Johannes Rothe Der Ritterspiegel
Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Christoph Huber und Pamela Kalning
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Johannes Rothe Der Ritterspiegel
Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Christoph Huber und Pamela Kalning
Walter de Gruyter
Johannes Rothe Der Ritterspiegel
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Johannes Rothe Der Ritterspiegel Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Christoph Huber und Pamela Kalning
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Gedruckt mit Unterstützung der deutschen Forschungsgemeinschaft.
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, 앪 das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 978-3-11-020819-1 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Laufen Satz: Thomas Hilarius Meyer und Susanne Borgards Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
Vorwort Die vorliegende Ausgabe wurde durch ein von der DFG gefiirdertes Projekt (2006 -2008) ermoglichl, hal aber eine Hingere Vorgeschichle. Tiibinger Lehrveranstaltungen, vor allem ein Hauptseminar gemeinsam mit Siinke Lorenz im SS 1998 und die Arbeit zahlreieher Hilfskrlifte sind mit eingel1ossen. Flir die Einriehtung der Transkription der Kasseler Handsehriti in Tustep ist Paul SappIer und Annegret Fiebig zu danken. Henrike Uihnemann war von Anfang an mit im Boot. Einen deutliehen Schub in der Phase vor dem Projekt gab es dureh die Mitarbeit von Anne Auditor und Matthias KirehhotI, der mil Hilte eleklronischer Recherche einen groBen Teil der Auloritaten-Rcferenzen zu identifizieren half. Ihnen sci herzlich gedankt. Edilion und KOImnenlar wurden wiederholt vor den Richlersluhl des Tiibinger Oberseminars gebraeht und dort heftig kritisiert, mit groBem Gewinn fUr die Herausgeber. Die Ubersetzung wuchs sieh, je mehr die terminologische Verbindliehkeit von Rothes Text hervortrat, zur spannenden philologischen und interpretatorischen Aufgabe aus. Burghart Wachinger gab seinen Rat. Prieder Sch,mze leislele in einem komplellen Korreklurdurchg,mg unschatzbare Hilfc. Sandra Linden iibernahm den Absehluss des Literaturverzeichnisses. Um die Korrekluren haben sich Kalrin Ebinger und besonders Susanne Borgards, die mit dem Bliek auf verbliebene Unstilmnigkeiten die Sehlussredaktion lei tete, verdient gemacht. Thomas Hilarius Meyer betreute die Verwandlung der Tuslep-Dalei zur lesbaren Ausgabe. Allen sei herzlich gedankt. Von den Kollegen sind wir dem Rothe-Kenner Volker Honemann in vielen inhalt1iehen Punkten zu Dank verpflichtet. Wir danken aueh Jens Haustein, der uns groBziigig seine Tnmskriplion von RoUles 'GeisUicher Bruslspange' zur Verfligung stellte. Unser Dank gilt schlieBlich der Kasscler Landesbibliolhek, die einen Film der 'Rillerspiegel'-Handschrifl und Pholos flir die Abbildungen in der Edition zur Verfiigung stellte und mehrmals Einsicht in die Handsehrift gewillJrte. Man glaubt es kaum, aber die Beschatiigung mit Johannes Rothe war trotz jahrelanger Strapazen ein fessc1ndes und reizvolles, intellektuell forderndes Unlernehmen, das - wir hoffen es - verschiedenen hislorischen Disziplinen Einsiehten und Anregungen bereitstellen wird. Christoph Huber
Pamela Kalning
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1
Johannes Rothe, 'Riuerspiegel': Text und Ubersetzung Prolog
IOHANNES
19 20
Kapitel 1 SpiegelaUegorese Kapitel 2 Contemptus mundi und ethischer Appell Kapitcl 3 Sozialer Aufsticg
U
Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitcl 7 Kapitcl g Kapitel 9 Kapitel 10 Kapitel II Kapitel12 Kapitel 13
Wappen und Heerschildordnung Geschichte des Rittertums Drei Arten von Rittern Standcssymbole: 1. Schwert 2. Ring 3. Knecht 4. Gold am Gewand 5. Buntes Kleid 6. Anrede 'Herr' 7. Handewaschen
C
R V Z C E B 0 R G
54 64 74 g4 94 104 116 126 136 146
Kapitel 14 Kapitcll5 Kapitcl 16 Kapitel 17 Kapitel I g
Verteidigung im gerechten Krieg Erfordernisse vor dem Kampf Ktinstc, Tugcndcn, Gcschicklichkciten AusrUstung und Ubung Regeln fUr die Schlacht
R 0 T H E
154 166 176 Igg 199
G E
208 218 228 240 248 260 272
Kapitel 19 Glaubenskrieg Kapitel 20 Entbehrungen des ritterlichen Lebens Kapitel21 Kriegstauglichkeit Kapitel 22 In der Schlacht Kapitel 23 Langere KriegszUge Kapitel 24 Aufgaben des HeertUhrers Epilog . . . . . . . . . . . . . Johannes Rothe, 'Ritterspiegel': Kommentw:-
0 N
N
A N
T
24 34 44
275
VIII
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis
I. Hilfsmittcl 2. Texte 2.1. Werke Johannes Rothes 2.2. Weitere Primartexte
3. Forschungsliteratur
423 423
425 425 426 437
Register . . . . . . . L Register der Eigennamen im Text 2. Register der Namen, Orte und Sachen im Kommentar 3. Register der im Kommentar erliiuterten Wiirter 4. Register der Bibebtellen
449 449
Abbildungen
463
450 456 459
Einleitung
1. Zum AutOT OCT aus Kreuzburg (Thtiringen) stammende, in dem nahe gelegenen Eisenach wirkende Geistliche Johannes Rothe (ca. 1360-1434)1 war ein gelehrter Viclschreiber, dcm in der Literaturforschung cin Gcruch von Langweiligkeit anhaftct. Ob zu Recht, hangt ab von den Tnteressen und Fragcstellungcn, die eine Lekltire von Rothes Werken leiten. Diese Schriften sind ein NadelOhr, durch das breites mittc1alterliches Schulwissen ebenso wie Thtiringer RegionaltradiLion hindurchgegangen und in die spalere Uberlieferung eingeflossen sind. Seicn es die historiographischcn, die rcchtskundlichcn oder didaktischen Arbeilen,2 irnmer kann man rechl ungebrochen die in der historischen Lebenswc1t aktuellen Themen und Tendenzen greifen, zu denen der Verfasser engagiert Stellung bezieht. Als Literat, der fUr unterschiedliche Publikumsschichten schreibt, bleibt Rothe hartnackig diesseits der Schwelle von asthetischen Stilisierungen, die tiber das Funktionale hinausgehen, was man auch als Slarke sehen k<mn. Dabei isl die lilerarische Konstruierlheil seiner am Gangigen orientierten Wirklichkeitsentwtirfe und Lehrgebaude offensichllich. Um diese Bolschaften zu enlziiIern, isl somil der Literarhistoriker gefragt. Authentisch ist Rothe, indem er Literatur als Tagesgeschaft betreibt. Wichtige Lebensdaten: seit spatestens 1387 Priester in Eisenach; seit 1390/1395 als Sladlschreiber in Eisenach nachweisbar; 1393 als Notarius bezeugt; Kaplan des Bischofs, dann Vicar 1394 an del' Liebfrauenkirche in Eisenach; 1397 an del' Georgskirchc in Eisenach; Lehrer am Slifl SI. JV1aricn in Eisenach; bis 1407 (vicllcichl1412) Stadtschreibertatigkeit; zwischen 1418 lind 1421 scholasticus, d. h. Leiter del' Stiftsschulc 51. 1Vlaricn in Eisenach. Er sticbt am 5.5.1434 in Eisenach. Bewnders nahe kommt man dem historischen Autor in den von Sylvia \Veigelt untersuchten autographen Urkunden, vgl. \Veigelt 2000. Autographe Urkunden sind aus der Zeit von
Juni 1395 bis April 1427 bekannt. 2
Chronistik (z\vischen 1418 und 1421): 'Eisenacher Chronik', 'Thtiringische Landeschronik', 'ThUringische \Veltchronik'. Didaktische Arbeiten: 'Ratsgedichte', 'Ritterspiegel', 'Passion', 'Elisabcthlcbcn', 'Lob der Keuschheit', 'Geistliche Brustspange'. Rechtssammlung: 'Eisenacher Rechtsbuch', teilv,:eise auch enlhallen in der durch Johannes Pm-goldt fOltgeschriebenen Version, dem 'Purgoldtschen Rechtsbuch'.
2
Einleitung
2. Publikum und Datierung des 'Ritterspiegels' Das hier neu edierte Lehrgedicht 'Der Ritterspiegcl' (Titc! nach V. 4101 des Epilogs) bringt man in Zusmmnenhang mit Rothes Tatigkeit als Lehrer und spalerem Leiler der Sliflsschule Sl. Marien in Eisenach. Es isl in ersler Linie an ein Publikum adliger junger Mlinner gerichtet und weist der Schulbildung einen nicht geringen Stellenwert zu, z. B. im Artes-Abschnitt (Kap. 16). In den verarbcitctcn Qnellen wird jcdoch cin Horizont sichtbar, der tiber die Elemenlarausbildung hinausgehl. AuBerdem werden gesellschaftliche Aui~ gaben jenseits dcr Schulc anvisiert und in das Lcitbild des 'Ritters' intcgriert. Das Werk slelll so einen Dalenfundus bereil, der fUr die Erforschung miltelalterlicher Sozial- und Mentalitatsgeschichte von besonderem Interesse ist. Rothe bUndelt in einer Umbruchsphase alle wichtigen Traditionslinien, die in dem langlebigen, aueh die Schwelle zur Neuzeil tiberdauernden Slandesmodell des 'Ritters' zusammenlaufen. Ftir die Abfassung des Werkes kommt sOlmt die belegte Spanne von Rothes Tatigkeit in der Schule, also ein Zeitraum von 1404 bis 1421, in Betracht. Ein Verweis auf die 'Chronik' im Zusmmnenlumg lml der Rillerweihe Landgraf Ludwigs IV. (V. 89lf.) konnle auf das Vorliegen der 'Historia de Landgraviis', der 'Stadt-' oder schon der 'Landeschronik' anspielen, wo dieses Ereignis ebenfalls, wenn auch mil leichten Abweichungen, erzahlt wird 3 Die Entstehung des 'Ritterspiegels' rUckt so auf die Zeit nach 1414. 3. Auibau des Werkes Strukturiert werden die Inhalte des in kreuzgereimten Vierhebern verfassten Gedichts durch cin Initialen-Akrostichon, das den Autornamen bildct: [OHANNES UON CRVZCEBORG ROTHE GENANT. Der Vornmne [OHANNES isl rescrviert fur die Initialcn des Prologs mit der mahnendcn Anrede des Verfassers an die SchUler und der Formulierung seiner lehrhaften Inlention. Die verbleibenden 24 Initialen fonnen eine Kapitelzalll, die Symbolwert haben und auf einen swnmarischen Charakter des Werkes hin weisen diirfte. Das Worl UON bindel in den erslen drei Kapileill folgende Einheil zusmnmen: Der Spiegel wird allegorisch auf den Menschen mit Leib und Seele ausgelegt, der sieh in diesem Spiegelbild erkennen soli (1). Er nilmnt darin scin verganglichcs Wcsen wahr, kann abcr der Verganglichkeit durch das Sludium der Bticher und rechles Handeln begegnen (2). 1m Anschluss wird ein soziales Aufstiegsmodell tiber sieben Stufcn des Adc!s bis zum Konig an der Spilze entworfen und die Unbesllindigkeit des Gliickes deutlich gemachl. Tugendadel wird tiber den Geburlsadel geslelll (3). 3
Neumann, Einleitung. S. XV. Zu den Textentsprechungen Huber 2002.
Einleitung
3
Ocr Name CRYZCEIlORU umspannt zwei Gruppen von drei plus sieben Kapileln. Auf die bemerkenswerten Ausfiihrungen zur Wappenkunde (4) folgt diachron cine Geschichte des Rittertums. mit der das Thema 'Ritter' erslmals in den Vordergrund trill (5).' und synchron eine Aufgliederung in drei Arten von Rittern (6). Daran schlieBen in einem Block sieben ritterliche Standesprivilegien an: Schwert, Ring. Knecht. Goldtragen, buntes Kleid. Tite! 'Herr' und das Htindewaschen (7-13). 1m Folgenden widmet sich die Lehrschrift den spezifischen Aufgaben des Rillers. Unter dem Namen ROTHE werden behandelt: der Verteidigungsauftrag im Rahmen eines gerechlen Krieges (14); sieben vor dem Kampf zu regelnde Dinge (15); ritterliche Bildung in den sieben Ktinsten, sieben Tugenden und sieben 'Geschicklichkeiten' (16); AusrUstung, Ubung und Mut (17; ab hier wird ausfiihrlich auf den spatantiken Militarschriftsteller Vegetius rekurriert); Regeln fUr die Schlaeht, vor all em an die Hauptleute geriehtet (18). Unler GENANT finden sich weilere Anweisungen zur Kriegsfiihrung: zum Glaubenskrieg (19 und zum Teil 20), dem entbehrungsreichen Leben des Rillers, mil zeilkrilisch-salirischen Akzenlen (20 und 21), Anweisungen fUr die Schlacht (22) und fUr Kriegsziige (23), besondere Aufgaben des Heer11ihrers und RUeksiehlnahme auf astrologisehe Konslellalionen (24). Ein kurzer Epilog greift die Spiegel allegoric des Eingangs wieder auf. Unter diesen Hauptgesiehtspunkten wird freilieh nicht streng systematisch, sondern assoziativ, mit Vor- und RiickgritIen und gleitenden Ubergtingen, immer wieder ciner Kette von Autoritatenzitaten entlang argumentiert. So bemiihl sich der Didakliker, einem rolen Paden folgend, sein Publikum durch Variation bei der Stange zu halten.
4. Oberlieferung Rolhes Gedichl isl in nur einer rnillelalterlichen Handschrifl Uberlieferl (Kassel, Landesbibliothek und Murhardsehe Bibliothek, 4° Ms. poet. et roman. 8), die aueh den einzigen Uberlieferlen Texlzeugen des 'Eisenacher ReehLsbuchs" sowie einen kurzen Text tiber Handwerke 6 und ihren historischen Ursprung und einen kleinen Aussehnitt aus oem 'Frankenspiegel'7 enthaIt. 4
5 6 7
]vlit dem Begriff 'Ritter' bcginnt das 5. Kapitcl (Rillers orden del' isl gUll, V. 725), sodass der Begriff auch optisch durch die Position am Seitenanfang und die Tnitiale hervorgehobcn ist. Zum 'Eisenacher Rechtsbuch' vgl. Honemann in 2HRG I (2008), Sp. 1310-1313. Abgedmckt bei Crecelius. Sp. 273f.. 303f.; Roncli. S. 245-251. 'Frankenspiegel' III, 8. Das Textstlick behandelt die Frage. was mit einem erblichen Lchen geschieht, wenn der Lchcnsnchmer stirbt und nur Vi'cibliche Nachkommen hinterHisst: Der Anspruch bleibt erhaHen und erbt auf ktinfLige mfulllliche Nachkommen \veiter.
