Autor Stephan Schneider Der Krieg der Götter Vorwort: Diese Geschichte ereignete sich etwa 8000 Jahre vor unserer Zeit. Im Sonnensystem herrscht seit über 7000 Jahren ein erbarmungsloser Kampf um Ressourcen und Lebensraum. Dieser Krieg wurde von zwei Rassen geführt. Zum einen die Atlantaner, die über die Erde, den IV. Planeten und etliche Planetoiden im inneren Asteroidengürtel herrschten. Sie waren in Form und Wesen den Menschen ähnlich, nur wesentlich größer und stärker. Ihre charakteristischen Merkmale waren helles Haar und ebensolche Haut. Eine athletische Figur und ideale Proportionen, wie sie die Künstler der Antike nicht treffender zu formen und beschreiben wussten. Es war ein wahrhaft edles Geschlecht, eine Augenweide für Menschen dieses Zeitalters und von diesen als Götter verehrt. Unter dieser Rasse erlebte die Menschheit ihr 7000 Jahre langes, goldenes Zeitalter vor der Sintflut. Auf der Gegenseite standen die Titanianer, diese waren das, was man als die klassischen Riesen und Fabelwesen aus Sagen kennt. Manche waren über 3 Meter groß, andere nicht mal ein Drittel davon und mit völlig verschiedenen Erscheinungsformen. Je nach Bedarf brachte diese Rasse eine neue Unterart hervor, die sich auf ein Aufgabengebiet spezialisiert. Auf dem dritten Planeten gab es noch keine menschlichen Hochkulturen, zumindest keine, die nicht indirekt von den Atlantanern regiert wurde. Die ersten Städte, oder besser gesagt Kultstätten auf der Oberfläche, standen seit der letzten Eiszeit und wurden von Halbgöttern, direkten Nachkommen des letzten Prototypen, regiert. Herkules, so hieß er, war Vater aller Halbgötter und immer 12 seiner Söhne verteilten den Reichtum der Erde und herrschten, stellvertretend für die wahren Götter, über die Erde. Sie verkörperten König und Priester in einer Person und regierten die Menschen im Einklang mit den göttlichen Gesetzen ihrer Herren. Von diesen Göttern und deren Halbgöttern auf Erden ging alles Wissen für eine Zivilisation aus. Angefangen vom Zauber des Feuer, den geheimen Zahlenkünsten und Bautechniken, bis hin zu Auslese und Veredelung des Lebens. Mythen und Sagen entstanden so in den Jahrtausenden und ständig geschahen vor den Augen der unwissenden Menschen Wunder und Zeichen, die sie nur mit Zauberei und Magie erklären konnten. So mancher wurde zu neugierig und verschaffte sich unerlaubt Kenntnisse, die nicht für seine Augen und Ohren bestimmt waren. Die Strafe dafür war meist unerträglich hart und abschreckend. Trotzdem sickerte so manche Information bis zum einfachen Volk durch. Die Menschen erfuhren so von den Göttern im Himmel, die für all diesen Segen verantwortlich waren. Auch kannten sie die Dämonen und Ungeheuer der anderen Seite. Da jedoch der Verstand und das Wissen dieser ungebildeten Leute nicht im entferntesten realisieren konnte was wirklich geschah, wurde alles ins sakrale verklärt und mit Begriffen jenseits der Wirklichkeit beschrieben. Die Regenten und deren Priesterinnen verstärkten diese naive Sichtweise natürlich noch, um ungehindert ihre Herrschaft abzusichern. Die atlantanische Priesterschaft, zugleich Diener und Herren der Halbgötter, auf dem Planeten beobachtete akribisch den Himmel und versuchte so den Lauf der Dinge zu verfolgen und die Zukunft zu deuten. Das ganze Gesellschaftsgefüge war jahrtausendelang gewachsen und miteinander verflochten. Alle drei Kasten, die göttlichen Atlantaner und Priesterinnen, die Halbgötter und die Menschen bildeten eine Gesellschaft von strenger Ordnung und Beständigkeit. Die Menschen war sich nicht bewusst was wirklich um sie herum geschah und nahmen alles als gottgegeben hin. Der Krieg der Götter, der nun schon seit Urzeiten tobte war das stärkste Band zwischen ihnen. Der Kampf mit den Titanianer bestimmte beinahe alles Trachten und Tun. Seit Anbeginn der Zeiten wurden im Sonnensystem unablässig Schlachten geschlagen und ständig brauchten beide Seiten neue Krieger, um die Kämpfe in Gang zu halten. Beide Parteien nutzten ihre sehr weit fortgeschrittenen Kenntnisse im Bereich der Genmanipulation und Auslese. Die Erde, die schon zweimal den Besitzer gewechselt hat, war natürlich ein hervorragender Platz um solche Experimente durchzuführen. Die Ureinwohner des Planeten waren aber anfangs fast unbrauchbar für den Krieg und wurden deshalb verändert, damit sich ihre Fähigkeiten im Kampf verbessern und andere wünschenswerte Eigenschaften verstärkt zu Tage treten würden. Aus diesem Grund sandte man den Menschen immer wieder sogenannte „Veredler“. Das waren Mutanten, die nach den Wünschen ihrer Schöpfer verändert wurden und diese Veränderung dann auf der Erde verteilten. Durch Zeugung von entsprechendem Nachwuchs wurde dieser neue Genpool vervielfacht und so veränderte sich die Menschheit zusehends. Das letzte Experiment hieß Herkules, es war vor 40 Jahrhunderten durchgeführt worden und hatte sich letztlich auch durchgesetzt. Er lebte über 900 Jahre lang und schaffte es in dieser Zeit über 100000 Kinder zu zeugen, die nach ihm auf Erden wandelten und für Nachwuchs sorgten. Die wertvollsten von ihnen wurden wie Götter verehrt und bis zu 1000 Jahre alt. Es waren die besagten Priesterkönige. Ihnen alleine gebührte das Recht zu regieren und nach belieben Kinder zu zeugen.
[email protected] 1
Autor Stephan Schneider Immer 12 dieser direkten männlichen Nachfahren des Herkules herrschten auf diese Art und Weise über den Planeten. Sie bilden zusammen den Rat der Regenten, eine legislative Institution für die Belange auf dem Planeten. Sie wussten wer ihre wahren Herren waren, kannten deren Herkunft und hüteten deren Wissen. Sie waren die Garanten der Koexistenz zwischen Atlantanern und Menschen. Aber nach über 7000 Jahren fast ununterbrochener Vermischung war man scheinbar in eine Sackgasse geraten. Die Söhne der Regenten waren nicht mehr Herr der Lage und allmählich neigte sich das Kriegsglück in die andere Richtung. ZEUS, der Zentralrechner für Evolutionsforcierung und Symbiose, der HauptiniTiator für diesen evolutionären Prozess bemerkte wohl, dass hier eine Innovation nötig war und begann im Verborgenen mit ersten Berechnungen für einen neuen Prototypen. Aber auch die Gegenseite variierte ihre Möglichkeiten und wusste sich zu behaupten. Die Hierarchie der Titanianer war jedoch von gänzlich anderer Natur. Es führte wer siegte. In diesem Fall war es Wotan, der stärkste und wildeste Titanianer von allen. Ihm musste jeder folgen und wenn es sein musste schickt er sie alle in den Tod. Seine Krieger wussten dies und gehorchten ihm blind, kannten sie schließlich die drakonischen Strafen ihres Herren und Gebieters. Neben Wotan gab es noch Thor und Loki, ebenso verschlagene wie finstere Gesellen. Allen war die Gier nach Macht und Ruhm in Fleisch und Blut übergegangen und sie scheuten keine Abscheulichkeit um Erfolge zu verbuchen. Auch intern war ihnen jedes Mittel recht um sich einen Vorteil zu verschaffen. Schon so mancher Titanianer war im Kampf gegen seinesgleichen gemeuchelt worden. Das war der Preis für ihren Ruhm, den ein anderer ihnen nicht gönnen mochte. Hier an dieser Stelle beginnt nun unsere Geschichte, sie handelt von der letzten großen Schlacht der Götter im Himmel, wie es zur großen Sintflut kam und warum das Wissen darüber global erhalten blieb. Die Spuren dieser dramatischsten Zeit in der Menschheitsgeschichte sind noch heute unvergessen und in den Mythen der Menschheit haben sie überlebt. UND SO FING ES AN: „Hier spricht Deoklites, alle sammeln und dann zum Flagschiff.... Die Uris ist zerstört worden und... wir sammeln uns jetzt zum...“: sprach der Staffelführer Deoklites mit gebrochener Stimme. Er hatte gerade sein schwerstes und verlustreichstes Gefecht hinter sich gebracht. Auf seinen Funkspruch meldete sich niemand. Er wiederholte ihn noch zweimal, aber es gab keine Antwort. Er blickte auf seinen Radarschirm und entdeckte kein bekanntes Erkennungssignal darauf. Die unzähligen roten Punkte verschwanden immer weiter im Hintergrund und die 5 großen Blauen vor ihm, kamen schnell näher. Er war schon seit über 12 Jahren bei den Heroslegionen, aber noch nie hatte er sich so besiegt gefühlt. Nicht ein Einziger von seinem Haufen flog jetzt noch mit ihm. Alle waren in ihren Maschinen verglüht. „Hier Schlachtträger Centaurius. An alle Piloten, wir sind außerhalb der Angriffszone und erwarten ihre unverzügliche Landung. Die Piloten der Uris landen auf Landebucht 17bis 23. Die Deckoffiziere werden sie einweisen!“: tönte die Stimme des Flugleiters aus dem Kopfhörer in Deoklites Gehörgang. Dieser schreckte kurz aus seinen Gedanken, die bei seinen Kameraden waren. Er bekam noch eine Funkfrequenz zugeteilt und meldete sich dann beim Deckoffizier an. Nach einer kleinen Weile wies dieser ihn ein, auf Deck 23 zu landen. Mit dem letzten Rest Energie setzte Deoklites auf und lies seinen demolierten Jäger langsam ausrollen. Einer von den Einweisern winkte in zu einem Stellplatz und gab dann das Zeichen zum Abschalten der Energie. Gleichzeitig orderte er einen Bergungs- und Sicherungstrupp heran, der die Maschine sofort gegen Explosion sichern sollte. Apathisch saß Deoklites immer noch in seinem Sitz, biss auf seiner Lippe herum und dachte einfach nur nach. Vor ihm blinkten immer noch die Warnleuchten und die Meldung „Sofortiger Notausstieg empfohlen!“. Er schaltete alle ab und stieg aus. Sein schwerer Pegasusjäger war übersät mit Spuren der Schlacht. Die rechte Strahlenkanonen rauchte vor sich hin und eine der Projektilwaffen fehlte komplett. Sie war aus der Verankerung gerissen und man konnte ins Innere der Maschine sehen. Er sah sich das so an und konnte sein Glück kaum fassen. Normalerweise waren solche Schäden tödlich und das er seinen Vogel noch heil herunterbekommen hatte, grenzte an ein echtes Wunder. Mit Kopfschütteln ging er einmal um seinen zerschossenen Jäger, während sich der Sicherungstrupps schon daranmachte die kokelnde Maschine mit Schaum vor dem Abfackeln zu bewahren. „ Am besten Sie lassen uns jetzt hier weitermachen und melden sich beim Deckoffizier“: brüllte der Chef der Feuerwehr gegen der Lärm der Düsen und Pumpen an. Er stand gerade vorne an der Spitze und fuhr mit der Hand an den Abschusszeichen entlang, die er während der vielen Flüge erstritten hatte. 21 Totenköpfe prangten darauf und vier davon in roter Farbe, für große Raumschiffe wie Zerstörer und Frachter. Wie versteinert stand der Commander davor und lies die Kämpfe wieder Revue passieren.
[email protected] 2
Autor Stephan Schneider Der Feuerwehrmann spritzte kurz etwas Schaum vor Deoklites Füße und winkte erneut in die entgegengesetzte Richtung. Der so Ermahnte wachte nun endlich auf und trat artig beiseite. „Commander Deoklites meldet sich zur Stelle!“: stellte er sich danach beim Deckoffizier vor. Dieser schlich durch die Reihen der Piloten und Maschinen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er sondierte die Schäden und Verluste mit fast schon stoischer Ruhe und Abgeklärtheit. Die Meldung des fremden Commanders war für ihn auch nur eine von sehr vielen und außer einem Schulterklopfen und einem betroffenen Gesichtsausdruck konnte er darauf nichts entgegnen. Einer der nachfolgenden Unterführer sah sich die Maschine an und schüttelte ungläubig den Kopf. „Die Sterne müssen sie sehr lieben. Ihre Maschine ist ja ein einziges Wrack... ein Wunder dass sie es bis hierher geschafft haben... Wo sind ihre Kameraden. Ich führe sie gemeinsam in ihr Quartier“. „Es ist niemand mehr am Leben außer mir. Ich bin der letzte Überlebenden des Blauen Geschwaders“ „Alle anderen sind ... oh das ist ja tragisch. Dann wird ihre Einheit wahrscheinlich aufgelöst und sie in eines unserer Geschwader integriert. Aber dafür ist später noch Zeit... Wie geht es Ihnen? Verletzt scheinen sie nicht zu sein .. Oder?“ „Wie sie sagten; die Sterne haben es gut mit mir gemeint.... Äußerlich fehlt mir nichts“. „Dann gehen sie dort zum Aufzug. Deck 7 Sektion 5, dort wird man sie einteilen und sie können sich waschen und etwas ausruhen. Sie waren vorher auf der Uris, da werden sie sich hier leicht zurechtfinden. Sie war ja unser Schwesterschiff“. Der Commander ging mit vielen anderen in ein neues Quartier und musste dort bleiben, bis man einen neuen Platz und eine neue Verwendung für ihn gefunden hatte. Die ganze Zeit grübelte er darüber nach, wieso er am leben geblieben war, wo doch alles dagegen gesprochen hatte. Seine Nachdenklichkeit wurde sogar noch größer als er nebenbei einen Bericht über die Schäden an seiner Maschine in die Hände bekam. Dort war zu lesen, dass die Maschine 233 % über den kritischen Werten gelegen hatte und es ein völliges Mysterium war, dass sie nicht nach dem letzten Treffer in die steuerbord Plasmakanone auseinandergeflogen war. Abschließender Kommentar war der Satz: „Die Maschine ist irreparabel beschädigt und wird daher verschrottet“. Deoklites bekam noch seine Plakette vom Rumpf abmontiert und auf eine vergoldete Platte geschraubt. Darauf war dann zu lesen wie tapfer und unerschrocken er bisher gekämpft hatte und die Zahl seiner Abschüsse, 23 feindliche Maschinen. 2 waren ihm noch gutgeschrieben worden und damit war er eine Rangstufe aufgestiegen. Nur wenige Piloten erreichten über 21 Abschüsse, die meisten wurden abgeschossen bevor sie 10 Treffer landen konnten und begraben wurde fast keiner von ihnen. Nun da Deoklites diese magische Zahl erreicht hatte und niemand mehr aus seiner Einheit lebte, konnte er sich versetzen lassen und sich eine neue Betätigung suchen. Doch was sollte er tun? Mit dieser Frage beschäftigte er sich den Rest des ganzen Fluges und auch diesmal half im das Schicksal unter die Arme. 35 Mio. km von der Erde entfernt schwebte das Kommandoschiff der geschlagenen atlantanischen Flotte nun durch den Raum. Zwei Tage waren seit dem Gefecht mit den titanianischen Schiffen vergangen. Die Flotte hatte 3 von 8 Schiffen eingebüßt, dazu viele Jäger und Piloten, ein Debakel wie es seit Jahrhunderten nicht mehr vorgekommen war. Die Titanianer hatten sie überrascht und eiskalt über die Klinge springen lassen. Der atlantanische Flottenchef Leonides musste den Rückzug befehlen und so fiel die planetare Basis schnell in die Hände des Feindes. Die wenigen Heroslegionen der Atlantaner auf der Oberfläche wurden erst aus dem Orbit bombardiert und anschließend von den Berserkerhorden, der titanianischen Invasionselite, aufgerieben. Die Kämpfe am Boden waren von unglaublicher Brutalität und ein Gemetzel sondergleichen. Dagegen war das Sterben in den Trägern noch als erträglich zu bezeichnen. Auf dem Rückzug zur Erde war die Stimmung an Bord der übrigen fünf Schiffe extrem schlecht. Alle waren niedergeschlagen und entmutigt. Keine Siegeszuversicht war in den Gesichtern der Kämpfer mehr zu sehen. Die geschlagene Flotte setzte sich aus den drei Schlachtträger der „Ares“ Klasse und zwei kleineren Schiffen der Phönix-Klasse zusammen. Die Aresträger waren große mobile Raumbasen mit über 7000 Mann Besatzung, 300 Kampfschiffen verschiedener Art und jede Menge Bordwaffen. Sie hießen Centaurius, Aquarius und Tycho. Die beiden anderen Schiffe hatten nur 2000 Mann Besatzung und lediglich 75 Jagdmaschinen an Bord. Allerdings war auf keinem Schiff mehr die Sollstärke erfüllt. Überall gab es tote und verwundete Crewmitglieder, vermisste und abgeschossene Piloten. Admiral Leonides war sich bewusst was jetzt folgen würde. Er saß in seinem Quartier an Bord der Centaurius und blickte auf die vier Schiffe, die seinem folgten. Vor über 135 Jahren war er von der Erde hierher gekommen, wie so viele vor ihm. Nur für die eine Aufgabe geboren und ausgebildet – zu kämpfen um zu siegen, oder heldenhaft zu sterben. Nach einer erfolgreichen Zeit als Kampfpilot mit 42 bestätigten Kills wurde er durch einen glücklichen Umstand in das Ausbildungsprogramm für höhere Aufgaben abgestellt. Leonides hatte bei der Aufnahmeprüfung für höhere Offiziere mitmachen dürfen, was vorher nur reinrassigen „Göttern“ gestattet wurde. Die Atlantaner übertrugen zunehmend Aufgaben an humanuide Krieger bzw. in diesem Fall einem Ableger eines Regenten, um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Das Kriegführen und vor allem das Sterben, überließ man dann doch lieber den Söhnen der 12 „Halbgötter“.
[email protected] 3
Autor Stephan Schneider Leonides war ein Sohn des Poseidon, dem Regenten im Zeichen der Fische. Seine Ernennung zum Flottenchef war eine große Ehre für ihn und alle anderen seines Zeichens. Ein Bild welches den Augenblick der Kommandoübergabe zeigte, hing hinter ihm an der Wand und zu beiden Seiten die Insignien seiner Macht, einmal den vergoldeten Dolch und daneben den Stab. Er selbst trug seinen dunkeln Umhang mit den goldenen Streifen und diamantenen Sternen auf der Schulter. Trotz seiner imposanten Erscheinung wirkte er darin unheimlich zusammengesunken und verloren. Seine Niedergeschlagenheit war unübersehbar. Er war jetzt seit zwei Jahren Flottenchef für den Inneren Sektor und hatte bisher noch keinen einzigen nennenswerten Erfolg vorzuweisen. Er war mit 12 Schiffen gestartet. 6 große Aresträger und 6 kleinere Phönixeinheiten. Mittlerweile war davon mehr als die Hälfte verloren gegangen, oder an anderen Fronten im Einsatz. Der Bedarf wuchs ständig, besonders nach schweren Einheiten. In Gedanken formulierte er immer wieder seine Erklärungsversuche für den Kriegsrat auf der Erde. Man würde ihm bestimmt das Kommando entziehen und für sein Versagen exemplarisch bestrafen. Womöglich seinen Regenten absetzen und durch einen anderen ersetzen. Was die größte Schande für einen Halbgott darstellte und bisher nur sehr wenigen zugemutet wurde. Aber immerhin war Leonides für den Verlust des zweitwichtigsten Planeten verantwortlich und dazu noch eines großen Teils seiner Flotte verlustig geworden. Mitten in seine Gedanken vertieft, störte ihn sein Adjutant Polarius. Dieser klopfte an und bat um Einlass. „Kommen sie nur! Ich habe schon auf sie gewartet“: gab er ihm zur Antwort. Wie befohlen trat der Mann ein, verneigte sich kurz und begann dann zu sprechen. „Die Kommandanten der anderen Schiffe haben sich zu einer Besprechung angemeldet. Es geht wohl um..“ „Ja... ich weiß worum es geht, oder das hier bald gar nichts mehr geht. Sagen sie ihnen ich erwarte alle an Bord der Centaurius. Gibt es etwas neues. Wo stehen die Titanianer jetzt?“ „Alles unverändert. Die Flotte des Gegners ist vermutlich auf der, uns abgewandten, Seite des roten Planeten.. Die beiden Monde sind immer noch in unserer Hand. Die Kommandanten Lucius und Thulimus haben den letzten Befehl bestätigt. Wenn sie es nicht schaffen sollten die Titanianer aufzuhalten, werden sie alles sprengen. Sie verfügen noch über einige Jagdmaschinen und werden den Titanianer das Leben so schwer wie möglich machen. Ihre Vorräte dürften ebenfalls ausreichen, wenn wir es schaffen sie schnell wieder rauszuhauen. Eine gewisse Selbstversorgung vorausgesetzt .... Darf ich offen sprechen?“ „Natürlich. Mir ist jetzt jeder Rat willkommen. So ratlos wie heute bin mich mir noch nie vorgekommen“: jammerte der Admiral vor sich hin und fuhr sich verlegen durchs Haar. „Ob ich ihnen etwas raten kann weiß ich nicht. Ich wollte auch nur sagen, dass ich immer zu ihnen halten werde. Es war nicht ihre Schuld, dass so was passieren konnte. Der Gegenangriff kam einfach zu unerwartet für uns und immerhin haben wir uns doch noch sehr teuer verkauft. Ich kann nur sagen dass es auch anders hätte kommen und wir noch alle Möglichkeiten haben das Ruder herumzureißen. Wir brauchen einfach mehr Kriegsmaterial und einen Oberkommandierenden für das ganze System. Die Querellen mit ZEUS und dem Kriegsrat verhindern jeden Sieg. Jeder von uns denkt so. Nur keiner wagt es, dass vor der Kanzlerin auszusprechen. Ich denke es ist jetzt an der Zeit einmal offen zu sprechen. Auch wenn wir keine reinrassigen Atlantaner sind - wir müssen jetzt sofort Konsequenzen aus der katastrophalen Entwicklung im Inneren Sektor ziehen. Wenn wir jetzt auch noch die Erde verlieren, dann gute Nacht!“ „Ja mein lieber Polarius sie sprechen mir aus der Seele. Aber es ist eben nicht leicht, so etwas dem Atlantanischen Oberkommando zu vermitteln. Die haben in 21Sonnensystemen Konfliktherde wie hier. Teilweise mit den Titanianer und dann diese neue Lebensform mit den drei Gliedmaßen. Wo soll das nur alles noch hinführen, wenn nur noch der Krieg das Leben beherrscht. Nirgendwo mehr ein Plätzchen zum ausruhen und entwickeln. Jedes System ist auf sich alleine gestellt und muss sehen wo es bleibt. Die letzten Direktiven lauteten ja auch, Nachschub muss vor Ort ausgehoben und fabriziert werden. Das war vor über 3900 Jahren und seitdem hält man sich daran. Ich gebe ihnen ja in allem Recht. Wenn es diesen ewigen, heimlichen Kompetenzstreit zwischen dem Zentralrechner und den Räten nicht gäbe, wären wir schon längst die Herren hier und die Titanianer geschlagen. Zu allem Überfluss reden auch die Priesterinnen ständig überall rein. Nur die wirklich wichtigen Dinge, die prophezeien sie nie. Wenn sie mich fragen muss es immer erst ganz dick kommen, damit mal was passiert“. Polarius war ein Sohn des Apollo, dem Regenten des Löwen und die rechte Hand des Admirals. Er war erfahren und selbstsicher, in manchen Dingen sogar vorausschauender als sein Vorgesetzter. Ihm konnte es egal sein wie hart man Leonides bestrafen würde, da er in jedem Fall als Nachfolger aufrücken würde. Für ihn war es aber auch nur eine Zwischenstation und eigentlich fühlte er sich berufen den schwelenden Konflikt innerhalb der Streitkräfte mit einem einzigen Schlag zu lösen. Doch damit war er nicht alleine. Auch andere hohe Offiziere lauerten nur darauf sich emporzuschwingen um mehr Macht zu bekommen.
[email protected] 4
Autor Stephan Schneider Das ganze Desaster um den IV. Planeten war nur deshalb möglich geworden, weil ein Widersacher von Leonides, mit Namen Prax, die Information über den titanianischen Aufmarsch bewusst verschwiegen hatte. Er wollte so sein Werk, der systematischen Sabotage seines Gegners in den eigenen Reihen Vorschub leisten, um diesen danach diskreditieren zu können und einen schwachen Nachfolger als willfährigen Vasallen zu etablieren. Auch hier zeigte sich eine krankhafte Neigung zur Macht, die ebenso schädlich wirkte, wie die Aktionen des Gegners. Prax verstand es ausgezeichnet solche Ränkespiel anzuzetteln und ständig seinen Machtbereich zu erweitern. Er baute sogar so etwas wie einen internen Geheimdienst auf, um über alles und jeden auf dem Laufenden zu sein. Naturgemäß wird jemand der so intrigant und machtbesessen ist mit der Zeit misstrauisch gegen alles und jeden, aus Furcht einem ebenso gearteten Widerling zu begegnen. Etwa zur gleichen Zeit in dem roten Planeten Admiral Wotan, der Held der Schlacht und Anführer der Titanianer stieß zur gleichen Zeit mit seinen Offizierskameraden auf den Sieg an. Die wenigen Bodentruppen auf der Oberfläche waren im Handstreich überrumpelt und der Sieg beinahe vollkommen. Durch die planetare Abwehr wurde 1 großes Schiff so stark beschädig, dass es evakuiert werden musste und schließlich von Begleitschiffen vernichtet wurde. Ein kleiner Träger ging bereits während der Schlacht verloren. Wotan war kein genetisch veränderter Mensch, sondern eine Mischung aus mehreren Komponenten. Erschaffen von Ankhubis dem Herr über alles Leben, nur gezüchtet um zu regieren. So gesehen ein direkter Gegenpart zu Herkules. Äußerlich war er von extremer Statur, optisch abstoßend und roh. Er hatte ein kybernetisches Auge, der rechte Arm war ebenso künstlich und sein Kiefer sah aus, wie der eines Wolfs mit Giftzähnen. Seine Zunge war gespalten und, ab und zu, schnellte sie hervor, um Duftpartikel zu registrieren. Seine Sinnesorgane waren in der Lage Wärmestrahlung zu registrieren und sogar das elektrische Feld eines Lebewesens. Er war das absolute Raubtier und ein perfektes noch dazu. Sein Werdegang war mit dem seiner Kollegen auf der anderen Seite nicht vergleichbar. Wotan war von Anfang an dabei und mutierte dabei ständig weiter. Vielmehr musste Ankhubis ihn stetig verbessern. Diese intervallartigen Updates wurden allen Titanianern zuteil, dass garantierte deren permanente Perfektionierung und Anpassung. Mit dem Wotan, der zu Beginn des Krieges angetreten war, hatte er nicht mehr viel gemeinsam. Akribisch wurden alle organischen Fehler ausgemerzt und neue wertvolle Eigenschaften hinzugetan. Sehr lange Zeit hatte Wotan auf diesen Sieg warten müssen und entsprechend war nun seine Stimmung. Auch wenn dieser Erfolg größtenteils durch einfache List gelungen war, so minderte dies seinen Triumph keineswegs. Die Tatsache, dass man die beiden Monde noch nicht erobert hatte, ging gänzlich unter. Deren Einnahme war jetzt nur noch eine Frage der Zeit und ein ruhmreicher Platz in den Geschichtsbüchern des Imperiums war ihm nunmehr sicher. Vielleicht sogar ein Aufstieg zum Imperator aller titanianischen Horden, irgendwann in ferner Zukunft. Sein Lebenstraum war damit in greifbare Nähe gerückt. Jedenfalls hatte er seine genetischen Konkurrenten Thor und Loki fürs erste abgehängt und allein schon diese Tatsache lies ihn frohlocken. Doch Erfolg bringt Neid mit sich und seine beiden Gegner wussten, um die exponierte Stellung des IV Planeten. Diesen Sieg wollten sie ihm auf jeden Fall versalzen und das mit perfider Hinterlist. Ebenso wie Wotan waren natürlich auch Thor und Loki von absolut animalischer Natur, gepaart mit künstlichen Bauteilen. Ihre genetischen Ahnen stammten teilweise von der Erde und waren während der letzten Besatzungszeit, vor über 5000 Jahren, durch die Titanianer verschleppt worden. Oder wie es offiziell hieß, in das Imperium aufgenommen und integriert. Dieses Schicksal teilten etliche Lebensformen in der Flotte mit ihnen. Durch die fortwährenden Kämpfe war die ursprüngliche Armee nicht mehr vorhanden. Der Nachschub durch das Imperium bestand praktisch nur noch aus einigen Schiffen und neuer Technologie. In den Kolonien auf den Monden vermehrten sich nun diese Mutanten und schickten sich an, dem Imperium treu zu dienen. Niemand wäre da je auf den Gedanken gekommen, dass das nicht richtig wäre. Loyalität gegenüber der Obrigkeit war auch in dieser Gesellschaft ein wichtiger Pfeiler der Kultur. Eine Verbindung zu den Wurzeln auf der Erde gab es dagegen überhaupt nicht. Das war alles Abschaum, der einfach bekämpft wurde. Soweit waren sich beide Seiten einig. Nach einem Sinn fragte niemand mehr. Auch war man sich äußerlich viel zu fremd. Waren die Atlantaner schöne Wesen mit edlen Zügen, so sahen die Unterarten der Titanianer aus wie Dämonen und Monster. Hier war man völlig verschiedene Wege gegangen und nur sehr wenig Ästhetik war den Titanianer verblieben. Bei ihnen lief es einfach nur auf Effizienz und Überleben hinaus. „Auf den glorreichen Sieg unserer Waffen, meine Freunde!“: sprach Wotan einen Trinkspruch aus und streckte seinen bereits berauschten Kameraden den halbvollen Schädel eines besiegten Feindes entgegen. Alle hatte sich aus den Köpfen der Besiegten einen Pokal gefertigt, in dem nun Blut, Alkohol und eine spezielle Mixtur aus starken Drogen enthalten war. Die Wirkung war vergleichbar mit Kokain, Stechapfel und Tollkirsche. Mit jedem Schluck wurden sie größenwahnsinniger und vulgärer. Die Truppe feierte in den eroberten Hallen des Feindes ein rauschendes Fest, oder vielmehr eine Orgie der Gewalt.
[email protected] 5
Autor Stephan Schneider Die männlichen Gefangenen wurden teilweise besTialisch ermordet und dann recycelt. Einige fraßen sie einfach auf oder quälten sie zu Tode. Die weiblichen Gefangenen wurden vergewaltigt und dabei als Fortpflanzungsmöglichkeit missbraucht. Die titanischen Mutanten drangen mit ihrem Penis in die Vagina ein und legten dort einen identischen Klon ab. Die Frau wurde damit schwanger und so vermehrten sich die Mutanten. Hinter dieser etwas unlogischen Praxis steckte eine durchaus geniale Idee, denn dadurch waren die Berserker gezwungen mit Gewalt und Kampf für ihre Vermehrung zu sorgen. Dies stand im krassen Gegensatz zur atlantanischen Verführung und versetzte die Titanianer in einen zwanghaften Kampf- und Vermehrungskreislauf, aus dem es kein Entrinnen gab. Nur wer sich im Krieg bewährte konnte sich fortpflanzen, folglich führte Pazifismus zum Aussterben, da jede Frau nur einmal gebären konnte. Sie starben leider alle an den Folgen der Geburt was zusätzlichen Anreiz schaffte, für schnellen Ersatz zu sorgen. Da es aber unmöglich war auf diese Art und Weise die Verluste im Kampf auszugleichen wurden nicht alle männlichen Kriegsgefangenen sofort getötet. Die besten und tapfersten von ihnen sonderte man aus, um sie mittels Drogen und massiven chirurgischen Eingriffen zu neuen Soldaten umzufunktionieren. Dies war das zweite Standbein der Titanianer, um neue Truppen auszuheben. Einfach die Gefangenen umpolen und in die eigene Armee integrieren. Verstümmelte oder fehlende Gliedmaßen wurden einfach durch kybernetische ersetzt. Nach ein paar Monaten war der Gefangene dann fertig und bereit gegen seine ehemaligen Kameraden zu kämpfen. Praktischerweise hatte man so auch immer den aktuellen Wissensstand des Gegners, da deren Erinnerungen teilweise erhalten blieben und verwendet werden konnten. Nach diesem entscheidenden Sieg und den Unmengen an Drogen kannte die Freude Wotans keine Grenzen mehr. Seine Vasallen brachten ihm ein Dutzend weibliche Soldaten der atlantanischen Armee. In Ketten und entblößt standen sie da und mussten sich dem Monster hingeben. Drei Tage lang ging diese Siegesfeier vonstatten, dann erst fielen Wotan und seinen Männer in einen tranceähnlichen Schlaf und ließen für kurze Zeit von ihren Gefangenen ab. Diese wussten jetzt, dass es keine Propagandamasche war, als man ihnen geraten hatte sich das Leben zu nehmen, um der Gefangennahme zu entgehen. Denn dieses Martyrium war schlimmer als der Tod und ungewollt halfen sie auch noch, dass sich diese Monster vermehrten. Normalerweise verrichteten daher nur wenige Frauen ihren Dienst in gefährlichen Sektoren. Man ließ sie eigentlich nur in sicheren Bereichen arbeiten, um nicht Gefahr zu laufen sie an die Titanianer zu verlieren. In ihrer schieren Verzweiflung strangulierten sich die Frauen schließlich gegenseitig bis auf eine, die sich die Pulsadern aufschlitzte. Es war der einzige Ausweg aus dieser Hölle. Thor, der zweite Mann nach Wotan hatte den Verlauf der Schlacht wohl bemerkt und war dabei sich mit seinem Ratgeber Trak zu beraten. „Mein Herr und Gebieter schauen so grimmig drein, seit ihr etwas verbittert wegen des Sieges von eueres ärgsten Widersachers?“: erkannte Trak die Stimmung seines Herrn. „Natürlich! Ich dachte er würde den Planeten erobern und dabei umkommen. Wie er es geschafft hat dieses Kunststück zu bewerkstelligen ist mir schleierhaft! Sag mir Trak was rätst du mir? Wie können wir aus dieser Sache einen Vorteil ziehen. Wenn Wotan so weitermacht ist er uneinholbar für jeden anderen und ich werde nie sein Nachfolger!“: grollte der Unhold und schwang seinen Hammer gegen die Tischplatte. „Sorgt euch nicht mein Herr und Gebieter,... Wotan hat sich gerade sein eigenes Grab geschaufelt, ihr müsst ihm jetzt nur noch einen kleinen Schubs geben damit er hineinfällt“. „Sprich nicht immer so in Rätseln mit mir!“: wetterte er wütend und dann weiter:„ sprich klar und einfach mit deinem Herrn. Wenn ich weibisches Gesabber hören will, kann ich mich auch mit einem von den untersten Berserkern unterhalten“. „Ihr wisst doch was ich meine! Euer Verstand hat doch schon längst erkannt wie abhängig Wotan nun von regelmäßigen Nachschublieferungen ist. Besonders am Anfang der Besatzungszeit und kurz nach einer Schlacht braucht er doch dringend einige Frachter mit Versorgungsgütern!“: schmeichelte Trak seinem erzürnten Herrn. Der war eitel genug um sich das gefallen zu lassen und ging darauf ein:„....Ja das liegt auf der Hand und du meinst dass es da vielleicht ein paar Probleme geben könnte“. „Ja genau. Ganz viele Probleme, eventuell ein Gegenschlag hinter seinen Linien, der uns wiederum zwingt anderweitig auszuliefern und so weiter und so weiter. Krieg ist die Hölle und da kann alles passieren... Was denkt ihr!“ „Ich wusste dass du mich nicht enttäuschen wirst! Trak das ist eine ganz hervorragende Idee. Ich werde sie mit Loki besprechen und dann ganz allmählich in die Tat umsetzen. Wotan wird gar nicht wissen wie ihm geschieht und wenn alles im argen liegt, kann ich die Sache wieder ins Lot bringen“. Thor war plötzlich wieder bester Laune und strahlte übers ganze Gesicht. Ankhubis hatte ihm, Loki und Wotan immer jeweils einen intelligenten Ratgeber zur Seite gestellt. Diese sollten die charakterlichen Defizite ihrer Herren ausgleichen, was oft nötig aber nicht immer möglich war.
[email protected] 6
Autor Stephan Schneider So gesehen teste Ankhubis mit den Drei Paaren die ideale Kombination aus Schlagkraft, Machtwillen und Intelligenz. Der Sieger dieses internen Wettkampfes wäre dann zwangsläufig in Klonfabriken dupliziert und eingesetzt worden. Währenddessen im Planungsraum der Centaurius Die Kommandanten der vier Schiffe, deren Vertreter und der Vize-Gouverneur des roten Planeten waren zugegen. Das Aussehen der Krieger unterschied sich von dem Zivilisten in einer markanten Art und Weise. Die Unterscheidung der Dienstgrade und Funktionen sowie Feinheiten wie Abstammung und Auszeichnungen oder Strafen waren den Männern buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Statt einer normalen Frisur mit verschieden Haarlängen oder Schnittform, hatten die Krieger ein kompliziertes Muster aus Tätowierungen und Haarresten auf dem Kopf. Anhand dieser recht markanten Frisur erkannte jeder versierte Heroe, wenn er vor sich hatte. Man sah es demjenigen direkt an. Der Oberbefehlshaber der geschlagenen Flotte saß resigniert, aber dennoch würdevoller als zuvor, auf seinem Sessel. Der Raum war rund und hatte etwa 16 Meter im Durchmesser. An den Wänden hingen Bilder des Sonnensystems, den Schiffen der Flotte und einige Sternenkarten. Natürlich waren das keine Karten aus Papier, sondern flache Bildschirme. In der Mitte des Raums war ein ovaler Tisch platziert, in dem ein holographischer Projektor eingebaut war. Vor den Augen der Anwesenden wurde das Abbild der momentanen Lage projiziert. Die eigenen Stellungen, Versorgungsbasen, Werften und Rohstofflager aufgelistet und angezeigt. Eine monotone Computerstimme moderierte die Vorstellung und rundete alles verbal ab. Die wenigen Daten über den Gegner wurden natürlich ebenfalls eingeblendet und jetzt wollte; musste man, gemeinsam die vergangene Schlacht analysieren. Der Admiral war sichtlich nervös und verhaspelte sich auch noch in Widersprüche. Einmal war der Zentralrechner schuld, dann der Gouverneur, dann wieder die zu hastig und daher schlecht ausgebildeten Piloten und dann der Kriegsrat. Letztere wären eben nur Bürokraten und hätten seit Jahr und Tag zuwenig getan, um der Armee die nötigsten Dinge zu besorgen. Das es vielleicht einfach nur am Leichtsinn des Oberkommandierenden selbst lag und den unzureichenden Sicherheitsmassnahmen auf den Außenposten, wollte er nicht einsehen. Das dachten zumindest einige der anwesenden Trägerkommandanten. Das Prax seine Finger im Spiel hatte ahnten einige, aber sagten es nicht. Demnach war Leonides Zeit wohl entgültig abgelaufen, er hatte immer wieder versagt und bevor sich die Arbeitsweise des Kriegsrates oder ZEUS ändern würde, musste wohl eher einer der Flottenchefs seinen Hut nehmen. Entsprechend kühl und knapp waren die Kommentare der anwesenden Personen. Keiner wollte es dem Chef an den Kopf werfen, aber es war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Leider war es die einfachste Lösung einen neuen Flottenchef zu ernennen. Der würde dann seine Forderungen nach mehr Nachschub bekräftigen und der Kriegsrat und ZEUS würden ihm diesen versprechen, vorausgesetzt die Ränkespiele im Hintergrund liefen so wie sie sollten. So wurde das immer geregelt. Es war ein abgekartetes Spiel geworden. Irgendwann musste es schief gehen. Die Erde hatte schon mehrfach den Besitzer gewechselt und spätestens wenn es soweit war, entsendete das atlantanische Oberkommando Verstärkung aus anderen Sonnensystemen. Auf beiden Seiten waren also irrationale Beweggründe ein machtvoller Faktor, den es auszuschalten galt. So näherte sich die geschlagene Flotte dem blauen Planeten und auch dort war eine Besprechung im Gange. Die Basis im Atlantik war ausgebaut worden und nach wie vor das Hauptquartier für alle atlantanischen Truppenteile. Die oberste Instanz war, neben Zeus und der Priesterschaft, der Kriegsrat. Dort versammelten sich die Vertreter aus dem Zeichen des Wassermann, dem Widder, dem Stier, dem Löwen, dem Skorpion, dem Schützen und einem weiteren Vertreter, falls die Sonne in dessen Zeichens verweilte. Da aber der Frühlingspunkt zu dieser Zeit im Zeichen des Krebs stand, war dieses Zeichen nun dominierend. Soll heißen eine weibliche Vertreterin des Krebs war die oberste Senatorin des Rates und leitete diesen. Der Name dieser Kanzlerin war Gaia, sie war natürliche eine reinrassige Atlantanerin. Sie war von allen Vertretern des Zeichen Krebs für zwölf Jahre zur obersten Kanzlerin gewählt worden und führte den Vorsitz im Rat. Sie wollte eigentlich gar nicht kandidieren und nur einem verzwickten Intrigenspiel zwischen ZEUS und dem damaligen Rat war es zu verdanken, dass jetzt eine Frau den Vorsitz führte. Ihr zur Seite saßen Tanruk, ein ehemaliger Admiral und Hera, die Hohepriesterin des Astratiskultes. Die Astratinnen waren die Statthalterinnen der atlantanischen Religion. Sie sorgten auf ihre Weise für das Wohlergehen des Volkes und waren die Bewahrer der einzigen Wahrheit, der ursprünglichen und primären Mission ihres Volkes. Das Mysterium um diese Mission war, dass eben nur die Priesterinnen Zugang zu den geheimsten und geheiligsten Riten und Mythen der Atlantaner hatten. An für sich waren sie sehr schweigsam und unauffällig und auch nicht sehr zahlreich. Die Entscheidung wer diesem geheimen Zirkel beitreten durfte oder nicht, lag in den Händen der drei Oberpriesterinnen dieses Kultes. Sie bildeten somit eine eigene Klasse für sich und damit einen okkulten Gegenpart zum rationalen Zentralrechner. Außerdem beeinflussten sie die 12 Halbgötter auf Erden und wachten über deren Handlungen.
[email protected] 7
Autor Stephan Schneider Manchmal mussten sie eingreifen und eine Fehde unter ihnen schlichten. So manchem von ihnen wuchs das Ego über den Kopf hinaus, oder leider auch der Trieb zur Vermehrung. Mehr als einmal gab es Streit unter den Halbgöttern wegen einer attraktiven Frau und es bedurfte einer Züchtigung, um sie auf den rechten Weg zurück zu führen. Diese Aufgabe hatte früher ausschließlich der Zentralrechner inne gehabt, aber die Macht der Priesterinnen wuchs mit dem Eintritt in ein neues, weibliches Sternzeichen und so verdrängten sie ZEUS. Dieser kreiste, nunmehr schon zweimal verbessert, um die Erde und überwachte die Entwicklung der nächsten Generation von Soldaten. Im oblag die entgültige Auslese wer zu den Sternentruppen, Garderegimentern und Heroslegionen durfte. ZEUS war ein Computer und hatte demnach eigentlich keine Gefühle, für ihn gab es weder Tag noch Nacht. Alles was für ihn zählte, war die Veredelung der Menschen hin zum perfekten Soldaten. Um dieses Ziel zu erreichen war ihm bisher noch jedes Mittel recht. Wenn er für seine Erbauer dieses System zu erobern half, war seine Aufgabe erfüllt. Was er dabei tun musste spielte eigentlich keine Rolle, für ihn war jede Methode anwendbar. Um ihm nicht blindlings alles anzuvertrauen, wurde er durch den Kriegsrat und die Priesterschaft in seinen Kompetenzen eingeschränkt. Damit verteilte man das Risiko einer unvorteilhaften Entwicklung auf drei Institutionen. Zeus hatte sich also ausschließlich als Schöpfer von neuen Soldaten zu betätigen und diese auszusieben. Der erfolgreichste Prototyp, den er bisher kreiert hatte, hieß bekanntermaßen Herkules. Zumindest entsprachen seine Werte den Erfordernissen des damaligen Krieges. Dank dieses Mutanten war die Auswahl an muskulösen, mutigen und klugen Rekruten enorm gestiegen. Leider war Herkules so erfolgreich, dass er ZEUS als Schöpfer praktisch arbeitslos machte. Die 12 Halbgötter zeugten fleißig Nachwuchs mit den edelsten Töchtern der Menschen und oft genug konnten sie sich nicht einigen, wer nun welche Schönheit beglückten durfte. Ein nicht enden wollendes Problem von wahrhaft epischen Ausmaßen. Die Liste der einzelnen Fälle von Fehden und Intrigen war fast so lang wie die der Schlachten und Scharmützel im Krieg gegen den eigentlichen Feind. Um dem Treiben ein Ende zu bereiten wurden dann irgendwann die Priesterinnen aktiv und verpflanzten die Sternenreligion auf die Erde, integrierten die besten 12 Nachkommen als Regenten der 12 Zeichen und stabilisierten die unkultivierten Gruppen auf elegante Weise. Sie wählten die Frauen aus, die von den Regenten beglückt werden sollten und welche eventuell in ihren Heiligtümern arbeiteten. Alles wurde in Zeremonien und Feste gekleidet, damit die Menschen sich leichter daran gewöhnen konnten. Das dabei die göttliche Natur der Obrigkeit mitetabliert wurde war unvermeidlich. Die Kinder, welche die Regenten zeugten, lies man bei den Müttern und einem Pflegevater aufwachsen, bis sie etwa 7 Jahren alt waren. In verschiedenen Schulen und Wettkämpfen bildete sich dann schnell die gewünschte Elite heraus, welche in ebenso feierlichen Zeremonien abberufen wurde. Man hatte einfach ein weltweites Netz aus abgewandelten Kulten geformt und die Menschen glaubten gerne an die göttliche Natur ihrer Herren im Himmel und deren Vertreter auf Erden. Der jährliche Aufruf an die Edelsten und Schönsten zum Dienst an den Göttern war daher auch ein fester Bestandteil im Leben der Menschen. Je mehr Mitglieder einer Sippe zu den Göttern durfte, umso höher war ihr Ansehen. Erst dort wurde ihnen dann allmählich bewusst wie sich alles verhielt und wozu man sie auserwählt hatte. Spätestens bei der Ausbildung nach dem letzten Wettkampf erkannten sie die wahre Realität, zumindest den Teil, den man ihnen davon erklärte. Zuviel Wissen schadet ja nur und macht unnötig nachdenklich. Aber ab diesem Augenblick gab es kein zurück mehr zum einfachen Leben, was auch nie verlangt wurde. Man kann aber zu Recht sagen, dass die Menschen wie in einem Garten Eden lebten. Sie liebten sich auch untereinander so oft es ging, um den Göttern möglichst viel Kinder zu schenken, welche ja ebenfalls berufen werden konnten, oft aber nur für unrühmliche Arbeiten herangezogen wurden. Doch niemand musste Hunger und Not leiden. Der Garten Eden, der Himmel auf Erden, war seit Tausenden von Jahren Realität. Schon so lange hatte dieses Prinzip sich bewährt, bis es plötzlich so schien, als ob die Titanianer dieser goldenen Zeit ein Ende bereiten könnten. Im direkten Vergleich waren die Helden der Atlantaner denen der Titanianer unterlegen. An der Körpergröße alleine war diese Überlegenheit nicht festzumachen. Scheinbar hatten sich die Anforderungen des Krieges gewandelt und ZEUS ermittelte nun die neuen Eckdaten. Die Informationen der Flotte hatte der Hauptrechner schon erhalten und mit astronomischer Geschwindigkeit war er nun daran gegangen einen neuen Prototypen zu entwerfen. Das würde Tage, wenn nicht Wochen dauern und seine ganze Kapazität beanspruchen. Vielleicht lag es auch gar nicht am organischen Ausgangsmaterial, sondern einfach am Kriegsgerät, oder den widrigen Umständen. Aber das wiederum musste Gaia und ihr Kriegsrat entscheiden. Gaia hatte bereits eine Krisensitzung einberufen und alle zerbrachen sich den Kopf über die Ursachen der letzten Niederlage. Im Oberkommando herrschte die übliche Hektik und Betriebsamkeit nach einer verlorenen Schlacht. Abertausende von dienenden Menschen und dirigierenden Atlantanern verplanten hier alles was es gab. Ein gigantischer Apparat aus Bürokraten verwaltete den Krieg und die Verteilung des Nachschubs. Einige regelten den Bergbau auf dem Grund des Meeres, oder die Transporte von den Minen im Asteroidengürtel zu den Werften im Orbit der inneren Planeten und Monde.
[email protected] 8
Autor Stephan Schneider Der logistische Aufwand dieser Krieges war jedenfalls kaum noch zu überbieten und der Ausgang der letzten Schlacht tat ein übriges dazu. Natürlich wurden schleunigst alle Transporte für den IV. Planeten zu anderen Stützpunkten umgeleitet und neue Stellungen bezogen. In den letzten Jahrtausenden waren von beiden Seiten Hunderte von Basen im ganzen Sonnensystem angelegt worden. Eine fast ununterbrochenen Kette aus künstlichen Satelliten und Außenposten musste verwaltet und versorgt werden. Leider gab es einige Überschneidungen zwischen den Kompetenzen und das sorgte ständig für Verwirrung und unnötige Wege. Revierdenken und Grabenkämpfe sorgten für zusätzlichen Druck. Aber auch hier war es ähnlich wie andernorts, man verteilte die Schuld lieber auf andere. Doch damit war das Problem nicht zu lösen. Die Titanianer würden sich sammeln, dann weiter vorstoßen und bald in Richtung Erde losziehen. Jetzt hatten sie einen wichtigen Planeten erobert und den musste man ihnen schleunigst wieder entreißen. Leider war die Produktion neuer Schiffe kaum mehr zu steigern, Umverteilung hieße Kompetenzgeplänkel und von den anderen beiden Flotten wollte man jetzt auf keinen Fall etwas abziehen. Die Kämpfe um einen Teil des Asteroidengürtel waren in vollem Gang und vielleicht würde ein Sieg in diesem Bereich die Lage wieder bereinigen. Allerdings musste man dann wieder den roten Planeten zurückerobern, bevor der Feind einen zu großen Vorteil aus dessen Besitz schlagen und Verteidigungsmaßnahmen ergreifen konnte. Tanruk, der große Stratege trug diese Lage in gewohnt ironischem Tonfall vor. Er stand da wirklich drüber, nahm seine Arbeit aber trotzdem ernst. Nur einschmeicheln brauchte er sich bei keinem, er wusste was er auf dem Kasten hatte. Er war der strategische Berater des Rates und sein Wort galt etwas. Er hatte vor über 120 Jahren die Invasion der Titanianer auf dem IV. Planeten noch vereiteln können und genoss bei der Truppe hohes Ansehen. Sein Schädel war glatt rasiert und ein reiches Muster aus Ornament und Narben wies ihn als hoch dekorierten Mann aus. Er war einer der wenigen, die ungefragt ihre Meinung äußerten, aber schon zu alt, um selbst noch ins Geschehen einzugreifen. Als er fertig war danke ihm Gaia für seine direkte Art und Weise und formulierte folgende Erklärung: „Meine Damen und Herren Senatoren, wir werden folgendermaßen vorgehen. Die erste Flotte unter Leonides wird sich hier im Orbit positionieren und in Stand gesetzt. Wir werden abwarten wie sich die Kämpfe im Asteroidengürtel entwickeln und ob der Zentralrechner einen neuen Vorschlag machen kann. Wir haben ja schon so oft in misslicheren Lagen gesteckt; wir werden auch diesmal einen Ausweg finden. Ich habe vom Flottenchef Prax eine Meldung erhalten. Er wird in kürze den Lambda-Sektor angreifen. Wenn er Erfolg hat wäre Wotans Flotte für mindestens 5 Monate isoliert“ „Ob wir es in dieser Zeit schaffen können ist fraglich!“: gab ihr Admiral Tanruk pessimistisch zur Antwort. Gaia sah ihn an und nickte:„ Wir müssen es eben in dieser Zeit schaffen. Wenn wir jetzt einen kühlen Kopf bewahren, wird es für uns gut ausgehen. Die Titanianer haben sich den Sieg teuer erkaufen müssen. Zwei von ihren Schiffen haben wir vernichtet und wenn Prax es schafft,.. werden es sicher noch mehr..... Wir waren schon oft in Bedrängnis und werden uns auch diesmal behaupten!“ Damit war alles gesagt und die Befehle gingen verschlüsselt an die Flotten. Prax sollte energisch vorgehen und den vorgepreschten Feinden den Rückweg abschneiden. Wie ein Uhrwerk nahmen die Dinge ihren Lauf, weil beinahe zeitgleich Loki und Thor ein entsprechendes Agrement trafen. Ihren übereifrigen Konkurrenten sollte schon bald die Luft zum Atmen knapp werden. Leonides war überrascht was seinen Teil der Nachricht betraf. Seine Schiffe waren noch etwa eine Woche von der Erde entfernt und scheinbar lies man ihn so lange im Amt. In dieser einen Woche sollte noch so manches geschehen. Zeus rechnete alles durch und die beiden anderen Flotten konnten sich behaupten. Die II. Flotte unter Olmekis war dank des Ausweichens der feindlichen Schiffe unbehelligt in ihr zugewiesenes Aufmarschgebiet vorgestoßen und Prax hatte mit der III. Flotte den Lambda-Sektor erobert. Thor, der zuständige Titanianer hatte mit seinen Truppen einige obligatorische Scheingefechte geführt und sich dann zurückziehen „müssen“. Loki lies sich gar nicht erst blicken und gönnte Wotan seine missliche Lage. Seine Truppen gähnten in dieser Zeit vor Langeweile und Untätigkeit. Damit war der Planet zwar immer noch nicht befreit, doch seine Besatzer steckten für mindestens 18 Wochen in der Falle. Die Verbindung zum Rest des Imperiums war gekappt worden und somit kein Sieg über die Erde mehr möglich. Jetzt musste man sogar mit einem Angriff der Atlantaner gegen Wotans Flotte rechnen. Nun tagten auch hier die Krisenräte. Wotan, mittlerweile wieder bei Sinnen und am Ende seiner Paarungswut angelangt, hauste tobend durch die unterirdischen Katakomben. Alle seine Untergebenen gingen ihm aus dem Weg. Sie wussten wie unberechenbar ihr Herr sein konnte, wenn etwas schief ging. Er ließ seine Wut dann eben nicht an den Gefangenen aus, sondern an ihnen. Mit Schaum vorm Maul reagiert er sich schließlich in seinem speziellen Raum ab. Solche Kammern mussten immer bereit stehen, um ihm die Gelegenheit zu geben, sich zu beruhigen. Es waren düstere Verliese mit einigen Gefangenen. Diese waren nur leicht bewaffnet und Wotan jagte sie dann mit bloßen Klauen und dem vollen Einsatz seines überlegenen Körpers.
[email protected] 9
Autor Stephan Schneider Nachdem er sich fast 3 Stunden lang der Jagd gewidmet hatte, war sein Hass vorerst verklungen und er bereit für eine ernsthafte Unterhaltung mit seinen Leuten. Hier traf man sich in einem fünfeckigen Raum an einem sechseckigen Tisch aus Titanstahl. Fackeln beleuchteten die schaurige Runde und Wotan trat, noch blutig vom letzten Opfer, hinzu. „Wie konnte das nur geschehen?“: brüllte er laut auf, als er vor der Sternenkarte stand. „Wir haben seit fast 4 Jahren an diesem Plan gearbeitet und alles bedacht. Wie kann es sein, dass uns Prax mit seiner Flotte eiskalt in den Rücken fällt und wir jetzt hier festsitzen. Wie viele Vorräte und Reserven haben wir noch?“: sprach er Truk, seinen Buchhalter an. Truk war ein sogenannter Denker, genauso wie Trak. Sie dienten ihren Herren als Ratgeber und Gehilfen beim Denken. Von ihrer Sorte gab es leider viel zu wenige in den Reihen der Titanianer. Das Aussehen war eine Mischung aus Eule und Waran, etwa 1 Meter hoch und nur leicht befiedert. Ihre logistische Arbeit war bei den Kriegern wenig geschätzt. Einen Kampf zu führen, ohne die Gegner zu zerstückeln oder aufzufressen, war den echten Kriegern zu langweilig, ja beinahe wesensfremd. Wozu Krieg führen, wenn es dann nur ein Spiel um Fähnchen auf einer Karte wäre. Die Berserker hatten ebenfalls noch eine Art Begleitung bei sich. Zumindest die großen und wichtigen. Es war wie eine Art Dekoration und zur Schaustellung des Egos. Balras zum Beispiel besaß 3 kleine, fledermausartige Wesen, die sich an ihm fest hielten. Andere bevorzugten Schlangen oder echsenartige Wesen. Wieder andere mischten alles mögliche und zu jedem Titanianer gesellten sich diese dekorativen Schoßhündchen. Mehr war das eigentlich auch nicht, aber es verlieh den Besitzern etwas furchteinflößendes. Einen so intelligenten Symbionten wie Wotan hatte indes keiner. Truk sah sich diesmal also in der erfreulichen Lage herauszukehren, dass auch er ein wichtiger Teil des titanianischen Militärs war. Er krabbelte auf den Tisch und öffnete dann den Schnabel. „Das Prax unsere Außenposten überrumpelt hat liegt wohl daran, dass unsere Leute nach dem Sieg zu selbstgefällig waren. Prax hat in der letzten Umlaufperiode ständig Verstärkung aus dem Inneren Bereich erhalten. Nur deshalb war Leonides zu schwach um uns zu wiederstehen. Wir können uns hier halten und abwarten bis wir den nächsten Sektor erreicht. Dann werden wir uns den Weg von zwei Seiten offen halten und mit dem Rest des Imperiums verbunden sein. Das wird etwa 18 Wochen dauern. Solange müssen wir eben die Stellung halten und ausharren! Wenn genug Nachschub bereitsteht kann man weiterkämpfen“. Kaum hatte Truk ausgesprochen spürte er schon die Klauen von Balras an seinem Hals. „Du würmerfressender Vogel willst uns erzählen was wir zu tun haben“: geiferte Balras ihn an. Er war wütend, weil er als echter Berserkermutant sich von diesem winzigen Vogelzwerg etwas erklären lassen musste. Doch kaum war Balras fertig, da sprang Wotan über den Tisch, griff sich den Obersten der Berserkerlegion und schlug ihn mit seinem Titanzepter zu Boden. Noch bevor dessen Getreue sich auf Wotan stürzen wollten, fauchte dieser sie an und alles schnellte zurück. Ein Biss von ihm war tödlich und wer die Hand gegen ihn auszustrecken wagte, der wurde bei lebendigem Leib recycelt. „Ihr hirnlosen Stümper, seit ihr immer noch zu betrunken um zu erkennen, dass Truk hier mehr erreichen kann als zehn von eurer Sorte. Spart euch eure Wut für die Helden der Atlantaner auf und wagt es nie mehr Hand an meinen Ratgeber zu legen!“: brüllte er sie an. Balras verstand die Lektion, kniete vor seinem Kriegsherren und bat um Vergebung. Nach einigen Sekunden legte Wotan seine Klaue auf den niederknienden Berserker und machte nur eine kleine Geste. Daraufhin stand Balras auf und ging geduckt nach hinten zu seinem Sitzplatz. Wotan leckte sich derweil das Blut von den Spitze seines Zepters und blickte wohlwollend zu Truk. Dieser war mindestens einen halben Meter größer geworden und stolzierte selbstherrlich durch den Raum. „Wo war ich also stehen geblieben? Ach ja. Also es sieht so aus, dass ihr, meine lieben Berserker und ihr, die Vertreter der Raumflotte, es schaffen müsst die nächsten viereinhalb Monate abzuwarten und unsere momentane Position eventuell gegen einen Angriff zu verteidigen. Solange sind alle unnötigen Aktionen untersagt und jeder Mann tut nur was ihm gesagt wird!“ Dann folgte der detaillierte Ausbauplan des Planeten. Die unzerstörten Strukturen der Atlantaner wurden einbezogen, die restlichen Frauen eingekerkert, die Männer recycelt oder umgedreht und alles an kriegswichtigem Material unter die Oberfläche gezogen. Die Flotte, die zuvor noch die Eroberung der beiden Monde vorbereitet hatte, musste sich nun zurückhalten und Kräfte sparen. Man konnte sich denken, dass die Garnison, die Monde eher sprengen würde, als sie in die Hände des Feindes fallen zu lassen. Eine Einnahme war somit ohnehin utopisch geworden. Truk erklärte den etwas tumben Zuhörern die Folgen des Einschlags von Trümmerstücken der Monde auf der Oberfläche. Selbst Balras musste danach erkennen, dass man es ruhig angehen musste, wollte man lebend aus dieser Sache herauskommen. Damit war wieder mal ein Patt entstanden und das Tempo verlangsamte sich oberflächlich betrachtet. Thor lies sich Zeit mit den Vorbereitungen zu einem Gegenschlag und Lokis Flotte kreuzte seelenruhig in absolut feindfreien Sektoren. Wotans Flotte brauchte eine Pause um sich zu erholen, ebenso wie die von Leonides. So lief das seit Jahrhunderten ab. Kaum war eine Seite im Vorteil, holte die andere wieder etwas auf und so wogte es hin und her.
[email protected] 10
Autor Stephan Schneider Jedoch diesmal lief es etwas anders. ZEUS war nach mehreren Wochen zu einem Ergebnis gekommen und lieferte prompt eine Möglichkeit wie man den Krieg nun doch endlich einmal gewinnen könnte. Dieses Epos erzählt nun die Geschichte der Menschheit vor der Sintflut, wie die Engel entstanden und warum man sich noch heute daran erinnert. Tauchen sie ein in den Mythos den alle Kulturen auf unserem Planeten aufgesogen haben und die Basis unseres Unterbewusstseins bildet. Doch Vorsicht vor dem Sog der Geschichte, mit jeder Zeile, die sie lesen verändern sie ihre Sichtweise und es gibt keinen Weg das umzukehren.
Kapitel I Die Erschaffung der 5 perfekten Krieger Gaia war ganz aufgeregt vor Neugier, als sie kurz vor der Abstimmung im Kriegsrat eine kurze Nachricht von ZEUS erhielt. Der Zentralrechner hatte sich bei ihr gemeldet und den Vollzug seiner Arbeit erklärt. Zwar würden die neuen Modelle zu spät für den bevorstehenden Raid gegen die Besatzer kommen, aber eine verbesserte Baureihe für die nächste Generation von Soldaten war trotzdem eine wünschenswerte Verstärkung. Natürlich waren das streng geheime Informationen und brisante noch dazu. Eine detaillierte Erläuterung wollte der Zentralrechner deshalb unter keinen Umständen per Funkübertragung absenden. Die Kanzlerin sollte die näheren Details von ZEUS selbst, in dessen Raumstation, erfahren. Auf diese Weise wollte er verhindern, dass irgendjemand etwas von seinen Ergebnissen und Schlussfolgerungen hören würde. Besonders die Astratinnen wollte er aus dem Kreis der Eingeweihten heraushalten. Ihre Macht war schon so groß geworden, dass sie es womöglich als Vorwand benutzt hätten, um ihn zu deaktivieren. Selbst gegenüber den Admirälen und Stabsoffizieren war er prinzipiell misstrauisch. ZEUS hatte gelernt, dass eine organische Lebensform niemals so vertrauenswürdig wie er sein konnte. Gaia war diese seltsame Vorsicht nicht entgangen. So viel Misstrauen von einem Computer hatte sie nicht erwartet. Immerhin war es das erste Mal für sie, dass sie die sichere Basis unter Wasser verlies und selbst in den Weltraum vordringen würde. Sie hatte ihr ganzes Leben in der künstlichen Welt des Hauptquartiers gelebt. Natürlich gab es auch hier Gärten und auch das echte Sonnenlicht hatte sie schon oft genossen, aber die Schwerelosigkeit war etwas völlig neues.. Über die Raumstation im Orbit wusste sie nur soviel, dass dort ZEUS untergebracht war. Der Zentralrechner für Evolutionsforcierung Und Symbiose kreiste mehrmals am Tag über die Erde und kontrollierte dabei die Menschen und besonders die potentiellen Aspiranten für eine Karriere in der Armee. Gepflegt und gewartet wurde er von einer Handvoll auserwählter Diener, oder besser gesagt Techniker. Sie lebten ebenfalls an Bord der Raumstation und sorgten dafür, dass ZEUS immer tadellos funktionierte. Eigentlich ein unnötiges Überbleibsel aus den frühen Tagen, aber auch eine kleine Sicherung gegen eine Technik, die mal aus dem Ruder läuft. In Gaia kämpften jetzt zwei Mächte um die Vorherrschaft. Einerseits die Neugier auf ZEUS neue Baureihe aber auch die nicht ganz unbegründete Angst vor den Folgen. Was, wenn man sie observierte, konnte sie wirklich sicher sein unentdeckt zu ZEUS zu fliegen. Sicher sie war die Kanzlerin, aber das galt nur im Hauptquartier etwas. Im Weltall herrschten die Admiräle und Heroen, denen wäre bestimmt daran gelegen informiert zu sein. Schließlich siegte jedoch die Wissbegier über ihre zaudernde Natur und so machte sie sich auf den Weg. Zuerst musste Gaia jedoch eine unauffällige Reiseroute aussuchen. Ein großes Aufhebens und viel Aufwand wäre ja alles andere als wünschenswert. Schließlich entdeckte sie einen Routineflug mit Stammpersonal und Austauschkräften für die nahegelegene Mondbasis. Unauffällig und dennoch sicher genug für sie. Den wollte sie nehmen. Doch je mehr sich Gaia der Startrampe näherte, umso mehr mischte sich wieder Angst in ihre Neugier. So stand sie etwas verkrampft am Geländer vor dem Eingang und blickte auf die Wellen, die der Atlantik gegen die Plattform schickte. Die Sonne schien kraftvoll und der Wind blies ebenso über die See. Ob man bei diesem Wetter auch sicher starten könne, schoss es ihr durch den Kopf. Doch dann besann sie sich auf ihre atlantanischen Stärken. Schließlich war Angst ein irrationales Gefühl und dieser Flug in den Orbit zu ZEUS eine Routineaufgabe für die Piloten der Fähre. In Gedanken war die Kanzlerin jetzt bei den Männern in den drei Raumflotten. Noch immer zögerte die oberste Instanz eine entgültige Entscheidung heraus. Der Kriegsrat hatte inoffiziell 3 zu 3 abgestimmt und jetzt kam es nur noch auf Gaias Stimme an. Sollten sie es wirklich wagen jetzt zurückzuschlagen, oder war es nicht doch besser auf die neue Trägerklasse zu warten und darauf was ZEUS entwickelt hatte. Im Rat war man über die Pläne des Zentralrechners nicht offiziell informiert worden und der neue Atlasträger war noch in der Ausrüstungsphase. Die Mannschaften wurden eingearbeitet und die Waffen justiert. Ein mühseliger Prozess, zeitraubend aber unumgänglich.
[email protected] 11
Autor Stephan Schneider Mitten in ihre Gedanken über Zahlen und Namen im Zusammenhang mit der Aufstellung der Flotte, riss sie Admiral Tanruk heraus. „Ich bin es nur meine liebe Gaia. Sie wollen zu ZEUS nicht wahr. Hat er etwa eine neue Baureihe entwickelt?“ „Admiral Tanruk! Sie haben mich vielleicht erschreckt. Woher wissen sie dass ich zum Zentralrechner will?“ „Das liegt doch auf der Hand. Mit Leonides oder Olmekis hätten sie kein Treffen im Orbit vereinbart. Den Atlasträger zu besuchen wäre interessant, aber er ist zu weit weg von hier und das einzige was da noch bleibt ist der Zentralrechner. Außerdem bin ich bewandert in den höheren Formen der Sinneswahrnehmung“. „Sie haben wie immer Recht Admiral. Ich bewundere sie für diese Gabe, obwohl sie mir oft ein gewisses Unwohlsein verschafft!“ „Ja ich weiß. Ich hoffe für sie und den Rat, dass ZEUS sich da nicht wieder so einen Fehlschlag wie damals mit Ares erlaubt. Sie kennen meine Meinung zu dieser Maschine!“ „Ja Admiral, Sie haben sie ja auch oft genug erklärt. Sie und noch einige andere wollen die Institutionen abschaffen und eine neue Kommandostruktur etablieren. ZEUS ist für sie nur noch ein alter Haufen Schrott und der Rat der Zwölft bzw. der Kriegsrat ein ineffektives Instrument einer überholten Zeit“. „So drastisch habe ich es nie formuliert und so habe ich es auch noch nie gesehen Kanzlerin! Wir haben zu viele Machtzentren aufgebaut. Wir haben die Flottenchefs, die Senatoren des Rates, die Priester, die Planer und Strategen im Oberkommando und nicht zu vergessen die 12 Statthalter verteilt auf der ganzen Erde. Jede dieser Institutionen beansprucht für sich einen Teil der Macht und so wie es aussieht hat Zeus seit längerem den Anschluss verpasst. Er war vor langer Zeit einmal sehr wichtig und ist es heute eben nicht mehr. Ironie der Geschichte dass der Zentralrechner durch die Erschaffung der Halbgötter an Bedeutung verlor. Auch ich war mit den Herkuleseinheiten immer sehr zufrieden. Sie sind loyal, mutig und intelligent. Unter meinem Kommando haben sie nie versagt!“: lobte Tanruk die Arbeit eines Computers. „Aber auch sie haben es nie geschafft mit Wotan und seiner Bande aufzuräumen“. „Es ist müßig darüber zu streiten. ZEUS wird tun was er immer getan hat und die Kommandeure werden mit den Entscheidungen des Rates leben müssen. Kein Soldat wird es jemals wagen sich offen gegen diese Ordnung aufzulehnen. Wir wissen beide dass nur diese eine Machtkonstellation möglich ist. Die Astratinnen wachen über unser Seelenheil und die Halbgötter. Keine Macht der Welt wird an dieser Verteilung je etwas ändern“. Die Kanzlerin hörte aufmerksam zu, als Tanruk ihr diese Worte mitgab und setzte dem inhaltlich nichts mehr hinzu:„Ich denke wir haben jetzt beide unseren Standpunkt geklärt und ich muss sie jetzt leider verlassen. Ich habe eine Verabredung... mit dem Zentralrechner!“ Gaia sah dabei nur flüchtig zu Tanruk und ging dann einfach vorbei. Der Admiral trat zur Seite, lächelte amüsiert über seine richtige Vermutung und sah der Kanzlerin nach, wie sie in Richtung der Fähre ging. Seine Gedanken waren bei ihr und sie wusste das. Eigentlich waren seine Gefühle sehr oft bei ihr und er sah sie fast schon als seine Tochter an. Aber sie war die Kanzlerin und er musste sie auch so behandeln. Mit etwas unsicheren Schritten ging sie ihren Weg und die Sonne verdunkelte sich langsam. Wolken schoben sich vor und der Wind frischte merklich auf. Tanruks Umhang begann sich bereits zu lüften und sein graues Haar flatterte dazu. Als sie das Schiff erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um und winkte ihrem väterlichen Freund zu. Er hob die Hand zum Gruss und wünschte leise Glück. Dann betrat sie die Fähre zusammen mit vielen anderen Passagieren und ging vorerst in der Menge unter. Es waren alles Besatzungsmitglieder von Leonides Trägern, die hier auf der Erde einen kurzen Urlaub verbracht hatten. Wer sie war wusste niemand, ihr Gewand war einfach und unterschied sich kaum von dem der anderen Passagiere. Auch hatte sie mit denen nur für einen kurzen Moment Kontakt. Die Führungsriege war insgesamt nicht wirklich populär oder optisch präsent. Die Leute kümmerten sich kaum um „Politik“, wozu auch, gewählt wurde eh nur alle paar Jahrhunderte. Dann erreichte sie eine Einzelkabine und verriegelte sofort die Tür hinter sich. Sie nahm Platz und befolgte die Anweisungen der Stimme, die ihr erklärte was zu tun war. Auf einem Bildschirm vor ihr lieft ein entsprechender Film ab und synchron ein Countdown. Man wurde darum gebeten auf die Toilette zu gehen. Dann musste man sich anschnallen, eventuell Schmuck ablegen und einige Sensoren, mit denen die Körperfunktionen überwacht wurden, anlegen. Sie tat alles wie befohlen und sah dabei zu, wie die Zeit verrann. Nach einigen Minuten war es soweit. Das Startsignal ertönte und nach 10 Sekunden hob die Fähre ab. Für wenige Sekunden hörte man noch das Dröhnen der Triebwerke, dann flog die Fähre schon schneller als der Schall und nur noch die G-Kräfte erinnerten sie daran was hier geschah. Mit kurzzeitig über 3,5 G presste es die Passagiere in den Sitz und auf dem Monitor sah Gaia wie ihr Puls auf 193 Schläge/Min hochschnellte. Der Schweiß lieft ihr aus allen Poren und ein Gewitter an Sinneseindrücken durchflutete ihr Bewusstsein.
[email protected] 12
Autor Stephan Schneider Angst, Euphorie und das Gefühl der Beschleunigung zerrten an ihren Nerven und steigerten ihre Erregung auf höchste Werte. Jetzt wusste sie auch warum man vorher noch mal auf die Toilette gehen sollte. Die Beschleunigung würde sonst dafür sorgen, dass man sich allen unnötigen Ballast entledigen würde. Eine rote Warnlampe ging an und eine Stimme sagte beruhigend:„ Ihre Körperfunktionen sind kritisch, bitte bewahren sie Ruhe. Die Beschleunigungsphase ist gleich vorbei“. „Das sagt sich so leicht“: dachte die verängstigte Kanzlerin und klammerte sich mit ihren schweißnassen Händen an die Sitzlehnen. Endlich, nach einer kleinen Ewigkeit, erreichte das Schiff den Orbit und nahm Kurs auf die nächste Raumstation. Von dort aus ging es weiter zu den Verteilern für die einzelnen Bereiche. Den Landeanflug auf die rotierende Station konnte sie auf dem Bildschirm verfolgen. Überglücklich und erleichtert sah sie dabei zu wie alles reibungslos ablief und sich ihr Puls wieder normalisierte. Ihre Wirbelsäule tat weh und auch der Hals schmerzte als sie ihren Platz verlies. Sie wartete bis alle anderen die Fähre verlassen hatten und folgte der Menge dann unauffällig hinterher. Auf Wegweisern stand geschrieben welche Richtung zu welchem Flug führte und alle Reisenden gingen ihrer Wege. Es war ein kleines geordnetes Chaos, dirigiert von Durchsagen und Anzeigetafeln wurde die Menge geleitet und geführt. Manche mussten warten oder sich beeilen, je nach verbliebender Zeit zum Abflug. So einen intensiven Kontakt mit der alltäglichen Welt hatte die Kanzlerin noch nie gehabt. Sie war wie ein rohes Ei behandelt worden und auf der Erde aufgewachsen. Das hier hatte sie nie zuvor erlebt. Sie fand es beunruhigend und spannend zugleich, all diese neuen Eindrücke und Abläufe. Gaia verharrte an einem der Aussichtsfenster und sah gebannt auf den Ausgangspunkt ihrer Reise. Von hier oben sah alles so winzig aus und ganz anders als auf den Bildern. Sie erkannte die Erdkrümmung und Wolken, sogar einen Vulkanausbruch. Gaia lies sich Zeit um diesen Anblick in voller Länge zu genießen. Unter ihr drehte sich der Planet und zeigte immer mehr von seinen Facetten. Über dem Meer tobten Stürme und Blitze zuckten durch die schwarzen Wolken. Dann kamen kleinste Staubpartikel in die Atmosphäre und verglühten. Abermillionen von Funken und Lichtstreifen wanderten durch ihr Blickfeld und verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. So also sah die Welt von oben aus. Jedoch war sie nicht hierher gekommen um sich die Aussicht zu gönnen, sondern um einen gewissen Zentralrechner zu besuchen. ZEUS hatte Gaia versprochen er würde ein Versorgungsschiff, welches sie zu ihm bringen sollte, zum Port 72 senden und dort andocken lassen. Einen Hinweis dazu ertönte in verschlüsselter Form durch die Lautsprecher und so ging die Reise wie geplant weiter. Von hier nahmen viele Geschichten ihren Lauf. Eine davon handelte von Themitos, stellvertretend für viele andere Schicksale wird seines hier immer wieder aufgerollt. Er und sein Freund Ram waren einberufen worden. Ihr IniTiationsritual hatten sie in der Nacht zuvor durchgeführt und ein frisches Brandzeichen zeichnete sie als Mitglieder der 5 Kohorte 32 Heroslegion, aus. Sie und die anderen ihrer Einheit marschierten, geführt von einem Commander namens Ralton, zu ihrem Zugbringerflug. Ralton war erst vor wenigen Tagen befördert worden und die zusätzliche Tätowierung war kaum verheilt. Es war ein magisches Symbol, das seine Sternenaspekte verstärken und seine inneren Schwächen abmildern sollte. Noch war es eine kleine Zeichnung und sein Kopf wies noch viele freie Stellen auf. Bis er es zur kahlrasierten Glatze schaffen würde, konnten noch Jahrzehnte vergehen. Als Führer der neuaufgestellten Kohorte brachte er nun seine Männer zum Schlachtträger Aquarius, ihrer neuen Heimat. Themitos war zum ersten Mal im All, genauso wie Gaia und die anderen. Beim Start konnte er ebenfalls spüren welche Kräfte die Beschleunigung ausübte und etwas wackelig auf den Beinen war er schon. Alles was er über das hier draußen wusste war graue Theorie. Das sie kämpfen sollten und hier ihren letzten Schliff bekommen würden, dass war alles was sie sich denken konnten. Ralton lies kein Wort darüber verlauten. Weder während des Antretens noch beim Flug. Sie würden noch früh genug merken weshalb sie hier waren und um was sie alles drehte. In dieser Station herrschte auch ganz andere Extreme vor. Je nach Aufenthaltsort gab es eine Beschleunigung oder nicht. Beschleunigung und Abbremsmanöver zerrten sie hin und her in ihrem Sitz. Gaia wurde dabei ganz übel und sie war froh, als sie endlich bei ZEUS eintraf. In einer ringförmigen Basis, die um sich selbst rotierte, sollte sie nun auf den Zentralrechner treffen. Sie dockte in der Mitte, bildlich gesehen an der Rotationsachse, an und schwebte dabei wieder frei ihm Raum. Lamuk der Cheftechniker begrüße sie bei ihrer Ankunft:„ Der Segen der Sterne sei mit Ihnen, Kanzlerin. ZEUS erwartet sie“: waren seine genauen Wort, denen ZEUS nachsetzte:„Folgt Lamuk! Er wird euch zu mir führen“. Gaia war wirklich keine eingebildete oder eitle Person, dass waren eher menschliche Schwächen, aber an dieser etwas respektlosen Art störte sie sich direkt. Sie sagte zwar nichts, aber ihre Mine verriet Lamuk was sie über ZEUS dachte. Also brachte er die Kanzlerin in den Dialograum und erklärte ihr auf dem Weg dorthin einige, mehr oder weniger, interessante Details. ZEUS hatte es ihm aufgetragen, da er nur ungern über sich selbst redete. Er wusste wie organische Lebewesen auf solche Beschreibungen reagierten, besonders wenn der entsprechende „Apparat“ sich so vorstellte. ZEUS Denkvermögen übertraf das eines Atlantaners um ein vielfaches, wenn auch spezialisiert auf ausgewählte Rechenoperationen. Alles in allem konnte man in wenigen Sätzen nicht beschreiben was ZEUS ausmachte und welche Fähigkeiten er besaß.
