend hieß, er habe Jahrelang" in Rußland gekämpft, größten Respekt fordere. Im übrigen schien es Heimsoeth darauf abgesehen zu haben, das REM über den sachlichen Gehalt der gepriesenen intellektuellen Kapazität seiner Kandidaten ganz im unklaren zu lassen, da er allein die methodologische Dimension ihres Philosophierens hervorhob. Bei König, den er immerhin als „bedeutendstefn] philosophische[n] Kopf unter den deutschen Nachwuchskräften beurteilte, war Inhaltliches gar nicht erkennbar hinter den Allgemeinplätzen, die dazu dienen mochten, Bedenken gegen dessen Herkunft aus der phänomenologischen Schule zu zerstreuen: Er sei nicht in Einzeldeskriptionen auf beschränktem Feld stecken geblieben, sondern habe seine Untersuchungen „von Anfang an gerichtet auf metaphysische Fragen von großer Universalität", die im lebendigen Zusammenhang mit den klassischen Systemen deren „Anspruch auf Erkenntnis des Absoluten und des An-sich-seins der Welt" nicht aufgegeben hätte. Bollnows systematische Leistung sah Heimsoeth „auf dem Felde der philosophisch-phänomenologischen Analyse des emotionalen Lebens, das seit Schelers wegweisendem Einsatz solcher Bearbeitung harrte" - eine Einschätzung, die für das Amt Rosenberg, wo man den nachhaltigen Einfluß des „in Köln sehr wirksame[n] Halbjuden Max Scheler" beklagte 284, Bollnows Untauglichkeit nur bestätigt haben würde.285 „In Würdigung der Gründe, die die Philosophische Fakultät veranlasst haben, von der Nennung von Prof. Faust - Breslau abzusehen", stimmte der Kölner Dozentenführer der Liste zu und unterstützte ausdrücklich die Berufung Königs.286 Im REM reagierte Ministerialrat Frey ungewöhnlich prompt. Abgesichert durch zwei eilig eingeholte, überaus positive Gutachten von Weinhandl und Hartmann 287, bat er Ende September 1944 Amtschef Ment-
282 283 284 285 286 287
IfZ, MA 116/15; Aktennotiz Erxleben v. 18. 2. 1942. BAP, REM 49.01, Nr. 1877/1, Bl. 8-9; Dekan Heimsoeth an REM v. 28. 7. 1944. BAK, NS 15/246, Bl. 0354363; HAW (Lemke) zur weltanschauliche Lage an der Universität Köln v. 25.4. 1939. BAP, REM 49.01, Nr. 1877/1, Bl. 9-13; Vorschlagsliste Köln, NF Schneider, v. 28. 7. 1944. Ebd., Bl. 14; Dozentenführer Köln an REM v. 2. 8. 1944. Ebd., Bl. 21; Weinhandl an REM v. 3. 9. 1944 und Bl. 23; Hartmann an REM v. 9. 9. 1944: König verfolge die Probleme mit einer Intensität, die an die „großen deutschen Meister des Faches vor 140 Jahren" erinnere.
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zel um die Zustimmung zur Einleitung von Berufungsverhandlungen.288 Nachdem König die Berufungsvereinbarung unterschrieben hatte, arbeitete man Anfang 1945 den Ernennungsvorschlag aus, der nicht mehr von Rust unterzeichnet wurde, da noch Mitte Februar 1945 die Parteikanzlei ihre Zustimmung vom „Abschluß der Erhebungen" abhängig machen wollte, eine Mitteilung, die man vielleicht als letztes Signal des von Rosenbergs Hauptamt initiierten Widerstands gegen König werten darf und die die Berufung bis zum Kriegsende verhinderte.289
1.12. Institutionelle Gewinne und Verluste im Fach Philosophie: Eine Bilanz der Berufungspolitik seit 1933 Ulfried Geuter hat anhand der Freiburger Berufung von Heiß und paralleler Verfahren in Köln und Münster (wo der Psychologe Wolfgang Metzger auf Kabitz' Lehrstuhl rückte) seine These zu belegen versucht, die Psychologie sei auch während des Krieges weiter auf Kosten der Philosophie ausgebaut worden, und er verweist dafür noch auf die Zugewinne in Wien, Prag und Posen.290 Diese These läßt sich aufgrund der hier näher untersuchten Berufungsverfahren kaum halten. In Köln löste die Fakultät zwar „Aktivitäten zur Institutionalisierung der Psychologie" aus, entschied sich dann aber für eine ausschließlich mit Philosophen besetzte Liste. In Münster war der katholische Lehrstuhl an Krüger gefallen, so daß mit ihm und Scholz dort weiter zwei Philosophen lehrten. Kabitz hatte nicht, wie Geuter meint, den 1940 für Krüger so umgewidmeten Lehrstuhl für Philosophie der Geisteswissenschaften inne, sondern ein 1914 mit dem Schwerpunkt Pädagogik eingerichtetes Extraordinariat.291 In Freiburg handelte es sich bei Heiß' Lehrauftragsbezeichnung nicht um einen Etikettenschwindel: Er las bis 1945 über Logik und neuere Philosophiegeschichte und bot Übungen über Kants Prolegomena an, womit die Psychologie eben nur einen halben Sieg errungen haben dürfte. Zur Unterstützung der Ordinarien Heidegger und Heiß erhielt der Privatgelehrte Karl Alpheus noch im SS 1944 einen Lehrauftrag292, was Geuters (mit einer Münchener Regelung belegte) Feststellung relativiert, die institutionelle Stärkung der Psychologie zu Lasten der Philosophie habe sich selbst unterhalb der Lehrstuhlebene fortgesetzt. Dem ist weiterhin entgegen zu halten: Der erst 1943 nach Posen berufene Christian Eckle, aus der Schule Oswald Krohs, war seinen geisteswissenschaftlichen und bildungshistorischen Interessen nach eher Pädagoge als Psychologe. In Prag ging der zweite philoso-
288 289 290 291
292
Ebd., Bl. 19; Vorschlag Frey v. 28. 9., Zustimmung und Beauftragung Freys v. 4. 10. 1944. Ebd., Bl. 28f; Ernennungsvorschlag und Schreiben der PK v. 13. 2. 1945. Geuter 1984, S. 358-367. Ebd., S. 360f., dies in Widerspruch zu S. 365, wo er einen Rundbrief der Deutschen Gesellschaft für Psychologie zitiert, demzufolge das Wust-Ordinariat an einen Psychologen gefallen sei. Im Einweisungserlaß v. 16. 1. 1941 wurde Krüger bereits zum Direktor des Seminars für Philosophie der Geisteswissenschaften ernannt (UAMs., Phil. Fak., PA Nr. 30). Trotzdem erklärte sich das REM erst ein Jahr später damit einverstanden, die Abteilung für theoretische Philosophie „künftig" so zu bezeichnen, während die von Kabitz geführte Abteilung für praktische Philosophie fortan „Institut für Psychologie und Pädagogik" hieß (UAMs, Phil. Fak. Nr.87; REM an Dekan v. 28. 3. 1942). Wolandt 1982.
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phische Lehrstuhl nicht an einen Psychologen sondern an einen Zeitungswissenschaftler293, und in Wien hätte die Stellung der Philosophie und der philosophisch orientierten Pädagogik nach den Berufungen von Wichmann, Ipsen (dieser auf Bühlers Psychologie-Ordinariat!), Gehlen und Kainz kaum günstiger ausgebaut werden können. 294 Schließlich war man auch in München bemüht, den Konkordatslehrstuhl von Rintelens weiter von einem Philosophen vertreten zu lassen. Da dies haushaltsrechtlich wegen von Rintelens Beurlaubung nicht möglich war, stellte das Bayerische Kultusministerium den Konkordatslehrstuhl des 1941 emeritierten Historikers Max Buchner zur Verfügung, für den die Fakultät neben Herbert Cysarz auch Heidegger in die engere Wahl zog, bevor das Verfahren ihr wegen Grunskys Verhalten entglitt und die Stelle bis 1945 unbesetzt blieb. 295 Also ging der „weltlichen" Philosophie neben dem Ordinariat Kabitz während des Krieges nur eine Planstelle verloren: das Leipziger Extraordinariat Hermann Schneiders, das nach seiner Emeritierung (1939) ersatzlos wegfiel.296 Soweit das festzustellen ist, kam der Abbau philosophischer Lehrstühle, der sich bis 1939 vollzog, der danach aber gestoppt werden konnte, weniger der Psychologie als neuen weltanschaulich relevanten Fächern zugute. Für den gesamten Zeitraum von 1933 bis 1945 ergibt sich demnach folgende Bilanz: Umwandlung der philosophischen Lehrstühle zugunsten der Psychologie zugunsten anderer Fächer 1933 1933 Messer (Gießen) - Pfahler Dittrich (Leipzig) Politische Pädagogik (ge1939 mit Bollnows Berufung z. T. wieplant) der an Philosophie zurückgefallen Cohn (Freiburg) Politische Erziehungswissenschaften Maier (Berlin) Politische Pädagogik 1934 Cassirer (Hamburg) Rassenbiologie 293 294 295
296
BAK, R 21/10328, Bl. 74; Phil. Fak. Prag an REM v. 23. 3. 1939. Den Psychologie-Lehrstuhl des wg. Krankheit zum SS 1939 ausgeschiedenen Johannes Lindworsky erhielt auf Vorschlag der Fakultät der Prager Privatdozent Franz Scola. Ipsen sorgte dafür, daß die Psychologie in Wien auf eine Nachwuchskraft wie Peter R. Hofstätter verzichten mußte (s. u. B III.). Über diesen Konflikt ausführlich Heiber 1966, S. 490-492, und Schorcht 1990, S. 147-150, 246f. Für Farias 1989, S. 345-347, der fälschlich von der Nachfolge „Büchner" spricht, soll das Verfahren die (positive) Einstellung des „Regimes und seiner Anhänger" zu Heidegger dokumentieren. Dafür müssen dann die Parteimitgliedschaften nicht nur der zwangsläufig Beteiligten (Rektor und Dekan), sondern auch die der neben Heidegger Vorgeschlagenen (Haering, Dingler, Faust, Schilling) herhalten. Ein Musterbeispiel für die nichtssagenden Assoziationen, die bei Farias Argumentationen ersetzen. Ein Versuch des HAW, 1944 Hans Heyse (vor Faust, Hochstetter und Noack) erstmals 1943 als Nachfolger für Grunsky, dann 1944 im Tausch für den nach Göttingen zu versetzenden v. Rintelen nach München zu bringen, mißlang (BAK, NS 15/243, Bl. 212f; Erxleben an Parteikanzlei, Fernschreiben v. 21. u. 27. 4. 1943, sowie Schorcht 1990, S. 187).
StAD), Vobi, Nr. 10281/267, PA Schneider; Vobi an Dekan v. 15. 5. 1940. Ein neues Extraordinariat für Philosophie und Pädagogik wurde in Aussicht gestellt, aber (von der dann nicht erteilten) Zustimmung des REM und der Finanzministerien abhängig gemacht.
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Umwandlung der philosophischen Lehrstühle zugunsten der Psychologie zugunsten anderer Fächer Oesterreich (Tübin- Rassenbiologie gen) 1935 Steinbüchel (Gießen) Vorgeschichte Hoffmann (Heidel- Kunstgeschichte, 1937 zuberg) rück an die Philosophie (Böhm) 1936 Kühnemann (Bres- Bauwesen lau) Frank (Marburg) Assyrologie 1937 Utitz/Schultz (Halle) Volkskunde Schultz (München) Germanistik/Volkskunde297 Jaspers (Heidelberg) Wehrwissenschaft Leser (Erlangen) Pädagogik (Wenke) Nohl (Göttingen) Politische Ökonomie Litt (Leipzig) Vorgeschichte 1941 Kabitz (Münster) - Metzger 1942 1942 Honecker (Freiburg) - Heiß (für Philo- Leisegang (Jena) Altnordische Kultur- u. Resophie u. Psychologie) ligiongesch.298 Ungeklärt ist die Verwendung der Lehrstühle von Dessoir, Geiger, Jacoby, H. Schwarz, Heyse (Königsberger Ordinariat), Behn und Dempf. An den Technischen Hochschulen gingen die Lehrstühle von Dingler, Baeumler, Kafka, Luchtenberg und Moog für das Fach verloren; die nach 1939 vakanten Lehrstühle von Bauch, A. Schneider und v. Rintelen blieben unbesetzt. Somit waren seit 1933 31 Ordinariate und planmäßige Extraordinariate zugunsten anderer Fächer aufgehoben oder in einigen Fällen vielleicht auch ganz gestrichen worden gemessen am Bestand von 67 Ordinariaten im April 1933 ein Rückgang um 45 Prozent. 299 Neue Ordinariate entstanden nur an den Reichsuniversitäten Straßburg (Böhm, Schelsky) und Posen (Stavenhagen). Einen gemessen an den reichsdeutschen Verhältnissen von 1933 nur statistischen Zugewinn von neun Ordinariaten brachte die Übernahme der Universitäten 297 Schorcht 1990, S. 99f. 298 Schumann 1958, S. 639; Bernhard Kummer, der 1936/37 einen Lehrauftrag in der Hoffnung übernahm, Leisegang zu beerben, mußte wegen beamtenrechtlicher Probleme bei dessen endgültiger Entlassung lange warten, bevor er 1942 das Ordinariat bekam. 299
Nicht in der Zahl von 67 Ordinariaten enthalten sind die Lehrstühle, deren Inhaber einen Lehrauftrag für Psychologie/Pädagogik und Philosophie hatten, die ihren Schwerpunkt in Forschung und Lehre aber in der Psychologie oder Pädagogik legten: Krueger, Volkelt, Wirth (Leipzig), Köhler (Berlin), Ziehen (Halle), Schultze (Königsberg), Kroh (Tübingen), Stern (Hamburg), Wertheimer (Frankfurt).
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Wien, Graz, Innsbruck und Prag, wo dann mit den Lehrstühlen von Dempf und Kraus zwei der neugewonnenen Stellen sogleich verloren gingen. Neben dieser beachtlichen institutionellen Schwächung des Faches ist eine innerdisziplinäre Diversifikation zu verzeichnen. Öffneten sich bis 1933 viele Ordinarien der Psychologie und Pädagogik, vereinzelt auch den Naturwissenschaften (Geiger), der Mathematik (Scholz) oder der Soziologie (Freyer), so verstärkte sich nach 1933 diese „Empirisierung" des Faches vor allem zugunsten der Sozialwissenschaften: Als „politische Pädagogen" wollten Baeumler und Krieck Philosophie zur Geschichtswissenschaft und Soziologie hin öffnen. Ipsens Lehrauftrag lautete in Königsberg und Wien auf „Philosophie und Volkslehre". Sein Schüler Schelsky wurde 1943 auf einen Lehrstuhl für politische Philosophie berufen, während der Krieck-Schüler Friedrich Wagner einen solchen für Staats- und Kulturphilosophie erhielt - beide, wie erwähnt - nicht mehr in der Philosophischen Fakultät angesiedelt. Franz Böhms Lehrauftrag entgrenzte die Philosophie ebenfalls in eine politikwissenschaftliche Richtung auf „europäische Weltanschauung". Der Wehrphilosoph Schering entschloß sich 1943, einen Lehrstuhl für Soziologie zu beantragen. Auch Freyer, seit 1925 ohnehin auf einem soziologischen Lehrstuhl, griff 1933 sozialwissenschaftlich/sozialhistorisch noch weiter aus, als er Lamprechts Institut für Universalund Kulturgeschichte vereinnahmte. Rothacker, Gehlen, Burkamp, Baumgarten, Heiß und offenbar auch, ohne erkennbare institutionelle Anbindung, Hartmann, Bollnow und Springmeyer, versuchten unter dem Dach der philosophischen Anthropologie sozial- und naturwissenschaftliche Theorien zu synthetisieren. Bollnow, v. Waltershausen, Heiß und Rothacker nahmen zudem den psychologisch-pädagogischen Teil ihres Lehrauftrags ernst. Für die institutionelle Stabilität des Faches bildet der Kriegsbeginn also unverkennbar eine Zäsur. Im Gegensatz dazu veränderten sich die berufungspolitischen Kräfteverhältnisse nicht, obwohl NSDD und Rosenbergs Amt organisatorisch effizienter arbeiteten und ihre Mitsprachemöglichkeiten regelmäßiger wahrnahmen als bis 1939. Baeumler verbuchte mit Steinbecks „Vermittlung" nach Graz nur einen unbestreitbaren Erfolg, während der NSDD maßgeblich Weinhandls Wechsel nach Frankfurt betreiben konnte. Bei Baumgarten, Metzke und vielleicht auch bei Ritter trafen sich HAW und NSDD mit den Wünschen der Fakultät. In allen anderen Verfahren ließen sich eigene Kandidaten (Faust, Hochstetter, Heyse, Klemmt, Schlechta) nicht durchsetzen. Meistens war man jedoch nicht einmal in der Lage, einen als weltanschaulich zuverlässig geltenden Kandidaten zu präsentieren und mußte sich auf die Begutachtung der Fakultätsvorschläge beschränken. Es ist aufschlußreich, die Kriegsberufungen einmal nach nationalsozialistischen Kriterien zu beurteilen. Dafür muß nochmals der „Philosophen-Report" des SD von 1941/42 herangezogen werden, der die Dozenten qualifizierte in „Konfessionell Gebundene", „Liberale" „Indifferente", „Politisch positive Professoren" und „Nationalsozialistische Philosophen". Aus dem kleinen Kreis der „Liberalen" (zwölf Dozenten: Bollnow, Günther, Heiß, Johannsen, Kowalewski, Krüger, Linke, Mally, Pichler, Sauer, Wirth, Spranger) kamen vier (Bollnow, Günther, Heiß, Krüger) seit 1939 auf ein Ordinariat. Von den 25 „Indifferenten" (Bauch, Becker, Böhm, Brecht, Bröcker, v. Bubnoff, Freymann, Gadamer, Hartmann, Heimsoeth, Herrigel, Hochstetter, Kainz, König, Lehmann, Noack, Schlechta, Schmidt-Japing, Ralfs, Stammler, Stavenhagen, Stieler, Thyssen, Wichmann, Zocher), unter denen neun Ordinarien waren, erhielten vier eine Erstberufung (Bröcker, König, Stavenhagen, Wichmann), Böhm rückte mit der Berufung nach Straßburg in ein Ordinariat, und Freymann bekam eine Diätenprofessur. Die
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gleich große Gruppe der „Politisch-positiven" Dozenten (Bäcker, Baumgarten, Bergmann, Cramer, Ebbinghaus, Folwart, Glockner, Grunsky, Haering, Heidegger, Heyse, Hildebrandt, Ipsen, Keussen, Lassen, Lutz, Mandel, Martin, Odebrecht, Ritter, Rothacker, Schilling, H. Schneider, v. Waltershausen, Wundt), darunter zwölf Ordinarien, stellte mit Baumgarten, Ritter und dem auf eine Pädagogikprofessur nach Göttingen berufenen v. Waltershausen das kleinste Kontingent der Erstberufenen. Dazu kam die gescheiterte Berufung von Glockner nach Graz sowie der Wechsel des wohl nur aufgrund einer krassen Fehleinschätzung dieser Gruppe zugeschlagenen Ebbinghaus von Rostock nach Marburg und der Ipsens nach Wien. Dabei veranschaulichte der Werdegang des „veramerikanisierten" Baumgarten und des wegen seiner Jüdischen Beziehungen" beargwöhnten Ritter, wie sich weltanschauliche Aktiva und Passiva selbst noch in dieser Gruppe die Waage hielten. Wie im Kapitel über die 1933 bereits „Etablierten" dargelegt, galt das für die positiv eingeschätzten Angehörigen der älteren Generation, die sich im Kaiserreich „politisiert" hatten, in noch stärkerem Maß. Die Kritik der Parteistellen über die mangelnde Lernfähigkeit der älteren Dozenten machte darum auch vor völkischen Vorkämpfern wie Ernst Bergmann, Max Wundt oder Hermann Schwarz nicht halt. Wo hier die Grenze zwischen Ambivalenz und Indifferenz zu ziehen war, das wäre aus nationalsozialistischer Sicht selbst dann mehr als einmal fraglich gewesen, wenn eine Parteiinstanz das ideologische Definitionsmonopol besessen hätte. Der statt dessen praktizierte innerparteiliche Pluralismus zeitigte dagegen die aus der Personalpolitik des REM bekannten Unsicherheiten und Widersprüche, wie sie in den vom SD gebrauchten Zuordnungen wiederkehrten. So geriet der von Kiieck protegierte Böhm unter die Indifferenten, zum einen weil Heidelberger SD-Stellen zu wissen glaubten, er sei vor 1933 demokratisch eingestellt gewesen, zum anderen weil der ,Anti-Cartesianismus' (1938) nach Ansicht des Amtes Rosenberg das rationale Denken zu Unrecht aus dem germanisch-deutschen Raum verbanne und somit eine Wissenschaftsfeindlichkeit fördere, die sich nach Baeumlers Überzeugung eine Industrienation kaum leisten durfte. Trotzdem wurde der Indifferente Böhm zweimal berufen, so daß er neben Krieck und den zwischen 1933 und 1945 je drei Mal berufenen Dozenten Gehlen, Ipsen und Weinhandl zu den „Spitzenkandidaten" dieser Zeit zählte. Unterm Strich, und hierbei zählen wir den 1942 beim SD noch gar nicht aktenkundigen (nicht einmal bei den „positiven Nachwuchskräften" - Ballauf, Behrens, Grünewald, Liebrucks, Schmoldt) berücksichtigten Helmut Groos (Jena) bestenfalls unter die Indifferenten, bleibt festzuhalten, daß vier vom SD autorisierte „NS-Philosophen" (Metzke, Schelsky, Schulze-Soelde, Steinbeck) erstmals, und zwei (Gehlen, Weinhandl) während des Krieges erneut berufen wurden. Ihnen stehen fünfzehn Liberale, Indifferente oder mit Einschränkungen politisch positive Dozenten gegenüber. Sieht man auf die ermittelbare Zahl von 56 Vorschlägen in den 24 Verfahren der Kriegszeit, weist die Bilanz die nationalsozialistische Personalpolitik im Fach Philosophie schlicht als gescheitert aus. Allein 26 Nennungen entfielen auf Joachim Ritter (6x vorgeschlagen), König (5), Günther (4), Bollnow, Heiß, Heimsoeth (je 3) und Bröcker (2), also - abgesehen von Ritter -, auf „Indifferente" und „Liberale". Zu erklären ist dieses Resultat damit, daß die „NS-Philosophen" vor 1939 ein Ordinariat erhielten und mit Ausnahme von Weinhandl, der zudem der Frankfurter Fakultät oktroyiert werden mußte, von den Fakultäten nicht mehr nachgefragt wurden. Der bis 1939 betriebene Abbau des Faches lichtete die Reihen des Nachwuchses, eine Entwicklung die natürlich nicht nur die politisch Unerwünschten aus der Dozentenlaufbahn drängte. Baum-
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gartens vergeblicher Versuch, Springmeyer in Halle loszueisen, wirft ein ebenso bezeichnendes Licht auf die Personalnot der Parteistellen wie die stereotype Wiederholung des Angebots Faust, Metzke, Schlechta, Hochstetter seitens des HAW und des NSDD. In diesem personalpolitischen Vakuum trafen dann die Fakultäten ihre Dispositionen. Daß dabei ein relativ kleiner Kandidatenkreis immer wieder zum Zuge kam, während rund 25 Dozenten (darunter jüngere Kräfte wie Lehmann, Ralfs, Cramer, Brecht, Folwart, Lassen, Martin) bestenfalls in die weitere Vorauswahl gelangten, ist auf eine Art Vermittlungsmonopol eines ebenso kleinen Gutachterkreises zurückzuführen, der sowohl das REM als auch die Fakultäten beriet. Zu den kontinuierlich vom REM beauftragten Gutachtern gehörten Hartmann, Heimsoeth, Rothacker, Gehlen, Baeumler, Faust, Weinhandl und Heyse. Da die stark nach nationalsozialistischen Kriterien urteilende Riege um Baeumler, die gelegentlich durch Grunsky und Krieck verstärkt wurde, ständig in Personalnöten war, mußte die HartmannHeimsoeth-Gruppe, zu der Ebbinghaus, Spranger und Gadamer stießen, zwangsläufig an Einfluß gewinnen. Diese Gruppe war aber auch maßgeblich an der oft vorentscheidenden Beratung der Fakultäten beteiligt, was am Verfahrensablauf in Rostock, Marburg und Frankfurt am deutlichsten zu Tage getreten ist. So lassen sich, eine vorerst grobe Zuordnung riskierend, die Favoriten der Fakultäten sämtlich in ein mehr oder weniger enges Schülerverhältnis zu den einflußreichsten Fachberatern bringen. Heiß, Bröcker, Bollnow, Krüger, v. Waltershausen und König durften sich auf Hartmann und/oder Heidegger beziehen, Günther auf Spranger, Ritter auf Heimsoeth und Rothacker. Auch unter den als „Abtrünnige" mit großer Reserve begutachteten, aber letztlich erfolgreichen Dozenten, hatten sich Springmeyer bei Hartmann, Metzke bei Heimsoeth habilitiert. Mit Schelsky gelangte ein GehlenSchüler auf den politisch exponierten Lehrstuhl an der Straßburger Reichsuniversität, und Gehlens Einfluß wird man zu Recht bei den Berufungen von Burkamp und Baumgarten unterstellen dürfen. Hartmann, Heimsoeth und Heidegger gestalteten schon seit Ende der 20er Jahre die Berufungspolitik von Becker und Grimme mit. Heideggers Fürsprache verhalf Heyse und Ebbinghaus zu ihren ersten Ordinariaten, Weinhandl wurde regelmäßig von Hartmann empfohlen. Man ersieht daraus eine den politischen Wechsel überdauernde und selbst das nunmehr „gegnerische" Lager prägende personalpolitische Vormachtstellung einer philosophischen Formation, die im Zeichen der Synthese-Idee des Liberalen Becker institutionell erstarkt war. Nach dem ernüchternden Rückblick auf fünf Jahre nationalsozialistischer Hochschulpolitik hätte der SD 1938 diese Entwicklung sicher genauso prognostiziert wie sie sich hier aktennah spiegelt. Denn 1938 stand es für den SD außer Frage, daß die „liberalistische Einstellung" in den „intellektuellen Kreisen von Wissenschaft und Hochschule" immer noch vorherrschte, was gerade unter Philosophen zu weltanschaulicher Enthaltsamkeit geführt habe.300 Berufungspolitisch scheint damit für die Philosophie Helmut Seiers Befund bestätigt, daß in der NS-Personalpolitik die „Merkmale der Kontinuität" überwogen und sich das „konservativ-liberale Expertentum" mitsamt seiner nachwachsenden Schülerschaft auf vielen wissenschaftsrelevanten Ebenen „Effekt und Einfluß einer faktischen Mehrheit zu sichern vermochte".301 Wie die Begründungen der Berufungsvorschläge zeigen, verlor die Betonung der politischen Aktualität des Faches im Krieg an legitimierender Zugkraft 300
Meldungen aus dem Reich, Bd. 4, S. 84f.; Jahreslagebericht des SD für 1938.
301
Seier 1988, S. 284.
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zugunsten einer „Wissenschaftlichkeit", wie sie durch „methodische Sauberkeit" und aus Quellenkenntnis erwachsender Vertrautheit mit der Tradition garantiert werden sollte und die sich vor allem in Münster, Rostock, Marburg, Frankfurt und Köln direkt gegen weltanschaulich motivierte Vorschläge richtete. Im Selbstverständnis des nicht-nationalsozialistischen Lagers war damit keine „Entideologisierung" des Faches verbunden. Die bei Ritter betonte Bemühung um eine spezifisch deutsche philosophiehistorische Tradition, das Interesse an einer von ihm in Aussicht gestellten antirelativistischen Theorie der Geisteswissenschaften oder an Königs „deutscher Metaphysik" - das hielt weltanschauliche Optionen offen, die nicht, wie Heidegger in seinem Votum gegen Grebe betonte, „zeitgemäß" sein mußten, um eine nachhaltige und darum politisch ungleich wirksamere Orientierungsfunktion zu erfüllen. Damit erhob Heidegger 1940 weiter den Anspruch, die eigentlich politische Philosophie im nationalsozialistischen Deutschland zu bieten. Mit Grebe waren alle anderen, die sich auf die „abgenutzten" angelsächsischen Fragestellungen einließen, also im wesentlichen die Königsberger Gruppierung, Ipsen, Gehlen, Burkamp, Schelsky und der seinen Schüler Bröcker dort Anfang 1940 aus dem Feld schlagende Baumgarten, als philosophisch und darum politisch bedeutungslos abgetan. Dieses Verdikt traf ein Konzept philosophischer Anthropologie, dem dank der guten Beziehungen Ipsens zu Harmjanz immerhin vom REM institutionell der Boden bereitet wurde, das aber an Fakultäten, die unter dem Einfluß Heideggers, Heimsoeths und Hartmanns (der den von ihm mit Rezensentenlob bedachten Gehlen nie für einen Lehrstuhl empfohlen hat) standen, keine Chance bekam. Es unterschied sich die philosophische „Traditionselite" also nicht nur von der nationalsozialistischen „Funktionselite", sondern sie war auch in sich weltanschaulich so tief gespalten, daß die vielzitierte geistige „Affinität" zur NS-Ideologie schon auf berufungspolitischer Ebene in „Affinitäten" sehr unterschiedlicher Fraktionen auseinanderfiel, die eigentlich nur in der Sicht ihres weltanschaulichen Gegners jene Geschlossenheit gewann, die eine eindeutige politische Klassifizierung als „reaktionär" oder noch schlimmer „liberalistisch" erlaubte.
2. Die Habilitationsverfahren zwischen 1939 und 1945 2.1. Berlin 1940-1944 2.1.1. Hans Grünewald Im März 1940 meldete sich Hans Grünewald mit einer Arbeit über ,Die Gemeinschaft der platonischen Politeia' in Berlin zur Habilitation an. Damit leitete er einen, wie es Baeumler rückschauend nannte, „Kampfvorgang erster Ordnung" ein. Grünewald wurde am 29. Januar 1902 als Sohn eines Gepäckträgers in Mainz geboren, wo er das Humanistische Gymnasium absolvierte und 1921 in das dortige Priesterseminar eintrat. 1923 wechselte er in die Benediktinerabtei Maria Laach. Nach dem Noviziat setzte er das in Mainz begonnene philos.theolog. Studium an den Klosterschulen Beuron und Maria Laach fort. Zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung schickte ihn der Orden 1929 nach Bonn, wo er bis zum Frühjahr 1935 als Student der Philosophie, Klass. Philologie und Religionsgeschichte immatrikuliert war, bevor er, ohne Abschluß, den Orden und die Kirche im Juli 1935 verließ. Grünewald
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mühte sich dann vergeblich, eine Lebensgrundlage zu finden. Erst mit Hilfe des GestapoJustitiars Werner Best gelang Ende 1937 die Übersiedlung nach Berlin, und schon wenige Monate später promovierte er mit einer von Baeumler betreuten Arbeit (,Die Regeln des hl. Benedikt in ihren Beziehungen zur antiken Philosophie'). Unverzüglich nahm er dann seine Habilitation in Angriff, die zunächst das Thema „Moralität des Führers und Legalität des Volkes in Piatons Politeia" behandelte. Dank Baeumlers Fürsprache gewährte das REM ein bis März 1942 immer wieder verlängertes Stipendium. Anfang 1940 bewarb sich Grünewald bei der SS, ohne daß für die folgenden Jahre eine - von Best geförderte - Anstellung im Reichssicherheitshauptamt nachweisbar wäre. Ab 1. Juli 1942 besoldete ihn das Amt Rosenberg als Mitarbeiter der Hohen Schule, Außenstelle Frankfurt („Institut zur Erforschung der Judenfrage"), bevor er im März 1943 seinen Wehrdienst bei der Waffen-SS ableistete.302 Die Fakultät ließ Baeumler von Anfang an spüren, daß sie, anders als in den Verfahren Schering und Steinbeck, diesmal das Heft in der Hand behalten und die Habilitation Grünewalds nur zu ihren Bedingungen vollziehen wollte. Baeumlers Antrag, die gesetzlich vorgeschriebene Frist zwischen Promotion und Habilitation ausnahmsweise zu verkürzen, lehnte Dekan Koch ab. Im Hinblick auf das Führerwort, daß niemand am Krieg verdienen solle, habe die Fakultät gleich nach Kriegsausbruch beschlossen, Habilitationen von Ungedienten nicht mehr zuzulassen. Da Koch den Antrag also nicht befürwortete, sah das REM ebenfalls keinen Grund, Grünewald zu privilegieren. Fünf Wochen nach Erhalt dieses negativen Bescheids meldete Grünwald sich zur Aufnahme in die SS und erreichte so die Gleichstellung mit Wehrdienstleistenden. Er hatte seinen „Erbgesundheitsbogen" für das Rasse- und Siedlungshauptamt noch nicht ausgefüllt, als Best persönlich im REM auf die anstehende SSAufhahme hinwies und den Weg zur Habilitation freimachen half.303 Es dauerte dann aber bis zum Frühjahr 1941, bis alle Kommissionsmitglieder ihr Gutachten abgefaßt hatten. Leider läßt sich der „Kampf um Grünewalds Arbeit nur anhand dieser Gutachten darstellen und gewichten, da das Manuskript der Habil.-Schrift nicht mehr bei den Akten ist.304 Daher werden die zentralen Thesen Grünewalds allein durch seine Kritiker vermittelt. Sein Hauptanliegen galt demnach der Deutung der „Politeia" als Werk der „politischen Ethik und Anthropologie" (Baeumler). Zu diesem Zweck versuchte er eine Neuinterpretation der platonischen Ideenlehre. Die Anamnesislehre vereinseitigend, unterstellte er, Ideen seien bloße Seelenanlagen, nicht etwas Ansichseiendes. Diesen Anlagen seien Ordnungsprinzipien inhärent, die inhaltlich mit den Kardinaltugenden identisch wären. Da es Grünewald primär auf die gemeinschaftsbezogenen Tugenden ankam, mußte er Ideenerkenntnis als Einsicht in das Verhältnis des einzelnen zum Ganzen und damit in die politische Ordnung der Gemeinschaft interpretieren.305 Spranger und Hartmann wiesen diese 302 303 304 305
UA-HUB, Phil. Fak., Nr. 887, Bl. 95-118 (Promotion Grünewald). Ebd., Nr. 1339; Habil.-Verfahren. BAZ, REM-HLK, SSO; Fragebogen RuSHA u. a.. 1940. PK: Nachweis Mitarbeit an der Hohen Schule v. 1.7. 1942-31.5. 1943. BAZ, SSO-Grünewald; Erbgesundheitsbogen, ausgefüllt an 19. 1. 1940; am 16. 1. richtete Best ein Schreiben ans REM (ebd., HLK). UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 1339; Grünewald an Dekan v. 3. 8. 1944: Bitte, das Habil.-Gesuch zurückziehen zu dürfen und ihm das Manuskript wieder auszuhändigen. Dem wurde entsprochen.
Baeumlers Urteil, hier werde eine „politische Anthropologie" geboten, schlug den Bogen zur Dissertation: Darin hatte Grünewald nachzuweisen versucht, daß das benediktinische Mönchtum philosophisch und nicht biblisch-religiös begründet wurde. Die conversio morum meine eine Umkehr durch
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Deutung schroff zurück. Es gebe keine Textstelle, so Spranger, die sich lesen lasse, als spreche Piaton nur vom ethisch-politischen, nicht aber vom idealen Sein der Ideen. Wären diese allein „Anlagen" der Seele, wäre Aristoteles' Plato-Kritik ganz überflüssig. An dieser Einmengung des aristotelisch-scholastischen Potenzbegriffs in die platonische Philosophie nahm auch Hartmann stärksten Anstoß. Mehr noch als gegen die inhaltlichen Prämissen richtete sich die Kritik gegen das Methodische. Platon werde nur benutzt, um eigene Überlegungen zu entwickeln. Die neuartige Deutung stütze sich nirgends auf maßgebende Textstellen (Hartmann), der Kontext der platonischen Dialoge werde vernachlässigt, da gerade die Ideenlehre schon vorlag als der ,Staat' entstand (Spranger). Ludwig Deubner, der als Vertreter der Klassischen Philologie das von Johannes Stroux gestützte Hauptgutachten erstattete, belegte die Unhaltbarkeit von Grünewalds Interpretation am Beispiel ungenauer oder grob falscher Übersetzungen wichtiger Textstellen, was zugleich Baeumlers wissenschaftlicher Solidität kein günstiges Zeugnis ausstellte. Deubners Befund konnte der Althistoriker Wilhelm Weber in einer Gegenkritik nur für Passagen von marginaler Bedeutung entkräften. Am Ende stimmten die „Majestäten" Hartmann, Spranger, Deubner und Stroux gegen Baeumler, Weber und den Dozentenbundvertreter Schering.306 Man könnte in diesem Stadium Bilanz ziehen und erwägen, hier wäre wohl die politisch begünstigte ParvenuFraktion der Fakultät in Gestalt der Kleine-Leute-Kinder Baeumler und Weber sowie des akademisch anrüchigen „Wehrphilosophen" Schering auf die großbürgerliche Geheimratsfraktion gestoßen, die kriegsbedingt ihre fachliche Kompetenz endlich wieder gegen nationalsozialistische Zumutungen ausspielen konnte.307 Die weitere Entwicklung zeigte aber, daß über politische und soziale Gräben hinweg Gemeinsamkeiten in der Sache und das Selbstverständnis von der Autonomie der Wissenschaft für den Verfahrensausgang bestimmend waren. Dank der „Führerverfassung" hätte Dekan Grapow gegen die Mehrheit der Kommission die wissenschaftliche Aussprache „durchziehen" können. Immerhin war auf Baeumlers Anregung hin Anfang Juli 1941 der Termin schon festgesetzt. Unter diesen Um-
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Erziehung in der Gemeinschaft, deren Ziel sich am Persönlichkeitsideal des Weisen anlehne. Es gehe also nicht ums Seelenheil, sondern um die Reinigung auf rein ethischem Weg. Die Regel des hl. Benedict stehe daher in engster Abhängigkeit von philosophisch-heidnischen Traditionen der ethischpraktisch denkenden römischen Welt (Grünewald 1939, S. 129-144). Baeumler spitzte dieses Ergebnis in seinem Geleitwort zu und kündigte als Ziel für weitere geistesgeschichtliche Forschungen an, die völkisch-rassischen Wurzeln sich universal gebärdender Institutionen näher zu untersuchen; ebd., S. Vllf. Es war für Grünewalds ,Politeia'-Interpretation also nur folgerichtig, die rassischen Konditionen anlagebedingter Ordnungsbegriffe aufzuzeigen. UA-HUB, Phil. Fak. 1339; Gutachten von Baeumler v. 25. 7., Hartmann v. 5. 11., Spranger v. 8. 12. 1940, Deubner v. 1. l.,Strouxv. 16.2,Weberv. 1. 3, Schering v. 18.3. 1941.
Baeumler entstammte einer sudetendeutschen Handwerkerfamilie, Webers Vater verdiente sein Brot als Zimmermann - „sozialistisch und gewerkschaftlich organisiert", wie der Sohn seinen kommunistischen Befragern nach 1945 versicherte (UA-HUB, Kur. W 110, PA Weber). Gegen die Stimmen der „elitären" Philologen hatte Grimme Weber 1932 nach Berlin berufen, nachdem sein Vorgänger Bekker 1924 und 1927 am Widerstand von Wilamowitz-Moellendorff und Jaeger gescheitert war. Die NS-Machtübernahme deutete Weber seinem Herkommen entsprechend „sozialistisch", auch hierin Baeumler verwandt. - Unter ihren durchweg aus bürgerlichen Kreisen stammenden Opponenten war Spranger durch die Herkunft seiner Frau mit dem ostpreußischen Adel und Stroux durch seine Gattin mit den reichsten Schweizer Familien verwandt. Stroux, dem NS-Stellen „soziales Empfinden" absprachen, brachte es dann nach 1945 noch zum Volkskammermitglied und Nationalpreisträger der DDR.
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ständen begrüßte es Spranger, daß es das alte Mehrheitsprinzip, das bei einer Habilitation auch die Anerkennung der Leistung durch die unterlegene Minderheit einschloß, nicht mehr gab. Denn bei diesem Verfahren hätte er nicht einmal das zugestehen mögen. Hartmann bat Grapow unmittelbar vor dem anberaumten Termin, die Aussprache abzusetzen. Deubners Gutachten habe gezeigt, daß Grünewalds philologische Kenntnisse nicht ausreichten und der Habilitand selbst sei inzwischen davon überzeugt, eine unzureichende Arbeit abgeliefert zu haben. Grapow, mit der Autorität eines Trägers des Goldenen Parteiabzeichens ausgestattet, vereinbarte daraufhin im REM, Grünewald die Umarbeitung aufzugeben. Unter Baeumlers Anleitung geschah dies im Lauf der nächsten Monate. Daß eine neue Fassung nicht eingereicht wurde, fiel in Baeumlers Verantwortung. Denn der Kritiker der Humboldt-Tradition besann sich plötzlich auf das Bildungsideal von Einsamkeit und Freiheit, welches das akademische Selbstverständnis von Baeumlers Opponenten prägte. Dem ungeduldigen Grünewald schrieb er daher:308 „Die Universität ist nicht bloß Schule, d. h. Tradition, sondern zugleich Forschung, d. h. Produktion, und Produktion ist nur möglich unter der Voraussetzung völliger Freiheit. Daß in den Gebrauch dieser Freiheit das Menschliche und manchmal auch das Allzumenschliche hineinspielt, sollte einen Philosophen nicht wundernehmen. Jedoch ist durch diese Tatsache noch kein weiser Mann veranlaßt worden, das Prinzip der persönlichen Freiheit im Gebiete des geistigen Schaffens anzutasten. Dieses Prinzip gehört zu denjenigen, für die man wegen ihrer wohltätigen Folgen auch Opfer bringen muß."
Dem Prinzip trage auch der Umstand Rechnung, daß der Fakultät (freilich ein eingeschränktes, CT) Wahlrecht gelassen wurde, um zu entscheiden, ob die universitas docentium jemanden in ihre Mitte aufnehmen wolle. Obwohl Baeumler das Verfahren zu jener Art von Habilitation zählte, „um welche Methodenstreitigkeiten und Weltanschauungskämpfe ausgefochten" würden, bestand er darauf - die Enttäuschung mit Schering einflechtend -, für die Entscheidung nur wissenschaftliche Kriterien gelten zu lassen: „Die Universität Berlin, an der einmal Eduard Zeller gelehrt hat, ist eine Hochburg der traditionellen Plato-Auffassung. Die Deutung Platons ist für die philosophische Fakultät in Berlin nicht e i n e wissenschaftliche Streitfrage neben andern, sondern die zentrale wissenschaftliche Frage überhaupt. An dieser Frage sind nicht nur die Philosophen, sondern ebenso die klassischen Philologen interessiert. Der Verlauf Ihres Verfahrens hat bereits gezeigt, daß Ihnen nicht die Meinung einzelner Personen entgegensteht, sondern eine Richtung. Diese Richtung zur Überzeugung zu bringen, daß in Ihrem Versuch einer Neufassung Piatons etwas Bedeutungsvolles steckt, habe ich mir zur Aufgabe gesetzt. Sie haben unter meiner Beratung die Arbeit immer wieder umgeformt, wobei Sie auf meine Vorschläge willig eingegangen sind. Die Kampfsituation, die zu Anfang bestand, besteht jedoch unverändert fort. Neuerdings ist Prof. Schadewaldt in die Fakultät eingetreten. Gegen das Votum des angesehensten deutschen Gräzisten wird die Fakultät niemals eine Platon-Arbeit annehmen. Das ist die Situation, in dieser Lage überlege ich beinahe täglich, wie unser gemeinsames Unternehmen zum guten Ende ge-
308 BAK, NS15/206; Baeumler an Grünewald v. 4. 9. 1942. - Auszugsweise zitiert von Losemann 1978, S. 106, und in den Kontext der Auseinandersetzung zwischen einer W. Jaegers Drittem Humanismus verpflichteten und der vom Amt Rosenberg verfochtenen indogermanisch fundierten Altertumswissenschaft gestellt. Im Oktober 1942 wies der Marburger Gräzist Friedrich Müller auf einem „Nachwuchslager für Altertumswissenschaftler" in Seefeld/Tirol in Anwesenheit Grünewalds die parteiamtliche Position scharf zurück.
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führt werden kann. Und in diesen Augenblick glauben Sie mir unter Berufung auf Ihr Alter und Ihre entwürdigende Lage eine Beschleunigung des Verfahrens anraten zu müssen. Ich kann Ihnen nur antworten, daß Sie die Dinge nicht übersehen. Meine Haltung erscheint Ihnen unverständlich, weil Ihnen die beiden Hauptpunkte nicht klar sind: 1. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, daß Sie von Seiten der klassischen Philologen noch einmal abgelehnt werden. 2. Es gibt kein Mittel, die Fakultät zu zwingen. Ich lehne jeden Versuch in dieser Richtung ab."
Mit Baeumlers Belehrungen versehen, unterließ Grünewald weitere Anstrengungen, sich in Berlin zu habilitieren.309 Er scheiterte am Widerstand der Fakultät, gerade weil sein eigener Lehrer den weltanschaulichen Inhalt der Arbeit in einem Moment methodisch zur Disposition stellte, als er glaubte, die „völkisch-rassische" Deutung Platons gegen die um Schadewaldt verstärkte Front des „Dritten Humanismus" nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg durchfechten zu können. Das war zugleich Baeumlers erste verlorene Machtprobe in der Fakultät, nachdem er mit Schering, Steinbeck und Lehmann drei Nachwuchsphilosophen, die sich seinem Wissenschaftsverständnis unterordneten, gegen den mehr oder weniger starken Widerstand der Fachkollegen zur Dozentur verholfen hatte. Auch die zweite Niederlage sollte daraus resultieren, daß ein Kandidat Baeumlers dessen neues, rassenideologisches Paradigma auf einem Feld testete, auf dem andere die wissenschaftlichen Standards setzten. Wie im Fall Grünewalds die Altphilologen, so verhinderten im Fall von Baeumlers ehemaligem Assistenten Friedrich Kopp die Neuhistoriker einen vergleichbaren wissenschaftspolitischen Durchbruch. 2.1.2. Friedrich Kopp Das letzte Berliner Habilitationsverfahren, an dem Baeumler maßgeblich beteiligt war, betraf Friedrich Kopp, seinen langjährigen Mitarbeiter im Amt Rosenberg. Kopp wurde am 29. Juli 1908 in Treptow/Kr. Teltow als Sohn eines Bankbeamten geboren. 1928 legte er am Kaiser-Friedrich-Realgymnasium in Berlin-Neukölln die Reifeprüfung ab. Mit einigen Unterbrechungen studierte er in Berlin zunächst Theologie, dann Geschichte und Philosophie bei Härtung, R. Holtzmann und Baeumler. Mit der bei Härtung angefertigen Arbeit ,Die Reichsjuristen und die Entwicklung der Reichspolitik vom Westfälischen bis zum Hubertusburger Frieden' promovierte er 1936. Von 1937 bis 1939 gewährte ihm das REM aus 309 Grünewald kehrte 1944 noch einmal ins geistige Leben zurück, als Herausgeber der Reihe „Weltanschauliche Denker" im judengegnerischen Theodor Fritsch Verlag. Als erster und einziger Band erschien, „bearbeitet" (so auf dem Titelblatt) vom ehemals führenden NSDStB-Funktionär und damaligen Gauschulungsleiter Westfalen-Süd, Gerhard Krüger, Langbehns ,Rembrandt als Erzieher'. Die als ,Eine Anklage als Einleitung des Herausgebers', also nicht als Anklage des „Bearbeiters" ausgewiesene umfangreiche Einleitung weist recht schlüssig die katholisierende Verfälschung nach, die Langbehns Freund Momme Nissen in späteren Ausgaben des ,Rembrandt' vornahm. Langbehn wird, befreit von diesen Entstellungen, wieder zum protestantisch motivierten Vertreter des rassisch begründeten Antisemitismus, dem die Bedeutung von Blut und Boden sehr bewußt gewesen sei. Es ist nicht zu entscheiden, ob Grünewald oder Krüger sich hinter der Bezeichnung „Herausgeber" verbirgt. Wegen des anti-katholischen Schwerpunkts der Kritik, die auch Vertrautheit mit der katholischen Ideenwelt verrät, möchte man eher annehmen, daß es ein Text des Ex-Priesters Grünewald ist. Auch nach 1945 ließ ihn seine Herkunftswelt nicht los, was u. a. in einer im Luther-Verlag des Spandauer Johannisstiftes publizierten Broschüre über ,Römische und pneumatische Religiosität' (1956) nachzulesen ist.
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Mitteln der Nachwuchsförderung ein Stipendium, bis er am 1. Mai 1939 die Stelle des wissenschaftlichen Assistenten am Institut für politische Pädagogik bekam, die er ein Jahr später dann planmäßig verwaltete. Im Amt Rosenberg war er seit 1937 als Hilfslektor tätig. Im Herbst 1940 eingezogen, meldete sich Kopp freiwillig zu einem Feldregiment. In den Abwehrkämpfen an der Ostfront im Winter 1942 verwundet, kehrte er dienstuntauglich nach Berlin zurück und widmete sich der Fertigstellung der bereits während eines Urlaubs im Frühjahr 1941 angemeldeten Habilitation. Wie die meisten Baeumler-Schüler war Kopp schon sehr früh politisch aktiv, anfangs in der Bündischen Jugend, ab 1929 in der HJ und schließlich ab 1. Mai 1930 in der NSDAP. Als Schriftleiter der mecklenburgischen Gauzeitung sympathisierte er mit Otto Strasser. Auf dessen Anregung nahm er im Winter 1930 mit einer kommunistischen Studentengruppe in Berlin Fühlung, „um die Auswirkung der von der KPD ausgegebenen Parole ,nationale und soziale Befreiung' festzustellen". Nach einigen Wochen angeblich die Unmöglichkeit einsehend, den Nationalsozialismus im kommunistischen Lager „vorantreiben" zu können, brach er das Unternehmen ab, trennte sich jedoch erst Mitte 1931 von Strasser. Das führte zu seinem Parteiausschluß, den auch ein 1937 von Kopp eingereichtes Gnadengesuch nicht zu revidieren vermochte. Trotzdem engagierte sich Kopp weiter in Parteigliederungen, vor allem in der Fachschafts- und Schulungsarbeit des NSDStB bis 1938. 3l0Seit 1935 gehörte Kopp zum engeren Mitarbeiterkreis des Instituts für politische Pädagogik. Im „Völkischen Beobachter", in Leys „Schulungsbrief' und in Baeumlers Zeitschrift „Weltanschauung und Schule" publizierte er bis 1940 zahlreiche Aufsätze und Rezensionen, die sich mit erziehungsgeschichtlichen und schulpolitischen, hauptsächlich aber mit historischen Themen oder aktuellen politischen Fragen befaßten (s. u. B III.). Als Kopp sich 1941 anmeldete, beantragte er die venia für Neuere Geschichte, obwohl er mit seiner Habil.-Schrift schon den Boden der politischen Ideengeschichte, die nach Baeumlers Urteil „stark auf das Philosophische Bezug" nahm, betreten hatte: Den Gutachtern lag ein 700 Seiten-Manuskript mit dem Titel ,Die Geschichts- und Nationvorstellungen Treitschkes und Moeller van den Brucks: Zwei Stufen des deutschen Bildungsnationalismus' vor.3" Von Anfang an schwankte die Kommission bei der Zuordnung des Themas. So war zwar die Meldung für „Neuere Geschichte" erfolgt, obwohl die venia nur für „Mittlere und Neuere Geschichte" erteilt werden durfte. Auch übernahm mit Baeumler ein Philosoph das Patronat, während in der Kommission nur noch Spranger neben den Historikern Härtung, Meyer (nach dessen Tod: Schüssler), Rörig, Baethgen, Weber und dem Germanisten Franz Koch saß. Gegen das Urteil der Mehrheit konnte Baeumler allein auf die schon bei Grünewald nicht sehr effektive Unterstützung von Schering und Weber hoffen. Und auch in diesem Verfahren die Fakultät nicht zwingen, so daß wiederum der Rahmen sachimmanenter, vorwiegend methodenkritischer Argumentation nicht überschritten wurde. Kopps Arbeit intendierte eine „philosophische Rekonstruktion" der Leistung Moellers und ihre Positionsbestimmung in der deutschen Geistesgeschichte. Rückschauend wurden Verbindungen zu 310 311
UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 1349; Habilitationsakte Kopp. BAZ, OPG (dort eine Pressemitteilung der mecklenburgischen Gauzeitung über den Parteiausschluß bereits am 15. 7. 1930). Das Manuskript befindet sich nicht mehr in der Habil.-Akte. - Mit politischer Ideengeschichte, speziell mit Geschichte konservativer Bewegungen, war Kopp im IPP spätestens seit 1939 beschäftigt. So beantragte er an 1. 8. 1939 die Genehmigung zu einem Vortrag in Stockholm zum Thema: „Neuerer deutscher Konservatismus und seine Überwindung durch den Nationalsozialismus"; UA-HUB, Kur. Nr. 905, Bd. 2.
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Leibniz, Herder, Hegel und besonders zu G. Th. Fechner untersucht, während er den unmittelbaren zeitgenössischen Kontext - mit Ausnahme der Beziehungen Moellers zu Däubler und Mombert - nach Ansicht aller Gutachter vernachlässigte. Schwerwiegender gegen ihn fiel jedoch sein Vergleich Moeller - Treitschke ins Gewicht. Hier warf Kopp beiden vor, daß ihnen die Nation ein Bildungsbegriff geblieben sei. Beide würden daher einen Nationalismus vertreten, dem die Naturgrundlagen des Volkstums, die Rasse, fremd gewesen sei und der allein auf Integration durch geistige, von einer kleinen, elitären Schicht der Bildungsbürger repräsentierten und vermittelten Werte setze. Für Kopp war Treitschke damit nicht länger als Vorläufer völkischer Bewegungen und schon gar nicht als Ideenlieferant des Nationalsozialismus rezipierbar. Diese These forderte zum einen die inhaltliche Kritik der Historiker heraus. Arnold Oskar Meyer führte breit aus, daß Treitschke keineswegs die „völkische Eigenart" mißachtet und auch in der sozialen Frage nicht die von Kopp behauptete Gleichgültigkeit dem Schicksal der unteren Volksschichten gegenüber an den Tag gelegt habe.312 Rörig wies den „heute" besonders schwerwiegenden Vorwurf zurück, Treitschke „habe in der Judenfrage am stärksten, seine ,Unfähigkeit, rassisch volkhaft zu denken' erwiesen": „Treitschke hat bekanntlich Börne und Heine scharf abgelehnt, hat die Gefahr der Ostjuden voll erkannt, hat sich vollkommen deutlich gegen die Gefahr einer ,deutsch-jüdischen Mischkultur' ausgesprochen", habe die Taufe als irrelevantes Kriterium für die Frage abgelehnt, ob jemand dem Judentum zugehöre oder nicht. „Daß hier bereits ein sehr erheblicher Ansatz zu einem ,rassisch-volkhaften Denken' in der Judenfrage vorliegt, wird man billigerweise nicht in Abrede stellen dürfen." Wie bei Grünewald hätten diese inhaltlichen Differenzen entschärft werden können, wenn sie nicht unlösbar mit schweren methodischen Fehlern verbunden gewesen wären. Rörig stellte zwei Anforderungen an eine „wirkliche historische" Arbeit: die Würdigung der Voraussetzungen und Möglichkeiten der behandelten Gestalten in ihrer Zeit und die Auswertung aller zur Verfugung stehenden Quellen, um diese Würdigung überhaupt leisten zu können. Die extrem selektive, sich nur auf Treitschkes ,Politik'-Vorlesungen stützende Zitation zur Volkstumsfrage zeige dagegen beispielhaft, wie wenig Kopp diesen Anforderungen gewachsen sei.313 Die Vorgehensweise Kopps kennzeichnete Spranger in einem Vergleich: „Was an Treitschke getadelt wird, scheint mir unhistorisch gedacht. Es ist nicht fruchtbarer, als etwa die Feststellung, daß Kant nicht das Herdersche historische Bewußtsein gehabt hat oder daß die Königin Luise nichts zur Förderung des Frauenstudiums getan hat."314 Härtung ging noch weiter und brachte einen für Baeumler einst ganz inakzeptablen Maßstab ins Spiel:315
312
UA-HUB, Phil. Fak. 1349; Gutachten A. 0. Meyer v. 28. 1. 1944. Da Treitschke mit der Geschichtswissenschaft selbst identifiziert wurde, wertete Meyer die Vorwürfe: „mangelnder Sinn für Volkstum" und fehlendes Empfinden für soziale Gerechtigkeit unter aktuellen politischen Vorzeichen als Diskriminierung der gesamten Historikerschaft und appellierte an die Standesehre: „Aber wir Historiker dürfen nicht zulassen, daß in einer Schrift, über die wir amtlich zu berichten hatten, das Bild unseres großen Vorgängers auf dem Lehrstuhl in solcher Verzerrung dargestellt wird. Sonst wären wir, und mit uns unsere Fakultät, peinlich bloßgestellt als Männer, denen Ehre und Ansehen eines Großen, der einst der Unsre war, gleichgültig sind." 313 Ebd., Gutachten Rörig v. 12. 7. 1944. 314 Ebd., Gutachten Spranger v. 17. 3. 1944. 315
Ebd., Gutachten Härtung v. 29. 9. 1943.
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Die Berufungspolitik während des Krieges 1939-1945 „Ich glaube [...], daß das Bild der Treitschkeschen Anschauungen deutlicher und reicher geworden wäre, wenn der Verf. im Geiste Rankescher Objektivität sich bemüht hätte, zu zeigen, ,wie es eigentlich gewesen', d. h. aus welchen Quellen sich Treitschkes Anschauungen genährt haben, inwiefern sie mit seiner Zeit übereinstimmten, inwiefern er allmählich über die liberale Phase hinauswuchs. Stattdessen geht der Verf. anscheinend von der Voraussetzung aus, daß Treitschke, dessen kämpferische Natur unserer Zeit so nahe verwandt erscheint, eigentlich auch in seiner geistigen Haltung auf dem Boden heutiger Anschauungen stehen müßte; die Enttäuschung darüber, daß das nicht der Fall ist, kommt immer wieder zum Ausdruck."
Diese auf die von Baeumler verfemte „Objektivität" fixierten methodischen Maßstäbe schlössen Kopps aktualisierenden, weltanschaulich wertenden Ansatz aus dem Bereich seriöser geistesgeschichtlicher Forschung aus. Baeumler, der im Habil.-Verfahren Wein gegen den relativistischen Historismus den Rassebegriff doch als „Ausgangspunkt für das Verständnis der geschichtlichen Welt" empfehlen wird 316 , schränkte jetzt gegen Kopp ein: „Nun kann man die Entdeckung des Naturhaften, Bleibenden in der Nation, die im Rassenbegriff gegeben ist, nicht zum Ausgangspunkt einer unmittelbaren Kritik an Erscheinungen der Vergangenheit machen. Kopp ist der Neigung hierzu einige Male erlegen."317 Die Kritik der Historiker ahnend, empfahl Baeumler daher, das Treitschke-Kapitel separat zu veröffentlichen. Was aber nichts daran änderte, daß die Fakultätsmehrheit nicht bereit war, Kopp als Historiker zu habilitieren, denn, so Schüssler:318 „Dr. K. ist eben kein Historiker. Er hat keinen Sinn, keine Begabung (= Gabe), keine Fähigkeit und wohl auch keine genügende Kenntnis dafür. Denn er kann sich offenbar in vergangene Menschen u. Zeiten nicht hineinversetzen. Was ist er aber? Er ist ein geborener politischer Pädagoge, dafür muß er sich habilitieren, da wird er Großes leisten."
Da auch Koch nur die politisch-pädagogische Ausrichtung erkennen wollte und Weber vorschlug, die venia für „politische Geistesgeschichte" zu verleihen, setzte sich Dozentenführer Schering dafür ein, die Habilitation auf „Politische Pädagogik" umzustellen. 319 Auf der entscheidenden Kommissionssitzung stand Baeumler der Front der Historiker gegenüber, unter denen sich die Mediävisten Rörig und Baethgen besonders scharf gegen eine Habilitation Kopps in ihrem Fach aussprachen. Die Vermittlungsvorschläge Webers und Schüsslers („Politische Ideengeschichte") wurden nicht aufgegriffen. Überraschenderweise weigerte sich Baeumler, auf „Politische Pädagogik" auszuweichen. Aus der Protokollnotiz über seine Stellungnahme läßt sich schließen, daß er dieses Fach als zu eng mit der Philosophie verbunden begriff (!), um dem zustimmen zu können.320 Denn gerade über den philosophischen Gehalt der Arbeit hatte Baeumler geurteilt, daß sie ihrer Anlage nach sehr stark auf das Philosophische Bezug nehme, ohne die Schicht des Philosophischen zu berühren. So habe 316
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UA-HUB, Kur. W 93, PA Wein; Gutachten Baeumler v. 11. 6. 1942; dazu im Anschluß das Kapitel 2.1.3. UA-HUB, Phil. Fak. 1349; Gutachten Baeumler, undat. (ca. Mitte 1943). Ebd.; Stellungnahme Schüssler v. 22. 5. 1944. Knapp und präzise hatte Schüssler hier dem Habilitanden den späteren Weg als politischer Pädagoge vorgezeichnet: Kopp fand sein Auskommen nach 1945 in der Bonner Bundeszentrale für politische Bildung. Zu seinen letzten Wortmeldungen zählt ein Beitrag über den „Nationsbegriff in West- und Mitteldeutschland" zu einer Vortragreihe der RankeGesellschaft über „Geschichte und Geschichtsbewußtsein" (Kopp 1981). Ebd.; Stellungnahme Schering v. 9. 5. 1944 und Gutachten Koch v. 25. 4. 1944.
320
Ebd.; Sitzungsprotokoll der Kommission v. 25. 7. 1944.
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Kopp zwar erstmals den durch Fechner vermittelten „kosmischen Idealismus" Moeller van den Brucks erschlossen, ohne jedoch die Tragweite dieser naturalistischen Fixierung für die politische Philosophie Moellers erkannt zu haben. Mit Baeumlers Zustimmung beschloß die Kommission daher, Kopp das Manuskript zur Umarbeitung zurückzugeben, wobei man sich immer noch nicht einig war, für welche Disziplin er sich qualifizieren sollte. Von drei Habilitanden Baeumlers (Grünewald, Liebrucks, Kopp) waren damit schon zwei im ersten, und das hieß unter den gegebenen Kriegsbedingungen auch letzten Versuch an den unverändert fortgeltenden Qualitätsstandards gescheitert. Baeumlers Programm einer rassenideologisch fundierten Geistesgeschichte hatte sich zumindest auf dieser Ebene akademisch nicht durchsetzen lassen, denn auch Liebrucks' Plato-Interpretation wies - im Gegensatz zu den Entwürfen von 1938 - in der 1943 von der Fakultät akzeptierten Fassung keine Elemente einer, von Liebrucks ohnehin nur aus Karriererücksicht schärfer konturierten politischen Anthropologie auf (dazu unten: 2.1.5.). Ein Vergleich der Dissertationsthemen und des biographisch-politischen Werdegangs der Schüler von Baeumler, Spranger und Hartmann muß zeigen (s. u. Kap. B III.), inwieweit die hier erkennbar gewordene, auch von Baeumler vielleicht nur bei Schering und Steinbeck abgeblockte Praxis, politisch opportune Ergebnisse der Methodenkritik auszusetzen, den akademischen Erfolg einer sich nationalsozialistisch verstehenden Philosophie an der Wirkungsstätte ihres bekanntesten Protagonisten behindert oder begrenzt hat. 2.1.3. Hermann Wein Der dickleibige Band Systematische Philosophie', den Nicolai Hartmann 1942 herausgab, trug offiziös-repräsentative Züge. Mit Rothacker, Gehlen, Bollnow, Heimsoeth und Hartmann selbst war die erste Reihe der deutschen Universitätsphilosophie angetreten, um eine „Auswahl charakteristisch heutiger Forschungen" (Vorwort) vorzustellen. Eingerahmt wurde das Ganze von der Philosophischen Arbeitsgemeinschaft des „Kriegseinsatzes der deutschen Geisteswissenschaften", in deren von Weinhandl edierten Schriftenreihe dieser Band herauskam. Da fällt es auf, wenn an so prominenter Stelle die Arbeit eines nicht einmal habilitierten Hartmann-Schülers erschien, der eine Abhandlung über ,Das Problem des Relativismus' beisteuern durfte. Der Verfasser, Hermann Wein, wollte sich damit 1942 an der Berliner Fakultät habilitieren. Wein wurde am 20. Mai 1912 als Sohn eines Juristen in München geboren und besuchte dort das Humanistische Maximiliansgymnasium, das er 1931 verließ, um in Berlin, Wien, Heidelberg und Freiburg u. a. bei Heidegger, Hartmann, Baeumler, Emge, v. Gottl-Otlilienfeld und Verdroß Philosophie, Rechtswissenschaften und Nationalökonomie zu studieren. 1936 bestand er in Berlin das Doktorexamen mit einer von Hartmann und Springmeyer betreuten Dissertation Untersuchungen über das Problembewußtsein'. Als Nachfolger Springmeyers übernahm er 1938 die Verwaltung der Oberassistentenstelle am Philosophischen Seminar, die ihm das REM jedoch erst nach der Habilitation endgültig übertragen wollte. In die NSDAP war er zum 1. 5. 1937 aufgenommen worden. 1935 trat er ins NSKK ein und bekleidete dort das Amt eines „Sturmsippenwarts". Seit 1939 arbeitete er als Lektor im Hauptamt Schrifttumspflege des Amtes Rosenberg. 321 Für jeden der Gutachter, die ein Votum über Weins Relativismus-Studie abgaben, bildete das Thema 321
UA-HUB, Kur. W 93, PA Wein. Vgl. a. die Erinnerungen Corti 1975 an die gemeinsame Studienzeit in Berlin 1933/34.
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den Untergrund eigenen Philosophierens: Baeumler kam seit seiner Habilitationsschrift über das Irrationalitätsproblem im 18. Jahrhundert vom Problem der „relativen Wahrheit" nicht los, für Spranger ergab sich aus der Omnipräsenz des Historismus in allen Geisteswissenschaften ein „weltanschauliches Hauptproblem", und Hartmann, der Weins Studie anregte, sah sich 1936 veranlaßt, der Preußischen Akademie der Wissenschaften die Ausschreibung folgender Preisaufgabe vorzuschlagen: „Die inneren Gründe des philosophischen Relativismus und die Möglichkeit seiner Überwindung". In den Erläuterungen führte er dazu aus:322 „Unter philosophischem Relativismus' soll hier jede Richtung verstanden werden, die den Begriff der Wahrheit relativiert. Da der philosophische Relativismus auf eine Reihe von Wissenschaften - und an meisten auf die Philosophie selbst - zersetzend einwirkt, so ist zu untersuchen, ob es Wege zu seiner Überwindung gibt, und welche Möglichkeiten sich hier eröffnen. Die Entscheidung darüber hängt davon ab, wo die ,inneren Gründe' des philosophischen Relativismus liegen." Unter „inneren Gründen" sollten nicht die relativistischen Richtungen (Pragmatismus, Historismus, „geistige Begegnungen breiterer Art") verstanden, sondern das, „was hinter allen besonderen Erscheinungsformen des Relativismus" stehe, begriffen werden.
Von den acht eingereichten Bearbeitungen der Aufgabe hielten Hartmann und Spranger allein die Schrift des Dingler-Schülers Eduard May für preiswürdig. Sie befaßte sich mit der Widerlegung der erkenntnistheoretischen Grundlagen des naturwissenschaftlichen Relativismus, bot aber nach Ansicht der Gutachter nur eine recht fragwürdige „Wiederauferstehung des Rationalismus" an.323 Der letztlich unbefriedigende Ausgang des Preisausschreibens dürfte für Hartmann der Auslöser gewesen sein, seinen Assistenten Wein auf diesen Problembereich „anzusetzen". Mit dem ihm eigenen Gespür für die Schwachstellen der Gegner kritisierte Baeumler Weins Ausgangsposition und die sich daraus ergebenden Inkonsequenzen, die schließlich sogar in weltanschaulich Konträres mündeten. Die erkenntnistheoretische Seite des Relativitätsproblems bilde für Wein gar kein Problem, da er den Standpunkt Hartmanns ohne jede Einschränkung übernehme:324 „Er geht in seiner Begrenzung des Relativismus davon aus, daß es ein Reich des Ansichseienden gibt, und daß die Leugnung einer für sich bestehenden transzendenten Realität den Relativismus überhaupt erst hervorbringt. Die Abstreichung des Beziehungspoles: Reich des Ansichseienden, das dem menschlichen Bewußtsein gegenübersteht, ist nach ihm typisch für allen Relativismus. Es kommt ihm darauf an, daß der Standpunkt einer objektgebundenen Wahrheit keineswegs eine Leugnung der tatsächlichen Subjektsbezogenheiten einschließt, daß dieser 322
323
324
Aufgabe mit Erläuterungen veröffentlicht in: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger Nr. 174, 29. 7. 1936, S. 1. Einsendeschluß war am 31. 12. 1938. - Materialien (Schriftwechsel, Gutachten, Manuskripte eingereichter Arbeiten) in: AdAW, II—IX, 28 u. 29. AdAW, II—IX, 29; unter den Bearbeitern befanden sich neben May noch Else Wentscher, Johannes Thyssen (beide Bonn) und Werner Gent (Göttingen). Die von Gent und Wentscher angebotenen „Überwindungen" des Relativismus liefen auf einen „Sprung" in den Glauben hinaus, an „absolut Geltendes" oder an den „Sinn des Lebens". Thyssen kritisierte den erkenntnistheoretischen Subjektivismus als Basis des Relativismus und stellte ihm seinen „kritischen Realismus" entgegen, dessen Wurzeln man im Werk von Thyssens Bonner Lehrer Störring finden kann, der sich aber auch, ohne explizite Bezugnahme, mit Hartmanns ,Metaphysik der Erkenntnis' berührte. Über Thyssens früheste Auseinandersetzung mit dem Relativismusproblem s. o. A I. 3.3.3.
UA-HUB, Kur. W 93, PA Wein; Gutachten Baeumler zur Habil.-Schrift Wein v. 11. 6. 1942.
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Standpunkt also nicht ein reaktionärer Objektivismus' sei, der noch nichts gehört habe von den relativistischen Argumenten." Auf dem „Standpunkt einer objektgebundenen Wahrheit" zog Wein dann die weltanschaulichen Konsequenzen, die Baeumler wiederum präzise erfaßte: 325 „Wein glaubt mit dem Relativismus dadurch fertig werden zu können, daß er dem Menschen die Aufgabe stellt, sich der Welt mit ihren Relativitäten anzupassen und sie innerhalb der Schranken, die ihm gesetzt sind, zu beherrschen. Das scheint ihm nur möglich zu sein durch den Verzicht auf jedes Stehenbleiben bei den Einseitigkeiten und durch das Absehen von allen Radikalisierungsversuchen. Die Kompliziertheit des Seins kann dem Menschen zum Segen oder zum Fluch werden. Durch ein heroisches Sowohl-als-auch, durch eine neue Kraft zur Synthese, eine bisher nicht dagewesene Weite des Blicks soll der Mensch eine WeltAnpassung gewinnen, die ihn über den alten, festgefahrenen Gegensatz von Relativismus und Absolutismus hinaushebt. Er glaubt, eine sachzugewandte .große Philosophie' vor sich zu sehen, welche die Welt des Menschen und das Menschliche in der seienden Welt zugleich umfaßt."
Der Mensch, so Wein, habe eine „geistige ,Groß-Raum'-Haltung" auszubilden und sein Bewußtsein „zur Höhe der wahrhaft ontologischen Komplexion des Sowohl-Als-auch" zu erweitern.326 Obwohl Wein sehr viel von „Aktionalität" des Erkennens sprach, von der „Arbeit" des Erkennens, von konkreten, historisch bedingten Handlungszusammenhängen, Prozessen der „Bewußtseins-Erweiterung", fehlte in seinen Reflexionen jede Bezugnahme auf die philosophische Anthropologie (was Hartmann als Mangel monierte). Ebensowenig bestand eine Beziehung zur Geschichte. Mit Baeumler („eine forschungsmäßig nicht in der geschichtlichen Welt beheimatete Intelligenz") war sich Spranger darin einig, daß es Wein einfach an der „lebendigen Berührung mit dem sog. Historismus zu sehr fehlt, als daß er ihn überwinden könnte".327 Darum blieb die Erweiterung des Bewußtseins für Wein eine Aufgabe des Menschen „an sich". „An sich" war ihm der Mensch aber „Geist", „Vernunft", „Denken", so daß er hier nichts anderes als eine neuformulierte Geist-Metaphysik gegen die Spielarten des Relativismus in Stellung brachte. Auch sprachlich rückte Wein damit in bedenkliche Nähe zur Ideologie des Liberalismus und Humanitarismus wenn es hieß: „Nur so wird Menschlichkeit überhaupt erhalten: sie ist das heile Ausgebildetsein und Ausbildbarsein, das Wohlgeratensein zu allen Möglichkeiten, das Verfügen über den Reichtum der Freiheit". Die Möglichkeit zur inhaltlich nicht festgelegten „Erweiterung" des Bewußtseins mache die „Würde des Menschseins" aus und verbürge den geistigen Fortschritt der Menschheit.328 Diese Form der Überwindung des Relativismus verband Wein mit der Sphäre des Politischen. Konkret : mit der politischen Situation in Deutschland nach 1918. In der Weimarer
325 Ebd. 326 Wein 1942, S. 498,533. 327 UA-HUB, Kur. W 93, PA Wein; Gutachten Spranger v. 24. 6. 1942. 328
Dies kam deutlich bei Wein 1942, S. 535f. zum Ausdruck. Baeumler wies auch im scheinbar Nebensächlichen auf Weins Nähe zur westlichen Ideologie hin: „Schlechthin verwerflich ist, das durch keine sachliche Not begründete Einmischen französischer Wörter wie: raire, elan [...] (Simmelschen Andenkens). - Die Schrift muß stellenweise geradezu snobistisch genannt werden." (Gutachten v. 11. 6. 1942).
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Republik sei Deutschland der zersetzenden Herschaft des Liberalismus unterworfen worden, und erst kurz vor der völligen Auflösung habe der Nationalsozialismus die drohende Katastrophe verhindert:329 „Relativismus bedroht nicht etwa den Bereich der Theorie [...] Er prägt seine FolgeSymptome dem politischen, sozialen, wirtschaftlichen Leben auf, - allem. Fünfzehn Jahre jüngst vergangener deutscher Geschichte sind der größte Anschauungsunterricht darin. Die interessanten Verquickungen von relativistischem Denken mit dem, was heute unter den Stichworten politischer Liberalismus', ,Intellektualismus', .Entwurzelung', ,Entartung', ,Neutralisierung' (Carl Schmitt), Neutralität' (Steding) usw., begriffen wird, verlangten eine eigene Bearbeitung. Aber es würde noch weitere Seiten am Relativismus zeigen, weitere Fingerzeige zum Darüber-hinaus. Vom Niederbruch des Vertrauens einer großen Kulturnation zu sich selber nach dem verlorenen Krieg gingen unheimliche Manifestationen der Entmutigung im geschichtlichen Maßstabe aus. Dies steht in strenger Parallelität zur Genese der RelativismusEntmutigung auf theoretischem Gebiet. Die eben erwähnten und andere dabei nicht genannte Erscheinungen im Volksleben gehören zum Irisieren dieses gewaltigen dissoziativen Prozesses. Bis über das mutlose Auseinanderfallen zuerst auf politischem Gebiet die Gewalt eines neuen Bindungsmittels Herr würde."
Als geistiges Phänomen sei der Relativismus im Laufe des 19. Jahrhunderts ins Alltägliche durchgesickert und habe sich zu einem menschlichen und politischen „Zustand" verfestigt.330 Wein mußte konstatieren, daß der Bann mit der Machtübernahme der NSDAP gebrochen worden sei. Der philosophische Anti-Relativismus könne nur „nachkommen". 331 Bei der Orientierung an diesen weltanschaulichen Vorgaben war es um so erstaunlicher, daß Wein den Kern der NS-Ideologie völlig ignorierte, um appellativ den undogmatischen Charakter des Nationalsozialismus, seine „verheißungsvolle und überlegene Offenheit", für vereinbar zu erklären mit seinem eigenen weltanschaulichen Imperativ, der forderte, das Bewußtsein für die Komplexität des Seins zu steigern.332 Die für den Nationalsozialismus maßgebenden „Seinsbestimmtheiten", Rasse und Volk, suchte Baeumler bei Wein vergeblich:333
329
331 332
Wein 1942, S. 557f. - Vgl. ebd., S. 439-441, 539-541; es fehlte hier auch nicht der Hinweis auf den „Zusammenhang zwischen jüdischem Geist und relativistischem Denken" (S. 439, Anm. 7). Das hinderte ihn allerdings nicht, zustimmend aus Raoul Richters Geschichte des Skeptizismus zu zitieren (1942: S. 492), ohne das Zitat als solches zu kennzeichnen (dies holte er erst 1950, S. 73, nach). In der als solche nicht ausgewiesenen 2. Auflage der Schrift (Wein 1950) wurden die politischen Bezüge restlos getilgt. Selbst aus dem „Amerikanismus der Geschäftigkeit" wurde die „Technokratie der Geschäftigkeit" (1942: S. 536; 1950: S. 122). So beschritt Wein selbst den Weg der zuvor geschmähten Neutralisierung, wobei man jedoch konzedieren sollte, daß der abstrakte Lösungsansatz Weins es ihm nach 1945 sicher erleichterte, spezielle durch allgemeine Kulturkritik zu ersetzen. Das mußte freilich nicht dazu führen, in die Bibliographie der Festschrift (.Konkrete Reflexion' 1975, S. 228) nur die Version von 1950 aufzunehmen. Wein 1942, S. 440; in der Behandlung des Relativismus als einer „mehr als philosophisch[n], eine[r] allgemeinmens(chliche[n] Angelegenheit", grenzte er sich von der eingeschränkten Behandlung des philosophischen Relativismus ab, die Thyssen mit seiner Bearbeitung der Preisaufgabe geboten hatte (ebd., S. 557, Anm. 46). Ebd., S. 558. Ebd., S. 541, Anm. 36.
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UA-HUB, Kur. W 93, PA Wein; Gutachten Baeumler v. 11. 6. 1942.
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„Die Arbeit [...] zeichnet sich dadurch aus, daß sie das Unmögliche möglich zu machen versucht. Sie behandelt das Relativismus-Problem mit ausdrücklicher Bezugnahme auf das gegenwärtige Deutschland, ohne auf die rassische Weltanschauung Bezug zu nehmen. - Die Rückführung aller Leistungen, auch der geistigen, auf einen realen menschlichen Bezugspunkt (Rasse und Volk) wird vom Nationalsozialismus mit Folgerichtigkeit vorgenommen, und insofern hier alles auf einen bestimmten Menschen bezogen wird, wird auch alles ,relativiert'. Der Bezugspunkt trägt aber einen völlig neuen Charakter. Durch die Einführung des Naturbegriffs der Rasse in den geschichtlichen Volksbegriff hat sich dieser von Grund auf verändert und entfaltet nun neue, stärkste Gegenkräfte gegen den historischen Relativismus."
Baeumler interpretierte Weins Studie daher zutreffend als „schroffe Absage an jeden Versuch, die Lösung [des Relativismusproblems] auf dem Wege über Seinsbestimmtheiten (wie Rassen und Völker) zu suchen" und als Bemühen, statt dessen den schon oft beschrittenen „Weg der Menschheitssynthese" zu gehen. Weins „Universalismus" des Geistes stand gegen den „konstruktiven Relativismus der rassisch-völkischen Weltanschauung", wie ihn Baeumler definierte. Rasse und geschichtliches Schicksal stellten für Baeumler nicht willkürlich übersteigbare Barrieren des Realitätsverständnisses dar, während Wein nur universale, allgemeinmenschliche („geistige") Realitätsbeziehungen kannte, so daß Baeumler zu einer „radikalen, inhaltlichen Ablehnung" seiner Habilitation riet.334 Baeumler dürfte es zudem befremdet haben, wie ein Parteimitglied, das noch dazu als Lektor in Rosenbergs Amt tätig war, Essentialia der NS-Ideologie theoretisch in nahezu aufreizender Weise ignorierte. Das weckte bei Baeumler ein Befremden, das gewiß den Verdacht nährte, es hier mit einem eklatanten Fall von Opportunismus zu tun zu haben. Trotzdem verhinderte das immerhin sachlich gut begründete Votum Baeumlers weder die Habilitation noch die Erteilung der Dozentur. 2.1.4. Theodor Ballauf Theodor Ballauf wurde 14. Januar 1911 in Magdeburg als Sohn eines 1914 in Rußland gefallenen Oberlehrers geboren. 1915 zog seine Mutter zu ihren Schwiegereltern nach Kassel, wo Ballauf aufwuchs und bis 1930 das Humanistische Wilhelmsgymnasium besuchte. Ein naturwissenschaftliches und philosophisch-psychologisches Studium begann er im SS 1930 in Göttingen. Von Wien (SS 1931) für drei Semester nach Göttingen zurückgekehrt, wechselte er 1933 an die Berliner Universität, wo er sich im Juni 1937 bei Hartmann mit einer Arbeit: ,Über den Vorstellungsbegriff bei Kant' promovierte. Obwohl der Korreferent Baeumler den „außerordentlich interessanten Versuch" einer Kantinterpretation auf der Basis von Auffassungen Hartmanns und „vor allem Heideggers" als „nicht geglückt" beurteilte, stimmte er dem „sehr gut" des Erstgutachters zu, weil Ballauf zumindest im Detail produktive Arbeit geleistet habe. Im Mai 1938 legte Ballauf das Staatsexamen für das höhere Lehramt (Chemie, Biologie, philosophische Propädeutik) ab und trat im Herbst des gleichen Jahres in Halle in den preußischen Bibliotheksdienst ein (1940 Assessorprüfung). Im Februar 1940 eingezogen, aber zunächst nur bei einer Nachrichteneinheit nahe Halle eingesetzt, gelang es ihm, seine Habilitation in Berlin vorzubereiten. Mitte 1941 lag die Habilitationsschrift unter dem Titel: ,Über das transzendentale Problem in der gegenwärtigen Philosophie' der Fakultät vor. Wiederum entschieden Hartmann und der auf ausdrücklichen 334 Ebd.
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Wunsch des Bewerbers anstelle Sprangers in die Kommission berufene Baeumler über Balllaufs wissenschaftliche Befähigung. Für die diesmal mildere Bewertung Baeumlers dürfte nicht unwesentlich ins Gewicht gefallen sein, daß der Habilitand seit 1941 in geringem Umfang als Honorarkraft für die Dienststelle Rosenberg tätig war. Überdies glaubte Baeumler auch einen thematischen Kurswechsel beobachten zu können: Hin zur „modernen Anthropologie" und zur „Rassenseelenkunde", weg von der engeren erkenntnistheoretischen Problematik. Insoweit verbucht er es sogar als Fortschritt, daß Ballauf wegen der „vermuteten Nahstellung" der ^transzendentalen Systematik'" eher Heidegger als dem ontologischen Ansatz Hartmanns folge. Hartmann bestätigt diesen Eindruck: Da Heidegger im Vergleich mit der älteren Transzendentalphilosophie, die nur vom erkennenden Subjekt handle, vom „ganzen Menschenwesen" ausgehe, um eine „Genesis des Weltbewußtseins" aufzuweisen, ergebe sich die Beziehung zur philosophischen Anthropologie wie selbstverständlich. In dieser Richtung wies dann auch das Thema der Probevorlesung: Das Problem des organischen Prozesses, das Kroh („Vererbung seelischer Anlagen") und vor allem Baeumler („Rassenbegriff und Philosophie", „Gegensatz Ranke und Hegel und der Rassenbegriff') examierend nutzten, um dem Thema einige weltanschauliche Aspekte abzugewinnen. Die Habilitation wurde daraufhin im Februar 1943 vollzogen und Ballauf im Januar 1944 der Hallenser Fakultät für eine Probevorlesung über: Die zwei kosmologischen Haupttheorien der Gegenwart zugewiesen. Hier befand Baeumlers Konfident Springmeyer, daß Ballaufs kritische Auseinandersetzung mit Hartmanns Schichtentheorie die wissenschaftliche und pädagogische Befähigung des Habilitanden unter Beweis gestellt habe. Der Dozentenschaftsleiter bedauerte zwar, daß aktuelle weltanschauliche Streitfragen nicht erörtert worden seien, meinte aber, daß Ballaufs Arbeit im ganzen an den vom Nationalsozialismus aufgegebenen Fragen nicht vorbeigehe, so daß auch er für eine Dozentur stimmte. Politisch hatte sich der 1943 an die Ostfront abkommandierte Ballauf, den der SD zum weltanschaulich brauchbaren Nachwuchs zählte, nur in Maßen engagiert: Nach zweijährigem SA-Dienst war er im Juli 1935 als einfacher Sturmmann „in Ehren" wieder ausgeschieden, um danach bis 1938 als Blockwalter in einer Wilmersdorfer NSV-Ortsgruppe und als Prüfer im Amt für Volkswohlfahrt zu wirken. An der Fachschaftsarbeit beteiligte sich der Student Ballauf in Arbeitsgemeinschaften über : „Die Biologie und der völkische Staatsgedanke" bzw. über die „Chemie der Kampfstoffe". Die NSDAP führte ihn seit dem 1. Mai 1937 als Parteianwärter.335 2.1.5. Bruno Liebrucks In seinem Gutachten zur Grünewald-Arbeit vom Juli 1940 hatte Baeumler eine weitere Neuinterpretation Platons angekündigt, die sein Habilitand Bruno Liebrucks vorlegen werde. Liebrucks, Sohn eines Volksschullehrers, wurde am 12. Oktober 1911 in Budupönen/Kr. 335 UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 858, Bl. 1-34; Promotionsakte (Bl. 10-12 Gutachten Hartmann, Baeumler) Ebd., Phil. Fak. Nr. 1247; Habilitationsverfahren (Bl. 23: Protokoll der Aussprache, Teilnehmer waren noch Koch, Schering, Kroh und Grapow. Ebd., Bl. 28; Bailaufan Dekan v. 5. 6. 1942: Da er der Diskussion mit Baeumler viel verdanke, wünsche er, ihn und nicht Spranger zum Referenten ). Ebd., Bestand NS-Dozentenschaft, Akte Ballauf; zwei Fragebögen v. 1. 5. 1937 und 1. 5. 1941. BAZ, REM-PA Ballauf, Bl. 2106-2122; Voten zur Habilitation bzw. zur Lehrprobe von Hartmann, Baeumler, Springmeyer). Ebd., MF und HLK. - BAK, R 21/11655; PA Ballauf, preuß. Bibliotheksdienst.
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Ragnit in Ostpreußen geboren und wuchs in einem Dorf der Elchniederung auf. Nach dem Besuch der Gymnasien in Tilsit und Insterburg bezog er 1929 die Albertus-Universität in Königsberg, wo er Vorlesungen in Germanistik, Geschichte, Ev. Theologie und Philosophie belegte, sich aber bald auf Philosophie und Geschichte konzentrierte. Für ein Semester wechselte er nach München, wo ihn Lenz' Vorlesung über die biologischen Grundlagen der Rassenhygiene besonders anzogen. Nach Königsberg zurückgekehrt, beendete er das Studium 1933 mit einer bei Goedeckemeyer angefertigten Dissertation: ,Probleme der SubjektObjekt-Relation'. Vom 1. Mai 1933 bis zum 1. Oktober 1936 leistete er als wissenschaftliche Hilfskraft am Philosophischen Seminar Assistentendienste für Heyse. Nach Ablauf des Militärdienstes folgte er Heyse im November 1937 nach Göttingen, um unter seiner Anleitung eine in Königsberg begonnene Untersuchung zur Unterscheidung von antikem und modernem Wirklichkeitsbewußtsein (,Das Problem der Seele in der Zeit von Plato bis Augustinus') fortzusetzen.336 Aus Gründen, über die man nur spekulieren kann, trennte sich Liebrucks 1938 von Heyse und zog nach Berlin, um sich bei Baeumler und Hartmann zu habilitieren. Die Namen Heyse und Baeumler sucht man in der ,Selbstdarstellung' von Liebrucks und in den Nachrufen seiner Schüler jedoch vergeblich. 337 Wahrscheinlich wollte er seine philosophischen Anfänge nicht mit diesen politisch „belasteten" Lehrern verbinden. 338 So hat er es seinen Nachrufern erleichert, allein über die Behinderungen der akademischen Karriere zwischen 1933 und 1945 zu berichten. Gerade aus ihnen läßt sich aber die Beziehung zu Baeumler und die Konzeption der Habilitationsschrift verstehen. Liebrucks' politische Biographie begann im Juni 1933 mit seinem SA-Beitritt. Bis 1936 arbeitete er in zahlreichen, vom NSDStB organisierten Fachschaftslagern und einem von Heyse veranstalteten Wissenschaftslager der Albertus-Universität mit, um der politischen Fragestellung in den Geisteswissenschaften zum Durchbruch zu verhelfen. Diesen politischen Einsatz entwertete Liebrucks Anfang 1936, als er eine Protestresolution Königsberger Studenten unterschrieb, die den Germanisten Paul Hankamer gegen die vom NSDStB erhobene Anklage verteidigte, ein Propagandist der „Katholischen Aktion" zu sein. 339 Vier Wo336
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UA-HUB, Rektor/Senat Nr. 131. Ebd. Phil. Fak. Nr. 1248 (Habil. Akte). BAK, R 73/12711; Antrag auf DFG-Förderung mit Personalbogen/Lebenslauf. BAZ, REM-PA Liebrucks. Die im UA Göttingen bzw. UA Frankfurt vorhandenen Personalakten standen nicht zur Verfügung. Liebrucks 1975, S. 194, 199-201; von den philosophischen Lehrern werden Goedeckemeyer, J. König und Hartmann erwähnt. Dieser Darstellung folgen Scheer 1987, S. 300, und Simon 1989, S. 339. Brausch 1989, S. 1247f., zählt dagegen die akademischen Lehrer bis 1933 vollständig auf (darunter auch den Rassenhygieniker Lenz), übersieht aber die Beteiligung Baeumlers an der Habilitation. Auf dessen Beziehung zu Liebrucks weist erstmals hin M. Baeumler 1989, S. 196, Anm. 4. Der von Scheer 1987, S. 302, erwähnte „traumatische Charakter" der 68er-Erfahrung dürfte Liebrucks bestimmt haben, den Störern seiner Vorlesungen nicht durch die Präsentation einer „faschistischen" Vergangenheit auch noch die billige moralische Rechtfertigung ihres Treibens zu liefern.
Die Kampagne der NS-Studentenschaft bezog ihre Argumente vor allem aus der 1934 in 2. Aufl. erschienene ,Deutschen Literaturgeschichte' Hankamers, die den Katholiken so wenig verleugnete wie den George-Verehrer und die u. a. eine anstößig-positive Wertung Heinrich Manns wagte. Es kam im WS 1935/36 zu tumultösen Störungen der Vorlesung und zur provokativen Forderung, wenigstens die Werke des Hitler-Mentors Dietrich Eckart („Deutschland erwache!") für das Seminar anzuschaffen, was Hankamer ablehnte. Im Gegenzug setzten sich 43 Studenten in einer Unterschriftenaktion für Hankamer ein. Zu den Unterzeichnern zählten neben Liebrucks auch der Heyse-Schüler Heinrich Hadlich, der 1939 von Baeumler zur Philosophen-Tagung nach Buderose geladen wurde, der in der Bekennenden Kirche aktive Schriftsteller Willy Kramp, der trotz dieses Einsatzes 1944 noch zur Ha-
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chen nach Bekanntwerden seiner Beteiligung wurde Liebrucks aus der SA ausgeschlossen. Gegen diese Entscheidung legte er Beschwerde ein, der im Mai 1937 von SA-Stabschef Lutze stattgegeben wurde. Lutzes Begründung ließ keinen Zweifel daran, daß Liebrucks diesen positiven Entscheid zu honorieren haben würde:340 „In der Beschwerdeschrift vom 22. 4. 36 haben Sie sich nun bereits wesentlich mäßiger ausgedrückt als bei der Vernehmung am 16. 2. 36. Sie bedauern Ihre übereilte Handlungsweise, wie mir scheint jedoch weniger aus Erkenntnis über die Unrichtigkeit Ihrer Haltung, sondern mehr aus Besorgnis über die Auswirkungen der SA-seitigen Bestrafung. Sie betonen jedoch, daß Sie im Falle einer milderen Beurteilung Ihres Verhaltens den rechten Willen zur Mitarbeit am Aufbau des nationalsozialistischen Staates unter Beweis stellen würden. Das lasse ich gelten..." Nicht ohne drohenden Unterton hieß es weiter: „Ich muß Ihnen aber aufgeben, sich voll und ganz zu den Auffassungen des NSDStB zu bekennen und danach zu handeln. Glauben Sie, das nicht zu können, dann müssen Sie um Ihre Entlassung aus der SA einkommen. Sie wird Ihnen ohne weiteres bewilligt werden. Die Entlassung hätte ehrenvollen Charakter und lediglich [sie!] zur Folge, daß Sie nie wieder Anschluß an die nationalsozialistische Bewegung finden könnten."
Nach diesem Beschluß stand Liebrucks unter Bewährungsdruck. Er beantragte die Aufnahme in die NSDAP, die ihn aber zunächst nur mit Wirkung vom 1. Mai 1937 als Parteianwärter führte. Er bemühte sich tief unten in der SA-Hierarchie als „Gasschutzreferent" in einem Göttinger Sturm und übernahm im Reichsberufswettkampf die Leitung einer NSDStBArbeitsgemeinschaft über den „Volksbegriff der Gegenwart".341 Entsprechend aktualisierte Liebrucks die Fragestellung seiner Habil.-Schrift. Es gehe ihm um die „Klärung des Unterschiedes des nordisch-griechischen Welt- und Wirklichkeitsverständnisses" von einer auch das 20. Jahrhundert noch beherrschenden christlichen Denkweise. Erforschung griechischer Philosophie ziele auf die „geistige Manifestation einer uns rassisch verwandten Haltung" und trage bei zur systematischen Auseinandersetzung, die der Nationalsozialismus mit den „überstaatlichen und internationalen Mächten" austrage.342 Seine geschichtsphilosophische Hoffnung, die auf den Nationalsozialismus setzte, um das griechische „Wirklichkeitsverständnis" zurückzugewinnen und so die „Überwindung des mittelalterlich-modernen Schemas eines sich im Subjekt-Objektgefüge manifestierenden Weltganzen" (Liebrucks) anzubahnen: das war das von Heyse übernommene weltanschauliche Gerüst der ursprünglich
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bilitation gelangte Germanist Friedrich Ohly und der spätere Berliner Theaterkritiker Friedrich Luft. Ein Teil der Unterzeichner war dem NSDStB schon bei einer Solidaritätsaktion für den „Volljuden Hans Rothfels" aufgefallen (1934), so daß er diesen neuerlichen Affront gleich als Herausforderung der „gesamten nationalsozialistischen Bewegung" in einem Extrablatt an den Pranger stellte, das die Unterschriftenliste einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machte (vgl. die Artikelserie gegen Hankamer in „Der Student der Ostmark" WS 1935/36, dort auch der Wortlaut des NSDStB-Flugblattes v. 29. 1. 1936, in F. 8, S. 179). Zum Fall Hankamer jetzt sehr detailliert: Kuhnigk 1996. BAZ, REM-PA Liebrucks, Bl. 275-76; SA-Stabschef Lutze, Beschwerde-Entscheid v. 28. 5. 1937. Der Berliner Dozentenschaftsführer teilte Rektor Hoppe dazu am 13. 2. 1939 mit, „daß L. wieder der SA angehört und anläßlich einer persönlichen Rücksprache großen Wert darauflegt, sein Verschulden in der Angelegenheit Hankamer durch besonderen Einsatz auch auf der Hochschule wieder gut zu machen." (Ebd., Bl. 274). BAK, R 73/12711; Lebenslauf Liebrucks vom März 1938 für DFG.
So Liebrucks in der Begründung seines DFG-Antrags 3/1938 und in einem Stipendiums-Antrag an das REM v. 1. 10. 1938, BAZ, REM-PA Liebrucks, Bl. 239.
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stark begriffsgeschichtlich konzipierten Habilitationsschrift.343 Der Begriff der Seele sollte von Plato und Aristoteles über seine Wandlungen im Hellenismus bis zu Augustinus verfolgt werden, wobei der Hellenismus ganz aus der Perspektive Heyses als Verfallsphänomen betrachtet wurde:344 „Die politische Ausrichtung der griechischen Philosophie verflüchtigt sich im Zeitalter des Synkretismus in dem Austausch und der Verschmelzung der national getrennten Kulturen des Altertums zu einem übernationalen gemeinsamen Geistesleben. Es entsteht das hellenistische Weltbild mit Gott an der Spitze und seinem Gegenpol, der Materie. Innerhalb dieser Polarität steht der einzelne, seiner natürlichen und politischen Bindungen enthobene Mensch. Als Mittler zwischen göttlichem und menschlichem Sein erscheint der verselbständigte Logos."
Die dadurch bedingte Trennung von Leib und Seele habe dann in der christlichen Ausprägung des Seelenbegriffs bei Augustinus zur „Isolierung der Seele aus dem Ganzen der Wirklichkeit" geführt. Die von Liebrucks angebotene rassentheoretische Deutung eines bestimmten „Wirklichkeitsverständnisses" als „nordisch", war durch die Sache nicht gefordert und erschien auch bei Heyse als etwas Sekundäres. Wenn er seine Arbeitsprogramme trotzdem auffällig rassenideologisch einfärbte, dann dürfte dies der von ihm versprochenen „Wiedergutmachung" der „Schuld" von 1936 entsprungen sein. In einer Situation, in der alle Aussichten auf Fortsetzung der akademischen Laufbahn erloschen waren, wandte er sich an Baeumler345, an Wilhelm Weber und den in Berlin lehrenden Rassenforscher Hans F. K. Günther, um nach seiner Ablehnung durch die DFG Fürsprecher für seinen Stipendiumsantrag ans REM zu gewinnen. Günther bescheinigte ihm, daß der Gedankengang der projektierten Habil.-Schrift durchaus in einen Forschungsplan hineinpasse, den Rosenberg zur Erhellung von Spätantike und Frühchristentum aufgestellt habe. Entscheidend für Webers Empfehlung war der Umstand, „daß ein junger Philosoph sich für anthropologisch-rassische Fundierung seiner Gedanken interessiert", und auch der NSDD-Vertrauensmann Schering berief sich bei seiner Befürwortung darauf, daß man die erkennbare „Hinwendung zur rassenkundlichen Betrachtung" honorieren müsse. 346 Wie nötig die massiven ideologischen 343
Vgl. das Expose für DFG 3/1938. Darin erscheinen die für Liebrucks nach 1945 so zentralen Hölderlin-Studien als „Vorarbeit für ein solches schrittweises Wiedergewinnen des antiken Bodens' (Friedrich Nietzsche)", die als Sprachanalyse zu dem Ergebnis der zitierten „Überwindung des mittelalterlich-modernen Schemas" geführt habe. Insofern stellte diese Analyse die Möglichkeit eines nachmodernen „Wirklichkeitsverständnisses" unter Beweis, dessen intensivste Realisation Liebrucks als „Gestalterfahrung des Göttlichen" dachte: Noch die „Selbstdarstellung" kreist um in der ostpreußischen Kindheitslandschaft erfahrene, „nicht in logische Strukturen eingefügte Augenblicke", für die in der „positivierten Welt" kein Raum sei. Die geschichtsphilosophische Übersetzung dieser ModerneKritik weist denn auch nicht zufällig zurück in die 30er Jahre, wenn Liebrucks von der deutschen Philosophie verlangt, die Rede von der „göttlichen Belehrung" ins „philosophische Weltgespräch" einzubringen - „wenn die Welt von uns in Deutschland Lebenden überhaupt noch etwas anderes erwartet als die Verbreitung des Wohlstandes" (Liebrucks 1975, S. 172ff). 344 BAK, R 73/12711; Expose 3/1938. Vgl. dazu Heyse 1935a, S. 113-128. 345 IfZ, ED 318/16 NL Baeumler; Liebrucks an M. Baeumler v. 14. 5. 1946, Bescheinigung zum Zweck der Überprüfung der Entlassung Baeumlers aus dem Internierungslager Hammelburg. 346
BAZ, REM-PA Liebrucks, Bl. 259-263; Günther an Dozentenschaftsfiihrer Landt (o. D.). Weber an Dekan Koch v. 4. 12. 1938 und Schering an Rektor Hoppe v. 22. 11. 1938. - Im Gegensatz zum DFGAntrag verzichtete Liebrucks diesmal auf ein Zeugnis seines ehemaligen Insterburger Lehrers Georg Usadel, der als Ministerialdirigent im REM und als Verfasser einer weitverbreiteten nationalsozialisti-
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Zugeständnisse waren, zeigt die Reaktion von Harmjanz im REM. Ungeachtet dieser veritablen Fürsprecher brachte er, der einst die Kampagne gegen Hankamer mit organisiert hatte, den Königsberger Vorfall wieder ans Licht und machte die Gewährung des Stipendiums von einer nochmaligen „eingehenden" NSDD-Stellungnahme abhängig. Erst als Liebrucks Dozentenbundführer Landt daraufhin den Entscheid Lutzes vorlegen konnte und jenes schon zitierte Wiedergutmachungsversprechen gab, erhielt er das Stipendium, das ihn jedoch nur noch wenige Monate bis zu seiner Einberufung erfreute. 347 Erst während eines Studienurlaubs im WS 1942/43 schloß Liebrucks die nunmehr erheblich gekürzte Arbeit unter dem Titel ,Über das Problem des Eleatismus bei Plato' ab. Da sie nur in der gedruckten Nachkriegsversion zugänglich ist, läßt sich die ursprüngliche Fassung nur schemenhaft anhand der Gutachten von Baeumler und Hartmann erschließen. Im Vergleich mit Grünewald ist festzustellen, daß es sich auch hier um eine Neuinterpretation der Ideenlehre und ihre Einordnung in das praktisch-politische Denken handelte. Von der 1938 intendierten rassentheoretischen Interpretation war offenbar nichts geblieben, was Baeumler für erwähnenswert hielt. Durchgehalten hatte sich die Orientierung an Heyses Schlüsselbegriff „Wirklichkeitsverständnis". Das wandele sich im Werk Platons vom eleatischen Verständnis der ansich seienden Ideen in den frühen und mittleren Dialogen zur Auffassung des relationalen Charakters der Wirklichkeit im Spätwerk, die ein Sein unterstelle, „dem Kategorien zukommen, die es mit dem Menschen gemeinsam hat".348 Liebrucks analysierte somit die Entstehung eines Wirklichkeitsverständnisses, das er ursprünglich bis zur Auflösung im Hellenismus erforschen wollte. Die antimodernistischen, politischen Implikationen, die womöglich nicht weniger brisant waren als die von Grünewald beanspruchten, gingen dabei vermutlich nicht verloren. Doch im Gegensatz zu Grünewald erhob niemand, auch nicht der an der wissenschaftlichen Aussprache beteiligte Wolfgang Schadewaldt, methodische Bedenken. Insofern hatte vielleicht gerade der Verzicht auf die 1938 noch für aussichtsreich gehaltene und von Grünewald erfolglos vorgenommene Implantation rassenideologischer Auffassungen in die antike Philosophie Liebrucks' Arbeit akzeptabel gemacht, so daß Baeumlers Patronage nicht noch einmal den Widerstand der Altphilologen provozierte.
2.2. Königsberg 1940: Wilhelm Kamlah Die einzige Kriegshabilitation, die in Königsberg während Baumgartens Amtszeit vollzogen wurde, bescherte der Fakultät keine verfügbare Lehrkraft. Denn wie der aus Köln der Albertina zugewiesene Heimsoeth-Schüler Justus Schwarz und wie Helmut Schelsky, mußte auch Kamlah infolge seiner Einberufung auf die Wahrnehmung seiner Dozentur verzichten. Die näheren Umstände seiner Habilitation sind aufgrund von Aktenverlusten nicht aufzuklären. Das ist umso betrüblicher, weil gerade dieses Verfahren einige Anhaltspunkte dafür bietet, daß hier jemand geradezu „systemwidrig" akademisch Karriere machte. Kamlah wurde am 3. September 1905 in Hohendorf/Krs. Calbe als Pfarrerssohn geboren. Nach dem 1924 am Domgymnasium Halberstadt abgelegten Abitur studierte er Musikwis-
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schen Ethik (,Zucht und Ordnung', 1934; 1942 im 135. Tsd.) über den nötigen Einfluß verfügt haben müßte. Ebd., Bl. 267-274; Harmjanz an Rektor v. 14. 1.1939. Landt an Rektor v. 2. und 13. 2. 1939.
Ebd., BI. 283-285; Gutachten Baeumler v. 12. 4. und Hartmann v. 21.4. 1943.
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senschaft, Philosophie, Geschichte und Ev. Theologie in Göttingen, Tübingen, Heidelberg und Marburg, wo Bultmann und Heidegger zu seinen wichtigsten Lehrern zählten. Das Staatsexamen für das höhere Lehramt (Religion, Geschichte, Philos. Propädeutik) legte er 1930 in Göttingen ab. 1931 promovierte er dort mit einer von Percy Ernst Schramm angeregten, 1932 mit dem Preis der Philosophischen Fakultät ausgezeichneten Arbeit über: ,Apokalypse und Geschichtstheologie. Die mittelalterliche Auslegung der Apokalypse vor Joachim von Fiore' (erschienen 1935). Von 1932 bis 1936 war Kamiah Assistent am Göttinger Historischen Seminar. Er nahm einen Lehrauftrag für lateinische Historiographie des Mittelalters wahr und plante, sich mit einer entsprechenden Arbeit zu habilitieren. 1936 entzog ihm das REM ein karges Stipendium für Nachwuchswissenschaftler, weil er, verheiratet mit der wegen ihrer Großmutter mütterlicherseits als Vierteljüdin eingestuften Tochter Herman Nohls, als ''Jüdisch versippt" galt. Parteiinterne Ermittlungen förderten zu Tage, daß Kamlah lange deutschnational gewählt habe, dann aber von Hugenbergs Politik abgerückt sei. Gleichwohl sei er aufgrund seines Entwicklungsganges wohl „preußisch-konservativ in seinen Ansichten gebunden" - was in den Augen des berichterstattenden lokalen NS-Funktionärs durchaus nicht als Empfehlung zu werten war. Kamlah habe aufgrund dieser Bindungen „erst dann ein vorbehaltloses Verhältnis zur Partei gefunden, als der Führer und der Generalfeldmarschall von Hindenburg dem deutschen Volke [sic!] den Tag von Potsdam erleben ließen". Im November 1933 trat Kamlah in die SA-Reserve ein (was eine vorherige Mitgliedschaft im „Stahlhelm" vermuten läßt) und wechselte später in die aktive SA, wo er aber zum Leidwesen seines Sturmführers nur unregelmäßig Dienst tat. Kamlahs „politische Zuverlässigkeit" wurde infolgedessen nur „bedingt bejaht". Wie es weiter hieß, sei die Habilitation in Göttingen „an der jüdischen Abstammung der Ehefrau gescheitert". Deswegen blieb auch Kamlahs Gesuch um Aufnahme in die NSDAP Anfang 1938 (und nochmals 1940) der Erfolg versagt, was ihm die Partei durch Kreisgerichtsbeschluß förmlich bestätigte. Um so erstaunlicher ist es dann, daß es ihm im Juni 1940 ausgerechnet an der vor wie nach 1945 vielfach als besonders linientreu eingeschätzten Albertina gelang, sich zu habilitieren und dort 1942 sogar die Dozentur zu erhalten. Allein daß der Kamlah aus Göttingen vermutlich gut bekannte Baumgarten, der das Verfahren nur wenige Monate nach seinem eigenen Dienstantritt zum Abschluß brachte, daran entscheidenden Anteil hatte, das kann als verbürgt gelten.349 349 BAK, R 21/10009, Bl. 4831 (Angaben Kamlahs um 1942/43). - BAZ, PK; Schriftwechsel von Parteistellen wg. Abstammung von Klara Kamlah, geb. Nohl (1936), sowie einige Denunziationen von 1940 betr. „mangelndes Interesse" an der „Bewegung". Im Mai 1942 ersuchte der Göttinger Kreisamtsleiter den zuständigen Ortsgruppenleiter nochmals, Material zur politischen Beurteilung zu liefern, da er dem SD über Kamlah zu berichten habe. Dies stand vermutlich im Zusammenhang mit der bevorstehenden Ernennung zum Dozenten, die im Februar 1942 von Rektor v. Grünberg und von Baumgarten als Diätendozentur beantragt, im August 1942 aber noch nicht genehmigt worden war (soweit sich dies aus den kargen Einträgen in: BAZ, REM-HLK/Kamlah, entnehmen läßt). - In einem Schreiben Kamlahs an den Königsberger Kurator Friedrich Hoffmann v. 20. 8. 1945 ist davon die Rede, daß er 1942 die Dozentur mit Baumgartens Hilfe habe erlangen können (GStA, XX. HA., Rep. 99c , Bd. 49). Über die „Sonderstellung" Baumgartens wie über seinen kurzen Draht zum Rektor v. Grünberg vgl. u. B III. - Auch hier können weitere Angaben zum akademischen Werdegang wie zum politischen Engagement nicht gemacht werden, weil mir das UA Göttingen versperrt geblieben ist. Als Leutnant in einem Artillerie-Reg. wurde Kamlah Anfang Juli 1943 bei Orel im Nahkampf schwer verwundet und nach langem Lazarettaufenthalt in Bad Gastein und Göttingen 1944 der sog. Führerre-
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Mit der umfangreichen Arbeit: ,Christentum und Selbstbehauptung. Historische und philosophische Untersuchungen zur Entstehung des Christentums und zu Augustins Bürgerschaft Gottes' hätte Kamiah sich, folgt man dem Urteil eines die Nähe zu Heyse betonenden Rezensenten350, ebensogut an seiner Heimatuniversität habilitieren können. Daß diesem Rezensenten, dem den „Deutschen Christen" nahestehenden Jenaer Theologen Eisenhuth, und ebenso dem deutschgläubigen Münsteraner Neutestamentier Ernst Haenchen351, Kamlahs antichristliche Radikalität schon zu weit ging, bestätigt zumindest, daß allein die Verbindung mit Nohls Tochter und kein weltanschaulicher Dissens das Ausweichen nach Königsberg erzwungen haben muß. Die 1940 noch veröffentlichte Arbeit konstruiert den Gegensatz von christlichem Glauben und politischer Selbstbehauptung. Christentum, so Kamiah, radikalisiere das Judentum in einem politisch zentralen Bereich, da es dessen auf „Entgrenzung", „Vereinzelung" und Auflösung politisch-geschichtlicher Gemeinschaften angelegte Tendenzen zum Austrag bringe.352 Kamiah kam damit dem von Baeumler, Heidegger oder Heyse entworfenen, dem Nationalsozialismus akkommodierbaren geschichtsphilosophischen Gegensatz zwischen universalistisch-kosmopolitisch und partikularistisch-völkischen Mächten weit entgegen. Undeutlich und damit aus NS-Sicht auch wohl unbefriedigend bleibt allein, daß das von Kamiah auf den Platz des Christentums gestellte neue Sinnzentrum „Volk" nicht rassisch 353, sondern reichlich formal als „politische Selbstbehauptung", als „miteinander sich Behaupten^] gegen die unheimlichen Mächte der Fremde und der Vernichtung" aufgefaßt wird354.
2.3. Innsbruck 1940: Walter Del Negro Geboren am 1. August 1898 auf Gut Emslieb bei Salzburg als Sohn eines Gutsbesitzers, besuchte Walter Del Negro Volksschule und Gymnasium in Salzburg und konnte 1916, da zum Wehrdienst untauglich, sein Philosophiestudium in Wien aufnehmen und 1917 in Innsbruck fortsetzen, wo der Historiker Harold Steinacker und der Brentano-Schüler Alfred Kastil seine wichtigsten Lehrer wurden. Bei Kastil promovierte er 1920 (,Raum und Zeit und
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serve OKH zugeteilt (DD, Karteikarte Kamlah). Vgl. zur Vita: Kößler 1975, E. König 1977, Mittelstraß 1987. Eisenhuth 1942, Sp. 42. Haenchen 1942. Vgl. dazu Kamiah 1940, S. 5, gegen völkische Umdeutungen des Christentums (gegen »jederzeit .zeitnahe' Verteidiger" der Religion, worunter wohl nicht allein die ausdrücklich genannten Vertreter der „liberalen protestantischen Theologie" gemeint sind). Kamiah 1940, S. 1-19, 23-31 (zur bodenfremden israelitisch-jüdischen Geschichtlichkeit), 60-68 (Verzicht der eschatologischen Gemeinde auf politische Existenz), 69-72 (zur christliche Nächstenliebe und zur humanistischen Ideologie, die das Miteinander in den bloßen „Umgang" von „Menschen" verlege; dazu auch S. 338: die „Entgrenzung der Volksgemeinschaft" kündige sich im alten Israel im Begriff des „,Mitbürgers'" bereits an). Ebd., S. 15, rekurriert zwar auf die „Gemeinsamkeit des Blutes", die die unverfügbaren geschichtlichen Bezüge des Umgangs und damit eine „Weise der Gemeinschaft" stifte, „die durch Gesellung nicht hergestellt werden kann", doch entscheidend bleibe „das Bekenntnis des Einzelnen": „Die Geschichtlichkeit ragt gleichsam über die Natur hinaus". Ebd., S. 9. - In der Fassung von 1952 sind nicht nur solche Passagen getilgt - die auf völkische Selbstbehauptung fixierte Einleitung von 1940 wurde in toto gestrichen. In sehr modifizierter Form hat Kamiah 1962 über »Probleme einer nationalen Selbstbesinnung' reflektiert.
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der transzendentale Idealismus bei Kant, Fries und dessen Nachfolgern'). Im gleichen Jahr bestand er die Lehramtsprüfung für Geschichte und Geographie. Von 1921 bis 1938 unterrichtete er diese Fächer an höheren Schulen Salzburgs, blieb aber mit Beiträgen zur Erkenntnistheorie, Logik und Ästhetik in renommierten philosophischen Zeitschriften präsent. Im Mai 1938 trat Del Negro in die NSDAP ein, seit Oktober 1938 war er Schulungsleiter einer Ortsgruppe in Salzburg, seit Januar 1939 Fachschaftsleiter im Gauamt für Erziehung.355 Aufgrund seines Gesamtwerkes beantragte Del Negro 1940 an der Innsbrucker Universität die Zulassung zum Habilitationsverfahren, das Schulze-Soelde, Erismann und sein ehemaliger Lehrer Steinacker in kürzester Frist zu einem erfolgreichen Abschluß brachten. In ihrer Würdigung der wichtigsten Publikationen Del Negros zeichneten Schulze-Soelde und Erismann den Weg des Habilitanden aus der „Engigkeit" eines „gewissen Formalismus oder Logizismus" zu der „freieren" Haltung seiner kulturkritischen und wissenschaftstheoretischen Arbeiten der dreißiger Jahre, merkten aber mißbilligend an, daß seine Reflexionen zur Ethik den „Selbstwert der Person" rabiat gegen alle Theorien abgrenze, die allgemeingeltende „Ordnungsgesetze der Personen untereinander" zu bestimmen versuchten. Als Folge dieser „Verengung des sittlichen Prinzips" komme er daher nicht zu einer befriedigenden Auflösung der Spannung zwischen Persönlichkeit und Gemeinschaft.356 Das Urteil des Gaudozentenführers über Del Negros Probevorlesung (Oswald Spenglers Überwindung), demzufolge die Widerlegung der Thesen Spenglers „dünn und nicht in jeder Weise überzeugend" ausgefallen sei und er zu Lebzeiten Spenglers wohl in jeder Disputation gescheitert wäre, bestätigte die Zweifel der Fachgutachter daran, ob sich dieser Erkenntnistheoretiker weit genug von seinen Anfängen entfernt hatte, um sich als praktischer oder gar politischer Philosoph zu bewähren. Weniger skeptisch waren allein Dekan Miltner und Steinacker, die Del Negro als nationalsozialistischen Philosophen einstuften.357 In seiner Geschichte der Philosophie an der Universität Innsbruck zitiert Peter Goller lediglich aus dem Gutachten Steinackers, um den Eindruck zu vermitteln, hier sei ein Mann habilitiert worden, der beim Aufbau einer nationalsozialistischen Philosophie in Innsbruck ähnliches leistete wie Steinacker für die Geschichtswissenschaft. Er „belegt" diese Behauptung mit Zitaten aus späteren Veröffentlichungen Del Negros, die angeblich auf der Grundlage der Rassenlehre die Kluft zwischen realistischer und idealistischer NS-Philosophie schließen wollten und sämtlich dokumentierten, wie sich ihr Verfasser seit 1938 von sensibler Rationalität zum „offenen Irrationalismus der nationalsozialistischen Ideologie" bekehrt habe.358 Einmal abgesehen davon, daß die von Goller aus Del Negros ,Philosophie der Gegenwart' (1942) herangezogene antijudaische, vornehmlich gegen Cohen, Simmel und Husserl gerichtete Polemik 1940 nicht als Beurteilungsgrundlage dienen konnte, konstruiert das Etikett „Irrationalismus" reichlich abwegige Diskontinuitäten. Denn die ,Philosophie der Gegenwart' enthielt eine deutliche Kritik des Irrationalismus in Gestalt der Existenzphilosophie wie sie Del Negro schon Ende der 20er Jahre vortrug.359 Die Fachgutachter erkannten durchaus zutreffend, daß Del Negro ungebrochen nach „absolutistischer Wahrheitsfestset355 356 357 358 359
BAZ, REM, PA Del Negro; Lebenslauf eingereicht zur Habil. Sommer 1940. Vgl. Goller 1989, S. 233f. BAZ, PA, BI. 1523-1531; Gutachten Schulz-Soelde und Erismann, Mai 1940. Ebd., Bl. 1514; Voten Miltner undat. (Juli 1940) und Steinacker zit. nach Goller 1989, S. 233. Goller 1989, S. 235. Del-Negro 1942a, S. 43-51 (gegen Simmel, Klages, Keyserling, Jaspers, Heidegger).
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zung" strebe. Nur mit ihrer erkenntnistheoretischen Begründung tue er sich von jeher schwer. Einsteins Relativitätstheorie erschütterte seinen Glauben an Brentanos Evidenzphilosophie, die sein Lehrer Kastil vertrat. Vaihingers Fiktionalismus, den er sich zeitweilig zu eigen machte, schützte nicht vor skeptizistischen Konsequenzen, und Dinglers Konventionalismus, der die begründenden Sätze eines „Wahrheitssystems" auf eine Willensentscheidung zurückführte, maß dem Erkennen nur eine instrumentelle, aber keine ontologische Bedeutung zu, näherte sich also wieder dem Fiktionalismus. Um den Wirklichkeitsbezug der Erkenntnis zu sichern und trotzdem relativistische Positionen nicht zu unterlaufen, verfiel Del Negro auf den Perspektivismus der Typenlehre von Erich Jaensch. Objektiv gültige Erkenntnis ist möglich, da die Bewußtseinsstrukturen dem Realen entstammten und die Kategorienlehre nur ein Ausschnitt der philosophischen Anthropologie sei:360 „Die Bewußtseinsstrukturen entstammen selbst dem Realen und sind verschiedenen Strukturen des Realen gleichgeartet, affin, können daher jeweils diese ihnen affinen Strukturen des Realen aufnehmen. Jede Struktur des Erkenntnissubjekts schneidet aus dem unbegrenzten Bereich des Realen einen Sektor heraus und vermag nur ihn adäquat zu erfassen. Damit wird die Eindeutigkeit der Wahrheit nicht angetastet. Wohl aber ergibt es sich, daß auch die Weltanschauungen verschiedener Völker, da in ihnen verschiedene psychische Strukturen zu dominieren pflegen, dementsprechend verschieden sein müssen, daß also die nationale Bedingtheit des Erkennens eine Selbstverständlichkeit ist."
Es darf bezweifelt werden, daß Jaenschs Typenlehre mehr bot als die bloße Behauptung eines Bewußtseinstranszendenten. Um Del Negros Position zu bestimmen, ist hier jedoch allein entscheidend, daß nicht ein ominöser „Irrationalismus" den Weg zur nationalsozialistischen Ideologie bahnte, sondern es wiederum um die Legitimierung von „objektiver Wahrheit" unter den Bedingungen ihrer historistischen Relativierung ging. Del Negro fand sich damit in Übereinstimmung mit dem pragmatistischen Wahrheitsbegriff von Eduard Baumgarten und Konrad Lorenz. Wahrheit hat demnach nur hypothetischen Wert: „Nur auf diesem indirekten Wege der durch fortschreitende Anpassung sich ergebenden Erfolge des Erkennens kann von einer Erfassung der Wirklichkeit überhaupt gesprochen werden." 361 Unter diesen Voraussetzungen soll die „neue Synthese", die Weltanschauung und wissenschaftliche Exaktheit verbinde, möglich sein. Der Wahrheitsbegriff muß sich dabei allerdings eine „gewisse Relativierung" gefallen lassen, a) durch variable zeitliche „Umstände" (inbegriffen die „Interessen" des Volksganzen), b) durch invariable völkische „Wesensart" und dadurch bedingte Pluralität der Absoluta, die zumindest nach Jaensch in eine Rangordnung der Typen zu untergliedern ist, vom Integrationstypus, den homogene Ethnien konstituieren, bis zum Auflösungstyp, der durch Rassenmischungen begünstigt werde und der „sich besonders im Judentum und in der Großstadt" finde.362 360 361
Del-Negro 1942a, S. 69. Ders. 1942b, S. 596.
362
Ders. 1942b, S. 590, vgl. auch die Rezension zu K. Schillings ,Geschichte der Philosophie', Bd. 1 (Del-Negro 1943a, S. 472f.): Keine wissenschaftliche Bemühung entgehe ihren weltanschaulichen Bindungen, „und zwar nicht nur als Desideratum von der politischen Sphäre her, sondern als eine Tatsache, die immer da war und immer da sein wird und über die hinwegzusehen ungemein kurzsichtig ist. Daß damit zwangsläufig eine gewisse Relativierung gegeben ist, muß zugegeben werden". Goller 1989, S. 236f, zieht diese Rezension nur heran, um zu zeigen, wie Del-Negros Denken der „rassistischen ,Axiomatik"' verfallen sei. Die Relativismusdebatte, an der Del-Negro sich im selben Band der
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2.4. Köln 1940/41: Gottfried Martin Der erste Spezialist für mittelalterliche Philosophie, der, anders als die nur habilitierten Philosophiehistoriker Helfried Hartmann, Max Müller und Gustav Siewerth, nach 1933 auch die Dozentur erlangte, war der Heidegger-Schüler Gottfried Martin. Der Pfarrerssohn wurde am 19. Juni 1901 in Gera geboren und wuchs in Heringen an der Werra auf. Im Mai 1919 verließ er das Kasseler Friedrichsgymnasium, um bis zum Frühjahr 1920 in Schlesien in verschiedenen Selbstschutzverbänden gegen polnische Insurgenten zu kämpfen. Zur praktischen Vorbereitung auf das 1921 in Marburg begonnene naturwissenschaftliche Studium arbeitete er 1920/21 in Kasseler Fabriken. Ursprünglich ganz auf Chemie als „Lebensberuf' konzentriert, wandte er sich der Philosophie zu, ohne jedoch die Naturwissenschaften aufzugeben. Schwierigkeiten in den „philosophischen Grundfragen" waren es, die ihn dazu brachten, zunächst eine selbständige Stellung in der Industrie anzunehmen, bevor er Ende 1932 wieder zur Philosophie überging. 1934 schloß er sein Studium in Freiburg bei Heidegger mit der Promotion ab (,Arithmetik und Kombinatorik bei Kant')- Bis 1938 privatisierte Martin im Pfarrhaus seines Vaters in einem „stillen Dorf der Vorderrhön", um dann im Frühjahr 1939 als Betriebsleiter und Teilhaber eine chemische Fabrik in Eisenach zu übernehmen. Nach kurzem militärischen Einsatz in der Etappe wurde er im März 1940 zur Erfüllung der besonderen wehrwirtschaftlichen Aufgaben seiner Firma „uk" gestellt. Martin trat am 1. Mai 1937 in die NSDAP ein, weil er, wie er später angab, an die Ehrlichkeit ihrer Absichten, vor allem aber an die Berechtigung ihrer außenpolitischen Forderungen glaubte, ein Motiv das den ehemaligen Grenzkämpfer tatsächlich am stärksten bewegt haben dürfte. 363 In der Zeit seiner Privatstudien entstand die Habilitationsschrift ,Wilhelm von Ockham - Untersuchungen zur Ontologie der Ordnungen'. Ursprünglich in Freiburg eingereicht, wo auch das Verfahren eingeleitet wurde, machte dort der angeblich nicht abgeneigte Heidegger unvermutet die Aussichtslosigkeit des Unterfangens geltend, da Freiburg Martin keine Dozentur bieten könne. Warum Martin dann nach Köln wechseln mußte, obwohl der Dekan dort ebenfalls erklärte, sich für einen späteren Antrag auf eine Dozentur nicht binden zu wollen, das läßt bezüglich Freiburg noch einige Fragen offen.364 Jedenfalls lag die Arbeit im Frühjahr 1940 den Gutachtern Heinz Heimsoeth, Artur Schneider, Herbert Schöffler und Fritz Schalk vor, die in seltener Einmütigkeit bekundeten, der Verfasser habe eine wissenschaftliche Spitzenleistung präsentiert, die, so Schalk, in mancher Hinsicht über die Arbeiten des führenden Scholastik-Forschers Etienne Gilson hinausrage.365 Diese Leistung schätzte man auch deshalb so hoch ein, weil Martin in der protestantischen Welt zuhause war und sein primäres Forschungsinteresse der Philosophie Kants galt. Erst die Frage nach der ontologischen Vorbereitung der kantischen Transzendentalphischen ,Axiomatik"' verfallen sei. Die Relativismusdebatte, an der Del-Negro sich im selben Band der Kant-Studien nur wenige Seiten weiter mit einer zustimmenden Kritik zu H. Weins Beitrag (s. o.) beteiligte: „Relativität ohne Relativismus - das ist eine Formel, mit der man sich nur einverstanden erklären kann" (Del-Negro 1943b. S. 485), sie bildete also den Kontext seiner Bezugnahme auf völkische Bedingtheiten wissenschaftlicher Erkenntnisse, was Goller schlicht ignoriert. 363 UAK, Zug. 197/789; PA Martin. BAZ, MF. 364 Ebd.; Briefwechsel der Dekane Kauffmann (Köln) und Müller-Blattau (Freiburg) Januar/Februar 1940. Denkbar ist, daß Heidegger gerade Köln empfahl, weil er seinem Doktorvater A. Schneider einen für Martin günstigen Einfluß auf das Verfahren zutraute. 365
Ebd.; Hauptgutachten Heimsoeth v. 22. 4. 1940.
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losophie hatte ihn in die Scholastik zurückgeführt. In seiner begriffsgeschichtlichen Arbeit wies er nach, daß mit der von Ockham getroffenen Unterscheidung zwischen kategorialen Bestimmtheiten (Quantitätsordnung und Relationsgefüge) und den der Selbständigkeit fähigen entia (Substanz, Qualitäten) erstmals der Weg eingeschlagen wurde, der zur kantischen Auffassung der Kategorien als transzendentale Bestimmtheiten führte. In auffälliger Nachdrücklichkeit begründeten alle Gutachter ihre positive Bewertung damit, daß Martin streng philologisch gearbeitet habe und ausschließlich problemgeschichtlich verfahren sei. Die philologische Leistung belegten vier im Anhang beigefügte Textbände, in denen sich Martin als Ergebnis seiner Handschriften und Druckfassungen vergleichenden Studien die Textgrundlage seiner Ockham-Interpretation mühsam selbst erstellt hatte. Die Konzentration auf die autonome Problementwicklung, den „esoterischen Gang der Erkenntnis" (Heimsoeth), grenzte die Frage nach weltanschaulichen Zusammenhängen aus, was auch Heimsoeth mehr als nur tolerierte:366 „Die Untersuchungen selbst halten sich streng im Rahmen der ontologischen Gebietsfragen; Zusammenhänge mit den die Gesamtmetaphysik der Denker betr. weltanschaulich-metaphysischen Positionen werden nur, wo es die Sache selbst direkt verlangt, herangezogen (z. B. Transsubstantiationsthema); auch grundsätzliche Fragen, wie die nach Wilhelms v. Ockhams Stellung zum Universalienthema werden nur als Ausblick angeschnitten. Es entsteht durch diese feste Beschränkung ein eindrucksvolles Bild von der Kontinuitätsbahn der wissenschaftlichen Diskussion in diesen ontologischen Fragen, die diesseits der letzten Haltungen und Entscheidungen verläuft; die unablässige Fortarbeit an identisch bleibenden Kernthemen, von der Antike durch das Mittelalter in die Neuzeit hinein, wird in diesem Ausschnitt aus der philosophischen Arbeit besonders greifbar."
Während Heimsoeth diese Feststellung durch den Hinweis auf den in der Spätscholastik erkennbaren „germanischen Neu-Einsatz" abdämpfte, zog der Romanist Schalk, unterstützt von dem über die Vernachlässigung der mittelalterlichen Philosophie durch „akatholische Forschung" klagenden Anglisten Schöffler, daraus die naheliegende Folgerung: „Die vom Vf. untersuchten Denker nur aus ihrer Zeit oder Nation verstehen wollen, hieße sie mißverstehen. Die behandelten - stets wiederkehrenden - Motive sind vielmehr so allgemeine, daß ihnen erst eine systematische nicht aber bloß geschichtliche Betrachtung gerecht werden kann." Folglich gestatte es nur der problemgeschichtliche Ansatz, sich über nationale Verengungen hinwegzusetzen und die „lateinisch geschriebene Literatur eine Volkes in dessen geistiger Geschichte" wieder „mitzuzählen". Dadurch werde man im konkreten Fall gezwungen, A. v. Haies, Duns Scotus, Ockham, Wiclef u. a. zur englischen Geistesgeschichte zu zählen und so leichtfertige Meinungen über „englische oder sogar schlechthin ,westliche' Philosophie" zu revidieren.367 Wo Heimsoeth zaghaft bemüht blieb, der Untersuchung Martins noch ein „germanisches" Feigenblatt anzuheften, stellten Schalk und Schöffler den schlagwortartig als „Aufstand gegen den Westen" (Hancke) beschriebenen Sonderweg des deutschen Geistes also gänzlich in Abrede. Im Juli 1940 fand die wissenschaftliche Aussprache über Martins Vortrag Voraussetzungen und Konsequenzen der kantischen Antinomienlehre, im Februar 1941 366
Ebd.
367
Das schrieb Schalk am Freitag, den 14. Juni 1940, als der Wehrmachtbericht um die Mittagszeit bekanntgab: „Soeben findet der Einmarsch der siegreichen deutschen Truppen in Paris statt."
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die Probevorlesung über Nietzsches Auseinandersetzung mit dem Piatonismus statt, ohne daß von Seiten des Dozentenführers Einwände erhoben wurden. 368 Das REM ernannte Martin im April 1941 zum Dozenten und wies ihn 1943 als Gastdozent der Universität Jena zu.369
2.5. Jena 1941-1944 2.5.1. Jürgen Rausch Die nach 1939 in Jena vollzogenen Habilitationen von Jürgen Rausch und Helmuth Dempe sowie die Ablehnung eines Lehrauftrags für Gerhard Hennemann wären an einer Hochschule, die angeblich den „Prototyp einer politischen Universität faschistischen Charakters"370 entsprochen haben soll, eigentlich nicht zu erwarten gewesen. Denn zwei politisch recht farblosen Nachwuchskräften wurde die Dozentur genehmigt, die man einem durch eine Vielzahl einschlägiger, vor allem prononciert rassenideologischer Veröffentlichungen bekannten Parteiaktivisten verweigerte. Jürgen Rausch stammte aus Bremen, wo er am 12. April 1910 als Lehrersohn geboren wurde. Nach dem Abitur an einem Humanistischen Reformgymnasium seiner Vaterstadt, begann er 1928 das Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte in Heidelberg und bezog 1929 die Universität Jena, wo er 1934 bei Bauch promovierte (,Zum Problem des Primats. Studie zum Charakter der Sittlichkeit und ihrer Stellung im Wertreich') und 1935 die Prüfung für das höhere Lehramt ablegte. Nach Referendariat und Assessorprüfung schied er 1937 aus dem Schuldienst aus und übernahm zur Vorbereitung seiner Habilitation die Assistentenstelle am Philosophischen Seminar. Nebenher gab Rausch an der Polizeischule in Jena Geschichts- und nationalpolitischen Unterricht. 1939 eingezogen, stellte er während eines Urlaubs Ende 1940 seine Habilitationsschrift ,Der Urteilssinn. Eine logische Untersuchung' fertig. Rausch gehörte der NSDAP seit dem 1. Mai 1937 an und konnte die üblichen Mitgliedschaften in NSLB, NSV und RLB vorweisen.371 Im März 1941 wurde Rausch habilitiert. Während eines weiteren Urlaubs im Dezember 1941 bestand er seine Lehrprobe mit einem Vortrag über: Unschuld und Objektivität, so daß im Januar 1942 die Ernennung zum Dozenten erfolgen konnte. Der hermetische Charakter seiner ganz von Bauch abhängigen transzendentallogischen Untersuchung trug nicht unwesentlich zu diesem geräuschlosen und zügigen Verfahren bei. Da auch der politische Einsatz durch den Unterricht in der Polizeischule und eine führende Position im örtlichen Luftschutzbund als erbracht galt, bestätigte Gaudozentenführer Astel fast summarisch die politi368
UAK, Zug. 197/789; Bericht über wiss. Aussprache v. 11. 7. 1940 und Berichte des Dozentenfiihrers Birkenkamp v. 5. 3. sowie von Dekan Kauffmann v. 14. 3. 1941 über die Lehrprobe. - Martins Arbeit erschien erst 1949 im Druck; dort das Vorwort von 1938 und die Versicherung im Vorwort von 1949, daß die in Köln eingereichte Fassung vor der Veröffentlichung nicht revidiert, sondern „ohne jede Änderung und im genauen Wortlaut der Öffentlichkeit" übergeben worden sei (Martin 1949, S. VII). 369 Ebd. - Zur Überweisung nach Jena: BAP, R 49.01, Nr. 1371/3, Bl. 24f.; Dekan Wesle an Harmjanz, undat. 370 So fortwährend: Schumann 1958. 371
UAJ, BA 2161, Bl. 534-545; rung in StAW, Vobi, PA Rausch.
Habil.Verfahren,
Berichterstatter:
Bauch
und
Linke.
Parallelüberliefe-
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Die Berufungspolitik während des Krieges 1939-1945
sehe und charakterliche Eignung. Die unter streng ideologischen Aspekten schon irritierend wirkende Bevorzugung von Helmut Groos (s. o. B II. 1.7.) schien in dieser Habilitation eine Entsprechung gefunden zu haben. Denn vom Standpunkt nationalsozialistischer Weltanschauung war die Arbeit von Rausch wertlos. Dies belegt Weinhandls Gutachten, das der DFG abriet, dafür einen Druckkostenzuschuß zu gewähren: „Auch ohne das Bauch'sche Gutachten könnte man ohne Einblick in die Arbeit selbst nur aus der Tradition der Bauch'sehen Arbeiten eine ganz abstrakte Untersuchung erwarten, die sich in teilweise sehr scharfsinnigen, aber letztlich unfruchtbaren begriffslogischen Unterscheidungen erschöpft."
Zwar schätze Weinhandl die Persönlichkeit Bauchs, seine unzweifelhaften Verdienste um die deutsche Philosophie und die nationale Haltung „in schwerer Zeit nach 1918", doch: „Gründe, die eine Veröffentlichung dieser rein urteilslogischen Arbeit im Kriege auch unter nur kulturpolitischen Gesichtspunkten als wichtig erscheinen lassen können, sind gerade nach der von Herrn Bauch so gerühmten Fragestellung [...] nicht zu erwarten."372 2.5.2. Helmuth Dempe Auffällig unauffällig wie Rauchs Habilitation verlief ein Jahr später auch das im April 1942 für Dempe eröffnete Verfahren. Als Sohn eines schlesischen Schneidermeisters katholischer Konfession wurde Dempe am 27. Februar 1904 in Weimar geboren, wo er unter sechs Geschwistern aufwuchs, und wo er das Humanistisches Gymnasium besuchte, das er 1923 als primus omnium verließ, um in Jena Philosophie, Psychologie, Germanistik, vergleichende Sprachwissenschaften und Leibesübungen zu studieren. Im Mai 1928 promovierte ihn die Fakultät mit einer Arbeit ,Über die sogenannten Funktionen der Sprache' (1930 veröffentlicht u. d. T.: ,Was ist Sprache?'). 373 1929 bestand er die erste, 1931 die zweite Staatsprüfung, an die sich bis 1939 eine Lehrtätigkeit an höheren Schulen Thüringens anschloß. In diesen Jahren blieb die Beschäftigung mit Philosophie und allgemeiner Sprachwissenschaft „Mittelpunkt" seiner Freizeit. Zum 1. Mai 1933 wurde Dempe in die NSDAP, zum 5. 11. 1933 in die SA aufgenommen. Dem NSLB gehörte er seit August 1933 an; von 1934 bis 1936 war er stellv. Ortsgruppenamtsleiter in Waltershausen/Th., 1935 leistete er freiwillig seinen Heeresdienst. Am 26. 8. 1939 eingezogen, nahm er bei einer Flakeinheit am Sitzkrieg
372
BAK, R 73/13809; Weinhandl an DFG (Griewank) v. 2. 8. 1941. Aufgrund dieses Votums wurde der Zuschuß nicht bewilligt. Ministerialrat Stier vom Thüringischen Volksbildungsministerium faßte im Oktober 1941 noch einmal nach. Eine Rückfrage bei Weinhandl muß dann zu einem etwas günstigeren Urteil geführt haben, denn im Januar 1942 erhielt Rausch 440 RM. - 1943 stand Rausch auf der Vorschlagsliste für die Nachfolge Franz Böhms in Heidelberg, 1944 wurde er von der Kölner Fakultät für die Nachfolge Schneider vorgeschlagen (BAZ, REM-HLK), was sich anhand der überlieferten Schriftwechsels nur soweit bestätigen läßt, daß er „im Gespräch" war. Das erste, harsche Urteil Weinhandls stand im übrigen im Widerspruch zur Hochschätzung, mit der er vor 1933 Bauchs Hauptwerke rezensiert hatte; vgl. Weinhandl 1923b und 1927c. Daß der transzendentallogische theoretische Teil von „entscheidender Bedeutung" für das systematische Ganze und damit für die praktischen Disziplinen sein sollte, hat Bauch 1933a, S. 35, als wesentliches Anliegen seiner Philosophie bezeichnet. So ganz „unfruchtbar" oder kulturpolitisch irrelevant, wie Weinhandl sie hier darstellt, war Bauchs Philosophie ja auch nach 1933 nicht.
373
Vgl. den Totalverriß, den A. Jolles 1931 dieser Arbeit zuteil werden ließ.
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im Westen und am Rußlandfeldzug teil.374 Immerhin Pg. von 1933, verhielt sich Studienrat Dempe im weltanschaulich so rührigen NSLB Thüringens überaus passiv. 375 Die nach langer publizistischer Zurückhaltung von ihm 1942 vorgelegte Habilitationsschrift behandelte dann - zumindest im Titel - Zeitgemäßes anzeigende .Probleme einer philosophischen Anthropologie der Sprache'. In kritischer Auseinandersetzung mit Bühlers Bestimmung der Sprachfunktionen (Kundgabe, Auslösung, Darstellung) stellte Dempe „existentielle Funktionen" der Sprachleistung vor. Er überführte dabei Kundgabe in „Bekenntnis", Auslösung (Mitteilung, Appell) in Dichtung bzw. Darstellung in Wissenschaft und zuletzt in Philosophie. „In Bekenntnis, Dichtung und wissenschaftlicher Philosophie sucht die Sprache Absolutes zu erfassen oder sich doch mit ihm auseinanderzusetzen; daher dürfen diese Leistungen als metaphysische Leistungen der Sprache betrachtet werden." In der Vermittlung der von Dempe nicht bestimmten metaphysischen Gehalte wird die gleichfalls nur formal definierte Funktion der Sprache, „Erweiterung des menschlichen Bewußtseins", gesehen. Anders als Wein, dessen vermeintlich antirelativistisches Modell unendlicher Bewußtseinserweiterung zum Ärger Baeumlers wenig anthropologische und historische Rücksichten kannte, wollte Dempe nachweisen, daß die Abhängigkeit von der Sprache der Bewußtseinserweiterung Grenzen setzt, da niemand aus den allgemeinen Formen seiner „Volkssprache" heraustreten könne. Denn Jede konstruierte Sprache sei nur Abänderung und Kombination volkssprachlicher Elemente. Auch jederlei Wissenschaftssprache und Begriffsschrift ist an die natürliche Lautsprache des Menschen gebunden". So bleibe die Muttersprache das wichtigste Feld der Sprachvervollkommnung.376 Ohne erkennbaren Widerstand nahm die Fakultät, vertreten durch Linke und den Psychologen Friedrich Sander, die Arbeit an. Unter dem Zeitdruck eines kurzen Fronturlaubs passierte auch der Probevortrag: Nietzsche als Sprachphilosoph im Februar 1943 die mit Dozentenbundführer Astel besetzte Kommission.377 2.5.3. Gerhard Hennemann Im krassen Gegensatz zu dem fast an Weimarer Zeiten erinnernden geschäftsmäßigen Automatismus der Verfahren von Rausch und Dempe stand die Handhabung des Lehrauftrags Hennemann, einer Nachwuchskraft, die in penetranter Weise für politischen Aktivismus Karriereforderung einklagte. Hennemann wurde am 25. Juni 1900 in Werdohl/Westfalen als Sohn eines Volksschullehrers geboren. Im Juni 1918 bestand er am Realgymnasium Altena das Abitur und trat sofort seinen Heeresdienst an, ohne aber noch zum Fronteinsatz zu gelangen. In Münster, Erlangen und Köln studierte Hennemann dann Philosophie und Naturwissenschaften. Zwischen 1923 und 1928 zwang ihn wirtschaftliche Not zur Unterbrechung des Studiums, das er erst 1930 mit einer bei Ernst Barthel in Köln angefertigten Dissertation 'Querschnitt durch das Problem der Willensfreiheit vom Standpunkte einer neuen Identitätsphilosophie von Logos und Dynamis' abschloß. Von Heimsoeth nach Bonn verwiesen,
374 UAJ, BA 2158, Bl. 313-318; Habil.-Verfahren Dempe 1942. 375 Gerade einmal ein kurzer Aufsatz über ,Schiller und die deutsche Jugend' erschien im NSLB-Organ „Thüringischer Erzieher". Nicht sonderlich schlüssig legte er darin dar, daß es der „völkische Gedanke" und der „Glaube an Deutschland" sei, worauf Schillers Werk uns verpflichte. Dempe 1935. 376 Die Arbeit erschien nicht im Druck und ist auch nicht in den Akten überliefert. Inhaltsangabe daher nach Gutachten Linke v. 22. 4. 1942 in UAJ, BA 2158, Bl. 316. 377
Ebd, Bl. 317/18; Berichte von Dekan Wesle v. 18. 2. und Astel v. 26. 2. 1943.
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nahm sich Rothacker seiner eher halbherzig an und war bereit, ihn mit einer großangelegten „Geschichte des Freiheitsproblems unter besonderer Berücksichtigung rassischer Gesichtspunkte" zu habilitieren. Da es an einem Arbeitsplan fehlte und der Name des HennemannLehrers Barthel beim ehemaligen Kölner Kollegen, dem Fachgutachter Nicolai Hartmann, schlimmste Befürchtungen weckte („setzt sich über Errungenschaften der exakten Naturwissenschaften leichtfertig hinweg"), lehnte die DFG einen von Rothacker befürworteten Förderungsantrag ab. Erst nach melodramatisch vorgetragenen Schilderungen seiner miserablen Wirtschaftslage („Den Verzicht auf ein regelmäßiges warmes Mittagessen kenne ich schon lange") und schließlich unverhohlenen Selbstmorddrohungen (die er kurioserweise mit der Bitte um Rücksendung von „6 Seminarbescheinigungen" verknüpfte) gelang es ihm, der DFG ein Stipendium abzunötigen. Man zahlte aber nicht mehr für das ursprüngliche Projekt einer rassenideologisch basierten Geistesgeschichte, sondern für die Mitarbeit an Rothackers „Handwörterbuch der gesamten geisteswissenschaftlichen und kulturphilosophischen Grundbegriffe". Mit Beginn des SS 1937 übernahm Hennemann eine Dozentur für Staatsund Kulturphilosophie an der Deutschen Hochschule für Politik, die er bis zur Auflösung der Hochschule 1939 inne hatte.378 Nach nur kurzem Dienst in der Wehrmacht lebte Hennemann als Privatgelehrter erneut in bedrückenden Verhältnissen. Haupteinnahmequelle waren die Honorare für zahlreiche Veröffentlichungen in großen westdeutschen Tageszeitungen und in Zeitschriften mehr sektiererischen Zuschnitts wie „Nordische Stimmen" (bis zu Gleichschaltung 1938 Sprachrohr des Germanenforschers Bernhard Kummer), „Unsere Welt" (Organ des Kepler-Bundes) und „Deutscher Glaube" (dem Blatt der Hauer-Bewegung).379 1941 brachte er erstmals drei Aufsätze (,Rasse und Mathematik', ,Rasse und Physik', ,Rasse und Geisteswissenschaft') im Organ des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP („Volk und Rasse") unter. Baeumler war es zuvor gelungen, ihm den Zugang zu parteioffiziösen Publikationen zu versperren, nachdem der „Völkische Beobachter" am 19. November 1938 (zufällig Baeumlers Geburtstag) einen äußerst blamablen, unbeholfenen HennemannArtikel unter dem Titel ,Schon Kant kannte die Juden' quasi zur philosophiehistorischen Legitimierung der „Reichskristallnacht" abgedruckt hatte.380 Als Schüler Bartheis, ,,eine[s] eigenbrötlerisch-unfruchtbaren Kopf[es], der heute als Querulant herumläuft" und als Mit378 379
380
BAK, R 73/10660; Antrag DFG-Förderung der Habilitation 1935. UAJ, BA 2159, Bl. 151-178; Schriftwechsel in Sachen Hennemann 1942/43. Es ist denkbar, daß H. sich eine weitere Einnahmequelle durch eine Forschungsarbeit erschloß, die für die Schriftenreihen des Ribbentrop-Beraters Friedrich Berber gedacht war. Zu Berbers geistiger Auseinandersetzung mit den westlichen Ideologien sollte die Studie ,Über das Problem der Voraussetzungslosigkeit und Objektivität in der Wissenschaft' dienen, die auch dem Thema „Rasse und Wissenschaft" gewidmet war. Das gab H. im Zusammenhang mit jenen von ihm verfolgten, z. T. offiziell geforderten Forschungsprojekten an, die sich mit der aktuellen, im „direkten Bezug zu diesem von jüdisch-plutokratischen Elementen entfesselten Weltbrand" stehenden Rassenproblematik beschäftigen würden (Hennemann 1942). Das Werk über Voraussetzungslosigkeit erschien erst 1947, natürlich ohne den ursprünglichen Entstehungskontext noch erkennen zu lassen. Die von ihm selbst zusammengestellte Bibliographie beginnt 1970 wahrhaft voraussetzungslos mit diesem Nachkriegswerk (ZphF 24, 1970, S. 449-452), das eine neue Phase im nicht nur wissenschafts-feuilletonistischen Schaffen Hennemanns einleitete. Der Artikel beginnt martialisch „Gerade in diesen Tagen, wo wir erneut gegen die sich wieder breitmachenden Juden in Front treten ...", um sich dann mit einem langen Kant-Zitat über den Gesetzescharakter des jüdischen Glaubens zu erschöpfen.
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arbeiter der Zeitschrift des Kepler-Bundes, der dort die Werke des „von uns zur liberalen Professorengeneration gerechneten Nicolai Hartmann" rezensiere, habe Hennemann eine derartige Herausstellung von Seiten des Nationalsozialismus nicht verdient.381 Zwei Jahre später ließ Baeumler ein für die NS-Monatshefte eingereichtes Nietzsche-Manuskript Hennemanns mit dem Bemerken abweisen, es zeige nur die weltanschauliche Unsicherheit des Verfassers.382 Six, als Dekan der Berliner Auslandswissenschaftlichen Fakultät, reagierte auf mehrere „Hilferufe" Hennemanns mit dem Rat, ihn im Schuldienst oder an einer Hochschule für Lehrerbildung unterzubringen.383 1942 bat der Herausgeber von „Volk und Rasse", SS-Standartenführer Bruno Schulz, seinen SS-Kameraden und Duzfreund Karl Astel, ob er in Jena für Hennemann nicht „etwas machen" könne.384 Hennemann schwebte die Erteilung eines Lehrauftrags für Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der Rassenkunde vor. Ein Anspruch, den er mit einer über 100 Titel zählenden Bibliographie und der Berliner Lehrtätigkeit begründete, die vorwiegend auf die Vermittlung rassenkundlich fundierter Ethik gerichtet gewesen sei.385 Vor 1933 nicht aufweisbare politische Verdienste versuchte er durch sein 1930 begonnenes „Stahlhelm"-Engagement auszugleichen. 386 Ein Hennemanns Plänen förderlicher Umstand lag im Ausbau der Universität Jena zu einem Zentrum rassekundlicher Forschung, was sich über den engeren Bereich der naturwissenschaftlichen Fächer hinaus in der vom Himmler-Freund Astel initiierten Einrichtung von Lehrstühlen für Johannes von Leers (Deutsche Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Bauerngeschichte), Falk Ruttke (Rasse und Recht) und für den Hennemann-Gönner Bernhard Kummer (Altnordische Sprache und Kultur und germanische Religionsgeschichte) manifestierte.387 Ungeachtet dieser idealen Bedingungen konnte Hennemann in Jena nicht Fuß fassen. Zunächst weigerte sich die Fakultät, einen Lehrauftrag im REM auch nur anzuregen, da die wissenschaftliche Produktion eigene Gedanken, eigene Problemstellung und eigene Stellungnahme vermissen lasse.388 Den von Linke empfohlenen Weg, zunächst eine Habilitation in Jena zu versuchen, lehnte Hennemann aus wirtschaftlichen Erwägungen ab. 389 Nach einer längeren persönlichen Unterredung entzog ihm Astel schließlich das Vertrauen und erklärte sich außerstande, ihn weiter gegen den Widerstand der Fakultät zu protegieren, was er Freund Schulz gegenüber lapidar rechtfertigte: „Die Erfahrungen mit solchen Leuten sind, 381 BAK, NS 15/210, Bl. 0347067/68; Baeumler, Aktennotiz ftir den Reichsleiter v. 28. 11. 1938. 382 Ebd., Bl. 0347042; Amt Wissenschaft/Hauptstelle Philosophie (Cordier) an Schriftleitung NSMonatshefte v. 25. 1. 1940. 383 UA-HUB, Rektor u. Senat Nr.233, Bl. 103f; Six an REM v. 9. 7. 1940 und 10. 12. 1940. 384 UAJ, BA2159, Bl. 151; Schulz an Rektor Astel v. 14.5. 1942. 385 Eine Frucht seiner Dozentur sind die ,Grundzüge einer Deutschen Ethik' (1938), die das Niveau einer konfusen Zitatensammlung nie übersteigen. 386 UAJ, BA 2159, Bl. 152/53; Lebenslauf Hennemann v. 15. 2. 1942. - Mit der Überführung des „Stahlhelm" in die SA erwarb auch H. die SA-Mitgliedschaft (Ende 1933). Bis Ende 1937 oblag ihm die weltanschauliche Schulung in verschiedenen SA-Stürmen im Rheinland. Die Parteiaufnahme erfolgte zu dem wegen der Mitgliedersperre auffälligen Datum 1. 4. 1936 (BAZ, MF). Für die Zeit vor 1933 berief sich H. stets auf pauschale Teilnahme am Kampf für Deutschlands „Befreiung aus dem jüdischmarxistisch-zentrümlich verseuchten Sumpf und gegen das damalige ebenfalls jüdisch-marxistisch verseuchte Universitätssystem" (UAJ). 387 Schumann 1958, S. 635-646. Kummer erhielt 1942 den durch Leisegangs Entlassung frei gewordenen Lehrstuhl für Philosophie. 388 UAJ, BA 2159, Bl. 164; Dekan Wesle an Hennemann v. 5. 12. 1942. 389 Ebd., Bl. 173-178; Hennemann an Astel v. 9. 10. 1943 und an Linke v. 5. 11. 1943.
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auch wenn sie aus unserem durch die Begriffe Volk und Rasse gekennzeichneten Lager kommen, nicht die besten. Man soll aber seine Ansprüche nur zurückschrauben, wenn es gar nicht anders geht. Im Falle Hennemann besteht aber kein besonderer Grund."390 Hennemann glückte es zwar, 1944 an der TH Stuttgart zu seinem Lehrauftrag zu kommen, doch bleibt für Jena festzuhalten, daß das Kalkül weltanschaulicher Verwertbarkeit völlig hinter der Beurteilung fachlicher Qualifikationen zurücktrat, die Rausch und Dempe im Unterschied zu Hennemann attestiert wurden.
2.6. Bonn 1941-1944 2.6.1. Johannes Hoffmeister Die in Berlin, Köln und Jena erkennbar gewordenen Determinanten der „Kriegshabilitationen" - die Fakultät als „Herrin des Verfahrens", Einflußlosigkeit oder Desinteresse von NSDD und anderen Partei stellen, Bewertung nach fachimmanenten Kriterien - bestimmten auch die Verfahren in Bonn (Johannes Hoffmeister, Balduin Noll, Ernst von Bracken). Nach dem Desaster mit Rudolf Mense (1934), darf man gerade die Bonner Kriegshabilitationen nach jahrelang geübter Zurückhaltung „gebrannter Kinder" - auch als von diesen Umständen begünstigte Versuche Rothackers und Beckers werten, ihre etwas angeschlagene Integrität als akademische Lehrer wiederherzustellen. Der Lehrersohn Johannes Hoffmeister wurde am 17. Dezember 1907 in Heldrungen/Kr. Eckartsberga in Thüringen geboren. Am Reformrealgymnasium Staßfurt machte er 1926 sein Abitur und studierte bis 1931 in Leipzig, Heidelberg und Kiel. Studienfächer waren Philosophie, Geschichte und Germanistik. Mit einer literaturhistorischen Arbeit promovierte er 1929 bei Gundolf in Heidelberg (,Kaspar von Barths Leben und sein Deutscher Phönix'). Nach Jahren als Hauslehrer und Lektor im Meiner-Verlag erhielt Hoffmeister 1935 eine außerplanmäßige Hilfsassistentenstelle am Philosophischen Seminar in Gießen. Zwischen 1933 und 1936 finanzierte die DFG dort seine Mitarbeit an der Hegel-Edition des MeinerVerlages. Wegen Differenzen mit Hermann Glockner wechselte er 1938 zu Brockhaus in die Lexikon-Redaktion. Ab 1. Januar 1939 wurde er vom REM in die Nachwuchsförderung aufgenommen. Vom 1. Trimester 1940 bis zum Trimester 1941 war Hoffmeister am Philosophischen Institut Leipzig als Volontärassistent tätig. Da er sich mit einer germanistischen Arbeit promoviert hatte, war er gezwungen, in diesem Fach auch die venia zu beantragen. 391 Darum reichte Hoffmeister Ende 1940 in Bonn die Arbeit ,Hölderlin und die deutsche Philosophie' ein, die Karl J. Obenauer, Hans Naumann und Rothacker als ausreichende Habilitationsleistung anerkannten. Das Kolloquium fand am 10. Januar 1941 über das Thema: „Die Mittelalterauffassung des 18. Jahrhunderts und die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Dichtung" statt. Der Vortrag legte ein Schwergewicht auf die Interpretation germanistisch-traditionalistischer Mittelalterdeutungen Mosers, woraus die deutsche Kritik an der 390 391
Ebd., Bl. 168; Astel an Schulz v. 21. 1. 1943. Nicolin/Pöggeler 1956. - Zum Konflikt mit Glockner: BAZ-PK; Schreiben des späteren Kieler Dozentenschaftsführers Freerksen an Dozentenschaftsführer Gießen v. 15. 11. 1937: Gegen Pg. Glockner („als moderner Hochschullehrer so unbrauchbar wie nur möglich") setzte sich Freerksen für den Noch-Nicht Pg. Hoffmeister (Eintritt: 28. 11. 1939) couragiert ein.
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französischen Revolutionsideologie erwachsen sei. Die öffentliche Lehrprobe über: Goethe und die französische Revolution im März 1941 lieferte einen weiteren Beitrag zum Thema deutscher und westlicher Geist: Die von „liberalistisch-jüdischen Goethebiographen" als Versagen des unpolitischen Goethe vor der Revolution und ihren Folgen mißdeutete Reaktion müsse als deutschbewußte politische Tat des Dichters gewertet werden. Während tatsächlich allein das deutsche Bürgertum vor dem neuerlichen Einbruch des westlichen Geistes versagt habe, sei es Goethe um die Wahrung der Kontinuität der Schrifttumskultur der 1780er Jahre und deren Ausgestaltung „zum Zwecke der Aufrichtung einer kulturellen Gemeinsamkeit aller Deutschen zu tun gewesen". Auch in den Revolutionsdichtungen, vor allem in der „Grenzlanddichtung" ,Hermann und Dorothea' habe Goethe schöpferisch Widerstand geleistet und ein deutsches Gegenbild zur französischen Revolution aufgerichtet.392 Die Bewertungen der Habil.-Schrift durch Obenauer, Naumann und Rothacker verzichteten dagegen auf ähnlich weltanschauliche Übersetzungen der Resultate Hoffmeisters.393 Seine textimmanente Neubestimmung des Verhältnisses von Dichtung und Philosophie bei Hölderlin zerschnitt das harmonistische, von Wilhelm Böhm und Kurt Hildebrandt gemalte Bild des „Dichterphilosophen" Hölderlin, in dem sie anhand der jeweiligen Funktion, die Poesie und Philosophie für die Vermittlung des „Allgemeinen" haben, nachwies, daß Hölderlin die Poesie als das Medium zur Bildung des „Gemeingeistes" über die Philosophie stelle. Die philosophische und politische Bildung als die Domäne des abstrakten Gedankens kann nicht die Ebene der Wiederholung des „höheren Lebens" sein, weil nur im Medium der Dichtung das Allgemeine vermittelt werde, ohne das Besondere aufzuheben:394 „Die Philosophie läßt das besondere Leben mit seinen irrationalen' Kräften, Erfahrungen und Schicksalen hinter sich zurück. Die Dichtung beruht zwar auch darauf, daß ,ein Maß allen gemein ist'; diese Allgemeinheit macht sie überhaupt möglich. Doch die Dichtung fordert darüber hinaus, oder vielmehr ihre Wirklichkeit setzt voraus, daß jeder Einzelne zugleich sein eigenes Gesetz hat und erfüllt. Die Dichtung ruft mit dem Allgemeinen zugleich das jedem Eigene auf. Sie feiert das Gemeinsame. Darin unterscheidet sie sich von der Philosophie, die sich am Allgemeinen genügt. Die Weise der dichterischen Allgemeinheit ist die Gemeinsamkeit."
Die Dichtung steigere natürlich nur den „Gemeingeist", „des gemeinsamen Geistes Gedanken" (Hölderlin) einer konkreten Gemeinschaft. Die Menschheit kann diese Gemeinschaft nicht sein, eine kosmopolitische Deutung wird daher strikt abgewiesen. 395 Obwohl es sich hier, im Zentrum der Arbeit, nicht um eine Bestätigung implantierter Ideologeme handelt, lag genau hier ihre aktuelle Bedeutung, die ihr mitten im Krieg zu zwei Auflagen verhalf und die, ins Französische übersetzt, in drei Auszügen der deutschen Kulturarbeit im besetzten Frankreich diente, für die Hoffmeister selbst im Rahmen des Kriegseinsatzes der Deutschen Akademie als Lektor an der Sorbonne und Mitarbeiter des Deutschen Wissenschaftli-
392 UAB, Phil. Fak., PA Hoffmeister; Berichte des Dekans Tackenberg v. 11. und 19. 3. 1941. Probevortrag veröffentlicht: Hoffmeister 1941. 393 Ebd., Gutachten Obenauer v. 27. 10. 1940; mit den sehr knappen Zustimmungen von Naumann (6. 11.) und Rothacker (20. 11. 1940). 394 Hoffmeister 1944a, S. 105f. 395
Ebd., S. 97: „Das Ziel des Strebens ist nicht unterschiedslose Menschheit..."
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chen Instituts in Paris tätig war.396 Man kann darüber rätseln, warum die Gutachter auf die Aktualität des Werkes nicht eingegangen waren, die sie doch vergröbernd in der Exponierung der gemeinschaftsstiftenden Kraft der Dichtung eines Volkes hätten betonen können. Es ist immerhin denkbar, daß die antitotalitäre Stoßrichtung dieser Gemeinschaftsvorstellung, die ohne die Bewahrung des Besonderen nicht auskam („das Maß an Beruhen auf sich, das notwendig ist, damit ,der Einzelne nicht sich zu sehr im Ganzen verliert'")397, sich nicht nur - und insoweit ganz im Einklang mit Heideggers Hölderlin-Interpretation - gegen die totalitäre Bedrohung durch Amerikanismus und Bolschewismus richtete, sondern sich selbstkritisch auch gegen den Nationalsozialismus wenden ließ. Hoffmeister, der als Dozent in Bonn während des Krieges nicht las, konzentrierte seine Arbeitskraft weitgehend auf die kulturpolitischen Aufgaben in Paris. Dort setzte er aber auch eine 1938 begonnene Neubearbeitung des von Kirchner und Michaelis begründeten ,Wörterbuchs der philosophischen Begriffe' fort, das in der noch darzulegenden Weise (vgl. B III.) die „abendländischphilosophische Tradition" im Sinne des „Umbruchs von 1933" umschrieb. Während Hoffmeister den Weg zu Rothacker wohl über dieses Wörterbuch-Projekt fand, war Gerhard Funke dessen Bonner Schüler, der bei ihm 1938 über den ,Möglichkeitsbegriff in Leibnizens System' promoviert hatte und der als Leiter der Mittelstelle der Deutschen Akademie und ihrer Sprachabteilung der Deutschen Akademie auch für das Pariser DWI tätig war. Er schrieb an einem kulturphilosophischen Werk, um sich in Bonn zu habilitieren. Doch bedingt durch seine Einberufung gelang dies erst 1946 mit einer umfangreichen, vielleicht von ursprünglichen Konzeptionen abweichenden Arbeit über ,Maine de Biran. Philosophisches und politisches Denken zwischen Ancien Regime und Bürgerkönigtum in Frankreich'.398 2.6.2. Balduin Noll Balduin Noll wurde als Sohn eines Weingroßhändlers am 9. November 1897 in Diez an der Lahn geboren. Seine Jugend verlebte er in Köln, wo bis zum Februar 1917 ein Humanisti396
397 398
UAB, Phil. Fak, PA Hoffmeister; Dekan an Rektor Bonn v. 25. 11. 1942 wg. UK-Stellung Hoffmeister. - Lt. MdDtAk. 16, 1941, S. 493 war Hoffmeister in der Sprachabteilung des DWI wie in der Mittelstelle Paris der DtAk. tätig. 1943 erschien im Auftrag des DWI Paris, mithg. von Hoffmeister, ein Sammelband zum 100. Todesjahr Hölderlins mit Texten u. a. von Heidegger, Hildebrandt, M. Boucher, W. Michel. Darin auch zwei Auszüge aus der Habil.-Schrift Hoffmeisters. Ein Bericht über die Hölderlin-Feier der Landesgruppe NSDAP/AO in Frankreich in der „Brüsseler Zeitung Nr. 161 v. 12. 6. 1943: Hoffmeister sprach über „Das Wesen des dichterischen Werkes und seine Verbindungen mit den Lebensumständen Hölderlins". In der „Pariser Zeitung" publizierte er noch am 28. 1. 1944 einen Aufsatz ,Hegel in Paris', der mit der Mahnung schloß, Hegels Geschichtsphilosophie als „Ansporn" zu verstehen, um das „Begreifen des Schicksals der abendländischen Völker" zu fördern. (1944c). Hoffmeister 1944a, S. 99. Funke, geb. 21. 5. 1914 in Leopoldshall/Anhalt, studierte nach seinen Schulbesuch in Dessau u. a. bei Heidegger und Bauch, im wesentlichen aber in Bonn bei Rothacker und Becker. Nach Promotion und Staatsexamen (Deutsch, Geschichte) trat er in die Dienste der Deutschen Akademie. 1939/40 leitete er die DtAk.-Zweigstelle in Pamplona. Im Herbst 1941 wurde Funke zur Wehrmacht eingezogen. Die Pariser Tätigkeit nur am Rande erwähnt bei Michels 1993, S. 74. Über seine Publikationen zur frz. Philosophie vgl. u. B III. - Die de Biran-Monographie ist stark Rothackers kulturanthropologischen Ideen verpflichtet, was die historisch-politische Komponente etwas zu kurz kommen läßt. Den engagierten politischen Philosophen Funke lernt man für die Zeit nach 1945 am besten anhand seines Essays über: ,Unsere politische Provinz' (1988) kennen.
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sches Gymnasium besuchte. Nach der Schulentlassung sofort einberufen, nahm er bis zum letzten Tag als Frontkämpfer am Weltkrieg teil und erwarb sich das EK II. 1919 trat er als Geschäftsführer in den elterlichen Betrieb ein. Nach einem Jahrzehnt wirtschaftlich unabhängig geworden, löste er sich 1930 aus dieser ihn „unbefriedigt lassenden" Tätigkeit und begann bei Heidegger ein Philosophiestudium, das er 1936 abschloß. Die Dissertation behandelte ,Die Idealität der Objekte im transzendentalen Idealismus Kants und Fichtes'. Seit 1936 lebte Noll als Privatgelehrter und Schriftsteller in Köln. 399 1940 veröffentlichte er als Ergebnis jahrelanger Nietzsche-Studien ,Das Wesen von Friedrich Nietzsches Idealismus', ein Werk das bereits 1941 in veränderter zweiter Auflage erschien. Das mit der Buchfassung im wesentlichen identische, um den wissenschaftlichen Apparat erweiterte und einem Schlußkapitel über „Große Politik" versehene Manuskript unter dem Titel ,Nietzsches Gedanke der großen Politik' reichte Noll im Dezember 1941 in Bonn als Habilitationsleistung ein, wo neben den Berichterstattern Becker und Rothacker auch die Nichtordinarien Thyssen und Rüther ausführlicher dazu Stellung nahmen. 400 Die „durchhaltende Ausgerichtetheit" (Becker) erhalte Nolls Denken durch Heideggers Kant-Interpretation. Darum versuche er in seiner Dissertation eine „existentielle" Rechtfertigung des transzendentalen Idealismus, die in einem Ausblick auf den irrationalistischen Wahrheitsgrund des Erkenntnisbegriffes bei Kant und Fichte münde. Gegen Baeumler könne Noll daher Nietzsches Perspektivismus, den die Lehre vom Wahrheiten und Werte schaffenden „Willen zur Macht" begründe, in der idealistischen Tradition verankern. Im Nachweis dieser „natürlichen historischen Kontinuität" der „großen, heute zu Unrecht oft verkannten Bewegung des deutschen Idealismus" (Becker) sahen Becker und Rothacker die über Baeumler hinausführende Leistung Nolls. Demgegenüber blieben die überall Heideggers Einfluß verratende Nietzsche-Adaption, die „Transfiguration" des „Willens zur Macht" in eine Reihe großer ,jasagender Affekte", die Auslegung der Idee des Übermenschen sowie die konkrete Realisierung in der „großen Politik" unbeachtet oder wurden als von geringerer metaphysischer Bedeutung bewertet. Nur Thyssen erkannte, daß Nolls kontinuitätsstiftender Perspektivismus gravierende Differenzen der Wahrheitsbegriffe Kants und Nietzsches ignorierte. Kant trenne empirische Realität und transzendentale Idealität, was nur sinnvoll sei, wenn eine ansichseiende, nicht „produzierte" Welt vorausgesetzt werde, wie dies Kant tue, für den die empirische Welt etwas Reales sei. In der wissenschaftlichen Aussprache über Nolls Referat ,Das Gestaltproblem in der Erkenntnistheorie Kants' berücksichtigte man Thyssens Bedenken stärker, da Noll weiter behauptete, allein „im Rahmen einer philosophisch-metaphysischen Deutung der ganzen Tatsache Mensch" ließe sich der Problembestand kantischer Philosophie auflösen. Bei allem Respekt vor Nolls analytischer Brillianz und der philologischen Exaktheit seiner tief in die „sachlich-systematische Problematik des Idealismus" eindringenden Arbeit, kamen Rothakker und Thyssen nicht umhin, seine Heidegger-Fixierung mit einer gewissen „monomani-
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UAB, Phil. Fak., PA Noll; darin Lebenslauf v. 10. 12. 1941. Auch BAZ-RSK, Noll an RSK o. D. (1941), Lebenslauf. Den vorhandenen Unterlagen zufolge war Noll nicht Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen. Ebd.; das umfangreichere Hauptreferat erstattete Becker (7. 2. 1942); weitere Gutachten Rothacker (15. 2.), Rüfner (22. 2.) und Thyssen (20. 3. 1942). - Als zusätzliche Bewerbungsgrundlage hatte Noll das Manuskript einer Vorstudie zu seiner Dissertation (,Das Problem des Gegebenseins von Gegenständen in Kants Kritik der reinen Vernunft' (1. Auflage) miteingereicht.
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sehe" Starrheit („typischer Privatgelehrter") zu erklären.401 Doch nicht diese Kritik verbaute ihm den Weg zur Dozentur, sondern der fehlende Bedarf der Bonner Fakultät.402 2.6.3. Ernst von Bracken Nach Mense und Hennemann schien mit dem 1903 in Mülheim an der Ruhr geborenen von Bracken ein weiterer völkischer Aktivist Rothackers Dienste beanspruchen zu wollen, um akademisch zu reüssieren. Bei Rothacker und Behn hatte er sich 1931 promoviert (,Die Selbstbeobachtung bei Lavater. Ein Beitrag zur Geschichte der Idee der Subjektivität im 18. Jahrhundert'), und Rothacker hatte dem bis dahin ordinierten Theologen 1935 ein NGStipendium für eine Habilitationsarbeit über Fichte verschafft. Zu dieser Zeit versuchte von Bracken sich erstmals wissenschaftspolitisch zu profilieren. Im Auftrag Rothackers und unter Einbindung des Goebbels-Ministeriums wollte er auf die von der Forschungsgemeinschaft finanzierte Ausgabe des Fichte-Nachlasses Einfluß nehmen. Im Kern ging es dabei wohl um eine stärker „nationalpolitische" Aufbereitung des Materials, das Rothacker bei dem primär an systematischen Fragen orientierten Herausgeber, dem Misch-Schüler Hans Jacob, nicht in den richtigen Händen wähnte.403 Nachdem dieser Vorstoß von der NG abgewehrt worden war, konzentrierte sich von Bracken einerseits auf die Abfassung seiner ,Historisch-philosophischen Untersuchung und Darstellung der Philosophie J. G. Fichtes', andererseits suchte (und fand) er die Zusammenarbeit mit dem von Goebbels finanzierten Institut zum Studium der Judenfrage, dessen „Mitteilungen" er seit 1936 mit einschlägigen geistesgeschichtlichen Exkursen („Hermann Cohen interpretiert Kant!", „Die Juden im 19. Jahrhundert"; vgl.: B III.) versorgte. Dieser Hang zur aufdringlichen Aktualisierung historischer Studien dürfte seinen Bonner Habilitationsplänen 1938 erst einmal im Wege gestanden haben. Baeumler spießte in einem Gutachten für die DFG die abenteuerliche Mischung aus aktualisierungssüchtigem politischen Opportunismus und weltanschaulicher Naivität in v. Brackens Fichte-Manuskript auf. Vor allem die Einordnung Spinozas und Mendelssohns in die von Rosenberg konstruierte, von Meister Eckhart über Leibniz zu Fichte führende geistesgeschichtliche Tradition löste bei Baeumler eine schier hemmungslose Polemik aus: 401 402
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UAB, Phil. Fak., PA Noll; Fakultätssitzung v. 6. 5.1942, Protokoll und Konzept des Noll-Vortrags. Ebd.; Bericht Dekan Herter an REM v. 8. 5. 1942. - Noll war auch im Frühjahr 1944 noch nicht die Dozentur erteilt worden, als er sich in Münster um einen Lehrauftrag bewarb. - Thyssen, der dort im SS 1944 Krüger vertrat, riet wegen Nolls zu starker Spezialisierung auf Nietzsche ab. Krüger schrieb dem Dekan aus Paris, daß es sich bei dem Nietzsche-Buch im wesentlichen um unveröffentlichte Gedankengänge Heideggers handle. Folglich sei schwer zu beurteilen, wie weit die selbständige Leistung in dem an sich interessanten Werk gehe (UAMs, Phil. Fak., PA Nr. 30; Dekan an Krüger 25. 4. und Antwort Krüger v. 1.5. 1944). BAK, R 73/10977; Schriftwechsel betr. Fichte-Nachlaß-Ausgabe. Von Bracken hatte im Frühjahr 1934 eine Denkschrift zur laufenden, um 1930 von Misch, Emanuel Hirsch und Heimsoeth auf den Weg gebrachten Edition eingereicht. Darin ging es ihm darum, den Nachlaß bis 1800 zur „Aufhellung der Vorgeschichte des deutschen Idealismus und der geistigen Gesamtlage der beiden letzten Jahrzehnte des 18. Jhs." zu nutzen. Das sei nur mit einer chronologischen statt der von Jacob geplanten sachlichen Textanordnung zu leisten. Dadurch werde z. B. verhindert, „ein durchlaufendes Bild der Entwicklung Fichtes vom Anhänger der französischen Revolution zum Redner an die Deutsche Nation" zu geben. Damit vertrat von Bracken die 1933/34 von Rothacker gegenüber dem PrMWKV und dem RMVP verfochtene Strategie, die deutsche Geistesgeschichte nationalpädagogisch zu instrumentalisieren (dazu B III).
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„Der Jude Spinoza gehört also mit zu den Entdeckern des urdeutschen Ich- und ErBegriffes! Daß das kein Schreibfehler ist, lassen die ausführlichen Darlegungen über Mendelssohn erkennen...":404 „Ernst von Bracken ist der erste, der Mendelssohn nicht als Wolffianer und Juden (über Mendelssohns jüdische ,Politik' vgl. die bei mir angefertigte Dissertation von Schmoldt), sondern als Vorläufer Fichtes und als Nachfolger Meister Eckharts nimmt. So viel ist bisher nicht einmal von Juden behauptet worden! Der Höhepunkt der Schamlosigkeit wird dadurch erreicht, daß diese wissenschaftliche Pornographie sich in einem Werke findet, das auf Schritt und Tritt von dem deutschen Charakter der hier angeblich dargestellten Entwicklung redet, und das an anderen Stellen die Behauptung vertritt, daß die Philosophie ihr Bestes und Größtes dem Volke verdankt, in dem sie verwurzelt ist. Es wäre daraus der Schluß zu ziehen, daß Spinoza und Mendelssohn zum deutschen Volke gehören. - Entweder hat Ernst von Bracken jeweils völlig vergessen, was er auf der Seite vorher geschrieben hat, oder er ist wirklich der Ansicht, daß Spinoza und Mendelssohn zum deutschen Volke gehören. Im ersten Fall ist er ein Objekt der Psychiatrie, im zweiten Falle ein Objekt der Gestapo [...] Aus diesen Grunde ist die Vorlage der Akten des Falles von Bracken zu verlangen."
Da auch Wundt und Faust sich 1938 gegen eine weitere Förderung aussprachen 405, dürfte von Bracken sich für einige Jahre auf seine seelsorgerischen Aufgaben besonnen haben. Erst Mitte 1944 trat er mit einem fast 700-seitigen, vor Kriegsende sogar noch gedruckten Werk über ,Meister Eckhart und Fichte' an die Bonner Fakultät heran, die ihn offenbar noch habilitierte, mit dieser Konstruktion einer in der völkisch-rassischen Substanz des Germanentums verwurzelten Kontinuität des deutschen Existenz- und Wertgefühls.406
2.7. Heidelberg 1943: Waldtraut Eckard Waldtraut Eckard war die einzige Philosophin, die sich nach 1933 an einer deutschen Universität habilitierte. Wie ihrem Kollegen Willi Kunz gelang ihr dies in der bei Ernst Krieck üblichen Rekordzeit von knapp fünf Jahren, die zwischen Immatrikulation und Verleihung der venia legendi vergingen. Insoweit belegt ihr Verfahren, daß Krieck, sehr im Gegensatz zu dem mit den Habilitationen von Grünewald und Kopp gescheiterten Baeumler, auch nach 1939 mit seinen wissenschaftspolitischen Idealen konform gehende Nachwuchskräfte heranziehen konnte, ohne durch eine opponierende Fakultät daran gehindert zu werden. Eckard wurde am 19. Dezember 1913 als Tochter eines Forstrats in Jägersburg bei Heppenheim geboren. Nach dem Abitur in Worms meldete sie sich zu Ostern 1933 zum freiwilligen Arbeitsdienst und ließ sich zwischen 1933 und 1935 an der Heidelberger UniversitätsKinderklinik zur Säuglingspflegerin ausbilden. Zwei Jahre später bestand sie an der Sozialen Frauenschule in Darmstadt ihre Prüfung als staatlich anerkannte Volkspflegerin. Nach 404 BAK, NS 15/195, Bl. 50-55; Gutachten Baeumler für DFG v. 19. 5. 1938. Zur Schmoldt-Diss.: B III. 405 BAZ, HLK, Eintragungen zum Antrag auf Verlängerung des Forschungsstipendiums. 406 UAB, PA v. Bracken; die Überlieferung ist leider so dürftig, daß nur noch der Briefwechsel über den günstigsten Termin für die Probevorlesung und v. B's. Themenvorschläge in der Akte erhalten sind. Zur Arbeit: v. Bracken 1943, S. 4f, 459ff, 502ff. Vgl. auch ders. 1972, S. 25, wo er beklagt, die Kritik an diesem Werk habe sich nach 1945 leider mit „peripheren Dingen" aufgehalten. Dazu Degenhardt 1967, S. 317.
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einjähriger Berufstätigkeit schrieb sie sich im SS 1938 für Philosophie, Pädagogik und Geschichte an der Heidelberger Universität ein. Im Februar 1940 übernahm sie als wissenschaftliche Hilfskraft die Stellvertretung des einberufenen Krieck-Assistenten Kunz. Bald darauf reichte sie die von Krieck angeregte Dissertation über ,Houston Stewart Chamberlains Naturanschauung' ein. Knapp zweieinhalb Jahre nach ihrem Rigorosum, im Februar 1943, lag dann die Habil.-Schrift über ,Deutsche Weltanschauung im Zeitalter der Romantik' vor. Offenbar ohne kontroverse Diskussion über den wissenschaftlichen Wert der nicht mehr zum Druck gelangten Untersuchung fand Mitte Juli 1943 das Habilitationscolloquium zum Thema: Von der Geschichtsphilosophie zur Geschichtsdeutung. Dargestellt an Bruno Bauer statt.407 Mit ihren Vorgängern Classen, Wagner und Kunz hatte Eckard nicht nur die von Krieck ermöglichte akademische Blitzkarriere gemein. Auch sie tendierte dazu, Philosophie in „politische Geistesgeschichte" zu transformieren und sich dabei sklavisch an Kriecks Vorgaben zu halten. Ungeachtet dessen gelangen ihr wissenschaftlich durchaus diskutable Interpretationen. So analysiert sie Chamberlains Naturanschauung im Kontext des Neovitalismus von Uexkülls und Drieschs als immer noch dem kantianisierenden Natur-Geist-Dualismus verhafteten Idealismus, der trotz anerkennenswerter weltanschaulicher „Wegbereitung" für den Nationalsozialismus deswegen kritisch rezipiert werden müsse. Diese Distanzierung richtete sich zugleich gegen die affirmative Deutung Chamberlains in der Weinhandl-Schule, die damit trotz ihres Ehrgeizes, nationalsozialistische Philosophie zu kreieren, dem IdealismusVerdikt nicht entging. Eckard arbeitete auch zutreffend die Kontinuität der antirationalistischen, anti-mechanistischen „deutschen Naturanschauung" heraus, die von der seit 1800 wiederauflebenden Paracelsus-Tradition, Goethes Naturphilosophie und romantisch geprägten Naturwissenschaftlern und Ärzten (Burdach, Döllinger, Kieser) über Karl Ernst von Baer zum Neovitalismus führte. Ebenso einleuchtend legte sie dabei ein mindestens subkutanes Interesse frei, die Natur als Produkt des Geistes aufzufassen und dem Geist als „Gestalt", „Entelechie" oder „Lebensprinzip" eine kantisch gedachte „Welt der Freiheit" zu reservieren. In welchem Umfang damit dieses idealistische Erbe dazu beitrage, die Grenzen zum bekämpften, westlichen Rationalismus und Positivismus wieder zu verwischen, zeige der Pazifismus eines Hans Driesch.408 Eckard teilte vor allem Kriecks Grundannahme eines irreduziblen „Wesens", das mit der Rasse gegeben sei: ,jedes Volk folgt seinem eigenen Gesetz" und habe eine entsprechende „politische Existenzform.409 Die Erschließung der Annäherungen an dieses „Wesen" bzw. die Geschichte der Verfehlungen und Abirrungen trägt nach Kriecks Selbstverständnis zur völkischen Identitätsstiftung bei, so daß geistesgeschichtliche Forschung ihren Beitrag zur politischen Willensbildung leiste. In Aufsätzen über ,Novalis als Urheber der organischen Staatstheorie', ,Deutsche Naturanschauung', ,Jakob Friedrich Fries als Vorkämpfer für Volk und Reich' und ,Die Idee des Reiches im Zeitalter der Freiheitskriege' konstruierte Eckard darum, Kriecks Vorgaben gemäß, die unvollkommenen Ansätze zur einer „artgemäßen" Weltanschauung. Gerade am Beispiel der organischen Staatstheorie (Novalis) oder „Staatsbiologie" (v. Uexküll) demonstrierte sie, 407 408 409
UA-Hd., H-IV-757/4042; Promotion Eckard 1940 und ebd., PA 3620; Personalakte mit Angaben zur Habilitation 1943. Eckard 1941a, S. 16f„ 28ff., 5Off. (hier vor allen Kritik an Chamberlains Gestalt-Verständnis). Dies. 1941b, S. 228.
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wie die Verfehlung des „wesenseigenen" Prinzips „All-Leben" zwangsläufig die Verkennung der „Natureinheit" Volk nach sich ziehe und auf politische Abwege führe. Darum bleibe Novalis in der Humanitätsideologie befangen, während von Uexküll in der gleichfalls volksfremden Monarchie eine Bestätigung seiner organologischen Entwürfe finde. Die völkisch-rassische Dimension ihrer geistesgeschichtlichen Sondierungen kam in den noch zu behandelnden Ausführungen Eckards über Bruno Bauer und die Judenfrage zum Tragen (s. u. B III.). Sie steckte aber auch die Grenzen der überkommenen „deutschen Naturanschauung" ab und half selbst bei der Vereinnahmung von Fries, auf den sich einst Nelsons universalistischer Rationalismus berufen hatte, und den Eckard nun als „philosophisch uninteressant" ausblendete, um ihn zum Entdecker der „Rasse als Geschichtsfaktor" zu stilisieren, weil er die Bedeutung der germanischen Rasse, des Heldentums und der der Ratio unzugänglichen Schicksalhaftigkeit der Geschichte erkannt habe. Auch die Hauptleistung der Romantik sah Eckard in der Förderung des Volks- und Rassebwußtseins.410
2.8. Greifswald und Rostock 1942-1945 Nach Günther Jacobys Entlassung, Schulze-Soeldes Berufung nach Innsbruck und der Entziehung der Prüfungsbefugnis, mit der man den nicht „vollarischen" Pichler um jede Wirkung brachte, war die Philosophie in Greifswald bei Kriegsbeginn in einem desolaten Zustand. Für den Nachwuchs des Faches schien das trotzdem nicht ohne Reiz, da, nachdem Gerhard Lehmann dort geneigte Gutachter gefunden hatte, noch drei weitere Kandidaten in Greifswald zu habilitieren gedachten. 2.8.1. Georg Brätes Brätes wurde am 12. Juni 1901 in Wendisch-Buckow im hinterpommerschen Kreis Stolp geboren. Der Sohn eines mittellosen Volksschullehrers besuchte bis zum Abitur (1921) das Humanistische Gymnasium in Stolp, mußte dann aber das in Berlin begonnene Studium (Philosophie, Germanistik und Geschichte) 1923 aus wirtschaftlichen Gründen unterbrechen und konnte es erst 1927/28 in Greifswald wieder aufnehmen. Da er seinen Lebensunterhalt als Lehrer an Privatschulen verdienen mußte, verzögerte sich der Studienabschluß bis 1935, als er bei Bruno Markwardt mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit promovierte (Hauptprobleme der deutschen Barockdramaturgie'). Auch sein frühes Engagement für die NSDAP ging auf Kosten des Studiums: Am 31. Dezember 1931 trat Brätes in die Partei, im Februar 1932 in den NSLB ein. Als Redner wurde er 1932 mehrfach in Dresden eingesetzt. 1932/33 fungierte er in Rhinow/Mark als stellvertretender Ortsgruppenleiter, ein Posten, den er zuletzt auch in Bartin bei Stolp ausübte, wo er zwischen 1933 und 1937 Schulungsleiter war. Nach sechs Jahren als Privatlehrer in Bartin entschloß Brätes sich 1939 zu einer Habilitation.411 Mit einem positiven Gutachten seines Greifswalder Lehrers Hans Pichler versehen, beantragte er bei der DFG ein Forschungsstipendium für eine Habilitionsschrift über ,Das 410 411
Eckard 1941c (Novalis); dies. 1941d (Fries); dies. 1941b (Idee des Reiches); dies. 1942 (Naturanschauung); 1943a (v. Uexküll). BAK, R 73/10438; DFG-Antrag vom Juli 1939. - UAGrw, Kur. Nr. 206; PA Brätes und Phil. Fak., Habil. 19. - BAZ, REM-HLK.
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Geltungsproblem'. Sie sollte eine neue Antwort auf die uralte Frage geben, warum das Denken richtige Aussagen über reale Verhältnisse treffe. Für Brätes versagten herkömmliche erkenntnistheoretische Lösungsangebote vor dieser Frage. Kant habe zwar erklärt, wie Erkenntnisformen Wirklichkeit strukturierten, nicht aber wie sie möglich seien. Der deutsche Idealismus habe subjektursprüngliche Erkenntnisformen „ausser-subjektiv" im „Ich-ansich" (Fichte), „Absoluten" (Schelling) und „absoluten Bewußtsein" (Hegel) begründet, dabei aber nur unzulässig von erfahrener Wirkung auf unerfahrbare Ursachen geschlossen. Die Neukantianer hätten sich subjektivistischer Bindung nur dadurch entzogen, daß sie als Inbegriff logischer Gesetzlichkeit ein Bewußtsein überhaupt resp. an sich geltende Werte postulierten. Auch der jüngste Lösungsvorschlag, die Identität apriorischer Vorstellungsformen und bewußt seinstranszendenter Gegenstandsprinzipien nachzuweisen, Hartmanns Behauptung, die Kategorien als ein Drittes seien die Stifter dieser Gegenstand und Vorstellung konstituierenden, identischen Gesetzmäßigkeiten, enthalte metaphysische Voraussetzungen. Um endlich ohne sie auszukommen und trotzdem gegen den Vorwurf des Subjektivismus gefeit zu sein, schlug Brätes die Heranziehung biologisch-genetischer Grundsätze zur Lösung des Geltungsproblems vor:412 „Begreifen wir [...] das menschliche Denken u. Erkennen mit seinen Gesetzlichkeiten als daher kommend und entstammend, woher das Bewußtsein des Menschen auch und er selber stammt, nämlich aus den Schöße daseiender Wirklichkeit und ihrer wirkenden Gesetzlichkeit, so kann die Denk- u. Erkenntnisgesetzlichkeit auch keine andere sein als diejenige eben der Wirklichkeitsgesetzlichkeit, an welcher sie sich bildete als teilhaftiges Glied des Wirklichkeitsganzen. Eine Wirklichkeit aber, die aus der Wirklichkeit stammt, muß auch eine solche für die Wirklichkeit, die Erkenntnisgesetzlichkeit deshalb eine für die Wirklichkeit geltende sein."
Die Wahrheitsfähigkeit der Erkenntnisfunktion soll verbürgt werden durch den Nachweis „der biologisch-genetischen Bildung ihrer logischen Gesetzlichkeit". Brätes' „Bio-Logik" erstrebt also eine phylogenetische Erklärung von Denknotwendigkeiten aus den Denkgewohnheiten, was ein wenig danach aussah, David Humes Philosophie rassenkundlich zu rechtfertigen, denn natürlich wollte er mit seiner nicht-universalistischen Erkenntnistheorie der Tatsache der Rassenunterschiede Rechnung tragen. So schätzte das auch der beigezogene Gutachter Weinhandl ein, der aber die Konzeption für verfehlt hielt. Einerseits zweifelte er daran, ob der promovierte Germanist Brätes qualifiziert genug sei, die selbstgestellte Aufgabe zu bewältigen. Andererseits vermißte er im Arbeitsplan eine Auseinandersetzung mit dem denkbaren liberalistischen Vorwurf, eine rassisch begründete Erkenntnislehre stelle nur eine weitere Variante des Subjektivismus dar. Überdies könne Brätes' Geltungstheorie materialistische Konsequenzen gar nicht vermeiden, da sie die Urteilsrichtigkeit mit der „Herausentwicklung" des Denkens aus der Wirklichkeit erklären wolle. Vom nationalsozialistischen Standpunkt aus komme es aber darauf an, alle Denkinhalte aus der Wirklichkeit zu abstrahieren. Dies genüge, um die Übereinstimmung von Urteil und Gegenstand zu sichern.413
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BAK, R 73/10438; Arbeitsplan Brätes, August 1939. Das Konzept gelangte weitgehend zur Ausführung, was sich am Ms. (75 S.) in UAGrw., Phil. Fak. Habil 19, zeigen läßt. BAK, R 73/10438; Gutachten Weinhandl für DFG (Griewank) v. 28. 9. 1939.
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Weinhandl folgend, lehnte die DFG Brätes' Antrag ab, doch erhielt er von 1939 bis zum Frühjahr 1942 Mittel aus der Nachwuchsförderung des REM. Aufgrund der schmalen Schrift über das Geltungsproblem, die Pichler und - als auswärtiger Gutachter - Heimsoeth günstig beurteilten, habilitierte ihn die Fakultät im Juni 1941. Nach erfolgreicher Probevorlesung (Der Mensch in der Philosophie der Gegenwart), die freilich jede „Bezugnahme auf die Stellung des Problems in unserer Weltanschauung" vermissen ließ, empfahl man ihn für die Ernennung zum Dozenten.414 Brätes, der wissenschaftlich nicht hielt, was er als politischer Aktivist versprach, wurde im Juli 1942 zum Dozenten und zum Mitglied des pommerschen Landesprüfungsamtes ernannt. 1944 durfte er seine Lehrbefugnis von Logik und Erkenntnistheorie auf das Gesamtgebiet der Philosophie erweitern, trat aber publizistisch bis Kriegsende so gut wie nicht hervor.415 2.8.2. Johannes Erich Heyde Während Georg Brätes' politischer Einsatz die Hoffnung nähren mochte, daß seine philosophische Arbeit sich irgendwann einmal daran ausrichten werde, weckten Person und Werk Johannes Erich Heydes in dieser Hinsicht nicht die geringsten Erwartungen. Der Rostocker Gaudozentenbundführer meinte resigniert, daß dieser Habilitand nicht nur wenig Fühlung mit seiner Umwelt besitze, sondern Fragen des politischen Einsatzes „ziemlich verständnislos" gegenüber stehe. Die Rostocker Kreisleitung habe es sogar abgelehnt, eine Gewähr für seine politische Zuverlässigkeit zu übernehmen. Im Grunde sei er, obwohl „national", einfach „völlig unpolitisch". Nur wegen fachlicher Qualitäten und der schwierigen Nachwuchslage in der Philosophie sei seine Habilitation zu befürworten.416 Ob die fachliche Eignung gerade in Rostock so hoch angesetzt wurde, darf allerdings bezweifelt werden. Der einzige Ordinarius, Walter Bröcker, stimmte offenkundig nur deshalb „wärmstens" zu, weil hier ein altes Unrecht, eine 1928 unterbrochene Habilitation, getilgt werden sollte. Im übrigen übersah er bei der geschätzten „Gelehrtennatur" Heydes nicht, daß sie dazu neige, sich in ihre Gedankenwelt „einzuspinnen".417 Nur diese Vorbehalte machen auch plausibel, warum Heyde nicht in Rostock, sondern 1944 im fernen Innsbruck um Zulassung zur Habilitation bat. Dort saß seit 1939 Walther Schulze-Soelde, der ihm aus zwanzig Greifswalder Jahren vertraut war und dessen Unterstützung er sich daher wohl sicher sein durfte. Schulze-Soelde mutete ihm keine Habilitationsschrift zu, so daß sich das Verfahren auf Gutachten von ihm und Theodor Erisman beschränkte, wobei beide kaum über die Aufzählung der Veröffentlichungen Heydes hinausgingen, um so bequem eine „kumulativ" erbrachte Habilitationsleistung zu rechtfertigen.418 Heyde unterzog sich dann nur noch der Mühe, im Januar 1945 in
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UAGrw., Phil. Fak., Nr.206; Dekan Metzner an REM v. 16. 5. 1942, Bericht über den Verlauf der Probevorlesung. 415 Ebd.; weiterer Briefwechsel mit REM bis 1944. - In der NSDD-Zeitschrift „Deutschlands Erneuerung" veröffentlicht Brätes 1943 einen kurzen Aufsatz ,Lebendige Wahrheit', der nur einen Extrakt aus der Habil.-Schrift bot. 416 BAK, R 21/10049, Akte Heyde; Stellungnahme Gaudozentenführer (geschäftsführend) Neubert v. 30. 1. 1945. 417 Ebd.; Votum Dekan Bröcker v. 17. 1. 1945. 418 Ebd., beide Gutachten undatiert, das von Erismann auch ohne Verfasserangabe. Die Habilitation wurde lt. eines Antrags der Rostocker Fakultät v. 28. 3. 1945 in Innsbruck am 1. 8. 1944 vollzogen.
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Rostock einen obligaten Probevortrag (Anschauung und Begriff) zu halten, der ihm den Weg zur Dozentur frei machte.419 Heyde wurde am 22. Mai 1892 als Sohn eines Volksschullehrers in Polkenberg bei Leisning in Sachsen geboren. 1912 verließ er die Fürsten-und Landesschule Grimma, um in Greifswald Philologie und Philosophie zu studieren. 1915 promovierte er bei Rehmke mit einer .Grundlegung der Wertlehre'. Der im gleichen Jahr abgelegten Staatsprüfung für das höhere Lehramt (Griechisch, Latein, philos. Propädeutik) folgte ein in der Heimat verbrachtes Militärjahr. Seit Ende 1916 war Heyde dann an pommerschen Schulen tätig. 1921 zum Studienrat ernannt, ließ er sich 1924 von Stettin nach Greifswald versetzen, um endlich die 1915 geplante, aus wirtschaftlichen Gründen aber nicht realisierte Habilitation in Angriff zu nehmen. Wegen der laufenden Habilitation Mahnkes und dessen Privatdozentur bis 1927 an diesem Vorhaben gehindert, erreichte ihn 1928 das Angebot des Schweriner Ministeriums, ein an der Rostocker Universität neu zu gründendes Pädagogisches Institut zu übernehmen. Heyde nahm an, verzichtete auf die Habilitation, fand sich dann aber nicht wie erhofft an der Universität wieder, sondern an einer Lehrerbildungsanstalt, da die neue deutschnationale Regierung Mecklenburgs den Weg ihrer liberalen Vorgängerin in die akademische Volksschullehrerbildung nicht fortsetzen wollte, Auch die Habilitation in Rostock war ihm versperrt, als 1930 Ebbinghaus das Ordinariat übernahm, und „keinen der Bewerber" zuließ, insbesondere aber wohl Heyde, den Herold der mittlerweile völlig ins Abseits geratenen „Grundwissenschaft" Rehmkes, für ungeeignet hielt. Bis 1939 vertrat er an der Rostocker HfL Philosophie, Pädagogik und Psychologie. Nach deren Auflösung wieder im Schuldienst, gelang es ihm 1942, einen entsprechenden Lehrauftrag in Greifswald, 1943 in Rostock zu erhalten und in das Landesprüfungsamt der Provinz Pommern als Prüfer für Philosophie und Weltanschauung aufgenommen zu werden - als Ersatzmann für den „nichtarischen" Greifswalder Ordinarius Hans Pichler.420 Parteipolitisch war Heyde vor 1933 nie in Erscheinung getreten; für die zwölf Jahre danach ist, abgesehen von einem späten, mäzenatisch gedachten Eintritt in die „Studentische Kampfhilfe" (1938), nur die obligate Mitgliedschaft im NSLB, in NSV und RLB nachzuweisen. Weltanschaulich-erzieherischen Einfluß strebte er mit der von ihm 1918 mitbegründeten „Johannes-Rehmke-Gesellschaft/Vereinigung für grundwissenschaftliche Philosophie" an, deren Organ „Grundwissenschaft" Heyde bis zum letzten Jahrgang (1937) herausgab. Als Reichspressechef Otto Dietrich in einer Rede über ,Die philosophischen Grundlagen des Nationalsozialismus' Rehmke als „gemeinschaftsbewußten" Denker vereinnahmte, sekundiert von dem Juristen Bernhard Hecke, der ihn in eine Front mit Hitler und Roosevelt stellte, glaubte Heyde für einen Augenblick, seinem verehrten Lehrer werde die lange vorenthaltene öffentliche Anerkennung zuteil. Mit einer Broschüre über die Aktualität des bewußt deutsch schreibenden, nordisch-nüchternen Anti-Individualisten wollte er die-
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Ebd.; Meldung Rektor Universität Rostock an REM v. 2. 2. 1945. Die Ernennung zum Dozenten wurde im Ministerium noch an 28. 3. 1945 ausgefertigt. 1948 folgte Heyde einen Ruf an die TU Berlin, wo er bis 1960 lehrte. Ein Teil des Probevortrags hat wohl Eingang gefunden in den 1948 veröffentlichten, nur eine öde Begriffszergliederung bietenden Aufsatz ,Anschauung', wieder in: Heyde 1960, S. 372-383 Ebd., vita (undat.) und UGrw, PA Heyde, Lebenslauf v. 26. 4. 1941.
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sem vermeintlich nahenden Rehmke-Boom vorarbeiten, wurde aber erwartungsgemäß im „Völkischen Beobachter" dafür als Opportunist lächerlich gemacht.42' Als politischer Denker meldete Heyde sich zuletzt mit einem Aufsatz über ,Führer und Gefolgschaft' (1937) zu Wort. Inhaltlich sind darin kaum Unterschiede zu Stellungnahmen aus der Weimarer Zeit zu entdecken. Vor allem hielt er daran fest, den Staat als „Einheit von Bewußtseinswesen" aufzufassen. Das ließ sich vor 1933 im demokratischen Sinn auslegen, da für Heyde ein „universalistischer", autoritärer, den „Untertanen" übergeordneter Staat unvereinbar war mit der durch einen gemeinsamen Zweck geeinten „Lebenseinheit" der Staatsbürger.422 Die inhaltliche Offenheit seiner formallogischen Konstruktionen zeigte sich dann, wenn er dem Führerstaat konzedierte, genau seinem demokratischen Ideal zu entsprechen: Bekunde doch der freiwillige Anschluß an einen Menschen als Führer die Gleichheit des Strebens mit ihm, so daß die Gefolgschaft gar nicht in einem Unterordnungsverhältnis stehe und folglich auch nicht „beherrscht" werde.423 2.8.3. Günther Lutz Bei der Beurteilung von Brätes hatte Weinhandl peinlichst darauf geachtet, die Chancen von Günther Lutz zu wahren, mit dem er 1939 offenbar schon in engerem Kontakt stand und der als Goebbels-Referent zum wichtigen Ansprechpartner für ihn werden sollte, als es um das Wiedererscheinen der Kant-Studien ging. Lutz wurde am 5. August 1910 in Kiel geboren. Sein Vater, ein Bauingenieur, nahm am 1. Weltkrieg teil und kehrte 1918 aus sibirischer Gefangenschaft zurück. Das Fronterlebnis des Vaters und dessen frühe Mitgliedschaft in der NSDAP beeinflußten die wissenschaftliche und politische Orientierung des Sohnes entscheidend. Schon als Gymnasiast in Stettin war er zwischen 1927 und 1929 HJ-Gebietsführer Pommern und Gauführer des Jungvolks. In der Reichsjugendführung wirkte er seit 1929 als Kulturreferent, der SA gehörte er seit April 1931, dem NSDStB seit dem Sommersemester 1931 an, und in die SS trat er im März 1933 ein. Nach dem Abitur (1931) studierte Lutz in Berlin, Rostock und Greifswald vorwiegend Germanistik, Philosophie und Theologie. Das Studium finanzierte er durch Werkarbeit „in Büro und Landwirtschaft", erhielt aber als Sohn eines 1933 verunglückten verdienten Parteigenossen Stipendien der Stadt Stettin, des nationalsozialistischen Oberpräsidenten von Pommern und des REM. 1936 promovierte er mit einer Reinhard Heydrich gewidmeten Dissertation ,Das Gemeinschaftserlebnis in der Kriegsliteratur' (Referenten: Wolfgang Stammler und Schulze-Soelde).424 1936, das Promotionsverfahren war noch nicht einmal abgeschlossen, legte Lutz der DFG sein erstes Habilitationsprojekt zur Förderung vor. Er plante als fächerübergreifenden Beitrag zur politischen Philosophie eine 'Grundlegung einer nationalsozialistischen Gemeinschaftswissenschaft'. 421
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Heyde 1935, dazu eine Polemik im „VB" v. 9. 10. 1935, von Heyde in „Grundwissenschaft" 13, 1937, S. 185f. mit kurzem Kommentar abgedruckt. - Dietrich 1935, S. 20. - Hecke 1935; der Vf. legte 1939 eine dickleibige Untersuchung über ,Die Tierseele auf der Grundlage der grundwissenschaftlichen Philosophie und der Psychologie von Johannes Rehmke' vor, die wegen ihres typisch „grundwissenschaftlich"-wirklichkeitsfernen, empiriefeindlichen und deshalb zu „uferlos vermenschlichenden Verkitschungen" der Tiere geneigten Ansatzes von dem Königsberger Zoologen und LorenzFörderer Otto Köhler in Grund und Boden rezensiert wurde (1939). Heyde 1927; ders. 1929; ders. 1932. Heyde 1937, S. 140f. UAGrw, Phil. Fak., PA Lutz und Diss. Nr. 851; Promotionsakte Lutz.
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Das bei der Auswertung der Kriegsliteratur erschlossene Material zum „Gemeinschaftserlebnis" sollte um die Resultate psychologischer und biologischer Feldforschung erweitert werden, um auf empirisch breiter Basis charakterliche Haltungen als „Ausdruck rassischer Substanz" nachzuweisen und sie abzugrenzen von philosophischen und soziologischen Gemeinschaftstheorien, vor allem von „Wertungsgemeinschaften" und „universalistischen ,Geistlehren'", Theorien, auf die sich der politische Konservatismus berufe.425 Bei der DFG dürfte man aufgrund der befürwortenden, aber floskelhaften Gutachten, die Schulze-Soelde und der Skandinavist Johannes Paul ausgestellt hatten, den wissenschaftlichen Wert des Ganzen gering eingeschätzt haben, gewährte aber trotzdem ein Stipendium.426 1937 glückte es Lutz, dank glänzender Zeugnisse von Günther Jacoby, von Dozentenbund und Dozentenschaft, für eine monatliche Beihilfe von 200 RM die Leitung einer philosophischen Arbeitsgemeinschaft an der Greifswalder Universität übertragen zu bekommen. 427 Die Habil.Schrift nahm indes keine Gestalt an, da Lutz 1937 in eine heute nicht mehr zu ermittelnde Parteifunktion in Berlin aufrückte, wenigstens zeitweise im Stab des Stellvertreters des Führers arbeitete und 1938 als SS-Untersturmführer zum Stab Himmlers wechselte. Die Zueignung seiner Dissertation, die im Lebenslauf erwähnte „Anregung" der Arbeit durch Reinhard Höhn sowie ein späterer Hinweis des Amtes, belegen, daß er in diesen Jahren wohl Mitarbeiter des SD-Hauptamtes war.428 Erst ab Januar 1939 stellte sich Lutz wieder in vollem Umfang seinen Greifswalder Verpflichtungen. Obwohl noch nicht habilitiert, erteilte das REM ihm einen Lehrauftrag und ernannte ihn sogar zum 1. Juli 1939 zum Mitglied des Wissenschaftlichen Prüfungsamtes. Unerlaubterweise ließ er sich im Vorlesungsverzeichnis schon als Dozent führen und wurde vom REM auch mit Beihilfen für beauftragte Dozenten gefördert. Erst als von der Habil.-Schrift, deren Vollendung Lutz mehrfach in Aussicht stellte, Ende 1940 noch immer nichts zu sehen war, gab das REM seine generöse Haltung gegenüber einem alten Kämpfer von 1927 auf und forderte ab Juni 1940 die Beihilfen zurück, da Lutz seit dieser Zeit für das beachtliche Gehalt von 375 RM im Propagandaministerium Verwendung gefunden hatte - „für besondere Aufgaben im Bereich des wissenschaftlichen Schrifttums im Kriegseinsatz".429 Von seinem alten Arbeitsprogramm war er spätestens 1939 abgerückt. In enger Zusammenarbeit mit Günther Just, zugleich Leiter des Instituts für Vererbungswissenschaft in Greifswald und Direktor des Erbbiologischen Instituts des Reichsgesundheitsamtes, sollten nunmehr „Untersuchungen über psychophysische Konstitution, Beruf und Lebensleistung hervorragender Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts unter besonderer Beachtung der Berufsgruppen des Arztes, Künstlers und des Gelehrten" entstehen, eine methodisch recht windige Studie über „Vererbung geistiger Eigenschaften". 430 Doch als auch dieses Projekt im Sande verlief, schied Lutz im Frühjahr 1941 endgültig als „Dozent" aus und legte seine Habilitationspläne ad acta. Im Propagandaministerium hatte er
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BAK, R 73/12825; Antrag Lutz an DFG v. 30. 3. 1936. Ebd.; Gutachten v. 27. u. 29. 3. 1936. UAGrw, PA Lutz; Antrag Dekan an REM v. 5. 2. 1937. Beihilfe-Erlaß REM v. 28. 5. 1937. BAP, REM 49.01, Nr. 12444, Bl. 64: Die SD-Beurteilung von 1941 erinnerte an die „verheerende Tätigkeit" von Lutz, der in Greifswald und Berlin von Studenten und SD-Kameraden abgelehnt worden sei. Obwohl alter Pg., sei er eine umstrittene Persönlichkeit, die sich in Greifswald unberechtigt als Dozent ausgegeben habe. 429 UAGrw, PA Lutz. 430 BAK, R 73/12825; Arbeitsbericht Lutz für DFG, März 1939.
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im September 1940 die Schriftleitung des vom „Ahnenerbe"-Präsidenten Walther Wüst herausgegebenen Pressekorrespondenz „Deutscher Wissenschaftlicher Dienst" übernommen, die dann 1942 im „Europäischen Wissenschaftsdienst", aufging, einem kulturpolitischen Periodikum, das sich als „Dolmetscher der deutschen Leistung auf dem Gebiet der Wissenschaft und Kultur für alle europäischen Völker" verstand und das ab 1942 zunehmend ausländischen Wissenschaftlern die Chance eröffnete, ihre Arbeiten dem deutschen Fachpublikum vorzustellen.431 Um die propagierte „europäische Schicksalsgemeinschaft" im Kampf gegen Amerikanismus und Bolschewismus mit kulturpolitischem Leben zu füllen, ließen Propagandaministerium und REM auch die „Kant-Studien" wieder erscheinen, die Lutz zusammen mit Weinhandl, Heyse und Faust 1942/43 herausgab. Die Mitarbeit einiger sorgfältig ausgewählter Wissenschaftler aus befreundeten oder neutralen Staaten sollte den europäischen Kooperationswillen des Reiches belegen.432 Aus der organisatorischen Mitverantwortung für Weinhandls Arbeitsgruppe „Philosophie im Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften" 433 erwuchs bei Lutz ein neuerliches Interesse an Philosophie, das sich, beginnend mit seinem Beitrag zu Theodor Haerings „Kriegseinsatz"-Band über: ,Das Deutsche in der deutschen Philosophie', in einer Vielzahl von Zeitungsartikeln und Aufsätzen über Nietzsche kundtat, die ein stark von Weinhandls gestaltanalytischer Sicht geprägtes Nietzsche-Bild offerierten.434
2.9. Posen-Tübingen 1943/44: Albert Dietrich Man kann darüber streiten, mit welchem Recht dieser Habilitand hier Berücksichtigung findet. Denn immerhin war Dietrich als Philosoph schon Anfang der 30er Jahre weitgehend verstummt. Zudem ließe sich formal einwenden, daß die venia 1944 in erster Linie auf Erziehungswissenschaften lautete. Daß sie auch auf Philosophie erstreckt wurde, dafür boten weder Dietrichs über zehnjährige Beschäftigung an einer Hochschule für Lehrerbildung noch das Thema seiner Habilitationsschrift einen Anhaltspunkt. Wenn auf seinen Werdegang und sein publizistisches Werk hier trotzdem, und sogar recht ausführlich eingegangen
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Vgl. die Anmerkung der Schriftleitung EWD, Nr. 1/2 (10. 4. 1941), S. 1: „Zur Einführung". Ab 1943 teilten sich Ziegler (ProMi), Ritterbusch (REM) und Wüst (für den NSDD) die Herausgeberschaft, in Verbindung mit W. Groß (HAW), Mentzel (DFG), Scheel (Reichsstudentenführung), Vahlen (Preuß. Akademie der Wissenschaften). Zur Geschichte der Kant-Gesellschaft bis zur Auflösung 1939 und zum Schicksal der Kant Studien vgl. unten: B III. Den „Kriegseinsatz" begleitete Lutz mit sehr allgemein gehaltenen programmatischen Artikeln, die die beteiligten Geisteswissenschaften auf ihre integrativen Aufgaben im Zuge des europäischen Neuordnungsprozesses verwiesen (Lutz 1941b; 1941c; 1941d). Lutz 1941a. - Als Vertreter des ProMi war Lutz 1942 auch in den Vorstand der Stiftung NietzscheArchiv eingetreten. Als Ministerialreferent in der Schrifttums-Abteilung des ProMi dürfte er die Förderung in Höhe von 10 000 RM angeregt haben, die sein Ministerium der hist.-krit. NietzscheAusgabe 1941 zukommen ließ. Privat hielt er sich häufig im Archiv auf, um eine seine „umfangreiche Nietzsche-Arbeit" vorzubereiten, womit die von ihm im Felix Meiner Verlag 1943 angekündigte 12 bändige Nietzsche-Ausgabe gemeint war (BAK, R 21/11052; Bericht über die 17. ord. Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde des Nietzsche-Archivs am 11. 12. 1942 sowie BAZ, REMHLK). Zu Lutz' Aktivitäten vgl. auch Zapata 1995, S. 205f.
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wird, dann deswegen, weil er seinem eigenen Selbstverständnis nach Philosoph geblieben war, und weil er als Schüler bzw. Mittler von zwei politisch wirkungsmächtigen Philosophen, Troeltsch und Baeumler, in interessanten Wandlungen selbst ein vielfältiges politisches Engagement gesucht hat. Dietrich wurde am 4. September 1890 als Sohn des Arztes Georg Rosenbaum in Berlin geboren. Um den Verdacht zu zerstreuen, einen jüdischen Vater gehabt zu haben, wies er schon während seines ersten Habil.-Verfahrens ausdrücklich auf dessen niederdeutsche Herkunft aus der Flensburger Seefahrerfamilie Rosenboom hin, was in Hinblick auf später fehlende Kollisionen mit dem BBG nicht unglaubwürdig ist. Da sein Vater 1898 starb, adoptierte ihn sein Großvater, der oldenburgische Hofkapellmeister Albert Dietrich. 1910, nach dem Abitur am Prinz-Heinrich-Gymnasium in Berlin-Schöneberg, begann er ein Philosophiestudium in Berlin. Am 7. August 1914 Kriegsfreiwilliger, wurde er, nach kurzem Westfronteinsatz, krankheitshalber nur zur Stabsarbeit herangezogen, so daß er Zeit fand, bei Erdmann und Riehl zu promovieren (,Kants Begriff des Ganzen in seiner Raum-Zeit-Lehre und das Verhältnis zu Leibniz', 1916). 1918/19, noch als beurlaubter Heeresangehöriger, widmete er sich der „ostpolitischen Grenzarbeit". Maßgeblich war Dietrich an der Gründung der „Deutschen Vereinigung" in Bromberg beteiligt, dem schlagkräftigsten deutschen Schutzverband in den von Polen beanspruchten preußischen Landesteilen. Bis 1921 folgten dann noch Lehrtätigkeiten in der Reichswehr und an der VHS Berlin. 1923 meldete er sich zur Habilitation (,Gegebenheit, Aufgegebenheit, Wesenheit. Ein systemologischer Versuch über den metaphysischen Untergrund der gegenwärtigen deutschen Philosophie'). Ohne Unterstützung des gerade verstorbenen Troeltsch, stieß Dietrich damit auf den geschlossenen Widerstand der Berliner Philosophen. Von 1924 bis 1928 als Oberassistent am Philos. Seminar mit einer Überarbeitung beschäftigt, unternahm er aber keinen erneuten Versuch, da ihm 1929 die Möglichkeit geboten wurde, auch ohne Habilitation an der Pädagogischen Akademie Cottbus unterzukommen. Von Cottbus an die PA Halle übernommen, zog er nach deren Auflösung 1933 an die Hochschule für Lehrerbildung in Hirschberg/Schlesien, wo er bis 1943 unterrichtete. Im Juli 1943 habilitierte er sich dann doch, und zwar an der Reichsuniversität Posen, mit einer stark an Baeumler angelehnten, von diesem mit einem Vorwort versehenen Arbeit ,Die Schule im Gefüge der nationalsozialistischen Ordnung'. Gutachter waren der Kroh-Schüler Christian Eckle und Kurt Stavenhagen. Gegen die „seltene Erudition", die Eckle an die „stärksten Leistungen der liberalen Pädagogik" (sic!) erinnerte, machte Stavenhagen treffsicher den schon 1923 von den damaligen Gutachtern monierten „erregten und übersteigerten Stil mit häufigen Abschweifungen" geltend. Doch für den federführenden Eckle war allein der positive ideologische Ertrag entscheidend: Dietrich entwickle vom Standpunkt Baeumlers aus, bei aller Eigenart, Grundkräfte und Grundgesetze nationalsozialistischer Erziehung, dabei den Vorgaben Hitlers und Rosenbergs folgend. Für Eckle persönlich fiel offenbar noch ins Gewicht, daß er - wie er ausdrücklich zur Beglaubigung von Dietrichs philosophischer Befähigung vermerkt - gehört habe, wie Heidegger mehrfach lobend dessen Dissertation als „früheste Widerlegung der Marburger Kantauffassung" erwähnt habe. Im Colloquium referierte Dietrich über „Theorie und Phänomenologie der großen Erzieher" und gab in einem zweiten Vortrag einen Forschungsüberblick zu Leben und Werk des eigenartigen Kantianers K. C. F. Krause (1781-1832), der ihn selbst seit 1924 be-
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schäftigte. Nach der in Tübingen im August 1944 abgelegten Lehrprobe über: Wilhelm Diltheys Lehre vom pädagogischen Genius, erhielt er im November 1944 seine Ernennung zum Dozenten für Erziehungswissenschaft und Philosophie an der dortigen Universität. Der NSDAP gehörte Dietrich seit dem 1. Mai 1937, dem NSLB seit dem 1. Juli 1933 an. Obwohl SA-Oberscharführer, blieb er Mitglied der Baptistengemeinde.435 Die Parallelen zu Baeumlers intellektueller Biographie sind auffällig: Auch hier eine Kant-Dissertation, der es im wörtlichsten Sinne ums „Ganze" geht, um das Verhältnis von Totum und Kompositum, die Auseinandersetzung mit der geisteswissenschaftlichhistoristischen Tradition, deren Überwindung Dietrich als „Lieblingsschüler" von Troeltsch („der eigentliche Führer, Lehrer und Freund", dem er die Grabrede hielt) in Angriff nahm. Dann war er wie Baeumler Autor der „Dioskuren", Spengler-Kritiker und Parteigänger der „Konservativen Revolution" in Gestalt des Kreises um Moeller van den Brück, dessen programmatisches Sammelwerk ,Die Neue Front' (1922) Dietrich mit einem Aufsatz zur ,Wissenschaftskrisis' belieferte, und für dessen Zeitschriften „Gewissen" und „Ring" er einiges beisteuerte, ebenso wie zu Stapels „Deutschem Volkstum". Eduard Stadtler erinnert sich, Dietrich habe unter den Männern des Juni-Klubs als berufener „Karl Marx des deutschen Sozialismus" gegolten, dessen „wissenschaftliches Hochziel" die „geisteswissenschaftliche Widerlegung und Überwindung" des Gründervaters des internationalen Sozialismus gewesen sei.436 Theodor Steltzer traf Dietrich im März 1920 unter den Mitgliedern des Juni-Klubs, die sich zur Unterstützung der Kapp-Putschisten bereit hielten.437 1933 fand er Zugang zu Baeumlers „IZfE" und zu den von Erxleben, Holfelder u. a. dominierten Organen der auf Baeumler eingeschworenen Studentenschaft. Als politischer Publizist fühlte
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UA-HUB, Phil Fak. Nr. 1333; Habil.-Verfahren Dietrich. - BAZ, MF. BAP, REM 49.01/1427, Bl. 253ff; betr. Anstellung als Oberassistent am Philosophischen Seminar der FWU. - GStA, I. HA, Rep. 151/Nr. 1133; HfL Hirschberg/Riesengebirge. Den Hirschberger Hyperaktivismus Dietrichs dokumentieren die „Jahresberichte" 1. 1934/35 - 3. 1937/38 der HfL. Er referierte auf zahlreichen Schulungslagern des NSLB, auf dem Breslauer Gauparteitag 1935, vor der SA („Gemeinschaft und Gesellschaft") und RAD-Unterführern („Lektüre: A. Hitler, Mein Kampf), Offizieren usw. Noch im Mai 1935 hielt Dietrich in der HfL eine Gedenkrede zum 10. Todestag auf den langsam aus der Mode gekommenen Moeller van den Brück. Lehrveranstaltungen bot er u. a. über „Politische Erziehungslehre", „NS.-Erziehungslehre (Hitler, Rust, Frick)", Krieck, „Nietzsche und Baeumler als Erziehungsdenker" (WS 1935/36), Jahn und Lagarde an. Zur weltanschaulichen Grundströmung im extrem linientreuen Hirschberger Kollegium jetzt Bönisch-Brednich 1994, S. 303ff. Zur Habilitation 1944: BAK, R 21/10036, Akte Dietrich; u. a. Voten Eckle v. 31. 5. 1943 und Stavenhagen. Biographisch neuerdings Hesse 1995a, S. 234ff. m. w. N. Stadtler 1935, S. 129. Über Dietrichs Mitarbeit am „Politischen Kolleg" vgl. die wenig ergiebigen Hinweise bei Schwierskott 1962, passim. Der neben ihm am Kolleg dozierende Friedrich Lenz bedankte sich im Vorwort zu ,Staat und Marxismus' bei Dietrich für den Nachweis bolschewistischer Literatur (1921, S. VI). Engere Beziehung bestanden auch zu dem Troeltsch-Bewunderer Gustav Steinbömer, der den „Freunden" Dietrich und dem gerade an einer Stahl-Biographie arbeitenden, deutsch-jüdischen Meinecke-Schüler Gerhard Masur seine ,Abtrünnige Bildung' (1929) widmete. Hesse 1995a, S. 234f. zählt noch auf, daß Dietrich 1919 Freikorps-Kampfredner in Schlesien, bei Lehrgängen der Reichswehr in Oppeln und beim Freikorps von Aulock gewesen sei. Steltzer 1966, S. 74. Hesse 1995a, S. 235 erwähnt, Dietrich habe für die „politische Betreuung der Truppe" während des Putsches gesorgt.
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sich Dietrich durch die kapitalistisch geprägte Zivilisation, die er ablehnte, und deren marxistischen Widerpart, den er für ebenso verderblich ansah, seit 1918 herausgefordert:438 „Mit der Revolution und dem Versailler Friedensvertrag war (geisteswissenschaftlichen und geistesphilosophischen) Studien ein unmittelbarer, unermesslich neuer Gegenstand gegeben. Es galt dieser veränderten Wirklichkeit geistiger und geschichtlicher Dinge durch Beobachtung, Fühlungnahme und Stellungnahme gerecht zu werden. Den Intentionen meines Lehrers Ernst Troeltsch gemäss habe ich seit der Zeit, in der Deutschland in einem neuen Sinne um sein Schicksal ringt, durch vielfältige Lehrtätigkeit, Kenntnisnahme einschlägiger Verhältnisse und publizistischer Stellungnahme die Mächte des öffentlichen Lebens zu durchschauen mich geübt: die Veröffentlichungen aus dieser Zeit bemühen sich zu zeigen, wie die politischen und weltanschaulichen Mächte einander durchdringen und welche Willensstellungen zu ihnen möglich sind. Dabei schien mir als Zentralproblem für eine Klärung der furchtbaren innerpolitischen Gegensätze die Aufrollung der Gewissensfrage des Marxismus. Ich glaube in allen meinen Arbeiten gezeigt zu haben, daß er die radikale und zugleich restaurative Endform des natürlichen Systems ist. Hier schließt sich jener Kreis von Studien, der in der Aneignung der Forschungen Diltheys begann und in dem unmittelbaren Innewerden der Kräfte endigt, welche die Nation zerreissen."
Auf der Suche nach Kräften, von denen Dietrich sich versprach, sie könnten die „zerrissene" Nation wieder einen, engagierte er sich in den frühen 20ern hochschulpolitisch. Während Baeumler zur gleichen Zeit über die bildungspolitischen Voraussetzungen einer Integration der Arbeiterschaft in die Nation nachdachte, gehörte Dietrich zu den Wortführern jenes Teils der Studentenbewegung, die in der „Humanistischen Fakultät" ein Instrument sahen, um, wie es in einer von ihm formulierten Resolution zum Göttinger Studententag 1921 hieß, der „geistespolitischen Not der Nation" Rechnung zu tragen, und die „Gefahr einer Herauslösung der akademischen Intelligenz aus der Volksgemeinschaft" zu bannen.439 Wie später Baeumler, so wollte auch Dietrich die Probleme von Universität, Wissenschaft und Bildung nicht isolieren. Die nationalpädagogischen Intentionen führten ihn zwangsläufig zur Berücksichtigung wesentlicher außen- und innenpolitischer Faktoren, von denen jede Bildungsreform abhänge. So erklärt er die engen finanziellen Handlungsspielräume mit dem anhaltenden Wirtschaftskrieg gegen Deutschland, einem „Hauptkulturkampfmittel" in Völkerkonflikten. Als Troeltsch-Schüler erlaubte er es sich zwar nicht, den Gegensatz zum Westen zu verabsolutieren, sah aber durch die Versailler Brille die Ententemächte als Urheber eines Wirtschaftskrieges, der nicht erst im Weltkrieg begonnen habe. Eine Aktenpublikation nach der anderen beweise, „in welch grausigem Ausmaße Deutschland ein bloßes Objekt der Weltpolitik bereits vor dem Kriege war". 440 Zur „Rettung der Nation" sei daher deren innere Einheit wieder herzustellen. Das hieß Aufhebung der Klassenspaltung und folglich Front gegen den Marxismus. Die soziale Frage war für Dietrich nicht ökonomisch zu lösen. Wer aber als Kommunist akzeptiere, daß Notzustände und Mißstände nun einmal zur „Mitgift irdischer Einrichtungen" gehörten, mit dem könne man freilich kooperieren. Also auch mit Revisionisten wie Bernstein, David, Adler und Bauer, „Sozialidealisten" wie Jean Jaures, mit Karl Liebknecht und Karl Radek, soweit sie begriffen hätten, daß der Sozialis438 439 440
UA-HUB, Phil. Fak., Nr. 1333, Bl. 3-8; vita Dietrich, undat. (1923). Dietrich/Mahrholz 1921a, S. 104 und Dietrich 1921b. Ders. 1923, S. 56f.
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mus ohne „nationale und ethische Vertiefung" nicht auskomme. Denn das Proletariat, die „Masse", sei eigentlich „leidendes Volk", das nicht am verheißenen „Idyll einer automatisch funktionierenden Zukunftsgesellschaft mit Minimalarbeit und Maximallustquantum" interessiert sei. Es erstrebe vielmehr seine Reintegration in die Volksgemeinschaft, da „der tiefste Drang ihrer Seelen dem Werben der Heimat trotz aller erlernten Abneigungen und bewußten Ablehnungen zurückgewonnen werden möchte".441 Volks- und werkgemeinschaftliche Lösungen der sozialen Frage empfahl Dietrich auch in der Zeitschrift „Deutsche Arbeit", der von der katholischen Gewerkschaftsbewegung herausgegebenen „Monatsschrift für die Bestrebungen der christlich-nationalen Arbeiterschaft", wo er sich 1930 zum letzten Mal, mit einem Appell für Brüning, zu Wort meldete.442 Der orthodoxe Marxismus ignoriere den Gemeinschaftswillen des Arbeiters, weil er von den „Grundmotiven des natürlichen Systems durchdrungen" sei. Dietrich nutzt hier die 1913 erstmals geschlossen veröffentlichten Studien Diltheys zu ,Weltanschauung und Analyse des Menschen seit Renaissance und Reformation'. Diltheys These, die gesamte geistige Entwicklung sei seit dem 17. Jahrhundert vom Begriff des Naturgesetzes beherrscht, und naturrechtliche Prinzipien hätten wesentlich dadurch zur Auflösung der alten Gesellschaft beigetragen, daß sie auf wirtschaftlichem Gebiet „die furchtbare Konsequenz des Kapitalismus" hervorbrachten, wurde von Dietrich übernommen. Einmal, um den Marxismus als konsequenten Vollstrecker des Kapitalismus zu delegitimieren, dessen liberal-kapitalistische Befangenheit sich schon in der Utopie einer Assoziation zeige, die jedem einzelnen optimale Selbstverwirklichung verspreche. Zum anderen, um eine eigene Tradition der Kapitalismuskritik herauszustellen („der Marxismus ist kein Monopol auf antikapitalistische Werteinstellung"), in der Dilthey als Erben der Romantik eine wichtige Mittlerrolle zukomme.443 Sowenig wie Dilthey, der den Prozeß sogar ausdrücklich als Zersetzung überkommener Werte beschrieb, ließ sich Dietrich von dem in der Auflösungsmetapher steckenden antijüdischen Deutungspotential stimulieren. Dies ist umso erstaunlicher, als er sich 1920 an der Berliner VHS mit „Lassalles Neudeutung der Lehre Heraklits vom Widerstreit der Gegensätze" befaßt hatte444 und ihm dabei sicher Hermann Onckens Urteil darüber bekannt war:445 „Heraklit hat nichts so sehr bekämpft wie die trügerische Lehre, daß den Dingen eine Beharrlichkeit des Seins [...] zukomme: jeder dauernde Bestand der Dinge sei eine Täuschung. Das ist ein Gedanke, der für alle historische Auffassung unendlich fruchtbar geworden ist. Zugleich liegt darin die Verführung zu der Anschauung, daß alles Wirkliche einzig als Übergangsstufe zu einer höheren Form und niemals an sich einen Wert habe, also politisch gesprochen, zu ei-
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Ders. 1922b., S. 342-345; sogar bei den stramm internationalistischen Jungkommunisten, die sich im Verlag „Rote Garde" zu Wort meldeten, wollte Dietrich noch Ansätze für eine Zusammenarbeit erkennen (ebd., S. 354). Ders. 1922a = eine Rezension T. Steinbüchels, ,Der Sozialismus als sittliche Idee', die die allzu negative Zeichnung des Kapitalismus rügte. 1922c, enthält die im Moeller-Kreis gängige Lobpreisung des zum „Opfer" bereiten Menschen; vgl. a. ders. 1930, bes. S. 620. Dietrich 1922b, S. 360, 370f. (natürlich darf hier auch das Nietzsche-Wort nicht fehlen, wonach der Sozialismus bloß ein Agitationsmittel des Individualismus sei, ebd., S. 365). Vgl. a. ders. 1923, S. 42f. und 51 f. („ der Marxismus denkt den Individualismus zu Ende und treibt den Liberalismus auf die Spitze"). - Dilthey zit. nach 9. Aufl. 1970, S. 244f. VHS Berlin, Lehrplan April-Juli 1920, S. 31. Onckens Lassalle-Biographie (1904), hier zitiert nach der 4. Aufl., 1923, S. 124f.
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Die Berufungspolitik während des Krieges 1939-1945 nem schrankenlosen Radikalismus, der schon die werdenden Möglichkeiten als allein existenzberechtigt beurteilt und die Welt des tatsächlich Bestehenden als wert, daß sie zugrunde geht."
Statt Judentum, Sozialismus und Kapitalismus entsprechend in Beziehung zu setzen, wies Dietrich aber Ideen „fanatischer Arierbundler" zurück, deren Rassentheorien ihn an die „Abgeschmacktheiten des Gründerstils und seine unleugbaren Barbarismen" erinnerten:446 „Die antisemitische Spitze dieser seelen- und ideenlosen Leichtfertigkeiten trägt vor allem dazu bei, in den Kreisen der Arierbundler einen widerwärtigen Anarchismus der Tat und einen noch hoffnungsloseren Ressentimentproletarismus zu entfachen. Eine Bewegung, in der die höchste geistige Kultur der Nation Gestalt gewinnen soll, zeigt durch derartige Verrohungen, wie sehr auch in ihr das materialistische Denken des 19. Jahrhunderts und der Geist proletarischer Rüpelei Platz gegriffen hat." Erlösung war ohne religiöse Perspektive für Dietrich nicht denkbar: Die Kulturerziehung führe zu einem Punkt, „bis zu dem menschliche Verbände vordringen können, damit der unvorgreiflichen Gnade die Stätte bereitet sei"447. Deshalb hielt er Distanz zu Nietzsche, dessen „lächerliche Verachtung des Christentums" jene politischen Bewegungen inspiriert habe, deren Weltanschauung auf naturalistischen Rassetheorien beruhten 448, und ebenso zu Max Weber, weil dessen Trennung von Wissenschaft und Politik kaum mehr sei als eine „Enthaltungsanweisung, die nur Demagogen entfesselt" 449. Mit Troeltsch mußte er an der wertstiftenden Aufgabe der Wissenschaften festhalten, weil die politisch-sozialen Fragen nur durch Bewußtseinwandel der Massen, also durch wissenschaftlich angeleitete Erziehungsarbeit lösbar schienen. Wie Baeumler sah Dietrich in der Krise des naturwissenschaftlichen Gesetzesbegriffes eine Chance, um das „organisch-historische System der Geisteswissenschaften" zu rehabilitieren und das Irrationale nicht länger aus der Wissenschaft verbannen zu müssen.450 Damit dürfe aber auch wieder an die romantisch-historistische „Metaphysik des Volkes" und die „Liebe zu den Individualitäten" angeknüpft werden, was Dietrich mit der Aufforderung an die nationale Rechte verband, ihre Obstruktionshaltung gegenüber der Republik aufzugeben, ihr „Geschwätz von Schuld, Hauptschuld, Alleinschuld und Nichtschuld" zu beenden und aus der nationalen Notlage das Beste zu machen („wer weiß, wozu es gut ist"). Schließlich liege in jedem staatlichen Gehäuse ein „göttliches Geheimnis" beschlossen.451 Eine einheitlich religiös verankerte, ständisch gegliederte Volksgemeinschaft war Dietrichs politische Alternative. Sie sei durch Erziehungsarbeit aus dem parlamentarisch formierten kapitalistisch-liberalen Weimarer Staat langsam herauszuentwickeln. Als Willensund Wertgemeinschaft fixiere sie „Zugehörigkeit", die nicht ethnisch schon gesichert sei. Und als „geist- und seelenerfüllender Totalismus" 452 sei sie von den radikal diesseits orien446 447 448 449 450 451 452
Dietrich 1923, S. 30, 56. Ders. 1922b, S. 348 und ders. 1927. Ders. 1923a, S. 30, 55, 62.Ders. 1922b, S. 348f; vgl. auch ders. 1923a, S. 56; ders. 1922d, S. 163. Ders. 1922b, S. 348f; vgl. auch ders. 1923, S. 56- ders. 1922, S. 163. Ders. 1922b, S. 376, unter positiver Bezugnahme auf Einstein und die Kritik des Gesetzesbegriffes, die W. Nernst in seiner Berliner Rektoratsrede 1921 vorgetragen hatte. Ders. 1923, S. 57f. Ebd., S. 61.
