KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
GERHART HAUG
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
GERHART HAUG
DER PFADFINDER DAS ABENTEUERLICHE LEBEN DES DAVID CROCKETT
VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU • MÜNCHEN • INNSBRUCK • ÖLTEN
David Crockett . . . Er lebte und wirkte vor fast anderthalb Jahrhunderten als Hinterwäldler, als ersten in
Held der Pionierzeit
Abgeordneten
des
jungen
und als einer der
amerikanischen
Kongresses
Washington. Er war ein Freund der Indianer, und er blieb es bis zu
seinem Ende, bis zu dem Tage, als er bei der Verteidigung von Texas unter den Kugeln der Mexikaner fiel. Sein
Leben
war
ein
einziges
Abenteuer,
voller
Härten,
Not und Gefahren, aber auch voller Farbe, Erfülltheit und Großartigkeit! David
Crockett
...
. !
Der Siedler Davids Großvater, Davy Crockett, schloß sich dem großen Strom der Siedler an, die in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts mit Kind und Kegel, mit Wagen, Vieh und Saatkorn aus dem schon vor Jahrzehnten von Weißen besetzten Kentucky und aus Carolina über die Appalachenberge in das mit fruchtbarer Erde gesegnete Tennessee zogen. Die Zeit war günstig, denn der Krieg gegen England und damit die Freiheit der jungen amerikanischen Republik waren so gut wie gewonnen. Nun konnte sich die Kraft des neu errichteten Staates gegen die Indianergrenze richten. Dort lag unerschöpfliches, jungfräuliches, reiches Land, das nur darauf wartete, genommen und beackert zu werden. Da waren die Indianer, surely! Im Osten saßen die Cherokees, hart bedrängt von dem Ansturm der Weißen, im Süden, nach Alabama zu, die Creeks und im Westen die Chikasaws. Aber seit wann fürchteten sich Weiße vor Rothäuten? Mit dem Blei der Flinten würde man ihnen zeigen, wer der neue Herr im Lande war! 2
Der beste Indianer ist ein toter Indianer! Das war eines der schrecklichen Losungsworte dieses gnadenlosen Rassekampfes. Westward Hol riefen die Ochsentreiber, und die Wagen polterten über Stock und Stein der neuen Heimat zu. Old Davy siedelte mit Söhnen und Töchtern, Schwiegersöhnen und Schwiegertöchtern im Tal des Nolachucky. Jeder auf eigene Rechnung — versteht sich — mit etlichen Meilen Wald zwischen sich und dem nächsten Blockhaus, damit man seine Ruhe hatte! Bis eines Tages die Indianer sich darauf besannen, daß das Land, auf dem die Weißen wohnten, von Manitou seinen roten Söhnen gegeben war. An einem Märzabend erfüllte sich auch das Schicksal Großvater Davys und der Männer und Frauen, die in seiner Hütte wohnten . . .
Der Überfall Eine Reihe dunkler Gestalten tastete sich vorsichtig durch den Wald zur Lichtung im Tal des Nolachuckyflusses. An der Skalplocke, die als Haarbüschel über den rasierten Schädel nach hinten fiel, konnte man sie als Creek-Indianer erkennen. Die Dämmerung war bereits herabgesunken, als sie das rohbehauene Holzhaus erblickten. Leise huschte einer nach dem andern, geschickt jede Deckung benutzend, an die Hauswand heran. Kein Laut war zu hören. Knarrend öffnete sich die Haustür, und ein großer, vierschrötiger Mann trat, einige Worte ins Innere rufend, heraus. Eine Sekunde später stieß er einen gurgelnden Laut aus, der in einem dumpfen Stöhnen erstickte; eine Schlagkeule hatte seine Schädeldecke zerschmettert. Ein paar Minuten war Stille, dann rief eine Frauenstimme: „Vater! Vater!" Ein Mädchen trat unter die Tür und brach im selben Augenblick unter einem Nahschuß zusammen. Hundegebell, wüstes Durcheinander und Geschrei wie von tausend Teufeln; die Bewohner des Hauses stürzten sich auf die eindringenden Indianer, ein kurzer, wütender Kampf, in dem ein Sohn Old Davys, seine Frau, ein Enkel und zwei Töchter mit Beilen und Messern getötet wurden — dann war wieder Ruhe auf der Waldlichtung. . . Die Indianer nahmen mit, was nicht niet- und nagelfest war, nachdem sie die Erschlagenen skalpiert hatten. In weniger als einer Viertelstunde war alles vorüber — eine der vielen Grenzertragödien, deren es Hunderte in diesen Jahren gab. 3
John Crockett, einer der Söhne Davids, der einige Meilen von der Niederlassung seines Vaters entfernt an der Mündung des Limestone-Flusses in den Nolachucky wohnte, erfuhr erst Tage später von dem Unglück. Kurze Zeit nach der Ermordung seines Vaters gebar ihm seine Frau Rebekka einen Sohn, das neunte Kind der Familie, das nach seinem verstorbenen Großvater den Namen David erhielt. Dieser David ist der Held unserer Geschichte . . . John Crockett, Davids Vater, war sein Leben lang vom Unglück verfolgt worden. An einem kleinen Wasserlauf hatte er mit viel Mühe und Arbeit eine Mühle erbaut, um für die Nachbarn gegen Entgelt Korn zu mahlen. An einem stürmischen Apriltag wurde das Gebäude durch Hochwasser restlos zerstört. Vater John war der Ort verleidet, und er siedelte sich in der Nähe einer Furt an, wo die Reisenden den Holston-Fluß überquerten; sie lag auf dem Pfad, der vom Blue Ridge her über den Fluß nach Tennessee hineinführte. Es war die spätere Straße von Abingdon nach Knoxville am Fuße der Appalachen. Dort eröffnete John eine kleine Wirtschaft mit Aufenthaltsräumen und einem Schnapsausschank. Das Land war damals noch tiefste Wildnis. Ausgetretene Büffelpfade bildeten die ersten Straßen; Panther, Wildkatzen und der schwarze Bär waren die Nachbarn der Siedler. In den Flußtälern, weit auseinander gezogen, lagen die Hütten der Siedler. Da überall Bargeld knapp war, ging das Geschäft John Crokketts sehr mäßig. Nur wenn eines jener kleinen Feste gefeiert wurde, zu dem die Ansiedler oft vierzig bis fünfzig Meilen Weit herkamen, klimperten ein paar harte Taler in der Kasse. Davy Crockett lernte bereits als Achtjähriger mit der Flinte umzugehen. Sein Vater schenkte ihm eine uralte, lange Rifle und gab ihm jeweils nur eine einzige Ladung Pulver und Blei mit auf die Jagd. Das war damals die übliche Methode, um die Boys dazu zu erziehen, den Hahn in Ruhe zu lassen, solange sie ihres Schusses nicht absolut sicher waren. Davy war kräftig, muskulös und ausdauernd. Haar und Augen waren dunkel, die Haut von Wind und Sonne gebräunt. Er mußte sich allein alle jenen Fertigkeiten aneignen, die im Zeitalter der Grenzkämpfe für den Sohn eines Hinterwäldlers lebensnotwendig waren, und er tat es mit Nachdruck und Erfolg. Weniger erfolgreich war er dagegen in der Schule, wo er dem Lehrer manchen Schabernack spielte, obgleich sein Vater mit dem Hiekorystock schnell bei der Hand war. 4
Auf eigenen Füßen In dem Sommer, als Davy 12 Jahre alt war, übernachtete eines Tages ein deutscher Farmer vom Shenandoah-Tal in Virginien in seines Vaters Schenke. Er war einer der vielen Deutschen, die sich in der neuen Welt angesiedelt hatten. Die Reise nach Tennessee hatte er unternommen, um Vieh einzukaufen. Nun suchte er einen kräftigen Burschen, der ihm die gekauften Tiere auf seine Farm in Virginien, 400 Meilen weit, treiben half. John Grockett hatte dringend ein paar Dollar nötig. Er verdingte Davy deshalb dem Farmer für eine geringe Summe. „ E r ist gewitzt", sagte er zu dem Fremden, „und wird euch von Nutzen sein . . . " Der Trieb war schwierig. Er ging auf schlechten Wegen über Berg und Tal, durch Flüsse und Bäche. Der Deutsche schlief nachts neben dem Knaben und paßte auf, daß der übermüdete, halb verhungerte und verzweifelte Bub nicht entwischte. Als sie endlich die Farm in Virginien erreicht hatten, gab er Davy großzügig drei Dollar Draufgeld. Der Farmer machte Davy den Vorschlag, als Knecht bei ihm zu bleiben, und da der Junge sich nicht allein den Weg durch Berge und Urwald zurückwagte, nahm er den Vorschlag an. Bald jedoch packte ihn das Heimweh. Damals gab es bereits wagemutige Fuhrleute, die Handel zwischen der Atlantikküste und den im Westen gelegenen Ansiedlungen betrieben. Sie brachten Mehl, Zucker, Fässer mit Melasse und andere Lebensmittel in den Westen und tauschten ihre Waren gegen roh gegerbte Pelze ein. Einer dieser Handelszüge besuchte eines Frühlingstages die Farm des Deutschen. Davy war außer sich vor Freude, als er in einem der Fuhrleute einen alten Bekannten entdeckte, der bereits zweimal bei seinem Vater im Schlafraum übernachtet hatte. Auf seine Bitten erklärten sich die Fuhrleute bereit, ihn heimlich mitzunehmen, wenn er an einem etwa sieben Meilen von der Farm entfernten Punkt zu ihnen stoßen würde. Zum Glück war der Farmer gerade auswärts, so daß Davy mit seinen wenigen Habseligkeiten ungeschoren das Haus verlassen konnte. Er traf die Händler und Fahrer eine Stunde vor Sonnenaufgang an ihrem Lagerfeuer. Auf abenteuerlichen Wegen erreichte er schließlich die heimatlichen Wälder. 5
