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Der Unterhaltungskubus Christian Hartl 20.11.2006 Peter Kolbe war ein Einzelgänger, der am liebsten alleine arbeitete. Da er ein genialer Kopf war, der dem Konzern schon einige sehr profitable Erfindungen und Patente erarbeitet hatte, ermöglichte man ihm gerne ein eigenes Labor, in dem er ungestört arbeiten konnte. In der Mitte seines Labors stand zwischen Computern und zahlreichen 3D und 2D Monitoren ein Unterhaltungskubus. Ein Würfel von 2,5 Metern Kantenlänge, den Kolbe vor zwei Jahren zur Marktreife entwickelt hatte, der aber auf Grund der zu erwartenden, hohen Einzelkosten, bisher noch nicht in die Serienproduktion übergegangen war. Auf einer Seite des Würfels war eine automatische Schiebetür angebracht, durch die man den Kubus betreten konnte, auf der Hinterseite gab es Anschlüsse für Nahrungskonzentrat, Internet, Strom, Wasser und Abwasser. Das Innere des Unterhaltungskubus war komplett mit Nanogel gefüllt, das jede Form und Farbe annehmen konnte. Im Grunde ein dreidimensionaler Monitor, der den Körper eines Menschen vollständig umgab, sobald er in den Kubus stieg. Das Nanogel war in der Lage sämtliche Sinneseindrücke, die ein Mensch wahrnehmen konnte, zu simulieren. Die Größe des Kubus war daher so gewählt, dass sich ein in der Mitte des Kubus befindlicher Mensch, in alle Richtungen frei bewegen konnte, ohne jemals an dessen Wänden anzustoßen. Der Kubus war von Peter Kolbe zu dem Zweck ersonnen worden, um das dreidimensionale Fernsehen zu ersetzen. Man sollte innerhalb des Kubus ausspannen können, beispielsweise mit einem kurzen Badegang, an einem sonnigen Südseestrand. Im Gegensatz
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zum dreidimensionalen Fernsehen, konnte man dabei vollkommen real interagieren. Die Probleme von Fettleibigkeit und Bewegungsarmut, die früher beim normalen Fernsehen, und auch bei so genannten, direkten Gehirnbeeinflussungen entstanden, waren somit abgeschafft. Der Mensch war nun mal ein körperliches Wesen und der Kubus war in der Lage auf körperliche Empfindungen und Bedürfnisse einzugehen. Ein Badegang im Meer, wäre so realistisch, dass man den Unterschied zu einem realen Bad nicht unterscheiden konnte. Das Nanogel konnte sowohl das Knirschen des Sandes unter den nackten Fußsohlen simulieren, als auch einen leichten Wind der über die Haut strich und die Wärme der Sonne. Der warme Wind würde einen Geruch nach Meer und Tang mit sich bringen, den man tief einatmen konnte. Natürlich war auch das kühlere Meerwasser spürbar, wenn man sich in die Wellen stürzte. Man konnte richtig darin Schwimmen, denn das Nanogel setzte den Arm und Beinmuskeln den gleichen Widerstand entgegen, wie echtes Wasser, sobald man sich im Wasser befand. Wenn man den Mund aufmachte konnte man salziges Meerwasser schlucken. Wenn man den Kubus verlies hatte, man tatsächlich den Eindruck, man wäre am Meer gewesen. Vorteilhafter Weise würde man niemals Sonnenbrand bekommen und die Gefahr des Ertrinkens war durch Sicherheitsunterprogramme ebenfalls nicht gegeben. Wenn man zwei Kuben per Internet verband, auch wenn diese Tausende von Kilometern entfernt waren, und diese das gleiche Programm laufen hatten, konnte man mit einer anderen Person gemeinsam am Strand liegen und schwimmen. Man konnte sich gegenseitig berühren, riechen, sogar küssen und Sex miteinander haben. Die Einrichtungen des Unterhaltungskubus waren so gestaltet, das man sich auch längere Zeit darin aufhalten konnte, ohne körperliche Ausfallserscheinungen befürchten zu müssen. Man konnte darin einen kompletten Urlaub verbringen, oder einen Kubus auch als Wohnung oder Haus benutzen. Theoretisch konnte man sich Jahrzehnte lang oder sogar sein komplettes Leben lang in einem Unterhaltungskubus aufhalten, ohne die Realität zu vermissen. Hier kam Peter Kolbes Auftrag ins Spiel. Die Konzernleitung hatte erkannt, dass man den Unterhaltungskubus auch als Gefängnis benutzen konnte, und plante so das Gerät in die Gewinnzone zu