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tierten Totalitarismen strikt zu unterscheiden, etwa vom bolschewistischen System, das den „härtesten und brutalsten Staatsgedanken" realisiert habe (Moskau mute heute an wie Preußen unter dem Soldatenkönig), von dem die Machthaber wohl nur unter dem Druck extremer Notlagen, jenem tiefsten Dunkel in seiner äußersten Gestalt von Wirtschaftsverfall und Hungersnot", ablassen würden.453 Aus der Sicht des Brüning-Sympathisanten Dietrich müßte der 30. Januar 1933 also ein besonders schwarzer Tag gewesen sein: die „fanatischen Arierbündler" waren an der Macht, ihre Rassendoktrin schlug sich in der Gesetzgebung nieder, und ihr Protagonist in der philosophischen Welt reklamierte den widerchristlichen Nietzsche als ihren Vordenker. Ein korporativer Staat schien das auch nicht werden zu wollen. Eher schon mußten sich Parallelen zum totalen Staat der Sowjets aufdrängen. Und ob der neue Reichskanzler in die Fußstapfen des von Dietrich einst gefeierten Bismarck (sein Staat ein „Meisterwerk", er selbst der „Heros der Nation", seine Politik „metaphysischer Realismus" 454) treten würde, das war, bei den unuberhorbaren Verdammungen der zu Bismarcks Zeit aufgeblühten liberalen Bürgerwelt, keineswegs ausgemacht. Man meint, Dietrichs Verstörung ob der neuen Lage noch zu spüren in der eigentlich inkompatiblen Doppelmitgliedschaft in Baptistengemeinde und SA. Wenig erstaunlich ist es daher, daß seine 1934 veröffentlichte Dilthey-Studie in allen neuralgischen Punkten den gleichzeitigen Deutungen der Baeumler-Schule widersprach. Dietrich zählte Dilthey nicht unter die „Feinde Bismarcks", für ihn war er kein Denker der „Kultur": kontemplativ, individualistisch und in seiner Bürgerlichkeit womöglich dem Westen geistig verfallen. Vielmehr habe er aus der „ewigen Romantik des deutschen Wesens" heraus geschaffen, deren „inneres telos" sich noch im Sieg des gegenwärtigen deutschen Staates offenbare.455 Wenn Dietrich so den Nationalsozialismus für die von ihm stets politisch maßgebende, nun freilich von Stahl und Lassalle gereinigte romantische Tradition vereinnahmte, dann erstand in Dilthey ein Nietzsche ebenbürtiger Wegbereiter der nationalen Erhebung von 1933. Das seinem Aufsatz vorangestellte Dilthey-Zitat („Nationen bedürfen wie Individuen fester Vorstellungen, welche das Leben leiten und über den engen Horizont unserer Existenz zwischen Geburt und Tod hinaus dem Dasein einen Zusammenhang mit dem Ganzen und Unendlichen gewähren") verrät, daß er weiterhin den Nationalsozialismus unter einen Begriff subsumierte, der ihn schon 1922 faszinierte: das Ganze, soziologisch: die Gemeinschaft. In seinen VHS-Kursen suchte er nach einer Philosophie, die den „inneren Forderungen unseres Einheitsdenkens" genügen soll.456 Bei Dilthey fand er eine adäquate Bestimmung in den 1933 publizierten Briefen und Tagebüchern aus dessen Jugendzeit: ,„Der Zug des gegenwärtigen deutschen Geistes ist: den Menschen als ein wesentlich geschichtliches Wesen zu
453
Ders. 1922, S. 361; 1923, S. 58 („die primitivsten und brutalsten Gegenerlebnisse und Gegenmaßnahmen durch die Geschichte" könnten die Bolschewisten vielleicht wieder für die „Geheimnisse der politischen Kultur" empfänglich werden lassen). 454 Ders 1923, S. 26, 54, 59, 62. 455 Ders. 1934a, S. 146. 456 VHS Berlin, Lehrplan Januar 1922, S. 23; im Rahmen sozialphilosophischer Kurse stand 1921 das auch für Baeumler so wichtige Werk von Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft' auf dem Programm (ebd., Lehrplan April - Juni 1921, S. 30).
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erfassen; dessen Existenz sich nur in der Gemeinschaft realisiert. Aus der Erkenntnis dieser Gemeinschaft heraus müssen sie wiederbelebt werden'." 457 Was das Ganze sei, ob es mit Gemeinschaft identisch sei oder sie umgreife und sie im höheren, von der Welt der Kulturwerte vielleicht nicht zu unterscheidenden Sein aufhebe die hier erforderlichen Präzisierungen blieb Dietrich schuldig. Daß er, angelehnt an Heidegger, aus Diltheys Wesensbestimmung eine „Wiederbelebung der Gemeinschaften aus den Möglichkeiten ihres Seins" ableitete, mochte zur Verkürzung des Wesens auf die Rasse reizen. Baeumlers Begrifflichkeit übernehmend, verstand er dann die politische Ordnung aus den ewigen Gesetzen der Natur und der Geschichte. Das Wesen der Nationalerziehung bestehe in der Kräftigung und „Formung unserer Rasse".459 Die einst bei ihm auf der Humanistischen Fakultät ruhende Hoffnung übertrug er nun auf die Hochschule als Ganzes, die als „permanentes Lager" die „totale Lebens- und Erziehungsgemeinschaft" herstelle, um an der „ganzheitlichen Volksexistenz und Staatsexistenz" mitzuwirken.460 Als sich diese Hoffnungen auf den Universitäten nicht erfüllten, sollten wenigstens die neuen Hochschulen für Lehrerbildung „Lehreinheit" als „Lebenseinheit" entfalten.461 Als Dietrich sich dann 1940 in einem Literaturbericht in Baeumlers IZfE über die nationalsozialistische Erziehungstheorie und in seiner umfangreichen Monographie über ,Die Schule im Gefüge der nationalsozialistischen Ordnung'462 als Interpret der weltanschaulichen Grundlagen nationalsozialistischer Pädagogik profilierte, um mit der „Novemberpädagogik" der Litt, Spranger und Kerschensteiner abzurechnen, befreite er sich aus den wertphilosophischen Kontinuitäten eines idealistischen Ganzheitsdenkens. Er ersetzte „Lebensganzheit" durch Rasse und definierte Bildung als „Festigung der richtungsbestimmenden Kräfte, die in der Rasse gründen". Erziehung habe das Ziel, als Formationserziehung die germanischen Lebensordnungen wiederherzustellen.463 Daß diese Formierung und Typisierung die Ausscheidung des „Fremden" voraussetze, daran hat Dietrich in einer Reihe von „Sinndeutungen" des Nationalsozialismus, die als Leitartikel im „Deutschen Adelsblatt" erschienen, keinen Zweifel gelassen. Nunmehr auf der Seite der „fanatischen Arierbündler", unter fortwährender Bezugnahme auf Baeumlers politische Anthropologie der völkischen Existenz, erkannte er in der Oktoberrevolution „den jüdischen Weltumsturzversuch", der sich mit der Herrschaft über den eurasischen Block die „Ausgangsposition für die Knechtung des Planeten" schaffen wolle: „Der Todfeind unserer Art und Bestimmung auf dieser Erde ist sichtbar geworden."464 Der angebrochene Weltkampf gegen Amerikanismus und Bolschewismus, deren Ideal der von Nietzsche prophezeite „,letzte Mensch'" sei, erfordere unbedingte innere Geschlossenheit wenn jenes Wesen, das in der Gleichförmigkeit einer nur noch zwinkernden, kauenden und 457 458 459 460 461 462
463 464
Dietrich 1934a, S. 150; nach einer Tagebuchnotiz Diltheys vom Mai 1860. Ebd., S. 151 f. Ders. 1936b, S. 1529f. Ders. 1934b, S. 34ff. (37); ders. 1935. Ders. 1938a, S. 58ff.; ders. 1938b. Obwohl Dietrich daraus nach Seitenzahlen des gesetzten Manuskripts zitiert, erschien die vom Münchener Oldenbourg-Verlag angekündigte Arbeit nicht; jedenfalls war das bibliographisch nicht nachweisbare Werk in keiner deutschen Bibliothek aufzufinden. Ders. 1940, S.207ff. Ders. 1936a, S. 606; ähnlich gegen die die „Volkskameradschaft" bedrohenden, von Juden getragenen Lebenssysteme des Subjektivismus und Kollektivismus: 1936b, S. 1529.
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heckenden Masse - antriebslos und tatenlos, ohne Gefühl für die Rangordnung der Menschen, der Dinge - „dahinvegetiert", im Kampf gegen das deutsche Volk und sein „Hochbild eines nordisch gestimmten Menschentums" nicht siegen solle. 465 Unermüdlich beschwor Dietrich diese Gefahrenkonstellation und warnte davor, „sich im Verschwiegenen über Gleichschaltungen aufzuregen", statt die „Durchsetzung bestimmter Gleichartigkeiten" als notwendig zu begreifen466. Ende der 30er Jahre wahrten allein diese permanenten Hinweise auf die außenpolitisch bedingte Unumgänglichkeit innenpolitisch-pädagogischer Formierung einen Rest an argumentativer Originalität, während Dietrich ansonsten zum Lautsprecher Baeumlers geworden war.467 Daß gerade deswegen dem Mittfünfziger gegen sonstige Gepflogenheiten des REM noch der Weg zurück in die Universität eröffnet wurde diese Vermutung liegt zumindest nahe.
2.10. Leipzig 1944/45: Karl-Heinz Volkmann-Schluck Karl-Heinz Volkmann-Schluck wurde am 15. Februar 1914 als Sohn eines Kassenbeamten in Essen geboren. Nach dem Abitur in Moers (1934) studierte er Philosophie und Klassische Philologie in Frankfurt bei Lipps und Reinhardt. Sein eigentlicher Lehrer wurde HansGeorg Gadamer, dem er 1938 als Assistent von Marburg nach Leipzig folgte, wo er im Februar 1940 die erste Staatsprüfung für das höhere Lehramt in den Fächern Griechisch und Latein ablegte und 1942 mit der schon 1939 fertiggestellten Arbeit ,Plotin als Interpret der Ontologie Platons' promovierte. Ab September 1941 war er Soldat in einer Flakeinheit im Reichsgebiet, die 1944 nahe Leipzig eingesetzt war. Volkmann-Schluck gehörte nicht der NSDAP an, und seine politischen Aktivitäten beschränkten sich auf die Wahrnehmung eines Blockwalterpostens in der NSV.468 Im Herbst 1944 reichte er die während der „Stunden bloßen Bereitschaftsdienstes, oft mit dem Hörer am Ohr" fertiggestellten Cusanus-Studien (,Nicolaus von Cues und das Begreifen des Unbegreiflichen') der Leipziger Fakultät als Habilitationsleistung ein.469 Gadamers Gutachten zufolge richtete sich die Arbeit sowohl gegen die Deutung des Cusaners als des ersten kritischen Denkers der Neuzeit (Cassirer) als auch gegen Versuche, ihn ins mittelalterliche Weltbild zu reintegrieren und damit letztlich auch
465 Ders. 1937, S. 132f.; ders. 1938b, S. 862f. 466 Ders. 1933a, S. 346. Vgl. a. die Kritik an dem alten Weggefährten aus der Zeit des „Politischen Kollegs", M. H. Boehm, dessen Volkstheorie er kritisierte, weil sie im liberalen Gegensatz von Volk und Staat stecken bleibe (1933b, S. 141) - ein bald darauf von Baeumler aufgegriffener und mindestens im Ton erheblich verschärfter Vorwurf (1937a, S. 43ff). Auch Lagardes Antijudaismus wurde nun, in Abkehr von den Bezugnahmen in den Publikationen vor 1933, aktualisiert. Nachhaltig zum 50. Todestag 1941, als Dietrich seinen Lesern die „revolutionärste Forderung" des Göttinger Professors in Erinnerung rief: „die Verpflanzung nicht nur der polnischen und österreichischen Juden nach Palästina" (1941, S. 262f.). 467 Unter den außenpolitisch gefärbten Artikeln bes. ein Leitartikel im „Adelsblatt" nach der Sudetenkrise (,Wir danken unserm Führer!', 1938c) und der Artikel zum Führergeburtstag 1939 (1939). 468 UAL, PA 63, Bl. 1-11; Meldeunterlagen zur Habilitation, dabei Lebenslaufund politische Beurteilung des Historikers Erich Maschke, des amtierenden Dozentenbundführers der Leipziger Universität v. 10. 10. 1944. 469 Arbeit nicht bei den Akten; sie dürfte aber z. T. Eingang gefunden haben in: Volkmann-Schluck 1957, obwohl der Vf. in seiner Einleitung die Habil.-Schrift nicht erwähnt.
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gegen die Inanspruchnahme für eine deutsche Denktradition (Heimsoeth, Ritter, Odebrecht). Volkmann-Schlucks Anliegen sei es vielmehr, diese Philosophie in unverkennbarer Anlehnung an Heidegger als eine aparte Möglichkeit des abendländischen Welt- und Seinsdenkens zu begreifen, die „aus dem Zusammenhang der einheitlichen Tradition des griechischchristlichen Ideendenkens herausfällt". Unter Verzicht auf „alles historische Beiwerk", d. h. auf die „Verflechtung der cusanischen Philosophie mit den allgemeinen zeitgeschichtlichen Bedingungen", sei eine wesentlich systematische Abhandlung entstanden, die durchzogen werde von einer „unterirdischen Auseinandersetzung mit der griechischen Metaphysik und [...] ihrer neuzeitlichen Vollendung in der Philosophie Hegels". 470 Eine ostentative Ausblendung aktualisierbarer Bezüge prägte auch den Verlauf der wissenschaftlichen Aussprache. Volkmann-Schluck referierte über „Fichtes Spätphilosophie und das Schicksal der neuzeitlichen Metaphysik". Diese Spätphilosophie, die das Bewußtsein vom erscheinenden Absoluten her denke, habe die Grundlage des absoluten Idealismus zur Darstellung gebracht. Das Absolute als Leben und Licht fassend, nähere sich Fichte in dieser äußersten Zuspitzung der Mystik und bereite zugleich den Umschlag des Idealismus in den Nihilismus vor. Denn wenn alles Sein in bloße Lichterscheinung aufgelöst werde, bleibe als das ihm Zugrundeliegende allein das Nichts. Schon vor Nietzsche habe Jean Paul in seinen Vernichtungsvisionen das Bewußtsein dieser Konsequenz poetisch offenbart. Die Zeitenthobenheit der Thematik schlug sich für die Prüfer auch atmosphärisch nieder: „Erstaunlich und fast befremdend war die Distanz der Welt des Vortrages zur drängenden Gegenwart, doch wurde Abstraktheit als Recht der Jugend dem entgegengehalten." 471 Mit dem Näherrücken der Front schien sich diese Distanz in der Fakultät noch zu vergrößern. Allen Hindernissen zum Trotz hielt Volkmann-Schluck am 16. März 1945, vier Wochen bevor US-Truppen in Leipzig eintrafen, seine Probevorlesung über das Thema: Die Weisheit des Ostens, das die chinesische Weisheit des Laotse und Tschuangste mit der abendländischen Philosophie von Platon bis Nietzsche konfrontierte.472
2.11. Freiburg 1944/45: Karl Ulmer Karl Ulmer wurde in Hamburg am 24. August 1915 als Kaufmannssohn geboren und bestand 1934 sein Abitur an der Gelehrtenschule des Johanneums. Ursprünglich wollte er Ingenieur werden, entschied sich aber nach kurzer Zeit auf einer Werft und anschließendem Arbeitsdienst, für ein philosophisch-philologisches sowie physikalisch-mathematisches Studium, das er im WS 1934/ 35 in Hamburg noch bei Görland begann, um dann nach Freiburg, Bonn und Köln wieder zu Heidegger zurückzukehren, unter dessen Anleitung er sich vom WS 1935/36 bis WS 1936/37 intensiv mit Kant und dem deutschen Idealismus beschäftigt hatte. Bei seinem zweiten Aufenthalt in Freiburg vertiefte Ulmer sich dann in die griechische Philosophie. Kurz vor der Promotion, im Juli 1939, erfolgte die Einberufung, doch 470 471 472
Ebd., Bl.16-17; Gutachten Gadamers v. 16. 10. 1944. Ebd., Bl. 12; Dekan Große, Niederschrift über die wissenschaftliche Aussprache v. 29. 11.1944. Ebd., Bl. 38; Bericht Dekan Große v. 26. 3. 1945. Ob die förmliche Ernennung zum Dozenten überhaupt noch vollzogen wurde, ist fraglich. Erreicht haben dürfte sie Volkmann-Schluck nicht mehr, da er 15. 4. 1945 bei Weißenfels in amerikanische Gefangenschaft geriet, aus der ihn Gadamer Monate später befreite (Gadamer 1984).
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gelang es ihm während eines Urlaubs, bei Robert Heiß in Köln Anfang 1940 die Dissertation ,Über die Bedeutung der Copula bei Aristoteles' abzuschließen und das Rigorosum zu bestehen. Ulmer nahm danach am Frankreich- und Rußlandfeldzug teil und erlitt im März 1942 als Leutnant der Nachrichtentruppe an der Ostfront eine schwere Verwundung. Nach halbjährigem Lazarettaufenthalt fand er bis Mai 1944 Verwendung bei mehreren Ausbildungseinheiten im Reich, in Holland und Frankreich, bevor er ab Sommer 1944 wieder an der russischen Nordfront eingesetzt wurde. Im Herbst 1942 nahm er neben dem Dienst die wissenschaftliche Arbeit wieder auf und erhielt für seine Habilitationspläne von Januar bis März 1943 Studienurlaub.473 Das 139 Blatt umfassende Manuskript, das er am 20. Juni 1944 in Freiburg unter der Überschrift ,Das Wesen der Techne und Episteme bei Aristoteles' einreichte, lag dann mit dem modifizierten Titel Untersuchungen über die metaphysischen Voraussetzungen der modernen Technik' der Kommission zur Begutachtung vor. Heidegger nahm dazu in seinem äußerst knappen Gutachten vom 11. Dezember 1944 Stellung:474 „Es gilt [...] deutlich zu machen, daß das Wesen der ,Technik' überhaupt nicht in der praktischen Bearbeitung und Verarbeitung des Wirklichen beschlossen liegt, sondern daß mit der Technik sich das Heraufkommen einer eigenen und in der abendländischen Geschichte einzigen Art der Wahrheit über das Seiende entscheidet. Die moderne Technik ist daher, wenn gleich noch unbegriffen, die Grundform der neuzeitlichen Metaphysik. Ihr gemäß gilt das Seiende als das, was für den Menschen und durch den Menschen im voraus und unbedingt verfügbar und beherrschbar gemacht werden kann. Die Technik ist der Angriff des Menschen auf das Seiende im Ganzen zur Eroberung der unbedingten Selbstbehauptung der Selbstherrlichkeit des Menschen. - Weil seit dem Beginn der Metaphysik das Wesen des Seins in der Rückbeziehung auf das noein und dessen Umbildung, die ratio, ausgelegt wird, gründet auch das Wesen der modernen Technik in der techne, diese verstanden als das Sichauskennen in der Herstellung von beständig Anwesendem. Der Nachweis, daß die moderne Technik in der töchne metaphysisch gründe, sieht aus wie eine bloße Worterklärung und Herleitung eines Namens. In Wahrheit jedoch wird erst durch diesen Ansatz allererst der metaphysische Ort gefunden, von dem aus alle Hinsichten sich öffnen, die der vielverhandelten, aber bis jetzt stets zu kurz gedachten Frage nach dem , Wesen der Technik' dienen. - Aber mit der Bestimmung des metaphysischen Ortes der Technik und d. h. mit der Erläuterung des Wesens der techne ergibt sich sogleich eine zweite Aufgabe: das Wesen der techne selbst muß erst aus dem später giltigen Gesichtskreis der ars und der ,Kunst' herausgelöst und rein in seinem griechischen Ursprung ans Licht gebracht werden. Zur Aufhellung dieser Zusammenhänge enthält die vorliegende Arbeit wichtige Ansätze und Zergliederungen. - Weil der Verfasser besser noch, als es in dem Entwurf herauskommt, den Fragebereich der griechischen Erkenntnisbegriffe und ihrer ,Logik' beherrscht und weil er zugleich die Frage nach dem Wesen der Technik in ihrer metaphysischen Tragweite sieht und behandelt, hat die Skizzierung seiner Untersuchungen bereits ein so erhebliches Gewicht, daß das Vorgelegte unter den heutigen Umständen ohne Bedenken als Unterlage für eine Habilitation anerkannt werden darf."
Das Colloquium fand am 21. Dezember 1944 in der Privatwohnung eines Kommissionsmitgliedes statt, beteiligt waren außer dem Dekan Schuchhardt u. a. der Mediävist Gerd Tellenbach und die Philosophen Heiß und Stieler. Behandelt wurde das Thema: Die metaphysischen Grundlagen der modernen Naturwissenschaft dargelegt an Galileis Lehre von der 473 Angaben nach der Habil.-Akte Ulmer im UAFb, Phil. Fak., PA Ulmer, B 3/746. 474 Ebd.; Bl. 100-101; Gutachten Heideggers (Meßkirch) v. 11. 12. 1944.
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Bewegung. In der Aussprache erörterte man das Verhältnis Galileis zu Descartes wie das zu Aristoteles' Lehre von der Bewegung. Heidegger hatte Ulmer offenbar kurz zuvor zum selben Thema in Meßkirch examiniert und hierüber für die Kommission ein kurzes Protokoll angefertigt:475 „Der Seinsbegriff, auf den Galileis Darstellung von der Bewegung gegründet wird, hält sich zwar im Bereich des überlieferten Wesens des Seins im Sinne der beständigen Anwesenheit. Aber die Beständigkeit wird jetzt in das Verfahren der berechnenden Vergegenständlichung gegründet. Daraus ergibt sich eine Verschiedenheit der Problematik der Bewegung nach der inhaltlichen, methodischen und bereichsmäßigen Hinsicht. Von hier aus erwächst die Einsicht, daß das von Galilei gewählte Verfahren sich deckt mit dem, was Descartes in methodischer Hinsicht durch ausdrückliche Methodenbetrachtung bewußt gemacht hat. Dr. Ulmer zeigt im Gespräch, das fast ohne Vorbereitung seinerseits zustande kam, eine erfreuliche Beherrschung der begrifflichen Zusammenhänge und methodischen Erfordernisse, die zu einer Darlegung des genannten Themas gehören."
Das nie gedruckte, nur in wenigen Exemplaren erhaltene Manuskript der Habil.-Schrift476, ebenso wie den Text seines „Galilei"-Vortrags, hat Ulmer nach 1945 ausgearbeitet und beides in wesentlich erweiterter Form veröffentlicht. Und auch in seinem magnus opus, der ,Philosophie der modernen Lebenswelt' von 1972, fanden die „1943 im Felde" (Ulmer 1953) formulierten Grundgedanken noch ziemlich unverdünnt Eingang. 477 Heideggers Festlegungen der metaphysischen Voraussetzungen moderner Technik wurden dabei nie überschritten. Soweit Ulmer die wissenschaftsgeschichtliche Forschung (Laßwitz, Cassirer, Duhem, Koyre) über die Anfänge neuzeitlicher Naturwissenschaft rezipierte, kam er über die dort erfaßte inhaltliche Bestimmung des im Vergleich mit aristotelischer Naturphilosophie Neuartigen (Mathematik als Methode des gewissen Wissens und Gesetz als die Idee des Seins) nicht hinaus. Allein den im wissenschaftshistorischen Fortschrittsschema unbegreifbaren Wandel der metaphysischen Grundlagen, der „Auffassung der Wahrheit und des Seins" („Wissen, Wahrheit, Sein"), vermochte er in strenger Anlehnung an Heidegger, in seiner Ursprünglichkeit, und damit nicht als einen Wandel von der Metaphysik zur Wissenschaft, sondern als solchen innerhalb der Metaphysik darzulegen.478 Eine kulturkritische, politisch wertende Position leitete Ulmer daraus 1944 sowenig ab wie in den ersten Nachkriegsfassungen, wenn auch ein Unbehagen an der Technizität eines Denkens spürbar ist, das Natur und Mensch rücksichtslos verfügbar macht.479
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Ebd. BI. 102/03; Abschrift des Heidegger-Protokolls v. 21.12.1944 durch Dekan Schuchhardt v. 15. 1. 1945. Das Verfahren nahm also auch im Januar 1945 noch seinen Fortgang, doch die anvisierte AV. hat Ulmer dann vor Kriegsende nicht mehr gehalten. U. a. überliefert in der ÜB der Berliner Humboldt-Universität. Ulmer 1949 S. 293; 1953, S. 235; 1972. Besonders im ausgearbeiteten Habil.-Vortrag: Ulmer 1949, S. 299ff, 346ff. Dort, S. 301, auch der Hinweis auf den für seine Interpretation maßgeblichen Vortrag Heideggers vom Juli 1938: ,Die Begründung des neuzeitlichen Weltbildes durch die Metaphysik'. Erst 1972 finden sich entsprechende, allerdings recht konventionelle Profilierungen: Die Rückgewinnung des „Ganzen", von „Ordnung und Maß" im entfesselten Kapitalismus und Industrialismus, dem auch deren marxistische Kritiker verhaftet blieben, erwartet Ulmer dabei von intellektuellen Eliten, die sich nach dem Muster von „Rotary International" (sic!) zusammenfinden sollten, um die Industriegesellschaft in die „ursprüngliche Lebensordnung" zurückzufuhren, deren Struktur bei ihm frei-
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2.12. Frankfurt 1944/45: Otto Hagelstein Gadamers Staunen über die Intensität anscheinend zeitentrückten Philosophierens mitten im Schlachtenlärm hätte sich wohl steigern lassen, wäre ihm das Ende eines parallel zur Habilitation seines Schützlings Volkmann-Schluck begonnenen Frankfurter Verfahrens zu Ohren gekommen. Am 3. April 1945 schrieb der in seinem Elternhaus in Neumünster untergekommene Weinhandl-Schüler Otto Hagelstein ans REM im fast eingeschlossenen Berlin (und die Reichspost stellte den Brief mit legendärer Pünktlichkeit zu!), daß er mit der Vorbereitung seiner Lehrveranstaltungen für das SS 1945 beschäftigt sei, die er in Frankfurt wo am 29. März die US-Armee eingezogen war! - abzuhalten gedenke. Nur wüßte er gern, ob das dortige Dekanat über seine erfolgreiche Lehrprobe berichtet und eine Dozentur für ihn beantragt habe, damit er formal korrekt seinen Pflichten nachkommen könne. Da er von Frankfurt, das er Ende Februar verlasse habe, abgeschnitten sei, mache er sich auch Sorgen um das einzige Exemplar seiner Habil.-Schrift, das womöglich während der jüngsten Kampfhandlungen verloren gegangen sein könnte. Da auf den Ministerialbeamten in den letzten Tagen des Dritten Reiches dringendere Sorgen lasteten, dürfte niemand die von Hagelstein ersehnte Ernennung zum Dozenten noch vollzogen haben. Aber tatsächlich war sein Verfahren kurz vor Toresschluß noch beendet worden: Am 17. Januar 1945 war der Prüfungsausschuß in Frankfurt zusammengetreten, um eine Lehrprobe zum Thema: Was ist Philosophie? abzunehmen. An Stelle des nach Graz berufenen und dorthin schon abgereisten Fachordinarius Weinhandl zog man den Dozenten Karl Schlechta dabei zu Rate. Seinem Urteil folgend, lobte die Kommission, daß es dem darstellerisch begabten, gedanklich klar gliedernden Hagelstein gelungen sei, Philosophie und Einzelwissenschaften voneinander abzuheben. Von der kantischen Unerkennbarkeit des Ding an sich ausgehend, habe er dargelegt, daß die Philosophie keine absolute Erkenntnis bieten könne. Sie vollziehe sich vielmehr über eine Folge von Entscheidungen in Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, wobei die „Konstanzen der Erscheinungswirklichkeit als tragende Momente des Symbols gültig" blieben. In dieser dem REM übermittelten Zusammenfassung des Probevortrags ist kaum zu erkennen, worum es Hagelstein gegangen sein könnte. Wollte man daraus folgern, es handle sich einfach um ein weiteres, seine Frankfurter Vorlesungspläne für den Sommer 1945 trefflich ergänzendes Dokument Hagelsteinscher Weltfremdheit, würde man auch anhand biographischer Details aber bald eines Besseren belehrt: So mochte Hagelsteins Intransigenz selbst widrigsten Zeitumständen gegenüber weniger auf Weltfremdheit als auf eine traumatische Kindheitserfahrung zurückgehen. Als er am 20. März 1915 in Neumünster zur Welt kam, hatte der Soldatentod die aussichtsreiche Karriere seines Vaters, eines promovierten Kandidaten für das höhere Lehramt, gerade jäh beendet. Offenbar entschlossen, dieses Schicksal nicht wiederholend selbst zu erleiden, scheint er sich bis 1945 in autistischer Weise nur seiner Karriere gewidmet zu haben. Dabei half ihm eine „rechtzeitig", 1939/40, auftretende schwere Erkrankung, die den Mann mit dem Gardemaß von fast zwei Metern vor
lieh kaum erkennbar wird. Ulmer 1972, S. 3-5, 220-244. - Die Fassung von 1944 enthält einleitend eine Auseinandersetzung mit Jüngers „Arbeiter", worin die „totale Mobilmachung" als eine dem technischen Zeitalter unangemessene Antwort zurückgewiesen wird. Jünger suggeriere damit die Möglichkeit, der Moderne wiederum einen endgültigen Charakter zu geben, obwohl „Heimatlosigkeit und Unrast" zum nicht überwindbaren Wesen des neuen Lebens gehörten (1944, S. 8f.).
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dem Wehrdienst bewahrte. Sein politisches Engagement dürfte vor diesem Hintergrund deshalb nicht ohne opportunistische Beimischung gewesen sein. Im Unterschied zu anderen Schülern Weinhandls, Baeumlers oder Kriecks, war er vor 1933 nicht in der Partei aktiv. Erst im Herbst 1933 stieß er als Primaner zur HJ und rückte im „Bann Neumünster" zum Stellenleiter, schließlich sogar zum Mitarbeiter der HJ-Gebietsführung Nordmark auf. Während des ausschließlich in Kiel absolvierten, anfangs der Mathematik und den Naturwissenschaften, dann stärker der Philosophie gewidmeten Studiums (1934-1940), leitete Hagelstein die Ämter Kasse/Verwaltung und Wissenschaft/Facherziehung in der Studentenführung. Er übernahm auch das Kulturamt in der schleswig-holsteinischen Gaustudentenführung. Als Mitarbeiter in der Frankfurter Studentenführung war er dann wieder bis 1944 tätig. Der NSDAP gehörte er erst seit 1941 an. Fachlich stand er ganz unter Weinhandls Einfluß, dem er in Kiel als wissenschaftliche Hilfskraft, in Frankfurt seit 1942 als Assistent diente. Weinhandl promovierte ihn im März 1941 mit einer Arbeit unter dem Titel: ,Der Gegenstand in der kantischen Philosophie'. Und er gab die Richtung für die Habilitationsschrift ,Gestaltanalyse und Musikästhetik' vor, die sein Schüler im August 1944 bei der Frankfurter Fakultät einreichte. Da das einzige Manuskript - wie von Hagelstein befürchtet - wahrscheinlich als Kriegsverlust zu verbuchen ist, müssen Inhalt und Intention aus den Gutachten Weinhandls und des Musikwissenschaftlers Helmuth Osthoff480 erschlossen werden. Osthoff würdigte die Arbeit als Denkleistung hohen Ranges, die einer neuen Musikästhetik vorarbeite und das Ende subjektiv-unverbindlicher Hermeneutik vergangener Tage einläute. Noch heftiger gegen das Subjektive war Weinhandls Votum eingestellt. Seinen tiefsitzenden Horror vor dem Wertrelativismus schien er hier auf Hagelstein übertragen zu haben. Denn die Studie ging aus von der Subjektivität (musik-) ästhetischer Urteile, um ihre Mehrdeutigkeit gestaltanalytisch zu bändigen. Wie Hagelstein argumentierte, um an Beethovens Sonate op. 31,2 die Fruchtbarkeit dieser Methode zu exemplifizieren, verschweigt das Gutachten. Die weltanschauliche Stoßrichtung enthüllt sich gleichwohl, wenn Weinhandl in bekannter Diktion lobte, daß nur dann, wenn die „Gegenständlichkeit" des Kunstwerks im Sinne der „Gestaltmehrdeutigkeit" gesehen werde (wie bei Hagelstein), das „grundlegende Problem der Stilunterschiede der Rassen, Zeiten, Völker und Stämme" als echtes Problem der Wirklichkeit gegen jede „subjektivistische und relativistische Mißdeutung" gesichert sei. 481 Damit wäre dann auch der weltanschauliche Bogen angedeutet, der diese Arbeit mit Hagelsteins Lehrprobe verband, wo angesichts der Unerkennbarkeit des Absoluten der Ausweg in den „Konstanzen" gestaltanalytisch erfaßter „Gegenständlichkeit" gewiesen wird. Eine politisch-weltanschaulich vermutlich wesentlich kompaktere Stellungnahme Hagelsteins dürfte der Aufsatz ,Kants Staats- und Kriegsauffassung und das Urteil des Auslandes' geboten ha-
480
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Der Schüler Arnold Scherings, Jg. 1896, 1932 in Berlin habilitiert, war 1938 als beamt. ao. Prof. nach Frankfurt berufen worden. Das von ihm aus dem Nachlaß Scherings 1955 hg. Werk ,Humor, Tragik, Heldentum bei Beethoven', scheint wesentliche Berührungen mit Hagelsteins Arbeit aufzuweisen, da Osthoff und Weinhandl lebhaft bedauern, daß der Habilitand - kriegsbedingt - die letzten, mit dem Beethoven-Werk beschäftigten Schriften Scherings nicht zur Kenntnis nehmen konnte. Die Darstellung ist bis hierhin dem Inhalt der REM-Akte gefolgt, die betr. der Habilitation Hagelstein überliefert ist in: BAK, R 21/10046; Gutachten Weinhandl v. 4. 8. 1944, Osthoff v. 5. 8. 1944, vita Hagelstein v. 29. 7. 1944, Bericht Dekan Phil. Fak. Frankfurt v. 18. 1. 1945, Hagelstein an REM v. 3. 4. 1945.
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ben, den er für den unveröffentlichten zweiten Band von August Fausts „Kriegseinsatz"Sammelwerk ,Das Bild des Krieges im deutschen Denkens' abgeliefert hatte.482
2.13. Bilanz der Kriegshabilitationen Vergleicht man die in sieben Jahren bis 1939 erreichte Zahl von 22 Philosophiedozenten mit den 20 bis zur Dozentur erfolgreichen Verfahren in den viereinhalb Kriegsjahren, scheint sich das Fach ausgerechnet unter den von Einberufungen geprägten, extrem ungünstigen Arbeitsbedingungen zwischen 1940 und 1945 regeneriert zu haben. Man könnte das deuten als Versuch, die 1939 letztmalig politisch gesäuberten Reihen nunmehr mit weltanschaulich konformem Nachwuchs aufzufüllen. Doch gerade die in diesem Sinne erwünschten Kräfte wie Grünewald, Kopp, Lutz, Klemmt und Hennemann scheiterten mangels wissenschaftlicher Qualifikation. Im Unterschied zu den ähnlich gelagerten, aber mit einer Dozentur belohnten Fällen in Friedenszeiten (Mense, Classen, Wagner, Schering), fand sich kein Betreuer, der stark genug war, den Widerstand der jeweiligen Fakultät zu überwinden. Neben dem mit einem pädagogischen Thema habilitierten Spätling Albert Dietrich in Posen, kam allein Waldtraut Eckhard unter der besonders günstigen Konstellation in Heidelberg zum Zuge, während Hagelstein, der als Weinhandl-Schüler gemessen an seinem persönlichen politischen Engagement zum positiven Nachwuchs zu zählen war, in der stark erkenntnistheoretischen Ausrichtung seines Arbeitsgebietes eher dem Typus traditioneller Philosophen entsprach. Und dieser Typus, nicht der für die Politisierung des Faches stehende Typ der Baeumler-und Krieck-Adepten oder die Fürsprecher der Öffnung zu den empirischen Disziplinen (Gehlen, Ipsen, Baumgarten), trat nun den Marsch in die Institutionen an. Der Philosophiehistoriker oder der „Bewußtseinsphilosoph" alter Weimarer Prägung schien sein Comeback zu feiern. Die Hartmann-Schüler Ballauf, Liebrucks und der von Baeumler und Krieck gleichermaßen angefeindete Wein können trotz ihrer von Heidegger nicht unbeeinflußten existenzphilosophisch-anthropologischen Prägung ebenso dazu gezählt werden wie der „formalistische" Bauch-Schüler Rausch, der ebenso eingestufte Del Negro, der Logiker Freytag Löringhoff483, der von Bauch und Linke geschätzte Groos, der von Rehmke herkommende Heyde, Pichlers Schützling Brätes, oder der als Sprachphilosoph abseitig wirkende Dempe. Ungeachtet mancher Anstrengung um politisch konforme Deutungen oder Hinwendungen zu aktuell nachgefragten Themen (Meister Eckhart, Hölderlin) waren auch die philosophiehistorischen Arbeiten von Hoffmeister, v. Bracken, Martin, VolkmannSchluck und Kamiah weit davon entfernt, in ähnlich Weise wie vor 1939 Kunz und Steinbeck spezifisch nationalsozialistische, völkisch-rassisch sondierende Interpretationen zu liefern. Und soweit die Heidegger-Schüler Noll und Ulmer auf politisch relevante Themenfelder vorstießen, erzeugte das keine „Relevanz" im Sinne des Nationalsozialismus. Häuften sich seit 1938 Berufungen, die für die eine oder andere der beteiligten Parteistellen ideolo482 483
BAK 21/10046; nach Hagelsteins Angabe in der vita v. 29. 7. 1944 lag dieser Aufsatz „im Fahnenabzug" vor. Die Akten dieses Freiburger Habil.-Verfahrens sind aus Datenschutzgründen gesperrt. Im Sommer 1944 lag den Gutachtern Heidegger, Heiß und Süß die Habil -Schrift: ,Die Leistungen der Logik und die logischen Leistungen der Logistik' vor; der PV. wurde zum Thema: Das Problem der mathematischen Existenz gehalten. Frdl. Auskunft UAFb v. 5. Mai 1998.
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Die Berufungspolitik während des Krieges 1939-1945
gisch untragbar sein mochte (Bollnow/Gießen, Günther/Prag, Wenke/Erlangen, Wichmann/Wien, Bröcker/Rostock, Krüger/Münster, Heiß/Freiburg, Böhm/Straßburg, König/Köln), läßt sich bei den Kriegshabilitationen eine parallele Entwicklung konstatieren: An die Stelle der bis 1939 entlassenen Katholiken, Liberalen oder sonst weltanschaulich für unzuverlässig Gehaltenen bzw. der aus rassenideologischen Gründen entfernten Dozenten, trat eine Schar von Schülern der als politisch indifferent, liberal oder „reaktionär" klassifizierten Ordinarien (Heidegger, Gadamer, Rothacker, Pichler, Bauch, Heimsoeth, Spranger, Hartmann), deren institutioneller Einfluß von NS-Seite doch gerade begrenzt werden sollte.
III. Kommentare zum politischen Zeitgeschehen
Wie einleitend bereits angedeutet, gibt es in der wissenschaftshistorischen Forschung zur politischen Orientierung der akademischen Elite nach 1933 eine heute fast schon herrschende Meinung, derzufolge zwischen dem konservativen Teil der Dozentenschaft und den Nationalsozialisten allenfalls taktische Differenzen bestanden hätten. Was immer an „Herrschaftskritik" artikuliert worden sei, müsse als „innerfaschistische" Opposition begriffen werden. Ziel sei nie die Beseitigung des „Faschismus" gewesen, sondern die Korrektur des realexistierenden Nationalsozialismus („Hitlerismus") nach Maßgabe eines „idealen Faschismus". Es genügt, darauf hinzuweisen, daß die Vertreter dieser These außerstande sind, die prinzipielle Differenz zu verdecken, die sich etwa zwischen Goerdeler und Hitler in der jüdischen Frage auftat.1 Ähnlich grundsätzliche Unterschiede tun sich in den Planungen der Gruppe Goerdeler-Beck-v. Hassell auf anderen Politikfeldern auf, nicht zu reden von den Ideen für die Zeit nach Hitler, wie sie im ebenfalls stark konservativ geprägten „Kreisauer Kreis" oder in konfessionellen Zirkeln entwickelt wurden.2 Nur wer jede Form von Herrschaft für „Faschismus" hält, darf also auch konservative Kritik am Nationalsozialismus als „innerfaschistisch" klassifizieren. Wer mit so unscharfen Begriffen arbeitet, mag schon als Erfolg verbuchen, in den politischen Vorstellungen konservativer Eliten weitere, irgendwo zwischen Ramses und Franco einzuordnende Herrschaftsvarianten entdeckt zu haben. Wer es dagegen vermeiden möchte, eine vermeintlich ideologiekritische Geisterbahnfahrt durch die Geschichte anzutreten, nur um sich überall von dem Gespenst „Herrschaft" erschrecken zu lassen, der muß auf die historisch signifikante und singuläre Eigenart der Phänomene achten. Dann ist es aber eine Banalität, festzustellen, daß „Affinitäten" zwischen den Staatsideen Sprangers, Gadamers oder Litts einerseits und denen nationalsozialistischer Staatsrechtstheoretiker wie Höhn, Ritterbusch oder 1 2
So Orozco 1995a, S. 159 und passim sowie dies. 1994, S. 150 und 1995b; in dieser extrem ahistorischen Sichtweise befangen sind alle auf W. F. Haug verpflichteten Arbeiten der Laugstien et al. (s. Einleitung). Schönwälder 1992, Schäfer 1991, Eisfeld 1991. Vgl. nur, unter Berufung auf die scheinbar provokanten Thesen von Dipper, Orozco 1995a, S. 178ff. Wenn Dipper, wie Orozco zitiert, festhält, daß die konservativen Widerständler bei allen sonstigen Unterschieden in einem Punkt einig waren, in der Ablehnung der „Vernichtungspraxis der SS", dann muß sich nicht erst in die Lage der potentiellen Opfer versetzen, wer hier fundamental verschiedene „Politiken" wahrnehmen will. Orozco versucht dagegen mit dem Hinweis auf Goerdelers Pläne für eine Ansiedlung der Juden in Südamerika auch diesen Abgrund noch zuzuschütten (ebd., S. 180).
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Kommentare zum politischen Zeitgeschehen
Best andererseits auszumachen sind. Wenn man daher zu dem Ergebnis käme, daß Spranger ebenso wie der SS-Justitiar Werner Best das „Volk" vornehmlich als Objekt der Führung verstand, und daß beide vielleicht nur verschiedener Ansicht darüber waren, mit welchen Methoden es am effektivsten zu führen sei, berührte dies die unverwechselbare Eigenart ihres Denkens in keiner Weise.3 Derlei „Affinitäten" sind also nicht erst aufzuspüren, sie sind als selbstverständlich vorauszusetzen. Sie ergeben sich aus einer tiefer liegenden politisch-weltanschaulichen, wirklich die Zeitsignatur zum Vorschein bringenden Gemeinsamkeit: der Überzeugung, daß die souveräne politische Existenz eines Volkes ein höchster Wert sei.4 Dieses Nationalsozialisten und Nicht-Nationalsozialisten verbindende, normative Ideal des „eigenständigen Volkes" (M. H. Boehm), das schon zu Weimarer Zeiten eine weltanschauliche Gemengelage zwischen parteipolitisch sonst konträren Positionen schuf, blieb also auch über 1933 hinaus in Kraft. Eine Untersuchung der politischen Kommentare und Zielvorstellungen deutscher Philosophen in den Jahren des Dritten Reiches kann sich daher unter Beachtung dieser fundamentalen Konvergenz der gleichwohl noch aufspürbaren Mannigfaltigkeit individueller Ansichten, kritischen Äußerungen und oppositioneller Formen politischer Bewußtseinsbildung zuwenden. Das Erkenntnisziel, primär die Differenzen und nicht die Affinitäten zu erkunden, hat stärker als zur Zeit der Weimarer Republik auf die Gleichzeitigkeit des Inkommensurablen zu achten, die sich nicht nur „zwischen den Zeilen" aufweisen läßt. Denn zu Recht ist oft betont worden, wie die „bürgerliche Welt" mit ihren Institutionen während der NS-Zeit relativ intakt geblieben ist. Mit einem im Vergleich zum Kaiserreich und zu Weimar zwar arg lädierten Pluralismus öffentlicher Meinungen ist also weiter zu rechnen. Mithin wäre es also trotz der administrativ verfügten Einschränkungen ein illusorisches Unterfangen, die fortbestehende Polyphonie der Wertungen, das Neben, In- und Gegeneinander der Weltdeutungen auch nur in einem scheinbar so abgegrenzten Bezirk wie der akademischen Philosophie in allen Nuancen erklingen zu lassen. Wer weiß, daß allein die Auswertung des auch von Philosophen fleißig belieferten Feuilletons der „Kölnischen Zeitung" zwischen 1933 und 1945 gut 30 000 Beiträge zu präparieren hatte, ahnt, wie komplex die vielzitierte „Komplexität der Wirklichkeit" wirklich war. Allein die bloße Erfassung dieser auf zehn große Tageszeitungen und drei Dutzend wichtiger Fach- und Publikumszeitschriften verteilten Materialmasse übersteigt die Kräfte eines einzelnen Forschers bei weitem von einer Berücksichtigung jenes nicht-öffentlichen Gesprächszusammenhangs gar nicht zu
3
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Auffällig ist schon, daß Orozco et al. die zeitgeschichtliche Forschung über den Widerstand gegen den NS. ignorieren; so findet sich auch kein Hinweis auf die mindestens für eine erste Bekanntschaft mit den Positionen des konservativen Widerstands wohl nicht zu umgehenden Aufsätzen, die Schmädecke/ Steinbach (1985) als Hg. in einem Sammelband vereinigen. Dieser Nationalismus und nicht irgend eine „undemokratische" Staatsidee der Goerdeler, Popitz und Stauffenberg, verböte es eigentlich der politischen Klasse der BRD, speziell die Männer des 20. Juli herrschaftslegitimierend zu vereinnahmen. Deswegen nur im Ergebnis, nicht in der, diese entscheidende Differenz unterschlagenden Begründung, ist Orozco 1995a, S. 178, zuzustimmen, wenn sie meint, die bundesrepublikanische Legende vom konservativen Widerstand widerspreche dem Selbstverständnis dieser Oppositionellen.
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reden, für dessen nur wenige Wochen des Winters 1943 vergegenwärtigende Komposition Walter Kempowski nach jahrelanger Arbeitsfron knapp 3 000 Seiten benötigte.5 In der folgenden, also zwangsläufig immer noch zu reduktionistischen Re-Präsentation vielstimmig-kontroverser Gespräche in- und außerhalb der Philosophischen Seminare ist wieder in etwa chronologisch zu verfahren: Beginnend mit der Kommentierung des Machtwechsels, der offen erscheinenden Lage von 1933/34, die ähnlich überzogene Vorstellungen über einen geistig-moralisch radikalen Zeitenwechsel stimulierte wie der Umschwung von 1918/19. Dabei gaben vor allem die kulturpolitischen Erwartungen und Forderungen den Ton an, wie sie in Reden und Programmen zur Hochschulreform, im besonderen dann zur neuen Aufgabe des Faches Philosophie als „völkische" Wissenschaft, schließlich auch im Streit um ihr idealistisches Erbe formuliert wurden. Nachdem, ähnlich wie in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, der Enthusiasmus des Aufbruchs abgeklungen war, die Hoffnungen auf eine philosophisch inspirierte „totale" Erneuerung sich als illusionär erwiesen hatten, begnügten sich die als „Vor-Denker" und „Wort-Führer" nicht benötigten Philosophen mit einer bis in die letzten Kriegsmonate anhaltenden wissenschaftstheoretischkulturkritisch getönten, zuletzt (wie bei Rothacker) um den Nachweis der „Kriegswichtigkeit" bemühten Reflexion über die akademische Daseinsberechtigung ihres Faches. Der wissenschaftspolitische Standort und Stellenwert des sich öffentlich nach 1934 sichtlich bescheidenden Faches und die politischen Positionen seiner Vertreter können aber auch anhand des Mit- und Gegeneinanders zwischen Nationalsozialisten und ihren mehr oder weniger angepaßten Widersachern im akademischen Alltag der Philosophie bestimmt werden. Streng genommen wurde hier zwar das Zeitgeschehen nicht vor einem breiten Publikum „kommentiert". Aber unter den Bedingungen einer reglementierten und staatlich kontrollierten Öffentlichkeit geben diese oft nur fakultätsinternen Meinungsäußerungen, wissenschafts- und hochschulpolitischen Kommentare, die in Etatbegründungen ebenso wie Dissertationsgutachten zu finden sind, in ähnlicher Weise Aufschluß über die politische Haltung der Philosophiedozenten wie die Stellungnahmen zu personalpolitischen Fragen bei Berufungen und Habilitationen. Deshalb wenden wir uns dem Wirken Alfred Baeumlers im Amt Rosenberg und seinem Berliner Institut für politische Pädagogik sowie dem von ihm, Eduard Spranger und Nicolai Hartmann bestimmten Prüfungsalltag in der Berliner Fakultät zu. Außerhalb der Universität begegnen uns ähnliche Konstellationen und Konfrontationen in der Geschichte der philosophischen Gesellschaften, von denen darum hier nochmals die DPhG und die Entwicklung der Kant-Gesellschaft zwischen 1933 und 1938 zu beachten sind. Das Schicksal zweier Zeitschriften, des „Archivs für Rechts- und Sozialphilosophie" und des katholischen „Philosophischen Jahrbuchs", das die Görres-Gesellschaft herausgab, gewährt Einblicke in eine philosophische Publizistik, die sich dem Einfluß von Staat und Partei weitgehend entzog. Ein zweites innenpolitisches, im Vergleich zur Weimarer Zeit jedoch weniger intensiv erforschtes Feld tat sich auf, als Konservative und Liberale über Korrekturen am NS-System 5
Vgl. zur „Kölnischen Zeitung": Oelze 1990, eine Dissertation, die sicher nicht zufällig in Regensburg entstand, bei Bernhard Gajek, einem Kollegen Hans Dieter Schäfers, der dort Germanistik lehrt und dem wir die ersten eindringlichen Studien über das „gespaltene Bewußtsein" der Deutschen während der NSZeit, den „tiefen Gegensatz zwischen nationalsozialistischer Ideologie und Praxis" verdanken (Schäfer 1984). Vgl. a. das „kollektive Tagebuch" Kempowskis: ,Das Echolot' (1997; zuerst 1993).
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nachzudenken begannen. Ein Prozeß, der nach der Ausschaltung Röhms und Schleichers (1934) einsetzte und bei „Konservativen Revolutionären" wie Hans Freyer zu ersten Artikulationen von - historisch verbrämter - Systemkritik führte. In der unübersichtlichen Diskussion über den Rassebegriff, die rassenpolitische Gesetzgebung und die rassenideologische Gesellschaftsutopie einer zukünftigen, innere Kohärenz verheißenden rassisch homogenen Volksgemeinschaft, lud schon der nebulöse, parteiamtlich nicht fixierte Begriff der Rasse zur permanenten Dissidenz ein. Schließlich erfreute sich die nach dem Völkerbundaustritt Deutschlands von den Philosophen fast unbeachtete Außenpolitik erst mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wieder größerer Aufmerksamkeit. In den Friedensjahren bis 1939 fand das außenpolitische Interesse deutscher Philosophen seine Befriedigung vornehmlich im praktischen Engagement in der auswärtigen Kulturpolitik. Da eine das Phänomen des Krieges thematisierende Philosophie anders als im Ersten Weltkrieg sich ab 1939 kaum in Ansätzen entwickelte, ist auf die wenigen Veröffentlichungen zu Beginn des Kapitels über den „Kriegseinsatz" der Philosophie nur kurz einzugehen. Der „Kriegseinsatz" selbst, einmal im Rahmen des vom REM organisierten und finanzierten Einsatzes der Geisteswissenschaften, zum anderen in Form davon unabhängiger Wortmeldungen, muß allerdings ausführlich mit seinen europapolitischen Kommentaren und Zielvorstellungen untersucht werden.
l.Die „Hochschulrevolution" 1933/34: Reden, Programme, Denkschriften Nach den „Ideen von 1914" und den „Synthese"-Träumen von 1919 verband die Hochschullehrerschaft mit dem Systemwechsel von 1933 wieder einmal die Hoffnung, es möge zu einer radikalen Erneuerung aller Daseinsformen, zu einer Abkehr vor allem vom „Geist" der industriellen Moderne kommen. Da die politische Umwälzung wie einst Kriegsausbruch oder Novemberumsturz vielfach als Kulturrevolution oder zumindest als Auslöser zu einer solchen gedeutet wurde, mußte dieses Verständnis für die Erziehungsmächte und damit die Universitäten einen Führungsanspruch begründen. Es verwundert daher nicht, erneut die Geisteswissenschaftler, unter hervorragender Beteiligung der Philosophen, in vorderster publizistischer Linie zu finden, als es darum ging, „Sinndeutungen" dieser Revolution zu liefern. Und wie 1918/19 griffen nicht wenige Philosophen nach den kulturpolitischen Schalthebel der Macht. Die politischen Schicksale derer, die dabei zeitweise nicht ganz unbedeutende Posten bekleideten, sind im Fall des Freiburger Rektors Martin Heidegger mittlerweile bis ins Detail, im Fall des Frankfurter, späteren Heidelberger Rektors Ernst Krieck und des in Leipzig hochschulpolitisch aktiven Hans Freyer in allen wichtigen Stationen relativ gut erforscht.6 6
Für Heidegger sei nur verwiesen auf Ott 1988a; Neues wäre hier nur noch aus dem Nachlaß Heideggers zu erwarten. Für Krieck Müller 1976, S. 107ff. und 118ff.; mit notwendigen Korrekturen an Müllers Darstellung: Heiber 1994, S. 571ff. (zum Frankfurter Rektorat 1933/34) und S. 3Olff. (zum Heidelberger Rektorat 1937/38). Für Freyer: Muller 1987 und Schäfer 1991. Zu Spranger: Laugstien 1989 und Him-
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Wir wenden uns daher kurz dem bislang vernachlässigten Engagement von Hans Heyse und Erich Rothacker zu, bevor wir dann, nach einem Überblick über den persönlichen, hierarchisch weiter „unten" angesiedelten hochschulpolitischen Einsatz vieler ihrer Kollegen, auf den vielstimmigen Chor der Reformvorschläge eingehen, aus dem man schnell einen - mindest seit 1919 - vertrauten cantus firmus heraushören kann. Separat ist dann der institutionell erfolgreichste der „Reformer" von 1933, Alfred Baeumler mitsamt seinem Berliner Institut für politische Pädagogik, seinem Amt Wissenschaft in der Dienststelle Rosenberg und in seinem Wirken an der Berliner Universität abzuhandeln. Auch wer Helmut Heibers Ansicht teilt, daß, unabhängig von der Gesellschaftsverfassung, der öffentliche Raum vornehmlich mit redundantem Geschwätz angefüllt wird, und wer daher geneigt ist, auch die programmatischen Reden und Denkschriften zur Hochschulreform als „pseudoheroisches Blabla" (Heiber) abzutun,7 kommt nicht umhin, selbst im unerträglichsten Phrasenreichtum nach einer rationalisierbaren, politisch umsetzbaren Erwartung zu fragen. Schaut man sich zunächst bei denen um, die in kleiner Münze zahlen und die nicht gleich mit Heidegger, Heyse oder Baeumler ganze Zeitalter versinken lassen möchten, um auf dem Boden des Griechen- und Germanentums neu anzufangen, dann wird schnell deutlich, daß 1933 kein Kontinuitätsbruch stattfand. Wiederum werden die seit 1919 - wenn man will: seit 1900 - vertrauten Forderungen erhoben und altbekannte Rezepturen ausgegeben. Nichts ist neu, auch nicht der Enthusiasmus, der zur Hoffnung verführt, die Nationalsozialisten würden vollstrecken, wozu den Revolutionären von 1918 die Kraft fehlte. Für Tübingen veranschaulicht eine Reihe öffentlicher Vorträge über „Die Universität ihre Geschichte, Aufgabe und Bedeutung in der Gegenwart" die reibungslose Transformation hochschulpolitischer Reformideen: So war Max Wundt im November 1932 bemüht, die Universität als einen politisch-ökonomischen Verwertungsinteressen entzogenen Hort der Sachlichkeit abzusichern.8 Das entsprach ganz den von Spranger, Litt, Hoffmann, Jaspers und Cassirer her bekannten Beschwörungen der Universität und der Wissenschaft als überparteiliche, überzeitlichen Werten verpflichtete Instanzen (s. o. Kap. A III.). Theodor Haering, als Schlußredner in dieser Reihe, wußte denn auch im Februar 1933 keine, durch den politischen Umschwung motivierten, neuen Vorschläge zu machen. Statt dessen hieß es wieder in der traditionellen Integrationsrhetorik: „Besinnung auf die gemeinsamen Wurzeln meistein 1990, S. 53ff.; dagegen: Tenorth 1991 sowie Henning/Leschinsky 1991. Zum „Scheitern der Vordenker" jetzt auch Grüttner 1999, der anhand der „Fallbeispiele" Heidegger, Schmitt, Freyer, Rothacker und Krieck keine neue Erkenntnis vermittelt, wenn er resümiert, daß der Mißerfolg dieser politisch ambitionierten Intellektuellen mit dem Fehlen eines „eindeutigen" Begriffs von nationalsozialistischer Wissenschaft und, daraus resultierend, „eindeutiger Entscheidungskriterien" wie unumstrittener Entscheidungsinstanzen zu erklären sei. Grüttner, dessen kurzer Text mehrere peinliche Detailfehler („Koellreuter", „Ernst Baeumler") enthält, irrt zudem mit seiner Behauptung, daß „Kontroversen über unterschiedliche Interpretationen" nach 1933 nicht öffentlich ausgetragen werden durften. 7 Heiber 1992, S. 294, mit Bezug auf Heyses Rektoratsrede von 1933. Obwohl Heiber auf über 3 000 Seiten seines bisher veröffentlichten Opus eine infantile Freude daran findet, seine Forschungsobjekte in ihrer menschlichen Insuffizienz vorzuführen, verliert er nicht ganz das Gespür dafür, daß diese Art der Darstellung jede beliebige Generation von Hochschullehrern, Militärs, Politikern usw. in die Nähe des Lächerlichen zu rücken vermöchte. Dadurch erspart Heiber seinen Lesern zumindest jene Form moralischer Selbstgerechtigkeit der Nachgeborenen, die andere wissenschaftshistorische Arbeiten aus jüngerer Zeit zur schwer erträglichen Lektüre machen. 8 Wundt 1933, S. 26ff.
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aller Wissenschaften", „das Gefühl der Gemeinsamkeit stärken", die Kluft zwischen Naturund Geisteswissenschaften überbrücken, die „Einheit der Universitas" wahren, um sie besser der Volksgemeinschaft einzufügen.9 Diese Verteidigungsposition, die 1933 die meisten in Haerings Bahnen denkenden Philosophen gegenüber radikaleren, etwa von Krieck erhobenen Forderungen, bezogen, wollte die Universität in der herkömmlichen Struktur bewahren. Selbst im organisatorischen Bereich zeigte man sich zurückhaltend. Rothackers kurzfristiger „Reichsvolksdienst", Freyers „politisches Semester", Heideggers Verkuppelung der Universität mit „Arbeits- und Wehrdienst", Baeumlers „Kameradschaftshaus", Heyses „Reichsuniversität", Kühnemanns antiquierte „Lebensgemeinschaft", die sich zwischen Dozenten und Studenten an neu einzurichtenden „Professuren deutschen Geistes" herausbilden sollte, Glockners „Deutsche Körperschaft" oder Burckhardts sporadische Vorschläge zur Reform der „Leistungsprüfung", - das waren Kopfgeburten des Jahres 1933, von denen 1935 schon niemand mehr sprach.10 Philosophie als „politische" oder ,, objektive" Wissenschaft Anders verhielt es sich mit den wissenschaftstheoretischen Konzeptionen, die ihnen zugrunde lagen. Im Wandel des Wissenschaftsverständnisses sollte der neuen Zeit Rechnung getragen werden: Aus der „politischen Wissenschaft" und nicht aus dem auf neue „Organisation" versessenen Aktionismus würde dann von selbst die „politische Universität" entstehen. Fraglich war nur, was unter „politischer Wissenschaft" zu verstehen sei. Nicht wenige Dozenten setzten „politische Wissenschaft" mit „politisierter Wissenschaft" gleich und lehnten sie ab. Bei Philosophen, die wie Litt, Jaspers, Spranger, Zocher, Scholz, Reiner, von Waltershausen und Heyde den Nationalsozialismus nicht begeistert begrüßten, mag das nicht weiter erstaunen. Verteidigten sie doch nur weiter den „Selbstzweck" wissenschaftlicher Wahrheit und Objektivität, den Bildungswert der humanistischen Überlieferung, und wollten sie die Universität als Stätte Staats- und politikferner, „geistiger Gesetzgebung", als autonome Vernunftsphäre (Jaspers) erhalten wissen." Von NS-Sympathisanten oder erklärten 9 Haeringl933, S. 18f. 10 Zu Rothacker s. u.; Freyer 1933c; Heidegger 1933; Baeumler 1934a, S. 3Off. (über ,Das akademische Männerhaus', erstmals 1930 vorgetragen); Heyse 1933a+b, ders. 1934a-c und ders. 1935c. - Kühnemann 1934 - Glockner 1933 und 1934b. - Krieck 1933a und b, ders. 1934a—f. - Es ist bezeichnend, daß der Geist der Jungen Mannschaft", des „Lagers" usw., gerade dort an dem verachteten Sekuritätsdenken des deutschen Bürgertums scheiterte, wo es aus der Perspektive aller „Aufbruch-" und „Wagnis"Rhetoriker seine erbärmlichste Seite bloßlegte: in der Jagd nach noch so kümmerlichem Profit. Denn eines der Hindernisse, die dem „Kameradschaftshaus" nach der ersten Gründungswelle (1933/34) schließlich nur noch ein Schattendasein gestattete, war der Widerstand der Vermieter, besonders in kleinen Universitätsstädten wie Erlangen: Zögen die Studenten in eigene Massenquartiere, blieben die „Buden" leer, was Scharen von vermietenden Beamtenwitwen, Pensionären usw. einer wichtigen Einnahmequelle beraube. Vgl. dazu den Schriftwechsel, der in der Akte „Kameradschaftshäuser" (GStA) zur „heroischen" Zeit des Aufbruchs das im wahrsten Sinne „privat"-rechtliche Kontrastprogramm bietet, z. T. herangezogen von Grüttner 1995, S. 21 Off. 11 Litt 1933b; Jaspers (1933) 1989, in seiner unveröff. Arbeit zur Hochschulreform (dazu Saner 1991); Zocher 1935; bei Spranger vor allem seine Humboldt-Rede (1935a) und die Ausführungen in Sachen Sicherung des Hochschullehrernachwuchses in Sachsen (1935b), zu Scholz s. o., B I. 5.11. — Reiner 1934 (gegen die Umgestaltung der Universität im Sinn der „politischen Wissenschaft", gültig sei weiterhin nur die „Ermächtigung durch Wahrheit" - gesprochen gegen die Ablösung der Universität durch „Führerschulen", bes. S. 46!). - v. Waltershausen 1938 (die Bedeutung der historischen Bildung, wie
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Nationalsozialisten wie Rothacker, Hildebrandt, Hasse, Pichler, Weinhandl und Jaensch wurden sie darin sogar nach und nach unterstützt.12 Ab 1936, unter den Bedingungen des Vierjahresplanes, ebbte die Polemik gegen „Intellektualismus", „Autonomie" der Wissenschaft und „weltfremden Spezialismus" dann auch ab. 13 Was nicht verhinderte, über den akademischen Status der Philosophie zu streiten. Das REM hatte 1935 verfügt, daß die Kandidaten für den Dr. phil. sich keiner Nebenfach-Prüfung in Philosophie mehr unterziehen müßten. 1937 entfiel dann das „Philosophicum" für die Lehramtskandidaten. Heinrich Scholz prophezeite deshalb, die Philosophie werde nicht nur als Staatsprüfungsfach, sondern bald auch als Studienfach „effektiv ausgelöscht". Was ihn aber eher darin bestätigte, sich nicht mit irgendeiner Verheißung eines womöglich politisch-weltanschaulichen Nutzens anzubiedern, das Katheder zur Kanzel und den Hörsaal zur Kapelle zu degradieren, sondern asketisch nach dem Vorbild der Mathematik Philosophie als „Grundlagenforschung" zu treiben, „scharfes Denken" einzuüben, sich vor dogmatischer „Unwiderlegbarkeit" zu hüten, sich auf das „Erforschbare" zu konzentrieren und lediglich zu lehren, was durch sprachliche Klarheit ausgezeichnet im Dialog mitgeteilt und überprüft werden könne. Aus diesem Selbstverständnis heraus kritisierte Scholz nicht nur intern Rusts Nachwuchspolitik (s. Habilitation Becker-Freyseng). Als einer der am stärksten in der Presse präsenten Philosophen trat der Münsteraner Logiker für die traditionelle „Freiheit von Forschung und Lehre", für die Wahrung ihres Zusammenhangs wie für die „Zweckfreiheit" der dafür unentbehrlichen „Gesinnung" ein. Anders als der „Anti-Descartes" Böhm und viele sich gegen den „westlichen Geist" aufstellende Kollegen nahm Scholz den im Zeichen von Descartes stehenden Internationalen Philosophenkongreß 1937 zum Anlaß, den ,Discours' zu rühmen als ersten
sie schon Dilthey für die Bildung der Nation hervorkehrte, sei durch die Ereignisse nicht überholt). - In diesen Sinne auch Stenzel 1934, S. 19 und 24ff., der die geisteswissenschaftliche Forschung verteidigt, die sich auf Dilthey gründet. - Dagegen Baeumler 1933c+d; g-n. 12 Zu Rothacker s. u.; Hildebrandt 1934a, S. 6 und 15f. (die ewige Wahrheit bleibe das Ideal der Wissenschaft); ders. 1935 (gegen die Auflösung der Universitäten in Fachschulen und die totale Unterwerfung der Wissenschaft unter Verwertungsinteressen); ders. 1936, S. 12, 15 und 21 (der Kampf gegen den Intellektualismus müsse das „Eigenleben der geistigen Kultur" respektieren). - Pichler 1934, S. 266 (betont die Unentbehrlichkeit der Objektivität der Wissenschaft). - Weinhandl 1939a, S. 5 („Dem Angriff wider den Geist stellen wir die Behauptung entgegen: Zur Wirklichkeit führt nur der Geist."). - Jaensch durchgehend in seinen Arbeiten nach 1933, vgl. aber seinen Einsatz für G. Krüger (s. o. Kap. B II.). Hasse 1934, S. 14-16: die sachliche Gültigkeit wissenschaftlicher Aussagen hänge nicht von völkischen Determinanten ab; die Wahrheit sei allgemeingültig; statt Objektivität solle man besser: „Sachtreue" sagen. Auch Schulze-Soelde 1934 beharrt trotz der mit großem rhetorischen Kraftaufwand - aber, wie der Kritiker G. Lehmann (1934b) meinte: keinen Sinn für „politischen Realismus" verratend- eingeforderten nationalen Verantwortung der Wissenschaft darauf, daß sie „objektive Erkenntnis" vermitteln müsse. 13 Selbst für die Schulungsarbeit innerhalb der Partei forderte Baeumler Ende 1937, vom verfehlten Idealbild des „ungeistigen Sportlers und sturen Praktikers" Abschied zu nehmen und lieber dafür zu sorgen, den Lehrstoff „geistig" zu durchdringen. Was ihm nun wiederum von NS-Funktionären den Vorwurf eintrug, „zu intellektuell" zu sein. BAK, NS 15/107; Bericht Baeumler über die Erfahrungen während eines Schulungslehrgangs für Referendare der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, Okt./Dez. 1937. - Krieck 1935b+c und 1937a+b signalisierte eine gewisse Offenheit gegenüber dem positivistischen Verständnis von Wahrheit. Heyse 1937a+b und 1938b blieb bemüht, auf die ideologischen Voraussetzungen der „Voraussetzungslosigkeit" hinzuweisen und die „wahre Freiheit" der deutschen Wissenschaft zu begründen.
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Kommentare zum politischen Zeitgeschehen
Schritt zur Hegemonie der Mathematik, der gesamteuropäisch verpflichtenden „mathematisierenden Grundlagenforschung", auf deren Boden er keine Berührungsängste gegenüber polnisch-jüdischen Logikern, Emigranten wie Carnap und Reichenbach oder französischen Wissenschaftstheoretikern empfand, die er allesamt in Aufsätzen, Tagungsberichten und Presseartikeln ausführlich zitierte und ob ihrer wissenschaftlichen Solidität lobte.14 Nächst Scholz gehörte Theodor Litt zu den hartnäckigsten Verteidigern der „autonomen", „objektiven" Wissenschaft. Während Spranger im „Aufbruch" von 1933 auf eine „Totalerziehung" hoffte (die Wissenschaft aber nicht „kommandieren" lassen wollte) und Freyer den Übergang von der liberal-demokratischen „Volksbildung zur politischen Schulung" zwecks „völliger Ergreifung des Menschen" herbeisehnte, notierte Litt wie ein knotiger Spielverderber: Jede „Rückkehr zu jener naiven Kultureinheit", von der man in der „leidenschaftlichen Erregung nationalen Empfindens, von der unsere Tage erfüllt" seien, träume, sei „uns endgültig versperrt". Litt hat dann bis 1938, fortlaufend aus dem Lager von Baeumler und Krieck attackiert, „Wissenschaft" und „Wahrheit" gegen „Weltanschauung" und die ihm seit 1900 suspekten Spielarten der „Zusammenschau" verteidigt, orientiert an einem minimalistischen Programm der Ausbildung zur „wissenschaftlichen Selbstzucht", einer „Gesinnung", die sich allein aus dem Ethos sachlicher Forschung ergebe.15
14 Vgl. vor allem die Stellungnahmen in der „Kölnischen Zeitung" zum Schicksal des Faches Philosophie (Scholz 1938b; zum Selbstverständnis des „wissenschaftlichen" Philosophen auch Scholz 1940) sowie allgemeiner sein „Bekenntnis zur Universität" und „zweckfreien" Forschung (Scholz 1938a). Ergänzend dazu seine Tagungsberichte vom 1. Kongreß für Einheit der Wissenschaft Paris 1935 (Scholz 1935; vgl. dazu auch Stadler 1997, S. 406—412, der aber Scholz' Berichterstattung nicht verwertet) und vom Internationalen Philosophenkongreß 1937 (Scholz 1937). - Ein Zentrum anti-nationalsozialistischer Ideologiekritik bildet ohne Zweifel das Feuilleton der „Kölnischen Zeitung" unter der Leitung von Otto Brües und dem jungen, für die Beilage „Kultur der Gegenwart" verantwortlichen Gustav Rene Hocke, einem Schüler von Ernst Robert Curtius und Erich Rothacker. Trotz der unumgänglichen „Zugeständnisse" war es dieser Kulturteil, der in puncto oppositioneller Haltung den Vergleich mit dem Berliner Tageblatt (eingestellt 1939) und der in dieser Hinsicht nach 1945 vielleicht etwas zu sehr exponierten „Frankfurter Zeitung" (verboten 1943) bestehen kann. Hocke gelang es wirklich, „Vertreter des europäischen Humanismus in Deutschland zu sammeln, mit dem Ziel die Werte der Tradition und des modernen europäischen Geistes gegen die extremistischen Ideologien des biologischen wie des historischen Materialsimus zu vereinen" (aus einer biographischen Notiz über den Verfasser, in: Hocke 1957, S. 227) 15 Litt 1934b, S. 311 (demgegenüber Spranger 1933a, S. 406f. und Freyer 1934e, S. 10); ders. 1935a (dort mehrfach für den Dienst an „zeitloser und allgemeingültiger Wahrheit"), 1935b, 1938c. Unterstützung erhielt Litt von Zocher (1936a; die lebensphilosophisch beeinflußte nationalsozialistische Philosophie könne ,,dilettantische[m] Streben nach zeitgemäßer Umformung der Philosophie" leicht Nahrung bieten; Zocher plädiert daher eher für Litts Position, die vor der Hingabe an das „Unmittelbare" bewahre), von Nohl (1936: Philosophie sei ohne die „Autonomie des Denkens" nicht möglich; dieser Teil seiner Einführung in die Philosophie' wurde in der KölnZ Nr. 401, 9. 8. 1936 abgedruckt), Scholz (s. o. Anm. 14), Rene König (1935b, im Anschluß an die von Baeumler 1935e heftig bekämpfte Schrift über die Idee der deutschen Universität, ders. 1935a; ähnlich ders. 1934 und 1935c) und Gustav R. Hocke (1935; gegen das „falsche Überbetonen der politischen Gesinnung" in der Universität, in einem Leitartikel in der „Kölnischen Zeitung", der Bühne des „Kampfes" um Litt), Thyssen (1935a und 1935b; für das Festhalten an der „universalen Geistigkeit") und Hildebrandt (1935a; weltanschauliche Ausbildung dürfe nicht anstelle „spezialistischer Lehre" treten, was die KölnZ-Redaktion mit dem Warnrufeines cand. phil. Heinz Merkelbach flankiert, aus den Universitäten keine Berufsschulen zu machen). Eine Gegenposition in der KölnZ durfte Horst Rüdiger beziehen (1935).
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Die Ideologie der Ganzheit Was sich neben den Bestrebungen, die Geisteswissenschaften auf den Rassebegriff zu verpflichten (s. u.), als neue, der NS-Ideologie vorgeblich konforme, mindestens sich aber als zeitgemäß verstehende, weil ein spezifisches deutsches Weltverständnis und Selbstbewußtsein evozierende Wissenschaftstheorie in Ansätzen ausbildete, könnte man als Ideologie der Ganzheit zusammenfassen. Hildebrandt und Gadamer haben deren wesentliche Elemente anhand des Gegensatzes Platon-Demokrit herausgearbeitet: Philosophie sei „Streben nach Ganzheit", wenn sie als sinnstiftende, interdisziplinäre Meta-Wissenschaft den Zerfall des Wissens in positivistischen Spezialismus verhindere, wenn sie den quantifizierenden Naturwissenschaften den Führungsanspruch streitig mache und sie zurückbinde in „Metaphysik" und „Weltanschauung" (die „Natur" wieder mit dem „Geist" vermittle), und somit wesentlich dazu beitrage daß die politischen Konsequenzen eines sinnentleerenden Zerfalls der Wissenschaften: „Volkszersetzung", Individualismus/„Atomismus" (Demokrit!) und Kosmopolitismus, vermieden würden.16 Bei dem katholischen Philosophen Matthias Meier kehrte dieser „Ganzheitsgedanke" in der Idee einer gegen den technizistischen Pragmatismus aufzubauenden „Weltanschauungslehre" wieder, die zu einer philosophischen Anthropologie vertieft werden sollte.17 Ritter und Bollnow waren bemüht, die Geisteswissenschaften dadurch zu legitimieren, daß sie ihnen allein die Kompetenz zusprachen, die den Deutschen unverzichtbare „Teilhabe an Ordnungen" zu vermitteln, die „nicht auf dem Wege der ,exakten Erkenntnis' begriffen werden können" (Ritter). 18 Gerhard Krüger umkreiste die „Möglichkeiten des theologischen Denkens", angesichts einer „Krise des modernen Geistes", die für ihn eine Krise der cartesianischen, naturwissenschaftlich-rationalistischen Weltdeutung war.19 Metzke, der mit einem existenzphilosophisch aktualisierten Hamann frühzeitig einen Antipoden zur cartesianischen Welt der „Verdinglichung" aufgebaut hatte, begnügte sich mit dem Versuch, in einer programmatischen Skizze die geschichtsphilosophischen Fundamente des neuzeitlichen Wissenschaftsbegriffs zu destruieren, und lieferte 16 Hierzu vor allem die Beiträge Hildebrandts (1936a, 1937a, 1937c) und Gadamers (1936) in der von beiden mithg. „Zeitschrift fiir die gesamten Naturwissenschaften". Orozco 1995a, S. 32-90, die sich mit den politischen Implikationen von Gadamers Plato-Deutung zwischen 1933-1936 befaßt und die Beziehung zu Hildebrandt thematisiert, übersieht den wichtigen kleinen Aufsatz über ,Antike Atomtheorie', wo sogar vom „tiefen Symbolwert" die Rede ist, der darin liege, daß Platon Demokrits Schriften habe verbrennen wollen (ebd., S. 93). Merkwürdig, daß Orozco sich abmüht, aus Gadamer 1934 einen Bezug zur ns. Bücherverbrennung herzustellen, diese Einlassung aber ignoriert. Vgl. die Kontraposition von Grondin 1999, S. 189ff; 207. -Als „Grundzug" der „Naziphilosophie" stellt Leske 1990, S. 135ff., die „Ganzheitsmystik" heraus, die sie nur instrumentell begreift, als Mittel zur Verdeckung des Klassenkampfes. 17 Meier 1936a. 18 Ritter 1938, S. 188. - Bollnow 1937d, S. 550f., zur Weltanschauung, aus der die Totalität des ganzen Menschen hervorgehe, folglich auch seine „Orientierung der wissenschaftlichen Arbeit". 19 G. Krüger (1933) 1958, S. 67ff.; so noch in Vorlesungen zwischen 1942 und 1952: Über das Problem der Geschichtlichkeit komme man nur hinaus, wenn Wissenschaft zur bleibenden Natur des Menschen vorstoße und die „Entfremdung des Menschen von Natur und Gemeinschaft" (das „Verhängnis des modernen Denkens") durch Aufweis eines „einigenden Lebenssinns", eines einheitlichen Grundes der Welt, der die Dinge im „sinnvollen Zusammenhang" erscheinen lasse, überwinde (Krüger 1958, S. 8— 10; 70-72; 150, 262-264). Vgl. auch schon Krügers Heidegger-Kritik, 1929, Sp. 63f., wonach die „christliche Autorität" und die „Kirchenlehre" die „Existenzauslegung der selbständigen Philosophie" nicht akzeptieren könne.
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im übrigen Bausteine für eine „arteigene" deutsche Philosophiegeschichte von Paracelsus bis Leibniz.20 Ein anderer Heimsoeth-Schüler, Justus Schwarz, setzte der „aufklärerischen Weltorganisierung" und dem „weltlosen Freiheitswillen der subjektiven Idealisten" ein durch Hegels Autorität beglaubigten neuen Zugang der Wissenschaft zur Wirklichkeit entgegen, die dem Individuum „die vielfältige Abhängigkeit und Verflechtung" im Ganzen vermittle und auf rational nicht faßbare letzte Ursprünge verweise. 21 Krieck und Böhm schwebte eine Natur- und Geisteswissenschaften synthetisierende „Lebenswissenschaft", die „völkisch-politische Anthropologie" vor. Heyse stellte die „quantifizierend-atomisierendrationalistische" neuzeitliche Wissenschaft in toto in Frage, um das Wissen wieder einzubinden in den Zusammenhang der exklusiv griechisch-germanischem Wertempfinden zugänglichen „ewigen Seins- und Lebensordnungen".22 Klemmt glaubte das „nationalsozialistische Prinzip der Totalität" erfüllt mit der „endlich wiedergewonnenen Einheit und ungebrochenen Ganzheit", die von einem neuen Wissenschaftsbewußtsein mitbegründet werde, das den „Menschen aus einem Guß" schaffen helfe.23 Auch Weinhandl meinte, dieser Einklang mit den ewigen Ordnungen sei einer den weltanschaulichen Bedürfnissen der nordischen Rasse adäquaten, ganzheitlichen „Gestaltlehre" zugänglich.24 Wundt entdeckte, daß alle Wissenschaft von „Weisheit" integriert werden müsse.25 Philosophiehistorische Traditionsstiftung Soweit dieses „ganzheitliche" Weltbild sich als eine eigentümlich deutsche Weltanschauung wissenschaftlich ausweisen wollte, durfte es den nationalsozialistischen Rassebegriff nicht ignorieren. Da diese aktuelle Aufgabe nicht gemeistert wurde (s. u.), kamen alle wissenschaftstheoretischen Anstrengungen, politisch verwertbare Beiträge zur Gesinnungsbildung zu liefern, über Fragmentarisches nicht hinaus. Verlegenheit bis hin zur blanken Hilflosigkeit machte sich gerade unter denen breit, die Geschichte der Philosophie als deren eigentli-
20 Metzke 1935. 21 Dezidiert in seinen „Tatwelt"-Aufsätzen: J. Schwarz 1933a, S. 191 (Aufgabe der heutigen Philosophie: das denkende Erkennen mit erhelltem Existenzbewußtsein zu durchdringen und auszuweiten auf das Erkennen „metaphysischer Wirklichkeiten") und 1933b, S. 70f. Die „aktuelle Bedeutung" betonend auch Schwarz 1934a: ,Hegels Weg zu Christus' (und damit aus der „Entfremdetheit seiner Zeit von einem realen Zusammenhang mit einer höheren Welt des Geistes", S. 63); gegen Nietzsche die idealistisch-christliche Wahrheit verteidigend: Schwarz 1934b, S. 203f. Thematisch exemplifiziert auch an Schellings Altersphilosophie: Schwarz 1935a, 1935b und 1941; zur cartesianischen Reflexion, ders. 1937. 22 Pointiert, außer in Heyse 1935a, in mehreren akademischen Vorträgen, z. B.: Heyse 1933b, 1934c, 1935b, 1935e. - Krieck vor allem im dritten Band seiner Anthropologie (1936a), sowie in einer großen Zahl kleiner Aufsätze nach Ende seiner hochschulrevolutionären Phase, bes. Krieck 1937a, 1938a+b, 1939c; ein später Ansatz, das Verhältnis Wissenschaft und Leben zu klären: Krieck 1942. Zu Kriecks wissenschaftstheoretischer und -politischer Position ab 1936: G. Müller 1976, S. 419ff, wonach lediglich der alte Kurs, die gesinnungsbildenden Kultur- und Geisteswissenschaften gegen den (unter den Bedingungen des Vierjahresplanes forcierten) Spezialismus zu verteidigen, fortgesetzt worden sei - wo doch gerade Krieck die alte universitas litterarum zerschlagen wollte! - Böhm 1937a, 1937b und 1938b. 23 Klemmt 1938, S. 15. 24 Weinhandl 1936a, S. 12ff; zur „Hintergrundswirklichkeit", die positivistischer Wissenschaft nicht zugänglich sei („Mythos"); ders. 1940a, S. 1-8. 25 Wundt 1940.
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ehe Systematik verstanden. Denn philosophiehistorisch eröffnete die Integrationsmetapher „Ganzheit" immerhin ein weites Feld, um eine deutsche Denktradition zu konstruieren, und so der Festigung des aktuell geforderten „völkischen Bewußtseins" und damit der Stärkung des inneren Zusammenhalts der Nation zu dienen. Aber angesichts des ungeklärten wissenschaftstheoretischen wie weltanschaulichen Status von „Rasse" blieben auch die Philosophiehistoriker von jenen Kalamitäten nicht verschont, die sich aus der Verwendung eines naturwissenschaftlich umstrittenen, in die politisch-soziale Sprache transferierten und parteiamtlich „mythisierten" (Rosenberg) Rassebegriffs ergeben mußten. Je nach Handhabung lassen sich dabei mehrere Strömungen unterscheiden: 1. DPhG-Protagonisten wie Wundt, Schwarz, Heimsoeth und Mahnke setzten die von ihnen seit dem Ersten Weltkrieg favorisierte Konzentration auf Philosophiegeschichte als Variante einer deutschen Geistes- und Kulturgeschichte fort, die dann als „Kriegseinsatz"Beitrag vornehmlich „Das Deutsche in der deutschen Philosophie" zu fixieren versuchte. Aus diesem Kreis ging nur Wundt einen Schritt weiter, um die philosophiehistorische Bedeutung des Volkstums und der Rasse aufzudecken. Folgerichtig beteiligte er sich auch an „Forschungen zur Judenfrage" in der deutschen Philosophiegeschichte. 26 Nach 1933 gaben bei dieser „Wesens"-Bestimmung des Deutschen neben den Veteranen wie Wundt und Schwarz vor allem Haering, Glockner und Faust den Ton an. Der Ruf des RothackerSchülers Leonhard von Renthe-Fink nach einer in diesem Geist zu schreibenden „nationalen Philosophiegeschichte" blieb trotzdem ungehört, da wohl viele die postwendend dagegen formulierte Kritik Else Wentschers teilten, die meinte, daß bereits ihr Lehrer Benno Erdmann vor einer solchen Aufgabe deswegen kapituliert habe, weil einfach zu viele Fäden das deutsche mit dem ausländischen Denken verbänden, so daß es weder wissenschaftlich fruchtbar noch politisch, mit Rücksicht auf das „gegenseitige Verständnis der Nationen", wünschbar sei, das Denken primär aus dem „Deutschtum" begreifen zu wollen. Hildebrandt beschied sich deshalb mit einer das „Wesen des Deutschtums" ergründenden „philosophisch verstandenen deutschen Geistesgeschichte", die sich auf wenige „große Gestalten" konzentrieren müsse, während Haering zur gleichen Zeit (1936) die von Wentscher demonstrierte alternativlose Internationalität dialektisch wendete, um aus der abendländischen Abhängigkeit der deutschen Philosophie ihre dann während des „Kriegseinsatzes" so betonte integrative Kraft herzuleiten, die ihren europäischen Führungsanspruch begründete. 27 26 Wundt 1934, S. 21; dort immer noch die Bezogenheit des als Blutsgemeinschaft definierten Volkstums auf die „göttliche Idee". Wenn Philosophie als „Glied in der Geistesgeschichte eines Volkes" in ihrer Entfaltung aus „Volkstum, Rasse, Geschichte" begriffen werden soll (so die Verlagswerbung für Wundts ,Die deutsche Schulmetaphysik des 17. Jahrhunderts', 1939), dann mußten Zeitalter und Schulen philosophiehistorisch Berücksichtigung finden, die etwa im Zeichen des „Fortschritt" - Schemas oder der „Problemgeschichte" unbeachtet geblieben waren. Das 16. und 17. Jh., Paracelsus, Böhme sowie die kleineren Geister der protestantischen Schulphilosophie, Leibniz und sein Umkreis profitierten seit den 30er Jahren von dieser „Verdeutschung" des philosophiehistorischen Interesses. Wundts ehrgeizigster Versuch einer rassisch fundierten Philosophiegeschichte erschien 1944: ,Die Wurzeln der deutschen Philosophie in Stamm und Rasse'. 27 Zu Haering und Faust s. u. im Abschnitt über den Kriegseinsatz. Glöckner 1935b mit einem ersten Versuch über ,Deutsche Philosophie' der mit bekannten Schablonen aufwartete (Unbedingtheit des deutschen Willens, aus der deutschen Mittelstellung erwachsende Fähigkeit, die „Problemfulle der Welt" zu erfassen, was politisch-ethisch eine Lebensform zeitige, in der sich der „ganze Mensch" entfalte). Hugo Fischer wollte helfen, dem deutschen Volk den „Lebenssinn" in der technisierten Moderne wie-
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Kommentare zum politischen Zeitgeschehen 2 Weltanschauungs- statt Philosophiegeschichte propagierten Krieck und seine Schüler, namentlich Franz Böhm. Begriffsgeschichtlich unterschied sich „Weltanschauung" stets durch eine irrationale Komponente von „Philosophie", was den in der Weltanschauung vermittelten „Zusammenhang der Dinge und den Sinn des Daseins" als vom „Charakter" (so allgemein noch Rudolf Eisler 28), oder dann politisch konkreter von historisch-sozialen, und auch ethnischen Bedingungen abhängig erscheinen ließ. 29 Nicht als Resultat eines theoretischen, sondern eines praktischen Verhältnisses zur Welt begründeten führende Nationalsozialisten den Primat der Weltanschauung.30 Die vom Amt Rosenberg und von „Traditionalisten" wie Hoffmeister abgelehnte Konzeption Böhms konnte darum von der Hypothese ausgehen, daß ein Grundbestand an Überzeugungen, Wertungen und Handlungsdispositionen (die „Weltanschauung") rassisch bedingt sei. Die nationalen Philosophien würden diesen Grundbestand lediglich zur Klarheit des Selbstbewußtseins bringen und damit zur „Sicherung des inneren Menschentums" der jeweiligen Rasse und ihrer permanent im Kampf gegen anderen Rassen zu behauptenden Werte und Sinndeutungen beitragen. 31 Damit verbot sich für Böhm eine am „freien Geist" und der „geschichtslosen Rationalität" ausgerichtete, „universalistische" Ideengeschichte im „abendländisch-europäischen Medium allgemeiner Begrifflichkeit", wie sie zuletzt Hegel geschrieben hatte.32 Krieck, und ebenso seine Schüler Wagner und Eckhard, baute diese Weltanschauungsgeschichte in Ansätzen zu einer politischen Geistesgeschichte aus, die im SD (bei Six, Wagner, Schick) eine (nachrichtendienstlich, propagandistisch) „angewandte Wissenschaft" wurde. 3 Ohne den anti-universalistischen Akzent Böhms bekannte sich Schingnitz zum Primat der politischen Weltanschauung, den die Philosophie nach einem Wort des neuen Reichskanzlers nur zu bestärken habe. Das bedeutete für Schingnitz, daß Philosophie nationalpäd-
derzubeleben und verwies auf die philosophiehistorisch abgestützte Erschließung von „Religion und Metaphysik". Leitbild war ihm die „Normalität des deutschen Mittelalters" (UAL, PA 455, Bl. 46-50; Stellungnahme vom Oktober 1933 über die „überwissenschaftlichen" Aufgaben des Philosophen nach der „nationalen Erhebung"). Renthe-Fink und Wentscher kreuzten im Olympiajahr 1936 in der „Kölnischen Zeitung" die Klingen, so daß sich die publizistisch so ungemein rührige Gattin von Rothackers Kollegen Wentscher flugs darauf berufen konnte, wie unsinnig es doch sei, im Zeichen des Sports um „gegenseitiges Verstehen" zu werben, gleichzeitig aber „deutsches Geistesgut gesondert" erfassen und sich so vom Ausland isolieren zu wollen. Renthe-Fink, dem wir als Mitarbeiter an J. Hoffmeisters Neuedition des philosophischen Wörterbuchs von Kirchner-Michaelis wieder begegnen werden (s. u.), wollte die „Sonderstellung des deutschen Denkens" mit einem vage skizzierten nordisch-germanischen Dynamismus begründen, mit einer „geheimen Tradition", die parallel zur naturwissenschaftlichrationalistischen Linie freigelegt werden müsse. - Hildebrandt 1938d - Haering 1935d und 1936. 28 Vgl. den Artikel Weltanschauung bei: Eisler 1913; noch Metzke 1948 betont stark atheoretische Elemente der WA., und Ludz in seiner Neubearbeitung von Apel (1958/1976) spricht sogar davon, daß die WA. im Gegensatz zur rationalistischen Philosophie mehr aus der „Tiefe des Lebens" hervorgehe! Meier 1970, S. 218ff, tendiert dazu, Philosophie mit Wissenschaft, Weltanschauung mit Glauben zu identifizieren. 29 Dazu Leske 1990, S.65ff. 30 Böhm 1938a, S. 12-23; dort S. 21ff. veranschaulicht an dem unvermittelbaren Gegensatz zweier Seinsordnungen: griechische und asiatische Welt im 5. Jh. v. Chr. Zur Kritik an Böhm vgl. B II., 1.4. 31 Ebd. 32 Ebd., S. 29-31.
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gogisch der Erziehung zum „heroischen Realismus" dienen müsse.33 Ebenso mehr statisch denkend, wollte Odebrecht philosophiehistorisch eine „Substanz des Völkischen" freilegen und die Besinnung auf die völkische Lebensganzheit der Gemeinschaft derer fördern, „die dem gleichen Grunde von Weitbefindlichkeit zugehören".34 4 Böhms Modell vom unaufhebbaren Kampf der in ihren Weltanschauungen befangenen Rassen spitzten Baeumler und Grunsky unter Beteiligung einiger ihrer Assistenten und Doktoranden auf den philosophiehistorisch aufzuweisenden Gegensatz der arisch-germanischen und der jüdischen Rasse zu.35 5 Das von Parteistellen initiierte, von ihnen z. T. auch getragene und überwachte Bemühen, den Rassebegriff zum Leitfaden lexikalisch fixierter Philosophiegeschichte zu machen, kann anhand des von Hauer und Ziegenfuß begonnenen Philosophen-Lexikons, deutlicher jedoch anhand der von Schingnitz/Schondorff sowie von Hoffmeister neubearbeiteten, kurz vor Kriegsende ausgelieferten Philosophischen Wörterbücher (1943 bzw. 1944) nachgewiesen werden. In letzter Stunde und mit allen Mängeln eiliger Improvisationsarbeit behaftet, war es darin doch noch gelungen, eine Ahnung von einer halbwegs kanonisch wirkenden und damit didaktisch wie propagandistisch effizienten rassenideologischen Deutung mindestens der europäischen Philosophiegeschichte zu vermitteln. Hans Heyse und Erich Rothacker - das Scheitern zweier Hochschulpolitiker Wie im institutionsgeschichtlichen Teil schon vermerkt, stürzten sich zahlreiche Philosophiedozenten 1933 wieder verstärkt in die hochschulpolitische Arbeit. Neben den Rektoren Heidegger (Freiburg 1933/34), Krieck (Frankfurt 1933/34, Heidelberg 1937/38), Heyse (Königsberg 1933/35), Krueger (Leipzig 1935/36), Barion (Braunsberg 1938/45) und Herrigel (Erlangen 1944/45), sind hier Rothacker (Bonn 1933/35) Glockner (Gießen 1935/37), Weinhandl (Kiel 1935/37), Heimsoeth (Köln 1933/35), Bröcker (Rostock 1943/45), Herrigel (Erlangen 1937/39) und Springmeyer (Halle 1941/45) zu nennen, die sich zeitweilig als Dekane zur Verfügung stellten, wobei Springmeyer 1943 als Prodekan noch zum stellvertretenden Rektor, Herrigel 1938 zum Prorektor und 1944 zum Rektor aufstieg. An den Schnittstellen zwischen Universität und Partei, als Funktionäre des Amtes Rosenberg, des NSLB bzw. seit 1935 des NS-Dozentenbundes in der Universität waren außer Baeumler tätig: Schering, Faust, Odebrecht, Gehlen, Rieffert, Schultz und Steinbeck. Nachwuchsphilosophen wie die Baeumler-Schüler Holfelder und Voigtländer erlangten Spitzenpositionen im 33 UAL, PA 928, Bl. 39-48; Schingnitz, Stellungnahme über die Zukunftsaufgaben der nb. Philosophen v. 26. 10. 1933. 34 Odebrecht 1938, S. 8ff; Odebrecht sprach lieber vom gemeinsamen „Welterlebnis" als von Weltanschauung, das er im „rassegebundenen Volkstum" entdeckte oder an eine rassisch bedingte „schöpferische Energie" band (so in BAK, R 73/13450, einem „Entwurf zur Geschichte der deutschen Philosophie" von 1938, der DFG eingereicht). N. Hartmann unterstützte das Förderungsgesuch, obwohl Odebrecht programmatisch explizit von der 1936 vorgestellten „Problemgeschichte", die dem „Dogma der absoluten Logizität des reinen Geistes" gehorche, Abstand nahm (1938, S. 9 und Entwurf, Bl. 3: „der Aufdeckung der weltanschaulichen Strukturen deutscher Geistigkeit nicht gewachsen"). Ähnlich scharf gegen Hartmanns „Problemgeschichte": Klemmt 1939, S. 127: „philosophia perennis in der vermummten und getarnten Gestalt der, ewigen Aporetik'". 35 Baeumler und Grunsky waren dabei natürlich nicht von Böhm geistig abhängig, sondern hatten den anti-universalistisch gewendeten Primat der Weltanschauung schon vor ihm zum Prinzip ihrer philosophiehistorischen Arbeit erhoben.
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gogisch der Erziehung zum „heroischen Realismus" dienen müsse.33 Ebenso mehr statisch denkend, wollte Odebrecht philosophiehistorisch eine „Substanz des Völkischen" freilegen und die Besinnung auf die völkische Lebensganzheit der Gemeinschaft derer fördern, „die dem gleichen Grunde von Weitbefindlichkeit zugehören".34 4 Böhms Modell vom unaufhebbaren Kampf der in ihren Weltanschauungen befangenen Rassen spitzten Baeumler und Grunsky unter Beteiligung einiger ihrer Assistenten und Doktoranden auf den philosophiehistorisch aufzuweisenden Gegensatz der arisch-germanischen und der jüdischen Rasse zu.35 5 Das von Parteistellen initiierte, von ihnen z. T. auch getragene und überwachte Bemühen, den Rassebegriff zum Leitfaden lexikalisch fixierter Philosophiegeschichte zu machen, kann anhand des von Hauer und Ziegenfuß begonnenen Philosophen-Lexikons, deutlicher jedoch anhand der von Schingnitz/Schondorff sowie von Hoffmeister neubearbeiteten, kurz vor Kriegsende ausgelieferten Philosophischen Wörterbücher (1943 bzw. 1944) nachgewiesen werden. In letzter Stunde und mit allen Mängeln eiliger Improvisationsarbeit behaftet, war es darin doch noch gelungen, eine Ahnung von einer halbwegs kanonisch wirkenden und damit didaktisch wie propagandistisch effizienten rassenideologischen Deutung mindestens der europäischen Philosophiegeschichte zu vermitteln. Hans Heyse und Erich Rothacker - das Scheitern zweier Hochschulpolitiker Wie im institutionsgeschichtlichen Teil schon vermerkt, stürzten sich zahlreiche Philosophiedozenten 1933 wieder verstärkt in die hochschulpolitische Arbeit. Neben den Rektoren Heidegger (Freiburg 1933/34), Krieck (Frankfurt 1933/34, Heidelberg 1937/38), Heyse (Königsberg 1933/35), Krueger (Leipzig 1935/36), Barion (Braunsberg 1938/45) und Herrigel (Erlangen 1944/45), sind hier Rothacker (Bonn 1933/35) Glockner (Gießen 1935/37), Weinhandl (Kiel 1935/37), Heimsoeth (Köln 1933/35), Bröcker (Rostock 1943/45), Herrigel (Erlangen 1937/39) und Springmeyer (Halle 1941/45) zu nennen, die sich zeitweilig als Dekane zur Verfügung stellten, wobei Springmeyer 1943 als Prodekan noch zum stellvertretenden Rektor, Herrigel 1938 zum Prorektor und 1944 zum Rektor aufstieg. An den Schnittstellen zwischen Universität und Partei, als Funktionäre des Amtes Rosenberg, des NSLB bzw. seit 1935 des NS-Dozentenbundes in der Universität waren außer Baeumler tätig: Schering, Faust, Odebrecht, Gehlen, Rieffert, Schultz und Steinbeck. Nachwuchsphilosophen wie die Baeumler-Schüler Holfelder und Voigtländer erlangten Spitzenpositionen im 33 UAL, PA 928, Bl. 39-48; Schingnitz, Stellungnahme über die Zukunftsaufgaben der nb. Philosophen v. 26. 10. 1933. 34 Odebrecht 1938, S. 8ff; Odebrecht sprach lieber vom gemeinsamen „Welterlebnis" als von Weltanschauung, das er im „rassegebundenen Volkstum" entdeckte oder an eine rassisch bedingte „schöpferische Energie" band (so in BAK, R 73/13450, einem „Entwurf zur Geschichte der deutschen Philosophie" von 1938, der DFG eingereicht). N. Hartmann unterstützte das Förderungsgesuch, obwohl Odebrecht programmatisch explizit von der 1936 vorgestellten „Problemgeschichte", die dem „Dogma der absoluten Logizität des reinen Geistes" gehorche, Abstand nahm (1938, S. 9 und Entwurf, Bl. 3: „der Aufdeckung der weltanschaulichen Strukturen deutscher Geistigkeit nicht gewachsen"). Ähnlich scharf gegen Hartmanns „Problemgeschichte": Klemmt 1939, S. 127: „philosophia perennis in der vermummten und getarnten Gestalt der, ewigen Aporetik'". 35 Baeumler und Grunsky waren dabei natürlich nicht von Böhm geistig abhängig, sondern hatten den anti-universalistisch gewendeten Primat der Weltanschauung schon vor ihm zum Prinzip ihrer philosophiehistorischen Arbeit erhoben.
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Hans Heyses Königsberger Rektorat 1933 bis 1935 Hochschulpolitisch erfolglos geblieben, mußte auch Heyse, der dritte Philosophen-Rektor neben Heidegger und Krieck, nach gut einjähriger Amtszeit seinen Posten räumen. Erfolglos aus Heyses Sicht, weil sich allzu rasch die Diskrepanz zwischen realem Nationalsozialismus und den kulturreformerischen Erwartungen an ihn auftat. Erfolglos auch aus der Perspektive der Partei, da deren personalpolitische Wünsche von Heyse nicht reibungslos umgesetzt wurden. Heyse, der wähnte, die aus dem Weltkriegserlebnis genährten „Urfragen des Existierens" würden zu Leitlinien nationalsozialistischer Politik36, verfiel rettungslos dem weniger heroischen personalpolitischen Kleinkrieg zwischen der Partei und den von ihr bekämpften Kräften der „Reaktion", der einige Königsberger NS-Funktionäre Heyse am Ende seiner Amtszeit dann selbst zurechneten. Im Mai 1933 mußte Wilhelm Dietrich Preyer, altgedienter DNVP-Parlamentarier und noch knapp vor dem 30. Januar gewählte Magnifizienz der Albertina, zurücktreten, weil seine Rektoratsrede Kritik am wirtschaftspolitischen Sozialismus der NSDAP enthalten hatte. 37 Heyse sei daraufhin, „zur Bewahrung der Universität", von der Philosophischen Fakultät „einhellig" gebeten worden, sich zur Wahl zu stellen. Den „Machtglauben und den Materialismus" des Regimes habe er, im „idealistischen Aufschwung" des Neubeginns, durch „Geist und Wissenschaft" zähmen, den Parteiintrigen berufungspolitisch durch die Bewahrung gelehrter, humanistischer Traditionen begegnen wollen. Als „Philosoph und Idealist" sei Heyse dann den „brutalen Methoden der Parteipolitik" erlegen und von der radikalen Königsberger Studentenführung aus dem Amt gedrängt worden.38 In dieser Weise gedachte Heyse sich 1946 zu „entlasten". In Abstimmung mit Heidegger sei er zur Überzeugung gelangt, der NSDAP einen „geistigen und ethischen Kern" geben zu müssen, also die „Ideen allererst zu begründen, durch die die nationalsozialistische Bewegung geistigen und geschichtlichen Rang hätte gewinnen können": „,Ich projizierte' wie Nietzsche von dem irrigen Bezug seiner Einsichten in das frühe Griechentum auf Ri-
36 Heyse 1933a, S. 13. 37 Inhaltsreferat unter dem Titel .Adolf Hitler und der Kapitalismus' in StdO, SS 1933, F. 2, S. 11, daran anschließend eine aus dem Parteiorgan PrZ entnommene Kritik ,Eine Entgleisung', ein ,Offener Brief des Königsberger Studentenschaftsführers und eine hilflos wirkende Entgegnung Preyers (ebd., S. 12f.). Heiber 1994, S. 323, der diese Veröffentlichungen nicht kennt, bezweifelt zu Unrecht die Umstände von Preyers Rücktritt mit anschließender Versetzung nach Münster. Überhaupt krankt die Darstellung der „Hochschulrevolution" in Königsberg (ebd., S. 314-338) daran, daß Heiber zwar die Akten, oft aber die zeitgenössische Literatur nicht kennt. Nur daraus erklärt sich, daß er über eine so wichtige Figur wie Heyses Nachfolger v. Grünberg aus den Jahren vor 1934 nichts mitzuteilen weiß - weil nichts in den Akten zu finden sei! (ebd., S. 334). Ähnlich zu „Schulz", der nicht einmal im Kürschner stehe (ebd., S. 334, 780); hätte Heiber unter Schultz, Arved, nachgeschlagen, wäre er fündig geworden. 38 GStA, XX. HA, Rep. 99c, Nr. 146; gutachterliche Äußerung des Schweizer, zwischen 1928 und 1944 in Königsberg lehrenden Zivilrechtlers Alexander Beck v. 24. 6. 1948. Das Votum ging an den ehemaligen Königsberger Kurator Friedrich Hoffmann, wohl zur Verwendung im Entnazifizierungsverfahren Heyses. Ähnlich die Aussage des Schweizer Zivilrechtlers Hans Oppikofer, der 1933 Dekan der Juristischen Fakultät war: Heyse sei bereits 1933/34 in großer Sorge über die politische Entwicklung gewesen. 1938, bei einem Treffen in Leipzig, habe ihn die „nationalsozialistische Regierungsweise" empört, so daß er von der Notwendigkeit sprach, ein „großes Unglück durch restlose Umkehr" abwenden zu müssen. Ebd., Oppikofer an Hoffmann v. 3. 5. 1948.
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chard Wagner sagt - meine Ideen ,auf eine zufällige Realität'." 39 Der NS-Dozentenbund zog nach dem Ende von Heyses Rektorat eine ähnliche Bilanz: 40 „Die Hoffnungen, die man auf ihn als Rektor setzte, der als Parteigenosse die Königsberger Universität im nationalsozialistischen Sinne aufbauen sollte, erfüllten sich nicht, im Gegenteil, manche politisch dunkeln Elemente stifteten zur Amtszeit Heyses in Königsberg erhebliches Unheil an [sie!]. Heyse ist Idealist und reichlich weltfremd, hatte auch das beste Wollen, im Sinne des heutigen Staates die Universität aufzubauen. Ebenso schnell wie sein Stern am Horizont auftauchte, ist er auch wieder verblaßt."
Ohne auf die personalpolitischen Querelen im einzelnen eingehen zu müssen 41, ist festzuhalten, daß Heyse seinen alternativen Privat-Nationalsozialismus sicher nicht gerade zur Bewahrung „humanistischer" Traditionen einsetzte, daß er aber weltanschaulich konzilianter und, im Vergleich mit Heidegger und Krieck, in der zentralen „Judenfrage", auffällig ignorant war. Trotzdem schien die Königsberger Gauleitung ihm das nachzusehen. Denn dort vertrat man selbst einen partiell von München abweichenden, bis zum 30. Juni 1934 an Röhm orientierten Kurs, der innenpolitisch unter der Fahne des „preußischen Sozialismus", außenpolitisch unter dem vorsichtig prosowjetischen, von Moeller van den Brück inspirierten Föderalismus der jungen Völker des Ostraums segelte.42 Heyse hatte dem in einigen Reden Referenz erwiesen und sich dafür eingesetzt, Moeller van den Brucks geistigem Nachlaßverwalter, dem von der Studentenschaft lange hofierten Schriftsteller und Publizisten Hans Schwarz, eine Dozentur an der Albertina einzurichten.43
39 UAGö, PA Heyse; Heyse an Oberpräsidenten der Provinz Hannover v. 17. 1. 1946, ähnlich zuvor Heyse an Militärregierung v. 29. 7. 1945 (Eingabe auf seine am 19. 7. 1945 verfugte Entlassung). 40 BAZ, PvEM-PA Heyse, Bl. 3569-3570; NSDD/Reichsamtsleiter an REM (Bacher) v. 25. 8. 1936. 41 Heyse hat in seinen Rechtfertigungen nach 1945 vor allem den Fall des katholischen Neugermanisten Paul Hankamer zitiert, der vom Königsberger NSDStB aus dem Amt getrieben worden sei und für dessen Verbleib er sich als Rektor eingesetzt habe. Es mag sein, daß diese Protektion ein Grund für Heyses Ablösung war. Es fällt jedoch auf, daß das von der NS-Studentenschaft entfachte öffentliche Kesseltreiben gegen den „politischen Katholizismus" Hankamers erst nach Heyses Rücktritt (März 1935), im Herbst 1935 begann (vgl. „Der Student der Ostmark", WS 1935/36, F. 3 bis zu der Polemik des Studentenführers S. Drescher in F. 8 v. 12. 2. 1936: ,Versklavtes Denken - Lehren aus dem Fall Hankamer'). - Klärungsbedürftig auch Heyses Beharren, er sei erst im Oktober 1933 in die Partei eingetreten (rückdatiert zum 1. 5. 1933), was aber wegen der zu diesem Zeitpunkt schon verhängten Mitgliedersperre nicht sehr wahrscheinlich ist. In dem NSDD-Schreiben von 1936 (Anm. 40) heißt es denn auch, er sei im März 1933 in die Partei eingetreten. Heiber 1994, S. 323, bezweifelt Heyses Einlassung, weil er sie mißversteht: Wenn Heyse wirklich drei mißliebige Dekane (Oppikofer, Hankamer, Reidemeister) gegen die Angriffe der Partei haben schützen können, dann müsse man in Berlin und München „sanft entschlummert gewesen sein" oder Heyses politische Zuordnungen seien „pure Phantasie (ebd., S. 779). Heyse erwähnt aber an keiner Stelle, daß Reidemeister und Hankamer von ihm auf Dekanatspositionen gehalten worden seien. Die öffentlichen Angriffe des NSDStB gegen Hankamer in StdO (s. o.) sind Heiber genauso entgangen wie die Attacken gegen Preyer (Anm. 37). 42 Zum preußischen Sozialismus Kochs und seiner Berater aus dem „Königsberger Kreis" (v. Grünberg, Weber-Krohse, v. d. Schulenburg u. a.) vgl. Tilitzki 1991, S.13ff. 43 Vgl. Heyse 1933c, Ansprache bei der Verpflichtung der Neuimmatrikulierten, Anfang Dezember 1933: Neben den großen Fragen des Nationalsozialismus sei es besonders der „Gedanke des Preußischen Sozialismus", für den der Name des politischen Führers der Provinz (sc. Erich Koch) bürge, der Geist und Herz in seinen Bann zwinge. Diesem Text folgt ein Abschnitt aus dem gerade von Hans Schwarz edierten Moeller-Band: ,Sozialismus und Außenpolitik'. Nochmals Heyse 1934a und 1934b: „Eben dieser
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1934/35 begann Koch sich, unter dem Druck Rosenbergs und Himmlers, von der „Ostideologie" zu lösen, doch erwuchs daraus kein Dissens zu Heyse, der in geheimer Abstimmung im Februar 1935 wieder zum Rektor gewählt worden war. Gegen Kochs Protest war es das REM, das diese Wahl annullierte, Heyse absetzte und dies mit seiner „Unsicherheit" bei der Rede des Studentenführers Hörn am 30. Januar 1935 begründete. Auf keinen Fall ging es mehr um Heyses bildungspolitische Idee, an der grenzpolitisch exponierten „Ostuniversität" eine neue akademische Generation zur „heroischen Existenz" erziehen zu dürfen. Denn in einer Weise, die selbst heute eher Mitleid verdient, war Heyses weltanschaulicher Neueinsatz, wie er ihn 1935 in ,Idee und Existenz' zusammenfassend präsentierte, als theoretisch unseriös und praktisch unbrauchbar öffentlich demontiert worden. Für den Königsberger Sturz war jedoch entscheidend, daß er die Autorität des REM gegen lokale Parteiinstanzen nicht mehr durchzusetzen verstand, die ihrerseits wohl weniger von „ostideologischen" Visionen und geschichtsphilosophischen Konstruktionen als von Heyses Personalpolitik irritiert wurden.44 Als im Ausland eingesetzter Vortragsredner, als Leiter der deutschen Delegation auf dem Philosophenkongreß in Paris (1937), Mitherausgeber der neuen Kant-Studien (1942-1944), Gutachter in Berufungsverfahren und Leiter der Göttinger NS-Dozentenakademie, zählte Heyse aber auch nach seinem Sturz und dem vom NSDD angeregten Wechsel nach Göttingen weiter zur ersten, freilich gemessen an ihren ursprünglichen Zielen auf einen engen Aktionsradius verwiesenen Garnitur „politischer" Philosophen.45 Nationalsozialismus" (= der des „Preußischen Sozialismus") sei es der „kraft der geistigen Energie des Gauleiters und Oberpräsidenten von Ostpreußen" sich geschichtlich zu formen beginne. Zu Heyses Eintreten für Schwarz vgl. GStA, Sek. 76Va, Sek. 11, Tit. IV, Nr.21, Bd. XXXIV, Bl. 151; Schlossmacher (Mineraloge) an PrMWKV v. 13. 6. 1933: Heyse und er hätte sich bei den Beratungen über eine „Professur für Ostgeschichte" gegen den von der Fakultätsmehrheit bevorzugten Erich Maschke und für Hans Schwarz ausgesprochen. Ebd., Bl. 206, Sondervotum Heyse, Schlossmacher, Beurlen Besetzung Lehrstuhl für ostdeutsche Geschichte. -Zu Schwarz-Baeumler vgl. A III. 44 BAP, REM 49.01, Nr. 705; dieser Akte folgt Heibers Darstellung 1994, S. 325f. Obwohl Heiber Heyse noch 1975 befragt hat, gelang es nicht zu klären, was sich zwischen Heyse und Hörn abspielte. Auch die von Heiber nicht berücksichtigten, in StdO, WS 1934/35, F. 7, S. 93-95, abgedruckten Reden der beiden (Heyse 1935d), erhellen die Hintergründe nicht. Hörn war über die „intellektuelle Kaste", die „Morschheit der Hochschule", ihre Volksfremdheit und Politikferne hergezogen und hatte behauptet, daß die Erneuerung der Universität allein von der NSDAP zu erwarten sei, aus Wissenschaftslagern und Arbeitsgemeinschaften der Studentenschaft. Es ist denkbar, daß man es Heyse in Berlin verübelte, dieser usurpatorischen Polemik überhaupt ein Podium geboten zu haben. Dann wäre es hauptsächlich seine Führungsschwäche und nicht der Einsatz für mißliebige Dozenten gewesen, die ihn das Amt gekostet hätte. Welche Rolle dann die von Heyse (Anm. 39) zu seinen schärfsten Gegnern gerechneten Dozenten Heinrich Harmjanz und H. B. von Grünberg spielten, ist unklar. Daß beide Alt-Parteigenossen seit 1933 die Personalpolitik von Rektor, Kurator und Fakultäten in ihrem Sinne und zu eigenem Vorteil beeinflußten, ist jedenfalls gut zu belegen. Da Gauleiter Koch aber an Heyse festhalten wollte, müßte sich v. Grünberg, der den Rektor als Repräsentanten der Intellektuellen zu diskreditieren versucht habe (so Heyse Anm. 39), auf Kollisionskurs zu Koch befunden haben. Bei dem sonst so ungetrübten Verhältnis zwischen beiden, wäre das verwunderlich. 45 Vgl. nur die positive Beurteilung durch das HAW anläßlich der Beratungen zur Neubesetzung des Münchner philosophischen Lehrstuhls (1943); BAK, NS 15/205, Bl. 212; HAW an PK v. 27. 4. 1943 und ebd., Bl. 213; HAW an PK v. 21. 4. 1943. Auf der ersten Reichstagung der NSDD-Dozentenakademien, München Juni 1939, hatte Heyse neben Weinhandl die Philosophie vertreten (Heyse 1940). Zum öffentlichen Schicksal des Hauptwerkes ,Idee und Existenz': Niemand unter den neuen, sich als NS-
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Erich Rothackers Programm zur Erziehung des deutschen Menschen Der Bonner Philosoph, der seit Mitte der 20er Jahre die preußische Kultusverwaltung bedrängte, einer als Synthesewissenschaft konzipierten Kulturphilosophie ein institutionelles Rückgrat zu geben (s. o. B II. 2.6.), beklagte im Sommer 1932 die nationalpädagogischen Vordenker empfehlenden Philosophen bekam die Kritik der im Feuilleton der „Kölnischen Zeitung" versammelten Renitenz (s. Anm. 14) gegen Rusts Hochschulpolitik so heftig zu spüren wie Hans Heyse. ,Idee und Existenz' wurde, kurz nachdem es im Frühjahr 1935 auf dem Buchmarkt erschienen war, nicht weniger als vier Mal in der „KölnZ" verrissen: vom Frankfurter Altphilologen Heinrich Weinstock, aus katholischer Sicht von Heinrich Rechtmann (einem Schüler Artur Schneiders) und Erwin Brautlacht sowie von Rene König, dem mit einem Bein schon im Schweizer Exil befindlichen DessoirSchüler, der von der spezifisch geisteswissenschaftlichen Tradition des Berliner Philosophischen Seminars vor 1933 noch stark geprägt war. Rechtmann, der seine Kritik dann noch einmal in der katholischen „Kölner Volkszeitung" publizierte, sprach Heyse jede wissenschaftliche Kompetenz ab, um über 2000 Jahre abendländischer Geschichte urteilen zu können: seine aus „ungeheuerer Subjektivität und Eigenmächtigkeit" entworfenen, mit der Rhetorik des „Publizistenstils" vorgetragenen „kühnen Aufrisse" offenbarten nur den „Wahnwitz" einer Meinungsproduktion, die Jacob Burckhardt einst unter die „Todfeinde der wahren geschichtlichen Erkenntnis" gerechnet habe. Für Heyse womöglich noch peinlicher, verglich Brautlacht seine Geschichtsphilosophie mit der Berdjajews, als deren Gegenentwurfsich das Opus des Königsbergers lesen lasse. Hatte der russische Geschichtsdenker doch darzulegen versucht, was für geschichtsfern-statische Völker die Griechen und Germanen und erst recht die urarischen Inder gewesen seien. Die von Heyse glorifizierte griechisch-germanische „Dynamik", das „Bewußtsein der Freiheit" des „schaffenden Subjekts" sei hingegen erst mit dem Christentum weltgeschichtlich wirksam geworden. Süffisant fügte Brautlacht hinzu, daß Heyses erster, noch sehr vorsichtiger, die „echte Beschönung" der Griechen vielleicht nicht nur ironisch lobender, für das krasse Verdammungsurteil über das Christentum aber nach einer „Berufungsinstanz" verlangender Kritiker Weinstock, schon wenige Tage nach Veröffentlichung seiner Rezension eindrucksvoll bestätigt worden sei: habe der „authentische Ausleger der nationalsozialistischen Weltanschauung", Adolf Hitler, auf dem Nürnberger Parteitag 1935 doch unmißverständlich erklärt, daß die Entwicklung des Reiches auf der „harmonischen Synthese von Christentum und Antike" aufbaue. König mußte dann nur noch darauf aufmerksam machen, wie sehr die von Heyse als lebensfeindlich geächtete christliche Offenbarung aus Kampf, existentieller Entscheidung und Rettungstat im „Verfall" der antiken Welt zu verstehen sei, um Heyses dualistische Konstruktionen ad absurdum zu führen. Die christliche Offenbarungsreligion, so König, erhebe den gleichen Anspruch wie Platons Entwurf der idealen Polis: das goldene Zeitalter bzw. das verlorene Paradies wiederzugewinnen. Politeia und Johannes-Evangelium stünden daher in der Kontinuität des Kampfes gegen „verfallendes Dasein" und alle späteren, im Kampf zwischen „Wahrheit" und „Unwahrheit" erreichten Aufschwünge der abendländischen Geschichte lägen auf dieser Linie. Von einem mit dem Christentum anhebenden „Verfall" zu reden, sei bestenfalls geschichtsphilosophische „Mode", der Heyse wohl erlegen sei. Auch nach Lektüre der für ein Fachpublikum gedachten Rezensionen hätte Heyse erkennen müssen, daß niemand bereit war, ihm noch Kredit als „Vordenker" einzuräumen. Von protestantischer Seite rechneten Knittermeyer (1936) und Leese (1938, S. 127-130) mit Heyse regelrecht ab, aber auch die, bei denen man eine größere weltanschauliche Nähe vermuten sollte schonten ihn nicht: Schilling (1936, Sp. 19f.), der selbst diesen Vorwurf ertragen mußte, zieh Heyse, den Rassebegriff nicht geklärt zu haben; kein Zuspruch kam von Kempski (1935, zu einem Berliner Vortrag Heyses, der die Idee des Buches extemporierte: gegenüber streng wissenschaftlicher Philosophie Heideggers mit „Weltanschauung" geladen), Behrens (1936, S. 12: dieser Existenzialismus, der ein politischer sein wolle, bleibe in vermeintlich radikaler Abstraktion stecken), Faust (1936b; moniert den fehlenden Sinn für die positive deutsche Tradition des Philosophierens); einschränkend Hildebrand (1935b); in den BDPh ließ man sich sechs Jahre Zeit, bevor Becker (1941, S. 214) Heyse attestierte, neben Heidegger und Jaspers wirke sein Opus, das „primitiver in der begrifflichen Durcharbeitung" sei, wie eine „unzulängliche Skizze". Zustimmung kam eigentlich nur von Baeumlers Schüler Steinbeck (1936b).
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Versäumnisse C. H. Beckers und Grimmes und appellierte an den neuen Verantwortlichen, von Papens Kulturkommissar Wilhelm Kahler, endlich jene „philosophisch-soziologische Kulturwissenschaft" zu fordern, die ein „synthetisches Wissen um die Struktur des Volkskörpers" vermitteln, zunächst einmal der Erzieherschaft ihr „Deutschtum" bewußt machen und so der „Festigung und Sicherung des staatlichen Bestandes" dienen könne. 46 Im Januar 1933, in der vom NSDStB gesteuerten „Westdeutschen Akademischen Rundschau", klagte er dann über den Vorsprung linker Soziologie, die seit 1918 als „marxistische Ideologiewissenschaft etabliert" worden sei, während rechte politische Kräfte es versäumt hätten, eine „nationale Soziologie" als synthetische Wissenschaft vom Volk aufzubauen.47 Was er nach dem 30. Januar 1933 kulturpolitisch präsentierte, verfeinerte dieses Synthesekonzept nur: Rothackers Vorträge und Denkschriften operierten weiter mit dem naiven Modell, wonach es ein „Wesen" des deutschen Volkes gebe, das durch „Selbstbesinnung" ergründet werden müsse. Zweck dieser Selbstbesinnung sei die ideell zu vermittelnde politische Einigung der Nation, vor allem die auch sozialpolitisch abzusichernde Entschärfung des Klassenkampfes. Hierfür entwickelte Rothacker das Bildungsprogramm eines „Reichsvolksdienstes". Darin war, neben der volkspädagogischen Inanspruchnahme aller verfügbaren Massenmedien, die temporäre, ein Semester dauernde Verwandlung der Hochschulen in Volkshochschulen vorgesehen, die Scharen von „Führern", die gesamte Beamtenschaft sowie alle Parteifunktionäre, in kulturhistorischen Schnellkursen über das „Wesen" des Deutschtums ins Bild setzen sollten.48 Um diese Projekte realisieren zu können, strebte Rothacker im Frühjahr 1933 nach einem hohen kulturpolitischen Amt. Von Walther Funk, dem Staatssekretär im neugegründeten Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda beauftragt, die Gründung von Reichsuniversitäten vorzubereiten, bezog er im April 1933 für knapp zwei Wochen ein Büro im Hause Goebbels.49 Da aber die Universitäten nicht wie er46 Rothacker 1932a in Anknüpfung an die o., A II. 2.6. genannten Denkschriften und die auch öffentlich unterbreiteten Vorschläge zur Förderung der Geistes- und Kulturwissenschaften (Rothacker 1928 und 1930). Zur stark antimarxistischen Tendenz dieser der „Volkseinheit" dienenden Programme vgl. Rothacker 1931 und 1932b+c. 47 Rothacker 1933a wandelt hier noch auf v. Belows Spuren; der alldeutsch-völkische Historiker, für dessen Festschrift er 1928 einen Beitrag lieferte (1950, S. 130ff), war bekanntlich der schärfste Kritiker der von Becker betriebenen Akademisierung der Soziologie. Zumindest Skepsis in diesem Sinne äußerte Rothacker auch in einem Rezensionsessay über posthume Veröffentlichungen Max Webers in der von Below mithg. Vjs.f. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Rothacker 1922, S. 432f. 48 BAK, R 18/5445, Bl. 117-133; Denkschrift Rothacker für Staatssekretär Pfundtner (RMdl). - BAK, R 18/5007, Bl. 3-16; Rothacker an Pfundtner: Bericht zum Ausbau einer wissenschaftlichen Abt. im RMdl. - Veröffentlicht im Vorfeld des ersten Studententages als „Rothacker-Plan" (1933g). - Kaum verhüllte Angebote, kulturphilosophische Reflexionen über die „Einheitlichkeit der Lebensstile" für die aktuelle kulturpolitischen Ziele fruchtbar zu machen, unterbreitete Rothacker 1933b+e und 1934b; dazu auch viel Material in seiner ,Geschichtsphilosophie' (1934a). -Zu Rothackers Engagement: Th. Weber 1989 und Klingemann 1990. 49 GStA, Rep. 76Va, Sek. 3, Tit. IV, Nr.55, Bd. XII, Bl. 204, 214, 223; Briefwechsel Kurator Bonn bzw. RMVP mit PrMWKV wg. Beurlaubung und Besoldungsfragen. Danach war Rothacker nur vom 8.-19. 4. 1933 im RMVP. tätig, in dieser Zeit jedoch „fast ausschließlich auf Dienstreisen". Auf Veranlassung W. Windelbands war Rothacker ein erstes Mal am 2. 3. zu einer Unterredung mit Rust nach Berlin gereist, wurde aber erst nach längerer Wartezeit, am 8. 3., vorgelassen. - Vgl. auch UAB, PA Rothacker; Prüfungsausschuß Univ. Bonn, Sitzung v. 11. 9. 1945, Gutachten über Rothackers politische Haltung 1933.
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hofft aus der Zuständigkeit der Kultusministerien herausgenommen wurden, erübrigte sich auch die Rothacker zugesagte, als Keimzelle einer aufzubauenden Reichshochschulverwaltung gedachte Ministerialabteilung im RMVP.50 Kaum zurück in Bonn, eröffnete er Ende Mai die Vortragsreihe „Der Neubau der deutschen Kultur" mit einem Referat über NS-Kulturpolitik 51, das inhaltlich übereinstimmt mit einer kurz darauf in München, auf einer vom NSLB ausgerichteten Tagung des Pädagogisch-psychologischen Instituts gehaltenen Rede: ,Die Grundlagen und Zielgedanken der nationalsozialistischen Kulturpolitik'52 und einem Vortrag im studentischen Schulungslager: ,Die weltanschaulichen Voraussetzungen der nationalsozialistischen Kultur'53. Wenig variiert trug Rothacker diese Ideen dann noch im Berliner Harnack-Haus der KWG - in der Reihe „Der deutsche Mensch" (1934) - sowie unter dem Titel grundsätzliches zur Deutschtumsfrage' im Anschluß an eine Rede Hans Franks vor dem rechtsphilosophischen Ausschuß der Akademie für Deutsches Recht vor: Das deutsche Volk müsse Schritt für Schritt zu sich selbst gebracht werden.54 • Nach diesem aufreibenden Vortragsmarathon mußte Rothacker 1934 die Vergeblichkeit seiner kulturpolitischen Reformvorschläge einsehen: Der Traum von einer Karriere als eine Art Reichskommissar für die Universitäten war nach wenige Wochen geplatzt, der zum WS 1933/34 vorgeschlagene „Reichsvolksdienst" war natürlich nicht eingerichtet worden und Hans Schemms NSLB hatte sich nicht, wie vielleicht erhofft, von Rothacker instrumentalisieren lassen.55 Staatssekretär Pfundtner (RMdl) gegenüber beschwerte er sich deshalb bitter 50 Eine Studie über den Prozeß der „Verreichlichung" der Kultusverwaltung steht noch aus. 51 Rothacker 1933f.; vgl. auch seine Sammelbesprechung der Schriften zur Hochschulreform von Freyer, Mannhardt, Rein, Köttgen und Heidegger (1933c). 52 Ders. 1933b. Als prominenter Parteiredner neben Rothacker sprach Kultusminister Schemm. Neben Schemm und Ministerialdirektor Buttmann (RMdl) trat Rothacker im Oktober 1933 auf der NSLBGautagung der sächsischen Lehrerschaft in Dresden aufs Podium, um über „Die neuen Aufgaben der Wissenschaft" zu sprechen. Dem Parteiorgan zufolge, führte Rothacker aus, daß die Wissenschaft „den Lehrern die geistige Nahrung für ihren Beruf geben und ihnen sagen [wolle], was Rasse, Volksstaat und Deutschtum" sei. Die höhere Schule 11, 1933, 334ff. (343) (1933d) über „Der Tag der deutschen Erziehung". Im Titel, aber inhaltlich wohl nur partiell identisch: Rothacker 1934e. Dieser Text enthält jedoch nirgends, wie vom Bonner Prüfungsausschuß im September 1945 (s. Anm. 49) behauptet, eine Kritik an „wissenschaftszerstörenden Parteitendenzen", sondern fordert einmal mehr „Deutsche Selbstbesinnung" als Aufgabe einer neuen „vergleichenden Volkswissenschaft"; auch hierfür hatte Rothacker ausweislich der Bibliographie von Schmandt 1958, S. 438, eine Denkschrift („Gründung eines Instituts für Volkswissenschaft") vorbereitet. 53 Rothacker 1934c; Schulungslager der Studentenschaft nahe Siegen v. 2.-10. 1. 1934. Weitere Redner waren der Rothfels-Schüler Rudolf Craemer, Egmont Zechlin und Martin Spahn, aus NS-Sicht also eher eine „reaktionäre" Zusammensetzung. 54 Rothacker 1935 und 1934d (wohl Inhaltsreferat nach Rothackers Manuskript; darin auch ein Kotau vor Frank, „unserem jugendlichen hochgesinnten Juristenführer"). Vermutlich (via Emge vermittelte) Beziehungen zu Frank verdankte Rothacker die Ernennung zum nebenamtlichen Mitglied des ReichsJustizprüfungsamtes, wo er wohl die von der neuen Justizprüfungsordnung geforderten weltanschaulichen Kenntnisse der Kandidaten prüfte (UAB, PA Rothacker, Mitteilung Rothackers an Dekan v. 11. 10. 1935 über Ernennung durch RMdJ). 55 Reichsfachobmann für Philosophie in der Reichshochschulfachschaft des NSLB war der Berliner Philosoph und Psychologe Rieffert, der Ende 1933 mit eigenen Thesen zur Reform des Philosophieunterrichts hervortrat (Rieffert 1933), die viel bescheidener als Rothacker es dem Fach zur Aufgabe machen wollten, wieder Mittelpunkt der universitas litterarum zu werden und zu lehren, „das Besondere aus der
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über den unfähigen Rust und dessen angeblich inkompetente Gefolgsleute, über die maßlose Kritik der Partei, die die Hochschullehrer wie „Parias" behandle und über den für die Qualität von Forschung und Lehre ruinösen Einfluß junger Parteifunktionäre in der Universität, die meinten, die Vermittlung „höchster Bildungsgüter" durch Propaganda, Weltanschauung oder „Charakterwerte" ersetzen zu können. Angesichts der im März 1934 bevorstehenden Konzentration aller wissenschaftspolitischen Kompetenzen in den Händen von Rust, entdeckte Rothacker plötzlich, daß „der Gedanke einer Reichshochschulverwaltung" auch ohne diese „beklemmende Aussicht auf eine verhängnisvolle Führerwahl" (= Rust) etwas „formal beklemmendes" habe, da man vor einem „rechthaberischen, mit Machtbefugnissen ausgestatteten Dummkopf nicht mehr in föderale Nischen fliehen könne. Auch die personalpolitische Säuberung wirke kontraproduktiv: „Nach vertraulichen Anweisungen des Preuss. Kultusministeriums an die Rektoren bereiten diese eiligst neue sehr umfassende Proskriptionslisten vor. Bei der engen und nun einmal für die deutschen Hochschulen charakteristischen Verbindung von Forschung und Lehre werden dabei die deutschen Hochschulen auf Grund mehr oder weniger subjektiver Unterlagen einer Anzahl von Männern beraubt, deren politische Haltung man sich zwar tatsächlich positiver wünschen möchte, die z. T. aber mit zu den repräsentativsten Trägern unserer wissenschaftlichen Weltgeltung gehören. (Ich brauche nicht zu bemerken, daß ich die untragbare Persönlichkeit Einsteins, trotz ihrer wissenschaftlichen Bedeutung nicht minder rasch hinausgeworfen hätte, als das geschehen ist. Ferner, daß ich mit allen gegen Juden ergriffenen Maßnahmen voll einverstanden bin. Höchstens in der Durchführung aus außenpolitischen Erwägungen etwas konzilianter gewesen wäre)."
Ohne eine Ahnung von den tatsächlichen Machtverhältnissen zu haben, schlug Rothacker im Gegenzug vor, im Reichsinnenministerium, wo man die Abtretung der restlichen kulturpolitischen Kompetenzen an Rust gerade vorbereitete, eine von negativen Parteieinflüssen freie, alternative Wissenschaftsverwaltung - „zur Rettung der deutschen Wissenschaft" einzurichten. In dieser „Reservestellung" wollte Rothacker nochmals den Versuch wagen, „kulturwissenschaftliche Forschungsinstitute" der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu gründen: Zur „Klärung und Vertiefung aller Fragen nach Volkstum, Rasse, Deutschtum, Staat usw.", zur Verbindung zwischen wissenschaftlicher „Qualitäts- und Präzisionsarbeit" und den Bereichen des Wissens und der neuen Weltanschauung, „denen sich die Forderungen des neugestärkten Rassebewußtseins in völkischer und sozialer Hinsicht eingliedern".56 1935 schied Rothacker aus dem Dekanat der Philosophischen Fakultät. Sein Rektor, unterrichtet vom Dozentenschaftsleiter, monierte zur gleichen Zeit einen unangenehmen „Snobismus" und einen bedenklich stimmenden persönlichen Ehrgeiz. Es scheine nicht sicher, ob er von der Idee des neuen deutschen Sozialismus wirklich ergriffen sei. 57 Der SD führte ihn im Juni Idee des Ganzen begreifen zu lernen". Das Ganze sei jedoch nur präsent in der „Geisteshaltung des Nationalsozialismus" (ebd., S. 15). 56 BAK, R 18/5445; Bl. 67-91; Rothacker an RMdl (Pfundtner) v. 18. 3. 1934 nebst Denkschrift v. 15. 3. 1934 u. a. „ Zur Frage eines vorläufigen Verbleibens der Forschung im Reichsministerium des Innern". Vgl. a. GStA, Rep. 76Va, Sek. 3, Tit. IV, Nr.55, Bd. XII, Bl. 394; Kurator Bonn an PrMWKV v. 5. 6. 1934. Aus diesem Schreiben geht hervor, daß Rothacker sich vom 20.-23. 3. 1934 zur Teilnahme an einer Besprechung zu Fragen der Hochschulorganisation in Berlin aufhielt. 57 UAB, PA Rothacker; Rektor Bonn an Rektor Breslau v. 19. 7. 1935, Beurteilung auf Anfrage, da Rothacker für einen philosophischen Lehrstuhl in Aussicht genommen wurde.
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1936 in einem Sonderbericht zur „Zersetzung der nationalsozialistischen Grundwerte im deutschsprachigen Schrifttum seit 1933" unter jenen auf, die die Rassenidee nur mit Einschränkungen akzeptierten.58 1938 warnte Baeumler, einer in Aussicht genommenen Berufung des Bonner Ordinarius nach Graz stünden „schwere weltanschauliche Bedenken" entgegen.59 Im Frühjahr 1939 lehnte der Dozentenbund es ab, die Zustimmung zu einer Auslandsreise des als arrogant und politisch unzuverlässig beurteilten Rothacker zu erteilen.60 Rothacker trat nach 1939 im „Kriegseinsatz" und mit einigen Auslandsvorträgen noch einmal kulturpolitisch in Erscheinung, reduzierte seinen Ehrgeiz zu dieser Zeit aber auf das - im Vergleich mit seinen Ambitionen von 1933/34 - äußerst bescheidene Vorhaben eines Bonner Instituts für Kulturanthropologie, um, wie schon im 1927 konzipierten geisteswissenschaftlichen KWG-Institut, die „Bewegungsgesetze menschlicher Kulturen" zu erforschen. Doch nicht einmal mehr auf den 1933 noch für so vordringlich angesehenen „Volkstums- und Deutschtumsproblemen" sollte dabei der Hauptakzent liegen, sondern allein auf der „Kultur und ihren Strukturgesetzen".61
58 RFSS/Der Chef des Sicherheitshauptamtes, Sonderbericht; Kopie des Dienstexemplars Nr. 82 im Besitz des Vfs., hier S. 38: Rothacker glaube seinen Tribut an die ns. Weltanschauung dadurch entrichten zu können, daß er seiner ,Geschichtsphilosophie' (1934a) noch einige Seiten über den Rassegedanken anhänge, den er noch dazu verfälsche. 59 IfZ, MA 115/6; HAW/Baeumler an Gauschulungsleiter Gau Steiermark/Koffer v. 19. 9. 1939. Ausweislich des Briefwechsels zwischen Baeumler und Rothacker (zit. Asmus 1990, S. 38ff.) bestand zwischen beiden eine recht vertraute Beziehung, so daß auch Rothackers ,Geschichtsphilosophie' im ,Handbuch' von Baeumler/Schröter erschien. Doch wie in den Fällen Jünger und Niekisch (s. o. A III.) oder im Verhältnis zur DPhG, war das für Baeumler nach 1933 nur ein Anlaß, den Trennungsstrich umso schärfer zu ziehen: Aus Baeumlers HAW ist eine Aktennotiz v. 3. 7. 1939 überliefert, wonach weder N. Hartmann noch Rothacker als Ersatzleute für Baeumler „geeignete Redner" seien, um Vorträge an der HfL Cottbus zu halten (NS 15/247, BI. 0354710-12; Aktennotiz, von Baeumler abgezeichnet, dazu Pressebericht über die von Hartmann und Rothacker anläßlich des Cottbuser Studententages gehaltenen Reden). Wenig günstig auch der Bericht der HAW-Mitarbeiterin Gertrud Jung über einen Vortrag „Philosophiegeschichte als Geistesgeschichte", den Rothacker an 17. 2. 1939 auf Einladung der DPhG in der Berliner Universität hielt („unbestimmt", „wenig scharf gegliedert", „Abneigung sich festzulegen wie bei andern Geistesgeschichtlern"; IfZ, MA 116/14; undat. Bericht). In Rosenbergs Dienststellen befand man noch 1944, daß Rothacker nicht zu Vorträgen heranzuziehen sei. Man habe seinen Einsatz „niemals" genehmigt - „weil unser ganzes Material schon dagegen" spreche. BAK, NS 8/149, Bl. 064; Amt Kulturpolitisches Archiv an HAW v. 28. 7. 1944. 60 UAB, PA Rothacker; Dozentenbundflihrung an Rektor v. 19. 11. 1941 unter Bezugnahme auf die Einschätzung v. 11.5. 1939: Rothackers ätzende und hinterhältige Kritik, ständige Meckereien und Ablehnung nationalsozialistischer Maßnahmen, insbesondere sein gestörtes Verhältnis zum NSDD („scharf ablehnend") sabotiere die positive Arbeit der Partei in der Universität. Obwohl NSDAP-Mitglied, habe Rothacker seine „nationalliberale Haltung" nicht aufgegeben. 61 UAB, PA Rothacker; Rothacker an PrMWKV v. 20. 1. 1941: „Betr.: Institut für Kulturanthropologie".
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2. Alfred Baeumlers Beitrag zur NS-Wissenschaftspolitik62 Wissenschaftspolitisch ungleich erfolgreicher als sämtliche Philosophen, die 1933 antraten, den „Führer zu führen", war der „politische Pädagoge" Baeumler. Keiner seiner KollegenKonkurrenten, auch der zweifache Rektor Krieck nicht, akkumulierte in kurzer Zeit eine ähnlich große Anzahl von Posten und Funktionen. Zumindest in den ersten Jahren fand Baeumler außer bei Rosenberg zudem noch Rückhalt im NSLB und im NSDStB. 63 Für Rosenberg leitete er die Hauptstelle Wissenschaft in dessen Dienststelle als „Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP", und für den Chefideologen der Partei saß Baeumler in der Hochschulkommission von Rudolf Heß.64 Er delegierte ihn 1938 auch in den „Ausschuß der Rosenberg-Stiftung" der „Hallischen Wissenschaftlichen Gesellschaft", um an der Universität Halle-Wittenberg eine Außenstelle für die geplante Parteihochschule („Hohe Schule") aufzubauen, mit deren Gründung Baeumler ab 1940 befaßt war. 65 Weniger bekannt als seine wieder und wieder zitierte Beteiligung an der Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz ist seine, offenbar auf Rosenbergs Geheiß aufgenommene Tätigkeit in einem KfDKAusschuß, der Listen zur „Säuberung" öffentlicher Bibliotheken erstellte.66 Für die „Bücherkunde", dem Rezensionsorgan des dabei federführenden Leiters der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums (1934: Hauptstelle, 1937 Hauptamt Schrifttumsstelle in der Dienststelle des „Beauftragten" Rosenberg), Hans Hagemeyer, lieferte Baeumler bis 1935 zahlreiche Besprechungen und Polemiken, die wie im Fall von Ernst Niekisch durchaus den Eindruck erweckten, jemand wolle ex officio zensieren. Im größeren Rahmen übte er seinen Parteiauftrag der weltanschaulichen Prüfung des wissenschaftlichen Lebens bis 1938 vor allem mit den Mitteln des ihm von staatlicher Seite anvertrauten Instituts für politische Pädagogik (= IPP) an der Berliner Universität aus (s. u.). Gleichzeitig versuchte er im 62 Extrem fehlerhaft und in unerträglicher Weise moralisierend zu diesen Thema: Leske 1990, S. 203237. 63 Als „Lehrer der studentischen SA", den das Verdienst gebühre, die akademische Volksschullehrerschaft Sachsens den Einfluß des „internationalistisch-pazifistischen" Sachs. Lehrervereins entzogen zu haben, feierte ihn sein Schüler Voigtländer. SA und Studenten hätten ihn, den „echten Studentenprofessor", beim Abschied von Dresden mit einen Fackelzug geehrt (Voigtländer 1933). Der „Völkische Beobachter" begrüßte seine Amtsübernahme in Berlin mit den Hinweis darauf, daß er seit langen die „Gefolgschaft der nationalrevolutionären Studentenschaft" genieße (VB, Nr. 132 v. 12. 5. 1933). Die „Politische Erziehung", das von Voigtländer redigierte NSLB-Blatt Sachsens und „Der deutsche Student", die Zs. der Deutschen Studentenschaft, waren fest in der Hand von Baeumlers studentischer Anhängerschaft und warben entsprechend eifrig für dessen Wissenschaftsphilosophie. Als Mitglied des Förderausschußes des Berliner Studentenwerks (seit 1935) kümmerte sich Baeumler weiter um praktischsozialpolitische Belange der Studenten - vermutlich nicht unter Außerachtlassung weltanschaulicher Aspekte (UA-HUB, Kur. B 21). 64 H. Böhm 1995, S. 197-199. 65 Über Baeumlers Beteiligung an den Gründungsfeierlichkeiten in Halle im April 1938: Erzieher im Braunhend 1938, S. 131-133. Zur Vorbereitung der „Hohen Schule": Bollmus 1980. 66 Zu Baeumlers „Bücherkunde"-Attacke gegen Niekisch s. o„ A III, Anm. 6. - Aufgrund stilistischer Eigenheiten und paralleler Erwähnungen von Titeln in privaten Aufzeichnungen wurden die in der Bibliogr., Baeumler 1935g—j, aufgeführten anon. Rez. Baeumler zugeschrieben.
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IPP „ein der nationalsozialistischen Weltanschauung gemäßes Begriffssystem" zu entwikkeln.67 Ihm gelang es nicht, das schlüssige Konzept einer NS-Erziehungstheorie auszuarbeiten68, doch seine fragmentarische Anthropologie des aktiven, politischen Menschen als Gegenentwurf zum Menschenbild des christlich-bürgerlichen Humanismus und seiner Pädagogik69 verschaffte ihm die nötige fachliche Autorität, um durch „Vorträge und Reden in die lebendigste Verbindung zur Lehrerschaft, zu den Universitäten, dem Arbeitsdienst und den Formationen der Bewegung in den verschiedensten Gauen" zu kommen. 70 Denen bot Baeumler mehr als nur Einführungen in die philosophisch-anthropologischen Grundlagen politischer Erziehung. Denn nicht nur als Platzhalter Rosenbergs gehörte Baeumler seit 1935 zu den Ehrenmitgliedern von Walter Franks Reichsinstitut für die Geschichte des neuen Deutschland. War er doch zu dieser Zeit schon damit beschäftigt, eine voluminöse ,Deutsche Geschichte' (,Der Weg zum Reich') zu schreiben, die „für unsere weltanschauliche und politische Arbeit in der Schule, in der Partei und in der Wehrmacht grundlegend werden soll"71. Das neue, rassisch begründete deutsche Geschichtsbild, aufbauend auf seine am Dualismus von Germanismus-Romanismus entfaltete Geschichtsphilosophie der „Kräfte" aus den 20er Jahren (s. o. A III.), vermittelte Baeumler erstmals den Teilnehmern des Studententages in Aachen (August 1933), um sich von da an immer wieder zu dem Thema vernehmen zu lassen, auf der NSLB-Geschichtstagung in Bremen (1935), vor der NSBeamtenschaft oder vor Wehrmachtsoffizieren.72 So bemüht Baeumler um eine philosophisch-historische Ausgestaltung der NS-Ideologie war, so sehr fällt auf, wie wenig Konkretes der mit großen Erwartungen nach Berlin berufene Dresdner „Studentenprofessor" zur „Hochschulrevolution" zu sagen hatte. Während sein Assistent Holfelder das Ende der Universität ausrief73, bequemte sich sein Chef gerade einmal zu der Anregung, mittels der neuen Fachschaften die Verbindung zwischen Hochschule und Berufspraxis enger zu knüpfen und die Studentenschaft an der Studienplangestaltung zu
67 So Baeumler in einem Gespräch über die Aufgaben des IPP im August 1935: Baeumler 1935k, S. 282. 68 So zu Recht: Giesecke 1993, S. 95. 69 Dazu immer noch die an meisten differenzierende Studie von Joch 1971 und die Dissertation von Loddenkenper 1976 sowie Giesecke 1993, S. 95ff.; grobschlächtiger: Dickopp 1978. - Lingelbach 1987, S. 80ff. und 188ff. -Keim 1995, S. 166-169. 70 So Voigtländer 1938. - Baeumlers Einfluß auf die NS-Erziehungspolitik wurde die Herausgabe der „Internationalen Zeitschrift für Erziehung" (seit 1935) und der neugegründeten Zs. „Weltanschauung und Schule" (seit 1936) beträchtlich erhöht. 71 Diese Selbsteinschätzung Baeumlers zit. aus einen Brief an R. Mentzel, Amtsleiter W im REM, v. 2. 10. 1939. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits seitens des OKW den Auftrag erhalten, „die Grundlinien meiner Geschichtsdarstellung in einem weltanschaulichen Leitfaden für den Offizier... niederzulegen" (ebd., BAZ, REM-PA Baeumler, Bl. 1921). Das etwa 1940/41 abgeschlossene Werk ist nie gedruckt worden; ein Manuskript hat sich im Nachlaß Baeumler im IfZ erhalten. - Zu Baeumlers Ehrenmitgliedschaft: Heiber 1966, S. 267. 72 Baeumler 1933g; ders. 1935b und 1935c; dazu seine Luther-Deutungen im „Schulungsbrief 1' Leys: ders. 1936a-c; ders. 1940a (Haupttreffen der deutschen Beamten in Frankfurt, Mai 1939; Korreferent auf der Tagung war StS Roland Freisler); ders. zuletzt in einen Beitrag der 1944 gegr. Zs. „Offiziere des Führers" 1944a. 73 Holfelder 1933; moderater ders. 1935: Wissenschaft sei nicht mehr der tragende Grund, aber die unentbehrliche Form der Erziehung, was mit allzu großer Nachgiebigkeit gegen utilitaristische Forderungen der Praxis nicht vereinbar sei.
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beteiligen, um sie die Ausbildung praxisrelevanter gestalten zu lassen.74 Ungeachtet der anfangs engen Zusammenarbeit mit den philosophischen Hochschulreformern Krieck, Heidegger und Heyse75, dürfte Baeumler, der in Berlin nicht einmal den Dekanatsposten angestrebt hat, organisatorische Reformen als sekundär eingestuft und sich deshalb ganz auf die Destruktion der ideologischen Fundamente der Humboldtschen Universität, des „absoluten" Geistes, der „autonomen" Persönlichkeit, der „objektiven" Wissenschaft und der „universalen" Werte, konzentriert haben.76
2.1. Das Institut für politische Pädagogik Als der frisch berufene Baeumler Ende April 1933 dem Dekan der Philosophischen Fakultät seinen Antrittsbesuch machte, erläuterte er dem skeptischen Historiker Fritz Härtung, was die Kollegen von einem „politischen Pädagogen" an der Berliner Universität zu erwarten hätten. Die Betonung liege nicht auf Pädagogik, sondern auf Politik, und zwar auf Politik als Wissenschaft wie sie in Berlin von Treitschke bis Hintze gelehrt worden sei, allerdings mit
74 Baeumler 1933d; im Gegensatz zu Holfelder, der in Baeumlers „Kameradschaftshaus" die Urzelle der neuen politischen Universität sah, hat dieser im Kern an der „wissenschaftlichen Hochschule" festgehalten und gleich in seiner Antrittsvorlesung Respekt vor der „methodischen Arbeit" des Wissenschaftlers, die durch „politische Erziehung" nicht zu ersetzen sei, eingefordert (ders. 1934a); ders. 1934d (Wissenschaft sei nicht aus den Boden zu stampfen); ähnlich die vielfach abgedruckten Varianten der AV., so ders. 19331, ders. 1933m). Wie Baeumler darauf beharrte, daß die Universität eine „eigene Beziehung zum Ganzen habe" und der Wissenschaftler in der Deutung der Symbole frei sei, so trat er nicht erst (wie Lingelbach 1987, S. 195 behauptet) kurz vor Kriegsbeginn - angesichts des alarmierenden Mangels an qualifiziertem Nachwuchs - für die Eindämmung der „Typenprägung" in der paramilitärischen „Formationserziehung" zu Lasten der schulischen Bildung ein, sondern sprach schon 1933 davon, daß sich die Bildung der Seele nicht durch die Bildung des Körpers ersetzen lasse. Neben HJ und SA könne auf die Schule als Instrument politischer Erziehung nicht verzichtet werden (ders. 1933h, S. 80; vgl. auch oben Anm. 73). Schon in den letzten Monaten der Republik hatte Baeumler (1932d) zwar den Umbau der Universität im Geist des Männerbundes, die Zurückdrängung des Frauenanteils, den Ausbau des Wehrsports und die Anbahnung eines unmittelbareren Verhältnisses von Forschung und Lehre zum Staat gefordert, doch gleichzeitig davor gewarnt, die Hochschulen zu „Berufsausbildungsstätten" zu degradieren; sie müßten vielmehr wieder zu „Kampfstätten des Suchens und Ringens nach der Wahrheit" (ebd., S. 166) werden. Darum glaubte Baeumler im Januar auch öffentlich gegen Pläne demonstrieren zu müssen, die Breslauer Universität mit der dortigen TH zu verschmelzen (1933J). 75 Zu Heidegger-Baeumler kurz: Ott 1988a, S. 139f. und 186f. - Farias 1989, S. 226f., und S. 262ff. betr. die im Frühjahr 1934 geplante Dozentenakadenie, zu der vom PrMWKV (Stuckart) nur Heidegger, Heyse, Neumann, Walz und Wolf als Berater konsultiert wurden. Krieck trat hier gemeinsam mit Jaensch als scharfer Heideggerkritiker hervor. - Heidegger, Baeumler, Voigtländer und Haupt hielten Anfang Juni 1933 eine Schulungstagung für Amtsleiter der Dt. Studentenschaft ab, die mit den Aufbau der neuen Fachschaften betraut worden waren (ATB 1933, S. 183). Im September 1933 traf man sich wieder in einen „Ostseelager" im hinterpommerschen Lüchenthin (Akademische Correspondenz 6. 1933,Nr.21,S. 2). 76 Neben den Reden und Aufsätzen zur politischen Erziehung beachtlich: Baeumlers Rez. von Rene König, ,Vom Wesen der deutschen Universität' (1935), die eine ätzend-polemische, aber scharfsinnige Kritik jener Ideologie des „absoluten Geistes" enthält (1935e).
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zeitgemäßen Ergänzungen, z. B. nach der „anthropologischen Seite" hin.77 Einige Wocher später formulierte Baeumler erstmals Schwerpunkte für das ihm zugesagte und im Juli aucr begründete Institut für politische Pädagogik: Erarbeitung der philosophischen und historischen Grundlagen der „Erziehung zur Wehrhaftigkeit", volks- und staatspolitische Schulung der Berliner Studentenschaft, Erforschung des weltanschaulichen Gehalts angrenzender Disziplinen (Nationalökonomie, Rechtswissenschaft, Soziologie) sowie der politischen Theorien der Vergangenheit und der politisch-pädagogischen Bestrebungen und Theorien des Auslandes.78 Wie an Baeumlers Mitwirkung in akademischen Prüfungen nachzuweisen ist (s u.), blieb dieses ideologiehistorische wie -kritische Programm im Wechsel der Arbeitsschwerpunkte ein verbindlicher Maßstab für die Arbeit im IPP. Im Institut schien anfangs, bedingt durch die Forschungsinteressen seiner Assistenten eine gewisse Verengung auf Untersuchungen gegnerischer oder verwandter Weltanschauungen einzutreten. Den ersten hauptamtlichen Mitarbeiter des IPP brachte Baeumler aus Dresden mit, es war sein dortiger Assistent Albert Holfelder. Am 21. Mai 1903 in Wien als Beamtensohn geboren, studierte Holfelder nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Baden an der Wiener Universität Staatswissenschaften und Philosophie. 1926 schloß er bei Spann mit einer Dissertation über ,Die Soziallehren Schellings' ab. Nach einer kurzen Zeit an Spanns Institut für Sozialökonomie, wechselte er im Herbst 1926 ans Marburger Institut für Grenz- und Auslandsdeutschtum, dessen Oberassistent und geschäftsführender Leiter er zuletzt im Herbst 1930 war. Von 1927 bis 1929 leitete er zugleich das von auslandsdeutschen Studenten vornehmlich aus Südosteuropa besuchte Internat der Deutschen Burse in Marburg. Von 1930 bis zum 1. Mai 1933 Baeumlers Assistent an der TH Dresden, erhielt er zum SS 1934 einen Ruf an die HfL Braunschweig, den er ablehnte. Statt dessen ernannte ihn Rust im März 1934 zum Prof. an der HfL Kiel und rief ihn gleichzeitig als Referent für die Hochschulen für Lehrerbildung ins PrMWKV. Holfelder stieg 1936 zum Ministerialrat und Leiter des Ministerbüros im REM auf. 1937 war er bereits Ministerialdirektor und Leiter des Amtes für Erziehung, eine Position, die er bis 1945 bekleidete. Holfelder war seit 1919 im Deutschen Mittelschülerbund, dem späteren NS-Schülerbund in Österreich, politisch aktiv. Von 1921 bis 1924 gehörte er zum Freikorps Oberland. Ab 1924 arbeitete er im „Bund Artam" (Artamanenbund) mit, zu dessen „Kanzler" Holfelders Bruder Hans 1927 gewählt wurde, der bis zu seinem frühen Tod (1928) in der zeitweise von Ernst Jünger mitherausgegeben Zeitschrift „Die Kommenden" eine Beilage „Die Artamanenbewegung" redigierte. Hans Holfelder war seit 1927 bestrebt, den Bund in Abhängigkeit zur NSDAP zu bringen, wo sein Bruder Albert von 1919 bis 1924, in der Ortsgruppe Baden des NS-Arbeitervereins bzw. der NSDAP, und als Mitarbeiter der nationalsozialistischen Wochenschrift „Weckruf, eine frühe politische Heimat gefunden hatte. Schon als „Weckrufer" wegen „antisemitischer Betätigung" aufgefallen, erlebte er den Hitlerputsch 1923 als „Oberländer" im
77 UA-HUB, Phil.Fak. Nr. 1477, Bl. 145; Aktennotiz F. Härtung vom 26. 4. 1933. Wenige Wochen später propagierte Baeumler dagegen die Abwendung vom Nationalismus Treitschkes, 1933d, S. 178; ebenso im Vergleich mit H. St. Chamberlain: 1937c. 78 BAP, REM 49.01/1467, Bl. 11-13; Entwurf PrMWKV an PrMF v. 21. 7. 1933 nach Baeumlers Vorlage.
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„Bereitschaftsdienst" in Salzburg. Während der Dresdner Zeit war er „durch öffentliches Auftreten und durch Sonderaufträge für die nationalsozialistische Bewegung aktiv".79 Vom Spann-Schüler entwickelte sich Holfelder Ende der 20er Jahre, im Umfeld volkskonservativer Männer wie Mannhardt, seinem Marburger Chef, zum scharfsinnigen Kritiker ständestaatlicher Gesellschaftstheorie. Dabei offenbarte er ein für Baeumlers Schülerkreis charakteristisches Verständnis innenpolitisch-gesellschaftlicher Probleme, indem er diese in ihrer außenpolitischen Bedingtheit wahrnahm. Seine an Carl Schmitt geschulte Demokratiekritik sah im Weimarer Parteienstaat nur verdeckte Kapitalherrschaft. Die Parteien seien schon lange nicht mehr Zentren politischer Willensbildung, sondern Marionetten in den Händen von Banken, Syndikaten und Konzernen, und die liberalistisch geforderte Nichtintervention des Staates hätte einer Intervention der Wirtschaft Platz geschaffen, so daß nunmehr organisierte wirtschaftliche Interessenverbände, und nicht die in idealistisch-demokratietheoretischer Fiktion vorausgesetzten autonomen Individuen den Staatswillen konstituierten. Spanns Intention, die so entstandene innenpolitische Verflüchtigung des Gemeinwillens in einem ständestaatlich gegliederten Staatsorganismus aufzufangen, hielt Holfelder für eine verständliche, aber verfehlte Antwort. Denn schon das auffällige Interesse wirtschaftlicher Verbände für Spann verrate deren Bestreben, ihre alte Politik heimlicher Herrschaft über den Staat unter neuem Etikett fortzusetzen. Das werde ihnen leicht gemacht, da bei Spann der Staat nur ein Organismus unter vielen sei, dem eine gesellschaftspolitisch ausgleichende Vermittlerrolle zugedacht war, deren Erfolg von der bei Spann unterstellten Vernünftigkeit der Interessenten und ihrer Bereitschaft abhing, ihren Willen jeweils „sachlich" richtigen Problemlösungen unterzuordnen. Interessengegensätze würden aber nicht durch größere Einsicht entschieden, sondern durch größere Macht. Darum könne der Staat nicht als eine Art Sachverständigengremium Konflikte moderieren. Die Frage müsse vielmehr lauten: wie kommen wir zu einem Staat, dessen Macht größer ist als die der Verbände? Außenpolitisch motiviert war diese Frage insofern, als Holfelder unter dem Eindruck der Annahme des Young-Planes argumentierte: Wer akzeptiere, daß Deutschland von 1930 bis 1988 alljährlich hohe Tribute zu zahlen und im Weigerungsfall Einmarsch und Besetzung des Landes durch alliierte Truppen zu dulden bereit sei, leiste einen außenpolitischen Offenbarungseid. Und in dieser Atmosphäre „außenpolitischer Erstarrung", wie sie 1929/30 herrschte, sei Spanns Verkennung der eigentümlichen Machtnatur des Staates erklärlich, denn wer keine Möglichkeit mehr für die „Selbstbefreiung der Nation" sehe, dem erscheine die Unabhängigkeit des Staates auch innenpolitisch als überflüssig, eine Tendenz, die im „provinzialisierten Deutschland" seit 1919 immer mehr die Verwechslung der Geschäfte des Staatsmanns mit denen des Oberbürgermeisters begünstige.80
79 Angaben nach: BAZ, MF, SSO; BAP, REM 49.01/1457; UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 904, 905. Der NSDAP gehörte Holfelder seit den 1. 5. 1933, der SS seit den 21. 5. 1934 an (1940 im Rang eines SSStandartenführers). Zum Bund Artam vgl. Schmitz 1985, S. 38ff., 73ff. 80 Holfelder 1930a; ders., 1930b, hervorgegangen aus Vorlesungen über Staatsphilosophie an der Dt. Burse in Marburg WS 1929/30 und SS 1930 (darüber Brunner 1930: „realistische Staatsbegründung" und „Sicherstellung der politischen Eigenwertigkeit" des Staates seien Holfelders Anliegen gewesen; der Aufsatz 1930b war auch Resultat einer in Marburg durchgeführten Diskussion mit den Spann-Schüler Walter Heinrich, vgl. E. Müller 1931, S. 81).
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Ab 1933 pries Holfelder die „Bewegung", verkörpert in der „Kampfgemeinschaft der SA", als Garanten der „sozialistischen Einheit der Nation" und erwartete von der Verfestigung dieser „männlichen Lebensform des politischen Bundes" in der Lehrererziehung die entscheidenden Impulse für Schul- und Hochschulreform. 81 Der Begriff des Politischen blieb dabei weiter an die Realität des „Kampfes" gebunden. Denn, so nahm Holfelder einen anderen Baeumler-Schüler gegen den Vorwurf des Etatismus in Schutz, die Volksinteressen würden von der Lage, also von Versailles, bestimmt. 82 In dieser permanenten Kampfsituation müsse ein neues Wissenschaftsverständnis an die Stelle alter idealistisch-überzeitlicher Modelle treten. Die Wissenschaft hätte den Notwendigkeiten politischer Selbstbehauptung zu gehorchen. Im Sommer 1933 unterstützte Holfelder mit dieser These den von Baeumler und Heidegger vorangetriebenen Umbau der Hochschulen.83 Am IPP erarbeitete er dann Leitlinien einer „realistischen" Pädagogik, indem er die Kritik an der gesellschaftlichen Realität des Liberalismus auf eine Auseinandersetzung mit seinen erkenntnistheoretischen Axiomen verlagerte, um das „Ende der normativen Pädagogik" auszurufen, die das menschliche Verhalten an einer vermeintlich vorgegebenen Wertwelt orientiere. Daran seien aber nach 1918 alle Bemühungen um die Herstellung von „Volkseinheit" gescheitert, was ihren illusionären und außenpolitisch gefährlich ignoranten Standpunkt offenbare.84. Nach Holfelders Wechsel ins REM wollte Baeumler die staatswissenschaftliche Seite des IPP offenbar dadurch verstärken85, daß er den „gelernten" Philosophen durch zwei Nationalökonomen ersetzte, die der ideologiekritischen Arbeit die nötige Konkretion verleihen sollten. Im Oktober 1933 traten darum Horst Wagenführ und sein Assistent Werner Berger ihren Dienst an.86
81 Holfelder 1933. 82 Ders., 1935b, S. 377. 83 Ders., 1933, S. 9, 13. Heidegger unterstützte Holfelders Bewerbung um eine Professur an der HfL Braunschweig mit einem äußerst wohlwollenden Gutachen, StA Wolfenbüttel zit. nach Sandfuchs 1978, S. 343f. 84 Holfelder 1935a. 85 UA-HUB, Phil. Fak. Nr.904, Bl. 139, 158, 169. BAP, REM 49.01/1467, Bl. 23. BAZ, MF und PK. 86 Wagenführ, geb 15. 3. 1903 Langenwiesen/Thür., V: Kaufmann. Abitur Jena 1922. Studium Staatswissenschaft/Philosophie in Wien, Jena und Innsbruck, dort 1927 Dr. rer. pol.: ,Darstellung und Kritik des Organismusgedankens in den Sozialwissenschaften einschließlich der neuromantischen Lehre Othmar Spanns'. Während des Studiums in Wien Spanns Privatassistent. 1927-29 Studien in Kiel (Institut für Weltwirtschaft) und Leipzig. Ab 1 . 3. 1929 Assistent an Institut für Wirtschaftsbeobachtung der HHS Nürnberg. Dort 1932 Habil. für Sozialökonomik/Statistik: ,Die Entwicklung der Nationalökonomie zur systematischen Wissenschaft und das Geltungsproblem'. AV: Die neuromantische Schule Othmar Spanns. Darstellung und Kritik. Zum 1. 10. 1933 IPP. Ab Mitte der 20er Jahre Studienreisen nach Italien. 1931 Teilnahme an 1. Internat. Kongreß für Bevölkerungsforschung in Rom, wo Mussolini präsidierte. Referat: „Klassifikation der Theorien über die Ursachen des Geburtenrückgangs". Korrespondierendes Mitglied des faschistischen Comitato Italiano per lo studio dei problemi della popolazione (Rom). Pl. ao. Prof. Erlangen 1934. 1935 Ermittlungen der Gestapo wegen § 175 RStGB.; 1937 wurde dann aber von einer Entlassung gem. § 6 BBG Abstand genommen. 1940 auf einen Lehrstuhl nach Innsbruck, 1942 nach Würzburg vorgeschlagen. - NSDAP: 1. 5. 1933. Nach Auskunft seines Kreisleiters zwar begeistert für die Bewegung eingetreten und früh von liberalistischer Volkwirtschaftslehre abgewandt, aber vom Volksbildungswerk nicht zur Vortragstätigkeit herangezogen, weil nach Erscheinung und Charakter kein „Propagandist der Bewegung". Einschlägige Veröffentlichungen: ,Das faschistische Manifest'. Autorisierte Übersetzung von B. Mussolini, ,La dottrina del Fascismo', 1933. ,Der
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Wie Holfelder war Wagenführ als Spann-Kritiker ausgewiesen. Als Etatist bemängelte er an Spanns Organismusanalogie, daß sie ein „tätiges, bewußtes Eingreifen social gesinnter Mächte (Staat) in das Leben des Einzelnen" nicht vorsehe und daher den reformatorischen (nicht den unerwünschten „revolutionären") Willen zur Umgestaltung von Gesellschaft und Wirtschaft mindestens lähme.87 Mit der Abneigung gegen Spanns wertphilosophische Überfrachtung der Volkswirtschaftslehre, die Wagenführs Hinwendung zur Statistik einleitete, brachte er das von Baeumler geforderte realistische Wissenschaftsverständnis mit, wonach eine Gesellschaftswissenschaft „immer eine Erfahrungswissenschaft" bleiben müsse, und ihre „Systematik" so biegsam, daß sie jeder Zeit durch neue Forschungsergebnisse abgeändert zu werden vermag". Wagenführ sollte am IPP zuvörderst die „Abteilung Faschismus" aufbauen. Dafür empfahlen ihn Beziehungen zu italienischen Sozialwissenschaftlern und seine Vertrautheit mit dem politischen System Mussolinis, die ihn 1932 bewog, ein „Wörterbuch des Faschismus" in Angriff zu nehmen, dessen bevölkerungspolitisch relevante Artikel er seinem Freund und „Sekretär" Werner Berger anvertrauen wollte.88 Auf das Nürnberger Gespann hin orientierte Baeumler Anfang 1934 in einer Begründung seines Etatentwurfs die weitere Arbeit des IPP.89 In einem langfristig und großzügig konzipierten Programm sollten die politischen Systeme der Gegenwart erforscht werden, der „immanent politische Gehalt der Begriffe, mit denen Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, die Kulturkunde, die Volks- und Nationalitätenkunde" umgingen, sei „systematisch ins Bewußtsein" zu heben. Die von Berger und Wagenführ begonnenen demographischen Untersuchungen genau wie die Rassen- und Völkerkunde, Geopolitik und (mit Blick auf die Clausewitz-Arbeit seines ersten Habilitanden Schering) die Wehrwissenschaften müßten aus fachwissenschaftlicher Isolierung gelöst, in den interdisziplinären Verbund des IPP und damit in den „politisch-pädagogischen Zusammenhang" eingegliedert werden. Um die dafür nötigen Sachmittel bemühte sich Baeumler auch auf unkonventionelle Weise, als er die von der Staatspolizei beschlagnahmte SPD-Bibiliothek (20 000 Bände) besichtigte und Übernahmeansprüche anmeldete. Heydrich überließ die Bücher allerdings auf eine Intervention des Finanzministers der Staatsbibliothek.90
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Systemgedanke in der Nationalökonomie', 1933. ,Geschichte der wirtschaftspolitischen Systeme und wirtschaftlichen Lehrmeinungen', 1933. Wagenführ 1927, S. 196ff., 238, 242. Berger, geb 11. 1. 1907 Reichenbach/Vogtland, V.:Lehrer. Abitur ebd. 1926., Studium in Innsbruck, Wien, Leipzig, HHS Nürnberg (Philosophie, Natur- und Staatswiss.), 1931 Promotion (Dr. rer. nat.) mit einer pflanzenphysiologischen Arbeit. Seit 1. 2. 1931 wiss. Sekretär Wagenführs. Fachmann für Fragen der wirtschaftlichen Organisation. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 904, Bl. 174. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 905, Bl. 159-162; o. D. (Januar 1934). BAP, REM 49.01/1467, Bl. 34; Baeumler an PrMWKV v. 21. 2. 1934: „die Geschichte des Marxismus und Sozialismus" sei ein „hervorragender Gegenstand" der IPP-Arbeit; ebd., Bl. 36, Staatspolizeiamt an PrMWKV v. 16. 6. 1934 (Verwertung durch Erlaß PrMF v. 27. 3. 1934 bereits geregelt). Später gelang es Baeumler offenbar, beschlagnahmte Bücher für das IPP zu akquirieren. Im Herbst 1935 beantragte er Mittel für eine Hilfskraft, die eine von der Stapo übernommene „marxistische Bibliothek" katalogisieren sollte (UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 904, Bl. 129; Baeumler an REM v. 1. 10. 1935). Es dürfte sich dabei um die Bücherei der „Vorwärts"-Redaktion und die Bibliothek des Karl-Marx-Hauses in Trier gehandelt haben, deren Übernahme (Ende 1933) Baeumler in der Chronik der FWU 1933-35, S. 189, mitteilte. Dort auch ein Hinweis auf weitere, „von der Geheimen Staatspolizei überwiesene Bücherbestände" (5 000 Bände, „Dubletten und Broschüren"), die noch nicht erfaßt seien (S. 199). - Bezeich-
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Die staatswissenschaftliche Periode des IPP währte indes nur kurz. Wagenführ erhielt einen Ruf nach Erlangen und schied mit Berger zusammen Ende März 1934 aus, ohne daß es ihnen gelungen wäre, ihr Wörterbuchprojekt oder die geplante Reihe „Der Faschismus. Quellenschriften in deutscher Übersetzung" zu realisieren. 91 Im Seminar hatten sich beide ohnehin mit anderen Themen befaßt. Wagenfuhr dozierte über „Korporationsstaat und Ständestaat", Berger über „die rassenkundlichen Grundlagen der Bevölkerungspolitik". 92 Nur eine Dissertation, von der Baeumler sich wegen ihres unklaren Sozialismusbegriffes distanzierte, war in dieser Zeit entstanden, Max Liebes Arbeit über ,Die internationale Gewerkschaftsbewegung in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus' 93. Auch die kriegsphilosophisch-wehrpolitische Arbeit verlief nach verheißungsvollen Anfängen - für kriegswissenschaftliche Literatur der im Aufbau befindlichen Abt. „Weltkrieg" bewilligte das Ministerium im Sommer 1934 2 000 Mark - bald im Sande.94 So plante das IPP mit Unterstützung der Notgemeinschaft, den handschriftlichen Clausewitz-Nachlaß in der Hanseatischen Verlagsanstalt herauszugeben. Die wertvollen Manuskripte lagen in einem „feuersicheren Schrank" des Instituts bereit. 95 Doch Schering, als möglicher Herausgeber, verzettelte seine Arbeitskraft in einer eigenen ,Wehrphilosophie' und psychologischsoziologischen Studien.96 Im übrigen entstand mit dem Institut für allgemeine Wehrlehre 1936 eine Konkurrenz, der das IPP nicht gewachsen war. Ein letzter Reflex von Baeumlers Ambitionen ist jedoch in seiner Bereitschaft erkennbar, gerade den Doktoranden des Institutsleiters von Niedermayer als Korreferent zu dienen (s. u. 2.3.). Baeumlers Ziel, das IPP mit den Wissenschaften „in innigste Fühlung" zu bringen, „die das Handeln des Menschen zum Gegenstand haben", lag bald nach Institutsgründung bereits in weiter Ferne, so daß er sich auf die Pädagogik zurückgeworfen sah. Um wenigstens hier Praxisnähe zu erreichen, verpflichtete er den Generalarbeitsführer Will Decker, den Chef des Erziehungs- und Ausbildungsamtes in der Reichsleitung des Arbeitsdienstes, für einen Lehrauftrag „Arbeits-
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nend für den Wahrheitswert von Baeumlers Aussagen nach 1945: M. Baeumler glaubte E. Jünger versichern zu können, ihr Gatte habe mit der Gestapo nur „einmal" zu tun gehabt, als er sich weigerte, eine mißliebige Sekretärin zu entlassen! (Schreiben v. 12. 6. 1972). UA-HUB, Phil. Fak. Nr.904, BI. 139; Baeumler an Kurator v. 31. 3. 1934. Chronik FWU 1933-35, S. 189. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 841, Bl. 56-73; Promotionsverfahren Liebe (Korreferent war der Nationalökonom Horst Jecht). Liebe, Jg. 1913, trat 1931 in die NSDAP ein, war seit Juli 1933 stellvertr. Führer eines SA-Sturms, zeitweise Pressereferent im NSDStB., dann Leiter des Hauptamtes Aufklärung/Werbung in der Reichsleitung der DSt, 1934 an der Reichsführerschule Bernau, 1934/35 zu Studienzwecken in Paris und Genf (Internat. Arbeitsamt), Mitarbeiter an der NS-Studentenkorrespondenz; in der von Baeumlers Schülern und Sympathisanten getragenen Zs. „Der deutsche Student" findet sich eine positive Rez. zu K. Hildebrandts ,Norm, Entartung, Verfall', die mit dem George-Jünger jede rassenpolitische Fixierung auf einen blond-blauen Normaltyp zugunsten innerer Werte einer Rasse zurückwies (Liebe 1934, S. 545f). Bergers demographisches Seminar, an dem Liebe teilnahm, prägte ein nachhaltiges Interesse an rassenpolitischen Themen. Als Frankreich-Kenner beobachtete er die Entwicklung des Nachbarlandes primär unter diesem Aspekt (z. B. „Ersatz der fehlenden frz. Arbeiter und Soldaten durch Ausländer und Farbige" und die Folgen für die innenpolitische Stabilität; Liebe 1938, S. 714). 1940 war Liebe vermutlich im Auftrag der DAF im besetzten Paris tätig (BDC, MF). UA-HUB, Phil. Fak. Nr.904, Bl. 138; Nr. 905, Bl. 126, 148; Anträge und Bewilligung August 1934. Chronik FWU 1933-35, S. 190. Erst 1942 legte Schering in Kröners Taschenausgaben eine Auswahl aus dem „Vermächtnis des Soldaten und Denkers" vor, die einige Stücke aus dem Nachlaß enthält.
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dienst", den er dann mit einer eigenen Abteilung im IPP verankerte.97 Gleichzeitig sollte die Kooperation mit leitenden Erziehungsfachleuten der SS (Heißmeyer) und des REM (Holfelder) intensiviert werden.98 Mit dem Assistentenwechsel im April 1934 hatte die Institutsarbeit aber inzwischen eine stark philosophisch-historische Schlagseite bekommen. Trotzdem mußte Baeumler auch mit diesen Kapazitäten haushalten und sogar die von ihm favorisierten ideologiekritischen Untersuchungen notgedrungen auf den Liberalismus des 19. und 20. Jahrhunderts eingrenzen, da er für Wagenführ und Berger („Faschismus") keinen Ersatz erhielt und mit einer Bewilligung weiterer Stellen für andere „politische Systeme" („Konservativismus, MarxismusLeninismus-Bolschewismus") nicht zu rechnen war. In den Jahren zwischen 1934 und 1939 arbeitete das IPP dann wirklich gemäß der relativ bescheidenen Aufgabenstellung daran, „an die Stelle der Pädagogik des Liberalismus ein tragfähiges Begriffssystem aus neuem Geist zu setzen".99 Dafür standen Baeumler mit seinem späteren Habilitanden Wolfgang Steinbeck (s. o.) und Meineckes Schüler Kurt Utermann Assistenten zur Seite, die im wissenschaftlichen Liberalismus groß geworden waren. An den von Steinbeck in Vorbereitung des Fichte-Jubiläums von 1937 im IPP philosophiehistorisch erprobten Kategorien Natur und Rasse100 hielt sein Nachfolger Ernst Lange fest, wobei erstmals, parallel zur Dissertation des Baeumler-Schülers Hans Schmoldt (,Der Spinozastreit', s. u. 3. 2.), der jüdische Anteil an der deutschen Geistesgeschichte stärkere Beachtung fand. Lange, am 31. August 1910 als Sohn eines Bahnwärters in Dresden geboren, begann nach dem Volksschulbesuch 1925 eine Lehre als Elektromonteur und legte 1929 die Gesellenprüfung ab. Seit 1930 arbeitslos, erwachte in ihm „durch Umgang mit Schülern und Studenten in H. J. und S. A." das „Interesse für Fragen geistiger und wissenschaftlicher Art": „Schließlich lernte ich in den Kreisen nationalsozialistischer Studenten meinen Lehrer Prof. Dr. A. Baeumler kennen." 1932 holte er die Reifeprüfung nach und studierte ab WS 1932/33 Geschichte und Philosophie in Wien. Ab WS 1933/34 in Berlin, bereitete er eine Dissertation vor, die Baeumler für Anfang 1938 ankündigte, die aber dann von Lange wohl nicht mehr abgeschlossen wurde. Lange war vom Oktober 1937 bis zum März 1939 Assistent am IPP. Vom Januar 1941 bis zur Einberufung im August 1942 arbeitete er als Honorarkraft in der Dienststelle Rosenberg. Der HJ gehörte er seit 1927, der NSDAP seit Oktober 1928 97
Decker, Jg. 1899, promovierter Historiker (,Die Napoleonische Kontinentalsperre und ihre Wirkung in Rostock', Rostock 1922), Journalist, seit 1923 in der Deutschvölkischen Freiheitsbewegung, 1929 NSDAP, Gau- und Reichsredner, 1930 MdR (Stockhorst 1967, S. 100; BAZ, HLK, RK, RSK). Vor 1933 viele Aufsätze und Artikel über die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, in denen er mit sicherem Gespür die „Verzweiflungsstimmung einer kommenden Revolution" erfaßte (Decker 1928). Decker, im Krieg Obergeneralarbeitsführer, verantwortlich für den Kriegseinsatz des RAD, zählte zu den pragmatischen Nationalsozialisten vom Typ Speer und Backe; bezeichnend ein sehr polenfreundlicher Aufsatz über den Besuch bei Volksdeutschen im abgetretenen Westpreußen, Decker 1936a. Über seine erziehungspolitischen Vorstellungen: Decker 1936b und 1937. Über seine Veranstaltungen im IPP vgl. Chronik FWU 1935/36, S. 98, 1937/38, S. 120 (u. a. Exkursionen zu Arbeitsdienstlagern und RAD-Ausbildungsstätten). Deckers LA wurde zum SS 1935 erteilt; Baeumler beantragte am 4. 10. 1935 2 000 RM zum Ausbau der Abt. Arbeitsdienst des IPP (UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 905, Bl. 98). 98 Nach Baeumlers Angaben in der FWU-Chronik. 99 UA-HUB, Phil. Fak. Nr.905, Bl. 159; Begründung Haushaltsentwurf Januar 1934. 100 Zusammengefaßt in der Habil.-Schrift, Steinbeck 1939a, bes. S. 193ff.
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an.101 Von Lange erschien eine bissige Kritik an der DPhG-Tagung, die im September 1936 in Berlin unter dem Thema „Seele und Geist" stattfand. Dies war die erste öffentliche, von Baeumler inspirierte Distanzierung einer sich nationalsozialistisch definierenden Philosophie von der konservativen, als „liberal" und „humanistisch" geringgeschätzten Schulphilosophie. Ihr sollten noch einige nicht weniger scharfe, gegen die „geisteswissenschaftliche" Philosophie zielende Angriffe folgen, die deren weltanschaulichen Liberalismus aufdeckten, ohne daß Lange positiv dazu beitrug, das versprochene „tragfähige Begriffssystem aus neuem Geist" aufzurichten. Das Tagungsziel der DPhG, Anschluß an den „Rassediskurs" zu gewinnen, war gescheitert (s. u. 2.4.), so daß es Lange leicht fiel, noch einmal die Vereinheitlichung der Geschichte im Medium des Geistes und die Eliminierung aller historischanthropologischen Differenzen zu kritisieren, die den Primat des Geistes in einem Umfang sichere, die , jede Beschäftigung mit Rassenfragen in unmittelbare Nähe der Zoologie" geraten lasse.102 Den kritischen Gebrauch des Rassebegriffs verband Lange mit der Thematisierung des jüdischen Wesens. Dabei ist bemerkenswert, wie apodiktisch er das Verhältnis festlegte. Das jüdische Volk sei der „welthistorische Gegner", der „weltgeschichtliche Widerpart", der „Gegenpol" der „griechisch-germanischen Welt". Der Wille, unübersteigbare Schranken zwischen Kulturen wahrzunehmen und geschichtsphilosophisch in Gegensätzen zu denken, charakterisierte Baeumlers Schaffen von jeher. Es fand hier seine Anwendung auf germanisch-jüdische Wesensgegensätze, die dann einerseits für die weitere, in die Dienststelle Rosenberg verlagerte Formierung einer philosophischen Arbeitsgemeinschaft exemplarische Bedeutung bei dortigen Klärungsversuchen zum Rassebegriff gewannen (s. u. Kap. 2.2.), andererseits aus den 20er Jahren vertraute Schemata reaktivierten, die nicht auf den Antijudaismus in Baeumlers weiterem Umfeld beschränkt blieben. Lange präsentierte seine Konstrukte als eigentümliche Mischung aus Hegels theologischen Jugendschriften und Graetz' 1935 wiederaufgelegten Reflexionen über Prinzipien jüdischer Geschichte.103 Hegel, von Lange durch Feuerbachs Brille betrachtet, habe die jüdische Gottesvorstellung als Ausdruck jüdischen Wesens begriffen. Die Juden schufen sich ihren Gott nach eigenem Bilde als einen von der Welt radikal getrennten Gott. Das Prinzip der Trennung gestatte nur eine gesetzliche, keine liebend-emotionale Beziehung des Menschen zu ihm. Der auf dem Trennungsprinzip beruhende jüdische Monotheismus zwinge die Juden, die irdischen Dinge zu sich in dasselbe Verhältnis zu bringen, in dem sie zu ihrem Gott stehen: in ein verdinglichendes Herrschaftsverhältnis. Anders als polytheistische heidnische Religionen, deren ,„Nationalgötter' und Laren [...] auch die Götter der anderen Familien, Sippen und Völker" tolerieren, befehle Jehova die Universalisierung seiner Herrschaft.104 Unter Verweis auf den schroffen, mit Kritikern und Gegnern des Judentums nicht zimperlich umgehenden Heinrich 101
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UA-HUB, Phil. Fak. Nr.904, Bl. 62, 71, 74; Fragebogen und hs. Lebenslauf Langes v. Sept. 1937. Ebd., Bl. 99; Baeumler an Kurator wg. bevorstehender Abgabe der Diss. v. 21. 9. 1937 (Voraussetzung für die Einstellung als Assistent war eigentlich die Promotion, so daß Baeumler hier eine Ausnahmegenehmigung benötigte). Weitere Angaben zu Lange in: BAZ, RK. Lange 1936a, S. 61. Ders. 1936b. Lange 1936b, S. 648, zu Heinrich Graetz, wo er etwas sensationalistisch vermerkt, Graetz' ,Die Konstruktion der jüdischen Geschichte' (1846) sei „erst neuerdings herausgekommen". Dabei brachte der Berliner Schockenverlag 1935 lediglich einen von Ludwig Feuchtwanger besorgten Neudruck heraus.
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Graetz105 (dessen Hegelianertum Lange verschwieg), schien es diskutabel, das Judentum als Negation des Heidentums zu verstehen, aus der ein „odium generis humani" der Juden abzuleiten sei. Der Haß auf alle, die ihnen nicht gleich sind, schließe sie vom „eigentlichen Menschentum" der „Einheit des Menschen mit der Natur und ihren Kräften" aus und rechtfertige die von Hegel inhaltlich antizipierte Qualifizierung als ,„Gegenrasse'".106 Wie Steinbeck und Lange philosophiehistorisch in ihrem Kampf gegen die „geistphilosophische" Tradition positive Antworten schuldig blieben, so erschöpfte sich die Produktion des Institutshistorikers Utermann in vielen negierend-polemischen Einlassungen vor allem zur Schulgeschichte und -politik. Baeumler übernahm 1935 die Mitherausgeberschaft der „Internationalen Zeitschrift für Erziehung" und gründete im Auftrag des REM mit Holfelder, Decker und Heißmeyer 1936 die pädagogische Monatsschrift „Weltanschauung und Schule", was zu der letztlich nicht geglückten „Pädagogisierung" der Forschungen im IPP führen sollte, aber auch die Chance bot, in aktuelle bildungspolitische Konflikte einzugreifen und damit den Nachweis der Praxisrelevanz zu erbringen - eine für die Ausstattung des Instituts nicht unwichtige Anstrengung. Denn drei Jahre nach Gründung hatte das REM, Baeumlers Berufung auf die Erfüllung einer „Reihe von bedeutsamer politischer Aufgaben" zum Trotz, nicht einmal die beiden Assistentenstellen etatisiert. 107 Darum versuchte er seit 1935, das IPP gegen den politischen Katholizismus und die Schulpolitik der Kirche in Stellung zu bringen. Und dafür schien der einst an Hauers deutschgläubiger Bewegung interessierte Kurt Utermann die geeignete Kraft. Utermann, am 27. August 1909 in Duisburg geboren, Sohn eines hohen Richters, studierte nach dem Abitur in Hamm, von 1924 bis 1931 Rechtswissenschaft, Geschichte, Volkswirtschaft und Philosophie in München, Marburg und Berlin, wo er 1931 bei Meinecke promovierte (,Der Kampf um die preussische Verwaltungsorganisation im Jahre 1848'). Vor 1933 in der Jugendbewegung (Deutsche Freischar) und im Köngener Bund aktiv, trat er im April 1933 in die NSDAP, im Juli in die HJ und SA ein, beteiligte sich an der Fachschaftsarbeit der Studentenschaft und wirkte als Gutachter für die Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums. Angestellt in der Historischen Reichskommission, erforschte er dort die preußische Sozialgeschichte zwischen 1845 und 1859. Als Assistent am IPP war er vom April 1934 bis April 1939 tätig. Dann erhielt er ein Stipendium „für Zwecke der Hohen Schule", leitete eine Stelle im HAW des Amtes Rosenbergs und war dort seit 1943 für die weltanschauliche Schulung in der Wehrmacht zuständig.108
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Fast milde charakterisiert Graupe 1977, S. 193, Graetz als „Historiker mit Temperament", dessen oft ungerechte, einseitige Beurteilungen besonders den letzten, dem 19. Jh. gewidmeten Band seiner großen ,Geschichte der Juden' (1853-1870) durchzögen. Lange 1936b, S. 647ff.; ähnlich die Zustimmung zu Grunsky („nordische und mongolische Seele als letzte und unüberbrückbare Gegensätze" dargestellt) und die Kritik an Grisebach: Die wirkliche Ordnung kenne nur Gegensätze, die im Kampf um die Macht ausgetragen, und nicht durch die ^diskutierende Klasse'" harmonisiert würden, ders. 1936d und 1936c, S. 675. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 904, Bl. 112, 137; Eingaben Baeumlers an REM v. 26. 3. 1935 und 4. 9. 1936. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 855, Bl. 54-72; Promotionsverfahren Utermann. Ebd., Bestand Dozentenschaft, ZB II, 1847, A. 24 und ebd. Phil. Fak. Nr. 904, 905 passim. - Heiber 1966, passim. - Dierks 1986, Abb. 35.
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Utermann witterte in der katholischen Schulpolitik allenthalben die Wiederkehr der Ideenwelt des 19. Jahrhunderts. Das fortgesetzte, in der zweiten Hälfte der 30er Jahre eskalierende Ringen um die katholische Konfessionsschule, der gegenüber die nationalsozialistische, überkonfessionelle Gemeinschaftsschule in West- und Süddeutschland einen schweren Stand hatte, entzündete sich immer wieder an an der Frage nach dem Elternrecht.109 Im Elternrecht, auf das sich katholische Pädagogen gegen das staatliche Erziehungsrecht beriefen, sah Utermann den Hebel, um in der Tradition der liberalen Staatstheorie Individuum und Familie als autonom aus der Gemeinschaft auszugliedern und so überkommenen Gegensätzen neue Impulse zu geben.110 Im Herbst 1936 erhielt Utermann den Auftrag, auch ohne die erbetenen Mittel eine schulpolitische Abteilung im IPP einzurichten. Ein Jahr später drängte Baeumler in einem persönlichen Gespräch mit Rust auf die Notwendigkeit stärkerer Beobachtung kirchlicher Schulpolitik.111 Als daraufhin wieder nichts geschah, beantragte er im Juli 1938 10 000 RM zum Aufbau einer Bibliothek der schulpolitischen Abteilung und eine großzügige Aufstockung der Assistentenstellen, um, wie er nicht unzutreffend schrieb, der imponierenden wissenschaftlichen „Rüstung" des politischen Katholizismus, dem ausgebauten Zeitschriftenwesen, dem Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster mit seiner großen Spezialbibliothek, den Arbeitszentren an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen und dem Dortmunder Institut für neuzeitliche Volksbildung, Paroli bieten zu können.112 Wiederum ein Jahr später antwortete Baeumler auf das Desinteresse des REM mit einer Ausweitung seiner Pläne: Diesmal beantragte er 25 000 RM und fünf Assistentenstellen. Nur sollte es weniger um kirchliche Schulpolitik gehen als darum, für den „Kampf der nationalsozialistischen Weltanschauung mit dem Konfessionalismus" eine „wissenschaftliche Arbeitsstätte" zu schaffen. Baeumler entwickelte dabei Grundlinien der „Erforschung des Konfessionalismus in der deutschen Volks- und Reichsgeschichte", die den Schwerpunkt des IPP endgültig ins Feld politischer Ideengeschichte verlagert hätten. Für vordringlich hielt er die Bearbeitung der Beziehungen zwischen Kirche und Staat im 19. Jahrhundert, „die geistesgeschichtliche Untersuchung der ,Gegenreformation' des 19. Jahrhunderts auf deutschem Boden, die Geschichte des ,Kulturkampfes', die Geschichte der Weimarer Kulturpolitik'", ferner die „Geschichte der Konkordatspolitik des Vatikans in ihrer machtpolitisch bestimmten Taktik gegenüber den einzelnen Ländern 1821-1934", dann den „Einfluss des vatikanischen Konzils auf die Entfaltung des politischen Katholizismus, der Einfluss des südfranzösischen Ultramontanismus auf die Gestalt des Katholizismus [...], der Einfluss des französischen Laizismus und des Modernismus (Syllabus von Pius IX. und X.)". Daneben hätten „systematische philosophisch-religionswissenschaftliche Arbeiten" in 109 Zur katholischen Schulpolitik und den daraus resultierenden Konflikten mit Staat und Partei vgl. Hiirten 1992, S. 250ff. 110 Utermann, 1937, S. 472ff.; 691ff; Bezug nehmend auf die für eine Entkonfessionalisierung der Schule Partei ergreifenden protestantischen Pädagogen Wilhelm Harnisch und Friedrich Adolf Diesterweg auch Kopp 1937c, S. 606ff., 1937d, S. 698ff. In einer Skizze über Grundzüge neuzeitlicher Weltanschauungsgeschichte, veröffentlicht in Leys „Schulungsbrief', schrieb er die Lehre eines von allen völkischen Bindungen befreiten „Menschentums" dem westlichen Liberalismus zu, der dem Judentum seit Ende des 18. Jhs. seinen „Einzug in die europäische Kultur" geebnet habe: Utermann 1938, S. 351. 111 BAP, REM 49.01/1467, Bl. 82; Aktenvermerk für Harmjanz (REM) v. 16. 8. 1937. 112 UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 905, Bl. 67/68; Haushaltsanmeldung 1939 v. 8. 7. 1938.
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die Anfangszeit des Christentums zurückzuführen, mit dem Ziel, nachzuweisen, daß die römische Kirche, aus dem Orient kommend, „orientalisches Geistesgut nach Europa einführte". Ferner seien die Beziehungen der weströmischen Kirche zum Judentum zu untersuchen, die im Anschluß an Pohls Studie über 'Talmud-Zensuren des Vatikans' zu belegen hätten, wie dieses Verhältnis ausschließlich machtpolitisch, also unter Ausblendung inhaltlicher Gegensätze zwischen christlichem und jüdischem Moralkodex, gestaltet worden sei. Schließlich würden Forschungen zur liturgischen Bewegung zeigen, daß der von der römischen Kirche geübte Kult „fast ausnahmslos aus dem Osten" (sc. Orient) stamme.113 Diese Vorschläge wiesen in viele Richtungen: auf den für Baeumlers intellektuelle Biographie seit der Bachofen-Einleitung so zentralen Gegensatz von Orient und Okzident, der hier anschloß an Rosenbergs Glauben an das „syrisch-orientalische Wesen" des Christentums. Das von Mitarbeitern seiner Dienststelle erstellte ,Handbuch zur Romfrage' sollte derartige Überzeugungen in eine lexikalisch-übersichtliche Form bringen.114 Die Anklage Jüdischer Verfälschung" des Christentums, die Baeumler zu erhärten versprach, empfahl sich überdies als ideologische Flankierung des 1939 anstehenden hochschulpolitischen Schlages gegen die katholisch-theologischen Fakultäten."5 Und endlich ergaben sich Beziehungen zu von Baeumler angeregten Forschungen über nicht-christliche, griechisch-germanische Kontinuitäten des Abendlandes, denen Grünewalds Dissertation über die Regeln des Benediktinerordens nachspürte (s. o.), und denen sich das 1940 in Halle aufgebaute religionswissenschaftliche Institut der projektierten Parteiuniversität zuwenden sollte. Wie das Scheitern der Habilitation Grünewalds zeigte, war der wissenschaftspolitische Erfolg dieses Programms, solange wie Baeumler auf weniger qualifizierte Kräfte wie Grünewald, Pohl116 oder den in Halle etablierten Wilhelm Brachmann zurückgriff und keine hinreichend professionellen Mitarbeiter beschäftigte, kaum zu sichern. Doch wenige Wochen vor Kriegsausbruch war dieser letzte Vorschlag, das IPP zum Zentralinstitut für NS-Weltanschauung aufzuwerten, ohnehin nur noch Makulatur. Auch die geschichtliche Abteilung, zuständig für die „realen politischen Ordnungen" aller europäischen Mächte sowie für die deutsche Geschichte bis zur „Nachgeschichte" des 1. Weltkrieges, kam über das Planungsstadium kaum hinaus. Da-
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UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 905, Bl. 16-25; Baeumler an REM v. 20. 7. 1939; anbei Zustimmung des Dekans Koch (Bl. 14), der betonte, daß die „katholische Aktion" gegenüber dem NS. wissenschaftspolitisch „in der Vorhand" sei. Der 1. (und einzige) Band (A-K) des Handbuchs erschien 1940; vgl. Bollmus 1970, S. 292, Anm. 79 und S. 340. Dies traf vor allem die Kath. -Theol. Fakultät in München, auf deren Lehrstühle Rosenberg zugriff, um seine von Richard Härder geleitete „Außenstelle der Hohen Schule für indogermanische Geistesgeschichte" auszubauen. Vgl. den Brw. Rosenberg-Bormann in BAK, NS 8/186, Bl. 134-138, 151152. Zu Härders Aktivitäten: Losemann 1977, S. 139ff. Pohl, geb. 1904 in Köln, wie Grünewald zum Priester geweiht (1927), in Bonn promoviert (1929), war Stipendiat an Orient. Institut der Görresgesell. in Jerusalem (1932-34), nach dem Austritt aus dem Klerikerstand (1934) im Bibliotheksdienst, 1939 tätig in der Orient. Abt./Pr. Staatsbibl., wo er zeitweise das Referat Hebraica/Judaica betreute. Die Studie über ,Talmud-Zensuren" legte er im Mai 1939 in Berlin als Habil.-Schrift vor. Die beiden Koryphäen H. H. Schaeder (zweifelte an P's. hebräischen Sprachkenntnissen) und R. Hartmann („kindlich-naiv") bereiteten dem Bewerber ein Cannae, ohne daß Baeumler ins Verfahren eingegriffen hätte (UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 1359; Habil.-Verfahren Pohl). Ab 1940 Einsatzstab Rosenberg; Weinrich 1946, bezichtigt ihn der Beteiligung an der „Ausplünderung" der jüdischen Bibliothek in Wilna.
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bei hatte Baeumler mit seiner in Anwesenheit Rosenbergs zur Eröffnung des IPP gehaltenen Rede über „Karl der Große und Widukind" ein Zeichen gesetzt, und das IPP für die nationalsozialistische Neuinterpretation deutscher Geschichte empfohlen.117 Da die schulhistorische und -politische Arbeit den Institutshistoriker Utermann absorbierte, stellte Baeumler deswegen 1936 seinen späteren, wie Grünewald gescheiterten Habilitanden Friedrich Kopp als Honorarkraft ein, bevor er ihn 1939 zu Langes Nachfolger machte. Kopp, ein emsiger Beiträger für „Weltanschauung und Schule" und Leys „Schulungsbrief', reduzierte die Vielzahl historischer Themen, über die er schrieb (von der Ostsiedlung über den Nationalpädagogen Diesterweg bis zu den Grenzen englischer Seemacht) stets auf einen zentralen Dualismus: den zwischen Universalismus und völkischer Partikularität: Sei das mittelalterliche Reich schon kein Volksreich gewesen, weil die Kaiser sich nicht aus universalen Fesseln gelöst hätten, so sei auch Habsburg universalistischen Idealen erlegen. Als Beschützer Roms hätte es das „widervölkische" päpstliche Weltherrschaftsstreben gedeckt. Erst an Friedrich dem Großen, der die „ghibellinische", von Widukind über die antipäpstlichen Kaiser bis zu Luther reichende anti-universalistische Tradition mit machtpolitischen Mitteln des 18. Jhs. fortgeführt habe, sei dieses „übervölkische, römisch verwurzelte Universalreich" zerbrochen. Der Anschluß von 1938 krönte dann Friedrichs Werk und erfuhr für Kopp die historische Legitimation durch die Eliminierung des unseligen deutschen Universalismus: „Nie wieder darf das einheitliche deutsche Volksreich für universale Ideen und Interessen eingesetzt werden, mögen sie nun weltanschaulich oder wirtschaftlich unterbaut sein."118 Kopps Prägung durch die Strasser-Fraktion der NSDAP gab seinem Anti-Universalismus eine betont antibürgerliche Note. Der marxistischen Deutung des Ersten Reiches stimmte er soweit zu, wie sie in der Überwindung der mittelalterlichen „Verkastung" einen Fortschritt bei der Verwirklichung der Volksgemeinschaft sah.119 In der „klassenzerstörenden Politik", die die vom deutschen Bürgertum zu verantwortende Klassenspaltung und weltanschauliche Zersetzung aufhebe, würdigte er das sozialistische Verdienst der NSDAP. 120 Das Bürgertum trat in Kopps Deutung nur als gefährlicher Träger universalistischer Ideale in die politische Arena: entschiedener als der Marxismus habe die bürgerliche Geschichtsschreibung die Auflösung des Ersten Reiches als Etappe auf dem Wege zur „Überleitung Deutschlands in einen Menschheitsstaat" begrüßt, da sie den eigentlichen Sinn der Neuzeit in der Entbindung des Individuums aus feudalen Zwängen sah. Nationalstaaten müßten also mit fortschreitender Emanzipation des Individuums überflüssig werden: „Letzten Endes ist Deutschland überhaupt nur abhängiges Glied einer Menschheit, welche die Rassen und Völker allmählich vermischt und einebnet, indem sie zur Vernunftgerechtigkeit und zum friedlichen, harmonischen Miteinander aller fortschreitet."121 Da der Marxismus ebenfalls das notwendige Ende der Nation verkünde, hindere ihn diese universalistische Fixierung daran, der bürgerlichkapitalistischen Macht wirksam Widerstand zu leisten. 122 Es war daher geschichtsphiloso117 118 119 120 121 122
Chronik FWU 1933-1935, S. 190. Ähnlich Baeumler 1934e. Kopp 1938a, S. 168; vgl. a. ders. 1937a, S. llff. (29); 1937b, S. 115. Ders. 1937a, 1938a und 1938b. Ders. 1937e, S. 734. Ders. 1938b, S. 216. Ders. 1938c, S. 430, demonstriert am Versagen der deutschen Sozialdemokraten im Sudetenland, die sich anders als die tschechische Sozialdemokratie nicht vom Internationalismus lossagten, der „andrängenden tschechischen Arbeiterflut" in deutsche Industriestädte nichts entgegensetzten und damit
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phisch nur konsequent, den Zweiten Weltkrieg als „Freiheitskrieg" des sozialistischen deutschen Volkes gegen den Universalismus des „englischen und jüdischen Kapitalismus" aufzufassen.123 Schon vor Kriegsbeginn hatte das IPP infolge der knappen Finanzierung durch das REM Einfluß auf die staatliche Erziehungspolitik verloren.124 Auch als Brain trust für Staat und Partei spielte es mit seiner geringen personellen und materiellen Kapazität neben den expandierenden Instituten und Ämtern der SD-„Gegnerforscher" um Six und Höhn kaum eine marginale Rolle, bevor es dann für die Kriegszeit ganz zur Bedeutungslosigkeit herabsank.125
2.2. Das Amt Wissenschaft in der Dienststelle Rosenberg 2.2.1. Aufbau und Arbeitsziele Im Vergleich mit dem IPP und seinen von Baeumler großzügig abgesteckten Arbeitsfeldern, schien die von ihm geleitete Abteilung Wissenschaft in der Dienststelle Rosenberg lange zu einem Schattendasein verurteilt. 126 Von den Anfängen im Juni 1934 bis Ende 1937 war
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Jüdischen und [...] volksverräterischen deutschen Kapitalisten", die „tschechische Lohndrücker" ins Land schleusten, objektiv in die Hände arbeiteten. Darum organisierte sich eine nationale, „volkssozialistische" Arbeiterbewegung im Sudetenland, die mit größerem Recht ein Vorläufer der NSDAP genannt werden durfte als die konservativen Bewegungen im Reich, die nach Kopps Ansicht nur „Klassenpolitik" trieben; vgl. Kopp 1937f, S. 358ff. und 413ff; 1937e, S. 736. Ders. 1940, S. 30 Baeumler verwies im April 1939 zwar darauf, daß das IPP „mit einer Reihe bedeutsamer wissenschaftlicher Aufgaben betraut" sei, laufend Gutachten über literarische Neuerscheinungen auf pädagogischem Gebiet anfertige und den durch Baeumlers „Vorträge im Lande" angeregten „Lehrern und erzieherisch Interessierten", die „ständig durch Vorlage eigener Arbeiten mit der Bitte um Rat und Förderung" anfragten, zur Verfügung stünde (UA-HUB, Phil. Fak. 905, Bl. 39-40; Baeumler an REM v 27. 4. 1939), doch den Einfluß auf HJ, die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, DAF und SA/SS hatte es vollständig eingebüßt. In diesem Zusammenhang auf einen gewissen Dissens mit der Partei hinweisend, Baeumlers Eintreten für den Erhalt der Waldorf-Schulen: Leschinsky 1983. Der zum 1. Mai 1939 mit der Verwaltung von Langes Stelle beauftragte Paul Sedlag kam zwar aus der Schulungsarbeit, gab dem IPP aber keine Impulse mehr für die Reaktivierung der „politischen Pädagogik". Sedlag, am 1. April pl. Assistent, fiel am 13. Oktober 1941 vor Moskau. 1912 geb. in Berlin, hatte er 1930 das Lessing Gymn. verlassen und von 1930-1932 an der HfL Kiel studiert. 1932-1934 war er Lehrer und Erzieher in den Fürsorgeerziehungsanstalten Schleswig und Heiligenstedten/Itzehoe, von 1934-1936 Landjahrflihrer im Regierungsbezirk Schleswig. 1937, nach Ausscheiden aus dem Schuldienst, Studium an der FWU (Pädagogik, Philosophie, Deutsch, Geschichte). - Als Landjahrführer oblag ihn die Ausbildung des schleswig-holsteinischen Führernachwuchses der HJ, und als HJ-Führer fungierte er auch in Berlin. Im März 1940 Promotion bei Baeumler und Koch: ,Die Erforschung der Ordnung des Lebendigen und die Bildung des Menschen in Goethes naturwissenschaftlichen Schriften und im Wilhelm Meister'. - NSDAP: 1 . 5 . 1933, NSLB: 1. 12. 1933. Lektor im Amt Schrifttumspflege. - UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 905, Bl. 14; hs. Lebenslauf Sedlag v. 28. 3. 1939. - Nachfolger Sedlags vom 1. 12. 1941 bis 1944 war Hans Schmoldt, den Baeumler 1937 mit einer Studie über den , Spinozastreit' promoviert hatte (UA-HUB, Kur., S 165, PA Schmoldt; s. u ) . Als „Abteilung Wissenschaft" in einer Übersicht von Stabsleiter Urban v. 19. 12. 1934 (BAP, 62 Di 1, Film 4055, Bl. 55842); ebd., Bl. 55838; Rosenberg an Hauptamtsleiter Schulze (Stab Heß) v. 19. 10. 1935: Baeumler bearbeite die Abteilung Philosophie und Pädagogik und sei zugleich Vertreter des Amtes für Fragen der Universitäten.
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Baeumler dort als Leiter zugleich der einzige Mitarbeiter.127 Die jahrelang unter Finanznöten leidende Dienststelle Rosenberg, konnte erst 1937, nachdem sie spärlich u. a. aus den Töpfen der Notgemeinschaft ernährt worden war, einen von der NSDAP-Reichsleitung bewilligten Etat aufstellen.128 Davon profitierte Baeumler, dessen „Hauptstelle" (seit 1936) nunmehr zum „Amt" aufgewertet und mit einer Planstelle versehen wurde. Bis dahin erledigte er seine Aufgabe mit dem Apparat des IPP. Der Schwerpunkt seiner Aktivitäten bis 1937, neben der geschilderten hochschulpolitischen Aufgabe als Sachwalter Rosenbergs, bestand in der Begutachtung von Einzelpersonen oder Organisationen, für deren weltanschauliche Qualifizierung sich der „Beauftragte des Führers" zuständig fühlte oder um deren Beurteilung ihn Staats- und Parteibehörden ersuchten. Das reichte von Verlagsanfragen über ideologisch relevante Manuskripte bis zu Auskünften über Sekten und Vereine, die unter Beobachtung der Gestapo standen.'29 Im Herbst 1936 schlug Baeumler eine „kartothekenmäßig angelegte Übersicht über Philosophen und Pädagogen sowie über schriftstellerisch Tätige" vor, um effizienter an Entscheidungen teilnehmen zu können und die Schlagkraft der Abteilung zu erhöhen.130 Mit der Einrichtung des „Amtes" nahm diese Zielsetzung in einer Weise Gestalt an, daß man 1938/39 den Eindruck gewinnen konnte, Baeumlers Ehrgeiz ziele auf ein Zentralinstitut für nationalsozialistische Philosophie, mit dem er berufungspolitische Lenkungsfunktionen wahrnehmen, zugleich aber eine inhaltliche Umgestaltung der deutschen Philosophie vorantreiben wolle. In merkwürdigem Widerspruch zu diesen Zielen stand die Auswahl des Personals, das sich aus Studienabbrechern und alten Parteigenossen rekrutierte, verstärkt nur um zwei promovierte Fachkräfte. Wohl wegen organisatorischer Talente erhielt im Januar 1938 Baeumlers Schüler Rudolf Wendorff die erste Planstelle.131 Ihm gesellte sich 1939 Heinrich Härtle zu, Absolvent der DHfP. und philosophisch mit Arbeiten über Spann und ,Nietzsche und der Nationalsozialismus' nicht eben glänzend ausgewiesen. 132 Dazu kamen zwei weitere Baeumler-Schüler,
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Zu Aufbau und Struktur des HAW: Rothfeder 1963, S. 152ff, 206ff. und Bollmus 1970, S. 68f. Bollmus 1970, S. 70; zum Ringen um die dann 1937 von der Partei übernommene Finanzierung vgl. ebd., S. 87-103. BAP, 62 Di 1, Film 1675, Bl. 56683-56760; Schriftwechsel betr. Neugeistbewegung (Verweyen), Verein der Freunde und Förderer der VHS Prerow, Volksgemeinschaft Dt. Mystik, Gutachten über die Mss. von Mehlis, ,Philosophie des NS.' und P. Fechter, ,Moeller van den Brück' 1935/36. Weitere Vorgänge ebd., Film 4055, Bl. 55845-55860; u. a. Schriftwechsel wg. Arbeiten der Rassenforscher Salier und Merkenschlager, angeforderte Gutachten über R. Mense, Friedrich Muckle, Falk Ruttke; wg. einer Leibniz-Ausgabe des Darmstädter Reichl-Verlages, einer Reihe zur völkischen Bildung des Schaffstein-Verlages (Köln), des Buches ,Denkendes Europa' (1935) von Hans Hartmann. BAP, 62 Di 1, Film 4055, B 1.55841; Baeumler an Rosenberg v. 29. 10. 1936. Wendorff, 29. 3. 1915 Berlin, Abitur Luisenstädtische Oberrealschule 1933 ebd., nach Arbeitsdienst volkswirtschaftliches Studium in Erlangen (SS 1934) und Berlin (bis WS 38/39), ohne Studienabschluß in die Dienststelle Rosenberg. Publizierte einen Hymnus auf seinen Chef (1938a). Sonst vor allem über das Thema Wehrerziehung (1937a-c, 1938b). Härtle, geb. 24. 2. 1909 Sachrang/Bez. Rosenheim (Obb.), Banklehre, im elterlichen Geschäft als Kaufmann. 1926 Freikorps Oberland, 1927 NSDAP, SA; Parteiaktivist im Bezirk Holzkirchen, 1934 SA-Obersturmführer, 1934-1936/37 DHfP (Staats- u. Kulturphilosophie), 1936-1939 Hauptabteilungsleiter Hauptschulungsamt DAF. - Bollmus 1970, S. 259f; BAZ, MF; PK (dort Lebenslauf Härtles v. 9. 3. 1935). - Vgl. zur publizistischen Polemik gg. NS-Gegner ders. 1935; 1937a-c, 1938.
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Alfred Cordier133 und Eberhard Lemke, der nebenberuflich am IPP tätig war und an einer bei Baeumler begonnenen Dissertation über ,Die Rolle des weltgeschichtlichen Individuums in Hegels Geschichtsphilosophie' saß.134 Wilhelm Kulp, als Leiter der Stelle Geisteswissenschaften vorgesehen, aber offenbar auf dieser Position nicht zum Zuge gekommen, referierte seit 1938 an der Hochschule für Politik, wo er in Lehrgängen für Parteifunktionäre philosophische Grundlagen des Nationalsozialismus' behandelte und zuletzt im WS 39/40 eine Arbeitsgemeinschaft für Frauenschaftsleiterinnen über Rosenbergs ,Mythos' ankündigte. 135 Kulps Posten füllte spätestens Ende 1939 Wolfgang Erxleben aus, die Schlüsselfigur des Amtes während der Kriegsjahre. Er promovierte 1937 bei Baeumler mit einer Dilthey-Kritik (,Erlebnis, Verstehen und geschichtliche Wahrheit. Untersuchungen über die geschichtliche Stellung von Wilhelm Diltheys Geisteswissenschaften') und trieb anschließend, gefördert von der Forschungsgemeinschaft, Vorstudien zur ,Philosophie der Sprache', die als Antwort auf Ernst Cassirers ,Philosophie der symbolischen Formen' gedacht waren.136 Was der Dessoir-Schülerin Gertrud Jung, die Baeumler 1937 als Mitglied der deutschen Philosophendelegation in Paris flüchtig kennengelernt haben dürfte, Eintritt ins Amt verschaffte, ist nur zu vermuten, hing aber wohl mit dem „Philosophen-Lexikon" zusammen, auf dessen Schicksal noch näher einzugehen ist. 137 Im Frühjahr 1939 verfügte das Amt über 133
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Cordier, geb. 4. 4. 1908 München, NSDAP 4. 4. 1927, wenige Wochen später ausgetreten, 1930 Wiederaufnahme und 1931 erneuter Austritt, um im März in Ludendorffs Tannenberg-Bund einzutreten, wo sich die völkisch Rechtgläubigen rechts von der NSDAP sammelten, die Hitlers Legalitätskurs als Anpassung ans System verdammten. Härtle unterstützte 1939 einen Neuaufnahmeantrag, da Cordier weltanschaulich immer „klare Linie" gehalten habe - allen jugendlich unreifen Parteiwechseln zum Trotz. Mitglied rückwirkend zum 1. 5. 1937. Philosophiestudium in München und Berlin (WS 34/35WS 35/36), ohne Abschluß. 1944 gefallen. - BAZ, MF; PK. UA-HUB, Studentenbuch. Lemke, geb. 29. 7. 1912 Plantikow/Kr. Naugard (Pom.), V.: Pfarrer. Abitur Berlin 1931, bis 1935 Studium an der FWU (Philosophie, Psychol., Pädag., Staatswiss., Sprachen), 1935-1938 Hauslehrer, IPP-Mitarbeiter, 1938/39 in einem Berliner Nachrichtenbüro. 1. 4. 1939-31. 3. 1940 Stellenleiter HAW. 1941-1945 Reichsrundfunk GmbH, Sprachleiter/Redakteur für den Sektor USA, 1944 Dt. Überseesender (zuständig für Zone Orient). - VDA: 1. 4. 1928; SA: 6. 11. 1933; NSDAP: 1. 5. 1937; ggl. - BAZ, MF; PK; RKK /2500 Box 0020. - Die gescheiterte Diss. nicht im einschlägigen Bestand des UA-HUB nachzuweisen; Lemke gab in einem Bewerbungsbogen im Frühjahr 1940 an, er habe „nachweislich im Juni 1940 abgeschlossen". Kulp, geb. 21. 5. 1909 Kreiensen, 1943 gefallen. Studium in Leipzig ab WS 1932/33, zuletzt immatrikuliert an der FWU 1940, übersandte G. Lehmann noch im März 1941 das Manuskript einer größeren Arbeit über ,Feuerbachs Anthropologie"; einberufen am 6. 11. 1939. - NSDAP: 30. 8. 1932, SA: 1933. - BAZ, S.; RK. UA-HUB, Studentenkartei. GStA, 1. HA, Rep. 303/218 alt. - BAP, 62 Di, Film 1675, Bl. 56476 Lehrplanentwurf DHfP, Seminar für NS-Frauenschaft, WS 1939/40. - SBPK, NL Lehmann, Karton 13; Schreiben Kulps v. 28. 3. 1941. Erxleben, geb. 6. 2. 1911 Berlin, V.: Lehrer. Abitur RG ebd., Stipendiat der NG, Werkstudent bei IG.Farben, 1929/30 Studium (Germanistik, Anglistik, Philosophie, Pädagogik) in Göttingen und Berlin, Arbeit an Diss. bei Baeumler seit 1934. NSDAP: 1. 5. 1933, SA: 7. 5. 1933. Leiter des Referats für Lehrerbildung der Dt. Studentenschaft (1934/35), 1939 DRbg, 9. 11. 1942 dort zum Hauptstellenleiter aufgestiegen, auf diesem Posten bis zu seiner Einberufung zum Volkssturm im Februar 1945. - UAHUB, Phil. Fak. Nr.852, Bl. 201-237; Promotionsverfahren. - BAZ, MF; PK. - BAK, R 73/10935. Jung, geb. 9. 7. 1894 Berlin, V. :Kaufmann. 1914 Abitur ORS (1915 Erg. Prüfung, auch Hebraicum). 1914-1920 FWU (Philosophie, Theologie, Hebräisch, Germanistik), Schülerin von Erdmann, 1920 StE, 1919-1924 Assistentin am Philos. Seminar, 1926 P.: ,Die Affektenlehre Spinozas' (Ref.: Dessoir), 1929-1935 Habil.-Stipendim der NG (für eine Arbeit über den spanischen Renaissancephilosophen, Humanisten und Pazifisten Ludovicus Vives 1492-1540, vgl. den von ihr verfaßten Art.: ,Vi-
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die von Härtle geleitete Hauptstelle Philosophie, unterteilt in Stellen für Geisteswissenschaften (Kulp, dann Erxleben) und Naturwissenschaften (Cordier), sowie die Hauptstelle Wissenschaftliche Information (Wendorff) mit den Stellen: Wissenschaftliche Gesellschaften, Wissenschaftskartei, Auskunft (alle von Lemke geleitet) und Wissenschaft des Auslandes (Jung). Mit dieser kleinen Mannschaft wollte man das gesamte Gebiet der Wissenschaftspolitik im nationalsozialistischen Sinn beeinflussen, was eine Aufgabenbeschreibung von 1939 zum Ausdruck brachte. In enger Kooperation mit Partei, Staat, Presse und Wissenschaftsinstitutionen (DFG) sollten die Resultate der Wissenschaftsbeobachtung (d.h. vor allem: der weltanschaulich-philosophischen Grundlagen der Natur- und Geisteswissenschaften) für den „Einsatz von Wissenschaften" fruchtbar gemacht, Forschung („Prüfung wissenschaftlicher Manuskripte") und Forscher („Erfassen des wissenschaftlichen Nachwuchses") auf diesen „Einsatz" hin ausgewählt, potentielle ideologische Konkurrenten („Kreise", etwa Franks Reichsinstitut, Krieck, Deutschgläubige wie Kummer, die DPhG u. a.) beobachtet und ihr institutioneller und öffentlicher Einfluß möglichst begrenzt werden.138 Da diese Herkulesarbeit nur zu bewältigen war, wenn das Amt selbst über ein kohärentes, weltanschaulich verbindliches Wissenschaftsverständnis verfügte, sollte der Philosophie der Rang einer Grundlagendisziplin zukommen. Ein von Härtle erstelltes Manuskript ,Weltanschauung und Wissenschaft' operierte sogar mit dem alten Konzept der „Synthesewissenschaft", der es obliege, die „Atomisierung der Wissenschaft" aufzuheben und damit nachzuholen, was ab 1933, nach der Beseitigung des „30-Parteien-Systems", politisch an Einheitlichkeit erreicht worden sei. Insoweit müsse der Nationalsozialismus zunächst den Standard anderer Ideologien wie Marxismus oder Katholizismus erreichen, denen es gelungen sei, ihre subjektiven Wertungen wissenschaftlich zu systematisieren und zu verfestigen, denn Philosophie sei nichts als „wissenschaftlich formulierte und begrifflich-systematisch ausgebaute Weltanschauung". Soweit die konkurrierenden liberalen, marxistischen und christlichen Weltanschauungen aber auf einem universalistischen Menschenbild („Menschheitsideologie") basieren, seien sie wissenschaftlich unhaltbar, da allein der Nationalsozialismus mit modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen über die rassische Bedingtheit menschlichen Handelns und Erkennens konvergiere.139 Mit dem Begriff der Rasse benannte Härtle die Leitidee aller künftigen Anstrengungen um eine nationalsozialistische Philosophie und nutzte ihn für die geschichtsphilosophische Konstruktion des Gegensatzes zwischen „nordisch-germanischer" und „jüdisch-orientalischer" Weltanschauung. Praktisch
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ves' in PhL 1950, S. 798ff. und ihr Beitrag: ,Das Methodenproblem bei Vives' in den Berichten des 9. Philosophiekongresses, Jung 1937, S. 134ff). 1932/33 Förderung einer Erasmus-Studie durch den Schweizer Akademikerinnenverband (in der Erasmus-Festschrift der Stadt Basel 1936: ,Erasmus und Vives'). 1934 bat Dessoir die NG mit dem Hinweis auf die Notlage seines Schützlings (Habilitationen von Frauen seien nunmehr unmöglich, was also solle aus der Vierzigjährigen werden?) dringend um eine Verlängerung des Stipendiums gebeten. Jung schlug sich zu dieser Zeit mit Kursen an der Lessing-Hochschule durch. UA-HUB, Kur. J 80, PA Jung; Phil. Fak. Nr. 644, Bl. 196-243; Promotion 1926. BAP, REM 49.01, Nr. 1427, Bl. 220f.; Lebenslauf v. 23. 5. 1921. - NSDAP: 1. 4. 1942; Honorarkraft Dienststelle Rosenberg ab 1. 6. 1940 (lt. BAZ, MF, RSK). BAP, 62 Di 1, Film 4055, Bl. 55543; Amtsstruktur Mai 1939, ebd. Bl. 55507; Aufgabenbeschreibung Hauptstelle Härtle, 1939; publiziert in den NSMH; vgl. auch ders. 1941. Ebd., Bl. 55672-55699; Ms. Härtle mit Korrekturen Baeumlers, undat. (1939).
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wollte man nicht als Weltanschauungspolizei, also überwachend und abwehrend, sondern als „geistiger Generalstab der NSDAP" selbst produktiv-führend ins Geschehen eingreifen. Also wichtiger als der in Verbindung mit REM, NSDD und NSDStB angekündigte „Kampf gegen alle Feinde unserer Weltanschauung in der Philosophie, vor allem in der christlichen Theologie" und die „Beobachtung der übrigen Philosophen", mußte die konstruktive „Zusammenfassung der nationalsozialistischen Philosophen", die „Bildung einer Arbeitsgemeinschaft für nationalsozialistische Philosophie" und die Anregung historisch-systematischer Forschung sein.140 Gleiche Bedeutung sprach man der geplanten neuen philosophischen Zeitschrift und der mit den Arbeiten der Baeumler-Schüler Steinbeck und Grünewald eröffneten geisteswissenschaftlichen Schriftenreihe des (parteieigenen) Hoheneichen-Verlages zu. Geplant war überdies eine „umfassende weltanschaulich-philosophische Bibliographie" und ein biographisches Lexikon der Philosophie.141 2.2.2. Das Philosophen-Lexikon Ursprünglich kein Projekt des Amtes, erschien das Philosophen-Lexikon doch als geeignetes Instrument, um erstmals in großem Stil eine biographisch-lexikalische Fixierung nationalsozialistischer Philosophiegeschichtsschreibung vorzunehmen. Im Oktober 1933, also kurz nach seiner Entlassung als Oberassistent (s. o. B I.), schloß Werner Ziegenfuß mit dem Berliner Verlag Mittler&Sohn einen Vertrag über die Bearbeitung des von Eugen Hauer142 begonnenen biographischen Philosophen-Lexikons ab. Bis Mitte 1937 lagen fünf der geplanten fünfzehn Lieferungen vor, als die Parteiamtliche Prüfungskommission den Verlag vor die Wahl stellte, das Werk entweder zurückzuziehen oder aber ein Verbot zu riskieren. Der Anlaß dieser Intervention ist nicht mehr vollständig aufzuhellen. Ziegenfuß versuchte offenbar eine Gratwanderung zwischen wissenschaftlichem Anspruch auf Vollständigkeit (was rassisch und politisch nicht genehme Philosophen einschloß) sowie lexikalischem Positi-
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Ebd., Bl. 55596 f; undat. Konzept (o. Vf.) über die Aufgabenbereiche des Amtes: „Grundsätzliches über Ziele und Aufgaben des Amtes Wi." (1938/39), mit Korrekturen Baeumlers. Ebd., B1.55578 ; Stellenbeschreibung HAW 1939. Ebd., Bl. 55501f.: „Aufgaben von Dr. Jung": Auswertung ausländischer Zeitschriften und Zeitungen: „Die wichtigen Artikel werden in die Kartei aufgenommen. Wenn es sich um Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, der Rassenlehre, dem Irrationalismus, Nietzsche usw. oder mit den Lehren gegenwärtiger Philosophen handelt, werden kurze Exzerpte gemacht ... Sämtliche Notizen über philosophische Gesellschaften, Kongresse, Tagungen, Neugründungen, Institute, Archive, Preise, Ausstellungen, Preisschriften werden verfolgt [...] und ausgewertet. Die hervortretenden Personen werden mit sämtlichen als wichtig erscheinenden Angaben in die Kartei aufgenommen. Die Herausbildung von philosophischen Strömungen und Kreisen wird besonders aufmerksam verfolgt und in Notizen festgelegt [...] Aufbau einer Übersicht über ausländische Wissenschaftler, ausländische wissenschaftliche Nachschlagewerke usw. [...], regelmäßige Verfolgung der wissenschaftlichen Produktion des Auslandes [...], Auswertung des für das Philosophische Lexikon bestimmten Materials [...] ist begonnen für englisch-amerikanische und französische Philosophie durch Aufnahmen der biographischen, literarischen und bibliographischen Angaben ..." Hauer, 25. 2. 1900 Düsseldorf, ev., Abitur ebd. 1917, Fahnenjunker 1917/18, Studium der Staatswissenschaften, Soziologie, Philosophie in Berlin. 1928 bei Wentscher in Bonn P.: ,Person und Handlung in der Ethik Leonard Nelsons'. Hauer starb 1934 in Berlin (nach: Vita Diss. und Brw. de GruyterArchiv, s. u. Anm. 144).
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vismus (was eine inhaltliche Zensurierung ausschloß) einerseits, und maßvollen Zugeständnissen an den Zeitgeist andererseits, so daß der Rezensent der „Baseler Nachrichten" monierte: „Es muß betont werden, daß über weite Strecken dieses Bemühen [um Wertfreiheit] tatsächlich spürbar ist - man kann vielleicht sagen bis zur eigentlichen Moderne. Hier bekommen für unseren Ausländergeschmack etwa die Vertreter der politischen Philosophie' (vor allem an Bäumler als deren hervorragendsten Vertreter mit niedriger Alphabetnummer sei hier gedacht) größere Bedeutung als ihnen wohl zukommt." 143 Warum die Gratwanderung trotzdem mißlang, deutete ein Schriftsatz der Verlagsanwälte an, nachdem Mittler&Sohn den Vertrag gekündigt und Ziegenfuß zur Herausgabe sämtlicher Unterlagen aufgefordert hatte:144 „Demgegenüber sei daraufhingewiesen, daß das Werk [...] durchaus den Eindruck erweckt, als sei der 30. Januar 1933 auf dem Gebiet einer so stark mit Weltanschauung verbundenen Wissenschaft wie der Philosophie völlig bedeutungslos. Die Lebensläufe von politisch irgendwie hervorgetretenen Persönlichkeiten sind [...] vielfach nicht einwandfrei im politischen Sinne behandelt. Insbesondere der letzte Absatz des Artikels über Karl Marx kann nur als politisch völlig instinktlos bezeichnet werden. Andererseits kommen deutsche Denker, die für die Geistesgeschichte des deutschen Volkes von größter Bedeutung sind, so schlecht weg, daß sich jeder Benutzer des Werkes fragen muß, wie eine derartige Benachteiligung gegenüber den jüdischen Elementen heute noch möglich ist."
Da die Anwälte sich ausdrücklich auf ihren Schriftwechsel mit der Prüfungskommission bezogen, dürfte diese Beurteilung inklusive des Hinweises auf den Marx-Artikel (der den „Materialisten" hinter dem „Humanisten" verschwinden lasse) weitgehend den Einwendungen der PPK entnommen worden sein. Im Ausland verstand man denn auch die offizielle Begründung des Verlages, wonach das Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen abgebrochen worden sei, als Bemäntelung politischen Drucks und markierte die ideologischen Trennlinien;145 „Es scheint uns vielmehr wahrscheinlich, daß ein direkter Eingriff dieser [nationalsozialistischen] Kulturpolitik selbst dem Werk den Garaus gemacht hat. Nicht, daß wir deshalb überrascht wären. Es liegt nicht in der Linie nationalsozialistischer Methoden, ein Werk zu tolerieren, dessen Herausgeber ausdrücklich betont, in keiner Weise Werturteile zu fällen [...] Und er hat dieses Versprechen wirklich gehalten - ein mutiger Verfechter der Idee von Wissenschaft, von Philosophie, in deren Zeichen Europa groß geworden ist. Er hat die deutschen Juden, die in den letzten Jahrzehnten wesentlich zur Entfaltung der Philosophie beigetragen haben, nicht als Verderber des deutschen Geistes geschmäht und ihnen keine Steine in die Verbannung nachgeworfen. Er hat die Großen des deutschen Idealismus auch dann nicht in Wegbereiter der heutigen Ideologie verfälscht, wenn sie in ihrem Werk wie Fichte und Hegel selbst Ansätze dazu bieten. Er hat die echten und ,märzgefallenen' Staatsphilosophen des Nationalsozialismus sachlich als Philosophen und nicht als partei- und kulturpolitische Amtswalter behandelt und auch ausdrücklich Gegner des Regimes oder des Fascismus - besonders Croce - zu ihrem philosophiegeschichtlichen Recht kommen lassen. Jedenfalls ist dieser philosophiegeschichtliche
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Basler Nachrichten v. 30. 5. 1937. Archiv Verlag Walter de Gruyter, Akte Ziegenfuß/Phil. Lexikon; Schriftsatz der Kanzlei G. Schwartz & Partner an Landgericht Berlin C 2 v. 28. 10. 1937. Basler Nachrichten v. 11. 7. 1937.
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Torso von 1937 ein Dokument dafür, daß wirkliche Wissenschaft im totalen Staat nur möglich ist, wenn sie ihm nicht unangenehm auffällt, und daß sie im Maße des Wachstums seiner Totalität verkümmern muß."
Ob die Dienststelle Rosenberg und damit vielleicht sogar Baeumler selbst, dem die Lieferungen wahrscheinlich zur routinemäßigen Begutachtung ins Haus kamen, als Anstifter hinter der PPK steckte, ist nicht beweisbar, wenn auch nicht ganz abwegig.146 In jedem Fall war Baeumler der Nutznießer. Der Verlag gewann nämlich den Prozeß mit der Folge, daß Ziegenfuß sämtliche Unterlagen an Mittler herausgeben mußte. 147 Ziegenfuß' bis dahin gar nicht in Erscheinung getretene Helferin Gertrud Jung genoß nun weiterhin das Vertrauen des Verlages, schien aber allein der Fortführung des Unternehmens nicht gewachsen. Nach dem Krieg gab sie an, sie habe sich Parteiinstanzen genähert (bis zur Aufnahme in die NSDAP 1941), um das wegen zu günstiger Behandlung von Juden und Marxisten vor dem Verbot stehende Werk, ihr geistiges Eigentum, zu schützen.148 Ob die mittellose Philosophiehistorikerin, die ein kümmerliches Dasein als Dozentin an der Lessing-Hochschule fristete (wo sie dem Zeitgeist - im Gegensatz zu Kollegen - äußerst zaghaft Referenz erwies149), mit dem Lexikon zu Baeumler ging, ob der Verlag einfach auf der „sicheren Seite" sein wollte und das Unternehmen deshalb Baeumler anbot, was diesen eigentlich bewog, eine Dessoir-Schülerin zu übernehmen - dies sind wohl nicht mehr zu beantwortende Fragen. Jedenfalls rechnete die Fachwelt 1939 damit, daß im „Baeumler-Kreis" so etwas wie ein philosophisches „Wörterbuch" entstünde, das als mögliche Konkurrenz zu weniger offiziösen Unternehmen noch 1942 als in den Anfängen steckendes „Wörterbuch der Philosophen" Spekulationen anregte, und das vor Kriegsende nicht mehr zum Abschluß gelangt ist.150 2.2.3. Die Philosophentagung des Hauptamtes Wissenschaft in Buderose 1939 Wie das Lexikon ein Torso blieb, so erlag auch die geplante Bildung eines Philosophencorps den ungünstigen Zeitumständen. Auf die Elemente nationalsozialistischer Philosophie, die mit anti-marxistischer und anti-jüdischer Neuinterpretation der Traditionsbestände bei der Lexikonbearbeitung nur angedeutet wurden, fiel allerdings in der einzigen vom Amt organisierten Philosophentagung ein helleres Licht, obwohl die Initiatoren weit davon entfernt 146
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SBPK, NL Lehmann, Karton 8; Dingeldey (Kröner-Verlag) an G. Lehmann v. 31. 7. 1939. Dieser Brief deutete ein recht persönliches Motiv für eine mögliche Baeumler-Intervention an: die Redaktion von Meyers Konversationslexikon habe einen ärgerlichen Schriftwechsel mit Baeumler hinter sich, weil ihm der dortige Artikel mißfallen habe, wie ja überhaupt bekannt sei, daß er in puncto Darstellung seiner Person „recht empfindlich" sei. Ob auch Ziegenfuß' Baeumler-Artikel Unmut erregte, und ob dies neben seinen sonstigen „Sünden" noch von Belang war, darüber darf spekuliert werden. Archiv Verlag de Gruyter, Akte Ziegenfuß/Phil. Lexikon; Urteil LG Berlin in Sachen Mittler&Sohn ./. W. Ziegenfuß v. 4. 12. 1937. BAP-DH, ZB II, 1255, A 2; Einlassung Jung im Spruchkammerverfahren, Berlin 1 . 1 1 . 1948. Jung bot seit 1935 Kurse zur Geschichte der Philosophie an; im Rahmen eines Überblicks zu Philosophie und Weltanschaung im 20. Jh. behandelte sie im März 1936 auch H. St. Chamberlain. Exklusiv widmete sie sich „Chamberlains Weltanschauung" im Dezember 1936. Vorlesungen der LessingHochschule Berlin 1935/36, H. 1, S. 5; H. 2, S. 4; 1936/37, H. 1, S. 4. - Über die VHS-Arbeit von Rieffert, Springmeyer usw. s. u. Kap. 3.; zur Baeumler-Schülerin Karin Homann der Leiterin der „Hochschule der Frau" an der Lessing-Hochschule s. u. 2. 3. SBPK, NL Lehmann, Karton 8; Dingeldey (Kröner-Verlag) an G. Lehmann v. 19. 12. 1939 („Gerüchte aus Leipzig") und v. 21. 4. 1942 („Wie weit ist der Plan ...?")
