ALEXANDRU AVRAM
DER VERTRAG ZWISCHEN ROM UND KALLATIS. EIN BEITRAG ZUM RÖMISCHEN VÖLKERRECHT
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ALEXANDRU AVRAM
DER VERTRAG ZWISCHEN ROM UND KALLATIS. EIN BEITRAG ZUM RÖMISCHEN VÖLKERRECHT
VERLAG ADOLF M. HAKKERT - AMSTERDAM 1999
Schwarzmeer-Studien
Herausgegeben von Wolfgang Schuller
Band 7
LS.B.N.90-256-1129-X
Für Suzana
Nous ne voyons plus loin que nos prédécesseurs que parce que nous sommes juchés sur leurs épaules, Jean Bousquet
I
VORWORT DES HERAUSGEBERS
Der Autor des vorliegenden Buches wurde 1956 in Tulcea geboren. Nach seinem Geschichtsstudium in Bukarest wirkte er zunächst als Lehrer am Bukarester Deutschen Lyzeum und arbeitet seit 1983 am Archäologischen Institut »Vasile Parvan« der Rumänischen Akademie der Wissenschaften; seit 1987 ist er zudem Dozent für Griechische Geschichte und Epigraphik an der Universität Bukarest. Langjähriger Mitarbeiter an den Ausgrabungen in Histria, konnte er erst nach 1989 promovieren - 1992 bei Petre Alexandrescu mit einer Arbeit über die thasischen Amphorenstempel von Histria - und längere Studienaufenthalte im Ausland wahrnehmen, so 1992/93 als Stipendiat an der École Française d'Athènes, 1994/95 als maître de conférences invité an der Universität Orléans und 1995 an der Universität Freiburg (Schweiz). Das vorliegende Buch hat der Autor selbst in deutscher Sprache verfaßt; ich freue mich sehr, es als vorläufige Krönung unserer langjährigen freundschaftlichen Verbindung publizieren zu können. Thomas Witte hat bei der Anfertigung der Druckvorlagen wesentlich zum Zustandekommen des Buches beigetragen, wofür ihm herzlich gedankt sei. Anläßlich der Schwarzmeer-Konferenz des Jahres 1994 in Vani machte mir der Verleger Adolf M. Hakkert den Vorschlag, bei ihm eine Schriftenreihe von Studien über das Schwarze Meer herauszubringen. Ich nahm diesen Vorschlag sehr gerne an und freue mich, daß nach dem überraschenden und viel zu frühen Tod Hakkerts Wim Kos dieses Projekt als Nachfolger in der Verlagsleitung übernommen hat. Dem Andenken Dolf Hakkerts soll die Reihe dankbar gewidmet sein.
Konstanz im Herbst 1998
Wolfgang Schuller
ΠΙ
INHALT
L
ZUR FORSCHUNGSGESCHICHTE,
1
Π.
DIE BESCHREIBUNG DES I N S C H Ì U F Ì E N ^
18
EL DIE KANONISCHE FORM DER GRIECHISCHEN FASSUNG EINES ZWISCHEN ROM UND EINER STADT AUS DEM 30 OSTEN ABGESCHLOSSENEN VERTRAGS 1. Verzeichnis der Texte 30 2. Bemerkungen zu den Klauseln 35 3. Ergebnisse 38 IV. DIEWŒDERHERSTËixïAG"DERLETCTEN'^D^IÄ© DIE FESTSTELLUNG DER ZEILENLÄNGE 40 V. DIE REKONSTRUKTION DES TEXTES .42 1. Allgemeines 42 2. Bemerkungen zur Verteilung der verpflichtenden 46 Wendungen auf Zeilen 3. Die Neutralitätsbestimmung 48 4. Die Allianzbestimmung 50 5. Die Änderungsklausel 51 VI. DIE ZEITLICHE ANSETZUNG DES VERTRAGS 55 1. Historische Umstände 55 2. Rechtliche Fragen 61 3. Bemerkungen zur Schreibweise des Inschriftenwortlautes67 4. Paläographische Bemerkungen 76 VÏÏ. SOCffiTASUNDFOEDUS:A>WE^UNG/FÖm, 79 ABSCHLUSS UND BEURKUNDUNG 1. Das Völkerrecht der römischen Republik und seine 79 Institutionen 2. Die Wirkungen einer s o c i e t a s 9 4 3. Zur Beurkundung einer societas. 99 Vm. DER HISTORISCHE ZUSAMMENHANG DES VERTRAGS 111 DC DIE ERNEUERUNG DES VERTRAGS UM 3/2 V. CHR. 123
Z.ZZZ.. I44
X. SCHLUSSBETRACHTUNG ABKÜRZUNGEN.
LITERATUR ANHANG
...
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148
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151 165
ν VORWORT Die vorliegende Abhandlung stellt ein Nebenergebnis der Arbeit dar, die ich seit ein paar Jahren am Corpus der griechischen und lateinischen Inschriften aus Kallatis leiste. In provisorischer Form habe ich die hier entwickelten Hauptthesen am Kolloquium »Akkulturation und politische Ordnung im Hellenismus« (FU Berlin, März 1994) dargelegt. Der Text des damaligen Vortrags wird in den Akten des Kolloquiums erscheinen. Weitere Abzüge davon stellten den Stoff etlicher Vorträge am Archäologischen Institut Bukarest (Dezember 1993), am Seminar für griechische Geschichte von Prof. Dr. Olivier Picard (Université Paris IV - Sorbonne, Januar 1995), am Centre Camille Jullian der Universität Aix-en-Provence (März 1995) und am Groupe Romand des études grecques et latines (Fribourg, Mai 1995) dar. Bei diesen Gelegenheiten oder sonst hatte ich das Privileg, daß mehrere Gelehrte meine Erwägungen kritisch beurteilt und mir äußerst wertvolle Ratschläge erteilt haben: Dr. Klaus Hallof, Dr. Daniel Strauch (Berlin), Prof. Dr. Wolfgang Schuller (Konstanz), Prof. Dr. Vladimir fliescu (Aachen), Prof. Dr. Olivier Picard, Prof. Dr. Jean-Louis Ferrary, Dr. François Lefèvre (Paris), Prof. Dr. Claude Vatin, Prof. Dr. JeanPaul Morel (Aix-en-Provence), Prof. Dr. Marcel Pierart (Fribourg), Prof. Dr. Denis Knoepfler (Neuchâtel), Prof. Dr. Juri G. Vinogradov (Moskau), Prof. Dr. Iancu Fischer, Prof. Dr. Petre Alexandrescu, Dr. Constantin C. Petolescu, Dr. Gheorghe Poenaru Bordea, Dr. Alexandru Suceveanu, Dr. Alexandru Barnea, Dr. Alexandru Niculescu (Bukarest), Dr. Octavian Bounegru (Iasi), Dr. Vasile Lica (Galatzi). Ihnen allen soll hier mein aufrichtiger Dank ausgedrückt werden. Ohne Zugang zu einigen der reichsten Fachbibliotheken wäre die Vollendung einer solchen Arbeit kaum möglich gewesen. Fast ausschließlich den Studienaufenthalten an der Ecole Française d'Athènes als Stipendiat des französischen Ministère de l'Enseignement Supérieur et de la Recherche (Oktober 1992-Juli 1993) und an der Universität Fribourg als Stipendiat des schweizerischen Fonds National de la Recherche (Mai-Juli 1995), wo ich mich der Gastfreundschaft von Prof. Dr. Roland Etienne bzw. Prof. Dr. Marcel Piérart erfreut habe, verdanke ich, daß ich die einschlägige Literatur
VI berücksichtigen konnte. Dank schulde ich ebenfalls Prof. Dr. Claude Michaud und Frau Prof. Dr. Marie-Françoise Basiez, welche mich als maître de conférences zur Universität Orléans eingeladen (Oktober 1994-Februar 1995) und mir dadurch u. a die Gelegenheit angeboten haben, in den französischen Bibliotheken zu arbeiten; ich denke vor allem an die Bibliothek der Ecole Normale Supérieure, zu der mir Prof. Dr. Pierre Petitmengin Tür und Tor weit geöffnet hat. Daher darf ich jetzt behaupten, daß allein ich die Verantwortung aller Unzulänglichkeiten trage, die sich an der vorliegenden Arbeit zweifelsohne bald feststellen werden. Herrn Prof. Dr. Wolfgang Schuller möchte ich nur an letzter Stelle dafür danken, daß er sich großzügigerweise für bereit erklärte, diese Abhandlung in die Schwarzmeerstudien aufzunehmen. Vor allem aber möchte ich ihm für die ständige Hilfe, die er meinen Untersuchungen seit über zehn Jahren leistet, meine volle Dankbarkeit ausdrücken. Die Schwarzmeerforschungen in den »Ostländern« unterstützte er schon in einer Zeit, wo der Ausdruck leider noch eine politisch geprägte Bedeutung hatte und der Verfasser gehört zu denen, die das nie vergessen werden. Die Abhandlung widme ich meiner Frau, DipL-Ing. Suzana Avram, geb. Boceanu, die mir bei dieser Untersuchung wie auch sonst stets beigestanden hat.
Fribourg, im Juli 1995
N. B. Die nach 1995 erschienene Literatur konnte nur noch ζ. Τ. berücksichtigt werden.
I. ZUR FORSCHUNGSGESCHICHTE
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist eine unter unbekannten Umständen in Mangalia während der Zwischenkriegszeit entdeckte lateinische Inschrift1, die erstmals von Teofil Sauciuc-Säveanu, allerdings in einer Rohform und mit einem unbefriedigenden Kommentar publiziert wurde2. Daß das Bruchstück ein Fragment des Bündnisses zwischen Rom und Kallatis trägt, wurde erst ein paar Jahre später von Scarlat Lambrino festgestellt3. Anläßlich eines vor der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres gehaltenen Vortrags hat der rumänische Epigraphiker die Hauptfragen aufgeworfen, welche die Inschrift den Gelehrten bis heute noch stellt: a) die Wiederherstellung des Textes nach den Wendungen der (epigraphisch nur in griechischer Sprache) bezeugten Verträge zwischen Rom und außerhalb des römischen imperium liegenden Städten; b) die Datierung; c) die historischen Umstände. Da dieser Beitrag den Ausgangspunkt aller weiteren Stellungnahmen zu diesen drei Problemen bedeutet, führe ich die Edition von Lambrino hier ausführlich an:
1
Die Inschrift wurde nicht durch archäologische Ausgrabungen entdeckt. Sie kommt aus der Sammlung des Arztes Dr. Horia Slobozianu, wie viele andere epigraphische und skulpturelle Denkmäler sowie Tongegenstände aus Kallatis (Mangalia) und der Umgebung. Zur Sammlung s. E. POPESCU, SCIV 13, 1962, 2, 485486; A. AVRAM, SCIVA 39, 1988, 3, 287.
2
T. SAUCIUC-SÀVEANU, Callatis, IVe rapport préliminaire. Fouilles et recherches de l'année 1927, Dacia 3-4, 19274932, 456-458 j . Nur wenige Worte hat der Herausgeber identifiziert bzw. ergänzt, wobei nicht wenige Buchstaben falsch abgeschrieben wurden. Dem Kommentar ist nur soviel zu entnehmen, daß die Inschrift »une grande importance pour l'histoire callatienne« habe und daß das Stichwort bellum auf »une guerre du peuple callatien« hinweise. Jedoch vergesse man nicht, daß der damalige Leiter der Ausgrabungen von Kallatis die Inschrift - wie alle anderen von ihm entdeckten Denkmäler - wenn auch summarisch, sehr schnell veröffentlicht hat, um dann gleich großzügigerweise Scarlat Lambrino die ausführliche Ausarbeitung der Urkunde zu überlassen. Der Kreis der Wissenschaftler hatte daraus nur Nutzen zu ziehen.
3
LAMBRINO, Inscription latine, 278-288; vgl. AÉ 1933, 106; R A 6 e sér. 2, 398.
2
[ [ [ 4 [ [ [ [ 8 [ [ [
]a[ ]alo quo po[plus ]t b[e]llum face[re p]equ[n]ia adioua[n]to [ .po]plo Callatino bellu[m ]ano queife] sub inperio [ po]plo Romano utei et [ ] prio[d?] faxit [pjoplo [ pop]lus Romanus popl[ ]o seiquo ad hance [
] ] ] ] ] ] ] ] ] ]
[ ]t [... ] agere exime[... ]e[... ] 12 [ ] voluntate licet[ ] [ ]xe[ ]nt id societat[em] [... ? Roma]nam utei scriberetur ac [po][neretur loc]o optumo in faano Concor[diae]. Z. 6: qui[e] Lambrino (Druckfehler). Für die Datierung suchte Lambrino Anhaltspunkte sowohl in manchen archaischen Formen der erhaltenen Worte als auch in der allerdings kargen historischen Überlieferung über die Ereignisse, die sich im ersten vorchristlichen Jahrhundert in der Gegend von Kallatis abgespielt hatten. Die Buchstabenform und die Schreibweise »semblent, de prime abord, indiquer le II e siècle av. J.-C. [...] Les graphies poplus, adiouanto, pequnia, utei, faano, ont, elles aussi, un air archaïque et, en effet, certains de ces mots, tel poplus, apparaît déjà au II e siècle sous la forme classique de populus. Le mot adiouanto mérite une attention spéciale parce qu'il fournit le second exemple connu du verbe iuuare avec ο ancien. Cependant, sauf cette dernière, ces graphies particulières sont encore employées jusque vers le milieu du I e r siècle av. J.-C.«4. Einen sicheren terminus ante quem findet dann Lambrino in einem Passus aus Cassius Dio (38, 10, 2-3), der die Ursachen und den Verlauf des Aufstandes der Dardanen und deren Verbündete gegen den Prokonsul 4
LAMBRINO, Inscription latine, 282 f..
3 Makedoniens C. Antonius Hybrida (62/61 v. Chr.) schildert: τα τ€ γαρ των Δαρδάνων καΐ τα των ττλησιοχώρων
σφίσι
πόρθησα^ ουκ €τόλμησ€ν
έπιόντας* αυτού? ύπομ€ΐναι, αλλ' ώς και έτΓ άλλο τι μ€τα των Ιππέων υποχώρησα? €φυγ€ν, και ούτω του? πβζού? εκείνοι π€ρισχόντβ? €κ Τ€ τη? χώρα? βιαίως €ξήλασαν και την λ€ΐαν προσαφ€ΐλοντο. το 6' αυτό τούτο καΐ ττ€ρΙ του? συμμάχου? του? kv τη Μυσια ποιη'σα? ήττήθη τη των Ίστριανών πόλ€ΐ
προ? των Σκυθών των Βασταρνών,
έπιβοηθησάντων αυτοί?, καί άττέδρα. Theodor Mommsen hatte als erster in den σύμμαχοι
έν τη Μυσία die griechischen Küstenstädte erkannt5.
Demnach sollten diese Städte - u. a. Kallatis - vor 61 v. Chr. Verträge mit Rom abgeschlossen haben6. Den genaueren Zeitpunkt suchte dann Lambrino nach dem Feldzug des M. Terentius (Licinius) Lucullus Varro (72/71 ν. Chr.) während des Zweiten Mithridatischen Krieges, für den die wichtigste Quelle allerdings nur der viel spätere und ziemlich lakonisch abgefaßte Bericht von Eutropius bleibt (6, 10): Inde multas supra Pontum positas ciuitates aggressus est. Ulk Apolloniam euertit, Calatim, Parthenopolim, Tomos, Histrum, Burziaonem cepit. Verfolgt man die Beweisführung von Lambrino, so wird der Eindruck erweckt, daß der Verfasser einerseits geneigt gewesen wäre, der Inschrift auf Grund ihrer Schreibweise ein hohes Datum beizumessen, andererseits aber von den historischen Angaben, die er der mangelhaften Überlieferung hat entnehmen können, dazu gezwungen wurde, nicht allzu hoch hinter den festen Terminus 61 v. Chr. zurückzugehen. Daher die Zurückhaltung gegenüber gewissen, an sich datierungsfähigen sprachlichen Erscheinungen und sogar die selbstgenügsame Suche nach Beispielen, die »jusque vers le milieu du I e r siècle av. J.-C.« reichen. Daher auch die Festlegung, daß »la date à laquelle le traité entre Rome et Callatis a été conclu ne peut être placée plus haut que l'expédition de Lucullus. C'est à ce moment que pour la première fois une
5
Th. MOMMSEN, Römische Geschichte V, Berlin 1885, 11 Anm. 1; vgl. PIPPIDI, I Greci, 144 f., 276 Anm. 58.
6
LAMBRINO, Inscription latine, 285 f..
4 armée romaine parcourt le rivage de la Mer Noire, d'Apollonia jusqu'à Histria«7. Das Problem einmal angeschnitten, hat Alfredo Passerini das große Verdienst, zum ersten Mal - und, wenn ich nicht irre, seither zum letzten Mal in der gesamten Forschungsgeschichte - die Inschrift in ihrer ganzen Tragweite (Charakter, Wortlaut, Rechtsfragen, Datierung usw.) behandelt zu haben8. Unter Berufung auf das von Eugen Täubler entwickelte Schema9 hat Passerini die Wendungen der in griechischer Sprache erhaltenen Verträge ins Lateinische zu übertragen versucht, wobei er natürlich die seit jeher festgestellten Äquivalenzen, die sich für manche termini technici bei einem Vergleich zwischen Polybios und der entsprechenden lateinischen Übersetzung bei Titus Livius ergeben, berücksichtigt hat. Passerini ging davon aus, daß die letzte Zeile der Inschrift - in der er die Publikationsbestimmung erkannt und die er - - utei scriberetur ac [poneretur (vel figer etur) altera Romae in Capitolio loc]o optumo usw. wiederhergestellt hatte - eine Lücke »di 39 lettere e spazi« aufwies; »e, prendendo come punto di riferimento la metà delle righe conservate, possiamo postulare per ogni riga una lunghezza di circa 60 fra lettere e spazi: e si capisce che questi calcoli non vogliono essere che approssimativi. Con tale ampiezza di lacune naturalmente non si può pensare a una ricostruzione della lettera, ma solo a una del senso; e pur così molto rimarrà ipotetico«10. Mit dieser deutlich ausgedrückten Zurückhaltung hat also Passerini nur den Sinn zu treffen gesucht, demnach seine Rekonstruktion ohne Verteilung auf Zeilen angegeben11. Hätte er dies getan, dann hätte sich etwa folgendes ergeben: 7
Ebd. 286 f..
8
PASSERINI, H testo, 57-72.
9
TÄUBLER, Imperium Romanum, bes. 44-66.
10
PASSERINI, Π testo, 60.
11
Ohne Verteilung auf Zeilen wird der Text buchstäblich übernommen von E. H. WARMINGTON, Remains of Old Latin IV. Archaic Inscriptions^, LondonCambridge/Mass. 1959, 292-295. Nr. 55 (erste Auflage schon 1940); vgl. 293: (Passerinis) »tentative but probable restoration, made after comparison with extant Greek text of other treaties with Rome, I accept here. Callatis is the modern Collati« (sic!). Hätte Warmington einen Blick in die Aufsätze von Sauciuc-Säveanu und
5
[
Poplus Romanus hostes]
[et inimicos popli Callatini per suos agros et quibus imperai poplus] [Romanus ne sinere transire debeto dolo m]alo quo po[plo Cal]4
Datino queiue sub imperio eorum erun]t b[e]llum face[re pos][sint neue hostes neque armis neque p]equ[n]ia adioua[n]to [publi][ca uoluntate dolo malo. Sei quis po]plo Callatino bellu[m fa][xit, poplus Romanus, seiue poplo Rom]ano queiue sub inperio
8
[eius erunt, poplus Callatinus, quod e foederibus po]plo Romano utei et [Cal][latino licebit, sei quis bellum] prior faxit [p]oplo [Calla][tino seiue poplo Romano, turn po]plus Romanus popl[us Cal][latinus alter alterum adiouanflo. Sei quid ad hance [legem]
12 [societatis exue hace lege? utrisque uolen]t[ibu]s ad(d)ere eximfere u]e[lint], [quod uoluerint? publico Consilio? communi] uoluntate licet[o], [quodque addiderint id additum quodque e]xe[meri]nt id societatfe] [exemptum sit. Hoc foedus in tabulam ahe]nam utei scriberetur ac [fi]16 [geretur altera Romae in Capitolio loc]o optumo in faano Concorfdiae], [altera Callati
]
Angesichts dessen erhebt sich als erster Einwand, daß die Ergänzungen Passerinis nicht mit der tatsächlichen Länge und Verteilung der Zeilen auf dem Stein in Übereinstimmung gebracht wurden. Da ich aber selbst von Passerinis »ricostruzione« ausgehen werde, begnüge ich mich im Moment, die Tatsache hervorzuheben, daß der Versuch des italienischen Gelehrten der einzig zuverlässige geblieben ist, den Wortlaut der Inschrift komplett herauszubekommen. Seit Passerinis Zeiten haben die Gelehrten, welche die Inschrift näher behandelt oder sie in einem breiteren Zusammenhang herangezogen haben, mit wenigen Ausnahmen entweder nur die sicheren Ergänzungen aufrechterhalten, zu denen die erhaltenen Worte zwingen, oder Passerinis
Lambrino geworfen - die er ansonsten zitiert - so hätte er erfahren, wie heute Kallatis heißt und keinen nicht existierenden Ortsnamen erfunden.