4
Einleitung
Ocr Text des 'Ritterspiegels' zeigt sieh dureh Erganzungen und Korrekturen sorgflilLig rerngierL Wilhelm Grimm ferLigte 1806/1807 von 'Rillerspiegel' eine detailgetreue Absehrift an (Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - PrcuBischer KulLurbesitz, Ms, germ, qu, 905)," Beschreibung der Handschrift Kassel, LMB, 4° Ms, poet. et roman, 8: Papicr - 159 Bll. - Einband: 21 x 14,5 em; Blatter: 20,7 x 15,3 em - Thiiringen (Eisenach?) - I. Viertel 15. Jh. Lagen: (III_5)l" + 8 V SO + VIn + (V_l)"J! + 4 VI!49 + (VI-3)!ss. Modernc Blattzahlung: 1*; 1-158. Wassersehadcn. Ocr Buehbloek bestcht aus zwei Teilen: I.: BII. 1''-80' ('Ocr Rittcrspicgcl'). Lagcnzahlung: ii-viii. Wz.: Ochscnkopf mit Stauge, nichl nachweisbar. Papierschaden Bll. 76, 77, 80. Schrillraum 14-14,5 x 8,5-9 em, 25-28 Zcilen. Ocr Text des 'Ritterspicgcls' ist in eincr sehr gut lesbaren Bastarda geschrieben, die Einrichtung ist sorgfllitig. Der Tcxt bcginnt auf Bl. Fund cndet Bl. 80' untcn, dcn Text bcsehlicBen dic Worle Dca gratias. Jede Zeile enlhlill in der Regel genau einen Verso Je vier durch Kreuzreim gebundene Verse sind zu 'Slrophen' zusammengefassL Die Stropheneingange sind zum Zeilenbeginn mit einem Punkt versehen, der ersle Buchslabe jedes Verses isl mbrizierl, der zweite und vierte Vers eingeriiekt. Initialen gliedern den Text. Am Textbcginn findet sieh cine sieben Zeilen umfassende schwarze Initiale J, die lnit roten Schnlirkeln verziert ist (s. Abb. 1). Zweizeilige Initia1cn sind BI. 1'-2' zu Beginn jeder zweiten Strophe angebracht, 24 weitere Tnitialen jeweils zu Beginn einer Seite machen die Kapiteleinteilungen deutlich. Wohl aus Platzgmnden enden zwei der Kapitel mit nur einem Paarrcim (Kap.9, V. 1581f. und Kap. 10, V. 1763f. hier sind zwei Verse zusmnmen in eine Zeile eingelragen, S. Abb. 3). Aus dcm glcichcn Grund schcincn cinigc Kapitc1 durch Strophcn vcrlangcrt zu sein (z. B. das kriegstechnische Kapitel 17 durch ein zweislrophiges Augustinus-Zitat, V. 2921-2928, das unspezifiseh zum edlen Tun auffordert).' 8
Darin \vird die 'Ritterspiegel' -Handschrift folgendermaBen beschrieben: "Das Original dicscs JVls. bcfindcl sich auf der Bibliolhck zu Cassel. Es isl ein Quarl formal, auf Papier, von einer ziemlich sichern Hand, vi'ahrscheinlich irn 15. Jh. geschrieben.
ohnc wcitcrc Elcganz, nur die Anfangsbuchstabcn ciner jcdcn Zeile sind mit einem rothen Punet verziert. Es enthalt 80 Blatter::: 160 Seiten. Seitenzahlen fehlen, Signatmen sind da, indem das Ganze in Lagen von 10 BHittern abgetheilt ist, deren sich 8 finden. Papierzeichen ist del' bekannte Oehsenkopf. Alle 6 bis 8 Seiten ist ein Abschnitt, den ein gr{jj3erer Buchstabe bczeichnet, endlich ist das Ganze in vierzeiligen Strophen abgetheilt. dureh einen Punet der sich vor jeder 4. Zeile befindet; nur V. 1761 macht cine Ausnahme u[nd] bildet cine Strophe von 5 Zeilcn in dem Original, allein er isl offenbar zugeselzl, denn er reiml niehl, u[nel] isl aueh Hinger als elie Ubrigen ... ';. Lit.: Berliner Dienstkat.:uoge Bd. 10, 2; Degering Bd. 2, 1926, S. 154.
5
Einleitung
II.: BI1. 81'-158' (,Eisenaeher Reehtsbueh' und weitere Texte). Lagenzahlung: 2-5. Wz.: Ochsenkopf mil Blume, Piccard, XII 141 (1411-1414); Gloeke, Briquet, Nr. 3976 (1400--1404); Kreis, Briquet, Nr. 3116 (1398). Sehriflraum: 16-17,5 x 11-12 em; zweispaltig, liniierl; 29-33 Zeilen. Bastarda des 15. Jh.s von drei versehiedenen Handen: A: BII. 81'-90'b; B: BI. 93"; C: BII. 93"-152". BII. 119" und 153 m154" Zusatze neueren Datums. Der Text ist in Absclmitte unterteilt, Abschnittsanfange sind mit zwcizciligen roten Initialen markiert. An den Scilenrandem befinden sich Kapilelziihlungen in arabischen und romischen Ziffern. Einband: Ledersehnitteinband, Mitte 15 . .Th., dunkelbraunes Kalbsleder iiber drei Doppelbiinden. Ansalze fUr LangriemenschlieBen. Vorderdeckel und Riickendeekel je 5 Buckel (linker unterer Buckel am Riiekendeckel fehlL). Vorderdeckel: Rahmen mil Kreispunzen. 1m Millelfeld ein S-fOrmig geschwungenes B1attgebilde, Rippen geschnitten, Untergrund mit Perlpunzen. Riickendeckel: Einleilung und Rahmen wie Vorderdecke1. 1m Millelfeld groBes Vierblatt. Darubergelegt ein Diagonalkreuz. Untergrund sehralliert. 1m Einband Pergamentbllitter einer lateinisehen liturgisehen Handsehrift des 13. Ih.s als Makulalur verbunden. Herkunft: Die Provenienz der Handsehrift ist nicht sieher. Sie befindet sieh mindestens seit dem 18. Jahrhundert in Kassel und diirtic mit weiteren Handschriflen Thiiringer (Eisenacher?) Herkunfl in die BiblioUlek gelangl sein, evenluell gemeinsam mil der Handschrifl 2° Ms. poel. el roman. 5 (Lucan, Pharsalia), die sich im Besilz des Landgrafen Hermarurs I. von Thiiringen (gesl. 1217) befand und run 1632 aus der Kloslerbiblioiliek Fulda naeh Kassel gelangte. Auf B1. 1*' unserer Handsehrilt Lindet sieh ein unvollsllindiger Besitzvermerk ISle liber... , die reehle obere Eeke des Blatles ist ausgerissen. Der Besitzvermerk lihnelt vage dem in der Kasseler Handsehrift MuLB, 4° Ms. Hass.3, welche u. a. Rothes 'Elisabethleben' enthalt. Dieser Text iilmelt dem 'Ri tterspiegcl' aueh in Schrift und Ausstattung W Der Besitzvermerk ist dOft vollstandig und verweist auf die Kartause Eisenach.
()
Uihnemann (2002) envagt bei diesen knapp zusammenfassenden Verspaaren FUllung der Seite durch Schreiberzllsatz (S. 187), gegen Bech 1861, S. 54. Die FiUlstrophen m6chte man eher dem Autor zuschreiben, der dann bereits flir das Seitenlayout verant\vOltlich ware. Rechnet man bei der Gesamtverszahl die 4 Paarreimverse ab, er-
reicht man eine durch 24 teilbare Zahl (4104
~
24 x 17l; 17l
~
9 x 19; die Zahll9
steckt auch in den Prologversen: 76 :::: 4 x 19). 10 Dazu Huber I Kahling I Liihnemann 2006. Vgl. Schuberl (Hg.), Elisabelhleben, Einleitlmg. Abb. und Komment.:'1l" im Kat.:'1log 2006.
6
Einleitung
Inhalt: 1'-80' Der 'Rillerspiegel' 81'"-149'" 'Eisenaeher Rechtsbuch' - 81 "-90'b Inhallsverzeichnis des 'Eisenacher Rechlsbuches', - 91-92 leer. - 93 m Schluss eines lateinischen Rechtstextes. - 93"'-149" Text 'Eisenacher Rechtsbuch'. Dazwischcn - 109" leer; - 119" neuzeitliche Abschrift des Textes von BI. I 19'b. 149"" 'Frankenspiegel' III, 8. 150"'-152'" Text tiber die Handwerke. 152"'-152' leer. 153"'-154" neuzeitliche Ausztige aus dem 'Eisenacher Rechtsbuch'. 155'-158 leer. Lileralur: Rondi, Eisenacher Rechlsbuch, Einleilung S. IX-XI; Hilberg, in: Kahlfuss 4.2, 1993, S. 48-49; Huber / Kalning / Uihnemann, in: I'asbender 2006, S. 102-103. Zum Einband: Sehmidt-Kiinsemiiller, Nr. 127, S. 22 und 144 (mil Abbildungen von Yorder- und Rtickendeckel).
5. Lautstand lind Schrift im 'Ritterspiegel' Ocr thtiringisehe Lautstand im 'Ritterspiegel' muss in seiner graphischen Prasenlalion wallrgenommen werden. Die tiberlieferle Graphie kann Regelungen auf der Autor- und/oder der Schreiberebene wiedergeben. Haufig lreten verschiedene Schreibungen nebeneinander auf, und es isl nichl durchweg klar, welcher Lautstand der Graphie entspricht. Um diatopische bzw. diachrone Zusanunenhange anzuzeigen, wird mit der Abkiirzung mhd. auf die mittelhochdeutsche Normalform verwiesen. Die folgenden Hinweise konnen eine umfassende phonologiseh-graphematische Untersuehung des Datenbest,mdes nicht ersetzen. 1m Vokalismus der Hauptsilben tlndet sieh Brechung (,mitteldeutsche Senkung', in Yerbindung mil Dehnung)l1 bei mdh. i/f> e/e (mhd. wider> wedir mit Dehnung 143; mhd. kite! > ketile 944; mhd. wirte > werte 286; mhd. schriben> geschrebin 107; mhd. schiere > scher 199, hier Reim auf mer 197) und mhd. u > 0, auch mit Dehnung (mhd. tugent!ich > togintlich 144. Mhd. ala ist haufig zu 0/8 gerundet (mhd. warum > worum 17; mhd. wagen > wogin 35; mhd. naeh > nocl1 400; mhd. wappen > woppin 633; mhd. wan> won 1975, Reim auf dar 1'011; aber ungerundet z. B. getan 8; damach 104: mild. wan> wan 1509). 11 Vgl. Paul 2007, § E 34, 3.2.3.
Einleitung
7
Mhd. 0 kann zu u gehoben sein (mhd. ojlenbar> uffinbar 157)." Die aus dem Primar- und Sekundarum1aut von vorahd. a/Ii entslandenen mhd. Grapheme e, ii, {{' erseheinen als e (helse 35; Hende 165; wengelin 161; were 12). Die Umlaulkennzeiehnung kann rewen bei 6/(£ (hobischeit 44; moehtistu 192; bosir 34) und hei iiliu (huljle 26; mhd. iueh > ueh 23; mhd. briuten > bruthin 3016; luthe 1585),'-' Die md. hzw. nhd. Monophthongierung ist durehgefUhrt: 14 ie > f (zu mhd. dienst: dinstis 54; mhd. spiegel> spigi/ 171; mhd. tiefer> tiffir 2609; teils unler Beihehaltung der hislorischen Schreibung beriete 11; li~fJe 13, sieeh 132,1938); uo > a (gud 19, swur9, 3352; mutir 186). Mhd iie > iu erscheint unumge1aulet als u (irhube 19; tuchir 202;jilrer 1901). Der Diphthong ou ist erhalten (raubin 36, koujjin 413, gioubin 2744. houffin 2962; ougin 4105); wnge1autet erscheint er a1s oy (gegoyme 238, troyme 240; boyme 666; die Form zcoym 2053 ist Nom. Sg .• entsprechend mhd. zoum). Tm gesamtcn Mitteldeutsehen hat sieh die Dehnung von offenen Tonsilben hereils im 13. Jahrhunderl durchgeselzl/' was die Zah1 der L,mgvoka1e vermehr!. Die Lange wird nieht bezeichnet bei d (jar 58; war 60), e (fiehit 29; lerit 117; mer 197), f (dinen 42; lieht 96 zu mhd. !flUe; spigil 153; bei Monophthongicrung oft mit historiseher Sehreibung liebir 30 usw.). 0 (groj3e 38; floch 57; Ion 228; bose 227 [Adverb]; zu mhd. wagen. mil Rundung wogin 35), a (gebur 11; brudir 57). Mitunter wird e als Dehnungszeichen verwendet, so beim Langvokal a (mhd. hat> hued 213. 1925, darauf reimend mhd. Hit> iLied 1927; gebuer 509,3284, darauf reimend nathuer 511; aber: gebur 11; suer 588; huezrad 674; duez 3379) und entspreehend bei monophlhongierlem mhd. uo (muez 93. 136; ruezlar 2801); das G1eiche beim fehlenden Umlaut von mhd. iu (nuenzcendin 877; fuer 1309). Aueh der Langvokal e kann dureh ein Dehnungs-e markiert sein (heer 745 u. 0. [insgesamt 15mal]; weer 747 u. ii. linsgesamt 4mal. stets reimend auf heer(e)]; meer 940; neere 3531 [nhd. 'nlihren'J). Die einzigen Hille eines Dehnungs-e bei rJ sind die Formen hoe 115 und hoestin 1655. Hier kiinnen mehrsi1bige Wortformen wie hoer 241 und iwen 257 einwirken. Zum Graphem .1' lasst sieh zusanunenfassen: Es steht fUr kurzes i (myt 60; ynne 142; zeynnen 552; neben: mit 36; darinne 82; himmei 1129). langes f (sy 53 [mhd. sf]; bly 78; ysin 1595; rytin 3506. anerytin 1120; neben ritin 2248; myles 801 11a!. miles]; naeh Monophthongierung in: hy 4; nymandin 27; tyrin 207). im Diphthong ey. wenn ein Nasal ro1gl (keyn 131; steyne 1142; begeyne 1008), und in wenigen weiteren Fallen (gecleyde 205 neben gecleidit 209; keyser 449 neben keiser 265). 12 13 14 15
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Paul Paul Paul Paul
2007. 2007, 2007, 2007,
SE §E §E §E
34, 34, 34, 34,
3.2.4. 3.2.6. 3.2.1. 3.2.3., § L 20.
8
Einleitung
Das unbetonte mhd. e erscheint in Endsilben meist als i (herrin 41; sprechin 94; aber: defJem 93; dinel1 42 und s;l1el1 386), daneben auch als u (jogul11 26; Reim: ul1logunt 28; aber: loginl 343, 399; logil1tlichin 144; glasus 169). Es erscheinl im Prillix ge- als e (gesIeehle 2; gepr;sil liS usw.). im PrMix zer- als zcu- (zcubrechin 96; zcubrochin 174; zcuJ'lre 1617; zcuslochin 3238), im Prtifix ver- als vor- (vorterbin 14; vordinele 62). Synkope und Apokope sind, wie im Mitteldeutschen iiblich/ 6 htiufig nicht durchgeftihrt (wole 91, 166; aber dort in textlicher Nachbarschaft wol 86, 164). Synkope erscheinl im Prtifix von gl1ade 73 und in der Endung (gebrieht 23, reimend auf nicht 21). Beim KonsonanLismus IilllL auf: 1m Worl- bzw. Silbenanlaul erscheinen d als t (vorlerbin 136; getichle 2648; aber: bedeckin 1124); gals k (kegin 948; aber: gego.f3il1 78; wedirglanez 140). Germanisch I bleibt teils unverschoben (dil 66; kort 136, Reim: wort 134). Auslautverhartung wird graphisch nicht immer angezcigt (p: inrarb 7; schreib 66; abcr: wip 552; lip 165; I: land 61, Reim: hand 63; redeliehkeid 139; aber: wart 191; kinl 436; k: gnug 45, Reim: klug 47; weg 113). Alter stimmloser Plosiv im Auslaut kann ebenfalls slimmhafl erscheinen (mhd. guol > gud 19; mhd. gal> god 11; mhd. stel> sled 1814, daneben Mufiger slel 256, 391; mhd. mal> mad 3879; bci k: mhd. sac> sag 212; iiJ/g 556; dang 1937). 1m Inlaut tallt der gutturale Spirant nach r aus (jorte 2868 linsgesamt 6 Faile]; neben lorchte 335 [insgesamt 13 Faile]); I rallt zwischen Konsonaten aus: wertlich 237 (mhd. werltUeh). Der Dental t wird zwischen Vokalen / Sonoren stimmhaft (gudin 129; dannede 135; weldil 83). 1m Anlaut und zwischen Vokalen schreibl die H,mdschrift Ih, aspirierl und/oder sLilIDnhaft? (thure 755; thun 3302; luthin 48, aber Reim: trutin 46; muthe III; bethe 302 flir mhd. bitte; gOlhe 538). Die mhd. Spiranten s und z werden nicht mehr unterschieden und offensichtlich ohne Differenzierung eines Lautwerts durch Rund-s, Schaft-I (in Buchstabenverhindungen),.f3 oder auch als ss (ussin 209) oder s.f3 (.\pis.f3e 3313, entspr. mhd. spieze) wiedergegeben. Die Zeichen s und z stehen nebeneinander heim Genitiv-Morphem: Gro.f3irs adilz (193). Die dentale Atlrikate wird zc oder cz geschrieben (im Wortanlaut: zcornete 5; zcuchlin 39; zeuehl 44; im Silbenanlaul: irzcagin 33; im Auslaul: wedirgIal1cz 140; haIezworm 1613; vor lid: arezl 1338; mhd. arzatien > arczdigin 2201), selten erscheinl sie als Iz (sanw;tzke;d 390; saWe 1484). 1m Bereich der Morphologic ist zu vermerken: Beim Infinitiv kann das Endungs-n feWen (Ierne 44, Reim: geme 42; gew;nne 1028, Reim: ynne 1026; geleisle 1435, Reim: geisle 1433; aber: dinen 42; spreehin 94, Reim: zcubrechin 96; besinnen 490, Reim: gewinnen 492). Der Schreiber scheint 16 Vgl. Paul 2007, § L 52-55.