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waren, definitive Antworten vorzugeben. Als erster Schritt auf dem Weg, betont informell als Gesprächskreis organisiert, aus dem erst „allmählich eine echte Philosophische Arbeitsgemeinschaft" zu entwickeln sei151, kam das vom 12. bis 19. März 1939 aufschloß Buderose bei Guben152 abgehaltene Treffen von 30 jüngeren, von Baeumlers HAW ausgewählten Philosophen zustande. Doktoranden, Assistenten und Studenten Baeumlers stellten dabei eine fast erdrückende Übermacht: Neben Steinbeck, Grünewald, Erxleben, Schmoldt, Lange und den „Überläufern" Liebrucks, Baumgarten und Springmeyer kamen Härtle, Cordier, Lemke, Kulp, Wendorff, Gottfried Wemme153, Wentzke154 und Alfred Zastrau155 als Mitarbeiter des Amtes, dazu Härtles Lehrer Klemmt, der bald darauf ebenfalls unter Rosenbergs Fittiche genommen wurde. Eingeladen waren auch Gottfried Neeße aus dem Hause Heß156, Hein Stünke von der Reichsjugendführung157 und Albert Hartl, den das SD-Hauptamt ent-
151 BAK, NS 15/312, Bl. 55834; Konzept Baeumlers für das Einladungschreiben. 152 Einige Kilometer nordöstlich von Guben, seit dem 18. Jh. im Besitz des Ministers von Brühl und seiner Nachfahren, im 20. Jh. im Besitz eines Afrikaforschers aus der Familie v. Studnitz, nach 1933 Parteieigentum, „Haus der deutschen Frontdichter" (geleitet von Jürgen Hahn-Butry, Jg. 1899, nach 1945 unter dem Pseud. D. Rufer Biograph des NPD-Vorsitzenden A. v. Thadden). Wie der Stammsitz der Brühls in der Niederlausitz, Schloß Pförten, das gleich Carolath an der Oder und Schlobitten in Ostpreußen als imposante Ruine vom Untergang des deutschen Ostens kündet, so fiel auch Buderose denx Kriegsereignissen zum Opfer. Heute sind in einer versteppten Gegend rechts der Neisse kaum noch die Grundmauern auszumachen. 153 Wemme, geb. 4. 11. 1914 Zittau, Abitur ebd. 1934, Arbeitsdienst, seit 1930 in der HJ, 1935 NSDAP. Ab SS 1936 zeitungswiss. Studium an der FWU; ohne Abschluß ins HAW (während des Studiums schon als Schriftleiter tätig). 154 Wentzke: Nicht zu ermitteln. 155 Zastrau, geb. 28. 6. 1906 Golzow/Oderbruch, Abitur HG Berlin 1924, 1924-1927 Theologie u. Musikwiss. an der FWU, Unterbrechung aus wirtschaftl. Gründen, 1928/29 Philosophie, Germanistik, Geschichte (FWU), ab 1930/31 Königsberg, ebd. 1935 P.: ,Das Rolandslied als nationales Problem', Schüler von Heyse, G. Weber, P. Hankamer. 1937/39 DFG-Stipendiat in Göttingen, seit 1939 durch Hallische Wiss. Gesellschaft mit Mitteln der Rosenberg-Stiftung gefördert, in Halle 1943 bei Baesekke u. F. J. Schneider Habil.: ,Wahr. Studien zu einer wortgeschichtlichen Untersuchung' (Lehrprobe: Begriff und Bedeutung des Opfers bei den Germanen), 1944 Dozentur f. Dt. Philologie.- NSDAP: 1. 5. 1937; SA: Mai 1933; ab 10/1934 Landesleiter Ostpr. der Abt. Volkstum und Heimat im BDO, ab 5/1936 Mitarbeiter Gaupropagandaltg. NSDAP Ostpr. (Hauptstelle Kultur/Gauvolkstumswart), Berufung an HfL Elbing 1936 angeblich durch Harmjanz verhindert, da als Schüler Hankamers im Verdacht des Katholizismus. Berief sich nach 1945 auf Zugehörigkeit zum Widerstand (Kontakt mit Stauffenberg). - BAZ, REM-PA Zastrau; MF; AE. - Zastrau 1982. 156 Neeße, geb. 1911 Auerbach/Vogtl., jur.Studium, Examina Leipzig 1933/37, Dr. jur. 1935, 1937 Sachs. VoBiMin; 1938 Sachbearbeiter im Stab StF. Parteiarbeit seit 1929, u. a. 1934-36 Ltr. der Rechtsabt, des Gebietes Sachsen der HJ. 1938: SS; 1941: Reichsamtsleiter in der Parteikanzlei. Aus dem Schreiben einer RSHA-Dienststelle an RFSS-PA v. Okt. 1944 geht hervor, daß N. „seit Jahren" mit dem SD kooperierte (BAZ, MF u. SSO). Vgl. a. Tommissen 1991, S. 105f. 157 Stünke, geb. 25. 10. 1913 in Oberhausen, Lehre als Schmied, 1930 HJ, 1935-1939 hauptamtlich in der RJF, zuletzt stellv. Amtschef des Kulturamtes, 1939/41 philos. u. kunsthist. Studium (Berlin, Halle), im Ostfeldzug 1941 schwer verwundet, 1942 nochmals Fronteinsatz, vor Stalingrad verwundet, 12/1942-1945 Lehrgangsleiter Akademie für Jugendführung Braunschweig, nach dem Krieg als Kunsthändler in Köln, an der Spitze eines „Vereins progressiver Galeristen" Wegbereiter der zeitgenössischen Moderne. BAZ, MF, PK. Schultz 1978, S. 216; Catoir, 1993, 1995 (in diesen Würdigungen beginnt Stünkes Biographie erst 1945; korrigierend der ehem. HJ-Funktionär G. Kaufmann 1995).
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sandte.158 Dazu gesellten sich die Heyse-Schüler Heinrich Hadlich und Gerhard Mollowitz159, der von Heidegger promovierte Heinz L. Matzat160, der bald darauf ebenfalls in Rosenbergs Amtsbereich Verwendung fand, sowie Bartold Peters, ein Studienrat, dessen Dissertation über Meister Eckhart bei Görland in Hamburg entstanden war161 . Von den potentiellen Lehrstuhl-Anwärtern, den habilitierten oder eine Habilitation anstrebenden Philosophen reisten Wilhelm Grebe, Johannes Hoffmeister, Bruno Liebrucks, Erwin Metzke, Joachim Ritter, Karl Schlechta und Justus Schwarz in die Niederlausitz. Es fällt auf, daß keiner der Schüler Weinhandls, niemand aus dem Umkreis von Freyer, Gehlen und Ipsen oder von Rothacker und Becker einer Teilnahme für wert erachtet wurde 162, und daß Baeumlers Schützling Gerhard Lehmann genauso daheim bleiben mußte wie Heideggers Schüler (von dem zu Grunsky gewechselten Matzat einmal abgesehen). Selbstverständlich wollte man auch niemanden aus dem großen Nachwuchsreservoir von Baeumlers Intimfeind Krieck dabei haben, von den aus Baeumlers Sicht eher „reaktionären" Kräften wie Glockner, Bollnow oder Bauch, Wundt und deren Schülern zu schweigen. Unter dem Rahmenthema „Weltanschauung und Philosophie" dominierte daher die Frage nach den natürlichen und historischen Voraussetzungen des Denkens den Tagungsablauf, was z. T. schon an den Referatsthemen ablesbar war: 13. März 1939 Grunewald: Philosophia perennis Aussprache: Baeumler, Baumgarten, Schlechta, Grünewald, Härtle, Ritter, Springmeyer, Hartl, Wentzke, Liebrucks, Grebe, Matzat, Schmoldt. Springmeyer: Descartes 158
Hartl, geb. 13. 4. 1904, 1929 Priesterweihe, Präfekt im Erzbischöfl. Studienseminar Freising, Religionslehrer in München, 1933 NSDAP, 1934 SS, Ausbildung in Dachau, dann zum SD, 1937 HStF. und Abt.leiter im Amt 11/113 (Politische Kirchen), pseud. Vf. (A. Holzner) antikatholischer Propagandawerke. 1942 wg. unehrenhaften Verhaltens zum Osteinsatz abkommandiert (Stab Inspek. Sipo/SD für Ukraine in Kiew). BAZ, PK, RSK, SSO. 159 Hadlich, geb. 1911 in Stettin, 1930 Abitur in Stolp, Theologiestudium, unter Heyses Einfluß Hinwendung zur Philosophie, P. 1936: ,Die Idee des Gesetzes in der praktischen Vernunft', ab 1937-1940 DFG-Förderung (philosophisches antikatholisches Thema). Politisch: Bund Adler und Falken (1926), Grenzschutz Ostpommern, 1933 SA, Leiter der weltanschaulichen Schulung in der HJ, 1937 Meldung zur SS. - BAZ, HLK, RuSHA. - Mollowitz, geb. 1912 in Goldap, Abitur ebd. 1930, Studium in Freiburg, Berlin, Königsberg. Philologische Ausrichtung des Studiums trat bald zurück „gegenüber einer weltanschaulich fundierten kulturgeschichtlichen Betrachtungsweise" (vita, Diss.); Diss. bei Heyse 1935: ,Kants Platoauffassung' (Preis der Phil. Fak., gewürdigt als „Kampf um die innere Befreiung des deutschen Geistes"; (ebd.). - NSDAP: 1.5., SA: 1. 12. 1931. Um 1937 Habil.-Pläne: „Philosophie und Theologie bei Kant". - BAZ, MF und HLK. 160. 160 Zu Matzat s. o. B I. 4., Anm. 416. 161 Peters, geb. 14. 8. 1906 Lanstedt/Niederelbe, 1932 Volksschullehrerexamen. Philosophiestudium bei Cassirer, Görland, Noack, Pfänder, Geyser. Referenten der Diss: Görland, Ritter (1935). SA, NSLB, Parteiaufnahme am 7. 6. 1937 beantragt. 1944 im Rahmen der Aktion „Sonderelbe" vom Wehrdienst befreit. - BAZ, MF. - Vgl. auch seine Eckhart-Studie in der norddeutschen NSLB-Presse, Peters 1936. 162 Eine frühe Liste nannte noch Gehlen, Hugo Fischer (!), Schelsky, Gotthard Günther, sogar den Breslauer Katholiken Otto Most sowie den von Baeumler abgelehnten Gerhard Krüger (!); BAP, 62 Di 1, Film 1675, Bl. 56017.
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Kommentare zum politischen Zeitgeschehen 1933—1945 Aussprache: Baeumler, Metzke, Matzat, Peters, Ritter, Springmeyer, Grünewald, Grebe, Schlechta, Baumgarten.
14. März Baeumler: Kant Aussprache: Metzke, Baeumler, Springmeyer, Grebe, Baumgarten, Ritter, Hadlich, Steinbeck, Liebrucks, Schwarz Diskussion über 1. Hegel: Baeumler, Baumgarten, Springmeyer, Ritter. 2. Nietzsche: Baeumler, Schlechta, Baumgarten, Springmeyer 15. März Zastrau: Das Wort „Wahrheit" Aussprache: Schlechta, Zastrau, Grünewald, Grebe, Baeumler, Springmeyer Baeumler: Rede über das „Reich" Kant-AG: Ritter, Springmeyer Cordier: Das Gesicht der Welt nach der Entdeckung meiner Welt Aussprache: Wemme, Cordier, Schlechta, Baeumler, Baumgarten, Metzke, Springmeyer, Liebrucks, Ritter, Steinbeck, Matzat, Hadlich, Härtle, Schmoldt, Zastrau, Kulp 16. März Grebe: Der idealistische Charakter der Lebensphilosophie Aussprache: Baeumler, Grebe, Steinbeck, Lemke, Wemme, Liebrucks, Matzat, Härtle, Schlechta, Baumgarten, Ritter Kameradschaftsabend mit Reichsleiter Rosenberg 17. März (AG-Sitzungen unter Teilnahme Rosenbergs) Hadlich: Zur Geschichtlichkeit des Menschen. Aussprache: Baeumler, Hadlich, Springmeyer, Schlechta, Matzat, Cordier, Schmoldt, Ritter, Baumgarten, Härtle, Zastrau, Liebrucks, Steinbeck Ansprache Rosenbergs über Sinn und Aufgabe der Wissenschaftstagung 18. März Baeumler: Über die heutige philosophische Lage Lemke: Zur Ontologie Nicolai Hartmanns Aussprache zu beiden Referaten: Baeumler, Springmeyer, Baumgarten, Ritter, Hoffmeister, Schwarz, Klemmt, Härtle Matzat: Leibniz Aussprache: Grünewald, Matzat, Springmeyer, Liebrucks, Ritter, Steinbeck, Baeumler, Baumgarten Springmeyer: Kant Aussprache: Klemmt, Springmeyer, Baumgarten, Baeumler, Liebrucks, Schlechta
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Soweit die offenen Diskussionen dieser Veranstaltung, das Fragmentarische der Referate und Gespräche, überhaupt einzugrenzen sind, ist festzuhalten, daß aus Baeumlers Werk vertraute Begriffe wie Geschichte, Volk, Person, Individualität, Lage, Praxis, Arbeit, Natur und Schicksal positive Bezugspunkte prätendierter NS-Philosophie abgaben, denen Geist, Abstraktion, Menschheit, Voraussetzungslosigkeit, Objektivität, Kontemplation gegenüberstanden. Die Antithesen entfalteten sich in einzelnen Referaten über die „philosophia perennis" (Grünewald), den cartesischen Erkenntnisprimat, dessen eigentliches Anliegen, als Erbe rationaler Theologie, „Sicherheit" sei (Springmeyer), die kantische Verhaftung in ontologischen Traditionen, den Rückfall Hegels von der Schicksalsphilosophie seiner Anfänge in eine Geschichtsdialektik, die die Person im Allgemeinen verschwinden lasse, so wie sie schon in der platonischen Tradition eliminiert worden sei (Baeumler), über die Kritik der idealistischen Lebensphilosophie (Grebe) und der als moderne Ausformung eines ahistorischen Philosphiebegriffs interpretierten „Problemgeschichte" Nicolai Hartmanns (Lemke). Ein philosophisches Alternativkonzept lag dieser Kritik aber nicht zugrunde.163 Vor allem das wichtigste Bindeglied zwischen Philosophie und NS-Ideologie, der Rassebegriff, blieb so problematisch, daß das Protokoll nur eine tastende Ratlosigkeit dokumentiert. Es ist auffällig, wie vorsichtig die Fachphilosophen unter den Teilnehmern damit hantierten, während die Angehörigen des Amtes und der Sprachwissenschaftler Zastrau weit geringere Bedenken zeigten. Zastraus etymologische Spekulation, wonach hinter der Sprache rassische Urkräfte stünden und die Sprachwissenschaft daher Einsichten in die „Wesenund Wertverfassung" des germanisch-deutschen Volkes vermitteln und so die „Urmächte des Lebens" stimulierend ins Bewußtsein heben könne, bestritt Cordier unter Verweis auf die unüberwindlichen, derart konstruierten Kontinuitäten widersprechenden Unterschiede zwischen germanischer und deutscher Welt. Das Problem, das sich hier auftat, war wiederum das einer Philosophie des Partikularismus. Ließ sich ein rassegebundener Wahrheitsbegriff begründen? Schmoldt bezog dazu eine extreme Position: „Zwischen dem Arier und dem Juden besteht keine Verbindung. Sie stehen gar nicht in einer gemeinsamen Welt. Warum der Jude etwas, was für uns schlecht ist, als sittlich gut bewertet, kann ich als Deutscher schlechthin nicht verstehen."164 Dagegen verteidigte Kulp eine mittlere Linie: „Es gibt Wertgebiete, in Bezug auf welche sich verschiedene Völker nicht mehr verstehen können, während es andere gibt, in Bezug aufweiche sie sich verstehen können." 165 Ähnlich argumentierte Baumgarten: „Der kategorische Imperativ ist rein formal, da er im Prinzip des Widerspruchs begründet ist, und wendet sich an alle Rassen. Praktisch nehmen allerdings die Juden nicht an ihm teil." Über diese letzte, epistemologisch ohnehin bedeutungslose Einschränkung hinaus, setzte Baumgarten die universale Verstehensstruktur gegen Schmoldts Diktum, daß jüdisches Verhalten für uns überhaupt kein sittliches Phänomen sei, weil die Bewertung, die ein Jude sich selbst gebe, nicht verstanden werden könne: „Damit macht man sich doch aber ein x für ein u vor. Bei den Juden ist das Selbstbewußtsein durch
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Zur Überlieferung der Protokolle hieß es im HAW schon kurz nach Abschluß der Tagung äußerst kritisch, daß die Nachschrift bei einigen Referaten/Aussprachen unzulänglich ausgefallen sei und sie „nicht als Wiedergabe unserer Arbeit gelten" könnten. BAP, 62 Di 1, Film 1675, Bl. 55937; HAW, Notiz v. 28. 4. 1939. BAK, NS 15/312, Bl. 58736f. Ebd., Bl. 58735, 58737.
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Glorifizierung des Leidens gebrochen. Gerade das aber verstehen wir, wie uns Nietzsche gezeigt hat." Und schärfer: „Meine Rasse wird mir erst zur Welt, wenn sie anderen Rede und Antwort steht; dadurch vollzieht sich der Weg der Rasse zum Logos."166 Wie Cordier, der in der Polarität zwischen „meiner" und „der" Welt die „dynamische Spannung" sah, die allein eine „eigenständige Entwicklung" in „gefährlicher Offenheit" verspreche, so sperrte sich auch Baumgarten dagegen, ein unverbundenes Nebeneinander partikularer Welten anzunehmen. Am Logos partizipierten alle Rassen, deswegen sei die Behauptung, wir könnten einen Juden nicht verstehen, „ein sehr bequemer, aber vernunftloser Hinweis" (Cordier). Baeumler und Springmeyer engten das Problem in dieser Diskussion über die Allgemeingültigkeit von Logos und Ethos auf die Wertfrage ein. Härtles direkte Frage: „Gibt es allgemeingültige Werte?" blieb jedoch unbeantwortet. Denn auch in einer einheitlich gedachten Welt müsse es eine Rangordnung der Werte („Graduierung") geben, worin Baeumler eine Entsprechung zur hierarchischen Gliederung der Völker und Kulturen sah: „Es gibt ein Wertgefälle vom Arier zum Juden."167 Baumgarten erinnerte an die von Nietzsche geltend gemachte „Wesensdifferenz von Juden und Germanen". Springmeyer neigte Baeumlers Position zu: nicht Wesens-, sondern Wertdifferenz: Nietzsche lasse die „Vielheit der Moralen" nicht einfach nebeneinander bestehen - er unterscheide „kranke und gesunde Moralen". Ohne die aufgeworfenen Fragen auch nur annäherungsweise zu beantworten, gabelte sich die Diskussion an diesem Punkt: Baumgarten bestand weiter darauf, daß der „Andere" nicht nur Gegner, sondern auch Partner sein könne, dessen Einwirkungen „mich" veränderten. Hadlich und Ritter bemühten sich um eine Bestimmung kultureller Differenzkriterien am Beispiel der Philosophie: Wissenschaftlich - wie Baeumler und Springmeyer ergänzten: naturwissenschaftlich - formulierte Weltanschauung sei eine „Möglichkeit unserer nordischen Welt", wie Ritter meinte, der damit die Möglichkeit von (auch wissenschaftlicher) Philosophie in anderen Kulturkreisen nicht negierte. Härtle wollte das exklusiver fassen: Es sei einzig und allein eine „nordische Leistung", nur „Menschen unserer Art können philosophieren". Weisheit und Sittenlehre hätten auch Chinesen und Juden, aber „wissendes Leben" hätten erst die Griechen begründet (Hadlich). Diesen an sich wertneutralen Unterschied bezog Schmoldt wieder auf eine ethnische Wesensdifferenz: das Buch Hiob (= Weltanschauung ohne Wissenschaft/Philosophie) biete nur Veranlassung zu Ressentiments, Philosophie verlange aber „Kühnheit und Innerlichkeit". Daß hier ebenso wie bei Baeumler, Härtle und Springmeyer durchschimmernde Ideologem „nordische Weltauffassung", ausgezeichnet durch Wirklichkeitssinn, Gestaltungswille, Unternehmungsgeist, Idealismus, Freiheitsdrang und Tapferkeit des nordischen Menschen, kollidierte mit Schlechtas skeptischen, an Goethes Kritik mechanistischer „Naturzerreißung" geschulten, von George und Klages bestätigten Einlassungen zu den extrem negativen Folgen „exakter Naturwissenschaft": Innerhalb der nordischen Welt stünde also die aristotelisch-organizistische Linie Aristoteles-Goethe gegen die kausalistisch-mechanistische Tradition Platon-Kant, die - wie bei Nietzsche nachzulesen - mit dem Christentum verwandt sei. Diese Rochade, die das griechisch-germanisches Schema der „Rosenbergianer" vollends in 166 Ebd., BI. 58736 f 167 Ebd. - Dazu M. Baeumler, die den Wiederabdruck eines Baeumler-Textes zur Definition des Rassebegriffs (Baeumler 1942a, S. 81 ff.; zuerst 1939) wie folgt kommentiert: „eine Wertung wie ,höhere' und ,niedrigere' Rassen gibt es bei ihm nicht" (1976, S. 121).
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Frage stellte, trug Schlechta eine entsprechend ungnädig-scharfe Replik Baeumlers ein. Auch die unter der Oberfläche so präsente wie brisante Frage nach dem Verhältnis zum Judentum, auf die aus politischen Gründen zu diesem Zeitpunkt (1939!) die Problematik nationaler und kultureller Identität zugespitzt wurde, erfuhr von Baeumler eine schneidendklare Antwort: „Wir müssen davon ausgehen, daß wir gegen den Juden einen Kampf auf Leben und Tod fuhren."168 Und ein von Erxleben verbessertes Protokoll vermerkte dazu hinter Baeumlers Namen: „Die Würdigung der Kampfansage des Führers gegen Juden." 169 Das könnte bezogen worden sein auf die gerade sechs Wochen alte Reichstagsrede Adolf Hitlers, die jene berühmte „Prophezeiung" von der „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa" enthielt.170 Aus Hitlers Sicht war der „Kampf auf Leben und Tod" ein historisches Faktum und entsprechend galt seine Kampfansage gerade dem „internationalen Finanzjudentum", dessen gegen Deutschland gerichteten Einfluß auf die Außenpolitik der Westmächte die Rede des Reichskanzlers in einigen Facetten (Versailles, Inflation, Pressepropaganda nach 1933) streifte, das er aber ganz konkret im Kontext der deutsch-amerikanischen Beziehungen seit 1937 als die zum Krieg treibende Kraft wahrnahm.171 Diese politisch vermittelte, dramatisierende Auffassung interkultureller Beziehungen als Freund-Feind-Verhältnis trug Baeumler in Buderose vor, ohne daß ihm eine theoretische Legitimierung gelungen wäre. Es ist daher abstrus zu behaupten, in Buderose hätten „nazifreundliche Philosophen" Rosenbergs „biologischen Rassismus" akzeptiert, zu einem Zeitpunkt, als dies nur der „Rechtfertigung für den Massenmord" resp. für die „rassische Eroberung Europas" haben dienen können.172 Was in Buderose auf der Tagesordnung stand, was den „Baeumler-Kreis" motivierte, an einer philosophischen Grundlegung des Nationalsozialismus zu arbeiten, war die spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder neu gestellte Frage nach der gesellschaftlich-geschichtlichen Bedingtheit von Wahrheit und Wissenschaft. Heimsoeth, aus dessen Umfeld Metzke, Schwarz und Ritter in Buderose vertreten waren, hatte dieses „Hauptproblem" der zeitgenössischen Philosophie in seiner Neuausgabe von Windelbands ,Lehrbuch der Geschichte der Philosophie' (1935) in allen Richtungen der Gegenwartsphilosophie ausgemacht. Der sich darin ankündigende Abschied vom „Bewußtsein überhaupt" und den „absoluten Werten" erscheint auch heute, zwei Generationen später, immer noch als Signum der nachhegelschen Philosophiegeschichte. 173 Heimsoeth beschrieb, im europäischen Rahmen, einige für die Geschichtsphilosophie und Anthropologie besonders relevante, politisch anschlußfähige Umwälzungen. Namentlich die französische Wissenschaftskritik, die Grundlagenkrisis der Physik, der vom kritischen Realismus und Pragmatismus angelsächsischer Denker regelrecht zerlegte kontinentale Bewußtseinsidealismus, die in Frankreich philosophisch transformierten Resultate ethnologischer Feldforschung (Levy-Bruhls Theorien über prälogische Erfahrungs- und Anschauungsstrukturen der Primitiven), die deutsche, von Dilthey stark angeregte Historisierung des Denkens, die 168 169 170 171 172 173
Ebd., BI. 58760ff.; Besprechung zum Referat Hadlich. Ebd., Bl. 58737; Besprechung Referat Cordier und BAP, 62 Di 1, Film 1675, Bl. 56063f., dito, aber mit dem Vermerk „Verbessert und erläutert durch Erxleben". Rede vor dem Großdeutschen Reichstag, Sitzung am 30. 1. 1939; Reichsanzeiger Nr. 26, 31. 1. 1939, 1. Beilage, S. 2. Vgl. dazu die Einleitung zum Kapitel 5. So Leaman in zwei betr. Buderose fast identischen Aufsätzen 1994a, S. 247; 1994b, S. 57f. Heimsoeth 1935, S. 571-610; Schnädelbach 1983, S. 139ff, 198ff.
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anthropologisch-psychologische Forschung über die emotionalen „Urgründe" des Bewußtseins, die ökonomistische Gesellschaftstheorie des Marxismus - in den 20er und 30er Jahren erschien es auch ohne rassenideologische Anregungen wenig plausibel, die „Menschheit" noch länger für das Vernunftsubjekt der Geschichte auszugeben.174 „Der überlieferte Begriff der .Menschheit' wird nach seiner Bedingtheit durch christlichreligiöse Überzeugungen oder durch Kulturtradition und Zivilisationsbegriff der abendländischen germanisch-romanischen Völker in Frage gestellt. Die Empirie der völkerkundlichen, der geschichtlichen, geisteswissenschaftlichen, dann auch der psychologischen und philosophischen Forschung mit ihrer ständig weiter fortschreitenden Erschließung der außereuropäischen Kulturen, sowie der Anschauungs- und Werkwelten vorgeschichtlicher Völker [,Primitiven'] in allen Weltteilen hat die tiefe Verschiedenheit der Lebensformen, Wertwelten und Entwicklungsmöglichkeiten von gesondert auftretenden, weithin unabhängig von einander lebenden Menschengruppen in den Vordergrund gerückt."
Aus der Empirie der Historie wie der Gegenwartskämpfe drängten daher die Phänomene „Volk" und „Rasse" zu neuer Untersuchung, ein Prozeß, der in Frankreich, England und den USA begonnen habe. Dazu ist aus heutiger Sicht festzustellen, daß, nachdem die gerade in Westdeutschland so erfolgreiche Renaissance des universalistischen Normativismus die von Heimsoeth aufgezeigten Problemstände lange verdeckte, sie, wiederum aktualisiert durch politische Gegensätze, jetzt auf breiter Front in die „Diskurse zurückkehren: Im Gewand des postmodernen Partikularismus, des kommunitaristischen Anti-Universalismus, im Kulturkampf um die Interpretation asiatischer Werte („Singapur-Schule"), in der islamischen Kritik am liberal-individualistischen Menschenrechts-Universalismus, in Huntingtons These von der Unverträglichkeit weltanschaulicher Normen und Werte verschiedener Zivilisationen, im Kulturrelativismus US-amerikanischer Anthropologen (Geertz), für den jede Kultur eine regional gebundene soziale Sinnproduktion ist, in den Forschungen über genetisch determinierte („rassische") Intelligenzunterschiede (Herrnstein/Murray). Und sogar in der eigentlich eine „antirassistische" Position aufbauenden kühnen Theorie Martin Bernais über den ägyptisch-negroiden Ursprung griechischer Kultur (,Black Athena') steckt der Glaube an die kulturelle Superiorität einzelner Völker, nur daß diesmal Gobineaus Arier durch Neger ersetzt werden. Schließlich sei an die scharfsinnige Distinktion erinnert, wonach die universalen Eigenschaften von Rationalität und Sprachfähigkeit keineswegs die ubiquitäre konsensuale Verständigung verbürgen, da Verstehen nicht automatisch Konsens stiftet: „Verstehen ist normativ neutral" (Kondylis).175 Gemessen an der Kontinuität der Probleme standen die Disputanten von Buderose insoweit also auf der Höhe ihrer wie unserer Zeit. Die hypothetisch-fragmentarische Behandlung des Rassebegriffs176 ist erklärlich, weil er in der umfassenderen Thematik der historisch-materiellen Determinanten von Wahrheit und Wert nur ein Segment darstellte, das in der internen kulturanthropologischen Diskussion „noch ganz in den Anfängen wissenschaftlich-philosophischer Erforschung" steckte (Heimsoeth). Die vorsichtige Art des Argumentierens der meisten Gesprächsteilnehmer spiegelt 174 175 176
Heimsoeth 1935, S. 608. Auf Einzelnachweise wird hier verzichtet. Die Leaman immerhin erkennt („Selbst unter den überzeugtesten Nazi-Philosophen gab es keinen Konsens darüber ..."), um im gleichen Atemzug zu behaupten, viele Philosophen hätten die „NaziHypothesen über die Rassenvorstellungen ohne zu zweifeln akzeptiert"; 1994a, S. 57.
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dies wider. Sie hätten sich auch nicht in einen parteiamtlich verbindlichen Rassebegriff flüchten können: weil es den nicht gab, konnten sie ihn nicht „akzeptieren" (s. u. Kap. 4.). Und schon gar nicht einen „biologischen Rassismus" Rosenbergs, der im ganzen ,Mythus' nicht zu entdecken ist. Rosenbergs strikte Ablehnung jedes naturalistisch-monistischen „Rassenmaterialismus" führte zu der den eigenen Voraussetzungen widersprechenden Auffassung von der unsterblichen Seele, als einer zeit- und raumlosen, „von aller Erdgebundenheit" (sie!) gelösten Kraft.177
2.3. Der Alltag der Philosophen im Dritten Reich - im Spiegel der Akten der Berliner Philosophischen Fakultät Das dritte wissenschaftspolitische Wirkungsfeld Baeumlers ist wiederum unter dem Aspekt zu betrachten, wie sich der im IPP und im Amt Wissenschaft intendierte Philosophiebegriff inhaltlich, in den Themen der mündlichen Prüfungen und in Dissertationen niederschlug, und in welchem Umfang Baeumler sein Konzept hier durchsetzte. Dabei ist es unerläßlich, auch die Beteiligung an fachfremden Habilitationen jener Disziplinen einzubeziehen, auf deren weltanschaulich-theoretische Grundlagen sich der interdisziplinäre Anspruch seiner politischen Philosophie erstreckte, also Nationalökonomie, Geschichtswissenschaft, Volkskunde, Wehrwissenschaft, Publizistik und natürlich Pädagogik. Auch muß zwangsläufig das anhand der philosophischen Habilitationsverfahren aufgezeigte Spannungsverhältnis zu Hartmann und Spranger beachtet werden. Im Vergleich zum Wissenschaftsverständnis dieser beiden Kollegen und dessen prüfungspraktischer Umsetzung wie im Vergleich zu den Aktivitäten der gleichfalls gegen den tradierten Philosophiebegriff opponierenden Dozenten Schering und Rieffert, sollen die Eigenart und der Erfolg des Baeumlerschen Ansatzes deutlich werden. Im Anschluß an eine Untersuchung der Beteiligung Baeumlers, Scherings, Hartmanns und Sprangers an fachfremden Habilitationen folgt eine Analyse der mündlichen Prüfungen in Philosophie im Haupt- und Nebenfach sowie ein Vergleich der Doktorandenkreise. 2.3.1. Beteiligung Berliner Philosophen an fachfremden Habilitationen zwischen 1933 und 1945 Der Bestand „Habilitationen" im Archiv der Berliner Universität umfaßt 120 Verfahren, davon kamen 38 nicht zum Abschluß. Wie die Darstellung der philosophischen Habilitationen gezeigt hat, erwies sich Baeumlers Einfluß dort als begrenzt, wo weltanschaulich bedingte Arbeitshypothesen wissenschaftlich solide zu falsifizieren waren, oder umgekehrt, wo weltanschauliche Vorbehalte Baeumlers wissenschaftsimmanent begründete positive Voten von Kommissionsmitgliedern nicht zu entkräften vermochten. Da also schon im eigenen Fach seine Nachwuchsauslese auf Widerstände stieß, wird man von vornherein seinen Einfluß in den für ihn wissenschaftspolitisch relevanten Disziplinen nicht allzu hoch veranschlagen 177 Daraufwies Härtle in seiner Nachlaß-Edition von Rosenberg Nürnberger Aufzeichnungen hin (Einleitung zu Rosenberg 1969, S. 24f.). Ein nicht im Verdacht der Voreingenommenheit stehender Interpret wie Sluga bestätigt dies (dafür genügte ihm offenbar die US-amerikanische Auswahlausgabe Rosenbergs) 1995, S. 263: „Race is forhim the same as soul." Vgl. jetzt Kroll 1998, S. 103-123.
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dürfen. Immerhin fällt auf, daß Baeumler in 38 Verfahren einer Kommission angehörte, während Hartmann und Spranger überhaupt nur vier bzw. sechs Mal in eine Kommission berufen wurden, also sie ihren Einfluß auf die Nachwuchsauslese im Vergleich zur Zeit vor 1933 weitgehend einbüßten. Der permanent unter Zeitnot leidende Baeumler nahm an 22 dieser Verfahren aber entweder gar nicht teil, d. h. er votierte nicht, und er meldete sich weder in der wissenschaftlichen Aussprache noch in der Lehrprobe zu Wort; auffallend oft vermerkte der Protokollant, daß Baeumler entschuldigt sei. Das war selbst in Verfahren von Nachwuchskräften so, die dem Amt Rosenberg besonders nahe standen. Dies konnte bei wissenschaftlich ausgewiesenen Männern wie dem Musikwissenschaftler Wolfgang Boetticher178 oder dem Prähistoriker Werner Hülle179 nicht schaden, doch hätte es den Reichsstellenleiter und Hauptschriftleiter der wichtigen Rosenberg-Zeitschrift „Bücherkunde", den Volkskundler Wilhelm Stölting, wohl vor dem Scheitern bewahrt, wenn Baeumler die Erstattung eines Gutachtens nicht abgelehnt hätte.180 Gänzlich desinteressiert gab er sich auch im Verfahren von Karl Bömer, dem Pressechef von Rosenbergs Außenpolitischem Amt, dessen Dozentur aber vielleicht höheren Orts beschlossen und somit nicht unterstützungsbedürftig war.181 Aufdringlich weltanschauliche Akzentsetzungen oder Berufung auf politische Verdienste provozierten in einigen Verfahren sogar Baeumlers Widerwillen, was, wie im Fall der Bewerbung Adolf Ehrts (s. o. B I.), dazu führte, daß Nationalsozialisten sich durch den „NS-Philosophen" um ihre akademische Karriere gebracht sahen. Dies widerfuhr 1938 auch den beiden Zeitungswissenschaftlern Heinz Bause und Hubert Max. Bause reichte eine Arbeit über ,Das periodische Schrifttum des ,wahren' Sozialismus unter besonderer Berücksichtigung des westfälischen Publizisten Otto 178
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UA-HUB, Kur. B 304; PA Boetticher. Habil. an 15. 12. 1943: ,Die instrumentale Liedbearbeitung des 16. und 17. Jhs. in Deutschland, Frankreich und Italien'. Baeumler war an der wiss. Aussprache an 15. 12. 1943 und an der Lehrprobe vom 16.-19. 5. 1944 beteiligt, ohne sich jedoch zu Wort zu melden. Boetticher, 1914 in Emden geb., war seit dem 5. 11. 1942 Reichshauptstellenleiter im Amt Rosenberg und gehörte dem Einsatzstab des Reichsleiters an, eine Arbeit, die ihn in die Archive u. a. von Paris, Amsterdam, Brüssel, Wilna und Witebsk führte. Gleichzeitig war er Angehöriger der Waffen-SS, arbeitete für die Wehrmacht als Kunstschutzoffizier hinter der Ostfront und war 1944 im SS-Hauptamt, Amt C I tätig. Ebd., Phil. Fak. Nr. 1281; Hülle, seit 1. 4. 1936 Reinerths Assistent und damit einbezogen in die Vorgeschichtsforschung für das Amt Rosenberg, habilitierte sich am 24. 11. 1938 (,Westausweitung und Wehranlagen der Slaven in Mitteldeutschland'). Baeumler ließ sich bei Aussprache und Lehrprobe entschuldigen. Ebd., Phil. Fak. Nr. 1369; Stölting, 1903 in Kiel geb., war bis 1931 als kfm. Angestellter tätig. Am 1. 4. 1930 in die NSDAP eingetreten, genoß er als Journalist und Heimatschriftsteller die Förderung des oldenburgischen Gauleiters Rover. Ab 1937 Studium an der FWU, P. 1940 (,Germanisches Glaubenserbe im niedersächsischen Volksbrauchtum'), Habil.-Gesuch 1942 (,Ziel und Arbeitsweg einer deutschen Volkskunde'). Neben Spamer sollte Baeumler das Hauptgutachten erstatten; an seine Stelle trat Schwietering. Da selbst Schering einen zu statischen Volksbegriff des Vf.s kritisierte, verlor die bedingt positive Bewertung Spamers so an Gewicht, daß Stölting 1943 scheiterte. UA-HUB, Kur. B 298, PA Bömer; 1900 in Münster, 1918-1920 Freikorps Pfeffer und Organisation Escherich. Dr. rer.pol. 1926 Münster, 1927 Ltr. der Auslandsabt, des Dt. Instituts für Zeitungskunde, ab Mai 1933 Ltr. Presseamt APA, Dozent HfP., 1935 kumulative Habil., am 23. 10. 1935 wiss. Aussprache über Presse in der USA (u.a. diskutierte man den Einfluß des Judentums am Beispiel der „New York Times"). Gutachter waren Dovifat und v. Dietze. Baeumler gab weder ein Votum noch erschien er zur Aussprache. 1936 erhielt Bömer eine Dozentur für Zeitungswissenschaft und ausländische Publizistik, 1939 eine apl. Prof. an der FWU; Leiter der Auslandspresseabt, im RMVP.
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Lüning' ein, die der Betreuer Emil Dovifat auch deshalb lobte, weil sie gute Beispiele zur Psychologie der radikalen, marxistischen Publizistik enthalte, insbesondere über jene Formen, die durch den „Einbruch des Judentums in die Publizistik" bedingt seien. 182 Der Historiker Schüssler gab dagegen zu bedenken, daß der vormärzliche Sozialismus Lünings an seiner eigenen Verschwommenheit gescheitert sei, die der (wenn auch scheinbaren) Logik von Marx und Engels nicht habe Paroli bieten können.183 Baeumlers Votum, dem die Historiker Härtung und Meyer zustimmten, gab dann für die Ablehnung den Ausschlag: Die Arbeit biete nur zusammengeleimte Referate, vermöge nicht einen einzigen Zeitschriftenaufsatz geschichtlich einzuordnen, verrate keine Vorstellung von der Gesamtgestalt des 19. Jahrhunderts und lasse nicht erkennen, daß der Verfasser eine wesentliche Voraussetzung erfülle, die zum Verständnis des theoretischen Sozialismus gehöre - „die Kenntnis Hegels".184 Bei dem Habilitationsversuch des Pressefunktionärs Hubert Max stellte Baeumler schon die Weichen, bevor die Referenten Bömer und Dovifat ihre reservierten Voten vorlegten. ,Wesen und Gestalt der deutschen politischen Zeitschrift. Ein Beitrag zur Geschichte des politischen Erziehungsprozesses des deutsches Volkes' - so lautete der Titel des Werkes-, dessen ersten, mit der Aufklärungsepoche endenden Band Max einreichte. 185 Baeumler empfahl den maßgebenden zweiten, der politischen Publizistik des 19. und 20. Jahrhunderts gewidmeten Band abzuwarten, um zu beurteilen, ob der Verfasser den geschichtlichen und politischen Gesamtablauf, in den die Publizistik verflochten sei, wirklich überblicke.186 Niederschmetternde Gutachten von Meyer, Schüssler, Spamer und Koch („Vf. schiebt moderne Begriffsinhalte willkürlich vergangenen Zeiten unter") brachten das Verfahren dann aber schnell zu einem für Max negativen, von Baeumler vorgezeichneten Ende. Gegen die politisch motivierten günstigen Urteile der in der Kommission sitzenden Dozentenbundfunktionäre Niedermayer und Schering, sowie gegen die positive Einschätzung des Prähistorikers Reinerth (in der Dienststelle Rosenberg Amtsleiter wie Baeumler), verhinderte Baeumler zusammen mit Richard Thurnwald die Habilitation von Reinhold Schober.187 Der von Heinrich Maier 1932 über die Rechtsphilosophie Iherings promovierte Schober wollte für seine Arbeit,Untersuchungen zu einer Eingeborenenpolitik - Ergebnisse einer Reise in das Gebiet der Ewe, Togo' eine sozialwissenschaftliche venia erlangen. Thurnwald vermißte aber in der ersten Fassung von 1936 die ethnologische Substanz und 182
Ebd., Phil. Fak. Nr.1330; Bause, 1899 in Xanten, P. 1921 in Münster mit einer germanistischen Diss. Bis 1930 Feuilletonredakteur des „Westfälischen Merkur". Ab 1929 Lektor am Inst. f. Zeitungskunde Münster. Nach 1933 ehrenamtlicher Vortragsredner im Dienst von NSDAP und HJ. - Dovifats Votum vom 5. 1. 1938. 183 Ebd., Votum Schüssler v. 19. 1. 1938. 184 Ebd., Votum Baeumler v. 12. 5. 1939. 185 UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 1353/1; Max, 1909 in Olpe, Studium der Philosophie, Pädagogik, Germanistik, Publizistik; P. München 1933 (,Die Satire in der französischen Publizistik'), Schriftleiterausbildung beim „VB", 1936 Leiter der Forschungsstelle in der Reichspressekammer. - NSDAP: April 1933. - Wahrscheinlich war Baeumler Max gegenüber voreingenommen. Denn in der katholischen „Academia" hatte Max ,Männerbund und Wissenschaft' kritisch rezensiert und dabei Baeumlers Behauptung als „bedauerlichen Irrtum" abgetan, das Mittelalter sei ein Zeitalter der Seelenbindung gewesen: Max 1934, S. 196 186 Ebd., Bl. 28; Votum Baeumler v. 18. 10. 1937. 187 UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 1367; Schober, 1911 in Berlin, 1933/34 Westafrika-Reise mit Unterstützung von AA und DFG.
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erzwang eine Überarbeitung, die er 1937 dann ebenso scharf zurückwies. Schering und Reinerth hätten Schober gern durchgeboxt, weil er Ansätze geboten habe, um die in ihren Augen allzu museal-positivistische Völkerkunde kulturpolitisch zu instrumentalisieren. Man solle, so Schering, wenn schon von ethnologischer Seite Kritik komme, die venia eben für „Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der angewandten Völkerkunde" erteilen.188 Der Dekan Breloer schickte Schober daraufhin zu Baeumler, „in dessen Richtung die Verbindung der Politik mit der Philosophie" liege, um die philosophische Eignung prüfen zu lassen. Aber der erhob „energischen Protest", da die philosophische Substanz eine solche Habilitation auf keinen Fall rechtfertige.189 Nur nachdem er erhebliche Einwände zu Protokoll gegeben hatte, stimmte Baeumler in zwei anderen, politisch erwünschten Habilitationen zu. 1935 mischte er sich, ohne der mit Spranger besetzten Kommission anzugehören, in das Verfahren des Sportpädagogen Albert Hirn ein.190 Hirn, der sich seit 1924 an der FWU abmühte, die Leibesübungen akademisch zu nobilitieren, legte ein Manuskript über ,Die Entstehungsgeschichte des modernen Sports' vor, dessen historische Passagen Spranger und Krümmel - der Leiter des Amtes Körperliche Erziehung im REM - als ungenügend tadelten.191 Baeumler, der in der wissenschaftlichen Aussprache nach der Politisierung des Sports und dem von Hirn in seiner Arbeit besonders betonten Unterschied zwischen dem in England nicht aus völkischer Überlieferung entsprungenen Sport und der in Deutschland in nordischer Kontinuität stehenden Leibesübung frug, fand denn auch, daß Hirns Verständnis von Pädagogik die Rückbindung zur Philosophie fehle, was eine venia für das Gesamtgebiet der Pädagogik ausschließe.192 Bemerkenswert ist, daß Baeumler an einem zweiten Verfahren, das wie bei Hirn mit der Erteilung der venia für „Pädagogik der Leibesübungen" abschloß, kein Interesse mehr zeigte und das Feld Spranger überließ, als sich 1942 Ludwig Englert mit ,Untersuchungen zur Geschichte der Leibesübungen und Leibeserziehung der Frau von den frühesten Zeiten bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts' habilitieren wollte. Schon das vom Referenten Wilhelm Weber gelobte „Streben zu den Müttern" hätte den Bachofen-Forscher Baeumler eigentlich neugierig
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Ebd.; Votum Thurnwald v. 5. 6. 1936. Voten Reinerth v. 8. 6. 1936, Schering v. 24. 1. 1937, v. Niedermayer v. 7. 4. 1937. Ebd.; Baeumler an Breloer über Unterredung mit Schober v. 31. 5. 1937; Breloer an REM v. 18. 8. 1937. Ebd., Kur. H 338, PA Hirn. 1888 in Hochhausen/Neckar, 1913 1. StE fürs höhere Lehramt, Kriegsteilnahme, 1917 vor Verdun schwer verwundet, 1923 in Heidelberg P. (,Zur Geschichte des Schulturnens in Preussen bis zur Turnsperre'). 1924-34 Direktor des Instituts für Leibesübungen FWU, 1934 Leiter der Turnlehrerausbildung am Hochschulinstitut für Leibesübungen ebd., 10. 2. 1936 Habil., 17. 4. 1936 Lehrprobe (,Die Leibesübungen bei Pestalozzi'), 4. 7. 1936 Dozentur für Pädagogik d. Leibesübungen, 1942 apl. Prof. in Straßburg. - NSDAP: 1. 5. 1933. Ebd.; Votum Spranger v. 20. 12. 1935; Votum Krümmel o. D.; ähnlich kritisch auch der 2. Hauptgutachter Schirmer, der am 11.4. 1935 monierte, daß Hirns Thesen bezüglich England kaum haltbar seien und er das Historische nur summarisch behandele. Ebd., Protokoll wiss. Aussprache v. 20. 12. 1935. Das negative Urteil wurde im HAW festgehalten. Als man 1942 dort anläßlich Hirns Berufung nach Straßburg ein Gutachten erstellte, wies man auf die in seinem Werk fehlende „tiefere Begründung des Zusammenhangs zwischen Leibesübung und Rasse" hin, was an Hirns philosophischem Unvermögen liege. Da er an Baeumler nicht anknüpfe, leiste Hirn keinen Beitrag zu „unserem Neubau der Leibesübungen". BAP, 62 Di 1, 720 P, Bl. 0359519; Gutachten von Ju (= G. Jung)/Ba v. 25. 6. 1942.
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machen müssen, ebenso wie die von Krümmel betonte „politische Fragestellung" nach dem Verhältnis des Menschen zum Leibe, mit der Englert endlich Neuland betreten habe.193 Doch wie bei Hirn, wo nur Krümmel an „Auswirkungen der Rasse auf die Leibesübungen" interessiert war, übte Baeumler Zurückhaltung bei einem Forschungsansatz, der wie Englerts Probevortrag über: Die biologische Beurteilung Jugendlicher, vielleicht zu ostentativ in die naturwissenschaftlich-psychologische Richtung wies. Die zweite politisch erwünschte Habilitation, der Baeumler unwillig zustimmte, fand im Januar 1945 statt. Gemeldet hatte sich im Frühjahr 1944 Herbert Beer, ein ehemaliger NSDStB-Aktivist, Organisator des ersten Reichsberufswettkampfs, PPK-Lektor und Parteigenosse seit 1933.194 Das Thema seiner Arbeit entsprach diesem Engagement: ,Die britische Einstellung zum Kriege im Zeitalter des Imperialismus'. Dekan Grapow bestellte nicht Schirmer, den kulturhistorisch kompetenten Anglisten, sondern den Phonetiker Hörn nebst Schüssler und Schering zu Hauptgutachtern. Obwohl Hörn erwartungsgemäß milde benotete, nahm die Sache für Beer keinen günstigen Verlauf. Schüssler monierte Detailfehler, Schering meinte, der englische Universalismus als wahre Antriebsfeder des expansiven Imperialismus und damit des britischen Kriegsverständnisses bliebe unscharf. Schirmer hielt dem ungeliebten Beer, der ihm im Seminar jahrelang als politischer Aufpasser begegnet war195, vor, in großen Synthesen zu schwelgen, die sich zu einem unwissenschaftlichen Essay verdichteten. Allein Weber brach eine Lanze für Beer: er habe das Thema mit einer Vorlesung über Britannien und das römische Weltreich angeregt und Beer sei es gelungen, die Antithese zwischen deutscher und britischer Kriegsideologie herauszuarbeitend, nachzuweisen, daß Briten bedenkenlos und brutal Kriege führen, weil ihnen Krieg ultima ratio der Politik sei. Dabei habe Beer zwar Carl Schmitts politische Theologie ignoriert, und die selbstgefällige Identifizierung von „white race" und „British race" übersehen, aber dies sei ihm unter Kriegsbedingungen nicht anzukreiden. Baeumler neigte der ablehnenden Mehrheit zu, während Grapow wegen einer Intervention der Reichsstudentenführung verstimmt war, die ihm unverhohlen zumutete, persönlich für Beer zu „sorgen". In der Aussprache am 10. Januar 1945 stellte Baeumler nach einer Befragung über Unterschiede deutscher und englischer Ideologiebildung das Versagen des Kandidaten fest, der zwar aktiver Parteigenosse sei, aber wissenschaftlich „nicht hören" könne. Erst ein Machtwort des Rektors und Baeum-
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UA-HUB, Kur. E 74, PA Englert; 1903 in München, 1921-1926 altphilologisches Studium in München u. Berlin. München 1926 P.: .Untersuchungen zu Galens Schrift Thrasybulos', StExamina 1927/28. Medizinstudium FWU 1928-1933 (Dr. med.), 1928-34 Assistent Institut für die Geschichte der Medizin FWU, 1935 Assistent Hochschulinstitut f. Leibesübungen, Bibliotheksleiter ebd. 1936. LA Reichsakademie f. Leibesüb. 1936-1939, 1940 Lehrgangsleiter Führerschule Neustrelitz. Mitarbeiter der NS-Bibliographie, Lektor Amt Schrifttumspflege, Vortragsredner NSLB, Sportamt KdF. Seit 1934 Gefolgschaftsführer HJ. - Habil. 21. 7. 1942, Lehrprobe 14.-17. 12. 1942 (unter Beteiligung Sprangers). 1944 apl. Prof. f. Pädagogik der Leibesübungen an der FWU. Ebd. Phil. Fak. Nr.1248, PA Beer. 1914 in Purley/GB, 1932 Abitur in Berlin, Studium FWU, 1939 ebd. P.: ,Führen und Folgen, Herrschen und Beherrschtwerden im Sprachgut der Angelsachsen'. Ebd., lt. Gutachten des Kommilitonen Lehnert, nachmals Prof. f. Anglistik in Greifswald, v. 4. 3. 1950. Den Gegenschlag führte Schirmer, als er im Oktober 1945 erfolgreich beantragte, die Habilitation rückwirkend für nichtig zu erklären.
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lers „Umkippen", verbunden mit der eindringlichen Ermahnung, nach gewonnenem Krieg hart an sich zu arbeiten, machte den Weg zur Habilitation frei.196 Überwiegend wohlwollend stand Baeumler nur einer von der Berliner Studentenführung nachdrücklich unterstützten Habilitation gegenüber: Der des Rassenseelenkundlers Ludwig Ferdinand Clauß. Dessen Arbeiten seien „nach Fragestellung und Methode so sauber, sachlich und ergebnisreich, daß sie ohne jeden Zweifel als genügende wissenschaftliche Grundlage für die Habilitation angesehen werden können". Baeumler blieb zwar skeptisch, ob Clauß' intuitive Methode lehrbar sei und sich nicht vielleicht doch als unwissenschaftliche Anleitung zum Seelenlesen entpuppe, doch spreche nichts gegen einen „ordentlichen Vertrauensvorschuß", den er einräumen wolle, obwohl ihm zahlreiche begriffliche Klärungen notwendig schienen.197 Er nahm am weiteren Verfahren bis zum erfolgreichen Abschluß im Sommer 1936 nicht teil, und trat auch in der Folgezeit mit dem neuen Kollegen nicht weiter in Verbindung, bis der querulatorische Einzelgänger Reichsleiter Bouhler darüber informierte, daß Baeumler sein Fortkommen mit allen Mitteln hintertreibe. Dabei verweigerte ihm die Fakultätskommission, nicht Baeumler allein, 1937 eine vorzeitige Ernennung zum ao. Professor, die Clauß nach nur zweisemestriger Dozentur beanspruchte. Daß dies keine persönliche Intrige Baeumlers gegen den inzwischen als Kritiker der NS-Rassenlehre auftretenden Clauß war, bestätigen auswärtige Gutachter. Selbst die sehr positive Beurteilung durch Oskar Becker, der mit Clauß zusammen Schüler Husserls war, wollte den Vorwurf der Subjektivität und Unwissenschaftlichkeit nicht leichthin abtun, der bei Weinhandl anklang, während der Psychologe Firgau Clauß' phänomenologischem Ansatz jede Möglichkeit zur „objektiven Erkenntnisgewinnung bestritt.198 Diese und andere fachwissenschaftliche Einwände stoppten Clauß' weiteren, über den erteilten Lehrauftrag für Rassenpsychologie hinausgehenden Aufstieg, bevor dann Baeumlers Nachfolger im Amt Rosenberg Clauß' wissenschaftliche Existenz vernichtete.199 Die Beteiligung Baeumlers an Verfahren, die nicht von vornherein thematisch oder biographisch bedingte politisch-weltanschauliche Akzente setzten, erstreckte sich im übrigen auf philosophisch relevante Arbeiten in der Nationalökonomie, der Romanistik und Pädagogik sowie auf das Schaffen von Nachwuchshistorikern, das der von Rosenberg mit der Abfassung einer ,Deutschen Geschichte' beauftragte Baeumler jedoch mit auffällig geringem Interesse verfolgte. 1935 votierte er gegen Arno Winters Habilitationsschrift: ,Kritik in der Nationalökonomie. Gibt es eine verbindliche Beurteilung national-ökonomischer Theorien und Theoreme?' Sie führe, so Baeumler, in grundsätzliche Probleme der Theorie der Geisteswissen196 197
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Ebd., B 1.14-19; Voten von Schüssler, Schering, Schirmer, Härtung, Weber; Bl. 32, Protokoll Aussprache v. 10. 1. 1945. Schreiben Kubachs, Amt Wissenschaft/Facherziehung RSF v. 22. 6. 1944. Über das „wenig erfreuliche" Verfahren Grapows Bericht v. 19. 1. 1945. UA-HUB, Kur. C 36, PA Clauß, Bl. 8, 24; Baeumler an Dekan v. 8. 7. und 29. 7. 1936. Die nach 1945 geäußerte Behauptung, er sei am Habilverfahren Clauß gar nicht beteiligt gewesen (an Bundesminister des Innern v. 8. 1. 1952, NL/Baeumler), gehört zu Baeumlers schon mehrfach erwähnten Versuchen, sich post festum eine möglichst unpolitische Legende zurecht zulegen. Ebd., Bl. 66; Gutachten Becker v. 17. 6. 1937. Bl. 68/69 Gutachten Weinhandl v. 10. 7. 1937. Bl. 71, 72; Gutachten Firgau. Über Clauß' Konflikt mit dem Rassebiologen Gross vgl. Lutzhöft 1970, S. 48f. Heiber 1991, S. 481 ff.; Peter Weingarts Clauß-Biographie von 1995 konnte leider nicht mehr berücksichtigt werden.
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schatten, die nicht dadurch gelöst würden, daß eine bestimmte historische Situation in einer Wissenschaft - die liberalistische Phase der Nationalökonomie - zum Gegenstand polemischer Schilderungen gemacht werde, wobei das von Kant, Hartmann und Heidegger bezogene philosophische Instrumentarium unsachgemäß angewendet, und selbst die Möglichkeit zu philosophischer Vertiefung, die das Werk von Winters Lehrer Gottl-Ottlilienfeld biete, vertan werde.200 Winters Arbeit sollte ein Beitrag zur theoretischen Grundlegung einer nationalsozialistischen Volkswirtschaftslehre sein, so daß Gottl darüber staunte, ausgerechnet in Baeumler, dem „geistigen Vorkämpfer des Nationalsozialismus", einen Saboteur dieser Bestrebungen erkennen zu müssen. Hätte Baeumlers Veto Erfolg, könnten nicht nur die im Inland intellektuell emigrierten Volkswirtschaftler, denen Winters Angriff gelte, aufatmen, sondern es würde „kreischender Jubel von Prag bis Konstantinopel und Neuyork, und von Jericho bis Jerusalem" ausbrechen. Winter gebe einen Ausblick auf die theoretische Überwindung angelsächsischer Profitwirtschaftslehren und wende sich ab vom „Wertwahn und der Herrschaft der Werte", was ganz im Sinne der Philosophie Heideggers geschehe, die einen „Neuzugang zur Wirklichkeit" doch ermöglicht habe.201 Gegen Bedenken der Dozentenschaft und gegen Baeumlers Urteil nahm das Verfahren seinen Fortgang. Winter verwarf in seiner Lehrprobe die Grenznutzenlehre und plädierte dafür, die Wirtschaft nicht länger vom Markt her zu verstehen, sondern von den Bedürfnissen des Volkes. Das Verfahren endete ohne weitere Störungen mit einer Dozentur für Wissenschaftslehre und Theorie der Wirtschaftswissenschaft.202 Wenig angetan war Baeumler auch vom philosophischen Gehalt der Habil.-Schrift über Pierre Gassendi, die der Romanist Gerhard Hess 1937 einreichte. 203 An wichtigen Punkten komme Hess nicht über Windelbands ,Lehrbuch der Geschichte der Philosophie' hinaus. Wie meistens, so stieß sich Baeumler auch hier am „Ungeschichtlichen", gestand aber Hess trotzdem Verdienste um die historische Feinarbeit zu, die für die philosophiegeschichtliche Erforschung des 17. Jahrhunderts aufschlußreich und wichtig sei.204 Daß Hess, der 1933 einen Überblick zur französischen Gegenwartsphilosophie mit positiven Einschätzungen gerade zu Bergson und Levy-Bruhl veröffentlicht hatte 205, in den Verdacht des Philosemitis-
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UA-HUB, Kur. W 222, PA Winter; geb. 1895 Crimitschau, Abitur Waidenburg 1914, Kriegsfreiwilliger, Westfront 1915-17, schwerverwundet, zuletzt Lt. d. R.; VWL-Studium in Jena, Hamburg, Kiel. Dr. rer. pol. Hamburg 1926: ,Das wirtschaftliche Prinzip, ein verhülltes Dogma der Nationalökonomie'; seit 1926 Gottls Assistent in Berlin, 1933 Oberassistent, 1935 Habil., 1936 Dozentur, 1937 Assistent im Institut für Heimatforschung der FWU in Schneidemühl, 1939 apl. Prof., Schwerpunkt: ostdeutsche Wirtschaft. SA: 28. 9. 1933, BNSDJ: 7/1933, NSDAP: 1.5. 1937.- Baeumlers Votum v. 19. 5. 1935, Bl. 17. Die Kommission bestand aus den Hauptgutachtern Gottl und Jecht sowie v. Dietze, v. Niedermayer und Baeumler. 201 Ebd., Bl. 18-21; Gegenäußerung v. Gottl-Ottlilienfeld v. 26. 5. 1935. 202 Ebd., Lehrprobe zum Thema: Kritik des Zusammenhangs zwischen der Grenznutzenlehre als Wertlehre und der Preislehre, abgehalten an 24. 10. 1935. Die Dozentur bewilligte das REM mit Blick auf die schon absehbare praktische Orientierung Winters und seine Arbeit in v. Niedermayers AG Raumforschung (REM-Erlaß v. 20. 3. 1936). 203 UA-HUB, Kur. H 278; PA Hess. 204 Ebd. 205 Hess 1933; die schmale Schrift wies nicht nur in den Abschnitten über die Juden Bergson und LevyBruhl aus der NS-Perspektive unerträglich sympathisierende Züge auf.
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mus und der Sympathie für französische „Zivilisationsideen" geriet, dafür war Baeumler jedenfalls nicht verantwortlich.206 Wie nicht anders zu erwarten, äußerte sich Baeumler sehr kritisch über den zur Lehrprobe von Hamburg nach Berlin beorderten Flitner-Schüler Fritz Blättner, den er später öffentlich als weltanschaulichen Gegner nationalsozialistischer Erziehungswissenschaft und Kritiker von Rusts Schulpolitik angriff.207 Blättners Probevortrag über den Humanismus im deutschen Bildungswesen der Gegenwart vernachlässigte nach Baeumlers Ansicht die historischen Aspekte des Themas in einem Umfang, der es schon rechtfertige, vom „Versagen" des Habilitanden zu sprechen. Und das, obwohl Blättner auf Abstand zum „alten Humanismus" hielt und eine „noch nicht vorhandene biologische Trieblehre" als adäquate „Grundlage einer neuen nationalsozialistischen Erziehungslehre" empfahl: Nur so lasse man den vor 1933 herrschenden, von Humboldt und Dilthey abhängigen Bildungsidealismus zugunsten einer im völkischen Erleben ihre Impulse gewinnenden Erziehungslehre hinter sich.208 Trotzdem resultierte aus Baeumlers harscher Kritik kein prinzipieller Einwand gegen eine Dozentur, so daß der steinige akademische Weg, den Blättner infolge nationalsozialistischer Widerstände zu gehen hatte, nicht mit etwaigen Intrigen Baeumlers in Verbindung gebracht werden sollte.209 An fünf von dreizehn Habilitationsverfahren, die in der Mediävistik und in der neueren Geschichte an der FWU nach 1933 eingeleitet wurden, nahm Baeumler als Kommissionsmitglied teil. Dazu kam die Beteiligung an der Habilitation einer Osteuropa-Historikerin und an Verfahren je zweier Habilitanden der Alten Geschichte und der englischen Kultur- und Geistesgeschichte. Kritisches steuerte er jedoch nur zu den Verfahren von Hans Hausherr (,Erfüllung und Befreiung. Der Kampf um die Durchführung des Tilsiter Friedens 1807/08') 210 und Eberhard Kessel (,Die Schlacht bei Torgau') 2 " bei. Beiden Historikern
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Wie Anm. 203, zit. aus späteren Stellungnahmen parteiamtlicher Stellen. UA-HUB, Phil. Fak. Nr.1252; Protokoll über die Lehrprobe v. 8. 1.1937. Blättner, geb. 1891 in Pirmasens, Volkschullehrer, ab 1921 Studium bei A. Fischer in München, 1924 Promotion, bis 1931 im höh. Schuldienst, 1931-1936 Assistent Flitners, dann Dozent HfL Hamburg bis 1945. Vgl. Blättner 1975; Scheuerl 1991, S. 531 f. Ebd., Bl. 4448; Bericht Dekan an REM über Lehrprobe v. 26. 1. 1937. Vgl. a. Blättner 1937; mit ähnlichen Zugeständnissen: Blättner 1943. So etwa Henningsen 1982, S. 102, unter Verweis auf Baeumlers „gefährliche vier Seiten" (vgl.: Baeumler 1942a, S. 105-108; zuerst in „Weltanschauung und Schule" 1939). Wichtiger dürfte wohl der Einfluß seines lokalen Gegners Gustaf Deuchler gewesen sein, der an Blättners Habil.-Schrift über: ,Die Methode der Jugendfiihrung durch Unterricht' jede Beziehung zum politischen Menschen vermißte; bei diesem Vorlauf hätte es Baeumler, einen entsprechenden Willen unterstellt, 1937 leichtfallen müssen, Blättners Dozentur zu verhindern. UA-HUB, Phil. Fak. Nr.1274; Hausherr, 1898 Berlin, nach Notabitur 1916 Kriegsteilnahme. 1922 bei Meinecke P.: ,Der Staat in Calvins Gedankenwelt', ab 1927 höh. Schuldienst Hauptgutachter der Habil. waren Härtung und Elze. Baeumler äußerte sich erst in der wiss. Aussprache an 25. 5. 1937 allgemein negativ, während A. O. Meyer, Uebersberger, Elze und besonders Schering ihre Einwände schon schriftlich vorgebracht hatten. Ebd., Phil. Fak. Nr. 1286; Kessel, Jg. 1907, 1931 an der FWU P.: ,Die Magdeburger Geschichtsschreibung im Mittelalter bis zum Ausgang des 12. Jhs'. Hauptgutachter der 1936 eingereichten Habil.-Schrift: Elze, Härtung. Schon 1936 hatte v. Niedermayer von Seiten des NSDD die Befürwortung eines Stipendiums wegen mangelnder politischer Einsatzbereitschaft abgelehnt. Baeumler nahm an
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versagte das REM auf Empfehlung der jeweiligen Kommission eine Dozentur. Ausschlaggebend war dabei der antiquarisch-unpolitische Gesamteindruck, den sie hinterließen, so daß Baeumlers Kritik vor allem an Kessels Unvermögen, die Beziehungen zwischen Volk und Individuum, Volk und Staat, zu klären, sich nur in die negative Beurteilung anderer Kommissionsmitglieder einfügte. In den Verfahren der Historiker Hans Weierich (1937)212, Carl Hinrichs (1938)213, Wilhelm Koppe (1938)214 sowie an denen der mit kulturpolitisch ambitionierten Arbeiten habilitierten Anglisten Hans Galinsky (,Deutsches Schrifttum der Gegenwart in der englischen Kritik der Nachkriegszeit', 1938) 215 und Wolfgang Mann (,Lateinische Dichtung in England vom Ausgang des Frühhumanismus bis zum Regierungsantritt Elisabeths. Untersuchungen zur nationalen und religiösen Grundlegung des englischen Humanismus', 1938)2'6, bekundete Baeumler so wenig Interesse wie an der thematisch für ihn nicht eben abseitigen Untersuchung Margarete Woltners über ,Das Wolgadeutsche Bildungswesen und die russische Schulpolitik' (1937)217 oder den althistori-
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den zwei wiss. Aussprachen nicht teil, sondern äußerte sich erst zur Lehrprobe Kessels (Die preußische Reformen 1807-1813). Ebd., Kur. W 100; PA Weierich. 1909 in Brambauer - gefallen 1942; Studium in Marburg bei Stengel und in Wien bei Dopsch; 1933 P.: ,Die kirchliche Organisation des Mittelalters im rechtsrheinischen Teil des Erzbistums Trier', Habil.: ,Das Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld' (Marburg 1936), 1938 an die FWU zur Lehrprobe (Das karolingische Erbe in Frankreich und Deutschland). Baeumler nahm trotz der aktualisierend-kulturpolitischen Akzente, die Weierich in seinem Vortrag setzte, nicht dazu Stellung. Ebd., Phil. Fak. Nr. 1278; 1900 in Emden, in Jena 1925 P.: ,Die ostfriesischen Landstände und der preußische Staat', Habil.: ,Die Wollindustrie in Preußen unter Friedrich Wilhelm I.', Gutachter: Härtung, Schüssler. Hinrichs, der bekannte, sich unter dem Eindruck der frz. Ruhrbesetzung zum Studium der preußischen Geschichte entschlossen zu haben, um dort das Bild einer ehrenhaften und straffen Staatsführung zu finden, war von Hintze für die Acta Borussica gewonnen worden, schlug die Archivlaufbahn ein und wurde 1934 Staatsarchivrat. Trotz Parteimitgliedschaft vom 1. 5. 1933 von Schering als politisch passiv eingestuft, so daß er erst 1942 in Königsberg zur Lehrprobe zugelassen wurde. Ebd., Kur. K 262; PA Koppe. 1908 in Schleswig, Rörig-Schüler, 1931 in Kiel P.: ,Lübeck-Stockholmer Handelsgeschichte im 14. Jh.'; 1936 Referent NOFG, Mit-Hg. von „Jomsburg", einer Zs., die die wissenschaftspolitische Auseinandersetzung mit Polen über die Geschichte des Ostseeraums aufnahm; 1937 Kiel Habil.: ,Der Haushalt des schwedischen Reiches unter Gustav Adolf und Christina'. 1938 Dozent FWU, ab 1943 Vertretungen in Riga, Posen und Greifswald. Ebd., Kur. G 14; PA Galinsky; 1909 in Breslau, ebd. 1931 P., 1932-1935 Austauschlehrer u. Lektor in England. Vor 1933 Hochschulring Dt. Art, 1. 10. 1933 NSDAP, Aktivist der NSDAP/AO (Stützpunktleiter Manchester 1934/35). 1935 Lektor FWU, 1935 mit dem Aufbau der kulturpolitischen Abt. des Engl. Seminars beauftragt. Gutachter der 1937 eingereichten Habil.-Schrift waren Hörn und Schirmer. Baeumler gab kein Votum ab, ließ sich bei wiss. Aussprache am 25. 2. 1938 entschuldigen, nahm zur Lehrprobe über: Sprachlicher Ausdruck und künstlerische Gestalt germanischer Schicksalsauffassung in der angelsächsischen Dichtung nicht Stellung. Ebd., Phil. Fak. Nr.l 139; 1907 in Stuttgart, 1925-1929 Theologiestudium Tübingen, 1929-1934 Anglistik ebd. und FWU. 1932 in Tübingen P., 1934/35 NG-Stipendium für England, 1935 apl. Assistent FWU, mit Abhaltung kulturpolitischer Kurse beauftragt. - SA u. NSLB 1933, Parteianwärter 1937. Gutachter: Schirmer, Hörn. Baeumler erschien weder zur wiss. Aussprache (21. 6. 1938) noch zur Lehrprobe über: Englisches Kriegserleben im Geistesleben der viktorianischen Zeit (3.-6. 1. 1939). Mann wurde an 1. 11. 1939 zum Dozenten ernannt. Er fiel an der Ostfront im September 1941. Ebd., Phil. Fak. Nr. 1325; 1897 in Riga, seit 1925 Assistentin Vasmers an Slaw. Instititut der FWU. Baeumler fehlte bei der wiss. Aussprache (10. 5. 1937) und bei der Lehrprobe über: Volkstümliche und gelehrte Strömungen in der russischen Literatur des 17. Jhs. (17.-19. 7. 1939).
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sehen Studien des Weber-Schülers Berthold Rubin (Justinian. Herrschertum und Reichspolitik', 1941)218 und des zeitweilig im Amt Rosenberg tätigen Siegfried Lauffer (,Imperium. Wandlungen und Fortdauer einer römischen Führungsform').219 Soweit auf dieser Ebene der Nachwuchsauslese eine wissenschaftspolitische Wirkung von Baeumler ausging, ist sie wesentlich nur negativ zu fassen als Behinderung von Kräften, die ihre Disziplin weltanschaulichen (nationalsozialistischen) Einflüssen öffneten (Bause, Max, Schober, Beer, Hirn, Winter; bei Clauß stand die Zustimmung unter dem Vorbehalt, die von ihm angebotene Rassenseelenkunde möge sich wissenschaftlich objektivieren). Dagegen spielte die im eigenen Fachgebiet und zumal in der Berliner Fakultät so vehement betriebene Ausgrenzung von potentiellen Anhängern der „geisteswissenschaftlichen" Richtung (s. o. die Einwände gegen Odebrecht, Günther, Wichmann, Wein) kaum eine Rolle (Blättner, Hess, Englert). Für die weitgehende Gleichgültigkeit gegenüber dem Historikernachwuchs dürfte das an der FWU ungebrochen lebendige, an Staat und Nation orientierte Geschichtsverständnis verantwortlich gewesen sein, das der „volksgeschichtlichen" Präferenz Baeumlers wenig zusagte.220 Der ,, Wehrphilosoph " Schering in fachfremden Habilitationsverfahren Für die Beurteilung und Selektion nach groben weltanschaulichen Kriterien war eher der Wehrphilosoph und stellvertretende Dozentenbundführer Schering zuständig. Aber auch er, der bis 1944 als Kommissionsmitglied kraft Amtes fast allen Habilitationsverfahren beiwohnte, verbaute nur zwei Nachwuchskräften (vorläufig) die Hochschullaufbahn. Der eine war Wolfgang Hochheimer, der 1939 eine schon gedruckten Studie zur ,Psychologie des Chorealikers' zur Habilitation einreichte. Der Wehrmachtspsychologe hatte von 1922 bis 1924 der Brigade Erhardt angehört, fertigte aber dann seine Dissertation bei den Frankfurter 218
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Ebd., Kur. R 246; PA Rubin. Ohne Wortmeldung nahm Baeumler an 21. 11. 1941 an der wiss. Aussprache teil, fehlte aber bei der Lehrprobe über das um der Aktualität willen von Weber ausgewählte Thema: Byzanz und Südrußland (15. - 18. 12. 1941). Ebd., Phil. Fak. Nr. 1294; 1911 in Stuttgart, 1934 in Wien P., Schuldienst, ab 1937 beurlaubt für epigraphische Forschungen in Griechenland i. A. des Dt. Archäologischen Instituts Athen. 1941/42 Mitarbeiter an Härders Außenstelle der Hohen Schule (Ausgrabungen auf Chalkis). 1942 Teilnehmer an NSDD-Tagung der Altertumswissenschaftler in Seefeld. - SA: 1934, NSDAP: 1. 5. 1937, 1936/37 Schulungsreferent in der HJ. Die wiss. Aussprache fand am 15. 2. 1945 statt; Baeumler wollte Näheres zur Terminologie von „Staat" und „Reich" wissen. Die Vorbehalte gegenüber der „deutsch-nationalen" Geschichtsauffassung seiner Berliner Kollegen formulierte Baeumler u.a. in einem Gutachten über Robert Holtzmanns ,Geschichte der sächsischen Kaiserzeit': trotz anerkennenswerter Quellennähe und „Tatsachenkenntnis" übersehe diese „überlieferte Geschichtsauffassung" die völkisch-rassischen Elemente, die Holtzmann vor allem an der harmonisierenden Darstellung des Konflikts zwischen Germanentum und Christentum gehindert hätten, BAK, NS 15/264, Bl. 86-88; Gutachten o. D. (1941) aus dem Bestand HAW. An der einzigen Habilitation, die, wie A. 0. Meyer urteilte, „in schärfster Opposition zu der von Meinecke vertretenen geistesgeschichtlichen Deutung" (in diesem Fall der Befreiungskriege) stand, nahm Baeumler nicht teil. Es handelte sich um Rudolf Ibbekens Arbeit ,Das Volk in der Geschichte der preußischen Freiheitsbewegung von 1807 bis 1813', die anhand sozialstatistischer Auswertung von Stammrollen die These belegen wollte, daß nicht die bildungsbürgerlich rezipierten Refomideen zur Erhebung führten, sondern die soziale Not, die die Mittelschichten unter französischer Herrschaft litten, was durch den hohen Anteil der Freiwilligen aus Unter- und Mittelschichten zu belegen sei. (UA-HUB, Phil. Fak Nr. 1282; Habil. Ibbeken, 1942). Zum wissenschaftshistorischen Standort der Berliner Historiker vgl. die Skizze von Walther 1994.
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Psychologen Gelb und Goldstein an. In Frankfurt arbeitete er 1931 kurze Zeit als Hilfsassistent Wertheimers, bevor er als Gelbs Assistent nach Halle ging, wo er seine Stelle infolge der Entlassung seines jüdischen Lehrers 1934 verlor. Ein von Dekan Koch bei Schering bestelltes Vorab-Votum bewertete Hochheimers Dissertation als wissenschaftlichen Fortschritt, da sie nachweise, daß der Ausfall von Körperfunktionen seelisch kompensiert werde, was einer materialistischen Seelentheorie den Boden entziehe. Die Habil.-Schrift, 1936 veröffentlicht, habe diese Position unter dem Einfluß jüdischer Lehrer aber wieder aufgegeben. Scherings kuriose Argumentation führte dazu, daß das Verfahren nicht eröffnete wurde, obwohl leicht zu erkennen war, daß gerade die gelobte Dissertation unter Jüdischem Einfluß" entstand, während der wissenschaftliche „Rückschritt" von 1936 hiervon frei gewesen sein dürfte, da Hochheimers Lehrer bereits im Exil weilten.221 Jüdische Lehrer standen auch Peter R. Hofstätters Dozentur im Wege. In Wien lehnte Ipsen seine Habilitation 1940 ab, weil die Abhängigkeit von jüdischen Autoren noch bis in Hofstätters neueste Veröffentlichungen hineinreiche. In einem Fach, das weltanschaulichen „Grundstellungen" so benachbart sei wie die Psychologie, das unmittelbar in Erziehung und Lebenswirklichkeit eingreife, sei Hofstätter daher fehl am Platze. Wenn auch Gehlen eine „innere Abhängigkeit" von Juden bestritt, und die einschlägigen Zitate als „überflüssiges Applaudieren" zu bagatellisieren versuchte, so genügte diese Unterstützung nur, um 1941 in Wien den Dr. phil. habil. zu erwerben, sie machte aber gegen Ipsens Widerstand nicht den Weg zur Dozentur frei.222 Als Hofstätter 1943 an der FWU einen erneuten Anlauf nahm, verwies Schering auf Ipsens Bedenken: Wenn der Bewerber für Wien nicht geeignet erscheine, sei nicht einzusehen, wie jemand, der nicht gewährleiste, für den nationalsozialistischen Staat einzutreten, nun für Berlin taugen solle. Dabei blieb es dann.223 In einigen anderen Verfahren gab es politische Einwände, Klagen über den mangelnden Einsatzwillen angehender Dozenten, doch ließ sich die Dozentur durch Scherings Interventionen regelmäßig nur hinausschieben.224 Außer in den bereits erwähnten Verfahren Beer, Englert und Stölting intervenierte Schering mit - freilich nie ausschlaggebender - fachlicher Kritik nur noch in seltenen Fällen.225 Ein weltanschauliches Interesse an einer Habilitation,
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UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 1344; Hochheimer, geh. 1906 in Berlin, 1924 Medizinstudium, ab 1929 Psychologie/Philosophie in Frankfurt, 1930 P.: ,Analyse eines Seelenblinden von der Sprache aus'. Assistent in Halle bis März 1934, dann bis 1937 KWI für Hirnforschung Berlin-Buch, ab 1 . 8 . 1937 Wehrmachtspsychologe. Über diesen Konflikt leider nichts bei Korotin 1994, die den Wiener Prüfungsalltag anhand der Akten des Wiener Universitätsarchivs untersucht. UA-HUB Phil. Fak. Nr. 1346; 1913 in Wien, P. 1936 ebd., Assistent Bühlers. 1938 Eintritt in die Heerespsychologie. 1941 in Wien Habil.: ,Ruf und Bestand. Ein methodologischer Beitrag zur Stammeskunde'. 1943 vorgesehen zum Dienst in der Kriminalbiologischen Sammelstelle des RMdJ. NSDAP: 1 . 7 . 1940. Im Falle des Historikers Hausherr (s. Anm. 210), der sich seit 1942 im Planungsamt des RKFDtV politisch bewährte, allerdings so lange, bis der im Februar 1945 eingetretene Sinneswandel des NSDD ihm nichts mehr nützte. Weitere Interventionen Scherings sind nachweisbar in Verfahren des Klassischen Philologen Rudolf Güngerich (ebd., Phil. Fak. Nr.1269), des Historikers Hinrichs (s. 213) und des Osteuropa-Historikers Robert Stupperich (ebd., Kur. S. 131; PA Stupperich). So bei Dovifats Assistent Gerhard Eckert (,Der Rundfunk als Führungsmittel', 1941), wo er als Korreferent in der Arbeit eine Bestätigung dafür sah, daß man von der Publizistik wohl besser von „Kun-
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vergleichbar seinem Engagement im Verfahren Schober (s. o.), bekundete er nur noch 1937 bei dem Ethnologen Wilhelm Emil Mühlmann. Die Fachreferenten befürchteten, daß dessen „Hang zur Kulturphilosophie statt zu ethnologischer Empirie" die Völkerkunde als „Mittel für politisch-gesellschaftliche Zwecke" mißbrauche und so das Fach geradezu „zersetze", wofür seine Thesen über die staatenbildende Macht des „Männerbundes" ein abschreckendes Beispiel biete. Gerade der vermeintliche Nachweis über den Ursprung des Staates im kriegerischen Männerbund fiel Schering positiv auf. Ebenso Mühlmanns Bestreben, die Völkerkunde zu politisieren, aus den Feldforschungen Schlüsse zu ziehen, die von aktuellpolitischem Wert seien und die das Fach aus seiner Musealität lösen könnten, wie das der Schering in diesem Fall zustimmende Thurnwald ausdrückte. Gegen Bedenken der Fachreferenten, aber auch gegen Einwände des beteiligten Rassenforschers Günther (die These, daß der Staat aus dem Männerbund entstehe sei einfach „unhaltbar"), setzten sich Schering und Thurnwald durch, wobei die im Vergleich zu Schober ungleich größere wissenschaftliche Reputation Mühlmanns ihre Argumentation stützte.226 Hartmann und Spranger im Verfahren Duncker Ohne Beteiligung des zu dieser Zeit selbst noch nicht habilitierten Schering verhinderte die Dozentenschaft 1934 die Habilitation des Psychologen Karl Duncker. Sieht man von den philosophischen Habilitationen und denen der beiden Pädagogen Hirn und Englert ab, war dieses Verfahren das einzige zwischen 1933 und 1945, bei dem Spranger und Hartmann überhaupt noch einmal zum Zuge kamen. 227 Duncker, Sohn des Mitbegründers der KPD, Hermann Duncker, war als Marxist verschrien und hatte von vornherein wenig Aussichten, mit seiner bei Köhler entstandenen Arbeit ,Zur Psychologie des Denkens beim Lösen von Problemen', die Hartmann als „ausgezeichnet" bewertete, die venia zu erlangen. Obwohl seine Vorschläge für die Probe- (u. a. Zur Kritik der materialistischen Geschichtsauffassung) und Antrittsvorlesung (u. a. Sinn, Grenze und Gefahr des Intellekts) Konzessionsbereitschaft signalisierten, erinnerte die Dozentenschaft daran, daß er vor 1933 mit „Antifaabzeichen" im Dienst erschienen sei und im Institut die „Kommunistische Parteikorrespondenz" bezogen habe.228 Duncker versuchte sich 1935 noch als Gegner des Marxismus zu profilieren,
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de" als von Wissenschaft spreche (ebd., Phil. Fak. Nr. 1260). Leopold Schmidt (,Wiener Volkskunde', 1942) befriedigte Schering in soziologischer Hinsicht nicht (ebd., Nr. 1365). Ebd., Nr. 1299; Mühlmann, geb. 1904 in Düsseldorf, Studium in Freiburg bei E. Fischer und Husserl, um sich als Rassenpsychologe auszubilden. 1926-1929 Rassenbiologie bei Lenz in München und Scheidt in Hamburg, dort bei Thilenius und dann ab 1931 an der FWU bei Thurnwald und Vierkandt Völkerkunde und Soziologie. 1931 P. ,Die geheime Gesellschaft der Arioi'. Mit-Hg. der „Zs. für Völkerpsychologie und Soziologie" (1931-1933). 1935 Abt.-Leiter an Museum f. Völkerkunde Hamburg. 1938 Habil.: ,Staatsbildung der Amphyktyonien in Polynesien'. Nur als Kuriosum zu vermerken ist das Verfahren eines Berliner Studienrats, der 1938 mit einem Manuskript zum Thema ,Die Bedeutung des graeco-germano-indischen Problems der Sünde wider das Blut für die völkische Wiedergeburt' die venia erstrebte. Hartmann meinte, die gar nicht qualifizierbare Arbeit könne der NS-Weltanschauung, die Vf. damit fundieren wolle, nur schaden - eine Ansicht, der die Kommission zustimmte (ebd., Nr. 1371; v. Wittken, 1939). Ebd., Phil. Fak. Nr. 1334, Bl. 18; Dozentenschaftsgutachten v. 22. 6. 1934. Richtig übel nahm man Duncker jedoch, daß er sich nach 1933 von seiner jüdischen Frau scheiden ließ: „Allein schon deswegen ist die Habilitation auf das Strikteste abzulehnen." (Dazu die Marginalie: „Das ist nicht gerade sehr anständig", konterkariert von einer weiteren Randbemerkung, wonach das gleiche jemand getan habe, der in der Hochschulkommission sitze!). Hätte der „unanständige" Duncker zu seiner jüdischen
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doch half ihm das so wenig wie die einhellige Zustimmung der Referenten. 229 Spranger und der mit dem philosophischen Ertrag der Habil.-Schrift so zufriedene Hartmann vermochten es zusammen mit Köhler nicht, ihre fachliche Autorität gegen den politischen Widerstand der Duncker-Gegner durchzusetzen und ein Scheitern des Verfahrens zu verhindern. 2.3.2. Das Fach Philosophie im Rigorosum Um Art und Ausmaß der von Baeumler erstrebten Öffhung des Faches nach der politischanthropologischen Seite zu erfassen, müssen die mündlichen Prüfungen im Neben- und im Hauptfach Philosophie sowie Thematik und Erkenntnisinteresse der fachphilosophischen Dissertationen als besonders geeignete Indikatoren berücksichtigt werden. Mißt man den Erfolg des „politischen Pädagogen" allein quantitativ, ist festzustellen, daß Baeumler neben Hartmann, Spranger, Rieffert und Köhler in den ersten Berliner Jahren fast an den Rand gedrängt wurde. Als mündlicher Prüfer war er bis zum Sommer 1935 selbst neben den Kollegen Maier und Dessoir, die ja neben ihm nur noch kurze Zeit amtierten, keine beachtliche Größe. Von den 640 mündlichen Philosophie-Prüfungen zwischen 1. Februar 1933 und dem 5. August 1935230, davon gut 90% im Nebenfach für Naturwissenschaftler, Historiker, Staatswissenschaftler und Philologen, entfielen auf Baeumler nur etwa 5 %, auf Spranger und Köhler je 31 %, auf Maier 13 %, auf Rieffert und Dessoir je 7 % und auf Hartmann 6 %. Erst ab WS 1935/36 verschoben sich dann die Gewichte. Am 15. Juli 1935 schaffte das REM die obligatorische Nebenfachprüfung in Philosophie ab.231 Als Berliner Besonderheit kam die Ausgliederung der Staatswissenschaften in die Juristische Fakultät und die Gründung einer Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zum SS 1936 hinzu, so daß auch die Zahl der Kandidaten, die freiwillig Philosophie als Nebenfach wählten, drastisch zurückging. Die verbliebenen Studenten verteilten sich zudem auf einen geschrumpften Dozentenkreis: Maier starb im November 1933, Dessoir schied zum SS 1934 aus, Köhler emigrierte 1935 und Rieffert mußte 1936 sein Lehramt wegen seiner verheimlichten SPDMitgliedschaft aufgeben. Zwischen 1936 und 1945 teilten Hartmann, Spranger und Baeumler - nur am Rande unterstützt von Schering - das Prüfungsgeschäft also unter sich auf, was Baeumlers Anteil automatisch vergrößerte. Wenn das Gros der Prüflinge in den ersten fünf 229
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Ebd.; Duncker, geb. 1903 in Leipzig, studierte Psychologie/Philosophie bei Köhler und Wertheimer ab 1923; 1925 USA (M. A.), Prom. FWU 1929: ,Über induzierte Bewegung', Forschungsstipendium der Lincoln-Stiftung. 1930 apl., 1931 pl. Assistent an Psychologischen Institut. Forschungsschwerpunkt: Psychologie des produktiven Denkens. In seinem Votum v. 30. 6. 1934 schlug Köhler vergeblich vor, auch Baeumler in die Kommission zu berufen - wohl weil er von dieser Seite Unterstützung erwartete. Die Voten von Hartmann, Dessoir und Spranger lagen zu diesem Zeitpunkt schon vor. Das Ministerium (Vahlen) hatte mit Erlaß v. 13. 9. 1934 eine Habilitation abgelehnt. Mit einem jede Zugehörigkeit zum Marxismus bestreitenden Gesuch v. 3. 8. 1935 fand Duncker, der bis Juni 1935 noch als Assistent arbeitete, im REM kein Gehör. Duncker setzte 1940 im Exil seinem Leben ein Ende (Geuter 1984, S. 567). UA-HUB, Phil. Fak. Bd. 745-849. Eine Grenze wurde mit dem Promotionsdatum 13. 10. 1933 gezogen. Wer an diesem Tag promovierte, unterzog sich im Juni/Juli 1933 der mündlichen Prüfung, hätte also theoretisch schon von Baeumler examiniert werden können. Um auch die Prüfungsarbeit von Maier, Köhler und Dessoir nach dem 30. 1. 1933 zu erfassen, mußten zwangsläufig Verfahren herangezogen werden, die vor Baeumlers Ankunft stattfanden. Insoweit ist also eine etwas schiefe Vergleichslage entstanden. Amtsblatt FWU 1935, S. 81.
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Semestern an der politisch profiliertesten Kraft in der Fakultät vorbeiging, dann ist das ganz pragmatisch damit zu erklären, daß die meisten Doktoranden ihre Pflichtfachstunden bereits absolviert hatten, als Baeumler in Berlin eintraf, oder 1933/34 noch bei vertrauten Dozenten hörten, um für die Prüfung kein unnötiges Risiko einzugehen. Spranger, Köhler, Dessoir und Maier prüften denn auch weiter, als hätte es keine politische Zäsur gegeben. Köhler, der mit Rieffert die Masse der naturwissenschaftlichen Doktoranden examinierte, stellte mit unveränderter Gleichmäßigkeit bis zum SS 1935 Fragen zur Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie und Logik sowie zur Geschichte der Philosophie, wobei Schwerpunkte auf antiker und westeuropäischer Philosophie des 16./17. Jhs. lagen. Zwischen dem Prüfungsablauf Köhlers etwa aus dem SS 1925 und dem aus den Semestern ab 1933 ist nicht die geringste thematische Verschiebung zu registrieren. Ebensowenig bei Maier und Dessoir. Maier prüfte in den 20er Jahren gern über die Geschichte des Materialismus, von den Atomisten über Helvetius bis zu Marx. Entsprechend finden sich etwa im Juli 1933 Prüfungen über den Materialismusstreit, F. A. Lange, die Arbeiterfrage, den Historischen Materialismus, Hegel und Marx sowie über den Marxismus.232 Dessoir befragte im Juli 1933 einen Prüfling, der über Bebeis Bildungslehre promovierte, nach Marx' Frühschriften und nach Lassalle, und noch im Frühjahr 1934 examinierte er über die Soziologie bei Comte, Weber und Simmel. Wurden die weltanschaulich-politischen Bezüge bei beiden weder forciert noch reduziert, fällt bei Spranger auf, wie er an politisch eher gegenstrebigen Themen festhielt und seine Prüfungen gern auf Denker erstreckte, deren Nachfragewert seit 1933 doch merklich sank:233 So prüfte Spranger über Spinoza (in 16 Verfahren), Calvins Lehre vom Resistenzrecht, Althusius und das jus resistentiae, Mendelssohns Phaidon (in zwei Prüfungen mit jüdischen Doktoranden), über Rousseaus Contrat social, Gewissensfreiheit und Denkfreiheit, die Declaration des droits de l'homme, den Freiheitsgedanken in politischer Beleuchtung, sein Verhältnis zur Französischen Revolution; über den Ursprung der Grundrechte, Milton, Lafayette, Kirche/Toleranz/Offenbarung, St. Simon, Marx, Historischer Materialismus, Lassalle, Hegel und Marx, Feuerbach und die materialistische Geschichtsauffassung, James' Pragmatismus, soziologische Geschichtsauffassung, Simmeis Geschichtsphilosophie, Freuds Psychoanalyse, Bergson, Görland, Tillich, Bultmann, dialektische Theologie, Marburger Neukantianismus, William Sterns personalistische Psychologie, Driesch, den Holismus. Wo sich in Prüfungen von Zoologen und Botanikern die Rassenthematik anbot, streifte Spranger sie nur in einem Fall. Ähnlich unbeeindruckt verfuhr Nicolai Hartmann. In seiner Berliner Zeit bildeten sich vier Prüfungsschwerpunkte heraus: die griechische Philosophie, die in der Regel neben eigenen Doktoranden den Kandidaten der Klassischen Philologie vorbehalten blieb, die sich Hartmann im Nebenfach anvertrauten. Dann die zwischen .Metaphysik der Erkenntnis' und ,Neuer Ontologie' bearbeiteten erkenntnistheoretischen Probleme mit Schwerpunkt auf Fragen der „Gegenstanderkenntnis" und „Übergegenständlichkeit". Drittens werttheoretische Fragen, wobei immer wieder die Wertrelativität und die „objektive Gültigkeit" im Mittelpunkt standen und schließlich die Geschichtsphilosophie, wobei Hartmann das Problemfeld 232 233
UA-HUB, Phü.Fak. Nr. 746 (Ebert), 748 (Ost), 750 (Hahn), 1069, 1128 (nicht bestandene Prüfungen; die Namen werden darum hier und im folgenden nicht genannt). Ebd., Nr. 749 (Wittenberg), Nr. 765 (Schmidt, J.).
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seines vor 1933 abgeschlossenen Werkes über das „geistige Sein" bis 1945 nicht verließ. In der ersten Phase bis 1935 konzentrierte er sich hier mit einer gewissen Stereotypie auf folgende Fragen:234 „Thomas' Staatslehre. Sinn der These, daß der Staat etwas von Natur notwendiges sei". „Herders und Hegels Geschichtsphilosophie. Natur und Geschichte bei Herder. Kants Kritik an Herders Geschichtsauffassung. Moralische Geschichtsauffassung bei Kant und Fichte. Hegels Philosophie der Geschichte. Rolle des Bewußtseins in der Geschichte. Geschichte als Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit." - „Causales Geschehen und Freiheit in der Geschichte. Hegels List der Vernunft. Die großen Individuen." - „Hegels Geschichtsphilosophie. Das ,Jugendstadium'".
Der schärfste thematische Schnitt vollzog sich in Riefferts Prüfungen. Persönlicher Ehrgeiz - Rieffert dürfte kurze Zeit sogar auf Köhlers Nachfolge gehofft haben - und der Wille, die sozialdemokratische Vergangenheit zu verdecken, drängten zu weltanschaulicher Profilierung.235 Bei drei Doktoranden Eugen Fischers (davon zwei mit dem Korreferenten H. F. K. Günther) war ein aktueller Bezug fast automatisch gegeben. So prüfte Rieffert eine Anthropologin bei großzügigster Auslegung des Philosophiebegriffs:236 „Volk und Rasse. Verschuer, H. F. K. Günther. Untersuchungen an eineiigen Zwillingen. Rassentheoretische Untersuchungen über Intelligenz in USA. Apriori und Vererbung. Vererbung erworbener Eigenschaften in Anwendungen auf soziologische Erscheinungen. A. Hitler, Rassengesetze; Verhütung von Rassenkreuzung und erbkrankem Nachwuchs. Rassengesetze als Grundlage der Erziehung."
In gut einem Drittel seiner sonst mit erkenntnistheoretisch-logischen Fragen bestrittenen Prüfungen ging es um: Kriegsphilosophie, Gaskampf, Hitlers Erziehungslehre, Erziehungsprinzipien nach ,Mein Kampf, Rosenberg über Wille und Trieb im Vergleich mit Schopenhauer und Nietzsche, Fichte im Vergleich zum NS., Günthers Rassenlehre, NS-Weltanschauung, Hitlers Staatsauffassung, Führerprinzip, Gemeinschaftsprinzip, rassisch - völkisch, Rassentypenlehre, Aristoteles Lehre vom Staat im Vergleich mit dem Staat Adolf Hitlers, „warum ist das ns. Führertum keine Despotie?, warum ist das ns. Gemeinschaftsprinzip kein Kommunismus?". Unter den von Rieffert geförderten Dissertationen ragt die Arbeit Robert Becks (,Untersuchung zum Problem der Nationalitätenwechsel beim schwebenden Volkstum in 234 Zusammengefaßt aus den den Verfahren ebd., Nr. 746 (Kobylinski), 747 (Königsberger), 752 (Carillo), 754 (Martini), 760 (Hofmann), 761 (Schwank), 764 (Kobe, Mülbe), 768 (Unger), 769 (Abert), 771 (Kurke), 772 (Stenz, Tilmann), 780 (Turner), 782 (Appel), 783 (Ebers), 786 (Ley, Manthey), 788 (Schmidt), 792 (Berberoff), 793 (Haralambides, Grüfte), 795 (Müller-Boehme), 803 (Scamoni), 805 (Behrmann), 812 (Poppes), 813 (Schiffer), 815 (Falk), 819 (Michalke), 821 (Zucker), 826 (Kley), 1059, 1128. 235 Ebd., Nr.755 (Steckhan), 764 (Ritter), 814 (Streit), 825 (Kayser), 834 (Kühne). 236 Diesem Willen zur Überanpassung ließ Rieffert auch außerhalb der FWU freien Lauf, als Sachgebietsleiter Philosophie im NSLB und vor allem in seiner volksbildnerischen Arbeit an der VHS und an der Lessing-Hochschule, wo er seit 1933 u. a. ankündigte: „Widerlegt der Nationalstaat den Marxismus?", „Die philosophischen Grundlagen der ns. Weltanschauung", „Ethik des Volkstums", „Anthropologische Psychologie - Rassenpsychologie", „Staatsmoral: Platon, Kant, Nietzsche, Hitler", „Naturwissenschaftliche Grundbegriffe der ns. Weltanschauung" (nach Arbeitsplan u. Mitteilungsblatt VHS Groß Berlin 33/34 - 35/36, VV Lessing-Hochschule für denselben Zeitraum).
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abgetretenen Teilen Oberschlesiens') als politisch brisantes Werk so heraus, daß eine Intervention des Propagandaministeriums die Veröffentlichung wegen außenpolitischer Rücksichten vorerst verhinderte. Becks sozialpsychologische Studie erforschte Faktoren, die den nicht-deutschen und nicht-polnischen Teil der oberschlesischen Bevölkerung, die sog. „Wasserpolacken", für polnische Kulturpropaganda anfällig machte. Er kam zum Ergebnis, daß Nationalbewußtsein als weltanschauliches Sinnkonstituens nicht allein von ethnischer Zugehörigkeit, sondern von materiellen Bedingungen abhänge, was den Korreferenten Schering zu der Feststellung veranlaßte, neben dem Versagen des deutschen Staates vor 1933 und dem Einfluß des polnischen Katholizismus sei die deutsch-feindliche Politik des deutschen Kapitals für den Nationalitätenwechsel verantwortlich gewesen.237 Zusammen mit dem am Thema uninteressierten Korreferenten Baeumler hatte Rieffert im Herbst 1933 eine Arbeit von Hans Nuber (,Wahl des Offiziersberufes. Eine charakterologische Untersuchung über Persönlichkeit und Berufsethos') angenommen, die seit 1931 unter seiner Anleitung entstanden war.238 Die psychologische Fragestellung veränderte sich nach 1933 aber so unwesentlich ins Weltanschaulich-Politische, daß Baeumler sie nur als in den Fachgrenzen steckengebliebene empiristische Fleißarbeit akzeptierte.239 Ähnlich wie Rieffert setzte der frisch habilitierte „Wehrphilosoph" Schering in mündlichen Prüfungen ostentativ politisch-weltanschauliche Akzente, mußte aber im eigenen kleinen Schülerkreis nicht primär von ihm, sondern noch von dem 1935 emeritierten Sozialphilosophen und Soziologen Alfred Vierkandt geprägte Doktoranden aufnehmen, was ihn von der Philosophie weg ins Soziologische zog. In mündlichen Philosophieprüfungen waren daher die Übergänge auch fließend: 1935/37 prüfte Schering überwiegend zu soziologischen Themen: „Begriff des schwebenden Volkstums. Rassentheoretische Grundlagen. Objektive Zugehörigkeitstheorie von Rümelin. Deren individualistische Einseitigkeit. Die Lehre von der objektiven Werten. Dilthey - Spranger. Werte und blutbedingte Gemeinschaftserzeugnisse. Soziale Triebanlage nach Vierkandt, Gemeinschaftswerte nach G. Walther u. Pfänder. Innere Einigung. Gezweiung nach Spann. Gemeinschaftslehre. Baeumler. Männerbund - Familie. Rassegedanke in der Soziologie. Gobineau, Le Bon. Unterschied unseres Rassegedankens davon. Volk und Vererbung" (Promotion R. Beck). In weiteren Verfahren spannte sich Scherings Interesse von der Soziologie des Krieges, über Selektion und Kontraselektion, bis zur US-Soziologie, zum Problem der Rasse in den USA, über Allgemeines zum Rassegedanken bis zum Sozialismus im III. Reich und zur Frage nach der Überwindung des Klassenkampfes. Zur Philosophie fand Schering erst 1937/38 in vier mündlichen Prüfungen von Doktoranden der Wehrwissenschaften zurück:240 237
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UA-HUB, Phil.Fak. Nr. 808, Bl. 32-50; Promotion Beck. Der Doktorand, Jg. 1904, geboren im abgetretenen Königshiitte/O. S., war vor 1933 in einem deutschen Schutzverband mit stark ns. Ausrichtung organisiert. An der FWU dann im NSDStB ab 1933/34 Gaureferent für Grenzlandfragen, stellvertretender Hauptamtsleiter im Hauptamt Wissenschaft und zeitweilig Kameradschaftsführer. Die Diss. erschien 1938, als die Rücksichtnahme auf Polen außenpolitisch an Bedeutung verlor. Ebd., Nr. 787, Bl. 49-77; Promotion Nuber. Nuber, Jg. 1882, war bis 1918 Berufsoffizier, bis 1918 an der Kriegsakademie u. im Generalstab. Kam nach dem Studium 1930 zur Heerespsychologie, deren wissenschaftlicher Leiter Rieffert war. Ebd.; Baeumlers Votum v. 25. 11. 1933. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 860 (Schüddekopf), 865 (Grosche), 869 (Sarnow), 891 (Plaga).
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Er prüfte im einzelnen: „Die philosophische Grundauffassung vom Kriege. Die Stellungnahme des Dt. Idealismus zum Kriege: Kant-Fichte-Hegel. Die heroische Auffassung Nietzsches. Steinmetz',Soziologie des Krieges'. - Das philosophische System von Clausewitz. Gesetze und Regeln. Die philosophische Bedeutung der Lehre von den moralischen Größen. Zusammenhang zwischen Clausewitz, der frz. Philosophie und der Aufklärung. Krieg und Naturrechtslehre. Der Einfluß der englischen Gesellschaftsphilosophie. Die aktuellen Auswirkungen der Clausewitzschen Kriegsphilosophie. Der Wehrgedanke in der ns. Weltanschauung." (Promotion Schüddekopf). In Grosches Rigorosum spielte Clausewitz neben Kant, Hume und Fichte nur eine Nebenrolle, dazu kamen Fragen über: „Wehrgedanke u. NS., europäischer Raum und europäische Völkerfamilie". Mit Sarnow sprach er über den Krieg in der philosophischen Auffassung von Kant und Hegel, einmal mehr über Thesen des holländischen Soziologen Steinmetz zu Selektion und Kontraselektion im Kriege. Mit Clausewitz und der westeuropäischen Rezeption seiner Kriegsphilosophie bestritt Schering einen Teil der Plaga-Prüfung („Clausewitz' Übertragung der Kunsttheorie auf die Kriegsführung"). In Scherings Doktorandenkreis dominierten sozialphilosophisch-soziologische Arbeiten. Erhart Kiehl (,Zum Problem der Führerauslese'), den Berliner Gauführer des NSDStB, promovierte er 1936 gemeinsam mit Baeumlers Mitarbeiter Decker in einem politischen bedingten Gefälligkeitsverfahren.241 Fritz Knütter (,Die Verständigung. Eine sozial- und entwicklungspsychologische Untersuchung', 1936) bekämpfte den soziologischen „Intellektualismus" so eifrig, daß Schering ihn an das „Eigenrecht des Geistigen" erinnern mußte. 242 Martin Burmeister (,Die Unterscheidung des Gemeinschafts- und Gesellschaftsbegriffs bei Lorenz von Stein und Ferdinand Tönnies') rehabilitierte den sozialphilosophischen Ansatz v. Steins, weil er geeignet schien, die Gesellschaftsfixiertheit des französischen Positivismus zu überwinden. „Gesellschaft" sei der Hort der Unfreiheit, dort herrsche Unterdrückung. Dagegen gewähre allein der Staat individuelle Freiheit. In Steins Forderung, der Staat habe die Einheit der Individuen zu stiften, sah Burmeister ein Element des „deutschen Sozialismus", woran im Gegensatz zu Tönnies' resignativ-undialektischem Dualismus weltanschaulich anzuknüpfen sei.243 Schondorffs Arbeit (,Das Typensoziogramm. Ein Beitrag zur Fragestellung einer soziologischen Menschentypik', 1936) konstruierte eine Typologie soldatischen Gemeinschaftserlebens.244 Schondorff war der einzige aus Scherings Schülerkreis, dem sich ein größeres Wirkungsfeld als Vermittler nationalsozialistischer Philosophie auftat. Er trat 1935 ins Bibliographische Institut in Leipzig ein, wo man ihn mit der Vorbe-
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Ebd., Nr. 825; die schon formal völlig ungenügende Arbeit, inhaltlich eine Erzählung über grupppendynamische Prozesse im Arbeitsdienst-Lagern, kommt nie über das Niveau eines schulischen Besinnungsaufsatzes hinaus; das ganze Verfahren ist ein Musterbeispiel für politische Protektion (in der am 24. 8. 1936 abgehaltenen Prüfung wurde die Nachsicht der Prüfer noch dadurch gefördert, daß Kiehl seine Fahrkarte nach Nürnberg quasi in der Tasche hatte, wo er auf dem nahenden Reichsparteitag den „Aufmarsch des Arbeitsdienstes" organisieren mußte). 242 Ebd., Nr. 826. 243 Ebd., Nr. 844; Burmeister, Jg. 1905, hatte eine unkonventionellen Ausbildungsgang absolviert: an der HfP legte er 1928 ein Examen als Jugend-Wohlfahrtspfleger ab, arbeitete bis 1932 als Fürsorger, und studierte dann in Königsberg bei Ipsen, an der Universität von Indiana/USA und an der FWU (bei Vierkandt) Soziologie. 244 Ebd., Nr. 830.
980 Kommentare zum politischen Zeitgeschehen 1933-1945 reitung der achten Auflage von Meyers Lexikon betraute. Er wirkte dort als Leiter der Fachredaktion Philosophie, Soziologie, Psychologie und verfaßte eine Anzahl von Artikeln aus diesen Gebieten sowie den in die NS-Bibliographie aufgenommenen Artikel „Bewegung". Von 1940 bis 1944 leitete er einen auf Geschichte, Psychologie und Pädagogik spezialisierten Verlag in Bamberg245 und gab die antikatholische Autobiographie von Johann Baptist Schad (Lehrstuhlnachfolger Fichtes in Jena) im Berliner Widukind-Verlag heraus, der Werke über „Deutsches Ahnenerbe, Deutsche Kultur und Deutschen Glauben" publizierte.246 Schondorff besorgte im Kröner-Verlag eine zeitgemäße Nietzsche-Auswahl (,Schwert des Geistes. Worte für den deutschen Kämpfer und Soldaten')247, die im Kapitel „Volk und Völker" die überwiegend negativen völkerpsychologischen Urteile Nietzsches über Franzosen, Amerikaner und vor allem Juden („Gefahren der jüdischen Seele") und seine ebenso negativen Auslassungen über „Demokratie, Presse, Parlamentarismus, Gleichheit" usw. kompilierte. Ferner gab er eine Anthologie über die „Deutschen Moralisten" Abbt und Garve heraus, die eine Alternative zur westeuropäischen Aufklärung geboten hätten.248 Seine wichtigste Veröffentlichung war jedoch die zehnte, völlig neubearbeitete Auflage des von Heinrich Schmidt begründeten Philosophischen Wörterbuchs, die er 1943 zusammen mit Werner Schingnitz vorlegte (s. u. Kap. 3). Auf den weiteren Prüfungsbetrieb nahm Schering dann nach der Bewältigung dieses Ansturms von Vierkandt-Schülern kaum Einfluß. Eigene Schüler zog er nicht heran, so daß er ab 1939 eigentlich nur in Habilitationsverfahren präsent war. Bezeichnend ist, wie selbst eine letzte von ihm betreute, aber gescheiterte Dissertation noch als Erbstück aus Werner Sombarts „Hinterlassenschaft" auf ihn kam. Edgar Kattner bewarb sich 1943 mit einer von Sombart angeregten und dessen Begrifflichkeit verpflichteten Arbeit über ,Die Bestechung in der Wirtschaft. Ihr Begriff und ihre Funktion im kapitalistischen Wirtschaftssystem'. Schering fand es einleuchtend, daß es zwischen der kapitalistischen Gesinnung, dem „Denken in Geld", und dem Phänomen der Korruption einen inneren Zusammenhang geben müsse. Anders als Sombart und Kattner wollte er Korruption aber nicht allein auf den kapitalistischen „Geist" reduzieren, da es auch in nichtkapitalistischen Gesellschaften korrupt zugehe. Von gleichem Gewicht seien also die ungesunden wirtschaftlichen Verhältnisse und die Machtstruktur, womit Schering andeutete, daß nicht der kapitalistische Geist, sondern der Kapitalismus selbst zu verschwinden habe. Kattners antiwestlicher, antikapitalistischer Essay wäre vermutlich im Kriegsjahr 1943 von Schering trotzdem als taugliche, weil welt-
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Alle biographischen Angaben nach Lebenslauf in der Promotionsakte und BAZ-RSK. Nach 1945 bekannt als Vermittler westeuropäischer Dramatik (Beckett u. a.). Verlagsprogramm nach KLK 1943, Sp. 1368. Schondorff 1941. Aus dem Vorwort, datiert Juni 1940: „Doch nicht er [sc. Nietzsche] selbst durfte jener Tauwind sein, der das morsche Gebäude überkommener Vorurteile und falscher Ideale hinwegfegte - dieser erhob sich erst in unseren Tagen, in der Tat Adolf Hitlers -, aber als ein Schwert des Geistes, bereit jeden Widerstand zu brechen, der sich dem Neuen [...] entgegenstellt, wirkt er fort in unserer Gegenwart [...] Möge [es] den deutschen [...] Soldaten begleiten, der heute [...] ein neues Europa schaffen hilft" (S. VIII). Schondorff 1943, Vorwort.
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anschaulich korrekte Promotionsleistung akzeptiert worden, wenn nicht beigezogene Gutachter aus der Juristischen Fakultät dies verhindert hätten.249 Die Protektion, die Schering anfangs durch Baeumler erfuhr und der rasche Aufstieg zum Vertreter des Dozentenbundes in der Fakultät, müssen zwangsläufig die Frage nach seinem Verhalten gegenüber jüdischen Doktoranden aufwerfen. Daß Schering hier kompromißlos sein konnte, belegt seine Haltung im Fall Hofstätter (s. o.). So scheint es ins Bild zu passen, wenn 1946 ein ehemaliger Doktorand, mittlerweile als Rabbiner in England wirkend, einen Dozenten, der viel über Clausewitz geschrieben habe, dessen Name ihm aber entfallen sei, bezichtigte, seine Promotion verhindert zu haben. Um hier - auch mit Blick auf das noch zu erörternde Verhältnis Sprangers zur Judenfrage - das Umfeld etwas auszuleuchten, und Legendäres und Tatsächliches zu trennen, sei kurz auf die Lage der jüdischen Doktoranden eingegangen. Eine Promotion war für sie bis 1937 möglich, im Ausnahmefall auch darüber hinaus.250 Wenn also im erwähnten Brief von 1946 und in einem ähnlichen Schreiben eines emigrierten Historikers, des letzten Doktoranden Gustav Mayers, geltend gemacht wurde, man habe das formale Promotionsrecht schon deshalb nicht mehr wahrnehmen können, weil NS-Studenten jüdische Studenten am Besuch der Universität gehindert hätten, oder es habe, wie etwa nach dem Gustloff-Attentat 1936, temporäre Hausverbote gegeben, so hat die kommunistisch gelenkte Fakultät der Humboldt-Universität derartige Behauptungen nach 1945 in so sachlicher Kühle widerlegt, daß sie sich von jüdischer Seite den gereizten Vorwurf zuzog, in der Tradition ihrer „nazi-faschistischen" Vorläuferin zu argumentieren.251 Doch Prüfungen wurden nachweislich bis 1937 ohne Behinderungen abgehalten. Von den mindestens 83 Kandidaten in der Philosophischen Fakultät konnten sechzehn kein Diplom erwerben, sei es, weil sie durchs Rigorosum fielen, ihrer Druckverpflichtung nicht nachkamen oder sie zwischenzeitlich die Staatsbürgerschaft verloren (drei Fälle). Unter den Doktoranden befanden sich auch Juden aus Palästina, die wie litauische oder polnische Juden als Ausländer von den für deutsche Juden geltenden Bestimmungen ohnehin nicht betroffen waren. Nur in zwei Fällen, auf die noch näher einzugehen ist, scheiterte das Verfahren, weil die Arbeiten aus weltanschaulichen Gründen abgelehnt wurden. Keiner der an vielen Verfahren beteiligten Philosophiedozenten nutzte hier die zweifellos bestehende Möglichkeit, sich ideologisch zu profilieren. Wäre nicht gelegentlich der rote Vermerk „Nicht-Arier" in den Prüfungsakten oder fände man nicht Briefe an englische, schwedische, holländische Adressen der designierten Doktoren, unterschieden sich die Vorgänge nicht von denen „arischer" Kommilitonen. Diese Atmosphäre betonter Sachlichkeit verschluckte auch den auf weltanschauliche Konfrontation gerichteten Ehrgeiz, den man Schering vielleicht unterstellen muß. So wundert es nicht, wenn er in dem Verfahren des späteren Rabbi249
UA-HUB, Phil. Fak. Nr.983; Kattner, 1886 Wiersch/Kr. Schwetz (Westpr.), Kadettenausbildung, seit 1907 Offizier, 1918-1923 FWU bei Sombart, dann Reichswehr. Negative Voten von Bente, Hedemann und Gieseke, da Kohlrausch es abgelehnt hatte, das Korreferat zu übernehmen. 250 Vgl. Promotion Renate Stoephasisus am 16. 2. 1938 (ebd., Nr. 859). 251 Ebd., Nr. 976; Nr. 1128; Brw. mit Phil. Fak. HU. 1946 und 1956/57. 1946 wies der Dekan auf den Umstand hin, daß am 20. 2. 1936, also kurz nach dem Gustloff-Attentat, eine jüdische Kandidatin geprüft worden war, mithin ungehinderten Zugang zum Universitätsgebäude hatte. Anders war es 1933/ 34 um den Zugang zu jüdischen Dozenten bestellt: Für „arische" Studenten war es mitunter nicht möglich, an NSDStB-Posten vorbei zu Dessoir in die Vorlesung zu gelangen (so eine Zeitzeugin gegenüber dem Vf. 1996).
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ners nicht die ihm zugeschriebene Rolle des „Nazi-Dozenten" spielte. Denn dessen wiederum von Vierkandt angeregte Dissertation über ,Die Auffassung und Entwicklung der Religion bei Wilhelm Wundt und Rudolf Otto' fand nur die recht gequälte Zustimmung der Referenten, so daß der beigezogene Schering mit guten Gründen meinte, der Sinn von Ottos Lehre sei gar nicht erfaßt worden. Da Scherings Votum zur Ablehnung führte, ließ die Fakultät 1946 durch den 1937 aus rassischen Gründen entlassenen Paul Hofmann ein Ersatzvotum anfertigen. Als Hofmann über Scherings Kritik noch weit hinausging, und die Arbeit als „völlig unausgereifte Kompilation" einstufte, wollte die Fakultät in dem Beschwerdeführer kein „Opfer des Faschismus", sondern nur einen gescheiterten Doktoranden sehen.25" Baeumler als Prüfer und politischer Aufseher Baeumler war bis zum SS 1935 an 30 mündlichen Prüfungen beteiligt. Bei NebenfachStudenten, die zu ihm kamen, ist ein überdurchschnittliches studentenpolitisches Engagement oder sonstige intensive Parteiarbeit nicht nachweisbar. Bei weitgehendem Verzicht auf aktuelle Bezüge dominierte in den Prüfungen die Philosophiegeschichte, und hier vor allem kantische Philosophie mit einem Schwerpunkt auf Grundbegriffe der ,Kritik der reinen Vernunft'. Daneben, etwa bei der Hälfte der Verfahren, richtete Baeumler sein Augenmerk auf die praktische Philosophie (Staats-, Rechts- und Geschichtsphilosophie des Deutschen Idealismus und der westeuropäischen Philosophie des 17./18. Jhs.):253 Esr prüfte hier: „Hobbes' Lehre vom Menschen und vom Staat. Locke als Nominalist. Nominalismus und Liberalismus. Lockes politische Theorie. Seine Schrift über die Erziehung. Die Bedeutung Lockes und Humes für die geistige Entwicklung der englischen Nation. Rousseaus Bild des Menschen. Kants Ethik. Was ist in Kants Philosophie Aufklärung? Kant und Fichte über den Anfang der Geschichte. Kants Kritik an Herders ,Ideen'. Kants Begriff der Geschichte. Der Antagonismus der Kräfte. Kants Staatslehre. Verhältnis von Natur und Geschichte bei Herder. Humboldts Jugendschriften über den Staat. Seine Abhandlung über die Geschichtsschreiber. Die ,Ideen zur Begrenzung der Wirksamkeit des Staates'. Hegels Theorie der Geschichte. Volk und Staat. Hegels Bild der römischen Welt. Die Rolle des einzelnen in der Geschichte. Der Gedanke der Dialektik. Hegels Begriff der bürgerlichen Gesellschaft. Die Dialektik. Die Weltgeschichte und die Völker in ihr. Die Verwirklichung der Freiheit im preußischen Staat. Der Begriff des Eigentums. Die drei Arten der Geschichtsschreibung nach Hegel. Was heißt: der Staat ist die Verwirklichung der Idee der Freiheit? Staats- und Geschichtsphilosophie Schopenhauers." Nur ein Doktorand des Anfang 1935 infolge einer von Walter Frank entfesselten Kampagne aus der Fakultät gedrängten Historikers Oncken, Erhard Walz (.Reichsleitung und Heeresleitung in der Periode des Friedens von Brest-Litowsk'), erlebte im Juni 1935 die erste und in dieser Konzentration auch singuläre weltanschauliche Prüfung Baeumlers über die „philosophischen Grundlagen des NS. Das Verhältnis von NS. und Philosophie. NS. und Faschismus. Der Rassebegriff. Hitlers Begriff der Natur. Rosenbergs Philosophie der Ge-
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Ebd., Nr. 976; Votum Schering v. 22. 12. 1935; Votum Hofmann o. D. (1946), Schreiben des Dekans an den Beschwerdeführer v. 29. 11. 1946. Beruht auf Auswertung der Promotionsverfahren UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 782 (Braun), 787 (Nuber), 805 (Krieger), 807 (Wilhelm), 814 (Weigle), 816 (Immel), 823 (Bogenschneider), 825 (Kalijarvi), 836 (Oestreich), 845 (Olesch).
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schichte".254 Über den Rassebegriff war ein naturwissenschaftlicher Doktorand zuvor im Zusammenhang mit Spenglers Volksbegriff und dessen Auffassung des Preußentums befragt worden.255 Es gab auch Berührungen mit Baeumlers Konstruktionen der germanischen Kontinuität deutscher Geschichte („Germanentum und Christentum", „christlich-germanische Welt der Reformation"256), sowie in zwei Prüfungen Fragen zum Marxismus („Der Marxismus. Sein Grundfehler. Die Konstruktion in seiner ökonomischen Sphäre. Nation bei Fichte und dessen Verhältnis zu Hegel und Marx"257). Der Fall Vogdt Streit über den Sozialismus verursachte zur gleichen Zeit das Dissertationsvorhaben eines anderen, innerhalb der „Bewegung" als Studentenschaftsfunktionär recht exponierten Mannes. Gerhard Vogdt, stellvertretender Studentenführer in Heidelberg und als SS-Mitglied zur dortigen „Mannschaft" um Six und Scheel zählend, wollte 1935 in Berlin mit einer staatswissenschaftlichen Arbeit über ,Weltanschauung und Lebensordnung, ein Beitrag zur Frage der ständischen Idee im Mittelalter und in der neuesten Zeit' promovieren. Dekan Bieberbach beauftragte Baeumler anstelle des liberalen Constantin von Dietze neben August Müller mit dem Korreferat, da ihm das eingereichte Manuskript „weltanschaulich bedenklich" erschien, zumal Müller als ehemaliger Spitzenfunktionär der SPD auch nicht gerade als zuverlässig galt. 258 Im Gegensatz zu Müller, der ein knappes, positives Votum abgab, lehnte Baeumler schroff ab: Der politische Schwerpunkt liege in der Behauptung, daß es einen homogenen Sozialismus gebe, der im Deutschen Idealismus wurzle und über den Marxismus bis in die Gegenwart reiche. „Statt den Begriff der Klasse zu untersuchen und mit dem Begriff des Standes zu vergleichen, behauptet der Verfasser, Marx strebe dem gleichen Ziele zu, dem auch ein von ständischen Ideen erfüllter Kopf zustreben kann: die große Gemeinschaft aller Menschen." Die Vereinigung aller Proletarier sei für Vogdt daher nur unter dem Aspekt der „höchsten Einheit" bedeutsam. Der Nationalsozialismus erscheine so als eine bloße Weiterentwicklung des marxistischen Sozialismus. Zumal Vogdt Marx' Verdienst primär in der Kritik am Wirtschaftsliberalismus sehe und folgere, gerade damit befinde er sich ja in Übereinstimmung mit der „Jetztzeit", also mit dem Nationalsozialismus. Vogdt gehe sogar noch weiter, wenn er ausführe, letztlich stimmten doch Sozialismus und Liberalismus im Ziel des „glückhaften Lebens" überein, womit alle weltanschaulichen Gegensätze endgültig aufgehoben würden. Dahin führe „eine der Wahrheit widersprechende Verharmlosung des Marxismus und eine ebenso der Wahrheit widersprechende Entstellung des Nationalsozialismus. Es ist notwendig, zu prüfen, ob die Arbeit einer bewußt staatsfeindlichen Sinnes- und Willensrichtung entsprungen ist." 259 Den Universalismus seines Wiener Lehrers 254 255 256 257 258
Ebd., Nr. 832. Ebd., Nr. 780 (Tönnies) Ebd., Nr. 805 (Krieger). Ebd., Nr. 841 (Liebe). Müller, geb. 1873, seit 1894 in der SPD, 1917 im Kriegsernährungsamt, vom 12. 11. 1918 bis 7. 2. 1919 Unterstaatssekretär im Reichswirtschaftsamt, dann freier Schriftsteller, 1924 Parteiwechsel zur DDP. Seit 1920 ao. Prof. an der FWU (Nationalkökonomie), 1939 emeritiert. UA-HUB, Kur. M 272, PA Müller. 259 UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 843, Bl. 1-35. Vogdt (Jg. 1912), 1933 Hauptamtsltr. der Heidelberger Studentenschaft; stellvertr. Studentenführer. 1933/34: SS, zeitweilig Angehöriger des Stabes von SS-
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Spann, den Nationalliberalismus seines Heidelberger Lehrers Jellinek und den Sozialismus der Heidelberger NSDStB-Fraktion wollte Vogdt also zur weltanschaulichen Synthese bringen. Dabei geriet ihm Marx zum Vorläufer Hitlers, was Baeumler zur kaum verhohlenen Drohung mit der Gestapo reizte. Erst nachdem Vogdt dem Dekan versicherte, er wollte nur den NS. wissenschaftlich fundieren, ließ sich auch Baeumler überzeugen, in Vogdt keinen Staatsfeind vor sich zu haben.260 Der Fall Wang Vordergründig ging es auch in einem 1936 eröffneten Verfahren um die wissenschaftlich zutreffende Interpretation des Sozialismus. Im Kern focht Baeumler aber diesmal einen Streit aus, der seit Sprangers Rücktritt von seinem Rücktritt zwischen ihm und der konservativ-liberalen Fraktion in der Fakultät schwelte. Anlaß bot die Arbeit des chinesischen Studenten Wang über ,Das ländliche Berufsschulwesen in Deutschland bis zum Jahr 1933'. Ursprünglich umfaßte sie auch die Zeit danach, doch fiel dieser Teil Baeumlers Einspruch zum Opfer. Baeumler kritisierte, daß die politische und pädagogische Umwälzung nach 1933 völlig außer acht gelassen worden sei und diese Ignoranz geradezu „herausfordernd" wirke. Im übrigen beziehe sich der Verfasser zweimal unkritisch auf Marx und stütze sich im China-Kapital ganz auf das Werk des (ihm ja aus Dresdner Tagen bestens bekannten) „Kommunisten Wittfogel". Sprangers Pflicht wäre es gewesen, die Arbeit abzulehnen. Stattdessen habe er sie mit Hilfe v. Dietzes durchsetzen wollen. Aus Sprangers Randbemerkungen ergebe sich zudem, daß er die Ignoranz seines Schülers wenigstens sympathisierend geduldet habe. So betone er im Votum, die Idee der ländlichen Berufsschule greife in Literatur und Realität über „beide Zeitalter" (= vor und nach 1933) hinweg, ohne sich um die Zäsur von 1933 zu kümmern. Kennzeichnungen der pädagogischen Revolution nach 1933 mit Floskeln wie „Wandlungen in der Terminologie und in der Sache", verhöhnten die NS-Revolution mehr als daß sie sie anerkennten. Auch die Bemerkung zu dem in der Arbeit verwendeten Begriff „Staatsbürger" („Der Ausdruck kommt jetzt außer Gebrauch") lasse Sprangers eigene Einstellung zum neuen Staat nur zu deutlich erkennen.261 Auch bei Baeumler muß die Judenfrage zum Prüfstein nationalsozialistischer Ausrichtung des Prüfungsbetriebs gemacht werden. Im Gegensatz zu Schering und Spranger kam Baeumler mit jüdischen Studenten nicht in Berührung. So hatte er auch keinen Anteil an den spektakulären Fällen, in denen man zwei Historikern, Schülern des als Kulturbolschewisten verschrienen Otto Hoetzsch, die Promotion verweigerte.262 Ebensowenig berührte er diesen
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Obergruppenführer Sepp Dietrich. Aus gesundheitlichen Gründen aus der SS ausgetreten. Mitarbeiter der DAF-„Schulungsbriefe". Vogdt nahm die Arbeit zurück und promovierte 1936 mit einem wirtschaftsgeschichtlichen Thema. Ebd.; Votum Baeumler o. D. (Mitte 1935); Bieberbach über Baeumlers revidierte Einschätzung v. 4. 10. 1935. Ebd., Nr. 846. Baeumlers Votum undatiert, sicher aber während der Abwesenheit Sprangers in Japan (dessen Votum kurz vor seiner Abreise, am 30. 9. 1936) erstattet. Wen Tsin Wang, Jg. 1903, B.A. der Universität Peking, bis 1932 Lehrer für Staatsbürgerkunde u. Nationalökonomie an einer höheren Schule in Hankow, hatte Pädagogik, Philosophie u. Staatswiss. an der FWU studiert. Ebd., Nr.781 (Adler) und Nr.791 (Heller); beide wagten sich an politisch explosive Themen - die Entstehung der Republik Österreich bzw. die Lage der Juden in der UdSSR. Heller ging dabei soweit, den Jüdischen Bolschewismus" als Phantom antisowjetischer Propaganda darzustellen. Beide Kandidaten brachte Hoetzschs Nachfolger Hans Uebersberger zu Fall. Erst 1992 erhielt der 1935 nach Palästina
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Themenkomplex in mündlichen Prüfungen. Aus einer gewissen Vorsicht, die Frage zum Gegenstand akademischer Erörterung zu machen, erklärt sich auch mindestens einer der drei Ausnahmefälle, in denen Baeumler in schneidender Form, jeweils hinter den Kulissen, seine Aufgabe als politischer Zensor wahrnahm. Der Fall Stutzinger Im Februar 1935 bestand Gerhard Stutzinger, wiederum ein Oncken-Schüler, noch dazu mit Hoetzsch als Korreferenten, das Rigorosum. Seine Arbeit über ,Die politischen Anschauungen Houston Stewart Chamberlains' wollte Dekan Breloer nicht ohne Baeumlers Plazet zum Druck freigeben. Schien sein Mißtrauen doch berechtigt, da ihm Baeumler schrieb, die Sache könne sich geradezu zum „klassischen Fall" entwickeln. Wenn Stutzinger sich nämlich weigere, seine törichten Privatmeinungen zur Judenfrage aus den Anmerkungen zu entfernen, so müsse man ihm eben die Druckerlaubnis versagen. Über die Judenfrage sei nur politisch zu entscheiden. Privatmeinungen hätten in Dissertationen, auch wenn sie über Chamberlain handelten, nichts zu suchen. Inzwischen hatte Stutzinger dem Dekan dargelegt, kein Kritiker Chamberlains, vielmehr einer seiner glühenden Bewunderer zu sein. So wolle er die Kritik an Chamberlains Biologismus gern entfernen. Dagegen sei es mit seinem Gewissen unvereinbar, die Kritik an Chamberlains Thesen zu „Judentum und Weltkrieg", die auch dem Nationalsozialismus widersprächen, zu tilgen. Kurz danach gab er jedoch auch diesen Widerstand auf, legte aber ein revidiertes Manuskript nicht vor. Stattdessen stellte er 1937 einen Antrag auf Genehmigung des Teildrucks. Baeumler witterte hier eine stillschweigende Rücknahme mündlicher Zusicherungen und riet dem Dekan, unnachgiebig zu bleiben: Die Dissertation sei solange nicht anzunehmen, wie im Text „projüdische Äußerungen" zu lesen seien. Die Arbeit müsse als ganze auf den Stand gebracht werden, „der von uns gefordert wird". Auch eine persönliche Rücksprache Stutzingers mit Baeumler blieb ohne Resultat, bis endlich 1938 eine Einigung in dessen Sinn erzielt wurde.263 Der Fall Haacke Ende 1935 reichte Wilmont Haacke die Dissertation ,Geschichte der Deutschen Rundschau' ein. Die Referenten Dovifat und Julius Petersen votierten günstig und brachten den Kandidaten am 2. April 1936 erfolgreich durchs Rigorosum. Wiederum legte Dekan Bieberbach das bereits druckfertige Manuskript Baeumler vor. Aus dessen Gutachten für die Fakultät sei zunächst ausführlich zitiert:264 „Die Dissertation [...] ist eine kritiklos bewundernde Erfassung und Darstellung der Lebensarbeit des Juden Julius Rodenberg, dem es als Begründer und langjährigen Herausgeber der
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ausgewanderte Heller seine Promotionsurkunde, nachdem sie ihm 1961 erneut verweigert worden war, weil die einst als zu probolschewistisch abgelehnte Dissertation der SED-gesteuerten Fakultät dann als antibolschewistisch galt. Ebd., Nr. 870; Promotionsdatum ist der 26. 10. 1938, nachdem Baeumler die Arbeit im Januar 1936 zur Begutachtung erhalten und am 1. 8. 1938 der Druckgenehmigung zugestimmt hatte. Die mündliche Prüfung bei Oncken, Hoetzsch und Spranger hatte bereits im Februar 1935 stattgefunden! Ebd., Nr. 848, Bl. 1-87; Haakes Promotion erfolgte zum 30. 6. 1937. Der „Fall" erstmals im Vorwort von W. Hagemann in der Nachkriegsausgabe von Haackes Diss. 1950; dann als Antwort Haackes auf anti-jüdische Zitate aus seiner ,Feuilletonkunde' 1943/44, bei Seeliger 1966, S. 27-35. Ausfuhrlich nun dokumentiert von Sösemann 1998, S. 130-139.
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Kommentare zum politischen Zeitgeschehen 1933-1945 Deutschen Rundschau gelungen ist, alle geistigen Größen der Zeit seiner Monatsschrift zu verpflichten. Die Bewunderung, die der Verfasser Rodenberg entgegenbringt, kennt keine Schranken. Mit besonderer Betonung wird auch der politische Charakter Rodenbergs behandelt und als ,deutschbewußt', im Innern konservativ', ,national bewußt' proklamiert. Auf diese Bewertung stützt dann der Verfasser ,die Tradition des deutschen Bewußtseins', die der DR zukomme. ,Deutsch war sie von jeher, das blieb sie.' Wie Rodenberg werden auch die zahlreichen Juden und Halbjuden seines Mitarbeiterstabes ohne Ausnahme nicht als Juden gekennzeichnet. Das ganze Buch ist so geschrieben, als gäbe es keine Judenfrage und kein Judenproblem in der deutschen Literatur und Politik. Wohin das führt, zeigt die Behandlung des Juden Berthold Auerbach. ,In Berlin traten die Männer der DR aus den verschiedenen Teilen des neuen Reiches zusammen. Rodenberg kam aus Hessen, Auerbach aus Schwaben, Putlitz aus der Mark ...' Zwei Größen dieses nicht alltäglichen Triumvirats von Reichseinigern waren Juden. Die Urteile über die politischen Zusammenhänge, in die Rodenberg mit der DR geriet, sind unzulänglich. Er bemüht sich, die offene Parteinahme der DR für den deutschen Linksliberalismus in den Jahren 1878-80 als eine zeitweilige Abirrung von ihrem deutschbewußten konservativen Wege darzustellen."
Baeumler kritisierte dann ausfuhrlich die apologetische Darstellung der von Rodenberg 1888 ausgelösten „Geffken-Affare", in der Kaiser Friedrichs III. Liberalität einmal mehr gegen Bismarck ausgespielt wurde. Ähnlich ahnungslos ordne Haacke die Rolle der DR nach 1918 ein: „Man muß den Eindruck gewinnen, daß die DR im Vergleich zu anderen Zeitschriften im besonderen Maße zur nationalsozialistischen Machtergreifung beigetragen habe. Es unterläuft allerdings das Mißgeschick, den Juden Stier-Somlo als Zeugen dafür anzuführen, ,der von 1928 an im Sinne der Umwälzung in der DR zahlreiche Leitartikel zur inneren Sammlung schrieb'." Auch die Kronzeugen E. J. Jung und W. v. Kries taugten nicht, da v. Kries 1932 über die innere Dürftigkeit des NS. raisonnierte, der man sich als Deutscher nur schämen könne und Jung der Bewegung revolutionäre Stärke nur trotz der Schwächen Hitlers zubilligen wollte. „Es läßt sich also unschwer belegen, daß in der DR damals jener Jungkonservative', bürgerlich-geistige Schriftstellerkreis das Wort führte, der in Anbetracht der Unzulänglichkeit Hitlers den NS. allenfalls insoweit anzuerkennen bereit war, als er sich der von diesem Kreis beanspruchten geistigen Führung unterwarf." In einem kürzeren Gutachten für das REM stellte Baeumler Haackes Verkennung des jüdischen Charakters der DR noch pointierter dar, und er attackierte erstmals den Referenten Dovifat: „Die DR wurde die repräsentative Monatsschrift des saturierten national liberalen Bürgertums im Bismarckreich. Sie unterstützte Bismarck auf der Linie des liberalen bürgerlichen Reichspatriotismus. Sie machte die typisch liberale Kaiser-Friedrich-Schwärmerei mit. Die DR war ,unpolitisch' wie dieses Bürgertum, dessen ,unpolitischer' Charakter selbstverständlich ein politisches Faktum ersten Ranges war. Zum Freundeskreis Rodenbergs gehörten zahlreiche Juden und Judenstämmlinge: Berthold Auerbach, Ludmilla Assing, Fanny Lewald, Paul Heyse, Otto Brahm, Rudolf und Paul Lindau, Ludwig Bamberger, Eduard Lasker, Ilse Frapan (Levien), Georg Ebers, Georg Brandes. Der Verfasser läßt vollkommen unerwähnt, daß Rodenberg Jude war. Ebensowenig ist bei irgendeinem der genannten jüdischen Mitarbeiter die Tatsache der jüdischen Abstammung erwähnt. Die einzige Frwähnung der Judenfrage erfolgt, um R. ein besonderes Lob auszusprechen ..." - Der Gutachter Dovifat sehe hingegen vom Weltanschaulichen völlig ab. Für die von Haacke konstruierte konservative Kontinuität finde er sogar noch Anerkennung und dokumentiere seine „restlose sachliche Zustimmung".
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Per Erlaß vom 26. April 1937 untersagte das REM daher die Veröffentlichung der Dissertation und kündigte an, Dovifat, Petersen und Bieberbach zur Verantwortung zu ziehen. Die dann eingeleitete Untersuchung konnte den Beschuldigten aber keine Verletzung ihrer Amtspflichten nachweisen, zumal Baeumler Gelegenheit gehabt hätte, rechtzeitig vor der mündlichen Prüfung einzugreifen.265 Der Fall Ploetz Ein Politikum besonderer Art stellte eine Dissertation dar, der nicht anzusehen war, daß sie dafür taugte, die Judenfrage gegen ihren Verfasser wie gegen ihren Betreuer Spranger auszumünzen. Hans Achim Ploetz meldete sich 1935 mit einer Arbeit über,Die Theorie der Dichtung. Kritische Beiträge zur gegenwärtigen Poetik' zur Promotion. Spranger wies daraufhin, daß die Aufgabe noch von Dessoir gestellt worden sei, und er den Doktoranden nur übernommen habe. Zu bemängeln sei ein unverkennbarer Eklektizismus und ein noch nicht überall überwundener Positivismus, ansonsten habe man aber eine tüchtige Leistung vor sich, was auch Korreferent Petersen bestätigte, so daß Ploetz seinen Doktorhut bekam. Bevor man bei dieser Sachlage auf den eigentlichen „Fall" Ploetz stößt, weckt eine winzige Korrektur schon die Neugierde: Max Dessoir, dem der Verfasser in seiner zur Promotionsanmeldung eingereichten maschinenschriftlichen Vita dankt, sucht man in der gedruckten Fassung der Vita unter Ploetz' Lehrern vergeblich. Auch war Ploetz unter den 230 Doktoranden, die zu Spranger ins Mündliche gingen, der einzige, der eingehend über aktuelle weltanschaulich aufgeladene Themen befragt wurde, eine für den hier ohnehin zurückhaltenden Spranger unübliche Abweichung, die so deutlich nicht einmal bei Staatswissenschaftlern und Historikern zu registrieren war, deren Ausbildung ihn eher zu Fragen dieser Art animierte. Außerhalb der weltanschaulichen Befragung über Vererbungslehre prüfte Spranger Ploetz über den „totalen Staat nach Carl Schmitt, Rosenbergs Begriff des .Mythus'" und über den Volksgedanken seit dem 18. Jahrhundert. In der notwendig gewordenen Wiederholungsprüfung, die sich zunächst mit Descartes und Leibniz befaßte, wollte Spranger dann etwas hören über: „Der ,Mythos' als Ausdruck zeitloser Volkswahrheit bei
265 Ebd.; REM-Erlaß vom 25. 10. 1937. Im Juli 1939 bat Haacke das REM darum, das Manuskript umarbeiten zu dürfen, nachdem er Baeumler im persönlichen Gespräch habe überzeugen können, wirklich über Rodenbergs Abstammung völlig im unklaren gewesen zu sein. Dekan Koch folgend, beschied das REM diese Bitte im November 1939 abschlägig. Nach Haackes Darstellung (in: Seeliger 1966, S. 32ff.) habe ihm Baeumler zunächst angeboten, die Arbeit auf das Thema ,Die Taktik der Assimilation des Juden Rodenberg-Levy' umzuschreiben und ihn gleichzeitig mit der Aussicht auf rasche Habilitation an die vom Amt Rosenberg infiltrierte Universität Halle locken wollen, was er aber abgelehnt habe. Das deckt sich zumindest nicht mit der Aktenlage. Denn warum sollte Haacke 1939 eine Umarbeitung beantragen, wenn er (nach eigenen Angaben: 1938) froh gewesen war, entsprechenden Angeboten Baeumlers ausgewichen zu sein? Entsprang der Antrag aber nicht eigener Initiative, sondern einem Eingehen auf Baeumlers Vorschlag, dann wäre sein Gesuch mit Sicherheit nicht von Koch torpediert worden, da der Dekan mit Baeumler in einer wissenschaftspolitischen Front stand. Zudem ist es nach der gerade geschilderten Praxis Baeumlers, die Judenfrage akademischer Behandlung möglichst zu entziehen, äußerst unwahrscheinlich, daß er eine Arbeit unter einem derart plakativen Titel vorgeschlagen und jemandem zur Bearbeitung angeboten haben soll, der seine Naivität auf diesem Gebiet soeben unter Beweis gestellt hatte.
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den Primitiven, bei Plato, bei den Romantikern (Schelling) und in der Gegenwart", sowie über das „Wesen des Volkes, nach seiner verschiedenen Konstitution".266 Diese Fragen sind nur zu verstehen aus der politischen Biographie des Prüflings: Ploetz gehörte seit dem 1. Mai 1933 der NSDAP, und, dies sollte für Spranger noch von weitreichender Bedeutung sein, seit dem 1. Oktober 1934 der SS an. 267 1938 wollte der SS-Mann Ploetz Assistent an Sprangers Pädagogischem Seminar werden. Offenbar ohne etwas über diesen SS-Hintergrund zu ahnen, sah Baeumler eine Gelegenheit, mit der Kritik an diesem Bewerber, dessen Promotion ihm offenbar entgangen war, einmal mehr Spranger zu treffen. Auf die Bitte um Stellungnahme erhielt Dekan Koch daher ein entsprechend negatives Gutachten:268 „Wenn man den Teildruck [von Ploetz' Dissertation] durchblättert, trifft man immer wieder auf bekannte jüdische Namen, so werden vor allem Georg Simmel und Max Dessoir umfangreich zitiert, aber auch Husserl, E. Utitz und Moritz Geiger (die beiden letzteren Emigranten) fehlen nicht. Es ist nun keineswegs so, daß Ploetz diese Juden zitiert, weil er sich von ihnen abgrenzen will, oder weil er sie aus sachlichen Gründen unbedingt miterwähnen müßte. Vielmehr baut Ploetz seine Gedanken unmittelbar auf den Kunsttheorien der von ihm zitierten Juden auf. - Wenn Ploetz erklärt, daß die einseitige Orientierung nicht hinreiche zur Erklärung entscheidender Sachverhalte wie Stimmung, Stil, Wert u. s. f., dann hat das nicht den Sinn, daß der von der jüdischen Kunsttheorie ausdrücklich ausgeschlossene seelische Gehalt oder die innere Verfassung des Künstlers berücksichtigt werden müsse, sondern es bedeutet lediglich einen Hinweis darauf, daß der Aufnehmende berücksichtigt werden müsse, weil in seinem Bewußtsein die Dichtung erst zur Dichtung wird.,Der Untersuchung der Dichtung als Gegenstand und dem Aufweis ihrer spezifischen Struktur muß die Beschreibung der Bewußtseinsvorgänge, die im Erlebenden sich vollziehen, ergänzend zu Hilfe kommen.' Der Gedanke, daß die Struktur eines Dichtwerks abhängig ist von der rassischen Struktur seines Schöpfers, und daß die wirklich verständnisvolle Aufnahme eines solchen Werkes auch im Erlebenden eine verwandte Struktur voraussetzt, ist dem Verfasser völlig fremd. Seine Anführung jüdischer Autoren ist daher nicht ein Zufall, sondern geht aus der wissenschaftlichen Haltung, die Ploetz einnimmt, mit Notwendigkeit hervor. Soll man nun annehmen, Ploetz habe während der 6 Jahre, die er an der Universität Berlin studiert hat, nicht gemerkt, daß Dessoir, Utitz, Husserl, Simmel und Geiger jüdisch seien? Oder hat er die Juden positiv zitiert, obwohl er wußte, welcher Rasse sie angehören? In jedem Fall hat Ploetz durch seine Dissertation gezeigt, daß er nicht imstande ist, eine wissenschaftliche Lehre auf ihre weltanschauliche Haltung hin zu prüfen. Aus diesem Grunde ist gegen seine Einstellung [...] Einspruch zu erheben."
Dekan Koch lud Ploetz, der mittlerweile im Stab des Reichsführers SS tätig war, zum persönlichen Gespräch, in dessen Verlauf Ploetz die Vorwürfe flapsig damit abtat, daß außer jüdischen Gewährsmännern keine anderen „dagewesen" seien, und es bei einer Dissertation im übrigen „nicht so sehr" auf die monierten Dinge ankomme. Bald darauf schickte er einen Kameraden, um den perplexen Koch wegen Beleidigung der SS zum Duell zu fordern.269
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Ebd., Nr. 836; mündliche Prüfungen an 28. 11. 1935 und am 30. 4. 1936. Wie Anm. 266. BAP, REM 49.01, Nr. 1435 (Pädagogisches Seminar FWU), Bl. 89-91; Abschrift des Gutachtens Baeumler, Phil. Fak. v. 1. 12. 1938. Unterstreichungen im Original. BAP, REM 49.01, Nr. 1435, Bl. 85-88; der die Duellforderung ablehnende Dekan Koch an REM; dazu Rektor Hoppe: „[...] ich erkläre mich nachdrücklich mit dem Herrn Dekan eins". Harmjanz und
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Wie die Göttinger Duellaffäre um Heyse und Baumgarten, so verlief auch diese Sache schließlich im Sande, verhinderte aber eine Besetzung der Assistentenstelle mit dem von Baeumler des Philosemitismus verdächtigten Ploetz.270 Der machte statt dessen in den nächsten Jahren in der SS Karriere und stieg zum Adjutanten von Heydrich und dann von Kaltenbrunner auf, und in dieser Position könnte nur er es gewesen sein, der für die schnelle Entlassung des nach dem 20. Juli 1944 verhafteten Spranger sorgte.271 Abgesehen von persönlichen Animositäten, die den gereizt-polemischen Unterton dieser Konflikte bedingten, und die sich auf die Schüler der „Geheimräte", der Repräsentanten der wissenschaftlich-politischen „Welt von gestern", übertrugen, verraten Baeumlers Stellungnahmen die vertraute Kritik am Bewußtseinsidealismus. Sein Glaube an die ethnische Determination geistigen Schaffens ließen ihn die These vom „deutschen Bewußtsein" Rodenbergs sinnlos erscheinen. Ebenso verfehlt schien ihm daher die von Ploetz unkritisch rezipierte ästhetische Theorie, die voraussetzte, daß es eine von der „rassischen Struktur" ihres Schöpfers unabhängige „Struktur des Dichtwerks", also allein aus reinem Bewußtsein entstandene Kunst geben könne. Dabei verabsolutierte er die für ihn eigentlich problematische anthropologische Konstante „Rasse" zu Lasten des historisch-soziologischen Umstands, daß jüdische Intellektuelle eine aus ihrem Minoritätsstatus erklärliche Affinität zu politischen oder philosophischen Ideen zeigten, die, wie der Nationalliberalismus oder der idealistische Ästhetizismus, ihren assimilatorischen Interessen entsprachen. Baeumlers Sorge um das wissenschaftliche Niveau des Nationalsozialismus Wie in den Habilitationsverfahren (Ehrt, Max) schon sichtbar geworden ist, kam es vor, daß Baeumler weltanschaulich opportune Arbeiten, die wissenschaftliche Standards nicht einhielten, ablehnte. Auch einige Promotionsverfahren bieten dafür sehr anschauliche Beispiele. Zu beachten ist dabei freilich, daß es nicht um die Verteidigung der „autonomen" Wissenschaft und ihrer Methoden ging, sondern darum, einen wissenschaftlichen Zugriff von Unbefugten auf die NS-Ideologie zu verhindern und so das eigene Deutungsmonopol zu festigen. Darum befanden sich unter den „Opfern" solcher Eingriffe nicht zufällig wieder, nach den Habilitanden Bause und Max und dem Doktoranden Haacke, zwei Schüler des katholischen Zeitungswissenschaftlers Dovifat. 1935 sperrte sich Baeumler gegen die Promotion einer Zeitungswissenschaftlerin, die während ihres USA-Aufenthaltes eine Untersuchung über .Deutschfeindliche Meinungsbildung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika während des Weltkrieges und 1933/34' verfaßte, die von Dovifat als Pionierwerk angenommen wurde, eine Einschätzung, der sich Kasper unterstützten Kochs Absicht, sich mit einer Beschwerde direkt an Himmler zu wenden (lt. Aktenvermerk ebd.). 270
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1939 war Ploetz kurzzeitig beim Kommando Schneidemühl mit der Umsiedlung Baltendeutscher eingesetzt, an 1. 3. 1941 dann 1. Adjutant Chef Sipo/SD (Heydrich), an 18. 4. 1942 abgeordnet ins Pers. Sekretariat des stellvetr. Reichsprotektors in Prag (Heydrich), nach dessen Ermordung Aufhebung der Abordnung, dann an 1. 10. 1943 erneut 1. Adjutant Chef Sipo/SD (Kaltenbrunner). Angaben nach SSBefehlsblatt Nr. 16, 1942, Nr. 19, 1942; Gesetz- u. Verordnungsblatt Chef Sipo/SD v. 1. 3. 1941. SSBefehlsblatt Nr. 53, 1943 (betr. Verleihung des KVK 1. Kl. an Ploetz). Rückblickend sprach Spranger von einem „unsichtbaren Protektor, wahrscheinlich in der SS, die ja durchaus zweiseitig war", der schon seit Ende der 30er Jahre die Hand über ihn gehalten habe. Die Haftentlassung fuhrt er dann aber nur auf eine Appellation des japanischen Botschafters Oshima zurück. Spranger, ,Ein Professorenleben im 20. Jahrhundert' (1953), in: ders. 1973, S. 353 und 355.
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Korreferent Sombart anschloß. Dovifat gab seiner Schülerin auch in der mündlichen Prüfung die höchste Note, während Sombart - der die für diesen Prüfling sicher zu diffizile Fragen nach dem Verstehensbegriff in Natur- und Geisteswissenschaften stellte - und Windelband größte Nachsicht üben mußten, um die Kandidatin nicht einbrechen zu lassen. Baeumler dagegen war selbst angesichts der politischen Bedeutung der Arbeit zu dieser Nachsicht nicht bereit und prüfte über den Willensbegriff bei Schopenhauer und Nietzsche, die Naturphilosophie des Willens zur Macht und zum Begriff des Menschen bei Spengler und Nietzsche, Problemkomplexe, auf die der Prüfling nur ungenügende Antworten parat hatte.272 Ohne Promotion endete 1939 das Verfahren eines Parteigenossen von 1931, der schon als Sekundaner 1928 mithalf, den NS-Schülerbund zu gründen. Er fertigte bei Dovifat eine Monographie über J. E. von Grotthuß, den Herausgeber des „Türmer" (1898-1920) an. Der vom „Rembrandt-Deutschen" und von Avenarius in gleichem Maße beeinflußte Grotthuß geriet dem Verfasser zum Vorläufer des Nationalsozialismus. Dovifat fand jene Passagen besonders gelungen, die sich den „innenpolitischen Zerfallserscheinungen" nach 1890 widmeten, dem Parteienstaat, dem bürgerlich-behäbigen Byzantinismus, dem verhängnisvollen sozialdemokratischen Einfluß, der konfessionellen Zerrissenheit, und, was Grotthuß erst nach 1918 erkannt habe, „dem gefährlichen, zur politischen Macht anwachsenden Einfluß des Judentums". Daß der Verfasser manchmal Grotthuß' Befangenheiten in zeitbedingten Anschauungen übersehe und daher nicht erklären könne, warum er gehofft habe, die SPD werde sich zur Volkstreue entwickeln, oder warum er „die rassische Natur der Judenfrage" erst spät erkannte, dies wollte Dovifat der „schönen Kampffreudigkeit" des Kandidaten zurechnen. Die mit „gut" bewertete Arbeit blieb dann ungewöhnlich lange liegen, bis das Büro des Reichspressechefs Dietrich Dekan Koch im Oktober 1938 drängte, endlich eine Entscheidung über eine Dissertation herbeizuführen, die die nationalsozialistische Haltung zur Zeitschriftenfrage unterstreiche. Aber erst im Februar 1939 erstattete Baeumler sein Korreferat mit dem Tenor: Der Verfasser wisse nicht, was eine wissenschaftliche Arbeit sei. Nur darum könne er seinen „Hymnus" auf Grotthuß „irrtümlich" für eine solche halten. Die Aufgabe hätte nur angemessen bewältigt werden können unter Berücksichtigung gleichlaufender Bestrebungen, also unter Einbettung in die konservative Bewegung um 1900. Stattdessen rechtfertige der Verfasser sein Versäumnis damit, daß Grotthuß nur schwache und also zu ignorierende Zeitgenossen gehabt habe. Er glaube daher, es entspreche nationalsozialistischer Auffassung, ihn isoliert als schöpferische Persönlichkeit darzustellen. „Ich weise diese Herabsetzung der geschichtlichen Betrachtung unter Berufung auf die Weltanschauung des Nationalsozialismus zurück. Der Verfasser irrt, wenn er die geschichtliche Betrachtung als der Weltanschauung des NS. widersprechend ansieht, und er irrt, wenn er annimmt, daß Grotthuß nur schwache Zeitgenossen gehabt hat."
272 UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 1115; die Kandidatin, Jg. 1910, Studium in Tübingen, Heidelberg, Paris, Columbus/Ohio u. Berlin, 1934 Sekretärin an der Napola Potsdam und beim DAAD, kann hier aus Gründen des Datenschutzes nicht namentlich genannt werden. Ihre thematisch wichtige Arbeit, mit der sie selbst 1998 noch Neuland betreten hätte, findet sich leider nicht mehr in der Akte! Das Rigorosum fand am 18. 4. 1935 statt; ihre Wiederholungschance nahm die Kandidatin nicht wahr.
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Die ahistorische Methode führe im übrigen dazu, den Charakter des „Türmer" als „Familienblatt von unbestimmter Christlichkeit" zu unterschlagen. Mit Blick auf Dovifats Note „gut" müsse er das Korreferat ablehnen, dessen Übernahme doch wohl voraussetze, daß zwischen den Gutachtern „eine gewisse Übereinstimmung wenigstens in bezug auf ein Minimum wissenschaftlicher Anforderungen besteht". Dekan Koch lud daraufhin Dovifat und Baeumler zu einer Besprechung, in deren Verlauf Baeumler seine Ansicht durchsetzte und erreichte, dem politisch protegierten Kandidaten aufzuerlegen, in einer revidierten Fassung den zeitgenössischen Kontext des „Türmer" zu beachten - eine Auflage, die der von derartigen Widerständen offensichtlcih entnervte Doktorand aber dann nicht erfüllte.273 Weniger um das eigene Deutungsmonopol als um die ökonomisch-politischen Folgen eines weltanschaulich bedingten wissenschaftlichen Niveauverlustes ging es Baeumler im Verfahren eines Doktoranden, der im Hauptfach „Allgemeine Wehrlehre" bei v. Niedermayer über Vormilitärische Wehrerziehung von 1870 bis zur Gegenwart' promovieren wollte und der sich im Nebenfach für Politische Pädagogik entschieden hatte. 274 Niedermayer zog eine deprimierende Bilanz und zeigte wenig Neigung, das Scheitern seines Schülers zu kaschieren: Die Arbeit sei ein Beweis dafür, „wie weit ein gewisses politisches Phrasentum der heutigen Zeit die Köpfe unserer Jugend verwirrt hat und von ihr an die Stelle eigenen logischen Denkens gestellt wird". Sie zeige auch, wie notwendig die „geistige Erziehungsaufgabe der deutschen Hochschule" wieder geworden sei! Das harte Urteil des Korreferenten Baeumler über die eingereichte Arbeit („das Elaborat trägt den Stempel geistiger Unreife auf der Stirne") verstopfte dann auch noch das Schlupfloch, das Niedermayer mit Blick auf die „Fleißarbeit" dem Kandidaten eröffnet hatte.275 Baeumlers Prüfungspraxis und die Herausbildung seines Schülerkreis ab 1936 In den Jahren von 1936 bis zum Kriegsausbruch, als sich sein eigener Doktorandenkreis bildete, und politisch aktive Studenten aus den historisch-philologischen Fächern Baeumler als Prüfer im Nebenfach Philosophie wählten, begann eine merkliche Umstellung seiner Prüfungspraxis auf die Probleme der neuen politischen Anthropologie. Nach wie vor klammerte er allerdings die Judenfrage aus, rückte aber das Verhältnis von Natur und Geschichte und damit die Begriffe Rasse, Volk, Nation in den Mittelpunkt seiner Examina:276 „Hegels Volksgeist. Volk und Staat bei Hegel. Staat und Staatsbürger. Was heißt Staat bei Hegel? Kann der Staat eine Persönlichkeit genannt werden? Das Führerprinzip. Auseinanderset273
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Ebd., Phil. Fak. Nr. 1126; der hier nicht namentlich zu nennende Kandidat wurde 1913 in Berlin geboren und studierte an der FWU von 1933-1938 Zeitungswissenschaft, Philosophie und Geschichte. NS-Schülerbund 1929-1931, NSDAP: 16. 7. 1931, SA: 4/1932, ab 1932 Organisationsamtsleiter in der OG Lichterfelde-West. - Der Titel der leider nicht mehr in der Akte befindlichen Arbeit lautete „,Der Türmer' - Ein Kampf um deutsches Wesen". Dovifats Votum vom Mai 1938 wurde in einer zweiten Stellungnahme an 23. 1. 1939 von ihm ausdrücklich bestätigt. Über die Kritik am Verfall des wissenschaftlichen Niveaus in den Geisteswissenschaften, wie sie v. Niedermayer und Dekan Koch 1940 über das OKW an die Reichskanzlei leiteten, vgl. Seier 1976, bes. S. 237ff. Ebd., Phil. Fak. Nr. 1047; der hier ungenannt bleibende Kandidat war seit April 1938 wiss. Hilfsarbeiter im OKW; geb. 1911 in Harburg, Studium an der FWU seit 1930, politisch nur in der HJ aktiv. Zusammenfassung aus den Prüfungen: UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 851 (Takiyetti), 860 (Piperow), 862 (Werner), 869 (Schmoldt), 873 (Ferber) , 883 (Tien), 807 (Schramm), 908 (Feyerabend), 927 (Jöttkandt).
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zung des Humanismus mit dem Nationalismus zur Kriegszeit [1914-18]. Die philosophischen Probleme, die im ns. Rassenbegriff enthalten sind. Was heißt, die Geschichte naturalisieren? Der Machtzusammenhang der Geschichte. Der Naturzusammenhang. Kultur und Erziehung. Das Problem der Freiheit. Individuum und Persönlichkeit. Besteht ein Zusammenhang zwischen Rousseaus und Fichtes Staatsphilosophie? Autoritärer Staat und Führerstaat. Der Nationalbegriff Fichtes. Der geschichtsphilosophische Hintergrund der ,Reden an die deutsche Nation'. Existenzphilosophie und NS-Weltanschauung. Görres' Naturbegriff. Leben, Polarität, Identität. Unterschied zwischen Schelling und Görres. Herders Naturbegriff. Mensch und Natur bei Herder. Charakter der Philosophie des Westens gegenüber der deutschen Philosophie. Kant und die Philosophie des Westens. Soziologie und Philosophie der Geschichte bei Rousseau. Philosophie und Weltanschauung. Relativismus und Absolutismus. Fichtes Philosophie und die NS-Weltanschauung. Begriff der Gemeinschaft."
Die in Habilitationsverfahren geübte Rollenverteilung ist auch bei Promotionen zu beobachten: als Korreferent in den Fächern, auf deren weltanschauliche Neuorientierung sich das ehrgeizige Programm des IPP bezog, trat nur Baeumler auf, während Hartmann und Spranger hier einmal mehr in der splendid isolation ihres Fachgebietes verharrten. Als Mitgutachter fungierte Baeumler bei Historikern und bei den von Niedermayer ausgebildeten, überwiegend militärhistorisch arbeitenden Wehrwissenschaftlern, bei Psychologen und Pädagogen.277 Zum Bestandteil der neuen politischen Anthropologie gehörte nach Baeumlers Verständnis die „Formationserziehung" und Theorie und Praxis der Leibesübungen, denen er sich als Korreferent 278 und vor allem als Betreuer einiger im IPP entstandenen Dissertationen widmete: Heinz Wetzel (,Turnen-Sport-Gymnastik. Zur Theorie der neueren deutschen Leibesübungen', 1936)279, Schantan Wu (,Der Aufbau des Reichsnährstandes und dessen erzieherische Einflußmöglichkeiten auf Bauerntum und Volkstum' (1938)280, Angelika Patriarcheas (,Die Erziehung der Spartanerin in ihrer politischen Wirklichkeit. Prolegomena zu jeder künftigen weiblichen Erziehung', 1939 ) 281, Johannes Dannheuser (,Schnepfenthal und Hasenheide', 1940)282, und Yunlai Hsiao (,Die Bedeutung der Formati277
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Ebd., Nr. 822 (Zemke, ,Der Oberbefehlshaber Ost und die Schule im Verwaltungsbereich Litauen während des Weltkrieges', 1936), 931 (Brunner, ,Die Freimaurerei und die Frau', 1942), 871 (Wichmann, ,Entwicklung und Stand der vormilitärischen Ausbildung in Frankreich, Italien und der Sowjetunion', 1937), 909 (Feyerabend, ,Die Stellung der preußisch-deutschen Wehrmacht im politischgeistigen Leben des 19. Jhs.', 1940). Ebd., Nr. 854, Schumann, ,Die Entstehung des Schulturnens in Berlin', 1937, Ref.: Krümmel). Ebd., Nr. 855; Wetzel, 1902 in Zwickau, bis 1925 Volksschullehrer, dann bis 1929 Studium TH Dresden (Mathematik, Physik, Leibesübungen; 1931 Zusatzprüfung Philos. Propädeutik), 1930 wiss. Assistent an der Turnlehrerbildungsanstalt, zu Baeumlers engeren Zirkel zählend, 1933 Referent für Erziehung beim Reichssportführer, Generalreferent für die im Aufbau befindliche Reichsakademie für Leibesübungen. Nach deren Gründung dort 1937 Leiter des Päd. Instituts, 1938 Professor. - SA: 1932, NSDAP: 1. 5. 1933. 1938 OStbF in des Obersten SA-Führers (dort Referent für Leibesübungen). Ebd., Nr. 871 (wegen des stark staatswissenschaftlichen Charakters der Arbeit war Baeumler hier neben Jens Jessen formell Korreferent). Ebd., Nr. 936; Patriarcheas, 1913 in Androuvista/Lakonien, nach Abschluß am Lehrerseminar Athen Beurlaubung zum Studium in Athen und Berlin (Philosophie, Pädagogik, Geschichte vor allem bei Wilhelm Weber u. Baeumler). Ebd., Nr. 926; Dannheuser, 1910 in Dresden, Student in TH Dresden (Mathematik, Physik, Leibesübungen) 1929-1933. StE. 1933 u. 1935, ab WS 1936/37 Fortsetzung der bei Baeumler begonnenen
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onserziehung für die Vorbereitung der Landesverteidigung in den Jugendorganisationen Deutschlands und Chinas', 1942). Die Arbeiten der beiden National-Chinesen, die als Leiter der politischen Schulung an der zentralen Offiziersschule Nanking (Wu) und als Referent im Chiang-Kai Tscheks Erziehungsministerium (Hsiao) tätig waren, mochte Baeumler nicht als wissenschaftlich weiterführende Beiträge anerkennen: Hsiao sei zu einseitig und plakativ auf die Notwendigkeit der Formationserziehung fixiert, während sich die ursprünglich vorgesehenen Studie über die Erziehung deutschen Bauern für Wu als zu schwierig erwiesen habe.283 Was Wetzel und Dannheuser, die mit Holfelder, Voigtländer und Lange zum Kreis nationalsozialistischer Studenten gehörten, der Baeumler in Dresden umgab, in ihren sporthistorischen Dissertationen vorlegten, nahm ihr Mentor mit einer gewissen Distanz auf; insbesondere in Dannheusers (nicht überlieferter) Arbeit vermißte er den geistesgeschichtlichen Kontext der deutschen Turnbewegung um Friedrich Ludwig Jahn.284 Das Muster eines politisch-pädagogischen, in zwölfjähriger Institutsgeschichte am IPP unerreichten Werkes lieferte dagegen die griechische Lehrerin Angelika Patriarcheas.285 Ihr Berliner Aufenthalt stand im Zeichen der seit Metaxas' Machtübernahme vertieften deutsch-griechischen Kulturbeziehungen. Baeumler, der 1936 das „neue Griechenland" besuchte, steuerte in diesem Zusammenhang den Aufsatz ,Hellas und Germanien' zum Sammelwerk ,Unsterbliches Hellas' bei, das, von Rosenberg mit einem Geleitwort versehen, vom Fakultätskollegen Bömer und dem Pressechef der griechischen Gesandtschaft in Berlin herausgegeben wurde.286 Der Korreferent der Patriarcheas-Arbeit, Wilhelm Weber, geriet ins Schwärmen über die Leistung der Jungen Griechin", des „intuitiv stark begabten Mädchens" („Sie ist selbst .Spartanerin'"), die - im Gegensatz etwa zur Sparta-Monographie Helmut Berves (1937) endlich die Kraft aufgebracht habe, sich „dem großen Problem des ,Blutes' in der Geschichte" zu stellen. Baeumler lobte die am völkisch-politischen Leben des neuen Deutschland lebhaft Anteil nehmende „nationale Griechin", der es eine „klar festgehaltene politische Grundlinie" ermögliche, die engen Vorstellungen der alten Staatsbürgerideologie in Richtung auf eine wirklich politische Pädagogik zu überwinden und dabei auch schwierige und heikle Themen wie die von ihr ausgezeichnet behandelte Ausrichtung des spartanischen
philos.-pädagog. Studien an der FWU. - SA: 17. 6. 1932, NSDAP: 1. 5. 1933, stellvertr. Hauptlektor im Amt Rosenberg (für Leibesübungen und körperliche Erziehung), zeitweise im Stab Oberster SAFührer (Amt Körperliche Ertüchtigung). 283 Ebd., Nr. 871 (Wu; Rigorosum 20. 6. 1938) und Nr. 933 (Hsiao; Rig. 13. 7. 1939). 284 Ebd., Nr. 926; Baeumlers Votum v. 14. 3. 1940. 285 Ebd., Nr. 1357. Sie war mit ihren Bruder, der als studentischer Führer und Dozent für Philosophie und völkische Weltanschauung an der Universität Athen zu den Anhängern des 1936 etablierten autoritären Regimes von General Metaxas zählte, im WS 1936/37 an die FWU gekommen, um bei auch H. F. K. Günther und Rodenwaldt zu studieren, während ihr Bruder bei Weber seine Habilitation versuchte. Gedacht war dabei an eine althistorische Arbeit über ,Die Geschichte der Argolis'; ohne ersichtlichen Grund kam das Verfahren nicht zum Abschluß. P.N. Patriarcheas nahm 1936 an der 13. Tagung der DPhG in Berlin teil und würdigte in einem Grußwort die fruchtbare Verbindung zwischen der griechischen und der deutschen Philosophie (Heiß 1936, S. 440). 286 Vgl. Kriekoukis/Bömer 1938, S. 8 (Rosenberg: „das tiefe innere Verstehen zwischen Hellas und Germanien gegen alle mögliche Unbill der Zeiten [...] stärken"); ebd., S. 107-116, Deutschlands Weg nach Olympia', vom Fakultätskollegen Rodenwaldt.
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Gemeinwesens auf das Eugenische ohne Abschwächungen darzustellen.287 Patriarcheas wollte die Bedingungen der Möglichkeit souveräner staatlicher Existenz und staatlicher Formung „vorbildlicher Menschen" in der antiken Polis erforschen. Der sich selbst behauptende höchste Menschentyp, der ein spartanisches Erziehungsideal war, mußte auf die Reinhaltung der Art und des Blutes, auf „Gleichartigkeit" und auf Hochzüchtung der Kräfte zur Formung des idealen Mann- und Muttertypus achten. Unumgänglich sei dabei die „gründliche Ausmerzung des unartgemäßen, schlechten Nachwuchses beider Geschlechter, ohne Unterschied, schon von der Wurzel her" gewesen, so daß „die Spartiaten die großartigste völkische Auslese aller Zeiten" erzielt hätten.288 Patriarcheas war stark beeinflußt von Baeumlers Metaphysik der Kräfte, von der Idee natürlicher Ordnungen, in denen nur die Aktivierung arteigener Kräfte erfolgreiche Selbstbehauptung ermöglichte. Die natürlichen Grundlagen der Gemeinschaft, „Blut und Rasse", mußten daher, was wegen der erreichten rassischen Qualität aber höchst selten vorgekommen sei, um der Überlebensfähigkeit des Ganzen willen auf Kosten einzelner Individuen erhalten werden. Das mute rückblickend barbarisch an, sei aber mit dem Vorrang der völkischen vor der individuellen Existenz zu rechtfertigen, womit für Patriarcheas auch einer Aktualisierung eugenischer Indikationen nichts im Wege stand. Auch eine Reihe von philosophiehistorischen Dissertationen versuchten, die anthropologisch-historischen Begriffe Rasse und Volk zur Kritik traditionell bewußtseinsidealistischer Positionen fruchtbar zu machen, während eine systematische Studie von Karin Homann (,Das anthropologische Wertprinzip', 1939/40), von der eine entsprechende Auseinandersetzung zu erwarten gewesen wäre, nicht zum Abschluß kam.289 Eva Manger vollzog den disziplingeschichtlichen Paradigmenwechsel auch biographisch: Ihre 1936 von Baeumler und Springmeyer unter dem Titel ,Mann und Frau im Deutschen Idealismus' akzeptierte Arbeit hieß in ihrer ursprünglichen, als ,Beitrag zur Ethik Kants' konzipierten Fassung: ,Wie ist Pflicht überhaupt möglich?' und war vor 1933 unter Anleitung Arthur Lieberts entstanden. Manger, seit 1931 in einer Kreuzberger Ortsgruppe der NS-Frauenschaft aktiv, reichte diese Arbeit nur wenige Tage nach der Entlassung ihres jüdischen Doktorvaters im September 1933 ein. Über Umwege, nachdem weder Koehler noch Spranger das Referat übernehmen wollten, geriet das Manuskript an Baeumler, der mit dem Ausdruck des Entsetzens auf die von Cohen und Liebert „popularisierte Kant-Auffassung" stieß, der sich die Verfasserin unterworfen habe.290 Nach radikaler Kurskorrektur stellte Manger am Beispiel der kantischen
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Ebd., Nr. 934; Votum Weber. Patriarcheas 1943, S. 8-14, 92-105. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 980; Homann, 1901 in Breslau, 1920-22 Metallographin, dann Schauspielerin, ab 1929 Journalistin, 1931 Schriftleiterin des Weimarer NS-Parteiblattes, 1931: NSDAP; ausgetreten, 1934 neu aufgenommen. 1932-1935 freie Journalistin, ab WS 1933/34 Leiterin der Hochschule der Frau an der Lessing-Hochschule (Weiterbildung von Frauen-Führerinnen aus NSGliederungen), 1935 ausgeschieden, 1935/36 an Nietzsche-Archiv, dann Philosophiestudium an der FWU. Ebd., Nr. 853, Bl. 157-207; darin Baeumlers Gutachten v. 19. 5. 1934. - Manger, verh. Kellner, 1909 in Berlin, seit 1928 Studium an der FWU. NSDAP: 1.6. 1931, 1934/35 Schriftleiterausbildung, dann tätig im IPP und beim Wirtschaftspolitischen Dienst der NS-Parteikorrespondenz, Frauenreferentin der ReichsAG Handel, in dieser Eigenschaft im Stab der Reichsleitung DAF/Frauenamt, 1937 Reichsfachrednerin.
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Eheauffassung fest, daß die Idee der sittlichen Persönlichkeit natürliche Unterschiede unberücksichtigt lasse. Für Kants „geschlechtslose Vernunft" sei jede natürliche Gemeinschaft sittlich zufallig. Erst als „Vernunftwesen, aus allen menschlichen Bindungen durch Geschlecht, Ehe, Familie, Volk isoliert", gehe der Mensch sittlich qualifizierbare Bindungen ein. Auch für Fichte sei die „Vernunftgemeinschaft freier geschlechtloser und völkisch nicht gebundener Menschen" ein sittliches Ideal. Die von ihm erstrebte Harmonie der Geister vergesse mit den geschlechtlichen auch die ethnischen Differenzen, so daß der Mensch als Mensch schlechthin, jenseits der Tatsache, daß es „weiße oder schwarze oder gelbe Menschen auf dieser Welt" gibt, transzendiert und in der „Individualität der Völker als etwas zu Vernichtendes" gewertet werde. In Abkehr vom naturfernen deutschen Idealismus müsse es heute Aufgabe der Philosophie sein, einen Begriff von Natur „herauszustellen", der den Eigentümlichkeiten des Geschlechts und des Volkes gerecht werde.291 Mit der ,Wendung zum Menschen in der Kantischen Ethik' wollte Rolf Arkenberg (,Gesetz und Imperativ', 1937) eine authentische Interpretation der praktischen Philosophie Kants vor allem gegen den damals jüngsten Versuch einer theologischen Deutung durch Gerhard Krüger (,Philosophie und Moral in der kantischen Kritik', 1931) behaupten. 292 Noch außerhalb der kritischen Zone, in der Manger die „natürlichen" Defizite der sittlichen Persönlichkeit aufwies, sah Arkenberg den eigentlichen Fortschritt der kantischen Ethik in ihrer „Weltlichkeit". Die Autonomie der Persönlichkeit sei kein moralischer Gehorsam, der sich den gesetzgebenden Willen Gottes nur „autonom" zu eigen mache (Krüger). Vielmehr finde die autonome Persönlichkeit die Zwecke ihres Handeln nur in sich selbst. 293 Eine kritische Durchmusterung aktueller theologisch-existenzphilosophischer Entscheidungsbegriffe nahm Albert Schramm vor. 294 Max Weber, Rothacker, Hartmann, Jaspers, Grisebach, Hirsch, Gogarten und Kierkegaard - keiner von ihnen gründe die Entscheidung in einer anthropologischen Handlungslehre. Die gängigen Entscheidungsbegriffe krankten alle daran, ein ortloses, ahistorisches Subjekt in ebenso unwirklichen Beziehungen zu Werten, in „Grenzsituationen" oder im „Entscheidungsleben" zu hypostasieren, und Entscheidung zur punktuellen inneren Bewegung verkümmern zu lassen. Das verkenne „die eigentliche Natur des Menschen", der ein aktives und in Gemeinschaft mit anderen handelndes, „politisches Wesen" sei. Entscheidung sei daher nur sinnvoll bestimmbar als Moment der politischen, lagebedingten, im Zeichen permanenten Kampfes stehenden Wirklichkeit des Volkes.295
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Kellner-Manger 1937, S. 3Off., 105ff. Die Kritik der geschlechtslosen Vernunft mutet recht modern an, denkt man an aktuelle Bemühungen „feministischer Philosophie", die Geschlechtsneutralität der Vernunft als Verkleidung ihrer patriarchalen Struktur zu begreifen. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 860. - Arkenberg, 1913 in Hannover, ab 1932 Studium in Göttingen, Heidelberg und Berlin. NSDAP: 1. 5. 1933, SS: 1933, NSDStB: NS-Studentenkampfhilfe, Fachschaftsarbeit als AG-Leiter, Kameradschaftsführer, Mitarbeit in Gaustudentenführung Kurmark (Abt. Politische Erziehung). - Hartmann, der das Korreferat erstattete, machte Vorbehalte gegen die Durchführung geltend, fand den Grundgedanken des antitheologischen Charakters der kantischen Ethik aber „ausgezeichnet". Arkenberg 1938, S. 45ff., 64ff. Phil. Fak. Nr. 907; philosophische Studien zum Begriff der Entscheidung', 1940. - Schramm, Jg. 1905, Volksschullehrer seit 1926, ab 1936 Studium an IPP. NSDAP: 1.5. 1937, SA und NSLB 1933. Schramm 1940, dort vor allen die Kritik an Hartmann und Jaspers, S. 18-36, sowie die ganz von Baeumler abhängige Entfaltung des Begriffs der „wirklichen" Entscheidung, S. 58ff.
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Recht handgreifliche sozialdarwinistische Schlußfolgerungen zog Gerhard Schinke (,Nietzsches Willensbegriff, 1936) aus Nietzsches Anthropologie. 296 Kulturen entstünden im Prozeß biologisch-geschichtlicher Selbstbehauptung von Rassen. Jede Rasse bilde ihr eigenes Wertsystem aus, das vor Entartung bewahrt werden müsse, um im Kampf der Willen um die Macht überleben zu können - was ,„die Vernichtung von Millionen Mißratener'" und züchterische Aufartung einschließe.297 Ursprünglich als Untersuchung zur antiintellektualistischen, den Menschen nicht länger als „Kopfwesen" verstehenden Anthropologie Rudolf Steiners angelegt, mußte Paul Sedlag seine Dissertation kriegsbedingt auf Goethe, den Ahnherrn des Anthroposophen, beschränken (,Die Erforschung der Ordnung des Lebendigen und die Bildung des Menschen', 1940).298 Wie bei Patriarcheas und Schinke wiesen die diesmal aus Goethes Naturphilosophie extrahierten biologischen Grundbegriffe auf eugenische Konsequenzen: Goethes klare Erkenntnis der Abartigkeit kranker Figuren (im ,Wilhelm Meister': Mignon, die schöne Seele, Aurelie) habe über deren „Todgeweihtheit" keine Illusionen aufkommen lassen.299 Gegen die individualpsychologische Pädagogik, aus der nur eine Technik der Menschenbeeinflussung zu gewinnen sei, wandte sich die Dissertation von Konrad Beekmann (,Der philosophische Begriff der Erziehung und die Wissenschaft der Psychologie', 1939).300 Dieser Psychologismus, für den er Sprangers geisteswissenschaftliche Pädagogik verantwortlich machte, müsse durch Erziehungsideale ersetzt werden, wie sie nur im geschichtlichen Leben der Völker zu finden seien. 301 Erxleben schließlich setzte die von 296
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Ebd., Nr. 850; Schinke, 1910 in Dittersdorf/O. S, Studium in Jena, Breslau, Rostock. Seit 1931 in der SA, 1933 SS, 1934/35 Gauschulungsreferent NSDStB Mecklenburg-Lübeck, ab 1936 im Hauptamt für Beamte/NSDAP, 1940/41 SS-Junkerschule Braunschweig, 1941-43 SS-Hauptamt (Schulungsamt), 1943 in einer SS-Polizeidivision, 1944 in der SS-Gebirgsdivision „Hondschar" im Kampf gegen Tito-Partisanen in Bosnien. Seine weltanschauliche Bewährungsprobe bestand Seh. während der Breslauer Studienzeit, als er wegen des „Kampfes gegen den Prälaten Ulitzka in O. S." und wegen Zugehörigkeit zu einer Waffenverbindung exkommuniziert wurde. In Rostock betätigte er sich als agent provocateur, als er sich mit Gesinnungsfreunden bei dem katholischen Studentenpfarrer Leffers unter den Vorwand, ihnen seien Glaubenszweifel gekommen, nach dessen Meinung über Rosenbergs ,Mythus' erkundigte. Als Leffers erwartungsgemäß Rosenbergs „Volksvergottung" mit dem Bolschewismus gleichsetzte, erstattete Seh. Anzeige mit dem Erfolg einer Verurteilung des Geistlichen zu 18 Monaten Gefängnis durch das Sondergericht Schwerin. - Promotionsakte fehlt im UA-HUB, seit sie 1947 ans Spruchgericht Stade abgegeben wurde. Angaben nach BAZ, MF, SSO, RuSHA, OPG. - Zahlreiche Veröffentlichungen in der Parteipresse (s. Bibl.). Schinke 1937, S. 37-46; das Nietzsche-Zitat aus ,WzM', ed. Baeumler Nr. 964. Nietzsche, und Schinke zitiert auch dies, betont hier die besondere Verantwortung der Züchter und Selektierer („Menschen zu gestalten und nicht zugrunde zu gehen an dem Leid, das man schafft") - Assoziationen zu Himmlers Posener Rede vom Oktober 1943, die kaum verschlüsselt offenbarte, was in den Vernichtungslagern und im Operationsgebiet der Einsatzgruppen geschehen war, könnten sich einstellen. Phil. Fak. Nr. 913 (zu Sedlag s. o, Anm. 125). Sedlag 1940, S. 35. Phil. Fak. Nr. 929; Beekmann, Jg. 1913, Volksschullehrer, 1934 zum philos. Studium beurlaubt (u. a. bei Heidegger). -NSDAP und SA: 1933, Pressereferent in einem SA-Sturm. Hier zitiert nach dem Gutachten Baeumlers; die Arbeit liegt nicht gedruckt vor, das Manuskript nicht in der Akte oder in der ÜB. Spranger hat sich mit einem giftigen Votum revanchiert: Der Vf. gehe von wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen aus, „die ich nicht teile. Was gegen die Möglichkeit einer ,existentiellen Wissenschaft' gesagt worden ist, gilt m. E. auch für den hier vertretenen Stand-
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Voigtländer 1932 in Dresden begonnene Dilthey-Kritik fort. Hatte Voigtländer bei Dilthey, Simmel und Spranger das Fehlen eines substantiellen Gemeinschaftsbegriffs moniert und ihr infolgedessen nur vom Individuum her gedachtes psychologisch-soziologisches Weltbild als apolitisch verworfen, kritisierte Erxleben Diltheys Verstehensbegriff als dessen pantheistische Erblast, da die implizierte Voraussetzung eines „Zusammenhangs der geistigen Welt" von der Gleichförmigkeit alles menschlichen Lebens ausgehe, die das „Fremde" und damit die Grenzen des Verstehens ignoriere.302 Spranger und Hartmann: Ihr Prüfungsalltag seit 1936 Spranger und Hartmann vollzogen die von Baeumler betriebene „Empirisierung" ihres Faches nicht mit, konnten aber nicht verhindern, auf anderen Ebenen, als Korreferenten und Prüfer im mündlichen Doktorexamen, zu den in allen Disziplinen expandierenden neuen Leitkategorien Natur, Rasse und Volk Position beziehen zu müssen. Spranger Mit einer praktischen Auswirkung der Rassenpolitik sah Spranger sich schon seit 1933 konfrontiert: der größte Teil der jüdischen Doktoranden legte die Philosophie-Prüfung bei ihm ab. Bemerkenswert ist dies deswegen, weil hier ein Einbruchstor für weltanschauliche Profilierungsversuche war, das z. B. Uebersberger in den Verfahren Adler und Heller (s. o., Anm. punkt. Wo die Tat anfängt, hört die Wissenschaft auf. Im übrigen sei es nicht wünschenswert, „daß Dissertationen, in denen man wechselweise Dozenten der eigenen Fakultät kritisiert, die Regel werden." (Ebd., Bl. 2; Votum Spranger v. 27. 11. 1939). 302 Voigtländer 1934 (= umgearbeite Diss. von 1932; erw. Fassung: ders. 1935), S. 30-50; die stark von Otto Westphals Kritik an den „geistigen Grundlagen" der wilhelminisch-bourgeoisen „Feinde Bismarcks" (so der Titel des wirkungsmächtigen Werkes, das der Hamburger Ideenhistoriker 1930 publizierte) abhängige Gedankenführung Voigtländers nimmt vor allem die Überzeugung Diltheys - sowie im Anschluß an ihn Sprangers und Litts, dessen , Individuum und Gemeinschaft. Grundlegung der Kulturphilosophie' (1926a) zwischen 1918 und 1926 in drei Auflagen erschien und in der BaeumlerSchule als kulturidealistischer Schlüsseltext der „Systemzeit" rezipiert wurde - ins Visier, daß soziale Zweckverbände Willenseinheiten seien, konstituiert durch Teilhabe an den „Sinngebilden der Kultur". - Voigtländer geb. 3. 4. 1904 in Chemnitz, Abitur an der ORS ebd. 1923, bis 1926 Ausbildung zum Volksschullehrer an der TH Dresden, bis 1928 im sächs. Schuldienst, ab 1.4. 1928 wiss. Hilfsarbeiter am Päd. Institut der TH Dresden, Studium der Philosophie, Psychologie, Pädagogik, 1930 pl. Assistent am Lehrstuhl Baeumlers, Promotion im SS 1931: „Die Begriffe ,Volk' und ,Staat' in den neueren Theorie über Geschichte und Geschichtsunterricht" (ders. 1932), danach Rückkehr in den Schuldienst, ab August 1933 Dozent Päd. Institut TH Dresden, im Mai 1934 Einberufung ins REM, 1. 10. Prof. an der HfL Frankfurt/O., doch weiterhin im REM, dort neben Holfelder für Lehrerbildung zuständig, seit 1935 Hauptreferent Lehrerbildung, 1940 Ministerialrat. - NSDAP: 1. 5. 1933, NSLB: 1. 8. 1933, SS: Januar 1934 (1938: OStF), Lektor PPK und in der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums/Amt Rosenberg (BAZ, REM-PA Voigtländer). - Erxleben 1937, S. 83-101; ders. 1938a+b und 1942 sowie Steinbeck 1935b. Zwei Enkel-Schüler Diltheys, Bollnow (1941b) und der ebenfalls in Göttingen von Nohl und Misch geprägte Wolfgang Döring (,Dilthey als politischer Historiker', 1938 und explizit gegen Erxleben die schneidende DLZ-Rezension der Dissertation, 1939; zu Döring, der 1941 im Osten fiel, vgl. den Nachruf Rudolf Stadelmanns, 1942), blieben dem BaeumlerAdlatus ihre Antwort nicht schuldig. Die Kontroversen um Dilthey bildeten ein Segment jener Deutungskämpfe, in denen sich die Verteidiger einer universalistisch-„geisteswissenschaftlichen" Traditionen verpflichteten Philosophie gegen ihre völkisch-partikularistischen Widersacher ganz wacker behaupteten (vgl. nur die Unterstützung für den auch von Erxleben heftig befehdeten [ders. 1933 und 1935] Th. Litt, s. o. Anm. 15, und die vernichtende Kritik an Heyse, s. o. Anm. 45).
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262) außerordentlich weit aufstieß. Im Gegensatz dazu führte Spranger diese Prüfungen den Kandidaten gegenüber fair und loyal durch. Adler legte unbeanstandet eine Prüfung über neukantianische Geschichtstheorie und über Spengler ab, bevor Uebersberger einschritt. 303 Im Verfahren des Althistorikers Hans Zucker war es dessen Lehrer Wilhelm Weber, der den Dekan bat, ihm künftig solche jüdischen Doktoranden nicht mehr zuzumuten. 304 Ähnlich hart trat Uebersberger bei der Prüfung des polnischen Juden Hirsch Leib Poppes auf, der Sprangers Fragen über „Calvinismus und jus resistentiae" zufriedenstellend beantwortet hatte.305 Gegenüber eigenen Doktoranden wie Hilde Oltenheimer, die lange in der jüdischen Wohlfahrtspflege tätig war, und Ernst Reichmann, Sohn orthodoxer Juden aus Oberschlesien, den Spranger als letzten seiner jüdischen Schüler im Juni 1936 prüfte, wahrte er eine streng sachliche Linie auch dann, wenn die Arbeiten seinen eigenen Intentionen widersprachen.306 In bemerkenswerter Weise dokumentiert das Promotionsverfahren des Dessoir-Schülers Heinz Dekaczynski Sprangers Nichtbeachtung neuer weltanschaulicher Anforderungen. Dekaczynski verfaßte eine umfangreiche ,kritisch-historische Untersuchung zur Wirklichkeit des Guten' unter dem Titel: ,Summum bonum', die von Dessoir wegen ihrer stark existenzphilosophischen Einfärbung milde gerügt, wegen der im begriffsgeschichtlichen Teil verarbeiteten Materialmassen und des originellen Zugriffs aber mit dem höchsten Prädikat belohnt wurde. Spranger war nicht weniger angetan und fühlte sich durch den systematischen Teil in seiner subtilen Art an „Simmeis beste Leistungen" erinnert. Erstaunt darüber, was der Junge Gelehrte" alles gelesen und verwertet habe, entdeckte er überall „scharfsinnige" Betrachtungen - „insoweit bin ich voll Bewunderung". Mit Sorge erfülle ihn jedoch, daß die Quantität des Verarbeiteten häufiger zu Lasten der Solidität gehe. Eingedenk des eigenen ungestümen Eintretens in die akademische Welt, wolle er den Doktoranden aber deswegen nicht behindern. Das Rigorosum im Juli 1934 verlief dann so erfolgreich, daß Spranger ein ungewöhnliches Lob ins Protokoll schrieb: „Kandidat hat bedeutende Kenntnisse und eigene Auffassungen. Ich stimme diesen großen Teils nicht zu, erkenne aber die Eigenart und Selbständigkeit seines Denkens an - sehr gut."307
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Ebd., Nr. 781, Promotion Adler. Ebd., Nr. 822; Zucker, Untersuchungen zur Organisation der Juden vom babylonischen Exil bei Ende des Patriarchats', 1935. Webers Schreiben v. 12. 4. 1936 (Bl. 190f.) über die von ihm bei seiner Berufung vorgefundene „Verjudung des Seminars", der er ein Ende gemacht habe, ohne dabei Zucker, den er demonstrativ schlecht behandelt habe, losgeworden zu sein. Ebd., Nr. 812; H. L. Poppes, ,Die Entstehung des Congregationalismus aus der puritanischen Bewegung und seine Bedeutung als Independentismus für die englische Staatsgeschichte des 17. Jhs.', 1935. Ref.: Stählin, W. Windelband. Für Uebersberger war die Arbeit Produkt der typisch jüdischen Tarnung, sich mit Fragen christlicher Religion zu befassen, noch dazu wo der Vf. aus Brody stamme „der größten Judenstadt der alten Donaumonarchie". Ebd., Nr. 795; Oltenheimer, ,Die Geschichte der Erziehungsfürsorge in Deutschland von 1870-1930', 1934; Ref.: Spranger, Jastrow. Ebd., Nr. 829, Reichmann, ,Die philosophischen Anschauungen des jungen Zschokke', 1936; Ref.: Spranger, Petersen. In der Sache ablehnend, in der Form untadelig auch im Verfahren eines Rabbinersohnes: ebd., Nr. 771, Erich Loewenthal, ,J. G. Schlosser, seine religiöse Überzeugung und der Sturm und Drang', 1933; Ref.: Maier, Spranger. Ebd., Nr. 1002; Dekaczynski, 1909 in Berlin, Studium ausschließlich an der FWU. Dessoirs Votum unvollständig, doch reichte offenbar das Lob, Schleiermachens Deutung des summum bonum werde von D. treffend als „rein bürgerliche Ausformung" erfaßt, um bei Dekan Bieberbach den Verdacht zu
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Ohne Auffälligkeiten, routiniert und von Sprangers Seite auch mit gewohnt wohlwollender Nachsicht, verlief das Verfahren Erich Kuschnitzkys, eines Gründungsmitglieds des „Verbandes Nationaldeutscher Juden", der in seiner Vita stolz darauf verwies, daß seine im oberschlesischen Gleiwitz ansässige Familie seit Jahrhunderten zum deutschen Kulturkreis gehöre und er sich als Jude seinem Vaterland würdig erwiesen habe: durch Teilnahme an fünfzehn Schlachten des Weltkrieges und als Publizist, der die zwei Deutschland bedrohenden Gefahren, den Marxismus und die ostjüdische Einwanderung, rechtzeitig und nachdrücklich bekämpft habe. Diese deutschnationale Haltung, die den Prüfern Vogel, Holtzmann und Spranger zweifellos sympathisch war, hatte auf das Resultat keinen positiven, seine jüdische Herkunft keinen negativen Einfluß: Kuschnitzky scheiterte an den bekannt hohen Anforderungen des Mediävisten Holtzmann.308 Andere Kollegen zwangen Spranger beim Rassenthema zu kritischen Abgrenzungen. Als Korreferent mußte er Arbeiten Alfred Petraus (,Schrift und Schriften im Leben der Völker. Ein kulturgeschichtlicher Beitrag zur vergleichenden Rassen- und Volkstumskunde') und Hans-Joachim Tilses (,Zur Psychologie des Antigermanismus in Frankreich') begutachten. Petrau, ein genialischer Autodidakt, der vom westpreußischen Buchhalter und Bäckerlehrling zum Meisterschüler des Soziologen Karl Christian von Loesch aufstieg, und den Himmlers „Ahnenerbe" nach erfolgreicher Promotion für einen kulturphilosophischen Lehrstuhl in Aussicht nahm309, wollte mit seiner 1 200seitigen Dissertation einen Beitrag zum geisteswissenschaftlichen Paradigmenwechsel liefern: mit voraussetzungsloser Wissenschaft, Allgemeingültigkeit und Objektivität habe der Nationalsozialismus „aufgeräumt". Geisteswissenschaft, so Petrau in einem kurzen programmatischen Text ('Geisteswissenschaft und politische Arbeit'), sei nur als politische Wissenschaft legitimiert, die die Lebensmächte des
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erregen, ideologische Konterbande vor sich zu haben. Er erwog daher eine erneute Begutachtung, fand aber 1936 einen bequemeren Weg das Verfahren ohne Promotion zu beenden: D. hatte aus finanziellen Gründen die Pflichtexemplare nicht drucken lassen können (Dekan an REM v. 19. 2. 1936). Ebd., Nr. 1054; Kuschnitzky, 1899 in Gleiwitz, 1917 ohne Abitur als Kriegsfreiwilliger ins Feld, 1921 Abitur nachgeholt, Studium der Historischen Geographie u. Mediaevistik. Prom. bei Vogel über Deutschland am Ende des Jahrhunderts der Reformation', 1934. Auf eine Wiederholung der mündlichen Prüfung hat K. verzichtet. Petrau, 1902 Exin/Westpr., Volkschulabschluß 1916, Lohnrechnungsbuchführer in der Eisenbahnmeisterei Exin bis zur Flucht im Januar 1919 wegen Beteiligung am deutschen Widerstand gegen den polnischen Aufstand. 1919/20 in der Bürgerwehr der Grenzmark, polnische Gefangenschaft, als Spion zu standrechtlicher Erschießung verurteilt, der er sich „im letzten Augenblick" entzog. In der Bäckerlehre erste Aufsätze zu Volkstumsfragen, Kontakt zu Franz Lüdtke, dem Präsidenten des Bundes Deutscher Osten. Eintritt in die Redaktion der Zs. „Ostland", dort bis 1929. 1930 Organisator freiwilliger Arbeitsdienstlager in „roten" Bezirken Berlins. 1933 Studium an der DHfP (politische Geschichte, Volkstumskunde, Rassenlehre), Diplomarbeit 1938 bei v. Loesch (Angaben Petraus Promotionsmeldung in UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 897). - Von Mai 1941 - 31. 12. 1942 vom „Annenerbe" gefördert mit stattlichen 1 000 RM monatlich für einen ,Grundriß der entwicklungsgeschichtlichen Rassen- und Volksforschung'. Das „Ahnenerbe" drängte auf Habilitation, mit der es Petrau nicht eilte. Nachdem Himmler im persönlichen Gespräch mit ihm den Eindruck gewonnen hatte, daß er weltanschauliche Interessen der SS nicht bedienen werde, wurde die Förderung eingestellt und auch die Habilitation in München, wo ihm „Ahnenerbe"-Kurator Wüst für die Dissertation den Kulturpreis der Deutschen Akademie verschaffte, nicht weiter betrieben. 1943 fand der SD zudem noch heraus, daß Petrau bis 1932 einer Berliner Freimaurerloge angehört hatte. BAZ, AE/Petrau.
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Volkes, also auch die Rassenzugehörigkeit, „in das helle Licht des benennenden Bewußtseins" zu transponieren habe, um die von ihnen gesetzten Ordnungen so erlebbar werden zu lassen, daß daran das politische Handeln ausgerichtet werden könne.310 Spranger, beeindruckt vom polyhistorischen Zugriff des „aus dem Arbeiterstande hervorgegangenen" Autodidakten (v. Loesch), konzidierte einen „genialen Blick für innere Wesenszusammenhänge" und „die geniale Kraft der Persönlichkeit", vermied es aber, die „rassenpsychologische Beleuchtung" der bestaunten Materialfülle mit einer Silbe zu bewerten.311 Im Rigorosum, wo v. Loesch über „Schrift und Volkstum bei den Juden" prüfte, wich Spranger auf das „Entwicklungsgesetz" bei Plato, Hegel, Darwin und Bergson sowie auf Kants Phänomenalismus und Goethes Metamorphosenlehre aus.312 Bei Tilse313, und dann bei Reinhard Walz (,Psychologie der prophetischen Berufung. Beiträge zur Psychologie des semitischen Menschen')314, beide Schüler des Rassepsychologen Clauß, kam Spranger allerdings aus seiner Reserve. Tilse bot eine Ideologiegeschichte des französischen „Zivilisations"-Glaubens seit 1789 mit vielen Einzelanalysen zu den geistigen Voraussetzungen der Völkerbundidee, zur Rolle der Freimaurer, der Wirkung Nietzsches in Deutschland und zur französischen Rezeption von dessen „Reichskritik" - alles im Lichte der These, daß sich im antigermanischen Sendungsbewußtsein der Franzosen „ein Zug der mittelländischen Rasse" offenbare.315 Spranger, an den Gegensatz zwischen Hegels Staatsphilosophie und dem Positivismus erinnernd, bezweifelte tiefe Wesensunterschiede zwischen Nationen nicht, wollte sie aber auch nicht primär als Rassenunterschiede verstehen. Tilse hielt er vor, den Begriff „la race" so unangemessen aktualisiert zu haben, daß der entsprechende Abschnitt nicht gedruckt werden dürfe. Im Votum zur Walz-Promotion bestritt Spranger schließlich der rassenpsychologischen Methode faktisch jeden Erkenntniswert. Denn: Warum könne es eigentlich nur in der semitischen Rasse Propheten geben? Unter Berufung auf ein Gutachten des Kollegen Bertholet behauptete Spranger:316 „Die Theorie stand dem Vf. von vornherein fest, ehe er an sein Tatsachenmaterial heranging; er wäre bereit sie an jedem beliebigen historischen Dokument zu erproben; und nun ist sie im vorliegenden Fall zum Prokrustesbett geworden, auf dem das einfache Tatsachenmaterial gemartert worden ist." Daher unterliege das Unternehmen „schweren Bedenken". Es sei zwar „zeitgemäß", sich mit Propheten „sog. semitischer Abstammung" zu befassen, doch jeder, der sich mit Texten fremder Rassen, oder auch nur alter Zeiten abgemüht habe, „wird dabei von der Frage beunruhigt worden sein, ob unser psychologisches Begriffsmaterial für eine zutreffende Übersetzung, geschweige denn ein wirklich in den Kern dringendes Verstehen der betreffenden personalen und kulturellen Phänomene ausreicht". Zumal in diesem Fall der Verfasser aus einem Text von ein bis zwei Seiten Schlüsse auf die Rassenverschiedenheit von Jeremia und Jesaja ziehe! 310 311 312 313 314
315 316
Petrau 1939. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 897, Bl. 31-32; Votum Spranger v. 28. 2. 1939. Ebd. Ebd, Nr. 901, Ref.: Clauß, Dovifat, Spranger. Ebd., Nr. 942; R.: Clauß, Spranger. - Walz, 1920 in Gießen, ab WS 1938/39 Philosophie/Psychologiestudium in Gießen, Göttingen, Berlin (dort u. a. bei Clauß, Baeumler, Hartmann). 1943 freiwillige Meldung zur SS-Standarte „Kurt Eggers" (Propaganda-Einheit der Waffen-SS). BAZ, AE/Walz. Ebd., Nr. 901, Bl. 211; Votum Spranger v. 1. 12. 1939. UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 942, Bl. 209; Votum Spranger v. 9. 6. 1942.
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Von Sprangers 31 Doktoranden nahm niemand spezifische Themata Baeumlers auf. Unter ihnen waren elf Ausländer und zwei Juden, die für derart weltanschaulich relevante Untersuchungen von vornherein nicht in Betracht kamen. Aus Baeumlers Perspektive schienen aber auch die übrigen, bedingt durch die bestenfalls indifferent zu nennende Haltung ihres Doktorvaters, die Zäsur von 1933 regelrecht verschlafen zu haben. Und tatsächlich ist schon an den Titeln abzulesen, daß Spranger Baeumlers permanente Kritik an den Grundlagen seiner Wissenschaftstheorie und seines neuhumanistischen Weltbildes ohne Irritationen überstand.317 Auch der Themenkatalog seiner mündlichen Prüfungen berührte mehr die allgemeine Weltanschauungskrise als Methodenkrise der Geisteswissenschaften (Entstehung des Positivismus, Werturteilsstreit in der Nationalökonomie, Max Webers Wissenschaftstheorie, historische Wandelbarkeit der Kategorien, Relativität der Werte, Soziologismus, Pragmatismus usw.)318 als den aktuellen politischen Umbruch und die daraus seinem Wissenschaftsverständnis erwachsenden Herausforderungen.319 Hartmann Nicolai Hartmann, der wegen der gespannten Beziehung Baeumlers zu Spranger regelmäßig als dessen Korreferent fungierte, reagierte auf die weltanschaulichen Implikationen dieser Arbeiten nur selten und dann in moderater Form. Nur Erxleben warf er vor, zum unwissenschaftlichen „Predigen" zu neigen, und seinem Kritiker Schramm schrieb er ins Stammbuch, von einer einseitig politisch verfestigten Position aus zu urteilen. 320 Die zwischen 1935 und 1939 verordnete „weltanschauliche Befragung" im Rigorosum führte Hartmann nicht mit allzu großer Gewissenhaftigkeit durch, denn einem Teil seiner Doktoranden ersparte er sie, 317
Eine Tendenz zu zeitfernen Themen ist unübersehbar bei der Beschäftigung mit philosophiehistorischen Randfiguren wie Zschokke, I. H. Fichte, Friedrich Hebbel, Ree, Rümelin, Volkelt und Höffding. Die scheinbar aktuelleren Werke zweier Chinesen über moderne Kulturzyklentheorien bzw. Spenglers Geschichtsphilosophie erschöpften sich in langen Inhaltsreferaten. Einigen Titeln (und die Vertiefung in den Inhalt korrigiert den ersten Eindruck nicht) haftete auch etwas IntrovertiertIrenisches an: ,Ethos des Alters', ,Herders Gedanken über religiöse Bildung', ,Das Problem des Schweigens', ,Theorie der intentionalen Gefühle', ,Der Doppelaspekt der Seele in Platos Dialogen', ,Die Lehre vom Gewissen' oder ,Das Problem des Humors'. Passend dazu entwickelte die langjährige wiss. Hilfskraft Sprangers, Martin Hobohm, in kritischer Auseinandersetzung mit neueren Willenstheorien aus den Erfahrungen der Zen-Meditation die „Eigenkraft des Ich" gegen lebensphilosophische Ansichten (Klages) über die Allmacht der vitalen „unteren Schichten". - Angaben beruhen auf Auswertung der Dissertation von Oelrich, Wittig, Reichmann, Djavid, Albrecht, Keferstein, Axmann, Ma, Najdanovic, Wegmann, Chang, Hobohm, Nagy, Matussek, Lang. Der Arbeit, bei der Sprangers Votum größte eigene Anteilnahme verriet, Bernhard Kopps Begriffsgeschichte über ,Das Wort Kultur in der deutschen Klassik', 1941, sah man die Entstehungszeit nicht an, als sie 1974 endlich veröffentlicht wurde. 318 Aufgrund der Auswertung der mündlichen Haupt- und Nebenfachprüfungen, an denen Spranger zwischen 1935 und 1945 beteilgt war: Phil Fak. Nr. 745 - 943. 319 Wie er in den Verfahren Wang (s. o. Anm. 261) und Beekmann (vgl. Anm. 300) Verwahrung gegen allzu „engagierte" Wissenschaft einlegte, war er auch dort, wo er nicht mit Baeumler kollidierte, auf Entaktualisierung bedacht, etwa bei dem Vierkandt-Schüler Blumenthal, der die SPD „unter Wert"' abgehandelt und nur die negativen Seiten des Liberalismus betont hätte. Oder bei seinem eigenen Doktoranden, dessen ,Moltke als Erzieher', wie Spranger 1941 rügte, allzu präsentistisch ausgefallen sei. Phil. Fak. Nr. 799 (Blumenthal,,Staatsidee und Strafzweck', 1935) und Nr. 936 (G. Schlaak). 320 Ebd., Nr. 852, Bl. 210 und ebd. Nr. 907, Bl. 1 lr.
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bei anderen integrierte er sie in die philosophische Prüfung. 321 In zwei Fällen ist sie im Protokoll deutlich abgegrenzt: einen Kunsthistoriker konfrontierte Hartmann 1935 mit dem Rassenproblem und der Vererbungslehre, und seine Doktorandin Hildegard Rogner befrug er 1936 über „Völkische Bedeutung einer erbbiologischen Gesetzgebung; Begriff der erbfesten Eigenschaften; Mendelsche Gesetze; Gemeinschaftsethik und Persönlichkeit; der Staat als höhere Lebensform; Idee des Führertums". 322 Ohne diese amtliche Verpflichtung kam Hartmann von sich aus nur ein einziges Mal ins Gebiet der politischen Philosophie, als er Albert Schramm prüfte über „Kraft, Rasse, geschichtliche Wirklichkeit, das Durchhalten der geschichtlichen Idee (Rolle des Christentums in der germanischen Welt), die positive Bereicherung der Überfremdung (Japan und die europäische Kultur), die Idee des Fortschrittes und der geschichtlichen Ziele".323 Zu der auf manche Zeitzeugen autistisch wirkenden Fähigkeit Hartmanns, ein gegen die Tagesaktualitäten abgekapseltes Gelehrtendasein zu führen324, paßte der hermetischunpolitische Charakter der bei ihm angefertigten Doktorarbeiten. Von 1935 bis 1938 promovierte bei ihm seine erste Berliner Schülergeneration, deren Forschungsinteresse durchweg schon vor 1933 auf problemgeschichtliche Behandlung erkenntnistheoretischer Fragen festgelegt war: Artur Bergmann (,Zur Grundlegung des Erkenntnisproblems in der neueren Philosophie'), Hans Behrens (,Das Bildproblem in der Erkenntnis'), Adolf Zadow (,Die Leer-Implikation'), Hildegard Rogner (,Die Erkenntnisbewegung und ihre ontologischen Voraussetzungen in der Philosophie des Nicolaus Cusanus'), Jusuf Takiyettin (,Die Grenzen der Erkennbarkeit bei Husserl und Scheler'), Hermann Wein (,Über das Problembewußtsein'), Theodor Ballauf (,Über den Vorstellungsbegriff bei Kant'), Agnes Dürr (,Zum Problem der Hegelschen Dialektik und ihrer Formen') und Ernst Richert (,Die besonderen Naturgesetze bei Kant'). 325 Die weltanschauliche Abstinenz des problemgeschichtlichen
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Ebd., Nr. 851 (Takyettin 1937: „Ethos und rassisches Eigenwesen. Divergenz des Wertbewußtseins nach Völkern und Rassen. Regenerationsphänomen und Volksgesundheit."); ebd. Nr.858 (Broesigke, 1937: „Liberalismus und soziale Volksverbundenheit"). Ebd., Nr. 838 (Urbantzyk, 1935); Nr. 854 (Rogner, 1937). Ebd., Nr. 907, Bl. llr. Vgl. die Erinnerungen der ehemaligen Schüler Hartmanns in Berlin, Helmuth Mosberg 1993, S. 251 (Hartmann erschien auch nach schweren Luftangriffen im dunklen Gehrock, „ungerührt", und habe über Metaphysik gelesen) und Gerhard Szczesny 1991, S. 98f. („zu Zeiterscheinungen hat er nur im persönlichen Gespräch [...] oder im Kontext der grundsätzlichen Erörterungen Stellung genommen"). UA-HUB, Phil. Fak. Nr. 844 (Bergmann, 1935), Nr. 852 (Behrens, 1936), Nr. 843 (Zadow, 1936), Nr. 854 (Rogner, 1937), Nr. 851 (Takiyettin, 1937), Nr. 838 (Wein, 1937), Nr. 858 (Ballauf, 1937), Nr. 858 (Dürr, 1937; hier gab es eine kleine Reiberei: der Korreferent Baeumler wollte schon vor dem Rigorosum eine von Dürr zitierte Rezension E. Cassirers getilgt wissen; Hartmann bat sie dann seinerseits „dringend", die Genehmigung zur Änderung der Druckfassung zu beantragen und so auf die Auslassung des „nichtarischen Philosophen" zu verzichten; Dürr an Dekan v. 14. 9. 1937. Dagegen nahm an den Kroner-Zitaten der Dissertation niemand Anstoß). Ebd., Nr. 978 (Richert, 1939); Hartmann hatte dem Vf. das Thema bereits 1933 vorgeschlagen; das Verfahren des nach 1945 recht bekannten politischen Publizisten kam 24 Stunden nach bestandener mdl. Prüfung zu einem abrupten Ende, als ihm sämtliche Papiere und das Exemplar der Diss. ausgehändigt wurden! Gründe hierfür sind nicht erkennbar. Auch diesmal meinte Baeumler in frostig-lakonischem Ton, die Namen der jüdischen Autoren Cassirer und Lask könnten ohne Schaden für die Sache getilgt werden: „Es ist wünschenswert, daß dies geschieht".
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Ansatzes nahm Baeumler als Korreferent jeweils gleichmütig mit der Bemerkung hin, der Verfasser sei (quasi unbelehrbar) Hartmanns Erkenntnismetaphysik verpflichtet.326 Offener beklagte ausgerechnet Spranger die Ignoranz der Problemgeschichte gegenüber geistesgeschichtlichen Motiven, so daß etwa Descartes und Geulincx in Hartmanns Kreis ohne Rücksicht auf die europäischen Glaubenskämpfe behandelt würden.327 Wie die Urteile Baeumlers über die nachmaligen Habilitanden Ballauf und vor allem Wein zeigen, war der vom großbürgerlichen Herkommen seiner Mitglieder geprägte Schülerkreis Hartmanns alles andere als ein Sammelbecken politisch engagierter Nachwuchsphilosophen: Ballauf verließ 1935 aus gesundheitlichen Gründen die SA wieder, Zadow gehörte 1929 der SPD an und Hans Behrens schrieb nicht für die Parteipresse, sondern für das von dieser trotz aller Säuberungen noch immer als liberal geschmähte „Berliner Tageblatt".328 Wie Springmeyer, so wechselte Behrens 1936 allerdings die Fronten.329 Zwischen 1939 und 1945, als der Prüfungsbetrieb im Hauptfach Philosophie nur bei Spranger gleichmäßig weiterlief, promovierten bei Hartmann noch drei Schüler - darunter seine letzte Assistentin Ingtrud Pape330 - und bei Baeumler lediglich zwei331. Aber in der relativ kurzen, hier allein für einen Vergleich geeigneten Zeit von 1933 bis 1939 war es Baeumler immerhin gelungen, in achtzehn Dissertationen (die vier nicht abgeschlossenen von Lemke, Lange, Kulp und Homann mitgerechnet) die Tragfähigkeit seines politischanthropologischen Konzepts erproben zu lassen und auch als Korreferent und Nebenfachprüfer einen Kristallisationspunkt für ein unkonventionelles, dezidiert politisches Philosophieverständnis zu bilden. Anders als die politisch desinteressierten Schüler Hartmanns oder Sprangers, die auch nach dem Studium „bürgerliche" Laufbahnen einschlugen, zog Baeumler vor allem im Schulungsdienst der „Bewegung" bewährte junge Aktivisten an332, die nach der Promotion auf einflußreiche Positionen im Sinnstiftungsapparat von Staat und Partei gelangten: Voigtländer und Holfelder stiegen zu leitenden Ministerialbeamten im REM auf, Dannheuser (stellvertretender Hauptlektor im Amt Leibesübungen/DR) und Wetzel (Professur an der Reichsakademie für Leibesübungen) nahmen wichtige Funktionen bei der weltanschaulichen Ausrichtung der Sporterziehung wahr. Schramm, Schinke, Liebe, Manger über-
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So auch in der von ihm für ausgezeichnet befundenen Diss. von Ballauf, dessen Heidegger und Hartmann verknüpfende Kant-Interpretation er für verfehlt hielt, der produktiven Durchführung des Grundgedankens aber Respekt zollte. 327 So Sprangers Votum zur Diss. Bergmann v. 26. 6. 1935 (Phil. Fak. Nr. 844). 328 Vgl. nur die Beiträge Behrens 1935a+b. 329 Eintritt in die SS und Wechsel nach München zu Grunsky, s. o. B I. 4.2.4., Anm. 416. 330 UA-HUB, Phil. Fak, Nr. 909 (Stäche, ,Die Kategorienlehre K. C. F. Krauses', 1940), Nr. 912 (Chen, ,Das Chorisproblem bei Aristoteles', 1940), Nr. 934 (Pape, ,Das Wahrheitsproblem bei Leibniz', 1943). 331 Außer Hsiao (s. o., Anm. 283) noch Ernst Jöttkandt, ,Die politische Sinnfassung der Dichtung bei Ferdinand Gregorovius', 1942 (ebd., Nr. 927). 332 Obwohl fast alle Baeumler-Schüler formell erst seit dem 1.5. 1933 der NSDAP angehörten, betätigten sich die meisten von ihnen schon lange davor in anderen Parteigliederungen oder völkischen Organisationen. Daß sie überwiegend aus dem unteren Mittelstand hervorgingen (als Kinder von Volksschullehrern, Landwirten und niedrigen Beamtendienstgraden) kann nicht überraschen.
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nahmen Schulungsaufgaben in SS und DAF. Erxleben, Lemke, Kulp, Sedlag, Grünewald, Schmoldt und Utermann bekleideten Positionen in Rosenbergs Dienststellen.333 Baeumlers wissenschaftspolitische Bilanz Die nebeneinander bestehenden Berliner Philosophenschulen, die problemgeschichtliche Hartmanns, die geistesgeschichtliche Sprangers und jene politisch-pragmatische Richtung der völkischen Existenzphilosophie, wie sie Baeumler vertrat, zeugen von einer gewissen weltanschaulichen Pluralität im „totalen Staat". Was schon für die Berliner Universität deswegen bemerkenswert ist, weil demnach eine Gleichschaltung, die den Namen verdient, erst nach 1945 vollzogen wurde. Denn soweit wie Baeumler sein Fach nationalsozialistisch umbaute, waren ihm dabei auf den verschiedenen Tätigkeitsfeldern nur punktuelle wissenschaftspolitische Erfolge vergönnt: Das gilt vor allem für die letztlich auf die fünf Friedensjahre von 1935-1939 reduzierten akademischen Wirkungsmöglichkeiten als Lehrer und Prüfer und die Beschränkung auf einen relativ überschaubaren Schülerkreis, der bei ohnehin sinkender Zahl von Hauptfachstudenten nur für ausgewiesene NS-Aktivisten attraktiv schien, während der Großteil ihrer Kommilitonen bei Hartmann oder Spranger promovierte. Baeumler, der sich doch durch einige spektakuläre Eingriffe in die Verfahren konservativer Kollegen gerade als ein auf die angeblich mißbräuchliche Behandlung der Rassen- und Judenfrage extrem empfindlich reagierender Wissenschaftskontrolleur profiliert hatte, vermochte es ebensowenig, die überwiegend philosophiehistorisch konventionelle Examensthematik in den Nebenfachprüfungen rassenideologisch zu infiltrieren. Das diesbezügliche Desinteresse Hartmanns und die kontinuierlich von Spranger zu Protokoll gegebenen Einwände bestimmten den Geist der Fakultät in einem Maße, daß sich daraus auch das Scheitern der beiden rassentheoretisch angelegten Arbeiten der Baeumler-Habilitanden Grünewald und Kopp erklärt. Zudem gelang es Baeumler außerhalb des Prüfungsbetriebs nicht, seinen ehrgeizigen Plänen gemäß, aus dem IPP ein wissenschaftspolitisch brauchbares Instrument zu formen. Als Rosenbergs Amtsleiter schließlich, im HAW, begann er mit der Rekrutierung von Nachwuchsphilosophen zu einem Zeitpunkt, als diese ,junge Mannschaft" in den Krieg zog und kaum noch wie erwartet etwas zur Fundierung einer nationalsozialistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie beisteuern konnte. So unkoordiniert und fragmentarisch diese Unternehmungen als Ganzes wirken, darf man nicht vergessen, daß das REM seine 1933 gemachten finanziellen Zusagen für das IPP nicht einhielt. Dies wohl auch deshalb, um an der Berliner Universität nicht einen Stützpunkt des hochschulpolitischen Konkurrenten Rosenberg zu subventionieren. Ebensowenig war Rosenberg seinerseits finanziell imstande, Baeumler mit den notwendigen Mitteln auszustatten. Folglich mußte im IPP und auffälliger im HAW auf qualifiziertes Personal verzichtet werden. Die Fülle selbstgestellter Aufgaben führte dann dazu, daß Baeumler sich mit den wenigen Kräften verzettelte und als politischer Pädagoge334 weder in der Lehrerbildung, 333
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Eine kleine Unsicherheit besteht bez. A. Schramm: eine Aufstellung der Angehörigen des Amtes III/RSHA (= Deutsche Lebensgebiete) verzeichnet in der Gruppe III C 1 (Kultur, Referat Wissenschaft) einen SS-Mann Albert Schramm und zugleich einen Obersturmbannführer Dr. Schramm in III C 3c (= Volkskultur/Kunst). Im Vergleich mit der relativ großen Zahl von Dissertationen, die Kxieck im Interesse einer neuen NSErziehungswissenschaft förderte (vgl. Brumlik 1985), nimmt sich Baeumlers Bilanz mit den Arbeiten von Wetzel und Dannheuser auch hier bescheiden aus.
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in der NS-Schulpolitik oder der politischen Schulung der Funktionäre, noch als politischer Philosoph in der weltanschaulichen „Grundlagenforschung", seine Ziele erreichte. Dafür fehlte also in erster Linie die materielle Basis. Als hemmend erwies sich zudem, daß sein Patron Rosenberg nicht nur auf dem Sektor Hochschule und Wissenschaft stärkeren innerparteilichen Konkurrenten gegenüberstand.335 Erschwerend für die Erziehung des eigenen Nachwuchses in Berlin fiel ins Gewicht, daß die „reaktionären" Geheimräte in der Fakultät in der Lage waren, Baeumlers Kreise zu stören. Und ein persönliches Moment trat hinzu: die in Dutzenden von Querelen belegte Unfähigkeit des immerfort polarisierenden, keinem Streit und keiner Intrige ausweichenden, zurecht als „ätzend-gefährlich" (Heiber) charakterisierten Baeumlers, integrierend zu wirken.336 Mißt man die hier aufgezählten Resultate an dem Baeumler unterstellten wissenschaftspolitischen Ziel, wenigstens die „gesamte akademische Philosophie auf Parteilinie [zu] bringen"337, dann ist sein Scheitern offenkundig. Berücksichtigt man aber seine schmale materielle Basis, den schwachen institutionellen Rückhalt und die mit seiner Person gegebenen Hindernisse, dann kann man anerkennen, daß die Intellektualisierung und Akademisierung der NS-Ideologie vor allem dank Baeumler vorangekommen war. Das hat sich trotz aller aufweisbaren Frustrationen schon an der berufungspolitischen Bilanz ablesen lassen.338 Genauso, als wissenschaftspolitischer Teilerfolg, sind die Ansätze zu einer neuen Wissenschaftstheorie, formuliert von Baeumler und seinen Schülern in ihren Beiträgen zur „Philosophie des heroischen Realismus", zu werten. Im Vergleich mit der konsequenten „Empirisierung" einer an den Sozialwissenschaften bzw. an der Biologie und Ethologie ausgerichteten Philosophischen Anthropologie, wie sie Ipsen, Gehlen, Baumgarten und Lorenz in Wien und Königsberg auf den Weg brachten339, nehmen sich
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Vgl. zuletzt das Fazit von Klingemann 1996, S. 275, der den „Einfluß Rosenbergscher Ämter auf Universitäten und Hochschulen" insgesamt als „gering" einstuft. Schon zu Beginn seiner Laufbahn als NS-Ideologe trat eine ansehnliche Zahl argwöhnischer Kritiker hervor, die sich besonders an Baeumlers Opportunismus stießen. Ludwig Klages etwa, gegen dessen Berliner Freundeskreis („Arbeitskreis für biozentrische Forschung", geleitet von H. Kern und H. E. Schröder) die Gestapo auf der Basis eines Anti-Klages-Gutachtens von Baeumler vorgegangen war, glaubte Anlaß zu haben, um zu fragen, „womit eigentlich dieser Herr sich selbst legitimiert? Wann und wo [...] hat er vor 1933 zum Rassenproblem Stellung genommen? Wann vor 1933 gegen Juda?" (BAP, 49.01 REM, K 236, PA Klages, Bl. 30; Klages an K. Seesemann v. 9. 6. 1936). Zum Streit der Geister über Klages in den ersten Jahren des Dritten Reiches jetzt Tobias Schneider 2001. Noch aggressiver formulierte ein anonymer Gutachter etwa 1938, daß Baeumler vor 1933 in seinem Handbuch der Philosophie' Hermann Weyl, den „,Zweiten Einstein'" und „Göttinger Juden", habe zu Wort kommen lassen. 1931 habe er die Jüdisch-marxistische Gruppe Wiener Mathematiker und Physiker, die geistige Leibgarde Einsteins", emphatisch gelobt und sei dann 1934 nicht davor zurückgeschreckt, dieses Lob Jüdisch auflösender Tendenzen" in sein „Programmbuch" ,Männerbund und Wissenschaft' (1934a, S. 75ff.) aufzunehmen (BAZ, REM-PA Baeumler, Bl. 35-44; Stellungnahme wohl aus dem Umkreis Hugo Dinglers, angefordert vom „Ahnenerbe" oder anderen SS-Feinden Baeumlers). Klingemann 1996, S. 255; korrekt müßte es wohl heißen: auf die von Baeumler definierte Parteilinie zu bringen! Die Effizienz von Rosenbergs HAW hätte sich selbst in Kriegszeiten wohl erhöhen lassen, wenn mindestens die Konkurrenz zum NSDD frühzeitig abgebaut worden wäre, so wie es de facto mit der Übernahme des NSDD in die Zuständigkeit des „Beauftragten" auch geschah; vgl. Kelly 1973, S. 418ff., zu den Übernahmebestrebungen seit 1939. Für Ipsen/Gehlen: Heiß 1993 und Klingemann 1996, S. 229-231; zur Wiener Prüfungspraxis: Korotin 1994.
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die auf das „Wesen" der germanischen Rasse fixierten Anstrengungen Baeumlers trotz aller Idealismuskritik zwar noch reichlich idealistisch und geradezu metaphysisch aus340. Aber die Ansätze zur Destruktion des „theoretischen Menschen", die ideologiekritische und somit zwangsläufig sozialwissenschaftliche Wendung der Philosophie, die sie mit der ihr zugewiesenen neuen Aufgabe der Kritik der politischen Weltanschauungen des „theoretischen Menschen" übernahm - darin lag durchaus ein diskutabler Ansatz für ein objektivierbares, wissenschaftlich begründbares nationalsozialistisches Menschenbild.
3. Philosophische Gesellschaften im Widerstreit zwischen Rust und Rosenberg Die „Gleichschaltung" stellte das bürgerliche Vereinswesen 1933 vor die Wahl: Anpassung oder Auflösung. Davon wurden auch die beiden wichtigsten philosophischen Vereine, die Kant-Gesellschaft (KG) und die Deutsche Philosophische Gesellschaft (DPhG) nicht ausgenommen. Wäre aufgrund der geläufigen nationalsozialistischen Schablonen entschieden worden, hätte die „verjudete" und „kosmopolitische" KG wohl nur ihre Auflösung, die „völkische" DPhG dagegen die weltanschaulich bereits antizipierte Anpassung wählen können. Daß es so einfach nicht ablief, lag zunächst einmal am kultur- und bildungspolitischen Eigengewicht beider Gesellschaften. Dies weckte bald Begehrlichkeiten konkurrierender NS-Instanzen und gab ihnen zu Überlegungen Anlaß, wie dieses Potential in ihrem Sinne am besten zu nutzen sei. Eingeschaltet in alle Planspiele und verwickelt in alle Grabenkämpfe um diese Gesellschaften war wie üblich die Dienststelle Rosenberg mit ihrem wissenschaftspolitischen Präzeptor Baeumler. Die aus der Berliner Fakultät vertraute Konstellation scheint daher in diesem größeren Rahmen wiederzukehren: der NS-Philosoph Baeumler, unterstützt von den gleichgesinnten Kollegen Faust, Weinhandl und Heyse, in der Auseinandersetzung mit den Kräften des „Liberalismus" und der „Reaktion", die der weltanschaulichen Erneuerung des Faches im Wege standen. Der wissenschaftspolitische Geländegewinn der nicht einmal geschlossen operierenden NS-Fraktion fiel hier zwar nach jahrelangem Gezerre wieder einmal bescheiden aus, doch soll hier ja auch weniger die Intensität der „Nazifizierung" geprüft als Art und Umfang der weltanschaulichen Differenzen erforscht werden.
3.1. Die Deutsche Philosophische Gesellschaft von 1933 bis 1945 Man sollte erwarten, daß eine so stark deutschnational und auch völkisch orientierte Gruppierung wie die DPhG mit der Entwicklung in Deutschland nach dem 30. Januar 1933 zufrieden gewesen wäre und sie als die Erfüllung lang gehegter politischer Wünsche und Sehnsüchte erkannt hätte. An Begeisterung und Zustimmung haben es viele prominente Mitglieder denn auch nicht fehlen lassen. Was aber nicht verdecken kann, daß die Gesell340 Über die „positive faschistische Metaphysik" Baeumlers aus marxistischer Sicht: Kiss 1982.
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schaft nicht den erhofften Aufschwung nahm und ihr Verhältnis zu den entscheidenden NSInstanzen sich seit 1934 beständig abkühlte. Die erste organisatorische Reaktion auf den politischen Machtwechsel zeigte sich Anfang 1934, als die „Leipziger Richtung" Vorstand und Schriftleitung aus den Händen geben mußte. Dieser Wechsel war offenbar schon im Herbst 1933 beschlossene Sache, als Günther Jacoby die sich ankündigenden Veränderungen im privaten Briefwechsel als Rückkehr zur Wissenschaftlichkeit begrüßte.341 Vom designierten neuen Schriftleiter Heimsoeth erhoffte Jacoby eine Öffnung der „Blätter für Deutsche Philosophie" zur Ontologie hin, also im weitesten Sinne eine Abkehr vom politischen Kurs der Leipziger. Das schien aber das kurz zuvor abgegebene Versprechen des Verlages Junker und Dünnhaupt zu konterkarieren, die Erscheinungsfolge der „Blätter" (sechs statt vier Hefte pro Jahr) verändern zu wollen, weil mit der so zu ereichenden Aktualität mehr Einfluß auf die weltanschauliche Gestaltung des „neuen Reiches" zu gewinnen sei.342 Bruno Bauch, der Krueger dann als Vorsitzender ablöste, war jedenfalls kein Garant für diese Gegenwartsnähe, hatte man ihn doch gerade, während der Nachfolgeberatungen für Maiers Berliner Lehrstuhl, als Mann von gestern abgetan. Tatsächlich verlor die Gesellschaft unter Bauchs Vorsitz den Anschluß an jene Kräfte, die jetzt die kulturpolitische Linie vorgaben. Bauch und sein Geschäftsführer Hans R. G. Günther konnten den Mitgliederschwund nicht aufhalten und den Ausbau des Ortsgruppennetzes mit nur mäßigem Erfolg vorantreiben. Zwar gelangen in der ersten Euphorie des Jahres 1933 einige Neugründungen (Hamburg, Hannover, Bremen, Köln), zu denen bis 1939 noch die ehemaligen Ortsgruppe der KG in Kassel, die der Brentanogesellschaft in Prag sowie die reaktivierte Ortsgruppe in Graz (um 1936) und eine Neugründung in Wien (1935) hinzukamen. Dafür lösten sich die Ortsgruppen in Heidelberg und Dresden nach 1936, die in Graz und Wien 1938/39 auf. Die Mitgliederzahl sank von 448 im April 1936 auf 409 im April 1941. Infolge der Berliner Tagung von 1936 hatten sich 50 Teilnehmer zum Beitritt bewegen lassen, sprangen aber im Laufe des folgenden Jahres wieder ab. Die Auflage der „Blätter" überstieg zu keinem Zeitpunkt 600 Stück. Davon finanzierte das Auswärtige Amt seit 1934 60 Exemplare, um der Schriftleitung einen festen Austausch mit ausländischen Zeitschriften-Redaktionen zu ermöglichen, wobei Adressen in England und der USA bis 1939 bevorzugt worden waren.343 Neben dem Auswärtigen Amt trugen die LG. Farben (Zuschuß für die Berliner Tagung 1936) und das REM als Geldgeber zur Finanzierung der DPhG-Aktivitäten bei. Das Ministerium gewährte von 1933 bis mindestens 1944 eine jährliche Beihilfe von 1 000 RM. Im Sommer 1935 hielt man dort jedoch schon in einem Aktenvermerk fest, daß die Gesellschaft nicht mehr zu fördern sei und auch nur noch „vorläufig" weiter bestehen dürfe. Sollte die Reorganisation der KG gelingen, bestehe an einer weiteren philosophischen Gesellschaft in Deutschland kein kulturpolitisches Interesse. 344 Weil diese Reorganisation aber weder 1935 noch in den folgenden Jahren glückte (s. u.), entging die DPhG der ihr zugedachten Auflösung. Auf Seiten des REM nahm man 1935/36 vor allem
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SBB-PrK, NL Lehmann, Kasten 1; Jacoby an G. Lehmann v. 18. 10. 1933. Verlagsankündigung September 1933, Beilage zu Bd. VII, H. 3/4 ( i m Besitz des Vfs.). BAK, R 21/11 051; Bericht des geschäftsführenden Vorstandsmitgliedes der DPhG (= H. R. G. Günther) auf der Vorstandssitzung v. 23. 3. 1942 in Weimar. Herangezogen wurden für diese Darstellung auch die den „Blättern" beigefugten „Mitteilungen" der DPhG seit 1935. Ebd.; hs. Aktenvermerk Mattiat für Prof. Bacher über Besprechung mit Löpelmann v. 8. 8. 1935.
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daran Anstoß, daß Othmar Spann zum Kreis der Mitherausgeber der „Blätter" gehörte. Rust ordnete deshalb persönlich an, Rosenberg zu konsultieren, dessen Urteil aber überraschend konziliant ausfiel: Trotz „gelegentlich im Laufe der Zeit an Spann von R.[osenberg]scher Seite [geäußerter] Kritik" sei seine Beteiligung an der DPhG „nicht als bedenklich" zu werten.345 Wie sich bald herausstellte, währte diese Einschätzung nicht lange. Dafür sorgte Rosenbergs weltanschaulicher Berater Baeumler. Der hatte selbst bis 1933 die Dresdner Ortsgruppe geleitet und sich noch im Februar 1934 den Berlinern für einen Vortrag über „Macht und Idee" zur Verfügung gestellt.346 Im November 1934 hatte er jedoch Bauchs Angebot, in den wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft einzutreten abgelehnt und brüsk seinen Austritt erklärt.347 Mit sicherem Instinkt, möchte man meinen. Denn wenige Wochen später verursachte Hermann Onckens Berliner Vortrag über „Wandlungen des Geschichtsbildes in revolutionären Epochen", der mit einer herben Kritik an einer nationalsozialistischen, unwissenschaftlichen und bilderstürmischeren Umdeutung der deutschen Geschichte endete, den von Walter Frank geführten Angriff auf diese Form des reaktionären Objektivismus geheimrätlicher Wissenschaftsauffassung, mit dem die DPhG fortan im Hause Rosenberg identifiziert werden sollte.348 Baeumler begnügte sich im März 1935 zunächst damit, in den NSMonatsheften eine Attacke gegen ihren Geschäftsführer Günther zu reiten.349 Nach und nach wurde dann aber doch die Beziehung zu Spann gegen die DPhG ausgespielt. Dabei glaubten Bauch und Günther, die DPhG gerade mit ihrer konspirativen Verbindung zu den Gründern der neuen Wiener Ortsgruppe kulturpolitisch aufgewertet zu haben. Zu ihrem Unglück entstand ein Kontakt zu Leuten, die der SD und Rosenberg zu den weltanschaulichen Gegnern des Nationalsozialismus rechneten. Denn die Wiener standen unter dem Einfluß von Philosophen, die wie Johannes Sauter350 (ihr Gründer) und Hans Eibl zu 345
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Ebd.; Aktenvermerk MR v. Kurseil für Minister Rust über Unterredung mit Alfred Rosenberg v. 4. 5. 1935. Rust hatte am 13. 4. verfügt: „Mit Rücksicht auf den Namen Spann wünsche ich vorher eine Verständigung Rosenbergs". Anlaß war die Bitte des DPhG-Vorstandes, Rust möge den Ehrenvorsitz bei der Berliner Tagung übernehmen. Bericht darüber in: VB, Nr. 47 v. 16. 2. 1935. BAK, NS 15/292, BI. 56918-56919; Bauch an Baeumler v. 14. 11. 1934 und ebd., Bl. 56914 und 56917; Baeumler an Günther resp. Bauch jeweils datiert v. 19. 11. (Baeumlers Geburtstag): Austritterklärung und Absage an Bauch unter Hinweis auf den Austritt. Dazu ausführlich Heiber 1966, S. 200ff. Baeumler 1935a; zum Verhältnis Baeumler - Günther s. o. B II. Sauter, geb. 1891 Kleeberg, 1911 HG. Passau, naturw./philos-theol. Studium, Priester, „wegen nicht näher bekannter Vorkommnisse den geistlichen Beruf aufgegeben" (lt. SD-Bericht/Six, 1938), philos. Studium in München bei Baeumker/Becher (Dr. phil.) und Wien bei Spann, der ihn „als Führer der dortigen nationalen Erneuerungsbewegung gegen Semitismus und Marxismus" (Sauter, vita 1935) anzog, ihn zum Dr. rer. pol. promovierte (1925: ,Die Begründung der deutschen Nationalökonomie durch Franz von Baader') und habilitierte (1927: ,Franz von Baaders Schriften zur Sozialphilosophie'). Dozent an der Wiener Handelsakademie, PD f. Soziologie, Staatslehre u. Rechtsphilosophie an der Jur. Fak. Wien (1933 nb. ao. Prof.). Sah in Baader vor allem den Philosophen der „großen Kultursynthese" (1928, S. 607), zu der Sauter selbst seinen Beitrag als Erneuerer des Naturrechts (vgl. nur 1934a und 1934b) leisten und die gegen den „Kritizismus" und jede andere Form des „Kulturbolschewismus" Front machenden Ansätze zur Begründung einer „einheitlichen Weltanschauung" fortführen wollte (1934c, S. 582). Freuds „wissenschaftlich aufgetakelte Pornographie" (1936, S. 53) attackierte er vor dem großen Leserkreis der Zs. des Wiener Volksbildungsreferenten. Kam 1938 als
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Spanns Umfeld zählten. Zwar mühte Sauter sich, Heß, die Deutsche Akademie in München, Walter Franks Mitarbeiter und „Judenexperten" Wilhelm Grau und die Deutsche Gesandtschaft in Wien dafür zu interessieren, die Berliner Kulturpolitik im akademischen Milieu Österreichs an ihn und seine Wiener Ortsgruppe („Keimzelle der ns. Kulturpolitik") zu delegieren, um wirksam „die jüdisch-liberale Kulturfront" zu durchbrechen, aber prinzipielle weltanschauliche Gegensätze vermochte er mit der Präsentation eines gemeinsamen Feindes nicht zu überdecken.351 Während Bauch und Günther bei Rust damit warben, „mit geheimer Unterstützung des Auswärtigen Amtes" eine Ortsgruppe in Wien begründet zu haben 352, kam man bei Rosenberg zu dem Schluß, daß dies eine „reine Spann-Gründung" darstelle. Sauter gehöre „wissenschaftlich und weltanschaulich zum engsten Spann-Kreis" und sei katholischer Priester gewesen. Ziel dieser Gruppe sei die „Erneuerung des Abendlandes auf christlich-idealistischer Grundlage".353 1937 könnte diese negative Einschätzung dazu geführt haben, daß im REM über den DPhG-Zuschuß neu nachgedacht wurde. Ob man dafür die Amtshilfe des SD in Anspruch nahm, oder ob das Amt Rosenberg unabhängig vom REM dort Nachforschungen angeregt hatte, jedenfalls bemühten sich im Sommer 1937 Leipziger SD- und Gestapostellen darum, etwas über Struktur und Wirksamkeit der Gesellschaft zu ermitteln. 354 Vielleicht aufgrund des unergiebigen Resultats dieser polizeilichen Erhebungen, vielleicht wieder mit Rücksicht auf die unentschiedene, inzwischen völlig verfahrene Situation bei der KG (s. u.), blieb die DPhG erneut von der Auflösung verschont. Dafür danken durfte sie wohl auch Faust und Weinhandl, die sie im Juli 1937 politisch relativ wohlwollend beurteilten. Faust plädierte dafür, die Gesellschaft „vorläufig" noch bestehen zu lassen und sie zu alimentieren. Habe sie doch „zweifellos bestimmte nationale Verdienste". Die „Blätter" seien nach 1918 nicht für eine internationale, „sondern gerade für eine ausgesprochen deutsche Art des Philosophierens eingetreten". Zudem hätten Bauch und Wundt „sogar eine durchaus völkische Art der Philosophie vertreten, mit antisemitischer Tendenz". Das sei in den Nachkriegsjahren „geradezu etwas Unerhörtes" gewesen. Ab 1933 sei die Zeitschrift „allerdings sehr zurück-
„Spannianer" und Ideologe des „Ständestaats" in den Verdacht, auch gegen die „ostmärkische" NSBewegung opponiert und mit Seipel und anderen Vertretern klerikaler Politik kooperiert zu haben. Daher zum SS 1938 zum Verzicht auf venia gezwungen, 1940 Lehrbefugnis entzogen. BAZ, REMPA Sauter. Weiteres Material zit. bei Heiß 1993, S. 143f., 162f. und - betr. Sauters Einsatz für den Mörder Schlicks - Stadtler 1997, S. 955. 351 BAK, NS 15/292, Bl. 55886-90; Sauter an Schulte-Strathaus (Stab Stellvertreter des Führers) v. 20. 5. 1936. 352 BAK, R 21/11051; Bauch an REM v. 16.3. 1936. 353 BAK, NS 15/292, Bl. 56895; hs., ohne Verfasser: „Informationen zum Spannkreis" (17. 11. 1937). Dieser Vermerk stammt aus der DPhG-Akte von Baeumlers Hauptstelle Wissenschaft im Amt Rosenberg. - Am 5. 9. 1937 hatte Baeumler Gerhard Lehmann vor einem Kontakt mit Sauter gewarnt: Es sei Vorsicht beim Umgang mit diesem Mann geboten, der viel rede, wenn der Tag lang ist. (SBB-PrK, NL Lehmann, Kasten 1). - 1935 glaubte Baeumler noch feststellen zu können, daß Sauter sich von Spann „mehr und mehr entfernt" habe und daher in Erwägung zu ziehen sei bei „Besetzungen für philosophische Lehrstühle, die durch Katholiken besetzt werden müssen" (BAZ, REM-PA Sauter, Bl. 6088; an REM v. 28. 4. 1935). 354 Sächsisches StA. Leipzig, PP-V 3954; SD-RFSS/SD-OA Elbe-Unterabschnitt Leipzig an Gestapo/Stapoleitstelle Leipzig, Schriftwechsel v. 20. 6.-20. 7. 1937.