6 Wiederherstellung tale quale übemommen.Zu den ersteren gehört vor allem Ernst Lommatzsch in seiner CIL-Ausgabe12: [
]a[
[[ 4
[ [ [cerit
8
]
dolo m]alo quo po[plus
]
]t bellum face[re
]
neque armis neque p]equ[n]ia adiouanto [ . . . . ] po]plo Callatino bellu[m fe]poplo Rom]ano queiue sub inperio [eius]
[erunt po]plo Romano utei et [po][pio Callatino, sei quis bellum] prior faxit [p]oplo [Calla][tino, [unum
po]plus Romanus popi [um Calla]adiouant]o. seiquid ad hance [
[ 12 [ - [ [
]t [ -
]
] si a(d)ere exime[re. Je[..] ] uoluntate licet[..] e]xe[meri]nt id societate [...]
in tabulam ahe]nam utei scriberetur ac [fi]-
[geretur Romae loc]o optumo in faano Concor[diae] Die Frage der Datierung ließ Passerini, einige eigene Präzisierungen abgerechnet, auf Lambrinos Beweisführung beziehen; d. h„ daß er den Vertrag um 71 v. Chr. ansetzte13. Im Gegensatz zum Schicksal der nun vorgelegten Ergänzungen wurde seither bis heute vorwiegend dem Problem des Zeitpunktes Aufmerksamkeit geschenkt, zumal die ersten Reaktionen kurz nach der
12
CIL I 2 2, fase. 3 (1943), p. 832-833 Nr. 2676: »Qui contineat lapis, generatim constat; singula aegre restituuntur. Agitur de foedere inter populum Romanum et Callatinum icto. Talium foederum adhuc non servati sunt nisi textus Graeco sermone scripti, quibus inter se collatis Passerini hunc textum supplere studebat, unde pauca adscripsi«.
13
PASSERINI, Π testo, 71-72. Ein wichtiges Nebenergebnis des Beitrags Passerinis ist, daß das von der Inschrift erwähnte bellum keinen bestimmten Krieg bezeichnet (wie Lambrino ausgeführt hatte), sondern zu den üblichen Klauseln derartiger Verträge gehört.
7 Veröffentlichung des Aufsatzes von Passerini auftraten. In einer kurzen Notiz 14 hob Gaetano De Sanctis die »nuove assai felici integrazioni« von Passerini hervor, nahm aber Abstand von der Datierung Lambrino-Passerini: »io dubito assai, tenuto conto degli interessi romani nel Ponto Eusino, che i primi trattati di Roma con le città sulla sponda occidentale di quel mare sieno così tardi. Non era affatto necessario che i Romani giungessero per terra alle porte di Callatis ο di Apollonia per stringere con esse alleanza. E, caduto nella epigrafe con la esegesi del P(asserini) ogni riferimento a vicende contem poranee, io non so se quello del 71 a. C. possa essere considerato altro che come un terminus post quem non, tanto più che le disposizioni stesse del patto quale ora possiamo ricostruirlo non sembra si accordino bene con gli effetti d'una spedizione di conquista come fu, almeno stando alla testimonianza di Eutropio (VI, 10), la campagna di M. Varrone Lucullo nella Scizia minore«. Durch diese Bemerkung verdoppelte sich also die Schwierigkeit: Nicht nur die sprachlichen Elemente, nun auch die historisch-rechtlichen Umstände erwiesen sich eher als Gegenargumente für das ursprünglich angenommene Datum. Alles schien für eine frühere Zeit zu sprechen, die historisch nicht nur vor 71, sondern sogar vor ca. 90 v. Chr. zu suchen gewesen wäre, d. h. vor der Eroberung der griechischen Städte des Westpontos durch Mithridates15. Ohne sich in Einzelheiten einzulassen, schrieb Lommatzsch dazu: »Recte monuit De Sanctis, parum veri simile esse populum Romanum cum urbe quam modo expugnaverat statim foedus fecisse; videri hoc foedus ante bella Mithridatica factum esse. Quanto tempore, sane circumscribi nequit. Sed eis annis, quibus Mithridates et in Asia et circa oram Ponti Euxini fines regni magis magisque proferebat, populus Romanus cum coloniis Graecorum illarum regionum foedera fecisse putandus est i. e. proximis ante a. 664/90 annis«16. Für ein Datum um das Jahr 100 v. Chr. entschieden sich danach Eric H. Warmington17 und C. Pietrangeli18. 14
G(aetano) D(e) S(ANCTIS), Cronache e commenü, RFIC 63 (Ν. S. 13), 1935, 424425.
1
Zu den historischen Umständen weiter unter VIII.
16
CIL I 2 2, fase. 3, p. 833.
17
WARMINGTON (wie Anm. 11), 293: »probably late second or early first century
8 Eine Sonderstellung nimmt Demetrio St. Marin ein, der der Inschrift einen langen Aufsatz gewidmet hat, wobei er einerseits eine neue Rekonstruktion, andererseits vorwiegend auf Grund der Sprache, weniger unter Einschluß des historischen Zusammenhangs eine sehr hohe Datierung um 140 v. Chr., kurz nach der Errichtung der Provinz Makedonien vorschlug19. Nach Marins Meinung wäre der Wortlaut folgendermaßen zu verstehen:
[ sine m]alo quo po[plus Ro][manus socique e]t b[e]llum face[re debellato et propria p]equnia adioua[n]to, [sei] 4 [aliquis faxit po]plo Callatino bellu[m]. [Sei poplo Romjano queiu[e] sub inperio [bellum faxit, po]plo Romano utei et [Callatinus pro]priod faxit [p]oplo [non] 8 [aliter ac pop]lus Romanus popl[o fa][xit Callatin]o. Sei quid ad hance [fir][mandam societatem] ad(d)ere exime[reue] [uellent utriusque] uoluntate, licetfo] 12 [uolentibus e]xe[rcere]nt id societat[e]. [In tabolam ae]nam utei scriberetur ho[c] [Romae in loc]o optumo in faano Concor[d(iae)]. Bei dieser geradezu willkürlichen Rekonstruktion - die viele Gegebenheiten des Inschriftenträgers außer acht läßt20 und zu Formeln greift, die, von keinen überzeugenden Parallelen unterstützt, höchst unwahrscheinlich klingen - lohnt es sich nicht, länger zu verweilen; sie wurde übrigens von den weite-
B.C.«. 18
C. PIETRANGELO La scoperta di nuovi frammenti del senatus consultimi de Asclepiade, BIDR 51-52 (N. S. 10-11), 1948, 281-293 (zum Vertrag 287 ff.).
19
D. S. MARIN, Il foedus Romano con Callatis, Epigraphica 10, 1948, 104-130.
20
Dazu weiter unter Π.
9 ren Forschern zwar erwähnt, jedoch fast nie ernstgenommen21. Der vorgeschlagene Zeitpunkt ist zu hoch und Marins methodologisch
verfehlte
Behandlung der sprachlichen Besonderheiten zu einseitig22. Jedoch ist dabei zu bemerken, daß Marin einmal mehr und am schärfsten den Gegensatz zwischen den sprachlichen Fakten und dem über Eutropius gegebenen historischen Anlaß zu einem Ansatz um 71/70 v. Chr. unterstrichen hat. Als demnach die Meinungen gegen einen Zeitpunkt um 100 v. Chr. neigten, trat unerwartet eine wirkliche Überraschung auf. Derselbe De Sanctis, der nicht nur seiner Autorität halber, sondern vor allem durch seine schwerwiegenden Argumente die Frage des zeitlichen Ansatzes in die
genannte
Richtung gelenkt hatte, kehrte zu Lambrinos und Passerinis Spätdatierung zurück, wobei er in einer kurzen Fußnote in seiner monumentalen Storia dei Romani ein sehr wichtiges, weil dem Wortlaut der Inschrift selbst entnommenes Argument anführte23. Es heißt nämlich in der Inschrift, daß die eine Kopie des Vertrags in Rom nicht wie üblich im Tempel des Jupiter Capitolinus24, sondern in faano Concor[d(iae)] aufgestellt werden sollte. Diese Anordnung sei darauf zurückzuführen gewesen, daß der 83 v. Chr. abgebrannte und erst 69 v. Chr. wiederaufgebaute Tempel auf dem Capitol nicht zugänglich gewesen und daher das fanum Concordiae an seine Stelle getreten sei. Somit ergebe sich eine genaue Datierung in die Jahre zwischen 83 und 69 v. Chr., wodurch der
21
Vgl. A. DEGRASSI, ILLRP Π, Florenz 1963, p. 37: »Supplere conati sunt Lambrino et Passerini et minore fiructu Marin«. Vgl. aber auch Anm. 51.
22
MARIN, a. O., 116-118. Vgl. PIPPIDI, Scythica Minora, 175: »Pour ce qui est de la langue du document, tout d'abord, Terreur méthodologique de Marin est d'avoir cherché des exemples à rapprocher uniquement dans des textes antérieurs ou contemporains de la conquête de la Macédoine, tandis qu'il lui aurait suffi de descendre au I e r siècle pour en trouver d'autres, tout aussi clairs et probants«.
23
G. De SANCTIS, Storia dei Romani IV 2, 1, Florenz 1953, 299, Anm. 785.
24
Vgl. die in griechischer Sprache abgefaßten Verträge: OGIS 762 (Kibyra): έμ μ[έν] 'Ρώμηι kv τώι Upon του Aiòs του Καπ€τωλίου; θρακική Έττ€τηρίδα 4 , 1983, 420-421 (Maroneia): € μεν 'Ρώμηι kv τώι Kan€TcuXion;SHERK,RDGE, Nr. 16: έμ μ£ν 'Ρωμαίων kv τω Καττ€τωλίω ναω του Αχός (Astypalaia); dazu weiter unter ΠΙ. Vgl. auch IG IV^ 1, 63 (Epidauros): τας συμμαχία? άι>ατ€θ€ίσας* kv πινάκι χαλκέω kv τφ Καπ€τωλίω; dazu weiter unter VII.
10 aus historischen Überlegungen gewonnene Ansatz um 70 v. Chr. eine solide Stütze bekomme. Die genannte Beweisführung von De Sanctis hat sich allmählich ganz fest durchgesetzt, zumal sie von Attilio Degrassi, dem führenden Spezialisten der republikanischen Inschriften, übernommen wurde. Degrassi edierte die Inschrift 1963 folgendermaßen25: [
dolo ma]lo quo po[plus Rolmanus
]t b[e]llum face[re - - I
p]equ[n]ia adiovanto [ - - I po]plo Callatino bellfum |5 poplo Rom]ano queifue] sub inperio I [eius erunt — po]plo Romano utei et I [ ]prio[.] faxit [p]oplo [ - -1 — pop]lus Romanus popl[ - -1- - - ]o. Sei quid ad hance [ - -1*0 — ] t [ . . . ] adere exim[ereu]e I [
] volun-
tate licet[o I — i]xe[ . . . . ]nt id societat[e I in tabulam ahe]nam utei scriberetur [at]q[ue (?) I figeretur Romae in Capitolio loc]o optumo in faano Concor[d(iae), 1^ altera Callati proponeretur]. Zum Zeitpunkt schrieb der italienische Gelehrte: »Foedus a. 72/71 iuctum esse, quo M. Licinius Varro Lucullus, proconsul Macedoniae, Apollonia eversa Callatim ceteraque oppida Graeca eius orae maris Euxini cepit (Eutr. VI 10), exisümavit Lambrino, cui adsenserunt Passerini et tempore posteriore De Sanctis, qui nane sententiam recte, ut mihi videtur, eo comprobari censuit quod tabula foederis posita sit in fano Concordiae, cum aedes Iovis Capitolini, ubi monumenta id genus figebantur, incendio a. 83 deleta esset et anno demum 69 restituta«26. Viele Historiker haben dann in De Sanctis' und
1LLRP Π 516 (vgl. Anm. 21). Ebd. p. 37; vgl. ders., Inscriptiones Latinae Liberae Reipublicae. Imagines, Berlin 1965, p. 318 (Nr. 398): »ut videtur, 72/71«. Zum Datum äußert sich Degrassi in derselben Richtung auch in einem Brief an D. M. Pippidi (3. Juni 1960; aus dem Nachlaß von D. M. Pippidi, hier mit der freundlichen Genehmigung von Prof. Dr. Andrei Pippidi erwähnt): »sono d'accordo anch'io con la datazione proposta dal Lambrino e dal Passerini. Mi pare decisiva la considerazione del De Sanctis (cfr. Marin, p. 115) che il testo fu esposto nel tempio della Concordia perchè non era disponibile il tempio di Giove Capitolino, dove si esponevano i trattati, che distrutto da un incendio nel 83 fu dedicato nuovamente nel 69. Per la stessa ragione
11 Degrassis Folge das Datum um 71/70 v. Chr. angenommen27. Stimmen wie die der Verfasser der Sammlung Ancient Roman Statutes klangen ganz isoliert: »The treaty may have been made as a result of the operations in Thrace prior to the war planned to suppress piracy, ca. 100 B. C. The phraseology of the treaty seems to resemble closely that made with Cibyra, and the restoration of the formula is from this document«28. Erst 1969 ist der »feste« Anhaltspunkt in Frage gestellt worden29. Alexandra Suceveanu hatte nämlich in einer kurzen, aber dichten Notiz30 vorgeschlagen, in dem fanum Concordiae kaum das Heiligtum in Rom, sondern das gegen das Ende des 1. Jhs. v. Chr. in Kallatis epigraphisch bezeugte icpòv τας 'Ομονοίας31 zu sehen. Diese Lösung war nicht nur wegen der Übereinnon sono d'accordo col Lommatzsch (CIL r· 2676) che attribuisce il documento agli anni immediatamente precedenti il 90. Ho creduto sempre molto poco ai caratteri epigrafici, ci credo ancora meno dopo l'Album dei Gordon. Anch'i supplementi proposti dal Marin sembrano poco convincenti«. 27
R. VOLPE, Histoire ancienne de laDobroudja, Bukarest 1938, 96 (vgl. ders., in: R. VULPE/I. BARNEA, Din istoria Dobrogei II, Bukarest 1968, 25-26); ACCAME, Il dominio, 95; H. BENGTSON, Griechische Geschichte. Von den Anfangen bis in die römische KaiserzeiH, München 1969, 512 und Anm. 3 (»vielleicht«); M. WEGNER, Untersuchungen zu den lateinischen Begriffen socius und societas, Göttingen 1969, 79 (»wahrscheinlich«).
28
A. Ch. JOHNSON/P. R. COLEMAN-NORTON/F. C. BOURNE, in: C. PHARR (Hg.), The Corpus of Roman Law (Corpus Juris Romani) II. Ancient Roman Statutes. A Translation with Introduction, Commentary, Glossary and Index, Austin/Texas 1961, 58 Nr. 53: ca. 105 v. Chr..
29
Obwohl schon PIETRANGELI (wie Anm. 18) vermutet hatte, das fanum Concordiae sei ein Heiligtum von Kallatis und nicht das gleichnamige in Rom - was nun auch einer höheren Datierung des Vertrags Tür und Tor öffnen würde - wurde dieser Bemerkung kaum Aufmerksamkeit geschenkt (womöglich wegen der geringen Zugänglichkeit der Zeitschrift, in der der Aufsatz publiziert wurde). Seinerseits hatte schon vorher ACCAME, Il dominio, 88 Anm. 1 bemerkt, daß »riesce un po' strano quel loco optumo che non compare mai in testi simili in relazione con Roma«, ohne aber daraus chronologische Schlüsse zu ziehen, da er auf S. 95 den Vertrag wie Passerini datierte.
30
A. SUCEVEANU, Douà note privind istoria Moesiei in secolul I ì. e. n., Pontice 2, 1969, 269-274.
31
T. SAUCIUC-SÀVEANU, Ariston, Aristons Sohn aus Kallatis, DaciaN. S. 2, 1958,
12 Stimmung mit einer faktischen Nachricht einer etwa zeitgleichen
Quelle
bemerkenswert, sondern auch wegen der Tatsache, daß somit zum ersten Mal die Beschränkung auf 83-69 v. Chr. (daher auf 71/70 v. Chr.) mit ernsten Gegenargumenten in Zweifel gestellt wurde. Nun öffneten sich wiederum neuen Datierungsmöglichkeiten
Tür und Tor. Jedoch
ruhte
Suceveanus
32
Beweisführung ζ. Τ. auf schwachen Füßen ; zudem verstand er die zeitliche Bewegungsfreiheit im Sinne einer Verschleppung der Inschrift bis in die augusteische Zeit33.
207-225 (vgl. Bull. ép. I960, 265). Dazu weiter IX Nr. 2. Schon vor dem Moment der Edition soll die 1939 gefundene Inschrift verlorengegangen sein, das erhalten gebliebene Photo scheint aber k i ç το iepòv τα]ς ΌμονοίΙα?] zu rechtfertigen (m. E. Upóv anstatt vaóv wie bei Sauciuc-Sàveanu, im Bull. ép. 1960, 265 und bei Suceveanu; iepóv auch bei PIPPIDI, Scythica Minora, 182). Sauciuc-Sàveanu hat als erster darin dasfanum Concordiae gesehen, ohne aber etwas an Passerinis Ergänzung der letzten Zeilen (die er übrigens auch nicht zitiert) im diesbezüglichen Sinne zu ändern: »Von diesem Heiligtum in Kaliatis zeugt auch die von uns in Dacia III-IV, 1927-1932, S. 456 und ff., Zeile 15, veröffentlichte lateinische Inschrift. Dort erfahren wir, daß die zwischen den Römern und der Stadt Kallatis getroffene Vereinbarung loco optumo infaano Concordiae aufzubewahren sei« (20). 32
SUCEVEANU, a. O., 272-273, beruft sich sowohl auf Accame als auch auf SauciucSäveanu (Anm. 29 und 31) und führt fort, daß ein solch bedeutender Tempel (ναός nach Sauciuc-Säveanu) wie jener der Concordia in Rom mit der Bezeichnung fanum kaum in Einklang zu bringen wäre; dabei übernimmt er eine Äußerung von SAMTER, RE 6, 1909, 1996, s. ν. fanum : »Vorwiegend werden aber aedes außerrömischer Gottheiten als fana bezeichnet«. Gegen dieses Argument s. Anm. 36. Außerdem hebt Suceveanu die Tatsache hervor, daß in demselben Tempel (i. e. Heiligtum) von Kallatis sowohl die Ehreninschrift für den Wohltäter Ariston als auch die Kopie des Vertrags aufgestellt wurden, wobei er Euergesia mit Concordia verbindet (dazu weiter unter IX). An die (falsche) Lesung Marins anknüpfend (Z. 14) - ho[c] anstatt atq[ue] (wie der Stein; dazu weiter unter II) - folgert Suceveanu, daß »dieses« Exemplar nur das aus Kallatis hätte sein können.