Sein Vater begrüßte ihn ohne sonderliche Überraschung, trotz- I dem der Sohn über ein Jahr verschollen gewesen war. Es waren eben rauhe Zeiten damals im „wilden Westen", und für Gefühle hatte man wenig übrig. Einige Wochen ging Davy in die Schule. Aber als es hier wieder die alten Schwierigkeiten gab, lief er mit einem Viehtreiber auf und davon und gelangte bis an die Grenze von Maryland. Dort nahm er den Winter über Farmarbeit an und hatte im Frühjahr soviel Geld beisammen, daß er sich endlich einmal wieder einen neuen Anzug kaufen konnte. Als die Sonne höher stieg und die Nächte warm wurden, hielt es ihn nicht mehr auf dem Bauernhof. Er ergriff die nächste Gelegenheit, um nach Baltimore zu gehen. Zum erstenmal in seinem Leben sah er eine Stadt, und alles, was er dort erblickte, erschien ihm wie ein Wunder. Der Hafen hatte eine besondere Anziehungskraft für ihn. Ein Kapitän wollte ihn sogar als Schiffsjunge nach London anheuern. Als jedoch sein neuer Dienstherr, ein Händler, von dem Plan erfuhr, fuhr er. ihn rauh an, nahm sein Bündel in Gewahrsam, um ihn dadurch zu zwingen, wieder mit ihm in den Westen zu fahren. In einer der darauffolgenden Nächte stahl sich Davy unter Preisgabe seines kleinen Besitztums davon und bot seine Dienste einem Fuhrmann an. Wieder begann die große Reise, da packte ihn plötzlich ein wildes Heimweh. Mit drei Dollar in der Tasche machte er sich auf den weiten, gefahrvollen Weg nach Hause. Doch bald zwang ihn die Not zum drittenmal, sich als Farmknecht zu verdingen. Fast ein ganzes Jahr lang rackerte er sich ab, um das Reisegeld zusammenzusparen. Als er seine Wanderung fortsetzen konnte, war es Herbst. In einem Kanu, das er nicht richtig zu paddeln, verstand, setzte er über den New River. Das Boot war halb voll Wasser geschlagen, und seine Kleider waren völlig durchnäßt, als er drüben ankam. Drei Meilen mußte er bei bitterer Kälte laufen, bis er ein Haus fand, wo er sich wärmen konnte. Endlos erschien ihm der Weg in die Heimat. Nachts suchte er Schutz unter Bäumen oder in Höhlen. Manchmal hörte er von ferne den gröhlenden Gesang betrunkener Indianerhorden. Der erste Schnee war bereits gefallen, als er die dunkle Schlucht, die sich zum Tal des Tennessee öffnete, erreichte. Von hier aus kannte er jeden Stein und jeden Baum. In der Taverne seines Vaters setzte er sich mit klopfendem Herzen unbeachtet in eine Ecke. Niemand erkannte ihn, er war im Vaterhaus ein Fremder geworden. Nahezu drei Jahre war er fort 6
gewesen. Nach Stunden endlich gesellte sich eine seiner kleinen Schwestern zu ihm, streichelte zaghaft seinen Arm und fragte Echeu: „Bist du nicht Davy, mein Bruder?" Vater Crockett spuckte einen Strahl Tabaksaft auf die verschmutzten Dielen und sagte nüchtern: „Nun kannst du ja hier wieder anfangen." Er schuldete einem Nachbarn eine bedeutende Summe. Nahezu ein Jahr arbeitete Davy bei dem Gläubiger und zahlte damit die Schuld des Vaters ab. Mit dieser biblischen Methode tilgte Old Crockett noch eine weitere Schuld bei einem Quäker. Davy bearbeitete bei dem neuen Dienstherrn einen Frühling und einen Sommer lang die Äcker. Der Quäker mochte den frischen, fleißigen Burschen gern und schickte ihn auf seine Kosten während einiger Wintermonate in die Schule. Als das Korn und der Flachs im nächsten Jahr wieder reif wurden und die Ansiedler einander bei der Ernte halfen, lernte Davy bei einem der üblichen abendlichen Tanzereien Polly Finley, ein hübsches Mädchen aus der Nachbarschaft, kennen. Sie fanden Gefallen aneinander, und später ergab es sich, daß Polly jeden anderen Tänzer abwies und nur noch mit Davy tanzte. Alles trug selbstgemachte Kleider, und niemand fand etwas dabei, wenn die Burschen und Mädchen mangels Schuhen und Tanzbodens sich barfuß auf dem „ G r a s p a r k e t t " schwangen. Man tanzte die alten Volkstänze, und die ganz Verwegenen übten die Schritte des den Negern abgelauschten Double Shuffle oder des Double Trouble. Das war um das Jahr 1800. Davy war nun allmählich achtzehn Jahre alt geworden. Man heiratete früh in jenen Zeiten, und da er sich in der Dienstzeit bei dem Quäker ein Pferd erarbeitet hatte, schien es ihm höchste Zeit, sich mit Polly als Ehefrau selbständig zu machen. Nach anfänglichem Sträuben gaben die Eltern der Braut schließlich ihre Einwilligung, allerdings erst, als Davy mit einer gewaltsamen Entführung gedroht hatte. Polly bekam als Hochzeitsgabe von ihren Eltern zwei Kühe und zwei Kälber, und das war nach allgemeiner Ansicht für den Anfang ausreichend. Die junge Frau war eine gute Weberin und würde schon das Ihre zum Lebensunterhalt beitragen, sagte sich Davy. Vom Quäker erhielt er eine ansehnliche Beisteuer, alles Dinge, die Polly gut gebrauchen konnte. Einige Jahre lebten die beiden mehr schlecht als recht in einer kleinen Hütte auf einer gepachteten Farm, die kaum soviel Ertrag brachte, daß Menschen und Vieh satt wurden. Aber Crockett war nicht der Mann, sich mit einem Hungerleiderdasein abzufinden, zumal ihm Polly bereits zwei Buben geschenkt hatte. Er 7
beschloß, weiter nach Westen zu ziehen, dorthin, wo es weniger Menschen und mehr Land und Wild gab. Als die Frühlingsstürme das Land von Eis und Schnee befreit hatten, setzte Davy Polly und die beiden Buben auf das alte Pferd und verstaute seine Habe auf den Rücken von zwei Füllen. Er selber ging mit seinen beiden Hunden zu Fuß. Das erste Ziel der Auswanderer war der Holstonfluß, auf dem sie mit einem der damals gebräuchlichen, roh zusammengezimmerten Flachboote, das eher einem Floß mit kastenartigem Aufbau glich, südwärts der neuen Heimat entgegenfuhren. Die Flüsse boten bei den wenigen und schlechten Straßen des Westens die rascheste Möglichkeit, voranzukommen. Die oft selbst gebauten Flachboote waren bis zu hundert Fuß lang und konnten mehrere Familien mit all ihrem Hausrat und Vieh beherbergen. Das Boot wurde von zwei oder drei Mann mit einem Langruder regiert, ähnlich, wie noch heute die Flöße gesteuert werden. Auf ihrem Flachboot trafen Davy und Polly andere junge Siedler, die ebenfalls Neuland suchten. Jeden Tag hallten die Uferwälder wider von dem Gesang der Bootsleute und den fröhlichen Zurufen der Reisenden. Abends ging man an Land und zündete gegen die Mückenplage große, rauchende Lagerfeuer an. Nach langer Fahrt mündete der Holston in das breite, silberne Band des Tennessee, und dann ging es im schönsten Frühlingswetter nach Südwesten, bis zu der Flußgabelung, wo der Elk-River in den Tennessee fließt. In den Wäldern war das Wild nodh vertraut, und nirgendwo sah man Rauchfahnen aus den Schornsteinen von Blockhütten. Dort stieg ein Teil der Siedlergesellschaft aus. Auch Davy packte seine Habe wieder auf die Füllen. Polly stieg mit den zwei Buben auf den alten Gaul, und Davy ging mit den Hunden zur Seite voraus. Nach einigen Tagen kamen die Reisenden an die Stelle, wo sich der Elk-River mit dem Mulberry vereint. Hier errichtete Davy mit Hilfe der anderen Siedler ein kleines, fensterloses Blockhaus mit lehmgestampftem Boden und einer Feuerstelle aus großen Steinen. Bärenfelle, an den Wänden aufgehängt, hielten die Kälte ab. Wilde Truthähne, Opossums und Waschbären gab es in Massen. Davy ging mit seinen beiden Hunden viel auf die Jagd nach Waschbären, denn die Pelze der erlegten Tiere wurden hoch bezahlt. Er verstand sie anzuködern, wußte wo und wie sie aufzuspüren waren und hatte bald einen netten Verdienst. Auch auf der Bärenjagd hatte er Glück. Bis zum Winter hatte er außer für den Verkauf bedeutende Pelzvorräte für den Hausgebrauch an8
gesammelt — Fuchsfelle für Mützen, Hirschfelle für Gamaschen und Beinkleider, Waschbärenfelle für Jacken und Bettdecken. Er lernte die Eigentümlichkeiten der verschiedensten Tiere kennen und wurde ein erfolgreicher Jäger. Eines seiner eindruckvollsten Erlebnisse in dieser Zeit war das Rasen eines Hurrikans, eines Wirbelsturmes. Davy saß mit anderen Siedlern in einer Schenke, als sich aus heiterem Himmel plötzlich eine dichte Dunstwolke über das Land legte. Eine lange, oval geformte, gelbliche Wolkenbank stieg schnell vom Westen her über den Horizont. Nach weniger als einer Viertelstunde kamen die ersten Sturmstöße. Es war, als ob die Hölle losgelassen sei. In einem Augenblick war der ganze Wald ein wirbelndes, brechendes Durcheinander. Bäume wurden ausgerissen und flogen durch die Luft, als ob sie Strohhalme wären.