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gegangen", und man habe den Eindruck, „daß sie ihre Aufgabe längst erfüllt hat und daß sie nun durch die politischen Ereignisse weit überholt ist": „Mehr oder weniger abstrakte Fragen einer etwas weltfremden Philosophie beherrschen zeitweise das Programm der ,Blätter' [...]. Die letzte Tagung der [DPhG] [...] machte geradezu einen trostlosen Eindruck. Gut waren nur diejenigen Vorträge, die noch der Philosophie von vorgestern angehörten. Im übrigen herrschte ein heilloses Durcheinander. Von einem engeren Anschluß an die nationalsozialistische Weltanschauung war ganz selten etwas zu spüren. Jedenfalls bekam man nicht den Eindruck, daß diese Weltanschauung den Grund und Boden abgibt, in welchem die Vortragenden Wurzel gefaßt haben."
Um ihrer „anerkennenswerten Vergangenheit" willen, die „gewiße günstige Aussichten für die Zukunft" verspreche, wollte Faust die Hoffnung nicht aufgeben, daß sich mit amtlicher Förderung aus der DPhG eine ,„Nationalsozialistische Gesellschaft für Philosophie'" entwickeln werde.355 Weinhandl trat ebenfalls für die Weitergewährung der Beihilfe ein, obwohl sein Gutachten in wünschenswerter Vollständigkeit die NS-Kritik an den innerhalb der DPhG entfalteten weltanschaulichen Positionen auflistete. Wie Faust, so würdigte auch Weinhandl an Bauch - trotz seines inkonsequenten „Antisemitismus" („typisch deutschnational"), daß er zur „Erkenntnis der beherrschenden Stellung der Volks- und Staatsgemeinschaft, unseres Hineingestelltseins durch die Geburt, zur ausdrücklichen Geschlechtsgemeinschaft, zur ,Unablösbarkeit des Menschen von der Gemeinschaft'" gelangt sei. Auch bekämpfte er den ,„entgeistigten demokratischen Parteienstaat'" und habe den Zusammenhang von Volk und Rasse sowie die nationale Bedingtheit aller Kultur betont. Im übrigen zeige er sich offen für die Anregungen der Rassenhygiene, der Sozialanthropologie und anderer medizinisch-anthropologischer Disziplinen.356 Ebenso sei Heimsoeth, bei aller kritikwürdigen „ganz demonstrativen" Vernachlässigung nationalsozialistischer Philosophie, die er sich bei der Neuausgabe des Windelband-Lehrbuchs geleistet habe, politisch wohl positiv zu beurteilen. Das gelte auch für das Vorstandsmitglied Wundt, der neben Bauch und Schwarz vor 1933, dem Typus nach „in die Richtung der Deutschnationalen und der alten völkischen Gruppen" gehörend, „den völkischen Standpunkt wohl am unnachgiebigsten vertrat". Er bemühe sich auch jetzt wieder um „ein positives Verhältnis zu den Gegenwartsfragen". Im Vergleich mit diesen „Gründervätern" der DPhG fiel Weinhandls Urteil über ihre jüngeren Exponenten weniger günstig aus. Der philosophisch unbedeutende Geschäftsführer Günther sei von Baeumler in „richtiger Weise publizistisch zurechtgewiesen" worden. In den Vorständen der Ortsgruppen befänden sich Katholiken wie A. Müller (Bonn) und A. Schneider (Köln) oder Männer wie Gehlen, der noch 1932 Jaspers' Hauptwerk „bewundernd rezensiert" habe. In den „Blättern" verdienten die Wiener „Spann-Schüler" Sauter, der über Beziehungen zu Parteistellen in Österreich verfügen solle, und Erich Voegelin „besonders sorgfaltige Beobachtung", zumal Voegelin auch noch ein „praepotenter Vertreter des georgianischen Dünkels" sei. Bei seinen Rezensionen müsse auffallen, „daß er [...] in allen Fragen der Fundierung des Gemeinschaftsgedankens, des Prozesses der Ideen- und Mythenbildung wohl auf Maurice Hauriou, Sorel, Mussolini, aber mit keinem Wort auf nationalso-
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BAK, R21/11051;FaustanREMv. 2. 8. 1937. Ebd.; Gutachten Weinhandl betr. DPhG für REM v. 14. 8. 1937. Daraus auch im folgenden zitiert.
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zialistisches Gedankengut hinweist". Überhaupt versuche sich der Georgekreis mit seinen Verbindungslinien zu Spann „unverhohlen" in den Blättern „breit" zu machen - „wenigstens durch anmaßliche wechselseitige Beweihräucherung". Hildebrandts Piatondeutung werde, stellvertretend für die Wirksamkeit Georges und in Abgrenzung zur politischen Tat Adolf Hitlers, das „Wiedererwachen des deutschen Geistes" zugerechnet. Gadamer weise auf ^bemerkenswerte Weiterführungen' aristotelischer Lehre" bei Thomas von Aquin hin. Andere Beiträger vermögen sich „innerlich von jüdischen Wiener Neopositivistenkreisen und von der internationalen Richtung ihres Formalismus" nicht zu lösen. Ebbinghaus spreche vom „,Recht der Menschheit'", was „gewiß nicht Ausfluß einer nationalsozialistischen Art des Philosophierens" sei. Schließlich liege auch nichts am „unfruchtbaren logistischen Formalismus" eines Heinrich Scholz, oder an den dünnen Begriffsaufsätzen des Frankfurters Grebe. Unter dem Strich konnte Weinhandl dennoch gerade die „Blätter", im Gegensatz zur entbehrlichen Arbeit der Ortsgruppen, für einen „Aktivfaktor" der DPhG halten, denn: „Wir haben für die deutsche Philosophie nur sehr wenig Publikationsmöglichkeiten, und es scheint mir durchaus gerechtfertigt, daß ein Organ, das in der hinter uns liegenden Epoche so mutig eine deutsche Linie hielt, im Chaos jüdischer und internationaler Philosophie, und damit wenigstens den Rahmen für das vorbereitet hat, was wir heute philosophisch brauchen, auch weiterhin bestehen bleibt. Ich muß auch zugeben, daß als Schriftleiter Heimsoeth, ob aus Überzeugung oder Klugheit, durchaus großzügig ist, und daß das Gesamtbild der Zeitschrift keinesfalls das eines Sammelpunkts der Reaktion ist. Immer wieder wird das Problem Philosophie und Rasse erörtert, so daß ich im Augenblick keinen Grund zu einem Vorgehen sehe, das am Ende nur die Publikationsmöglichkeiten einschränken und damit uns selbst schädigen würde. Vor allem möchte ich betonen, daß die ,Blätter' keinerlei schul- und richtungsmäßige Bindung zeigen, die wir ablehnen müßten."
Obwohl im REM nach diesen Beurteilungen der Gedanke an eine Auflösung der DPhG wohl ad acta gelegt wurde, versuchte Baeumler auch in den folgenden Jahren, ihren Aktionsradius nach Kräften einzuschränken und sie ganz im Gegensatz zur Einschätzung Weinhandls als „Sammelpunkt der Reaktion" zu denunzieren. Der für Baeumler wohl schönste Erfolg krönte seine Anstrengungen, als es ihm im Sommer 1939 gelang, die in Graz geplante 14. („großdeutsche") Haupttagung zu verhindern. Im Frühjahr 1939 hatte er sich „aufklärend" an den Gauleiter der Steiermark gewandt und vor jeder Teilnahme von Parteistellen gewarnt. Um der DPhG überhaupt den Weg in Österreich zu verlegen, hatte die Dienststelle Rosenberg schon kurz nach dem Anschluß, im Sommer 1938, mit Erfolg die Auflösung der angeblich ganz klerikalen und verjudeten Wiener Ortsgruppe beantragt. Die Demarche in Graz einige Monate später fügte der DPhG dann einen weiteren Schlag zu. Vom Gauleiter erhielt Baeumler bald die Nachricht, daß er die DPhG zur Absage ihrer Herbsttagung bewogenhabe:357 „Ich habe [...] die Deutsche Philosophische Gesellschaft wissen lassen, daß sich die Partei von ihrem Kongreß fernhält. Diese Stellungnahme der Partei hat die hiesige Ortsgruppe derartig erschüttert, daß sie beschlossen hat, sofort die Selbstauflösung vorzunehmen. Diese im Zuge 357 BAK, NS 15/292, Bl. 58870f.; GL Steiermark an HAW v. 8. 7. 1939; im Bericht über die Weimarer Vorstandssitzung vom 23. 3. 1942 erschien die Grazer OG nicht mehr unter den aktiven Ortsvereinen (BAK, R 21/11061). Baeumler quittierte das Schreiben des Gauleiters mit einem freudig-marginalen: „na also!".
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befindliche Selbstauflösung macht naturgemäß die Abhaltung des Kongresses in Graz unmöglich. Der Hauptverein hat sich daher entschließen müssen, die Tagung nach Jena zu verlegen. Damit sind wir also im Gau Steiermark nicht nur den Ableger dieser etwas fragwürdigen Gesellschaft, sondern auch den Kongreß dieser Gesellschaft mit einem Schlage losgeworden."
Die nach Jena verlegte und für Ende September geplante Tagung, die mit Wundts öffentlichem Vortrag über „Geschichte und Rasse" bestritten werden sollte, fiel dem Kriegsausbruch zum Opfer. Vor weiteren intriganten „Nachstellungen" Baeumlers, nicht aber vor kritischer Begutachtung der auch in der Kriegszeit abgehaltenen Vortragsabende durch seine Mitarbeiter, war die vom REM bis 1944 finanzierte DPhG dann sicher. Sogar eine improvisierte Feier zum 25jährigen Gründungsjubiläum mit Vorträgen von Günther und Gehlen konnte man im März 1942 in Magdeburg noch ausrichten.358 Wirft man einen Blick auf die inhaltlichen Positionen, mit denen die DPhG in der NSZeit identifiziert wurde, so erweist sich Weinhandls Befund, demzufolge das Problem „Philosophie und Rasse immer wieder" erörtert worden sei, als zweischneidig. Nur wer die Behandlung der Thematik selbst schon als Indiz für eine Adaption nationalsozialistischer Begriffe ansah, mochte damit zufrieden sein. Wer aber wie Baeumler und Faust dem von Weinhandl zutreffend beschriebenen, unter dem Dach der DPhG versammelten Konglomerat weltanschaulich divergierender Gruppierungen nur „Erörterungen" des Rasseproblems, aber keinen Beitrag zu einer rassentheoretisch fundierten Philosophie zutraute, mußte die DPhG wie einen weltanschaulichen Gegner behandeln (Baeumler) oder aufgrund ihrer völkischen Vergangenheit eine nationalsozialistische Zukunft allenfalls erhoffen (Faust). Aus NS-Sicht hatte die DPhG jedenfalls in dieser entscheidenden Frage seit 1933 versagt. Das war zunächst auf der Magdeburger Tagung im Herbst 1933 noch verdeckt worden. Hier war zwar die Forderung nach einer „rassenmäßig orientierten philosophischen Anthropologie" erhoben und eine „gründliche Auseinandersetzung" mit der „Vererbungslehre" und allen mit den im Interesse der „Ganzheit des Staates" zu treffenden Maßnahmen zur „Eindämmung des erbkranken Nachwuchses" versprochen worden (Donath und Graf), doch allein Weinhandl durfte in einem Presseartikel zur Rassebedingtheit der Philosophie Stellung beziehen. Das eigentliche, noch von Krueger vorgegebene Tagungsthema „Zweckmäßigkeit, Sinn und Wert" blieb auf die Beschwörung einer neuen, wiederum nur aus zeitlosen „Werten" zu gewinnenden „Sinngebung" fixiert. Und bei aller Bauch von Weinhandl konzedierten Offenheit auch gegenüber „Anregungen" der Rassenhygiene, vermochte es der neue Vorsitzende eben nicht, die folgende Tagung zu „Seele und Geist" so zu gestalten, daß der DPhG der Vorwurf erspart geblieben wäre, weiterhin in der „Geistesmetaphysik" (Lange) oder im „überindividuellen Geist" und „menschheitlichen" Werten gefangen zu sein.359 358
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Der Magdeburger Ortsgruppen-Vorsitzende Graf würdigte als das Hauptverdienst der DPhG, daß sie die „Eingliederung in den Rahmen des Ganzen, und damit den Dienst an Volk und Gemeinschaft" gefördert habe. Günther hob die Bedeutung der wissenschaftlichen Philosophie für die „Stärkung der deutschen Weltanschauung" hervor, während Gehlen (,Vom Wesen der Philosophie') mehr die Kompetenz des Faches als „totale Universalwissenschaft" betonte, die eine „Gesamtschau" zu vermitteln habe, die nicht länger „intuitiv-mystisch", sondern nur „experimentell", in der „Kooperation der Forschung" zu gewinnen sei. Ein Bericht über diese Festsitzung in: Magdeburgische Zeitung Nr. 69 v. 24.3.1942. Zur Magdeburger Tagung: BDP 8, 1934/35, S. 65-70, und Sonderbeilage des „Neuen Magdeburger Tageblatts" v. 30. 9. 1933, darin Weinhandl 1933d und die Ansprachen der Magdeburger Gastgeber
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Vorwurf erspart geblieben wäre, weiterhin in der „Geistesmetaphysik" (Lange) oder im „überindividuellen Geist" und „menschheitlichen" Werten gefangen zu sein.359
3.2. Die Kant-Gesellschaft (1933-1938)360 Im Vergleich mit der DPhG lastete auf der Kant-Gesellschaft 1933 von Anfang an der Verdacht, ein Hort ideologischer, insbesondere jüdisch-liberaler NS-Gegner zu sein. Ihre jüdischen Repräsentanten zogen denn auch die ersten Angriffe auf sich. So hakte der Göttinger Philosoph und Arzt Werner Gent im Juli 1933 ein und teilte dem Vorstand mit, daß er Menzer gebeten habe, die KG doch „rassenrein" zu machen, alle Juden auszuschließen und ihre Publikationen zu verhindern, andernfalls werde er aus der KG austreten -jedoch nicht ohne vorher Minister Rust einzuschalten.361 Im Vorstand reagierte man, obwohl Gents Drohung sicher nicht die einzige ihrer Art gewesen sein dürfte, zunächst gelassen: Das Ministerium habe, so beschied man Gent, nur die Gleichschaltung, nicht den Ausschluß jüdischer Mitglieder gefordert.362 Und doch folgte bald ein Rückzug auf Raten: Am 1. Dezember 1933 informierte die Geschäftsleitung ihre Mitglieder darüber, daß Liebert demnächst Deutschland verlassen werde und man diesem Umstand bereits durch Bildung einer neuen Geschäftsführung Rechnung trage, bestehend aus den Herren Menzer, Stenzel und Löpelmann. Man werde weiterarbeiten an der Erneuerung des griechischen Gedankens der Philosophie, die Forschungsarbeit aber stärker einbinden in das Ganze von Volk und Staat. 363 Acht Wochen später mußte Stenzel sein Vorstandsamt wegen der jüdischen Herkunft seiner Frau niederlegen.364
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Zur Magdeburger Tagung: BDP 8, 1934/35, S. 65-70, und Sonderbeilage des „Neuen Magdeburger Tageblatts" v. 30. 9. 1933, darin Weinhandl 1933d und die Ansprachen der Magdeburger Gastgeber Donath und Graf. Zu der Berliner Tagung, die eigentlich auf eine Auseinandersetzung mit dem dann in letzter Minute absagenden Klages ausgerichtet war, die Berichte von Lange 1936a und H. Kern 1936, nachsichtiger W. Beyer 1936 und Heiß 1936, für den DPhG-Vorstand eher unangenehm wohlwollend: Feldkeller 1936 (in Lieberts Emigrantenorgan „Philosophia") und Eibl 1936 (im neuscholastischen „Philosophischen Jahrbuch"). Die Filmkritikerin Hilde Hermann bemängelte im „Deutschen Adelsblatt", daß eine „grundsätzliche Klärung" nicht geboten worden und das Diskussionsniveau sogar „beschämend für eine philosophische Tagung" ausgefallen sei. Ein Tagungsbericht aus dem Oktoberheft 1936 von „Das deutsche Wort", einem der „Kölnischen Zeitung" (s. o. Anm. 14) geistesverwandten Organ, das bis 1935 der Verleger Karl Rauch herausgab, lag mir leider nicht vor. 360 Vgl. Leaman/Simon 1994b; dieser Beitrag über die ,Kant-Studien im Dritten Reich' will den in „70 inspizierten Archiven" mit „historisch exakten Methoden" ermittelten „Ereignishergang" schildern. Der wichtigste Archivbestand, die Akten der KG im UA Halle, wurde jedoch übersehen. Ebenso hapert es mit der historischen Exaktheit. 361 UAH, Rep. 6/1866; Gent an Kurator Halle 14. 7. 1933. 362 Ebd., Kurator an Gent v. 25. 9. 1933. 363 Ebd.; Geschäftsführung v. 1. 12. 1933. Vgl. den programmatisch gemeinten Vortrag von Menzer 1934, der die Kritik an einer „volksfremden" Philosophie zurückweisen will und Hitlers „unverbildete Kraft" preist, aber doch nur in der Verteidigung des „Geistes" stecken bleibt. 364 Ebd., Kurator Halle an Löpelmann v. 30. 1. 1934 sowie Stenzel an Löpelmann v. 8. 2. 1934: Der Rasse nach sei seine Frau Jüdin. Aber zu bedenken sei, daß ihr Urgroßvater mütterlicherseits als freiwilliger Jäger bei Belle-Alliance (1815) kämpfte, ihr Großvater aktiver Militärarzt gewesen, ihr Bruder, ausgezeichnet mit dem EK I, bei Verdun (1916) gefallen sei.
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Im Mai 1934, als auch ein wohlwollender Beobachter wie Gerhard Lehmann den „Abstand zur Gegenwart", den die Hallenser Pfingsttagung der KG vermittelt habe, bemängelte, hatte Menzer eine neue Satzung erarbeitet, die sofort auf den Protest des zu diesem Zeitpunkt neben Loepelmann stärksten Vorstandsmitglieds, des Hallenser Kurators Tromp stieß. Sollte er doch, durch den das Ministerium organisatorisch mittelbar in die KG eingebunden war, aus dem Vorstand ausgeschaltet werden.365 Spätestens zu diesem Zeitpunkt begann das Interesse der Dienststelle Rosenberg an der KG zu erwachen. Im Oktober 1934 registrierte man dort, wie der Vorstand Stenzel durch Spranger ersetzte und wie ein erweiterter Vorstand aus in- und ausländischen „Persönlichkeiten" gebildet wurde. Die Durchsicht der Namen hinterließ trotzdem den Eindruck, die „Gleichschaltung" werde in der KG nicht ernsthaft betrieben. Ein personalpolitisches, eher kosmetisches Zugeständnis habe man allein mit der Bestellung des alten Parteigenossen Löpelmann gemacht. In dieser Zusammensetzung sei der Vorstand daher politisch untragbar. Löpelmann teilte diese Einschätzung, entschuldigte aber zunächst seine Vorstandskollegen damit, daß sie zwar keine Gewähr für die einwandfreie Arbeit im neuen Staat böten, aber schließlich seien außenpolitische Rücksichten zu nehmen. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, als würde die KG am Gängelband von Staat und Partei gehen. Bei Rosenberg ließ man das nicht gelten: die Auslandswirkung werde illusionär überschätzt! So unter Druck geraten, kündigte Löpelmann an, er werde den Vorstand niederlegen, zumal er mit dem REM übereingekommen sei, alle philosophischen Gesellschaften zu einer arbeitsfähigen nationalsozialistischen zusammenzuschließen. Am 10. Oktober 1934 teilte er den Rosenberg-Leuten dann seinen Austritt aus dem KGVorstand mit.366 In einer am selben Tag dem AA eingereichten Denkschrift über die Bedeutung der KG im Rahmen auswärtiger Kulturpolitik pflegte Menzer noch die „Illusionen", vielleicht nicht nur die „Auslandsstellung" der KG festigen (z. B. durch Reorganisation der holländischen Landesgruppe, Neuaufbau in Finnland, Vorträge Wolfgang Köhlers in Skandinavien, Ausgriffsmöglichkeiten auf dem Balkan und sogar nach Südamerika), sondern einen kleinen Kontrapunkt setzen zu können gegen die „Pressehetze des deutschfeindlichen Auslandes" mitten in der für das NS-Regime so ungünstigen „Krisis der Weltmeinung". Die damit beabsichtigte Intervention des AA, das REM dazu zu bringen, Löpelmanns Rücktritt in letzter Minute zu verhindern, erreichte Menzer gerade nicht. Statt dessen bot er Tromp dann seinerseits den Rücktritt an, nicht ohne auf den Verbleib des auch von Löpelmann geduldeten, faktisch die Geschäfte führenden Liebert-Sekretärs Helmut Kuhn zu pochen und sich scharf gegen Baeumler als mögliche Vorstandsergänzung auszusprechen, da der ja bekanntlich die Beseitigung der KG wünsche.367 365
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Ebd.; Kurator an Löpelmann v. 18. 5. 1934. Zur Tagungskritik Lehmann 1934a; die Einschätzung ergab sich für Lehmann gerade aus dem Kontrast der wütenden Polemik, die Koellreutters Vortrag über „Volk und Staat in der Weltanschauung des Nationalsozialismus" gegen Carl Schmitt entfaltete und den um tagespolitische Enthaltsamkeit bemühten Kant-Interpretationen von Leisegang und Ebbinghaus, die zudem sehr deutlich machten, daß es bei einer möglichen Aktualisierung des Königsberger Denkers nicht ohne Gewaltsamkeiten abgehen würde: hatte der doch nicht das geringste Verständnis für eine „natürliche Volks- und Lebensgemeinschaft". BAK, NS 15/291; Löpelmann v. 9. 10. 1934; ebd. v. 8. 10. 1934 an REM. UAH, Rep. 6/1388; Menzer an AA v. 10. 10. 1934. - Über „Auslandswirkungen" recht kurioser Art berichtet Kuhn am 9. 11. 1934 an Tromp: Ein ausländisches Mitglied berufe sich bei der Verteidigung
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Mitte November 1934 geriet die Berliner Ortsgruppe nach einem Vortrag Litts über „Philosophie und Zeitgeist" unter Beschüß der Parteipresse. Der Kieler Neugermanist Gerhard Fricke machte daraufhin seinen schon angekündigten KG-Vortrag von einer klärenden Stellungnahme zu den „politischen Auseinandersetzungen" um Litts Auftritt abhängig. Kuhn empfahl Tromp, sich auf „irreführende Berichterstattung" zu berufen. Dringlicher schien ihm die Mitteilung, daß Nicolai Hartmann ihm mündlich Interesse am Weiterbestehen der KG bekundet und persönliche Hilfe zugesagt habe. Er wolle sogar aus der DPhG austreten, falls diese sich am Treiben gegen die KG beteilige. 368 Doch schon wenige Tage später zog Hartmann sich zurück.369 Die mit Frickes ängstlicher Anfrage akut gewordenen praktischen Probleme eskalierten derweil: Für Anfang Dezember suchte Kuhn händeringend nach einem Diskussionsleiter, um den Vortrag des schwedischen Philosophen Liljequist nicht absagen zu müssen. Köhler, der seine Emigration vorbereitete, sei in den USA, Spranger weigerte sich, da die Vorstandsfrage ungeklärt sei. Überdies hätten sich die Gerüchte von der Krisis in der KG soweit verbreitet, daß sich kaum jemand traue, seinen Namen mit der KG zu verbinden. Nur den Rechtsphilosophen Emge könne man noch ins Auge fassen.370 Unter der Bedingung, die Mitglieder eines neuen Vorstands selbst auswählen zu können, sagte Emge zwei Tage vor Liljequists Ankunft zu, den Abend zu moderieren und zugleich den KG-Vorsitz zu übernehmen.371
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des nationalsozialistischen Deutschland auf Spinoza! Tromp revanchierte sich am 20. 11. mit der ernstzunehmenderen Abschrift eines Spranger-Briefes: In einen Times-Artikel v. 13. 11., inspiriert vermutlich von einem Insider, werde kritisiert, daß Rosenberg der KG Schwierigkeiten bereite und ihr Ende sich deshalb wohl ankündige. Litt 1935a; Kuhn an Kurator v. 20. 11. 1934: Rassenseele und biologische Bedingtheit des Geistes seien zwar in der anschließenden Diskussion thematisiert worden, doch habe O. Wichmann seitens der Berliner OG den NS-Standpunkt geltend gemacht. Im übrigen habe Litt in dieser Hinsicht wohl eher gegen die Lebensphilosophie als gegen die NS-Rassenlehre polemisiert. Zur Diskussion um Litts Kritik an den weltanschaulichen Zumutungen, der die „objektive Wissenschaft" durch den NS. ausgesetzt sei, vgl. o. Anm. 15 und 302. Daß Litt deswegen nicht nur von NS-Seite attackiert wurde, belegt die z. T. ausfällige Kritik des Schingnitz-Schülers und Klages-Verehrers Julius Deussen (1935). Es zeigt sich daran einmal mehr, wie lohnend es wäre, der Vielstimmigkeit der Reaktionen auf Litts Vortragtätigkeit und seine kleineren Publikationen zwischen 1933 und 1939 eine separate Studie zu widmen. Ebd.; Kuhn an Tromp v. 23. 11. 1934: Nochmals Gespräch mit Hartmann. Dabei vertraulich erfahren, daß in der Universität das Gerücht kursiere, Krieck solle für „politische Pädagogik" nach Berlin berufen werden. Falls das PrMWKV dessen Beteiligung an der KG wünsche, werde das verhängnisvoll. Spranger müsse unbedingt gehalten werden. Da Kuhn offenbar Spranger und Hartmann sowohl in KG als auch DPhG im Vorstand installieren wollte, Spranger sich aber weigerte, dem DPhG-Vorstand beizutreten, fühlte sich Hartmann nicht mehr zur Hilfe für die KG verpflichtet. Ebd., Kuhn an Tromp v. 23. 11.; am 24. 11. erhielt Tromp von dem Hallenser Physiologen Emil Abderhalden eine Absage: als Nicht-Philosoph lehne er die Übernahme des Vorsitzes ab. Er empfahl an seiner statt eine Persönlichkeit, die weltanschaulich in den Ideen der NSDAP verankert sei. Am 27. 11. trug Tromp Emge den Vorsitz an und ersuchte gleichzeitig Spranger, der KG treu zu bleiben, zumal man mit der Autorität Rusts bei der Lösung der aktuellen Probleme rechnen dürfe. Einen Lichtblick verhieß dann am 29. 11. Kuhns Mitteilung über neue Ortsgruppen in Dresden und Frankfurt/M. (Bornhausen). Ebd.; am 3. 12. meldete Kuhn Emges Einverständnis, zwei Tage danach: Emge sei bereit, Vorsitz zu übernehmen.
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Inzwischen zeigte die von der Dienststelle Rosenberg angestoßene Stigmatisierung weiter Wirkung: Fricke sagte seinen Vortrag endgültig ab, und aus dem fernen westpreußischen Schlochau empfing Kuhn die Meldung, daß der NSDAP-Kreisleiter einen Vortragsabend der dortigen KG-Ortsgruppe untersagt habe, weil der ihr vorstehende Studienrat angeblich Sozialdemokrat gewesen sei.372 Schließlich war Ende November ein bald gefährlich werdender und einflußreicher Mann auf den Plan getreten, der das Schicksal der KG mitzubestimmen gedachte: der Inhaber des PAN-Verlages und Verleger der Kant-Studien Kurt Metzner, der Außenstände mit dem Hintergedanken reklamierte, die Urheberrechte an der renommierten Zeitschrift in seine Hand zu bekommen.373 Obwohl Metzner sogar den Verlagsvertrag einseitig kündigte, um den Druck auf den Vorstand zu erhöhen, vermochten Kuhn und Tromp seine Pläne vorerst zu durchkreuzen.374 Mitte Dezember löste der Times-Artikel weiter Unbehagen aus: Die Auslandspresse, so das AA etwas übertreibend an Rust, befasse sich seit einiger Zeit mit der inneren Krise der KG. Leider sei der Rücktritt Löpelmanns bekannt geworden. Mit Rücksicht auf die erhebliche kulturpolitische Bedeutung der Gesellschaft bitte man um Unterrichtung.375 Als Mitglied des Beirats der KG setzte der Tübinger Ordinarius Haering Menzer darüber ins Bild, daß er durch Notizen in der Auslandspresse beunruhigt sei. Jetzt sei ihm sogar die direkte Anfrage eines US-Kollegen zugegangen. Was gedenke die KG gegen die systematische Hetze der Auslandspresse zu tun, die die KG als Propagandainstrument des Nationalsozialismus hinstelle, an der kein Ausländer sich mehr beteiligen solle?376 In diese Richtung bewegte sich auch der designierte Vorsitzende Emge. Er unterbreitete im Außenpolitischen Amt Rosenbergs den Vorschlag, die KG ganz in den Dienst der auswärtigen Kulturpolitik zu stellen und zu diesem Zweck den Vorsitz an Baeumler abzutreten, die DPhG hingegen ganz auf „Innenpolitik" zu konzentrieren.377 Kurz darauf regte Tromp bei Löpelmann an, sich dafür 372
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Ebd.; Studienrat Dr. Hoffmann an Kuhn v. 12. 12. 1934. Tromp beschied Hoffmann am 5. I. 1935: Niemand außer dem REM habe sich in Verhältnisse der KG einzumischen. Selbstverständlich halte man an ihn als OG-Vorsitzenden fest. Nur solle er es vermeiden, daß KG-Veranstaltungen mit solchen der NSDAP kollidierten. Am 19. 1. 1935 forderte die Kreisleitung Schlochau allerdings von Tromp, den „religiösen Sozialisten" Hoffmann abzulösen. Ebd.; Metzner an Tromp: Wann gedenke die KG ihre Verbindlichkeiten zu begleichen? Am 4. 12. mußte Tromp Kuhn schon mitteilen, daß Metzner nicht bereit sei, das nächste Heft der Kantstudien zu drucken. Kuhn wollte keine Feindseligkeit Metzners unterstellen, sah aber klar, daß der seine Forderungen gegen Abtretung der Urheberrechte sicherstellen wollte. Ebd.; Metzner an Tromp v. 7. 12. 1934: Er sei nicht länger bereit zu warten und werde sich an den Justitiar des Dt. Verlegervereins wenden. - Kuhn an Tromp v. 11. 12.: Der Schuldenstand betrage 3 000 RM, Metzner mache dagegen 5 000 RM geltend. - Kuhn an Tromp v. 13. 12. 1934: Metzner habe mitgeteilt, H. 3/4 von KS 1934 werde nicht ausgeliefert, wenn seine Forderungen nicht abgesichert würden. Am 14. 12. übersandte Menzer die Unterlagen betr. einer von ihm im September 1934 ausgesprochenen Kündigung, die Metzner nicht anerkannt habe, weil er zuvor schon, am 25. 9., von sich aus gekündigt habe. Ebenfalls am 14. 12. Tromp an Metzner: Die Forderungen seien nicht präzisiert; auch finde er die Dringlichkeit schwer verständlich. Schließlich habe das PrMWKV Maßnahmen getroffen, um die KG zu sichern. BAP, REM 49.01/2608, Bl. 10; AA an REM v. 14. 12. 1934. UAH, Rep. 6/1388; Haering an Menzer v. 12. 12. 1934. Tromp vertröstete Haering am 5. 1. 1935 mit dem Hinweis, daß die Auslandsgruppen über die internen Probleme bei der Neubildung des Vorstandes informiert worden seien. BAK, NS 15/291; Aktennotiz Schaefer/APA v. 9. 1. 1935 über Besprechung mit Emge.
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Vorsitzender der KG sein dürfe.379 Vielleicht war das bereits ein erster Schritt, um die KG als „auslandstauglich" zu empfehlen. Immerhin hielt Lopelmann dazu in einem Vermerk fest, daß Menzer ein im Ausland unbekannter Kant-Philologe sei, dessen Einladung zum Eintritt in den Vorstand er 1933 nur mit der Absicht gefolgt sei, ihn daraus zu entfernen. Menzer, der dem NS. kühl gegenüberstehe und die KG ins Propagandaministerium einbringen wollte (sie!), habe sich so ungeschickt angestellt, daß ihm der Briefwechsel mit dem Ausland untersagt werden mußte. Bezeichnend sei sein Eintreten für den jüdisch versippten Stenzel, den er, Lopelmann, persönlich aus Vorstand entfernt habe. Entsprechend beschied das REM Menzer: Seine Ernennung zum Vorsitzenden sei s. Zt. nur eine Notlösung gewesen. Jetzt müsse er einer Neubesetzung weichen. 380 Doch die ließ auf sich warten. Anfang Juni 1935 notierte man im REM: Emge lege zuviel Gewicht auf alte bekannte Namen. Nur Bauch, Baeumler, Heyse, wohl auch Carl Schmitt und Hartmann seien darunter positiv zu bewerten, allenfalls noch Krieck, während Freyer und sein Kreis schon bedenklich stimme, ebenso natürlich Rothacker und Spranger. Besser eigne sich im Vergleich mit denen Driesch. Der sei zwar „Liberalist und Pazifist", verfüge aber über auswärtige Beziehungen, und mit seiner antimaterialistischen Philosophie sei er auch einsetzbar.381 Während Emge noch an seinem Personaltableau bastelte, eröffnete Lopelmann Mitte Juni dem vermutlicht etwas verdutzten Tromp, wieder die Leitung der KG übernommen zu haben und nunmehr mit der „völligen Umorganisation" beginnen zu wollen.382 Nach einem vertraulichen Entwurf Emges sollten dem engeren Vorstand angehören: Heyse, Emge, Hartmann, Spranger, Reichspressechef Otto Dietrich und der geisteswissenschaftliche Referent des REM, Eugen Mattiat. Heyse, Spranger und Emge wären danach die neuen Herausgeber der Kant-Studien. Erwartungsgemäß dachte aber Dietrich nicht daran, als politisches Feigenblatt der KG zu fungieren, so daß Emge die Anfang Juni anberaumte Sitzung zur Konstituierung des Vorstandes absagen mußte. Immerhin hatte man inzwischen den belastenden, weil nicht-arischen Sekretär Helmut Kuhn ausbooten können. 383 Und Mitte Juli fruchteten endlich Löpelmanns Überredungsversuche: Der zögerliche und wie sich während seines Königsberger Rektorats schon erwiesen hatte, organisatorisch denkbar unbegabte Heyse war bereit, die Präsidentschaft zu übernehmen und keinen geringeren als den Verleger Metzner als Geschäftsführer zu akzeptieren.384 Im Protokoll des REM las sich das etwas anders: Auf einer Sitzung mit Mattiat, Heyse, Koellreutter und Metzner habe Heyse sein Einverständnis unter der Bedingung erklärt, daß alles Organisatorische ihn nicht belaste. Allerdings: Kurator Tromp solle nicht länger dem Vorstand angehören; ein Wunsch, der nicht
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UAH, Rep. 6/1388; Menzer an REM v. 27. 1. 1935. BAK, NS 15/291; Aktenvermerk Lopelmann v. 2. 2. 1935 und REM an Menzer v. 17. 3. 1935. Ebd.; Aktenvermerk v. 3. 6. 1935. Ebd.; Lopelmann an Tromp 17. 6. 1935. UAH, Rep. 6/1388; Tromp an Lopelmann v. 28. 6. 1935. Als Ersatz für Kuhn war der junge Romanist Gerhard Hess bzw. die Dessoir-Schülerin Gertrud Jung vorgesehen. Der so umtriebige Kuhn, ohne den die KG den Krisen-Herbst 1934 kaum überstanden hätte, wurde zu guter Letzt noch verdächtigt, eine „Wagenladung Akten" zurückzuhalten. Ebd., Lopelmann an Tromp v. 19. 7. 1935.
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in Erfüllung ging.385 Daß Heyse den Posten mit Rosenbergs ausdrücklicher Zustimmung übernommen hatte, war dem REM-Protokollanten freilich keine Erwähnung wert.386 Heyse war entschlossen, mit der liberalen Tradition der Kant-Studien zu brechen und der nationalsozialistischen Philosophie und Wissenschaft zum internationalen Durchbruch zu verhelfen.387 Das entsprach in etwa den Intentionen Metzners, der schon aus finanziellem Kalkül fortan unentwegt die außenpolitische Wirkungsmöglichkeit der KG und ihrer Zeitschrift herausstrich. Als der emigrierte Liebert von Belgrad aus Ende 1935 zur Gründung einer internationalen Zeitschrift für Philosophie aufrief, sah Metzner sich bestätigt.388 Im Juni 1936 wies er Mattiat auf Lieberts „Gegengründung" hin und beklagte, daß dessen ahnungslose Geldgeber nicht wüßten, daß sie dem jüdischen Intellektualismus Vorschub leisteten. Darin lag ein kaum zu überlesender Hinweis auf die Notwendigkeit, die Geldquellen (auch zum Wohle des Metzner-Verlages) ähnlich großzügig sprudeln zu lassen, wolle man im REM die „geistige Einkreisung" verhindern und sich die philosophische „Weltführung nicht aus den Händen reißen lassen". Der REM-Sachbearbeiter sah das nüchterner: Die Versuche, der KG wieder internationalen Auftrieb zu geben, seien verfehlt. Die deutsche, völlig unausgegorene Philosophie könne man der Weltöffentlichkeit noch nicht präsentieren. In internationalen Diskussionen würde man damit nur schlecht abschneiden. Die Philosophie solle daher Öffentlichkeit lieber meiden und sich auf ihren universitären Wirkungskreis konzentrieren. Und mit dem „Mischmasch" der KG könne man ohnehin keine Kulturpolitik treiben.389 Im Souterrain, wo man unterhalb ehrgeiziger kulturpolitischer Strategien ordinäre Finanzfragen abzuhandeln pflegt, geriet Metzners Rolle vollständig ins Zwielicht. Tromp warf ihm vor, an Kuhns Judentum erst Anstoß genommen zu haben, als der Sekretär ihn über Metzners Geschäftsgebaren aufzuklären begann. Überdies erinnerte er an das einst so besonders enge Verhältnis Metzner - Liebert in einer Zeit, als in der „PAN-Bücherei" noch überwiegend jüdische Autoren zu Worte kamen. Zu vermuten sei, daß Liebert sich bei Vertragsschluß nicht nur von uneigennützigen Motiven leiten ließ, unter der Hand also zu beiderseitigem Vorteil Abmachungen getroffen worden seien. Im Juni 1935, nach kritischer Zeit (Auslandspresse, Parteischikanen), als eine Konsolidierung eintrat, habe Metzner mit einer gerichtlichen Klage seine überhöhten Forderungen eintreiben wollen und sei, so eigennützig wie rücksichtslos, gegen die seit Ende 1934 konkursgefährdete KG vorgegangen. Auch nachdem die vereinbarten Teilzahlungen mit Hilfe eines Darlehens 1935 geleistet worden seien, habe er die Drucklegung von Heft 1 des 40. Bandes zunächst vereitelt. Da-
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BAP, REM 49.01/2608; REM-Vermerk v. 24. 7. 1935. Darin ist auch die Rede davon, daß der frühere Vorstand eine ausgeplünderte Kasse hinterlassen habe, gleichwohl aber das Erscheinen des aktuellen Heftes 1 der Kant-Studien 1935 nicht gefährdet sei. So aber Heyse an Schäfer/APA v. 24. 7. 1936 in: BAK, NS 15/291. Ebd. BAK, NS 15/291; Metzner an Schäfer/APA v. 18. 12. 1935: Im Ausland sei eine internat. KG unter Lieberts Führung, mit Kuhn als Hintermann, im Entstehen. Jetzt werde unsere Arbeit doppelt wichtig. Ob Rosenberg sie mit einem Aufsatz unterstützen könne? Einen Aufruf Lieberts nahm das REM im Februar 1936 zu den Akten (BAP, REM 49.01/2608). BAP, REM 49.01/2608; Metzner an Mattiat v. 24. 6. 1936 und ebd., Bl. 137; REM-Vermerk (Burmeister) v. 9. 7. 1936.
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durch seien Mitgliederbeiträge nur spärlich eingegangen, was die Lage der KG nicht gerade verbessert habe.390 Während Metzner also über den Kampf gegen die „geistige Einkreisung" schwadronierte, hatte er selbst - vielleicht auf Anregung der Dienststelle Rosenberg - daran mitgewirkt, die KG gefechtsunfähig zu machen. Nach einem Jahr seiner Präsidentschaft resümierte der entnervte Heyse daher: Trotz erster Erfolge im Ausland werde sein Aufbauwerk dadurch behindert, daß die rechtliche Lage der KG völlig ungeklärt sei. Autoren und Mitglieder äußerten sich gleichermaßen verunsichert. Die finanzielle Situation spotte jeder Beschreibung. Sein Assistent Mollowitz arbeite seit einem Jahr ohne Vergütung und verfüge nicht einmal über Geld für die Portoausgaben. Die Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer Metzner und seinem Verlag sei mangelhaft. Nur Metzners Ablösung verspreche Besserung.391 Im REM faßte man nach einem Gespräch mit Heyse tatsächlich Mollowitz als neuen Geschäftsführer ins Auge, da Metzner durch seine Arbeit in der Reichsschrifttumskammer überlastet sei.392 Nur war der Verleger keineswegs bereit, das Feld zu räumen: Heyse, so klagte er seinerseits gegenüber dem REM, habe durch den Mangel an Organisationstalent den Mitgliederstand zum Schwinden gebracht und sei nicht weiter tragbar. Heidegger solle ihn ablösen. Der Referent Frey fühlte statt dessen bei Baeumler vor, der aber die Übernahme des Vorsitzes ablehnte und dazu riet, die Auflösung der KG ruhig in Betracht zu ziehen - größere Auswirkungen negativer Art seien nicht zu befürchten.393 Frey, in Rusts Auftrag mit der abermaligen Reorganisation beschäftigt, wußte vermutlich, daß nicht nur bei Rosenberg niemand Interesse an einer Neuregelung hatte, bevor nicht die „große Lösung", die Zusammenlegung der beiden ungeliebten Gesellschaften, KG und DPhG, zu einer nationalsozialistischen philosophischen Gesellschaft zu erreichen war.394 Nach Baeumlers Absage stellte Frey eine Vorstandsliste mit Heidegger, Löpelmann, Koellreutter und Metzner zusammen, eher ein Dokument der Ratlosigkeit.395 Heyse kündigte ihm Anfang Februar 1937 an, demnächst den Vorstand niederzulegen, da der Wert der KG ohnehin problematisch sei und Auslandsbeziehungen doch lieber aufgrund persönlicher Beziehungen gepflegt werden sollten.396 Der nimmermüde Metzner unterrichtete Frey bald darauf, daß das Amtsgericht Halle Löpelmann zum Vorstand bestellt und ihm aufgegeben habe, bis zum Juni 1937 eine Mitgliederversammlung einzuberufen. Löpelmann habe seinerseits die Streichung der KG aus dem Vereinsregister beantragt. Trotz der damit bevorstehenden rechtlichen Auflösung wies Metzner aber erneut auf den Nutzen der KG als Abwehrmittel gegen Lieberts kulturpolitische Schachzüge hin und regte an, einen „Beauftragten" des REM zu bestellen, der, selbst im Hintergrund bleibend, die KG darauf ausrichten möge, „nationalsozialistische philoso390 UAH, Rep 6/1388; Denkschrift Tromp zur Lage der KG v. 4. 3. 1936. 391 BAK, NS 15/291; Heyse an Schäfer/Amt Schulung-Abt. Verbände v. 24. 6. 1936. Am 11. 8. reichte Schäfer die Beschwerde an Baeumler weiter. 392 BAP, REM 49.01/2608, Bl. 163; REM, Aktenvermerk Frey v. 2. 10. 1936. 393 Ebd., Bl. 179; Metzner an REM v. 12. 11. 1936 und Frey-Vermerk v. 22. 12. 1936. 394 BAK, NS 15/291; Aktennotiz Schäfer für Baeumler v. 30. 11. 1936 betr. Freys Anstrengungen in Sachen KG: Er lege wert auf Baeumler als Vorsitzenden. 395 Ebd. 396 BAP, REM 49.01/2608, Bl. 201; Heyse an Frey v. 4. 2. 1937. - BAK, NS 15/291; Aktennotiz Schäfer v. 24. 2. 1937 für Baeumler: Heyse hat Mitgliedschaft in KG gekündigt.
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phische Wissenschaft" zu fördern.397 Daraufhin forderte Frey nochmals Baeumler auf, mit Metzner zu beraten, was mit der KG geschehen solle. 398 Wie zu erwarten, blieb Baeumler aber untätig. Mitte Juli schienen sich für Metzner neue Perspektiven zu eröffnen: Zwar sei ein neuer Vorstand immer noch nicht gebildet worden. Also könne auch die Mitgliederversammlung nicht einberufen werden. Auch der um Hilfe gebetene Weinhandl habe sich verweigert. Doch gebe es noch Aktiva: Seit 1933 habe die KG Anschluß an die NSDAP gefunden. Seitdem sei kein Beschluß mehr ohne Beauftragten des Ministeriums getroffen worden. Vom „wesensfremden" alten Vorstand habe man sich distanzieren können, und Arbeitsfelder täten sich nun wieder in Fülle auf: Neben der Beteiligung an der auswärtigen Kulturpolitik sei zu nennen: Eine „deutsche Interpretation unserer Denker", die Neuedition der „von Juden oder liberalistisch eingestellten Nur-Gelehrten gefertigten Übersetzungen z. B. der griechischen Philosophen" sowie die Aufgabe, Philosophie „fernab von allem Hochschulbetrieb" zur „Angelegenheit des Nachdenkens aller Volksgenossen zu machen", wofür es erste Ansätze einer Kooperation mit der DAF gäbe, die „praktischer Wertsteigerung" (sc. Produktivität) diene, wenn „in einem einzigen Großbetrieb der arbeitende Volksgenosse darüber nachdenken lernt, wie es um seine eigene Arbeit als Ausdruck seiner Weltanschauung bestellt ist". Das REM ging auf diese Pläne sowenig ein wie auf den Vorschlag, Oskar Becker, der auf der letzten Mitgliederversammlung (1934) die Grenzen idealistischer Philosophie aufgezeigt habe, für die flügellahme KG zu interessieren.399 Über Monate hinweg geschah dann nichts, bis Metzner Anfang 1938 mit August Faust einen neuen Vormann auswählte. Ihn versuchte er mit dem Hinweis auf die „Weltgeltung" und auf die außenpolitischen Wirkungschancen der KG zu ködern.400 Faust wandte sich postwendend an Rosenberg: Persönlich habe er nicht das geringste Interesse am KGVorsitz, es sei denn, ihre verzweigte Organisation lasse sich in den Dienst nationalsozialistisch ausgerichteten Philosophierens stellen. Schon das Titelblatt der „Kant-Studien" müsse dann alle nationalsozialistischen Philosophen vereinen und:401 „Vor allem muß durch das Titelblatt und den Inhalt der Kant-Studien unzweideutig zum Ausdruck gebracht werden, daß die Kant-Gesellschaft mit ihrer Zeitschrift im Dienste der nationalsozialistischen Weltanschauung steht. Um das zum Ausdruck zu bringen, scheint mir nun kein Mittel besser geeignet zu sein als die Nennung des Namens Alfred Rosenberg. Deshalb bitte ich Sie darum, Ihre Einwilligung zur Nennung Ihres Namens auf dem Titelblatt der KantStudien zu geben und mir für die ersten Hefte vielleicht einige Ihrer bisher nur in Tageszeitungen veröffentlichten philosophischen Aufsätze zur Verfügung zu stellen."
Faust trug Rosenberg allen Ernstes vor, allein der Name des Chefideologen des NSDAP werde das Ansehen der alten KG im Ausland wieder heben und nur mit diesem Herausgeber sei er in der Lage, sowohl das „deutsch-feindliche Konkurrenzunternehmen" des „Juden Artur Liebert" in die Schranken zu weisen als auch die propagandistischen Stereotypen zu ent397 398 399 400 401
BAP, REM 49.01/2608, Ebd., Bl. 193-194; Metzner an Frey v. 8. 4. 1937. BAK, NS 15/291; REM an Baeumler v. 16. 4. 1937. BAK, NS 15/291; Metzner an REM v. 13. 7. 1937. Vgl. dazu IfZ, MA 609; Schmidt (Leiter Hauptschulungsamt in Leys Reichsorganisationsleitung) an Metzner v. 4. 6. 1937: Dank für die Nr. 1 der neuen Folge der Ergänzungshefte der KS. („Arbeit als Weltanschauung"). Ebd.; Metzner an Faust v. 19. 2. 1938. Ebd.; Faust an Rosenberg v. 23. 2. 1938.
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kräften, „daß der Nationalsozialismus die deutsche Wissenschaft zerstört habe, und [...] daß die international angesehene deutsche Wissenschaft vor 1933 in der Hauptsache von Juden gemacht worden sei". Die „Kant-Studien" sollten als „Zentralorgan der nationalsozialistischen Philosophie" unter Rosenbergs Ägide offenbar jene „Einheitsfront" der „bis jetzt voneinander getrennten Richtungen" der NS-Denker „erzwingen"! Zugleich mußte Faust etwas kleinlauter, unter Berufung auf pessimistische Einschätzungen Metzners, einräumen, daß z. B. Baeumler, Weinhandl, Heyse und Krieck „verschieden gerichtete und einander z. T. sogar befehdende Denker" seien, die man schwer „unter einen Hut" bringen werde.402 Wohl auf Anraten Baeumlers würdigte Rosenberg diese unrealistischen Vorschläge keiner Antwort.403 Trotz der ostentativen Verachtung, mit der Faust über das „verrottete Unternehmen" sprach, schien er sich auf Metzners Argumentation eingelassen zu haben: Tauge die KG doch dazu, den „Einfluß des Schädlings Liebert in radikal wirksamer Weise auch im Ausland" zu bekämpfen und sich überdies ihrer „weit ausgebauten Auslandsorganisation" kulturpropagandistisch zu bedienen.404 Metzner setzte zu diesem Zeitpunkt aber schon wieder auf Baeumler, den er über die traurige organisatorische Ausgangsposition für den zukünftigen Neuaufbau ins Bild setzte: Vom alten Mitgliederbestand (ca. 4 500 vor 1933) sei noch ein Viertel (1 075, davon 415 Ausländer) übrig. In 33 Staaten bestünden noch Landesgruppen. Relativ hohe Außenstände könne man praktisch nicht mehr eintreiben. Trotzdem glaubte Metzner, einen „arbeitsfähigen Apparat" anbieten zu können, verschwieg aber, daß ihm das REM kurz zuvor die finanzielle Unterstützung verweigert hatte, um der „philosophischen Einkreisungsgesellschaft" Lieberts mit ihren vorgeblich unerschöpflichen Finanzmitteln von Jüdischen Kreisen Amerikas" den Rang streitig machen zu können.405 Zudem hatten die „Kant-Studien" ihr Erscheinen eingestellt. Ein noch von Heyse/Mollowitz redigiertes, dünnes, nur einen sprachphilosophischen Aufsatz Alfred Zastraus enthaltendes Heft (Jg. 42, H. 1, 1937), brachte Metzner Mitte 1938 heraus - es war das letzte vor Erscheinen der „Neuen Folge" der KS im Jahr 1942.406
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Ebd. - Faust gab damit in etwa seine Position wieder, die er, nach Gesprächen mit Frey und Metzner, im Sommer 1937 Mattiat gegenüber vertreten hatte: BAP, REM 49.01/2608, Bl. 247-249; Faust an REM/Mattiat v. 26. 8. 1937. 403 BAP, REM 49.01/2608, Bl. 278-280; Faust an Dekan Breslau (Meissner) v. 30. 4. 1938: Bislang keine Antwort von Rosenberg. 404 Ebd. 405 BAK, NS 15/291; Metzner an Baeumler v. 16. 3. 1938 und BAP, REM 49.01/2608, Bl. 259; REMEntscheidung v. 15. 11. 1937, die von Metzner beantragten Mittel für 1938 zu verweigern, da rechtliche Lage der KG ungeklärt. Ebd., Bl. 264; Metzner an REM v. 26. 1. 1938 wg. 3 000-4 000 RM. Ebd., Bl. 275; Vermerk REM-Justitiar Kasper v. 26. 3 1938: Metzner führe eine recht selbstbewußte Sprache. Wegen der seit Jahren nicht geregelten Verhältnisse müsse vor einer weiteren Unterstützung aber gewarnt werden. Wie aus einem Schreiben Metzners ans REM v. 6. 10. 1938 (Anm. 406) zu ersehen ist, wurde ihm für die Jahrgänge 41 und 42 der KS dann doch ein Zuschuß bewilligt. 406 Die „Neue Folge" 1943/43 erschien als Jahrgang 42, eine Zählung, die das 1938 als Jg. 42 veröffentlichte Heft 1 ignorierte. Metzner meldete dem REM erst im Herbst 1938, daß er dieses Heft ausgegeben habe - mit der ebenso notorischen wie dick auftragenden Angabe, damit die Einkreisungspolitik der „Emigrantenprofessoren" Utitz und Liebert empfindlich gestört zu haben und der Propaganda ihrer internationalen, jüdischen „Philosophie" wirksam begegnet zu sein. (BAP, REM 49.01/2608, Bl. 287; Metzner an REM v. 6. 10. 1938).
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Baeumler dürfte realistisch genug gewesen sein, um gewußt zu haben, daß die KG mit seinem Namen nicht anders als mit dem Rosenbergs ihre ohnehin nur noch schattenhafte Auslandsreputation vollends verloren hätte. Er verfolgte daher weiter sein Konzept, der Agonie der KG nur zuzuschauen. So blieb Metzner nichts übrig, als für Ende April 1938 kurzfristig eine Mitgliederversammlung einzuberufen, die die Auflösung der KG dann beschloß und Metzner zum Liquidator zu bestellen.407 Statt die sich daraus ergebenden Verpflichtungen gewissenhaft zu erfüllen, beschäftigte er sich bald mit dem Plan, eine „Neue Kantgesellschaft" zu gründen. Unter diesem Firmenschild schien der angeblich über das Angebot „hocherfreute" Baeumler sogar einen Augenblick lang bereit, den Vorsitz zu übernehmen, ging dann aber auf Distanz. Erwägungen, in den neuen „Kant-Studien" z. B. mittels Behandlung der „philosophischen Grundlagen des neuen Strafrechts, der Rassegesetzgebung usw.", in den „praktischen Arbeitstag der Gesamtheit" vorzustoßen, wurden damit ebenso obsolet.408 Dieser Kleinkrieg um die KG veranschaulicht plastisch den Mangel an konstruktiver wissenschaftspolitischer Phantasie, die in Rusts Ministerialbürokratie, aber krasser noch im Amt Rosenberg herrschte. Fehlte es Unter den Linden offenbar an kulturpolitischem Sachverstand, so verfolgte Baeumler, der durchaus kompetent genug war, um die KG zu reorganisieren, eine rein destruktive Strategie. Über seine Motive kann man nur mutmaßen. Wie bei den gegen die DPhG gerichteten Angriffen und Intrigen dürfte es ein Ziel gewesen sein, eine institutionelle Bastion der als nicht-nationalsozialistisch eingestuften Philosophie zu zerschlagen. Dabei zeigte sich Baeumler unnachgiebiger als Heyse, Weinhandl und Faust, die von einer größeren weltanschaulichen Übereinstimmung und daraus resultierenden Perspektiven der Kooperation mit Teilen der DPhG und wohl auch einer Kernmannschaft der KG ausgingen. Zumindest in der Hand von Heyse und Weinhandl, den Exponenten des NSDozentenbundes, hätten KG und DPhG auch als fusionierte „Nationalsozialistische Philosophische Gesellschaft" für Baeumlers Unternehmungen (HAW, Philosophische AG/Buderose) eine lästige Konkurrenz dargestellt. Unterstellt man Baeumler einen Willen, nationalsozialistische Philosophie in seinem Amtsbereich zu konzentrieren und zu monopolisieren, dann ist anzunehmen, daß sich seine Strategie gleichermaßen gegen die Kräfte der „Reaktion" wie gegen potentielle innerparteiliche Widersacher richtete.409 407
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BAP, REM 49.01/2608, Bl. 299-300r; Kurator Tromp an REM v. 6. 3. 1939. Daraus geht die die Auflösung durch Mitgliederbeschluß v. 27. 4. 1938 hervor. Hier des weiteren von Tromp namens der Kant-Stiftung vorgebrachte Klagen über die nachlässige Art, mit der Metzner seinen Verpflichtungen als Liquidator nachkomme. UAH, Rep. 6/1388; Metzner an REM v. 11. 11. 1938 (Abschrift). Leaman/Simon 1994b verzichten vollständig darauf, die Geschichte der „Kant-Studien" als Geschichte tiefgreifender Interessengegensätze darzustellen. Überhaupt wird nicht klar, welche wissenschaftshistorische Fragestellung ihr als „Hintergrundgeschichte" mit „anekdotischen Episoden" (ebd., S. 443) angebotenes Referat eigentlich verfolgt. Es handelt sich daher wohl eher um eine dem Motto „guilty by association" gehorchende „Vordergrundgeschichte", die „Verstrickungen" anhand von Parteimitgliedschaften belegen möchte. Weil die Geschichte der KG dafür noch nicht genug herzugeben scheint, werden völlig zusammenhanglos, aber ganz auf dem deplorablem Niveau von Farias, auch noch der Philosophenkongreß in Paris (1937) und die im SS-Ahnenerbe geplante philosophische Forschungsstelle „beigemischt". Natürlich versäumt man es auch nicht, die selbstfabrizierten Fehlinformationen wie jene über den „Altnationalsozialisten" Weinhandl (ebd., S. 465) zu kolportieren (vgl. o., A I. 3.; Anm. 401). So entsteht der intendierte diffuse Eindruck einer homogenen „Faschisierung" der
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3.3. Carl August Emge und das Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie Die Internationale Vereinigung für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie (IVR) wurde 1909 von den Rechtswissenschaftlern Josef Kohler und Fritz Berolzheimer ins Leben gerufen, die beide zusammen mit dem Historiker und Verleger Walther Rothschild schon zwei Jahre zuvor ein gegen den vorherrschenden Rechtspositivismus gerichtetes „Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie mit besonderer Berücksichtigung der Gesetzgebungsfragen" gegründet hatten.410 Die IVR und ihr Organ, das „Archiv", gewannen in den zwanziger Jahren, nach dem Tod der beiden Gründerväter, ein ausgesprochen „völkerbundlich"-internationalistisches, und stark katholisch-naturrechtlich eingefärbtes, universalistisches Profil, das anfangs von dem früh verstorbenen Zivilisten Peter Klein als federführendem Herausgeber, dann von seinem Königsberger Kollegen, dem kulturphilosophisch ambitionierten Strafrechtler Wilhelm Sauer, dem Münchener Romanisten Leopold Wenger und dem für die^entrumspartei engagierten, an der TH Berlin lehrenden Soziologen Goetz Briefs geprägt wurde.411 Gegen dieses Herausgeber-Trio scheint es 1933 im Gegensatz zu den „Kant-Studien" und den „Blättern für deutsche Philosophie" keine konzertierte Aktion gegeben zu haben. Der Zentrumsmann Briefs, der aufgrund des BBG entlassen wurde und 1934 in die USA emigrierte, verschwand jedoch nach dem Verlust dieses amtlichen Rückhalts fast wie von selbst und kommentarlos aus dem Herausgebergremium. Sauer geriet, nachdem er den Jahrgang 1933/34 mit einer für alle Kenner seiner Weimarer Publikationen peinlich wirkenden Verbeugung vor der NS-Rassenideologie eröffnet hatte, unter publizistischen Beschüß der Königsberger Studentenschaft, deren fortwährende Attacken auf den liberalen Profiteur des „Systems" schließlich bewirkten, daß das REM den politisch mißliebig gewordenen Sauer zum Sommersemester 1935 nach Münster abschob.412 So lückenlos wie sich Sauers Sturz anhand der Ministerialakten rekonstruieren läßt, so erklärungsbedürftig ist der Aufstieg seines Nachfolgers Carl August Emge an die Spitze der IVR und seine persönliche „Machtergreifung" im „Archiv", die im Frühjahr 1935 mit dürren Worten dort angezeigt wurde.413 Die Urteile über Emges Beteiligung an der NS-„Rechtsrevolution" differieren erheblich: Für den beinahe obsessiv gegen Carl Schmitt eifernden Bernd Rüthers ist Emge erstaunlicherweise „ein namhafter juristischer Autor", der in der „ersten Phase des NS-Staates literarisch aktiv an der Legitimierung und Stabilisierung der NS-Herrschaft mitgewirkt", doch sich dann, dies wird suggeriert, zurückgezogen habe, in die „innere Emigration" (Hebeisen) oder, nachdem 1936 „irgendwie der Schwung heraus" gewesen sei, in einen „zeitlos überbordenden Eklektizismus" (Rottleuthner), den ein Emge-Titel aus dieser Zeit („Ein Rechts-
KG und der „Kant-Studien", der mit dem Hinweis auf die Parteimitgliedschaft des NachkriegsHerausgebers Gottfried Martin (ebd., S. 468) wohl noch die Aufmerksamkeit auf die so sattsam bekannten wie ennuyierenden „unheilvolle Kontinuitäten" lenken soll. 410 Vgl. zu Kohler Gängel/Schaumburg 1989, dort S. 290, Anm. 9, auch Nachweise zur älteren, die IVRGründung stärker berücksichtigende Kohler-Literatur, die in diesem Punkt ergänzt wird von Lotze/Schier 1987. 411 Bisher zur Geschichte des ARSP, mitunter jedoch viel zu kursorisch, Sprenger 1987. 412 GStA, Rep. 76 Va, Sek. 11, Tit. IV, Nr. 19, Bd. IX, Bl. 305, 378ff, 433ff. 413 Der Anfang 1935 vollzogene Wechsel von Sauer zu Emge wurde in ARSP 28, 1934/35, S. 293 knapp annonciert.
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philosoph wandert durch die Welt der alten Philosophie", 1936) demzufolge recht passend widerspiegele.414 Solche Einschätzungen scheinen die Erinnerungen der Cembalistin Eta Harich-Schneider zu bestätigen. Die lernte Emge Mitte 1936 bei Carl Schmitt kennen: „Emge machte mir sehr den Hof. Er galt als Obernazi. Wie erstaunte ich, daß er mich nach Schmitts Gesellschaft noch zum mondänen ,Henry Bender' ausführte und sowohl dort als auch gegen Morgen beim Bummel über den Kurfürstendamm mit aller Schärfe und Offenheit laut die Regierung kritisierte -ja sie kurzerhand für den sicheren Ruin Deutschlands erklärte: ,Ich bin doch nur dabei, um ein paar Freunde besser schützen zu können!'"415 Dagegen gilt es festzuhalten, daß Emge als rechts- und wissenschaftspolitischer Funktionär sich ab 1936 keineswegs zurückzog. Nur bedarf es hier noch erheblicher Zurüstungen, um seine verschiedenen Funktionen heller auszuleuchten. Leidlich gesichert sind nur die Umstände seiner Etablierung auf dem Berliner Lehrstuhl für Rechtsphilosophie, eine Berufung, die zusammen mit der Graf Gleispachs und Carl Schmitts erfolgte und die nach dem Willen des Rust-Ministeriums als wichtiger personalpolitischer Schachzug zur Ausrichtung der dortigen Juristischen Fakultät im NS-Sinn zu verstehen ist. 416 Geklärt ist auch seine Statistenrolle bei der Gleichschaltung der Kant-Gesellschaft (s. o.). Und dank neuerer For-
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Bernd Rüthers 1994; Hebeisen 2000, S. 321; Rottleuthner 1983, S. 33; die These vom Rückzug aus der Ideologieproduktion und der Wendung zur getarnten Kritik vertritt R. M. Emge 1994 in einem Leserbrief zu Rüthers 1994; sehr scharf widersprechend der Eichstätter Sozialphilosoph Hubert Kiesewetter 1994, darin die Emge betreffende Kritik aus seiner umfangreichen Anklageschrift (ders. 1974, dort S. 267-269) gegen den Neuhegelianismus zusammenfassend. Nur Aktenexzerpte kompilierend: Pinter 1994. Harich-Schneider 1978, S. 125. Dazu Emges Einlassungen in einem Brief an den einstigen Fakultätskollegen, den Strafrechtler Eduard Kohlrausch, vom 4. 3. 1946 (UA-HUB, Kur., PA Emge, E 56): Er habe Verbindungen unterhalten zum Nationalökonomen Jens Jessen (Gruppe Beck-Goerdelerv.Hassell-Popitz), zum Solf-Kreis (Johanna Solfs Teegesellschaft, von der Gestapo „Salon Fronde" getauft; im Januar 1944 ausgehoben, von dort liefen via Helmuth James von Moltke Drähte zum Kreisauer Kreis), zu Otto Karl Kiep (im Widerstandskreis der Abwehr, im Juli 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet) und zu Elisabeth von Thadden (christlich-konservative Oppositionelle, im Juli 1944 wegen Wehrkraftzersetzung und versuchtem Hochverrat zum Tode verurteilt und hingerichtet). Wegen dieser Beziehung habe Emge „ständig" seine Verhaftung befürchtet. Ebd., in einem Schreiben vom 13. 10. 1947 reklamiert Emge für sich auch Kontakte zu Nikolaus von Halem (der zusammen mit dem einst auf der extremen Rechten gegen Weimar agierenden Hauptmann a.D. Beppo Römer die Beseitigung Hitlers plante; v. Halems Schwester, so Emge, sei bis 1937 seine Sekretärin gewesen). Über die von seinen Assistenten vermittelten Informationen aus dem Hause Canaris vgl. u. Anm. 418. - In seinen Erinnerungen (Emge 1960, S. 76) spricht er sogar von einer „Widerstandgruppe" in der Akademie für Deutsches Recht, die er dort mit Jessens und der Hilfe des preußischen Finanzministers Johannes Popitz habe installieren können. Bei Pichinot 1981, S. 126, liest sich das freilich so, daß im Zuge der ostpolitischen Aufgaben, die Frank als Generalgouveneur (Rest-) Polens ab Oktober 1939 in Angriff zu nehmen gedachte, die Akademie eine neue Klasse IV („Erforschung der völkischen Wirtschaft") erhielt, die die Probleme der Wirtschaftwissenschaften, primär deren „,aktuelle Fragen'" auf kriegswirtschaftlichem Gebiet behandeln sollte. Klassensekretär wurde Jens Jessen. Loesch 1999, S. 94 (1928 äußerte die Fakultät erstmals den Wunsch, Emge auf einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht zu heben, um Hermann Hellers Berufung zu verhindern), S. 159f. (Fakultätssitzung vom 26. 4. 1933: Ernst Heymann tritt für Berufung Emges ein, seines Schülers aus Marburger Tagen), S. 179 (politische Begründung der Neuberufung Emges), S. 198-200 (politisch bedingte Berufung zum WS 1934/35, Nachfolge Schulz, wenn auch nicht ähnlich gut dotiert wie Schmitt).
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schungen sind wir auch über Emges Aktivitäten im Weimarer Nietzsche-Archiv unterrichtet, die für den Rechtsphilosophen zwar 1934 mit einer Schlappe endeten, was ihm dann jedoch den Wechsel nach Berlin erleichterte. 417 Als Hochschullehrer an exponierter Stelle blieb Emge aber - etwa im Vergleich mit dem hyperaktiven Reinhard Höhn und selbst noch gemessen an dem ab 1936 in seinem Aktionsradius erheblich eingeschränkten Carl Schmitt von frappierender Wirkungslosigkeit. Emge sammelte nur einen sehr kleinen, weltanschaulich denkbar heterogenen, oppositionell durchsetzten Schülerkreis um sich, scheiterte mit seinem einzigen Habilitanden, dem Jüdisch versippten" Ulrich Klug am Widerstand von Rektor und Fakultät, und brachte allem Anschein nach neben Klug nur einen Schüler, einen im Reichssicherheitshauptamt agierenden Kriminalkommissar bis zur Promotion.418 417
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Auf den „Weimarer" Emge konzentriert: Zapata Galindo 1995, bes. S. 190-194 et passim, sowie: Stutz 1995, S. 359-368 und Günzel 2000. Seine Weimarer Ämter haben Emge für Zeitgenossen und Nachlebende gleichermaßen zu einem Vorreiter nationalsozialistischer Nietzsche-Rezeption werden lassen. Zu Unrecht, wie nicht zuletzt die wirkungsgeschichtliche Untersuchung von Aschheim 2000 belegt, die hier Baeumler, Kurt Hildebrandt, Heyse u. a. als Protagonisten ausweist, nicht aber Emge. Engster Schüler Emges war Otto von Schweinichen, einstiger NS-Studentenbundführer in Jena, der mit Wirkung vom 1.10. 1934 zum wissenschaftlichen Assistenten ernannt wurde. Schweinichen wurde am 3. 1. 1911 Pawelwitz/Krs. Trebnitz bei Breslau geboren (der Vater war Rittergutsbesitzer und Major a.D., starb schon 1911), wuchs auf Familiengütern in den Provinzen Posen und Schlesien auf, besuchte das Herrnhuter Gymnasium in Niesky, dort 1930 Abitur. Studium ab SS 1930 zunächst in Wien (Geschichte, doch von der „Masse des positiven Stoffes erdrückt"), dann Wechsel nach Berlin zur Philosophie, um einen „ruhenden Pol" zu finden, den er dann offenbar in Jena bei Linke und Emge fand, im WS 1932/33 nach Berlin zu Nicolai Hartmann und Werner Jaeger, um „Aristoteles zu studieren". Politisch: durch „Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen innerlich dazu getrieben, zu den Fahnen Adolf Hitlers zu stoßen", schon in Wien im NSDStB tätig, ,Mein Kampf und Rosenbergs ,Mythus' gelesen, am 1. 5. 1931 in die NSDAP aufgenommen, Zellenwart, „schönste Erinnerung" an diese Anfänge, da dadurch mit der „alten Kampfzeit" verbunden, dann in Jena Schulungsleiter in der juristischen Zelle und Pressewart der Deutschen Studentenschaft, infolge Herzfehlers aber niemals SA- oder SS-Mitgliedschaft möglich; durch die „NS-Revolution" sei er auch zum juristischen Studium gekommen, aber Studium weiterhin auch auf Philosophie hin ausgelegt, „um den verhängnisvollen juristischen Positivismus durch eingehende philosophisch-methodische Schulung zu überwinden"; wirtschaftlich noch abgesichert durch Mitbesitz eines nunmehr in Polen gelegenen Gutes (UA-HUB, Kur. Nr. 810; Lebenslauf v. Schweinichen v. 20. 2. 1935). Vor Abschluß der Promotion endete von Schweinichen 1938 durch Selbstmord, der (so Jürgen von Kempski in einem persönlichen Gespräch mit dem Vf. im Frühjahr 1993) Gerüchten zufolge auch ein politischer Mord gewesen sein könnte (Emge 1960, S. 90 schreibt, man habe von Schweinichen „fürchterlich zugerichtet" in der Schorfheide gefunden, so daß es nach einem „Fememord" ausgesehen habe); anders der Journalist Peter von Zahn in seinen Erinnerungen, 1991, S. 89: Der Jenaer NS-Studentenführer von Schweinichen, den von Zahn 1932/33 erlebte, habe ihn dank seines „gewinnenden Wesen[s]" wegen der Ziele der NSDAP nicht in „Alarmzustand" versetzt, wohl auch weil man bei Diskussionen den „antisemitischen Teil des Nazismus" ausgespart habe. Von einem „schwärmerischen Idealismus" geprägt habe Schweinichen später Selbstmord begangen, „mutmaßlicher Grund: Verzweiflung über den Kurs Hitlers". Vgl. Emges Nachruf (1939), wo es u. a. heißt, v. Schw. habe der Rechtsphilosophie „wie einst in den großen Zeiten des Naturrechts ihre königliche Rolle" zurückgewinnen wollen; er sei überzeugt gewesen, daß die Rechtsphilosophie „schließlich geschichts- ja religionsphilosophisch verankert werden müßte". Zusammen mit Emge (1938a) gab v. Schweinichen die Gedächtnisschrift zu Schopenhauers 150. Geburtstag heraus (Beiträge von Emge, Hübscher, Jacoby, Ralfs, Gehlen, v. Juhos, E. Jung, Gasse, H. Maus). Aus dem Nachlaß edierte Emge Teile von v. Schweinichens Diss. über den ,Begriff der Rechtsnorm' (1939). - Der 1913 geborene Ulrich Klug war zum 1. Mai 1933 in die NSDAP eingetreten und durchlief ohne Beanstandungen 1938 das Promotionsverfahren (,Die zentrale
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Bedeutung des Schutzgedankens für den Zweck der Strafe', Berlin 1938); erst aus der Beziehung zu einer „Halbjüdin" resultierten dann die Widerstände gegen eine akademische Laufbahn. Eine von Emge und dem Mathematiker Bieberbach betreute Habilitationsschrift über Juristische Logik' (als Habil.-Schrift wieder, diesmal erfolgreich eingereicht 1950 in Heidelberg bei Engisch) führte darum nicht zur Verleihung der venia. Klug sei, wie der Rektor die Fakultät beschied, obwohl Pg., für die „Hochschullehrertätigkeit nicht geeignet" (UA-HUB, Jur. Fak. Nr. 321; darin: NSDAP: 1. 5. 1933 und Schreiben des Rektors vom 18. 3. 1940; sowie Habil.-Akte in Jur. Fak. Nr. 186; dort auch ein Hinweis auf „Vorgänge betr. Dr. Viehweg", die sich noch nicht klären lassen). Theodor Viehweg (geb. 1907, 1934 mit einer arbeitsrechtlichen Dissertation in Leipzig promoviert) war eine der wissenschaftlichen Assistenten in der Akademie für Deutsches Recht, der zu Emges rechtsphilosophischem Seminar zählte; auch er konnte sich erst nach 1945 habilitieren. Der neben Klug einzige Doktorand war Werner Gornickel (Promotion im Frühjahr 1943: ,Der Rechtsbegriff bei Rudolf Stammler im Lichte der Kritik', Rigorosum 20. 4. 1943); Emge vermerkt in seinem Gutachten, daß Gornickel, ein im Reichssicherheitshauptamt (Amt V, Gestapo) tätiger Kriminalbeamter und SS-Hauptsturmführer, derzeit am „Volksschädlingsgesetz" mitarbeite (UA-HUB, Jur. Fak. Nr. 366, Bl. 86ff.) Noch am 22. 1. 1944 bat Emge die Fakultät, Gornickel zum persönlichen Assistenten bestellen zu wollen Am 22. 4. 1944 machte Gornickel der Fakultät Mitteilung, daß er als Kriminalrat bei der Kripoleitstelle Berlin tätig sei, und am 25. 1. 1945 schließlich ersuchte Emge um Verlängerung des Assistentenvertrages (UA-HUB, Kur. Nr. 809; betr. Assistenten der Jur. Fakultät 1941-1944). Der 1911 geb. Gornickel war seit November 1940 vom Inspekteur Sipo/SD für die weltanschauliche Schulung zu SSFührerlehrgängen eingesetzt; 1941 Kirchenaustritt, um 1942 im Rang eines Obersturmführers im RSHA (Amt V) tätig (BAB, ehemaliger Bestand Document Center, RuS.-Fragebogen, undat., um 1942). Emge 1960, S. 85, meint offenbar Gornickel, als er einen Assistenten erwähnte, der „Zugehöriger des Widerstandskreises eines Polizeigenerals" gewesen sei. Dabei wiederum handelt es sich um den Chef des Amtes V, den Reichskriminaldirektor, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Arthur Nebe, der wegen seiner Verwicklung in den 20. Juli vom VGH zum Tode verurteilt und 1945 hingerichtet wurde (vgl. die den neuesten Forschungsstand wiedergegebende Kurzbiographie Nebes von Black 2000). - Karl Marcus schließlich, von dem Emge (1960, S. 85) „eingehende Informationen über die Chancen des Widerstands" aus der „Gruppe Canaris" bezogen haben will, wurde sein Hilfsassistent nach Schweinichens Tod, und war eine mehr als zwielichtige Erscheinung. HarichSchneider 1978, S. 140f, meint, er sei „ein ganz undurchsichtiger [...] aber äußerst attraktiver Savoyardenbub" gewesen, der sich als „zynischer Antinazi" gab. „Das war aber ein Doppelbluff, denn er war wirklich ein zynischer Antinazi. Carl Schmitt erzählte mir 1965, Markus sei in einer antifaschistischen Geheimorganisation gewesen und später mit den Engländern im Ruhrgebiet eingezogen..." Gesichert sind Marcus' enge Beziehungen zu jenen deutschen Diplomaten und Militärs, die auch mit Hilfe Londons ab 1936 bemüht waren, Hitlers „Achse" Berlin-Tokio zugunsten einer konstruktiven deutschen China-Politik zu untergraben, vgl. Hsi-Huey Liang 1978, S. 122-124, 115-120 et passim. Aus dem Lebenslauf vom 19. 9. 1938, den Marcus einreichte, als er v. Schweinichens Nachfolge antrat, geht hervor: Geb. 11. 11. 1911 Lebach/Saarland, kath., V.: Privatlehrer (nach 1918 Mitbegründer des rheinischen Stahlhelm), 1930 Schulabschluß in Aachen, 1931 Studienaufenthalte in England und Holland, seit SS 1933 TH Aachen, dort Studium der Philosophie, Biologie, Physik, Geographie, Praktikant im Landratsamt Aachen (1934-1936). 1936 Immatrikulation am „Institut für das Studium der Ausländer" (?), Fortsetzung des philosophischen und geographischen Studiums an der FWU, bereichert um „Rechtsphilosophie", kündigt eine bevorstehende Promotion in Halle an: „Das protagoräische Sein im Anschluß an Piatons Theätet" und fügt selbstbewußt hinzu, daß er auch als Jurist promovieren werde, aber in Berlin (was bis 1945 genausowenig gelang wie eine philosophische Promotion). Politisch war Marcus zwischen 1918 (!) und 1933 im Pfadfinderverband tätig gewesen sein, seit Februar 1932 aktiv in NSDAP und SA, offizieller Parteieintritt aber erst am 1. Mai 1933, ab 1. August 1933 Arbeitsdienst. Marcus beruft sich ferner auf seine Ausbildung an der „Führerschule Brandenburg", auf seine Verdienste als „Ausbilder und Sportlehrer in mehreren Lagern" sowie auf das Engagement als Pressereferent im Hochschulamt für Leibesübungen bzw. als Leiter des Amtes für Arbeitsdienst der TH Aachen (1934/35). Ferner rühmt er sich der Mitarbeit im „SS-Mannschaftshaus
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Daß Emge als Parteigenosse von 1931 und erster, vor 1933 ins Amt gelangter NSKurator an einer deutschen Universität, sodann mit einem Jenaer Lehrstuhl für den politischen Einsatz belohnter Rechtsphilosoph eine sehr gute Ausgangsposition inne hatte, um mit der „Führung" von IVR und „Archiv" betraut zu werden, leuchtet ein. Doch ob Emge wirklich, wie er nach 1945 versicherte419, von Walther Rothschild, dem IVR-Vorstandsmitglied und Inhaber eines der angesehensten rechts- und staatswissenschaftlichen Verlage Deutschlands, der das „Archiv" seit einem Vierteljahrhundert betreute420, gebeten wurde, quasi treuhänderisch, zwecks Verwaltung des liberalen Erbes, diese Positionen zu übernehmen, ist eine der vielen Fragen, die diese neue Herausgeberschaft aufwirft. Ebenso der bemerkenswerte Umstand, daß dem personellen Wechsel jedenfalls keine konzeptionelle und inhaltliche Neuausrichtung der Zeitschrift entsprach. Zumal auch auffällt, daß die neue Zusammensetzung von Vorstand und Herausgeberkollegium (den auf dem Titelblatt genannten Grunewald", in der Reichstudentenführung, der HJ-Schulung und schließlich in der Deutschen Arbeitsfront als „Arbeitsdienstreferent". (UA-HUB, Kurator Nr. 811). - Zeitweiliges Seminarmitglied war auch der wie Klug mit Problemen der Logik und Logistik befasste Baltendeutsche Bruno von Freytag Löringhoff, den Jacoby 1938 promovierte und der sich 1944 noch bei Heidegger und Heiß in Freiburg mit einer Arbeit über „Die Leistungen der Logik und die logischen Leistungen der Logistik" habilitieren konnte (s.o. B II.). Schließlich ist zu nennen der 1933 von Freiburg, wo der Schüler von J. Cohn und Heidegger als Studentenpolitiker sich auf der äußersten Linken engagiert hatte, nach Berlin gewechselte J. von Kempski (1911-1998). Von Kempski, neben dem Studium bald publizistisch erfolgreich im „Deutschen Adelsblatt" und in der „Deutschen Zukunft", wurde 1938 Mithg. und Schriftleiter des ARSP, zu Kriegsbeginn trat er noch in die Dienste des AA, dessen Organ „Auswärtige Politik" er bis 1944 mit zahlreichen Beiträgen belieferte (vgl. v. Kempski 1986). - Obwohl der Völkerrechtler Hermann Raschhofer in Emges Nationalitätenausschuß (s. u.) eine wichtige Rolle spielte, hat Emge auf dessen Berliner akademische Karriere offenbar nicht den geringsten Einfluß genommen. Am Habil.-Verfahren wirkten 1937 jedenfalls nur Victor Bruns, Schmitt und E. Heymann mit. Dafür fand die Habil.-Schrift aber durch den Völkerrechtler Heinrich Drost eine Würdigung in Emges ARSP (1938, S. 415): Auf der „Grundlage des nationalsozialistischen Volksdenkens, daß der einzelne nur als Ausgliederung seines Volkes, dieses selbst aber als die ihn tragende Ganzheit zu verstehen ist, gelangt auch der Verfasser zu der Auffassung, daß die Nationalitätenrechte in erster Linie völkische Rechte der Nationalität oder Volksgruppe als solcher sind, denen gegenüber subjektive Individualrechte nur funktioneilen Wert haben". 419 Emge 1960, S. 84, gibt an, er habe die Herausgeberschaft „auf Wunsch von Rothschild" und des neuen Verlegers, eines Neffen seines Lehrers Hans Cornelius (sie!) übernommen. 420 Walther Rothschild (1879 in Barmen - 1967 Carmel/Kalifornien) hätte seit langem eine Biographie verdient, die auch klären müßte, wie es zur Umwandlung seines seit 1905 bestehenden Verlages in jene GmbH kam, die dann als „Verlag für Staatswissenschaften und Geschichte" firmierte und das ARSP weiter verlegte. Warum Rothschild sich überhaupt so schnell nach dem 30. Januar 1933 zurückziehen mußte, ist schon deshalb rätselhaft, weil viel in seinem Lebenslauf auf einen eher nationalliberalen bis -konservativen Habitus hinweist, etwa die Mitgliedschaft in der „Deutschen Gesellschaft von 1914", seine Teilnahme am Weltkrieg, wo er während seines Einsatzes als Marineinfanterist die Frontzeitung „An Flanderns Küste" redigierte, der stolz getragene Titel „Hofverleger des Großherzogs von Hessen" und auch noch der Eintrag ins noble „Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft" (Berlin 1931, S. 1573), demzufolge seine Familie auf „Generationen" von Lehrern und Ärzten im „bäuerlichen Westfalen" zurückblicke, so daß nicht einmal ein ausschließlich jüdischer Hintergrund das abrupte Ende von Rothschilds Verlegerlaufbahn zu erklären scheint. Zur „Ideengeschichte" des Verlages vgl. die zum 25jährigen Bestehen veröffentlichte Festschrift von Bettmann 1930, die das Verlagsprogramm ganz im Zeichen der „kulturellen Verständigung", vor allem des deutschfranzösischen Ausgleichs interpretiert, das einer „neuen europäischen Gesinnung" den Weg bereite (ebd., S. 100).
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„Mitarbeitern") mit Paul Ritterbusch (ab 1935) als einzigem prominenten Verfechter des radikal-völkischen Flügels der NS-Rechtswissenschaft auskam. 421 Und von Anfang an schien Emge bereit, einen Kollisionskurs zu steuern. Das zu Ehren seines 80. Geburtstages Rudolf Stammler gewidmete ARSP-Heft (1936) stieß aufheftige Ablehnung Hans Helmut Dietzes, eines von Ritterbusch protegierten Staatsrechtlers, der sich mit der rassentheoretischen Begründung des Naturrechts befaßte.422 Für die Reihe „Beihefte" des Archivs ließ Emge von dem „nicht-arischen" Friedrich Darmstaedter das voluminöse „Lehrbuch der Rechtsphilosophie" Giorgio Del Vecchios übersetzen, ein Meilenstein katholisch inspirierter, und, wie Gustav Radbruch in einer Schweizer Zeitschrift urteilte, mehr „demo-liberalen" als „faschistischen" Erwartungen genügenden Naturrechtslehre, die er pünktlich zum Staatsbesuch Mussolinis im Mai 1937, mit einem eigenen Vorwort versehen, auf den deutschen Markt brachte.423 Die inhaltliche Gestaltung der Zeitschrift, ihre Beiträger, deren thematische Schwerpunkte und weltanschauliche Orientierungen bedürften einer genauen Analyse, für die hier nur einige Richtmarken benannt werden können. Schon bei oberflächlichem Durchblättern springt ins Auge, daß etwa ab 1938, und dann vor allem in den Kriegsjahrgängen, Namen auftauchen, die mit ihren nach 1933 „gebrochenen Biographien" eine gewisse Distanz zum Nationalsozialismus signalisieren. So der wegen seiner Kritik an der NS-Wissenschafts-
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Ab 1935 gab Emge die Zeitschrift heraus „in Verbindung mit" Julius Binder, Hans Fehr (aus der neutralen Schweiz), Ernst Heymann, Roscoe Pound (Cambridge/USA, bis 1939), Ritterbusch, Rudolf Stammler und Leopold Wenger (Wien). Mitte 1938 erweiterte sich IVR-Vorstand und Herausgeberkollegium um Feiice Battaglia (Italien), Julius Ebbinghaus, Hans Albert Fischer (Emges Kollege in Jena zwischen 1923 und 1929, der ihn 1916 in Gießen habilitiert hatte), Luis Cabral de Moncada (Coimbra, Portugal, wiederum ein katholischer „Naturrechtler"), Antonio Garcia Valdecasas (Madrid), Hermann J. de Vleeschauwer (Gent, ein katholischer Flame, der es unter der deutschen Besatzung zum Chef der Wissenschaftsverwaltung bringen sollte, zu seiner Teilnahme an der Nürnberger Philosophentagung von 1942 s. u.) und den wegen seines „Formalismus" in der „deutschen Volkslehre" nach 1933 etwas isolierten Kölner Soziologen Leopold von Wiese. Merkwürdig lange durfte das ARSP-Titelblatt anzeigen: „begründet von Josef Kohler und Fritz Berolzheimer". Der Hinweis auf Kohler fand sich auf der Innenseite des Umschlags noch bis zuletzt, der Name Berolzheimers, der jüdischer Herkunft war, wurde erst im Jahrgang 32. 1938/39 getilgt. Hans Helmut Dietze (s. u. B III.), Rez. der Stammler-Festschrift (Emge 1936a) in: BDPh 12, 1938/39, S. 119f.; darin vor allem gegen die Ausführungen des schweizer Staatsrechtlers Walther Burckhardt über den Rechtszwang, die verkennen, daß Recht keine „heteronome Norm", sondern eine „lebensgesetzliche, d. h. dem gesunden Leben innewohnende, natürliche Ordnung" darstelle, sowie gegen A. Wegner (s. u., Anm. 426), dessen der Völkerrechtsphilosophie des mittelalterlichen unus corpus christianum verpflichteter Universalismus sich kaum mit der „heute herrschenden Auffassung" partikulärer, nach Rassen unterschiedener Völkerrechtsgemeinschaften vertrage. Demgegenüber fand Dietze an Emges Beitrag, den „Ideen zu einer Philosophie des Führertums" Gefallen: Begriff und Idee des Führertums seien „in ihrer Eigenart klar erfasst". Giorgio Del Vecchio 1937. Radbruch hob in dieser Rezension, die nur im Ausland erscheinen konnte, das „furchtlose Bekenntnis zum Naturrecht" hervor, das Del Vecchio in diesem Werk ablege. Ebenso zu loben sei der römische Rechtsphilosoph für seine „Betonung des Eigenwerts der Persönlichkeit", die Ablehnung des „totalen Staates", die Zurückweisung einer Ansicht, wonach der Staat seine „Wertsubstanz" in der Rasse finde - summa summarum: „Höchst paradoxerweise fühlt der Verfasser dieser Besprechung, dessen Einstellung eher ,demoliberal' als faschistisch ist, sich keiner Rechtsphilosophie so verwandt wie dieser." (zuerst in: Schweizer Zeitschrift für Strafrecht Jg. 51, 1937, S. 422-425, nun wieder abgedruckt in: Radbruch 1990, S. 35-38 (hier S. 36f.)
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politik im Rust-Ministerium wenig gelittene Logiker Heinrich Scholz (ihm konnte im Sommer 1944 das einzige Heft von Band 37 noch als Festschrift überreicht werden) und der 1937 wegen jüdischer Vorfahren dienstentlassene Greifswalder Ordinarius Günther Jacoby (,Der Aufbau der chinesischen Philosophie'; ARSP 35, 1942). Zu Wort kam auch der nach seiner Verhaftung im Zusammenhang mit der Zerschlagung des „Widerstands"-Kreises um Ernst Niekisch zeitweilig nach Norwegen ausgewichene Sozialphilosoph und HorkheimerSchüler Heinz Maus (,Zur gesellschaftlichen Funktion der Soziologie', ARSP 33, 1939/40). Maus, dessen 1939/40 in Deutschland veröffentlichte Arbeiten retrospektiv den Eindruck vermitteln, als handle es sich um „eigenständige Beiträge zur Kritischen Theorie, inspiriert von den Anregungen Horkheimers", hatte sich mit einem Auszug aus seiner 1940 bei dem deutschnationalen Hobbes-Forscher und Tönnies-Freund Cay von Brockdorff eingereichten Kieler Dissertation, ,Die Traumhölle des Justemilieu', auch an der von Emge und seinem Assistenten Otto von Schweinichen edierten Schopenhauer-Gedächtnisschrift von 1938 beteiligt.424 Zu Emges Autoren zählten ferner der erst spät (1943; geb. 1898) zur Habilitation gelangte Sozialwissenschaftler Gerhard Weisser (,Philosophie und Wirtschaftslehre', ARSP 32 1938/39), der nach 1945 nicht nur als Lehrer des „Popperianers" Hans Albert mittelbar eine große Wirkung erzielte. Dann der wegen Jüdischer Versippung" nicht zur Habilitation zugelassene Emge-Schüler Ulrich Klug425, der wegen des gleichen Vorwurfs 1937 aus dem Lehramt entfernte, auch wegen seiner „christlich-konservativen" Einstellung von NS-Seite mißtrauisch beäugte Hallenser Straf- und Völkerrechtler Arthur Wegner426, der wegen des Verdachts „katholischer Bindungen" von Parteistellen via Rust-Ministerium behinderte Kieler Rechtshistoriker Eugen Wohlhaupter427, der katholische, am „Naturrecht" ebenso wie der 1943 im „Archiv" mit einer ätzenden Nietzsche-Kritik vertretene Erz-Kantianer Julius Ebbinghaus (seit 1938 im IVR-Vorstand)428 festhaltende Münchner Rechtsphilosoph Karl Petraschek429, der Bonner Rechts- und Sozialphilosoph Vinzenz Rüfner sowie mit Hans Barion, Karl Hugelmann, Adolf Dyroff weitere katholische Denker, zu denen sich der „innere Emigrant" Gustav Radbruch430, der in Halle wegen seiner Sympathien für die Bekennende 424
Vgl. dazu die Einleitung von Michael Th. Greven/Gerd van de Moetter, Vita Constructa. Ein Versuch, die Wahrnehmung von Heinz Maus mit seinem Werk in Einklang zu bringen, in: dies. (Hg.) 1981, S. 7-41; darin auch ein Neudruck der Kieler Diss. und des ARSP-Aufsatzes. 425 Zu Klug s. Anm. 418. 426 Zu Wegner, der 1934 von Breslau nach Halle zwangsversetzt worden war: Prokoph 1985, S. 40f. 427 Zu Wohlhaupter die Dokumentation von Hattenhauer 1987. 428 Ebbinghaus 1943, S. 349ff, über die von Nietzsche personifizierte „Verwandlung des Sachinteresses an den philosophischen Problemen in ein Kultur- und Bildungsinteresse". 429 Karl Petraschek (1876-1950), der 1926 mit einer umfangreichen „Auseinandersetzung" mit Eduard von Hartmanns „Logik des Unbewußten" debütierte und dessen 1932 veröffentlichtes ,System der Rechtsphilosophie' mit einem dithyrambischen Plädoyer für eine den „Wertrelativismus" hinter sich lassende „Rückkehr zum natürlichen Recht" schloß, die selbstverständlich ein „zurück zum Kirchenrecht!" bedeuten mußte: „Zu jenem Recht, das eine mehr als tausendjährige stetige Entwicklung auf dem unerschütterlichen und unerschütterten Grunde des natürlichen Rechts und der christlichen Wahrheit aufweist." (1932, S. 392). Schorcht 1990, berücksichtigt den zwischen 1929 und 1942 in München lehrenden Petraschek, der seit 1930 einer der fleißigsten Mitarbeiter am „Archiv" war, nicht. 430 Radbruch, Verdeutschter Cicero. Zu Johann von Schwarzenbergs Officien-Übersetzung, ARSP 35, 1942; zuvor war von Wohlhaupter rezensiert worden: Radbruch, Elegantiae juris criminalis, ARSP 34, 1940). Über die Beziehung Emge-Radbruch: Rottleuthner 1983, S. 33ff.; vgl. jetzt auch den in Sa-
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Kirche verwarnte Sohn Rudolf Stammlers, der Philosoph Gerhard Stammler (,Vom juristischen Begriffeines Gegenstandes', ARSP 35, 1942), und der 1933 entlassene Gießener Nationalökonom und „Nationalbolschewist" Friedrich Lenz (,Prinzipielle Ableitung der historisch-systematischen Methode', ARSP 35, 1942), im Jahre 1939 aus dem US-Exil zurückgekehrter Mentor Harro Schulze-Boysens (Widerstands- und Spionageorganisation „Rote Kapelle"), gesellten.431 Daß die vom 1935 aus rassenpolitischen Gründen aus dem Lehramt entlassenen Heidelberger Philosophiehistoriker und Cusanus-Forscher Ernst Hoffmann neubearbeitete Geschichte der Philosophie des neukantianischen Sozialisten Karl Vorländer 1942 dem Publikum vom Rezensenten Jürgen von Kempski empfohlen wurde, muß gleichfalls als wohl kalkulierter Regelverstoß gewertet werden.432 Wohl auch nur mit der Unterstellung „subversiver" Motive erklärbar ist der Aufwand, den Emge und sein Mitherausgeber von Kempski zum 100. Geburtstag Eduard von Hartmanns trieben, den sie zum Anlaß nahmen, diesem Exponenten des weltanschaulichen Pessimismus Anfang 1942 ein Sonderheft zu widmen.433 Das ist von vier katholischen Beiträgern, unter ihnen, neben Petraschek und Dyroff, die in Bonn „frisch" entlassenen Philosophen Johannes Hessen und Aloys Müller, beschickt worden, und geht nicht nur fast demonstrativ am aktualisierbaren Bestand anti-jüdischer, anti-christlicher, anti-marxistischer und anti-demokratischer Zeitkritik434 im Werk von Hartmanns vorbei, sondern wirkte, vor dem Hintergrund des im russischen Schnee steckengebliebenen Rußlandfeldzuges der Wehrmacht, dort sogar defaitistisch, wo es den Denker in seinen außenpolitischen Kommentaren aus Bismarcks Tagen zu Worte kommen ließ:435
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chen ARSP zwischen beiden geführten Briefwechsel 1942-1944, Radbruch, Briefe II, 1994, S. 199f, 236. Zu Lenz' Stellung im Nationalbolschewismus der 20er Jahre: Dupeux 1985, S. 348-377 et passim. v. Kempski 1942, S. 172; Hoffmann konnte in der Cusanus-Kommission der Heidelberger Akademie erst ab 1940 leidlich ungestört arbeiten, da das R£M entschieden hatte, man wolle auf den Fall des „Mischlings 2. Grades" erst „nach Kriegsende" zurückkommen (Wennemuth 1994, S. 443). Im Rückblick mag es so scheinen, als habe v. Kempski „Regelverstöße" wie die Hoffmann-Rezension mit verbalen Verbeugungen an anderer Stelle kompensieren müssen. Er selbst jedenfalls dürfte das so empfunden haben, so daß er bei der neuerlichen Veröffentlichung des Aufsatzes über die ,Philosophie Eduard von Hartmanns' (ARSP 36, 1943) im Rahmen seiner im Suhrkamp Verlag erschienenen Schriften nicht zögerte, diese „Zugeständnisse" wieder zu tilgen (vgl. 1943, S. 201: „den Kräften des Preußentums, der Rasse" und S. 204: „... zwischen Gobineau und Chamberlain der Artung des germanischen Menschen gemäß ..."; in v. Kempski 1992, S. 137f., fehlen die „Rasse", Gobineau, Chamberlain und die „Artung ..."). Das Hartmann-Heft des 36. ARSP-Jahrgangs sollte pünktlichst zum 23. Februar 1942, dem 100. Geburtstag, ausgeliefert werden, doch wurde der Druck kriegsbedingt bis zum Frühjahr 1944 verzögert (lt. Mitteilung von Kempskis, datiert vom Juni 1944, ARSP 36, 1943, S. 308). Zu von Hartmann heißt es bei Schingnitz/Schondorff 1943, S. 222: Er habe gegen das Christentum und „das nach H. ihm wesensverwandte Judentum" Position bezogen und für ein „wahres Volksrecht", „gegen Marxismus, Demokratie, Parlamentarismus" gekämpft. Petraschek 1943, S. 307; daß die Leser diesen Text nicht im Winter 1942, sondern erst im Sommer 1944 (s. Anm. 433) ad notam nehmen konnten, als die russische Armee, mit der man nach von Hartmanns prophetischen Worten von 1872 besser nicht hätte anbinden sollen, vor den Reichsgrenzen stand, dürfte seine verstörend-kritische Wirkung noch erhöht haben - wenn auch die Zahl der Rezipienten nicht einmal in der Promillezone zu finden sein dürfte!
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,„Rußland ist der einzige Gegner, der uns völlig gewachsen [...] ist. Mag seine Organisation schwerfälliger, seine Truppenkonzentration schwieriger, seine Mobilmachung langsamer, seine Intendantur und Verpflegung mangelhafter sein, so sind doch dies alles Mängel, die bei der Defensive weniger zur Sprache kommen und schon durch die der Defensive günstige geographische Beschaffenheit des Landes aufgewogen werden, das nicht wie Österreich oder Frankreich mit einem kühnen Stoß ins Herz zu treffen ist, sondern langlebig ist, wie ein kolossales Amphibium. Dafür ist ferner der russische Soldat der beste der Welt nächst dem deutschen und seine Bewaffnung und Ausbildung gut. Ein Krieg mit Rußland gehörte jedenfalls zu dem Schlimmsten, was dem Deutschen Reich begegnen könnte...""[der letzte Satz in Original und Wiedergabe gesperrt]
Das ARSP diente Emge schließlich selbst als Forum der eigenen Regime-Kritik, die, 1942 ausgestreut in gut dreitausend Aphorismen auf fast vierhundert Seiten, in dieser Schärfe von keinem seiner Kollegen öffentlich geäußert worden war und deren oppositionelle Essenz den Vergleich nicht zu scheuen braucht mit den Denkschriften etwa aus dem Kreisauer, dem Goerdeler-Kreis oder anderen Widerstandszirkeln, zu denen Emge wohl auch persönlichen Kontakt hielt.436 Teils unverhüllt, teils mittels historisierender Camouflage (vornehmlich auf der Folie der zaristischen Autokratie) trug Emge darin a) eine am Maßstab des liberalen Rechtsstaats und des „Persönlichkeits"-Ideals orientierte Herrschaftskritik, b) eine kulturund zeitkritische Moderne- und Fortschrittskritik, die den Nationalsozialismus in ähnlicher Weise wie Heidegger in seinen Vorlesungen ab 1935 als Beschleuniger, nicht mehr als Aufhalter der „Weltvernutzung" qualifizierte und ausdrücklich auf eine Stufe mit dem Bolschewismus stellte, und c) eine Kritik des Rechtspositivismus vor, die die „Wüste des Positivismus" wiederum wie die „Diktatur" und die „hemmungslos zunehmende Technisierung" als Erscheinung der „nachchristlichen Zivilisation" begriff, der alle „religiösen Zusammenhänge" abhanden gekommen sei.437
436 Emge 1942a. 437 Ebd.; es mögen hier einige markante Kostproben genügen. Zu a) S. 199: ,,Der Gesetzgeber drückt, um mit Katharina der Großen zu reden, seinen Kiel nicht auf Papier, sondern auf ,kitzliche Menschenhaut'"; 211: „Einige Führer erkennt man an ihren Köpfen, andere bloß an den Beinen ihrer Gefolgschaft." 217: „Ein Staat, der gegen die Verbrechen zuviel aufwendet, sie juristisch übertreibt, gleicht einem Arzt, der vorhandene Uebel um neue, verordnete vermehrt, ohne doch jene zu heilen." 220: „Im Sinne des slavischen Sprichworts von der Erfindung des Affen, kann man auch den Kapitalisten', den ,Bourgeois', den ,Juden' ,erfinden'". 260: „Die russische Seele ... im tiefsten geschädigt dadurch, daß infolge der Unterwerfung des Landes durch die Mongolen anstatt der Vorstellungen von Gut und Böse ,vom Chan erlaubt oder vom Chan verboten' trat. Also: Anstelle natürlicher Wertung der Anständigen wurde juristisch-politische Orientierung der Schlauen an willkürlich Gesetztem aufgezwungen." Zu b) S. 201: „Bei hemmunglos zunehmender Technisierung wird der Mensch dem Menschen das niedrigste Ding." 203: „Luther, Dürer, Ekkehardt, Kant, Goethe, Nietzsche: ,Arbeitskräfte'?" 255: „In Epochen der Mechanisierung bedeutet für die Zeitgemäßen nur noch das Funktionieren der Organisation etwas. Was darüber hinaus geschieht, wirklich organisch ist, fühlt sich unterdrückt." 256: „Der Utilitarismus steht am fernsten von der Urne alles Heiligen." 346: „Die Organisation ist das Medusenhaupt dieser Zeit ..." 528: „Fast jeder moderne Politiker ist echter homo faber: typisch unreligiös; alles berechnend und daher bewältigend ...". Zu c) S. 206 „Für den positiven Juristen ist das Recht kein Äon göttlichen Lebens", sondern „das Reich schlechter Unendlichkeit im Sinne Hegels". 206: Die „Realität des geltenden Rechts" könne nicht an die „echte Idee der Gerechtigkeit" herankommen. 207: „Ein Recht, welches nur noch den Preis des Menschen aber nicht mehr dessen Wert oder Würde kennt, dürfte zynisch genannt werden." 213: Das „wahre Recht" bleibe posi-
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Erste Auszüge aus diesen Aphorismen, die das kritische Potential des erwähnten kantianischen „Dualismus" freisetzten und die Distanz zum NS-System erkennen ließen, veröffentlichte Emge schon 1935/36438, so daß man Mühe hat, eine solche proteische Existenz zu fassen. Denn zu diesem Zeitpunkt agierte Emge im Schlepptau von Hans Frank nominell unzweifelhaft auf der rechtspolitischen Führungsebene des Systems. Nur sind wir über seine Aktivitäten dort, vor allem über seine Rolle in der 1934 ins Leben gerufenen Akademie für Deutsches Recht (AkDR) unter der Präsidentschaft Franks, dessen Stellvertreter Emge zwischen 1937 und 1942 war439, schlecht unterrichtet. Fast nichts ist bekannt über Emges Funktion als zweiter Mann hinter Frank im Ausschuß für Rechtsphilosophie, dessen konstituierende Sitzung Anfang Mai 1934 im Nietzsche-Archiv in Weimar stattfand440, und über sein Wirken als Vorsitzender des ungleich wichtigeren Ausschusses für Nationalitätenrecht in der Akademie. Dieser Ausschuß wurde Ende August 1935 in Berlin ins Leben gerufen als Unterausschuß des von Viktor Bruns geleiteten Ausschusses für Völkerrecht. 441 Auf der Gründungs-
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tiven Juristen „für ewig absconditum". 218: „Höchsten Ausdruck besäße ein Recht dort, wo es sittliche Urbildlichkeit darstellte." 222: „Wer nicht mehr sein kann als ein Jurist, ist Götzendiener." 247: „Recht ohne Gerechtigkeit ist Verbrechen, Gesetz ohne Macht Spaß." 284: „Die Jurisprudenz ist so recht die Weltanschauung antiker Sophistik: der Mensch macht sich hier, so wie er gerade ist, mit allen seinen Mängeln protagoräisch zum ,Maß der Dinge'. Hier liegt der Grund für die scharfe Gegnerschaft solcher Denker, die mit dem Religiösen ernst machen, wie Tolstoi." - Hinzu kommt eine sehr deutliche Kritik an der NS-Rassenideologie; Rasse sei wie „Wirtschaft" im Marxismus nur Symptom eines radikalisierten Diesseitsglaubens: S. 252 „Verlangt der Sinn des Aktuellen, daß ... Volk, Rasse und dergleichen ein zeitweiliges Uebersein zugeschrieben wird, daß alle diese ... Gebilde über Gebühr erhöht und geadelt werden?" 252: „Es hieße die Sachverhalte vereinfachen, wenn man Volk, Recht, Rasse ... allein als ens realiissimum ansehen wollte ..." 340: wie Marxismus Wirtschaft zur „aboluten Substanz" hypostasiert: „Ein Spiegelbild würde nun davon entstehen, wenn man etwa die Rasse zu einem solchen ens realiissimum werden ließe." (ähnlich S. 349: den „Kampf zur neuen „Substanz" hypostasieren, neben Rasse, Volk, Staat, das erscheine wie die Wiederkehr Spinozas!). 369: „Weshalb bemühen sich einige Juristen ... aus Staat, Volk, Rasse ... Gebilde zu machen, in denen kein Menschenverstand mehr ist?" Unter dem gleichlautenden Titel Emge 1936b und 1936c, 1940b. Günzel 2000, S. 159 und Hebeisen 2000, S. 321, geben so übereinstimmend wie falsch an, daß Emge erst 1940 in diese Position aufgerückt sei. Siehe dagegen Pichinot 1981, HOf. Interessant ist, daß Frank die Wahl zwischen Johannes Popitz, dem alldeutschen Völkerrechtler Axel von FreytaghLoringhoven, Freislers Doktorvater Justus Wilhelm Hedemann und Emge hatte; während Emges Konkurrenten von den Klassensekretären der Akademie mit ihren wissenschaftlichen Leistungen empfohlen wurden, votierten sie zugunsten Emges allein deshalb, weil er zu „denjenigen deutschen Gelehrten" gehöre, „,die sich schon frühzeitig der Bewegung angeschlossen und sich um sie verdient gemacht haben'". Vgl. Emge 1935b, S. 32, wo Alfred Rosenberg, der Reichskriegsminister von Blomberg, der Verfechter des „Rasserechts", Helmut Nicolai, und aus der Professorenschaft C. Schmitt, Rudolf Stammler, Heymann, „Bruno (sc. Julius) Binder", Erich Jung (alldeutscher Rechtsphilosoph, der nach dem Verlust seines Straßburger Lehrstuhls seit 1919 in Marburg wirkte), Heidegger, Emges enger Freund Rothacker, Freyer und der Bonner Germanist Hans Naumann als Mitglieder, Emge selbst als „geschäftsführender Vertreter" des Vorsitzenden Frank genannt werden. Vgl. das leider sehr unergiebige, mit zahlreichen Fehlern („Staatsrat Schmidt"!) durchsetzte Kapitel „Heidegger und die Akademie für Deutsches Recht" bei: Farias 1989, S. 277-280. Die Geschichte der deutschen Völkerrechtswissenschaft im Dritten Reich kann als weitgehend unerforscht gelten. Neuerdings mit Schwerpunkt auf Bruns: Hueck 2000.
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sitzung referierten der damals vor seiner Berliner Habilitation über den „politischen Volksbegriff im modernen Italien" stehende Hermann Raschhofer und der Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Volksgruppen Werner Hasselblatt. Man beschließt, mehrere Ausschüsse für Einzelgebiete des Minderheitenrechts zu bilden.442 1937 findet sich im Jahrbuch der Akademie ein vermutlich von Emge verfaßter Arbeitsbericht. Danach bereitete man theoretisch die Abkehr vom individualistischen Minderheitenrecht der Nachkriegszeit vor, da selbst förmliche bilaterale Abkommen die Lage der Volksgruppen nur selten gebessert hätten. Statt dessen lotete man Wege zur völkischen Selbstverwaltung aus, und, was immer mehr Hauptaufgabe des Ausschusses wurde, knüpfte enge persönliche Verbindungen zu den Führern deutscher Volksgruppen in Europa. 1936 beschäftigte sich der Ausschuß mit der Bestimmung der Volkszugehörigkeit, und am 1. November 1936 verabschiedete man eine Resolution für das Prinzip des-Eigenbekenntnisses (anstelle der Fremdfeststellung). Das überkommene „Genfer" und „Versailler" Nationalitätenrecht stellten Emge und seine Mitstreiter in einem Refererat über Ziele und Methoden der Ausarbeitung eines europäischen Nationalitätenstatuts vor. Gleichzeitig, parallel zu den eskalierenden deutsch-tschechischen Spannungen, beriet man über das Sprachenrecht der CSR und einschlägige Gesetzesanträge der Sudetendeutschen Partei, die mit deren Funktionären besprochen wurden. Ein Unterausschuß für terminologische Angelegenheiten, geleitet von Karl C. von Loesch, dem neben Emges einstigen Jenaer Kollegen Max H. Boehm profiliertesten Kopf ethnopolitischer Wissenschaft, erstellte seit 1935 eine Denkschrift mit Richtlinien für eine einheitliche nationalitätenrechtliche Terminologie, ausgerichtet an der „gesamtdeutschen Haltung des Nationalsozialismus".443 Obwohl dies aus der gedruckten Fassung seines Generalreferats auf dem zweiten Internationalen Kongreß für Rechtsvergleichung im Haag im August 1937 nicht hervorgeht, verknüpfte Emge diese terminologischen Arbeiten offenbar mit eigenen Reflexionen und zog ethnopolitische Konsequenzen. Denn im Anschluß an sein Referat sprach er dort über Wert und Unwert „allgemeiner Rechtsbegriffe", die „oft genug die Verständigung der Nationen untereinander hindern und den wirklichen Erscheinungen des Lebens nicht immer gerecht werden". Er sei daher notwendig, „die Rechtsordnung der einzelnen Völker aus ihrem Volkstum zu verstehen" - ein Einwurf, die man im Sommer 1937 auch als nationalsozialistische, Carl Schmitts Formel vom „Interventionsverbot für raumfremde Mächte" antizipierende Nichteinmischungsformel auffassen konnte.444 Emges Unterausschuß für Rechtsfragen der deutschen Konnationale, geleitet von dem Baltendeutschen, seit 1917 in Breslau Staats- und Völkerrecht lehrenden Axel von Freytagh-Loringhoven, befaßte sich zu dieser Zeit mit praktisch höchst relevanten Fragen der Rechtsstellung deutscher „Volksgenossen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit" im Einbürgerungsrecht, Polizeirecht und Arbeitsrecht und unterbreitete Vorschläge zur Reform des geltenden Rechts.445 Ende März 1938 fand eine Sitzung des Nationalitäten-Ausschusses in Nürnberg mit Vertretern des Auswärtigen Amtes, Reichsjustiz-, Innen- und Erziehungsministeriums statt. Im Zeichen des
442 ZAkDR2, 1935, S. 702. 443 Kurzbericht über die Arbeit des Nationalitätenausschusses, Emge 1937b. 444 Vgl. den Kongreßbericht von Heymann 1937, S. 391. Dazu die gedruckte Fassung von Emges Vortrag: 1937a (dieser kurze Beitrag steht unübersehbar im Schatten von Reinhard Hohns Haager Referat: ,Vom Wesen des Rechts', in: ebd., S. 151-182). 445 JbAkDR (wie Anm. 443), S. 254f.
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gerade vollzogenen „Anschlusses", den Emge in einer seiner seltenen Stellungnahmen zur Tagespolitik als „Ende des Unrechts" feierte446, erörterte man mit den Ministerialbeamten nationalitätenrechtliche Probleme, die sich aus der „Wiedervereinigung Deutsch-Österreichs mit dem Reich" ergaben und besprach den Entwurf für die Prinzipien eines deutschen Volkstumsrechts, in welchem Pflichten des „deutschen Volksgenossen" gegenüber Volksgruppe und Muttervolk im Sinne einer „völkischen Ehrenordnung" niedergelegt werden sollten. Der Bericht über die nationalitätenrechtliche Entwicklung 1937 blickte mit sichtlichem Stolz auf neuen Weichenstellungen in der Minderheitenfrage zurück, die den deutsch-ungarischen und den deutsch-polnischen Erklärungsaustausch ermöglichten und damit Entwicklungslinien sichtbar werden ließen, die auf eine völkerrechtlich verbindliche Anerkennung des legalen Interesses der „Muttervölker" an ihren Volksgruppen als wesentliches Element zwischenstaatlicher Freundschaftsmöglichkeiten wiesen447. Im September 1938 zog sich Emge aus dieser Funktion zurück, etwa ein Jahr nachdem die Führung in der Minderheitenpolitik von den noch vom friedlichen Revisionismus der Stresemann-Ära geprägten jungkonservativen Funktionären wie Hans Steinacher auf die Kommandostellen der SS übergegangen war.448 Da Emge durch Geschäfte des stellvertretenden Akademiepräsidenten stark in Anspruch genommen sei, hieß es in der Akademie-Zeitschrift, habe er Minister Frank gebeten, ihn vom Vorsitz des Nationalitätenausschusses zu entbinden. Emges Nachfolger wurde, ganz im Sinne der „neuen", imperialistischen Minderheitenpolitik, SS-Oberführer Hermann Behrends; wenn auch Emge noch als „Ehrenvorsitzender" fungierte, der aber mit dem praktischen Geschäft der „Politikberatung" anscheinend nichts mehr zu tun hatte. 449 Obwohl Emge sich nach eigener Lesart aus der Nationalitätenpolitik der Akademie zurückziehen mußte, weil sich „politische Wünsche bemerkbar" gemacht hätten450, ermöglichte ihm die
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Emge 1938b. Notiz über die Ausschuß-Arbeit: ZAkDR 5, 1938, S. 275. Notiz über den Führungswechsel, ebd., S. 599 - Zum Richtungswechsel in der NS-Außenpolitik 1937 immer noch Jacobsen 1968; für die institutionellen Konsequenzen grundlegend jetzt: Burkert 2000, S. 607ff. - Emges Version zur Erklärung dieser Ablösung: 1960, S. 75. Behrends war 1933 erster Leiter des SD in Berlin, 1937 Stabschef der Volksdeutschen Mittelstelle, 1943 Stabsführer beim Reichskommissar zur Festigung des deutschen Volkstums, einer der Weichensteller der SS-„Minderheitenpolitik". Für die Hintergründe dieser Zäsur wie für die gesamte Zeit Emges als Vorsitzender wären die reichen Aktenbestände der Akademie zu überprüfen, die im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde lagern. Zur großen Überraschung des Lesers wird die Arbeit des Ausschusses kaum beachtet in dem fast lOOOseitigen, den Beziehungen zwischen Wissenschaft und „völkischer Politik" gewidmeten Kompendium von Fahlbusch 1999, S. 103: Der Ausschuß habe seit den Nürnberger Rassegesetzen „die neuen bevölkerungspolitischen und terminologischen Richtlinien entwickelt, die in Kurzformeln mittels Quasi-Rassebegriffen eine verwaltungs- und staatsrechtliche Regelung zwischen den nicht deckungsgleichen Begriffen wie Volks- und Staatsangehörigkeit sowie Rassenzugehörigkeit für vordefinierte Personenkreise bestimmen sollten. Weiterhin sollten die Begriffe soweit flexibel gestaltet sein, daß sie der volkstumspolitischen Lage entsprechend angewendet werden konnten." Ohne Bezugnahme auf Emge, aber etwas ausführlicher zum Ausschuß, wenn auch die völkerrechtliche Dimension der Minderheitenproblematik gründlich verkennend: Haar 2000, S. 303ff. Emges Version zur Erklärung seiner Ablösung durch Behrends (1960, S. 75), die an Naivität kaum noch zu übertreffen sein dürfte, lautete: „Hier machten sich jedoch später politische Wünsche bemerkbar, die uns zum Niederlegen des Vorsitzes nötigten und schließlich die ganze Ausschußtätigkeit
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verbliebene Funktion des Vizepräsidenten der Akademie natürlich weiterhin, sich rechtspolitisch nützlich zu machen. Besonders im Herbst 1939, nachdem Frank Generalgouverneur in Polen geworden war, und die Akademie ihren Anteil an der „Neuordnung des Ostraums" leisten sollte.451 Unter friedlicheren Vorzeichen, als Präsident des Reichsausschusses für deutsch-polnische Rechtsbeziehungen, hatte Emge 1938, bei Besuchen in Warschau, selbst Anteil an der Gestaltung internationaler Rechtspolitik. Als Begleiter seines Gönners Frank weilte er im Frühjahr 1938 in Rom, und während des Krieges schlössen sich zahlreiche Vortragsreisen zu den südosteuropäischen „Waffenbrüdern" des Reiches und nach Frankreich sowie zum Achsenpartner Italien an, die zum Teil auch der Vorbereitung zwischenstaatlicher Abkommen über, nun schon im Zeichen der neuen europäischen „Großraumordnung" stehende „Rechtsbeziehungen" dienten452. Gleichwohl überzeugten Emges kulturdiplomati-
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stillegten." - nachdem er in diesem Ausschuß drei Jahre lang mit politischen Problemen von höchster Relevanz befaßt war! Vgl. Pichinot (Anm. 439), S. 124f.: „Emge machte sich unverzüglich an die Arbeit. Am 8. November ordnete er an, die Sammlung des gesamten Kriegsrechts in München im Haus des Deutschen Rechts anzulegen, und am 9. November teilte er Heinrich Himmler mit, die Akademie für Deutsches Recht sei gewillt, sich durch Mitarbeit auf dem gesamten Gebiete des Rechts für das unter seiner Führung stehende große Siedlungswerk im Osten, das für die deutsche Zukunft so entscheidend sei, mit allen Kräften einzusetzen." Obwohl der Reichsführer-SS als neuer „Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums" auf dieses Anerbieten eines Vasallen seines ostpolitischen Konkurrenten eher abwehrend reagierte, habe man in der Akademie im Januar ein geheimes Gutachten erstellt, „das im juristischen Teil als Vorlage für den nationaliätenrechtlichen Ausschuß bestimmt war, und die ,Rechtsgestaltung deutscher Polenpolitik nach volkspolitischen Gesichtspunkten' zum Inhalt hatte". Es habe Vorschläge enthalten, wie Polen in eine „Kolonie des Deutschen Reiches umgewandelt werden konnte". Von einem „Stillegen" der Ausschußtätigkeit nach dem Wechsel zu Behrends (so Emge, s. Anm. 450) kann also keine Rede sein! Im Mittelpunkt des Warschauer Besuchs stand der Vortrag des Justiz-Staatssekretärs Franz Schlegelberger über „Die Entwicklung des deutschen Rechts im Dritten Reich"; Emge übermittelte den polnischen Gastgebern Grüße Hans Franks, der zusammen mit polnischen Justizminister Grabowski diesen Ausschuß 1937 aus der Taufe gehoben hatte (ZAkDR 5, 1938, S. 96). Mitte März 1938 kam Emge nochmals zur einer Sitzung des Reichsausschusses in die polnische Hauptstadt. Der Rom-Besuch fand zwischen dem 21.-26.6.1938 statt. Anlaß war die Arbeitstagung der AG für Dt.-Italienische Rechtsbeziehungen, Vorsitzender der dt. Gruppe war der Präsident des Volksgerichtshofs Otto Thierack, zur Delegation gehörten neben Emge und einigen hohen Ministerialbeamten die Rechtswissenschaftler A. von Freytagh-Loringhoven, Walter Hallstein, E.R. Huber, Friedrich Klausing, Heinrich Lehmann, Hans Carl Nipperdey und G. A. Walz (ZAkDR 5, 1938 S. 478f). Während eines Rom-Aufenthalts im April 1937 war Emge in Privataudienz von Mussolini empfangen worden, eine Begegnung, von der er sogleich im Geleitwort zur deutschen Ausgabe von Del Vecchios Rechtsphilosophie' in echt Emgescher Stilisierung berichten mußte: „Der Herausgeber befand sich kürzlich in Rom im Riesensaale des Palazzo di Venezia dem Duce allein gegenüber. Das Gespräch, zwanglos, mit klassischer Heiterkeit und deutsch geführt, glitt über die weite Ebene kulturphilosophischer Probleme, welche der Geist Nietzsches bestrahlt ..." (s. Anm. 423, unpag., Geleitwort) Die Personalakte Emges (UA-HUB, Kur. E 56) und die amtlichen Mitteilungen in der Akademie-Zeitschrift weisen ferner nach: Im September 1938 Antrag zur Teilnahme an der IV. Tagung für öffentliches Recht der Sudetendeutschen Partei in Reichenberg/CSR, im März 1939 Antrag für eine Studienreise nach Rumänien, Am 10. 11. 1941 Bericht Emge über Aufenthalt in Sofia vom 16.-18. 10., Vorträge: Zur Philosophie der Tradition und: Die metaphysische Situation in der Rechtsphilosophie (in der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften), bulgarische Gruppe der Kommission für dt.-bulg. Rechtsbeziehungen gegründet (ZAkDR 8, 1941, S. 378: Wiederaufnahme der Gastvorlesungsreihe der AkfDR an der Universität Sofia: Am 15./16. Oktober Vorträge in der Akademie der Wissenschaften und in der Universität; unter den Teil-
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sehe Missionen die Männer an den Berliner Schalthebeln nicht davon, daß er für eine Schlüsselposition, den Präsidentenposten des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts in Paris, geeignet gewesen wäre - Emge galt, gemessen an den NS-Kriterien, als nicht „hart genug"453. Eine Einschätzung, die Emge Mitte 1942, als sein Protektor Frank zu Fall gekommen und als Präsident der Akademie, als Reichsführer des NS-Rechtswahrerbundes sowie als Leiter des Reichsrechtsamtes der NSDAP abgelöst worden war, sich endlich zu eigen machte: Franks Nachfolger Otto Thierack bat er darum um Entlassung als stellvertretender Akademiepräsident, die zum 30. September 1942 erfolgte.454 Zu diesem Zeitpunkt war von dem einstigen Anreger von „Ideen zu einer Philosophie des Führertums" (s. u.) nur noch wenig auszumachen. Vielmehr hatte es den Anschein, als konzentriere sich Emge, von gelegentlichen kulturpolitischen Auslandsmissionen sowie der ihn kaum beanspruchenden Lehrtätigkeit abgesehen, ganz auf die Herausgeberschaft des „Archivs" und als hätte er sich im übrigen in die Gefilde der fast esoterisch wirkenden Preußischen Akademie der Wissenschaften zurückgezogen, deren Mitglied er seit März 1939 war.455 Ganz im Geist seiner Aphorismensammlung von 1942 nutzte Emge diese kleine Bühne, um in seiner Antrittsrede ein Bekenntnis zu der von Parteiseite so wenig geliebten „objektiven" Wissenschaft abzulegen, die über jede „bedingte, etwa persönliche oder völki-
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nehmern ein Vertreter des Königs, der Justiz-, der Innen- und der Verkehrsminister Bulgariens; am 16.10. im Justizpalast in feierlicher Form die Konstituierung der im Deutsch-Bulgarischen Kulturabkommen vorgesehenen „Arbeitsgemeinschaft für deutsch-bulgarische Rechtsbeziehungen"; Emge überbrachte Grüße des Präsidenten Frank), am 20./21. 10. 1941 in Budapest, Besuch Emges im Justizministerium, dort dem Minister von Radoscay die Ernennungsurkunde zum Korr. Mitglied der Akademie überreicht, am 21. 10. Besprechung mit Justiz-Staatssekretär Antal wg. AG für dtungarische Rechtsbeziehungen. Am 28. 3. 1942 Vortrag Rom, KWI für Kulturwissenschaften: Intorno alla Filosofia della tradizione, veröffentlicht in der Spranger-Festschrift (1942c). Am 17. 3. 1942 Antrag auf Genehmigung einer Vortragsreise nach Frankreich auf Einladung der Deutschen Botschaft, am 3. 7. 1942 Mitteilung über Einladung nach Preßburg, am 15. 12. 1942 Genehmigung einer Einladung des slowakischen Ministerpräsidenten Tuka zu folgen, um im Januar 1943 Vorträge in Preßburg zu halten, im Dezember 1943 will er einer Anregung des rumän. Unterrichtsministeriums für einen Vortrag in Bukarest folgen. Michels 1994, S. 102. Pichinot 1981, S. 140f.; nach dieser Darstellung scheint die Initiative von Emge ausgegangen zu sein, da er mit dem „brutalen Thierack", Freislers Vorgänger als Präsident des Volksgerichtshofs, nicht mehr zusammenarbeiten wollte. Emge schreibt in seinem schon zitierten Brief an Kohlrausch 1946 (s. Anm. 415), er sei von Thierack „gezwungen" worden, seinen „Sitz in der Akademie" niederzulegen. Über den „Pairsschub", mit dem die neuen „starken Männer" der Akademie, unter ihnen Emges Lehrer Heymann, 1939 auch im Sinne einer „Nazifizierung" des deutschen Gelehrtenolymps vornahmen, vgl. Peter Th. Walther 2000, S. 87-118 (hier S. 110f.). Walther erwähnt, Emge sei mit 47 weißen (zustimmenden) gegen zwei schwarze (ablehnende) Kugeln gewählt worden. Das war jedoch nur das Resultat des Wahlakts im Plenum der beiden Klassen. In einer separaten Abstimmung der Phil.-hist. Klasse, zur Wahl vorgeschlagen von Heymann, Hartmann und Spranger am 15. 2. 1939, um wieder einen „reinen Rechtsphilosophen" zu gewinnen, der zusammen mit Binder der „führende Geist" auf diesem Gebiet sei, fiel das Ergebnis mit 17 zu 6 am 2. 3. 1939 deutlich negativer aus. Da der wegen seiner engen Zusammenarbeit mit Baeumler als 100%iger Parteimann eingeschätzte Germanist und Dekan der Philosophischen Fakultät Franz Koch ähnlich schlecht abschnitt, dürften die Stimmen gegen den Rechtsphilosophen ebenfalls gegen den „Nazi" Emge gerichtet gewesen sein (AdW, II—III, 59, Bl. 5-7).
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sehe [...]Wahrheit" zu stellen sei.456 Daß Emge in seinen Akademie-Vorträgen die Kunst verdeckten Redens und Schreibens mittels Zitierens „unzeitgemäßer" Werke, etwa der von „Nicht-Ariern" wie Edmund Husserl oder Hermann Weyl, zur Virtuosität steigerte, verdiente noch eine genaue Analyse. Besonders auffällig ist der Dank, den er seinem „hochverehrten Lehrer Cornelius" und einem anderen, im Unterschied zu Cornelius emigrierten Linksaußen, Ernst von Aster, abstattete - 1940, fast in einem Atemzug mit dem Hinweis auf Radbruchs vor 1933 so populäre ,Einführung in die Rechtswissenschaft'. Wer dem nachging, um die angemerkte Stelle mit dem Nietzsche-Zitat zu suchen, fand dort Radbruchs Philippika gegen „Kriegsromantik", „Kriegsethik" und die nach 1918 grassierende völkischantirepublikanische „Geheimbundsromantik".457 Die Akademie-Vorträge über ,Sicherheit und Gerechtigkeit', über ,Erste Gedanken zu einer apriorischen Richtigkeitslehre' und ,Über die Problematik im Begriffe der Situation'458 variierten denn auch jene rechtsphilosophischen Wegweisungen, die Emge in der Phase bis 1936, als der „Schwung noch nicht raus war" (Rottleuthner)459 für die „NS-Revolution" parat hielt. Seine mit konservativer Reserve formulierte „Führer"-Philosophie, die sich so trefflich auf einen „Situationismus" verkürzen und mit Nietzsches „Relativismus" verschmelzen läßt460, stand, dies wird aus den Schriften vor 1933 ebenso deutlich wie aus der Perspektive seiner Akademievorträge der Kriegszeit, stets unter dem Vorbehalt des „Absoluten" (s. u.).
3.4. Katholische Gegenöffentlichkeit: das „Philosophische Jahrbuch" der Görres-Gesellschaft Unter dem Gesichtspunkt „Gleichschaltung" mündeten die gegen die DPhG und die KantGesellschaft gerichteten NS-Interventionen also mehr oder weniger im Fiasko, und das „Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie" entwickelte sich unter Emge und von Kempski Ende der dreißiger Jahre zur Anlaufstelle für tendenzielle Dissidenten. Der „Logos", unter Beteiligung des Verlegers Siebeck von den Neuhegelianern Glockner und Larenz 1934 vom widerstrebenden Herausgeber Richard Kroner „befreit" und programmatisch auf „deutsche Kulturphilosophie" festgelegt, verlor die einstige „Internationalität" in solchem Umfang, daß es mit seinen in Tübingen und Heidelberg lehrenden resp. von diesem Milieu geprägten, nur von einigen Binder-Schülern unterstützten Hauptbeiträgern (u. a. Haering, Wundt, Faust, Grebe, Böhm, Glockner) wie ein - kulturpolitisch neutralisiertes - Sprachrohr der südwestdeutschen Provinz wirkte.461 Das Schopenhauer-Jahrbuch, seit 1912 erscheinendes und bis 1944 fortgeführtes, aber nur von wenigen Universitätsphilosophen beschicktes Organ der Schopenhauer-Gesellschaft, spiegelt zwar in seinen „Mitteilungen" zwischen 1933 456 457 458 459 460 461
Antrittsrede Emge 1940c. Emge 1940a, S. 10; Radbruch, hier zit. nach der 5.-6. Aufl., Leipzig 1925, S.192f. - Husserl (1937) 1992. Emge 1940a; ders. 1942b und ders. 1944. Rottleuthner 1983, S. 33. Günzel2000, S. 172. Zur „Gleichschaltung" der Zeitschrift „Logos" vgl. die minutiöse Studie von Kramme 1996, die aber leider mit der Etablierung der neuen Redaktion Glockner/Larenz und der Herausgabe des ersten Bandes der „Zeitschrift für deutsche Kulturphilosophie" Ende 1934 endet.
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und 1936 gravierende personelle Umbesetzungen wider, bot aber unter der neuen Führung kaum Berührungsflächen, die zur nachhaltigen und kulturpolitisch attraktiven nationalsozialistischen Umgestaltung eingeladen hätten.462 Dort hingegen, wo von NS-Seite nie ein Versuch gemacht wurde, personell oder inhaltlich Einfluß auszuüben, bildete sich, ungleich prägnanter als in Emges ARSP oder einigen noch weniger auf Philosophie konzentrierten Zeitschriften und Rezensionsorganen 463, eine akademische Gegenöffentlichkeit heraus. Dies gilt für die Zeitschriften der katholischen Philosophie, primär für das von Martin Grabmann (München) und Eduard Hartmann (Fulda) im Auftrag der Görres-Gesellschaft herausgegebene „Philosophische Jahrbuch" (PhJb), dessen Ausrichtung wohl kaum hinreichend charakterisiert ist, wenn man es polemisch einer „quasi-staatlichen Macht" zuordnet, die sich mit dem „NS völkerrechtlich arrangiert" habe.464 Das bis 1942 erschienene Jahrbuch der beiden Neuscholastiker, des Philosophiehisto462
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Der als Pazifist, Demokrat und Philosemit bekannte Vorsitzende der Gesellschaft, der seit 1927 auch als Herausgeber des Jahrbuchs fungierende Landgerichtspräsident Hans Zint, hatte die Mitglieder schon vor 1933 auf politische Enthaltsamkeit eingestimmt (vgl. Vorworte zu den Jahrbüchern 18. 1931-20. 1933) und tröstend auf die „Kraft des Geistes" angesichts der erschütterten „Grundlagen staatlicher und gesellschaftlicher Ordnung" verwiesen. Öffentlich trat die Gesellschaft, die seit 1931 keine Jahrestagungen mehr abhielt, vor 1933 ohnehin nur in Frankfurt/M, Altona und Danzig hervor. Die sehr rege Altonaer Gruppe, wo sich Rosa Schapira 1931 immerhin der „Entwicklung der Weltanschauung in Sowjet-Rußland" widmete, suchte 1933/34 zwar demonstrativ Anschluß an den Zeitgeist (mit einer Vortragsveranstaltung über „Volk, Staat, Christentum und die Erneuerung des deutschen Geistes", die u. a. von Wilhelm Stapel, E. R. Huber und Hans Bogner bestritten wurde), doch die Danziger Gruppe löste sich im Oktober 1933 auf, in Frankfurt und 1934 auch in Altona zog man sich aus der Öffentlichkeit zurück. Die jüdische Fraktion in der Beiträgerschaft (Anselm Ruest, Paul Aisberg, Franz Mockrauer u. a.) verstummte. Zint gab 1936 den Vorsitz zugunsten von Arthur Hübscher auf, der jüdische Schriftführer Mockrauer war 1934 nach Kopenhagen emigriert (blieb aber noch bis 1936 im Vorstand), das Vorstandsmitglied Carl Gebhardt, ein linksliberaler Spinoza-Forscher und Editor, der das Frankfurter Schopenhauer-Archiv betreute, war im Juli 1934 verstorben. C. A. Emge und H. Glockner rückten 1935 (für die 1934/35 verstorbenen „rechten" Mitglieder F. R. Lipsius und H. Hasse) in den Kreis der „Wissenschaftlichen Leitung" nach. In ein nicht sehr helles Rampenlicht trat die Gesellschaft nur noch einmal, zur Feier des 200. Schopenhauer-Geburtstags im Februar 1938 (vgl. den Bericht von Ehrenstein 1938). Das Jahrbuch blieb bis 1944 wesentlich antiquarischpositivistischer „Leben und Werk''-Forschung verpflichtet, bot aber den an den Rand gedrängten Philosophen Julius Stenzel, Hans Driesch und Aloys Wenzl eine Publikationsmöglichkeit. Vgl. für die Rothacker mithg. „Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte" (erschien bis 1944) die knappe Darstellung von Dainat/Kolk 1995, S. 129ff, die „Resistenz" konstatiert, aber keine Inhaltsanalyse bietet. Eine relativ frühe Untersuchung zum „literarischen Zeitgespräch" im Dritten Reich, am Beispiel der „Neuen Rundschau", die bis 1938 „ohne Konzessionen an die NS-Literatur" ausgekommen sei, liefert Falk Schwarz 1972. Viele Belege für Kritik, Resistenz und Camouflage im engeren akademischen Milieu bietet die „Theologische Literaturzeitung", die Hauszeitschrift des de Gruyter-Verlages „Geistige Arbeit" (wo der Jüdisch versippte" HusserlAssistent Ludwig Landgrebe noch 1941 schrieb!) und das Rezensions-Organ der Preußischen Akademie, die „Deutsche Literatur-Zeitung", die bis 1944 Hunderte von Besprechungen philosophischer Werke veröffentlichte. Laugstien 1990, S. 160f.; mit keinem Wort geht der Verfasser auf das breite Spektrum der Beiträge im PhJb ein, vermutlich um sich seine mittels einer tristen Zitatenselektion aufgestellte These von der „Koexistenz", die angeblich durch Kritik des Völkischen bzw. Verzicht auf eine Wertung des NS. „demonstriert" worden sei, nicht selbst zu zerstören. Die bei Laugstien übliche Collagetechnik, die sich dafür mit einem markanten Satz aus der Zeitschrift „Divus Thomas" behilft, rückt dann die katholische Philosophie in die Nähe des „Ordofaschismus".
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rikers Grabmann und des Naturphilosophen Hartmann, stellte bis zuletzt die deutsche Plattform für die Auseinandersetzung mit dem Positivismus, Pragmatismus, insbesondere aber mit dem logischen Empirismus des Wiener Kreises dar. Wer sich über Schlick, Carnap, Neurath, Wittgenstein, Hahn, Waismann, Kraft, Popper sowie über Dubislav, Dewey, Russell, Perry, von Mises, Tarski, J. R. Weinberg, informieren wollte, konnte dies seit 1933 anhand der kontinuierlich publizierten Aufsätze und Rezensionen des PhJb tun. Der 1926 mit einer Arbeit über Brentanos Religionsphilosophie promovierte Wiener Neuscholastiker Arnulf Molitor bereitete 1934 die Jahrbuch-Leser auf diese intensive Diskussion mit der Begründung vor, die mathematischen Naturwissenschaften seien der „charakteristischste Bestandteil unserer Gegenwartskultur" und von dorther käme folglich der „philosophisch interessanteste Gegner" der katholischen Weltanschauung.465 Natürlich hatten Molitor, Hartmann und der noch 1942 die Leitsätze des logischen Positivismus „kritisch beleuchtende", die „Anti-Psychologisten" Popper und Hermann Cohen gegen die Empiristen des Wiener Kreises ausspielende Deutsch-Amerikaner Werkmeister es darauf abgesehen, die angekündigte „Überwindung" der Metaphysik durch den „scientifistischen Positivismus" zu parieren.466 Doch entscheidender war, daß diese Richtungen in Deutschland auf eine Art präsent blieben, die vorführte, wie man argumentativ und nicht, wie etwa Weinhandl dies mit Blick auf die jüdische Herkunft einiger Positivisten tat, ideologisch zu reagieren hatte. Ergänzend hierzu suchte man AnschJuß an Heinrich Scholz, weil dieser Logiker, der in einem Jahrbuch-Beitrag 1938 einmal mehr die „gute Warschauer Schule" pries, sich von der dezidierten Anti-Metaphysik der Wiener distanzierte, und an Paul F. Linke, weil dieser Jenaer Denker den von Positivisten wenig geschätzten Erkenntniswert der inneren Wahrnehmung verteidigte, aber gegenüber geisteswissenschaftlichen Verfechtern eines autonom-intuitiven „Verstehens" naturwissenschaftliche Objektivität einforderte.467 Beachtlich ist in diesem Kontext ferner, wie demonstrativ ausführlich man über Popper und Carnap sowie permanent über die Wertphilosophie (N. Hartmann, Scheler, Hessen, A. Müller, Bauch) und die Exi-
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Molitor 1934, S. 170. Vgl. auch Molitors Kritik an Russell (1935, S. 360, gegen die Konstruktion einer menschlichen Gesellschaft nach wissenschaftlichen Grundsätzen, die in Russells Entwurf nicht zufällig einer monströsen Sowjetrepublik gleiche): ders. 1936 (zu Poppers ,Logik der Forschung'); ders. 1937 (zu Poppers Wahrscheinlichkeitslehre); ders. 1938a (zu Weinberg, einem positivistischen Kritiker Wittgensteins); ders. 1938b (zu Metz); 1939 (nochmals zu Russell und dessen optimistischer Perspektive für „eugenische Beeinflussungsversuche", die ihren trotz aller ethischen Bedenken wegen des Menschheitswohls letztlich zu zahlenden hohen Preis an Mißgeburten kosten würden); ders. 1940 und 1941 (zu Wittgenstein und Waismann); ders. 1942 (zu Perry; der von Molitor kritisierte Metz hatte die anti-deutschen Polemiken Perrys, 1938, Sp. 1844, als „Entgleisungen" eines zum „fanatischen Dogma" erstarrten „kämpferischen Liberalismus", der seine „versteckten Hiebe gegen die autoritären Systeme des Faschismus und Nationalsozialismus" austeile, scharf zurückgewiesen). Daß der Positivismus, nicht nur Wiener Prägung, auch in der DLZ und den BDPh Beachtung fand, korrigiert den Eindruck, den man aus der Lektüre von Dahms' Monographie gewinnt, wonach sich Rezeption und Kritik allein in der Emigration, nämlich im Kreis um Horkheimers Institut für Sozialforschung, hätte vollziehen können (Dahms 1994a). 466 Werkmeister 1942, S. 182. 467 Scholz 1938c, S. 290. - E. Hartmann 1940, S. 476.
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stenzphilosophie (Jaspers, Heidegger) diskutierte468, während die „politischen Philosophen" des „neuen Deutschland", die Baeumler, Krieck et al. ebenso auffälliger Mißachtung anheimfielen. Molitor warf 1942 dem kämpferischen „Anti-Hitler"-Publizisten und William James-Adepten Perry vor, sich in einer Arbeit über James unnötig mit „Philosophen dritten und vierten Ranges" beschäftigt zu haben, zu denen er auch die „politischen Philosophien des Kommunismus und Fascismus" zählte, nachdem er zuvor schon Rudolf Metz belächelt hatte, der in seiner Monographie über die britische Philosophie eine „nationale Befangenheit" an den Tag gelegt habe, die bei einem Philosophen „ein bißchen naiv" anmute. 469 Krieck war 1934 von Franz Sawicki, einem scharfzüngigen, als Zeitkritiker seit der Jahrhundertwende erprobten, am Priesterseminar in Pelplin (Pommerellen) lehrenden Philosophen, mit der spitzen Bemerkung zurechtgewiesen worden, daß es aus anderen Quellen als dem Volkstum entspringende Ideale und höhere Werte gebe, auf die man angesichts solcher „einseitigen Überbetonung des völkischen Prinzips" wohl einmal aufmerksam machen müsse. Eine Mahnung, die er auch an Larenz richtete, den er daran erinnerte, daß der durch „Blut und Schicksal" entstandene Gemeinschaftswille nicht die „letzte Quelle und Norm des Rechtes" bilde, sondern sich an höheren Normen orientiere. Schulze-Soeldes Versuch, die Wissenschaft in den „Lebenszusammenhang der Nation" einzugliedern, habe nur Widersprüche produziert.470 Bollnows Unterfangen, Diltheys Pädagogik zeitgeistig zu aktualisieren, wies Dyroff lässig-souverän mit dem Einwand zurück, die „heute postulierte Bedingtheit der Erziehung wie der Politik durch die Rasse" habe bei Dilthey wohl nicht den Stellenwert wie bei „Adolf Hitler und den Seinen", und auch der weltanschauliche NSAnspruch auf „Totalität" überflügle mit seiner „Sicht auf die Absolutheit" die von Dilthey gebotene „Relativität der immer wieder geschichtlichen Schau".471 Bei dieser Gefechtsordnung mußten, neben den Kritikern aus den eigenen Reihen wie Hans Pfeil, natürlich NSKritiker wie Litt oder Leisegang Unterstützung erfahren, und selbst Max Wundt erntete dort Lob, wo er zwar die deutsche Schulmetaphysik einmal mehr mit „Westeuropa" konstrastierte, dies aber nur unter Bezugnahme auf scholastische Traditionen tun konnte, so daß es doch keine „rein" deutsche Geistesgeschichte war, in der jener Zusammenhang des Endlichen im Unendlichen (Gott) bewahrt wurde, den man in Westeuropa preisgegeben habe.472 Wie die Positivisten so erfreuten sich auch die Emigranten im PhJb besonderer Beachtung - auch jene, bei denen diese philosophische Orientierung nicht mit dem politischen Schicksal übereinstimmte. Heinrich Fels empfahl 1935 Ernst Cassirers Werk über die Philosophie der Aufklärung (1932) als „einzigartige Darstellung", Sawicki pries 1936 die Untersuchung des Freyer-Schülers Ernst Manheim über ,Die Träger der öffentlichen Meinung'. Plessner zeige (von katholischer Seite natürlich nicht hinnehmbar) illusionslos, wie am Ende der „Auflösung aller Werte" der „Glaube an die Biologie" und die „Ursprünglichkeit des ei468
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Hier tat sich vor allem der Eichstätter Moraltheologe Michael Wittmann hervor; vgl. die ausführlichen Rezensionen zu Bauch und Hessen (Wittmann 1938a+b), die Kritik an A. Müller (Wittmann 1941) und ein Generalangriff auf die „moderne" Wertethik (Wittmann 1940). Molitor 1942, S. 460; ders. 1938b, S. 249. Sawicki: 1934, S. 123 (zu Krieck); ders. 1940a, S. 489 (zu Larenz); ders. 1937a, S. 373 (zu SchulzeSoelde); Dysoff 1935, S. 546f. (zu Bollnow/ Ditthey). Sawicki 1942b, S. 444f. (zu Litt); ders. 1940, S. 499 (zu Leisegang); E. Hartmann 1941, S. 128 (zu Wundt).
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genen Volkstums" stehe. Löwith, so Fels 1939, zähle zu den wenigen Berufenen unter zahllosen Nietzsche-Deutern, die das Bild des Denkers nicht „verpfuschen". Die Festschrift (1934) für den jüdischen, in Basel lehrenden Neuidealisten Karl Joel mit Beiträgen u. a. von Jonas Cohn und Edith Landmann stellte Fels 1937 vor. Der nach England emigrierte Raymond Klibansky bekam bestätigt, mit des ,Magistri Eckardi opera latina' eine „vorzügliche Edition" vorgelegt zu haben. Der Briefedition des jüdischen Prager Germanisten Josef Körner aus den ,Krisenjahren der Frühromantik' zollte Martin Honecker enthusiastisch Beifall. Edgar Winds Hamburger Habil.-Schrift (,Das Experiment und die Metaphysik', 1934) stellte der Dingler-Adlatus Wilhelm Krampf 1940 wohl etwas gegen die Intention des Verfassers als Versuch vor, das naturwissenschaftlich-selbstgewisse Mißtrauen gegen Metaphysik zu erschüttern.473 Sawicki stimmte 1942 dem Zionisten Jakob Klatzkin zu, der gegen Klages die Ratio als Lebensmacht rehabilitierte. Nicht nur die Leistung lebender jüdische Denker wie Cassirer, Popper, Manheim oder Klatzkin wurde gewürdigt. Der allenthalben als jüdischer Nihilist und Relativist geschmähte Georg Simmel wurde 1938 im PhJb als der Lebensphilosoph gerühmt, der „wohl am stärksten auf Heidegger gewirkt" habe. Ostentativ zeigte man 1935 das von J. Elbogen u. a. erstellte Verzeichnis jüdischer Siedlungen in Deutschland, ,Germania Judaica' an, das 1934 noch in Breslau erscheinen konnte. Hans Meyer begleitete das Erscheinen der monumentalen vierbändigen Spinoza-Biographie des Jesuiten von Dunin-Borkowski mit werbendem Zuspruch, bis dann Bernhard Janssen, ausgewiesener Kenner der Scholastiktradition des 16. und 17. Jahrhunderts, das Gesamtwerk 1937 umfassend kommentierte und die Gelegenheit nutzte, um, ohne den leisesten antijüdischen Unterton, seine neuscholastische Position gegenüber Spinoza zu schärfen.474
4. Die Kommentierung der NS-Rassenideologie und Rassenpolitik Das Thema „Rasse" mußte schon deshalb ab 1933 verstärkt zu Stellungnahmen herausfordern, weil von den politisch-administrativen Instanzen wie von nationalsozialistischen Protagonisten unter den Hochschullehrern die Umgestaltung der weltanschaulichen Grundlagen gerade der Geisteswissenschaften nach Maßgabe der NS-Rasselehre gefordert wurde. Angesichts der rassenideologischen Neuausrichtung schulischer Curricula, der Unterrichtsinhalte an den Hochschulen für Lehrerbildung und des Schubs an Praxisrelevanz, den die rasche Integration der Rassenideologie den benachbarten Juristischen und Medizinischen Fakultäten bescherte, mußten die Philosophen reagieren, um ihre „Lebensnähe" und damit ihre akademische Existenzberechtigung unter Beweis zu stellen. Das Thema Rasse mit all seinen Vari-
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Fels 1935, S. 393 (zu Cassirer 1932a, dazu auch sehr positiv der junge Breslauer Theologe Joachim Konrad in der ThLZ 1935); Sawicki 1936 (zu Manheim); ders. 1937b, S. 396 (zu Plessner); Fels 1939, S. 237 (zu Löwith); Fels 1937 (zur Joel-Festschrift); Landgraf 1937 (zu Klibansky); Honecker 1937 (zu Körner); Krampf 1940 (zu Wind). Sawicki 1942a (zu Klatzkin); Ertel 1938, S. 21ff. (zu Simmel); E. Hartmann 1935 (Germania Judaica); E. Hartmann 1934; Meyer 1937 und Jansen 1937 (zu v. Dunin).
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anten (Rassehygiene, Eugenik, „Wesen" des „Volkes", die Stellung der Juden im deutschen Volk, „Deutscher Glaube", „germanische Kontinuität") fand daher allein quantitativ in viel höherem Maß Beachtung als in der Weimarer Zeit, als die Idee einer sozialtechnologischeugenischen Gesellschaftsreform noch nicht zur Leitlinie staatlichen Handelns geworden war. Dieser Berücksichtigung in der Breite entsprach aber kein Gewinn in der Tiefe, d. h. von einer wissenschaftlichen Klärung und der sauberen Trennung deskriptiver und normativ-wertender Elemente im Begriffsfeld von Rasse und Volk konnte weiterhin keine Rede sein. Primär interessant an dieser sich ausweitenden Diskussion ist darum wieder, ob auch hier, wie in Fragen der Hochschul- und Wissenschaftspolitik, ein weltanschaulicher Pluralismus innerhalb der gleichgeschalteten Institutionen weiterlebte. Um das wenig überraschende Resultat kurz vorwegzunehmen: Noch ausgeprägter als bei anderen innenpolitischen Gestaltungsfragen (vgl. Kap. 5.) bildete sich am Thema Rasse und Volk ein so buntes Meinungsspektrum aus, daß aus NS-Sicht die mittels des Rasseparadigmas intendierte Revolutionierung der Wissenschaften geschweige denn die des politischen Bewußtseins als vollständig mißlungen erscheinen lassen mußte. Das lag vor allem an der unzureichend objektivierten, dogmatisch nur notdürftig fixierten Fassung der NS-Rassenideologie. Diese begriffliche Unbestimmtheit konnte besonders in den ersten Jahren nach der Machtübernahme als „partizipationsfördernde Offenheit" gegenüber konservativ-völkischen, autoritär-ständischen oder konfessionell geprägten „politischen Theologien" anziehend und temporär integrierend wirken.475 Doch daneben ist nicht zu unterschätzen, wie stark die idealistische Tradition Widerstände gegen den naturwissenschaftlich-biologisch kontaminierten Begriff der Rasse aktivierte. Denn der in allen Farben schillernde nationalsozialistische Gebrauch von „Rasse" wies trotz angestrengter Abgrenzung gegen „materialistische" Reduktionen eine unbestreitbar biologisch-deterministische Konstante auf: Rasse sei die Gesamtheit „leiblichseelisch-geistiger Eigenschaften von Lebewesen, bes. von Menschen, insofern diese Eigenschaftsgesamtheit das Leben des Einzelwesens in allem Wichtigen gleichbleibend bestimmt und auf die Nachkommen vererbt wird". Ein Volk sei dann eine rassisch einheitliche, zumindest aber von einer vorherrschenden Rasse einheitlich geprägte Menschengemeinschaft, die außer gleichartiger Abstammung eine gemeinsame Geschichte und einheitliche Kultur verbinde. Ein mit geistig-seelischen Komponenten versehener Rassebegriff sollte diesem naturwissenschaftlichen Rasseverständnis zwar komplementär sein und die biologische „Anlage" ließ stets Raum für politisch-pädagogische Gestaltung und „Führung", band sie aber an ein naturwissenschaftlich objektivierbares erbkonstantes Substrat.476 Der so biologisch begründete Primat der Rasse bildete einen konsequenten geschichtsphilosophischen Partikularismus aus, wonach die in ihrem rassischen „Wert" verschiedenen Völker und Kulturen gegeneinander abgegrenzt existieren und vornehmlich im sozialdarwinistisch verstandenen „Lebenskampf aufeinander treffen. Jeder weltanschaulich-religiöse Universalismus des
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Vgl. Lepsius 1994, S. 119. So der unter Aufsicht der PPK komponierte Artikel „Rasse" im philosophischen Wörterterbuch' von Schingnitz/Schondorff, 1943. S. 473. Zur vagen „Anlage" vgl. etwa Baeumler 1942a, S. 84: „Anlagen sind Möglichkeiten, nicht vorgegebene feste Größen. Die Anlage bestimmt lediglich die Richtung der Bildsamkeit." Zu dem, die „offizielle" NS.-Auslegung im Unbestimmbaren lassenden Nebeneinander von naturwissenschaftlichem und geistigem Rassebegriff: Lepsius 1994, S. 77-81.
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„Geistes", der „Kultur" oder der potentiell allen Menschen zugänglichen religiösen „Offenbarung" war damit negiert, was für konfessionell gebundene Philosophen - selbst wenn sie mit dem Nationalsozialismus partiell übereinstimmten -, wie für opportunistische Sympathisanten aus dem deutschnationalen und liberalen Lager, ein unüberwindbares Hindernis aufrichtete, das sie in weltanschaulicher Distanz zum Nationalsozialismus hielt. Das Ideologem vom Höchstwert der das deutsche Volk des 20. Jahrhunderts noch immer prägenden nordischen Rasse schärfte dabei vornehmlich den antichristlichen Charakter dieses Rassenpartikularismus. Hier lag der Keim für alle Diskussionen über das Verhältnis von Germanentum und Christentum, arteigener und artfremder Religion. Im Interesse der rassischen Geschlossenheit mußten Fremde (in der Regel: Juden) und „Gemeinschaftsfremde" (Mischlinge, „lebensunwertes Leben" u. a.) aus dem „Volkskörper" ausgeschieden werden. Dies forderte verstärkt zu typologisierenden Spekulationen über „Wesensunterschiede" zwischen Ariern und Juden heraus, macht aber rückblickend wiederum erkennbar, wo sich ideologische Gräben auftaten, die in der Judenfrage wie in der Erörterung über die physische Vernichtung Geisteskranker von den meisten Philosophen nicht übersprungen wurden. Kritik konfessionell gebundener Philosophen am „ Rassenmaterialismus " Im dezimierten Lager der katholischen Philosophen zeigte man nach 1933 weitgehendes Verständnis für die eugenisch-praktische Komponente des Rasse-Diskurses. Siegfried Behn, der von der Unvermeidlichkeit kommender „Entscheidungskämpfe zwischen Rassen" überzeugt war, propagierte weiterhin staatliche Interventionen, um die Zeugungsfähigkeit von Erbkranken einzuschränken und trat auch für die „Zuchtwahl" unter potentiellen Ehepartnern ein.477 Hans Pfeil glaubte zivilisationskritisch, daß der moderne Individualismus die Menschen aus ihrer Verbundenheit mit „Blut und Boden" reiße und sie damit wesenhaften Zusammenhängen des objektiven Seins und der Werte entfremde. Er sprach sich für eine moderate praktische Umsetzung erbbiologischer Erkenntnisse aus.478 Artur Schneider deutete an, daß der platonische Idealstaat, der nicht allein mittels politischer Erziehung, sondern durch rassenhygienische Eingriffe („Zucht und Auslese") zu errichten sei, mehr als nur eine philosophiehistorische Reminiszenz darstelle.479 Vinzenz Rüfner behauptete, daß die „Rassenmischung" tiefe seelische Störungen auslöse, und Rassenmischlinge folglich die „Störenfriede jeder ganzheitlich-organisch ausgericheteten Gemeinschaft" seien. Wenn Blutsverwandtschaft das Volk zusammenhalte, so dürften im Volk auch keine allzu großen naturhaften Gegensätze geduldet werden, da die rassischen Spannungen, wie sie etwa von der Negereinwanderung in Frankreich aufgebaut werden, den Volksbestand in Frage stellen.480 Entgegenkommen signalisierten auch Hans Meyer und Matthias Meier, die die Familie als Trägerin der „Bluts- und Rassereinheit" und das Volk als „natürliche Erb- und Abstammungsgemeinschaft" bzw. als „Gemeinschaft des Blutes" begriffen, sowie Kurt Leese mit seinem Diktum, daß Erbanlagen eine natürliche Rangordnung (= Wertordnung) unter den Menschen begründeten.481 Gravierende Rassenunterschiede unterstellte Johannes Maria
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Behn 1934, S. 12f. und 36ff. Pfeil 1938 S. 22ff. A. Schneider 1936. Rüther 1937, S. 59 und 65-70. Meyer 1936, S. 128; Meier 1936b; Leese 1935, S. 15.
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Verweyen, wobei er forderte, den volksfremden Einfluß der Juden in Deutschland einzudämmen, ihnen nicht dieselben Rechte zu gewähren, ihnen keine Ämter und schon gar nicht - wie nach 1918 geschehen - ihnen eine „Vorherrschaft im eigenen Volksleben" einzuräumen.482 Lützeler und Siewerth schließlich suchten die weltanschaulichen Affinitäten zwischen Germanen- und Christentum zu betonen, um allerdings gleichzeitig die „Rassenfrage" zu marginalisieren.483 Doch so unverkennbar wie ihre positive Bewertung von Volk und Nation als natürlicher, geschichtlich gewachsener Seins- und Ordnungsbereiche den katholischen und protestantischen Philosophen ihre Zustimmung zu gewissen Aspekten der NS-Rassenideologie und -politik erleichterte, so unübersehbar sind die letztlich doch überwiegenden kritischdistanzierenden Äußerungen.484 Behn wollte die Autonomie einer übernationalen, von keiner „Herrenrasse" abhängigen Wissenschaft nicht preisgeben.485 Pfeil, der stellvertretend für Rosenberg und die NS-Rasselehre den Tübinger Führer der „Deutschen Glaubensbewegung", Jakob Wilhelm Hauer, angriff, stellte in Abrede, daß Rasse und Raum überhaupt jemals Religion oder andere höhere Formen der Kultur erzeugen oder daß Rassenunterschiede etwas über den Wert einzelner Völker aussagen könnten. Die „Spontaneität des geistigen Lebens" wie die „objektive Geltung" von Werten widerlege Hauers Phantasma eines schicksalhaft im „Blut" determinierten „Geistes", der die Rassen in ihren „Blutkreisen" gegeneinander isoliere. In erster Linie die göttliche Offenbarung, die nicht das Werk einer Rasse, vielmehr überhaupt kein Menschenwerk sei, schreite über den völkischen Relativismus der Deutschgläubigen hinweg.486 Rüfner gab 1934 zu bedenken, daß das Bestimmende menschlicher Natur wohl nicht im „Leib" ruhe. 1937 ordnete er die biologische „Vitalschicht" der geistig-seelischen „personalen Schicht" unter. 1944 meinte er schließlich, daß die Geschichte nicht unter ein biologisches Naturgesetz zu zwingen sei, wenn man den Menschen weiterhin als als ihren Träger anerkennen wolle. Obwohl das Völkerschicksal, auch das der aktiven, kulturschöpferischen nordisch-europäischen Völker, vom vitalen Untergrund gespeist werde, sei es keinesfalls biologisch bedingt, sondern folge dem „Geist", der die gesamte Menschheit durchziehe und die „Vielheit geschichtstragender Rassen und Völker" konstituiere.487 Meyer attackierte vordergründig die Lebensphilosophie, wenn er vor der Vereinseitigung und Überbetonung des nur Biologischen warnte, nahm aber mit dem „Darwinismus", der „Rasseethik" und dem „Sozialaristokratismus" Alexander Tilles, auch rassenideologische Wegbereiter des Nationalsozialismus nicht aus, den er unter dem Etikett „Naturalis-
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Verweyen 1933, S. 9. Lützeler vor allem in seinen kunstwissenschaftlichen Arbeiten, so: 1936, S. 107 ff, 195ff.; Siewerth 1934 und 1939. Die offenbar ganz im Bann des wirkungsmächtigen Aufsatzes von E. W. Böckenförde über den deutschen Katholizismus im Jahre 1933 (1961/1988) stehende Untersuchung des Topitsch-Schülers Kalbhen 1969, S. 67-90, häuft zwar Zitate, die Affinitäten zwischen katholischem Naturrecht und NSRassenideologie belegen, kann aber für neuscholastische Rechtfertigung der NS-Rassenlehre nur wenige Zitate aus einem sehr überschaubaren Autorenkreis (Michael Schmaus u. a.) liefern; Gegenstimmen fehlen ganz. Dies verkennt der sich Böckenförde und Kalbhen anschließende Lepsius 1994, S. 298ff, wenn er primär die „Wegbereitung" des NS. durch den Katholizismus betont. Behn 1934, S. 73; vgl. ebd., S. 60ff., zur „Absolutheit der Heiligkeitswerte". So in vielen Variationen Pfeil 1936. Rüfner 1934, S. 78; ders. 1937, S. 41; ders. 1944, S. 337-342 und 345.
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mus" auf eine Ebene mit dem Marxismus und dem individualistisch-demokratischen Utilitarismus stellte.488 Bei allem Respekt vor der völkischen Blutsgemeinschaft sicherte sein Darmstädter Kollege Meier doch den Vorrang der geistgebundenen „Person". 489 Noch weiter ging der Bonner Philosoph Aloys Müller, der 1938 Volk und Rasse zu religiös irrelevanten Größen herabstufte und mitten im Krieg daran erinnerte, wie wenig die Zugehörigkeit zum nordisch-germanischen Kulturkreis die weißen US-Amerikaner davor bewahrt habe, in den Naturalismus und Materialismus ihrer kulturell wertlosen Zivilisation abzusinken. 490 Der im KZ Bergen-Belsen umgekommene Verweyen meinte, seine Anerkennung unaufhebbarer Rassenunterschiede und die Forderung nach Eindämmung des jüdischen Einflusses mit einem Bekenntnis zur theosophischen „Idee der Bruderschaft", die auch den „nichtarischen Menschen" einschließe, genauso verbinden zu können wie mit der Differenzierung zwischen einem Judentum, das als „entarteter Mammonismus" bekämpft werden müsse, und einzelnen Juden bzw. dem jüdischen Volk, das wie jede andere Rasse als Manifestation des Lebens ein Minimum an Respekt verdiene - eine Ansicht, die er mit dem bald nach 1933 in der Bekennenden Kirche aktiven Friedrich Delekat teilte, der gegen die Ausgrenzung der Juden auftrat.491 Leisegang hatte schon vor 1933 einen „scharfen Trennungsstrich" zwischen „deutsch-christlichen und politisch-völkischen Gedanken" gezogen, den er in einer LutherDeutung von 1934 nicht tilgte.492 Leese konfrontierte Hauer und Rosenberg mit den Resultaten anthropologischer, historischer und religionswissenschaftlicher Detailforschung, um nicht nur jede Konstruktion eines „arischen Jesus" oder an Meister Eckhart festgemachte mystisch-pantheistische, „germanische" Umdeutungen und Verengungen des Christentums zurückzuweisen. Er bestritt auch ganz generell, daß soetwas wie das „Wesen der Rasse" wissenschaftlich diskutabel sein könnte. Wenigstens sei die „Rassenseele", so sie denn als unentbehrlicher Träger von Werten anzuerkennen sei, kein letzter Maßstab des Glaubens, da die von historisch-konkreten Situationen unabhängigen, intersubjektiv gültigen „Werte" nicht von einem Kollektivsubjekt erzeugt werden könnten. Leeses letzter Bezugspunkt, die christliche Religion als „Liebesreligion", transzendierte jede ethnische Begrenzung.493 Ebenso kritisierte Hessen den „Anthropomorphismus" von Rosenberg, Hauer und vor allem Ernst Bergmann, den er in die Nähe der bolschewistischen Gottlosenbewegung rückte und den er mit der philosophiehistorischen Skizze einer von Meister Eckhart bis Hegel reichenden Tradition kontrastierte, die die unlösbare Verbindung von Christentum und Deutschtum dokumentieren sollte.494 Schmied-Kowarzik gab 1933 sein ,Glaubensbekenntnis eines freien Pro-
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Meyer 1936, S. 93 und 109-111. Meier 1936b. Müller (1938) und (1944), in: ders. 1967, Bd. 2, S. 242ff. und 71f. Verweyen 1933, S. 9f. und 22. - Delekat 1933, S. 151. Leisegang 1931b, S. 13ff. und ders. 1934. Leese 1934 und ders. 1935, S. 41ff. Hessen 1936, S. 4-12 und 128ff. Aus dem protestantischen Lager griffen dem katholischen Kritiker zahlreiche Rezensenten unter die Arme, vgl. nur die Abfertigung durch den Rostocker praktischen Theologen Wilhelm Knevels 1938 zu Bergmann 1937 sowie aus neukantianischer Sicht die „Autonomie" des Geistes gegen Bergmanns Biologismus verteidigend: Lenore Kühn 1937.
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testanten heraus', das gegen die „Enge des ethnozentrischen Dogmas" polemisierte und eine übernationale „Gemeinschaft des heiligen Geistes" zum Gottesdienst rief.495 Der „Primat des Geistes " und seine liberal-konservativen Verteidiger Jede Rassentheorie, die das „ursprünglich daseinsmäßig Gegebene im Menschen nicht zugleich als ein Geistiges, d. h. als ideelle Anlage deutet und diese Wesensauffassung grundsätzlich festhält, muß ins Naturalistische abgleiten."496 Der von Baeumler als Platoniker verachtete Ottomar Wichmann, der dies 1935 schrieb, gleichzeitig aber das Bildungssystem auf die Erziehung zur „völkischen Weltanschauung" verpflichten wollte, formulierte damit den wesentlichen Vorbehalt, der eine große Koalition von ehemaligen Anhängern sozialdemokratischer, liberaler und konservativ-deutschnationaler Parteien gegen das Hauptdogma der NSDAP einte. Der Vorwurf des „Naturalismus" mußte von NS-Seite zugleich als ein Veto gegen die praktisch-politischen Konsequenzen einer um den „Geist" erleichterten Rassenideologie verstanden werden. Bildungspolitisch drohte eine Entsorgung der gesamten abendländisch-christlichen und humanistisch-idealistischen Tradition. In den Debatten über die Hochschulreform war dieser radikale Schnitt, der die meisten philosophischen Interpreten dieser Traditionen arbeitslos gemacht hätte, von Männern wie Krieck ja auch gefordert worden. Eine Kritik am „Naturalismus" der Rasse war also stets ein die institutionalisierte Deutungshoheit wahrendes Bekenntnis zu Werten und Handlungsnormen, die nur bedingt mit der Weltanschauung und den politischen Zielen der NSDAP übereinstimmten. Diese Abwehr des Rassebegriffs formierte sich vornehmlich als Kritik seiner wissenschaftstheoretischen Grundlagen und fast nie als Einspruch gegen die rassenpolitischen Maßnahmen der Reichsregierung. Mit wissenschaftsimmanenten Einwänden argumentierten viele, aus verschiedenen politischen Lagern stammende Philosophen: Das Parteimitglied Haering, der in Tübingen über lange Jahre einem von völkisch orientierten Naturwissenschaftlern dominierten Gesprächskreis angehört hatte (Ph. Kuhn, E. Lehmann, Waitz, Kretschmer, Hauer, E. Mezger)497, trat seit 1933 immer wieder mit Warnungen hervor, mit dem „Rassenprinzip" nicht in den alten naturphilosophischen Mechanismus und Materialismus zurückzufallen, der gesellschaftspolitisch zum Marxismus geführt habe. Die Philosophie müsse wiederum die „drohende Überschätzung des Biologischen" zurückweisen und dessen politische Ansprüche begrenzen. Das gelte insbesondere im Verhältnis von Volk und Führung, da der Staat kein - wie in manchen biologischen Theorien behauptet - organisches Gebilde sei, sondern „ein solches, bei dem alle naturhaften Faktoren von einem bewußten führenden Geist erst zu ganzheitlichen Zielen und Idealen" verwendet und gelenkt würden.498 Gehlen, dessen Hauptwerk von Krieck 1940 wegen der mangelnden rassischen Fundierung scharf kritisiert worden war, hatte in einer Rezension von Werken pragmatistischer US-Psychologen früh die relative Unabhängigkeit 495
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Schmied-Kowarzik 1933, S. 16 und 38. Vgl ders. 1932, S. 79: Die Pflicht zur Duldsamkeit gelte natürlich auch gegenüber den Juden in Deutschland, die in ihren Vollbürgerrechten nicht zu schmälern seien. Wichmann 1935, S. 139 und 327. Darüber E. Lehmann 1935. Haering 1931; 1935a-c; auch die späte Wortmeldung vom August 1944, .Philosophie als Rassenkunde' (1944b), sprach nur von einer „geistigen" Rassenreinheit, die sich mit dem Grad der „Einheitlichkeit" eines „Welt- und Wertsystems" erhöhe.
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des geistigen Überbaus betont.499 Der vor 1933 zu den völkischen Vorkämpfern unter den akademischen Philosophen gezählte Bauch meldete sich pünktlich nach der Machtergreifung mit mehreren einschlägigen Arbeiten zu Wort und veröffentlichte bis kurz vor seinem Tod über ,Erbanlage, Erziehung und Geschichte'(1941). Aber inhaltlich gelangte er über den wertuniversalistischen Ansatz seiner Weimarer Veröffentlichungen nicht hinaus: Der Charakter eines Volkes sei zwar durch die „natürlichen Erbbedingungen" determiniert, und nichts könne erzieherisch zur Entfaltung gebracht werden, was nicht „in uns angelegt" sei, doch diese „erbbedingte Anlagepotenz" sei aufwerte bezogen, die für Bauch weiterhin eine „überzeitliche, übergeschichtliche Geltung" hatten.500 Ähnlich sprachen Bauchs Schüler Keller und Bommersheim von „Wertewelten", und je nach ihrer Empfänglichkeit für hohe oder niedrige Werte ließ sich eine Rangordnung der Rassen und Völker aufstellen. Auch traten beide wie Bauch dafür ein, Träger „wertwidriger Anlagen" innerhalb eines Volkes von der Fortpflanzung auszuschließen. Trotzdem war gerade Bommersheim eifrig bemüht, die Rassenlehre vom Verdacht des Materialismus freizuhalten. Dabei scheute er nicht die abstruse Konstruktion von „wertbezogenen Naturgesetzen", die kaum verdeckten, daß er wie vor 1933 weiter mit einem idealistischen, von den neuentdeckten rassischen Realitäten ganz unabhängigen „Wertehimmel" operierte.501 Der im Zuge der „Gleichschaltung" nach Kiel berufene Hildebrandt hielt in mehreren Aufsätzen an seiner Befürwortung eugenischer Indikationen fest, mußte sich aber in der wesentlicheren Frage nach seinem Rasseverständnis von NS-Kritikern rügen lassen, daß er Volk nur als Kultur-, nicht als Blutsgemeinschaft verstehe.502 Rothacker, der seinen anfänglichen nationalsozialistischen Enthusiasmus auch in 499
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Gehlen 1939; ders. 1934a, S. 203, gesteht Voegelin Verdienste gerade in der Kritik des „Rassenmaterialismus" zu und beklagt, daß man über Vererbung noch zu wenig wisse. So bleibe die Rasse nur ein Mythos, eine „Idee der Leibgemeinschaft". Vgl. dazu das Nachwort des Hgs. K.-S. Rehberg in Gehlen 1993, Bd. 3, 2, S. 753f., 770f. sowie das von ihm ebd., S. 790-795 erstmals veröffentlichte Fragment „Die Philosophie des Nationalsozialismus" (1933/34); darin Gehlens vorsichtig-aporetische Feststellung: den „Volksgeist" mit der „somatischen (rassischen) Verfassung eines Volkes" „zusammenzudenken", falle schwer - dabei wiederum auf Voegelin verweisend (S. 794f.). - Zur ersten scharfen Auseinandersetzung mit Krieck vgl. ders. 1935b und 1935c. - Mit seiner Fixierung auf die „politische Tat" (1937c, S. 191) mußte auch der Gehlen-Schüler Schelsky erhebliche Zweifel am Erklärungswert der „Rasse" hegen, vgl. die distanzierenden Einlassungen in der Habil.-Schrift 1939/ 1981, S. 21f. Bauch 1935b-d; ders. 1941, bes. S. 60ff.; insbes. 1935d, S. 545, definiert der jeden „materialistischnaturalistischen" Verdacht zurückweisende Bauch Rasse und Blut als „Inbegriffe von geistigen Lebensgesetzlichkeiten". Daß bei „grundsätzlicher Zustimmung zur Rassenpolitik" Bauch nach 1933 doch mit seinem „hartnäckigen Insistieren auf objektiven Werten" einen schweren Stand gehabt habe, arbeitet jetzt heraus: Schlotter 2000, S. 99f. Wie aus einer anderen Zeit wirkt in dieser Hinsicht die ,Ethik' Bauchs, 1935a. Bommersheim 1936a (Rasse nicht nur ein biologischer Begriff), 1936b und 1938a (über der Veranlagung gibt es eine „innere Freiheit"); ähnlich akzentuiert die „heimatphilosophischen Betrachtungen" (ders. 1935; 1937a+b und 1938b, 1941) die den Vorrang des „Ganzheit" schaffenden aktivistischen Geistes sichern wollen; trotz des Titels, ohne inhaltliche Neuerungen: ders., ,Sippe und Schicksal im Volk' (1943). - Keller 1935a und 1935b, 1937, 1941, stark auf den „Wert" der Ehre abstellend, der die Rasse in den Hintergrund treten läßt. Hildebrandt 1934b, S. 3: Rasse sei bloß „Stoff; ähnlich in seiner 1933 veröffentlichten PlatoMonographie, wo er zwar die eingefahrenen Bekenntnisse zur Notwendigkeit eugenischer „Zuchtwahl" in mitunter harten Wendungen (keine „Verwässerung der Rasse", Zuchtwahl stehe höher als das Mitleid „moderner Humanität", 1933b, S. 245f. et passim) bekräftigt, aber den „nationalen No-
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einem rassenideologischen Appendix zu seiner ,Geschichtsphilosophie' kund tat, hätte in einem SD-Rapport nachlesen können, daß er die biologischen Fundamente der Volksgemeinschaft mit seiner „Verfälschung des Rassegedankens" (Rasse sei für Rothacker nur „Ergebnis des Willens und der geistigen Zielsetzung") erschüttere. 503 Anders als Rothacker fand der 1933 nicht minder entflammte Freyer nicht einmal temporär Zugang zum Rassenbegriff, von dem er die wissenschaftlich inakzeptable „Naturalisierung" der Geschichte befürchtete.504 Ebenso lehnten es - bei fast schon ritueller Zustimmung zu eugenischen Eingriffen die sehr um Anschluß an die Partei bemühten Frankfurter Philosophen Burckhardt und Grebe ab, den „Geist" allein an die höchste, die „nordisch-arische Rasse" und ihr rassebedingtes „germanisches Schicksal" zu binden.505 Wenn selbst bekannte NS-Sympathisanten wie Haering oder Bauch ihre Vorbehalte publizierten, dann kann nicht verwundern, daß die Ablehnungsfront unter ihren weniger zustimmungsfreudigen Kollegen noch geschlossener wirkt. Häufiger von der Forschung berücksichtigt wurde vor allem die Kritik Litts, dessen Vorträge und Veröffentlichungen auf NS-Seite regelmäßig mit äußerst gereizten Polemiken quittiert wurden.506 Litt tat sämtliche Versuche, die Geisteswissenschaften „rassisch" zu untermauern, als biologisch-materialistischen Determinismus ab und behauptete dagegen die Autonomie des „seelischen Seins": „In der echten Geschichte wirken Impulse, verwirklichen sich sinnhafte Ordnungen, gestalten sich Schicksale, die über alle biologische Notwendigkeit weit hinausführen, ja die sich die biologischen Unterlagen unterwerfen!"507 Zocher gestand lediglich zu, daß die praktische Haltung zur Wahrheit „in gewissen Grenzen" auch „individuell, national, rassenmäßig" bedingt sei, doch selbst wenn man diesen weltanschaulich-subjektiven Anteil gerade in der
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mos" doch immer wieder dem universalistischen „Welt-Nomos" unterstellt (ebd., S. 82); vgl. kritisch zu Hildebrandt: „Volk und Rasse" 1937, S. 335. Rothacker 1934a, S. 132-145. Dazu RFSS, Chef des Sicherheitshauptamtes, Sonderbericht: Zersetzung der nationalsozialistischen Grundwerte im deutschsprachigen Schrifttum seit 1933 (Juni 1936), Bl. 38. Freyer 1936a, S. 364. - Interessant die Kritik von Rosenbergs „Bücherkunde" an der von Freyer hg. und programmatisch eingeleiteten Zs. „Volksspiegel": Freyer begnüge sich damit, die von der Industriegesellschaft im Volk angerichteten Schäden beheben zu wollen. Demnach wäre die nationalsozialistische „Volkwerdung" bereits mit der politisch-ökonomischen Strukturreform ins Werk gesetzt. Dabei beginne die „Zerstörung der Volksgemeinschaft" keineswegs erst mit der Ablösung der Agrardurch die Industriegesellschaft im 19. Jh.. Denn weiter zurück reiche die „Zerstörung der Rassereinheit". Freyer, der nur den „Einbruch des hochkapitalistischen Systems" korrigieren wolle, habe für tiefergehende Fehlentwicklungen keinen Blick und folglich auch kein Interesse an einer der „wichtigsten Aufgaben der Politik": der „Reinerhaltung der Rasse" (BK 1935, S. 149). Burckhardt 1936a-c (die „Rassenseelenkunde" sei nicht materialistisch mißzuverstehen). Grebe 1937, S. lOOf. (pro Eugenik); ders. 1941a, S. 11: die Erb- und Rasseforschung erfasse nicht den innersten Kern den Menschen, den Raum freier Entscheidung. Gegen diese „bedenkliche" These Grebes vom „erbfreien ,reinen Ich'": Harraß 1941. - Dazu Grebe 1941b. So Karkosch 1936 im NSDStB-Organ „Die Bewegung" und Erxleben in einer NSLB-Zeitschrift (1935); Erxleben 1933 hatte Litts ,Die Stellung der Geisteswissenschaften ...' wegen der Kritik am Rassebegriff schon sehr gereizt kommentiert. Litt 1934a und 1935a, S. 22. Ähnlich ders. 1933a, S. 258ff. und 1938a S. 1 lff. und in der Kurzfassung eines Leipziger Akademievortrags 1938b. Gegen die angeblich Fehldeutung des NS-Rassebegriffs durch Litt: Baeumler 1938a. Zustimmung erntete Litt in den GGA (v. Strauß und Torney 1935), in den StdZ (Jansen 1936) und in der ThLZ (Merkel 1939). Vgl. o. Anm. 15 und 368.
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Philosophie höher als in den positiven Wissenschaften veranschlage, beeinträchtige dies nicht die Möglichkeit einer autonomen Wissenschaft.508 Reiner wandte gegen Leese ein, daß die Bedeutung der Rasse nicht in „Tagesbroschüren" erfaßt werden könne.509 Thyssen begnügte sich mit einem kühl-distanzierten Referat der Rassenlehre Gobineaus.510 Hartmann sprach davon, daß der Geist ungeachtet der „Flucht seiner Träger" (sc. der völkisch-rassischen Substanz) erhalten bleibe.511 Der 1938 entlassene Münchener Sozialdemokrat Wenzl räumte ein, daß es seelische Äußerungen gebe, die rassebedingt seien. Doch mit dem Grad der Rationalität menschlichen Handelns verlören die rassischen Determinanten an Bedeutung. Die Vernunft und das Wertbewußtsein hingen keinesfalls von der Rasse ab, sondern seien allgemein-menschliche Fähigkeiten.512 Müller-Freienfels machte ein großzügigeres Zugeständnis, wenn er meinte, daß neben dem Charakter auch die geistige Struktur „unbezweifelbar" von „ererbten körperlichen Voraussetzungen" abhängig sei. Trotzdem konterkarierte er diese Einlassung wieder mit der skeptischen Bemerkung, daß Völker nur zum Teil durch die Rasse geeint würden, da „soziologisch-kulturelle Verhältnisse" dafür eher von Bedeutung seien. Überhaupt sei Rasse mehr „theoretisches Denkmittel", selten „konkret isolierbare Wirklichkeit".513 Horneffer unterschied zwar Kulturrassen und minderwertige Rassen, wollte aber am „absoluten Geist" und der einen übernationalen „Wahrheit" festhalten.514 In der Zeit, in der sich sein Gießener Kollege Messer nach der Machtergreifung noch öffentlich äußerte, stand er Horneffers Position nahe. Wobei Messer schon 1932, in seiner ausführlichen kritischen Würdigung über ,Adolf Hitler als Erzieher' schwankte, ob die Höherentwicklung eines Volkes nicht von der Rassenmischung oder, wie Hitler behauptete, von der Rassenreinheit abhänge.515 Im Sommer 1933 meinte er immerhin, daß die „Rassenseele" wohl den „Wertgehalt" einer Person bestimme, ging aber nicht so weit zuzugestehen, Wissenschaft könne einer solchen „außerwissenschaftlichen Macht" unterworfen werden.516 Bald darauf erkannte Messer die „rassische Eigenart" von „Wertschätzungen" an, wollte aber noch der Wissenschaft das letzte Wort geben, um zu untersuchen, „welche Verschiedenartigkeiten des Ethos und damit des ganzen Systems angeborener Wertschätzungen sich 508 Zocher 1936b, S. 440. 509 Reiner 1938, S. 231; der Einwand ist wohl als Reserve gegüber der Verwendung des wissenschaftlich ungeklärten Rassebegriffs zu verstehen, nicht als Zurückweisung der Anti -Rosenberg-Kritik Leeses. 510 Thyssen 1936, S. 97f. 511 N. Hartmann 1938, S. 36f. 512 Wenzl 1939, S. 105f.; die Kunst, als irrationale schöpferische Gestaltung sei noch am ehesten volksoder rassebedingt, nicht aber Wissenschaft. Ders. 1934, S. 108ff.: Auch die Rangordnung von höheren und niederen Kulturvölkern spräche nicht für eine rassisch fixierte Begabungsskala, auf der etwa die Japaner oder die Neger für immer ganz unten stünden. Denn selbst die Neger hätten es verstanden, sich die wissenschaftlich-technischen Errungenschaften der weißen Rasse anzueignen. Dort auch S. 127: Die völkische Eigenart der Ausprägung einer Kultur trete dort an schärfsten hervor, wo die seelischen Bezirke am tiefsten biologisch verankert seien. Daß Wenzl 1936, S. 340ff, den „geistfeindlichen Negativismus" eines Klages kritisierte, aber die NS-Rassenideologie meinte, ist mehr als nur zu vermuten. 513 Müller-Freienfels 1936, S. 68. 514 Horneffer 1933, S. 12. 515 Messer 1932e, S. 82 und 101 („Wissenschaftlich ist die Frage von .Reinheit' oder ,Blutmischung' noch sehr umstritten.") - v. Aster 1933, S. IOff, 20ff., blieb bei seiner kompromißlosen Ablehnung der Rassenideologie, trat aber für eine „vernünftige Eugenik" ein (ebd., S. 22). 516 Ders. 1933a, S. 184.
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in den einzelnen Rassen darstellt".517 Mit sichtlicher Erleichterung zitierte Messer dann Rosenberg, der sich gegen eine „naturalistisch-materialistische" Deutung von Rasse ausgesprochen und damit den „Freiheitsgedanken" gerettet habe.518 Semantisch unverfänglicher schien die kritische Verwendung des Volksbegriffs, weil hier nicht wie bei „Rasse" automatisch eine Konfrontation mit NS-Ideologen zu erwarten war. Ex negativo bot die Thematisierung von „Volk" Spielraum, um die wissenschaftliche und politische Relevanz des Rassebegriffs zu bezweifeln. Für Freyer und für den stärker mit der Rasse argumentierenden Ipsen war Volk ein politisches, kein biologisch-anthropologisches Faktum und ein „Gegenspieler" zur Industriegesellschaft, „Volkwerdung" mithin keine Frage rassischer Regeneration, sondern politisch-ökonomischer Restrukturierung.519 Für Gehlen konstituierte sich ein Volk erst, wenn es gelang, aus vererblichen Grundfunktionen der Rasse eine konstante Lebens- und Herrschaftsordnung zu formen, die sich im Daseinskampf bewährte. Also sollten nicht Rassewerte oder der Bestand der nordischen Rasse gesichert werden, sondern Gehlen deklarierte die Selbstbehauptung als Selbstzweck, der bei einem hohen Grad innerer Vergemeinschaft, bei Kongruenz des „Interessensgefüges der einzelnen mit den Werten, die in der Gemeinschaft gelten", auch zu erreichen sei.520 Das Volk behielt als eine auf universelle Werte verpflichtete Gesinnungsgemeinschaft seinen weltanschaulichen Stellenwert. Dessoir ließ zu Baeumlers Ärger 1936 drucken, daß es „der Geist" nicht dulde, „irgend einer Macht unterworfen zu werden", „Wahrheit" folglich nicht an „Rasse und Volkstum" gebunden sei. Nohl sprach dabei lieber von „Gemeinschaft" als von Volk, das bei ihm anders als die Familie nicht einmal „biologisch" determiniert zu sein scheint. Aber selbst die Gemeinschaft der Familie werde erst durch den „Geist" vermittelt, erst recht die größeren sozialen Verbände sowie der durch Kunst, Wissenschaft und Religion gestifteten „idealen" oder „Wertgemeinschaften", auf die sich offenbar Völker
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Ders. 1934a, S. 3f. Ders., S. 5; die NS-Pädagogen, denen Messer Anfang 1934 die Schriftleitung seiner Zs. „Die Schule" (nunmehr unter dem Titel: „Die Schule im ns. Staat") überlassen mußte, merkten dazu an, daß man nicht in allen Punkten mit Messer einverstanden sei. - Zugeständnisse an die Rasseideologie enthält auch Messers Aufsatz über Erich Jaensch, Messer 1934b. So Freyer schon deutlich 1931, S. 44ff, über das Volk als „Gegenspieler des industriellen Systems"; ders. 1933a, S. 18-22; ders. 1934a, 1937a, S. 18f. („Volkskörper" vs. Klassengesellschaft"); ders. 1937b, S. 9 (im deutschen „Landvolk" sei die „Substanz" von der modernen Zivilisation nicht „zersetzt und ausgewaschen" worden); ders. 1938, S. 25 (das Volkstum hier historisch-kulturell definiert). Weder „rassistisch" noch antijüdisch sei Freyers Volksbegriff: Üner 1987, S. 152-155, und Sieferle 1995, S. 191 f. - Für Ipsen einschlägig seine Broschüren über das ,Landvolk' und die „Erbhof'Gesetzgebung (1933a und 1933b) sowie die Handbuchartikel über Bevölkerungslehre (1934b, bes. S. 453ff. und 450, 462 zum Problem des Geburtenrückgangs) und Industriesystem (1938b, mit stark antijüdischem Akzent). - Insoweit „Innere Kolonisation" gerade in den bevölkerungsärmeren deutschen Ostgebieten sich als Ausweg aus der „Verstädterung" und damit als Entschärfung der sozialen Frage („Entproletarisierung") anbot, ergaben sich Übereinstimmungen mit Liberalen wie Messer (1931f, über ,Schule und innere Kolonisation') und dem in der ostpolitischen Volkshochschulbildung bis 1933 sehr regen Herman Nohl (1933, bes. S. 1-17) Prägnant, außer in der „großen" Anthropologie von 1940 vor allem in Gehlens Beitrag zu Baeumlers IZE 1941a, S. lOf. - Tendenziell so auch der sich über den Volksbegriff fast ganz ausschweigende Baumgarten 1971, S. 97ff., wobei allerdings zu bedenken ist, daß diese Königsberger Vorlesungen vom Hg. nur gekürzt veröffentlicht wurden.
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hin entgrenzen können.521 Noch klarer formulierte dies in mehreren, große Vertrautheit mit den soziologisch-ethnologischen und völkerrechtlichen Problemen des Volksbegriffs verratenden Schriften der Rigaer Philosoph Kurt Stavenhagen.522 Er schied gleich zu Beginn seiner Untersuchung über das ,Wesen der Nation' (1934) die Rasse (aber auch: die Sprache, die rechtliche Zugehörigkeit) als untauglich zur Bestimmung der Eigenart eines Volkes aus. Volk war für ihn eine „geistig-seelische Totalgemeinschaft", deren Glieder durch ihr „intentionales Bezogensein" auf traditionell vermittelte Werte verbunden seien. Die „Kulturgemeinschaft", konzentriert in der scientific Community der europäischen Wissenschaftler, oder, an anderer Stelle skizziert, in der an abendländischen Kulturwerten partizipierenden paneuropäischen „Oberschicht", blieb darum für Stavenhagen stets die Idealform von „Volk", die ihn, wie der Rezensent Ernst Rudolf Huber vermerkte, in stärksten Gegensatz zu dem „das nationalsozialistische Reich konstituierenden Bewußtsein" brachte.523 Daß dieser von dem Baltendeutschen Stavenhagen so scharf konturierte, ganz der liberalen, humanitärkosmopolitischen, Volk mit Kulturvolk identifizierenden Tradition verhaftete Volksbegriff auch bei dem Großteil der reichsdeutschen Kollegen vorherrschte, mag erklären, warum sie sich mit der „Rasse" so schwer taten.524 Im „Irrgarten der Rassenlogik"525 - Definitionsversuche zu einer nationalsozialistischen Philosophie der Rasse So viele Aspiranten auf den Titel des autorisierten Philosophen der „Bewegung" - so viele Ansätze, Rasse zu definieren. Obwohl der antijüdisch gewendete Rassebegriff neben dem 521
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Dessoir 1936, S. 46-50; als besondere Provokation dürften NS-Leser wie Baeumler empfunden haben, daß Dessoir die H. St. Chamberlain vorgeworfene „biologische Relativierung" der „selbstgesetzlichen" Vernunft auf eine Stufe stellt mit der „soziologischen Wahrheitsrelativierung" eines Karl Marx!-Nohl 1939, S. 184-188. Es fällt auf, daß Stavenhagen zwischen 1930 und 1939 ein halbes Dutzend Bücher und eine große Zahl von Aufsätzen und Artikeln mit politisch-soziologischen Bezügen schrieb, daß diese Produktion jedoch versiegte, als er von Riga auf den Königsberger bzw. dann auf den Posener philosophischen Lehrstuhl wechselte. Stavenhagen 1934, S. 8, 12, 30, 48ff, 134f.; vorbereitend die phänomenologische Studie über das Achtungsgefühl, Stavenhagen 1931; zu der von ihm ausgerechnet gegen die geharnischte Kritik des Volkskundlers Harmjanz verteidigten Zwei-Schichten-Theorie: ders. 1936, passim, bes. S. 95; ders. 1939, S. 42ff., S. 107ff., über Heimat als „Gefüge persönlicher Einungen" und „Ort der Eingliederung in das Schöpfungsganze", wo kein Raum ist für Rasse und rassisch determiniertes Volk. - Dezidiert gegen diese „liberalistische" Theorie der Kulturnation und die Entsubstanzialisierung des Volksbegriffs: Huber 1936. Zustimmend dagegen zur Ausscheidung der Rasse aus der Wesensbestimmung von Volk und Nation: Leibholz 1935. Ähnlich positiv auch die Beurteilung von katholischer Seite: Schuster 1936 und Delp 1940. Wie bei Stavenhagen, so liefen auch Mallys Ausführungen (in Freyers „Volksspiegel"!, s. o. Anm. 504) auf eine für Nationalsozialisten unrträgliche „Volkszerreißung" hinaus, wenn dort eine kulturtragende und fuhrende Oberschicht von einer dienenden Unterschicht getrennt wurde (Mally 1935, S. 75f.) Ein Ausdruck W. Stapels, mit dem Essner 1994 ihre Übersicht über den Rassediskurs zwischen 1919 und 1935 betitelt. Daß auch seine Architekten schwerlich mit einem roten Faden aus ihrem eigenen „Irrgarten" herausgefunden hätten, belegt die Studie von Barsch 1998, die vor allem anhand der Texte Rosenbergs noch einmal klar demonstriert, wie wenig dieser NS-„Meisterideologe" Rasse als „biologische, naturwissenschaftliche oder empirische Konzeption" (ebd., S. 202) verstand. So auch Kroll 1998, S. 106: Rasse habe sich nicht nur bei Rosenberg jeder „konkreten Bestimmung" entzogen.
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Die Kommentierung der NS-Rassenideologie und Rassenpolitik
Führergrundsatz sicher zum „materiellen ,Kernbereich'" der NS-Weltanschauung zu zählen ist, gab es dafür weder eine „offizielle" Definition, eine Klärung des Verhältnisses zwischen naturwissenschaftlichem und geistig-„rassenseelischem" Verständnis, und nicht einmal definitorische Eindeutigkeit bei der Bestimmung des „Juden". Noch 1942 klagte der Völkerrechtler Heinrich Rogge in seinem kompendiösen Versuch, den „Begriff des Völkischen" zu bestimmen, nicht nur über dessen „verwirrende Vieldeutigkeit", sondern weiterhin über „das Vieldeutig-Synthetische" des Rassebegriffs.526 Das unvermittelte Nebeneinander von biologischer und „geistiger" Rasse nährte bei nicht wenigen der selbsternannten Vordenker der „Bewegung" - neben der antijüdischen, zumeist auch anti-christlichen Grundhaltung und der Bereitschaft, die praktische Umsetzung rassenhygienisch-eugenischer Forderungen gutzuheißen - die Sorge, für „Materialisten" gehalten zu werden. Ein Vertreter der „Rassenseelenkunde", der Theologe Hermann Mandel, der seit 1936 in Kiel die Philosophie zu unterstützen gedachte527, scheute dabei nicht die Nähe des parteioffiziös geächteten „Holismus" eines Meyer-Abich, um eine „mittlere Anschauung" der Rasse zu rechtfertigen, wonach sie wie alles materielle von einem „metaphysischen Innengrunde", einem unfaßbaren „AllSeelentum", einem „Weltprinzip der gestaltenden Einheit und Ganzheit" geformt werde. 528 Der deutschgläubige Monist Bergmann, der viel radikaler als Gehlen den Unterschied zwischen Tier und Mensch einebnete und die entwicklungsgeschichtlich-ethologischen Hypothesen von Konrad Lorenz grob antizipierte, der das „biologische Zeitalter" ausrief, den „absoluten Geist" für eine Phantasmagorie erklärte und jede „Weltsinndeutung" streng einer bestimmten Rasse zuordnete - dieser von Rom indizierte laute Propagandist einer „arteigenen Philosophie" unterstellte der Rasse „göttliche Kräfte" und legte Wert darauf, nicht als Materialist oder Atheist sondern als Metaphysiker zu gelten. 529 Hermann Schwarz, lebenslang ein Kämpfer gegen jede Variante des weltanschaulichen Materialismus, nannte die der Rasse immanente Kraft in neo-mystischen Deutungen arteigenen Glaubens „das Ungegebene".530 Krieck, Verfasser einer ehrgeizigen ,Völkisch-politischen Anthropologie' (1936-38) und bis 1938 Mitglied im „germanischen Orden" der SS, betonte zwar die Bedeutung rassischer Konstanz, die Gefahr des Rassenverfalls, die Notwendigkeit der Rassesteigerung (durch Züchtung und Auslese), den Höchstwert der germanischen Rasse, die das Rückgrat der deutschen Volksgemeinschaft und ihres Staates sei und an deren Wertordnung (Ehre, Treue, Kameradschaftlichkeit, Wehrhaftigkeit, soziale Gerechtigkeit) Erziehung und Züchtung ausgerichtet werden müßten. Doch andererseits verschwamm ihm Rasse zu einem Ide526 527
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Zum „Kerngehalt": Lepsius 1994, S. 1 lOf. - Rogge 1942, S. 278, 280. Zu den Auseinandersetzungen, die Mandels Wechsel von der Theol. in die Phil. Fak. nach sich zogen: LAS Abt. 47, Nr. 1598; ebd., Nr. 1851, Antrag Mandel auf Etatisierung seiners Seminars für Rassenkundliche Geistesgeschichte v. 22. 6. 1937. Vgl. auch Alwast 1988, S. 21 Off. Mandel 1936. Bergmann 1933c, S. 199ff, geht es in seinen Imperativen zur „Deutschethik" immer noch um einen Beitrag zur „Emporentwicklung der Menschheit". Einzuräumen ist, daß sein Rasseverständnis sehr stark biologisch und damit damit aufgeschlossen gegenüber einer sozialhygienisch-eugenischen Umgestaltung des Volkskörpers ist, was Bahn 1994, S. 240ff. etwas zurücktreten läßt. Neuwinger 1938, S. 61ff. weist auf die „Erkenntnisbiologie", die für Bahn, S. 238, Konrad Lorenz einiges vorwegnehme. H. Schwarz 1934 und seine Kommentierung der Rosenbergschen „Rassenseele", 1937, S. 76ff. In diesem Duktus ging es in einer Unzahl von Aufsätzen für völkische Blätter wie „Sigrune" bis zum Sommer 1944 weiter (s. Bibl.).
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al, das auch zu gelten habe, wenn es naturwissenschaftlich-theoretisch nicht exakt erfaßt werden könne: Stehe die Seele doch nicht allein unter dem Naturgesetz, sondern unter dem „Gesetz des ewigen Gottes". So löste sich Krieck aus dem Rasse-Determinismus, um Raum zu gewinnen für die „politische Tat", die „Sinngebung im Angesicht Gottes", die weit über das Rassische hinausgehe.531 Scheinbar strenger naturwissenschaftlich argumentierte Weinhandl: So kanzelte er den Rassepsychologen Pfahler ab, weil er Rasse als „Einheit des gleichen Blutes" durch einen vagen „geschichtlich-kulturellen" Zusammenhalt ersetze und so sogar den „Assimilationsanspruch fremder Rassen" anerkenne. Doch zugleich war er ängstlich bedacht auf die „Freiheit" der Seele gegenüber dem „Leib" und die Wahrung der „Unergründlichkeit" des „schöpferischen Lebens", das für den um die zureichende Wertevermittlung im Religionsunterricht werbenden Weinhandl eine gestaltstiftende, immaterielle „göttliche" Kraft blieb. Der neo-idealistische Glaube daran, daß allein eine an „Werten" orientierte Existenz sinnerfüllt zu nennen ist, schuf sich bei Weinhandl die dazu passende, die nordische Rasse, die er mit allen einschlägig positiven Komponenten (dynamisch-aktivistisch, heroisch, tiefsinnig, naturliebend, gemeinschaftsbezogen) ausstattete.532 Ein antichristliches und ein zivilisationskritisches Element bestimmten das nicht minder idealistische Bild, das Oskar Becker, der Freund des Rassenseelenforschers L. F. Clauß, von der germanischen Rasse entwarf und das er nicht von ungefähr als ,Nordische Metaphysik' anpries. Der lange vor 1933 aus der Kirche ausgetretene Becker nannte die Christianisierung ein „Einströmen artfremden Blutes" und eine Ausbreitung „vorderasiatischen Giftes", die auf dem Boden einer „neuheidnischen Glaubenslehre", der nordischen Metaphysik des Schicksals, revidiert werden müsse. Heyses ,Idee und Existenz', die, so Beckers unzutreffende These, Heideggers existenzphilosophisches Nichts durch Volk und Rasse ersetze, vermittle damit endlich jene „ursprüngliche Geborgenheit" die der offenbar von „Angst" und „Sorge" des modernen Menschen geschüttelte Becker so dringend bedurfte. 533 Der Münchener Philosoph Kurt Schilling, vom SS-Ahnenerbe 1939 ausersehen, eine Forschungsgemeinschaft junger Philosophen zu leiten, klagte indes (mit Recht) über den gänzlich unklaren Rassebegriff Heyses und glaubte, hierzu selbst einen fruchtbaren Beitrag geleistet zu haben. Tatsächlich kolportierte er jedoch nur die konventionelle Warnung vor der
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Komprimiert in: Krieck 1934g; ausführlich dann im 1. Bd. der ,Anthropologie'. Seine Habilitanden Böhm (1938b), Classen (1936), Kunz (1942) und Eckard (1943b) sind Krieck in seinen Ansichten über Rasse nahezu sklavisch gefolgt. Weinhandl 1936b, S. 325; ders. 1936c, S. 208f; ders. 1935, S. 122-124. Vgl. dazu den im November 1932 auf der Jahrestagung des Vereins akademisch gebildeter Religionslehrer und -lehrerinnen der Provinz Schleswig-Holstein gehaltenen Vortrag (,Vermittlung religiöser Werte'), dessen Abdruck er noch im März 1933 für opportun hielt (1933c). Zum Lob der nordischen Rasse: Weinhandl 1939c. Becker 1938, S. 90f.; ders. 1936, S. 474f. gegen B. Bavink: Es gebe keine Wahrheiten schlechthin; ders. 1937, S. 106, zustimmend zu H. F. K. Günther und seinen Vorschlägen zur Rasseneugenik. 1942, S. 19ff., lobte Becker Nietzsche für seine konsequente anti-christliche Einstellung, bedauerte aber, daß sein Aristokratismus die „Volkszerreißung" in Kauf nehme und er die Assimilation mindestens der westeuropäischen Juden in eine neu zu züchtende „Mischrasse" für möglich gehalten habe; leicht gekürzt nochmals für das breite Publikum des Besatzungsblattes „Brüsseler Zeitung": Becker 1943.
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Die Kommentierung der NS-Rassenideologie und Rassenpolitik
Blutmischung, die die Einheitlichkeit der Rasse und ihre Reaktionsweisen zersetze und endlich in Dekadenz und politischem Niedergang ende.534 Obwohl Erich Jaensch zu den unermüdlichen Kritikern des nach 1933 weiterbestehenden „Weltanschauungsmonopols des Geistesidealismus" zählte, zollte er ihm gleichwohl auffälligen Tribut. Das „menschliche Gesamtsein", das bei ihm den „Primat des Bewußtseins" ablöste, wollte er doch als Gesamtsein der Rasse nicht allzu fest an „naturwissenschaftliche Lehrinhalte" ketten.535 Der über „Blutwelt" spekulierende Grunsky verwahrte sich explizit dagegen, als Rassematerialist eingeordnet zu werden, da die „Blutwelt" letztlich von einem „geistigen Gesetz" zusammengehalten werde, das das „Artgesetz der Rasse" sei, das ihre Anlagen festlege, das die Gemeinschaft präge und forme.536 Schulze-Soelde begrüßte die „Neuentdeckung der biologischen Grundlagen unserer Existenz" und sprach vom Volk als „Naturgewächs", einem organischen Gebilde, das nach Ganzheit strebe. In diesem Naturgewächs sah er aber eine „Schöpferkraft des göttlichen Geistes" wirken, eine Volksseele oder einen Volksgeist, und statt auf das exakte Wissen der Rassentheorie solle man für die Wiederherstellung der Rasse vielleicht eher auf den „Glauben an die Rasse" vertrauen. 537 Noack sprach noch deutlicher aus, daß der nationalsozialistische Rassebegriff nur anti-materialistisch verstanden werden dürfe, als Symbol oder „Idee des Blutes", die eine neue weltanschauliche Einheitlichkeit und Gemeinsamkeit stifte. 538 Die Substanz, in der das Subjekt nicht verloren gehen sollte - so begriff Baeumler „Rasse". Auch für seinen „philosophischen Rassebegriff' war hier eine Reduktion auf das Biologische ausgeschlossen. 539 Rasse sei, dies eine zweite Negation, nicht Substanz oder Totalität, die alles schon fertig enthalte. Stattdessen hieß es: „Wir müssen den Begriff eines Wesens annehmen, das nicht Quelle ist von allem, was später erscheint."540 Rasse solle etwas anderes sein als das „alte Allgemeine'".541 Das „Wesen", so definierte Baeumler, das seien „elementare Verhaltungsweisen, Aktionen und Reaktionen von einem bestimmten Rhythmus und Charakter, unbewußte Antriebe und Instinkte (womit wir selbstverständlich nichts Tierisches sondern etwas spezifisch Menschliches bezeichen wollen)". Kurz: „Rasse nennen wir ein im Wechsel der Generationen sich erhaltendes System solcher elementarer Verhaltungsweisen."542 Diese rassischen Anlagen bilden die materielle, naturwissenschaftlich objektivierbare Ebene in Baeumlers 534
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Selbst der Ansatz einer systematischen Behandlung des Rassebegriffs fehlt bei Schilling; stattdessen finden sich in vielen Werken nur kurz eingestreute Bemerkungen: Schilling 1935, S. 148f., 204ff.; ders. 1939, S. 44, 68, 96f. (dort auch das übliche Plädoyer, den „blutsmäßige Zusammenhalt" auch gesetzgeberisch - eugenisch - zu stützen und alle den Volkskörper „belastenden" Existenzen an der Fortpflanzung zu hindern); ders. 1942, S. 54ff. (rassenideologische Umdeutung des kategorischen Imperativs, der nunmehr gebiete, sich in das von Erbe und Schicksal geformte Volk bedingungslos einzugliedern); ders. 1943, passim (zu dieser aus NS-Sicht unzulänglichen philosophiehistorischen Berücksichtigung der Rasse: Del-Negro 1943). Jaensch 1933b; 1934b; 1934f; 1935a; 1936a+b. Instruktiv zu Jaensch und seinem unbekümmert bis ignorant anmutenden Umgang mit dem naturwissenschaftlichen Rassebegriff: Pinn 1987, S. 227f. Grunsky 1936. Schulze-Soelde 1934, S. 9-16; ders. 1937, S. 55. Noack 1936, S. 212ff. und ders. 1938. Baeumler, ,Das Bild des Menschen in der Schule' (1940), in: ders., 1942a, S. 62. Ders., NL, Ms. ,Geschichtsphilosophie' (Vorlesung 1939), Bl. 30. Ebd.,Bl. 36. Ders. 1942a, S. 65 f.; ähnlich ebd., S. 84f. (,Rasse als Grundbegriff der Erziehungswissenschaft').
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Vorstellung. Sie bleiben für ihn als „Spielraum gewisser Möglichkeiten" im zeitlichen Wechsel konstant. Aber erst historisch, „in sich jeweils erneuernder Auseinandersetzung mit der Umwelt", gewinnen sie bestimmte Gestalt. Von der hier zu assoziierenden Milieutheorie grenzte Baeumler sich ab, da die Anlage, für die er „Kraft", „Lebenskraft" oder „Rasse" synonym gebrauchte, trotz ihrer Unbestimmtheit als aktive, formende Macht, „aktive Innerlichkeit", aufzufassen sei. Was der Rasse mit dieser Festlegung also wieder implantiert wurde, war das „Geistige" in der „Kraft", das Baeumler im eigentlich kontradiktorischen Begriff der „Rassenseele" verklammerte. 543 Bei höchster Variationsbreite der Anlagen, die Raum für individuelle Differenzierungen und die Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit der Rassesubjekte boten, bestand eine ursprüngliche Verbundenheit im „Allgemeinen" rassischer „Substanz". Ungenauer ließ sich das kaum ausdrücken, so daß diese ambitionierten Definitionsübungen dokumentieren, wie sehr „Rasse" ein Konstrukt blieb, über dessen Ingerenzien sich schon die Naturwissenschaftler unter den Rasse-Protagonisten nicht einig werden konnten, was nicht wenig zu der Hilf- und Ratlosigkeit ihrer geisteswissenschaftlichen Kollegen beitrug.544 Deutsche Philosophie und Judenfrage zwischen 1933 und 1939 Seine politische Relevanz entfaltete der diffuse Rassebegriff erst in der Neubestimmung des Verhältnisses zu Juden und Judentum. Ab 1933 wird „Rasse" damit zu einem wichtigen Indikator wechselseitiger Durchdringung von Philosophie und Politik. In den ersten Jahren nach der Machtergreifung blieben einschlägige Stellungnahmen zwar zunächst ohne Stringenz. Öffentlich überwogen punktuelle polemische Äußerungen. Ebenso gab es nur vereinzelte, auf einen sehr kleinen Kreis beschränkte persönliche Polemiken und Denunziationen, die tatsächliche oder vermeintliche Kontakte zu Juden gegen Kollegen „belastend" ins Spiel brachten (z. B. Jaensch/Krieck gegen Heidegger, Heidegger gegen Baumgarten, Ipsen gegen Hofstätter) oder die sich intern direkt gegen jüdische Kollegen richteten (Baeumler gegen Dessoir).545 543
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Ders., NL (1939), Bl. 30-40, 54-59, 80-109; hier Baeumlers angestrengtester Versuch, in immer neuen Anläufen den Rassebegriff exakt zu definieren. Über das mixtum compositum der auch von Rosenberg favorisierten „Rassenseele" mit allen darin enthaltenen Unklarheiten führte das selbstredend nicht hinaus (s. o. Anm. 525). - Ders. 1943b, S. 54. Vgl. Essner 1994 und Lösch 199^, S. 158f., der an dieser zentralen Stelle seiner Argumentation allerdings nicht schlüssig nachweisen kann, daß Rasse wirklich nur „ein Kunstprodukt der anthropologischen Wissenschaft" ist. Lösch zeigt allerdings sehr detailiert auf, in welche Schwierigkeiten der Anthropologe Eugen Fischer, der berühmteste akademische Exponent damaliger rassenideologisch fundierter „Biopolitik" nach 1933 geriet, weil er z. B. die Superiorität der nordischen Rasse nicht anerkennen, und vom Parteidogma der absoluten Minderwertigkeit der jüdischen Rasse nichts wissen wollte (ebd., S. 243ff.). Sehr beachtlich die Briefe des Deutschnationalen Dietrich Mahnke, den es „traurig" stimmte, daß die „neuen Machthaber" sich zugunsten des „Volkes" von der „Menschheit" und den „objektiven Idealen" verabschiedeten, und der nicht glauben wollte, daß man sich als Konsequenz daraus von den „Geisteswerten" trennen werde, die Jüdische Genialität" geschaffen habe, noch viel weniger, daß um der politischen Einheit willen die vorhandene „Mannigfaltigkeit des Blutes und der geistigen Anlagen" aufgehoben werden könne. Was sich an antijüdischen Maßnahmen seit Frühjahr 1933 zeige, sei wohl nur „eine augenblickliche Uebertreibung", die durch den „unberechtigt starken öffentlichen Einfluss allzu betriebsamer jüdischer Mitbürger" erklärlich sei (Brw. Husserl 1994, Bd. III, S. 487^491 und S. 504-511; Mahnke an Husserl v. 15. 2. und 4. 9. 1933).
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Soweit etwa bis 1937 vorherrschende Einzeläußerungen einen Tenor erkennen lassen, ist es die Zurückweisung der Assimilation, des Willens zur Anpassung, den man Wissenschaftlern jüdischer Herkunft unterstellte. In diesem Willen glaubte man häufig weitergehende politische Absichten zu entdecken, so daß die Assimilation nur eine Etappe auf dem Weg zu radikaleren Egalisierungen bis hin zur Auflösung der Völker und Staaten zugunsten einer mindestens ökonomisch gesicherten jüdischen Weltherrschaft zu bilden schien. Der Ton war schärfer, verletzender als vor 1933, und bis dahin geäußerte positive Wertungen oder sogar Ansichten zur Zulässigkeit deutsch-jüdischer Rassenmischung (Hildebrandt), auch die Reduzierung auf bloße Glaubensunterschiede zwischen Juden und Christen (H. Schwarz), verschwanden natürlich aus der Diskussion. Aber den Ängsten, Verdächtigungen und eingefahrenen Argumentationsschemata der 20er Jahre blieb man in diesen Anfangsjahren treu. Erklärten Nationalsozialisten wie Schulze-Soelde fiel über Jahre hinweg nicht mehr zum Thema ein als die Bemerkung, daß das Judentum die Milieutheorie mißbraucht habe um die Angleichung an das deutsche Volk zu vollziehen, während Ehrenstein auf seiner Danziger Schopenhauer-Rede 1938 recht gekünstelt „die Heterogenität der jüdischen Seele zur Seele des Ariers" betonte, eine „Fremdheit der Rasse", die der gefeierte Denker „beim Lesen jüdischer Autoren" mit geradezu „sinnlicher Intensität" erfahren habe.546 Weinhandls Kieler „Feuerrede" vom 10. Mai 1933 erwähnte den Jüdischen Geist" bezeichnenderweise an nur einer Stelle: als Geist des Alten Testaments, um ihn von der „ganz und gar unjüdischen Botschaft des Evangeliums" abzuheben, die in Meister Eckhart, Luther, Bismarck und im Bekenntnis zum „positiven Christentum" in Punkt 24 des Parteiprogramms der NSDAP fortwirke. 547 Für Weinhandl, der 1944 ja wegen seiner Weigerung aus der Ev. Kirche auszutreten, bei Rosenberg in Ungnade fiel (s. o.), bildete dieses „christlich-germanische Fundament" seines Nationalsozialismus zwar ein starkes antijudaisches Motiv im Kampf gegen sämtliche Varianten des „undeutschen Geistes". Es trat aber in den meisten seiner antijüdischen Attacken hinter dem tiefsitzenden Horror vor Wertrelativismus, Materialismus und Kollektivismus zurück. Jenen jüdischen Philosophen, die Weinhandl für deren Schrittmacher hielt, galten - bis zum Kriegsausbruch, der eine politische, antibolschewistische Aktualisierung bewirkte (s. u., Kap. 5) - gelegentliche Seitenhiebe, wenn er über Cohen und andere „ungebetene Interpreten" des Idealismus herzog, die deutsche Philosophen zu „Kronzeugen für eine internationale, übervölkische, neutrale und sehr exakt scheinende Wissenschaftlichkeit" ernannt hätten. Auch die Jüdische Phänomenologie" Husserls (Judaisierter Aristotelismus"), der „Einfluß der beiden Lasson" in der Hegelforschung, überhaupt alle Jüdischen Gruppen des Neukantianismus und die jüdischen Hegelausleger" sowie die Berliner Schule der Gestalttheorie, „ein Produkt echt jüdischen Geistes", subsumierte Weinhandl unter Grunskys Formel vom „Einbruch des Judentums" in die deutsche Philosophie, dessen „Zwischenspiel" erst „der Führer ein Ende bereitet" habe.548 Ebenso beschränkte Glockner sich auf sporadische Ausfälle. Mit Heinrich von Stein präsentiert er 1934 zwar eine aktuellen Projektionen zugängliche Randfigur aus dem Umkreis Richard Wagners, doch mehr als ein Hinweis auf den tapferen Haß, mit dem Eugen Dühring, dessen Anhänger Stein gewesen sei, die für die deutsche Bildung so „verhängnisvollen 546 547 548
Schulze-Soelde 1937, S. 54. - Ehrenstein 1938, S. 103. Weinhandl 1933a, S. 9 Ders. 1939a, S. 9-11; ders. 1936a, S. 5, 8.
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jüdischen Geistesfabrikate" verfolgte, warf die Würdigung dann doch nicht ab. 549 1941 schrieb Glockner ausgrenzend von jüdischen Philosophen „in" Deutschland. 550 Wen er u. a. damit meinte, verriet er im zweiten Band seiner Hegel-Monographie (1940), wo er - schärfer als in der Sache gerechtfertigt - die Editionsarbeit des „Halbjuden" Georg Lasson als dilettantisch abtat. Bemerkenswert ist auch der dort vollzogene Wechsel in der Bewertung von Kroners ,Von Kant zu Hegel' (1922/24), das er im ersten Band (1929) noch als „verdienstvolles Werk" würdigte, das ihn im eigenen Forschen vielfach gefördert und die Gewißheit bestärkt habe, daß er und Kroner als Vermittler des Idealismus für die Gegenwart zusammengehörten. 1940 spiegelte Kroners Monument, das die tiefen Wurzeln Hegels in der deutschen Weltanschauung bis zurück zu Leibniz ignoriere, nur noch eine Problementwicklung, deren Verlauf zu den Verfallserscheinungen des Neukantianismus gehöre, woran er, Glockner, glücklicherweise nie den geringsten Anteil gehabt habe.551 Neben Lasson und Kroner bedachte Glockner noch Franz Rosenzweig mit ätzenden Bemerkungen. Dessen ,Hegel und der Staat', 1929 für das nähere Studium des Politischen bei Hegel neben Hermann Hellers Monographie noch ausdrücklich empfohlen, nannte er nun ein für die HegelForschung „verhängnisvolles Buch", während Rosenzweigs Edition des sog. „Systemprogramms" von einem „aphoristisch-geistreichen Literatentum" zeuge, das „wurzelkrank" sei. Die im Kapitel „Geist des Judentums" im Gegensatz zur sonst kritisch-kommentierenden Behandlung der chronologisch vorgestellten Werke Hegels nur referierten Ansichten aus den theologischen Jugendschriften, machte sich Glockner allein durch diese Form der Wiedergabe zu eigen, ebenso wie die Ausführungen über Kultur, die sich ausschließlich im Medium der Rasse entfalte, in das man „unmöglich" nach Belieben hinein oder heraus käme womit Glockner, auch ohne explizit diese Konklusion zu ziehen, das „Versagen" der jüdischen Neuhegelianer plausibel machte.552 Erich Jaensch, noch 1931 als Beiträger an der Festgabe für William Stern beteiligt, schied wie viele andere Konservative - selbst über 1933 hinaus - zwischen guten und schlechten Juden. Die zahlreichen antijüdischen Invektive gegen Cohen und die Marburger Schule setzten erst 1933 ein.553 Bei Cohen erkannte er nun dessen Verpflichtung auf die altjüdische „Memrah-Lehre" vom substratlosen Geist, der die Wirklichkeit aus sich erzeuge. Als „geistiges Oberhaupt des internationalen Judentums" und zugleich angemaßter Führer des deutschen Idealismus habe Cohens Kant-Rezeption unter den Regeln der Memrah-Lehre gestanden. Nach dem Vorbild der reinen Mathematik werde die Wirklichkeit vom Bewußtsein hervorgebracht, womit er zugleich die Lieblingsvorstellung des extremen Liberalismus umsetze: Den Menschen forme nicht die Rasse, sondern seine Anteilhabe am körperlosen schwebenden „Menschen-Geist".554 Vom persönlichen Haß auf den Lehrstuhl-Vorgänger Cohen ging Jaensch dann seit 1937/38 zu prinzipielleren Betrachtungen über, so im Artikel ,Vom Geist der Juden', worin er das spezifisch Jüdische als Tendenz zur Aufhebung natürli-
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Glockner 1934a, S. 16. Ders. 1941a, S. 46, mit Bezug auf jüdische „Begriffsakrobaten" zwischen 1918 und 1928. Ders. 1929, Xlf.; ders. 1940, S. XI-XII. Ders. 1940, zu Lasson passim (s. Register), S. 79 (Rosenzweig), 91ff. (Geist des Judentums, S. 344f. (Rasse bei Hegel). - Vgl. zu Gobineau ders. 1941b. 553 Vgl. pars pro toto Jaensch 1933b, S. 22. 554 Ebd., S. 22-26.
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eher Rangstufen markierte.555 1938 veröffentlichte er zur Unterstützung der Judenpolitik der Reichsregierung - zur Ausweisung polnischer Juden im Oktober 1938 wie zu den SühneMaßnahmen nach der Ermordung des Legationssekretärs vom Rath durch den polnischen Juden Herschel Grynszpan am 7. November 1938 - zwei Artikel im „Sonderdienst der NSPresse". Davon erschien im Dezember 1938 in der Tagespresse: ,Geisteskampf gegen das Weltjudentum'.556 Darin war Jaensch bestrebt, alte Thesen zusammenzufassen und zu radikalisieren: Das Judentum sei eine seelisch-geistige „Krankheit", eine „Geistesstörung von gigantischem Ausmaß", eine Art Gegenentwurf nicht nur zum Arier, sondern zum Menschen überhaupt. Dieser Artikel enthält auch einen Ausfall gegen den einst geehrten, nun wegen seines unheilvollen Einflusses attackierten „Juden William Stern", der das Wesen der Intelligenz „nach dem im Judentum vorwaltenden Denktypus", dem „Typus des gerissenen Geschäftemachers und Konjunkturritters" definiert habe. Dabei ging es Jaensch kurz nach der „Reichskristallnacht" nicht um eine seiner üblichen Polemiken gegen ehemalige Kollegen, sondern schon darum, wissenschaftliche Betätigung von Juden ausschließlich als weltanschaulich motivierte Publizistik zur Durchsetzung jüdischer „Weltpolitik" zu verstehen. Cohens Lehre vom reinen Denken sei darum Teil der Politik des internationalen Judentums, das unbekümmert um alle rassischen Voraussetzungen „eine neue Menschheit" schaffen wolle, die nur durch „Auflösung und Zersetzung" des Besonderen entstehe. Als philosophiehistorischer Flankenschutz zum 9. November 1938 war im „Völkischen Beobachter" ein Artikel ,Schon Kant kannte die Juden' erschienen. Der Verfasser, Gerhard Hennemann, begann martialisch („Gerade in diesen Tagen, wo wir gegen die sich wieder breitmachenden Juden in Front treten ..."), erschöpfte sich dann aber in langen Kant-Zitaten über den Gesetzescharakter des jüdischen Glaubens.557 Grunskys Schüler Hoberg veröffentlichte drei Wochen nach der „Reichskristallnacht" einen Artikel ,Zur Judenfrage' , der, ohne mit einem Wort auf die Ereignisse des 9. November 1938 einzugehen, die Verschärfung nationalsozialistischer Judenpolitik rechtfertigte. Sei sie doch nur die Kehrseite nationaler Selbstbehauptung mit dem unvermeidlichen Ziel, jüdisches Eindringen in den deutschen Volkskörper wieder rückgängig zu machen. Die Vertiefung der Judengegnerschaft müsse darum bis in die rassischen Grundlagen hinein erfolgen, um zu verhindern, daß asiatische und afrikanische Rassebestandteile in den deutschen Volkskörper gelangen: „Diese Politik beruht auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, daß die Erbanlagen die leibliche und seelische Verfassung eines Volkes grundlegend bestimmen." Die eigentliche Judenfrage sei es darum, ob es den Juden gelinge, zu ihrem völkischen Dasein zurückzufinden.558 Der Rothacker-Schüler Ernst von Bracken hatte 1936 in der Tagespresse mit ähnlich politischem Ehrgeiz wie Hennemann ein Kapitel aus der Philosophiegeschichte des 18. Jahrhunderts aufgeschlagen. Er verglich Salomon Maimon mit Philipp Moritz und demonstrierte an ihnen den Rassengegensatz zwischen schöpferischem und aufbauendem deutschen Geist 555 556
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Ders. 1937b. Die angekündigte Fortsetzung dieses WAR-Artikels vom März 1937 ist unterblieben. Jaensch 1938. - Lt. Bibilographie Jaensch, zusammengestellt von G. H. Fischer 1940, S. 64, erschien der erste Artikel Jüdische Weltanschauung und jüdische Weltpolitik' im „Sonderdienst" Nr. 336 v. 7. 11. 1938, fand aber vielleicht keinen Eingang in die Tagespresse; der „Sonderdienst" aus dieser Zeit ist in deutschen Bibliotheken leider nicht nachzuweisen. Hennemann 1938; über Baeumlers Intervention gegen diese verunglückte Kant-„Deutung" vgl. o. B II. Hoberg 1938, S. 793-799.
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und jüdisch-zersetzendem Verstand, der Menschen und Nationen unter den einzigen Begriff des unendlichen Verstandes zu bringen versuche, um die naturgegebene Eigenart und Verschiedenheit der Menschen und Rassen zu zerstören - im Interesse der jüdischen Weltherrschaft.559 Vorstöße wie jene v. Brackens sind auch beim einstigen Vaihinger-Vertrauten und nunmehrigen Journalisten und SD-Mitarbeiter Raymund Schmidt zu beobachten, der über Schopenhauers Antijudaismus und - im ,Handbuch der Judenfrage' - wieder einmal über Cohens negativen Einfluß auf die deutsche Philosophie schrieb.560 Erst ca. 1937/38 kristallisierten sich aus diesem vielstimmigen Chor die bescheidenen Anfänge einer akademisch-philosophiehistorischen, aktuellen Bezügen aber nicht ausweichenden Untersuchung des jüdischen Anteils an der deutschen Geistesgeschichte heraus. Institutionellen Rückhalt boten dabei Walter Franks Reichsinstitut, die Lehrstühle von Grunsky und Krieck sowie Baeumlers Institut für politische Pädagogik. Hier entstanden in der kurzen Zeit zwischen 1937 und 1944 einige Dissertationen und aus Forschungsaufträgen resultierende Aufsätze, die die geistige Auseinandersetzung mit der jüdischen Philosophie forcierten. Im Rahmen der Arbeitssitzungen von Franks „Forschungsabteilung Judenfrage" behandelten Max Wundt ,Das Judentum in der Philosophie' (mit eher konventionellen Zuordnungen wie „Materialismus, Relativismus, Nihilismus")561 und Grunsky ,Baruch Spinoza'. Zu dieser Zeit, 1937, lag bei Baeumler die Dissertation ,Der Spinozastreit' von Hans Schmoldt vor, die durch einen Mendelssohn-Aufsatz von Grunskys Assistenten Hans Behrens' ergänzt wurde. Ebenso wandten sich Grunskys Doktorand Hoberg und der von Krieck protegierte Willy Kunz dem Thema zu. Spinoza - der Philosoph des „ Weltjudentums " Schmoldts Dissertation über den zwischen Friedrich Heinrich Jacobi und Moses Mendelssohn geführten „Spinozastreit" (1783/86) versucht zu beweisen, daß Mendelssohn der jüdische Propagandist Spinozas gewesen sei, dessen politisches Ziel eine Annäherung von Judentum und Christentum war und der so den Assimilationsinteressen der preußischen, langfristig der europäischen Judenheit gedient habe. Gegen Jacobi, der Lessings Bekenntnis zu Spinoza publik machte, mußte Mendelssohn, der als Freund und Verwalter seines geistigen Erbes Lessing für die Berliner Aufklärung reklamierte, einen „geläuterten Spinozismus" setzen, also einen vom Verdacht des Atheismus und Materialismus befreiten Spinoza. Kernstück dieser von Mendelssohn lange vor 1783 begonnenen Läuterung sei die Modifikation des Spinozas Substanzlehre inhärenten Determinismus, der frei verantwortliches, sittliches Handeln der Subjekte nach Ansicht der Spinoza-Gegner nicht zulasse. In den philosophischen Gesprächen' (1755) gehe diese Korrektur so weit, daß Mendelssohn eine mit Spinozas Philosophie unvereinbare Trennung von Gott und Welt, Substanz und Subjekt, und damit eine Synthese von Spinozismus und Theismus anbiete. Das hätten Hamann und Jacobi schroff zurückgewiesen: Die rechtverstandene Lehre des Spinoza lasse keine Art von Religion zu. Sie sei reiner Naturalismus und Intellektualismus, der das einzelne nicht erkennen,
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v. Bracken 1936. R.Schmidt 1938, 1939. Wundt 1937.
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sondern verstandesmäßig erzeugen wolle.562 Sich auf Kants Mendelssohn-Kritik beziehend führte Schmoldt aus:563 „Sollen also die Dinge von Gott abhängen - wie es doch Mendelssohn und Herder wollen, wenn sie den Theismus mit dem Spinozismus verbinden, so darf Gott nicht als Substanz gefasst werden [...], weil von einer Substanz nichts abhängen, sondern immer nur etwas ihr einwohnen kann."
Spinozas Substanz habe mit dem Gott des Theismus daher nichts gemein. Trotzdem gewinne Mendelssohns Spinozismus über seinen Schülerkreis, vor allem durch Salomon Maimon, Einfluß auf die kantische Philosophie, deren Bollwerke gegen Spinoza - die Lehre vom Ding an sich und die Idealität von Raum und Zeit - in Maimons Konstruktion des „reellen Denkens", das Form und Stoff des Gegenstandes als vom Bewußtsein konstituiert begreife, überwunden werden.564 Darauf stützte Schmoldt dann seine These, wonach die unzulässige spinozistische Deutung Kants, in der Spinozas Gott durch das Subjekt und seine Denkbewegung ersetzt worden sei, auf Fichte, Schelling und Hegel gewirkt habe, mit der Folge, daß im Idealismus das Verhältnis zwischen Substanz und Subjekt so definiert worden sei, daß es bei den überwiegend spinozistischen Momenten gegen „die wirkliche Natur, ihre qualitative Verschiedenheit und Vielheit" und gegen die menschliche Persönlichkeit ausfallen mußte.565 Außerhalb des Baeumler-Kreises, aber direkt an Schmoldt anknüpfend, nahmen Six' Assistent Kurt Hancke und ausführlicher, Hans Behrens, ein Berliner Schüler Nicolai Hartmanns, der 1937 als Assistent zu Grunsky nach München wechselte 566 , sich des Themas ,Moses Mendelssohn und die Aufklärung' an. Er radikalisierte Schmoldts These vom politischen Propagandisten Mendelssohn. Politisches Ziel Mendelssohns war für Schmoldt die Assimilation der Juden, die unter der Herrschaft einer Vernunftreligion am günstigsten zu vollziehen war. Behrens ging einen Schritt weiter: Da Mendelssohn sein Judentum nicht preisgab, nachdem er es zu einer Humanitätsideologie umgeschmolzen hatte, die die jüdische Religion in eine Menschheits-Religion transformierte, konnte die politische Absicht eigentlich nur darin bestehen, die Nicht-Juden zu assimilieren:567 „Wie muß der Staat beschaffen sein, in dem die Juden unbeschadet ihrer abweichenden Religion, unbeschadet ihrer abweichenden Sitte und Gemeinschaftsform völlig gleichberechtigte Staatsbürger neben den NichtJuden sein können? Es muß ein Staat sein, zu dem alle Bürger das gleiche, nämlich ein rein äußerliches, juristisches Verhältnis besitzen. Es muß ein Staat sein, in
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Schmoldt 1937, S.57f. Ebd., S. 89. Ebd., S. 107. Ebd., S. 114.
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Zum Werdegang Behrens' s. o., B I. 4., Anm. 416. - Hancke hatte in seiner bei Julius Petersen entstandenen Dissertation, die er noch während seiner „liberalen Phase" als Beiträger für das „Berliner Tageblatt" und die „Geistige Arbeit" (s. o. B I. 4., Anm. 416) konzipierte, das Thema MendelssohnJacobi ohne antijüdischen Unterton behandelt (ders. 1935, S. 21-26); in einem an der Westfront im Frühjahr 1940 zum Abschluß gebrachten Traktat wird Mendelssohns Gegner Hamann als Verfasser „der ersten deutschen antisemitischen Kampfschrift" (= ,Golgatha und Scheblimini') gefeiert (1940, S. 109), im Nachlaß-Werk des 1941 vor Moskau gefallenen SS-Offiziers wird allerdings, ohne Erklärung für den Leser, darauf verwiesen, daß Hamann in diesem Streit auf Seiten Spinozas gestanden habe (1942, S. 56). Behrens 1940, S. 105.
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dem auch die NichtJuden die innere und äußere Verfassung von Diaspora-Juden angenommen haben." Folglich laute die Devise: „Nicht Angleichung der Juden an Europa, sondern Angleichung Europas an die Judenheit!"568 Von dieser ungeheuerlichen Zumutung her, die Behrens offensichtlich wie eine Kriegserklärung einer Minderheit an eine überwältigende Mehrheit verstand, gewinne die Aufklärung ihren eigentlich jüdischen, vom germanischen streng zu trennenden Gehalt. Ihr germanischer Sinn sei die Freilegung und Behauptung eigner Art gegen kirchlichen Dogmatismus und absolutistische Knechtung. Im Vergleich dazu strebe jüdisches Aufklärungsverständnis aber weit darüberhinaus nach der Zerstörung jeder Eigenart und nach Abstreifung jeder historischen Positivität im Interesse des Ideals vom „reinen Menschen". Der Kampf gegen die entmündigende Positivität werde zum Kampf gegen jede Positivität und damit zum Kampf für die Rechte des Judentums, die am besten gesichert seien in einer ganz zur „Gesellschaft" umgewandelten Kommunität.569 Wenn Behrens hier ein spezifisch jüdisches Interesse und Verständnis von Aufklärung nachzuweisen versuchte, dann, um in der aktuellen politischen Auseinandersetzung das „Argument Mendelssohn" gegen die Rassenpolitik des Deutschen Reiches zu entkräften. Unter Hinweis auf die Instrumentalisierung Mendelssohns in der antideutschen, vielfach von Emigranten getragenen kulturpolitischen Propaganda im westlichen Ausland570, gab Behrens seine Argumentation selbst als ein Stück Aufklärung über den historischen Ursprung der eminent politischen Begriffe „Toleranz", „Vorurteil", „Menschlichkeit" „Kultur" aus, die er auf ihre politischen Absichten zurückführte, um die Identifizierung von Aufklärung mit einem ortlos-entortenden, emanzipatorischen Humanitarismus aufzubrechen. Behrens spitzte die geistesgeschichtliche Untersuchung Schmoldts noch in einem anderen Punkt zu: für ihn war Spinoza der jüdische Philosoph. Mendelssohns „geläuterter" Spinozismus sei nur erklärlich als „völlig innerjüdische, man möchte sagen, innertalmudische Denkmöglichkeit".571 „Talmudismus" als „Wesensgesetz" des jüdischen Denkens: dies war eine Konstruktion von Behrens' neuem Chef Hans Alfred Grunsky, der dazu wiederum von den Untersuchungen des Tübinger Orientalisten Karl Georg Kuhn (besonders: ,Die Entstehung des talmudischen Denkens')572 angeregt wurde. Prinzip des talmudischen Denkens sei das der absoluten Zusammenhangslosigkeit. So wie in der Thora jedes Wort unersetzbar und notwendig, aber daher auch ohne Beziehung zum Ganzen sei, so kenne das jüdische Denken nur eine Welt inhaltlicher Beziehungslosigkeit, deren Einheit vom Gesetz, d. h. von einem logifizierten System formaler Zuordnungen gestiftet werde.573
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Ebd., S. 107. Ebd., S. 97f. Ebd., S. 104: „Und heute wird gegen das Reich wieder das Argument Mendelssohn von Paris, London, Amsterdam und New York mit Erfolg ausgespielt. Immer wieder soll Mendelssohn dem Westen die kulturschöpferische und nationale Leistung des deutschen Juden beweisen." Ebd., S. 110. Kuhn 1937, S. 65-80. Über den 1934 von Gerhard Kittel habilitierten Kuhn vgl. Heiber 1966, S. 453ff. Heiber, der sich wie immer in flapsigen Herabsetzungen ergeht (Kuhn habe sich eines „skurrilen" - sie! - Themas gewidmet und gegen das Judentum gewühlt, daß es eine Freude war), muß immerhin einräumen, es habe sich bei Kuhn um einen „gründlichen Kenner" der Materie gehandelt. Grunsky 1937b, S. 102ff.