[email protected] 13
Autor Stephan Schneider So ließ die Kanzlerin diesen Monolog des Cheftechnikers über sich ergehen und kämpft nun mit zwei Problemen. Der Schwerelosigkeit des Weltalls und der Belanglosigkeit des Gesprächsthemas. Lamuk hatte zwar keine Haare mehr, dass lag aber nicht an der Menge an Tätowierungen, sondern mehr an der starken Strahlung der Sonne. Dies und sein relativ hohes Alter von 210 Jahren hatten ihm das Haupthaar geraubt. Ansonsten war seine Haut blass und unansehnlich. Ein krasses Gegenteil zum Schönheitsideal der herrschenden Klasse. Gaia war zu abgelenkt und aufgeregt um sich deswegen zu ekeln, aber in der Nähe dieses Technikers fühlte sie sich nicht wohl. Als sie endlich angekommen waren schien beides behoben. Durch die Rotation wurde die Schwerelosigkeit aufgehoben und Lamuk verabschiedete sich. Sie war nun in einer Art Empfangssaal und Zeus manifestierte sich hier in Form eines holographischen Apparates, der ihm die Kontur eines Wasserfalls verlieh. ZEUS wollte sich nicht das Abbild eines Lebewesens geben lassen und das Wasser wurde gewählt, weil man sich momentan noch ihm Wasserzeichen des Krebses befand. Selbst der Zentralrechner benutze dieses Denkschema und baute es in sein Auftreten mit ein, um dem Zeitgeist zu gefallen und weil es ihm einfach mehr Glaubwürdigkeit verschaffte. „Seit gegrüßt Kanzlerin, es ist das erste Mal dass du mich besuchst. Noch nie hat der Kanzler des Rates mich hier aufgesucht. Eine absolute Premiere ist es also in vielerlei Hinsicht!“: sprach ZEUS in gewohntem Tonfall. Die entsprechende Intonation konnte er natürlich nicht erzeugen und so klang dieser bedeutungsvolle Satz wie jeder andere auch. „Die Erfahrung einer Weltraumreise war mir insgesamt noch neu. Es war mein erster Start in den Kosmos. So hätte ich es mir nie und nimmer vorgestellt...( Sagte sie beeindruckt und blickte aus einem Fenster in die schwarze Unendlichkeit ). Aber lass uns keine Worte verlieren. Du hast von mir verlangt meine Reise hierher nicht im Rat anzukündigen und deine Arbeit noch geheim zu halten. Das ist nicht üblich und ich bitte nun um eine Erklärung. Wie sieht das Ergebnis deiner Arbeit aus!“: forderte die Kanzlerin frei heraus. Zeus antwortete ebenso unumwunden:„ Du sollst die Antworten von mir bekommen. Ich fasse also zusammen. Die Analyse der Berichte von allen Kommandanten, Piloten und sonstigen Beteiligten hat ergeben wie die Titanianer uns diesmal besiegt haben. Es war ein wirklich guter Plan und hätte ich das Kommando über die Flotte dann..“ „Du hast es aber nicht. Die Flotte untersteht nicht deinem Kommando und das wird auch so bleiben ZEUS“. „Darauf wollte ich auch gar nicht hinaus Kanzlerin. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass es ein Versäumnis der Militärs und der Führung des IV. Planeten war. Die titanianische Flotte hat den Gasschweif eines Kometen benutzt um sich anzuschleichen. Hinter dem Schleier aus Staub und Gas waren sie für die Sensoren in ihrer Nähe nicht aufzuspüren und so gelang es Wotan sich unbehelligt zu nähern. Als er nahe genug war, nutzte er außerdem geschickt die Protuberanzen der Sonne aus, die unsere Scanner blendeten. Das alleine ist aber noch nicht alles. Irgendjemand aus unseren Reihen muss ihnen geholfen haben. Alle Berechnungen zeigen, dass es einfach zu viele unglückliche Ereignisse gab, als dass es nur eine natürlich auftretende Verkettung von Umständen sein kann. Wir müssen damit rechnen, dass es den Titanianer gelungen ist, einen oder mehrere, Agenten einzuschleusen“. „Das wäre eine Erklärung, aber wir haben es bisher immer sehr schnell verstanden ihre Leute zu enttarnen und haben jeden davon neutralisieren“. „Scheinbar haben die Titanianer einen Weg gefunden um unsere Abwehrmechanismen zu umgehen. Bei der großen Menge an Verkehr und Logistik innerhalb unseres Machtbereichs wäre es zumindest denkbar, dass so etwas vorkommt. Wir müssen unsere Sicherheitsvorkehrungen verbessern, um zu verhindern, dass so etwas noch mal geschieht. Ich habe außerdem einen Plan entworfen wie wir die Flotten...“ „ZEUS sieh es doch ein, du wirst die Truppen nie anführen. Deine einzige Aufgabe war die Erschaffung einer neuen Generation von Soldaten! Jetzt komm bitte zum Punkt und vergeude nicht meine Zeit. Es ist schon schwierig genug dich hier aufzusuchen und wenn ich allzu lange fortbleibe, dann wird man wissen wollen wo ich gewesen bin. Der Admiral wusste es ja schon und das reicht mir auch. Jetzt sag mir bitte was du berechnet hast und wie der neue Typus aussehen wird! Du hast mich doch sicherlich nur deshalb bestellt,... um mir deine neuste Schöpfung zu präsentieren“. „Geduld Gaia ich komme schon noch früh genug zur Sache. Ich hatte nicht vor das Flottenkommando zu übernehmen. Aber ich muss etwas ausholen um auf den Punkt zu kommen. Unsere Kommandostruktur ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Zu lange Wege, zu wenig Spezialisierung und vermutlich eine Degenerierung der Herkuleseinheiten während der sehr langen Einsatzzeit. Was ich eben noch sagen wollte... es könnte auch ein Verräter unter uns sein, der aus niederen Beweggründen unsere Arbeit sabotiert. Möglich ist alles und daher folgere ich, dass wir dringend eine neue bzw. mehrere neue Arten von reinrassigen Soldaten brauchen. Von der obersten Führungseben, über die Logistik und natürlich auch für die kämpfende Truppe. Insgesamt schlage ich 4 neue Prototypen vor“.
[email protected] 14
Autor Stephan Schneider Gaia hatte damit begonnen auf und ab zu gehen und unterbrach ZEUS erneut:„ Sag mal ZEUS, weißt du eigentlich was du da verlangst. Dieser Vorschlag wird niemals die Zustimmung des Rates erhalten. Vor allem die Priester werden dagegen sein. Du löschst ja praktisch unsere gesamte Kultur aus und führst die Methoden unserer Gegner ein. Wie stellst du dir das denn alles vor !? Sollen wir die Kommandanten alle aus dem aktiven Dienst nehmen?“ „Ich weiß Gaia, dieses Problem ist mir durchaus bewusst. Aber nur mit den ausgewählten Nachkommen von Herkules und seiner „Halbgötter“ alleine können wir nicht gegen die Titanianer bestehen. Es mag eine sichere Methode sein um die Menschen an uns zu binden, aber unser Gegner hält nichts von solchen Traditionen. Wir müssen zumindest in Erwägung ziehen, die neuen Prototypen in der Praxis zu testen. Sie werden vorerst nur als Versuchsvarianten in den Einsatz geschickt und erst nach ausführlichen Tests für die Duplizierung freigegeben!“ „Erklär mir das bitte näher!“: forderte die Kanzlerin ihn auf. „Eigentlich dreht es sich nur darum, dass ich vom Rat die Genehmigung erhalte vier, wohlgemerkt unfruchtbare, Prototypen zu erzeugen und dann in ihren jeweiligen Sparten einzusetzen. Die erste Sparte ist die Funktion eines oberkommandierenden Flottenchefs, die zweite steht darunter und zwar in der Funktion als Kommandant eines Trägers. Die dritte Variante ist als Techniker im Wartungsdienst einzusetzen und schließlich die vierte Art. Das ist ein Soldat für den Einsatz am Boden und eingeschränkt auch als Raumpilot. Damit lösen wir die bisherigen Einheiten ab und ersetzen sie durch neue, die eben in ihrem Aufgabengebiet leistungsfähiger sind!“ „Was du da sagst klingt eigentlich vernünftig, aber es ist hochexplosiv. Die Sternenkämpfer und Heroslegionen haben eine uralte Tradition und einen Ehrenkodex. Das wird nur schwer aufzulösen sein. Was machen wir mit diesen Spezialisten wenn der Krieg vorüber ist? Werden sie dann auch aufhören zu kämpfen, oder sind sie womöglich so aggressiv, dass sie dann gegen uns ins Feld ziehen?“ „Ich kann nicht absehen was dann passieren soll. Ich wurde nur darauf ausgelegt bessere Krieger zu erschaffen. Was passieren wird, wenn der Krieg gewonnen ist weiß ich nicht. Eigentlich schaffe ich mich dadurch ja selbst ab, aber wenn das so ist, sollte man es trotzdem tun. Wie du siehst fordere ich nichts, was ich nicht auch bereit bin zu geben. Das ist weder bösartig noch ruhmsüchtig gedacht. Wie du ja weißt fehlt mir eine echte Persönlichkeit mit Gefühlen und Ängsten, ich funktioniere einfach und meine Antwort kennst du jetzt. Jetzt entscheide selbst wie du damit umgehen willst!“ Jetzt wusste Gaia warum ZEUS so ein Geheimnis aus seinen Vorschlägen machte. Die Senatoren des Rates und auch alle anderen Institutionen würden nicht unbedingt mit Begeisterung reagieren. Sie würde allen Mut brauchen um es vorzutragen und viel Geschick es dann auch noch durchzusetzen. Aber schließlich war das ja genau ihre Aufgabe und die wollte sie auch wahrnehmen. „Nun gut ZEUS ich werde deinen Vorschlag dem Rat unterbreiten. Ich unterstütze ihn und denke das er erfolgreich sein wird. Es ist zwar riskant, aber einen Testlauf sollte man einfach wagen. Wenn sich die neuen Typen nicht bewähren, kann man versuchen sie zu verbessern oder wieder abschaffen“: erklärte sie nach einigen Augenblicken und verabschiedete sich anschließend. Sie war schon lange genug hier oben und mehr gab es ja auch eigentlich nicht zu bereden. ZEUS war auch kein besonders ergiebiger Gesprächspartner und für Details war es noch zu früh. Der Rückflug zur Erde verlief genauso aufregend wie der Hinflug. Der Wiedereintritt in die Atmosphäre war ein grandioses Schauspiel aus Licht und Beschleunigung. Die Sonne tauchte im Osten auf und mit jedem Meter den die Fähre in die Gashülle des Planeten eintauchte, verstärkte sich das Schaukeln und Rütteln. Krampfhaft hielt sich Gaia an ihren Sitzlehnen fest und sah einfach nur starr nach vorne. Diesmal hatte sie keine Einzelkabine genommen, weil sie sich von der unmittelbaren Anwesenheit anderer Atlantaner positiv beeinflussen lassen wollte. Die Präsenz von weiteren, intelligenten Bewusstseinsformen half ihr beim Nachdenken. Sie war sich nicht wirklich sicher ob sie diesen brisanten Vorschlag im Rat unterbreiten sollte. Wozu auch unnötig die Pferde scheu machen! Wäre es nicht viel sinnvoller die Ergebnisse der ersten Tests abzuwarten und dann erst die Bombe platzen zu lassen. Wer weiß, vielleicht war die Lage bis dahin ja gar nicht mehr so kritisch und man könnte weiterhin mit den bewährten Einheiten taktieren. Die Kanzlerin entschied sich für diesen Weg und beendete ihre anstrengenden Überlegungen, sie war auch viel zu abgelenkt mit den Nebenwirkungen des Fluges. Ihre landeerfahrenen Reisegefährten ließen sich nichts anmerken und kaum jemand war beeindruckt. Viel mehr registrierten sie die Zunahme des Gewichts und wie sie allmählich immer schwerer wurden. Nachdem die Fähre wieder dort gelandet war wo sie vor Stunden abgehoben hatte, war diese Exkursion beemdet. Gaia stand der Angstschweiß auf der Stirn und in ihrem Magen war ein ganz flaues Gefühl. Insgesamt hatte sie der Flug weitaus mehr mitgenommen, als die Diskussion mit dem Zentralrechner. Als sie ausstieg zog gerade ein Gewitter herauf und die ersten Regentropfen fielen vom Himmel. Die Wellen schlug nun auch schon sichtbar höher und hatten Schaumkronen. Auf der Besucherplattform standen Admiral Tanruk und die Priesterin Hera.
[email protected] 15
Autor Stephan Schneider Sie hatten sich „zufällig“ vor der bevorstehenden Konferenz getroffen. Beide wussten dass sich die Kanzlerin aufgemacht hatte um ZEUS zu besuchen. Der Admiral, weil er eben über alles Bescheid wusste und Hera rein aus einem Gefühl heraus. „Der Segen der Sterne sei mit Ihnen, Admiral Tanruk!“ „Und auch mit Ihnen Hohepriesterin, wir beide fühlen wohl schon das sich ein Sturm zusammenbraut!“ „Das liebe ich an Ihnen Herr Admiral, sie kommen direkt auf den Punkt, ohne direkt zu werden. Ja ich fühle eine sonderbare Wandlung der Dinge. Heute morgen hatte ich eine Vision, ein schreckliches Monster wird kommen und die Welt in den Abgrund reißen!“ „Sie brauchen keine Angst zu haben, Wotan wird es nicht bis zur Erde schaffen. Wir werden ihm zuvor kommen!“ „Sie enttäuschen mich Tanruk! Ich spreche nicht von den Titanianern. Mit denen werden unsere Heroen fertig. Es sind die idealen Gegner, um uns daran zu hindern zu degenerieren. Was ich meine ist die Vernichtung durch uns selbst. ZEUS hat seine Überwachungsintensität enorm gesteigert, wie mir die Regenten berichten. Das ist sehr besorgniserregend, finden sie nicht Admiral?“ „Aber es ist doch seine einzige Aufgabe und er möchte der Kanzlerin nur die besten Krieger anvertrauen...“ Hera fuhr den armen Admiral laut an:„Reden sie keinen Unfug, sie wissen genauso wie ich, dass Zeus die Kanzlerin zu sich bestellt hat. Wozu frage ich sie, wenn nicht wegen eines neuen Prototypen? ZEUS will die Herkuleseinheiten abschaffen und sie wissen was das bedeutet, die Halbgötter werden gegen uns rebellieren, wenn sie davon erfahren. Das letzte was wir jetzt gebrauchen können ist eine Rebellion auf der Erde!“ „Eine Rebellion ist nicht zwangsläufig die Folge eines neuen Typus von Soldat. ZEUS könnte ihn einführen wie damals Herkules eingeführt wurde. Ob man die Astratinnen dann noch benötigt ist allerdings fraglich. Zumindest wären sie nicht mehr so bedeutend wie in den letzten Jahrhunderten. Nicht wahr meine liebe Hera?“: witzelte Tanruk ironisch zurück. Das lag ihm mehr als zu schreien. „Den Astratiskult wird es immer geben. Auf ihn baut alles andere auf!“: gab Hera etwas enttäuscht aber deutlich ruhiger von sich. So naiv hatte sie den Admiral nicht eingeschätzt und sein letzter Satz klang in ihren Ohren einfach naiv. „Dann brauchen wir uns ja keine Sorgen machen. ZEUS wird sich an die Spielregeln halten und nichts ohne die Erlaubnis der Kanzlerin und des Rates unternehmen!“: meinte Tanruk gespielt gelangweilt und mit einem Hauch Gehässigkeit in der Stimme. Er wusste wie er Hera auf die Palme bringen konnte und das wiederum machte ihm Spaß. Schließlich war sie eine ernste Frau und immer auf Abstand bedacht. Sie zu einer emotionalen Reaktion zu bringen war daher nicht ganz einfach, doch Hera blieb diesmal kühl und weniger laut:„Ich weiß nur, dass ich eine starke Vision hatte und das sagt mir mehr als sie, oder der Zentralrechner!“ Tanruk wusste selbst wie er die Zeichen zu deuten hatte, aber den Lauf der Welt kann man nicht aufhalten. So sah er zu wie Gaia sich ihnen näherte und mit ihr ein Sturm aufzog. Er dachte daran wie der Rat auf einen neuen Prototypen reagieren würde und ob es wirklich zur Revolte käme, Gesetz den Fall es wäre so. Diese Gedanken waren ihm aber zu unangenehm und er spürte wie Hera versuchte sie aufzufangen. Er sah sie nur ungehalten an und dachte ganz stark: HÖR DAMIT AUF. Hera fühlte sich ertappt und stellte ihre Versuche ein. Viel interessanter waren jetzt eh die Gedanken von Gaia. Ob sie merken würde, dass jemand ihren Geist überwachte. Falls ja wäre das sehr peinlich, um nicht zu sagen ein Affront gegen die Kanzlerin. Schließlich war Gaia nicht irgendein Kind eines Halbgottes oder Menschen, sondern die höchste Institution über allen anderen. Sie zu beraten war Heras Pflicht, ihr nachzuschnüffeln ein Fauxpas. Tanruk bemerkte die dunklen Wolken über allen Köpfen, die Sichtbaren genauso wie die Unsichtbaren. Als die Kanzlerin ihn und Hera erreichte war er es auch, der als erstes sprach:„ Nun Kanzlerin, was hatte der Zentralrechner denn nun konkret vorzubringen. Wir sind schon alle ganz erpicht darauf es zu erfahren!“. Er blickte schelmisch auf Hera und dann wieder auf Gaia. „Ich muss sie beide leider noch um etwas Geduld bitten und meine Verschwiegenheit zu entschuldigen. Die Eindrücke des Flugs waren überwältigend für mich, wo es doch mein erster Ausflug in den Weltraum war. So fern der gewohnten Umgebung und den bekannten Impressionen. Ich werde mich jetzt etwas ausruhen und dann sehen wir uns auf der Konferenz. Bitte gedulden sie sich noch etwas!“: sagt die Kanzlerin etwas erschöpft angehaucht und entfernte sich schleunigst in Richtung ihrer Unterkünfte. Die beiden verbeugten sich und ließen sie den Segen der Sterne erfahren. Dann trennten sich auch Hera und Tanruk voneinander. Sie hatten ja ähnliche Vorbereitungen zu treffen, um pünktlich und angemessen im Rat zu erscheinen. Die Kanzlerin ließ sich von ihren Dienern erst mal ein heißes Bad einlassen und entspannte sich von den Strapazen des Flugs. Kaum zu glauben wie anders der Weltraum war, dachte sie. An ZEUS und Hera dachte sie natürlich auch. Sie musste jetzt sehr geschickt in der Versammlung agieren, um jeden unnötigen Ärger zu vermeiden. Die Hohepriesterin hatte nicht ohne Grund auf sie gewartet und auch Tanruk roch den Braten schon.
[email protected] 16
Autor Stephan Schneider Wie immer, wenn sich etwas am Machtgefüge zu ändern begann, fühlten es die erfahrenen Atlantaner schon im Voraus. Sie spürte es ja selbst, dieses Knistern in der Luft.... es war aufregend und beängstigend zugleich. Ihre Mahlzeit nahm Gaia im Kreis der anderen Ratsmitglieder ein. Im großen Speisesaal war die Tafel festlich gedeckt und so speisten alle gemeinsam. Im Gegensatz zu den Heroen der Legion oder der Garde, hatten die Senatoren alle auffallend langes Haar. Sowohl die Frauen als auch die Männer. Manche trugen es offen, andere machten einen Zopf daraus. Aber keinem wäre es eingefallen sich das Haupthaar abzuschneiden. Es war ein Symbol ihrer Macht und zeigte allen wie sehr sie sich von der Umgebung abhoben. So waren sie in dieser Umgebung sehr leicht von den Soldaten zu unterscheiden. Das Tischgespräch war auffallend rege und intensiv und so diskutierte die Runde eifrig über alle Belange des Krieges und des bevorstehenden Angriffs. Es stand inoffiziell 3 zu 3, aber die Sonne stand in Gaias Zeichen. Damit war sie zugleich Kanzlerin, als auch Lichtbringer in einer Person. Die Sonne sollte ihr die Erleuchtung bringen und ihr helfen die richtige Entscheidung zu treffen. Ihren Ausflug in die Umlaufbahn des Planeten deuteten deswegen auch einige Senatoren als Suche nach der Erleuchtung, einer Wallfahrt gleich, um die beste aller Lösungen zu finden. Es war natürlich sehr verführerischen sie jetzt darauf anzusprechen, doch wagte niemand es vor den anderen. Dazu war das Thema zu wichtig und eine ungeschriebene Regel besagte, dass man am Tisch niemanden wirklich beeinflussen solle und der gemeinschaftliche Charakter der Tafel immer im Vordergrund zu stehen hatte. Also wurde nur leicht an der Oberflache gekratzt, aber nichts tiefgründiges angesprochen. Dafür wäre anschließend im Rat auch noch genügend Zeit geblieben. Mit Helios, dem Vertreter der Löwen sprach Gaia über die Feierlichkeiten für die kommenden Monate. Er war der Verantwortliche für alle kultischen Feste und Feierlichkeiten und daher der unverfänglichste Gesprächspartner von allen. Wie erwartet schwärmte er von den Feiern zu Ehren der Löwen auf den Eisinseln im Norden und Delos im mittleren Meer. Der Halbgott Gemini hatte ihn deswegen schon angesprochen und eine Gleichstellung mit Apollo verlangt. Letzterer war der Regent im Zeichen des Löwen und Herr über Delos und die großen Inseln im Norden. Einer der lieblichsten und zugleich wildesten Gegenden auf dem Planeten. Apollo herrschte gleichzeitig über die Inseln Delos, Grünland und Eisland. Letztere war vulkanisch sehr aktiv und so war hier der ideale Platz für dieses Feuerzeichen. Alle anderen beneideten Apollo um diesen kultischen Ort und manch einer neidete ihm das ein bisschen zu sehr. Schon so manche Fehde hatte es um diese mythische Insel gegeben. Aber das waren noch andere Zeiten und andere Regenten. Apollo war schon zu alt um jeden achtlos geworfenen Fehdehandschuh zu beantworten. „Es ist wirklich bedauerlich das Zeus es seinerzeit versäumt hat diesem Herkules etwas mehr Sinn für Zurückhaltung zu geben. Ständig diese Neidereien zwischen den Halbgöttern, wessen Kult der wichtigere ist und für wen ich die prachtvolleren Feste ausrichten soll. Das ist beinahe anstrengender als der Krieg gegen Wotan und seine Kriechtiere!“: jammerte Helios der Kanzlerin sein Leid. In der Tat waren die Halbgötter immer sehr darauf bedacht, dass ihr Fest und damit ihr Kult nicht zu spartanisch gefeiert wurde. Immerhin präsentierten sie auf diese Weise ihre Macht über die Sterne und die Menschen. Ein ewiges Gezänk entbrannte deswegen und der arme Helios war wirklich nicht zu beneiden. Seine Aufgabe leiteten die Astraten aus der Feuerregel ab, die besagte, dass diejenigen, die im Zeichen der Sonne, also des Löwen geboren worden waren, sich mit einer, um drei Wochen verkürzten Regentschaft als Lichtbringer begnügen müssten. Diese Regel wurde auf alle Feuerzeichen angewandt, da man sonst Gefahr lief eine absolutistische Herrschaft eines solch flammenden Vertreters anzusteuern. Den Kindern der Sonne war damit ein Teil ihrer Macht genommen und ihre Aufgabe bestand darin, die Kultfeste für die Halbgötter auszurichten. So war es seit der Astratiskultes entstanden war und so hatte es sich auch bewährt. Die Ursprünge des Kultes selbst waren verschwommen und nur den obersten Priesterinnen der Sekte bekannt. Niemand sonst durfte es je erfahren und hätte es einer geschafft, so wäre der Tod sein sicheres Schicksal gewesen. Dabei spielte es keine Rolle ob es bekannt geworden wäre oder nicht. Dazu wäre kein Richter und kein Henker nötig gewesen. Die Sterne selbst hätten dafür gesorgt, so die Legende. Gaia versicherte Helios, dass sie es auch nicht viel leichter hätte und ihr Amt so manche Bürde mit sich brachte. So konnte sie sich also in Ruhe auf die Sitzung vorbereiten. In Gedanken ging sie alles noch einmal kurz durch und führte sich die Fakten vor Augen. Dann, als alle fertig waren mit essen, wechselte die Gesellschaft in den großen Sitzungssaal um zu tagen und abzustimmen. Die Spannung war kaum noch zu überbieten, man konnte es fast schon knistern hören, so geladen war die Atmosphäre. Helios kommentierte die Lage mit den Worten:„ Man könnte die Beleuchtung mit der Spannung zwischen uns betreiben“ und Tanruk flachste zurück:„ Scheinbar lädt sich alles durch das Gewitter etwas auf. Eine Entladung steht wohl unmittelbar bevor“. Helios lachte nur kurz und belies es dann dabei sich seins zu denken. Alle nahmen nun ihre Plätze ein und sammelten sich für die Konferenz. Am runden Tisch saßen die Senatoren des Rates. In einem Winkel von 120° nahmen die anderen drei Gruppierungen ihren Platz ein.
[email protected] 17
Autor Stephan Schneider Hinter Gaia saßen Hera und eine Anzahl Astratis-Priesterinnen. Die Priesterinnen hatten alle langes wallendes Haar. Keine Schmuckstück aus den heiligen Reliquien ihres Glaubens schmückte ihren Körper. Jede Priesterinnen war als Hütern für eines der magischen Symbole auserwählt worden. Hera war die Trägern der Schatulle mit den heiligen Pflanzen. Daphne trug das Amulett und Pandora das Schwert. Es gab noch andere, doch davon später mehr. Außerdem ist zu bemerken, dass diese heiligen Frauen ihren Körper kaum verhüllten. Nur ein einfaches, dünnes, kaum verhüllendes Tuch war um ihren Leib gewickelt. Jeder normale Mann konnte ungehindert ihre Schönheit bewundern, aber nicht mehr. Sie waren tabu und kein Mann, ganz gleich ob Mensch, Regent oder Atlantaner durfte sie nehmen. Schön waren sie und bestimmt bedauerten es viele, dass diese wundervollen Wesen den Sternen geweiht waren. Rechts neben diesen schönen Frauen saßen die Militärs unter Tanruk bzw. Leonides und Prax. Links saßen die 12 Halbgötter und deren Gefolge. Den Regenten sah man ihre Zugehörigkeit an einer auffallenden Haarpracht an. Der ganze Kopf war rasiert bis auf einen Streifen in der Mitte und zwei an den Seiten. Das Symbol ihres Zeichens trugen sie in einem goldenen Schmuckstück auf der Stirn. Auch sie waren unübersehbar und leicht von den anderen zu unterscheiden. Alles in allem eine sehr imposante Versammlung. Die runde Tafel war aus reinem Gold und die Stühle ebenso. Natürlich gepolstert und sogar klimatisiert. Der Boden war aus dem feinsten Marmor, an den Wänden prangten mythische Symbole aus Edelsteinen, Mineralien und Kristalle. Mosaike auf den Böden und Fresken an den Wänden und Decken durchzogen den Raum. Sie zeigten die Heroen im Kampf gegen die Ungeheuer und natürlich die Sternbilder am Firmament. Alles funkelte und strahlte in majestätischen Glanz, fürwahr hier saßen die wahren Götter ihrer Zeit und tagten über das Schicksal der Völker und Planeten. Gaias Platz unterschied sich nur durch eine einzige Kleinigkeit von denen der anderen. Vor ihr prangte der Spruch: „Die erste unter gleichen“, und so war es auch gedacht. Außerdem hielt sie ein Zepter in Form einer Sonne in Händen, was die Regentschaft als Lichtbringerin symbolisieren sollte. Damit klopfte sie drei Mal auf die Tischplatte und sprach:„ Der Segen der Sterne sei mit euch Senatoren, Priester, Krieger und Regenten ( dies war die offizielle Begrüßung bei großen Empfängen), wie ihr sicher wisst, steht uns eine große Schlacht bevor und es liegt an uns allen unseren Beitrag für den Sieg zu leisten. Es bleibt uns nur noch wenig Zeit um die günstige Konstellation zu nutzen und Wotans Flotte entscheidend zu schlagen. Ihr wisst alle welches Schicksal uns erwartet, für den Fall das wir scheitern sollten. Wir sind nun hier zusammen gekommen, um darüber zu beraten und abzustimmen, welchen Plan wir durchführen werden. Ich habe bewusst alle Vertreter an die goldene Tafel berufen, weil es um uns alle geht und jede Gruppe vertreten sein sollte. Ich eröffne also hiermit die Versammlung des großen Rates und bitte um Wortmeldungen!“. Leonides sah nun seine Zeit gekommen und hob seinen Admiralsstab aus Titanstahl mit drei blauen Diamanten. Eine Insignie seiner Befehlsgewalt als Flottenadmiral III. Klasse. Er und die anderen Kommandanten trugen ihre weiße Galauniform mit den goldenen Abzeichen und dem Laserschwert der Heroslegionen. Dieses Schwert war an für sich eine „normale“ Stahlklinge, jedoch mit einem Lasern entlang der Schneide. Durch die Spitze lief eine Glasfaser an der das gebündelte Licht um die Kurve gelenkt wurde. So kreiste also immer wieder dieser Laserstrahl um den Stahl, bis etwas ihn unterbrechen würde. So wurde, das zu bekämpfte Objekt, zuerst von den Strahlen eines starken Lasers und dann von der scharfen Schneide aus Stahl zerteilt. Eigentlich eine veraltetet Waffe und mehr Dekoration aus alten Tagen, den echtes Kriegsgerät. Man trug sie nur noch bei solchen Anlässen. Der Ratsherold sah den Stab des Admirals und sagte laut und vernehmlich: „Leonides, Flottenadmiral der I. atlantanischen Flotte bittet ums Wort!“ Die Kanzlerin sprach den Admiral daraufhin an:„ Bitte erklärt uns euren Vorschlag, Admiral Leonides!“ Dieser stand auf und sprach:„ Der Segen der Sterne sei mit euch Senatoren, Priester und Regenten. Auch ich spreche zu euch mit Besorgnis und Kummer, aber auch mit Hoffnung und dem festen Glauben an den Sieg unserer Waffen. Aber wann dieser Sieg kommen wird ist nicht nur von unserem Mut abhängig, nein er ist auch vom Segen der Sterne und den nötigen Vorbereitungen abhängig. ( Ein hörbares Raunen durchflutet den Saal und Leonides stockte kurz in seinem Redefluss). Senatoren ich weiß, ich stehe tief in der Schuld des Rates und aller Anwesenden. Es war mein Kommando welches versagt hat, aber unsere Gegner sind nicht zu unterschätzen. Wir müssen und werden den roten Planeten zurückerobern, aber dazu bedarf es einer großen Invasionsstreitmacht. Wir müssten mit allen drei Flotten gleichzeitig angreifen und das möchte keiner von uns Flottenchefs. Weder ich, noch der hochgeschätzte Prax und auch Olmekis möchten uns momentan soweit vorwagen. Wir müssen abwarten bis alle Schiffe wieder voll einsatzbereit sind und der Prototyp der neuen Atlasklasse ( Ein Basisschiff einer neuen Klasse, die vor 40 Jahren entwickelt worden war. Größer, besser bewaffnet und als neuer Kern der Flotte unersetzlich) fertig gestellt ist. Das kann aber noch viele Monate dauern. Danach können wir uns Schritt für Schritt zurückholen was uns gehört“.
[email protected] 18
Autor Stephan Schneider Der Vorschlag war nicht neu und auch nicht originell. Die Atlasklasse war in der Tat eine enorme Bereicherung der Kampfkraft. Leider war er ein Unikat und jeder der drei Admiräle hätte ihn gerne als Flagschiff und mobile Kommandobasis in Beschlag genommen. Als nächster hob Admiral Prax seinen Stab und wurde aufgerufen zu sprechen:„ Der Segen der Sterne sei mit euch Senatoren, Priester und Regenten. Ich komme gerade aus der Schlacht. Meine Schiffe liegen weit weg von hier und meine Leute sind immer noch damit beschäftigt die Schäden zu beseitigen. Senatoren! ich beschwöre euch den Sieg meiner und Olmekis Flotte nicht als Zeichen einer erneuten Wende und gutes Omen zu werten. Die Schiffe Wotans sind den unseren in nichts unterlegen und seine Piloten kämpfen mit Todesverachtung.( Er stockte kurz um die Reaktionen der Anwesenden abzuschätzen ) Wir könnten sie jetzt schlagen, aber dann mögen die Sterne uns gnädig sein, wenn an anderer Stelle eine Offensive gestartet wird. Die Titanianer haben nachweißlich noch Reserven in den äußeren Bereichen und werden diese schon in Marsch gesetzt haben. Unsere Späher melden an mehreren Stellen Truppenkonzentrationen und alles ist in Bewegung. Unüberlegtes Handeln und Leichtsinn würden uns keinen Sieg bringen, sondern einen weiteren Planeten kosten. Sobald der Atlas fertig ist und von meinen Truppen gefechtsbereit gemacht wurde, werde ich angreifen und den Gegner vernichtend schlagen! Die anderen Flotten werden derweil sichern und den Gegner an anderer Stelle binden“. Prax hatte Leonides damit eine schallende Ohrfeige verpasst. Indirekt hatte er ja dessen Kompetenz völlig in Frage gestellt und den Atlas für sich beansprucht. Er war aber auch der einzige aktive und erfolgreiche Admiral in dieser Versammlung. Die Anwesenden registrierten diese Tatsache sehr wohl und einige klatschten sogar. Leonides saß wie versteinert auf seinem Platz. Wie Dolchstöße waren die Worte seines Kameraden in sein Herz gefahren und hatten sein Selbstwertgefühl völlig über den Haufen geworfen. Er überlegte ob er sich rechtfertigen und darauf hinweisen sollte, wer in den letzten Zeit bevorzugt mit Nachschub versorgt worden war. Hatte nicht Leonides I. Flotte zwei Schiffe an Prax übergeben müssen, damit dieser überhaupt angreifen konnte. Schiffe die bei der Verteidigung fehlten und jetzt beschädigt in einer Asteroidenwerft wieder zusammengeflickt werden mussten. Diesen Hinweis gab dann jemand andres, und zwar Typhone, die Vertreterin der Skorpione. Sie hielt ebenfalls ihr spezielles Zepter in Händen und hob es weithin sichtbar an. Mittlerweile war das Gemurmel im Saal noch etwas lauter geworden und der Herold musste um Ruhe bitten. Dann erteilte die Kanzlerin ihrer Gegenüber das Wort. Die erwürdige Vertreterin der Skorpione wartete kurz bevor sie sprach und sah Prax streng an. „Admiral Prax wieso glauben sie, dass der Atlas für ihre Flotte gebaut wird. Ist es nicht so, dass Leonides Flotte schon überdurchschnittlich hohe Verluste erleiden musste und nun eigentlich an der Reihe wäre eine spürbare Verstärkung zu erhalten. Ich habe mir hierzu Statistiken aus dem Planungsstab kommen lassen und daraus geht eindeutig hervor, dass die I. Flotte mindestens 42 % unterbesetzt ist. Ich denke dass hier ein enormer Nachholbedarf entstanden ist, der schleunigst befriedigt werden muss. Sie vergessen außerdem, dass der Atlas zwar in 17 Monaten einsatzbereit wäre, aber es mindestens 23 Monate dauert bis wir eine Streitmacht gegen Wotan entsenden können. Was seine Ungeheuer in dieser Zeit alles anstellen, will ich mir gar nicht vorstellen. Was meint denn eigentlich der Zentralrechner zu der Lage. Wie ich gehört habe Kanzlerin,... haben sie ihn ja persönlich besucht. Was meint ZEUS zu unseren Problemen...?“ Die Angesprochene fühlte sich kurz ertappt, aber sie war erfahren genug um sich nichts anmerken zu lassen. Das ihre Reise zum Zentralrechner schon die Runde gemacht hatte, konnte auch nicht überraschen. Jetzt musste sie geschickt versuchen die Idee an den Mann zu bringen. „Ja Senatoren, so ist es, ich war bei ZEUS und er hat mir seine Analysen kund getan, um mir die Entscheidung zu erleichtern. Ich wollte mir aber zuvor eure Argumente anhören, bevor ich selbst das Wort ergreife.... ZEUS möchte darauf hinweisen, dass er es für nötig hält neue Prototypen zu testen. ( Damit war die Bombe endgültig geplatzt, augenblicklich erhoben die Regent ihre Stimme und protestierten gegen diesen Affront. Sie wussten diese Äußerung sehr wohl zu deuten und wie es ausgehen würde, wenn ein neuer Prototyp auf der Erde eingesetzt würde. Es wäre das Ende ihrer Regentschaft über den Planeten ). Auch Hera protestierte indem sie jetzt ihr Zepter mit den drei Dreiecken erhob. Gaia gab dem Herold einen Wink und dieser klopfte mit einem schweren Klöppel gegen einen Gong. Nachdem das erste Geschrei abgeebbt war, setzte Gaia ihre Rede fort:„ Die Aufregung ist völlig unnötig. Bisher gibt es noch keinen solchen Prototypen. Wie man einen möglichen Nachfolger der Herkulesheroen einbinden könnte ist jetzt auch nicht relevant. Die Bedrohung durch die Titanianer ist doch wesentlich akuter, als eine Reform des Aushebungstandarts “. Der Herold kündigte nun Heras Wortmeldung an und die von Apollo, dem Sprecher der 12 Regent. Gaia machte eine Geste mit dem Zepter und die Hohepriesterin stand auf um zu sprechen:„ Der Segen der Sterne sei mit euch Senatoren, Krieger und Regenten. Was ZEUS in Wahrheit plant ist ein Feldzug gegen den Astratiskult und die Ordnung in unseren Reihen. MEINT der Zentralrechner allen Ernstes, dass wir tatenlos dabei zusehen werden, wie er die Regenten und deren Priesterinnen durch neue, ihm gefügigere ersetzt.
[email protected] 19
Autor Stephan Schneider Ich protestiere hiermit auf das schärfste gegen den Plan eine neue Klasse von Soldaten heranzuzüchten. Die Herkulesheroen haben sich seit Tausenden von Jahren bewährt. Mit ihrer Hilfe haben wir eine stabile Ordnung über die Erde errichten können und die Regenten, seine direkten Nachfahren, sind der Garant für Stabilität und starke Truppen. Was machen wir, wenn ZEUS sich nicht selbst übertreffen kann und der neue Veredler in Wahrheit einen schädigenden Einfluss mit sich bringt?! Dieses Risiko können wir nicht eingehen!“ Wie erwartet jubelten die Regenten der Hohepriesterin zu und Apollo erhob sich schon von seinem Platz und wollte sprechen. Der Herold ermahnte ihn zu warten und nicht so ungeduldig zu sein. Die Kanzlerin aber lies ihn gewähren und so sprach nun der Halbgott und Wortführer der Regent:„ Der Segen der Sterne sei mit euch Senatoren, Priester und Krieger. Wir, die wir euch immer treu gedient haben, sind empört über diesen Frevel. Haben wir nicht alles getan was in unserer Macht stand!? Haben wir nicht alle eure Gesetze befolgt und tapfere Truppen hervorgebracht.( leichtes Gelächter war zu hören. Schließlich gab es ja alle Naselang einen Zwist unter den ach so gesetzestreuen Regenten. Apollo räusperte sich und sah verschämt drein) Wir erwarten dass man unsere Treue belohnt und uns den Platz lässt auf dem wir herrschen – Kanzlerin! Alles andere wäre ein großes Unrecht und eine Narrheit sondergleichen. Glaubt ihr denn wirklich, dass ein neuer Veredler sich wirklich auf die unmittelbare Gefahr auswirken wird. Wir haben fast 300 Jahre benötigt um die bestehende Ordnung zu manifestieren. Sie jetzt abzuschaffen und zu verbessern wird weit länger dauern als 17 oder 23 Monate. Ich bitte den Rat jedweden Eingriff des Zentralrechners zu unterbinden und auf das, mehr als einmal, Bewährte zu vertrauen“. Die Regenten und Priesterinnen klopften mit ihren Insignien auf die Tischplatte und auch Prax schloss sich an. Er wusste wie wichtig das Wohlwollen der Priesterschaft und Regenten sein konnte. Wieder war es Typhone, die das Wort ergriff und die Dinge in einem etwas anderen Licht beleuchtete. Sie war kein großer Anhänger des Sternenkultes und die Machtfülle der Priesterinnen schien ihr schon seit langem zu augenscheinlich. Wenn sie es auch nicht offen sagen wollte, so schien der Vorschlag eines neuen Veredlers für sie sehr verlockend. „Priester, Krieger und Regenten wir müssen in anderen Dimensionen denken und auch den Rat des Zentralrechners in unsere Überlegungen miteinbeziehen. Wer sagt denn, dass es letztlich wirklich einen neuen Prototypen geben wird. Vielleicht erkennt ZEUS dass seine letzte Arbeit einfach nicht mehr zu verbessern ist und alles bleibt beim alten. Aber für den Fall dass es nicht so ist hätte ich schon eine, für alle Seiten, akzeptable Lösung parat. ( Sie wartet kurz um die Reaktionen abzuschätzen und sprach dann kraftvoll weiter). Sollte es Zeus wirklich gelingen eine bessere Version als Herkules zu erschaffen, dann wird diese Variante den IV Planeten besiedeln. Als Lohn für ihren Mut bei der Rückeroberung. Die Rechte der Regenten und Priesterinnen werden nicht angetastet. Die neue Variante kann unter der Kontrolle des Rates den Planeten besiedeln und dort vergleichbare Strukturen wie hier errichten. Beide Herosversionen können nebeneinander bestehen bleiben und sich ergänzen! Abgesehen davon kann niemand ZEUS verbieten sich in seinem Bereich zu betätigen. Er hat nur diese eine Aufgabe und solange er sich auf Versuche beschränkt gibt es auch gar keinen Grund sich zu empören“. Gaia war verblüfft ebenso wie die anderen auch. Typhone hatte einen akzeptablen Vorschlag gemacht und gleichzeitig dem Rat eine enorme Machtausdehnung verschafft. Das geniale daran war, dass niemand gegen diesen Vorschlag etwas vorbringen konnte. Weder die Regenten noch deren Priester waren hier wirklich im Nachteil. Es war eigentlich nur die hypothetische Annahme eines Forschungserfolgs, gepaart mit einem ebenso erfolgreichen Einsatz in der Praxis. Hera und Apollo konnten sich nicht vorstellen, dass dieser unwahrscheinliche Fall wirklich eintreten würde. Die beiden Admiräle rieben sich insgeheim die Hände. Schließlich konnten bessere Truppen für sie nur von Vorteil sein und der Rat stand eh über ihnen, zumindest ideell gesehen. Nur Zeus konnte keinen wirklichen Machtzuwachs verbuchen. Ganz im Gegenteil, die Kolonie wäre seiner Kontrolle entzogen und er wäre weiterhin nur für die Herkuleseinheiten auf der Erde zuständig. Aber das waren alles unausgereifte Gedankenspiele und so klopften Leonides und Prax mit ihren Stäben auf den Tisch. Die anderen Senatoren diskutierten eifrig mit ihren Beratern und Helios bat um eine kurze Unterbrechung. Die Sitzung war etwas anders verlaufen als die Anwesenden es sich vorgestellt hatten und man musste sich erneut sammeln. Eigentlich war aus der Diskussion über den Angriffsplan gegen Wotans Flotte, eine Grundsatzdiskussion über die Neuordnung der Machtverhältnisse geworden. ZEUS Plan war so gesehen fast aufgegangen und kam insgesamt gut voran. Jeder der Anwesenden wusste schon vor der Konferenz, dass es in Wahrheit nur ein reines Kompetenzgerangel war, weswegen die Situation so gespannt war. Die Verteilung der Macht und des Nachschubs war einfach unvorteilhaft verstrickt und eine Reform deshalb überfällig. Jetzt galt es die neu entstandene Situation schnell zu erfassen und sich sein „Terrain“ zu sichern. Auch Gaia spürte das eine andere Stimmung in der Luft lag. Keine feindselige zwar, aber ein wenig Konkurrenzdenken war nicht zu übersehen.
[email protected] 20
Autor Stephan Schneider Sie vertagte die Sitzung um 2 Stunden und wollte derweil mit dem Zentralrechner korrespondieren. Natürlich war sie da nicht die einzige. Sämtliche Anwesenden wollten nun wissen was es mit dem neuen Veredler auf sich hatte und wie weit er schon entwickelt wäre. ZEUS lehnte jede Stellungnahme ab und behauptete es gäbe keinen Veredler, lediglich Berechnung für spezialisierte Versuchseinheiten. Ansonsten würde er sowieso immer darauf bedacht sein, die besten Krieger zu finden und auszubilden. Eine spezielle Erlaubnis zum Nachdenken und Experimentieren bräuchte er also genaugenommen gar nicht. Aber für den Fall eines erfolgreichen Test würde er sich natürlich sofort beim Kriegsrat, den Admirälen, den Regenten und Priesterinnen melden. Nun folgte also der zweite Teil der Sitzung und alles schien so, als ob eben doch nichts so heiß gegessen würde, wie man es vom Feuer holt. Die beiden Admiräle meldeten sich zu Wort und die Kanzlerin lies Leonides als ersten sprechen:„ Werte Senatoren, Priester und Regenten wir sind abgeschweift in Gedankenspiele und theoretische Überlegungen. Ein neues Veredlungsprojekt würde erst in 40 Jahren Früchte tragen. Mir jedenfalls kann es egal sein, weil ich dann nicht mehr im aktiven Dienst sein werde. Also lassen sie uns bitte wieder zurückkommen zum eigentlichen Grund dieser Versammlung. Ich muss die Flotte innerhalb von 72 Stunden auf Kurs bringen, wenn der Angriff rechtzeitig erfolgen soll. Ich habe ihnen bereits vorab meine Meinung erklärt und bitte sie nun, sich zu entscheiden. Was den neuen Atlas-Träger angeht, so schlage ich vor, ihn unter ein neues Kommando zu stellen. Dieser neue Typ ist ein so weiter Wurf, dass wir ihn ohne weiteres abseits der drei Flotten einsetzen sollten. Schon aus Gründen der Tarnung und um das Überraschungsmoment nicht zu verlieren. Dann kann der Kriegsrat auch von Fall zu Fall entscheiden wem sie diese Waffe in die Hand gibt und keiner von uns wird bevorzugt oder benachteiligt“. Einige von den Anwesenden klopften respektvoll auf die Platte und der Admiral verneigte sich in ihre Richtung. Ihm war bewusst dass er mit diesem Akt der Zurückhaltung und Besonnenheit bei den Senatoren gut gepunktet hatte. Prax wollte jetzt nichts mehr sagen und nickte nur. Seine Position war gut genug um in aller Ruhe abzuwarten. Einen weiteren Versuch, sich schon jetzt den Atlas einzuverleiben, wollte er nicht unternehmen. In 23 Monaten konnte noch viel passieren und außerdem wollte er es sich auch nicht noch mehr mit Leonides verscherzen. „Da Admiral Prax seine Wortmeldung zurückzieht, erteile ich hiermit Senator Canopus das Wort“. Senator Canopus war der Auserwählte aus dem Zeichen des Wassermanns. Eher zurückhaltend und verschlossen, aber keineswegs langsam was das Denken anging. Gaia sah nach rechts und mit einer weiteren Geste erteilte sie ihm das Rederecht. „Der Segen der Sterne sei mit euch Senatoren, Krieger und Regenten. Wir haben bisher schon einiges in die Waagschalen gelegt. Neue Soldaten, Chancen und Risiken, die Fertigstellung des Atlas und wie man den roten Planeten aufteilen könnte, wenn man ihn denn wieder erobert hat. Doch eines haben wir nicht bedacht. Die schlechten Vorraussetzungen mit denen wir in die Schlacht gehen. Wollen wir nach all den Jahren des Kampfes jetzt überhastet ein unkalkulierbares Risiko eingehen? Warum gehen wir nicht einfach hin und warten ab was passiert! Sobald wir wieder volle Stärke erreicht haben, können wir uns immer noch mit Wotans Monstern messen. Ich sage wir warten und sammeln uns erst mal!“. Nach ihm meldete sich Admiral Tanruk zu Wort, als der Sprecher für Logistik und Berater der Kanzlerin. Auch er meinte, dass es eine enorme Kraftanstrengung für die Flotte bedeutete, wenn man innerhalb so kurzer Zeit eine weitere Offensive starten wolle. Die Priesterschaft verwies auf einen schlechten Stand der Gestirne und die Halbgötter murrten, dass man sie überhaupt hinzugezogen hatte. Kurz und knapp ließen sie alle ihre Bedenken durchblicken. Das ganze Klima war noch gereizt wegen Gaias Äußerungen bezüglich eines neuen Veredlers. Die Kanzlerin hörte sich das alles an und lies dann kurz die Zügel schleifen, um der Gesellschaft die Möglichkeit zu geben sich im Dialog untereinander auszutauschen. Sie selbst sprach leise mit Tanruk und Hera über das wenn und aber. Doch viel neues hörte sie dabei nicht mehr und daher stand ihre Meinung fest. Sie verschaffte sich durch den Protokollchef Gehör und sprach zu den Zuhörern:„ Kommandanten der Raumflotte und Senatoren... Bis das neue Schiff der Atlas-Klasse fertig ist, wird noch viel Zeit vergehen. Außerdem müsste es erst mehreren Tests unterzogen werden. Immerhin hat man noch nie solch ein riesiges Schiff gebaut. Ich brauche ihnen ja nicht explizit zu erklären, dass der Feind in dieser Zeit seine Eroberung zu einer Festung ausgebaut haben wird. Er muss ja damit rechnen, dass wir den Planeten zurückerobern wollen. Außerdem wird der Planet bis dahin einen feindlichen Sektor erreicht haben und die Blockade ist dann aufgehoben. Dann können die Titanianer ihrerseits Angriffe durchführen und wir verpassen die Gelegenheit sie zu stellen und zu vernichten! Es gibt für uns keine Alternative und kein Mittelding. Wenn wir angreifen, dann mit allen Kräften. Wotans Flotte ist ebenfalls angeschlagen und wir halten immer noch die beiden Monde. Wenn es keine weiteren Wortmeldungen gibt, so lasst uns nun darüber abstimmen, denn die Zeit drängt“. Eisiges Schweigen machte sich im Saal breit. Die Kommandanten wagten es nicht ihr zu wiedersprechen und auch sonst hatte niemand etwas neues vorzubringen. Alle Senatoren waren mit der Problematik vertraut und wussten worum es ging. Gaia fragte erneut und auch diesmal hatte niemand mehr etwas vorzubringen.
[email protected] 21
Autor Stephan Schneider Gerade als sie dem Herold einen Wink geben wollte, meldete sich Helios und fragte:„ Was machen wir wenn es schief geht? Für diesen Fall könnte eine Invasion durch die Titanianer erfolgen und wir müssten uns entsprechend vorbereiten. Ich stimme dem Angriff zu, wenn wir auf der Erde entsprechende Maßnahmen für den Fall einer Niederlage treffen... so unwahrscheinlich diese auch sein mag!“ Helios hatte eine durchaus berechtigte Frage gestellt und Gaia damit aus dem Konzept gebracht. Diese Versammlung wollte einfach kein Ende nehmen und ständig wurde die Situation verzwickter. Für die Erde und die Bevölkerung waren eigentlich die Regenten verantwortlich. Der Rat konnte ihnen zwar Befehle erteilen, aber wie sollten die aussehen. „Ich befürworte euren Vorschlag, Senator Helios und empfehle eine entsprechende Order an die Regenten. Eine detailliertere Planung sollten wir aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erörtern, sonst nimmt diese Abstimmung hier keine Ende mehr. Einverstanden?“: bemerkte die Kanzlerin mit ironischem Unterton in der Stimme. Apollo meldete sich danach zu Wort und sagte:„ Es gibt noch Pläne aus früheren Tagen, wir können sie überarbeiten und verwenden. Aber haltet ihr es für ratsam die Völkern der Erde unnötig zu verängstigen. Ich für meinen Teil möchte meinen Untertanen diesen Schrecken ersparen und keinen unnötigen Wirbel verursachen. Bedenkt nur wie viel Zweifel über unsere Allmacht in den Herzen der Menschen aufkommt, wenn wir uns defensiv verhalten. Ich sage, lasst uns die gewohnten Riten und Feste zelebrieren, dass beruhigt die Massen immer noch am besten und erleichtert uns die Arbeit“. Hera nickte wohlwollend in seine Richtung, sagte aber nichts. Helios machte gestenreich einen Rückzieher und Gaia schüttelte nur den Kopf. Um jetzt endlich Nägel mit Köpfen zu machen setzte sie nach und ergänzte ihren ersten Antrag:„ Nun ich denke wir stimmen einfach zwei mal ab. Einmal über den Angriff selbst und danach über eine Verstärkung der Verteidigungsmaßnahmen auf der Erde. Über den Atlas werden wir heute nicht abstimmen, nicht das jetzt noch jemand mit dem Vorschlag kommt, wir müssten uns auch noch über diesen Träger unterhalten, der erst in 2Jahren fertig sein wird. Bis es soweit ist werden wir schon wissen wie er einzusetzen ist und wer dort seinen Dienst verrichten wird. Ich darf also nun darum bitten über den ersten Vorschlag abzustimmen. Wer für den unverzüglichen Angriff gegen Wotans Flotte ist, der soll nun mit blau abstimmen und wer für einen späteren Termin ist, der solle mit rot abstimmen!“ Die Senatoren griffen mit ihren beiden Händen unter die Platte und betätigten einen Knopf. Damit lösten sie einen Mechanismus aus, der spezielles Gas zu einem Brenner in der Mitte der Tafel leitete. Je nachdem welches Gas überwog, verfärbte sich die Flamme rot oder blau. Gaias Stimme zählte einfach und nur für den Fall, dass die Flamme violett gefärbt wäre, also ein Unentschieden zwischen beiden Flammen herrschte, dürfte sie erneut eine Wahl treffen. Doch dazu kam es gar nicht erst. Die Flamme bliebt rot und damit war der Angriff verschoben. Leonides und Prax waren insgeheim erleichtert, schließlich gewannen sie durch diese Entscheidung die nötige Zeit zur Vorbereitung. Ihr Gegner leider ebenfalls. Gaia war etwas verwirrt. Scheinbar waren ihre Argumente nicht so einleuchtend wie sie es erhofft hatte. Nur war das jetzt nicht mehr zu ändern, die Abstimmung war eindeutig und durfte nicht wiederholt werden. Sie stellte nur noch knapp das Ergebnis fest und beendete dann die Sitzung. Endlich war dieser Tag vorüber und sie konnte sich ihrem Vergnügen hingeben. Die beiden Admiräle wollten dies ebenfalls tun und beschlossen, sich in den Thermalquellen des Apollo zu entspannen. Jetzt wo die Angespanntheit und Hektik der letzten Wochen ein Ende hatte, da wollten auch sie es etwas gemächlicher angehen. Apollo wusste wen er da als Gast in seinem Haus begrüßen durfte und sogleich schickte er sich an, ihnen den Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Vier der hübschesten Mädchen übergab er ihnen und ein Festmahl dazu. Apollo wusste wie er sich bei seinen Mitmenschen und Übervätern ins rechte Licht setzen konnte. Auf dem Flug zu seiner Insel und dem abendlichen Bankett belauerten sich die beiden Admiräle noch, mussten aber gute Mine zum bösen Spiel machen um nicht unnötig aufzufallen. Apollos Gastfreundschaft ließen sich beide gut bekommen und vergaßen darüber so manch üble Machenschaft in vergangenen Tagen. Die Kanzlerin schickte nach ihrem Liebhaber, aber so richtig in Stimmung kommen wollte sie nicht. Ihr Vorschlag hatte den Rat nicht passiert und sie grübelte immer noch was sie verkehrt gemacht hatte. Ob Hera oder ZEUS in der Pause auf die Senatoren eingewirkt hatten, oder die Regenten? Der Zentralrechner hatte sich natürlich für eine Verschiebung des Angriffs stark gemacht. Er wollte ja auch noch intakte Streitkräfte vorfinden, wenn er seine Prototypen fertig hatte. Diese wuchsen schon ganz prächtig heran. Auf einer kleinen Insel, klein und abgelegen hatte er sie bereits ausgesetzt. Natürlich mit einigen Dienern und Lehrern. Die fünf Jungen hatten weder eine richtige Mutter noch einen Vater. Sie waren aus bereits vorhandenen Genen zusammengebaut worden und dann in künstlicher Umgebung aufgewachsen. Etwa 12 mal schneller als normal. Sie hießen: Michael, Gabriel, Rafael, Uriel und Arius. So nannte er sie, als sie das Licht der Welt erblickten. In dieser Hinsicht hatte er die Senatoren etwas belogen, was er aber nicht als relevant betrachtete. Schließlich logen die ja auch ab und zu.
[email protected] 22
Autor Stephan Schneider Alle 5 waren im Zeichen des Stiers geboren und der Kampf war ihre Bestimmung. Michael sollte einmal der oberste Heerführer werden, denn er war ausschließlich darauf ausgelegt in den großen strategischen Belangen zu glänzen. Auf ihn war ZEUS besonders stolz. Gabriel und Rafael waren eigentlich genauso ausgelegt wie ihr Bruder Michael, nur nicht ganz so gelungen. Deshalb sollten sie später „nur“ das Kommando über eine Flotte erhalten. Uriel und Arius waren nicht so 100 % gelungen, wie es sich ZEUS erhofft hatte. Uriel war zwar ein guter Techniker, doch schien es so, als wollte auch er kämpfen. Seine eingeschränkte Bestimmung als nützlicher Idiot machte ihm zu schaffen. Arius hingegen war der perfekte Kämpfer, leider wies er schon in den Anfangszeiten einige Mängel auf, die sich später als tragisch erweisen sollten. Doch fürs erste war ZEUS zufrieden mit seiner Arbeit. Seine Diener meldeten ihm die rasanten Fortschritte der fünf Jungen und alles schien so, als ob dem Zentralrechner diesmal ein großer Wurf gelungen war. Nicht das es ihm darum ging die Herkuleseinheiten zu verdrängen, er wollte einfach nur diesen Krieg gewinnen. ZEUS hatte seinen fünf Kriegern deshalb auch bewusst keinen Geschlechtstrieb mitgegeben. Der Sexualtrieb würde sie nur ablenken und zu irrationalen Handlungen verleiten. Sie sollten einfach nur gut funktionieren, so wie er selbst. ZEUS wusste wie hinderlich der Drang zur Vermehrung bei den Herkuleseinheiten war und wollte diesmal klüger sein, als beim letzten Mal. Sollten sich die beiden Muster Uriel und Arius als brauchbar erweisen würde er von ihnen eine weitere Serie auflegen, die zumindest ein durchschnittliches Verlangen verspüren sollte. Intern rechnete ZEUS sogar schon an entsprechenden Frauen, die als Pendant dazu die Kinder austragen sollten. Nun holte der Zentralrechner alles nach was er so lange vernachlässigt hatte, doch es sollte ganz anders kommen.
Kapitel II Reife und Vervollkommnung In den darauffolgenden Wochen und Monaten verlief, oberflächlich gesehen, alles ruhig. Man hätte fast vergessen können das Krieg ist. Hera war natürlich misstrauisch geworden und wurde nicht müde der Kanzlerin ihren düsteren Ahnungen zu unterbreiten. Wie gewohnt saß diese mit ihren Beratern in ihrem Planungszimmer und ließ sich den Fortgang der Bemühungen dokumentieren. Hera war weder angemeldet noch willkommen, aber das störte sie wenig. Mit ihren beiden anderen AstratisPriesterinnen marschierte sie einfach in das Arbeitszimmer der Kanzlerin und sprach sie an: „Der Segen der Sterne sei mit dir Gaia. Verzeiht wenn ich euch störe Kanzlerin. Ich weiß das ich es dir schon einmal gesagt habe, aber ich halte es für meine Pflicht dich zu warnen. Ich spüre ein großes Unheil auf uns zukommen. Es ist etwas starkes und gewalttätiges in unsere Welt getreten und mich schaudert vor den Bildern, die ich sehe. Wenn du etwas weißt so sag es mir jetzt! Es hat mit ZEUS zu tun, hab ich Recht?“ „Hera deine Visionen in Ehren, aber ich kann dir nicht helfen. Bitte las mich in Ruhe arbeiten und wende dich offiziell an den Rat, wenn du wirklich etwas vorzubringen hast. Ich bin deine ständigen Verdächtigungen gegen den Zentralrechner allmählich leid. Warum gehst du nicht an deinen Fernsprecher und kontaktierst ZEUS selbst. Frag ihn doch, ob er etwas plant, oder macht. Ich habe dem Zentralrechner erlaubt zu forschen und zu erproben, einfach deswegen, weil ich es ihm nicht verbieten kann. Du weißt selbst das es sein gutes Recht ist. Nur weil er es schon lange nicht mehr getan hat, heißt das ja noch lange nicht, es sei ihm verboten. Du und die Regenten müssen eben damit leben. Davon geht meine Welt nicht unter! So und jetzt geh bitte wieder und lass mich in Ruhe arbeiten. Der Atlas ist beinahe fertig und ich muss jetzt entscheiden wie und wann ich diese Kampfstation in den Einsatz schicke!“ „Wahrlich Kanzlerin du wirst den Tag noch verfluchen an dem du mich ignoriert hast. Die Regenten und ich werden eine offizielle Untersuchung fordern. Ich habe bereits alles mit Apollo und Senatorin Typhone besprochen, sie hat zugestimmt eine offizielle Anfrage an den Zentralrechner abzugeben. Das ist unser gutes Recht! Wenn unser Verdacht sich erhärten sollte, hat das weitreichende Folgen... für alle Beteiligten“ Das waren Heras letzte Worte, besser gesagt Drohungen und die Kanzlerin sah ihr ziemlich wütend hinterher, als sie wie der Blitz aus dem Arbeitszimmer verschwand. Admiral Tanruk blickte mit sorgenvoller Miene auf die Kanzlerin. Er und die anderen im Raum hatten kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Hera war nie besonders aufbrausend gewesen; ihr enormer Protest und das harte Vorgehen passten so gar nicht zu ihr. Sie würde nicht soviel Aufhebens machen, wenn es nicht einen wichtigen Grund gäbe. „Kanzlerin, was ist wenn sie Recht hat und ZEUS sich womöglich ...“ „Kein Wort mehr darüber. Sämtliche Informationen bezüglich einer neuen Baureihe von Soldaten oder etwaige Änderungen der Ausbildungsstandarts sind geheim. Sie dürfen nur im Rat selbst besprochen werden!“: sagte sie knapp und blickte auf die Bediensteten. Tanruk verstand und schwieg, aber innerlich ahnte er das Hera womöglich Recht hatte.
[email protected] 23
Autor Stephan Schneider Der Admiral blickte die übrigen Anwesenden kurz an und lies durchblicken, dass sie sich zu entfernen hatten. Das auf dem kleinen Dienstweg durchsickerte, dass etwas im Busch war, konnte er sich schon denken. Aber allzu unbedarft durfte man deswegen nicht sein und je mehr Leute von einer geheimen Sache wussten, umso weniger geheim war sie. Gaia blickte auf und wartete ab. Ihr war klar dass sich dieses Gespräch nicht vertagen oder aufschieben ließ. Hera war schon oft genug vertröstet und abgeblockt worden, jetzt würde es nicht mehr genügen, einfach abzuwarten was ZEUS zustande bringen würde. „Kanzlerin ich denke wir sollten uns mit dem Zentralrechner in Verbindung setzen und eine Anfrage vorbringen. Was er genau macht und wie er gedenkt weiter zu verfahren. Ich bin der Ansicht, dass Hera sich nicht ohne triftigen Grund so weit vorwagt und schlage vor,.. ihr zuvor zukommen. Wenn sie erst im Rat eine Antwort erhält, sähe das nicht gut für euch aus. Ihr müsst vernünftig sein und euch mit ihr arrangieren“. Gaia stand auf und stapfte an ihrem Schreibtisch entlang, sah nach oben an die Decke und atmete schwer aus. Dann meinte sie etwas erleichtert:„ Ihr habt Recht Tanruk, wie immer... Also gut dann werde ich jetzt persönlich bei ZEUS anfragen wie seine Arbeit vorankommt und ob es einen Grund zur Sorge gibt. Dann kann ich Hera davon in Kenntnis setzen und mir die Ratsversammlung ersparen“: sprach sie und tippte nachdenklich mit den Fingernägeln auf der Tischplatte. Dann wendete sie sich ab und ging zum Kommunikationsterminal. Dort klickte sie sich zum Zentralrechner durch und wartete bis dessen Konterfei auf dem Display erschienen war. „Der Segen der Sterne sei mit dir Kanzlerin, womit kann ich dienen?“ „Sei gegrüßt ZEUS. Ich würde dich gerne darum bitten, mir zu sagen wie die Arbeit voranschreitet. Gibt es Probleme oder Rückschläge?..... Wenn ja, so lass es uns wissen!“ „Die Resultate sind, dass darf ich in aller Bescheidenheit sagen, sensationell ! Ich wollte euch sowieso innerhalb der nächsten Tage kontaktieren, aber da ihr nun selbst an mich herantretet, will ich es euch schon jetzt sagen. Die letzten Unterrichts und Lehreinheiten sind in Kürze abgeschlossen und dann könnten praktische Erprobungen folgen“. Tanruk hatte sich neben die Kanzlerin gestellt und hörte aufmerksam zu. Gaia blickte überrascht und erfreut zugleich, sie wusste gar nicht was sie sagen sollte. Dann jedoch meinte sie:„ Kannst du uns denn schon etwas konkretes zeigen oder sagen. Wie sind die Fortschritte zu bewerten, in welcher Hinsicht hat sich die Leistung verbessert?“ „In jeglicher Hinsicht! Diese neuen Krieger werden mit den Titanianern kurzen Prozess machen!“ Tanruk sah Gaia strahlend an, das waren ja gute Neuigkeiten. „Sag ZEUS, kannst du uns einen kleinen Eindruck verschaffen? Einen Film, oder etwas in dieser Richtung? Wir würden den Fortschritt gerne sehen und erfahren wie groß der Unterschied zu den älteren Einheiten ist!“: meinte der Admiral kritisch. Ihm war das schon zu schön um wahr zu sein. Seine Erfahrung war die, dass der Teufel im Detail steckt und nur darauf wartet bei jeder unpassenden Gelegenheit dazwischen zu funken. Gaia blickte gespannt auf den Bildschirm und hörte ZEUS zu:„ Ich möchte eigentlich nicht zu früh mit den Ergebnissen meiner Arbeit an den Rat treten. Ich will vermeiden, das Informationen übertragen werden, die eigentlich noch nicht reif dafür sind. Aber wenn ihr unbedingt sehen wollt was ich eben schon angedeutet habe, so schlage ich vor, ihr kommt selbst und verschafft euch einen Eindruck“. „Wo sind denn die neuen Krieger?“: fragte Tanruk überrascht von soviel Entgegenkommen. „Ich werde euch einen Transporter schicken. Steigt ein und nehmt mit wen ihr wollt. Ich nehme an das Hera sich schon mehrmals bei euch gemeldet hat, um mich anzuschwärzen. Sie soll selbst sehen was ich geschaffen habe und welchen Wert meine Arbeit für den Ausgang des Krieges hat. Ich darf wohl in aller Bescheidenheit sagen, dass wir dem Ende der Auseinandersetzung mit den Titanianern entgegen sehen und den Sieg davontragen werden.“ Beide waren äußerst erstaunt über so große Worte und entsprechend misstrauisch. ZEUS war bekanntermaßen ein Tiefstapler und diese Wortwahl war für ihn viel zu extrem. Die beiden Atlantaner waren daher kritisch, aber auch sehr daran interessiert mehr zu erfahren. Um nicht zu sagen, sie platzten förmlich vor Neugier. „Wann kommt die Fähre?“ „Wann immer ihr wollt. Ich kann es sofort veranlassen, oder auch später, wie ihr wünscht!“ „Wir müssen uns erst absprechen. Halte dich bereit unsere nächste Botschaft zu empfangen“: sagte die Kanzlerin und trennte die Verbindung. Dann sahen sich beide freudig an und beratschlagten wie es weiter gehen sollte. Wenn sollte man mitnehmen? „Also ich denke wir belassen es dabei im kleinsten Kreis anzureisen. Wir beide, Hera und Typhone. Das genügt fürs erste. Wenn wir vier uns die Sache ansehen reicht das ja wohl!“: sagte Gaia mit Bestimmtheit. „Ja Kanzlerin ich denke auch das genügt. Ich werde sie verständigen und alles vorbereiten! Ich bin skeptisch was das ganze angeht und wenn ich Recht behalte bleibt es wenigstens im kleinen Kreis“ „Ganz eurer Meinung Admiral! Machen sie alles bereit für unsere Abreise ... ich werde mich jetzt ebenfalls reisefertig machen “: sagte Gaia und zog sich in ihre Gemächer zurück. Die guten Nachrichten hatten ihren Appetit auf ein Liebesspiel geweckt und so läutete sie nach ihren beiden Liebhabern. Diese kamen wie befohlen und erfüllten die Gelüste ihrer Herrin.
[email protected] 24
Autor Stephan Schneider Gaia war ja nicht nur eine Führerin, sondern auch eine Frau mit körperlichen Bedürfnissen. Dem Himmel sei Dank, durfte sie solche Dienste in Anspruch nehmen und sich so entspannen. Nicht das Gaia extreme Wünsche gehabt hätte, sie brauchte einfach nur intensiven und häufigen Sex. Als Kanzlerin war es ihr verboten einen Gemahl zu ernennen, weil der sich über sie, die Macht verschaffen konnte. Deswegen waren Priesterinnen wie Hera völlig isoliert, um nicht Gefahr zu laufen das Amt in falsche Hände zu legen. In solchen Momenten wie diesen, wenn sie befriedigt in den Armen eines Mannes versinken konnte, war Gaia froh keine Priesterin geworden zu sein. Und während sie sich noch vergnügte, unterrichtete der Admiral die Hohepriesterin und die Senatorin. Beide waren überrascht über soviel Entgegenkommen und Offenheit und sagten natürlich sofort zu. Danach beorderte Tanruk bei Zeus die Fähre und machte sich selbst bereit für die Reise. Er plante einen längeren Aufenthalt. Genauso wie Hera, die gleich mit ihren zwei Priesterinnen aufmarschierte und auch entsprechendes Gepäck mitnahm. Beide wussten, dass egal wie und wo ZEUS seine Arbeit vollenden würde, sie daran teilnehmen wollten, oder besser gesagt mussten. Für Tanruk, der ja ebenfalls ein begabter Mann war und viel Erfahrung vorweisen konnte, war der Fall klar. Eine so wichtige Neuerung musste unbedingt kontrolliert und sinnvoll gelenkt werden. Was er dazu beitragen konnte, wollte er auch tun. Sein Wissen wäre für den theoretischen Unterricht bestimmt von hohem Wert, so hoffte er. Eigentlich ging es ihm auch darum wieder aktiver zu werden und das Gefühl zu bekommen, dass er wirklich gebraucht wird. ZEUS lieferte ihm diese Gelegenheit und beendete damit den allzu ruhigen Lebensabend des Admirals. Die Arbeit im Hauptquartier war für ihn wirklich zu langweilig und öde. Für Hera lag der Fall etwas anders, obwohl auch sie sich jetzt wichtiger denn je fühlte. Ihre Visionen waren in der Tat dunkel, nur in welcher Art sie es waren, wollte sie nicht sagen. Hera hatte im Gegensatz zu Gaia keine Möglichkeit ihren Trieben freien Lauf zu lassen. Egal wie sehr sie sich auch bemühte und kasteite, es wollte ihr nicht gelingen „ihren Mond“ zu überlisten. Seitdem sie wusste, dass ein neuer Prototyp geplant war, lief ihre Phantasie Amok. Hin und her wurde sie gerissen von diesem Gedanken, dass es bald noch bessere Männer geben sollte als die Herkulesvarianten. Mit jedem Tag wurde es für sie schlimmer. Sie masturbierte mit ihren Geräten und erfand dabei diesen neuen „Krieger“ ständig neu. Hinterher war sie zwar befriedigt, aber doch nicht beruhigt. Für ihre sündigen Gedanken schämte sie sich und sie machte sich Vorwürfe wegen ihrer Triebhaftigkeit. Doch das war sinnlos. Es schien als ob ihr Organismus förmlich danach lechzte sich zu paaren. Das ganze gipfelte dann schon in der Wahnidee mit diesem neuen Veredler selbst Kinder zu zeugen. Kinder, die sowohl die Welt des Zeus, als auch die Welt von Hera beherrschen konnten. Ein Übermensch, der wirklich wie ein Gott daherkam. Spätestens jetzt wurde Hera klar, dass sie ein Problem hatte. Leider eines mit dem sie nicht hausieren gehen konnte. Doch tief in ihr drin wuchs diese Idee und stellte alles in Frage, was bisher für die Hohepriesterin Gültigkeit besaß. Mit diesem Zwiespalt wurde sie alleine nicht mehr fertig und auch das regelmäßige Masturbieren half nicht. Darum beschloss sie das neue Projekt zu stoppen und diesen unerträglichen Zustand nicht eintreten zu lassen. Nun meldete sich Tanruk bei ihr und erzählte von ZEUS Einladung. Alleine der Gedanke diesen perfekten Krieger zu sehen versetzte Hera sofort in einen erotischen Rausch mit allen Folgen. Benebelt von wollüstigen Gedanken sagte sie zu und plante einen längeren Aufenthalt in der Nähe des neuen Veredlers. Sollten die Sterne entscheiden was passiert. Nur Gaia und Typhone sahen das alles mit etwas mehr Abstand. Beide waren voll und ganz ausgefüllt, sowohl mental als auch vaginal und so waren sie wirklich nur an den wissenschaftlichen Fortschritten und militärischen Möglichkeiten interessiert. Eine spätere Besamung durch einen Auserwählten stand für sie sowie schon fest, aber bis dahin war noch Zeit und entsprechend konnten sie es viel ruhiger angehen lassen. So begab es sich also, dass alle in die Fähre stiegen, die Zeus ihnen schickte, um zu erfahren was hinter dessen großer Ankündigung steckte. Der Flug mit einem Atmosphärengleiter verlief ruhig und nach einigen Stunden erreichten sie das kleine Eiland in den Weiten des Ozeans. Die Insel selbst sah die Kanzlerin und alle anderen ebenso, erst undeutlich durch einen Wolkenschleier, der aber rasch verschwand. Während des Landeanflugs konnten man also kurz sehen wie der Ort von oben aussah. Tanruk erkannte einen langen Sandstrand mit vorgelagertem Atoll, Urwald, einen inaktiven Vulkan mit steilen Abhängen und andere Charakteristika der Gegend. Je mehr man sich näherte, umso mehr konnte er auch erkennen. Es gab zwei Bäche, die vom Hang des Vulkans zum flachen Teil der Insel flossen. Sie vereinigten sich in einem See und an dessen Ufer lagen vermutlich Gebäude. Dort befand sich demnach die eigentliche Station. Selbst für damalige Verhältnisse war dieses Kleinod der Natur eine Augenweide für den Betrachter. Zeus hatte sich alle Mühe gegeben seinen Kindern einen schönen Garten zu erschaffen und der Vielfalt des Lebens hier eine Heimat, ein lebendes Denkmal zu setzen. Auch die anderen waren überrascht wie viel Mühe sich der Zentralrechner gegeben hatte. Für sie war ZEUS eine Maschine im Orbit und kein Gärtner, der solche Pracht hervorzubringen vermag. Tanruk sah zu Hera, die sich ebenfalls am Anblick erfreute, und meinte, mit hörbarem Spott in der Stimme:„ Also wenn so eure düsteren Visionen aussehen, dann will ich gar nicht wissen, wie erst eure hellen daherkommen!“
[email protected] 25
Autor Stephan Schneider Hera sagte nichts dazu, sondern blickte einfach in eine andere Richtung. Sie war selbst ganz fasziniert von diesen wunderschönen Impressionen. Dann sprach Gaia sie an und sagte:„ Es geht mich ja nichts an, aber sie, Tanruk und sie, Hera, haben doch von diesem Platz hier gewusst. Warum sonst wohl haben sie genügend Gepäck dabei, um längere Zeit hier zu bleiben. Also das finde ich so nicht in Ordnung!“: am Schluss immer vorwurfsvoller klingend. Dieses üppige Angebot an Leben stand in so reizvollem Gegensatz zur metallisch, marmorierten Biosphäre im Hauptquartier. Gaia ärgerte sich darüber, dass sie als Kanzlerin natürlich nicht sehr lange hier entspannen konnte. Aber alle anderen wiegelten ab und zuckten mit den Achseln, so ist das eben im Leben, man kann nicht alles haben. Tanruk und Hera sahen sich kurz an und lächelten sich zu, sie hatten da schon etwas mehr Zeit und waren genaugenommen auch im eigentlichen Auftrag ihres Amtes hier und nicht um in der Lagune nach Muscheln zu tauschen. Schließlich setzte der Gleiter auf dem Landeplatz auf und der Flug war beendet. Alle öffneten ihren Sicherheitsgurt, standen auf und gingen ins Freie. Dort wartete ein bekanntes Gesicht aus der Raumstation auf Gaia. Der Chefingenieur Lamuk begrüßte die Gäste sehr freundlich und wies auf das vorbereitete Quartier hin. Er war sogar etwas braun geworden und hatte sich einen Kurzhaarschnitt verpassen lassen. Die Hitze machte auch schon dem Admiral zu schaffen und er fuhr sich mit einem Tuch über die verschwitzte Kopfhaut. „Der Segen der Sterne sei mit euch. Wir haben alles für sie vorbereitet und hoffen, dass es nach ihrem Geschmack ist. Wenn sie irgendetwas zu bemängeln haben, so sagen sie es uns einfach und wir werden es abstellen!“: sprach er schon etwas zu freundlich. Typhone konnte er damit natürlich nicht einwickeln, sie antwortete ihm als erstes an und zwar ziemlich forsch:„ Wir sind nicht hier um uns zu amüsieren. Bringen sie uns sofort zu den Labors und den neuen Kriegern.. Uns wurde vom Zentralrechner umfangreiche Einsicht in ihre Arbeiten hier zugesagt. Nur das interessiert mich, wenn ich mich an etwas störe, werden sie es sicherlich als erster erfahren!“ Lamuk sah etwas eingeschnappt aus, er hatte es ja nur gut gemeint. Ohne darauf einzugehen sagte er dann nur noch:„ Ich werde sie trotzdem zuerst zu ihren Quartieren bringen, damit sie ihr Gepäck verstauen können. Danach werden sie alles sehen was sie interessiert“. Ohne weitere Worte zu verlieren marschierten dann alle weiter. Hinter Lamuk standen etwa ein halbes Dutzend Diener, die das Gepäck aufnahmen. Nach und nach setzte sich diese Karawane in Bewegung und folgte Lamuk ins große Gebäude. Dieses Bauwerk sah man von oben nur sehr schlecht. Es war in den Fels eingelassen und mittlerweile stark überwuchert. So stand es recht gut getarnt in der Gegend und war für jeden Gegner nur schwer auszumachen. Im Eingangsbereich standen Wachen Spalier und gingen in Hab Acht, als die Prominenz entraff. Die Besucher waren etwas erstaunt, als sie sahen wie es hier zuging. Scheinbar hatte es ZEUS geschafft sich jede Menge Personal zu besorgen. An den Abzeichen war klar zu erkennen, dass Admiral Prax hier in die Bresche gesprungen war. Tanruk wies darauf hin und meinte:„ Prax ist ein ausgeschlafener Fuchs. Der weiß wie man sich Einfluss und Informationen verschafft. Lamuk,.. wer hat veranlasst dass die Streitkräfte hierher verpflichtet wurden?“ „Das weiß ich nicht Admiral und es ist auch nicht mein Problem. Es sind nur wenige Krieger hier. Ich denke in Anbetracht der Wichtigkeit unserer Arbeit, ist etwas Sicherheit durchaus angebracht“. „Wer ist der Gruppenführer dieser Einheit?“ „Es ist ein alter Offizier der Heroslegionen. Der Admiral persönlich hat ihn hierher beordert. Sein Name ist Ruthus und er bildet aus“. „Was bildet er denn aus?“: fragte Tanruk den Cheftechniker hintergründig. „Das was er am besten kann. Nahkampf und Waffentechnik für Heroen. Was sonst? Bitte warten sie bis wir im Konferenzsaal sind. Dort wird man Ihnen alles erklären“. Solange musste sich Tanruk also noch gedulden. Angenehm war das weder ihm noch die anderen. Hera war seltsam ruhig, obwohl sie schon innerlich brodelte. Je näher sie dem Ziel ihrer Reise kam, umso heftiger wurden ihre Gefühlswallungen. Sie konnte es kaum noch erwarten den Auserwählten zu treffen, den Mann ihrer Träume. Die Kanzlerin und die Senatorin ließen es über sich ergehen und wollten Lamuk nicht noch weiter löchern, oder zur Rede stellen. Seine Erklärungen waren ja bisher glaubwürdig und befriedigend. Nach etwa 30 Minuten waren alle versammelt und saßen an der großen Tafel des Konferenzsaals. Neben Lamuk saßen der bereits erwähnte Ruthus, ein stattlicher Kerl mit breiten Schultern und einem Blick, wie ihn nur erfahrene und abgebrühte Veteranen besitzen. Sein Gesicht war gezeichnet von den Spuren des Krieges und eine Augenklappe ließ erkennen welchen Preis manch einer für den Ruhm bezahlen musste. Als Lohn dafür war er aber auch prächtig dekoriert worden. Er hatte seine weiße Galauniform angezogen und neben seinen zahlreichen Tätowierungen auch alle anderen Auszeichnungen angelegt. Von denen das „Löwenherz“ in Gold und Platin am Band, die herausragenste war. Es hing um seinen Hals und symbolisierte beispielhafte Tapferkeit und erfolgreiche Kämpfe, gegen die Feinde des Reichs. Es war ein doppeltes Dreieck aus Gold mit einer kreisrundem Erhebung aus Platin. Dazu drei Diamanten welche die Gradierung der Auszeichnung darstellten.