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befördern. Im Grunde war es ganz einfach: Man musste einfach den Ausgangsbefehl aus dem Kubus löschen und die Person die ihn betrat würde nicht mehr in der Lage sein, die Tür zu finden. Das Problem war das Programm, für einen Gefängniskubus. Sollte man alte Gefängnisfilme nehmen und dazu ein paar grausame Wärter, oder sollte man die Gefangenen einfach an einem Südseestrand festsetzen? Der Aufenthalt in einem Gefängniskubus sollte natürlich eine Strafe sein, die von weiteren Verbrechen abschreckte. Ob das Verbringen einer Strafe an einem Südseestrand tatsächlich als Strafe bewertet werden konnte, darüber war Kolbe sich nicht sicher. Andererseits hatte man in früheren Zeiten durchaus Verurteilte auf subtropischen Inseln ausgesetzt, um sie so zu bestrafen. Eine Reduzierung der Güter und Nahrungsmittelreize, verbunden mit der Beschränkung des Wirkungsradius konnte durchaus als harte Strafe empfunden werden. Allerdings sollten mit dem Gefängnisaufenthalt auch gewisse Lerneffekte verbunden sein, die es dem Gefangenen ermöglichten, sich nach seiner Strafe, wieder in das normale Leben zu integrieren. Kolbes Aufgabe war es verschiedene Programme zu erstellen und zu testen. Er beschloss mit dem Südseescenario anzufangen. Er begrenzte die Bewegungsmöglichkeiten auf eine kleine Bucht, stellte verschiedene Bäume mit Früchten und einige Meerestiere als Resourcen zur Nahrungsmittelgewinnung und der Möglichkeit Kleidung und Behausung herzustellen, zur Verfügung. Als er seine Programmierungen abgeschlossen hatte, begann er die Testphase. Im Gegensatz zu einem Gefangenen stand ihm jedoch an einer bestimmten Stelle des Strandes ein Ausgangsbutton zur Verfügung, mit dessen Hilfe er den Kubus jederzeit wieder verlassen konnte. Dann legte er seine Kleidung ab und öffnete die Eingangstür des Kubus. Die graue Masse des Nanogels stand wie eine Wand hinter der Tür. Er hielt die Luft an. Der Einstieg war immer noch eine etwas ungewöhnliche Angelegenheit. Langsam streckte er einen Fuß über die Türschwelle griff dann mit beiden Händen nach dem Türrahmen. Das Nanogel fühlte sich an, wie warme klebrige Gelatine. Er beugte sich etwas vorne über, so dass sein Gesicht in die graue Nanomasse
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eintauchen konnte. Augenblicklich klärte sich das graue Gel vor seinen Augen und offenbarte ihm, die programmierte Bucht. Unsichtbar für ihn, stellte die Nanomasse Versorgungsverbindungen für seine Atemwege her. Als er wieder Luft holte, bemerkte er das salzige Meeresaroma, mit dem die Umgebung gesättigt war. Er zog sich am Türrahmen vorwärts, zog sein linkes Bein nach und tauchte zur Gänze in das Nanogel. Er bemerkte ein, nicht unangenehmes Ziehen und fühlte sich emporgehoben, als die Nanopartikel ihn vollständig umgaben und zur Mitte des Kubus schoben. Das Schließen der Schiebetür hinter sich, bemerkte er gar nicht mehr. Einen Augenblick schwebte er kurz vor der Linie, an der die Wellen im Sand versickerten, in der Luft, dann wurde er langsam abgesenkt, bis er Sand unter seinen nackten Füßen spürte. Eine Welle erreichte seinen Standort und das Meerwasser umspülte kühl seine Fußknöchel. Beim Zurückfließen des Wassers fühlte er, wie Sandkörner unter seinen Fußsohlen herausgesaugt wurden. Das Empfinden war absolut real. Kolbe sah hinaus zum Horizont, an dem langsam eine Glutrote Sonne im Meer versank. Es war ein Anblick von Unendlichkeit und Weite, doch er wusste, egal wie lange und hart er schwimmen würde, wenn er zurückblickte, würde er nie mehr als fünfhundert Meter vom Strand entfernt sein. Er blickte an sich hinab. Er war nicht mehr nackt, sondern trug einen weißen Overall mit knallorangen Blockstreifen. Die Gefangenenuniform! Die einzige Kleidung die dem Gefangenen in diesem Programm zur Verfügung stand. Auch sein Körper hatte sich verändert. Als er sich über den Kopf strich, bemerkte er, dass seine Haare verschwunden waren. Als er seine Hände betrachtete, bemerkte er, dass es nicht seine Hände waren. Es waren die Hände einer Abenteuerperson, die er als Selbstprojektion, für verschiedene Actionunterhaltungsscenarien entworfen hatte. Wenn es ums Schießen und Töten ging, war es vom psychologischen Standpunkt her besser, wenn man die Taten nicht wirklich selbst begangen hatte, sondern nur eine Actionperson namens Roger Flamming, in dessen Haut man für kurze Zeit geschlüpft war. Innerhalb des Kubus war es möglich verschiedene Erscheinungsformen zu simulieren. Er konnte auch in die Erscheinungsform von verschiedenen Frauen schlüpfen, die er für den Kubus erstellt hatte. Bei dieser Gefängnisszene war dies nicht so. Der Gefangene sollte sich mit sich selbst identifizieren, und somit erkennen, dass die Strafe für ihn bestimmt war und nicht etwa für eine Person die ihm äußerlich nicht ähnelte. Eigentlich sollte das Gefängnisprogramm, die äußere Erscheinung eines Gefangenen aufnehmen und naturgetreu wiedergeben.
