Gruselspannung pur!
Der Todeskuß der Spinnenfrau
von C.W. Bach Dämonenjäger
Mark Hellmann Ein schwerer Mercedes fuhr...
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Gruselspannung pur!
Der Todeskuß der Spinnenfrau
von C.W. Bach Dämonenjäger
Mark Hellmann Ein schwerer Mercedes fuhr beim Hotel >Elephant< in Weimar vor, das durch Thomas Manns verfilmten Roman >Lotte in Weimar< berühmt geworden war. Der livrierte Chauffeur wieselte um die Limousine herum und riß dienstbeflissen den Wagenschlag auf. Zunächst stieg eine äußerst attraktive schwarzhaarige Frau im Modellkleid aus. Dann folgte schnaufend ein schwer gebauter Mann im Geschäftsanzug. Er hatte zu dem Zeitpunkt nur noch wenige Stunden zu leben. Und er würde eines unnatürlichen Todes sterben. Aber das ahnte er nicht mal… Mark Hellmann - die Gruselserie, die Maßstäbe setzt! Noch lebte er, und er führte sich genauso auf, wie man sich in den Neuen Bundesländern den unsympathischen Wessi-Geschäftemacher
vorstellte. Der Hotelpage verdrehte schon bei seinem Anblick die Augen. Natürlich nur in Gedanken, denn er war gut geschult. »Der Vogt ist wieder da!« zischte er hinter vorgehaltener Hand der Hotelangestellten zu, die gerade das Hotel betrat. »Informier die anderen!« Karl-Michael Vogt, lange Zeit ein bevorzugter Geschäftspartner der Treuhand, ließ eine Menge Geld in den Hotels, in denen er logierte. Trotzdem war er als unangenehmer Mensch ein unbeliebter Gast. Er protzte nämlich mit seinem Geld und hielt sich in seiner Position als Generaldirektor eines Banken- und Finanzkonsortiums für den Nabel der Welt. Für ihn spielte das Bankkonto die ausschlaggebende Rolle. Armut setzte er mit Faulheit und Dummheit gleich. Menschliche Werte und Rücksichtnahme schienen für ihn nicht zu existieren. Für ihn fing der Mensch erst beim Millionär an. Alle anderen waren Untermenschen, Handlanger und Fußvolk. Vogt mäkelte mit Firmen und Grundstücken. Er hatte ein Vermögen damit verdient, marode VEB-Betriebe billig aufzukaufen. Dann wurden Massenentlassungen durchgeführt, Förderungsgelder beantragt, ein wenig saniert und der Betrieb teuer weiterverkauft. Vogt gebrauchte das Geld, das ihm zur Verfügung stand, wie eine Waffe. Bei seinen Verhandlungen überfuhr er die Geschäftspartner aus den Neuen Bundesländern regelmäßig. Seine Anwälte waren bekannt und berüchtigt dafür, die von ihm ausgehandelten Verträge im Kleingedruckten mit Stolperdrähten zu versehen. Schon vielen Geschäftspartnern hatten sie das finanzielle Genick gebrochen. In den Verhandlungen mit Behörden zeigte sich Vogt unterwürfig. Weil er nämlich Genehmigungen brauchte und auf die Dienststellen angewiesen war. Daß er auch schon mit Bestechung gearbeitet hatte, war ein offenes Geheimnis, allerdings nicht zu beweisen. Arm in Arm mit der berauschend schönen Frau marschierte der stiernackige Typ ins Hotel. »Na«, sagte er zu dem Portier, als er die Rezeption erreichte, »habt Ihr Euren Kasten endlich auf Vordermann gebracht? Das letzte Mal, als ich hier war, funktionierte eine Lampe im Bad nicht. Außerdem hatte ich einen Brandfleck im Teppich zu bemängeln. Ich bin Perfektion gewöhnt. Für mein gutes Geld verlange ich die optimale Leistung.« »Jawohl, Herr Generaldirektor, sehr wohl, Herr Generaldirektor«, dienerte der Portier. »Das Wohl unserer Gäste geht uns über alles. Diesmal
werden Sie nichts zu beanstanden haben.« »Das will ich schwer hoffen«, erwiderte Vogt. »Die Präsidentensuite wie immer! Und mein Gepäck aufs Zimmer, aber zack, zack! Trödelei dulde ich nicht. Eure sozialistischen Schubkarrenzeiten sind vorbei. Jetzt regiert die freie Marktwirtschaft. Da wird Leistung verlangt, klar?« »Ja, Herr Generaldirektor.« Vogt führte seine bildschöne Begleiterin zum Lift. Der Portier hörte noch, wie er sagte: »Den Leuten hier muß man regelmäßig die Meinung sagen. Viele haben noch immer nicht kapiert, daß jetzt ein anderer Wind weht.