[email protected] 26
Autor Stephan Schneider Es war die höchstmögliche Ehrung für einen Heroen und selbst Tanruk war beeindruck, hatte er selbst nur die Version in Silber und Titan verliehen bekommen. ZEUS hatte sich wirklich einen brauchbaren Mann für diese Arbeit besorgt. Neben dieser imposanten Erscheinung saßen noch einige Wissenschaftler/innen und weitere Ausbilder. Darunter ein alter Bekannter von Tanruk. „Admiral Genter, ich wusste gar nicht dass sie noch aktiv sind. Ich dachte...“ „Ich hätte mich zur Ruhe gesetzt nachdem man mich ausgemustert hat. Falsch gedacht, ich bin noch lange nicht beim alten Eisen! Ich wusste dass wir beide uns wieder begegnen werden. Was macht die Arbeit im Rat? Ist das nicht etwas langweilig?“ Tanruk gab ihm die Hand und dann setzte dieser sich neben seinen alten Kameraden. „Es ist nicht mehr so aufregend wie der Kampf gegen Wotan und seine Ungeheuer. Wie sind sie eigentlich an diesen entlegenen Ort gekommen. Hat Ihnen das Leben im Ruhestand nicht zugesagt?“ „Nein, nach dem Tod meiner Frau war mir das alles nichts mehr wert. Ich danke den Sternen das ZEUS mich auserwählt hat um den strategischen Unterricht zu leiten!“ „Das mit Ihrer Frau tut mir sehr leid!“: sagte Tanruk mit bewegter Stimme und blickte Genter mitfühlend an. Tanruk hatte das gleiche Schicksal erlitten und wusste wie das war. Nach ein paar Augenblicken begann schließlich die Besprechung. Lamuk stellte kurz jeden vor, eine ausführliche Aufzählung der Reputation lies er weg, sondern belies es bei er Vorstellung des Namens und der Funktion innerhalb des Projekts. Dann schließlich kam er zum eigentlichen Gesprächsthema. Eine Leinwand fuhr hoch und das Licht wurde gedämpfter. ZEUS erschien auf der Leinwand und begrüßte ebenfalls alle Anwesenden. Dann folgten Bilder und Filme von den Schlachten der vergangenen Jahrhunderte. ZEUS verglich die atlantanischen Heroen mit den Monstern der Titanianer und kam dann endlich zum Thema: „Nun darf ich ihnen als Vertreterin des Rates der Zwölf, des Astratiskultes und der militärischen Planung das Ergebnis meiner Analyse und die neuen Prototypen vorstellen. Unser Problem besteht grundsätzlich in der unzureichenden Spezialisierung unserer Truppen. Wir verwenden ein einziges, unbestrittenermaßen sehr gutes, Grundmuster für alle Einsatzbereiche. Unsere Gegner hingegen erschaffen von sich unzählige Modifikationen, um im jeweiligen Bereich ein perfektes Ergebnis zu erreichen. Natürlich ist deren genetische Grundbasis nicht zu hochwertig wie unsere, von der subjektiven Ästhetik ganz abgesehen. Aber der Grundgedanke der Spezialisierung ist richtig. Daher wurden fünf neue Prototypen kreiert und in die erste Testphase gebracht. Ich darf sie darüber in Kenntnis setzen, dass der Test ein Erfolg war!“ Tanruk und die anderen Besucher sahen sich an und erkannten Überraschung in ihren Gesichtern. Außer bei Gaia, denn sie wusste ja schon was ZEUS vorhatte. Sie überraschte nur das enorme Tempo mit dem der Zentralrechner voranschritt. „Das erste Modell heißt Michael“: sprach ZEUS und es öffnete sich eine Tür. Ein junger Mann trat in den Raum. Er war nicht so muskulös wie die Herkuleseinheiten und auch nicht so extrem groß. Was ihn ausmachte war eine fast greifbare mentale Stärke. Michael strahlte eine enorme Selbstsicherheit und Geisteskraft aus. Sein dichtes Haar ging ihm bis zu den Schultern und war dunkler als das der Atlantaner. Hera war etwas enttäuscht von diesem Typ. Statt in Flammen zu stehen, hatte ZEUS ihr gerade einen Eimer lauwarmen Wasser übergekippt. Dieser Mann da passte nicht zu dem in ihren Träumen. „Michael ist der ideale Stratege für größte Maßstäbe. Admiral Genter hat ihn unterrichtet und kann ihnen einiges dazu erzählen, Admiral! bitte dazu ein paar Worte von ihnen!“ Der Angesprochen begann seinen Vortrag mit unüberhörbaren Worten und voller Stolz in der Stimme. Man hätte meinen können, dass Michael sein Sohn wäre, so wie er von ihm schwärmte. „Sie werden sich bestimmt wundern warum Michael schon so groß und gut gewachsen ist. Nun wie sie sich sicherlich denken können ist er kein Mensch, der mutierte, oder auf natürlichem Wege empfangen wurde. Er und alle anderen Prototypen sind völlig künstlich geschaffen. Das mindert ihren Wert für uns aber in keiner Weise. Von Anfang an haben wir Michael darauf gedrillt ein perfekter Stratege mit unglaublicher Weitsicht zu sein. Sein Training wurde daher nur auf diesen Bereich ausgelegt. Es fing an mit einfachen Brettspielen und mittlerweile sind wir bei Unterrichtseinheiten für Admiräle der III. Stufe. Dafür braucht man normalerweise mindestens 30 Jahre Dienstzeit. Ich brauche ja nicht extra erwähnen, dass er sämtliche Test bravourös gemeistert hat. Er wird unsere Truppen in die Schlacht führen und mit Wotans Monstern aufräumen wie kein zweiter vor ihm“: sagte er laut und voller Überzeugung in die Runde. Diese sahen sich an und blickten etwas irritiert, von so vielen Erfolgsmeldungen, drein. Typhone, kritisch wie immer, hielt denn auch direkt dagegen:„ Was sie da sagen klingt wirklich sehr beeindruckend Admiral Genter, aber ich möchte das Modell gerne selber testen. Sagen wir eine Runde Atla ( ein uraltes Brettspiel – Go in 3D )“. Genter scheute keinen Augenblick und ließ sofort ein Spielbrett aufbauen. Michael trat heran, begrüßte die Kanzlerin, Tanruk, Hera und natürlich seine Gegnerin, die Senatorin. „Der Segen der Sterne sei mit Ihnen Senatorin. Ich freue mich darauf mit Ihnen eine Partie Atla zu spielen.
[email protected] 27
Autor Stephan Schneider Es hat mir immer viel Freude bereitet mit Lamuk und dem Admiral zu spielen, aber es langweilt mich immer zu gewinnen. Ich hoffe sie leisten mehr Widerstand, damit ich etwas dabei lerne. Wollen Sie anfangen?“ Typhone lachte kurz und schüttele den Kopf, dieses Selbstbewusstsein imponierte ihr. Für so einen jungen Mann war Michael jedenfalls sehr von sich überzeugt. Sie nahm das Angebot an und eröffnete die Partie. Alle anderen umringten die beiden Kontrahenten und sahen gespannt dabei zu, wie die Spielsteine aufgebaut wurden. Typhone war eine erfahrene Spielerin mit vielen Jahrzehnten Spielerfahrung. Sie hatte in ihrer Jugend sogar professionell gespielt und Turniere gewonnen. Michael hatte nur das Wissen das ZEUS und dessen Diener ihm vermitteln konnten. Aber dafür verstand er es durch ungewöhnliche Spielzüge seine Gegnerin aus dem Konzept zu bringen. Nach 20 Runden hatte er einen Vorteil herausgearbeitet und Tanruk sah fasziniert dabei zu, wie sich das Blatt zugunsten des jungen Kriegers wendete. Genter nickte zufrieden und strich Michael übers Haar. Er wusste bereits, dass er ihn nicht Lügen strafen würde. Typhone aber wollte nicht aufgeben und spielte nun „alles oder nichts“. Nach weiteren 10 Runden aber war sie mit ihrem Latein schon am Ende und fingerte nervös an den Spielsteinen herum, die ihr Gegenüber schon geschlagen hatte. Sie war massiv in Zugzwang und hatte kaum noch sinnvolle Möglichkeiten. Obwohl sie Michael substanzielle noch einigermaßen ebenbürtig war, so standen seine Figuren einfach besser auf dem Feld und konnten damit mehr erreichen. Aber er griff sie nicht wirklich an, sondern lähmte einfach nur ihren Vormarsch und generell sämtliche Aktivitäten. Nach weiteren drei Runden gab Typhone auf und gratulierte Michael zu seinem Sieg. „Du bist ein Meister deines Fachs. Sag mir, warum hast du am Ende nicht einfach deinen Vorteil ausgespielt? Du hättest doch bloß ein paar von meinen Figuren schlagen brauchen und dann wärst du noch klarer in Führung gegangen! Die Titanianer spielen mit härtern Bandagen als ich, wärst du in der Schlacht auch so nachsichtig?“ „Senatorin, verzeiht, aber Ihr seit im Unrecht. Ich wurde erschaffen um zu siegen, nicht um zu vernichten. Ihr habt kapituliert und mir damit erspart unnötiges Blut zu vergießen. Seit gewiss, dass ich nicht um des Ruhmes willen töte, sondern kämpfe um das Leben zu erhalten. Perfekt wäre es zu siegen, ohne auch nur einen Mann ums Leben zu bringen“: war Michaels Antwort. Alle Anwesenden waren verblüfft von soviel Edelmut und Größe. „Wahrlich Michael du bist der Mann der unsere Heerscharen anführen soll. ZEUS hat an dir fürwahr sein Meisterstück abgelegt!“: lobte Typhone den Strategen und zu Genter meinte sie:„ Auch euch gebührt Lob und Anerkennung für diese großartige Arbeit. Ihr habt uns einen ganz außergewöhnlichen Anführer geschaffen, der sicherlich dazu beitragen wird, den Sieg unserer Waffen zu erringen. Ich habe keine weiteren Prüfungen vorgesehen und werde euch gerne unterstützen“. Auch die anderen stimmten dem zu. Weder Tanruk noch Hera konnten sich dem Zauber dieses Jungen entziehen. Für Tanruk war Michael ein idealer Flottenstratege und die bessere Alternative zu Leonides oder Prax. Hera war ebenfalls überzeugt davon, dass Michael der richtige Mann für diese Aufgabe war. Nur für sie selbst war er nicht der richtige, aber jetzt würden ja auch noch andere Krieger kommen, die ihrem Traummann entsprechen konnten. Doch ihre Hoffnungen wurden enttäuscht. Nach Michael folgten Rafael und Gabriel; beide waren ähnlich ausgelegt, aber nicht so gelungen wie er. „Natürlich sind Gabriel und Rafael voll funktionsfähig und absolut geeignet um ein großes Kommando zu erhalten. Die Unterschiede zu Michaels Qualitäten sind unwesentlich und nicht entscheidend. Wir denken, dass alle drei gemeinsam hervorragende Arbeit leisten werden. Insbesondere in Bezug auf eine reibungslose Zusammenarbeit. Das liegt daran, dass sie fast immer zum gleichen Ergebnis kommen, wenn eine Aufgabe gestellt wird und so daher getrennt operieren können. Also ohne Funkkontakt oder sonstige Kommunikationsmittel verbunden bleiben, weil die gleichen Informationen bei allen drei zum gleichen Schluss führen! ZEUS hat sie perfekt synchronisiert“: schwärmte Lamuk der Versammlung vor. „Wie sieht es denn mit mentalen Fähigkeiten aus. Sind sie auch in der Lage die Macht der Sterne zu fühlen. Wissen sie um das Geheimnis des Astratiskultes?“ „Nein Priesterin!“: sagte diesmal ZEUS, der sich bisher recht bedeckt im Hintergrund gehalten hatte. „Wir wollten keine Religion in die höchsten Ebenen der Heroslegionen bringen. Es sollte keinem Wesen vergönnt sein in beiden Welten zu herrschen. In der realen und stofflichen Welt sollen meine Geschöpfe agieren und sich entfalten. In der esoterischen und geistlichen Welt überlassen wir es den Priesterinnen den Lauf der Dinge zu lenken!“ Hera nickte und sagte nichts mehr. Sie dachte nach und alles lief wieder auf ihre Visionen und Träume hinaus. Wenn sie sich von so einem perfekten Wesen würde schwängern lassen, dann wäre eine neue Art das Ergebnis. Dieser Gedanke beflügelte sie immer wieder aufs neue und je mehr sie darüber nachdachte, desto angenehmer wurde für sie diese Vorstellung. Tanruk grübelte derweil über die weitreichenden Folgen dieses enormen Fortschritts.
[email protected] 28
Autor Stephan Schneider Selbst der Dümmste musste sich ja fragen wie man diese drei so jungen Krieger in die bestehende Militärhierarchie einbauen könnte. Leonides, Olmekis, Prax und nicht zuletzt der gesamte Kriegsrat müssten einen Grossteil ihrer Kompetenz an diese drei Prototypen abgeben. Das umzusetzen würde fürwahr ein viel größer Kunststück werden, als deren eigentliche Erschaffung. Gaia sah das nicht ganz so düster, sie war eigentlich sehr froh über dieses Geschenk des Himmels. Das würde sie und die anderem im Rat deutlich entlasten und im Grunde genommen wurden nur die Verhältnisse geklärt. Michael und die beiden anderen waren den Herkulesheroen durchaus überlegen, aber nicht machtbesessen oder hinterhältig. Die Kanzlerin hatte ebenso wie Typhone keine Bedenken was das angeht. Lamuk setzte dann seinen Vortrag fort und stellte den nächsten Prototypen vor: „Liebe Anwesende ich komme nun zum nächsten Exemplar!“ „Himmel wie viele denn noch?“: stöhnte Tanruk ironisch. „Noch diesen und dann noch einen. Aber es wird nicht lange dauern“: gab er ihm zur Antwort. Dann trat ein junger Mann dazu, der von Lamuk als Uriel vorgestellt wurde. Uriel war Lamuks Ressort und wurde von ihm unterrichtet. In Zukunft sollte Uriel als Techniker auf den Trägern der Flotte seinen Dienst tun. Dies war eine notwendige, aber unbeliebte Arbeit. Nicht das es zu dreckig oder mühsam war, dass nicht. Aber man konnte keinen Ruhm ernten, nichts an die Heldenbrust stecken. Das war von Anfang an das Problem mit Uriel. Fachlich war er eine echte Kapazität, doch das mochte ihn nicht ausfüllen. Uriel schielte ständig nach den anderen Prototypen und sah sich in der Rolle des „nützlichen Idioten“, der für die anderen die Wartung übernehmen sollte. Das brachte er auch mehrmals vor und hoffte darauf, dass ZEUS ihn auch zu einem Krieger erziehen lassen würde. Doch weit gefehlt, statt der erhofften Umstellung des Lernprogramms wurde er von den vier anderen isoliert. ZEUS wollte unter allen Umständen einen Techniker, der so wie Lamuk dafür sorgen sollte, dass alles funktionierte. Lamuk versuchte sein bestes um Uriel die Wichtigkeit seiner Arbeit zu vermitteln, doch gelang es ihm nicht wirklich. Uriel hatte sich einfach in sein Schicksal gefügt und machte seine Arbeit ohne zu Murren. Diese kleinen Feinheiten verschwiegen sowohl ZEUS, als auch Lamuk vor den Repräsentanten des Rates. Man wollte schließlich nicht unnötig die Pferde scheu machen und keinen Grund liefern um das Projekt zu stoppen. Hera spürte das Uriel nicht so selbstbewusst war wie die anderen drei. Aber das spielte auch für sie keine Rolle. Schließlich hoffte sie nur noch auf den 5 Mann, was kümmerte sie da das Seelenleben eines Technikers. So stellte sich Uriel denn einfach zu den anderen und schwieg vor sich hin. Ihm war diese Präsentation vor aller Augen etwas peinlich. Das geringe Interesse an seiner Person wurmte ihn aber ungeheuer. Sein Selbstbild bewahrheitete sich voll und ganz. Wegen Michael war wie üblich das größte Aufhebens gemacht worden und ihn hatte man schnell durchgeschleift. Jetzt fehlte nur noch Arius, der fünfte und letzte Prototyp. Diesen sollte nun Ruthus vorstellen. Immerhin hatte er ihn ja ausgebildet. Ganz wohl war ihm dabei nicht. Hatte Lamuk es immerhin geschafft aus Uriel einen brauchbaren Gefolgsmann zu machen, so war Arius eine unberechenbare Kampfmaschine. Aus diesem Grund wurde er auch nicht persönlich vorgestellt, sondern nur ein Film abgespielt. „Ich möchte mich erst kurz selbst vorstellen“: sagte Ruthus und holte kurz aus, um den Anwesenden seine Reputation zu erklären. „Ich war bis vor kurzem Ausbilder in der orbitalen Trainingsbasis 5. Meine Aufgabe bestand darin, auserwählten Heroslegionen die nötigen Kenntnisse in Nahkampf, Waffengebrauch und Überlebenstechniken zu vermitteln. Dies war Teil eines speziellen Lehrprogramms für die Kommandoelite, Haupeinsatzbereich Sabotage und verdeckte Operationen mit hohem Risiko... Im Prinzip hat sich daran auch hier nichts geändert. Der einzige Unterschied ist allerdings, dass ich jetzt nur einen Schüler habe. Er nennt sich Arius und ist mein bisher bester Lehrling. Leider sind seine kämpferischen Talente so überragend, dass ich ihn hier nicht persönlich vorstellen kann. Ein kurzer Film wird genügen müssen!“ Gaia runzelte die Stirn und auch der Admiral war überrascht. Einen solchen Krieger hielten beide für unkontrollierbar und damit nutzlos. Hera lauschte Ruthus Worten gespannt und fühlte wie seine Erläuterungen ihren Schoß pochen ließen. Einen wilden und ungezügelten Hengst brauchte sie ja schließlich. Den folgenden Film sah sie noch aufmerksamer als alle anderen und ihre Erregung fiel auch dem Admiral auf. Er fühlte das sich Hera ungeheuer in etwas hineinsteigerte. Nur den genauen Grund dafür konnte er nicht ermitteln. Der Film selbst zeigte den Zuschauern zu was eine humanuide Kreatur fähig sein kann, wenn sie ungebremst und ausschließlich dem Kampf verschrieben ist. Ruthus hatte ganze Arbeit geleistet. Die ersten Szenen zeigten den jungen Krieger im waffenlosen Zweikampf mit mehreren Gegnern. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte er sie alle mit Fußtritten und Faustschlägen niedergestreckt. Seine Bewegungen, oder besser gesagt Attacken, waren sehr schnell, direkt und präzise. Kein Schlag oder Tritt der sein Ziel verfehlte oder unberührt ließ. Selbst die erfahrensten Kämpfer waren nicht in der Lage sich der orkanartigen Schlagfolgen zu erwehren. Arius war viel zu schnell und stark für sie und deklassierte alle. Der Film war jedoch so geschnitten, dass niemand sehen konnte was sein größter Nachteil war.
[email protected] 29
Autor Stephan Schneider Er konnte nicht aufhören zu kämpfen, geriet in einen Kampfrausch und hätte sicherlich alle seine Kontrahenten umgebracht, wenn man keinen Narkosepfeil auf ihn abgefeuert hätte. ZEUS war weitsichtig genug um diesen Sachverhalt zu verschweigen. Stattdessen zeigte der Film die nächste Passage der Ausbildung. Das Schießtraining unter verschiedenen Bedingungen. Im Liegen, Stehen und auf verschiedenen Schießbahnen. Auch hier zeigte sich die ungeheure Überlegenheit von Arius Fähigkeiten. Anhand eines Diagramms veranschaulichte Ruthus die Steigerung seines Schülers auf der Schießbahn. Vom 72% am Anfang bis zu 99,3% am Schluss. Überflüssig zu erwähnen, dass er jedes Ziel in Rekordzeit bekämpft und ausgeschaltet hatte. Diesmal brauchte man ihn auch nicht zu betäuben, als sein Magazin leer war. Die sprichwörtliche Berserkerwut schien ihn beim Gebrauch von Schusswaffen nicht zu befallen und ZEUS schöpfte Hoffnung Arius einsatztauglich zu bekommen. Als letztes wurden Arius Fähigkeiten im Ungang mit komplexen Kampfhandlungen gezeigt. Es fing an mit dem Bau von simplen Schlagfallen, Sprengfallen bis hin zu theoretischen Berechnungen bei Sprengungen für große Sabotageaktionen. Alle diese Aufgaben löste Arius in Rekordzeit und überzeugte damit jeden von seiner Nützlichkeit. Am Ende des Films meldete sich Ruthus wieder zu Wort und ergänzte das Gesehene gestenreich. Er schritt dabei durch den Raum und blickte den Gästen abwechselnd in die Augen. Sein Löwenherz funkelte und seine Hände malten ausrucksvoll Gesten in die Luft. „Das wir Ihnen Arius nicht vorstellen mag für sie befremden sein, aber es ist wirklich nur zu ihrer eigenen Sicherheit. Er kann selbst minimale Ansätze von feindseliger Gesinnung spüren und wird dadurch provoziert denjenigen anzugreifen. An diesem allzu sensiblen Auslösevorgang arbeiten wir gerade und sind zuversichtlich auch dieses Modell noch weiter zu perfektionieren. Danach kann Arius natürlich noch die obligatorische Ausbildung als Kampfpilot absolvieren. Wir gehen alle davon aus, dass er auch diese bravourös meistern wird. Seine bisherigen Ergebnisse im Simulator sind jedenfalls sehr vielversprechend!“ „Das klingt ja alles sehr schön, aber was machen sie mit ihm wenn er nicht zu kontrollieren ist. Wir können keinen Killer in unseren Reihen dulden, der beim geringsten Anflug von Widerstand unsere eigenen Leute abknallt!“: warf der Admiral ein und Typhone nickte zustimmend. ZEUS antwortete darauf:„ Wir werden dieses Problem in den Griff bekommen und falls nicht, wird ein sechster Prototyp generiert. Arius ist ja auch nur ein Versuch und kein entgültiges Ergebnis!“ Die Kanzlerin nickte und erkannte den Sinn dieser Worte. Einen fehlerhaften Prototypen würde ZEUS nicht ausliefern und solange arbeiten bis ein brauchbares Ergebnis vorliegt. Hera war immer noch erregt und hatte die Situation nicht wirklich begriffen. Für sie war Arius der Auserwählte mit dem sie kopulieren wollte – musste. Wenn kümmerten da seine Defizite in einem Raumgefecht. Im Bett würde er sich schon als tauglich erweisen, ging es ihr durch den Kopf. Jetzt galt es nur noch den direkten Kontakt herzustellen, am besten noch einen permanenten Kontakt zu ermöglichen. „Vielleicht kann ich dabei helfen. Ich meine, den neuen Prototypen zu vervollkommnen und seine Aggressivität zu reduzieren“: bot sie sich schließlich listig an. „Eine sehr gute Idee“: fand Typhone und klatschte sogar kurz um Zustimmung zu bekommen. Auch Gaia und der Admiral fanden die Idee eigentlich nicht schlecht. Schließlich war die Hohepriesterin ein Symbol für Ruhe und Ausgeglichenheit. Nur ZEUS und Ruthus wollten diesen Kontakt verhindern und damit die direkte Einflussnahme der Astratis-Priesterinnen auf ihre Arbeit. „Also ich denke es wäre keine so gute Idee. Der völlig andere Wesensaspekt und die unterschiedlichen Paradigma würden am Ende alle 5 Prototypen verwirren und mehr Schaden als Nutzen bringen. Ich gebe zu bedenken das 4 von 5 Versuchsobjekten perfekt arbeiten. Wegen eines einzigen kleinen Abweichens jetzt einen so konträren Einfluss einzubringen, kann die Arbeit völlig entwerten“: versuchte ZEUS Hera abzublocken. Der Zentralrechner konnte weder ihre wahren Absichten fühlen, noch ahnte er was sich in ihrem Kopf anspielte. Die Wirkung von Hormonen kannte ZEUS zwar, jedoch nicht im Zusammenhang mit Hera. Auch die anderen Anwesenden bemerkten nicht wirklich was Heras Beweggründe waren. Der Admiral bot sich schließlich ebenfalls an um den Abschluss der Ausbildung mitzugestalten und so gab ZEUS schließlich nach. Für ihn war der Admiral ein „Alliierter“ gegen den zersetzenden Einfluss der Hohepriesterin. So schafften es also beide sich in die Arbeiten des Zentralrechners einzubinden und Einfluss auszuüben. Für die Kanzlerin und ihre Kollegin war damit alles zufriedenstellend gelöst worden. „Ich denke der Kriegsrat wird diese Lösung als die optimalste anerkennen. Die nächste Generation von Soldaten wird unter der Leitung des Zentralrechners, der Aufsicht und aktiven Mithilfe der Hohepriesterin und des militärischen Beraters ausgebildet. Dafür findet sich bestimmt eine Mehrheit und alle sind glücklich“: schloss Gaia diesen offiziellen Teil ihres Besuches. ZEUS sah ein, dass es ungeschickt gewesen wäre jetzt noch weiter zu protestieren und stimmte allem zu. Er lud dann zu Tisch und leitete damit den gemütlichen Teil der Visite ein. Zu Ehren des hohen Besuch war ein festliches Abendessen kredenzt worden, welches jetzt im Speisesaal serviert wurde. Dieser lag im hinteren Teil des Gebäudekomplexes und war der Übergang zum Garten.
[email protected] 30
Autor Stephan Schneider Es war schon spät und die Abendsonne war im Begriff als roter Glutball im Ozean zu versinken. Die Diener hatten Fackeln und Lampen angezündet und so speiste die Gesellschaft im Schein der zahlreichen Lichtquellen. Eine feste Tischordnung gab es nicht und so setzten sich alle ihrem Gefühl nach, neben einen angenehmen Nachbarn. Die Gruppierungen war also fachspezifisch. Nicht ohne Grund saßen die Krieger gegenüber von Hera und ihren Priesterinnen. Die Kanzlerin sah sich Lamuk gegenüber und war auch froh sich nicht mit ihm unterhalten zu müssen. Natürlich wurde von Hera persönlich ein feierliches Tischgebet gesprochen. „Im Angesicht der Sterne sind wir hier versammelt um uns mit dem zu laben was durch die Kraft und Güte unserer Wohltäter gewachsen ist. Gesegnet seien diese Speisen und gesegnet seien die welche uns vergönnt haben sie zu genießen. Der Segen der Sterne sei mit uns allen“. Alle sprachen den letzten Satz nach und man begann sich zu bedienen. Die Stimmung war jetzt gelöst und entspannt. Vordergründig hatten ja alle erreicht was sie wollten und niemand war brüskiert oder kritisiert worden. Selbst ZEUS kam nicht umhin diesen Tag als erfolgreich zu bezeichnen. Das Hera sich mit Nr.5 beschäftigen wollte, konnte ja auch etwas positives bewirken. Immerhin wurde seine Arbeit dadurch aufgewertet und vor dem Kriegsrat und den Regenten legitimiert. Jedenfalls wenn es gelingen würde auch dieses Muster einsatzfähig zumachen. Auch das Tischgespräch drehte sich hauptsächlich um die Einsatzfähigkeit von neuen Heroen. Ruthus geriet, typisch Berufssoldat, ins Schwärmen bei den vielen Möglichkeiten die man dann hätte. Er prophezeite sogar schon die Dreiteilung des 5. Prototypen in noch weiter spezialisierte Untereinheiten. Einen abgespeckten, kleineren Piloten für die Gefechte im Weltraum, eine Version für den großangelegten Kampf auf dem „Boden“ und eine Art Einzelkämpfer mit Selbstmordauftrag. Eine lebende Bombe, die nur einmal eingesetzt werden könnte. Diese Gedankenspiele fanden bei Admiral Tanruk natürlich wenig Gefallen. So etwas war einfach unehrenhaft, um nicht zu sagen eine typische Methode des Gegners. Über die Vorzüge der anwesenden vier Prototypen wurde wenig gesprochen. Obwohl Michael den eigentlichen Durchbruch in der militärischen Entwicklung darstellte und als Unikat gehandelt wurde, so wurde um Arius schon jetzt mehr Aufhebens gemacht. Michael selbst störte das wenig bis gar nicht. Auch Raphael und Gabriel hielten sich auffallend zurück und kommentierten weder Ruthus noch Tanruks Aussagen. Das Tischgespräch war auch so interessant genug. Wozu da noch über die eigene Überlegenheit philosophieren und die Zukunft spekulieren. Uriel war da etwas anders eingestellt. Nicht das es ihn wunderte, dass man über Nr.5 am meisten sprach, aber ärgern musste er sich trotzdem darüber. Jedenfalls ein bisschen. Für die Kanzlerin und Typhone eröffneten sich im Laufe des Abends dann immer neue Einsichten über die Möglichkeiten für zukünftige Einsatzprofile und Kriegstaktiken. Ruthus war ja auch ein Mann der Praxis und konnte alles viel plastischer erklären als Leonides oder Prax. Die waren doch in ihren Kommandoräumen Lichtjahre vom eigentlichen Krieg entfernt und ohne Phantasie. Zu diesem Schluss kam Gaia jedenfalls als sie dem Ausbilder zuhörte. „Man kann den Effekt einer kampfwertgesteigerten Herosversion gar nicht hoch genug einschätzen. Sie müssen sich das mal vor Augen führen, was das für eine Wirkung auf den Gegner hat. Wenn plötzlich ein Dutzend lebende Bomben sich auf sie stürzen, gefolgt von todesverachtenden Legionen, die in praktisch unbegrenzter Anzahl zu Verfügung stehen“. „Klingt wirklich gut, aber was machen sie mit den Soldaten wenn der Krieg einmal gewonnen ist?“: fragte Typhone messerscharf nach, „ Sie müssten dann ja eine neue Aufgabe für sie finden oder beseitigen!“ „Das ist ein Problem mit dem wir uns beschäftigen wenn es wirklich einmal soweit kommt, dass wir die Titanianer in allen Sonnensystemen besiegt haben. Bis es soweit ist könnten unter Umständen noch mehrere Jahrhunderte vergehen. Wie wir alle wissen ist uns der Gegner nie sehr lange unterlegen, sondern wächst mit den Maßnahmen mit denen wir ihn bekämpfen“. „Dann ist der Krieg aber doch nie zu gewinnen und man müsste eigentlich mit dem Gegner verhandeln, um diesem Kreislauf der Vernichtung zu entgehen!“: philosophierte Pandora, eine der Begleiterinnen von Hera. „Dazu müsste man aber erst mal in der Lage sein mit den Titanianer zu verhandeln. Wie sie vielleicht wissen ist für die der Krieg nur da, um überhaupt einen Lebenssinn zu haben. Ohne Krieg wäre deren Kultur am Ende. Deswegen wird es auch nie einen Frieden mit ihnen geben und uns zwingt es zu immer neuen Anstrengungen, um uns vor ihnen zu schützen!“: antwortete Ruthus. Tanruk nickte zustimmend und sprach gleich weiter:„ Wenn sie genau hinsehen, werden auch sie bemerken, dass auch unsere Kultur nach über 7000 Jahren Krieg so stark auf den Kampf ausgerichtet ist, dass auch wir uns sehr schwer tun würden, wenn es morgen Frieden geben würde. Der Kriegsrat würde durch einen vollständigen Rat ersetzt werden und ZEUS wäre ohne Aufgabe. Für die Priester wäre es natürlich ein enormer Vorteil. Sie könnten sich auch in den Weltraum ausbreiten und den Sternen näher kommen als jemals zuvor. Letztlich kämpfen wir also für euch liebe Pandora, Daphne und Hera“.
[email protected] 31
Autor Stephan Schneider Die angesprochenen Priesterinnen waren natürlich angetan von diesen Worten und bedankten sich mit segensreichen Gesten. In der Tat hatte der Admiral das ausgesprochen was als Antwort in der Luft hing. Um dem Äther näher zu kommen hielt man seit Jahrtausenden eine gewaltige Kriegsmaschinerie im Gang. Arius war also in doppelter Hinsicht ein elementarer Bestandteil von Heras Zukunft. Tanruks Worte hatte es ihnen nur wieder bewusst gemacht. Nun da das Gespräch den Zenit der Tiefsinnigkeit erreicht hatte, flachte es jetzt wieder ab. Nachdem alle Speisen aufgetragen und verspeist waren, trennte sich die Gesellschaft. Die Kanzlerin machte noch einen Spaziergang mit Tanruk und Typhone am Strand. Der Mond erleuchtete alles und spiegelte sich in der Lagune wieder. Das Wasser war warm und der Wind, der von der Insel aufs Meer blies, war angenehm frisch. So spazierte das Trio, leicht angeheitert vom Wein, barfuss am Strand entlang. „Also das wir hier heute Abend soviel mehr wissen als bei Sonnenaufgang ist schon irgendwie seltsam. Wer hätte gedacht, dass uns ZEUS so eine Lösung präsentiert. Nur gut dass sie hier sind Admiral und uns auf dem Laufenden halten können“: sprach die Senatorin zu Tanruk und Gaia. „Ja natürlich dazu bin ich schließlich da. Ich muss gestehen, dass mich die Aufgabe sehr reizt. Außerdem kann ich bei der Gelegenheit meine Bekanntschaft mit Hera vertiefen. Bisher war das ja nie so möglich, im Kriegsrat und im Hauptquartier meine ich. Ich bin fast so aufgeregt wie früher, muss ich gestehen. Es ist schön mal wieder was ganz anderes zu machen, es gibt mir das Gefühl wieder jung zu sein und Abenteuer bestehen zu können!“ Die Kanzlerin sah den Admiral mit leuchtenden Augen schwärmen und stimmte ihm zu. Das ZEUS soviel EigeniniTiative gezeigt hatte war erfrischend und aufregend. So schlenderten die drei noch eine Weile am Strand entlang und ließen den Abend langsam ausklingen. Hera und ihre beiden Begleiterinnen Daphne und Pandora beendeten den Tag mit dem üblichen Mondritus. Sie saßen im Meditationssitz und berührten sich dabei mit den Händen und Füßen. Gelenkig wie sie waren bildeten sie dadurch ein gleichschenkliges Dreieck in dem ihre mediale Energie gebündelt wurde und sich dabei erneuerte. Hera dankte Sonne, Mond und Sternen für die günstige Entwicklung und erbat sich den Segen für die Zukunft. Das was sie jeden Abend machte, um sich danach zur Ruhe zu legen und von Arius zu träumen. Jetzt wo sie wusste wie er aussah wurden ihre Träume konkreter und lebendiger. Dies entging auch ihren beiden Dienerinnen nicht, die sich schon seit geraumer Zeit über die merkwürdigen Energien ihrer Herrin wunderten. Da sie mit Hera regelmäßig in Kontakt traten schwappte ständig etwas von ihrer sexuellen Energie auf sie über. Dieser Effekt war bekannt und gewollt, da man dadurch die sexuellen Bedürfnisse auf die Dienerinnen verteilte und der Hohepriesterin den Kopf freihielt. Aber die Dosis wuchs von Tag zu Tag und die beiden Priesterinnen mussten jetzt ebenfalls immer häufiger masturbieren. In dieser Nach jedoch geschah etwas unvorsehbares, sie fühlten jetzt ebenfalls den Drang sich zu paaren und Nachwuchs zu zeugen. Zu stark war der Wunsch, ausgelöst durch ein Feuerwerk der Hormone. Der volle Mond und der Ritus hatten auch bei ihnen eine kulturelle Barriere aufgelöst. Der nächste Morgen sah schon früh den Gleiter aufsteigen und in Richtung Hauptquartier entschwinden. An Bord waren die Kanzlerin und die Senatorin. Tanruk war zeitig aufgestanden und hatte sie beide verabschiedet. Natürlich mit der Versicherung alles in seiner Machtstehende zu tun, um die Sache zu einem glücklichen Ende zu bringen. Hera war leider gerade unpässlich, weil das Sonnenaufgangsritual nicht verschoben werden konnte, und auch nicht ausfallen durfte. Es war ja Heras Aufgabe den neuen Tag zu empfangen und dem Zentralgestirn für seine Energie zu danken. Pandora und Daphne halfen ihr dabei und gingen danach an den Strand um zu Baden. Hier, abseits vom Tempel und den anderen Astratis-Priesterinnen, tickten die Uhren doch etwas anders und so vergnügten sich die beiden miteinander im azurblauen Wasser der Lagune. Untereinander waren ihnen Berührungen nicht versagt und es band sie enger aneinander. Derweil aßen die anderen noch ihr Frühstück auf und redeten über den Tagesablauf. Man beschloss einfach den Ausbildern über die Schulter zu schauen und Eindrücke zu sammeln. Abends würde man sich dann wieder treffen und sich austauschen. Das schien allen akzeptabel und so machte man es dann auch. Ruthus plante seinen Schützling erst mal behutsam auf den Besuch einstimmen und nichts zu überstürzen. Admiral Genter wollte mit seinen drei Schülern in die strategische Kommandozentrale gehen und dort mit Ihnen üben. Da Tanruk jetzt mit von der Partie war gingen sie beide nebeneinander und unterhielten sich, während die ungestüme Jugend ihnen vorauseilte. Nach einigen belanglosen Kommentaren zu dem guten Frühstück ging Tanruk direkt in media res und verlagerte die Unterhaltung. „Was genau üben sie eigentlich noch mit ihren drei Helden. Die scheinen mir jetzt schon ausgereift. Wäre ein Aufenthalt an Bord eines Kampfschiffes nicht allmählich angebracht!“: fragte er seinen Kollegen. „Ich brauche keine echten Träger für meine Übungen.... Alles spielt sich bei ihnen im Kopf ab und ehrlich gesagt wäre es sogar hinderlich sie jetzt schon zu trennen. Ich will noch ein paar Dingen auf den Grund gehen“. „Zu trennen?“
[email protected] 32
Autor Stephan Schneider „Ja darauf werden sie jetzt vorbereitet. Sehen sie es,... ist so... diese drei jungen Männer bilden eine geistige Einheit. Nicht so wie unsere Priesterinnen, aber bedeutend mehr als es die Herkuleseinheiten vermögen. Diese atlantanischen Fähigkeiten sind ja nur sehr schwach bei den Halbgöttern vorhanden!“ „Ich dachte das wäre nicht möglich! Wie hat Zeus es geschafft diese spezielle Eigenschaft zu isolieren und auf künstliche Art zum Leben zu erwecken“. „Das weiß ich nicht, alles sagt man mir auch nicht. Ich bin überrascht dass es überhaupt gelungen ist und staune immer wieder über die Fähigkeiten des Zentralrechners! Die lange Pause hat ihm scheinbar gut getan“. „Moment mal... Sie wollen mir erzählen, dass ZEUS es geschafft hat einen Krieger..Priester zu erschaffen. Das hat gestern aber keiner gesagt... er hat es sogar abgestritten.... Wenn Hera das erfährt wird sie bestimmt aus der Haut fahren! Wer weiß alles davon?“: sagte Tanruk. Er war stehen geblieben und hielt seinen Begleiter an, es ebenfalls zu tun. Jetzt standen sie da, alleine auf einem der Gänge des unterirdischen Bunkerkomplexes, unter der Insel. Admiral Genter rückte sich die Uniform zurecht und sah stolz an sich entlang, um seinen Blick dann auf Tanruk zu richten. „Nur sehr wenige und das soll auch so bleiben. Es ist ein strategischer Quantensprung, den man bisher nicht für möglich gehalten hat. Es muss unter allen Umständen geheim bleiben. Ich vertraue auf ihre Ehre als Admiral und Soldat. Kein Wort davon zu niemanden. Geben sie mir ihr Wort... sonst..“. „Ich verspreche es ihnen.... Zeigen sie es mir. Ich will es sehen!“ „Dann folgen Sie mir einfach“. Genter wies mit der Hand den Weg und gemeinsam schritten sie ihn ab. Die drei Strategen waren schon angekommen und hatten vor ihren Bildschirmen Platz genommen. Es war ein merkwürdiger Raum den ZEUS da entworfen hatte. An der tiefsten Stelle der Anlage. Umgeben von hartem Granit und der vulkanischen Wärme aus dem Innern des Planeten hatte er diese Abteilung angelegt. Man musste einige Treppen hinabsteigen und Panzertüren mit Sicherheitsschlössern durchqueren. Überall waren Überwachungskameras und Wachposten aufgestellt worden. ZEUS wollte kein unnötiges Risiko eingehen und überwachte alles und jeden. Der eigentliche Raum in dem die Strategen üben sollten, hatte eine dreieckige Grundfläche und lief nach oben mittig spitz zu. An den Ecken saßen Michael, Gabriel und Rafael an ihren Bedienelementen und setzten eine bereits angelaufene Übung fort. In der Mitte des Raums saßen die beiden Admiräle und sahen ihnen dabei zu. Tanruk ging Reihum und sah jedem einmal über die Schulter. Er erkannte die Sternenkarten und Diagramme, oft genug war er damit beschäftigt gewesen sie zu studieren. „Wie sie sehen arbeiten wir auch nur mit den herkömmlichen Methoden und haben uns streng an die Originalvorgaben der Flotte gehalten“: sagte Michael zu ihm, als er neben ihm stand. „Ja sehr sinnvoll an den Konsolen zu üben, die man auch später nutzen wird. Zeigen sie mir mal die momentanen Einstellungen in Bezug auf Nachschub und Abgänge!“: forderte Tanruk ihn dann auf. Schließlich wollte er ja auch mal kontrollieren ob das hier nicht nur eine riesige Show war. Ohne weiteren Kommentar öffnete Michael einen weiteren Bildschirm und stellte alles ein was gewünscht war. Zu sehen bekam der Admiral eine eindrucksvolle Bilanz. Ausgewogen und stetig besser werdend. Er übernahm kurz die Kontrolle über den Bildschirm und klickte sich durch. Die Simulation lief schon seit 120 Jahren. Das Startdatum der Simulation war kurz nach dem Fall des IV. Planeten angelegt worden und mittlerweile hatte sie ihn, simuliert, schon wieder zurückerobert, den Asteroidengürtel eingenommen und beinahe alle Monde der nächsten beiden Gasriesen. Nur noch im äußersten Bereich des Sonnensystems waren die Titanianer aktiv. Tanruk war ehrlich beeindruckt, wenn er es sich auch nicht anmerken lassen wollte. Er nickte nur zustimmend und setzte seinen Rundgang dann fort. Er beobachtete die Vorbereitungen zur nächsten großen Offensive, der Eroberung der Monde des dritten Gasriesen und des zweiten Asteroidengürtels hinter den Gasriesen. Nach einer Weile ging er zurück zu Genter und klopfte ihm auf die Schulter. Leise sprach er ihn dann an und bat um eine kurze Unterredung. Genter ging mit ihm in ein Besprechungszimmer den Gang hinunter. Auch dort gab es Monitore und einen davon schaltete Tanruk an. „Also was ich hier sehe (er zeigte auf die Diagramme und den Frontverlauf) ist ... wirklich beeindruckend und ich muss gestehen,.. ich bin etwas neidisch. Dagegen sind Prax, Leonides sowieso und auch Olmekis, die reinsten Stümper. Ich weiß wie schwierig diese Simulationen sein können und noch nie habe ich erlebt, dass mal ein Kadett, oder sonst wer, eine Invasion im äußeren Asteroidengürtel durchgeführt hat. Dafür gibt es normalerweise nicht mal Sternenkarten. Die Drei müssen sofort ein Kommando erhalten und in den aktiven Dienst gestellt werden. Worauf warten sie eigentlich noch !!?“ Genter lächelte und nickte zustimmend. Dann aber schüttelte er den Kopf und schwang sich in einen der Sessel. „Hätten sie ihr Kommando an einen so jungen Mann übergeben? Meinen sie das Prax das tun würde? ZEUS hat Recht wenn er so vorsichtig ist. Er kennt die Unzulänglichkeiten seiner Geschöpfe nur zu gut. Außerdem muss man noch abwarten wie die Entwicklung weitergeht.
[email protected] 33
Autor Stephan Schneider Es könnten noch andere Probleme auftreten, als man sie hier simulieren kann.... Warten sie mal ab... in einer Stunde werde ich persönlich eingreifen und die Übung wieder etwas interessanter machen. Ich schicke den Dreien ab und an mal einen besonders schwierigen Gegner aus dem Nichts heraus. Die sollen ja nicht einschlafen oder sich langweilen. Was ich vorhin gemeint habe, dass mit der geistigen Verbindung ist am besten. Ich habe es erst gar nicht bemerkt, wer rechnet auch mit so was“. „Erzählen sie mal davon. Das interessiert mich schon.. wie wirkt sich das denn hier in einer simulierten Schlacht aus!“ „Ganz einfach... die Simulationen beinhalten auch Ereignisse wie Sonneneruptionen oder technische Ausfälle der Kommunikation. So was halt. Also jedenfalls, mir ist aufgefallen wie gut die Koordination ihrer Aktionen immer noch war, obwohl das eigentlich nicht mehr hätte funktionieren dürfen. Ich habe das beobachtet und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Drei bilden eine Einheit wie die Priesterinnen, nur ohne Ritual und völlig unbeabsichtigt. Die können das einfach. Allerdings nur wenn sie sich gemeinsam mit einer Sache befassen, dass hab ich auch schön überprüft. Wenn ich einen nach draußen schicke, um mir etwas zu holen, oder wegen eines anderen Vorwands, dann klappt es nicht mehr. Sie müssen alle Drei zugleich an einer Sache arbeiten. Sobald einer fehlt geht es nicht mehr. Jedenfalls war es bisher immer so. Daran arbeite ich jetzt noch. Meine Taktik ist die, dass ich sie erst 2 bis 3 Stunden planen lasse und wenn sie gerade so schön in ihrem Element sind, dann greife ich ein. Wir haben also noch ( er sah auf seinen Chronometer) etwa 1 Stunde Zeit“. Tanruk hörte aufmerksam zu und konnte sich das alles sehr gut vorstellen. Er kannte dieses kribbelige Gefühl wenn man zu jemand anderen Kontakt hat. Aber wirklich beherrschen konnte er diese Fähigkeiten nicht. Jeder der in dieser Hinsicht begabt war wurde ein Priester des Astratiskultes. Meistens waren es Frauen. Etwa 97% aller Priester waren Frauen. Bei den Soldaten war das Verhältnis umgekehrt. Diese Gedanken schossen dem Admiral jetzt durch den Kopf und jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Erst jetzt realisierte er welchen Wert diese drei Geschöpfe hatten. Das ausgerechnet der absolut unreligiöse ZEUS so etwas erschaffen konnte, wollte er fast gar nicht glauben. „Also wenn das alles stimmt, dann kehrt sich damit aber einiges um. Eine neue Durchmischung wird erreicht. Hatte ZEUS es mit Herkules geschafft die atlantanischen mit den menschlichen Eigenschaften zu verknüpfen, so hat er nun die Synthese aus der nüchternen Realität des Kriegers und der verträumt, tiefsinnigen Schöngeistigkeit der Astratis-Priesterinnen geschaffen. Was sagt der Zentralrechner eigentlich zu dieser Entwicklung?“ Kaum hatte er ausgesprochen erschien ZEUS Konterfei auch schon vor ihm auf dem Bildschirm und seine Stimme erklang wie gewohnt: „Warum fragen Sie mich das nicht selbst?“ „Guten Morgen ZEUS. NA so früh schon wach und munter“: machte der Admiral einen kleinen Scherz. „Natürlich, ich bin doch immer aktiv und überwache alles. Auch euch und eure Unterhaltung. Nur in eure tiefsten Gedanken kann ich niemandem folgen. Dort, und nur dort, seit ihr von mir abgeschirmt!“ „Zumindest auf der Erde. Außerhalb hast du keinen Einfluss, aber egal. Mich interessiert viel mehr wie du diese rasante und unvorhersehbare Entwicklung beurteilst. Du hast sie ja verursacht“. „Ich muss gestehen, dass es mir nicht besonders recht ist, dass diese Information so leichtfertig an dich weitergegeben wurde. Aber so sind die organischen Lebensformen eben. Der Admiral war wohl so voller Stolz, dass er es nicht für sich behalten konnte. Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos in dieser Angelegenheit. Meine Programmierung beinhaltet nur theoretische Überlegungen zur Trinität und keinerlei praktische Erlebnisse. Meine Rechenroutinen können den Zufall nur feststellen, aber nicht berechnen. Mir fehlen einfach eure realen Eindrücke. Wie wirkt sich ES denn auf eine Lebensform aus?“ „Ich verstehe dein Dilemma ZEUS. Du hast etwas Unvorsehbares erschaffen und hattest weder einen Bauplan noch den Vorsatz es zu tun. Du hast da eine Tür aufgestoßen, die bisher fest verschlossen war. Eine imaginäre Barriere. die verhindert hat. dass hochgradig mentalbegabte Individuen zu den Heroslegionen gelangen. Diese Gesegneten haben Hera und ihre Priesterschaft dir immer vor der Nase weggeschnappt. Vielleicht sollte man sie zu Rate ziehen. Ich bin zwar etwas bewandert in den metaphysischen Künsten, aber ein Nichts gegen die Hohepriesterin“. Tanruk beendete seinen Satz, als ZEUS schon seine Stimme erhob:„ Ich bin nicht bereit meine Schöpfung diesmal mit ihr zu teilen. Sie hat mir schon die letzte abgenommen und veranstaltet mit den Nachkommen meines Geschöpfs eine absolut unsachliche und kontraproduktive Maskerade. Ich hätte das ganz anders gemacht. Ich hätte den Menschen gesagt wie sich alles wirklich verhält und nicht mit Regentenherrschaft, samt diesem Religionsgetue, wertvolle Zeit vergeudet. Aber so seit ihr eben. EITEL und Selbstsüchtig!“ „So oft wie du eben ICH gesagt hast, könnte man glatt meinen, du führst gerade eine Selbstanalyse durch. Überprüf mal deine Parametereinstellungen in Bezug auf Eifersucht und Besserwisserei!“: sagte Tanruk mit ironischen Befehlston. Schließlich war er ja auch kein Neuling mehr und konnte seinem Gesprächspartner durchaus Paroli bieten. ZEUS überlegte sagenhafte 2 Sekunden und brach dann die Verbindung ab.
[email protected] 34
Autor Stephan Schneider Auf dem Bildschirm flackerte die Meldung „Übertragungsstörung“. „Kommt das öfter bei ihm vor, oder nur wenn man ihn auf dem falschen Fuß erwischt?“: spottete der Admiral und schüttelte amüsiert den Kopf. Genter zog mit und beide waren sich einig, dass auch der Zentralrechner eine Macke haben muss. Kein Wunder wenn man eine so ausgereifte Maschine baut, dann wirkt sich jeder kleinste Fehler natürlich umso stärker aus. Doch lange brauchten sie nicht darüber zu lachen. ZEUS meldete sich umgehend wieder. „Die Ratschläge der Hohepriesterin werden UNS nicht dabei helfen diesen Krieg zu gewinnen. Schlage vor, SIE nutzen die Gelegenheit ihrer Anwesenheit hier, um die Entwicklung der Strategen zu optimieren... Haben sie denn schon ein Paar Ideen, wie man diese außergewöhnliche Fähigkeit verwenden könnte?“ Die beiden Admiräle blickten sich überrascht an. Eine Antwort hatten sie aber nicht direkt parat. Jedenfalls keinen konkreten Vorschlag. Jetzt grübelte Tanruk und versuchte eine glaubwürdige und vor allem sinnvolle Antwort zu finden. „Ähm ja also so direkt nutzen kann man das nur wenn einem die Trinität eine Gelegenheit dazu bietet. Vielleicht als geheime Kommunikationsart zwischen den Schiffen während eines getarnten Flugs. Funksignale sind neben Radarwellen die verräterischsten Signale. Wenn man sich unbemerkt an die Gegner ranpirschen will, muss man solche Spuren unbedingt vermeiden!“ „Richtig Admiral Tanruk, zu diesem Schluss bin ich auch schon gelangt. Dazu müsste man allerdings erst einmal erproben ob sich diese mentale Verbindung auch im Weltall und über Millionen von Sektons noch aufgebaut werden kann“: sagte Genter. „Das käme dann wohl als nächstes dran... Augenblick mal. Es gibt doch noch zwei andere Prototypen. Was ist wenn die das auch können? Hat man das mal überprüft?“ Genter war überrascht und in seinen Kopf schossen jetzt dieselben Geistesblitze los, wie in dem seines Gegenüber und sogar ZEUS hatte den gleichen „Einfall“. „Denken sie jetzt das gleiche wie ich?“: fragte Zeus mit etwas verändertem Tonfall. Genter und Tanruk sahen sich an und beide spürten ein leichtes Kribbeln. Genauso musste es sich anfühlen wenn man auf einer Welle schwingt. „Jetzt mal langsam... also ich habe eben daran gedacht, wie effizient eine Streitmacht mental begabter Soldaten wäre. Techniker die sofort wissen wo etwas defekt ist und Soldaten die genau verstehen was ihr Anführer von ihnen verlangt. Jede Änderung überträgt sich unmittelbar in deren Bewusstsein. Was habt ihr gedacht?“: antwortete Tanruk. Genter machte eine bejahende Geste mit der Hand und fasste sich mit der anderen nachdenklich an den Kopf. ZEUS meinte nur:„ 100% positive Zustimmung. Genau den gleichen Gedanken hatte ich auch. Aber ich bin ein Computer und ihr seit organische Lebensformen.... Zwischen uns gibt es keine mentale Verbindung. Das ist unmöglich. Wahrscheinlich haben wir nur die logischste von allen Überlegungen angestellt und die haben sie, Admiral Tanruk, eben formuliert“. Genter und sein Kamerad waren sich da nicht ganz so sicher, obwohl auch ZEUS nicht ganz unrecht hatte. Aber wenn ein Computer etwas so außergewöhnliches erschaffen konnte wie diese drei Strategen, dann waren vielleicht auch noch ganz andere Sachen möglich. Jedenfalls stand die Idee jetzt im Raum. „Es spielt auch keine Rolle wie wir jetzt darauf gekommen sind, die Idee ist brillant. Mit so einer Armee könnte man ganz anders Krieg führen. Funkgeräte und Kommunikationsstörungen durch Sonneneruptionen wären irrelevant und ..ach ich kann gar nicht dran denken welche Möglichkeiten man dadurch hätte!“: Genter geriet ins Schwärmen und bekam leuchtende Augen bei diesen Gedankenspielen. Tanruk konnte gar nicht mehr aufhören zu nicken und spielte ebenfalls alles durch was ihm in den Sinn kam. Das war Brainstorming im wahrsten Sinne des Wortes. Etwa 20 Minuten sinnierten und philosophierten die Drei noch miteinander. Mit solchen Truppen könnte man alles erreichen wovon man früher nicht einmal in seinen kühnsten Phantasien zu träumen gewagt hatte, dass war ihr einhelliges Fazit. Während man im strategischen Lager schon den praktischen Einsatz in Erwägung zog, war Hera erst bis in das Ausbildungslager für Arius vorgedrungen. Ruthus hatte sie dorthin mitgenommen, nachdem er seinen Schützling auf ihre Ankunft vorbereitet hatte. Hera versuchte so ausgeglichen wie möglich zu wirken. Ihre beiden Dienerinnen Daphne und Pandora folgten ihr und waren genauso aufgeregt wie ihre Herrin. Kein Wunder, hatten sie doch gesehen was diese Kampfmaschine anrichten konnte. Da vermochten sie ein leichtes Kribbeln und eine Gänsehaut auch nicht zu verbergen. Wie überrascht waren die beiden, als sie schließlich die Bekanntschaft mit Arius machten. Er wirkte zwar immer noch stark und kampfbereit, aber er begrüßte alle mit unerwarteter Freundlichkeit und ohne jeden Ansatz von Aggressivität. Selbst Hera konnte nicht fassen wie sehr sich diese Persönlichkeit von der in dem Film unterschied. „Mein Meister hat sie mir angekündigt. Sie müssen die Hohepriesterin sein und das ihre Dienerinnen. Willkommen in meinem Quartier. Sie sind sicherlich überrascht wieso ich sie nicht gleich angreife... dass liegt an ihrer freundlichen Ausstrahlung und Körperhaltung mir gegenüber.
[email protected] 35
Autor Stephan Schneider Außerdem sind sie weiblich und unbewaffnet, dass bremst meinen Trieb“. „Ich bin Hera, die Hohepriesterin und.. ja wir sind hier um dabei zu helfen dich auszubilden und .. ja also damit halt alles so sein soll wie ... also Ruthus, dein Meister meinte du könntest vielleicht noch etwas Hilfe von uns gebrauchen“: haspelte sich Hera den ersten Satz zurecht. Sie war ganz verwirrt und aufgewühlt. Ihre erotischen Gedanken waren unter Kontrolle, etwas anderes brachte sie aus dem Konzept. Dieser Ort hier, diese Insel war ganz merkwürdig. Hier verliefen sehr starke Kraftfelder und fokussierten den Äther intervallartig. Sie fühlte es jetzt ganz deutlich. ZEUS hatte einen außergewöhnlichen Platz gewählt um seine Schöpfung aufwachsen zu lassen. Ob ihm das bewusst war, oder der Äther ihn dazu gebracht hatte, war ein Paradoxon wie alles was ZEUS machte. Das ging der Priesterin in diesem Augenblick durch den Kopf und auch wieso Arius so empfindlich war, was Gefühle anging. Die versammelte Gesellschaft lieferte dann noch etwa 5 Minuten Smalltalk ab und schließlich schlug Hera vor, eine leichte Entspannungsübungen zu versuchen. Das würde Arius bestimmt helfen die nötige Gelassenheit gegen die seelische Belastung im Dienst zu erlangen. Immerhin war es ja möglich, dass an Bord eines Kampfschiffes eine feindselige Stimmung der Heroen gegen ihn aufkommen könnte. Das durfte ihm nichts ausmachen. Derweil tüftelte Lamuk mit Uriel an einigen typischen Problemen der Wartung herum. Nichts aufregendes. Aber auch Lamuk merkte das Uriel mehr wusste als er eigentlich wissen konnte. Manchmal schien es ihm, als wisse Uriel schon die Werte bevor er sie vom Display des entsprechenden Gerätes abgelesen hatte. Zuerst dachte er es wäre Zufall und schenkte dem keine weitere Beachtung, aber als Uriel plötzlich einen 7stelligen Wert eingab, ohne diesen vorher an einem anderen Gerät abgelesen zu haben, da konnte Lamuk das nicht mehr ignorieren. „Sag mal Uriel woher hast du diesen Wert her!“ „Von meinen Anzeigen Meister“ „Ich habe dich genau beobachtet und nicht bemerkt wie du sie abgelesen hast. Woher konntest du sie also wissen? Hattest du sie einfach vor dir oder ?“ „Meister ich versichere euch, dass ich alles so gemacht habe, wie ihr es mir gezeigt habt. Ihr habt euch vielleicht von meiner Schnelligkeit täuschen lassen. Woher hätte ich diesen Wert denn sonst haben können? Der Apparat spricht ja nicht mit mir!“ „Gut dann mach weiter Uriel und lass dir Zeit. Wir haben keine Eile“. Lamuk wurde nicht schlau aus dieser Sache. Er war jetzt seit einer kleinen Ewigkeit schon Techniker und das hier passte einfach nicht in sein Weltbild. Aber auch andere Spezialisten wurden in den nächsten Stunden Zeugen von unerklärbaren Phänomenen. Die beiden Admiräle gingen zurück zu ihren Schützlingen, um diese jetzt mal so richtig an die Kandare zu nehmen. Sie hatten vorher schon ausgemacht die Simulation deutlich schwieriger anzulegen und mit allerlei Erschwernissen von Außen zu garnieren. Als erstes wurde die Kommunikation abgestellt, weil in der Simulation eine Supernova sämtlichen Funkverkehr lahm gelegt hat und sogar wichtige Werkzeuge nicht mehr funktionierten. Dann wurde eine titanianische Flotte aus einem anderen Sternensystem dazuerfunden und deren Kampfkraft auch noch mal erhöht. Tanruk und Genter waren sich einig, dass schaffen die nicht. Aber bis zum Mittag war die Lage schon nicht mehr so arg. Wie gewohnt waren Michael und seine beiden Kameraden auf die Siegerstraße eingebogen. Ohne es zu bemerken hatten sie ihre Spielzüge koordiniert und waren keinesfalls in große Verlegenheit geraten. Jetzt stand definitiv fest wie weit ihre Fähigkeiten von Nutzen sein konnten. Selbst ZEUS musste dem Rechnung tragen und lobte alle drei auch noch persönlich. Er erschien auf ihren Bildschirmen und drückte seine Hochachtung aus. Die beiden Admiräle waren hin und weg und je länger sie der Simulation zusahen, umso mehr wuchs ihre Bewunderung für ZEUS Geschöpfe. „Und das sind jetzt nur drei Exemplare, stellen sie sich mal vor was man mit Millionen von denen alles erreichen könnte. Der Krieg wäre in ein paar Jahren gewonnen, keine Frage!“: sagte Genter zu Tanruk, der neben ihm saß und dem vorbehaltlos zustimmte. Ganz anders ging der Tag für die drei Priesterinnen weiter. Hera hatte ein paar Standartübungen ausgepackt und Arius langweilte sich schnell. Ruthus merkte das wohl und ihm war auch klar warum. Arius war eine echte Kampfsau und kein teetrinkender Mönch oder so was. Diese Übungen konnten ihn auf die Dauer nur lähmen. Einfach nur dasitzen, die Beine und Hände verrenken, dass war eben nichts für ihn. Hera änderte deshalb ihr Konzept und übte fließende Bewegungen mit ihm. Etwa so wie Tai Chi. Das gefiel Arius schon eher, weil es ihn an die Kampfbewegungen aus anderen Systemen erinnerte. Daphne und Pandora hatte jetzt auch Gelegenheit ihren „Patienten“ genauer zu betrachten. Sie waren in die Garten gegangen, um dort unter freiem Himmel die Bewegungen durchzuführen. Arius war ein schöner Mann und die wenigen Kleidungsstücke, die er am Leib trug, konnten seinen gewaltigen Körper kaum verbergen. Er war etwa 213 cm groß. 123 kg schwer und vom Scheitel bis zur Sohle durchtrainiert. Seine Arme waren sehnig und als er zu schwitzen begann, war er echt ein Anblick für die Götter. Nach einer Weile machte man eine kleine Pause und bestellte bei den Dienern einen Imbiss und erfrischende Getränke.
[email protected] 36
Autor Stephan Schneider Heras Wolllust wuchs nun stetig an und sie wartete nur auf eine Gelegenheit um Arius zu verführen. Doch noch musste sie warten. Daphne und Pandora konnte sie kontrollieren, nur Ruthus stand jetzt noch zwischen ihnen. So nahmen alle unter einer Baumgruppe Platz und man redete übers Wetter und derlei Nichtigkeiten. „Eigentlich ist es schon viel zu warm um sich unnötig zu bewegen“: meinte Hera und wischte sich den Schweiß von der Stirn, den die Mittagssonne auf ihr Haupt gezaubert hatte. Alles nickte und nippte aus den Bechern das kühle Fruchtgetränk. Daphne und Pandora bewunderten den Hünen, wie er so dalag und es fiel ihnen schwer, ihn nicht schön zu finden. Hera bemerkte das natürlich und wies sie gedanklich zurecht. Beide fühlten sich ertappt und baten ihre Herrin darum, sich entfernen zu dürfen. Diese lies sie gehen und wendete sich dann kurz darauf an Ruthus. Hera ließ diesen wissen, dass sie gerne noch eine Weile mit Arius alleine verbringen wolle. Bei einem Spaziergang über die Insel könnte sie am besten zu ihm finden und auch noch die eine oder andere Schwäche entdecken. Insgesamt könnte man allerdings sehr zufrieden sein, Ruthus hätte gute Arbeit geleistet und das sollte auf jeden Fall nicht unerwähnt bleiben. Der so gelobte war wie Wachs in den Händen der ausgefuchsten Hera und lies sie gewähren. Er zeigte ihr sogar noch den Weg zu den Wasserfällen, denn da wäre es besonders schön. Hera bedankte sich und ging dann zu ihrem Auserwählten. Arius blickte zum Himmel und sah dem Spiel der Wolken und Wellen zu, was auch schön entspannend war und dazu nicht mal anstrengend. „Komm Arius , ... lass uns noch einen kleinen Spaziergang machen. Keine Sorge dein Lehrmeister hat es erlaubt. Du könntest mir die Insel zeigen, die Wasserfälle sind bestimmt ganz wundervoll. Komm begleite mich!“ „Na gut, aber eigentlich ist es nicht richtig, ich muss doch noch soviel lernen!“: wollte Arius diese schmeichelhafte Einladung ablehnen, doch Hera beschwichtigte ihn geschickt und so machten sich beide auf den Weg. Je weiter sie kamen umso mehr kam Hera auf den Punkt. „blah blah.....und sonst hast du keine Interessen. Immer nur Unterricht und Drill. Du bist ja ein ganz armer, vernachlässigter, kleiner Schatz. Höchste Zeit dass du mal was neues lernst. Gut das ich jetzt da bin und dir das alles zeigen kann. Von mir kannst du nämlich auch noch einiges lernen in mancherlei Hinsicht...*g*.“: meinte Hera und strahlte nur so vor sich hin. Arius konnte sich überhaupt nicht vorstellen was sie meinte, unbedarft und vor allem asexuell wie ZEUS in geschaffen hatte, konnte er das auch nicht wissen. Schließlich kamen beide endlich zum Wasserfall und Hera war auch sehr angetan von der Kulisse für ihr erotisches Abenteuer. „blah blah.... puh ist das heute so heiß. Ich glaube ein kleines Bad wird uns gut tun. Komm mein Schatz, jetzt wirst du erst mal gebadet und dann zeigt dir Hera ein kleines, süßes Geheimnis“. „Es ist wirklich warm.... einverstanden aber dann rückst du auch raus mit deinem kleinen Geheimnis!“ „Ja versprochen, ich zeig die alles was du willst!“. Die Hohepriesterin frohlockte schon vor Freude darüber endlich am Ziel angelangt zu sein. So konnte sie ihr Priesterinnengewand gar nicht schnell genug vom Leib bekommen und Arius beim Ausziehen zuzusehen. Natürlich fiel ihr Blick zuerst auf seinen Penis, der sah soweit normal aus. Arius blickte dann zu ihr und merkte wohl das Heras Ausstrahlung sich verändert hatte. Das war neu für ihn, zwar fühlte er auch in Ruthus Nähe eine positive Verbindung, aber das war nichts gegen das, was diese Frau an starken Gefühlen aussendete. Er lies sich aber nichts anmerken und freute sich nur darüber, dass Hera ihm so wohlgesonnen war. Dann reichte er ihr die Hand, um mit ihr zusammen in den kleinen See vor den Fällen zu steigen. Heras Herz pochte wie verrückt vor Aufregung und fast wäre sie hingefallen. Nur gut dass ihr starker Held sie festhielt und an sich zog. Darauf hatte sie nur gewartet. Sofort ging sie auf Schmusekurs und fing an Arius zu streicheln. Der trug sie auf Händen bis in die Mitte des Gewässers und wollte seine Fracht dann eigentlich wieder loslassen. Doch Hera dachte gar nicht daran diese Eroberung so schnell wieder freizugeben. Sie drängte sich weiterhin an ihn und streichelte Arius einfach weiter und immer intimer. Jetzt regte sich einiges bei ihm, aber noch immer konnte er das hier nicht einordnen. Wie auch? Ruthus war ja in dieser Hinsicht untätig geblieben. Hera forderte ihn dann auch noch auf, sie zu streicheln, hielt ihm die Brüste hin zum liebkosen und machte überhaupt alles was man halt macht wenn es einen überkommt. Nach 10 Sekunden hatte Arius auch ihr kleines, süßes Geheimnis entdeckt und massierte es mit viel Geschick. Hera konnte es immer noch nicht fassen. Schauerartig lief es ihr den Rücken runter und warme, angenehme Wellen gingen von ihrer Körpermitte aus. Das war jetzt ihre Premiere und genauso hatte sie es sich immer vorgestellt. Jetzt gab es für die Zwei kein Halten mehr, Worte waren völlig unnötig, Hera führte den Penis ein und Arius nahm sie im Stehen. Das Wasser trug ihren Körper und wurde zusehends aufgewühlter. Heras Körper lechzte nach Sex und Arius konnte ihr davon soviel geben, wie sie wollte. Es gab nur ein Problem, er konnte keinen Orgasmus erreichen oder ejakulieren. Zeus hatte ihn ja absichtlich ohne diese Fähigkeit erschaffen, damit er sich auf seine Aufgaben konzentrieren konnte. Die fehlenden Hormone gab es per Spritze und ansonsten wusste Arius auch nicht was ihm fehlte, bis es ihm Hera zeigte.
[email protected] 37
Autor Stephan Schneider Die wunderte sich über ihren Liebhaber, weil der nicht in sie hineinspritze, wie das eigentlich irgendwann mal hätte geschehen müssen. Nachdem sie nun schon mehrmals gekommen war, wollte sie endlich seinen Samen in sich aufnehmen, um ein Kind zu empfangen. Doch so sehr sie auch an ihm massierte oder lutschte, Arius war wie aus Marmor. Nach einer Weile gab sie es auf und zog sich zurück. Arius was völlig verwirrt, er wusste ja nicht auf was Hera so erpicht war und wunderte sich über ihr großes Interesse an seinem steifen Penis. „Was hast du denn? Eben warst du noch so glücklich und jetzt wirkst du so abwesend und enttäuscht. Hab ich irgendetwas verkehrt gemacht?“: fragte er verwundert. Hera schwieg vor sich hin und zog sich wieder an. Sie wusste nicht was sie eigentlich zu ihm sagen sollte. Vorwürfe konnte sie ihm ja keine machen. „Ach nichts, ist schon gut. Ich habe es mir nur ganz anders vorgestellt. Komm wir müssen zurück. Sonst sucht man uns noch“: wich sie ihm aus. Er zuckte mit den Achseln und belies es bei dieser Antwort. Ihm hatte es, so alles in allem, ja gut gefallen und er hatte keinen Grund zur Klage. So gingen die beiden diesmal etwas wortkarg zurück ins Hauptgebäude. Unterwegs bat Hera Arius noch darum, niemanden zu erzählen was passiert war. Das Zeus um diese Zeit auf der anderen Seite des Globus war, wusste Hera aus Erfahrung und so wähnte sie sich in Sicherheit vor ihm. Nach der Ankunft im Hauptgebäude trennten sich ihre Wege und beide machten sich für das Abendessen zurecht. Hera lies sich von ihren beiden Dienerinnen reinigen und ankleiden und blieb auch bei ihnen sehr wortkarg. Sie dachte intensiv über das Geschehene nach und wusste sich keinen Rat. Sie war in diesem Gebiet schlichtweg eine absolute Debütantin und ohne Erfahrungen. Sie war am Ziel ihrer wochenlange Suche angekommen und hatte nicht wirklich etwas gefunden. Ob es an ihr lag, vielleicht wäre Arius bei Daphne und Pandora zum Erguss gekommen. Sie waren viel jünger und attraktiver. Ob es einfach nur daran lag? Arius war vielleicht noch zu jung und aufgeregt... so grübelte Hera wie es jede Frau in ihrer Lage getan hätte. Als endlich das Abendessen aufgetischt wurde kam sie fürs erste zur Ruhe. Bei Tisch wurde noch nichts Relevantes erzählt. Tanruk und Genter wollten die Katze erst danach aus dem Sack lassen. So speisten alle ganz gemütlich zusammen an einem Tisch. Diesmal war auch Arius dabei und benahm sich völlig ruhig und normal. Er begrüßte noch den Admiral und ansonsten ließ er sich nichts anmerken. Als das Essen beendet war vollzog Hera ihr Ritual und traf sich dann mit ihren Kollegen zum Erfahrungsaustausch. Sie betrat den Raum als letzte und sah in die seltsam verzogenen Gesichter der wartenden Gesellschaft. Eine Welle von verschiedenen Gefühlen kam ihr entgegen und das verhieß nichts gutes. Als sie dann auch noch ZEUS als erster begrüßte, wurde schnell klar, dass ihr Techtelmechtel aufgeflogen war. „Da ist ja die ehemalige Hohepriesterin, es stimmt doch dass eine Priesterin des Astratiskultes, die sich einem Mann hingibt, aus der Gemeinschaft des Kultes verstoßen wird!?“ Zeus hatte ohne lange Umschweife das Thema des Tages ausgebreitet. Hera stand da wie versteinert und wäre am liebsten vor Scham in der Erde versunken. Aber sie wollte nicht gleich kampflos aufgeben und sich zur Wehr setzen. „Was redest du da für seltsames Zeug ZEUS. Ich denke du verwechselst da einiges“. ZEUS diskutierte gar nicht mehr weiter, sondern zeigte den Anwesenden die Aufnahmen einer Überwachungskamera, die erstaunlich gute Bilder lieferte. Es war unübersehbar wie sich Hera Arius im Wasser hingab. Hera wurde etwas rot und wütend. ZEUS hatte sie hinters Licht geführt und dieser Film beendete ihre Karriere als Priesterin für immer. Wenn der Rat der Priesterinnen ihn zu sehen bekommen würde, wäre es um sie geschehen. Doch auch jetzt wollte sie es nicht einfach gut sein lassen, sondern rechtfertigte sich sehr geschickt. „Ich habe nur das getan weshalb ich hier bin. Ich dachte es wäre die beste Therapie für Arius. Ein so starker Krieger muss doch auch mal seinen Mond ausleben. Außerdem ist er weder Mensch noch Atlantaner. Er ist nicht mal in der Lage zu einem Orgasmus zu gelangen, also prinzipiell auch nur eines von den unzähligen Utensilien in meinem Inventar. Genaugenommen habe ich keinen Mann geliebt, sondern einen Gegenstand benutzt und das ist definitiv nicht interessant. Außerdem ist es dir verboten den Astratis-Priesterinnen hinterher zu spionieren. Oder hat sich das jetzt geändert?“ Zeus wurde sodann ironisch und meinte:„ Wenn doch nur alle so eifrig und gründlich wären wie du. Du hast völlig richtig erkannt, dass die Prototypen keine sexuellen Absichten hegen. Das wurde absichtlich nicht in die Persönlichkeit eingebettet, um die Unzulänglichkeiten und Eifersüchtelein der Herkulesnachkommen zu eliminieren. Zwischen den neuen Modellen wird es nie zu Fehden und anderen typischen Problemen kommen. Sie besitzen schlichtweg keinerlei Ansatz dazu und können daher auch nicht manipuliert werden. Du kannst dir diesen Teil der Therapie also sparen und dich wieder deinen Gerätschaften widmen. Oder uns das Ganze überlassen! Dann würde ich darauf verzichten deinen Eifer dem Rat der Priesterinnen zu melden“. Tanruk atmete hörbar schwer aus und auch Hera schluckte etwas. Tanruk fühlte wie verletzt und unsicher Hera geworden war und fast tat sie ihm leid. Hera setzte sich dann einfach hin und sagte erst mal gar nichts.
[email protected] 38
Autor Stephan Schneider ZEUS war zumindest nicht auf dieses Verhalten vorbereitet, so gut waren seine Rechenoperationen nun auch nicht, als das er das Verhalten einer Person wirklich vorhersagen könnte. Er wartete einfach und eine absurde Stille verbreitete sich im Raum. Die Männer wollten dazu nichts sagen und Hera kalkulierte auf die Irrationalität ihres Schweigens. Das konnte ZEUS durchaus aus dem Konzept bringen. „Was gedenkst du also nun zu tun? ..... Würdest du bitte die Frage beantworten Hohepriesterin?“: setzte er dann irgendwann seine Ansprach fort. Hera bewarte sich ihre Würde und saß erhobenen Hauptes an der Tafel und tat gelangweilt. Sie wusste genau wie sie den Zentralrechner aus dem Konzept bringen konnte und ignorierte ihn einfach weiter. Dann blickte sie in Richtung Tischmitte und meinte bestimmt:„ Ich werde mich natürlich nicht von einem Haufen Metall erpressen lassen und deine Drohung ignorieren. Du kannst sicher sein, dass ich hier bleiben und meine Arbeit fortsetzen werde. Solange ich es für richtig halte. Du kannst dich kaum auf religiöse Argumente berufen. Du bist das unreligiöseste Element in unserer Gesellschaft und hast keinerlei Anspruch auf derlei Maßreglung. Merk die das endlich und übrigens, die Fehler der Regenten liegen doch wohl an deinem nachträglichen Eingriff an Herkules. Hättest du ihn belassen wie er war, dann wären seine Nachkommen doch makellos, oder etwa nicht?“ Zeus konnte nicht mehr antworten und wie vormals erschien der Schriftzug „Übertragungsstörung“ und damit endete diese Unterhaltung. „Scheint nicht sein Tag zu sein. Das Problem hatte er schon mal heute. Also ich denke wir können auch ohne ihn unsere ersten Eindrücke austauschen oder?“: sagte Tanruk gewohnt sarkastisch. Hera nickte freundlich zu Tanruk herüber und dann meinte er weiter:„ Also ich hatte ja keinen Beischlaf mit einem der Strategen, bin ja auch schon etwas älter. ( Sie sah wütend zu ihm herüber ), ich bin aber ebenso angetan von dem was ZEUS und seine Helfer geleistet haben. Wirklich ganz erstklassige Arbeit,... vom militärischen Standpunkt aus gesehen, sind die drei Strategen absolute Spitzenklasse. Ihrer Zeit und ihren Vorgängern um Längen voraus!“ „Darf ich erfahren wie sich das äußert. Ich fühle, dass sie sich nicht trauen mir den vollen Umfang des Vorsprungs zu erklären!“: sagte Hera, denn sie bemerkte, dass sich der Admiral ihr gegenüber verschließen wollte. Der sah etwas verstohlen und ertappt zu Genter hinüber und der strich mit der Hand verlegen an seiner Sitzlehne herum. Beide grinsten gequält und wollten sich nicht dazu äußern. Als es Tanruk dann aber doch zu blöd würde, setzte er an es zu beschreiben. Doch bevor er etwas sagen konnte, meldete sich Lamuk zu Wort:„ Also ich habe heute etwas seltsames festgestellt, was sie mir vielleicht erklären können, erwürdige Hohepriesterin. Mein Schützling Uriel besitzt ganz außergewöhnliche Fähigkeiten, die ich mir nicht erklären kann...“. An dieser Stelle unterbrach sein Herr ihn:„ Ich denke dass hier keine Spekulationen angestellt werden sollten, die sich weder beweisen noch widerlegen lassen“. „Mich interessiert aber alles was in diesen Bereich fällt. Schließlich gibt es auch noch andere Dinge, als deine beschränkten Fähigkeiten. Wohl dem, der weiß welche Macht die Sterne in sich bergen“: wies Hera den wiederanwesenden ZEUS zurecht und blickte auffordernd zu Lamuk. Der sah etwas verunsichert aus und wusste nicht so recht wem er es jetzt recht machen sollte. Schließlich wurde es Hera zu dumm und sie war es jetzt, die eine Drohung aussprach: „ Ich werde mich offiziell darüber beschweren, dass hier relevante Informationen verschwiegen werden. Dann wird sich eben der ganze Rat mit den Vorkommnissen hier beschäftigen. Auf diese Weise bekommen wir vielleicht einen neuen Zentralrechner samt Versorgungscrew“. „Oder eine neue Hohepriesterin mit mehr Selbstdisziplin “: setzte ZEUS direkt hinterher. Tanruk schlug mit seinem Stab auf die schwere Tischplatte und sprach endlich ein Machtwort:„ Das bringt uns doch nicht weiter. Also ich werde jetzt anfangen offen und uneingeschränkt zu berichten und erwarte diese Offenheit auch von Ihnen... Immerhin sind unser Feinde die Titanianer und sonst niemand. Persönliche Differenzen nutzen keinem. Also Admiral Genter und ich haben festgestellt, dass die drei Strategen mental miteinander verbunden sind und damit auf die üblichen Kommunikationsmittel verzichten können. Diese Fähigkeit ist eventuell auch bei den anderen beiden Prototypen vorhanden. Wenn das der Fall ist, dann wäre die Kriegsführung revolutioniert. Jetzt liegt es an uns das festzustellen und diese Entwicklung zu fördern!: meinte Tanruk mit viel Pathos und sah seine beiden Kollegen Hera und Lamuk an. ZEUS opponierte erst mal wieder und bemühte ein paar andere Erklärungen: „Es wäre möglich dass sie nicht wirklich kommunizieren, sondern sich so ähnlich sind, dass gleiche Vorgaben auch zu gleichen Schlüssen und Ergebnissen führen. Das ist jedenfalls genauso wahrscheinlich wie ihre Interpretation. Wie sie ja selbst bemerkt haben, wird eine plausible Möglichkeit immer dann von mehreren gefunden, wenn sie die logischste ist. Oder denken sie das zwischen ihnen, Admiral Genter und mir, dem Zentralrechner, eine stabile, mentale Verbindung besteht?“ „Also ich weiß nicht was die drei Strategen alles können, aber Uriel kennt die Ergebnisse seiner Messinstrumente ohne sie überprüft bzw. abgelesen zu haben. Das habe ich mehrfach in den letzten Stunden bemerkt und das ist definitiv nicht mit „technischen“ Metaphern zu erklären.