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Crockett, der Jäger, trug sich wieder einmal mit Umsied] ungslänen. „Hier hat sich allmählich solch ein Durcheinander von euten angesammelt, daß es mich in ein einsameres Land zieht", sagte er. „Sobald die Ernte vorbei ist, will ich reiten und irgendwo weiter westlich eine Hütte bauen!" Polly war einverstanden. Davy verkaufte seinen Landbesitz und „ k l ä r t e " ein kleines Stück Land am Ufer eines Flusses; er schlug die Bäume und das Unterholz, schichtete alles zu Scheiterhaufen und brannte es nieder, nachdem es in der Sonne des Spätsommers zunderdürr geworden war. Noch bevor der Winter kam, waren Frau und Kinder, Hunde, Pferde und Rinder umgesiedelt. Die neue Hütte lag in der Nähe des Mississippi. In den großen Wäldern dieses Gebietes gab es noch Silberlöwen, die den Jägern das Wild vergrämten, ja sogar Menschen anfielen, wenn sie gereizt wurden. Auch Wildkatzen lebten hier, die unter dem Jungwild aufräumten. Trotzdem brachte Crokkett Beute genug nach Hause. Einmal sah er einige Indianer in einem Kanu, die, nur mit Messern bewaffnet, einen Bären verfolgten, der über den Fluß schwamm. Der Bär schwamm ruhig, ohne große Anstrengung. Als das Kanu ihm nahe kam, legte er blitzschnell seine Pranken auf den Rand und brachte das Boot zum Kentern. Dann schwamm er ruhig weiter. Nur selten verirrte sich ein fremder Jäger in dieses einsame Revier. Alle paar Monate einmal kam ein Händler, der Waren anbot und sie gegen Pelze eintauschte. Crockett erstand in großmütiger Geberlaune ein paar billige Schmucksachen für Polly.
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Eines Abends stieß er auf dem Heimweg auf, das Lagerfeuer eines lleisenden, der die Wildnis kennenlernen wollte. Es war mitten in einem schwer zugänglichen Waldgebiet, das besonders abgelegen und ein beliebtes Jagdrevier des Pumas war. Davy nahm die Einladung des Fremden zum Abendessen an und blieb in der Nacht dort. Als das Feuer etwas heruntergebrannt war, begann das Konzert der Wildnis in den schauerlichsten Tönen, so daß der Reisende sich von den gefährlichsten Raubtieren umgeben wähnte und vor Furcht zitterte. Es waren aber nur Wildkatzen und Eulen, die den mitternächtlichen Lärm verursachten. Crockett sah erstaunt, daß sein Gastgeber nicht einmal mit einer Flinte umzugehen verstand. Am nächsten Morgen erzählte der Fremde, daß er der Verfasser eines vielgelesenes Buches über die Gefahren der Urwälder des Westens sei.
Indianerkämpfe Selbst in die ungestörte Einsamkeit Crocketts drang um das Jahr 1810 die Kunde von den Kriegsvorbereitungen des großen Indianerführers Thecumseh. Seit Jahren hatte es der Shawanow-Häuptling im Verein mit seinem Bruder Tensquawatha verstanden, durch seinen starken Einfluß auf alle Indianerstämme von den großen Seen im Norden bis nach Kentucky hinunter eine Front gegen das Vordringen der Weißen zu bilden. Im August 1811 predigte Thecumseh bei den Indianerstämmen der Staaten Tennessee, Georgia und Florida den Kampf gegen die Weißen. Die Cherokees, die Creeks, die Choctaws und die Seminolen hatten das reiche Land seit vielen Generationen besessen. Ihre Ahnen lagen hier begraben, sie wohnten in festen Dörfern und waren keine Nomaden wie die Stämme des Westens, und sie hatten eine Geschichte und waren stolz auf die Taten ihrer Vorväter. Lange schon bewahrten sie den Haß gegen die weißen „Langmesser", die, ohne auch nur den Schein eines Rechtes zu besitzen, große Teile des Landes in Besitz genommen hatten. Unter den flammenden Kriegsaufrufen Thecumsehs erwachten die alten, wilden Instinkte der Indianerstämme. Auch sie forderten jetzt Rache an den Weißen. In Weatherford, dem Häuptling der Creeks, fand Thecumseh einen befähigten, ehrgeizigen und mutigen Führer von anerkannter Befehlsgewalt. Weatherfords Vater war ein weißer Händler, seine Mutter eine Vollblutindianerin vom Stamm der Seminolen. Als Stützpunkt für seine Aktionen wählte Weatherford eine 11
große, hufeisenförmige Halbinsel, die von einem Fluß begrenzt wurde. Hier häufte er zahlreiches Rüstungsmaterial an und schuf ein Verpflegungsdepot. Die Gefahr eines plötzlichen Überfalles bestand nicht, da die Halbinsel durch Wasser und Sumpf schwer zugänglich war und die wenigen Durchlässe stark befestigt wurden. Die Oberste Ratsversammlung in Tukhabatchee, die über den größten Teil der Creek-Dörfer gebot, beschloß den Feldzug gegen die Weißen und übertrug Weatherford das Oberkommando. Nach langwierigen Vorbereitungen und trotzdem die Sache Thecumsehs bereits am 5. November 1811 durch eine völlige Niederlage der Roten gegen die Amerikaner verloren war, begann am 30. August 1813 jener für die südlichen Stämme so unglückselige Krieg mit dem Überfall auf Fort Mimmes am Ufer des Tensawsees in Alabama. In dem Fort waren 563 Menschen, darunter über 100 weiße Frauen und Kinder. Niemand glaubte ernsthaft an Feindseligkeiten der Creeks, die friedlich in ihren Dörfern lebten. Die vom Kommandanten ausgeschickten Kundschafter konnten nirgendwo kriegerische Vorbereitungen entdecken. Am 29. August stürzten zwei Negersklaven, die in der Nähe des Forts Vieh gehütet hatten, mit der Nachricht zum Kommandanten, daß sie eine Gruppe von zwanzig Indianern, in Kriegsbemalung gesehen hätten. Als einige Berittene, die von den Negern geführt wurden, keine Spur der Wilden finden konnten, ließ der Kommandant einen Neger wegen seiner angeblichen Lüge an einen Pfahl binden und auspeitschen. Der Besitzer des anderen Sklaven legte sich für seinen Schwarzen so energisch ins Mittel, daß der Kommandant, Major Bensley, verärgert dem Fürsprecher befahl, am andern Morgen mit seiner Familie das Fort zu verlassen. Am 30. August standen die Tore des Forts weit offen. Alles war sorglos wie zuvor. Der zweite Neger war indessen zwangsläufig von seinem Besitzer zum Auspeitschen freigegeben worden und stand bereits am Schandpfahl. Die Trommel rief Soldaten und Zivilisten zum Mittagessen. Wenige Augenblicke später ertönte ohrenbetäubendes Geheul und dazwischen die ersten gellenden Hilferufe: „Indianer! IndianerI" Ein grauenvolles Blutbad begann, dem der Kommandant als einer der ersten zum Opfer fiel. Seinen tapferen Offizieren und Soldaten gelang es nicht, eine wirksame Gegenwehr zu organisieren. Die von Weatherford geführten tausend Indianer metzelten alles nieder, was ihnen in den Weg lief. Niemand entrann dem Morden, weder Frauen noch Kinder. Nur einer verwundeten Negerin gelang es zu fliehen. Mit einem Kanu paddelte sie in der 12
Rekordzeit von fünfzehn Minuten über den Tensawsee und brachte die grauenvolle Kunde zu General Claiborne, der zu einer Besichtigung auf einem benachbarten Fort weilte. Die Regierung in Washington konnte auf diesen unerwarteten Schlag nicht sofort antworten, da sie alle Kräfte im Norden zum Kampf gegen die Engländer eingesetzt hatte. Die Südstaaten mußten sich vorerst selbst helfen. Georgia stellte 900 Freiwillige unter General Floyd, Mississippi ein etwa gleich großes Kontingent unter Claiborne, während Tennessee, 2500 Schützen unter General Jackson aufbot. Auch an Crockett erging der Ruf, sich zu stellen. Er antwortete dem Baten: „Ich habe gehofft, daß ich niemals gegen Indianer zu kämpfen brauchte, aber wenn die Roten diese Verbrechen auf sich geladen haben, so weiß ich, daß ich gehen muß.' 1 In Winchester, am Elk-River, einem Nebenfluß des Tennessee, wurde die Kompanie berittener Gewehrschützen, der Crockett angehörte, zummengestellt. Jeder trug sein eigenes Jagdgewand: Lederwams, Jagdhemd und Waschbären- oder Fuchspelzmütze, und jeder brachte seine eigene Rifle mit. Insgesamt stellte die menschenarme Provinz 1300 Freiwillige. Die Truppe war die erste, die gegen die Creeks zog. Sie stand unter dem Kommando von Colonel Coffee. Oberkommandierender der Armee war General Andrew Jackson, ein ehemaliger Advokat, seiner Härte wegen „Old Hickory" genannt. Am 7. Oktober 1813 trat Jackson seinen Marsch gegen die Creeks an. Crockett wurde einer Kundschafterabteilung als Führer zugeteilt. Die erste Nachricht, die Jackson erhielt, meldete, daß die kleine Stadt Huntsville in Alabama, dicht an der Grenze des indianischen Gebietes gelegen, von den Creeks angegriffen werden sollte. Durch eine schnelle Marschschwenkung vereitelte Jackson den Angriff. Nun galt es, die Kriegspläne der Creeks auszukundschaften. Crockett wurde mit zwölf anderen Pfadfindern für dieses gefahrvolle Unternehmen ausgesucht. Der -Trupp setzte mit Booten über den Tennessee und stieß bald auf ein Jagdlager der befreundeten Cherokees. Hier blieb ein Teil der Kundschafter zurück, nur Crockett ging mit vier Freiwilligen weiter vor. Er hatte einen Cherokee gefunden, der ihm als Führer dienen wollte. Auf Schleichpfaden, die nur ein Indianer wahrnehmen konnte, ging es nach Süden. Nach zwei Tages- und Nachtniärschen kamen sie zu der Hütte eines Weißen, der eine Creek-Indianerin zur Frau