33
Das wichtigste und ohne weiteres stichhaltige Argument von Suceveanu ist, daß der Vertrag von Kallatis der einzige aus der ganzen republikanischen Zeit ist, der in einer griechischen Stadt in seiner lateinischen Fassung aufgestellt wurde (272). Dazu aber ausführlich unter Vu. Endlich bemerke ich, daß SUCEVEANU, a. O., 2 7 4 , entweder eine höhere Datierung (vor Mithridates) oder eine spätere (in die augusteische Zeit) annahm. Erst in den darauffolgenden Werken gewährte er der zuletztgenannten Lösung den Vorzug: Viaça economica in Dobrogea romana (secolele Ι-ΠΙ
13 Eine gründliche Neubehandlung des Zeitpunktes des Vertrags ist schließlich Dionisie M. Pippidi zu verdanken34. Auf Passerinis Rekonstruktion fußend35 setzte sich Pippidi sowohl mit Marin als auch mit Suceveanu auseinander. Berechtigterweise warf er dem ersteren den methodologischen Irrtum vor, sprachliche Belege ungleichen Wertes nur aus jener Zeit vorgelegt zu haben, wo er von Anfang an die Inschrift hätte ansetzen wollen, dem letzteren die Unzulänglichkeiten seiner Wiederherstellung der letzten Inschriftenzeilen und seiner Ausführungen zur Identifizierung des fanum Concordiae mit dem gleichnamigen Heiligtum aus Kaliatis36. Pippidi bemühte sich vor allem, das historisch gewonnene Datum 71/70 v. Chr. mit den - von Lambrino bis auf ihn selbst - festgestellten eigentlich untypischen Archaismen des Inschriften Wortlautes in Einklang zu bringen; diesbezüglich führte er Beispiele aus fest datierbaren spätrepublikanischen Inschriften an, welche angeblich dieselben Besonderheiten wie unser Text bis etwa in die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. belegten37. Da Pippidis Beiträge zu Standardwerken geworden e. n.), Bukarest 1977, 15 f. und 53; ders., Sugli inizi della dominazione romana in Dobrugia. Punti di vista e controversie, QC 2, 1980, 469-499; ders., in: A. SUCEVEANU/A. BARNEA, La Dobroudja romaine, Bukarest 1991, 23 f., 28, 39. 34
PIPPIDI, Scythica Minora, 172-181; vgl. 159-171; ders., I Greci, 143-145.
35
Ders., Scythica Minora, 173 f. und 178.
36
Zu Marins Behandlung des sprachlichen Aspekts s. Anm. 22. Gegen Suceveanus Identifizierung des fanum Concordiae mit dem Upòv τας 'Ομονοίας auf Grund der Bedeutung des Begriffes fanum s. Scythica Minora, 180 Anm. 45, wo fanum = ιερόν = »Heiligtum« (»en entendant par ce terme l'édifice sacré et l'enclos où il est érigé«) und îemplum = ναός (»désigne plus spécialement la bâtisse destinée à la divinité, sa maison«) angedeutet werden.
37
Ebd. 175: »Que n'a-t-il pas jeté un coup d'œil sur la lex municipii Tarentini, de 8 9 , sur la lex Cornelia de XX quaestoribus, de 81, ou encore sur la lex Antonia de Termessibus, qui est de 71 av. notre ère, date présumée du foedus callatien? Il y eût trouvé à foison non seulement des exemples de aei pour ai ou ae, de ei pour ai ou aey de ei pour / et de ou pour w, mais aussi des graphies comme pequnia, quoia, queicomquey des vocales géminées comme iuus (et aussi ious, iouris), en un mot la plupart des particularités phonétiques et morphologiques relevées dans le fragment qui retient notre attention, ce qui prouve, s'il en était encore besoin, qu'il est pour le moins imprudent d'essayer de fixer la date d'un texte de cette sorte en se fondant uniquement sur des faits de langue«. Vgl. ebd. Anm. 24: »Cela est si vrai, qu'on peut
14 sind und da sie den ganzen von Lambrino begonnenen und von Passerini, De Sanctis und Degrassi fortgeführten Aufbau bekrönten, hat sich das Datum um 71/70 durchgesetzt, wenngleich es z. T. in manchen Synthesewerken oder etlichen Beiträgen, die das in Frage kommende Problem nur streiften, mit einem Vorsicht bedeutenden Fragezeichen versehen wurde38. Unanfechtbar war es aber kaum, und dies nämlich wenigstens in zwei Punkten: einerseits war die sprachliche Datierung nicht allzu überzeugend, andererseits bestand die Schwierigkeit fort, historisch-rechtlich die Ansetzung des Vertrags gerade in das Jahr, in dem Kallatis infolge eines Feldzuges erobert wurde, zu erklären. Andrew W. Lintott widmete dem Vertrag zwischen Rom und Kallatis ein paar Zeilen in einem Aufsatz, der andere Fragen zu behandeln hatte39 und auf den ich noch zurückkommen werde, wobei er den Abschluß des Bündnisses um 100 v. Chr. datierte und ihn in Zusammenhang mit den von der derzeit neuentdeckten Inschrift aus Knidos angedeuteten Ereignissen in Thrakien brachte40. relever quelques-unes des particularités dont il vient d'être question jusque dans la lex lidia municipalis (CIL V· 593 = ILS 6085), qui est de 45 av. notre ère«. Dazu aber Anm. 43 und ausführlich unter VI 3. E. SALOMONE GAGGERO, Relations politiques et militaires de Mithridate VI Eupator avec les populations et les cités de la Thrace et avec les colonies grecques de la Mer Noire occidentale, Pulpudeva 2, 1978, 300 Anm. 31; B. C. McGING, The Foreign Policy of Mithridates VI Eupator King of Pontus, Leiden 1986, 58 Anm. 65; J.-M. BERTRAND, in: Cl. NICOLET, Rome et la conquête du monde méditerranéen. 264-27 avant J.-C. Π. Genèse d'un empire 3 , Paris 1991, 810 f.; M. SARTRE, L'Orient Romain. Provinces et sociétés provinciales en Méditerranée orientale dAuguste aux Sévères (31 avant J. C.-235 après J. C ) , Paris 1991, 253. Die Liste mag jederzeit bereichert werden; es genüge aber zu erwähnen, daß ich selbst in früheren Aufsätzen das Datum um 70 v. Chr. angenommen hatte, z. B.: Untersuchungen zur Geschichte des Territoriums von Kallatis in griechischer Zeit, Dacia N. S. 35, 1991, 116. A. W. LINTOTT, The Capitoline Dedications to Jupiter and the Roman People, ZPE 30, 1978, 137-144. Ebd. 139, unter Hinweis auf M. HASSALL/M. CRAWFORD/J. REYNOLDS, Rome and the Eastern Provinces at the End of the Second Century B. C. The so-called «Piracy Law» and a New Inscription from Cnidos, JRS 64, 1974, 195-220, col. IV,
15 Unter Berufung auf Lintott unternahm danach Harold Β. Mattingly in einer SpezialStudie41 einen neuen Versuch, eine Datierung in die Jahre 114-107 v. Chr. zu untermauern. Ansporn dazu gab ihm eine inzwischen entdeckte Inschrift, welche den Text des Vertrags zwischen Rom und Maroneia trug42. Damit verglich er den Text der kallatianischen Inschrift, wobei er einzelne feine Formelschwankungen in der Reihe der uns bekannten Verträge vom Ende des 2.-Anfang des 1. Jhs. v. Chr. feststellte und ihnen gleich einen chronologischen Wert verlieh. Danach kam er wieder auf die Sprache: »The epigraphic evidence frankly favours the early dating. We must remember that we have just 46 words or part-words in all and that they include such old spellings as pecunia, poplus, adere, ahenam, adiovanto. It is the high proportion of these spellings that counts. Individually they can, of course, be paralleled in the Sullan period and after. But they are typical of the generation before the Social War«43. Endlich fand er, daß »the period from 114 to 107 B. C. has great attraction«, indem er die Ereignisse in Makedonien und Thrakien schilderte, um abschließend zu folgern: »In this context of tribal disturbances from the Strymon to the Euxine, of widespread anti-Roman feeling, it would have been as natural for the Romans to look for friends among the Greek Pontic colonies as for some threatened colony to look for Roman protection«44. Z. 6 ff. Dazu weiter unter VIII. 41
MATTINGLY, Rome's Earliest Relations, 239-252. D. TRIANTAPHYLLOS, Συμμαχία Ρωμαίων και Μαρωιατώι>, Θρακική Επετηρίδα 4, 1983, 419-449. Zur Zeit des Aufsatzes von Mattingly war die In schrift noch unveröffentlicht. Der englische Gelehrte benutzte das schon in BCH 102, 1978, Abb. 176, publizierte Photo (vgl. MATTINGLY, a. O., Anm. 34). Unter Mitwirkung von A. W. Lintott, der ihm »a copy of his dummy restorations for Callatis, based on translation from the Maronea treaty« zur Verfügung gestellt hatte (ebd. Anm. 37), soll Mattingly eine eigene Rekonstruktion des kallatianischen Textes erarbeitet haben, von der er allerdings nur ein Beispiel anfuhrt (s. weiter unter V) und soviel enthüllt, daß »the line average from 45 to 50 letters probably« wäre (245).
43
MATTINGLY, Rome's Earliest Relations, 245.
44
Ebd. 246. GRUEN, Hellenistic World H, 740 scheint Mattingly beizupflichten, obwohl er dessen Aufsatz hier nicht zitiert »a more likely occasion, perhaps, was
16 Vasile Lica beschäftigte sich seinerseits vornehmlich mit den rechtlichen Fragen und führte gute Argumente dafür an, daß der Vertrag keinesfalls nach einer Niederlage im Zweiten Mithridatischen Kriege abgeschlossen werden konnte. Allerdings schlug er ein Datum um 85 v. Chr., nach dem Ersten Mithridatischen Krieg vor45, was m. E. historisch unbefriedigend ist, da Kallatis allem Anschein nach seit dem Vorabend des ersten Krieges bis auf den Feldzug des Lucullus ununterbrochen unter der Kontrolle des pontischen Königs geblieben ist. Schließlich möchte ich auf den ausführlichen Kommentar von Johannes Krummrey auf Grund des Nachlasses Degrassis in den addenda des CIL fi hinweisen46, der die ganze Literatur und alle Stellungnahmen bis auf den Beitrag von Lintott kritisch beurteilt. Zusammenfassend ergibt sich also folgendes Bild: 1. Ist das erwähnte fanum Concordiae das Heiligtum in Rom, so ist die Ausnahme, daß das Exemplar in Rom hier und nicht wie üblich im JupiterTempel auf dem Kapitol aufgestellt wurde, nur dadurch zu erklären, daß dieser letztere 83 einem Brand zum Opfer gefallen war und erst 69 v. Chr. wiederaufgebaut wurde. Daraus ergebe sich eine Datierung des Vertrags zwischen 83 und 69 v. Chr., welche mit der Überlieferung um M. Licinius Lucullus Varro blendend harmonieren würde. Dafür treten als bedeutende Unzulänglichkeiten die recht archaische Schreibweise und die historischrechtlich wenig passenden Umstände hervor. 2. Ist dagegen das erwähnte fanum Concordiae das Heiligtum in Kallatis, so gibt es im Prinzip keinen ernsten Grund mehr, an dem oben angeführten Datum festzuhalten. Demnach kämen, angesichts der historischen Abläufe nur folgende Möglichkeiten in Frage:
the period 114-107«. Für das Ende des 2. Jhs. v. Chr. entscheidet sich auch J.-L. FERRARY, Traités et domination romaine dans le monde hellénique, in: L. CANFORA/M. LIVERAN1/C. ZACCAGNINI (Hg.), I trattati nel mondo antico. Forma, ideologia, funzione, Rom 1990, 225. 45
V. UCA, Dasfoeduszwischen Rom und Kallatis, StudClas 28-30, 1992-1994, 2738.
46
CIL I 2 , 2, fase. 4, cura Atilii Degrassi, addenda tertia auxit et edenda curavit Ioannes Krummrey (1986), p. 915 unter Nr. 2676.
17 a) vor ca. 90 ν. Chr., d. h. vor der Errichtung der mithridatischen Oberho heit an der Westküste des Pontos; b) nach ca. 31 (Actium), d. h. irgendwann in der ersten Hälfte der augusteischen Zeit47. Die einleitende Hauptfrage lautet also: Welches fanum Concordiae ist in der Inschrift gemeint? Andererseits sei mir die Bemerkung gestattet, daß Passerinis Wendungen, obwohl »assai felice«48 oder »acute«49 für die einen, »adventurous«50 dagegen für die anderen, weiterhin die einzige zuverlässige Basis für das Verständnis des Wortlautes darstellen, wenn wir freilich Marins Bemühungen {minore fructu)51 außer acht lassen. Bekanntlich gibt es in den erhaltenen griechischen Fassungen von gleichartigen Verträgen gewisse Schwankungen im Gebrauch der einzelnen Wendungen und Begriffe. Seit Täublers Zeiten fehlt darin jedwelcher Systematisierungsversuch. Demnach nehme ich mir als Aufgabe vor, die »Basis« nachzuprüfen, um eine neue Edition des Textes vorzulegen. Wortlaut und Datierung sind untrennbar; ohne eine zuverlässige Edition des Textes - die selbst chronologisch auswertbare Elemente
hervorzuheben
vermag - erübrigt sich die Polemik um den zeitlichen Ansatz.
Zum Datum und zu den Umständen der Errichtung der römischen Macht an der westlichen Pontosküste s. A. AVRAM, P. Vinicius und Kaliatis. Zum Beginn der römischen Kontrolle der griechischen Städte an der Westküste des Pontos Euxeinos, in: G. R. TSETSKHLADSE (Hg.), The Greek Colonisation of the Black Sea: Historical Interpretation of Archaeology, Stuttgart 1998 [Historia, Einzelschriften, im Druck], und hier weiter unter IX. 48
So D(e) S(ANCTIS) (vgl. Anm. 14), 424; vgl. PIPPIDI, Scythica Minora, 174.
49
So ACCAME, Il dominio, 95.
50
So GRUEN, Hellenistic World Π, 740 Anm. 52; für Passerinis Rekonstruktion »is insufficient room on the stone«.
51
So DEGRASSI (vgl. Anm. 21); vgl. GRUEN, Hellenistic World II, 740 Anm. 52: »a more sober, but still speculative, reconstruction«. Der einzige, der Marins Wiederherstellung vorzieht, ist m. W. SUCEVEANU (wie Anm. 30), 273; ders., QC 2, 1980 (wie Anm. 33), 476: »lettura [...] più plausibile di quella di Passerini in quanto è più conforme alle dimensioni esatte della pietra«.
18 Π. DIE BESCHREIBUNG DES INSCHRIFTENTRÄGERS
Die Inschrift1 wurde auf eine zur Zeit im Nationalmuseum für Rumänische Geschichte aufbewahrte Platte aus Marmor2 eingegraben. Der 24 cm hohe, 18
Von Anfang an ist zu bemerken, daß LAMBRINO der einzige geblieben ist, der die Inschrift technisch de uisu behandelt hat. Davon hat er in seinem Aufsatz eine gute Zeichnung (»fac-similé«) publiziert: Inscription latine, 279. Passerinis Ausführungen beruhen hauptsächlich auf einem Photo, das ihm von Lambrino geschickt wurde; vgl. D testo, 57: »Π prof. Lambrino, con una cortesia di cui non posso abba stanza ringraziarlo, mi ha inviata una nitida fotografia della pietra, e, controllando paziamente alcune mie letture, mi ha permesso di fare, per quello che a me sembra, qualche progresso nell'intelligenza del documento«. In der CIL-Ausgabe hat Lommatzsch die Angaben von Passerini benutzt.- Der Rumäne D. S. Marin war seinerseits schon während des Zweiten Weltkrieges in Italien geblieben und als er seinen Aufsatz publizierte (1948) konnte er wegen des kurz davor errichteten Eisernen Vorhangs nicht einmal jene Kontakte zu den rumänischen Kollegen mehr haben, die einst Passerini mit Lambrino, viele Jahre danach, trotz der allerdings etwas lockerer gewordenen, jedoch immer noch gespannten politischen Situation, Passerini bzw. Degrassi mit Pippidi verbanden. Pippidi hat den Stein natürlich behandelt, aber in seinen Aufsätzen hat er sich fast ausschließlich auf die Datierungsfrage bezogen und nie eine Beschreibung des Inschriftenträgers geliefert. Photos davon hat er Degrassi geschickt; vgl. A. DEGRASSI, Inscriptiones Latinae Liberae Rei Publicae. Imagines, Berlin 1965, p. 318 (Nr. 398): »im. phot, dono misit D. M. Pippidi«. Suceveanu folgt seinerseits den Ausführungen von Marin (vgl. I Anm 51).- Außer der schon erwähnten Zeichnung von Lambrino wurden im Laufe der Zeit folgende Photos von der Inschrift publiziert: DEGRASSI, ILLRP. Imagines, Nr. 398; D. M. PIPPIDI, Din istoria Dobrogei I, Bukarest 1965, 278, Abb. 79; ders., I Greci, Taf. 61; ders., Scythica Minora, Taf. ΧΙΠ. Natürlich hat die ausgezeichnete technische Qualität des Nachdruckes in Degrassis Imagines die Möglichkeiten der anderen Publikationen bei weitem überflügelt. Zudem ist auch an die von D. S. MARIN, Π foedus romano con Callatis, Epigraphica 10, 1948, 104 als Anhang angegebene zeichnerische Rekonstruktion zu erinnern.- Somit wird es einmal mehr ersichtlich, daß wie im Falle etlicher Inschriften, die großes Interesse hervorgerufen haben, der direkte Kontakt mit dem Stein sehr ungleich zum Umfang der sich daran angesammelten Literatur bleibt. Deshalb halte ich eine Neubehandlung des Inschriftenträgers für die weiteren Ausführungen für unentbehrlich. Inv. 18 739. Der Stein lag ehemals im Nationalen Antikenmuseum (dort Inv. L 1661) und wurde 1971 durch ein Protokoll dem Nationalmuseum für Rumänische
19 cm breite und 7,2 cm dicke Marmor ist oben und links abgebrochen; dagegen sind der rechte Rand fast bis auf den oberen Bruch und am unteren Teil der für die Festigung der Stele auf einer Basis bestimmte Zapfen erhalten geblieben3. Der Zapfen ist 4 cm hoch und beginnt nicht direkt am rechten Rande sondern 1 cm nach innen. Der Vorderseite der Platte gegenüber liegt er 0,4 cm tiefer. Die Rückseite der Platte wurde nicht bearbeitet. Obwohl der rechte Rand erhalten wurde, ist das Inschriftenfeld an der rechten Seite an mehreren Stellen abgesplittert. Fast die ganze rechte Seite der Stele weist Spuren von einem Sekundärbrand auf, was vermutlich auf die Zerstörung des öffentlichen Gebäudes, in dem die Platte zur Schau aufgestellt worden war, zurückzuführen ist. Zwischen der letzten Zeile und dem Zapfen gibt es ein 1,4 cm hohes Freifeld (vacai). Da die Buchstaben 0,6 (sehr selten 0,7) cm hoch sind, hätte es also bis auf die untere Kante, welche das Inschriftenfeld vom dort beginnenden Zapfen abgrenzt, genügenden Raum für zwei weitere Zeilen gegeben. Sowohl das Bestehen des vollständigen Zapfens als auch das vacai zwischen der letzten Zeile und dem Beginn des Zapfens führen zum unbestreitbaren Schluß, daß wir über das Ende des Inschriftenwortlautes verfügen. Also ist Passerinis Versuch, weitere Zeilen hinzuzufügen (s. I), von vorneherein verfehlt4.
Geschichte ausgeliehen. 3
LAMBRINO, Inscription latine, 280 weist nur darauf hin, daß »le bord à droite s'est conservé«. Seiner Edition (s. I) ist aber zu entnehmen, daß er richtig bemerkt hatte, daß der Text bis auf das Niveau der letzten Zeile erhalten geblieben ist, soweit er nach Z. 15 keine Punktierung benutzt und die Z. 15 selbst mit einem Endpunkt versieht. Über den Zapfen aber sagt er nichts, und aus der sonst sehr sorgfältigen Zeichnung geht dies für den Leser nicht ohne weiteres hervor. Für Passerinis Lösung s. folgende Anm..