Einleitung
9
die Variante mit -n vorzuziehen: V. 3905 sehreibt er zunaehst merkin und korrigierl, wohl wei! er das Reimworl sterke V. 3907 zur Kennlnis nilmnl, zu make. In V. 4060 ist swaehe aus swaehin korrigiert. Bei gin und sten sind die zweisilbigen Formen in der Handsehrifl erheblieh hlluliger als die einsilbigen: gehit (21 mal), gegenUber get (2mal); stehin (18mal) gegenUber sten/stan (2mal); lapin (16mal) gegen Ian (2mal). Die 1./3. Sg. Pras. Ind. des Modalverbs .wllen ist in der Regel sa! 141 (im Reim auf abira!1084; abe/a! 1267; kal 1848; zeal 3952; insges. 132 Falle), selten steht die Form sol (2639, 2924, 3485, 3244, Reimworl in allen Pallen wall. PUr das Personalpronomen 3. Pers. Sg. mask. (mhd. er) steht durehweg die Form her (3 u. (i.); er 251 bezeichnel das Possessivpronomen 3. Pers. PI. (mhd. ir) oder das Temporaladverb mhd. er (nhd. 'eher', 1443); ir steht fUr die 2. Pers. PI. des Personalpronomens (21, 27, 31, 33 u. (i.). Das Possessivpronomen unser kommt in r-loser Bildung vor (unsin 295; aber aueh mit r unsirn 3180). 6. Metrik Der 'Ritterspiegcl' ist in tcndcnzicll vicrhebigen kreuzgcreimten Verscn verfassl, von denen in der Einrichlung der Kasseler Handschrifl je vier zu slrophenartigen Einheiten zusammengefasst sind.17 Diese 'Strophen' entsprechen hllufig inhaltlichen und syntaktischen Einheiten, mitunter fUhren aber auch Enjambements Uber die Vers- und Strophengrenzen hinweg. Rothes Metrik wurde am ausftihrliehsten von Neumann 1934 (Lob der Keuschheil, Unlersuchungen), und zwar nach dem Heuslerschen laklierenden Prinzip, behandeltY Dies soli im Folgenden kurz referiert werden. Neumann slelll fest, dass der Versbau von der Norm des klassischen Epenverses abweicht. Als Kadenzen setzt er dennoeh mannlieh volle (mv), klingende (k), daneben aber aueh gegen die klassische Norm weiblich volle (wv) an. Dabei ist mit der bereits vollzogenen Dehnung in otIener Tonsilbe zu rcchnen. Dies flihrt zu Analysen wie folgt: 289
Sfnt wir j!lng, wir werdin tilt, Ab wir tindirs !tinge zebln. Sint wir s!,birlieh, wir werdin obilgesta!t, Di hist w;r dueh begebin.
17 Ausnahme zwei Rcimpaare: am Ende von Kap. 9, v. IS8lf., am Ende von Kap. 10, V. 1763f. Vgl. oben Anm. 9. 18 Hans Neumann: Das Lob def Keuschheit, ein Lchrgcdicht von Johannes Rothe. Literarhistorische unci sprachgeschichtliche Untersuchungen, leipzig 1934 (Palaestra, 191), S. 120-133.
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Einleitung
Aufgrund der eindeutig klingend zu lesenden Kadenz von V. 292 ist aueh V. 290 klingend zu skandieren. Anderseils klinnlen die folgenden Verse wciblieh oder aueh klingend gelesen werden:
221
Job .'prichl, daz ,synes m,snschin febin Job sprfcht, daz eynes mel/sehin h'bin
223
in eyne rittirschujt gegebin in eyne rfttirschUfl geg,sbln
Filr folgende Slrophe wilrden sieh aufgrund der Silbenf'illle eher weiblieh volle Kadenzen empfchlen:
361
Und dez klinde ez n'-chl beg(nne Dtiz ez sich sBbir m6chle ges,'hin, Were n'-cht daz bl{ vorb6rgin darfnne Dit sci/ man an dez geistis 6ugin vorstihin.
Ocr Strophe beseheinigt Neumann in dieser Lesart einen daktylisehen Charakter. 19 Filr die Filllung des Versinneren regiSlrierl er vor allem Flexibilillil, wobei spraehliehe Lange oder Kiirze, Neben- oder Sehwaehtonigkeit nieht ins Gewieht fallen (bes. S. 122). So operiert er aueh nieht mit Elision oder Synalophe, die mr cine sinngemaBe Lektilre nieht zwingend seien (S. 124, 127). All diese Beobaehtungen bestatigen, dass der Versueh, sieh an Heuslers System auszuriehten, nieht mehr geniigen kann. Anderscits kommt man an dem Eindruek nieht vorbei, dass Rothe seine Versdiehtung metriseh bewusst stilisiert und aueh miindlieh vorgetragen hat, den 'Ritterspiegel' wohl im Sehulunterrieht. Ocr Vierheber fungiert hier als cine Art OrientierungsgroBe, die aber nieht konsequent eingehalten wird. Wie Rothe selbst sein Gedieht horen wollte, ist auf dem Stand unserer Kenntnisse weitgehend unklar. Fortsehritte waren nur von grundsatzliehen Untersuchungen zu erwarten, we1che die spatmitlclalterliehe Metrik diaehron breit aufarbeiten.") Die vorliegende Edition ni1IDUt rnetriseh bedingte Eingriffe nieht VOL 19 Vgl. Neumann, Untersllchungen, S. 122. Wollte man die Verse klingend rnetrisieren.
wi-iren in V. 362 drcisilbigcr Auftakt, in V. 363 vicrsilbigcr Auftakt und in V. 364 gar flinfsilbiger Auftakt anzusetzen. 20 Neumann macht dazll einen Anlan±". 1m Rlickgriff auf die alteren Rcimwcrkc Rothcs, VOl' aHem das (von ihm in die Frlihzeit, d. h. die 80er Jahre des 14. Jh.s gesetzte) 'Lob der KCllschhcit' , gcht er von der Notwcndigkeit vi'eiblichcr Kadenzen allS lmd beobachtet im 'Ritterspiegel' eine Verschiebwlg zum klingenden Versschluss, der in spatcren \Verkcn wieder zllliicktrcte (vgL bcs. S. 132f.). FUr dcn bcabsichtigtcn \Vcrkvergleich fallen jedoch, abgesehen von den methcx:lischen Unsicherheiten, als Storfaktoren allch die QllalitL-itslmterschiede der jev,reiligen Uberlieferungen ins Gev,richt.
Einleitung
II
7. Zu den alteren Ausgaben Die erste Ausgabe des 'Ritterspiegcls' von Karl Bartsch in den 'Mittcldeutschen Gedichlen' (1860) folgle eng der Handschrill. Barlsch Hisle erlir-Ktirzel sowie Nasalslriehe auf und normalisierle vi" und}li. An einigen Stellen glich er unsaubere Reime aus (V. 798, 984, 1008 u.o.) und konjizierte im Text oder machte Konjekturvorschlage in PuBnoten bzw. Schlussnoten (Y. 3007, 3314). In einigen Punkten aber griff er doch systematiseh in die Orlhographie der Handsehrifl ein: Anlaulendes zc gab er als z wieder, Ih als I, y als i, undft und z entsprechend dcm normalisicrten Mittclhochdeutschen als z oder s. Das Worl herre schrieb er syslemalisch mil nur einem r (Y.41 u. 0.). Mitunter hielt er metrisch bedingte Eingriffe fUr notig (V. 9, 705. 1054. 1315, 2418. 2558). Fedor Beeh identifizierte wenig spater anhand des Akroslichons Johannes Rolhe als Verfasser. 21 In seinem umf'assenden Forschungsbeitrag" setzte er sieh mit einzelnen Textstellen kritiseh auseinander und schlug Konjekturen vor. Hans Neumann schloss sich in der ATB-Ausgabe (1935) den vorlicgenden Besserungsvorschlagen zum Teil an, ging aber mil eigenen EingritIen noeh weit tiber seine Yorganger hinaus.2.1 Er machte seine Konjekturen im Text der Ausgabe gar nichl, in einem Anhang von ,,Lesarlen und Anmerkungen" (S. IUtI.) nur unvollstandig kenntlich. Anlumd der autographen Urkunden schien es ihm "durchaus moglich, die Werke Rothes in die Schreibweise des Verfassers umzuselzen" (S. XVIIIf.). "Pormvarianlen, die bei Rolhe vorkommen, aber der Handsehrift fehlen, sind gc1egentlieh eingesetzt worden, urn dem Texlbild die Bunlheil des Originals zu geben" (S. XIX). Die Anderungcn betrcffcn Falle, wo nach Neumanns Meinung "der Schreiber im Orthographischen konsequenler vorgegangen isl als der Dichler zu lun ptlegle" (ebd.). Neumanns Anderungen fUhrten so zu einem stark verfalschten Bild von Graphie und Laulsland der Handsehrifl. Besonders gravierend wirkle sieh aus, dass N eum,mn hauiig einsilbige Verb±<mnen verwendele, wo die Handschrift diese nicht zeigt (z. B. vorgell statt vorgehin V. 240). Die adverbialen KomparaLive, die in der Handschrifl als er ['eher'J und mer erscheinen, anderte Neumann systcmatisch zu e und me (z. B. Y. 122, 186). 1m Weglassen und Zuftigen kleiner Worler kOlmnl seine Passung z. T. einer freien U mdichtung gleich. \Venn Neumann den 'Ritterspiegel' als "das gepflegteste" von Rothes Reimwerken bczeichnet (Einlcitlmg, S. V), kann das hauptsachlich an der guten Uberliefcnmg dieses Textes liegen. 21 Bcch, Fedor: Uber JOhllilllCS Rothe, in: Gcrmania 6 (1861), S. 52. 22 Germania 5 (1860). S.226-247: 6 (1861). S.45-80 wld 257-287: 7 (1862). S. 354-367: 9 (1864), S. 172-179. 23 Rezension: Niewohner, Heinrich: Johannes Rothe: Der RiUerspiegel, in: ZfdA 75 (1938), S. 165-167.
12
Einleitung
8. Einrichtung dieser Ausgabe Die vorliegende Ausgabe gibt die strophisehe Einrichtung der Handsehrift wieder. Sie hillt sieh an den genauen Wortlaut, soweit dieser - und sei es mit gewissen Harten - sinnvolliesbar erscheinl. In den wenigen Hillen, in denen konjiziert wird, ist dies durch Kursivdruck angezeigt, im Lesartenapparat verzeiehnet und im KOlmnentar erlautert. Anderungen aus metrisehen Grlinden werden nicht vorgenommen. Rothes Metrik bedarf einer eigenen Untersuehung, die aueh den literarhislorischen Konlexl einbeziehl. So wird aueh auf Ausg1cich bci den Reimen verzichtet; die Handsehriti spannt hier haufig versehiedene Sehriftbilder wr Bezeiehnung des gleiehen Reimklangs wsammen (son 6 : getan 8; feldin 669 : gemelden 671; fromme 429 [Adjektivform]: kommen 431 [der Reim erfordert Infinitiv ohne -nD. Die Schreibung der H,mdschrifl wird beibehallen. Sehafl,f und Rund-s werden als s wiedergegeben. Reguliert wird die Verteilung von u und v und von i und j (u, i bei Vokalen - v, j bei Konsonanten). Einmal findet sieh w in vokaliseher SteHung (gebw V. 3736); hier haben wir zu uu normalisiert. Die Zeiehen y und .y werden dureh einfaehes y wiedergegeben. Die Kiirzel fUr er/ir und die N asalstriehe werden aufgclost24 Die Gelrennl- und Zusllimnensehreibung folgl in der Regel gleichfalls der H,mdschrift. Vom iibliehen Gebraueh der H,mdschriii abweichende Trennungen, wie z. B. dar von V. 115 und her liZ V. 2384 werden durch ZUSllillmenschreibung erselzt und im Apparal vermerkl. GelrennLschreibung wird stiHschweigend aufgehoben nach den Pralixen zeu- und ezu-, uz- und nach der Negalionsparlikel en-. Liegl ein Iniiniliv util zeu, zee vor, wird die Zusammenschreibung der Handsehrift in Getrenntsehreibung geandert. ProkliLisch oder enklilisch angehaugle kleine W(;rler werden wm besseren Texlversttindnis abgetrennt und entsprcehend markiert (garbunt > gar bunt 1904; undiren > IIndir en 3931 ['unler ihnen' D. Der Texl wird enlspreehend den Vorgaben des Akroslichons in 24 Kapilel eingeteilt, die in der Ubersetzung und im Kommentar eingetragen sind. Tnitialen werden in groLlerer Schriflarl und fell geseLzl, soweit sie wm Akrostichon gehoren. Scitenweehsel in der Handschrift wird reehts neben dem Texl in eckigen Klllinmern ,mgezeigl. Der Edition sind zwei Apparate beigegeben. Apparat 1 gibt Lesarten an. Beriicksichligl werden zunachsl aile Slellen, in denen unser Texl von der Kasseler Handsehriii (K) abweieht. AufgenOlmnen werden llier auBerdem Lesarten der beiden illteren Editionen (Bartsch: Ba; Neumarm: Ne) sowie die von l'edor Beeh vorgeschlagenen Anderungen. Nichl beriieksiehligl werden 24 V.840 \vurde Irolz des tiberj3 fehlenden er-Ktirzels aufge16st in keif3errechtin, vgl. Schneider 1999, S. 88.
Einleitung
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rein orthographisehe bzw. den Lautstand betreffende Anderungen sowie metrisch bedingte Pormvarianten der modernen Herausgeber. Keine Aufnahme in den Apparat finden aueh rcine Lesefehler (etwa Bartsch V. 13. 3217, 3851). Apparat 2 versehafft dem Leser einen ersten Uherbliek iiher die verwendeten (Iateinisehen) Quellen. Er belegt die expliziten Zitate, gibt Bibelstellen an und weist auf sprichwortliehe Wendungen hin. Wegen des Umfangs der von Rothe verwendeten Passagen blcibt es im Apparat bcim Verwcis, der gemlUe Wortlaul ±indel sich im KOlmnenlar, wo den laleinischen Slellen jeweils eine neuhochdeutsehe Ubersetzung beigegeben is!. Soweit sieh Rothes Quellenangaben nichl eindeulig veri±izieren lieLkn, wurden auch 'ahnliehe' Formulierungen aufgenommen. Man muss sich bewusst hatten, dass Rothes mittelalterliehe Vorlagen nieht den modernen Ausgaben entspreehen und oft auf Umwegen sekundar vermittclt wurden. In den Fallen, in denen uns fUr eine Autoritatennennung der Nachweis trotz intensiver Suche nichl gehmg, wird auch dies im Apparal 2 vermerkl. Nichl im Apparal erscheinen Parallelstellen aus der Chronistik: Bei historischen Ereignissen ist meisl unklar, welche Quelle Rolhe flir den 'Rillerspiegel' verwendel hal; zum Teil griff er auf das eigene Chronikwerk zuruck. Schwierig sind die Naehweise und Uberselzungen bei Bibelstellen. Die lateinisehe Bibel wurde naeh der 'Sixto-Clcmentina' zitiert; die Ubersetzungen wurden entweder der 'ZUrcher Bibe\' entnommen oder bieten einen nur maBvoll neuhochdeutseh normalisierten Luthertext von 1912. Besonders bei den hinter das Lateinische zuruckgrcifenden modem en Bibeliibersetzungen ±inden sich leils slarke Diskrepanzen zur Rolhes Verdeulschung. Da es unmoglieh ist, in die Bibelphilologie und in eine Kritik von Rothes Vorlagen einzusteigen, muG EinzeInes unausgeglichen bleiben. Das gill auch vereinzeIt fiir die Verwendung anderer Vorlagen und Ubersetzungen, die sieh von Rothes Formulierungen entfernen. Bei Vegetius etwa geniigt fUr unsere Zwecke die altere Ausgabe von Lang (1869 u. 0.; vgl. neuerdings die beiden Ausgaben von Onnerfors und Reeves mit einer Forschungskontroverse wr Textherstellung), zu der die etwas freie Dbersetzung von Pritz Wille leicht zu greifen is!. In stiirenden Fallen wurden eigene Ubersetzungen eingebracht und durch die Sigle CH oder den Verweis "nach ... " gekennzeichnel. Nicht anderweilig belegte Uberselzungen slanunen yom Herausgeber. Die Zeichensetzung der Ausgabe lehnt sich weitgehend an neuhochdeulsehe Konvenlionen an, urn dem Leser die synlaktische Gliederung problemlos zu vermittcln. Hauptsatze enden mit einem Punkt, nur selten, bei enger gedanklieher Verbindung der Satze, mit Strichpunkt. Nebensatze werden durch Kommata abgetrennt, auch wo sic die Funktion cines notwendigen Satzglieds erfiillen. Vor 'und' steht Komma bei Subjektwechsel. Bei Aufzahlungen stehen Kommata, bei eingeschobencn unabhangigcn Satztcilcn
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Einleitung
Parenthesestriehe. Metasprachliche Ausdriicke werden rungszeiehen geselzl (z. B. V. 30).