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Für Peter Kolbe stand fest, dass ein schwerwiegender Programmfehler vorlag. Das hieß, er musste den Test sofort abbrechen und den Kubus verlassen. Er hatte einen Ausgangsbutton im Wurzelgeflecht einer einzelnen Kokospalme am Rand der Bucht, versteckt. Für Gewöhnlich trug man innerhalb eines Kubus den Ausgangsbutton neben weiteren Funktionsbuttons in Form von Tätowierungen auf dem linken Handrücken, um unmittelbar das Geschehen beeinflussen oder stoppen zu können. In einem Gefängnis konnte es Buttons auf dem Handrücken natürlich nicht geben. Das widersprach dem Sinn der Programmierung. Ohne Hast machte er sich auf den Weg zu der Palme. Der Sand knirschte unter seinen Fußsohlen und die untergehende Sonne wärmte seinen Rücken. In der Mitte der Bucht stand ein kleines Zelt in dem er ein paar Werkzeuge und Vorräte für die ersten Tage und ein Handbuch für das Überleben am Strand hinterlegt hatte. Als er an dem Zelt vorbeikam, schlug er kurz die Plane zurück und sah nach, ob alles an seinem Platz war. Alles in Ordnung. Alles lag so bereit, wie er es programmiert hatte. Anschließend ging er weiter und genoss den Spaziergang, an diesem wunderschönen Strand. Kurze Zeit später erreichte er die Palme und bückte sich, um zwischen den Wurzeln nach dem Ausgangsbutton zu suchen. Er scharrte ein paar verdorrte Palmblätter zur Seite, genoss das realistische Knistern, als die Blätter in seinem Griff zerbröselten und fand den roten Button an einer Wurzel. Er drückte kurz und beherzt in die Mitte und erwartete, dass die Landschaft sich vor ihm auflöste und ,dass das Nanogel ihn langsam hochhob, ihn in eine aufrechte Position brachte und vor den sich öffnenden Türen des Kubus abstellte, so dass er nur hinaus zu treten brauchte. Doch es geschah nichts. Peter Kolbe spürte wie sich seine Nackenhaare aufrichteten und ein Anflug von Panik in ihm hoch wallte. Verzweifelt drückte er noch einmal auf den Button und noch mal und noch mal, aber es veränderte sich nichts. Er war innerhalb des Kubus gefangen. Als er noch mal auf den Button drücken wollte, stellte er fest, dass die rote Farbe auf der Palmwurzel verblasste und einen Augenblick später vollkommen verschwand. Es schien, als wäre nie ein Button auf der Wurzel gewesen. Das war kein Programmfehler! Jemand manipulierte das Programm von außen, während er sich hier aufhielt. Der Unbekannte musste gewartet haben, bis er sich in den Kubus begeben hatte und war dann in das Labor eingedrungen, um das Programm zu verändern. Die Editionsfunktionen dieses Programms waren immens. Der
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Unbekannte war anscheinend gut vorbereitet, er kannte die Funktionen des Kubusprogramms genau. Mit Entsetzen erkannte Kolbe, dass er dem Fremden vollkommen ausgeliefert war. Was hatte er alles auf seinem Rechner gespeichert? Alles was Gefängnisse und Gefangensein in den letzten Jahrhunderten bedeuten konnte, hatte er recherchiert und als Editionsoption gespeichert. Obwohl er niemals in Erwägung gezogen hatte, solche Dinge tatsächlich anzuwenden, hatte er dennoch viele Arten der Folter und Hafterschwerung gespeichert. Der Eindringling konnte alles auf ihn anwenden, wenn er wollte. Kolbe war ihm hilflos ausgeliefert. Kolbe setzte sich in den Sand und stöhnte, ihm war schlecht vor Verzweiflung und Panik. Was konnte er jetzt noch tun? Einen Moment lähmte die Übelkeit seine Gedanken, dann fiel ihm das Datenpad im Zelt ein. Mit diesem Pad konnte ein Gefangener Nachrichten an seine Wärter abschicken, oder auch Schriftwechsel mit Angehörigen oder Freunden führen. Wenn der Eindringling die Verbindung zum Internet noch nicht gekappt hatte, dann konnte er noch einen Hilferuf an den Konzern absetzen. Er sprang auf und rannte los, jede Sekunde war jetzt kostbar. Kurz bevor er das Zelt erreichte, spürte er plötzlich einen Ruck am Bein und schlug der Länge nach in den Sand. Verwundert richtete sich Kolbe wieder auf und spuckte Sand aus, der ihm in den Mund geraten war. Auf der Suche nach der Ursache seines Sturzes wanderte sein Blick an seinem linken Bein entlang und entdeckte eine stählerne Fußschelle, von der sich eine halben Meter lange Kette zu einer schwarzen Eisenkugel mit einem Durchmesser von ungefähr zwanzig Zentimeter, spannte. Der Unbekannte wollte anscheinend Zeit gewinnen, um