Valerie Evangelisti
Der Schatten des
Inquisitors
Erster Roman des Inquisitor-Zyklus
Scanner: Jack
Kleser: Legol...
31 downloads
718 Views
1MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Valerie Evangelisti
Der Schatten des
Inquisitors
Erster Roman des Inquisitor-Zyklus
Scanner: Jack
Kleser: Legolas
Deutsche Erstausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/9124
Titel der italienischen Originalausgabe
NICOLAS EYMERICH, INQUISITORE
Übersetzung aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Das Umschlagbild malte Ciruelo
www.dac-editions.com
Umwelthinweis:
Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt.
Deutsche Erstausgabe 3/2001 Redaktion: Rainer-Michael Rann
Copyright (c) 1994 by Arnoldo Mondadori Editore S. P. A., Milano
Copyright (c) 2001 der deutschsprachigen Ausgabe by
Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
http: //www.heyne.de
Printed in Germany 2001
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München
Technische Betreuung: M. Spinola
Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels
Druck und Bindung: Presse-Druck, Augsburg
ISBN 3-453-17892-0
2
Betrachte denjenigen, der alle Dinge begreift, und überlege, wie dass da nichts sei, welches mehr begreife oder umfasse; nichts geschwinder, nichts mächtiger sei denn das Unleibliche, so dass es das meistbegreifende, das allergeschwindeste, das allermächtigste unter allen Dingen ist. Und gedenke also von dir selbst und befehle deiner Seele, dass sie nach Indien reise, allwo sie eher, als du befohlen, sein wird. Befehle ihr über den Ozean zu fahren, sie wird alsobald geschwinde da sein, nicht als aus dem einen in den anderen Ort sich versetzend, sondern alsobald als da selbst seiende. Befehle ihr in den Himmel aufzufliegen, sie wird keine Flügel nötig haben, ihr wird auch nichts im Wege sein, weder das Feuer noch die Sonne noch die Luft, weder die Umwälzungen, weder die Leiber von den anderen Gestirnen, sondern sie wird alles durchdringen und bis an den letzten Leib auffliegen. Im Fall du auch dieses ganze Wesen willst durchbrechen und das, was außerhalb der Welt ist (wenn etwas außer ihr ist), anschauen, so ist dir solches zugelassen. HERMES TRISMEGISTOS Corpus Hermeticum, XI Neuausgabe der deutschen Fassung von 1706, Buch II, § 71-75
3
In Gedankenschnelle l
Beim Verlassen des Robert Lee Moore Building, Sitz des Instituts für Astrophysik der Universität Texas, sah Professor Tripler sich fast ängstlich um. Er schaute die Wege des Campus entlang, musterte Hecken und Grüppchen von Studenten, dann machte er sich mit raschen Schritten auf den Weg, wobei er fortwährend um sich blickte. Er bemerkte jedoch nicht, dass ein junger Mann mit tiefschwarzen Haaren und dichtem, lockigem Bart hinter ihm herging und dabei jedesmal auf die eine oder andere Seite auswich, sobald Tripler den Kopf drehte. Als sie bei einer Kreuzung angelangt waren, beendete der junge Mann dieses seltsame Spiel, beschleunigte seinen Schritt und tippte Tripler auf die Schulter. "Guten Tag, Herr Professor!", rief er aus vollem Hals. Tripler fuhr so heftig zusammen, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte. "Ach Sie sind's", murmelte er mit einer Grimasse. "Heute Morgen befürchtete ich schon, Ihre werte Anwesenheit entbehren zu müssen." Der junge Mann brach in Gelächter aus. "Sie wissen genau, dass ich so lange nicht lockerlasse, bis Sie sich bereit finden, mir zuzuhören. Solche Situationen finden sich häufig im Film wie in der Literatur." "In schlechten Filmen und in schlechter Literatur", erwiderte Tripler bissig. "Kommen Sie, junger Mann, hören Sie doch auf mit dieser Farce. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich keine Zeit für Sie habe." "Das haben Sie gestern gesagt und die ganze letzte Woche hindurch. Heute ist ein anderer Tag." "Das gilt auch für heute. Ihre Geschichten interessieren mich nicht." Der Gesichtsausdruck des jungen Mannes wurde hartnäckig. "Dann werde ich also weiterhin in Ihre Vorlesungen kommen, dieselben Bars und Restaurants besuchen wie Sie und Ihnen auf der Straße über den Weg laufen." "Wollen Sie, dass ich die Polizei rufe?" "Das haben Sie mir schon vor zwei Jahren angedroht, und Sie sehen selbst, was es genützt hat. Eine Verwarnung kann mich bestimmt nicht aufhalten." Tripler stieß einen tiefen Seufzer aus. "Ich verstehe. Jetzt erwarten Sie sicher den fatalen Satz von mir: ›Lassen Sie mich in Frieden, wenn ich Ihnen zuhöre?