4
Merkwürdig scheint mir dabei, daß PASSERINI dies festgestellt hatte, daher aber einen unerwarteten und wenig glaubhaften Schluß gezogen hat, Π testo, 58: »É poi da notare che sotto l'ultima riga del nostro firn, appare spazio sufficiente per una eventuale continuazione: il testo terminava dunque colla riga 15. Poiché al testo, come vedremo, bisogna integrare un notevole numero di parole, è necessario ammetere che il testo continuasse a destra, sullo stesso blocco ο su di un un blocco gi ustapposto. Noi abbiamo dunque la metà sinistra del documento«. Vgl. aber richtig
20 Andererseits mag die Massivität des Zapfens (nur 0,4 cm weniger dick als die Platte als solche und allein 4 cm hoch gegenüber der gesamten Höhe von 18 cm des erhaltenen Bruchstückes) auf eine ursprüngliche Stele Auskunft geben, die sowohl ziemlich breiter als auch beträchtlich höher war als das Erhaltene5. Also scheitert Marins Wiederherstellungsvorschlag nicht letzten Endes daran, daß seine Wendungen zu knappe Zeilen und infolgedessen eine geringe Breite bzw. Höhe der Platte voraussetzen, denen gegenüber der Zapfen übermäßig erschienen wäre. Die Schrift weist verhältnismäßig tief eingemeißelte Buchstaben sehr dünnen Zuges auf. Spuren von apices sind eher eine Seltenheit, auch gibt es keinerlei Indizien für réglages. Wie ich schon gezeigt habe, sind die Buchstaben 0,6 cm hoch; gelegentlich erreichen sie eine Höhe von 0,7 cm. Die Entfernung zwischen den Zeilen beträgt ebenfalls 0,6 cm. Zwischen den einzelnen Worten gibt es Trennpunkte, die an der Mittellinie der Zeilenhöhe sorgfältig eingemeißelt wurden. Davon gibt es aber auf dem erhaltenen Bruchstück auch sichtbare Ausnahmen: Z. 10 rechts fehlt der Punkt nach O, dagegen vacat 1 cm, was als befriedigender Ersatz dafür gilt6; ein Stück weiter gibt es keinen Punkt zwischen SEI und QVID7. Z. 13 fehlt der Punkt zwischen ID und SOCIETAT[-. In den meisten Fällen besteht auch an den unlesbaren Stellen der nötige Raum, um außer den zu ergänzenden Buchsta-
MARIN (wie Anm. 1), 106: »Quello che non tiene in dovuto conto il Passerini e che in seguito metterà in serio pericolo l'intera sua ricostruzione è la chiara ed evidente constatazione del Lambrino che: «Le bord à droite s'est conserv黫. Diese Bemerkung verdanke ich Prof. Dr. Juri G. Vinogradov (Berlin, März 1994). Dem allgemeinen Brauch nach soll die Höhe der Stele größer gewesen sein als die Breite (Hinweis von Prof. Dr. C. C. Petolescu, Bukarest, Dezember 1993). D. h. nun methodologisch, daß unter der Voraussetzung, daß die Zeilenlänge auf zuverlässigen Basen bestimmt werden kann und also die Breite sich etwa einschätzen läßt, eine die Breite überholende Höhe zu postulieren ist, demnach epigraphische Erklärungen für die sich ergebenden fehlenden Zeilen zu finden sind. PASSERINI, Π testo, 58: »come vedremo, qui incomincia un nuovo paragrafo del documento«. Daher auch die Lesungen von Lambrino (seiquo; am Ende allerdings falsch; s. folgende Anm.) und Lommatzsch: seiquid in einem Wort (grammatisch an sich annehmbar).
21 ben auch die Anwesenheit der Punkte vorauszusetzen. Endlich bemerke ich, daß der Zwischenraum zwischen den Buchstaben allgemein ca. 0,3 cm beträgt; er vergrößert sich aber beträchtlich zwischen jenen benachbarten Buchstaben, die dreieckiger Form sind oder eine breite Öffnung der Arme aufweisen.
Bemerkungen zur Form der Buchstaben: A mit schräg nach links gerichtetem, von der Mitte des rechten Fußes ausgehendem Mittelstrich; Β mit schmalen Schleifen (wie R); C vollständig rund, mit dem Zirkel gezeichnet (wie Ο und Q); D mit breiter Schleife und abgerundeten Einfallwinkeln zwischen der Schleife und dem senkrechten Strich, was ihm augenscheinlich das Aussehen eines Ο verleiht (mit dem er manchmal auch verwechselt wurde)8; E mit schmalen horizontalen Strichen (jede davon weniger lang als die Hälfte der Höhe); F mit denselben Besonderheiten wie E; H mit dem Horizontalstrich gleicher Länge wie die Höhe der Füße; L mit senkrechtem Fuß und schmaler waagerechter Sohle; M mit schrägen, sich weit öffnenden Füßen und mit etwa um die Hälfte der Buchstabenhöhe liegendem Einfallwinkel der Armen; Ν mit senkrechten Füßen, von denen der rechte von derselben Höhe wie der linke ausgeht, aber sichtbar kürzer ist; Ο vollständig rund, mit dem Zirkel gezeichnet (wie C und Q); Ρ mit unten ungeschlossener Schleife, unter zwei Varianten: -
8
mit halbrunder Schleife (die aber breiter ist als bei Β und R);
So z. B. Lambrino Z. 10: seiquo anstatt SEIQVID = sei quid (vgl. PASSERINI, II testo, 58).
22 -
geradezu rechteckigen Aussehens (wie etwa ein griechisches IT, mit dem rechten Fuß an der Hälfte der Buchstabenhöhe aufhörend), nur mit etwa abgerundetem Winkel rechts oben;
Q mit demselben Charakteristikum wie C und Ο und mit horizontalem Schwanz nach rechts wie eine Sohle; R mit denselben Besonderheiten wie B; S etwas nach rechts geneigt und mit schmalen, wenig profilierten Schlei fen; V mit merkwürdig breiter Öffnung; X aus zwei perfekten Quadratdiagonalen bestehend. Ich habe diese Beschreibung eher der Präzision zuliebe geliefert, weil ich mir sonst der Schwierigkeit bewußt bin, die paläographischen »Besonderheiten« der republikanischen Inschriften zu definieren. Zudem wäre es methodologisch verfehlt, damit zu spekulieren, wenn von der Annahme ausgegangen wird, daß die kallatianische Inschrift das Werk eines örtlichen Steinmetzens ist. Merkwürdig scheint mir alles in allem nur die Form von Ρ mit ihren zwei Varianten, von denen die eine auf das ursprüngliche griechische Π mit kürzerem rechtem Fuß verweist9, die andere dagegen dem klassischen Aussehen näher liegt, ohne aber auf die Besonderheit zu verzichten, daß die Schleife unten ungeschlossen bleibt. Wichtig für die weiteren Ausführungen ist dagegen die allgemeine Bemerkung, daß das Aussehen der Inschrift überhaupt, besonders aber die Verwendung der Trennpunkte deutlich zeigen, daß der Steinmetz mit der Bronzetafel vor Augen gearbeitet hatte. Die kallatianischen Inschriften der hellenistischen und frühkaiserlichen Zeit haben - einige wenig aussagende Stellen ausgenommen - nie Trennpunkte benutzt, jedenfalls war dies kein systematischer Gebrauch. Außerdem hat es sich ergeben, daß die kallatianische Inschrift, obwohl in Kallatis angefertigt, in der Schrift keinerlei
»Besonderheiten«
örtlichen Gepräges aufweist, sondern ihre Parallelen in italischen, vor allem
9
Diese Besonderheit bemerkte als erster LAMBRINO, Inscription latine, 282 f.: »La lettre Ρ ayant la forme d'un Π, quoique très ancienne, persiste dans les inscriptions jusque vers le milieu du I e r siècle av. J. C«.
23 auf Bronzetafeln eingegrabenen Inschriften findet (dazu VI d). Der kallatianische Steinmetz hat also über die in Rom angefertigte und nach Kallatis geholte Bronzetafel verfügt, welche die Kopie nach der in Rom aufgestellten tabula war10. Ob aber die Verteilung der Zeilen auf Bronzetafel und Stein dieselbe war, bleibt freilich unbeantwortbar. Nach all diesen technischen Vorbemerkungen komme ich nun auf die Buchstaben (und Reste von Buchstaben), die ich nach wiederholten Prüfungen des Steines habe sehen bzw. vermuten können11. Z. 1. Unmittelbar nach dem oberen Bruch gerade über dem Zwischenraum zwischen V und Ο von QVO aus Z. 2 sehe ich den unteren Teil eines m. E. für sicher geltenden A (so auch Lambrino). Der nächste Buchstabe ist nicht herauszubekommen; man sieht nur den unteren Teil eines senkrechten Fußes: I oder Τ (viel weniger wahrscheinlich F). Reste von einem oder zwei Buch staben sind etwa auch vorher (über den Buchstaben LO aus Z. 2) eher zu spüren als zu sehen, aber daraus läßt sich überhaupt nichts folgern. Also begnüge ich mich mit AT oder wohl AI. Z. 2. Nach dem Bruche links glaube ich an einer recht eradierten Stelle fragmentarisch MA gesehen zu haben; unmittelbar danach steht IX>QVO»PO sicher. Zu Lambrinos Lesung würde ich also nur das anfangs stehende M hinzufügen, das sonst auch der sicheren Ergänzung zu entnehmen war. Also MALO»QVO«PO (links und rechts uneinschätzbare Lücken).
Über den Umgang mit den Bronzetafeln s. VII 3. Anbei möchte ich gerne betonen, daß es sich um jene Buchstaben handelt, die ich gesehen habe oder nur den Eindruck hatte, sie gesehen zu haben. Keineswegs möchte ich beanspruchen, daß über meine Lesung nicht weiterzukommen ist, und noch weniger, daß sie von nun an für endgültig gelten würde. Mir ging es vor allem darum, meinen weiteren Ausführungen eine befriedigende Ausgangsbasis zu verleihen. Nachprüfungen werden selbstverständlich jederzeit willkommen sein, umsomehr, wenn sie unter Umständen gründlich Neueres dazu geliefert haben würden.- Ob vermöge ihres Alters und der nicht immer geeigneten Aufbewahrungsbedingungen die Inschrift jetzt schwieriger zu lesen ist als zu Lambrinos Zeiten, kann ich allerdings nicht entscheiden.
24
Ζ. 3. Beinahe unmittelbar unter den erhaltenen Buchstaben der vorigen Zeile sehe ich wie Lambrino T«B[..]LVM»FACE (links und rechts uneinschätzbare Lücken). Zwischen Β und LVM sicher Raum für zwei Zeichen. Z. 4. Der zweite sichtbare Buchstabe (Q) liegt etwa unter dem Τ aus der vorigen Zeile. Insgesamt lese ich EQV[JIA»ADIOVANTO (gegenüber Lambrino glaube ich auch etwas vom Ν von ADIOVANTO herausbekommen zu haben). Rechts Raum für etwa sechs Zeichen (von denen das erste sicher der Punkt nach dem letzten Wort gewesen sein muß). Z. 5. Der erste sichtbare Buchstabe (P) steht etwa unter dem Zwischenraum zwischen E un Q aus der vorigen Zeile. Sonst überhaupt keine Schwierigkeit: PLO'CALLATINO-BELLV[.] vacai. Die Zeile muß mit bellu[m] aufgehört haben, denn danach scheint mir die Platte bis zu ihrem rechten Rand an sich lesbar gewesen zu sein, wenn da wirklich Buchstaben gestanden hätten. Im Gegensatz zu Lambrino würde ich nicht mit weiteren vier Zeichen rechnen12. Z. 6. Der erste sichtbare Buchstabe (A) steht fast unter dem Z. 5 anfangs zu lesenden P. Danach sind vielleicht alle Buchstaben bis zum Rande lesbar: ANO-QVEIVE[-]SVB*INPERIO. Mir scheint, daß auch der untere Teil vom zweiten E zu erfassen ist, danach gibt es Raum für ein Zeichen, das zweifels-
In der ersten Fassung, Der Vertrag zwischen Rom und Kaliatis (CIL Ir 2, 2676), in: B. FUNCK (Hg.), Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters [Akten des Internationalen Hellenismus-Kolloquiums 9.-14. März 1994 in Berlin], Tübingen 1996, 511 hatte ich bellu[mfa]~ angegeben, wobei ich mit dem Punkt nach dem vorletzten Wort und mit zwei weiteren Buchstaben gerechnet habe. Das vacai scheint mir aber jetzt sichtbar. Natürlich hat diese neue Lösung keine wesentlichen Folgen. Da einerseits die Zeilen sehr lang sind (s. weiter unter V), andererseits wegen gewisser weit geöffneter Buchstaben und wegen der Trennpunkte der gleichen Zahl von Buchstaben unterschiedlich große Längen entsprechen können, schließlich auch weil, soweit ich sehe, die Silbentrennung eingehalten wird, können die Zeichen- und bes. die Buchstabenzahl an der rechten Seite zwischen gewissen Grenzen schwanken. Man vergesse auch nicht, daß an gewissen Stellen auch mit weiteren Freifeldern (außer denen, die ich schon festgestellt habe) zu rechnen ist.
25 ohne der Trennpunkt sein muß. Jedenfalls handelt es sich nicht um weitere Lettern nach INPERIO, wie bei Lambrino, der 5 Punkte aufzeichnet13. Z. 7. Die erhaltenen Buchstaben beginnen genau unter dem Anfang der vorigen
Zeile.
Ohne
Schwierigkeit
kann
man
folgendes
lesen:
PLO-ROMANO[-]VTEI»ET. Danach gibt es m. E. Raum für zwei Zeichen. Die 6 Punkte, mit denen Lambrino die Lücke einzuschätzen scheint, sind übermäßig, während Manns Annahme, daß die Zeile mit ET endet nur dann zuträfe, wenn zu beweisen wäre, daß dort ein vacat bestand; leider ist aber der Stein dort abgebrochen. Zwischen ROMANO und VTEI ist der Trennpunkt nicht sichtbar, aber sein Bestehen wird vom merkwürdigen Raum zwischen den zwei Worten bezeugt. Z. 8. Der erste gänzlich sichtbare Buchstabe (R) steht unter dem Ρ von PLO aus der vorigen Zeile. Vor ihm ist ein Ρ nur ζ. Τ. sichtbar (aber die Lesung ist sicher), während nach ihm 10 deutlich zu lesen ist. Danach folgt ein kleiner Bruch gerade zwischen dem Ο und dem Trennpunkt vor dem nächsten Wort. Lambrino hatte die Stelle so gedeutet: »je lis PRIO et après il y a un trou. On distingue cependant, à gauche du trou, une barre verticale. De ses extrémités, partent deux traits vers la droite en se recourbant; est-ce un D?«14 Nur dem ersten Teil dieser Beschreibung kann ich beipflichten, da ich nicht einmal die »barre verticale« gesehen habe, geschweige denn die »deux traits«, welche angeblich ein D zu vermuten erlauben würden15. Marin hat aber diese vorsichtig ausgedrückte Bemerkung von Lambrino übertrieben, um aus priod eine archaische Schreibweise als Argument für seine hohe Datie-
So Lambrino in der Edition (vermöge eines Druckfehlers), trotz der eigenen Zeichnung, aus der hervorgeht, daß nach inperio nicht mehr zu lesen ist. Dagegen richtig Marin, sowohl in der Zeichnung als auch in der Edition. 14
LAMBRINO, Inscription latine, 280.
15
Vgl. PASSERINI, Il testo, 58: »a me non pare da escludere una r, che della lettera è conservato solo il contorno a sinistra; né saprei spiegare una parola uscente in priod«. Vgl. LOMMATZSCH, in CIL I 2 2, fase. 3, p. 832: »VDC D (sic Lambr.), nam pro]priod similemve ablativi formam vetustam in hoc titulo non expectes«. Marin hat aber gerade diese ablativi forma vetusta in seinem Wiederherstellungsvorschlag benutzt (s. folgende Anm.).
26 rung der Inschrift herauszubekommen16. Weiter liest man FAXIT, danach gibt es Raum für zwei Zeichen (von denen eines dem Trennpunkt vorbehalten werden muß) und dann erscheint wieder deutlich OPLO mit Trennpunkt am Ende. Bis zum rechten Rand gibt es noch Raum für 4-5 Zeichen (so auch Lambrino). Die Zeile kann also so gelesen werden: PRIO[.>FAXIT[·.] OPLO·! ]. Z. 9. Vor LVS (Lambrino), das gerade unter PRI aus der vorigen Zeile steht, glaube ich auch einen Teil der Schleife von Ρ gesehen zu haben. Zwischen dem letzten sichtbaren Buchstaben und dem Rand zähle ich etwa 5 Zeichen (wie bei Lambrino). Die Lesung stellt keine besonderen Probleme: PLVS*ROMANVS[«]POPL[ ], wobei der Raum zwischen ROMANVS und POPL auf das ursprüngliche Bestehen eines Trennpunktes hinweist. Z. 10. Das seiquo von Lambrino wurde schon von Passerini zu Recht verbessert, der zugleich auch auf das vacat nach dem ersten sichtbaren Buchstaben (O) hingewiesen hat17; sonst keine Schwierigkeiten in der Lesung: Ο ν SEIQVID*AD*HANCE. Das V ist sehr wenig und das E am Ende nur teilweise sichtbar, beide sind aber sicher. Bis zum Rand zähle ich wie Lambrino noch etwa 5-6 Zeichen (von denen eines dem Trennpunkt nach HANCE vorzubehalten ist). Z. 11. Das agere von Lambrino hat Passerini richtig in ädere verbessert und auch das S vor diesem Wort identifiziert18. Schon vor diesen Buchstaben hatte Lambrino ein Τ richtig gesehen und gezeichnet, jedoch hat er in der MARIN (wie Anm. 1), 106: »Secondo noi, non è da escludere la lettura priod, che si dovrebbe spiegare come un ablativo arcaico uscente in -od in relazione con pop lo che segue àfaxit. Ammettere che all' epoca dell' iscrizione non poteva esserci la desinenza ablativale in -od è una petitio principii, poiché solo i caratteri linguistici dell' iscrizione ci possono fornire nel nostro caso indizi precisi per la datazione del documento«; vgl. 117 f.: »Se la lettura -priod, fatta dal Lambrino e corroborata in seguito dalla nostra ricostruzione, resta accertata, e se abbiamo per conseguenza una desinenza di abl. sing, in ~ody allora ciò fa risalire sempre ad un'epoca più arcaica la conclusione del foedus in parola, poiché nell'antico latino -d dopo vocale lunga si è conservata fino intorno al 200 a. Cr., quando scomparve dalla pronunzia e poi anche dalla grafia«. 17
Vgl. Anm. 6.
18
PASSERINI, Π testo, 58.
27 Edition agere [d. h. ÄDERE] falsch unter SEI aus der vorigen Zeile eintragen und das Τ zu weit nach links rücken lassen. Der Stein zeigt aber unter dem ersten sichtbaren Buchstaben aus der vorigen Zeile (O) die obere Ecke eines dreieckigen Buchstabens, der nur ein A sein kann, danach, etwa unter dem vacat aus der vorigen Zeile, den Oberteil von Lambrinos (und Passerinis) T, endlich eine Lücke von m. E. 3 Zeichen bis zu Passerinis SCADERE. Die zweite Hälfte der Zeile lese ich wie Lambrino, mit dem Unterschied, daß ich der Lücke am Ende nicht 4, sondern nur 2 Zeichen beimesse; zugleich füge ich hinzu, daß nach dem isolierten E von rechts ein Trennpunkt sichtbar ist, was darauf hinweist, daß das Wort dort endet19. Alles in allem lese ich also: AT[...]S*ADERE»EXIME[...]E· . . Manns Ergänzung der ersten Hälfte dieser Zeile ist nicht überzeugend, weil er nur einen der vor ÄDERE sichtbaren Buchstaben berücksichtigt. Z. 12. Der erste sichtbare Buchstabe (V) steht gerade unter AD von ÄDERE aus der vorigen Zeile. Ganz am Ende rechts glaube ich Spuren eines Ο bemerkt zu haben und pflichte Marin bei, daß gerade dort die Zeile endet (nicht wie bei Lambrino, der nach LICET 8 Punkte aufzeichnet); im übrigen lese ich genau wie Lambrino und die anderen: VOLVNTATE-LICETO. Z. 13. Fast genau unter der Gruppe AT aus Z. 11 ist XE zu lesen. Danach folgt eine Lücke, die m. E. nur drei 3 Zeichen fordert (so richtig Marin: 4 Zeichen in seiner Ergänzung; nicht haltbar Lambrino: 6 Punkte). Weiter sehe ich ein I und dann, wie meine Vorgänger, NT, Trennpunkt und die Buchstabengruppe IDSOCIETAT (ohne Trennpunkt zwischen diesen zwei Worten; s. oben). Am Ende sehe ich als allerletzten Buchstaben der Zeile nur einen senkrechten Strich, wahrscheinlich I (es könnte sich wohl auch um ein E handeln). Also lese ich: XE[...1INT»IDS0CIETAT[.]. Z. 14: Die ersten sichtbaren Buchstaben sind NAM, von denen das genau unter dem X aus der vorigen Zeile stehende A sehr wenig an seiner unteren
Ebd. 69 wird. . . volen]t[ibu]s ad(d)ere exime[re v]e[lint] ergänzt, unmöglich weil links A vor Τ steht, rechts nach E der Trennpunkt folgt (außerdem würde die Konjunktion zwischen den zwei Verben fehlen, was störend wirkt); vgl. aber MARIN (wie Anm. 1), 113 f. und ihm folgend DEGRASSI, in ILLRP Π 516: exime[rev]e
[velini].