herauszufinden was er, Kolbe, vorhatte. Die altmodische Eisenkugel war dazu ein gutes Mittel, seine Bewegungen zu verlangsamen und dem Unbekannten Gelegenheit zum Nachdenken zu geben. Kolbe blieb liegen und überlegte: Vielleicht war er zu rasch vorgegangen. Er musste langsamer und weniger zielgerichtet vorgehen, damit der Eindringling keine Möglichkeiten hatte zu erraten, was er vorhatte. Langsam richtete er sich auf und sah sich unschlüssig um. Sein Blick wanderte über den ganzen Strand und blieb wie zufällig am Zelt hängen. Langsamer nahm er seinen Weg wieder auf und schritt zu dem Zelt hinüber. Die schwere Eisenkugel, die er dabei hinter sich herschleifen musste, verwandelte seinen
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Gang in ein groteskes Humpeln. Endlich erreichte er das Zelt, schlug die Eingangsplane zurück und kroch hinein. Im hinteren Bereich stapelten sich die Ausrüstungsgegenstände und Nahrungsmittel, die er für den Gefangenen als Grundausstattung programmiert hatte. Irgendwo darunter befand sich auch das Datenpad. Kolbe verhielt sich wie ein Gefangener, der die Sachen zum ersten Mal sah. Langsam nahm er jeden Gegenstand vom Stapel und betrachtete ihn, als würde er eine Art Inventur machen. Dabei gelangte ganz automatisch auch das Datenpad in seine Hände. Er klappte das Pad auf, als sähe er das Gerät zum aller ersten Mal. Rasch tippten seine Finger eine Botschaft ein, doch bevor er eine Verbindung zum Internet herstellen konnte, verwandelte sich das Pad in seinen Händen in eine Tafel Schokolade. Einen Moment lang war Kolbe so frustriert und zornig über diese neue Wendung, dass er versucht war, die Schokolade wutentbrannt aus dem Zelt zu schleudern. Doch er wollte dem Unbekannten, der draußen vor dem Kubus am Systemrechner saß und mit ihm dieses böse Spiel trieb keinen Anlass zur Erheiterung geben. Stattdessen biss er ein Stück von der Schokolade ab und zwang sich zum Nachdenken. Er brauchte dringend eine gute Idee, sonst würde er all dem was der Unbekannte mit ihm vorhatte hilflos ausgeliefert sein. Nur was sollte er tun? Der Kubus war das perfekte Gefängnis. Er selbst hatte ihn dazu konstruiert. Er wusste, dass der Strand und alles was hier so stabil und weitläufig aussah, in Wirklichkeit nur eine Nanosimulation in einem Würfel war, in dessen Mitte er sich befand. Es gab sogar eine Möglichkeit zu einem Notausstieg, falls alle Nanosysteme versagten. Einen kleinen Riegel, an der Innenseite der Schiebetür, über dem eine chemische Lampe aufleuchtete, sobald das Nanogel sich in Folge eines vollkommenen Spannungs- oder Datenstromverlustes verflüssigen würde. Es gab nur zwei Probleme, dabei: Erstens stand diese Prozedur im Handbuch des Kubus und war dem Unbekannten somit höchstwahrscheinlich auch bekannt. Zweitens konnte er diesen Riegel nicht erreichen, so lange das Strandprogramm lief. Bei allem was er tat, ganz egal, ob er am Boden lag, oder schnell von einem Ende des Strandes zum anderen lief, hielt das Nanogel ihn in der Mitte des Kubuses. Er wusste ja nicht einmal in welcher Richtung der Ausgang lag. Gab es sonst noch irgendwelche Optionen auf ein Entkommen? Ihm fiel im Moment nichts mehr ein. Er musste also darauf warten, dass der Unbekannte mit ihm in Verbindung trat und den Grund offenbarte, weshalb er in sein Labor eingedrungen war und ihn in dem Kubus
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gefangen hielt. Kolbe kroch wieder nach draußen und humpelte immer noch von der Eisenkugel behindert hinunter zum Wasser. Ganz knapp vor der Stelle in der die Wellen im Sand versickerten ließ er sich nieder und sah hinaus auf das Meer. Auf den Wellenkämmen reflektierte das rötliche Licht, das die gerade im Meer versinkende Sonne über die Bucht warf. Ein zutiefst romantischer Augenblick, den Kolbe ansonsten gerne mit einer Frau genas, die sich an seine Schulter kuschelte, während sie mit einem kühlen Glas Weißwein anstießen. Kolbe wartete nicht lange, bis er hinter sich das rhythmische Knirschen von Sand vernahm, das anzeigte, dass sich jemand von hinten näherte. "Umdrehen!" forderte eine befehlsgewohnte, männliche Stimme von Kolbe, nachdem die Schritte kurz hinter ihm zum Stillstand gekommen waren. Langsam legte sich Kolbe auf den Rücken und sah den Fremden mit schräg nach oben gerichteten Augen an. Der Fremde war Kolbe bekannt. Es handelte