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hatte. Dieser erzählte Davy, daß Creek-Krieger in Kriegsbemalung vor einer knappen Stunde an seiner Hütte vorbeigezogen wären. Er bat ihn, die Hütte zu verlassen, denn wenn man ihn hier finden würde, stünde ihnen allen ein schrecklicher Tod bevor. Crockett und seine vier Begleiter pirschten weiter zu einem als friedliebend bekannten Creekdorf. Crockett hoffte hier Näheres über die Bewegungen der Creek-Krieger zu hören. Sie erreichten die aus vierzig Männern, Frauen und Kindern bestehende Niederlassung bei tiefer Nacht, konnten aber nichts erfahren. Nach dem Abendessen banden sie ihre Pferde an eingerammte Pfähle und legten sich mit den Flinten im Arm nieder. „Ich war gerade im Einschlafen", erzählte Crockett später, „als ich den schrillsten Schrei hörte, der jemals aus einer menschlichen Kehle k a m . " „Die Rothäute greifen a n ! " rief einer der Pfadfinder, und im nächsten Augenblick saßen die Weißen mit schußbereiten Gewehren auf ihren Pferden. Doch es war kein Angriff. Ein CreekLäufer hatte sich den Wachen gemeldet, als er sich dem Dorf näherte. Er erzählte Crockett, daß eine große Kriegsabteilung von über tausend Creeks den Coosa-Fluß im Süden überschritten hätte und im Anmarsch wäre. Diese Nachricht versetzte die Indianer des Dorfes in einen solchen Schrecken, daß sie unter Zurücklassung alles Eigentums panikartig in die Wälder liefen. Weafherford hatte geschworen, jeden flöten zu töten, der gemeinsame Sache mit den Weißen machte. Crockett und seine Leute beeilten sich, in schärfstem Ritt die 65 Meilen zum Lager zurückzulegen. Sie ritten die ganze Nacht. Gegen 10 Uhr vormittags konnte Crockett Colonel Coffee Bericht erstatten. Eine andere Kundschaftertruppe bestätigte seine Aussagen über die Angriffsabsichten der Creeks. Brustwehren wurden nun rings um das Lager errichtet. Ein Bote verständigte General Jackson, der sofort den Tennessee überschritt und seine Streitkräfte mit den Truppen Colonel Coffees vereinigte. Die ganze Armee war in Erwartung des Indianerangriffs versammelt. Kaum hatte Jackson sich über die Lage orientiert, als der Sohn eines befreundeten Creekhäuptlings im Lager erschien und den General dringend um Hilfe gegen einen Angriff von Weatherford-Anhängern bat. Der Creekhäuptling hatte sich in Talladega, einem befestigten Dorf am Coosa-Fluß, verschanzt. Jackson hielt es für klug, den Häuptling zu unterstützen. Trotz unzureichender Verpflegung t r a t er den Marsch über die schwer zugänglichen Gebirge nach den Ufern des Coosa-Flusses an. 15
Am 1. November erhielt er die Nachricht, daß sich in dem Indianerdorf Tallahatchee am Südufer des Coosa ein Kriegslager feindlicher Creeks befände. Das bedeutete eine ständig drohende Gefahr im Rücken der Armee. Trotz der Bedenken seiner Unterführer entschloß sich Jackson — ohne seinen Marsch nach Talladega zu unterbrechen — Colonel Coffee mit 900 berittenen Schützen gegen das Kriegslager auszusenden. Coffee hatte den Befehl, später bei den „Zehn Inseln" des Coosa wieder auf die Hauptarmee zu stoßen. Crockett wurde Coffee als Kundschafter beigegeben. Die Abteilung erreichte Tallahatchee am 3. November, nachdem sich freundlich gesinnte Creeks dem Zuge angeschlossen hatten. In der Morgendämmerung wurden zwei Halbkreise um das Dorf gebildet. Die Weißen und die ihnen verbündeten Indianer griffen kurz nach Sonnenaufgang an. Der Kampf wurde mit höchster Erbitterung geführt. Er war eine jener schrecklichen Katastrophen, bei welchen der Fanatismus auf beiden Seiten keine Grenzen kennt. Der Ort, meist aus Blockhäusern bestehend, wurde niedergebrannt, fast alle Männer, Frauen und Kinder getötet, da ihr Widerstand bis in die Hütten hinein die Angreifer zum äußersten trieb, wobei Unterschiede des Geschlechts nicht gemacht wurden. Coffee berichtete später in seinen Erinnerungen über diesen blutigen Tag: „Die Feinde fochten mit furchtbarer Wut und begegneten dem Tode mit allen seinen Schrecken, ohne zurückzuschaudern oder zu klagen. Nicht einer bat um Schonung, sondern alle fochten, solange sie stehen oder sitzen konnten." Jackson hatte die Zehn Inseln des Coosa bereits erreicht, als Colonel Coffee wieder zu ihm stieß. Er ließ einen Teil der Truppen zurück, um mit dem Bau einer Befestigungsanlage, des Forts Strother, als Rückhalt und als Vorratslager für die so notwendigen Nachschubgüter an Waffen, Munition und Lebensmitteln, zu beginnen. Mit dem Gros rückte Jackson weiter vor, um das belagerte Fort Talladega zu entsetzen. Ein schwieriges Unternehmen war die Dberquerung des CoosaFlusses, der hier etwa 350 Meter breit ist. Da weder Boote noch Flöße zur Verfügung standen, mußte jeder der 800 Berittenen einen Infanteristen hinter sich aufs Pferd nehmen. Die Flußüberquerung der Kavallerie mußte zweimal durchgeführt werden, da im ganzen 1200 Mann Fußvolk hinüberzuholen waren. Ein kleiner Kundschaftertrupp war vorausgeeilt, um den Marsch zu sichern, Crockett war ihr Führer. „ W i r machten es so wie bei Tallahatchee", berichtete er später in seinen Erinnerungen, „und gingen rechts und links gegen das 16
Indianerhäuptling mit Federschmuck
Fort vor. Wir marschierten, bis wir an der Kampflinie angelangt waren, schlössen uns zusammen und bildeten ein großes, offenes Karree. Der alte Major Rüssel ging mit einer Kompanie vor, um die Schlacht einzuleiten. Als er näher an das Fort herankam, fand er das Dach von den belagerten Indianern besetzt. Sie riefen, so laut sie konnten: ,,How-dy-do, brother, how-dy-do!" — Wie geht es dir, Bruder! Sie riefen, bis Major Rüssel an das Fort herangekommen war. Nun hatten sich aber die feindlichen Creeks im Halbkreis um das Fort hinter einem Schutzdamm verborgen. Rüssel marschierte von der rechten Seite in diesen Halbkreis hinein, weil er den Feind nicht sehen konnte, während sich die verbündeten Indianer auf dem Dach des Forts bemühten, ihn auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Rüssel verstand aber nicht, was sie riefen. Endlich sprangen zwei Indianer vom Dach des Forts, rannten auf ihn zu, nahmen sein Pferd am Zügel und erklärten ihm, daß tausend Creeks hinter dem Schutzdamm verborgen lägen. In diesem Augenblick begannen die Creeks zu feuern und kamen aus ihrer Deckung wie eine. Wolke ägyptischer Heuschrekken hervor. Sie heulten, als ob alle jungen Teufel mit dem Oberteufel an der Spitze losgelassen worden wären. Alle waren scharlachrot bemalt und so bloß, wie sie zur Welt gekommen waren. Russeis Kompanie parierte ihre Pferde und wartete, bis das Gros, die Hauptmasse der Streitmacht, aufgerückt war. Die feindlichen Krieger kamen heulend auf uns zu. Sie kämpften mit Gewehren, Bogen und Pfeilen. Schließlich gelang es ihnen, unsere Linie an einer Stelle zu durchbrechen." Die Truppen Jacksons nahmen sofort die Verfolgung auf. Insgesamt wurden dabei fünfhundert bis sechshundert Indianer getötet, das war fast die Hälfte der Armee Weatherfords. Obwohl die Truppen Jacksons in Fort Talladega einige Lebensmittelvorräte fanden, nachdem sie die letzten Tage bereits auf halbe Ration gesetzt worden waren, konnte Jackson seinen Sieg nicht weiter verfolgen, sondern mußte sich nach Fort Strother zurückziehen, mit der Hoffnung, daß dort indessen Nachschub für seine heruntergekommene Truppe eingetroffen wäre. Die Erwartung wurde bitter enttäuscht. Nicht ein einziger Sack Mehl hatte das Palisadentor passiert. Das Wetter begann kalt zu werden. Die Kleidung der Soldaten, besonders der Freiwilligen, war ungenügend oder zerrissen. Gleich Crockett (hatten sich die meisten nur für sechzig Tage verpflichtet, und diese Zeit war längst überschritten. Jackson wurde von den Offizieren gebeten, einen Teil der Freiwilligen zu entlassen, damit sie sich neu ausstatten könnten. Der General lehnte zornig ab und 18