28 Hälfte sichtbar ist. Die Lesung der Zeile folgt dann ohne besondere Probleme: •VTEI-SCRIBERETVR. Erst am Ende beginnt die Schwierigkeit. Lambrino hatte dort AC[..] gelesen und nach der Konjunktion ac gesucht, während Marin HO[.] gesehen und hole]
vorgeschlagen hat. Passerini hatte
seinerseits
ursprünglich die Interpretation von Lambrino übernommen, mehrere Jahre später Degrassi brieflich kundgegeben, daß er dort [at]q[ue] lesen würde20. Auf dem Stein sehe ich folgendes: nach SCRIBERETVR gibt es genügend Raum für einen Trennpunkt, danach darf das A für sicher gelten; gleich nach ihm ist der Unterteil eines senkrechten Fußes sichtbar, der nur ein I oder ein Τ sein kann; unmittelbar danach scheint mir jetzt der ursprünglich auch von mir für ein C gehaltene Buchstabe eher auf ein Q hinzuweisen. Der Schwanz ist allerdings nicht sichtbar, aber ich glaube feststellen zu können, daß sich der Kreis schließt. Da die runden Buchstaben alle mit dem Zirkel gezeichnet wurden (s. oben), lassen sie sich leicht verwechseln. Demnach war Marins Bemerkung richtig, daß der letzte Buchstabe kein C ist; allerdings kann man aus dem davor Erhaltenen kein H aufbauen21, weil A doch sicher steht und erst zwischen ihm und dem runden Buchstaben der einzelne Fuß zu bemerken ist. Ohne das Bestehen eines Ο oder Q behaupten zu können, sehe ich angesichts des davor sichtbaren Fußes folgende theoretische Möglichkeiten für die Gruppe von Buchstaben nach SCRIBERETVR: AIO, AIQ, ΑΤΟ, ATQ. Da es sich hier aber sicher um den Anfang eines Wortes handelt, sind natürlich alle Möglichkeiten außer ATQ auszuschließen. Also glaube ich die gesamte Zeile folgendermaßen lesen zu können: NAM'VTEI-SCRIBERETVR[JATQ[..], wobei nach SCRIBERETVR der Trennpunkt zu erwarten ist und bis an den rechten Rand noch zwei Zeichen Platz haben.
Vgl. ILLRP Π 516 und CIL I 2 2, fase. 4, p. 915 unter Nr. 2676. MARIN (wie Anm. 1), 108: »ad un esame più minuto, con la lente, della fotografia, ho potuto distinguere invece chiaramente che per il pretesso A dell' oc non c'è traccia che della parte inferiore di due aste che potevano essere piutosto verticali. Ho pensato dunque ad una H. C segunte ad A appare comme una Ο e sempre alla lente s i può scorgere altresì l'inizio di una curva seguente, certamente quella di una C. Abbiamo quindi hoc, che quadra benissimo col contesto«.
29 Ζ. 15. Diese besterhaltene Zeilenhälfte erlaubt folgende Lesung: 0«OPTVMOMIN.FAANO-CONCOR[.], wobei nach OPTVMO der Trennpunkt zu stellen ist, während am Ende nur ein Buchstabe fehlt; also stand der Göttinnenname abgekürzt geschrieben: CONCOR[D(iae)].
30 ΠΙ. DIE KANONISCHE FORM DER GRIECHISCHEN FASSUNG EINES ZWISCHEN ROM UND EINER STADT AUS DEM OSTEN ABGESCHLOSSENEN VERTRAGS
Bekanntlich ist das Werk von Eugen Täubler maßgebend für die Form und Beurkundung der Verträge, die Rom mit verschiedenen Städten aus dem Osten abgeschlossen hat1. Da es mir hier an erster Stelle nur um die Form, nicht um die rechtlichen Aspekte geht, werde ich im Moment nur dem täublerschen Schema Aufmerksamkeit widmen, um es auf Grund neuerer inzwischen zutagegetretenen Urkunden zu erweitern und zu verfeinern. Von den vielen von Täubler selbst oder von den nachfolgenden Gelehrten in Betracht gezogenen Inschriften, die das Bestehen eines Vertrags bezeugen, werde ich mich ausschließlich auf diejenigen beziehen, welche den Vertrag selbst enthalten oder nur Teile davon. Mit anderen Worten geht es mir hier nicht um die senatus consulta, um die Ehrendekrete griechischer Städte für die ihren Auftrag erfolgreich erfüllenden Gesandten oder um andere Beilagen, die hierzu gehörten und üblicherweise insgesamt kv τώι
€τηφαν€στατωι
2
τοπωι. publiziert wurden . Leider sind die für die folgenden Ausführungen aussagekräftigen Urkunden sehr wenig zahlreich.
1. Verzeichnis der Texte a) Vertrag zwischen Rom und Kibyra: OG1S 762 [Syll 3 . 763], mit den Verbesserungen von TÄUBLER, Imperium Romanum, 55. Datum: nach 188 v. Chr. (?)3.
1
TÄUBLER, Imperium Romanum; vgl. aber zu einer in mehreren Punkten kritischen Beurteilung dieses Buches HORN, Foederati, und HEUSS, Abschluß und Beurkundung.
2
HORN, Foederati, 76 ff.; SHERK, RDGE, 98.
3
OGIS, unter Nr. 762 (W. DITTENBERGER). Vor kurzem hat GRUEN, Hellenistic World II, 731-733, Einwände gegen die traditionelle Datierung ehoben, allerdings
31 b) Vertrag zwischen Rom und Maroneia: D. TRIANTAPHYLLOS, Συμ μαχία
Ρωμαίων
και
Μαρωνιτών,
θρακική 1
Έπ€τηριδα 4, 1983, 419-449
(SEG X X X V 823); vgl. Πρακτικά του Η Δΐ€θνου? καΐ
Λατινική?
Συνβδρίου
Ελληνικής*
Έπιγραφίας-, Athen 1982 [1984], 278-280 mit Abb..
Datum: 167 ν . Chr. 4 .
ohne etwas Konstruktives vorzuschlagen; vgl. 733: »a fixed date for the treaty would be mere guesswork and hence pointless. But nothing compels us to put it before 167 - and certainly not in 188, the least suitable time«. Daß der Vertrag nicht in das Jahr 188 v. Chr. gehört, steht allerdings fest; vgl. M. ERRINGTON, Oca 'Ρώμη und römischer Einfluß südlich des Mäanders im 2. Jh. v. Chr., Chiron 17, 1987, 107-110; J.-L. FERRARY, Traités et domination romaine dans le monde hellénique, in: L. CANFORA/M. LIVERAN1/C. ZACCAGNINI (Hg.), I trattati nel mondo antico. Forma, ideologia, funzione, Rom 1990, 224. Jedenfalls gehört der Vertrag in die erste Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. und ein Datum kurz nach 188 scheint mir doch vorzuziehen zu sein. 4
So der Erstherausgeber, 422 f., 436 und 439, gefolgt mit zusätzlichen Argumenten von L. D. LOUKOPOULOU, Provinciae Macedoniae finis orientalis, in: M. B. HATZOPOULOS/L.D.LOUKOPOULOU, Two Studies in Ancient Macedonian Topography, Athen 1987, 101-110, und von J. STERN, Le traité d'alliance entre Rome et Maronée, BCH 111, 1987, 501-509 (SEG XXXVI 611). Bekanntlich hat L. Aemilius Paullus nach der Schlacht von Pydna (168 ν. Chr.) Abdera, Ainos und Maroneia für frei erklärt (Polyb. 30, 3, 7) und sie nicht an die neugegründete benachbarte makedonische μ€ρίς· angeschlossen (vgl. Diod. 31, 8, 8; T. Liv. 45, 29, 5-6). Die Erwähnung der Demoi TOÎIÇ κ€κριμ€νους· ύττο Λ€υκίο[υ Παύλου] ίλευΒέρους im Text der Inschrift (Z. 8-9; zu der unüblichen Wiedergabe der tria nomina-, LOUKOPOULOU, a. Ο., 105 f. Anm. 31) bietet den Schlüssel für die zeitliche Verankerung des Vertrags an. MATITNGLY, Rome's Earliest Relations, 244, und GRUEN, Hellenistic World II, 738-740, nehmen aus verschiedenen, m. E. nicht stichhaltigen Gründen ein Datum um die Mitte der 40er Jahre des 2. Jhs. v. Chr. an, d. h. nach dem Aufstand von Andriskos; dabei identifiziert Mattingly den Lucius der Inschrift mit dem Lucius Mummius (also nicht mit L. Aemilius Paullus), während Gruen dazu eher zurückhaltend ist, allerdings in der angeblichen Erwähnung des Aemilius Paullus jedenfalls nur einen terminus post quem zu sehen vorzieht. »Nothing in the literary evidence implies or is readily compatible with the idea of a formal alliance in the years immediatly after Pydna. Reference to Paullus in the inscription (assuming the identity) certainly does not imply it«. Nach den Studien von Loukopoulou und Stern lassen sich solche Aussagen kaum mehr treffen, wobei das Datum 167 v. Chr. für sicher gilt; so auch FERRARY, a. O., 224 Anm. 19.
32 c) Vertrag zwischen Rom und Methymna: IG ΧΠ 2, 510 [IGR IV 2], ver bessert durch TÄUBLER, Imperium Romanum, 55 und 59, und durch HILLER von GAERTRINGEN in Syll 3 . 693 5 . Datum: um 130 v. Chr.6. d) Vertrag zwischen Rom und Astypalaia: SHERK, RDGE, 95-96 Nr. 16 (mit komplettem
Lemma). Leider ist der Stein verschwunden
und alle
Wiederherstellungsversuche gehen von der gar nicht einwandfreien Kopie von J. B. G. d'Anse de Villoison aus7. Datum: 105 v. Chr.. e) Vertrag zwischen Rom und Knidos: letzte Edition mit komplettem Lemma bei W. BLÜMEL, Die Inschriften von Knidos I, Bonn 1992 [ K 41], 33.
Täublers Ergänzungen nach dem Muster des Vertrags mit Kibyra sind vorzuziehen. Zu ändern sindm. E. (nach dem inzwischen vorgekommenen Text des Vertrags mit Maroneia) Z. 19-21 in der folgenden Form: [και ò αν προσίτώσιν kv ταις* συνθήκαι? | [τούτο έν€στω, ò àk αν έξέλωσιν kv ταΧς] συνθήκαι? | [τούτο μη ένέστω]. Im Prinzip könnte man Ζ. 8 [μηδέ τοι? πολ€μίοις μητ€ οπλίοι? κτλ. auch so ergänzen: [μήτ€ αυτοί? σίτωι μήτ€ δττλίοι? κτλ. oder [μήτ€ αυτούςσίτωι μήτ€ οττλίοι? κτλ. mit [χορηγ€ίτωσαιΊ anstatt [βοηθ€ΐτωσαν] in Ζ. 9 wie im Vertrag mit Maroneia. Zur Datierung (entweder um 130, sogar etwas früher, oder um 90 v. Chr.) s. die Aufzählung der Meinungen bei BERNHARDT, Imperium und Eleutheria, 109 Anm. 108 und GRUEN, Hellenistic World Π, 741 und Anm. 58-60. Ein Dekret der Neoi aus Methymna (SEG ΙΠ 710 = IG ΧΠ Suppl. 116) spricht über προ? 'Ρωμαίου? ÉÎJI/OICÎV τ€ και φιλίαν und über -προς αυτού? συμμαχίαν während des Krieges kv τήι 'Ασία. Dieser Krieg kann entweder der gegen Aristonikos oder der Erste Mithridatische Krieg gewesen sein. Im erstgenannten Fall soll der Vertrag um 129 abge schlossen worden sein, als die Römer die Provinz Asia errichteten. Leider läßt sich kaum Genaueres treffen, obwohl eher ein höheres Datum annehmbar scheint. Entweder weicht das Formular in manchen Punkten von den üblichen Wendungen ab oder aber lassen sich die angenommenen Formeln in den verfügbaren Raum nicht einfügen. Eine standardisierende Lösung würde dann mit der erhaltenen Kopie von Villoison sehr wenig zu tun haben. Bei aller Unzuverlässigkeit der Überlieferung würde ich an Sherks Edition doch folgendes bemerken: Β 32: δη'μωι τώι ist hinzuzu fügen vor 'Ρωμαίωμ (Druckfehler); Β 39: [τ 61? -πολέμιοι? μήτ€] kann wohl fehlen, zumal die Kopie bloß μήτ€ οττλ angibt; demnach μήτ£ δττλοις· μήτ€ χρημα{τα}σι κτλ., denn sonst würde die Zeile zu lang geraten.
33 Datum: 45 v. Chr.8. f) Vertrag zwischen Rom und Mytilene: IG ΧΠ 2, 35; Syll 3 . 764; SHERK, RDGE, 147-151, Nr. 26 (Vertrag col. d). Datum: 25 v. Chr.. Der einzig vollständig erhaltene Text ist der des Vertrags zwischen Rom und Maroneia. Um nach der kanonischen Form zu suchen» werde ich im folgenden die Z. 10-43 der genannten Inschrift wiedergeben und danach im sogenannten pro causa zusammengestellten apparatus criticus die Varianten verzeichnen, die andere Inschriften (kurz als Kibyra, Methymna, Astypalaia, Knidos, Mytilene bezeichnet)9 aufweisen. 10 Φιλία και συμμαχία καλή Ιστω καΐ κατά γήν καί κατά θάλασσαν €iç τον άπαντα χρόνον, πόλ€μος· 6c μη €στω. Ό δήμο? 6 των Μαρωνίι? τών TOÙÇ πολεμίους· και άντιπολζμίου? του 14 δήμου του 'Ρωμαίων δια ττ\ς Ιδίας· χώρα? καί τ\ς [αν] αυτοί κρατώσιν μή διΐ€τωσαν δημοσίαι ßoyλήι δολωι πονηρώι, ώστ€ τώι δήμωι τώι 'Ρω μαίων και τοΧς υπ' αυτού? τασσόμενοι? πόλ^μον 18 €κφ^ρωσιν, μήτ€ αυτού? σίτωι μήτ€ δπλοι? μηΤ€ ναυσίν μήτ€ χρήμασιν χορηγ€ΐτωσαν δημοσΚαι] βουλήι δολωι πονηρώι, ώστ€ τώι δήμωι τώι Τω_ 8
So C. CICHORIUS, Ein Bündnisvertrag zwischen Rom und Knidos, RhM 76, 1927, 327-329, was heutzutage für gesichert gilt. TÄUBLERs 29/28 v. Chr. (Imperium Romanum, 450-454) wird noch eingehalten von: A. H. M. JONES, The Greek City from Alexander to Justinian, Oxford 1940, 324 Anm. 67; ACCAME, Π dominio, 95; H. G. GUNDEL, Der Begriff Maiest as im politischen Denken der römischen Republik, Historia 12, 1963, 294; D. NÖRR, Imperium und Polis in der hohen Prinzipatszcit, München 1966, 60 Anm. 110.
9
Vor kurzem wurde auch der Text des Vertrags mit Thyrreion, IG EX l 2 , 2,242 (Syll 3 . 732), aus dem Jahre 94 v. Chr. dank eines neuen Fragments ergänzt (unveröffentlichte Dissertation von D. STRAUCH, der mir in Berlin im März 1994 freundlicherweise mitgeteilt hat, daß die Bestimmungen sehr ähnliche Wendungen aufweisen mit den hier aufgelisteten Verträgen).
34 μαίων πόλ€μον €κφ€ρωοτν. Ό δήμος ό των 'Ρωμαί22 ων του? πολ€μίους και άντιπολ€μίους του δήμου του Μαρωνιτών δια τής ιδίας χώρας1 και ης αν αύτοι κρατώσιν μη διΐ€τωσαν δημοσίαι βουλήι δόλωι πονηρώι, ώστ€ τώι δήμωι τώι Μαρωνιτών καί τοις υ~ 26 π' αυτούς τασσόμενοι ς πόλ€μον €κφ€ρωσιν, μήτξ αυτούς σίτωι μήτ€ δπλοις μήτ€ ναυσίν μήτ€ χρήμασιν χορηγ€ΐτωσαν δημοσίαι βουλήι δόλωι πονηρώι του δήμου του 'Ρωμαίων, ώστ€ τώι δήμωι τώι Μαρωνι30 των ττόλ€μον έκφ^ρωσιν. Έάν τις πρότερος €κφ€ρηι τώι δήμωι τών 'Ρωμαίων ή τοις υπό 'Ρωμαίους τασσομ€νοις, τότ€ ό δήμος ό τών Μαρωνιτών τώι δήμωι τών 'Ρωμαί ων κατά το €υ'καιρον βοηθ€ΐτω. Έάν τις πρότ€ρος πόλ€_ 34 μον €κφ€ρηι τώι δήμωι τών Μαρωνιτών ή τοις υπό Μαρω~ νίτας τασσομίνοις, τότ€ ό δήμος ό τών 'Ρωμαίων τώι δή μωι τώι Μαρωνιτών κατά το αγραφ€ντα . . . άι>ατ€θήτω kv TOÎÇ ίπιφανίστάτοις τόποις·)«. Auf diesen Einwand antwortet SUCEVEANU, Sugli inizi della dominazione romana in Dobrugia. Punti di vista e controversie, QC 2, 1980, 477 Anm. 45, daß »per un eventuale ac poneretur, proposto da D. M. Pippidi, non esiste lo spazio sulla pietra«. Dieses letztere würde freilich nur dann stimmen, wenn die von Suceveanu übernommene Lesung bzw. Wiederherstellung von Marin [in tabolam ae]nam utei scriberetur ho[c Romae (ersetzt durch Callati ) loc]o optumo in faano Concor[diae] annehmbar wäre. Ich habe schon gezeigt (Π), daß ho[c] unmöglich und dort dagegen die Konjunktion atq[ue] zu lesen ist, die neben scriberetur (= άναγράψαι) ein Verb wie poneretur oder figeretur (= άι>αθ€ΐναι) nicht nur gestattet, sondern sogar fordert.
41 Daher das erste wichtige, ja sogar entscheidende Ergebnis: Das fanum Concordiae
ist das Heiligtum von Kallaüs, das iepòv
τάς-
'Ομονοίας2.
Demnach kann die Diskussion um den Zeitpunkt der Inschrift auf einer breiteren Ebene geführt werden, da die Beschränkung auf 83-69 v. Chr. ihre angebliche Begründung einmal für immer verliert. Ehe ich aber die Frage der Datierung anschneide, möchte ich ein Nebenergebnis der angeführten Lösung hervorheben, das nicht weniger bedeutend ist. Durch die zwingenden Wendungen3 läßt sich eine Vorstellung über die Länge der Zeilen gewinnen. Ein hervorragender Kenner wie Degrassi mußte zugeben, daß »supplementa perdifficilia evadunt, non solum propter scripturam evanidam, sed etiam quod quantum a sinistra perierit, licet Marin aliter senserit, nos fugit«4. Von nun an glaube ich, dieses Problem gelöst zu haben. Nach meiner Ergänzung zählt die letzte Zeile 56 Buchstaben, von denen 35 in die Lücke an der linken Seite fallen. Für die Wiederherstellung des gesamten Textes stellt sich also u. 2L die zwingende Bedingung, die Wendungen an den sich daraus ergebenden Raum anzupassen. Zweifelsohne sind manche Schwankungen bei solch langen Zeilen höchstmöglich, nur sollen sie die vernünftig annehmbaren Grenzen nicht überschreiten.
2
S. I Anm. 30-32. Dasselbe nahmen ACCAME, Il dominio, 88 Anm. 1; C. PIETRANGELI, La scoperta di nuovi frammenti del senatus consultimi de Asclepiade, BIDR 51-52 (N. S. 10-11), 1948, 287 ff.; SUŒVEANU (vorige Anm.) mit unterschiedlichen bemerkenswerten, wenngleich m. E. auch nicht ausreichenden Argumenten an.