« Die Schöne lächelte ihren Begleiter an und schmiegte sich an den Fettsack. Der Maßanzug kaschierte die zweihundertfünfzig Pfund Lebendgewicht und verlieh dem Kerl noch eine passable Figur. Der Portier ballte die Faust in der Tasche. Was für ein Kotzbrocken! dachte er. Zu gern hätte er Vogt einmal die Meinung gesagt. Aber dann wäre die Hölle losgewesen. Eine Entlassung des Portiers unvermeidlich. Er überlegte, welche Geschäfte Vogt diesmal hierherführten. Es war bekannt, daß Vogt seine Geschäftspartner ausbootete und schon himmelschreiende Ungerechtigkeiten begangen hatte. Er hatte jedoch Erfolg im Geschäftsleben und verdiente eine Menge Geld. Viele bewunderten und beneideten ihn deshalb. Generaldirektor Karl-Michael Vogt stieg mit seiner rassigen Geliebten im vierten Stock aus. Er führte sie in die mit erlesenen Antiquitäten eingerichtete Präsidentensuite. »Na, Schätzchen«, sagte er und tätschelte der Schwarzhaarigen den wohlgeformten Hintern. »Gefällt es dir hier? - Jetzt wollen wir erst mal eine Flasche Schampus köpfen und etwas essen. Dann, mein Schatz, hüpfen wir zu einem Nümmerchen in das Himmelbett. - Was hältst du davon?« Die Pupillen der schwarzhaarigen Superfrau verengten sich, was einem Menschenkenner nicht gerade Begeisterung verriet. Zum Glück war Vogt keiner. Die Schwarzhaarige spielte ihm was vor, lächelte und gurrte: »Wunderbar, Karl. Ich bin hingerissen von dieser Suite.« »Das kannst du laut sagen. Sie ist gut genug für einen Präsidenten, und ich bin ein Präsident des Geldes. Was ich dir biete, kann dir so schnell kein zweiter bieten. - Vom Fenster aus hast du eine wunderschöne Aussicht auf den Marktplatz mit dem Cranachhaus, das Stadthaus und das neugotische Rathaus. Der Marktplatz mit den umstehenden Häusern wurde im Krieg
durch Bomben zerstört. Jetzt ist er so wiederaufgebaut, wie er um die Mitte des 16. Jahrhunderts aussah, abgesehen von einer Telefonzelle, der Bedürfnisanstalt und der elektrischen Straßenbeleuchtung. Goethe hat den Marktplatz von Weimar so wie wir heute gesehen, als er sich 1782 sein Haus am Frauenplan kaufte. Schiller hat sich 1802 an der einstigen Esplanade ein Haus gekauft. Auch Herder und Liszt haben hier gelebt. Du siehst, Schätzchen, das tausendjährige Weimar heißt nicht umsonst Kulturstadt Europas. - Wie schrieb Goethe noch? Edel sei der Mensch, hilf, reich und gut. - Wenn ich nur wüßte, was hilf heißt, hahaha. Oder ist das von Schiller? Egal. Hauptsache, ich kenne mich bei meinen Geschäften aus.« Es klopfte. Die Gepäckstücke wurden in die Suite gebracht. Vogt gab jedem der beiden Gepäckträger einen Fünfzig-Mark-Schein. »Da habt ihr ein bißchen Kleingeld, Jungs«, sagte er gönnerhaft. »Aber versauft nicht alles auf einmal, ja?« Die Pagen bedankten sich, obwohl sie wußten, daß Vogt sie nicht ernst nahm. Aber Geld stinkt nicht. »Das ist auch so ein Typ, der dich als Deppen betrachtet, nur weil du keine Million im Monat verdienst«, sagte der eine Page. »Aber hast du die Puppe gesehen, die er bei sich hat? Von so einem Weib träume ich auch.« Die beiden Pagen waren die letzten, abgesehen von seiner Begleiterin, die Carl-Michael Vogt lebend sahen. Am nächsten Morgen klopfte das Zimmermädchen. Der Etagenservice hatte schon längst mit dem Putzen und Aufräumen angefangen. Die Suite war bis zuletzt ausgespart worden. Seit seiner Ankunft hatte Vogt sie nicht mehr verlassen. Das Abendessen war dort serviert worden, Delikatessen und mehrere Flaschen Wein und Champagner. »Drinnen regt sich nichts«, sagte das erste Zimmermädchen zum zweiten. »Irgendwann müssen wir ja mal aufräumen.« Die erste klopfte wieder, ohne Ergebnis. Daraufhin sperrte sie mit dem Hauptschlüssel auf. Von innen steckte kein Schlüssel. In der Suite war es dunkel. Die schweren Samtportieren waren geschlossen. Die dunkle Suite wirkte unheimlich. »Hallo«, rief das Zimmermädchen Erika. »Ist jemand da?« Niemand meldete sich. Es roch nach kaltem Zigarettenrauch und Parfüm. Die Zimmermädchen Erika und Hanna wollten das Licht einschalten. Es funktionierte jedoch nicht. Den Staubsauger hinter sich herziehend, gingen die beiden durch den Flur und den Wohnraum ins Schlafzimmer der Suite.