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ließ sich erst umstimmen, als die Grenzer ihr Wort gaben, daß sie zurückkehren würden. Unter den Zurückgebliebenen brach bald offene Meuterei aus. Der Hunger konnte nur noch durch Mehl aus Eicheln und Baumrinde gestillt werden. Jackson mußte gegen die ungebärdigen, aufsässigen Männer die schwerwiegendsten Mittel anwenden: sie mit Kanonen bedrohen, ihnen den Fluchtweg verlegen und wieder aufgegriffene Flüchtlinge mit dem Tode bestrafen. In der höchsten Not traf endlich ein Lebensmitteltransport des Gouverneurs von Tennessee ein. Aber Jackson hatte jetzt den Mut verloren, mit seinem in Lumpen gekleideten, disziplinlosen Haufen den Feldzug fortzuführen. Erst als Mitte Januar 1814 ein Transport von fast tausend gut genährten, bestens ausgerüsteten und ausgeruhten Milizen eintraf, darunter sogar eine Artillerie-Kompanie, nahm der General den Kampf gegen die Indianer von neuem auf. Er marschierte nach Süden, erreichte am 17. Januar Talladega, U'o zweihundert befreundete Indianer zu ihm stießen und versammelte seine ganze Streitmacht in der Nähe der Flußhalbinsel, wo Veatherford sein Hauptlager errichtet und seine Truppen zusammengezogen hatte. Mit einer kleinen Abteilung von ausgesuchten Pfadfindern wurde Crockett entsandt, die Stellung des Feindes, seine Stärken und Schwächen, genau zu erkunden. Die- Männer marschierten am Tage, um keine Spur zu übersehen und übernachteten in einem durch Posten gesicherten Lager, jederzeit alarmbereit, die Büchse im Arm. In der dritten Nacht, kurz vor der Morgendämmerung, feuerte plötzlich eine der Wachen. Im nächsten Augenblick standen nlle auf den Beinen, warfen Holz ins Feuer, in der Hoffnung, die angreifenden Indianer als Schattenrisse vor dem Feuerschein ausmachen und aufs Korn nehmen zu können. Die Indianer blieben jedoch in ihren Verstecken und überschütteten das Kundschafterlager mit einem rasenden Feuer. Crockett und seine Begleiter konnten nur die aufblitzenden Schüsse als Zielpunkte nehmen. (Vier Kundschafter wurden getötet. Als es hell wurde, waren die Angreifer verschwunden. Wieviele der Rothäute gefallen waren, konnten die Kundschafter nicht feststellen, da die Indianer ihre Toten stets mitzunehmen pflegten. Die Weißen begruben ihre eigenen Toten, bevor sie sich zurückzogen. Ein weiteres Vordringen war zwecklos, nachdem ihre Anwesenheit entdeckt worden war. Jackson glaubte, den Kriegsplan Weatherfords erraten zu können. Oberhalb der Furt des Talapoosaflusses, wo er überzusetzen plante, befand sich eine enge Schlucht, die für einen Hinterhalt wie ge19
schaffen schien. Er hielt es für gewiß, daß die Creeks sich dort verbergen würden, um überraschend hervorzubrechen. Er traf deshalb Anstalten, bei einer weiter stromabwärts gelegenen Furt den Fluß zu durchwaten. Falls die Creeks diesen Wechsel bemerkten, so würden sie sicher auch hier angreifen, aber der Angriff mußte offen und konnte nicht heimtückisch aus dem Hinterhalt erfolgen. Eine starke Nachhut, zu der auch die Kundschafterkompanie, in der Crockett diente, gehörte, sollte den Ansturm der Roten solange aufhalten, bis das übersetzende Gros das andere Ufer erreicht hätte. Jacksons Vermutungen waren richtig. Die Creeks entdeckten den neuen Plan, folgten dem Vorrücken der Amerikaner, und als der Hauptteil der weißen Armee im Wasser war, griffen über tausend bemalte Krieger mit wildem Kriegsgeschrei an. Ein Regen von Kugeln und eine Wolke von Pfeilen gingen auf die im hüfthohen Wasser fast hilflosen und deckungslosen Weißen nieder. Die noch kriegsunerfahrenen Milizkompanien der Nachhut gerieten in eine wilde Panik und stürzten kopflos und ohne an Gegenwehr zu denken, zurück. Die Artillerie, die sich ebenfalls noch auf dieser Seite des Flusses befand, wurde von Creeks sofort überrannt, die Kanoniere getötet. Eine einzige, bereits am jenseitigen Ufer in Stellung gebrachte Kanone konnte nicht abgefeuert werden, weil die Ladegeräte in dem Durcheinander verloren gegangen waren. Die Kundschafterkompanie zu Pferde formierte sich sofort zum Gegenangriff und zersprengte durch ihr schnelles Eingreifen das Zentrum der Indianer. Die Reiter zwangen die Roten zum Rückzug und verfolgten sie, bis der letzte Indianer in die Waldhügel am' Rand des Flußtales zurückgeworfen war. Am 24. Dezember 1814 wurde die große, entscheidende Schlacht gegen die Creeks geschlagen. Die Armee Weatherfords wurde vollständig vernichtet. Auf der Halbinsel zählten die Amerikaner später siebenhundert Tote. Wenige Wochen später wurde der Friede mit den Indianern geschlossen. Ein Vertrag wurde beschworen, in dem die Vereinigten Staaten den Creeks „für alle Zeit" das Land, welches sie jetzt noch besaßen, garantierten. Damit war der Creek-Krieg beendet. Crockett wurde ehrenvoll aus der Armee entlassen. Aufatmend kehrte er nach Hause zurück. „Ich hasse den Krieg gegen India n e r ! " sagte er zu seinen Freunden, „und ich bin froh, daß ich nichts weiter mit diesen Geschichten zu tun habe. Es kommt nichts dabei heraus." Glückliche Zeiten brachen an. John und Williams, die Söhne Crocketts, waren große und kräftige Burschen geworden. Sie hatten eine kleine Schwester bekommen, die nach ihrer Mutter Polly ge20
nannt wurde. Die Jagd trug reiche Beute, und die Pelze brachten manch klingenden Dollar. Da schlug — mitten im Glück — das Schicksal zu. Mutter Polly wurde krank und starb innerhalb kurzer Zeit, tief betrauert von Crockett, der seine Frau von Herzen geliebt hatte. Es hielt ihn nichts mehr an dem Ort, wo er die schönsten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Achtzig Meilen weiter westlich, am Shoal Creek in Tennessee, fand er eine neue Heimat. Nach Ablauf der Trauerzeit heiratete er Elisabeth Patton. Ihr Mann war im Creekkrieg gefallen. Sie hatte einen Sohn und eine kleine Tochter, die noch nicht erwachsenen Kinder beider Teile brauchten Vater und Mutter, und allein konnten weder Mann noch Frau in der Wildnis bestehen. Bald zog es Crockett wieder in die Ferne, neuen Abenteuern entgegen. Als er eines Mittags, im Lande der Creeks und Choctaws, sein Pferd angekoppelt und sich für eine Stunde zur Ruhe gelegt hatte, erwachte er von dem Geklingel der Glocke seines Reittiers, das sich losgerissen hatte. Er erhob sich und ging der Spur nach, den Nachmittag über, die ganze Nacht und den folgenden Tag. Da das Pferd den Sattel auf dem Rücken hatte und die Büchse im Gewehrschuh, konnte sich Davy kein Fleisch schießen. Er wanderte noch weitere drei Tage, bis er zusammenbrach. Indianer fanden ihn und brachten ihn zu einer in der Nähe befindlichen Hütte. Nachdem er sich erholt hatte, machte sich Crockett auf den langen Weg nach Hause. Doch erfaßte ihn eine schwere Krankheit, und er schwebte viele Wochen in Lebensgefahr. Ansiedler nahmen sich seiner an und pflegten ihn gesund. Im Frühling konnte er, blaß und abgemagert, auf einem Fuhrwerk zu Frau Elisabeth zurückkehren. Seine Familie hatte bereits den Tod des Vaters betrauert, weil das Pferd schon vor Monaten, gesattelt, ohne den Reiter, den Weg zum heimatlichen Stall gefunden hatte. Crockett genoß großes Ansehen im Staat Tennessee. Als die Regierung aus den Siedlern ein Regiment Milizen zusammenstellen ließ, wurde Davy zum Regimentskommandeur ernannt. Da seine wenigen Schulkenntnisse längst in Vergessenheit geraten waren, mußte er jetzt von neuem Lesen und Schreiben lernen. Im Frühling 1822 zog Crockett mit seinem ältesten Sohn John aus, um wieder einmal eine andere Heimstatt zu suchen. Vater und Sohn gingen zu Fuß. Alles, was für ihren Bedarf notwendig war, wurde auf ein Pferd geladen. Zwei Jagdhunde waren ihre Begleiter. Eine lange, beschwerliche Reise begann vom südlichen Tennessee weit hinauf nach Westen bis nahe an den Mississippi. Crockett wählte ein Stück fruchtbares, jungfräuliches Land 21