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Grunsky behauptete, daß Spinozas Philosophie diesem Denktyp exakt entspreche. Der aus der jüdischen Gemeinschaft ausgeschlossene Spinoza habe gerade darum zum „Schöpfer einer neuen Thora und eines neuen Talmud" in Form des mechanischen Materialismus werden können, der sich über Marx bis in den Bolschewismus hinein auswirke. Spinozas Philosophie sei an die Stelle des jüdischer Weltmission hinderlichen mosaischen Gesetzes getreten. Diese Weltmission bestehe darin, die Völker unter das Gesetz des neuen Talmud, des Materialismus, der Sinnstiftung durch das „zeitliche Glück", zu zwingen.574 Immerhin konnte sich Grunsky dabei auf entsprechende Bemühungen von bolschewistischer Seite stützen, Spinoza als Vorläufer des dialektischen Materialismus zu vereinnahmen und das Proletariat zu seinem einzig legitimen Erben auszurufen.575 In der UdSSR waren die Spinoza-Gedenkjahre 1927 und 1932 mit großem Aufwand gefeiert worden. 1927 sprachen Abram Deborin (d. i. A. Joffe) und August Thalheimer in der Kommunistischen Akademie in Moskau, die zusammen mit dem Marx-Engels-Institut für die bolschewistische Kaderausbildung zuständig war. Vorträge mit prominenten Rednern fanden daneben u. a. in Minsk und Kiew statt. Zum 200. Geburtstag Spinozas erschienen „Prawda" und „Istwestja" am 1. Dezember 1932 mit ganzseitigen Würdigungen, und die Kommunistische Akademie richtete wiederum eine Feier mit einschlägigen Vorträgen aus: Über ,Die historische Bedeutung von Spinozas Philosophie' referierte der Deborin-Schüler Iwan K. Luppol, über ,Spinoza und der dialektische Materialismus' M. B. Mitin - wie Deborin und Thalheimer jüdischer Herkunft. Obwohl man Grunskys Gleichsetzung von Spinozismus und jüdischem Bolschewismus schon mit dem Hinweis auf das Schicksal Thalheimers bestreiten könnte, der als verfemter „Rechtsabweichler" die UdSSR bald nach 1927 verlassen mußte, und obwohl gerade Deborins allzu enge Verknüpfung von Spinoza und Marx nach 1932 der Kritik verfiel, und obwohl schließlich Spinozas jüdisches, d. h. vom orthodox-leninistischen Standpunkt allemal idealistisches Erbe als redundant eingestuft wurde576, so darf man an Grunskys Differenzierungswillen keine großen Ansprüche stellen. Dies um so weniger, als ihm in der zitierten Edition der Reden von Thalheimer und Deborin die einleitenden Hinweise von Hermann Duncker nicht entgangen sein dürften, wo der Mitbegründer der KPD in Erinnerung rief, daß die alte „Internationale Bibliothek", die erste marxistische Schriftenreihe, 1891 mit einer populären Spinoza-Monographie des Stuttgarter Rabbiners Jakob Stern eröffnete. Zum 574
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Ebd., S. 112ff. - Eine Kurzfassung des Spinoza-Aufsatzes, die sich auf Spinoza als Umgestalter der Thora konzentrierte, bot Grunskys Berliner Referat (17. 1. 1939: ,Baruch Spinoza im Lichte der Judenfrage') im Rahmen der von Franks Reichsinstitut an der FWU veranstalteten Vortragsreihe „Judentum und Judenfrage". Vgl. nur G. Lehmanns Rezension 1939a, S. 9). Zur Veranstaltung vgl. Heiber 1966, S. 627ff. - Grunsky hat das Thema nochmals plakativ verwertet in einem Beitrag für die „Brüsseler Zeitung" vom 11. 11. 1943: ,Der Jude Spinoza' (Grunsky 1943b). Ebd., S. 96.; Grunsky bezog sich auf die Ausführungen von Thalheimer u. Deborin über ,Spinozas Stellung in der Vorgeschichte des dialektischen Materialismus' (Duncker ed. 1928). Die bolschewistische Spinoza-Rezeption fand in 20er und 30er Jahren unter Ausschluß der nichtsowjetischen Öffentlichkeit statt. Umso verdienstlicher ist die von George L. Kline hg. und mit einer sehr instruktiven Einleitung versehene Sammlung ,Spinoza in Soviet Philosophy' (1952), die wesentliche Vorträge erstmals in engl. Übersetzung zugänglich macht. Die Differenzen zwischen Judentum und Spinozismus betont besonders Rakhman, ,Spinoza and Judaism' (1923), ebd., S. 48-60; anderer Auffassung offenbar der bolschewistische Volksbildungskommissar Lunatscharski, der auf den starken Einfluß von Maimonides und der Kabbala auf Spinoza hinwies (ebd., S. 36).
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Spinozismus des „Genossen Stern" habe sich Friedrich Engels zwar kritisch geäußert, eine eigene starke Affinität aber nicht in Abrede gestellt, was die Nachlaß-Edition von ,Dialektik und Natur' (1927) bestätige.577 Dem stehe das Zersetzungspotential des jüdisch beeinflußten Liberalismus, „die Triebhaftigkeit des brutalen Ausbeutertums" und des „blutlosen Intellektualismus" 578, in nichts nach. Auch von dieser Seite werde Spinoza in Anspruch genommen für eine Ideologie der „reinen" Menschlichkeit, was Grunsky mit einigen Hinweisen auf die westeuropäische Jubiläumsliteratur zu den Gedenkjahren 1927/32 belegte.579 In der 1919/20 festgelegten europäischen Neuordnung der Pariser Vorortverträge, die faktisch eine ungeahnte Unordnung in Mittel- und Osteuropa mit zahlreichen ethnischen und sozialen Konfliktherden schuf, sah Grunsky das jüdische Prinzip der Zusammenhanglosigkeit am Werk, und er sprach daher von der „Versailler Tora".580 Die politische Wirkung des Judentums sei nicht anders zu denken denn als Zersetzung. Das konstante jüdische Wesen, das alle historischen Veränderungen überdauere und Orthodoxen so eigen sei wie Assimilanten, richte sich stets auf die Zerreißung lebendiger Zusammenhänge: Die Einheit alles Jüdischen bestehe in der stets zu findenden Feindschaft gegen die innere Einheit. Die Zerstörung der Wirklichkeit ihrer Gastvölker sei Voraussetzung einer dem Jüdischen adäquaten Existenz. 581 Grunsky berief sich dafür nicht nur auf Mendelssohns Umdeutung jüdischer Religion in Vernunftreligion zu Lasten des Christentums.582 Stärkere Zitate lieferte ihm Heinrich Graetz, demzufolge der Talmudismus den Gegensatz „des freien sittlichen Geistes gegen die sittliche Gebundenheit der Natürlichkeit" bilde. Auch Martin Buber ließ sich in Anspruch nehmen, der die These des jungen Hegel, wonach der Geist des Judentums das „Prinzip der Entgegensetzung", die Entzweiung und Zerreißung des Lebens in sich trage, zu bestätigen scheine. Buber sehe das Judentum in der Gesetzesreligion erstarrt und leite daraus eine eigene Wesensdeutung ab:583 „,Der Jude erfährt als Teil der Welt, so heftig, wie vielleicht kein Teil der Welt sonst, ihre Unerlöstheit an seiner Haut, er schmeckt sie mit seiner Zunge, die Last der unerlösten Welt liegt auf ihm. Von diesem seinem leiblichen Wissen aus kann er nicht zugeben, daß die Erlösung geschehen sei: er weiß, daß sie nicht geschehen ist."
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Thalheimer/Deborin 1928, S. 5-8. Auf die Bedeutung Jacob Sterns hat m. W. zuerst Sander 1975, S. 310-314, aufmerksam gemacht; ihm lastet Sander die Begründung einer Tradition an, die den Marxismus „entortet" habe: „Spinoza repititus schritt bis zur Antizipation der Frankfurter Schule in ihrer Kritischen Theorie fort." (311). Neuerdings thematisiert Ursula Goldenbaum die .Spinoza-Rezeption im Marxismus und bei Marx', berührt aber die bolschewistische, mit dem Verdikt gegen Spinozas „Anthropologismus und Aristokratismus'' unterbundene Debatte bis 1932 nur am Rande, während der Name Sterns bei ihr überhaupt nicht vorkommt (!), Goldenbaum 1993. Vgl. Heerich/Lauermann 1991; im Anschluß daran zu „Spinoza im Dritten Reich" nun Lauermann 2000, S. 80-86. Grunsky 1936, S. 89. Ders. 1937a, S. 32 mit Bezug auf die von Jakob Hessing 1933 hg. Festschrift. Ders. 1940a, S. 82. Ebd., S. 80f. Daß diese Umdeutung auch zu Lasten des Judentums geht, dem er damit seine heilsgeschichtliche Bedeutung nehme (Gründer 1988, S. 133f.), ja „zur Verwischung eines spezifisch jüdischen Charakters in Sachen der Religion" (Graupe 1977, S. 105) führe, durfte in Grunskys eindimensionaler Konstruktion natürlich unberücksichtigt bleiben. Grunsky 1940a, S. 90f.
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Grunsky setzte dann Bubers vordergründig physiologisch formulierten Befund mit einer rassischen Befindlichkeit gleich und sprang so von der Religionsphilosophie in die Biologie und von dort direkt in die Politik: „[...] der Jude kann nicht zugeben, daß es irgendwo ein starkes, gesundes, zusammenhängendes Sein, daß es irgendwo ungebrochenes, unzerstörtes, wirklich lebendiges Leben gibt. Was heißt das anders als: er muß alles Lebendige unlebendig machen, in Materie, in Stein verwandeln, wie das Haupt der Gorgo; er muß mit seinem Prinzip der Zusammenhanglosigkeit alles zusammenhängende Sein überhaupt aufspalten."
Ohne Bubers Bezugnahme zu kennen, wählte auch Baeumlers Assistent Ernst Lange die „Auseinandersetzung des jungen Hegel mit dem Judentum" 1937 zum Ausgangspunkt seines Versuchs, so etwas wie das jüdische Wesen zu definieren.584 Die theologischen Jugendschriften nicht unzutreffend interpretierend, wies er auf das von Hegel herausgestellte „Prinzip der Trennung". Der jüdische Gott stehe in unüberwindlicher Entgegensetzung zur Welt und den Menschen, während die griechischen und die heidnischen Götter mit der Natur eine Einheit bilden. Das Gesetz des absolut transzendenten jüdischen Gottes äußere sich in einem Sollen, das die Trennung nie ganz aufhebe. Jüdische Gesetzesethik stelle Hegel daher zu Recht gegen das unzerrissene Ganze, das das Seinsverständnis heidnischer Religionen kennzeichne. Aus dem Trennungsprinzip leite sich die Naturfeindschaft, die jüdische Geistesart der Abstraktion, ihr Selbstverständnis als Negation des Heidentums ab und alles mündete schließlich in der „unstillbaren Sucht zu herrschen" und zu vernichten, „was nicht ihres Gottes, d. h. ihres Charakters ist", also ihrem Geist der Negation entgegenstehe. 585 Für Lange ergibt sich daraus die noch im 20. Jahrhundert aktuelle Gegnerschaft zum Judentum, die welthistorische Dimension gewonnen habe und die, - hierbei wieder Hegel zum Zeugen anrufend -, um nicht weniger als um die Bewahrung des Menschlichen geführt werde, da das Judentum am eigentlichen Menschentum gar keinen Anteil haben könne, weil es ja selbst das Göttliche in der Welt und im Menschen nicht anerkenne.586 Es ist bemerkenswert, wie Grunsky und Lange mit Verschiebungen arbeiten. Es traf zu, daß Buber dem modernen, westlich-europäisierten Judentum die Diagnose stellte, innerlich zerrissen zu sein, sich verloren zu haben in eine „abgelöste Geistigkeit, eine von dem Wurzelgrund des natürlichen Lebens und von den Funktionen des echten Geisteskampfes abgelöste Geistigkeit, neutral, substanzlos, dialektisch, die sich an alle Gegenstände, auch an die indifferentesten, hingeben konnte, um sie begrifflich zu zergliedern, oder in Beziehung zueinander zu setzen, ohne auch nur einem schauendtriebhaft anzugehören"587. Aber neben diesem vorherrschenden „offiziellen Judentum" gab es für Buber jene schöpferischen Kräfte, die sich untergründig erhalten hätten, in „der tiefen Welt der jüdischen Mystik, die das heilige Feuer der alten Gottverbundenheit" gehütet habe bis zum Chassidismus. Diese sah er nun seinerseits mit dem „elementaren Einheitstrieb" begabt, der sich gegen volkszerstörerische Konsequenzen von Emanzipation und Assimilation nur dann wieder adäquaten Ausdruck verschaffen könne, „wenn die Kontinuität des palästinensischen Lebens wiederaufge-
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Vgl. zu Lange oben III. 2.1. Lange 1936b. Ebd., S. 648. Buber 1916, S. 41.
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nommen wird, aus dem einst die großen Konzeptionen dieses Einheitstriebes erwuchsen". Mit der Rückkehr zum Boden („Einwurzelung im heimatlichen Boden") und der dort zu etablierenden „vorbildlichen Gestaltung einer Menschengemeinschaft" solle der „Entzweiung" ein Ende gemacht werden, was auf lange Sicht auch die Eindämmung der europäischen Zivilisation außerhalb Europas und die Erweckung völkischen Bewußtseins im Orient und in ganz Asien bedeute, wobei dann Deutschland die welthistorische Mission zufalle, „Orient und Okzident zu fruchtbarer Gegenseitigkeit zu verknüpfen".588 Dem jüdischen Volk weist Bubers zionistische Vision also gerade jene Aufgabe zu, die Grunsky und Lange für das deutsche in Anspruch nahmen, nämlich die vom Zivilisationsprozeß ausgelöste „Qual der Zweiheit" (Stefan George) aufzuheben. Ein anderer Zionist, Kurt M. Singer, berief sich dafür ebenfalls auf Hegel, jedoch auf dessen späte Philosophie der Geschichte, die im Judentum den „Träger der Einheit" bestimmte, gerade weil es stärker als andere Völker die Fesselung des ganzen Seins an endliche Zwecke kenne und die Notwendigkeit spüre, den Dualismus zu überwinden, so daß der jüdische Geist zum Verkünder des Unbedingten prädestimert sei. Es scheint also, als sei das Bild vom Judentum bei nationalsozialistischen Philosophen durch willkürlich-selektive Zitatenwahl verfertigt. Hätte doch sonst Lange neben dem jungen auch den alten Hegel heranziehen, Grunsky auch den zionistischen Buber zu Worte kommen lassen müssen. Und natürlich taugen weder Hegel noch Buber als Gewährsleute, um die Überzeugung zu beglaubigen, daß es so etwas wie einen rassisch determinierten jüdischen Zersetzungswillen gebe. Aber - dies hat die Untersuchung der Judenfrage in der deutschen Philosophie während der Weimarer Republik bereits gezeigt -, zum einen befand man sich eben nicht unter Quarantäne im seminaristischen Elfenbeinturm, wo hermeneutisch ideale Bedingungen herrschen, sondern agierte im politischen Tageskampf. Grunskys Spinoza-Vortrag vom Januar 1939 fügte sich, wie dann Baeumlers Buderose-Tagung im März, insoweit in ein diplomatisch-publizistisches Kräftemessen ein, das drei Monate nach der „Reichskristallnacht", auf dem Tiefpunkt der deutsch-amerikanischen Beziehungen und zugleich während der heißesten Phase eines Pressekriegs stattfand, als die deutsche Seite ihren transatlantischen Kontrahenten fast ausschließlich in seiner jüdischen Gestalt wahrnahm. Zum andern waren Juden in diesem Tageskampf aktiv, also als politische Kombattanten anzutreffen, die ihrerseits nicht im Ruf philologischer Ziseleure standen. 590 Natürlich suchten 588 Ebd., S. 44ff. 589 Singer 1913, S. 71 f., 98f. 590 In diesen spannungsreichen Wochen fühlte sich auch Bauch gedrängt, in Jena einen Vortrag über „Deutsche und jüdische Philosophie" zu halten (lt. Jenaische Zeitung v. 16. 2. 1939, zit. nach Schlotter 2000, S.100). - Vgl. Gassert 1997, S. 247ff, über den publizistischen Niederschlag in der dt.-am. „Beziehungskrise", der auf das deutsche Rezeptionsmuster von der .jüdischen Weltpresse" abhebt und zu belegen versucht, wie stark AA und Goebbels bemüht waren, die USA zum „Hauptquartier" des „Weltjudentums" zu erheben. Dabei zeigen sich die beiden evidenten Defizite von Gasserts Darstellung: einseitig nur die deutschen Verlautbarungen wahrzunehmen sowie die der Publizistik zugrunde liegenden tatsächlichen Konflikte auszublenden; an deren Stelle treten dann die Wertungen und psychologistische Deutungen Gasserts, etwa Hitlers angeblich „überhebliche Zurückweisung Roosevelts" usw. Den machtpolitischen Kern, nämlich Rosseveits seit 1937 forcierte Bemühungen, eine deutsche Hegemonie in Europa zu verhindern, hebt nach den Arbeiten von Schröder, Junker und Bavendamm jetzt wieder schärfer hervor Sirois 2000, S. 156ff, der als Enkelschüler Hillgrubers aber immer noch im Bann der These vom deutschen Streben nach „Weltherrschaft" verharrt.
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sich NS-Philosophen wie Grunsky heraus, was ihre Position bestätigte. Aber unverkennbar ist, daß sie Gegensätze nicht einfach konstruierten. So mag Grunskys Sicht auf den spinozistisch inspirierten jüdischen Bolschewismus maßlos überzogen sein, aber die ideologische Vereinnahmung Spinozas durch Leninisten war ein Faktum, genauso wie der schon erörtete, von zionistischer Seite schroff kritisierte jüdische Anteil an den kosmopolitisch-humanitaristischen Ideologien der 20er Jahre. Wie stark politisch aktuelle Konfrontationen sich ideologisch verfestigen, zeigt Grunskys Hegel-Aufsatz von 1940. Mehrfach wird darin auf das Judentum als politisch aktive Kraft Bezug genommen, am deutlichsten in jener Passage, die Alfred Rosenbergs Hinweis auf die amerikanische Zeitschrift „The American Hebrew" enthält. Dort habe man eine schwertschwingende Judith aufs Titelblatt gebracht und mit einem Rachekrieg gegen Deutschland gedroht.591 Was auf den ersten Blick für Verschwörungspropaganda gehalten werden könnte, erweist sich bei der Nachprüfung als überraschend massive Feinderklärung, die Monate vor der „Reichskristallnacht" in einem angesehenen Organ des jüdischen Establishments in den USA erschien. Formuliert aber angeblich, wie es ausdrücklich im redaktionellen Zusatz heißt, von einem Nichtjuden. Der mit „Will Eili, Eili Triumph over Horst Wessel?" überschriebene Artikel eines Joseph Trimble endet mit der blutrünstigen Ankündigung eines vom jüdischen Ministerpräsidenten Frankreichs, Blum, vom jüdischen Kriegsminister Großbritanniens, Hore-Belisha, und vom jüdischen Außenminister der UdSSR, Litwinow, zu entfesselnden Krieges gegen Hitlers Deutschland. Dieser Krieg werde mit einem Triumph der jüdischen Koalition enden:592 „And when the smoke of battle clears and trumpets no longer blare and bullets have ceased to blast, there may be presented a tableau showing the man who played God, the swastikaed Christus, being lowered none too gently, into a hole in the ground as the trio of non-Aryans intone a ramified requiem that sounds [...] like a medley of a Marseillaise, God save the Queen and the Internationale, blending in Grand finale into a militant sound and aggressive arrangementof Eili, Eili!"
So näherte sich Grunsky dem später noch von Baeumler sans ceremonie behaupteten jüdischen Vernichtungswillen (s. u., Kap. 5), der sich gegen die Ordnung kat' exochen richte: das Reich der Deutschen. Es darf zum Verständnis dieses geschichtsphilosophischen Dualismus zwischen Ordnungs- und Zerstörungswillen, Deutschen und Juden, nicht übersehen werden, daß Grunsky seine Konzeption nicht wie Baeumler zum Ende des Krieges, sondern im Frieden zwischen 1936 und 1939 entwarf. Wie Behrens reagierte er dabei auffallend häufig auf die Emigrantenpresse sowie die öffentliche Meinung des Westens, schöpfte also nicht allein aus dem dem Reservoir tradierter AntiJudaismen. Programmatisch, an Grunsky „Einbruch"-Metapher aufgehängt, war ein Vorstoß des Krieck-Schülers Willy Kunz, der mit gleicher Wucht und, ausweislich der mitunter etwas haltlosen Sprache, auch Wut, fast noch härter gegen den deutschen Idealismus als gegen 591 592
Grunsky 1940a, S. 90f. Rosenberg hatte zuerst im VB v. 17. 7. 1938 auf diesen Artikel reagiert (wieder in: Rosenberg 1943, S. 138-145). Trimble 1938, S. 15. - Der „American Hebrew" war alles andere als ein Winkelblatt. In dem repräsentativen Organ der tonangebenden jüdischen Oberschicht in den USA schrieben fuhrende Politiker, Meinungsmacher (Juden und Nicht-Juden) und prominente Emigranten wie Thomas Mann und Stefan Zweig.
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dessen jüdische Interpreten gerichtet war. In der Einleitung „Deutsche Philosophie in der Fremde" zu seiner Habil.-Schrift wollte Kunz wie Jaensch jüdisches Denken nur als Werkzeug jüdischen Weltherrschaftsstrebens verstehen. Und wie Behrens schälte er den Begriff der „Emanzipation" aus seiner universalistisch-ethischen Verpackung, um ihn als konkrete politische Forderung einer Minderheit zu fassen, die an politischer Macht partizipieren wolle. Kunz schloß sich dabei Carl Schmitts Spinoza-Deutung an: Seien doch schon bei diesem Denker die beiden Fronten zwischen jüdischem Lebensanspruch und gastgebendem Staat klar ausgebildet:593 „In der Sicherung sogenannter individueller ,Eigenrechte', die in scharfem Gegensatz zum bestehenden Gemeinrecht ausgebildet werden, ist bereits hier der Dualismus zwischen Individuum und Staat angebahnt, der dem revolutionären Judentum der letzten hundert Jahre zur schärfsten Waffe geworden ist." Mit der Forderung nach staatlicher Garantie individueller Freiheitsrechte antizipiere Spinoza die im 20. Jahrhundert verwirklichte Destruktion des Staates. Dieser Linie folge Moses Mendelssohns Publizistik: „Der Jude verlangt Freiheit und Recht, um Raum zur eigenen Bewegung zu gewinnen." Jüdische .„Freiheit"' meine stets „Ellbogenfreiheit": „Dies nicht nur dem Staat und dem Gastvolk gegenüber, sondern auch - wie die jüdische Philosophie' von Spinoza bis herunter auf Hermann Cohen beweist - vor Gott und der Welt." Der Jude, wie dies Marx einmal in seiner Polemik gegen Bruno Bauer ausgedrückt habe, könne sich nur jüdisch, also als Fremdling dem Staat gegenüber verhalten. Der Erfolg des „Einbruchs" in das deutsche Denken, die gelingende Adaption idealistischer Begrifflichkeit und ihre politische Instrumentalisierung insbesondere durch Marx, müsse jedoch dem Idealismus und der universalistischen Pertinenz seiner systematischen Grundlagen angelastet werden. Sein Reich des reinen Geistes ermangele jeder gestalthaften Eindeutigkeit: „Aus der Weltweite des deutschen Idealismus leitet der jüdische Materialismus nicht zuletzt die wirkliche Strukrurlosigkeit des Menschentums - der Menschheit - ab." Kunz, wie Baeumler, Grunsky et al., unterstellte einen manifesten jüdischen Volkscharakter, glaubte an die Kontinuität eines politischen Willens, den das „Weltjudentum" durchzusetzen bestrebt sei, und sah in jüdischen Intellektuellen ausschließlich dessen ideologische Agenten, die daran arbeiten, „dem Zerstörungszug des Weltjudentums das Tor zu öffnen". Der Materialist Marx, der den Maßstab menschlichen Handelns in die Materie verlege, um den Handlungswillen der NichtJuden zu paralysieren, und der Idealist Hermann Cohen, der Sein und Denken gleichsetze, um das Interesse für „völkische Belange" im „Reich des reinen Geistes" zum Verschwinden zu bringen - diese scheinbar unvereinbaren Standpunkte seien nur unterschiedliche Weisen der „Vorbereitung auf die kommende Weltherrschaft". Diese ideologisch funktionalisierte und radikal antijüdische Spinoza-Rezeption lud freilich alternative, vordergründig apolitische Deutungen, die sich daneben zu behaupten versuchten, fast automatisch oppositionell auf und trug so ungewollt dazu bei, die Reduktion auf den „Juden Spinoza" zu relativieren.594
593 Kunz 1939a, S. 3ff. 594 Vgl. nur Schilling 1944, S. 99ff.; da er die europäische Philosophie der Neuzeit in drei Kapiteln über Deutsche, Franzosen und Engländer abhandelt, auf Spinoza (der auch mit einem ganzseitigen Porträt vertreten ist!) aber nicht verzichten will, ordnet er ihn den Franzosen zu, obwohl er „nicht direkt" dort hingehöre - „er war vielmehr Jude". Es folgen mehrere Seiten, die seine Philosophie zwar als „dogmatisches Gegenbild" zum deutschen Idealismus erscheinen lassen, dabei aber nicht auf jüdische De-
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Die Judenfrage von A bis Z: Die Neufassung philosophischer Lexika Erst während der Kriegszeit, nach mehrjährigen Vorarbeiten, gelang es, die eigentlichen, „harten" nationalsozialistischen Ideologeme „Rasse" und Jüdische Rasse" ansatzweise festzuschreiben. Zwei alteingeführte philosophische Wörterbücher, das von Kirchner-Michaelis und das populäre, von Heinrich Schmidt, Ernst Haeckels Herold, im Kröner-Verlag zuletzt 1934 in neunter Auflage vorgelegte philosophische Wörterbuch', dienten dabei als Vorlage für gründliche, parteikonforme Revisionen im Bestand überkommener Fachterminologie. Heinrich Schmidts .Philosophisches Wörterbuch' Schmidts Wörterbuch war ein Jahr nach der Machtergreifung von zurückhaltender Anpassung geprägt, die in manchen Artikeln noch etwas vom Widerstreben des greisen Monisten verriet, zuviel von seiner Weltanschauung zu opfern. Offenbar auf den Rat des Leipziger Philosophen Friedrich Blaschke593, hatte Schmidt sich von der, die achte Auflage (1930) noch beherrschenden naturwissenschaftlichen Sichtweise etwas gelöst und der historischpolitischen Terminologie Raum gegeben. Als direkte Reaktion auf den 30. Januar 1933 nahm er eine Reihe spezifischer NS-Termini auf und berücksichtigte rechts stehende Denker (Moeller van den Brück, Sorel, Pareto, Bauch, Wundt, Krueger) sowie prominente NSIdeologen wie Rosenberg, Krieck und Baeumler. 596 Die auffälligste Veränderung erfuhr
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terminanten rekurrieren. Ähnlich die 1941 publizierte 5. Auflage der von Goedeckemeyer bearbeiteten Monographie Paul Barths über die Stoa, die Nachwirkungen im Pantheismus und der spinozistischen Ethik referiert, ohne vom Judentum, Zersetzung, Nihilismus usw. zu sprechen (1941, S. 325f., 337ff.) - Ein Kabinettstück der Spinoza-Rezeption im NS. findet sich in der Zs. „Das deutsche Wort", wo ein Heinrich Meyer es 1939 wagt, an Erwin Guido Kolbenheyers Erstling „Amor Dei. Ein Spinoza-Roman" von 1908 zu erinnern, dem es gelungen sei, „ein Gesamtbild der großen Zeit Hollands zu entwerfen", mittendrin „in voller Einsamkeit und Unabhängigkeit" der Philosoph: „Da kann von Herleitung aus Erbmasse und Volkstum keine Rede sein. Ist doch Spinoza gerade in seinem Volk und in seinem Vaterhause ein Fremdling; seine geistige Filiation läuft in anderen Bahnen als in denen des Blutes" [sie!]; folglich sei er von den Deutschen auch nicht als Fremdkörper abgestoßen worden und schwinge als „eigentümlicher Ton in der großen Symphonie des deutschen Idealismus" mit! (1939, S. 1 lf.; vgl. dagegen etwa K. Hildebrandt, der apodiktisch erklärt, der „deutsche Pantheismus" der Linie Leibniz - Goethe brauche Spinoza gar nicht zu bemühen; 1942a, S. 204). Ein so verstandener Spinoza, meint Meyer, zeuge im übrigen auch gegen die von Kolbenheyer nach 1908 kreierte Dichtung und völkisch-religiöse Weltanschauung, die ihn schließlich im Dritten Reich in die erste Reihe der „Künder des deutschen Menschen" brachte. Anders als Meyer, der Kolbenheyer für seine positive SpinozaDarstellung lobt, heißt es in H. Langenbuchers fast offiziösem Werk zur deutschen Gegenwartsdichtung, in „Amor Dei" sei nachzulesen, „wie der aus seinem Blut- und Volkszusammenhang losgerissene jüdische Denker notwendig in die Sackgasse unfruchtbaren Denkens geraten muß" (1937, S. 41). Blaschke hatte sich 1919 in Leipzig über das Verhältnis Ruges zu Hegel promoviert und war in der Reihe der Kröner-Taschenbücher mit Editionen der Werke Machiavellis und Comtes vertreten. In den „BDPh" zählte er bis zu seinem frühen Tod (1937) zu den eifrigsten Rezensenten politischsoziologischer Werke. Vgl. H. Schmidt 1931 und 1934; neue Termini u. a.: Blut und Boden, Nationalsozialismus, totaler Staat, nordische Weltanschauung, Hakenkreuz, Geopolitik, Ura-Linda-Chronik. Der von Blaschke initiierten generellen Öffnung zum Politischen ist wohl die Aufnahme der vermutlich von ihm verfaßten Artikel über Amerikanismus, Anarchie, Imperialismus, Katholische Aktion, Naturrecht, Politik, Staat, Technokratie u. a. zu danken. Bei der Neuaufnahme von Kurzbiographien überwogen durchaus noch „Systemgrößen", oder zumindest mit dem NS. nicht konform gehende Denker: Adickes, Aster, Bavink, Carnap, Cornelius, Dempf, Dessoir, Durkheim, H. Ebbinghaus, Feldkeller, A. Fischer, Frischei-
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1934 der Artikel „Rasse", der von zwölf (1930) auf 148 Zeilen ausgedehnt wurde. Allerdings hielten Schmidt und Blaschke darin mit ihrer Skepsis nicht zurück: Eine rassisch bedingte Auswirkung auf den „Geist" lasse sich mehr vermuten als nachweisen. Diese auch in den anderen Erläuterungen zu politischen Termini erkennbare Distanz wird noch verstärkt durch die Ignoranz in der Judenfrage, die für beide überhaupt inexistent zu sein schien.597 Solche weltanschaulichen Barrieren räumten die Neubearbeiter, die ihr Werk Ende der 30er Jahre begannen, es aber erst 1943 zum Druck bringen konnten, gründlich beiseite. Der von Schering in Berlin promovierte Joachim Schondorff (s.o.), Drieschs Schüler Werner Schingnitz, und der beide unterstützende SD-Mann Günther Lutz, beraten - oder bevormundet - von der Parteiamtlichen Prüfungskommission Philipp Bouhlers, legten schließlich ein Opus ganz im nationalsozialistischen Geist vor. Im Vorwort bekannte Schondorff sich dazu, die „weltanschauliche Wertung" selbst da stark in den Vordergrund gestellt zu haben, wo Entwicklungen noch „im Flusse" seien. Hingegen schied er die „überwundene Weltanschauung" Schmidts („zeitlebens ein eifriger Verfechter des Monismus") aus, so daß außer naturwissenschaftlichen Begriffen mitsamt Haeckels originären Schöpfungen selbst der Artikel „Welträtsel" verschwand und die gesamte Bewegung in den Artikeln über Haeckel, Schmidt und den Monistenbund als Schrittmacher des Kosmopolitismus und Materialismus abgetan wurde. Erst durch Schondorff, der für die endgültige Gestaltung der Artikel allein verantwortlich zeichnete (Schingnitz war seit 1940 Soldat), fand die Rassenideologie und damit auch das Kriterium der Zugehörigkeit zum Judentum Eingang ins Wörterbuch, und zwar in einem Umfang, der von keinem anderen lexikalisch-historischem Werk dieser Zeit, selbst nicht vom unvollendeten Meyer-Lexikon (woran Schondorff auch mitwirkte), übertroffen wurde. Bei allem Zwang zur Kürze und zur Improvisation (viele Schmidt-Artikel blieben im Kern erhalten, bekamen aber einen nationalsozialistischen „Rahmen"): Schondorff legte hier eine „Summa" nationalsozialistischer Philosophiegeschichtsschreibung vor, wobei ihm die im Auftrag Bouhlers tätigen Zensoren der Partei emsig zur Hand gingen.598 Das Kriterium der Rasse machte die Denker jüdischer Abstammung kenntlich und subsumierte sie unter die negativen Eigenschaften des Jüdischen Geistes", wobei Schondorff häufig deren Verbindung zu politisch-weltanschaulichen Gegnern des Nationalsozialismus herstellte. Im Artikel Jüdische Philosophie" knüpfte er ein grobmaschiges Netz aus Namen und Begriffen, worin sich alles verfing, was er dann noch gesondert behandelte. In diesem, ganz von Grunskys einschlägigen Veröffentlichungen (s. o.) abhängigen Artikel, den er mit einem Zitat Julius Guttmanns eröffnete, wonach jüdische Philosophie aus Rezeptionen fremden Gedankengu-
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sen-Köhler, Geyser, Grisebach, Groos, Häberlin, Haecker, Hellpach, Hönigswald, Holzapfel, Joel, Kafka, Kaßner, Kraus, Leisegang, Liebert, Liebmann, Linke, Lipps, Lucka, H. Maier, Marbe, Meinong, Menzer, Meyerson, Müller-Freienfels, Nelson, Nestle, Ortega y Gasset, Palagyi, Pannwitz, Petzoldt, Pfänder, Przywara, Reininger, Reinke, H. Schmidt, L. Stein, Stenzel, Tillich, Utitz, Vierkandt, Wähle, Wiener Kreis, Yorck v. Wartenburg, Ziehen. Vgl. etwa den Artikel Materialismus, wo Marx nur von dessen „hervorragenden" (1930) zum einfachen „Vertreter" herabgestuft wird. Über den „Kosmopolitismus" heißt es schlicht, daß er von völkischen Bewegungen als Irrlehre bezeichnet werde. Kröners Cheflektor Dingeldey sprach nach 1945 Gerhard Lehmann gegenüber davon, daß die letzte Ausgabe des ,Phil. Wörterbuchs' unter ständiger Kontrolle der PPK entstanden und zu „100 % nazifiziert" worden sei. SBBPK, NL Lehmann, Kasten 8; Dingeldey an Lehmann v. 14. 5. 1946.
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tes bestünde, steht jüdisches Denken für Rationalismus, Nihilismus, Formalismus, Logizismus, Abstraktion, Zersetzung (1943: 290f.). Schmidts Artikel über den Chassidismus, der eine Jüdische volkstümliche religiöse Bewegung" würdigte, die „das Gefühl gegenüber dem Verstand und dem Gesetzesglauben" betont habe (1934: 97), paßte natürlich nicht in dieses Schema und wurde 1943 ersatzlos gestrichen. Nur ein neuer Artikel über Martin Buber erwähnte dessen Hinwendung zum nicht näher erläuterten Chassidismus (1943: 69). Dafür stieg Buber zum Gewährsmann von Judengegnern auf, da er doch ein ebenso deutliches Bewußtsein vom zersetzenden Charakter des jüdischen Geistes gehabt (1943: 291) habe wie Otto Weininger, der das Jüdische Wesen mit all seine abschreckenden und zersetzenden Zügen" schildere, wenn ihm auch vorzuwerfen sei, daß er darin nur eine seelische, mithin disponible Veranlagung habe sehen wollen (1943: 616; Schmidt beschränkte sich noch ganz auf Weiningers Anti-Feminismus, 1934: 718). Die rationalistische Tradition moderner jüdischer Philosophie ließ Schondorff mit Maimonides beginnen, und auch die Kabbala müsse als „speziell jüdisch-rationalistisch" eingestuft werden, weil ihr Versuch, Buchstaben und Zahlen als Verdichtungen göttlicher Kräfte auszugeben und daraus ein magisches, Eingeweihten die Beherrschung göttlicher Gesetze ermöglichendes Rechenverfahren zu konstruieren, die „rationalistischen Machtansprüche des Judentums" verrate (1943: 293). Im Mittelpunkt des modernen jüdischen Rationalismus stand für Schondorff jedoch der Neukantianismus und die Gestalt Hermann Cohens. Kant sei schon früh von jüdischen Denkern im „ultrarationalistischen Sinne" mißdeutet worden, so vor allem von Mendelssohns Schützling Maimon, der bereits die „formalistisch-intellektualistischen Bahnen" für Cohen bereitet habe (1943: 297, 357). Mit Cohen habe der Rationalismus als Denkrichtung im 19. und 20. Jahrhundert überhaupt „seinen Höhepunkt der Unfruchtbarkeit" erreicht (1943: 476). Er setze die Grundbegriffe der praktischen Philosophie Kants mit den Regeln alttestamentlicher Gesetzlichkeit gleich und bekenne sich, unter Leugnung des Volkes als geschichtlich-kultureller Wirklichkeit und unter Degradierung des Staates zur Organisation der Versittlichung, zum „freimaurerischen Humanitätsideal" (1943: 83).599 Ähnliche politische Optionen ergaben sich bei Liebert, der die Kantgesellschaft auf die Linie des Jüdischen Neukantianismus" brachte und zum „politischen Verteidiger des Liberalismus" wurde (1943: 343). Desgleichen bei Kelsen, der das natürliche Rechtsempfinden durch einen „abstrakten rechtlichen und staatlichen Formalismus" ersetze und auf die Verfassungsgesetzgebung der österreichischen und tschechischen Republik Einfluß gewonnen habe (1943: 303). Ebenso sei es Dessoir, einem Jüdischen Mischling 2. Grades", gelungen, die Kunstwissenschaft vermittelnd „liberalistisch" zu kreieren (1943: 95), und Max Adler habe „unter Zuhilfenahme kantischer methodischer Gedankengänge" den Marxismus gestützt (1943: 7). Galten Cassirers Abhandlungen zur Philosophie und Dichtung der deutschen Klassik bei Schmidt noch als „bedeutende geistesgeschichtliche Untersuchungen" (1934: 94), disqualifizierte Schondorff sie als Zeugnisse der „Unfruchtbarkeit des jüdischen Geistes, der konkrete historische Gestalten nicht zu erfassen vermag" (1943:75). Cassirer löse zudem alles Gegenständliche in Relationen auf und schreibe die Philosophiegeschichte um in die „Entwicklung vom gegenständlichen zum funktional-relationalen Denken". Eine Tendenz zur 599 Dagegen Schilling 1944, S. 369: Cohens Kantbücher seien einzuschätzen als „unstreitig die gründlichste und bis heute philosophisch zulänglichste Durcharbeitung des ganzen kantischen Werks im einzelnen unter philosophischen (nicht philologischen!) Gesichtspunkten".
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Auflösung erkannte allerdings auch Schmidt, der schon in der achten Auflage bemerkte, in der Marburger Schule sei die Religion zur Moralität verdünnt worden (1930: 263f.). Schondorff verschärfte dieses Beurteilung um das Diktum, bei Cohen sei „eine alles Anschauen und alle Wirklichkeit durch begriffliche bzw. mathematische Abstraktionen ersetzende Logik und Erkenntnistheorie" entwickelt worden (1943: 359). Was die Marburger Richtung offensichtlich für ihn zu einer so anomalen Ausprägung des Neukantianismus stempelte, daß er es für gerechtfertigt hielt, im einschlägigen Artikel (der bei Schmidt die Namen Cohen, Cassirer, Liebert, Vorländer und Staudinger enthielt, 1934: 443) nur noch auf den für diese „logistische" Richtung reservierten Artikel über die Marburger Schule zu verweisen (1943: 403) bzw. von „sog." Neukantianern in Anführungszeichen zu sprechen (1943: 75, 303). Ihr institutionelles Ende registrierte Schondorff mit der 1938 erfolgten Suspendierung der KantGesellschaft (1943: 298); Schmidt unterließ den Hinweis auf den jüdischen Einfluß an dieser Stelle, und er wies auch nicht wie Schondorff darauf, daß die Deutsche Philosophische Gesellschaft 1917 als Gegengewicht zur damals Jüdischem Einfluß allzu sehr unterworfenen" KG gegründet worden sei (vgl. 1934: 122, 321; 1943: 102). Neben den Marburgern wurde Husserl bezichtigt, ein besonderer Vertreter des jüdischen Rationalismus zu sein, den die Schuld für die Überfremdung des deutschen durch abstraktes Denken treffe (1943: 248). Einem „extrem optimistischen Rationalismus" huldige auch Leonard Nelson, der ihn zu krassen politischen Fehleinschätzungen verführe, angefangen beim Plädoyer für „Völkerfreundschaft" noch am 31. Juli 1914, bis hin zum Eintreten für die vernünftig legitimierte „sozialistische Diktatur" (1943: 402; Schmidt betonte dagegen die Kritik Nelsons am historischen Materialismus und an der Demokratie und „vergaß" Nelsons 1933/34 von den Gestapo verfolgten „Internationalen Sozialistischen Kampfbund", 1934: 440, den Schondorff als „marxistische Splittergruppe" ebenso registriert wie die gegen dessen Mitglieder geführten VGH-Prozesse). Die Komponente des Jüdischen Nihilismus" kam, neben Fritz Mauthner („der durch intellektuelle Aufspaltung der Sprache und der Begriffsbildung zu einer nihilistischen Weltanschauung gelangt", 1943: 367) vor allem bei der Behandlung Georg Simmeis zum Tragen. Er sei der eigentliche Begründer einer formalen Soziologie. Sein abstraktes jüdisches Denken klammere die historisch-konkrete Wirklichkeit aus dem Gesellschaftsleben aus, ersetze die Substanz durch Formen und ende in einer Geometrie des Sozialen. Sowenig wie „rassisch-völkische Substanz" des Gesellschaftlichen von ihm erfaßt werde, so wenig sei seinem Rationalismus der eigentliche Gehalt der Geschichte zugänglich. So ergebe sich ein „ästhetisch verhüllter Nihilismus als Simmeis eigentliche Haltung" (1943: 527 f., 537). Simmeis Lehrer Moritz Lazarus, bei Schmidt mit einem kurzen Artikel als Begründer der Völkerpsychologie vertreten (1934: 361), findet sich bei Schondorff nicht einmal mehr im Artikel über Völkerpsychologie. Ebenso entfernte er die Artikel der von Schmidt erstmals gesondert gewürdigten Neukantianer Otto Liebmann, Emil Lask und Richard Hönigswald.600
600 Nicht wiederaufgenommen wurden die Philosophen jüdischer Herkunft: Georg Lasson, Emil Lucka, Emil Meyerson, Ludwig Stein und Emil Utitz. Es ist jedoch zu vermuten, daß bei Personalartikeln nicht nur rassische Gesichtspunkte ausschlaggebend waren, da z. B. Dessoir, Durkheim oder Oskar Kraus ihren Platz behielten. So traf es denn auch zahlreiche nach 1933 emeritierte oder emigrierte Philosophen, deren Bedeutung Schondorff gering schätzte (Feldkeller, G. Kafka, Leisegang, Linke, Lipsius, Marbe, Menzer, Petzoldt, Pfänder, Reininger, Stenzel, Tillich, Wähle), und die er durch groß-
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Die Artikel zur politischen Terminologie enthielten zahlreiche Entsprechungen zu diesen Charakterisierungen des Jüdischen Geistes". Prototypisch steht dafür Schondorffs „Kommunismus"-Artikel. In der Sowjetunion beherrsche eine „schmale jüdische Oberschicht" die „breite Masse der NichtJuden". Damit sei ein wichtiges Zwischenziel auf den Weg der Juden, ,„die Macht über alle Menschen an sich zu bringen'(Goebbels)" erreicht. Schondorff zitierte dann Hitlers Ausfuhrungen, wonach der Kommunismus die ,„aus verschiedenen Rassenkernen zusammengefaßten Völker aufzuspalten" und deren Eliten durch eine Jüdische Herrscherschicht" zu ersetzen habe, was in Europa den Untergang der kulturtragenden arischen Völker bedeute (1943: 312 f.). Daß hinter dem Marxismus ein Jüdisches Herrschaftsmotiv" stecke (1943: 362), der Liberalimus ein von Juden bewußt eingesetztes Mittel der „Zersetzung und Auflösung aller staatlichen und organischen Bindungen" (342), das Judentum neben dem Katholizismus, Freimaurerei und Marxismus eine höchst reale Macht des „antirassischen Universalismus" sei, die die „Eigenart der Völker" zerbreche (474), das alles war für Schondorff auch die Grundlage des von ihm so forsch formulierten Willens zu „weltanschaulicher Wertung". Es kam dann nur noch darauf an, Personen, Denkschulen, politische und geistesgeschichtliche Bewegungen vor die Frage zu stellen, wie sie zum Ideal des rassisch hochwertigen Volkes standen. Und wer dieses Kriterium fest im Auge behält, für den ergibt sich auch heute noch aus der Masse der Artikel eine keineswegs als „irrationalistisch" oder „verschwommen" zu klassifizierende, sondern eine, wenn auch auf problematischem (weil, wie Schondorff meinte, eine Wertphilosophie auf rassisch-völkischer Grundlage erst „im Entstehen begriffen" sei; 1943: 621) Fundament ruhende, rational argumentierende, konsistente Weltanschauung, die den Wert einer politisch-kulturell vielfältigen Völker-Welt gegen universalistische Weltentwürfe zu behaupten gedachte. Diese Vielfalt war bei Schondorff hierarchisch gegliedert in kulturbewahrende und kulturzerstörende Rassen (1943: 325), korrespondierend dazu in sterile und in hochbegabte Völker (603). Philosophen wurden danach beurteilt, welchen Stellenwert sie den „Völkern als Sinn- und Krafteinheiten" (191) in ihrem Denken einräumten. Zu denen, die tendenziell ins feindliche, kosmopolitische Lager naturferner Geist- und Wertphilosophie gehörten, zählten Bolland (63, vertritt christlich-kosmopolitischen Liberalismus), Croce (86, gerate wegen seines spekulativen Kosmopolitismus in Konflikt mit dem Faschismus), Dempf (92, werte Volk und Rasse als ,„nur'" naturalistisch ab), Driesch („humanitär-kosmopolitische Haltung"), Frobenius (168, das Paideuma als absolute Wesenheit lasse keinen Raum für Rasse und Vererbung), Häberlin (215, schätzt die völkisch-rassischen Grundlagen der Erziehung nicht gebührend), Nicolai Hartmann (223, dessen „Werte" können schließlich „nicht ohne das Zutun der Menschen in der Welt wirken"), Heimsoeth (228, als Philosophiehistoriker nicht auf Rosenberg und H. F. K. Günther eingegangen), Hellpach (229, dessen Geophysik die rassischen Faktoren nicht beachte), Keyserling (304 f., nimmt die „rassisch-völkische Sonderart" verschiedener Kulturen nicht „zutiefst ernst"), Litt (344, faßt den tenteils noch aktive Dozenten ersetzte. Neben seinem Lehrer Schering und dem Ko-Autor Schingnitz fanden neu Aufnahme: Ach, G. Anschütz, Binder, Blondel, Brunstäd, Clauß, J. Cohn (!), Dittrich, Dunkmann, Dvornikovic, Paul Ernst, Faust, Förster-Nietzsche, Gehlen, Grunsky, Guardini (!), H. F. K. Günther, Haering, Heimsoeth, Heyde, Hildebrandt, Huizinga (!), W. Köhler, Kroh, Kühnemann, Lersch, Mandel, Meyer-Abich, G. E. Moore, Nohl, Pfahler, Randall, Rothacker, W. Sauer, C. Schmitt, H. Schneider, H. Schwarz, R. Stammler, Weinhandl, Whitehead.
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Nationalsozialismus unangemessen naturwissenschaftlich), Natorp (395, setzt auf „Menschheitsgemeinschaft"), Schweitzer (518, ignoriert, daß die „Gesetze des menschlichen Lebens besonders rassisch-völkischer Art sind") und Spranger (548, seine Kulturphilosophie offenbare „blutleeres Ideal des vergeistigten Kulturmenschen"). Günstiger bewertet wurden dagegen Denker wie Emge, der lehre, daß Recht nur aus dem Volke entstehen könne (123) oder Rothacker, der zumindest in seinen neueren Werken geistige Wirklichkeiten auf Rasse und Volkstum beziehe (498) und sich damit den vorbildlichen Denkern Baeumler, Krieck, Grunsky und natürlich Rosenbergs Lehre von den volkhaften Werten annähere. Johannes Hoffmeisters Neubearbeitung des ,Kirchner-Michealis' Die vollständig neubearbeitete Ausgabe des „Kirchner-Michaelis" hatte der Herausgeber Johannes Hoffmeister nach fünfjähriger Arbeit im Sommer 1943 in Paris fertiggestellt. Der Umbruch von 1933 habe ihn zu einer durchgreifenden Revison der Traditionsbestände genötigt, wobei die weltanschaulich-politische und die rassenbiologisch-psychologische Begrifflichkeit für seine Neubesinnung maßgebend gewesen sei. Mit der im Sommer 1938 begonnenen Gemeinschaftsarbeit601 sollten die Wörterbücher von Eisler, Schmidt (das „billige Erzeugnis materialistisch-monistischen Geistes") und Mauthner („geschwätziges Machwerk") überflüssig werden.602 Doch soweit es gegen die verabsolutierte lateinische Tradition um die „Rehabilitierung eigensprachlicher Ursprünge des Denkens", um die Berücksichtigung „germanischer Begriffe" (Heil, Reich, Schuld, Seele u. a.) ging, soweit die „innige Verbundenheit der deutschen Philosophie mit dem Leben des Volkes" bewußt gemacht werden sollte, traf sich Hoffmeister mit seinem etwa gleichzeitig fertiggestellten Konkurrenz-Unternehmen, dem nationalsozialistisch erneuerten Wörterbuch Schmidts.603 Auch er nahm in größerem Umfang nationalsozialistische (Volksgemeinschaft, Kampf, Ehre, Bewegung, Art/arteigen, Entartung) und politisch-ideologische Termini (Bolschewismus/Kommunismus, Freidenker, Kosmopolitismus usw.) auf, wobei er mit antijüdischen Anmerkungen jedoch merklich zurückhaltender verfuhr. Natürlich finden sie sich in den einschlägigen Artikeln Bolschewismus (Schicht der terroristischen Machthaber von Anfang an „stark von jüdischen Intellektuellen durchsetzt"), Dekadenz (Hinweis auf die ,Die Juden in Deutschland', hg. vom Institut zum Studi-
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Dankend werden im Vorwort erwähnt: Baeumlers Assistent Ernst Lange (für Soziologie zuständig), die Juristen Dietze (s. u., Kap. 5) und R. Hoechst (?), der gem. BBG entlassene Münchner Naturphilosoph Aloys Wenzl, Krohs Schüler Christian Eckle (1942 Extraordinanus für Psychologie in Posen), die später als Demoskopin bekannt gewordene Elisabeth (Noelle-) Neumann und der von Rothacker 1933 promovierte Leonhard von Renthe-Fink (Jg. 1907), dessen .Untersuchungen über die geistesgeschichtlich-anthropologischen Ursprünge des Realitäts-Problems' (1933) in engster Anlehnung an Cassirer, Groethuysen, Olschki u. a. den „Sieg des technisch-mathematischen Rationalismus über die magische und astrologische Weltansicht" analysieren. Inwieweit auch diese Mannschaft den Direktiven der PPK zu gehorchen hatte, wäre nur anhand des leider im Krieg verbrannten Verlagsarchivs von Felix Meiner zu eruieren gewesen. Vgl. Bast 1991, S. 166, der F. Meiners Angaben zur Gedächtnisschrift J. Hoffmeister von 1955 aufgrund des Archivverlusts nicht ergänzen kann. Eine erste, „in Teilen" auf den NS. „Rücksicht" nehmende, 1943 schon ausgedruckte Fassung ist beim Bombenangriff auf Leipzig vernichtet worden. Auf Grund des einzigen geretteten Exemplars konnte dann die inhaltlich unveränderte Auflage von 1944 erscheinen. Hoffmeister 1944b, S. III. So programmatisch Hoffmeister in seinem Vorwort, 1944b, S. V.
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um der Judenfrage, einer Dependance des RMVP), human/Humanität (fragwürdig, seitdem das „intellektuelle Judentum" sich zum Anwalt der Humanität aufgeschwungen habe), Liberalismus (im kulturellen Leben durch „zunehmenden Einfluß des Judentums" geprägt), Monistenbund (seit 1911 unter jüdischem Einfluß), Neukantianismus/Marburger Schule (von den ,„Juden'" Cohen, Cassirer, Liebert u. a. getragen) und Psychoanalyse (in den Händen Jüdischer und halbjüdischer Schriftsteller"). Aber im Vergleich zu Schondorff/Schingnitz ist Hoffmeister hier vor allem nicht um die Verklammerung mit propagandistischem NSSchrifttum und nicht um eine ähnlich aktualisierende Zuspitzung auf den politischen Herrschaftsanspruch des „Weltjudentums" bemüht. Da diese beiden vor dem Krieg begonnenen „Kanonisierungen" der philosophischweltanschaulichen Begrifflichkeit aber erst kurz vor dem Untergang des Dritten Reiches erschienen sind, konnten sie für die philosophiehistorischen Werke von Del-Negro (1942), Lehmann (1943) und Schilling (1943/44) weder methodisch noch weltanschaulich strukturierend wirken, so daß diese dem „materiellen Kernbereich" (Lepsius) der NS-Ideologie, dem antijüdisch konnotierten Rassebegriff, noch zu fern blieben.604
5. Kommentare zu Ideal und Wirklichkeit des Führerstaates Gemessen an der Vielzahl verfassungspolitischer Kommentare und Alternativvorschläge, mit denen deutsche Philosophen auf die Weimarer Republik reagierten, wirkt die entprechende Produktion zwischen 1933 und 1945 extrem kümmerlich. Anders als zur Weltanschauung (Rassefrage) oder zur Kulturpolitik (Hochschulreform) der Nationalsozialisten, schien es den Philosophen wie Karl Kraus zu gehen: zum Staat Adolf Hitlers fiel ihnen wenig oder nichts ein. Man überließ das diffizile Geschäft, den Führerstaat wissenschaftlich zu objektivieren, offenbar ganz allein den Staatsrechtslehrern, die sich in diesem Bemühen aber ebenfalls bald am Rande der Entbehrlichkeit sahen.605 Wer eine andere Verfassung präferierte, befand sich gezwungenermaßen im Ausland oder war, im Inland, seines Lehramtes und seiner Publikationsmöglichkeiten beraubt, so daß das Ende des verfassungspolitischen Meinungspluralismus nicht verwundern müßte. Soweit überhaupt einschlägige Beiträge vor-
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Del-Negro 1942a, S. 27 schließt sich bez. Cohen stark an Jaenschs Zuschreibung einer Abhängigkeit von der „altjüdischen ,Memrahlehre'" an und begnügt sich auch sonst, Husserl, Simmel usw. mit den von Grunsky und Jaensch vorgegebenen „Wesenszügen" auszustatten („formalistisch-konstruierend"); ähnlich sporadisch-plakativ Lehmann 1943, S. 300ff. (z. B. Husserls Phänomenologie als jüdisch-autistische Erkenntnismystik usw.); Schilling scheint zwar in seiner Einleitung darauf vorbereiten zu wollen, endlich „die völkische Sonderart aller Philosophie" (1943, S. 14) freizulegen, doch eine Ableitung des Denkens aus der Rasse kann er nicht nur nicht leisten, er bietet auch in puncto Jüdischer Geist" bei weitem nicht das Potpourri der von Grunsky et al. her gewohnten Pejorative. Zu diesem „Bedeutungsverlust eines Faches" prägnant Stolleis 1999, S. 318-322. Zur staatsrechtlichen und rechtsphilosophischen Diskussion um das „Wesensmerkmal" des Führerbegriffs nach 1933 vgl. Lepsius 1994, S. 93-100.
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liegen, dürfte man von ihnen daher, wie es einem angeblich totalitären Regime entspräche, nur systemkonforme Einlassungen erwarten. Neuere Studien, etwa zu Freyer, Spranger oder Gadamer, bieten Material genug, um solche Einschätzungen zu revidieren.606 Zeigen sie doch einerseits, daß innenpolitische Kontroversen 1933 keineswegs endeten, sondern verstärkt ins Medium historisch-philologischer Interpretation auswichen. Ein Blick in die Publikationen etwa von Karl Schlechta hat schon darzulegen versucht, wie dabei ideologische Vorbehalte gegenüber dem Nationalsozialismus chiffriert werden konnten (s. o. B I. 5.2.). Zum anderen bestätigen solche Studien die hier einleitend vertretene These vom prinzipiellen weltanschaulichen Gegensatz zwischen Nationalsozialisten und Konservativen auch auf verfassungspolitischem Terrain. So belegen etwa Üners Analysen der Freyerschen Publikationen nach 1933, wie problematisch es ist, partielle Affinitäten oder, wie im Falle Sprangers (Japan) und Freyers (Ungarn), die Wahrnehmung kulturpolitischer Aufgaben, als Indiz für ein grundsätzliches Einverständnis mit der NS-Politik aufzufassen. Wie einleitend bemerkt, enthielt selbst der supponierte alternative „ideale Faschismus" der Spranger, Gadamer et al. einfach zu viele Elemente, die mit dem Nationalsozialismus nicht „kompatibel" waren, um alles als „Binnenkontroversen" 607 abtun zu können. Bevor wir darauf eingehen, ist festzuhalten, daß Kritik nicht allein von den einstigen Parteigängern der Deutschnationalen und den verschiedenen Gruppierungen der „Konservativen Revolution" zu hören war. Relativ offen-liberale, um die Freiheit des Individuums und seine Grundrechte besorgte Positionen konnten eine Zeitlang Denker wie Litt, Messer und Stavenhagen vertreten. Neben ihnen sind „verkappte Liberale" auszumachen, die sich subjektiv für überzeugte Nationalsozialisten hielten, die ihre individualistisch-rechtstaatlichen Prägungen aber nicht abzuwerfen vermochten (Stieler, Glockner, Schilling). Ursprünglich sogar aus dem liberalen Lager kommend, versuchte ein Dozent wie Schulze-Soelde die ihm weiter unantastbaren Volksrechte im Führerwillen aufzuheben. Vielfach gewundene, die Zustimmung zum „totalen Staat" von seiner Unterordnung unter die religiös determinierten sittlichen Normen abhängig machende Herrschaftsmodelle entwarfen katholische Philosophen. Sie wie ihre protestantischen Kollegen konzentrierten sie ihre Kritik am Nationalsozialismus jedoch mehr auf die Rassenfrage. „Herrschaftskritik", die am „Doppelstaats"-Charakter des NS-Systems einhakte, die also mehr um die Stabilität der Institutionen als um die Rechtssicherheit der Individuen fürchtete, und die Kritik und Zustimmung manchmal unlöslich miteinander verband, kam aus dem jungkonservativ-etatistisehen Leipziger Lager der Freyer, Gehlen und Schelsky, wenn auch gerade Freyers Position in seiner politischen Hauptschrift aus den Jahren der beginnenden Desillusionierung, ,Pallas Athene' (1935) noch ambivalente Züge trägt.608 Ihnen verwandt, in den Philosophischen Fakultäten allerdings kaum noch ver606
Üner 1992. - Schäfer 1991. - Laugstien 1989. - Henning/Leschinsky 1991. - Tenorth 1991. - Orozco 1995a+b. 607 So die Haug-Schülerin Zapata 1994 und 1995, S. 15. 608 Freyer 1935a, wo man überall, mitunter auch verächtliche Kritik am NS-System nachweisen kann (der „Tyrann" wird gegen den Glauben und die Substanz des Volkes ausgespielt, wie bei Emge ist der Text mit maliziösen Sentenzen durchsetzt - „Mit Brot und Spielen kann man nur den Pöbel kaufen" -, und wie bei Spranger und Litt fehlt es nicht an Mahnungen, die „Kräfte der Tiefe" doch „frei quellen" zu lassen), die etwa neben einer positiv zu deutenden, dem amtierenden Führer und Reichskanzler geltenden Eloge auf den „Erwecker und Gestalter" kontrastiert (vgl. bes. S. 90ff). Dem Leser von
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focht das verbliebene Häuflein der Neuhegelianer (Glockner, Haering, Wundt) für eine institutionelle Zähmung des ihnen allzu dynamisch wirkenden Maßnahmestaates. Der wiederum wurde, wenn auch nicht gänzlich rückhaltlos, von Krieck und ungleich konsequenter von Baeumler propagiert, dessen Staatsidee man mit einiger Übertreibung als vom Ideal des Heerbanns oder des Feldlagers bestimmt begreifen könnte.
5.1. Die Anhänger des bürgerlichen Rechtsstaates 1937, aus NS-Sicht viel zu spät, verloren mit Jaspers und Litt zwei prominente Vertreter des Weimarer „Systems" des Individualismus, der „Freiheit" des Individuums gegenüber dem Staat, ihr Amt. Jaspers hatte 1933, trotz einiger Akkomodationen, die Autonomie der Hochschule, Litt einen liberalen Begriff von Wissenschaft und Wahrheit gegen einen politischen Utilitarismus verteidigt. Sie taten das in einer Atmosphäre, in der ihre Positionen keineswegs des Rückhalts unter Kollegen entbehrten. Offene, dem Modell des Führerstaats opponierende Berufungen auf den bürgerlich-liberalen Rechtsstaat waren zumindest unter älteren Dozenten keine Seltenheit.609 Im letzten, 1935 posthum veröffentlichten Band seiner ,Philosophie der Wirklichkeit', bezeichnete Heinrich Maier den Rechtsstaat als die relativ freieste Erscheinungsform einer Zwangsgemeinschaft. Sofern die Staatsangehörigen keine Gelegenheit bekämen, sich in freier Selbstbestimmung an der Lösung staatlicher Aufgaben zu beteiligen, selbst Anteil an der Staatsgewalt zu erhalten, sei ein Staat gar nicht existent. Nur eine „stumpfe Masse" unter der „Individualwillkür" eines Herrschers, aber kein Staat sei gegeben, wenn es an einem von allen akzeptierten „Staatsbewußtsein" fehle.610 Kurt Stavenhagen, 1933 noch Philosophieprofessor im fernen Riga, griff in die reichsdeutsche Diskussion um Staat und Volk mit mehreren Büchern ein, die, auch dies ein Zeichen für 1933 keineswegs abrupt unterbundene Freiheit, einen staatsrechtlich offenen Prozeß öffentlich zu erörtern, recht intensiv besprochen wurden. Im Namen der „Privatheit" negierte Stavenhagen den „totalen Staat" als zentralistisch organisierte rückstandslose Vereinnahmung des Individuums. Sein Staatsbegriff war ganz bestimmt von der Erfahrung, einer nationalen Minderheit anzugehören. Ein ohne-
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1935 mußte es aber doch sehr zweifelhaft erscheinen, ob dieser Verfasser noch darauf hoffte, daß der Führerstaat der NSDAP die „Revolution von rechts" vollenden und eine politische Ordnung etablieren werde, die das industrielle System der Verdinglichung und Entfremdung überwinden würde. Zu Recht konstatiert Sieferle 1995, S. 193, hier Freyers „postrevolutionären Realitätsschock", der in die Forderung nach Zähmung des Führers, nach „Institutionalisierung der Herrschaft" münde. Auch von Zeitgenossen wurde dies so verstanden und, vom NS-Standpunkt, aggressiv beantwortet: Bogner 1936, S. 778, beklagt „doppeldeutige Wendungen", „Andeutungen", „überzeitliche Formulierungen", Abkehr von der „Lebenswirklichkeit". Ähnlich die Reaktion auf Freyer 1936b bei Steinbeck 1937b: politische Resignation und Skepsis, Glaube an den Geist, der sich schon lange als liberal entpuppt habe, eine politische Suggestion, die geeignet sei, „gegenüber dem gegenwärtigen Geschehen lächelnde Skepsis zu erzeugen". Auch hierzu sei auf parallele Diskussionen unter Staatsrechtlern verwiesen. Stolleis 1999, S. 321f, weist hin auf die Differenzen zwischen den älteren, am traditionellen Staatsbild festhaltenden, deswegen ,liberalistischen Denkens'" verdächtigten Juristen und ihren jüngeren, auf die Dynamik der „Bewegung" eingeschworenen Kollegen. Maier 1935, S. 260-264.
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hin tief in der Geschichte wurzelndes ständisch-dezentralistisch geprägtes Verfassungsdenken der Baltendeutschen betonte hier die Freiheit vom Staat, den Stavenhagen ostentativ als „Nachtwächterstaat" konzipierte. Er übertrug damit die negativen Erfahrungen, die eine nationale Minorität gegenüber dem starken Staat des Mehrheitsvolkes machen konnte, auf das Verhältnis von Individuum und Staat in einem Zeitalter, dessen totalitäre Tendenzen er mehrfach ablehnend thematisierte. Wie der Staat des Mehrheitsvolkes im Idealfall „die Entfaltung des Eigenlebens der Gemeinschaften gemäß ihrem traditionellen Kulturtypus zu gewähren" habe, müsse der Staat den Individuen soviel Raum geben, wie sie zur Ausbildung für „das ethische Selbstsein in freier Bindung des Dienstes" benötigten.611 Heimsoeth referierte im WS 1933/34 vor mehreren großen Ortsgruppen der DPhG über .Politik und Moral in Hegels Geschichtsphilosophie'. Dieser mit aktuellen Bezügen gespickte Vortrag behandelte das Verhältnis zwischen Staat und Individuum in Abgrenzung von der abstrakt-privatistischen Moral der „,Menschheitsrechtelehrer'" (Hegel), der bürgerlichen Ideologen von 1789, der Prediger „christlich-humanitärer Tugenden". Deren ,„Litanei der Privattugenden'" (Hegel) dürfe der Staat, der Gewalt einsetzen müsse, um einen Zustand innerer Zerrissenheit zu beenden, einfach überhören. Auf die Situation von 1933 bezogen, lag darin eine Rechtfertigung der Maßnahmen der neuen Reichsregierung gegenüber jenen von politischer Wirksamkeit entfernten und ausgeschlossenen Gruppen, wie sie Heimsoeth mit Hegels leicht höhnischen Worten bezeichnete. Der so mit Hegels Autorität delegitimierten „moralischen Innerlichkeit" eröffnete Heimsoeth statt dessen, sich in die lebendige Ordnung einzufügen und an der Arbeit der Verwirklichung des Sittlichen teilzunehmen, sich zu objektivieren statt sich womöglich in einen Konflikt treiben zu lassen, der vom Individuum nicht gewonnen werden konnte gegen den ein „höchstes Recht" über den einzelnen verfügenden Staat.612 Die derart denunzierte Privatmoral ließ Heimsoeth aber am Schluß des Vortrags wieder aufleben. Die Unterordnung unter den Staatszweck dürfe nämlich nicht so weit gehen, daß sie alle „Lebendigkeit" ersticke oder gar eine so „vollkommene Vernichtung der geistigen Selbstheit der Person gegenüber der Omnipotenz des ,Leviathan' Staat" eintrete wie Hobbes sie fordere. Demgegenüber beharrte Heimsoeth - wiederum mit Hegel - auf einer postulierten metahistorischen „Moralität", einem unvermittelbaren, absoluten „Fürsichsein", worin die „Selbstverantwortung des eigenen Gewissens" gründe, eine „letzte Sphäre der Innerlichkeit", die der Lärm der Weltgeschichte nicht berühre. Daraus erwachse die unaufhebbare Spannung von Politik und Moral. Damit wie mit der hegelianisierenden Fixierung des Staatszwecks auf das „sittliche Reich", korrigierte Heimsoeth seine kurz zuvor noch angedeutete Verachtung für das privatistische Credo, der Staatszweck heilige niemals die Mittel. Sein individualistisches Reservatrecht verlegte er zwar reichlich ungreifbar in den „absoluten Grund" des einzelnen, und natürlich schwieg er sich auch über etwaige formalrechtliche Absicherungen dieses Rechts aus, doch anscheinend sah er in dieser gegenüber dem Staat selbständigen Sphäre eine hinreichend ergiebige Quelle für möglichen Wi-
611 Stavenhagen 1934, S. 105ff., 188. 612 Nach den DPhG-Mitteilungen in BDPh 8, 1934/35, S. 122ff., trug Heimsoeth in Berlin, Köln, Frankfurt, Leipzig und Hannover vor; er veröffentlichte die Arbeit dann noch in diesem Band der „Blätter". Vgl. Heimsoeth 1934, S. 133ff.
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derstand, der die „konflikt-geladene, schöpferisch-fruchtbare Spannung von Moral und Politik" auslösen könne.613 Heimsoeth eng benachbart waren die Neuhegelianer in den Philosophischen Fakultäten, denen es sowenig wie ihren juristischen Mitstreitern gelang, den Führerstaat mit ihrem begrifflichen Instrumentarium zu erfassen, die in dieser Hilflosigkeit aber doch offenbarten, wie traditionell rechtsstaatlich sie noch dachten.614 Auch Bauch gelangte, den verfemten Gustav Radbruch beifällig zitierend, von Kants Pflichtethik über den Begriff der deutschen Freiheit und Binders Hegeldeutung zur Vereinnahmung des Rechtsstaates: Als solcher sei ein Staat zu bezeichnen, der seinen Bürgern das „Recht auf Freisein zur Pflichterfüllung in Kultur und Gemeinschaft" sichere. Da der Staat für Bauch „Ordner irdischen Lebens nach göttlichem ewigen Sinn und Gehalt", „Kosmos kulturschaffenden Leistens und Wirkens" ist, bleibt letztlich die „Kultur der Menschheit" die Instanz, auf die sich die werterfüllte „Persönlichkeit" im - von Bauch aber offenbar für unrealistisch erachteten und deshalb gar nicht erörterten - Konfliktfall berufen dürfte.615 Spranger war zweifellos ein Gegner des Nationalsozialismus. Das beweist sein Verhalten im akademischen Alltag der Berliner Universität (s.o.), sein freilich erst in denkbar spärlichster Form edierter Briefwechsel, seine Zugehörigkeit zur Mittwochsgesellschaft und vor allem sein wissenschaftlich-publizistisches Schaffen aus jenen Jahren. 616 Zwar stimmte er als konservativer, nach 1918 mit der DNVP sympathisierender bewußter Preuße und vielfältig mit der Ministerialbürokratie, Militärs und Diplomaten in Verbindung stehender Hochschullehrer weitgehend mit der außenpolitischen Revisionspolitik Hitlers überein. Und innenpolitisch dürfte er nach seiner öffentlich bekundeten Zustimmung zu Papens Präsidialkabinett über die Beseitigung des Parteienstaates auch nicht allzu unglücklich gewesen sein. Wenn diese Nähe zum Gegner heute als wissenschaftshistorische Entdeckung aufgemacht wird, dann mag das eine Reaktion auf eine einseitig-ahistorische, diese Affinitäten verdeckende westdeutsche Spranger-Rezeption der 50er bis 70er Jahre sein, sollte aber nicht dazu verleiten, die erheblichen weltanschaulichen Unterschiede einzuebnen, die zwischen Sprangers Konservatismus und der NS-Ideologie bestanden. Spranger opponierte, außer - wie gesehen - im Gutachter-Kleinkrieg gegen Baeumler, zumeist in geistesgeschichtlich verschlüsselten Texten. Dabei ging es ihm keineswegs darum, die bürgerlich-konservativen Agenturen der Verstaatlichung des Subjekts - Kirche und Hochschule - in ihrer Eigenständigkeit gegenüber den NS-Instanzen zu wahren oder sie gar
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Ebd., S. 147f. und ebd., S. 148. Über die neuhegelianische Rechtsphilosophie: Rottleuthner 1971 und ders. 1983; weitgehend eindimensional, nur die Rechtfertigung der NS-Herrschaft durch Glockner, Haering, Wundt, Larenz und Binder betonend: Kiesewetter 1974, S. 257-286. Ihm folgend Ottmann 1977, S. 152-181. Hurstel 1996; zu Larenz: Kastl 1996; zu Binder: Takeshita 1993 und sehr detailiert und kritisch gegen die von Topitsch-Kiesewetter festgezurrten Urteile zum Verhältnis Neuhegelianismus-NS.: Jacob 1996, S. 126-156, dort S. 154: „Binder hat ein ,Drittes Reich' gerechtfertigt, das so nur in seiner Vorstellung gegeben war. Dieser von Binder gerechtfertigte und der historische Nationalsozialismus stimmen nicht vollkommen überein." Dort S. 134ff. auch zu Binders Schwierigkeiten mit der Adaption des NS-Rassebegriffs. Bauch 1935a, S. 214-221. Vgl. auch das souveräne Urteil Heibers 1992, S. 124, daß jene generell Unrecht hätten, die (von links oder rechts) nach 1945 versucht haben, aus Spranger einen NS-Sympathisanten zu machen.
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wegen ihrer größeren „gewissenspflegenden" Effizienz dem Nationalsozialismus anzudienen.617 Die „sittlichen Mächte", die Sprangers häufig christlich-religiös eingefärbten Bezugsrahmen abgaben, stellten seit 1933 eine unzweideutige Gegenposition zu dem dar, was sich aus Sprangers Sicht als Rassenideologie, völkischer Utilitarismus und Kollektivismus, also als bedenkliche Annäherungen an Bolschewismus und Amerikanismus, ausnahm. Tatsächlich lehnte Spranger den atomistischen Liberalismus westlicher Gesellschaftsentwürfe ab, nicht aber die christliche Entdeckung des Eigenwerts der individuellen Seele, die das Menschenbild der Neuzeit bis in seine anarchisch-areligiösen Varianten hinein geformt hat. Er akzeptierte den Individualismus und die daraus resultierenden politisch-weltanschaulichen Pluralismen als irreversibles Prinzip der Moderne.618 Nur war er sowenig wie die überwältigende Mehrheit der deutschen „Mandarine" davon überzeugt, daß die parlamentarische Demokratie die humanen Potenzen des Individuums wirklich freisetzen könne. Darum fand er keinen Zugang zum Weimarer Parteienstaat, der zuviel „Freiheit" gewährte. Darum lehnte er aber auch den Führerstaat ab, der nicht seinem Modell des gegliederten „Volksstaates" entsprach und entschieden zu wenig Freiheit einräumte. Fast in allen seinen Texten kann man diese zur Stereotype geronnene Rede von der Unaufhebbarkeit des Gegensatzes zwischen Individuum und Staat, Gewissen und Gesetz, Recht und Macht usw. als Strukturprinzip entdecken. Fortwährend erwuchs aus diesem Gegensatz die Kritik am NSStaat. Anschaulich demonstriert ein an entlegener Stelle publizierter Vortrag über ,Japanische Kulturfragen' das Ineinander von Sprangers Konservatismus, seiner Bejahung des modernen Individualismus und der Kritik an dessen totalitärer Negation, die eigenen Zähmungskonzepten zuwiderlief. Spranger stand nicht an, in diesem repräsentativen Vortrag zunächst „Affinitäten" offenzulegen:619 Japan wie Deutschland zögen ihre Kräfte aus bodenständigen Bevölkerungsschichten und hätten es dieser „Gesundheit" des „Organismus" zu verdanken, die „gefährlichen Keime des Kommunismus" ausgestoßen zu haben. Beide Länder litten unter Raumnot und hätten ein Recht darauf, sich in einem größeren „Spielraum" auszubreiten, wenn sie nicht dahinsiechen wollten. Soweit artikulierte sich, fast beiläufig, Spranger als deutscher Nationalist, der das Reich im Konzert der Großmächte wünschte und dafür eine Machtbasis für nötig hielt, die vielleicht sogar noch über den kurz bevorstehenden „Anschluß" Österreichs hinaus erweitert werden mußte („Mitteleuropa"). Fraglich war nur, ob dies unter nationalsozialistischer Führung zu erreichen war. Dieses deutsche Problem erörterte er anhand japanischer Konstellationen. Er habe in Japan 1936/37 den Höhepunkt des z. T. gewaltsam ausgetragenen innenpolitischen Konflikts zwischen fortschrittlich-bürgerlichen und autoritär-totalitären Kräften aus nächster Nähe miterlebt. Soweit die „Lebensraum"-Expansionisten in Heer und Marine glaubten, ihren berechtigten Ausgriff nach China und Südostasien beginnen zu können, ohne im Mutterland die japanische „Volksordnung", die Herrschaft des tradierten, geschlossenen Normensystems zu modifizie-
617 So Laugstiens Argumentation 1989, S. 5Off. 618 Diese Präferenzen gut herausgearbeitet von Henning/Leschinsky 1991, S. 31. 619 Spranger hielt diesen Vortrag am 3. 12. 1937 in der Berliner Universität, kurz nach seiner Rückkehr aus Japan. Anwesend waren, neben dem japanischen Botschafter, alle namhaften Funktionäre und Wissenschaftler, die kulturpolitisch an den neuen Achse Berlin-Tokio schmiedeten. Einladende waren die Japanisch-Deutsche Gesellschaft und die DPhG. Der Vortrag erschien in „Nippon", der Zeitschrift des Japaninstituts Berlin und des Japanisch-Deutschen Kultur-Instituts Tokio.
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ren, würden sie wohl scheitern: „Ohne geistigen Freiraum wird auch kein geographischer Raum erobert."620 Japan, das sich der westlichen Zivilisation geöffnet habe, müsse auch dem Geist der westlichen Moderne Tribut zollen, schon aus Rücksicht auf seine bürgerlichen, europäisierten, die „Persönlichkeitsentfaltung" anstelle des typisierten Lebensstils kultivierenden Schichten. Ganz ohne „Emanzipationsbewegungen" könne ein Volk im „Weltalter der Industrie" nicht bestehen.621 Man kann dies so verstehen, daß die in Berlin sitzenden, eigentlichen Adressaten dieser Mahnung von Spranger aufgefordert wurden, auf ihre bürgerlich-konservativen Eliten im Interesse der gemeinsamen Großmachtziele Rücksicht zu nehmen. Wie sich schon acht Wochen später, bei der Ablösung der Wehrmachtsfuhrung und des konservativen Außenministers von Neurath in der sog. „Fritsch-Affare" erweisen sollte, war die NS-Führung dazu eben nicht bereit. Damit war, wie am 30. Juni 1934, erneut eine Trennlinie gezogen worden, und Spranger hat diesen Dissens bis zu seiner Verhaftung 1944 wieder und wieder ins Bewußtsein gerufen, mit sinkender Hoffnung auf eine Selbsterneuerung des Systems, die freilich, im Sinne Sprangers, einer Selbstpreisgabe gleichgekommen wäre. Denn das Herzstück von Sprangers Konservatismus, das Verständnis moderner Individualität, mußte aus NSSicht wie bürgerlicher Ballast wirken. In seiner Akademie-Abhandlung: ,Hegel über Sokrates' (1938) bestätigte Spranger diese wesentliche Inkompatibilität in besonders prägnanter Form: Der Gegensatz zwischen subjektiver Freiheit und staatlicher Ordnung sei tragisch, aber als ewige Spannung unaufhebbar. Wenn Hegel meinte, in der modernen protestantischen Welt stünde der Gehalt der objektiven Sittlichkeit und der Gehalt des subjektiven Gewissens „in voller Konkordanz miteinander", so sei das kaum mehr als eine bloß spekulativ gewonnene Versöhnung. Ein volksgemäßes, zeitgemäßes Gewissen erscheine nie auf dem Boden eines menschlichen Individuums, ebensowenig wie ein Volk mit absoluter Sittlichkeit gleichgesetzt werden könne - auch nicht, wenn es durch seinen Staat zu einem substantiellen Willen und zum Wissen um diesen gekommen sei.622 Genau diese, etwa für die genuin nationalsozialistische Rechtstheorie konstitutive Identifizierung von Recht und Sittlichkeit im Begriff der Volks-Ordnung und im Führerwillen, bestritt Spranger, wenn er an anderer Stelle gegen die „unentrinnbare Prädestination der Volkstümer" schrieb: Wer das Wesen des eigenen Volkes formelhaft festlege und zur Handlungsnorm erhebe, lähme „den schöpferischen Willen und das Wagnis des echten Glaubens".623 Völker müßten vielmehr alles daran setzen, sich nicht an der gegebenen Eigenart, sondern an den metaphysischen „Wertgehalten" auszurichten. „Unmittelbar vor die Ewigkeit" gestellt, transzendiere das Individuum die bloß zeitlichen Wertgehalte „Vaterland und Staat", die es an diesem Maßstab entweder, im siegreichen Konflikt, neu justiere, oder an denen es scheitere und „zerrieben" werde.624 Wenn Spranger dabei darauf beharrte, daß das „unbewußte Christentum des modernen Menschen" den Konflikt determiniere und zugleich auffange, dann ist nicht zweifelhaft, daß hier jemand das bestehende Normengefüge gerade
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Spranger 1938a, S. 9. Ebd., S. 16. Spranger (1938a) 1972, S. 315. Ders., ,Wesen und Ziele der Völkercharakterologie' (1939) 1974, S. 317. Ders., ,Weltfrömmigkeit' (1941a)1974, S. 247f.; ders. (1938b) 1972, S. 316.
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nicht erneuern und schon gar nicht das Staatsethos des preußischen Protestantismus mit völkischem Führerkult „kompatibel" machen wollte.625 Der im Frühjahr 1934 publizistisch verstummende August Messer hatte kurz nach der NS-Machtergreifung gemahnt, die „Gleichschaltung" nicht so weit zu radikalisieren, daß die sich in „Individuen und Stämmen" auswirkende „Eigenart" darunter litte. Deutlicher reagierte er dann auf den 1933 rasant fortschreitenden Abbau der rechtstaatlich-bürgerlichen Freiheiten, wenn er forderte, „Kirche und Religion" von der „Uniformierungstendenz" auszunehmen, Demokraten, Pazifisten und Liberale nicht zu terrorisieren und als „Staatsbürger minderen Rechts" zu behandeln, und sich davor zu hüten, auf bolschewistische Abwege zu geraten, die in einer Parteidiktatur enden würden.626 In der sicheren Schweiz warnte der Kölner Emeritus Saitschick im Februar 1933 davor, in Deutschland einen totalen Staat auszubilden, der sich in alle „Lebensgebiete" mischen werde.627 Horneffer negierte 1934 den immerhin nicht ganz abwegigen Gedanken, Führerstaat und despotischer Cäsarismus könnten identisch sein: Nicht nur seien die demokratischen Elemente in der Führerverfassung gut aufgehoben, sondern vor allem gewähre sie die Wiederholung des „Glückszustands" vom August 1914: die Integration der Arbeiterschaft in die Nation.628 Verweyen lobte 1934 das „Führerprinzip", hatte aber zuvor ein so düsteres Bild der den „Einzelmenschen" unterdrükkenden und eben deshalb ins ökonomische Desaster abrutschenden sowjetischen Diktatur entworfen, daß Vergleiche mit der braunen Diktatur sich aufdrängten.629 Der Sozialdemokrat Görland hatte 1930 das „freie Wechselverhältnis" zwischen „Führertum" und einer offenbar nicht allein von den Parteien kontrollierten „öffentlichen Meinung" als Ausweg aus der Krise der parlamentarischen Demokratie empfohlen. Leichten Herzens schien er deshalb 1933/34 der nationalsozialistischen „Vernichtung des parlamentarischen Staates" zuzustimmen, zumal die sozial egalisierenden Wirkungen der Machtergreifung beiseite zu räumen schienen, was Görland schon immer bekämpfte hatte: die kapitalistische Wirtschaftsordnung, den Einfluß der katholischen Kirche und den Klassen- und Obrigkeitsstaat, den die Novemberrevolution nicht gründlich genug beseitigt hatte. Und doch war bei Görland nicht zu überhören, daß die NSDAP nur für die Zeit der „deutschen Krisengegenwart" eine Art
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So Laugstien 1989, S. 57, der hier wie in seiner gesamten Argumentation viel Mühe aufwendet, auch wieder Zitatencollagen nicht scheut und störende Texte einfach ignoriert, um den Schein der Stringenz zu wahren. Vgl. dazu Vf. 1990, S. 113f. Ein schönes Beispiel auch Laugstiens Umgang mit dem gerade erwähnten Vortrag ,Weltfrömmigkeit', der angeblich „mobilisiert zum massenhaft-unauffälligen Einsatz an der inneren ,Front'" (S. 63). Mit wenigen Textpartikeln, für dieses Fazit arrangiert, verkehrt Laugstien den Textsinn ins Gegenteil. So streut er etwa die Wendung vom Christentum als Religion des Sieges so ein, daß der Anschein entsteht, Spranger hätte in der Religion ein Mittel zur ideologischen Massenmobilmachung gesehen, während er hier eindeutig gegen die nationalsozialistische Kritik am Christentum opponiert (vgl. Spranger 1941a/1974a, S. 249). 626 Messer 1933a, S. 86; ders. 1933b, S. 143; ders. 1933c, S.170f; ders. 1933d, S. 82f., ebd., S. 116 (Bezugnahme auf Hitlers Regierungserklärung v. 23. 3. 1933, wonach zu Messers Genugtuung „Grundforderungen des wirtschaftlichen Liberalismus" anerkannt worden seien; dort auch die Ansicht, daß der Liberalismus samt der individuellen „Autonomie" mit dem NS. sehr wohl zu vereinbaren sei). Im Oktober 1933 bemühte Messer dann eine Rede J. Haupts, um vor der Überschätzung des Staates zu warnen und für die „frei sich bindende Persönlichkeit" einzutreten (1933c, S. 257ff.) 627 Saitschick 1933. 628 Horneffer 1934, S. 20. 629 Verweyen 1934, S. 24 und ders. 1933, S. 19-21.
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kommissarischer Diktatur errichten sollte. Sobald Störfaktoren für die „Volkseinheit" wie der „konservative Nationalismus" eliminiert seien, könne (und müsse) sich die Vielheit der „Seins- und Daseinsformen" wieder frei im öffentlichen Raum artikulieren. 630 Zumindest für die Eliten, ohne die auch ein „Führerstaat" nicht bestehen könne, beanspruchte Sprangers Schüler Günther das Recht auf „Indifferenz" gegenüber politischen Zumutungen und Vereinnahmungen, die die als autonom deklarierte Sphäre der „Persönlichkeitsbildung" tangierten.631
5.2. „Liberale" Nationalsozialisten Zu der stattlichen Gruppe derer, die der SD 1941 explizit als „Liberale" einordnete, gehörte ein Fünftel aller damals noch amtierenden Philosophiedozenten. Addiert man dazu noch die meisten aus der Gruppe der vom SD als „indifferent" Beurteilten, dann war fast die Hälfte der deutschen Philosophen noch während des Zweiten Weltkrieges „liberal". Dabei hatte diese Gruppe nach den bis 1938 erfolgten Emeritierungen und Entlassungen von Litt, Paul Hofmann, Nohl, Misch, Jaspers, Hoffmann, Frank, Goedeckemeyer, Menzer, Kuhn, Löwith u. a. bis 1938 ohnehin schon stärkste personelle Einbußen erlitten. Wenn sie der SD trotz dieses Aderlasses für so präsent einschätzte, dann lag das nicht allein daran, daß dieses Etikett nach SS-Maßstäben recht großzügig verteilt wurde. Tatsächlich fiel es auch jüngeren Dozenten schwer, den bürgerlichen „Ballast" einfach abzuwerfen, so daß man sogar unter den vom SD als „politisch positiv" beurteilten Dozenten noch Liberale ausmachen kann. Maßgebendes Kriterium dafür ist das Verhältnis zu einigen Essentialia des bürgerlichen Rechtsstaates wie Gewaltenteilung, Grundrechtsschutz und Rechtssicherheit. Wer den Führerstaat nur für den effizienteren Rechtsstaat hielt, wer glaubte, es werde der „Eigennutz" im „Gemeinnutz" erst angemessen zur Entfaltung kommen, oder wer gar erwartete, im Führerwillen vollziehe sich die Summe der Einzelwillen, der blieb liberalen Denkmustern verhaftet. Unverkennbar skeptisch gegen die eigenen Postulate meint Seifert, daß der Nationalsozialismus sich vom Bolschewismus und Faschismus dadurch unterscheide, „daß er die verantwortungsbewußte Freiheit des Schaffens und geistigen Bewertens", also die bürgerliche Freiheit der Wissenschaft und damit letztlich die Meinungs- und Informationsfreiheit sichern werde. Nur allzu frei schwebende Individuen müßten in harte Zucht genommen werden, während auf die große Masse der freiwillig Gehorsamen Methoden des „asiatischen Despotismus" nicht angewendet werden dürften.632 Wie Messer und Verweyen, so nutzte Seifert das Schreckbild Bolschewismus, ohne doch bestimmen zu können, wie die Identität von Freiwilligkeit und Gehorsam beschaffen sein müßte, um den Umschlag ins Despotische zu vermeiden. Heyde hob dafür jeden Unterschied zwischen Sitte und positivem Recht auf, so daß der von ihm konstruierte Führerwille mit jedem Akt der Rechtssetzung sittlich han630
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Görland 1930, S. 212; ders. 1934a, S. 162f.; 1934b, S. 45 (die NS-Revolution als die wahrhaft sozialistische, die der bourgeoisen von 1789 entgegengesetzt sei und folglich die Menschenrechte nicht länger mit den Vorrechten einer Klasse verwechsle). Ders. 1936, S. 40ff., tendenziell für die Autonomie der Wissenschaft und gegen ihre weltanschauliche Bevormundung eintretend. Günther 1935 in seiner ,Philosophie der Gemeinschaft'. Seifert 1935, S. 186.
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dein und das Gewissen des einzelnen nie gegen sich aufbringen könne. 633 Heydes Greifswalder Kollege Schulze-Soelde, als Driesch-Verehrer bis 1933 eher bestrebt, die Rechte des Individuums gegen den Staat auszuweiten, plädierte für die Wahrung richterlicher Unabhängigkeit - freilich im Rahmen einer Bindung des Richters an die nationalsozialistische Weltanschauung. Ebenso solle der Führer kein absoluter Souverän im Sinne Bodins sein, sondern „im Volk" stehen. Desungeachtet dachte sich Schulze-Soelde die Herrschaftsausübung unumschränkt, den Führer von keiner Instanz kontrolliert und nur von einem Beraterkreis unterstützt. Systemimmanente Korrekturen dürften nicht von unten erfolgen, sondern ausschließlich - eingedenk wohl des abschreckenden Exempels „Röhm" - „von oben und von innen". Trotzdem finde der Gehorsam - institutionell nicht garantierte - Schranken darin, daß Führer und Staatsorgane nur Ansprüche an ihr Volk stellen dürfen, für die es in seinen „Erbanlagen" die nötige Kraft mitbringe. Solange dies gegeben sei, glaubte SchulzeSoelde unter Berufung auf Hegel, „daß der Zwang des Staates und der freie Entschluß der Zugehörigen ein und denselben Inhalt haben" und die „Autonomie der sittlichen Person" nicht mehr wie „im liberalen Sinne" gegen den Staat behauptet werden müsse. Nur im Fall der Überforderung des Volkes durch den Führer zerbräche die Einheit von Volk und Staat.634 Georg Burckhardt überarbeitete 1939 sein 1920 veröffentlichtes Opus Individuum und Welt als Werk'. Dabei gelangen ihm nur sehr oberflächliche, die Begrifflichkeit und den Anmerkungsapparat betreffende Veränderungen. Aus der „Bürgergemeinschaft" von 1920 wurde die „Führer- und Volksgemeinschaft", das Individuum nannte er weniger verfänglich „Eigenwesen" und das „Werk der Menschen", 1920 ohne völkische Begrenzung im Sinne von „Werk der Menschheit" gebraucht, korrigierte Burckhardt zu einem „Werk des Volkes".635 Aktuelle verfassungspolitische Kommentare, zum Teil verhüllt in die Interpretation staatsphilosophischer Klassiker, lieferte Kurt Schilling, dessen Werke ,Der Staat' (1935), .Geschichte der Staats- und Rechtsphilosophie' (1937) und Einführung in die Staats- und Rechtsphilosophie' (1939) stark von seinem Münchner Kollegen, dem Carl Schmitt-Widersacher Otto Koellreutter beeinflußt wurden.636 An dessen, von NS-Stellen abgelehnten „Rechtsstaats"-Begriff knüpfte Schilling an. Auf der Linie von Koellreutters Kritik an Schmitts Hobbes-Interpretation637 versuchte er, westeuropäisches Staatsrechtsdenken (Hobbes-Grotius-Montesquieu-Rousseau) vor der Gleichsetzung mit dem „Liberalismus" zu bewahren. Enthalte es doch positive, anschlußfähige Elemente. Das Hauptverdienst dieser
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Heyde 1935 und ders. 1937. Schulze-Soelde 1937, S. 78f., 88f, 93ff., 102f. Vgl. die Fassungen Burckhardt 1920 und 1941. Die beiden zuletzt genannten Werke erschienen in der von Koellreutter hg., und von ihm mit seinen Hauptwerken ,Deutsches Verfassungsrecht' (1935) und ,Deutsches Verwaltungsrecht' beschickten Reihe „Rechtswissenschaftliche Grundrisse" des Junker und Dünnhaupt Verlages. Schillings Arbeiten wurden auf Anregung Koellreutters für diese, der juristischen Ausbildung dienenden Reihe geschrieben. - Erstaunlich, daß Schorcht 1990, S. 344ff., diesen Kontext nicht berücksichtigt. Koellreutter 1938. Über die nur widerstrebend erteilte Zustimmung des PPK zu Koellreutters ,Verfassungsrechr von 1935 sowie über „höhnische" Attacken gegen ihn im „Schwarzen Korps" vgl. J. Schmidt 1995, S. 73f., 171f. Zum Konflikt zwischen „Traditionalisten" und „SS-Juristen" um Rechtsstaat und Führerstaat: Stolleis 1999, 325-338.
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Denker sei die politische Demokratisierung der abendländischen Nationalstaaten. Im englischen Parlament habe sich diese Demokratisierung vollzogen. Dies sei, so wollte Schilling 1937 offenbar verstanden werden, eine ideale und nachahmenswerte Form, wenn das Parlament nicht zu einer „Interessenvertretung wirtschaftlicher unstaatlicher, staatszerstörender Mächte entartet".638 Trotz möglicher Fehlentwicklungen, trotz der von Hobbes bis Rousseau mitgeschleppten privat- und naturrechtlichen Erbmasse, die es Liberalen erlaube, Individuum oder Gesellschaft gegen den Staat auszuspielen639, habe sich die Idee der Autonomie des Politischen und zugleich die Idee der umfassenden Teilhabe am Staat Bahn gebrochen. So lasse sich Montesquieus Lehre von der Gewaltenteilung zwar liberal als Sicherung privater Freiheit vom Staat lesen, doch spreche der historische Kontext eindeutig dafür, hierin die Forderung nach Teilhabe im Staat zu verstehen.640 Entgegen allen absolutistischen oder liberalistischen Umdeutungen dieses westeuropäischen Staatsdenkens sei darin das Ideal des „wahren Staates", nämlich des, mit Koellreutter zu sprechen, „politischen Rechtsstaates" zu entdecken und zu bewahren.641 Auffällig ist hier, wie nachdrücklich Schilling Rechtsstaat gegen Despotismus abgrenzte. Den von Bodin adaptierten römischen Begriff des legibus absolutus bezeichnete er als ebenso „verhängnisvoll", wie die davon ausgehende „schlimme" absolutistische Praxis des sich außerhalb der Gesetze stellenden Souveräns.642 Mit Koellreutter, den die „fortschreitende Zerstörung des Rechtsstaats in Deutschland" zum „Gegner des Nationalsozialismus" werden ließ643, unterschied er zwischen „Führer" und Tyrann: Echter Staatsgründer sei nur, wer eine Ordnung herstelle, die geschichtliche Aufgaben des Volkes löse und dessen „eigentümlicher wesensgemäßer Ordnung" entspreche. Das sei der Sinn vom „Kampf Koellreutters um den Begriff des Rechtsstaates", nämlich die Bindungen des echten Staates an die volkliche Eigenart im Staatsrecht zu sichern.644 Philosophie und Wissenschaft hätten mitzuhelfen, diese Ordnung 638 639
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Schilling 1937, S. 153f, 173. Ebd., S. 149-151, 172f.; diese gegen Schmitts Hobbes-Aufsatz von 1937 gerichtete Interpretation räumt ein, daß Hobbes schließlich bei dem „Ideal des liberalistischen sogenannten ,Nachtwächterstaates'" angelangt sei. Dies sei dem christlichen Erbe geschuldet. Die Vorstellung vom unbedingten Wert der Einzelseele säkularisierend, lege Hobbes den Staatszweck darauf fest, dem Frieden und der Selbsterhaltung des Privatmannes zu dienen. Diese traditionelle Fixierung auf das jenseitige, dann diesseitige Wohl des Individuums, nehme darum in der Lehre vom Gesellschafts-/Herrschaftsvertrag seinen Ausgang von einer „gegeneinander gleichgültigen Menge von Einzelnen", nicht aber von einer ursprünglichen Gemeinschaft, dem „Volk", dem dann der Staat dienstbar gemacht werden könnte. Ebd., S. 161. So „rettet" Schilling auch die Lehre von den Menschenrechten: In vornehmlich USamerikanischer Theorie und Praxis seien Menschenrechte Abwehrrechte gegen den Staat, während sie bei Rousseau Teilhaberechte seien (ebd., S. 170). Ebd.; hier nochmals gegen Schmitt, der zu Unrecht Gesetzlichkeit und Recht mit der privaten, Befehl und Entscheidung mit der politischen Sphäre identifiziere. Ebd., S. 132f. So Stolleis 1980, S. 325, der diese Wende Koellreutters, der sich lange vor 1933 als einer der ersten deutschen Staatsrechtslehrer zur NSDAP bekannt hatte, auf die Jahre 1938/39 datiert. Relativierend dagegen J. Schmidt 1995, S. 109f. Rapp 1990, S. 63-78, bestreitet, Koellreutters antijüdische Stellungnahmen zitierend, jede Distanz zum NS. Auch dies rückt Schmidt, S. 75, 103, ein wenig zurecht. Beiden ist jedoch entgangen ein Brief Koellreutters an Rust v. 6. 4. 1933. Darin die Bitte, gegen „unerfreuliche Typen" unter den jüdischen Dozenten vorzugehen, aber Juden mit „starken menschlichen Qualitäten" den Hochschulen zu erhalten. GStA, Rep. 76Va, Sek. 1, Tit. 1, Nr.39, Bd. II, Bl. 395-403. Schilling 1939, S. 91.
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und die Ziele des Volkes zu bestimmen, also den Herrscher über die sachlichen Erfordernisse aufzuklären, um die „Gefahr eines Abgleitens in Willkür und Tyrannei" zu bannen.645 1934 hatte Schilling noch entschiedener formuliert: Der Rechtsstaat sei das Gegenstück zur Despotie, die sich überall dort als Maßnahmestaat etabliere, wo die Willensintegration nicht durch formal allgemeine Gesetze erfolge. Zur freien und bewußten Willensgemeinschaft gehöre auch die Publizität staatlicher Maßnahmen. Der Rechtsstaat sei die täglich an neuen Aufgaben sich erzeugende Willensgemeinschaft. 646 Er müsse die „ethische und ehrenvolle Unterordnung" des Einzelwillens unter die öffentlichen Ziele ermöglichen. Andernfalls bleibe ein Teil der Bürger vom Staat ausgeschlossen, womit die politische Einheit riskiert werde. Der Despotismus, der durch „Überspannung" des Zwanges diese womöglich freiwillige Unterordnung verhindere, zerstöre die Staatseinheit und führe in den Untergang.647 Der „Führerstaat kann ein echter Rechtsstaat sein", er sei durchaus nicht nur durch seine Form dazu verurteilt, Diktatur oder Despotie zu werden. Er könne aber auch, wie die Formaldemokratie unter der „Herrschaft der anonymen und unverantwortlichen Mächte", „zu eigennützigen Zwecken des Führers und seines Anhangs" mißbraucht werden. Wenn der Führerstaat Rechtsstaat genannt werden darf, dann muß er den unverfälschten sittlichen Willen aller umsetzen, der im Gegensatz zur Vieldeutigkeit der Neigungen, Meinungen und Interessen stets eine „Einheit [sei], auf die sich alle vereinigen können".648 Schilling verriet nicht, was denn den „autonomen sittlichen Willen der Deutschen", die vom Führer mit Zustimmung aller zu vollstreckende „Herrschaft der objektiven Sittlichkeit" ausmache, oder was denn die „ursprünglichen Möglichkeiten des germanischen Wesens" enthielten, die der Nationalsozialismus wieder freilege.649 Klar schien für ihn nur, daß die ethnische Homogenität, die „Blutseinheit", diese Willensintegration erst ermögliche, jedenfalls aber erleichtere.650 Ansonsten sei der Inhalt der Sittlichkeit „überall verschieden"651 und nur im „Gewissen des Einzelnen" finde der Staat bei der Realisierung seiner sittlichen Ziele eine Grenze. 652 Im Konfliktfall entscheidet also wieder das Individuum, ob der Staat noch der Gemeinschaft wesensadäquate Ziele verfolgt oder, diese verratend, der Willkür des zum Tyrannen gewordenen Führers dient. Was hier staatsrechtlich wie philosophisch gleich verworren klingt653, las sich aus nationalsozialistischer Perspektive als unmißverständlicher Versuch, 645 646 647 648 649 650 651 652 653
Ebd., S. 95, ähnlich S. 101: Staatsordnung dürfe nur ursprüngliche Anlagen realisieren, andernfalls gleite sie in eine „Tyrannis" ab, und S. 111. Schilling 1935, S. 131f.; lt. Vorwort vom Herbst 1934 entstanden die ersten Entwürfe zu diesem Werk 1926. Bemerkenswert die überaus positive Bezugnahme auf Hans Kelsen (ebd., S. 123). Ders. 1937, S. 169. Ders. 1939, S. 157 (Sperrung im Original). Ders. 1937, S. 213. Ders. 1935, S. 146ff., ders. 1937, S. 149; ders. 1939, S. 45. Ders. 1939, S. 68. Ebd., S. 112. Gänzlich unklar bleibt, worauf sich das individuelle Gewissen berufen kann. Spricht aus ihm das völkische Gewissen? Wer legt fest, welchen Inhalt das „Wesen" eines Volkes hat? Lassen sich überhaupt lagebedingte „Interessen" mit wesensbedingter Sittlichkeit stets zur Deckung bringen? Wie ist zu entscheiden, wenn sich eine moral minority darauf beruft, eine staatspolitisch zweckmäßige, lagegerechte Entscheidung stehe im Widerspruch zum „germanischen Wesen"? Kann nicht auch eine wesensadäquate Gewissensentscheidung zu einer falschen Lagebeurteilung und damit zum Untergang des
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den Führerwillen sittlich zu normieren, den Führerstaat in den Dienst einer in „ursprünglichen Anlagen des Volkes" gegebenen „sittlichen Bestimmung" zu stellen 654 und ihn, da er nur so den allgemeinen Willen verwirklicht, „rechtsstaatlich" zu zähmen. Genau diese Verhaftung im liberalen Denken kritisierten nationalsozialistische Staatsrechtler am Werk Koellreutters, und auch Schilling mußte sich - zu Recht - entsprechende Vorwürfe gefallen lassen.655 Unterstellte er doch sogar eine idealtypisch konstruierte, für ihn auch nach 1933 noch intakte bürgerliche Öffentlichkeit mit institutionell garantierter Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit. Denn nur vor diesem Forum habe der Führer das „Zutrauen" des Volkes zu erringen: „Absichten und Ziele, für die es nicht gelingt, den eigenen Einsatz des Volks zu gewinnen, werden meist auch nur schlecht dem genannten wahren vorpolitischen Sein des Volks selber, an dem sich ja die Staatsführung immer orientieren sollte, entsprechen".656 In diesen vorsichtigen Zähmungsversuchen traf sich Schilling mit einem Rechtsphilosophen, der 1934/35 noch vielbeachtet mit einer „Philosophie des Führertums" vor allem außerhalb des Hörsaals Neugierige anzog: Carl August Emge. 1936, als er dem Führerstaat die „Projizierung ins Juristische" anriet, und sinnierte, wie man den „Führergedanken in die Sphäre des Rechts" übertragen könne, begann Emge damit, regimekritische Aphorismen, die er selbst in die Tradition des Aufklärers Lichtenberg stellte, zu veröffentlichen. Sie gipfelten 1942 in der Forderung: „Als rechtliches Minimum, unabhängig von jeder Staatsform, verlangt das Rechtsgefühl folgendes: 1. Keine Willkürakte! Bei Eingriffen muß Nachprüfung durch unabhängige Richter erfolgen können ... 2. Verantwortungskontrolle gegenüber Taten und Worten. Nur so kann sich Gewissen bilden ,.." 6 5 7
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Volkes führen? Die moralische Substanz eines Volkes, so Schilling (1939, S. 112) dürfe nicht angriffen werden, wenn der Staat nicht heillos entarten solle. Also steht über Volk und Staat doch wieder die „sittliche Welt" als höchste Instanz, oder das Volk ist Träger so ahistorischer wie übervölkischer Sittlichkeit? Schilling 1939, S. 158. J. Schmidt 1995, S. 173, aus Rezensionen von Forsthoffund Höhn zitierend. Gegen Schilling vor allem der Tübinger Staatsrechtler Wilhelm Merk in zwei DLZ-Rezensionen 1939, 1940: „vertragsrechtliche Auffassung", „Erneuerung der naturrechtlichen Staatsvertragslehre", „im Kern einzeltümlich" (sc. individualistisch), bedenklich sei besonders, was Schilling über das Gewissen und Grenzen des Gehorsams gegenüber dem Staat schreibe (1940, Sp. 158). Ders. 1939, S. 111. 1935, S. 190f. („Der Inhalt des Vortrags wurde erstmals 1934 in der Gesellschaft für gemeinnützige Wissenschaften in Bremen und der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg mitgeteilt, sodann öfter in meinem Seminar im Nietzsche-Archiv in Weimar behandelt"; vor großer Kulisse, dem RosenbergVertrauten „Gesandten Werner Daitz", „Staatsrat Carl Schmitt, Vertreter der Partei und zahlreiche[n] Professoren", hatte Emge im Mai 1935 auch in der Berliner Hochschule für Politik über dieses Thema gesprochen, vgl. den Bericht von Hans Gerth 1935; er selbst gab rückblickend, 1960, S. 70, an, der Vortrag habe als quasi oppositionell nur „an einer sehr akademischen Stelle, in der Festschrift für Spranger" (sie!, das wäre also 1942 gewesen) publiziert werden können. Vgl. aber dann ders. 1942a, S. 403; ebd., S. 426: „Despotismus ist in Kulturländern nur als Paroxysmus berechtigt"; S. 441: „Ein Diktator sucht seine Macht weiterzutreiben als der Gott der Dogmatik: er erlaubt keine Wahl zwischen Gut und Böse ...". S. 199: Der Machthaber verdiene seine Macht nur dann, wenn er seinen titulus facti in einen justus titulus juris verwandle: „So müßte die Macht gleichsam Selbstmord begehen, wenn sie zum besten Rechte werden sollte"; S. 220: „Tyrannei wäre umgekehrter Liberalismus: man läßt einen Einzigen machen, was er will." (Vgl. o. Anm. 437).
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5.3. Katholische Kritik des Führerstaats Keiner der noch im Amt verbliebenen katholischen Philosophen hat sich an eine systematische Kritik der theoretischen Grundlagen des NS-Staates gewagt. Allein der nicht habilitierte Assistent Max Müller versuchte 1934/35 wenigstens in einigen Aufsätzen eine solche Kritik zu leisten, während ältere Kollegen ihre Vorbehalte zumeist in nicht spezifisch verfassungspolitischen Werken artikulierten. Wie der Brüning-Anhänger Müller, so waren auch Meier, Rüfher, Behn, Meyer, Eibl, Sauter, von Rintelen und Lützeler vor 1933 mehr oder weniger entschieden für die „Überwindung des liberal-demokratischen Parlamentarismus und des Parteien-Staates von Weimar" (Müller) eingetreten. Doch soweit sie den „Führerstaat" positiv werteten, unterstellten sie regelmäßig, er werde ihre ureigenen katholischen Erwartungen erfüllen. So hoffte der deutschnationale Katholik Stieler seit Ende der 20er Jahre auf eine staatliche Ordnung, die die Massengesellschaft aufheben und eine neue hierarchisch-ständische Gliederung etablieren würde. Gleichwohl begann er nach 1933 leise daran zu zweifeln, ob die langersehnte „Hierarchie eines einheitlich gestalteten Führertums" die „Sinneseinheit des Volkes" wirklich herstellen könne, oder ob auch sie das „Innerste des Menschen" nicht eigentlich unberührt lasse: „Wer ahnt überhaupt, welche Unzahl heimlicher Feinde im Innersten des Menschen dauernd am Werke sind?"658 Auch Meier meinte vage, „Führerstaat" bedeute „Entmassung", doch wollte er die „Verabsolutierung" der Gemeinschaft nicht gegen die Rechte der christlich definierten „Persönlichkeit" vorantreiben.659 Lützeler unterlegte dem Führerstaat das germanische Gefolgschaftsverhältnis, das sein Bonner Kollege Hans Naumann aktualisiert hatte, und behauptete kühn, der Nationalsozialismus wolle nichts anderes als den katholischen Personalismus realisieren: Der Führer entbinde im Individuum die Kraft zur Selbstbefreiung und letztlich zum Glauben an christliche Werte (wenn nicht sogar zum katholischen Glauben!). 660 Behn erhoffte paradoxerweise, daß die im Weimarer Parteienstaat angeblich etablierte „Unmittelbarkeit zwischen Staat und Bürger" wieder aufgehoben und der NS-Staat die vor 1933 zurückgedrängten „intermediären Mächte" (Kirche, Familie, Vereine) stärken werde!661 Meyer deutete an, daß die Familie als eigentliche Vermittlerin der höchsten sittlichen Werte dem Staat Grenzen setze, und daß der Kultur- bzw. der Rechtsstaat den Vorrang der universalen Sphäre der höchsten Werte (und des höchsten Wertes!) gegen jeden niedrigeren Staatszweck (etwa der „Aufartung" des Volkes) verteidigen müsse.662 Rüfner mußte sich von Gehlen mit guten Gründen vorhalten lassen, den Führerstaat in sein thomistisch-naturrechtliches Staats-
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Stieler 1937, S. 19; ders. 1929a (diese Husserl gewidmete Studie zur Massenpsychologie ging noch davon aus, daß in den modernen Industriegesellschaften „Alleinherrschaft" unmöglich geworden sei, ebd., S. 2); ders. 1929b und 1930; S. 25 (die Demokratisierung des Lebens, die die Autorität auch auf sittlich-religiösem Gebiet zersetze, könne nicht mehr rückgängig gemacht werden); ders. 1934, S. 6 und 14. Meier 1936a und 1936b. Lützeler 1933c, S. 1033ff. und ders. 1933d; ders. 1934a, S. 35f. - Ähnlich v. Rintelen 1934a, S. 68f., der bemüht ist, „Volk, Volkstum und Rasse" als Elemente wahrhaft christlichen Denkens anzubieten und das „Gott-Geschöpfverhältnis" in die Nähe des germanischen Gefolgschaftsverhältnisses zu rükken. Behn 1934, S. 67ff. Meyer 1936, S. 127ff.
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Verständnis integrieren zu wollen.663 Wie alle anderen katholischen Philosophen, so meinte auch Rüfner in seiner Ablehnung des „entpersönlichten Kollektivmenschen", des im Liberalismus und im Bolschewismus schon hinreichend „entvolkten Menschen", mit dem Nationalsozialismus übereinzustimmen. Doch den Unterschied zwischen einer „ideenlosen Gewaltherrschaft" und dem NS-Führerstaat vermochte er allein dadurch zu markieren, daß er dem Führer eine besondere „Weitsichtigkeit" zusprach, die ihn hindere, willkürlich, also gegen die jeder sachlichen Notwendigkeit immanenten Werte zu handeln.664 Max Müller ließ dieses Gemisch aus vorsichtigen Grenzziehungen und halbherzigen Annäherungen hinter sich, um die unversöhnlichen Gegensätze zwischen katholischem und nationalsozialistischem Staatsverständnis klarer als andere zu benennen: Der Totalitätsanspruch des NS-Staates kollidiere mit der katholischen Überzeugung, daß der Mensch sich „ganz und total" nicht in der irdischen Gemeinschaft entwickle, sondern nur in einer Gemeinschaft, die ihre Wurzeln in der letzten Gemeinschaft der Gläubigen habe. Daraus ergebe sich die Unmöglichkeit, die „persönliche Entscheidung" durch die Unterordnung unter einen Führerwillen aufzuheben. Diese Begrenzung des im Führer verkörperten Staates schaffe Raum für die schöpferische Person und die Selbstorganisation der Gesellschaft, die von Müller als „Ständestaat" entworfen wurde.665
5.4. Apologeten der „Führer-Allmacht" Den Staatsrechtslehrern, die wie Reinhard Höhn und einige seiner SS-Kameraden dem Maßnahmestaat des ungehemmten Führerwillens zuarbeiteten, sind unter den Philosophen nur wenige gefolgt.666 Ernst Krieck, mit dem bis 1935 in Heidelberg lehrenden Höhn gut bekannt und mit ihm gemeinsam im SD in der „Gegnerbeobachtung" verbunden, ist unter diesen wenigen an erster Stelle zu nennen, dann Hans Alfred Grunsky und natürlich Alfred Baeumler. Krieck ließ bereits 1917 ein Werk über ,Die deutsche Staatsidee' erscheinen, das er 1934 unverändert wieder auf den Markt brachte.667 Während der 20er Jahre nahm er mit der ihm eigenen Verbissenheit wieder und wieder zu staatsrechtlichen Fragen Stellung, verblieb aber im wesentlichen im 1917 abgesteckten ständestaatlich-staatssozialistischen, an Moeller van den Brück geschulten antiliberalen Rahmen. Bis 1933 hatte Krieck nie etwas anderes gefordert als den „Fürsorgestaat" in der Tradition des Freiherrn vom Stein und Bismarcks, den starken, zur Korrektur des Kapitalismus fähigen Staat.668 Um 1930 hielt Krieck es für möglich, daß in den „Bünden" (Studentenschaft, Jugendbewegung, paramilitärische Wehrverbände) eine staatstragende Schicht erzogen werden könne, die als Garant des Gesamtwillens Träger eines „völkischen Gesamtsstaates" werde - in der Zeit nach Weimar. Nur diesem Gesamtwillen traute Krieck zu, die 1918 ausgefächerte „Mehrheit der öffentlichen Sphären" 663 664 665 666 667 668
Gehlen 1939, S. 185 f Rüfner 1937, S. 114ff., 119ff. - Vgl. a. Sauter 1934a+b, anschließend an ders. 1932. Die Abfolge von Müllers Aufsätzen in den „Werkbund-Blättern", s. Bibl. 1933-1935. Prägnant Hohns Aufsatz über den ,Führerbegriff im Staatsrecht', 1935. Vgl. die knappe Übersicht zur staatsrechtlichen Diskussion des Führerbegriffs bei Lepsius 1994, S. 93ff. Krieck 1917; 1934 in 2. und 3. Aufl. Ebd. 1917, S. 187ff, 200ff.
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neu zu integrieren, um die „Freiheit des Volkes" und damit überhaupt seinen Bestand zu sichern.669 Der von einer ständischen oder bündischen Elite zu formende Staat, dessen innerer Organisation Krieck ohnehin nie große Aufmerksamkeit geschenkt hatte, und der vor allem als Negation der parlamentarischen Demokratie gedacht war, sank nach 1933 bei ihm ins Bedeutungslose ab. Die „Bewegung" sei der eigentliche Staat, der in seiner überlieferten Form nur als eine „Gestalt auf Abbruch" figuriere.670 Als Apparat stehe er zwischen Partei und Volksgemeinschaft, habe das Politische rechtsförmig in „Verwaltung, Gerichts- und Wehrordnung" umzusetzen. Nur Epigonen (sc. wie Gehlen) könnten das politische Handeln der Partei von den Institutionen her definieren wollen. Alles von den Institutionen her geregelte Tun sei aber kein politisches Handeln mehr, nur noch Befehl in Gesetzesform. Gerade der Führer suche die Rechtfertigung seines Tuns nicht in der Staatstheorie, sondern im „rassisch-völkisch-politischen Bild vom Werden des deutschen Volkes". Was der Führer in diesem Bild „schaue", bestimme das politische Handeln. Die für ihn lächerlichen bürgerlichen Skrupel, es könnten dabei staatliches Recht und überstaatliche Sittlichkeit einander ins Gehege kommen, tat Krieck ab: Wenn das politische Handeln den rassischen Grundwerten entspreche, werde die Unterscheidung zwischen Recht und Sitte hinfällig. Die Gesetzgebung des Dritten Reiches sei daher nichts anderes als die Anwendung des natürlichen Rechts- und Gerechtigkeitsprinzips der nordischen Rasse: „Wo das Gesetz von innen und das politische Gesetz sich finden, da herrscht das Recht."671 Da der Führer als Repräsentant der rassischen Kräfte das „Gesetz von innen" schaue und umsetze, also nur den Gemeinschaftswillen vollstrecke, sind die Führerbefehle als positives Recht stets im Einklang mit der sittlichen (sc. völkischen) Ordnung. Damit hat Krieck der Führergewalt ein Maximum an Handlungsfreiheit konzediert, eine durch kein Staats- und verfassungsrechtliches Institut behinderte politische Flexibilität, die ihm erforderlich schien, um das im Demokratismus und Bolschewismus regierende „Prinzip des Volkstods" außer Kraft zu setzen.672 Das letztlich in der Definitionsgewalt des Führers stehende „Naturgesetz der Gemeinschaft" reguliere soziale Interaktionen nach rassischen, ebenso nach demographischen, biologisch-rassehygienischen Opportunitäten. Selbstwert und geschichtsphilosophische Zielvorstellung war dabei die Formung eines „geschichtsbildenden Herrenvolkes", das höheres Menschentum verwirkliehe.673 Hatte sich Krieck - und mit ihm Hans Alfred Grunsky 674 - auf die aktuelle staatsrechtliche Diskussion bezogen und dabei die Partei der Apologeten der „Führer-Allmacht" 675 ergriffen, versuchte Baeumler ihre germanischen Wurzeln aufzugraben und das Führerprinzip 669 670 671 672 673 674
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Ders. 1934h (zuerst: 1931), S. 18-31. Ders. 1936a, S. 100; vgl. a. ders. 1935e+f. Ders. 1937a, Bd. 2, S. 31-44 (44), 75-76. Ebd., S. 37. Ebd., S. 74. Grunsky 1938 über den „Begriff des Staatsmanns"; das Ziel von dessen politischer Pädagogik müsse die Herstellung einer „gleichen Seelenverfassung in allen Bürgern, die Träger des Staates sind" „Elemente, bei denen das grundsätzlich nicht möglich ist", müsse er „ausmerzen" (ebd., S. 340). C. Schmitts Vokabel im Schlußabschnitt („Abnormität und Unberechenbarkeit aller Entwicklungen innerhalb des Hitler-Regimes") seiner Betrachtung über .Zugang zum Machthaber . . . ' von 1947 (Schmitt 1958, S.436f.).
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eher historisch zu rechtfertigen. Daneben war auch er bestrebt, den „Täter" (Führer) und seine aus „unerforschlicher Tiefe" gefaßten Entschlüsse, die „einsame Größe der Führertat", von jeglicher Normenbindung zu befreien, jede Trennung von öffentlich und privat zu negieren, das öffentliche Recht überhaupt auf die Pflicht der „Gefolgschaft" zu reduzieren, dem Führer die Treue zu halten, und keinem „Staatspositivisten" zu gestatten, die in der Unmittelbarkeit des Gefolgschaftsverhältnisses überwundene Trennung von Staat und Volk auch nur ansatzweise zu restituieren.676
6. Kommentare zur Außenpolitik des Dritten Reiches 6.1. Die Friedenszeit von 1933 bis 1939 Heideggers Auftritt auf jener Leipziger Professorenversammlung, die Teil der Kampagne war, mit der die NS-Regierung eine breite Zustimmung für den von ihr im Oktober 1933 erklärten Völkerbundaustritt mobilisieren wollte, suggeriert, daß unter Philosophen auch nach dem Systemwechsel ein großes Interesse an außenpolitischen Fragen bestand und mit ihnen als Kommentatoren des deutschen Geschicks in der internationalen Politik zu rechnen war. Doch nach dem Genfer Paukenschlag, für den auch Baeumler und Spranger kräftig geworben hatten677, schien man in den außenpolitisch wahrlich nicht ereignisarmen Jahren bis zum Kriegsausbruch in eine merkwürdige Lethargie verfallen zu sein. Über beiläufige Stellungnahmen hinaus wollte sich kein Philosoph auf diese Thematik einlassen.678 Nur der allmo676 677
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Baeumler 1937a, S. 10-14;; ders. 1942a, S. 19-25. - Vgl. a. Weinhandl 1933b. Baeumler sprach an 6. 11. 1933 auf einer Wahlkundgebung in der Neuen Aula der Berliner Universität über den Unterschied der Friedenspolitik Stresemanns zu der Hitlers („Akademische Correspondenz" A, Nr. 4 v. 7. 11. 1933, Bl. 2). Abseitig, im „Staatsanzeiger für Württemberg", zog Spranger eine negative Bilanz der deutschen Mitgliedschaft im Völkerbund, die es rechtfertige, eine Organisation zu verlassen, die dem Reich stets die Gleichberechtigung verweigert habe (Spranger 1933d). - Hoffmeister 1934, Vorwort, wollte in seiner Studie über die .Problematik des Völkerbundes bei Kant und Hegel' zwar explizit jede Aktualisierung vermeiden. Solche Bezüge stellten sich aber - wie ebenfalls angekündigt - „von selbst" ein, wenn er den „Höchstwert der staatlichen Souveränität" gegen die „Gestaltlosigkeit des Kosmopolitismus", Hegels Wertschätzung des unabhängigen Volkes gegen Kants Unfähigkeit, „völkische Eigenart" zu begreifen, abhob (ebd., S. 40ff.) - Lützeler 1933a, erläuterte eine Woche vor der Volksabstimmung den „europäischen Sinn der deutschen Wende", der darin liege, daß das Reich zu den „großen haltenden Ordnungen" zurückfinde, während seine Nachbarn dem Nihilismus des Liberalismus und des Kommunismus ausgeliefert seien; ders. 1933b. Beispielhaft seien genannt: Kühnemann 1933 an das amerikanische Publikum über die außenpolitischen Ziele der neuen Regierung, ders. 1936 über die ostpolitische Aufgabe der Breslauer Universität; Schelsky 1934, S. 12, nahm kurz nach Deutschlands Austritt aus dem Genfer Bund Partei für die Zweckmäßigkeit bilateraler Verträge oder Paktsysteme anstelle der Völkerbundordnung; Freyer 1937b beschwor die „existenzielle Beziehung" zu den Völkern Südosteuropas; Horneffer (1933) hoffte, der nahe Zusammenbruch des Bolschewismus werde Deutschlands Abkehr vom Westen erleichtern; v. Bubnoff (1935) warnte davor, die UdSSR als „Judenstaat" zu verteufeln; hinzu kam die fortlaufende Polemik Eibls gegen das Versailler Vertragssystem, das Mitteleuropa gegenüber der östlichen Bedrohung schwäche (vor allem Eibl 1933a und 1933b; 1933d+e; 1934a+b; 1938.); Mahnkes Erinnerung an die deutsch-tschechischen Gemeinsamkeiten, die die westeuopäisch orientierte
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natlich in „Volk im Werden" die Zeitereignisse kommentierende Krieck bezog zu den einzelnen Schritten der deutschen Revisionspolitik öfter Position und ließ etwa anläßlich der Wiederherstellung der Wehrhoheit im Rheinland (März 1936) erkennen, daß Europa sich an die hegemoniale Rolle des Reiches werde gewöhnen müssen.679 Baeumler betonte bis 1937 dagegen stets, daß die „föderale", anti-imperialistische, dem europäischen Frieden dienende Außenpolitik Hitlers allein am Selbstbestimmungsrecht der Völker ausgerichtet sei.680 Verständigungspolitische europäische Perspektiven eröffnete auch Heideggers Vortrag:,Europa und die deutsche Philosophie' (1936), dem es um nicht weniger als um die „Bewahrung der europäischen Völker vor dem Asiatischen" und damit um die „Rettung des Abendlandes" durch „Überwindung [der] eigenen Entwurzelung und Aufsplitterung" ging.681 Obwohl hier nur die Front gegen Asien aufgebaut wurde, muß doch das Bild vom „Zangendruck" aus der Einführung in die Metaphysik' (SS 1935) mitgedacht werden, das Heidegger zur Bestimmung jener eigentümlichen geschichtlichen Mission des deutschen „metaphysischen" Volkes gebrauchte, die ihm die Verantwortung für das „Schicksal der Erde" auflud, damit es nicht den angelsächsischen und bolschewistischen Exponenten der „seinsvergessenen" Weltzivilisation in die Hände fiele.682 Auffällig ist, wie um 1936, im Vorfeld des Pariser Descartes-Kongresses und unter dem Eindruck der Aufnahme der UdSSR in den Völkerbund, der Pariser Volksfront-Regierung, der französisch-sowjetischen Annäherung und schließlich des Bürgerkriegs in Spanien, nicht allein Heidegger von Europa sprach. Baeumler beschäftigte sich mit der ,Dialektik Europas', Heyse spürte dem „Wesen" der wissenschaftlichen Akademien in Europa nach und kommentierte die Eskalation um das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen mit einem Appell, nach dieser „europäischen Krisis" CSR-Führung seit 1918 ignoriert habe (Mahnke 1938); Lehmanns Zurückweisung der wissenschaftlich drapierten französischen „Volksfront"-Propaganda gegen den Nationalsozialismus (ders. 1938b und 1939b). 679 Krieck 1936b; vgl. a. ders. 1935d. 680 Baeumler, der von der „Schuld der Gebildeten" (ders. 1933i) auch deshalb sprach, weil sie blind gegenüber der außenpolitische Lage des Reiches gewesen seien und ihre Blindheit im Weimarer Erziehungssystem tradierten, wollte es zum Hauptinhalt der politischen Erziehung im (Geschichts- und Erkunde-) Unterricht machen, die „deutsche Lage" erkennen zu lernen und das Bewußtsein zu vermitteln, „daß Deutschland in ein Einmächtesystem eingespannt ist". Gelehrt werden müsse, was es heiße, „den Druck auf die Grenzen zu ertragen, den wir ertragen müssen": „Wenn dieser Druck nicht unmittelbar übertragen wird auf das Gefühl und das Bewußtsein unserer Lehrer und Kinder, dann sind wir eben nicht politisch erzogen. Sie müssen wie das Barometer vibrieren unter diesem Druck." (ders. 1933h; vgl. auch ders. 1933m und 1934f). Zur föderalen Außenpolitik: ders. (1934) 1937a, S. 23f., ebd. (1934), S. 48f., (1935), S. 50ff. (zur ,Dialektik Europas', die deutsche Welt mit ihrem eigenen Schwerpunkt stehe zwischen West und Ost), (1934), S. 132f. Das außenpolitische Credo der föderalistischen Selbstbegrenzung strukturierte auch die Ausführungen zum neuen „rassischen" Geschichtsbild, mit denen Baeumler seit 1933 stärkere öffentliche Resonanz fand denn als „politischer Pädagoge" (vgl. ders. 1935a-c, 1935g, 1937c; 1938b; 1939). 681 Heidegger (1936) 1993, S. 31 und 40. 682 Symptomatisch ist wieder einmal die Ignoranz, mit der der zeitgeschichtliche Kontext in Beziehung zu Heideggers politischen Einlassungen gesetzt wird; so Losurdo 1995, S. 146 und 153, der die zwischen 1936 und 1938 entstandenen, aber erst 1989 publizierten ,Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis)' inspiziert, um dann Bemerkungen des Denkers zum spanischen Bürgerkrieg darauf zu reduzieren, daß dort „Terrorbombardierungen der nazistischen Luftwaffe" stattgefunden hätten! - Vgl. Heidegger (1935) 1976, S. 29. - Dazu Nolte 1992a, S. 165ff. Zur Kontinuität des Bildes vom „geistigen Zweifrontenkrieg" bei Heidegger: Kittsteiner 1997.
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sich auf die „europäischen Gemeinsamkeiten" zu besinnen, Freyer verwies die deutsche Politik darauf, „die Mitte Europas zu hüten", Rothacker gab zusammen mit dem Leipziger Historiker Erich Brandenburg eine „Europa-Bibliothek" heraus, die mit Horst Rüdiger einen Verfechter des „Dritten Humanismus" zu Wort kommen ließ und die Beschwörungen der „europäischen Gemeinschaft" druckte, mit der der „Geist der Nationen" des Frankfurter Kunsthistorikers Albert Erich Brinckmann ausklang.683 Eine andere Facette dieser EuropaDebatte boten die Husserl noch gestatteten Vorträge über die ,Krisis des europäischen Menschentums und die Philosophie' (Wien 1935) sowie ,Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie', die in Lieberts „Philosophia" Anfang 1937 erschienen.684 Überhaupt scheint die Verbindung zu den in die, oft noch dem deutschen Kulturraum (Schweiz, Österreich, CSR) zuzurechenden, europäischen Nachbarländer emigrierten einstigen Kollegen bis 1939 in größerem Umfang aufrecht erhalten worden zu sein, als zu vermuten wäre. Nicht nur der ständige Blick auf deren Aktivitäten, wie am Beispiel der „KantGesellschaft" zu studieren ist, ist ein Indiz für das fortgesetzte Gespräch. Auch das wechselseitige, oft kritische bis - zumal in Horkheimers „Zeitschrift für Sozialforschung" - polemische Rezensieren und Zitieren685, die nicht abgebrochene private Korrespondenz, die gelegentliche Beteiligung an Sammelwerken und Festschriften (wobei die Beiträge Litts und E. Hoffmanns für die in Oxford publizierte Cassirer-Festschrift besonders hervorzuheben sind686) und nicht zuletzt der persönliche Kontakt während internationaler Tagungen sowie 683
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Rüdiger 1937. - Brinckmann 1938, S. 249-260. - Brandenburg steuerte einen Großessay ,Europa und die Welt' bei, der die „europäische Gemeinschaft" mit seinem Widerpart „Bolschewismus" konfrontiert. Daß hier Anleihen gemacht wurden bei der verschärften deutschen Anti-Komintern- und AntiBolschewismus-Propaganda, die mit der sowjetischen Intervention zugunsten der republikanischen Kräfte in Spanien einsetzte, ist nicht zu übersehen. - Baeumler 1937a, S. 50ff. - Heyse 1938b und ders. 1938a. - Freyer 1937b, S. 10. - Beachtlich auch Th. Heuss' Überblick zur „neuen EuropaLiteratur"; ders. 1938 (u. a. auch zu Brandenburg 1938). Zu Husserl 1937 (1992) sei verwiesen auf die Interpretation von Orth 1999, die zwar Verbindungen aufzeigt zu älteren Krisen-Analysen von Liebert, Valery und Plessner, aber sich zum zeitgeschichtlich-weltanschaulichen Kontext der Thematisierungen „Europas" zwischen 1934 und 1937 ausschweigt. Von den Aufsätzen sei neben Horkheimers Interventionen wenigstens erwähnt die vielzitierte Analyse Marcuses zum ,Kampf gegen den Liberalismus in der totalitären Staatsauffassung' (1934a), Landsbergs Kritik der Rassenideologie (1933), aus dem Rezensionsteil die kontinuierliche Besprechung der Werke aus der Rubrik Geschichtsphilosophie/politische Philosophie (Böhm, Bollnow, Freyer et al.) durch H. Marcuse (s. Register des Reprints der ZfS, Jg. 9/1940, 1980). Zu den aktivsten politischen Publizisten zählt auch in der Emigration Siegfried Marck (dazu Hirsch 1986, S. 375f), der ähnlich wie Liebert (1938 und als Summa dieser Bemühungen: ders. 1945) das „Europa"-Thema unter dem Signum eines „militanten Humanismus" besetzen wollte (vgl. Marck 1938a; ähnlich auch Utitz 1935 mit Pro-Masaryk-Reden) und in der Emigrantenpresse - nicht immer in Kenntnis der innerdeutschen Gewichtverteilungen - die weltanschaulichen Entwicklungen im Reich kommentierte (vgl. nur Marck 1938b; unter Pseudonym mit ähnlicher Stoßrichtung gegen Carl Schmitt: Löwith 1935). Litt 1936 und Hoffmann 1936b. Sehr bemerkenswert ist auch die Intensität, mit der sich Kurt Leese seinem emigrierten Freund Paul Tillich widmen durfte: In der für weite Kreise bestimmten Textsammlung ,Der Protestantismus im Wandel der Zeit' (1941, S. 336-360) kommt der „religiöse Sozialist" viel ausführlicher als etwa Erich Seeberg und Karl Heim selbst zu Wort, im Kompendium zur ,Religion des protestanischen Menschen' (1942, S. 426ff.) springt die positive Würdigung Tillichs im Vergleich mit allen „Deutschchristen" vom Schlage Hermann Schwarz' ins Auge.
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auf Vortragsreisen hielt die bislang in dieser Verzahnung zwischen der deutschen Philosophie in der Emigration und der im Dritten Reich noch unerforschte Kommunikation am Leben. Seinen ,Europa'-Vortrag hielt Heidegger im Frühjahr 1936 in Rom. Das ist durchaus symptomatisch, denn so wenig wie die Außenpolitik ein publizistisches Engagement zu stimulieren vermochte, so attraktiv erschien es, praktisch einen Beitrag zur auswärtigen Kulturpolitik zu leisten und in Europa und Übersee auf Vortragsreise zu gehen. Das war, unter Inkaufnahme milder Restriktionen, relativ unproblematisch und wurde von einer erstaunlich großen Zahl von Philosophen genutzt. Darunter befanden sich mit dem emeritierten Husserl (Gastvorlesungen in Wien und Prag), mit Ernst Hoffmann (Schweden), Dessoir (Balkan, Ägypten), Driesch (Griechenland, Benelux, England), Spranger (Japan), Litt (Österreich, Jugoslawien), Verweyen, Dempf (beide Spanien) und Hans R. G. Günther (Ungarn) nicht wenige, deren politische Unzuverlässigkeit sie nicht gerade zu idealen Kulturbotschaftern des Dritten Reiches prädestinierte.687 Eine einheitliche Linie bei der Erteilung der Reisegenehmigungen ist darum auch schwer auszumachen, und selbst bei der Zusammenstellung der Delegation für den Internationalen Philosophenkongreß in Paris (1937) war man weit davon entfernt, so etwas wie ein weltanschaulich homogenes Aufgebot zusammenzubringen - einmal ganz abgesehen vom kulturpolitischen Desaster, in das eine nach NS-Geschmack viel zu bunt zusammengewürfelte Truppe auf dem Prager Kongreß von 1934 hineingeschlittert war.688 Hier zeichneten sich jedenfalls schon die Schwierigkeiten ab, die man im REM nach Kriegsausbruch mit einer Koordination der „europäischen" Führungsrolle der deutschen Philosophie bekommen sollte (s. u., Kap. 5). Da dieses praktische Engagement vornehmlich in zahlreichen Reiseberichten, amtlichen Stellungnahmen und Gutachten belegt ist, die einen genaueren Einblick in das Verhältnis der Philosophen zur NS-Außenpolitik gestatten als ihre veröffentlichten Ansichten, so mag es mit diesen Andeutungen hier sein Bewenden haben. Die Auswertung des umfangreichen Materials muß einer gesonderten Darstellung über den Anteil der akademischen Philosophie an der auswärtigen Kulturpolitik vorbehalten bleiben, so daß wir jetzt ungesäumt zum außenpolitischen Engagement nach
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Eine erste, auf die Reisen von Litt, Dessoir u. a. konzentrierte Durchsicht der Akten des Politischen Archivs im Auswärtigen Amt zwischen 1933 und 1936 (Bestand Kult. W) hat die Vermutung bestätigt, daß hier ergiebige Quellen erschlossen werden können. Sehr auffällig hatte sich ausgerechnet der Philosoph und Theologe Hans Hartmann exponiert, der einst bei den publizistischen Hilfstruppen der USPD, der Liga für Menschenrechte usw. zu finden war. Er nahm für sich in Anspruch, als einziger auf einem Philosophen-Kongreß, der die „Krise der Demokratie" in den Mittelpunkt seiner Verhandlungen rückte, „im Sinne des neuen Deutschland zu den Fragen der politischen Philosophie" Stellung genommen zu haben (BAP, REM 49.01, Nr. 2940, Bl. 21-22; Hartmann an REM v. 6. 12. 1934). Vgl. Actes du Huitieme Congres International de Philosophie ä Prague, Prag 1936. Zu der unter Emges (laxer) Führung stehenden, weltanschaulich denkbar heterogen zusammengesetzten deutschen Abordnung gehörten Driesch, M. Eucken, Feldkeller, Hellpach, N. Hartmann, Heyse, K. Hancke, H. Kuhn, Löwith, F. Meiner, A. Metzger, A. MeyerAbich, K. Nadler, Rieffert, v. Schweinichen, E. Rogge, Seifert, Verweyen und Zocher. Von den Emigranten waren anwesend: Liebert, Marck und Utitz; dazu die österreichischen Philosophen des Wiener Kreises und Prager Dozenten wie Kraus und Carnap. H. Hartmanns Debattenbeitrag zur „lebendigen Auseinandersetzung über den Sinn der Rassentheorie" im „neuen Deutschland", s. ebd. S. 691. Vgl. a. den Kongreßbericht von Sauter 1935a.
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dem 1. September 1939, zur „Kriegsphilosophie" und vor allem zum europapolitisch geprägten „Kriegseinsatz" der Philosophie übergehen.
6.2. Die deutsche Universitätsphilosophie und der Zweite Weltkrieg Mehr noch als alle bisher behandelten historischen Ereignisse, auf die deutsche Philosophen politisch-publizistisch reagierten, sind zwei komplexe historische Phänomene, die Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges und das durch diesen Krieg bedingte Schicksal der europäischen Juden, wissenschaftsgeschichtlich zum Anlaß genommen worden, Philosophiegeschichte gründlich zu enthistorisieren. Auf marxistischer Seite galt dieser Krieg seit jeher als „aggressive provokatorische und abenteuerliche Raubkriegspolitik" (Mende), ausgelöst von „den am meisten reaktionären und chauvinistischen Kreisen der Monopolbourgeoisie". Noch die jüngsten Arbeiten zum Thema „Philosophie und Nationalsozialismus" bleiben in dieser Spur, wenn ihnen der Zweite Weltkrieg nichts anderes ist, als „aggressive imperialistische Völkermordpolitik" und das Deutsche Reich natürlich der „racist aggressor", der aus „üblem, pangermanischen Chauvinismus" (der zu den „Hauptursachen" des Krieges zähle) heraus die „einzigartigen Verbrechen der Nazi-Okkupation" beging.689 Wer meint, dies mit der professionellen Geschichtsferne des philosophischen Metiers erklären zu können, trifft bei der Durchsicht fast der gesamten neueren wissenschaftshistorischen Literatur an diesem Punkt auf ähnlich grobschlächtige Zuordnungen, die die akademische Elite Deutschlands als „Vordenker der Vernichtung" denunzieren möchten.690 Die Forschungslage scheint diese Schabionisierungen zu rechtfertigen. Bestätigte doch die erste, von Ost und West beschickte Internationale Historikerkonferenz zum Thema „1939", die 1989 unter dem Vorsitz der Bonner Parlamentspräsidentin in Berlin stattfand, was die Politikerin in ihrer Eröffnungsansprache vorgab: „Hitler und das nationalsozialistische Regime haben den Zweiten Weltkrieg verschuldet" 691, und was der Bonner Historiker Klaus Hildebrand nur unwesentlich variierte: „Hitler-Deutschland" trage die Hauptverant-
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Mende 1958und 1961; Leske 1990; Leaman 1994a,; ders. 1994b; Zapata 1995: vgl. Einleitung. So die griffige Formel bei Aly/Heim 1991 (über den Anteil deutscher Bevölkerungswissenschaftler, Ökonomen, Historiker, Raumplaner an „Auschwitz"). Für die Völkerrechtsgeschichte vgl. Majer 1985, die den Status quo der Zwischenkriegszeit zum naturrechtlichen Ideal erhebt (vgl. Einleitung) und dessen Kritiker wie Carl Schmitt zu „Rechtsfeinden" erklärt. Für Schwabe 1989 ist ohnehin alles, was seit 1933 außenpolitisch geschah, Vorbereitung von „Eroberungspolitik". Für die Politikwissenschaft vgl. Eisfeld 1991, S. 139ff. („politische Funktionalisierung im Dienste des Regimes, das den II. WK. entfesselt habe). Ähnlich die Kühnl-Schülerin Schönwälder 1992, S. 140ff, über dt. Historiker, die den Weg in den von Deutschland entfesselten „Expansionskrieg" unterstützten (zu den einschlägigen Zeugnissen der Geschichtsblindheit Schönwälders zählt etwa ihre Empörung über vermeintlich ost-imperialistische deutsche Ansprüche auf das zu 97 % von Deutschen bewohnte Danzig, S. 143). Vgl. Süßmuth 1990, S. VI: Das durch historische Forschung erhärtete Wissen solle weiter vermittelt werden um dazu beizutragen, „den Konsens über die Grundwerte und Ziele deutscher Politik"' zu festigen. Die historische Forschung wird hier also in ganz unzweideutiger Form wissenschaftsexternen Maßstäben unterworfen. Darum kann die politisch formulierte Vorwegnahme des Konferenzresultates („Alleinschuld") nicht legitimationstaugliche Fragestellungen als „Leugnung" von „Schuld und Verantwortung" nur politisch klassifizieren.
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wortung.692 Die folgende Darstellung der Positionen deutscher Philosophen als Interpreten des Zweiten Weltkrieges schließt sich dieser letztlich ideologisch motivierten Festlegung zeithistorischer Forschung nicht an. Sie begreift die Forschung als offenen, politisch nicht reglementierbaren Prozeß. Nicht nur wegen der Akten, die in englischen, französischen und russischen Archiven immer noch unter Verschluß sind. Sondern vor allem, weil die Forschung in den letzten Jahren auf wichtigen Sektoren wieder Neuland betritt. Dies betrifft primär die Rolle der USA in der Vorgeschichte des Krieges seit 1933, von deren kritischer Durchleuchtung manche erwarten, sie werde die politische Dogmatisierung der deutschen „Alleinschuld" erodieren lassen.693 Immerhin veranlaßten schon die mit gravierenden methodischen Mängeln behafteten Arbeiten Dirk Bavendamms die etablierte Forschung zum Eingeständnis, den Faktor Roosevelt vielleicht vierzig Jahre lang sträflich vernachlässigt zu haben. Eine Konzession an einen Außenseiter, die umso erstaunlicher klingt, als der US-Präsident von publizistischer Seite wie selbstverständlich als unbarmherzigster Widersacher Hitlers gewürdigt wird, der kurz nach München die Parole ausgab: „Hitler muß weg". 694 Daß US-Diplomaten auf Roosevelts Initiative die Regierungen in London, Paris und Warschau spätestens nach der Quarantäne-Rede des Präsidenten (5. Oktober 1937) zu einem Konflikt mit Deutschland ermunterten, ist heute unstrittig. Nur über die Bedeutung dieser Einmischung in innereuropäische Angelegenheiten besteht Streit - soweit die etablierte Zeitgeschichte, die ja die Rolle der USA im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges nur widerstrebend registriert, überhaupt bereit ist, dieses Faktum zu berücksichtigen. 695 Doch wirkt die auch heute noch vertretene These, der Isolationismus habe Washingtons Politik bis 1941 bestimmt, selbst im Urteil anglophiler Rezensenten antiquiert.696 Von westdeutscher Seite legte Hans-Jürgen Schröder 1970 dar, daß die traditionelle Abhängigkeit der US-Außenpolitik von ökonomischen Interessen für die außenwirtschaftliche Politik der RooseveltAdministration weiter galt, so daß allein dieses Faktum dagegen spreche, auch für die Jahre vor 1938 einen dominanten Isolationismus zu unterstellen. Vielmehr galt, umgesetzt in Anti692
Hildebrand 1990, S. 3; ebd. Weinberg, S. 31 („bestreitet kein vernünftiger Mensch, daß das Dritte Reich den Zweiten Weltkrieg begonnen hat"). 693 Wilms 1990, S. 237f, der neben Roosevelt auf den Anteil des US-Rüstungskapitals an der Vorgeschichte des II. Weltkrieges blicken möchte. - Obwohl die präsentierten Quellen manchmal gegen die Prämissen des Verfassers sprechen, der sogar kühl von einer „formal vergleichbaren Politik globaler nationalegoistischer Machtinteressen" spricht, die Roosevelt wie Hitler verfochten hätten, verbleibt auch die jüngste Studie über die deutsch-amerikanischen Beziehungen zwischen 1933 und 1941 unter dem Einfluß des Hillgruberschen Konstrukts von Hitlers „Stufenplan zur Weltherrschaft" (vgl. Sirois 2000, S. 271). 694 Bavendamm 1983 und ders. 1993. Vgl. dazu die Rezension von Görtemaker 1995. - Vgl. die Roosevelt-Eloge, die ein Nachrichtenmagazin zu seinem 50. Todestag im April 1995 brachte: Meyer-Larson 1995, dessen Datierung des US-Interventionismus in Europa (Dezember 1938) wohl auf J. Lukacs 1980, S. 28ff, zurückgeht, der gestützt auf deutsche Publikationen polnischer Beuteakten nachzuweisen bemüht ist, daß Roosevelt Ende 1938 beschloß, gegen Deutschland „vorzugehen". 695 Bekannt ist die amerikanische, vom US-Botschafter in Paris (Bullitt) koordinierte Geheimdiplomatie seit der Veröffentlichung polnischer Beuteakten durch das Auswärtige Amt (,Weißbuch' Nr. 3, 1940). Hillgruber 1979, S. 43, sieht diese Dokumente durch eine Edition aus dem Nachlaß des polnischen Botschafters in Paris (sog. Lukasiewicz-Papiere, 1970) bestätigt, meint aber, die Aktivitäten Roosevelts dadurch eskamotieren zu können, daß er ihre „Erfolglosigkeit" betont. Anders Lukacs (Anm. 694); vgl. Hillgruber 1983, S. 22ff., 171; ders. 1987. 696 So Weinberg 1995 (dazu kritisch Schwabe 1995); wie Weinberg: P. W. Schröder 1990, S. 215ff.
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Appeasementpolitik, die liberal-demokratische Vision von weltwirtschaftlicher Interdependenz, die dem deutschen Prinzip geschlossener, relativ autarker Großwirtschaftsräume unversöhnlich entgegengesetzt war.697 Diese von jüdischen Organisationen in zahlreichen Kampagnen forcierte „Politik der außenhandelspolitischen Nadelstiche" (Junker) war integraler Bestandteil der seit Amtsantritt „globalistischen" Politik Roosevelts, die das amerikanische Wirtschaftssystem als „informelles Wirtschaftsimperium" auf den ganzen Erdball ausdehnen wollte.698 Der seit 1890 zu beobachtende enge Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Depression und außenpolitischer Expansion gewann 1937/38, nach dem Scheitern des New Deal und unter dem Druck wieder steigender Arbeitslosenzahlen, besondere Brisanz, als Roosevelt versuchte, das nationale Interesse der USA mit dem Fortbestand des notfalls militärisch zu verteidigenden „ungeteilten Weltmarktes" zu identifizieren, der faktisch die monopolistische Position der USA und der westeuropäischen Industriestaaten bei der Ausbeutung und Verteilung der Rohstoffressourcen sowie ihre exzessiv konsumistische Verbraucherkultur zementierte, und dessen von den „Have nots" (Deutschland, Italien, Japan) angestrebte Parzellierung in autarke Wirtschaftsregionen den Zusammenbruch des gesamten US-amerikanischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems befürchten ließ.699 Eine Aussicht, die natürlich die deutsch-japanischen Verächter der „Weltmacht in allen trivialen Angelegenheiten" (Henry Luce) und ihres Ideals des „entseelten Patentmenschen" (Wirsing) begreiflicherweise wenig schreckte.700 Angesichts der großen, die politisch-ideologische Auseinandersetzung bestimmenden Bedeutung, die das amerikanische Judentum in der nationalsozialistischen Vorstellungswelt gerade im Kontext zeitgenössischer „Kriegsschuld"-Bezichtigungen einnahm, ist es befremdend, mit welcher Ignoranz westdeutsche Zeithistoriker dieses Feld unseriösen „revisonistischen" Dilettanten überlassen haben. Von einer Disziplin, die seit den 70er Jahren primär „kritische Gesellschaftswissenschaft" zu sein begehrte und die in ungezählten „Mikroanalysen" politischer Einflußnahme wirtschaftlicher Interessengruppen bis hinunter auf die Ebene provinzieller Handwerkskammern nachspürte, gingen nicht die geringsten Impulse aus, um den Einfluß jüdischer Organisationen auf die Deutschlandpolitik der Westmächte aufzuklären. Diese Forschungen könnten das u. a. von Nahum Goldmann vermittelte Bild von der innerjüdischen, allen politischen Initiativen die Stoßkraft raubenden Uneinigkeit ebenso bestätigten wie Brachers unwirsche Wendung vom „Phantom des ,Weltjudentums'". 701 Ande-
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Schröder 1970. Junker 1975, S. 16-42; ders. 1988, S. 27f., 36ff. - Die Neubewertung, die Roosevelt in Junkers Arbeiten erfahrt, geht allerdings einher mit der These, der US-Präsident sei durch die Achsenmächte herausgefordert worden. Wenig plausibel ist dabei die Behauptung, daß der „politisch-militärische Hegemoniewille" dieser Staaten, keinesfalls aber objektive ökonomische Zwänge Ursache ihrer Autarkiepolitik gewesen sei (1975, S. 282) - als ob das Streben nach „Lebensraum" oder „Wohlstandsphären" ein machtpolitischer Selbstzweck hätte sein können! Hier passen die evident politischen Schlußfolgerungen dieser bei E. Jäckel entstandenen Habil.-Schrift kaum zu Junkers empirischen Befunden. Junker 1975, S. 50, 283; ders. 1988, S. 36f. Die offenbar nicht selbstironisch gemeinte Formel von Luce zit. n. Wirsing 1942, S. 341; von Wirsing auch die hier zit. us-kritischen Vorbehalte, ebd., S. 355ff. Vgl. nur Goldmann 1970, S. 197: 1935 sei der Versuch des Jewish World Congress, einen internationalen Boykott gegen das Reich zu organisieren an den Handelsinteressen vieler jüdischer Firmen ge-
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rerseits wäre dabei aber nicht der auch für die Analyse der Kriegsursachen relevante Nachweis wenigstens teilweise erfolgreicher politisch-ökonomischer Interventionen eines derartigen Lobbyismus auszuschließen. Ein solcher Nachweis gelang zuletzt dem polnischen Juden Weliczker Wells, der anhand des Archivmaterials zionistischer Verbände in den USA deren Strategie analysierte, dem Aufbau eines jüdischen Staates in Palästina alles andere unterzuordnen. Palästina zuliebe wurde die Judenverfolgung bis 1944 ignoriert oder allenfalls propagandistisch-prozionistisch ausgeschlachtet, was mittelbar die deutsche Judenpolitik begünstigt habe.702 Auch ein anderes Herzstück weltanschaulich-philosophischer Publizistik, die vorgeblich demiurgische Verantwortung „überstaatlicher Mächte", die neben oder mit dem „Weltjudentum" für alle Übel der Moderne verantwortlich gemacht und vornehmlich in Gestalt der „Freimaurerei" attackiert wurden, scheint bisher allenfalls als Gegenstand vermeintlich ideologiekritischer Arbeiten über „Verschwörungsmythen" akademischer Beachtung wert gewesen zu sein.703 Wenn man sich das historistische Credo zu eigen macht, jede Vergangenheit habe einen Anspruch darauf, nach ihren eigenen „begrenzten" Denkmöglichkeiten bewertet zu werden704, dann ist die philosophische Weltkriegspublizistik nicht von vornherein als Ideologie und günstigenfalls Verblendung oder Selbsttäuschung abzutun, sondern als Antworten auf weltpolitische Konstellationen, die aus der Rückschau einer von politisch-volkspädagogischen Zwängen befreiten Historiographie manche zeitgenössischen Lageanalysen als sehr realitätsnah erscheinen lassen. Nur unter Beachtung dessen, was sich post festum zeithistorisch als „Wirklichkeit" ermitteln läßt, sowie unter Berücksichtigung des Umstands, daß dieser Sachverhalt vor sechzig Jahren - wie heute nicht anders - für potentielle Kommentatoren allein durch den Filter öffentlicher Darstellung wahrzunehmen war, ist eine adäquate Erfassung der Kapazitäten politischer Urteilskraft überhaupt möglich. Dabei ist im Auge zu behalten, daß sich die außenpolitische Kommentierung, besonders ab 1940, stets am deutscherseits propagierten Ideal, der Vision eines Europas der freien, ihre wirtschaftlichen Potenzen in den Dienst der Kultur stellenden Völker ausrichtete. Und dies kontrastierte mit
scheitert! Über die administrativen Widerstände gegen jüdische Einflußnahme auf die US-Politik vgl. ebd., S. 252ff.-Bracher 1990, S. 366. 702 Weliczker Wells 1989 (USA: 1987). 703 Aus „rationalistischer" Sicht Rogalla von Bieberstein 1978. Neuerdings die politikwissenschaftliche Dissertation eines hauptamtlichen Mitarbeiters des bundesdeutschen Verfassungsschutzes, PfahlTraughber 1993. Die deskriptiven Abschnitte wiederholen die Sekundärliteratur zum Thema, der irreführend „analytisch" genannte Teil weist eine „Verschwörungsmentalität" im „autoritären Charakter" nach; das ganze Phänomen ist demnach auf „latente Ressentiments" von potentiellen Modernisierungsopfern reduziert. Durch „Aufklärung und Erziehung" könnte heute aber die „Renaissance von Mythen" verhindert werden. - Dagegen eröffnen neuere Aktenfunde in Moskau erstmals die Chance zu empirisch-seriöser Arbeit: Das Archiv des Amtes VII/RSHA mit dem Material über weltanschauliche Gegner des NS., darunter allein 20 000 Akteneinheiten über Freimaurerlogen, unter ihnen auch die Großloge Deutschland des jüd. Ordens „B'nai Brith", des Rotary-Club, der Paneuropa-Union usw., wurde 1945 als Kriegsbeute nach Moskau verbracht, wo es seit 1990 der Forschung zur Verfügung steht. Vgl. v. Jena/Lenz 1992. 704 Von allen Wissenschaftsschaftshistorikern, die sich im letzten Jahrzehnt mit dem Zeitraum zwischen 1933 und 1945 befaßten, hat allein U. Wolf 1996, S. 24, sich zu dieser methodischen Prämisse bekannt.
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dem zwar propagandistisch kräftig verzerrten, die politisch-ökonomisch-sozialen Realitäten in den Feindstaaten trotzdem nicht ganz verfehlenden, und deshalb prima vista nicht unglaubwürdigen Schreckbild einer nicht lebenswerten Gegenwelt sinnentleert-transzendenzloser Existenz. Wer aber subjektiv aufrichtig glaubte und aufgrund der ihm zur Verfügung stehenden Informationsquellen auch davon überzeugt sein mußte, in diesem idealen, aber eben nicht realen Europa unter nationalsozialistischer Führung menschenwürdiger existieren zu können als im Gulag-System Stalins oder in der angelsächsisch dominierten Hemisphäre des „spekulativen Raubkapitalismus"705, verdient es wohl kaum, mit vermeintlich ideologiekritischen Vokabeln wie „Rassist" oder „Aggressor" moralisch liquidiert zu werden. 6.2.1. Sinndeutungen des Krieges oder: Das Ausbleiben der „Ideen von 1939" In einer zweckmäßigen Arbeitsteilung unter Geisteswissenschaftlern hätten die auf dem Gebiet der Außenpolitik nach 1933 ja fast verstummten Philosophen sich bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit der „Reflexion der ideellen Quintessenz des politischen Geschehens" befassen müssen.706 Tatsächlich entfaltete sich die philosophische Kriegspublizistik aber weniger auf der „Ebene hoher Allgemeinheiten" (Lübbe) als an den außenpolitischen Perspektiven, die zu diskutieren Historiker und Völkerrechtler vielleicht zuständiger waren. Auffällig ist schon, daß das Phänomen des Krieges kaum einen Denker öffentlich zu grundsätzlichen Betrachtungen animierte.707 Die beiden einzigen erklärten „Wehrphilosophen", Schering und Feldmann, begnügten sich damit, entweder den Krieg als Naturgeschehen zu deuten, das die Kräfte gemeinschaftlichen Handelns in extremer Form entbinde (Schering), oder wissenschaftspolitische Entwürfe über die akademischen Aufgaben der Wehrphilosophie zu machen und sich im übrigen historisch-politisch etwa mit dem Verhältnis Deutschlands zu Westeuropa zu beschäftigen (Feldmann).708 Die im Ersten Weltkrieg besonders von Simmel betriebene Existenzialisierung des Krieges als eines Befreiers zu „eigentlichem" Leben erlebte bei nur wenigen Philosophen eine recht verhalten ausfallende Neuauflage, wobei vielleicht nicht zufällig der Natorp-Schüler Hinrich Knittermeyer, allerdings außer705 706 707
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So noch die Bezeichnung des anglophilen Alt-Bundeskanzlers Helmut Schmidt in einem Leitartikel v. 3.9.1998. So Lübbe 1974, S. 176, über die Zuständigkeit der Philosophen während des 1. Weltkriegs. In welchem Umfang der Krieg in Hörsaal und Seminar Einzug hielt, ist kaum abzuschätzen. Wegen der inzwischen veröffentlichen Vorlesungen hat vor allem Heidegger die Interpreten immer wieder angezogen, zuletzt Losurdo 1995, S. 169-201, mit der These, daß Stalingrad Heideggers Kriegs-SinnDeutung entscheidend verändert habe. - Im übrigen kann die Aufstellung der Vorlesungen und Übungen für die Kriegsjahre (s. Anhang) erste Anhaltspunkte dafür liefern, in welchen Nachlässen überhaupt mit Aussicht auf Erfolg nach einschlägigen Manuskripten gesucht werden muß. Die Wehrphilosophie als „Philosophie des Handelns" ist breit dargestellt in dem noch vor Kriegsausbruch veröffentlichten opus magnum Scherings (1939); während des Krieges zahlte er diese Einsichten im Kleingeld einiger Zeitungsartikel und in einer Einleitung zu einer Sammlung von ClausewitzTexten aus: Schering 1941a; 1943; 1944a und 1944b. Nur polemisch zu Scherings Wehrphilosophie: Günter 1987. - Zu Feldmanns Vorstellung über die Rolle der Wehrphilosophie s.o., B I. 6.; daneben seine Ausführungen über das „europäische Gleichgewicht" (1940b) und über die „Kriegführung Großbritanniens (1940a), die u. a. reichlich optimistisch unterstellten, daß die Royal Air Force an der deutschen Luftabwehr scheitern, im Fall einer halbwegs gelingenden Ausweitung des Luftterrors auf die deutsche Zivilbevölkerung aber von der viel massiveren deutschen Vergeltung getroffen werden würde (1940a, S. 45).
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halb des universitären Bereichs, am stärksten ein lebensphilosophisch-existenzialistisches Pathos des vom „Unbedingten" diktierten, „wagenden" Ausgreifens beschwor und damit einigen matten publizistischen Pflichtübungen Baeumlers beisprang, die die Wissenschaft im „Feuer der Bewährung" wähnten, die über den „Krieg als seelisches Ereignis", über seinen „inneren Sinn" und Anfang 1942 - schon in etwas trotzigem Moll - über „Siege des Glaubens" sinnierten.709 Fast unbeachtet blieb das kriegshistorische, in den 20er und 30er Jahren so intensiv diskutierte und antizipierte Novum des Zweiten Weltkrieges, der „totale Krieg" und die „totale Mobilmachung". Nur der zur Pädagogik abgewanderte Spranger-Assistent Hans Wenke widmete der ,Philosophie des totalen Krieges' einen Aufsatz, der aber die Grenzen eines Rückblicks auf den Kriegsbegriff bei Kant, Fichte, Hegel und Nietzsche nicht überschritt. Die von ihm für aktualisierbar erachtete Bestimmung, daß die Totalität des Krieges die extremste Form der Vergemeinschaftung sei, fand ihre Entsprechung in den eingestreuten Bemerkungen August Fausts, der in seiner ,Philosophie des Krieges' meinte, daß die Besonderheit des Zweiten Weltkrieges in der Aufhebung des Unterschieds zwischen Front und Heimat läge, was wiederum mit der „Totalisierung" des zivilen Alltags die Entstehung einer die Gesamtheit erfassenden „soldatisch-kriegerischen Gesinnung" fördere, die das „Höhere" (Volk, Rasse) über die individuellen Bedürfnisse stelle.710 Das mangelnde Interesse an einer neuen prinzipiellen Sinndeutung des Krieges dürfte zum einen sicher aus der Erfahrung der älteren Philosophengeneration resultieren, die die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges an der Front miterlitten hatte (Wundt, Weinhandl, Faust, Heyse, Baeumler, Becker, Ebbinghaus, Hartmann, Kabitz, Herrigel, v. Rintelen, Rosenmöller, Behn, Stieler, Honecker), und die das 1939 mit noch größerer technischanonymer, perfektionierter Gewalt anhebende Gemetzel kaum noch als Chance zur menschlichen Vervollkommnung oder „Ver-Eigentlichung" begreifen mochte. Von vornherein waren die Reflexionen daher auf die Deutung und Definition konkreter machtpolitischer Interessen und Ziele verwiesen, ein Terrain, wo Philosophen auf die Konkurrenz der Völkerrechtler, Historiker, Geographen und Staatswissenschaftler trafen. Nicht zu unterschätzen ist
709
710
Vgl. Litt 1942b in einer von Suse Brockhaus hg. Weihnachtsgabe: ,Unseren Söhnen im Felde' über den Krieg als „Lebenszustand" der „Bedrohtheit alles Menschlichen", der der deutschen Seele zur Klärung ihres Welt- und Selbstverständnisses verhelfe. Der konventionellen existentialistischen Deutung vom Krieg als Chance zum anti-bürgerlichen „Gefährlichleben" sind (ohne rechten Enthusiasmus) verpflichtet: Baeumler 1940b, 1941a und 1941b, sowie 1942b, Lutz 1943, Bollnow in LippsNachrufen von 1942a+b und in einem DAZ-Artikel über die Existenzphilosophie von 1943, Knittermeyer 1940 und 1942; aus dem fernen Japan beigesteuert: Dürckheim 1940. Aus dem Kreis der zur Wehrpsychologie eingezogenen Philosophen sind keine kriegsphilosophischen Betrachtungen hervorgegangen; auch H. R. G. Günther, der langjährige Mitarbeiter der Inspektion des Personalprüfungswesens des Heeres, stieß in seinen eignungspsychologischen Studien selten allgemein zum „Wesen des Soldatentums" oder des Krieges vor: Günther 1937, ders. 1939, 1940, 1942; dazu aus der praktischen Arbeit: BAK, R 21/10843. Wenke 1942b, S. 279 (dazu Zapata 1995, S. 170-172, die das von Wenke betonte Novum der Totalität aber unbeachtet läßt). - Faust 1942a, S. lOf. und 39. - Ähnlich noch Baeumlers Schüler A. Schramm 1943 und Baeumler selbst, 1942a, S. 32-40. - Losurdo 1995, der die „Kriegsideologie" deutscher Philosophen untersuchen will, muß sich für die Zeit ab 1939 bezeichnenderweise primär auf Heideggers Vorlesungen stützen, vermag dabei aber nur zu konstatieren, daß dort die stark antiuniversalistisch akzentuierte Modernekritik leicht variiert fortgesetzt worden sei (ebd., S. 177ff.).
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Kommentare zum politischen Zeitgeschehen
auch, daß das durch die NS-Personalpolitik ohnehin geschrumpfte Philosophencorps durch Einberufungen weiter dezimiert wurde. Vollständig durch den Wehrdienst in Anspruch genommen, fielen für die Kriegspublizistik weitgehend aus: Schelsky, Ipsen, Liebrucks, Ritter, G. Krüger, Steinbeck, Cramer, Ulmer, Volkmann-Schluck, Kamiah, Rausch, Dempe, J. Schwarz, Ralfs, Lipps, v. Waltershausen, Noack.711 Hans Lipps', Wandlung des Soldaten' Wie gebrochen eine vor 1939 einsetzende Reflexion über das Wesen des Krieges und die Bedingungen soldatischer Existenz ausfallen konnte, demonstrieren kleinere Arbeiten des 1941 gefallenen Hans Lipps. Der Göttinger Philosoph hatte 1934 eine Broschüre ,Der Soldat des letzten Krieges' veröffentlicht, die 1935 in zweiter Auflage erschien. Einen Auszug daraus brachte die „Deutsche Allgemeine Zeitung" (DAZ) Mitte April 1935, kurz nach der Verkündung der Wehrhoheit und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. 1937 zeigte Lipps die von Baeumler betreute Habilitationsschrift Walther M. Scherings über Clausewitz' Kriegsphilosophie an. Einige Wochen nach Abschluß des Polenfeldzugs, im November 1939, veröffentlichte er in der „avantgardistischen" Zeitschrift „Die neue Linie" einen ungewöhnlich langen Aufsatz: ,Wandlung des Soldaten'. Diesen Beitrag illustrierten Aufnahmen eines Kriegers aus dem Giebel des Aphaia-Tempels in Aegina und des Gefallenenmals im Kreuzgang der Magdeburger Liebfrauenkirche, das Ludwig Thormaelen 1920 zur Erinnerung an das Opfer der Kriegsfreiwilligen von 1914 geschaffen hatte. Zwischen dem DAZ-Artikel von 1935 und dem Aufsatz von 1939 gab es eine Verbindung in Gestalt Bruno E. Werners, der von 1934 bis 1939 Feuilletonchef der DAZ und gleichzeitig Schriftleiter der „neuen Linie" war. Lipps bezog sich zudem 1939 für den Schlußteil seiner Ausführungen ausdrücklich auf einen Aufsatz Werners von 1935: ,Das Gesicht der deutschen Armee'. Bevor wir uns dieses „soldatische" Schrifttum von Lipps näher ansehen, sei der Kontext „Werner" noch ein wenig ausgeleuchtet. Die den Stinnes-Erben gehörende DAZ war einerseits das Organ der deutschnationalen Eliten in Wirtschaft, Verwaltung, Armee und Hochschulen. Andererseits hatte sie vor 1933 Brüning gegen Papen gestützt und seit 1931/32 ihre Klientel vor einem Bündnis mit Hitler gewarnt. Im Sommer 1933 wurde sie kurze Zeit verboten. Auch nach ihrem Wiedererscheinen unter dem neuen Chefredakteur Karl Silex blieb sie ein Sprachrohr konservativer Opponenten des neuen Regimes. Nach den schon erwähnten Einlassungen Sprangers und Köhlers brachte die DAZ 1933/34 Artikel von Hermann Oncken (eine Verteidigung der „objektiven Wissenschaft") und Wilhelm Furtwängler (zum „Fall Hindemith"), die scharfe NS-Reaktionen auslösten. Der Feuilletonchef Werner arbeitete zudem an der Zeitschrift „Kunst der Nation" mit, die als Sprachrohr der kunstpolitischen Opposition 1935 verboten wurde. Im Hause Rosenberg galt Werner als „Kulturbolschewist". Hätte man dort gewußt, was im Ministerium des Erzrivalen Goebbels aktenkundig war, daß Werner einen jüdischen Vater verbergen mußte, dann hätte man das zu einem empfindlichen Schlag gegen die „Reaktion" gern ausgenutzt. Schon dieses Umfeld mußte die Publikationen Lipps' auf Distanz zum Nationalsozialismus bringen. Durch die für den Aufsatz von 1939 offenkundig von Werner ausgewählten Illustrationen wurde dieser Eindruck noch verstärkt. Das Magdeburger Gefallenenmal des 711
Hinzu kamen weniger absorbierende Dienstleistungen für die Heerespsychologie bei: Spranger, Rothacker, Günther, Heiß, Honecker, Ebbinghaus, Behn, Gehlen, Wenke.
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Kommentare zum politischen Zeitgeschehen
auch, daß das durch die NS-Personalpolitik ohnehin geschrumpfte Philosophencorps durch Einberufungen weiter dezimiert wurde. Vollständig durch den Wehrdienst in Anspruch genommen, fielen für die Kriegspublizistik weitgehend aus: Schelsky, Ipsen, Liebrucks, Ritter, G. Krüger, Steinbeck, Cramer, Ulmer, Volkmann-Schluck, Kamiah, Rausch, Dempe, J. Schwarz, Ralfs, Lipps, v. Waltershausen, Noack.711 Hans Lipps', Wandlung des Soldaten' Wie gebrochen eine vor 1939 einsetzende Reflexion über das Wesen des Krieges und die Bedingungen soldatischer Existenz ausfallen konnte, demonstrieren kleinere Arbeiten des 1941 gefallenen Hans Lipps. Der Göttinger Philosoph hatte 1934 eine Broschüre ,Der Soldat des letzten Krieges' veröffentlicht, die 1935 in zweiter Auflage erschien. Einen Auszug daraus brachte die „Deutsche Allgemeine Zeitung" (DAZ) Mitte April 1935, kurz nach der Verkündung der Wehrhoheit und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. 1937 zeigte Lipps die von Baeumler betreute Habilitationsschrift Walther M. Scherings über Clausewitz' Kriegsphilosophie an. Einige Wochen nach Abschluß des Polenfeldzugs, im November 1939, veröffentlichte er in der „avantgardistischen" Zeitschrift „Die neue Linie" einen ungewöhnlich langen Aufsatz: ,Wandlung des Soldaten'. Diesen Beitrag illustrierten Aufnahmen eines Kriegers aus dem Giebel des Aphaia-Tempels in Aegina und des Gefallenenmals im Kreuzgang der Magdeburger Liebfrauenkirche, das Ludwig Thormaelen 1920 zur Erinnerung an das Opfer der Kriegsfreiwilligen von 1914 geschaffen hatte. Zwischen dem DAZ-Artikel von 1935 und dem Aufsatz von 1939 gab es eine Verbindung in Gestalt Bruno E. Werners, der von 1934 bis 1939 Feuilletonchef der DAZ und gleichzeitig Schriftleiter der „neuen Linie" war. Lipps bezog sich zudem 1939 für den Schlußteil seiner Ausführungen ausdrücklich auf einen Aufsatz Werners von 1935: ,Das Gesicht der deutschen Armee'. Bevor wir uns dieses „soldatische" Schrifttum von Lipps näher ansehen, sei der Kontext „Werner" noch ein wenig ausgeleuchtet. Die den Stinnes-Erben gehörende DAZ war einerseits das Organ der deutschnationalen Eliten in Wirtschaft, Verwaltung, Armee und Hochschulen. Andererseits hatte sie vor 1933 Brüning gegen Papen gestützt und seit 1931/32 ihre Klientel vor einem Bündnis mit Hitler gewarnt. Im Sommer 1933 wurde sie kurze Zeit verboten. Auch nach ihrem Wiedererscheinen unter dem neuen Chefredakteur Karl Silex blieb sie ein Sprachrohr konservativer Opponenten des neuen Regimes. Nach den schon erwähnten Einlassungen Sprangers und Köhlers brachte die DAZ 1933/34 Artikel von Hermann Oncken (eine Verteidigung der „objektiven Wissenschaft") und Wilhelm Furtwängler (zum „Fall Hindemith"), die scharfe NS-Reaktionen auslösten. Der Feuilletonchef Werner arbeitete zudem an der Zeitschrift „Kunst der Nation" mit, die als Sprachrohr der kunstpolitischen Opposition 1935 verboten wurde. Im Hause Rosenberg galt Werner als „Kulturbolschewist". Hätte man dort gewußt, was im Ministerium des Erzrivalen Goebbels aktenkundig war, daß Werner einen jüdischen Vater verbergen mußte, dann hätte man das zu einem empfindlichen Schlag gegen die „Reaktion" gern ausgenutzt. Schon dieses Umfeld mußte die Publikationen Lipps' auf Distanz zum Nationalsozialismus bringen. Durch die für den Aufsatz von 1939 offenkundig von Werner ausgewählten Illustrationen wurde dieser Eindruck noch verstärkt. Das Magdeburger Gefallenenmal des 711
Hinzu kamen weniger absorbierende Dienstleistungen für die Heerespsychologie bei: Spranger, Rothacker, Günther, Heiß, Honecker, Ebbinghaus, Behn, Gehlen, Wenke.
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nicht erkannt worden war"715. In diesen Plädoyers für die typisierende Anpassung und Einfügung des Soldaten-Technikers in die Apparatewelt ziviler wie militärischer Technik scheinen Werners indirekte Warnungen vor der Preisgabe des Privaten und Individuellen, das in der humanistisch-bürgerlichen Tradition ein Reservat finde, konterkariert. Doch Lipps' „soldatische" Schriften sind von seiner übrigen Produktion ab 1933 nicht als „Nebenarbeit" zu isolieren.716 Lipps schlug von dort häufiger eine Brücke zum Soldatischen. So sah er eine Parallele zwischen Wissenschaftler und Soldat. Beide bewegten sich im Ungesicherten, damit im Unbürgerlichen und hätten nur Erfolg, wenn sie ihre Arbeit mutig und diszipliniert verrichteten. Noch entscheidender sei jedoch die Fähigkeit, Distanz zu wahren, „kalte Herzhaftigkeit". Nur so ließen sich die Dinge „in die Hand bekommen". Der Wissenschaftler dürfe sich nicht in der Praxis verfangen. Er dürfe auch nicht Wissenschaft als Besitz behandeln, da der Besitzer in Gefahr stehe, „Höriger seines Besitzes" zu werden und „zum Objekt dieses Besitzes zu entgleiten"717. Auch der Soldat, so Lipps 1939, dürfe nie „zum Objekt der Situation entgleiten", müsse stets „Subjekt der Lage" bleiben 718. Soweit sein bürgerliches Erbe das Individuum im technischen Zeitalter in die Gefahr des Untergangs (Langemarck) oder der „Hörigkeit" brachte, schlug Lipps also antibürgerliche Töne an. Trotzdem bewahren die antibürgerlich konturierten Typen Soldat und Wissenschaftler bei ihm aber die alte bürgerliche Freiheit in neuer Form: im beherrschenden Umgang mit den technischen Apparaturen. Die physiognomische Typisierung zeigte keinen Verlust individueller Freiheit an. Nur dem „Durchschnitt" fehle die „Freiheit gegenüber den Dingen".719 Bollnow charakterisierte dieses „freie Selbstsein" als überlegene, von der „reinen Innerlichkeit" der „Entschlossenheit" zu unterscheidende „Haltung", wie sie Lipps' Ausprägung der Existenzphilosophie eigen gewesen sei.720 Eine gesteigerte Form unfreien Existierens beschrieb Lipps 1941 im Typus des Fanatikers. Er sei dem „Ernst des Lebens" nicht gewachsen. Der Fanatismus, so Lipps, Nietzsche zitierend, sei die einzige Willensstärke zu der auch die Schwachen und Unsicheren gebracht werden könnten.721 Wieder wurde dagegen beschworen, „sich nicht verstricken zu lassen durch die Dinge", sich als „Persönlichkeit" die Freiheit des Urteils und des Handelns zu erhalten.722 Bei dem positiven Stellenwert, den der Fanatismus in den öffentlichen Reden von Hitler und Goebbels hatte723, war leicht zu schlußfolgern, daß der Krieg wohl unter denkbar ungünstigen Bedingungen geführt wurde, wenn eine dem „Ernst des Lebens" nicht gewach715 716 717
718 719 720 721 722 723
Ders. 1934, S. 22; im Anschluß an E. Jüngers Reflexion über Langemarck. Dies gegen Rodi/Schuhmann 1989, S. 86, die nicht weiter darauf eingehen. Ders, ,Sinn des Studiums der Wissenschaft', Vorlesung Frankfurt WS 1937/38, 1977, S. 55-60 (56). Diese Ausfuhrungen offenbar gegen aktuelle, im Zeichen des Vierjahresplans von 1936 erhobende Forderungen nach anwendungsorientierter Wissenschaft. Vgl. a. Lipps 1936. Ders, , Wandlung des Soldaten' 1939, in: 1977, S. 93. Ders. 1941, S. 138. Bollnow 1942a, S. 309f. Lipps 1941, S. 111. Ebd., S. 148-151. Vgl. nur als pars pro toto die Silvesteransprache vom 31. 12. 1939 von Goebbels: das ganze deutsche Volk sei von einer „fanatischen Entschlossenheit'' erfüllt. Ebenso auf einer Großkundgebung in Münster an 28. 2. 1940: der Nationalsozialismus habe in die „Seele unseres Volkes diesen fanatischen Glauben, die verbissene [sie!] nationale Besessenheit und diese unbändige revolutionäre Willenskraft hineingepflanzt". Goebbels 1942, S. 238 und 270.
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sene politische Führung über einen davon ebenso überwältigten „Durchschnitt" des Volkes herrschte. Dann war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis das Reich vom politischen Subjekt „zum Objekt der Situation entgleiten" und von seinen Feinden überwältigt werde. Kam es auf der Ebene der „hohen Allgemeinheiten" des Krieges zu solchen nahezu defaitistischen, freilich kunstvoll chiffrierten Betrachtungen, fiel der Ertrag auf der Stufe größerer Konkretion, wo die „ideelle Quintessenz" der aktuellen Freund-Feind-Konstellation des Zweiten Weltkrieges zutage zu fördern war, nach NS-Maßstäben positiver aus. Neu in der Weltkriegsdeutung war nunmehr, daß ein 1914/18 eher randständiges Paradigma, der Kampf der „Universalisten" gegen die „Pluriversalisten" (s. o. A III.) ins Zentrum aller Stellungnahmen über Sinn und Ziel der Kriegsanstrengungen rückte. Auch bekam die Argumentation nach dem Sieg über Frankreich eine starke europäische Note, die sich nach dem Kriegseintritt der UdSSR und der USA noch verschärfte. Ganz neu und im Ersten Weltkrieg kaum angedeutet, als eine Komposition aus faktischer Zugehörigkeit jüdischer Organisationen zum Lager der Anti-Hitler-Koalition, und der nationalsozialistischen Unterstellung einer jüdischen Weltverschwörung, lud sich der Anti-Universalismus zumindest bei einigen Philosophen wie Baeumler, Krieck, Kunz und Grunsky, antijüdisch auf. Schließlich ist zu bemerken, wie im Vergleich mit 1914/18 stärker organisiert und gelenkt wurde („Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften").724 Die Gleichschaltung wurde so nochmals verstärkt, eine Kriegszieldiskussion wie zwischen Alldeutschen und Anhängern des Verständigungsfriedens um 1916/17 war nach 1939 nicht einmal denkbar, doch blieb Raum für partielle Kritik gerade an der europapolitischen Praxis, die zu oft den propagandistischen Visionen von der Verteidigung völkischer Vielfalt gegen den westlichen und östlichen Kollektivismus widersprach. 6.2.2. Philosophischer Kriegseinsatz I: Die Ritterbusch-Aktion Im Dezember 1944 hielt es Baeumlers ehemaliger Assistent, der Ministerialdirektor im REM Albert Holfelder, für angezeigt, den Mißerfolg des von seinem Kollegen Ritterbusch geleiteten „Kriegseinsatzes der Geisteswissenschaften" einzugestehen: Eine sichere geisteswissenschaftliche Begründung des deutschen Führungsanspruchs bei der Neuordnung Europas habe nicht gefunden werden können, da eine politische Entscheidung über die europäische Zukunft gefehlt habe.725 Im Kreis der Wissenschaftler und Ministerialbeamten, den der Leiter der Kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, SS-Brigadeführer Six, seit Januar 1944 in seinem Auslandswissenschaftlichen Institut zur einer „Europa-AG" versammelte, stand dieses große Dilemma nationalsozialistischer Europapolitik bei jeder Sitzung neu auf der Tagesordnung. Fünf Jahre lang, so klagte Holfelder, hätte man in den besetzten Ländern der Bevölkerung ein Gefühl der Unechtheit deutscher Positionen vermittelt und ihnen keine Sicherung ihrer Eigenständigkeit garantiert. Andere Teilnehmer bezweifelten daher zeitweise den Sinn theoretischer Europaplanung, solange die Reichsführung keine Zielvorgabe mache. Solle nach dem völkisch-föderalen Konzept geordnet werden oder entbinde dies nur zentrifugale Kräfte? Solle man die inneren Strukturen überall dem Nationalsozialismus angleichen, was seine Universalisierung bedeuten würde (die nach Six' Ansicht aber
724 Zum „Kriegseinsatz" jetzt ausführlich Hausmann 1998; zu den Philosophen dort S. 218-247. 725 BAP, R 4902, Nr. 1; Sitzungsprotokoll Europa-AG des DAWI v. 18. 12. 1944.
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an den kontinentalen Grenzen enden müsse)? Inwieweit, so fragte der neben Holfelder einzige Philosoph in der Runde, Friedrich Wagner, könne der großgermanische Gedanke mit dem europäischen vereinbart werden? Oder sei es besser von allem Germanischen zu schweigen? Und vielleicht sogar von rassenideologischen Fixierungen Abschied zu nehmen und den Führungsanspruch nur auf das „Leistungsprinzip" zu gründen? Verfüge man wenigstens auf wissenschaftlicher Ebene über ein positives eigenes „Weltordnungsbild"? Womit wolle man die europäischen Eliten gewinnen? Reiche es aus, die Vernichtungsdrohung der raumfremden Mächte ins Bewußtsein zu heben und auf den Solidarisierungseffekt zu vertrauen, solange man den kooperationswilligen Kräften nicht verspreche, daß man ihre geistige Selbständigkeit nicht antasten werde?726 Diese Erörterung über die politische Zukunft des Kontinents hätte eigentlich im Sommer 1940, nach dem Einmarsch deutscher Regimenter in Paris, begonnen und mit dem Ziel eines großzügigen europäischen Friedensplans, den Churchill mehr fürchtete als eine deutsche Invasion, möglichst rasch beendet werden müssen. Ein hohes Maß an Bereitschaft der besetzten und verbündeten Staaten, auf der Basis eines aequum foedus eine europäische Staatengemeinschaft zu bilden, in der das Reich als primus inter pares die Verteidigung des Kontinents gegen raumfremde Mächte organisieren würde, konnte für den Sommer 1940 vorausgesetzt werden.727 Diese Bereitschaft blieb ohne Resonanz, weil die Reichsführung auf Deutschlands absolute Hegemonie setzte und „Hitler ein Gegenpol zu einem Europäer" war.728 In den Europaplanungen dieser Zeit trat der föderalistische Ordnungsgedanke daher hinter den Entwürfen eines „germanischen Reichs deutscher Nation" zurück, bei denen ein maßloser Imperialismus und Zentralismus die Feder führte. 729 Erst nach Stalingrad gab es eine europäische Wende vor allem bei Goebbels und Ribbentrop, ohne daß es über taktischpropagandistische Zugeständnisse nach Art des Ribbentrop-Plans für einen Europäischen Staatenbund, der allen Mitgliedern politische Unabhängigkeit verhieß, hinaus zu substantiellen Änderungen im Verhältnis zu den europäischen Nachbarn gekommen wäre. In den Planungsstäben einiger Ministerien, im SD und im SS-Hauptamt, arbeitete man trotzdem ernsthaft an Konzepten zu einem „bündisch strukturierten Erdteil", die geeignet schienen, „das
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Ebd., Stellungnahmen von Scurla (REM/DAAD), Epting (AWF, Leiter des DWI Paris), Six, Herrfahrdt, Seeberg (DAWI), Wagner auf den Sitzungen vom 18.5., 19. 6., 22. 6., 13. 7, 23. 11. 1944. Salewski 1992, S. 189f., unter Hinweis auf die atlantische Expansion (Island, Azoren) der USA im Sommer 1940, die nach deutscher Einschätzung auch eine Herausforderung durch das „von Wallstreet aus agierende Weltjudentum und seiner Agenten" war, die gegen alle Europäer gerichtet gewesen sei. Vgl. a. Neulen 1987, S. 16; er meint, noch 1943 hätten westeuropäische Politiker „geradezu verzweifelt" nach einer europäischen Initiative der Reichsregierung gerufen. Neulen 1987, S. 16. Ebd., S. 25ff.; ähnlich, die Planer in „Imperialisten" und (föderalistische) „Germanen" einteilend, Elvert 1992, der nirgends über Neulen hinausgelangt, weil sein eigentliches Anliegen die aktualisierende Abgrenzung der NS-Europakonzepte gegen „Maastricht" zu sein scheint. Ein recht fragwürdiges Unterfangen, soweit er das Unterscheidende allein in den Demokratiedefiziten der NS-Pläne ausmacht (S. 184)! Inzwischen hat Elvert über ,Deutsche Pläne zur europäischen Neuordnung (1918—1945)' seine Habilitationsschrift vorgelegt (1999), die sich intensiver und weniger aktualisierend mit der „Mitteleuropafrage" in der NS-Zeit (ebd., S. 219-308) und den divergierenden Planungen zum „großgermanischen Europa" vor und nach Stalingrad (S. 309-386) befaßt.
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Reich vom reißenden Fahrwasser der rassistischen Hegemonie in das ruhigere Gewässer einer multinationalen konföderativen Ordnung" zu lotsen.730 Die unter Wissenschaftlern geführte öffentliche Europadiskussion spiegelte den Gegensatz zwischen dem offiziösen europäischen Anspruch und politischer Passivität der deutschen Führung getreulich wider. Die Juristen, die berufen gewesen wären, über die Grundlinien europäischer Ordnung präzise Vorschläge zu unterbreiten, produzierten zu Carl Schmitts Großraumtheorie eine Fülle kontroverser Vorschläge. Doch stand die Bewahrung und Förderung der völkisch-nationalen Vielfalt als Ziel der Großraumordnung auch hier neben hegemonial-imperialistischen Ideen, ohne daß von einer Seite eine kohärente Großraumlehre entwickelt worden wäre.731 Ebenso unbefriedigend verlief der von Juristen und Historikern unternommene Versuch, den Reichsbegriff europäisch zu nutzen.732 Die Europa-Tagung der Fachgruppe Philosophie in Nürnberg 1942 Mangelhafte Konkretion infolge fehlender politischer Vorgaben - das dürfte auch die philosophischen Bemühungen zum Thema Europa kennzeichnen. Dem von Holfelder genannten „Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften" mit seiner unter Weinhandls Leitung stehenden Philosophischen Fachgruppe kommt dafür exemplarische Bedeutung zu. Bereits im September 1941 sollten auf einer Tagung deutsche und ausländische Philosophen über „Europa und die deutsche Philosophie" diskutieren. Die Zusammenkunft mußte mehrmals verschoben werden, weil die Auswahl der Gäste, die in Abstimmung zwischen REM und Auswärtigem Amt erfolgte, Schwierigkeiten bereitete. Als es endlich soweit war, im Oktober 1942, traf man sich in Nürnberg und nicht wie vorgesehen in Weimar. Ein durchaus symbolischer Ortswechsel von dem Musensitz, der seit 1941 nicht wenige, zumeist im Zeichen des „europäischen Abwehrkampfes gegen den Bolschewismus" stehende Veranstaltungen beherbergte, in die Stadt der Reichsparteitage. Wenn Weinhandl dann beim Empfang durch Julius Streichers Kampfgefährten Holz betonte, man sei mit Absicht nach Nürnberg gekommen, um auf geschichtlichem Boden im Zusammenhang mit dem Leben zu bleiben, dann schloß dies Zustimmung zu Holz' Grußwort ein, man empfange die Philosophen in der „Hochburg des Nationalsozialismus, von der der Kampf gegen das Weltjudentum ausgegangen sei und in den Gesetzen zum Schütze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre seine gesetzliche Verankerung gefunden habe"733. 730
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Neulen 1987, S. 42. Elvert 1999, S. 354ff. (zu den föderalistischen Plänen im AA und im Ministerium für die besetzten Ostgebiete), 368ff. (über die stark vom „Reichs- und Bundesverständnis" der konservativ-revolutionären Mitteleuropamodelle der 20er und 30er Jahre beeinflußten Europavorstellungen der „germanischen Europäer" im SS-Hauptamt). Die Positionen zeichnet nach: Schmoeckel 1994, vgl. besonders S. 202ff., wo er das Ausweichen völkischer Föderalisten (Walz, Hahn, Dietze, Hugelmann) vor einer rechtlichen Ausgestaltung von Selbstverantwortung und politisch-kulturueller Eigenständigkeit der Großraumvölker schildert. Zum Reichsbegriff der Völkerrechtler s. Schmoeckel 1994, S. 180ff; zu „Reich" als Leitbegriff der Kriegsdeutung bei den Historikern: Schönwälder 1992, S. 208ff. Weniger polemisch über den Reichsgedanken in der Phase der Verteidigung der „Festung Europa" (1942/43-1945): Meier-Stein 1998, S. 258ff.
Nach einem Bericht der Fränkischen Tageszeitung v. 23. 10. 1942. Der stellvertr. Gauleiter Karl Holz (Pg. Nr. 77!) versah das Amt des 1940 kaltgestellten Julius Streicher. Zugleich war er Schriftleiter des Streicher-Blattes „Der Stürmer". - Hausmann 1998, S. 218f., für den die Nürnberger Tagung in den Mittelpunkt seines Kapitels über den „Kriegseinsatz" der Philosophen gehört hätte, macht zwar einige
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Vielleicht war diese absehbare Festlegung auf die weltanschauliche Dominanz der Deutschen ein Grund für die meisten der eingeladenen ausländischen Gäste, abzusagen oder gar nicht erst zu antworten - von 35 eingeladenen Ausländern reisten ganze sechs nach Nürnberg. Aus dem völlig ungeklärten Europabegriff resultierte schon das langwierige Hin und Her um die Einladungsliste: Wo endete Europa? Im Osten offensichtlich an der Weichsel, denn die Teilnahme des litauischen Teichmüller-Forschers Szylkarski („polnischer Abkunft") hielt Weinhandl in Übereinstimmung mit dem REM „nicht für zweckmäßig" - dies hätte 1941/42 wie eine Anzahlung auf die kulturelle Autonomie der baltischen Völker ausgesehen, über die politisch nichts entschieden war. Der Südosten sollte dazu gehören, Ungarn und Rumänien jedenfalls; Griechenland, Kroatien, die Slowakei und Bulgarien schienen mangels philosophischer Substanz oder, im Falle der bulgarischen Kollegen, wegen der „starkefn] Westorientierung" - „trotz der Freundschaft der Staaten" - vorerst inakzeptabel. Aus Westeuropa lud man neutrale Spanier und Portugiesen ein. Aus dem Norden neutrale Schweden, während Schweizer Philosophen überhaupt nicht in Betracht gezogen wurden. Aus Frankreich wollte man nur nicht-katholische Denker, aber nachdem lange auch deren Teilnahme in Frage gestanden hatte, präsentierte das AA sechs von der Pariser Botschaft überprüfte und empfohlene Kandidaten, unter denen Weinhandl nicht den gerade mit einem anti-cartesianischen Werk hervorgetretenen Gaston Bachelard, sondern ausgerechnet den Germanisten Edouard Spenle, jahrzehntelang Exponent anti-deutscher Kulturpropaganda, und den weithin unbekannten Staatsphilosophen Philippe Lavastine auswählte. Wie die konfessionellen Bedenken zeigen, waren es also nicht nur geographische Grenzen, die den Berliner Europabegriff einengten. Der Achsenpartner, der das Hauptkontingent potentieller Teilnehmer stellte, und der sich auf philosophischem Terrain bereits mehrfach als sperriger Bundesgenosse erwiesen hatte 734 , durfte Julius Evola nicht entsenden - vermutlich, weil
Anmerkungen zum „symbolischen Ort" Nürnberg, muß dann aber einräumen, daß er die einschlägige Akte im REM-Bestand des Bundesarchivs nicht gefunden hat. 734 Erinnert sei nur an die Zwistigkeiten zwischen Amt Rosenberg und dem in Berlin lehrenden italienischen Dozenten Ernesto Grassi als Hg. des „Jahrbuchs für geistige Überlieferung", die sich 1941/42 an einem Beitrag Heideggers entzündeten und erst durch das persönliche Eingreifen des „Duce" zugunsten Grassis entschieden wurden (Ott 1988a, S. 268-272). Auch während der Vorbereitungen für Nürnberg zogen bei Harmjanz im REM dunkle Wolken aus südlicher Richtung auf. Anfang März 1942 hatte er mit Heimsoeth und dem Verleger Junker vereinbart, eine Reihe von Übersetzungen politischer Klassiker herauszugeben, dabei Freyer resp. G. Ritter für Machiavelli, Ipsen/Harmjanz für Vico, Anneliese Maier oder Vossler für Bruno und Gehlen für Pareto vormerkend. Da das italienische Erziehungsministerium schon bald Bedenken wegen möglicher anti-katholischer Tendenzen äußerte, die es bei den deutschen Übersetzern/Editoren vermutete, kam das Gesamtprojekt nicht zustande. 1943 wollte man auf deutscher Seite aber wenigstens noch die Pareto-Ausgabe realisieren, da man hier den „Lehrer Mussolinis", den „Klassiker des Faschismus" und auch den politischen Publizisten, der sich in der „Kampfstellung gegen plutokratische Demokratien" bewährt habe, dem deutschen Publikum nicht vorenthalten wollte (so der Entwurf eines „Plans zur deutschen Pareto-Ausgabe", der vielleicht von Gehlen stammt, da darauf hingewiesen wird, daß dieser „sozialphilosophisch schlechthin führende Autor" als solcher bereits in den USA bekannter sei „als bei uns"; vgl. Gehlen 1941b). Harmjanz warb darum bei der DFG (Griewank) eindringlich um Unterstützung dieser der „deutschen Staatsphilosophie" so wichtigen Edition, mußte aber einräumen, daß die Italiener nunmehr wegen der „anti-katholischen Haltung" Paretos „Widerstand" zeigten. Als dann im Mai 1943 endlich Vertragsentwürfe vorlagen, verhinderte die mit Mussolinis Sturz endende politische Entwicklung das Unter-
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dessen Ideen zum Großraum Europa deutschen Planungen entgegenstanden und seine gesamte politische Philosophie konträr zum Nationalsozialismus, allzu ostentativ unvölkisch, aristokratisch römisch-imperialistisch auftrat.735 Wie man die Bulgaren als „Westler" ausmusterte, so sortierte man Dänen und Schweden nach ihrer Abhängigkeit von angelsächsischem Einfluß, die Holländer nach ihrer Zugehörigkeit zur neuhegelianischen Gruppe um Wigersma und Hessing, derer man etwas überdrüssig war, vielleicht weil sie auch vor 1933 mit Männern wie Kroner ohne Vorbehalte kooperiert hatte, vielleicht weil Hessing inzwischen eine offen deutschfeindliche Haltung bekundete. Dem katholischen Flamen de Vleeschauwer verargte Weinhandl, daß er „doch wohl sehr an Husserl interessiert war". Den föderalistischen Europaplanungen, an denen parallel zu Weinhandls Unternehmen gearbeitet wurde, entsprach das Verständnis europäischer Philosophie also auf keinen Fall. Vom gleichberechtigten Austausch unterschiedlicher Positionen wollten Weinhandl und das REM nichts wissen. Nur solche Ausländer seien einzuladen, „welche für die geistige und politische Situation Deutschlands Verständnis aufbringen", die nach ihrer „politischen Einstellung und ihrem wissenschaftlichen und weltanschaulichen Standort" deutschen Vorstellungen entsprachen (REM). Darum wollte Weinhandl eine gleichzeitig von der DPhG geplante Tagung mit Ausländern unterbinden, „weil [...] mit Sicherheit zu erwarten ist, daß sie ein dem Nationalsozialismus nicht entsprechendes Gedankengut zum Ausdruck bringen würde". Europäische Zusammenarbeit zu ausschließlich deutschen, nationalsozialistischen Bedingungen, so lautete die unausgesprochene Parole für Nürnberg. Und die Tagung selbst sollte dann zeigen, „mit wem wir es zu tun haben" (Weinhandl), wer also unter den siebenfach Gesiebten die weltanschaulichen Einschätzungen bestätigte. Auf eine „europäische Position" der deutschen Philosophie, die Heyse in den Vorbesprechungen anpeilte, weil nur sie den Dialog mit Ausländern von „unverbindlichen geschichtlichen Betrachtungen" weg zu den „eigentlichen Problemen" führe, wollten Ritterbusch und Weinhandl verzichten. Wolle man auf Heyse warten, der stets in Vorfragen stecken bleibe, dann - so Ritterbuschs bissiger Kommentar - müsse man zunächst noch klären, was überhaupt deutsche Philosophie sei. Was immer Heyse unter „europäischen Problemen" verstand - die pragmatische Richtung Weinhandls, die die nationalsozialistische Philosophie als zukünftige europäische Philosophie durchsetzen wollte, behielt für Nürnberg die Oberhand. Was man dort dann im einzelnen verhandelte, ist nicht bekannt, da der von Weinhandl in Aussicht gestellte Sammelband mit den Tagungsreferaten nie erschienen ist. Der Themenliste zufolge gab es drei Schwerpunkte: 1. Völkerpsychologisch grundierte Vergleiche zwischen dem deutschen und westeuropäischen, vor allem britischen Geist: Haering Philosophie, Rasse, Volkstum - Deutsche Philosophie und Europa
nehmen, an das Six im AA Mitte 1944 aber wieder erinnerte (BAB, alt R 21/11053; Schriftwechsel betr. Übersetzung ital. Philosophen, Mai 1942-Juni 1944). 735 Vgl. Evolas Anfang 1942 in der „Europäischen Revue" veröffentlichten Aufsatz über,Reich und Imperium als Elemente der neuen europäischen Ordnung', S. 69ff., der sowohl eine Kritik des Rassebegriffs enthielt als auch italienische Ansprüche erhob, Rumänien (den deutschen Öllieferanten!) dem römischen Großraum einzuverleiben.
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Metz Bock Klemmt Hagelstein Heimsoeth Salomaa
Die britische Philosophie in ihrer Entwicklung und in ihrem Verhältnis zur deutschen Philosophie Common sense Die Auseinandersetzung von Leibniz [sie] in seinen Nouveaux Essais mit Locke Leibniz und Europa Giordano Bruno und die deutsche Philosophie Deutsche und finnische Philosophie
2. Aktualisierungen systematischer Themen: Weinhandl Die philosophischen Probleme Europas im Lichte der gestaltanalytischen Philosophie Erxleben Die europäische Bedeutung der deutschen geisteswissenschaftlichen Methode Bülow Wirtschaftsphilosophie (Fr. List im Mittelpunkt der antideutschen Auseinandersetzungen im heutigen Europa) 3. Weltanschaulich wie europapolitisch nicht klassifizierbare Referate: Grebe Der Mensch und die Wahrheit Selling C. L. Reinhold und die schwedische Philosophie Jürgens Die Anwendung der Gestaltanalyse in den Geisteswissenschaften de Vleeschauwer Descartes Heyse Kant und Nietzsche Von den sechs anwesenden Ausländern kamen also nur drei zu Wort, die anderen, der Italiener Castelli und der Spanier Arboleya, schieden wegen mangelhafter Deutschkenntnisse sogar als Diskussionsteilnehmer aus, und über den italienischen Politikwissenschaftler Guiseppe Lo Verde wußte Weinhandl gar nichts zu berichten. 736 Mehr als eine Statistenrolle
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Enrique Gömez Arboleya (1910-1959), 1933 Dozent Jur. Fakultät/Univ. Granada, 1934/35 Studium an der FWU, 1940 Arbeit über Hermann Heller (kritisch vom Standpunkt des scholastischen Katholizismus); 1943 Positionsbestimmung im Verhältnis zu C. Schmitt: Übereinstimmung mit Liberalismus- und Parlamentarismuskritik sowie Theorie der Diktatur, Verwerfung des Dezisionismus und der Autonomie des Politischen (an deren Stelle: inhaltliche Füllung der Herrschaft durch teleologische Ordnung; vgl Beneyto 1983, S. 33-35). - Guiseppe Lo Verde, 1932 Gastdozent in Königsberg, 1933/34 Dozent für Völkerrecht in Cagliari, 1935/36 für Geschichte des öff. mittelalterlichen und modernen Rechts in Palermo, 1941 Leiter eines dt. -ital. „Comitato giuridico" an der Universität Camerino, ständiger Mitarbeiter in Hohns „Reich-Volksordnung-Lebensraum", im 1. Heft von Six' Zs. „Politische Wissenschaft" mit einem Aufsatz ,Europa und Amerika' (eine oberflächliche Kritik des „hegemonistischen Programms" der USA) vertreten. 1941: ,11 nazionalsocialismo - Problemi di vita spirituale e sociale contemporanea e la struttura giuridica del Terzo Reich'; im selben Jahr in: „Geist der Zeit" ein Aufsatz zum Großraumbegriff, der für die nationale Selbständigkeit der zum europäischen Großraum gehörenden Staaten eintrat. (Für Auskünfte über Gömez Arboleya und Lo Verde habe ich Herrn Günter Maschke zu danken). - Magnus Selling promovierte 1938 über C. L. Reinholds Elementarphilosophie; Weinhandl befaßte sich mit seinem Landsmann Reinhold ein Jahr später im Rahmen der Festschrift zur 275. Jahrfeier der Kieler Universität (1940b, sich stützend auf ders. 1930a). Angelehnt an Weinhandl schrieb Selling für die KS 1942/43 einen philosophiehistorischen
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dürfte den ausländischen Gästen nicht zugekommen sein. Das einzige praktische Resultat bestand in der Vereinbarung mit de Vleeschauwer und Salomaa, für die wiederbelebten „Kant-Studien" regelmäßig über philosophische Neuerscheinungen in ihren Ländern zu berichten.737 Weinhandl, Ritterbusch und das Kieler Umfeld des „ Kriegseinsatzes " Untersucht man institutionelle Struktur, Personal und Zielsetzung des „Kriegseinsatzes" der akademischen Philosophie genauer, so darf der magere Nürnberger Ertrag im Einklang mit dem eingangs zitierten Holfelder nicht allein der konzeptionslosen politischen Führung angelastet werden. Denn die philosophische Behandlung des Problems europäischer Neuordnung wurde nicht unwesentlich durch die Beziehung zwischen dem Fachgruppenleiter Weinhandl und seinem „Vorgesetzten" Ritterbusch beeinflußt, was wiederum von einigen Besonderheiten des akademischen Milieus an der Kieler Universität nicht zu trennen ist. Paul Ritterbusch738 gehörte zu den wenigen deutschen Juristen, die mit englischer Verfas-
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Abriß ,Die Überwindung der Aufklärung' (vor allem ihrer „intellektualistischen Anthropologie", SelIing 1942, S. 202). Der in Turku lehrende Salomaa verfaßte u. a. ,Richtlinien zur staatsbürgerlichen Erziehung' (1942 in der Schriftenreihe der Lotta Svärd Organisation, der Schwesternorganisation der finnischen Wehrmacht) und experimentalpsychologische Arbeiten (zit. nach seiner Bibliographie, vgl. Anm. 737). Vorbereitung und Verlauf der Nürnberger Tagung in BAP, REM 49.01, Nr. 2941 Bl. 203-312; Schriftwechsel, Besprechungsprotokolle, Aktenvermerke v. 4. 9. 1941 - 22. 12. 1942. Für das AA an den Vorbesprechungen beteiligt war Gesandtschaftsrat Herbert Dittmann (Personalabteilung AA, nach 1945 Personalchef im Bonner AA). Als Verbindungsmann des „Kriegseinsatzes" zum NSDD nahm August Faust an den Planungen, krankheitsbedingt aber nicht an der Tagung teil. Als Leiter der Fachgruppe Neuere Geschichte im „Kriegseinsatz" war der Frankfurter Historiker W. Platzhoff zugegen, ein Fachmann für die Geschichte der anti-europäischen britischen Außenpolitik (über ihn vgl. Hammerstein 1989a, S. 449ff.). Das RMVP schickte Günter Lutz, das HAW Erxleben, die DFG K. Griewank, der SD Schramm. - Von Salomaa erschien im 42. Band der KS 1942/43 ein kurzer Überblick zur finnische Philosophie 1939-1942. - J. Goedewaagen, holländischer Sozialphilosoph und Generalsekretär im Niederländ. Ministerium für Volksaufklärung und Künste, den Weinhandl wenige Tage nach Nürnberg während einer im Auftrag des OKM unternommenen Vortragsreise kennen lernte, lieferte für KS Bd. 43 eine Bibliographie zum niederländischen philosophischen Schrifttum 1939— 1942. Zu Goedewaagens politischer Position vgl. drei Vortragsrezensionen aus der DZN v. 18. 1. 1942 (Traumann, , Volksgemeinschaft und Universität': G. auf einer Tagung der NS-Studentenfront in Amsterdam, Tenor: Liberalismus als Urheber sozialer Atomisierung), sowie v. 20. 1. 1942 (vor dem Arbeitskreis der Dt.-Niederländ. Kulturgemeinschaft Amsterdam: Traumann, ,Die Grundlagen des 20. Jahrhunderts') und v. 17. 4. 1942 (o. V., ,Die niederländische Kulturaufbau im neuen Europa', vor der Dt.-Niederländ. Gesellschaft in Berlin, Tenor: Vom Irrweg des Liberalismus/Humanismus zurück zur germanischen Geisteshaltung). - Hermann J. de Vleeschauwer, unter deutscher Militärverwaltung für Belgiens Schulpolitik verantwortlich, steuerte anstelle einer Bibliographie zu KS, Bd. 42, einen Aufsatz über ,Die nationalen Unterschiede in der europäischen Philosophie' bei, der die Differenzen zwischen dem mitteleuropäischen Irrationalismus und dem westlichen Rationalismus für unüberwindlich erklärte, so daß Europas geistige Einheit nur ex negativo, aus der Abwehr Asiens entstehen könne. Ritterbusch, 1900 in Werdau/Kr. Torgau, Dr. jur. bei Richard Schmidt in Leipzig (,Regierung und Volk in England 1700-1714'), dort 1925-27 Assistent an Institut für Politik, ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, 1929 ebd. Habil. (,Parlamentssouveränität und Volkssouveränität in der Staats- und Verfassungslehre Englands, vornehmlich in der Staatslehre Daniel Defoes'). 1. 10. 1933 30. 9. 1935 oö. Prof. Königsberg, 1935-1941 Kiel, 1941-1945 FWU. Rektor der Kieler Universität 1937-1941, Dozentenbundführer (1935-1940); NSDAP: 1. 5. 1933. Jetzt ausführlich zur Person und seinem „Kriegseinsatz": Hausmann 1998, S. 33-50.
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sungsgeschichte vertraut waren. Dissertation und Habilitationsschrift galten diesem Thema, und auch danach befaßte er sich intensiv mit der englischen politischen Philosophie und Staatslehre, die er auch im Lande studierte. Sein letzter Studienaufenthalt in England galt im Frühjahr 1938 der dortigen faschistischen Bewegung und ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus.739 Ritterbusch hatte zudem eine auffällige Vorliebe für interdisziplinäre Kooperation: die Kieler Dozentenbundakademie, die den wissenschaftlichen Austausch zwischen den Fakultäten fördern sollte, ging auf seine Initiative zurück. In der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung und Raumordnung (RAG), die er bis 1945 leitete, fanden Juristen, Nationalökonomen, Geographen und Soziologen zusammen, und auch der „Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften" war, neben dem Ziel „politischer Ausrichtung"740, als Probelauf für einen nach dem Krieg zu realisierenden Forschungsverbund gedacht. In seinem von Königsberg nach Kiel verlegten Institut für Politik, ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht entstanden weniger fachjuristische Arbeiten als solche zur politischen Geistesgeschichte, die, vor allem in ihrem Bezug zu England, auch europäische Dimensionen erfaßten. So habilitierte sich Ritterbuschs Assistent Georg Hahn, der 1939 über ,Grundlagen europäischer Ordnung' promovierte, 1943 mit einer Studie über ,Lorenz von Stein und die deutsche Rechtswissenschaft'. 741 Jahrelang setzte Ritterbusch sich für die großzügige Förderung der Forschungen zur Geschichte des deutschen Frühliberalismus ein, die dem Kieler Historiker und NS-Funktionär John Boyens zuteil wurde, der, als sein persönlicher Assistent in der RAG, den Einsatz der Geschichtswissenschaft im Rahmen des „Kriegseinsatzes" koordinierte.742 Wie Boyens' Vormärz-Studien am Beispiel des dänischen Gesamtstaates, „in unserer kulturellen Auseinandersetzung mit dem Norden" (Ritterbusch), die liberalistischen Forschungsansätze skandinavischer Nachbarn destruieren sollten, so sah Ritterbusch in seinem Leipziger Kommilitonen Richard Naumann, der 1929 bei Schmidt über das Staatsrecht der Neu-England-Kolonien' promovierte, den geeigneten Mitstreiter im Kampf gegen angelsächsische Ideologien. Eine Hoffnung, die Naumann mit einer umfassenden Studie zur englischen Verfassungswirklichkeit im Rahmen des Kriegseinsatzes der Anglisten rechtfertigte.743 739 740 741 742
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UA-HUB, Kur. R 157, PA Ritterbusch; Antrag Finanzierung Studienreise nach GB v. 5. 5. 1937. So ganz offen die Kennzeichnung des Berliner Kollegen Reinhard Höhn in einer Fakultätssitzung, in der es um Ritterbuschs Berufung ging. UA-HUB, Jur. Fak. Nr. 522; Sitzungsprotokoll v. 16. 7. 1941. UA-HUB, Jur. Fak. Nr. 158; Habil -Verfahren Hahn. H. arbeitete für Ritterbusch schon in Königsberg als Hilfsassistent, folgte ihm nach Kiel und Berlin (dort 1943 Dozent). Boyens, 1910 auf Föhr geboren, trat der NSDAP 1929 in Graz bei, 1934 tätig im Braunen Haus; 1935-37 hauptamtl. Abteilungsvorstand im Reichsnährstand und Hauptstellenleiter in der Kieler Gauleitung, 1938/39 Vertrauensmann des SD-Oberführers Gaudozentenbundführer Löhr, zuständig für Nachwuchsreferat Geschichte im Kieler NSDD. 1938 Prom.: ,Das Grenzland Schleswig und die deutsche Verfassungsbewegung von 1848'. Ritterbuschs günstige Gutachten brachten ihm bis 1944 eine regelmäßige Förderung seines Habil.-Plans ,Heranbildung der politischen Opposition im dänischen Gesamtstaat' vor 1848. Im August 1943 vermerkte das REM sogar die exorbitante Summe von 50 000 RM („bewilligt"!) für „Forschungsvorhaben im europäischen Ausland", offenbar im Zusammenhang mit der RAG. - BAZ, REM-PA Boyens und HLK. Naumann, 1906 im Erzgebirge geb., bis 1933 Verwaltungsjurist, dann Assistent Schmidts (1933-38); 1938 mit einer verwaltungsrechtlichen Arbeit in Kiel habilitiert, Nachfolger E. R. Hubers ebd. 1940; Leiter Abt. Auslandskunde an Kieler Institut für Politik. BAZ, REM-PA Naumann; insbes. Bl. 1286,
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Zuletzt muß noch Hans-Helmut Dietze erwähnt werden, der 1936 mit einem Aufsatz über ,Europa als Einheit' hervortrat und 1938/39 bestrebt war, die dynamischen politischen Prozesse in Mitteleuropa zu kommentieren (,Der Kampf um ein neues Europa', ,Die völkische Neuordnung Europas' u. a.). Ritterbusch nahm ihn unter seine Fittiche, da ihm wegen allzu plakativer Politisierung seines Staats- und rechtsphilosophischen Spezialgebiets die Dozentur in Breslau versagt worden war und er beim erneuten Versuch in Kiel auf Larenz' erbitterten, letztlich erfolglosen Widerstand traf.744 Die Ritterbusch-Schule745 nahm innerhalb der nationalsozialistischen Staatslehre einen extrem völkisch-volksgemeinschaftlichen Standpunkt ein, teilte aber natürlich mit den „Etatisten" die kompromißlose Verwerfung westlich-pluralistischer Verfassungssysteme. Der Schlüsselbegriff, der Ritterbusch mit Weinhandl verband, hieß Ganzheit. Genau genommen setzte Ritterbusch damit schon voraus, was für Etatisten Aufgabe des starken Staates sein sollte: die Beseitigung des pluralistischen Parteienstaates. Ein Etatist wie Carl Schmitt gehe vom Chaos aus, sein Staat sei wesentlich Zwangsherrschaft, die den latenten Widerstreit unterdrücke.746 Ritterbusch verstand das soziale Leben als „ursprüngliche Ganzheit und Gemeinschaft" („Artgemeinschaft", „Artganzheit"), die nicht beherrscht sondern „geführt" werden müsse.747 Auf die europäische Neuordnung angewandt, kollidiere der deutsche Führungsanspruch dann nicht mit fremden nationalen Interessen, wenn sich die Völker auf der Ebene europäischer Artgemeinschaft begegneten, was freilich die 1944 von Six im Europaausschuß zögernd erwogene „Universalisierung", also die kontinentale Ausweitung des nationalsozialistischen Systems bedeutet hätte. Das aber stimmte mit Ritterbuschs VersicheStellungnahme Ritterbuschs v. 27. 3. 1942: „Schwergewicht [von Naumanns Forschungen] hat in den letzten Jahren auf dem Gebiet der politischen Ideenlehre und des ausländischen, vornehmlich des angelsächsischen Verfassungsrechts und seiner Ideologie gelegen". Naumanns Aufsatz .Deutsche und englische Staatsauffassung' erschien in Bd. 2 des Kriegseinsatzbandes der Anglisten über ,Englische Kulturideologie', 1943. 744 Dietze, 1911 in Bochum geb., Prom. in Rostock 1933: ,Johann Oldendorp als Rechtsphilosoph und Protestant', 1934 Hilfskraft am Kirchen- und Völkerrechtlichen Seminar in Würzburg, dort 1936 bei Wolgast habilitiert (,Naturrecht in der Gegenwart', der Versuch eines neuen „Gemeinschaftsnaturrechts" in scharfer Abgrenzung zu Spanns Universalismus, dem katholischen Naturrechtsverständnis sowie der „romanisch-kollektivistischen Ideenwelt des Faschismus", Wolgast, Votum v. 17. 12. 1935). In Kiel nach einer Lehrprobe zum Thema: Die verfassungsrechtliche Stellung der HJ (Dezember 1939) zum Dozenten ernannt. 1943 zur Lehrstuhlvertretung nach Innsbruck. - BAZ, REM-PA Dietze. Auf den bibliogr. Nachweis der zahlreichen Aufsätze, erschienen überwiegend in „Jugend und Recht" zwischen 1936 und 1939, wird hier verzichtet. 745 Zu ihr zählten noch die Assistenten/Doktoranden Anton Baehr (.Katholische Solidarität und Volksgemeinschaft'), der 1940/42 an Pariser DWI neben Epting wirkende Karl-Heinz Bremer (,Der französische Nationalismus'), Günther Deist (,Aufbau und Verfall des spanischen Staates') und Karl Charle (.Eiserne Garde'). 746 Relativ früh, im Schreiben an einen prominenten nicht-akademischen Verfechter völkischer Staatstheorie, Werner Daitz, konstruierte Ritterbusch eine recht originelle etatistische Traditionslinie Hobbes-Marx-Schmitt, die vom „absoluten Gegensatz der Elemente des lebendigen Lebens" ausginge, und im Staat die diese Gegensätze niederzwingende Organisation sehe. LAS, Abt. 47, Nr. 2026, Bl. 59-61; Ritterbusch an Daitz v. 3. 11. 1937. Vgl. Tilitzki 1998b, S. 178. Den daraus resultierenden, grundlegenden Gegensatz zu Ritterbusch verkennend: Hausmann, der Schmitt zum „ideologischen .Vordenker'" der „Aktion Ritterbusch" (1998, S. 26) und noch plakativer (1999) zum spiritus rector des „Kriegseinsatzes der deutschen Geisteswissenschaft" erhebt. 747 Ritterbusch 1938, S. 253ff.
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rung nicht überein, wonach im europäischen Großraum jedes Volk sein eigenes Recht auf Gestaltung seiner inneren Ordnung behalten sollte.748 Ritterbuschs Fixierung auf die Ursprünglichkeit der Gemeinschaft bezog ihre Kraft aus dem Horror vor einer Gegenwelt, die er in einer für ihn fast milden Umschreibung das „Chaos schlechthin" nannte. Dabei ging der Horror nicht vom politischen Pluralismus aus, den die Ritterbusch-Schule als System sui generis analysierte und in seiner Leistungsfähigkeit auch anerkannte, da die schwierige Koordination des von angelsächsischen Demokratietheoretikern (Cole, Laski, Sutton) zum ersten und letzten politischen Problem erhobenen Konflikts der Interessengruppen gelinge: „Das System hat gehalten und, für England selbst gesehen, weltpolitisch Bedeutendes erreicht."749 Der bürgerliche Rahmen der westeuropäischen Klassengesellschaft drohte jedoch zu zerspringen, wenn die Unterschichten nicht länger an kolonialer Ausbeutung beteiligt werden konnten: „Solange die Möglichkeiten wirtschaftlicher und imperialistischer Entwicklung es gestatteten, die aufkommenden materiellen Wünsche der unteren Klassen zu befriedigen, ließ sich das System halten."750 Mit dem nahenden Ende des Kolonialzeitalters habe das „System des permanenten Kompromisses" (Ritterbusch) dann zwei Auflösungsoptionen: die soziale Revolution, endend in der Klassendiktatur des Proletariats, oder eine Revolution von oben, die vielleicht in eine von England und den USA ausgeübte weltweite Finanzkontrolle münden könnte, wie sie dem Oxforder Pragmatisten Schiller als „Zukunft des British Empire" vorschwebte. Weinhandl, der auf diese Vision hinwies, glaubte hier die „Gestalten des Todes" zu erkennen.751 Das wären also die beiden anti-europäischen Schreckbilder, die Weinhandl bereits während der Weimarer Republik auf denselben Ursprung, den Materialismus, den „Dämon mit dem hohlen Nichts im Auge", reduziert hatte, der ihm als „der wahrhafte Tod" galt.752 Das deutsche, vielleicht auf ganz Europa übertragbare Vorbild war für Ritterbusch und Weinhandl das Ideal der Volksgemeinschaft, das sie als höhere Ordnung ausspielten gegen jene „mittelalterliche Hölle", die in der Sowjetunion bereits „innerlich verkrüppelte und vertierte Menschen" hervorgebracht habe, und die in westlichen Demokratien entweder im sozialen Umsturz oder in zahmer Barbarei münde, was in der Konsequenz des zur vollständigen Atomisierung, funktioneller Vernutzung und Manipulierung des Menschen neigenden „Pluralismus" läge.753 748 749 750
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Ders. 1939, S. 490. Naumann 1943, S. 266. Ebd., S. 267; ähnlich, unter Berufung auf den Ideologen des britischen Imperialismus Seeley (1883: die ungerechte Gesellschaftsordnung werde mit dem Ende der überseeischen Expansion zusammenbrechen), Naumann 1941, S. 37; vgl. zu Seeleys Lösung der sozialen Frage qua Imperialismus: Kesting 1959, S. 95ff. Weinhandl 1940a, S. 60. Ders. 1924b, S. 23. Ders. 1939a, S. 55; Ritterbusch 1938, S. 239 und 249: In seiner gedanklichen Fundierung sei der pluralistische Parteienstaat ein legitimes Kind der marxistischen Lehre. Marx sei nur insoweit konsequenter als Laski, als er nicht mehr mit der Möglichkeit eines Kompromisses rechne, sondern die unaufhebbare Interessendifferenz mittels diktatorischer Herrschaft bezwingen wolle. Marcuse 1934a, S. 161 ff., machte bekanntlich ebenfalls eine totalitäre Latenz des Liberalismus aus, die aber nach der letalen ökonomischen Krise nicht - wie Ritterbusch annahm - im Bolschewismus ende, sondern in der Rettung des Industriekapitalismus durch den „Faschismus". Im Anschluß an den späten Marcuse kam der Neomarxismus der 60er und 70er Jahre allerdings zu Bewertungen des parlamentarisch-demokra-
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Die Volksgemeinschaft, die Ritterbusch und Weinhandl als Alternative zu diesem, Amerikanismus wie Bolschewismus inhärenten Dehumanisierungspotential offerierten, sollte ihre europapolitische Werbekraft nicht allein aus der vorbildlichen Lösung der sozialen Frage durch den Nationalsozialismus gewinnen, obwohl die beiden Kieler Professoren sehr lange die Verwandlung der „Klassenkampfgesinnung" in „deutschen Sozialismus", die Abkehr vom ,,moskowitische[n] Kollektiv" zur ,,echte[n] Gemeinschaft" als wesentliche politische Leistung der NSDAP gepriesen hatten.754 Entscheidender war für beide die metaphysische Dimension, die eine weitere Kieler Prägung des „Kriegseinsatzes" verrät - die innige Beziehung zu Hegel. Der erste Arbeitskreis, der in der Kieler Dozentenakademie entstand, befaßte sich unter Weinhandls Leitung mit: „Hegel und der Zusammenbruch des Hegeischen Systems".755 Karl Larenz, prominenter „Neuhegelianer" und fleißiger Mitarbeiter in der Akademie, leitete die Fachgruppe Rechtsphilosophie im „Kriegseinsatz".756 Weinhandl, der für Hegel vor 1936 wenig Interesse zeigte, warnte im Zuge des propagandistisch verschärften anti-bolschewistischen Kurses757 vor „marxistisch-jüdischer Hegelvereinfachung und Hegelverfälschung", deren Ursprünge er in der russischen Hegelrezeption des 19. Jahrhunderts entdeckte. Gegen den Materialismus der Hegeischen Linken und ihres politischen Vollstrekkers Lenin stellte Weinhandl Hegel als einen der „größten physiognomischen Denker aller Zeiten" heraus und regte gestaltanalytische Hegel-Dissertationen an, um mit dem rationalistisch-universalistischen Bild vom Begriffsphilosophen aufzuräumen und nachzuweisen, daß der Weltgeist nur im Volksgeist, der absolute Begriff nur das Bild aller Bilder sei, ein Bewußtsein der (Rassen-) Seele von ihrem Einssein mit dem Urgrund der Dinge, dem ewigen Geist.758 Mit welchem Recht die Kieler Varianten der Hegeldeutung sich auf Hegel be-
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tisch organisierten Kapitalismus, die dessen Potential an „wahrer" Menschlichkeit ähnlich niedrig ansetzten wie Weinhandl (vgl. etwa die Schriften Oskar Negts). Vgl. Weinhandl 1933a, S. 10. - Eröffnung der Universitätswoche in Heide (Bericht über Weinhandls Vortrag ,Nationalsozialistische Weltanschauung': ,,Der Nationalsozialismus bekämpft den Klassengeist und Klassenkampf, den der Marxismus propagiert hat."; LAS, Abt. 47/1269, Bl. 153; Bericht der Lokalpresse, Januar 1935). Ders. 1937, S. 198f., erschienen in der Reihe „Sozialismus und Kollektivismus" in Rosenbergs „Bücherkunde"). Ritterbusch 1939 (die deutsche Überwindung des Klassenkampfes als Modell für innere Reformen in Europa). Löhr/Weinhandl 1939, S. 122. Mit holländischen Neuhegelianern trafen Larenz, Brandt (Kiel), Michaelis (Leipzig, bis 1938 in Kiel), Glockner, Hoffmeister u. a. im Mai 1940 in Weimar zusammen; ob hier bereits eine „europäische" Zusammenarbeit gesucht wurde oder wirklich nur eine „private Gesprächsrunde" an den alten Hegelbund anknüpfte? Larenz sprach in einem Vorwort zu seinem gedruckten Weimarer Vortrag (.Hegelianismus und preußische Staatsidee') immerhin von einer „Arbeitstagung". 1987 betonte er ihren privaten Charakter (Dreier 1993, S. 456f.); bei dieser Gelegenheit charakterisierte Larenz Ritterbusch als „fanatischen Nazi", der sich zwar auf Hegel berufen, doch von ihm nichts verstanden habe, „da ihm jede philosophische Ader abging". Zu der nach Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges von Berlin forcierten weltanschaulichen Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus vgl. Sywottek 1974, S. 104ff. - eine leider höchst einseitige, die UdSSR der anhebenden Schauprozesse in die Rolle des unschuldigen Opfers deutscher Lebensraum-Propaganda versetzende Darstellung. - Weinhandls Höllenmetapher in dieser Zeit u. a. übrigens auch in Goebbels' Tagebucheintrag v. 14. 10. 1937 nach der Solonewitsch-Lektüre: „Das ist in Rußland die Hölle auf Erden. Ausradieren! Muß weg!" (Tagebücher 1992, S. 1140). Weinhandl 1939a, S. 5; ders. 1939b, S. 6f; ders. 1938c, S. 52ff. (im Herbst 1937 auf einer Arbeitstagung der Dienststelle Schrifttumspflege des Amtes Rosenberg gehaltener Vortrag). Im SS 1938 las Weinhandl an der CAU über: ,Lenins dialektischer Materialismus'. 1939 promovierte bei ihm Domke
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rufen durften, ob sie wirklich nur dessen „Machtstaatsideologie" ohne die geringsten Modifikationen zur Legitimierung des NS-Staates instrumentalisierten, wie dies Kiesewetter behauptet, das sei dahingestellt.759 Aber auch wenn man eine Verfälschung oder Simplifizierung Hegels einräumen wollte, so blieben in der vor allem von Weinhandl und Ritterbusch präferierten organischen Staatsidee genügend Elemente, die mehr bedeuteten als bloß hegelisierende Reminiszenzen. Die politische Gemeinschaft als Ganzheit gedacht, vollbringt ihre integrative Leistung im Ideellen, aber die unabdingbare Voraussetzung der Identität von Einzelbewußtsein und Gemeinschaftsbewußtsein war die ethnische Homogenität: „Wahrer Sozialismus [...] ist eine naturgegebene und naturbedingte Verbundenheit mit allen gleichen Menschen gleichen Blutes."760 Von Leibniz bis Hegel begründe die deutsche „Philosophie der Gemeinschaft" die Übereinstimmung der individuellen mit der allgemeinen Sittlichkeit und negiere den Konflikt zwischen Einzelgewissen und Gemeinschaftsforderung.761 Ganzheit und Gemeinschaft seien letzte Ordnungen der Wirklichkeit. Alle Sittlichkeit hänge von der Erfahrung ab, daß „unsere Existenz in einer ganzheitlichen und gemeinschaftlichen geschichtlichen Ordnung unserer Art" gegeben sei: „Die selbstverpflichtende Verwirklichung dieser Erfahrung ist wahrhafte Sittlichkeit".762 Gemeinschaft, so Hegel, sei nur denkbar als innere Übereinstimmung, ein „Einssein oder Einswerden ursprünglich Verbundener".763 Die individuelle Totalität eines bestimmten Volksgeistes sei das „stets gegenwärtige Medium, in dem sich die Entwicklung und das Tun der Einzelnen abspielt". Die persönliche Entfaltung spiegele also in jeder Besonderheit noch das Ganze: „Freiheit bedeutet Hegel die Möglichkeit einer seiner Wesensart gemäßen Entfaltung des Einzelnen wie eines Volkes."764 Aus diesen Hegel-Anleihen zogen die Kieler politisch appellativ wirkende Schlüsse: nicht die deutsche, die Artgleichheit von Führer und Geführten aktualisierende Verfassung sei diktatorisch, sondern das System der pluralistischen Demokratien (verdeckt als Geldherrschaft oder, in ökonomischen Krisen, als offene Diktatur). Außenpolitisch atomisiere das pluralistische Prinzip Europa, um mit der Doktrin vom kontinentalen Gleichgewicht der Kräfte das Empire zu stützen. Eine vom Reich als europäische Aufgabe zu übernehmende, einzelstaatliche Souveränitäten aufhebende Neuordnung eröffne also nur wesensgemäßere, von angelsächsischer Vorherrschaft endlich befreiende Entfaltungsräume für die europäische Völkergemeinschaft, die sich naturgemäß wieder in Führende und Geführte gliedere, deren Freiheit „um der Verantwortung willen eine gegenüber dem Ganzen ist". Das eigentliche Menschliche des Menschen, so vor allem die Überzeugung von Ritterbusch und Wein-
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mit .Grundfragen der Hegeischen Kunstphilosophie' (dort die Klage über das fortgeschleuderte Erbe Hegels, von dessen Zinsen Rom und Moskau lebten, S. 9), 1940 Bauchert mit,Begriff und Gestalt bei Hegel' (vgl. bes. S. 89ff.); vgl. a. Weinhandls (1941a) .Bemerkungen zur Hegel-Interpretation'. Zum Neuhegelianismus nach 1933: Kiesewetter 1974, S. 233-340. Weinhandl 1937, S. 199 (eine Feststellung, die z. B. eine recht gravierende Abweichung von Hegels Vorstellung der sittlichen Substanz bedeutet!). Ders. 1939c, S. 7. Ritterbusch 1938, S. 88. Larenz 1941, S. 43f.; auch hier ließe sich die Differenz zu Hegel in der Bedeutungsverschiebung der „Wesensart" zeigen: von Hegels Fortschritt des vernünftigen Wesens im Bewußtsein der Freiheit zu Larenz' Entfaltung artgemäßer Werte. Ebd., S. 48.
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handl, würde erst im „Medium" der Volksgemeinschaft verwirklicht. Ein Argument, was der mit Kriegsausbruch wieder anhebenden westlichen „Hunnen"-Propaganda gegen das vermeintlich „barbarische" Reich den Wind aus den Segel nehme. Nur Deutschland, so Ritterbusch, habe sein Bildungssystem am humanistischen Ideal der Erweckung und harmonischen Ausbildung aller im Menschen schlummernden Kräfte orientiert, während der Westen und die UdSSR mit dem Fachschulsystem die atomistische Konsequenz aus ihrer individualistischen Ideologie gezogen haben.765 Für Weinhandl bot der Umbruch von 1933 endlich den politischen Rahmen, um sein Ideal des „hochwertigen Menschen" als ureigenes Anliegen des Nationalsozialismus auszugeben. Schon in den 20er Jahren nahezu physisch unter dem „Wertrelativismus" leidend, griff der zum Protestantismus konvertierte Katholik Weinhandl zu allen erdenklichen Gegengiften: Beginnend mit den Exerzitien des Ignatius von Loyola und Meditationen mit dem Grafen Dürckheim, suchte er dann nach dem „aufschließenden Symbol", das höhere (Wert-) Ordnungen aus dem subjektiven Erlebnis in die Sphäre wissenschaftlich nachprüfbarer Erfahrung heben sollte.766 Bis 1925 empfahl Weinhandl überhaupt nur individuelle Formen wertbestimmter Existenz: „Bewußt nur hochwertige Inhalte, Impulse wirksam werden" lassen, in dem man für einen „dauernden Zustrom von hochwertigen Anregungen sorgt (Lektüre, Fortbildung, Naturnähe, Kunst, Tätigsein, Selbstprüfung, Stille ...)", um sich mit Meditation, Schweigespielen, Autosuggestion und aus der indischen Mystik bekannten Techniken der Selbstversenkung so aus der Welt sinnlicher Anreize und materieller Bedürfnisse („alles uns Bespülende und Überflutende") in die asketisch-selbstbestimmte Existenz („Beherrschung, Selbstzucht, Fassung und gestaltende Bändigung kennzeichnen die mächtige Persönlichkeit") eines werterleuchteten Lebens emporzuläutern.767 In seiner ,Gestaltanalyse' (1927) und der Schrift ,Über das aufschließende Symbol' (1929) wurden den 1924 noch als selten eingestuften Momenten begrenzter inspirativer oder intuitiver göttlicher Erkenntnis bzw. Werterfahrung ein wissenschaftstheoretisches Gerüst verliehen, so daß „Erfahrungen höherer Ordnung" in Symbolen bereits als „das Einende und Verbindende" sozialphilosophisch übersetzbar erschienen. Seit 1925 machte er in einigen volksbildnerischen Vorträgen von dieser Anwendungsmöglichkeit auch Gebrauch. Teil höherer Ordnung sei die „Volksordnung": mit Hegel und Fichte definierte er Nation als Erscheinung der Gottheit, als Medium der Bewährung eigentlicher, zu Dienst und Opfer erzogener Existenz, die gegen die Zumutungen der „Universalmonarchie", gegen die drohenden Abstumpfungen durch .„Vermischung und Verreibung'" bewahrt werden müsse, was 1937 in die Warnung vor der „internationalen Weltanschauung" mündete, die unsicher mache „gegen jedes instinktive 765 Ritterbusch 1938, S. 84, 87f. 766 Über Weinhandls frühe Kieler Jahre einige Informationen in Wehrs Dürckheim-Biographie, 1988, S. 91ff. 767 Weinhandl 1924a, S. 46-61. Vgl. ders. 1926, S. 82: „Der gegenteilige Zustand ist die ganz und gar an den Augenblick verlorene zügellose Herrschaft der Regungen, Lüste und Triebe. Das Angenehme, nicht das Gesollte regiert." Wenn Weinhandl hier emphatisch Liliencrons ,Notturno' („Ich bin wie gestählt [...] das edelste Wort [...]: Selbstzucht [...] Tod aller Weichlichkeit") zitierte, dann lieferte er Stichworte für das Selbstporträt eines soldatisch-gespannten Typus, dem Weinhandl im persönlichen, „federnden" Auftreten recht nahe kam (so die Erinnerung eines Kieler Studenten, mdl. Mitt. an den Vf.), bereitet sich aber selbst das (Couch-) Lager, auf das ihn die Experten für deutsche „Männerphantasien" zerren können.