3
kv τώι έπιφαι>€στάτωι τόπωι wird in den griechischen Fassungen nur für die verbündete Stadt gebraucht. Einige Verträge (Kibyra, Astypalaia) betonen kv τώι Upon του Διός· του Κατΐ€τωλίου bzw. kv τώι Καπζτωλίωι ναώ\ του Διός". Mir scheinen diese Wendungen eher Umschreibungen zu sein, deshalb glaube ich nicht, daß die Zeilen der kallatianischen Inschrift durch den Zusatz Romae in tempio loui Capitolini verlängert zu werden brauchen.
4
DLLRP Π, p. 37, unter Nr. 516.
42
V. DIE REKONSTRUKTION DES TEXTES
1. Allgemeines Durch die bisher festgestellte kanonische Form eines Vertrags in seiner griechischen Fassung kann der lateinische Archetyp rekonstruiert werden. Nächste Aufgabe wäre also die Übertragung ins Lateinische, etwa wie es einst in der Absicht von Passerini lag, als eine »ricostruzione [. . .] del senso«. Da aber durch die sichere Wiederherstellung des Inschriftenschlusses auch die Zeilenlänge festgestellt werden konnte, muß der Wiederherstellungsversuch nicht nur die erhaltenen Worte und Formeln einfügen lassen, sondern auch für die sich daraus ergebenden Lücken räumlich passende Ergänzungen aufstellen. Weiter ist auch dem Wortschatz höhere Aufmerksamkeit zu schenken. Es reicht ja nicht, lateinische Termini für die griechischen Stichworte vorzulegen; vielmehr geht es mir darum, nach den Ausdrücken der z. T. inschriftlich oder literarisch überlieferten Amtssprache oder, soweit möglich, nach den sicheren Äquivalenzen zu suchen, welche gegebenenfalls der Gegenüberstellung einzelner Stellen aus Polybios und Titus Livius zu entnehmen sind. Schließlich sollen die Ergänzungen die sprachlichen und graphischen Besonderheiten enthalten, die ich im nächsten Abschnitt behandeln werde. Der Wortschatz bietet durch den Vergleich zwischen dem erhaltenen Teil der kallatianischen Inschrift und den betreffenden Stellen aus griechischen Inschriften ein paar unbestreitbare Äquivalenzen.
43 [dolo] malo = δόλωι πονηρώι (Ζ. 2)1; quo = ώστ€ (Ζ. 2); bellum facere = πόλ€μον €κφ€ρ€ΐν/€πιφ€ρ€ΐν/ποΐ€ΐν/ποιήσαι
(Ζ. 3, 5;
vgl. 8); hier ist also die Vielfalt der sprachlichen Möglichkeiten ersichtlich; [p]equ[n]ia - χρήματα (sc. χρήμασι im Dativ: Z. 4); adiouanto = χορηγ€ΐτωσαν2/βοηθ€ΐτω(σαν) (Ζ. 4); poplus=
δήμος- (Ζ. 5 , 7 , 8 , 9 ) ;
queiue sub inpeno = TOIÇ (ύπ1 αυτούς) τασσομένοι^/οΐ^ [αν ό δήμος· ό δ€ΐνα] αρχή (Ζ. 6); So PASSERINI, Π testo, 60 f.; s. aber auch eine zusätzliche Nuance im folgenden (mit Anm. 6-7). χορηγ€ΐν im Sinne von »versorgen« (mit Getreide, Schiffen usw.; vgl. LSJ: furnish, supply) gehört zum typisch hellenistischen Vokabular. S. Diod. 20, 37, 2: έπο. δ€ οι Πζλοποννησιοι συνταξάμ^νοι χορηγήσ€ΐν σίτον και χρήματα των ώμολογημ€νων ουδέν συν€Τ€λουν; Polyb. 5, 42, 7: Πτολ€μαιον παρακαλ€ΐ πραγμάτων άντιποιησασθαι και φησι και χρήμασι χορηγήσ€ΐν προ? -πάσας έπιβολά*?", vgl. 16, 1, 8: παρακαλώ ν αυτόν σίτον χορηγήσαι και τα λοιπά συμπράττων κατά ιας συνθήκα? (weitere Stellen zitiert von J.-A. de FOUCAULT, Recherches sur la langue et le style de Polybe, Paris 1972, 389). Für die Äquivalenz mit den Komposita des lat. iuuare sehr aufschlußreich: a) Polyb. 21, 32, 3 (Vertrag mit den Ätolern, 189 ν. Chr.): μηδ€ χορηγ€ΐ'τω μηδέν δημοσία βουλή lacuna = T. Liv. 38, 38, 2 (Vertrag mit Antiochos): ne commeatu neu qua alia ope iuuato; b) Polyb. 3, 49, 11: ού γαρ μόνον σίτω και τοις- άλλοις· έπιτηδ€ΐOiç άφθόνω? έχορήγησ€ το στρατόπ€δον = T. Liv. 21, 31, 9: ob id meritum commeatu copiaque rerum omnium . . . est adiutus. Vgl. auch T. Liv. 26, 24, 10: nauibus ne minus uiginti quinque quinqueremibus adiuuaret Romanus. Für iuuo und adiuuo, »perfectif à valeur intensive (moyenne?)«, sowie für »son fréquentatif adiuto« (also gerade die drei Varianten, die Livius überliefert) siehe A. ERNOUT/A. MEILLET, Dictionnaire étymologique de la langue latine. Histoire des mots \ Paris 1967, 331. Da höchstwahrscheinlich das lateinische Original in dem einen Zusammenhang adiuuare, in dem gleich darauffolgenden das eng verwandte adiutare benutzte, schenkten die griechischen Übersetzer diesem kleinen Nuancenunterschied keine besondere Aufmerksamkeit und in den meisten Fällen übertrugen sie die beiden Verbe durch βοηθών. Zur Bedeutung von χορηγ€ΐν/βοηθ€ΐν für adiuuareund βοηθ€ΐν (überall) für [adiutare] s. meine folgenden Ausführungen. Dazu J.-L. FERRARY, Philhellénisme et impérialisme. Aspects idéologiques de la conquête romaine du monde hellénistique, de la seconde guerre de Macédoine à la guerre contre Mithridate, Paris-Rom 1988, 28 mit Anm. 28. Für die Form des Dativs
44 prio[r] = πρότ€ρος· (Ζ. 8); sei quid ad hance etc. = kav τι προς· ταΰτην κτλ./èàv ταύτας ädere-
δέ τις
προς-
κτλ. (Ζ. 10); προσθ€ΐνοα (Ζ. 11);
exime[re] = /άραι (?) (Ζ. 11); uoluntate = βουλήι (Ζ. 12) //ceto = έξ€'στω (Ζ. 12) Zìi = τουτο/ά'/ταΰτα (Ζ. 13); societas = συμμαχΐα/συνθήκαι/ορκιον (Ζ. 13). Weitere Angaben zum Wortschatz sind der literarischen Überlieferung zu entnehmen. Etwa wie Passerini möchte ich die Neutralitätsbestimmung durch den Vergleich zwischen Polyb. 21, 32, 3 und T. Liv. 38, 38, 2 wiederherstellen: 4 μη 6ιΐ€τω δια ττ\ς χωράς κτλ. = ne quem exercitum [. . J per fines regni sui eorumue qui sub dicione eius erunt transire sinito. Daher ne transire sinito = μη
διΐ€τω(σαν)/άφ€ΐ€τω;
per fines suos = δ\α ττ\ς ίδιας χώρα?5. Zu dolo malo (δόλωι ττονηρώι) reicht es, auf die Erwägungen von E. Badian zu verweisen6: »Sciens dolo malo (the sciens may be omitted) occurs where contravention of a law, or permission or encouragement to contravene it, is prohibited: it limits the prohibition to intentional action along these lines, and would no doubt admit a plea of inadvertence. Sine dolo malo, on the other hand, is an appropriate term where an action must be carried out in goodfaith, i. e. in a positive context of mandatory action« (161). In den republikanischen inschriftlich überlieferten Gesetzen ist aber dolo malo kaum
(quei) s. V. PISANI, Grammatica latina storica e comparativa , Turin 1962 (= Manuale storico della lingua latina Π), 198; W. BLÜMEL, Untersuchungen zu Lautsystem und Morphologie des vorklassischen Lateins, München 1972, 84. 4
Add. J. J. REISKE.
5
An sich auch per suos agros möglich. Vgl. VIERECK, Sermo Graecus, 43; E. GARCÌA DOMINGO, Latinismos en la koiné (en los documentes epigrafico s desde el 212 a. J. C. hasta el 14 d. J. C ) . Gramâtica y léxico griego-latino, latino-griego, Burgos 1979, 696 ff..
6
E. BADIAN, Th. M. MARTIN, Two Notes on the Roman Law from Cnidos 2. Dolus Malus, ZPE 35, 1979, 161-167.
45
zu finden, wenn nicht in der Abkürzung d. m (CiL I 2 590, Z. 4; 593, Z. 111, 117; 2677, Z. 12) oder als sciens dolo malo (CIL I 2 583, Ζ. 61)7. Da in unserer Inschrift Z. 2 malo steht, nehme ich als höchstwahrscheinliche Ergänzung [sc(iens) dolo] malo an. Fraglich ist weiter der Terminus, der in zwei verschiedenen Zusammenhängen immer nur durch βουλή übertragen wird. In der Neutralitätsbestimmung geben die griechischen Fassungen δημοσίαι βουλήι an, während in der Änderungsklausel κοινήι
βουλήι
δημοσίαι 4κατ€ρων θ€λόντων/
έκατ€ρων δημοσίαι
βουλομένων/ κοινήι
βουλήι
βουλήι €κατ€ρ[ων] auftritt. Für
die letztere Stelle ist das auf dem kallatianischen Stein zu lesende uoluntate als Übertragung von βουλήι kaum in Frage zu stellen. Was aber für die Neutralitätsbestimmung? Passerini nimmt publica uoluntate an8, während Mattingly poplico Consilio vorzieht9. Die letztgenannte Lösung scheint mir befriedigend. Einerseits ist βουλή' im mehrfachen Sinne durch consilium ins Lateinische zu übertragen, andererseits gibt es in den griechischen Fassungen nie Varianten um das in Frage kommende Wort in der Neutralitätsbestimmung, während diese erst in der Änderungsklausel auftreten, wo die Partner, die etwas an dem Vertrag ändern wollten, als βουλο'μ€νοι oder βέλοντας bezeichnet werden, d. h. durch praktisch synonymische Übertragungen eines vermutlichen lateinischen uolentes.
Ebd. Appendix, 166 f.. Daß dies manchen griechischen Übersetzern nicht allzu klar war, scheint der Vertrag mit Methymna aufzuzeigen, der einmal [δόλωι ττο]νηρώι und einmal μβτα δόλου πονηρού aufweist (vgl. ΠΙ 2 a). PASSERINI, Π testo, 62 Anm. 3: »L'espressione publica voluntate mi è suggerita dal voluntate della r. 12. Il Viereck, he. cit., traduce κοιντ[ βουλή con publico Consilio, come gli ha suggerito, credo, Livio, 1, 24, 8.« MATTINGLY, Rome's Earliest Relations, 245.
46 2· Bemerkungen zur Verteilung der verpflichtenden Wendungen auf Zeilen Die Länge der Zeilen habe ich schon unter IV eingeschätzt. Weiter bemerke ich, daß der erhaltene Text merkwürdig viele Dativformen liefert (Z. 5-8), die je nach dem Fall auf wenigstens zwei Weisen zu erklären sind: - im Satzglied ώστ€ τώι δημωι
πόλ€μον €κφ€ρωσ\ν = quo poplo - -
- bellum facer ent; - im Satzglied kav τ\ς πρότ€ρο£ πολ€μον έκφ€ρη τώι δήμωι - - - =
sei quis bellum prior faxit poplo — Passerini scheint davon ausgegangen zu sein, daß /- po]plo Callatino bellum - - 7 aus Z. 5 ohne weiteres ein Hinweis auf das Satzglied [sei qiäs po]plo Callatino bellu[m faxit etc.] gewesen wäre10. Da er aber Z. 6 /- poplo Rom]ano queiue sub inperio etc. hatte, sah er sich zu einer höchst unwahrscheinlichen Lösung gezwungen: [Sei quis pojplo Callatino bellufm faxit, poplus Romanus, seiue poplo Romjano queiue sub inperio [eius erunt, poplus Callatinus, quod e foederibus pò]pio Romano utei et [Callatino licebit, sei quis bellum] prìor faxit [pjoplo [Callatino seiue poplo Romano, tum po]plus Romanus popl[us Callatinus alter alterum adiouantjo. Der Aufbau widerspräche allen uns bekannten Wendungen aus den griechischen Fassungen und ist außerdem auch sprachlich schwer anzunehmen. Ich begnüge mich damit, nur darauf hinzuweisen, daß Z. 5 [sei quis pojplo Callatino bellu[m faxit] schwer zu verstehen ist, soweit Z. 8 prio[r] faxit [pjoplo steht, was den richtigen Aufbau herauszubekommen erlaubt: sei quis bellum prior faxit poplo . Daher zwei wichtige Schlüsse: a) Das Satzglied aus Z. 8 ist auf die Allianzbestimmung zurückzuführen und wegen des Nominativs [pojplus Romanus aus Z. 9 als Indiz für die Klausel PASSERINI, D testo, 63: »al poplo Callatino della r. 5 segue subito ü poplo Romano della r. 7, e dopo un prior faxit che parrebbe introdurre il secondo membro della formula (dunque quella che impegnerebbe il popolo Callatino) alla r. 9 s'incontra poplus Romanusl Alla r. 8 e alla 9 compaiono un poplo e un popl.^ mentre alla r. 7 lo utei et che segue a poplo Romano non può che istituire un paragone con un altro popolo, cioè con un poplo Callatino« .
47 betreffs der Verpflichtungen der Römer im Eingriffsfalle eines Dritten auf Kallatis zu verstehen. Dasselbe wird entscheidend dadurch bekräftigt, daß in der nächsten Zeile (10) die Änderungsklausel schon eingeleitet wird, d. h., daß es für weitere Wendungen keinen Raum mehr gäbe. b) Da Z. 8-10 wie also hier gezeigt verstanden werden müssen, ist der Satz über die Veipflichungen der Kallatianer im Eingriffsfalle eines Dritten auf Rom - wie gewöhnlich - vor dem genannten Passus zu erwarten. Dies stünde im vollen Einklang mit den erhaltenen Worten aus Z. 6. Demzufolge suche ich also nach: 6
[ - - Sei quis prior faxit11 poplo Rom]ano queiue sub inperio [eius erunt poplus Callatinus po]plo Romano utei ET [..]
8
[
Sei quis bellum] prio[r] faxit [p]oplo [Calla]-
[üno queiue sub inperio eius erunt po]plus Romanus poplfo Cal][latino utei ET
]o. Sei quid ad hance [
]
Was nun mit dem Dativ aus Z. 5, wo Passerini [po]plo Callatino bellu[m faxit] ergänzt hatte? Alles läßt sich wunderschön erklären, wenn der genannte Dativ in das durch quo (= ώστβ) eingeführte Satzglied eingefügt wird, d. h.: 5
[
quo po]plo Callatino bellu[m]
[facerent etc. Demnach läßt sich der Wortlaut nicht nur an die auf Grund der griechischen Fassungen festgestellte kanonische Form, sondern auch an die Verteilung der Zeilen anpassen, indem sich die erhaltenen Worte in den gesamten Aufbau befriedigend einfügen lassen. Unter diesen Umständen bleibt also nur, die sich aus dieser Rohform ergebenden Lücken zu, schließen.
Dr. Klaus Hallof hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß Z. 6 sei quis bellum prior faxit poplo Romano nicht in die Lücke paßt, zudem daß auch der Vertrag mit Maroneia überraschenderweise an der entsprechenden Stelle (Z. 30 f.) kav τις πρότ€ρος· έκφέρηι τώι δήμωι των 'Ρωμαίων angibt (also ohne T\Ó\€\LOV wie im Gegenglied Ζ. 33 f.). Daher also Z. 6: [sei quis prior faxit poplo Rom]ano.
48 3. Die Neutralitätsbestimmung Ich verzichte auf die sowieso nur aleatorisch zu rekonstruierende allgemeine Vertragsbestimmung. Ihr muß die Neutralitätsbestimmung gefolgt sein, die zunächst die Verpflichtungen der Kallatianer präzisierte. Das zweite Glied derselben Bestimmung würde dann m. E. folgendermaßen lauten: [ Poplus Romanus hostes inimicosue12 popli] 13 [Callatini per suos fines quibusue inper]at [poplus Romanus14] [ne transire sinito15 poplico Consilio16 sc. dolo] malo quo po[plo Cal]12
So etwa PASSERINI, Π testo, 62 (hostes et inimicos; gegen die Konjunktion et vgl. Anm. 14). Für άι>τιπολ€μιοι (Maroneia)/ ύπ€νάΊ/τιοι (Methymna, Astypalaia) habe ich zwar keinen Beleg für eine lateinische Übertragung. Auch VIERECK, Sermo Graecus, 43, übersetzt πολ€μίου? και ύπΕναντίου? aus dem Vertrag mit Astypalaia durch hostes et inimicos; so auch D. TRIANTAPHYLLOS, Συμμαχία Ρωμαίων και Μαρωνιτών, θρακική Έπ€τηρίδα, 4, 1983, 430 Anm. 45, für πολ€μίου$· και άντιπολ€μίους· aus dem Vertrag mit Maroneia. GARCÌA DOMINGO (wie Anm. 5), 676 zieht aduersarìi vor. Das merkwürdige Wort άντιττολ€μιοι aus dem Vertrag mit Maroneia könnte eventuell wegen άντι- auf ein in- als Präfix des lateinischen Wortes hinweisen.
13
Vgl. Anm. 5.
14
Für κρατάω (überall in den griechischen Fassungen) denke ich natürlich, wie VIERECK, Sermo Graecus, 43, und PASSERINI, Il testo, 62, an imperare. An sich wären auch Konstruktionen wie queiue sub inperio (in potestate, in dicione) popli Romani erunt (sunt) möglich - dazu FERRARY (wie Anm. 3), 212-214; vgl. T. Liv. 38, 38, 2: ne quem exercitum, qui cum populo Romano sociisue bellum gesturus erit, rex per fines regni sui eorumue qui sub dicione eius erunt, transire sinito - aber einerseits steht queiue sub inperio Z. 6 fur TOÎÇ υπ1 αυτού? τασσόμενοι? (und Vari anten), andererseits weisen alle griechischen Fassungen auf einen syntaktischen Aufbau mit poplus Romanus (d. h. ό δήμος ò 'Ρωμαίων bzw. αυτοί = οί 'Ρωμαίοι) als Subjekt hin. Daher die von Viereck und Passerini vorgeschlagene Lösung, die ich für fast sicher halte. Passerini schreibt et quibus imperai, jedoch ist in einer Inschrift vom Ende des 2. Jhs. (vgl. VI) die Konjunktion et in den Ergänzungen zu vermeiden, dagegen etwa -que, aîque, oc usw. vorzuziehen. Zudem weisen die griechischen Fassungen auf eine Konstruktion mit av auf - olç àv (αρχηι, κράτηι κτλ.) -, was dem Sinne des Lateinischen nach eher adversativ als koordinativ zu empfinden wäre. Daher richtig quibusue (wie bei Viereck).
15
Passerinis ne sinere transire debeto (62) erübrigt sich; vgl. T. Liv. 38, 2, 1: ne quem exercitum qui aduersus socios amicosque eorum ducetur per fines suos transire sinito;
49 3 [latino queiue sub inperio eius erunjt b[el]lum facefrent.. ] Für die Lücke in Z. 4 bis auf [p]equ[n]ia adiouanto gibt es zwei Möglichkeiten: a) [ne(i)\ue eos commeatu neque armis nauibus p]equ[n]ia adiouanto11; b) [ne\ue eos armis neque nauibus neque p]equ[n]ia adiouanto™. Wäre die erste Lösung vorzuziehen, so könnte man mit einem befriedigenden Grad an Wahrscheinlichkeit vermuten, daß die Klausel über das Verbot der Getreidelieferung den Vertrag von Kaliatis vor 105 v. Chr. zurückschiebt, d. h. vor den Zeitpunkt der ersten fest datierbaren Urkunde (Astypalaia), wo auf diese Klausel sicher verzichtet wird19. Leider befürchte ich, daß beide Lösungen an sich gleichfalls berechtigt sind - wenngleich ich meine eigene Lösung doch vorziehe - so daß die eventuelle feinere Datierung durchaus scheitert. Die Fortsetzung bringt anscheinend keine ernsten Schwierigkeiten mit sich: ebd. 38, 38, 2 (angeführt Anm. 14). 16
S. Anm. 9.
17
MATTTNGLY, Rome's Earliest Relations, 245, schlägt vor: [neiue eos frumento armis nauibus p]equ[n]ia adiouarü[o]. Auf frumento wäre jedenfalls zu verzichten; vgl. T. Liv. 38, 38, 2: ne commeatu neu qua alia ope iuuato (vgl. Polyb. 21, 42, 2: μηδ€ χορηγ€ΐν αύτοις- μηδ€ν); Τ. Liv. 2, 31, 9: commeatu cppiaque rerum omnium . . . est adiutus (vgl. Polyb. 3, 49, 11, zitiert Anm. 2). Also steht commeatus für σίτος- fest.