südlich vom Reelfoot-See in der heutigen Grafschaft Obion im östlichen Tenncssee. An einem geeigneten Platz, nahe einer Quelle, baute er seine Hütte. Ringsum war unberührte Wildnis, in die wohl noch niemals ein Weißer eingedrungen war. Frau Elisabeth und die inzwischen auf acht Köpfe angestiegene Kinderschar wurden nachgeholt. Es wurden Mais und Weizen gesät und alle Früchte, die das Land gab, gesammelt. Als die Ernte unter Dach war, fand Crockett wieder Zeit für die Jagd auf Bären und Rotwild. Die mannbaren Söhne begleiteten oft den Vater. Manchmal begegneten sie Indianern vom Stamme der Chickasaws. Man grüßte einander freundlieh und wünschte sich gute Jagd. Die Abende in der Hütte waren von tiefem, häuslichem Frieden erfüllt. Auf dem Herd brannte ein großes Hickoryfeuer, Frau Elisabeth stopfte und flickte, die kleine Polly half fleißig, und die Jungen schnitzten hölzerne Löffel und Kellen. Wenn Crockett seine Flinte „Betsey" putzte, kam er ins Erzählen. Meistens berichtete er Jagdabenteuer, in denen er sich selbst gern verspottete. An einem kühlen Oktoberabend kamen drei Fremde vor die Hütte geritten. Auf Croeketts Frage nach dem Wohin und Woher erwiderten sie, daß sie Bären und Elche jagen wollten. Crockett war längst als erfolgreicher Bärenjäger bekannt, und die wohlhabenden Sonntagsjäger hatten die weite Reise nicht gescheut, um Davy als Führer zu gewinnen. Die Jäger verbrachten die Nacht in der Hütte als Croeketts Gäste. Am anderen Morgen brach man früh auf. „Ich gäbe mein Pferd, wenn ich heute einen Bären zu sehen bek ä m e " , sagte einer der Jäger. „Gebt euer Pferd nur h e r " , rief Crockett lachend und deutete auf einen Bären, der am Waldrand nach Eicheln suchte. Sie warfen sich auf die Pferde und hetzten die Hunde auf das flüchtende Wild. Die Meute erreichte den Bären vor den Reitern und stellte ihn mit wütendem Gekläffe. Doch der Bär wehrte die Hunde mit wilden Prankenhieben ab, so daß sie heulend zurückwichen. Crockett hielt die Jäger mit Mühe davon ab zu schießen, er fürchtete, daß seine Hunde getroffen würden. In diesem Augenblick gelang es zwei der stärksten Bracken, sich in den Bären zu verbeißen und ihn niederzuziehen. Die Männer liefen eilends heran, und mit einem blitzschnell geführten Messerstich tötete Crockett den Bären. Am selben Tag erbeutete die Jagdgesellschaft noch zwei Elche und einen Puma. i Der Abend vereinte Crockett und die Fremden wieder in der 22
Hütte. Bei einem starken Whiskypunsch berichtete Davy von einem Erlebnis mit einem Bären, das beinahe gefährlich ausgegangen wäre. „Bären sind gescheit", begann der Hausherr. „Eines Abends war ich mit meinem Packpferd auf dem Weg (nach Hause, die Hunde trotteten müde neben mir. Plötzlich hob Soundwell, meine beste Bracke, den Fang und windete in der Richtung des Busches. An dem Brummen, das im selben Augenblick ertönte, erkannte ich sofort, daß sich dort ein alter, männlicher Bär eingeschoben hatte. Die andern Hunde rochen den Braten ebenfalls und stürmten wie ein Donnerwetter rechterhand einen Hohlweg hinauf. Ich band das Pferd an und rannte den Hunden nach. Wie ich wußte, machte der Hohlweg einen großen Bogen. Ich schnitt diesen Bogen ab, um den Bären von vorne zu bekommen. Die Sonne war schon untergegangen, es war kalt und dunkel. Da hörte ich, wie der alte Bär durch das Unterholz schnob, die Hunde hinter ihm her. Jetzt hatten sie ihn gefaßt und hielten ihn fest. Bevor ich jedoch am Platze sein konnte, war er schon wieder frei und galoppierte davon. Ich folgte ihm drei oder vier Meilen lang durch Busch und Gestrüpp. Einmal glaubte ich, ich hätte ihn, aber es war so dunkel, daß ich ihn von den Hunden nicht unterscheiden konnte. Ein tiefer Bach lag zwischen mir und ihm. Nochmals kam der kräftige Bursche frei.Wieder folgte ich fluchend und todmüde vier bis fünf Meilen. Es war allmählich ganz finster geworden. Plötzlich gaben die Hunde Standlaut. Soviel ich unterscheiden konnte, mußte der Bär auf einen Baum geklettert sein. Gegen das Sternenlicht konnte ich eine dunkle Masse gewahren. Ich riß meine ,Betsey' an die Wange und feuerte. Der Bär fiel herunter, aber er war nur unbedeutend verletzt. Eine Weile waren Bär und Hund eine kläffende und brummende Masse in der Dunkelheit. Der Kampf spielte sich anscheinend in einem höhlenartigen Loch unterhalb des Baumes ab. Ich lud ,Betsey' und schoß, traf Meister Petz jedoch wiederum nicht tödlich. Meine Augen hatten sich nun an die Dunkelheit gewöhnt, und ich konnte unterscheiden, was Bär und was Hund war. Aber als ich nach meiner ,Betsey" greifen wollte, konnte ich sie nicht finden. Sie mußte in der Nähe an einem Baum stehen, wie aber sollte ich sie in der Dunkelheit so schnell entdecken? Da ich annahm, daß der Bär vom Blutverlust schon sehr geschwächt sein würde, entschloß ich mich, ihm mit dem Messer den Rest zu geben. Wie tief das Loch war, in dem der Bär lag, merkte ich erst, als ich hineinsprang. Die Höhlung war mannshoch. Ich konnte nichts unterscheiden, so dunkel war es. Ich tastete mit Händen und Füßen nach dem Bären, schließlich erwischte ich mit der einen Hand sein zottiges Fell, während ich in der andern das Messer hatte. Indessen wurde 23
der Bär von den Hunden gezerrt und gebissen und in Atem gehalten. Ich holte aus und stieß dem Burschen das Messer ins Herz. Er sank in sich zusammen und verendete nach Wenigen Augenblicken. Alles wurde still. Es war eisig kalt geworden, und ich wußte nicht, wo ich mich befand. Frierend mußte ich warten, bis der Tag graute. Selbst die Hunde, zwischen die ich mich legte, gaben mir nicht genügend Wärme. Am Morgen fand ich nach kurzem Suchen meine ,Betsey" wieder. Als ich den riesigen Bären tot in dem Loch erblickte, erkannte ich erst, welcher Gefahr ich entgangen w a r . "
30000 Pfeifenrohre schwimmen im Mississippi... Zwei- oder dreimal im Jahr ritt Crockett zu der kleinen Niederlassung Jackson, um seine Pelze gegen Bedarfsartikel einzutauschen. Hier traf er immer Freund«, mit denen er bei einem Glas Whisky alte Erinnerungen auffrischen konnte. Seine Redegabe erregte überall Bewunderung, und oft sagten seine Zuhörer: „Davy, du solltest dich in den Kongreß wählen lassen! Besser als du können die geschniegelten Burschen im Kapitol auch nicht reden 1" Crockett lachte und meinte, das wollte er lieber bleiben lassen, sonst wählte man ihn womöglich noch zum Präsidenten der USA, und das wäre ihm zu unbequem, da hätte er zu wenig Zeit für die Jagd. Im folgenden Frühjahr waren die Preise für Pelze so stark gefallen, daß sich die Jagd nicht mehr lohnte. Crockett aber brauchte eine ganze Menge Geld, weil seine Kinder in Jackson in die Schule gingen. Ein durchreisender Händler erzählte, daß unten am Mississippi Pfeifenrohre sehr gefragt wären und gut bezahlt würden. Mit seinen herangewachsenen Söhnen schnitt Crockett den Sommer über 30 000 Rohre. Im Frühherbst baute er zwei Flachboote und belud sie mit der seltsamen Fracht. Mit einigen gemieteten Bootsleuten und einem Piloten fuhr er den Obion hinab und erreichte den Mississippi. Sein Ziel war New Orleans an der Mississippimündung. Der Mississippi war damals ein gefährlicher Strom mit vielen Klippen und Untiefen, die man genau kennen mußte. Sein Wasser war reißend und unberechenbar. Am ersten Tag stellte es sich zum Schrecken Crokketts heraus, daß der Pilot den Strom nicht kannte. Eine Landung mißglückte, und die beiden Boote trieben immer schneller stromab. Crockett befand sich im vorderen Boot. Als er für einige Augen24
blicke in die Kabine hinunterging, wurde es plötzlich dunkel um ihn, Wasser stürzte die Treppe hinunter — das Boot war gekentert 1 Dem Eingeschlossenen blieb nur der Weg durch eine schmale Öffnung auf der vom Wasser noch nicht erreichten Seite der Kabine. Sie erwies sich aber für seine mächtige Gestalt als zu schmal. Das Wasser stieg schnell höher. Crockett stemmte sich mit aller Macht, Kopf und Arme voraus, durch die Öffnung. Auf sein Rufen kamen die Bootsleute herbeigeeilt. „Zieht!" donnerte er ihnen entgegen. Mit Aufbietung aller Kräfte gelang es den Männern, Crockett zu befreien. Die gekenterten Boote — auch das andere Flachboot war seinem Schicksal nicht entgangen — mußten aufgegeben werden. Crockett und seinen Begleitern gelang es, mit einem kleinen Beiboot an Land zu kommen. Als es am nächsten Morgen hell geworden war, waren die Flachboote verschwunden. An einer Stelle konnte man noch Hunderte von Pfeifenrohren schwimmen sehen. Mit einem kleinen Dampfboot, das die Schiffbrüchigen anriefen, gelangten sie nach Memphis, wo ein Kaufmann, der Crockett kannte, ihnen ein wenig Geld lieh. Die Arbeit eines langen Sommers war umsonst gewesen.