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einfache Anfiih-
9. Zur Ubersetzung des 'Ritterspiegels' Die Syntax, aus der sich Rothes Gedankenentwicklung und Assoziationstechnik unrnittelbar ablesen lassen, winl nach Mtiglichkeit im Neuhochdeutschen beibehalten und nicht gegHittet. So iibersetzen wir etwa die nachklappenden elliptisehen Satzglieder in den Versen 3297-3300: "Thr Lager ist ein rauher Acker, sehr maBig ihre Speise und ihr Trank, in der Naeht gewappnet und wach, Wasser und Brot, Fleisch selten." Syntaktische Inkongruenzen bleiben weilgehend aueh neuhoehdeulseh slehen, aueh wenn sieh milunler grammatische Harten ergeben (vgl. V. 2637-40). Fiillworler wie ouch (Y. 1271, 1273 , 1285, 1288) oder nu (V. 1255) werden in der Regel iibersetzt, um den stilistischen Duktus wiederzugeben; in Fallen, wo sie allzu sehwerfallig wirken, werden sie gestriehen. Die im mittclalterlichen Deutsch spezifische Semantik kleiner W orter wird beibehalten, auch wo sieh vielleiehl schon Ubergange zum nhd. Gebraueh andeulen (also wol im Sinne von 'gewiss, unbedingl', nichl relalivierend 'wohl'). Die Ubersetzung legt Wert auf die korrekte und mogliehst konsequente Wiedergabe von RoUles abslraklem Vokabular, das vielfaeh an laleinisehe Terminologie angelehnt ist. Fiir die Zitate aus der Schulliteratur ist das evident. Oft konnte erst lnit der Identifizierung der Vorlage fUr Rothes Aussagen der genaue gedankliche Ausgangspunkt gefunden werden, der freilich mit der Umsetzung ins Thiiringische oft neu akzentuiert und verlagert wurde. Rothes Wortschatz haiiet eine nieht restlos zu beseitigende Undeutliehkeit an. 'Redelichkeit' beispic1sweise steht flir lateinisch 'rationalitas / ratio', 'redelich' flir 'rationalis'." Aber die Worlgruppe lendierl auch in den elhisehen Bereich hinein und bewegt sieh auf nhd. 'Redlichkeit, redlich' zu. Tm Vergleieh mil den laleinisehen Quellen erii11nel sieh hier die M(igliehkeil, ein Corpus von Ubersetzungsgleichungen zu bilden und terminologiehistoriseh zu bearbeiten. 10. Autoritatenzitate und weitere Quellen Das AutIinden der Autoritatenzitate nahm viel Zeit und Energie in Anspruch. Die Moglichkciten der Suche in elektronisch verfligbaren klassisehen und millelallerlichen laleinisehen Texl-Corpora wurde wahrgenommen. Dieser Weg konnte bei Zusehreibung uneehter Texte am ehesten zum 25 Zu den Belegen lmd ihrer Diskussion vgL das Register zum Kommentar.
Einleitung
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Ziel ftihren (z. B. .,Augustinus" in Kapitc1 8, .,Platon" IApu1ciusJ in Kapitel 12). Selbstverstandlieh bezog Rothe seine Materialien aueh aus sekundaren handsehrilUiehen Quellen, wobei die genaue Texlgeslall der Vorlage unsicher b1cibt. Aueh mit aus dem Gedaehtnis zitiertem Allgemeingut aus dem Sehulunterricht ist zu reehnen. Die nachgewiesenen Zitierungen bestatigen aber, dass in der Regel langere sehriftliehe Passagen dem Bearbeiter zur Verfligung standen. Ein bemerkenswertes Beispiel flir den Umgang mit Quellen isl das Kapilel 20, welches sein gesmnles Zilalenmalerial (munenllieh als Autoritaten genannt werden Pericles und Vegetius) aus dem Brief 94 des Pelrus von Blois schopn, der als Aulorillil mil dem N mnen Peler Perle zweimal auftaueht. Die freie Verwendung der Quelle wird aus den Umstcllung en der Zitate, aus Klirzungen und vor allem Amplifikationen deutlieh. Vielleicht gehen noch weitere Kapitcl auf einen Sammclfundus zurUek. Grundsatzlieh liegt die Benlitzung von Exzerpten und Florilegien nahe. Hinzu kommen verdeckle Quellen. In den Kapileln 21 bis 24, die Vegelius aussehreiben, finden sieh aueh nieht kenntlieh gemaehte Zitierungen eingeslreuL. Auszlige aus den 'Soliloquia' Bonavenluras besLinunen offenbar weite Streeken von Kapitel 2, der Autor und die Sehrift werden aber nicht genannL. Grein ROlhe hier auI anonyme UberlieIerung wrliek? Verdeekl bzw. implizit ist oti auch der Rekurs auf Bibelzitate und Sprichworter. Wir sind bei unserer Arbeit oft nur zufallig auf Funde dieser Art gestoBen und sind uns bewusst, dass ein Teil des von Rothe verwendeten Quellengutes in dieser Ausgabe nieht erfasst ist. Fiktive Zusehreibungen sind angesiehts der inlensiven Arbeil des Verfassers mil Verblirglem und Vorformulierlem eher unwahrscheinlieh. Da die Abgrenzung der Zilale und das Ineinander unlerschiedlicher Quellen oft unsieher bleiben, wurde auf Anftihrungszeiehen verzichtet. In Einzelfallen beginnen die Entspreehungen, die wir geIunden haben, nieht soIor! nach der N amensnennung, manchmal ziehen sieh AnkHinge in die folgenden Gedanken hinein. So kann etwa ein Bibelzitat, gleiehsam durchsetzt mit Digressionen, in stark zerdehnter I'orm eine lang ere Passage generieren. 26 In all diesen Variationen gewinnt der Umgang des gclehrten Verfassers mit seinen Vorlagen Ulmiss und PlasLizilliL. Hal man die Referenzslelle einmal gcfunden, kann man Rothe bei der Arbeit glciehsarn liber die Schulter sehauen. Ein gewisse Originalillil und aueh Wilz sowie einen seharfen Blick auI die Realitaten auBerhalb der Sehulstube kann man ihm hier nicht abspreehen. Die Arbeit des Lehrers zeigt sieh von ihrer lebendigen Seite. Anderseits wird auf diese Weise Bildungswissen, das aueh liber unseren Einzc1text hinausrcicht, konkret fassbar. Einige Zitate hat Rothe mehrfaeh 26 Z. B. Lc 3,14, V. 1169-96.
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Einleitung
ausgebeutet. Wenn er z. B. Pseudo-Augustinus mit passenden Retouchen einmal im 'Rillerspiegel" filr junge Manner, einmal in der 'GeisUichen Bruslspange' fUr Nonnen verwertet, deckt das die Verfahren des Didaktikers auf. Texlbausteine verbinden den 'Rilterspiegel' auch mil den Chroniken und den Rechtsbiichern 27 Auch hier diirtkn noeh Funde zu macben sein. Eine breite (womoglich elektronisch auswertbare) ErschlieBung von Wissensmaterialien in gelehrter volksspraehlicher Literatur konnte die Prasenz und die Verteilung bestimmter Bildungskomplexe in konkreten historisehen Kontexten wie auch den lilerarischen Umgang mil diesen ,ms Lichl bringen. 11. Kommentar Nebcn philologischen ErUiutcrungen, die dem Verstandnis von Rothes Text dienen, und den erwahnlen Quellen enlhall der Konunenlar Sacherkllirungen und Angaben zum denkgeschichtlichen und Iiterarischen Hintergrund. Bereits die fUr Uberrasehungen sorgende Suehe nach den Zitaten machte auf Schritt und Tritt klar, dass die von Rothe vorgetragenen Materialien, historisch vielfach geslalTell und iiberschichlel, durch zahlreiche VermilUungsinslanzen hindurchgeg,mgen sind. Anlike und orienlalische Elemenle, Patristisches und Scholastisches, Rechtsgeschichtliches und Wissenselemente aus den verschiedensten gelehrlen Disziplinen wie auch miindlich Tradierles iiberlagern sieh in cinem komplexen Traditionsstrom und werden in dem Opusculum eng verl1ochten. Wir haben versucht, dies an konkreten Punkten vorzufUhren. Wo es von Interesse zu sein schien, haben wir die Angaben breit gehalten, ohne den Stoff zu erschopfen oder systematisch zu prasentieren. Leider konnte das iiber die Zeit Rothes hinaus in die fruhe {'ruhe Neuzeit transportierte Traditionsgut nieht vertolgt werden. Auch reizvolle bildungsgeographische Aspekle blieben auBerhalb unserer Reichweile. Wir hoffcn aber zu zeigen, dass die unambitionierte Schrift des umtricbigen Eisenacher VermilUers mil ihrem provinziellen Horizonl gerade fUr breil und langfristig wirksame Tendenzen, die sich in der Konzeption einer militarisehen Adelskultur zusammenfinden, ein durehaus reprasentatives Votum abzugeben vermag.
27 Huber 2002.
Einleitung
12. Sig1en 1m Apparat 1 werden folgende Siglcn verwendet: Ba Amn. Ba
Be K Ne am.
Ausgabe Bartsch 1860; Eingriffe, die Bartsch in seinen Editionstext aufnahm. Besserungsvorsehlage von Bartsch, aufgenOlmnen in den Apparat zur Ausgabc und im Anhang, cbd., S. 220--222. Sprachliche Anmerkungen von Bech 1861, S. 53-56. Handsehrift Kassel, LMB, 4° Ms. poet. et roman. 8. Ausgabe Neumann 1936. entspricht omittit, bedeutet Auslassung.
17
Johannes Rothe, 'Ritterspiegel' Text LInd Ubersetzung
20
Prolog
Ich horte, daz eyn edil man Von cyme groBin gesleehte Clagete, her moehte nieht gehan Also hy vor sines vatir knechte. 5
Her zcornctc darum gar sere, Daz eynes annen geburis son Irwarb richtum und groBe ere Umme den dinst, den her hatte getan.
9
Obil spraeh her und swur Und waz gar ungeduldig, Daz god beriete eynen gebur, Deme her ez nieht were sehuldig,
13
Und lieBe di armen ediln luthe Also j emerlichin vorterbin. Gar unglich gebe her sync buthe. Di ediln kundin nicht gud irwerbin.
17
Her fragete mich, worum daz were, Daz cyncn gcburis son daz gluckc Irhube und gebe em gud und ere Und di ediln nu walde vordrueke.
21
Ich antwerte: Worum tud ir nicht, Also uwir eldirn habin getan? Ocr togindc uch gar ser gcbricht, Und ncmit uch groik hochfart an.
25
Ab man uch gerne zcu gute und erin Hulffe in uwir bluwindin jogunt, Wollit ir uch an nymandin kerin Und steekit vol der untogunt.
29
[Ir]
[I v]
Ez tud uch sanfte, daz man uch flehit Und 'liebir juugherre' nennit. Mit sogetaneme spe1e if umme gehit, Uwirs bestin ir nicht irkennit.
1 edilman lVe. 4 sin lVe. 31 ummegehit Ne.
8 gelhon lVe.
24 groBir i'V'e.
27 So wollil Ea, Ne.
Prolog
Prolog kh harte, dass ein Adeliger aus eiuem groBen Gesehleeht darUber klagte, er kunne nicht l soviel J haben wie vordem die Knechte seines Vaters.
5
Er war sehr aufgebraeht darliber, dass der Sohu eiues armeu Bauern Reiehtum und groBe Ehre erlangt hatte dureh den Dienst, den er geleistet hatte.
9
Er schimpfte und fluchte und war sehr ungehalten, weil Gou fUr einen Bauern sorge, dem er es niGht SGhuldig sei,
13
und die armen Adligen so jfunmerlich zugrunde gehen lasse. Sehr ungereeht verteilc er seine GUter. Die Adeligen kunnten keinen Besitz erwerben.
17
Er fragte miGh, warum es so sei, dass das GlUck den Sohn cines armcn Baucrn
emporhebe und ihm Besitz und Ehre gebe und die Adeligen jetzt niederdrUcken wolle. 21
Ich antwortete: Warum verhaltet ihr eueh nieht, wie eure Eltern sieh verhalten habeno Es fehlt eueh sehr an Tugendcn, und ihr seid sehr hochmUtig.
25
Auch wenn man euch gern zu Besitz und Ehre
in eurer blUhenden Jugend verhelfen wUrde, wollt ihr euch doeh nach niemandem richten und steckt voller Untugend. 29
nIT Whit euch wohl,
wenn man euch anfleht und 'Lieber junger Herr' nenut. Mit so1cher Art von Spiel gebt ihr euch ab und erkenut nicht, was das Beste ftir euch is!.
21
22
Prolog
33
Nu werdit ir irzGogin
In rcchtir bosir bufcrie By den, di ere helse wogin Mit roubin und mit duberie. 37
Etzwanne di ediln, fromen aldin Ere kindir groBe toginde lartin. In solchin zcuchtin si wordin gehaldin, Daz sy zcemelichin gebartin.
41
Nicht wollit ir nu frommedin herrin Noeh fromen luthin dinen gerne, Oi uch hulffin zcu groBin erin. Ir wolt wediI zeueht noeh hobiseheit Ierne.
45
Wenit iI, daz man ueh gebe gnug Umme uwir fruntlichis trutin?
Werit iI wise und ouch klug, Ir dinet ouch frommedin luthin. 49
Ez duchte uch eyn groBe schande, Soldit ir mistin eynen stal Eyme herrin in eyme frommedin lande. Mit dcmud kommit man in den sal!
53
L2rJ
If meynit, daz nymant gud gnug sy Und uwirs annen dinstis wert.
Dez geburis son maclnt sieh henby, Darum werdit erne, wez her gert. 57
Synen brudir Esau fioch Jacob Und dynete eynundzewenzeig jar Und irwarb vel gutis und graBis lob Myt zcwelf sonen, daz ist war.
61
Joseph q uanl in egiptin land Und vordinete dez landis formundeschaft. Daz riehe stunt an siner hand. Solche ere had dinst und werdige craft.
65
Sehit, dit waz nu di sache, Daz ieh sehreib dit buehclin!
48 dinlel Ba, Ne. gch()rig.
54 uwir anne lVe.
65 Initiale in K, mehl zum Akrostichon
57-64 Gn 27-29; Gn 35,23-26; Gn 37,28; Gn 41,37-43.
Prolog
33
Heute werdet ihr erzagen in wahrhalt schlechter Biibcrci unter denen, die ihre Ha1se wagen mit Raub und mit Diebstahl.
37
Einst lehrten die edlen, elnenwerten A1ten ihre Kinder groBe Tugenden, Zu solehem Anstand wurden sic crzogen, dass sie sich geziemend verhielten.
41
Thr wollt jetzt weder fremden Herren noch anstandigen Leuten geme dienen, die euch zu graBen Ehren verhelfen wUrden. nrr wollt weder Benehmen noch hofisehes Verhalten lemen.
45
Meint ihr, dass man euch viel gebe nur fur euer freundliches Nettsein? Waret iIn weise und klug, dann dientet ihr auch fremden Leuten.
49
Es wHre in euren Augen eine groBe Schande,
wenn i1rr einen Stall ausmisten solltet fur einen Herren in einem fremden Land.
Mit Demut gc1angt man in den Saal! 53
nrr glaubt, dass niemand gut genug sei und eures annseligen Dienstes wert. Ocr Bauemsohn macht sich daran, deshalb wird ihm zuteil, was er begehrt.
57
Vor seinem Bruder Esau floh Jacob und diente einundzwanzig Jahre lang und erwarb viel Besitz und groBe Elne mit zw01f Sohnen, das ist wahL
61
Josef kanl in das Land Agypten und erdiente sich die Vormundschaft Uber das Land. Das Reich stand unter seiner Fiilrrung. Zu solcher Ehre ttilnt Dienst und edle Kraft.
65
Seht, das war nun der Grund, warum ieh dieses BUehlein sclrricb'
23
24
Kapitel 1
Kunde ieh daz mynen frundin gemaehe, Daz sy darbi gedcchtin myn 69
Dnd di hoehfart Iil>in undir wegin, Do di torheit sere hangit an! Gar grolle herrin dinstis phlegin, Dez sy ere und nieht lastir han,
73
Solche gnade gebe mir god nu, Daz ez den ediln werde nutzce, En sterke kraft und togunt darzeu, Daz sy arme luthe mogin geschutzce.
77
Uz aschin werdit eyn glaz gemacht Und heillis bly gegollin darin. So gewinnet ez danne solche macht, Daz ez gebit den wedirschin.
81
Waz man dokegin heldit, Daz sehit man wol darinne. Dez gudin gesiehtis ez weldit Dnd sterbt ouch di synne.
85
Daz herzce ez dem irfrowit, Wer subirlieh ist und wol gestalt. Den krankin luthin ez drowit Dnd den, di reeht sint wordin alt.
89
Wer sieh ouch had beremit Dnd besmerit mit ichte,
L2vJ
Daz erne nicht wole zcemit,
Oem betrubit ez daz gesichte. 93
Von dcllcm spigil muez ieh baz Mit gotis hulffe nu sprechin. Von aschin machit man daz glaz, Gar lieht ist sin zeubreehin.
97
Her bedutit dez mensch in lieham, Der von aschin ist gemacht, Darin eyn sele von gote quam,
Weich also daz bli und geslacht.
73 Tnitiale in K, nicht zum Akrostichon gehorig.
100 und om. Ne.
Spiegelilllegorese
Konnte iGh das bei meinen Freunden bewirken,
dass sie dabei meiner gediichten 69
und den Hachmut ablegten, an dem die Torheit sa sehr hangt! Wahrhaft groBe Herren stehen zu ihrer Dienstpflieht. Das bringt ihnen Ehre und nicht Schande.
73
Gatt gebe mir nun die Gnade,
dass es [das Bueh] den Adligen Nutzen bringe, ihnen Kraft und dazu Tugend starke,
damit sie armc Leutc bcschiitzen kiinnen.
Kapitell 77
Aus Asche wird Glas hergestellt und heiBes 8lei hinein gegossen.