sich um den von ihm programmierten Wächter, in einer streng aussehenden Uniform des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der Wächter hatte ein kantiges, autoritär aussehendes, glattrasiertes Gesicht und hielt sich mit in einer steif anmutenden Korrektheit aufrecht, so dass es schien als hätte er den sprichwörtlichen Besenstiel verschluckt. Der Unbekannte nutzte also die Wächterfigur, um mit ihm Kontakt aufzunehmen. "Was wollen sie von mir?" fragte Kolbe lässig. Der Fremde ließ sich ebenfalls im Sand nieder, so dass Kolbe sich andersherum hinsetzen musste, um ihn ansehen zu können. "Ich bin gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass sie noch heute Nacht sterben werden und dass wir ihr Labor niederbrennen werden und ihre ganze Forschungsarbeit die in Dateien beim Konzern gespeichert ist unwiderruflich löschen werden." Kolbe vergaß für einen Moment zu atmen. Er war so geschockt über diese so kühl mitgeteilte Mordabsicht, dass er nicht wusste was er tun oder sagen sollte. Der Wächter gab die humorlos klingende Version eines Lachens von
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sich. Kolbes entsetztes Gesicht war anscheinend eine echte Belustigung. Das Gelächter brachte den Gefangenen wieder zur Besinnung. "Warum?" fragte Kolbe immer noch fassungslos. "Warum wollen Sie mir das antun? Was habe ich ihnen den getan? Wer sind sie überhaupt?" Der Wächter grinste, soweit die Programmierung dieser Strenge ausdrückenden Figur das zuließ. "Aktionsgruppe menschliches Leben. Mein persönlicher Name tut nichts zur Sache. Sie persönlich haben mir natürlich nichts zuleide getan, aber ihre Erfindung wird vielen Menschen etwas zuleide tun. Sie wollen Menschen in kleine Metallkästen stecken und dort quälen. Ich werde das verhindern." Kolbe runzelte die Stirn. Er hatte über diese Aktionsgruppe menschliches Leben gelesen. In dem Artikel waren sie als eine Art wirre und fortschrittsfeindliche Ökoterroristen beschrieben worden. Nur was sollte diese abstruse Anschuldigung? Das konnte doch kein Ernst sein. "So etwas tue ich doch nicht", behauptete Kolbe fest. "Ich stecke Menschen nicht in irgendwelche Kästen, um sie zu quälen. Das ist Blödsinn. Ich bin Entwickler von Hardware für die Unterhaltungsindustrie." "Ach", meinte der Ökoterrorist. "Wo befinden sie sich denn gerade? Ist das nicht ein zweieinhalb mal zweieinhalb Meter großer Metallkasten? Ich habe auch ihre Hafterschwerungsoptionen gesehen. Was glauben Sie denn, woher ich das hier habe?" Der Terrorist zog an der Kette, die Kolbes Fußgelenk mit der Eisenkugel verband. "Da ist noch viel mehr, als diese lächerliche Gehbehinderung. Soll ich vielleicht noch ein paar Sachen aus ihrem Repertoire an ihnen ausprobieren? Wie wäre es denn mit Daumenschrauben, einer Streckbank oder einfach mit zwanzig Peitschenhieben?" "Diese Strafen waren niemals ernsthaft für den normalen Strafvollzug vorgesehen, sie waren lediglich Gegenstand meiner Recherchen", versuchte Kolbe abzuwehren. "Und was denken Sie wieviele Menschen im modernen Strafvollzug arbeiten?" fragte der Terrorist nach. "Haben Sie jemals darüber nachgedacht, wieviele Menschen Sie arbeitslos machen? Was wird
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geschehen, wenn sich ihre Maschine als Unterhaltungsgerät verbreitet? Wie viele Menschen werden nur noch in ihren Metallkästen vor sich hinvegetieren? Sie pervertieren das menschliche Dasein." Kolbe war verblüfft. Von einem solchen Standpunkt hatte er seine Arbeit bisher noch nie betrachtet. Dennoch hielt er die Argumente seines Wärters weiterhin für unsinnig. "Jede neue Erfindung macht Menschen arbeitslos, ebenso wie man fast jede neue Errungenschaft zum Guten und zum Schlechten verwenden kann", entgegnete Kolbe. "Das liegt aber nicht in der Verantwortung des Erfinders, sondern immer in der des Nutzers." Der Wächter lachte freudlos auf. "Ihre Zeit neigt sich dem Ende zu Herr Kolbe. Einer meiner Mitstreiter klemmt gerade die Reserveakkus ihres Kubus ab, anschließend trennen wir den Kubus vom Netz. Ich habe irgendwo gelesen, das sich das Nanogel, das diese Illusion hier bewerkstelligt im stromlosen Zustand die Konsistenz von Wasser annimmt. Ich nehme an, sie werden darin ganz schlicht und einfach ertrinken. Kein angenehmer Tod, sicherlich, aber ein Nichts im Gegensatz zu dem Leid das sie anrichten