Der „Wasclibärenpelz-Kongreßmann" Inzwischen hatten Davys Freunde ihn trotz seines anfänglichen Widerspruchs als Kandidaten für die Kongreßwahl aufgestellt. Der Bärenjäger war bei den Siedlern seines Bezirks bekannt und beliebt. Viele der Farmer kannte er noch vom Indianerkrieg her, mit anderen war er durch seinen Pelzhandel zusammen gekommen. Es waren fast alles kleine Landeigentümer wie er selbst. Trotz starker Opposition wurde Davy Crockett in den Kongreß gewählt und reiste nach Washington, um dort die Belange seiner Wähler zu vertreten. In demselben Jagdanzug, den er zu Hause trug, ging er durch die Straßen der amerikanischen Hauptstadt, unbekümmert um das Aufsehen, das er erregte. Den „Waschbärenpelz-Kongreßmann" nannten ihn die spottlustigen Washingtoner. Wurde er gefragt, wer er sei, so antwortete er: „Ich bin David Crockett, komme frisch aus dem Hinterwald, bin halb Pferd, halb Alligator, ein wenig mit Schildkröte vermischt. Ich kann den Mississippi durchwaten, den Ohio überspringen, den Blitz reiten . . . und jeden fressen, der gegen Jackson ist". Crockett gehörte als alter Mitkämpfer Jacksons selbstverständlich zur Partei des Präsidenten-Generals. 25
Bald erkannte er mit seinem praktischen Menschenverstand, daß im Kongreß oft viel geredet aber wenig getan wurde. Crockett nannte die Dinge offen beim Namen und wurde wegen seiner Geradheit stark angefeindet. Man spottete über seine bäuerliche Derbheit, doch zeigen seine Reden, soweit sie in Druck gegeben wurden, wie weitsichtig er war. Bei jeder Gelegenheit trat er für die kleinen Siedler ein, die oft aus Unkenntnis durch Spekulanten ausgebeutet wurden. „Ich habe manchmal die letzte Decke einer ehrenwerten, fleißigen Familie unter dem Hammer gesehen", sagte Crockett in einer seiner Reden. Er forderte Ausschaltung der privaten Bodenspekulation, einen niedrigen Preis für das Land, das vom Staat vergeben werden sollte und einen den Verhältnissen angepaßten Abzählungsplan. Doch Jackson selbst, der Präsident, war einst Landspekulant gewesen, eine Reihe von Abgeordneten hatte ein Vermögen mit diesem leichten und schnellen Geschäft gemacht, und so wurden Crocketts Vorschläge abgelehnt. Auch in der Indianerfrage stieß Crockett mit Jackson zusammen. Das Land im Westen war kurz nach der Revolution durch Verträge fünf großen Indianerstämmen, den Cherokees, Creeks, Choctaws, Chikasaws und Seminolen abgetreten worden. Die Indianer sollten das Land für alle Zeiten besitzen. Der Vertrag, den Jackson mit den Creeks nach Kriegsende abgeschlossen hatte, bestätigte noch einmal diese Abmachungen. Indessen aber hatte man entdeckt, daß das Land große natürliche Reichtümer besaß. Sogar Gold wurde gefunden, und der Boden war bestens geeignet für die anspruchsvollen Baumwollpflanzungen. Jackson war deshalb seit langem — getrieben von Interessengruppen — gewillt, die feierlich gegebene Zusicherung zu brechen. Es war beschlossene Sache, die fünf Stämme über den Mississippi in ein neues Land abzuschieben. Crockett, der Freund der Indianer, wandte sich mit erbittertem Zorn gegen diese harte Maßnahme; er rief den Kongreßabgeordneten zu: „Ein Vertrag ist unverbrüchliches Recht, er darf nicht gebrochen werden! Man will die Indianer um ihren Besitz bringen und sie betrügen. Das ist schwerstes Unrecht, wo bleibt hier die Gerechtigkeit V Die Nachkommen eines stolzen, mächtigen Volkes Bollen ins Elend getrieben werden!" Als es zur Gewißheit wurde, daß die Indianer ihre alte Heimat verlassen mußten, kämpfte Crockett verzweifelt darum, daß die Umsiedlung wenigstens unter menschlichen Bedingungen durchgeführt würde. Doch alles half nichts, die Indianer mußten von heute auf morgen, ohne Zelte und genügende Kleidung und Decken, ohne ausreichende Verpflegung den „Tränenweg" gehen. Das neue Land, 26 i
r das gänzlich andere Lebensbedingungen bot als die alte Heimat, wurde ihnen ohne einen festen Besiedlungsplan, wie Crockett ihn verlangt hatte, überlassen. Viele tausend Indianer kamen auf der Wanderung um. Diese Epoche ist eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Nordamerikas. Während der nächsten zwei Jahre widmete sich Crockett, müde der politischen Intrigen, der Landarbeit und der Jagd. 1833 wurde er wieder in den Kongreß gewählt. Seine Popularität in Washington war in der Zwischenzeit noch gewachsen. Das Buch „Skizzen und seltsame Erlebnisse von Colonel David Crockett aus West-Tennessee" hatte ihn in ganz Amerika bekanntgemacht. 1834 schrieb er selbst ein Buch: „Narrative of the Life of David Crockett of the State of Tennessee" — Lebensbeschreibung David Crocketts aus dem Staat Tennessee. Ein zweites Buch, das noch im gleichen Jahr erschien, trug den Titel: „An Account of Crocketts Tour to the North and Down East" — Ein Bericht von Crocketts Fahrt vom Norden bis hinab in den Osten. Diese Reise war eine Triumphfahrt für Crockett gewesen, überall, wo er hinkam, wurde er überschwenglich empfangen. Jedermann kannte Geschichten von ihm, seine Abenteuer und Erlebnisse wurden von der amerikanischen Jugend begeistert verschlungen.