[email protected] 39
Autor Stephan Schneider Ich habe das jedenfalls noch nie vorher bei einem Techniker bemerkt!“: erklärte Lamuk etwas ratlos. „Wie sieht es bei Arius aus Hera? Kann er das ebenfalls oder ..?“ „ODER haben sie vor lauter Erregung nicht darauf geachtet?“: spottete ZEUS drauf los. Hera nahm eine Glaskaraffe und warf sie wütend auf das Hologramm. Es zerschellte an der Bildeinheit und zerstörte sie. Damit war ZEUS mundtot gemacht worden. Dann setzte sie sich wieder hin und atmete tief ein und aus. Sie wackelte etwas hin und her, warf den Kopf nach hinten und murmelte etwas unverständliches vor sich hin. Dann stöhnte sie auf und es schien als ob sie einen Orgasmus bekommen würde. Genter, Lamuk und Tanruk sahen verwirrt in die Gegend und auf die sich windende Hohepriesterin. Nach etwa 2 Minuten war sie wohl gekommen und sackte nach vorne weg. Tanruk wollte sich schon erheben, um nach ihr zu sehen, aber das war gar nicht nötig. Hera blickte auf, fuhr sich durchs Haar, sagte erst mal nur „PUH“ und atmete dabei stoßartig aus. Sie war wirklich gekommen. Dann sprach Tanruk sie an:„ Sagen sie mal Hera, ich kenne sie jetzt schon sehr lange und dass sie sich mal so vor meinen Augen gehen lassen würden, hätte ich nie gedacht. Seit wann sind sie denn so offen?“ Genter und Lamuk lachten etwas, sie hatten ja den Film noch in Erinnerung und kamen nicht umhin der Situation eine gewissen Ironie abzugewinnen. Hera fühlte sich unheimlich befreit und entspannt. Ihr war es überhaupt nicht peinlich ihren Empfindungen freien Lauf zu lassen. Sie hatte erst ihre Wut ausgelebt, die sie sonst immer unterdrückt hatte und danach einen sehr starken spontanen Orgasmus erlebt. Für sie war die Welt jetzt völlig in Ordnung und was kümmerte sie da der Spott eines alten Mannes. Nachdem sie sich einen Schluck Wein eingeschenkt und getrunken hatte, fing sie an zu reden. „Ich gebe zu, dass passt irgendwie nicht zu mir, aber ich kann nichts dafür. Seit Monaten staut sich das auf und wird immer schlimmer.... Ja es stimmt... ich habe aus lauter Verlangen mit Arius geschlafen. Sie können sich das gar nicht vorstellen, wie stark dieses Bedürfnis war, mich mit ihm zu paaren. So was ist mir vorher noch nie passiert!“ Dann begann die Runde darüber zu reden. Ob die anderen ähnliche Erfahrungen gemacht hatten und so weiter. Tanruk war Realist genauso wie Lamuk, etwas humorvoller und unterhaltsamer, aber trotzdem kein Luftikus. Für all diese Phänomene musste es ja eine vernünftige Erklärung geben und danach suchten sie jetzt gemeinsam. Lamuk stellte sich als Schreiber zur Verfügung und notierte alles was ihm und den anderen einfiel. Er notierte die ungewöhnlich starken mentalen Fähigkeiten der Prototypen und welche Veränderungen sich dadurch ergeben würden, die Veränderungen im Allgemeinen und alles was eben genannt wurde. Die anderen schenkten sich jetzt ebenfalls etwas Wein ein und die Stimmung wurde zusehends gelöster. Schließlich stand Hera auf und setzte sich auf Tanruks Schoß. Sie lies keinen Zweifel an ihrem Bestreben sexuell aktiv zu werden. Rieb sich an seinem besten Stück, lutschte dann an seinem Mittelfinger herum und flüsterte ihm lauter eindeutige Sachen ins Ohr. Er selbst wusste gar nicht wie ihm geschah und meinte nur, sie wäre geil für drei. Dann fiel der Groschen bei Genter, er sprang auf und sagte nur:„ Ganz genau, so paarungswütig kann einer alleine gar nicht werden. SIE empfängt den mentalen Drang sich zu paaren und das steigert sich von Tag zu Tag. Umgekehrt wachsen die mentalen Fähigkeiten der Prototypen durch die Anwesenheit der drei Priesterinnen. Das muss es sein!“ Hera fummelte immer noch an Tanruk rum und hatte gar nicht zugehört was der Admiral gesagt hatte. Das Objekt ihrer Begierde hingegen nickte nur noch und ließ sich Heras Sympathiebekundungen gefallen. Er war ja auch nicht aus Holz und dankbar für so ein authentisches Paarungsverhalten. Lamuk sah etwas neidisch auf den Admiral, meinte aber auch, dass Genters Theorie wohl stimmen müsste bzw. ergänzte sie sogar noch:„ Ich würde sogar sagen, sie hat das Verlangen von 6 Individuen. Das der fünft Prototypen plus ihr eigenes. Je älter die Prototypen werden desto stärker wird der Drang zur Vermehrung. Da aber keine organischen Möglichkeiten vorhanden sind, spielt sich alles nur im psychischen Bereich ab. Dadurch das Hera ständig geöffnet ist, um die Stimmungen ihrer Umgebung zu erfassen, nimmt sie die ausgesendete sexuelle Energie auf und mutiert zu einem sehr anhänglichen und paarungswilligen Wesen!“ Hera hörte jetzt zwar wieder etwas mehr zu, aber sie konnte nicht aufhören sich an Tanruk anzukuscheln. Sie forderte ihn und die anderen dann auch unverhohlen auf, ihr doch endlich ein Kind zu machen. Tanruk streichelte sie schließlich im Schritt damit sie endlich Ruhe geben würde. Er nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Dann meinte er etwas ratlos:„ Also die Theorie muss zweifellos stimmen und sie klingt auch völlig logisch. Jedes Lebewesen hat einen natürlich Trieb sich zu vermehren. Das ist ein elementares Charakteristikum jeder Lebensform. ZEUS hat jetzt fünf Wesen erschaffen, die gleichzeitig einseitig talentiert und mental begab sind, aber keine körperliche Sexualität vorweisen. Das hieße ja, man müsste einen entsprechenden Empfänger dazu bereitstellen, um deren ideellen Trieb aufzusaugen! Da hat uns der Zentralrechner ja ein schönes Ei ins Nest gelegt. Statt die Fehden der Regenten zu ertragen, müssen wir jetzt mit völlig notgeilen Priesterinnen leben!“ Genter und Lamuk mussten in sich hineinlachen und machten amüsierte Gesichter. Lamuk meinte dann sogar:„ Ist doch eigentlich ein ganz passabler Tausch. Ich jedenfalls melde mich freiwillig um sie abzulösen. So schlimm kann das ja gar nicht sein!“
[email protected] 40
Autor Stephan Schneider Tanruk lächelte gequält und blickte auf die direkt vor ihm liegende Hera, die erneut vor einem Orgasmus stand und sich verrenkt auf der Tischplatte räkelte. So witzig das auch aussah, es wäre auf die Dauer auch kein Zustand. Wenn eine Person die Sexualität von so vielen abkriegt, kann man auf lange Sicht nicht mehr von einer akzeptablen Lösung sprechen. Nur waren weder Tanruk, noch Lamuk, noch Genter in der Lage dieses Problem zu lösen. Das konnten nur die beiden Priesterinnen, die Hera begleiteten und nach diesen rief man jetzt man. Nach einigen Minuten kamen Pandora und Daphne dann auch an und sahen ihre Herrin mit gespreizten Beinen auf dem Tisch liegen und heftig masturbieren. Das kannten sie zwar schon, aber normalerweise machte sie das nicht vor Leuten. „Gut das ihr endlich hier seit. Eure Herrin empfängt die sexuelle Energie der fünf Prototypen und reagiert sich jetzt schon seit einer Stunde ab. Ihr müsst irgendwie erreichen, dass sie wieder normal wird“. Die beiden jungen Frauen sahen sich an und blickten verwirrt drein. Dann sagte Pandora:„ Daher kommt also ihr enormer Trieb. Wir haben uns schon gewundert wieso es in letzter Zeit zu solch heftigen Gefühlswallungen kam. Wir können sie mitnehmen und einen Teil ihrer Energie übernehmen, aber dann werden wir auch häufiger für Abhilfe sorgen. Es ist uns ja verboten einen Mann zu nehmen!“ „Wie sollten noch zwei weitere Priesterinnen hierher bestellen und diese Energie so besser verteilen“: setzte Daphne den Satz fort. „Das wird das Beste sein. Jetzt nehmt sie bitte mit und kümmert euch um sie!“: befahl der Admiral und blickte dann erleichtert auf seine Kollegen. Genter und Lamuk sahen das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bei Daphne und Pandora hätten sie ja nur zu gerne ausgeholfen. Jetzt sahen sie ihnen dabei zu, wie sie die Hohepriesterin in ihr Quartier brachten. „Also das mit der Armee von neuen Soldaten können wir dann wohl vergessen. Wir müssen ja immer einen daneben stellen, der sich einen runter holt. Das geht nicht. Dann können wir auch gleich zwei von den Alten zum Einsatz bringen. Das macht mehr Sinn!“: spottete Genter und Tanruk stimmte dem zu. „Wenn wir es nicht schaffen diesen Effekt zu minimieren ist die Sache nicht zu realisieren... Zumindest nicht im großen Stil.... Aber mit einem Dutzend, oder zwei könnte man noch agieren ohne gleich in Zustände zu verfallen. Was meint ihr?“ „Eigentlich ja. Vielleicht verringert sich die sexuelle Energie ja mit zunehmendem Alter. Ist ja doch auch normalerweise so. Unsere fünf Kameraden sind jetzt mitten in der Mannwerdung und da strotzt man ja nur so vor Triebhaftigkeit. Wie ist der Alterungsprozess geregelt?“: fragte Genter, doch außer ZEUS wusste das keiner. Jedenfalls konnte Lamuk ihm das nicht beantworten. Da aber Hera das Übertragungsgerät zerstört hatte, mussten sie den Raum wechseln, um sich von ZEUS die Antwort zu holen. Der ließ sich erst mal erzählen was noch so alles passiert war und überprüfte die Theorie, der sexuellen Energie. Er kam zu dem Schluss, dass es wohl stimmen müsste und er das nicht beachtet hatte. So leicht ließ sich der Drang des Lebens nicht aussperren. Nachdem man also diesen Punkt geklärt hatte, erläuterte ZEUS wie die weitere Entwicklung vom ihm geplant war. „Nun da sich das Experiment in eine so unerwartete Richtung entwickelt hat, sind weitere Tests nötig um zu klären wie man diese Energie ungefährlich ableiten kann. Man muss auch herausfinden wohin die Energie abwandert, wenn sich keiner findet, der sie aufnehmen will. Das alles muss erst geklärt werden, bevor man auch nur in Erwägung zieht die Prototypen einzusetzen!“ „Wie makaber, dass musst du schon zugeben ZEUS. Du erschaffst neue Prototypen ohne Sexualität und jetzt entpuppt sich dieses Experiment als doppelt erfolgreich. I. können deine neuen Geschöpfe metaphysischen Kräfte einsetzen und II. damit auch noch die Priesterinnen lahm legen. Wenn das mal kein Zufall ist!“: flachste Tanruk mit ZEUS und goss sich etwas Wein ein. Es war schon spät und Tanruk in Feierabendstimmung. Er hatte schon soviel erlebt, aber das hier hätte er sich vor zwei Tagen nicht einmal im Traum vorstellen können. ZEUS versuchte diese Beschuldigung zu wiederlegen und argumentierte, dass man so einen komplexen Vorgang unmöglich planen könnte. Die Friktion wäre astronomisch hoch. Tanruk lallte schon etwas angeheitert:„ Ja ja die gute alte Ficktion“ lachte laut und hakte dann noch einmal wegen der Entwicklungsprognose nach. „Angenommen alles löst sich in Wohlgefallen auf. Wie kann man das Altern der Prototypen steuern? Wird die sexuelle Entwicklung im Laufe der Zeit abflachen oder bleibt die immer so hoch?“ „Die Prototypen werden später zwischen 27 und 36 Jahre alt sein, also vergleichbar alt. Diese Entwicklungsstufe ist in wenigen Wochen abgeschlossen. Dann verlangsamt sich das Altern bis auf den Faktor 0,0023 bezogen auf atlantanische Maßstäbe. Sie können damit theoretisch über 43000 Jahre alt werden. Das ist nahe an der Unsterblichkeit!“: erklärte Zeus. „Hmmh das ist ja eine mittelgroße Ewigkeit. Wieso kannst du uns nicht so alt werden lassen?“. „Das geht nicht mehr, dazu muss man das Erbgut völlig anders aufbauen und das am Anfang der Entwicklung. Außerdem ist es ein theoretischer Wert, der nur in einer völlig intakten Umgebung bei minimalem Energieverbrauch erreicht wird. Je aktiver die Prototypen sind, umso mehr Energie werden sie verbrauchen, umso schneller altern sie und umso kürzer würden sie leben“.
[email protected] 41
Autor Stephan Schneider Damit endete diese Unterhaltung und ein langer Tag. Tanruk und sein neuer alter Freund Genter waren mittlerweile schon schön besoffen, wie seit Jahren nicht mehr. Lamuk musste jetzt selbst erst mal masturbieren, so erregt hatte ihn das alles und die arme Hera lag in ihrem Zimmer auf dem Boden und schlief tief und fest. Ihre beiden Dienerinnen hatten sich um sie gekümmert und alles an Restenergie aufgesogen und verarbeitet. Dabei entgingen ihnen auch nicht die Erinnerungen an Heras Abenteuer mit Arius. Daphne und Pandora fühlten jetzt die Stöße in ihrem Schoß und das weckte nun auch ihren Drang als Therapeutinnen aktiv zu werden. Beide schmiedeten nun Pläne wie sie es schaffen könnten den fünften Helden zu verführen und so in den legalen Genuss eines echten Penis zu gelangen.
[email protected] 42
Autor Stephan Schneider Kapitel III Die Erschaffung des Lehrmeisters Die Nacht verlief relativ ruhig. Hera und ihre Priesterinnen lagen gemeinsam in einem Bett und alle drei empfingen die sexuelle Energie der fünf Helden. Das war ein erträgliches Maß und beflügelte ihre Phantasie. Die fünf Helden waren in ihren Quartieren und ruhten. Nur Arius konnte nicht schlafen, immer noch dachte er an das Erlebnis mir Hera. In seiner Phantasie spielte er alles immer wieder durch. Dasselbe wollte er nun auch mit einer jüngeren Frau erleben. Seine Aggressivität war teilweise therapiert, doch damit sollte der Schlammassel erst beginnen. Am nächsten Morgen erreichte eine weiterer Transportflug das Eiland und brachte zwei Priesterinnen für Hera. Sie waren anmutig und gebildet zugleich, wie eigentliche alle Priesterinnen. Ihre Namen waren Aphrodite und Artemis. Ihre oberste Herrin begrüßte sie und wies sie ein in das Problem. Um sie in das Trio aufzunehmen zelebrierte sie als erstes ein entsprechendes Ritual, um die Lage zu stabilisieren und das innere Gleichgewicht zu erreichen. Währenddessen speisten die anderen und man beschloss sich direkt danach im Anschluss wieder zusammenzusetzen und alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Das war wohl das beste und außerdem gab es schon eine Anfrage von Gaia. Die war natürlich neugierig wie sich alles entwickelte und ob es Fortschritte gäbe. Für Tanruk war das fürwahr ein Dilemma, konnte er doch unmöglich weitermelden was sich in nur 24 Stunden alles ereignet hatte. Das schrie ja förmlich nach einem Meeting und Verteilung der Verantwortung. Tanruk schickte also einen Diener zu Hera und bestellte ihr schöne Grüße und die Einladung zur Besprechung. Hera war noch völlig durch den Wind. Sie erinnerte sich an die Ereignisse des vorigen Abends und schämte sich zu Tode. Sie, die würdevolle und geheiligte Hohepriesterin, hatte vor aller Augen masturbiert und sich gehen lassen, was für eine Blamage. Daphne und Pandora beruhigten sie und meinten es wäre ja eigentlich ZEUS Schuld. Schließlich waren es ja seine Geschöpfe, die das verursacht haben. „Völlig korrekt, dass ist alles nur die Schuld des Zentralrechners.... Das werde ich ihm heimzahlen, diesem Haufen Schrott“: ereiferte sie sich, bevor sie sich wieder fing und ihr einfiel das ZEUS überall Augen und Ohren hatte. Aber er meldete sich nicht und schien diese Drohung zu ignorieren. Hera war wütend auf alles und jeden. Nichts hatte geklappt wie sie es gewollt hatte. Arius war ein steriler Traummann, ZEUS hatte sie beim Liebesspiel gefilmt und anschließend hatte sie dann auch noch ihre Würde verloren. Bei dem Gedanken dem Admiral wieder gegenüber zutreten wurde ihr ganz mulmig. Sie musste sich erst sammeln und meditierte etwas, dann ging sie alleine in den großen Konferenzsaal, wo schon alles auf sie wartete. Die beiden Admiräle, die Ausbilder und die Prototypen. Nur sie fehlte noch und jetzt waren sie komplett. Tanruk begrüßte Hera freundlich und ohne Häme oder Ironie. Schließlich war er ja auch schon in einem Alter und einer Funktion, in der man sich auch mal zusammenreißen musste. Dann erhob er sich und begann zu reden: „Also da wir jetzt vollständig sind, eröffne ich diese Sitzung und möchte erst mal mein Bedauern zum Ausdruck bringen. Die Entwicklung von ZEUS nahm einen unvorhersehbaren Verlauf, die eine Besprechung unaufschiebbar macht. Ich weiß jetzt eigentlich gar nicht wo ich anfangen soll, so komplex ist die Problematik..... Also IHR die neuen Geschöpfe des Zentralrechners funktioniert soweit sehr gut.... Es gibt nur ein Problem ... euer Schöpfer, der Zentralrechner, hat euch ohne eine natürliche Funktion erschaffen“: soweit kam Tanruk, dann sprach Arius. „Sie meinen die Fortpflanzung, ich habe gestern mit Hera einen solchen Vorgang durchgeführt. Es war sehr schön... vor allem für sie. Warum hat man uns dieses Vergnügen vorenthalten wollen. Warum dürfen wir uns nicht mit einer Frau paaren?“ ZEUS fühlte sich angesprochen und antwortete seinem Geschöpf:„ Ich wollte meine letzte Arbeit verbessern. Damals habe ich aus lauter ...Ungeduld und Unwissenheit ein Wesen erschaffen, welches Herkules hieß. Aus diesem Wesen gingen alle anderen Krieger hervor, aber ich habe den sexuellen Aspekt dieses Geschöpfs zu sehr in den Vordergrund gestellt und forciert. Das war schon immer ein Grund für diverse Fehden und Grabenkämpfe. Versteht ihr das? Ich wollte mein Werk verbessern indem ich euch kreiert habe. Ohne dieses ganze Spektrum der überwallenden Gefühle. Deshalb wurdet ihr ohne Geschlechtstrieb und Samenerguss erschaffen. Körperlich gesehen ist es mir auch gelungen, aber euer Unterbewusstsein wünscht sich ein ausgelebtes Sexualleben und sendet entsprechende Wellen in den Äther aus. Ich kann das nicht registrieren, auch eure Ausbilder und Lehrer haben dafür kein Gespür und bemerken nichts davon. Das können nur Wesen wie Hera und ihre Priesterschaft. Sie absorbieren eure Gefühle und verarbeiten sie körperlich, an eurer statt!“ „Aber dann ist doch alles in Ordnung oder? Wenn sie es für uns ausleben können, dann werden wir doch trotzdem gut funktionieren“: bemerkte Uriel und sah zufrieden in die Runde. Hera sah das natürlich etwas anders und widersprach:„ Nichts ist in Ordnung. Ihr ladet uns eure überschüssigen Triebe auf und wir müssen dann damit leben. Es ist unmöglich noch weitere Prototypen wie euch zu erschaffen, an eine Serie von neuen Heroseinheiten ist gar nicht zu denken.
[email protected] 43
Autor Stephan Schneider Das ist völlig unmöglich, ihr fünf seit schon mehr als genug!“ Alles schluckte etwas bei diesen harten Worten und Michael meldete sich zu Wort. Tanruk warf eine Geste in seine Richtung und er begann zu sprechen:„ Es ist nicht unsere Schuld, dass wir so geworden sind. Wir hatten weder Vater noch Mutter und erfüllen einfach nur unseren Dienst. Das jemand anders für uns leiden muss ist sehr schade und ich bedaure es aufrichtig. Gibt es denn keine Möglichkeit damit wir uns selbst mit diesen Trieben auseinandersetzen können?“ „Ihr seit nun beinahe ausgewachsen und nachträglich kann man das nicht mehr ändern. Ich könnte neue Prototypen aufziehen, aber das löst unser Problem nicht wirklich, ihr habt nämlich auch sehr positive und wünschenswerte Eigenschaften. Admiral Genter hat es bereits vor einiger Zeit bemerkt und auch Admiral Tanruk konnte sich davon überzeugen.... Ihr seit in der Lage telepatisch zu kommunizieren. Das macht euch zu einer fast unschlagbaren Einheit im Kampf und genau das wollten wir ja erreichen. Aber ich gebe Hera Recht... es dürfen keine weiteren Prototypen eures Typs erschaffen werden. Ihr werdet limitiert und daher keinen neuen Massenstandart bilden!“: erklärte ZEUS mit monotoner Stimmlage und gewohnt gefühllos. Hera hatte ZEUS genau zugehört und stimmte allem zu. Die Sonderstellung der fünf Helden war damit gefestigt und jetzt ging es eigentlich nur noch um eine praktikable Lösung für die Zukunft und das weitere Ausbildungskonzept. „Das klingt alles sehr plausibel und sinnvoll. Ich denke es wäre dann an der Zeit die Ausbildung umzustellen und die Fähigkeit der telepatischen Kommunikation zu verfeinern. Bisher ist sie ja noch nicht forciert worden und mehr zufällig zu Tage getreten. Ich schlage daher vor, dass die Priesterschaft diesen Teil der Ausbildung übernimmt und steuert. Fachlich sind sie ja auch schon alle sehr versiert und benötigen keinen Unterricht mehr“: erklärte Hera und selbst ZEUS war derselben Meinung. Er war überraschenderweise damit einverstanden und bestand lediglich auf Beobachtung durch die Fachausbilder. Jetzt ging es nur noch um eine Erklärung für die Kanzlerin und den Kriegsrat. Schließlich musste man beiden eine Erklärung liefern für die Geschehnisse und womöglich eine Prognose abgeben. „Ich werde persönlich im Rat sprechen und die Sache darlegen. Es lässt sich so am besten erklären und ich will das jetzt hinter mich bringen. Wenn das zutrifft was ich denke, dann wird die Führungsstruktur der Flotte umorganisiert werden müssen. Alles andere wäre einfach barer Unfug ... egal was Prax oder Olmekis wollen. Hier geht es um unser gesamtes Volk!“: erklärte der Admiral entschlossen kämpferisch. Genter nickte nachdenklich und besorgt zugleich. Er wusste wie viel Wirbel eine erfolgreiche Ausbildung der fünf Helden verursachen musste. Das war für ihn immer noch der größere Haken, als ein paar notgeile Priesterinnen. So wurde es dann auch gemacht. Hera zog sich zurück und meditierte eine Weile mit den ihren. In der Zwischenzeit sollten die übrigen sich einfach so verhalten wie immer und das tun was sie ohnehin tun wollten. Sie würde sich dann schon bei ihnen melden. Der Admiral machte sich auf den Weg ins HQ und dachte unentwegt an seinen Auftritt vor dem Rat und natürlich auch daran selbst mal wieder Sex zu machen. War ja auch schon lange her und schließlich war auch nur er ein Mann. Etwas guten alten Sex mit einem warmen, weichen Frauchen würde ihn entspannen und locker machen. Aber zuerst kam die Pflicht und er meldete sich bei Gaia an. In anschaulicher Weise erklärte er den Sachverhalt und seine Absicht den Rat zu informieren: „Kanzlerin wir müssen jetzt mit offenen Karten spielen und alles dem Rat vortragen. Je eher wir damit herauskommen, umso eher kann man darauf hinarbeiten, dass wir eine effektivere Führung der Flotten bekommen. Das ist genauso wichtig wie der Bau neuer Schiffe und die Aushebung der Legionen. Was meint ihr?“ Die Kanzlerin hatte teils amüsiert, teils schockiert den Ausführungen ihres Beraters gelauscht und dabei mehr als einmal geschluckt. „Ihr habt Recht, jetzt ist Schluss mit dem Versteckspiel und den Intrigen. Mit diesen Wesen wird unsere Streitmacht endlich die Führung bekommen, die sie verdient hat. Ich selbst werde Kompetenzen an sie abtreten wenn es sein muss. Einmal muss Schluss sein mit der Vergeudung von Energie durch Grabenkämpfe und Fehden. Ich werde Typhone informieren und Helios. Wir werden den großen Rat einberufen.... aber erst wenn die Ausbildung der Fünf abgeschlossen ist!“ „Wie sie meinen Kanzlerin....aber ich denke das wir ..“ „Nein ich will solange warten bis es wirklich abgeschlossen ist. Ihre Meinung in Ehren, aber es ist noch zu früh um mit solchen Neuigkeiten rauszukommen. Stellen sie sich nur mal vor was wir für eine Bauchlandung erleben, wenn wir keinen von den neuen Heroen einsetzen können. Ich werde aber eine informelle Sitzung einberufen und die Mitglieder des Kriegsrates von den Fortschritten in Kenntnis setzen, ohne Konsequenzen anzukündigen oder Prognosen. Das ist alles was ich machen kann und alles was man verantworten kann, Admiral!“ „Das klingt vernünftig. Ich werde Hera informieren und sie zur Sitzung einladen. Man wird ihre Meinung hören wollen!“: Tanruk war damit sehr zufrieden und fand seine Ansichten voll bestätigt. Fingerspitzengefühl war das entscheidende Kriterium in dieser Sache.
[email protected] 44
Autor Stephan Schneider „Tun sie das.... und nun zum Atlas. Ich möchte das mir aktuelle Listen und Daten zur Verfügung stehen. Ich will wissen wann unser neues Schmuckstück endlich fertig ist und ob alles so geworden ist wie man es geplant und versprochen hat!“ „Sehr wohl. Ich werde einen Kurier aussenden. Es besteht ja absolute Nachrichtensperre....!“ „Tun sie das!“: befahl die Kanzlerin ihrem militärischen Berater und wendete sich dann anderen Problemen zu. Wieder mal eine Fehde zwischen den Regenten, wegen ein Paar Frauen. Apollo hatte sie als Schlichterin angerufen um einen Krieg zu verhindern, soweit war es schon wieder gekommen. Einen besseren Beweis für die Notwendigkeit eines neuen Typus von Soldaten hätte das Schicksal kaum liefern können. In solchen Fällen musste sie immer schlichten, was ihr auch fast immer erfolgreich gelang. Oft kamen dabei die unterschiedlichsten Kompromisse heraus. Etwa ein Wettkampf der Regenten, oder das Amulett werfen oder man ließ die Frau von beiden Regenten besamen und das Schicksal entscheiden von wem sie schwanger wurde. Nur eines machte man nie, die Frau fragen zu wem sie sich hingezogen fühlte. Tanruk marschierte schnurstracks in seinen Arbeitsbereich, dem Komplex für die militärische Beratung der Kanzlerin. Auf dem Weg kam ihm Apollo schon entgegen, mitsamt seinen Beratern und Senator Helios. Der Admiral grüßte sie und ging dann einfach weiter zu seinem Arbeitsbereich. Dort arbeiteten ein paar Dutzend Männer und Frauen und alle waren damit beschäftigt aus den unzähligen Meldungen ein Lagebild zu erstellen. Das wurde dreimal täglich getan und meistens für die Katz. Denn wenn diese Lage fertig war, hatte sie die Wirklichkeit schon überholt. Das lag hauptsächlich an den großen Entfernungen und der Verzögerung beim Übermitteln der Nachrichten. Die meisten Enklaven außerhalb der Erde waren ohnehin selbstverwaltend und soviel gab es ja auch nicht was man ständig zu übermitteln hatte. Lediglich die Radarsonden und Lauschposten sendeten ununterbrochen die neusten Daten zu Erde. Das war aber immer noch genug zu arbeiten für die Soldaten in Tanruks Abteilung. Tanruk meldete sich kurz zurück und alle registrierten, dass der Chef wieder auf seinem Posten stand. Seine Abwesenheit war nur von kurzer Dauer und als Entspannungsurlaub deklariert worden. Während seines Ausflugs war ihm ein neuer Offizier zugeteilt worden. Er stand vor der großen Lagekarte und verfolgte die Bewegungen der letzten Monate. So eine detaillierte Lagekarte bekam man an Bord eines Schlachtträgers eigentlich nie zu sehen, wozu auch. Die Blicke der beiden Offiziere trafen sich schnell. Tanruk bemerkte schnell das neue Gesicht innerhalb seiner vertrauten Mannschaft und sein eigenes Auftreten lies ihn augenblicklich als Abteilungschef durchscheinen. Tanruk schritt ganz normal weiter auf den Unbekannten zu und blickte diesen fragend an. Ohne Worte nur mit der Gesichtsmimik suggerierte er seine Frage, wer sind sie und was wollen sie. Prompt folgte die Antwort:„ Herr Admiral, Commander III. Klasse Deoklites meldet sich zum Dienst“: sprach’s und nahm Haltung an. „Wer hat sie denn hierher eingeteilt Commander. Ich habe niemanden angefordert!“ „Ich habe um eine neue Verwendung ersucht. Ich war vorher Geschwaderführer auf dem. Schlachtträger Uris und ...“ „Ach so... hoffentlich haben sie bei mir mehr Glück! Aber warum schickt man sie hierher an den Schreibtisch. Sie sind doch Frontoffizier mit Erfahrung im Kampf. Was haben sich denn diese Pfeifen von der Personalplanung dabei gedacht!?“ „Herr Admiral ich wollte kein neues Kommando über ein Geschwader mehr übernehmen. Ich war ....“ „Kommen sie, wir gehen besser in meinen Raum. Dann erzählen sie mir alles und ich werfe mal einen Blick auf ihre Akten“. Tanruk wies den neuen Mann in sein Dienstzimmer und ging schnellen Schrittes voran. Er öffnete die Tür und wies ihm einen Platz samt Getränk zu. Den persönlichen Diener, der einem Mann in seiner Position zustand, hatte er immer abgelehnt. Seine Kommentar dazu war, er wäre nicht bettlägerig und könne sich selbst noch behelfen. Als man dann gemeinsam angestoßen und Platz genommen hatte flog der Admiral erst mal über Deoklites Akte. Er steckte einfach dessen ID-Karte in ein Lesegerät und dann konnte er alles einsehen. Ein Ausgabeprojektor von nicht mal Fingergröße projizierte das Bild an die Wand vor ihnen und der Admiral studierte alles sorgfältig. „Einer von Apollos Feuerkindern. Sogar selbst ein Löwe im dritten Jahr, laut Statistik könnten sie es bis zum Flottenchef packten. Man beurteilt sie als loyal, beherrscht und mutig. Zwei Tapferkeitsmedaillen und mehrere Belobigungen ihres Kommandanten, 23! Abschüsse.... Nicht schlecht... seit dem Verlust ihres Heimatträgers sind sie in kein Cockpit mehr gestiegen und haben statt dessen an der Akademie studiert, Theorie und Taktik etwas Geschichte wie ich sehe ... sie sind hoch dekoriert und viel zu schade für meine Abstellkammer da draußen. Ich kann mich nur wiederholen, sie passen eigentlich nicht hierher!“: sagte Tanruk und nahm die Karte wieder aus dem Lesegerät. Gab sie dem Eigentümer zurück und lehnte sich dann in das weiche Leder seines Sessels. Auf soviel Ablehnung war Deoklites nicht vorbereitet und es kränkte ihn etwas, doch fasste er sich ein Herz und offenbarte sich dem Admiral. „Herr Admiral ... ich will offen sein.
[email protected] 45
Autor Stephan Schneider Bei meinem letzten Einsatz habe ich alle meine Kameraden verloren. Keiner außer mir hat die Schlacht überlebt. Deshalb möchte ich nicht noch mal so nah an den Feind ran. Außerdem werde ich auch nicht jünger und ....“ „Jaja schon gut. Ich kann sie verstehen. Angst ist kein Grund sich zu schämen und ich kann nachvollziehen wie es ist der Letzte zu sein. Habe selbst schon mal meinen Haufen verloren, als deren Fähre abstürzte. Ich lag krank auf der Matte und habe es nach zwei Tagen erst erfahren... ich kann es ihnen nachfühlen. Geben sie mir doch noch mal ihre Karte bitte ( Der Admiral ergriff die IDKarte, die Deoklites ihm erneut aushändigte. Er steckte sie abermals in den Leseschlitz und las sich die Akte jetzt noch mal durch. Diesmal ein wenig aufmerksamer und mit weniger Skepsis. Dann kam ihm eine Idee) Mmmh... na gut, sie können hier bleiben, allerdings im Außendienst. Ich habe da eine wichtige Kurieraufgabe für sie. Wissen sie was der ATLAS ist?“ „Offiziell nicht“ „Und was erzählt man sich an den Ambrosiatränken der Offiziere nach dem dritten Pokal?“: flachste Tanruk um die etwas depressive Stimmung des Commanders aufzuhellen. „Es soll ein neuer Träger sein. Groß ... sehr groß und alles streng geheim. Ich weiß nur, dass man auf keiner Raumwerft etwas darüber erfahren kann. Ich habe die meisten davon im Laufe der Zeit mal besucht und diesen ominösen Träger niemals zu Gesicht bekommen. Aber es gibt ihn doch ... oder?“ Tanruk verzog den Mund schelmisch zu einem Lächeln und nickte vielsagend. Er freute sich nicht nur darüber etwas mehr zu wissen als dieser Commander, sondern in diesem den geeigneten Mann für seine Kuriermission gefunden zu haben. „Was ich ihnen jetzt sage ist Geheimstufe Ultra 4. Das darf niemand wissen außer den unmittelbar Betroffenen. Selbst im Hauptquartier wissen nur die wenigsten was das für ein Projekt ist! Der Atlas wird als Schlachtträger deklariert, dass war’s dann auch schon was man darüber in Erfahrung bringen kann. Details über die Art, Größe und Position kennen nur sehr wenige..... ( Tanruk machte eine kurze Pause und zeigte mit dem Zeigefinger auf Deoklites. Dabei dachte er „und du mein Freund bist jetzt einer davon“. Dann erst sprach er weiter ) Jede Funkübertragung zu diesem Träger ist natürlich verboten, damit die Geheimhaltung nicht unnötig gefährdet wird. Laut Zeitplan steht er kurz vor der Fertigstellung und soll demnächst eingesetzt werden. Der Kriegsrat benötigt nun ganz konkrete Informationen über den realen Entwicklungsstand und wie lange es dauert bis er fertiggestellt sein wird. Diese Informationen kann nur ein Kurier beschaffen und das sind sie,... wenn sie wollen? Wollen sie das machen?“ „Na gut, das wäre eine interessante Aufgabe. Wie schnell muss ich denn aufbrechen?“ „Packen sie ihr Zeug und buchen sie einen Flug zur Mondbasis, als Zivilist oder Soldat auf Urlaub. Keine unnötigen Papiere mitnehmen, die sie verraten oder Aufzeichnungen dieser Art. Wenn sie auf der Basis angekommen sind, nehmen sie sich ein Zimmer in einer Herberge ihrer Wahl. Man wird sie kontaktieren und sie werden alle weiteren Informationen erhalten“. „Das klingt alles nach Abwehrdienst oder Innere Sicherheit?“ „Das ist korrekt. Unauffälliges Reisen und nebulöses agieren ist eigentlich deren Art, aber wenn sie zum Atlas wollen, dann müssen sie auch so vorgehen. Keine Sorge, ich bin auch nicht immer als Admiral unterwegs. Das bringt der Job halt mir sich – sind unsichere Zeiten in denen wir leben“. „Wie sie meinen Herr Admiral. Ich nehme den Auftrag an und mache mich fertig“. „Tun sie das und viel Glück!“ Der Commander verabschiedete sich freundlich und machte sich daran eine lange Reise zu unternehmen. Sein Auftraggeber lehnte sich erst mal gut gelaunt zurück und war sehr zufrieden mit dieser Wendung. Er hatte sich schon Sorgen gemacht, wen er jetzt zum Atlas entsenden sollte. Die üblichen Wege und Methoden waren im zu unsicher. Das Prax seine Leute so gerne für andere Aufgaben zur Verfügung stellte war ihm schon verdächtig genug. Der würde früher oder später eh spitz kriegen was Sache war. Dieser traumatisierte Commander ohne Stammeinheit war genau der richtige Mann. Der kam ihm wie gerufen und einen Teil seiner Aufgabe hatte Tanruk damit schon fast erfüllt. Jetzt musste er nur noch Hera zur Sitzung einladen und dann konnte er eigentlich nur noch warten. So liebte der Admiral seine Arbeit, wenn alles flutscht und für jedes Problem die Lösung frei Haus geliefert wird. Die Meldung an Hera übermittelte einer seiner Untergebenen und darin erklärte er knapp was die Kanzlerin vor hatte. Hera wollte sich aber nicht drängen lassen und erbat sich ein wenig mehr Zeit. Dies mit Gaia zu klären überlies ihr Tanruk persönlich. Damit war für ihn die Arbeit erst mal getan und ihm blieb Zeit die Arbeit seiner Leute zu begutachten. Da lief auch alles wie gewohnt und es gab keine echten Neuigkeiten aus dieser Richtung. Tanruk sah sich nur an, wo die Flotten lagen und wie weit man mit dem Bau von neuen Trägern gekommen war. Die Bemühungen wären durch die vorangegangenen Verluste wieder etwas forciert worden und Leonides wurden zwei Neubauten zugeteilt. Mit denen und einer neuen Garnitur von Soldaten übte Leonides nun zwischen Erde und IV. Planeten. Noch waren es nur Manöver, aber sehr nahe am Feind. Die Aktivitäten des Gegners lagen hinter dunklen Schleiern verborgen.
[email protected] 46
Autor Stephan Schneider Laut dem neusten Bericht tasteten sich einige feindliche Verbände entlang des Asteroidengürtels, auf der Suche nach Prax Schiffen und den Basen der Atlantaner. Es gab Berichte über Angriffe auf Geleitzüge auf beiden Seiten. Man spielte also wieder nur Katz und Maus. Die Flotten von Prax und Olmekis hatten es sich in den letzten Monaten zur Aufgabe gemacht jeden Nachschubtransport zum roten Planeten anzugreifen. Damit hatte man sehr viel Zeit gewonnen, doch diese Taktik konnte nicht ewig funktionieren. Einmal war die Koordination untereinander nicht möglich, um den eigenen Standort nicht Preis zu geben. Feindliche Träger waren vermutlich schon auf der Jagd nach ihnen und damit würde die Blockade ein Ende haben. Doch mit der bisherigen Arbeit war Tanruk sehr zufrieden, schließlich hatte man die Schiffe Wotans festgenagelt. Dessen große Einheiten bewegten sich nicht und lauerten auf einen weiteren großen Waffengang. Der Amiral rieb sich die Hände und malte sich aus was für eine Wirkung die 3 Strategen hier erzielen könnten. Sie würden mit den neuen Waffen und ihren Fähigkeiten ein für alle mal mit den Titanianern aufräumen und sie aus dem Sonnensystem jagen. Vor seinem Auge sah er schon alles vor sich und freute sich darüber es noch erleben zu dürfen. Es würde ihm verkönnt sein, zu sehen, wie dieser unselige Krieg endlich ein Ende finden würde. Gut gelaunt wie er war, beendete er seinen Arbeitstag und ging in seinen Wohnbereich. Normalerweise endete sein Tag damit, dass er sich in das große Atrium begab und dort zu speisen pflegte. Doch heute machte er mal etwas anderes. Er bestellte sich eine junge Soziolatris und ein Abendessen für zwei Personen. Das Mädchen war so etwas wie eine Liebesdienerin auf Abruf. Jedem ledigen Atlantaner oder Offizier der Legionen stand dieser Dienst offen. Verrichtet wurden er von jungen Mädchen und Frauen, denen es versagt blieb den „Göttern“ auf andere Art zu dienen, aber dennoch bei ihnen bleiben wollten. Eigentlich waren sie damit weitaus besser dran. Statt sich mit den niederen Chargen abgeben zu müssen, durften sie mit den wahren Herren leben. Das größte Glück für solch eine Frau war es, einem Kind das Leben zu schenken, dass aus einer solchen Verbindung entstand. Freiwillige für diese Aufgabe gab es also mehr als genug und so kam es, dass ein hübsches Mädchen von kaum 18 Jahren dem Admiral die Zeit vertreiben und das nun in Zukunft auch noch öfter tun sollte. Der Aufenthalt auf der Insel hatte ihn doch sehr inspiriert und alte Gefühle geweckt. Während des Abendessens unterhielten sich beide und lernten einander kennen. „Sind sie wirklich der berühmte Admiral Tanruk, ich habe von ihnen gehört. Mein ältester Bruder war Pilot und hat mir damals von ihnen erzählt. Auch hier im Hauptquartier werden sie oft zitiert“. „So so berühmt bin ich also auch noch. Tja ja das ist alles schon eine Ewigkeit her und heute nicht mehr wichtig. Du bist also Eunike, wie kommt es das ein so hübsches Mädchen noch keinen Mann gefunden hat. Nicht das ich neugierig wäre, aber für meine Verhältnisse bist du wirklich hübsch!“: schmeichelte Tanruk ihr und reichte Eunike einen Pokal mit Wein, versetzt mit einem berauschenden Mittel. Es sollte ihre Libido steigern und ihn und seine Geliebte in die richtige Stimmung versetzen. Sie nahm den Trank, stieß mit ihm an und blickte ihm innig in die Augen. „Schönheit alleine ist nicht alles. Sie vergeht und nur das echte dahinter bleibt. So wie bei euch... Admiral“. „Nenn mich doch nicht Admiral“: sagte er und zog sich die Uniform langsam aus. Nahm sie bei der Hand und ging mit ihr in den Badebereich. „Ich heiße Tanruk, einfach nur Tanruk, den Admiral kannst du wirklich weglassen. Wir wollen ja kein Manöver abhalten oder in die Schlacht ziehen. Oder doch?“ Sie lachte verschmitzt und meinte:„ Was war denn in dem Wein drin? Ich fühle mich so ... seltsam erregt. Habt ihr .. du noch mehr davon. Ich möchte noch mehr Wein!“ „Ja natürlich kein Problem. Ich hole dir noch einen Becher voll“: sagte er und schenke erneut ein. Dann stiegen beide nackt in Wasser und fingen an sich zu lieben. Die Last der Jahre schien dem Admiral genommen und Eunike konnte gar nicht genug bekommen von seinen Liebesbeweisen. Selig lagen sie beisammen ein und hielten sich gegenseitig warm. Tanruks Schlafzimmer war mit einer ausfahrbaren Kuppel geschützt, die er jetzt öffnete. Der volle Monde stand am Himmel und die Sterne leuchteten ungewöhnlich hell. Er hielt Eunike im Arm und sah den Wolken beim Vorbeiziehen zu. Das Mondlicht machte es gut sichtbar und auch der leichte Wellengang war gut zu erkennen. Nur durch eine einfache Verglasung waren sie von der Umwelt getrennt und so bemerkten sie nichts von der kühlen Brise, die übers Meer wehte. Alle paar Minuten schwebte eine Fähre von den Sternen zu einer der Landeplattformen und lieferte Güter und Personen. Normalerweise hielt der Admiral die Kuppel geschlossen aber, heute war es ein sehr passendes Panorama und ein romantisches dazu. „So eine schöne Nacht hatte ich noch nie. Darf ich bei dir bleiben bis ich schwanger werde. Bitte! es ist mein sehnlichster Wunsch ein Kind von einem Anführer zu empfangen!“ „Ach deshalb bist du hier... ich hoffe du bleibst auch danach noch bei mir. Ich war so lange alleine ... seit meine Frau gestorben ist und unser Sohn nicht mehr zurück kam!“ „Mein Bruder ist auch vermisst... immerzu denke ich an ihn. Er war auf Erkundung im Asteroidengürtel und kam nie zurück“: sagte Eunike schluchzend und drückte sich fest an ihren Geliebten. Der zog sie etwas fester an sich und streichelte behutsam ihren Rücken. Sanft drücke sie ihre Schenkel an ihn und massiert damit sein Glied zum Phallus. „Mein Sohn ist auch vermisst, entweder abgeschossen oder abgestürzt... da zieht man sie jahrelang groß und dann so was.
[email protected] 47
Autor Stephan Schneider Von einem Tag auf den anderen kommen sie nicht mehr und man ist ganz alleine. Als Soldat hab ich gelernt wie es ist Trauerbriefe an Hinterbliebene zu unterschreiben. Aber was mit den Leuten ist, die so was dann lesen müssen, wurde mir erst klar als ich selbst so einen Brief bekam. Hoffentlich hört das bald auf“. „Ich wünsche mir auch nichts sehnlicher, als vor meinen Kindern zu sterben. Das ist doch nicht zu viel verlangt!“ Tanruk streichelte ihr übers Haar und blickte nach oben zu den Sternen. Er musste an seinen Boten denken, der mittlerweile auf seiner Reise zum Atlas sein sollte. Für Deoklites begann nun in der Tat ein neues Abenteuer. Das erste kribbelige Gefühl bekam er während des Flugs zum Mond, in der Verkleidung eines Statistikers aus der Astronomischen Abteilung des Regentenstabs. Eine völlig unbedeutende Abteilung von der keiner Notiz nahm und die noch nie groß in Erscheinung getreten war. Also die ideale Tarnung für einen unauffälligen Trip zum Erdtrabanten. Und wie geplant schenke man ihm wirklich kaum Beachtung während seiner Reise und später in seiner eher drittklassigen Behausung. Sie lag zirka 200 Meter unter der Oberfläche und war spartanisch eingerichtet. Allerdings gab es auch auf dem Mond eine Anzahl von Liebesdienerinnen und so ging der Tag auch für den Commander freudig zu ende. Allerdings ging es ihm wirklich nur um den Sex und sonst gar nichts. Fernab von allem wollte sich der Commander einfach mal etwas gönnen und abschalten. Die Dame, die er sich dazu ausgesucht hatte störte sich auch weniger an ihm, sondern an den bescheidenen Räumlichkeiten in denen es geschehen sollte. „Ich kann ja das Licht ausmachen, dann musst du es wenigstens nicht sehen“: erklärte Deoklites humorvoll. Für solche Spielchen hatten andere wenig Zeit. Auf der Insel hatte Hera und ihre Priesterschaft das Regiment inne und systematisch die Ausbildung übernommen. Leider machte die zusätzliche Libido ihr immer noch zu schaffen und auch ihre Dienerinnen waren nicht voll bei der Sache. Arius bemerkte das gesteigerte Interesse, welches man ihm entgegenbrachte und freute sich darüber. An Pandora hatte er schnell Gefallen gefunden, wenn er auch noch nicht in der Lage war das einzuordnen. Sie war wesentlich jünger, ihr Busen deutlich größer und fester und strahlte eine permanente Energie aus. Sie signalisierte durch jede Pore ihres Körpers und mit jeder Geste ihre Paarungsbereitschaft. Da aber weder die Priesterin noch der Held diese Signale verarbeiten konnten, entstand zwischen den beiden ein Rückkopplungseffekt, der die sexuelle Energie zwischen beiden ansammelte. Sie waren alle in dem Trainingsraum versammelt in dem Arius normalerweise seine Kampfübungen durchführte. Hera verordnete den 5 Helden erst mal die üblichen Entspannungsübungen und redete beruhigend auf sie ein. Dann ordnete sie an, dass ihre vier Dienerinnen jeweils hinter einem der Prototypen sitzen und mit ihnen meditierten sollten. Hera selbst übernahm Michael. So saßen sie nun im Kreis und langsam entstand eine mentale Verbindung zwischen ihnen. Immer wieder murmelten die Priesterinnen ihre Formeln und reinigten ihren Geist. In der Mitte des Kreises war ein Rauchopfer aufgebaut und brannte langsam ab. Räucherstäbchen und Weihrauch schwängerten die Luft mit einem berauschenden Aroma von Haschisch und ätherischen Ölen. Alleine davon musste man schon Visionen bekommen. Das Rauchopfer wurde dann umhergereicht und die Helden atmeten den Rauch tief ein. Die Wirkstoffe des verdampfenden Harzes wanderten durch die Blutgefässe ins Gehirn und schalteten einige Region auf Sparflamme. Die Bereiche die normalerweise eine filternde Funktion über alle Sinneseindrücke hatten wurde inaktiv und so erweiterte sich das Bewusstsein. Immer mehr breitete sich dieser Zustand aus und verschmolz die Gruppe miteinander. Zuerst bemerkten es die Priesterinnen und dann auch die Helden, dass sich ein gemeinsames Bewusstsein bildete. An dieser Stelle unterbrach die Hohepriesterin die Session und erklärte verblüfft:„ Ich bin erschüttert wie schnell und intensiv eure Fortschritte sind. Es scheint als hättet ihr das schon etliche Male gemacht. Nicht der kleinste Hauch von Unsicherheit und Abtasten... Ich denke wir machen dann gleich mit der nächsten Übung weiter. Wir werden euch jetzt wieder isolieren und ihr müsst ohne unsere Hilfe in Verbindung treten“. Die nächste Übung bestand darin, alleine in einem Raum zu warten und zu erkennen wer vor der Tür stand. Diese war natürlich verschlossen und undurchsichtig, was eine Manipulation erschwerte. Also musste jeder von ihnen in diesen Raum gehen und dort so lange bleiben, bis er jeden erkannte, der vor der Tür wartete. Hera war ebenfalls mit in dem Raum anwesend und teste bei dieser Gelegenheit ob sie das selbst auch noch beherrschte. Durch die Ereignisse der letzte Zeit war ihre Aura geschwächt und so eine Übung konnte das wieder ausgleichen. Michael war der erste Kandidat und er nahm in der Mitte des Raums auf einem einfachen Stuhl Platz. Die Hohepriesterin saß versetzt hinter ihm und erklärte kurz wie das Ganze ablaufen sollte. „Deine vier Kameraden warten draußen und werden willkürlich vor die Tür treten und einmal klopfen. Deine Aufgabe ist es zu erkennen wer das ist. Wenn du das schaffst wird eine andere Person anklopfen und so weiter. Eigentlich ganz einfach“. Nach ein paar Sekunden klopfte es schon zum ersten Mal und Michael versuchte sich zu konzentrieren wer das sein könnte.
[email protected] 48
Autor Stephan Schneider Diesmal half Hera nicht nach und so dauerte es ein paar Minuten bis er den ersten identifiziert hatte. „Ich bin fertig. Es müsste Rafael sein... ja er ist es. Ich kann seine Gedanken empfangen. Er ist es doch oder?“ „Korrekt Michael, du liegst richtig. Machen wir gleich weiter. Mal sehen ob du dich noch steigerst!“ Hera verzichtete darauf die Person eintreten zu lassen, da sie selbst der gleichen Ansicht war. Als nächster kam Uriel und dann Arius. Das waren andere Denkmuster und Michael konnte nur schwer zu ihnen Zugang erlangen. Er brauchte wesentlich länger und unangenehm war es außerdem auch noch. „Es scheint einen Unterschied zu machen ob es Strategen sind oder nicht. Bei Arius und Uriel habe ich große Probleme gehabt. Jetzt kommt Gabriel, nehme ich an. Ich kann seine Anwesenheit schon Spüren. Er ist sehr nahe. Jetzt klopft er an!“: sprach Michael aus und da vernahmen beide schon den Klopfton. Hera klatschte kurz Applaus, strich ihrem Adepten übers Haupt und lobte ihn:„ Hervorragend gemacht Michael, du bist schon fast ein Meister. Das du Deinesgleichen schneller erkennst ist am Anfang normal. Später wirst du merken, dass es keine Rolle spielt wen du vor dir hast. Jetzt lass uns deine Kameraden testen. Geh nach draußen und ... nein warte. Ich möchte das du Rafael kontaktierst und ihn hierher schickst. Er soll drei Mal anklopfen und dann ohne zu zögern eintreten!“ Michael schloss die Augen und versuchte einen Kontakt zu Rafael aufzubauen. Nach ein Paar Minuten klopfte es dreimal und Rafael trat zusammen mit Gabriel in den Raum. „Wir haben dich gehört. Hier sind wir“: meinte Rafael und blickte auf Hera und Michael. „Fast,... aber immerhin besser als keiner von beiden. Es ist gut Michael, du kannst zusammen mit Gabriel draußen warten. Rafael, du darfst hier bleiben und dich hinsetzen!“ Jetzt wiederholte sich das Spiel und nun kamen nach und nach alle anderen an die Reihe. Wie erwartet waren die drei Strategen untereinander schon sehr gut eingespielt und Gabriel machte schließlich keinen Fehler mehr. Uriel und Arius brauchten wesentlich länger um einen Zugang zu den anderen zu öffnen, aber auch sie schafften es und nach diesem Durchgang folgte ein zweiter. Michael fing wieder an und diesmal brauchte er nur wenige Sekunden bis er sie alle erkannte. Er hatte es geschafft eine stabile Verbindung aufzubauen und konnte ihnen sogar seine Gedanken zusenden. Hera musste mit Verwunderung feststellen, dass Michael sich enorm schnell entwickelte. Sein Gehirn war wie ein trockener Schwamm, der am Ufer lag. Mit jeder Welle füllte es sich auf und am Ende seiner Ausbildung konnte er die Reihenfolge der Aspiranten im Gang aufsagen, noch bevor diese überhaupt in den Bereich der Tür angelangt waren. Er wusste was sie gerade dachten, ob sie Hunger hatten, oder welche Kleidung ihr Vordermann trug. Gabriel und Rafael waren ebenso begabt, aber doch etwas langsamer. Uriel schaffte diesen Test nur mit passablen Ergebnissen, seine Stärken lagen ganz woanders. Hera ließ ihn wie gehabt aufrufen und befragte ihn erst mal:„ Spürst du irgendeine Veränderung? Vielleicht fremde Gedanken oder Gefühle? Ich frage dich deshalb, weil deine Vorgänger dies so beschrieben haben und du das vielleicht auch kannst!“ „Nein, ich fühle mich immer noch genauso alleine wie immer. Es fällt mir auch schwer zu erkennen dass die anderen versuchen mich zu kontaktieren. Mir scheint das nicht zu liegen“. „Wir werden sehen. Versuch nicht es zu erzwingen, sondern lass es ganz von selbst geschehen. Du musst dich einfach öffnen. Entspann dich und las es wirken!“: sagte Hera ruhig, aber dennoch fordernd. Uriel atmete tief ein und aus, aber hier gab es kein Rauchopfer und so gelangte nur Luft in seine Lungen und sein Blut. Ihm war nicht wohl und eigentlich hatte er auch keinen Bezug zu diesen Übungen. Er war ein realitätsbezogener Techniker, der im Grunde seines Herzens eine so unstoffliche und irrationale Kunst ablehnen musste. So war es auch nicht zu vermeiden, dass er seine Fähigkeit nicht verbessern konnte. Im Gegenteil er schaffte es eigentlich nur, weil die vier anderen ihm entgegen kamen. Natürlich war Hera mit diesen Ergebnissen nicht zufrieden. „Uriel du musst dich freimachen von Zweifeln und Ängsten. Sonst schaffst du es nie!“ Uriel hörte was sie sagte, aber verstand nicht was es bedeutete. Um zu testen wie weit Uriel überhaupt gebracht werden konnte, rief Hera dann nach einer Wache. Diese solle sich vor die Tür stellen und sich ruhig verhalten. Nur mit äußerster Mühe erkannte Uriel überhaupt die Anwesenheit einer Person. Wer das war konnte er nicht sagen. Männlich und eine Wache, dass war alles was er spürte. Mehr ging nicht. Aber Hera gab nicht nach und ließ Uriel noch eine Weile so dasitzen und schweigen. Er sollte sich einfach Gedanken machen und diese auf die Reise schicken, wie sie meinte. Genau das tat Uriel dann auch. Aber was er dabei entdeckte war absolut unerwartet für Hera und auch für ihn selbst. „Es wird ihnen seltsam erscheinen, aber ich habe etwas entdeckt!“ „Wer ist es? Vor der Tür ist niemand mehr!“: sagte sie und wunderte sich etwas. Sie bemerkte niemanden. „Ich habe niemanden entdeckt. Ich habe etwas entdeckt, ein defektes Comrelais in Sektor 123/863. Das müsste ich eigentlich melden, damit man es repariert. Es ist nur leicht beschädigt.... äh ich glaube ich habe es gerade repariert. Können sie das bitte überprüfen lassen!“
[email protected] 49
Autor Stephan Schneider Hera wäre fast vom Stuhl gefallen, wenn sie nicht vorher aufgesprungen wäre. „Wie bitte? Was hast du eben gesagt? Du hast ein defektes Bauteil entdeckt und es per Gedankenkraft repariert? Das ist ja unglaublich....“ Sie rief Lamuk zu sich und lies Uriel alles erzählen. Nach einigen Minuten war die Sache geklärt. In den Protokollen der Rechenanlage war tatsächlich eine Fehlermeldung von besagtem Relais aufgezeichnet worden. Aber noch bevor sich ein Techniker darum kümmern konnte, war plötzlich alles wieder in Ordnung. Lamuk überprüfte das Gerät und konnte keine plausible Erklärung dafür finden und bekam es langsam mit der Angst zu tun. Das Bauteil war definitiv zerstört und hätte nicht mehr funktionieren dürfen. Er ging zurück und meldete es Hera:„ Es ist wahr, er hat es tatsächlich fertig gebracht. Ich habe hier noch ein defektes Bauteil. Wenn du das auch noch reparieren kannst, dann breche ich hier zusammen!“ Er reichte Uriel eine defekte Platine und winkte damit zitternd vor seiner Nase rum. Hera spürte einen Energiefluss von ungewöhnlicher Zusammensetzung und Schwingung. Lamuk begann zu schwitzen und wischte sich über die Stirn. Uriel meinte dann:„ Meister ich denke sie sollten das Bauteil überprüfen. Aber brechen sie bitte nicht zusammen!“ Lamuk lachte und winkte ab, kam aber nach weiteren 10 Minuten leichenblass, stammelnd und resigniert zugleich wieder zurück. „Wie ist das möglich?!! Das gibt’s doch nicht. Wie kann er... das Bauteil war völlig unbrauchbar. Selbst mit regulären Mitteln wäre es fast unmöglich es wieder zum laufen zu bringen!“ „Ich denke wie haben deine Stärke gefunden Uriel. Geh jetzt... ich glaube von mir kannst du nichts mehr lernen!“: sagte Hera stolz und lobend. Uriel und Lamuk verließen eine überraschte Hera. Ihre Gedanken kreisten um die Ereignisse der letzten Stunden. Bevor sie Arius gegenübertreten wollte, musste sie etwas essen. Sie unterbrach das Training und zog sich zurück. Währendessen ruhte auch für die anderen die Arbeit und man erzählte sich am Mittagstisch was passiert war. Natürlich mussten die drei Strategen nicht mehr miteinander reden, aber Uriel und Arius konnten auf die verbale Kommunikation nicht verzichten und so verblieb man bei der üblichen Art der Konversation. Mit Erstaunen hörten auch die Priesterinnen ihnen zu bzw. empfingen die intensiven Gedanken ihrer Gegenüber. Pandora konnte ihre Augen nicht mehr von Arius nehmen, doch fürchtete sie die Kontrolle der anderen. Selbst die drei Strategen bemerken ihr reges Interesse, welches den Raum durchdrang und verströmte wie der Duft einer Rose. ZEUS selbst meldete sich nicht zu Wort. Er rechnete schon wie verrückt, um zu erklären was da passierte und war dem Systemkollaps unheimlich nahe. Nur seine Sicherheitsroutinen bewahrten ihn vor der Berechnung des Unendlichen und Unberechenbaren. Wie schon so oft kam er zu dem Ergebnis, dass eine Maschine diese Phänomene nicht erklären kann, ohne sich selbst zu gefährden. Egal welche Rahmendaten er auch besaß, er war nicht in der Lage die Fähigkeiten seiner Schöpfung zu kalkulieren. ZEUS versuchte sich auszumalen was Arius wohl für Fähigkeiten entwickeln könnte. Töten und Verletzen per Gedankenkraft, oder körperliche Unverwundbarkeit erlangen? Hera dachte ebenfalls darüber nach und ihr grauste bei dem Gedanken dieser Kampfmaschine etwas zu zeigen was man später einmal bereuen würde. Auch sie stellte sich vor, was man mit Gedankenkraft alles zerstören könnte und ihr wurde ganz anders dabei. Diese negativen Schwingungen würden nicht nur ein Objekt zerstören, sondern auch den gesamten Äther vergiften. Soweit wollte sie es nicht kommen lassen und in ihrer Sorge wandte sie sich an ihren Erzgegner. „Du hast mich gerufen Hera. Ich nehme an du bist in Sorge wegen Arius... ich bin es nämlich auch. Was denkst du wird er für Fähigkeiten entwickeln?“ „ZEUS ich habe absolut keine Ahnung. Es ist noch nie vorgekommen, dass ein so starker Krieger mit der Macht einer Hohepriesterin gesegnet war. Ich könnte mir aber denken, dass er danach zu einer absoluten Bedrohung wird. Seine Waffe wäre sein Verstand und den kann man nicht durch Schutzschilde oder Mauern aufhalten. Sein Pendant Uriel hat es immerhin geschafft auf 200 Meter Entfernung ein Stück Technik zu reparieren. Was machen wir wenn Arius auf diese Entfernung einer Person das Herz zerquetschen kann, oder einen Schlaganfall auslöst!“ „Das wäre fürwahr grandios, solange es ein titanianisches Herz wäre. Als ich bemerkte was Uriel alles kann, dachte ich erst, was für Glücksfall er für mich ist. Er könnte Lamuk ersetzen, doch dann rechnete ich durch was geschehen würde, wenn Uriel mich als Gegner ansehen würde. ZEUS, also ich, besteht nur aus Technik und die beherrscht Uriel wie kein Zweiter. Ich kann aber nicht meine eigene Schöpfung töten lassen, weil sie mir gefährlich werden könnte. Das Risiko sich am Schwert, welches man schmiedet, selbst zu schneiden ist immer gegenwärtig. Um eine Metapher aus eurem Denkschema zu verwenden“. „Du verstehst mein Dilemma nicht. Uriel wird nie ein Gerät zerstören, sondern immer reparieren. Sein Einsatz als Saboteur ist ja nicht vorgesehen...“: sagte Hera bis ZEUS sie unterbrach :„... eine gute Idee. Das solle man in Erwägung ziehen. Uriel könnte versuchen die Reaktorsicherung der titanischen Schiffe zu manipulieren. Das wäre perfekt. Ein totaler Sieg ohne einen einzigen Schuss. Das ist eine hervorragende Idee von dir Hera“.
[email protected] 50
Autor Stephan Schneider Sie rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. Dann dachte sie sich, dass „ER“ eben nur ein lebloses, unmoralisches Stück Technologie ist und setze ihre Rede fort:„ Was ich meinte war, dass Arius alleine durch die Anwendung solcher Kräfte, wie wir sie eben beschrieben haben, den Äther mit negativen Wellen verseucht. Um solche schädlichen Effekte zu verhindern gibt es uns Priesterinnen. Außerdem spielt es in diesem Fall keine Rolle wen Arius vernichtet. Er würde in jedem Fall einen starken Riss in der Trinität verursachen... mit allen Konsequenzen. Das darf nie passieren, bevor er das macht.... müsste man ihn eliminieren!“ „Das sind harte Worte und schwerwiegende Drohungen. Dann schlage ich vor du beendest die Ausbildung jetzt und erklärst Arius er wäre, so wie er jetzt ist, schon ausreichend ausgebildet und man würde ihn durch weitere Lektionen nur beschädigen“. Hera verzog das Gesicht und dachte nach. Klar, jetzt schob man ihr den „schwarzen Peter“ zu, aber das wollte sie sich nicht bieten lassen. „Hör mal ZEUS... es sind deine Geschöpfe und damit bist du so was wie ihr Vater und ihre Mutter. Warum erklärst du ihnen das nicht!?“ „Weil ich eine unsensible Maschine bin und nicht lügen kann. Das widerspricht meiner Programmierung“. „Du kannst höchstens nicht gut lügen und ich soll jetzt für dich die Kastanien aus dem Feuer holen. Du könntest wenigstens etwas dazu sagen und mich nicht ganz alleine lassen!“ „Wenn es die Umstände erfordern werde ich mich zu Wort melden und dich unterstützen!“: versprach er ihr. Sie verließ das Zimmer und machte sich auf, um zu den anderen zu gelangen. Sie fand sie alle wie erwartet im Speisesaal in Tischgespräche vertieft. „Die Nähe zu weiblichen und mentalbegabten Wesen scheint ihnen gut zu tun“: dachte sie sich noch. Die Gesprächslautstärke sank jedoch merklich, als die Anwesenden bemerkten, dass Hera in ihrer Mitte war. Diese setzte sich denn auch gar nicht erst, sondern begann sogleich zu sprechen. „Der Segen der Sterne sei mit euch meine Lieben, ich habe soeben mit dem Zentralrechner korespondiert und wir sind zu dem Schluss gekommen, euch für den Moment nicht noch weiter zu fordern. Wir befürchten, dass ihr sonst zu Unregelmäßigkeiten neigen könntet und dies wollen wir verhindern. Eure Ausbildung ist soweit abgeschlossen, zumindest hier auf dieser Insel. Ich werde jetzt einen Bericht an die Kanzlerin absenden und darin eure erstaunlichen Fähigkeiten loben. ZEUS hat sich in euch wirklich perfektioniert. Ihr werdet unseren Legionen den entscheidenden Schub verleihen, um sie siegen zu lassen!“ Alle bis auf Arius verstanden diese Worte als Lob und Auszeichnung. Für den fünften Krieger war es eine Ohrfeige, keine heftige zwar, aber immerhin. Er fühlte sich zurückgesetzt und übervorteilt. Seine vier Brüder hatten ihm erzählt zu welchen Fähigkeiten Hera ihnen im zweiten Durchgang verholfen hatte. Das wollte er natürlich auch können, schon aus Neugier welche Stärken noch in ihm schlummerten. Hera war der Schlüssel zur Freilegung und deshalb protestierte er direkt gegen seine Ausgrenzung:„ Verehrte Hohepriesterin, das verstehe ich nicht. Alle meine Brüder haben eine weitere Lektion erteilt bekommen und ihr PotenTial dadurch enorm gesteigert. Wieso haltet ihr mir diese Steigerung vor?“ Hera spürte die Wut und Enttäuschung hinter Arius Worten. Er fühlte sich wirklich benachteiligt und würde nicht leicht zu besänftigen sein. „Das will ich dir sagen Arius. Du bist von allen der Stärkste und eine Erweiterung der Fähigkeiten könnte verheerende Folgen von kosmischem Ausmaß haben. Es wäre in der augenblicklichen Situation verfrüht dir weitere Macht zu verleihen. Wenn du dich im Kampf bewärt hast und keine Defizite vorliegen, dann kann man darüber vielleicht noch einmal reden!“ „Und wann wird das sein?“ „Das wissen nur die Sterne. Hab Geduld, dann wird die Macht von selbst zu dir kommen. Sie schlummert schon in dir!“ Arius schmollte und dachte sich seinen Teil. Aber sein Ärger verflog direkt als sein Blick umherschweifte und auf Pandora hängen blieb. Bei ihrem Anblick kam ihm eine fatale Idee. Hera konnte sie leider nicht lokalisieren, aber sie spürte das Arius sich nicht mit einem NEIN abspeisen lassen wollte. Ungehorsam lag in der Luft. Doch sie war klug genug in diesem Augenblick nicht noch weiter darauf herum zu reiten. Sie kannte seine Fähigkeiten als Kämpfer und wollte sie nicht durch Vorwürfe freilegen. Die anderen redeten dann auch noch auf ihn ein und versuchten ihn zu beruhigen. „Ihr habt leicht reden, euch hat man alle Ehren zuteil werden lassen. Es ist wohl mein Fluch immer der letzte zu sein!“: lehnte er diese Beschwichtigungen ab. „Beruhige dich Bruder, deine Zeit wird kommen und außerdem stehst du in deiner Sparte jetzt schon ganz oben. Kein anderer Heroe kann sich mit dir messen, was würde es dir nützen wenn du etwas lernen würdest, was dir später eh nicht helfen kann. Oder willst du dich mit Uriel oder uns langweilen? Der reale Kampf ist deine Stärke und dabei sollte man es auch belassen!“: sprach Michael sanft auf ihn ein. „Aber wenn ich Uriels Fähigkeiten hätte, dann könnte ich meine Waffen ohne fremde Hilfe oder Werkzeug reparieren!“
[email protected] 51
Autor Stephan Schneider „Es ist aber noch zu früh und es ist unwahrscheinlich, dass du die gleichen Stärken wie Uriel hast. Dein PotenTial ist ein gänzlich anderes!“ Arius winkte ab, warf seine Serviette hin und verließ verärgert den Raum. Er wollte sich jetzt abreagieren um seinen Frust loszuwerden. Ruthus, der bisher schweigend an der Tafel gesessen war, folgte ihm und befahl ihm zu warten. Wenigstens auf ihn hörte er noch. Die anderen sahen betroffen drein und keiner konnte sich mehr über die Fortschritte freuen. Über allem lag der Zorn von Arius. Hera verordnete erst mal einen Badeausflug in die Lagune für die Helden und Gebete für die Priesterinnen. Also trennte man sich und ein jeder folgte seiner Bestimmung. Arius übte an einer seiner Holzpuppen Schlag und Trittkombinationen. Das beruhigte ihn etwas. Ruthus sah ihm dabei mit verschränkten Armen zu. Er redete die ganze Zeit mit Befehlston in der Stimme auf ihn ein:„ Du musst dich fügen und deine Befehle befolgen! Verstanden? Wenn du später einmal unter dem Kommando eines Offiziers stehst, dann kannst du auch keine Diskussion anfangen. Du bekommst sonst riesengroße Probleme. Die Disziplin muss gewahrt bleiben. Auch wenn das nicht immer leicht ist, mir ging das früher auch nicht anders, aber da musst du durch!“ Arius machte eine kurze Pause und wandte sich seinem Lehrmeister zu:„ Warum soll ich überhaupt am untersten Ende der Befehlskette stehen. Ich denke, dass meine Fähigkeiten etwas mehr Spielraum bei der Einstufung lassen!“ „Dein Dienstgrad wird niemals höher sein als der eines Commanders der Heroslegionen. Du bist ein echter Krieger und kein Stratege wie die anderen drei. Einer von ihnen wird immer über dir stehen und dich führen. Das geht allen so – mir ging es so und auch dir wird es so ergehen!“ „Das werden wir ja sehen!“ „Einen Befehl zu verweigern... davon rate ich dir ab. Warte erst mal ab wie dich der Kampf gegen die Titanianer verändern wird. Das sind deine Feinde ... vergiss das nie! Bei allen Problemen mit deinen eigenen Leuten, du bist nur zu einem einzigen Zweck erschaffen worden..“ „Ja, den Feind zu eliminieren. Deswegen übe ich hier“. Arius wandte sich wieder seiner Übung zu und murmelte etwas vor sich hin. Ruthus konnte jetzt auch nichts weiter dazu sagen und schwieg. Nach einer Weile überließ er seinen Schüler sich selbst und dachte sich, dass die Zeit am Ende seine Wunden heilen würde. Arius machte einfach weiter, aber er war nicht bei der Sache. Das hier langweilte ihn, ihm stand der Sinn nach anderen Dingen. Aber noch musste er warten. Das Schicksal würde ihn nicht vergessen, soviel wusste er schon. Er dachte nach und dann kam ihm eine Idee. Er wusch sich und ging danach wieder in seinen Trainingsraum zurück. Dort lagen noch die Überreste des Rauchopfers und Arius zündete sie an. Der Rauch stieg ihm in die Nase und er inhalierte tief und lange ein. Er dachte an Pandora und dass sie zu ihm kommen sollte: „Pandora... Pandora.... hörst du mich. Ich bin es .. dein Traumprinz... komm zu mir .... hilf mir dabei mich zu entwickeln“. Nach etwa einer halben Stunde hielt Arius inne. Er sah hinter sich, wo Pandora stand. Sie hatte ihn gehört und sich davongeschlichen. „Du hast mich gerufen mein Liebster... ich wusste dass wir füreinander geschaffen wurden. Sieh nur was ich mitgebracht habe“: säuselte sie verliebt und hielt Arius eine Schachtel mit drei Dreiecken hin. Es war die Schatulle mit den Rauchopfern, Heras Besitz und nur für besondere Anlässe gedacht. Damit hatte Pandora einen unverzeihlichen Diebstahl begangen, denn niemandem stand es zu, sich aus dieser Schatulle zu bedienen. Arius nahm eine ordentliche Mischung heraus und streute sie auf die, noch heiße, Glut. Augenblicklich sog er den Rauch ein und suchte sich zu öffnen. Pandora setzte sich hinter ihn und massierte seine Schläfen. Eine Welle des Wohlbefindens durchflutete sie dabei und auch Arius empfand es als sehr angenehm. Zumindest am Anfang, er inhalierte immer mehr und mehr und dann überkam ihn eine grauenhafte Vision. Was die beiden nicht beachtet hatten, war der Umstand, dass es nicht gelingen kann mit einem Diebstahl etwas positives zu erreichen. Der Zweck heiligt in Wahrheit überhaupt nichts, wenn eine Missetat dazu nötig ist. Statt wie Michael und die anderen ein nützliches Geschenk zu erhalten, wurde Arius nun mit einer gefährlichen Last bestraft. Er sog sämtliche negativen Wellen, Gedanken und Gefühle in der Umgebung in sich auf. Der Wut, der Hass und die Angst der gesamten Welt fluteten in seinen Verstand. Er sah unbeschreibliche Fratzen und schrecklich entstellte Körper, die Opfer einer Schlacht. Er fühlte scheinbar die Leiden und Schmerzen aller Verletzten und Kranken eines Krieges und sein Gehirn schien zu versagen vor dem Leid und der Angst dieser Seelen. Er geriet in einen absoluten Albtraum und die Sinne schwanden ihm. Pandora bekam die schiere Panik als sie merkte, dass sie ihrem Helden nicht mehr helfen konnte und wollte wegrennen. „Arius , ach Arius wach doch bitte auf. Ich flehe euch an ihr Götter im Himmel helft ihm“: stieß sie aus und rüttelte ihn, doch es half nichts, er war weggetreten und nicht mehr ansprechbar. Schaum trat vor seinen Mund, die Augen rollten nach hinten und er begann wild um sich zu schlagen. Pandora fürchtete sich immer mehr und in ihrer Angst griff sie sich die Schatulle mit dem berauschenden Rauchopfern und stürzte hinaus ins Freie. Hastig und schlotternd vor Angst ging sie zurück in ihr Quartier, brachte den Besitz ihrer Herrin wieder an seinen Platz und hoffte dass niemand etwas bemerkt haben würde.
[email protected] 52
Autor Stephan Schneider ZEUS hatte in der Tat auch nichts bemerkt, er war viel zu beschäftigt mit den Berechnungen für die nächste Stufe der Kriegerbeschaffung. Hera masturbierte zusammen mit den anderen Priesterinnen, dadurch dass Arius alles Negative in sich aufnahm ging es ihnen sogar besser. Ruthus war mit den anderen Helden und Lamuk am Strand. Niemand hatte bemerkt was geschehen war und so lag Arius immer noch auf dem Boden und wand sich vor Schmerz und Unbehagen. Erst als er mit der Hand in die Glut fasste wurde er augenblicklich durch den realen Schmerz wach. „Arrgggrgh“: brüllte er auf und hielt sich die verbrannte Hand. Er war verwirrt und benommen, doch konnte er sich an alles erinnern. An das Rauchopfer und die entsetzlichen Bilder, die er gesehen hatte. Jetzt reute es ihn, dass er zu ungeduldig und gierig gewesen war. Er stand auf um sich kaltes Wasser über die Hand laufen zu lassen, dies würde seinen Schmerz lindern und erträglicher machen. Während er so dastand und das kühlende Nass über seine verbrannte Haut lief, erleuchtete ihn die nächste Vision. Diesmal jedoch von völlig anderer Qualität, er dachte daran wie das verbrannte Fleisch sich regenerierte und abheilen würde und augenblicklich verschwanden die Schmerzen. Seine Hand war kurz darauf wieder völlig intakt und nichts deutete mehr auf schlimme Brandwunden hin. Verwundert tastet er mit der anderen Hand über die eben noch roten Stellen und musste dabei laut lachen. „Wie wunderbar... ich kann mich selbst regenerieren und brauche mich nicht mehr vor dem Feuer fürchten. Nichts wird mich mehr verbrennen können... aber ich fühle, dass noch mehr Macht über mich gekommen ist.“: sprach er zu sich selbst und ging nach draußen in den Garten. Er wanderte einfach drauf los, um den zweiten Teil seiner Vision zu realisieren. So kam er schließlich an einem großen Ameisenhaufen vorbei und schlagartig wurde ihm klar wie sich alles verhielt. Ein lustiges Kribbeln machte sich in seinem Kopf breit und dann krabbelten Abertausende von den kleinen Insekten an ihm lang und leckten seinen Schweiß ab. Die Soldaten rieben ihre Beißwerkzeuge aneinander und erzeugten ein schrilles Geräusch. Für sie war er jetzt der König bzw. die Königin. Die Echte saß nun einsam und verlassen in ihrem Bau und konnte keine Eier mehr legen. Arius bemerkte ihre Not und veränderte seine Ausdünstungen. Damit regulierte er das Verhalten seiner neuen Untertanen und schickte sie aus, um Früchte und Wildbret zu holen. Innerhalb einer Stunde lagen zwei Kaninchen und eine stattliche Menge Obst vor ihm. Natürlich aß er es nichts davon sondern „schenkte“ es seinen Ameisen und der Königin. Er war fasziniert von dieser Fähigkeit und dachte sich ständig neue Sachen aus und sogleich kreierte sein Körper den passenden Duft dazu. Es genügten winzige Veränderungen seiner Schweißproduktion, um eine neue Duftnote zu erzeugen, welche die Ameisen mit ihren Fühlern aufnahmen. Die Kriegerkaste dieses Staates war fast 5 cm lang und konnte eine übelriechende Säure verspritzen. Arius brauchte sich nur vorzustellen, dass sich die Säurekonzentration erhöhen sollte und schon war das Sekret eine stark ätzende Waffe. Stundenlang verbrachte er so bei den Ameisen und trainierte sie für den Kampf. Unter seiner Führung würden sie wahrhaft nützliche Krieger abgeben. Dann, als nur noch der Mond am Himmel stand, ging er wieder zurück in seine Unterkunft und fiel in einen tiefen Schlaf. Man hatte ihn in der Zwischenzeit nicht einmal gesucht, weil alle annahmen, er wäre in seiner Unterkunft am sinnieren und grübeln. Deshalb lies ihn auch jeder in Ruhe und keiner nahm Notiz von seinem Ausflug. Hera wurde irgendwann in der Nacht wach und konnte nicht mehr schlafen, also nutzte sie die Zeit um ihren Bericht zu verfassen. Sie schrieb sich erst mal auf, was sie überhaupt erzählen wollte und wie sich die heutigen Ereignisse auf die Zukunft auswirken könnten. Dann meditierte sie um sich zu sammeln und eine Eingebung zur erhalten. Genter der ebenfalls nicht mehr schlafen konnte, wandelt durch die halbdunklen Gänge und sah durch den offenen Türspalt, dass es ihm nicht alleine so ging. Er klopfte einmal kurz an, trat dann zu Hera und fragte was sie dachte:„ Darf ich fragen was sie der Kanzlerin schreiben werden?“ „Ach wenn ich das wüsste. Jeder Anflug einer Prognose, oder soll ich Prophezeiung schreiben, wird wie ein Dolchstoß auf die Beteiligten wirken. Das ganze mutiert zu einer Entlassungsurkunde für Prax und die anderen Admiräle. Aahhhheggh ... Verzeihen sie Admiral. Aber ich spüre wieder diese Energie... wären sie so nett und würden mich jetzt alleine lassen“ Genter verstand den Wink und verließ Hera wieder. Er hatte genug Feinfühligkeit, um das nicht weiter zu kommentieren. Die Situation war für die Hohepriesterin schon peinlich genug. Er wollte ihr weiteres Schamgefühl ersparen und zog sich zurück. Für den Strand war es ihm zu heiß und so ging er in das kühle Kellergewölbe, um dort an weiteren Simulationen zu tüfteln. Andernorts grübelte die Konkurrenz ebenfalls über das weitere Vorgehen nach, nur in völlig anderen Umständen. Wotan, Truk, ein paar von den Berserkeranführern und Sternenkämpfer tagten in ihrem Kriegsrat und analysierten ihre Möglichkeiten. Die lange Isolation und Umklammerung durch feindliche Kräfte hatte auch hier zu einem Sinneswandel geführt. Die unnötigen Exzesse waren deutlich eingeschränkt worden und ernsthafter Arbeit gewichen. Die überlebenden Gefangenen schuftete nun als umfunktionierte Arbeiter tief unter der Oberfläche. Unter der Leitung von Truk waren die bestehenden Anlagen repariert und ausgebaut worden.