18
PASSERINI, Il testo, 62, schreibt [neue hosies neque armis neque p]equ[n]ia adiouant[o]% doch fehlt hier nauibus; vgl. die Übersetzung der entsprechenden Stelle im Vertrag mit Astypalaia bei VIERECK, Sermo Graecus, 44: neque armis neque pecunia neque navibus adiuvare.
19
So MATITNGLY, Rome's Earliest Relations, 245: »this agreement with the Maronea form should mean that the Callatis text at least predates Astypalea's«. Jedoch sehe ich in den griechischen Fassungen μήτ€ . . . μητ€ . . . μήτ£ . . . μήτ€, was m. Ε. im Original eher eine Reihe von neue . . . neque . . . neque . . . hätte fordern müssen (die Nichtaufnahme von neque, wie bei Mattingly, klingt mir etwas seltsam). Allerdings schiene es mir hyperkritisch, Mattinglys Argument umzudrehen und, falls meine Lösung vorzuziehen ist, darin ein Argument für die Datierung des Vertrags mit Kallatis nach 105 v. Chr. zu finden.
50
4
[p]equ[n]ia adiouanto [popli][co Consilio sc. dolo malo p. R. quo pojplo Callatino bell[um] [facerent. Hier soll nur darauf aufmerksam gemacht werden, daß angesichts der
schon festgestellten Zeilenlänge p(opli) R(omani) p. R. abgekürzt gestanden haben muß. Im Prinzip könnte man auf/?. R. sogar verzichten und dann gleich auch aufpopli Callatini nach [sc. dolo malo] im entsprechenden Satzglied zu den Verpflichtungen der Kallatianer.
4, Die Allianzbestimmung Den Satzaufbau habe ich oben festgestellt. Fraglich ist Z. 7, utei ET, wo Passerini die Konjunktion et erkannt zu haben glaubte20. Jedoch ist et in den öffentlichen Urkunden der Zeit (s. weiter VI) eher eine rara auis, wobei Konjunktionen wie ac> -que, atque usw. vorgezogen werden21. Andererseits hat dem Sinne nach hier pace Passerini keine Konjunktion Platz. Den griechischen Fassungen zufolge wäre hier der lateinische Ausdruck für κατά
το
€ΰκαιρον βοηθ€ΐτω zu erwarten. Obwohl ich dafür keine Belege gefunden habe, schlage ich mit allem Vorbehalt vor, ET zu trennen und etwa nach e tlempore dato], e t[empestiuitate], e t[empore opportuno] oder wohl einfach e [tempore] zu suchen. Andererseits bemerke ich, daß die schon gewonnene Konstruktion in Z. 7 durch den Dativ [pojplo Romano zu einem Verb für »helfen« (βοηθ€Ϊν) zwingt, das diesen Fall fordert. Dies schließt das transitive adiouare aus, obwohl manche griechische Fassungen, wie ich gezeigt habe, sowohl in der Neutralitäts- als auch in der Allianzbestimmung dasselbe Verb βοηθών verwenden, was sonst dem auf dem Steine anderswo zu lesenden adiouanto PASSERINI, Il testo, 63 Anm. 2, zitiert »un esempio epigrafico di quest'uso di utei et nel I sec. a. C.« in der Lex Mia municipalis (CIL I 2 593 = ELS 6085), Ζ. 5. 21
S. auch Anm. 14. In unserer Inschrift steht z. B. Z. 15 atq[ue].
51 auch in diesem Zusammenhang Tür und Tor geöffnet hätte. Höchstwahrscheinlich ist das in Frage kommende Verb das sowohl inhaltlich als auch phonetisch sehr nahe stehende adi(o)utare, das schon Pacuvius mit dem Dativ zu konstruieren scheint22. Also ergänze ich: 6 [ — Sei quis prior faxit poplo Romjano queiue sub inperio [eius erunt poplus Callatinus po]plo Romano utei e t[em]8 [pore dato (?) adioutanto. Sei quis bellum] prio[r] faxit [p]oplo [Calettino queiue sub inperio eius erunt po]plus Romanus popl[o Cal]10 [latino utei e tempore dato (?) adioutant]o.
5. Die Änderungsklausel Die Ergänzung des Substantivs, das Z. 10 nach ad hance steht, unterliegt keinem Zweifel, da Z. 13 societat[J auftritt und den griechischen Fassungen zufolge an den betreffenden Stellen dasselbe Wort συμμαχία/συνθήκαι benutzt wird. Also muß hier ad hance [societatem] ergänzt werden23. Folgt 22
Pacuv., Trag., fr. 89 (E. H. WARMINGTON, Remains of Old Latin Π, London 1936, 196) = Nonius 74, 1: ... Adiutamini et defendite (so die meisten Editionen) wird von Donat, ad Ter., Adelph. prol. 16 als adiuta mihi überliefert. Mir geht es natürlich hier nicht um die Lesung der Stelle, sondern um die Tatsache, daß eine Konstruktion wie adiuta mihi in der Antike für möglich gehalten wurde. Außer dieser Stelle zitiert der Thesaurus Linguae Latinae I auch Petron. 62: saltern nobis adiutasses. S. auch Gloss. 5, 5, 35 und 44, 22: «adiuua me, adiuua mihi» utrumque potest dici: melius tarnen «me». «Adiuuo» enim «ilium» dicimus quam «illi»f nisi forte dicas, «adiuua mihi onus». Bei Terenz sind adiutore und adiuuare nur transitiv: P. McGLYNN, Lexicon Terentianum I (A-O), London-Glasgow, 1963, s. u., 17. Deshalb kann ich nicht wie GARCÌA DOMINGO (wie Anm. 5), 334 eine Stelle wie die aus dem Vertrag mit Kibyra (τώι δήμωι τώι 'Ρωμαίων βοηθ€ΐτω) durch »populo Romano adjuvato« (also mit dem Dativ) übersetzen. Zum Verhältnis zwischen adiuuare und adiutore s. Anm. 2. Die Schreibweise adioutanto setzt sich in dieser Zeit ohne weiteres durch.
23
PASSERINI, Π testo, 68 f. ergänzt ad hance [legem societatis], scheint aber ad hance [societatem] auch nicht ausgeschlossen zu haben. »Invece nel nostro testo per supplire Sei quid ad hance [. . .] non si adatta altra espressione che legem societatis ο societatem. L'uso dell'una ο dell'altra forma a prima vista appare strano,
52
man den griechischen Fassungen nach, so läßt sich weiter auf verhältnismäßig sicheren Basen folgendes ergänzen: 10
Sei quid ad hance [socie][tatem poplus Romanus ac poplus Calljatlinuls24 ädere exime[reu]e [ue][lint25
Für (δημοσΐαι) βουλήι habe ich oben (poplico) Consilio vorgeschlagen und für das in den griechischen Fassungen anfangs stehende κοινήι läßt sich communi wohl durchsetzen. Da sofort nach der Lücke uoluntate steht und die griechischen Fassungen an dieser Stelle έκατέρων βουλομένων/έκατέρων θ€λόντων angeben, vermute ich bei diesen letzteren Übersetzungen nach dem Sinne des Griechischen. Allerdings war uoluntas in diesem Sinne nur durch βουλή zu übertragen, aber eine Konstruktion wie κοινήι (δημοσίαι) βουλήι €ΐ>€ουντο; vgl. Ζ. 20: χάριτα φιλίαν συμμαχίαν άναν€ωσασθαι. Wenn es also schon dann um eine Erneuerung ging und wenn vorher (62 v. Chr.) Pompeius auf Anregung seines einflußreichen mytilenischen Freundes Theophanes die alte Freiheit auch nur wiederherstellte (dazu ebd. Z. 21 f.: α TC αύτοΐς* πρότερο ν υπό συγκλήτου φιλάνθρωπα συγκ€χωρημ€να ην λ dann heißt es unbedingt, daß der ursprüngliche Vertrag vor dem Ausbruch des Ersten Mithridatischen Krieges abgeschlossen worden ist. 88 stand schon Mytilene auf der Seite des Mithridates und 80 v. Chr. wurde es von den Römern erobert und zum Status einer ciuitas stipendiarla herabgesetzt. Zu diesen von äußerst wichtigen Quellen bezeugten Wandlungen: C. CICHORIUS, Rom und Mytilene, Leipzig 1888; TÄUBLER, Imperium Romanum, 50 f., 56 ff., 179 ff., 366 f.; HORN, Foederati, 70 ff.; ACCAME, D dominio, 90 ff., 95 ff.: MAGIE (wie Anm. 28) I, 415 f.; Π, 1269 f. Anm. 39 und 1330 Anm. 2; R. K. SHERK, Senatus consultum de agris Mytilenaeorum, GRBS 4, 1963, 145-153, 217230; A. DONATI, I Romani nell'Egeo. I documenti dell'età repubblicana, Epigraphica27, 1965, 3-59 (bes. 18-25); L. ROBERT, Théophane de Mytilène à Constantinople, CRAI 1969, 42-64; Β. Κ. GOLD, Pompey and Theophanes of Mytilene, AJPh 106, 1985, 312-327. DAHLHEIM, Gewalt und Herrschaft, 244 nimmt an
64 Krieges dadurch bestraft wurden, daß die Römer ihnen die ehemals vertragsmäßig festgesetzten Rechte aufhoben32. Erst durch den Willen siegreicher Imperatoren wie einst Pompeius, danach Caesar wurden einigen Städten die alten Rechte wieder verliehen, zumeist infolge einer Vermittlung einflußreicher Bürger, die zu amici der mächtigen Römer geworden waren und sich in dieser Lage in den Dienst ihrer Heimat gestellt hatten. So z. B. erhielten Herakleia am Pontos33 und Knidos34 den Status von ciuitates foederatae. In den beiden Fällen geht es womöglich um die Erneuerung eines älteren Vertrags35. »nach Actium die Erneuerung der amicitia und im Jahre 25 schließlich die Überführung des Amicitiaverhältnisses in ein förmliches foedus«. Die Formulierung der oben angeführten Zeilen aus dem Briefe Caesars (φιλίαν συμμαχίαν, d. h. amicitia societasque) bezeugt aber, daß ein foedus schon vorher bestanden hatte. Zudem vergesse man nicht, daß auf derselben Insel Lesbos Methymna schon seit ca. 129 ν . Chr. über ein foedus verfugte. Um dasselbe Jahr oder etwas später würde ich demnach den Abschluß eines ähnlichen Vertrags mit Mytilene ansetzen. 32
Ausfuhrlich dazu BERNHARDT, Imperium und Eleutheria, 114-133.
33
S. Anm. 27.
34
S. ΠΙ Anm. 8. Wie im Falle von Mytilene verdankte Knidos seine Stellung von ciuitas foederata einem Freunde Caesars namens Theopompos und seinem Sohne Artemidoros; dazu L. ROBERT, Inscriptions d'Aphrodisias (I), AC 35, 1966, 419 ff.; Fr. QUASS, Zum Einfluß der römischen Nobilität auf das Honoratiorenregime in den Städten des griechischen Ostens, Hermes 112, 1984, 207.
35
Das fragmentarisch erhaltene Dokument - δρκιον προς- Τωμαίο[υς·] - enthält zwar Elemente eines förmlichen foedus (dazu GRUEN, Hellenistic World Π, 743); so ζ. Β. die allgemeine Vertragsbestimmung, Fr. A, Z. 9 ff.: ανά [μέσον δήμου Τωίμαίων και δήμου Κνιδίω[ν φιλία και] συμμα[χία κα\ €ΐρήιτ| ύς τον ά*ττ]αι/τα χρόνοι/ άσφα[λή£ και ßeßailoc €στω [και κατά γην και κατά] θάλασσαίν]; oder die Änderungklausel, Fr. Β, Ζ. 6 ff.: προ? τοΰτο το δρκιο[ι> £άν τι βουλωνται κοινήι] γνώμηι προσθ€ΐναι έκ τούτου Τ€ το[υ όρκίου έξ€λέσθαι], έξέστω· δ δέ αν κατά ταΰτα προσθώσιίν kv τούτωι τώι όρκίωι], ίνέστω, δ τ€ αν κατά ταΰτα ΙξελωίνΊαι, έκτος· τούτου] του όρκίου Ιστω{ι}. Den lükkenhaft erhaltenen Zeilen an dem unteren Teil des Fr. A und dem oberen Teil des Fr. Β ist aber zu entnehmen, daß sonst ganz andere Wendungen anzutreffen sind als jene, die für die kanonische Form einer societas charakteristisch sind. Zu vergleichen ist dieses Dokument mit dem in einem Briefe Octavians an Aphrodisias (39 oder 38 v. Chr.) erwähnten ό'ρκιον (OGIS 453455 = FIR A I 38 = SHERK, RDGE 28 = J. REYNOLDS, Aphrodisias and Rome, London 1982, 42 ff., Nr. 6; vgl. 7-9).
65 Soweit ich sehe, wurde der Tatsache wenig Aufmerksamkeit geschenkt, daß die sonst typischen Formeln der Vertragsbestimmungen in dem angeblichen knidischen foedus völlig fehlen. Zwar sind sie später (25 v. Chr.) im Vertrag mit Mytilene wieder vorzufinden. Dieser Vertrag wurde aber 25 v. Chr. nur »wiederbelebt«; ihm soll der viel ältere Text des schon Ende des 2. Jhs. v. Chr. abgeschlossenen Vertrags zugrunde gelegen haben. Daß die Wendungen die kanonische Form auf eine merkwürdig zusammenfassende Art und Weise wiedergeben, mag darauf zu beziehen sein, daß die Mytilener das Privileg 25 v. Chr. wieder erhielten, demnach den in seinen Grundbestimmungen sinnlos gewordenen, sonst lediglich durch sein effektives Bestehen entscheidenden Urtext zur Schau stellen wollten, ohne sich aber um eine buchstäbliche Übersetzung desselben zu kümmern36. Dies bezeugt soviel, daß es nach dem Dort geht es um ein senatus consultum, das u. a. auch von diesem Brief begleitet wird, wo Z. 27-33 folgendes zu lesen ist: έττικρίματο? και δόγματος- κα\ όρκίου και νόμου άντιπ€φωμημ€ΐ>α έκ των δημοσίων δέλίων έξατιοστ€Ϊλαι ύμ€ΐι> τα αντίγραφα. Möglicherweise soll das ό'ρκιον von Knidos entweder nur ein An hang eines SC gewesen sein (und das würde das Bestehen einet eigentlichen societas ausschließen) oder eher soll es wie in Mytilene als umgearbeitete Form eines angeblichen früheren Vertrags aufgestellt worden sein, dessen Wert eben durch das SC wieder anerkannt wurde. 36
Die Frage, ob am Anfang der societas eine Majestätsklausel stand, möchte ich hier nicht ausführlich behandeln (siehe aber VII Anm. 31). Epigraphisch scheint mir TÄUBLERs Ergänzung (Imperium Romanum, 64 f.) gerechtfertigt: b [δημίου ό] Μυτιληναίων άρχή[ν και δυναστ^ίαν του δήμου του Τωμαίωον δια]φυλασσαυσ\ν μητ€ χρήμασιν χορηγ€ΐτωσαν).
99 3. Zur Beurkundung einer societas
Seit Heußens grundlegender Behandlung der rechtlichen Fragen zu Abschluß und Beurkundung der römischen Staatsverträge sind sich die Forscher einig, daß der Abschluß als solcher auf den Schwurakt des bevollmächtigten Vertreters des populus Romanus reduzierbar war53. Die nur Beweiszwecken dienende Aufzeichnung des Vertrags erfolgte in drei Etappen: 1. Die Urkunde als solche (auf Papyrus? Holz- oder Wachstafel?) wurde in Rom archiviert54. 2. Danach stellte man - gemäß dem Wortlaut des Vertrags selbst - Kopien auf Bronzetafeln her, von denen eine in Rom im Jupiter-Tempel auf dem Kapitol aufgestellt wurde, die andere (gegebenenfalls die anderen)55 kv τώι €τηφαν€στάτωι
τόπωι in der verbündeten Stadt56.
53
HEUSS, Abschluß und Beurkundung, passim. ACCAME, Il dominio, 80 ff., hatte einst gegen diese Annahme Bedenken geäußert (vgl. 80 Anm. 1 zu Heußens Beurteilung des SC für die Juden aus dem Jahre 161 v. Chr.: »Egli insiste sulla differenza fra la conclusione del trattato per mezzo dello scambio orale di giuramenti e la deliberazione di un corpo statale circa il trattato stesso. Una simile distinzione può farsi, ma ha un valore più formale che reale, e non giustifica a ogni modo la tesi dell Heuß. Qui il senatoconsulto è lo stesso trattato; questo per entrare in vigore deve avere l'approvazione dell'altra parte che è qui, come di regola, una pura formalità«). Die »approvazione dell'altra parte« wird aber nirgends belegt, während die Trennung zwischen SC und Vertrag als solchem (so HORN, Foederati, 76 ff.; HEUSS, ebd. 47 Anm. 2) aus IG IV 1^ 63 (Dekret für die Gesandten von Epidauros; dazu weiter Anm. 58) deutlich hervorgeht. S. auch Caes., Bell ciu. 3, 107, 2: quod e lege et senatus consulto societas erat facta (dazu HEUSS, ebd.: »also kann societas, d. h. das aus dem Vertrag sich ergebende Bundes Verhältnis nicht mit lex und SC identisch sein«).
54
So m. E. überzeugend L. WENGER, Die Quellen des römischen Rechts, Wien 1953, 67; für HEUSS war Bronzetafel = Archivexemplar.
55
So z. B. sieht der Vertrag mit Astypalaia drei Exemplare für diese eine Stadt vor (SHERK, RDGE 16 Β, Ζ. 48 ff.).
56
In vielen Fällen wird die Aufstellung der Bronzetafeln vor dem Altar oder an der Statuenbasis der Göttin Roma vorgesehen; dazu R. MELLOR, ΘΕΑ ΡΩΜΗ. The Worship of the Goddess Roma in the Greek World, Göttingen 1975. Da diese Bronzetafel nicht identisch mit den weiteren Kopien auf Stein war, die für eine ganz andere Aufstellung bestimmt sein durften, ist es kaum erstaunlich, daß die Steininschrift von Kibyra (OGIS 762), welche den Vertragstext der Bronzetafel natürlich
100 3. Nach dieser (oder diesen) letzteren konnte sich die verbündete Stadt beliebig viele Kopien auf Stein anfertigen lassen, um sie an verschiedenen anderen topoi aufzustellen57. Bekanntlich waren die Verträge zumeist von senatus consulta, Dekreten und anderen Beilagen begleitet, besonders wenn es um eine Erneuerung des Bündnisses ging. Das Schicksal dieser Urkunden in Rom scheint im großen Ganzen geklärt worden zu sein, da es sich aus einigen Inschriften deutlich ergibt, daß die Bronzetafeln, auf denen diese SCC und die anderen Beilagen aufgezeichnet wurden, in dem aerarium Saturni niedergelegt wurden58. Nicht völlig bekannt bleibt dagegen
die Publikation
der Bronzetafeln
in den
verbündeten Städten. Den erhaltenen Steininschriften scheint zu entnehmen zu sein, daß die örtlichen Behörden die einheitliche Publikation vorzogen, & h. Vertrag samt SC (oder SCC, wenn im Laufe der Zeit mehrere solche erfolgten) und örtlicher Dekrete (zu Ehren der Gesandten usw.)59. Höchstwahrbuchstäblich wiedergibt, keine Statuenbasis ist (s. DiTTENBERGERs Zweifel, ebd. Komm. p. 505), weil nur die Bronzetafel, nicht aber die Kopien auf Stein an der Statuenbasis der Göttin Roma aufgestellt werden mußte (so richtig, obwohl etwas zurückhaltend, WENGER, a. O., 69 Anm. 35; doch wundert sich noch davon R. K. SHERK, Rome and the Greek East to the Death of Augustus, Cambridge-New YorkNew Rochelle-Melbourne-Sydney 1984, Dok. Nr. 25, Komm. Anm. 3: »the present text, however, was not engraved on a statue basis«). 57
Zur publizierten Urkunde: Th. MOMMSEN, Sui modi usati da' Romani nel conservare e pubblicare le leggi ed i senatusconsulti, in: Gesammelte Schriften III. Juristische Schriften, Berlin 1907, 290-313; HEUSS, Abschluß und Beurkundung, 2 3 1 244; F. FREIHERR von SCHWIND, Zur Frage der Publikation im römischen Recht mit Ausblicken in das altgriechische und ptolemäische Rechtsgebiet, München 1940, 45-48; WENGER, a. 0 . , 65-70. IG IV 1 , 63: και του δόγματος- του γενομένου καΐ παραδοθέντος1 €\ς το ταμΐ€ΐον και τας συμμαχίας* άνατβθβίσας* kv ττίνακι χαλκ€ω kv τψ Καπ€τωλίφ, τούτων δέ αντίγραφα άποδ€δωκ€ eiç το δαμόσιον ; dazu die richtige Erklärung von HORN, Foederati, 77 und HEUSS, Abschluß und Beurkundung, 247 mit Anm. 3, trotz ACCAME, Il dominio, 81 f..