wollten. Zum Abschied möchte ich sie noch mit einer weiteren Option aus ihrem Editionsmenü bekannt machen. Ich muss sichergehen, dass Sie nicht noch entkommen, falls ihnen noch irgendein rettender Einfall kommt." Kolbe fühlte, wie er hochgehoben wurde und sich etwas unangenehmes, hartes um seinen Hals und seine Handgelenke legte. Einen Augenblick später fand er sich vornüber gebeugt in einem Standpranger wieder. "Verzeihung", bat der Terrorist spöttisch. "Sie werden ja nicht lange in dieser Position aushalten müssen. In spätestens zehn Minuten stehen sie vor ihrem Schöpfer. Leben Sie wohl." "Warten Sie!" rief Kolbe in panischer Angst, aber die Wächterfigur hatte sich bereits aufgelöst. Kolbes Gedanken rasten, aber es gab keine weitere Fluchtchance, selbst wenn es sie geben würde, konnte er sie nicht nutzen, denn die dicken Holzbalken zwischen denen sein Hals und seine Handgelenke eingeklemmt waren verdammten ihn dazu, hier stehen zu bleiben. Die letzte Hoffnung war tatsächlich die Abschaltung des Kubus, denn dann würde kein Pranger und kein Strand mehr existieren, die ihn festhalten konnten. Die Frage war nur, ob er die Tür öffnen konnte. Wenn der Terrorist die Tür blockiert hatte, musste er tatsächlich im Nanogel ersaufen.
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Die Nacht in der Bucht brach vollständig herein, doch die Sterne und der Mond leuchteten nur kurz, dann erloschen sie und vollkommene Dunkelheit brach herein. Der Sand unter Kolbes Füßen fühlte sich plötzlich nass an und verschwand dann plötzlich gemeinsam mit dem Druck des Prangers und der Fußschelle. Im nächsten Moment fühlte sich Kolbe, als hätte ihn das Meer überflutet und er war frei. Flüssiges Nanogel drang ihm in Mund, Nase und Augen. Er unterdrückte den Reflex die Augen zu schließen und nach oben zu schwimmen, um aufzutauchen. Es gab keine Luft mehr im Kubus, da sich Luftzufuhr, Wasser und Nahrung, bei totalem Stromausfall automatisch abriegelten. Er musste die Ausgangstür finden und zwar so schnell wie möglich, bevor ihm die Luft ausging. Mit einer seitlichen Schwimmbewegung, drehte sich Kolbe um die eigene Achse und bekam das fahle blaue Licht der chemischen Leuchte, die sich mechanisch bei Stromausfall aktivierte, ins Blickfeld. Der größte Teil des Lichtscheins fiel auf den Riegel, mit dem sich die Schiebetür von innen entriegeln ließ. Er schwamm hinüber packte den Riegel und zerrte heftig daran. Der Riegel löste sich aus seiner Einrastposition, aber die Tür öffnete sich nicht. Erneut wallte Panik in Kolbe auf. Die Luft wurde ihm knapp. Wie viele Sekunden blieben ihm noch, bis er wegen Sauerstoffmangels erst ohnmächtig und anschließend sterben würde? Was hatte er falsch gemacht? Was hatte er vergessen? Hatte der Terrorist etwa von außen die Tür blockiert? War das sein Ende? Kolbes Lungen brannten vor Sauerstoffmangel, sein Kopf fühlte sich an, als wollte er explodieren. Jede Faser seines Seins schrie nach Luft. Luft! Verzweifelt spreizte sich Kolbe von innen gegen die beiden Flügel der Schiebetür und versuchte sie mit aller Kraft, die ihm noch zur Verfügung stand, sie auseinander zu drücken. Seine Bemühungen hatten Erfolg. Langsam schoben sich die Türflügel auseinander. Kleine Luftblasen perlten in den Kubus, gefolgt von immer Größeren, die sich wie Blumen aus Luft vor Kolbes Gesicht entfalteten, dann öffnete sich die Schiebetür vollständig und fünfzehneinhalb Kubikmeter Nanogel spülten Kolbe mit der Gewalt einer Flutwelle, hinaus in sein Elektroniklabor. Einen Moment lang blieb er von der Wucht der Nanoflüssigkeit auf den kalten Industrieboden gepresst liegen und japste verzweifelt nach Luft, bis er vollständig begriff, dass er aus dem Kubus entkommen war. Kolbe blieb nicht viel Zeit sich des Lebens und der Tatsache zu erfreuen, dass er seine Lungen wieder mit Frischluft füllen konnte, denn einer der ersten Sinneseindrücke die er wahrnahm, war ein