[email protected] 53
Autor Stephan Schneider Im Gegensatz zu den vorherigen Bewohnern benötigten die Titanianer keine großen Einrichtungen zur Erholung oder Zerstreuung. Diesen Aufwand konnte man anderweitig einsetzen und so war der rote Planet zu einer harten Nuss geworden. Wotan, dem die Isolation deutlich zugesetzt hatte, fieberte dem Tag des erneuten Kontakts mehr entgegen als die meisten. Nur einer Handvoll Schiffen war bisher der Durchbruch durch die atlantanische Blockade gelungen und auch die feindlichen Garnisonen auf den zwei Monden funkten oft genug dazwischen. Seine Flotte war nur provisorisch unterhalten worden und hatte jeden weiteren Kampf vermieden. Alles wartete nur auf das Signal zum losschlagen. Wotan zögerte noch aus Angst in eine Falle zu gehen. Er ahnte nicht welche Probleme die Gegenseite hatte und war ungewohnt zurückhaltend, fast ängstlich. „Mein Gebieter, wir kommen in Kürze in Reichweite unserer Außenposten im Sektor QP24/1. Den letzen Meldungen unseres Verbündeten Thors nach, ist die Passage offen und wir könnten also..!“ „Nein nein und noch mal nein. Ich weigere mich zu glauben das es so einfach sein soll. Die Atlantaner sind verweichlichte Schwächlinge, aber so degeneriert sind sie nun auch wieder nicht. Seit Monaten haben sie uns unheimlich zugesetzt und uns wie Idioten aussehen lassen. Thor und Loki übertreffen sich ständig gegenseitig wer von beiden der Unfähigste ist. Die Atlantaner haben jedenfalls leichtes Spiel mit Ihnen. Deren Oberkommando muss doch erkennen welche Chance sich Ihnen bei einem Ausbruch unser Flotte bietet. Ich würde alles versuchen um da reinzuhauen. Ich sage wir warten noch bevor wir einen weiteren Konvoi mit Nachschub hierher beordern. Unsere Flotte muss diesmal unbedingt dem Geleitzug entgegenfliegen. Thor und seine Nichtskönner verpatzen das jedes Mal... Wenn wir das selbst machen, dann kommen auch endlich mal Schiffe zu uns durch. UND dann werden wir uns als erstes den beiden Monden widmen. Solange die nicht in unserer Hand sind, haben wir keine Ruhe hier“. „Mein überaus mutiger und kluger Gebieter. Ich sage es nur ungern, aber wir müssen immer noch davon ausgehen, dass die Atlantaner die Trabanten eher sprengen werden und die Trümmer uns dann auf den Kopf fallen. Mit normalen Mittel können wir da gar nichts erreichen!“: warf Truk ein und die Kommandanten gab ihm Recht. In der Tat war dies ein echtes Problem in der gesamten Planung. Würde sich die Flotte vom IV. Planeten entfernen, dann würde diese Nachricht unmittelbar danach in die Hände des Feindes gelangen, eventuell mit fatalen Folgen. Wie sonst auch, befahl Wotan die Aufklärungsflüge auszuweiten und auch von den Außenposten im Asteroidengürtel verstärkte Patrouillen zu verlangen. Truk tat wie ihm befohlen und arbeitete einen Plan aus, der alle relevanten Sektoren abdeckte. Natürlich wusste er das damit nicht alles getan war. Piloten, die patrouillieren, können keine Eskorte mehr für Nachschubtransporte abgeben und allmählich geriet das Räderwerk des Krieges wieder in Gang. Die Problem hatten sich für die Titanianer in den letzten Monaten in der Tat nicht verringert, sondern waren zahlreicher denn je. Der neue Planet war zwar schnell erobert, aber durch die Verluste unter den Versorgungsschiffen war es mittlerweile ein teures Pflaster geworden. Statt dem Gegner das Gesetz des Handels aufzuzwingen, reagierte man nur noch auf die Aktionen von Prax und Olmekis. Diese schafften es wirklich ihnen ständig einen Schritt voraus zu sein und aus dem breiten Nachschubstrom zum IV. Planeten ein schmales Rinnsaal zu machen. Das war zwar kein tödlicher Umstand, doch es lähmte jede weitere Ausdehnung in Richtung III. Planet. Truk sah es daher als unumgänglich an sich bald wieder selbst ins Spiel zu bringen, lies die Gefahren aber auch nicht unerwähnt. Damit tat er seinem Herren aber auch keinen Gefallen, sondern präzisierte dessen Zwiespalt nur noch mehr. Aber allzu passiv durfte man nicht mehr sein. Sich auf Thor zu verlassen wäre mehr als töricht. Thor und Loki hingegen waren gerne passiv und scheinbar erfolglos. Jedoch mussten auch sie feststellen, dass es so auf die Dauer nicht weiterging. Mit jedem Geleitzug ging wertvolles Kriegsgut verloren und Wotan blieb trotzdem unbehelligt. Darum schlug Trak seinem Herrn etwas neues vor:„ Mein Gebieter, es muss etwas geschehen, sonst werden am Ende wir es sein die verlieren. Wotan zu schwächen war solange klug, wie wir darauf hoffen konnten ihn dadurch zu stürzen, ohne insgesamt zu schwach für die Atlantaner zu werden. Mittlerweile sind knapp 2 Jahre vergangen und wir sind keinen Schritt vorangekommen. Im Gegenteil es wird schwer sein die Verluste wieder wettzumachen. Wir sollten uns mit Loki treffen, um eine neue Strategie mit ihm zu besprechen“. „Ich fürchte du hast Recht! Aber wie sollen wir uns nun verhalten. Loki kann man nicht trauen und Wotan wird sich bestimmt sehr dafür interessieren wieso sein Nachschub so spärlich geflossen ist. Wir müssten die Lieferungen ganz allmählich steigern und es mit ... sagen wir besseren Taktiken rechtfertigen. Vielleicht als Krönung eine mittlere Schlacht schlagen und dann mit einem ansehnlichen Konvoi zu ihm durchkommen. Als Rettung in letzter Not, natürlich darf Loki das nicht ausnutzen, um sich dann mit unseren Federn zu schmücken. Es muss so aussehen, als wenn alles seine Schuld wäre und, als es endlich einmal nur auf uns ankam, alles prima gelaufen ist. Aber wie initiieren wir so eine komplexe Intrige gegen Loki,.. samt Rettung für Wotan. Trak sag schon, was sollen wir jetzt machen?“
[email protected] 54
Autor Stephan Schneider „Mein Herr ich rate euch den nächsten Konvoi unbeschadet zum roten Planeten zu geleiten, für lange Ränkespiele haben wir gar keine Zeit mehr. Lokis Flotte liegt etwas abseits und wir haben wieder genug Schiffe und Güter angehäuft. Wotan wird es mit Anerkennung belohnen, wenn ihr ihm alles unbeschadet zu Füssen legt. Am besten mit einem Plan, um die Versorgung in Zukunft ganz in eure Hände zu legen. Das erhöht eure Wichtigkeit und wenn schon nicht Wotan, so ist doch zumindest Loki aus dem Rennen. Besser als gar nichts!“ „Das klingt gut, aber Wotan ist ein paranoider Idiot, der bringt es fertig und schlägt mir eins auf die Fresse vor Wut, weil ich nicht schon viel früher auf diese Idee gekommen bin. Ich kenne dieses Scheusal schon lange genug um zu wissen wie er ist. Wenn es nicht läuft wie er will, dann rastet er immer total aus. Sein Ratgeber kann davon bestimmt schon ein Lied trällern... Am besten ist, wir kündigen ihm vorher an, wie viel Mühe wir uns diesmal geben werden und lassen nebenbei schon mal einen kleinen versteckten Hinweis auf Lokis Untätigkeit los“. „Seht ihr mein Herr, am Ende habt ihr immer die beste Lösung parat. Ich kann euch nur gratulieren zu eurem Plan. Er wird gewiss von Erfolg gekrönt sein“. Mit Freuden vernahm die Kanzlerin zu früher Stunden noch die guten Neuigkeiten, die ihr die Hohepriesterin zugesandt hatte. Den Hinweis auf die eventuellen Problem mit dem 5. Prototypen lass sie mehrmals, um zu verstehen wie das jetzt gemeint war. In ihrem Drang den Sachverhalt weder zu beschönigen noch schlecht zu reden, hatte Hera etwas unglückliche Formulierungen gewählt und an denen nagte jetzt Gaia. Laut las sie ab, was ihre priesterliche Ratgeberin formuliert hatte: „So ist also davon abzuraten die mentalen Fähigkeiten noch weiter zu stärken, da sonst... da sonst eine nicht absehbare und vermutlich negative Entwicklung in großen Dimensionen eintreten könnte von denen nicht nur die feindlichen Truppen, sondern auch Eigene in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.. Eine erweiterte Ausbildung sollte daher ohne Fristsetzung verschoben und zu einem spätern Zeitpunkt durchgeführt werden... ... da sonst Gefahr besteht den 5. Prototypen zu überlasten..“: las sie halblaut vor sich hin. An für sich hatte sie damit kein Problem. Im Gegenteil, manchmal war weniger schließlich mehr und außerdem waren die drei Strategen die eigentliche Krönung. Ein einzelner Krieger, selbst mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, würde wohl kaum so ins Gewicht fallen, wie eine völlig neue Führungsregie. Außerdem blieb die Masse der Legionen so völlig unberührt von den Innovationen, was wiederum den Wirbel um die ganze Sache verringerte. Jetzt galt es einfach Ruhe zu bewahren und einen klaren Kopf zu behalten, was angesichts der Möglichkeiten sehr schwer war. Die Kanzlerin bestellte sich unverzüglich den neuesten Lageplan aus Tanruks Abteilung, um sich ein Bild über die Einsatzoptionen in naher Zukunft zu machen. Der Krieg ging jetzt in die nächste Phase und zwar mit unglaublicher Geschwindigkeit. Den ganzen Tag sinnierte die Kanzlerin über den Karten und Datenlisten. Tanruk wurde natürlich zu ihr gerufen, um mit seinem Sachverstand zu dienen. Aber so schnell konnte man nichts in Bewegung setzen ohne Aufsehen zu erregen. „Kanzlerin ich denke es wäre besser bis morgen früh zu warten und überhaupt. Wir haben uns schon so lange gedulden müssen, da spielen doch ein paar Stunden keine Rolle mehr. Eine entgültige Strategie können wir sowieso nicht festlegen. Es gibt ja auch mehrere Optionen wie wir den Titanianern das Handwerk legen können. Wer sagt, dass wir den Planeten direkt erobern müssen. Ich bin sicher, dass unsere drei Strategen auf eine ganz ungewöhnliche Weise vorgehen werden und den Gegner dort treffen, wo er es am wenigsten erwartet“. „Ihr habt wie immer recht. Seltsam jetzt wo es nicht mehr lange dauert ist meine Ungeduld am größten. Ich hoffe euer Kurier kommt wohlbehalten zu uns zurück und bringt gute Nachrichten mit“. „Er ist bereits auf dem Mond angekommen und wird in Kürze von einer Kontaktperson aufgesucht. Dann geht die Reise weiter. Innerhalb einer Woche wissen wir mehr!“ „Ist diese Kontaktperson, die welche ich meine?“: formulierte Gaia spitz. „Ich habe keine Ahnung wovon ihr redet meine Kanzlerin... Ihr könnt mir in dieser Sache allerdings voll und ganz vertrauen. Meine Beurteilungen über andere waren in dieser Hinsicht immer tadellos!“ An der Tür klopfte es dreimal und Deoklites sprang aus seinem Bett. Seine Bettgenossin zog sich verschreckt die Bettdecke über den Kopf und war mucksmäuschen still. Der Commander machte das Licht an und zog sich hastig etwas über. „Wer ist da?“: fragte er und hielt dabei bedächtig Abstand zur Tür. Er wusste aus Erfahrung wie schnell man einem ungebetenen Gast die Tür öffnen konnte und dann in die Mündung einer Waffe blicken durfte. Das war ihm vor Jahren mal in einer Garnison mit einem betrunkenen Soldaten passiert. Der meinte, dass das Mädchen ihm gehören würde und wollte Deoklites ans Leder. Aber noch bevor weitere Befürchtungen in ihm aufkeimen konnten, kam schon die Antwort von der anderen Seite der Tür. „Ich bin ein Freund ihres Admirals. Öffnen sie bitte die Tür Commander Deoklites!“: antwortete eine weibliche Stimme. Verständlicherweise war der Commander überrascht und beruhigt zugleich.
[email protected] 55
Autor Stephan Schneider „Wie leichtsinnig, dass sie meine wahre Identität preisgibt... woher kennt sie die.... der Admiral wird doch nicht per Funkspruch meine Ankunft verraten haben!“: dachte er blitzschnell und wurde misstrauisch. So spät hatte er nicht erwartet aufgesucht zu werden, ob das eine Falle war? Er wusste es nicht und um es zu erfahren musste er sich wohl näher ansehen, wer da um Einlass bat. Also öffnete er die Tür, seine Feuerwaffe im Anschlag und gespannt wie ein Drahtseil. Als sein Blick jedoch auf diesen Gast fiel senkte er sogleich seine Waffe und winkte damit in Richtung Zimmer. Vor ihm stand eine Frau, die eine Art weiße Robe trug. Sie war aus feinster Seide. Weiß mit blauen Ornamenten, das Gewand einer Lunapriesterin. Dies war eine Untergruppierung des Astratiskultes, dem Einzigen der Drei im Sonnensystem, welcher außerhalb der Erde arbeitet. Die Kapuze verdeckte mehr als die Hälfte des Gesichts und nur eine Nasenspitze und ein süßer Mund waren zu sehen. Außerdem strömte dieses Wesen einen sehr erregenden Duft aus. Das bezaubernde Geschöpf hob den Kopf und jetzt konnte er auch in die strahlend blauen Augen blicken. „Guten Abend Commander, darf ich herein kommen?“ „Was? äah ja natürlich“: meinte er etwas verstört vom Liebreiz dieses Frau und schaute verlegen nach hinten, wo ja noch jemand anderes lag. Er blickte dann noch einmal in den Gang, um nachzusehen ob jemand sie vielleicht belauscht hatte und aus Gewohnheit eben. Aber da war niemand und so verschloss er die Tür hinter sich. Mittlerweile hatte die Dame in der Seidenrobe einen typischen Geruch in der Luft ausgemacht und auch das Betthäschen ihres Gastgebers bemerkt. Sie kannte dieses Verhalten bei den Soldaten und war es gewohnt. Nur selbst ihr war es noch nicht oft passiert, dass sie kurz nach einem Liebesspiel eine Unterkunft betreten hatte. Der Geruch des Spermas war ihr unangenehm und das Mädchen war ein erhebliches Sicherheitsrisiko. „Ich denke ich komme später wieder und sie sorgen hier bitte für etwas mehr Empfangsbereitschaft“. Der Commander wusste wie das gemeint war und machte eine ertappte Mimik. Er war ja eigentlich im Dienst und da sollte man die Finger von den Frauen lassen. Also verließ sein zweiter Gast ihn wieder und den ersten komplimentierte er direkt im Anschluss hinterher. „Tut mir leid mein Hase, du musst leider gehen. Ich hab da ein ganz schlimmes Leiden und ... die gute Priesterin wird mir deswegen seelischen Beistand leisten“. Das Mädchen machte nur:„Pah“ und zog beleidigt von dannen. Danach stellte er den Ventilator auf maximale Leistung und duschte sich. Er wollte wenigstens den zweiten Anlauf gut hinlegen. Doch bis er dazu Gelegenheit bekommen sollte, verging eine sehr ereignisreiche Nacht. Unser armer Kurier konnte nicht richtig schlafen und rollte sich immerzu in seinem Bett. Er ärgerte sich jetzt, dass er seine anschmiegsame Begleitung vergrault hatte und hier so alleine da lag. Über ihm waren Hunderte Meter Fels und trotzdem schien es ihm nicht so, als ob er weit weg wäre vom Licht der Sonne. Er lag so da und erlebte eine Art Tagtraum, in dem er vor der Sonne schwebte und das Licht in sich aufsog. Das Gefühl war überwältigend schön und unbeschreibliche Klarheit übermannte ihn. Er wurde erfüllt von grenzenloser Liebe und Wärme, noch nie hatte er sich so wohlgefühlt wie jetzt. Es war hundertmal schöner, als an einem eiskalten Tag in eine gutgeheizte Hütte zu kommen und dort warmen Wein zu trinken. Deoklites merkte wie er durch und durch aufgeheizt wurde und jegliches Körpergefühl allmählich verschwand. Er war auf einer höheren Ebene angekommen, so schien es ihm wenigstens. Dann fühlte er wie der Stern seine „Finger“ um ihn schlang und den Energietransfer so noch weiter erhöhte. Panische Angst überfiel ihn in diesem Moment und er fürchtete zu verglühen, oder zu explodieren vor lauter Wärme und Leuchtkraft. Der Stern reagierte darauf und zog seine Protuberanzen merklich zurück. Deoklites erwachte aus dem Zustand der Trance. Er öffnete die Augen und konnte sich selbst beobachten, wie er vor der Sonne schwebte. Aber sein Blick war weder getrübt noch geblendet und es schien ihm unheimlich real. Dann sah er nach rechts und erkannte die Titanianer in der Schlacht, wie sie den IV. Planeten erobern und ihn zum Letzten seines Haufen machten. Er wandte sich und schreckte dann auf. Deoklites schwitze und sprang aus dem Bett. Es war seine erste Vision, oder wie man das nennen sollte. Oder war es am ende nur einfach ein Traum? Sich einfach wieder ins Bett legen konnte er nicht und nach draußen wollte er nicht. Er kannte hier niemanden und wem sollte er auch erzählen was er da gerade erlebt hatte. Es schien ihm so, als ob die Sonne selbst ihn angesprochen hatte. Von früher, aus seiner Kindheit, wusste er noch was die Priesterinnen sie immer gelehrt hatten. Die Sterne, also auch die Sonne in diesem System, beherrschten alles durch ihre riesige Masse und die enorme Energieabgabe. Daher verehrten sie dieses riesige Gebilde aus Gas und Plasma. Ob an dieser Denkart wirklich etwas wahres war? Immerhin war der Kult um die Sterne und insbesondere der Sonne weit verbreitet und hatte er nicht eben selbst erlebt welche Energie der Stern zu geben bereit war. Der Commander war nie besonders religiös gewesen, noch hatte man bei ihm jemals solche Tendenzen festgestellt. Er war freiwillig und voller Begeisterung zu den Legionen gegangen und hatte keinen Gedanken an eine Karriere als Priester verschwendet. In ihm quollen jetzt jede Menge verdrängte Erinnerungen hoch. Seine ersten Erfahrungen mit Frauen, seine Ausbildung, die ersten Einsätze, die vergangene Schlacht, der Schmerz danach. Dann sprang er gegen die Wand, damit es endlich aufhören soll. Doch das verstärkte es nur noch und er ging voll auf Empfang. Es war wie ein Funksignal, kombiniert mit Gravitationswellen und das veränderte zusehends seine Denkweise.
[email protected] 56
Autor Stephan Schneider Mehr und mehr überlagerte dieses fremde Signal sein eigenes Denkschema und formatierte sein Gedächnis neu. Was vorher ungeordnet und wirr in seinen Synapsen gelagert war, wurde nun in die richtige Richtung gelenkt und neu geordnet. Das was den alten Deoklites ausmachte wurde durch diesen Prozess aufgelöst und durch eine neue verbesserte Denkstruktur ersetzt. Nach einigen Stunden war es endlich vorbei und wie erschlagen lag er immer noch auf dem Fußboden. Er war völlig durchgeschwitzt und hatte großen Durst. Bis er den ersten klaren Gedanken fassen konnte, sollte es etwas dauern und der drehte sich dann nur um einen Schluck Wasser. Dann duschte er, mit den Gedanken immer noch ziemlich weit weg. Er war immer noch Deoklites, aber was ihm vorher so wichtig schien war nun belanglos. Die Tränen nach dem Verlust, seine Niederlagen und Siege, alles war wie weggeblasen. Dafür wusste er nun Dinge, die er nicht wissen konnte und irgendwie verstand er auch viel klarer, was eine Priesterin von einem Krieger unterschied. Dann fiel ihm sein Auftrag ein und er musste lachen, weil er jetzt wusste was der Atlas war. Scheinbar hatte man ihn mit einer erheblichen Datenmenge gefüttert und die suchte jetzt nach Fragen, die es zu beantworten galt. Je mehr er nachdachte, umso mehr Antworten wurden entpackt und alle klangen sehr plausibel und detailliert. Ob er überhaupt noch weiterfliegen sollte? Wozu! Er könnte direkt zurück zu seinem Kommandanten und Bericht erstatten. Aber wie sollte er das erklären, ohne auf der Krankenstation zu landen. In seiner Krankenakte stand ja drin, dass mit psychischen Problemen zu rechnen sei. Immerhin hatte er ein schweres Verlusttrauma hinter sich und so was nagt halt an jedem, der alles Vertraute verloren hatte. Ob er vielleicht besser zu einem Arzt gehen sollte... was für ein absurder Gedanke .. jagte es ihm durch den Kopf. Aber was dann? Was sollte er jetzt tun? Er brauchte sich gar nicht lange anstrengen, sofort war die Antwort parat. Er sollte lehren, er war dazu auserwählt worden einen Schüler zu suchen, oder sich von diesem finden zu lassen und diesen dann auszubilden. Dann endeten seine Gedankengänge, aufgeschreckt durch ein Klopfen an der Tür. „...Ja wer ist da?“: sagte er und wusste direkt danach wer da stand. Er fühlte ihre Anwesenheit. „Ich bin es wieder, ich hoffe sie sind jetzt alleine!“: sprach ihn eine weibliche Stimme an, die Priesterin. „Was... ach sie, ja Augenblick!“: meinte er und war wieder bei sich. Er öffnete die Tür und wie erwartet stand da eine bekannte Priesterin in ihrer Robe vor ihm und bat um Einlass. Sie sah ihn an und wurde direkt misstrauisch und besorgt. „Was ist denn mit ihnen los!? Wie sie aussehen! Sie übertreiben ihre Tarnung etwas, finden sie nicht. Sie sollen doch hier eine wichtige Mission erfüllen?“ „Ich habe nichts getrunken, bin völlig nüchtern. Das was ich da erlebt habe fällt eher in ihren Bereich. Kommen sie bitte rein und nehmen sie Platz! Sie müssen mir helfen“. Sie folgte seiner Anweisung und sah im Vorbeigehen wie sein Blick auf ihr haftete. Dies war derselbe Mann, den sie vor ein paar Stunden gesehen hatte und doch war es ein anderer. Sie nahm den Geruch auf, der in der Luft lag. Es roch nach frischem Schweiß mit etwas angenehmen unterlegt. Seltsam, dachte sie bei sich. Eine merkwürdige Schwingung lag immer noch im Raum und jetzt fühlte sie auch was er meinte. „Sie heißen Selene, die Hohepriesterin des Lunakultes, sie sind 33 Jahre alt und wundern sich über den Duft hier drin!“: sprach er weiter und seine neue Bekannte wandte sich sofort zu ihm. „Woher kennt er meinen Namen?“: dachte sie nur und empfing darauf die Antwort:„Ich weiß jetzt alles! Bringen sie mich zum Atlas. Meine eigentliche Mission muss erfüllt werden!“ Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren brachen die beiden auf. Alles lief ganz normal und unauffällig. Deoklites zog eine unauffällige Kluft an und verabschiedete sich bei der Herbergsverwaltung. Sie gingen dann zusammen zum zentralen Raumhafen und unterhielten sich auf dem Weg dorthin. „Wenn du schon alles weißt, dann sag mir doch wie es weiter geht!“: dachte sie nur und bekam verbal als Antwort:„ Ich kenne nur die groben Züge, Details verändern sich zu schnell und verschwimmen. Deshalb kann man die Zukunft nicht kennen. Sie sind ja gar nicht überrascht, dass ich so verändert bin?“ „Nun es ist nichts krankhaftes oder unnormales wenn man diese Fähigkeiten entdeckt. Ich bin eine Priesterin und hatte auch schon Visionen. Aber ich habe nicht damit gerechnet einmal einen leibhaftigen Auserwählten der Sterne zu treffen. Sie sind ein Mann, ein erwachsener dazu und ein ausgebildeter Krieger. So einen Kandidaten habe ich noch nie gesehen, sie sind etwas besonderes! Etwas weich sind meine Knie schon. Wie war es denn? Was für eine Mission wurde ihnen aufgetragen“. „Frag mich das mal in ein paar Tagen. Ich bin ... war... mir fehlen die Worte. Es ist so, als ob man mir eine Datenleitung ins Gehirn gelegt hätte. Alles ist so faszinierend und neu. Ich weiß Sachen, die ich nie im Leben wissen dürfte und fühle mich unglaublich stark und mächtig. Ist das schlimm?“ „Wenn du dich dabei wohl fühlst? Ich glaube wir gehen nach deinem Besuch an Bord des Atlas, mal zu unserem geheiligten Tempel. Dort wird man sehr erfreut sein einen Auserwählten aufzunehmen!“ Welche Mission hast du denn bekommen? Ich bin ja so neugierig?“
[email protected] 57
Autor Stephan Schneider „Ich muss einen Schüler ausbilden... einen der uns allen noch weitere Erleuchtung bringen wird. Mehr weiß ich nicht. Ist es noch weit bis zur Fähre?“: wollte er dann wissen und sendete seine Gedanken zu ihr. Sie gab ihm ein Gefühl für die Dimension der Entfernung und die Art der Reise. Deoklites freute sich über seine neuen Fähigkeiten und lies es von nun ab richtig ruhig angehen. Er würde seinen Weg jetzt anders fortsetzen und er war innerlich unheimlich gelöst das zu wissen. Allmählich klang das Gefühl der Trance in ihm ab, aber seine Selbstsicherheit war ungebrochen. Wie ein Nimbus schien es ihm voran... ich bin auserwählt. Selene führte ihn zu einem Weltraumgleiter der C-Klasse, klein und wendig. An der Seite trug er das Zeichen der Priesterschaft und eine Nummerierung. A33-O72. Damit würde er nun aufbrechen und den Atlas anfliegen. Den Weg kannte er schon, Selene hatte ihm diesen auf dem Weg zum Raumhafen zu spüren gegeben. Obwohl sie nichts miteinander gesprochen hatten, waren beide sehr stark von dem anderen beeinflusst wurden. Sie waren nun keine Fremden mehr sondern ein Paar. Der Abschied war still und doch wortreich. „Oh Deoklites, wie ich dich um deinen Weg beneide. Du wirst der Lehrer eines Lichtbringers werden und uns den Sieg über die Ungeheuer schenken. Der Segen der Sterne möge immer mit dir sein“. „Wir werden uns sicher wieder begegnen und das wird hoffentlich in ruhigeren Zeit sein. Sei nicht traurig weil ich gehen muss. Ich folge nur dem Licht, welches vor mir den Weg erhellt!“. „Dann geh deinen Weg und finde dein Ziel!“ „Das werde ich!“: sagte er und küsste Selene auf die Stirn. Dann stieg er in die Maschine und checkte sie kurz mental ab. Alles war in Ordnung und so startete er hinaus in das Weltall. Er war immer noch ein erfahrener Pilot und ab hier war alles nur noch Routine. Nach ein paar Millionen Kilometern auf einem nahezu parallelen Kurs ging er langsam auf die eigentliche Flugbahn, um den Atlas nach etwa 19 Stunden Flugzeit zu erreichen. Die ganze Zeit über hatte er sein Tönungsvisier auf und sah sich die Sonne an. Früher hätte er das nie gemacht, kein Jagdflieger würde so etwas machen. Aber jetzt war das anders, er spürte wie die Strahlen ihn erreichten und wärmten. Er drehte das Schiff so, dass es optimal bestrahlt wurde und das Licht absorbierte. Seinen Anzeigen zufolge gab es wirklich wieder starke Protuberanzen auf der Oberfläche und einige Instrumente versagten ihren Dienst. Ihm war das egal, er kannte den Weg und brauchte den Abtaster nicht. Er schaltete dann auch alle Systeme ab und nichts verriet ihn danach mehr. Das Zentralgestirn war auf seiner Seite und hüllte ihn in einen Schleier aus Teilchen und harter Strahlung. Das Ziel seiner Reise verbarg ebenfalls seine Anwesenheit, weder Radaremissionen noch Lichtreflexionen waren auszumachen. Er trieb dunkel und unauffällig auf seiner normalen Flugbahn um die wärmende Sonne und wartete auf den Tag der Aktivierung. Der Atlas war das absolute Novum der atlantanischen Kriegsschiffbautechnik und das in allen Belangen. Es war im eigentlichen Sinn gar kein Schiff mehr, oder eine Kampfstation. Man hatte vor Jahrzehnten erkannt, dass solche Fluggeräte zu verletzlich waren und daher schnell ausgeschaltet werden konnten. Eine einzige Atomgranate konnte genügen um die meterdicken Stahlwände zu verdampfen und ein Schiff von fast einem Kilometer Länge zu eliminieren. Dagegen halfen weder Abwehrbatterien, noch Segmentbauweise. Das einzige was hier Abhilfe versprach, war die schiere Steigerung der Größe ins Gigantische. Diese Erkenntnis ebnete dann den Weg für eine damals sehr kontrovers diskutierte Lösung. Dem Bau eines Trägers mit gigantischen Ausmaßen und Parametern. Lange Rede kurzer Sinn, statt immer größerer Träger in den Asteroidenbasen und Werften zu bauen, ging man beim Projekt Atlas einfach hin und baute einen Asteroiden zu einer mobilen Basis um. In diesem Fall den Asteroiden Atlas, einer ehemaligen Mine von 27 km Länge und 16 km Breite. Darin hätten Dutzende von Aresträgern untergebracht werden können und eine Unmenge an Kampfgeschwadern. Dieses riesige, fliegende Monument modernster Kriegsführung war beinahe einsatzbereit und sollte schon bald seinen Antrieb aktivieren. Auf seinen Instrumenten sah er gar nichts und das war auch nicht notwendig. Deoklites kannte den Weg und flog unbeirrt auf den riesigen Felsbrocken zu, der vor ihm trieb. Die Tarnung war wirklich perfekt. Der Asteroid war auf einer natürlichen Umlaufbahn und niemand nahm Notiz von ihm. Die Titanianer kamen eigentlich nie in diesen leeren Bereich zwischen Venus und Erde, wozu auch. Hier lagen weder Träger, noch sonstige lohenswerte Ziele. Die Versorgungsflüge mieden diesen Sektor und auch sonst war das ein toter Bereich. Nur ein paar Radarsonden flogen hier durch, um das Überwachungsnetz zu schließen. Auf der Kommandobrücke des Giganten wurde erst sehr spät das Herannahen des winzigen Gleiters bemerkt und niemand wunderte sich darüber. Ein Besuch alle paar Monate war durchaus normal und so setzte man ein schwaches Leuchtfeuersignal in Richtung des ankommenden Gastes. Es sollte ihn sicher hergeleiten und in eine der vielen Landebuchten lotsen. Es gab keinen Funkspruch, um nicht unbeabsichtigterweise die eigene Position zu verraten. Deoklites schaltete mehrmals seine Landelichter ein und aus, dann ging er auf Kurs und flog ganz langsam über die Oberfläche des Asteroiden. Er erkannte jetzt aus der geringen Entfernung immer noch nichts Verdächtiges oder Auffälliges.
[email protected] 58
Autor Stephan Schneider Er konnte weder Lasergeschütze noch künstliche Einrichtungen erkennen. Für jeden anderen wäre das hier ein Felsbrocken wie jeder anderer gewesen. Ein perfekter Ort um sich zu verstecken und dann auszuschwärmen wie die Heuschrecken. Dann plötzlich gingen Landelichter an und ein großes Tor öffnete sich horizontal und der Commander konnte die angepeilte Landebucht erkennen. Er verlangsamte den Flug und schwebte mit 10 m/s Richtung Landebucht, bis ihn ein Traktorstrahl erfasste und seinen Kurs beeinflusste. Kaum hatte er das Portal passiert, schloss es sich auch schon wieder. Vor ihm tauchte dann noch ein solches Tor auf und dann noch ein drittes. Als er sie alle passiert hatte, kam er auf einem markierten Landeplatz zum stehen. Um ihn herum war alles in der üblichen Beleuchtung gehalten, dass kannte er noch von den früheren Trägern. Nur fehlte hier das Personal, welches sich um die Maschinen kümmern sollte. Die Raumgleiter und Kampfschiffe fehlten ebenfalls. Dieser Raum hier war etwa so groß wie eine normale Landebucht, aber vollkommen leer. Während er sich umsah und nach weiteren Zeichen Ausschau hielt, ging es plötzlich abwärts. Er hatte auf einem Fahrstuhl gehalten und jetzt ging es hinab ins Innere des Asteroiden. Der Fahrstuhl ging zügig nach unten und an der Wand vor sich konnte Deoklites erkennen wie schnell er hinabsank. Die ersten 500 Meter gab es keine weitere Ebene. Dann erst erreichte er die nächste, abgesperrt durch ein riesiges Tor. Der Fahrstuhl sank immer noch hinab und es folgten zwei weitere Ebenen. Schließlich kam er zum stehen. Das Tor vor ihm öffnete sich automatisch und eine Art Zugmaschine koppelte sich an den Abschlepphaken an der Spitze seiner Maschine und zog sie auf eine freie Abstellfläche. Für ihn war das jetzt alles Neuland, so wurde auf keinem Schlachtträger gearbeitet. Aber das hier war auch kein normaler Träger. Da stand er also nun und noch immer war nichts zu hören, kein Funkspruch oder ein Empfangskomitee vielleicht. Das Licht war gedämpft in dieser Halle und das reichte auch. Es gab ja nichts zu beleuchten. Plötzlich kam von oben eine Art Haube, die sich über den Cockpitbereich des Schiffes stülpte. Die Unterseite war flexibel und umschloss die Ausstiegsluke komplett. Deoklites hörte erst einen andauernden Piepston und danach, als der Kontakt zwischen Haube und Raumschiff geschlossen war, ein intervallartiges Geräusch. Er wusste nun das er aussteigen konnte. Von oben sah er eine Leiter durch diese Haube nach unten fahren. Dadurch konnte er also die Maschine verlassen und erreichte so eine runde Luke. Diese öffnete sich mit einem unangenehmen Quietschen von selbst und er sah einen Mann auf ihn hinab blicken. „Kommen sie schnell hoch. Wir haben schon mal einen Piloten verloren, als eine von den Ausstiegsröhren gerissen ist. Die Landebuchten sind noch nicht mit Atemluft gefüllt und das Vakuum .... na ja kommen sie halt schnell hoch!“ „Das klingt aber richtig schlecht!“: meinte Deoklites besorgt und beeilte sich die Stufen nach oben in Rekordzeit zu erklimmen. Die Schwerelosigkeit war er zwar gewöhnt, trotzdem war es in so einer engen Röhre nicht einfach sich voran zu bewegen. Hastig sprang er aus dem Aufstieg und hinter ihm schlug der Soldat den runden Lukendeckel wieder zu und verschloss ihn. Dann folgte eine zweite, erfreulichere Begrüßung. „Der Segen der Stern sei mit Ihnen und herzlich willkommen auf dem Atlas. Ich bin Centurion Palitios. Ich nehme an sie sind ein Kurier von der Erde. Hier sind ihre Magnetstiefel, damit können sie normal gehen und ein Stimulationsanzug für die Muskelerhaltung“. „Der Segen der Sterne sei mit Ihnen. Ich bin Commander Deoklites und erscheine hier als Kurier des militärischen Beraters des Kriegsrates, Admiral III. Klasse Tanruk. Ich soll einen Bericht anfertigen über die Zustände an Bord und den Fortgang der Arbeit. Am besten sie bringen mich sofort zum Captain“: gab er als Antwort. Der Centurion wusste nun dass er einen hohen Offizier vor sich hatte und sofort gab es ein respektvolleres Auftreten. Deoklites hatte ja Zivilkleidung an und war daher nicht sofort als Commander zu erkennen. Doch bevor sie beide zum Captain gehen konnten musste er Deoklites seine spezifische Bordkleidung anlegen. Ein Anzug mit elektrischen Pads, die seine Muskeln stimulieren sollten und magnetische Stiefel. Als er diese unersetzlichen Utensilien endlich anhatte und aufrecht stehen konnte, sprach der Centurion weiter:„ Wenn sie mir bitte folgen wollen. Zur Brücke geht es hier entlang“: wies er den Besucher an und zeigte mit seiner Rechten den Gang entlang. Deoklites spielte erst mal mit seinen neuen Kräften und scante den Centurion durch. Nach ein paar Sekunden wusste er wohin man gehen musste. Er hätte sofort ohne Hilfe jeden Winkel des Schiffes erreichen können. „Sie sehen mich so seltsam an. Stimmt etwas nicht mit mir?“: fragte der Soldat dann etwas unsicher nach und sah an sich herab ob vielleicht seine Anzugsordnung nicht korrekt wäre. Offiziere waren da ja etwas eigen. „Nein keine Bange, alles in Ordnung, aber trinken sie nach Dienstschluss weniger, ich glaube das bekommt ihrem Gehirn nicht. Verstanden!“: antwortete er am Ende streng und dann weiter:„ Sie können wieder zurück zum Hauptmateriallager. Ich glaube ihre Kameraden werden sich sonst an ihrem Mittagessen vergreifen!“ Palitios zuckte zusammen und war ganz baff von der ungewöhnlichen Offenheit und Informiertheit des Commanders. „Soll ich Ihnen nicht besser den Weg zeigen.
[email protected] 59
Autor Stephan Schneider Bis zur Brücke ist es ein gutes Stück und dann verläuft man sich schnell“: sagte er und versuchte ungeschickt Haltung zu bewahren. Deoklites winkte ab und sagte nur lapidar:„ Ich finde mich schon zurecht. Gehen sie nur zu ihrem Mittagessen. Talios schielt schon drauf“. Dann marschierte er munter drauf los und lies den armen Centurion hinter sich stehen. Der war natürlich platt, dass der Commander scheinbar alles wusste und sogar den Namen eines Kameraden kannte. Deoklites marschierte forsch drauf los und grüßte unterwegs sogar den ein oder anderen Crewmann mit Vornamen. Er scante jeden durch und wusste dadurch so über alles hier an Bord bescheid. Die Probleme mit den Bohrgeräten, der Eisenverhüttung und ein Kühlmittelleck im Reaktor vor zwei Wochen. Dem schrulligen Chefingenieur und so weiter. Für die Crew war er ein Phänomen und alle sahen ihm nach. Der Captain verfolgte von der Brücke aus, was da vor sich ging und bekam es schon mit der Angst zu tun. Wen hatte er da nur an Bord gelassen? Als nächstes gelangte der Commander zu einer Station des Röhrentransportsystems, mit dem man innerhalb des Asteroiden voran kam. Es waren kleine 4 Mann Kabinen, die auf Magnetfeldern schwebten und mit über 200 km/h durch evakuierte Röhren sausten. In so einem Gefährt hatte Deoklites Platz genommen und dem Computer das Ziel seiner Reise erklärt. Da er aber ein Fremder war, weigerte sich dieser ihn zu befördern und verlangte eine Identifikation. „Ein Commander Deoklites ist hier an Bord nicht registriert, bitte verlassen sie den Kabinenwagen und stellen sie sich den Sicherheitskräften!“: soweit kam die Maschine noch, dann überbrückte man diese Sicherheitsfunktion von der Brücke aus und die Fahrt konnte beginnen. In besagtem Tarnsportfahrzeug war auch ein Monitor untergebracht und der Captain begrüßte seinen Gast schon vorab:„ Der Segen der Sterne sei mit Ihnen Commander. Der Centurion, der sie empfangen hat, meldete mir sie wären Commander Deoklites und würden sich hier gut auskennen. Woher haben sie diese Informationen bezogen. Sie waren noch nie hier und können nicht wissen wie man von der Landebucht 4 zur Brücke gelangt,.. von den Namen ganz abgesehen“. „Der Segen der Sterne sei auch immer mit Ihnen Captain Waloritas. Seien sie unbesorgt ich bin nicht ohne ihr Zutun so gut informiert. Ich kann ihnen das jetzt nicht auf die schnelle erklären. Wir besprechen das am besten bei einem Glas ihres edlen kretonischen Ambrosias, den sie für solche Anlässe aufheben. Einverstanden?“ Jetzt ging es dem Captain so wie vorher Palitios. Er war bis ins Mark erschüttert von den detaillierten Kenntnissen seines Gastes. Er wollte aber nicht noch weiter am Bildschirm nachbohren, sondern wartet einfach wie es weiterging. Sein Besuch näherte sich ihm mit über 60 m/s und würde in wenigen Augenblicken an der Ausstiegsstation ankommen. Der Captain dachte kurz daran eine bewaffnete Eskorte dort zu postieren, für alle Fälle. Aber auch dieser Gedanke wurde jäh beendet als Deoklites sich wiederum bemerkbar machte. „Es wäre sinnlos und überflüssig mir eine bewaffnete Begleitung entgegenzusenden. Ich bin keine Bedrohung für sie!“ Die Gesichtszüge des Captains zeigten eindeutige Anzeichen von Überraschung und für ihn war klar, dass hier kein Soldat, sondern ein Priester ankam. Kein Soldat verfügte über solch außerordentliche Fähigkeiten, zumindest nicht in diesem Ausmaß und so speziell ausgerichtet. Doch Captain Waloritas war kein Mann, der mit sich spielen ließ und ein Unbekannter, der offensichtlich zu viel wusste, war für ihn eine Gefahr. Wie jeder Soldat in so einer Situation, so reagierte auch der Captain in diesem Moment. Er unterbrach die Verbindung und beorderte sofort ein Dutzend Wachen an die Ausgangsstation, dann sperrte er das Bedienelement im Kabinenfahrzeug und schickte dem Commander eine verbale Ermahnung:„ Sie werden an der nächsten Station aussteigen und sich, ohne Widerstand zu leisten, verhaften lassen! Beim geringsten Anzeichen von Tricks oder Fluchtversuchen wird man sie ohne Warnung liquidieren!“ Das sollte seinen Absichten den nötigen Nachdruck verleihen und diesen möglichen Gegner einschüchtern. Deoklites blieb ganz ruhig sitzen und schüttelte nur den Kopf vor soviel banalem Militarismus. Er kannte bereits die Namen, Dienstgrade und Lebensläufe seiner Bewacher, noch bevor diese überhaupt wussten wie er aussah. Entsprechend locker ging er das Ganze an. Was hatte er schon zu befürchten? Er war der für den er sich ausgab und sein Auftrag war echt. Er wusste einfach nur zu viel. Eines hatte Deoklites also schon dazu gelernt, nämlich keine Prahlerei und Blenderei mit dieser Gabe zu veranstalten. Weniger talentierte Zeitgenossen reagierten unter Umständen allergisch und das führte dann zu solchen Problemen wie diesen hier. Der Kabinengleiter hielt automatisch an und öffnete die Tür. Vor dieser standen in gebührendem Abstand die angesagten Bewacher und hinter ihnen polterte schon ein aufgebrachter Captain mit seinem I. Offizier an. Deoklites hielt sich schön ans Regelement und machte gar nichts. Er blickte nur auf dieses Aufgebot und tippte etwas auf seiner Lehne herum. „So! Jetzt nehmen Sie die Hände hinter den Kopf, steigen schön langsam aus, und knien sich hin. Sie werden gefesselt und dann erzählen sie uns ihre Geschichte. Ich bin schon gespannt darauf zu erfahren woher sie so viel wissen!“ „Hören sie Captain, dass ist alles ganz harmlos und ich versichere ihnen...“.
[email protected] 60
Autor Stephan Schneider „Wenn sie in 3 Sekunden nicht auf den Knien sind werden sie gar nichts mehr versichern. 1...2...“ Deoklites erkannte die Gefahr und befolgte den Befehl. Er las in den Gedanken des Captains wie in einem offenen Buch. Dieser hielt ihn für einen „Infiltrator“, einen Spion und Saboteur der Titanianer. Solche Subjekte gab es in der Tat und gerade die abgelegenen Außenposten waren eine beliebte Anlaufstelle für solche Genossen. Nach dem Debakel von Leonides waren überall die Sicherheitsmaßnahmen erhöht worden um zu verhindern, dass welche von ihnen erfolgreich eindringen konnten. Ein typisches Merkmal dieser Infiltratoren war ihre echte Identität. Es handelte sich schlichtweg um Gefangene der Titanianer, die sie umgebaut hatten und als Maulwürfe einsetzten. Bessere Agenten konnte sie sich gar nicht wünschen. Und unser Captain war davon überzeugt so ein Exemplar vor sich zu haben, dass spürte Deoklites ganz deutlich. Also befolgte er die Anweisungen und ließ sich verhaften. Dann folgte erst mal eine Leibesvisite und ein zünftiges Verhör. Allerdings brachte er seine Aushorcher schon nach 10 Minuten zur Weißglut und nach 15 Minuten zum Wahnsinn. Er sage ihnen was sie dachten, ihre Schuhgröße, den Mädchennamen ihrer Mutter und was sie ihn als nächstes fragen wollten. Die Antwort darauf gab er dann auch gleich mit. Das war natürlich arg frustrierend für diese Leute und peinlich obendrauf. Dann sahen sie es ein und riefen den Captain. Der dachte schon an ein schnelles Einlenken samt Geständnis und eilte schleunigst zu dem angeblich geständigen Agenten. „Na da habt ihr das Schwein aber schnell zum singen gebracht“: sagte er voller Elan und Spott um direkt danach aus allen Wolken zu fallen. „Captain, ich weiß nicht wer das da genau ist, aber ein titanianischer Infiltrator ist er nicht. Ich tippe auf einen Priester, der höheren Weihestufen. Obwohl mir niemand aus den Streitkräften bekannt ist, der solche Ehren empfangen durfte. Aber anders ist das nicht zu erklären!“ Der Captain sah ungläubig zu seinem Gefangenen und begann dann damit im Zimmer gemächlich auf und ab zu marschieren. „Vorsicht Captain, er weiß alles was sie denken. Er hat uns komplett durchleuchtet und alles was in ihrem Kopf ist kann er sehen!“ „So ist es meine Freunde. Jetzt seien sie so freundlich und lassen mich bitte wieder frei. Ich kann das alles erklären. Mein Name ist Deoklites von Eisland, Commander III. Rangstufe. Ehemaliger Führer des Blauen Geschwaders an Bord des Schlachtträgers „Uris“. Admiral Tanruk mit mich zu ihnen gesandt, um in Erfahrung zu bringen, wie die Arbeiten hier voran kommen. Wenn ich nicht pünktlich wieder zurückkehre, um meinen Bericht abzuliefern, dann können sie persönlich vor dem Kriegsrat aussagen, wie das passieren konnte.... Was ist so ungewöhnlich an meinen Fähigkeiten. Ich bin eben etwas anders ausgelegt als Sie. Die Sterne haben es wirklich gut mit mir gemeint. So und jetzt binden sie mich los und zeigen mir das Schiff, ich muss es mit eigenen Augen gesehen haben. Ihre Erinnerungen sind für mich nur für kurze Zeit zu behalten.... NA LOS JETZT! DAS IST EIN BEFEHL“’: brüllte er den Verhörchef an. Der zuckte erst mal zusammen und sah dann zu seinem Vorgesetzten. Der verschränkte die Arme vor sich und meinte dann:„ Ich werde das erst mal überprüfen. Gründlich und gewissenhaft.... So lange werden sie hier bleiben und meinetwegen die Wand vor ihnen durchleuchten!“ „Von mir aus. Meine ID-Nummer ist 233357DVE4299874. Können sie sich das merken? Dann werden sie sehen wer ich bin!“: gab er höhnisch zur Antwort. Waloritas verzog ebenso spöttisch den Mund lies sich diese Kennziffer noch mal aufsagen, damit einer das auch mitschreiben konnte:„ Sie müssen wissen, wir armen, minderbemittelten Idioten sind leider nicht so schnell wie sie. Aber das haben sie bestimmt auch schon gewusst bevor ich es gesagt habe!“ Dann ging er hinaus, um sich in seinem Lageraum die Informationen über diesen Mann zu besorge. Sein I. Offizier blickte noch einmal auf Deoklites und wandte sich dann in Richtung seines Vorgesetzten. Auf dem Gang holte er ihn ein und sprach ihn an: „Captain, was halten sie von dem Mann, glauben sie was er sagt?“ „Ich werde das glauben was mir der Computer über ihn erzählt.... Aber er ist ein Phänomen. Das unglaubwürdigste an seiner Geschichte ist, dass er für den Admiral arbeitet. Dafür ist er viel zu weit entwickelt. Ich kenne nicht mal eine Hohepriesterin, die mich so schnell durchschaut hat, geschweige denn einen Commander unserer Sternenflotte. Oder sie etwa Lemonides?“ „Ich muss gestehen, dass ich bisher nur ganz selten Kontakt mit atlantanischen Medien hatte. In der Flotte sind die ja gar nicht vertreten. Wir werden ja sehen was der Computer uns über ihn erzählen kann!“ Der Captain stimmte mit einem Nicken zu und beide marschierten weiter Richtung Lagezentrum. Nach wenigen Metern bogen sie durch eine automatische Tür nach links und die Wachen grüßten sie durch „hab acht“. Der Träger war an allen relevanten Stellen scharf bewacht und an jeder Tür standen immer jeweils zwei Wachen. Auf den Gängen patrouillierten ebenfalls mehrere Dutzend von ihnen. Die beiden Offiziere marschierten quer durch den Raum. An den Wänden waren Bedienkonsolen und Bildschirme angebracht, auf denen verschiedene Themen dargestellt waren. Die Mannschaft wuselte ziemlich gemächlich und routiniert an ihren Arbeitsplätzen und gaben dann und wann mal eine Anweisung per Sprechfunk ab. Doch darum kümmerten sich der Captain und sein I. Offizier jetzt nicht weiter. Sie hielten am Ende des Raums an und öffneten per Fingerabdruck ein Stahlschott.
[email protected] 61
Autor Stephan Schneider Dahinter lag dann das eigentliche Befehlszentrum, die Kommandozentrale für den Captain und seine Brückencrew. „Laden sie mal die Daten zu dieser Kennziffer und dann sagen sie mir wer dieser Bursche ist!“: befahl er einem weiblichen Centurionen. „Jawohl Captain!“: sagte sie voller Diensteifer und tippte die Zahlenreihe ab. Der Rechner suchte daraufhin nach dieser Akte und fand auch einen Eintrag. „Ah ha. Also doch. Commander III. Rangstufe. Deoklites ... sieht auch genauso aus. war nie vermisst hmmh, er ist definitiv echt. Ok. Lassen sie ihn holen, oder nein. Ich glaube wir gehen woanders mit ihm hin. Wo es gemütlicher ist und wir .... ach Quatsch der liest ja eh unsere Gedanken. Dann können wir auch hier „reden“ !“ Lemonides lächelte etwas gequält und tat dann was sein Captain ihm befohlen hatte. Er meldete sich in der Verhörzelle und befahl die Freilassung und Überführung des Commanders. „Wie sie befehlen... Er wusste das sie es sind und was sie sagen würden. Das ist ja furchtbar ... den sollten wir hier behalten für die Verhöre. Der braucht nicht mal ne Sekunde und dann weiß er schon alles“. „Machen sie einfach was ich gesagt habe und bringen sie ihn hierher“. Kurz danach stand der Commander auf der Kommandobrücke und wurde von den anwesenden Offizieren begrüßt. Diesmal lies er sich nicht anmerken, dass er bereits wusste wer sie waren und andere Details. Das erleichterte den Kontakt natürlich und er grenzte sich damit nicht so aus. Doch nachdem er diesen offiziellen Teil des Empfangs hinter sich gebracht hatte, wandte er sich sofort an den Captain und bat um einen ausgiebigen Rundgang. „Captain Waloritas. Ich bin in einer wichtigen Mission unterwegs. Ich benötige Zugang zu allen Informationen. Das heißt zusätzlich zu dem was ich aus ihren Gedanken lesen kann, benötige ich eigene Eindrücke von allen wichtigen Dingen hier. Besonders die voraussichtliche Dauer bis zur Einsatzfähigkeit!“. Der Captain sah seinen I Offizier an und dachte einfach nur, Ich muss Ihnen ja nicht erst antworten. Sagen Sie dem Admiral, dass wir nur noch auf eine günstige Gelegenheit warten, um unsere Besatzung samt Kriegsgerät aufzunehmen. Die Hangars sind fertig und der Antrieb installiert. Getestet haben wir ihn aber noch nie, wegen der Geheimhaltung und einigen kleinen Problem mit dem Reaktor. „Was verstehen Sie unter einer günstigen Gelegenheit?“: hakte er nach. „Eine Versorgungsflotte in der Nähe, die dort regelmäßig verkehrt und unauffällig hier herbeordert werden kann. Oder eine Konstellation nahe einer Versorgungsstation. Sie müssen wissen, dass wir hier an die 100 Geschwader unterbringen können! Das ist etwa das Zehnfache eines Ares-Trägers. An die 2900 Maschinen alles in allem, plus die Reservehangars für Landefähren und Hilfsfahrzeuge. Wie lange es dauert bis wir vollausgerüstet sind, hängt eigentlich nicht von uns ab, sondern den Zuteilungen durch die Administration“: sprach der Captain zu seinem Gesprächspartner. Deoklites suchte im Kopf des Redners nach Bildern, um sich das alles vorzustellen, doch das war unmöglich. Beide Männer versperrten sich reflexartig und versuchten nichts zu denken. So klappte das einfach nicht. „Am besten wir gehen an einen der Computer und ich sehe mich mal um. Bestimmt kann ich mir alles auch von dort aus ansehen. Das vereinfacht uns die Zusammenarbeit und sie können sich anderen Aufgaben widmen. Einverstanden?“: meinte er sehr diplomatisch und mit einer Geste des Entgegenkommens. Beide nickten und wiesen auf eines der Terminals hin. „Bitte geben sie noch die Nachricht an die Mannschaft und vor allem an die Sicherheitskräfte weiter, dass sie mich unbescholten passieren lassen sollen. Ich möchte Zugang zu sämtlichen Bereichen und Einrichtungen. Am besten stellen sie noch jemanden ab der sich hier auskennt. Einen Ingenieur zum Beispiel!“: schob er noch hinterher, als beide schon im Begriff waren zu gehen. Durch ein leichtes Zusammenzucken gaben sie ihre wahre Ansicht darüber preis, willigten aber beide ein. Und so setzte sich unser Commander auf seinen Platz und begann damit den Computer zu durchleuchten. Das war eigentlich einfacher als die Gedanken eines Menschen oder Atlantaners zu lesen. Menschen neigten besonders stark zu chaotischen Gedankengängen und wenn man gleichzeitig mehrere davon unter die Lumpe nahm, verwirrte das einen doch sehr. Deoklites war sichtlich erschöpft von seiner bisherigen Arbeit, obwohl er ja nicht viel gemacht hatte. Die Arbeit mit dem Computer beruhigte ihn wieder und er konnte mit weniger Aufwand mehr Informationen sammeln. Die Ausmaße des Atlas sprengten augenscheinlich jeden bekannten Maßstab. Das erste Bild zeigte einen Größenvergleich zwischen einem Aresträger und dem Atlas. Das stand etwa im Verhältnis einer Maus zu einem Schwein. Voll ausgerüstet und besetzt hätte diese Einheit die Kampfkraft einer ganzen Flotte gehabt. Wohl gemerkt wenn! Momentan lag die Belegung bei unter 0,5 %. Ganze 14 Maschinen standen in den Hangars herum. Mit diesen testete man die Fahrstühle und dergleichen. In den Archiven fand er einen Plan die kleinen Jagdmaschinen gleich hier vor Ort herzustellen. Aber leider war das Bergwerk schon zu ausgelaugt, um alle Legierungen und Elemente dafür liefern zu können. Um den Träger unauffällig zu halten hatte man darauf verzichtet ihn rotieren zu lassen. Sonst wäre für jeden ersichtlich gewesen, dass es sich um einen bewohnten Asteroiden handelt. Die Alternative dazu waren diese magnetischen Schuhe und die stimulierenden Anzüge, die extra für diese Umgebung entwickelt worden waren.
[email protected] 62
Autor Stephan Schneider Leider simulierten sie die Schwerkraft nur minimal und nicht so generell wie die Fliehkraft auf normalen Raumfahrzeugen. Dadurch degenerierten die Muskeln schneller, was die Mannschaft mit zusätzlichen Sportübungen kompensieren musste. Deoklites las und las und so manches war für ihn denn doch neu. Die Versorgungsdepots zum Beispiel. Normalerweise mussten Kriegsschiffe regelmäßig solche Lager anfliegen, um dort frischen Proviant aufzunehmen. Das Wasser und die Atemluft konnte man platzsparend aufarbeiten, nur eben nicht die Nahrung. Um dem Atlas ein Maximum an Autarkie zu verschaffen, wurden in die Gänge der alten Mine Gewächshäuser und Algenbassins aufgebaut. Zusätzlich gab es noch Pilzkulturen verschiedenster Kategorie. Alles in allem konnte dieses kleine Ökosystem die spätere Mannschaft zu 50% versorgen und damit die Einsatzdauer entsprechend verlängern. Die Arbeiten an diesem Bereich waren bisher vernachlässigt worden, da man solche großen Mengen an Nahrung nicht gebrauchen konnte. Nur ein paar Anpflanzungen wurden betrieben. Die Bordbewaffnung war allerdings schon vollzählig und komplett angeschlossen. An die 1200 Lasergeschütze in getarnten Stellungen, plus 8 große Teilchenbeschleuniger für Atomprojektile. Damit konnte man auf weite Entfernung feindliche Schiffe bekämpfen. Das Geschoss, ein pfeilförmiger Block aus porösem Uran/Plutonium und Deuteriumkern, wurde in kilometerlangen Röhren auf etwa 12% der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Beim Aufprall auf einen harten Gegenstand wurde das poröse Uran/Plutonium zusammengepresst und dabei die kritische Masse überschritten. Das zündete dann wiederum den schweren Wasserstoff und alles im Umkreis von 500 Metern verdampfte augenblicklich. Ein solcher Treffer, selbst in unbedeutenden Bereichen besiegelte das Schicksal jedes Schiffes. Normalerweise waren solche Geschütze im Schiffsinneren, entlang der Längsachse, installiert. Das war die einzige Möglichkeit um die gewaltigen Längendimensionen des Beschleunigers aufzunehmen. Bei den bisherigen Waffensystemen war man „nur“ auf 7% c gekommen. Jetzt hatte man natürlich viel mehr Platz und konnte Waffen mit wesentlich größeren Ausmaßen konstruieren. Die Röhren verliefen von einem Ende des Asteroiden zum Anderen. Sechs Stück waren entlang der Längsachse installiert worden und 2 entlang der gedachten Vertikalachse. Schießen konnte man nach allen Seiten, wenn man entsprechend ausgerichtet hatte. Das war das Schwierigste an der ganzen Sache. Eine sinnvolle Bekämpfung machte nur gegen wirklich große Schiffe auf weite Distanz Sinn, da man sonst den Asteroiden nicht schnell genug hätte ins Rollen bringen können. Die Kunst das zu bewerkstelligen lag in der Fähigkeit entsprechend leistungsstarke Triebwerke zu bauen. Davon gab es ebenfalls 8 Stück an Bord. Eigentlich war es ein einziges Aggregat, welches 8 Ausgänge hatte. Diese waren allerdings an den Enden schwenkbar und somit gut zu bedienen. Ein ultraheißer Strahl aus beschleunigtem Gas schoss entlang eines Magnetfeldes nach Außen und sorgte so für den Schub. Natürlich war das kein Antrieb vergleichbar mit dem eines normalen Schiffes. Die Beschleunigung lag unter 0,1 g und das reichte gerade mal um den riesigen Brocken eine neue Richtung zu geben, ein Antrieb im eigentlichen Sinn war das sicher nicht. Gespeist wurde alles von einem riesigen Fusionsreaktor. Dem größten den man je gebaut hatte und leider auch der anfälligste. Das man vor 2 Wochen Schwierigkeiten hatte, wusste Deoklites schon und das man seit dem nur mit den Hilfswandlern arbeitete, kam jetzt noch dazu. Das war allerdings ein Problem. Sollten es die Techniker nicht schaffen den Reaktor zum laufen zu bringen und auch zu halten, dann wäre das gesamte Projekt ein Fehlschlag. Das wäre dann auf jeden Fall eine schlechte Nachricht für den Kriegsrat. Deoklites lehnte sich nach hinten und schickte seinen Geist auf die Reise, er stellte sich vor was man mit diesem Koloss hier alles machen könnte und wie man ihn am besten einsetzen sollte. Das Schwierigste dürfte die sinnvolle Steuerung sein, erst mal musste man diesen Brocken in die richtige Richtung bringen und das wahrscheinlich Wochen wenn nicht Monate vorher. So träge und schwerfällig war er und wenn man erst mal in Richtung der äußeren Planeten unterwegs war, dann konnte man nicht so ohne weiteres umkehren. Das verlangte nach einer erweiterten Strategie und genauem Timing. Nach etwa 10 Minuten Träumerei wippte der Commander wieder nach vorne und blätterte weiter zur allgemeinen Statusseite mit den Informationen zur Belegung und Fertigstellung. Das waren ganze Kaskaden von Tabellen und Untermenüs voll gepackt mit Informationen über die Bezugsfähigkeit der Quartiere, Treibstoffdepots für die Hangars samt Versorgungspipeline und Kraftstoffpumpen, Arsenale und Magazine. Hier war man noch voll am arbeiten und das ohne Unterbrechung. Insgesamt waren fast 3000 Mann an Bord und bauten die größte Kampfmaschine aller Zeiten zusammen. Dazu kamen noch einmal 1500 Personen mit anderen Aufgaben. Es fehlten nur noch die Soldaten und Jagdmaschinen samt Treibstoff. Damit war Deoklites auch schon zufrieden und ging zum Captain. Der befand sich in seinem Quartier, saß in seinem Sessel und trank ein belebendes Getränk. „Ah Sie Commander, na das ging ja schnell ! Das ist eine bizarre Situation für mich und meine Crew.
[email protected] 63
Autor Stephan Schneider Ihre Anwesenheit ist schon überall rund und jeder Mann hier an Bord frägt sich...?“ „Wie es möglich ist, dass ich ihre Gedanken kenne. Das ist nicht ganz einfach zu erklären, um ehrlich zu sein, ich weiß es selbst nicht. Ich kann das auch erst seit kurzem und muss noch lernen es sinnvoll zu verwenden. Sie müssen wissen, dass es sehr anstrengend ist und auch nicht ganz angenehm, jeden Gedanken aufzuschnappen. Oft ist das ziemlich wirres Zeug und man belastet sich damit.... ohne wäre man dann vermutlich besser dran!“ „Können sie jetzt meine Gedanken ...“: begann Waloritas seine Frage. „Erkennen? Wenn ich will geht das. Aber seien sie unbesorgt, ich bin nicht näher interessiert an ihrem Innersten. Ich habe meine Aufgabe hier schon fast beendet und alles aus dem Computer gesaugt was mich interessiert hat. Mein Kopf schmerzt sogar davon, soviel war es. Jetzt möchte ich noch kurz einen Blick auf den Reaktor werfen. Der ist ja bisher noch nicht erfolgreich getestet worden. Vielleicht kann ich da was machen und dieses Problem beseitigen“. „Das Problem mit dem Reaktor ist in der Tat meine größte Sorge. Wenn wir das nicht hinbekommen dann war die ganze Arbeit umsonst. Wenn sie möchten führe ich sie gerne zu unserem Chefingenieur. Er kann ihnen den Fall vermutlich ... ach was, sie werden ihn einfach ansehen und dann schon wissen was schief läuft... Soll ich sie trotzdem begleiten?“ „Ja gerne, Captain. Vielen Dank für ihre Hilfe“. „Commander Lemonides! Ich werde mit dem Commander einen Inspektionsgang in den Antriebs- und Reaktorbereich unternehmen. Sie übernehmen solange die Brücke!“: befahl Waloritas seinem I. Offizier und marschierte dann mit Deoklites in Richtung des nächsten Kabinengleiters. Den bestiegen sie beide und der Captain gab dem Computer das gewünschte Ziel an. Der Gleiter setzte sich in Bewegung und erreichte schnell die maximale Geschwindigkeit, um kurz darauf wieder abgebremst zu werden. Diese Beschleunigung war nichts im Vergleich zu den Belastungen während eines Fluges unter Kampfbedingungen, aber dennoch eine spürbare Abwechslung zur Schwerelosigkeit. Die Schuhe waren zwar eine nützliche Verbesserung, aber dennoch keine echte Alternative zur Fliehkraftmethode. Deoklites sah den Captain an und musterte jetzt zum ersten Mal dessen Statur etwas genauer. Bisher hatte ihn ja nur sein Verstand interessiert. Er war groß und schlank, fast schon dünn. Seine Handgelenke traten etwas hervor und insgesamt machte er keinen besonders robusten Eindruck. Der lange Aufenthalt in der Schwerelosigkeit hatte ihren Tribut gefordert. Sein Haar begann schon auszufallen und von dem Konsum des heißen Stimulansgetränks war seine Haut ganz fahl geworden. Scheinbar hatte er auch in letzter Zeit nicht viel Sonnenlicht abbekommen, gesund wirkte er auf keinen Fall. Eher überarbeitet und unausgeglichen. Die Fahrt ging zu ende und beide Passagiere stiegen aus. Die Wachen standen auch hier wie gewohnt Spalier und grüßten die Offiziere. Offensichtlich wussten sie schon wer da angekommen war, denn sie versuchten beide ihre Gedanken zu verbergen. Deoklites nahm es ihnen weder übel, noch versuchte er die Blockade zu umgehen. So interessant konnten die Gedankengänge von zwei einfachen Centurionen nicht sein. Sie schritten also weiter und passierten zwei schwere Metallschotts. „Wir sind jetzt in der Nähe des Zentrums. Hier liegen alle Anlagen zur Energiegewinnung und Verteilung. Wenn sie noch näher rein wollen, dann nur mit Schutzanzug und nur für begrenzte Dauer. Normalerweise arbeiten dort nur ausgewählte Personen oder Roboter. Spüren sie denn hier irgendetwas besonders?“ „Nein. Der Reaktor ist nicht in Betrieb und eigentlich empfinde ich hier nichts. Wo ist denn der Chefingenieur. Mit dem muss ich Kontakt aufnehmen. Rufen sie ihn bitte für mich Captain!“: antwortete ihm der Commander und sah dabei um sich. Er stand jetzt hinter dem Stahlschott und blickte die Rundgänge entlang. Hier war man so nah im Mittelpunkt, dass man die Krümmung der Flure schon sehr gut sehen und sich vorstellen konnte, welchen Durchmesser sie haben müssten. Waloritas zeigte nach Rechts und meinte nur:„ Da müssen wir lang. Das Kontrollzentrum befindet sich nicht weit von hier. Der Chefingenieur heißt Tephios und ist ein Abkömmling des Apollo, wie sie. Mit ihm werden sie sich bestimmt gut verstehen!“ „Sie sind ein Sohn des Poseidon. Aber selbst sind sie im Zeichen des Steinbocks geboren worden... Verzeihen sie Captain, ich wollte es ja bei Ihnen nicht mehr anwenden. Bitte seien sie nicht ungehalten deswegen, aber es ist einfach zu verlockend das auszusprechen, was andere denken!“ Der so Durchschaute lächelte amüsiert, es stimmte ja was der Commander sagte. Er hatte nur für eine Millisekunde daran gedacht welchen Ursprungs er selbst war und Deoklites hatte das aufgeschnappt. So näherten sie sich dem Kontrollzentrum und erreichten es schließlich nachdem sie weitere Stahlschotts passiert hatten. Die Sicherheit hier unten war auf höchster Stufe und selbst der Captain musste erst seinen Handabdruck abliefern, bevor sich schließlich das letzte Portal vor ihnen öffnete. „Nach Ihnen Commander“: winkte er ihn durch die Schleuse und folgte seinem Gast auf dem Fuße. Sie standen jetzt beide in einem annähernd runden Raum, dessen Wände vollgepackt waren mit Bedienelementen und Anzeigen. Ein typisches Kontrollzentrum also. In dieser Hinsicht war auch auf dem Atlas alles sehr konservativ und altmodisch gehalten.
[email protected] 64
Autor Stephan Schneider Selbst die Größe des Raumes lies nicht erkennen wie viel Energie dahinter steckte bzw. stecken könnte. In der Mitte waren weitere Arbeitsstationen angebracht und dazwischen sprang ein gewisser Chefingenieur herum und gab den Leuten seine Anweisungen. „Sie haben Glück Commander, dass Tephios jetzt wach ist. Ansonsten hätten sie mit seinem Vertreter Vorlieb nehmen müssen. Der ist zwar auch sehr kompetent, aber Tephios ist schon ein echtes Original. Das werden Sie gleich merken!“: sagte der Captain etwas ironisch. Dann schwieg er auch schon und besagter Chefingenieur bemerkte ihre Anwesenheit. Mit hektischen Bewegungen kam er heran. Er hatte Augengläser auf der Nase und eine zersauste Frisur, man hätte ihn für Gott weiß was halten können. Solche Sehhilfen waren völlig aus der Mode und niemand benutzte so was heutzutage noch. Dieses Modell hier war auch bestimmt schon uralt und mehrfach gelötet worden. Das Glas war verkratzt und das Ganze sah mehr als merkwürdig aus. „Sie hier Captain, hatte ja keine Ahnung, und der da. Neu was. Was wollen sie?“: sprach er abgehackt und zuckte dabei zweimal mit den Augen. Dann wanderte diese kleine Ausfallerscheinung in Richtung Schulter und auch dort zuckte es zwei Mal. „Schießen sie schon los. Ich hab hier keine Zeit für lange Ratespiele“: setzte er seinen Satz fort, machte auf dem Absatz kehrt, zuckte noch mal mit der rechten Schulter und wuselte dann wieder zu seinen Leuten, um wie gehabt Anweisungen zu geben. „Sagen sie mal Captain, was ist denn mit dem los. Ich empfange lauter Zahlen und Symbole. Hab ich beim Studium der Personen an Bord womöglich etwas übersehen?“: flüsterte Deoklites zu seinem Führer und beugte sich dabei leicht zu ihm. Er wollte vermeiden das Tephios etwas hörte. Doch der spitzte die Ohren, kam im Nu wieder zurück und polterte gleich los:„ Sie hier, ja hier, ich hab das alles gehört hier und lassen sie hier ja meinen Kopf in Ruhe hier, ja hier!“ Er rempelte Deoklites fast um, als er sich durch die beiden drängte. Sein Ziel war eine rote Warnleuchte hinter den beiden. Er klopfte einmal mit dem Finger drauf und knabberte gleichzeitig an seinen Nägeln vor Aufregung. Deoklites fasste sich schmerzverzerrt an die Stirn und setzte sich dann erst mal hin. Der Captain sah abwechselnd ihm und seinem Chefingenieur zu. Jetzt begann plötzlich Deoklites zu zucken. Erst sein Auge und dann sein Arm. Er musste sich richtig zusammenreißen damit das aufhört und es kostete ihn alle Mühe sich zu kontrollieren. „Das hier ist wirklich ein Original. Was ist denn mit dem hier los? Ist der immer so drauf hier?“: sagte Deoklites hektisch und merkte erst am Schluss, dass er auch noch diesen blöden Sprachfehler mitgesaugt hatte. Der so gescholtene sah mit verkniffenen Augen zu den beiden Eindringlingen, doch bevor er sich wieder auf den Commander stürzen konnte, wurde er von einem weiteren Warnlicht abgelenkt und war geistig wieder ganz wo anders. Waloritas lächelte ganz leicht und beugte sich zu Deoklites hinab. „Na, dass ist bestimmt ganz schon verwirrend unserem Chefingenieur zu folgen. Sie müssen wissen... ( er kam näher und sagte ihm ins Ohr )... ich glaube ich erzähle ihnen mal was über Tephios bevor wir hier weiter machen. Kommen sie, wir gehen mal raus. Da können wir ungestört reden“. „Einverstanden, hier ... kann ich nicht länger bleiben, der ist ja total meschugge hier, der Typ hier!“ Also gingen beide raus und standen dann zusammen mit den Wachen auf dem Gang. Ein Paar Techniker liefen auch hier auf und ab, aber es war schon wesentlich angenehmer als drinnen. Nachdem sich der Commander gesammelt hatte und man ein paar Schritte gegangen war, begann Waloritas damit seinem verwirrten Gast ein paar Dinge zu erklären. „Also, was denken Sie ist mit Tephios los?“ „Keine Ahnung, normal ist er auf keinen Fall. Das die Ingenieure an Bord von Schiffen mit der Zeit anfangen wunderlich zu werden ist mir bekannt. Hab selbst schon welche gesehen, die mit ihren Apparaten geredet haben, aber das waren völlig harmlose Leute. Der Mann da drin ist völlig überdreht und absonderlich!“ „Da gebe ich ihnen Recht und auch alle anderen an Bord werden das bestätigen. Tephios ist so was wie ein Rechenkünstler und eben etwas sonderbar. Sein Verhältnis zu Maschinen ist hervorragend, dagegen hat er kaum einen Bezug zu Personen, geschweige denn, dass er jemals eine intime Beziehung zu einer Frau aufbauen könnte. Ich kann mir denken, dass er sie ganz schön aus der Bahn geworfen hat mit seiner Art zu denken. Deswegen hab ich eben auch nichts gesagt oder gedacht. Ich hab sie einfach hierher geführt, damit Tephios sie von diesem Gedankenlesetrip herunter bringt“. „Hmmh na ja. Es tut mir leid Captain. Ich hätte es wissen müssen, als ich diesen Anflug von Vorfreude in ihnen registriert habe. Sie wussten was dieser Spezialist da für wirres Zeug in seinem Kopf mit sich schleppt. Wer hat den nur zum Chefingenieur gemacht!“: meinte der Commander verärgert. „Das hat er quasi selbst gemacht. Außer ihm war niemand in der Lage so einen riesigen Apparat zu konstruieren. Tephios ist eben ein echtes Original und keiner außer ihm wird jemals alles über diese Anlage verstehen. Ich glaube man kann ohne Übertreibung sagen, dass er für sie lebt!“ „Kann man mit dem überhaupt vernünftig reden. So wie mir scheint, lebt der in seiner eigenen Welt“: fragte Deoklites mit negativem Unterton.
[email protected] 65
Autor Stephan Schneider „Sein Name ist Tephios und er kann in seinem Bereich wirken wie kein Zweiter. Sie sollten mal schnell wieder von ihrem hohen Ross herunter kommen und sich ihre mentalen Fähigkeiten nicht zu Kopf steigen lassen!“: antwortete Waloritas wütend und packte den Commander am Arm. Dieser bäumte sich auf und drehte sich weg, um sich so dem Griff zu entziehen. „Scheinbar wird dieser Irre da drin kolossal überschätzt. Nichts gegen Sie Captain, aber der Mann kriegt nicht mal einen normalen Satz ausgesprochen. Seine Gedanken sind nur wirres Zeug und außerdem mein Bester... wenn das da ihre größte Kapazität ist, wieso läuft dann der Reaktor nicht? Das wird alles in meinem Bericht auftauchen. Und man wird SIE dafür verantwortlich machen. In ihrer Haut möchte ich jetzt nicht stecken!“: wurde er laut und sah ihn streng an. „SIE haben hier nicht ihre Stimme zu erheben. Ich bin sicher dass wir das Problem mit dem Reaktor in den Griff bekommen werden. Vielleicht erwähnen SIE mal in IHREM Bericht, dass wir hier immer noch eine isolierte Enklave sind und nicht eben mal schnell jedes benötigte Ersatzteil anfordern können. Das unsere Leute hier Tag und Nacht schuften, dabei ihr Leben riskieren und wir immer noch nicht das volle Nachschubkontingent erhalten das ich seit Jahren fordere!“. Der Commander spürte die echte Wut des Captains auf ihn und Leute wie ihn. Besserwisser die kaum ausgestiegen sind und schon Ratschläge erteilen. Um das Gespräch jetzt nicht noch weiter aufzuheizen nickte er nur und strich sich die Kleidung glatt. Dabei bemerkte er seine zivile Ausstattung und das störte ihn. „Ich schlage vor wir verschieben diese Visite und sie besorgen mir erst mal eine Uniform und ein Quartier. Ich gedenke einige Zeit hier zu bleiben und möchte nicht als Zivilist auftreten. Kommen Sie bitte Captain, hier ist jetzt alles gesagt worden“. Waloritas machte eine kleine Geste mit den Mundwinkeln und sie kehrten dann beide sehr wortkarg zurück. Der Captain dachte allerdings die ganze Zeit ziemlich provokante Dinge und legte es förmlich darauf an sich mit Deoklites anzulegen. Hier bahnte sich eindeutig ein Machtkampf an. Die bisherigen Inspektoren waren alles ziemlich harmlose Bürokraten gewesen, die ihre Arbeit zwar ernst nahmen, aber kein solches PotenTial besaßen, wie dieser Commander hier neben ihm. Normalerweise blieben die nie länger als 2 bis 3 Tage, gingen einmal mit zu den bereits fertiggestellten Bereichen, redeten mit den Leuten und gaben allen ein paar warme Worte mit. Das war es dann auch schon und weg waren sie. Aber diesmal würde es anders werden, Waloritas was kein Medium. Genau wie Deoklites hatte auch er nie einen Gedanken an eine Ausbildung zum Priester gedacht. Aber in diesem Moment spürte er, dass Probleme auf ihn zukommen würden. Probleme mit diesem Mann neben ihm. Deoklites unterlies es tunlichst den Captain weiterhin zu durchleuchten und konzentrierte sich auf die nächsten Schritte und wie er das bisher erlebte beurteilen sollte. Wie konnte er dem Captain einen Vorwurf machen, die wirren Gedanken eines anderen waren nicht dessen Problem und überhaupt. Jetzt tat es ihm leid so impulsiv reagiert zu haben und es ärgerte ihn. Aber jetzt konnte man es nicht mehr ändern. Der Captain führte ihn noch zu seiner Unterkunft und meinte:„ So Commander, hier ist ihr Quartier. Ich werde veranlassen, dass man im Versorgungsbereich eine neue Uniform für sie anfertigt. Eine mit eingebautem Stimulator. Ich habe ja schon ihre ID-Nummer und damit auch ihre Kleidergröße“. „Vielen Danke Captain und nichts für ungut. Ich war wohl etwas durcheinander wegen ... na sie wissen schon. So dann.... ich werde mich jetzt hinlegen und erst mal ausschlafen. Ich bin seit fast 24 Stunden unterwegs, die bleiben ja auch nicht in den Kleidern stecken!“ „Wollen sie vorher nicht noch etwas essen Commander. In 35 Minuten werde ich mit den anderen Offizieren zu Mittag essen. Besser gesagt schlürfen, wegen der Schwerelosigkeit kann man keine Nahrung vom Teller essen. Sie sind als Offizier herzlich eingeladen!“: erwiderte er die ausgestreckte Hand. Aber sein Gast war wirklich zu müde und wackelte mit dem Kopf. „Heute nicht mehr... morgen früh wäre besser. So, gute Nacht Captain!“. Also trennten sich die beiden. Der Commander legte sich sofort ins Bett und der Captain schlenderte erst zur Brücke und dann in die Offiziersmesse. Seine Geschichte vom Zusammentreffen des Commanders mit Tephios sorgte bei Tisch natürlich für Gelächter. Die Schadenfreude über dieses Ereignis wurde unverhohlen vorgetragen und alle gönnten Deoklites sein Malheur.
[email protected] 66
Autor Stephan Schneider Kapitel IV Die Feuerprobe Der Admiral wurde früh wach und steckte sich erst mal richtig durch. Neben ihm lag nun seine neue Freundin und schlummerte friedlich vor sich hin. Er beugt sich über sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann strich er ihr noch mal übers Haar und stand schließlich auf. Sein Tag begann demnach mal ganz anders und darüber freute er sich. Statt wie üblich alleine zu sein, war er endlich wieder in Gesellschaft und einer angenehmen noch dazu. Doch schon beim Frühstück in der Offiziersmesse des Hauptquartiers, einem Platz den er nur selten zu besuchen pflegte, holte ihn die Wirklichkeit ein. In diesem Fall in Form von Admiral Leonides und dessen neuen Busenfreund Prax. Die beiden waren sich in den Gefilden des Apollo stetig näher gekommen und Prax hatte sich eine neue Strategie samt Feindbild angeeignet. „Guten Morgen meine Herren, nanu Admiral Prax, ich wähnte sie im Asteroidengürtel im Kampf gegen feindliche Geleitzüge und ..“ „Sparen sie sich das Gefasel. Wie ich höre plant man unsere Absetzung. Ich verlange sofort eine Erklärung!“: tönte der Chef der III. Flotte mit erkennbarer Wut in der Stimme. Tanruk lies augenblicklich sein Besteck fallen, stand auf und stauchte Prax erst mal ordentlich zusammen:„ Was erlauben SIE sich eigentlich so mit mir zu reden. Das hier ist die Offiziersmesse und kein Lagezentrum und ich bin auch kein Centurion im ersten Jahr! Wohl verrückt geworden?“ Prax wollte gleich wieder in gewohnter Weise darauf antworten, aber Leonides hielt ihn zurück. „Verzeihen Sie unser Auftreten hier und in dieser Weise. Was mein Nebenmann eigentlich zum Ausdruck bringen wollte, ist unsere Befürchtung, hier übergangen zu werden. Stimmt das? Sind unsere Befürchtungen begründet Admiral Tanruk?“ Der so brüskierte setzte sich, grüßte sie nach alter Sitte im Namen der Sterne und bot den beiden an sich ebenfalls zu setzen. Der Chef der I. Flotte tat dies sofort, nur Prax schmollte noch ein Paar Sekunden, bevor auch er Vernunft annahm. Eine Ordonnanz kam sogleich an den Tisch und brachte zwei weitere Gedecke. An der Tafel saßen noch etwa 30 weitere Offiziere aus allen Stäben. Natürlich war der ungehobelte Auftritt des Admirals bemerkt worden, dass kannte man bei ihm schon, aber niemand wagte es zu sprechen. Prax war ein hochdekorierter Haudegen und mit dem wollte sich hier keiner anlegen. Man schenkte den beiden Neuankömmlingen erst mal ein heißes Stimmulanzgetränke ein und wies auf das reichhaltige Büffet hin. Prax sah nur streng zu dem Diener und der wusste direkt wie wenig der Admiral an seinen Spezialitäten interessiert war. Leonides war da ganz anders und orderte sich ohne Hemmungen eine schöne Portion Meeresfrüchte, Weißbrot, Fischeier und dazu einen kleinen grünen Salat mit Knoblauchsoße. So durfte ein Tag für ihn immer anfangen. Leider sah man ihm seine Schwäche für deftiges Essen auch schon ein wenig an. Doch hier störte das niemand. Noch bevor Prax erneut ansetze konnte begann Tanruk seine Rede:„ Sie wissen von allem nur die Hälfte mein Lieber. Ihre Spione, Verzeihung, ihre Wachmannschaft liefert unvollständige Informationen. Noch dazu streng geheime und über unsichere Kanäle bis in die äußeren Regionen zu Ihnen. Darauf steht eigentlich die Todesstrafe. §42 Verrat von ratsinternen Geheimprojekten und Plänen. Genaugenommen machen sie es mir richtig leicht sie über die Klinge springen zu lassen. Wollen sie vielleicht gleich hier am Tisch darüber reden, nur um ganz sicher zu gehen noch vor Sonnenuntergang ihres Posten enthoben zu werden! Nebst Anklage versteht sich“ Prax wurde knallrot und wäre am liebsten explodiert vor Ärger. Leonides wusste gar nicht worüber er sich mehr freuen sollen, das gute Essen oder die Tatsache, dass sein alter Rivale hier so schön abgebügelt worden war. Dieser stand auf und verlangte eine Audienz im Kriegsrat. Tanruk verwies auf die offiziellen Wege, um sich das genehmigen zu lassen. In diesem Fall die Bitte bei einem der Senatoren persönlich vorzutragen. „Das freut mich schon jetzt. Sie im Rat darauf anzusprechen, wie sie all diese internen Informationen erhalten konnten, noch bevor der abschließende Bericht fertig war. Viel Erfolg bei ihrer Arbeit“. „Wir werden ja sehen ob ihr damit durchkommt. Einfach werde ich es euch nicht machen. Einen Sohn des Marduk ( Dem Regenten im Zeichen des Skorpions )wird man so leicht nicht los“: entgegnete er ihm und verließ die Tafel dann wieder so schnell wie er gekommen war. Leonides aß amüsiert weiter und ließ sich nichts anmerken. Tanruk rechnete ihm das hoch an und lud ihn danach direkt in seinen Arbeits- und Besprechungsraum ein. „Dort kann man sich in aller Ruhe unterhalten“. „Sehr gerne. Ich nehme die Einladung natürlich an!“: entgegnete Leonides und lächelte wohlwollend in die Runde. Natürlich war den anderen nicht entgangen was geschehen war und wer das Feld als Sieger verlassen würde. Kurz darauf trafen sich dann der alte und der aktive Admiral und man ging sehr schnell ans Eingemachte. „Also noch mal vielen Dank Herr Admiral, dass sie mir das Vertrauen schenken und mich einweihen wollen. Ich fühle mich geehrt“ „Na mein Lieber ob sie sich in 10 Minuten immer noch geehrt fühlen werden, steht in den Sternen.