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Sich-Fernhalten von der Vermischung mit fremden Rassen" und stets verbunden sei mit „Kollektivismus, Rassenchaos und biologische[m] Niedergang".768 Ab 1933 begann Weinhandl dann, nordischen Völkern die erbbedingte, erbkonstante Fähigkeit zuzuschreiben, höhere Ordnungen erfassen und politisch verwirklichen zu können, während sowohl der Westen - soweit er unter den Einfluß des materialistischen Judentums geraten sei - als auch die im Dienst des Weltjudentums agierende UdSSR gegen die „architektonische Ordnung" Europas Sturm laufen, um ihre Wertungen und „Lebensbilder" des Kulturabbaus, der Desorganisation und der minimalistischen Daseinsform bloß vitaler Bedürfnisbefriedigung im Abendland durchzusetzen.769 Ein Kieler Kollege, der Anglist Hellmut Bock770, der in Nürnberg 1942 über „Common Sense" referierte, veröffentlichte 1952 den vermutlich modifizierten Vortragstext mit der allem Anschein nach unveränderten Kernaussage, die Weinhandls Antitypus als westliches Lebensideal beschreibt:771 „Common Sense ist der geistige Ausdruck des undifferenzierten Menschen, der von seiner praktischen Lebensklugheit aus alle tiefer gehenden geistigen Bedürfnisse, alles Geniale und Unverständliche, ebenso jeden Himmel stürmenden Idealismus wie jedes mystische Sichversenken, aber auch alles Aufgehen in Spezialforschung als unpraktisch und daher wertlos abtut."
Die von Hegel abgeleitete organische, Kultur- und Machtstaat versöhnende Staatsidee, die sich von der innerdeutschen zur innereuropäischen Verfassung ausdehnt; der Sozialstaat, der Mittel zum höheren Zweck der idealistischen Persönlichkeitsbildung sein soll - dies erschien als Traum vom höheren Menschsein, gerichtet vor allem gegen die angelsächsische Utopie vom größten Glück der größten Zahl, das im materiell definierten „Lebensstandard" der nivellierten Massengesellschaft zu finden sei: aus dieser sozialphilosophischen Dichotomie speisten sich die europapolitischen Vorstellungen der Kieler Exponenten des „Kriegseinsatzes" der Philosophie.
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Von .Führer und Ganzheit' (1931) über,Selbsterziehung im neuen Staat' (1933b) führt die Argumentationslinie zu der verdeckt gegen Klages gerichteten Schrift über ,organisches Denken' (Weinhandl 1937, hier zit. S. 199), der expliziten Anti-Klages-Polemik (ders. 1938b) bis zu den ersten Kriegsaufsätzen (1940a). Ders. 1940a, S. 56ff.; 1942, passim; 1943, S. 46f. (dieser im Schulungsbrief der DAF im Frühjahr 1943 publizierte Text enthielt weitgehend die Ausführungen von 1942 über, Ideenströmungen im Ostraum', erschien jedoch in einer „Nur für den Dienstgebrauch" bestimmten Aufsatzsammlung des Ostministeriums); 1944, S. 62 (gegen die „bequemeren Lösungen", das „raschere Sichbegnügen", das dem „anders gearteten Lebensgeflihl fremder Rassen" eigen sei). Bock, 1897 in Peine geb., 1923 in Göttingen bei Misch eine philosophische Prom.: ,Der Begriff des organischen Zeitalters' (untersucht an den Schriften Burkes, de Maistres, de Bonaids, Fichtes u. a.; auf die spezifische „Kieler" Thematik wiesen die sozialphilosophischen Begründungen einer „'wahren lebendigen Einheit'", die in negativen, unorganischen, vom Prinzip individueller Autonomie beherrschten Zeitaltern verloren gehe - Bock 1923). 1937 in Kiel Habil.: .Staat und Gesellschaft bei Francis Bacon. Ein Beitrag zur politischen Ideologie der Tudorzeit'. 1939 Dozent, 1944 apl. Prof. in Kiel, ord. Prof. Jena 1944. In den „Kieler Blättern" 1940: ,Die geistigen und geschichtlichen Grundlagen der englischen Lügen- und Greuelpropaganda'. Bock 1952, S. 123.
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Rudolf Metz: England und Deutschland Es wundert nicht, wenn die Kieler unter diesen Voraussetzungen den einzigen ausgewiesenen deutschen Fachmann für neuere englische Philosophiegeschichte - bezeichnenderweise kein Hochschul-, sondern ein badischer Gymnasiallehrer -, Rudolf Metz, in ihren Kreis aufnahmen.772 Metz hatte 1935 im renommierten Meiner Verlag eine bald ins Englische übersetzte, noch heute nicht überholte 800 Seiten umfassende Monographie über philosophische Strömungen der Gegenwart in Großbritannien' vorgelegt, die in der ZDK als „eine der wichtigsten Veröffentlichungen, die uns die vergleichende Philosophiegeschichte in den letzten Jahren geschenkt hat", gerühmt wurde.773 Metz' Nürnberger Referat dürfte in etwa seinem Essay ,England und die deutsche Philosophie' (1941) entsprochen haben, wohl eine Minimalfassung seiner Monographie, aber im Sinne von Ritterbusch pointiert: Im gleichen Maße wie sich die deutsch-britischen Beziehungen nach 1900 verschlechtert hätten, sei gegen den deutsch beeinflußten, hegelschen Neuidealismus die pragmatistisch-empiristische Tradition erstarkt und hätte, auch als philosophische Reaktion auf die Krüger-Depesche, bis 1914 wesentlich zur geistigen Einkreisung Deutschlands beigetragen. Die Taktik britischer Neoidealisten, zur Rettung ihrer Bestände eine „Zwei-Deutschland-Theorie" anzubieten, und ein idealistisches, bei Hegel endendes, und ein materialistisches, von Bismarck, Treitschke und Bernhardi zu kriegerischer Expansion angestacheltes Deutschland zu unterscheiden, habe seit 1914 den Boden bereitet, um das Reich als Feind der Völker zu stigmatisieren. Im Zeichen von Versailles, und erneut seit 1939, sei dann aber auch der deutsche Idealismus unter dem Motto „Von Fichte zu Hitler" für den Aufstand gegen die universale Ethik des Westens verantwortlich gemacht worden.774 Diese immerhin diskutable Argumentation verlassend, fiel Metz, der eigenen, einst von englischen Rezensenten gelobten Kraft 772
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Metz (geb. 1891), Prom. Freiburg 1922: ,Oliver Cromwell im Urteil der englischen Literatur- und Geschichtsschreibung bis auf Carlyle'. Neukantianer südwestdeutscher Prägung, begrüßte die „metaphysische Erneuerung der Gegenwart" (so 1921, S. 282ff. in einer Rez. zu Wusts Hauptwerk), Gymnasialprofessor, Oberstudienrat in Heidelberg, Mitarbeiter am gemäßigt völkischen „Türmer", Monographien über Berkeley (1925) und Hume (1929) in den von Mehlis hg. Frommann-Reihe „Klassiker der Philosophie". Zum 1. 12. 1931 in die NSDAP aufgenommen (BAZ, MF), 1941 in der OG Freiburg gemeldet. W. Fischer 1936, S. 275; die „dringend benötigte Darstellung der amerikanischen Philosophie", die Fischer von Metz erhoffte (S. 280), lieferte dann aber der Deutschamerikaner Gustav E. Müller (als Bd. XXXI der Frommann-Reihe, 1936), dessen Arbeit Metz in einer längeren DLZ-Rezension dafür lobte, in die „Mauer zäher Vorurteile" eine Bresche geschlagen zu haben, wonach „im Lande des Dollars" an ernsthafte Philosophie nicht zu denken wäre (Metz 1937, Sp. 564). - Die englische Übersetzung der Metz-Monographie, um ein Kapitel über die mathematische Logik (J. J. Ayer) erweitert, fand in der angesehenen Reihe „Library of Philosophy" Aufnahme. Bereits der deutsche Urtext habe, so der Kölner Anglist Klaus Dockhorn, „großes Aufsehen in England" erregt und sei sehr beifällig beurteilt worden (Dockhorn 1939, S. 445). Die dt. Ausgabe würdigte Blaschke 1937, S. 99, als Korrektiv zu jenen Einschätzungen, die die englische Philosophie „hemmungslos" als „liberalistisch" denunzierten (!). Metz 1941a, S. 62ff; S. 73 sein Eingeständnis, den politischen Hintergrund seiner philosophiehistorischen Studien erst durch Ritterbusch vermittelt bekommen zu haben. Als Beispiel für die polemische Entgegensetzung: universale vs. nationale Ethik (inklusive völkertypologischer Zuordnung westeuropäisch-deutsch) zitierte er McDougall, ,Ethics and some Modern World Problems' (1924), der, so Metz, S. 69, mitsamt seinen ,,schamlose[n] Anpöbelungen" „sogar" einen deutschen Juden, J. Cohn (vgl. ders. 1926, S. 603), protestieren ließ.
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zu geistesgeschichtlicher Differenzierung Hohn sprechend, in der Bestimmung dessen, was Deutschlands Rang als geistige Führungsmacht Europas ausmache, nun selbst ins abgestandene Schema „Händler und Helden" zurück, als er im Frühjahr 1941 für die NS-Monatshefte die ,Britische Philosophie' als Ausdruck britischen Volkscharakters interpretierte.775 Friedrich Bülows „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft" Mehr als vage Andeutungen über die innere Verfassung Europas sollte man im Nürnberger „wirtschaftsphilosophischen" Referat Friedrich Bülows nicht vermuten.776 Die Teilnahme dieses Nationalökonomen rechtfertigte sich denn auch aus anderen Gründen als aus einer dezidiert europapolitischen Kompetenz. „Von Haus aus" zählte er unter die Philosophen: 1920 promovierte ihn der alte Volkelt in Leipzig (,Die Entwicklung der Hegeischen Sozialphilosophie'), und seitdem richtete Bülow sich am Rande des Neuhegelianismus vor allem mit seiner bis 1939 in drei Auflagen erschienenen Hegelauswahl ,Volk-Staat-Geschichte' ein.777 Diese von Larenz 1940 sehr günstig beurteilte Edition 778, die Mitarbeit an Ritterbuschs RAG (deren „wissenschaftlicher Kopf er gewesen sei779) und eine ausgewiesene Vertrautheit mit angelsächsischen Wirtschaftstheorien780 - es gab genügend Berührungspunkte mit den „Kielern". Hegel, Adam Müller, List, Riehl und Ruhland ernannte Bülow zu Gewährsmännern einer antiliberalistischen Sozialpolitik, die, wie Weinhandl und Ritterbusch vom Primat der Ganzheit ausgehend, die Volksgemeinschaft restituieren, die soziale
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Ders. 1941b, besonders S. 506ff. („Verkrämerung des englischen Volkes"). Auch die in Konkurrenz zum Ritterbusch-Unternehmen arbeitenden, emsigen Planungsexperten der DAF oder der SS konnten dem „Großwirtschaftsraum" nur sehr widersprüchliche sozialpolitische und ökonomische Perspektiven eröffnen. Bemerkenswert ist das Fazit Elverts, 1999, S. 344, der nach Musterung der auch in Ritterbuschs Nachbarschaft, am Kieler Institut für Weltwirtschaft (Karl Schiller u.a.) entstandenen Entwürfe konstatiert, daß zumindest die europäische Nachkriegsplanung der DAF auf einen „Mittelweg zwischen Kommunismus und Liberalkapitalismus" zielte: nämlich auf „die Einrichtung einer nach stalinistischem Muster gelenkten und durch ein hohes Maß an staatlicher Sozialplanung und einer zwangsläufig gigantischen Staatsbürokratie gekennzeichneten Wirtschafts- und Gesellschaftsform". Bülow, geb. 1890 in Hamburg, 1909-14 Studium in Leipzig bei Wundt, Volkelt, Bücher, Eulenburg, im SS 1913 in Heidelberg bei Windelband und Troeltsch. Kriegsfreiwilliger vom August 1914, Leutnant d. R., EK I u. a., 1919 entlassen. 1919/22 Assistent am Phil. Institut Lpz., bis 1933 Privatgelehrter. 1932 Mitarbeit am Aufbau der ns. Wirtschaftszeitschrift „Braune Wirtschaftspost", darin zwölf Aufsätze u. a.: ,Hegel, der Philosoph des deutschen Nationalismus'. NSDAP: 15. 3. 1933. 1933-36 Ltr. einer „Ständischen AG" am Lpz. Seminar für politische Erziehung. 1935 bei Wiedenfeld Habil.: ,Gustav Ruhland. Ein deutscher Bauerndenker'. 1936 Dozentur f. Nationalökonomie. 1937 auf Veranlassung von Konrad Meyer wiss. Mitarbeiter in der RAG. WS 1937/38 LA Wirtschaftsgeschichte an der Berliner WHS, LA für Vorlesung Volk und Staat an der Forstl. Hochschule Eberswalde. 1939 Doz. n. Ord. 1940 Lehrstuhl Vertreter VWL Landwirt. Fakultät FWU (1943-45 deren Dekan), 1941 ord. Prof. - UA-HUB, Kur. PA, B 530, Bd. 1-2. Ebd., WHS, Nr. 603, Bl. 274/1-303. - Eich 1962. Thalheim 1962. Über den „Neuhegelianer" Bülow: Kiesewetter 1974, S. 270-272 und passim. Larenz 1940. Thalheim 1962, S. 17; dort auch die freilich nicht ganz ernst zu nehmende Versicherung, Bülow habe die RAG von „einseitigen politischen Einflüssen" freigehalten. Eine Beziehung zu Ritterbusch könnte schon in Leipzig entstanden sei, zumal Bülow um 1920 auch bei Richard Schmidt im Seminar saß (Eich 1962, S. 8). Bülow hatte 1932 eine neu übersetzte, kommentierte Ausgabe von Adam Smiths ,Natur und Ursachen des Volkswohlstandes' herausgegeben.
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Frage durch ideelle Integration in Berufs-„Ständen" lösen und die von ihm zum Selbstwert erhobenen Volksindividualitäten vor atomisierender „Verwirtschaftlichung" retten sollte.781 Hegel als anti-universalistischer Denker, der Kants kosmopolitischen Imperativ durch den nationalpolitischen Imperativ der Deutschen: ,„Werde Volk'" überwunden, und Gustav Ruhland, der in der Hochzeit des kapitalistischen Imperialismus die Unterordnung des Wirtschaftlichen unter die höchste Idee des allein bewahrenswerten Volksorganismus gefordert habe - beide erklärte Bülow zu Wegbereitern seines deutschen Sozialismus, nach deren Vorgaben er 1941 Vorschläge zur Ordnung des europäischen Großwirtschaftsraums unterbreitete.782 An Weinhandls Affekte gegen die verdeckte Herrschaft der Plutokratie erinnert Bülows Haß auf die monopolkapitalistische Macht der Großbanken und Börsen, die er auf dem Kontinent zu brechen hoffte, um Europa aus dem angelsächsisch beherrschten Weltmarkt ausscheren zu lassen, gesellschaftspolitisch den Primat der Politik zurück zu gewinnen und planwirtschaftlich eine relativ autarke Binnenwirtschaft zu organisieren, die im Dienste „geistig-kultureller Freiheit" die völkische Vielgestaltigkeit des Abendlandes bewahren helfen und eine ohnehin prekäre „Selbständigkeit" kleinerer Völker garantieren sollte - eine „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft" ganz im Sinne Friedrich Lists, der den Warenaustausch nicht am privaten Nutzenkalkül, sondern an volkswirtschaftlichen Erfordernissen ausgerichtet sehen wollte. Denn nur in den Grenzen einer ethnisch wie kulturellhistorisch fest umrissenen Gemeinschaft - so die alle Schriften Bülows leitende Überzeugung - könne der Mensch seine Möglichkeiten entfalten.783 Alfred Klemmt: „ Europäisches Kulturbewußtsein " - vor und nach 1933 „Einen neuen Sozialstaat von höchster Kultur aufzubauen", dieses von Adolf Hitler proklamierte politische Nachkriegsziel postulierte Alfred Klemmt im Herbst 1941 bei einer zwischenstaatlichen Tagung des Auslandsamtes der Dozentenschaft, um vor europäischen Gästen die kulturpolitische Zukunft des Kontinents zu skizzieren.784 Klemmt war mit Thema und Zusammensetzung des Publikums vertraut: 1932 referierte er in der Deutschen Hochschule für Politik über ,Europäisches Kulturbewußtsein', 1936 und 1937 am selben Ort vor ausländischen Studenten über den eigentümlichen verfassungs- und sozialpolitischen „goldenen Mittelweg", den das neue Reich zum Wohle Europas zwischen westlichem Liberalismus und sowjetischem Kollektivismus eingeschlagen habe.785 Und schon 1932 ließ er in diesem Kontext den von Leibniz und Locke personifizierten Gegensatz zwischen westlichuniversalistischem Rationalitätsglauben und dem deutsch-romantischen Idealismus anklingen, den er zehn Jahre später in Nürnberg wohl kaum abmilderte. Im Bann der Kultursynthese seines Lehrers Troeltsch galt Klemmts innenpolitische Sorge 1932 der Klassenversöh-
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Vgl. vor allem die 1934 veröffentlichte Broschüre über ,Der deutsche Ständestaat' und der Aufsatz über W. H. Riehl, 1938. Ders. 1940b, S. 476; ders. 1936, S. 134f; ders. 1943. Ders. 1943, S. 32, 46f., 51, 63; zu List ein kurz vor der Nürnberger Tagung publizierter Aufsatz ,Friedrich List und die europäische Raumordnung', der für das 20. Jh. bereits vorausgesehen habe, daß die „das politische Ganze" unterhöhlende weltmarktwirtschaftliche Entwicklung für Deutschland nur aufgehalten werden könne, wenn es sich gegen entstehende Großräume (USA, Rußland, Britisches Empire) eine mitteleuropäische Machtbasis schaffe. Klemmt 1943 (= Vortrag, München v. 15. 9. 1941), S. 85. Ders. 1932; 1936, S. 11; 1938, S. 26.
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nung zwischen dem von aufklärerischen Ideen beherrschten Proletariat und dem romantisch bestimmten Bürgertum. Doch die Notwendigkeit, „die ungeheure Spannung der polaren Mächte" zu lösen, leitete er bereits aus der „allerorten sichtbar" gewordenen „Auseinandersetzung aller Völker und Kulturen unseres Erdballes" ab. Sie werde Europa nur bestehen, wenn es einig sei und sich nicht ausgerechnet in seiner Mitte, in Deutschland, im Bürgerkrieg zerfleische. Ein Abstieg Europas lag für Klemmt im Bereich des Vorstellbaren:786 „[...] vielleicht gehen die wahrhaft produktiven Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb unseres Kulturkreises tatsächlich zur Neige". Das träfe dann „das vielfältige Ganze der abendländischmittelmeerischen Völker- und Kulturgemeinschaften."
Es ist nicht ohne Reiz, eine Parallele zu beobachten, die Klemmt 1941 selbst in einer kurzen Polemik gegen Johan Huizinga zog. Der niederländische Kulturhistoriker hielt am 27. Januar 1933 am Carnegie-Lehrstuhl für Außenpolitik in der Hochschule für Politik einen Vortrag über die „Mittlerstellung der Niederlande zwischen West- und Mitteleuropa", der die nationale und kulturelle Vielgestaltigkeit gegen einen „bodenlosen Kosmopolitismus und Universalismus" verteidigte.787 Schärfer und grundsätzlicher rechnete Huizinga dann im Herbst 1933 mit dem jüdischen Kulturkritiker Julien Benda ab, der, in seinem publizistischen Feldzug gegen den „Rassenfanatismus", die Auslöschung der europäischen Volksseelen empfahl, also jene Nivellierung herbeisehnte, deren US-Variante („die hoffnungslose Korruption und die abstoßende Vulgarität des amerikanischen Kulturdurchschnitts"788) Huizinga als Anfang vom Ende Europas fürchtete.789 Dieser Diagnose der europäischen „Kulturkrise" stimmte Klemmt zu, der 1933 sicherlich dem Vortrag des Holländers gelauscht hatte. Aber dessen altliberale Therapie („allgemeine Andeutungen moralistisch-humanitärer Art") und seinem „Zurück zu den christlichen Grundbegriffen" schien ihm 1940 endgültig widerlegt. Kulturträger seien nicht Huizingas Persönlichkeiten, sondern die „kämpfende, historisch-politisch geformte, völkisch-rassisch bestimmte Gemeinschaft". Der Weltliberalismus, der unter falscher Flagge, im Namen der Kultur, gegen Volk, Nation und Rasse Sturm laufe und sie gegen Einzelindividuum und Menschheitsgesellschaft ausspiele, sei selbst nicht kulturfähig, weil er von seinen eigenen
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Ders. 1932, S. 31 f., 41 f. Huizinga 1954 (zuerst Berlin 1933), S. 355. So Huizinga noch unter deutscher Besetzung (1941) 1942, S. 125; daß die „amerikanische Medienund Massenkultur" Europas bürgerlich-humanistische Grundlagen erschüttern werde - auf diese von Huizinga in zwei Büchern vor 1933 ausgebreitete Überzeugung macht neuerdings auch Schümer (1992) aufmerksam. Huizinga 1954 (zuerst Paris 1934 als Antwort auf Bendas ,Pour une Societe des Esprits', 1933), S. 357ff. Der von Ritterbusch geförderte K. H. Bremer, nach 1940 zeitweise stellvertr. Leiter des DWI in Paris und Leitartikler des Besatzungsblattes „Pariser Zeitung", wies 1939, S. 50ff. auf ein nicht weniger aggressives Pamphlet, ,Un Regulier dans le Siecle', 1937, hin: Benda bestritt darin jenen Nationen das Lebensrecht, die nicht „, universal istisch und menschheitlich'" dächten. Eine so von ihm außerhalb der Menschheit gestellte Nation wie die deutsche müsse als eine der ,„schlimmsten Weltverpestungen'" von den Trägern des universalen (für Benda: jüdischen) Geistes ,„mit Stumpf und Stiel'" ausgerottet (sie!) werden („la collectivite allemande est une des pestes du monde et si je n' avais qu' a presser un bouton pour l'exterminer toute entiere, je le ferais sur le champ"). Benda, S. 153, zit. nach Mabinn, der in der ZfS 1938 von einer „etwas rauheren Behandlung" schrieb, die Benda den Deutschen in Aussicht stelle.
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Voraussetzungen her, dem isolierten Individuum und der Weltgesellschaft, „allenfalls in die Nähe der Zivilisation" vorstoße. Huizingas von politischen Gemeinschaften isolierte Kultur stelle sich also geistig auf den Boden des Angreifers und biete Europa keinen wirksamen Schutz. Klemmts Einwand, daß „Schutz und Schirm der deutschen und mit ihr zugleich der europäischen Kultur" nur politisch-militärisch (durch „die sieggewohnte deutsche Wehrmacht") zu gewährleisten sei, bewies auch angesichts des von Huizinga unterschätzten Totalitätsanspruchs europafeindlicher Mächte immerhin größeren Realitätssinn. Denn Klemmt vertraute nicht darauf, daß die ästhetisch-intellektualistische Kultur wie sie Huizinga verstand, dann noch zu halten sei, wenn die „vitalen, ökonomischen, technischen und juristischen Werte" fremdbestimmt würden.790 Theodor Haering: „Das Deutsche in der deutschen Philosophie" Mit Theodor Haering ergriff in Nürnberg einmal mehr einer der aktivsten Teilnehmer des „Kriegseinsatzes" das Wort. Haering markierte die quasi innen-politische Seite der „Ritterbusch-Aktion", und damit jene Philosophen, die sich weniger mit der Bestimmung feindlicher Ideologien oder europäischer Neuordnungsmodelle befaßten als mit der Eigenart deutschen Denkens. Das lag durchaus in der 1941 formulierten Zielsetzung, wenn auch die Kieler Keimzelle der gesamten Aktion, die von Weinhandl und Dietze geleitete „AG zur Widerlegung der gegen Deutschland gerichteten Kriegspropaganda", der Erforschung westeuropäischer Kulturpropaganda gewidmet war. Die „geistige Stärkung der inneren Front" war dabei mehr als nur ein Nebeneffekt.791 790
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Klemmt 1943, S. 77ff., 80, 84f. - Der große Geschichtsforscher Huizinga könne den „wirklichen gesellschaftlichen Problemen der Gegenwart" nicht mehr gerecht werden, meinte auch H. Marcuse 1936, S. 278f, in einer Rezension von ,Im Schatten von morgen' (1935). Auch eine jüngere lexikalische Einschätzung nimmt vor allem den „Eskapismus eines laudator temporis acti" wahr (Prevenier 1991). Der Kulturkritik Huizingas haftete tatsächlich ein eigentümlich ahistorisch-antiquiertes Moment an, das dem Erfolg seiner Bücher und dem enormen Widerhall des Zeitkritikers zu widersprechen scheint. Denn der analytische Gehalt dieser Kritik mußte recht dürftig ausfallen, wenn man wie Huizinga gerade die politischen Umwälzungen an einem Kulturideal maß, das von „allerhöchsten ethischen und metaphysischen Werten" bestimmt sein sollte und letztlich auf das Christentum zurückverwies (Huizinga 2. Aufl. 1936, S. 172, 196). Der von Klemmt zitierte, 1938 in einer Schriftenreihe des Exil-Verlages Bermann-Fischer erschienene Vortrag ,Der Mensch und die Kultur' (Vortrag auf Einladung des Österr. Kulturbundes, der im März 1938 aber wegen des Anschlusses nicht mehr in Wien gehalten werden konnte) wählte die civilitas humana zum Maßstab europäischer Neuorientierung, empfahl den ethischen Rückhalt an einem summum bonum und erhoffte die Genesung der Kultur „aus einem echten Glauben" („Dieser Glaube aber könnte für das Abendland nur der christliche sein."); Huizinga 1950, S. 452, 457f. Was dem aktuell zuwiderlief, rubriziert Huizinga als „Relativismus", vgl. die Kritik an C. Schmitts Verselbständigung des Politischen, 1936, S. 98ff. Weinhandl 1940c. Vgl. auch das Memorandum des Dekans Schmieder „Die Lage der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität in Auswirkung der ministriellen Verfügung über Einstellung der Lehrbetriebes und Beschränkung der Forschung auf kriegs- und lebenswichtige Frage" v. 12. 10. 1939 ( LAS, Abt. 47/2051): „Das philosophische Seminar wird gegen die böswillige Verdrehung der deutschen Philosophie und der nationalsozialistischen Weltanschauung durch die bisherige und gegenwärtige feindliche Propaganda und Wissenschaft überhaupt arbeiten." Dabei müsse die auf deutsche Methoden im 1. Weltkrieg bezogene Fehleranalyse auf Erfordernisse der „heutigen innerdeutschen Publizistik" abgestellt werden. Aufgabenstellung und Formulierung des Textes stammen von Weinhandl, der mit ähnlichen Wendungen am 21. 9. 1939 die DFG um weitere Unterstützung für „Gestaltphilosophische Untersuchungen" bat (BAK, R 73/15576). Zur geplanten Einstellung
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So konnte denn Ritterbusch auf der ersten (und einzigen) Leistungsschau des „Kriegseinsatzes" im Dezember 1941 neben der „Auseinandersetzung mit dem Geist Westeuropas" und der „Vorbereitung der neuen geistigen Ordnung Europas" die „Deutung und Darstellung des eigenen geistigen Wesens und der eigenen artgemäßen geistigen Ordnung" als Ziel der Gemeinschaftsarbeit festlegen.792 Der von Haering herausgegebene Sammelband ,Das Deutsche in der deutschen Philosophie' (1941) präsentierte diese Wesensdeutung dann in einer Reihe von Werkskizzen, die den Bogen von „Albert dem Deutschen" bis Nietzsche spannten. Auf die Frage „Was ist Deutsche Philosophie?" gab Haering schon 1936 eine vertraute, neuhegelianische Antwort: Es ist die Kraft zur Versöhnung der Gegensätze. Sozialphilosophisch gewendet: die Integration der Verschiedenen in die Gemeinschaft.793 Entsprechend führte sein Porträt „Alberts des Deutschen", sehr im Gegensatz zur Aktualisierung durch von Rintelen (1935), dessen wertphilosophischer Katholizismus eine deutsche Neuausrichtung auf den von Albertus Magnus gewiesenen Weg zum Absoluten des christlichen Gottes empfahl, zur Auflösung christlicher Tradition.794 Der deutsche Geist habe selbst in der Hochscholastik christliche „Denkformen" nur äußerlich benutzt, sein Eigenstes aber gerade in Opposition zur christlichen Weltanschauung geleistet, deren übersteigerter, jüdischorientalischer Dualismus Gott und Welt auseinandergerissen habe.795 Diese unchristliche, in germanischer Volkssubstanz wurzelnde Eigenart, Gegensätze zu vermitteln und so die Vielfalt der Weltanschauungen in einer höheren Einheit aufzuheben, nannte Haering die „Universalität" des deutschen Geistes. Sie prädestiniere das Volk der europäischen Mitte natürlich auch zur geistig-politischen Integrations- und Führungsrolle, die den einseitig entwikkelten westlichen Völkern zur Entfaltung ihrer potentiell allseitigen Veranlagung verhelfen werde - wenn Deutschland wirklich dem Anspruch gerecht werden wolle, „Nachfolger des weltbeherrschenden England" auf dem Kontinent zu werden. Was Haering hier zu deutscher Wesenseigentümlichkeit hypostasierte, war nichts anderes als jene humanistische Ideologie des deutschen Idealismus, der durch Freisetzung und Bildung aller Anlagen, der Entfaltung ihrer „Totalität" das höchste Menschentum erstrebte. Nur, daß jetzt das deutsche Volk und nicht länger das autonome Individuum zum Organ und Repräsentanten höchster Totalität, des absoluten Geistes, ausersehen war. Diese Geisteshaltung habe stets eine dem Westen opponierende Gesellschaftslehre gezeitigt. Zwischenmenschliche Verbindungen, die, gemäß den atomistisch-mechanistischen
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des Kieler Lehrbetriebs und der etwas krampfhaft wirkenden Suche nach kriegswichtigen Aufgaben: Heiber 1994, S. 415. Bericht über die am 7. 12. 1941 in der TH Berlin eröffnete Buch- und Dokumentenschau „Deutsche Wissenschaft im Kampf um Reich und Lebensraum" (RuR. 1941, S. 413 und Ritterbusch 1942b); Text der Eröffnungsrede: Ritterbusch 1942a, bes. S. 7.; ausführlicher zur Ausstellung ein Artikel in der Krakauer Zeitung/Reichsausgabe v. 11. 12. 1941 (ders. 1941). Haering 1936, S. 17f., 23. v. Rintelen 1935, entfaltet aus einem zuerst im „Deutschen Volkstum", 1934b, veröffentlichten Aufsatz. Doch trotz dieser nationalen Einbettung bleiben die übernationalen Werte v. Rintelens Bezugspunkte, s. 1935, S. 31 ff. Haering 1941b, S. 9. Haering näherte sich hier sogar seinem Tübinger Kollegen, dem deutschgläubigen J. W. Hauer, wenn er zu spekulieren begann, ob nicht der „Aktivismus" Jesu auf einen arischen, „persisch-zarasthustrischen" Einfluß zurückgehe, der dann erst vom stark orientalisch „verseuchten" Späthellenismus verdrängt worden sei, der dann als Quietismus das Kirchenchristentum prägte (S.9f).
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Raumvorstellungen des Westens dort, stets als corpora arteficialia verstanden wurden, seien im deutschen Denken nur als organische Ganzheit zu begreifen. Haering betonte dabei als unabdingbare Voraussetzung geistiger Verständigung unter Europäern die rassische und geistige Verwandtschaft der Westeuropäer mit dem Volk der Mitte. Doch allein bei den Deutschen fand er die Kraft, sich vom Gegebenen zu lösen und in dieser Überschreitung alle, vornehmlich aber die spirituellen Potenzen des Menschen zu entbinden.796 August Faust: Ganzheitliche Gliederungen gegen strukturlose Haufen Der in Nürnberg nicht anwesende Faust, der zu Haerings Sammelband einen Beitrag über „Jacob Böhme als ,Philosophus Teutonicus'" lieferte, machte die ,Wesenszüge deutscher Weltanschauung und Philosophie' in zwei Dutzend, mitunter monographische Ausmaße annehmenden philosophiehistorischen, von stupender Gelehrsamkeit zeugenden Aufsätzen zum Herzstück seines persönlichen Kriegseinsatzes an der Heimatfront. Faust wollte die europäische Kulturmission des Reiches mit dem Erbe der Linie Eckhart-Kopernikus-Paracelsus-Luther-Böhme begründen. Was er hier fand, war die authenisch deutsch-metaphysische Lebenshaltung und Weltdeutung. Festgemacht am Verständnis des Bösen, das bei Luther und Böhme nicht wie im westeuropäischen Denken zur temporären und überwindbaren Abwesenheit des Guten verharmlost werde, sondern als unaufhebbares, den Menschen zu permanentem, in Gemeinschaft zu bewährendem Kampf, zu Aktivität und Opferbereitschaft herausfordere. Noch bei Kant sei der ewige Friede nur ein Ideal, da er ihn und die Zusammenschmelzung der Völker nicht für probate Mittel halte, um den Krieg abzuschaffen. Das westeuropäische Ideal fortschreitender Lebenserleichterung, gipfelnd in der marxistischen Utopie vom klassenlosen Paradies auf Erden („Dann wird das schöne Leben beginnen."), verdingliche den Menschen zum Mittel dieses sich im äußeren Wohlstand erschöpfenden Konsumismus.797 Als wesentlich deutschen Grundzug der Kopernikanischen Wende stellte Faust die Auflösung des hierarchischen Stufenreiches heraus, das im geozentrischen Weltbild die Erde mit dem Makel der Minderwertigkeit belastet habe. Das heliozentrische Weltbild des Frauenburger Domherrn habe Erde und Mensch in ein unmittelbares Verhältnis zu Gott gebracht. Die wissenschaftliche Revolution war also nicht mit einer radikalen Säkularisation bezahlt worden. Dieses Wissenschaftsverständnis blieb religiös verankert und setzte die Welt als gestalthaft gegliedertes Ganzes voraus, überzeugt davon, unmittelbare Gottesnähe naturforschend erfahren zu können. In Verkennung dieser Zusammenhänge werde Kopernikus aus 796
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Haering 1935d, S. 13f., 18, 23; 1941a, S. 8, 15; 1941g, S. 328; 1941a, S. Vff.; 1941c, S. 418; 1942a, S. 332; 1943a, S. 26f., 31f; 1943b, S. 7f; ähnlich auch R. W. in einer Vortragsrezension zu Haering in der Kölner Universität (,Die Bedeutung der Deutschen für die europäische Philosophie', 1942b) und Haering in seinem Beitrag für die „Pariser Zeitung", 1941e, der die politische Frontstellung des „universalistischen" Zuges deutschen Denkens markierte: gegen bloß individualistischen Liberalismus und marxistischen Materialismus (genauer wohl: Kollektivismus). Faust 1940, S. 107ff; 1941c, S. 156ff; 1942b, S. 133ff. Einer zeitgemäßen Übersetzung verlegte Faust nicht eben den Weg, wenn er schrieb, daß die kämpferische Lebenseinstellung „auch auf verlorenem Posten und angesichts des sicheren Untergangs" zu bewähren sei (1942b, S. 139). Das formulierte er im September 1941, unter dem Eindruck der Sondermeldungen über deutsche Erfolge an der Ostfront, wohl allenfalls vorbeugend in Hinblick auf potentielle Rückschläge. Genauso wie das Diktum, für die deutsche Grundhaltung spielten Erfolg oder Mißerfolg überhaupt keine Rolle; 1942c, S. 19.-Vgl. a. Grunsky 1940b, 1944.
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der westlich-positivistischen Sicht Comtes wegen seiner vermeintlichen Radikalität zum Gründungsvater der Neuzeit stilisiert, weil er sich dem „ontologischen Denken" des Mittelalters entwunden und damit die Wissenschaften von religiös-metaphysischem Ballast befreit habe. Sich zu Unrecht auf Kopernikus berufend, sei die westliche Wissenschaftsauffassung dann konsequent bis zur hemmungslosen Technisierung des Lebens („voir pour prevoir") fortgeschritten. Der Westen, nicht aber die vom Cusaner, von Kopernikus und Paracelsus formulierten Anfänge neuzeitlicher Wissenschaft, trenne Naturforschung und Metaphysik. Die mechanistische Naturauffassung verzichte auf jede Sinndeutung und gebe damit den eigentümlich deutschen Ertrag des heliozentrischen Weltbildes preis. Die gewonnene Unmittelbarkeit aller Dinge zu Gott bedeutete, daß jedes Ding gerade in seiner Besonderheit, als Glied in einem weiterhin metaphysisch begründeten, harmonisch strukturierten Ganzen erhalten bleibe. Ohne diesen Sinnbezug bestünde die Welt aus „gleichgültigen Teilen", deren Verbindung nur ein „ungegliedertes Ganzes" ergebe: „Jeder Teil könnte durch jeden beliebigen anderen Teil der Welt ersetzt werden, sofern dieser sich nur in die allumfassende äußere Form der mechanischen Gesetzmäßigkeit mit einfügt."798 Die diesen wissenschaftshistorischen Erörterungen immanenten sozialpolitischen Ordnungsmodelle deutete Faust nur an. Die deutsche, ganzheitliche Wissenschaftsauffassung mit ihrer Hochschätzung individueller Besonderheiten vertrug sich nicht mit westlichem Individualismus, der den einzelnen Menschen als abstraktes Rechtssubjekt scheinbar sittlich erhöhe, um im Mantel formaler Rechtsgleichheit faktische Entrechtung, Benutzbarkeit und Austauschbarkeit um so effektiver zu organisieren. Wenn jedes Teil (Mensch) durch ein anderes, „gleichberechtigtes" ersetzbar sei, stehe seiner grenzenlosen Ver-Mittlung nichts mehr im Wege. Das Leben besitze also weder für den westlichen Liberalismus noch für den Bolschewismus einen Eigenwert, sondern sei nur relativ wertvoll als „bloßes Mittel zum Zweck der Herbeiführung eines allgemeinen Fortschritts der Menschheit mit dem vorläufig doch noch fernen Ziel einer vermeintlichen Weltbeglückung" resp. als Mittel zur Welterlösung.799 Die „Aggregate" oder „strukturlosen Haufen", die aus abstrakt Gleichen zusammengefügt würden, glichen Ungetümen, einem artifiziellen „Monstrum", und müßten in einer „allgemeinen Lebensverflachung, Technisierung und Nivellierung" enden, die Faust ebenso wie der von ihm attackierte Huizinga als nahende, in Westeuropa, den USA und der UdSSR schon um sich greifende Barbarisierung fürchtete. 800 Deutschlands Besonderheit ergebe sich dann daraus, daß es in seiner Geschichte niemals einen vergleichbaren metaphysischen Substanzverlust erlitten habe und das Reich als europäische Führungsmacht jetzt der politischen Form des im Ganzen aufgehobenen Besonderen zur Wirklichkeit verhelfe. 801 Dabei müsse die Ungleichheit als Basis der Zusammenarbeit anerkannt werden, eine eigentlich selbstverständliche Prämisse, die Faust aber noch dadurch befestigte, daß er die weltan-
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Faust 1943b, S. 47. Der weltanschauliche Gehalt der Leistung Kopernikus' von Faust auch resümiert in 1943a, S. 180f„ 203ff. Kurzfassung in Fausts „VB"-Artikel zum 400. Todestag, 1943c. Ders. 1942b, S. 138. Ders. 1943b, S. 50. Wie Klemmt nutzte auch Faust die Tagung des Auslandsamtes der Dozentenschaft in München (1941), um Huizingas apolitisches Kulturverständnis zu kritisieren, ohne die gemeinsame Furcht vor dem, was Huizinga ein „Schreckbild" (2. Aufl. 1936, S. 176) nannte, bemerken zu wollen (Faust 1942b, S. 81 f.). Ders. 1942b, S. 165; 1942a, S. 12; 1943b, S. 49f.
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schaulichen Unterschiede aus „rassischen Grundverschiedenheiten" herleitete.802 Die Deutschen seien also kraft rassischer Substanz ein metaphysisches Volk und dazu bestimmt, die rasend fortschreitende Natur- und Menschenvernutzung aufzuhalten. Joachim Ritter, in Haerings Sammelband mit einer beziehungsreich verdichteten Skizze des Cusaners vertreten, akkompagnierte Faust mit der knappen Feststellung: Die Wissenschaftsgesinnung der Völker differiere je nachdem, ob sie jene Bezirke zu wahren wüßten, die der Szientismus bedrohe, oder ob sie bereit seien, die „gewachsenen Ordnungen" zu opfern und sie an die „auflösende wissenschaftliche raison wegzugeben".803 Das „Schöne, das Heilige, das Ganze des Seins", dies festgehalten zu haben, sei das „Eigentümlich-Deutsche" des vom Cusaner inaugierten Wissenschaftsbegriffs, der noch im deutschen Idealismus vorherrsche und stets im Sichtbaren das Unsichtbare (,„Quid est mundus nisi invisibilis dei apparitio, quid deus nisi visibilium invisibilitas?'") erfahre und so wirksamsten Protest gegen den westlichen Reduktionismus des Verstandes („aufklärerische Weltverdinglichung") erhebe.804 Daß der transzendente Bezug die christlichen Fundamente der europäischen Geistesgeschichte weitgehend ausklammerte, um entweder nur von „christlichen Formen" (Haering) zu sprechen, Gott zum Symbol des eigenen Selbst umzudeuten (so Grebe, Rosenbergs Eckhart-Interpretation übernehmend 805) oder, konzilianter wie Gerhard Krüger, die „empfängliche Achtung" vor der „religiösen Tradition" als Weltauffassung zu betonen, die charakteristisch sei für „das moderne Volk der Metaphysiker, die Deutschen"806, fügte sich zu Weinhandls anti-katholischen Vorstellungen, die auch dann ein germanisch-nordisches Europa meinten, wenn dafür gelegentlich der Begriff „Abendland" fiel. Am Rande des „Kriegseinsatzes" durfte der katholische Rechtsphilosoph Karl Gottfried Hugelmann in einem von Larenz herausgegebenen Sammelband über ,Reich und Recht in der deutschen Philosophie' die Verwurzelung des Cusaners in der concordantia catholica hervorheben, um dann festzustellen, daß nach der zerbrochenen religösen Einheit in Europa ein überstaatlicher Zusammenschluß des Kontinents in einem neuen Reich, nicht mehr christlich-religiös, sondern allenfalls profan-„metaphysisch" fundiert werden könne.807 Mahnungen zu europapolitischer Flexibilität: Heimsoeth, Gadamer Die Philosophen im „Kriegseinsatz" sahen es offenbar nicht als ihre Aufgabe an, die europapolitische Kulturmission des deutschen Geistes zu präzisieren. Zwischen den Zeilen verstanden sie sich gelegentlich zu Warnungen, wie sie der Freiburger Rechtsphilosoph Erik Wolf in seine Darlegungen über Leibniz' Ideen zum europäischen Schiedsrichteramt des Reiches verpackte: Nicht aus der politisch-militärischen Stärke wachse das Führungsamt, das nicht „Herrschaft" aufrichte, sondern aus der Bildung eines Schutzverbandes sich selbstentfaltender Nationen, die die Freiheit Europas gegen den drohenden Ansturm aus 802 803 804 805 806
Ders. 1942b, S. 136. Ritter 1938, S. 187. Ders. 1941, S.85ff. Vgl. Grebes Beitrag zu Haerings Sammelband. 1941c, S. 67. G. Krüger 1941, S. 217, 224. Vgl. ausführlich ders. 1939, wo der Wissenschaft ihr Angewiesensein auf die „religiöse Erleuchtung" in immer neuen Formulierungen ins Stammbuch geschrieben und die Kriigersche Modernekritik noch ohne den kriegsbedingten anti-westlichen Unterton entfaltet wurde. 807 Hugelmann 1943, S. 29f.
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dem Osten nur durch Einheit bewahren könnten.808 Stärker verklausuliert formulierte Heimsoeth seine Bedenken. Die Möglichkeit, daß „Mächte, die unterhalb der höheren Formung strömen", Naturgewalten gleich die höheren Schichten durchschlügen, sei nicht auszuschließen. Denn je höher ein Seiendes im Schichtenaufbau des Realen liege, ,je komplizierter sein Systemgefiige ist", je vielfältiger seine Daseinsvoraussetzungen, „um so gefährdeter, anfälliger und angreifbarer ist sein Bestand. Um so kunstreicher müssen die Mittel der Erhaltung und Fortbildung sein".809 Das war offensichtlich ein Rat des in die kulturpolitische „Westarbeit" der Kölner Universität stark eingespannten und daher mit der Besatzungspolitik hinlänglich vertrauten Philosophen, politische Flexibilität zur Sicherung des militärisch Erreichten walten zu lassen und die „Eigenexistenz der Einzelvölker" nicht zu nivellieren. Daß für Heimsoeth nicht weniger auf dem Spiel stand als die mit Europas kulturellen Potenzen gegebene, wenigstens für weltgeschichtliche Augenblicke aktualisierbare „höchste Möglichkeit des Menschlichen", machte geradezu sein geschichtsphilosophisches Credo aus.810 Bei den Althistorikern brachte Hans-Georg Gadamer eine Kriegseinsatzarbeit über ,Platos Staat der Erziehung' unter.811 Auch dieser Aufsatz konnte als Herrschaftskritik verstanden werden, die den Nationalsozialismus mit dem platonischen Staatsideal kontrastierte. Sein Fixpunkt war der Begriff der Gerechtigkeit, ein Optimum innerer Ordnung, das sich einstelle, wenn „in jedem einzelnen und seinem Tun das Ganze da ist". Gerechte Herrschaft müsse daher stets am Wohl des Ganzen orientiert sein. Sobald sie der „Verführung der Macht" erliege, sei die Zerstörung der staatlichen Ordnung unabwendbar.812 Man hat diese Warnung als systemkonformen, nationalkonservativen Aufruf zur innenpolitischen Reorganisation gedeutet.813 Aber auch eine außen-, europapolitische Komponente ist unübersehbar.
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Wolf 1943, S. 161 ff. Heimsoeth 1942, S. 586, 645f. Ebd., S. 592, 640. Gadamer 1942b. Ebd., S. 326ff. - An versteckter Stelle, als Anhang zum Vorlesungsverzeichnis WS 1941/42 der Braunsberger Akademie, hat Jakob Barion eine ähnliche, als Platon-Interpretation verkleidete Herrschaftskritik veröffentlicht. Bezugnehmend auf die Forschungen von Gadamers Kollegen Helmut Berve und die der oppositionellen Althistorikerin Renata von Scheliha, hebt er das „Ungriechische der Despotie" des Tyrannen Dionysos I. hervor, der jeden Widerstrebenden verhaften lasse und dessen Gewaltorganisation keinem Gesetz sondern allein dem „hybriden Willen ihres Gebieters" gehorche. Den „Staat der Gerechtigkeit" habe Piaton also in Syrakus so wenig gefunden wie in Athen, wo er und Sokrates erkennen mußten, daß es in der vom „Wahn" ergriffenen „Menge", mitten im .„frevelhaften Treiben der Masse'" (unter den ,„Bestien'") niemanden gegeben habe, mit dem sie sich „zum Schütze der gerechten Sache" hätten verbinden können, so daß ihnen - einem Ratschlag im ,Gorgias' zufolge - allein der Rückzug in einen „,stillen Winkel'" geblieben sei. (Barion 1941, S. 28f, S. 39). Vgl. a. Hildebrandt 1941b. Orozco 1995b, S. 320; die Vfin. bezieht Gadamers Ausführungen auf die von ihr so benannte „Potsdamer Fraktion des NS". Diese bestenfalls als eigenwillig zu umschreibende Deutung ignoriert eine dreißigjährige zeitgeschichtliche Forschungstradition zum Widerstand im Nationalsozialismus und fällt auf die SED-Polemik des Kalten Krieges zurück. Diese Einordnung nationalkonservativer Opposition (die Vfin. einmal „Opposition", einmal „Fraktion" nennt) unterstellt, auch als Kritiker habe Gadamer das Kraftfeld des „Faschismus" nicht verlassen. Der bei Oroczo dominierende uferlose Faschismusbegriff erweist sich damit als untauglich, historisch disparate Phänomene zu erfassen. Alles verschwimnt mit diesem Begriff zu Varianten von „Herrschaft", so daß mit dem Verlust des Erkennt-
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Wenn das Ganze nicht mehr handlungsleitend sei, dann verliere der Staat seine Aktionsfähigkeit - so Platon/Gadamer. Wenn das Reich nicht für das ganze Europa eine politische Alternative biete, und stattdessen nur seinem „tyrannischen Trieb" gehorche, verliere es überhaupt jede Möglichkeit, als politisches Subjekt handlungsfähig zu bleiben. Wenn der Text diese Interpretation zuläßt, dann war er allein deshalb sicher genausowenig systemkonform wie die Europapläne des Goerdeler-Kreises.814 Daß die außenpolitische Dimension bei Gadamer nicht wegzudenken ist, zeigen zwei weitere Texte, die schon äußerlich „europäische" Zeichen setzten: ein im Deutschen Institut in Paris 1941 gehaltener Vortrag über „Herder als Wegbereiter des historischen Bewußtseins'" und ein Aufsatz in der nur zum Vertrieb im Ausland bestimmten, unter dem Titel „Der europäische Mensch" im Dezember 1944 erschienenen Sonderausgabe der „Leipziger Illustrirten Zeitung" (,Was ist der Mensch'815). 1944 umriß Gadamer das allen Europäern gemeinsame geistesgeschichtliche Schicksal: Nachdem im Verlauf der Säkularisation das Christentum (der „Gedanke von Sünde und Gnade") die menschlichen Ordnungen nicht mehr binde, habe auch der naturrechtlich legitimierte Homo-Faber-Optimismus des 19. Jahrhunderts Schiffbruch erlitten. Mit der Folge, daß jeder maßsetzende Zweck verloren gegangen sei und der „Aufstand der Mittel" zur selbstzweckhaften Herrschaft von Technik, Geld und Maschine geführt habe. Wie sei dem zu entkommen? Gadamer spielte auf Nietzsches Antwort an, wonach der Mensch das zu sein habe, was er wolle. Was im Zeichen des Nationalsozialismus bedeute: Ausrichtung des Lebens an den biologischen Gesetzen. Der neugewonnene Objektivismus bewähre sich im art-entsprechenden Denken, das Gadamer mit dem „sachgerechten Denken" gleichsetzte. Dies ist ebenso als Hinweis auf die Grenzen des menschlichen Autonomismus zu lesen wie die von ihm reklamierte platonische „Gerechtigkeit": an für ihn unverfügbaren Gesetzmäßigkeiten müsse der Mensch sein Handeln ausrichten. Im Herder-Vortrag von 1941 verwies Gadamer auf Herodot, der für Herder das Urbild des echten Geschichtsschreibers gewesen sei, „weil er in Ausgleich und Sühnung menschlicher Vermessenheit, also im ,Walten der messenden Göttin' das Gesetz der Geschichte" verehrt habe.816 Die Menschheit werde von Herder als „Natursystem lebendiger Kräfte" verstanden: „Gott [...] offenbart sich in national-individuellen Kraftwirkungen". Das Glück eines Volkes sei gebunden an die ihm zugedachte Kraft. Überspannung der Kräfte zeitige Unglück und Niedergang. Wer dieses Kraftgesetz verkenne, gefährde die „Beharrungsbedingungen menschlicher Ordnung überhaupt".817 Kaum anzunehmen, daß Gadamer hier nicht die im anti-europäischen Selbstvertrauen auf die eigene Macht agierende, zur hybriden Verkennung der ihr zugemessenen Kraft neigende Reichsführung meinte.818 nisobjekts auch der kritische, aufklärerisch-„eingreifende" Anspruch derart uneingelöst bleibt, daß man von einer besonders ambitionierten Form des „hilflosen Antifaschismus" (Haug) sprechen darf. Zur Kritik jetzt Grondin 1999, S. 241 ff. 814 Europapläne des deutschen Widerstands dokumentiert von Lipgens 1968, S. 100-176. - Gadamer verkehrte in Leipzig im Hause Goerdeler (Grondin 1999, S. 247-249). 815 Gadamer 1944. Dieser Text von Orozco 1995a und b nicht berücksichtigt. 816 Ders. 1941, S. 670. 817 Ebd., S. 668f. 818 Interessant ist die Gewichtung der drei Herder-Deutungen von 1941/42: Benno von Wiese in seinem Beitrag zu Haerings Sammelband legt die Akzente auf den Anti-Westler und den Anti-Aufklärer Her-
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6.2.3. Philosophischer Kriegseinsatz II: Kritik der anti-europäischen Mächte Außerhalb der „Aktion Ritterbusch"819 fanden sich Philosophen, die zwar auf der Linie ihrer „organisierten" Kollegen blieben, um das Wesen des deutschen Geistes und seine spezifischen Integrationsqualitäten zu ergründen, die aber weltanschaulich „harte" Themen wie Marxismus/Bolschewismus, Liberalismus/Kapitalismus, Judentum/Amerikanismus nicht nach Art ihrer Kriegseinsatz-Kollegen ausklammerten oder in allgemeine völkertypologische Vergleiche verpackten. Im europapolitischen Kontext wurden bei ihnen Juden als Störfaktoren angesehen, ohne aber automatisch in der kompakten ideologischen Gestalt des „Weltjudentums" ins Visier zu geraten. Klarer als bei den Ritterbusch-Leuten artikulierte sich die Kritik aber auch an europapolitischen Fehlentwicklungen, die nicht Juden und anderen „Reichsfeinden", sondern der eigenen Führung anzulasten waren. Erinnerung an Frankreichs anti-cartesianische Tradition: Franz J. Böhm Der als Soldat zeitweilig in Paris stationierte Inhaber des Straßburger Lehrstuhls für Philosophie und Europäische Weltanschauungsgeschichte, Franz J. Böhm, versuchte in Artikeln für das Besatzungsblatt „Brüsseler Zeitung" und in kurzen Aufsätzen zur französischen Geistesgeschichte, Frankreichs anti-aufklärerische Tradition zu revitalisieren. Mit der militärischen Niederlage könne das Land der geistigen Gefangenschaft von „1789" entkommen und sich mit und nach dem Vorbild seiner deutschen Besatzer auf gemeinsame germanische Ursprünge besinnen, die es im Bann des europafremden, vom englischen Freidenkertum übernommenen naturrechtlichen Humanitätsideals preisgegeben habe. Diese Menschheitsideologie gefährde Europas historische Sonderstellung und treibe es an den Rand innerer Auflösung. Diese Zersetzung sei erst vom Nationalsozialismus gebremst worden und werde in der vom Reich beschirmten Regeneration der europäischen Völker überwunden. Frankreich erhalte seinen Anteil an dieser Erneuerung, wenn es vom westlichen Zivilisationsmessianismus zurückfinde zum anthropologischen Realismus eines La Rochefoucauld, zur ideellen Mitte französischer Weltanschauung, zu maßvoller Natürlichkeit („aurea mediocritas"), wie Montaigne und Pascal sie empfahlen. Noch Renan bezeuge jene genuin französische Lebensauffassung, die menschliches Handeln auf das „in sich Maßvolle" der Natur ausrichte und so angelsächsisch-freimaurerischer Machbarkeitsideologie opponiere, die den Menschen aus allen maßgebenden, begrenzenden Bindungen herauslöse.820
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der (1941), Litt stellt den Verstehensbegriff heraus und betont den bei Herder zu Tage getretenen Willen zur Duldung des Fremdartigen und die im Verstehen präsente „Gemeinschaft des Menschlichen" (1942b), und ähnlich Gadamer (1942a), der, hier dem Leipziger Kollegen Litt näher ist als v. Wiese, für völkertypologische Dualismen keine Neigung zeigte und dafür das Nationale metahistorischen Gesetzen unterordnet. Diesen Rückgriff auf das „Maß" übersieht Grondin 1999, S. 243f, der ansonsten zu Recht meint, die Rede betone die „Eigenständigkeit der Völker" und stehe im Dienst einer „sich entwickelnden Aussöhnung". Die im Amt verbliebenen katholischen Philosophen scheinen während des Krieges verstummt zu sein. Allein Pfeil 1943a und 1943b publizierte an entlegener Stelle Randbemerkungen, aus denen man schließen konnte, daß er das „Völkerringen" als „blutiges Wahrzeichen" einer „Liberalismus, Naturalismus und Atheismus, Eudämonismus und Utilitarismus" das Ende bereitenden „Zeitenwende" wertete, die er zugleich als Auftakt der „Wiederverchristlichung" begrüßte. - Vgl. aber Barion (Anm. 812). Böhm 1940a+b; 1942b+c; 1943a-f; zusammenfassendes Referat der Hauptargumente aus diesen kleineren Arbeiten.
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Juden als Feinde deutsch-französischer Verständigung Der am Deutschen Wissenschaftlichen Institut an seiner Habilitationsschrift über Maine de Biran arbeitende Rothacker-Schüler Gerhard Funke legte 1942 in der „Deutschen Zeitung in den Niederlanden" der französischen Elite gleichfalls nahe, die Niederlage zur rigorosen Abkehr vom rationalistisch-universalistischen Selbstverständnis zu nutzen. Für Funke spielte der angelsächsische Einfluß dabei jedoch keine Rolle, denn nicht ihm habe der rationalistische Cartesianismus seine bewußtseinsbildende, kulturbestimmende Prägekraft zu verdanken, sondern dem Judentum, das die weltbürgerlich-auflösenden Potenzen der formalistischen Grundprinzipien cartesianischer Philosophie erkannt und kulturpolitisch funktionalisiert habe. Diese Aneignung und Vulgarisation sei umso leichter gefallen, „als der jüdische Kollektivismus, Monismus, Intellektualismus und Naturalismus dem entgegenkam". Zivilisiert sei demnach derjenige, der die Werte der französischen Kultur übernehme. „Fremdrassige" hätten sich daher dieses Formalste der „Zivilisation" leicht aneignen können und so „einer weiteren Ausdehnung des ursprünglich echt französischen Begriffes auf andere Völker den Weg gebahnt": „So ist Frankreich heute nicht mehr Herr seiner Kultur, denn im Gefolge Spinozas sind die Durkheim und Levy-Bruhl, Meyerson, Bergson und Wahl beherrschend geworden. Und mit ihnen das ungeschichtliche, unvölkische Element..."
Der expansive und aggressive Zivilisationsmessianismus gehe auf das Konto jüdischer Intellektueller. Ihr verhängnisvolles Wirken habe seit der Judenemanzipation die deutsch-französischen Beziehungen belastet und noch die deutschfeindliche Anti-„Pangermanismus"-Ideologie sei eine „ursprünglich jüdische Erfindung". Der entscheidende Wandel in der Einstellung zum Reich sei daher davon abhängig, ob es Frankreich gelinge, sich von Entnationalisierung und jüdischer Infiltration seines Geisteslebens freizumachen.821 Wie Gerhard Lehmann (s. u.) setzte auch Funke die „Europatauglichkeit" einer Nation in Beziehung zur Fähigkeit, (mindestens!) die kulturpolitische Eliminierung ihres jüdischen Elements zu betreiben. ,Der Jude als Störenfried deutsch-französischer Verständigungsgespräche' untertitelte Hans A. Grunsky einen Artikel in der „Brüsseler Zeitung" über ,Bergson und die Judenfrage'. Darin stellte er zwei unvereinbare politische Ordnungsideen gegenüber: das jüdischem Denken adäquate gesellschaftstheoretische Modell der Assoziation, die sich „unter Nation eine zusammenhanglose Aneinanderreihung von Rassen aller Art, vom Farbigen bis zum Juden, vorstellte", und die NS-Europaidee vom Völkerorganismus.822 Grunskys Schüler Hoberg eröffnete in der Wochenzeitung „Das Reich" im September 1941 europäische Perspektiven der Judenfrage': Die heutige deutsche Judenpolitik sei auf „vollständige Trennung zwischen Deutschen und Juden bedacht". Sie gehe in ihrer Radikalität über mittelalterliche Segregationsmaßnahmen hinaus: „Daß die Juden im Augenblick in ghettoartigen Judenvierteln abgeschlossen werden, ist nur eine vorläufige Übergangsmaßnahme. Das Endziel bleibt die vollständige räumliche Trennung, die Entfernung der Juden aus Europa." Es liege eine spezifisch europäische Mission Deutschlands darin, „die Lösung der Judenfrage für ganz Europa in die Hand zu nehmen". Mit dem Emanzipationsdekret 821 Funke 1942a. Ähnlich im judengegnerische Tenor Funkes Nachruf auf Bergson, 1942b. 822 Grunsky 1941b; ähnlich ders. 1941a.
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vom 27. September 1791 habe die französische Republik sich als Juden und Negern Bürgerrechte gewährender Universalstaat konstituiert, der beseitigt werden müsse, wenn der im Vergleich zu den chaotisch nivellierten USA hochentwickelte Volkstümer-Organismus Europas erhalten bleiben solle.823 Gerhard Lehmann: Der jüdische Geist als Herr der französischen Kultur 1940 erschien Gerhard Lehmanns Broschüre ,Der Einfluß des Judentums auf das französische Denken der Gegenwart' in der Schriftenreihe „Frankreich gegen die Zivilisation".824 Herausgeber waren das Deutsche Institut für Außenpolitische Forschung, das Hamburger Institut für Auswärtige Politik und das Deutsche Auslandswissenschaftliche Institut in Berlin, sämtlich Dienststellen, die zu diesem Zeitpunkt als Institutsverbund im Auftrag des Auswärtigen Amtes kulturpolitische Auslandspropaganda betrieben.825 Innerhalb der Reihe, so die Einschätzung in einer neueren Studie, gehöre Lehmanns Schrift zu denen, die dem „Rassenwahn" die größten Zugeständnisse gemacht und den wissenschaftlichen Anspruch am unbedenklichsten der Tagespropaganda geopfert habe.826 Nun enthält die Arbeit zwar durchaus polemische Passagen, doch ist sie weit davon entfernt, Wahnvorstellungen propagandistisch umzusetzen. Den Ausführungen liegen zwei Thesen zugrunde: Es gibt einen jüdischen Geist; und dieser Geist hat sich zum Herrn jener französischen Kultur gemacht, die unter dem Stichwort der Zivilisation den universalen und hegemonialen Anspruch erhebt, die politischen Ordnungen von Idealen her aufzubauen, die als „allgemein-menschliche" deklariert werden, um so eines Tages eine „Menschheitskultur" zu realisieren. Die Essentialia jüdischen Denkens und Wertens legt Lehmann am Beispiel Durkheims, Meyersons, Brunschvicgs und Bergsons frei.827 In allen Fällen unterstellt er einen offenen 823
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Hoberg 1941c; der Artikel, der zum 150. Jahrestag des Emanzipationsdekrets erschien, wollte auch eine aufs europäische Publikum zielende Rechtfertigung der freilich mit keinem Wort erwähnten Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der deutschen Juden sein, die am 15. 9. 1941 erlassen worden war. - Die Genese des frz. „Antisemitismus", vor allem seines stark sozialistischen Untergrundes, liefert Hoberg 1940; knapper, auf die Idee eines „rassischen Sozialismus" verweisend: ders. 1941a, S. 106. - Vgl. auch den interessanten Versuch über ,Kants Friedensgedanken' (1941b), der den Denker anti-universalistisch und im Sinne der NS-Europaideologie „reichsfreundlich" umzudeuten bemüht ist. Lehmanns Schrift erschien als Heft 12 zu Beginn des Westfeldzuges im Mai 1940. Vgl. Weber 1991. Ebd., S. 942. Schnell offenbart sich, wie anschließend mittels weniger Informationen exemplifiziert werden kann, die erschreckende Leere und die vollständige Abwesenheit historischer Sensibilität in solchen Schlagworten wie „Rassenwahn", die sich für wissenschaftliche Untersuchungen von selbst verbieten. Lehmanns judengegnerischer Eifer konnte freilich nicht ganz verdecken, daß er auf diesem Kampfboden ein Debütant war. So erwähnt er eine gegen Bergson gerichtete Arbeit Julien Bendas als Protest eines „Franzosen". Bei dem Tübinger Romanisten Kurt Wais 1939, S. 195-274 (das Werk erschien in Lehmanns „Hausverlag" Junker und Dünnhaupt), hätte er nachlesen können, daß Benda der ostjüdische Fürsprecher der Abstraktion, „der dünnblütige Sohn einer schreibseligen Pariser Vorstadtjüdin und eines Ostjuden" war, der unter dem Pseudonym Benda eine lebenslängliche Hetze gegen Deutschland betrieben habe (S. 196, 198, 260f; vgl. dazu o., Anm. 789) Im ,Dictionnaire Biographique Francais Contemporain', Paris 1950, S. 60, wird zumindest der sachliche Kern von Wais' Angaben bestätigt. - Ebenso irrt Lehmann, wenn er Africain Spir für einen Deutschen hält (S. 46). Das Werk dieses russischen Philosophen jüdischer Herkunft wählte Th. Lessing 1899 zum Dissertationsthema.
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oder untergründigen Spinozismus, wie er auch die deutsche, über Mendelssohn, Maimon und die Marburger Schule beeinflußte philosophische Tradition geprägt habe.828 Durkheims soziologischer Spinozismus bestehe darin, daß der Machtbegriff des Jüdischen Nationalphilosophen" in die Lehre vom sozialen Zwang und damit in eine spezifisch jüdische Auffassung vom sozialen Leben - den Kollektivismus - transformiert worden sei. 829 Kollektivismus stehe für eine äußere und äußerliche Sozialisation, deren Voraussetzung die Auflösung aller tradierten, ethnisch relativ homogenen Gemeinschaften sei, demgegenüber das jüdische Gesellschaftsideal eben im wahrsten Sinne „grund- und bodenlos" sei.830 Von hier aus sei es nur ein kleiner Schritt zur „Verherrlichung der primitiven Mentalität", wie sie Lehmann Lövy-Bruhl nachsagte, da er die Methode Durkheims mit der politischen Absicht ethnologisch erprobt habe, um letztlich Frankreichs Assimilationspolitik wissenschaftlich zu legitimieren. Das „entsprach so recht einer Zeit, die den zivilisierten' Neger als Frankreichs Zukunftshoffnung, die Bastardisierung als bevölkerungspolitische Weisheit ansah". 831 Der politische Gehalt von Bergsons Lebensphilosophie ziele in dieselbe Richtung: Als „Verächter aller substantialistischen Metaphysik" wende Bergson sich gegen den Menschen in geschlossenen, auf natürlichen Zusammenhängen basierenden Gesellschaften. Sein Credo sei „das Leben nicht als gewordenes, erstarrtes, geschlossenes, sondern als werdendes, flüssiges, offenes".832 Die dafür adäquate politische Form ist die Demokratie, die den permanenten Wandel garantiere und die geschlossene Gesellschaft verflüssige, d. h. im wörtlichsten Sinne: „liquidiert". Daß diese Ideologie sich nicht mit ihrer Verwirklichung unter den günstigen Bedingungen der französischen Einwanderungsgesellschaft zufrieden gebe, sondern diese zum universalen zivilisatorischen Standard ausrufe und zum Inhalt missionarischer Politik mache, führte Lehmann auf die ihr immanente und eigentlich treibende Kraft des jüdischen Herrschaftswillens zurück. Die Zuspitzung auf das eigentümlich Jüdische des Kollektivismus war also in dem Grad möglich, wie jüdische Intellektuelle in Frankreich soziologische Theorien gesellschaftspolitisch transferierten und - sekundiert von französischen Kollegen sowie deutschen Emigranten - damit im Rahmen kulturpolitischer Propaganda als Kritiker des nationalsozialistischen, in ihren Augen „rassistischen" Gesellschaftsmodells auf den Plan traten. Lehmanns Zuspitzungen erwuchsen aus dem Disput mit dieser anti-deutschen Publizistik der 30er Jahre. In Rosenbergs „NS-Monatsheften" hatte er das tatsächlich unhaltbare, aber sehr wirkungsmächtige Konstrukt einer „rassistischen", von Luther direkt zu Hitler führenden Kontinuität der deutschen Geistesgeschichte als Propaganda der intellektuellen Volksfront aufgespießt, die sich nicht scheue, noch Rathenau, Keyserling und Thomas Mann zu geistigen Wegbereitern des Nationalsozialismus zu ernennen.833 Wenn Lehmann in diesem Kontext seine eige828 829 830 831 832 833
Lehmann 1940, S. 37. Hier stützt sich der Verfasser unausgesprochen auf Schmoldt (s. o.), dessen Arbeit er in Baeumlers IZE 8, (1939c) sehr positiv rezensiert hat. Ebd., S. 41 Ebd., S. 42. Ebd., S. 44. Ebd., S. 58. Lehmann 1938b; ders. 1939b; gerichtet gegen Veröffentlichungen des Literaturhistorikers Edmond Vermeil (Sorbonne), der seit 1934 als Volksfront-Politiker und Mitglied des Comite des Intellectuelles antifascistes eine „rege propagandistische Tätigkeit gegen Deutschland" entfaltete (Lehmann 1939b, S. 807).
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nen Positionen so weit radikalisiert, daß er 1939 Grunskys Ausfuhrungen über das „talmudistische Prinzip der Zusammenhanglosigkeit" zustimmte834, und er seine Vorstellungen vom Jüdischen Kollektivismus" in einer Weise daran ausrichtete, daß Goebbels' Hausorgan „Die Judenfrage" applaudierte835, während Kollegen intern Kritik anmeldeten836, dann mag man mit diesen akademischen Kritikern einiges polemischen Zwängen zurechnen, einiges auch den Karrieresorgen eines Privatdozenten - nur gehörte der „Kollektivismus", allerdings ohne das Attribut Jüdisch", schon vor 1933 zu Lehmanns Repertoire der Antipositionen. Dem mit 22 Jahren promovierten philosophischen Wunderkind ging es seit Mitte der 20er Jahre um ein „metaphysisches Recht der Individualität", anfangs durchaus noch mit anarchistischen Anklängen an den so verehrten Stirner837, dann in Anlehnung an seinen sozialwissenschaftlichen Mentor, den Theologen und Religionsphilosophen Karl Dunkmann, sowie an seinen Förderer Heinrich Maier, dessen „sittlicher Humanismus" im „Reich der freien Persönlichkeit" gipfelt, an das man bereits kurz nach seinem Tod (1933) „nicht mehr glauben" mochte838. Als Anti-Kollektivist hat sich Lehmann daher schon einmal mit Durkheim und L6vy-Bruhl befassen müssen. Doch im Vergleich mit dem Text von 1940 scheinen die Rollen zu Weimarer Zeiten vertauscht: 1929 hielt er Levy-Bruhl vor, in seiner „Primitivologie" - ganz im Gegensatz zu ethnologischen Befunden anderer Forscher und zu den Auffassungen Durkheims - die Unüberwindlichkeit der mentalen Differenzen zwischen Primitiven und Kulturmenschen vertreten zu haben. 839 Darin mußte Lehmann eine Gefährdung der eigenen Kulturphilosophie sehen. In klarer Abgrenzung von allen „uns heute so lächerlich anmutenden ,Rassentheorien'"840 ging er von der Dialektik eines qua „intuitiver Metaphysik" gesicherten „Personkerns" einerseits und der historischen Individualität andererseits aus. Im ständigen Überschreiten der bestehenden Kultur („Kulturverbesserung") sei
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Ders. 1939a, S. 9; Rezension des Vortrags „Baruch Spinoza im Lichte der Judenfrage", den Grunsky im Januar 1939 auf Einladung von Franks Reichsinstitut in Berlin hielt. Ammon 1940, S. 205f. Dies geschah unter Ausschluß der Öffentlichkeit: Jacoby, der einst bei Bergson im Kolleg gesessen hatte, behagte es nicht, daß das Ergebnis wie bei so vielen politischen Schriften von vornherein feststehe (allerdings: man müsse anerkennen, daß in Deutschland und Frankreich die Philosophie etwa gleichzeitig durch Juden überfremdet worden sei). Heimsoeth bestand auf stärkerer Differenzierung. Briefe an Lehmann v. 19. 6. 1940 (Jacoby) und 9. 8. 1940 (Heimsoeth) in: SBB-PK, NL Lehmann, Kasten 1. Lehmann 1922, S. 8, 45 (,Der Einzige und sein Eigentum' - ,jenes wunderbare Werk"); zur StirnerAttitude paßte das stolze Bekenntnis zum Autodidaktentum („Ich kann nicht sagen, daß mich die Schulphilosophie unserer Tage jemals sonderlich beeindruckt hätte", so Lehmann in seiner vita zur Diss.), das ihn mit 12 (!) Jahren zur Philosophie seiner so ungleichen Leitsterne Fichte und Bahnsen gefuhrt habe. So Knorr 1936, S. 456, in einer Sammelrezension über den nachgelassenen Schlußband von Maiers Hauptwerk ,Philosophie der Wirklichkeit'. Zu Levy-Bruhl: Lehmann 1929, S. 57; ders. 1931, S. 281f. Unvereinbar mit dieser Kritik ist Lehmanns rühmender Artikel über den gegenwärtigen Stand der ethnologischen Forschung in Deutschland (1928b und ders. 1929b), der Levy-Bruhl das Verdienst zuerkennt, die Ethnologie von eurozentrischen Verabsolutierungen befreit und die Psychologie der Primitiven aus dem Seelenleben des Primitiven selbst entwickelt zu haben. Auch habe er mit dem Vorurteil aufgeräumt, Naturvölker seien nur eine Vorstufe der Kulturvölker. Eine Ideologie der assimilatorischen „Bastardisierung" wurde 1929 von Lehmann bei Levy-Bruhl natürlich nirgends ausgemacht. Ders. 1928b, S. 38.
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die optimale „Kultur der Individualität" durch fortwährende „Persönlichkeitssteigerung" das Ziel aller Kulturentwicklung. Dies erfordere aber eine sich permanent wandelnde Gesellschaft, eine „offene Kultur", wie sie nach der Auflösung der geschlossenen „Gemeinschaft" entstehen müsse - so offen, daß Homosexualität und politisch sich artikulierender Feminismus zu tolerieren seien! Es war daher nur folgerichtig, wenn der „Kollektivismus" für Lehmann außer in sozialistischen Modellen auch im Organizismus etwa der Staatstheorie Rudolf Kjelle'ns steckt. Der „nordische" Vordenker deutscher Geopolitiker befand sich als „Kollektivist" in Gesellschaft aller „naturalistisch-biologistischen" argumentierenden Ideologen, d. h. bei Lehmann primär jener lebensphilosophischen Denker wie (der späte) Natorp, Simmel und - Bergson. Gemeinsamer Nenner war für Lehmann schlechterdings nicht ihre Abstammung, sondern nur die ihren sozialphilosophischen Ideen immanente Bedrohung der Eigenständigkeit der „Person".841 Lehmanns Anti-Kollektivismus ist daher ausschließlich ein negatives Element in seiner individualistischen, idealistischen und universalistischen Kulturphilosophie. Bis 1933 legitimierte er damit den liberaldemokratischen „Kulturstaat" in einer Front mit den später im Dienste Baeumlers attackierten Jüdischen Denkern". Forderungen nach einer „verantwortlichen" Außenpolitik Ausschließlich mit der deutschen Bringschuld für eine gemeinsam zu gestaltende europäische Zukunft befaßten sich, neben Spranger 842, der Berliner Kulturphilosoph Friedrich Wagner, Hans Freyer und der unter Baeumlers Einfluß geratene Eduard Baumgarten. Friedrich Wagner und Hans Freyer: Historische Erinnerung an Norm und Maß Wagner, Mitglied der eingangs erwähnten „Europa-AG" des DAWI, sprach seit 1943 gern über ,Die Polis als Grundform der europäischen Gemeinschaft'. 843 Die gesamthellenische Freiheit sei verlorengegangen, weil die „schrankenlose Machtgier tyrannischer und demagogischer Despoten" die Polis-Welt innerlich zersetzt habe, so daß innere Uneinigkeit zu „furchtbarer Rückwirkung auf die äußere Freiheit" führte, weil Angriffe von außen, „vor allem von Osten", nicht mehr mit vereinter Kraft pariert werden konnten - eine Parallele zur aktuellen Lage Europas hätte für den zeitgenössischen Leser auch ohne Wagners Hinweis auf der Hand gelegen. Entsprechend könnten die Grundideen der Polis-Existenz, Autarkie, Autonomie und Agon, nur dann vorbildlich wirken, wenn man sich bei letzterem bewußt
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Zum Kulturbegriff und der Notwendigkeit einer „offenen Kultur": Lehmann 1929a, S. 16, 67, 82; zur Kritik an der Lebensphilosophie: ders. 1928a, S. 88ff. (Natorps Aktivismus etwa sei die „gefährlichste Abart des Biologismus"!; dagegen gibt es Lob für Simmel, der anders als Lazarus und Steinthal die metaphysische Bedeutung der Eigenständigkeit des Individuums nicht preisgegeben habe, s. S. 178ff.) Zu Kjellen: Lehmann 1931, S. 107. 842 Spranger 1941b. 843 So auch der Titel eines Aufsatzes für die Six-Zeitschrift „Politische Wissenschaft", der sich als Beitrag zum nicht mehr ausgelieferten Heft 1/1945 in der Umbruchfassung erhalten hat (BAP, DAWI 10). Vorträge über „Idee und Mythos des Reiches" auf einer Hochschulwoche in Celle (Thema „Europa") im April 1944, auf einer Vortragswoche des DAWI in Linz (über das „Reich", vor dem Stab einer SS-Einheit), auf einem Ausländerkurs in Weimar und vor dem Führungsstab einer Luftwaffeneinheit in Oranienburg sind nachzuweisen lt. Feldpostbrief des DAWI Nr. 4/November 1944, in: BAP, DAWI 10, Bl. 102ff.
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bleibe, daß Kriege nicht mit Unterwerfung und Ausbeutung oder „Wirtschafts-, Staats- und Kulturimperialismus" enden dürften.844 Freyers nicht mehr in den Buchhandel gelangte Studie über Friedrich des Großen Antimachiavel, ,Preußentum und Aufklärung' (1944), lieferte ein anklagendes „Normbild aus der Vergangenheit", das die Essentialia legitimer Herrschaft an der Gestalt des im Deutungskampf unter Philosophen und Historikern lebhaft umstrittenen preußischen Königs aufzeigen sollte, um einer - an preußischen Maßstäben gemessen - korrupten Reichsführung klare und deutliche Maximen einer rechtmäßigen Herrschaft und einer entwicklungsfähigen Außenpolitik ins Stammbuch zu schreiben.845 Wie Gadamer so leitete auch Freyer die Überzeugung, „Norm und Maß" gäben einer „verantwortlichen Außenpolitik eines echten Herrschers" im Unterschied zur „hemmungslosen Eroberungspolitik" die Richtung. Freyer ging dabei recht weit, bis zur Zulässigkeit des Präventivkriegs und zur Annexion fremden Territoriums (,„Eroberer aus Notwendigkeit'"). War bei Gadamer die Volksindividualität durch ihr natürliches Kraftquantum bestimmt, verwies Freyer nicht weniger diffus darauf, daß der „Aufbau" eines Staatskörpers von letztlich mit naturgesetzlicher Strenge vorgegebenen „Notwendigkeiten" abhänge.846 Die „inhaltliche Norm" ergebe sich Freyer zufolge aus zwischenstaatlichen Kräftekonstellationen: Außenpolitik hat den zu erwartenden Widerstand und das eigene ökonomisch-militärische Potential in Relation zu setzen, um über optimale - und das hieß für Freyer: der kulturellen Entfaltung eines Volkes dienende - Ressourcen zu verfügen.847 Gemessen an diesem Parameter folgte aber selbst Hitlers Alternative „Weltmacht oder Untergang" nur „Notwendigkeiten": Alles Ausgreifen seit dem 1. September 1939 hätte man folglich als „sinnvolle Eroberung" werten dürfen, weil nur so die politische Selbständigkeit des Reiches zu wahren war. Auf einem Freyers Vorgabe immanenten Einwand, daß bei Bestimmung der „Notwendigkeit" die Verfügbarkeit eigener und feindlicher Ressourcen als Korrektiv zu berücksichtigen sei, wäre von Hitlers Standpunkt aus zu entgegnen gewesen, daß das Potential der 844
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Wagner 1945, S. 4f., 9; in diesem Text pries Wagner die Polis zugleich als „unerreichtes Vorbild einer geschlossenen Volksordnung". Wenn aber selbst dieses Ideal der Auflösung verfiel, stellte das auch der deutschen Volksgemeinschaft nicht die günstigste Prognose. Primär schien sich der Vergleich zwar gegen moderne Demokratien zu richten, deren naturrechtlich-individualistische Grundlage mit der ganzheitlichen, eigentlich „totalitären" attischen Demokratie nichts gemein hätten und die folglich die Polis auch nicht für ihre Legitimationszwecke mißbrauchen dürften. Doch wenn Wagner spekulierte, „vielleicht nur in Hellas war der Einzelne wirklich Glied des Ganzen" (S. 14), dann wurden auch die Grenzen des deutschen volksgemeinschaftlichen Ordnungsmodells sichtbar. Freyer 1986, S. 1-70; dazu das Nachwort der Herausgeberin Üner, S. 201. Der „große König" zählte - nicht erst seit Kriegsbeginn - zu den beliebtesten Projektionsflächen, um den Zeitgeist entweder zu multiplizieren oder ihn zu kritisieren. Baeumlers Assistent Kopp hatte Monographien Gerhard Ritters und Walter Elzes (dessen ,Friedrich der Große' von 1935 1943 eine dritte Auflage erlebte) als idealistisch-liberale „Fehlentwürfe" verurteilt (Kopp 1937g). Baeumler selbst versuchte sich mehrfach an Deutungen des Preußenherrschers, baute ihn in sein germanisches Geschichtsbild ein, und würdigte ihn als Überwinder der Aufklärung, Anti-Westler, Anti-Christen und Anti-Universalisten (gegen Spranger 1942, S. 50f, der die Einflüsse der Stoa und ihrer Lehre vom Weltlogos betont, ihn aber stärker noch vom protestantischen Christentum und vom Glauben an die „Weltregierung" abhängig sein läßt; vgl. dagegen Baeumler 1939 und 1942c). Zur Friedrich-Rezeption in Hitlers Geschichtsbild vgl. Barthel 1977. Freyer 1986, S. 54f. Üner 1986, S. 206.
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Feinde mittelfristig die deutsche Ausgangslage noch weiter verschlechtert und das Reich letztlich handlungsunfähig gemacht hätte. Tatsächlich implizierte Freyers Normbegriff das kybernetisch gedachte europäische Mächtegleichgewicht des 18./19. Jahrhunderts: Das Verhältnis etwa gleich starker Staaten gestattete keine Suprematie einer einzelnen Macht. Aus dem „Gegenspiel gegeneinander" konnte unter diesen Bedingungen eine „gerechte Ordnung" entstehen.848 Hitlers Überdehnung der deutschen Kraft konnte Freyer nur von daher als eine durch „Notwendigkeiten" nicht mehr gerechtfertigte Hybris kritisieren. Wenn aber mit den USA und der UdSSR Mächte auf den Plan traten, die ihr politisches System zum „Erdballstaat" (Rosenstock-Huessy) universalisieren wollten und die über die dafür nötigen ökonomisch-militärischen Potentiale verfügten, konnte es dann nicht erforderlich scheinen, die „Notwendigkeiten" neu zu bestimmen, europäisches Maß zu verlassen, und um der Selbstbehauptung willen das exzeptionell hohe Risiko unzureichender Ressourcen in Kauf zu nehmen? Nach den im „Kampf der Kontinente" (Sven Hedin) geltenden neuen Regeln schien Hitlers Devise also weit realistischer als die Ansicht Freyers, durch Risikovermeidung die politische und geistig-kulturelle Selbständigkeit mittelfristig vielleicht zu behaupten, um sie langfristig um so gewisser zu verlieren. Eduard Baumgartens außenpolitischer Pragmatismus Für den am US-Pragmatismus geschulten Eduard Baumgarten schien die Frage nach metahistorischen Normen politischen Handelns sinnlos. Nicht, ob die entstandene Lage nach normativen Kriterien überhaupt hätte entstehen dürfen, interessierte ihn, sondern allein, wie sie für „Großdeutschland" allen Widrigkeiten zum Trotz erfolgreich gemeistert werden könnte, um im Erfolgsfall die „Führung der Widerstandskraft der europäischen Völker" gegen die „Machtballungen" im Osten und Westen des Kontinents zu übernehmen. 849 Weil er sich auf praktisch und theoretisch scheinbar unvereinbare Positionen bezog, die ihn als paradoxen Prototyp des nationalsozialistischen Widerstandskämpfers oder Protagonisten eines reformierten Nationalsozialismus erscheinen lassen, soll sein politisches Wirken zwischen 1941 und 1945 etwas ausführlicher betrachtet werden. Der Königsberger Kunsthistoriker Wilhelm Worringer, von Parteistellen als „Kulturbolschewist" verdächtigt, zeichnete nach 1945 eine fragmentarische Charakterstudie Baumgartens, die in ihrer Subjektivität vielleicht allzu sehr den Eindruck wiedergab, den dieser bei jenen „Antinazis" in der Fakultät hinterließ, zu denen auch Worringer sich zählte. Aber trotz aller anzubringenden Korrekturen erfaßte sie doch treffend den Charakter eines Mannes, den sein Kollege Kurt Stavenhagen als „hochgradig zyklothym und zwar in hypomanischer Färbung" beschrieb.850 Einfacher ausgedrückt: Baumgarten wollte „dabei" sein, Einfluß neh-
848 Freyer 1986, S. 55; natürlich war auch dies eine idealtypische Konstruktion der europäischen „großen Politik" zwischen 1740 und 1914. 849 Baumgarten 1943c, S. 3. An Baumgartens Mißachtung ethischer Anforderungen an die Politik, an der von ihm empfohlenen Reduktion des Politischen auf die „Chance des Erfolges" der „gewaltsamen Selbstbehauptung", nahm im August 1943 Gerhard Ritter Anstoß, vgl. ,Briefe' 1984, S. 383. 850 Die zu Baumgartens Entnazifizierungsverfahren gemachte Aussage Worringers findet sich mit den anderen, im folgenden zitierten Schriftstücken, darunter auch Stavenhagens Votum, in den Unterlagen der Meldestelle ostdeutscher Hochschulen: GStA, Rep. XX. HA/Rep. 99c, Nr. 38, unpag. Die etwa im Mai 1946 abgefaßte Entgegnung auf Worringer schrieb Baumgarten, nachdem man ihm den Inhalt
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men auf den Gang der Dinge, „Mitschwingen mit der Außenwelt" und doch mit einer starken Portion Egozentrik und Geltungsbedürfnis die Richtung bestimmen. Worringer billigte ihm daher eine oppositionelle Haltung zum lokalen Parteiapparat durchaus zu. Für „Waldund Wiesennazis" habe er nur „sarkastischen Spott" gekannt. In der Fakultät seien seine Verdienste bei der Eindämmung des Parteieinflusses anzuerkennen, ja, die „Bonzenwirtschaft" habe er regelrecht attackiert und dabei „civilen Mut" bewiesen. Die von ihm auf ein einzigartiges geistiges Niveau gebrachte Königsberger Ortsgruppe der Kantgesellschaft sei denn auch ein Ort offener Diskussion geworden, so offen, daß dem allmählich bedrohlich werdenden Mißtrauen der Partei nur durch Einladung hoher Militärs habe begegnet werden können, um ein Verbot zu verhindern. Insoweit bestätigte der NS-Gegner, was schon im Hause Rosenberg Kopfzerbrechen bereitete: Baumgarten sei ein origineller, aber „vielfach zu aufreizenden Formulierungen neigender Kopf, weshalb er eher nur zu „sachlichen" als zu weltanschaulich relevanten Vorträgen herangezogen werden sollte.851 Alles in allem stufte Worringer diese Renitenz Baumgartens als taktisch bedingte Querköpfigkeit ein. Wolle er dies rückblickend als Widerstand verkaufen, dann sei es wohl „Hitlers treueste Opposition" gewesen. Über Baumgartens politische Arbeit wußte Worringer dann aber im wesentlichen nur Legendäres mitzuteilen. Jedenfalls habe ihn in dieser Hinsicht ein „geheimnisvoller Nimbus" umgeben, der von Gerüchten über eine Privataudienz bei Hitler und einem Sonderauftrag zur nationalsozialistischen Erziehung des deutschen Offizierkorps genährt wurde. Bei aller Unsicherheit im Detail, an der Systemtreue Baumgartens, der den Nationalsozialismus für den verwöhnteren Geschmack ausgelegt habe, wollte Worringer keine Zweifel zulassen. Ja, er war sogar tief überzeugt davon, daß die deutsche Niederlage an Baumgartens Einstellung nichts geändert habe, und daß diese „wirkungsbegierige Natur" nun als „trojanisches Pferd" in die neu aufzubauenden demokratischen Universitätsstrukturen dränge - was unter allen Umständen zu verhindern sei. Auch andere Königsberger Kollegen nahm Baumgartens Nimbus so gefangen, daß sich Dichtung und Wahrheit über die politische Rolle des Philosophen mischten. Baumgarten sah sich schließlich genötigt, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, um den hartnäckigsten Gerüchten den Boden zu entziehen. Immerhin war einiges zusammengekommen: Er sei Parteiredner gewesen, habe Himmler, Heydrich und Göring persönlich gekannt und dies ausgenutzt, um Menschen ins KZ zu bringen. Auch an Erschießungen ausländischer Arbeiter sei er beteiligt gewesen, habe pseudonym nationalsozialistische Schriften verfaßt sowie im SSOrgan „Schwarzes Korps" publiziert. Diese Anwürfe gehörten offensichtlich in die Rubrik üble Nachrede, ebenso die Behauptungen über den angeblichen Parteieinfluß bei Baumgartens Berufung an die Albertina und seine Spitzeltätigkeit in der Universität. Schwieriger zu beurteilen ist der Komplex „Sonderauftrag". Baumgarten hielt es für nötig, hierzu eine separate eidesstattliche Erklärung abzugeben. Derzufolge habe er sich, selbst schon im Wehrdienst, im Februar 1943, unter dem Eindruck des Stalingrader Debakels, an
vorgelesen hatte. Dieses Gedächtnisprotokoll erhielt Kurator Hoffmann. Vom authentischen Worringer-Votum dürfte es jedoch kaum abweichen. 851 BAP, R 49.02, 62 Di 1, Film 732, Bl. 324; HAW (Erxleben) an Amt Wehrmachtschulung (Utermann) v. 29. 8. 1944. Antwort auf eine Anforderung des NS-Führungsoffiziers/Stellvertr. Generalkommando Kassel über OKW, NS-Führungsstab, zu einem Vortrag in Gießen (lt. Aktennotiz Utermann v. 26. 8. 1944; Bl. 323).
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seinen Vorgesetzten General Putzier, den Befehlshaber des Luftgaus I (Ostpreußen), gewandt und mit ihm über die sich anbahnende Niederlage des Reiches gesprochen. Dabei habe er ein Konzept entwickelt, um das Kriegsschicksal zu wenden. Dies beinhaltete eine Doppelstrategie: Die von Hitler und der SS betriebene politisch-moralische Isolierung Deutschlands müsse nach innen und außen aufgebrochen werden. Nach innen durch eine demokratische und europäische Erziehung des Offizierkorps sowie „Durchsetzung der Armee mit echt europäischer Gesinnung und demokratischen Haltungen im Sinne meines Lehrers Max Weber". Nach außen durch die Beteiligung Deutschlands an der westeuropäisch dominierten geistigen Diskussion. Um sich dabei ins Spiel zu bringen, habe er mit Adam von Trott zu Solz, dem außenpolitischen Kopf des deutschen Widerstands, Kontakt aufgenommen. Aufgrund der präzisen Angaben Baumgartens über Einzelheiten dieser Beziehung, kann kaum bezweifelt werden, daß Trott ihm tatsächlich eine Mitarbeit innerhalb der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes ermöglichte, die zunächst in der Auswertung der für den Dienstgebrauch übersetzten Schrift des englischen Historikers Edward Hallett Carr (,Conditions of Peace', 1942) bestand. Einer Aufgabe, die Baumgarten in einem Dienstzimmer der Abteilung in der Berliner Kurfürstenstraße erledigte, weil die Übersetzung als „Handexemplar Nr. 4" nur dort zur Verfügung stand. Baumgarten wollte Carrs Thesen über Hitlers napoleonisch-destruktive Fähigkeiten bei einem Auslands Vortrag in Schweden zu einem diskutablen Ausgangspunkt für die weitere Erörterung über Europas Zukunft machen. Der Vortragstext lag als „Appellationsschrift" Trott vor, der einiges korrigierte, aber dann grünes Licht gab. Erst der im Mai 1943 zum Chef der Kulturpolitischen Abteilung des AA ernannte SS-Brigadeführer Franz Alfred Six, dessen Motto bezüglich „Europa" gewesen sei: „Wer nicht mitarbeitet, dem schlagen wir in die Fresse", habe dieses Vorhaben brüsk unterbunden, Baumgartens Beziehungen zum AA überhaupt beendet und ihm sogar mit SDÜberwachung gedroht. Abgesehen davon, daß sich Baumgarten in Schweden öffentlich wohl nur unter Verzicht auf die Rückreise in der angedeuteten Art über Hitler hätte äußern können, und Six im übrigen gewiß kein Gegner europapolitischer Konzeptionen war, bleibt im Kern das Bemühen, zusammen mit oppositionellen Kräften eine Basis für den Dialog mit den Westalliierten zu finden. Nach dem Machtwort von Six habe er dann nur noch den innenpolitischen Teil seines Konzepts verfolgt: die Wehrmachtsschulung. Dem ging Baumgarten einerseits im Rahmen der Fortbildungskurse nach, die zahlreiche Königsberger Dozenten im Nordabschnitt der Ostfront und in Finnland im Auftrag des OKW im frontnahen Bereich abhielten. Zusammen mit Ipsen (,Philosophie und Politik') und Konrad Lorenz (,Die biologischen Grundlagen der Philosophie') referierte Baumgarten im Oktober 1943 auf den Hochschulkursen in Dorpat (,Große Philosophen in Vergangenheit und Gegenwart'). Dann im Dezember 1943 folgte ein Kurs in Karelien, wo Baumgarten über Idealismus und Christentum' und ,USA: Volk, Wirtschaft, Politik' sprach.852 War Baumgarten hier noch eingeengt durch Vorgaben, die REM, OKW und Reichsstudentenführung bei diesem Unternehmen machten, so scheint bei den Vorträgen, die er im Rahmen des praktisch selbst erteilten „Sonderauftrags" hielt, das euro852 BAK, R 21/10853; W. Grebe (Lehrgangsleiter) an J. Ebbinghaus (Dekan Marburg) v. 20. 12. 1943 über Hochschul-Lehrgang XXXVI (Geb.) A.K. 22. 11.-18. 12.1943 im Truppenlager Kairala. Ebd.; Bericht Rektor Königsberg an REM v. 30. 11. 1943 über Hochschulkurse in Dorpat.
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europapolitische Anliegen freier zum Ausdruck gekommen zu sein. Überliefert ist der Text eines Vortrages über ,Führungsanspruch und politische Ethik' (gedruckt unter dem Titel: ,Deutsche Führungsmodelle: Offizier, Gelehrter, Handwerker') vom September 1943 vor dem 3. Lehrgang der Braunschweiger Akademie für Jugendführung anläßlich der Arbeitswoche „Reich und Europa". Nach eigenen Angaben hatte Baumgarten zu dieser Zeit einen fast autonomen Status gewonnen: Ausgerechnet der Alt-Parteigenosse und Rektor von Grünberg habe bei seinem militärischen Vorgesetzten in Königsberg im Juli 1943 die völlige Freistellung vom Dienst erwirkt, um, - unterstützt von der Abteilung Wehrmachtstagebuch im OKW (also von Baumgartens Göttinger Bekannten, dem Historiker Percy Ernst Schramm) - seinen Aktionsradius weit über die Reichsgrenzen auszudehnen, bis nach Südund Westeuropa. Im Januar 1945 rief ihn von Grünberg an die Albertina zurück, wo er am Reichsgründungstag seine letzte philosophische Vorlesung hielt, um dann im Auftrag des Luftgaukommandos die belagerte Stadt wieder zu verlassen. Er sollte sich in Zossen vom OKW die Genehmigung für eine Rundfunkrede an die Westalliierten geben lassen, mit der er von Königsberg aus zum gemeinsamen Kampf des Abendlandes gegen den Bolschewismus aufrufen sollte. Nach einigen Mühen konnte er diese Rede (,Das Gedächtnis Kants und die Zukunft Europas') am 14. März 1945 im Reichssender Berlin halten. Die politische Nutzanwendung seines philosophischen Pragmatismus deutete Baumgarten 1941/42 in Vorträgen vor der Königsberger Kantgesellschaft an. Mit der von ihm vorausgesetzten Funktionalität des Erkennens war dessen experimentelle und relative Natur gegeben, wonach es sich an wechselnde Lagen anzupassen oder sich auf sie „einzustimmen" hatte. Ohne Flexibilität sei das nicht zu leisten:854 „Nicht Instinkt, sondern die Bereitschaft, Erfahrungen zu machen: in jeder Situation der Wandlung und dem Fortgang derselben zu folgen, in ihr die warnenden Anzeichen von gewohnheitsmäßig Übersehenem oder Geleugnetem auf sich wirken zu lassen, dieselben entschlossen aufzufangen und die praktischen Konsequenzen daraus zu ziehen, [...] Erfahrung als diese Beweglichkeit der Erinnerung, Einsicht und Voraussicht machen die Bestimmung des Menschen aus, - mit einem Wort: Intelligenz."
Mit diesem Fazit aus Deweys Kritik der Trieb- und Instinktlehre übernahm Baumgarten dessen Überzeugung von der prinzipiellen Offenheit und Reaktivität aller menschlichen Daseinsbereiche. 855 Dementsprechend mußte er die Erziehung zur Anpassungsfähigkeit, zur
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Diese Darstellung basiert weitgehend auf den Aussagen Baumgartens während des Entnazifizierungsverfahrens, insbesondere auf seinen eidesstattlichen Erklärungen v. 16./17. 9. 1946, einem Brief an Kurator Hoffmann v. 25. 8. 1945 betr. das eigene Schicksal seit dem letzten Treffen in Königsberg, einem Votum Stavenhagens zur politischen Haltung B's. v. 8. 9. 1946 sowie kürzeren Einlassungen der Kollegen Schultze, Engel, Wilhelmi, v. Glasenapp - alles in GStA XX HA./Rep. 99c, Nr. 38. Dazu Ausführungen Baumgartens gegenüber Prof. D. Rauschning, dem Leiter der Gesellschaft Albertinum in Göttingen v. 23. 2. 1977 (ebd., XX./Rep. 300, NL Hoffmann, Karton 2), und Bemerkungen im Rahmen der von ihm für Carl Jantke verfaßten Geschichte seines Lehrstuhls (um 1975, ebd., NL Hoffmann/Slg. Jantke, Karton 1). So schon im Dewey-Kapitel seiner Habil.-Schrift: Baumgarten 1936, Bd. 2 (1938), S. 268. Zum experimentellen Wahrheitsverständnis auch: ders. 1942b. Dazu instruktiv die Presseberichterstattung über Baumgartens Königsberger Vortragsaktivitäten: Baumgarten 1941b—d, sowie 1942a, 1943d und 1944, wo der Festvortrag ,Kant und Clausewitz' zum
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Ausbildung von Gewohnheiten als Ersatzfunktionen für Instinkte einstufen. Dabei verstand er Gewohnheit stets als „variables Können", die nicht zur Routine erstarren dürfe. Eine Unterscheidung, die er beim Vergleich der Persönlichkeitserziehung der Wehrmacht mit dem Kollektivismus des sowjetischen „Massenheers" traf.856 Die Fähigkeit zu lagegerechtem Verhalten, die wie ein Instinkt verinnerlicht werden müsse, um zur zweiten Natur zu werden, nannte er „Gehorsam gegen die Naturgesetze, die im betreffenden Handlungsfeld ihr Spiel haben".857 Während Baeumler noch 1943 eine den „Kräften" (sc. Rassen) immanente Norm, eine im Wesen der Dinge liegende Gerechtigkeit annahm, regierte bei Baumgarten bereits der Primat der Lage: das Reich siege also keineswegs schon deshalb, weil sein nordischer Rassekern es dazu befähige! Nicht rassenideologische Theoreme, sondern Deweys Kommunikationstheorie enthielten den „neuen Katechismus" europapolitischen Verhaltens:858 „Behandle deine Partner so, daß du in ihnen niemals nur dein Mittel und Werkzeug siehst, sondern immer zugleich ihren eigenen Willen achtest, der sie von sich aus auch an die Gemeinschaft Europas bindet."
Diesen Imperativ empfahl Baumgarten explizit als Leitlinie europäischer Kooperation, um die deutsche „Führung Europas" und die damit aufgetragene „Grenzsicherung gegen Asien" gleichermaßen zu gewährleisten. Verknüpft war diese Forderung mit der Warnung vor besatzungspolitischen Gewaltmaßnahmen:859 „Gewalt ist gut zum Einreißen und schlecht zum Aufbauen. Wer mit Gewalt anfängt und anfangen muß, muß eigens lernen, wie er rechtzeitig mit ihr wieder aufhört. Der Gaul der Gewalt, einmal kräftig gefüttert und angeschirrt, geht von sich aus mit Geschirr und Mann und Wagen, ohne Lust, wieder anzuhalten, los. Er zerstampft und verwüstet bei dieser Gelegenheit die gleichen Acker, auf denen bereits gesät, gezogen, gemeinsam von allen Anrainern gepflegt und geerntet werden soll."
Mit dem rassenideologisch legitimierten „geborenen" deutschen Führungsanspruch bestritt Baumgarten überhaupt die politische Relevanz rassischer Faktoren. Zum Herrschen werde ein Volk nicht geboren, sondern solange erzogen, bis sich Gesinnungen herausbilden, „die es schließlich zu einer geborenen Führernation erheben werden".860 Denn bei weitgehender Kooperation innerhalb des großräumlichen Herrschaftsbereichs stünde dennoch die prozessuale Offenheit der Geschichte außer Frage. Jede Vereinheitlichungstendenz stoße letztlich auf „exklusiv Anderes und Gegengerichtetes". Europas unaufhebbar föderale Struktur bilde damit die unsichtbare Grenze aller Unifizierung, deren Überschreiten zentrifugale Kräfte freisetze. Der im September 1943 in der Braunschweiger Akademie für Jugendführung gehaltene Vortrag ,Führungsanspruch und politische Ethik' suchte die deutsche Führungsberechtigung
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400jährigen Gründungsjubiläum der Albertina den preußischen Militärphilosophen für die Lehre vom „natürlichen Gehorsam gegenüber irdischen Zwecken und ,Göttern'" in Anspruch nahm. Ders. 1943a, S. 219ff. Ders 1943b (= Vortrag Kantgesellschaft Königsberg v. 29. 3. 1943), S. 112. Ebd., S. 117. Ebd., S. 115. Ebd., S. 117.
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aus überlieferten Gewohnheiten herzuleiten, denen des Soldaten, Wissenschaftlers und Handwerkers/Bauern. In diesen Berufen sah Baumgarten ein gemeinsames, führungsfähiges politische Ethos heranreifen, eine Synthese aus distanzierter Haltung, Objektivität und Sachlichkeit.861 Hierin bildete sich ein Gegengewicht zu „Egozentrizität", Innerlichkeit und Weltfremdheit, die den Deutschen isoliere und wenig vorbildlich erscheinen lasse. Die angeratene Weltoffenheit sollte jene „moralische Eroberungen" zeitigen, „die wir bereits in diesem Krieg hätten machen können", wenn man folgendes beherzigt hätte: „Europäische Interessen zur deutschen Ehrensache gemacht, bedeutet, daß die Belange der Skandinavier, Franzosen, Holländer usw. vergleichbar ernst und heilig genommen werden, wie die unmittelbaren höheren Interessen des Reiches selbst."862 Bemerkenswert ist dabei, wie Baumgarten vor jungen HJ-Führern die politische Großwetterlage skizzierte. Seine Zuhörer, immerhin der Nachwuchs der Partei-Elite, mußten den Eindruck gewinnen, als hätte sich die NSDAP bisher als nicht führungsfähig erwiesen. Moralische Eroberungen „hätten" gemacht werden können, wurden aber nicht gemacht, weil die europäischen Interessen eben nicht als deutsche Ehrensache galten. Baumgartens Vorschläge zur Kurskorrektur schienen darum für die Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs berechnet. Im günstigsten Fall habe dann das Reich eine zweite europäische Chance, wenn der Kontinent „in eine Verteidigungsstellung" „zwischen den sofort eminent mächtigen USA und einem sofort wieder erstarkenden Rußland" gepreßt werde.863 Für Deutschlands Aufgabe, „Garant für den Fortbestand des europäischen Daseins" gegen das „urlebendige und expansive Rußland" zu sein, obwohl es nach Baumgartens Auffassung mit Rußland das allein zukunftsträchtige Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, den Staatssozialismus, gemeinsam habe,864 wollte er 1944/45 westliche Unterstützung einwerben, weil er glaubte, das alteuropäisch-liberale, kantische Erbe bilde die unübersteigbare Trennlinie zwischen nationalem und leninistischem Sozialismus.865 „Die prägende Kraft der kantischen Gesinnungen war groß. Formt sie auch die gegenwärtig lebenden Deutschen noch immer? So könnten wir uns selbst, so werden uns die Neutralen und die Feinde fragen. Lassen Sie mich gleich den Kernpunkt dieser Frage aufs Korn nehmen. Für viele Engländer und für viele Europäer, die geistig von England geführt werden, gibt es zwischen Bolschewismus und Nationalsozialismus nur fliessende Unterschiede. Sei's drum! Ich glaube doch, der Unterschied ist exakt zu bezeichnen. Er besteht darin, daß zwar beide die moderne Notwendigkeit des Sozialismus eingesehen haben, daß aber dieser Sozialismus bei den Bolschewisten maßlos, bei den Nationalsozialisten dagegen - grundsätzlich - unter Wahrung des Kantischen Erbes: der Freiheit der Person, des persönlichen Denkens und Ge-
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Ebd., S. 114. Aus NS-Sicht bedenklich war, daß Baumgarten die handwerklich/bäuerliche Komponente der Führungsfähigkeit an Bismarck und nicht am amtierenden Führer und Reichskanzler exemplifizierte: „Bismarcks tiefer Gehorsam gegenüber geschichtlichen Realitäten war Bauernfrömmigkeit: Bauernfrömmigkeit war das Gemütsfundament, auf dem Bismarcks Genialität des rechten Augenmaßes aufruhte. Dem Bauern sind drei Dinge fremd: Sensation, Romantik, Hybris. In der Politik sind diese drei Dinge die größte Gefahr." (Baumgarten 1943c, S. 29). Da der Vortrag „Nur für den Dienstgebrauch" gedruckt wurde, wirkt diese Gewichtung zumindest ex post wie ein Signal für Eingeweihte. Baumgarten 1943c, S. 14f. Ebd., S. 5. Ebd., S. 4.
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Wissens, und der Achtung des anderen Menschen stattfindet. Während ich dies sage, denke ich daran, daß viele Deutsche, die ich kenne, in diesen epochemachenden und stürmischen Jahren der deutschen Revolution viel an ihr auszusetzen hatten - und zwar in Gedanken an die eben erwähnten kantischen Prinzipien der Freiheit und der Achtung des Anderen. Aber ich glaube, mit gutem Grund habe ich meine Freunde und mich selbst an ein Wort [...] von Emerson erinnert, der zur Zeit des grauenvollen amerikanischen Bürger- und Bruderkrieges gesagt hat, ,wo ein neuer und notwendiger Geist waltet, muß ein zärtlicher Geschmack viel leiden'. Dies eingerechnet sage ich: die exakte Grenze zwischen Nationalsozialismus und Bolschewismus ist Kant - Kant und die abendländische Tradition der Persönlichkeit und ihres Eigentums."
Im Bewußtsein des gemeinsamen abendländischen Erbes appellierte Baumgarten an die Westalliierten, ihr machtpolitisches Interesse neu zu definieren und das Bündnis mit den Sowjets, ihren „Todfeinden", aufzukündigen. Einen Teil Europas hätten die Engländer bereits in exemplarischer Weise preisgegeben: Ostpreußen, die Heimat Kants. Kants Grab rage heute aus einem Trümmerhaufen, nachdem die Royal Air Force „Leben und Gestalt der Innenstadt Königsbergs ausgelöscht" habe. In einem zweiten Schritt hätten die Briten sogar die Preisgabe Ostpreußens an „Sowjet-Polen" in Aussicht gestellt, verbunden mit einer Entvölkerungspolitik, die eine Vertreibung aller Ostpreußen plane. Erstaunlich, was Baumgarten diesen eliminatorischen Projekten entgegenhielt: „Wir werden desto unbesiegbarer sein, je grandioser das Werk der sichtbaren Zerstörung Deutschlands zu seinen äußersten Konsequenzen fortschreitet, je einsamer, ganz ins Innerste getrieben, die deutsche Selbstverteidigung sich jetzt wie zu einem unheimlichen Denkmal versteinert."
Dieses Selbstbewußtsein in Form eines europäischen Missionsglaubens könne auch nicht durch radikale Vertreibungsmaßnahmen getilgt werden. Wie Ostpreußens Landschaft, „der Name Kants und die innere Macht des Königsberger Doms" nicht aus dem Gedächtnis der aus ihrer Heimat Vertriebenen verschwinden werde, so bliebe Europas „Legende" lebendig, selbst wenn es nur noch versprengte Haufen von Deutschen gäbe. Sie würden sich auf tausend natürlichen Wegen wieder zur Nation finden und so den Versuch revidieren, „Europa gegen die Wahrheit seines Gedächtnisses zu formen", und „Geist und Gesittung Europas" aus dem geistigen Einflußbereich des „preußischen Ordens" zwischen Königsberg und Reval einfach auszulöschen.866 866 M. W. ist der Text vollständig bislang nicht publiziert worden. Zitate daraus finden sich bei Taege 1985, jedoch falsch datiert („1944" bzw. „Ende Februar") und mit der unzutreffenden Angabe, Baumgarten habe die Rede im „eingeschlossenen Königsberg" gehalten. Eine Abschrift des Textes („Text der tatsächlich gehaltenen Rede" in: GStA, XX. HA./Rep. 300, NL Hoffmann/Slg. Jantke, Karton 4). Sie enthält drei Änderungen mit Rücksicht auf den Sendeort Berlin statt Königsberg, mit Baumgartens hs. Vermerk, daß der Königsberger Sender durch Feindeinwirkung zerstört worden sei, der Berliner Sendeleiter ihn aber irreführend angekündigt habe: „Es spricht Major Professor Baumgarten, Königsberg". - Das folgende Zitat widerlegt auch Taeges Behauptung, man suche im Text das Wort Nationalsozialismus vergeblich. Bemerkenswert ist ferner, daß Taeges wörtliche Zitate in der Abschrift nicht vorkommen. Dort endet die Rede mit dem Bekenntnis: „Europa wird mit uns - jetzt oder später, siegen." Da aus Taeges Referat hervorgeht, daß er die Rede als Ganzes kennt, wird man das Zitat, das er im Anschluß an dieses Bekenntnis bringt, nicht als frei erfunden, sondern möglicherweise als Schlußpassage des ursprünglichen Manuskripts ansehen müssen, die nicht gesendet wurde: „Europa wird mit uns -jetzt oder später - siegen. Warum ich dessen so sicher bin? Einmal, weil ich
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6.2.4. Philosophischer Kriegseinsatz III: Die Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der bolschewistischen Weltgefahr 1941, nach Baeumlers Ausscheiden aus dem HAW, blieb von den konstruktiven Ansätzen zur wissenschaftlichen Grundlegung der NS-Weltanschauung wenig übrig. Unter Härtles faktischer Leitung reduzierte sich die Arbeit auf Erxlebens wissenschafts-, d. h. berufungspolitisches Management, während die Initiative gerade auf philosophischem Sektor („Kriegseinsatz", „Europa"-Tagung in Nürnberg, Neuerscheinen der „Kantstudien") beim NSDD zu liegen schien. Eigene Anstrengungen, mit Vorträgen über Nationalsozialismus und Wissenschaft an den Hochschulen verlorenen Einfluß zurückzugewinnen, scheiterten zum Teil kläglich.867 Trotzdem blieben Rosenbergs Gefolgsleute bemüht, Ritterbusch beiseite zu schieben. Im Herbst 1943 nutzte das HAW eine Aktion des Reichsforschungsrates, um neben 5 000 Naturwissenschaftlern, die von der Front zurückgeholt wurden, beim OKW auch die Freistellung von 100 Geisteswissenschaftlern zu erwirken. Unter den Philosophen waren, neben Böhm, Hoberg und Behrens, fast nur die Teilnehmer von Buderose: Ritter, Schlechta, Peters, Steinbeck, Liebrucks, J. Schwarz, Metzke und Zastrau.868 Anfang 1944 weigerte sich Rosenberg, für eine vom NSDD im März 1944 angesetzte Philosophentagung Urlaubsanträge beim OKW zu unterstützen, besprach aber zur gleichen Zeit mit HAW-Chef Groß „takti-
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die deutsche Lösung: die Verbindung und Versöhnung des nationalen und sozialen Prinzips als Gegengewicht gegen den ungeschichtlichen, universalen Kollektivismus vom Osten und gegen den Standardmenschen vom Westen für grundsätzlich gesund, verhältnismäßig erfreulich und durchaus tragfähig, nachahmbar und variierbar halte. Sodann, weil ich erfahren habe, daß diese deutsche Lösung Raum läßt für viele Prinzipien geistiger Existenz, die auf den ersten Blick geringe, nur geschmäcklerische Bedeutung zu haben scheinen, die aber in Wahrheit allein dafür sorgen können, daß zwischen Asien und Amerika ein Europa am Leben bleibt und dieses Europa gegenüber den genannten beiden Nachbarn des Großraumes und des Großbetriebes seine eigene fruchtbare Rolle fortspielt zum Segen und zur Gesundheit der ganzen Welt, einschließlich der genannten Nachbarn: 1. Die Leidenschaft zur Qualität, 2. das äußerlich anspruchslose, innerlich reiche, individuelle Gemüt, 3. eine letzte Schärfe und Konzentration des Geistes aus innerer und äußerer Notwehr, 4. die schöpferische, aus wenig oder nichts Schönheit schaffende bildende Kraft [...] [Auslassung Taege, Vf.]. Wir werden diesem Ziel Opfer bringen müssen, aber Opfer, die nicht Schwächen, sondern Stärken als Ursache haben. Deutschland wird den Zusammenbruch [?, eine Formulierung, die, falls authentisch, plausibel macht, warum diese Schlußpassage nicht sendefähig war] überwinden, weil dort, wo Deutschland lebt, sittliches Preußentum gewirkt hat. Preußentum: Das ist der Wille zum Staate und die Erkenntnis des geschichtlichen Lebens als eines politischen Lebens. Die Kraft des Preußentums war immer die Kraft der Zusammenfassung [... Auslassung Taege; auch die Berufung auf Preußen, ohne Bezug zum Nationalsozialismus, könnte Baumgarten als inopportun gestrichen worden sein]. Wo auch immer der Entschluß zu Deutschland gefaßt wird, dort ist Deutschland." Der Schlußsatz lautet in Taeges Wiedergabe: „Überleben wird die Legende tapferen Soldatentums, die Legende der Opferbereitschaft des deutschen Soldaten im Kampf für die Kant'sche Freiheit des Abendlandes." - Die vielleicht im NL Baumgarten befindliche Originalfassung stand mir zum Vergleich nicht zur Verfügung, da ich vom derzeitigen Nachlaß-Verwalter auf eine entsprechende Bitte um Einsichtnahme leider keine Antwort erhielt. BAP, R. 49.02, 62 Di 1, Film 732, Bl. 494ff. Bericht über Vortragsreihe HAW 1943/44; in Königsberg, wo man das Gespräch im kleinen Kreis gesucht hatte, organisierte Gauleiter Koch eine „Kampfversammlung" in der Stadthalle für alle „geistig Schaffenden", womit er das Anliegen der Abgesandten seines Intimfeindes Rosenberg erfolgreich sabotierte. Vgl. die Liste in: ebd., 62 Di 1, Film 732, Bl. 489-493.
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sehe Maßnahmen zur Einflußnahme auf die Aktion Ritterbusch". Dafür sollte allein das HAW zuständig sein, nicht der mit dem Aufbau der „Hohen Schule" beschäftigte Baeumler, der weiter nach wissenschaftspolitischem Einfluß strebte. 869 Baeumler, der glaubte, man furchte ihn wegen seiner überlegenen Kompetenz, war damit aus allen aktuellen, den Einsatz von Philosophen betreffenden Planungen des Amtes herausgedrängt, aus den nunmehr entscheidenden „Männerbünden" ausgegrenzt und ganz auf die Vorarbeiten der „Hohen Schule" eingeengt worden. Was Härtle mit den „Buderosern" im Sinne hatte, ist schwer zu beantworten. Vielleicht eine Neubelebung der alten Arbeitsgemeinschaft, um Weinhandls Platz einzunehmen, der in Frankfurt gerade zu dieser Zeit wegen seiner kirchlichen Bindungen als NSDD-Funktionär ausscheiden mußte, und damit wohl auch als Ritterbuschs Kriegseinsatzleiter Philosophie nicht mehr in Frage kam. In jedem Fall ging es Härtle darum, endlich weltanschaulich „härtere" Themen zu behandeln. Seiner Ansicht nach hatte sich Weinhandl wie auch die gesamte Ritterbusch-Aktion nur bemüht, die allgemeine Bedeutung der Geisteswissenschaften im Kriege zu unterstreichen, während man in dieser unverbindlichen „Sammelaktion" davor zurückgeschreckt sei, „unmittelbar in die weltanschauliche Auseinandersetzung der Gegenwart" einzugreifen.870 Als hartes, von Weinhandl unbeachtetes Thema Nr. 1 galt für Härtle der Bolschewismus. Dabei kam ihm entgegen, daß der Einsatzstab Rosenberg (ERR) in der UdSSR tonnenweise wichtiges Material bolschewistischer Provenienz sichergestellt und zur Auswertung nach Oberschlesien und nach Prag geschafft hatte.871 In Prag war in Härtles „Sonderstab Wissenschaft" mit Bibliotheken und Archiven ein eigener Forschungsschwerpunkt „Marxismus und Bolschewismus" entstanden. Ein „Handbuch des Bolschewismus" war in Vorbereitung. Für die Artikel „Hegel", „Dialektik", „Marx und Engels", „Materialismus" und „dialektischer Materialismus" gewann Härtle den Tübinger Hegel-Spezialisten Theodor Haering, der - im Juli zum Obereinsatzführer des Sonderstabes ernannt - im August die Prager Sammlungen nutzte und einen Abstecher nach Ratibor machte, um im dortigen Hauptsitz des Sonderstabes über seine Forschungsergebnisse zu referieren. 872 Stärker als Haering engagierte sich Hermann Noack, der regelmäßig in Ratibor erstellte „Ausarbeitungen auf dem Gebiete der Philosophie" empfing und der selbst, über die Thematik Marxismus/Bolschewismus hinaus, als Ratgeber und Vortragsredner („Ursachen und Grundlagen des britischen Imperialismus") zur Verfügung stand.873 869 Ebd., Bl. 501; Aktenvermerk v. 3. 3. 1944. 870 BAP, 62 Di 1, Film 732, Bl. 391^05; Tagungsbericht Antibolschewismus-AG v. 15. 11. 1944. In der Literatur gehen kurz auf diese Tagung u. a. ein: Schönwälder 1992, S. 257f. und Hausmann 1998, S. 243 (mit falscher Zuordnung der Tagung zur „Aktion Ritterbusch"). 871 Dazu viel material in BAP, R 49.02, 62 Di 1, Film 730; ERR (Stabsführung), Ostbücherei Ratibor (Hauptabt. I, 1 Archiv). 872 Ebd., Film 730 P, Bl. 360ff; Brw. Haering - Rudolph (ERR) v. 18. 8./1. 9. 1944. Vgl. a. UAT, 126a/172; Haering an Rektor Tübingen v. 31. 7722. 8. 1944. 873 Ebd., Bl. 20; Vermerke v. 7. 12. 1944: Von Noack angeforderte Arbeit über die „Weltanschauung der marxistischen und leninistischen Partei" z. Zt. verliehen, Bl. 43 v. 14. 11. 1944: Übersandt an Noack: Lebedew, ,Die Sowjetphilosophie', Bl. 60 v. 9. 11. 1944: Übersendung von Ausarbeitungen und Monatsübersichten sowie Hinweis, daß „vor wenigen Tagen wieder philosophische Arbeiten eingegangen" seien, Bl. 70 v. 19. 10. 1944: Von Noack Manuskript des in Ratibor gehaltenen Vortrags über „britischen Imperialismus" erbeten. Vgl. a. Film 732, Bl. 247; Hauptamt Lehrmittel, Aktennotiz v. 17. 7. 1944: Von N. sei ein Text zum Reichsschulungsthema „Der Reichsgedanke" erstellt worden;
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Der Hamburger Philosoph, der sich ja schon vor 1939 an der Deutung des ,Mythus' versucht hatte, war von Härtle außerdem als Abteilungsleiter Philosophie des im Verband der „Hohen Schule" anzusiedelnden „Instituts zur Erforschung des Bolschewismus" vorgesehen. Rosenberg hatte Härtle Anfang Juni 1944 mit der Gründung dieses Instituts beauftragt, dessen Ziel die Erforschung und Auswertung des Materials des ERR, die Organisation des Einsatzes von Forschung und Wissenschaft für den anti-bolschewistischen Kampf, die Erarbeitung wissenschaftlicher Unterlagen für Schulung und Propaganda sowie - recht allgemein - „die einheitliche Ausrichtung des geistigen Kampfes" sein sollte. 874 Der „Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der bolschewistischen Weltgefahr", etwa gleichzeitig ins Leben gerufen, kam dabei die Aufgabe zu, für die aktuelle Auseinandersetzung Forschungen über den Bolschewismus anzuregen und zu koordinieren. Dabei fällt auf, daß außer Springmeyer und Schmoldt niemand von den „Buderosern" einen Forschungsauftrag erhielt oder zur ersten Arbeitstagung vom 31. Oktober bis zum 2. November 1944 eingeladen wurde. Dafür war überraschenderweise Nicolai Hartmann in Prag anwesend, gegen dessen ostentative Hervorhebung in einem Studienführer Härtle noch im Frühjahr 1944 protestiert hatte.875 Mit ihm waren Haering, Faust (eigentlich ein Mann des NSDD), Springmeyer, Noack und Erxleben gekommen. Den SD vertrat dessen Freimaurer-Spezialist Erich Ehlers. Die stärkste Gruppe stellten die Osteuropawissenschaftler (Oberländer, Markert, v. Rimscha, Maurach, Wittram, Aubin, Pfitzner, Hölzle876, Schneefuss, Seraphim, v. Sivers) und die Fachleute für sowjetische Naturwissenschaften (Loeffler, Schuster, Lichtenecker, Franz, Schwartz, Gottschewski, Hippius). Nicht gekommen war der Berliner Kulturphilosoph Friedrich Wagner, der für die AG mit einem Forschungsauftrag betraut worden war. Während Hartmann nicht einmal in den Aussprachen das Wort ergriff, reservierte Härtle den anderen Philosophen gleich drei Vorträge. Faust sprach über den philosophischen Werdegang von Karl Marx, Noack über Begriff und Funktion der Praxis im dialektischen Materialismus und Haering über „Hegel und Marx". Die drei Referenten waren sich in dem einen Punkt einig, den Marxismus als Zersetzungsphänomen aufzufassen. Faust ging hier am weitesten und führte das Vertrauen in die Kraft der Theorie auf Marx' jüdische Herkunft zurück, verwies auf den durch Hegel vermittelten Spinoza-Einfluß und stellte den Willen zur Negation als eigentliches agens der Klassenkampftheorie heraus: deshalb könne die Aufhebung der Selbstentfremdung nur als Auflösungsprozeß begriffen werden, als klassenkämpferische Auflösung der bestehenden Gesellschaft. Noack (dessen Vortrag der Protokollant wohl nicht immer folgen konnte) kritisierte die marxistische Gleichsetzung von Praxis, Arbeitspraxis und Selbstentfremdung, die den Menschen nur als Funktion denke. Offensichtlich war er der Ansicht, der von Marx analysierte Produktionsprozeß, als höchstes Stadium der Selbstentfremdung, der den Menschen zum kollektivistischen Atom erniedrige, stelle in Wahrheit eine adäquate Beschreibung des
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die erste Fassung habe Baeumler vorgelegen, die zweite habe der Stellenleiter dann persönlich mit N. erarbeitet. Ebd., Bl. 302, Pers. Referent Rosenbergs an Hauptamt Lehrmittel v. 11. 10. 1944: N. solle in Anerkennung seines Rednereinsatzes mit einem Exemplar des ,Mythus' (vom Reichsleiter eigenhändig signiert) belohnt werden. - Vgl. auch Noack 1938. BAP, R 49.02, 62 Di 1, Film 732, Bl. 470 (Institutsorganisation), 471 (Auftrag Rosenbergs v. 8. 6. 1944). Ebd., Bl. 481; Härtle an RStudF (Kubach) v. 26. 4. 1944. Der Historiker Erwin Hölzle war der Koordinator der AG im Sonderstab Wissenschaft.
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marxistischen Ideals dar. Die destruktive Energie dieses Kollektivismus bedinge den „Zerfall arteigener Kultur". Haering räumte ein, daß Marx in seinen Frühschriften Hegel noch richtig verstanden habe - also nicht alles auf jüdische Destruktivität reduzierbar sei, wie Faust annahm. Doch dann sei Marx der atomistischen Weltbetrachtung des Westens erlegen und habe die wirklichkeitsgerechte Dialektik Hegels materialistisch vereinseitigt. Der sich zwischen Haering und Faust andeutende Dissenz verbreiterte sich mit der Stellungnahme Springmeyers. Er distanzierte sich von simplen Etikettierungen („Seht da, den Juden Marx") und plädierte dafür, konsequenter als Marx zu sein, also nicht auf Marx zu antworten, denn dann bestimmten die Bolschewisten das Thema, sondern tiefer nach dem Problem der Selbstentfremdung zu fragen und auf dieses Problem „die radikalere und revolutionärere Antwort zu geben, unter Wiedereinbeziehung dessen, was uns an der marxistischen Antwort gehört". Mithin genüge es nicht, den Marxismus als jüdische Zersetzungsideologie zu brandmarken, sondern man müsse ihn als ernstzunehmende Gesellschaftstheorie rezipieren, die nur zufällig von einem Juden entwickelt worden sei. Faust wies dies zurück: „Überall" erkenne er „nur Schmarotzen an der deutschen Philosophie", deshalb gehöre uns auch nichts an der marxistischen Antwort: „Wir müssen zeigen, daß alles bolschewistischer Krampf ist". Faust mußte sich aber von Härtle entgegen halten lassen, daß man den Revolutionär Marx ernst nehmen müsse und nicht in die philosophische Lage vor Marx zurückfallen dürfe, wenn man den Anspruch des Nationalsozialismus einlösen wolle, gegenüber den Marxisten die eigentlich revolutionäre Kraft zu sein. Fünf Jahre nach Kriegsausbruch, drei Jahre nach dem Angriff auf die Sowjetunion, nur Monate vor dem militärischen Zusammenbruch des nationalsozialistischen Reiches, begann man im Amtsbereich des NS-Chefideologen Rosenberg damit, die philosophische Auseinandersetzung mit den wichtigsten weltanschaulichen Widersachern des Nationalsozialismus zu koordinieren. Dies mutet wie eine Wiederholung des Versäumnisses von 1914 an, das Feld der geistigen Kriegführung fast kampflos dem Feind zu überlassen. 6.2.5. Philosophischer Kriegseinsatz IV: Weltkrieg und Weltjudentum Nur zwei akademisch bestallte Philosophen, Baeumler und Krieck, haben das Judentum in ihren Kriegsschriften kontinuierlich als Machtfaktor in der internationalen Politik aufgefaßt und es unter die spätestens seit 1939 gegen Deutschland Krieg führenden Mächte gezählt. Das ist ein erstaunlicher Befund in Anbetracht der offiziellen Einschätzung des „Weltjudentums" und seiner ihm zugeschriebenen Verantwortung für Vorbereitung, Auslösung und Führung des Zweiten Weltkrieges. Einige von denen, die außer Baeumler und Krieck nach 1939 Juden ins politischpublizistische Kalkül zogen, sind nur noch bedingt zur Philosophenzunft zu zählen. So der Pädagoge Theodor Wilhelm, Schriftleiter von Baeumlers „Internationaler Zeitschrift für Erziehung" und ständiger Mitarbeiter der Monatshefte des Deutschen Instituts für Außenpolitische Forschung, „Auswärtige Politik", eines Sprachrohrs des Ribbentrop-Ministeriums. Wilhelm machte 1943 Europas Neuordnung von der „Gesamtlösung des Judenproblems" abhängig und lobte die Rassengesetzgebung in den vom Reich besetzten oder mit ihm verbündeten Staaten als Konsequenz unabweisbarer bevölkerungspolitischer, ökonomischer und „charakterlicher" Wandlungen, die das erfreuliche Ergebnis zeitigen, daß nunmehr die
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„Front gegen das Judentum bis auf wenige Schönheitslücken" geschlossen sei.877 Im übrigen übernahm Wilhelm Baeumlers Feindbegriff „Weltdemokratie" und spürte ihrem Einfluß im „Kulturimperialismus" nach, der im Interesse der US-Wirtschaft die „amerikanischdemokratische Zivilisation" Völkern aufzwinge, die dies nicht wollten und daran seelisch zugrunde gingen.878 Nur einmal verband er Amerikanismus und jüdischen Kapitalismus: die „finanzgewaltigen jüdischen Banken Shanghais" und „das weiße Judentum Ostasiens" seien „unzweideutig" mit Japans Gegnern im Bunde.879 Heyses Schüler F. Alfred Beck interpretierte den Krieg als „infernalischen Kampf des auf „planmäßige Ausrottung alles völkischen Eigenlebens" bedachten Judentums gegen das rassisch geordnete Reich. Das Reich bewahre gegen den am Ende globaler Judaisierung stehenden „Welteinheitsstaat" ein „reichgegliedertes Weltgefüge", es sei „das letzte Bollwerk wider den allgemeinen internationalen Völkerbrei", die Vorstufe jüdischer Weltherrschaft. Es verteidige auch, da Judentum und kapitalistische Wertordnung identisch seien, die sozialistische Ordnung jenseits von Ausbeutung und Verdinglichung des Menschen. Becks Überzeugung, daß es dem internationalen Judentum in dieser Auseinandersetzung darum gehe, Reich und Volk der Deutschen „auszurotten", rechtfertigte für ihn auch harte Abwehrmaßnahmen wie „die radikale und totale Ausschaltung des Juden aus unserem gesamten Leben".880 Im Gewand der Rezension einer neu aufgelegten polnischen Kampfschrift aus dem 17. Jahrhundert, ließ auch der Berliner Kulturphilosoph Friedrich Wagner nur einen Schluß zu: den „Krebsschaden" zu beseitigen, den der konstant kapitalistisch denkende Jude als „Ausbeuter, Kriegshetzer, internationaler Makler und Spekulant" verkörpere.881 Schering rückte in seine Clausewitz-Edition eine Passage über Polen und Juden ein, wo es heißt, daß
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Wilhelm 1943a, S. 154f., unwesentlich variiert im letzten Jg. der IZE, 1944, S. 8. Dazu Wilhelm im Gespräch mit Miller-Kipp 1991, S. 657f; deren Unterstellung, den Preis der europäischen Judenpolitik gekannt und sie trotzdem gutgeheißen zu haben, weist Wilhelm entschieden zurück. Ähnlich moralisierende Kritik am vermeintlich engsten Mitarbeiter Baeumlers schon von DDR-Seite (Hohendorf 1960) und von einem BRD-Pädagogen (Keim 1988). Wilhelm 1943b, S. 122ff. Wilhelm nannte hier vor allem die Völker des Vorderen Orients, die, der Ölinteressen wegen, ein besonders begehrtes Missionsziel seien. Ders. 1943c, S. 392. So Beck 1944a in den Schlußkapiteln seiner Heyse verpflichteten Geschichtsphilosophie ,Aufgang des germanischen Weltalters'; ebenso veröffentlichte er im Parteiblatt „Westdeutscher Beobachter" einige Leitartikel zum Gegensatz „urkapitalistischer Geist des Judentums" - „deutsch-germanische Welt des nationalen Sozialismus" (Beck 1944b und c). - In ähnlich radikaler Weise, den europäischen Einigungsprozeß mit der „Ausschaltung der Juden" verknüpfend, argumentiert ein Beitrag von Walter Faltz zum letzten Heft der Six-Zeitschrift „Politische Wissenschaft" (nicht mehr erschienen): gegen den vom „Rachegeist des Judentums" angestachelten Universalismus des US-Imperialismus und des Bolschewismus, der den „göttlichen Gesetzen der Natur und des Kosmos" widerspräche, habe Adolf Hitler die „Notwehr Deutschlands" organisiert und kämpfe um die „Selbstbehauptung der europäischen Existenz" (1945, S. 13 lf, 139). Wagner 1942, S. 236. Josef Sommerfeldt, der das Pamphlet des Krakauer Astronomen Sebastian Miczynski 1941 in bearbeiter Fassung herausgab, war Referent für Judenforschung am Institut für deutsche Ostarbeit Krakau. Nicht ganz sicher ist, ob nicht ein Namensvetter Wagners, der Münchner Historiker F. Wagner, der Rezensent gewesen sein könnte.
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der unergründliche Schmutz der wie „Ungeziefer" wimmelnden Juden „von der reinlichen Flamme in reinliche Asche verwandelt" werden möge.882 Weinhandl, seit 1933 regelmäßig, aber doch nur sporadisch-polemisch antijüdisch argumentierend, hielt sich, gemessen an Baeumler und Krieck, zum Thema „Weltjudentum" eher zurück. 1944, in einem Beitrag für eine Schulungsschrift der Dienststelle Rosenberg, ließ er sich auf die gängige NS-Geschichtsphilosophie ein, für die im Zweiten Weltkrieg die Entscheidungsschlacht gegen das „Weltjudentum" geschlagen wurde. Es übe, so Weinhandl, seinen allgegenwärtigen Einfluß aus im vermeintlichen Pluralismus westlicher Demokratien wie im bolschewistischen Kollektivismus. Europas Neuordnung erfolge aus dem Geist deutscher Weltanschauung, die zum ,jüdisch-materialistisch-bolschewistischen Wirklichkeitsbild in schärfstem Gegensatz" stehe und sich der drohenden „Vernichtung der organischen Ordnung des Lebens im Rassenchaos" entgegenstemme.883 Hermann Noack, von Baeumler noch 1937 als ein durch Cassirer geprägter neukantianischer Formalist abgelehnt (s. o.), vertrat als Mitarbeiter des Amtes Rosenberg rückhaltlos die geschichtsphilosophischen Positionen seines Chefs und war um ihre aktualisierende Anwendung auf die Weltkriegsdeutung bemüht. Im Schema von Partikularismus versus Universalismus denkend, handelten für ihn die Feinde des Reiches nach imperialistischen und universalistischen Maximen, die darauf zielten, die arteigene Kultur europäischer Völker zu vernichten, insbesondere die rassischen und aristokratischen Werte der germanischen Weltanschauung auszulöschen. Ein Unternehmen, zu dem sich scheinbar konträre Mächte wie das „internationale Juden- und Freimaurertum, Liberalismus und parlamentarische Demokratie", die „Allerweltskultur" des „Dollarimperialismus" und die „Unterweltskultur" des Bolschewismus zusammengetan hätten, die das Reich 1939 in den Krieg um seine Existenz zogen.884 Noacks Ausführungen erschienen 1944 in einer nur für den Dienstgebrauch bestimmten Broschüre, die das von Baeumlers ehemaligen Assistenten Kurt Utermann geleitete Amt Wehrmachtschulung in der Dienststelle Rosenberg als „Gedankenführung zu weltanschaulich-politischen Vorträgen zur Partei- und Wehrmachtschulung" herausgab. Seine Mitautoren, Weinhandl, die Historiker Rein und Maschke und einige Parteiideologen aus der dritten Reihe, dramatisierten mit Paraphrasen aus Hitlers antijudaischen Kampfansagen das von Noack unterstellte Kriegsziel der universalistischen Feinde Deutschlands, das die Unconditional-surrender-Forderung von Casablanca (1943) zu bestätigen schien. Der von Noack an882
Schering 1941a, S. 110 (Brief von Clausewitz an seine Frau v. 15. 5. 1812 aus Polen). Schering spricht in seinen einfuhrenden Worten, ebd., S. 109, vom „unabänderlichen Charakter der Polen". Clausewitz wünscht den „ganzen Anbau" auszubrennen, was wohl eher heißt, allein die schmutzigen Ansiedlungen, nicht ihre Bewohner - eine Formulierung, die sich freilich für den böswilligen Zeitgenossen des Jahres 1941 auch auf die im Schmutz hausenden Juden und Polen beziehen läßt. Aufschlußreich ist, daß Otto Heuschele in seiner umfangreichen Briefauswahl ,Carl und Marie von Clausewitz' (1935) auf diesen 1878 erstmals publizierten Brief verzichtet. - Daß Scherings ehemaliger Kollege, der Baeumler-Assistent Steinbeck, in einer Fichte-Auswahl Fichte wieder einmal als Judengegner (dabei vorsichtig aktualisierend: die Juden mindestens als Nutznießer, wenn nicht als Verantwortliche der „geistigen Knebelung") präsentiert, sei nur erwähnt: Steinbeck 1941, S. 35ff. 883 Weinhandl 1944, S. 64. 884 Noack 1944a, S. 12 und ders. 1944b, S. 23f; die Übereinstimmung schloß auch die speziell von Baeumler lancierte „germanische" Deutung deutscher Geschichte ein, vor allem die Konfrontation des völkisch-sittlichen, der ewigen Naturordnung adäquaten germanischen Partikularismus mit dem jüdischen Theokratismus.
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gesprochene Vernichtungswille des internationalen Judentums bedeutete aus dieser Perspektive für den Fall der deutschen Niederlage „das Ende der Welt" 885. Das zweifellos auch von Noack befürchtete Weltende war allein von Deutschland als „Führer des Weltkampfes gegen das Judentum" (Otto) aufzuhalten. Voraussetzung dafür war die Wahrnehmung einer europäischen Führungsaufgabe, die Noack anti-imperialistisch auf die Bewahrung „nordische Ordnungsformen" festlegen wollte. Die so diffus als „Völkergemeinschaft unter deutscher Führung" entworfene Vision rechnete dabei mit einem gegenseitigen Treueverhältnis nach dem Vorbild der germanischen Führer-Gefolgschaftsbeziehung, geordnet allerdings, bei aller prognostizierten Vielstimmigkeit, nach politischer, historischer und biologischer Bedeutung der Beteiligten, so daß sich Franzosen vielleicht vorstellen durften, daß ihnen aufgrund ihrer politischen Bedeutung ein größeres Maß an Eigenständigkeit zugebilligt werden würde als Holländer oder Skandinavier dies aufgrund ihrer im Vergleich mit Slawen wiederum höher eingeschätzten biologischen Bedeutung erwarten durften. Eine Einteilung, die Noack noch durch den Hinweis weiter verwirrte, daß die zukünftige europäische Rangordnung nach dem Anteil der Völker am gegenwärtigen Lebenskampf fixiert werde. Fraglos schien nur, daß für Juden in diesem Europa kein Platz mehr sein würde („Ausscheidung des Fremden"), weil der „rassisch-völkische Gesichtpunkt" für die Neuordnung „grundlegend", die „rassische Verwandtschaft" der entscheidende Faktor bei der Herausbildung der „gesamteuropäischen Gemeinschaft" sein werde.886 Daß diese im übrigen vernebelnden, wenig verlockenden, vage auch eine „sozialistische Gemeinschaft" in einer von „aristokratischem Herrenmenschentum" gelenkten „Volks- und Großraumwirtschaft" verheißenden Aussichten die von Noack leise beklagten deutschen Führungsdefizite (noch sei „manches zu lernen", um die nötige „Würdigkeit" zur Führung zu erwerben) offenlegten, war schwer zu übersehen, so daß auch diese späten Aufsätze eher die europapolitische Ratlosigkeit des philosophischen Kriegseinsatzes, kaum aber die Begabung eines Cassirer-Schülers dokumentieren, NS-konforme Beiträge zum Kampf gegen das „Weltjudentum" zu liefern.887 Ernst Kriecks anti-plutokratischer „Klassenkampf der Völker" Grundsätzlicher, im Rahmen seines im Januar 1940 abgeschlossenen geschichtsphilosophischen Hauptwerks ,Der Mensch in der Geschichte', handelte Ernst Krieck die „Weltentscheidung von 1939" ab. Das deutsche Volk, in der Weimarer Republik unter Jüdischer Führung" in eine Existenzkrise geraten, sei, nach „Abhalfterung seiner Juden" durch den Nationalsozialismus, 1939 „durch das Weltjudentum, das sich die westlichen Demokratien hörig gemacht hatte, von außen her mit dem Krieg [...] in eine neue Existenzbewährung hineingezwungen" worden.888 Der nationale Sozialist Krieck setzte dabei voraus, die Entscheidung nur mit dem westlich-kapitalistischen Judentum ausfechten zu müssen. Im Osten glaubte er, einige Monate nach Abschluß des Hitler-Stalin-Paktes, eine Traumkonstellation zu erkennen: Die vom hochgeschätzten Bruno Bauer verheißene Heraufkunft einer neuen europäischen, von Germanentum und Russentum gestalteten Ordnung.889 Darum bewertete 885 886 887 888 889
So Otto 1944, S. 141 („Jüdische Weltherrschaft würde das Ende der Welt sein"). Noack 1944c, S. 279 und 287. Ders. 1944b, S. 24. Krieck 1940a, S. 220. So Krieck schon in einer Würdigung Bauers vom Januar 1939, als eine außenpolitische Wende Richtung Moskau noch nicht abzusehen war (1939, S. 26).
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er die im Mai 1939 erfolgte Ablösung des sowjetischen Außenkommissars Litwinow, eines Juden, als „Krise der jüdischen Vorherrschaft" im Bolschewismus, so daß endlich „der Marxismus in Rußland russisch" werde.890 Krieck reaktivierte hier die außenpolitischen Ideen Moeller van den Brucks, in dessen Umfeld er sich ja einst publizistisch angesiedelt hatte. Die rassische Einstufung des Slawentums als minderwertig, die für Hitler und Rosenberg auch nach einer vollständigen Russifizierung des leninistischen Systems eine gleichberechtigte außenpolitische Kooperation „sozialistischer" Staaten ausgeschlossen hätte (von den Lebensraumplänen einmal ganz abgesehen), erachtete Krieck nicht als ein Hindernis, um die längst als rassenpolitisch gefährliche, offiziell geächtete „Ostideologie" wieder zu empfehlen, mit der einst Heyse in Königsberg in die Sackgasse gefahren war. 891 Darum schwärmte er von einer zukünftigen Front der „revolutionären, antiplutokratischen Mächte des Ostens", die der Epoche des von „England, Frankreich, Amerika und Weltjudentum" getragenen „demokratisch-universalistischen Westens" ein Ende bereiten würden.892 Für ihn ging am 1. September 1939 der 1933 eröffnete „kalte Krieg" jüdischer Organisationen gegen das Deutsche Reich in seine heiße Phase über. Die Auffassung, primär Juden und nicht den autochthonen Eliten der westlichen Demokratien gegenüber zu stehen, leitete Krieck aus der politisch-ökonomischen Struktur vor allem der angelsächsischen Gesellschaften ab. Frankreich, seit 1789 von „nichtarischen Unterschichten" in die „Gefahr der Verniggerung" gebracht, beachtete er nur am Rande.893 In England und den USA habe sich der Kapitalismus ungehemmt entfalten und oligarchische Formen der Geldherrschaft hervorbringen können. Über die Zugehörigkeit zur angelsächsischen Oberschicht entscheide allein das calvinistische Kriterium des wirtschaftlichen Erfolgs. Der so mögliche und seit der von Cromwell erlaubten Rückkehr auch vollzogene Aufstieg der Juden, zuerst in ökonomische, im 19. Jahrhundert auch in politisch-administrative Schlüsselpositionen des Empire (Disraeli), sei ihnen von der anglikanischen Hochkirche nicht unwesentlich erleichtert worden: „Schon durch die Jahrhunderte des imperialen Aufstiegs haben sich die Briten als Söhne Abrahams, als die Berufenen und Beschnittenen Jehovas, als die Nachkommen Israels nach dem Blut betrachtet."894 Diese Auserwähltheitsideologie habe die britisch-jüdische Symbiose gestiftet, und sie habe den imperialistischen Griff nach der Weltherrschaft legitimiert. Deren Ratio sei aber keinesfalls nur eine forcierte Arbeits- und Berufsethik, wie Max Weber glaubte, sondern „Raub und Ausbeutung". Krieck gebrauchte hier antikapitalistische, anti-imperialistische Anklagen, die bei Erscheinen seines Buches das alltägliche Propagandageschäft deutscher
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Ders. 1940a, S. 121,220, 229. Zur „Ostideologie" aus Rosenbergs Sicht vgl. Fink 1936. Krieck 1940a, S. 222. Ebd., S. 101: „[erfüllt sich Frankreichs Schicksal], treibt [es] nach der Verjudung der Verniggerung zu", ähnlich ebd., S. 167. Ders. 1940c; 1940d (beide Aufsätze während des Westfeldzuges im Mai/Juni erschienen); vgl. 1940a, S. 221: „Im Aufstieg des Imperiums fühlte sich England vielmehr als das wahre Israel ..."; auch ders. 1940f+g.
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Medien bestimmten, die aber, bezüglich Kolonialismus und genozidaler Praktiken in Nordamerika, einer historischen Grundlage nicht ganz entbehrten:895 „Der angelsächsische Kapitalismus ist in England wie in seiner Zweigstelle Amerika nicht durch B. Franklins Geschäftsmoralismus und Rechenhaftigkeit, sondern durch rücksichtsloseste monopolistische Ausbeutung und Verelendung der Arbeiter, der eigenen Volksgenossen und aller dem Wirtschaftsimperialismus versklavten farbigen Völker, zu seiner Höhe gelangt, wobei die rote Rasse überhaupt auf der Strecke geblieben ist. Die Plutokratie - Ausleseschicht der Demokratien - ist begründet auf Raub und Ausbeutung und weist in ihrer Grundlage durch die Jahrhunderte hin mehr Blut und Tod, andauerndere Verbrechen auf, als je ein Schwertadel, als je ein politischer Entscheidungskrieg, der Weltkrieg einschließlich."
Krieck steigerte den vom Propagandaministerium in Umlauf gesetzten Begriff „Plutokratie" zur Bezeichnung des angelsächsischen Herrschaftssystems zur Formel Jüdische Weltplutokratie"896. Das lag ganz auf der offiziellen Linie, wonach 1939 ein antiplutokratischer, revolutionärer Krieg, ein „Klassenkampf der Völker" begonnen habe.897 Den in Partei und SA auflebenden nationalbolschewistischen Tendenzen, wie sie Krieck vertrat, erteilte Goebbels jedoch eine harsche Absage.898 Das stärkste, auch emotional fest verankerte Motiv seines Antikapitalismus, war Kriecks Antiuniversalismus. Im Vergleich mit den Argumentationsmustern seiner Kollegen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs brachte nur die antijüdische Stoßrichtung ein neues Moment, das teilweise von der aktuellen nationalsozialistischen Beurteilung der internationalen Lage, der Kräfteverhältnisse und Verantwortlichkeiten, abhing, teilweise das Fazit aus geistesgeschichtlichen Studien zum Aufkommen der „überstaatlichen Mächte" (Illuminaten, Freimaurer, Juden, Katholiken u. a.) zog.899 Insbesondere Bruno Bauers Auffassung vom Judentum als „Weltmacht der Abplattung" und Feind aller historischen
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Ders. 1940a, S. 136. Beispielhaft für dieses Englandbild der vom Hamburger Soziologen Ernst Lewalter (bis 1933 ein Freund Siegfried Landshuts, des Hg. von Marx' Frühschriften; selbst Vf. eines Aufsatzes ,Zur Systematik der Marxschen Staats- und Gesellschaftslehre', 1933 - von Carl Schmitt mit Gewinn benutzt, 1950, S. 269) verfaßte Text zum Zigarettenbilderalbum ,Raubstaat England', 1941 von der Hamburger Fa. Reemtsma verbreitet in 300 000 Exemplaren. Vergleichbar das von Goebbels' Mitarbeiter Wilhelm Ziegler hg. Dokumentarwerk ,Über englische Humanität' 1941, an dem Alfred Cordier aus Baeumlers HAW mitwirkte. Krieck 1940b, S. 21; zusammenfassend: ders. 1940e.. So Goebbels im Juni 1939 kurz nach der Unterzeichnung des „Stahlpaktes" zwischen den beiden „Habenichtsen" Deutschland und Italien (Goebbels 1941, S. 157ff.). Die deutsche Presse wies er im Dezember 1939 an, den „antiplutokratischen Kurs" zu steuern. Im Februar 1940 wollte er Plutokratie zum „Hauptbegriff' aufgewertet wissen, auf den der Kampf in nächster Zeit geistig abgestellt werden müsse, vgl. Boelcke 1969, S. 39. Auf die schon vor 1914 gebräuchliche Verwendung in der englischen Innenpolitik machte Abi 1941 aufmerksam, auch auf die Verknüpfung „englisch-jüdische Plutokratie". Im Briefwechsel mit Dilthey schrieb Paul Yorck von Wartenburg 1878, während des Berliner „Antisemitismusstreits": „Möge die Regierung sich gegenwärtig halten, daß Sozialismus und Judaismus (Plutokratie) zwei Seiten derselben Sache sind." Dilthey 1923, S. 8. - Vor einer Überschätzung des politischen Einflusses des Londoner Finanzkapitals im allgemeinen und jüdischer Bankiers im besonderen warnte der deutsche Journalist K. H. Abshagen, dessen Bestseller,König, Lords und Gentlemen' ein eigenes Kapitel „Grenzen der Plutokratie" enthielt; 1938, S. 204ff. Boelcke 1969, S. 43, über die Bemühungen, im Januar 1940 aufkommende prosowjetische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Vgl. die zahlreichen Bezugnahmen von Krieck 1940a, etwa S. 298f. über die jüdische Messiasidee.
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Unterschiede machte er sich zu eigen.900 Gegen den für ihn omnipräsenten Gegner, der mit dem Ziel des „Einheits- und Kollektivstaates aller Menschen" bereits den „Weltfriedhof' als planetarisches „Völkergrab" und damit das Ende der Geschichte abstecke, übernehme das Reich als „Protektor der kleinen Völker" die weltgeschichtliche Aufgabe, mit der ethnischkulturellen Vielgestaltigkeit das in der Spannung bestehende Lebensprinzip und damit die natürliche Ordnung überhaupt zu verteidigen.901 Der jüdischen Weltherrschaftsstruktur, die alle menschlichen Verhältnisse in Waren- und Geldtauschbeziehungen verwandle und ein System exklusiv ökonomischer Interdependenzen aufrichte, so daß unter dem Schirm der „Humanitätsideologie" ein „Ausbeutungssyndikat" entstehe, trete das Reich - als ein Hort der von Disraeli gefürchteten „teutonischen Rebellion", die allein den „Sturz der jüdischen Weltherrschaft" bewirken könne - als Ordnungsmacht entgegen, die die „ausbeutende Herrschaft" durch eine neue Völkerrechtsordnung ersetze. Sie beruhe auf dem germanischen Rechtsprinzip der „Gegenseitigkeit von Berechtigung und Verpflichtung", das die stärkere Macht zur Förderung der Schwächeren anhalte.902 Speisten sich Kriecks antijüdische Kriegsschriften aus einer großen Vertrautheit mit der Geschichte des europäischen Judentums, hingen die einschlägigen Publikationen seines Schülers Willy Kunz stark von den Vorgaben der offiziellen NS-Propaganda ab. Zu erwähnen sei hier nur Kunz' Aufsatz ,Der Weg ins Nichts' von 1941, der Lenins Revolution umstandslos als „Machtergreifung des Judentums" bezeichnet: „Erzbolschewistentum und Erzjudentum" seien absolut identisch. Seit 1917 sei Rußland die ureigentliche Heimat der Juden, übe dort die jüdische Bourgeoisie die „Diktatur des Proletariats" aus und bereite die „Weltvernichtung" vor. Den „marxistisch-jüdischen Weltbolschewismus", den „Angreifer im Angriff zu schlagen und Europa vor der Vernichtung zu bewahren - das sei die welthistorische Aufgabe des nationalsozialistisch geführten Deutschen Reiches.903 Antikapitalismus und Antijudaismus bei Alfred Baeumler Verglichen mit Kriecks Stellungnahmen, blieb das antijüdische Motiv in Baeumlers politischer Publizistik mehr im Hintergrund. In den Presseartikeln zur Sinndeutung des Krieges, in der geschichtsphilosophischen Broschüre über ,Weltdemokratie und Nationalsozialismus' (1943) und in den Aufsätzen, die, endend mit dem Überblick ,Die Idee des Reiches' (1944), eine nationalsozialistische Interpretation deutscher Geschichte zu sein prätendierten, spielte 900
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Herrn Jürgen von Kempski verdanke ich die Anregung, zu überprüfen, ob Krieck den vierten Band von Bruno Bauers Evangelienkritik (,Die theoretische Erklärung der Evangelien', 1852) gekannt habe. Dieses Werk enthält ein Kapitel über „Das moderne Judentum" als universalistischer „Gegner der Bestimmtheit". Krieck bezog sich nirgends explizit darauf (vgl. aber 1939b), dafür aber seine Schülerin Waltraud Eckhard, die im Herbst 1944 in einem Bauer-Aufsatz für den „Weitkampf' daraus zitierte (Eckhard 1944, S. 131). Krieck 1940a, S. 172, 208. Ebd., S. 208, 230ff. Kunz 1941a, S. 254f. (ders. 1941b = unveränderter Nachdruck); ders. 1941c, ein .Gespräch in Rußland', das den Bogen von 1789 zu 1917 schlug, vom Beginn des „Aufstands gegen das abendländische Kulturmenschentum" bis zur jüdisch inspirierten Weltrevolution. Ohne Hinweis auf jüdische Machinationen kam Kunz' Beitrag anläßlich des Siegs über Frankreich aus: Wie Krieck hielt Kunz eine Beschäftigung mit der grande nation fast für müßig, weil sie, demographisch ausgezehrt, „mit Negern" Gemeinschaft pflege und daher begonnen habe, sich selbst aus dem „europäischen Verband" herauszulösen (ders. 1940, S. 269).
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der historische oder aktuelle Anteil des Judentums am deutschen Schicksal eher eine marginale Rolle. Die im „Völkischen Beobachter" oder in Besatzungsblättern veröffentlichten Artikel schienen in ihrer ausschließlichen Fixierung auf das Reich als Verteidiger einer Lebensform der „Innerlichkeit" und den auf deren Austilgung versessenen angelsächsischen „Materialismus des Goldsystems" sogar streckenweise in vertraute Muster der Ideen von 1914 zurückzufallen, ohne daß Baeumler wie Krieck die Gelegenheit nutzte, über „die „englisch-jüdische Allianz"904 herzuziehen.905 Allein ein später Aufsatz über Karl Marx im „Weitkampf' (1944), dem Organ des in Rosenbergs Amtsbereich tätigen Frankfurter Instituts zur Erforschung der Judenfrage, schien etwas aus dem Rahmen zu fallen, da hier in harten Wendungen vom jüdischen Vernichtungswillen und einer auf „Mord" ausgehenden „Weltkonzeptions des Grauens" die Rede war.906 Wenn man jedoch die ungedruckten Manuskripte aus den Jahren 1943 bis 1945, die zwei Fassungen von ,Arbeit und Kapital', den Rundfunkvortrag über ,Die Struktur der Plutokratie' (Juni 1943), das ,Antikapitalistische Manifest' (1944) und die offenbar auf Anforderung von Six im Frühjahr 1945 in letzter Minute noch verfertigten Vorträge über ,Ideologie und Taktik in der Politik' und Nationalsozialismus' heranzieht, dann erst erkennt man den eigentlichen, hohen Stellenwert der Judenfrage in Baeumlers politischer Philosophie, die in der Kontinuität der Äußerungen vor 1933 und den kämpferischen Erklärungen von 1933/35 stehen (vgl. o. A III.). Dabei kreisten diese Analysen unablässig um den Kapitalismus, seine Ursprünge, seine Strukturen sowie seine politischen, ökonomischen und kulturellen Auswirkungen. In ihren Resultaten unterschieden sich diese Analysen kaum von marxistischen Einsichten. Am Ende des mit der Ablösung der Natural- durch die Tauschwirtschaft beginnenden Prozesses der Arbeitsteilung, der Rationalisierung und Mechanisierung der Produktion, stehe, so Baeumler in einem historischen Abriß, die Verwandlung der Erde in eine weltmarktwirtschaftlich organisierte Industrielandschaft, die dem Gesetz der exklusiv profitorientierten Produktion gehorche und daher hemmungslos die natürlichen und menschlichen Ressourcen des Planeten ausbeute. Der Mensch werde aus naturwüchsigen Verhältnissen herausgerissen, auf eine Funktion im Produktionsprozeß reduziert und in den Mahlstrom der Quantifizierung aller Lebensbereiche geworfen, der ihn als „Ware", im Zustand extremster Entfremdung und Vereinzelung wieder ausspucke.
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So der Titel eines Bestsellers über „Werden und Willen der kapitalistischen Weltherrschaft" von Wolf Meyer-Christian (1942). Vgl. Baeumler 1941b. Wenige Tage nach der Kriegserklärung an die USA, legte dieser VB-Artikel den Sinn des Kampfes darauf fest, der Globalisierung des angelsächsischen Plutokratismus zu widerstehen und den Völkern einen Spielraum zu erhalten, worin sie „nach eigenem Ermessen ihre Ideale vom Dasein verwirklichen können". Ähnlich einige Wochen zuvor (1941c), wo die „britischpuritanische Bürgerlichkeit" und ihr sinnleeres Ideal des „Betriebs", der „Tätigkeit ohne Mitte", als Gegenpol bestimmt wurden. Auch wo er ausdrücklich auf den „Geist des Puritanismus", der die „ideenlose Machtpolitik" und das „seelenlose Imperium" präge, abhob (1941a), verzichtete Baeumler auf den Vergleich „Puritanismus und Judaismus" (so etwa: Meyer-Christian 1942, S. 197f£). Vor ausländischen Akademikern im Berliner Humboldt-Club referierte Baeumler kurz vor Ausbruch des dt.sowj. Krieges, gleichfalls ohne antijüdische Spitze, über den an „Blut und Boden" gebundenen „Partikularismus der Nationen", der sich gegen den neuen Universalismus des angelsächischen Goldsystems zu behaupten habe (VB-Bericht v. 22. 6. 1941 von Schering 1941b). Baeumler 1944b, S. 62, 65. - Der Vortrag fand Ende Januar 1944 im Frankfurter Institut statt.
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Das kulturkritische Fazit, das der deutsch-jüdische Emigrant Theodor W. Adorno zur selben Zeit aus seinen USA-Erfahrungen zog, hätte Baeumler ähnlich bündig formuliert: „das System" sei „die Hölle".907 Politisch kleide es sich in die Herrschaft des großen Geldes, die Plutokratie, die hinter formal-demokratischen Fassaden die faktische Entrechtung der Massen verwirkliche. Von dem, was Lenin über die amerikanische Plutokratie als „fortgeschrittenste Form der Geldherrschaft", wo das Finanzkapital die eigentliche Macht ausübe und es sich das Parlament als Marionette leiste, schrieb908, wich Baeumler nicht einmal in Nuancen ab. Diesen weitreichenden Übereinstimmungen entsprach bei Baeumler natürlich keine gesellschaftstheoretische Alternative im marxistischen Sinne, da er unterstellte, die von Marx avisierte klassenlose Gesellschaft werde auch nach der Expropriation der privaten Produktionsmitteleigentümer an kapitalistischen Produktionsweisen festhalten. Marx läge nur daran, die gegenwärtigen Inhaber des Kapitals zu beseitigen, das kapitalistische Wirtschaftsprinzip aber unangetastet zu übernehmen und zu verfeinern:909 „Der Kapitalismus ist nicht beseitigt, wenn der Privatkapitalismus beseitigt ist. Denn der Kapitalismus besteht ja wesensmäßig nicht in einer bestimmten Eigentumsverteilung, sondern in dem Gesetz der kapitalistischen Produktion. Die Prinzipien der Maßlosigkeit und der Versachlichung, die die Unmenschlichkeit der Produktionsweise zur Folge haben, bleiben völlig unberührt dadurch, daß der Eigentümer des Betriebes wechselt [....]. Eine Änderung tritt nicht dadurch ein, daß das Kapital in andere Hände übergeht [...], sondern nur dadurch, daß man sich von dem Grundsatz der absoluten Produktion trennt."
Gerade daran fehle es aber in der UdSSR. Dort folge der sozialistische Aufbau dem kapitalistischem Gesetz: „Produktion, Produktion und noch einmal Produktion!". Darum gelte: „Bolschewismus ist reformierter, fortgeschrittener Amerikanismus."910 Prima vista erfaßte Baeumler hier einen Grundwiderspruch des dialektischen Materialismus, wenn er problematisierte, wie die Verheißung der unbegrenzten Produktion sich mit der Befreiung des Arbeiters vertrage. Und wie bloße Gütervermehrung eine höhere, die Selbstentfremdung aufhebende Gesellschaftsform entstehen lasse, wie das humanistische Ideal der allseitig ausgebildeten Persönlichkeit („Jeder nach seinen Fähigkeiten ...") ausgerechnet in einer durch entfesselte Produktion bestimmten Überflußgesellschaft zu realisieren sei.911 Tatsächlich blieben Marx und Engels die Antwort auf die Frage schuldig, wie die Vorteile der industriellen Revolution zu bewahren seien, wenn man in wesentlichen Bereichen zu einer apparatelosen Gesellschaftsform zurückkehre.912 Doch ging es Baeumler nicht um den Aufweis dieses Widerspruchs und eine womöglich daraus ableitbare prokapitalistische Apo907
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Diese und ähnliche Urteile in den in ,Minima Moralia' zusammengefaßten Aufzeichnungen aus dem amerikanischen Exil, Adorno 1980, S. 28, 41, 43f, 45, 137f, 146, 155ff., 269ff. (um die Stellen zu zitieren, in denen der Abscheu sich unverhüllt emotional in drastischen Formulierungen niederschlägt bis hin zu der Feststellung, daß die tauschwirtschaftliche Organisation einen Grad von „Dekomposition des Subjekts" erzwinge, der gesellschaftliches Miteinander zum „Zusammenschluß von Toten" herabstufe). Lenin, ,Über den Staat' (1919), in: ders. 1967, Bd. III, S. 303. Besonders in dem Rundfunkvortrag über ,Die Struktur der Plutokratie'. IfZ, Ed 92, NL Baeumler; Baeumler, .Antikapitalistisches Manifest' (1944), Bl. 9. Ebd., BI. 7 und ders., .Arbeit und Kapital' (1944), Bl. 53f: „Die höhere Gesellschaftsform tritt einfach ein und bringt Glück herein." Baeumler, .Antikapitalistisches Manifest', Bl. 14.
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logetik. Vielmehr brachte er hier Marx' Judentum ins Spiel. Die These lautete: Nicht der „wahre Mensch" in der klassenlosen Gesellschaft, also das wieder erreichte Paradies, sondern die „Hölle" der „großen Industrie" sei das eigentliche Ideal des Juden Marx gewesen: „Genau das ist es, was Marx aus jüdischer Rassenseele heraus mit grauenhafter Folgerichtigkeit als ökonomischen Materialismus beschrieben hat. Die klassenlose Gesellschaft ist nicht unsere Gesellschaft ohne Klassengegensätze, sondern eine persönlichkeitslose, seelenlose Welt, in der nur noch Massenteilchen sich drängen und schieben. Es ist eine Welt des Grauens, ohne Wärme, ohne Licht, ohne menschliche Beziehungen überhaupt. Die Menschen verstehen sich nicht, sie reden nicht miteinander, sie kennen keine Gemeinschaft - sie sind nichts als materielle Punkte in einem ungeheuren Triebwerk, physische Kräfte, die notwendig sind, um den Produktionsprozeß in Gang zu erhalten."
Diese „Weltkonzeption des Grauens" spiegele eine spezifisch jüdisch-materialistische Zielvorstellung wider, und nicht von ungefähr wähle Marx für die ideale Zukunftsgesellschaft den atomistischen Termininus „Assoziation", die „abstrakteste und dürrste Formel des Liberalismus".913 Damit schüttete Baeumler die 1932 mit der Erstveröffentlichung der Pariser Manuskripte gerade freigelegte und ihm gewiß bekannte idealistisch-humanistische Tradition, in die Marx und Engels gestellt wurden, wieder zu. Der mit einem Sklavenstaat verwechselbare Arbeitsstaat, der schon von Proudhon wegen des Marxschen Unvermögens, eine lebendige zwischenmenschliche Beziehung zu begreifen, vorausgesagte Umschlag der „Assoziation" in den Kollektivismus, der von Bakunin gewitterte „Kasernen-Kommunismus" - das, und nicht das Ideal der Totalität, die wiederhergestellte, von der Weimarer Klassik im Griechentum entdeckte Einheit von Individuum und Gattung, hätten den Gehalt des von Marx verheißenen „wahren Menschen" ausgemacht.914 Wie stark die Impulse des deutschen Idealismus auf die humanistische Anthropologie des jungen Marx auch immer gewirkt haben mögen - einen neuen humanen, für die Zukunftsgesellschaft richtungsgebenden Gehalt wollte auch Karl Löwith (dessen Marx-Kritik mit der Baeumlers nicht nur die Entstehungszeit gemein hat) in ihr nicht entdecken, „sondern nur eine radikale Durchführung des Prinzips der bürgerlichen Gesellschaft. Es ist die Produktion rein als solche, wenngleich in antikapitalistischer Art".915 Für Baeumler lag in dieser Verwandlung der Welt in einen kollektivistischen Großbetrieb eine notwendige Voraussetzung politisch gesicherter Existenz des Judentums und darüber hinaus ein für Juden optimales Umfeld zur Erlangung politischer und ökonomischer Macht. Getreu seiner Maxime, alles mit den Juden zu erklären sei primitiv, hatte er den Anteil der europäischen Juden
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Ders. 1944b, S. 64f. Über das im Kern nostalgische Harmonieideal vom Ende der Geschichte in einem ursprünglichen und vollkommenen Leben, eine „Vorstellung konservativer als jeder Konservatismus": Nolte 1983, S. 486-488. Ohne Empfinden für das vielleicht Un-Menschliche dieses Traums der einschlägige Artikel „Sozialismus und Kommunismus" im ,Marxist.-Lenin. Wörterbuch der Philosophie' 1979, S. 1116. Noch 1985, S. 854, verteidigte Irrlitz in einem Bloch-Aufsatz unverdrossen die Idee „eines solidarischen Menschenreichs der Gleichheit". Löwith 1969 (1939), S. 343. Vgl. auch den im Untertitel auf das „Übereinstimmungsmoment der bürgerlichen und sozialistischen Ökonomie" Bezug nehmenden Essay des von Radbruch promovierten Adolf Caspary, der nachzuweisen versuchte, daß das siegreiche Proletariat auch nach der Enteignung der Kapitalistenklasse deren Wirtschaftsprinzipien beibehalten müsse, 1927, S. 8Off.
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am Kapitalismus bis zur kolonialistischen Expansion westeuropäischer Staaten relativ niedrig angesetzt. Das System begünstigte jedoch ihre Emanzipation:916 „Ausschlaggebend ist dabei nicht die absolute Zahl dieser dunklen Elemente, sondern nur, daß sich eine neue soziale Einheit bildet, die sie nicht ausschließt. Das Mittelalter war aristokratisch und exklusiv, nicht nur in seiner adeligen und bürgerlichen, sondern auch in seiner bürgerlichen und handwerklichen Schicht. Das Ende des Mittelalters kündigt sich darin an, daß im Bereich des versachlichten Geschäfts die alten sinnvollen Formen zu bloßen ,Vorurteilen' werden. Die Stunde der vorurteilslosen Geschäftsdemokratie hat geschlagen. Wer mit Erfolg spekulieren will, fragt nicht mehr, ob er es mit Jud oder Christ zu tun hat. Das Geld und die Ware des einen haben keinen anderen Tauschwert als das Geld und die Ware des anderen."
Die mit dem Kolonialismus und der Mechanisierung der Arbeit sich auftuenden Chancen für das Finanzkapital sowie das Aufkommen jenes ausschließlich profitorientierten industriellen Kapitalismus zeigen dann aber im 19. Jahrhundert bereits eine unverkennbar jüdische Handschrift:917 „Die Waren werden ausschließlich zum Zweck des Verkaufs produziert; der Gebrauchswert spielt keine Rolle, der Tauschwert ist das Motiv der Herstellung. Die Produktion ist nicht um dessentwillen da, was sie produziert (der Gebrauchswerte), sondern lediglich um dessentwillen, was sie abwirft (der Tauschwerte, des Geldes). Da aber das Geld wie die Macht sich niemals an sich selber sättigen kann, sondern immer nach mehr verlangt, so wird die durch das Prinzip des Gelderwerbs bestimmte Produktion zu einer offenen und unbegrenzten. Auf ihrem Höhepunkte sucht diese Produktion den Bedarf auf psychologischem Wege (Reklame) selber zu erzeugen." - Bedarfsunabhängige Produktion und spekulative Geldschöpfung entsprängen aber dem „Geiste des Wuchers", der im „Jahrhundert Rothschilds" triumphiere: „Die tatsächliche Entwicklung, die das Bank- und Kreditsystem im 19. Jahrhundert genommen hat, entspricht den Tendenzen, die den Kapitalismus geschaffen haben. Sie läßt schärfer als alles andere den bewegenden Willen erkennen, der dem Kapitalismus seinen Charakter aufgeprägt hat."
Baeumler legitimierte diesen Abriß mit Zitaten aus Marx' Polemik ,Zur Judenfrage', die in der These gipfelt: ,„Das Judentum erreicht seinen Höhepunkt mit der Vollendung der bürgerlichen Gesellschaft [...]'".918 Wenn das kapitalistische System dem Judentum derart angemessen ist, woraus speisten sich die antikapitalistischen Affekte des Juden Marx, und welches jüdische Interesse zielte auf die Abschaffung dieses Systems? Nach den bisher referierten Deutungen Baeumlers ging es Marx gerade nicht um diese Abschaffung, sondern nur um die Beseitigung seiner bourgeoisen Nutznießer, um dann nach ihren Gesetzen fortzufahren. Auf dem Weg dorthin galt es, ein im 19. Jahrhundert neu entstehendes Hindernis auszuräumen: den nationalen Sozialstaat. Die nationale Lösung der sozialen Frage mußte unterlaufen werden, wenn die universalisierende Kraft des industriellen Kapitalismus nicht gebrochen werden sollte. Im Universalismus, nicht in der Sorge um das Wohl des Proletariats, werde das eigentliche jüdische Anliegen von Karl Marx erkennbar. „Marx war Jude und ist nur als Jude zu verstehen" - diese dem Werk von Albert Massiczek über ,Karl Marx' jüdischen Humanismus' (1968) zugrunde liegende Behauptung exemplifiziert der Verfasser 916 Baeumler, .Arbeit und Kapital' (1944), Bl. 28. 917 Ebd., Bl. 29, 32. 918 Ebd.,Bl. 35f.
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am universalistischen Drang, der zum „Angriff gegen die „Bodenständigkeit" treibe. Zustimmend zitiert Massiczek die von ihm für Marx reklamierte Ansicht Paul Tillichs, das Judentum bleibe für alle Zeiten ,„ein Stachel im Fleisch aller Raumvergottung, aller Nationalismen und Imperialismen'". Die „Fermentierung" der abendländischen Völkerwelt vollziehe sich ganz im Sinne des „untrennbar" mit dem Judentum verbundenen und daher den marxistischen Humanismus steuernden Universalismus.919 Darum, so Baeumlers hier vorgreifende Argumentation, enthalte Marx' ,Deutsche Ideologie' einen Dithyrambus auf die egalisierend-universalistische Macht der großen Industrie („ein Hymnus auf die Bourgeoisie"), die auch der heimliche Held des kommunistischen Manifests' sei und dessen Macht in wesentlichen Momenten Marx' ungeteilte Zustimmung finde: Entwicklung des Weltverkehrs, Herausbildung des Weltmarkts, Zentralisierung des Geldwesens (Weitfinanz), „Weltindustrie", Verlust der „Ausschließlichkeit und Selbständigkeit der einzelnen Nationen" qua Anbindung an den Weltmarkt, Zerstörung aller „Naturwüchsigkeiten" und Auflösung aller „naturwüchsigen Verhältnisse in Geldverhältnisse", „Zerstörung des Bauerntums und des Handwerks", „Sieg" der Industriestädte über das Land, Hervortreiben der Klassenspaltung:920 „Was enthält das Kommunistische Manifest, um den Tendenzen der großen Industrie entgegenzuwirken? Nichts! Es stellt sich auf die Seite der vernichtenden Entwicklung, es bejaht die Entfaltung des Industrialismus in vollem Umfang. Es bejaht den Weltmarkt und die Zentralisierung des Kapitals, es bejaht die Vernichtung der Nationen und der Kultur, es bejaht die Zerstörung der bäuerlich-handwerklichen Arbeit und des Sinnes der Arbeit überhaupt durch die Maschine. - Wer der vernichtenden Wirksamkeit des Kapitals entgegentreten will, muß angeben, wie der großen Industrie Grenzen zu setzen sind. Gibt er der großen Industrie freie Bahn, dann ist alles, was er gegen das Kapital und die Bourgeoisie vorzubringen weiß, nichts als grund- und bodenloser, irreführender Unsinn. - Nur wenn der Industrialismus nicht sich selber überlassen bleibt, wenn die Produktion begrenzt, ihre Ausdehnung ermäßigt wird, ist das Tempo der Arbeit und die Beanspruchung des Arbeiters auf ein menschliches Maß zu bringen [....]".
Es folgt der für Baeumlers „besseren Nationalsozialismus" (Nolte) entscheidende Satz: „Die einzige geistige Macht, die der verhängnisvollen Tendenz zur Herstellung des einen Weltmarkts entgegengetreten ist, war der deutsche Staat. Eben dieser Macht hat Marx den Kampf bis aufs Messer angesagt." Daraus erkläre sich der abgrundtiefe Haß gegen die feudale Führungsschicht der „germanischen Monarchie": „Was ihn an dieser Lebensform empört, ist
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Massiczek 1968, bes. S. 273ff. („Judentum ist Desakralisation"), 386ff. (Vermenschlichung ist Versetzung'), 559ff. („Raumgötter und ewiges Volk"). Daß der Vf., ein ehemaliger österreichischer NSAktivist, im Gegensatz zu Baeumler ein affirmatives Verhältnis zu den jüdischen Pertinenzien marxistischer Anthropologie hat, ist evident. Er räumt die Möglichkeit, hieraus politisch andere Schlüsse zu ziehen, aber freimütig ein: „Der Wertung dieses Fermentierungsprozesses kann man sich nicht entziehen. Man kann zu ihm nur Ja oder Nein sagen" (ebd., S. 388). - Es blieb Brunträger 1993, S. 200, vorbehalten, diese Hintergründe der Marx-Kritik Baeumlers nicht nur vollständig zu ignorieren (das Buch Massiczeks ist ihm unbekannt) und Baeumlers „Nein" für pure „Polemik" auszugeben, sondern das Ganze dadurch psychologistisch zu banalisieren, daß eine redundante Bemerkung über den Büchermenschen Marx dazu herhalten muß, eine Parallele zu dem nicht weniger literatenhaften Baeumler zu ziehen, dessen Marx-Kritik also nur projizierte Selbstkritik sei! Baeumler, .Arbeit und Kapital', 1944, Bl. 42, 45.
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außer ihrer Bodengebundenheit das Prinzip der Geburt", woran der deutsche Adel länger als der westeuropäische festgehalten habe.921 Diese Lebensform zu beseitigen als „Rache des Juden an einer Welt, in der er keinen Platz gefunden hat", diese ihm auch geistig unzugängliche politische Ordnung, die er aus orientalischer Perspektive nur als Despotie (Herrschaft gleich Benutzung, nicht freiwillige Gefolgschaft) begreife, durch rationalisierbare Beziehungen zu ersetzen, mache die Tiefenschicht des marxistischen Geschichtsmaterialismus aus.922 Wie hoch man den humanistischen Gehalt der kommunistischen Zukunftsgesellschaft auch veranschlagen mag: Da Baeumler zutiefst davon überzeugt war, der menschliche Mensch entfalte sich allein in den Grenzen seines Volkes, konnte für ihn die universalistische Alternative folgerichtig nur ein Programm der Dehumanisierung sein. Die Verachtung und der offenbare Vernichtungswille, der bei Marx oder in den von Baeumler zitierten Versen Heines die Feder führte, wenn Preußen-Deutschland, seine Geschichte und Sozialstruktur mit Ausdrücken wie „Tierwelt", „Vorgeschichte", „Feudalschlamm", „Dreck meines Vaterlandes" belegt wurden, sowie die von Baeumler gezogene Parallele zum Oktober 1917, als die Tabula-rasa-Politik mit der Liquidierung der durch diese Segregationssemantik aus der menschlichen Spezies und ihrer Geschichte bereits Ausgeschiedenen anhob, nährten wenigstens erhebliche Zweifel an „humanistischen" Absichten des Marxismus.923 Der Rechts- und Sozialstaat Bismarcks, den Baeumler als Widersacher des marxistischen und des kapitalistischen Internationalismus ansprach, fand für ihn im anti-universalistischen Reich Adolf Hitlers seinen erfolgreicheren Nachahmer: „Das nationalsozialistische Deutschland hat sich außerhalb des plutokratischen Systems gestellt."924 In der Einleitung zu Rosenbergs Schriften (1943), einer Mischung aus Referat und zustimmender Kommentierung der Grundgedanken des Parteiideologen, stilisierte Baeumler dann das jüdische Volk zum weltgeschichtlichen Antipoden der germanischen Welt. Sein Bestreben richte sich auf die Universalisierung des eigenen Wertsystems und damit auf die Weltherrschaft. Ein aus Spannungen bestehendes Leben ewiger Gegensätze ertrage der Jude nicht. Die Weltgeschichte müsse daher zu einem gewaltigen Duell zwischen indogermanischen und jenen nicht-germanischen Rassen führen, die auf Auslöschung der in Gegensätzen existierenden Völkervielfalt bedacht seien. Die Leitidee der Juden, absolute Herrschaft über Dinge und Menschen zu erringen, sei im Zeitalter der Börse recht weitgehend realisiert worden, und erst der Nationalsozialismus hätte die Kraft gefunden zur Korrektur des „universalistischen Irrtums":925 „In der Vergangenheit hat die Einheit der Kultur widerstrebenden, universalistischen Tendenzen, von denen die Vermischung und Überfremdung gefördert wurden, abgerungen werden müssen. Jahrhundertelang haben die rassenseelisch-völkischen Charaktere trotz aller universa921 Baeumler 1944b, S. 61. 922 Ebd., S. 67. 923 Ebd., S. 59, 66. - In der ersten Fassung von ,Arbeit und Kapital' unterstellte Baeumler ausdrücklich, daß Marx' Jüdischer Machtwille", die unersättliche Machtgier des fanatischen Juden zur proletarischen Revolution dränge (1943, Bl. 13f.). Der veröffentlichte Marx-Text im „Weltkampf" zeigt Tendenzen, im Umsturz einen Selbstzweck zu sehen (1944b, S. 65) bzw. die Zukunftsgesellschaft in ihrer unmenschlichsten Form der Verdinglichung des gesamten Lebens als jüdischen Herrschaftsgelüsten adäquates Totenland zu beschreiben (S. 64). 924 Baeumler, ,Struktur der Plutokratie' (1943), Bl. 5. 925 Ders. 1943b, S. 97, 98, auch S. 87 („Traum der jüdischen Weltherrschaft im Zeitalter der Börse").
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listischen Gegenwirkungen eine Einheit der Kultur herzustellen vermocht. Zuletzt ist die Kraft erlahmt. Der internationale Jude erhob sich unter Ausnutzung des Gelddenkens zum Herrn der Welt und drohte alle wuchshafte Schöpferkraft zu zerstören; der Bolschewismus schickte sich an, die Nationen auch physisch zu vernichten. Da gebar die Not der Zeit in dem am meisten bedrohten Volke den Willen und die Erkenntnis, die zu einer Wiedergeburt rührten."
Wenn, wie Baeumler ganz im Sinne der eigenen „Metaphysik der Kräfte" Rosenberg auslegte, Kampf die „Grundkategorie des Geschichtlichen", und geschichtliches Dasein nur als „ursprüngliche Spannung" begreifbar sei, dann mußte die den Juden unterstellte Einschmelzung aller Differenzen als Drohung mit dem Ende der Geschichte verstanden werden, das in Hitlers ,Mein Kampf als Menetekel vom „Totentanz der Menschheit" auf einem nicht unbedingt im physischen Sinn leer durch den Äther ziehenden Planeten warnend beschworen wurde.926 Leer wäre die Erde, wenn der Jüdisch-demokratische Mythos" des weltbeherrschenden Gelddenkens sich durchsetzte und den Menschen ins transzendenzlose, nur materiell determinierte Existieren hineinrisse, wo er außerhalb des Spektrums „höherer" Sinnvermittlungen sein fremdbestimmtes Dasein auf dem Konsumentenniveau von Nietzsches „letztem Menschen" führen würde.927 Unschwer erkennt man hier vertraute Ideologeme aus Baeumlers Zeit als Weggefährte Niekischs wieder: An die Stelle von Universalmonarchie und Theokratie, deren welthistorische Vollstrecker römische Kirche und lateinischwestlicher Menschenrechtsuniversalismus waren, traten das Geld als „Gott" (der an den Börsen mehr als in den Synagogen verehrte Gott Abrahams) und der angelsächsischjüdische Kapitalismus. Die jeweilige Struktur der unvereinbaren Seinsweisen blieb gleich: mythische Existenz aus dem nicht übertragbaren Lebensprinzip eines Volkes (einer Rasse oder Rassenseele) stand gegen eine dogmatische, zu unbedingter Wahrheit abstrahierte Wesensbestimmung: „Im Namen dieser Unbedingheit kann es [das Dogma] Menschen anderen Blutes als Wahrheit schlechthin aufgedrungen werden. Der Mythus ist ebensowenig zu übertragen wie das Blut; er ist nicht universal und kann niemals universal werden. Das Dogma hingegen ist schon durch seine Absolutheit universal und daher als Mittel einer universalen Propaganda (Mission) vorzüglich brauchbar. In dem Gegensatz von Mythos - Dogma spiegelt sich der Gegensatz von organisch-geschichtlicher Volkseinheit und universaler Kirche wider." 1928 hatte Baeumler den theokratischen Anspruch der „imperialistischen Hochkirche" Eng929
lands zurückgewiesen , nun wandte er sich gegen die „universale Kirche" der angelsächsisch-jüdischen Plutokratie, die, wie es zur selben Zeit der Völkerrechtler Gustav Adolf Walz ausdrückte, von der „assimilatorischen Kraft des Kapitals" überzeugt, ihren „mundialen Imperialismus" missionarisch in Richtung auf eine „einheitliche Weltgestaltung" vorantreibe, mit dem Willen, die vom homo oeconomicus bestimmte US-Gesellschaft im Weltmaßstab, mithin das eigene Staatsvolk als Weltvolk durchzusetzen.930 Auch Baeumlers Metaphysik des Partikularismus, die die nationale Kraftentfaltung in anti-imperialistischer Absicht an die „ewige Ordnung der Dinge" band, wurde nun fruchtbar 926 Hitler 1933, S. 69f. 927 928 929 930
Baeumler 1943b, S. 28, 50, 69ff. Ebd., S. 70f. Ders. 1928a, .256. Walz 1941, S. 39ff.
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gemacht für die geschichtsphilosophische Definition des deutschen Kriegsziels, die „Pleonexie" der gewaltigen Macht des anglo-jüdischen und des sowjet-jüdischen Universalismus an Europas Grenzen zu brechen.931 Schlußakkorde im „ Weltkampf" Die weitgehend von Krieck und Baeumler allein formulierte Zuspitzung des weltanschaulichen Gegensatzes zwischen dem „germanisch"-völkischen Partikularismus und dem angelsächsisch-jüdischen Universalismus erhielt selbst im Zeichen des 1943 ausgerufenen und auch tatsächlich geführten „totalen Krieges" kaum relevante Unterstützung aus den Reihen der akademischen Philosophie. Abgesehen von den zitierten Stellungnahmen Weinhandls und Noacks wollte sich niemand sonst auf dieses seit Stalingrad radikalisierte Argumentationsmuster einlassen. Bezeichnenderweise war es auch der auf dem Umweg über die Wirtschaftspädagogik wieder an die Hochschule zurückgekehrte ehemalige Oberassistent des Berliner Philosophischen Seminars, Werner Ziegenfuß, der in einigen geschichtsphilosophisch unterlegten Kommentaren als einziger auf die soziookonomischen Realitäten des liberal-kapitalischen Gesellschaftsmodells einging.932 Ansonsten traten die Philosophen nach Art eines vorzeitig aufgerufenen akademischen Volkssturms auch in dieser Kriegsphase nicht einmal ansatzweise aus dem Schatten der hier wie schon in der europapolitischen Debatte tonangebenden, quasi regulären Kampftruppe der Völkerrechtler, Nationalökonomen, Historiker und Anglisten, soweit es darum ging, den Universalismus in concreto zu analysieren und zu kritisieren. Ebensowenig ließen sie sich vom breiten Strom propagandistischen Schrifttums mitreißen, das 1943/44 den Krieg der Allierten auf die Formel brachte, es sei 1939 ein jüdischer Krieg gegen Deutschland eröffnet worden, der als Vernichtungskrieg, als „Weltkampf' des Judentums gegen das Germanentum angelegt sei. 933 Klemmt, in einer 931 Baeumler 1943a, S. 20; ders. 1942d. 932 Der 1948 mit einer größeren Studie über die sozialistische Soziologie Lenins wieder hervorgetretene Ziegenfuß (über ihn: s. o. B I. 3.) hatte den Zweiten Weltkrieg während der laufenden deutschen Westoffensive als „nationalen Befreiungskampf interpretiert, dessen Erfolg freilich von der Umsetzung des „inneren Sozialismus" abhängen werde (ders. 1940). Gegenbilder zu diesem Ideal vermittelte er in zwei „Hilfe"-Aufsätzen, die die Inhumanität der westlichen wie der östlichen Gesellschaftssysteme u. a. an der „urbanen Physiognomie" von Chicago und Nowosibirsk, dem gleichen Nebeneinander von Prachtbauten und Slums, aufzuzeigen versuchten (ders. 1943a und 1943b). Da dem deutschen Volk die angelsächsische „Entseelung" erspart geblieben sei, konnte Ziegenfuß daraus nicht nur einen europäischen Führungsanspruch des Reiches kraft kultureller Überlegenheit ableiten (ders. 1943c), sondern auch eine Immunität gegenüber dem Luftterror der Alliierten: Das Prinzip der Vernichtung materieller Güter sei der amerikanischen Welt des Besitzes entsprungen, treffe aber nicht die von ideellen Kräften getragene Welt des „europäischen Menschen" (ders. 1944). 933 Außer von Krieck wurde die Jüdische Kriegsschuld" explizit von Beck 1944a, S. 81 et passim, behauptet. Sekundierend, aber stärker auf den Jüdischen Bolschewismus" konzentriert, der von Schingnitz promovierte Rolf Göldel, der sich seit 1936 als Journalist in zahllosen Artikeln Themen wie „Philosophie im Alltag" usw. widmete, bevor er als ständiger Mitarbeiter des Besatzungsblattes „Brüsseler Zeitung" geschichtsphilosophische Interpretationen des 1939 ausgebrochenen „Weltkampfes" lieferte (vgl. etwa Göldel 1943 und 1944a sowie 1944b, seinen postum veröffentlichten Geburtstagsartikel zum 20. April 1944: ,Weil der EINE da ist!'). - Für die offizielle Version vom Jüdischen Krieg" vgl. nur die Anfang September 1944 veröffentlichte Artikelserie des stellvertr. Reichspressechefs H. Sündermann (ders. 1944), der auch nach 1945 die Erklärung Chaim Weizmanns v. 5. 9. 1939 als jüdische Kriegserklärung wertete, wonach die Reichsregierung die in ihrem Machtbereich lebenden Juden als „Kriegsgegner" habe behandeln dürfen (ders. 1975, S. 252).
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bekräftigenden Rezension der Lehmann-Schrift über das Judentum in der französischen Philosophie, Hildebrandts Schüler Gerhard K. Schmidt mit der Kurzfassung seiner Kieler Dissertation über ,Nietzsches Schau vom Judentum', Baeumler mit seinem Marx-Essay und Kriecks Habilitandin Waldtraut Eckard mit einem ihrer Aufsätze über ,Germanentum und Judentum im Lebenswerk Bruno Bauers', beteiligten sich an der - neben Walter Franks „Forschungen zur Judenfrage" - als akademische Plattform für die Auseinandersetzung mit dem „Weltjudentum" dienenden Rosenberg-Zeitschrift „Weltkampf- Die Judenfrage in Geschichte und Gegenwart".934 Baeumlers HAW-Nachfolger Walther Groß hatte dort den Reigen der Beiträge 1941 mit der Forderung nach einer „allgemein-europäischen Judengesetzgebung" und der „völligen räumlichen Ausscheidung" des „rassefremden Judentums" aus Europa eröffnet.935 Während Hildebrandt im Rahmen der „Kriegseinsatz"-Aktion noch zu bedenken gab, daß Nietzsches Prophezeiung des im 20. Jahrhundert auszufechtenden „Kampfes um die Erdherrschaft" wohl etwas hochgegriffen sei (wenn auch innereuropäische Kriege wie der deutsch-französische mittlerweile anachronistisch „provinziell" wirkten), war sein Schüler Schmidt bereit, seine Nietzsche-Deutung so weit mit Groß' offiziösem Standpunkt zu verbinden, daß er die Auffassung lancierte, es ginge im „Weltkampf' um das „Dasein der Juden in Europa", d. h. um ihre Entfernung. 936 Auch Eckard unterstützte den um den gefährlichen Einfluß selbst der „Vierteljuden" besorgten, „keinerlei Assimilation" dulden wollenden Groß mit ihren Hinweisen auf den kompromißlosen Bruno Bauer, für den es, wie für jeden Judengegner, „keine Brücke zwischen den Rassen" geben könne.937
6.3. Fazit der Kriegsphilosophie Eine mit dem „Augusterlebnis" von 1914 wenigstens entfernt vergleichbare Massenbegeisterung hat es auf deutscher Seite nur nach dem militärischen Sieg über Frankreich im Juni/Juli 1940 gegeben; und auch diese Euphorie speiste sich stark aus der Hoffnung auf den vermeintlich nahen Frieden. Anders als 1914 sehnte niemand den Krieg als alternative, womöglich „höhere" Lebensform herbei. In keinem kriegführenden Staat empfanden die Intellektuellen den Frieden als reduzierte Existenzform, aus deren „Zerrissenheit", moderner Entfremdung und Vereinzelung sich der Ausweg ins heilsame „Stahlbad" angeboten hätte. 934
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Klemmt 1942. - Schmidt 1944; der 1908 in Berlin geb., dort 1933 promovierte Theologe war seit 1937 als Pfarrer in Lübeck tätig. 1943 Promotion bei Hildebrandt und Mandel: ,Nietzsches Anschauung vom Wesen des Christentums' (Schmidt 1943). Ende 1944 noch gehegte Habilitationspläne wurden offenbar nicht mehr realisiert, ebensowenig das Vorhaben, mittels Parteiprotektion in die DLZRedaktion, in die Pr. Akademie oder ins Nietzsche-Archiv zu gelangen (BAK, R 21/10081; Brw. PKREM Nov./Dez. 1944). Die tragende These seiner Nietzsche-Diss. lautete, daß das Christentum nur ein jüdisches Machtmittel sei, um auf dem Weg der „intellektuellen Intoxikation" die niedrigsten Lebensanschauungen durchzusetzen und so die „Substanz und Potenz der Völker" zu zerstören. Von Zapata 1995 wird diese von Schmidt u. a. betriebene, interessante Nietzsche-Aneignung seltsamerweise nicht erörtert. Groß 1941, S. 60-62. Hildebrandt 1941a, S. 407f. - Schmidt 1944, S. 87f.; Nietzsches Lösung der europäischen Judenfrage, die Assimilation der Juden und die ,„Erzeugung einer möglichst kräftigen europäischen Mischrasse'", wird natürlich als überholt zurückgewiesen (ebd., S. 88). Eckard 1944, S. 124; so schon dies. 1943b.
Kommentare zur Außenpolitik des Dritten Reiches
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Gerade die Defizite der Moderne, für die Scheler, Troeltsch, Simmel et al. ab 1914 im „Fronterlebnis" Ausgleich suchten, waren nach dem Selbstverständnis der NS-Führung in der „Volksgemeinschaft" in sechsjähriger Friedenszeit weitgehend behoben worden. Das „Gemeinschaftserlebnis" bedurfte also keiner Vermittlung in der „Frontgemeinschaft", der klassenversöhnende „Burgfrieden" keiner Bekräftigung in der Kameradschaft des Schützengrabens, und der „Freiheitskampf schon gar keiner christlich fixierten Überhöhung und Verklärung des Geschehens zum heiligen Krieg. Waren doch aus NS-Perspektive 1933 in Deutschland die apokalyptischen Reiter der Moderne, kapitalistischer Liberalismus und parlamentarische Demokratie, zu Fall gekommen, und dem weiteren Abgleiten in die Dekadenz pluralistischer Industriegesellschaften schien damit wirksam Einhalt geboten. Da die dank des Nationalsozialismus „gesundeten" Deutschen sich durch den Krieg nicht mehr regenerieren, die Krankheiten der Moderne nicht im Feuer kurieren mußten, ergab sich für die Kriegsphilosophie ab 1939 eine prinzipiell andere Ausgangslage als 1914. Obwohl auf den ersten Blick ein erhebliches Maß an Kontinuität der „Kriegsideologie" gewährleistet schien: Wieder ging es um völkertypologische „Wesens"-Gegensätze zwischen dem „deutschen Geist" und seinen Widersachern. Wieder um den Kampf zwischen Kultur und Zivilisation, der auf Sein oder Nichtsein um den Sinn der Weltgeschichte geführt wurde. Und zumindest im Westen schien sich die Konstellation zu wiederholen, daß parlamentarische Demokratien mit ihrer kapitalistischen Wirtschaftsordnung gegen eine tendenziell staatssozialistische mitteleuropäische „Autokratie" zu Felde zogen. Trotzdem hatte sich Wesentliches geändert. Die „Kultur", die man auf deutscher Seite 1914 zu verteidigen meinte, war die Kultur der „Menschheit". Dagegen prätendierte man 1939 allenfalls noch mittelbar, mit der Verteidigung der „Eigenart" auch der Menschheit zu dienen. Denn nun prägte die vor 1918 eher seltene, von Scholz, Troeltsch, Kroner oder Dittrich verwendete Argumentationsfigur, Deutschland verteidige die „Völkervielfalt" gegen den angelsächsischen Universalismus, das kriegsphilosophische Selbstverständnis mindestens in dem Sinn, daß eine multipolare Welt der Großräume gegen den unifizierenden Kollektivismus resp. Atomismus der Kriegsgegner behauptet werden müßte. Ein von der NS-Weltanschauung induziertes Novum ist dabei die „imperiale Figur" des „internationalen Judentums", der als Triebkraft des westlich-kapitalistischen wie des östlich-kommunistischen Universalismus die zentrale welthistorische Rolle als Antipode des NS-Reiches zugeschrieben wurde. Neu war auch die in Ansätzen erkennbare, partiell systemkritisch getönte Ausbildung einer europäischen Identität, so daß sich ein auch rassenideologisch aufgeladener Partikularismus zum dominanten AntiUniversalismus radikalisierte, sich gleichzeitig aber „entdeutschte". Fast ignorant wirkt die sporadische geistige Auseinandersetzung mit dem östlichen Kriegsgegner. Im Ersten Weltkrieg hatte der Zarismus noch eine Hauptrolle in der geistigen Kriegsführung gespielt, nicht zuletzt um die deutsche Sozialdemokratie einzubinden. Die Oktoberrevolution und das bolschewistische Regime bildeten dann bis 1933 einen wichtigen Bezugspunkt für innen- und außenpolitische Planspiele deutscher Denker. Die plötzliche Abstinenz nach der NS-Machtergreifung erklärt sich wohl als Rückzug aus einer Domäne der Partei. Die nach dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 weiterhin geübte und dann ab 1943 im Hause des Chefideologen Rosenberg so bitter beklagte Zurückhaltung erklärt sich auch aus dem strikten Verbot, öffentlich über die Zukunft eines „Ostraums" zu spekulieren, für den die NS-Führung nicht einmal, wie für Westeuropa aus mindestens pro-
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Kommentare zum politischen Zeitgeschehen
pagandistischer Rücksichtnahme, vage politische Perspektiven eröffnet hatte. So konzentrierte sich - zumal dem Bolschewismus, der wegen seiner ihm unterstellten jüdischen Fundierung als bloßem Derivat der anglo-amerikanischen „Massenzivilisation" ohnehin keine weltanschauliche Eigenständigkeit zugebilligt wurde - der „Kriegseinsatz" der Philosophen zwangsläufig auf Westeuropa, Großbritannien und die USA. Dabei speisten die intellektuellen und rhetorischen Investitionen, die im Ersten Weltkrieg noch in die Metaphysik des Krieges flössen, ab 1939 eine auffällige Historisierung der „Wesensbestimmung" des „arteigenen" Geistes. Daß diese - mitunter zu systemkritischer Camouflage genutzte - Flucht in die Philosophiegeschichte sich aus Vorsicht oder Unsicherheit gegenüber einer „totalitären" Parteidoktrin erklärt, ist zu vermuten. Man konkurrierte eben nicht mehr wie 1914/18 in der konstitutionellen Monarchie mit parteipolitisch organisierten Weltanschauungen, und man führte keine Kriegszieldiskussionen, in deren Verlauf, wie 1917/18, das politische System selbst zur Disposition hätte gestellt werden können. Die philosophiehistorisch definierte und legitimierte europäische Identität, die kaum zu unterscheiden war von der diagnostizierten deutschen „Universalität" und „Vielgestaltigkeit", verharrte jedoch in der Kontinuität weltanschaulich-zivilreligiöser Überforderung der Politik. Zwar ist der Krieg nicht mehr erforderlich, um ein potenziertes, „höheres" Sein zu ermöglichen - und auch kein Philosoph folgte Martin Heideggers Maximalismus, die deutschen Kriegsanstrengungen auf die „Wahrheit des Seins" zu verpflichten -, doch auf die NS-Volksgemeinschaft des Führerstaates konzentrierten sich unbezweifelbar metapolitische Hoffnungen, die nicht selten wiederum als kritischer Maßstab dienten, um damit die trostlose Realität der NS-Europapolitik zu konstrastieren. Bis 1941 hatte es jedoch für viele den Anschein, daß sich diese Volksgemeinschaft zur europäischen Völkergemeinschaft im Sinne einer „Artgemeinschaft" (Ritterbusch) wandelte. Aus zeitgenössischer Perspektive mochte es also so aussehen, als finde eine nationale Erfolgsgeschichte ihre europäische Fortsetzung. Hatte das Modell „Volksgemeinschaft" den Deutschen seit 1933 nicht soziale Sicherheit, wirtschaftliche Prosperität und - auch qua erzwungener ethnischer Homogenität - politische Stabilität gebracht? Mit der Qualität ihrer „Daseinsvorsorge" schien sie im internationalen Vergleich an der Spitze zu liegen. Trotzdem glaubten gerade die nationalkonservativen Eliten darauf vertrauen zu dürfen, das System werde den Primat der Kultur gegenüber Wirtschaft, Technik und Politik wahren. Für nicht wenige Zeitgenossen konnte es also den Anschein haben, als vermittle das NS-System endlich die jahrzehntelang in zahllosen kulturkritischen Litaneien herbeigesehnte „ursprüngliche Ganzheit", als hebe es jene oft nur diffus empfundene „Entzweiung" auf, die auch mit Vokabeln wie „Entfremdung" und „Verdinglichung" nur unklar erfaßt war, und als könne es sich als humane Alternative zu den kapitalistischen und bolschewistischen Technokratien etablieren, die nicht erst im Urteil der NS-Kriegspropaganda auf der abschüssigen Bahn hin zur „minimalistischen Daseinsform" des „letzten Menschen" schon sehr tief unten angelangt zu sein schienen.
S chlußbetrachtung
Ein in der Einleitung dieser Arbeit konstatierter Trend wissenschaftshistorischer Erforschung geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen, wie er sich Mitte der neunziger Jahre abzeichnete, hat sich seitdem verfestigt: die Dominanz des Interesses am Dritten Reich und der damit fast gesetzmäßig verbundene Hang zu moralisierender Kategorisierung. Vor allem die Geschichte der deutschen Geschichtswissenschaften hat hier ihren seit etwa 1995 weit über die Fachgrenzen hinaus beachteten Schwerpunkt gefunden.' Ebenso in der Romanistik, Germanistik und Pädagogik, den Rechtswissenschaften, der Soziologie, der Theologie und selbst in „Orchideenfächern" wie Keltologie und Musikwissenschaft, wo die „Aufarbeitung" der Disziplingeschichte während der NS-Zeit als das mit Abstand dringendste Desiderat zu gelten scheint.2 Erhöhte Aufmerksamkeit zieht das Verhältnis zwischen Wis1 Vgl. vor allem die Arbeiten im Sammelband von Schulze/Oexle 1999 und der Überblick von Faulenbach 1999; dazu die Monographien von Wolf 1996 (als Gegenentwurf zu der schon von Schulze 1993 scharf kritisierten Arbeit von Schönwälder 1992); Fahlbusch 1999 (dazu äußerst kritisch: Jahr 1999); Haar 2001; Burkert 2000 (als die im Vergleich mit der selektiven Methode von Fahlbusch und Haar wesentlich solidere Auswertung der Quellen); nun zum institutionellen Rückhalt jüngerer Historiker im SD: Lerchenmüller 2001. Die Begrenzungen der „zwölf Jahre" verlassend: Monographien zu Leben und Werk der Historiker Friedrich Meinecke (Meineke 1995), Franz Schnabel (Hertfelder 1998) und Alexander Cartellieri (M. Steinbach 2001). Ein Überblick über die Forschung in den 90er Jahren: Veit-Brause 1998, für das 20. Jahrhundert riskiert: Cornelißen 1997 einen Rückblick auf Tendenzen der Disziplingeschichtsschreibung. Dezidiert gegen die gerade unter Historikern verbreitete moralisierende „Anmaßung als Prinzip der Geschichtsschreibung", anläßlich einer Göttinger Tagung über die Kulturwissenschaften im NS.: Krause 2000. 2 Für die Romanistik Hausmann (2000), für die Hispanistik Bräutigam (1997; ganz dem Schema von Lukäcs, also dem unkritischen Begriff einer ahistorisch-normativen Vernunft gehorchend, macht diese nur aufgedruckte Texte zurückgreifende Berliner Dissertation die „Verstrickung" in die NS-Herrschaft daran fest, daß dieser Zweig der Romanistik sich dem „Irrationalismus" der NS-Doktrinen und Ideologeme angepasst bzw. ihn propagandistisch verstärkt habe); für die Germanistik vgl. die sich wie ein denunziatorischer Fahndungsaufruf nach Art des berüchtigten DDR-„Braunbuches" lesende Materialsammlung von Lerchenmüller/Simon 1997b und, begrenzt auf die intellektuelle Biographie des Berliner Goetheforschers Hans Pyritz, doch mit dem (nicht eingelösten) Anspruch, zugleich eine Fachgeschichte von den 20er bis zu den 50er Jahren liefern zu können, die Hamburger Habil.-Schrift von Hempel-Küter (2001); konzentriert auf München, aber dort die gesamte Entwicklung von den Anfängen im 19. Jh. bis 1945 erfassend:
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Schlußbetrachtung
senschaft und Politik auch für die Geschichte der außeruniversitären Forschungseinrichtungen, der Akademien, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, gerade dann auf sich, wenn das magische Datum des Jahres 1933 erreicht wird/ Allein in der Universitätsgeschichtsschreibung ist erkennbar, daß nach der Welle von Monographien über die NS-Zeit an den Hochschulen in Göttingen, Köln, Freiburg, Hamburg, Kiel und Gießen der Blick langsam wieder frei wird für ältere Zeitabschnitte. 4 Eine TenBonk 1995; auf die Koryphäen beschränkt die von Christoph König (2000) zusammengestellten Essays zur Fachgeschichte von Lachmann bis Emrich; auf den Anti-Modernismus der Schweizer, stark auf die deutsche Disziplingeschichte wirkenden Germanistik der 30er und 40er Jahre: Caduff/Gamper 2001; ähnlich wie Hempel-Küter auf die Weimarer Zeit zurückgehend, doch genauso mit deutlicher Schwerpunktbildung in der NS-Zeit, Pamela Potters (2000) Studie zur Musikwissenschaft; zur Keltologie, die Dissertation von Lerchenmüller 1997a (dazu zu Recht sehr kritisch: Weißmann 1998) und die Aufsatzsammlung von Sabine Heinz (1998), die beide ebenfalls die Geschichte ihres Faches bis 1933 eher als „Vorgeschichte"' der politischen ,.lndienstnahme" während des Dritten Reiches behandeln; für die Pädagogik die in ihrem rigiden Moralismus fast anachronistische, an den bei Spranger, Litt et al. im wesentlichen nur „Erziehung zur Unterordnungsfähigkeit", „Absage an Selbst- und Mitbestimmung" usw. ausmachenden Versuch von B. Weber (1979) anschließende Skizze von Hesse 1995b (der mit 1995a ein faktenreiches Handbuch zur Kollektivbiographie der außerhalb der Universitäten, an Pädagogischen Akademien und Hochschulen für Lehrerbildung lehrenden akademischen Pädagogen vorgelegt hat; man mag kaum glauben, daß sein Verfasser, dieser Materialfülle zum Trotz, sich zu einer so klischeehaften Anklage gegen die mangelhafte „Bewältigung" der „braunen"' Phase der Erziehungswissenschaften hinreissen ließ) sowie Keim 1995 und 1999. Für die Rechtswissenschaften sind vor allem zwei institutionsgeschichtliche Arbeiten von Lösch (1999) zur Geschichte der Berliner und von Schäfer (1999) zur Geschichte der Straßburger Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät zu nennen. Den Juristen muß man allerdings konzedieren, daß ihr Interesse nicht annähernd so starr auf die NS-Zeit fixiert ist wie das der Historiker - was die monographischen Arbeiten zu Georg Jellinek (Kersten 2000), Heinrich Triepel (Gassner 1999), Richard Schmidt (Duve 1998) und Julius Binder (Jakob 1996) belegen. Zur Soziologie: Gutberger 1996 und Klingemann 1996 (kurz zusammenfassend ders. 1999), der darin viele seiner seit 1985 schon separat publizierten Arbeiten veröffentlicht, die, auf Archivquellen gestützt, nachweisen, in welchem Umfang die vermeintliche „Aufklärungswissenschaft" nach 1933 als anwendungsorientierte, auf Politikberatung spezialisierte Sozialforschung reüssierte (vgl. dazu Kaesler 1997, dessen Kritik gegen manche „pseudo-moralische Exekutionen" und vom „Eifer der Bewältigung" getränkte Wertungen Klingemanns berechtigt ist, der aber selbst gegen die meisten der empirisch gut abgesicherten Befunde Klingemanns nur moralisierende Verwahrungen einlegen kann). Bei den Theologen ist, nach der gründlichen Untersuchung zur Heidelberger Theologischen Fakultät (Fix 1994) vor allem Kurt Meiers Gesamtdarstellung der Geschichte der Theologischen Fakultäten zwischen 1933 und 1945 zu beachten (1996). 3 Die jüngste Geschichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften (Bd 1: Kocka [Hg.] 1999 und Bd. 2: Fischer [Hg.] 2000) benötigt für die über 50jährige Entwicklung im Kaiserreich - zieht man die sich auf das gesamte 19. Jahrhundert erstreckenden Beiträge ab - gut 350, für die dreißig Jahre von Weltkrieg zu Weltkrieg aber schon fast 600 Seiten. Ganz auf die NS-Zeit konzentriert ist die von Doris Kaufmann hg. „Bestandsaufnahme" der KWG-Geschichte, wo auch N. Hammersteins Darstellung der DFGGeschichte (1999) ihren Schwerpunkt findet. 4 Seit der Monographie von Chroust (1995) zu Gießen (unter Einbeziehung der Weimarer Zeit) und dem ersten (und bislang einzigen) Band einer Geschichte der Kieler Universität (Prahl [Hg.] 1995) scheint hier ein Stillstand eingetreten zu sein (erst jetzt wieder die Skizze zur Gesamtentwicklung der Königsberger Universität zwischen 1933 und 1945: Tilitzki 2000 und die Dokumentation von Nagel/Sieg 2000 zur Marburger Universität im Nationalsozialismus), während das Interesse an der Universitätsgeschichte im Kaiserreich und in der Weimarer Republik wieder etwas zunimmt: Vgl. Wettmann 2000 zur Marbur-
Schlußbetrachtung
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denz, die inzwischen ausgerechnet auch in dem Fach dominiert, das mit der vor fünfzehn Jahren unter größter öffentlicher Anteilnahme geführten Debatte über Martin Heideggers Verhältnis zum Nationalsozialismus nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, die auf das NS-Reich bezogene Konjunktur der Wissenschaftsgeschichtsschreibung auf breiter Front auszulösen. Denn gerade die Erforschung der jüngeren Disziplingeschichte der Philosophie scheint im Vergleich mit den geisteswissenschaftlichen Nachbardisziplinen seit Mitte der 90er Jahre eher zu stagnieren. Die institutionsgeschichtliche Forschung ist fast ganz zum Erliegen gekommen.5 Mit guten Gründen konnte Gereon Wolters vor kurzem klagen, daß, da sich „kein Sonderforschungsbereich, keine Forschergruppe, kein Graduiertenkolleg" des Themas angenommen habe, es hier immer noch an „exakter Kenntnis" mangle, ja daß nicht einmal eine vollständige Liste der zwischen 1933 und 1945 genehmigten Habilitationen vorläge.6 Lediglich einige Monographien zu prominenteren Philosophen wie Freyer, Horkheimer, Plessner, Cassirer, Hartmann oder Gadamer sind inzwischen erschienen, vereinzelt wurden auch Köpfe aus der zweiten Reihe wie Eberhard Grisebach, Edgar Wind und Lieselotte Richter berücksichtigt, für den „Wiener Kreis" legte Friedrich Stadtler das Fazit seiner zwanzigjährigen Forschungsarbeit zu dieser Schulformation vor, doch keine dieser Untersu-
ger Philippina im Ersten Weltkrieg, Sylvia Paletscheks (2001) leider exzessiv sozialgeschichtlich ausufernde Habil.-Schrift über die Tübinger Alma Mater zwischen 1914 und 1933, sowie Neugebauers Skizze (2000) zur Verzahnung von Politik und Wissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Königsberger Albertina zwischen 1918 und 1933. Allein der Berliner Politikwissenschaftler Norbert Kapferer bereitet seit geraumer Zeit eine mit Bundesmitteln geförderte Veröffentlichung zur Geschichte der Philosophie in Breslau zwischen 1918 und 1945 vor (frdl. Auskunft von Herrn Prof. Kapferer im Herbst 1999). - Der Versuch von Gerhardt u. a. 1999 zur Geschichte der Berliner Universitätsphilosophie ist allzu sehr vom konstruktiven Ehrgeiz auf der Suche nach „guten", „anschlußfähigen", ihren „Ausgangspunkt beim Individuum" (ebd., S. 323) verortenden Traditionen gekennzeichnet und handelt daher gerade die Zeit nach 1918 im Stil eines um zeithistorische Kontexterschließung kaum bemühten, kommentierten Gelehrten-Kalenders ab. - Die von Kodalle 2000 hg. Aufsatzsammlung ist auf Jenaer Philosophen konzentriert (Liebmann, Eucken, Frege, Grisebach, Emge, Nohl, Bauch), will aber mit dem Mut zur Lücke (es fehlen Leisegang, Linke, Wundt, Schlechta u. a.) nur ein erster, auf das Verhältnis zur Moderne beschränkter Probelauf sein. Wolters 1999, S. 231. - Wolters' Skizze zur NS-Philosophie konzentriert sich auf Oskar Becker (Bonn) und begnügt sich ansonsten mit dem Vorschlag einer groben, letztlich unpraktikablen Einteilung in „Nazis", „Opportunisten" und „Aufrechte". Nicht viel hilfreicher ist sein Angebot, zur Identifizierung der „Nazis" unter den Philosophen: politische Aktivität plus publizistische „Beiträge zur Naziideologie", die wiederum auf ein „völkisches Paradigma" reduziert wird - die vorherrschenden Ambivalenzen im persönlichen und publizistischen Engagement deutscher Philosophen werden so gewiß nicht erfaßt. Dieser hermeneutisch unsensible Zugriff korrespondiert mit einiger Konsequenz wieder einmal mit den zahlreichen, zeithistorisch blinden Flecken, etwa wenn Wolters behauptet, daß nicht-emigrierte jüdische Dozenten „umstandslos ermordet" worden wären, obwohl die nach den Nürnberger Gesetzen als Juden geltenden Philosophen Dessoir, Kafka, Jacoby, Pichler und Hoffmann im Reich, Utitz und Plessner im „Protektorat" bzw. in den besetzten Niederlanden bis 1945 überlebten, andere wie Hofmann, Hönigswald, Misch, Cohn und Kroner erst zwischen 1939 und 1941 das Land verließen, während , jüdisch Versippte" wie Jaspers, Goedeckemeyer, Oesterreich oder Landgrebe ebenfalls mit ihren Ehepartnern ausharrten und gemeinsam überlebten.
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Schlußbetrachtung
chungen konzentriert sich mehr exklusiv auf die NS-Zeit7, ebenso wie sie nun offenbar vom DFG-Projekt „Sozialgeschichte der deutschen Philosophie im 20. Jahrhundert" in übergeordnete Kontinuitäten eingefügt werden soll8. Es verwundert daher nicht, wenn die wilhelminische Epoche, das deutsche Kaiserreich zwischen 1871 und 1918, seit zwanzig Jahren ohnehin eine „Achsenzeit" bundesdeutscher Wissenschaftshistorie, weiterhin den Schwerpunkt philosophiegeschichtlicher Forschung bildet, die hier zuletzt mit drei kompendiösen „Kontextualisierungen in historischer Absicht" (Grassl) über den jungen Georg Simmel, den jungen Richard Hönigswald und „Leben-Werk-Zeit" des Jenaer Logikers Gottlob Frege Zeichen setzte.9 Wie in der akademischen Pädagogik so könnte auch für die Geschichte der Universitätsphilosophie zwischen 1918 und 1945 wegen des Personalaustausches, gravierender institutioneller Terrainverluste, des Wechsels theoretischer Richtungen, schließlich wegen der unüberbrückbaren weltanschaulichen Gegensätze zwischen der auf „Rasse", „Führerprinzip" und „Lebensraum" fixierten NS-Ideologie einerseits, den mehrheitlich am universalistischen Kulturidealismus festhaltenden Philosophen andererseits, das Jahr 1933 als „Kontinuitätsbruch" gedeutet werden.10 Doch wie für die Erziehungswissenschaft ist auch für die Philosophie im Dritten Reich dann eher eine „Gemengelage von Kontiniutät und Diskonti7 Eine vergleichende Studie zur Sozialphilosophie von Freyer und Horkheimer bietet der RohrmoserSchüler Grimminger (1997), die politische Philosophie und Zeitdiagnostik Plessners analysiert die von Wolfgang Wippermann betreute Berliner Dissertation Kersten Schüßlers (1999), den Grundzügen der Kulturphilosophie Cassirers widmet sich Schwemmer 1997, einen weitgehend „unpolitischen" Ontologen bietet Martin Morgensterns „Einführung" in Nicolai Hartmanns Werk an (dazu, Morgensterns Gesamtbild konterkarierend, von ihm aus dem Nachlaß hg., der sehr anregende Zugriff Wolfgang Harichs [2000], der u. a. Hartmanns Verhältnis zum dialektischen Materialismus thematisiert), zu Gadamer: Grondin 1999, zu Grisebach: Kodalle 1996 und 2000, zu Wind die Aufsatzsammlung von Bredekamp (Hg.) 1998, zu L. Richter: Wenzel 1999; zum Wiener Kreis das lOOOseitige, um den politischen Kontext Österreichs in der Zwischenkriegszeit en detail bemühte Werk Friedrich Stadtlers 1997. Die von Wolfgang Bialas (2000) edierte Aufsatzsammlung über intellektuelle im Nationalsozialismus' enthält zwar eine nuancenreiche Einleitung von Bialas zur „Situation der Philosophie" und eine methodologisch bedenkenswerte Reflexion von Ursula Wolf, gibt aber ansonsten nur Raum für Beiträge über Carl Schmitt, Martin Heidegger und Hannah Arendt; allein mit Arnold Gehlen, den Gerwin Klinger einmal mehr in der üblichen Diktion des Haug-Kreises traktiert, kommt die Universitätsphilosophie im engeren Sinn ins Blickfeld. 8 Nachgewiesen unter den „Normalverfahren/Geisteswissenschaften" unter der Leitung des Münchner Germanisten Wilhelm Vossenkuhl in: DFG, Jahresbericht 1999, Bd. 2: Programme und Projekte, Bonn 2000, S. 81. 9 Zu Simmel: Köhnke 1996, zu Hönigswald: Grassl 1998 und zu Frege: Kreiser 2001. Schwerpunkte vor 1918 setzend auch der den südwestdeutschen Neukantianismus berücksichtigende, von Treiber/Sauerland hg. Sammelband zur „Topographie des Weltdorfes" Heidelberg (1995), sowie Siegs umfangreiche Studie über den Marburger Neukantianismus (1995), die, was Cohen und Cassirer angeht, wohl eine Fortsetzung findet in der für 2001 angekündigten Monographie über ,Jüdische Intellektuelle im Ersten Weltkrieg'. Zur Philosophie als Kriegsdeutung zwischen 1914 und 1918, im Vergleich mit Lübbes Analysen (1974) aber kaum neue Einsichten vermittelnd, Flasch 2000 und Beßlich 2000 (auf Rudolf Eucken beschränkt, jedoch ähnlich weit wie Lübbe auf Krisenkonstellation um 1890 zurückgreifend). 10 Tenorth 1990, S. 90f.
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nuität", von „Widersprüchlichkeiten" und „Ambivalenzen" (Tenorth) zu registrieren, die auf partiell identische Erwartungshorizonte hinweisen. Daß es diese Konvergenzen, ungeachtet aller prinzipiellen weltanschaulichen Gegensätze, gab, ist den strukturell „totalitären" „Basistheoremen" (Ruddies)11 geschuldet, die selbst das politische Denken von nicht wenigen Emigranten - linker wie rechter Orientierung - noch beherrschten. Die in dieser Arbeit häufig entdeckten biographischen Bezüge zum kulturkritischen „Gebildetenreformismus" der Jahrhundertwende, die manifesten theologischen Prägungen vieler Philosophen, der Einfluß des Kriegserlebnisses von „14/18" auf ihre politischen Vorstellungen, also deren Ausrichtung an einem Ausnahmezustand, der die als bedrückend empfundene Normalität der industriellen, „massendemokratischen" Moderne nicht nur zu unterbrechen, sondern dauerhaft aufzuheben verhieß, die auch deswegen mitunter auffällig illusionären, geschichtsphilosophisch-fundamentalistisch argumentierenden Lösungsvorschläge zur „Heilung" der „Zeitkrankheiten", das persönliche Engagement in den weltanschaulich motivierten „Bewegungen" der 20er Jahre, der hohe Politisierungsgrad einer sich eigentlich „streng wissenschaftlich" verstehenden Produktion, sowie die noch stärkere, nicht allein auf politische Sinngebung beschränkte „Verweltanschaulichung" wissenschaftlicher Publizistik - alles in allem verpflichtete eine so geartete Verschränkung von Philosophie und Politik hier nicht nur dazu, die wissenschaftshistorische Präferenz für das Dritte Reich zu relativieren. Es mußte auch dessen schon verfestigte historiographische Isolierung gegen die dann entsprechend als bloße „Vorgeschichte" gering geschätzte Weimarer Republik 12 aufgehoben werden. Um so in den intellektuellen Biographien, sowie exemplarisch anhand der Gründungsgeschichte der Deutschen Philosophischen Gesellschaft und anhand des sich berufungspolitisch so bedeutsam erweisenden, vom preußischen Kultusminister Becker favorisierten, weltanschauliche Integrationskompetenz einfordernden Konzepts der „Synthese" die im ausgehenden 19. Jahrhundert aufbrechende „Fundamentalkrise", die „Globalkrise der modernen Kultur" (Ruddies) präsent zu halten, die das Dritte Reich eher wie ein „Nachspiel" des Zweiten erscheinen läßt13. In dem vom Rückgang der absoluten Glaubensgewißheit, dem „Schwund der religiösen Substanz" und der „Überproduktion von Relativitätserfahrungen" (Graf), wie von der gleichzeitigen, rasanten, offenbar schockartig erfahrenen, die Deutschen damit zum „Herzvolk der Moderne" (Ekstein) machenden Umwandlung der Agrar- in eine Industriegesellschaft betroffenen wilheminischen Kaiserreich taten sich Orientierungsdefizite auf, die im sich erneuernden Katholizismus gemäß der radikalen Losung vom „anthropozentrischen Chaos zum theozentrischen Kosmos" (Hermann Platz), im protestantischen Einflußreich durch Erschließung der „weltlichen" Integrationspotentiale des Staates, der Klasse, des Volkes oder der Rasse ausgeglichen werden sollten. 14 Hier setzten die Anstrengungen zu einer zweiten, ideellen Reichsgründung ein, die von einer Generation in Angriff genommen wurde, die den Weltanschauungsauftrag der Wissenschaft bereits ver11 Ruddies 1994, S. 27. 12 Die „Chiffre Weimar" steht nicht nur bei Ehrlich/John 1998, S. XXV, als „Sinnbild für die intellektuelle Vorgeschichte des NS-Regimes". 13 Ruddies 1994, S. 27. 14 Hurten 1992, S. 40 ff. - Graf 1988, S. 384-386.
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Schlußbetrachtung
innerlicht hatte (Groppe) und die in ihrem Ehrgeiz, die „Revitalisierung christlicher Sinnkräfte" gegen die „Fragmentierungen des Lebens" aufzurufen, wesentlich an der „Verbühnung" (Graf) der Wissenschaft, insbesondere der um neue, verbindliche Weltbilder bemühten Philosophie beteiligt war.15 Damit hatten sich die Universitätsphilosophen auf dem Feld des Politischen aber so nachhaltig der „Versuchung zum Absoluten" (W. Schulze) 16 ausgesetzt, daß die Ablehnung der Pluralisierung gesellschaftlichen Lebens, des „Liberalen Systems" (Nolte), und eine starke Affinität zu „totalen" Alternativen ihre Zeitdiagnostik und ihr politisches Engagement bis 1945 in einer Weise bestimmten, die die moderne Scheidung von Politik und Religion aufhob17. Die Sehnsucht nach einer alle Spannungen zwischen Individuum und Gemeinschaft auflösenden Lebenstotalität, der Traum von der vollkommenen, wahlweise griechischen oder germanischen Kultur, rückte damit den Widerstand gegen die „transzendenzlosen" Gesellschaftsordnungen („Amerikanismus" und „Bolschewismus") in den Brennpunkt politisch-weltanschaulicher Reflexionen. Wobei das Ideal des „eigenständigen Volkes" (Max Hildebert Boehm) als Integrationsinstanz zwischen Individuum und Menschheit sowie als Aktionszentrum im Pluriversum der Völker ein Maximum utopischer Energien entband und, soweit es schließlich vom Nationalsozialismus aufgenommen wurde, jene auf eine „alternative Moderne" (Sieferle) gerichteten „heilsgeschichtlichen Phantasien" von der weltgeschichtlichen Mission der Deutschen entzündete, die eine „politische Religion" auszeichnen und die das „Geheimnis der geistigen Ausstrahlung des Nationalsozialismus" bergen. Von dem fasziniert gewesen zu sein war dann kein Indiz atavistischer, nationalen „Sonderwegen" geschuldeter Rückständigkeit, sondern, wenn man die Berechtigung heilsgeschichtlicher Konzepte und ihre Übertragung auf die Politik anerkennt, eher ein Zeugnis dafür, daß das Gros der deutschen Denker sich „philosophisch auf der Höhe der Zeit" befunden habe.18
15 Groppe 1997, S. 75: daß die Generation der zwischen 1870 und 1880 geborenen Wissenschaftler die erste gewesen sei, die die Verbindung von Wissenschaft und Weltanschauung gegen Widerstände durchgesetzt habe, während die zwischen 1890 und 1910 Geborenen dies schon als „selbstverständlich" akzeptiert hätten, kann gerade hinsichtlich der Philosophen nicht überzeugen, da die weltanschaulich ambitionierten älteren Denker wie Eucken, Windelband, Paulsen, Natorp, bei Groppe gerade zu einer angeblich noch streng auf die Exklusivität der Wissenschaft bedachten Generation zählen. - Graf 1997b, S. 78 sowie ders. 1997a, S. 12ff. - Ekstein 1990, S. 1 lOf. 16 Zit nach Hertfelder 1998, Bd. 1, S. 180. 17 Über den Totalitarismus „politischer Religionen" prägnant: H. Maier 1996 und Bracher 1996. 18 So Bialas 2000, S. 36f.
Anhang
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen. Ein Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen dem WS 1918/19 und dem SS 1945
Vorbemerkung Die Bezeichnung „politisch-weltanschauliche Lehrveranstaltungen" erweist sich für die folgende Aufstellung eigentlich als zu eng. Sie trifft in erster Linie nur auf die Veranstaltungstitel zu, die auf jeweils neue politische Großwetterlagen direkt zu reagieren scheinen, also primär auf die Staatsumwälzungen von 1918/19 und 1933. Darunter findet sich immerhin eine stattliche Zahl von Vorlesungen und Übungen, die nach 1919 Zeiteinflüsse in Begriffen wie Sozialismus, Marxismus, Weltrevolution anzeigen bzw. ab 1933 ankündigen, „nationalsozialistische" Philosophie, Weltanschauung, Bildungslehre usw. vortragen zu wollen. Im Gefolge beider Zäsuren finden sich auch die einschlägigen Veranstaltungen zur Hochschulreform, über den Sinn des akademischen Studiums, Sinn und Aufgabe der Universität u. ä. Keine unmittelbare thematische Reaktion auf Novemberrevolution und nationalsozialistische Machtergreifung stellen die hier aufgenommenen Veranstaltungen dar, die in benachbarte Disziplinen - Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Theologie, Rechtswissenschaft - „einzubrechen" scheinen. Hier wird gleichwohl das Ausmaß eines langfristigen Trends der Emipirisierung des Faches dokumentiert, der von den, oft als Zumutung oder als Bedrohung des traditionellen Selbstverständnisses empfundenen politischen Ansprüchen mitbestimmt wird. Dabei bleiben die fachpsychologischen bzw. -pädagogischen Veranstaltungen ausgespart, die im Rahmen verselbständigter Lehraufträge angeboten wurden und die keinen expliziten politischen Bezug verraten. Die Abgrenzung fällt hier gleichwohl schwer, gerade weil Philosophen wie Menzer und Spranger einen pädagogischen Lehrauftrag versahen, während Psychologen und Pädagogen wie Ziehen, Stern, Deuchler oder Flitner regelmäßig philosophische Vorlesungen hielten. Wo sich eine „weltanschauliche", zumeist für „Hörer aller Fakultäten" gedachte Ausrichtung der Lehrveranstaltung erkennen läßt, etwa in den Vorlesungen William Sterns über die weltanschaulichen Hauptrichtungen der Philosophie des 19. Jahrhunderts oder in denen Oswald Krohs über Fichte als Volkserzieher, fanden sie hier Berücksichtigung, während etwa die für Pädagogikstudenten gedachten bildungshistorischen Veranstaltungen Sprangers nicht erfaßt sind. Trotz der in den 20er Jahren beginnenden institutionellen Verselbständigung werden dagegen die soziologischen Veranstaltungen gerade wegen der ihnen immanenten stärkeren politischen Bezüge aufgeführt. Neben Hans Freyer, Max Scheler, Alfred Vierkandt und Max Horkheimer, die als Philosophen soziologische bzw. sozialphilosophische Lehrstühle besetzten, wird dabei schon für die 20er Jahre eine größere Anzahl sozialwissenschaftlich interessierter Dozenten sichtbar, die z. T. über entsprechende Lehraufträge verfügen, die sich aber auch ohne diese amtliche Verpflichtung regelmäßig soziologischen Themen widmen. Zu diesem Kreis, der sich im hier ausgewiesenen Umfang nicht anhand einschlägiger Veröffentlichungen ermitteln ließe, und zu dem wir auch die Anbieter rechts-und staatsphilosophischer Veranstaltungen hinzuzählen, gehören vor 1933 neben den Dozenten an Technischen Hochschulen (Goldstein, Moog, Steinberg) und wenigen Lehrstuhlinhabern (Pichler, Marck, Steinbüchel, Goedeckemeyer) nichtbeamtete außerordentliche Professoren und Privatdozenten: Verweyen, Dempf, Landsberg (Bonn), Weidenbach, Horneffer, Raab (Gießen), Gallinger, v. Hildebrand (München), Groethuysen (Berlin), Emge (Jena), Koppelmann (Münster), Honigsheim (Köln), Ehrenberg (Heidelberg), von Brockdorff (Kiel), Noack (Hamburg), Löwith (Marburg). In diesem Zusammenhang verdienen auch alle philosophiehistorisch umkleideten Behandlungen der Themen „StaatGesellschaft-Recht" Beachtung, insbesondere die zu Fichtes ,Reden an die deutsche Nation' und Hegels
1172
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Rechtsphilosophie. Soweit die regelmäßig in der Juristischen Fakultät verankerten Rechtsphilosophen ihre Veranstaltungen im Vorlesungsverzeichnis eigens den Hörern der Philosophischen Fakultät offerierten, wurden auch sie hier aufgenommen. Da der Mensch als soziales, politisches Wesen Gegenstand jenes Teils der praktischen Philosophie wird, der sich sozialwissenschaftlich (Soziologie, Ethnologie, Psychologie) wie naturwissenschaftlich (Biologie, Genetik, Anthropologie) empirisiert, dürfen auch die Lehrveranstaltungen zum Thema „Philosophische Anthropologie" nicht ausgeklammert werden, zumal nach 1933 Kombinationen wie „Politische" oder „völkisch-politische" Anthropologie geläufig zu werden beginnen (Krieck, Jaensch). Abgesehen davon treten nicht wenige der Pioniere der philosophischen Anthropologie mit soziologischen Themen hervor (Scheler, Plessner, Rothacker, Ipsen, Gehlen, Baumgarten). Für die Zeit ab 1933, und dies führt in den Umkreis der engeren, den Tagesaktualitäten geschuldeten politischen Themen zurück, wird der Mensch als Volks- und Rassegenosse wahrgenommen, so daß entsprechende Lehrangebote hier zu berücksichtigen sind. Ebenso Kombinationen, die das Auslandsdeutschtum (Schmied-Kowarzik), Krieg und Soldatentum (Schering, Feldmann, Schingnitz, Lipps, Meier), nationalsozialistische „Vorläufer" wie Chamberlain (Wichmann, Jesinghaus, Schingnitz, Faust, eher kritisch dazu: Leese), „germanisch-nordische" Kontinuitäten (Baeumler, Berger), weltanschauliche Gegner wie Juden und Marxisten (Mandel, Weinhandl, Grunsky, Mense, Nelis, Rüge) oder den spezifisch deutschen Charakter einer Philosophie behandeln, die sich etwa bei Franz J. Böhm zur „deutschen Weltanschauungsgeschichte" verwandelte bzw. bei ihm, bei Kröner, Faust oder Haering, zur Konfrontation des deutschen mit dem westeuropäischen Geist diente. Im weitesten Sinn „weltanschaulich" und doch, wie eine Autopsie der Veröffentlichungen in vielen Fällen ergibt, selten ohne Bezug zur Politik und aktuell politisch umstrittenen Fragen, sind die hier gleichfalls aufgenommenen Veranstaltungen zur Religions-, Kultur- und Geschichtsphilosophie (d. h. mit Ausnahme der zahlreichen religionsphilosophischen Übungen zu Kant, Fichte und Schleiermacher) nebst philosophiehistorischen (zu Hegels Geschichtsphilosophie) oder zeitkritischen (zu Spenglers ,Untergang des Abendlandes", aber auch zu den zeit- und kulturkritisch instrumentalisierbaren Kollegen wie Heidegger und Jaspers, oder den kritisch gegen die deutschen Denktraditionen in Ansatz zu bringenden ausländischen, vor allem angelsächsischen Philosophen) Thematisierungen. In Anbetracht des dargelegten, größtenteils auch biographisch nachgewiesenen Gewichtes theologisch-religiöser Bindungen, die die politischen Verhaltensweisen und Erwartungen vieler Philosophiedozenten entscheidend prägten, kann die Breite des religionsphilosophischen Veranstaltungsangebots nicht überraschen, wobei hier die Inhaber „katholischer Lehrstühle" wegen ihrer zumeist allgemein systematisch (Logik, Erkenntnistheorie usw.) oder philosophiehistorisch (Metaphysik vom Altertum bis zur Neuzeit usw.) gehaltenen Ankündigungen kaum zu erfassen waren. Wegen seiner Bedeutung als „Medium" weltanschaulich-politischer Auseinandersetzungen und Vereinnahmungen werden die Veranstaltungen über Friedrich Nietzsche (häufig in seiner Beziehung zu Schopenhauer oder Wagner) dokumentiert. Da Goethe, der sich unter den Philosophen großer Beliebtheit erfreute, und wie in geringerem Umfang behandelte andere Dichter (Schiller, die Romantiker, Tolstoi, Dostojewski) ein starkes weltanschauliches, zumeist antimodernes, gegen den naturwissenschaftlich-quantifizierenden, politisch „atomisierenden" Zeitgeist gerichtetes Interesse auf sich zog, bzw. Goethe nicht selten als Inkarnation des deutschen Geistes politisch instrumentalisiert worden ist, sind auch die Veranstaltungen über ihn hier einbezogen worden. Einen sehr anschaulichen Beleg für die vielzitierte, als Reaktion auf die propagierte „totale Mobilmachung" recht bemerkenswerte Flucht in die bildungsbürgerliche Innerlichkeit bietet gerade die Häufung von Goethe-Veranstaltungen seit der Kriegswende 1942. Einer quantifizierenden Einschätzung der Relationen zwischen den Lehrinhalten dieser Aufstellung und dem traditionellen Curriculum philosophischer Veranstaltungen ist vorauszuschicken, das etwa 7% des Gesamtbestandes der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918 und 1945 nicht ausgewertet werden konnten, darunter leider mehrere aus der Zeit 1932-1934 und 1940-1944. Für die Universität Würzburg waren die Vorlesungsverzeichnisse bis 1924 nicht erreichbar. Bei 57 Semestern, mit einem Gesamtangebot an 33 (ab 1938/39: 40, ab 1941: 42) Hochschulen im Umfang von rund 10 000 Vorlesungen, Seminaren, Übungen und Kolloquien vermag eine „Dunkelziffer" von etwa 170 Veranstaltungen jedoch zu verschmerzen sein. Die wichtigsten Tendenzen dürfte aber auch der noch zu ermittelnde Restbestand nicht mehr in Frage stellen.' 1 Die fehlenden Vorlesungsverzeichnisse enthalten etwa 500 Veranstaltungen; bei einem durchschnittlichen Anteil von 25-30 % politisch-weltanschaulicher Titel ergeben sich 135 bis 170 Veranstaltungen.