Dadurch erlangt es eine salche Kraft, dass es widerspiegelt. 81
Was man davor haIt, das sieht man gut darin. Es sorgt daftir, dass man gut sieht,
und starkt dabei die Sinne. 85
Das Herz erlreut es dem, der schan ist und wohlgestaltet. Den schwaehcn Leutcn draht cs und denen, die schon sehr alt geworden sind.
89
Auch wer sich beschmutzt und beschmiert hat mit etwas, das ihm nicht gut ansteht, dem triibt es [das Glas] das Aussehcn.
93
tiber diesen Spiegel will ich nun genauer mit Golles Hilfe spreehen. Aus Asche macht man das Glas, sehr leicht kann es zerbreGhen.
97
Er Lder Spiegel J bedeutet den Karper des Menschen, der aus Asche gemaeht ist und in den durch GOll eine Seele kam, weich wie Blci nnd fein.
25
26
Kapitel 1
101
Waz man darkegin heldit glieh, Ez si blisc adir si gud, Eyn jungir mensehe bildit ez in sieh, Daz her vil gerne darnach tud.
105
Der meistir Aristotiles spricht, Daz gegliehit sy eynes kindis sel Eyncr tafiln, do yn gcschrcbin ist nicht Und do man in sehribit, waz man weI.
109
Czuhit man kindir zeu guthe, Daz si toginde muBin lernen,
[3r]
Si wachsin en danne in dem muthe
Also daz liecht in eyner lueernen, 113
Daz in der naeht den weg wisit, Wo man sichir sul1e gehin.
Si werdin darvon hoc geprisit Von den, di ere toginde sehin. 117
Lerit man sy abir boBheid, Dy gclernen sy gar balde. Ez kommit di zcid, ez werdit en leid, Bcginncn si darinnc voraldc.
121
Wir sint zcu sundin geneigit Vii mer dan zeu dem guthin. Vii balde sieh daz irzeeigit, Haldin wir uns nicht in huthin.
125
Mit den heiligin werdistu heilig Und mit den vorkartin vorkart, Der prophete also selig Der had ez in dem saltir gel art.
119
L3v J
Von gudin cldirn gude kinw kommen. Abrahammes kneeht swur uf sin dieeh, Daz keyn heidin worde genommen Von Ysaae. Man werdit houbtsiech
104 vilgcmc K. 107 yn aher del' Leile nachgelragen. 110 togindc] c aha durchgestr. Buchst. verbessert. 132 Ysaac folgt 7iisurzeichen.
105-108 Aristoteles. 'De anima' 111,4, 42'-Jb; 'Auctoritates' , Hamesse S. 186, NT'. 146.
117-118 Vgl. Arisloldcs, 'Nikomachischc Elhik' 1103b; 'Auclorilalcs', Hamcssc S. 234, Nr. 27. 125-128 Ps 17.26-27. 129 Sprichwo.t1ich, vgl. Walther Nr. 27299. 132-134 Sprichworllich. vgl. TPMA 'schlecht' Nr. 222-231. 130-132 Gn 24. 2-3.
Spiegelilllegorese
101
Was auch immer man davor halt, sci cs schlecht odcr gut, ein junger Mensch bildet es in sich ab, so dass er bereitwillig danach handel!.
105
Der Meister Aristoteles sagt, die See1e eines Kindes gleiche ciner Tafel, auf die noch nichts gcschriebcn ist und auf die man schreiben kann, was man will.
109
Erzieht man Kinder zum Outen, so dass sie Tugenden lernen wcrden, dann wachsen diese in ihrem Sinn wie das Licht in einer Laterne,
113
das in der Nacht den Weg weist, auf dem man sicher gehen wm. Sie werden daftir hoch gepriesen von denen, die ihre Tugenden sehen.
117
Lehrt man sie aber Bosheit, lcrnen sie die sehr rasch. Es kommt noch eine Zeit, wo es ihnen leid wird, wenn sie damit Hlter werden.
121
Wir sind den SUnden zugeneigt viel mehr als dem Outen. Sehr schnell zeigt sich das, wenn wir nicht auf der Hut sind.
125
Mit den Heiligen wirst du heilig und mit den Verkehrten verkehrt, das hat der selige Prophet in dem Psalter gelehrt.
129
Von guten Eltern kommen gute Kinder. Abrahams Knecht schwor auf dessen Schenkel, dass keine Heidin genommen werde von Isaac. Man wird sehr ott krank im Kopf
27
28
Kapitel 1
133
ViI dicke von bosir geselschaft, Dit ist eyn aldis spriehwort. Wer darmede werdit behaft, Der mnez vorterbin, daz ist kort.
137
Also nu in dem glase tud daz bly, Daz ez daz dorchsichtige werit,
Also mag ez nmme di redclichkeid sy, Di den wedirglancz gekerit. 141
An deme lichamme sal man merke,
Wo di fromikeid steckit ynne, Daz sin kraft her wedir uz werke
Mit eyme togintlichin synne. 145
Werkit her danne di truwe gancz In allin dingin, di her tud, So gebit her den wedirglancz Und irwelit vor daz bOse gud.
149
Sente Gregorius der sprich!: Wer do irkennit sine eigin gebrechin, Der tud keynerlei untogunt nicht Vnd 1crnit daz bose wcdirsprcchin.
153
Wan du in den spigil sehist Und merkist dich gar ebin, Dnd gar eigintlichin daz spehist, Waz dir god had gegebin
157
An dime libe gar uffinbar: Eyne subirliche gestalt, Gel, schone und gar kruz din har, Wol gezcirit du bist und nicht alt,
161
Rosinvar dine \vcngclin,
[4r]
Dine ougin luttir also eyn cristal, Dine lippin rod also eyn rubin Dnd wol geschickit obiral,
147 Vi'cdir glancz K. Verschreibung. al K, Sa.
153 zweiles den durchgeslrichen.
155 und umleutlich nach
160 gezcirit] ci venvischt und liber der Zeile wiederholt.
1640bir
149-152 Vgl. Gregor I., 'Moralia in lob', PL 76, Sp. 216B, CCSL 143A, S. 1097.
Spiegelilllegorese
133
durch schlechte Gesellschaft, das ist ciu altcs SprichworL Wer mit ihr in BerUhrung kommt,
der wird verderben, das gcht schnell. 137
141
Wie nun im Glas das Blei bewirkt, dass es das Hindurchsehen verwehrt, so kann cs auch mit dcr Vcrnunlt scin, die das Spiegelbild zuriickwirft. Am Korper so11 man erkennen,
worin das Gutsein steckt, so dass seine Kraft nach auGen zurUckwirkt
mit tugendhaftcr Gcsinnung. 145
Handelt er dann ganz und gar !reu in a11em, was er tut,
dann willt cr den Widcrschein zuriick und wahlt stall des Schlechten das Gute. 149
Der heilige Gregorius sagt: Wer seine eigenen Fehlcr erkennt, der handelt nicht untugendhaft und lernt, dem Bosen zu widerstehen.
153
Wenn du in den Spiegel siehst und dich sehr sorgfllitig anschaust, und im Besonderen darauf acht hast, was dir GOll
157
an deinem Korper ganz offenkundig gegeben hat: eine schiine Gestalt,
blond, schon und lockig dein Haar, schOn geschmUckt bist du und nicht alt, 161
rosig dcine Wiinglcin, deine Augen k1ar wie ein Kristall, deine Lippcn rot wic ein Rubin, und wohlgeformt iiberall,
29
30
Kapitel 1
165
Hende, arme, lip und brust, Allis gar wole gcschickit, So gewinnistu dan'on groBe lust,
Wan dich dit also anbliekiL 169
Dit ist dez glasus luttirkeid, Daz dir gebit den wedirsehin, Nu sieh in den spigil andirweid Und bedenke, waz her ouch mag gesin,
173
Von der aschin ist her wordin
U nd werdit liehtliehin zcubroehin, Du heldist ouch den selbin ordin, Also hi vor ist ouch gcsprochin. 177
Von aschin bistu kommen Und werdist zcu aschin wedir. Din schonde wcrdit dir benommcn Und vellit zcumale darnedir,
181
Von der sele c10stir meistir Hug Spricht: Mcnsehe bcdcnke dieh ebin, Bistu nu wise und ouch klug, Wi vorgcnglich si din Icbin,
185
Bedenke, waz du davor were, Er danne dich din mutir gebar, Und beschowc in diner gcbort di ere, Wi gar edelichin si ginge dar,
189
Vindistu danne ieht sundirliehkeid Vor andirn menschin kindin, Di an dinen lieham wart geleid, So moehtistu dieh wol undirwindin
193
GroBirs adilz danne di andirn Und ouch grollir hochfart Und in dcme vorhebeniBc gcwandirn Umme eyne solche edele art,
169 glasis Ba, N e, 167 dar von K, Ba. 190 menschinkindin llle.
177-178 Vgl. Eel 3, 20, 176, Sp. 1106.
176 ollch om. Ne.
[4v]
181 Von] In Ne.
181-184 Vgl. Hugo von Folieto, ''De c1austro animae', PL
Spiegelilllegorese
165
Htinde, Arme, Leib und Brust, alles wunderschan gebildet, dann hast du vie1 VergnUgen daran, wenn dich das so anblickt.
169
Das ist die Lauterkeit des Glases, welches dir das Spiegelbild zurUckwirft. Jetzt sieh [aber] in den Spiegel noch ein zweites Mal und bedenke, was er auch sein kann.
173
Aus Asche ist er entstanden und wird leicht zcrbrochen. FUr dich gilt das gleiche Gesetz, von dem oben die Rede war.
177
Aus Asche bist du entstanden und du wirst wieder zu Asche werden. Deine Schanheit wird dir genommen und fallt alsbald darnieder.
181
Vom Kloster der Seele sagt Meister Hugo: Mensch, bedenke gut, wenn du weise und klug hist, wie vergtinglich dein Leben ist.
185
Bedenke, was du warst, bevor dich deine Mutter gebar, und sieh in deiner Geburt die Ehre an, wie vollkommen edel sie ldie GeburtJ vor sich ging.
189
Wenn du irgend eine Besonderheit findest gegeniiber anderen Menschenkindern, die an deinen Karper gelegt wurde, dann Wnntest du wohl groBeren Adel
193
als die anderen beanspruchen und auch grollere Hoffart und voll Oberheblichkeit herumstolzieren wegen einer so edlen Art.
31
32
Kapitel 1
197
Nu bedenke abir vordir mer, Waz du hirnaeh salt wcrdin: Obir eyne kleyne zcid gar scher Wedir zeu asehin und zeu erclin.
201
Von bosir materien bistu kommen,
LSr]
In arme tuchir gewundin,
Waz gesmuekis du an dieh hast gcnommcn, Den hastu in zeid hi alz fundin. 205
Nu kanstu dich selbir nicht gecleyde Von clinIC eigin uf deBir erdin, Du must sy von den tyrin scheide, Von den dir cleidir werdin.
209
Bistu danne ussin gecleidit bunt, Ynnewenig doch eyn stinkindir mist, DeBir spigil tud dir daz kunt, Daz du eyn sag vol dreckis bist.
213
Tede di hued und daz kleid Di groBe hoehfart an uns werkin, Oi liebin luthe wordin wol leid, Oit sa1 man wole merkin.
217
Wan du danne gesterbist, Dinen lieham di worme freBin. Waz hilffit, daz du nu irwerbist? Din werdit gar snel vorgesBin.
221
Job spricht, daz eynes menschin lebin Sy hi uf deBeme ertrieh In eyne rittirschaft gegebin, Daz ez in Wgindin ube sich.
215
Dnd also eyn tageliiner tud, Der do dinet umme sin tagelon, Her werke bose adir gud, So werdit em sin Ion darvon.
198 Wazl dazNe.
213 Tcdc + nicht Ne.
215 Dcz libcs wordin di luthe wollcid Ne.
222 hi om. Ne.
185-218 Pseudo-Bernhard, 'Meditationes' 111,8.
221-228 lob 7.1-2.
Spiegelilllegorese
197
Nun bedenke zuvor aber auch, was du hicrnach werdcn muss!: nach kurzer Zeit ganz schnell wieder zu Asche und zu Erde.
201
Aus schleehtem Material bist du entstanden, in armselige TUcher gewickeh. was du an Schmuck an dieh genommcn hast, hast du alles voriibergehend hier gefunden.
205
Doch du kannst dich nicht seiber kleiden von deinem Eigenen auf dieser Erde, du musst es von den Tieren nehmen, von denen dir Kleider zuteil werden.
209
Wenn du dann auBen bunt gekleidet, inwendig aber ein stinkender Unrat bist, dann tut dieser Spiegel dir kund, dass du ein Sack vall Dreek bist.
213
Wenn das Fell und das Kleid die groBe Pracht an uns [nicht] hervorrufen wiirden, dann wUrden die angenehmen Menschen sicher widerniartig. Dies so11 man sich gut mcrkcn.
217
Wenn du dann stirbst, fressen deinen K6rper die Wiirmer. Was niitzt es, was du jetzt erwirbst" Man wird dich ganz schnell vergessen.
221
Hiob sagt, dass das Leben eines Menschen hier auf dieser Erde ihm als Ritterschaft aufgegeben sei, damit es [das Leben] sich in Tugenden libe.
125
Dnd wie sich ein Tageliihner verhalt, der tlir seinen taglichen Lohn dient, so wird ihm, je naehdem, ob er schlecht oder gut handelt, sein Lohn datlir gegeben werden.
33
34
Kapitel 2
229
Obir dellin spigil maehe dieh Und Ierne dieh baz irkennen! Dyne votfarn a11e anesich, Teh endarf er dir nieht nennen!
233
Ez spricht scntc Bernhard: Nicht ist deme mensehin also gud Von deme, daz noch y geward, Also daz eyn ewig blibin tud.
237
Waz sint aile wertliehe ding? Nicht mer wan cyn gcgoymc. Di do beslullit der werlde ring, Sy vorgehin glieh also di troyme.
241
Waz fromit hoehfart und hoer mud Den stolzcin jungelingin? Si vorgehin glich also der sehatin tud U nd der glockin klingin.
245
Wo sint di forstin groz genant, Oi vordackctc roBe rcthin Und hersehetin obir stete und lant Und gar vele luthe bestretin,
249
Dy do gabin riehin sold Und hoe barge heflin buwin? Wo ist cr silbir, wo ist cr golt, Uf den stunt gancz cr getruwin?
253
Wo sint si, di vele land gewunnen Und di meehtigin konnige vortrebin Und manchir ebinture begunnen, Also daz von en stet geschrebin?
257
[5vl
L6r]
Wo sint di hoen, irluchtin forstin Und er schones hofegesinde, Di sieh noeh erin lillin dorstin Und erbeittin darnaeh gar swinde?
231 ancsich] c iiber der Zeile nachgefragen. 237 wcrlllichc Ba. Zeile nachgetragen. 256 daz iiber der Zeile nachgetragen.
252 cr iiber der
233 Almlich Pseudo-Bernhard, 'Meditationes' III, 9. 234-236 Bonaventura, 'Soliloquiwll' J,46. 237-304 Bonaventura, 'Soliloquiwll' 11,3. 241-43 Vgl. Sap 5, 9.
Contemptus mundi
Kapitel2 229
Befasse dich mit diesem Spiegel und Ierne, dieh besser zu erkennen! Sieh aile deine Vorfahren an, ich brauche sie dir nicht aufzuzahlen!
233
Es sagt der hcilige Bernhard: Nichts ist fUr den Mensehen so gut, von allen Dingen, die je existierten, wie das, was ewig bleibt.
237
Was sind aile we1tlichen Dinge? Nieht mehr als ein fliiehtiger Sinneseindruek. Die Dinge, die der Erdkreis umschlieBt, vergehen wie die Traume.
241
Was niitzt Hoffart und Hoehstimmung den stolzen jungen Mannern? Sie vergehen wie der Sehatten und der Glockenkiang.
245
Wo sind die 'groG' genannten Flirsten, die mit Deeken gesehrnUekte Pferde ritten und iiber Stadte und Lander herrschten und viele Menschen mit Krieg tiberzogen,
249
die reichliehen Sold auszahlten und hohe Burgen bauen lielleno Wo ist ihr Silber, wo ist ihr Gold, auf die sic ihr ganzes Vertrauen gcsetzt haben?
253
Wo sind diejenigen, die viele Lander erobert und die machtigen Konige vertrieben haben und viele wagernutige Taten begingen, wie tiber sie geschrieben steht?
257
Wo sind die hohen, erlauchten FUrsten und ihr stattliehes Hofgesinde, die es nach Ehre dUrstete und die gewaltige Miihen dafUr auf sieh nehmen.
35
36
Kapitel 2
261
Wo ist cler wisir konnig Salomon
Und Absolon, der sehonste man, Der sterkistir herzcoge Sampson,
Aswerus, der herliehstir gctan" 265
Wo sint di gewaldigin keiser Und di romischin konnige darmede? Er gebod di heldit man nicht mer, Noeh kerit sich ouch an erin beede.
269
Korte froude, wertliche gewalt Und der begerunge suBikeid, GroBis gud, lust mannigfald, Di wcrdin gar schir hengeleid.