[email protected] 67
Autor Stephan Schneider So jetzt erzählen sie mir erst mal was Prax ihnen alles erzählt hat!“: wechselte Tanruk plötzlich die Stimmlage auf Befehlston und Leonides wusste jetzt wer hier wem etwas erzählen musste. Seine gemächliche Art war ihm aber auch hier von Nutzen. Er stellte sich einfach dumm:„ Ach das war nicht viel. Dummes Zeug wenn sie mich fragen. Nichts von Bedeutung“. Tanruk fand das gar nicht witzig und lies sich nicht abschütteln:„ Soso, dummes Zeug ohne Belang. Deswegen sind sie beide ja auch um diese Uhrzeit zu mir gekommen und haben mich bestürmt einen Kommentar über etwas ganz und gar belangloses abzugeben. So billig kommen sie mir nicht davon Leonides! Sie kennen mich und sollten wissen, dass ich ohne große Bedenken zur Kanzlerin gehen werde, um dort ihre Mittäterschaft an Prax Spionageaktionen anzuprangern. Also reden sie jetzt mit mir, oder sollen wir es an die große Glocke hängen“. „Admiral wenn sie mich und den Admiral anklagen wollen, weil sie handfeste Beweise gegen uns in der Hand haben, dann müssen sie das wohl tun. Ich möchte, in diesem Fall, aber noch einen Rechtsbeistand hinzuziehen und für den Augenblick weitere Befragungen durch sie verweigern“: sagte Leonides grinsend und musste sich am Ende stark beherrschen um nicht zu lachen. Tanruk blähte sich auf vor Wut und schlug mit der Faust auf den Tisch:„ Sie wissen genau was ich meine und wenn ich alle Register ziehen würde, dann wären sie fällig. Seien Sie froh dass ich so ein loyaler Patriot und Soldat bin. Ein anderer hatte sie an meiner Stelle vermutlich ins Feuer geworfen. Aber dazu sind sie zu wichtig. In Kürze wird ... ach was red ich... sie werden schon sehen wie es weitergeht. So gut sind Prax Quellen nun auch nicht! Ich verlange aber von Ihnen sich ruhig zu verhalten, Ihre Pflicht zu tun und gehorsam zu sein. Wenn ich bemerke, dass Sie und die anderen eine Schweinerei vorhaben, dann geht’s euch an den Kragen, So und jetzt verschwinden sie aus meinem Büro, sie verpesten es mit dem Gestank eines Intriganten“. Leonides verlor jetzt ebenfalls die Fassung und brüllte drauf los:„ Sie kommen auch wieder von ihrem hohen Ross runter, verlassen sie sich drauf. Diese leeren Drohungen können Sie jemand anderen vorhalten. Mich beeindruckt das nicht und Prax noch viel weniger. Meinen sie wir werden uns einfach so ausschalten lassen, weil irgendjemand denkt Experimente durchführen zu müssen“. Er war aufgestanden, weggegangen und hatte den Admiral hinter seinem Schreibtisch einfach stehen lassen. Tanruk tobte ihm aber gleich hinterher und spie dabei wüste Beschimpfungen über Verrat und Ehrlosigkeit aus. Dann marschierte er direkt in die Räume der Kanzlerin, um ihr von den unerfreulichen Begebenheiten zu berichten. „Kanzlerin, da ist mehr im Busch als ich zuerst dachte. Den Stand der Dinge kennt Prax ebenso wie sie und ich. Die Flottenchefs planen vermutlich schon ihre Gegenmaßnahmen, selbst einen Putsch würde ich nicht ausschließen. Was das in unserer Lage bedeuten würde brauche ich Ihnen ja nicht erklären. Es wäre eine Katastrophe ersten Ranges und würde nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten“. „Was schlagen sie vor?“ „Ihnen zuvor kommen und Prax verhaften, Leonides ablösen und dann reinen Tisch machen. Damit dieser Anflug von Rebellion aus den Streitkräften entfernt wird!“ „Nanu solche harten Worte aus ihrem Mund! Sind sie sicher, dass es so schlecht steht?“ Tanruk marschierte nervös auf und ab vor dem Schreibtisch der Kanzlerin. Wirklich sicher konnte er sich nicht sein, aber seinen Vorschlag hielt er trotzdem für vertretbar. Immerhin hatte sich Prax ja in nicht bekanntem Ausmaß vertrauliche Informationen beschafft und durch den Raum übermitteln lassen. Dann die Drohungen von Leonides und das starke Motiv. Schließlich hatten die beiden Admiräle den Nagel ja voll auf den Kopf getroffen und erkannt was in naher Zukunft auf sie zukommen würde. Der alte Admiral war in Gedanken und malte sich schon einen Bürgerkrieg mit allen Folgen aus. Die Regenten würden sich sofort auf die Seite ihrer Nachkommen in den Flotten schlagen und damit hätten sie schon alle Waffengewalt in der Hand. Solange so gefährliche Offiziere wie Prax ihr Gift versprühen konnten, war man nicht sicher. „Admiral was ist los? Träumen sie?“: fragte Gaia nach, weil ihr Tanruk keine Antwort gab. Der schreckte auf und blinzelte kurz mit den Augen. Geträumt hatte er zwar nicht, aber ein wenig abwesend war er schon in den letzten Sekunden. „Die Entscheidung liegt bei ihnen Kanzlerin, ich kann ihnen diesmal keinen weisen Rat geben. Ich war immer darum bemüht ihnen mit meiner Erfahrung und meinem Verstand zu dienen. Aber diesmal kann ich nicht sagen was wir tun sollen. Abwarten auf die Fertigstellung des Atlas und die praktische Erprobung könnte zu lange dauern. Bis es soweit ist können noch Wochen vergehen und in der Zeit werden sich hier die Verhältnisse schnell ändern. Aber wenn wir jetzt überstürzt handeln, wird es erst recht Probleme geben. Eine solche Maßnahme könnte von den Regenten als feindlicher Akt gewertet werden. Wenn dann auch noch das Gros der Flotten sich diesem Aufstand anschließt sind wir sehr schnell die Angeklagten. Ich bin mir diesmal wirklich nicht sicher, aber neige zu der Forderung, die beiden Admiräle im Rat zu befragen und auf die Umstände der ganzen Affäre hinzuweisen. Dann kann man ja sehen wieweit die andere Seite geht“.
[email protected] 68
Autor Stephan Schneider „Die andere Seite?! Ist es schon so weit, dass wir unserer eigenen Leute schon auf der anderen Seite wähnen? Ich denke es wäre besser die beiden Admiräle persönlich zu mir zu bestellen, damit sie mir hier ihre Bedenken einmal selbst vortragen können. Dann werden wir ja sehen wie sich die Sache verhält und ob man drastischere Maßnahmen ergreifen sollte. Ich werde sie noch heute zu mir bestellen und die Sache damit etwas abkühlen lassen. Einverstanden?“ „Ja, das klingt gut. Soll ich ..?“ „Nein Admiral, ich werde die beiden persönlich einladen und sie werden derweil weitere Erkundigungen einholen. Die gesamte Wachmannschaft auf der Insel wird ersetzt. ZEUS wird das nicht verhindern, wenn er hört was vorgefallen ist..., ich muss hier eingreifen. Diesen Wink wird Prax verstehen, da bin ich mir sicher. Das hätten wir gleich machen sollen und nicht erst jetzt, es lag doch auf der Hand, dass er so was geplant hat“ Tanruk nickte und kniff die Augen zusammen, vor seinem geistigen Auge war hier eine Verschwörung am aufkeimen und der galt es nun schon im Frühstadium den Gar auszumachen. „Man hätte ihm schon längst das Handwerk legen müssen“: murmelte der Admiral vor sich hin. Die Kanzlerin schickte ihn dann wieder in seine Abteilung, um dort den neusten Lagebericht einzulesen und vorzutragen. Gaia lies sich mit Leonides und Prax verbinden. Beide waren nicht zu erreichen und nur ihre Adjutanten konnten ihr Rede und Antwort stehen. Aber das fruchtete auch nicht wirklich, sie stellten sich dumm, wüssten angeblich nicht wo ihre Chefs gerade wären und wann sie wieder kämen. Auf jeden Fall überlies eine wütende und besorgte Kanzlerin ihnen die Nachricht, dass sie sich umgehend zu melden hatten. Dann regelte sie den Austausch der Wachen mit dem Chef der Leibgarde des Rates, alles handverlesene Männer mit tadellosem Ruf und ihr absolut treu ergeben. „Commander Sauhlt, sie werden sich mit einer Cention ihrer Garde zu dieser Insel begeben, dort die Wachmannschaft festnehmen und selbst für Sicherheit sorgen. Sie sind mir persönlich für alles verantwortlich und sorgen dafür, dass da niemand mehr spioniert oder sich unberechtigt Zugang verschafft. Ich dulde kein Versagen in dieser Sache. Verhaften sie die Anführer der Wachen und bringen sie diese hierher in den Arrest. Sie werden verhört und bleiben bis auf weiteres in Gewahrsam. Ich verfüge das als Kanzlerin und behalte mir vor eine weiterführende Untersuchung durchführen zu lassen! Dies wird allerdings vom Rat entschieden“. Der Commander hörte sich das alles an und lies sich noch die Details erklären. Tanruk wurde angerufen und erklärte aus seiner Sicht die Lage und wie wichtig diese Aktion war. Nachdem der Führer des Kommandos seine Befehle hatte ging es gleich weiter. „Wie sieht es aus Admiral? Irgendetwas besonders?“: fragte Gaia ihn. „Das kann ich noch nicht sagen. Die Schiffe außerhalb der Erdumlaufbahn sind passiv getarnt und waren die Funkstille. Olmekis ist damit sozusagen untergetaucht und wir sollten ihn auch nicht durch direkten Funkkontakt in Bedrängnis bringen. Leonides Flottes ist vollständig intakt und soll Prax ablösen, wie ich das verstanden habe. Scheinbar haben die beiden beschlossen einen Austausch vorzunehmen. Leonides übernimmt den Posten von Prax. Die III. Flotte nähert sich bereits der Erde und wird hier bald eintreffen. Sie soll nach offiziellen Angaben im Orbit verweilen und ergänzt werden. Eigentlich keine ungewöhnliche Vorgehensweise, wenn da nicht unsere kleine Zusatzinformation von heute morgen wäre. Jetzt sieht es für uns so aus, als ob Prax hierher marschiert, um näher am Geschehen zu sein und die Argumente hat er gleich mitgebracht“. „Wann kamen diese Berichte herein?“: fragte Sie grollend. „Heute Nacht. Keine weiteren Begründungen oder sonst was. Die Bewegungen haben aber schon vor fast 2 Tagen begonnen. Es scheint wirklich so, als ob Prax sich entschlossen hätte aktiv zu werden. Wir müssen schnell handeln Kanzlerin, noch ist er weit weg und keine direkte Gefahr. Was machen wir wenn er erst mit seinen Schlachtträgern über uns kreist und jeden Augenblick zuschlagen kann?“: meinte Tanruk voller Zorn in der Stimme. „In der Tat. An so viele Zufälle glaube ich nicht. Außerdem ist mir das zu eigenmächtig. Nur weil ich mich sonst nicht in solche Dinge einmische, haben die Beiden so was vorher anzukündigen. Die wissen ganz genau, dass wir hier eine neue Strategie ausarbeiten und der Atlas bald einsatzfähig sein wird. Das könnte es natürlich auch sein.... Prax lockt Leonides in die Falle und schnappt ihm den Atlas vor der Nase weg. Das hier ist wieder mal ein typisches Ränkespiel wie aus dem Lehrbuch. Am liebsten würde ich die ganze Bande aus dem Dienst entfernen und durch ZEUS Wunderknaben ersetzen. Die schickt uns wirklich der Himmel!“: sagte die Kanzlerin laut und sah am Schluss nach oben. Nachdem sie kurz geschwiegen hatte und nun ebenfalls auf und ab ging, setzte sie ihre Rede fort:„ Ich, WIR werden jetzt mit Hera sprechen und dann eine Krisensitzung anberaumen. Ich hab jetzt die Nase voll von solchen Leuten. Wenn Hera mir sagt, dass man es verantworten kann, die 3 Strategen in den Dienst zu berufen, dann werde ich sie noch Heute ernennen. Mir egal was irgendwer davon hält, oder wem ich damit was von seinen Lorbeeren abnehme!“
[email protected] 69
Autor Stephan Schneider Dann lies sie sich mit Hera verbinden und fragte nach, wie man denn nun weiter verfahren könnte. „Der Segen der Sterne sei mit Ihnen Kanzlerin und auch mit Ihnen Admiral. Ich halte nichts von überstürzten Einsätzen, zumindest sollte man sie einmal in der Realität getestet haben, bevor man sie in allerhöchste Ämter beruft. Es kann und darf nicht sein, dass jemand der nur am Simulator Erfahrung sammeln konnte, in solch eine Position gelangt. Das widerspricht jeder Logik und Individuumskenntnis, außerdem dürfte es mit bestandenem Test wesentlich einfacher sein im Rat dafür eine Mehrheit zu bekommen. Ich werde zusammen mit Admiral Genter einen Test ausarbeiten, der keine Zweifel mehr offen lässt, wie stark unsere Drei Helden wirklich sind. Für Uriel kann ich leider keine solche Prüfung ausarbeiten, aber bei ihm hätte ich auch keine Bedenken ihn direkt als Techniker einzusetzen. Sein Lehrmeister Lamuk attestiert ihm allerhöchste Einsatzfähigkeit und ich selbst kann mich dem nur anschließen. Außerdem sind Techniker nicht so, verzeihen sie Admiral, neidisch und rücksichtslos wie Militärs. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Admiral durch einen talentierten Ingenieur bedroht fühlen würde“. „Das klingt ja alles ganz passabel ehrwürdige Hohepriesterin. Was ist mit dem fünften Prototypen? Kann man ihn ebenfalls einsetzen, egal ob jetzt mit oder ohne Prüfung“: fragte Gaia. „Das wissen nur die Sterne, Kanzlerin. Ich muss gestehen, dass ich Ihnen das nicht beantworten kann. Einen Test zu konstruieren ist in seinem Fall nicht möglich, da nur die echte Versuchung ihm auch gefährlich werden könnte. In jedem Fall schlage ich einen Einstieg auf der untersten Rangstufe vor. Er soll sich ganz normal nach oben arbeiten und damit die Tests, die das Schicksal ihm auferlegt bestehen. Dann kann und wird er entweder von selbst ausgesondert, oder sich glänzend bewähren und niemand könnte ihm danach noch vorwerfen begünstigt worden zu sein“. „Nun ja wenigstens von Ihnen kommen heute ein paar gute Nachrichten!“: sagte die Kanzlerin noch, da hörte sie schon Kampfgeräusche im Hintergrund und dann brach die Verbindung zusammen. Erschrocken sah Gaia zu Tanruk und trat auf ihn zu wie ein ängstliches Mädchen. Er legte instinktiv seine Hand auf ihre Schulter, doch sie zuckte plötzlich zurück. Ihr war bewusst, dass sie als Kanzlerin keine Angst zeigen durfte, doch jetzt gerade hatte sie eine regelrechte Angstattacke hinter sich. „Das muss das Kommando von Sauhlt sein. Wenn er sich wirklich den Weg frei schießen muss, dann war unser Verdacht wohl begründet. Ich werde sofort in meine Zentrale gehen und von dort aus alles weitere verfolgen, Kanzlerin“. „Ja tun sie das und beordern sie wenn nötig noch weitere Streitkräfte zu dieser Insel. Sauhlt soll Gefangene machen, die man verhören kann und lassen sie Prax eine Nachricht zukommen. Er soll sofort umkehren und sich nicht weiter der Erde nähern. Leonides soll sich wie geplant in seinen zugewiesenen Sektor begeben und versuchen sie Olmekis unauffällig zu kontaktieren. Ich will wissen wie er zu uns steht. Ach ja und ich will endlich wissen wann der Atlas fertig wird. Ich weiß jetzt wem ich diese Kampfstation unterstellen werde!“: sagte Gaia anfangs normal und am Ende immer lauter werdend. Sie war wütend und gereizt, aber das stachelte sie auch an, etwas zu unternehmen. Den Rat würde sie jetzt sofort einberufen und dort ihre Bedenken vortragen. Sie konnte diese Aussprache keine Sekunde mehr aufschieben. Kaum war der Admiral weg, da kamen schon Typhone, Canopus und Helios in ihre Räume gestürmt. „Kanzlerin, habt ihr dem Kommandanten der Garde befohlen, die Insel des ZEUS unter eure Kontrolle zu bekommen? Ihr wisst, dass die Garde nur zum Schutz eures Lebens und dem der Senatoren bestimmt ist!“: sagte Canopus vorwurfsvoll. „Beruhigt euch Senatoren, der Segen der Sterne sei mit euch und uns allen. Ich hatte gute Gründe so vorzugehen. Die Ereignisse der letzten Stunden ließen mir keine Wahl. Wenn ihr hört was ich damit meine, werdet ihr sofort mit mir einer Meinung sein!“: entgegnete sie mit viel Pathos in der Stimme. Typhone und die beiden anderen Senatoren machten interessierte Gesichter und Canopus forderte sie auf, ihre Informationen herauszugeben. Kaum hatte sie angefangen zu erzählen überstürzten sich die Ereignisse. Die Baahl, Ratsherrin der Stiere und Sagitus, Ratsherr der Schützen, stießen zu Ihnen und verlangten Auskunft über die Flottenbewegungen der letzten 24 Stunden. Dann folgte auch noch der Bericht des Kommandos, welches die Insel unter Kontrolle bringen sollte:„ Meine Kanzlerin, ich habe, wie befohlen, diese Insel nun unter eure Kontrolle gebracht und die Wachmannschaft arretiert. Der Kommandant der Insel hat sich geweigert mir das Kommando freiwillig zu übergeben, wir mussten daher Gewalt anwenden. Ich bedaure Ihnen mitteilen zu müssen, dass es Tote gegeben hat“. „Um Himmels Willen, wie konnte das nur geschehen! Wie viele Tote, was ist sonst noch passiert?“: sagte Sagitus. „Senatoren ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die ehrwürdige Hohepriesterin Hera schwer verletzt wurde und soeben verstorben ist. Sie erlag Ihren Verletzungen. Ihre Dienerinnen bereiten bereits eine Zeremonie vor. Außerdem starben 40 Heroen eurer Garde und 23 Wächter. Unter den Toten ist auch ein Admiral, namens Genter. Ich bedaure sehr, dass wir Blut vergießen mussten um euren Wünschen zu entsprechen, Kanzlerin“: endete Sauhlt mit bewegter Stimme und weinerlicher Mine. Er hatte viele altgediente Kammeraden verloren, Männer und Frauen, die er seit Jahren kannte und dazu noch die Hohepriesterin nicht vor dem Tod bewahren können. Das war der schwärzeste Tag in der Geschichte der Garde.
[email protected] 70
Autor Stephan Schneider Betretenes Schweigen machte sich breit und niemand wollte etwas sagen. Dann meldete sich auf einmal der Zentralrechner und sprach nach kurzen, vorausgehendem Piepton:„ Der Segen der Sterne sei mit euch Senatoren. Ich habe bemerkt, dass exzessive Kampfhandlungen auf meiner auserwählten Insel ausgetragen wurden. Kanzlerin ihr habt, ohne mich davon in Kenntnis zu setzen, eure Gardisten auf meine Insel entsandt. Um dort die Wachen von Admiral Prax davon abzuhalten weiterhin Berichte an ihren Herren abzusenden. Wie soll es nun weitergehen, frage ich euch. Die III. Flotte ist unaufhaltsam hierher unterwegs. Leonides entfernt sich immer weiter und Olmekis ist weit weg. Ich rate euch, entscheidet weise, sonst wird man bald für euch eine Zeremonie vorbereiten“. „Um dich ist es auch schlecht bestellt, lieber ZEUS. Das deine alte Rivalin nun tot ist, nützt dir nichts. Prax wird auch den Urheber vernichten wollen, denjenigen der an allem Übel schuld ist!“: rief Tanruk ihm von hinten zu. Er war kurz vorher wieder zur Kanzlerin geeilt und hatte so noch mitbekommen was ZEUS gesagt hatte. Der Zentralrechner gab jedoch sofort eine Antwort:„ Wie sind alle in Gefahr! Die Reihenfolge variiert, aber das ändert gar nichts!“. „Du sprichst weise ZEUS. Das hier ein Problem auf uns zukommt kann man nicht mehr übersehen“: stimmte Baahl ihm bei. Zeus zeigte eine holographische Lagezeichnung und erklärte die Möglichkeiten. „Nun wir haben hier Prax und seine Streitmacht. Abgekämpft aber dennoch ein ernstzunehmender Gegner. Die Leistungen der III. Flotte war in den letzten Monaten exzellent. Prax hat es zusammen mit Olmekis geschafft die Lage zu stabilisieren und den Ausbruch der feindlichen Flotte verhindert. Jetzt ist er natürlich besorgt um seine Stellung“. „Wie meint ihr das? ZEUS hast du es wirklich geschafft eine neue Serie zu kreieren?“: fragte Helios erfreut. „Ja und wir sollten sie ohne weitere Verzögerung einsetzen. Ich bitte euch daher alle fünf sofort in den Dienst zu berufen“: gab der Zentralrechner zur Antwort. „Wie schön, dass man uns vorher noch fragen will. Zu freundlich aber auch. Ich nehme an sie sollen den Atlas-Träger übernehmen und danach den Rest“: protestierte Typhone mit scharfem Unterton. Doch kaum waren ihre Wort verklungen, da meldete sich der oft genante Admiral Prax zu Wort. Seine Übertragung wurde direkt auf den großen Bildschirm gelegt:„ Seit gegrüßt Senatoren, wie ich sehe beratschlagt ihr schon eifrig. Lasst euch gesagt sein, dass die Zeit eures Debattierens sehr bald zuende ist. Ihr habt uns schon lange genug am Siegen gehindert. Die Erfolge der Flotte in den letzten Monaten zeigen doch, wie erfolgreich wir sein können und wie fruchtlos eure Kriegführung vorher war. Damit das auch so bleibt werdet ihr abgesetzt ... und nicht wir!“ „Wer hat das beschlossen, uns abzusetzen und euch stattdessen an die Tafel zu berufen?“: entgegnete Tanruk empört und voller Hohn in der Stimme. Prax erhob daraufhin auch seine Stimme und drohte unverhohlen:„ Die Tage eurer Impotenz und Unfähigkeit sind bald vorbei. Wie ihr bemerkt habt bin ich gut unterrichtet und auch bewaffnet. Die I. Flotte entfernt sich und ich nähere mich unaufhaltsam, Olmekis wird euch nicht helfen und Leonides paktiert willfährig mit jedem der Stärke zeigt und den Sieg garantiert. Er hat es nämlich auch satt, sich von euch Unsoldaten den Erfolg verplanen zu lassen. Wie das ausgeht, wenn die Kanzlerin Krieg führt, kann man ja mal die ärmste Hera fragen. Ihr alle werdet ihr schon bald folgen und auch der Zentralrechner wird als Altmetall unserer Sache dienen“: endete die Übertragung. Alle sahen sich von Angst übermannt an. Das war eine offene Kriegserklärung. Sofort redeten sie alle laut durcheinander und brachten jede Menge Vorwürfe vor. Von dem Verrat der Kriegerkaste und das die Regenten unter Kontrolle gebracht werden müssten und dass man es ja geahnt hatte. Erst Gaia brachte wieder Ruhe in die Versammlung. „Senatoren, lasst uns nicht streiten und wild durcheinander reden. Admiral Tanruk, sie bringen schleunigst in Erfahrung wie weit der Atlas gediegen ist. Er darf seine Feuerprobe im Kampf gegen einen unserer besten Strategen vollführen. Ihr bringt sofort ein entsprechendes Kontingent in Marsch, welches diesen Träger besetzen soll. Nehmen sie alle Leute von der Garde. Alarmieren sie die Reserven und rufen sie die Regenten an. Wir werden sie auf Linie trimmen. Diese Rebellion muss und wird schnell beendet werden“. Tanruk machte sich wieder auf den Weg. Er gab sofort alle Befehle weiter und sammelte Informationen aus allen Teilen der Welt. Es galt jetzt nicht die Nerven zu verlieren, sondern mit eiserner Faust zu regieren. Der Admiral kannte die Regenten nur zu gut. Die waren zufrieden wenn man ihre Feste würdig beging, die Anhängerschaft ihnen opferte, sie anbetete und man ihre Söhne und Töchter zum Kampf gegen die Monster ausbildete. On nun ein Prax oder Tanruk das machte, war nicht wichtig. Der Tod der Hohepriesterin wog da viel schwerer und Tanruk konnte gar nicht oft genug erklären, dass es Prax Rebellen waren, die sie umgebracht hatten. Damit entlockte er allen Gehorsamsbekundungen und Treuegeständnisse. Dies ging einher mit der Weitergabe von weitreichenden Befehlen auf jeder Ebene. Tanruk löste den Generalalarm für sämtliche Bereiche aus. Dies ging soweit, dass jede Basis, jeder Außenposten eine Nachricht bekam. Sie sollten sich zum Rat bekennen, die Rebellen nicht versorgen und auf jede Aggression mit Gewalt antworten.
[email protected] 71
Autor Stephan Schneider Der Admiral wartete gar nicht erst ab bis sein Kurier zurückgekehrt war, sondern funkte den Atlas direkt an. „Captain Waloritas, wir brauchen den Träger sofort. Für lange Experimente und weitere Test bleibt Ihnen keine Zeit. Admiral Prax hat einen Militärputsch gestartet und will die Erde erobern. Sie werden ihn aufhalten. Man wird Ihnen eine Crew zuweisen und auch noch Spezialisten. Dann folgen weitere Anweisungen“. „Jawohl Admiral, aber ich hoffe das sind echte Spezialisten. Wir sind immer noch ohne Hauptreaktor und damit nicht voll einsatzfähig“: sprach Waloritas und im selben Moment betrat Deoklites die Brücke. Er erkannte die Situation und ging auf Empfang. In wenigen Sekunden hatte er sämtliche Neuigkeiten aus den Gedanken aller Anwesenden gefiltert. Inklusive der Information über Uriels Fähigkeiten. Mit astronomischer Geschwindigkeit wurden ihm alle Eventualitäten bewusst. Die Stärke und Überlegenheit der drei Strategen und was man mit all den Informationen anfangen soll. Viel schneller als jeder andere erkannte er den Zusammenhang und er sprach, für den Admiral überraschend, folgenden Satz:„ Der Segen der Sterne sei mit ihnen Admiral. Schicken Sie schnellstens eine Fähre mit den neuen Heroen und ihren Priesterinnen. Sendet uns jede verfügbare Staffel und den Segen der Sterne dazu. Den Rest erledigen wir dann schon!“ „Wieso wissen Sie von den Heroen. Ich wusste es doch, also du steckst auch mit Ihnen unter einer Decke. Wie konnte ich nur so dumm sein!“: haderte Tanruk schon mit sich selbst. „Keine Sorge Admiral, ich bin auf Ihrer Seite. Diese Informationen habe ich direkt aus ihrem Verstand bezogen. Fragen sie den Captain, er wird es bestätigen. Ich kann seit neuestem Gedanken lesen! Denken sie an irgendetwas was niemand sonst wissen kann und ich werde Ihnen die Antwort geben“: forderte Deoklites den Admiral auf, ihn zu testen. Der Admiral hatte kaum einen Gedanken gefasst, da kam auch schon die Antwort:„ Es war der Schlachtträger Palodium. Dort haben sie es zum ersten Mal gefühlt!“ Tanruk war wie vom Donner gerührt, als er die Worte des Commanders hörte. Diese Antwort war absolut korrekt. Er hatte sich völlig spontan an sein erstes mentales Erlebnis erinnert und das war vor 330 Jahren an Bord des Schlachtträgers Palodium. Das konnte niemand wissen und schon gar nicht zufällig erraten. Demnach stimmte die Geschichte und passte sogar ganz gut zu dem was er selbst schon erlebt hatte. Solche Fähigkeiten zu besitzen war ja auch an für sich nicht außergewöhnlich. Nur eben bei Soldaten war es sehr selten. „Also schön Commander, dann brauchen wir ja nicht noch weitere Worte miteinander wechseln. Ich veranlasse alles nötige und den Segen der Sterne geben ich ihnen auch noch dazu. Meinen haben sie jedenfalls“. Nachdem der Admiral sich auf allen Ebenen richtig ausgetobt hatte, wurde er übermütig und funkte die Flotten an. Zuerst die von Admiral Leonides. Wie erwartet begrüßte ihn dessen Adjutant Polarius:„ Der Segen der Sterne sei mit Ihnen Admiral Tanruk. Leider..“ „Sparen sie sich ihre Lügen für jemand anderen auf. Sagen sie ihrem Admiral, dass er SOFORT umkehren muss, die III. Flotte stellen und Admiral Prax festnehmen soll. Falls er sich weigert diesen Befehl zu befolgen, erklärt ihn der Kriegsrat für abgesetzt und des Hochverrats verdächtig! Ich mache auch sie darauf aufmerksam, dass alles was sie von jetzt an machen über ihr Weiterleben entscheidet!“ „Das sind ja schwere Geschütze, die sie da auffahren Admiral. Woher sollen wir wissen, dass sie wirklich im Namen des Rates sprechen. Der Admiral ist noch hierher unterwegs. Er war ja heute Morgen noch auf der Erde und befindet sich noch nicht an Bord des Flagschiffs. Zur Zeit befehlige ich die Flotte, sie müssen sie daher direkt an mich wenden. Allerdings nehme ich solche Befehle nur vom Kriegsrat an. Schließlich geht es hier um Angelegenheiten von größter Tragweite! Sie verstehen?“: lies Polarius alles gesagte an sich abgleiten. „Sie wollen also mit dem Kriegsrat sprechen, dass sollen sie haben. Einen Augenblick, ich stelle die Verbindung gleich für sie her“: sprach der Admiral und fummelte sich sofort zur Kanzlerin durch. Die tagte gerade mit sämtlichen Senatoren. Also auch den Vertretern der Zeichen, die nicht ständig regieren durften. Alle waren ziemlich fassungslos von der rasanten Entwicklung und der enormen Gefahr, die auf sie zu rollte. Einige sprachen sich dafür aus, sofort das atlantanische Oberkommando zu informieren. Das würde zwar einige Zeit dauern, aber wenigstens würden dann die Verräter noch ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Eine Rebellion hatte es noch nie gegeben und der oberste Kriegsrat auf dem Heimatplaneten würde sofort eine Strafexpedition entsenden, um die Verhältnisse wieder zu ordnen. Tanruk meldete sich direkt über seine Leitung und sein Gesicht erschien auf der großen Leinwand. „Kanzlerin ich habe alles in die Wege geleitet um Prax aufzuhalten und wir werden ihn auch aufhalten. In diesem Moment spreche ich mit dem Chef der I Flotte, aber er besteht darauf mit ihnen persönlich zu sprechen. Bitte bestätigen sie, dass die I. Flotte sofort umkehren soll, um die Erde zu schützen!“
[email protected] 72
Autor Stephan Schneider „Gute Arbeit Admiral, stellen sie durch“: sagte die Kanzlerin und erblickte kurz darauf den Adjutanten Polarius. Sie grüßte ihn mit allen üblichen Anreden und Formulierungen und kam dann sofort auf den Punkt. „Ich befehle Ihnen augenblicklich zu wenden und die III. Flotte dingfest zu machen. Dann werden sie Admiral Prax festnehmen und hier vor den Rat bringen. Er wird angeklagt wegen Hochverrat und ihn trifft auch die Schuld am Tod der Hohepriesterin. Sie haben absolut freie Hand und dürfen jeden Schritt unternehmen, der nötig ist um Admiral Prax und seiner Rebellenclique habhaft zu werden“. Die Kanzlerin erwartete augenblicklich eine Antwort und das ihre Befehle auch ausgeführt wurden. Stattdessen gab es nur schallendes Gelächter als Reaktion. Die Kamera schwenkte und nun sah sie wer so laut lachte. Da saßen Admiral Prax und Leonides und machten Witze, wer wen zuerst gesehen und gefangen genommen hatte. Nachdem ihr Anflug von Ironie verflogen war, antwortete Leonides:„ Leider haben wir beide andere Pläne und sie werden bemerken wie effizient unsere Raumflotten arbeiten, wenn wir die Befehle geben. Seit geraumer Zeit schon planen wir dieses Vorhaben und nun wird es auch in die Tat umgesetzt. Admiral Prax hat es doch bereits erwähnt, dass wir es leid sind, uns von Ihnen bevormunden zu lassen. Seien sie gewiss, dass wir in kurzer Zeit alles das erreichen werden, was sie nie vermocht haben. Schade dass sie es nicht mehr erleben werden, um sich darüber zu freuen“. Damit endete die Übertragung und man sah nur noch das leere Display und ein paar sehr besorgte und murmelnde Senatoren davor. Tanruk hatte alles mit ansehen müssen und war kreidebleich geworden. Jetzt war ihm gewiss, was er vorher nur geahnt hatte, aber nicht wahr haben wollte. Nun lagen all seine Hoffnungen auf den Strategen und den wenigen Truppen, die man mobilisieren konnte. Tanruk verfolgte jetzt genauestens alle Schritte der beiden Flotten und was der Rest der riesigen Streitmacht machte. Wie es aussah, hatte sich an den Bewegungen nichts verändert. Die III. Flotte hielt auf die Erde zu, Leonides entfernte sich und flog in Richtung des roten Planeten. Von Olmekis war weit und bereit nichts zu sehen und er wollte auch nicht unnötig dem Gegner Informationen zukommen lassen und belies es dabei ohne die II. Flotte weiterzuplanen. Das gewohnte Mittagessen fiel aus und statt dessen wurde im Arbeitsbereich serviert. Tanruk hatte überall Wachen postieren lassen und der Garde absoluten Gehorsam abverlangt. Die Fähre für den Transport zum Atlas war mittlerweile auch schon auf der Insel angekommen und Sauhlt leitete die Evakuierung. „Stimmt es das wir zu den Sternen fliegen?“: fragte Daphne ganz naiv. Für sie wäre es der bisher erste Flug in den Weltraum und das machte sie noch aufgeregter als die Ereignisse, die hinter ihr lagen. Sauhlt nickte nur und wies in das Innere der Fähre. Also packte die junge Priesterin ihr Gepäck und ging hinein. Pandora war etwas älter und damit die Nachfolgerin Heras. Jetzt erst wurde ihr bewusst wie es war im Mittelpunkt zu stehen. Alles drehte sich scheinbar nur noch um sie. Alles stürzte auf sie ein, die Gefühle der Heroen, die Ängste der Gardisten und Priesterinnen und die Gedanken von Arius. Der wusste das seine Chancen nun ungleich besser standen und er konzentrierte sich ganz auf seine Erlebnisse mit Hera. Das entging Pandora natürlich nicht und erzielte auch die volle Wirkung. Sie ließ sich aber nichts anmerken und bestieg brav und ohne Kommentar die Fähre. Innerlich war sie zwar ebenfalls aufgeregt, doch die turbulenten Ereignisse in der letzten Zeit hatten Sie auch abstumpfen lassen. Die drei Strategen und Uriel waren unheimlich froh in den Einsatz geschickt zu werden. ZEUS, ihr geistiger Vater, hatte sie alle vorher eingewiesen und seinen Segen ausgesprochen. Noch nie war er so von den Früchten seiner Arbeit abhängig. Obwohl er nur eine Maschine war, so konnte er doch etwas ähnliches wie ein Gefühl für die Situation errechnen. ZEUS hatte ebenfalls eine Art Evolution erlebt, nicht so extrem wie Deoklites, aber für einen Computer ist selbst der kleinste Anflug von Gefühlen schon eine Sensation. ZEUS errechnete sich selbst die Sorgen, die auch auf den Senatoren lasteten. Michael und seine Brüder fühlten wie sich alles immer schneller zu drehen begann. Waren es am Anfang nur kleine Veränderungen, so wurde es zunehmend rasanter und gefährlicher. Sie begruben ihren Lehrmeister, den Admiral und standen bewegt am Grab. Sie hatten sich gerade an den alten Genter gewöhnt, da zeriss dieses Band auch schon wieder. Nach einer Weile verließen sie die Grabstätte und unterhielten sich über alles. „Habt ihr gehört was unser Vater gesagt hat! Der Atlas ist noch nicht kampfbereit und ohne Antrieb. Uriel du musst es unbedingt schaffen den Reaktor zu reparieren, sonst sind wir verloren, hörst du!“: sprach Gabriel während des Marsches zur Fähre. Um sie herum qualmte es noch und überall wurden die Toten geborgen. Uriel der sonst immer um Aufmerksamkeit gebuhlt hatte, ging wie auf Watte durch dieses Szenario und sah sich jedes technische Gerät an. Wenn eines davon defekt war, so genügte ein Blick um es zu reparieren. Es war wie ein Heilsmarsch durch die Reihen der Gardisten. Einige die eben noch mit einem Gerät gehadert hatten, klopften sich auf die Schulter, als es gelang dieses zu starten. Sie ahnten nichts vom Urheber dieses Segens. Die drei Strategen schlossen sich kurz und sogen die Emotionen und Ängste in ihrer Umgebung auf. Es war ein Gemisch aus Angst, Trauer und Freude über den Sieg, halt alles was um sie herum gefühlt wurde. Das waren ganz neue Eindrücke und sie veränderten wiederum ihre Denkweise.
[email protected] 73
Autor Stephan Schneider Waren es eben noch kalte, rationaldenkende Strategen und Planer, so wussten sie nun um die Wirkung ihrer Handlungen. „Jetzt weiß ich auch warum man dem Kampf ausweichen soll und Gewalt keine Lösung ist. Seht nur wie sie leiden obwohl sie siegreich waren!“: sinnierte Michael in Gedanken und wies auf die Gardisten, die am Wegesrand standen. Raphael und Gabriel trennten sich wieder, um nicht noch weitere Impressionen aus den Köpfen der Umherstehenden zu empfangen. Es hätte sie später nur unnötig belastet und ihren Einsatz gefährdet. Arius begrub seinen Lehrmeister Ruthus, der bei den Kämpfen gefallen war, weil man ihn irrtümlich für einen Rebellen hielt. Arius war nicht zu Tode betrübt, wegen des Toten. Er fühlte eigentlich nicht viel und konnte von allen noch am besten mit dieser Situation umgehen. ZEUS hatte ihn ja absichtlich so erschaffen, um ihm später Gewissensbisse und Seelenqualen zu ersparen. Als er die letzte Schaufel Sand bewegt hatte, gab er das Grabgerät an einen der Gardisten zurück und machte sich auf, um seine Sachen zu packen. Die anderen taten es ihm gleich und beeilten sich ihre Habseligkeiten zusammen zupacken. Arius hatte aber noch genug Zeit um sich die Schäden an den Gebäuden anzusehen. Er war während des Gefechts draußen bei seinen kleinen Freunden gewesen und hatte nicht viel mitbekommen von der Invasion. Jetzt versuchte er zu analysieren was falsch gelaufen war, denn als Erfolg konnte man die Aktion ja nun nicht bezeichnen. Er sprach schließlich einen der höheren Dienstgrade der Garde direkt an, damit dieser ihm erklären sollte was geschehen war. „Es war eine unglückliche Sache, eigentlich schon verkorkst bevor es richtig losging!“: fing er an zu erzählen. „Wir hatten weder genug Zeit für eine ausgiebige Vorbesprechung, noch die Informationen für so ein Unternehmen. Man hätte besser eine andere Einheit diesen Einsatz durchführen lassen sollen. Wir wussten weder wie die Gebäude hier angelegt sind, noch wie viele Wachen hier zu überwältigen waren. Die Garde ist normalerweise auch nur für die Bewachung der wichtigen Gebäude und Einrichtungen verantwortlich. Eine Ausbildung für solche Unternehmen haben wir nie erhalten. Unser Pech!“ „Wie ging es dann weiter? Sind sie gleich mit entsicherter Waffe reingestürmt, oder was ist geschehen?“: fragte Arius. „Commander Sauhlt lies uns alle aussteigen, dann antreten und gemeinsam vor den Eingang marschieren. Dort wurden wir dann von dem Chef der Wachkompanie erwartet. Der stand breitbeinig und umringt von seinen Leuten am Eingang des Hauptgebäudes. Der Commander grüßte ihn vorschriftsmäßig und las ihm dann den Befehl der Kanzlerin vor. Der andere Anführer hörte sich das an und lachten Sauhlt aus. Dann meinte er zu ihm, er solle sich diesen Befehl in den Arsch schieben und schnell abhauen. Nach kurzem hin und her kamen dann noch eine Menge anderer Leute aus dem Hauptgebäude und fragten was los sei. Ein alter Admiral, ein paar Frauen, ich nehme an Priesterinnen und andere Soldaten und Personen. Sauhlt wurde dann handgreiflich und wollte den Wächter persönlich abführen. Der rief nach seinen Leuten und die eröffneten ohne Vorwarnung das Feuer. Deshalb wurden auch so viele getötet. Ich sag ja, dass hätte man besser jemand anderen machen lassen. Sauhlt ist ein Fachmann für den protokollarischen Ablauf eines Empfangs, oder um den Wachplan fürs Hauptquartier zu erstellen. Aber für das dier ist er nicht ausgebildet worden!“ „Jetzt wird mir manches klar.... so ein Elend aber auch! Wie kann man nur so dumm sein? Man geht doch nicht in 3er Reihen und Marschformation an so einen Auftrag heran. Idioten! Amateure!“ „Es war nicht meine Idee so vorzugehen,.... es ist halt einfach passiert“. Arius schüttelte ungläubig den Kopf als er sich umdrehte und sich ansah wie viele Tote vor dem Eingangsbereich und in der unmittelbaren Umgebung lagen. Er grämt sich, dass man ihn nicht beauftragt hatte, nur weil andernorts niemand wusste wie gut er war. Mit ärgerlicher und wütendender Mine stapfte er mit seinem Gepäck in das Raumschiff und verstaute dort seine Sachen. Nach und nach kamen alle anderen auch an Bord. Arius erzählte seinen Brüdern voller Verachtung über die unprofessionelle Art und Weise der Aktion. Michael nickte nachdenklich und meinte:„So was darf eigentlich nicht passieren. Immerhin ist das hier kein Picknick, sondern ein Kampfeinsatz... was sich dieser Commander Sauhlt dabei gedacht hat, so naiv vorzugehen weiß ich auch nicht... aber das soll uns nicht weiter kümmern. Wir starten gleich und werden dann eben aus seinen Fehlern unsere Lehren ziehen“. „Man sollte Sauhlt vor ein Tribunal stellen und anklagen wegen ... Unfähigkeit und Fahrlässigkeit“: zeterte Arius drauflos, aber Michael stoppte das sofort:„Wir werden ihn jedenfalls nicht dafür vor einen Richter zerren. Das obliegt anderen Institutionen und nicht uns. Jetzt setzt euch hin, wir müssen aufbrechen!“ Alle anderen folgten diesem Befehl, nur Arius sah noch einmal kurz nach draußen, wo der Commander umherschritt. Er warf ihm einen letzten verächtlichen Blick zu und nahm dann Platz. Ein kurzer Aufruf des Piloten kündigte den Abflug an und dann zündeten auch schon die Triebwerke. Der Start war wie gewohnt mit extremer Beschleunigung gepaart und ein Feuerwerk der Spannung lag in der Luft. Schließlich waren es 9 mental begabte Personen, die sich unbewusst anfunkten und sich so gegenseitig ihre Eindrücke zusandten. Da noch keiner von Ihnen vorher jemals einen Flug in den Weltraum unternommen hatte, waren die Wellen, die sie aussandten etwa gleich.
[email protected] 74
Autor Stephan Schneider Für Arius war das eine enorme Belastung und er konnte nichts dagegen tun, als warten und die Strapazen erdulden. Durch die g-Kräfte war er um ein Vielfaches schwerer und wog nun beinahe eine halbe Tonne. Sein Sitz krachte und ächzte unter der Belastung und bei jedem Geräusch zuckten seine Hintermänner zusammen. Sie saßen ja alle zusammen in einer Kabine und Arius wollte unbedingt nach vorne. Wie eine Erlösung erschien es Lamuk, seinem direkten Hintermann, als endlich die Reisegeschwindigkeit erreicht war. Sein Blick hatte die ganze Zeit auf dem Sitz vor ihm geparkt und nach Rissen gesucht. Uriel, der neben ihm saß, legte die Hand auf seine und meinte:„ Keine Sorge Meister, ich halte den Sitz, er wird nicht aus der Verankerung reißen“. Lamuk erschrak und beruhigte sich sogleich. Normalerweise hätte Arius ihn zermalmt, wenn Uriel sich nicht mit der Kraft seiner Gedanken um die Schrauben und Muttern bemüht hätte. Die Priesterinnen waren alle wie durch den Wind und beruhigten sich auf Ihre Art. Alle hatten einen vibrierenden Stab eingeführt, um die sexuelle Energie der Helden zu neutralisieren. Es entstand eine völlig neue Art der Verbindung, eine Art unsichtbares Band würde geknüpft. Langsam wie bei einem Seidenspinner wuchs der Faden und es entstand ein Netzwerk von ungeahnter Komplexität. Die Nähe zur Sonne und den Sternen tat ihr übriges und überwältigte einen nach dem anderen. Wie gebannt starrten sie durch die Fenster und sogen die Strahlen der Gestirne durch die abgetönten Bullaugen auf. Diese Nähe zum Ursprung ihrer Religion erfüllte sie mit ungeahnter Kraft und Herrlichkeit. Es war wie das Eintauchen in einen Ozean, wenn man vorher durch die Wüste marschiert ist. Pandoras Geist sammelte schnell alle anderen Priesterinnen ein und fokussierte deren Gedanken auf sich selbst. Wie eine Antenne empfing sie nun den Äther und er durchströmte sie stärker denn je. Hera erschien ihr im Geiste und offenbarte ihren Willen. Aber nicht nur Pandora fühlte die Anwesenheit einer weiteren Lebensform, alle anderen spürten diese Präsenz ebenfalls und niemand wagte sich zu räuspern. Nur Lamuk und die anderen Mitreisenden, ohne diese besonderen Fähigkeiten, bemerkten nichts und starrten teilnahmslos in die Gegend. Hera verschmolz für wenige Sekunden alle 9 Auserwählten miteinander, damit sie eine unbesiegbare Einheit bilden mögen und von nun an eine geistige Gemeinschaft sein sollten. Das alles dauerte nur wenige Sekunden, doch das genügte schon, um sie vollständig zu verbinden. Sie sprachen nun überhaupt nicht mehr miteinander, sondern dachten einfach alles und gleichzeitig wussten alle anderen was gemeint war. Doch kaum war dieser Segen ausgesprochen worden, da kämpften Michael und Arius schon um die Rolle des Vordenkers. Pandora war hin und her gerissen von ihren Gefühlen zu Arius und der Loyalität zu Michael, dem die Führungsrolle zugesprochen worden war. Wie zwei Tiere, die sich in der Wildnis über den Weg liefen, so tasteten sich die beiden aneinander ab. Natürlich im geistigen Sinn. Es ist mit Wort schwer zu beschreiben was zwischen den beiden an Kräften aufgebaut wurde. Jeder von ihnen hatte für sich schon große Macht, die Verbindung zu den anderen verstärkte das noch und die Gedanken des einen zerschlugen sich wie die Wellen eines aufgepeitschten Ozeans an der Felsenküste des anderen Verstandes. Beide versuchten beinahe verzweifelt die Denkstruktur vorzugeben, um der Gruppe letztlich den eigenen Stempel aufzudrücken. Als die Spannung ihrem Höhepunkt entgegen ging, siegte Michael nur Dank der Hilfe von Raphael und Gabriel. Sie gaben ihm die nötige Kraft, Arius in seine Schranken zu weisen. Die gesamte Energie entlud sich schlagartig in einem Blitz aus einer der Lampen über Arius Kopf. Ein kurzes, gleißend helles Licht blendete die Augen und eigentlich hätte Arius verbrennen müssen. Doch hier kam ihm seine charakteristische Stärke zugute und er ging unversehrt aus diesem Kampf hinaus. Er belies es dann aber dabei, keinen weiteren Versuch zu starten und Michael die Führung zu überlassen. In der Kabine stand nun der Rauch von Arius verbrannten Kleidern und Haaren was dazu führte, dass der Feueralarm ausgelöst wurde. Doch kaum war das Warngeräusch und das Lichtsignal einmal aufgeflackert, da stellte Uriel es wieder ab. Er hatte Verbindung zum Computer des Schiffes aufgenommen und einen Fehlalarm deklariert. Lamuk und die übrigen im Raum wussten gar nicht wie ihnen geschah und wunderten sich nur wieso auf einmal keiner mehr etwas sagte und alle so schwitzten. „Was ist denn passiert? Wieso ..?“: stammelte der Ingenieur in die Runde hinein. „Es ist nichts Meister! Ihr könnt beruhigt sein.... jetzt wird alles gut“: erklärte ihm Uriel mit leuchtenden Augen. Wie eine Erlösung war für Lamuk die Ankunft im Raumhafen und der Umstieg auf einen der Transportflüge. Jetzt trennten sich die Wege der Helden und Priesterinnen zum ersten Mal. Lamuk verabschiedete sich von Uriel, da sein Herr ihn berufen hatte sich wieder bei ihm einzufinden:„ ZEUS braucht mich anscheinend... du bist ja mittlerweile schon selbst ein Meister und kannst auf dich alleine aufpassen. Tu mir den Gefallen und komm heil wieder. Ich hab selbst keine Kinder und wäre sehr traurig wenn mein einziger ... Sohn... sterben würde“: meinte er ganz rührselig und melancholisch zu Uriel. Der wusste diese Geste der Zuneigung zu schätzen und umarmte seinen Lehrmeister:„ Ich werde euch bestimmt nicht enttäuschen und euch stolz machen, sagen zu dürfen, dass ihr mich ausgebildet habt!“ Beide umarmten einander und völlig untypisch für den sonst so langweiligen Techniker, weinte Lamuk ein bisschen. Ihm war es wirklich so zumute, als wenn sein leiblicher Sohn da vor ihm stünde und jetzt Abschied nehmen müsste. Ganz anders und wesentlich ruppiger ging es für Arius weiter.
[email protected] 75
Autor Stephan Schneider Ein Unterführer der Garde wartete schon am Hangar und erklärte seine Aufgabe:„ Der Segen der Sterne sei mit Ihnen allen. Ich habe vom Rat persönlich eine Order bekommen, die Priesterinnen, einen Michael, einen Gabriel und Raphael sowie Uriel mit einem Sonderflug direkt zum Atlas zu bringen. Die anderen Personen, darunter auch ein gewisser Arius werden ausgesondert und einem anderen Kommando zugeteilt! Folgen Sie mir!“ Die drei Strategen, Uriel und die vier Priesterinnen wurden separiert und Arius mitsamt dem Rest der Garde in einen der ankommenden Militärtransporter umgeladen. Hier war wirklich die Hölle los. Nun erlebte Arius wie es wirklich bei Militär zuging. Was Ruthus ihm immer wieder und wieder zu erklären versucht hatte... jetzt wusste er wie sein Lehrer das gemeint hatte. Statt einer herzlichen Begrüßung samt höfflichem miteinander bekannt machen, wurde hier nur gebrüllt und im Laufschritt marschiert. Arius war viel zu mitgenommen von dem Flug und dem Kampf mit seinem Bruder, um sich aufzuregen oder auszurasten. Er stellte sich einfach zu den anderen und war froh nicht allzu oft angeschrieen zu werden. Außerdem ging er hier wirklich in der Menge unter und war nur einer von sehr vielen. Tanruk hatte alles an Truppen auf der Erde eingesammelt und Richtung Weltraum verfrachten lassen. Die gesamte Garde, plus Rekruten und jede Menge Leute aus den Verwaltungsbauten der Armee. Der Admiral war sich sicher, dass denen eine Luftveränderung nicht schaden könne und hatte auch sonst absolut keine Bedenken mal auf den Putz zu hauen. Die Senatoren des Rates waren indes weniger einig und stritten sich schon die ganze Zeit. Die einzige Anweisung, die man noch zuwege brachte war die lapidare Zustimmung zu allen Vorschlägen des Admirals und die Separierung des V. Kriegers. Dann wurden die unterschiedlichsten Vorschläge unterbreitet. Man saß mittlerweile im Versammlungssaal und debattierte über verschiedene Ideen. Eine davon war es, eine Abordnung aus Senatoren den rebellischen Angreifern entgegen zu senden und zu verhandeln. „Dann können sie sich auch gleich den Strick um den Hals legen, dann sparen sie sich den langen Flug!“: verhöhnte Canopus diesen Vorschlag von Typhone. Diese giftete zurück, er wäre wohl zu feige sich dieser Aufgabe zu stellen. Dann meinte Baahl, es wäre vielleicht wirklich das beste sich in Sicherheit zu bringen und dem Senat eine Möglichkeit zu geben im Falle eines Falles zu fliehen. „Senatoren, wir müssen es zumindest in Auge fassen, dass wir diese Rebellion nicht mehr aufhalten können und uns deshalb in Sicherheit bringen. Die Garde ist auch schon weg und wer soll uns jetzt noch beschützen?!“: meinte die Vertreterin des Stiers. „Ihr habt völlig Recht Senatorin. Ich bin dafür, dass man eine entsprechende Fähre bereitstellt und wir uns auf eine Evakuierung vorbereiten“: stimmte Virgo ihr zu. Canopus sah zur Kanzlerin und machte ein bestürztes Gesicht, dann stand er auf und fing an zu reden:„ Senatoren, ich bitte euch zu bedenken was für Auswirkung eine solche Flucht auf die Moral unserer Truppen hat. Wenn in allen Außenposten davon berichtet wird, dann sind wir wirklich am Ende! Außerdem ist eine Flucht vor unseren Schlachtträgern und denen der Titanianer nicht möglich. Wir werden nicht weit kommen und spätestens im Asteroidengürtel gestellt werden. Ich sage, lasst uns hier bleiben und auf den Segen der Sterne hoffen. Die Vorsehung wird uns beistehen und nicht zulassen, dass wir untergehen!“ „Ihr habt Recht Senator Canopus, wir würden nicht weit kommen. Aber hier bleiben werden wir nicht. Ich für meinen Teil werde mich jetzt verabschieden und mich zu meiner Garde gesellen. Von mir wird man später sagen, er habe Seite an Seite mit seinen Wächtern gekämpft. Bis zum Sieg oder bis in den Tod!“: sagte Sagitus und Helios stand auf, um sich an seine Seite zu stellen. Bald standen ihm alle bei, bis auf die Virgo und Baahl. Die beiden Frauen waren entsetzt vor soviel Kriegslüsternheit und Verschwanden mit verächtlicher Mine und dem Ausspruch:„ So sterbt wie es auch gefällt, wir werden dem Tod nicht hinterher laufen!“ Gaia lies ihre übrigen Kollegen dann aber wieder Platz nehmen und verwies auf die Gefahr eines Aufstands im Falle einer kompletten Abwesenheit:„ Es wäre wahrhaft glorreich, aber auch unklug wenn wir jetzt zu solchen Mittel greifen würden. Eine Teilnahme an einem Feldzug wäre absolut ehrenvoll und niemand könnte dann noch unsere Fähigkeiten in Frage stellen. Aber was machen wir wenn man darin eine Art letztes Aufgebot sieht und uns schon am Ende wähnt. Ich sehe dies im Hinblick auf die delikate Situation mit den Regenten. Sie sollten weiterhin das Gefühl haben, dass wir die Kontrolle über die Lage haben und uns nicht aus dem Konzept bringen lassen“. Canopus und die anderen dachten darüber nach und gaben schließlich nach. Nur Sagitus wollte unbedingt zu seinen Truppen, um endlich selbst zu Ehren zu gelangen, statt immer nur andere dafür auszuzeichnen: „Kanzlerin, Senatoren ich weiß das mein Platz an der Seite meine Männer ist. Hier kann ich euch nicht helfen. Ich muss hinaus und mich im Kampf zu bewähren. Ihr versteht mich Helios und ihr Amon. Ihr seit meine Geschwister des Feuers und wisst wie es ist, wenn das Feuer in einem brennt. Ich kann euch hier nicht wirklich helfen, ich muss hinaus ...“ „Einverstanden ihr dürft gehen Sagitus“: entgegnete Gaia und nickte ihm zu. Kaum hatte sie ausgesprochen, da wollten auch Helios und Amon wieder kampflustig werden und Sagitus folgen. „Ihr bleibt bitte bei uns Helios, ohne unseren Löwen werden die Feste einfach zu fade und die Regenten werden uns mit ihren Vorwürfen überhäufen.
[email protected] 76
Autor Stephan Schneider Auf euch möchte ich auch nicht verzichten Amon. Bitte bleibt“: bremste Gaia ihren Löwen und den Widder, die sahen sehnsüchtig zu ihrem Feuerbruder. Sie wären so gerne mit ihm in den Kampf gezogen und hätten endlich mal was anderes gemacht, als nur Feste für die Regenten zu arrangieren. Doch dies sollte auch weiterhin Helios Aufgabe bleiben und so zog Sagitus, mit den Glückwünschen der Senatoren von Dannen. Amon versprach der Kanzlerin Gehorsam zu sein, aber er wollte Sagitus bis zur Fähre begleiten, um ihn bis zuletzt beizustehen. Gaia kannte das Temperament der Feuerzeichen und gewährte ihm diesen Wunsch. Damit war der erste Teil der Mobilmachung beendet und Prax musste erkennen wie schnell sich Tanruk auf die Lage eingestellt hatte. Niemand wollte ihn und seine Flotte unterstützen und Leonides bekam es mit der Angst zu tun. In seinem Besprechungszimmer machte er Prax dann auch die schlimmsten Vorwürfe:„ Das war ja ein toller Plan, bis jetzt haben sich uns nur einige wenige angeschlossen und weder Tanruk, noch der Rat wollen sich uns beugen. Wenn jetzt noch der Atlas ins Rollen kommt, dann aber gute Nacht!“ „Ach verschonen sie mich mit ihrem weibischen Geschwätz. Wie sind sie nur Admiral geworden, bei dieser schlechten Einstellung? Ich hab nie gesagt, dass es leicht werden würde. Was den Admiral und die Kanzlerin angeht... die werden weich werden, wenn sie erst merken wie ernst es uns ist. Dann werden auch alle anderen zu uns überlaufen und niemand kommt zu schaden. Was den Atlas angeht, denn können sie vergessen! Selbst wenn dieser riesen Klotz jemals von der Stelle kommt, so ist er nicht geeignet uns zu stellen, dafür ist er viel zu plump und träge. Keine Sorge deswegen. Olmekis hingegen könnte uns gefährlich werden. Er ist in Lauerstellung und wird die Titanianer weiter beschäftigen und von uns ablenken. Die Hauptstreitmacht des Gegners rührt sich ja nicht und solange das so bleibt, haben wir freie Bahn! Wenn aber die II. Flotte in Bewegung gerät reißt sie alle anderen mit sich mit. Doch das ist unwahrscheinlich. In Kürze wird alles über die Bühne gegangen sein und dann kann auch Olmekis nichts mehr daran ändern“. „Wenn das mal alles so kommt! Wir hätten mit Tanruk vernünftig reden sollen. Er ist ein kluger Mann und hätte erkannt wie erfolgreich wir waren und wäre auf unserer Seite gewesen! Sein Wort gilt etwas im Rat und er...“: meinte Leonides voll nachdenklicher Reue in der Stimme, doch Prax unterbrach in und stellte das direkt ab. „Sie träumen verehrtester Leonides und das schon sehr lange. Es war Tanruk, der am lautesten dafür plädiert hatte, diese neue Linie zu fahren. ZEUS würde seine neuste Schöpfung nicht einfach wieder in die Abstellkammer sperren. Er hat sie ja erfolgreich ausgebildet und wieso sollte er dann wieder alles rückgängig machen. Früher oder später wäre es zum Machtkampf gekommen und das wäre für uns dann nicht mehr zu machen gewesen. Jetzt kann man sich dieses Problem noch vom Hals schaffen!“ „Ich hoffe es für uns beide, wenn nicht ..“ „Deswegen war es auch meine Idee und deswegen werde auch ich diesen Befreiungsschlag durchführen. Weil sie eben zu zaghaft und unentschlossen sind. Hoffentlich können sie wenigstens etwas gegen die feindlichen Nachschubbasen und Konvois ausrichten“. „Seien sie nicht unverschämt und selbstgefällig Prax. Dieser Austausch der Flotten ist ein riskantes Manöver. Wenn etwas schief geht sitzen wir tief in der Tinte. Aber keine Sorge, ich werde das schon hinbiegen, sie haben es ja auch geschafft!“: setzte sich Leonides jetzt trotzig zur Wehr. Immerhin war er ja noch ein Admiral und kein kleines Mädchen. „Ich will es schwer hoffen. Immerhin überlasse ich Ihnen die Gemius mitsamt einer vollständigen Besatzung. Das sollte ihre Chance erhöhen!“ „Das und die beiden Neubauten in meiner Flotte. Aber lassen sie sich nicht zu lange Zeit. Wir brauchen jedes Schiff wenn wir es mit unseren Feinden aufnehmen wollen!“: mahnte Leonides seinen Verbündeten zur Eile. „Ich lasse nie etwas anbrennen. So und deshalb verlasse ich sie jetzt auch. Mein Transportflug wartet und sie müssen in die anderen Richtung!“ „So trennen sich also nun unsere Wege. Ich wünsche Ihnen viel Glück und schnelle Erfolge. Möge der Segen der Sterne mit Ihnen sein“ „Sie sind mit uns und werden es bleiben. Sie werden sehen!“: sagte Prax und stand auf. Er gab Leonides die Hand und man verabschiedete sich nach alter Sitte mit einer Umarmung. Draußen wartete bereits die Leibstandarte des Admirals, um ihn zu seiner Admiralsfähre zu bringen. Ohne noch etwas zu sagen stiegen alle ein und es folgten nur noch die Kommandos der Flugzentrale und der Piloten. Die Fähre wurde von einem Dutzend Geleitjägern eskortiert. Sie flogen gemeinsam zur III. Flotte, die sich in Richtung Erde aufgemacht hatte, während die I. sich von dieser entfernte. Die Titanianer wurden aus all dem überhaupt nicht schlau bzw. zogen falsche Schlüsse. „Truk du nichtsnutziger Fresser, wo bist du?“: brüllte Wotan durch seine Halle, als man ihm die neusten Berichte vorlag. Hektisch und knurrend überflog er alles nur halbherzig und überhastet.
[email protected] 77
Autor Stephan Schneider Dabei murmelte er nur vor sich hin:„Steigerung des feindlichen Funkverkehrs um 230% innerhalb von nur wenigen Stunden. Massive Truppenbewegungen innerhalb der beiden Planeten und Signale unbekannter Herkunft auf den Ozilometern... Sie kommen!“ „Ja mein Gebieter ihr habt gerufen! Wie kann ich euch dienen!“ Wotan schnappte sich den kleinen Würmerfresser und drückte ihm die Kehle zu. Abrupt wusste dieser wie die Stimmung seines Herren war und das jetzt nur noch eine gute Erklärungs- und Beschwichtigungsstrategie helfen konnte. Ansonsten war Wotan eine zu gewalttätige und gewaltliebende Kreatur, der es einfach Freude bereitetet andere zu martern. Kurz bevor Truk die Augen aus den Höhlen traten, lies sein Gebieter von ihm ab und schleuderte ihn gegen die Tafel mit den Truppenbewegungen. Alles fiel herunter und aus dem kleinen Schnabel floss Blut. „Hast du eigentlich eine Ahnung was los ist, du kleines Nichts von einem Stück Dreck?“: zischte Wotan ihn gleich darauf an und wurde dann von einem ankommenden Bericht abgelenkt. Einer der Berserkerführer teilte via Bildschirm mit, dass man weitere Truppenbewegungen innerhalb des ErdeMond Systems ausgemacht habe. „Mein Herr und Gebieter, ich reche mit einer baldigen Invasion oder doch zumindest einem großangelegten Angriff auf unserer Versorgungsbasen vor uns!“: kommentierte der Berserker diese Nachricht. „Bereitet alles vor... ich werde mich an Bord meines Schiffes begeben und dann sehen wir weiter!“: sagte Wotan befehlend und dann wieder verächtlich zu Truk:„ Hast du gehört du ... die Atlantaner bereiten einen Angriff vor und was machst du, liegst hier auf der faulen Haut und gibst mir nur unnütze Ratschläge!“ „Aber mein Herr und Gebieter, verzeiht mir wenn ich widerspreche, so einfach wie man euch die Lage schildert ist sie gewiss nicht! Wir haben mehrere Arten von Feindbewegungen registriert. Daraus eine unmittelbare Gefahr für uns hier zu vermuten ist übertrieben“: meinte der kleine Schlaumeier und stand auf. Er sah an sich herab und putzte sich wieder sauber. Einige seiner Federn waren geknickt und sein Schädel brummte von dem Schlag, den ihm Wotan verpasst hatte. An für sich war Truk es gewohnt sich ab und an mal eine einzufangen, aber so extrem hatte sich sein Herr noch nie an ihm vergriffen. „Ach ja und was plant diese Brut sonst, wenn nicht eine Offensive gegen uns oder unserer Nachschublinien?“ „Das kann ein Täuschungsmanöver sein, oder eine Umgruppierung der Kräfte aus logistischen Gründen!“ „Ach ja und wieso gruppiert der Gegner sich gerade jetzt so auffällig um? Du hast mir von Anfang an dazu geraten hier zu warten und den Planeten zu einer Festung auszubauen! Damit der Gegner bei einer Rückeroberung von uns aufgerieben wird. So! bisher stehen meine Schiffe immer noch hier und sind kaum ergänzt worden. Diese Schwächlinge spielen mit uns hier Katz und Maus und schießen fast unseren gesamten Nachschub ab! Weil wir hier unsere Zeit vertrödeln! Jetzt erst greifen die Atlantaner an und werden uns damit für weitere Monate von allen Nachschubmöglichkeiten abschneiden. Ich werde jetzt ausbrechen und meinen Berserkerhorden etwas Arbeit verschaffen und mir einen neuen Berater suchen!“: sprach Wotan und hieb Truk mit seinem Zepter den Kopf in zwei Hälften. „So geht es schlechten Ratgebern wie dir! Ich lasse mich nicht hinters Licht führen, von niemandem!“: murmelte er noch im hinausgehen. Die Nachricht vom Tod des kleinen Wichtigtuers sorgte für echte Freude bei den Monstern und ihren Anführern. Schließlich hatten sie dank Truk ein Leben wie die Kellerasseln geführt, statt anderen Schmerz und Leid zuzufügen! Ihr oberster Kriegsherr und Gebieter hatte es in der Tat satt auf diesem öden Felsen zu versauern. Wieder und wieder hatte er auf Truk gehört und auch selbst keinen Ausbruch gewagt, derweil waren seine Schiffe und Armeen untätig gewesen und mussten ein ums andere erleben wie man ihren Nachschub in die Luft jagte. Dieses Defizit an Erfolg wollte Wotan jetzt mit einer schneller und halsbrecherischen Aktion wett machen. Kaum war er an Bord der Titania, umringte ihn die Scharr seiner Berserker und Krieger. Einige fielen sogar auf die Knie und huldigten ihm in ausschweifenden Lobpreisungen aller Art. Wotan war geschmeichelt und angewidert sogleich. Dieses hündische Verhalten war allerdings typisch nach dem Tod eines Beraters in einer kritischen Lage. Die Berserkerführer witterten jetzt wieder Morgenluft und biederten sich an. „Mein Herr und Gebieter die Truppen stehen bereit und es dürstet sie nach dem Blut unserer Feinde. Sie warten nur auf euren Befehl!“: verkündete Balras vollmundig. Seine drei Fledermäuse umkreisten ihn flatternd und unhörbar schreiend. Es sah absolut gruselig und erschreckend aus, wie sie so ihre Bahnen zogen und dabei auch noch die Klauen aneinander rieben. Es war eine Art Drohgeste an die übrigen Berserker, deren Symbionten daraufhin anfingen ihre Zähne zu fletschen und aggressive Haltungen annahmen. „Wollen wir es hoffen! So und jetzt hört mir gut zu! Uns nähert sich eine große Anzahl feindlicher Schiffe. Wenn es ihnen gelingt in den Asteroidengürtel einzutauchen werden wir wieder für lange Zeit vom Nachschub abgeschnitten sein! Das darf unter keinen Umständen geschehen!
[email protected] 78
Autor Stephan Schneider Deshalb werden wir dieser Flotte entgegen fliegen, sie angreifen und vernichten!“ Dann rollt unser Nachschub ungehindert und wir können uns entgültig behaupten. Habt ihr Hohlköpfe das verstanden?“ Alle nickten eifrig und riefen Kampfgebrüll aus. Dann wandelte die Horde in Richtung Kommandobrücke, um den genauen Abmarsch zu planen. Auf den Radarschirmen und taktischen Karten konnte Wotan erkennen, dass ihm da eine zahlenmäßig ebenbürtige Flotte entgegen kam. Allerdings waren Leonides Schiffe in einer Werft überholt worden und hatten ihre Verluste ausgleichen können. Wotan lies jetzt ebenfalls die Finger kreisen und erarbeitete einen Schlachtplan für die kommende Begegnung. Er sendete eine Nachricht an Thor, dass sämtliche Schlachtträger, die im Asteroidengürtel vergeblich partroulierten, Kurs auf den roten Planeten nehmen bzw. sich in die Reihen der Konvois eingliedern sollten, um deren Schutz zu vergrößern. Sie sollten unterwegs natürlich jedes feindliche Schiff angreifen und dann als Verteidigung ihm Falle eines Angriffs auf den roten Planeten fungieren. Die wenigen Außenposten und Raumstationen im Asteroidengürtel waren dann zwar fast schutzlos, doch dieses Risiko wollte er eingehen. Er wusste dass sich noch ein feindlicher Flottenverband, Olmekis II. Flotte, in seiner Nähe befinden musste und hätte diesen am liebsten zuerst vernichtet, aber er kannte dessen Position nicht. Als Thor die Nachricht erhalten hatte meldete er sich prompt bei seinem Mitstreiter:„ Das sind ja seltsame Entwicklungen, die sich da ankündigen! Mein Fürst, meint ihr wirklich, dass es klug ist jetzt loszuschlagen!“. Thor war ebenso groß wie hässlich und in der Rangstufe nicht weit unter Wotan. Wotan zögerte aber kaum ihn anzubrüllen und Vorwürfe zu verbreiten:„ Es ist immer Zeit den Feind zu vernichten. Ihr habt nur eine einzige Aufgabe, schlagt euch mit genügend Nachschub bis zu uns durch und haltet Verbindung mit den rückwärtigen Basen. Wehe ihr versagt noch einmal, dann rollt euer Kopf wie der von Truk. Ich habe es langsam satt mir ständig die Verlustmeldungen aus euren Sektoren anzusehen!“. „Jawohl mein Herr und Gebieter!“: schleimte der hünenhafte Thor und beendete danach die Verbindung. Er wusste was er tun konnte oder auch nicht. Jedenfalls war ihm klar wessen Kopf rollen würde, wenn er nichts liefern könnte. Wotan war schließlich von ihm abhängig und nicht umgekehrt. Mit voller Absicht lies er diesen Befehl seines Herren noch etwas abhängen, um ihn dann verspätet weiterzugeben. Thor sah genüsslich dabei zu wie sein Kontrahent um Ehre und Macht direkt in sein Verderben rannte. Von ihm würde er jedenfalls keine Unterstützung bekommen, wenn man das glaubwürdig bewerkstelligen konnte. Trak sah seinem Herren dabei zu, wie der voll Eifer und Machtgier seinen Plan ausheckte und Wotan in sein Unglück rennen lies. Die Nachricht vom Tod des kleinen Truk stimmte ihn aber nachdenklich, immerhin waren die beiden so was wie Verwandte und darum trauerte er um ihn. Aber das Leben geht weiter und so erreichten auch auf titanianischer Seite die Aktivitäten einen Höhepunkt und man fieberte der Schlacht entgegen. Tanruk wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht was sich in Millionen Kilometern Entfernung ereignete und welche gewaltige Maschinerie sich nun schlagartig in Gang setzte. Als erstes erreichten ihn die Meldungen von den Trabanten. Sie klangen nicht gut und das gleiche dachte auch Leonides, der sich als das ausgemachte Ziel der Titanianer erkannte. Prax erkannte es ebenfalls, doch jetzt war es schon zu spät um alles wieder rückgängig zu machen, er hatte A gesagt und das B blieb ihm nun nicht erspart. Eine Nachschubquelle hatte er nicht und einen Rückzieher konnte er nicht mehr machen. Mit versteinerter Mine saß er vor seinem strategischen Kontrollpult und flehte förmlich zu den Sternen sie mögen bewirken, dass Leonides diesmal mehr Erfolg beschieden sein würde, als beim letzen Mal. Nicht weniger spannend verliefen die Entwicklungen an Bord des Atlas. War man jahrelang eine ultrageheime Enklave im All, so lief der Landebetrieb nun auf Hochtouren. Die Fähren und Transporter kamen wie an einer Perlenschnur aufgereiht und verrieten so die Position des riesigen Trägers. Prax erkannte es als erster, behielt es aber für sich, um Leonides nicht noch weiter zu beunruhigen. Er wollte in Funkreichweite gelangen und den Captain des Trägers mit einspannen. Das hielt er für das klügste. Wozu jemanden bekämpfen der einem noch helfen könnte. Er glaubte aber immer noch, dass der Asteroid nur eine geringe Gefahr darstellte und er seine Kampfkraft nicht wirklich würde entfalten können. Die 4 Helden samt ihren Priesterinnen wurden bereits auf dem Anflug von Deoklites entdeckt und angesprochen. Auch dieses Mal verlief alles mit rasender Geschwindigkeit. Keine langen Erklärungen und verbale Missverständnisse behinderten die Kommunikation und nach weniger als 10 Sekunden wussten alle was sich zugetragen hatte und das Commander Deoklites mit einer Mission gesegnet worden war. Pandora war überrascht von dessen enormen Fähigkeiten, so wie es die anderen zuvor schon waren. „Commander ihr seit wahrlich von den Sternen gesegnet und werdet für uns von größtem Nutzen sein!“: dachte Pandora respektvoll und wohlwollend. Uriel war dagegen schon einen Schritt weiter und analysierte die Probleme mit dem Reaktor. Er war noch zu weit weg und abgelenkt, doch Deoklites lies ihn wissen welche Aufgabe er hier zu erfüllen hatte. Michael und seine beiden Begleiter durchdachten die taktischen Fähigkeiten des Trägers und wie man den Gegner in den eigenen Reihen eliminieren konnte. Sie kamen schnell zu dem Schluss, dass man mit Prax fertig werden könnte, wenn Uriel sein Handwerk verstand.
[email protected] 79
Autor Stephan Schneider Arius dagegen wäre viel schwieriger zu kontrollieren. Immer wieder brachten sie dieses Problem gedanklich in die Runde und wollten damit ihre Angst vor ihm zum Ausdruck bringen. „Also dann scheint er mein Schüler zu sein. Die Sterne haben ihn mir anvertraut, auf dass ich ihn lehren und unterweisen soll!“ „Seit auf der Hut! Commander, sonst wächst er euch über den Kopf! Hera hatte es abgelehnt ihm noch weitere Macht zu verleihen. Macht nicht den Fehler ihn zu stark zu machen, sonst wird aus einem Segen ein Fluch!“: mahnte Daphne Deoklites, Düsteres ahnend. Pandora verschloss sich dabei mehr und mehr. Sie schämte sich wegen ihres Diebstahls und wollte unter allen Umständen verhindern, dass es die anderen bemerkten. Die Fähre flog dann in einen der Hangars und landete wie alle anderen auch. Dutzende von Schiffe lagen schon auf den Landeplätzen und löschten ihre Fracht. Es waren alle Arten von Raumtransportern und Fähren. Sie lieferten so wichtige Dinge wie Atemluft, Trinkwasser, Lebensmittel und natürlich auch Kriegsgerät. Nur eines war Mangelware, wie man schnell bemerkte, nämlich die Ausstattung mit Personal. Für die wenigen Jagdmaschinen und Zerstörer waren viel zu wenig Piloten und noch weniger Mechaniker mitgeliefert worden. Völlig nutzlos würde dieses wertvolle Gerät in den Hangars stehen und verstauben. Durch die umfangreiche Belieferung mit Atemluft wurde es nun auch möglich, nach und nach, jeden Raum zu belüften, was das Aussteigen enorm erleichterte. Als die Türen der Fähre geöffnet wurden stiegen alle eilig aus und hasteten zur Brücke. Hilfskräfte verteilten Stimulationsanzüge und Magnetstiefel. Es dauerte etwas bis alle damit versorgt waren und so blieb keine Zeit für Höflichkeitsfloskeln und Begrüßungszeremonien. Schon während der Reise hatten sie die fehlenden Informationen aus den Gehirnen aller Besatzungsmitglieder ergänzten. Dann erreichten sie die Kommandobrücke und hier fing dann die eigentliche Arbeit an. Michael ärgerte sich zunächst einmal und auch Deoklites konnte seinen Groll nicht verbergen, als er neben ihm über den Statistiken gebeugt stand. „Etwas dürftig was uns der Admiral da zukommen lässt! Einen Träger, ohne funktionierenden Antrieb und Hauptenergie, dazu noch völlig unzureichenden Begleitschutz und Personalstock. Wie sollen wir denn da etwas ausrichten, gegen einen unserer besten Eliteverbände!“: beklagte sich Deoklites in der versammelten Runde. Waloritas zuckte mit den Achseln und auch Michael war fürs erste etwas ratlos. „Also ich muss gestehen, dass wir deutlich im Nachteil sind. Ich hoffe nur Uriel kann sich besser in Tephios hineinversetzen, ansonsten wird uns Prax einfach ausmanövrieren. Wir haben während unserer Ausbildung wirklich jede Eventualität und jedes mögliche Szenario durchgespielt... aber nie an eine Rebellion gedacht. Wer rechnet denn auch mit so etwas“. Aber Uriel wäre nicht Uriel, wenn er sich nicht gleich in den Reaktorbereich hätte bringen lassen, um dort nach dem rechten zu sehen. Derweil landete Arius ebenfalls in einem der Hangars und wurde prompt in eines der unzähligen Quartiere für die Bodentruppen und Piloten eingelagert. Was man mit Ihm machen sollte wusste eigentlich keiner. Sauhlt hatte lediglich die Order bekommen, ihn von den anderen 4 Prototypen zu isolieren und vor allem zu disziplinieren. Schließlich fehlte Arius noch die eigentliche Aufnahme bei den Heroslegionen bzw. der Garde. Sauhlt wusste nicht wen er da in seinen Reihen hatte, nur dass dieser junge Hüne alle anderen etwas überragte und einen scharfen Verstand hatte. Angst hatte er nicht vor ihm, obwohl man Grund dazu gehabt hätte. Er schickte einen der Unterführer, diesen neuen Krieger zu holen und zu ihm zu führen. So eine kleine Ansprache hielt er jedem neuen Soldaten, meistens gleich im Dutzend und selten nur einem einzigen Mann. „So Centurion Arius, ab sofort und bis auf weiteres sind sie mir unterstellt worden. Was an mir liegt, so werde ich alles tun, um ihnen den nötigen Schliff zu verpassen, der hier und da noch fehlt. Ihre Kameraden sind von nun an die Männer mit denen sie hierher geflogen sind. Alles was sie vorher gedacht haben, oder vermutet haben, interessiert mich nicht. Disziplin wird in der Garde groß geschrieben und ich rate ihnen sich das gut zu merken. Wir dulden weder Feigheit noch Eigenbrötelei, aber wir bieten auch etwas. Loyalität und bedingungslose Kameradschaft, wenn es sein muss bis in den Tod!“ „Das werden wir ja sehen, ob hier nur solche Prachtexemplare herumlaufen? Ich für meinen Teil hoffe nur das mir die Sterne hold genug sind, um unter so einem unfähigen Dilettanten zu überleben“. Sauhlt glaubte sich verhört zu haben und wurde knallrot, dann brüllte er ihn an: „Und ob sie das werden und noch was, wir dulden hier auch keine Neunmalklugen, die meinen zu allem ihren Kommentar abgeben zu müssen. Aber das werden sie noch schnell genug mitbekommen. Weggetreten Centurion !“ Arius wusste gar nicht was er dazu sagen sollte, eben war er noch der fünfte Prototyp und befähigt zu den höchsten Weihen und nun der Spielball eines Commanders der Garde. Nun klangen ihm wieder die Worte von Ruthus im Ohr, der hatte ihm ja schon angedeutet was ihn erwarten würde. Und nun hatte man ihn voll ins kalte Wasser geworfen. Niemand kannte ihn, oder hatte die Zeit für lange Erklärungen und direkt nach dem Einräumen der Spinde kam es wie es kommen musste. Wie das so üblich ist bei Militär werden die Neuen erst mal weich gekocht, besonders wenn der Chef sich das wünscht. Dazu braucht es gar keinen Grund oder ein echtes Vergehen, man macht einfach einen Stubendurchgang und sieht ganz genau hin. Irgendetwas findet man da schnell.