Es roch seltsam, ähnlich wie Äther. Die beiden Zimmermädchen schnupperten. In dem Licht, das vom Korridor hereinfiel, sahen sie überall in dem Raum Spinnweben. Am Boden, der Decke und an den Wänden. »Was ist das denn?« fragte das Zimmermädchen Erika, eine Blondine von Anfang Zwanzig. »Wo kommt das denn her?« »Ich glaube, aus dem Schlafzimmer«, antwortete Hanna. Das Zimmermädchen Erika öffnete die einen Spalt offenstehende Schlafzimmertür ganz. Im Schlafzimmer mit dem Himmelbett war der Geruch am intensivsten. Die Zimmermädchen konnten in dem Bett nur ein undeutliches Schemen erkennen. Erika trat ans Fenster und öffnete die schweren Portieren des einen Fensters. Als sie sich dann umdrehte, weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen. Das Zimmermädchen Hanna schlug die Hände vor den Mund. Das Himmelbett war über und über mit Spinnweben überzogen, als ob es eine Riesenspinne eingesponnen hätte. Und in dem Bett lag, mit mehr als daumendicken Spinnweben gefesselt, die Leiche des Karl-Michael Vogt. Der stark behaarte Körper des Generaldirektors war ausgezehrt. Die Haut des zuvor dicken Mannes spannte sich über den Knochen. Hohlwangig war sein Gesicht, die tief in den Höhlen liegenden Augen weit aufgerissen. Der Mund stand wie zu einem Schrei offen. Am Hals hatte Vogt zwei Bißmale, die tief in die Schlagader hineingingen. Außerdem weitere Bißmale an der Brust und am Leib. Er war regelrecht ausgesaugt und all seiner Körpersäfte beraubt worden. Es sah aus, als ob eine Riesenspinne über ihn hergefallen sei. Die beiden Zimmermädchen schrien mit aller Lautstärke los. Etwas so Schreckliches hatten sie in ihrem ganzen Leben noch nicht erblickt. Hanna fiel in Ohnmacht. Erika rannte daraufhin aus der Suite, dann die Gänge entlang und stolperte ins Büro des Hoteldirektors, wo sie zunächst kein Wort herausbrachte. Der Hoteldirektor, ein älterer, immer sehr ruhiger Mann, wollte zuerst nicht glauben, was ihm Erika erzählte. Mit dem Zimmermädchen und dem Portier, den er alarmierte, suchte er aber dann doch die Suite auf. Hanna lag immer noch ohnmächtig auf dem Boden. Dem Hoteldirektor wurde übel, als er Vogts Leiche sah. Er preßte das Taschentuch vor den Mund und würgte. »So etwas habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen«, stieß er hervor.
»Ausgerechnet in unserem Haus.« Eilig kehrte er in sein Büro zurück und rief die Weimarer Kripo an. Kriminalhauptkommissar Langenbach meldete sich. Schreckensbleich berichtete ihm der Hoteldirektor, was im »Elephant« geschehen war.
* Mein Handy fiepte, als ich gerade wegen eines Verkehrsunfalls in Niedergrunstedt war. Bei regennasser Straße war ein Motorradfahrer auf einen Traktor aufgefahren, der plötzlich die Fahrspur wechselte. Der arme Teufel von Motorradfahrer hatte trotz Sturzhelm einen Schädelbruch erlitten. Die Ambulanz brachte ihn in die Hufeland-Kliniken in Weimar. Den Traktorfahrer nahm die Polizei für eine Blutprobe und zur Protokollaufnahme mit. Wie sich bald herausstellen sollte, hatte der Mann nichts getrunken. Es war ein Routineauftrag. Ich arbeitete gelegentlich noch als Reporter, um mir meine Brötchen zu verdienen. Außerdem wollte ich nicht aus der Übung geraten. Ich meldete mich an der Unfallstelle, an der die Polizei noch die Bremsspur des Motorrads ausmaß. Ein paar Neugierige standen herum. Es war kurz vor zwölf. Pit Langenbach war am Apparat. »Hallo, Mark, kannst du mal herkommen? Ich bin im Hotel >ElephantElephant