273
Wo edilz blud, wo schoner lip, Wo tornyrin und ouch stech in,
Wo hofirin, wo schone wip" Man had dez nu gebrechin. 277
Wo sint er groBin palm;,
Er ritter und er kncchtc, Von den eyn groBis folgin waz, Di ouch wole kundin gcfcchtc? 281
DeBe ding sint gar vorgangin Und vorlouffin gar in kortir zcid. Er stete han andir lute enphangin, Di werdin er ouch gar schere quid.
285
Wir sint hi geste, das ist war,
[6v]
Uns dunkit, wir sint werte. Unse blibin werit korte jar, Und mogin nicht lange geherte. 289
Sint wir jung, wir werdin alt, Ab wir andirs lange lebin. Sint wir subirlich, wir werdin obilgcstalt, Di lust wir ouch begebin.
269 wcrltlichc Ea.
283 andirlutc K.
261 []] Rg 10,23-24. 26211 Sill 14,25. 285 I Par 29, 15. 287 Vgl. Ps 89, 10.
263 Ide 13-16.
264 Est 1,1-9.
Contemptus mundi
261
Wo ist der weise Konig Salomon
und Absalon, der schlinstc Mann, der sUirkste HeerfUhrer Samson,
Ahaswer, der Prachtigste? 265
Wo sind die maehtigen Kaiser und die romischen Konige dazu?
llrre Gebote halt man nicht mehr, noeh kehrt man sieh an ihre F riedensordnung. 269
Kurze Freude, weltliche Macht und die Siille der Begierde, groBer Reichtum, vielfliltige YergnUgungen, die werden sehr schnell zunichte gemaeht.
273
Wo [bleibt da] edles Blut, wo sehOner Leib, wo Turnieren und Stechen, wo hiifische Werbung, wo schiine Frauen?
Daran fehlt es jetzt. 277
Wo sind ihre groBen PaHiste,
ihre Ritter und ihre Knechte, die ein groBes Gefolge bildeten, und die auch gut kampfen konnten? 281
Diese Dinge sind ganz vergangen und haben sieh vlillig aufgelOst in kurzer Zeit. llrre Stadte haben andere Leute in Besitz genommen, die sie auch rasch wieder verlieren werden.
285
Wir sind hier Gaste, das ist wahr, uns diinkt, wir seien Wirte. Unser Aufenthalt wahrt nur wenige Jalrre, und wir konnen uns nicht lange behaupten.
289
Sind wir jung, so werden wir alt, wenn wir iiberhaupt lange leben. Sind wir sehlin, so werden wir haBlieh, das Vergniigen verlieren wir auch.
37
38
Kapitel 2
293
Wir sam men gud und willin niGht, Wcmc wir vor crbcitin. Tn unsin hendin werdit ez uzgeriGht,
God wei ez andirs lcitin. 297
Bistu eyn wisir mensche nu Und vorstehist bose und gud Dnd hastu reehte vornunttc darzeu, So nem dit ebin in dinen mud
301
Dnd geb dir selbir solchin rad, Also ab dieh eyn andir darum bethe, Und richte dich gancz uf woltad, Daz ez dir ieht werde zeu "pete.
305
Enzeebistu der warheid In dellis spigils angesiGhte, Ocr mit siner clarheid Dieh etzwaz kan undirriehte,
L7rJ
309
So folge deme nicht zcu langir frist, Daz korte zeid werit gar Und deme zcufillgin bermliGh ist Dnd maehit dieh cwigis gutis bar.
313
Bistu nu in wertlichin erin, Der sieh vele luthe nemen an, So sallu dieh daran also kerin, Daz du tust, daz wole sy getan.
317
Hastu obir di luthe gewalt D nd macht, orteil zeu gebin, Bistu darum danne uzgezcalt, Daz god nicht orteile din lebin?
321
Von sundin saltu dieh seheidin, Und nem dieh der willheid an Mit ruwin und mit lcidin, So bistu eyn wol gesmuektir man.
295 unsirn Sa, unscrn Ne. dich. 309 :r.culangir K.
304 ZCllspctc K, zuspctc Ba. 311 zcufolgin K.
K.
293-294 p, 38, 7.
295-296 Vgl. Pry 16,9.
307 Dcr] folgl durchgesfr.
313 werlt1ichin Ba.
318 zcugebin
Ethiocher Appell
293
Wir sammeln GUter und wissen nicht, fUr wen wir uns abmiihcn. Unsere Rande richten es aus, wenn nicht Gatt es anders lcnken will.
297
Bist du nun ein weiser Mensch und kannst schlecht und gut unterscheiden und hast dariibcr hinaus reehte Vcrnunft, so nimm dir das genau zu Herzen
301
und gib dir seIber einen Rat, als ob dieh ein anderer darum bitten wUrde, und richte dich ganz auf gute Taten aus, damit es ftir dich nicht zu spat wird.
305
Erkennst du die Wahrheit im Anblick dieses Spiegels, der mit seiner Klarheit dich etwas lehren kann,
309
dann folge dem nicht zu lange, was nur sehr kurze Zeit wahrt und dem zu folgen beklagenswert ist und dir das cwig wahrcndc Gut nimmt.
313
Bist du nun in der Welt in hohem Ansehen, um das sieh viele Mensehen bemiihen, dann sollst du dich so verhalten, dass du tust, was recht is!.
317
Wenn du Herrschaft Uber Menschen hast und die Macht, Urteilc zu Hillen, hist du deswegen davon ausgenommen, dass Gott Uber dein Leben urteilt?
321
Von Siinden sollst du dich fernhalten, und nimm dich der Weisheit an mit Bereuen und Ertragen, dann bist du ein schOn gesehmUckter Mann.
39
40
Kapitel 2
325
Der unWginde scheme dich Und !rib ouch kcyncn ungcfug! Senftmutig und nicht gremelich, Daz ist der ediln luthe gesmug.
329
Di unediln maehit er togunt Czu aHin dingin edil sad. Thbin si di an von jogum, Si smuckit si schone obir aile wad.
333
AHe subirlichkeid si merit, Aile zeueht und aile hobiseheit; Gotis forchte sy lerit, Und sy vormidit alliz leit.
337
Sente Gregorius der spricht: Di schrift di laz din spigil sin, Di dieh zeu gotis dinst berieht. Mit diner sele ougin sich darin
341
Und beschowe dich gar ebin, Wi sieh din ynner mensehe gehabe - Daz ist din toginthaftis lebin -,
[7v]
Ab daz zcuncmc adir abc.
345
Y mynner du in den spigil sehist, Y du dieh mynner irkennist, Y du di sunde mynner vorsmehist Und doeh dieh fromer nennist.
349
Y du abir mer sehist darin
Und irkennist dine gebreehin, Y mer dir der gotlichin gnadin schin Luchtit, dit mag ich wol sprechin. 353
Ez spriehit ouch sente Bernhard, Daz ouge were gar eyn edil geled, Hette ez eyne solche ard, Daz ez sieh selbir sehe darmed
348folgt zweifes durchgeslr. doch.
337-344 Grcgorius lllibcritanus, 'In cantica canticorum', PL suppl. 1, Sp. 501; Gregor L, 'Moralia in lob' II, 1. 353-364 Ahnlich Pseudo-Bernhard, 'Meditationes' IV, 16.
Ethischer Appell
325
Sch,;me dich fUr schlechles Verhalten und begehe auch keine Unschieklichkeit! Sanftmut und nicht Missmul ist dcr Schmuck dcr Adligcn.
329
Die Unedlen macht ihre Tugend fUr aile Aufgaben hinreichend edel. Betreiben sie diesc von Jugcnd an, schmUckt sie sie schon, mehr als jede Kleidung.
333
Aile Schonheit vermehrt sie, aile Zucht und aile Hafischkcit; sie lehrt Gottesfurchl, und sic meidct alles Leid.
337
Der heilige Gregorius sagt: Die Schrift lass deinen Spiegel sein, die dich zum Dienst fUr GOll unlCrwcisl. Mit den Augen deiner Seele schau da hinein
34 1
und sieh dir ganz genau an,
wie cs urn dcinen innercn Mensch steht - das heiBt dein tugendhaftes Leben - , ob das zunimmt odcr abo
345
Je weniger dn in den Spiegel siehst, umso weniger erkennst du dich sellm, umso weniger verschmahst du die SUnde und nennst dieh doch gut.
349
Je mehr uu aber ua hinein siehst und deine Mangel erkcnnst, umso mehr leuchtet dir der Schein der gunl ichen Gnade, uas kann ich gewiss sagen.
353
Es sagt auch der heilige Bernhard, das Auge ware ein sehr edles Glied, wenn es cine solche Eigcl1schaft halle, dass es sieh selbst damit sehen kannte
41
42
Kapitel 2
357
Lgrj
Also wo1e, also ez tud andirswaz,
Daz cmc ouch kcginwcrdig is!. Daz gebit erne nu eyn spigilg1az,
Daz ez sin selbir nieht vorgist, 361
Und dez kunde ez nicht beginne, Daz ez sich selbir mochte gesehin,
Wcrc nicht daz bli vorborgin darinnc. Dit sal man an dez geistis ougin vorstehin. 365
Abo spricht ouch sente Gregorius In deme selbin synne: Dez ougin gesichte were ummesus, Steckete nicht vorborgin craft darinne.
369
Wan so der mensche gesterbit, So sehit daz ouge zcumale nicht.
Wan man bli von dem glase gescherbit, Dez spigils wedirsehin danne gebricht. 373
Wan man di schrift nicht weI vorstehin
Und sieh nieht darnach wei richte, Waz hilffit danne lesin und ansehin Und di spruehe und daz gctichte? 377
Cassiodorus spricht, daz eyn wisir man Dez begerit gar swinde, Daz her di buchir gelesin kan Und undirwisunge danne vinde,
381
Oi dez menschin nature lobelich machit
Und en edilliehin uz smuckit
[8vl
Und eme sine untoginde swachit Und en vor den andirn ufruckit.
3g5
Do vindit her danne ynne Die schonen wiBheid noch sinen begerdin Und manche behende und nutzee sinne, Do her vornunftigir von mag werdin.
357 andirs waz Ne.
367
llillIllC
sus K, Ba.
365 Grcgorius-Zitat nicht idcntifiziclt. Praefatio.
371 man + daz Ne.
377-388 Ahnlich Cassiodor, 'Dc institutionc',
Ethiocher Appell
357
so gut, wie es anderes erkennt, das mm auch gegeuUber ist. Das ermoglicht ihm nun ein Spiegel, dass es sich seiber uicht vergisst,
361
und das kiinnte es uicht bewirken, dass es sich selbst sehen konnte, wenn nicht das Bki darin verborgen ware. Das soli man in Bezug auf die Augen des Geistes verstehen.
365
So spricht auch der heilige Gregorius in gcnau dicscm Sinnc: Das Sehen mit dem Auge ware vergeblich, steckte uicht cine verborgene Kraft darin.
369
Denn wenn der Mensch stirbt, dann sieht das Auge sufort nichts mehr. Wenn man das Blci von dem Glas schabt, geht der Widerschein des Spiegels verloren.
373
Wenn man die Schrift nicht verstehen und sich nicht danaeh richten will, was nUtzen dann Lesen und Anschauen und die AussprUche und das Gedieht?
377
Cassiodor sagt, dass ein kluger Mann sehr schnell darauf begierig wird, die BUcher lesen zu konnen und dann Unterweisung zu finden,
381
welche die Natur des Menschen lobwUrdig macht und mn edel ausschmUekt und mm seine Untugenden schwacht und ihn vor die anderen aufrUcken Hillt.
385
Darin [in den BUchernl findet er dann die sehone Weisheit naeh seinem Begehren und viele brauchbare und nUtzliche Gedanken, dureh die er klUger werden kann.
43
44
Kapitel 3
389
Augustinus spricht: Wer do had Eyne luttcrc, reyne sanwitzkcid (Ez stet in dem buche von der gotis stad), Ocr straffit sine basin gewonheid,
393
Oi man eyme andirn obil spricht; Oi leBit her danne viI gerne. Dnd werdit her dez crgill undirricht, So wei her di togunt Ierne.
397
Dnd kan her der buchir nicht gelesin Adir mag der nicht gehabin, Und w01de doch gerne togintsam wesin Dnd noch gudin sethin grabin,
401
So sal her zcu eyme spigele nemen Eynen fromen, setigin, wisin man, Delle wortc und wcrkc wol gczccmcn, Und deme folgin, wo mede her kan.
405
Oit larte ouch meistir Aristotiles Konnig Allexandirn den groBin, Oaz her im solde gehorchin des Und di andirn sine gcnoBin.
409
Nu wermn ouch reehte eigin luthe Mit der hant fry wedir gegebin (Also man daz wolc mag beduthe),
[9rl
Wan ez erin herrin werdit ebin. 413
Und kouffin si glithir, di nicht sint fry, D nd vorzeinsin di sclbin glithe, So mogin si frome gebUr wol sy, Wermt redclieh danne er gemuthe.
407 irn auch als nu lesbar. iiher der Leile nachgefragen.
409 eiginluthe Ne.
410 del' aus den gebesserr, hant
412 crin] crm Sa, erme Ne.
389ff. Augustinus: Stelle nieht in 'Dc civitatc Dei'.
'Disciplina Clericalis' S. 10, 13-19.
405-408 Vgl. Petrus Alfonsi,
Sozialer
389
A.ufsti~g
AuguSlinus sagl: Wer ein laulcrcs, reinc.'S Gewisscn hal
(das steht in dem Buch Yom Gollesstaa!), der schilt seine schlcchte Gcwohnhcit, 393
die man bei einem anderen tadelt: von der laBt er dann sehr gerne "b,
Und wird er iiber da, Bose bcleM, dann will er die Tugend erlernen. 397
Und wenn er Btieher nieht lesen kann oder ,ie nieht zur Verfiigung hat und doch gerne tugendhaft sein wollie und nach guten Siuen forschen,
401
dann soli er sieh zum Spiegel nehmen einen rechtschaffenen ~ sittsamen, klugen M ann,
desscn Worte und Werke vorbildlich sind, und dem folgen, worin er karU!. 405
Das lehrte aueh Meister Aristoteles Klinig Alexander den Grol.lcn, damit er ihm darin gehorche und seine Gefahrten dazu,
Kapitel3 409
Jetzl werden auch richtige Leibcigene mit Handsehlag wieder frei gegeben (so kann man es gewiss interpretieren), wenn es ihren Herren gefallt.
41 3
Und bufen sie GUter, die nieht frei sind, und zahlen Zinscn fUr diese Giiter. dann konnen sie sieher tUehtige Bauern sein, wenn sie die richtige EiI1stellung dazu gewinnen.
45
46
Kapitel 3
417
So zcihin er kindir dan in di stete.
Er guthe si do vorsehor,in Und gebruchin der friheid darmete, Ocr si von den forstin han genoBin. 421
1st also menlich er kindir lebin, Daz sy in den herrin hofe rithin Und en sieh zeu dinste dan gcbin, Und togin zeu veehtin und zeu stritin,
425
So belenit si der herre danne Mit fryguthin, eli erne sterbin loz. Abo werdin sy der ediln herrin manne. Werelit darnaeh er habe etzwaz groz
429
Und sint er kindir togintsam und fromme Und dinsthaftig in erin tagin,
So mag cz en wol darzcu kommen, Daz si werdin zeu rittern geslagin. 433
Kommen si darnach zcu sloBin,
Oi gud und riche und veste sint, Und sint si menlich und unvordroBin,
So werdin si edil und alle er kin!. 437
Wan si di manlehin vorlihin Und di rittermeBigin undir en han, Di cris dinstis sich nicht vorzcihin Und en helffin zeu erin krigin dan,
441
So werdin er kindir zcu gratin gemacht.
[9vl
Oaz geschet en von dem riche. Werdin si darnach baz geacht, Sy mogin sich den forstin gegliche. 445
Gewunnen si eynes forstin land Adir belehnite si der konnig darmede, So werdin si geforstint alzcuhand. Wer walde da wedir rede?
449
Sterbit danne konnig adir keysere, Her mag an sine stad werde gekorin, Ab erne god had beschert di ere. Also werdit daz adil nicht angeborin
418 guthir Ne. 422 del' hen'in hafe Ne. 431 komme Ba, ,Ille. 439 sich aha der Zeile nachgetragen. 448 daVi/cdir Ne.
436 erkint K.
Sozialer Aufstieg
417
Dann ziehen ihre Kinder in die SWdte. nrrc GUtcr vcrstcucrn sic daIlll und nutzen so ihre Freiheit,
die sie von den Fiirsten erlangt haben. 421
1st das Leben ihrer Kinder so mannhaft, dass sie an den Herrenhof rei ten und sieh in ihren Dienst stellen, und taugen sie zum Kfunpfen und zum Kriegfiihren,
425
so belehnt sie dann der Herr mit freien Giitern, die dureh Tod an ihn zuriickgefallen sind. So werden sie Dienstleute der edlen Herren. Wird danaeh ihr Besitz einigermaBen groB
429
und sind ihre Kinder tugendhaft und tiiehtig und dienstfertig in ihrem Leben,
dann kann es ihnen leicht gesehehen, dass sie zu Rittern gesehlagen werden. 433
Kommen sie danach in den Besitz von Burgen,
die gut, prachtig und sieher sind, und sind sie mannhaft und unermlidlich,
dann werden sie und aile ihre Kinder adelig. 437
Wenn sie die Lehen verleihen und die RittennaJligen unter sieh haben, die den Dienst ftir sie nieht aussehlagen und ihnen dann in ihren Kriegen helfen,
441
dann werden ihre Kinder zu Grafen gemaeht. Das wird ilmen durch den Kaiser verliehen. Werden sie dann LnDeh J hoher geachtet, konnen sie den FUrsten ebenbUrtig werden.