[email protected] 80
Autor Stephan Schneider „Centurion, wer hat Ihnen denn beigebracht wie man einen Spind vorschriftsmäßig einräumt. Das kann ja wohl nur ein blinder Idiot gewesen sein, wie das hier aussieht!“: raunzte ihn einer der Unterführer an und warf alle Sachen hinter sich in den Raum. So was hätte normalerweise dazu geführt, dass der gescholtene Gardist seinen Kram eingesammelt und ordentlicher verstaut hätte. Aber das hier war kein normaler Fall. Arius war eh schon auf äußerste gereizt und jetzt platzte ihm direkt der Kragen. Er sagte gar nichts, sondern ließ einfach seinem aufgestauten Trieb freien Lauf. Schnappte sich den Störenfried und warf ihn gegen den Spind. Einmal, zweimal immer wieder, solange bis der Mann das Bewusstsein verlor und blutend gegen die Wand krachte. Seine Stiefel hielten ihn fest am Boden. Aber der Oberkörper schwebte frei und unkontrolliert um den Fixpunkt am Boden. Allen stockte der Atmen. Es waren noch etwa 15 Personen in dem engen Raum und alle blickten schockiert zu Arius, der gerade wieder zur Besinnung kam. Der Unterführer gab keinen Mucks mehr von sich und lag leblos da. Doch der Lärm hatte andere alarmiert und flugs standen weitere Unterführer in der Unterkunft. „Was ist hier los! Seit ihr verrückt geworden?“: brüllte einer von ihnen. Schnell hatten sie den Verursacher des Problems ausgemacht und wollten Arius packen. Der sprang auf und schlug dem ersten voll ins Gesicht, kickte den zweiten Mann ebenfalls noch um und bevor die anderen beiden etwas unternehmen konnten, hatte er ihnen den Kiefer und beide Arme gebrochen. Er schnappte sich deren Waffen und flüchtete durch den Gang in Richtung Hangar. Seine schweren Stiefel machten einen höllischen Lärm und verrieten leicht seine Position. Eine bewaffnete Streife verfolgte ihn und eröffnete ohne Vorwarnung das Feuer von hinten. Vor ihm bogen zwei Abzweigungen nach links und rechts und aus beiden kam verdächtiger Lärm. Arius geriet in Panik und schoss gezielt zurück. Jeder Schuss war ein Treffer und so war es schnell wieder ruhig in den weitläufigen Gängen. „Captain, hier ist der Sicherheitsdienst. Wir haben einen gewalttätigen Soldaten an Bord. Er hat bereits zahlreiche Wachen getötet und bewegt sich in Richtung Hangar Nr. 5. Wir werden versuchen ihn in eine Falle zu locken!“ „Wer ist das? Kennen sie die Identität dieses Soldaten?“ „Er ist vermutlich ein Gardist und er dreht gerade durch. Wir werden versuchen ihn lebend zu fangen, aber garantieren können wir für nichts!“ „Die Sicherheit der übrigen Crew geht vor! Tun sie alles was nötig ist!“: befahl Waloritas nachdrücklich und verfolgte dann die Hetzjagd auf seinem Bildschirm. Deoklites und die anderen sahen auf und spürten sofort, dass es Arius war. Seine Gedanken hallten durch das ganze Schiff und verrieten nichts Gutes. Der Chef der Sicherheit kannte den Atlas allerdings besser als Arius und so wollte er ihn in eine Falle locken, doch das bleib nicht lange geheim. Deoklites erkannte seine Absichten und sandte sie an seinen Schüler, den er noch nie gesehen hatte. Michael verfolgte alles mit Argwohn und wollte es stoppen. Waloritas bekam davon zuerst gar nichts mit, konnte sich aber denken was hier gespielt wurde! Er bemerkte die veränderte Mimik des Commanders neben ihm und wie der flüchtige Soldat auch aus scheinbar aussichtslosen Situationen herauskam. Schließlich sprach er den Commander direkt an:„ Commander Deoklites ich befehle ihnen unverzüglich damit aufzuhören diesem Mann Informationen zuzusenden. Sagen sie ihm er soll sich ergeben, sonst werden wir zu härtern Mittel greifen“. Er dachte dabei an chemische Kampfstoffe und Stromschläge durch Kraftfelder. Deoklites erkannte auch dies sofort, doch war er noch klug genug auf Michael und seine eigene Stimme zu hören. Arius war wirklich zu weit gegangen und musste aufgehalten werden. Also regelte sich das ganze durch eine gemeinsame geistige Ansprache, die Arius erklärte, wie schlecht es um ihn stand. Doch dieser suchte weiter nach Auswegen und seine Gedanken wollten kein Aufgeben zulassen. Wie auch, so etwas wie Kapitulation oder Gefangenschaft war ihm völlig wesensfremd. Da übernahm Deoklites wieder die IniTiative und konzentrierte sich auf seine Mission:„ Hier spricht Deoklites. Dein neuer Lehrmeister. Sei vernünftig Arius und lass es sein. Es wird dir nichts passieren, du kannst mir vertrauen!“ Arius hörte kaum noch hin, denn er war viel zu abgelenkt mit seiner Flucht und dem Schusswechsel mit seinen Verfolgern. Erst als seine Waffen nicht mehr funktionierten gab er auf. Vorher mussten noch 7 Wachen sterben, erst dann wurde er überwältigt. Mit Stromschlägen wurde Arius außer Gefecht gesetzt, dann malträtiert, schließlich abgeführt und eingesperrt! Deoklites und die anderen fühlten alles was Arius dabei empfand und konnten doch nichts für ihn tun. Der Commander verließ die Brücke, um mit dem Anführer der Garde zu sprechen. Er traf Sauhlt äußerst aufgeregt und wütend im Bereich für die Gefangenen. „Commander Sauhlt, ich bitte euch den Delinquenten in meine Obhut zu übergegeben. Ich garantiere das niemandem mehr etwas passieren wird. Das was geschehen ist, war ein Unfall. Sie wissen ja nicht wie sich alles verhält und wieso dieser Mann da drin so ausgerastet ist“. „Wer sind sie denn, sein Rechtsbeistand?“: blaffte Sauhlt ihn an und winkte ab. „Sie verstehen nicht, dass da drin ist kein gewöhnlicher Gardist oder Heroe. Es bedarf einer Erklärung!“
[email protected] 81
Autor Stephan Schneider „Ich verzichte. Die Hinrichtung wird wie geplant durchgeführt. Dieser Mann da drin war mir zugeteilt worden und ich bin sein Richter. Er hat 10 Wachen getötet und etliche schwer verletzt. Das war sicherlich kein Unfall und deshalb wird der Mann so bestraft wie er es verdient hat!“ „Das mag alles stimmen, aber trotzdem dürfen sie ihn nicht umbringen. Arius ist ein neuer Prototyp, wie die vier anderen auf der Brücke und das hier ist eine Situation, der er einfach nicht gewachsen war. Sehen sie, er ist eine reine Kampfmaschine, wenn man ihn in die Enge treibt oder provoziert, explodiert er. Es war nicht seine Schuld, ZEUS hat ihn so erschaffen!“ „Und ich werde ihn jetzt erledigen und damit diese fehlerhafte Baureihe beenden. Jetzt lassen sie mich besser in Ruhe, ich habe heute schon sehr viele Männer verloren. Diesen Mann da drin werde ich zur Rechenschaft ziehen und einige davon rächen!“: sagte Sauhlt sehr aufgeregt und ungehalten. Deoklites sah in den Verstand seines unnachgiebigen Gesprächspartners und erkannte darin nur Hass, Angst und Frustration. Also sendete er seine Gedanken in das Bewusstsein von Pandora und lies sie wissen wie schlimm es stand. Abgesehen davon, dass sie ihn ja begehrte, war Arius ein Teil der neuen Baureihe und somit etwas besonders. Jedenfalls besonders genug um ihn nicht hinzurichten. Pandora wusste was zu tun war und sprach direkt den Captain an, der sich gerade mit Michael über den Vorfall unterhielt. „Deoklites meint, dass Commander Sauhlt, der Anführer der Garde Arius exekutieren will. Das müssen sie verhindern Captain Waloritas. Arius ist ein Teil dieses neuen Systems und darf nicht entfernt werden. Er wird noch eine wichtige Rolle spielen im Kampf gegen unsere Feinde. Ihr müsst die Hinrichtung stoppen!“ Der Captain sah zu Pandora, die schnell von anderen Priesterinnen umringt wurde. Gabriel und Raphael ließen ebenfalls von ihrer Arbeit ab und stimmten einhellig in das Gesagte ein. „Na schön, wenn sie alle drauf bestehen, dann werde ich dem Commander unser Anliegen vortragen“: entgegnete Waloritas und stellte eine Verbindung zu Commander Sauhlt her. „Hier spricht der Captain, Commander die Hinrichtung des Centurion Arius wird nicht stattfinden. Es geht hier um mehr als nur einen ihrer Gardisten. Der Mann den sie gefangen halten wird von allerhöchsten Stellen protegiert und darf unter keinen Umständen gefährdet oder gar eliminiert werden!“ „Das kann jeder sagen. Ich bin sein Vorgesetzter und es herrscht Kriegsrecht. Daher ist es meine Pflicht ihn zur Rechenschaft zu ziehen!“ „Sie werden gar nichts dergleichen unternehmen, Commander! Das ist ein Befehl und niemand auf diesem Schiff wird sich über meine Befehle hinwegsetzen. Wagen sie es ja nicht damit anzufangen, sonst lernen sie mich mal kennen!: sagte der Captain herrisch und drohend. Ihm war es ernst damit und Sauhlt war gut beraten es ebenso ernst zu sehen. „Was schlagen sie also vor? Das er bis auf weiteres gefangen bleibt, oder sollen wir ihn gleich freilassen und zu einem Umtrunk einladen?“: spottete Sauhlt wütend, aber Waloritas war schon zu lange dabei um sich von so was aus der Ruhe bringen zu lassen. Er übergab diese Antwort an Deoklites:„ Commander Deoklites, können sie mich hören?“. „Ja Captain. Ich stehe hier neben dem Commander der Garde und habe alles mitangehört. Wenn sie erlauben, dann lassen sie mich zu dem Gefangenen. Ich will versuchen ihn zu besänftigen und zu unterrichten“: antwortete Deoklites und sah zu Sauhlt herüber. Der kniff die Augen zusammen und nickte nur langsam, allerdings wusste Deoklites schon was der von seinen Ideen hielt, nämlich gar nichts. Doch der Captain stimmte vorbehaltlos zu und lies ihn gewähren. Deoklites wurde eingelassen und zu Arius geführt. Der lag in einer Zelle und leckte seine Wunden und Blessuren, die ihm die Wachen verpasst hatten. Die Tür wurde jedoch nicht geöffnet und so musste man sich durch die Gitterstäbe hindurch unterhalten. Doch das war weniger störend, denn nach der ersten verbalen Begrüßung wurde nur noch mental kommuniziert. Neben ihnen standen zwei Wachen und wunderten sich nur, weil statt der erwarteten Unterhaltung kein einziges Wort gewechselt wurde. Die beiden Krieger standen nur eine halbe Armlänge auseinander und sahen sich gegenseitig in die leuchtenden Augen. „So Arius, du bist also mein Schüler. Die Sterne haben mich gesegnet, um dich zu lehren auf dem rechten Pfad zu wandeln und fortan nicht mehr aufzubrausen wie die See bei Sturme!“ „Bisher war Ruthus mein Lehrmeister, seit ihr sicher, dass ihr mein Neuer sein wollt. Seht an meinen Händen klebt das Blut meiner Kameraden, die ich aus Wut ums Leben brachte!“ „Gräme dich nicht mein junger Krieger, es war dein Schicksal und du musst es annehmen. Ich werde dich lehren es in Zukunft besser zu machen. Jetzt öffne dich mir und lass mich sehen was dir noch fehlt!“: befahl Deoklites und Arius lies ihn gewähren. Nach wenigen Augenblicken wusste sein neuer Lehrmeister auch wie man weiter verfahren könnte und wie die Entwicklung verlaufen sollte. Währenddessen kümmerte sich Uriel um den Reaktor und den Wust in Tephios Kopf. Die Anlage war so gewaltig und kompliziert, dass selbst Uriel der Schweiß von der Stirn lief, als er eine erste Analyse durchführte. Pandora und Michael versuchten ihn zu unterstützen und für einen Ausgleich zu sorgen, doch auch sie wurden von der Komplexität des Reaktors überfordert.
[email protected] 82
Autor Stephan Schneider Uriel schaffte es einfach nicht das Problem zu isolieren und gab schließlich entnervt auf. Tephios Gedanken waren unergründbar und völlig verworren, also lies er es sein und besorgte sich die Baupläne aus dem Computer des Schiffes. Das war zwar bei weitem mühseliger als eine mentale Dateneingabe, doch in diesem Fall der einzige Weg. Alles andere führte nicht zum Erfolg und war somit reine Zeitverschwendung. Wenigstens blieb der arme Uriel so von Tephios Schrulligkeit verschont. Seite für Seite durchsuchte er die Baupläne und was es an technischen Hintergrundwissen dazu gab. Immer wenn er etwas fertig gelesen hatte, überprüfte er die entsprechenden Bauteile und Schaltungen mit der Kraft seines Geistes. Es dauerte eine Weile bis er das Problem erkannt hatte und eine Lösung präsentieren konnte. Er sandte die Lösung zu den anderen und Michael trug sie dem Captain vor. „Captain Waloritas unser 4. Mann hat den Fehler entdeckt und eine Lösung konzipiert. Bitte folgen sie mir an einen der Computer, damit ich es ihnen erklären kann!“ „Also das interessiert mich schon, wie ein Mann ein Problem lösen will das andere nicht mal entdecken konnten!“: gab er aufgewühlt als Antwort. Immerhin hatten es ja Dutzende von Fachleuten in den letzten Monaten nicht geschafft den Reaktor betriebsbereit zu machen. Wie sollte es da einem einzelnen Mann gelingen in wenigen Stunden dieses Kunststück fertig zu bringen. Doch er musste sich eines besseren belehren lassen:„ Also bei der Konstruktion hat man einige Baugruppen falsch berechnet und deswegen die falschen Teile verbaut. Grob gesagt betrifft dies 298 einzelne Komponenten, die so für etwa 88800 verschiedene Fehlerkombinationen sorgen. Dies ist die Ursache für die ständigen Ausfälle und Störungen. Beim momentanen Tempo ihrer Crew würde es noch etwa 12,7 Jahre dauern bis alle Fehler behoben wären!“. „Und wie schnell werdet ihr es schaffen?“: sagte Waloritas euphorisch und aufgeregt zugleich. „Uriel ist schon dabei die Techniker mit Aufträgen zu versorgen. Man muss alle Komponenten austauschen und dann erneut testen. Uriel kalkuliert etwa 6 Stunden, dann müsste alles so funktionieren wie es soll!“: schloss Michael seine Ausführungen. Der Captain war schwer beeindruckt und klopfte seinem neuen Mann auf die Schulter. Die technischen Probleme waren damit zwar gelöst, doch die strategischen mitnichten. Direkt nach seinem ersten Vortrag folgte auch schon der nächste, doch diesmal gab es keine technische Lösung dafür. „Wir haben allerdings immer noch ein Problem mit der ankommenden Flotte, die wir aufhalten sollen. Es wird uns nicht gelingen pünktlich an Ort und Stelle zu sein um sie abzufangen. Die Trägheit des Atlas ist konstruktionsbedingt und nicht mehr nachträglich zu beheben. Dies könnte man durch massiven Einsatz von trägergestützten Kampffliegern ausgleichen. Leider verfügen wir über keinerlei ernstzunehmende Kräfte und werden im schlimmsten Fall an der III. Flotte vorbeirauschen, ohne etwas bewirken zu können. Ich befürchte das wir nicht wirklich ins Geschehen eingreifen können“. „Das klingt aber sehr pessimistisch. Ich dachte ihr wärt solche Spezialisten, die auch aus so einer Zwickmühle rauskommt. Los jetzt strengt mal eure Köpfe an und findet einen Ausweg“: moserte der Captain ihn an. Michael fühlte sich zu unrecht kritisiert, sagte aber nichts weiter und belies es dabei. Später könnte er dieses Problem mit den anderen überdenken. Gabriel und Raphael brauchte er nicht extra zu fragen, sie waren zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Ohne mobile Kampfgeschwader würde Prax sie einfach umfliegen und sich ein Gefecht ersparen. Um die Bordwaffen einzusetzen wäre eine mindest Annäherung nötig und auch dazu war die Zeit zu knapp. Prax würde also in jedem Fall entwischen und hätte danach freie Bahn zur Erde. So verrannen die Stunden und alles lief wie geplant. Deoklites ging mit Arius gedanklich auf die Reise und beide entdeckten dabei neue Fähigkeiten und Erkenntnisse. Es war für beide ein erhabenes Gefühl zu spüren wie alles Wissen miteinander verschmolz und dadurch neue Erkenntnisse freigelegt wurden. Arius wies seinen Lehrer in die Kampfkünste ein und Deoklites lehrte ihn wie man einen Abfangjäger bedienen musste. Das Wissen und die Erfahrung seiner langen Dienstzeit übertrug sich so auf den jungen Helden und das sollte nicht alles sein. Gemeinsam zapften sie noch das Bewusstsein des Gardekommandierenden an und verleibten sich dessen Erfahrung ebenfalls noch ein. Dieser Beutezug wurde schließlich auf das ganze Schiff ausgeweitet und endete beim Captain. Danach wussten beide alles über die Kriegsführung, im großen wie im kleinen und das sollte automatisch einen unheilbaren Konflikt mit den drei Strategen heraufbeschwören. Die erkannten aber zu spät was passierte und als sie bemerkten wie mächtig Arius geworden war, konnten sie es nicht mehr aufhalten oder umkehren. Arius hatte nun ebenfalls eine weitere Stufe erklommen und verlangte seine Freilassung. Michael und Pandora beratschlagten miteinander und kamen nicht umhin ihn gewähren zu lassen. Sauhlt bekam die Order vom Captain und musste murrend nachgeben. Er hatte nicht mitbekommen was die beiden in der Zelle miteinander gemacht hatten, aber eine Veränderung war unübersehbar. Arius strahlte eine unheimliche Kraft aus. Es war die Macht über Leben und Tod und das Bewusstsein der stärkste Krieger aller Zeiten zu sein. Sie wandelten auf den Gängen und suchten immer noch Kontakt zu anderen Kriegern. Aber es war gar nicht mehr notwendig, hier konnten sie nichts mehr lernen.
[email protected] 83
Autor Stephan Schneider Michael beobachtete die beiden bei ihren Überlegungen und analysierte mit Gabriel und Raphael ihre Fähigkeiten und vor allem ihren Nutzen. Alles ging rasend schnell und wie von selbst generierte sich vor ihren Augen die Lösung. Arius und sein neuer Gefährte erreichten schließlich die Brücke und stellten sich in den Kreis der anderen Auserwählten. Pandora fühlte sich immer noch zu ihrem Helden hingezogen, doch seine Verwandlung machte ihn noch gefährlicher als vorher. Sie spürte seinen unbändigen Anspruch auf Führung und wie er Michael durchleuchtete. Der lies es geschehen und machte sich keine Sorgen darüber. Von ihm konnte Arius nichts abzapfen, weil sein Talent und seine Fähigkeiten nicht übertragbar waren. Schließlich war es Deoklites der diesen unnötigen Zwist schlichtete und um Gehör bat. Er sprach absichtlich, so das es alle hören konnten. Er wollte das auch der Captain und die anderen Offiziere erfuhren, wie man die Mission erfolgreich bewältigen könnte. „Nun da ich meinen Schüler gefunden habe, werden wir beide eine Strategie entwickeln wie man Prax aufhalten kann. Uns fehlen Piloten, Maschinen haben wir. Uriel wird den Antrieb in Gang bringen und danach werden wir uns die Titanianer vornehmen. Captain ich werde die Lunapriesterin Selene darum bitten, hierher zu kommen. Sie wird uns zusätzliche mentale Kraft verleihen“. „Um Himmels willen noch mehr. Ich mache mir jetzt schon ernsthafte Sorgen ...“: soweit kam der Captain noch, da drückte Arius ihm schon mental die Kehle zu. Entsetzt warfen sich die anderen Helden dazwischen und verhinderten das schlimmste. Pandora versuchte ihren Geliebten zu beruhigen und sandte nur noch harmonische Wellen zu Arius. Dann nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn zu den Unterkünften, um endlich mit ihm zu schlafen. Waloritas rappelte sich wieder auf und beschwerte sich lautstark bei Deoklites. „Das also ist ihr Ergebnis! Von wegen, unter Kontrolle bringen. Er ist schlimmer als zuvor!“ „Sie werden damit leben müssen. Es ist nicht seine Schuld, ZEUS hat ihn so erschaffen und jetzt müssen wir ihn so nehmen wie er ist. Es wird schon seinen Sinn haben“: wies der ihn ab. Deoklites hätte noch schärfer antworten können, aber er verstand die Wut des Captains. Doch selbst Waloritas musste erkennen, dass man diesen Arius nicht mehr aufhalten konnte. Wie wichtig er noch werden würde war zweitrangig. Er beherrschte jetzt Kräfte mit denen sich kein Sterblicher messen konnte oder sollte. Pandora erkannte wohl die Defizite ihres Partners, doch schien sie geneigt dies zu tolerieren. Einen wilden Mann mit Liebe zu zähmen war für sie ein verlockendes Abenteuer und womöglich die einzige Therapie die Arius überhaupt heilen konnte. „Nun wie du siehst habe ich auch ohne dich und Hera meine Entwicklung abschließen können. Die Sterne sind mir wohlgesonnen. Mit Deoklites an meiner Seite werde ich bald den Sieg erringen und die Feinde des Reichs vernichten!“ „Und dann Michael und deine Brüder ebenfalls zerschmettern? Arius sei bitte nicht so überheblich. Deine Macht ist groß, größer als die der meisten anderen. Aber du bist nicht größer als alle anderen zusammen. Außerdem habe ich auch dich miteinbezogen, als wir uns alle vereint haben. Also warst du letztlich doch von mir abhängig. Eines vergiss nie! Du darfst deine Macht nicht missbrauchen und musst aufhören anderen weh zu tun, nur weil sie dich nicht 100% unterstützen. Deoklites hätte seinen Willen auch ohne Gewalt durchgesetzt. Du merkst doch selbst dass es auch anders geht!“: hielt sie ihm eine Moralpredigt. „Ich finde es eben so natürlicher und außerdem ist der Captain ein kleines Licht, das wir eigentlich gar nicht brauchen. Jetzt wo es mich und Deoklites gibt, braucht man doch diesen Stümper nicht mehr“. „Du bist ja trunken vom Gefühl das dir deine neuen Kräfte verleihen. Das ist gefährlich, nicht nur für uns sondern für dich selbst. Hochmut kommt vor dem Fall!“ „Hast du mich deswegen mitgenommen, um mir hier eine Predigt zu halten. Ich dachte wir vereinen uns jetzt endlich und du gibst mir noch mehr Macht! Ich fühle dass mir eine echte Astratispriestern noch mehr Stärke verleihen könnte. Ist es nicht so? Sprich Pandora!“ „Ich werde mich nicht dazu verleiten lassen dir noch weitere Fähigkeiten zugänglich zu machen. Du bist jetzt schon viel zu stark und würdest unkontrollierbar werden. Ich werde mich mit dir vereinen um deinen Charakter zu formen. Du musst die Macht der Liebe erleben, dann erst wirst du erkennen wie stark sie ist. Viel stärker als dein Hass oder deine Wut. Wahre Liebe ist das Stärkste was es gibt und sie wird auch dich heilen!“ „Sei dir da nicht so sicher, Pandora. Ich empfinde es als angenehm, aber auch nicht mehr. Hera konnte mich nicht befriedigen und auch du wirst es nicht schaffen!“ „Lass es mich versuchen“: obwohl Pandora jetzt etwas mulmig wurde, so konnte sie nicht mehr zurück. Sie ging mit Arius ins Bett und die beiden liebten sich wie jedes normale Paar. Arius jedoch sollte Recht behalten und Pandora schaffte es nicht ihn zu bändigen. Sie genoss zwar seine Stöße und den festen Griff seiner Arme, doch das war auch schon alles. Arius war wie ein Stein dem man Leben eingehaucht hatte. Ohne Gefühl und Einfühlungsvermögen, geschweige denn Sinn für Zärtlichkeit. Ihn interessierte viel mehr Pandoras mentale Verbindung zum Äther. Diese Fähigkeit fehlte Arius noch, er schaffte es nicht einen harmonischen Fluss durch sich hindurch zuzulassen.
[email protected] 84
Autor Stephan Schneider Er war in der Tat innerlich verkrampft und lies es nicht zu von etwas fremden durchdrungen zu werden. Zwar konnte er den umgebenden Äther formen und verändern, aber fühlen könnte er ihn nicht wirklich. Für beide verlief dieses Zusammenkommen also nicht besonders erfreulich. Pandora zog sich schließlich zurück und Arius ging wieder zu seinem neuen Gefährten. Dieser hatte natürlich mitbekommen was geschehen war, sagte aber nichts darüber. Er hatte in der Zwischenzeit die Lunapriesterin Selene angerufen und ihren Beistand erbeten. „Selene meine Liebe, schnell komm zu mir. Ich brauche dich, mein Schüler braucht dich“. „Ich habe es schon gespürt, als sie die Erde verlassen haben. Dein Adept ist zu egoistisch und machtgierig. Ich fürchte man hat ihm zu schnell zu viele Fähigkeiten verliehen. Ich weiß nicht wie ich euch da noch helfen soll“. „Deine Nähe alleine genügt vielleicht schon... ich gebe zu... mir wächst das hier alles über den Kopf und du bist die einzige Bezugsperson die ich habe. Was willst du denn auf diesem nackten Mond machen. Hier spielt sich doch alles ab und du bist ein Teil dessen. Ohne dich schaffe ich es einfach nicht!“ „Deoklites, so hör doch! Ich habe den Mond noch nie verlassen und will es auch gar nicht. Außerhalb der gewohnten Umgebung werde ich vielleicht selbst Hilfe benötigen und außerdem sind doch schon vier Priesterinnen bei euch. Reicht das nicht?“ „Nein es sind 5 Helden und nur vier Priesterinnen, eine fehlt seit Hera gestorben ist... bitte komm und hilf mir“: flehte er sie förmlich an und schaffte es ihre Bedenken zu überwinden. „Ich werde zu euch kommen, aber es wird nicht alles verändern. Dein Schüler ist dir schon entwachsen und braucht keinen Lehrer mehr, sondern einen echten Gegner. Einen den er ohne zu zögern bekämpfen und vernichten darf, alles andere kann ihn nicht ausfüllen. Ich spüre diesen Druck in ihm bis zu mir und kann nur sagen... ER MUSS JETZT KÄMPFEN!“ „Er wird schon bald Gelegenheit dazu haben“: setzte Deoklites nach und nickte dabei. Selene nickte synchron dazu und damit war alles gesagt. Sie würde kommen und ihrem Commander helfen seine Aufgabe zu vollenden. In den darauffolgenden Stunden bis zu ihrer Ankunft ruhten sich alle aus bzw. brachte man den Antrieb in Gang. Selene war gerade eingetroffen, da meldete sich Admiral Prax bei Captain Waloritas. „Hier spricht Admiral Prax, Captain wie ich sehe bereiten sie ihren fliegenden Felsbrocken darauf vor gegen ihre eigenen Leute in den Kampf zu ziehen. Sie wissen dass es ihnen nicht gelingen wird mich und meine Flotte rechtzeitig zu erreichen und wie man mir mitteilte, verfügen sie nur über wenige Männer. Ich bitte sie daher Vernunft anzunehmen und kein unnötiges Blutvergießen zuzulassen. Jeder Mann der jetzt stirbt wird noch gebraucht, um die Titanianer zu bekämpfen!“: sprach Prax voller Überzeugung und Pathos. Das war seine große Stärke, solche Auftritte liebte er von ganzen Herzen. Der ganze Rahmen seiner Ansprache war darauf ausgelegt ihn als wahren Retter zu präsentieren. Er stand auf der Brücke seines Flagschiffes, Bilder und Gemälde von siegreichen Heroen im Kampf im Hintergrund und trug seine Galauniform mit allen Auszeichnungen. Mit seinem Kommunikationsoffizier hatte er sogar vereinbart ein leichtes Leuchten über das Bild zu legen. Das sollte ihm den nötigen Glanz geben und seine Feldherrnglorie noch mehr hervorheben. Einfache Gemüter konnte man so täuschen und hinters Licht führen. Jedoch gab ihm nicht der Captain die Antwort, sondern Michael und den konnte Prax nicht beeindrucken. „Admiral Prax, der Segen der Sterne sei mit uns allen. Leider muss ich ihren Appell aufgreifen und an sie richten. Sie haben völlig richtig erkannt, dass dieser Konflikt unnötig ist und nur den Titanianer hilft. Beenden sie augenblicklich diese Rebellion, ansonsten sehen wir uns gezwungen sie mit allen Mitteln zu bekämpfen!“: sprach er und droht mit seinem Zeigefinger in Richtung des Admirals. Der empfing diese Worte zeitverzögert und lachte höhnisch auf, als sie ihn erreichten. Michaels Aura trat schon sichtbar hervor und Prax amüsierte sich innerlich, dass sein Gegner diesen Trick scheinbar auch benutzte. Nur wusste er da noch nicht dass Michael es gar nicht nötig hatte so zu blenden. Dann sprach Prax unbeeindruckt und lässig aggressiv:„ Sie müssen Michael sein. Na dann werden wir ja sehen ob ZEUS wirklich eine so gute Arbeit geleistet hat. Ein Sieg über die fünf Helden des Zentralrechners wird sich sicher gut in meiner Bilanz machen! Obwohl es gar nicht zu einer Schlacht kommen wird. Ihr werdet an mir vorbeiziehen und könnt mich nicht aufhalten. Gebt auf!“ Wieder verging etwas Zeit bis Michael diese Nachricht hören konnte. Aber er konnte sich ohne weiteres ausrechnen wie wenig der Admiral mit Worten zu überzeugen wäre. Michaels Gefühl sagte ihm, dass Prax ein ehrgeiziger und machthungriger Mann war. Erfahren in allen Finten und Manöver des Kampfes, wenig zu beeindrucken mit reiner Rhetorik. Unter Prax waren schon ganz andere weich geklopft worden und er war bereit bis aufs Äußerste zu gehen. Einen Rückweg gab es auch nicht mehr, dazu hatte sich der Admiral zu weit vorgewagt, um jetzt einfach zu kapitulieren. Vor allem wenn er selbst der Ansicht war, schnell und problemlos siegen zu können. Also blieb Michael nichts übrig als ein Ultimatum auszusprechen und dann energisch einzugreifen. „Ihre Bilanz spielt hier keine Rolle. Seinen eigenen Untergang aus Egozentrik und Machtgier zu betreiben ist unlogisch und führt nicht zum Erfolg.
[email protected] 85
Autor Stephan Schneider Die Sterne werden uns helfen und sie werden bald kein Admiral mehr sein. Sie werden überhaupt nichts mehr sein. Sie haben noch 3 Stunden Zeit sich die Sache zu überlegen. Danach werden wir ihre Flotte angreifen und ihre Rebellion beenden. Ende!“: erwiderte Michael und unterbrach die Verbindung. Prax war nicht überrascht oder verängstigt. Zu seinen Offizieren sagte er beruhigt:„ Der Bluff ist manchmal die stärkste Strategie, aber diesmal versagt sie. ZEUS Geschöpfe haben keine wirklichen Mittel um uns gefährlich zu werden. Also bleibt nur die Vortäuschung echter Stärke um zu bestehen. Aber das funktioniert höchsten am Übungstisch in der Ausbildung, aber nicht mit echten Gegnern. An alle Schiffe diese Meldung < auf Kurs Erde gehen und Kampfbereitschaft herstellen. >“. Diese Meldung ging an alle Schiffe und wurde bestätigt. Die Kommandanten der Träger waren ihrem Admiral treu ergeben und niemand wagte es zu widersprechen. Wie befohlen setzten sie ihren Kurs und bereitetet sich für die kommende Schlacht vor. Alle Kampfflieger wurden in Position gebracht, Die Schotts verriegelt und Patroullien verstärkt. Prax wollte nicht aus Überheblichkeit nachlässig werden und über die eigene Selbstgefälligkeit stolpern. Er war sich sicher, so gegen allen Eventualitäten gefeit zu sein. Mit seinen Offizieren verbrachte er viel Zeit im Lagezentrum und spielte mit ihnen die wahrscheinlichsten Szenarien durch. Man sah im Atlas keinen echten Gegner, sosehr man auch spekulierte und durchspielte, es schien als wäre Prax Plan wasserdicht und idiotensicher. Sein Kollege Leonides ging ähnlich vor, nur mit dem Unterschied, dass er seinen Gegner nicht für einen Bluffer hielt, sondern ihm sehr wohl Respekt zollte. Es war Wotans Flotte und die würde weder verhandeln noch Gefangene machen. Immerhin waren es die gleichen Schiffe, die ihm damals den IV. Planeten entrissen hatten und auf deren Konto sehr viele Abschüsse gingen. Leonides wollte es diesmal besser machen und sich revanchieren. Seine Verluste waren ausgeglichen worden, aber die Routine fehlte ihnen jetzt. Junge Rekruten hatten die toten Veteranen ersetzet und fieberten ihrem ersten heißen Einsatz entgegen. Auf allen Decks herrsche nervöses Treiben. Die alten Hasen strahlten in diesem unruhigen Meer als ruhende Felsen heraus und milderten die Angst der Neuen. Doch auch die erfahrenen Heroen wussten wie brenzlig die Lage war. Zwar drang nur wenig von der Brücke bis zu ihnen durch, aber Gerüchteweise sickerte die eine oder andere Information durch. „Commander stimmt es dass die feindliche Flotte auf uns Kurs hält?“: fragte einer von den neuen Rekruten. Sein Name war Themitos von Aquilonien, ein junger Centurio, frisch aus der Ausbildung und Spross einer uralten und ehrbaren Sippe. Seine Urväter hatten alle mutig und tapfer im Dienst des Reichs gekämpft und Themitos wollte in ihre Fußstapfen treten. Doch die irdische Abstammung spielte an Bord eines Schlachtträgers und weit weg von der Erde keine Rolle mehr. Hier zählten andere Werte und vor allem Disziplin. Neugierige Frischlinge wie dieser Centurio hatte nicht zu interessieren wann es wo zum Kampf kommen würde. Sie hatten ohne Fragen zu stellen ihr Leben zu opfern. „Verbreiten Sie hier keine Gerüchte und unterlassen sie diese Aushorcherei. Das stört mich und wenn es noch einmal vorkommt, werde ich sie disziplinarisch bestrafen. Woher haben sie eigentlich diese Information?“: stauchte Ralton ihn zusammen. Der war Commander und sein Vorgesetzter. Ihm waren die Zusammenhänge viel besser vertraut und er durchschaute auch die Winkelzüge hinter den Kulissen etwas besser. Er hielt den Cention für einen dieser aufgeblasenen Fatzkes, die sich einbilden der tollsten Familie unter dem Sternenhimmel entsprungen zu sein. Die mochte er nicht und stutzte sie deshalb zurecht wo er nur konnte. „In der Legion sind alle gleich“: so lautete der Grundsatz und da konnte kommen wer will. Ob jetzt von und zu oder der Soundsovielte aus Egalwoher. „Also stimmt es, dass wir bald angegriffen werden...?“: sprach Themitos überzeugt weiter. Ralton trat näher an ihn und zischte markig. „Sie kommen wohl von weit her und verstehen meinen Dialekt nicht. Sie brauchen sich hier keine Gedanken machen oder Pläne schmieden. Das denken übernehme ich für sie und die Pläne macht der Admiral. So was wie sie kommt mir hier andauernd vor die Nase und wenn sie wieder gehen haben alle kapiert worum es geht. Sie krieg ich auch noch soweit. Jetzt melden sie sich mal schnell zum Reinigen der ... Unterkünfte und Latrinen beim Deckoffizier. Beim Scheißhausschrubben wird ihnen das unnötige Nachdenken schnell vergehen. Weg!“ Das war eine unerträgliche Demütigung für den jungen Mann, der sich zutiefst in seiner Ehre gekränkt fühlte. Aber er machte das einzig richtige und grüßte korrekt. Dann verschwand er um die Strafe abzuarbeiten. Aber jetzt wusste er erst recht, dass es kein Gerücht war und verbreitete es eifrig weiter. Ralton meldete die Geschichte nach oben weiter und lies es dann dabei bewenden. Er war nicht mehr so scharf wie früher, die lange Zeit bei Militär hatte ihn auch etwas abgeklärt und abgestumpft gegen solche Ausreißer. Früher hätte ein vorlauter Cention Blut und Tränen für so eine freche Antwort gelassen. Die lange Zeit des Wartens und der Untätigkeit hatte so manches Schwert ein wenig rosten lassen. Wotan dachte über seine Streitmacht ähnlich. Er wusste schon bald wer sein Gegner sein würde und war froh eine zweite Chance zu bekommen, um nun endgültig reinen Tisch zu machen. Das auch seine Berserker etwas aus der Übung waren störte ihn aber nicht. Das Töten lag jedem im Blut und die Routine würde sehr schnell von alleine wiederkommen.
[email protected] 86
Autor Stephan Schneider Beide Admiräle wussten sehr wohl dass es bald einen Waffengang geben würde und sahen es als persönliche Angelegenheit an. Eine Frage der Ehre und des Überlebens. Nur einer tappte immer noch im Dunkeln. Olmekis empfing zwar einiges an Signalen, doch nichts davon konnte er richtig erkennen. Keiner dieser Funksprüche war für ihn bestimmt, soviel wusste er. Die Codierung war eine andere als seine und nicht zu entschlüsseln. Aber sie war atlantanisch, soviel wusste er. Aus dem Abzug der feindlichen Flotte vom roten Planeten wurde er nicht schlau. Er lies diese Nachricht mehrmals überprüfen und jedes Mal kam er zum gleichen Ergebnis. Wotan marschierte auf die Erde bzw. die I. Flotte zu. Olmekis stand noch nah genug, um sich an diesem Gefecht zu beteiligen und wusste nicht so recht was er tun sollte. Eventuell war es eine Falle, vielleicht auch ein glücklicher Zufall. Wenn da nicht die Tatsache stünde, dass kein Befehl dazu eintraf. Warum um Himmelswillen meldete sich das Hauptquartier nicht. Die müssen doch selbst sehen, dass hier gehandelt werden muss. Olmekis war ein braver Soldat und linientreuer Offizier. Ehrgeizig doch kein bisschen hinterlistig, ohne Befehl zu handeln war ihm deshalb unangenehm. Aber wie er es auch drehte und wendete, es war eine gute Gelegenheit und ein Sieg greifbar nahe. Er musste nur sofort den Befehl geben und losschlagen, dann würde man sich hinter Wotan aufbauen und dessen Flotte zwischen sich und der I. Flotte zermalmen. Olmekis besprach sich kurz mit seinen Beratern und lies es darauf ankommen. Dann brachte er seine Flotte auf Kurs. Mit Höchstgeschwindigkeit eilte man nun dem Feind entgegen und machte sich bereit ein schweres Gefecht auszutragen. Thor entdeckte diesen Aufmarsch als erster und setzte nun ebenfalls alles daran seine Schiffe in das bevorstehende Gefecht zu bringen. Leider waren seine Schiffe noch immer dabei sich zu sammeln und das in einer etwas entfernteren Region. Sein Auftrag war ja die Verteidigung des IV. Planeten und der lag in einer anderen Richtung. Sofort meldete er sich bei Wotan, um diesen über die neue Lage zu informieren, doch dieser schien seine Nachricht nicht zu empfangen und so kam keine Antwort zurück. Thor beschlich jetzt langsam die schiere Ratlosigkeit, vor seinen Augen vollzog sich ein Drama von größter Tragweite und er konnte schlachtentscheidend eingreifen. Seine Flotte konnte den entscheidenden Zug machen und damit einen sehr alten Konflikt entscheiden. Er rechnete hin und her, um sich gleich mehrere Vorteile zu sichern.1. erst dann eingreifen wenn Wotan schon ziemlich geschwächt war und so den Rivalen elegant loszuwerden. Aber 2. nicht zu spät erscheinen und die Schlacht dann nicht mehr siegreich entscheiden zu können. Alles in allem ein reines Glücksspiel und ein sehr riskantes noch dazu. Wenn es den atlantanischen Schiffen gelingen sollte Wotan mit wenig Mühe zu besiegen, dann wäre auch Thors Schicksal schnell besiegelt. Mit zwei Flotten konnte er es nicht aufnehmen und das würde automatisch einen schnellen Rückzug erfordern, der vielleicht gar nicht mehr möglich war. Noch während er so überlegte meldete sich Wotan bei ihm und forderte unverzüglich Unterstützung an:„ Thor, ich habe die 2. Flotte ebenfalls entdeckt und verlange, dass du sofort in Stellung gehst und angreifst. Ich übernehme die ankommende Flotte und wehre so den Angriff auf den IV. Planeten ab“. Thor lehnte dies nicht ab, aber machte Wotan wenig Hoffnung auf baldige Hilfe:„ Mein Herr und Gebieter ich muss leider noch um etwas Geduld bitten, meine Schiffe sind noch nicht vollzählig und sammeln sich noch immer. Wie ihr es befohlen habt, um einen weiteren Nachschubkonvoi durch den Asteroidengürtel zu geleiten. Es war euer Wunsch, dass wie so handeln sollen“. „Das ist alles überholt, DU IDIOT. Sieh zu dass dein Haufen von Nichtskönnern und Versagern sofort in Marsch gesetzt wird. Ich brauche jetzt jedes Schiff für die entscheidende Schlacht. Wenn ihr zu spät kommt seit ihr des Todes!: brüllte Wotan seine letzte Meldung und dann beendete er die Verbindung. Thor dachte sich nur:„ Oh nein Wotan, DU bist des Todes!“. Dann lachte er und rieb sich die Hände, sein schärfster Konkurrent und Widersacher beim Ringen um die absolute Macht, lieferte sich selbst ans Messer und verlangte ausgerechnet von ihm Hilfe. Ironie des Schicksals aber auch. Thor gab selbstverständlich sofort den Befehl an alle Schiffe sich an einem neuen Punkt zu sammeln und den Geleitschutz nicht zu übernehmen. Auch die Schiffe, die immer noch im Trüben fischten und feindliche Schiffe aufstöbern sollten, bekamen neue Order und Koordinaten. Auch sie setzten neuen Kurs und machten sich bereit zum Kampf. Thor hatte alles grob ausgerechnet und wusste wer bald des Todes sein würde. Wotan würde Stunden vor ihm in eine tödliche Umarmung geraten und jede Hilfe käme zu spät. Doch kaum hatte er sich in Gedanken schon die Feier anlässlich seiner Machtübernahme ausgemalt, da musste er erkennen, dass Wotans Flotte schon gewendet hatte und in Richtung der 2. Flotte drehte. Damit würden Thors und Wotans Flotte nun gemeinsam gegen einen Gegner kämpfen und sich dabei auch noch vereinen. Um noch etwas zu ändern war es nun zu spät. Sonst wäre es zu offensichtlich gewesen, dass hier Verrat im Spiel war. Wotan war doch nicht so dumm und plump wie Thor angenommen hatte und war seinem Verhängnis damit entgegangen. Für Olmekis zeichnete sich das Unheil noch nicht so deutlich ab, da er nichts über den Standort und die Flugrichtung von Thors Schiffen wusste. Sie lagen verdeckt hinter Staubwolken und den Asteroiden. Er sah nur, dass sich Wotans Flotte von Leonides abwandte und direkten Kurs auf ihn nahm. Doch das brachte diesen mutigen Admiral nicht aus dem Konzept. Er hielt ebenfalls seinen Kurs und suchte geradezu den Kampf. Seine Offiziere errechneten das Zusammentreffen und kalkulierten eine zeitliche Verzögerung von mehr als 1Tag. So lange würde es dauern bis sich alle drei Flotten treffen würden.
[email protected] 87
Autor Stephan Schneider Vorher musste man sich also 24 Stunden alleine zur Wehr setzen. Das war im Krieg eine kleine Ewigkeit, besonders im Trägerkampf waren Stunden manchmal schon zu lange. Also verlangsamte man die Fluggeschwindigkeit um Zeit zu gewinnen, nicht ahnend, dass der Rückweg ebenfalls bald versperrt sein würde. Auf der Erde liefen solche Meldungen immer mit einer merklichen Zeitverzögerung oder gar nicht ein. Schließlich war man nicht mehr im Mittelpunkt der Nachrichtenverbindungen und musste auf die Meldungen der Flotte verzichten. Die Kanzlerin lag in ihrem Bett und fand keinen Schlaf. Immerzu drehten sich ihre Gedanken um das Schicksal ihres Volkes und die Revolte in den Streitkräften. Da es keinen Sinn hatte so weiter zu machen, ging sie leicht bekleidet auf eine der Plattformen, um sich vom Meer beruhigen zu lassen. Die Wellen hatten so eine einschläfernde Wirkung und Gaia war ja ein Krebs. Dieses Wasserzeichen fühlte sich besonders zum Ozean hingezogen und so wunderte es wenig dass die Kanzlerin bevorzugt dieses Medium aufsuchte, wenn sie sich keinen Rat mehr wusste. Es war eine warme Nacht und die Sterne funkelten hell am Firmament. Es wehte kaum ein Lüftchen und Gaia sank müde auf eine der Liegen, um dort zu ruhen. Schon nach wenigen Minuten war sie endlich eingeschlummert und erlebte einen faszinierenden Traum. Hera besuchte sie und wies sie an, mit ihr eine kleine Reise durch die kommende Zeit zu machen. „Fürchtet euch nicht Gaia, ich bin der Geist von Hera. Ich habe meine körperliche Hülle abgestreift und bin nun den Sternen so nah wie zuvor. Ich bin gekommen, euch zu zeigen wie die Zukunft wird, wenn ihr nicht eingreift“. „Was meint Ihr damit ehrwürdige Hera. Ich verstehe nicht, kommt ihr um mich zu warnen und vorzubereiten!“ „Ja Gaia, es ist eine Warnung vor Arius und dem was aus ihm werden wird. Ich flehe euch an stoppt ihn solange es noch nicht zu spät ist. Er wird sonst alles verderben und ins Unglück stürzen“. „Wie, frage ich euch?“ „Nun die Zukunft ist verschwommen wie ein See, in den man einen Stein wirft. Unklar und ständig in Bewegung. Nie kann man sicher sagen was genau passieren wird“. „Wie könnt ihr euch dann so sicher sein, dass Arius einmal für so schreckliche Dinge verantwortlich sein wird?“ „Weil er es nicht schaffen wird, wenn ihr ihn aufhaltet oder jemand anderes das macht. Ich komme aus guten Grund zu euch; weil ihr die höchste Instanz seit die es gibt. Arius hat schon schwere Schuld auf sich geladen und damit habt ihr einen Grund ihn auszuschalten. Hört ihr! Er darf nicht am Leben bleiben!“ „Ihr verlangt also seinen Tod unter allen Umständen. Nun gut ich werde mich informieren und dann entscheiden. Wenn es so ist wie ihr sagt, dann soll es so sein“. „Entscheidet weise Kanzlerin und bedenkt wie schnell sich ein kleines Feuer zum Steppenbrand entwickeln kann. Im Augenblick mag Prax das größere von beiden Übeln sein, doch Arius wird ihn noch um Längen übertreffen, wenn er erst einmal in Fahrt gekommen ist. Wie Fels der den Berg hinabstürzt so wächst und potenziert sich auch seine Zerstörungskraft mit jedem Atemzug“. „Mag sein, ich werde euren Rat beherzigen und alles in meiner Macht stehende Tun, um Unheil von unserem Volk abzuwehren!“: versprach Gaia und Hera segnete sie im Namen der Sterne. Dann endete die Vision und die Kanzlerin schlief friedlich weiter. Erst am Morgen erwachte sie, als der Wind durch ihr Haar wehte und die Sonne von Osten ihren Lauf begann. Sie streckte sich erst mal und rieb sich die Augen. Ihre Abwesenheit war natürlich bemerkt worden und mehrere Wachen standen in gebührendem Abstand, um sie herum auf der Plattform. In ihrem Amulett, welches sie am Hals trug, war ein kleiner Sender eingebaut, der ihre Position verriet und deshalb musste man auch nicht lange nach ihr suchen. Sie rief eine der Wachen zu sich und meldete, dass sie nun aufstehen möchte und man dies ihren persönlichen Dienern mitteilen solle. Natürlich wurde dies schnellstens erledigt und so war alles vorbereit, die Kanzlerin wie gewohnt in den Tag zu begleiten. Zuerst wurde sie gebadet und hergerichtet, dann folgte das Frühstück. Diesmal allerdings zusammen mit dem Admiral und den übrigen Senatoren. Alle hatten denselben Traum erlebt wie sie und dieser war denn auch Gesprächsthema Nr. 1. am Tisch. „Kanzlerin, wie gedenkt ihr in dieser Sache zu entscheiden. Hera war eine kluge Frau mit viel Weitsicht und wenn sie uns allen so eine Warnung mitgibt, dann hat das bestimmt seinen Grund!“: sprach Typhone und alle nickten. Nur Canopus konnte mit dieser Vision nichts anfangen und spottete drauf los:„ Also Heras Weitsicht in Ehren und ihr Andenken ebenso, aber sie hat uns weder vor den Angriffen unserer Feinde, noch vor den Rebellen und auch nicht vor ihrem Tod gewarnt. Jemand der so oft daneben liegt kann nicht im Nachhinein Ratschläge erteilen. Außerdem hat Hera soweit ich weiß immer vor ZEUS und seinen neuen Schöpfungen gewarnt und das sind jetzt unsere einzigen Trümpfe. Tut mir leid, aber ich stelle mich vor Arius und fordere die anderen auf, ebenso zu handeln“.
[email protected] 88
Autor Stephan Schneider Natürlich musste auch Tanruk dazu etwas sagen und da er bisher den intensivsten Kontakt mit Arius hatte:„ Ich kann dazu nur sagen, dass Arius das PotenTial hat, mit dem man enormen Ärger verursachen kann. Das war ja auch der Grundgedanke als ZEUS ihn kreiert hat. Warum fragen wir ihn nicht was er davon hält?“ Kaum hatte Tanruk diesen Gedanken ausgesprochen, da meldete sich der Zentralrechner auch schon zu Wort:„ Danke für die Aufforderung etwas zu sagen Admiral. Ich will gleich auf den Punkt kommen. Die Hohepriesterin und ich hatten nie ein gutes Verhältnis zueinander und Arius wurde von ihr höchstpersönlich zu etwas verführt, was bei den Herkuleseinheiten noch heute für Probleme sorgt. Ich weiß mittlerweile was an Bord des Atlas geschehen ist und kann das ganze nur als selbstverschuldeten Unfall ansehen. Es war doch von vornherein klar, dass Arius kein gewöhnlicher Soldat ist und deshalb nie und nimmer so behandelt werden sollte. Die Behandlung durch den Gardeführer und dessen Centurionen war für ihn eine unerträgliche Demütigung und deshalb hat er dies als feindseligen Akt interpretiert. Arius wird jeden vernichten, der sich ihm in den Weg stellt und versucht ihn zu bekämpfen. Das war von Anfang an so vorgesehen und ist auch eine essentielle Eigenschaft um im Kampf zu bestehen. Mein Vorschlag ist daher, ihn artgerecht einzusetzen und keine weiteren Konflikte aufzubauen. Dann wird er sich als absolut einsatzfähig erweisen!“ „Was ZEUS da sagt stimmt und ich bin der selben Ansicht“: sagte Canopus und Tanruk nickte in seine Richtung. Der Admiral stand auf und ergänzte ZEUS Ausführungen noch durch einige Ergänzungen:„ Nun es stimmt was er sagt. Hera hatte gefordert, dass Arius ganz unten anfangen soll, damit er nicht auf eine, sagen wir, schiefe Bahn zu kommen. Dabei war genau dies der Grund weshalb er dann zur Plage wurde. Ich weiß nicht wie es genau abgelaufen ist, aber ich kann mir vorstellen, dass man ihn in der Garde als Neuen ziemlich grob behandelt hat. Arius ist in dieser Hinsicht unkurierbar und wird immer eine Gefahr bleiben, aber nur für diejenigen, die ihn bekämpfen wollen. Jemand der ihm nichts zuleide tut und nichts schlechtes im Schilde führt, wird nichts zu befürchten haben. Arius wird nur durch Hass erst zur Gefahr, im Kreis von Menschen, die ihn lieben wird er nie und nimmer etwas schlimmes anrichten. Das kann man ihm aber nicht vorwerfen, sondern man muss sich daran halten! Eine Bestrafung würde unser Problem mit ihm womöglich noch vergrößern, anstatt es zu lösen. Ich sage, dass es das klügste wäre ihn einfach in den Einsatz zu schicken und gemäß seinen Fähigkeiten einzusetzen. Dann wird er uns helfen und falls es sein Schicksal ist im Kampf zu sterben, dann ist es eben so. Sollte er aber siegreich sein, so dürfen wir ihm nicht die Ehrungen und Privilegien vorenthalten, die ihm zustehen. Jedes Unrecht an ihm wird sich hundertfach gegen uns selbst richten und am Ende alles verderben, was wir erreicht haben. Heras Visionen in Ehren und kein schlechtes Wort über eine Tote, aber in diesem Fall kann ich mit ruhigem Gewissen davon abraten ihre Forderung zu erfüllen!“ Dies waren nun die theoretischen Überlegungen, die Praxis hatte sie aber schon längst überholt. An Bord des Atlas war man schon bei den Vorbereitungen für die kommende Schlacht. Uriel sammelte seine Brüder und die Priesterinnen um sich herum und fokussierte all seine Kraft auf den reibungslosen Start des Reaktors. Die Anspannung zeichnete sich in seinem Gesicht ab, aber die Priesterinnen standen ihm bei und so legte er schließlich den entscheidenden Starthebel um. Die Kontrolllampen vor ihm zeigten die Werte an, die er fühlen konnte. Zuerst lief die Fusion nur mit halber Kraft, doch die Priesterinnen spürten welche Energie dabei freigesetzt wurde. Myriaden von Teilchen mit geringster Masse durchdrangen alles und jeden und veränderten dabei alles und jeden. Die Menge an Materie, die hier in eine andere Daseinsform verwandelt, besser gesagt entfaltet wurde, war so groß, dass alle Helden und Priester es spüren konnten. Arius war sogar versucht sich etwas von dieser neuen Energie einzuverleiben, aber er überlud sich schnell und fing an zu brennen. Doch dieses Feuer verbrannte ihn nicht und kein Leid wurde ihm zugefügt. Nur das automatische Feuerlöschsystem schlug wieder Alarm und musste von Uriel mental abgeschaltet werden. Während die normalen Techniker starr vor Angst zitterten, standen die Auserwählten völlig ruhig vor ihnen und begannen mit den Augen zu leuchten. Es war ein bizarres bläuliches Licht, das wie kleine Scheinwerfer aus ihren Augen strahlte und zusehends heller wurde. Schließlich richteten sich alle so aus, dass sie gleichmäßig verteilt im Kreis standen und in den Mittelpunkt blickten. Das Licht wurde zu einer schwebenden Fackeln und in der Flamme schien sich ein Wesen zu befinden, aber genau erkennen konnte man es nicht. Es schien zu sprechen, doch die Sprache war unverständlich, aber den Sinn glaubten sie zu erahnen. Alle rückten zusammen und bildeten einen noch kleineren Kreis, Blitze zuckten zwischen ihnen auf und bald war man völlig geblendet vom Licht. Sämtliche Alarmtöne schrillten durch die Gänge und Räume des Schiffs und auf der Brücke war der Teufel los. Waloritas konnte auf seinen Überwachungsmonitoren nur noch bläuliches Licht erkennen, aber was genau los war wusste er gar nicht. Die Temperaturwerte waren völlig absurd und schwankten zwischen dem absoluten Nullpunkt und dem oberen Ende der Skala hin und her. Aber nirgends wurde eine echte Störung registriert oder ein Schaden erkannt. Alles lief fehlerfrei und der Atlas setzte sich in Bewegung.
[email protected] 89
Autor Stephan Schneider „Verdammt was ist los. MASCHINENRAUM ich verlange sofort eine anständige Meldung! Deckoffiziere sofort melden sie sich und erstatten Bericht. Ich will wissen was da unten los ist!“. Ein Dröhnen und Vibrieren ging in diesem Moment durch das ganze Schiff und übertönte Waloritas Stimme mit seinen mächtigen Bässen. Die Embleme an den Wänden und alles was nicht fest verankert war vibrierte im Takt mit und einiges ging auch zu Bruch. Doch es kam zu keinen ernsthaften Beschädigungen und als es langsam nachließ kam auch Waloritas wieder zur Ruhe. Er war verwirrt aber behielt die Kontrolle und sprach:„ Gut denn, wenn alles funktioniert, dann schalten sie bitte diesen infernalischen Krach ab und gehen sie auf Abfangkurs zur II. Flotte. Dann hätte ich gerne eine Meldung aus dem Reaktorkontrollzentrum. Was geht da eigentlich vor?“: wies er seine Brückencrew an. Kaum hatte man seine Befehle ausgeführt hörte er eine fremde Stimme aus dem Lautsprecher:„ Der Reaktor läuft nun und bringt volle Leistung. Wir werden in Kürze einen Angriff starten und die Rebellion damit beenden!“ „Wer sind Sie?“ „Wir sind die Stimme der Helden und Priesterinnen. Unsere Gedanken sind nun eins und werden es immer sein. Keine Zeit für Erklärungen Captain. Es ist nun an uns das Werk zu beginnen“. Der Captain hatte in den letzten Stunden soviel wunderliches erlebt, dass er auch das hier anstandslos glaubte. Die ganze Sache wuchs ihm eh über den Kopf und langsam wurde ihm die Sache hier unheimlich. Als dann auf einmal die Meldung kam, dass die Steuerung des Schiffs nicht mehr funktionierte, hatte ihn die Wirklichkeit entgültig eingeholt. Die Erklärung der Stimme, es würden nun alle relevanten Funktionen durch sie kontrolliert, verwunderte ihn da nicht mehr besonders. Er dachte kurz daran einen bewaffneten Trupp in das Reaktorkontrollzentrum zu schicken, um die Befehlsgewalt wieder zu erlangen. Aber augenblicklich erkannten dies die Helden und kappten seine Kommunikationsleitungen zu den anderen Stationen. Waloritas erhielt keine Antwort und keine der automatischen Türen öffnete sich mehr. Er war ein Gefangener auf seinem eigenen Schiff geworden. „Das könnt ihr doch nicht machen! Das ist ja Meuterei. Das ist mein Schiff und nicht eures. Ihr seit nicht besser als Prax und man wird euch dafür bestrafen!“: tobte er vor sich hin. Eine Antwort bekam er allerdings nicht und so blieb ihm nichts weiter übrig, als sich resignierend in seinen Sessel zu werfen und an nichts zu denken. Er wusste ja wie man ihn ständig durchleuchtete und jeder Plan verriet sich dadurch schon von selbst. Jeder an Bord war auf diese Weise paralysiert und selbst der kleinste Widerstand völlig sinnlos. Alle Schotts waren geschlossen und nur die Lebenserhaltung lief noch. Da sich aber schon Panik breit machte, eine feindliche Macht hätte das Schiff übernommen, hallte schon bald eine beruhigende Stimme durch alle Nischen, Räume und Gänge des Schiffs. Die Stimme war weder männlich noch weiblich, sie hatte ein ehrwürdiges Echo und schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen. „Fürchtet euch nicht. Ihr habt keinen Grund ängstlich zu sein. Wir haben lediglich zu eurer eigenen Sicherheit die Kontrolle über alle relevanten Bereiche des Schiffs übernommen und werden jeden Schaden von euch fernhalten. Seit also ohne Sorge. Wir überwachen auch eure Gedanken und damit ist jede Art von Widerstand völlig zwecklos, ihr schadet euch nur selbst damit. Jeder der sich durch seine Gedanken bereiterklärt mit uns zusammenzuarbeiten, wird sich frei bewegen dürfen. Alle anderen bleiben Gefangene zum Schutz der Gemeinschaft. Wir werden bald einen Generalangriff auf die Rebellenflotte starten und das ohne Risiko für euch und das Schiff. Danach werden wir uns in Richtung der titanianischen Flotten wenden und diese vernichten“. Der Captain schluckte das wütend runter. Er regte sich auf und machte sich die schlimmsten Vorwürfe, dass ausgerechnet er diese ganze Entwicklung auch noch forciert hatte. Sauhlt hatte völlig recht gehabt mit seiner Forderung nach Bestrafung und Sühne. Jetzt war es aber zu spät und das ganze nicht mehr zu stoppen. Den ankommenden Funkspruch des Senats konnte er nur noch empfangen, eine Antwort durfte er nicht mehr absenden. Das übernahmen die neuen Herren an Bord. Ihm wurde zusehends mulmiger in seiner Haut. Was würde passieren wenn diese neuen Herren beschließen würden, jeden Gegner auszuschalten oder zu züchtigen. Zu welchen Grausamkeiten dieser Arius fähig war wusste er ja schon und da konnte er sich ausmalen wie es ihm ergehen würde. „Hier spricht die Kanzlerin des Senats. Wir haben festgestellt, dass sie sich in Marsch gesetzt haben und die Flotte des Rebellenführers Prax abfangen wollen. Wie ist ihre momentane Lage und was ist mit Arius geschehen?“: ging der Funkspruch ein. „Hier spricht das Kollektiv des Neuen Denkens. Wir haben die Kontrolle über den Atlas übernommen und werden die Rebellenflotte abfangen. Arius befindet sich in unserer Mitte und nimmt seinen Platz ein. Alles läuft planmäßig und problemlos“. „Was soll das heißen? Die Kontrolle übernommen, was ist mit Captain Waloritas?“ „Es geht ihm gut. Wir haben alles unter unsere Kontrolle gebracht, um effektiver arbeiten zu können und die Fehlerquellen minimiert. Seien sie unbesorgt Kanzlerin, es steht gut um unsere Sache“. Die Kanzlerin schaltete die Verbindung ab und wandte sich besorgt zu ihren Senatoren. „Jetzt haben wir ein Problem. Die Truppen, die wir ausgesandt haben um eine Rebellion zu stoppen, haben sich verselbstständigt und wir können ihnen nichts mehr befehlen“.
[email protected] 90
Autor Stephan Schneider „Kanzlerin ich denke dass dies unvermeidlich war und wir damit leben müssen. Ich habe selbst erlebt wozu die Strategen fähig sind und jede Einmischung von Außen würde den Erfolg nur in Frage stellen. Wir müssen es akzeptieren, denn ändern können wir es nun nicht mehr“: warf der Admiral ein. ZEUS meldete sich ebenfalls zu Wort und erklärte:„ Ich bedaure diese Entwicklung, aber es ist mir nicht möglich nachzuvollziehen was da genau passiert ist. Es liegt außerhalb meiner Wahrscheinlichkeitsberechnungen und damit ist es unerforschbar für mich. Womöglich haben sich die beiden Extreme nun vereint und eine dritte Art des Bewusstseins hervorgebracht. Ich halte es ebenfalls für sinnvoll, dass wir hier nicht eingreifen sollten“. Die Senatoren blickten düster drein und jeder von Ihnen dachte in diesem Moment das Gleiche. Sie konnten bei dieser Sache nur noch verlieren. Eine von den drei Parteien würde siegen und egal welche das wäre, die Macht des Senats wäre danach gebrochen. Apathisch saßen sie alle auf ihren Plätzen und Gaia versuchte etwas zu sagen. Doch ihre Stimme brach und so schwieg sie lieber. Nur der Admiral konnte noch normal weiterarbeiten und denken. Die Senatoren waren der Verzweiflung nahe und starrten nur noch in die Gegend. Sie fühlten dass sich von nun an alles ändern würde und das machte ihnen Angst. Der Admiral wollte ihnen Hoffung machen, doch lies er es sein, da er keinen Sinn darin mehr sah. Er verlies schleunigst diesen Haufen ohne Hoffnung und Perspektive, um wenigstens nicht den informationellen Anschluss zu verlieren. Die Kanzlerin bat ihn zu warten und mitzunehmen. „Admiral Tanruk bitte verlasst mich nicht. Ich habe nur noch euch. Wohin geht ihr?“ „In meinen Bereich, um von dort aus alles zu verfolgen. Eingreifen können wir nicht mehr, aber beobachten will ich es“. „Bitte nehmt mich mit euch“. „Natürlich dürft ihr mich begleiten. Ich stehe immer noch in euren Diensten und werde meine Pflicht treu erfüllen“. „Danke Admiral, wenigstens ihr seit mir ein fester Fels in der Brandung geblieben. Seht nur wie ängstlich alle sind. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal soweit kommen würde!“ „Sie alle haben eben nie gelernt unter Druck zu arbeiten und jetzt, da von allen Seiten die Verlustmeldungen eintreffen, sind sie nicht mehr Herr der Lage. Sie könnten eh nichts mehr an ihrer Situation verändern und müssen auf den Segen der Sterne hoffen!“ „Die haben jetzt scheinbar neue Günstlinge auserwählt und uns vergessen!“ „Urteilt nicht voreilig Kanzlerin. Die Sache ist schließlich noch nicht zu ende und wer weiß was alles noch passieren wird“. Die beiden verließen also den großen Saal des Senats und begaben sich zur Abteilung des Admirals wo alle Meldungen eingingen. Auf den Fluren war es nun deutlich ruhiger und nur ganz wenige kamen ihnen entgegen. „Es ist so leblos hier wie noch nie zuvor. Alles wirkt irgendwie ausgestorben“: sinnierte die Kanzlerin leise und ihr Ratgeber ergänzte:„ Ja leblos und leer. Ich habe die meisten fortgeschickt, zum Atlas und in alle Himmelsrichtungen. Damit die Regenten wenigstens unter unserer Kontrolle bleiben“. Sie betraten dann die Abteilung und sogleich stürzten sich die verbliebenen Mitarbeiter des Admirals auf ihn und bombardierten ihn mit den neusten Nachrichten. Tanruk lies sich alles vorlegen und ging mit der Kanzlerin in seinen Raum. Dort warf er eine Simulation der Lage auf seine Projektionsfläche und verfolgte die weitere Entwicklung. Der Atlas hatte seinen Antrieb gestartet und flog nun mit veränderter Bahn auf die Flotte von Prax zu. Diese war noch immer auf unverändertem Kurs und machte auch keine Anstalten auszuweichen oder umzukehren. Die Computer berechneten die wahrscheinlichste Entwicklung und einige Varianten. Dazu gehörten Angriffe mit Kampffliegern, Beschuss mit den Hochgeschwindigkeitsgeschossen und Ausweichmanöver. „Was würdet ihr tun Admiral Tanruk? Wie würdet ihr handeln wenn ihr das Kommando hättet?“ „Ich würde bluffen und auf Zeit spielen. Die Kampfkraft des Atlas kommt nicht zur Geltung, wegen der zu großen Entfernung. Bei den Kampffliegern sind sie 1/ 172 unterlegen und was die Manövrierbarkeit angeht, so kann man ebenfalls von einer hoffungslosen Ausgangslage sprechen“. „Seit ihr wirklich der Meinung, dass wir keine Chance haben und Prax bald hier sein wird“. „Ja. Es sei denn diese neue Form des Denkens kann wahre Wunder vollbringen und die Naturgesetze außer Kraft setzen. Ich weiß nicht wie diese Begegnung ausgehen wird, weil ich zuwenig über die tatsächlichen Möglichkeiten der Beteiligten weiß. Mag sein das auch Prax noch ein paar Trümpfe hat, die wir gar nicht kennen“. „Was würdet ihr an seiner Stelle tun?“ „Ausweichen und den Kampf mit der einzigen Bedrohung vermeiden. Prax ist mobiler und agiler mit seiner Flotte. Er braucht sich nicht unter Druck setzen lassen und kann nach einem Ausweichmanöver seelenruhig auf direkten Erdkurs gehen. Der Atlas kann erst wieder bei der nächsten Umrundung eingreifen und das wäre viel zu spät“. „Dann haben wir ja allen Grund zur Sorge. Was sollen wir tun wenn er es schafft bis zu uns durchzudringen?“
[email protected] 91
Autor Stephan Schneider „Beten und kämpfen. Ich würde den Notfall ausrufen und alle Regenten an die Kandare nehmen. Leicht wird es dieser Verräter jedenfalls nicht haben. Hoffen wir nur, dass die Titanianer uns nicht auch noch behelligen“. Und so verfolgten beide wie es weiterging, während die Senatoren in Agonie verweilten. Nur Helios konnte sich noch aufraffen und suchte Ablenkung bei Apollo, dem Regenten seines Zeichens. Er flog zu ihm auf die Vulkaninsel, um dort abzuwarten wie sich alles weitere entwickeln würde. Die ganze Zeit dachte er darüber nach, wie er diese schicksalhafte Wendung überleben konnte. Würde man in Zukunft noch den Regenten huldigen, oder sonst jemanden. Bei Apollo jedenfalls fühlte er sich sicher und hier wollte er abwarten. Abwarten wollte woanders niemand mehr. Arius und Deoklites machten sich ungestüm daran ihren Plan in die Tat umzusetzen. Michael wurde nur der Form halber in Kenntnis gesetzt, eine Weigerung hielten beide nicht für wahrscheinlich, da sie es mit wenig Aufwand schaffen konnten einen triumphalen Sieg einzufahren. Ihr Plan war so einfach wie erfolgversprechend. Arius würde zusammen mit Deoklites je eine Jagdmaschine besteigen und alle übrigen Abfangjäger mit der Kraft ihrer Gedanken steuern. Die Gedanken der gegnerischen Piloten würden sie schon im Voraus erahnen und die entsprechenden Flugbewegungen errechnen. Dann wollten sie mit den unbemannten Schiffen die Träger rammen. Vornehmlich an deren empfindlichsten Stellen. Den Triebwerken und in die Landehangars hinein. Sie suggerierten alles in Bildern zu den anderen und warteten ab was die davon hielten. Zu ihrer Überraschung gelang es den Strategen jedoch einen noch viel einfacheren und sinnvolleren Plan zu kreieren. Uriel sollte ganz alleine in einem einzelnen Jäger dem Feind entgegenfliegen und per Gedankenkraft alle Schiffe durch technische Defekte neutralisieren. Jedoch nur so stark, dass diese nicht mehr weiterfliegen konnten, aber auch wieder leicht zu reparieren wären. Im Kampf gegen die Titanianer brauchte man schließlich alle kampffähigen Einheiten und konnte es sich gar nicht erlauben unnötige Verluste zu verursachen. Deoklites stimmte sofort zu und auch Arius musste diesem Plan Respekt zollen. Schließlich vereinfachte dieses Vorgehen die ganze Sache ungemein und so wurde es dann auch gemacht. Uriel wusste worauf es ankam. Er hatte die Pläne der Rebellenflotte gut studiert und sich einige verwundbare Stellen ausgesucht. Sobald er in Sichtweite zu den Schiffen war, würde er die Kraft seiner Gedanken anwenden und alles lahm legen. Allerdings wollte er nicht selbst fliegen, um nicht abgelenkt zu sein und so begleitete Arius ihn. Deoklites flog als Eskorte mit und zusammen näherten sie sich der Flotte von Prax. Alle anderen versuchten sie dabei zu unterstützen und Schaden von ihnen fern zu halten. Auf dem Radarschirm konnte man ebenfalls alles genau verfolgen. Selbst Waloritas wurde mit diesen Informationen versorgt und auch auf der Erde starrte man auf die Position der beiden Jäger. Für alle Nichteingeweihten war es scheinbar ein Erkundungsflug, ohne besondere Anzeichen von Gefahr. Prax registrierte wohl das sich dort etwas näherte, aber das Ausmaß der Bedrohung konnte er nicht erkennen. Er lies lediglich 6 pattroulierende Abfangjäger auf Kurs gehen, um den beiden Eindringlingen den Weg zu versperren. „Wozu die jetzt mit zwei Aufklärern ankommen kann ich nicht nachvollziehen. Lassen sie die Alarmrotten auf Abfangkurs gehen und sie verscheuen. Wenn das nicht geht, Abschießen ohne viel Federlesen“: befahl er gelangweilt. Doch kaum waren die 6 Maschinen in Reichweite von Uriels Einfühlungsvermögen, versagten ihre elektronischen Systeme und der Antrieb. Uriel brauchte etwas Zeit zur Analyse, um die automatische Steuerung der lahmgelegten Maschinen zu übernehmen. Diesen befahl er zu wenden und sich jeweils links und rechts aufzureihen. Die Piloten klopften und schlugen verzweifelt auf ihre Kontrollpults und schrieen in die Sprechanlagen, doch nichts funktionierte. Sie saßen ohne jegliche Kontrollmöglichkeit in ihren Sitzen und konnten nur hoffen und beten. Der Radaroffizier auf der Brücke meldete dies seinem Admiral und Prax glaubte sich verhört zu haben. „Wie war das eben? Die fliegen jetzt gemeinsam weiter. Das glaube ich nicht. Wie ist das nur möglich? Verbinden sie mich mit dem kommandierenden Offizier der Rotte! Das kann doch nicht wahr sein... Verrat ... Sabotage“: fluchte er vor sich hin. Seine Langweile war jedenfalls weg und sein Kopf lief rot an vor Aufregung. „Keine Meldung Admiral. Sie antworten nicht“. „Sofort sämtliche Abfangjäger starten und alle Waffen ausrichten. Feuern wenn bereit!“ „Auch auf unsere Einheiten?“ „Ja verdammt! Feuern sie auf alles was da ankommt ohne Ausnahme. NA los jetzt etwas schneller wenn ich bitten darf!“: schrie Prax den Mann zusammen. Kurz darauf ging auf allen Trägern die Lichter aus und sämtliche Antriebe versagten ihren Dienst. Die Jagdmaschinen in den Hangars blieben ebenso liegen wie die Träger auf denen sie sich befanden. Prax hatte noch einen einzigen Befehl geben können und das war’s dann. Wie vom Donner gerührt wankte er durch seine Kommandozentrale. Nichts ging mehr, kein Monitor flackerte, kein Kontrollpult nahm Befehle entgegen und nur das schwache Licht der Sterne erhellte die Brücke ein bisschen.
[email protected] 92
Autor Stephan Schneider Er hörte noch wie die Brückenmannschaft versuchte einen Schadensbericht zustande zu bringen, aber auch das klappte nicht. Keine Tür öffnete sich mehr, alles war tot. Prax war wie gelähmt und sah seinen Leuten hilflos zu wie die versuchten die Lage in den Griff zu bekommen. Dann jedoch merkte er auf. Direkt vor seinem Aussichtsfenster auf der Brücke stand einer der Abfangjäger und er konnte sogar erkennen wie der Pilot aussah. Es war Arius und dahinter saß Uriel. Keinen von beiden kannte er, doch anhand der ungewöhnlichen Ereignisse konnte er sich denken wen er da vor sich hatte. Das waren also ZEUS neue Soldaten, diejenigen die er bekämpfen wollte. Im selben Augenblick, als er dies erkannt hatte, ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher. Ein Funkspruch kam herein und meldete folgendes:„ Admiral Prax, wie sie bemerkt haben, ist ihre Flotte nicht mehr aktionsfähig. Sie werden jetzt bedingungslos kapitulieren und auf weitere Befehle von uns warten. Ihre Rebellion ist hiermit beendet, ihr Schicksal ist besiegelt“. Die Nachricht über den erfolgreichen Einsatz wurde abgesetzt und erreichte die atlantanischen Einheiten. An Bord des Atlas waren alle erleichtert, dass es so glimpflich ausgegangen war und auf der Erde bemerkten Tanruk und die Kanzlerin, dass Prax Flotte anscheinend gestoppt hatte. Nur den Grund dafür, den wussten sie nicht und erst die Meldung von Michael klärte sie darüber auf. „Kanzlerin, ich melde euch die erfolgreiche und unblutige Übernahme der III. Flotte sowie die unmittelbar bevorstehende Verhaftung von Admiral Prax. Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte?“ Gaia konnte gar nicht glauben, was sie da hörte. So phantastisch klang es in ihren Ohren. Dann aber fasst sie sich wieder und antwortete dem Chefstrategen:„ Das sind fürwahr gute Nachrichten, die ihr für mich habt. Eine Weile hatte uns schon der Mut verlassen und wir rechneten mit dem Schlimmsten. Sagt uns was ihr nun vorhabt. Von euch lasse ich mich gerne beraten“. „Immer zu Diensten Kanzlerin. Ich schlage vor wir setzen nun alles daran den wahren Feind, die Titanianer zu bekämpfen. Deren Flotten sind ebenfalls schon unterwegs und eine große Entscheidungsschlacht bahnt sich an. Wenn ihr erlaubt werde ich das Kommando über die Streitkräfte übernehmen und den Feind vernichten. Anschließend den IV. Planeten erobern und dann weitere Maßnahmen ins Auge fassen“. „Wie ihr meint Michael, doch was ist mit Admiral Leonides und Olmekis. Ich glaube nicht dass sie euch als Anführer akzeptieren werden. Ihr werdet auch sie noch überwältigen müssen“: äußerte die Kanzlerin ihre Bedenken und Tanruk stimmte dem zu. Doch Michael wusste es besser und beruhigte die beiden. „Sorgt euch nicht meine Kanzlerin, wir werden beide Flotten schon bald unter unserer Kontrolle haben. Niemand wird sich uns widersetzen können, da wir mit völlig neuen Methoden vorgehen, gegen die es keine Abwehr gibt! Die Rebellion ist beendet bevor sie überhaupt Zeit hatte zu beginnen“. „Nun gut Michael, der Segen der Sterne sei mit euch. Ich wünsche euch viel Erfolg und eine schnelle Heimkehr. Ihr werdet von mir und dem Rat mit den höchsten Auszeichnungen geehrt werden, wenn ihr zurück kommt“. „Bedenkt Kanzlerin, dass ich nur meine Pflicht getan habe und dies auch nicht alleine. Ohne meine Brüder und Schwestern wäre ich ein Nichts. Ehrt die tote Hera und den Zentralrechner, die uns beide erschaffen haben“. „Ihr seit ein weiser Mann Michael, soviel Größe zu zeigen zeugt von wahrem Edelmut und Ehre. Mögen die Sterne auch weiterhin ihren Segen über euch ausschütten“: lobte die Kanzlerin ihren braven Recken und auch der Admiral schloss sich dem an. Er konnte sich jetzt beruhigt zurücklehnen, denn die akute Gefahr war gebannt. Die Senatoren hatten ebenfalls diese Meldung erhalten, jedoch von Gabriel und waren erlöst von ihrer Angst und Not. Leonides hörte kurz darauf vom Schicksal seines Bündnisgenossen und gab resignierend auf. So schnell hatte er nicht erwartet zu scheitern, doch angesichts der Aussichtslosigkeit der Lage gab es für ihn keine andere Wahl. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und beging noch in der gleichen Stunde Selbstmord, um sich das unausweichliche Tribunal zu ersparen. „Was ist da oben los Themitos? Hast du was rausbekommen?“: fragte ihn sein Kamerad Ram. „Weiß nicht? Aber es muss was schlimmes passiert sein? Polarius hätte sonst nicht das Kommando übernommen“. „Sollen wir Ralton fragen?“ „Bist du verrückt. Denkende Centurion kann der nicht abhaben und wir wienern uns an seiner Kloschüssel zu Tode. Wir werden schon noch früh genug rauskriegen was da passiert ist“. Themitos wusste von was er sprach, hatte er doch erst vor kurzem Bekanntschaft mit besagtem Örtchen gemacht. Er stand im Kreis seiner Heroskameraden und wunderte sich über die Gerüchte und Geschichten, die sie zu Ohren bekamen. Das etwas im Busch war wussten sie, nur was konnten sie nicht herausbekommen. Sie spekulierten wild alle möglichen Sachen zusammen und wurden erst schlauer als ihr Commander sie antreten lies. „Soldaten der Legion Stillgestanden! Wie ich soeben von Vize-Admiral Polarius erfahren habe ist Admiral Leonides nicht mehr am Leben. Er hat sich durch Selbstmord selbst gerichtet, als Folge einer gescheiterten Rebellion... ( Raunen ging durch die Gruppe und wurde immer lauter.