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beißender chemischer Geruch. Nach der Ankündigung des Terroristen, das Labor niederzubrennen erkannte Kolbe, dass es sich bei dem Geruch nur um einen Brandbeschleuniger handeln konnte und da das Labor noch nicht brannte, dass die Terroristen wahrscheinlich noch nicht gegangen waren. Bevor Kolbe sich vollkommen aufrappeln konnte, hörte er wie sich patschend Schritte, auf dem überfluteten Laborboden näherten. "Ich hätte den Tod des Ertrinkens, dem Tod des Verbrennens vorgezogen", meinte eine weibliche Stimme über Kolbe. Der Erfinder sah auf und erblickte eine junge, hübsche Frau mit halblangen, blonden Haaren, in einem schwarzen Hosenanzug. In ihren Händen hielt sie eine Rolle Klebeband und einen Elektroschocker. Ihre Absicht war klar: Sie würde ihn mit dem Elektroschocker Kampfunfähig machen, mit dem Klebeband fesseln und anschließend das Labor in Brand setzen. Nur ihre Waffe war ein Problem, denn der Schocker konnte nur mit direktem Körperkontakt eingesetzt werden. Doch da Kolbe am Boden lag, musste sie sich tief bücken, um ihn zu erreichen und Kolbe tat ihr nicht den Gefallen, sich weiter aufzurichten, sondern ließ sich wieder erschöpft zu Boden sinken. Die Terroristin machte einen durchtrainierten Eindruck und hatte wahrscheinlich auch einige Kampfsportarten erlernt, aber sie war zu selbstsicher. Kolbe mochte wie ein biederer schlaksiger Wissenschaftler aussehen, aber er hatte bereits einige Abenteuerkampfscenarien in seinem Kubus ausprobiert. Wenn es sein musste konnte er sich schnell bewegen. "Bitte tun Sie das nicht", winselte er hilflos, um sie in ihrer Selbstsicherheit zu bestärken. Sie lächelte kalt. "Sie haben es nicht anders verdient, Kolbe. Wenn Sie jetzt still halten, verspreche ich ihnen, so viele Ladungen mit dem Elektroschocker zu verpassen, dass sie bewusstlos werden. Vielleicht bekommen Sie dann gar nicht mehr mit, wie Sie verbrennen." Kolbe hielt sich still, zumindest so lange, bis sie sich zu ihm hinunterbeugte. Kurz bevor sie ihn mit dem Schocker berühren konnte rollte er sich blitzschnell zur Seite und trat ihr mit aller Kraft seitlich gegen ihr Knie. Mit einem Aufschrei des Erstaunens fiel sie zur Seite und schlug mit der Schulter und dem Ellbogen auf den mit Nanogel bedeckten Boden. Der Aufprall war so überraschend hart, dass ihr der Elektroschocker aus der Hand fiel.
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Kolbe versuchte die Chance zu nutzen und die Waffe an sich zu bringen, aber sie war schneller. Wie eine Raubkatze fiel sie über ihn her. Sie packte seinen rechten Arm und versuchte einen Drehhebelgriff anzubringen. Es bereitete Kolbe keine Mühe sich herauszuwinden, da das Nanogel seine nackte Haut so glitschig gemacht hatte, als ob er in Olivenöl gebadet hätte. Er verpasste ihr einen Stoss mit dem Ellbogen in die Magengrube und sie fiel von ihm herunter. Sie krümmte sich am Boden und Kolbe krabbelte ihr nach, um weitere Hiebe anzubringen, doch der Schmerz hielt sie nicht lange auf. Bevor Kolbe ganz bei ihr war trat sie ihm mit ihrem Stiefelabsatz gegen die Schulter. Er knickte mit dem Arm ein und platschte mit dem Oberkörper in das Nanogel. Bis er sich wieder aufrappelte, hatte sie genügend Zeit, um sich den Schocker zu schnappen. "Jetzt ist es genug!" knirschte sie, während sie den Abzug des Elektroschockers drückte. Ein gefährlich knisternder blauer Lichtbogen bildete sich zwischen den Elektroden auf der Vorderseite des Gerätes. Sie kam unaufhaltsam auf ihn zu. Was sie nicht zu bemerken schien, aber Kolbe sofort auffiel, war: Die Waffe tropfte von dem Nanogel in dem sie gelegen hatte und die Kleidung der Terroristin hatte sich damit vollgesogen, während sie am Boden gekämpft hatte. Kolbe erinnerte sich lebhaft an die ersten Experimente, die er vor Jahren mit diesem Nanogel gemacht hatte. Das Gel reagierte auf Strom, auf die angelegte Spannung und die Form der Spannung. Nur auf diese Weise ließen sich feste Formen innerhalb des Kubus realisieren. Allerdings herrschten im Kubus nur niedrige Spannungen vor. Sobald das Gel mit den Elektroden Kontakt bekam würde es reagieren und zwar ziemlich heftig. Sie drückte wieder und kippte das Ende des Schockers dabei etwas nach vorne. Nanogel schwappte über ihren Handrücken und das Gehäuse träge nach vorne und berührte beide Elektroden. Die Reaktion des Gels und Kolbes Rückwärtssprung erfolgten beinahe gleichzeitig. Kolbe schaffte es nicht mehr ganz sich aus der Gefahrenzone zu befördern, als das Nanogel sich plötzlich zu einer drei Meter hohen, gezackten Säule ausbildete, die Kleidung und das Haar der Terroristin bizarr verformte und sie mit einem gellenden Schrei in die Luft schleuderte. Kolbe selbst fühlte sich, als hätte man ihn in ein Becken mit winzigen Glasscherben geworfen.