59
Vgl. dazu die Interpretation von DAHLHEIM, Völkerrecht, 274 Anm. 39, der ich zustimme: »Eine Begründung dieser ungewöhnlichen Publikationsweise zeigt sich daher nur in dem politischen Hintergrund der Verträge: Die Entscheidung des römischen Senates, durch die Gewährung eines formellen foedus die Souveränität eines Staates anzuerkennen und zu garantieren (durch die zweiseitige Allianzbestimmung),
101 scheinlich müssen uns die erhaltenen Steininschriften buchstäblich den Inhalt der Bronzetafeln hinterlassen haben. Zum Wortlaut dieser Steininschriften hatte Heuß treffend bemerkt: »Man darf also mit einiger Wahrscheinlichkeit damit rechnen, daß die Vertragsurkunden, die evtl. in dem Archiv niedergelegt waren, sich von den auf Stein publizierten nicht unterschieden. Diese Annahme wird durch die nicht unwesentliche Beobachtung gestützt, daß die veröffentlichte Vertragsurkunde keineswegs als Kopie einer, bzw. der im Archiv deponierten Vertragsurkunde angesehen wurde, sondern selbständig als der Wortlaut fungierte, auf den man zur Information als authentischen zurückgriff«60. Von diesen Feststellungen ausgehend, möchte ich mich nun im Lichte des rekonstruierten lateinischen Textes des Vertrags zwischen Rom und Kallatis der Frage des Formulars im Original und auf Kopien widmen. Aus der bisherigen Untersuchung (ΙΠ-V) hat sich ergeben, daß die griechischen erhaltenen Fassungen eine kanonische Form festzustellen erlauben, deren lateinischer Archetyp auf Grund der erhaltenen Wendungen im Vertrag mit Kallatis mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit rekonstruiert wurde. Insoweit dürfen dann alle griechischen Fassungen bloß als Varianten eines einzigen Formulars angesehen werden, die sich durch die Spezifizität jeder einzelnen Übersetzung erklären lassen. Anders gesagt: Das lateinische Original war ein einziges die ganze Zeit hindurch von ca. 196 bis ca. 90 v. Chr.61. Als der Senat vom Abschluß einer societas durch den Schwurakt des autorisierten Vertreters des römischen Volkes Kenntnis nahm, blieb es ihm für die Beurkundung des Vertrags nur ein senatus consultimi dazu zu erlassen und dem scriba das standardisierte Formular anzuvertrauen, lediglich mit dem Hinweis auf den einzutragenden richtigen Namen des verbündeten populus. bedeutete für die betreffende griechische Gemeinde mit Recht mehr als ihr eigener Entschluß, den Vertrag abzuschließen«. 60
HEUSS, Abschluß und Beurkundung, 252.
61
Natürlich beziehe ich mich ausschließlich auf die Wendungen, nicht auf die Besonderheiten der Schreibweise; die Bronzetafel, welche den mit Kibyra geschlossenen Vertrag enthält, hätte sicher andere graphische Merkmale hervorgehoben als die Inschrift von Kallatis.
102 Daß das Formular immer dasselbe war, hat die vergleichende Untersuchung der griechischen Fassungen bewiesen, deren Ergebnisse ich schon vorgelegt habe. Für entscheidend halte ich vor allem die nicht unwesentliche Feststellung, daß der Vertrag mit Maroneia Z. 30 kdv ης -πρότερος έκφ^ρηι τώι δημωι των 'Ρωμαίων angibt, also ohne πόλεμο ν, wie im entsprechenden Satzglied der Allianzbestimmung und daß gerade an derselben Stelle Z. 6 im Vertrag mit Kallatis der verfügbare Raum die Wendung sei quis bellum prior faxit nicht erlaubt62, daß also auf bellum zu verzichten ist; d. h., daß im standardisierten Formular bellum für sich aus dem Kontext ergebend gehalten wurde und daß der Übersetzer von Maroneia - der, wie auch sonst ersichtlich, eine buchstäblichste Übersetzung geliefert hat63 - auch hier der Vorlage getreu gefolgt ist, während sich andere Übersetzer die Freiheit genommen haben, das fehlende Wort hinzuzufügen, was stilistisch freilich geglückter war. Dieses »Detail« scheint mir also überzeugendst für die eine einzige Vorlage zu plädieren. Eine Schwankung ist - wie ich auch vorher gezeigt habe (III 2 a) - nur in der Neutralitätsbestimmung festzustellen, wo das Verbot der Getreidelieferung manchmal erwähnt, manchmal nicht erwähnt wird. Eine zeitliche Einordnung der Verträge nach diesem einen Kriterium scheint mir sehr wenig annehmbar, da die Verträge mit Maroneia (167 v. Chr.) und Thyrreion (94 v. Chr.) σίτωι erwähnen64, der gerade dazwischen fallende Vertrag mit Astypalaia (105 v. Chr.) dagegen nicht. Eher ginge es wohl um die Relevanz der Bestimmung angesichts der angenommenen Fähigkeit des Partners, jemanden tatsächlich mit Getreide zu versorgen. Denn einem Inselstaat wie Astypalaia - der auf einem Fels inmitten des Meeres lag - eine Getreidelieferung zu verbieten, wäre natürlich lächerlich gewesen. Doch sind die Dokumente, wo die Klausel S . V A n m . 11. Er ist u. a. der einzige, der in der Neutralitätsbestimmung den durch quo (ώστ€) eingeführte Finalsatz nicht herausstreicht, wie die Übersetzer der anderen Verträge; diese Feststellung hat mir übrigens erlaubt, die Z. 5 ff. des Vertrags von Kallatis zu verstehen und zu ergänzen. Außerdem ist derselbe Übersetzer der einzige, der den Unterschied zwischen adiutore und adiuuare (χορηγ€ΐι^/βοηθ€\.ΐ') ausdrückte (dazu V). Für den Vertrag mit Thyrreion verdanke ich die Mitteilung Dr. D. Strauch (vgl. ΠΙ Anm. 9).
103 völlig erhalten geblieben ist bzw. einwandfrei ergänzt wurde, zu wenig zahlreich, um Schlüsse daraus zu ziehen. Daher nehme ich also eventuell zwei
um dieses einzige Wort (wohl commeatu = σίτωι)65 spielende
(Unter)varianten des einzigen Formulars an66. Nicht völlig in Einklang zu bringen ist dieses Formular mit den Wendungen des Vertrags mit Astypalaia. Bekanntlich ist die Kopie von Villoison fehlerhaft - was an mehreren Stellen geprüft wurde; freilich ist es lediglich darauf zurückzuführen, daß sich einige Wendungen nicht deutlich herausstellen lassen. Die für die Öffentlichkeit bestimmten Bronzetafeln - sowohl die im Tempel des Jupiter aufzustellende als auch die der verbündeten Stadt vorbehaltene - wurden zweifelsohne in Rom hergestellt. Denn die Publikationsklausel des Vertrags selbst sah vor, daß haec societas in tabolam ahenam scriberetur atque figeretur (altera) Romae in Capitolio, (altera)...
loco optumo...
Also trug
die tabula ahena (gr. πίναξ oder ähnliches)67 den und nur diesen lateinischen Text des Vertrags, d. h. ohne SC und Beilagen. Daß schon darauf die griechische Übersetzung eingegraben wurde, scheint mir völlig ausgeschlossen zu sein. Denn einerseits hatte sich der Senat darum überhaupt nicht zu kümmern, solange der Vertrag von seinem Standpunkt aus nicht nur abgeschlossen, sondern allen Normen nach schon beurkundet worden war (Exemplar im Archiv + Bronzetafel auf dem Kapitol), andererseits, wenn die Übersetzung schon in Rom ermittelt worden wäre, dann hätte es in den erhaltenen griechischen Fassungen überhaupt keine Varianten gegeben. Da das lateinische
Zum lateinischen Begriff s. V Anm. 17. Im Text des Vertrags mit Kibyra (OGIS 762) ist in der Neutralitätsbestimmung die Wendung ή τας συνθήκας- παραβή wohl eine Ergänzung des Übersetzers, die mit dem Archetyp nichts zu tun hatte (vgl. ΙΠ 2 b und hier oben VII Anm. 33). IG IV \r 63 (Dekret für die Gesandten von Epidauros; die Stelle zitiert hier Anm. 58); IG IX l 2 , 2, 242 = Syll 3 . 732 (Vertrag zwischen Rom und Thyrreion): πίναξ [συμμίαχίας- άνβτέθη κατά συγκλήτου δόγμα. Andere Synonyme: χάλκωμα (Kibyra; Maroneia; vgl. oben unter Μ); άνάβτ\\ια (Astypalaia: SHERK, RDGE 16, Z. 48); δ€λτοChersonèse< de la >Kainikè8ou τιόλ€ω? μέχρι? ^Απολλωνίας πα ράλιοι/ ή Αστική στρατηγία; vgl. WALBANK (wie Anm. 5), 205 f.; LOUKOPOULOU, ebd., 77. Inwieweit die damalige Lage der von Ptolemäus geschilderten Verteilung der Strategien in römischer Zeit entspricht, muß allerdings eine offene Frage bleiben (vgl. B. GEROV, Zum Problem der Strategien im römischen Thrakien, Klio 52, 1970, 123-132).
114 Merkwürdig ist femer, daß dasselbe Gesetz die Verpflichtungen der Prokonsuln gegenüber jenen, die durch Verträge mit dem römischen Volk verbunden waren, regelt (col. IV 21 ff.): npoç ους προς- τον δήμον τον 'Ρωμαίων φιλία συμμαχία τέ έστιν. Der technische Sinn scheint mir gesichert, weil τ€ im knidischen Text immer für lat. -que (oder -uè) steht, also läßt sich durch den Ausdruck φιλία συμμαχία τ e das amicitia societasue des Originals herstellen. Welches hätten diese Gemeinden sein können, wenn nicht griechische, außerhalb der Provinz liegende Städte, wie ζ. Β. Maroneia, Ainos, Abdera11 oder Byzanz? Der nur von einer späten, aber gar nicht unzuverlässigen Quelle (Tac, Ann. 12, 62-63) erwähnte Vertrag Roms mit Byzanz ist insoweit umstritten, als einigen ^inungen nach der Vertrag nicht einmal bestanden hätte12. Jedoch hat Erhard Grzybek mit stichhaltigen Argumenten sein Bestehen bewiesen, seinen Abschluß aber irgendwann während des Zweiten Makedonischen Krieges (200-196 v. Chr.) angesetzt13. Tacitus aber benutzt das Wort foedus nur im Zusammenhang mit dem Bündnis zwischen Rom und Byzanz zur Zeit des Krieges gegen Andriskos: orsi a foedere quod nobiscum icerant, qua tempestate bellauimus aduersus regem Macedonum cui, ut degeneri, Pseudophilippi uocabulum impositum. Byzanz wäre wohl seit dem Zweiten Makedonischen Kriege ständig mit Rom verbunden gewesen; wenn aber eine societas durch ein förmliches foedus abgeschlossen wurde, dann würde ich lieber entweder an das von Tacitus überlieferte Datum oder sogar an einen späteren Zeitpunkt denken. Denn die byzantinischen Gesandten, deren vor dem Senat angeführten Argumente Tacitus an der genannten Stelle zusammenfassend darlegt, sollen neben anderen Leistungen ihrer Vorfahren erwähnt haben, daß diese Rom im Piratenkriege des M. Antonius beigestanden haben: et piratico bello adiutum Antonium memorabant. Es handelt sich zweifelsohne um den M. Antonius aus dem Jahre 102 v. Chr.14. Mir scheint daher ein Datum für den Vertrag zwi11
Dazu ΙΠ Anm. 4.
12
MATTINGLY, Rome's Earliest Relations, 239-241.
13
E. GRZYBEK, Roms Bündnis mit Byzanz (Tac. Ann. 12, 62), ΜΗ 37, 1980, 50-59.
14
D. MAGIE, Roman Rule in Asia Minor I, Princeton 1950, 283 (vgl. Π, 1161 Anm. 12); so auch GRZYBEK, a. O., 52 Anm. 9.
115 sehen Rom und Byzanz im letzten Jahrzehnt des 2. Jhs. v. Chr. ziemlich angemessen, allerdings ohne dafür stichhaltige Argumente anführen zu können. Ich würde jedoch bemerken, daß aus dem delphisch-knidischen Gesetz ohne weiteres hervorgeht, daß durch die Einverleibung der regio Caenica die Grenze der Provinz Makedonien ein Gebiet umfaßte, das das Territorium von Byzanz einschloß15. Wie ich oben gezeigt habe, gibt es nicht wenige Fälle, wo unter Umständen die Gültigkeit älterer Verträge durch ein SC anerkannt wurde, um die neuen Beziehungen, die sich infolge der Fortschritte der Provinzialisierung geändert haben sollen, auf einer juristischen Basis zu definieren16. Byzanz gehörte nun territorial zur römischen Provinz, förmlich aber war es natürlich extraterritorial, und das sollte den Prokonsuln Makedoniens klar sein. Wenn es um Städte wie Maroneia ging, die seit älterer Zeit durch eine societas mit Rom verbunden waren, hätte dies mit Rücksicht auf dieses schon seit längst praktizierte Verfahren wohl für selbstverständlich gegolten. Die besondere Anordnung des Gesetzes hinsichtlich der Behandlungsweise derjenigen ciuitates, die durch eine societas mit Rom verbunden waren, hätte wohl nur dann Sinn gehabt, wenn sie darauf zielte, die zwei kurz nacheinander erfolgten, eng zusammengehörenden und zwar nur augenscheinlich kontradiktorischen Maßnahmen - den Abschluß der societas mit Byzanz und kurz darauffogend die Eingliederung des Gebietes um Byzanz in die Provinz - in Einklang zu bringen. Zudem ist auch nicht zu vergessen, daß angesichts der strategischen Lage der Stadt am Bosporus ein Bündnis mit Byzanz aus römischer Sicht unentbehrlich für einen auf breiterer Ebene konzipierten Krieg gegen die Seeräuber war, der auch das Schwarzmeergebiet zu berücksichtigen gehabt hätte17. Unabhängig von den Antworten auf solche Fragen scheint mir eines klar zu sein. Nach dem Triumph von Minucius Rufus (106) und vor dem delphischknidischen Gesetz (101 oder 100)18 war noch das Balkangebiet nicht nur ein 15
So überzeugend LOUKOPOULOU (wie Anm. 9), 83-86.
16
Vgl. VI Anm. 31, 35, 36.
17
So etwa G. V. SUMNER, The «Piracy Law» from Delphi and the Law of the Cnidos Inscription, GRBS 19, 1978, 225.
18
Zum höchst umstrittenen Datum des Gesetzes siehe die kritische Aufzählung der
116 Schauplatz etlicher Feldzüge gegen die thrakischen Stämme, sondern ebenfalls das Feld einer intensiven organisatorischen Tätigkeit. Inwieweit diese komplexen Ereignisse, von denen unsere Kenntnis weiterhin sehr lückenhaft bleibt, auch nördlich des Balkangebirges liegende Gebiete betrafen, wissen wir überhaupt nicht. Jedoch lohnt es sich wohl hervorzuheben, daß um dieselbe Zeit in Istros (Histria), womöglich auch in Olbia, archäologisch eine bedeutende Zerstörung festgestellt wurde, die in einen historisch noch nicht faßbaren Zusammenhang gehört19. Ob dies mit den Ereignissen in Thrakien südlich des Balkangebirges zusammenhängt, ist zwar nicht zu beweisen, andererseits aber auch nicht ausgeschlossen. Ich erinnere daran, daß die Denkmäler für Minucius Rufus außer den quellengemäß faßbaren, südlich des Balkans wohnenden Bessern auch »andere Thraker« erwähnen (καί τους λοιπού? θραικα?). Zugleich ist wie so oft in der Antike mit einer »Kettenreaktion« zu rechnen, daher also sind die durch die Überlieferung und die inschriftlichen Funde etwas besser bekannten Ereignisse südlich des Balkans nicht ausschließlich diesem geographisch begrenzten Raum zuzuschreiben; ebensowohl ließe sich die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß die Feldzüge des Minucius Rufus und des Titus Didius indirekte Wirkungen auch auf ferner liegende Gebiete hervorgerufen haben. Wie im Falle der von den Thrakern in der hellenistischen Zeit stets bedrohten Byzantiern20 müssen sich gewisse Städte an der westlichen Schwarzmeerküste an Rom, den neuen Hegemon in der Zone,
Meinungen, die dazu geäußert wurden, bei É. WILL, Histoire politique du monde hellénistique (323-30 av. J.-C.) Π. Des avènements d'Antiochos ΙΠ et de Philippe V à la fin des Lagides 2 , Nancy 1982, 466 ff.. 19
Dazu P. ALEXANDRESCU, La destruction d'Istros par les Gètes 1. Dossier archéologique, Il Mar Nero 1, 1994, 182; Ju. G. VINOGRADOV, Politiéeskaja istorija ol'vijskogo polisa, VII-I vv. do n. e., Moskau 1989, 261 f..
20
Vgl. Polyb. 4, 45. Einen ähnlichen Fall bietet Sestos, wo im Dekret für Menas (OGIS 339 = J. KRAUSS, Die Inschriften aus Sestos und der thrakischen Chersones [DC 9], Bonn 1980, Nr. 1) erwähnt wird, daß dieser mit den römischen Gesandten, die nach Kleinasien geschickt wurden, verhandelte: τάς τ€ πρ€σβ€ [α] το τάν eìivoiav Τ€τηρήσ[θαι] [τ]αν ποτΐ τα ν σ[ΰνοδ]ον 4π[αΐν€> 12 [σ]αν μέν €πί τούτοις Άρ{στων[α]
128 [Άΐρίστωνο^" €ψαφίσ[αντ]ο δ€ [καΐ] [€]ν{ν}α στ€φανον €\ς τ[ο κατ* άΐδι][ο]ν όπως* αν τοις* σ[υνό]δοΐ£ [aval· 16 [γορ]€υηται πάσαις- [κα]τ' έπί δέκία] [άμ€]ραν αυτάς
kv [παντι φιλοταμία??]
[els' ταν] πατρίδα- Ινγράψαι [Ô€ το] [ψάφι]σμα €\ς τβλαμώνα λ€υκ[ου] 20 [λίθου] καί άνα[θ
χθαι αύΐτόΐς· δια τουδ€ του ψαφίσ}ματο? σ[τ€φανώσαι
ΆρΚσ[τωνα 'Ah
]
χθαι αύτ[οΐ£?
ματος- σ[τ€φανου]ν Άρίσ[τωνα 'Ah
ρίστωνοί? τον €υ]€ργ€τα[ν μέν]
ρίστωνοΕ? τον €υ]€ργ€τα[ν μέν]
του δάμ[ου, φιλότ€}ιμον δέ [του]
του δάμ[ου, φ ι λ ό τ ι μ ο ν δ€ [τοΰ]
θιάσου [στ€φάνψ άπίοδίοχά? και]
θιάσου [έμ πάση συν]όδω [χρυσψ]
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