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19
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Die hier aufgelisteten Titel machen etwa ein gutes Viertel aller angebotenen philosophischen Lehrveranstaltungen aus. Das ist an sich schon eine beeindruckende Zahl, die aber erst im Vergleich mit einem entsprechenden Zeitraum vor 1918 aussagekräftig wäre. Stichproben berechtigen jedoch zu der Hypothese, daß, neben der merklichen quantitativen Erhöhung des Angebots nach 1918, mindestens eine Differenzierung des Weltanschaulichen im Sinne der oben genannten Empirisierung des Faches stattgefunden hat. Spranger machte bereits 1920 die „eigenartige Beobachtung", daß viele Studenten von der Universität „Bildung" und nicht Wissenschaft erwarteten, was sich darin äußere, daß sie Darbietungen danach beurteilten, was diese für ihr „inneres Leben" brächten.2 Dieser allgegenwärtige und viel zitierte „Hunger" nach sinngebender und orientierender Weltanschauung war als Faktum aber kein neues Phänomen. Durch den Zusammenbruch der alten Ordnung und den Ansturm der Studierenden gewann es für die Sinnproduzenten zunächst einmal nur an Intensität. Trotz fortbestehender traditioneller Sinnangebote, bedient von Religions-, Kultur- und Geschichtsphilosophie, Ethik, Kombinationen wie „Metaphysik und Weltanschauung" oder noch allgemeiner: „Weltanschauungsfragen", brachen sich nun aber neue, spezifisch politische Angebote Bahn. Darin liegt denn auch der Hauptertrag dieser Aufstellung: Im Nachweis, wie sich ohne signifikante Brüche - lediglich mit einer leichten Forcierung der Akzente Volk und Rasse nach 1933 - eine Verlagerung der Sinnerwartungen abzeichnet. Die im weitesten Sinn sozialwissenschaftlich-anthropologische Empirisierung des Faches indiziert eine Entindividualisierung der Sinnerwartung. Nicht mehr - wie nach 1918 - im „inneren Leben", sondern verstärkt in den Gemeinschaften von Staat, Volk, Klasse, Nation oder (seltener) Menschheitsgemeinschaft hoffte man seit Ende der zwanziger Jahre „Sinn" zu finden. Der statistisch en detail leicht zu untermauernde Nachweis einzelner Tendenzen wie etwa die Hausse der Nietzsche- und die gleichzeitige Baisse der Hegel-Veranstaltungen nach 1933 oder die steigende Nachfrage nach „Philosophischer Anthropologie" gegen Ende der Weimarer Republik, die dann ungebrochen bis 1945 anhielt, das im Vergleich der Piaton-Veranstaltungen sich erweisende dominante Interesse an der „Politeia" (vor und nach 1933), die Zunahme des Lehrangebots über gegenwartsbezogene Themen und philosophische „Moden" (Lebens- und Existenzphilosophie) bzw. zeitgenössische Philosophen wie Klages oder Heidegger dies und vieles mehr ist zwar zu belegen, illustriert aber zumeist nur in Varianten die Haupttendenz einer entschiedenen Hinwendung zu den oben genannten Sinnträgern Volk, Staat, Klasse, Nation, Menschheit.
Verzeichnis der politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen WS 1918/19 bis SS 1945 Berlin Troeltsch Schmidt
Breslau
Philosophie der Geschichte Die Erziehungsideen der deutschen Probleme der Staatsphilosophie
Marck
Frankfurt
Kulturphilosophie
Burckhardt
Gießen Messer Weidenbach
Fichtes Bestimmung des Menschen Der Staat
Göttingen
Staatsphilosophie
Nelson
2 Spranger (1920) 1970, S.70.
1174
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Hannover Lessing Lessing Lessing
Arthur Schopenhauer und seine Schule, einschl. Ed. v. Hartmann und der Werke Richard Wagners Friedrich Nietzsche m. b. Berück, von „Also sprach Zarathustra" Goethes Faust I und II, philosophisch interpretiert
Heidelberg Jaspers Rüge
Psychologie der Weltanschauungen Ethik, Staatsphilosophie, Geschichtsphilosophie
Jena Eucken
Leitende Ideen und geistige Forderungen der Zeit
Karlsruhe Drews
Die Entstehung des Christentums
Leipzig Spranger
Der Zusammenhang von Philosophie und Politik in der Neuzeit
Marburg Wundt
Philosophie des Krieges
Münster Braun Braun
Die Anschauung von Welt und Leben in der modernen Kunst (von Ibsen bis zu den Expressionisten) Vom deutschen Wesen und von deutscher Zukunft (für Hörer aller Fakultäten)
1919 (einschließlich Zwischensemester Winter/Frühjahr 1919) Berlin Vierkandt Cassirer Troeltsch Erdmann Troeltsch Stumpf C.H. Becker Schmidt
Kulturprobleme der Gegenwart Kant und das deutsche Geistesleben Ethik und Kulturphilosophie Übungen über die philosophischen Voraussetzungen der ökonomischen Geschichtsau ffas sung W. Diltheys Geschichtstheorie Weltanschauungsfragen Akademische Reform Übungen über die Lehrpläne des höheren Schuldienstes
Bonn Litt Litt Wentscher
Bildungsprobleme der Gegenwart in ihren philosophischen und historischen Grundlagen Lebensfragen deutscher Selbsterziehung Probleme der Staatsphilosophie
Breslau Marck
Probleme der Staatsphilosophie
Erlangen Brunstäd
Allgemeine Geschichte der politischen und sozialen Ideen
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Hasse Hasse
Marx und Nietzsche als Erwecker kulturphilosophischer Probleme Geschichtsphilosophische Übungen für Anfänger (Herders ,Ideen ...') Moralphilosophische Prinzipienfragen Nietzsches ,Unzeitgemäße Betrachtungen' (Lektüre mit anschließender Erörterung zur Einführung in das Studium von Nietzsches Philosophie)
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
1175
Freiburg Cohn Heidegger Mehlis
Einführung in das Verständnis der Gegenwart Das Wesen der Universität und des akademischen Studiums Über Ethik und Politik
Gießen Messer Siebeck Strecker
Fichte - seine Persönlichkeit und seine Philosophie in ihrer Bedeutung für die Gegenwart Fichte, Bestimmung des Menschen Die deutschen Philosophen als Politiker
Heidelberg Ehrenberg Ehrenberg Maier
Kultursysteme der Gegenwart Weltrevolution und Christentum Philosophische Weltanschauungsfragen
Jena Eucken Linke
Geschichte der politischen und sozialen Ideen Grundfragen der Staatsphilosophie und Politik
Köln Saitschick Scheler
Die philosophischen Grundlagen der Demokratie und des Sozialismus Über die Formen des Sozialismus und des Christentums
Leipzig Dittrich Spranger
Wesen und Neugestaltung der Universität Kulturphilosophie: Staat, Gesellschaft, Wirtschaft
Münster Braun Braun Braun Ettlinger Brunswig Kabitz Koppelmann Goldschmidt
Die sozialistischen Ideen in der Kultur der Gegenwart Vom Wesen des Studiums und der akademischen Berufe (für Hörer aller Fakultäten) Einführung in die Philosophie der Geschichte und Kultur Geschichtsphilosophische Übungen im Anschluß an Augustins ,Gottesstaat' Hauptformen der Weltanschauung (für Hörer aller Fakultäten) Typen der Weltanschauung Einführung in die Politik (für Hörer aller Fakultäten) Völkerpsychologische Einführung in die Auslandskunde
Rostock Utitz Schlick
Künstlerische Kulturprobleme der Gegenwart Schopenhauer und Nietzsche
Tübingen Groos Haering Oesterreich Ritter
Das monistische Denken Die Philosophie und die Einzelwissenschaften Der Okkultismus Staat, Recht, Politik und Moral
1919/20 Berlin Stumpf Riehl Troeltsch Schmidt Kuntze
Weltanschauungsfragen Fichte und die deutsche Gegenwart Religionsphilosophie Die materialistische Geschichtsphilosophie von Hegel zu Marx Philosophische Erläuterungen zu Goethes „Faust"
1176 Troeltsch
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Übungen über W. Diltheys Geschichtstheorie
Bonn Selz
Grundlagen der Rechts- und Staatsphilosophie
Darmstadt Goldstein
Die soziologischen Grundbegriffe der Politik
Frankfurt Burckhardt Burckhardt
Platons ,Staat' Kulturphilosophische Übungen (im Anschluß an die Lektüre der Briefe Schillers ,über die ästhetische Erziehung des Menschen')
Gießen Messer Messer Weidenbach
Fichte, Bestimmung des Gelehrten Freie Aussprache über Reformen im Bildungswesen u. a. Kulturfragen Kritik des Zeitgeistes aus dem Geiste der Philosophie
Greifswald Moog
Philosophische Staatstheorien
Hamburg Stern
Philosophische Weltanschauungen des 19. Jhs.
Hannover Lessing Lessing
Übungen über Staats- und Geschichtsphilosophie Ethik und Pädagogik
Heidelberg Ehrenberg Ruge Ruge
Zeitfragen: Universität und Gegenwart Die Weltanschauung der Evangelien im Zeitalter der Emanzipation Das Zeitalter der Emanzipation
Marburg Wundt Wundt
Übungen zur Geschichte der Staatstheorien Kulturfragen der Gegenwart
Münster Braun Braun Ettlinger Koppelmann
Geschichte der sozialistischen Ideen vom Altertum bis zur Gegenwart (für Hörer aller Fakultäten) Kolloq. über Probleme der politischen Ethik Lesungen aus Piatons ,Staat' Einfuhrung in die Weltanschauungsfragen (für Hörer aller Fakultäten)
Tübingen Haering Spitta Spitta
Die Verkennung des Wesens des Geistes und ihre Rolle im Leben der Gegenwart Philosophische Ethik und Rechtsphilosophie als allgemeine Theorie des sozialen Lebens Wissenschaftliche und kulturelle Zeitfragen. Das Recht auf Leben und die Bedeutung des Todes
1920 Berlin Groethuysen Stumpf Vierkandt Schmidt
Die philosophischen Grundlagen der politischen Systeme der Neuzeit Weltanschauungsfragen Kulturprobleme der Gegenwart Glauben und Wissen. Einleitung in die Religionsphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Kuntze Troeltsch
1177
Philosophische Erläuterungen zu Goethes „Faust" Übungen über Simmeis Geschichtstheorie
Bonn Litt Litt
Fichte als Erzieher Lektüre und Besprechung von Fichtes ,Reden'
Breslau Marck
Soziologie
Darmstadt Goldstein
Philosophie der Technik
Frankfurt Burckhardt Hasse Hasse Cornelius
Kulturphilosophische Übung: Fichte, ,Bestimmung des Menschen'; Bestimmung des Gelehrten' Religionsphilosophische Prinzipienfragen Glauben und Wissen (im Anschluß an ausgewählte Kapitel aus Kants Schriften) Grundlagen der praktischen Philosophie: Staat, Recht, Moral
Gießen Kinkel
Ethik als Grundlage der Politik
Göttingen Schmalenbach
Grundzüge einer allgemeinen Philosophie der Kultur
Hannover Lessing Lessing
Gestalten und Gedanken der Helden des Geistes Ethische Übungen
Heidelberg Ehrenberg Ruge
Philosophisch-politische Unterredungen im Anschluß an Dostojewskis politische Schriften' Staatsanschauungen der Vergangenheit und unmittelbaren Gegenwart mit Beziehung auf die Äußerungen heutiger Staatsmänner
Jena Grisebach
Der Begriff der Universität
Kiel v. Brockdorff Menzel
Soziologische Übungen Grundfragen der Weltanschauung
Köln Saitschick Saitschick Scheler
Philosophie des Staates und der Gesellschaft Kolloquium über sozialethische Fragen der Gegenwart Probleme der Sozialpsychologie
Königsberg Goedeckemeyer Goedeckemeyer Kowalewski
Welt- und Lebensanschauung William James' Pragmatismus Die politischen Anschauungen der großen Philosophen
Leipzig Freyer
Einführung in die Probleme und die Geschichte der Soziologie
Marburg
.. Besprechung ausgewählter Abschnitte aus F. Nietzsches Nachlaßwerk ,Der Wille zur Macht'
Hartmann/Heimsoeth
1178
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Münster Braun Braun Braun Cauer Kabitz Koppelmann
Kolloq. über Weltanschauungsfragen Nietzsche Geschichts- und Kulturphilosophie Aufgaben der politischen Erziehung Typen der Weltanschauung Einführung in die Weltanschauungsfragen
Tübingen Oesterreich Spitta
Okkultismus, Mystik und Theosophie der Gegenwart Wissenschaftliche und kulturelle Zeitfragen
1920/21 Berlin Fuchs Groethuysen Schmidt Stumpf Troeltsch Kuntze Kuntze
Geist und Staat im Deutschland des 19. Jhs. Rechtsphilosophische Probleme Die materialistische Geschichtsphilosophie von Hegel bis Marx Weltanschauungsfragen Über die Geschichtstheorie Georg Simmeis Schopenhauer, Leben, Gesinnung und Lehre Übungen über Geschichtsphilosophie
Bonn Litt Selz Verweyen Verweyen Wentscher
Selbstkritik der modernen Kultur von Rousseau bis Spengler Grundlagen und Hauptrichtungen der Rechtsphilosophie Soziologie der Kultur Grundfragen der Weltanschauung Geschichte der Weltanschauungen und Kulturströmungen im 19. Jh.
Darmstadt Strecker Goldstein
Staatsphilosophie und Realpolitik Soziologische Grundbegriffe
Erlangen Brunstäd
Allgemeine Geschichte der politischen und sozialen Ideen
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Hasse Ziehen Cornelius
Fichte Kulturphilosophie I Die Aufgaben der Philosophie der Gegenwart (für Hörer aller Fakultäten) Die deutsche Kultur der Gegenwart Philosophisches Seminar (für Fortgeschrittene): Allgemeine Staaatslehre
Freiburg Mehlis
Sozialphilosophie
Gießen Weidenbach
Soziologie
Göttingen Nelson Nelson
Staatsphilosophie Über das Problem der Demokratie
Hamburg Cassirer Cassirer
Schillers philosophische Weltansicht Die philosophischen Probleme der Relativitätstheorie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Görland
1179
Die Idee des Deutschtums (6 Vorlesungen)
Hannover Lessing Lessing Lessing
Friedrich Hebbel Nietzsche: Also sprach Zarathustra Brahma, Buddha, Jesus. Einfuhrung in die Fragen des religiösen Lebens
Heidelberg Jaspers Rickert
Übung zur Psychologie der Weltanschauungen Weltanschauungslehre (Philosophie des kontemplativen und aktiven Lebens)
Jena Wundt
Geschichte der Staatstheorien
Karlsruhe Drews
Richard Wagner I
Köln Scheler
Soziologisches Seminar: Über christlichen Solidarismus
Königsberg Kowalewski
Kolloq. über religionsphilosopische Streitfragen der Gegenwart
Marburg Hartmann Heimsoeth Natorp
Metaphysik als philosophische Grundwissenschaft (die ewigen Aporien der Weltanschauung, allgemeine Kategorienlehre und Phänomenologie der metaphysischen Theorien) Philosophisch-pädagog. Übungen: Besprechung von Fichtes Vorlesungen Über das Wesen des Gelehrten' Praktische Philosophie
Münster Braun Braun
Kolloq. über Probleme der politischen Ethik Geschichte der sozialen Ideen vom Altertum bis zur Gegenwart
Rostock Utitz
Kultur der Gegenwart
Tübingen Haering
Übungen zur Geschichtsphilosophie
1921 Berlin Vierkandt Troeltsch Kuntze
Kulturprobleme der Gegenwart Ethik und Kulturphilosophie Die Technik der geistigen Arbeit
Bonn Dyroff
Geschichte und Wesen der Universitäten
Breslau Marck Marck
Die philosophischen Grundfragen der sozialistischen Theorien Übung zum selben Thema
Darmstadt Strecker Goldstein Goldstein
Die Hauptprobleme der Kulturpolitik der Gegenwart Kants Weltanschauung Einführung in die Soziologie
1180
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Hasse
Probleme der Weltgeschichtsauffassung ( Hegel, Marx, Spengler) Kulturphilosophie (mit bes. Berücksichtigung der Berufs- u. Sozialethik) Die Aufgaben der Philosophie der Gegenwart (fiir Hörer aller Fakultäten)
Freiburg Cohn
Ethik und Sozialphilosophie
Gießen v.Aster/Emge/ Horneffer/Messer/ Weidenbach
Probleme des Staates, des Rechtes, der Wirtschaft (Ringvorlesung)
Greifswald Moog Schulze-Soelde
Grundzüge der Staats- u. Gesellschaftsphilosophie Geschichte und Systematik der Staatsethik
Halle Frischeisen-Köhler ders. Wichmann Menzer
Metaphysik u. allgemeine Weltanschauungslehre Übungen über Natorps Sozialpädagogik Übungen über Platons Staat Philosophische Übungen über Philosophie und Sozialismus
Hamburg Görland
Hermann Cohens Werk (mit Übung zu Cohens Logik der reinen Erkenntnis)
Hannover Lessing
August Strindberg: Einführung in seine Geisteswelt
Heidelberg Ehrenberg Ehrenberg
Geist, Wissenschaft und Bildung Katholizismus, Protestantismus, Sozialismus
Karlsruhe Drews
Richard Wagner II
Kiel v. Brockdorff Scholz
Übungen zu Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft Ethik u. Einleitung in die Philosophie der Kultur
Köln Plessner
Philosophie und Technik
Königsberg Kowalewski
Nietzsche und Spengler
Leipzig Barth
Einführung in die Soziologie
Marburg Hartmann
Übungen zur Ethik (Besprechung zeitgenössischer Werke zur Grundlegung der Ethik)
Münster Ettlinger Goldschmidt Koppelmann Koppelmann
Geschichtsphilosophische Übungen Hauptformen der Weltanschauung Das Christentum in religionsphilosophischer und kulturgeschichtlicher Betrachtung Einführung in die Politik
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
1921/22 Berlin Troeltsch Troeltsch Groethuysen Schmidt
Philosophie der Geschichte Geschichtstheoretische Übungen Religionsphilosophie Lessing als Erzieher
Bonn Behn Behn Selz Verweyen
Kulturauswirkungen moderner Weltanschauung Übung zum selben Thema Grundlagen und Hauptrichtungen der Rechtsphilosophie Philosophische Fragen der Lebens- und Geschlechtskunde
Breslau Kühnemann
Aus dem Kampf um die Lebensanschauung der Gegenwart (Ibsen, Tolstoi, Dostojewski, Nietzsche, die Gegenwart)
Darmstadt Goldstein Goldstein Strecker
Einfuhrung in die Geschichtsphilosophie Die Formen der Vergesellschaftung Staatsphilosophie und Realpolitik
Erlangen Brunstäd Brunstäd
Allgemeine Geschichte der politischen und sozialen Ideen Kolloq. zum selben Thema
Frankfurt Burckhardt Hasse
Kulturphilosophische Sozietät: Verhältnis von Führer und Volk bei Fichte Wissen und Glauben. Geschichte und Problem ihres Verhältnisses zueinander
Gießen v. Aster u. a. Messer Messer Weidenbach
Kursus über Jugendpflege und Jugendstrafrecht Fichtes Leben und Lehre Fichte, Bestimmung des Gelehrten Kampf um die Weltanschauung
Göttingen Nelson
Philosophische Politik
Greifswald Schulze-Soelde
Recht, Macht, Sittlickeit
Hamburg Stern Görland
Philosophische Weltanschauungen des 19. Jhs. Ethik als Kritik der Gemeinschaftswissenschaften
Hannover Lessing
Nietzsche, Also sprach Zarathustra
Jena Grisebach Wundt
Wissenschaft und Weltanschauung Der Gedanke der deutschen Wiedergeburt in den Schriften der Reformzeit 1806-1813
Kiel Menzel
Allgemeine Weltanschauungsprobleme
Köln Plessner
Probleme der philosophischen Weltanschauungslehre
1181
1182 Plessner Saitschick Scheler Scheler
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Politik und Moral Grundfragen der sozialen Ethik und Pädagogik Grundlinien einer Sozialphilosophie Vorbilder und Führer
Leipzig Freyer Litt
Kulturphilosophie Sozial-, insbesondere Staatsphilosophie
Marburg Heimsoeth
Übungen zur Weltanschauungslehre: Fichte und Schopenhauer
Münster Cauer Hielscher Janssen Koppelmann
Kolloq. über Fragen der politischen Bildung Erziehungs- und Kulturideale Wesen der Geschichte und Einführung in die Geschichtsphilosophie Einführung in die Weltanschauungsfragen
Rostock Utitz Utitz
Die Kultur der Gegenwart Einführung in die Berufs- und Wirtschaftspsychologie
Tübingen Oesterreich
Okkultismus und Theosophie der Gegenwart
1922 Aachen Gerhards
Übungen nach Schelers Wert- u. Religionsphilosophie
Berlin Troeltsch Groethuysen Kuntze
Religionsphilosophie Die philosophischen u. religiösen Grundlagen der Weltanschauung Philosophische Erläuterungen zu Goethes „Faust"
Darmstadt Goldstein Goldstein Goldstein Strecker
Soziologische Grundbegriffe Mensch und Technik Schopenhauer und Nietzsche Über Hauptprobleme der Kulturpolitik der Gegenwart
Frankfurt Heinemann Heinemann
Philosophie der Romantik mit bes. Berücksichtigung ihrer historischen Grundlagen Übungen über die Ethik der Romantik
Freiburg Ebbinghaus
Fichtes religiöse und politische Entwicklung
Gießen Horneffer Kinkel Messer
Normative Ideen über Staat, Erziehung, Religion Der Begriff des Sozialismus Die Jugendbewegung in Deutschland
Greifswald Moog
Soziologie
Halle Joerges
Kants Rechtsphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19—1945 Joerges Boehmer
1183
Die Philosophie im Arbeitsrecht Rechtsphilosophie
Heidelberg Rickert
Weltanschauungslehre
Jena Wundt
Staatsphilosophie
Karlsruhe Drews
Schiller als Philosoph
Kiel v. Brockdorff
Hauptströmungen der Soziologie von Comte bis zur Gegenwart
Köln Scheler
Übung zur soziologischen Dynamik
Münster Goldschmidt Ettlinger Vorländer Vorländer
Hauptformen der Weltanschauung Neuere Geschichtsphilosophie Die Philosophie unserer Klassiker Besprechung ethisch-politischer Probleme im Anschluß an Piatons Staat und Kants staatsphilosophische Schriften
Tübingen Haering Spitta
Was bedeuten die Gedanken der großen Philosophen für die Gegenwart? Die religiöse Frage der Gegenwart und der Kampf um die moderne Weltanschauung
1922/23 Berlin Dessoir Dessoir Schmidt Vierkandt Groethuysen Kuntze
Über das Sinnproblem der Wissenschaft Übungen zum selben Thema Deutsche Metaphysik Kulturprobleme der Gegenwart Rechtsphilosophie Schopenhauer, Leben, Gesinnung und Lehre
Breslau Kynast Marck Marck Marck
Fichtes Idealismus Imperialismus und Pazifismus in ihren philosophischen Motiven Übung zur Grundlegung der Soziologie, im Anschluß an Max Weber Grundbegriffe der Rechts- u. Staatsphilosophie
Darmstadt Goldstein Goldstein Strecker
Lebensanschauungen des Griechentums Einführung in die Psychologie (u. Berücks. der Erziehungsfragen) Geschichte der deutschen Staatsphilosophie
Frankfurt Burckhardt Heinemann
Die Entwicklung der Geschichtsphilosophie (vom Mythus bis Hegel, Marx, Spengler) Historische Voraussetzungen der Religionsphilosophie mit bes. Berücksichtigung der Weltreligionen und der religiösen Lage der Gegenwart
Gießen Messer
Über den Zusammenhang von Weltanschauung und Erziehung
1184 Weidenbach
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Erkenntnistheorie m.bes. Berücks. des Staatsproblems
Greifswald Moog Schulze-Soelde
Kolloq. und Übung zur Soziologie Fichte und seine Ethik
Halle Menzer Joerges Menzer Koepp
Weltanschauungsfragen Kants Gesellschafts- und Rechtsphilosophie Philosophische Übungen: Ethische Richtungen des 19. Jhs. Ethische Ideale
Hamburg Laun Reichel
Grundlehren der systematischen Rechtsphilosophie Geschichte der Rechtsphilosophie
Hannover Lessing Lessing
Von Buddha bis Christus Nietzsche, Also sprach Zarathustra
Heidelberg Ehrenberg
Philosophie des Katholizismus und Protestantismus
Kiel Weinhandl
Praktische Philosophie
Köln Hessen Saitschick Scheler
Hauptprobleme der Weltanschauung Philosophie des Staates und der Gesellschaft Individualismus, Sozialismus, Solidarismus (Grundzüge einer Sozialphilosophie)
Leipzig Litt
Selbstkritik der modernen Kultur von Rousseau bis Spengler
Marburg Heimsoeth
Übungen zur philosophischen Propädeutik: Lektüre und Besprechung zeitgenössischer Werke zur Logik, Metaphysik und Ethik (Husserl, Bergson, Scheler)
München Gallinger Geiger/ Rothenbücher
Staatsphilosophische Theorien der neuesten Zeit Besprechung von Max Webers Staats- u. Gesellschaftslehre
Münster Kabitz Brunswig Ettlinger Vorländer Vorländer
Einführung in das akademische Studium Über das Verhältnis von Religion und Moral Lesungen aus Piatons ,Staat' Kolloq. über Christentum, Ethik und Sozialismus Geschichte der sozialen Ideen
Rostock Utitz
Kultur der Gegenwart
Tübingen Groos
Hauptprobleme der Weltanschauung (Erkenntnistheorie und Metaphysik)
1923 Berlin Schmidt
Von Hegel zu Marx
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Bonn Selz Verweyen Verweyen Verweyen
Diskussionen über Weltanschauungsfragen mit Bezug auf das Gemeinschaftsleben Sozialismus als philosophisches Problem Besprechung sozialer Utopien Die Idee der Humanität
Breslau Baumgartner Marck Marck
Über Rechts- u. Staatsphilosophie Sozialphilosophie der Gegenwart Übung zur Sozialphilosophie
Darmstadt Goldstein Strecker
Soziologie der Technik Geschichte der deutschen Pädagogik
Frankfurt Cornelius Burckhardt
Ästhetik der Architektur Philosophische Sozietät: Piatons ,Staat'
Erlangen Brunstäd
Deutschland und der Sozialismus
Freiburg Mehlis Stieler
Sozialphilosophie Psychologie der Masse
Göttingen Schmalenbach
Kolloq. zur Kulturphilosophie
Halle Wichmann Boehmer Wichmann
Ethik und Sozialphilosophie von Kant bis Nietzsche Rechtsphilosophie Übungen über Platons Erziehungslehre
Jena Wundt
Einführung in die kritische Kulturphilosophie im Anschluß an Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft
Kiel Freyer v. Brockdorff Weinhandl
Kulturphilosophie Kursus der Soziologie Praktische Philosophie II
Köln Barthel Barthel
Probleme der Kultur- u. Geschichtsphilosophie Einführung in die Weltanschauungslerire
Königsberg Kowalewski
Kolloq. über Religionsphilosophie Kants und der Neukantianer
Marburg Hartmann
Übungen zur Ethik (zeitgenössische Theorien)
München Pfänder
Philosophie der Lebensziele
Münster Kabitz Koppelmann Vorländer
Einführung in das akademische Studium Einführung in die Politik Philosophische Probleme des Sozialismus
1185
1186
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Tübingen Spitta Spitta
Die religiöse Frage der Gegenwart und der Kampf um die moderne Weltanschauung Philosophie in der deutschen Volksdichtung
1923/24 Berlin Spranger Groethuysen Riehl
Kulturphilosophie Religionsphilosophie Seminaristische Übungen über Nietzsche-Probleme
Bonn Selz Verweyen Wentscher
Grundlagen und Hauptströmungen der Rechtsphilosophie Soziologie und Ethik der Geschlechter Probleme der Religionsphilosophie
Braunschweig Gronau
Der Weltanschauungskampf im 19. und 20. Jh.
Breslau Baumgartner Kühnemann Kühnemann Marck Marck Marck
Übung zur Staatsphilosophie Goethes Weltanschauung Goethes Faust als Ausdruck seiner Lebensanschauung Max Weber, der Denker und Politiker Einführung in die Philosophie u. bes. Berücks. der Sozial- u. Staatsphilosophie Rechtsphilosophische Übung: R. Stammler und H. Kelsen
Darmstadt Goldstein Goldstein
Soziologie der Presse und der öffentlichen Meinung Kolloq. über ethische und philosophische Fragen der Technik
Erlangen Hensel Hensel
Religionsphilosophie E.T.A. Hoffmann und die Philosophie der Romantik
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Heinemann
Kulturphilosophische AG Philosophie der Gegenwart: Weltanschauungskrisis und Wege zu ihrer Lösung Gegenwartsprobleme der Geschichtsphilosophie
Freiburg Mehlis
Schopenhauer und Nietzsche
Gießen Messer Raab
Aus der Geschichte des Universitäts- und Studentenwesens Philosophie des Gemeinschaftslebens
Greifswald Moog
Soziologie
Halle Frischeisen-Köhler Joerges
Das Bildungsideal der deutschen Klassiker Kants und Hegels Gesellschafts- und Rechtsphilosophie
Hannover Lessing Lessing
Goethes Faust I. und II. Teil Nietzsche, Also sprach Zarathustra
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19—1945
1187
Heidelberg Jaspers Rickert Rickert Ehrenberg
Hegels Geschichts- und Staatsphilosophie Philosophie der Religion Religionsphilosophische Betrachtungen Untersuchungen über Religionssoziologie des Judentums und Christentums
Jena Grisebach
Grundfragen der Erziehung
Kiel Freyer Weinhandl
Geschichtsphilosophische Übungen im Anschluß an ausgewählte Schriften Fichtes Der naive Weltbegriff und seine Korrektur
Köln Honigsheim Honigsheim Honigsheim Luchtenberg Barthel
Grundzüge der Soziologie Ausgewählte Fragen der Religionssoziologie Geschichte der Erziehung, des Unterrichts und des Bildungswesens im Rahmen der Sozialgeschichte Weltanschauung und Erziehung Kritische Übung zu Spenglers Untergang des Abendlandes
Königsberg Sauer Kowalewski Kowalewski
Rechts- u. Sozialphilosophie Die religiösen Anschauungen der philosophischen Klassiker Kolloq. über Streitfragen der Religionsphilosophie
Leipzig Litt Litt Schneider Schneider
Typologie der Erziehungs- u. Bildungsideale Übung zu Natorps Sozialpädagogik Geschichtsphilosophie: Die Weltreligionen Große Menschen in Indien, China, Hellas und dem neuzeitlichen Europa
Tübingen Haering Spitta
Hauptprobleme der Weltanschauung (Ethik und Metaphysik) Kritische Vorträge über Goethes Faust
1924 Aachen Gerhards
Arthur Schopenhauer
Berlin Spranger Schmidt Vierkandt Vierkandt Maier
Politische Philosophie und politische Pädagogik, vornehmlich in Deutschland seit der Reformation Pädagogische Theorien der deutschen Klassiker Geschichtsphilosophie Übungen zur Einführung in die philosophische Soziologie Übungen über Schopenhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung"
Bonn Behn Thyssen Verweyen Wentscher
Übung über Kants Religionsphilosophie Fichte Monistische und dualistische Weltauffassung Grundprobleme der Kulturphilosophie
Braunschweig Gronau
Dante
1188
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Breslau Marck Marck Kühnemann
Philosophische Grundfragen des Marxismus Entwicklung der politischen Ideologien von 1914 Nietzsche und die Philosophie der Gegenwart
Danzig Henning
Deutsche Volkskunde
Darmstadt Goldstein
Mensch und Technik
Erlangen Brunstäd Brunstäd Hensel
Deutschland und der Sozialismus Sozialphilosophische Übungen Fichte
Frankfurt Cornelius Burckhardt Hasse Hasse
Grundlagen der praktischen Philosophie Kulturphilosophische AG (Werktheorie) Religionsphilosophische Übungen (im Anschluß an Schopenhauer) Interpretationen zu Nietzsches Also sprach Zarathustra
Göttingen Misch
Piatons Politeia
Greifswald Moog Pichler Schulze-Soelde Schulze-Soelde
Übungen zur Soziologie (G. Simmel, M. Weber) Soziologie und Ethik Religionsphilosophische Übung: Fichte, Anweisung zum seligen Leben Rechtsphilosophie
Halle Menzer Boehmer
Philosophische Übungen über Fichte Rechtsphilosophie
Hamburg Görland Stern
Ethik als Kritik der Gemeinschaftswissenschaften Der Personalismus als philosophische Weltanschauung
Heidelberg v. Bubnoff v. Bubnoff Frank Ehrenberg Ehrenberg Rothacker
Schopenhauer und Nietzsche Russische Geschichts- u. Religionsphilosophie im 19./20. Jh. Philosophie der Religion Philosophische Politik und Soziologie Übungen über die Grundfragen der Existenz, anschließend an Kant und Spengler Übung über Fichtes Reden an die deutsche Nation
Jena Grisebach Grisebach Grisebach
Die Problematik der Kultur Über die Kulturprobleme der Gegenwart Nietzsche und Strindberg
Kiel Freyer Freyer Weinhandl v. Brockdorff v. Brockdorff
Geschichtsphilosophie Wirtschaft- u. Sozialphilosophie der Romantik Die Mystik Eckeharts Die soziale Frage Grundzüge der Soziologie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Köln Honigsheim Scheler
Philosophie und Soziologie des Staates Wesen und Ursprung der Nationen
Königsberg Kowalewski Sauer
Einführung in die Religionsphilosophie Rechts- und sozialphilosophische Übung
Leipzig Volkelt Lipsius Litt
Goethes Lebensanschauung Religionsphilosophie Übungen über Diltheys und Simmeis Kulturphilosophie
München Gallinger Gallinger Pauli
Philosophie des Staates und der Politik Übungen zur Geschichtsphilosophie Einführung in die Fragen der Welt- u. Lebensanschauung
Münster Janssen Brunswig Vorländer Vorländer
Kultur und Geist Zur Geschichtsphilosophie (Hegel und Spengler) Geschichte der Ethik, Religions-, Staats- u. Geschichtsphilosophie von Fichte bis Nietzsche Nietzsche, Also sprach Zarathustra
Tübingen Kroh Spitta Spitta
Fichte als Erzieher seines Volkes (für Hörer aller Fakultäten) Philosophie in der deutschen Volksdichtung Die religiöse Frage der Gegenwart und der Kampf um die moderne Weltanschauung
1924/25 Berlin Vierkandt Vierkandt Groethuysen Dessoir Spranger
Kulturprobleme der Gegenwart Übungen zur philosophischen Soziologie Religionsphilosophie Übungen über Nietzsche Das Bildungswesen der gegenwärtigen Großmächte
Bonn Kutzner Wentscher Schmidt-Japing Verweyen
Über Fichtes Nationalerziehung Probleme der Staatsphilosophie Religionsphilosophie Fragen der Anthropologie (Menschenkunde)
Braunschweig Gronau
Oswald Spengler
Breslau Kühnemann Kühnemann Marck
Fichte Goethe in der Zeit seiner Vollendung Geschichte der politischen Theorien von Plato bis zur Gegenwart
Darmstadt Goldstein
Soziologie der Gruppenbildung: Klasse, Partei, Stamm, Nation
Erlangen Brunstäd
Allgemeine Staatslehre
1189
1190 Hensel Leser
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Die Romantiker Haupttypen der Religionsphilosophie der Neuzeit
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Heinemann
Natur- und Kulturphilosophie Kulturphilosophische AG (Schopenhauers Kunstlehre) Kant und die philosophische Lage der Gegenwart
Freiburg Ebbinghaus Kroner
Der Aufbau der sittlichen Welt (Recht, Staat, Moral) im Anschluß an Kants praktische Philosophie Hölderlin in seiner Bedeutung für den deutschen Idealismus
Göttingen Geiger Nohl
Übungen zur Geschichtsphilosophie Das historische Bewußtsein
Greifswald Schwarz Schwarz Schulze-Soelde
Vorlesung: Staatsphilosophie Seminar: Staatsphilosophie Religionsphilosophie
Halle Joerges Menzer
Hegels Gesellschafts- und Rechtsphilosophie Ethik mit besonderer Berücksichtigung pädagogischer Probleme
Hamburg Cassirer Stern
Probleme der Kulturphilosophie (mit Übung über Hauptrichtungen der modernen Kulturphilosophie) Ethik und Lebensanschauung des Personalismus
Hannover Lessing
Nietzsche, Also sprach Zarathustra
Heidelberg Ehrenberg Jaspers Rickert Rickert/Hoffmann Rothacker
Philosophische Politik und Soziologie Übungen zu Hegels Logik und Rechtsphilosophie Goethes Faust Lehre von Gott Die deutsche Geschichtsphilosophie von Lessing bis Hegel
Jena Emge Grisebach Johannsen
Grundzüge der Rechtsphilosophie Kolloq. über die „Grenzen des Erziehens" Religionsphilosophie
Kiel Freyer
Übungen zur Geschichtsphilosophie der Gegenwart
Köln Plessner Honigsheim
Über das Problem der Gemeinschaft Hauptformen der Gesellschafts-, Wirtschafts- u. Rechtslehren in ihrer historischen Entwicklung
Königsberg Kowalewski
Kolloq. über neuere religionsphilosophische Literatur
Leipzig Dittrich
Religionsphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
München Gallinger Gallinger v. Hildebrand v. Hildebrand
Schopenhauer und Nietzsche Übungen zu Schopenhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung" Soziologie Übungen über ethische Fragen
Münster Vorländer Vorländer Vorländer Rosenmöller
Neuzeitliche Staats- u. Gesellschaftstheorien von Machiavelli bis Lenin Übungen zum Kolleg: Besprechungen staatsphilosophischer Schriften Nietzsche, Also sprach Zarathustra Geschichtsphilosophie
Rostock Ehrhardt
Geschichtsphilosophische Übungen
Tübingen Groos Groos Haering Spitta
Rickerts System der Philosophie Hauptprobleme der Weltanschauung Hauptprobleme der Geschichtsphilosophie Kritische Vorträge über Goethes Faust
1925
Berlin Groethuysen
Probleme der Ethik und Lebensphilosophie
Bonn Verweyen Schmidt-Japing
Nietzsche und die Kulturprobleme der Gegenwart Philosophie der Geschichte
Braunschweig Gronau
Die deutsche Kultur im Lichte der Antike
Breslau Kühnemann Marck Marck
Fichtes Reden an die deutsche Nation Die Beziehung von Politik und Ethik (unter Zugrundelegung von F. Meinecke, Die Idee der Staatsräson) Einfuhrung in die Rechts- u. Staatsphilosophie
Darmstadt Goldstein Goldstein
Mensch und Technik Schopenhauer und Nietzsche
Erlangen Brunstäd Brunstäd Hensel
Religionsphilosophie und allgemeine Religionsgeschichte Religionswissenschaftliche Übungen C. F. Meyer in seiner Kunstform
Frankfurt Hasse Hasse Burckhardt Heinemann Heinemann
Nietzsche, sein Leben und sein Werk Schopenhauers Stilistik und Stilkritik: Übungen zur Kultur der deutschen Sprache Kulturphilosophische Probleme der,Unzeitgemäßen Betrachtungen' Nietzsches Der Pluralismus im modernen Weltbild und seine historischen Grundlagen Übungen zur Philosophie der Gegenwart: Max Scheler und William James
Freiburg Ebbinghaus
Die metaphysischen Grundlagen der sog. Kriegsschuldfrage
1191
1192
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Gießen Raab Kinkel
Philosophische Lebenshaltung Denken und Wirken der Romantik
Göttingen Schmalenbach Nelson Lipps
Allgemeine Philosophie der Kultur im Grundriß Konkordat und Hochschule Rechtsphilosophie
Greifswald Jacoby Jacoby Schulze-Soelde
Kulturphilosophie Herders Geschichtsphilosophie Rechtsphilosophie
Halle Menzer Ziehen
Bildungskämpfe der Gegenwart Grundlagen der Sozialethik
Hamburg Görland
Der Begriff der Wissenschaft
Heidelberg Hoffmann Rothacker
Platons Staat Kategorien der weltgeschichtlichen Charakteristik
Kiel v. Brockdorff v. Brockdorff Weinhandl
Die soziale Frage Soziologie Das anthropomorphe Denken
Köln Scheler
Ursprung und Entwicklungsformen des Staates
Königsberg Goedeckemeyer Kowalewski Kowalewski Heimsoeth
Welt- und Lebensanschauung Religiöse Anschauungen der philosophischen Klassiker Ethik und Rechtsphilosophie Übungen zu N. Hartmanns ,Metaphysik der Erkenntnis'
München Gallinger
Übung zur Soziologie (Staats- u. Gesellschaftslehre)
Münster Brunswig Rosenmöller Vorländer
Goethes Weltanschauung Geschichtsphilosophie Ausgewählte Teile aus Piatons Staat
Tübingen Adickes Haering Spitta Spitta
Rousseau und Nietzsche - eine Parallele Was bedeuten die Grundgedanken der großen Philosophen für die Gegenwart? Die religiöse Frage der Gegenwart und der Kampf um die moderne Weltanschauung Philosophie in der deutschen Volksdichtung
1925/26 Berlin Spranger Hofmann
Philosophie der Geschichte Die weltanschaulichen Grundlagen der abendländischen Geistesgeschichte
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Baumgardt
Die Problemwelt der deutschen Romantik
Bonn Dyroff Verweyen
Aristoteles, Politik Das Kulturproblem der Religion
Breslau Marck Kühnemann
Die Krisis des modernen Staatsgedankens Goethes Faust als Ausdruck seiner Lebensanschauung
Darmstadt Goldstein
Ausgewählte Kapitel aus der Soziologie
Erlangen Brunstäd Hensel
Allgemeine Staatslehre Geschichtsphilosophie
Frankfurt Burckhardt Burckhardt
Kulturphilosophische Übungen: Kultur der Religion Pädagogische Probleme in Piatons ,Staat'
Freiburg Stieler
Grundzüge einer Lehre vom kollektiven Leben m. bes. Berücks. der Psychologie der Masse
Göttingen Nohl
Die deutsche Bewegung (deutsche Geistegeschichte von 1770-1830)
Halle Stammler Holdefleiß
Ethik und Sozialphilosophie Agrarphilosophie
Heidelberg Frank Glockner Rickert Jaspers
Übungen zur Philosophie des Lebens bei Aristoteles und Hegel Schiller als Erzieher Schopenhauer und Nietzsche Schelling, besonders eine Philosophie der Mythologie und Offenbarung (unter Heranziehung von Schriften neuerer mythologischer Autoren)
Jena Wundt Grisebach
Fichtes Staatslehre Religionsphilosophie
Karlsruhe Drews Ungerer Ungerer
Germanische Mythologie Probleme der Kulturphilosophie Übungen über das Problem Individuum und Staat im Anschluß an die Schriften Humes
Kiel Weinhandl
Zum Solidaritätsproblem
Köln Hessen Honigsheim Honigsheim
Die geistigen Strömungen der Gegenwart Die Sekten und die neuen religiösen Gemeinschaften der Gegenwart Der neuzeitliche Katholizismus
Königsberg Kowalewski Kowalewski Sauer
Nietzsche und Spengler Einführung in die Religionsphilosophie Rechts- und Sozialphilosophie
1193
1194
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Leipzig Litt Freyer Freyer Schneider Volkelt
Die Selbstkritik der modernen Kultur von Rousseau bis Spengler Piatons politische Schriften Einführung in das soziologische Denken Geschichtsphilosophie: Entwicklungsgeschichte der Menschheit I: Die Völker des Altertums Nietzsches Philosophie
Rostock Utitz
Kultur - Philosophie
Tübingen Groos Oesterreich Spitta
Hauptprobleme der Weltanschauung Die wissenschaftliche Weltanschauung der Gegenwart Philosophie in der deutschen Volksdichtung
1926 Aachen Mennicken
Friedrich Nietzsche
Berlin Spranger Baumgardt Groethuysen
Weltanschauungstypen Hauptformen der deutschen Mystik Ethik und philosophische Anthropologie
Bonn Verweyen Müller Störring
Philosophie als Lebensmacht Das Weltbild der Gegenwart Lektüre religionsphilosophischer Schriften der Gegenwart
Breslau Marck Kühnemann
Entwicklung der Soziologie von St. Simon bis zur Gegenwart Übung: Fichtes Reden an die deutsche Nation
TH Breslau Steinberg
Individualismus und Sozialethik
Darmstadt Goldstein Goldstein Luchtenberg Luchtenberg
Mensch und Technik Der Entwicklungsgedanke Übungen zum Klassifikationsproblem der Wissenschaften Probleme der Ethik
Dresden Baeumler
Philosophie der Geschichte
Erlangen Hensel
Religionsphilosophie
Frankfürt Burckhardt Burckhardt Heinemann
Einführung in die Kulturphilosophie Kulturphilosophische Übungen (Geschichte des Kulturbegriffs) Freud, Adler, Jung, Klages. Neue Einsichten in das Wesen des Menschen, in die Philosophie und Psychologie der Gegenwart
Freiburg Ebbinghaus
Fichte als religiöser und politischer Denker
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Gießen Messer
Weltanschauung und Erziehung
Raab Raab
Das Problem der Bildung Staatsphilosophie (unter Einschluß der Grundfragen der Rechts- u. Wirtschaftsphilosophie) Übung: Staatsphilosophie
Raab
Göttingen Lipps Nelson
Einleitung in die Rechtsphilosophie Kolloq. über dialektischen Materialismus bei Marx und Engels
Greifswald Pichler Pichler Schulze-Soelde
Lebensauffassung, Weltanschauung, Metaphysik Soziologie der Politik Rechtsphilosophie
Halle Joerges Menzer
Kants Gesellschafts- und Rechtsphilosophie Übungen zur Philosophie des Lebens
Heidelberg Rothacker Glockner
Geschichte des deutschen Bildungswesens im Rahmen der neueren Geistesgeschichte Schiller als Erzieher
Karlsruhe Drews
Pantheismus, Theismus und Atheismus in der Philosophie des 19. Jhs.
Kiel v. Brockdorff Weinhandl
Soziologie Das Problem des Individuums
Köln Honigsheim Honigsheim Honigsheim
Der Protestantismus Die weltanschaulichen, geschichtlichen und ökonomischen Grundlagen der Schulkämpfe der Gegenwart Geschichte und Hauptformen der menschlichen Gesellschaft
Königsberg Goedeckemeyer Heimsoeth Schole Sauer
Ethik und Soziologie Fichtes Lehre vom Menschen, vom Staat und der Geschichte Kritik der Philosophie Husserls und ihrer Auswirkungen in den Methoden der Geisteswissenschaften Rechts- und sozialphilosophische Literatur
Leipzig Ipsen Litt
Anthropologie Geschichtsphilosophie
Marburg Jaensch Heidegger
Philosophische Anthropologie (Vorlesung und Übung) Übungen über Geschichte und historische Erkenntnis im Anschluß an J. G. Droysen, ,Grundriß der Historik'
München Gallinger Pauli
Philosophische Grundlagen des Sozialismus Einführung in die Welt- u. Lebensanschauung
Münster Brunswig
Hauptformen der Weltanschauung
1195
1196
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Vorländer Vorländer Kabitz Koppelmann
Einleitung in die praktische Philosophie (Ethik, Staats- u. Religionsphilosophie) Die Philosophie unserer Klassiker Schopenhauer und Nietzsche Grundprobleme der modernen Religionsphilosophie
Tübingen Oesterreich Haering Groos Kroh
Parapsychologie Grundprobleme der Geschichtsphilosophie Fichtes Bestimmung des Menschen Nationalerziehung (für Hörer aller Fakultäten)
Würzburg Meyer
Grundlagen des Bildungswesens (historisch u. systematisch)
1926/27 Berlin Dessoir Spranger
Über das Problem der Gliederung der Wissenschaft Kulturphilosophie
Bonn Dyroff Kutzner Verweyen Verweyen Schmidt-Japing Behn
Das Wesen der Kultur Kulturphilosophische Probleme Die Frage nach dem Sinn des Lebens Probleme der Gesellschaftsordnung Besprechung religionsphilosophischer Neuerscheinungen Die Weltanschauung genialer Künstler
Braunschweig Moog
Staats- und Gesellschaftsphilosophie
Breslau Kühnemann Kühnemann Kühnemann Marck Marck Marck Hönigswald
Fichtes Reden an die deutsche Nation Kierkegaard, Tolstoi, Nietzsche: Das Problem des religiösen Menschen in der Gegenwart Goethe, Faust II Geschichtliche und systematische Übungen zur Philosophie des Sozialismus Rechts- u. Staatsphilosophie der Gegenwart Pädagogische Fragen der modernen Volksbildung Die philosophischen Grundlagen der Biologie
TH Breslau Steinberg
Gesellschaftlehre
Darmstadt Goldstein Luchtenberg
Hauptfragen der Geschichtsphilosophie Arbeiten zur Geschichte der Erziehung in Hessen
Dresden Kroner Kroner
Hegels Philosophie mit bes. Rücksicht auf das Erziehungsproblem Besprechung ethischer Probleme
Frankfurt Burckhardt Heinemann Heinemann
Die Entwicklung der Geschichtsphilosophie Deutsche Philosophie von Fichte bis zur Gegenwart. Historische Einführung in die Probleme der Gegenwart Übungen über Piatons , Staat'
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Gießen Messer Horneffer Weidenbach
Fichte, Bestimmung des Menschen Schillers Staats- u. Erziehungslehre Religionsphilosophie
Göttingen Nelson
Marx-Engels-Kolloq.
Greifswald Schulze-Soelde
Rechts- u. Staatsphilosophie der neueren Zeit
Halle Utitz Utitz
Kultur der Gegenwart Kulturphilosophische Übungen
Hamburg Stern Reichel
Der Mensch und seine Werte (Ausgewählte Kapitel aus der personal istischen Wertphilosophie und Ethik) Grundzüge der Rechtsphilosophie
Hannover Lessing
Philosophie der Naturwissenschaften und der Technik
Heidelberg Rickert Rickert
Aufgabe, Wesen und Gliederung der Wissenschaft Probleme der Religionsphilosophie
Jena Grisebach
Bildungsfragen der Gegenwart
Kiel v. Brockdorff
Soziologie des Volkshochschulwesens
Köln Honigsheim Honigsheim Barthel
Philosophie und Soziologie des Staates Die deutsche Jugendbewegung Natur und Kultur
Leipzig Freyer Freyer Freyer Freyer Ipsen Ipsen Lipsius Lipsius Litt
Die Vorgeschichte der Soziologie Der soziale Aufbau Deutschlands Politik (Der Staat als sozialer Bau und geschichtliche Kraft) Übungen über die Soziologie der Gegenwart Der Begriff Deutschland Geschichtsphilosophie Das naturwissenschaftliche Weltbild im Wandel der Zeiten Übungen zu Zeit- und Streitfragen der modernen Pädagogik Das Bildungswesen in Deutschlands klassischem Zeitalter
Tübingen Oesterreich Groos
Das Weltbild der Gegenwart Hauptprobleme der Weltanschauung (Erkenntnistheorie und Metaphysik)
Würzburg Meyer
Philosophie und Bildungsideal der Gegenwart
1197
1198
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
1927 Berlin Maier Kuntze Schmidt
Philosophie und Religion Über Goethes „Faust" Fichtes Reden an die deutsche Nation
Bonn Behn Verweyen Verweyen Schmidt-Japing
Die politischen Ideen Grundfragen der Weltanschauung Alte und neue Wunder als philosophisches Problem Geschichtsphilosophie
Braunschweig Gronau
Schopenhauer, Wagner, Nietzsche
Breslau Kühnemann Kühnemann Marck Marck
Der Student und die Universität. Drei Vorlesungen zur Einfuhrung in das akademische Studium Über Hegels Philosophie der Geschichte Übungen zur Rechtsphilosophie Julius Binders Erziehung und Gesellschaft (Einfuhrung in die soziologische Pädagogik)
Darmstadt Goldstein Goldstein Luchtenberg
Mensch und Technik Hauptfragen der Ethik Arbeiten zur Philosophie der Erziehung
Dresden Baeumler Kroner Kroner
Kierkegaard und Nietzsche Geschichte der Erziehungsidee von Comenius bis Pestalozzi Besprechung ethischer Probleme
Erlangen Hensel Leser
Geschichtsphilosophie Religionsphilosophie
Frankfurt Cornelius Burckhardt Heinemann
Der Staat und das Recht Kulturphilosophische Übungen (Natur und Kultur in Goethes Welt- und Lebensanschauung) Europäische Philosophie der Gegenwart in ihren Hauptströmungen und Grundproblemen
Freiburg Ebbinghaus
Reine Rechtslehre (Staatslehre) und Ethik
Gießen Messer Horneffer
Okkultismus und Wissenschaft Piatons Staat und Aristoteles' Politik
Göttingen Misch Lipps
Übungen zur Geschichtsphilosophie Zur Theorienbildung in der Biologie
Halle Utitz Ziehen Joerges
Entwicklungsgeschichte der philosophischen Weltanschauung Grundlagen der Geschichtsphilosophie Kants und Hegels Gesellschafts- und Rechtsphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Hamburg Noack Stern Görland Görland
Hauptrichtungen der gegenwärtigen Religionsphilosophie Philosophische Weltanschauungen des 19. Jhs. Hermann Cohens System der Philosophie Cohens,Ethik des reinen Willens'
Heidelberg Rothacker Frank Jaspers Rickert v. Bubnoff
Die Universität im Ganzen der europäischen Geistesgeschichte Kolloq. über Philosophie des Mythos Grundriß der philosophischen Weltanschauung Probleme der Geschichtsphilosophie Schopenhauer und Nietzsche
Jena Grisebach Linke
Wert und Unwert der Kultur Die Kulturkrisis der Gegenwart und das ethische Problem
Karlsruhe Drews Drews
Urgeschichte des Christentums Richard Wagner, sein Leben in seinen Dichtungen und Prosaschriften
Köln Honigsheim Plessner Scheler Scheler
Soziologisches Kolloq. über Staatstheorien der Gegenwart (Spann, Foerster, Oppenheimer, Nelson) Metaphysik und Weltanschauungslehre Wissensformen und Gesellschaftsformen Soziologie der Erkenntnis
Königsberg Kowalewski
Einführung in die Geschichtsphilosophie
Leipzig Freyer Freyer Freyer/Ipsen Lipsius Litt Litt Schingnitz
Staat und Gesellschaft im Zeitalter des Kapitalismus Einführung in die Soziologie: Über den Begriff der Sitte Übungen zur Soziologie des Kriegswesens Das Problem des Lebens Kulturphilosophie (V) Übungen zum selben Thema Philosophie der Weltanschauung
München Gallinger Gallinger
Die Weltanschauung des Materialismus Soziologie, m.bes. Berücks. des Staatsproblems
Münster Rosenmöller Brunswig Vorländer
Geschichtsphilosophie Zur Ethik (N. Hartmann) Übungen zu Piatons Staat
Rostock Erhardt
Geschichtsphilosophische Übungen
Tübingen Adickes Haering
Goethes Weltanschauung Hauptprobleme der Geschichtsphilosophie
Würzburg Meyer
Ethik, Rechts- u. Staatsphilosophie
1199
1200
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
1927/28 Aachen Mennicken Berlin Köhler Vierkandt Lieber!
Das Weltbild Dantes Die philosophische Lage der Gegenwart Kulturprobleme der Gegenwart Übungen zu Fichtes Geschichtsphilosophie (,Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters' und ,Reden an die deutsche Nation')
Bonn Dempf Schmidt-Japing Verweyen
Rechts- u. Staatsphilosophie Übungen über den deutschen Idealismus im Anschluß an Fichtes ,Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters' Soziologie der Geschlechter
Breslau Kühnemann Kühnemann Kühnemann Marck Marck
Deutscher Idealismus und Christentum Der deutsche Geist: Grundzüge der deutschen Philosophie- u. Geistesgeschichte von Leibniz bis Hegel Goethes Faust Übungen zur Rechtsphilosophie der Gegenwart (Stammler, Binder,Kelsen) Die staatsphilosophischen und politischen Ideen der Gegenwart
TH Breslau Steinberg
Psychologische Probleme der Industrie
Darmstadt Goldstein Goldstein Goldstein Luchtenberg
Soziologische Probleme der Gegenwart Hauptfragen der Geschichtsphilosophie Philosophische Übungen über Fragen der Tugendlehre Grundzüge einer Theorie der Erziehung
Dresden Baeumler Baeumler Kroner Kroner
Ethik Übungen zur Geschichtsphilosophie Das Problem der Bildung und die Bildungsprobleme der Gegenwart Ethische Besprechungen
Erlangen Zocher Hensel
Geschichtsphilosophie Schillers Weltanschauung in ihrer Entwicklung
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Burckhardt Horkheimer Hasse Heinemann
Praktische Kulturphilosophie Kulturphilosophische AG (Kultur und Religion) Philosophie der Kant- und Goethezeit Übungen über den Zusammenhang der Wissenschaften Übungen zur Geschichte und Kritik des Materialismus (im Anschluß an Hobbes ,Grundzüge der Philosophie') Übungen über Piatons .Staat'
Freiburg Kaufmann
Geschichtsphilosophische Übung im Anschluß an Droysens ,Historik'
Gießen Horneffer
Nietzsche und die religiösen und sozialen Probleme der Gegenwart
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Horneffer
Simmeis,Lebensanschauung'
Greifswald Schulze-Soelde Schwarz
Rechts- u. Staatsphilosophie Übung zu Pestalozzis Sozialphilosophie
Halle Menzer Praechter
Übungen über Fichtes Staatsphilosophie Die Staatslehre des Aristoteles, mit Lektüre aus seiner .Politik'
Hamburg Noack Noack
Stilprobleme der Architektur und Technik Übungen zur Methodik der Geisteswissenschaften
Heidelberg Rothacker
Geschichte der kulturphilosophischen Grundbegriffe
Jena Bauch Bauch Emge Grisebach Grisebach
Grundzüge der praktischen Philosophie (Ethik, Philosophie der Kultur und philosophische Gesellschaftslehre) Führergestalten des deutschen Geisteslebens von Leibniz bis Goethe Rechts- u. Sozialphilosophie Wert und Unwert der Kultur Humanismus und Christentum
Kiel v. Brockdorff
Soziologie der Heimatlosigkeit
Köln Barthel Barthel Scheler Plessner
Soziologie Ethos und Kultur Philosophische Anthropologie Neue Arbeiten zur philosophischen Anthropologie
Königsberg Kowalewski
Kolloq. über die neuesten Systeme der Religionsphilosophie
Leipzig Freyer Freyer Ipsen Ipsen Lipsius Schingnitz Dittrich Schneider Fischer
System der Soziologie Übungen über die soziologische Geschichtsschreibung, insbes. über den historischen Materialismus Die Struktur Deutschlands Soziologische Übungen über das Bismarckische Reich Die Weltanschauungskrisis der Gegenwart Geschichte der Weltanschauung in Deutschland Religionsphilosophie Goethe als Philosoph Die Dichter unter den deutschen Idealisten
München Pauli
Einführung in die Fragen der Lebens- u. Weltanschauung
Rostock Erhardt
Übungen zur Geschichte und Kritik des Materialismus
Tübingen Adickes Haering
Hauptprobleme der Weltanschauung (Erkenntnistheorie und Metaphysik) Hauptprobleme der Geschichtsphilosophie
1201
1202
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Würzburg Meyer
Weltanschauung Nietzsches, Tolstois und Dostojewskis
1928 Berlin Groethuysen Liebert Liebert Kuntze
Ethik und Lebensphilosophie Geschichtsphilosophie Übungen über Hegels Geschichtsphilosophie Die Welt der Formen (teilw. im Anschluß an das gleichnamige Buch von Hermann Friedmann)
TH Berlin Petzoldt
Menschenbildung durch Schule, Sport und Leben
Bonn Verweyen Verweyen Behn
Wesens fragen der Kultur Grundfragen der Weltanschauung Über Lebensphilosophie
Breslau Kühnemann Baur Marck Schulemann
Goethes Faust II Geschichte der philosophischen Staatstheorien Führende Soziologen der Gegenwart (Weber, Troeltsch, Toennies, Kautsky, Adler, Oppenheimer, Sombart, Spann) Philosophie als Lebensweisheit in ihren Hauptvertretern bis zur Gegenwart
Darmstadt Goldstein Goldstein
Schopenhauer und Nietzsche Einführung in die Religionsphilosophie
Dresden Baeumler Kroner
Philosophie der Geschichte Ethische Besprechungen
Erlangen Hensel
Die Romantiker
Frankfurt Burckhardt Heinemann Scheler Horkheimer Hasse
Marx und Nietzsche (als Erwecker kulturphilosophischer Probleme) Übung zu Jaspers, ,Psychologie der Weltanschauungen' Politik und Moral (einschließlich der Formen des Pazifismus) (nicht gehalten) Einführung in die Geschichtsphilosophie Friedrich Nietzsche, sein Leben und sein Werk
Freiburg Cohn Becker
Philosophie der Kultur Phänomenologische Übung: E. Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen II (Das mythische Denken), unter Beiziehung ausgew. Abschnitte aus Schellings Philosophie der Mythologie
Gießen Weidenbach
Erkenntnistheorie und Weltanschauung
Göttingen Nohl Schmalenbach Schmalenbach
Das historische Bewußtsein (Einführung in die Geschichtsphilosophie) Probleme der Religionsphilosophie Einführung in die Soziologie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Schmalenbach
Sozialität der Geistigen
Greifswald Schulze-Soelde
Geschichte der Rechts- u. Staatsphilosophie der neueren Zeit
Halle Menzer
Bildungsideale
Hamburg Cassirer Stern Laun
Übung zur modernen Geschichtsphilosophie Kolloq. zur personalistischen Philosophie Rechtsphilosophie
Heidelberg Rothacker
Einführung in die Kulturphilosophie
Jena Emge Wundt
Einfuhrung in die Soziologie Das klassische Bildungsideal der Deutschen
Kiel v. Brockdorff
Soziologische Übungen
Köln Hessen Schneider
Die philosophischen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Einführung in die Philosophie als Weltanschauungslehre
Königsberg Schole Kowalewski Kowalewski
Grundzüge einer Welt- und Lebensanschauung Einführung in die Religionsphilosophie Nietzsche und Spengler
Münster Vorländer
Vorländer Janssen
Einfuhrung in die praktische Philosophie (Ethik, Rechts-, Staats- und Religionsphilosophie) Die Theorie des Anarchismus und ihre geschichtliche Entwicklung Einführung in die Philosophie der Geschichte und Kultur
München v. Hildebrand Gallinger
Allgemeine Soziologie Staatsphilosophische Theorien (Monarchie-Republik, Aristokratie-Demokratie, Sozialismus, Anarchismus, Faschismus)
1928/29 Aachen Mennicken
Das Weltbild Dantes
Berlin Vierkandt Vierkandt Vierkandt Hildebrandt Hildebrandt
Soziologie der Macht (die herrschaftliche Organisation des Staates) Gesellschaftsprobleme der Gegenwart (die werdende Sozialordnung und Sozialethik) Übungen zu Nietzsche (Selbsttäuschung und Lebensbejahung) Nietzsches Leben und Lehre Übungen über die Bedeutung der Abstammungslehre in der Philosophie
TH Berlin Petzoldt
Wesen und Zukunft der technischen Entwicklung
1203
1204
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Bonn Dempf Schmidt-Japing Schmidt-Japing Thyssen Verweyen
Philosophische Soziologie Religionsphilosophie Übungen über religionsphilosophische Fragen Übungen zur Geschichtsphilosophie Hegels Das Kulturproblem der Religion
Breslau Marck Marck Kühnemann
Philosophie des Sozialismus Rechtsphilosophische Übung: Die Entwürfe zur Neugestaltung des deutschen Strafrechts Nietzsches Zarathustradichtung und die Gegenwart
TH Breslau Steinberg
Hauptprobleme der Soziologie: Individuum und Gemeinschaft
Darmstadt Goldstein Luchtenberg
Die entscheidenden Fragen der Weltanschauung Technik und Kultur (Zur Philosophie des Ingenieurs)
Dresden Kroner Kroner Baeumler Baeumler
Geschichte der Erziehungsidee vom Altertum bis zu Arnos Comenius Ethisch-pädagogische Übungen Geist und Gebrauch der deutschen Sprache Übung zur Bildungslehre
Erlangen Leser Leser
Haupttypen der Religionsphilosophie der Gegenwart Schopenhauer und Nietzsche
Frankfurt Burckhardt Horkheimer Burckhardt Heinemann Heinemann
Geschichte des Kultur- und Bildungsproblems (als Einführung in die kulturphilos. Pädagogik) Materialismus und Idealismus in der Geschichte der neueren Philosophie Kulturphilosophische AG (Führer und Volk bei Fichte) Übungen über Martin Heideggers ,Sein und Zeit' Grundriß der Geschichte der philosophischen Anthropologie als Einführung in die Probleme der philosophischen Anthropologie
Freiburg Kaufmann Kaufmann Cohn
Phänomenologie des sozialen Lebens Geschichtsphilosophie von Leibniz bis Ranke Hegels Philosophie des Rechts
Göttingen Geiger Misch
Die philosophischen Grundlagen der gegenwärtigen deutschen Kultur Übungen zur Weltanschauungslehre
Greifswald Schwarz
Gemeinschaftsphilosophie
Halle Stammler Menzer Utitz Utitz
Krieg und Nation in rechtsphilosophischer Beleuchtung Ethik, mit besonderer Berücksichtigung pädagogischer Probleme Kulturphilosophie Kulturphilosophische Übungen
Hamburg Cassirer
Grundprobleme der Kulturphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Görland Noack Noack
Übung über Natorps „Sozialidealismus" Übungen zur Einführung in die Geschichtsphilosophie Das Problem des Menschen in der gegenwärtigen Philosophie
Heidelberg Faust Frank Rothacker
Der Erziehungsgedanke in der Philosophie des deutschen Idealismus Die Entstehung der Philosophie aus dem Mythos Übung über Entwicklung und Begriff des historischen Bewußtseins
Jena Grisebach Grisebach Linke Linke
Politik Kolloq. zum selben Thema Die Renaissance des Materialismus - im Hinblick auf W. I. Lenins Buch ,Materialismus und Empiriokritizismus' Grundfragen der Religionsphilosophie
Kiel v. Brockdorff
Hobbes als Philosoph, Pädagoge und Politiker
Königsberg Goedeckemeyer Kowalewski
Welt- und Lebensanschauung Ausgewählte Probleme der Religionsphilosophie
Leipzig Fischer Freyer Freyer Ipsen Ipsen/Jolles Lipsius Tillich Uriesch Fischer Schingnitz Volkelt
Philosophie der Wirtschaft Theoretische Politik Übungen zur Soziologie der Gegenwart Soziologie der Masse Geschichtsphilosophische Übung: Lothringen und Burgund in der europäischen Geschichte Das religiöse Problem der Gegenwart Die geistige und religiöse Lage des Industriearbeiters F. C. S. Schiller, Humanismus Philosophie der Religion Die Philosophie Friedrich des Großen und der Aufklärung Friedrich Nietzsche
München Gallinger Pauli Wenzl
Grundprobleme der Staats- u. Gesellschaftsphilosophie Einführung in Fragen der Lebens- und Weltanschauung Geschichte der philosophischen Theorien des Staates und der Politik seit Machiavelli
Münster Ettlinger Rosenmöller
Grundbegriffe der Sozialpsychologie Religionsphilosophie
Tübingen Groos Groos Oesterreich Haering
Hauptprobleme der Weltanschauung Drieschs Ordnungs- und Wirklichkeitslehre Philosophische Übungen im Anschluß an B. Russell, Die Probleme der Philosophie Philosophische Übungen: Husserls Phänomenologie
1929 Berlin Groethuysen
Soziologie der modernen Gesellschaft
1205
1206
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
TH Berlin Metzner
Probleme aus der Philosophie der Technik
Bonn Schmidt-Japing Müller Rothacker Breslau Heyse Marck Baur
Der Staat und die religiösen Mächte Das Weltbild der Gegenwart Geschichte und Theorie der philosophischen Anthropologie Übung zur Idee des Humanismus im Anschluß an die Lektüre von Schriften Werner Jaegers und Eduard Sprangers Demokratie, Faschismus, Bolschewismus in ihren staatsphilosophischen Grundlagen Übungen zur Staatsphilosophie Piatons (Politeia)
Dresden Baeumler Baeumler
Platons Staat Die Darstellung geschichtlicher Stoffe im Unterricht (Pädagog. Institut)
Erlangen Zocher
Grundfragen der Kulturphilosophie
Frankfurt Heinemann Horkheimer Burckhard Riezler
Übungen zur philosophischen Anthropologie der Neuzeit Kant und die Philosophie der Gegenwart Kulturphilosophisch-pädagogische Übungen (Nietzsche) Grundbegriffe der Kulturphilosophie
Freiburg Ebbinghaus Ebbinghaus Heidegger
Übung im Anschluß im Anschluß an Gustav Radbruchs Grundzüge der Rechtsphilosophie Staatsbürgerkunde, allgemeiner (naturrechtlicher) Teil Einfuhrung in das akademische Studium
Göttingen Geiger Nohl Lipps
Jaspers' Psychologie der Weltanschauungen Platons Staat Das Weltbild der Primitiven
Greifswald Pichler
Einführung in die Soziologie
Halle Stammler Utitz Ziehen Wichmann
Ethik und Geschichtsphilosophie (Vorlesung und Kolloq.) Allgemeine Entwicklungsgeschichte der philosophischen Weltanschauungen Übungen zur Rechtsphilosophie Fichtes und Hegels Das Tragische als künstlerisches, geschichtliches und philosophisches Problem
Hamburg Cassirer Stern
Leese Leese
Grundfragen der Kulturphilosophie Philosophische Weltanschauungen des 19. Jhs. Leese Religionsphilosophische und -psychologische Übungen im Anschluß an Rudolf Otto, ,Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen', 1917 ff. Kultur- und religionsphilosophische Übungen zu Nietzsches ,Wille zur Macht' Die Probleme der gegenwärtigen Religionsphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Heidelberg Jaspers
Grundriß der philosophischen Weltanschauungen
Jena Emge Emge Wundt
Geschichte der soziologischen Theorien Die Weltanschauung Goethes Übung zur Geschichte der Staatstheorien
Köln Honigsheim Plessner Barthel Hartmann
Der Katholizismus und die gesellschaftliche und geistige Krise der Gegenwart Sozialphilosophie Goethe als Denker Übungen zur Geschichtsphilosophie
Königsberg Heimsoeth
Die Philosophie Max Schelers
Leipzig Fischer Freyer Freyer/Ipsen Ipsen Ipsen Schingnitz Lipsius
Übung zur Staatsphilosophie Der soziale Aufbau des gegenwärtigen Deutschlands Übung über die Berufsgliederung und den sozialen Aufbau Deutschlands nach der Zählung von 1925 Geschichtsphilosophie II: Das Abendland und Europa Philosophische Anthropologie Biographie und Philosophie Nietzsches Die Weltanschauungskrisis der Gegenwart
Marburg Mahnke
Hauptstandpunkte der Weltanschauung
München Gallinger
Ethik und Philosophie der Lebensziele
Münster Kabitz Ettlinger Janssen
Formen der Weltanschauung Besprechungen über spezielle Sozialpsychologie Übungen zur Philosophie der Geschichte
Würzburg Meyer
Ethik, Rechts- und Staatsphilosophie
1929/30 Aachen Gerhards Mennicken
Philosophie der Technik Geschichte des Bildungswesens in Deutschland seit der Reformation
Berlin Spranger Vierkandt Vierkandt Vierkandt Stumpf
Ethik (mit Ausblicken auf sittliche und pädagogische Probleme der Gegenwart) Soziologie der Macht (Der Staat als herrschaftliche Organisation) Soziologische Übungen (Theorie des objektiven Geistes) Philosophische Anthropologie Der Entwicklungsgang und die gegenwärtige Lage der Philosophie
Bonn Rothacker Verweyen
Landsberg
Kulturphilosophische Grundbegriffe Wesensfragen der Weltanschauung Nietzsche und Scheler
1207
1208 Schmidt-Japing Schmidt-Japing
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Philosophie der Geschichte Religionsphilosophische Übungen zur neueren Auseinandersetzung zwischen Philosophie und Theologie
Breslau Heyse Marck Marck Baur Schulemann
Pädagogische Übung zu Theodor Litt, Die Bildung der Gegenwart und ihr Einfluß auf das Bildungsideal Politik als Wissenschaft Übung zum Problem des modernen Irrationalismus (anhand Bergson, Simmel, Bauch, Hönigswald) Übung zur Staatslehre des Aristoteles Philosophie als Lebensweisheit
TH Breslau Steinberg
Kolloq. über psychologische Probleme der Industrie
Danzig Henning
Kulturphilosophische Gegenwartsprobleme
Darmstadt Luchtenberg
Übung zu Theodor Litt: Wissenschaft, Bildung, Weltanschauung
Dresden Baeumler Baeumler Baeumler
Philosophie der Erziehung I: Der Mensch in der Gemeinschaft Die Geschichte der Philosophie und der Erziehungsideen seit dem Mittelalter Philosophisch-pädagogische Übungen
Frankfurt Tillich Tillich Tillich Heinemann Burckhardt Burckhardt Horkheimer
Masse und Geist (Sozialpädagogik) Sein und Geschehen (Geschichtsphilosophie) Geschichtsphilosophische Übungen Übungen zur Existenzphilosophie: Martin Heideggers ,Sein und Zeit' Kulturphilosophische Staatslehre Anthropologisch-sozialphilosophisches Kolloq. (Conrad Fiedlers Ranglehre) Hegel und Marx (und Übung: Hegel-Lektüre für Fortgeschrittene)
Gießen Kinkel Weidenbach
Weltanschauungsfragen Der Glaube. Eine Religionsphilosophie im Geiste Kierkegaards
Greifswald Schulze-Soelde Schwarz Jacoby
Einführung in die Rechtsphilosophie Soziologie Das Wesen der Religion
Hamburg Leese Görland
Die Probleme der modernen Religionsphilosophie II (mit Übung zu Hegels Religionsphilosophie) Religionsphilosophie (mit Übung über Fichtes religionsphilos. Schriften)
Heidelberg Rickert v. Bubnoff Faust
Wesen und Gliederung der Wissenschaft Schopenhauer und Nietzsche Fichte, der Philosoph und Pädagoge
Jena Emge Grisebach
Probleme der Rechtsphilosophie Behandlung von Bildungsproblemen der Gegenwart im Anschluß an Spranger und Litt
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Grisebach
Kolloq. über Philosophie und Theologie
Kiel Weinhandl Weinhandl Weinhandl
Die Philosophie Goethes Goethe und Kant Lebensphilosophie
Köln Heiß
Theorien der Geschichte
Königsberg Kowalewski
Die religiösen Anschauungen der großen Denker und Dichter
Leipzig Fischer Freyer Freyer Ipsen Ipsen Lipsius Schneider Litt
Geschichte der neueren Rechtsphilosophie System der Soziologie Übungen zur politischen Soziologie (Staat, Partei, Repräsentation) Gesellschaft und Staat im Zeitalter des Kapitalismus Montesquieus Esprit de lois Wandlungen des naturwissenschaftlichen Weltbildes in der Neuzeit Goethes Weltanschauung Philosophie der Geschichte
Marburg Löwith
Die anthropologischen Grundbegriffe der Psychoanalyse
München Gallinger
Philosophische Grundlagen der Politik
Stuttgart Faut Sakmann
Philosophie und Technik Die weltanschauliche Lage der Gegenwart
Würzburg Meyer Meyer
Metaphysik und wissenschaftliche Weltanschauungslehre Grundfragen der Bildung und Erziehung
1930 Berlin Groethuysen Groethuysen Spranger Baumgardt Lewin
Soziologische Probleme der Gegenwart Ethik und philosophische Anthropologie Philosophie der Weltanschauungslehre (Weltanschauungstypen) Deutsche Mystik und Theosophie (von Hildegard von Bingen bis Franz von Baader) Philosophie des Organischen
Braunschweig Gronau
Oswald Spengler
Breslau Heyse Heyse Marck Baur
Die philosophischen Probleme der Kultur Pädagogische Übung zu E. Spranger, Das deutsche Bildunsgideal der Gegenwart in geschichtsphilosophischer Beleuchtung Grundfragen der Gesellschaftswissenschaft Aristotels' Staatstheorie in der Politik
TH Breslau Steinberg
Sozialethik
1209
1210
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Danzig Henning
Kulturphilosophische Gegenwartsprobleme
Dresden Baeumler Baeumler Baeumler Baeumler
Philosophie der Erziehung II: Der Mensch in der Geschichte Geschichte der Erziehungsideen seit der Aufklärung Philosophisch-pädagog. Übungen: Fichtes Reden an die deutsche Nation Philosophische Übungen für Fortgeschrittene: Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen
Erlangen Herrigel
Japan und die Japaner
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Burckhardt Hasse Hasse Heinemann Tillich Tillich
Methode des akademischen Studiums und wissenschaftlichen Arbeitens Kulturphilos.-pädagog. Übungen: Erziehung und Bildung in Piatons Staatslehre Geschichte des Bildungswesens vom 18. Jh. bis zur Gegenwart Friedrich Nietzsche, sein Leben und seine Philosophie Zur Einfuhrung in Nietzsches Philosophie: ,Also sprach Zarathustra' Übungen über die philosophische und geistesgeschichtliche Bedeutung von Karl Marx Schelling und die innere Krisis des deutschen Idealismus Philosophie und Religion
Freiburg Ebbinghaus Cohn Kaufmann
Vom Wesen der Kriegsschuldfrage Goethes Weltanschauung Probleme der Geschichtsphilosophie (mit Übung)
Gießen Horneffer Steinbüchel
Fichtes Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters uund die Reden and die deutsche Nation Sozialphilosophische Übungen
Halle Stammler Ziehen Utitz Wichmann
Vom Materialismus zum Idealismus Grundzüge einer Sozialphilosophie Philosophische Anthropologie und Ethik Übung über Piatons Staat
Hamburg Noack Noack Leese
Philosophische Übung zur Einfuhrung in das akademische Studium Geschichtsphilosophie Die Probleme der „Lebensphilosophie" von Böhme bis Klages
Heidelberg Rickert Ehrenberg Glockner
Schopenhauer, Wagner, Nietzsche Goethes Ideenwelt im 20. Jh. Die Weltanschauung des Novalis
Jena Emge Emge
Die Weltanschauungen der neueren Zeit und der Gegenwart Einfuhrung in die Soziologie
Karlsruhe Drews
Staat und Kultur
Kiel Kroner
Nietzsche
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Köln Hessen
Geschichtsphilosophie
Honigsheim
Die Krise der europäischen Gesellschaft und Kultur und der Geist Asiens und der Kolonialvölker Soziologisches Kolloq. Weltanschauung und Erziehung Übung zum Thema, Besprechung moderner Schriftsteller: Dilthey, Krieck, Spencer, J. Cohn
Honigsheim Schneider Schneider
Königsberg Heimsoeth
Ethik und Lebensanschauung
Leipzig Fischer Freyer Freyer Ipsen Ipsen Lipsius Schingnitz
Über den Zusammenhang von Politik und Weltanschauung Einführung in das soziologische Denken: Die gesellschaftliche Struktur der Gegenwart und ihre theoretische Erfassung Übungen zur praktischen Soziologie (über Staatsformen) Max Webers Soziologie Geschichte der soziologischen Lehrmeinungen Religionsphilosophie Schelers Anthropologie und Metaphysik
Marburg Frank Frank Löwith
Philosophie der Geschichte Übung zu Hegels Geschichtsphilosophie Grundprobleme der philosophischen Soziologie
München Geyser v. Hildebrand
Das Naturrecht Soziologie
Stuttgart Sakmann
Das geistige Amerika von heute
Tübingen Oesterreich
Übungen zur philosophischen Pädagogik: Menschen- und Erziehungsideale im preußischen Staat
1930/31 Aachen Mennicken
Ethik mit besonderer Berücksichtigung der Pädagogik
Berlin Kuhn Kuhn Maier
Die Kultur- u. Geschichtsphilosophie des deutschen Idealismus Übungen zur Geschichtsphilosophie der Gegenwart Die Antinomien und der Irrationalismus
Bonn Rothacker/ Schumpeter/ Kern/ Curtius/ Landsberg Landsberg Schmid-Japing Verweyen
Philosophisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft Philosophische Anthropologie (Vorlesung und Übung) Religionsphilosophie Soziologie der Geschlechter
Braunschweig Gronau Moog
Die religiöse Haltung der Gegenwart Ethik und Kulturphilosophie
1211
1212
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Breslau Kühnemann Baur Heyse Marck
Aus dem Kampf um die moderne Lebensanschauung (Ibsen, Dostojewski, Tolstoi, Nietzsche) Staatsphilosophie des Aristoteles in seiner Politik Philosophie im Rahmen der Universitas litterarum (wie Heyse = Ringvorlesung)
TH Breslau Steinberg
Lebensanschauungen der großen Denker
Darmstadt Meier
Probleme der Soziologie
Dresden Baeumler Baeumler Baeumler
Philosophie der Erziehung I Philosophie der Erziehung II Übungen zur neueren Staatsphilosophie
Erlangen Herrigel
Piatons Politeia
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Heinemann Riezler Riezler
Fichte - der Mensch und sein Werk Kulturphilosophische Staatslehre m. bes. Berücks. volkspädagogischer Probleme Philosophische Anthropologie (mit Übung zu: Scheler, Heidegger, Freud u.a.) Geschichtsphilosophie Übungen zur philosophischen Anthropologie
Freiburg Heidegger Kaufmann
Hegels Philosophie der Geschichte Phänomenologie des sozialen Daseins
Göttingen Misch
Geschichtsphilosophie
Greifswald Pichler Schulze-Soelde Schwarz
Die philosophischen Probleme der Politik Einführung in die Rechts-, Staats- u. Sozialphilosophie Der Begriff der Persönlichkeit bei Fichte, Schleiermacher usw.
Halle Wichmann Stammler
Übung zur Religionsphilosophie Weltgeschehen und Weltgeschichte (Grundfragen der Geschichtsphilosophie)
Hamburg Noack Leese Leese Leese
Übung zur Einführung in die Kulturphilosophie (Der Humanitätsbegriff bei Herder, Goethe, Humboldt) „Leben" und „Geist" in der Gedankenwelt Carus', Görres', Bachofens, Nietzsches, Bergsons, Simmeis, Klages', Schelers und Heideggers Übung zur allgemeinen Einführung in die Religionsphilosophie Übung über Hegels Religionsphilosophie: „Die bestimmte Religion"
Heidelberg Glockner Rickert
Große Erzieher Goethes Faust
Jena Grisebach Grisebach
Der geistige Kampf der Gegenwart Über das Problem der Geschichte und der Politik
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Johannsen Emge
1213
Grundzüge der Kulturphilosophie Nietzsche als Kritiker der Kultur
Köln Plessner/Beckerath
Übung über den Marxismus
Königsberg Goedeckemeyer Kowalewski Heimsoeth
Welt- und Lebensanschauung Nietzsche und Spengler Übungen über Bergson
Leipzig Fischer Fischer Freyer Freyer Ipsen Lipsius Litt
Analysen zur philosophischen Kulturkritik am Ökonomismus Die Leistung der Realdialektik in der Gesellschaftsphilosophie (bes. Karl Marx, Das Kapital) Theoretische Politik Übungen zur Soziologie der Gegenwart (deutsche, französische und amerikanische Systeme der Soziologie) Übungen zur Soziologie der gegenwärtigen Bevölkerungsbewegung in europäischen Ländern Nietzsche Kulturphilosophie
Marburg Löwith Löwith
Hegel und Marx (idealistische und materialistische Geschichtsauffassung) Übungen zur Religionssoziologie Max Webers
München Pfänder
Philosophie der Lebensziele
Münster Koppelmann Janssen Rosenmöller
Ethik und Soziologie Grundlagen der Philosophie der Geschichte und Kultur Religionsphilosophie
Stuttgart Sakmann
Psychologische Erklärungen der Weltanschauung
Tübingen Ritter Groos Haering Oesterreich
Piatonismus und Marxismus Weltordnung und Weltordner N. Hartmanns Kategorienlehre wie SS 1930
Würzburg Meyer
Der Sozialismus, Geschichte und System
1931 Berlin Kuhn Spranger Spranger Wichmann
Probleme der Kulturphilosophie Staat und Erziehung (mit einem geschichtlichen Überblick über die Entwicklung seit der Reformation) Übung über Goethes Weltanschauung und ihre Kritiker in der Gegenwart Theorie der Erziehung und Bildung
Bonn Dempf
Rechts, u. Staatsphilosophie
1214 Dempf Landsberg Rothacker/Schumpeter/ Kern Verweyen Thyssen Verweyen Wentscher
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Einleitung in die Soziologie Soziologische Übungen Philosophisch-soziologische AG Mystik, Okkultismus und Wissenschaft Geschichtsphilosophie Hegels Philosophische Kulturfragen Religionsphilosophie
Breslau Schulemann Heyse Kühnemann
Philosophie als Lebensweisheit Übung zur Religionsphilosophie (neuere Schriften) Philosophie der deutschen Klassiker
TH Breslau Steinberg
Übungen zur Staatsphilosophie
Darmstadt Luchtenberg Meier
Probleme der Soziologie Hegels Staatsphilosophie
Dresden Baeumler Baeumler Baeumler Baeumler
Philosophie der Erziehung II Philosophische Übungen für Fortgeschrittene: Staatsphilosophie Übungen über Fr. L. Jahn Begründer der Turnkunst (Päd. Institut)
Erlangen Zocher
Geschichtsphilosophie
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Horkheimer Horkheimer Tillich Heinemann Heinemann Riezler
Das Bildungswesen der Gegenwart im Lichte der Kulturphilosophie Kultur- und sozialphilosophische Übung: Nietzsches Wille zur Macht Geschichte der neueren Philosophie m. bes. Berücks. der Gesellschafts- u. Staatslehre Sozialphilosophische Übungen Die philosophischen Grundlagen der politischen Richtungen Philosophie des Lebens. Versuch einer Grundlegung der Biologie, Psychologie und Geschichte Übungen zur philosophischen und medizinischen Anthropologie Übungen zur Philosophie der Geschichte
Gießen Horneffer Kinkel
Philosophie des Staates Geschichte und Theorie des Sozialismus von Plato bis Marx
Göttingen Geiger Nohl
Staat und Gesellschaft (im Rahmen einer Ringvorlesung) Einleitung in die Philosophie der Politik (wie Geiger)
Greifswald Jacoby Pichler Schwarz
Geschichte der philosophischen Gesellschafts- und Staatstheorien Goethes Faust Gottestum im Volkstum
Halle Utitz
Allgemeine Entwicklungsgeschichte der philosophischen Weltanschauungen
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Hamburg Stern Noack Leese
Philosophische Weltanschauungen des 19. Jhs. Übungen zur Rechtsphilosophie (Hegel, Über die wissenschaftlichen Behandlungsarten des Naturrechts) Übung über Hegels Religionsphilosophie: Die absolute Religion (Das Christentum)
Heidelberg Ehrenberg v. Bubnoff
Philosophische Politik Schopenhauer und Nietzsche
Jena Emge Emge Emge Grisebach Grisebach
Einfuhrung in die Soziologie Einführung in die Rechts- u. Sozialphilosophie Nietzsche und die Philosophie der Gegenwart Zur Objektivität der Wissenschaft, im Anschluß an Max Weber Weltanschauungslehre im Umriß
Köln Bäcker Honigsheim Honigsheim Honigsheim Honigsheim Königsberg Heimsoeth Heimsoeth Leipzig Fischer Fischer
Einfuhrung in die Staatsphilosophie Hauptformen der Gesellschafts-, Staats-, Wirtschafts- u. Rechtslehren Gesellschaft und Erziehung Soziologisches Kolloq. Psychoanalyse, Individualpsychologie und die gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart Übungen über die Philosophie Nietzsches Interpretation und Kritik von Bergsons ,Evolution creatrice'
Lipsius Wirth
Wahrheit und Ideologie in den politischen Lehren und Richtungen der Gegenwart Charakteristik und Kritik des Liberalismus (vor allem am Beispiel von Hugo Preuß) Wirtschaft und Gesellschaft Übungen zur Soziologie des Berufs Geschichtsphilosophie Hauptprobleme der gegenwärtigen Geschichtsphilosophie (insbesondere das Problem Europa) Übungen über Kerschensteiner und die kulturphilosophische Pädagogik Grundfragen der Religionsphilosophie
Marburg Löwith Löwith Krüger Mahnke
Übungen zur Soziologie (Individuum und Gesellschaft) Nietzsches philosophische Anthropologie Grundfragen der Phänomenologie (Heidegger) Grundtypen der Weltanschauung (für Hörer aller Fakultäten)
München Gallinger
Hauptprobleme der Staatsphilosophie
Rostock Ebbinghaus Ebbinghaus
Die Kriegsschuldfrage als rechtsphilosophisches Problem Übungen über Fichtes Grundlage des Naturrechts
Stuttgart Sakmann Faust
Philosophie der Geschichte nach ihrem heutigen Stand Wissenschaft und Religion seit der Aufklärung
Freyer Freyer Ipsen Ipsen
1215
1216
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Tübingen Wundt Groos Haering
Goethe als Denker Volkelts Lehre von Zeit und Ewigkeit Drieschs Wirklichkeitslehre
Würzburg Meyer
Ethik, Rechts- u. Staatsphilosophie
1931/32 Aachen Gerhards Gerhards
Geschichte des deutschen Bildungswesens seit der Renaissance Psychologie des Sports
Berlin Spranger Wichmann
Kulturphilosophie Fichtes Reden an die deutsche Nation
TH Berlin Dubislav
Philosophie der Technik
Bonn Dempf Dempf Müller Rothacker/Schumpeter/ Kern Rothacker Verweyen Verweyen
Soziologie der Wissenschaft und Einführung in geisteswissenschaftliche Methoden Anthropologie und Sozialpsychologie Hauptprobleme der Weltanschauung Philosophisch-soziologische AG Geschichts- und Kulturphilosophie im deutschen Idealismus Soziologie des Staates und der Gesellschaft Das Kulturproblem der Religion
Braunschweig Moog
Ethik und Kulturphilosophie
Breslau Marck Heyse Kühnemann
Sozialphilosophie und Pädagogik der Gegenwart Geschichtsphilosophie Zur Einführung in das Goethejahr: Goethe und seine Faustdichtung
TH Breslau Steinberg Steinberg
Die soziologischen und weltanschaulichen Grundlagen der Politik Goethes Lebensanschauung
Danzig Henning Henning
Die Philosophie um Goethe Philosophische Anthropologie
Darmstadt Meier Meier
Grundbegriffe der Soziologie Wert und Erziehung
Dresden Baeumler Baeumler
Philosophie der Erziehung I Geschichte der Erziehung
Erlangen Leser
Haupttypen der Religionsphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Frankfurt Horkheimer Horkheimer Riezler Tillich/Adorno
Gesellschafts- und Staatsphilosophie Sozialphilosophische Übungen Übungen zur philosophischen Anthropologie Hegels Geschichtsphilosophie
Gießen Messer Kinkel Weidenbach
Staatsphilosophische und ethische Probleme der Gegenwart Goethes Faust Religionsphilosophie
Halle Stammler Utitz Praechter Hehlmann
Krieg und Nation in rechtsphilosophischer Beleuchtung Einführung in die Kulturphilosophie (Vorlesung und Übung) Die politischen Theorien der antiken Philosophen Kultur und Erziehung
Hamburg Görland
Kritik des modernen Begriffs der Bildung
Jena Emge Emge Emge
Der metaphysische Gehalt der christlich-mittelalterlichen und der russischen Weltanschauung Philosophische Anthropologie Die metaphysischen Voraussetzungen bei Buddha und Nietzsche
Kiel Weinhandl Weinhandl Weinhandl
Faustprobleme Kant und Goethe Übung zur Methodenlehre Goethes
Köln Hessen
Lebensfragen
Königsberg Goedeckemeyer Heimsoeth Heimsoeth Sauer Kowalewski Kowalewski
Soziologie und Ethik Die Kulturphilosophie Nietzsches Übungen über Martin Heideggers ,Sein und Zeit' Rechts- und Sozialphilosophie Kolloq. über Kierkegaard und sein Fortwirken in der Gegenwart Einführung in die Religionsphilosophie
Leipzig Fischer Fischer Freyer Freyer Gehlen Ipsen Lipsius
Über den Imperialismus Der Lebensraum der modernen Nationen Der Geist des neunzehnten Jahrhunderts Übungen zur politischen Soziologie Nietzsche Geschichte der soziologischen Lehrmeinungen Goethe als Forscher, Philosoph und Erzieher
Marburg Löwith Löwith Krüger Krüger
Die Idee der Bildung (von Humboldt bis zur Gegenwart) Die Philosophie des deutschen Idealismus in der Epoche ihrer Auflösung und Verwandlung in die Lehre vom Menschen und von der Gesellschaft Philosophie der Geschichte Hegels Geschichtsphilosophie
1217
1218
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Münster Janssen Koppelmann Wust
Fragen der Weltanschauung Nietzsches Antichrist und die moderne Gottlosenpropaganda Übungen zur Prinzipien-Krisis in der Philosophie
Würzburg Meyer
Metaphysik als wissenschaftliche Weltanschauungslehre
1932 Berlin Groethuysen Hildebrandt Wichmann Rieffert
Ethik und Sozialphilosophie Piatons Staat und seine übrigen Staatsschriften Religionsphilosophie der Gegenwart Philosophische Anthropologie
TH Berlin Haas Haas
Philosophie der Arbeit Philosophie und Soziologie der Technik
Braunschweig Gronau
Das Christentum und die Forderung der Gegenwart
Breslau Marck
Philosophie der Kulturkrise
TH Breslau Steinberg
Übungen zur Sozialpädagogik
Darmstadt Meier
Piatons Politeia und der moderne Kommunismus
Dresden Baeumler Baeumler Luchtenberg
Philosophie der Erziehung II Philosophische Anthropologie m. bes. berücks. der Leibesübungen Theorie der Bildung
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Hasse Horkheimer Tillich/Adorno
Kulturphilosophie Geschichtsphilosophische Übung: Herders Ideen zur Geschichte ... Fichtes Reden an die deutsche Nation Sozialphilosophische Übung Lessing: Die Erziehung des Menschengeschlechts
Freiburg Honecker
Philosophie der deutschen Romantik
Göttingen Geiger Nohl
Probleme der Staatsphilosophie Das historische Bewußtsein
Greifswald Pichler Schwarz
Jaspers, Die geistige Situation der Zeit Metaphysik der Gemeinschaft
Halle Menzer Utitz
Bildungskämpfe der Gegenwart Kunst und Weltanschauung
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
1219
Hamburg Noack Deuchler Leese Görland Wind Wind
Einführung in die Geschichtsphilosophie (J. G. Droysens ,Historik') Einführung in die Probleme der Kulturphilosophie Übung über Fichtes ,Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters' (Die Denk- und Lebenshaltung des Idealismus) Übung: Der Mensch in der deutschen Mystik Die englische und amerikanische Philosophie der Gegenwart Übungen über Piatons ,Staat' und ,Gesetze'
Heidelberg Rickert
Sozialphilosophie
Jena Leisegang Emge Emge Emge Emge Emge Bauch Johannsen
Kulturphilosophie und Ethik Einfuhrung in die Rechts- u. Staatsphilosophie Seminar zum selben Thema Neueste rechtsphilosophische Literatur Die Weltanschauung Goethes Einführung in Leben und Lehre Nietzsches Übung: Fichtes Reden an die deutsche Nation Litt, Die Philosophie der Gegenwart und ihr Einfluß auf das deutsche Bildungsideal
Köln Bäcker Barthel Heiss Honigsheim Heimsoeth v. Waltershausen
Übung zur Staatsphilosophie Der Zusammenbruch wissenschaftlicher Grundlagen und Weltanschauungsbehauptungen der letzten Jahrhunderte Hegel und Marx Philosophie und Soziologie des Staates m. bes. Berücks. des faschistischen und sowjetischen Staates Übung zur Geschichtsphilosophie Das Verhältnis von Staats- und Gesellschaftsutopie und Erziehung
Königsberg Kowalewski Kowalewski
Kolloq. über Hamanns Lebensphilosophie und ihr Fortwirken in der Gegenwart Kritische Einführung in die moderne Phänomenologie
Leipzig Fischer Fischer Freyer Freyer Freyer Ipsen Ipsen Ipsen
Sozialphilosophie Über die Diktatur Einleitung in die Soziologie Übung zur politischen Soziologie Soziologisches Kolloq. Geschichtsphilosophische Übung: Die moderne Nation und der moderne Nationalismus Soziologie des deutschen Volkstums AG zur Realsoziologie Mittel- und Osteuropas
Marburg Krüger Frank Frank Löwith Gadamer Löwith
Antike und moderne Kritiker der Religion Geschichte und Entwicklung des Weltbildes (für Hörer aller Fakultäten) Grundprobleme der Existenzphilosophie Kierkegaard und die moderne Existenzphilosophie Die geistige Situation der Zeit (Lektüre und Interpretation der gleichnamigen Schrift von Jaspers) Karl Marx (Lektüre und Interpretation ausgewählter Schriften)
1220
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Löwith
Übungen zu Heideggers Existenzphilosophie
Rostock Ebbinghaus
Das natürliche Recht der Ehe
Stuttgart Sakmann Faust
Übung: Nietzsches Zarathustra Optimistische und pessimistische Weltanschauungen
1932/33 Aachen Mennicken
Ethik und Pädagogik
Berlin Wichmann Hildebrandt Hildebrandt Hartmann
Die deutsche Bildungseinheit und die Religion Piatons , Staat' und andere Staatsschriften Übungen zu Piatons Staatslehre Übungen zur Geschichtsphilosophie
Bonn Dempf Dyroff Rothacker/Schumpeter/ Kern Verweyen Verweyen Thyssen
Einführung in die Soziologie Rechts- u. Staatsphilosophie Philosophisch-soziologische AG Fragen nach dem Sinn des Lebens Soziologie der Geschlechter Haupterscheinungen der Geschichtsphilosophie
Danzig Ehrenstein
Die erzieherischen Programme der wichtigsten politischen Utopien
Dresden Baeumler Baeumler Baeumler Luchtenberg Luchtenberg Lersch
Geschichte der Erziehungssysteme seit der Aufklärung Nietzsche (Einführung in die geistige Problematik der Gegenwart) Philos.-pädag. Übungen Theorie der Bildung II Philosophische Übungen: Grundfragen der Anthropologie Die Probleme der Lebensphilosophie
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Burckhardt Heinemann Horkheimer Riezler
Weltanschauungslehre Kultur- u. Sozialphilosophie des jungen Fichte Kulturphilosophische Grundlagen des Arbeitsschulgedankens Goethes philosophische und naturwissenschaftliche Schriften Sozialphilosophische Übung Philosophische Anthropologie
Freiburg Brock Brock
Fichte, Bestimmung des Menschen Nietzsches Philosophie
Gießen v. Aster Messer
Die Idee des Sozialismus in der neueren Geschichte der Philosophie Kulturprobleme der Gegenwart
Göttingen Geiger
Jaspers, Die geistige Situation der Zeit
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Misch
1221
Nietzsche, Vom Nutzen und Nachteil der Historie...
Greifswald Jacoby/Schulze-Soelde Schwarz Schwarz
Kolloq. über rechts- u. staatsphilosophische Probleme Ethik und Gemeinschaftsphilosophie Christentum und Volkstum
Halle Menzer
Kulturphilosophie (Vorlesung und Übung)
Hamburg Görland Görland Leese Noack Noack Wind
Übungen über den Begriff der Bildung Religionsphilosophie (mit Übung) Bachofen, Nietzsche, Scheler und Klages in ihrer Bedeutung für die geistige Situation der Gegenwart Über das Verhältnis der Philosophie zur Soziologie Übungen über J. Burckhardts ,Weltgeschichtliche Betrachtungen' Grundbegriffe der Kultur- und Geschichtsphilosophie
Jena Emge Linke
Rechtsphilosophisches Seminar Kritische Erörterung des Problemes „Wissenschaft und Weltanschauung" im Anschluß an Max Webers Schrift , Wissenschaft als Beruf und andere Arbeiten
Köln Honigsheim
Kultur-, Religions- und Erkenntnis-Soziologie (mit bes. Berücksichtigung der Gesellschafts-, Kultur- und Geisteskrise der Gegenwart)
Leipzig Fischer Freyer Freyer Ipsen Ipsen Lipsius Lipsius Schneider Schneider Schingnitz Gehlen
Kolloq. über Geschichte der Staatsphilosophie Der gesellschaftliche und politische Aufbau des gegenwärtigen Deutschlands Gegenwärtige soziologische Theorien Sozialgeschichte Europas Realsoziologie Mittel- und Osteuropas II Das religiöse Problem der Gegenwart Die pädagogische Utopie von Piaton bis zur Gegenwart Geschichtsphilosophie: Die Kulturleistungen der Menschheit Kolloq.: Geschichte des Epos Übung zur Logik und Philosophischen Anthropologie im Anschluß an E. Sprangers , Lebens formen' Religionsphilosophie (im Anschluß an den deutschen Idealismus)
Marburg Frank Gadamer Gadamer Mahnke Krüger Krüger Löwith
Die geistesgeschichtlichen Grundlagen der Gegenwart (für Hörer aller Fakultäten) Geschichte des Weltbildes (Weltall, Raum, Zeit, Materie in der Geschichte der abendländischen Philosophie) Die Idee der Universität (Vorlesung und Diskussion über die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Hochschule) Übungen über Rousseau Natur- und Kulturphilosophie Übungen zur Grundlegung der Philosophie (Heideggers ,Sein und Zeit') Übungen über das Problem des Staates (Gogartens .Politische Ethik') Übungen zur Sozialphilosophie: Der Begriff der menschlichen Gleichheit (im Anschluß an die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte)
Tübingen Groos Oesterreich
Weltordnung und Weltordner Übungen zur Kulturphilosophie (Nietzsche und Piaton)
1222
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
1933 Berlin Groethuysen Günther Siegmund-Schulze Kuhn Hildebrandt
Einfuhrung in die Weltanschauungslehre Grundfragen der Religionsphilosophie Politische Ethik Denker des 19. Jhs. (Kierkegaard, Marx, Nietzsche) Nietzsches Zarathustra
Bonn Landsberg Landsberg Rothacker Rothacker/Beckerath/ Kern Verweyen Verweyen
Ideengeschichte des Sozialismus Bergson und Sorel Soziologische Übungen über den Begriff des Volkstums im Anschluß an M. H. Boehm, ,Das eigenständige Volk' Philosophisch-soziologische AG Konnersreuth und unsere Zeit Richard Wagners Welt- und Lebensanschauung
Breslau Marck Schulemann
Grundfragen der Ethik, Rechts- u. Staatsphilosophie Philosophie als Lebensweisheit
Danzig Ehrenstein
Sozialpsychologie
Dresden Baeumler Baeumler Baeumler
Geschichte der Erziehung I (von Luther bis Rousseau) Philosophie der Erziehung I Philosophisch-pädagog. Übungen
Erlangen Zocher
Grundfragen der Kulturphilosophie
Frankfurt Hasse Horkheimer
Das Problem der deutschen Kultur in Nietzsches Unzeitgemäßen Betrachtungen Gesellschafts- u. Staatsphilosophie
Göttingen Geiger
Wissenschaft als Problem
Greifswald Pichler
Philosophische Probleme der Politik
Halle Stammler Reiner Reiner
Vom Materialismus zum Idealismus Hauptprobleme der menschlichen Freiheit Religionsphilosophie (Theorien der Entstehung und der Begründung des Gottesglaubens seit Feuerbach)
Hamburg Deuchler
Stern Cassirer Leese
Grundfragen der Wissenschaft und der Wissenschaftspolitik (Sinn, Aufgabe, Methode, System, Vorbedingung und Pflege der Wissenschaft). Für Hörer aller Fakultäten Philosophische Weltanschauungen des 19. Jhs. Übungen zur modernen Geschichts- und Kulturphilosophie (nicht mehr gehalten) Typen und Probleme der gegenwärtigen Religionsphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Leese Görland Wind Wind
Übungen über Nietzsches Kritik der Ethik Übungen über den Begriff der Erziehung (Rousseau, Pestalozzi, Natorp) Die moderne Skepsis in ihrer geschichtlichen Entwicklung Einführung in die amerikanische Rechtsphilosophie
Jena Dinger Emge Leisegang
Einleitung in die allgemeine Weltanschauungslehre Grundzüge der Rechts- u. Sozialphilosophie Die philosophisch-weltanschaulichen Grundlagen der politischen Parteienbildung in Deutschland
Heidelberg Jaspers
Wahrheit und Wissenschaft
Kiel Kroner
Philosophie und Christentum im deutschen Idealismus
Köln Bäcker Barthel
Übungen zur politischen Ethik Organische Weltanschauung als Überwindung der mechanischen
Königsberg Kowalewski
Staatsideale der Philosophen
Leipzig Fischer Fischer Freyer Freyer Freyer Ipsen Ipsen
Grundbegriffe der Geschichts- u. Kulturphilosophie Besprechungen über den Begriff „Neuzeit" Politik Übungen zur politischen Soziologie Soziologisches Kolloq. Einführung in die Soziologie Über den historischen Materialismus (Marx und Hegel)
Marburg Löwith
Einfuhrung in die Soziologie: Staat und Gesellschaft
München v. Hildebrand
Soziologie
Rostock Ebbinghaus Ebbinghaus
Die Gesetze der moralischen Welt (Rechtsphilosophie und Ethik) Einfuhrung in das akademische Studium
Stuttgart Faust
Glauben und Wissen
Würzburg Meyer
Ethik, Rechts- u. Staatsphilosophie
1933/34 Aachen Mennicken
Geschichte des deutschen Bildungswesens seit der Reformation
Berlin Baeumler Baeumler Baeumler Odebrecht
Politik Rousseaus Staatsphilosophie Über Hegels Rechtsphilosophie Deutsche Denker von Eckehart bis Schleiermacher
1223
1224 Spranger Spranger Spranger Wichmann
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Die deutsche Staatsphilosophie von Kant bis Hegel Politische Erziehung in Deutschland von 1700 bis zur Gegenwart Übungen über J.G. Fichte Ethik und Politik
TH Berlin Dubislav
Philosophie der Technik
Bonn Kutzner Rothacker Rothacker
Probleme nationaler Bildung Probleme der deutschen Kulturpolitik Über den Begriff des Volkstums im Anschluß an M. H. Boehm, Das eigenständige Volk
Braunschweig Gronau
Deutsches Christentum
Breslau Kühnemann
Der deutsche Gedanke - vom Sinn der deutschen Gegenwart
Danzig Ehrenstein
Politische Anschauungen der großen Philosophen
Darmstadt Bommersheim Dingler Dingler Meier Meier Meier
Die Mystik des nordischen Geistes Philosophie und Technik Weltanschauung im technischen Zeitalter Ethik und Persönlichkeit Individuum und Gemeinschaft Struktur des modernen philosophischen Weltbildes
Erlangen Leser
Fichte und die deutsche Staatsidee
Frankfurt Burckhardt Grebe
Leib, Seele, Geist (mit Einführung in die rassenkundlichen Probleme) Theorie der Wissenschaft (Begriff der Wissenschaft, ihre Stellung in der Gesamtkultur, ihre Aufspaltung in die Einzelwissenschaften)
Freiburg Honecker
Kolloq. über Philosophie und Weltanschauung
Gießen Schmied-Kowarzik Weidenbach
Psychologie des deutschen Geistes Weltanschauliche Entscheidungen in der Philosophie
Göttingen Lipps Schole
Politische Anthropologie Ethik auf pol itisch-anthroplogischer Grundlage
Halle Stammler Menzer Reiner Menzer/Hehlmann
Weltgeschehen und Weltgeschichte Fichtes Geschichts- und Staatsphilosophie Übungen zur Einführung in die Philosophie Martin Heideggers Pädagogische Übungen über das Wesen deutscher Bildung
Hamburg Görland Görland
Die Mannigfaltigkeit der Weltanschauungen, ihr Wahrheitsgehalt und die Prinzipien ihrer Gruppenbildungen Übungen zur Kritik der Weltanschauungen I (Kant, Dilthey, Spranger, Görland)
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Görland Ritter Ritter Noack Leese Leese
Übungen zur Kritik der Weltanschauungen II (Schiller, Hegel, Nietzsche, Wölfflin) Grundfragen einer philosophischen Lehre vom Menschen Das philosophische Geschichtsbild großer deutscher Historiker Übungen zur Geschichte des deutschen Idealismus (Fichtes Schriften zur Staatslehre) Übungen zu Nietzsches ,Wille zur Macht' „Völkische Religion" und Christentum (Arndt, Nietzsche, Lagarde, Chamberlain, Rosenberg u.a.)
Hannover Böhm Böhm Lipps
Soziologie der Verantwortlichkeit Geschichtsphilosophie Einzelvorträge über „Die Psychologie des Soldaten"
Jena Emge Johannsen
Philosophie des Rechts Die Idee der Staats- und Nationalerziehung in den Systemen Fichtes und Hegels
Karlsruhe Ungerer
Der Materialismus in der deutschen Philosophie des 19. Jhs. und seine Überwindung
Kiel Weinhandl
Die philosophischen Grundlagen der nationalsozialistischen Weltanschauung
Köln Bäcker
Politische Anthropologie und Ethik
Königsberg Goedeckemeyer Heyse Kowalewski
Soziologie und Ethik Die Idee der Wissenschaft und die deutsche Universität Philosophische Anschauungen großer Staatsmänner
Leipzig Bergmann Freyer Freyer Ipsen Litt Litt Schingnitz Schingnitz Schneider N. N.
Übungen über deutschvölkische Philosophie Geist des neunzehnten Jahrhunderts Piatons politische Schriften Agrarsoziologie Kulturphilosophie Pädagogik, Politik, Weltanschauung Philosophische Grundlagen der Nationalpädagogik Übungen zur Logik und Ethik im Anschluß an Ernst Krieck, Philosophie der Erziehung Goethes Weltanschauung Philosophische Probleme der deutschen Kulturrevolution im Anschluß an Chamberlain, Klages u. a.
Marburg Gadamer Krüger Löwith
Staat und Kunst (Einführung in die Ästhetik) Platons Philosophie des Staates Grundzüge der Staatsphilosophie von Machiavelli bis Sorel
München Schilling
Übungen zur Staatsphilosophie
Rostock Ebbinghaus
Übungen für Fortgeschrittene über M. Heidegger, Kant und das Problem der Metaphysik
1225
1226
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Stuttgart Sakmann
Philosophie der Geschichte
Würzburg Meyer
Metaphysik als allgemeine Weltanschauungslehre
1934 Aachen Mennicken Mennicken
Der platonische Staat Geschichtsphilosophie
Berlin Baeumler Baeumler Baeumler Odebrecht Spranger Wichmann Steinbeck Schering
Nietzsches Philosophie (Ethik und Philosophie der Geschichte) Politische Erziehungssysteme Übungen über das Zeitalter des Imperialismus Deutsche Metaphysik der Gegenwart Übungen zum Problem der politischen Erziehung Übungen über Piatons Staat Übung: Philosophische Positionen des Liberalismus Grundbegriffe der Kriegsphilosophie
Bonn Becker Rothacker Rothacker Verweyen
Übungen über ästhetische und kunstpolitische Fragen Einführung in das akademische Studium Geschichte der Ethik, Staats-, Rechts- u. Kulturphilosophie Nationalsozialismus und Katholizismus
Braunschweig Gronau Gronau Moog
Piatons Staat Die Weltanschauungen des 19. und 20. Jhs. Grundfragen der Ethik, Staats- u. Kulturphilosophie
Breslau Kühnemann Schulemann
Baur Kühnemann
Kulturphilosophie und Pädagogik Staatslehren des Konfiizianismus, der aristotelisch-scholastischen Tradition und des deutschen Nationalsozialismus Übung: Piatons Erziehungslehre im Staat Übung: Schopenhauer
Danzig Henning
Lebensphilosophie
Darmstadt Bommersheim Dingler Meier Meier
Die Mystik des nordischen Geistes Weltanschauung im technischen Zeitalter Übung: Psychologie des Führers Übung: Der Begriff des Staates nach Piaton
Dresden Luchtenberg
Philosophie der Erziehung I
Erlangen Herrigel
Schriften über die weltanschaulichen Fragen des Nationalsozialismus
Frankfurt Krieck Burckhardt
Volk und Erziehung Philosophisch-pädagogische AG: Führer, Gefolgschaft und Volk bei Fichte
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Burckhardt Burckhardt
Staatslehre Platons „Der Frankfurter"; Übung zur Einführung in die deutsche Mystik und Fragen des religiösen Glaubens
Freiburg Heidegger
Der Staat und die Wissenschaft (nicht gehalten)
Gießen Schmied-Kowarzik Ders. Steinbüchel
Die Lehre vom Volk Völkische Weltanschauung Das Verhältnis von Gott und Mensch bei Hegel und Kierkegaard (Idee und Existenz)
Hamburg Noack
Geist und Schicksal der Völker im Gepräge ihrer Philosophie
Heidelberg Faust
Deutscher Idealismus und westeuropäischer Naturalismus
Jena Bauch Johannsen
Grundzüge der praktischen Philosophie (Ethik, Kulturphilosophie und philosophische Gesellschaftslehre) Übungen über das staatsphilosophische Problem des Nationalsozialismus
Kiel Dürckheim Weinhandl
Persönlichkeit und Gemeinschaft Wurzeln der deutschen Philosophie
Köln Bäcker Metzke
Staatsphilosophie Philosophische Soziologie
Königsberg Heyse Heyse Ipsen Ipsen Kowalewski Kowalewski
Kant und wir Philosophie und Religion Geschichtsphilosophische Übung: Der Begriff des weltgeschichtlichen Volkes bei Fichte und Hegel Übungen zur politischen Soziologie: Bauer und Staat Philosophie der Arbeit Philosophische Einführung in die ostpreußische Geistesgeschichte
Leipzig Bergmann Fischer Freyer Volkelt Volkelt N. N.
Altnordische Weltsinndeutung Die politischen Grundlehren Justus Mosers Einführung in das soziale Denken Adolf Hitler als Erzieher und Pädagoge Piaton und die deutsche Gegenwart Übung: Philosophie des Leibes im Anschluß an Nietzsche, Scheler und die modernen Rassentheorien
Marburg Frank Jaensch Jaensch Krüger Löwith
Geistesgeschichtliche und philosophische Grundlagen der Gegenwart Kulturphilosophie Kulturphilosophische Übungen Antike und moderne Kritiker der Religion Staatsphilosophie der Romantik
München Gallinger
Übungen zur Gesellschaftslehre: Individuum und Gemeinschaft
1227
1228
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Münster Hielscher Kabitz
Ideenmäßige Begründung des Nationalsozialismus Formen der Weltanschauung
Stuttgart Faust Sakmann
Wissenschaft und Weltanschauung Philosophie der Technik
Würzburg Pfeil
Übungen im Anschluß an Platons Staat
1934/35 Aachen Gerhards Mennicken
Psychologie der Entwicklung und des Volkstums Geschichtsphilosophie
Berlin Baeumler Baeumler Baeumler Günther Günther Schering Springmeyer
Faschismus und Nationalsozialismus Philosophie der Geschichte Der geschichtlich-politische Rassebegriff Weltanschauungslehre Kolloq. zum selben Thema Die philosophischen Grundgedanken in Clausewitz' Vom Kriege Zum Problem des Historismus
Bonn Behn Dempf Müller Rothacker Schmid-Japing
Der deutsche Rhythmus und sein eigenes Gesetz Soziologie Das Weltbild der Gegenwart Kulturphilosophie, Kultursoziologie, Kulturpolitik Der Staat und die religiösen Mächte
Braunschweig Gronau Gronau Berger Berger
Deutsches Christentum Ursprünge und erste Entwicklung des Christentums Übungen zu einer völkischen-pädagogischen Anthropologie Germanisch-deutsche Weltanschauung von der germanischen Frühzeit bis zur Gegenwart
Breslau Kühnemann Kühnemann Baur Schulemann
Nietzsche in seiner Bedeutung für das Denken der Gegenwart (mit Übung) Goethes Faust als Ausdruck deutscher Weltordnung Übung: Aristoteles, Politik Weltanschauung des Buddhismus
TH Breslau Steinberg Steinberg
Ethische Grundfragen des deutschen Sozialismus Übungen zur Sozialethik
Darmstadt Bommersheim Meier Meier Meier Meier
Rasse, Volk und Staat Staatstheoretische Probleme in der Philosophie der Neuzeit Erziehung zum volksorganischen Denken Nationalpolitische Erziehung Psychologie der Masse und ihre Überwindung
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
1229
Dresden Luchtenberg
Philosophie der Erziehung II
Frankfurt Burckhardt Hasse
Geschichte der Philosophie I (als Einführung in die Weltanschauungslehre) Philosophische Weltanschauung des Abendlandes in ihrer geschichtlichen Entwicklung
Freiburg Heidegger Heidegger
Hegel, Über den Staat Hölderlin
Gießen Horneffer Schmied-Kowarzik
Philosophie des Staates Völkische Denker
Göttingen Lipps Schole Schole
Typen der Weltanschauung Geschichte der Philosophie in rassischer und völkischer Wertung Die weltanschaulichen Grundfragen der Gegenwart
Greifswald Jacoby
Deutsche Staatsphilosophie seit Kant
Halle Reiner
Grundfragen der Ethik (Germanisches und christliches Sittlichkeitsgefühl)
Hamburg Anschütz Anschütz Görland Görland Deuchler Deuchler Noack Ritter Ritter Sauer Sauer
Einführung in die weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart Der deutsche Mensch und seine Stellung zur Welt Paul Natorp als Philosoph und Erziehungswissenschaftler Kritik philosophischer Schlagwörter im Gebiete der Stil- und Religionsphilosophie Übungen über den Begriff des Lebens Übungen über Ethik und Kulturphilosophie des Nationalsozialismus Ethik der Arbeit Die Entwicklung des geschichtsphilosophischen Denkens in den deutschen Geschichtswissenschaften des 19. Jhs. Übungen zur neueren Geschichtsphilosophie (Burckhardt, Nietzsche, Bachofen, Dilthey, Croce) Friedrich Nietzsche Nietzsches Stellung zu Moral und Staat
Heidelberg Böhm Krieck
Paul de Lagarde Volk als Ganzheit
Jena Emge Emge Leisegang
Rechtsphilosophie Rechtsphilosophisches Seminar Quellenstudium zur deutschen Ethik
Kiel Dürckheim Weinhandl
Persönlichkeit und Charakter Mensch und Landschaft
Köln Barthel Hessen
Übungen über Chamberlains Grundlagen des 19. Jahrhunderts Der deutsche Genius und sein Ringen um Gott
1230
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Königsberg Ipsen Ipsen Kowalewski Kowalewski Kowalewski Kowalewski
Soziologie I: Sozial- und Berufsstruktur des deutschen Reiches Soziologische Übungen Ethik und Lebensweisheit Religiöse Anschauungen unserer großen Dichter, Denker, Staatsmänner Ostpreußische Geistesflihrer im nachkantischen Zeitalter Philosophische Anschauungen unsrer großen Naturforscher und Historiker
Leipzig Fischer Lipsius Schneider
Die politischen Grundlehren Justus Mosers Nietzsche als Erzieher Geschichtsphilosophie: Die Kulturleistungen der Engländer, Franzosen und Deutschen seit 1600
München Pauli Schilling Schilling Schultz Schultz
Grundfragen der Welt- und Lebensanschauung Der Staat in seinen Grundlagen und Voraussetzungen Übungen zur Staatsphilosophie der Griechen Geschichte der Philosophie auf rassischer Grundlage I: Das arteigene Denken der nordischen Völker des Altertums Philosophische Grundlagen, Ergebnisse und Nutzanwendungen der modernen Biologie
Münster Hielscher Rosenmöller
Weltanschauung und Politik Christentum, Erziehung und Bildung
Rostock Ebbinghaus
Übungen im Anschluß an Fichtes Reden an die deutsche Nation
Würzburg Rüfner Rüfner
Philosophie der Gemeinschaft Die philosophischen Grundlagen des Staates
1935 Berlin Baeumler Baeumler Schering Schering Springmeyer Wichmann
Der organische Staatsbegriff und die Pädagogik Grundbegriffe der Erziehung Einführung in die Philosophie von Clausewitz Die philosophischen Grundlagen in Clausewitz' Werk ,Vom Kriege' Philosophie des Staates und der Geschichte von Kant bis Nietzsche H. St. Chamberlains Weltanschauung und Werk
Bonn Kutzner Kutzner Lützeler Mense Mense
Müller
Übungen zur Psychologie des Gemeinschaftslebens Hauptprobleme der sittlichen Bildung Über Grundzüge deutscher Form (Dichtung und bildende Kunst) Einführung in die Biopolitik und Wehrpolitik Grundlinien der nationalsozialistischen Philosophie und Politik (Religion und Kirchenpolitik, Volkstum und Volkspolitik, Nation und Kulturpolitik, Staat und Staatspolitik) Die Beziehung zwischen Religion und Naturwissenschaft
Braunschweig Berger
Das Bild des Menschen in der anthropologischen und charakterologischen Forschung der Gegenwart
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Berger Gronau Moog
1231
Übungen zu Fichtes Nationalerziehung Die Weltanschauungen des 19./20. Jhs. Grundfragen der Ethik, Staats- u. Kulturphilosophie
Breslau Kühnemann Kühnemann Baur Schulemann
Nietzsche in seiner Bedeutung Goethes Faust als Ausdruck deutscher Weltordnung Übung: Aristoteles, Politik Weltanschauung des Buddhismus
TH Breslau Steinberg
Übungen im Anschluß an E. Kriecks, Philosophie der Erziehung
Danzig Ehrenstein
Staatsphilosophie
Darmstadt Meier Meier Meier
Anthropologie Übung: Die Rassenkunde des deutschen Volkes Übung: Der kantische Pflichtmensch
Dresden Luchtenberg Luchtenberg Lersch
Führende Erzieher Zur Wesenslehre des deutschen Menschen Psychologische Anthropologie
Erlangen Herrigel Herrigel
Der philosophische Begriff des Staates und seine geschichtlichen Wandlungen Philosophische Besprechungen: J. J. Bachofen, Mutterrecht und Urreligion
Freiburg Stieler
Einführung in das politische Denken
Gießen Glockner Homeffer Weidenbach
Philosophie der Weltgeschichte Weltanschauung der Klassiker (Lessing, Goethe, Schiller, Jean Paul) Streit zwischen Logik und Ethik um den Sinn der Welt
Göttingen Bollnow Lipps Lipps
Philosophie der Gemeinschaft Der Begriff des Volkes Der Begriff des Politischen
Greifswald Schulze-Soelde
Politik
Halle Menzer/ Hehlmann Hehlmann
Pädagogische Übungen über Erziehung zur Gemeinschaft Leibniz und die deutsche Bildungsgeschichte (Vorlesung und Übung)
Hamburg Görland Görland Görland Leese Sauer Sauer
Von der Notwendigkeit der Skepsis in der Geschichte des Geistes Übung: Von Skeptikern aus neuerer Zeit (Hume, Lessing, Lichtenberg, Nietzsche, Wähle) Übungen über Fichtes Darstellung der erziehungswissenschaftlichen Gedanken Pestalozzis (Reden an die deutsche Nation) Probleme der Lebensphilosophie Friedrich Nietzsche II. Tl. Übungen über Nietzsches Stellung zu Volk und Staat
1232
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Ritter
Übungen zur Geschichtsphilosophie
Jena Boehm Dinger Emge Emge Emge
Geschichtsphilosophie auf völkischer Grundlage Einleitung in die Weltanschauungslehre als Einleitung in die Philosophie Rechtsphilosophie Besprechung rechtsphilosophischer Probleme Nietzsche und die Gegenwart
Karlsruhe Rüge
Wirtschafts- u. Kulturphilosophie: Der Kapitalismus
Kiel Dürckheim Hildebrandt Weinhandl
Philosophie der Arbeit Piatons Staatslehre und Politik Mythos, Sage, Märchen
Köln Bäcker Barthel Hessen Schneider
Politische Ethik Religiöses Bewußtsein und Naturerkenntnis Das moderne Weltbild Plato als Staatsphilosoph und Erzieher
Königsberg Ipsen Ipsen Ipsen Kowalewski Kowalewski
Politische Soziologie: Das Nationalitätenprinzip im System von Versailles Volkslehre (Theorie des deutschen Volkstums seit Herder und Moser) Pädagogik Denkart und Glaubenshaltung unserer großen Ärzte, Seelsorger, Schulmänner Charakterbilder aus der ostpreußischen Geistesgeschichte
Leipzig Bergmann Fischer Litt Schingnitz
Fichtes Reden an die deutsche Nation Kultur und Technik Die Philosophie des deutschen Idealismus und die Gegenwart Übungen zur Metaphysik und Naturphilosophie im Anschluß an E. G. Kolbenheyer
Marburg Krüger Löwith Mahnke
Antike und moderne Kritiker der Religion Machiavellis politische Schriften Fichte und die Philosophie der Romantik
Münster Hielscher/ Schulte-Kemminghausen
Referate über weltanschauliche Fragen nationalsozialistischer Werke
Rostock Ebbinghaus Burkamp
Das Wesen der Wissenschaft und ihr Verhältnis zur praktischen Bestimmung des Menschen Spinozas Ethik
Stuttgart Keller Faust
Philosophische Vorläufer des Nationalsozialismus Religion und Religionen
Würzburg Meyer Rüfner
Ethik, Rechts- u. Staatsphilosophie Entwicklung und Zusammenbruch des weltanschaulichen Liberalismus
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
1935/36 Aachen Gerhards Mennicken Mennicken
Schopenhauer und Nietzsche Goethes Faust Deutsche Romantik
Berlin Baeumler Baeumler Hartmann Odebrecht Schering Schering Schering Schmidt Springmeyer Steinbeck
Einleitung in die Politik (nicht gehalten, stattdessen: Logik und Erkenntnislehre) Der Volksbegriff seit Herder (nicht gehalten, stattdessen: Übungen über Kants Kritik der reinen Vernunft) Übungen über Piatons ,Staat', Buch VI und VII (am griechischen Text) Deutsche Mystik Der Krieg als philosophisches Problem der Gegenwart Übungen zur Soziologie des Krieges Übungen zur Philosophie Friedrich des Großen Wesen und Entwicklung der germanischen Philosophie Übungen zur Geschichte der Staatsphilosophie Übungen zum politischen Volksbegriff
Bonn Dempf Lützeler Mense Mense
Soziologie Kunst und Volkstum Übungen zur Einführung in die Bio- und Wehrpolitik Grundlinien nationalsozialistischer Philosophie und Politik
Braunschweig Berger Berger Gronau Gronau Moog Moog
Die Bedeutung der Rasse für die völkische Weltanschauung Übungen zu einer völkisch-pädagogischen Anthropologie Deutsches Christentum Ursprünge und erste Entwicklung des Christentums Philosophische Staatstheorien in Altertum und Neuzeit Fichte als deutscher Denker
Breslau Kühnemann Schulemann Baur
Goethes Faust als Ausdruck deutscher Weltanschauung Ausgewählte Kapitel aus der Weisheit des Ostens (Indien, Tibet, China, Japan) Übung: Aristoteles, Politik
TH Breslau Steinberg Steinberg
Ethische Grundfragen des deutschen Sozialismus Übungen im Anschluß an Otto Dietrich, Die philosophischen Grundlagen des Nationalsozialismus
Danzig Ehrenstein
Rasse und Nation in der Philosophie
Darmstadt Meier Meier Schwarz
Strukturpsychologie und soldatische Lebensform Piatons Idealstaat Völkische Ethik
Erlangen Herrigel
Japan und die Japaner
Frankfurt Bornhausen Grebe
Deutscher Volksglaube Fichte, ,Das System der Sittenlehre'
1233
1234
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Freiburg Heidegger Honecker Kaufmann
Kolloq.: Die Überwindung der Ästhetik im Fragen nach der Kunst Geist und Geistesleben Deutung von Leben und Kunst bei George und Rilke
Gießen Schmied-Kowarzik
Übung über das Auslandsdeutschtum
Greifswald Schulze-Soelde
Klassiker der Politik
Halle Stammler
Weltgeschehen und Weltgeschichte. Grundlinien der Geschichtsphilosophie (für Hörer aller Fakultäten; Vorlesung und Kolloq.)
Hamburg Leese Noack Noack Meyer-Abich Ritter/Meyer-Abich/ Heydenreich
Übung über Fichtes Schrift ,Die Bestimmung des Menschen' (Zweifel - Wissen - Glaube) Wissenschaft und Weltanschauung Übung über die deutsche Philosophie zur Zeit der Befreiungskriege Kolloq. über Grenzfragen der Geistesgeschichte und Biologie Kolloq. über Grenzfragen der Geistesgeschichte und Biologie
Hannover Böhm Böhm
Goethes Faust Geschichte der Staatsphilosophie
Heidelberg Krieck Krieck
Deutsche Staatsidee Geschichte der Staatsphilosophie
Karlsruhe Rüge
wie SS 1935
Köln Barthel Hessen Metzke
Organische Weltanschauungslehre Geistesströmungen der Gegenwart Grundfragen der Metaphysik und Weltanschauung
Königsberg Goedeckemeyer Ipsen Kowalewski
Soziologie und Ethik Das Auslandsdeutschtum Die Auslandswirkungen großer ostpreußischer Geistesführer
Leipzig Bergmann Schingnitz Steger (i. A. Litt)
System der deutsch-nordischen Weltsinndeutung Friedrich des Großen Philosophie und Religion Fichte als Erzieher
Marburg Jaensch Mahnke
Psychologische Anthropologie und Kulturphilosophie Lebensideale und Bildungswege großer Pädagogen von der Renaissance bis zur Gegenwart
München Grunsky Grunsky
Geist und Blut, Wille und Schicksal, Seele und Staat (Einführung in die philosophischen Grundprobleme der Gegenwart) Übung zur Vorlesung
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Schultz
1235
Seminar über weltanschauliche Gegenwartsfragen
Münster Kabitz
Lebensformen und Lebensanschauung
Rostock Ebbinghaus Ebbinghaus
Übersicht über die Weltanschauungsbildungen vom Altertum bis zu Kant Wehrwille und Friedenspolitik (für Hörer aller Fakultäten)
Tübingen Faust Faust Haering
Deutscher Idealismus und westeuropäischer Naturalismus Individuum und Gemeinschaft (Grundzüge der Sozialphilosophie) Das Verhältnis von Lehre und Leben bei den großen Philosophen
Würzburg Jesinghaus
Weltanschauliche Übungen im Anschluß an Chamberlains ,Grundlagen des 19. Jhs'.
1936 Aachen Mennicken Mennicken
Deutsche Klassik AG: Der Aachener Grenzraum
Berlin Baeumler Junge Junge
Junge Schering Schering Schering Spranger Günther Springmeyer
Politische Pädagogik Einführung in die systematische Lebensphilosophie Systematische allgemeine Lebensphilosophie als Grundlage aller spezifischen Lebens-, insbesondere Kulturwissenschaften III (Strukturteorie der Bewegungen des personalen Totalwertlebens unter Berücksichtigung der Lebensalter) Lebensphilosophisches Kolloq. m. bes. Berücks. des Wirtschaftslebens Einführung in die Soziologie Das Problem des Krieges im Rahmen der Kulturphilosophie Übungen über psychologische Probleme des Krieges Philosophie der Geschichte als Selbstkritik der Kultur im Zeitraum von 1750-1918 Friedrich Nietzsche Übungen zur politischen Ethik Piatons
Bonn Behn Feldmann Lützeler Mense Mense
Weltanschauung der tragischen Dichter (besonders Shakespeare) Weltanschauungslehre Grundfragen heutiger Dichtung Religion und Wehrpolitik Die religiösen Mächte im deutschen Raum und die Kirchenpoiitik
Braunschweig Berger Gronau Moog
Germanisch-deutsche Weltanschauung von der germanischen Frühzeit bis zur Gegenwart Die Weltanschauungen des 19./20Jhs. Philosophische Grundlagen deutscher Lebensanschauung und deutscher Staatsauffassung (nicht gehalten)
Darmstadt Bommersheim Meier
Philosophische Grundfragen im Dritten Reich Übung: Hegels Staatsphüosophie
Frankfurt Bornhausen
Ideen zur Geschichtsphilosophie Europas
1236 Burckhardt Burckhardt Burckhardt
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Platon (insbesondere die Staatslehre) Kulturphilosophie Erziehungs- und Bildungsfragen der Gegenwart
Gießen Schmied-Kowarzik
Übungen über das Auslandsdeutschtum
Greifswald Schulze-Soelde
Weltanschauung und Politik
Halle Stammler Stammler Stenzel Hehlmann
Wissenschaft und Wahrheit im Wandel der Zeit Die Gottesvorstellung in der neueren Philosophie Piatons .Staat' (nicht mehr gehalten) Übungen zur politischen Pädagogik
Hamburg Deuchler Sauer Noack Leese Leese
Der nationalsozialistische Wissenschaftsbegriff Friedrich Nietzsche Philosophie der Geschichte Ludwig Klages. Darstellung und Kritik Typen deutscher Geistesgeschichte
Hannover Böhm Böhm
Goethes Weltanschauung Gemeinschaftslehre (Soziologie)
Heidelberg Böhm Krieck
Übungen über Fichte Nationalsozialistische Kulturpolitik
Jena Bauch Dinger
Übungen über Fichtes „Reden an die deutsche Nation" Einleitung in die allgemeine Weltanschauungslehre
Kiel v. Brockdorff Mandel Mandel Mandel Weinhandl Weinhandl
Das englische Unterrichtswesen der Gegenwart Ethik (philosophische, christliche, völkische) Religionsgeschichte in rassischer Sicht II: Das Christentum, seine Vorausetzungen und Gestaltungen Rassenkundliche Geistesgeschichte, ihre Grundlage und Aufgabe Proseminar für Naturwissenschaftler: Formalismus, Materialismus und Ganzheitsauffassungen in der modernen Naturphilosophie Gestaltanalytische Übungen: Übungen zur Ontologie des mythischen Bewußtseins
Köln Hessen
Das Problem der Religion in der Gegenwart. Eine Einührung in die Religionsphilosophie
Königsberg Heyse Ipsen Kowalewski Kowalewski Kowalewski
Hegels Philosophie der Geschichte und die philosophischen Grundfragen der Geschichtswissenschaft Einleitung in die Politik Philosophische Anschauungen großer Religionsstifter und Staatsschöpfer Charakterbilder aus der Geistesgeschichte der Albertus-Universität Ethik und Lebensweisheit mit Anknüpfung an deutsche Sittengeschichte
Leipzig Fischer
Zu Hegels Geschichtsphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Freyer Freyer Freyer Freyer Litt Steger
123 7
Einleitung in das soziologische Denken Das Reich als Idee und Wirklichkeit Preußentum als politisches und ethisches Prinzip Fragen der Außenpolitik: Das britische Reich Wesen und Bildungswert der Wissenschaften Existenz und Geschichte (Hauptfragen der Geschichtsphilosophie)
München Schilling Schilling Schultz
Geschichte der Staatsphilosophie im Überblick von den Griechen bis zur Gegenwart Übungen zur Staatsphilosophie Seminar über weltanschauliche Gegenwartsfragen
Münster Kabitz
Kolloq. über Lebensformen und Lebensanschauungen
Rostock Ebbinghaus
Ethik und Rechtsphilosophie
Stuttgart Faut Keller
Philosophie und Leben Grundlagen der Weltanschauungslehre
Würzburg Jesinghaus Rüfner Rüfner
Übungen über das Bildungsproblem im Anschluß an Ernst Krieck, ,Menschenformung' Probleme der Philosophie der Gegenwart in ihrer Beziehung zur Jugendbewegung Übungen zur Umformung des Wissenschaftsbegriffs der Gegenwart
1936/37 Aachen Mennicken Mennicken
Philosophie der Riten und Mythen Philosophie der Geschichte und der Kultur
Berlin Baeumler Hartmann Junge Junge Schering Schering Schering Springmeyer
Philosophie der Geschichte Übungen zur Geschichtsphilosophie Allgemeine pragmatische Lebensphilosophie Einführung in die pragmatische Lebensphilosophie Soziologie und Ethik (Einführung in die Soziologie II) Das Heroische bei Fichte, Clausewitz und Nietzsche Soziologische Übungen Übungen zum amerikanischen und englischen Pragmatismus
Bonn Becker Becker Behn Dempf Feldmann Mense Mense Mense
Einführung in die psychologischen und philosophischen Probleme der Rassenkunde (mit Lichtbildern) Die Frage nach der nordischen (griechisch-germanischen) oder christlichen Grundlegung der Philosophie in der deutschen Gegenwart Denker des Krieges (besonders Clausewitz) Rechts- u. Staatsphilosophie Tod und Unsterblichkeit Philosophie und Politik des Volkstums (Die Rassegesetzgebung) Übungen zur Wehrpsychologie und zum Wehrrecht des Volkstums Das Weltbild von Ludwig Klages
1238
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Müller
Parapsychologie (die wissenschaftlichen Probleme des Okkultismus und anderer Grenzgebiete)
Breslau Kynast
Übungen zur Philosophie Nietzsches
TH Breslau Steinberg
Übungen zur Sozialpsychologie
Darmstadt Bommersheim Meier Meier Schwarz
Mensch und Heimat Kant und Fichte als Formkräfte des neuen Deutschland Individuum und Gemeinschaft nach dem deutschen Persönlichkeitsidealismus Völkische Ethik
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Schwarz Schwarz
Staat und Erziehung Kulturphilosophische und erziehungswissenschaftliche Übungen (Arbeits- und Werklehre) Fichte und wir Deutsche Gotteskünder
Freiburg Stieler Gießen Horneffer Schmied-Kowarzik
Einführung in das politische Denken Fichtes populäre Schriften Über Fichte, sein philosophisches System und die pädagogischen, nationalen und sozialistischen Gedanken
Greifswald Schulze-Soelde Schulze-Soelde
Grundzüge der politischen Erziehung Politische Philosophie
Halle Menzer
Die Pädagogik Ernst Kriecks
Hamburg Deuchler Noack Noack Sauer Ritter
Das Volk und der Einzelne. Vorfragen zu einer Kulturphilosophie und Wissenschaftslehre Freiheit und Gemeinschaft (Grundzüge der Ethik) Übung zur Vorlesung Übungen über Goethes Stellung zur Philosophie, Naturwissenschaft und Geschichte Piatons zehn Bücher vom Staat
Hannover Böhm Böhm
Geschichte der Staats- und Bildungsideale Der Dichter Hölderlin
Heidelberg Böhm Jaspers Krieck Jena Johannsen Johannsen
J. G. Fichte Philosophie und Mythos Staat und Erziehung Die Idee der Staats- und Nationalerziehung in den philosophischen Systemen Fichtes und Hegels Übungen über den Zusammenhang von biologischem Leben und Geistesleben
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Karlsruhe Rüge Ungerer
Machtvolle Lebensanschauungen in Vergangenheit und Gegenwart Mythos, Magie und Mantik (Einführung in die Grundformen urtümlicher Weltauffassung)
Kiel v. Dürckheim Mandel Mandel Mandel
Psychologie der Gemeinschaft Weltanschauungslehre (Metaphysik, ihre Grundlagen und Hauptgestalten) Geschichte des deutschen Glaubens (von der Mystik bis zur Gegenwart) Seminar für rassenkundliche Geistesgeschichte: Rassenseele und Geistesgeschichte
Köln Bäcker Barthel Heiss
Politische Ethik Fichtes praktische Philosophie Theorien der Geschichte
Königsberg Heyse Kowalewski
Philosophische Grundlagen der Geschichtswissenschaft (nicht gehalten) Der philosophische Einschlag in der deutschen Wissenschaftsgeschichte
Leipzig Fischer Freyer Freyer Freyer N.N. (i. A. Freyers) Schingnitz Schneider
Das politische Weltbild von Gentz und Metternich Geschichte der Utopie Sozialer Aufbau des deutschen Volkes Bismarck (Kriegseröffnungen und Friedensschlüsse) Clausewitz, ,Vom Kriege' Philosophische Grundbegriffe im Anschluß an H. Heyse ,Idee und Existenz' Goethes Weltanschauung
Marburg Krüger
Das Weltbild der modernen Wissenschaften und der Religion
München Schilling
Fichte
Münster Kabitz
Formen philosophischer Weltanschauung
Rostock Ebbinghaus
Das natürliche Recht der Ehe
Stuttgart Keller
Deutsche Denkerpersönlichkeiten
Tübingen Faust Faust
Wundt Würzburg Rüfner Rüfher
Fichte als Philosoph und Erzieher Übungen zur Einführung in Fichtes Philosophie Geschichte der Staatstheorien Die Philosophie Englands Übungen zur Soziologie des Wissens
1937 Aachen Mennicken
Die Kulturprobleme des 19. Jhs.
1239
1240
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Berlin Baeumler Junge Junge Springmeyer Schering Schering Schering
Politische Pädagogik Allgemeine praktische Lebensphilosophie II Lebensphilosophisches Kolloq. Übungen zur Philosophie Nietzsches Deutsche und ausländische Soziologie der neuesten Zeit Aufbau und Auswirkung der Philosophie Friedrich des Großen Übungen zur Kriegsphilosophie und Kriegssoziologie
Bonn Dempf Feldmann Feldmann Kutzner Kutzner Mense Mense Müller Rothacker
Das philosophische Menschenbild Philosophie des Krieges Nationalerziehungslehre Außerschulische Erziehungsfaktoren im Dritten Reich Rasse und Wert Kulturphilosophie und Kulturpolitik (Kulturgesetzgebung) Innen- und außenpolitische Kulturpropaganda Philosophische Fragen der Biologie (Wesen des Lebens, Tierseele, Entwicklung, Rasse, Sport, Tod) Kulturphilosophie, Geschichtsphilosophie, Staatsphilosophie
Braunschweig Berger Berger Gronau Breslau Baensch Baensch N.N.
Übungen zu Alfred Baeumlers politischer Pädagogik Die völkischen und rassischen Grundlagen der nationalsozialistischen Weltanschauung Deutsches Christentum Schopenhauer, Wagner, Nietzsche (nicht gehalten) Einleitung in die Philosophie (Physisch und psychisch, Mensch und Gemeinschaft, Zeit und Ewigkeit) (nicht gehalten) Übungen über Fichte ,Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters' und ,Reden an die deutsche Nation'
TH Breslau Steinberg
Sozialethik
Darmstadt Bommersheim Meier Meier Meier Meier Meier Bommersheim
Mensch und Heimat Wesenslehre des deutschen Menschen Technik und Geisteskultur Übung: Geist und Blut Philosophie der Technik (Zwischen-Semester 1937) Das Weltbild von Descartes (Zwischen-Semester) Geschichtliche Spannungen (Zwischen-Semester)
Erlangen Zocher
Fichte
Frankfurt Burckhardt
Philosophische Grundlagen der nationalsozialistischen Weltanschauung
Freiburg Bröcker Heidegger
Der griechische Weltbegriff Die Wahrheit und Notwendigkeit der Wissenschaft (ersetzt durch: Nietzsches metaphysische Grundstellung im abendländischen Denken)
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Göttingen Baumgarten Baumgarten Heyse Heyse Nohl
Die Geschichte der englischen Philosophie Übungen über Hegels Lehre vom Staat Die Aufgaben der Philosophie in der neuen Universität (im Rahmen einer Ringvprlesung: Volk und Hochschule im Umbruch) Übungen über geschichtsphilosophische Fragen: Nietzsche und das Christentum Die Geistigkeit des deutschen Bürgers im 19. Jh.
Greifswald Schulze-Soelde
Politische Pädagogik
Halle Stammler
Philosophie der Gemeinschaft
Hamburg Leese Leese Leese Ralfs Sauer
Die philosophische und religiöse Grundhaltung des protestantischen Menschen Probleme der Lebensphilosophie Übungen über Fichtes ,Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters' Schopenhauer, Wagner, Nietzsche Übung: Goethes Weltanschauung
Hannover Böhm
Geschichte der Staats- und Bildungsideale
Heidelberg Krieck Krieck Meyer
Lehre vom Handeln und von der Wissenschaft Grundfragen der Geschichtsphilosophie und Geschichtsschreibung Nietzsche und die Gegenwart
Jena Johannsen
Erziehungsphilosophische Übung zu Fichte, Reden an die deutsche Nation
Karlsruhe Rüge Ungerer
Kulturphilosophie: Machtvolle Lebensanschauungen in Vergangenheit und Gegenwart Philosophie der Romantik
Kiel v. Brockdorff v. Brockdorff Hildebrandt Mandel Mandel Mandel
Mensch und Geschichte in der Philosophie der letzten 50 Jahre Übung zur Vorlesung Hölderlins Philosophie und Weltanschauung Arische Religion und Weltanschauung aus den indogermanischen Hauptquellen Das Christentum im Licht rassenkundlicher Geistesgeschichte Seminar für rassenkundliche Geistesgeschichte: Die Anfänge indoarischer Philosophie in Veda und Upanischaden
Köln Bäcker Hessen Metzke Metzke v. Waltershausen Ders.
Politische Anthropologie Übungen über das Verhältnis von Philosophie und Weltanschauung Wesen und Geschichte der deutschen Philosophie (von Meister Eckhardt bis zur Gegenwart) Übung: Deutsche Philosophie des 19. Jahrhunderts im Kampf um Nation und Staat Übungen zur Einführung in das pädagogische Denken unter Zugrundelegung der Schrift von Philipp Hördt,,Grundformen volkhafter Bildung' Übungen zur Psychologie und Anthropologie der Leibesübungen
1241
1242
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Königsberg Ipsen Ipsen Kowalewski Kowalewski
Lehre von den Volksordnungen Übungen zur politischen Philosophie: Stammestum, Volksgruppe, Menschheit Der philosophische Einschlag in der deutschen Religionsgeschichte Denkart und Glaubenshaltung der großen Künstler
Leipzig Fischer Freyer Freyer Freyer Freyer Freyer Gehlen Gehlen Gehlen N.N. (i. A. Gehlens) Burkhardt (i. A. Gehlens) Litt Litt Steger (i. A. Litts) Schneider
Einfuhrung in die Geschichtsphilosophie Hegels Die industrielle Gesellschaft Preußen (Idee und geschichtliche Wirklichkeit) Neueste politische Geschichte seit Versailles Übungen über Machiavell Kolloq: Südosteuropäische Fragen Schopenhauer und Nietzsche Seminar im Anschluß an die Vorlesung Deutsche und ausländische Philosophie der Gegenwart Lektüre ausländischer Texte zur Philosophie der Politik Arbeit und Arbeitsgesinnung Der Staat und die Erziehung Übungen zu Fichtes Ethik und Pädagogik Staats- und Geschichtsphilosophie des deutschen Idealismus Die Kulturleistung der Hauptvölker des Altertums
Marburg Jaensch
Einleitung in die Philosophie und Weltanschauungsfragen
München Grunsky Grunsky
Übungen zu Fichte, ,Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters' Seminar der philosophierenden Mannschaft
Tübingen Haering Haering Wundt
Was ist Geist? Übungen mit Lektüre zur Geschichte des Begriffs des Geistes Hauptfragen der Weltanschauung
Würzburg Jesinghaus Meyer
Übungen zur Psychologie und Philosophie der Gemeinschaft Ethik, Rechts- u. Staatsphilosophie
1937/38 Aachen Gerhards Mennicken Mennicken
Nietzsche I Die großen Denker der Deutschen Brauchtum und Dichung des deutschen Handwerks
Berlin Spranger Spranger Baeumler Odebrecht Schering Schering Junge Junge Junge
Kulturphilosophie Übungen über Piatons Staat Philosophische Übungen über den Begriff der Ganzheit Deutscher Glaube in deutscher Philosophie Einführung in die Philosophie von Clausewitz Wehrphilosophische Übung Allgemeine systematische Lebensphilosophie II. Tl. Grundlegung der lebensphilosophischen Einheitslehre Lebensphilosophische AG
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Günther Springmeyer
Übungen zu Nietzsches Geschichtsphilosophie Übungen zu Herders Anthropologie
Bonn Behn Dempf Keussen Lützeler Rothacker/Kern Schmidt-Japing
Weltanschauung und Menschenbild der tragischen Dichter Geschichts- und Kulturphilosophie Das religiöse Problem in der Geschichte der neueren Philosophie Grundzüge deutscher Form (Dichtung und bildende Kunst) Kulturwissenschaftliche AG Die Religion des deutschen Idealismus
Braunschweig Berger Berger
Kampf der Weltanschauungen der Gegenwart Philosophische AG zum Problem „Rasse und Kultur"
TH Breslau Steinberg
Übungen zur Sozialpädagogik
Danzig Ehrenstein
Staats- und Geschichtsphilosophie (Zwischen-Semester)
Darmstadt Meier Meier Schwarz
Nietzsche und die moderne Lebensphilosophie Aufgaben der politischen Philosophie Deutsche Gotteskünder einst und jetzt
Frankfurt Burckhardt Lipps Schwarz
Kulturphilosophisch-erziehungswissenschaftliche Übungen (Nietzsches Unzeitgemäße Betrachtungen') Fichte Geschichte arteigener Philosophie
Freiburg Wolf
Große deutsche Rechtsdenker (Rechtsphilosophie)
Gießen Glockner Schmied-Kowarzik
Der philosophische Wahrheitsgehalt der Religion insbesondere der des Protestantismus Philosophie des Volkes und des Volkstums
Göttingen Baumgarten Heyse Heyse
Geschichte der Englischen Philosophie II Die Idee der Wahrheit in der deutschen Philosophie (im Rahmen einer Ringvorlesung: Deutscher Geist und deutsches Leben) Übung für Hörer aller Fakultäten: Nietzsche
Greifswald Schulze-Soelde
Weltanschauung und Politik
Halle Menzer Reiner Stammler Hehlmann
Übungen über das deutsche Bildungsideal (von Fichte bis zur Gegenwart) Übung über die Stellung zu Gewissen und Pflicht seit Nietzsche Übungen: Machiavelli und Friedrich der Große Große deutsche Erzieher
Hamburg Deuchler
Weltanschauung und Bildungsideal des Nationalsozialismus. Eine Einleitung in die Philosophie und Pädagogik der Gegenwart
1243
1244 Leese Ralfs Flitner Noack/Ralfs/Ritter Sauer
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Die Wesenselemente im Gefüge der deutschen Frömmigkeitsgeschichte (Christentum, Reformation, Idealismus, Naturmystik, Schicksalsglaube) Einführung in die Existenzphilosophie (von Kierkegaard bis Heidegger) Anthropologie und Staatsphilosophie der deutschen klassischen Epoche Übung über die Philosophie im Zeitalter der Reichsgründung (im Rahmen der Politischen Fachgemeinschaft der Fakultäten) Übungen zur Geschichte und gegenwärtigen Krise des kausalen Denkens
Heidelberg Krieck Krieck
Politische und Staatslehren seit der Französischen Revolution Deutsche Geistesgeschichte im 18. Jh.
Karlsruhe Rüge
wie SS 1937
Kiel v. Dürckheim Hildebrandt Hildebrandt Mandel Mandel Weinhandl
Übungen zur Sozialpsychologie Philosophie als Normlehre (angewandt auf Eugenik, Staat, Kultur) Die Normlehre in Nietzsches Werken Rassenseelenkunde (anthropologisch, psychologisch, geistesgeschichtlich) Seminar für rassenkundliche Geistesgeschichte: Griechische Philosophie in rassenkundlichem Licht (Quellenlesung) Deutsche Philosophie
Köln Bäcker Heiss Hessen Metzke Schneider
Staatsphilosophie Übungen über Geschichtstheorien des 18. u. 19. Jhs. Glauben und Wissen Wandlung und Erneuerung der Philosophie in den Entscheidungen des gegenwärtigen Zeitalters Hauptprobleme und Grundformen philosophischer Weltanschauung und Lebensauffassung
Königsberg Ipsen Kowalewski Kowalewski Kowalewski Kowalewski
Volk und Staat (Geschichte der politischen und sozialen Lehrmeinungen seit dem 18. Jh.) Ethik und Staatsphilosophie Denkhaltung und Glaubenshaltung der großen Staatsmänner Nietzsche, Spengler, Klages Lesegemeinschaft über Bolzanos Nachlaßwerk , Von dem besten Staate'
Leipzig Fischer Freyer Freyer Freyer/Jolles Freyer Freyer Gehlen/ Schelsky Litt Schingnitz Schingnitz Schingnitz Schneider
Einführung in das geschichtliche Denken Justus Mosers Einleitung in die Soziologie Das Auslandsdeutschtum Übung über Piaton, Staat und Gesetze Über die Volksabstimmungen nach dem Kriege Kolloq. über südosteuropäische Fragen Fichtes Staatsphilosophie und politische Schriften Philosophie der Kultur J. G. Fichtes Philosophie und Religion Die Philosophie Deutschlands und des Auslandes seit dem Weltkriege Grundbegriffe der Philosophie im Anschluß an H. St. Chamberlains ,Immanuel Kant' Die Kulturleistungen der Hauptvölker der neueren Zeit I
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Marburg Mahnke
Lebensideale und Bildungswege großer Pädagogen der Neuzeit
München Grunsky Grunsky v. Rintelen Schilling
Das Judentum in der Philosophie Seminar der philosophierenden Mannschaft Über den Begriff des Geistes Übungen über Piatons Staat
Rostock Ebbinghaus Ebbinghaus
Das natürliche Recht der Familie (Elternrecht, Gesinderecht) Übungen über Fichte
Würzburg Meyer
Einleitung in die Philosophie, Grundprobleme der Weltanschauung
1938 Berlin Wichmann Junge Junge Junge Schering Günther Baeumler Odebrecht Springmeyer
H. St. Chamberlain, Persönlichkeit, Weltanschauung und Werk Allg. systematische Lebensphilosophie der menschlichen Person II Grundlegung der lebensphilosophischen Einheitslehre Lebensphilosophische AG Wehrphilosophische Übungen Übung über völkerpsychologische Probleme Geistesgeschichte des 19. Jhs. Geschichte der deutschen Philosophie von Eckehart bis Nietzsche Philosophische Anthropologie
Bonn Behn Feldmann Kutzner Müller Rothacker/ Kern
Geniale Menschen Wehrpolitik Einleitung in die Wissenschaft von der Lebensführung Das Weltbild der Gegenwart Kulturwissenschaftliche AG
Braunschweig Berger
Der Kampf der Weltanschauungen in der Gegenwart
Breslau Faust
Übung: Fichte, ,Bestimmung des Gelehrten'
TH Breslau Steinberg
Theorie der Gemeinschaft
Darmstadt Meier Meier
Kants Erkenntnistheorie als wesenhaft deutsche Leistung Kants philosophische Weltanschauung
Frankfurt Burckhardt Nelis Nelis
Kulturphilosophisch-erziehungswissenschaftliche Übungen (Schillers ,Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen') Humanismus und Nationalismus im geistigen Ringen der Gegenwart Übung: Die Entwicklung und Wandlung des Begriffs der Nationalerziehung
Freiburg Stie/er Wolf
Psychologie des politischen Denkens Rechts- u. Staatsphilosophie
1245
1246 Wolf
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Rechtsphilosophisches Seminar
Gießen Schmied-Kowarzik
Das Deutschtum im Grenzland und im Fremdland
Göttingen Heyse Heyse Heyse
Grundlagen der Wissenschaft, m. bes. Berücks. der gegenwärtigen Wissenschaftssituation (weltanschauliche, logische, erkenntnistheoretische Grundlegung) Übung zu Grundfragen der Wissenschaft AG: Zur geistigen Lage Europas
Graz Hartmann
Goethes Weltanschauung m. bes. Berücks. seiner biologischen Schriften
Greifswald Schulze-Soelde
Politische Pädagogik
Halle Reiner
Allgemeine Weltanschauungslehre und Religionspsychologie
Hamburg Ralfs Noack/Ralfs/Ritter Leese
Immanuel Kant: Leben, Werk, Weltanschauung Fortsetzung der Übung zur deutschen Philosophie im Zeitgeschehen der Reichsgründung Grundtypen der deutschen Geistes- und Frömmigkeitsgeschichte
Hannover Böhm
Weltanschauung und Wissenschaft
Heidelberg Krieck Krieck
Volk und Erziehung Der deutsche Charakter in den Denkformen
Karlsruhe Rüge Ungerer
Geschichtsphilosophische Probleme anhand philosophischer Texte Goethes Welt- und Lebensanschauung
Kiel Weinhandl Weinhandl Weinhandl Hildebrandt Hildebrandt
Lenins dialektischer Materialismus (Geschichte, Darstellung, Kritik) Deutsche Philosophie Das schwedische Persönlichkeitsideal und die deutsche Philosophie Nietzsche Übung zu Nietzsches Philosophie
Köln Hessen Barthel
Übungen zur deutschen Mystik im Mittelalter Übungen zur deutschen Naturphilosophie
Königsberg Gallas Ipsen/Pleyer Kowalewski
Rechts- u. Staatsphilosophie Staat und Volkstum in Südosteuropa (Staatenkundliche AG) Weltauffassung der großen Naturforscher
Leipzig Fischer Fischer Freyer Freyer Freyer/Pfeffer
Geschichtsphilosophie Über den Geist des Kolonialzeitalters Die Weltmächte der Gegenwart Nietzsche, Philosophie und Politik Soziologische AG über den Arbeitsamtsbezirk Leipzig
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Freyer/Gerber/E. R. Huber Gehlen Gehlen Schelsky Schingnitz
Kolloq. über Außenpolitik und Staatenkunde Weltanschauung, Philosophie und Wissenschaft Übungen zur pädagogischen Typenlehre Pfahlers Proseminar: Die geistigen Grundlagen des Faschismus Philosophische Grundbegriffe im Anschluß an H. Mandel, ,Wirklichkeitsethik. Grundlegung völkischen Rechts und Ethos'
Marburg Mahnke Mahnke
Fichte und die philosophische Weltanschauung der deutschen Romantik Übung zur deutschen Geschichts- und Staatsphilosophie
München Grunsky Schilling
Seminar der philosophierenden Mannschaft Einführung in die Staats- u. Rechtsphilosophie in Form von Besprechungen (Kolloq.)
Würzburg Jesinghaus Pfeil
Deutsche Denker: Leibniz. Übung im Anschluß an die Hauptschriften Das Wesen des Menschen
1938/39 Aachen Gerhards Mennicken Mennicken
Paul Ernst als Seher und Denker Die Deutschen und die Weltliteratur Aus der Kulturgeschichte der Rheinlande
Berlin Baeumler/Grassi Grassi Baeumler Junge Junge Wichmann Schering
Politisches Denken in Deutschland und Italien von Machiavelli bis zum 19. Jh. Grundprobleme der italienischen Philosophie in ihrer Beziehung zur deutschen (Das Seinsproblem und die Auseinandersetzung mit der Antike) Grundlegung der Pädagogik Grundlegung der lebensphilosophischen Einheitslehre. Eine Grundlage für alle spezifischen Lebens- insbesondere Geisteswissenschaften Lebensphilosophische AG Übungen über Piatons Erkenntnistheorie, Pädagogik und Politik im Anschluß an den VII. Brief Wehrphilosophische Übungen
Braunschweig Berger
Das Bild des Menschen in der philosophischen, anthropologischen und psychologischen Forschung der Gegenwart
Breslau Faust Schulemann
Übung zur Erkenntnistheorie und völkisch-politischen Anthropologie (im Anschluß an Kants Prolegomena) Geistesströmungen und staatsphilosophische Ideale im alten und neuen China
TH Breslau Steinberg
Übungen zu Fichtes Reden an die deutsche Nation
Darmstadt Meier Meier Meier Bommersheim
Der Mensch im Denken der Gegenwart Grundlagen der Rassenpsychologie Fichtes Reden an die deutsche Nation Philosophie der Rasse
1247
1248
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Erlangen Zocher
Fichte
Frankfurt Burckhardt Burckhardt Lipps Nelis Nelis Nelis Schwarz
Kulturphilosophie Über Erziehung und Bildung in Piatons Staatslehre Der Begriff des Volkes Pädagogische Volkstumswissenschaft (Das Volkstum als ursprüngliche erzieherische Gestalt) Übungen über Volkstumspädagogik Autorität in staatstheoretischer, pädagogischer und soziologischer Sicht Deutsche Gotteserkenntnis einst und jetzt
Gießen Schmied-Kowarzik
Das fremdstaatliche Deutschtum
Greifswald Lutz
Die Kriegsphilosophie der Gegenwart
Halle Stammler Reiner
Rechts- u. Wirtschaftstheorien der Neuzeit Übungen über den Pflichtgedanken in Germanentum und Antike
Hamburg Deuchler Sauer Flitner Flitner Leese Ralfs
Der neue Wissenschaftsbegriff Friedrich Nietzsche, Leben und Lehre Philosophie und Lebenslehre der deutschen Klassik I (Herder, Jacobi, Goethe) Übungen zur philosophischen Anthropologie Philosophie der Gegenwart (mit bes. Berücksichtigung der ethischen und religiösen Probleme) Immanuel Kant: Leben, Werk, Weltanschauung
Heidelberg Böhm Böhm Krieck
Deutsche Renaissance Paracelsus und sein Zeitalter Religion, Sitte, Recht
Jena Johannsen Johannsen
Ethik und Geschichtsphilosophie Übungen über Natur und Geschichte
Karlsruhe Rüge
wie SS 1937
Kiel v. Brockdorff Hildebrandt Hildebrandt Mandel Weinhandl
Gelehrte Gesellschaften und die Vorbereitungen für Akademiegründungen Piatons Politik und Staatslehre Proseminar: Piatons ,Politeia' Arische Weltanschauung und Religion Zur Ästhetik des Films
Köln Barthel Heiss Metzke Metzke
A. Schopenhauer und seine Nachwirkungen bis heute Entstehung des neuzeitlichen philosophischen Bewußtseins Der Kampf um die deutsche Weltanschauung im Zeitalter der Reformation (Luther, Paracelsus, Böhme) Übungen zur Gottesfrage im deutschen Denken
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
1249
Königsberg Ipsen Ipsen Kowalewski
Arbeitsverfassung und Berufsgliederung des deutschen Volkes Freiherr vom Stein und die preußischen Reformen Aus der Geistesgeschichte der Universitäten
Leipzig Bergmann Schingnitz
Deutsche Religion im Anschluß an Meister Eckhart Weltanschauung, Philosophie, Wissenschaft
München Grunsky Grunsky
Schopenhauer, Wagner, Nietzsche Seminar der philosophierenden Mannschaft
Stuttgart Keller Keller
Deutsche Denkerpersönlichkeiten Übung: Nietzsche, Wille zur Macht
1939 Aachen Gerhards
Liberale Weltanschauung und deutsches Nationalgefühl
Berlin Baeumler Baeumler Grassi
Hartmann Odebrecht Wichmann
Geschichtsphilosophie Übungen über Hegels Philosophie der Weltgeschichte Vom Entstehen des modernen Weltbildes (Der Beginn des philosophischen Denkens [Ficino], des naturwissenschaftlichen [Galilei] und des politischen [Machiavelli] in Italien) Übungen über das Problem der philosophischen Anthropologie Übungen zur Philosophie Fichtes Übungen über Piatons Staat
Bonn Behn Feldmann Kutzner Müller Rothacker
Philosophie der Technik und der Erfindungen Wehrpolitik Die Wissenschaft von der Lebensführung Religion und Naturwissenschaft Geschichte und Theorie des Volksgeistbegriffes
Breslau Faust Schulemann
Deutsche Denker und ihre Fortwirkung im Nationalsozialismus (Schopenhauer, Nietzsche, Richard Wagner, Chamberlain) Geistige Strömungen und staatsphilosophische Ideale im alten und neuen China
Danzig Ehrenstein
Goethes Faust
Erlangen Wenke Wenke
Kulturpsychologie (Psychologie der Gemeinschaft, der Sprache, der Kunst, der Religion usw.) Hochschulwesen und Studententum in Geschichte und Gegenwart
Frankfurt Burckhardt Burckhardt
„Individuum" und „Ganzheit" Kulturphilosophisch-erziehungswissenschaftliche Übung (Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen')
1250
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Gießen Bollnow Bollnow Schmied-Kowarzik
Pädagogische Übungen: Grundfragen der nationalsozialistischen Erziehung Psychologische Übungen: Grundfragen der Rassenseelenkunde Das fremdstaatliche Deutschtum
Göttingen Baumgarten Baumgarten Heyse
Luther und Kant Übungen im Anschluß an die Vorlesung Piatons Staat
Greifswald Lutz Schulze-Soelde
Übungen zum Kulturbegriff der Gegenwart Politische Philosophie
Hamburg Leese Flitner Noack Ralfs Ritter
Religion und Weltanschauung der Goethezeit Philosophie und Lebenslehre der deutschen Klassik II: Schiller und Goethe Übungen zur protestantischen Philosophie und Theologie des 17. Jhs. Übungen zur deutschen Mystik und Naturphilosophie im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges Übungen zur Philosophie der Gegenreformation (Noack, Ralfs, Ritter = Veranstaltungen im Rahmen der Politischen Fachgemeinschaft zum Dreißigjährigen Krieg)
Heidelberg Böhm Krieck Krieck
Wille und Vernunft. Grundzüge einer deutschen Weltanschauungslehre Natur und Geschichte Deutsche Naturanschauung
Karlsruhe Rüge Ungerer
wie SS 1938 Menschenbild und Lebensanschauung im Wandel bis zur Gegenwart
Kiel Dürckheim Mandel Mandel Mandel
Völkerpsychologie und Auslandserziehung Das Judentum als rassen- und typenpsychologisches Problem Weltanschauungslehre (Metaphysik) Grundfragen der Ethik m. bes. Berücks. eines völkischen Ethos
Köln Bäcker Heimsoeth Heimsoeth/Kallen
Politische Anthropologie Mensch und Geschichte Theorie und Philosophie der Geschichte
Königsberg N.N. Gehlen/ Schelsky N. N. Kowalewski
Politik Übung über Machiavelli Übung über Clausewitz' Buch ,Vom Kriege' Charakterbilder aus der ostpreußischen Geistesgeschichte
Leipzig Gadamer/ Volkmann-Schluck Schingnitz Schneider
Hegels Geschichtsphilosophie und ihre Wirkungen Grundlegung der völkisch-politischen Anthropologie' Kulturleistungen der Menschheit II
München Grunsky
Jacob Böhme, der Schöpfer einer germanischen Metaphysik des Willens
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Grunsky
Seminar der philosophierenden Mannschaft
Stuttgart Keller Keller
Natur und Geist Übung: Schopenhauer, Welt als Wille und Vorstellung
Wien Eibl
Das Bild des griechischen Menschen m. bes. Berücks. der politischen Theorien
Würzburg Jesinghaus Jesinghaus Meyer
Grundzüge der Ethik und Politik Deutsche Denker, Übungen im Anschluß an die Hauptwerke Ethik, Rechts- u.. Staatsphilosophie
1939/40 Aachen Gerhards
Konfessionelle Weltanschauung und Nationalgefühl
Berlin Baeumler Baeumler N. N. Hochstetter Odebrecht Spranger
Ethik Übungen zur „Kulturpädagogik" Übungen über Fichtes Geschichtsphilosophie (am Institut für politische Pädagogik) Übungen über Leibniz und die deutsche Kultur des 17. Jhs. Welterlebnis und Weltdeutung in deutscher Philosophie Probleme der Kulturmorphologie
Bonn Feldmann Feldmann Thyssen
Wehrphilosophie Allgemeine Fragen der Wehrpolitik Theorien der Völkerpsychologie
Breslau Faust
Philosophie der Geschichte und der kulturwissenschaftlichen Begriffsbildung
Darmstadt Meier Schwarz
Philosophie der Technik Deutsche Gotteserkenntnis einst und jetzt
Frankfurt Nelis Nelis
Übungen über das Judentum in der Philosophie der Bildung Hauptprobleme der Kulturphilosophie
Freiburg Heidegger Heidegger Stieler Wolf
Kunst und Technik Hegels Metaphysik der Geschichte Lebensfragen, vom Gesichtspunkt der Erziehung gesehen Geschichte der Rechts- u. Staatsphilosophie II (von Hegel bis zur Gegenwart)
Gießen Bollnow
Der erzieherische Wert der Geschichte
Göttingen Baumgarten Baumgarten
John Dewey, ,Die menschliche Natur' Kolloq. über Englische Philosophie: William James
1251
1252
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Hamburg Leese Noack Noack Noack Noack/Ralfs/Ritter
Selbst- und Wesenserfassung des protestantischen Geistes vom deutschen Idealismus bis zur Gegenwart Philosophie des Faschismus Philosophie der Geschichte Übungen zu Piatons Staat und Gesetze Wissenschaftslager zum „Dreißigjährigen Krieg" wie SS 1939
Heidelberg Böhm Krieck Krieck Wagner Jena Linke
Philosophie und Weltanschauung im Zeitalter des deutschen Idealismus (17811832) Erziehung in Volksgemeinschaft und Geschichte Die Vernunft in der Geschichte Staatsauffassung und Staatshaltung im Zusammenbruch Preußens und in der deutschen Erhebung von 1813 Die entscheidenden Daseinsfragen als unmitttelbare Gegenstände der philosophischen Erkenntnis
Karlsruhe Rüge
wie SS 1938
Köln Bäcker Heimsoeth Heimsoeth
Staatsphilosophie Fichtes Lehre von Mensch, Staat, Volk und Geschichte Übungen zur Geschichts- und zur Staats- u. Rechtsphilosophie Hegels
Königsberg Gehlen Kowalewski
Übungen über Piatons Staat Philosophische Anschauungen der großen Naturforscher und Historiker
Leipzig Schingnitz
Philosophische Grundbegriffe im Anschluß an Fichtes ,Reden an die deutsche Nation'
Marburg
Philosophie der Geschichte
Krüger München Grunsky
Seminar der philosophierenden Mannschaft
Münster Kabitz
Weltanschauungsfragen
Rostock Ebbinghaus
Das natürliche Recht der Familie (Eltern- und Kinderrecht)
Würzburg Meyer
Einleitung in die Philosophie.Grundfragen der philosophischen Weltbetrachtung
1940 I. Trimester Berlin Baeuumler Baeumler Odebrecht Spranger
Geschichte des germanischen Denkens Übungen zur Philosophie der Geschichte Die großen Systeme der Metaphysik (Vergleichende Weltanschauungslehre) Philosophie der Geschichte als Selbstkritik der Kultur (von 1750-1918)
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Braunschweig Berger Berger Breslau Faust
Rasse und Weltanschauung Leib, Seele, Geist als rassenpsychologische Probleme Übung zur Weltanschauung des deutschen Idealismus (Fichte, Reden an die deutsche Nation)
Gießen Weidenbach
Logos und Ethos streiten um den Sinn der Welt
Graz Siegel Siegel
Germanisch-deutscher Geist und Christentum Piaton und Kant. Weltanschauung und Lebensanschauung
Halle Springmeyer Springmeyer
Freiheit als anthropologisches und politisches Problem Übung über Rechts- u. Staatsphilosophie
Hamburg Leese Ritter
Selbst- und Wesenserfassung des protestantischen Geistes (wie SS 1939) Deutschland und die abendländische Philosophie (nicht gehalten)
Hannover Böhm Böhm
Geschichte der Staatsphilosophie Goethes Faust
Heidelberg Krieck Krieck
Erziehung in Volksgemeinschaft und Geschichte Vernunft in der Geschichte
Innsbruck Schulze-Soelde
Politische Philosophie m. bes. Berücks. der Pädagogik
Karlsruhe Rüge
wie SS 1938
Königsberg Gehlen Gehlen Kowalewski
Philosophie der Geschichte Seminar: Piatons Staat Charakterbilder aus der Geistesgeschichte der deutschen Universitäten
München Grunsky
Seminar der philosophierenden Mannschaft
TH München Seifert
Hauptprobleme der Philosophie. Typen der Weltanschauung
Prag Schilling Schilling
Grundzüge der nationalsozialistischen Weltanschauung Kolloq. für die Hörer der Vorlesung über NS-Weltanschauung
Rostock Ebbinghaus
Das Wesen der Wissenschaft
Stuttgart Keller
Grundfragen der Religionsphilosophie (mit Übung)
Tübingen Grebe
Theorie der Wissenschaft
1253
1254
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Wien Ipsen Ipsen Eibl Garbeis
Volkslehre Übung zur politischen Philosophie: Rasse und Geschichte Einfuhrung in die Philosophie m. bes. Berücks. der Rechts- und Geschichtsphilosophie Philosophie und Weltanschauung
Würzburg Meyer
Einleitung in die Philosophie. Grundprobleme der Weltanschauung
1940 2. Trimester Berlin Baeumler Baeumler Günther
Geschichte des germanischen Denkens Übungen zur Philosophie der Geschichte Schopenhauer, Wagner, Nietzsche
Bonn Feldmann Feldmann
Das Problem des Krieges in der Philosophie Abstrakte Fragen der Wehrpolitik
Braunschweig Berger Gronau
Weltanschauung und Erziehung Schopenhauer, Wagner, Nietzsche
Breslau Faust
Von Meister Eckhart bis Paracelsus
Darmstadt Meier Meier Meier
Kants philosophische Weltanschauung Übung: Fichtes Nationalpädagogik Übung: Rassenpsychologie
Frankfurt Nelis
Übungen zur Geschichtsphilosophie im Anschluß an Herder und Hegel
Freiburg Wolf
Rechts- u. Staatsphilosophie
Graz Siegel
Grundzüge nationalsozialistischer Weltanschauung
Greifswald Lutz
Hegel und die Gegenwart
Halle Springmeyer
Philosophie der Geschichte
Hamburg Leese Sauer
Kolloq. über weltanschauliche Probleme der idealistischen Philosophie und Dichtung Übung über Rechts- u. Staatsphilosophie im deutschen Idealismus
Hannover Böhm
Kulturphilosophie II (Persönlichkeitslehre)
Heidelberg Krieck Krieck Krieck Wagner
Deutsche Weltanschauung in der Vergangenheit Nationalpolitische Erziehung Die liberale Staatsideologie Frankreich und Deutschland
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
1255
Innsbruck Schulze-Soelde Ders.
Lektüre: Fichte, Reden an die deutsche Nation Seminar: Nietzsche
Jena Johannsen Karlsruhe Rüge Kiel v. Brockdorff Mandel
Fichtes Reden an die deutsche Nation Die lebensanschauliche Überwindung des Judentums (im Rahmen einer NSDDRingvorlesung) Psychologie der Masse Das Judentum im Lichte der Rassen- und Völkerpsychologie
Königsberg Kowalewski Kowalewski Stavenhagen
Erziehungsgedanken in der deutschen Philosophie Auslandswirkungen Kants Einfuhrung in die ethische Philosophie: Ethik und Existenzordnung
Marburg Krüger Krüger
Leibniz (im Rahmen einer Ringvorlesung: „Große Deutsche") Einfuhrung in die Philosophie der Geschichte
München Grunsky Grunsky Grunsky
Blutwelt und Freiheit (das philosophische Problem der Gegenwart) Übung zur Vorlesung Seminar der philosophierenden Mannschaft
Münster Kabitz
Geschichtsphilosophische Übungen mit Lektüre
Wien Gehlen Wichmann Eibl
Übungen zur politischen Philosophie der Gegenwart Übungen zu Fichte, Reden an die deutsche Nation wie l.Trim 1940
1940 3. Trimester Berlin Baeumler Baeumler Grassi
Günther Lehmann Schering Schering
Weltanschauung und Philosophie Der philosophische Begriff der Gemeinschaft Entstehung des modernen Denkens und Weltbildes (Der Beginn des wissenschaftlichen, des philosophischen und des politischen Denkens: Galilei, Bruno, Machiavelli, Vico) Übungen zur Völkercharakterologie Nietzsches Philosophie und die Nietzschebewegung der Gegenwart Sozialpsychologie im Grundriß Übungen zur Einführung in die Sozialpsychologie
Bonn Kutzner Rothacker
Die Wissenschaft von der Lebensführung Philosophische Anthropologie (für Hörer aller Fachbereiche innerhalb des politischen Seminars der Gruppe Universität Bonn des NSDStB)
Braunschweig Berger
Grundfragen der arischen Weltanschauung
1256
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Darmstadt Bommersheim Meier
Die Frage nach dem Sinn des Lebens wie 2. Trim. 1940
Gießen Bollnow Weidenbach
Geschichte des Mythosbegriffs Letzte Entscheidungen in der Philosophie
Graz Mally Mally Siegel Hartmann Greifswald Lutz
Leitgedanken der Völkerpsychologie Weltanschauliches in den Wissenschaften Friedrich Nietzsche Wesen und Entwicklung des Menschen als Grundlage praktischer Menschenkenntnis und Menschenformung Philosophie und Weltanschauung
Halle Reiner
Allgemeine Weltanschauungslehre
Hamburg Flitner
Einführung in die Philosophie der Geschichte
Hannover Böhm
Kulturphilosophie I (Gemeinschaftslehre)
Heidelberg Krieck
Der Staat als Organismus
Innsbruck Schulze-Soelde
Ethik und Sozialphilosophie
Karlsruhe Rüge Rüge
Geschichtsphilosophische Probleme, erörtert an Beispielen der deutschen Geschichte Der Geist der Befreiungskriege (im Rahmen einer NSDD-Ringvorlesung)
Kiel Mandel
Grundzüge der Weltanschauungslehre
Köln Metzke
Geschichtsphilosophie
Königsberg Kowalewski
Die Staatsgedanken der deutschen Philosophen
Marburg N. N. Krüger
Grundfragen deutscher Wissenschaft (Weltgeltung der germanischen Philosphie) Übungen zu Hegels Rechtsphilosophie
München Grunsky
Seminar der philosophierenden Mannschaft
Prag Schilling
Nietzsches Zarathustra
Würzburg Jesinghaus Meyer
Übungen über Persönlichkeit und Weltanschauung Schopenhauer, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Trimester 1941 Aachen Gerhards Mennicken
Zersetzungspropaganda gegen Deutschland in Frankreich und den Niederlanden (1915-1918;1934-1940) Goethes Faust
Berlin Grassi Baeumler
Vom Entstehen des modernen Denkens und Weltbildes Übungen über die Grundprobleme der Geschichtsphilosophie
Bonn Becker Becker Becker Feldmann Keussen Keussen Kutzner Rothacker
Nietzsche und die deutsche Gegenwart Die Überwindung des philosophischen Nihilismus Übungen zu Gegenwartsfragen der Philosophie (Transzendenz und Paratranszendenz) Große deutsche Denker Der Gemeinschaftsgedanke in philosophischer, ethischer und religiöser Bewertung Der Gemeinschaftsgedanke in Kants Ethik Grundideen der nationalsozialistischen Weltanschauung Philosophische Grundlagen der allgemeinen Biologie
Braunschweig Berger Berger Gronau Gronau
Grundfragen der arischen Weltanschauung Leib-Seele-Geist als rassenpsychologisches Problem Schopenhauer, Wagner, Nietzsche Organische Weltanschauung
Breslau Faust
Über Philosophie und Kultur der Geschichte
Darmstadt Meier Meier Schwarz
Kants philosophische Weltanschauung Fichtes Nationalpädagogik Deutsche Gotteserkenntnis
Halle Stammler Stammler
Hauptfragen der Geschichtsphilosophie: Geschichte und Geschehen Übungen zur Geschichtsphilosophie
Hamburg Sauer Sauer
Nietzsche und die philosophischen Fragen der Gegenwart Übungen zu ausgewählten Schriften Nietzsches
Hannover Böhm Böhm
Kulturphilosophie II (Persönlichkkeitslehre) Goethes Faust II
Heidelberg Wagner
Ursprung und Entwicklung der Ideen der französischen Revolution
Innsbruck Schulze-Soelde Ders.
Rechts- u. Staatstheorien Hegels Geschichtsphilosophie
Jena Linke
Das Problem des Irrationalen
1257
1258
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Karlsruhe Rüge Ungerer
Wesen, Ausbreitung und Überwindung der kapitalistischen Lebenseinstellung Geistesgeschichte des deutschen Volkes bis zur Mitte des 18. Jhs.
Kiel Weinhandl
Grundlagen der Geisteswissenschaften
Köln Metzke
Philosophische Anthropologie
Königsberg Kowalewski
Grundprobleme der Geschichtsphilosophie
Marburg Ebbinghaus
Philosophie der Ehe und des Rechts
München Grunsky Grunsky Grunsky
Meister Eckhart Übungen zum Begriff der Wirklichkeit Seminar der philosophierenden Mannschaft
TH München Seifert
Einführung in die Philosophie: Hauptprobleme der Philosophie, Typen der Weltanschauung
Münster Kabitz
Weltanschauungsfragen
Tübingen Haering Haering
Die großen deutschen Philosophen Volk und Kultur (im Rahmen einer Vortragsreihe: Germanisch-deutsche Weltanschauung)
Wien Gehlen Gehlen Garbeis Billicsich
Die Philosophie Nietzsches Psychologie der Naturvölker und Frühkulturen Philosophie und Weltanschauung Die sozialpolitischen Theorien in der Philosophie des Altertums
Würzburg Jesinghaus
Deutsche Denker: Schiller, Übungen über seine philosophisch-ästhetischen Schriften
SS 1941 Aachen Mennicken
Goethes Faust
Berlin Grassi Grassi Günther Günther Hochstetter Hochstetter Lehmann Spranger
Das Entstehen des modernen Denkens und Weltbildes Vom Ursprung des ethischen Problems und dessen Beziehung zur Politik bei Aristoteles Schopenhauer, Wagner, Nietzsche Übungen zur Wesensbestimmung des Menschen Grundfragen der Geschichtsphilosophie Übungen über Leibniz als Politiker Deutscher Einfluß auf die Philosophie des Auslandes von Kant bis zur Gegenwart Staatsphilosophie in der Epoche des deutschen Idealismus von Kant bis Hegel
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
TH Berlin Metzner Metzner Metzner
W. Wundt, Die Nationen und die Philosophie Ethische Grundfragen im Lichte der Gegenwart Übung: Grundlegende Probleme der Rassenseelenkunde
Bonn Feldmann Rothacker
Wehrpolitik des deutschen Reiches Philosophische Grundlagen der allgemeinen Biologie
Braunschweig Gronau
Organische Weltanschauung
Breslau Faust
Fichte, Schelling und die deutsche Romantik
Darmstadt Meier Meier Meier Schwarz
Fichte und Pestalozzi Rassenpsychologie Technik und Kultur Deutsche Gotteserkenntnis
Frankfurt Nelis
Hauptprobleme der Geschichtsphilosophie
Gießen Bollnow Bollnow Bollnow Glockner
Psychologie der Romantik Psychologie der existenziellen Erfahrung Psychologische Übungen: Rassenseelenkunde (durch Assistenten) Fichtes ,Reden an die deutsche Nation'
Göttingen Heyse
Kant (und seine Bedeutung für die Philosophie der Gegenwart)
Graz Mally/Kröner Siegel Hartmann Kröner Kröner
Wissenschaft und Weltanschauung Die Lebensphilosophie der Gegenwart Ausgewählte Kapitel aus der vergleichenden Geistes- und Weltanschauungsgeschichte Deutscher und westlicher Geist. Philosophiegeschichte in zeitgemäßer Auffassung Weltanschauliche Triebkräfte der Politik: Sacrum Imperium, Imperialismus, Reich
Greifswald Pichler
Fichte
Hamburg Flitner Sauer
Diltheys Philosophie der Geschichte Nietzsche und die Philosophie der Gegenwart II
Heidelberg Krieck Krieck
Geschichtsphilosophie des deutschen Idealismus Staatsphilosophie des deutschen Idealismus
Innsbruck Del-Negro
Natur und Geschichte
Jena Linke
Das Problem des Irrationalen
Karlsruhe Rüge Ungerer
Vortrag wie Trim. 1941 Geistesgeschichte des deutschen Volkes
1259
1260
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Kiel Hildebrandt Weinhandl
Platons Staatsschriften und die Politik Das Wirklichkeitsbild der deutschen Philosophie
Köln Heimsoeth
Geschichtsphilosophie
Königsberg Kowalewski Lorenz Lorenz Lorenz/Baumgarten Stavenhagen
Zusammenschau der Ethik, Soziologie und Pädagogik Biologie für Geisteswissenschaftler Psychologisches Praktikum im Anschluß an die Vorlesung J. Dewey, Essays in Experimental Logic Vom Wesen des Menschen
Leipzig Bergmann Bergmann Gadamer
Systematische Philosophie II: Weltlehre (Naturphilosophie) Meister Eckarts Deutsche Volkspredigt Nietzsches ,Wille zur Macht' (der Nihilismus und seine Überwindung)
München Grunsky Grunsky
Übungen zu Fichte Seminar der philosophierenden Mannschaft
TH München Seifert
Hauptprobleme der Philosophie. Typen der Weltanschauung
Stuttgart Keller
Deutsche Denkerpersönlichkeiten
Tübingen Haering
Grundzüge eines philosophischen Weltbildes
Würzburg Jesinghaus
Der Aufbruch des modernen Denkens in der Renaissance
1941/42 Aachen Mennicken
Die Technik in der Geschichte der Kultur
Berlin Baeumler Baeumler Grassi Odebrecht Schering
Philosophie der Geschichte Goethes Naturphilosophie Das Entstehen des modernen Denkens und Weltbildes Lektüre und Interpretation von Jacob-Böhme-Texten Clausewitz und Nietzsche
TH Berlin Metzner Metzner Metzner
W. Wundt, ,Die Nationen und die Philosophie' Ethische Grundfragen im Lichte der Gegenwart Grundlegende Probleme der Rassenseelenkunde
Bonn Feldmann Feldmann
Moltke als Feldherr und Schriftsteller Weltanschauung und Weltanschauungen
Braunschweig Gronau
Organische Weltanschauung
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Darmstadt Bommersheim Meier Schwarz
Sippe und Schicksal (Philosophische Sippenkunde) Technik und Kultur Deutsche Gotteserkenntnis
Frankfurt Bollnow (i. V.)
Übung zu Hegels Geschichtsphilosophie
Freiburg Heidegger Heidegger
Nietzsches Metaphysik AG für Fortgeschrittene : Platons siebenter Brief
Gießen Bollnow
Achtung und Ehrfurcht (Ausgewählte Fragen aus der Psychologie der höheren Gefühle)
Göttingen Heyse Heyse
Nietzsche Ausgewählte Kapitel aus Piatons Politeia
Graz Mally/Kröner Hartmann Kröner Kröner
Der Begriff des Sinns in der Geschichte Die Stellung des Menschen im Kosmos Das deutsche Geistesleben in seiner Auseinandersetzung mit dem Westen seit Leibniz Kolloq. über das Wesen des wissenschaftlichen Denkens
Halle Stammler
Staatstheorien seit Machiavelli
Hamburg Blättner Flitner Flitner Sauer
Fichte, .Reden an die deutsche Nation' Philosophie und Lebensanschauung der deutschen Klassik: Herder und Goethe Geschichtliche Grundlagen der deutschen Gesittung Philosophie der europäischen Nationen
Hannover Böhm Böhm
Geschichte der Staatsphilosophie Lektüre der Dichtungen Hölderlins
Heidelberg Krieck Krieck Brecht
Das Problem „Leben" Die Staatslehre von Thomas Hobbes Nietzsche, Der Wille zur Macht
Innsbruck Schulze-Soelde Del Negro
Philosophie und Weltanschauung Nietzsche und die Gegenwart
Karlsruhe Rüge Ungerer Ungerer
Deutschvölkisches Vorkämpfertum Geistesgeschichte des deutschen Volkes: das Zeitalter des deutschen Idealismus Kultur und Technik - eine Auseinandersetzung
Kiel Mandel Mandel Weinhandl Weinhandl/Freerksen/Löhr
Rassenkulturkunde Einführung in die Rassenpsychologie Das Wirklichkeitsbild der deutschen Philosophie von Leibniz bis Hegel Paracelsus und der Kampf gegen die scholastische Naturwissenschaft
1261
1262
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Köln Metzke
Das Bild des Menschen in der deutschen Philosophie
Leipzig Gadamer
Kunst und Geschichte (Einleitung in die Geisteswissenschaften)
München Grunsky Grunsky Grunsky
Religiöse Probleme der Gegenwart in systematischer Behandlung Lektüre und Deutung von Schellings Schrift ,Über das Wesen der menschlichen Freiheit' Seminar der philosophierenden Mannschaft
Münster Kabitz Kabitz Pfeil
Die Philosophie der Aufklärung in England, Frankreich und Deutschland Übung im Anschluß an die Vorlesung Übungen im Anschluß an Piatons Staat
Stuttgart Keller
Die treibenden Kräfte des geschichtlichen Werdens
Tübingen Haering
Westliche und deutsche Philosophie seit der Renaissance
Wien Billicsich
Weltanschauung der griechischen Tragiker
Würzburg Jesinghaus
Deutsche Denker: E. G. Kolbenheyer
1942 Aachen Mennicken
Naturphilosophie der Romantik
Berlin Baeumler Baeumler Grassi Grassi Lehmann
Politische Pädagogik Übungen zur „Kulturpädagogik" Die Theorie des schönen Wahnes und des Nihilismus bei G. Leopardi Die Kritik der Bildung und die Theorie von der Wiederkehr der Barbarei Übung über politische Denker der Gegenwart
Bonn Feldmann Rüfner Rüfner Thyssen Schmidt-Japing
Besprechung wehrpädagogischer Schriften Das Menschenbild des englischen Empirismus Philosophische Anthropologie Geschichtsphilosophie der neuesten Zeit (seit Dilthey) Die Religionsphilosophie des Idealismus und die Existenzphilosophie
Breslau Faust Faust
Gegensatz und Wechselbeziehung zwischen deutscher und westeuropäischer Philosophie Jacob Böhme
Darmstadt Meier
Philosophie der Technik
Erlangen Herrigel
Grundziige der japanischen Kultur
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Frankfurt Weinhandl
Goethe und die Aufgaben der deutschen Philosophie
Freiburg Heidegger Wolf Wolf
Hölderlins Hymnen Rechts- u. Staatsphilosophie II (Mittelalter und Reformationszeit) Piatons Nomoi
Gießen Glockner Glockner
Goethes Farbenlehre Seminar: Goethes Naturphilosophie
Göttingen Heyse
Gegenwartsfragen der Philosophie
Halle Springmeyer Hehlmann Stammler
Übungen zur Geschichtsphilosophie Politische Pädagogik Philosophische Fragen in Werken deutscher Klassiker
Heidelberg Brecht Krieck Krieck
Hegels Geschichtsphilosophie Politische Philosophie Staatsphilosophisches Seminar: Rousseau, Sozialkontrakt
Innsbruck Schulze-Soelde Ders. Del Negro
Grundzüge der Politischen Erziehung Seminar: Fichte Nietzsche und die Gegenwart (Wandlungen des Nietzschebildes)
Karlsruhe Rüge
Abschnitte deutscher Schicksalsgestaltung
Kiel Mandel Mandel
Arische Religion und Weltanschauung (nach indogermanischen Hauptquellen) Das Judentum nach Selbstzeugnis und Kulturleistung
Köln Heimsoeth Metzke Schneider
Seminarübungen zur Geschichtsphilosophie der Gegenwart Grundfragen der Metaphysik und Weltanschauung Seminarübungen über das Bild des Menschen in der modernen Philosophie
Königsberg Baumgarten Baumgarten
Piaton Übungen für Anfänger: Piatons Staat
Leipzig Gadamer Schneider
Piaton Geschichtsphilosophie: Entwicklungsgeschichte der Menschheit
1942/43 Aachen Mennicken Mennicken
Technik und Kultur Philosophie der Geschichte
Berlin Baeumler Baeumler
Politische Pädagogik Übungen zur Pädagogik
1263
1264 Lehmann Schering Schering Spranger Spranger Spranger
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Übung: Fichte als politischer Denker Einfuhrung in die Soziologie Sozialauffassung und Sozialethik Philosophie der Geschichte als Selbstkritik der Kultur (seit 1750) Staat und Erziehung in Deutschland von 1700 bis Gegenwart Übungen zur Philosophie der Geschichte
Breslau Faust Faust
Übung: Meister Eckehart Übung: Piaton
Darmstadt Meier Meier Schwarz
Piatons Staat und die deutsche Gegenwart Technik und Wissenschaft Deutsche Gotteserkenntnis einst und jetzt
Frankfurt Weinhandl
Faustprobleme
Gießen Bollnow
Ernst Jünger und Hans Lipps (Betrachtungen zur Fortentwicklung des existentiellen Denkens)
Göttingen Heyse Heyse
Die Philosophie der Griechen Philosophisches Seminar: Piaton
Greifswald Heyde Pichler
Wesen und Wert der Wissenschaft Einführung in die Soziologie
Halle Reiner
Ethik I: Die sittliche Bindung
Hannover Böhm Böhm
Kultur und Persönlichkeit Goethes Faust
Heidelberg Krieck Krieck Krieck/Eckard Krieck
Wissenschaftslehre Die Entwicklungslehren Pädagogische Jugendkunde Staat und Geschichte
Karlsruhe Rüge
Geschichtliche und geschichtsphilosophische Gegenwartsaufgaben
Kiel v. Brockdorff Hildebrandt Hildebrandt Mandel
Schopenhauer als Erzieher Piaton Goethes naturwissenschaftliche Studien Der seelische Typus der nordischen Rasse
Königsberg Baumgarten
Platon (Vorlesung und Übung)
Leipzig Schneider
Geschichtsphilosophie II
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Münster Krüger Krüger Pfeil
Das Wesen der Geschichte Übungen zur Geschichtsphilosophie des deutschen Idealismus Das Wesen der Philosophie und ihre Stellung im Rahmen der Kultur
Prag Günther Günther
Kultur- und Geschichtsphilosophie Übungen zur Kulturphilosophie
Straßburg Böhm
Grundzüge der deutschen Weltanschauungsgeschichte 1: Von Meister Eckhart zu Leibniz
Tübingen Grebe Haering Wundt
Das metaphysische Problem (besonders bei Eckehart, Cusanus, Böhme, Kant, Fichte) Meister Eckehart Ausgewählte Lektüre zur Geschichtsphilosophie
Würzburg Meyer
Russische Lebens- und Geschichtsphilosophie: Tolstoi, Dostojewski u. a.
1943 Aachen Mennicken
Technik und Kultur
Berlin Grassi Lehmann Odebrecht Odebrecht Schering Schering
Das Problem des schönen Wahns und des Pessimismus bei Leopardi Politische Philosophie der Gegenwart Metaphysische Hauptprobleme in Gegenwartssicht Übungen zum metaphysischen Schrifttum der Gegenwart Eigengesetzlichkeit und Umwelt Die sozialen Grundlagen der Macht
Breslau Faust
Philosophische AG: Jakob Böhme
Darmstadt Meier Meier
Übung zu Fichtes ,Reden an die deutsche Nation' Übung: Rassenpsychologie
Freiburg Heidegger Heiß
Der Anfang des abendländischen Denkens Entstehung und Werdegang des neuzeitlichen philosophischen Bewußtseins
Gießen Bollnow Bollnow Bollnow Glockner Glockner Glockner
Nietzsche Pädagogische Übungen über Nietzsche ,Der Wille zur Macht' Psychologische Übungen über A. Gehlen ,Der Mensch' Schillers Weltanschauung Naturwissenschaft und Geschichte in philosophischer Sicht Probleme der Geschichtsphilosophie im Anschluß an Droysens ,Historik'
Göttingen Heyse Heyse Heyse
Geschichte der Philosophie von Nietzsche bis zur Gegenwart Besprechung philosophischer Schriften der Gegenwart Übung zur Philosophie Piatons
1265
1266
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Greifswald Brätes Heyde Pichler Schole
Ernst Bergmanns ,Natürliche Geistlehre' Formen der Wissensaneignung Philosophisches Seminar: Piaton Politische Ethik
Halle Brachmann Brachmann Stammler
Die Sozialphilosophie des Christentums Die Stellung des Naturrechts in der europäischen Geistesgeschichte Das philosophische Schaffen
Karlsruhe Ungerer Rüge Kiel v. Brockdorff Mandel
Übung über das Verhältnis von Wissenschaft und Leben im Anschluß an Nietzsche Vom Nutzen und Nachteil der Historie ... Abschnitte deutscher Schicksalsgestaltung Geschichte der Philosophie als Problem Philosophie als Leistung und Ausdruck des indogermanischen Geistes (Vorlesung und Übung)
Königsberg Baumgarten Kowalewski Kowalewski Kowalewski
Christentum und Idealismus Staatsideale und Erziehungsgedanken der deutschen Philosophie Einführung in die Geschichtsphilosophie Lesegemeinschaft: Kant, Fichte, Eucken
Leipzig Bergmann Schneider
Philosophische Übung über die „Natürliche Geistlehre" Deutung von Denkmälern der urzeitlichen Sonnenreligion
Marburg Ebbinghaus
Schulphilosophie und Weltweisheit im 19. Jh. (im Rahmen einer Ringvorlesung „Das 19. Jh. und wir")
München Schilling
Übungen über Piatons Staat
Straßburg Schelsky
Geschichte des politischen Denkens von Machiavelli bis Rousseau
Tübingen Grebe Haering Haering
Jakob Böhme Grundzüge eines philosophischen Weltbildes Die Weltbilder, des biologischen Naturalismus und des Idealismus
Würzburg Meyer
Goethes Weltanschauung
1943/44 Aachen Mennicken Mennicken
Die geistige Welt Goethes Große Naturwissenschaftler und die Philosophie
Berlin Baeumler Grassi Hochstetter
Übung über Schillers ,Ästhetische Briefe' Das Problem der Politik in der Antike und Renaissance Übungen über Leibniz und die deutsche Tradition
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945 Lehmann Lehmann Schering Schering Schering
Die Philosophie der Romantik Übung: Einführung in Hegels Rechtsphilosophie Hauptprobleme der Sozialpsychologie Amerikanische Soziologie und der Amerikanismus Soziologische Übungen
Bonn Becker
Philosophie der Wirklichkeit: Einführung in die philosophische Problematik unserer Zeit
Braunschweig Gronau
Goethes Naturphilosophie
Danzig Ehrenstein
Goethes Faust II
Darmstadt Bommersheim Meier Meier
Kunstphilosophische Probleme des Films Deutsche Wertphilosophie Technik und Kultur
Frankfurt Weinhandl Weinhandl Weinhandl
Paracelsus, Böhme, Schelling Physiognomik und Metaphysik des lyrischen Gedichts Übungen zur Gegenwartsphilosophie in Deutschland anhand Del-Negro, ,Die Philosophie der Gegenwart in Deutschland'
Gießen Glockner
Schiller in der Epoche seiner Vollendung
Graz Hartmann Hartmann Hartmann
Faust und die Dramatik der europäischen Geistesgeschichte Wesen und Stellung des Menschen im Kosmos Kolloq. und Literaturreferat zur Vorlesung
Greifswald Pichler
Goethes Faust
Halle Springmeyer Stammler
Die Lehre vom Menschen in der heutigen Philosophie und Psychologie Naturphilosophische AG: Der Zusammenhang von Physik und Biologie
Hamburg Flitner
Übung zu Hegels Philosophie der Geschichte
Hannover Böhm Böhm
Das schöpferische Denken Der Dichter Friedrich Hölderlin
Heidelberg Krieck Krieck Krieck/Eckard Krieck Odenwald Wagenknecht Wagenknecht
Das Gesetz der Geschichte Die vier Metaphysiken Die Erziehungsidee im Zeitalter des Naturrechts Staatslehren der Griechen Glauben und Wissen Die Weltanschauung des Bolschewismus Meister Eckehart
Innsbruck Del Negro
Übung zu Nietzsche
1267
1268
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Jena Linke
Rationalismus und Irrationalismus
Karlsruhe Rüge Ungerer
Geschichtliche und philosophische Gegenwartsaufgaben Die psychologischen Grundlagen der Menschenkenntnis, Menschenbehandlung und Menschenführung
Kiel v. Brockdorff Hildebrandt Hildebrandt Mandel
Probleme der Geschichtsphilosophie Einführung in die systematische Philosophie (Normlehre) Übung zu Schillers philosophischen Schriften Naturphilosophie II: Das Leben und der Mensch
Köln Metzke
Übungen zur Geschichtsphilosophie
Königsberg Baumgarten
Hegel: Philosophie der Geschichte
Marburg Ebbinghaus
Das Wesen der Wissenschaft
München Grunsky Grunsky
Der Begriff der Wirklichkeit als Hauptproblem der Philosophie Philosophisches Seminar: Jakob Böhme
Münster Krüger
Übungen zur Philosophie der Geschichte
Prag Günther
Weltanschauung der deutschen Romantik
Rostock Bröcker
Natur und Geist
Stuttgart Keller
Grundfragen der Geschichtsphilosophie
Tübingen Haering
Lockes Essays und Leibnizens ,Nouveaux Essais', ein Vergleich zwischen englischer und deutscher Philosophie
Wien Eibl Wichmann Heintel
Übungen zu Kants Religions- und Geschichtsphilosophie Übungen zu Fichtes Philosophie und Pädagogik Grundzüge der Religionsphilosophie. Glauben und Wissen
1944 Aachen Mennicken
Nietzsche
Berlin Baeumler Baeumler Grassi Schering Schering
Nietzsche Übungen über Hegels ,Phänomenologie des Geistes' Das Problem der Politik in der Antike und Renaissance Soziologie und Psychologie in ihren Wechselbeziehungen Soziologische Übungen
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Bonn Becker Feldmann Keussen Thyssen
Deutsche Lebensphilosophie von Paracelsus bis Nietzsche Weltanschauung und Weltanschauungen Der Gemeinschaftsgedanke in philosophischer, ethischer und religiöser Bewertung Völkerpsychologie
Braunschweig Gronau
Piaton
Breslau Faust Faust Faust
Übung: Fichte,,Reden an die deutsche Nation' Übung: Begriffsbildung der Biologie und biologische Weltanschauung Philosophische AG für Kriegsteilnehmer: Piaton
Darmstadt Bommersheim Meier Meier
Mensch und Landschaft Übung: Fichtes Nationalpädagogik Übung: Rasse und Seele
Erlangen Herrigel
Japan
Frankfurt Weinhandl
Hegel und die niederländische Malerei
Freiburg Alpheus
Schillers ,Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen'
Gießen Glockner Glockner Lassen
Philosophie und Weltanschauung im 19. Jh. Herders Humanitätsidee Pädagogische Übungen zu E. Kriecks ,Philosophie der Erziehung'
Göttingen Heyse
Sokrates, Piaton, Aristoteles
Greifswald Heyde Pichler
Leib und Seele, Seele und Geist Philosophie der Geschichte
Halle Reiner Reiner Springmeyer Springmeyer Stammler Stammler
Allgemeine Weltanschauungslehre Ursprünge und Geschichte des abendländischen sittlichen Bewußtseins Naturphilosophie Herders Lehre vom Menschen Naturphilosophische AG Philosophische Fragen in Werken deutscher Klassiker
Hamburg Sauer
Philosophische Probleme der heutigen Naturwissenschaften
Heidelberg Brecht Brecht Krieck Wagenknecht
Das Problem des Daseins in Rilkes Duineser Elegien Seminar: Der Briefwechsel Dilthey-Yorck Weltanschauliche Kämpfe in Deutschland seit 1900 Die Weltanschauung Fechners
Karlsruhe Rüge Ungerer
Abschnitte deutscher Schicksalsgestaltung Geistesgeschichte des deutschen Volkes I (bis zur Mitte des 18. Jhs.)
1269
1270
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen
Kiel v. Brockdorff v. Brockdorff Hildebrandt
Soziologie der Revolution Die Geschichtsauffassung der französischen Aufklärungsphilosophie Hölderlins Philosophie
Köln Heimsoeth Heimsoeth
Übung zur Ästhetik: Das Tragische und die Tragödie Übung zu Hegels Geschichtsphilosphie
Königsberg Baumgarten
Psychologische und ethische Grundlagen der Menschenführung (Vorlesung mit Kolloq. für Hörer aller Fachbereiche und Wehrmachtsangehörige)
Leipzig Bergmann Schneider
Menschengeist- und Tiergeistlehre Geschichtsphilosophie: Kulturleistungen der Menschheit I: Völker des Altertums
München Schilling
Geschichte der englischen Philosophie von den Anfängen bis zur Gegenwart
Münster Krüger
Übungen zur Philosophie der Geschichte
Tübingen Wundt
Seminar zur Geschichte der englischen Philosophie
Wien Kainz Kainz Garbeis Heintel
Kulturpsychologie Übung: Philosophische Schriften Schillers Weltauffassung und Lebensgefühl in der Philosophie der Stoiker Geschichtsphilosophie (Logik, Kategorienlehre und Metaphysik der Geschichte)
Würzburg Jesinghaus Meyer
Friedrich Nietzsche 1844-1944: Der werdende Nietzsche Der Kampf um den Menschen
1944/45 Aachen Mennicken
Kultur und Technik
Berlin Baeumler Baeumler Hartmann Lehmann Lehmann Schering Schering Spranger
Philosophie der Geschichte Übung über Hegels Staatsphilosophie Übung über Platons Staat, Buch VI und VII (am griechischen Text) Hegel und die Staatsphilosophie des 19. Jhs. Übungen zur Geschichtsphilosophie (Hegel-Burckhardt) Grundbegriffe der Soziologie Soziologische Übungen Probleme der Kulturphilosophie
Breslau Faust Faust
Ursprünge und Geschichte der europäischen Philosophie (mit Philosoph. AG für Kriegsteilnehmer) Geschichtsphilosophische Übungen: Hegel, Ranke, Marx
Braunschweig Gronau
Goethes Naturphilosophie
Eine Aufstellung anhand der Vorlesungsverzeichnisse zwischen 1918/19-1945
Darmstadt Meier Meier Meier
Schopenhauer und Nietzsche Übung: Der Mythos bei Nietzsche Anthropologische Psychologie
Erlangen Herrigel
Ausgewählte Schriften Fichtes
Gießen Glockner Glockner
Ästhetik des Dramas (mit Übungen) Goethes Naturphilosophie (mit Übungen)
Graz Hartmann Hartmann Hartmann
Goethe: Einfuhrung in die Grundlagen seiner Philosophie, Menschen- und Naturerkenntnis Lektüre: Goethes Werke Einfuhrung in den philosophischen Gehalt von Richard Wagners Dramen
Greifswald Brätes Brätes Heyde
Nietzsche Seminar: Nietzsches ,Wille zur Macht' Seminar: Ethisch-pädagogische Kernfragen
Halle Springmeyer Stammler Stammler
Übungen zur Naturphilosophie Grundzüge der Geschichtsphilosophie Übungen zu Machiavelli
Hamburg Flitner Flitner Noack
Einführung in die Geschichtsphilosophie und in die Geisteswissenschaften Übungen zur Geschichtsphilosophie Übungen zur französischen Philosophie der Gegenwart
Heidelberg Krieck Krieck Odenwald
Weltanschauung und Philosophie der Griechen Rousseau und der Kollektivismus Die religiöse Situation der Gegenwart
Jena Linke Martin
Der logische und ontologische Relativismus Übungen über Nietzsche
Karlsruhe Rüge Ungerer
Schopenhauer Deutsche Geistesgeschichte von Renaissance und Humanismus bis zum Zeitalter der deutschen Bewegung
Königsberg Baumgarten Kowalewski
Deutsche Philosophie (Luther-Nietzsche) Nietzsche und Spengler
Leipzig Bergmann Gadamer Schneider
Platons Staat Kunst und Geschichte Geschichtsphilosophie
München Grunsky Schilling
Piaton (Vorlesung und Übung) Schopenhauer und Nietzsche
1271
1272 Schilling
Die politisch-weltanschaulichen Lehrveranstaltungen deutscher Philosophen Einführung in die Geschichtsphilosophie
Münster Krüger Krüger
Einleitung in die Kulturphilosophie Nietzsche
Posen Stavenhagen
Das Problem des Sinnes der menschlichen Existenz
Prag Günther Günther/May
Friedrich Nietzsche Übungen zum Geniebegriff des 18. Jhs.
Tübingen Haering
Referate über Anschauungen ausgewählter großer Denker verschiedener Völker
Wien Eibl Wichmann Meister
Übungen zu Kants Religions- und Geschichtsphilosophie Übungen über die volkserzieherische Bedeutung H. St. Chamberlains Deutsche Kulturphilosophie von Kant bis zur Gegenwart
1945 Hamburg Noack Sauer
Geschichtsphilosophie der Gegenwart Goethe als Denker
Leipzig Gadamer Gadamer Schneider
Plato Piatos Staat Geschichtsphilosophie: Kulturleistungen der Hauptvölker Europas vom 17. bis 19. Jh.
Quellen und Literatur
A. Archivalien 1. Zentralarchive Bundesarchiv Koblenz (BAK)1 R 21
Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (REM) /341 Universität Frankfurt, Gr. Rat und Kurator 1914-1944 /801 Lehrstuhlbesetzung Wien, Innsbruck 1939 /l038-39 Politische und fachliche Gutachten 1934-1938 /1051 Philosophische Vereine Anh./l0000-10023 Hochschullehrerkartei 1934-1944 Anh./l0038-10093 Personalakten, Hochschullehrer, Splitterbestand 1943-1945 /10170 Universität Freiburg, Allgemeine Angelegenheiten 1941-1944 /10185 Universität Graz, Philosophische Fakultät 1939-1944 /10217 Universität Hamburg, Philosophische Fakultät 1935-1941 /10218 Universität Hamburg, Allgemeine Angelegenheiten /10225 Universität Heidelberg, Philosophische Fakultät 1943 /1O3O3 Universität Posen, Philosophische Fakultät 1941-1944 /10328 Universität Prag 1940-1944 /10843 Prüfungsstelle für die Zulassung zum Studium ohne Reifezeugnis /10851-10854 Fernbetreuung von Kriegsteilnehmern 1943-1944 R 73 Deutsche Forschungsgemeinschaft: Barion (16286), Baumgardt (16340), Baumgarten (10187), Bröcker (10487), Brätes (10430), Cohn (16135), Dempf (16590), Haering (11424), Hennemann (16660), Hoffmeister (11760), Ipsen (11869), Jacoby (11884), Jaensch (11892, 12797, 16322), Kanthack (12034), Krieck (12415), Kunz (12528), Liebert (16439), Lorenz (12781), Lützeler (12817), Lutz (12825), Odebrecht (13450), Ralfs (13778), Rausch (13809), Schilling (14291), Scholz (11060, 14484), Steinbeck (14923) Weinhandl (15576), Weischedel (15579), Wenke (15622), Wundt (15904). - Fichte-Werkausgabe (10977/78) - Intern. Philosophenkongreß 1926(216) R 76 IV Reichsuniversität Straßburg (Findbuch) NS 8 Kanzlei Rosenberg.
1 Jetzt, zusammen mit den Potsdamer und den Beständen des Document Centers, im Bundesarchiv BerlinLichterfelde (ausgenommen der Bestand R 73 und die Nachlässe, die weiterhin in Koblenz verwahrt werden).
1274
Quellen- und Literatur
NS 15 Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP NS 21/vorl. 824 Ahnenerbe-Stiftung: Errichtung einer Lehr- u. Forschungsstelle für Philosophie 1939 NL 77 Nachlaß Max Hildebert Boehm NL 182 Nachlaß Eduard Spranger
Bundesarchiv Potsdam (BAP) R 49.01 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung /705 Ernennung von Rektoren 1935-1936 /1427 Universität Berlin, Philosophisches Seminar 1908-1938 /1435 Universität Berlin, Pädagogisches Seminar 1920-1938 /1467 Universität Berlin, Institut für politische Pädagogik 1933-1942 /1717 Universität Breslau, Philosophische Fakultät 1933-1937 /1727 Universität Breslau, Philosophisches Seminar 1830-1937 /] 770 Universität Frankfurt, Seminar für Philosophie und Pädagogik 1916-1943 /1798 Universität Freiburg, wissenschaftliche Assistenten 1934-1940 /l 871-3 Universität Jena, Philosophische Fakultät 1942-1944 /l 877—1 Universität Köln, Philosophische Fakultät 1943-1945 /1953 Universität Marburg, Philosophische Fakultät 1868-1935 /2031 Universität Marburg, Philosophisches Seminar 1901-1935 /2607 Philosophische Vereine 1943-1944 /2608 Kant-Gesellschaft 1935-1941 /2611 Philosophische Zeitschriften 1941-1943 /2940 Philosophische Kongresse 1934-1942 /2941 Philosophische Gesellschaften 1937-1943 /12444 Dossier des Sicherdienstes der SS betr. Philosophen an deutschen Universitäten (1941/42) /Personalakten: A. Goedeckemeyer, Kurt Huber, Ludwig Klages, Gerhard Lehmann, Paul Menzer 49.02 Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut Berlin 62 Di 1 Dienststellen Rosenberg /Filme 720, 730-732, 1675, 3855 Einsatzstab Rosenberg, Hauptamt Wissenschaft in der Dienststelle Rosenberg (u.a. Tagung Buderose März 1939)
Bundesarchiv Außenstelle Zehlendorf (vormals: Berlin Document Center) (BAZ) Das von den US-Besatzungsbehörden bewahrte Material wurde nicht nach Sachgruppen geordnet, sondern personenbezogen zusammengestellt und vorgelegt; obwohl dies häufig in Quellennachweisen zu lesen ist, handelt es sich meistens natürlich nicht um „Personalakten". Soweit aber echte Personalakten aus dem REM darunter sind, wird dies in den Anmerkungen entsprechend nachgewiesen (= REM-PA). Ansonsten stammt das Material aus der Parteikanzlei (PK), der NSDAP-Hauptkartei (Master-File = MF), der SS-Verwaltung (SSO, RSHA), dem REM (neben den Personalakten die Personalkartei = HLK). Über folgende Philosophiedozenten und Doktoranden wurde Material zur Verfugung gestellt: Arkenberg, Rolf- Bäcker, Hermann R. - Baeumler, Alfred - Ballauf, Theodor - Barion, Jakob - Barthel, Ernst - Bauch, Bruno - Baumgarten, Eduard - Baur, Ludwig - Bavink, Bernhard - Beck, Friedrich Alfred Becker, Oskar - Behn, Siegfried - Behrens, Hans - Berger, Friedrich - Bergmann, Ernst - Böhm, Franz J. Böhm, Wilhelm - Bollnow, Otto F. - Bommersheim, Paul - v. Bracken, Ernst - Brätes, Georg - Brecht, Franz J. - v. Brockdorff, Cay -Bröcker, Walter - Brunstäd, Friedrich - v. Bubnoff, Nicolai - Burckhardt, Georg - Burkamp, Wilhelm - Buttgereit, Hans - Cornelius, Hans - Cramer, Wolfgang - Delekat, Friedrich - Del-Negro, Walther - Dempe, Helmuth - Dempf, Alois - Dessoir, Max - Dietrich, Albert - Dingler, Hugo - Dittrich, Ottomar - Drews, Arthur- Driesch, Hans - Dyroff, Adolf- Ebbinghaus, Julius - Eckard, Waldtraut - Ehrt, Adolf- Eibl, Hans - Emge, Carl August - Erxleben, Wolfgang - Faust, August - Fischer, Hugo
Archivalien
1275
- Folwart, Helmut - Frank, Erich - Freyer, Hans - Freymann, Walter - Funke, Gerhard - Gadamer, HansGeorg - Gallinger, August - Gehlen, Arnold - Gerhards, Karl - Glockner, Hermann - Goedeckemeyer, Albert - Görland, Albert - Grebe, Wilhelm - Gronau, Karl - Groos, Helmut - Grünewald, Hans - Grunsky, Hans Alfred - Günther, Hans R. G. - Hadlich, Heinrich - Härtle, Heinrich - Hagelstein, Otto - Hartl, Albert - Hartmann, Helfried - Hartmann, Nicolai - Hartmann, Otto Julius - Hasse, Heinrich - Heidegger, Martin Heimsoeth, Heinz - Heiß, Robert - Herrigel, Eugen - Hennemann, Gerhard - Hessen, Johannes - Heyde, Johann Erich - Heyse, Hans - Hielscher, Johannes - v. Hildebrand, Dietrich - Hildebrandt, Kurt - Hochstetter, Erich - Hoffmann, Arthur — Hoffmann, Ernst - Hoffmeister, Johannes - Hofmann, Paul - Holfelder, Albert - Honecker, Martin - Horneffer, Ernst - Huber, Kurt - Ipsen, Günther - Jacob, Hans - Jacoby, Günther -Jaensch, Erich R. - Jesinghaus, Carl - Johannsen, Hermann - Jung, Gertrud - Junge, Reinhard - Kabitz, Willy - Kainz, Friedrich - Kamiah, Wilhelm - Kanthack, Katharina - Keller, Erich - Kinkel, Walter Klemmt, Alfred - König, Josef- Kopp, Friedrich - Kowalewski, Arnold - Krieck, Ernst - Kröner, Franz Krueger, Felix - Krüger, Gerhard - Kühnemann, Eugen - Kuhn, Helmut - Kunz, Willi - Kutzner, Oskar Kynast, Reinhard - Lange, Ernst - Lassen, Harald - Leese, Kurt - Lehmann, Gerhard - Leider, Kurt - Leisegang, Hans - Leser, Hermann - Liebrucks, Bruno - Linke, Paul F. - Lipps, Hans - Lipsius, Friedrich R. Litt, Theodor - Lorenz, Konrad - Luchtenberg, Paul - Lutz, Günther - Mahnke, Dietrich - Maier, Anneliese - Mally, Ernst - Mandel, Hermann - Martin, Gottfried - Matzat, Heinz L. - Mehlis, Georg - Meier, Matthias - Mennicken, Peter - Mense, Rudolf- Menzer, Paul - Metz, Rudolf- Metzke, Erwin - Meyer, Eduard Mollowitz, Gerhard - Moog, Wilhelm - Moser, Simon - Most, Otto - Müller, Aloys - Müller, Max - Nelis, Heinrich J. - Noack, Hermann - Noll, Balduin - Odebrecht, Rudolf - Oesterreich, Traugott K. - Peters. Barthold - Petzelt, Alfred - Pfeil, Hans - Pichler, Hans - Ploetz, Hans A. - Ralfs, Günter - Rausch, Jürgen Reich, Klaus - Reiner, Hans - Rickert, Heinrich - Rieffert, Johann B. - v. Rintelen, Fritz-J. - Ritter, Joachim - Rosenmöller, Bernhard - Rothacker, Erich - Rüfner, Vinzenz - Sauer, Heinrich - Schelsky, Helmut - Schering, Walther M. - Schilling, Kurt - Schingnitz, Werner - Schlechta, Karl - Schmidt, Ferdinand J. Schmidt-Japing, Wilhelm - Schmied-Kowarzik, Walther - Schmoldt, Hans - Schneider, Artur - Schneider, Hermann - Scholz, Heinrich - Schondorff, Joachim - Schröter, Manfred - Schulemann, Günter - Schultz, Wolfgang - Schultze, Otto - Schulze-Soelde, Walter - Schwarz, Hermann - Schwarz, Justus - Seifert, Friedrich - Siewerth, Gustav - Spranger, Eduard - Springmeyer, Heinrich - Stammler, Gerhard - Stavenhagen, Kurt - Steinbeck, Wolfram - Steinberg, Wilhelm - Steinbüchel, Theodor - Stieler, Georg - Strecker, Reinhard - Thyssen, Johannes - Ulmer, Karl - Ungerer, Erich - Utermann, Kurt - Verweyen, Johannes M. Volkmann-Schluck, Karl-Heinz - Wagenführ, Horst - Wagner, Friedrich - v. Waltershausen, Bodo - Weidenbach, Oswald - Wein, Hermann - Weinhandl, Ferdinand - Weischedel, Wilhelm - Wendorff, RudolfWenzl, Aloys - Wichmann, Ottomar - Wundt, Max - Wust, Peter - Zastrau, Alfred - Ziegenfuß, Werner Zocher, Rudolf.
Bundesarchiv Außenstelle Hohenschönhausen (jetzt: Dahlwitz-Hoppegarten) (BA-DH) Bestand des Staatssicherheitsdienstes der DDR; aus verschiedenen Provenienzen gebildet, auch Personalakten aus dem REM darunter. Die oben zum BAZ genannten Namen wurden auch hier zur Überprüfung gegeben. Das in nicht sehr großen Umfang zutage geförderte Material wurde hier nur in den Anmerkungen nachgewiesen.
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem (GStA) I. Hauptabteilung Rep 76Va Preußisches Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung /Sek. 1 Generalia Tit. 1, Nr. 39, Bd. 1-11, Hochschulreform 1919-1934 Tit. IV, Nr. 50, Vereinigung der ao. Prof. u. Privatdozenten Preußens 1909-1934 Tit. IV, Nr. 53, Bd. 1, Gesellschaft für Hochschulpädagogik 1910-1930 Tit. IV, Nr. 70, Dozentenschaft 1933-1934 Tit. IV, Nr. 71, Dozentenakadademie 1934 Tit. VII, Nr. 96, Staatsbürgerliche Erziehung 1920-1932 /Sek. 2 Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin
1276 Tit. IV, Nr. 51, Bd. XVIII-XXV, Phil. Fak., Privatdozenten Tit. IV, Nr. 68 A, Bd. 1+2, Phil. Fak., Berufungen 1917-1934 Tit. IV, Nr. 70, Professur für katholische Weltanschauung 1922-1934 /Sek. 3 Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Tit. IV, Nr. 45, Bd. X-XI, Phil. Fak., Privatdozenten 1901-1918 Tit. IV, Nr. 55, Bd. VI-XIII, Phil. Fak., Berufungen 1915-1934 /Sek 4 Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau Tit. IV, Nr. 32, Bd. VIII, Theol. Fak, Berufungen 1917-1931 Tit. IV, Nr. 35, Bd. XX-XXIV, Phil. Fak., Berufungen 1899-1910 Tit. IV, Nr. 41, Bd. V-IX, Phil. Fak., Privatdozenten 1899-1934 Tit. IV, Nr. 48, Bd. III-XI, Phil. Fak., Berufungen 1917-1935 Tit. IV, Nr. 51, Bd. 1, Maßnahmen nach BBG 1933/34 /Sek.5 Universität Frankfurt Tit. IV, Nr. 4, Bd. I—III; Phil. Fak. Berufungen 1914-1933 Tit. IV, Nr. 7, Bd. I+II, Honorarprofessoren 1914-1932 Tit. IV, Nr. 10, Bd. I; Phil. Fak., Dozenten 1919-1927 Tit. IV, Nr. 15, Bd. I; Phil. Fak., Privatdozenten 1914-1934 /Sek. 6 Georg-August-Universität Göttingen Tit. IV, Nr. 1, Bd. XXV-XXXI, Phil. Fak., Berufungen 1916-1934 /Sek.7 Universität Greifswald Tit. IV, Nr. 22, Bd. XX-XXIV, Phil. Fak, Berufungen 1915-1934 Tit. IV, Nr. 26, Bd. III-VI, Phil. Fak, Privatdozenten 1900-1934 /Sek. 8 Universität Halle-Wittenberg Tit. IV, Nr. 38, Bd. XI-XIII, Phil. Fak, Privatdozenten 1915-1934 Tit. IV, Nr. 48, Bd. III-IX, Phil. Fak, Berufungen 1915-1934 /Sek. 9 Christian-Albrechts-Universität Kiel Tit. IV, Nr. 1, Bd. XVII-XXIII, Phil. Fak, Berufungen 1915-1934 Tit. IV, Nr. 2, Bd. III-V, Phil. Fak, Privatdozenten 1902-1934 /Sek. 10 Universität Köln Tit. IV, Nr. 5, Bd. I-III, Phil. Fak, Berufungen 1919-1934 /Sek. 11 Albertus-Universität Königsberg Tit. IV, Nr. 21, Bd. XXVIII-XXXV, Phil. Fak, Berufungen 1918-1934 Tit. IV, Nr. 25, Bd. V-VIII, Phil. Fak, Privatdozenten /Sek. 12 Philipps-Universität Marburg Tit. IV, Nr. 2, Bd. XVIII-XXII, Phil. Fak, Berufungen 1918-1934 Tit. IV, Nr. 3, Bd. III-V, Phil. Fak, Privatdozenten 1907-1934 /Sek. 13 Wilhelms-Universität Münster Tit. IV, Nr. 3, Bd. VIII-XVII, Phil. Fak, Berufungen 1903-1934 Tit. IV, Nr. 6, Bd. 11-111, Phil. Fak, Privatdozenten 1902-1927 Rep. 76Vb Technische Hochschulen /Sek. 5 TH Berlin Charlottenburg Tit. III, Nr. 2A, Bd. 1, Allg. Wiss, Privatdozenten 1926-1929 Tit. III, Nr. 2B, Bd. 1, Allg. Wiss, Privatdozenten 1931 Tit. III, Nr. 2C, Bd. II-IV, Allg. Wiss, Privatdozenten 1929-1934 /Sek. 6 TH Aachen Tit. III, Nr. 1, Bd. X, Allg. Angelegenheiten des Lehrpersonals Tit. III, Nr. 2C, Bd. 1, Allg. Wiss, Privatdozenten 1926-1933 Tit. III, Nr. 6, Bd. VII-VIII, Allg. Wiss, Berufungen 1919-1925 Tit. III, Nr. 16, Bd. 1, All. Wiss, Privatdozenten /Sek. 8 TH Breslau Tit. III, Nr. 11, Bd. 1, Allg. Wiss, Dozenten 1910-1925 Tit. III, Nr. 16, Bd. 1, Allg. Wiss, Privatdozenten /Sek. 9 TH Breslau
Quellen- und Literatur
Archivalien
1277
Tit. III, Nr. 2C, Bd. 1, Allg. Wiss., Privatdozenten 1926-1934 /Sek. 10 TH Danzig Tit. III, Nr. 7, Bd. III, Allgemeine Abteilung, Professoren 1916-1930 /Sek. 12 TH Hannover Tit. III, Nr. 16, Bd. I-II, Privatdozenten 1901-1916 /Sek. 13 TH Hannover Tit. III, Nr. 2 A, Bd. I-II, Allg. Wiss., ord. Professoren 1926-1934 Tit. III, Nr. 2B, Bd. 1, Allg. Wiss, Honorarprof. 1926-1935 Tit. III, Nr. 2C, Bd. I-III, Akten zum „Fall Th. Lessing" 1925-1933 Rep. 76Vc Wissenschaftliche Gesellschaften /Sek. 1, Tit. XI, Tl. 7, Nr. 38, Bd. V, Professorenaustausch mit USA 1909-1911 Rep. 76 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung /452 Universität Breslau, Philosophische Fakultät 1935-1944 /493 Dozentenakademie Göttingen 1938 /579-580 Universität Göttingen, Philosophisches Seminar 1887-1943 /692 Universität Halle, Philosophische Fakultät 1934-1944 /726 Universität Kiel, Philosophische Fakultät 1934-1945 /729 Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Privatdozenten 1919-1929 /1060-62 TH Hannover, Allg. Fakultät 1925-1934 /l 120 Staatliche Akademie Braunsberg 1935-1944 Rep. 92 Nachlaß Carl Heinrich Becker Nachlaß Max Dessoir Nachlaß Adolf Grimme Nachlaß Friedrich Meinecke Nachlaß Friedrich Schmidt-Ott Rep 303 Deutsche Hochschule für Politik XX. Hauptabteilung Rep. 99c Meldestelle für ostdeutsche Hochschulen 1945-1949 /37-61 Briefwechsel der Meldestelle vornehmlich mit Königsberger Dozenten /300 Nachlaß Kurator Friedrich Hoffmann (Königsberg)
Institut für Zeitgeschichte München (IfZ) Mikrofilmbestand (MA), zumeist Akten aus dem Amt Rosenberg, ergänzend zu BAK-Akten. Nachlaß Alfred Baeumler
Auswärtiges Amt Bonn, Politisches Archiv (AA-PA) Bestand Kult W, Europa I-III; Vortragsreisen deutscher Hochschullehrer ins Ausland 1927-1939
Deutsche Dienststelle (Wehrmachtsauskunftsstelle, Berlin Reinickendorf) (DD) Nachweise über Militärdienst, Verwundung oder Tod betr.: Ballauf- Baumgarten - Böhm - Brecht - Cramer - Faust - Folwart - Gehlen - Grebe - Ipsen - Kamiah - Lassen - Liebrucks - Ralfs - Ritter - Rothakker - Ulmer - Waltershausen - Weischedel
Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden (StAD) Bestand Sächsisches Volksbildungsministerium (= Vobi), Sach- und Personalakten betr. die Philosophie an der Universität Leipzig und an der TH Dresden: Ao. Prof. Universität Leipzig (10210) - Phil. Institut Leipzig 1872-1938 (10224/1) - Lehrstuhl für Psychologie, Nachfolge Krueger und Gehlen 1937-39 (10230) -
1278
Quellen- und L iteratur
Besetzung des Lehrstuhls für Philosophie und Charakterkunde TH Dresden 1933-1939 (15553-15554) - Institut für Philosophie/Psychol./Pädag. 1913-1942 (15677) - Das prakt.-pädag. Seminar ebd. (15749-50) Habilitationsgesuche (15878) - Studentenschaft vs. Prof. Luchtenberg (115421) - Personalakten: Dittrich F. Krueger - Lipsius - H. Schneider.
Sächsisches Staatsarchiv Leipzig PP-V, 3954; Schriftwechsel SD-Gestapo Leipzig betr. Deutsche Philosophische Gesellschaft, Juni/Juli 1937.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BayHStA) Abt. 1: Allg. Staatsarchiv, Akten des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus (MK) Sach- und Personalakten betr. die Philosophie in Erlangen, München, Würzburg: Privatdozenten/ Habilitationen (39742) - Lehraufträge München 1924-1928 (11303) - Eucken-Bund (40515) - Universität München, ord. Prof. f. Philosophie (39700) - v. Aster (17597) - Baeumler (43381) - Becher (17612) - Brunstäd (35396) - Dingler (43514) - Gallinger (43530) - Geyser (17689) - Grunsky (43678) - Hensel (43745) Herrigel (43749) - v. Hildebrand (43760) - Hönigswald (43772) - Huber (43791) - Jesinghaus (43820) Kafka (43840) - Leser (17834) - Marbe (43991) - Meyer (44025) - Paul (44113) - Pfänder (17895) - v. Rintelen (44204) - Rüfner (44229) - Schultz (44313) - Wenzl (44512).
Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg (StAHH) Bestand Hochschulwesen Dozenten- und Personalakten: Cassirer - Görland - Leese - Noack - Ralfs - Ritter - Sauer - Stavenhagen.
Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA) Bestand Badisches Kultusministerium Abt. 235 und 466, 467 Sach- und Personalakten betr. die Philosophiedozenten in Freiburg, Heidelberg und an der TH Karlsruhe: Phil. Seminar Freiburg (235/3134, 7834) - Lehrstuhl Philosophie Heidelberg bis 1921 (235/3134) - Allg. Abt./Philosophie, TH Karlsruhe (235/30408) - Berufsbeamtengesetz 1933 (235/5007) - Böhm (235/1806) v. Bubnoff (465/20610) - Cohn (235/1871) - Ebbinghaus (235/8727) - Faust (235/1949) - Geyser (235/8771) - Glockner (235/1993) - Jaspers (235/2131-2133) - Mehlis (235/8926) - Metzke (235/1530) Rickert (235/2414) - Rothacker (235/2430) - Ungerer (466/1983) - F. Wagner (235/2629) - Zschimmer (235/2684; 466/20087). - Nachlaß Arnold Rüge.
Hessisches Staatsarchiv Marburg (StAM) Bestand Rektor und Senat der Universität Marburg (Sig. 305a) und Personalakten (Sig. 310): Lehrstuhl Philosophie (307d, acc. 1966-10, Nr. 4 und 28:1822-1942; 310. acc. 1978-15, Nr. 2729) - Ebbinghaus (307d, acc. 1974-17, Nr. 914-914)-Frank (305a/acc. 1976-19, Nr. 3481; 310/acc. 1978/15, Nr. 2567) - Gadamer (305a/acc. 1978-15, Nr. 4039; 307d, acc. 1966-10, Nr. 112) - Hartmann (307d, acc. 1933-7, Nr. 398; 310, acc. 1978-15, Nr. 2716) - Heimsoeth (307d, acc. 1933-7, Nr. 400) - W. Krauss (307d, acc. 1966-10, Nr. 141b) - G. Krüger (305a/acc. 1976-19, Nr. 3517; 307d, acc. 1966-10, Nr. 143) - Löwith (305a/3583; 307d, 1966-10, Nr. 147/2949).
Landesarchiv Schleswig (LAS) Abt. 47 Universität Kiel /l 141-1142 Flensburger Universitätswoche 1921-1932 /l 191 Dozentenakademie 1934-1938 /1249-I250 Schles.-Holst. Universitätsgesellschaft /l254-1255 Volkshochschulwesen 1920-1935
Archivalien
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/1262 Husumer Universitätswoche 1925-1936 /l 590—1592 Errichtung neuer Professuren /1597-1599 Differenzen unter Dozenten 1933-1944 /1609—1611 Privatdozenten 1935-1938 /1851 Seminar für rassenkundliche Geistesgeschichte /1985 Lübecker Universitätswochen 1922-1938 /1986 Heider Universitätswochen 1922-1928 /2002 Verschiedenes (Schi.-Holst. Gesellschaft f. deutsche Kultur 1933) /2024 SA-Hochschulamt 1934/35 /2051-2052 Philosophische Fakultät 1938-1945 /2031 Die Universität während des Krieges 1939-1945 /2131-2132 Wehrbetreuung 1940-1943
Thüringisches Staatsarchiv Weimar (StaW) Bestand Thür. Volksbildungsministerium, Personalakten der Philosophiedozenten der Universität Jena: Bauch - Dempe - Dinger - Emge - Rausch - Schlechta.