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Nach einer Sekunde war alles wieder vorbei. Das Nanogel lag wieder in einer friedlichen bewegungslosen Pfütze auf dem Laborboden. Kolbes gesamte Haut war gerötet, als wäre er mit Schleifpapier behandelt worden. An ein paar Stellen, wo sein Körper Bodenkontakt gehabt hatte, hatte er tiefere, blutende Abschürfungen. Sonst war er weitgehend unverletzt. Die Terroristin hatte die Nanoreaktion nicht so glimpflich überstanden. Sie lag in einer unnatürlich verrenkten Position am Boden, die vermuten lies, dass sie sich mehrere Knochen gebrochen hatte. Ihr Eleganter Hosenanzug war an vielen Stellen wie von kleinen scharfen Messern zerschnitten. Blut quoll aus den Schnitten und mischte sich langsam mit dem Nanogel. Der Elektroschocker lag mehrere Meter von ihr entfernt. Kolbe stand stöhnend auf, und ging zu ihr hinüber. Ihre blauen Augen fixierten ihn mit Verachtung. Ihr Gesicht war eine Maske aus tiefen, blutenden Wunden. "Eine wirklich teuflische Erfindung, die Sie da gemacht haben!" meinte sie mit vor Schmerz gepresst klingender Stimme. Kolbe grinste schief, sagte nichts zu ihr. Er und seine Erfindung hatten gewonnen. Der fortschrittsfeindliche Ökoterrorismus hatte verloren. Er ging zum Telefon und rief einen Krankenwagen und die Konzernsicherheit. Drei Monate später nahm der Kubus, im ersten Gefängnis mit dreihundert Stück seinen Dienst auf. Kolbe stand vor einem 3D-Projektor und betrachtete auf einem Monitor, wie eine Projektion von sich selbst an einem Strand entstand. Es war der selbe Strand, dem er auf so verzweifelte Weise entkommen war. Doch diesmal war er nicht der Gefangene, sondern nur ein Besucher. An der Wassergrenze saß eine hübsche, blonde Frau in dem Gefangenenoverall, mit den orangen Blockstreifen. Ihr Name war Sandra Rothal, ehemalige Terroristin der Gruppe: menschliches Leben. "Frau Rothal?" Die Frau drehte sich langsam um und erkannte ihn.
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"Kolbe?", rief sie ungläubig aus. "Was machen Sie denn hier?" "Ich bin nur gekommen um Sie zu fragen, wie sie jetzt zu meiner Erfindung stehen." Sie lachte, betrachtete ihre Arme und Beine und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. "Habe ich ihnen das zu verdanken?" Kolbe nickte. "Eine teuflische Erfindung, wirklich, aber nicht ohne gewisse Vorteile." "Mehr wollte ich nicht hören," meinte Kolbe. "Ich wünsche ihnen noch einen schönen Aufenthalt. Auf Wiedersehen." "Wiedersehen," meinte auch sie, stand auf, ging im noch ein paar Schritte nach und winkte. Kolbe bemerkte, wie schön sie selbst in dem Gefangenoverall noch war, dann drückte er seinen Ausgangsbutton und seine Projektion am Strand verschwand. Bevor er sich aus dem Gefängnissystem auslockte und wieder seiner Arbeit zuwandte, fiel sein Blick noch auf einen anderen Monitor, der die reale Frau zeigte die sich in dem Gefängniskubus befand. Inmitten von durchsichtigem Nanogel schwebte der durch die Nanoreaktion entstellte Körper von Sandra Rothal. Der rechte Unterarm, die linke Brust und das linke Bein fehlten. Die Gliedmaßen waren durch die Nanoreaktion so stark zerstört gewesen, dass man sie nur noch Amputieren gekonnt hatte. Ihr Gesicht und ihr ganzer Leib war von zahlreichen Narben entstellt. Die unkontrollierte Reaktion des Nanogels hatte die ehemals schöne Frau in ein menschliches Monster verwandelt. Der Kubus war ein Segen für sie, denn er täuschte ihr, ihr altes Selbst vor. Kolbe hatte sich dafür eingesetzt, ihr diese Gnade zu gewähren. Er lockte sich aus dem Gefängnissystem aus und wandte sich seiner neuen Aufgabe zu: Der medizinischen Anwendung innerhalb eines Kubus. Dem Kubus gehörte ohne Zweifel die Zukunft, die Finanzabteilung des Konzerns war sehr zufrieden mit ihm. Abstimmen
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Kommentare: Sehr schön (PengoX, 21.11.2006 14:02)
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