445
Ge\vannen sie eines FUrsten Land oder belehnte sie der Konig damit, daIlll werden sie soglcieh zu Flirsten. Wer wollte etwas dagegen sagen?
449
Stirbt dann der Konig oder der Kaiser, kann er an seine Stelle gewiihlt werden, wenn ihm Gatt die Ehre besehert hat. So wird der Adel nieht angeboren
47
48
Kapitel 3
453
Czu deme erstin von anbeginne.
Ez stigit also ut" und vellit (Wer dit ebin kan besinne), Darnach man sich fromelich stellit. 457
Vellit eyner in torheit balde Und vorlusit sinen togintlichin mud Und wei wcdir wortc noch truwe haldc In allin dingin, di her tud,
461
Her werdit gar zcu nichte,
Sin herschaft snellichin vorgehit. Mit wiBheit muez her ez uzrichte, Wei her, daz sin adil bestehit. 465
Seneca der spricht also: Wiltu nicht vorterbin, So sal din gemuthe wesin fro Und noeh der willheit werbin.
469
Ristu nu wise, so besich
LlOrJ
U nd bedenke dich gar ebin Vor hen, waz anrurit dich,
Wi du darrncdc wilt !cbin. 473
Bedenke dieh, ab ez unglueke, Waz du dawedir wallist thu. Darkegin saltu dich smucke, Ab ungefelle dir kommit zeu.
477
Eyn wisir man nummer gespricht.
Wan her schadin had genommen: leh vorsach nnch dez zcumale nicht, Daz ez also v·wIde kommen. 4g[
Her ,venit nicht, her wciz vonvar,
Waz dawedir gehOrit. Darunl so werdin di liste gar Von siner willhit vorstorit.
473 ungluckc] em gluckc Be, TIU gluckc Ne. 474 wollistfolgen durchgestr. Buch475 Dar kegin K, Ba. 484 wisheit Ba, wiBheit Ne. staben.
465 Seneca-Zitat nicht identifiziert.
473--480 Seneca. 'Epistolae morales' 76, 35.
Unbe~t~indigkeit
des GHickl!s
453
Yom allerersten Anfang an , Er steigt auf und t1illt (das muss man sieh gen'\lI klar maehen), je naehdem, wie tiiehtig man sich e<weist.
457
Fallt jemand plotzlieh in Torheit und verliert er seine tugendhafte Halt ung und will weder Versprechen noch Treue halten in allen Dingen, die er tut,
46 1
dann wird er ganz und gar zunichte, seine Herrschaft vergeht sclmcll. Mi t Weisheit muss er das ausriehten, wenn er will, dass sein Adc\ Bestand hat.
465
Seneca sag!: Willst du nieht verderben, dann muss dein Gemiit heitcr scin und naeh der Weisheit streben.
469
Bist du weise, dann sieh an und bcdenke ganz genau im Vorhinei n, was auf dich zukommt und wie du dam it \cben wirst.
473
L'bed ege dir, wenn es nicht gliiekt, was du dagegen tun wirst. Entgegenstemmen sollst du dieh. wenn dir ein Ungliick Zllstollt.
477
Ein kluger Man n sagt niemahl, wenn er Schaden genommen hat: leh habe vorher nieht damit gereehnet, dass es so kommen ktinnte.
48t
Er vermutct nieht nur, er weill cos genau, \vas er dagegen tun muss. So werden die listigen AI1schHige durch seine Weisheit ganz und gar vereiteJt.
49
50
Kapitel 3
485
Wan du nu besinnest icht
Gutis zcu dcmc crstin an,
So bedenke in der selbin geschicht, Wi ez eyn ende wolle han. 489
Wiltu ieht gutis an!ribin,
LlOvJ
Daz saltu vor gar w01 besinnen
Und danne stete daran blibin, So machtu ez von gote gewinnen. 493
Enzcebistu abir icht b5sis daran,
So sallu zeuhant wedirkere Und gelimphlichin abel an. Oez hastu nutz und ere. 497
Ez sehribit abir meistir Seneca In eyme briffe sime frunde Luci110 (Undir andirn dingin gesehrebin da) Eyne rede, di lulte also:
501
Keyn konnig der lebit uf deBir erdin, Also edil von sincn naturin, Her habe ouch zcu erst sin gewerdin Und sine gcbort genom men von gcburin
505
Und si also enzeiln uf kommen Czu sime adil mit dem erstin an,
Und habe di gewalt an sieh genommen Also eyn ebinturliehir man. 509
So vindit man ouch keynen gebuer
In deBir werlde zeu reehte, Her si kommen mit siner nathuer
Von eyme konniclichin geslechte. 513
Oit had der !uthe wandilberkeid In den gezcitin also vonnengit,
Oi abc und zeu darmede !reid Und glueke und unglucke brengit, 517
Und dez selbin glichin noch wol tud Ane allirlcy irbarmen.
500 luLit Ra, lVe.
502 siner lVe.
516 Dud] daz Ne.
497-518 Seneca, 'Epistulae morales' 44,4.
LllrJ
U nbest~indigk.eit des Gliickes
485
Wenn du nun etwas vorhast
das anfiinglich gut crschcint, dann Uberlege im selben Moment, wie es enden wild.
489
Willst du etwas Gutes anstoBen, sollst du das vorher sehr genau bedenken und dann bcstandig dabci blcibcn, dann kannst du es von Gatt erlangen.
493
Bemerkst du aber etwas Schlechtes daran, dann sollst du sofort umkehren und mit Anstand davon ablassen. Davon wirst du Nutzen und Ehre haben.
497
Es schreibt wiederum Meister Seneca in einem Brief an seinen Freund Lucilius
Currter anderen Dingen, die dort geschrieben stehen) eine Bemerkung, die lautet folgendermaBen: 501
Kein Konig lebt auf dieser Erde von so edlcr Natur, dass er nicht seinen Ursprung und seine Abstammung von Bauern erlangt hHtte
505
und so als einzelner aufgestiegen ware zu seinem Adel aus diesen Anfiingen und die Herrschaft iibernommen Mtte als ein risikobereiter Mann.
509
So findet man auch tatsHchlich keinen
Bauern auf dieser Welt, der nicht seiner Natur nach aus einer koniglichen Familie gekommen wHre.
513
Das hat die Wandelbarkeit der Menschen im Lauf der Zeit so dureheinandergemiseht, die hinab und hinauf tragt und Gliick und Ungliick bringt
517
und dasselbe noch immer macht olme aile, Erbarmen.
51
52
Kapitel 3
Wan den richin abegehit er gud,
Also daz si mul,in vorarmen, 521
Wan si nicht gebruchin wisir synne Und erin und gutis nicht achtin Und der untoginde wollin beginne Und daz zeukunftige nieht betrachtin,
525
Und in den spigil nicht wollin sehin, Wi vorgangin sint di richin Und noeh allezeid vorgehin Und er edilkeid vorbhchin.
529
Konnig Saucl in sime anbeginnen, Der waz nicht eyn edil man. Her suchte sines vatir eselinnen, Do her daz konnigriche gewan.
533
Konnig David zcu erst eyn scheffer waz, Do her den resin Gohanl irslug. Her treib di schaffe vor an daz graz Und gewan do sedir adilz gnug.
537
Saucl vorloz sin konnigrichc, Umme daz her gothe waz ungehorsam
Und sime eigin willin nieht wolde entwiche.
[II v]
Darum so wart her eme gram. 541
God sach Davidis demud an Und sprach zeu den stundin: Ich habe an Davide eynen man
Noeh myme herzein fundin. 545
Der konnig Nabuehodonosor Wart edil und ante gar grolle ding. Nymant \Vllstc sincn vatir do vor.
Man spriehit, her were eyn fundeling. 549
Di Romer irslug konnig Hanibal (Und wolde ouch Rome gewinnen)
529 ,mbegil1ue Ba.
530 edilmal1 Ne.
531 eselimle Ba.
542 sprach + do Ne.
549 Dil Dcr Nc.
529-532 [Sill 9,3; [Sill 10, 1.
541-544 Act 13,22.
533-536 [Sill 17,20.
537-540 [Sill 15, 10-11.
U nbest~indigk.eit des Gliickes
Denn die Reichen verlieren ihren Besitz, sodass sie verarmen mlissen,
521
wenn sie nicht k1ugen Verstand walten lassen und Ehre und Gut nicht achten und Untugenden beginnen wollen und das ZukUnftige nicht vorausbedenken
525
und wie und und
529
Klinig Saul war von Haus aus kein Edelmann. Er suchte die Eselinnen seines Vaters, als er das KUnigreich erlangte.
533
Konig David war zuerst ein SchHfer,
nicht in den Spiegel sehen wollen, die Machtigen vergangen sind wie sie noch immer vergehen wie illr Adcl vcrblichen is!.
als cr den Riesen Goliath ersehlug. Er trieb vorher die Schafe auf die Weide und gewann dann hohen Adcl. 537
Saul verlor sein Kiinigreich, weil er Gott nicht gehorsam war
und seinen Eigenwillen nieht aufgeben wollte. Darum wurde Gatt ihm gram. 541
Gatt sah Davids Demut an und sagte da zu der Stunde: Ich habe in David einen Mann nach meinem Herzen gefunden.
545
Der Konig Nebukadnezar wurde adelig und brachte groBe Dinge zuwege. Niemand kannte vorher seinen Vater. Man sagt, er sei ein Findelkind gewesen.
549
Die Romer erschlug Konig Hannibal (und wollte auch Rom einnehmen)
53
54
Kapitel 4
Abo gar do tod obiral, Daz di wip were tin ill zeynnen, 553
Do santin si uz noch mannen \,vedir, Uf daz si di stad moehtin behaldin, Do quamen en s!ruter und hertin sedir Und wundirlieh folg zeu saldin.
557
Von den sint di ediln konnige kommen, Julius, Tiberius und Oetavian, Daz ich in warheit habe vornommen, Und mannig romisehir edeler man.
561
Er adil daz quam nieht von der gebort, Daz mag man nu hirinne merkin, Sundirn von t6gindin, also ir had gehort, Oi in der sele daz werkin.
565
Czu adil gehorin toginde vel, Wer ez reeht wei haldin. Der ieh eyn teil nu nennen wei, Also ez beschribin di aldin,
569
Wan eyn iclichir edil man Der furit an syme schilde Eynen vogil, wi der ist getan, Adir eynes tyris bilde.
573
Darbi man sal irkennen Di togunt, ill her an eme had. Noch deme sal man en nennen Adir noch siner wonestad.
577
Etzliche furin andirs waz, Daz nicht lebit uf erdin. Gliche wol bezceigit ez, daz Sy darmete gefriget werdin
[12r]
551 dol vde IVe. 552 wip + do IVe. 567 cyn teil iiber durchgestr. darzcu verbessert. 569 edilman Ne; furlt an sime K, hinter der Zeile durchgestrichen. 571 Eyncn] en aher del' Zeile nachgetragen. 576 Sa, IVe J \'i'one stad K.
Wappen und Heerschildordnung
so ausnahmslos tot,
dass die Frauen die Zinnen verteidigten. 553
Da sandten sie wieder nach Mannern aus, damit sie die Stadt halten konnten. Da kamen ihnen Rauber und Huten und wunderliches Yolk zu ihrem GlUck zu Hilfe.
557
Von denen sind die edlen Konige gekommen, Julius, Tiberius und Oktavian, das habe iGh wahrliGh vernommen,
und viele rlimisehe Edcllcutc. 561
nIT Adel kanl
nieht von dcr Gcburt,
das kann man hieran erkennen,
sondern von Tugenden, wie ihr gehlirt habt, die ihn in der Seele bewirken.
Kapite14 565
Zum Adel gehoren viele VorzUge, wcnn man ihn rceht bewahrcn will. Yon denen werde iGh nun einige nennen,
wie es die Allen beschrieben haben, 569
denn jeder Edelmann fUhrt an seinem Schild einen Vogel, \Vic immer def aussieht, oder das Bild eines sonstigen Tieres.
573
Daran soH man die Tugend
erkennen, die er an sich hat. Danach soH man ihn nennen
odef nach seinem Wolmsitz.
577
Einige fiihren [in ihrem Schild] etwas anderes, das nieht auf der Erde lebt. Glciehwohl zeigt cs an, dass sie dadurch frei gemacht werden
55
56
Kapitel 4
581
Mit a11in erin lehin guthin,
Di sy danne Iii bcsitzcin. Si sullen daz land helffin behutin Mit erin kreftin und witzcin. 585
Si sullin nieht mit dem sacke Dinen also borger und gebuer, Sundirn mit cris Iibes nacke Den herrin falgin, daz werdit en suer.
589
Von zcinsin und geschoBin
Sint si danne wordin fry. Er fromikeid han sy genollin, Daz sy wonen den forstin by. 593
Daz silbir adir galt di mullin lin Uf all in gewoppintin schildin, Wiz und gel do vor ouch syn An feldin adir an bildin.
597
Weme dellir zcweier varwe gebricht, Adir eme daz felt ist grune, Oem ist ez danne keyn woppin nicht, Wi mcnlich her sy adir wi kune.
601
Welch schilt had gudir varwe zcwo Czu deme felde und zeu dem bilde, 1st er eyn guldin, den prise ich ho Yar di andirn gemeynen schilde.
605
Welchir abir had der farwe dry, Adir eyn ding genant unedelieh, Dez woppin muBin swechir sy. Sin adil gewest ist schedelich.
609
Y mer eyn schilt der varwe had, Y mynner der wappin werdit geacht. Y mynner bilde do habin stad, Y edelichir sy sint gemacht.
613
1st eyn schilt gehalbirt glich Di twcrnist adir di lcngc,
LI2vJ
590 danne] darumme Ne. 593 Daz am. Ne. 5811ehingutin Ba, lehingulhin Ne. 598 cIlleJ wcmc Ne. 606 gcant Be; lillCdclichJ lillcndclich Ne, K korr. lillcndclich: n durchgestr.} Oberschreibung undeutlich, evtl. e. 608 schendelich Ne.
Wappen und Heerschildoni.nung
58 1
mit all ihren Lehensgiitern ,
die sie dann frei bcsitzcn. Sie sollen helfen, das Land zu schiitzen mit ihrer Kiirpcrkraft und ihrcm Verstand. 585
Sie sollen nieht mit dem Beutel dienen wie BUrger und Bauern, sondem mit illres Leibes Naeken den Herren folgen, das wird ihnen sauer.
589
Von Zinsen und Abgaben sind sie dann befreit worden. Ihrer TUchtigkeit verdankten sie es, dass sie den Fiirsten beigestellt sind.
593
Silber oder Gold miissen auf allen Waffenschilden liegen, WciB und Gclb kiinncn an ihre Stelle !reten auf den Feldern oder B ildern.
597
Wem diese beiden Farben fehlen, oder wessen Fcld griin is!, fur den ist es dann kei n LAdels-JWappen, wic mannlich cr auch sci odcr wic kUhn.
601
Wenn ein Schild zwei der guten Farben hat auf dem Feld und am Bild, und cine davon ist golden. den preise iell hoeh vor den anderen, gewiihnlichen Schilden.
605
Wer aber drei Farben tragt oder cine Darstellung, die man unedci nennt, dessen Wappen sind notwendig weniger wert, scin Adel war mit ei nem Make! behaflet.
609
Je mehr F arben ein Schild enthiilt, um so weniger wert erachtet man die Wappen. Je weniger Bilder darin vorkommen, um so edler hat man sie gemacht.
613
1st ein Schild in der Mitte geteil t quer odcr langs,
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Kapitel 4
Der bunt ist felt do sundirlich, Daz andir zeu bilde brenge. 617
Wer danne di reehtin sitin had Von silbir adir von golde, Der had begangin di bestin tad An dez konnigis solde.
621
Wer eynen fogil adir eyn tir
[13r]
F urit an sime sehilde, Daran suIt ir nu merkin schir (Ez sy zeanl adir wilde): 625
1st em daz antlitzee bedaekit Adir sint em di ougin vorbundin,
So waz di muthir der erin nackit, Do erne daz woppin wart fundin. 629
Adir ist eyn langir strich do dorch Mit eyner andirn varwe gestriehin, Abo dorch den ackir get eyn forch, So had sin adil zeu erst gewichin.
633
Furit her eyn sehemelieh woppin dan (Daz mir vor eynen were 1eid), So had her wedir daz riche getan Und wedir di heiligin cristinheid.
637
Di tir, di von art sint wilde,
Bedutin di reehtin manheid. Si ediln gar sere di schilde, Sint sy mit golde ummeleid. 641
Vele edelir ist eyn guldin feld Danne eyn guldin bilde. Daz silbir had daz selbe geld, Wanne man di ere gancz hilde.
645
Ab eyn man mit manheit adir mit list Irwerbit der ritter ardin, Daz silbir, daz in sime schilde ist, Ist darummc nicht guldin wordin.