Ende in Texas 1834 zog sich Crockett ganz aus der Politik zurück und bereitete eine Erkundungsfahrt nach Texas vor, der mexikanischen Grenzprovinz, in der sich damals große Dinge vorbereiteten. Die Augen von ganz Amerika waren in diesen Monaten auf Texas gerichtet. Die spanisch« Kolonie Mexiko hatte bisher jeden Versuch einer Besiedlung seiner Steppen, Savannen und fruchtbaren Flußtäler vom amerikanischen Norden her unterbinden können. Als jedoch 1821 der Aufstand der Kreolen, der herrschenden Schicht des Landes, gegen die Spanier losbrach, benützten die landhungrigen Amerikaner die Schwäche Mexikos und zogen ungehindert mit ihren Planwagen, den Prärieschonern, über die Grenzen. Stephen Austin gelang es als erstem, eine Schar Siedler aus den Vereinigten Staaten in die fruchtbaren Flußtäler des Brazos und des Colorados zu führen. Ihnen folgte ein immer mehr anschwellender Strom von Siedlern, so daß zu Beginn der dreißiger Jahre sich etwa dreißigtausend Amerikaner in den Grenzprovinzen dieses gesegneten Landes ansäßig gemacht hatten. 27
1835 erhob sich aus inneren Wirren und Anarchie eine starke mexikanische Regierung, die das in einzelne, fast selbständige Provinzen zerfallene Reich wieder zentralistisch zusammenfaßte. Die Amerikaner waren nicht gewillt, sich der Regierungsgewalt der Kreolen zu beugen, zudem waren sie erbittert über neue Gesetze, die den Zuzug weiterer Siedler aus den Staaten praktisch verboten. Dberall in Texas erhob sich jetzt offen die Forderung nach Abfall von Mexiko und Angliederung an die USA. Die Lage spitzte sich in kurzer Zeit bis zum äußersten zu. Es gab Zwischenfälle, bei denen auf beiden Seiten von der Waffe Gebrauch gemacht wurde. Als die Mexikaner Truppen heranzogen und mit der systematischen militärischen Besetzung des amerikanischen Siedlungsgebietes begannen, brach der offene Krieg aus, in dem die besser bewaffneten und organisierten Amerikaner Sieger blieben. In San Felipe trat eine schnell gewählte Regierung von Texas zusammen, die Henry Smith zum Gouverneur und Sam Houston zum Oberbefehlshaber der texanischen Truppen ernannte. Weihnachten 1835 war kein Mexikaner mehr in Texas. Als Crockett die Nachricht von den jüngsten Ereignissen in Texas erhielt, brach er unverweilt zu der weiten Reise nach Westen und Süden auf. „Da entwickelt sich etwas, wo ich dabei sein m u ß " , sagte er abschiednehmend zu Frau Elisabeth. „Vielleicht kann ich sogar Land für uns gewinnen!" Ein Kanu trug ihn den Obion hinunter, auf dem Mississippi benützte er den Dampfer. Der „Vater der Flüsse" glich an manchen Stellen eher einem See als einem Fluß. Sein Wasser war gelb und schmutzig. Manchmal hielt der Dampfer, um Brennholz aufzunehmen. Dann stürzten die Bewohner der kleinen Orte zum Landeplatz, um die Reisenden zu betrachten und das Neueste aus der „großen W e l t " zu hören. Der Dampfer bog in den Arkansas ein und dampfte langsam in tagelanger Fahrt bis zu der kleinen Handelsstadt Little Rock. Von hier aus begann der Landmarsch nach Westen, der Davy zum Red River, dem texanischen Grenzfluß, führte. In den Dörfern erkundigte er sich über die Lage in Texas und hielt bereits Ausschau nach geeignetem Siedlungsland. Einige Wochen später schrieb er an seinen Sohn: „Hier liegt das reichste Land der W e l t l " Nachdem er sich genügend umgesehen hatte, fuhr er mit einem der kleinen Dampfschiffe den Red River hinunter bis Natchitoches in Louisiana. Dort kaufte er ein Pferd und schloß sich einer kleinen Reisegesellschaft an, die ebenfalls nach Texas wollte. Der Ritt ging über San Augustine nach Nacogdoches. Ein weites, dünn 28
besiedeltes Land empfing die Reisenden, die den uralten Camino Real, die „königliche S t r a ß e " aus den Tagen der spanischen Eroberer, benützten. In Nacogdoches, einem Zentrum der amerikanischen Siedler, trat Davy als Freiwilliger in die Milizarmee ein und wurde gleichzeitig Bürger von Texas. Er leistete den vorgeschriebenen Schwur: „Ich werde meine Pflicht gegenüber jeder zukünftigen republikanischen Regierung erfüllen, die später ausgerufen werden wird." Nach einer Woche ging der Ritt weiter nach Süden. Crockett und einige andere Freiwillige hatten Befehl erhalten, sich bei dem Befehlshaber der Garnison von San Antonio de Bexar zu melden. Die Reisenden ritten über weite Ebenen und blumige Prärien. Sturm und Unwetter wechselten mit prachtvollen Sonnentagen Wild gab es soviel, daß man das nötige „Fleisch" aus dem Sattel schießen konnte. Bei dem Versuch, aus einer fliehenden Büffelherde ein junges Tier mit saftiger Lende herauszuschießen, achtete Crockett so wenig auf den Weg, daß er sich schließlich nach zweistündiger Verfolgung der Herde hoffnungslos verirrt hatte. Es bestand kaum noch Hoffnung, die Reisegesellschaft, die durch ihre Feuerkraft allein eine gewisse Sicherheit gegen Indianerüberfälle bot, wieder zu erreichen. Am Nachmittag gewahrte er — immer nach einem Lebenszeichen der Gefährten Ausschau haltend — mehr als hundert Mustangs, wilde Pferde, die sich ihm näherten. Sie umkreisten ihn, immer engere Zirkel ziehend, bis sie schließlich wie auf ein geheimes Kommando in die Prärie hinausgaloppierten. Crocketts Pferd, ein feuriger, kleiner Vollblüter, wurde von dem Herdeninstinkt erfaßt und raste inmitten der Mustangs davon, seinen Reiter in den Sand werfend. Da der Tag zur Neige ging, beschloß Crockett, sich in den Ästen einer großen Eiche ein Nachtquartier zu machen, das Sicherheit gegen Schlangen und wilde Tiere bot. Wer aber beschreibt seinen Schreck, als er beim Emporsteigen plötzlich über sich durch die Blätter in die Augen eines gereizten Silberlqwen starrte. Der Puma duckte sich zum Sprung .Crockett ergriff seine Flinte, die in einer Astgabel lag und feuerte — vorbei! Er glitt vom Baum, das Raubtier sprang ihm nach. Einem Kolbenschlag wich der Löwe geschickt aus und setzte zu neuem Sprung an. Crockett warf das nutzlos gewordene Gewehr weg und griff zum Messer. Er versuchte, das mächtige Tier durch einen Stoß in die Augen zu blenden, auch dieser Angriff mißlang. Die Katze hatte ihn jetzt beim linken Arm gepackt. Zu allem Unglück stolperte Davy über einen Zweig und fiel hin. Ein Kampf auf Leben 29
und Tod begann, in dem es Crockett schließlich gelang, dem Raubtier das Messer bis zum Heft in den Hals zu stoßen. Von kler Aufregung und dem Blutverlust durch die vielen Kratz- und Beißwunden völlig erschöpft, legte sich Crockett ohne Rücksicht auf Gefahr unter dem Baum zum Schlafen nieder. Bei Tagesanbruch schoß er eine wilde Gans und stillte seinen Hunger an dem saftigen Braten. Langsam, immer noch zerschlagen und mit schmerzenden Gliedern, wollte er sich auf den Weg nach Westen machen, als er in der Ferne eine Gruppe von Indianern in vollem Galopp auf sich zureiten sah. Das Metall ihrer Waffen blitzte in der Sonne. Im Nu war er von hundert und mehr halbnackten Comanchen umringt. Der Häuptling stieg vom Pferde und betrachtete lange und sorgfältig den Körper des toten Silberlöwen. Seine Augen leuchteten vor Bewunderung. „Tapferer Jäger, tapferer Mann", sagte er voller Hochachtung. Durch Zeichen machte Crokkett den Indianern verständlich, daß er nach St. Antonio de Bexar wolle. Der Häuptling bot ihm eines seiner Pferde und gab ihm zu verstehen, daß seine Indianer ihn bis zum Colorado begleiten würden. Von dort aus sei der Weg nicht mehr zu verfehlen. Auf dem langen Ritt verständigten sich der Weiße und die Roten durch Zeichensprache. Die Indianer verließen ihren Schützling erst an der Stelle, wo der Colorado die alte spanische Straße (nach Bexar kreuzt. In San Antonio de Bexar herrschte fieberhafte Erregung. Gerade eben hatte ein Agent die Nachricht gebracht, daß Santa Anna, der Präsident Mexikos, ein Heer von 6000 Mann gegen Texas in Marsch gesetzt habe. Die texanische Miliz aber war zum größten Teil entlassen worden, weil man die mexikanische Gefahr vorläufig beseitigt glaubte. In Bexar gab es kaum 150 Soldaten, die unter dem Kommando des Milizobersten James Bowie standen. Am 23. Februar erschienen die ersten mexikanischen Reiterschwadronen vor der Stadt. Die Verteidiger zogen sich hinter die festen Steinmauern der alten spanischen Mission, des Alamo, der eine halbe Stunde von der Stadt entfernt lag, zurück. Weder Pulver, Blei noch Proviant waren in ausreichendem Maße vorhanden. Nachdem Santa Anna mit seinen Truppen in San Antonio de Bexar eingerückt war, schickte er einen Parlamentär vor die Mauern von Alamo, der die bedingungslose Übergabe forderte. Im Weigerungsfalle würde der General jeden Verteidiger durch das Schwert hinrichten lassen. Die Antwort des Alamo bestand in einem Kanonenschuß. Wenige Stunden später begann die Belagerung mit einem 24 Stunden währenden Bombardement. 30
Nach der Erkrankung Bowies übernahm Crockett das Kommando in der belagerten Festung. In einem Brief, den einer der Teilnehmer des Kampfes schrieb, heißt es: „Colonel Crockett wurde an allen Verteidigungspunkten gesehen. Er ermahnte die Verteidiger, ihre Pflicht zu t u n . " Am Morgen des 6. März, 4 Uhr früh, trat General Santa Anna mit 5000 Mann zum Sturm gegen die Mauern an. Das Gewehrund Geschützfeuer der Verteidiger war so heftig, daß die Linien der Angreifer für kurze Zeit ins Wanken gerieten. Nur unter schwersten Verlusten gelang es den mexikanischen Truppen schließlich, über die Mauern in den Hof einzudringen. Die Verteidiger zogen sich kämpfend in die Kirche zurück, wegen Mangels an Munition nur noch mit Gewehrkolben und Knüppeln kämpfend. Einer nach dem andern fiel unter den Schüssen und Bajonetten der Mexikaner. Die einzigen Oberlebenden waren eine Frau, ein kleines Mädchen und ein Negerjunge, die in der Kirche ein sicheres Versteck entdeckt hatten. Die Frau erzählte später, sie habe Crockett an der Südmauer unter den Gefallenen gesehen, neben ihm lag seine alte Pelzmütze. Mit ihm starb einer der letzten aus der alten Garde der Grenzer — ein Kundschafter, Pfadfinder und Held der „bloody dark grounds", der blutigen, dunklen Gründe des wilden Westens, ein Pionier, der dazu beigetragen hat, die unendliche Weite des amerikanischen Kontinents für den weißen Mann zu erobern.
Umschlaggestaltung Karlheinz Dobsky Umschlagbild Seite 2: David Crockett (nach einem alten Stich) L u x - L e s e b o g e n 2 4 2 (Geschichte) — H e f t p r e i s 2 5 P f g . Natur- und kulturkundliche Hefte - Bestellungen (vicrteljähil. 6 Hefte DM 1.50) dutch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, Murnau, Oberbayern, Seidl-Park — Druck: Buchdruckerei Auer, Donauwörth