2. Universitätsarchive Archiv der Humboldt-Universität Berlin (UA-HUB) Bestand Rektor und Senat /164 Dozentenschaft /233 Auslandswissenschaftliche Fakultät Bestand Kurator (Verwaltungsdirektor) /904, 905 Institut für politische Pädagogik /Personalakten Baeumler (B 21) - Ballauf (B 55) - Baumgardt (B 94) - Bülow (B 530) - Clauß (C 36) - Dessoir (D 53) - Grassi (G 185) - Groethuysen (B 208) - H. R. G. Günther (0 247) - N. Hartmann (H 112) - G. Hess (H 278) - K. Hildebrandt (H 312) - Hochstetter (H 352) - A. Hoffmann (H 373) - Hofmann (H 526) Jung (J 80) - Junge (J 84) - Köhler (K 139) - Lehmann (L 70) - Kuhn (K 421) - Liebert (L 152) - Maier (M 24) - A. Müller (M 274) - Odebrecht (0 7) - Rieffert (R 139) - Schering (Seh 89) - Schick (Seh 61) - F. J. Schmidt (Seh 130) - Schmoldt (Seh 165) - Spranger (S 224) - Springmeyer (S 182) - Steinbeck (St 27) - Wagner (W 15) - Wein (W 93) - Wichmann (W 172) - Ziegenfuß (Z 24). Bestand Philosophische Fakultät /745-943 Promotionen 1933-1945 l\ 195-1197 Nicht abgeschlossene Habilitationen 1919-1933: Dietrich, Heufelder, Hildebrandt, Klemmt, Metzger /1224-1326 Habilitationen 1900-1945 (daraus hier namentlich aufgeführt die phil./pädagogischen Verfahren): Menzer (1224) - Frischeisen-Köhler, Misch (1227) - Groethuysen (1228) - Spranger (1231) Kuntze (1232) - Hofmann (1234) - Rieffert (1236) - Baumgardt, Liebert (1241) - Reichenbach, Hochstetter (1242) - Delekat (1243) - Kuhn, Wichmann (1244) - Günther, Odebrecht (1245) - Schering, Springmeyer (1246) - Blättner (1252). /l 327-1372 Nicht abgeschlossene Habilitationen 1934-1945: Ehrt (1335) - Grünewald (1339) - H. Hartmann, Hofstätter (1346) - Kopp (1349). /1470-1484 Berufungsangelegenheiten 1919-1945
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Quellen- und Literatur
Bestand Dozentenschaft, Personalakten Behrens, Blättner, Grassi, Günther, N. Hartmann, Hochstetter, Junge, Lehmann, Odebrecht, Schmoldt, Utermann, Wagner, Wenke, Ziegenfuß. Bestand Wirtschaftshochschule (WHS) /630 Friedrich Bülow Bestand Studentenkartei /Cordier, Wendorff Universitätsarchiv Bonn (UAB) Personalakten der Philosophischen Fakultät Dyroff- Feldmann - Hoffmeister - Mense (Habil.) - A. Müller - Noll - Becker - Behn - v. Bracken (Habil.) Dempf (Habil.) - Honecker - Kutzner - Landsberg - Lützeler (Habil.) - Rothacker - Selz - Thyssen Verweyen.
Universitätsarchiv Frankfurt/M; (UAF) Personal-Hauptakten: Adorno - Burckhardt - Cornelius - Cramer - Grebe - Hasse - Heinemann - Horkheimer - Lipps - Riezler - Schlechta - H. Schwarz - Tillich - Weinhandl.
Universitätsarchiv Freiburg (UAFb) Besetzung des Lehrstuhls für Philosophie seit 1899 (Reg. Akten Via/168), Errichtung und Besetzung der 2. Professur für Philosophie/Nachfolge Geyser (Reg. Akten VI/169), Errichtung eines Extraordinariats für Pädagogik und Philosophie 1919 (Reg. Akten Vl/172), Gründung eines Philosophischen Seminars 1919-1944 (Reg. Akten XV14/14). Personalakten: O. Becker - Brock - Cohn - Ebbinghaus - Geyser - Heiß - Honecker - Kaufmann - Kroner - Mehlis - Müller (Habil.) - Siewerth (Habil.) - Stieler - Ulmer (Habil.).
Universitätsarchiv Gießen (Universitätsbibliothek) (UAGi) Personalakten: v. Aster - Ehrenstein (Habil.) - Emge (Habil.) - Glockner - Hoffmeister - Horneffer - Kinkel - Lassen — Raab - Schmied-Kowarzik - Steinbüchel - Weidenbach
Universitätsarchiv Greifswald (UAG) Dekanatsakten 1919-1944; Personalakten: Brätes (Habil.) - Jacoby - Lehmann (Habil.) - Lutz - Mahnke (Habil.) - Moog - Pichler - Schulze-Soelde - H. Schwarz.
Universitätsarchiv Halle (UAH) Bestand Kurator und Philosophische Fakultät (Rep. 4 und Rep. 6): Anstellung der ord. u. ao. Prof. 19001945 (4/846, 847), Ordentl. Professuren 1925-1937 (5/1368), Prof. der Phil. Fak. 1936-1944 (6/2969), Philos. Seminar 1938-1948 (6/2734), Kant-Gesellschaft (Rep. 6/ 1866). Rep. 21 II, Nr. 233/1: Promotionsverfahren Brachmann und Olivier 1940. Personalakten (PA Nr. ): Frischeisen-Köhler (6075) - Menzer (11826) - Reiner (12922) - Springmeyer (14912) - Stammler (16177)- Stenzel (14976) - Utitz (163 80).
Universitätsarchiv Heidelberg (UAHd) Lehrstuhl für Philosophie 1919-1946 (B-7576) - Personalakten: Böhm - Brecht - v. Bubnoff- Classen (Habil.) - Eckard (Habil.) - Ehrenberg - Faust - Frank - Glockner - E. Hoffmann - Jaspers - Krieck - Kunz Maier - Metzke - E. Meyer - Schmid-Noerr - Rickert - Rothacker - Rüge - F. Wagner. - Promotionsakten: Philosophie 1933-1945.
Archivalien
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Universitätsarchiv Jena (UAJ) Bestand Philosophische Fakultät: Ordentliche Professuren 1919-1939 (M 628-632), Bestand Privatdozenten/Lehraufträge 1925-1939 (M 633), Bestand Habilitationen 1921-1945 (M 654-655), Bestand Kurator: Philosophisches Seminar 1920-1952 (C 881), Bestand Rektorat: Ordentliche Professuren 1919-1945 (BA 927), Personalakten: Bauch (D 102) - Eucken (D 657) - Leisegang (D 3201) - Linke (3202).
Universitätsarchiv Köln (UAK) Personalakten: Bäcker - Barthel - Driesch - Hartmann - Heimsoeth - Heiß - Hessen - Honigsheim Luchtenberg - Martin - Metzke - Plessner - Saitschick - Scheler - A. Schneider - J. Schwarz - v. Waltershausen.
Universitätsarchiv Leipzig (UAL) Personalakten (PA, Nr. ): Bergmann (305) - Dittrich (409) - Driesch (416) - Dürckheim (424) - Fischer (455) - Freyer (474) - Gehlen (494) - Ipsen (600) - Krueger (664a-c) - Leisegang (681) - Lipsius (699) Litt (204) - Schingnitz (928) - H. Schneider (256) - Spranger (908) - Volkmann-Schluck (63). - Promotion Schelsky (Phil. Fak, Prom 735, Bl. 1-2)
Universitätsarchiv München (UMMn) O-N-14 Lehrstuhl Hönigswald O-N-10a Lehrstuhl Geyser (Konkordat) Personalakten (E-II-N): Gallinger - v. Hildebrand - Hönigswald - M. Meier - Pauli. Habilitation Franz Kröner 1939. Universitätsarchiv Münster (UAMs) Bestände Rektor, Kurator und Phil. Fakultät, jeweils sich ergänzende Personalakten von: Braun - Brunswig - Ettlinger - Hielscher - Janssen - Kabitz - Koppelmann - G. Krüger - J. Ritter - Rosenmöller - Scholz - B. Schwarz (Habil.) - Vorländer - Wust. Kurator; Professoren der Phil. Fak. 1927-1945 (Fach 8, Nr. 3, Bd. 3-6); Philos. Seminar 1914-1951 (Fach 13, Nr. 7, Bd. 24); Logistisches Seminar (ebd., Nr. 7a). Phil. Fak.: Phil. Prof. I (Konkordat) 18-4-1940 (B II, 1 a), Prof. II (B II, lb); Prof. III (Extraord.) (B II, 1 c); Verhandlungen um eine päd. Prof. (B II, ld-f); Lehrstuhl Wust/Krüger 1945/45 (Nr. 85) Rektor: Ernennungen ord. Prof. 1913-1938 (B 11 spec); Besetzung von Lehrstühlen 19111942 ( B i l l spec, Bd. 1-3);
Universitätsarchiv Rostock (UAR) Personalakten: Bröcker - Brunstäd - Burkamp - Ebbinghaus - Erhardt - Schlick - Reich (Habil.) - Utitz. Akte: Vereinigung fortschrittlich gesinnter Akademiker 1919.
Universitätsarchiv Tübingen (UAT) Rektor und Senat sowie Philosophische Fakultät: Philosophischer Lehrstuhl, Nachfolge 1928 (131/111; 205/65, 205/68, 205/69), Errichtung des Extraordinariats für Pädagogik (126/102), Entlassungen 1945 (149/37-39). - Personalakten: Faust 126/148) - Grebe (126/220) - Haering (126/172) - Oesterreich (126/488) - Weischedel (126a/517) - Wundt (126a/539). Nachlaß Max Wundt (Sig. 228/9-12), Nachlaß Traugott K. Oesterreich (Sig. 399/10a).
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Quellen und Literatur
Archiv der Akademie der Wissenschaften der DDR/Berlin, jetzt Archiv der BerlinBrandenburgischen Akademie der Wissenschaften (AdW) Akten betr. : Preisaufgabe der Hist.-Phil. Klasse 1936 (II-IX)
3.
Bibliotheken
Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz (SBPK) HANDSCHRIFTENABTEILUNG: Nachlaß Gerhard Lehmann Nachlaß Erwin Stresemann
Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel (SHLB) Nachlaß Cay von Brockdorff Nachlaß Ferdinand Tönnies Soweit schriftlich Einzelauskünfte erteilt wurden (UA Würzburg, UA Prag, UA Graz), sind diese lediglich in einer Anmerkung im Text ebenso festgehalten wie die im Archiv des Walter de Gruyter Verlages (Berlin) benutzten Materialien. Frau Marianne Baeumler (Eningen) stellte Materialien aus dem noch in ihrem Privatbesitz befindlichen Teil des Nachlasses von Alfred Baeumler zur Verfügung.
B.
Literatur
Vorbemerkung: In das Verzeichnis der Literatur bis 1945 finden auch Texte Eingang, die erst nach 1945 aus dem Nachlaß herausgegeben oder die in revidierter Fassung erneut aufgelegt wurden. Ebenso Werkausgaben, die Texte aus der Zeit vor 1945 versammeln, sowie Briefeditionen. Des weiteren ist daraufhinzuweisen, daß ursprünglich beabsichtigt war, eine Gesamt-Bibliographie aller politisch relevanten Texte von Universitätsphilosophen zwischen 1918 und 1945 zu erstellen. Aus technischen Gründen finden sich darum hier in der Darstellung nicht zitierte Texte, die eigentlich in die wegen ihres Umfangs an dieser Stelle nicht vorgelegte Gesamt-Bibliographie gehören. Diese Texte wurden mit (x) hinter den Erscheinungsjahr markiert. Konversationslexika, Nationalbiographien, Gelehrtenkalender usw. werden nicht eigens aufgeführt. Presseartikel, die Vorträge und Reden referieren, werden dem Redner zugeordnet, aber in [ ] gesetzt.
1.
Primärliteratur
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Literatur
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1284
Quellen und Literatur
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Literatur
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1286
Quellen und Literatur
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Register
Abbt, Thomas 980 Abderhalden, Emil 1015 Abert, Anna 977 Abi; Paul 1150 Abshagen, Karl Heinz 1150 Ach, Narziß 112, 114, 184, 265, 349, 1072 Achelis, Johann D. 524f, 596, 600f., 605, 609, 624, 767, 793 Achmeteli, Michail 841 Adam, Uwe 597 Adams, Alfons 310 Adenauer, Konrad 86-89, 157, 254, 300 Adickes, Erich 35, 57f, 74, 165, 211, 262, 282ff., 318, 1068, 1192, 1199, 1201 Adler, Alfred 530,750,1194 Adler, Max 111, 252f, 294, 900, 1070, 1202 Adler, Oskar 984, 997f Adorno, Theodor W. 248, 305f, 374, 392, 394ff, 507, 584, 603, 662, 691, 837, 1153, 1217f. Ahlbom, Knud 384 Ahlmann, Wihelm 175,618 Ahrens, Georg 827 Aigner, Dietrich 29 Alanus de Insulis 54 Albert der Große (Albertus Magnus) 89,661,829,1122 Albert, Hans 1029 Albrecht; Ilse 1001 Albrecht, Erhard 140 Albrecht, Renate 36, 247 Aler, Jan 25 Alexander von Haies 878 Alpheus, Karl 849,1269 Aisberg, Paul 1038 Althaus, Paul 78,321 Althusius, Johannes 304, 976 Alvensleben von, Familie 556 Alwast, Jendns 43, 175-178, 189, 368, 370, 1052 Aly, Götz 1094 Amelunxen, Rudolf 193 Ammon, Kurt 1132 Andre, Hans 661
Andreas, Willy 839f. Andree, Karl 115 Anraths, L. 70 Anschütz, Georg 683, 827, 1072, 1229 Apel, Max 924 Apfel, Alfred 457 Apfelstaedt 764 Appel, Carl 278 Appel, Margarete 977 Arco, Anton Graf 104,358 Arendt, Hannah 1166 Aribrecht (pseud.) 506 Aristoteles 52f, 108, 131, 143, 254, 259, 309, 320, 331, 343, 347, 490, 644, 714, 717, 771, 816, 857, 871, 907f, 960, 977, 1003, 1025, 1193, 1198, 1201, 1208f, 1212, 1228, 1231, 1233, 1258, 1269 Arkenberg, Rolf 820,995 Arleth, Ernst 145 Arndt, Ernst Moritz 94, 331, 704, 1225 Arnim von, Familie 550 Arnim, Achim v. 638 Arseniew, Nikolaus v. 554 Aschheim, Steven 1025 Asmus, Walter 108, 189f, 571, 601, 624 Assel, Heinrich 280 Assing, Ludrmlla 986 Astel, Karl 832f, 837, 879, 881, 883f. Aster, Ernst v. 48, 60f, 90, 96, 98, 101-104, 150, 183, 197, 245, 270f, 348, 350, 357, 374, 377, 383, 419, 432ff, 437, 439, 452, 456ff, 584f, 588, 600, 618, 703, 1037, 1049, 1068, 1180f,1220 Aubert, Roger 54 Aubin, Hermann 1144 Auerbach, Berthold 986 Auersperg, Alfred v. 797 Augustinus 90f, 157f, 308ff, 325ff, 660, 737, 826, 831, 870f, 874, 1175 Aulock, v. 899 Ave-Lallemant, Eberhard 122f., 635 Avenarius, Ferdinand 990 Avenarius, Richard 150, 231 Axelrod, Towia 453 Axmann, Walter 1001
Ayer, J. J. 1117 Baader, Franz X. v. 316f., 557, 1008, 1209 Bachelard, Gaston 1106 Bacher, Franz 596, 674, 677, 682, 928, 1007 Bachofen, J. J. 191 f, 217, 245, 297, 548, 557, 562, 565f, 569, 571f, 576, 947,966, 1212, 1221, 1229 Backe, Herbert 943 Bäcker, Hans 339 Bäcker, Hermann R. 336, 338f., 350, 354, 585, 748f, 853, 1215, 1219, 1223, 1225, 1227, 1232, 1239, 1241, 1244,1250,1252 Bacon, Francis 459, 729, 1116 Baden, Max v. 513f. Baehr, Anton 1111 Baensch, Otto 72, 138, 437, 496, 613, 670, 672f, 675, 690, 704, 1240 Baer, Karl E. v. 890 Baesecke, Georg 956 Baethgen, Friedrich 860, 862 Baeumker, Clemens 53f, 70f, 89, 122, 124, 144f, 148, 158, 160 198f, 236, 271, 288, 307, 309, 343f, 356, 584f, 631,1008 Baeumler, Alfred 16f, 19, 29f., 35ff, 63,96, 113, 156, 163, 184, 187, 191ff, 216f, 227, 239f , 242, 244f, 254f, 266, 277, 281, 291, 297, 303, 308, 335, 345, 350, 354, 454, 523ff, 545-550, 553-583, 585f, 588ff, 597f, 605609, 611, 613f, 616, 624f, 633f, 636f, 639f.,642-647, 651, 654, 659, 666f, 682ff, 686ff, 691f, 699f, 702705, 707f., 710-713, 715, 722, 727f, 743, 757, 759f, 765f, 769f, 775f, 781-786, 793f, 804, 807, 812, 820f, 825, 840, 845f, 851-854-869, 871 f., 874, 881fl", 887ff, 898ff, 902-905., 910f, 915, 917, 919f, 925f, 929f, 934-961, 963-972, 976, 978f, 981 997,, 1000-1006, 1008, lOlOff, 1014, 10l6f, 1019-1022, 1025, 1036, 1040, 1042, 1046, 1048, 1050f, 1054f., 1059f, 1065-1068, 1073, 1076, 1078,
Registe r 1088-1092, 1099ff., 1103, 1133f, 1139, 1142-1147, 1150-1159f, 1172, 1194, 1198, 1200, 1202, 1204, 1206, 1208, 1210, 1212, 1214, 1216, 1218, 1220, 1222f, 1226, 1228, 1230, 1233, 1235, 1237, 1240, 1242, 1245, 1247, 1249, 1251f., 1254f, 1257, 1260, 1262f,1267-1270 Baeumler, Anton 259 Baeumler, Marianne 36f, 217, 259, 546, 558, 569ff, 581, 605, 869, 942, 960 Bahn, Peter 74,212,1052 Bahners, Patrick 23 Bahnsen, Julius 709,1132 Bahr (RStF) 840 Bahr (DR) 728 Bahr, H.W. 59 Bahro, Rudolf 549 Bakunin, M. 1154 Ballauf, Theodor 16, 853, 867f., 911, 1002f. Ballhausen, Lucius v. 517 Ballin, Albert 516 Balthasar, Hans Urs v. 703 Bamberger, Ludwig 309,517,986 Bang, Paul 522 Baranowsky, S. 551 Barbusse, Henri 407 Bargheer, E. 267 Barion, Hans 630, 660, 673f., 1029 Barion, Jakob 402, 585, 659ff., 664, 674, 742f, 925, 1126, 1128 Barmat, Brüder 516 Barsch, Claus-E. 1051 Bartels, Adolf 492 Barth, Heinrich 608 Barth, Karl 93,331,391,649,759,821 Barth, Kaspar v. 884 Barth, Paul 49f, 79, 110, 349f, 588, 1068, 1180 Barthel, Ernst 162f, 167, 169f, 245, 300, 466, 470f., 726, 749, 846, 881f, 1185, 1187, 1197, 1201, 1207, 1219, 1223, 1229, 1232, 1234, 1239, 1246, 1248 Barthel, Konrad 1134 Barthel, Max 207 Bast, Rainer A. 1073 Bataille, Georges 577 Battaglia, Feiice 1028 Bauch, Bruno 30, 59ff, 84, 90, 114f., 123f, 127ff. 136, 178, 181f, 204, 212, 238, 250, 256, 261, 277ff, 282, 289f, 331, 335, 340, 355f„ 426, 434, 473, 478-482, 486-493, 495f, 499, 504ff., 508f, 512, 518, 523, 525, 528, 544, 584f., 587, 607ff, 714, 723, 758, 812, 831 ff., 837, 851f, 879f, 886, 91 lf, 926, 957, 1007-1010, 1012, 1017, 1039f, 1047f, 1065, 1068, 1078, 1165, 1201, 1208, 1219, 1227, 1236 Bauchert, Walter 1114 Baudissin, Wolf W.Graf 499 Bauer, Bruno 890f, 1067, 1148, 1150f,1160 Bauer, E. J. 160
1445 Bauer, Gustav 900 Bauer, Theo 662 Baumann, Günter 614 Bäumer, Gertrud 120,169 Baumgardt, David 315ff, 434, 436f, 447,588,603,653, 1193f., 1209 Baumgarten, A. G. 74 Baumgarten, Eduard 32, 35, 700, 729, 743, 789, 791-795, 799f, 802f, 805, 807, 825, 840, 852-855, 872f, 876, 911, 956-960, 989, 1005, 1050, 1055, 1133, 1135-1142, 1172, 1241, 1243, 1250f, 1260, 1263f, 1266, 1268, 1270f. Baumgarten, Fritz 792 Baumgarten, Hermann 792 Baumgarten, Otto 56,421 Baumgärtner, Raimund 688 Baumgartner, Hans M. 600 Baumgartner, Matthias 53f, 143, 147, 161,308,350, 1185f. Baumgartner, Alois 402 Baur, Erwin 513,516 Baur, Ludwig 147ff, 278, 313, 350, 585, 667f, 670-673, 1202, 1206, 1208f, 1212, 1226, 1228, 1231,1233 Baur, Max 819 Bause, Heinz 964, 972, 989 Bavendamm, Dirk 29,1095 Bavink, Bernhard 201 f., 226, 1053, 1068 Baxa, Jakob 525 Beaufort, Jan 362 Bebel, August 76, 294, 529, 976 Becher, Erich 52, 57, 66, 84, 115, 117f, 137, 156, 193, 226, 232, 250, 261 f., 280, 282, 305, 349, 425, 428, 430,447,587,631, 1008 Bechtle (Stab Heß) 760 Beck, Alexander 927 Beck, C.H. (Verlag) 838 Beck, Friedrich Alfred 708, 1146, 1159 Beck, Ludwig 913,1024 Beck, Maximilian 684 Beck, Robert 977f. Beck, Ulrich 837f, 843 Becker (Stab Heß) 679 Becker, Carl Heinrich 34, 44, 50, 56, 63, 66, 79-83, 86, 88 , 92-98, 113f, 117-120f, 126, 142, 148, 169, 183, 185, 225f., 241-252, 256, 259, 261, 265f, 269, 273ff, 290f, 299, 303, 336f, 348f, 404, 406ff, 412, 515, 583, 596, 612,614, 622, 750, 776, 793, 931, 1167, 1174 Becker, E. 418 Becker, Hellmut 793 Becker, Kurt 639 Becker, Oskar 35, 162, 245, 254, 258f, 261, 266, 281, 295f, 346, 348f, 525, 585, 629, 658f, 690, 743, 852, 884, 887, 930, 957, 968, 1020, 1053, 1099, 1202, 1226, 1237, 1257, 1267, 1269 Beckerath, Erwin v. 168, 1213, 1222 Becker-Freyseng, Albert 734, 739742,919 Beckett, Samuel 980
Beckh 490 Bedürftig, F. 828 Beekmann, Konrad 996, 1001 Beer, Herbert 967, 972f. Beethoven, Ludwig v. 690, 910 Beger, Bruno 801 Behn, Siegfried 72, 251, 261, 266-270, 348, 350, 376f, 426, 429, 445, 585, 665, 844, 851, 888, 1043f, 1087, 1099f, 1181, 1187, 1196, 1198, 1202, 1228, 1235, 1237,1243 , 1245, 1249 Behnke, Heinrich 251,818 Behrends, Hermann 1034f. Behrens, Hans 16,691,853,926,930, 1002f, 1059ff., 1066f, 1142 Behrmann, Rolf 977 Bekker, Paul 449, 689 Belke, Ingrid 225 Belloc, Hilaire 578f Below, G.v. 489,792,931 Benda, Julien 1120,1130 Benes, Eduard 533 Beneyto, Jose M 1108 Benjamin, Walter 35, 123, 130, 305, 394 Benrubi, I. 434,437,466 Bente, Hermann 981 Bentham, Jeremy 459, 577 Berber, Friedrich 839, 882 Berberoff, Theodor 977 Berdiaeff, N. 557, 930 Bergdolt, Ernst 840 Berger, Friedrich 205, 637, 668ff, 690, 699, 1228, 1230f, 1233, 1235, 1240, 1243, 1245, 1247, 1253ff, 1172, 1257 Berger, Werner 940-943 Berghahn, Volker 552 Bergmann, Artur 1002f Bergmann, Ernst 74, 76, 354, 356, 364, 376, 426-429, 443, 481, 585, 587, 615, 695, 753, 766, 853, 1045, 1052, 1225, 1227, 1232, 1234, 1249, 1260, 1266, 1270, 1272 Bergmann, Peter 74 Bergson, Henri 75, 116f, 165, 197, 220, 227f, 260, 275, 498, 560, 969, 976, 1000, 1129-1133, 1184, 1208, 1212-1215,1222,1231 Bergstraesser, Arnold 838 Berkeley, George 150, 171, 305, 1117 Bermann-Fischer Verlag 1121 Bemal, Martin 962 Bernays, Paul 254 Bernhard, Georg 317 Bernhardi, Friedrich v. 1117 Bernhart, Josef 526 Bernheim, Ernst 164 Bernmg, Vincent 308 Bernstein, Eduard 456, 900 Berolzheimer, Fritz 1023,1028 Bertholet, Alfred 1000 Bertram, Ernst 309, 623, 641, 846 Bertram, Adolf Kardinal 672 Berve, Helmut 747, 993, 1126 Beßlich, Barbara 124,1166 Best, Werner 551,856,914 Beste, Theodor 193
Register
1446 Bethmann Hollweg, Theobald v. 333, 514 Bettmann, Otto 1027 Beumelburg, Walther 614 Beumelburg, Werner 577 Beurlen, Karl 929 Beyer, W. 1013 Beyerchen, A D. 596 Bezold, Friedrich v. 150 Bialas, Wolfgang 1166,1168 Bickel, Cornelius 566 Bickel, Ernst 114 Bieberbach, Ludwig 234, 305, 646, 752,983,985,987,998, 1026 Bier, August 524 Biermann, WE. 128 Biller, Gerhard 258 Billicsich, Friedrich 772, 1258,1262 Binder, Julius 356, 369, 489f, 518f, 521 ff., 525, 584f, 587f, 1028, 1032, 1036, 1072, 1078, 1164, 1198, 1200 Birkenkamp, Fritz 718f, 845, 879 Bischof, Norbert 800 Bismarck, Otto v. 52f, 107, 124f, 132, 210, 279, 355ff, 383, 458f, 461, 468, 471, 517, 544, 566, 654, 903, 986, 997,
1030, 1056, 1088, 1117, 1140, 1157, 1239 Bittel, Karl 384 Bitter, Heinz 554 Black, Peter 1026 Blaschke, Friedrich 526, 1068f, 1117 Blättner, Fritz 773, 970, 972, 1261 Blechle, Irene 422 Bloch, Ernst 18, 168, 227, 440, 538, 689, 1154 Blochmann, Elisabeth 120f, 135, 364, 666 Blomberg, Werner v. 1032 Blondel, Maurice 1072 Bloßfeldt, W. 526 Bloy, Leon 332 Blüher, Hans 309 Blum, Leon 1066 Blume, Werner 675 Blumenthal, Alfred 1001 Boas, Franz 422 Bock, Cornel J. 158f. Bock, Hellmut 729,1108,1116 Böckenförde, E. W. 589, 1044 Bodenstein, Hans Georg 554 Bodin, Jean 304, 1083f. Boehm, Max H. 474-479, 483, 487, 498, 509, 519f., 551, 905, 914, 1033, 1168, 1222, 1224, 1232 Boelcke, Willi A. 1150 Boelitz, Otto 79, 423 Boepple, Ernst 632 Boethius 739 Boetticher, Wolfgang 964 Bogenschneider, Hans-J. 982 Bogner, Hans 738f, 1038, 1076 Böhler, Dietrich 18, 634f. Böhm, Anton 525 Böhm, Franz J. 315, 324, 326ff, 692ff, 704f, 724f, 753, 757, 809f, 851 ff., 880, 912, 919, 922, 924f, 1037,
1053, 1092, 1128, 1142, 1172, 1229, 1236, 1238, 1248, 1250, 1252, 1265 Böhm, Hartmut 614,689,935 Böhm, Wilhelm 223, 229f., 239f., 585, 885, 1225, 1234, 1236, 1238, 1241, 1246, 1253f,1256f,1261,1264,1267 Böhme, Günther 422 Böhme, Hans-Georg 434 Böhme, Jacob 217, 283, 316, 33Of, 532, 676, 720, 755, 831, 923, 1123, 1210, 1248, 1250, 1260, 1262, 1265, 1266ff Böhmer, Gustav 1183, 1185, 1188 Böhmer, Heinrich 548 Böhringer, Hannes 63, 604 Bölling, Rainer 413 Bolland, Gerardus 1072 Bollinger, Willi 737 Bollmus, Reinhard 37, 598, 733f, 753, 769, 935, 947, 950 Bollnow, Hermann 700 Bollnow, Otto Friedrich 52, 125, 340, 584, 587, 654, 667, 672-675, 698704f, 780f, 825f, 847f, 850, 852ff, 863, 912, 921, 957, 997, 1040, 1092, 1099, 1102, 1231, 1250f., 1256, 1259, 1261,1264f Bölsche, Wilhelm 456, 709 Bolzano, Bernhard 1244 Bömer, Karl 964f, 993 Bommersheim, Elly 204 Bommersheim, Paul 194, 204, 212, 239f, 525, 584, 832, 1047, 1224, 1226, 1228, 1235, 1238, 1240, 1247, 1256,1261,1267,1269 Bonald, Louis de 1116 Bonaventura 160,270,652 Bonhoeffer, Karl 435 Bönisch-Brednich, Brigitte 899 Bonk, Magdalena 1164 Bonn, Moritz J 168,449 Bonsens, F. (Pseud. für Hillebrand, A.) 277 Bonus, Arthur 773 Booms, Hans 810 Borger, Gustav 746, 786, 847 Borinski, Fritz 96, 735 Bormann, Martin 665, 769, 844, 947 Born, Max 700 Börne, Ludwig 861 Bornhausen, Karl 417, 613, 636, 663, 667,811, 1015, 1233, 1235 Borowsky, Peter 681 Bottin, Angela 130 Boucher, M 886 Bouhler, Philipp 739, 968, 1069 Bousset, Wilhelm 100-103 Boutroux, Emile 116 Boveri, Margret 518 Boyens, John 1110 Boyle, Robert 143f. Bracher, Karl Dietrich 506, 1096f, 1168 Brachmann, Wilhelm 688, 947, 1266 Bracken, Ernst v. 884, 888f, 9 1 1 , 1058f Brahm, Otto 986 Brahma 1179
Brakelmann, Günter 64 Brandenburg, Erich 252, 1092 Brandenstein, Joachim v. 295 Brandes, Georg 986 Brandis, Catharina 200 Brandis, Christian August 200 Brandt, Hans 1113 Branig, Hans 551 Brätes, Georg 891ff, 895, 91 1 , 1266, 1271 Braun, Adolf 104f, 388 Braun, Bernhard 145 Braun, Elisabeth 137 Braun, Heinrich 227 Braun, Karl 982 Braun, Lily 227 Braun, Otto (der „Früh vollendete") 226 Braun, Otto (Philosoph, Münster) 64, 66, 73, 350, 390, 407f, 419, 473, 488, 498,584, 1174ff, 1178f. Braun, Otto (preuß. Min Präs.) 79 Brausch, Gerd 869 Bräutigam, Thomas 1163 Brautlacht, Erwin 930 Brecht, Bertold 236 Brecht, Franz J. 315, 328f, 585, 753, 766f, 852, 854, 1261, 1263, 1269 Brecht, W 714 Bredekamp, Wilhelm 329, 1166 Breipohl, Renate. 390ff Breitscheid, Rudolf 456 Breloer, Bernhard 966, 985 Bremer, Karl-H. 1 1 1 1 , 1 1 2 0 Brentano, Franz v. 243, 313, 660, 874, 876, 1039 Brentano, Lujo 64, 263 Bresslau, Harry 280 Breuer, Stefan 55, 546f, 551, 590 Breumng, Klaus 589 Briand, Aristide 442 Briefs, Goetz 331,1023 Brinckmann, Albert E 1092 Brinkmann, Carl 83 8f Brinkmann, Hans 227 Brock, Werner 340, 345f, 603, 1220 Brockdorff, Cay v. 75f, 78, 275, 350, 421f, 585, 587f, 753, 767, 1029, 1171, 1177, 1180, 1183, 1185, 1188, 1192, 1195, 1197, 1201, 1203, 1205, 1236, 1241, 1248, 1255, 1264, 1266, 1268, 1270 Brocke, B. v. 272 Bröcker, Walter 742ff, 664, 812, 814817, 852-855, 893, 911 f., 925, 1240, 1268 Brockes, Barthold Heinrich 71 Brockhaus (Verlag) 884 Brockhaus, Suse 1099 Brod, Max 779 Broesigke, Irmgard v. 1002 Bronnen, A. 580 Broszat, Martin 22, 533 Brouwer, L. E. Jan 220 Browne, Robert 520 Brück, Robert 188 Bruckmann, Hugo 488, 629
Register Bruckner, Anton 689f. Bruckner 611 Bruckner, Peter 531 Brües, Otto 920 Brüggemann, Alfred 789 Brühl, Heinrich Graf v. 956 Brumlik, Micha 34, 482, 1004 Brüning, Heinrich 166, 289, 307, 364, 368,375,629,737,901,1987,1100 Brunner, Elisabeth 992 Brunner, Emil 525 Brunner, Heinz 939 Bruno, Giordano 1106, 1108, 1255 Bruns, Victor 1027,1032 Brunschvicg, Leon 1130 Brunstäd, Friedrich 72, 78, 168, 173, 281, 295f, 298f, 321, 350, 355f, 364f., 374, 376, 391, 399, 434, 438, 460f, 473, 528, 585, 587, 590, 622, 1072, 1174, 1178, 1181, 1185, 1188f, 1191,1193 Brunswig, Alfred 57f, 126, 249, 347, 349, 1175, 1184, 1189, 1192, 1195, 1199 Brunträger, Hubert 36, 569, 571, 583, 1156 Bub er, Martin 197 , 22 7f, 509f, 1063ff, 1070 Bubnoff, Nicolai v. 64, 71, 183, 364, 445, 471 f., 445, 588, 753, 767, 852, 1090, 1188, 1199,1208,1215 Buchenau, Artur 125,706 Bücher, Karl 1118 Buchheim, Hans 716 Buchholz, Gustav 128 Buchner, Max 850 Bück, Johann W 112 Buddha 1179, 1184, 1217 Bühler, Charlotte 779, 797f. Bühler, Karl 114, 187f., 214, 239, 265f, 279, 290f, 293, 771, 773, 777, 797f, 850, 881,973 Bülow 683 Bülow, Bernhard v. 333 Bülow, Friedrich 526, 1108, 1118f. Bultmann, Rudolf 302, 331, 734, 822, 826, 873, 976 Bünger, Wilhelm 191 Bürck, Herbert v. 553 Burck, Erich 825 Bürckel, Josef 744 Burckhardt, Georg 65f, 245, 378-381, 443f, 584, 748, 918, 1048, 1083, 1173f., 1176ff, 1180f, 1183, 1185f, 1188, 1190f., 1193f, 1196, 1198, 1200, 1202, 1204, 1206, 1208, 1210, 1212, 1214, 1218, 1220, 1224, 1226f, 1229, 1236, 1238, 1240, 1242f, 1245, 1248f. Burckhardt, Jacob 724ff, 930, 1221, 1229, 1270 Burckhardt, Walther 1028 Burdach, Carl Friedrich 714, 890 Burkamp, Wilhelm 184,295,525,753, 789ff, 794, 807, 852, 854f., 1232 Burke, Edmund 1116 Burkert, Martin 1034, 1163
1447 Burmeister (REM) 1018 Burmeister, Martin 979 Busch, Wilhelm 764, 766 Buttgereit, Hans 617 Buttmann, Rudolf 783, 932 Büttner 191 Buytendijk, Fredenk J. J 525 Cabral de Moncada, Luis 1028 Caduff, Corina 1164 Calker, Fritz v. 331 Calvin, Joahnn 970, 976 Campbell, Donald T 804 Camphausen, Gabriele 669, 806 Camphausen, Ludolf 115 Canaris, Wilhelm 1024, 1026 Cancik, H 716 Canllo, Maria A. 977 Carlsen, Ruth 78 Carlyle, Thomas 57,590,1117 Camap, Rudolf 202, 254, 268, 295, 693, 731, 772, 787f, 920, 1039, 1068, 1093 Carstensen, Christoph 383 Cartellieri, Alexander 1163 Carus, Carl Gustav 830, 1212 Caspar, Erich 114 Caspary, Adolf 1154 Cassirer, Ernst 19, 56, 72, 82-86, 88, 91f., 107, 110, 115, 119, 129-132, 141, 183, 244, 256, 258, 261, 264, 281, 299, 315, 318, 329f, 334, 341 f., 348, 369ff, 373, 434, 436f, 481 f., 493, 497, 584f, 587f, 601, 608, 637, 667f., 680-685, 733f, 826, 850, 905, 907, 917, 951, 957, 1002, 1040f, 1070f, 1073f, 1092, 1147f, 1165f, 1174, 1178, 1190, 1202ff, 1206, 1222 Cassirer, Familie 518 Cassirer, Toni 108, 129, 329, 683, 827, 830 Castelli 1108 Cathrein, Viktor 401 Catoir, Barbara 956 Cauer, Paul 150,1178,1182 Celms, Theodor 282 Chalcidius 146 Chamberlain, Houston St 174, 200, 269, 488, 611, 775, 828, 846, 890, 938, 955, 985, 1030, 1051, 1172, 1225, 1229f,1235,1244f,1249, 1272 Chamberlain-Wagner, Eva 613 Chang, Chien 1001 Charle, Karl 1111 Chen, Chung Hwan 1003 Chiang-Kai Tschek 993 Chickering, R 455 Christina, Königin v. Schweden 971 Chroust, Peter 1164 Chudoba, Karl Franz 745, 764, 766 Churchill, Winston 1104 Cicero 1029 Classen, Peter 329 Classen, Wilhelm 722ff, 743, 890, 911,1053 Clauberg, K. W. 232 Claudel, Paul 260 Clausewitz, Carl v. 639, 941 f., 979,
981, 1098, 1138, 1146f, 1228, 1230, 1237, 1239, 1242, 1250, 1260 Clauß, Ludwig Ferdinand 268, 494, 516, 760, 801, 968, 972, 1000, 1053, 1072 Clemen, Paul 311 Clemens, Gabriele 555, 589 Cohen, Hermann 23, 49, 55, 61 f., 85, 110, 115, 117, 129, 131, 138f., 164, 170, 205, 228, 289, 318, 326, 337, 347, 383, 416, 434, 436ff, 454f., 473f, 477-486, 488, 497, 570f., 602, 608, 682, 708, 790, 812, 820f, 875, 888, 994, 1039, 1056ff, 1067, 1070f, 1074, 1166, 1180, 1199 Cohn, Jonas 35, 72, 87, 109, 134f, 183f., 279, 291, 324, 331, 348, 350, 360, 413, 416, 525, 584f, 588, 601, 627, 850, 1027, 1041, 1072, 1 1 1 7 , 1165, 1175, 1180, 1202, 1204, 1210, 1211 Cohn, L. 288 Cohn, Oscar 457 Cohn, Willy 518 Cole, George D. H. 520, 1112 Collier, Arthur 67 Comenius, Johan Arnos 535, 628, 843, 1198, 1204 Comte, Auguste 74, 453f., 976, 1068, 1124, 1183 Conrady, Karl O. 623 Conze, Werner 617f.,777 Cordier, Alfred 883, 951 f., 956, 958961,1150 Coreth, Emrich 271 Cornelißen, Christoph 1163 Cornelius, C A 49 Cornelius, Hans 48f, 66, 76, 103, 113, 179, 243-247, 305f, 350, 355f., 395, 449-452, 527, 585f, 588, 635, 1027, 1037, 1068, 1177f, 1185, 1188, 1198 Cornelius, Hedwig 49 Corti, Walter R 863 Cossmann, Nikolaus 73 Coudenhove-Kalergi, Richard N v 535 Craemer, Rudolf 932 Cramer, Wolfgang 17, 354, 661-664, 742f,853f,1100 Crinis, Max de 749 Croce, Benedetto. 954, 1072, 1229 Cromwell, Oliver 364, 1117, 1149 Curschmann, Fritz 275 Curtius, Ernst R 920, 1211 Curtius, Friedrich 449, 456 Curtius, Ludwig 154 Cysarz, Herbert 714,850 Dacque, Edgar 217,525 Dahle, Ursula 691 Dahlmann, Friedrich Christoph 606 Dahm, Georg 623, 627 Dahms, Hans Joachim 34, 52, 64, 118, 236, 454, 601, 666, 680f, 694, 697, 666, 680f, 694, 697, 793, 1039 Dähnhardt, Heinz 169 Dahrendorf, Ralf 542 Dainat, Holger 1038
Register
1448 Daitz, Werner 1086,1111 Dalai Lama 161 Dallago, Carl 559 Danilewsky, Nikolaij J. 472 Danneberg, Lutz 36, 232 Dannheuser, Johannes 992f, 1003f. Dante Alighieri 838, 843, 1187, 1200, 1203 Darkow, F. 51 Darmstaedter, Friedrich 1028 Darre, Richard W. 339, 546f, 556 Darwin, Charles 312, 1000 Däubler, Theodor 861 David, Eduard 900 Dawes, Charles G. (D-Plan) 135,381 Deborin (=Joffe), A. 684, 1062f. Decker, Will 942f., 945, 979 Defoe, Daniel 1109 Degenhardt, Ingeborg 889 Dehn 222 Dehnow, Fritz 231 Deichmann, Ute 796, 801 Deist, Günther 1111 Dekaczynski, Heinz 998f Dekker, Gerbrand 660 Del Negro, Walter 810, 874ff, 911, 1054, 1074, 1259, 1261, 1263, 1267f. Del Vecchio, G. 1028,1035 Delbrück, Richard 266 Delekat, Friedrich 26, 173, 315, 319ff., 368,372,587, 1045 Delp, Alfred 1051 Demokrit 48,53,714,921 Dempe, Helmuth 879ff, 884, 911, 1100 Dempf, Alois 217, 268, 307f, 350, 363f, 374, 403f., 444, 590, 629, 671, 674, 704, 752, 771, 851f, 1068, 1072, 1093, 1171, 1200, 1204, 1213f, 1216, 1220, 1228, 1233, 1237, 1240, 1243 Descartes, R. 111, 115, 129, 198, 325f, 656, 693, 719, 809, 831, 908, 919,957,987, 1002, 1108 Dessauer, Friedrich 90 Dessoir, Max 35, 50, 56, 85f, 122, 141, 191, 242, 315f, 318, 322f., 337f., 405, 434, 546, 584, 587f, 602, 605, 607-612, 618, 637, 641ff., 647-650, 652f, 779, 781f, 851, 930, 951 f., 955, 975f., 981, 987f., 998, 1050f, 1055, 1068, 1070f, 1093, 1165, 1183, 1189, 1196 Deubner, Ludwig 857f Deuchler, Gustaf 110, 130, 132f, 681, 828, 970, 1171, 1219, 1222, 1229, 1236, 1238, 1243, 1248 Deussen, Julius 1015 Deussen, Paul 75, 79, 90, 263, 274 Deutinger, Martin v. 53 Dewey, John 792f, 1039, 1138f, 1251,1260 Dickopp, Karl-Heinz 936 Diederichs, Eugen 120,126 Diederichs-Verlag 520 Diels, Hermann 108,124 Dienemann, Max 197 Dierks, M. 945
Diesterweg, F. A. 946 Dietrich, Albert (Musiker) 898 Dietrich, Albert 36, 420, 897-905, 911 Dietrich, Otto 894,990, 1017 Dietrich, Rudolf 492f. Dietrich, Sepp 984 Dietze, L. 224 Dietze, Constantin v. 964, 969, 983 Dietze, Hans H 1028, 1073, 1105, 1111, 1121 Diezgen,Josef 177 Dilthey, Wilhelm 48, 50, 52, 58f, 62f, 67, 78, 83, 85, 108, 115, 129, 136, 151, 165f, 183, 189, 212, 216, 229, 250, 263f, 279, 296, 300, 309, 313, 317, 321, 344f., 349, 384, 422, 437, 484, 500f, 571, 609, 642, 672, 699f, 702, 713, 731, 749, 751, 780, 899ff, 903f, 919, 951, 961, 970, 978, 997, 1040, 1150, 1174, 1176, 1189, 1211, 1224, 1229, 1259, 1262,1269 Diner, Dan 24, 28 Dingeldey, Helmut 955, 1069 Dinger, Hugo 73, 585, 588, 1223, 1232,1236 Dingler, Hugo 30, 72, 194, 200-204, 224, 239f, 295, 447, 585, 601, 637, 753, 850f, 864, 876, 926, 1005, 1041, 1224,1226 Dinter, Arthur 317 Dionysos I. 1126 Dipper, Christoph 913 Disraeli, B. 1149,1151 Dittmann, Herbert 1109 Dittrich, Ottomar 49f, 406f, 502, 602, 614f., 637, 850, 1072, 1161, 1175, 1190, 1201 Djavid 1001 Dockhorn, Klaus 1117 Dollfuß, Engelbert 154f, 314, 435, 730,771,779 Döllinger, Ignaz 890 Dominicus Gundissalinus 148 Domke, Helmut G. 1113f. Donat, Helmut 452 Donath 1012f. Donohoe, James 155 Donoso Cortes, J. 379 Dopsch, Alfons 714,971 Döring, Herbert 31,47,140 Döring, Wolfgang 997 Dostojewski, Fjodor 570, 1172, 1177, 1181,1202,1212,1265 Do vifat, E mil 9 64f , 97 3, 9 85 ff, 989ff, 1000 Dreier, Ralf 1113 Drescher, Hans-Georg 36, 49, 359, 442 Drescher, S. 928 Drews, Arthur 72, 212f, 230, 239f, 587f, 637, 1174, 1179f., 1183, 1193, 1195, 1199, 1210 Driesch, Hans 35, 50, 56, 61, 86ff, 98, 99, 100f, 103, 105, 107, 109ff., 151, 163ff, 168, 183, 193, 213f, 256, 282, 297, 315, 332f, 360f, 424, 429, 432, 445, 452, 456, 458, 462, 467f., 528, 533, 585f, 587f, 601, 624, 633, 635,
698, 727, 745, 773, 835f, 890, 976, 1017, 1038, 1069, 1072, 1083, 1093, 1205,1216 Driesch, Margarete 50, 835f Drost, Heinrich 1027 Droysen, J. G. 737, 1195, 1200, 1219, 1265 Driill, Dagmar 50, 63, 71, 108, 260, 281,602 Dryander, Ernst H.v. 710 Drygalski, Erich v. 150 Dubislav, Walter 230-233, 239f., 584, 602,637, 1039, 1216, 1224 Dubnow, Simon 49 Duhem, Pierre 907 Dühring, Eugen 333,1056 Duncker, Hermann 974,1062 Duncker, Karl 974f Dunin-Borkowski, Stanislaus v 1041 Dunkmann, Karl 526, 710, 1072, 1132 Dünnhaupt, Rudolf 523 Duns Scotus 878 Dupeux, Louis 546, 1030 Dürckheim-Montmartin, Karlfried v. 174f, 335, 528, 622, 625, 627, 801, 1099, 1115, 1227, 1229, 1232, 1239, 1244, 1250 Dürer, Albrecht 1031 Düring, Kurt 822 Durkheim, Emile 831, 1068, 1071, 1129-1132 Dürr, Agnes 1002 Duve, Thomas 1164 Düwell, Kurt 88, 408, 586 Dvomikovic, Vladimir 1072 Dyroff, Adolf 35, 50f, 53f, 70, 115, 144, 146f, 158f, 199f, 219f, 261, 266f„ 307ff, 311, 356f, 377f„ 409, 436, 445, 584, 602, 629ff, 659ff, 665, 745, 763, 765, 844, 1029f, 1040, 1179, 1193,1196,1220 Dyrssen, Carl 560 Ebbinghaus, Hermann 298f., 1068 Ebbinghaus, Julius 35, 130, 172, 244f., 259f, 281, 294ff, 298f„ 301, 331, 335, 348ff, 355f, 460f, 473, 585, 687f., 740f, 791, 812-815, 817, 837, 853f, 894, 1028f, 1011, 1014, 1099f, 1137, 1182, 1190f, 1194, 1198, 1206, 1210, 1215, 1220, 1223, 1225, 1230, 1232, 1235, 1237, 1239, 1245, 1252f, 1258,1266,1268 Ebeling 274 Ebeling, Hans 24 Eberhardt, Paul 453 Eberhardt, Walter 255, 259, 545, 564, 578 Eberle, Joseph 401 Ebers, Georg 986 Ebers, Willy 977 Ebert, Gerhard 976 Ebert, Friedrich 207, 334, 396 Ebneth, Rudolf 154 Eckard, Waldtraut 889ff, 9 1 1 , 924, 1053, 1151, 1160, 1264, 1267 Eckart, Dietrich 869 Ecker, Wolf (Pseud. = Baeumler) 548
Register Eckert, Gerhard 973 Eckle, Christian 849, 898f., 1073 Edel, Rainer-Fr. 49 Edelstein, Ludwig 260 Edmondson, Nelson 486 Effelberger, H. 684 Eggeling, Joachim A. 746 Eggers, Kurt 1000 Egner, Erich 701 Ehlers, Erich 1144 Ehmer, A. 616 Ehrenberg, Hans 60, 63f., 71, 183, 350, 377, 434, 482, 501, 514f., 584, 588, 1171, 1175ff., 1180, 1184, 1187, 1188, 1190,1210,1215 Ehrenfels, Christian v. 115 Ehrenstein, Walter 215, 236-239f., 585,587,637, 1038, 1056, 1220, 1222, 1224,1231, 1233, 1243, 1249, 1267 Ehrhardt, Hermann 972 Ehrlich, Lothar 1167 Ehrt, Adolf 646f., 657, 659, 664, 964, 989 Eibl, Hans 251, 463ff, 590, 771, 1008, 1013, 1087, 1090, 1251, 1254f, 1268, 1272 Eich, Wilhelm 1118 Einstein, Albert 56, 202, 305, 449, 876, 902,933, 1005 Einstein, Norbert 449 Eisenhuth, Heinz Erich 874 Eisermann, W. 606 Eisfeld, Rainer 31,913,1094 Eisler, Rudolf 772,924,1073 Eisner, Kurt 104, 357f., 390, 454, 456f,833 Eitel, Wilhelm 114f. Ekdahl, Sven 727 Ekstein, Modris 1167f. Elbogen, J. 1041 Eibrechter, Helmuth 489 Eley, Geoffry 551 Elisabeth I. 971 Elster, Hans Martin 658 Elster, Richard 721 Elvert, Jürgen 1104f, 1118 Elze, Walter 639,970,1134 Elzer, H. M. 198f. Emerson, Ralph Waldo 210,793,1141 Emge, Carl A. 150, 173, 179ff., 184, 350, 354, 585-588, 753, 833, 863, 926, 932, 10l5f., 1017, 1023-1038, 1073, 1075, 1086, 1165, 1171, 1180, 1190, 1201, 1203, 1207f, 1210, 1213, 1215, 1217, 1219, 1221, 1223, 1225, 1229, 1232 Emge, Richard M. 1024 Emrich, Wilhelm 1164 Engel, Hans 1138 Engel, Otto 210 Engelhardt, Emil 489 Engels, Friedrich 177, 367, 386, 521, 965, 974, 1063, 1143, 1153f, 1195, 1197 Engert, Horst 36, 487, 490, 494f. Engert, Joseph 53 Engert, Rolf 494
1449 Engisch, Karl 1026 Englert, Ludwig 966f, 972f. Epikur 48 Epp, Franz Ritter v. 845 Eppel, Peter 401 Epting,Karl 1104,1111 Erasmus von Rotterdam 715, 952 Erdmann, Benno 61, 79, 83, 115, 129, 150, 261 f., 315f, 342, 474f, 649, 898, 923,951, 1174 Erdmann, J.E. 212,619,621 Erdmann, Karl Dietrich 28, 334f. Erhardt, Franz 52, 67, 242, 296, 298, 1191,1199,1201 Erismann, Theodor 265ff, 772f, 875, 893 Ermatinger, Emil 525 Ernst, Fritz 839f. Ernst, Paul 1072,1247 Eitel, Chr. 1041 Erxleben, Wolfgang 598, 618, 634, 698f„ 713, 715, 717, 746, 760, 825, 837, 841, 846ff, 850, 899, 926, 951f, 956, 961, 996f., 1001, 1004, 1048, 1108f,1136, 1144 Erzberger, Matthias 162 Eschenburg, Carl 296 Eschenburg, Theodor 551 Escherich, Georg 628, 964 Eschmann, Ernst W. 169,614 Eschweiler, Carl 693 Essner, Cornelia 1051,1055 Ettlinger, Max 53f., 66, 147, 159, 250f, 407f, 426, 585, 1175f., 1180, 1183, 1184, 1205, 1207 Eucken, M. 1093 Eucken, Rudolf 60f., 66, 68, 79, 90f., 98, 101, 118, 120, 123ff, 127, 135f, 183, 197, 216, 226, 282, 355ff, 434, 439, 473f, 488, 499f., 519, 620, 649, 657f,1165f,1168, 1174f, 1266 Eucken, Walter 729 Euklid 139 Eulenburg, Franz 253,1118 Everth, Erich 588 Evola, Julius 846, 1106f. Ewald, Oskar (= Oskar Friedländer) 377,439,442, 452, 460, 772 Fahlbusch, Michael 1034, 1163 Fahrenbach, Helmut 18,36 Fahrenhorst, Eberhard 347 Faigl, Karl 525 Falckenberg, Richard 79, 135, 164, 337,489 Falk, Wilhelm 977 Falkenfeld, Helmuth 449 Faltz, Walter 1146 Farias, Victor 24, 36, 82, 141, 256, 299, 606f, 781, 793, 850, 937, 1022, 1032 Farinelli, Arturo 277 Faulenbach, Bernd 43, 558, 1163 Faust, Anselm 551 Faust, August 16f., 315, 324ff„ 350, 354, 598, 618, 625, 662f., 669, 672679, 689, 704f., 714, 744, 753, 770, 789, 820ff, 831, 834-837, 844, 846ff.,
850, 852, 854, 889, 897, 911, 923,925, 930, 1006, 1009f., 1012f., 1020ff., 1072, 1099, 1109, 1123ff., 1143, 1145, 1172, 1205, 1208, 1227, 1235, 1239, 1245, 1247, 1249, 1251, 1253f., 1257, 1259,1262, 1264f„ 1269, 1271 Faut, Adolf 208f, 239f., 389, 585, 637, 1209, 1215, 1220, 1223, 1228, 1232, 1237 Fechenbach, Felix 457 Fechner, G. Th. 861,863,1270 Fechter, Paul 950 Feder, Ernst 517 Fehr, Hans 1028 Fehrle, Eugen 810 Feigel, Theodor 425 Feilchenfeld, Alfred 453 Feiler, Arthur 449 Feldkeller, Paul 486, 586, 709, 1013, 1068, 1071, 1093 Feldmann, Erich 194, 199f, 239f., 269, 489, 585, 753, 762-766, 1098, 1172, 1175-1179, 1235, 1237, 1240, 1245, 1249, 1251, 1254, 1257, 1259f.,1262, 1269 Fels, Heinrich 1040f. Ferber, Hertha v. 991 Ferrari, Massimo 129 Fetscher, Iring 278 Feuchtwanger, Ludwig 944 Feuerbach, Ludwig 36, 76, 330, 944, 951,976 Feyerabend 991 f. Fichte, I. H. 1001 Fichte, Johann G. 17, 30, 51, 57f, 62f., 73, 101, 124, 136, 164, 168, 194ff., 200, 258, 260, 279, 286, 294, 298, 307, 324,342, 371, 382, 385, 389, 410, 413, 457f, 476, 487, 492, 495-498, 503, 506, 508, 512, 514, 518f, 523, 633, 639, 652, 660, 676f, 680, 689, 695, 711-714, 727f, 753, 756f., 785, 830, 837, 887ff, 892, 906, 943, 954, 977, 979f, 982f, 992, 995, 1060, 1099, 1115ff, 1132, 1147, 1171ff, 11811184, 1187ff., 1191, 1193-1198, 1200f., 1204, 1206, 1208, 1210, 1212, 1215f., 1218ff, 1224-1227, 12301234, 1236-1245, 1247, 1249, 12511255, 1257, 1259ff„ 1263-1266, 1268f, 1271 Ficino, Marsiglio 1249 Ficker, L. v. 191,549,559 Fiedler, Conrad 450,1208 Fink, Franz 662 Fink, Woldemar 556,1149 Finke, Ulrike 75 Firgau, Hans J. 968 Fischer, Aloys 109, 244, 343, 631, 748, 970,1068 Fischer, CA. 617 Fischer, Dorothee 457 Fischer, Eugen. 513, 516, 974, 977, 1055 Fischer, Fritz 19 Fischer, Gert Heinz 55f, 814, 1058 Fischer, Hans Albert 179,1028
1450 Fischer, Hugo 335f., 354, 374, 473, 524ff., 532-540, 544, 561, 585, 690, 746ff., 923f, 957, 1201, 1205, 1207, 1209, 1211, 1213, 1215, 1217, 1219, 1221, 1223, 1227, 1230, 1232, 1236, 1239, 1242, 1244, 1246 Fischer, Joachim 167,362 Fischer, Kuno 108 Fischer, Walther 1117 Fischer, Wolfram 1164 Fischl, Johannes 175,177,626 Fix, Karl Heinz 38, 43, 47, 811, 1164 Flasch, Kurt 124,324,1166 Fleischer, Helmut 22 Fleißner, Hermann 1lOff, 188, 252f. Fließ, Gerhard 61 Flitner, Wilhelm 130, 192, 733f., 827, 970, 1171, 1244, 1248, 1250, 1256, 1259, 1261, 1267, 1271 Flüh, Torsten 75 Foerster, Friedrich W. 49, 102f, 155, 196, 287, 407, 418, 447, 456f., 605, 1199 Foerster, sen 452, 456 Foerster, Th. 96, 532 Folwartschny/Folwart, Helmut 661, 663f„ 742f., 767, 853f. Ford, Henry 221 Forel, August 231 Förster-Nietzsche, Elisabeth 71, 77, 288,487,1072 Forsthoff, Ernst 526, 1087 Fortuna, Ursula 456 Fox, George 520
Franck, James 697 Francke, August Hermann 344 Frank, Erich 162, 256, 259f„ 295f, 349, 421, 601, 637, 696, 812, 851, 1082, 1188, 1193, 1199, 1205, 1211, 1219, 1221, 1227 Frank, Hartwig 273 Frank, Hans 932, 1024, 1032, 1034ff. Frank, J. 317 Frank, Ludwig 578 Frank, Walter 517, 691 f., 926, 936, 952, 982, 1008f, 1059, 1062, 1132, 1160 Franke, Holger 36,81,118,366 Frankenberg, Günter 566 Franklin, Benjamin 793, 1150 Frantz, Constantin 444 Franz, Eckard G. 198 Franz, Rupert 1144 Franzen, Wilfried 36 Frapan (Levien), Ilse 986 Freerksen, Enno 825, 884, 1261 Frege, Gottlob 489, 516ff, 1165f. Freisler, Roland 936, 1032, 1036 Frenssen, Gustav 691 Freud, Sigmund 176f, 238f, 260, 567, 723,750,976, 1008, 1194, 1212 Frey, Hermann-Walter 155, 596, 789, 810, 834f.,848f, 1019ff. Freyer, Hans 19, 21, 36, 90, 96ff., 118, 121, 168, 172, 175, 183f., 218, 252, 261, 335f., 350, 374, 380, 417, 420, 473, 524-527, 532f, 539-544, 585-
Register 588f, 615, 617f, 621, 634, 696, 698, 727f, 745, 747, 777, 804, 852, 916ff., 920, 926, 932, 957, 1017, 1032, 1040, 1048, 10501075f, 1090, 1092, 1106, 1133ff, 1165f, 1171, 1177, 1182, 1185, 1187f, 1190, 1194, 1197, 1199, 1201, 1205, 1207, 1209, 1211, 1213, 1215, 1217, 1219, 1221, 1223, 1225, 1227, 1237, 1239, 1242, 1244, 1246f. Freyer, Michael 61 Freymann, Walther 801, 808f, 852 Freytag, Erwin 212 Freytag, Hugo 487 Freytag, Willy 261 Freytagh-Loringhoven, Axel v 26, 290, 550, 1032f, 1035 Freytag-Löringhoff, Bruno v. 261, 273, 665,911, 1027 Fnck, Wilhelm 287, 899 Fricke, Dieter 71, 522, 397, 456, 487, 551 Fricke, Gerhard 1015f. Fried, Alfred 451 Friedländer, Hans 315, 608, 653 Friedmann, Hermann 65,1202 Friedrich II. (der Große) 176, 278, 333, 356, 558f, 640, 721, 948, 1134, 1205, 1233f,1240, 1243 Friedrich III. 986 Friedrich Wilhelm I 903,971 Friedrich Wilhelm IV 556 Fries, Jakob Friedrich 135, 875, 890f. Frisch, Efraim 168 Frischeisen-Köhler, Max 50, 87f, 98, 101f, 109, 120, 130, 241, 254, 274, 349, 409f, 422, 424, 500f., 588, 1068f,1180, 1186 Fritsch, Theodor 457, 489, 506, 859 (Verlag) Fritsch, Werner v. 1080 Fritsch, Werner 397 Fröbel, Friedrich 628 Frobenius, Leo 1072 Frommann Verlag 1117 Frommel, Otto 515 Frommel, Wolfgang 515,614 Fuchs, Ernst 1178 Fuchs, Eugen 452 Führer, Klaus M 503 Fulda, Hans F. 412 Fulgentis 159 Funk, Walther 931 Funke, Gerhard 886,1129 Furch, Robert 816 Fürst, Max 366 Furtwängler, Wilhelm 1100 Gabriel, Hans Jürgen 360 Gabriel, Gottfried 516f. Gabriel, H. 684 Gadamer, Hans-Georg 340, 624f, 654, 663, 692, 695-698, 705, 742, 753, 812ff, 819, 823f, 837, 852, 854, 905f., 909, 913, 921, 1011, 1075, 1125-1128, 1134, U65f., 1219, 1221, 1225, 1250, 1260, 1262f, 1272 Gajek, Bernhard 915 Galen 967
Galilei, G. 907f, 1249, 1255 Galinsky, Hans 971 Gallas, Wilhelm 1246 Gallien 125 Gallinger, August 73, 350, 461 ff., 585ff, 590, 603, 1171, 1184, 1189, 1191f, 1195, 1199, 1203, 1205, 1207, 1209, 1215,1227 Gamper, Michael 1164 Gandouly, Jacques Gängel, Andreas 1023 Gans, Eduard 78 Garbeis, Franz W. 772, 1254, 1258, 1270 Garcia Valdecasas, Antonio 1028 Garve, Christian 980 Gasse 1025 Gassendi, Pierre 111,969 Gassert, Philipp 1065 Gassner, Ulrich 1164 Gause, Fritz 48, 112 Gauss, Karl Friedrich 171,661 Gawronsky, Dimitri 129 Geben, Ewald 708 Gebhardt, Carl 1038 Gebhardt, U. 277 Gebhardt, Walther 284 Geerken, Hartmut 709 Geertz, Clifford 962 Geffken, Friedrich H 986 Gehlen, Arnold 16, 19, 332, 340, 624, 633ff, 637, 657, 667, 680, 689, 695698, 705, 727f, 745, 747, 751, 761, 771, 776-780, 785ff, 789ff, 794, 811, 838, 850, 852-855, 863, 911, 925, 957, 973, 1005, 1010, 1012, 1025, 1046f, 1050, 1052, 1072, 1075, 1087ff, 1100, 1106, 1166, 1172, 1217, 1221, 1242, 1244, 1247, 1250, 1252f, 1255, 1258, 1265 Geier, Manfred 95 Geiger, Moritz 58, 118, 121ff, 137f, 183, 254, 263,345ff, 349f, 585, 587, 601, 664, 845, 851f, 988, 1184, 1190, 1204, 1206, 1214, 1218, 1220, 1222 Geiger, Theodor 206 Geismann, Georg 482 Geißler, Georg 130 Gelb, Ademar 248, 293, 686, 760, 973 Gent, Werner 225,864,1013 Gentile, Giovanni 277, 368 Gentz, Friedrich 1239 George, Heinrich 457 George, Stefan 226, 309, 336, 614, 621, 624, 840, 869, 942, 960, 1011, 1065, 1234 George-Kreis 245, 264, 289, 310, 328, 336, 345, 618, 621, 623, 716f, 720, 846, 1011, 1100 Georgiades, Th. 155f. Geramb, Viktor v 106,177 Gerber, Hans 321,372, 490, 1247 Gerber, Michael R. 278 Gerhards, Karl 219f, 239f, 753, 1182, 1187, 1207, 1216, 1228, 1233, 1242, 1247, 1249,1251,1257 Gerhardt, Volker 1165
Register Gerlach, Karl August 219f Gerlach, Hellmut v. 407 Gerresheim, E. 48 Gerstenberg 816 Gerstenmaier, Eugen 78 Gerth, Hans 1087 Gerullis, Georg 653 Gesell, Silvio 494 Geß, Felician 188 Geßler, Otto 107,550 Geulmcx, Arnold 1003 Geuter, Ulfried 55, 236f, 527-532, 604, 615,666, 677, 686, 695, 697, 699, 795,801,803,844,849,975 Geyser, Joseph 53, 144ff, 155f., 158, 312f, 602, 628f., 631f, 689, 692, 737, 744,957, 1069, 1211 Giere, Walter 542 Giere 399 Giesecke, Hermann 36, 936 Gieseke, Paul 981 Giesler, Hermann 564 Giess, Ludwig 694 Gilson, Etienne 877 Girgensohn, Karl 114 Gizycki, Paul v. 454 Glagau, Hans 104, 164 Glasenapp, Helmuth v. 1138 Glatzel, Frank 489 Gleich, Mechtild 58 Gleichen, Heinrich v. 551, 554, 560 Gleispach, Wenzel Graf v. 698, 1024 Glockner, Hermann 19, 35, 172, 266, 268, 281, 296, 369, 523f, 587, 608, 618-621, 629, 634, 637, 687f, 694, 704, 721 734,751 ff, 770, 778, 786, 789, 812, 818f, 835, 853, 884, 918, 923, 925f, 957, 1037f, 1056f, 1075f, 1078, 1113, 1193, 1195, 1210, 1212, 1231, 1243, 1259, 1263, 1265, 1267, 1269,1271 Glum, Friedrich 263f. Göbbeler, H. P. 699f., 702 Gobineau, Joseph Arthur de 489, 558, 962,978, 1030, 1049, 1057 Goebbels, Joseph 27, 74, 555, 612, 759, 888, 895, 931, 1065, 1072, 1100, 1102,1104,1113,1132,1150 Goedeckemeyer, Albert 48, 68, 114f, 350, 360, 385ff, 419, 427f, 443, 447, 451f, 584f, 588, 667, 697, 726, 869, 1068, 1082, 1165, 1171, 1177, 1192, 1195, 1205, 1213, 1217, 1225, 1234 Goedewaagen, J 1109 Goerdeler, Carl 25, 695, 792, 913f, 1024,1031, 1127 Goethe, Johann Wolfgang v. 84, 92, 125,136,169,172,177,205,236,257, 263, 268, 314, 342, 483, 541f., 587, 620, 693, 714f, 717f, 724, 726, 752, 829f, 885, 890, 49, 960, 996, 1000, 1031, 1068, 1172, 1174f, 1177, 1182, 1186f, 1189-1192, 1196, 1198-1202, 1207, 1209f, 1212ff, 1216f, 1219f, 1225, 1228, 1231, 1233f, 1236, 1238f, 1241, 1246, 1248ff, 1253, 12571,1260f, 1263f., 1266f, 1271 f.
1451 Gogarten, Friedrich 821, 995, 1221 Golczewski, Frank 49, 151f, 603, 745 Goldberg, Oskar 202 Göldel, Rolf 1159 Goldenbaum, Ursula 1063 Goldmann, Nahum 1096f. Goldmund, Margarete 52 Goldschmidt, Richard H. 1175, 1180, 1183 Goldschmidt, Adolph 298 Goldschmidt, Alfred 452f. Goldstein, Julius 56, 72, 103, 193f, 196ff, 204, 209, 239f, 269, 293, 348, 350, 419f, 432-435, 444, 452, 507, 585, 587f, 1171, 1176-1179, 1181fr., 1185f, 1188f, 1191, 1193f, 1196, 1198, 1200, 1202,1204 Goldstein, Kurt 973 Golf, Arthur 747 Goller, Peter 20, 34, 279, 771 ff, 875ff Gollwitzer, Heinz 500, 558f Gomez Arboleya, Enrique 1108 Gomperz, Heinrich 105, 316, 454, 458f.,714, 771 Gönng, Hermann 596,1136 Görland, Albert 72, 129-132, 183, 278, 330, 348, 411, 416f, 421, 447, 571, 584f, 588, 602, 668, 681 ff., 685, 906, 957, 976, 1081f, 1179f, 1224, 1181, 1188, 1192, 1199, 1205, 1208, 1217, 1221, 1223ff, 1229, 1231 Görlitz, W. 551 Görlitzer, Artur 784 Gornickel, Werner 1026 Görres, Joseph 571,992,1212 Görtemaker, M. 1095 Goßler, Gustav v. 272 Gothein, Eberhard 260 Gothein, Georg 449 Gotschlich, Emil 100f, 522 Gottl-Otlihenfeld, Friedrich v 701, 863, 969 Gottschewski, Georg 1144 Grabmann, Martin 148, 251, 309, 1038f Grabowski 1035 Grabowsky, Adolf 26,169 Graeser, Andreas 129 Graetz, Heinrich 944f, 1063 Graf 1012 Graf, Friedrich Wilhelm 217f, 590, 1167f Graml, Hermann 533 Grapow, Hermann 640, 857f, 868, 967f. Grassi, Ernesto 1106, 1247, 1249,
1255, 12571, 1260, 1262, 1265, 1267, 1269 Grassi, Roswitha 276, 1166 Grau, Wilhelm 692,1009 Graupe, Heinz M. 945,1063 Grebe, Wilhelm I6f, 305, 421, 426, 584, 753, 791, 812-815, 855, 957ff, 1011, 1037, 1048, 1108, 1125, 1137, 1224, 1233, 1253, 1265f. Gregor von Nyssa 206 Gregorovius, Ferdinand 1003
Greil, Max Richard 127ff, 196 Greiser, Arthur 796, 806 Greive, Hermann 162 Greven, Michael Th 1029 Gnewank, Karl 736, 880, 892, 1106, 1109 Grimm, Brüder 611,619 Grimm, Claus 273 Grimme, Adolf 34, 50f., 58, 185, 216, 235f, 243, 246ff, 250, 291, 294, 299302, 304, 316ff, 349, 408, 425f, 596, 605, 668, 776, 792f, 854, 857, 931 Grimminger, Michael 1166 Grisebach, Eberhard 60f, 128, 191, 244ff, 265f, 268, 287, 320, 363, 584, 607, 609, 945, 995, 1069, 1165f., 1177, 1181, 1187f, 1190, 1193, 1197, 1199, 1201, 1205, 1208f,1212, 1215 Grisebach, L 60 Groethuysen, Bernhard 62f, 84, 296f, 350, 368, 373, 466, 525, 584, 587, 604, 608f, 1073, 1171, 1176, 1178, 1181 ff., 1186, 1189, 1191, 1194, 1202, 1205, 1209,1218,1222 Groh, Dieter 558 Groh, Wilhelm 677, 687 Grolmann, Adolf v. 229 Gronau, Karl 205-208, 239f, 389, 585, 753, 1186f, 1189, 1191, 1198, 1209, 1211, 1218, 1224, 1226, 1228, 1231, 1233, 1240, 1254, 1257, 1259f, 1267, 1269, 1271 Grondin, Jean 624, 698, 814, 921, 1127f., 1166 Groos, Helmut 52, 211, 831-837, 853, 911 Groos, Karl 52, 120, 205, 211, 282ff, 586, 834, 1069, 1175, 1184, 1191, 1194, 1196f,1205,1213,1216,1221 Gropius, Walter 180 Groppe, C. 336, 1167f Grosche, Eberhard 978f. Gross, Matthias 701 Groß, Walter 868, 897, 1142, 1160 Große 906 Grossetestes, Robert 148 Grotius, Hugo 394, 395, 1083 Grotjahn, Alfred 48,231 Grotthuß, J.E. v 990 Gruchmann, Lothar 28 Grünberg, Hans B v. 542, 617, 661, 777, 791, 793, 800, 805, 873, 927ff, 1138 Gründer, Karlfned 22f, 278, 537, 587, 655f,1063 Grundig 740
Grundmann, Herbert IT! Grünemeyer, Auguste 6)1 Grünewald, Hans 16, 853, 855-861, 863, 872, 889, 911, 926, 947f, 953, 956-959, 1004 Grunsky, Hans Alfred 280, 348, 525, 670, 688-692, 704f, 718, 730-733, 743, 770, 781,788, 834f, 837, 850, 853f, 925f, 945, 957, 1003, 1054, 1056, 1058-1067., 1069, IO72ff, 1088f, 1103, 1123, 1129, 1132, 1172,
1452 1234, 1242, 1245, 1247, 1249-1253, 1255f,1258,1260,1262,1268, 1272 Grunsky, Karl 689 Grünthal, Günther 413 Grütte, Erich 977 Grüttner, Michael 596, 917f. Gruyter, W. de (Verlag) 617, 691, 706, 953ff., 1038 Grynszpan, Herschel 1058 Guardini, Romano 142, 673, 677f, 736,1072 Gülzow, Erwin 455f. Gumbel, Emil J. 287, 457, 600 Gumnior, H. 247 Gundert, Wilhelm 602 Gundler, Bettina 604, 670 Gundolf, Friedrich 345, 841, 884 Güngerich, Rudolf 973 Günter, Manuela 1098 Günther, A. E. 550 Günther, G. 328, 694 Günther, Gotthard 729, 957 Günther, Hans F. K 89f, 181, 287, 289, 430, 432, 435, 488, 512, 516, 525, 550, 690, 871, 1082, 1093, 1099f Günther, Hans Richard G. 315, 322ff., 431f, 608, 753, 773, 780-785, 807, 844, 852ff., 912, 972, 1007, 1009f, 1012, 1082, 1093, 1099f, 1222, 1228, 1235, 1243, 1245, 1254f., 1258, 1265, 1268,1272 Günzel, Stephan 1025, 1032, 1037 Gustav Adolf 971 Gustloff, Wilhelm 981 Gutjahr, Herbert 648 Güttier, Karl 79, 137 Guttmann, Julius 1069 Gutzeit, Ernst 242 Guyau, Jean Marie 77,312 Haacke, Wilmont 985ff, 989 Haag, Erich 284 Haar, Ingo 1034,1163 Haarmann, Friedrich 224 Haas 1218 Haas, Willy 232, 539, 578 Häberlin, Paul 109, 248, 297, 302, 473, 488, 496f, 499, 1069, 1072 Habermas, Jürgen 17, 20 Hadler, P. 34, 52 Hadlich, Heinrich 869, 957f, 960f. Hadlich, Käte 59 Haeckel, Ernst 50, 68, 74f, 160, 181, 276,454,803, 1069 Haecker, Theodor 547f, 559, 578f, 582, 703, 1069 Haenchen, Ernst 874 Haenisch, Konrad 61, 79ff, 87f, 90f, 104f, 117, 186f, 193, 219, 244, 285, 408,423 Häntsch, Carola 273 Haering, Theodor L. (sen.) 284 Haenng, Theodor L. 35, 72, 75, 133, 245, 249f., 254, 282-285, 290, 294, 300, 348, 364, 369, 413, 420, 431 ff., 525f, 587f., 607, 609, 669f, 689, 697f, 735f, 837, 850, 853, 897, 917f, 923f, 926, 1016, 1037, 1046, 1048,
Register 1072, 1076, 1078, 1107, 1121ff, 1125, 1127, 1143ff., 1172, 1175f, 1179, 1183, 1187, 1191f, 1196, 1199, 1201, 1205, 1213, 1216, 1235, 1242, 1258, 1260, 1262, 1265f, 1268, 1272 Hagelstein, Otto 909ff, 1108 Hagemann, Johann G. 145 Hagemann, W. 985 Hagemeyer, Hans 547, 634, 935 Hahn, Adalbert 976 Hahn, Georg 1110 Hahn, Hans 105,1039 Hahn-Butry, Jürgen 956 Haiger, Ernst 651,654,841 Hailer, Martin 327, 693 Halbertsma, M. 575 Halem, Nikolaus v. 1024 Halle, Felix 453f. Halle« Carr, Edward 1137 Hallstein, Walter 1035 Hamann, Joh. Georg 316, 331, 655ff, 726,921, 1059f, 1219 Hamburger, Ernst 291 Hamel, Georg 232 Hammacher, Emil 126,474-477 Hammerstein, Notker 34, 43, 66, 170, 244, 248, 334, 6O3f, 612f., 636, 675, 699,716, 1101, 1109, 1164 Hancke, Kurt 691, 878, 1060, 1093 Hanfstaengel, Ernst F. (Putzi) 629 Hankamer, Paul 269, 869ff, 928, 956 Hanslmeier, Josef Häntsch, Carola 273 Haralambides 977 Harden, Maximilian 168 Hardenberg, Karl A. v. 555f. Härder, Richard 321, 622f, 825, 947, 972 Hanch, Wolfgang 140,1166 Hanch-Schneider, Eta 1024,1026 Harling, Wolf Chr. v. 556 Harmjanz, Heinrich 596, 617, 677ff„ 687, 696ff.,727, 736, 738, 755, 757, 777, 781, 785, 791, 795, 805, 813, 817, 822, 855, 872, 879, 929, 946, 956, 988, 1051, 1106 Harnack, Adolf v. 45,93,360,423 Harnack, Arvid 61 Harnisch, Wilhelm 946 Harraß, P. 1048 Hartl.Albert 956f. Härtle, Heinrich 760, 825, 846, 950953, 956ff, 960, 963, 1142-1145 Hartmann, Eduard 1038-1041 Hartmann, Eduard v. 157, 212, 489, 631, 1029f,1174 Hartmann, F. 796 Hartmann, Felix Kardinal v 157 Hartmann, Frank 20 Hartmann, Frida 139,483,491,498 Hartmann, Hans 950, 1093 Hartmann, Helfned 644ff., 664, 718, 742, 877 Hartmann, 1. 264 Hartmann, Klaus 166f Hartmann, Ludo 772 Hartmann, Nicolai 16f, 19, 35, 72,
104, 106, 116, 123f, 138-141, 163, 178, 183, 185f, 193, 245f, 248, 252ff, 256f, 281 f., 284, 295-300, 302, 314, 317, 321, 343ff, 349, 368, 371 f., 389f, 425, 443, 483, 488, 490f, 497f, 523, 549, 581, 585, 587f, 598, 605, 607f, 625, 631, 633f, 639, 641645, 649, 651 f., 675, 688, 691, 701, 707f, 711, 755ff, 761, 775, 787, 789, 807, 811, 816, 823-826., 837, 845f., 848, 852, 854-858, 863ff, 867ff, 872, 882f, 892, 912, 915, 925, 934, 958f, 963f, 969, 974ff, 992, 995, 997, 1000-1004, 1015, 1017, 1025, 1036, 1039, 1049, 1060, 1072, 1093, 1099, 1144, U65f., 1177, 1179f, 1 1 8 5 , 1192, 1199 1207, 1213, 1220, 1233, 1237, 1246, 1249, 1270 Hartmann, Otto J. 772f, 1256, 1259, 1261, 1267,1271 Hartmann, Richard 947 Hartnacke, Wilhelm 192f, 289, 522, 774 Härtung, Fritz 605f, 859ff, 937f, 965, 968, 970f. Härtung, Günter 55 Harvolk, Edgar 156f. Hasenclever, Walter 207 Hashagen, J. 370 Hass, Gerhard 534 Hasse, Heinrich 76ff, 364, 604, 748, 919, 1038, 1174, 1177f, 1180f, 1188, 1191, 1200, 1202, 1210, 1218, 1222, 1229 Hasselbacher, Friedrich 452 Hasselblatt, Werner 1033 Hassel!, Ulrich v. 913,1024 Hättenschwiler, A 144 Haucke, Christian 362 Hauer, Eugen 925, 953 Hauer, Jakob Wilhelm 16, 2 1 1 , 690, 745f,882, 1043, 1045f,1122 Haufe, Helmut 617,728,777 Haug, Wolfgang F. 18ff, 507, 913, 1075, 1127, 1166 Haunhorst, Bruno 402 Haupt, J. 937,1081 Hauptmann, Gerhart 494 Hauriou, Maurice 1010 Hausherr, Hans 970, 973 Haushofer, Albrecht 779 Haushofer, Karl 16,169,470 Hausmann, Frank-R. 1103, 1 1 0 5 , 1109, 1143, 1163 Hausmann, Raoul 710 Hebbel, Friedrich 828, 1001, 1179 Hebeisen, Michael W. 1023f, 1032 Heberle, Rudolf 627 Hecht, Hans 793 Hecht, Hartmut 233f. Hecke, Bernhard 894 Hecke, Erich 342 Hedemann, J . W 981,1032 Hedin, Sven 1135 Heerich, Thomas 1063 Hegel, Georg W. F. 36, 50, 58, 78, 93, 120, 125, 127, 160, 163ff, 172, 191 f.,
Register 229, 247, 267, 279, 283ff, 290, 294ff., 298f, 307, 312, 316, 325f, 330, 347, 355, 371, 475f., 490, 496, 502, 516, 522, 532, 566, 570ff., 581, 603, 605f, 608, 620f, 624, 627, 634, 655, 663, 690, 692, 694, 702,718ff., 725, 731 f., 737, 758, 764, 786, 792, 809, 829f, 845, 861, 868, 884, 886, 892, 906, 922, 924944f, 951, 954, 958f, 965, 976f, 979, 991, 1000, 1002, 1031, 1045, 1056f, 1060, 1063-1066, 1077f, 1080, 1083, 1090, 1099, 1113-1119, 1143ff, 1171 ff.. 1175, 1178, 1180, 1183f., 1186f, 1189f, 1193, 1196, 1198, 1200, 1202, 1204, 1206, 1208, 1212-1215, 1217, 1219, 1223ff., 1227, 1229, 1235, 1238, 1241f. , 1249-1252, 1254,1256ff., 1261, 1263, 1267-1271 Hegner, Jakob 221 Hehlmann, Wilhelm 687, 759, 1217, 1224, 1231, 1236,1243,1263 Heiber, Helmut 25f., 37, 142, 596, 602, 604, 606, 615, 619, 621, 669, 688f, 691f, 695, 615, 619, 621, 669, 688f, 691f, 695, 731, 850, 916f, 927ff, 936, 945, 9681005, 1008, 1061 f., 1078,1122 Heidegger, Elfride 145 Heidegger, Martin 16, 18f, 24 - 28, 30, 34 - 36, 72, 121, 126, 137-142, 145, 185, 244-248, 250, 256-260, 261ff, 268, 280f, 292f, 297ff., 301f„ 304, 306, 320f, 324, 331 f., 334, 345ff, 349, 506, 513, 549, 576, 587, 598, 605, 607f, 611, 619-624, 628, 631, 641, 649f, 656, 663, 669, 671 f., 680, 683f, 691f, 694, 700, 702ff, 711, 718, 734, 736-739, 761, 771, 781, 793, 804, 809, 812f, 815f, 819-822, 824ff, 849f, 853ff, 863, 867f, 873ff, 877, 886ff., 898, 904, 906ff, 91 lf, 916ff., 921, 925-928, 930, 932937, 940, 957, 9691019, 1027, 1031f, 1040f, 1053, 1055, 1090f, 1093, 1098, 1106, 1162, 1165f, 1172f, 1175, 1177, 1179, 1195, 1204, 1206, 1208, 1212, 1215, 1217, 1220f, 1224f„ 1227, 1229, 1234, 1240, 1244, 1251, 1261, 1263, 1265 Heim, Karl 1092 Heim, Susanne 1094 Heimann, E. 526 Heimbüchel, Bernd 34, 43, 87, 186, 254, 300 Heimsoeth, Heinz 72, 95, 114ff, 118, 138ffi, 163, 183, 185f., 188, 242, 244, 256, 261, 266, 268, 282, 295f, 298302, 318, 335, 343, 345, 348ff„ 411, 483, 488, 491 f., 497f, 587f, 598, 607ff, 655f, 681, 718ff, 727, 745, 749, 778, 785, 789, 811, 824, 831f, 846ff., 852-855, 863, 872, 877f, 881, 888, 893, 906, 912, 922f, 925, 961f, 1007, lOlOf., 1072, 1077f, 1106, 1108, 1125f, 1132, 1182, 1184, 1192, 1195, 1207, 1211, 1213, 1215, 1217, 1219, 1250, 1252, 1260, 1263, 1270
1453 Heine, Heinrich 861,1157 Heine, Wolfgang 173,517 Heinemann, Fritz 162f, 170f, 292, 350, 376, 447, 587f., 603, 1182f., 1186, 1190f, 1194, 1196, 1198, 1200, 1202, 1204, 1206, 1208, 1210, 1212, 1214,1220 Heinemann, Ulrich 27 Heinrich, Walter 525, 939 Heinse, J. J Wilhelm 242 Heintel, Erich 778, 1268, 1270 Heinz, Sabine 1164 Heinze, Max 50,120,124 Heise, Wolfgang 17 Heisenberg, Werner 524 Heiß, Gernot 34, 752, 772f, 776f, 1005, 1009 Heiß, Robert 139f, 340, 704, 753, 780, 844ff, 849, 851-854, 907, 91 lf, 993, 1013, 1027, 1100, 1209, 1219, 1239, 1244, 1248, 1265 Heißmeyer, August 945 Heitmann, Margret 134f Held, Heinrich 143f, 183 Heldmann, Karl 456f. Heller, Abraham 984f, 997 Heller, Hermann 56, 176, 516, 621, 1024, 1057,1108 Hellmann, Siegmund 111 Hellpach, Willy 244, 493, 1069, 1072, 1093 Hellwege, Heinrich 556 Helmholtz, Hermann v 222 Helms, Hans v 678 Helphand, A. 477 Helvetius, Claude A 976 Hemmerich, Josef 694 Hempel-Kiiter, Christa 1163 Henckmann, Wolfhart 123, 243, 446, 635 Hennemann, Gerhard 879, 881-884, 888,911, 1058 Henning, Uwe 917 Henning, Hans 72, 133, 236f, 239, 604, 1075, 1079, 1188, 1208, 1210, 1216, 1226 Henning, Rudolf 236f Henningsen, Jürgen 970 Hennis, Wilhelm 838 Hensel, E. 57 Hensel, Paul 57f, 78, 92, 108, 135, 164, 168, 281, 337, 340f, 413, 478, 620, 1186, 1188, 1190f, 1193f, 1198, 1200, 1202 Hentschel, Claudia 542, 616, 618 Hentschel, Klaus 202, 230, 233 Heraklit 901 Herb, Karlfriedrich 35 Herbert von Cherbury 713 Herbert, Ulrich 551 Herbertz, Richard 302 Herder, Johann Gottfried 48, 66, 136, 168, 272f, 484, 558, 641, 726, 830, 861, 977, 982, 992, 1001, 1060, 1127f, 1174, 1192. 1212, 1218, 1232f, 1243, 1248, 1254, 1261, 1269 Hering, Rainer 330
Hermand, J 549, 564 Hermann, Hilde 1013 Hermann, Rudolf 277, 280 Herodot 1127 Herrfahrdt, Heinrich 526, 1104 Herrigel, Eugen 30, 162, 268, 281 f., 587, 837, 852, 925, 1099, 1210, 1212, 1226,1231,1233,1262, 1269,1271 Herrmann, Christian 50, 230 Herrmann, Klaus J. 134, Herrnstein, Richard J. 962 Herter, Hans 888 Hertfelder, Thomas 1163,1168 Hertling, Georg v. 53f, 89, 137, 143f., 146, 158, 198 Herzog, Rudolf 752 Hess, Gerhard 969,972,1017 Heß, Rudolf 597, 600, 632, 665, 678, 758f.,935,956, 1009 Hesse, Alexander 72, 163, 313, 339, 434,492,614,749,899, 1164 Hessen, Johannes 19, 154, 157f, 161, 270, 433, 447f, 585, 745, 846, 1030, 1039f, 1045, 1184, 1193, 1203, 1211, 1217, 1229, 1232, 1234, 1236, 1241, 1244,1246 Hessen, Sergius 368 Hessing, Jakob 1063 Heufelder, K. s. Kanthack Heuschele, Otto 1147 Heuss, Eugen 527 Heuss, Theodor 1092 Heyck, Hans 564 Heyde, Johannes Erich 268, 587, 831f, 835f, 893ff, 911, 918, 1072, 1082f, 1264,1266,1269,1271 Heydebreck von, Familie 552 Heydebreck, Hans-Peter 552 Heydenreich, L. H. 1234 Heydrich, Reinhard 766, 895, 9 4 1 , 989, 1136 Heym, Georg 316 Heymann, Karl 434 Heymann, Ernst 1024, 1027f, 1032f, 1036 Heyse, A. 302
Heyse, Hans 29f, 268, 279, 291, 297ff, 301-304, 315, 349, 354, 556, 598, 607, 623, 667, 693ff, 699, 703, 705, 721, 766f, 770, 778, 787, 794, 805, 820, 822, 837, 845, 850-854, 869ff, 872, 874, 897, 917, 919, 922, 925-930, 937, 956f, 989, 997, 1006, 1017ff, 1021f, 1025, 1053, 1091ff, 1099, 1107f, 1146, 1149, 1206, 1208f, 1212, 1214, 1216, 1225, 1227, 1236, 1239, 1241, 1243, 1246, 1250, 1259, 1261, 1263ff, 1269 Heyse P 986 Hielscher, Friedrich 526, 539, 555 Hielscher, Johannes (Hans) 72, 249, 512, 522, 585, 667, 1182, 1228, 1230, 1232 Hieronimus, E. 224 Hietala, M. 565 Hubert, David 82, 91, 99, 118ff, 220, 257
1454 Hildebrand, Adolf v. 154, 450 Hildebrand, Dietrich v 146, 154f, 161, 251, 314, 350, 435f, 447, 466, 587, 603, 689, 771, 778, 1171, 1191, 1203,1223 Hildebrand, Klaus 1094f. Hildebrandt, Kurt 245, 315, 336f, 428-131, 434f, 526, 585, 622-625, 637, 692, 694, 718, 770, 825, 831, 853, 885, 919ff, 923, 930, 942, 1011, 1025, 1047f., 1056, 1068, 1072, 1126, 1160, 1203, 1211, 1218, 1220, 1222, 1232, 1241, 1244, 1246, 1248, 1260, 1264, 1268,1270 Hildebrandt, R. 78 Hildegard von Bingen 329, 694, 1209 Hillebrandt, Alfred 277ff. Hiller, Kurt 66, 131, 235, 384, 390, 496,709 Hillgruber, Andreas 29, 1065, 1095 Hiltner 682f Himmelheber, J. 744 Himmelstein, Klaus 916f. Himmer, J. G. 525 Himmler, Heinrich 549, 627, 766, 803, 883, 896, 929, 989, 996, 999, 1035, 1136 Hindemith, Paul 1100 Hindenburg, Paul v. 51, 181, 224, 288f, 373, 522, 528, 638, 873 Hinrichs, Carl 971,973 Hintze, Otto 151,558,606,642,937 Hinz, Walther 638 Hiob 960 Hippius, Maria 801 Hippius, Rudolf 726, 801ff, 805, 1144 Hirn, Albert 966f, 972, 974 Hirsch, Emanuel 280,321,888,995 Hirsch, Helmut 293,601,1092 Hirschbiegel, Jan 559 Hirschfeld, Magnus 231,435 Hitler, Adolf 21, 24ff, 29, 57, 76, 135, 181, 188, 192, 195, 265, 328, 345, 373f, 397, 478, 489, 513, 522, 547550, 555, 559, 562ff, 567, 588, 604f, 617, 627, 629f, 632, 658, 700, 729, 749, 771, 779f, 783, 797, 800, 806, 873, 898f, 903, 913, 927, 930, 951, 961, 977, 980, 982, 984, 986, 1011, 1013, 1024f, 1040, 1049, 1065f, 1072, 1074f, 1078, 1081, 1090f, 1094f, 1102ff, 1117, 1119, 1131, 1134f, 1136f, 1140, 1146-1149, 1157f,1227 Hobbes, Thomas 49f, 75f, 228, 278f, 727ff., 982, 1029, 1077, 1083f, 1111, 1200, 1205, 1261 Hoberg, Clemens August 691, 926, 1058f,1129f,1142 Hobohm, Martin 1001 Hochheimer, Wolfgang 972f. Hochhuth, Rolf 27 Hochstetter, Erich 297, 315f, 340, 342f, 608, 753f, 837, 848, 850, 852, 854,926, 1251, 1258, 1267 Hock, Wolfgang 71,589 Hocke, Gustav R. 920
Register Hocking, W.E. 51 Hoechst, R 1073 Hoetzsch, Otto 984f. Hofer 846 Höffding, Harald 1001 Hoffmann (Schlochau) 1016 Hoffmann, Adolph 79 Hoffmann, Arthur 36, 486f, 490-497, 519 Hoffmann, Dieter 230, 239, 233f. Hoffmann, Ernst 57, 69, 72, 108, 130, 134, 183f, 243, 245f, 263, 287, 290f., 315, 324ff, 329, 348f, 364, 374, 377, 413f, 421f, 429, 444, 584, 600f., 603, 612f, 692ff, 723, 1030, 1082, 1092f., 1165, 1190, 1192 Hoffmann, E. T. A. 1186 Hoffmann, Friedrich 48, 615f, 791, 873,927, 1136, 1138 Hoffmann, Heide 791 Hoffmann, Joachim 618 Hoffmann, MR 767 Hoffmann, Thomas S. 48 Hoffmeister, Johannes 694, 857f, 884fr, 91 l,924f, 1073, 1090, 1113 Höfler, Otto 559,614 Hofmann 1165 Hofmann, Paul 64, 66f, 84, 138, 291, 296, 584, 608, 751f, 977, 982, 1082, 1192 Hofstätter, Peter R. 850, 973, 981, 1055 Hohenauer, G. 525 Hohendorf, Gerd 1146 Höhn, Reinhard 722, 849, 896, 913, 1025, 1033, 1087 f., 1108, 1110 Höhne, Heinz 27 Hohoff, Wilhelm 402 Holborn, Hajo 458 Holdefleiß, Paul 242,1193 Hölderlin, Friedrich 229, 268, 450, 559, 576, 718, 830, 871, 884ff, 911, 1190, 1229, 1238, 1241, 1261, 1263, 1267,1270 Holfelder, Albert 525, 545, 548, 899, 925, 936-941, 945, 993, 997, 1003, 1103f,1109 Holfelder, Hans 548, 938 Holitscher, Arthur 457 Holl, K. 456 Holl, Karl 280,354,614 Holldack, Felix 188 Hollerbach, Alexander 142 Hölscher, Uvo 716 Holst, Erik v. 794 Holtzendorff, Henning v. 277 Holtzmann, Robert 277, 280, 859, 972, 999 Holz, Friedbert 55, 189, 289, 602, 780 Holz, Karl 1105 Holzapfel, Karl M. 1069 Holzhey, Helmut. 129, 479, 482 Hölzle, Erwin 1144 Homann, Karin 955, 994, 1003 Hommes, Jakob 630, 743 Honecker, Martin 145ff, 154, 160, 251, 258, 417, 629, 632, 661, 671,
737ff., 844, 851, 1041, 1099f, 1218, 1224,1234 Honigsheim, Paul 150-153, 167, 350, 364, 368, 372, 376f, 419f, 467, 584f, 588, 603, 641, 1171, 1187, 1189f., 1193, 1195, 1197, 1199, 1207, 1211, 1215, 1219,1221 Hömgswald, Richard 16f, 91, 104, 163, 222, 249f, 261, 276-281, 290, 292, 297f, 302f, 313, 347, 349, 489, 516, 601, 613, 637, 661ff, 669, 689, 692, 710, 712, 1069, 1071, 1165f, 1196, 1208 Honneth, Axel 167 Hoppe, Willy 610f, 840, 870f, 988 Hopwood, Nick 127 Hördt, Philipp 628,1241 Hore-Belisha, Leslie 1066 Horkheimer, Max 36, 47, 60, 243, 247f, 250, 294, 305f, 334, 348, 350, 374, 394ff, 584, 601, 637, 662, 691, 837, 1029, 1039, 1092, 1165f, 1171, 1200, 1202, 1204, 1206, 1208, 1214, 1217f, 1220,1222 Hörn 929 Hörn, W. 277 Hörn, Wilhelm 967,971 Horneffer, August 71, 217 f. Horneffer, Ernst 65, 70, 77, 98f, 100, 103, 146, 217f, 270f, 350, 355ff, 396ff, 418f, 448, 466, 468-471, 512, 584f, 590, 619, 752, 1049, 1081, 1090, 1171, 1180, 1182, 1197f, 1200f, 1210, 1214,1229, 1231,1238 Horneffer, Reinhold 701 Hotmann, Franz 843 Hoyer, Siegfried 21,615 Hsiao, Yunlai 992f, 1003 Huber, Clara 155 Huber, Ernst Rudolf 45, 132, 142, 526, 1035, 1038, 1051, 1110, 1247 Huber, Kurt 154-157, 585f, 629, 689, 753 Hubig, Christoph 139 Hübner, Arthur 320, 645 Hübner, Walter 712 Hübscher, Arthur 35, 1025, 1038 Hueck, Ingo 1032 Hugelmann, Karl G. 1029, 1105, 1125 Hugenberg, Alfred 78, 522, 676, 873 Huhn, Jochen 153 Huizinga, Johan 1072, 1120f, 1124 Hülle, Werner 964 Humboldt, Wilhelm v 56, 59, 84, 136, 171,439, 571, 620, 858, 918, 970, 982, 1212,1217 Hume, David 77, 171, 197, 276, 286, 777,892,979,982, 11 17 , 1193, 1231 Huntington, Samuel 962 Hurstel, Sylvia 1078 Hurten, Heinz 155, 402, 1167 Hurwicz, Elias 23 Husserl, Edmund 20, 26, 30, 35, 50f, 57f, 82, 84f, 98, 106f, 119, 121 f., 135, 137, 141, 145f, 154, 162, 168, 187, 189, 223, 225, 247, 250, 256ff, 267f, 286, 295f, 298ff, 305, 308,
Register 315, 324, 328, 331 f., 340, 346, 349f, 361, 364, 417, 444, 586f, 611, 619, 628, 643, 645, 649, 658, 660, 663, 683, 760, 780, 790, 792f, 807, 809, 816, 875, 968, 974, 988, 1002, 1037f, 1055f, 1071, 1074, 1092f., 1184, 1195,1205 Husserl, Gerhard 525 Husserl, Malvine 145 Husserl, Wolfgang 51 Huxley, Thomas H: 312 Ibbeken, Rudolf 972 Ibsen, Henrik 494,1174,1181,1212 Ignatius von Loyola 175, 693, 1115 Ihering, Rudolf v. 965 Immel, Ernst 982 Ingarden, Roman 51, 137, 444 Ipsen, Detlev 618 Ipsen, Günther 335f, 350, 354, 374, 473, 524ff, 540-544, 585f, 589, 615618, 622, 633f, 637, 696, 698, 727, 751, 753, 776-780, 789, 791, 794f, 798f, 805, 850, 852f, 855, 911, 957, 973, 979, 1005, 1050, 1055, 1100, 1106, 1137, 1172, 1195, 1197, 1199, 1201, 1205, 1207, 1209, 1211, 1213, 1215, 1217, 1219, 1221, 1223, 1225, 1227, 1230, 1232, 1234, 1236, 1242, 1244, 1246,1249,1254 Ipsen, Hans Peter 616 Irrlitz, Gerd 1154 Jäckel, Eberhard 1096 Jacob, Georg 91,93 Jacob, Hans 711,888 Jacobi, Friedrich Heinrich 63, 672, 700, 1059f,1248 Jacobs, Monty 578 Jacobsen, Hans-A. 556, 647, 1034 Jacoby, Felix 96, 254, 622 Jacoby, Günther 35, 72, 104, 106, 249f, 272-276, 285, 364, 419, 585, 588, 665f, 706, 851, 891, 896, 1007, 1025, 1027, 1029, 1132, 1192, 1208, 1214,1221,1229,1165 Jacoby, Hermann 272, 665 Jaeger, Werner 85, 92f., 96, 110, 243, 254f, 264, 274, 297f, 303f, 320ff, 336f, 342, 349, 445, 608, 622, 645, 652, 857f, 1025, 1206 Jaensch, Erich 55f., 117f, 127, 138, 141, 184, 202, 204f, 256f, 265f, 318, 349, 430, 585, 588, 598, 782f., 812, 814, 820-823, 876, 919, 926, 937, 1050, 1054f, 1057f, 1067, 1074, 1172, 1195, 1227,1234,1242 Jaensch, Walther 782f. Jaffe, Edgar 457 Jäger, Siegfried 606 Jahn, Friedrich Ludwig 56, 547, 704, 899,993,1214 Jahr, Christoph 1163 Jakob, Eckart 1078,1164 Jaksch, Wenzel 533f. James, William 198, 274, 793, 976, 1040, 1177, 1191, 1251 Janentzky, Christian 188, 192
1455 Jankuhn, Herbert 627 Jänovska, Georg 730 Jansen, Bernhard 1041,1048 Jansen, Christian 31 f., 39 , 47, 50, 108, 260, 325, 374, 413, 514, 589, 600, Janssen, Otto 64, 71 f., 602, 1182, 1189, 1203, 1207, 1213,1218 Janssen, Peter 71 Jantke, Carl 616f, 791, 795, 1138 Jaspers, Gertrud 666 Jaspers, Karl 18, 28, 35, 72, 94, 103ff, 107f, 122, 162, 189, 244f, 254, 256, 260, 261 ff., 268, 281, 295ff, 299, 301 f., 309, 315, 328, 346, 348f, 361 f, 374, 377f, 412f, 424, 466f, 584, 588, 612, 621, 641, 665f, 693f, 700, 702f, 726, 792, 793, 811, 820f, 846, 851, 875, 917f, 930, 995, 1010, 1040, 1076, 1082, 1165, 1172, 1174, 1179, 1187, 1190, 1193, 1199, 1202, 1206f, 1218ff, 1223, 1238 Jastrow, Ignaz 998 Jatho, Carl 476, 484 Jaures, Jean 448, 900 Jaworski, Rudolf 533 Jay, Martin 36 Jean Paul 663,906,1231 Jecht, Horst 701,942,969 Jegelka, Norbert 36, 49, 380f. Jellinek, Georg 151,370,1164 Jellinek, Walter 984 Jena, Kai v. 1097 Jepa 343 Jeremia, Prophet 1000 Jesaija, Prophet 453,1000 Jesinghaus, Carl 637, 770, 1172, 1235, 1237, 1242, 1247, 1251, 1256, 1258, 1260,1262,1270 Jessen, Jens 992,1024 Jessen, Otto 816 Jessen-Klingenberg, Manfred 626 Jesus Christus 485, 1122, 1179, 1184 Jevons, William Stanley 94 Joachim von Fiore 873 Joas, Hans 32, 441 Joch, Winfried 36,936 Jodl, Friedrich 454, 749, 772, 777 Joel, Karl 35,1041,1069 Joerges, Rudolf 1182f, 1184, 1186, 1190, 1195, 1198 Johannes, Evangelist 930 Johannsen, HM. 419 Johannsen, Hermann 173, 179, 181 f., 291, 426, 489, 753, 766, 852, 1190, 1213, 1219, 1225, 1227, 1238, 1241, 1248, 1255 John, Jürgen 128f, 521 f, 1167 Johnsen, Arrien 91 Johst, Hanns 282 Jolles, Andre. 880,1205,1244 Jordan, Bruno 282 Jostock, Paul 401 f. Jöttkandt, Ernst 991,1003 Juhos, B. v. 1025 Jung, Carl Gustav 215, 1194 Jung, Erich 1025,1032 Jung, Edgar Julius. 31,282,461,986
Jung, Gertrud 50, 337, 664, 742, 772, 841,926, 934, 951 ff., 955, 966, 1 0 1 7 Junge, Reinhard 1235, 1237, 1240. 1242,1245,1247 Jünger, Ernst 526, 532, 542, 545-548, 550, 561, 564f, 577, 579f, 703, 909, 934,938,942, HOlf, 1264 Jünger, Friedrich G. 538, 545f, 577f, 719 Junghaus, HM 691 Jung-Stilling 322f. Junius Alter, s Kapp Junker und Dünnhaupt (Verlag) 839, 1007,1083,1130 Junker, Detlef 29, 1065, 1096 Junker, Paul 523,1106 Just, Günther 896 Justinian 972 Kabermann, Friedrich 546 Kabitz, Willy 35, 58, 120, 130, 249, 585, 723, 740, 765, 818, 849ff, 1099, 1175, 1178, 1184f, 1196, 1207, 1228, 1235, 1237, 1239, 1252, 1255, 1258, 1262 Kaesler, Dirk 1164 Kafka, Franz 779 Kafka, Gustav 72, 187-193, 198, 239f, 250, 349, 358, 424, 585, 602, 637,851, 1069, 1071, 1165 Kahl, Wilhelm 89 Kahler, Martin 172 Kahler, Wilhelm 931 Kainz, Friedrich 633, 772, 774, 778f, 850, 852, 1270 Kaiser, Eduard 550 Kaiser, Fritz 189,253 Kalbhen, Uwe 1044 Kalijarvi, Thorsten W 982 Kalikow, Theodora J 796, 803 Kalinin, Michail J 367 Kallen, Gerhard 1250 Kaltenbrunner, Ernst 989 Kambartel, Friedrich 92 Kamiah, Klara 873f Kamiah, Wilhelm 872ff, 9 1 1 , 1 100 Kamps, Karl 70, 603 Kanitschneider, Bernulf 49,601 Kant, Immanuel 48, 52, 55, 57, 61 f, 64f, 68, 75, 84, 89f, 97, 115f, 133, 135, I63f, 173, 179, 191 f., 196, 198, 224, 234, 236, 247, 260, 267f, 272, 278, 281, 283f, 294-299, 301f, 307, 316, 324, 332, 338, 342, 347, 371,426, 440, 455-460, 474, 478, 480^183, 490, 512, 523, 608, 625, 633, 641, 650, 652, 663, 686, 688, 694, 700, 706ff., 714, 726, 732ff, 741 f., 756, 772, 777f. 792, 804, 815f, 8I9f, 822, 829f, 849, 861, 867, 875, 877, 882, 887, 892, 898, 906, 910, 957f, 969, 977, 979, 982, 991f, 994f, 1000, 1002ff, 1014, 1017, 1057f, 1060, 1070, 1078. 1090, 1099, 1108, 1119, 1123, 1138, H40ff, 1172, 1177, 1179, 1182-1186, 1188, 1190, 1195, 1198, 1200, 1206, 1209, 1217, 1224f, 1227, 1229f, 1233, 1235, 1238, 1244-1248, 1250, 1253ff,
1456 1257ff, 1265f, 1268, 1272 Kanthack, Katharina 648, 650f, 664, 742 Kanthack, Ulrich 651 Kantorowicz 176 Kantorowicz, Ernst H. 716 Kantorowicz, Hermann 331 Kapferer, Norbert 35,1165 Kapp, Wolfgang 334,514 Kapp-Putsch 268f, 273, 311, 532, 761, 899 Karkosch, Konrad 755,1048 Karl der Große 688, 839, 948 Karl L, Kaiser von Österreich-Ungarn 155 Karmann, Th. v. 219f. Kaskel, Walter Kasper, Gerhard 673, 989, 1021 Kassner, Rudolf 1069 Kastil, Alfred 313, 771ff, 874, 876 Kastl, Karin 1078 Kater, Michael H. 201,549 Katharina die Große 1031 Kattenbusch, Ferdinand 172 Kattner, Edgar 980f. Katz, Barry M 27 Katz, David 266 Kauder, Emil 710 Kauffmann, Hans 719, 745, 877, 879 Kaufmann, Doris 1164 Kaufmann, Erich 370, 502 Kaufmann, Fritz 51, 588, 603, 1200, 1204,1210,1212,1234 Kaufmann, Günter 956 Kaufmann, Karl 602, 682 Kautsky, Karl 69,1202 Kautz, Heinrich 50 Kautzsch, Emil 57 Kawerau, Siegfried 153 Kayser, Siegfried 977 Kayßler, Friedrich 457 Keck, Timothy R. 62 Keferstem, Jutta 1001 Keilhacker, Martin 114 Keim, Wolfgang 936, 1146, 1164 Keitel, Wilhelm 564 Keller, Erich 208, 21 lf, 239f., 508, 525f., 587, 637, 691, 1047, 1232,
1237, 1239, 1249, 1251, 1253, 1260, 1262,1268 Kellner-Manger, Eva 994f., 1003 Kellogg, Frank D. (K-Pakt) 419, 460 Kelly, Reece 595ff, 599, 1005 Kelsen, Hans 253, 366, 369, 1070, 1085,1186,1200 Kempner, Familie 518 Kempowski, Walter 915 Kempski, Jürgen v. 95, 930, 1025, 1027,1030,1037,1151 Kern, Fritz 489, 1211, 1214, 1216, 1220, 1222, 1243, 1245 Kern, Hans 690, 1005, 1013 Kernbauer, Alois 824 Kerschensteiner, Georg 109, 358, 904, 1215 Kersten, Paul 521 Kersten, Jens 1164
Register Kessel, Eberhard 970f. Kestler, Stefan 514 Keussen, Rudolf 853, 1243, 1257, 1269 Keyserling, Hermann Graf 51, 87, 90ff, 264, 452, 875, 1072, 1131 Kiefer, Wilhelm 489, 492 Kiehl, Erhard 979 Kiem, Paul 156 Kienzier, Wolfgang 516f. Kiep, Otto K. 1024 Kierkegaard, Sören 94, 175, 260, 306, 328, 694, 829f, 995, 1196, 1198, 1208, 1217,1219, 1222,1227,1244 Kieser, Dietrich G. 890 Kiesewetter, Hubert 39, 1024, 1078, 1114 Kinkel, Walter 60-63, 98, 206, 271, 350, 383f, 416f, 433f, 438f, 449, 452, 454f, 584f, 588, 603, 1177, 1182,1192,1208,1214,1217 Kirchner, Friedrich 886f.; 924, 1073 Kirchner, Egon 425f. Kisch, Guido 242 Kisiel, Th. 256 Kiss, Endre 1006 Kittel, Gerhard 283,788,1061 Kittel, Helmuth 614 Kittsteiner, Heinz D. 1081 Kjellen, Rudolf 1133 Klafki, Wolfgang 36, 405, 667 Klages, Ludwig 215, 323f, 331 f., 525, 568, 572, 574, 634, 680, 690, 694, 875, 829, 846, 960, 1001, 1005, 1013, 1015, 1041, 1049, 1116, 1173, 1194, 1210, 1212,1221, 1225, 1236f,1244 Klär, K. H. 366 Klatzkin, Joseph 438,1041 Klausner, Joseph 438 Klausning, Friedrich 1035 Klebs, Georg 213 Klee, Karl 837 Klein, Peter 1023 Klein, Werner 828ff. Kleine, Georg H 551 Kleineidam, Erich 148 Kleinwaechter, F. 779 Kleist-Schmenzin, Ewald v. 551 f., 554 Klemm, Otto 127,133,699 Klemmt, Alfred 29, 315, 421, 437, . 651-654, 664, 742, 794, 825, 840ff, 852, 911, 922, 925f, 956ff, 1108, 1119ff, 1159f. Klemmt, G. 653 Klemperer, Viktor 150, 188-192, 494, 602, 797f. Klepper, Jochen 277, 280 Klewitz 523 Kley, Walter 977 Klibansky, Raymond 108, 315, 324, 600,603, 1041 Kline, George L. 1062 Klingemann, Carsten 634, 931, 1005, 1164 Klinger, Gerwin 601, 633, 696, 1166 Klopstock, F. G. 494 Klostermann, V. (Verlag) 719
Klotzbücher, Alois 554 Klug, Ulrich 1025ff, 1029 Kluge, Barbara 128 Kluncker, Karlheinz 227 Knevels, Wilhelm 1045 Kniep, Hans 336 Knittermeyer, Hinrich 347, 411, 728f., 930, 1098f Knopp, Konrad 115 Knorr, Friedrich 692,1132 Knütter, Fritz 979 Knütter, Hans-H. 506f Kobe, Gertrud 977 Kobylinski, Hanna 977 Koch, Erich 556, 618, 767, 805, 928f, 1142 Koch, Franz 525, 609ff, 639, 707f, 775, 784, 856, 860, 862, 949, 965, 973, 987-991, 1036 Koch, Josef 148,313,667 Kocka, Jürgen 543,1164 Kocks, Josef 70 Kodalle, Klaus-M. 60, 1165f. Koebner, Richard 280 Koellreutter, Otto 169, 917, 1014, 1017, 1019, 1083ff., 1086 Koenig, Otto 804 Koepp, Wilhelm 1184 Koeppen (Lpz) 333, 747 Koffer 934 Koffka, Otto 552ff. Köhler, A. 198 Kohler, Josef 1023,1028 Köhler, Otto 795, 800, 802, 895 Köhler, Wolfgang 35, 82, 117, 232, 234, 293, 316, 323, 581, 606, 638f, 643, 645, 649, 651, 851, 974-977, 994, 1014f., 1072, 1100, 1200 Kohlrausch, Eduard 981, 1024, 1036 Köhnke, Klaus C. 21f, 48, 182, 708, 831, 1166 Koktanek,M. 217 Kolbe 554 Kolbenheyer, E. G. 332, 524, 1068, 1232,1262 Kolk, Rainer 621,623,1038 Koller, Christian 564 Kollwitz, K. 457 Kommerell, Max 717 Kondylis, Panajotis 29, 962 Konen, Heinrich 266 König, Christoph 1164 König, Josef 35, 52, 242, 300, 349, 680ff, 704, 742ff, 785, 814f, 824ff, 847ff., 852-855, 869, 912 König, Rene 647f, 920, 930, 937 König, Walter 195 Königs, Diemut 28 Königsberger, Käthe 977 Konrad, Joachim 1041 Kopal, Pawel 472 Kopernikus, N. 676, 1123f. Kopp, Bernhard 1001 Kopp, Friedrich 606, 859-863, 889, 911,946, 948f, 1004, 1134 Koppe, Wilhelm 971 Koppelmann, Wilhelm 64, 68f, 350,
Register 430, 432f, 588, 1171, 1175f, 1178, 1180, 1182, 1185, 1196, 1213, 1218 Kordt, Erich 26 Korenhof, Wilhelmina 64 Korn, Karl 623, 691 Kornemann, Ernst 277, 280 Körnerjosef 663,1041 Korol, Martin 440 Korotin, Ilse 34, 771, 777f, 973, 1005 Korsch, Karl 61, 128, 321, 521, 642 Korthals, Michiel 395 Kösel&Pustet (Verlag) 53 Koselleck, R. 842 Kößler, H. 874 Kossmat, Franz 112 Köster, Albert 494 Köttgen, Arnold 526, 932 Kowalewski, Arnold 64, 67f, 115, 301f, 584, 753, 767, 852, 1 1 7 1 , 1179f., 1185, 1187, 1189f, 1192f, 1199, 1201, 1203, 1205, 1209, 1213, 1217, 1219, 1223, 1225, 1227, 1230, 1232, 1234, 1236, 1239, 1242, 1244, 1246, 1249f, 1252f, 1255f, 1258, 1260, 1266, 1271 Kowalewski, Gerhard 67 Kowalewski, S. 767 Koyre, A. 907 Kracauer, Siegfried 305 Kraft, Viktor 772f., 1039 Kramer, Karl S. 559 Kramme, Rüdiger 36, 167f, 362, 1037 Kramp, Willy 869 Krampf, Wilhelm 1041 Kranz, Walther 1101 Kratzer, Adolf 740,818 Kraus, Franz X. 54 Kraus, Karl 1074 Kraus, Oskar 376f, 452, 459, 684, 780,852, 1069, 1071, 1093 Krause, Andreas 1163 Krause, Eckart 26 Krause, K. C. F. 898,1003 Krauss, Werner 26,814 Krebs, Fritz 717 Krehl, Ludolfv. 113 Kreiser, Lothar 1166 Kretschmer, Ernst 1046 Krieck, Ernst 16ff., 30, 34, 36, 113, 188, 191, 239, 248, 326, 345, 354, 513, 523ff, 550, 598, 604, 612-616, 619, 621, 628, 633f, 636, 666, 669, 672, 675, 680, 692f, 722-726, 743, 770, 810f, 815, 820, 834f, 837-840, 852f, 889f, 899, 910f, 916-920, 922, 924928, 935, 937, 952, 1004, 1015, 1017, 1021, 1040, 1046f, 1052f, 1055, 1059, 1066, 1068, 1073, 1076, 1088f, 1091, 1103, 1147-1152, 1154, 1159, 1172, 1211, 1225f, 1229, 1231, 1234, 1236ff, 1241, 1244, 1246, 1248, 1250, 1252ff, 1256, 1259, 1261, 1263f, 1267, 1269, 1271 Krieger, Hans 982f. Krieger, Heinrich 32 Kriekoukis, Charilaos 993 Kries, W v. 986
1457 Krings, Hermann 731,733 Kristeller, O. 321 Kroger, Martin 28 Kroh, Oswald 133, 192, 283, 668, 699, 730, 732f, 735, 777, 849, 851, 868, 898, 1072f., 1171, 1189, 1196 Krois, John M. 329 Kroll, Frank-L. 311,963,1051 Kröner Verlag 955, 980, 1069 Kröner, Franz 692, 729-733, 743, 785-789,807, 1172, 1259, 1261 Kroner, Richard 19, 26, 72, 74, 108, 141, 169, 178, 183, 187-192, 239f., 241, 252, 254f, 259, 296, 324, 336, 339, 348, 356, 365, 368f., 371 f., 374, 388f, 443, 482, 571, 585ff, 601, 621 f., 624, 698, 718, 721, 1002, 1037, 1057, 1161, 1165, 1190, 1196, 1198, 1200, 1202, 1204, 1210, 1223 Kröner (Verlag) 489, 710, 955, 980, 1069 Kronfeld, Arthur 435 Kropotkin, Pjotr Fürst 417 Kross, Siegfried 311 Kroyer, Theodor 156 Krueger, Felix 50, 59, 74, 97, 109f., 252, 288, 332, 335, 338, 355f., 420, 473, 490f, 521, 522-535, 540f„ 544, 585, 588, 665f, 695, 697f, 733, 801, 851,925f, 1007, 1012, 1068 Krüger, Gerhard (NSDStB) 859 Krüger, Gerhard 340, 607, 619, 625, 654, 704, 719, 753, 812, 817-823, 830, 844, 849, 852, 854, 888, 911, 919, 921, 957, 995, 1100, 1125, 1215, 1217, 1219, 1221, 1225, 1227, 1232, 1239, 1252, 1255f., 1265, 1268, 1270, 1272 Krüger, Hans-Peter 362 Krüger, Herbert 551 Krüger, Ohm 1117 Krumm, Günter 552 Krümme!, Karl 966f, 992 Ku Hung Ming 520 Kubach, Fritz 968, 1144 Kuczynski, Jürgen 456 Kuczynski, Robert 457 Kühl, Stefan 427 Kühn, Detlef 478 Kühn, Erich 488 Kuhn, Helmut 315, 321f, 326, 445, 603,648,653, 1014-1018, 1082, 1093, 1211,1213,1222 Kuhn, Karl G. 1061 Kühn, Lenore 478, 486f, 498, 512, 691, 1045 Kuhn, Ph. 521,1046 Kühne, Agnes 977 Kühnemann, Eugen 55f, 146, 163, 223, 278, 294, 321, 335, 356, 364, 374, 399f, 419f, 422, 440f., 467, 501f, 585-588, 602, 663, 668ff, 672, 674, 710,851,918, 1072, 1090, 1181, 1186, 1188f, 1191, 1193, 1194, 1196, 1198, 1200, 1202, 1204, 1212, 1214, 1216, 1224, 1226, 1228, 1231, 1233 Kuhnigk, Helmut 870 Kühnl, Reinhard 20,28,1094
Kulp, Wilhelm 759, 951 f., 956, 958f, 1003 Külpe, Oswald 53, 113, 173, 191, 219, 267, 284, 350, 709 Kümmel, F M. 294 Kummer, Bernhard 851, 882f, 952 Kunkel, Otto 700 Kunstat, Miroslav 780, 785 Kuntze, Friedrich 64f., 84f, 126, 266, 426, 1175, 1177ff, 1182f, 1198, 1202 Kunz, Willy 722, 724ff, 743, 809ff, 889f, 911, 1053, 1059, 1066f, 1103, 1151 Kurella, Alfred 384 Kurke, Herbert 977 Kuschnitzky, Erich 999 Kütemeyer, Wilhelm 548 Kutzner, Oskar 62, 410, 416, 584, 753, 1189, 1196, 1224, 1230, 1240, 1245, 1249, 1255, 1257 Kuziela 554 Kynast, Reinhard 162ff, 291, 389, 426,668, 1183, 1238 La Rochefoucauld, Francois 1128 Lachmann, Karl 1164 Lacina, Evelyn 224 Laeuen, Harald 552, 554ff. Lafayette, M. J. P. de 976 Lagarde, Paul de 57, 200, 212, 475, 503f, 693, 828, 899, 905, 1225, 1229 Lagler, Ernst 525 Laitenberger, V. 586 Lambeck, G. 422 Lammasch, Heinrich 454 Lamprecht, Karl 97, 111, 127, 135, 263,494,615,852 Landauer, Carl 235, 526 Landauer, Gustav 174, 287, 309, 378, 390,449, 456 Landgraf, Artur 1041 Landgrebe, Ludwig 26, 51, 300, 346, 780,827, 1038, 1165 Landmann, Edith 1041 Landmann, Julius 623 Landmann, Michael 18,227 Landry, Harald 524 Landsberg, Ernst 308 Landsberg, Anna 267 Landsberg, Paul Ludwig 167, 307311, 350, 364, 603, 1092, 1171, 1207, 1211, 1214, 1222 Landshut, Siegfried 526, 641, 1150 Landt, Erhard 708, 711, 775f, 871 f. Lang, Eleonore 1001 Langbehn, Julius 475, 859 Lange, Ernst 548, 692, 943ff, 956, 993, 1003, 1012f, 1064f,1073 Lange, Friedrich Albert 56, 124, 386, 529,976 Lange, Friedrich 504 Lange, Helene 478 Lange, Johannes 524 Langenbucher, Helmut 1068 Langewiesche, Dieter 600 Laotse 906 Laquer, Walter 647 Larenz, Karl 26, 525f, 634, 1037,
Register
1458 1040, 1078. 1111, 1113f., 1118, 1125 Lasch, Otto 618 Lask, Emil 107, 162, 212f., 281f, 512, 649, 1002,1071 Lasker, Eduard 517,986 Laski, Harold 1112 Lassalle, Ferdinand 105, 196, 208, 385, 389, 400ff., 423, 529, 665, 833, 901, 903,976 Lassen, Harald 733f, 743f, 853, 1269 Lasson, Adolf 78, 337, 1056 Lasson, Georg 1056f., 1071 Laßwitz, K. 907 Laue, Max v. 234, 645 Lauermann, Manfred 1063 Lauffer, Siegfried 972 Laugstien, Thomas 19, 34, 37, 486, 600, 745, 913, 916, 1038, 1075, 1079, 1081 Laun, Rudolf 1184,1203 Lauscher, Albert 199,267 Lauth, Reinhard 75 Lavastine, Philippe 1106 Lavater, Johann C. 888 Lazarus, Moritz 454, 779, 1071, 1133 Le Bon, G. 978 Leaman, George 19, 25, 27f., 37, 52f, 55, 177f, 181, 269, 271, 339, 344, 528, 700, 961f, 1013, 1022f, 1094 Lebedew 1143 Lederer, Emil 346 Leers, Johannes v. 654, 883 Leese, Kurt 315, 329ff, 587, 733, 744f, 930, 1043, 1045, 1049, 1092, 1172, 1206, 1208, 1210, 1212, 1215, 1219, 1221ff., 1225, 1231, 1234, 1236, 1241, 1244,1246, 1248, 1250, 1252ff. Leffers 996 Legien, Carl 590 Lehmann, Ernst 1036 Lehmann, Julius F. 613 Lehmann, Gerhard 17, 29f., 35f., 303f., 525, 540f., 705-710, 743, 852, 854, 859, 891, 919, 951, 955, 957, 1007, 1009, 1014, 1062, 1069, 1074, 1091, 1129-1133, 1160, 1255, 1258, 1262, 1264f., 1267, 1270 Lehmann, Heinrich 1035 Lehmann, Rudolf 50, 422, 425 Lehmann-Rußbüldt, Otto 457 Lehmanns, J.F.(Verlag) 284 Lehnen, Detlef 47,967 Leibholz, Gerhard 524, 526, 1051 Leibniz, G. W. 58, 105f, 115f, 125, 171f., 192, 226, 229, 257f., 283, 342, 370f, 478, 498, 650f, 691, 693, 726, 740f, 753, 807, 821, 829f., 861, 886, 888, 922f, 950, 958, 987, 1003, 1068, 1108, 1114, 1119, 1125, 1200f, 1204, 1231, 1247, 1251, 1255, 1258, 1261, 1265, 1267f. Leick, Erich 275 Leider, Kurt 726f, 742, 801 Leidlmair, Karl 144 Leinfellner, Werner 95 Leisegang, Hans 16, 172, 181, 285, 287-290, 294, 335, 338, 348, 364, 371,
374f, 421, 423, 426, 438, 473, 490f, 525, 585, 589, 604, 608f, 690, 851, 883, 1014, 1040, 1045, 1069, 1071, 1165,1219,1223,1229 Leiss, Sebastian 34, 69 Leist, Erich 262 Lemberg, Eugen 565 Lemke, Eberhard 345, 634, 781, 806, 846, 849, 926, 951f., 956, 958f, 1003f. Lenard, Philipp 202,213,613 Lenin, W. I. 167, 202, 208f, 221, 334, 366, 377, 379, 385, 387f, 395, 472, 520, 537ff, 554, 747, 1113, 1151, 1153,1159, 1191, 1205, 1246 Lennhoff, Eugen 452 Lent, Friedrich 522 Lenz, Wilhelm 1097 Lenz, Max 151 Lenz, Friedrich 899,1030 Lenz, Fritz 383, 428, 488, 513, 516, 869,974 Lenz, Siegfried 796 Leonhard, Joachim-F. 107,666 Leopardi, Giacomo 1262,1265 Lepsius, Oliver 1042, 1044, 1052, 1074, 1088 Lerchenmüller, Joachim 1163 Lersch, Philipp 637, 677, 697, 1072, 1220,1231 Leschinsky, Achim 849, 917, 1075, 1079 Leser, Hermann 135f., 138, 183, 348, 585,667,851, 1190, 1198, 1204, 1216, 1224 Leske, Monika 17ff, 36f, 140, 921, 924,935,1094 Lessing, Gotthold E. 288, 327, 436, 438f, 1059, 1181, 1190, 1218, 1231 Lessing, Hans-Ulrich 700, 702 Lessing, Theodor 45, 60, 150, 153, 201, 223ff„ 239f, 350, 367, 374, 420, 439, 450, 526, . 584f, 588, 590, 634, 1130, 1174, 1176f, 1179f. 1181, 1184, 1186, 1190, 1197 Leuschner, Wilhelm 195 Leutheusser, Richard 716 Leuze, Oscar 115 Levien, Max 358 Levine, Eugen 105,358 Levy, Franz 317 Levy-Bruhl, Lucien 525, 560, 710, 961,969, 1129, 1131 f Lewald, Fanny 986 Lewalter, Ernst 1150 Lewin, Kurt 293,1209 Ley, Horst 977 Ley, Robert 860, 936, 946, 948 Leyen, Friedrich v.d. 641 Leyhausen, Paul 799 Liang, Hsi-Huey 1026 Lichtenberg, Georg Chr. 1086, 1231 Lichtenecker, Karl 1144 Liebe, Max 983, 942, 1003 Lieber, Hans J. 18,289 Liebermann, Max 500, 580 Liebert, Arthur 16, 57, 126, 243, 315, 317ff, 323, 419f, 423f, 434, 437,
452, 458f, 585, 587, 602, 649, 652f, 687, 703, 994, 1013, 1018-1021, 1069ff, 1074, 1092f, 1200, 1202 Liebeschütz, Hans 315,329,588,602 Liebeschütz, W. 329 Liebknecht, Karl 294, 456, 554, 900 Liebmann, Otto 52, 56, 61, 68, 135, 137,216,286, 1069, 1071, 1165 Liebrucks, Bruno 16, 853, 863, 868872, 911,956ff, 1100, 1142 Liermann, Hans 526 Liliencron, Detlev v. 1115 Liljequist, Per E. 1015 Lindau, Paul 986 Lindau, Rudolf 986 Linde, Hans 96 Lindner, Burckhardt 35 Lindworsky, Johannes 850 Lingelbach, Christoph 36, 567, 583, 936f. Link, W. 366 Linke 1165, 1175, 1199, 1205, 1221, 1252, 1257, 1259, 1268, 1271 Linke, Paul F. 56, 60f, 88, 104f, 181, 183, 285ff., 291, 348 ff, 474, 524, 584f., 587f, 649, 723, 831-837, 852, 881,883,911, 1025, 1039, 1069, 1071 Lintzel, Martin 687f Lipgens, Walter 1127 Lipps, Hans 35, 109, 184, 223, 228f, 239, 242, 266, 268, 295, 526, 619, 625, 635ff., 697, 703, 753, 770, 824, 905, 1099-1103, 1172, 1192, 1195, 1198, 1206, 1224f, 1229, 1231, 1243, 1248, 1264 Lipps, Theodor 53, 57, 103, 113, 122, 137f, 154, 187, 198, 223, 286, 350, 527, 1069 Lipsius, Richard Adelbert 74 Lipsius, Justus H. 124 Lipsius, Reinhard 74ff., 78, 354, 389, 585,587,604, 1038, 1071, 1189, 1197, 1199, 1201, 1205, 1207, 1209, 1211, 1213, 1215,1217, 1221, 1230 Lipton, David R. 370f. Lissitzky, El 805 List, Friedrich 1108, 1118f. Litt, Theodor 18f., 26, 32, 35f, 72f, 74f, 88, 108f, 130, 134, 165, 183f, 244, 246, 252, 261, 288, 318, 350, 371f, 374, 404f, 409f, 418, 443f, 584, 588, 615, 665ff, 669f, 695-698, 704, 712, 727, 745, 747, 851, 904, 913, 917f, 920, 997, 1015, 1040, 1048, 1072f., 1075f, 1082, IO92f, 1099, 1128, 1164, 1174, 1177f, 1182, 1 184, 1187, 1189, 1194f, 1197, 1199, 1208f, 1213, 1219, 1225, 1232, 1234, 1237, 1242, 1244 Littmann, Enno 93 Litwinow, Maksim 1066,1149 Lloyd-Jones, Hugh 329 Lo Verde, Guiseppe 1108 Lobe, Paul 291 Lochner, Rudolf 671,774 Locke, John 49, 651, 982, 1108, 11 19 , 1268
Register Lockemann, Th. 525 Loddenkemper, Hermann 36, 936 Loeffler, Lothar 1144 Loesch, Anna Gräfin 1024, 1164 Loesch, Karl v. 169, 779, 999f., 1033 Loewenstein, Carl 489 Loewenstein, Otto 167 Loewenthal, Erich 998 Löffelholz, Thomas 59 Logstrup, K. E. 326 Lohalm, Uwe 513 Lohmeyer, Ernst 277 Lohner, Alexander 252 Löhr, Hanns 627, 767, 1110, 1113, 1261 Lohse, Hinnch 627, 825 Loofs, E. 216 Looft, Walter 847 Löpelmann, Martin 255, 604, 1007, 1013f., 1016f, 1019 Lorentz, Paul 694 Lorenz, Konrad 489, 726, 789, 794805, 807, 876, 1005, 1052, 1137, 1260 Lorenz, Margarete 799 Lösch, Niels C. 1055 Losemann, Volker 595f, 599, 858, 947 Lossau, Manfred 716 Losurdo, Domenico 30, 51, 1081, 1098f. Lotze, Hermann 51, 172, 261, 480, 516,658 Lotze, Lothar 1023 Löw, F. 684 Löwi, Moritz 291, 662f, 668 Löwisch, Dieter-J. 35,130,135 Löwith, Karl 350, 432, 603, 642, 1041, 1082, I092f, 1154, 1171, 1209, 1211, 1213, 1215,1217, 1219ff, 1223,1225, 1227,1232 Lübbe, Hermann 22, 32f, 124, 212, 357, 381, 446,473f., 499, 1098, 1166 Luce, Henry 1096 Luchtenberg, Paul 52, 163, 187, 189, 192ff, 199, 202, 204, 239f., 249, 269, 348, 389, 419, 421,425, 585, 587, 637, 667f., 851, 1187, 1194, 1196, 1198, 1200, 1204, 1208, 1214, 1218, 1220, 1226, 1229, 1231 Lück, Helmut E. 130,135 Lucka, Emil 1069,1071 Ludendorff, Erich 219,951 Ludloff, Rudolf 128 Lüdtke, Franz 999 Ludwig XIV. 839 Luft, Friedrich 870 Lugowski, Clemens 724f. Luise, Königin v. Preußen 861 Lukäcs, Georg 17f, 20, 27, 31, 168, 225, 321, 390, 394f, 531, 583, 620f, 642,773, 1163 Lukacs, John 1095 Lukas, Apostel 675 Lukasiewicz, Juliusz 1095 Lunatscharski, Anatolij W. 1062 Lüning, Otto 964f. Luntowski, A. 487, 489 Luppol, Iwan K. 1062
1459 Luther, Martin 127, 179, 320, 369, 474, 480, 484, 487, 492f, 497, 548, 557ff, 656f, 689, 792, 936, 948, 1031, 1045, 1056, 1123, 1131, 122, 1248, 1250, 1271 Luther-Verlag 859 Lüttwitz, Walter v. 334 Lutz, Günther 774, 853, 895ff, 911, 1069, 1099, 1109, 1248, 1250, 1254, 1256 Lutz, Heinrich 86, 457 Lutz, M. 220 Lutze, Viktor 870, 872 Lützeler, Heinrich 307, 311, 585, 745, 1044, 1087, 1090, 1230, 1233, 1235, 1243 Lutzhöft, Hans-J. 968 Luxemburg, Rosa 294, 379, 456, 554, 709 Ma, PingWen 1001 Mabinn, J. 1120 Mach, Ernst 150,219, 222, 230f, 236 Machiavelli, Niccolö 369, 843, 1068, 1106, 1191, 1205, 1225, 1232, 1242f, 1247, 1249, 1255, 1261, 1266, 1271 Mackenroth, Gerhard 500 Mader, Wilhelm 36 Mahl, Hans Joachim 330 Mahnke, Dietrich 20, 51, 106, 137, 256ff., 260, 335, 349, 356f, 421 f., 498, 504, 519, 585, 587, 589, 758, 812, 814, 821, 894, 923, 1055, 1090f, 1207, 1215, 1221, 1232, 1234, 1245, 1247 Mahrholz, Werner 900 Maier, Anneliese 650, 664, 742, 1106 Maier, Hans 308,1168 Maier, Heinrich 35, 52, 83ff, 94, 98, 100, 107, 110, 118ff., 164, 232, 250, 262f, 282, 302, 318ff, 322f, 336, 338, 343, 349, 389, 412, 431, 443f, 604-609, 618, 637, 643f, 647-650, 652, 850, 965, 975f, 998, 1007, 1069, 1076, 1132, 1175, 1187,1198, 1211 Maimon, Salomon 65, 1058, 1060, 1070,1131 Maimonides, Moses 1062,1070 Maine de Biran, F P. 339, 886, 1129 Maistre, Joseph M. de 1116 Majer, Diemut 25, 28, 1094 Malebranche, N. de 220f, 628 Mali, Joseph 436 Malinowski, B. 526 Mally, Ernst 625, 730, 772, 785ff., 789, 807, 837, 852, 1051, 1256, 1259, 1261 Maisch, Johannes 847 Mandel, Hermann 421, 690, 811, 853, 926, 1052, 1072, 1160, 1172, 1236, 1239, 1241, 1244, 1247f, 1250, 1255f,1261,1263f,1266,1268 Mandeville, B. de 210 Manger, s. Kellner Mangin, Charles M 536, 564 Mangold, Ewald 563 Manheim, Ernst 1040f Mann, Alfred 130
Mann, Heinrich 869 Mann, Thomas 36, 191, 227, 457, 461 f., 474, 578, 1066, 1131 Mann, Wolfgang 971 Mannhardt, J. W. 545, 932, 939 Mannheim, Karl 47, 168, 248, 292, 641,649,703 Mannheimer, Moses 452 Manthey, Wilhelm 977 Marbe, Karl 113, 637, 1069, 1071 Marck, Ciaire 294 Marck, Rosa 291 Marck, Siegfried 56, 60f, 161, 163, 290-294, 348ff, 353, 357, 365ff., 369, 377, 420, 501, 584f, 588, 601, 605, 637, 663 , 66 7-674 (=MarckLehrstuhl), 1092f, 1171, 1173f, 1177, 1179, 1183, 1185f, 1188f, 1 1 9 1 , 1193f, 1196, 1198, 1200, 1202, 1204, 1206, 1208f, 1212,1216,1218,1222 Marcks, Erich 151,346,792 Marcus, Karl 1026f. Marcuse, Herbert 305, 327, 390, 394, 531,684,702, 1092, 1112f, 1121 Mariaux, Franz 616 Maritain, J. 403 Marius, G. 790 Marken, Werner 1144 Markwardt, Bruno 891 Marquardt, Gerhard+ 205 Märten, Rainer 506 Martens, Kurt 488 Martin, Bernd 29 Martin, Gottfried 48, 221, 263, 853f, 877fr., 911, 1023, 1271 Martin, Leopold (Pseud. = Baeumler) 548 Martini, Fritz 977 Martius, Götz 79, 92ff, 118, 184, 263, 349, 527 Marty, Anton 243, 780 Marwedel, Rainer 224f, 374 Marwitz, Roland 311 Marx, Karl 23, 30, 36, 56, 89, 135, 152, 160, 167, 177, 181, 207, 228, 264, 321, 326, 372, 378, 382, 386f, 390f, 401, 403, 408, 423, 425, 455, 475f, 507, 519, 521, 526, 532f, 536, 547, 581, 641ff., 684, 694, 709, 641 ff., 684, 694, 709, 827, 845, 899954, 965, 976, 983flO51, 1062, 1067, 1069, H i l f , 1143ff, 1150, 1152-1157, 1174f, 1178, 1180, 1183, 1195, 1197, 1202, 1208, 1210, 1213f, 1219, 1222f,1271 Masaryk, T. G. 20, 243, 459, 532-535, 537ff, 780, 1092 Masclike, Erich 905, 929, 1147 Maschke, Günter 167, 362, 1108 Massiczek, Albert 1155f Masur, Gerhard 899 Matthes, Walther 681 Matthiesen, Helge 277 Matthiesen, Michael 47 Mattiat, Eugen 596, 625, 630, 681 ff., 758,820, 1017f, 1021 Matussek, Paul 1001 Matzat, Heinz L. 691,957f.
Register
1460 Maull, Otto 789 Maunz, Theodor 736 Maurach, Reinhard 1144 Maurenbrecher, Max 488 Maurer, Kurt 814,816 Maurer, Tom 479,518 Maurras, Charles 332 Maus, Heinz 1025,1029 Mausbach, Josef 157,199 Mauthner, Fritz 231, 835, 1071, 1073 Max, Hubert 964f, 972, 989 May, Gerhard 34,142,148 May, Eduard 864 May, Kurt 1272 Mayer, Emil Walter 270 Mayer, Gustav 63,981 Mayer, Hans 225 Mayer-Hillebrand, Franziska 773 McDougall, William 386, 428, 1117 Medicus, Fritz 35, 57, 98, 101f, 123f., 191,250,261,298,525 Megerle, Klaus 47 Mehhs, Georg 74, 183, 331, 350, 364, 376f., 398f, 424, 433, 437, 525, 585, 950, 1117, 1175, 1178, 1185f. Meier, G. Fr. 74 Meier, Helmut 924 Meier, Kurt 1164 Meier, Matthias 72, 143, 194, 198f, 202, 239f., 251, 269, 348, 350, 585, 637, 921, 1043, 1045, 1087, 1172, 1212, 1214, 1216, 1218, 1224, 1226, 1228, 1231, 1233, 1235, 1238, 1240, 1243, 1245, 1247, 1251, 1254, 1256f, 1259, 1261f, 1264f, 1267, 1269, 1271 Meier-Stein, Hans-Georg 1105 Meinecke, Friedrich 50, 165, 262, 32o, 348, 360, 499f, 642, 943, 945, 970, 972,1163,1191 Meineke, Stefan 1163 Meiner, Felix 1073,1093 Meiner-Verlag 457, 652, 731, 884, 897,1117 Meinhardt, Helmut 34, 71, 270f, 398, 601, 752 Meinong, Alexius 105, 174, 177, 276, 488,772,789, 1069 Meissner, Paul 678,1021 Meister Eckhart 174, 177, 179, 324, 493, 679, 694, 726, 754f, 826, 829f, 888f, 911, 957, 1031, 1041, 1045, 1056, 1123, 1125, 1188, 1223, 1241, 1245, 1249, 1254, 1258, 1260, 1264f, 1268 Meister, Richard 127, 774, 777, 1272 Melanchthon, Philipp 344 Mellor, W. 520 Mende, Georg 17,19,1094 Mendel, Gregor 1002 Mendelssohn, Familie 518 Mendelssohn, Moses 317, 436ff, 483, 691, 718, 888f, 976, 1059ff, 1063, 1067, 1070, 1131 Menk, Thomas M 29 Mennicke, Carl 248 Mennicken, Peter 219-222, 224f, 239f, 350, 753, 1194, 1200, 1203,
1207, 1211, 1220, 1223, 1226, 1228, 1233, 1235, 1237, 1239, 1242, 1247, 1257f, 1260, 1262f, 1265f., 1268, 1270 Mense, Rudolf 657ff, 664, 743, 770, 884, 888, 911, 950, 1172, 1230, 1233, 1235,1237,1240 Mentzel, Rudolf 596, 844, 848f, 897, 936 Menzel, Alfred 1177,1181 Menzel, Theodor 621,623 Menzer, Paul 48, 50, 172, 241f, 249f, 317, 355f, 364, 585, 588, 667, 686f, 1013f., 1017, 1069, 1071, 1082, 1171, 1180, 1184, 1188, 1190, 1192, 1195, 1201, 1203f, 1218, 1221, 1224, 1231, 1238,1243 Menzler-Trott, Eckart 516 Meran, Josef 34, 329f, 341, 601 f., 681, 684,686, 720, 745, 828 Merk, Wilhelm 1087 Merkel, Franz R. 1048 Merkelbach, Heinz 920 Merkenschlager, Friedrich 950 Merkle, Sebastian 143f. Merz, Kai-Uwe 23, 375 Mesch, E 289, 604 Messer, August 49, 98, 99, lOlff., 109, 237, 270f, 350, 373, 377f, 384f, 416f, 419f, 422, 434f, 439, 449, 452455, 459, 585, 588ff, 601, 667, 698, 750, 850, 1049f, 1075, 1081f, 1173, 1175f., 1180-1183, 1186, 1195, 1197f,1217,1220 Messer-Platz, Paula 453 Metaxas, Johannes 993 Metternich, Klemens Fürst v. 1239 Metz, Friedrich 736, 738 Metz, Rudolf 74, 1039f., 1108, 1117f. Metzger, Arnold 225, 364, 417, 648ff, 664,742, 1093 Metzger, Wolfgang 55, 849, 851 Metzke, Erwin 16, 343f, 654-657, 661, 664, 692, 715, 719, 743, 757, 786, 807, 809-812, 825, 837, 846, 848, 852ff, 921f, 924, 957f., 961, 1142, 1227, 1234, 1241, 1244, 1248, 1256, 1258, 1262f,1268 Metzner, Karl 1206, 1259f. Metzner, Kurt 1016-1022 Metzner, Paul 893 Meumann, Ernst 66, 73, 113, 205, 222 Meusel, Anton 694 Mevius, Walther 817f. Meyer, Alfred 765f. Meyer, Arnold Oskar 860f, 965, 970, 972 Meyer, Conrad F. 1191,1241 Meyer, Eduard 340 Meyer, Hans 54, 72, 143f, 183, 307, 312, 348, 350, 357f, 364, 585f, 632, 662, 844, 1041, 1043ff., 1087, 1196f, 1199, 1202, 1207, 1209, 1213, 1216, 1218, 1223, 1226, 1232, 1242, 1245, 1251f., 1254, 1256, 1265f, 1270 Meyer, Heinrich 1068 Meyer, Konrad 801,1118
Meyer, Thomas 366 Meyer-Abich, Adolf 1052, 1072, 1093, 1234 Meyer-Christian, Wolf 1152 Meyer-Larson, Werner 1095 Meyerson, Emile 1069, 1071, 1129f Meyer-Willner, Gerhard 405 Mez, Carl 115 Mezger, Edmund 1046 Michaelis, Carl 886,924,1073 Michaelis, Karl 1113 Michaelsen, H 489 Michalke, Richard 977 Michel, Lothar 845 Michel, W. 886 Michelangelo 216 Michelet, Jules 838 Michels, E. 1036 Michels, Robert 526 Miczynski, Sebastian 1146 Miegel, Meinhard 543 Miller, Susanne 367 Miller-Kipp, Gisela 1146 Miltner, Franz 875 Milton, John 976 Misch, Georg 16,52,83,91,118,120123, 126, 142, 183, 226, 242, 295ff, 345ff, 489, 501, 601, 608f, 637, 700, 792, 847, 888, 997, 1082, 1116, 1165, 1188,1198,1204,1212,1221 Mises, Ludwig v. 1039 Misoge, Dieter 57 Mitin, M. B. 1062 Mitscherlich, Alexander 167 Mittelstraß, Jürgen 874 Mitterer, Heinrich 671 Mittler&Sohn (Verlag) 953f. Mitzenheim, Paul 127 Mitzka, Walther 603 Mjön, Jan A. 524 Mockrauer, Franz 1038 Moeller v. d. Brück, Lucy 560 Moeller van den Brück, Arthur 474, 553, 555, 558, 560f, 577, 623, 846, 860f, 863, 899, 901, 928, 950, 1068, 1088, 1149 Moetter, Gerd v.d. 1029 Mohler, Armin 55, 126, 383, 474, 532, 546,548,555,614 Molendijk, A. L. 93 Molitur, Arnulf 1039f. Moll, Bruno 26 Möller, Eberhard W 61 lf Möller, Horst 596 Mollowitz, Gerhard 957, 1019, 1021 Moltke, H James v 1024 Moltke, Helmut v 1001,1260 Mombert, Alfred 861 Mommsen, Hans 27 Mommsen, Wolfgang J. 589 Montaigne, Michel de 1128 Montesquieu, Charles de S. 63, 1083f, 1209 Montessori, Maria 220 Moog, Willy 104, 163, 188, 205f, 239f, 283, 291, 348, 350, 389, 422, 604,637,851, 1171, 1176, 1180, 1182,
Register 1184, 1186, 1188, 1196, 1211, 1216, 1226, 1231, 1233,1235 Moore, G.E. 1072 Morgenstern, Christian 457 Morgenstern, Martin 139,1166 Moritz, Philipp 1058 Morsey, Rudolf 142,155 Mosberg, Helmuth 1002 Moser, Helmut 130 Moser, Justus 344, 884, 1227, 1230, 1232, 1244 Moser, Simon 771,773 Most, August 313,744 Most, Otto 307, 313f, 585, 652 672f, 677ff., 744, 957 Mothes, Kurt 800 Muckle, Friedrich 454, 950 Mühlmann, Wilhelm E. 974 Mülbe, Heinz 977 Mulder, H. L. 94 Mulert, Hermann 473, 489, 499, 503f. Mulertt, Werner 687f. Mülher, Robert 175 Müller, Gert H. 730, 788 Müller von Königswinter, Wolfgang 193 Müller, Adam 1118 Müller, Aloys 154, 157ff., 167, 726, 745, 7911010, AI. 1030, 1039f, 1045, 1194, 1206, 1228, 1230, 1238, 1240, 1245,1249 Müller, August 983 Müller, E. W. 630 Müller, E. zu Holfelder 939 Müller, Friedrich 858 Müller, Georg Elias 55, 119, 121ff, 164, 187, 230,249f. Müller, Gerhard 612,675,916,922 Müller, Guido 44, 79f, 92f, 273, 336 Müller, Gustav E. 1117 Müller, J. 289 Muller, Jerry Z. 36, 97f, 253, 615, 695f,916 Müller, Karl Alexander v. 73, 691, 730, 732, 839f. Müller, Ludwig 614 Müller, Max 147, 691, 734, 736f., 742, 877, 1087f. Müller, Sebastian F 423 Müller-Blattau, Josef 877 Müller-Boehme 977 Müller-Elmau, J. 773 Müller-Freienfels, Richard 420f, 433ff, 439, 545, 585, 587, 1049, 1069 Münch, Fritz 72, 278, 488, 495-499, 503,519 Münster, Hans A 747 Münsterberg, Hugo 631 Münzenberg, Willi 533 Murray, Charles A. 962 Mußgnug, Dorothee 600, 603 Mussolini, Benito 74, 196, 398, 403, 537, 559f, 940f, 1010, 1028, 1035, 1106 Mutschmann, Martin 696 Mutter, Rudolf 212 NadJer, Josef 269
1461 Nadler,Käte 1093 Nadolny, Rudolf 25f, Naendrup, Hubert 66 Nagel, Wilhelm 298 Nagel, Anne 1164 Nagy, Gyula 1001 Najdanovic, Dimitri 1001 Napoleon Buonaparte 526, 676, 709 Natorp, Paul 35f., 49, 79, 98, 102, 110, 115, 126, 131, 138f, 141, 164, 170, 172, 189, 205f, 222, 254, 264, 299, 318, 336, 347, 377-381, 411, 415ff, 420, 449, 473, 479, 482, 497, 499f, 560, 571, 584, 588, 822, 1073, 1098, 1133, 1168, 1179f, 1187, 1205, 1223, 1229 Naumann, Friedrich 27, 49, 64, 195f, 213,227,286,454,601 Naumann, Hans 884f, 1032, 1087 Naumann, Max 517 Naumann, Richard 111 Off.. Nawratil, Karl 778 Nebe, Arthur 1026 Nees, Ernst D. 195 Neeße, Gottfried 956 Negt, Oskar 1113 Neitzel, Wilhelm 553 Nehs, Heinrich J. 16, 667, 742, 1172, 1245, 1248, 1251, 1254, 1259 Nelson, Leonard 19, 34ff, 48, 60, 81ff, 91, 100, 118ff, 181, 183, 350, 358, 364-367, 371, 435, 442, 584, 587f, 699, 891, 953, 1069, 1071, 1173, 1178, 1181, 1192, 1195, 1197, 1199 Nernst, Walther 902 Neske (Verlag) 650 Nestle, Wilhelm 69, 1069 Neubert, Kurt 742, 893 Neugebauer, Wolfgang 1164 Neuhäuser, Joseph 199 Neulen, Hans-W 1104f. Neumann, M. 454 Neumann, Friedrich 123, 621, 645, 937 Neurath, Konstantin v. 1080 Neurath, Otto 1039 Neuschäffer, Hubertus 552 Neuwinger, Rudolf 74,1052 Newton, Isaac 371,541 Nicolai, Helmut 1032 Nicolin, Friedhelm 116, 695, 884 Nicolovius, Ludwig 617 Niedermayer, Oskar Ritter v 755, 775, 942, 965f, 969f,991 Niederstadt, R. 522 Niekisch, Ernst 16, 191f, 333, 532, 535, 545-548, 553ff, 557, 560-567, 579ff, 745, 747, 934f, 1029, 1158 Niemeyer (Verlag) 328, 649 Niemöller, Martin 25 Nietzsche, Friedrich 71, 75, 77, 94f, 100, 139t, 160, 192, 206f, 303, 336, 340f, 345f, 396, 398, 435, 445, 448, 475, 478, 487, 489,493, 498, 501, 526, 539, 548f, 557, 559, 561, 570, 575f., 604, 640, 654, 713ff, 718, 721f., 781, 792, 827-830, 871, 879, 881, 883,
887f, 897, 899, 901-904, 906, 922, 927, 950, 953, 958, 960, 977, 980, 990, 996, 1000, 1025, 1029, 1031, 1035, 1037, 1041, 1053, 1099, 1102, 1108, 1122, 1127, 1158, 1160, 1172-1175, 1177-1182, 1184ff, 1188-1191-1194, 1196, 1198ff, 1202-1208, 1210, 1212-1215, 1217-1223, 1225-1233, 1235-1238, 1240-1246, 1248f, 12541261,1263, 1265f, 1268-1272 Nikolaus von Kues 221,324,437,693, 755, 826, 830ff, 905f, 1002, 1030, 1124f,1265 Nipperdey, Hans C. 1035 Nippold, Otfried 454f. Nissen, Heinrich 150
Nissen, Momme 859 Noack, Hermann 421, 424f 625, 680-686, 689, 704f, 721, 733f, 753f, 828f, 850, 852, 926, 957, 1054, 1100, 1143fr., 1147f, 1159, 1171, 1199, 1201, 1205, 1210, 1212, 1215, 1219, 1221, 1225, 1227, 1229, 1234, 1236, 1238, 1244, 1246, 1250, 1252, 1271f. Noelle-Neumann, Elisabeth 1073 Nohl, Herman 50, 91, 108f, 118, 120f, 123, 135, 142, I83f, 226, 243ff, 249, 315, 329, 342, 357,364, 408ff, 419f, 424, 433, 501, 588f, 665f, 672, 675, 700f, 792, 851, 873f, 920, 1165, 1190, 1193, 1202, 1206, 1214, 1218, 1241 Noll, Balduin 884, 886ff, 911, 997, 1050f,1072,1082 Nolte, Ernst 22f, 25, 28f, 31, 36, 39, 139,224,446, 590, 1081, 1154, 1156, 1168 Norden, Eduard 342, 645 Nostitz, Oswald v. 552, 556 Nova, F. 29 Novalis 309, 890f, 1210 Nuber, Hans 978, 982 Obenauer, Karl J 745, 884f. Oberkofler, Gerhard 20, 175, 824 Oberkrome, Willi 542,617 Oberländer, Theodor 1144 Odebrecht, Rudolf 315f, 336ff, 421, 423f, 523, 585, 753-757, 782f., 787, 853, 906, 925, 972, 1223, 1226, 1233, 1242, 1245, 1249, 1251f, 1260, 1265 Odenwald, Theodor 811, 1267, 1271 Oelnch, Waldemar 1001 Oelze, Klaus-Dieter 915 Oesterreich, Maria 133f, 600 Oesterreich, Traugott K 72, 88, 120, 132ff, 183, 356f, 359, 364, 376, 451f, 584, 587, 600, 851, 1165, 1175, 1178, 1182, 1194, 1196f, 1205, 1211, 1213,1221 Oestreich, G. 982 Oetinger, Friedrich Chr. 331 Oexle, OttoG. 1163 Ohlendorf, Otto 666 Ohly, Friedrich 870 Ohmann O. 230 Ohr, Wilhelm 367 Oldemeyer, Ernst 771
Register
1462 Oldenbourg (Verlag) 217, 904 Oldendorp, Johann 1111 Olesch, Reinhold 982 Olivier, Paul 688 Olschki, L. 1073 Oltenheimer, Hilde 998 Oltmanns, Käte 816 Oncken, Hermann 325, 346, 517, 556, 901,985, 1008, 1100 Onken, Werner 494 Oppelland, Torsten 442 Oppen, Dietrich v 618 Oppenheimer, Franz 434,1199,1202 Oppikofer, Hans 927f. Orozco, Teresa 20, 37, 814, 913f, 921, 1075,1126f Ortega y Gasset, Jose 846, 1069 Orth, Ernst W 1092 Oshima, Hiroshi 989 Ost, Horst-G 976 Osthoff, Helmuth 910 Ostwald, Wilhelm 483, 790 Ott, Hugo 24f, 36, 141f., 145, 256, 346,844,916,937 Ottmann, Henning 1078 Otto I. (der Große) 558,567 Otto, Hans-Georg 1148 Otto, Berthold 355 Otto, Ernst 241 f., 249, 728 Otto, F. K. 506 Otto, Rudolf 92, 100, 319, 734, 982, 1206 Otto, Walter F. 714, 716f. Paasche, Hans 287,456 Paetsch, Otto 554 Paetzold, Heinz 129, 37Of, 436 Pagel, Siegfried 831 Palägyi, Melchior 1069 Paletschek, Sylvia 1165 Paller, H v. 779 Paneth, Friedrich 615 Pannwitz, Rudolf 1069 Panofsky, Erwin 329 Pape, Ingtrud 1003 Papen, Franz v. 168, 374f, 588, 737, 931,1078,1100 Papst, Klaus 34 Paquet, A. 380, 520 Paracelsus 217, 283, 343f, 437, 657, 755, 846, 890, 922f, 1123f, 1248, 1254, 1261, 1267, 1269 Pareto, Vilfredo 1068,1106 Parthey, Helmut 94f. Pascal, Blaise 309,1128 Pasolini, Pier Paolo 27 Paton, H.J. 741 Patnarcheas, Angelika 992ff Patriarcheas, P. N. 993 Pauck, Wilhelm u. Marion 36, 247, 391,600 Paul, Johannes 896 Pauli, Richard 389, 430, 584, 1189, 1195, 1201, 1205,1230 Pauli, Sabine 78 Paulsen, Friedrich 57f, 108, 120, 133, 212, 229, 241, 272, 317, 337,422, 499, 1168
Paulssen, Arnold 287 Paulus, Apostel 821 Pauly, August Friedrich 288 Pawlow, Iwan P. 803 Pecheux, Michel 37 Peckhaus, Volker 34,118 Peguy, Charles 260 Peirce, Ch. Sanders 790 Penn, William 520 Perpeet, Wilhelm 34, 263f Perry, Ralph Barton 1039f. Pesch, Reiner 30 Pesta, Hans 828ff Pestalozzi, Johann Heinrich 136, 320, 523, 966, 1198, 1201, 1223, 1231, 1259 Petermann, Bruno 699, 734 Peters, Barthold 957f, 1142 Peters, Carl 829 Peters, Wilhelm 127ff. Petersen, Carl 623, 626 Petersen, Julius 85, 607f, 985, 987, 998, 1060 Petersen, Peter 127f., 181 ff., 529, 583, 723 Petit, Paul 303 Petraschek, Karl 1029f Petrau, Alfred 999f Petry, Ludwig 669 Petsch, Robert 834 Petzelt, Alfred 313 Petzold, J. 229, 555, 560 Petzoldt, Helga 186 Petzoldt, Joseph 60, 203, 224, 230233, 239f, 447, 1069, 1071, 1202f. Peukert, H. 808 Pfahler, Gerhard 204, 667, 669f, 698, 752, 777, 807, 850, 1053, 1072, 1247 Pfahl-Traughber, Armin 1097 Pfänder, Alexander 72, 104, 114f, 122, 135, 137f, 144, 154, 183, 256, 602, 689, 692, 704, 827, 957, 978, 1069, 1071, 1185, 1213 Pfeffer, Franz v. (Freikorps) 964 Pfeffer, Karl Heinz 728, 840, 1246 Pfeil, Hans 144, 307, 312ff, 753, 766, 1040, 1043f, 1128, 1228, 1247, 1262, 1265 Pfemfert, Franz 207, 709 Pfersmann, Otto 778 Pfitzner, Josef 1144 Pfleiderer, T. 92, 94 Pflug, Günther 52 Pfundtner, Hans 931 ff. Phihppson, Alfred 150 Philon von Alexandria 288 Pichinot, Rainer 1024, 1032, 1035f. Pichler, Hans 35, 104ff, 124, 177f, 183, 256f, 350, 357, 473, 488f, 512, 518f, 525, 489ff, 585, 706, 852, 891, 893f., 911f., 919, 1165, 1171, 1188, 1195, 1206, 1212, 1214, 1218, 1222, 1259, 1264, 1266f., 1269 Pico della Mirandola, Giovanni 317 Piecha, Detlev 191,549,583 Pieper, Josef 251,743 Pierson R. 224
Pilick, Eckart 212 Pillet, Alfred 115 Pinder, Wilhelm 575 Pinn, Irmgard 55, 1054 Pinter, Stefan 1024 Piperow 991 Pirkheimer, Michael (Pseud.=Baeumler) 581 Pius IX 946 Pius X. 946 Plaga, Wemer 978f Planck, K C 69 Planck, Max 65, 85, 94, 202 Piaton 37, 69, 108, 115, 125, 138, 144, 146, 173, 206, 246, 254f, 259, 289, 299, 302, 307, 310, 328f, 336f, 429, 523, 526, 622, 625, 652, 662, 677, 690, 714, 720, 809, 830, 856-859, 863, 868f, 871f, 905f, 921, 930, 957, 977, 988, lOOOf, 1026, 1047, 1126f, 1173, 1176, 1180, 1183ff., 1188f, 1192ff, 1196, 1198ff, 1206, 1210, 1212, 1214, 1218-1221, 1225-1228, 1232f, 1235f., 1238, 1244f, 1247-1250, 1252f., 1260-1266, 1269f, 1272 Plattner, Friedrich 740, 777, 786 Platz, Hermann 1167 Platzhoff, Walter 345, 824, 1109 Ple, Bernhard 22 Plessner, Helmuth 18, 20, 36, 162f, 167ff, 242, 296, 300f, 339, 349f, 362, 364, 409, 418, 584, 603, 1040f, 1092, 11 65f , 1172, 1180ff, 1190, 1199, 1201,1207, 1213 Plewe, Ernst 106 Pleyer, Kleo 616ff, 692, 706, 777, 1246 Ploetz, Hans Achim 987ff. Plog 553 Plotin 125,170,660,714,737,905 Pöggeler, Otto 28, 36, 739, 884 Pohl, Gerhart 55 Pohl, Johannes 947 Pohle, Ludwig 97 Pohlenz, Max 123 Poiret, Pierre 319 Pongratz, Alfred 785 Popitz, Johannes 914, 1024, 1032 Popper, Karl R. 39,1039,1041 Poppes, Hirsch Leib 977, 998 Porphyrius 343 Poseidonios 714 Posner, Oskar 452 Posse, E.H. 169 Potter, Pamela 157,1164 Potthoff, Heinrich 590 Pound, Roscoe 1028 Praechter, Karl 1201,1217 Prahl, Hans-Werner 627, 1164 Prange, Klaus 36 Prantl, C 53 Preetorius, Emil 49 Prestel, Claudia 427 Preuß, Hugo 1215 Prevenier, Walter 1121 Preyer, W. Dietrich 522, 927f. Prinz, Friedrich 533
Register Prinzhorn, Hans 525 Proklus Diadochus 138, 324 Prokoph, Werner 34, 277, 759, 1029 Przybyllok, Erich 115 Przywara, Erich 693,1069 Putzier, General 1137 Putlitz, Gustav zu 986 Pyritz, Hans 1163 Quark, Max 246 Quelle&Meyer (Verlag) 628 Quidde, Ludwig 99,456 Quint, Josef 679 Quintilian 69 Raab, Friedrich 150, 350, 584, 1171, 1186, 1192, 1195 Rachfahl, Felix 792 Radbruch, Gustav 56, 90, 95, 176, 179, 366, 378, 418, 421, 1028ff, 1037, 1078, 1154, 1206 Rade, Martin 56, 454, 458 Radek, Karl 554, 900 Radoscay, v. 1036 Raeber, Thomas 135 Raederscheidt, Georg 765 Rakhman 1062 Ralfs, Günter 342, 720ff, 733f, 742f, 829, 852, 854, 1025, 1100, 1241, 1244, 1246, 1248, 1250, 1252 Randall, John H. 1072 Ranke, Karl Ernst 217,525 Ranke, Leopold v. 217, 264, 571 f., 619,862,868, 1204, 1271 Rapp, Gertrud 1084 Raschhofer, Hermann 706, 1027, 1033 Raschke, A. 845 Rath, Ernst v. 1058 Rath, Klaus Wilhelm. 657,701 Rathenau, Walther 61, 199, 231, 287, 417, 439, 448, 453, 516f, 709, 1131 Ratschow, Carl H. 78 Ratzke, Erwin 345 Rauch, Karl 1013 Rauh, H. C. 273 Rauh, Manfred 29 Raulff, Ulrich 370 Rausch, Alfred 422 Rausch, Jürgen 810, 879ff, 884, 911, 1100 Rauschning, Dietrich 1138 Rechtmann, Heinrich 930 Recke, Walther 236 Redl, Karoly 140 Redslob, Edwin 317,545 Ree, Paul 1001 Reemtsma, Fa. 1150 Regener, Erich 234 Rehberg, K.-S. 634, 1047 Rehm, Albert 102 Rehmke, Johannes 79, 104, 164, 268, 831,894,911 Reich, Emil 772 Reich, Klaus 734, 741 f., 813 Reichardt, Konstantin 26 Reichel, Hans 1184,1197 Reichenbach, Hans 36, 130, 150, 208, 220, 233-236, 239f., 295, 584f, 589,
1463 602,920 Reichl-Verlag 950 Reichmann, Ernst 998,1001 Reichmann, Eva G. 507 Reichwein, Adolf 195 Reidemeister, Kurt 301, 928 Reifferscheid, Gerhard 146 Rein, Gustav A. 680f, 721 f., 827, 932, 1147 Rein, Wilhelm 182 Reinach, Adolf 154,635 Reincke-Bloch, Hermann 280 Reiner, Hans 315, 331 f., 358, 584f, 753, 758, 760ff, 787, 918, 1049, 1222, 1224, 1229, 1243, 1246, 1248, 1256, 1264,1269 Reinerth, Hans 654, 964ff Reinhardt, Karl 714,716, 905 Reinhardt, Max 779 Reinhold, Karl Leonhard 651 f., 688, 1108 Reimnger, Robert 714, 730, 771, 777f, 1069, 1071 Reinke, Johannes 90f, 1069 Reinwald, s. Luntowski Reisner, Erwin 525f. Remarque, E. M 578 Rembrandt 859 Renan, Ernest 432,1128 Renneberg, Monika 650 Renteln, Adrian v 629f. Renthe-Fink, Leonhard v. 923f, 1073 Repgen, Konrad 155 Retter, Hein 133 Revesz, Imre 260 Rheinbaben, Wemer v 550 Rhode, Georg 26 Ribbeck, Joh. Karl Otto 50 Ribbentrop, Joachim v. 25f, 882, 1104 Richert, Ernst 1002 Richert, Hans 243, 408, 423f. Richter, Friedrich 805 Richter, Lieselotte 1165f. Richter, Raoul 76, 866 Richter, Werner 88, 115, 249, 265, 274, 596 Richthofen, Bolko v. 697 Richthofen, Ferdinand v. 151 Rickert sen , Heinrich 50 Ricken, Heinrich 17, 35, 50, 57, 63, 65, 74, 85, 107, 162, 164, 189f, 212, 264, 281f., 294, 298, 315, 324-327, 340ff„ 368, 372, 431, 444f, 478, 480, 494f, 498, 513, 548, 570, 602, 620, 631, 641, 675f, 691f, 720f, 1179, 1185, 1191, 1183, 1187, 1190, 1193, 1197,1199, 1208,1210, 1212,1219 Rieffert, Johann B. 150, 420, 925, 932f, 955, 963, 975-978, 1093, 1218 Riehl, Alois 57, 59, 65, 67, 79, 83, 92, 115, 129, 171, 191, 276, 279, 297, 302f, 316-319, 474, 649, 652, 898, 1175, 1186 Riehl, Wilhelm H. 1118f Riekel, August 206 Rienäcker, Günther 816 Riezler, Kurt 246, 333ff, 350, 500,
585, 587, 603, 716, 1206, 1212, 1214, 1217, 1220 Rilke, R. M. 1234,1269 Rimmele, Dietmar 45, 79f., 408 Rimscha, Hans v. 1144 Ringer, Fritz 46, 473 Ringleben, Joachim 78 Rintelen, Fritz-Joachim v. 145, 251, 267, 307, 378, 585, 608, 629-632, 659, 665, 730, 732, 753, 844, 850f, 1087, 1099,1122, 1245 Ripke, Axel 478 Ritter, Carl 619 Ritter, Constantin 69f, 133, 350, 377, 429,585, 1175, 1213 Ritter, Eberhard 977 Ritter, Ernst 810 Ritter, Gerhard 325, 628, 1106, 1134f. Ritter, Henning 516 Ritter, Joachim 329, 340, 587, 654, 660, 683, 697, 700, 704, 715, 719, 733f, 753, 780f, 786f, 814f., 823832, 847f, 852-855, 906, 921, 957f., 960f, 1100, 1125, 1142, 1225, 1229, 1232, 1234, 1238, 1244, 1246, 1250, 1252f. Ritterbusch, Paul 524, 627, 635, 669, 897, 913, 1028, 1103, 1107, 11091115, 1117f, 1120ff, 1128, 1143, 1162 Ritzel, Wolfgang 669 Rodbertus, Carl 49f. Rodenberg, Julius 985ff, 989 Rodenwaldt, Gerhart 993 Rodi, Frithjof 18, 635f, 700, 1102 Roeder, Werner 453, 668, 772 Roethe, Gustav 407 Rogalla von Bieberstein 1097 Rogge, E. 1093 Rogge, Heinrich 1052 Rogge-Börner, Sophie 691 Rogner, Hildegard 1002 Rohan, Karl Anton Prinz 779 Rohde, Erwin 69 Röhm, Ernst 916,928,1083 Röhr, Helmut 807, 832 Rohracher, Hubert 773 Rohrmoser, Günther 1166 Rohs, Peter 34, 94 Rolland, Romain 260, 463 Rolle, H 249 Römer, Beppo 1024 Roosevelt, Franklin D 24, 452, 467, 843, 1065, 1095f. Röpell, R. 679 Röpke, Wilhelm 25 Roretz, Karl v 772 Rörig, Fritz 860ff, 971 Rosa, Renato de 107 Rose, Paul L. 506 Rosenbaum, Georg 898 Rosenberg, Alfred 16f, 29, 55, 192, 209, 284, 311, 324, 327, 342, 354, 509ff, 522, 539, 546ff, 555f, 562, 564, 567, 590, 597f, 602, 607, 613, 619, 626, 632, 643, 660, 679, 686-689, 691, 715, 728, 745, 746f, 752, 754,
Register
1464 760, 765f., 774, 784, 801, 824f., 828f, 831, 844, 846f, 849, 867, 871, 888, 898, 926, 929, 935f, 947-951, 956ff., 961, 963f, 977, 982, 987, 993, 996, 1004ff, 1008f, 1014, 1016, 10181022, 1025, 1043, 1045, 1048f, 1051f, 1056, 1066, 1068, 1072f., 1086, 1113, 1125, 1142, 1144f, 1147, 1149, 1157f., 1160f, 1225 Rosenberg, Arthur 557 Rosenkranz, Karl 655 Rosenmöller j r , B. 679 Rosenmöller, Bernhard 154, 159ff, 250, 270, 356, 364, 433, 585, 632, 660ff, 673-679, 844, 1099, 11 91 f , 1199,1205,1213, 1230 Rosenstock-Huessy, Eugen 839,1135 Rosenzweig, Franz 64, 516, 621, 753, 1057 Ross, Martin M. 574ff. Rost, Paul 115 Roth, Karl Heinz 651 Rothacker, Erich 35, 121, 130, 163, 168, 184, 245, 249f, 258, 261-266, 268f., 283, 310f, 314, 349f, 354, 571,585, 588, 598, 607f, 614, 625, 634, 658ff, 669f, 675, 704, 721, 743, 824, 826, 844, 846, 852ff, 863, 882, 884-888, 912, 915, 917-920,923-926, 930-934, 957, 995, 1017, 1032, 1038, 1047f, 1058, 1072f, 1092, 1100, 1129, 1172, 1188, 1190, 1192, 1195, 1199, 1201, 1203, 1205ff, 1211,1214, 1216, 1220, 1222, 1224, 1226, 1228, 1240, 1243, 1245, 1249, 1255, 1257, 1259 Rothenbücher, Karl 1184 Rothfeder, Herbert Ph. 598, 950 Rothfels, Hans 168, 301, 542, 623, 727, 870, 932 Rothschild, Familie 1155 Rothschild, Walther 1023,1027 Rottenburg, Otto v. 225-228 Rottleuthner, Hubert 1023f, 1029, 1037,1078 Rousseau Jean Jacques 210, 278, 371, 505, 628, 656, 976, 982, 992, 1083f, 1178, 1184, 1192, 1194, 1221ff, 1263, 1266, 1271 Rover, Carl 964 Rüben, A. 411 Rubin, Berthold 972 Rubiner, Ludwig 207 Ruddies, Hartmut 359,1167 Rüdiger, Horst 920, 1092 Rudolph (ERR) 1143 Ruedorffer, s. Riezler Ruest, Anselm (= Samuel, Ernst) 709f, 1038 Rüfher, Vinzenz 30, 53, 144, 307, 312, 314, 350, 402f, 585, 632, 634, 652, 753, 766, 844, 887, 1029, 1043f, 1087f, 1230, 1232, 1237, 1239,1262 Rüge, Arnold (1802-1880) 512, 1068 Rüge, Arnold 45, 73, 287, 355f, 488, 512-516, 519, 585, 619, 637, 753, 1172, 1174, 1176f, 1232, 1234, 1239,
1241, 1244, 1246, 1248, 1250, 1252f, 1255f, 1258f, 1261, 1263f, 1268, 1270f. Rügemer, Werner 601,633,696 Ruhland, Gustav 1118f. Rümelin, Gustav 978,1001 Rupp, Hans 84 Rürup, Reinhard 507 Russell, Bertrand 342, 467, 1039, 1205 Rust, Bernhard 596, 600, 605, 607, 621, 629f., 648, 652, 654, 672, 674, 687, 695, 736, 762, 806, 809, 844, 849, 899, 919, 930f, 933, 946, 970, 1006,
1008, 1013, 1015f, 1019, 1022, 1029, 1084 Rüster, Heinrich 403 Rüthers, Bernd 1023 f. Ruttke, Falk 883, 950 Sacco, Nicolo 294 Sachs, A. 843 Saenger, Samuel 456 Saint-Simon, Claude Henri de 454, 976, 1194 Saitschick, Robert 49, 87, 254, 350, 363, 376ff, 452, 459f, 772, 1081, 1175, 1177, 1182, 1184 Sakmann, Paul 208, 210f, 239f, 584, 637, 1209, 1211, 1213, 1215, 1220, 1226, 1228 Salewski, Michael 1104 Salin, Edgar 623 Salier, Karl 950 Salomaa, J. E. 1108f. Salomon, Ernst v. 373 Salomon, Gottfried 50 Samson, Lothar 634f. Samuel, Salomon 709 Sanden, Horst v. 225, 227f. Sander, Friedrich 237, 528, 881 Sander, Hans-D. 1063 Sander, Mario 615 Sanders, ML. 441 Sandfuchs, Uwe 44, 205f, 604, 940 Sandvoss, Ernst 629 Saner, Hans 107,918 Sapper, Karl 772f. Sarnow, Hermann 978f. Sartre, Jean P. 507 Sass, Hans-M. 35 Sattler, Georg 128f. Sauckel, Fritz 832f Sauer, F. 659f. Sauer, Heinrich 329, 340ff, 733f, 753, 767, 829, 852, 1229, 1231, 1236, 1238, 1241, 1244, 1248, 1254, 1257, 1259, 1261,1269, 1272 Sauer, Wilhelm 489, 525, 1023, 1072, 1187, 1189, 1193, 1195, 1217 Sauerbruch, Ferdinand 217 Sauerland, Karol 1166 Sauermann, Uwe 546, 548, 561, 579, 581 Saul, Klaus 828 Sauter, Johannes 525, 690, 771, 773, 1008ff, 1087f, 1093 Sawicki, Franz 1040f Scamoni, Alexis 977
Schaal, Rudolf 133 Schad, J. B. 980 Schädel, Bernhard 342 Schadewaldt, Wolfgang 321, 858f, 872 Schaeder, Hans H. 277, 947 Schäfer (DR) 1016f, 1019 Schäfer, Dietrich 53, 107, 151, 277, 407 Schäfer, Gerhard 20f, 36, 96, 615, 913,916, 1075 Schäfer, Hans Dieter 915 Schäfer, Herwig 1164 Schäfer, Wilhelm 380, 524 Schaffstein-Verlag 950 Schairer, Reinhold 792 Schalk, Fritz 877f. Schaller 810 Schanz, Martin 53 Schapira, Rosa 1038 Schaukai, Richard v. 488 Schaumburg, Michael 1023 Schauwecker, Franz 550 Schaxel, Julius 61, 127, 179 Scheel, Gustav A. 666, 840, 897, 983 Scheel, Helmuth 708 Scheer, Brigitte 869 Scheerer, E. 532 Scheidt, Walter 681,974 Scheler, Max 18, 36, 66, 72, 86ff, 103, 109f, 139, 146, 148, 151ff, 157, 160, 168f. 183, 185, 193f, 198, 220, 222, 243ff, 252, 263, 267, 282f, 299f, 308-311, 314, 321, 323, 332, 338f., 349ff, 356, 362ff, 377f, 419f, 445ff, 472-475, 499, 525, 590, 611, 641, 643, 660, 723, 807, 845f, 848, 1002, 1039, 1161, 1171f„ 1175, 1177, 1179, 1182ff, 1189, 1191f, 1199, 1201f, 1207, 121 lf., 1221, 1227 Scheliha, Renate v. 1126 Schelling, F. W. G. 66, 74, 170, 216f, 229, 247, 316, 325, 330, 347, 407, 660, 684, 725, 728f, 830, 892, 922, 938, 988, 1060, 1193, 1202, 1259, 1262, 1267 Schelsky, Helmut 16f, 634f, 727ff, 743, 81 lf, 851-855, 872, 957, 1047, 1075, 1090, 1100, 1224, 1247, 1250, 1266 Schemm, Hans 157, 675, 689, 932 Scherer, Wilhelm 264 Schering 1172, 1226, 1228, 1230, 1233, 1235, 1237, 1240, 1242, 1245, 1247, 1255, 1260, 1264f,1267,1269f Schering, Arnold 910 Schering, Walther M. 421, 638ff, 641, 705, 743, 767, 770, 775f, 783f, 812, 852, 856f, 859f, 862f, 868, 871, 911, 925, 941f, 963-968, 970-974-982, 984, 1072, 1098, 1100, 1146f. Schernus, Wilhelm 232 Scherwatzky, Richard 426 Scheuchenegger, Roman 271 Scheuert, Hans 130,970 Scheuner, Ulrich 526 Scheurig, Bodo 551
Register Scheurlen, Paul 449 Schick, Hans 843, 924 Schiefler, Gustav 131f. Schiel, H. 54 Schier, Walter 1023 Schiffer, Brigitte 977 Schiller, FC 427,1205 Schiller, Friedrich v. 55, 620, 690, 726, 829f, 881, 1172, 1176, 1178, 1183, 1193, 1195, 1197, 1200, 1225, 1231, 1245, 1250, 1258, 1265, 1267-1270 Schiller, Karl 1118 Schilling (-Wollny), Kurt 30, 282, 346ff, 634f, 654, 730, 732, 753, 780f., 814, 850, 853, 876, 926, 930, 1053f, 1067, 1070, 1074f, 10831086, 1225, 1230, 1237, 1239, 1245, 1247, 1253, 1256,1266,1270,1272 Schingnitz, Werner 61, 315, 332f, 437, 525, 690, 710, 745f, 924f, 980, 1015, 1030, 1042, 1069, 1072, 1074, 1159, 1172, 1199, 1201, 1205, 1207, 1211, 1221, 1225, 1232, 1234, 1239, 1244, 1247, 1249f.,1252 Schinke, Gerhard 996,1003 Schinkel, Friedrich 555f. Schirmer, Walter 966ff, 971 Schlaak, G. 1001 Schiander, Otto 195 Schlechta, Karl 654, 700, 714-719, 743, 825, 837, 848, 852, 854, 909, 957f, 1075, 1142, 1165 Schlee, Emil 627 Schlegel, Friedrich 663 Schlegelberger, Franz 1035 Schleicher, Kurt v. 21,614,916 Schleier, Hans 43, 82 Schleiermacher, Friedrich Daniel 62, 66, 91f, 247, 338, 483f., 497, 503, 754,756,998,1172,1212,1223 Schlesinger, Abraham 438 Schlick, Moritz 56, 72, 90f., 94ff, 104, 115, 118, 174, 183, 219, 243, 265, 341, 349, 408, 588, 608f, 693, 714, 729, 752,771,787, 1009, 1039, 1175 Schlosser, JG. 998 Schloßmacher, Karl 929 Schlossmacher, Norbert 456 Schlotter, Sven 486, 1047, 1065 Schmädecke, Jürgen 914 Schmalenbach, Herman 35, 121, 150, 223, 226ff, 239f, 242, 296f., 300f., 346, 350, 426, 444, 525, 584, 607, 1177, 1185, 1192, 1202f. Schmandt, Jürgen 264, 932 Schmaus, Michael 650, 1044 Schmekel, August 52, 275 Schmid, Carlo 511 Schmid, F. A. s. Schmid Noerr Schmidhuber, Karl F 810 Schmidkunz, Hans 422 Schmid-Noerr, Friedrich A. 60, 63, 183,213,584 Schmidt 1020 Schmidt, Alfred 395 Schmidt, Erhard 224 Schmidt, Erich 229
1465 Schmidt, Erich 977 Schmidt, Ferdinand Jakob 59, 369, 414ff, 422, 444, 454, 473, 484-487, 498, 503ff, 518f, 585, 587f, 11731176, 1178, 1183f., 1187, 1191, 1198, 1233 Schmidt, Georg 562 Schmidt, Gerhard K 1160 Schmidt, Hans 195 Schmidt, Heinrich 35,980, 1068-1071, 1073 Schmidt, Helmut 1098 Schmidt, Joachim 976 Schmidt, Jörg 1083,1086 Schmidt, Leopold 974 Schmidt, Raymund 586,1059 Schmidt, Richard 26, 1109f, 1118, 1164 Schmidt-Gibichenfels, Otto 278, 488f Schmidt-Japing, Wilhelm 172, 585, 852, 1189, 1191, 1196, 1198, 1200, 1204, 1206, 1208, 1211, 1228, 1243, 1262 Schmidt-Ott, Friedrich 441 Schmieder, Oskar 623, 1121 Schmied-Kowarzik, Walther 291, 444, 488, 585, 587, 749ff., 801, 1045f., 1172, 1224, 1227, 1229, 1234, 1236, 1238, 1243, 1246, 1248, 1250 Schmied-Kowarzik, Wolfgang 750f. Schmitt, Carl 167f, 309, 311, 321f, 332, 362, 369f, 372, 379, 402, 447, 526, 538f, 583, 607, 635, 648, 663, 671, 702, 804, 838, 866, 917, 939, 967, 987, 1014, 1017, 1023-1027, 1032f, 1067, 1072, 1083f, 1086, 1089, 1092, 1094, 1105, 1108, 1111, 1121, 1150, 1166 Schmitt, Herbert 108 Schmitthenner, Paul 666, 693, 840 Schmitz, Peter 939 Schmoeckel, Mathias 28,1105 Schmoldt, Hans 16, 853, 889, 943, 949, 956-959, 991, 1004, 1059ff, 1131,1144 Schmoller, Gustav v. 151 Schnabel, Franz 1163 Schnädelbach, Herbert 961 Schneefuss (=Schneeweiss, E.?) 1144 Schneider, Artur 54, 86, 88f., 90, 144, 148, 169, 183, 244, 344f., 433, 584, 641, 718, 723, 749, 846f, 849, 851, 877,880,930, 1010, 1043, 1203, 1211, 1232, 1244, 1263 Schneider, Ferdinand J. 687, 760, 956 Schneider, Gabriele 446 Schneider, Hermann 30,72,109-112, 127, 134, 189, 253, 332, 348f., 356, 381ff, 429, 434, 436, 590, 742, 745, 747, 850, 853, 1072, 1187, 1194, 1201, 1209, 1221, 1225, 1230, 1239, 1242, 1244, 1250, 1263f.,1266, 1270, 1272 Schneider, Tobias 1005 Schneider, Werner 139 Schneidewin, Max 223 Schober, Reinhold 965f, 972, 974 Schoeps, Julius H. 224
Schöffler, Herbert 877f. Schole, Heinrich 686, 1195, 1203, 1224,1229,1266 Scholz, Hermann Scholz, Heinrich 59, 90-96, 110, 115, 174, 179, 183, 189, 232, 248, 250, 254f, 329, 341, 348f, 4 1 2 , 473f, 482ff, 487, 497, 502f, 585, 589, 734, 739ff, 758, 818, 837, 849, 852, 918ff, 1011, 1039, 1161, 1180 Schölzel, Arnold 82,139 Schondorff, Joachim 710, 925, 979f, 1030,1042,1069-1074 Schönerer, Georg Ritter v. 626 Schönwälder, Karen 28, 913, 1094, 1105,1143,1163 Schopenhauer, Arthur 67, 73, 75 - 78, 95, 100, 150, 207, 211, 303, 423, 570, 604, 777, 829f, 977, 990, 1025, 1056, 1059, 1172, 1174f, 1182f, 1186ff, 1190f, 1193, 1196, 1198f, 1202, 1204, 1208, 1210, 1215, 1226, 1233, 1240ff, 1248f, 1251, 1254, 1256ff, 1264, 1271 f. Schorcht, Claudia 30, 34, 73, 135f., 144, 154f, 201f, 215, 277, 280, 292, 305, 312f, 340f., 601, 614, 629, 632, 637, 667, 689f, 731, 752, 766, 781, 844, 850f, 1029, 1083 Schrade, Hubert 692, 724f, 839 Schramm, Albert 991, 995, 10011004,1099,1109 Schramm, Percy Ernst 672, 873,1138 Schrapel, Dieter 277 Schrecker, Paul 171 Schreiber, Georg 142,199 Schreiner, Helmuth 78 Schreiter, Joerg 95 Schrenk-Notzing, Caspar v. 22 Schröder, Hans J. 1065 Schröder, Hans-J. 1095f. Schröder, Hans-Eggert 690,1005 Schröder, P.W. 1095 Schröder, Paul 296 Schröder-Gudehus 461, 586 Schroeder-Heister, Peter 201 f. Schröter, Klaus R. 75, 767 Schröter, Manfred 37, 192, 214, 216ff., 239f., 308, 525f, 546, 571, 581, 585, 934 Schröter, Moritz 216 Schubert, Hans v. 792 Schuchhardt, Walter-H 907 f. Schücking, Levin 26 Schücking, Walther 75, 99, 442, 454, 456f. Schüddekopf, Otto-Ernst 978f. Schuhmann, Karl 35, 50, 361, 635f. Schulemann, Günter 154, 161 f., 291, 420, 585, 588, 678f, 744f, 1102, 1202, 1208, 1214, 1222, 1226, 1228, 1231, 1233, 1247, 1249 Schulenburg, Fritz-D.v. d. 928 Schulte, B. F. 335 Schulte, Karl Joseph 630f. Schulte-Kemminghausen, Karl 1232 Schulte-Strathaus, Ernst 1009
Register
1466 Schultz, Jürgen 956 Schultz, Arved 927 Schultz, Wolfgang 613f, 632, 637, 692, 770, 851, 925, 1230, 1235, 1237 Schultze, Otto 112-115, 183, 348, 588, 6t5f, 637, 686, 795, 851,1138 Schultze, Walter 627, 679, 682f. Schultze-Naumburg, Paul 522 Schulz 827 Schulz, Bruno 883f. Schulz, Fritz 1024 Schulz, Günther 590 Schulze (Stab Heß) 949 Schulze, Winfried 1163,1168 Schulze-Boysen, Harro 1030 Schulze-Gävernitz, Gerhard 294 Schulze-Soelde, Walther 16f, 162165, 183, 350, 411, 417, 429, 445, 504f, 525, 588, 614, 706f, 753, 773f., 776, 806, 853, 875, 891, 893, 895f, 919, 1040, 1054, 1056, 1075, 1083, 1180f, 1184, 1188, 1190, 1192, 1195, 1197, 1201, 1203, 1208, 1212, 1221, 1231, 1234, 1236, 1238, 1241, 1243, 1246, 1250, 1253, 1255ff., 1261,1263 Schumacher, Martin 397 Schumak, Richard 43 Schumann, W. 34,833,851,883 Schumann, Friedrich 237, 298 Schumann, Alfred 992 Schüttler, Dirk 1120 Schumpeter, Joseph A 1211, 1214, 1216, 1220 Schuppe, Wilhelm 340 Schürgers, Norbert J. 17ff, 31, 36, 167, 358, 362f, 391ff. Schürmann, Artur 701 Schurman, Jacob G. 458 Schuschnigg, Kurt 730, 771 f., 777, 779, 796 Schüßler, Werner 247 Schüßler, Kersten 362,1166 Schüßler, Wilhelm 526, 860, 862, 965, 967f, 971 Schuster, D. 422f. Schuster, Johann B. 1051 Schuster, Julius 1144 Schütz, Paul 557 Schwabe, Klaus 28, 442, 590, 1094 Schwan, Alexander 25,27,36,391 Schwaner, Wilhelm 383 Schwank, Hans 977 Schwartz, Eduard 206 Schwanz, G. 954 Schwartz, Michael 427 Schwartz, Wilhelm 1144 Schwarz van Berk, J 553 Schwarz zu Siewerth 739 Schwarz, Balduin 314, 585, 603 Schwarz, Falk 1038 Schwarz, Hans 551-561, 563, 577, 928f. Schwarz, Hans-Peter 565 Schwarz, Hermann 29f, 59f, 106, 124, 164f, 178, 205f, 250, 331, 335, 350, 354f„ 416, 473, 487, 489ff, 504ff, 508f, 511f„ 516, 518, 521 ff., 525f,
528, 584f, 588, 590, 602, 625, 637, 665, 711, 774, 851, 853, 923, 1010, 1052, 1056, 1072, 1092, 1190, 1201, 1204, 1208, 1212, 1214, 1218, 1221, 1233, 1238, 1243, 1248, 1251, 1257, 1259, 1261, 1264 Schwarz, Justus 718ff, 734, 743, 872, 922, 957f, 961, 1100, 1142 Schwarzenberg, Johann v 1029 Schweinichen, Otto v. 1025f, 1029, 1093 Schweitzer, Albert 169f, 330, 466, 719,780, 1073 Schweitzer, Bernhard 301 Schweitzer, C. G. 78 Schwemmer, O 1166 Schwenk, B. 43 Schwiedrzik, Wolfgang M 35, 667 Schwierskott, Hans J. 899 Schwietering, Julius 964 Scola, Franz 850 Scurla, Herbert 1104 Seber, Max 453 Sedlag, Paul 849,996,1004 Sedlmayr, Hans 805 See, Klaus v 558f Seeberg, Axel 1104 Seeberg, Erich 1092 Seeberg, Reinhold 78, 354 Seebohm, Hans-B. 350 Seeck, Otto 488 Seeley, John R 1112 Seeliger 985,987 Seesemann, K. 1005 Segreff, Klaus W. 52 Seier, Helmut 596,599,854,991 Seifert, Friedrich 163, 202, 214ff., 224f., 239f, 525, 672, 753, 1082, 1093, 1253, 1258, 1260 Seipel, Ignaz 559f, 1009 Seitz, Alfred 799 Seldte, Franz 550 Seligmann, R 228 Selling, Magnus 1108f Selz, Otto 176, 188, 340, 350, 1176, 1178,1181,1185f Sender, Toni 457 Seraphim, Peter-H 1144 Severing, Carl 550,581 Seydewitz, Kurt v. 695, 697 Seyfert, Richard 189, 191 f. Shakespeare, W. 792, 1235 Sidgwick, H 428 Siebeck, Hermann 49, 52, 61, 68, 79, 98f,101,1175 Siebeck (Verlag) 1037 Sieber 729 Siebert, Erich 838 Siebert, Friedrich 513,516 Sieferle, Rolf-Peter 55, 527, 1050, 1076,1168 Sieg, Ulrich 20, 34, 49, 52, 55f., 62, 116, 129, 139, 482, 486, 812, 1164, 1166 Siegel, Carl 242, 489, 545, 772, 785f, 1253f,1256,1259 Siegle, G. 69
Siegmund-Schultze, F. 319, 1222 Siemsen, Anna 366 Sievers, Wolfram 195 Siewerth, Gustav 734, 737-740, 742f, 877, 1044 Sigwart, Christoph 52, 57, 69 Silberner, A. 507 Silex, Karl ilOOf Simmel, Georg 18, 78, 85, 89, 91, 107ff, 115, 119, 125, 151, 169, 183, 185, 189, 193f, 198, 212, 220, 222, 226-229, 263, 274f, 319, 337, 341, 384, 454, 474ff, 495, 499, 573, 652f., 670, 710, 749, 772, 788, 790f, 865, 875, 976, 988, 997f, 1041, 1071, 1074, 1098, 1133, 1161, 1166, 1177, 1188f, 1201,1208,1212 Simon, Ernst 525 Simon, Gerd 1013, 1022f, 1163 Simon, Gerhard 537 Simon, Josef 869 Simons, Hans 792 Singer, Kurt M. 1065 Sinowjew, Grigorij 554 Sinzheimer, Hugo 455 Sirois, Herbert 1065,1095 Sivers, Erik v 1144 Six, F. A. 691, 722, 840f, 843, 883, 924, 949, 983, 1008, 1060, 1103f., 1107f, 1111,1137, 1146, 1152 Skinner, John E. 189 Sluga, Hans 30, 36, 486, 489, 506, 963 Smith, Adam 1118 Snell, Bruno 680 Sokrates 77, 120, 254, 259, 322, 336, 830, 1080, 1126, 1269 Solf, Johanna 1024 Solger, Friedrich 234 Solmsen, Friedrich 321 Solonewitsch, Iwan L. 1 1 1 3 Sombart, Werner 89, 308, 336, 401, 436,474,980,990, 1202 Sommerfeldt, Josef 1146 Sontheimer, K. 542 Sorel, Georges 260, 846, 1010, 1068, 1222,1225 Sorg, J. P. 169 Sösemann, Bernd 985 Sotke(DR) 618 Spahn, Martin. 53, 88f, 157, 161, 522, 589, 932 Spamer, Adolf 964f Spann, Othmar 16, 217, 252, 260, 303, 363, 522, 525, 545, 653, 702, 710, 712, 728f, 938-941, 950, 978, 984, 1008f, 1011, 1111, 1199, 1202 Specht, Karl G. 151 Spee, Maximilian Graf 578 Speer, Albert 800, 943 Speidel, Hans 564 Spencer, Herbert 76,496,1211 Spengler, Oswald 21, 58, 89, 159, 166, 191, 206f, 217f, 221, 245, 253, 264, 285, 309, 341, 385, 398, 410, 420, 488, 500, 516, 543, 547, 570f., 691, 829, 846, 875, 899, 983, 990, 998, 1001, 1172, 1178, 1180, 118 3 f., 1187ff,
Register 1193f, 1203,1209,1213,1244,1271 Spengler, Wilhelm 458,716 Spenle, Edouard 1106 Spiegel, Wilhelm 176 Spieker, Gideon 68 Spieler, J. 53 Spiethoff, Arthur 48 Spindler, Robert 704, 730, 732, 827f. Spinoza, Baruch de 23, 52, 75, 164, 316, 326, 333, 436ff, 454, 483, 582, 656, 670, 690, 692, 714, 786, 829, 835, 888f, 943, 949, 951, 976, 1015, 1032, 1038, 1041, 1059-1063, 1065, 1067f, 1129, 1131f,1232 Spir, African 223,1130 Spira, Theodor 301 Spiritula, Friedrich 113 Spitta, Heinrich 79, 132f, 173, 1176, 1178, 1183, 1186f, 1189,1191f,1194 Spitzer, Leo 300 Spranger, Eduard 26, 35, 46, 59, 81ff, 85, 91 f., 107ff, 113, 119f, 134, 165, 173, 183f, 199, 202, 234, 279, 297, 302f, 315f., 318ff, 322f, 332, 336ff, 344, 347, 358, 371f, 374f, 404ff, 409f, 413, 418, 424, 431, 441, 524, 545, 585f., 588, 605-608, 639, 642f, 645, 649, 651f, 691, 700, 705-708, 71 lf, 721, 742, 755, 757, 774ff., 781f., 816, 852, 854, 856ff, 861, 863ff., 868, 904, 912-918, 920, 963f, 966f, 974ff., 978, 981, 984f, 987ff, 992, 994, 996, 1000-1004, 1014f, 1017, 1036, 1073, 1075, 1078-1081, 1086, 1090, 1093, 1099, 1100, 1133, 1134, 1164, 1171, 1173ff, 1186f, 1189, 1192, 1194, 1196, l206f„ 1209, 1213, 1216, 1221, 1224, 1226, 1235, 1242, 1251f, 1258, 1264, 1270 Sprenger, Jakob 789, 824 Springmeyer, Heinrich 16f, 640-645, 655, 664, 686-689, 704f, 742f, 752, 758-762, 770, 785f., 794, 852, 854, 863, 868, 925, 955-960, 994, 1003, 1144f, 1228, 1230, 1233, 1235, 1237, 1240, 1243, 1245, 1253, 1254, 1263, 1267, 1269, 1271 Srbik, Heinrich Ritter v. 714 Stäckel, Paul 99f, Stadelmann, Rudolf 997 Stadler, Friedrich 920, 1009, 1165f. Stadtler, Eduard 522, 550, 554f, 899 Stahl, Friedrich J. 899, 903 Stählin, Karl 998 Stalin, Josef 376, 379, 382, 396, 472, 537f, 806, 1098, 1148 Stammler, Gerhard 162f, 171 f., 350, 753, 758ff, 762, 787, 807, 852, 1030, 1193, 1204, 1206, 1210, 1212, 1217, 1222, 1224, 1234, 1236, 1241, 1243, 1248, 1257, 1261, 1263, 1266f, 1269, 1271 Stammler, Rudolf 171, 179, 298, 525, 1026, 1028, 1030, 1032, 1072, 1186, 1200 Stammler, Wolfgang 895 Stange, Alfred 745
1467 Stange, Karl 207 Stapel, Wilhelm 421, 522, 524, 527, 550,747,788,899, 1038, 1051 Stappenbacher, Susi 512 Stascheit, Ulrich 453 Staudinger, Franz 1071 Stauffenberg, Claus v. 914,956 Stavenhagen, Kurt 444, 726, 789, 795, 801, 805-808, 851 f., 898f, 1051, 1075ff, 1135, 1255, 1260,1272 Steckhan, Gertrud 977 Steding, Christoph 725, 866 Steffens, Henrich 317 Steffes, Johann Peter 53,251 Steger, W. 1234,1237,1242 Stegerwald, Adam 402 Stein 701 Stein, Edith 130 Stein, Heinrich F. K Reichsfrhr v 555, 1088, 1249 Stein, Heinrich v. 621, 721 f., 829, 1056 Stein, Lorenz v. 979, 1069,1071,1110 Stein, Ludwig 437 Stein, Philipp 150 Steinacher, Hans 1034 Steinacker, Harold 541, 874 Steinbach, Matthias 1163 Steinbach, Peter 914 Steinbeck, Johannes 710 Steinbeck, Wolfram 16f, 710-714, 743, 782f, 785f, 811, 837, 852f, 856, 859, 863, 911, 925f, 930, 943, 945, 953, 956, 958, 997, 1076, 1100, 1142, 1147,1226,1233 Steinberg, Wilhelm. 163, 222f., 239f, 350, 389, 637, 1171,1194, 1196, 1200, 1204, 1208f, 1212, 1214, 1216, 1218, 1228, 1231, 1233, 1238, 1240, 1243, 1245,1247 Steinbömer, Gustav 558, 899 Steinbüchel, Theodor 54, 154, 269ff, 348, 350, 353, 401f., 426, 585, 601, 851,901, 1171, 1210, 1227 Steiner, George 25 Steiner, Rudolf 289, 490f, 773, 996 Steinmetz, Rudolf 979 Steinthal, Heymann 779, 1133 Steltzer, Theodor 899 Stengel, Edmund E. 971 Stengel, Karl v. 499 Stenger, Kurt 177 Stenger-Verlag 523 Stenz, Wilhelm 977 Stenzel, Berta 254,601 Stenzel, Julius 96, 108, 115, 121, 162f., 178, 243-246, 248, 252, 254f, 259, 278, 287, 289, 429, 445, 587, 601, 607f, 621f, 624, 686, 721 , 919, 1013f., 1017, 1038, 1069, 1071, 1236 Stepun, Fedor 190,282,550 Stern, Fritz 28 Stern, Hans 224 Sternjakob 1062f. Stern, William 56, 130, 205, 266f, 279,342, 528, 851,976, 1057f, 11 71 , 1176, 1181, 1188, 1190, 1197, 1199,
1203,1206,1215,1222 Stieglitz, H. 647f. Stieler, Georg 172, 251, 585, 588, 627ff, 637, 691, 770, 818f, 852, 907, 1075, 1087, 1099, 1185, 1193, 1231, 1238, 1245, 1251 Stier, Friedrich 126f, 880 Stier-Somlo, Fritz 986 Stinnes, Hugo 360, 590, 1100 Stirner, Max 494, 709f, 1132 Stock, Eberhard 92 Stocken, Franz K.v 623 Stockhorst, Erich 943 Stöcklein, Paul 154f Stoecker, Adolf 399, 452, 517f. Stoephasius, Renate 981 Stöhr, Adolf 772 Stökelmann 823 Stolleis, Michael 1074, 1076, 1083f. Stölting, Wilhelm 964, 973 Stolze, Elke 687 Stölzle, Remigius 53, 79, 143, 157, 41lf,584 Storck, Karl 53 Störring, Gustav 51 f., 62, 71, 73, 94, 125, 158, 165, 169, 250, 261f, 265, 309,340,349,588,864, 1194 Stramm, August 204 Strasser, Brüder 489 Strasser, Gregor 16,391,948 Strasser, Otto 16, 860 Strauß und Torney, Lothar v. 1048 Strauss, E. 58 Strauss, Herbert A. 453, 668, 772 Strauss, Ludwig 229 Strecker, Reinhard 26, 56, 72, 101 f., 105, 128, 153, 184, 194ff, 239f, 358, 434, 452, 455f, 467, 584, 588, 1175, 1178f, 1181ff, 1185 Strehl 629 Streicher, Julius 1105 Streisand, J. 456 Streit, Katharina 977 Streit, Hanns 809 Streitberg, Wilhelm 644 Stresemann, Erwin 796, 798f, 802 Stresemann, Gustav 442, 469, 587, 629,1034,1090 Strindberg, August 319, 1180, 1188 Strohal, Richard 772f Stroux, Johannes 182, 857 Strzygowski, Josef 524, 549 Stuckart, Wilhelm 624, 937 Studnitz, Familie von 956 Study, Eduard 266 Stumpf, Carl 53, 57, 62, 65, 67, 82, 85, 117, 129, 151, 184,250,263,298,315, 320, 337, 343, 474, 652, 1174ff, 1178, 1207 Stünke, Hein 956 Stupperich, Robert 973 Stutz, Rüdiger 1025 Stutzinger, Gerhard 985 Südekum, Albert 81 Suhrkamp Verlag 1030 Sündermann, Helmut 1159 Susman, Margarete 449
Register
1468 Süß, Wilhelm 911 Süßmuth, Rita 1094 Sutton 1112 Sveistrup, Hans 65 Switalski, Wladimir 146, 662 Sywottek, Jutta 1113 Szczesny, Gerhard 731, 1002 Sztern, M. 483 Szylkarski, W. 53,1106 Tackenberg, Kurt 747, 763f, 885 Taege, H. 1141 f. Taeger, Fritz 812 Takesriita, Ken 1078 Takiyettin, Jussuf 991,1002 Tang Leang Li 468 Tanner, Klaus 43, 354 Tänzler 399 Tarski, A. 1039 Taylor, Frederick W. 28, 225 Taylor, Ph. M. 441 Teichmüller, Gustav 1106 Tellenbach, Gerd 907 Tenbruck, Friedrich 22 Tenorth, Heinz E 43, 917, 1075, 1166 Tepper-Laski, Kurt v. 456f. Tersteegen, Gerhard 175 Thadden, Adolf v. 956 Thadden, Elisabeth v. 1024 Thalheim, Karl C 1118 Thalheimer, August 1062f. Thälmann, Ernst 522 Theiler, Willy 347 Themistokles 125 Thiel, Christian 220 Thiele, Günther 67 Thieme, H. 669 Thier, E. 557 Thierack, Otto 1035f. Thilenius, Georg 974 Thimme, Roalnd 28 Thode, Henry 298 Thomä, Dieter 27, 30, 36 Thomas v. Aquin 144, 158, 161, 198, 271,309, 693, 723f, 737ff, 977, 1011 Thormaelen, Ludwig HOOf. Thukydides 720 Thurnwald, Richard 965f., 974 Thyssen, Johannes 51, 162f, 165ff, 388, 585, 753, 766, 848, 852, 864, 866, 887f„ 920, 1049, 1187, 1204, 1214, 1220, 1251, 1262, 1269 Tien, Pei-Lin 991 Tietjen, Hartmut 25 Tilitzki, C. 368,928,1111,1164 Tille, Alexander 1044 Tillich, Paul 18f., 36, 47, 60, 190, 208, 210, 243-247, 250, 282, 294, 306, 319f., 330, 334, 348, 350, 374, 378, 382, 390-394, 417, 420, 525, 540, 550, 584, 587f, 590, 600, 613, 636f, 667, 690, 716, 792, 976, 1069, 1071, 1092, 1156, 1205, 1208, 1210, 1214, 1217f. Tilmann, Konrad 142 Tilmann, Margarete 977 Tilse, Hans-J. 999f. Timendorfer, Berthold 452f. Tirpitz, Alfred v. 442
Tischler, Georg 213 Toller, Ernst 457 Tolstoi, L. 208, 382, 570, 1032, 1172, 1181, 1196, 1202, 1212, 1265 Tommissen, Piet 538f, 956 Tönnies, Ferdinand 75f, 90, 96f., 152, 222, 263, 565f, 571, 767, 979, 845, 903, 1202 Tönnies, Wilhelm 983 Topitsch, Ernst 31,1044,1078 Töppner, Kurt 354 Trakl, Georg 316,578 Trapp, Marianne 35 Traub, Gottfried 488, 490 Traumann, Erich 1109 Trautmann, Reinhold 115 Treiber, Hubert 74, 1166 Treitschke, Heinrich v. 211, 482, 547, 567, 606, 792, 860ff, 937f, 1 1 1 7 Trendelenburg, Adolf 199f. Treviranus, Gottfried R. 622 Triepel, Heinrich 1164 Trier, Jost 818 Trimble, Joseph 1066 Troeltsch, Ernst 19, 35f., 49, 56, 65, 73, 81f, 85, 126, 15If., 160, 168, 198, 226f., 262, 299, 302f, 316, 320, 323, 349, 358ff., 364, 368, 372f, 404ff, 412, 420, 440ff, 451, 454, 465, 467, 473, 481, 493, 499, 502, 585, 587f., 590, 613, 642f, 652, 705, 898ff, 902, 1118f,1161,1173-1179, 1181f, 1202 Trommsdorff, Paul 227, 229 Tromp 1014-1019, 1022 Trotha, Adolf v. 551 f. Trott zu Solz, Adam 1137 Trotzki, L. 387, 535, 554, 557 Tschirnhaus, Ehrenfried W 70 Tschuangste 906 Tucholsky, Kurt 457, 507, 580, 788 Tuka, Voijtech 1036 Tumlirz, Otto 777, 798 Turamini, Allessandro 146 Turmair (Aventius), Johannes 843 Turner, Arthur 977 Uebersberger, Hans 556, 970, 984, 997f. Ueberweg, Friedrich 54, 120, 133 Uexküll, Jakob v 890f Ulich, Robert 96, 98, 188f, 192, 248, 253 Ulitzka, Karl 996 Ullstein Verlag 578 Ulmer, Karl 906-909, 911, 1100 Undeutsch, Udo 527 Üner, Elfriede 22, 36, 98, 1050, 1075, 1133 Unger, Elise 977 Unger, Rudolf 525 Ungerer, Emil 50, 212ff., 239f., 268, 585, 587, 753, 1193, 1225, 1239, 1241, 1246, 1250, 1258f, 1261, 1266, 1268, 1270f Ungern-Sternberg, Jürgen v. 32 Unruh, Karl 577 Untermyer, Samuel 452 Uphues, Goswin 274
Urban, Gotthard 849 Urbantzyk, Paul 1002 Usadel, Georg 871 f. Utermann, Kurt 943, 945f, 948, 1004, 1136,1144 Utitz, Emil 72, 95, 122, 241 ff., 249f, 331, 348f, 364, 408, 430, 584, 601, 637, 686, 703, 780, 851, 988, 1021, 1069, 1071, 1092f., 1165, 1175, 1179, 1182, 1184, 1194, 1197f, 1204, 1206, 1210, 1214, 1217f. Vaart Smit, van der 817 Vaerting, Mathilde 128f, 181 Vahlen, Theodor 596, 630, 897, 975 Vaihinger, Hans 35, 66f, 115, 172, 276, 301f, 317f, 422, 586, 767, 876, 1059 Valery, Paul 1092 Vanselow, Max 523 Vanzetti, Bartolomeo 294 Vasmer, Max 971 Veauthier, F. W. 250, 252 Veit-Brause, I. 1163 Verdroß, Alfred 863 Vermeil, Edmond 1131 Verschuer, O. v. 977 Verweyen, Johannes Maria 70f, 350, 356, 363f, 387f, 409, 433, 447ff, 452, 460, 489, 584f, 588, 603, 772, 950, 1043ff., 1081f, 1093, 1171, 1178, 1181, 1185ff., 1189, 11 91 , 1193f, 1196, 1198, 1200, 1202, 1204, 1207, 1211,1214,1216,1220,1222,1226 Vezina, B 600,613,693 Vico, Giambattista 278, 1106, 1255 Viebig, Helmut 554 Vierkandt, Alfred 82, 252, 263, 638f, 645, 974, 978ff., 1001, 1069, 1171, 1174, 1176, 1179, 1183, 1187, 1189, 1200,1203,1207 Vieweg, Theodor 1026 Virchow, Rudolf 236 Vischer, F. Th. 619ff. Vits, Helga 694 Vives, Ludovicus 951 f. Vleeschauwer, Hermann J. de. 1028, ] lOSf. Voegelin, Erich 1010,1047 Vogdt, Gerhard 983f. Vogel, Heinrich 94f. Vogel, Walther 999 Vogt, Joseph 28 Vogt, Walther H. 623 Voigtländer, Walter 525f, 614f, 712f, 925,935,937,993,997, 100 Volkamer, Meinhard 94 Volkelt, Hans 202, 266, 442, 528, 851, 1227 Volkelt, Johannes 74, 79, 97f, HOf, 302, 332,494, 588, 1001, 1118, 1189, 1194, 1205, 1216 Volkmann, Paul 114f. Volkmann-Schluck, Karl-Heinz 905f, 909,911, 1100, 1250 Vollnhals, Clemens 391 Voltaire (= Arouet), Francois M. 210 Vorländer, Franz 62,
Register Vorländer, Karl 60ff, 150, 350, 358, 376, 422, 584f, 1030, 1070, 1183ff, 1189, 1191f, 1196, 1199, 1203 Vossenkuhl, Wilhelm 1166 Vossler, Karl 263,1106 Vries, Axel de 522 Vries, Jan de 816 Wach, Joachim 297 Wachsmuth 124 Wacker, Otto 267, 596, 660, 679, 682f,687,736 Wagenführ, Horst 303, 940-943 Wagenknecht, Willy 1268, 1270 Wagner, Adolph 151 Wagner, Adolf 629, 689, 844 Wagner, Friedrich 722, 743, 837-843, 852, 890, 91, 924, 926, 1104, 1133f, 1144, 1146, 1252,1254, 1257 Wagner, H 166 Wagner, Richard 73, 207, 213, 604, 689f, 721f., 829, 927f, 1056, 1172, 1174, 1179f., 1198f., 1210, 1222, 1240f., 1249, 1254, 1256ff, 1271 Wagner, Siegfried 551,554 Wagner, Wilhelm 759, 761 Wahl 1129 Wahl, Adalbert 283f., 522 Wahl, Stefanie 543 Wähle, Richard 231, 1069, 1071, 1231 Wais.Kurt 1130 Waismann.Fnedrich 1039 Waitz 1046 Walk, J. 170,197,449,452 Walter, Franz 293f. Walter, M. 689 Walter, Peter 54 Waltershausen, Bodo Sartorius v. 340, 343ff, 753, 846, 852ff, 918f, 1100, 1219,1241 Walther, Andreas 169, 681 Walther, O. 978 Walther, Peter Th. 972,1036 Walz, Erhard 982 Walz, Gustav A. 669-679, 681, 817, 937,1035,1105,1158 Walz, Reinhard 1000 Walzel, Oskar 311 Walzer, Richard 321 Wang, Wen Tsin 984f, 1001 Wangerin, Albert 236 Warburg, Aby 93, 130f, 244, 329 Weber, Alfred 152, 534, 563, 614, 792, 838 Weber, Bernd 43,1164 Weber, Christoph 22, 144, 157f, 161, 250, 745 Weber, G 956 Weber, Gottfried 269 Weber, Hermann 1130 Weber, Marianne 252, 260, 513 Weber, Max 18, 28, 56, 87, 107, 123, 151f., 154, 156, 168, 332, 344f., 372, 409, 466, 501, 543, 731 f., 792f, 846, 931, 976, 995, 1001, 1137, 1149, 1183f, 1186, 1188, 1202, 1211, 1213, 1215,1221 Weber, Rita 45
1469 Weber, Thomas 826, 828, 831, 931 Weber, Werner 671-674, 679 Weber, Wilhelm 857, 860, 862, 871, 966ff., 972, 992f, 998 Weber-Krohse, Otto 556, 928 Wechssler, Eduard 63, 85, 336 Wedel, Bernd v. 551 f. Wegeier, C. 43 Wegener, Paul 457 Wegmann 1001 Wegner, Arthur 1028f. Wehberg, Hans 231 Wehler, Hans U. 22, 543 Wehner, EG 188 Wehr, Gerhard 175, 335, 801, 1115 Weicher-Verlag 514 Weidenbach, Oswald 64, 68f, 98, 350, 368, 372, 376, 384, 1171, 1173, 1176, 1178, 1180f, 1184, 1197, 1202, 1208, 1217,1224,1231,1253,1256 Weierich, Hans 971 Weigel, Valentin 755 Weigelt, Johannes 687f, 746, 759 Weigle, Fritz 982 Wein, Hermann 642, 862-867, 877, 881,911,972, 1002f. Weinberg, G. 1095 Weinberg, J. R. 1039 Weinert 52 Weingart, Peter 427, 968 Weinhandl, Ferdinand 16f, 19f, 173179, 254f, 291, 297f., 301 f., 354, 421, 512, 585, 588, 598, 607f, 624-627, 651, 656, 675, 704, 715, 735f, 753, 756f., 770, 774, 785, 789, 812ff., 820f, 823ff, 827f, 834f., 837, 848, 852ff, 863, 880, 890, 892f, 895, 897, 909ff, 919, 922, 925f, 929, 957, 968, 1006, 1009-1013, 1020ff, 1039, 1053, 1056, 1072, 1099, 1105, 1107, 1108, 1109, U l i , 1112, 1113, 1114ff, 1118f, 1121, 1125, 1143, 1147, 1159, 1172, 1184f, 1187f, 1192f, 1195, 1209, 1217, 1225, 1227, 1229, 1232, 1236, 1244, 1246, 1248, 1258, 1260f, 1263f,1267,1269 Weinhandl, Margarete 626f Weininger, Otto 439, 772, 1070 Weinrich, Max 947 Weinstock, Heinrich 930 Weippert, Georg 618 Weisbach, Werner 456 Weischedel, Wilhelm 734ff, 742 Weise, Johannes 694 Weisgerber, L. 526 Weisser, Gerhard 1029 Weißmann, Karlheinz 55, 551, 1164 Weizmann, Chaim 1159 Weizsäcker, Ernst 25 Weliczker Wells, Leon 1097 Wellek, Albert 532 Weller, Christian 790 Wemme, Gottfried 956, 958 Wende, Erich 83, 94, 274 Wendland, Paul 278, 288 Wendorff, Rudolf 950, 952, 956 Wendt, Siegfried 701
Wenger, Leopold 1023,1028 Wenig, Otto 51, 172, 434, 602f. Wenisch, Ernst 155 Wenke, Hans 667, 742, 912, 1099f, 1249 Wennemuth, Udo 600, 1030 Wentscher, Else 864, 923f Wentscher, Max 51, 261 f., 266f, 309, 350, 444, 585, 924, 953, 1174, 1178, 1186f,1189,1214 Wentzke 956f. Wenz, Günther 391,247,393 Wenzel, Catharina 1166 WenzI, Aloys 50, 52, 305, 422, 445, 584f, 752, 1038, 1049, 1073, 1205 Werfel, Franz 779 Werkmeister, C. W. 1039 Werner, Bruno E HOOff. Werner, Ulrich 991 Wernick, Georg 94 Wertheimer, Max 96, 244f, 248, 293, 308,716,851,973,975 Wesle, Carl 601, 622f, 831 f., 879, 881,883 Wesseling, Klaus-G. 36 Westarp, Kuno Graf 55 Westhoff, Hermann 252 Westphal, Otto 681,997 Wettmann, Andrea 1164 Wetzel, Heinz 992f., 1003f. Wetzel, Rudi 549,581 Weyhe, Hans 759 Weyl, Hermann 220, 228, 234, 1005, 1037
Whitehead, Alfred North 75, 1072 Wichern, Heinrich 408 Wichmann, Hans 992 Wichmann, Ottomar 173f., 356ff„ 364, 376f, 400, 431, 443, 585, 672, 753, 775f, 780, 806, 850, 852, 912, 972, 1015, 1046, 1172, 1180, 1185, 1206, 1210, 12l2f, 1216, 1218, 1220, 1224, 1226, 1230, 1245, 1247, 1249, 1255, 1268, 1272 Wiclif, John 878 Widukind, Herzog 688, 948 Widukind-Verlag 980 Wiechert, Ernst 67f. Wieck, Michael 796 Wiedenfeld, Kurt 1118 Wiese, Benno v. 309f, 1127 Wiese, Leopold v- 152,1028 Wiggershaus, Rolf 247, 394ff, 601 Wiiamowitz-Moellendorff, Ulrich v. 70, 124,254,336,652,857 Wildgrube, Hans 729 Wilhelm I. 355 Wilhelm II. 50, 56, 121, 355f, 440 Wilhelm von Auvergne 54 Wilhelm von Ockham 342, 771, 877f Wilhelm, Kurt 982 Wilhelm, Richard 717f Wilhelm, Theodor 1145f Wilhelmi, Herbert 1138 Wille, Bruno 456, 709 Wille, Wilhelm 694 Willing, Willi 840
Register
1470 Willms, Bernard 24,1095 Wilpert, Paul 108,818,844 Wilson, Woodrow 162, 407, 440f, 450f, 459, 463f, 475, 533, 562 Winckelmann, Johann J. 559 Wind, Edgar 315, 329, 587, 602, 1041, 1165f., 1219, 1221, 1223 Windelband, Wilhelm 36, 48, 50, 57, 63f., 71, 74, 76, 105, 107, 115, 135,
164, 168, 213, 259f, 281f., 299, 349f, 480, 492f, 495f, 498, 512ff, 613, 649, 670, 706, 731, 790, 846f, 961, 969, 1010, 1118, 1168 Windelband, Wolfgang 178, 245f, 260, 262, 267f, 349, 434, 596, 645, 793,931,990,998 Windischer, Hans 773 Wininger, S. 197,452 Winkelnkemper, Peter 749 Winkler, Emil 839 Winkler, Martin 180 Winnig, August 282 Winter, Arno 968f, 972 Wipf, Hans-Ulrich 235 Wippermann, Wolfgang 1166 Wirsing, Giselher 1096 Wirth, Albrecht 488f. Wirth, Herman 201, 523f, 549, 568 Wirth, Wilhelm 127, 249f, 265, 851f, 1215 Wiskemann, Erwin 701 Wissowa, Georg 288 Wittenberg, Ench-H. 976 Wittfogel, K A. 526,581,984 Wittgenstein, Ludwig 1039 Wittig, Lisbeth 1001 Wittig, Joseph 158 Wittken, v. 974 Wittmann, Johannes 94 Wittmann, Michael 143, 148, 1040 Wittram, Reinhard 1144 Woermann, Emil 761 Wohlhaupter, Eugen 1029 Wohltmann, Hans 257f. Wolandt, Barbara 182,669 Wolandt, Gerd 277, 280, 849 Wolf, Erik 1125f, 1243, 1245f., 1251, 1254,1263 Wolf, Ernst 390 Wolf, F. O. 19 Wolf, Friedrich 530 Wolf, Hugo 689 Wolf, Karl 772f. Wolf, K. Lothar 621-624, 626f, 842, 937 Wolf, Ursula 28, 1097, 1163, 1166 Wolff, Emil 342 Wolff, Christian 105f.,644 Wölfflin, Heinrich 67, 191, 263, 792, 1225 Wolfrum, Rüdiger 28 Wolfsdorf, Eugen 453 Wolgast, Eike 693 Wolgast, Ernst 1111 Wolin, Richard 27 Wollny, Ewald 346 Wollstein, Günter 26
Wolters, Friedrich 417, 623, 720 Wolters, Gereon 20lf, 1165 Woltner, Margarete 971 Woolman, John 520 Worringer, Wilhelm 301, 1135f. Wu, Schantan 992f. Wuketits, Franz M. 795, 801, 803f Wundt, E. 528 Wundt, Max 30f, 59ff, 98, 101, 123129, 138, 140fr, 182f, 250, 256, 282285, 287, 289, 294, 335, 348, 350, 355f, 413, 439, 473, 486, 488f, 488491, 505, 509-512, 516, 518f, 521f, 525f, 528, 544, 585, 587ff, 607ff., 665, 723, 735, 788, 812, 853, 889, 917, 922f, 957, 1009, 1012, 1037, 1040, 1059, 1068, 1076, 1078, 1099, 1165, 1174, 1176, 1179, 1181, 1183, 1185, 1193, 1203, 1207, 1216, 1239, 1242, 1265,1270 Wundt, Wilhelm 51, 61, 67, 74f, 113, 122, 124, 127f, 138, 261, 286, 288, 459, 494f, 527, 529, 583, 631, 699, 982, 1118, 1259f. Wust, Peter 146,248, 250f., 281f., 319, 348, 377, 403, 422, 425, 466, 489, 585, 587, 590, 605, 740773, 817, 844, 849, 1117,1218 Wüst, Walther 632, 689, 730, 737, 740, 781,839,897,999 Wyduckel, Dieter 728 Wyneken, Gustav 130, 309 Yorck von Wartenburg, Heinrich 277f Yorck von Wartenburg, Paul v. 263, 278,656, 1069, 1150, 1269 Young, Owen D. (Y.-Plan) 522, 528, 553f, 582, 939 Zacharias, Prophet 453 Zadow, Adolf 1002f Zahn, Peter v. 1025 Zapata Galindo, Martha 19, 897, 1025, 1075, 1094, 1099, 1160 Zastrau, Alfred 956, 958f, 1021, 1142 Zechlin, Egmont 479, 932 Zeller, Eduard 437, 858 Zeltner, Hennann 122, 327, 347, 664, 694,742 Zemke, Hans 992 Zentner, Christian 828 Ziegenfuß, Werner 337, 389, 484, 647f., 664, 742, 772, 782, 925, 953, 955,1159 Ziegler, Heinrich Ernst 231 Ziegler, Leopold 282 Ziegler, Theobald 124f. Ziegler, Wilhelm 897,1150 Ziehen, Julius 127, 243f, 349, 1178 Ziehen, Theodor 241 ff, 266, 758, 851, 1069, 1171, 1192, 1198, 1206, 1210 Ziertmann, Paul 241 f. Ziesclie, Kurt 161 f. Ziesel, Kurt 1101 Ziesemer, Walther 115 Zimmermann, Robert 777 Zint, Hans 77, 1038 Zintarra, Werner 554 Zitelmann, Rainer 29
Zocher, Rudolf 340f, 753, 767, 852, 918, 920, 1048f, 1093, 1200, 1206, 1214, 1222, 1240, 1248 Zollitisch, Wolfgang 551 Zöllner, Walter 688 Zschimmer, Eberhard 209, 488, 496, 512, 519fT. Zschintzsch, Wemer 674 Zschokke, H. 998,1001 Zucker, Hans 977, 998 Zucker, Wilhelm 714 Zweig, Arnold 477f, 482, 578 Zweig, Stefan 488, 779, 1066 Zwierlein, Eduard 308f
Abkürzungen
AA AB AE AG AkB AkDR AltprB AöR apl. Prof. ArchSS ARSP ARWP ATB AUK AV AWF b. ao. Prof. BB BBG BBK BBZ BDO BDPh Beiträge BerHN BHN BK BNV Brw. BrZ BT BVP CAU CS CV DA DAAD DAF
Auswärtiges Amt Abwehrblätter des Vereins Ahnenerbe Arbeitsgemeinschaft Akademische Blätter Akademie für Deutsches Recht Altpreußische Biographie Archiv für öffentliches Recht außerplanmäßiger Professor Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Archiv für Rechts- und SozialphiloSophie Archiv für Rechts- und WirtschaftsPhilosophie Akademische Turnbunds-Blätter Albertus Universität Königsberg Antrittsvorlesung Auslandswissenschaftliche Fakultät der FWU beamteter außerordentlicher Professor Burschenschaftliche Blätter Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Berliner Börsen Zeitung Bund Deutscher Osten Blätter für Deutsche Philosophie Beiträge zur Philosophie des deutsehen Idealismus Berliner Hochschul-Nachrichten Breslauer Hochschul-Nachrichten Bücherkunde Bund Neues Vaterland Briefwechsel Brüsseler Zeitung Berliner Tageblatt Bayerische Volkspartei Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Christlicher Ständestaat Centralverein der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens Deutsche Akademie Deutscher Akademischer Austauschdienst Deutsche Arbeitsfront
DAR DAZ DBE DDP DE DFG DHfP DHR Diss. DJZ DLZ DNVP DPGS DPhG d. R. DtWEV DV DVjLG
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Deutsche Akademische Rundschau Deutsche Allgemeine Zeitung Deutsche Biographische Enzyklopädie Deutsche Demokratische Partei Deutschlands Erneuerung Deutsche Forschungsgemeinschaft Deutsche Hochschule für Politik Deutscher Hochschulring (Hochschulring Dt. Art) Dissertation Deutsche Juristen-Zeitung Deutsche Literatur Zeitung Deutschnationale Volkspartei Deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen Deutsche Philosophische Gesellschaft der Reserve Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Ministerialblatt) Deutsches Volkstum Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Deutsche Volkspartei Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund Deutscher Wissenschafts-Dienst Deutsches Wissenschaftliches Institut Deutsche Zukunft Deutsche Zeitung in den Niederlanden Deutsche Zeitung im Ostland Deutsche Zeitschrift für Philosophie Eisernes Kreuz (I./1I. Klasse) Europäische Revue Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg Europäischer Wissenschafts Dienst evangelisch Frankfurter Allgemeine Zeitung Forschungen und Fortschritte Fichte-Gesellschaft Förderndes Mitglied der SS Festschrift Friedenswarte Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Frankfurter Zeitung Forschungen zur Judenfrage Geistige Arbeit Gesellschaft Deutscher Staat
1472 GdZ GGA GL GUZ GWU Gymn. Habil. HAW HfL HG HHS HHZ HJ HJb Hon.Prof. hs. HUZ HWP HZ IfS IMWKT IPP IVR IWK IZE JbAkDR JfCH Jh. JZ kath. KAV KAZ KB KfDK KG KGK KölnZ KR KS KultM KUZ KVjhS KVZ KW KWG KWI KZfSS LA LBYB LitG LitZ LNN LW MDAk
Abkürzungen Geist der Zeit Göttingsche Gelehrte Anzeigen Gauleitung/-er Greifswalder Universitätszeitung Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Gymnasium Habilitation Hauptamt Wissenschaft, Dienststelle Rosenberg Hochschule für Lehrerbildung Humanistisches Gymnasium Handels-Hochschule Hamburger Hochschul-Zeitung Hitlerjugend Historisches Jahrbuch Honorarprofessor handschriftlich Hamburger Universitäts-Zeitung Historisches Wörterbuch der Philosophie Historische Zeitschrift Institut für Sozialforschung Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik Institut für politische Pädagogik Internationale Vereinigung für Rechtsund Wirtschaftsphilosophie Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz Internationale Zeitschrift für Erziehung Jahrbuch der Akademie für Deutsches Recht Journal for Contemporary History Jahrhundert Juristen Zeitung katholisch Katholischer Akademikerverband Königsberger Allgemeine Zeitung Kieler Blätter Kampfbund für Deutsche Kultur Kant-Gesellschaft Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Kölnische Zeitung Konservative Revolution Kant-Studien Kultusministerium Kölner Universität-Zeitung Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie Kölnische Volkszeitung Kunstwart Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Kaiser-Wilhelm-Institut Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Lehrauftrag Leo Baeck Year Book Literarische Gesellschaft Literatur Zeitung Leipziger Neueste Nachrichten Literarische Welt Mitteilungen der Deutschen Akademie (München)
MDPhG MdR MNN MR MSPD nb ao. Prof. NDB NF NG NJWJk NL NOFG NPL NS NSBO NSDD NSDStB NSLB NSMH NSV NZZ OA o. D./undat öo. Prof OG ORS OS. OKW PA PädAk PädLex. PaZ pers. PhJb Phil Fak. PhuS PK Pl PPK PrJb PrMF PrMK PrMWKV Prom./P. PrZ PuL PV PVjS PW RAD RG RBG REM Rez. RFSS RfuRo RGB1
Mitteilungen der Deutschen Philosophischen Gesellschaft Mitglied des Reichtages Münchner Neueste Nachrichten Minsterialrat Mehrheits-Sozialdemokratische Partei Deutschlands nichtbeamteter außerordentlicher Professor Neue Deutsche Biographie Nachfolge Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft Neue Jahrbücher für Wissenschaft und Jugendkunde Nachlaß Nordostdeutsche Forschungsgemeinschaft Neue Politische Literatur Nationalsozialismus NS-Betriebszellen-Organisation Nationalsozialistischer Deutscher Dozentenbund NS. Deutscher Studentenbund NS Lehrerbund NS. Monatshefte NS. Volkswohlfahrt Neue Zürcher Zeitung Oberabschnitt ohne Datum öffentlicher ordentlicher Professor Ortsgruppe Oberrealschule Oberschlesien Oberkommando der Wehrmacht Personalakte Pädagogische Akademie Pädagogisches Lexikon Pariser Zeitung persönlich Philosophisches Jahrbuch Philosophische Fakultät Philosophie und Schule Parteikanzlei planmäßig Parteiamtliche Prüfungskommission Preußische Jahrbücher Preußisches Ministerium der Finanzen Preußisches Kultusministerium (bis 1918) Preußisches Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Promotion Preußische Zeitung Philosophie und Leben Probevorlesung Politische Vierteljahresschrift Politische Wochenschrift Reichsarbeitsdienst Realgymnasium Reichsbeamtengesetz Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Rezension Reichsführer SS Raumforschung und Raumordnung Reichsgesetzblatt
Abkürzungen
1473
RGG
Religion in Geschichte und Gegenwart
RHO RkolB RLB RMdl RMdJ RMVP
Reichs-Habilitationsordnung Reichskolonialbund Reichsluftschutzbund Reichsministerium des Innern Reichsministerium der Justiz Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Reichssicherheitshauptamt Reichsschrifttumskammer Reichsstudentenführung Reichs-Strafgesetzbuch Rasse- und Siedlungshauptamt der SS Rheinisch-Westfälische Zeitung Sicherheitsdienst der SS Schutzverband Deutscher Schriftstel-
RSHA RSK RStF RStGB RuSHA RWZ SD SDS SHBL SHUG Sipo SozM SM SMAD StdF StdO StdZ StEx StS Stud. SZ
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Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon Schleswig-Holsteinische Universitätsgesellschaft Sicherheitspolizei Sozialistische Monatshefte Süddeutsche Monatshefte Sowjetische Militäradministration in Deutschland Stellvertreter des Führers Student in der Ostmark Stimmen der Zeit Staatsexamen Staatssekretär Studium Schönere Zukunft Technische Hochschule Theologische Literatur-Zeitung Theologische Real-Enzyklopädie Universitätsarchiv Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands Vater Völkischer Beobachter Volksbildungsarchiv Volksbildungswerk (DAF) Volksbildungsstätte VC-Rundschau Volksbund für das Deutschtum im Ausland Vergangenheit und Gegenwart Volkshochschule Volk im Werden Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte Volkskonservative Vereinigung Volksbildungsministerium Verordnung Vossische Zeitung Westdeutsche Akademische Rundschau Westdeutscher Beobachter Reichspartei des dt. Mittelstandes/ Wirtschaftspartei Weimarer Reichsverfassung Weltanschauung und Schule Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft Zeitschrift der Akademie für Deutsches Recht
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Danksagung
Die vorliegende Untersuchung wurde im Wintersemester 1998/99 vom Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften I der Freien Universität Berlin als Dissertation angenommen. Die leicht überarbeitete, um eine Schlußbetrachtung und zwei Abschnitte über ,Car! August Emge und das Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie' sowie über den weltanschaulich-politischen Kurs des Philosophischen Jahrbuchs der Görres-Gesellschaft zwischen 1933 und 1945 erweiterte Druckfassung konnte stellenweise noch Forschungsliteratur berücksichtigen, soweit sie bis zum Sommer 2001 vorlag. Ohne die stetige Unterstützung, das Wohlwollen, die Geduld und den freundlichen Zuspruch zahlreicher Personen und Institutionen wäre dieses Werk nicht zustande gekommen. Dabei ist in erster Linie die Berliner Bibliotheks- und Archivlandschaft zu nennen, mit der Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße und dem Geheimen Staatsarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, mit der Universitätsbibliothek der FU in Dahlem, deren Magazine unerschöpflich zu sein scheinen und in deren Räumen eine außergewöhnlich belebende Arbeitsatmosphäre herrscht, die den wissenschaftsgeschichtlichen Austausch mit dem Berliner Historiker Ernst Haiger inspirierte. Die 1987/88 von der Kontroverse um Martin Heideggers „Geschick" im Dritten Reich angeregte und noch in der alten „WestBerliner" Infrastruktur begonnene Dissertation konnte überdies wesentlich vom historischen Ereignis des Mauerfalls profitieren. Die Universitätsarchive der untergehenden DDR waren plötzlich ohne Einschränkungen benutzbar, ebenso die in Merseburg lagernden Bestände des preußischen Kultusministeriums. Dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft habe ich für ein Reisestipendium zu danken, das es mir 1990/91 ermöglichte, diese und die Bestände westdeutscher Staats- und Universitätsarchive auszuwerten. Betreut wurde diese Arbeit, ungeachtet längerer, beruflich bedingter Unterbrechungen (1988/89, 1991/94), von Professor Dr. Karlfried Gründer, dem mein besonderer Dank gilt. Professor Gründer, als Schüler Joachim Ritters, ließ in zahllose Anregungen die Erfahrungen des persönlichen Umgangs mit der Generation seiner Lehrer und Kollegen einfließen und regte auch auf diese Weise zur „Reflexion der Kontinuitäten" an. Herrn Professor Dr. Ernst Nolte, auch er ein Zeitzeuge, der vor 1945 die philosophischen Vorlesungen Martin Heideggers und Nicolai Hartmanns besucht hat, habe ich dafür zu danken, daß er die Mühen der Zweitbegutachtung auf sich nahm. Ohne die gelassene Professionalität von Frau Katrin Moya, ohne die Initiative, die Beharrlichkeit und wahrhaft generöse Geduld von Herrn Dr. Gerd Giesler, dem Geschäftsführer des Akademie Verlages, wäre aus dem Manuskript nie ein Buch geworden.
Kappeln/Schlei und Berlin, Anfang Januar 2002
Christian Tilitzki