649
GehOrit ouch daz golt darin Und gebruchit her nicht der ritterschaft,
615 Ocr] Dcz Ne.
627 di] sin Ne.
645 ader Ne.
[l3v]
Wappen und Heerschildordnung
dann isl der 'Bunt' L'IJ ein besonderes Feld, das andere versehe man mit einem Bild. 617
Wer dann die reehle Seite aus Silber oder aus Guld hal, der hat die beste Tat begangen im Dienst des Konigs.
621
Wenn jemand einen Vogel oder [sonsligesl Tier an seinem Schild tragt, kOnnl ihr danto sogleich folgendes erkennen (es sei zahm oder wild):
625
Ist ihm scin Gcsicht bedeekt oder sind ihm die Augen verbunden, dann war die Mutter nieht ehrenhaft, als das Wappen fUr ihn erfunden wurde.
629
Oder wenn ein langer Sirich hindurch mit ciner anderen Farbe gemall is!, wie durch den Acker eine Furche gehl, isl sein Add frtiher gewichen.
633
TragI cr ein schandliehes Wappen davon (was mir fUr einen leid tate), dann hat er gegen das Reich gehandelt und gegen die heilige Christenheit.
637
Die Tiere, die von der Natur aus wild sind, bezeiehnen die reehte Tapfcrkeit. Sie "deln die Schilde sehr, wenn sic mit Gold umlcgt sind.
641
Viel edler ist ein goldenes Feld als ein goldenes Bild. Das Silber hat den selben Wert, wenn man die Ehre vollkommen wahrt.
645
Wenn ein Mann mit Tapferkeit oder mit Klugheit den Rittcrstand crwirbt, ist doch dadurch das Silber in sei nem Schild nieht golden gcworden.
649
GeMrt aueh das Gold hinein und macht er von der Ritterschaft keinen Gebrauch,
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60
Kapitel 4
Oi gele famle salvor daz golt sin; Di bedutit ez mit ere kraft. 653
Di tir ouch, di man heldit zeam, Bedutin reehte senftmutikeid, Mit den fogeln heldit man ez alsam, Wan er nature werdit uzgeleid.
657
Furit eyner danne visehe, Di gehin in deme wallir lise, Ez bedutit sine werke risehe, Senftmutig, retig und wise.
661
Furit eyner blumen (Si sint lang adir sint kort), Daz bedutit der luthe rumen, Und daz her had eyn gudis wort.
665
Furit her bletir adir krud Adir boyme adir etzliehe fruehte, Daz bedutit, daz her obirlud Had hobiseheit und zcuehte.
669
Furit her felt in feldin, Gestuekilt adir gestriffit, Alt adil kan ez gemelden, Ah ez zewo farwe begriffit.
673
Furit man abir gezcowe Adir andirlei ding und huezrad, Daz bedutit eyne druwe Mit eyner schedeliehin tad.
677
Sibin sint der hersehilde, Also di aldin buchir uzriehtin. In den vindit man dez adils bilde, Wan man ez reeht kan uzgetiehtin.
681
Der keiser furit den adilarn, Daz der erstir herschild ist. Der konnig muez sine stad bewarn, Wo man dcz kciscrs vormist.
662 5i sin lang adir sin korl Ne. Ne. 676 schcnddicrnn Ne.
671 gemeldin Ne. 672 abez K. 681 adilarn Ne, Ba; adil am K.
L14rJ
675 drowe Ba,
Heerschildordnung
soli die gelbe Farbe das Gold ersetl.en; sic zcigt cs mit ihrcr Kraft an. 653
Die Tiere ferner, die man zahm halt, stehen fur reehte Sanftmut. Mit den Vogeln hillt man es ebenso, ,"venn ihre N atur ausgedeutet v.'i rd.
657
Tragt einer Fisehe, die sieh saaft im Wasser bewegen. bedeutet das seine lebhaften Werke, die zuglcich sanftmiitig, wohliiberlegt und weise sind.
661
Tragt einer Blumen (sie seien lang oder kurz), bedeutet das den Ruhm der Menschen. und da.-.;s er einen guten Leumund hat.
665
TragI er BHiUer oder Kri;uler odcr Biiumc oder irgendwclche Friiehte, bedeulel das, dass er bekannlermallen hofische Bildung und Erziehung bcsilzt.
669
Tragt er cin Fcld in Fcldern, gestUekeJt oder gestreift, karm das alten Adel anzeigen, wenn es zwei Farben umfasst.
673
TragI man aber Werkzeuge oder andere Dinge und Hausgcrate, bedeutel das eine Beeintri;ehligung durch cine ehrlosc Tat.
677
Sieben Heerschilde gibt es, wie die allen BUcher erklaren.
In dencn findet man das Ahbild des Adcls, wenn man es richlig inlerpretieren kann. 681
Der Kaiser tragI den Adler, was der erste Heerschild is!. Der Konig muss seine Stelle einnehmen, wo der Kaiser fehlt.
61
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Kapitel 4
685
Ooch habin di arn eyn undirscheid: Ocz kcisers schit uf beidc sitin, Oez konnigis sin houbit treid Also vor sich an cyncr litin.
689
Den andirn konnige und erzcebischofe han, Oi forstin habin den dertin, Umme daz si sin! dcr bischofc man Wordin mit erin gefertin.
693
Den ferdin habin di grebin, Den funftin di banyrherrin, Den sechstin di ediln uzwebin, An den sibindin sieh di rittermeBigin kerin.
697
Nyman! had adil von reehte (Oaz bethe ich mir nicht V(>rkerin), Her kunne danne mit sime lehinrechte Di rittersehaft wol gemerin.
701
Wer rittermeBige luthe Czu manncn mag Vil01 gC\lIlinnc, Den schribit edil und nennit en huthe Allin endin noch deBeme synne!
705
Den rittern und knechtin Schribit man "den gestrengin", Di mit manheit und mit feehtin Der ediln dinst sullin volbrengin.
709
Also an dem sibinden gelede Di sippe nemmit eyn ende, Also muez ouch nu hinnede Der sibinde herschild wende.
713
Wcr nu von sincn cldirn \vcrc Fromelich und elichin geborn Und hette ouch sclbir behaldin ere Und warde umme manheit gekarn,
717
Oaz her lehingute beseBe, Und were frome und tagintsam, milde,
[14v]
687 houbil folgt durchgestr. vor sich. 688 an fiber durchgestr. zeu verbessert; litin nach durchgesfT. s. 689 andcrn Ne; K nach anrurn Ziisurzeichen'!. 695 Den aus Dez korrigiert. 699 sime om. Ne. 703 schribit + man Ne. 705 llnd + den Ne. 717lchinguthir jl./e.
Heerschildordnung
685
Doch gibt es zwischen de n Adlem e inen Unlerschied: Der des Kaisers sieht naeh bciden Seiten. der des Konigs Iriigl sein Hau pt vorwarts blickend. nur nach einer Scite.
689
Den zweiten LHeerschildJ haben Konige und ErzbischOfe. die FUrsten haben den drilten, wcil sic die Dicnstlclitc dcr Bischiife geworden sind mit ihren Begleitern.
693
Den vierlen haben die Grafen, den flinften die Bannerherrcn. den sechsten fullen die Adli gen aus, an den siebcnten halten sich die RittermaBigen.
697
Niemand hat rechtmaBigen Adel (das soli man mir nicht verdrehen), cs sci dClli, cr kann nach scinem Lchnsrecht den Ritterstand mehren.
701
Wer ritterm iiBige Leule als D ienstmanncn gewinncn kann. den schreibt edel lind nennt ihn heute Ubcrall in diesem Sinn!
705
An Ritter lind Knechte schreibt man mit dem Titel 'Den Gestrengen'. Sie sollen mit Tapferkeit lind im Kanlpf den Dienst fiir die Edlen ertlillen.
709
So wie mit dem siebten GIied die Sippe ein Ende nimmt, so muss auch hiermit der siebte Heerschild di e Re ihe beende n.
713
\Vcnn nun einer von seinen Ellern anstandig und ehelich geboren ware lind selbst seine Ehre gewahrt hattc und wegen seiner Tapferkeit auserwablt wiirde,
717
LehnsgUter zu besitzen, und wenn er tUchtig. tugendhafl und freigebig ist
63
64
Kapitel 5
Und SiGh gudir dinge vormeBe, Ocr quemc wol zeu dem hersehilde, 721
Oem muste eme gebin Eyn herre adir eyn [orste, Wan ez sime herrin were ebin. Daz her en furin torste.
725
Ritters ordin der ist gud Von erharn und framen luthin, Wer togintlichin darmede tud, Also ieh nu wei beduthin,
729
Wer erin ordin nu habe irtraeht,
[lSr]
Daz sagit man manchir1eie.
Noeh werdit sin mcistir wol geaeht Ane zcwifil und an gezcweie.
733
Czu deme erstin nOGh der sintflud Von Noes sone, der hiez Cham, Gewan Nemroth eynen so!chin mud, Oaz her di hersehait an sieh nam.
737
Oi luthe her do an erin dang, Der vel uf ertriche warin,
Mit gewalt zeu sime dinste twang Alz in den selbin jarin. 741
Uz sime geslechte her do laz Oi sterkistin und di kunistin man Und larte ouch di selbin daz, Wi si den andirn gesegetin an.
745
Her maehte daz allir crste heer, Oaz uf ertriehe y wart gesehin, Und stalte si zeu redcliehir weer, Wi si soldin zcu strite gehin
722 adcr Ne. 725 ordinJ folgt zweiles durchgeslr. ordin. 736 Ba, Ne] heschaft K. 745 allirerste Ne.
733-744 Gn 10,6-12.
730 DazJ dcz Ne.
Geschichte des Rittertull1feyne uss, diezu maelsteyn gesatzt seinl [ ... J. 2091 Zur 'Fehdeabsage' vgl. oben V, 101 B.
2092 anendelich: unendelich, 'unnUtz, erbarmlich' (Lexer IT, Sp. I BI B); vgl. 'Wcltchronik' Kap. 751: do satzten sie konigk Wi'nze/aum abe [... J alsso eynen Gnendelichen unde vorsumenden konigk der dor zu nichl entochte.
2093 sieh zeu reehte erbieten: 'sich zu einer rechtlichen Auseinandersetzung bereiterkHiren, den Rechtsweg vorschlagen' (DRW III, Sp. 86). 2095 sich henwedir beduten: vermutlich ein j uristischer Fachterminus fUr die Bereitsehaft, vor Gericht seine Sicht auf den Fall zu begrUnden, sieh also auf das Angebot zur gcrichtlichen Auscinandcrsetzung einzulassen. bediulen: 'etwas crkHiren' (DRW T, Sp. I 34B). 2098 Die Ptlicht des Ritters zur Starkung des Gerichts ist Bestandteil der For-
meln, die bei der Schwertleite verwendet wurden, vgl. zur Schwertleite oben Kap. 5, V. 825-908. 2103 nichl hier wahl: 'irgendein'; vgl. Paul 2007, § S 145 und 147. 2104 bescheiden + Gen.: 'jd. Beseheid geben, benachrichtigen' (BMZ lI/2, S.101: 7b); vgl. DRW I, Sp.69-76: 'Bescheid, bescheiden'. Auch in dieser Wendung dUrfte eine rechtliche MaBnahme (ein 'Bescheid', eine Benachrichtigung) empfohlcn werden, die nach Miiglichkeit ein gewalttatiges Vorgehen crsetzt.
360
Kapitel13
2105-10 Die Gefangennahme des Gegners, fUr dessen Freilassung ein (in aHer Regel schr hohes) Liiscgeld gefordcrt wurde, war im Kricgsfall gangige Praxis, vgJ. Keen 1965, S. 137-188; Bittmann 1991, S. 98-110. 2105 hesilzcil: 'einnehmen' (Lexer I, Sp. 217). - erhe: 'Grundeigentum im Gegensatz zum Lehen und zur bewegliehen Habe' (Lexer I, Sp. 609). Das Land macht den wirtsehaftlich wiehtigsten Teil des Erbes aus.
2109 waz daz erbe gegeldin mag: moglich auch: 'was das Erbe wert ist'.
2110 schatzcunge: 'Auferlegung von Abgaben', exactio, vgJ. Lcxer II, Sp. 673-674, DWb 14, Sp. 2290. 2111 lag geben: 'cine Frist setzcn' (Lcxer II, Sp. 1385), vgJ. 'Weltehronik', Kap. g3: do gap on godt jirzigk jar tagk, ap sie rawe umbe die sunde haben wolden. Rothe pliidiert also dafiir, den im Kanlpf gefangengenommenen Gegner freizulassen und ibm fiir die Zahlung der geforderten Summe eine angemessene Prist zu setzen.
2112 yn manen: ausstehende Leistungen einfordern, gegebenenfaHs durch Freiheitscntzug sanktioniert. Das DRW unterscheidet 'ausstehende Lcistungen einfordem' (DRW II, Sp. 1428-29) und 'zum Einlager auffordem' (DRW II, Sp. 1413). Unter 'Einlager' versteht man die Verpflichtung, an einem vereinbarten Ort Quartier zu nefunen, bis eine bestimmte Schuld bezahlt ist, lat. obstaf!,ium. Die zweite Lesart kann also als Unteraspekt der en~.ten verstanden wer-
den. 2117 Ocr Begriff 'Wucher' bezeiclmete zunaehst jede Art von Ertrag oder Gewinn. In seiner negati ven Bedeutung bezieht er sich in erster Linie auf das Nehmen von Darlehenszinsen. Strenge Zinsverbote wurden im christlichen Mit-
telalter auf Lv 25,36 sowie auf Le 6,35 gegrundet; sic sind im 'Decretum Gratiani' (046 c. 9,10; 0 47 c. 1-8; C 14 g.1 c.2; g.3 c. 1-4; gA c. 1-12) festgchaltcn. Dicsc Zinsvcrbotc werden zum spatcn Mittclaltcr hin al1mahlich aufgehoben; verboten blieb das Nehmen von iiberhlihtem Zins. VgJ.: Stratz, Art. 'Wucher', in: 'HRG 5 (1998), Sp.1538-39. Das 'Purgoldt'sche Rechtsbuch' setzt sieh Buch VIII, Kap. 30-106 umfassend mit Fragen des Wuchers auseinandeL - In der mittelhochdeutschen didaktischen Literatur ist Wucher auch anderweitig ein Thema: Thomasin von Zerc1aere, V. 9291-clria Nova, in: Edmond Faral: Les Arts pocLiques du XU: cl du XIII" siec1e. Recherches et documents sur la technique Iitteraire du moyen age. Nachdruck del' Ausgabe Paris 1923. Paris 1958. Gijrlitzer Rechtsbuch: Auctor vetus de beneficiis. hg. von Karl August Eckhardt, Band 2: Archetypus und Gorlitzer Rechtsbuch, Hannover 1966 (MGH [Leges[, Fontes iuris Germanici antiqui, n.s. 2,2).
2. Texte
431
Gottfried von StraSburg: Tristan, hg. von Friedrich Ranke, 9. Aufl., Dublin, ZUrich 1964. Gregor L: Moralia in Tob, hg. von Marcus Adriaen, Tumhout 1979 und 1985 (CCSL, 143A/B). Homiliae in Hiezechihelem prophetcheris, Pmis 1860 (Lc trcsor des pieces rares,18). [Sidonius] Gai Sollii Apollinaris Sidonii epistolae et carmina, hg. von Christian LLitjohann, Berlin 1887 (1vlGH, Auctores Antiquissimi, 8). Spangenberg, Cyriacus: Adels-Spiegel. Schrnalkalden 1591 [VD 16: S 7472] [persislenlc URL: hllp:lldigi. Ub.Ulli-hcidclbcrg.dc!diglitldrwspangellberg 1591]. Ander Teil dcs Adclspiegcls. Schmalkalden 1594 [VD 16: S 7473] [pcrsistcnte URL: hllp:lldigi.ub.lmi-heidclberg.de/diglil/ckwspangcnbergI594]. Spiegel del' Tugend siehe wlter Der l\tlagezoge [Suchenwirl, Peter] Peter Suchenwirl's \Verke aus dem vierzehnten Jahrhwlderte. Ein Bey trag ZlU' Zeil- LLnd Sillengeschichte, hg. und mit einer Einleitung, hislorischen Bemerkwlgen und einem vVorterbuche begleitet von Alois Primisser, Nachdruck der Ausgabe Wiell 1827, Wiell 1961. SUSkind von Trimberg, in: Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts, hg. von Carl von Kraus, Band I: Texte, 2. Autlage. durchgesehen von Gisela Kornrumpf. Tlibingen 1978, S. 421-425. TIlemistius: Commentaire sur Ie traite de l'ame d' Aristote. Traduction de Guillaume de Moerbeke. hg. von Gerard Verbeke, Louvain 1957 (Corpus Latinum commentariorum in Aristotelem Graecorum, I). TIlOmas von Aquin: Die deutsche TIlOmas-Ausgabe. Ubersetzt von Dominikanern u. Benediktinern Deutschlands und Osterreichs. Graz 1933ff. Sententia libri politicorum, in: Opera Omnia, hg. von Roberto Busa. Band 4, Stuttgalt 1980, S. 248-273. Thomas von Chantimpre: Liber de natura renun, hg. von Helmut Boese, Berlin 1973.
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