[email protected] 93
Autor Stephan Schneider Das hatten einige schon geahnt, aber es war die unglaublichste von allen Möglichkeiten) RUHE! Ich verbitte mir dieses undisziplinierte Gemurmel. Ihr habt nachher noch genug Zeit zum palavern. JETZT redet nur einer und das bin ich. Für uns ändert der Tod des Admirals nichts. Wir sind immer noch Heroen der Legion und unser Eid bindet uns an den Kriegsrat und unsere Vorgesetzten. Das gilt für jeden hier! Bereiten sie sich drauf vor in wenigen Tagen in die Schlacht zu ziehen. Wie es aussieht werden wir bald Gelegenheit bekommen uns mit den Berserkern zu messen. Weggetreten!“. Alle Heroen machten kehrt und verschwanden in ihren Quartieren wo sofort wild diskutiert wurde. „Ich wusste es gleich als ich den Commander drauf angesprochen habe. Es geht gegen die Flotte, die den roten Planeten bewacht. Wir werden ihn erobern“: sprach Themitos etwas in Gedanken. Seine Kameraden hörten ihm nicht zu, sie waren viel zu aufgeregt und empört. „Dieses Schwein von einem Admiral. Sich selbst umzubringen war das beste was er machen konnte“: regte sich Ram auf und alle pflichteten ihm bei. Das mit der Rebellion war wirklich ein dicker Hund und dass man sie nicht einmal gefragt hatte erst Recht. „Was meint ihr? Hat der Commander davon gewusst? Vielleicht sogar mitgemacht?“: fragte einer aus der Menge. „In Raltons Haut möchte ich jedenfalls nicht stecken. Die werden jeden Teeren und Federn, der in dieser Schweinerei mit drinhängt“: meinte Ram und alles stimmte ihm zu. Ähnlich dachten die meisten in der Legion und Leonides war nicht der einzige der sein Leben aushauchte. Viele sollten seinem Beispiel folgen. Uriel, Arius und Deoklites kehrten nicht zurück zum Atlas, sondern übernahmen das Flagschiff der III. Flotte. Michael und die anderen konnten den Kurs ihres Trägers nicht schnell genug ändern und flogen daher auf einer weiten Umlaufbahn in Richtung des IV. Planeten. Michael plante bereits mit seinen beiden Brüdern die Einnahme des roten Planeten und wollte den Atlas in eine Umlaufbahn um diesen bringen. Von dort aus könnte man leicht eine Blockade errichten, die sich nur schwer umgehen ließe. Die Titanianer konzentrierten sich mittlerweile völlig auf die Flotte von Olmekis, der in eine echte Zwickmühle geraten würde. Hinter ihm entdeckte er bereits die ersten Schiffe und den Kurswechsel von Wotan hatte er auch bemerkt. Was Leonides und Prax veranstalteten wusste er immer noch nicht und erst ein Funkspruch von Michael klärte ihn auf. „Admiral Olmekis, hier spricht der Chefstratege aller atlantanischen Streitkräfte. Ich bin von der Kanzlerin ermächtigt worden die Befehlsgewalt über alle Krieger zu übernehmen. Ich weiß nicht ob sie Kenntnis darüber haben, welche Vorfälle in den letzten Stunden abgelaufen sind. Es gab eine Revolution, initiiert von den Admirälen Prax und Leonides. Diesen Aufstand der Streitkräfte haben wir schnell niedergeschlagen und die Verantwortlichen werden dafür zur Rechenschaft gezogen. Haben sie mir dazu irgendetwas zu sagen Admiral?“: fragte Michael am Ende scharf nach. Immerhin musste er den Mann ja überprüfen. Erst als dieser seinen ersten Gedanken dazu gefasst hatte, wusste Michael bereits, dass er keinen Verräter vor sich hatte. Doch nicht seine Gedanken verrieten ihn, sondern seine erschrockene Mimik. Michael war nicht in der Lage zu fühlen was sein Gesprächspartner dachte. Scheinbar war die Entfernung zu groß oder ein anderes Phänomen verhinderte eine Übertragung seiner Gedanken. Olmekis war wirklich nicht ganz unwissend, denn er hatte so etwas kommen sehen, Prax war kein Waisenknabe und man hätte es sich denken können. Doch war Olmekis in keinster Weise in diese Sache verwickelt. Daher war die Erklärung des Admirals für Michael absolut glaubwürdig:„ Ich versichere Ihnen, dass ich nicht zu diesen Verrätern gehöre. Meine Treue und Loyalität gilt dem Kriegsrat und dem Eid, den ich geschworen habe. Bei meiner Ehre als Heroe und Krieger, dass ich nichts davon gewusst habe“. „Aber geahnt haben sie es doch, oder?“ „Es gab Indizien, aber keine echten Beweise und was nutzen mir Verdächtigungen gegen die Männer, die mit mir Seite an Seite kämpfen! Aber seien Sie sicher, dass ich ohne Zögern reagiert hätte, wenn ich eindeutige Beweise gehabt hätte!“ „Ich glaube Ihnen Admiral Olmekis, nun gut, dann werde ich mit ihnen ohne Vorbehalte zusammenarbeiten. Sie haben wahrscheinlich schon gemerkt wie sich die Lage entwickelt. Ich erkenne eine Flotte, die sich hinter ihnen aufbaut und die Schiffe des Wotan, welche vor ihnen Position beziehen. Sie werden es nicht schaffen dieser Umklammerung zu entfliehen. Daher befehle ich ihnen nun mit Höchstgeschwindigkeit auf die Schiffe vor ihnen loszugehen und diese anzugreifen. ABER sie dürfen sich nicht aufhalten lassen, sondern sollen möglichst schnell zwischen ihnen durch fliegen und sich mit der I. Flotte vereinen. Ich werde diese ebenfalls mit maximaler Geschwindigkeit zu Ihnen senden. Sie werden dann gemeinsam in Richtung IV. Planeten weiterfliegen und dort auf uns warten. Verstanden?“. Olmekis hatte kaum die Zeit zu folgen und zu bejahen, da nickte Michael noch einmal und winkte ihm zu. Dann war der Funkkontakt beendet und Olmekis schüttelte verwundert den Kopf. Er dachte kurz nach und empfing dann folgenden Satz per Funk:„ Handeln sie einfach Admiral Olmekis, die Sterne sind mit uns“. Da wusste er, dass es kein Trick war oder ein leeres Versprechen und er beruhigt tun konnte, was Michael ihn geheißen hatte.
[email protected] 94
Autor Stephan Schneider Olmekis verzog den Mund zu einem Lächeln, alle seine Männer sahen auf ihn und warteten auf seine Befehle. Der Admiral ballte die rechte Hand zu Faust und hielt sie vor sich. Er schlug mit ihr in die linke geöffnete Hand und sprach:„ So meine lieben Weggefährten und Kampfgenossen, dann wollen wir den neuen Oberbefehlshaber mal nicht enttäuschen. Einen Kanal an die Flotte öffnen. < An alle Schiffe der Flotte, V-Formation einnehmen und mit voller Leistung auf direktem Kurs zur entgegenkommenden Flotte gehen.> Steuermann! Volle Energie auf die Triebwerke wenn die Formation steht“. Mit der ausgesteckte Hand zeigte er dabei nach vorne, um zu versinnbildlichen was er meinte. Die Brückenmannschaft funkte alle Schiffe an und gab die Befehle weiter. Die II. Flotte brauchte nicht allzu lange für dieses Manöver. Als alle ihre Position erreicht hatten wurde beschleunigt. Nun rasten sie mit Höchstgeschwindigkeit auf Wotan zu. Michael hatte sich einen Plan zurechtgelegt und den mussten nun alle ausführen. Polarius der ebenfalls schon mit dem Gedanken spielte sich selbst zu richten wurde von Michael im letzten Moment davon abgehalten. Er funkte die I. Flotte an und verlangte den Befehlshaber. Diesmal spürte er was die Krieger an Bord dieser Schiffe dachten und vor allem was Polarius bewegte. Er befahl ihm:„ Sie werden sich nicht vor der Verantwortung drücken, Vizeadmiral Polarius. Ich befehle ihnen mit Höchstgeschwindigkeit auf die feindliche Flotte zuzufliegen. Ich erlaube ihnen im Kampf ehrenvoll zu sterben. Wenn sie sich jetzt umbringen wird das niemandem nutzen und sie entehren den Namen ihres Regenten. Wollen sie das?“ Michael hatte Polarius natürlich 100% durchschaut und ihn an der Ehre gepackt. Also genau dort wo man normalerweise jeden Krieger packen konnte. Wie erwartet mimte Polarius zuerst noch den deprimierten, der nicht mehr wollte, doch gegen die Tricks des I. Strategen konnte er nichts ausrichten. Nach dieser ersten Einlage folgte augenblicklich die zweite. „Vizeadmiral Polarius, ich begnadige und befördere sie zum Admiral I. Klasse und Oberbefehlshaber der I. Flotte. Ich befehle Ihnen, als Oberbefehlshaber der atlantanischen Streitkräfte in diesem Sektor, sich mit maximaler Geschwindigkeit mit der II. Flotte zu vereinen. Danach werden sie gemeinsam zum roten Planeten fliegen und dort auf uns treffen. Admiral Olmekis wird vorher noch eine Begegnung mit dem Feind erleben. Es ist also mit Verlusten zu rechnen. Stellen sie sich darauf ein... Bin ich verstanden worden, Admiral?“ „Ich verstehe das nicht. Ich verdiene den Tod. Ich habe mit Verrätern paktiert und eine Rebellion unterstützt. Wieso tun sie das?“ „Weil ich Michael bin und kein anderer. Wenn ich dich freispreche und dir befehle zu gehorchen, dann sei gehfolgsam. Du bekommst nur diese eine Chance zu beweisen, dass du etwas wert bist. Es liegt jetzt an dir. Entscheide du wie es weitergehen soll!“ Noch nie hatte ein Vorgesetzter so einfühlsam mit ihm gesprochen, ihn geduzt und soviel Milde walten lassen. Polarius bekam ganz weiche Knie und ein Schauer lief ihm den Rücken zu. Nie hatte der Admiral so mit ihm oder seinen Untergebenen gesprochen und nie hätte er solche starken Gefühle in ihm wecken können. Mit Reue und Demut in der Stimme antwortete er ihm: „Ich folge dir Michael und ich werde alles tun was du befiehlst! Du wirst keinen Grund haben an meiner Loyalität zu zweifeln und deine Entscheidung nicht bereuen“. Michael spürte die Wahrhaftigkeit hinter den Worten von Polarius und wusste seine These bestätigt. Das man mit weichen Mitteln und Gefühl manchmal mehr erreichen kann, als mit brachialer Gewalt. „Ich vertraue dir und erwarte dich in der Umlaufbahn des roten Planeten“. Fürs erste endete damit die Befehlsausgabe und es gab keine weiteren Funksprüche mehr zu den Flotten. Auch von der Erde gab es nichts wesentliches mehr. Außer das Senator Sagitus sich unbedingt in den Kampf stürzen wollte. Aber darüber dachten die Strategen nun wirklich nicht nach. Michael verfolgte die Ausführung seines Plans wie gewohnt auf seinen strategischen Karten. Gabriel und Raphael waren dabei die ganze Zeit mit ihm verbunden und schwangen mit ihm auf einer Welle. Seine ruhige und sanfte Art war für alle drei sehr wohltuend und die Leichtigkeit mit der er die Rebellion niedergeschlagen hatte, war in der Tat Vertrauen erweckend. Derweil sie sich nun mit der Fortführung des Kriegs befassten, mussten sich die Priesterinnen ausruhen und die angesammelte Energie der Heroen abbauen. Nur Selene stand etwas abseits und beobachtete alles. Sie versuchte mit Deoklites in Verbindung zu treten. Der war jedoch damit beschäftigt Arius unter Kontrolle zu bringen. Sein Schüler war dabei einen Rachefeldzug gegen alle Verräter anzufangen. Uriel konnte es nicht verhindern, weil er immer noch damit beschäftigt war die sabotierten Teile austauschen zu lassen, damit die Schiffe wieder einsatzfähig würden. Als erstes stürmte Arius die Brücke des Flagschiffs und suchte nach Prax. „Wo steckt das elende Stinktier, der Verräter?“: fauchte er die Brückencrew an. Keiner von ihnen antwortete ihm, dafür hörte er wie Prax aus seinem Nebenraum auf sich aufmerksam machte. „Ich bin hier, komm wenn du den Mut hast!“ Arius fing laut an zu lachen. Dieser Gegner war ihm nicht im mindesten gewachsen und der Admiral wusste nicht im entferntesten wer sein Gegner war. Prax war der Meinung, dass seine Technik durch eine Störanlage oder ein vergleichbares Gerät deaktiviert worden wäre. Wie sollten auch drei Männer alleine eine ganze Flotte ausschalten können.
[email protected] 95
Autor Stephan Schneider Arius stürzte sofort in die Richtung aus der die Stimme herkam und hielt Ausschau nach dem verhassten Verräter. Dieser ging naiv wie er war, davon aus dass es jetzt zu einem ehrenhaften Kampf auf Leben und Tod kommen würde. So hatte er es sich immer vorgestellt und hielt jetzt sein Schwert fest in beiden Händen. Als Arius ihn so sah brach er sofort in schallendes Gelächter aus. „Du armseliger Idiot. Wenn willst du denn mit dieser Klinge verletzen?“ Doch Prax lies sich nicht einschüchtern, sondern wies mit der glühenden Schneide auf eine zweite Waffe. „Das ist eure Waffe, wenn ihr den Mut habt Arius. So nannte ZEUS euch doch?“ Arius nickte und griff sich die Waffe. Er suchte den Schalter für den Laser und betätigte diesen, als er ihn entdeckt hatte. Der Laser war im Griff der Waffe integriert und brauchte etwas bis er aufgeladen war. Dann lief auch dieser Strahl entlang der scharfen Klinge und war bereit alles zu zerteilen was sich ihm in den Weg stellte. Von Ruthus hatte er diesen Schwertkampf bereits erlernt, jedoch mit Holzschwertern aus Bambus und auch nur zur körperlichen Ertüchtigung. Das er so eine Waffe einmal benützen würde wäre ihm nie in den Sinn gekommen. „Bist du bereit Arius?“: fragte der Admiral ihn ungeduldig, er war sich sicher gute Chancen gegen den Helden zu besitzen und strahlte Optimismus aus. Das sollte sich schnell ändern, als Arius ohne weitere Ankündigungen oder Vorwarnungen auf ihn losging. Mit übermenschlicher Kraft schlug er auf Prax ein, der sich mit aller Kraft zu verteidigen versuchte. Vergebens, schon nach dem dritten Schlag hatte Arius ihm die Klinge aus der Hand geschlagen und ihm dabei beide Hände abgetrennt. Er hatte dazu nur wenige Sekunden gebraucht und sah nun verächtlich auf den verletzten Admiral mit seinen verbrannten Stümpfen herab. Der kniete vor ihm und sah entsetzt auf die Stellen wo zuvor seine Hände waren. Trotzig und unnachgiebig wie er war bäumte er sich aber wieder auf und sprach:„ Ich werde nicht um mein Leben winseln und damit meinen Namen besudeln. Auf Knien kann ich nicht leben, lieber sterbe ich aufrecht und durch das Schwert. So denn richtet mich, wie ich es verdient habe!“ Prax meinte damit dass Arius ihn nun mit einem saubern Hieb den Kopf abschlagen würden, doch weit gefehlt. Der schaltete den Laser an seinem Schwert aus, legte es beiseite und meinte dann er: „So wie ihr es verdient, eure Bitte soll euch gewährt werden“. Dann verprügelte er den Admiral so wie man es vorher mit ihm gemacht hatte. All seinen Hass lud er auf ihm ab und beschimpfte den Verräter mit allen Schimpfworten, die es gab. Deoklites kam zu spät, um das schlimmste zu verhindern. Er empfing die schlimmen Gedanken seines Schülers und das blanke Entsetzen übermannte ihn. Arius war rasend und prügelte Prax zu Tode. Der schändete schon den blutigen Leichnam und er hätte auch alle anderen auf der Brücke so gerichtet, wenn sein Lehrmeister ihn nicht aufgehalten hätte:„ Arius bist du von Sinnen. Du darfst niemanden richten, das darf nur Michael oder der Kriegsrat. Du hast eben einen Mord begangen. Einen Mord an einem wehrlosen Mann, der sich ergeben hat!“ „Was soll das Deoklites? Dieses Stück Dreck war unser Feind und er hätte das gleiche mit uns gemacht, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Er hat sich auch nicht ergeben, sondern darauf bestanden sich mit mir zu duellieren. Als ich ihn handlungsunfähig geschlagen hatte, bat er um seine verdiente Strafe. Die hat er dann auch bekommen, er starb so wie es Verräter verdienen. Diese Verräter hier verdienen alle den Tod!“: wandte er sich gegen seinen Meister. Der blanke Hass blitzte in seinen Augen und mit blutigen Händen zeigte er auf den apathischen Heroen, die mit panischer Angst im Gesicht zugesehen hatten wie Prax zu Tode geprügelt worden war. „Mag sein, aber nicht ohne Urteil und bestimmt nicht durch deine Hand! Geh in dich Arius! Geh bitte in dich und erkennen deinen Feind. Dein Hass ist dein Feind, ihn musst du besiegen, sonst wird es schlimm mit dir enden!“ Arius wandte sich ab und verschwand in Richtung Hangar. Deoklites konzentrierte sich auf seine Verbindung mit Selene, um ihr zu sagen was geschehen war. Als sie durch seine Augen den entstellten Leichnam des Admirals erkannte wurde sie plötzlich kreidebleich und ihre Knie begannen zu zittern. Kaum war diese Angst in ihr aufgefahren, da spürten es auch Michael und die anderen. Auch ihnen wurde nun bewusst was geschehen war und es reute Michael, dass er seinen Bruder hatte mitgehen lassen. Er wollte ihm per Gedankenkraft eine Botschaft zusenden, doch Arius blockierte seinen Geist dagegen. Also musste sich Michael per Funksignal bei ihm melden und zur Ordnung rufen. Es ärgerte ihn doppelt, weil er dadurch einen weiteren verräterischen Wellenausstoß von sich geben musste und der Feind das womöglich registrieren würde. „Arius das war ein Fehler! Du hattest kein Recht den Admiral zu töten. Wir hätten ihn noch gebrauchen können. Ein toter Admiral hätte doch gereicht. Jetzt sind es schon zwei und das wird sich auswirken. Glaube mir! Ich habe den Adjutanten von Leonides sogar begnadigt, um reibungslos weitermachen zu können! Es sind unsere Leute, sie sind nur nicht so perfekt eingestellt.“ „Das war dein Fehler, Michael. Einen Verräter muss man bestrafen, sonst verkommt die Disziplin und außerdem kann man nie sicher sein, dass man nicht ein zweites Mal verraten wird!“ „Wir haben dir auch verziehen, als du an deinen Kameraden zum Mörder wurdest und ihr Blut an deinen Händen klebte! Hätten wir dich auch zu Tode prügeln lassen sollen?“
[email protected] 96
Autor Stephan Schneider Arius beendete frustriert die Verbindung und kapselte sich ab so gut es ging. Prax war im egal, aber das Michael ihn wieder ausargumentiert hatte, wurmte Arius doch ziemlich. Während er sich in eines der vielen Quartiere legte um zu schlafen, übernahm Deoklites das Kommando über die Flotte. Michael selbst beförderte ihn zum Admiral und wies ihn an, die Flotte aufzuteilen. Er sendete ihm mental folgende Botschaft:„ Nun seit ihr der offizielle Befehlshaber dieser Flotte. Eigentlich sollten ja meine Brüder diese Aufgabe übernehmen, aber ihr seit kein schlechter Ersatz und wenn man es genau nimmt, vielleicht sogar noch besser als sie. Ich möchte dass ihr die III. Flotte aufteilt. Ihr müsst die abgekämpften und reparaturbedürftigen Schiffe aussondern und zu den Werften im Erdorbit verlegen. Die übrigen Einheiten sollen sich mit dem Atlas vereinen und auf den IV. Planeten zuhalten. Ich habe veranlasst dass auch alle anderen Flotten dorthin marschieren“. „Ich verstehe euren Plan und finde ihn gut. Der Gegner wird sich wundern wie schnell wir ihm den Gar ausmachen. Was die Instandsetzung der Schiffe angeht, so werde ich Uriel alles in seiner Macht stehende tun lassen, um die Schlagkraft der Flotte zu erhalten!“ „Natürlich ich werde ihn ebenfalls noch darüber unterrichten. So und nun entschuldigt mich bitte, ich muss die Verbindung wieder auflösen! Ich kann mich nicht mehr so lange konzentrieren... scheinbar schwindet unsere Kraft, je mehr wir uns von der Sonne entfernen“. Damit endete diese Unterhaltung im Geiste und beide Teilnehmer sanken erschöpft zusammen. Alle Helden fielen in einen tiefen Schlaf und mussten sich regenerieren. Nur Deoklites konnte nicht sofort einschlafen und auch Uriel hatte noch seine Arbeit zu beenden. Als alles getan und veranlasst war suchten auch sie sich einen Platz zum ausruhen. Die Anstrengung, die ihre geistige Arbeit mit sich brachte, war außergewöhnlich hoch und forderte nun ihren Tribut. Für die übrigen Krieger und Offiziere war es eine seltsame Zeit. Nach und nach verbreitete sich die Nachricht bzw. das abgewandelte und aufgeputschte Gerücht, über das was geschehen war. Die wenigsten Ausführungen waren korrekt und tendierten eher in Richtung Latrinenparole. Nur eines stimmte wirklich und zwar das es zum IV. Planeten ging. Dies bemerkten auch die Titanianer bald und wieder mal wurden die Pläne geändert. Wotan erkannte nur, dass eine der Flotten nun zum IV. Planeten flog. Die angepeilte Flotte vor ihm kam schnell näher und von hinten rückte Polarius auf. Das auf Thor kein Verlass war, wusste Wotan nur zu gut und er bekam langsam Muffensausen. Für ihn sah es jetzt so aus, als ob man ihm den Rückweg verbaute und er schon bald in das Räderwerk zweier Flotten geraten sollte. Noch war Platz zum ausweichen, noch konnte er abdrehen und sich mit Thor an einer sicheren Stelle vereinen, um dann wieder Richtung IV. Planeten ziehen. Er dachte darüber nach und rief nach Truk:„ Holt mir meinen Berater hierher. Ich will mit Truk sprechen!“ Balras der Berserkerführer glaubte sich verhört zu haben und wand sich zu seinem Herren. Vorsichtig und mit Bedacht erklärte er ihm dann:„ Mein Herr und Gebieter, Truk ist tot. Ihr habt ihn doch selbst erschlagen!“ Wotan sah kurz verwirrt drein und schüttelte sich dann wie ein Vogel, wenn der seine Federn aufplustert. Dann schien es ihm wieder einzufallen und er winkte ab:„ Das hatte ich schon fast verdrängt. Gut denn, was würdet ihr tun Balras. Was denkt ihr wäre am besten?“ „Mein Herr und Gebieter, ich würde es nie wagen euch etwas zu raten. Ich bin nur ein Berserker ohne solche besonderen Fähigkeiten, wie ihr sie besitzt. Ich kann nur kämpfen, aber das kann ich dafür gut!“ Wotan horchte genau hin und das reichte ihm auch schon. „Ihr seit klüger als Truk es je war. Berserker müssen kämpfen und nicht denken. Nur so kann man mit ihnen siegen. Wir werden uns die Flotte vor uns vornehmen und sie zusammen mit Thor vernichten. Danach die Flotte hinter uns und im Anschluss den IV. Planeten sichern. Diesmal lassen wir uns mal von unserem Gefühl leiten, statt von einem kleinen Besserwisser“: tönte Wotan und lies sich mit Thor verbinden, um ihm einzubläuen was er von ihm verlangte. Danach versuchte er noch Loki zu kontaktieren, um ihn ebenfalls noch zu mobilisieren. Doch dies gelang ihm nicht auf Anhieb. Die Sonne spie wieder ihren Wind in seine Richtung und vereitelte seine Pläne. Doch unausweichlich drehte sich das Räderwerk des Kriegs und eine große Schlacht bahnte sich an.
[email protected] 97
Autor Stephan Schneider Kapitel V Der Anfang vom Ende Pandora und Daphne wurden als erste wach und halfen sich gegenseitig zu befriedigen. Auch Artemis und Aphrodite konnte sich nicht gegen die enorme sexuelle Energie der Helden erwehren und mussten heftiger denn je masturbieren. Aber es war ihnen weder peinlich noch unangenehm, im Gegenteil, sie halfen ja ihren anvertrauten Heroen den Kampf zu gewinnen. Und so konnten sich die fünf ganz mit Haut und Haaren ihrem Handwerk widmen. Michael und seine beiden Brüder kontrollierten alle Schritte und hielten Kontakt zum Rat und den Admirälen. Die Spuren des Aufstands waren kaum noch spürbar und innerhalb kurzer Zeit war die neue Führung etabliert. Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen beriet sich Gaia mit den Senatoren und verfasste eine Ansprache. In dieser Rede wurden die vergangenen Geschehnisse und die zukünftige Ordnung erklärt. Sie stand, von den Senatoren umringt, auf einer der Plattformen unter freiem Himmel. Gehüllt in edelste Gewänder und umrahmt von einem blauweißen Himmel. „Der Segen der Sterne sei mit uns. Ich spreche fürwahr selten zu meinem Volke, aber heute ist so ein denkwürdiger Tag, an dem ich mich direkt an euch wende. Ihr wisst sicher schon welch harte Prüfung das Schicksal uns auferlegt hatte. Eine Rebellion unter den Heroen hat stattgefunden und hätte uns beinahe ein großes Unglück beschert! Die ehrwürdige Hera, allerhöchste Priesterin unseres Glaubens und mit ihr unzählige Heroen fielen dem Aufstand zum Opfer. Doch wie durch ein Wunder gelang es einer neuen Serie von Helden, erschaffen durch ZEUS, weiteres Unheil von uns abzuwenden. Die Namen dieser Helden sind Michael, Raphael, Gabriel, Uriel und Arius. Und so dürfen wir voller Hoffung in die Zukunft blicken und sicheren Mutes die kommenden Stunden und Tage erwarten. Ein entscheidender Kampf mit unseren ärgsten Feinden steht bevor und in diesem Augenblick richten sich die Augen auf die kommende Schlacht im Himmel. All unsere Träume werden sich schon bald erfüllen, wenn die vereinigten Flotten unter der Führung des Michael, die Ungeheuer austilgen werden. So werden unser Kampf und unsere Anstrengungen bald belohnt werden. An euch mein geliebtes Volk, wo immer ihr auch sein mögt, schüttelt ab die Zweifel, lasst los eure Angst und verbannt den Zwiespalt aus euren Herzen, denn nun ist es nicht mehr weit bis zum Ziel. Jetzt endlich wird unsere Ausdauer und Beharrlichkeit belohnt werden! Der Segen der Sterne sei alle Zeit mit euch“. Damit endete der Auftritt der Kanzlerin und es erklangen kämpferische Töne und Märsche. Gaia wollte die Eingefahrenheit und die Stagnation der Vergangenheit wegpusten, wie der Sturm das Laub von den Bäumen fegt. Von heute an sollten sich die Siegesmeldungen aneinander reihen wie die Wellen des Meeres. Gaia und die anderen spürten ein unglaubliches Hochgefühl in sich und auch alle anderen wurden davon erfasst. Es war der tiefe Glaube, die fest Überzeugung nicht verlieren zu können. Sie hatte gesehen wie schnell sich die Heroen mit Hilfe der Priester entwickelt hatten und was für glänzende Resultate erzielt wurden. Für alle Beteiligten war es da nur noch eine Frage der Zeit bis man auf ähnliche Weise auch gegen die Titanianer siegen würde. Heras Warnung schien sich nur zum Teil zu bewahrheiten und pragmatisch stellte Canopus fest:„ Mag Hera aus ihrer Gruft unken soviel sie will. Dieser Arius hat das Zeug zum Helden und fürchten müssen ihn nur unsere Feinde. Mögen sie alle Prax folgen!“ Das waren starke Worte und niemand kommentierte sie weiter. Man freute sich einfach, dass die gerechte Sache gesiegt hatte und man glimpflich davongekommen war. Gaia hatte ein kleines Fest zu Ehren der 5 Helden bestellt und Helios war schnellstens zu ihr geeilt um alles zu organisieren. Er schämte sich etwas, weil er so schnell zu Apollo geflohen war und bemühte sich das Fest besonders ehrwürdig und angemessen auszustatten. Es war auch eine gute Gelegenheit auszuloten wie die Dinge standen und welche Allianzen in Zukunft am aussichtsreichsten waren. Die Senatoren und deren Regenten bildeten kleine Zirkel und debattierten ausschweifend und wie zu erwarten gab es sogar die unvermeidlichen Aussagen á la „ ich hab’s ja gleich gesagt „. Tanruk hatte seine neue Freundin mitgenommen und ihr alles gezeigt. Er war natürlich sehr stolz auf seine Arbeit und vergnügt wie selten zuvor. Mit viel Freude erklärte er ihr, wer jeder war und so manch kleines Detail. „Das mit den Ungeheuern kannst du wirklich ernst nehmen... du hast vermutlich noch nie einen leibhaftigen Titanianer gesehen oder Eunike?“ „Nein mein Geliebter... aber jetzt wo die Helden angekommen sind, da brauche ich sie ja nicht mehr fürchten. Als ich klein war hat man mir immer solche Märchen und Fabeln erzählt... von hässlichen Kreaturen und Ungeheuern, die Jungfrauen verspeisen und schänden ... damit waren wohl die Titanianer gemeint“. „Es sind Ungeheuer und alles was du über sie gehört hast ist die reine Wahrheit. Sei froh, dass du sie nie erleben musstest. Es sind schreckliche Kämpfer! Gnadenlos, unmoralisch und ohne Glauben an die Macht der Sterne“ „Du hast schon viel erlebt... kennst du alle Leute hier?“ „Ja ...fast alle. Die wichtigsten eben... soll ich dich mit jemand bestimmten bekannt machen?“
[email protected] 98
Autor Stephan Schneider „Nein nein lieber nicht... später vielleicht, wenn du mir alles erklärt hast. Ich fühle mich so dumm und unwissend. Da kann ich mich ja nur blamieren!“ Tanruk nahm Eunike liebevoll bei der Hand und führte sie zu Gaia. Er war der Meinung, dass sie ihn nicht blamieren konnte und eine kleine Unterhaltung kaum die Möglichkeit bot etwas verkehrt zu machen. Gaia begrüßte Eunike, die einen kleinen Knicks samt Verbeugung machte. Ihr Geliebter stand daneben und freute sich über einfach alles. Es war ein wundervoller Tag für ihn und etwas Smalltalk war genau das was er jetzt brauchte. Einfach mal abschalten und den Krieg vergessen. Die Regenten konnten sich allerdings nicht so recht über die Entwicklung freuen. Helios musste sich von Apollo einige unangenehme Fragen stellen lassen:„ Das ist nicht gut was hier passiert. Hera wollte das es anders kommt! Was denkt ihr, wie wird es weiter gehen? Braucht man uns denn jetzt überhaupt noch?“ „Apollo beruhigt euch bitte. Man hat den Regenten keinerlei Beschneidung ihres Machtbereichs angedroht. Lediglich im Bereich der strategischen Kriegsführung wurden Veränderungen vorgenommen. Selbst ihr werdet mir beipflichten wie notwendig dies war!“ „Den Beweis, dass die neuen Helden auch gegen die Titanianer bestehen werden, haben sie noch nicht erbracht. Ich habe das Vorgehen des Michael analysiert und meine Zweifel, ob dies wirklich der richtige Mann ist, um die Flotten anzuführen. Ich hätte die Rädelsführer exemplarisch bestraft und nicht befördert“. „Er wird diesen Beweis bald erbringen. Jedenfalls kann ihn keine Macht der Welt jetzt noch davon abhalten und so weit weg von der Erde, steht es im frei zu handeln, wie er es für richtig hält“. „Das ist allerdings richtig. Es wundert mich dass dieser Michael so loyal geblieben ist. Er hat sich seine Macht nicht zu Kopfe steigen lassen, obwohl er allen anderen schon um Längen voraus ist. Wenn ich soviel Macht hätte, wäre die Kanzlerin heute morgen nicht mehr dazu gekommen eine Ansprache zu halten. Zumindest wäre der Inhalt anders geraten“. „Das würde ich an eurer Stelle besser für mich behalten. Die beiden Rebellen Prax und Leonides sind beide nicht mehr unter uns, weil sie so dachten wie ihr. Hütet euch vor allzu frechen Reden und tollkühnen Ideen. Wie ihr seht hatten andere damit kein Glück“: stellte Helios den Regenten zur Rede. Dieser Satz war glatter Verrat für ihn und jeden anderen hätte er dafür zur Rechenschaft gezogen. Nur seine starken freundschaftlichen Bande zu Apollo verhinderte dies. Sie kannten sich schon seit Kindestagen und waren sich einander sehr zugetan. Sie respektierten einander und fühlten dass sie aus dem gleichen Element hervorgingen. „Wie ihr meint Helios. Ihr seit fürwahr klüger als ich und da wäre es unvorteilhaft euch Ratschläge zu erteilen. Sprechen wir also über das bevorstehende Fest zu Ehren unseres Zeichens und meiner Regentschaft auf Erden. Was schlagt ihr vor mein Freund“: machte Apollo auf dem Ansatz kehrt und wechselte schnell das Thema. Er wollte seinen feurigen Gefährten nicht verärgern und gegen sich aufbringen. Die Wunden, die Prax geschlagen hatte waren dafür noch zu frisch. „Das klingt schon wesentlich vernünftiger. Ich werde es wie im letzten Jahr halten und in den Städten Feste ausrichten wie sie euer würdig sind. An Ambrosia und Leckereien wird nicht gespart werden. Nackte Tänzerinnen in Hülle und Fülle werden die Straßen säumen und ein Triumphzug mit euch an der Spitze wird durch alle großen Städte ziehen. 30 Tage und Nächte lang. An den Orten, wo ihr Station macht, werden wir feiern und klassische Wettkämpfe austragen. Die Priesterinnen wählen danach eure Gefährtinnen aus und Ihr beglückt sie anschließend mit eurem Samen! Die Gewinner des Wettkampfs werden von ZEUS sortiert. Er wird wohl nicht so genau hinsehen wie sonst, die Zeiten sind hart, da nimmt man was kommt“. „Also das übliche... kann man das nicht mal etwas reformieren!“ „An was hast du dabei gedacht?“ „Na ja jetzt wo ZEUS neue Wege geht, könnten die Regenten doch auch mal etwas neues versuchen. Vielleicht mal eine neue Art der Zeugung ausprobieren“: sprach Apollo um den heißen Brei herum. Seine Frage nach der Art des Festes war ohnehin rein rhetorischer Natur gewesen, er kannte die alten Bräuche und Sitten in und auswendig. Ihm schwebte da eine andere Sache im Kopf herum. „Du sprichst in Rätseln Apollo. Also falls du darauf anspielst, dass die neuen Prototypen eure Arbeit übernehmen wollen, sei beruhigt. Soweit ich das überhaupt wissen kann sind das absolute Asketen, was die körperliche Liebe angeht. Da wird sich so schnell nichts ändern! Du brauchst sie nicht einladen und mit schönen Frauen für dich gewinnen“: meinte Helios ironisch, er kannte seinen Regenten schließlich schon lange genug und dessen Maschen ebenso. „Was ist mit den Priesterinnen? Was würde passieren wenn eine von Ihnen sich mit einem von .. uns paaren würde. ( Völlig schockiert sah der Senator zu ihm hinüber ) Versteh mich nicht falsch Helios... ich weiß dass es eigentlich undenkbar wäre, aber aus so einer Verbindung könnte man ganze Heerscharen von mental begabten Soldaten erzeugen. Überleg doch nur wie schnell wir Regenten zusammen mit den Priesterinnen eine weitere Variante zur Verfügung stellen würden, welche von den neuen Strategen optimal angesprochen werden könnte.
[email protected] 99
Autor Stephan Schneider Mit den Frauen der Menschen können wir nichts mehr anfangen. Das Zuchtprogramm läuft sich tot und eine Neuerung ist daher unumgänglich“. Helios wusste gar nicht was er sagen sollte und schluckte erst mal. Das was Apollo ihm da gerade an den Kopf geworfen hatte war mehr als Rebellion, das war die reinste Blasphemie. „Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen worden Apollo! Du bist zwar der Regent meines Zeichens, aber es steht dir nicht zu solche Gedanken zu äußern. Die Astratis-Priesterinnen dürfen sich keinem Mann hingeben, nicht einmal einem Atlantaner! Und den Regenten ist es nur gestattet die Frauen der Menschen zu besamen, du und deine Brüder sind nur dazu da um die Menschen zu veredeln, aber doch nicht um unsere Priesterinnen zu entweihen. Das was du da vorschlägst ist ja fast schon ein Aufruf zum .... mir fehlen die Worte. Schlag dir das sofort wieder aus dem Kopf sonst passiert noch ein Unglück!“ Doch Apollo dachte gar nicht daran sich irgendetwas aus dem Kopf zu schlagen. Er war so von dieser Idee eingenommen, wie es überhaupt nur möglich war. Er hatte schon oft zu den Priesterinnen geschielt und besonders Daphne gefiel ihm unheimlich gut. Also sprach er munter weiter:„ Aber wieso denn, ZEUS hat ja selbst gesagt wie unabwendbar und notwendig eine Reformierung ist. Sie findet doch gerade statt und im eigentlichen Sinn sind wir, die Regenten, doch nur zur Veredlung gedacht. Das hast du ja auch eben selbst gesagt. Jetzt sind wir an einem Punkt gelangt wo es nichts mehr zu veredeln gibt und da die modernisierte, männliche Variante keine Kinder zeugen kann, muss man eben eine verbesserte weibliche Variante wählen. Das sind in diesem Fall die Priesterinnen des Astratiskultes, nur sie verfügen über die optimalen Eigenschaften, um einen Erfolg zu gewährleisten. Die mental begabten Strategen werden es uns danken und die Priesterinnen können ihren Nachkommen ganz gezielt beibringen, was die für richtig halten. Nach ein paar Generationen ist eine neue Art entstanden und dann kann man ja wieder etwas mehr auf keusch machen. Denk doch mal darüber nach!“ Apollo war nicht umsonst der Wortführer der Regenten und seine wortgewaltigen Ausführungen verfehlten nicht ihre Wirkung bei Helios. Man musste das ganze einfach als Zwischenstufe sehen und nicht unbedingt als neues Dogma für alle Zeiten. Eine Maßnahme gegen die Inzucht der Regenten mit den Menschen. „Ich ahne schon was da auf uns zukommt. Du hast, theoretisch ! Recht. ABER kein Beschluss auf dieser Welt kann der Priesterschaft so etwas befehlen und freiwillig werden sie es niemals tun!“: merke Helios dann immer noch kritisch dazu an. Er kannte die Astratis-Priesterinnen nur zu gut und wenn sie schon keinen ebenbürtigen Atlantaner ranließen, dann wohl kaum einen Regenten. „Das käme auf die Umstände und den Versuch an. Ich könnte mir vorstellen, dass einige durchaus ihrem Mond nicht wiederstehen könnten und ...“. „Schweig still, du bist nur ein halber Gott und darfst nur nach unten hin deinen Samen weitergeben. Die atlantanischen Priesterinnen stehen außen vor und damit ist für mich dieses Thema erledigt und für dich besser auch!“ „Du irrst dich Helios und es wird nicht mehr lange dauern bis du das bemerkst. Warte nur ein Weilchen, dann wird es offenkundig“. Helios sah grimmig zu Apollo, der sich hochnäsig vor ihm aufgebaut hatte. Mit wenigen, mahnenden Worten beendete er dann diese Unterredung und ging sichtlich genervt in den Erholungs-Bereich. Hier warteten viele wunderschöne Erdentöchter auf ihren Einsatz. Die vulkanischen Quellen auf dem Meeresgrund speisten den Komplex mit Wärme und Energie. Wie in einer riesigen Dampfsauna wabberten hier Wasserdampfschwaden durch die Gänge und Kammern. Normalerweise war immer Hochbetrieb und alles ausgebucht. Die müden Krieger, welche die Flotten ablieferten, erholten sich hier von den Strapazen ihres Dienstes. Jetzt wo alles abgezogen worden war, konnte man hier Hürdenläufe veranstalten. Umso besser, dachte sich Helios. Die Auswahl an Mädchen war riesig und alle witterten bei ihm die Chance ihres Lebens. Als Geliebte eines echten Gottes wäre ihr Name unsterblich und ihrer Familie große Ehre zuteil geworden. So dachte Eunike und alle anderen auch, es war nur natürlich. Doch mehr als Sex wollte der Senator nicht und so wurde nichts aus den Träumen der Menschenfrauen. Helios war viel zu nachdenklich und abgelenkt, um sich wirklich auf sein Vergnügen zu konzentrieren. Immer wieder musste er an das denken, was ihm Apollo erzählt hatte. Es stimmte schon was er erklärt hatte und auch wie er es getan hatte. Alle bisherigen Varianten, also Halbgötter und Menschfrauen, erschufen eine kompatible Variante, die sich wiederum mit Atlantanern paaren konnte bzw. untereinander Kinder zeugte. Die Variante, dass ein Atlantaner mit einem Nachfahren der Regenten Kinder in die Welt setzte, war äußerst selten, aber es gab solche Fälle in der Geschichte. Sie nahmen dann einen Sonderstatus ein und wandelten ohne besondere Zuständigkeit auf der Erde herum und veredelten wahllos die Menschen durch Paarung. Die Regenten mochten sie nicht besonders, durften jedoch dagegen nichts unternehmen. Einem solchen Halbgott oder Göttin durften sie nichts zuleide tun. Umgekehrt konnten die Nachkommen einer Verbindung aus Atlantaner und Mensch/Halbgott keine Macht über die Menschen erlangen. Denn dies war das Privileg der Regenten.
[email protected] 100
Autor Stephan Schneider Das Gros der Menschen war natürlich von den Regenten veredelt worden und genau genommen, war dieser Prozess abgeschlossen. Wenn man nun diesen weiterentwickelten Halbgöttern eine priesterliche Variante hinzufügen würde, dann wäre das Resultat eine Art mental begabter Krieger, wie sie ZEUS nun hervorgebracht hatte, aber mit der Möglichkeit zur Fortpflanzung. Helios grübelte und grübelte an dieser Idee herum und kam zu keinem befriedigendem Ergebnis. ZEUS hatte ja seinerzeit die neuen Prototypen damit gerechtfertig, dass es eine militärische Notwendigkeit sei. Die Herkuleseinheiten waren überholt und mussten ersetzt werden. Die 5 neuen Prototypen waren für sich eine geschlossene Einheit mit den Priesterinnen geworden und ZEUS würde keine weiteren mehr nachzüchten. Also blieb nur noch der Vorschlag Apollos, um das Gros der Streitkräfte zu modernisieren. Aber wie sollte man diesen Vorschlag dem Rat vortragen, oder den Priesterinnen? Dies war die Frage, um die sich alles drehte. Woanders drehte sich hingegen alles um das unmittelbar bevorstehende Aufeinandertreffen der Flotten. Wotans Flotte war bereits klar zum Gefecht und Olmekis Männer hatten auch nicht geschlafen. Die Kanoniere hatten alle Geschütze besetzt und warteten nur auf das Zeichen zum Feuern. Die Entfernungsmesser waren in ihren Bildschirmen eingeblendet und dazu ein sehr genaues Abbild der anfliegenden Flotte. Die Computer errechnete blitzschnell den idealen Winkel und den möglichen Ausweichkurse des Gegners. Die Schiffe nährten sich mit über 200km/s und richteten sich dabei auf ihre Ziele aus. Viel Spielraum blieb da nicht und alle mussten mit äußerster Präzision arbeiten. „Feindliche Flotte in 10 Sekunden in Reichweite der Waffen 9.8.7“: zählte die Stimme des Computers und vermittelte dem Admiral ein Bild von der zeitlichen Dimension. Bei 0 gab Olmekis schließlich den erlösenden Befehl zum Feuern und kurz darauf entluden sich die geladenen Teilchenbeschleuniger. Jeder von ihnen feuerte nun im drei Sekunden-Takt seine Granaten auf den Feind. Gleichzeitig meldeten die Späher, dass die gegnerischen Schiffe ebenfalls das Feuer eröffnet hatte. „Umschalten auf Ausweichautomatik“: befahl der Captain. Von nun an übernahmen die Computer das Kommando und steuerten die Schiffe auf einen Ausweichkurs. Die Formation veränderte dabei schnell ihr Aussehen und alles ging ohne weiteres Zutun vonstatten. Die ersten Granaten schossen bereits an ihnen vorbei und noch immer feuerten die Geschütze weiter. Die Reaktoren liefen auf 105 % Leistung und waren schon im roten Bereich. Die Teilchenbeschleuniger und der Antrieb benötigten enorme Energiemengen und für diesen kritischen Moment wurde das Belastungslimit kurzzeitig angehoben. Plötzlich gab es einige kleinere Explosion vor der Flotte. Die Laserabwehrbatterien eröffneten automatisch das Feuer auf ankommende Einmannjäger. Ein paar davon waren getroffen worden und explodierten hiernach. Wie eine Wand baute sich das Abwehrfeuer auf und mehrere Laser kamen auf einen Jäger. Kaum einer kam der Flotte gefährlich nahe. „Admiral da kommt ein ganzer Schwarm von denen auf uns zu“: meldete einer der Brückenoffiziere dem Admiral. „Abwehrsequenz Z starten!“: befahl dieser. Umgehend starteten Dutzende von Raketen und flogen in Richtung der feindlichen Formation. Nach wenigen Sekunden schon hatten sie die vorgeschriebene Entfernung zur Flotte und die erforderliche Streuung erreicht, um zu explodieren. Jede dieser Raketen trug 3 atomare Sprengköpfe mit sich. Sie wurden zuerst auseinander beschleunigt und dann gezündet. Damit wurde eine Wand aus nuklearem Feuer aufgebaut, durch die alle ankommenden Schiffe verbrannten, oder so stark ionisiert wurden, dass sämtliche elektronischen Systeme ausfielen. Die 7 Träger erreichten wie geplant diese Stelle erst, als es nicht mehr gefährlich war und durchquerten sie unbeschadet. Die Wracks, die noch immer mit enormer Geschwindigkeit vorantrieben wurden im Abwehrfeuer zerstört oder zerschellten an den gepanzerten Außenhüllen der Schiffe, ohne gravierende Schäden zu verursachen. Olmekis hatte seine Staffeln absichtlich nicht starten lassen, weil er ohnehin kein Gefecht riskieren durfte. Ihm ging es nur darum zur Flotte des Polarius aufzuschließen und dann den roten Planeten zu erreichen. Als er nun erkannte, wie erfolgreich seine Taktik gegen die feindlichen Jäger war, sah er sich natürlich bestätigt. Wiederum meldete ihm seine Brückencrew das Geschehen:„ Admiral, bisher hat kein feindlicher Jäger unsere Abwehr durchbrochen. Geschätzte Verluste des Gegners bisher 600 Maschinen. Keine Treffer auf unseren Schiffen und keine Verluste. Zusammentreffen mit Feindflotte in etwa 200 Sekunden. Befinden uns immer noch auf Kollisionskurs“. „Das klappt ja hervorragend.... die Abwehrsequenz Z hat sich hervorragend bewährt. So leicht haben wir deren Geschwader noch nie weggeputzt“: schwärmte Olmekis selbstzufrieden in die Runde. Wotan wurde ebenfalls Meldung gemacht, natürlich mit dem Ergebnis, dass er wieder einen Tobsuchtsanfall bekam. Das vor ihnen eine Kaskade aus unzähligen Atomexplosionen erfolgt war, konnte er selbst sehen und er ahnte schon was diese aus seinen Jagdgeschwadern gemacht hatten. „Mein Herr und Gebieter, die Titanianer haben keinerlei Abfangjäger gestartet, die feindliche Flotte nähert sich uns weiterhin mit hoher Geschwindigkeit. Alle unsere Jäger wurden durch die Explosionen vernichtet ... Wie lauten ihre Befehle?“
[email protected] 101
Autor Stephan Schneider „WAS!... Das darf doch nicht wahr sein. Abwehrfeuer verstärken und auf Kurs bleiben“: tobte er los und schlug mit seinem Zepter in seinen Monitor. Dadurch bekam Wotan einen elektrischen Schlag verpasst und wurde kurz ohnmächtig. Benommen rappelte er sich auf und musste von nun weiter zu sehen, wie der Gegner partout nicht auf seine Weise mit ihm kämpfen wollte. Noch immer trennten die Flotten mehrere Zehntausend Kilometer und noch immer flogen unzählige Granaten in beide Richtungen. Nach und nach ging Olmekis Schiffen nun die Puste aus und die Reaktoren liefen heiß. Als nur noch wenige Sekunden die verfeindeten Schiffe trennten, verdichtete sich das Abwehrfeuer zu immer bizarrer werdenden Kaskaden. Hunderte von Laserbatterie feuerten in gegensätzliche Richtungen und nun gab es auch unweigerlich auch Treffer. Die dicke Panzerung der Schiffe war dagegen noch recht gut gefeit, aber empfindliche Außenanlagen, wie Radar und Kommunikationsgeräte wurden so beschädigt. Die Annäherung ging so schnell vor sich, dass kein Mensch diesen Kampf hätte bewusst steuern können. Als man sich bis auf 3000 Kilometer genähert hatte gab der Admiral seinen vorletzten Befehl:„Laserfeuer auf die Mündungen der Teilchenbeschleuniger ausrichten. Hauptantrieb abschalten, nur noch Steuerdüsen aktiv lassen. Alle Energie auf die Waffen“. „Zu Befehl Sir“: war die knappe Antwort. Die Einstellungen wurden blitzschnell veranlasst und damit die letzte Phase des Gefechts eingeleitet. Alle saßen angeschnallt in ihren Sitzen und hofften darauf unbeschadet durch diese letzte und gefährlichste Passage zu kommen. Leider hofften manche vergebens. Olmekis gab den Befehl ringförmig auszuweichen und das schwere Geschützfeuer einzustellen, da die Reaktoren schon kurz vor der Selbstabschaltung standen bzw. die Überdruckventile aufgingen. Gerade als er diesen Befehl gab, erhielt das Schiff zu seiner Rechten einen frontalen Volltreffer. Eine Atomgranate war in die Front des Schiffes eingeschlagen und dadurch explodiert. Der ganze Vorbau wurde auf einem Drittel der Länge vaporisiert und der Rest des Schiffes schlagartig abgebremst. Millionen von Bruchstücken flogen nach allen Seiten weg und trafen Freund wie Feind. Mit wesentlich geringerer Geschwindigkeit trieb dieses Wrack dann noch einige Sekunden weiter, bis der Hauptreaktor sich verabschiedete und in einer blendend hellen Explosion das ganze Schiffe vernichtete. Die titanianischen Schiffe wurden teilweise von der Druckwelle erfasst und von den Trümmern beschädigt. Wotan hatte es aus Leichtsinn versäumt den Befehl zum Ausweichen zu geben. Er hielt das wohl für feige und unwürdig. Nun flogen seine Träger in die Trümmerwolke, die vor ihnen entstanden war und rammten dabei unausweichlich die unzähligen Schrottteile. Olmekis Flagschiff raste natürlich weiter und kurz nach dem Treffer zu seiner Rechten detonierten ebenfalls zwei Granaten in einem der feindlichen Schiffe vor ihm. Auch in diesem Fall folgten die unausweichlichen Explosionen der Reaktoren und ein dichter Trümmerhagel nach allen Seiten. Glücklicherweise war der Befehl zum Ausweichen schon erfolgt und so trafen nur wenige Trümmerstücke die übrigen Schiffe. So schnell wie man aufeinander zugeflogen war, so schnell trennten sich die Flotten auch wieder. Es stand 1 zu 1 bei den Trägern und 0/ 700 bei den Jagdmaschinen. Olmekis hatte seine kleinen Jagdmaschinen absichtlich nicht eingesetzt, um mit den Raketen zuzuschlagen. Wie sich nu zeigte, war dies auch die richtige Wahl gewesen. Wotans Flagschiff hatte erhebliche Schäden erlitten. Das Schwesterschiff neben ihr hatte zwei Nahtreffer an den Seiten erhalten und war augenblicklich in einen Feuerball gehüllt worden. Leider war nicht das ganze Metall auf der Stelle verglüht, sondern schlug mit ungeheurer Wucht durch die gepanzerte Bordwand der umliegenden Träger. Die strukturelle Integrität war gefährdet und einige große Brocken hatten mehrere Decks durchschlagen. Durch die Dekompression wurden viele von den Bestatzungsmitgliedern in das Weltall gesogen und starben durch das Vakuum des Raums. Den Berserkern platzten die Blutgefäße und die Augäpfel, dann begann das Blut zu kochen und schließlich schwebten sie nur noch aufgeschwemmt und blutig überall rum. Wotan bekam auf der Brücke nicht mehr mit wie es weiterging. Die Kommunikation war ausgefallen und auf den Bildschirmen tat sich nichts mehr. „Wir sind getroffen worden. Mein Herr und Gebieter wir müssen das Schiff schleunigst verlassen, bevor der Reaktor durchbrennt“: sprach Balras laut zu ihm. Wotan blickte wild um sich, aber seine Augen fanden keinen Halt. Er war durch den Einschlag umgefallen und mit dem Kopf gegen eine der Bedienkonsolen geknallt. Blut lief ihm durchs Gesicht und zum zweiten mal verlor er kurz das Bewusstsein. Vor ihm kreuzten zwei Schiffe seiner Flotte, die dabei waren Fähren zum Flagschiff zu senden. Wenn seine Leute solche Maßnahmen ergriffen, dann musste es fürwahr schlecht stehen, dachte sich Wotan, als er es durch das Hauptfenster der Brücke erkennen konnte. „Alles folgt mir. Wir evakuieren das Schiff! Balras! Los jetzt sammle deine Berserker ein und dann nichts wie weg hier“: befahl er mit ebenso lauter wie energischer Stimme. Die Evakuierung verlief aber alles andere als geordnet und geregelt. Die Brückencrew musste erst mal die automatischen Türen aufbrechen und dann über Trümmerteile in Richtung der Landedecks hasten. Einige Stromkabel hingen lose von der Decke und schlugen Funken. Die rote Notbeleuchtung tauchte alles in ein unheimliches Licht und selbst die hartgesottensten Berserker hatten die nackte Angst und schiere Panik in ihren Gesichtern.
[email protected] 102
Autor Stephan Schneider Schon nach wenigen Minuten war alle Ordnung verschwunden und pure Anarchie breitete sich aus. Wie wild stürzten sich alle Überlebenden in die wenigen Landebuchten, um sich dort um die Rettungsplätze in den Fähren zu prügeln. Ungefiltert trat der nackte Überlebenswille zu Tage und jede Disziplin war verschwunden. Selbst als Wotan persönlich eines dieser Decks betrat konnte er nur mit Wut feststellen was für ein chaotischer Haufen seine Berserker waren. Er musste sich sogar selbst gegen die Attacken seiner eigenen Leute zur Wehr setzen und schaffte es nur mit viel Mühe sich die Berserker vom Hals zu halten. Er zog blank und mit eiserner Faust schwang er sein Schwert, um sich einen Weg durch die Horden zu bahnen. Das Ziel war sein persönliches Zubringerschiff. Balras war die ganze Zeit an seiner Seite und versuchte ihm den Rücken freizuhalten. „Platz da ihr Berserker, hier kommt euer Herr und Gebieter!“: schrie er immer wieder gegen das Kampfgebrüll an. Aus den Lüftungsschächten quoll schon Rauch und das Schiff begann zu rollen. Innerhalb weniger Sekunden fielen dann sämtliche Systeme aus, die noch funktioniert hatten. Zuerst die Versorgung mit Atemluft, dann die restliche Beleuchtung und die Durchsagen des Computers. Plötzlich war es dunkel und still, nur die Landelichter der Fähren und einige Notlampen erhellten das Szenario. Diese düstere Atmosphäre währte jedoch nur wenige Sekunden. Dann entzündeten einige Berserker Feuer und machten sich Fackeln, andere knipsten ihre Taschenlampen an. Unmittelbar darauf schlossen die Fähren ihre Landeklappen und hoben ab. Die Piloten konnten sich denken, dass es mit dem Schiff nicht zum besten Stand und machten sich daran, sich nun selbst in Sicherheit zu bringen. Wotan und Balras schafften es nur mit absoluter Brachialgewalt und heftigen Schwerthieben zum Shuttle des Oberbefehlshabers. Wotans Autorität vermochte hier nichts auszurichten, seine Körperkraft jedoch umso mehr. Er schlug sich durch und lies eine Spur aus toten Berserkern hinter sich. Als er endlich im Inneren des Shuttles war, musste er feststellen, dass auch darin gekämpft wurde. Aber diesmal war er klug genug, um sich weiteres Geplänkel zu ersparen. Er schloss das Schott und brüllte alle zusammen. „ACHTUNG! ALLES HINSETZEN UND FRESSE HALTEN. WIR MÜSSEN SCHNELL HIER WEG! Das Schiff wird jeden Moment kollabieren“: Wotans Anblick war absolut grauenerregend. Das geronnene Blut in seinem Gesicht und seinen Kleidern, dazu der Schweiß und dieser Ausdruck von Hass in den Augen, ließen in diesem Licht jeden erzittern. Dazu noch seine Stimme und das markante Züngeln erinnerten jeden daran, wer hier vor ihnen stand. Das half und die Berserker ließen voneinander ab. Draußen klopften immer noch unzählige gegen die verschlossene Tür und wollten auch noch rein. Doch dazu war es nun zu spät. Wotan sprang ins Cockpit und zerrte die toten Aushilfspiloten aus ihren Sitzen. Dann nahm er Platz und startete die Triebwerke. Der Hangar brannte schon und langsam wurde die Atemluft knapp. Qualvoll erstickten alle an dem giftigen Qualm. Niemand überlebte die nächsten Minuten und so wurde es auch hier wieder schnell ruhig. Wotan schaffte es dann auch relativ sicher das brennende Schiff zu verlassen. Die Schotts musste er allerdings mit seinen Bordkanonen aufschießen, weil die Motoren nicht mehr mit Strom versorgt wurden. Nachdem er diese beiden Sicherungsbarrieren gewaltsam geöffnet hatte, katapultierte ihn der Sog, mitsamt allem was nicht niet und nagelfest war, aus dem Träger hinaus. Er hielt direkten Kurs auf eines der umherkreisenden Schiffe, in diesem Fall den Schlachtträger Odin. Wotan landete sicher und warf danach alle Berserker persönlich aus seinem Schiff. Mit Arschtritten und wuchtigen Hieben mit seinem Zepter reagierte er sich erst mal an ihnen ab und bestrafte so ihren Ungehorsam. Dann sprang er selbst hinaus, um sich das brennende Flagschiff anzusehen. Die Titania war kurz vor dem Kollaps und alle umliegenden Schiffe entfernten sich von ihr. Aber das Wrack wollte einfach nicht explodieren, es brannte einfach solange bis der gesamte Sauerstoff verbraucht war und trieb danach weiter in Richtung Asteroidengürtel. Wotan sah wie sein Flagschiff immer kleiner wurde und verzog zornig das Gesicht. Schnell war ein geeignetes Objekt gefunden, um sich abzureagieren. Er stürzte sich erneut auf alle überlebenden Berserker, die mit ihm geflüchtet waren und erschlug sie in wilder Raserein. So in Rage war er schon seit langem nicht mehr gewesen und als er damit fertig war, stand er im Blut seiner eigenen Leute. Einige Fetzen Gehirnmasse klebten an ihm und natürlich auch Blut und der, teilweise verdaute, Darminhalt der Dahingemetzelten. Nach diesem Akt der Raserei säuberte er sich erst mal und stürzte danach auf die Kommandobrücke, wo alles stramm stand, als er den Raum betrat. Der Captain des Schiffes war ein alter Bekannter namens Fendrik. Dieser schilderte seinem Admiral was geschehen war und wie hoch die Verluste waren. „Mein Herr und Gebieter, eure Flotte hat bisher zwei Schiffe verloren. Wahrscheinlich bald noch ein drittes. Die Gotanitas meldet schwere Schäden an lebenswichtigen Systemen. Ob sie diese beheben können ist fraglich, das Schiff wurde von felsgroßen Brocken eines anderen Schiffes getroffen, welches kurz zuvor auseinander gebrochen war. Ebenso wurde auch euer Schiff außer Gefecht gesetzt. Die feindliche Flotte hat nur einen Schlachtträger eingebüßt und entfernt sich mit hoher Geschwindigkeit von uns. Sie hält Kurs auf die zweite Flotte der Atlantaner. Admiral Thor hat sich schon gemeldet und sich nach eurem Befinden erkundigt“. „Was habt ihr gemeldet?“: wollte Wotan sogleich wissen. Misstrauisch wie er war, witterte er natürlich auch hier nur Verrat, Meuchelmord und ähnliche Schweinereien.
[email protected] 103
Autor Stephan Schneider „Das ihr überlebt habt und euch an Bord der Odin befindet. Mehr nicht. Kein Wort über die Schlacht“. „Sehr klug von euch!...Wie hat er reagiert?“ „Er wollte euch schnellstmöglich sprechen, um weitere Anweisungen zu bekommen. Admiral Loki nähert sich übrigens mit weiteren Schiffen aus den äußeren Sektoren. Wie sehen nun eure Befehle aus Admiral?“ Wotan schluckte erst mal als er rekapitulierte wie viele Schiffe er verloren hatte. Insgesamt 3 Träger hatten ihm die Atlantaner abgeschossen und dabei nur eines verloren. Das war in der Tat ein Debakel. Er sah auf die Sternenkarte und lies sich ausrechnen welche Position die Flotten in den nächsten Stunden und Tagen erreichen würden. Alles lief auf einen weiteren Waffengang hinaus. Die Menge an Kriegsgerät in diesem Bereich war viel zu groß, um es einer von beiden Seiten zu gestatten sich zurückzuziehen. Wotan lies die Flotte nach Überlebenden suchen und verfolgte gespannt die Rettung der Besatzung der Gotanitas, bevor auch dieses Schiff auseinander krachte. Als all dies erledigt war nahm er Kurs auf den IV. Planeten und beorderte Thor und Loki ebenfalls dorthin. Für ihn gab es jetzt nur noch alles oder nichts. Er wollte all seine Schiffe sammeln, den Nachschub verteilen und dann mit vereinten Kräften die Erde angreifen. Die atlantanischen Schiffe musste er zwar vorher schlagen, doch er würde den gleichen Fehler nicht ein zweites mal begehen. Olmekis hatte ihn gedemütigt, so wie er es vorher mit Leonides gemacht hatte. Der nächste Waffengang würde zeigen, wer die größer Ausdauer mitbrachte und das Feld der Ehre als Sieger verlassen sollte. Dieses kleine Zusammentreffen war nur der Auftakt für ein wesentlich größeres Blutbad und das sollte nicht lange auf sich warten lassen. Wotan wusste dass er immer noch über eine große Streitmacht verfügte und der Sieg durchaus in greifbarer Nähe lag. Was er nicht wusste war, dass es mittlerweile gewaltige Veränderungen bei den Atlantanern gegeben hatte. „Schadensberichte von allen Schiffen anfordern! Wie sieht’s bei uns aus?“: sprach Olmekis zu seinem 1. Offizier. „Es treffen Berichte ein... nur wenige Verluste und mittlere Schäden. Die Schadenskontrollteams kümmern sich darum. Die Deckoffiziere haben alles im Griff. Bisher scheint alles glimpflich abgegangen zu sein. Ein Schiff ist verloren. Die Memphis wurde getroffen und ist danach explodiert. Allem Anschein nach sieht es so aus, als ob wir zwei feindliche Träger getroffen haben. Vielleicht sogar noch einen Dritten. Es wird etwas dauern bis wir das genauer überprüft haben. Wir haben kaum noch funktionierende Radarsysteme und Sprechfunk“. „Den Sternen sei Dank! Wir haben es geschafft. Wenn wir wirklich drei von ihren großen Klötzen erwischt haben, plus deren Begleitjäger, dann haben wir hier echt ganze Arbeit geleistet. Diese neue Taktik ist fürwahr mehr wert als jedes weiteres Schiff. Melden sie unsere Verluste und Abschüsse an den Oberbefehlshaber sobald die Kommunikation wieder funktioniert und erklären Sie ihm wie alles abgelaufen ist. Ich werde einen Kontrollgang durch das Schiff machen!“: befahl der Admiral und verlies danach die Brücke. Überall kamen ihm euphorische Krieger entgegen. Der glückliche Ausgang der Schlacht hatte sich natürlich schon rumgesprochen und alle waren bester Laune. Ein paar Verletzte und Tote gab es zwar auch hier zu beklagen, aber das war normales Berufsrisiko. Schließlich hatte man zuvor auch schon Verluste beim Kampf gegen die feindlichen Außenposten und Konvois erlitten. Olmekis spürte die Zuversicht und sah den Optimismus in den Gesichtern seiner Männer. Einigen klopfte er auf die Schulter, anderen sprach er Mut zu. Auf der Krankenstation machte er seinen ersten Stop, ohne jemanden anzusprechen sah er sich die Versorgung der Verletzten an. Viele hatten Brandwunden oder es fehlten Gliedmaßen. Je weitere außen die Männer ihren Dienst verrichteten, desto gefährdeter waren sie. Hier roch es unerträglich nach verbranntem Fleisch und Bekleidungsstücken, Desinfektionsmittel und anderen medizinischen Tinkturen. Er sah wie ein Arzt eine Schlagader verklemmen musste und bei einem anderen Verletzten die vordere Schädeldecke aufgerissen war. Man konnte einen Teil des Gehirns und des Augapfels sehen. Lange hielt es der Admiral hier drin deshalb nicht aus und so wanderte er auch schnell wieder weiter zu den beschädigten Sektionen. Ein Teil der gepanzerten Hülle war durchlöchert worden. Abgesprengte Bruchstücke von anderen Schiffen hatten sich hindurchgebohrt und so einige Schäden verursacht. Alles in allem konnte man jedoch beruhigt aufatmen, so glimpflich davon gekommen zu sein. Eine entgültige Beurteilung, wie lange es dauern würde, alles wieder zu reparieren, war jetzt eh noch nicht möglich, da in manchen Bereichen keine Luft mehr vorhanden war. Man musste erst die Hüllenbrüche versiegeln, bevor man hier wieder normal arbeiten konnte. Nachdenklich, aber dennoch zufrieden ging Olmekis wieder zurück auf die Brücke und lies sich von seinem I. Offizier die Lage vortragen. „Alle Kommandanten melden leichte bis mittlere Schäden. Die Orion meldet einen schweren Treffer in einer der Landebuchten. Ein Großteil der Atemluft ging dadurch verloren und außerdem gibt es noch einen 8 Meter breiten Hüllenbruch. Der Captain meinte, sein Schiff müsse unbedingt in die Werft und wäre für kein weiteres Gefecht mehr einsetzbar. Er bittet darum, aus dem Verband auszuscheren und die nächste Werft anzusteuern. Der Oberbefehlshaber lässt ihnen seine aufrichtigsten Glückwünsche übermitteln und bittet sie weiter nach Plan vorzugehen. Das dritte Schiffe, welches wir getroffen haben ist scheinbar ohne Steuerung und Kontrolle. Es treibt nun langsam in Richtung Asteroidengürtel. Es war einer ihrer größeren Träger. Vielleicht sogar das Flagschiff.
[email protected] 104
Autor Stephan Schneider Die feindliche Flotte hat ihren Kurs geändert und kehrt zurück zum IV Planeten. Zwei weitere Flotten haben ebenfalls diesen Kurs genommen. Es sind außerdem mehrere Dutzend Frachter dahin unterwegs. Der Gegner zieht sich also zurück, rüstet sich jedoch für eine Entscheidungsschlacht, wie es scheint“: erklärte der I. Offizier seinem Vorgesetzten. „Scheinbar hat das Katz und Maus spielen nun ein Ende gefunden. Wotan wird seine Wunden lecken und direkt danach weitermachen. Wenn er alle Schiffe gesammelt hat, wird er losziehen, um die Erde anzugreifen. Haben sie diese Informationen an den Oberkommandierenden weitergeleitet?“ „Jawohl, er hat sich bedankt und seinen Entschluss bekräftigt. Wir sollen uns wie abgesprochen mit Admiral Polarius treffen“. „Admiral Polarius?? Das ist doch der Adjutant von Leonides... oder nicht?“: fragte Olmekis verwundert. „War er einmal. Jetzt ist er der Kommandeur der Flotte. Admiral Leonides hat mit dem Rebellen Prax paktiert und ist durch Selbstmord seiner Bestrafung entgangen“. „Dann hat er wenigstens einmal in seinem Leben Charakter bewiesen. Gut denn, also weiter wie geplant. Sagen Sie dem Kommandanten der Orion er könne sein Schiff in Sicherheit bringen, aber er soll alles an Munition und 75% seiner Kampfgeschwader auf den Rest der Flotte verteilen. Da nutzen sie uns mehr“ „Jawohl Herr Admiral!“: bestätigte der I. Offizier und machte sich sogleich daran diese Nachricht weiterzugeben. Olmekis zog sich in sein Quartier zurück und schaltete den Bildschirm an Er wollte sich die Lage in aller Ruhe vor Augen zu halten. Er überprüfte die Bestände an Granaten und die einzelnen Schadensberichte der Trägerkommandanten. Einen Großteil seiner atomaren Munition hatte er verbraucht, dafür aber keinen einzigen Jäger verloren. Doch angesichts seiner neuen Taktik waren Jagdmaschinen von nun an nicht mehr so kampfentscheidend, wie in den Schlachten davor. Er konnte abschätzen wie hoch die Ausfälle bei seinem Gegner waren und welchen moralischen Vorteil ihm das brachte. Entsprechend gelassen und zufrieden sah er der Zukunft entgegen. Für ihn war es bisher gut gelaufen. Das dachte auch Michael und er folgerte sogar noch weitere Möglichkeiten aus den gegebenen Informationen. Er rief die Priesterinnen zu sich, verschmolz seine Gedanken mit ihnen und sendete seine Worte sogleich zu Uriel und den beiden anderen Heroen an Bord des Flagschiffs. „Ihr habt es bestimmt schon bemerkt. Admiral Olmekis war überaus erfolgreich gegen die Titanianer vorgegangen und nun müsst ihr auf eine weitere wichtige Mission gehen. Einer der feindlichen Träger, vermutlich deren Führungsschiff, treibt auf den Asteroidengürtel zu. Uriel, du und Arius müsst unbedingt an Bord dieses Schiffes gelangen und euch die Technik der Titanianer aneignen!“: sandte ihnen Michael zu. Uriel verstand es sofort und stimmte zu:„ In der Tat, dies wäre ein echter Glücksfall für uns. Wenn ich den aktuellen Stand der titanianischen Technik kenne, kann ich deren Schiffe ebenso lahm legen, wie unsere eigenen. Ich werde schnellstmöglich mir Arius losfliegen“. Damit war dieser Teil der Strategie geklärt. Arius hatte den Plan ebenfalls empfangen und stimmte vorbehaltlos zu. Diese Art von Aufträgen waren genau das was er brauchte. Einen gefährlichen Einsatz hinter den feindlichen Linien, von dessen Erfolg der Kriegsverlauf abhängen würde. Deoklites dachte an sie und wünschte Ihnen Glück. Wie zuvor lief alles ohne ein einziges Wort ab. Arius und sein Bruder ließen einen der schnellsten Jäger auftanken und starteten dann los. Hinter ihnen lief die III. Flotte weiter auf den IV. Planeten zu und vor Ihnen war nur die gähnende Schwärze des Weltalls. Sie hatten einen sehr langen Weg vor sich, bis sie den verlassenen Träger endlich erreichen würden. Arius beschleunigte die Maschine so weit es ging und Uriel half ihm dabei, indem er verhinderte das die physikalischen Grenzen sich bemerkbar machten. Ansonsten schalteten sie alle Energiequellen ab, um nicht unnötig aufzufallen. Ein einzelnes Schiff in den Weiten des Alls, fernab der Flotten konnte es durchaus schaffen unbehelligt durchzukommen. Darauf hofften sie und selbst wenn es Komplikationen gegeben hätte, dann wäre Arius auch damit fertig geworden. Schließlich hatte er alle Fähigkeiten, um sich gegen eine feindliche Patroullie zur Wehr zu setzen. In Gedanken spürten sie beide den Segen ihrer Brüder und Kampfgefährten. Arius war ein wenig beschämt wegen des unglücklichen Zwischenfalls mit dem Admiral. Ihn kränkte es in seiner Ehre, dass Michael ohne weiteres die Größe hatte, Allen Alles zu vergeben und damit sehr erfolgreich agierte. Während er schon bei Nichtigkeiten aus der Haut fuhr. Uriel spürte diesen Zwiespalt im Herzen seines Bruders und konnte es sich nicht verkneifen ihn darauf anzusprechen. „Dir fehlt die Geduld und die nötige Selbstbeherrschung Arius. Alles andere beherrschst du bereits perfekt. Nur deine unzulänglichen Fähigkeiten dich selbst zu kontrollieren, hindern dich noch daran, ein perfekter Krieger zu sein“. „Ach was weißt du schon. Du hast ja nur Probleme mit irgendwelchen Geräten. Ich muss mich mit starken Gefühlen auseinandersetzen und da sagt es sich leicht, man solle Geduld haben“. „Ich kann dich verstehen, Bruder. Aber glaube mir, es war für mich anfangs genauso schwierig geduldig zu sein und nicht gleich alles zusammenzuschlagen. Wie oft hat mich mein Lehrmeister dazu ermahnt, nicht gleich beim ersten Anzeichen von Widerstand aufzugeben, sondern einfach weiterzumachen. Weißt du noch als ich mich beschwert habe, weil ich auch einer von euch sein wollte. Ein richtiger Kämpfer und Krieger!“
[email protected] 105
Autor Stephan Schneider „Ja ich erinnere mich sehr gut daran. Du wolltest unbedingt so sein wie ich oder Michael. Aber ZEUS wollte, dass du so wirst wie Lamuk und er hatte Recht behalten. Wärst du so wie ich geworden, oder wie die anderen, dann hätte die Geschichte eine ganz andere Wendung genommen!“: sagte Arius nachdenklich. „Siehst du, es lohnt sich also wirklich wenn man Geduld hat und beharrlich ist. Du weißt doch welches die drei Tugenden des perfekten Kriegers sind“. „Mut, Intelligenz und Geduld.. hmmh das sagt sich so leicht und lebt sich so schwer“. „Aber Michael schafft es doch auch und deshalb kann er auch vergeben. Wir sind seine Brüder und wir sind so wie er. Selbst du Arius. Wir helfen dir, damit du es schaffst“. „HÖR auf mir von Michael vorzuschwärmen. Der kocht auch nur mit Wasser und hat es immer schon viel leichter gehabt. Für die Dreckarbeit hat ZEUS ja mich erschaffen, ich muss schließlich die Kastanien aus dem Feuer holen. Derweil sitzen die anderen an einer Tafel und philosophieren über Moral und Strategie. Wenn Michael an meiner Stelle wäre, würde er genauso reagieren und erzähl du mir nichts anderes. Es ist eben ein Unterschied, ob man aus der Ferne seine Ideale verkündet, oder aus der Nähe erlebt, wie es wirklich ist. Idealismus schwindet immer mit der Nähe zu den Missständen. Frag mal den Kommandanten der Garde. Diesen Sauhlt, dem kannst du ja mal einen Vortrag halten wegen der Erstürmung der Insel. Frag ihn mal, was er davon hält, mit Geduld einen direkten und klar formulierten Befehl auszuführen, auf dem „Eilt“ steht“. Uriel merkte schon dass er so nicht weiterkam und Arius sich nur weiter aufheizte und scheinbar unbelehrbar seinen Kopf durchsetzen wollte. Also schwieg er für den Rest des Flugs und erwähnte nur noch Dinge, die direkt mit dem Flug zu tun hatten. Pandora meldete sich ab und an bei den beiden und stärkte ihnen den Rücken. Sie wusste ja um die aufbrausende Art ihres Geliebten und wollte ihm so helfen. Arius verstand diesen Wink und seine Wut auf alles und jeden verklang allmählich. Er fühlte sich innerlich aber mehr und mehr zerrissen und gespalten. Wie sollte er jemals seinen Anspruch auf Führung durchsetzen, wenn seine Bestimmung darin bestand geführt zu werden. Bei dem Gedanken jemand anderen zu töten, spürte er Wohlbehagen und ein Schauder des Entzückens lief ihm den Rücken runter, als er sich an die Exekution von Admiral Prax erinnerte. Uriel spürte die Gedanken seines Bruders und konnte sie nicht verstehen. Pandora ging es genauso und so lies man ihn mit sich und seinen Phantasien alleine. Er dachte darüber nach was in der nächsten Zeit wohl geschehen würde... die Eroberung des IV Planeten, dann die schrittweise Inbesitznahme des Asteroidengürtels und danach die Monde. Da warteten noch gewaltige Aufgaben auf ihn und seine Kameraden. Im Kriegsrat befasste man sich natürlich ebenfalls mit den Auswirkungen, welche die 5 Helden verursacht hatten. An der Loyalität von Michael gab es keinen Zweifel, aber nachdem man nun ausführlich erfuhr was Arius mit Prax gemacht hatte, gab es hier wieder Grund zur Sorge. Hatte nicht Hera genau solche Eskapaden vorhergesagt und Handlungsbedarf angemeldet. Die Diskussion war allerdings nicht besonders sinnvoll, da niemand wusste wie Arius momentan veranlagt war. Außer Gaia und dem Admiral kannte ihn ja niemand von den Anwesenden. Außer Vermutungen und Vorurteilen kam also nichts zustande und so baten Canopus und Typhone darum, dass sich ZEUS dazu äußern sollte. Schließlich war er ja der Schöpfer dieses Ungeheures und der einzige, den man hätte fragen können. „Senatoren, der Segen der Sterne sei mit euch. Ich stelle fest, dass sich Arius in eine ungewollt negative Richtung entwickelt und dies bedaure ich zutiefst. Mir, als seinem Schöpfer, bleibt nur zu hoffen, dass es nicht zu weiteren Tragödien kommt. Da wir Arius aber nicht mehr so ohne weiteres entfernen können, geschweige denn seine Taten umzukehren in der Lage sind, muss man ihn eben so einsetzen, dass er möglichst wenig Schaden anrichten kann. Je weniger Kontakt er zu anderen hat, umso besser! Waghalsige Kommandoaktionen mit hohem Risiko sind genau das richtige für ihn. Je gefährlicher umso besser, das entspricht genau seinem Naturel.“ „Sollten wir ihn nicht besser gleich auf eine so gefährliche Mission schicken, dass er nicht mehr wiederkommt?“: fragte Amon und machte dabei eine horizontale Handbewegung entlang seines Halses. Die Kanzlerin sah augenblicklich zu dem Admiral und dann wieder zu ZEUS. Die Idee war ihr auch schon gekommen und dass sie diese nun von einem anderen Senator hörte, bestärkte sie in dieser Ansicht. Doch keiner der anderen Senatoren sagte etwas, sondern alle warteten auf die Antwort von ZEUS. „Senator Amon, ich kann mir nicht vorstellen, dass man diese Idee weiterverfolgen sollte. Es wäre fatal, wenn Arius es durchschauen sollte und es wäre noch fataler, wenn er lebend in die Hände der Titanianer geriete. Wir wissen sie ihre Gefangenen assimilieren und dann gegen uns einsetzen. Ein so starker Krieger in den Händen des Feindes wäre eine Katastrophe für uns. Abgesehen davon würde Michael einen solchen Befehl nicht weitergegeben. Dazu ist er viel zu loyal und integer, einen solchen Verrat an meiner Schöpfung wäre ich selbst nicht im Stande zu verüben“: gab ZEUS ihm zur Antwort. Amon vernahm diese Worte mit Unbehagen und wertete sie als Kränkung. Immerhin hatte ZEUS ihn ja gerade als hinterlistigen Verräter und Intriganten bezeichnet. Aber es blieb dabei, außer einer belanglosen Debatte kam bei dieser Sitzung nichts heraus.
[email protected] 106
Autor Stephan Schneider Kurz gegen Ende erschien Senator Sagitus im Versammlungssaal und erklärte:„ Das war die kurioseste Mission auf die ich je gegangen bin. Kaum war ich auf dem Weg in den Kampf, war schon alles vorbei. Eigentlich können wir uns alle zur Ruhe setzen, auf uns hört ja eh keiner mehr. Diese neuen Helden haben uns völlig ersetzt und nicht nur das. Sie werden auch unsere Feinde abschaffen. Ich habe eben die Nachrichten der ersten Schlacht vernommen und die Bewegungen der Flotten danach verfolgt. Wenn ich das alles richtig nachvollziehe sind unsere Gegner bald Geschichte und der Krieg endet schneller, als wir uns das alle jemals erträumt hätten. Was sollen wir denn jetzt eigentlich noch machen?“ „Dein feuriger Freund Helios ist wieder zu Apollo entflohen. Wahrscheinlich sitzt er jetzt am Fuß eines Vulkans und sieht der Lava beim ihrem Lauf ins Meer zu. Ich werde ihn vermutlich mal besuchen und dann zum Regenten meines Zeichens fahren. Dort kann ich den alten Zeiten nachtrauern!“: sagte Horus, der Ratsherr der Zwillinge. Den übrigen Senatoren dämmerte ebenfalls, dass ihre Göttlichkeit langsam aber sicher enden musste. Admiral Tanruk stand dann auf und bemerkte folgendes:„ Nun denn Senatoren, ich habe auch irgendwann mal mein Kommando aufgeben müssen und es einem jüngeren Mann übertragen. Er hieß Prax und hat mich nicht würdig vertreten, aber es ist das Schicksal aller Väter ihren Söhnen Platz zu machen.... ob uns das gefällt oder nicht. Und letztlich können wir uns auch nicht beschweren. Es war immer unser sehnlichster Wunsch den Feind zu bezwingen und danach in Ruhe und Frieden zu leben. Das sich unsere Gesellschaft dadurch verändert war klar. Die Regenten werden keine Soldaten mehr zu uns schicken müssen und die Werften keine Kriegsschiffe mehr bauen. Wir können daran gehen andere Sonnensysteme zu kolonisieren und uns immer weiter ausbreiten. Die neuen Helden werden uns vor allen Gefahren beschützen und unser Volk zu neuer Blüte bringen. Was ist dagegen schon die Reformierung unseres Lebens. Ich kann nichts schlimmes daran finden, meine Abteilung aufzulösen und dafür mit meiner Geliebten an den Stränden der Welt im Wasser zu planschen, Kinder zu zeugen und einfach nur zu leben!“ Die Kanzlerin blickte sich kurz um und fragte ob es weiteren Bedarf gäbe sich auszutauschen. Dies war nicht der Fall und so endete die vorerst letzte Sitzung des Kriegsrates mit der de facto Selbstauflösung. Wie kurz zuvor erwähnt, zerstreuten sich die Senatoren in alle Winde. Einige besuchten zuerst den Regenten ihres Zeichens, oder machten so was wie eine Besichtigungstour über den Globus. Michael und seine Genossen waren mit den Kriegern an Bord des Atlas mittlerweile wieder zu einem normalen Umgang miteinander gekommen. Der Captain musste schließlich einsehen, dass es sinnlos wäre sich zu widersetzen und er sich damit nur ins eigene Fleisch schneiden. Er und die anderen des Stammpersonals ließen sich von den drei Strategen für diverse Dienste einteilen und konnten sich so auch noch sinnvoll einbringen. Michael war klug genug, um zu wissen wie sehr er eine gehfolgsame Crew brauchte, um in der Schlacht zu siegen. Er überlies es dem Captain die Mannschaft einzuteilen und natürlich auch Vorschläge zu machen. Nur die Art der Übermittlung war etwas ungewöhnlich. Waloritas dachte etwas und das genügte schon. Er war sich dessen bewusst und auch, dass seine zugeteilten Kompetenzen nur dazu dienten, ihn abzulenken und zu beschäftigen. Die Strategen wussten eh viel besser was zu tun war und jeden Fehler korrigierten sie automatisch mit einem Hinweis auf die bessere Wahl. Ihr Hauptaugenmerk lag jedoch in der Ausarbeitung einer Strategie um den IV. Planeten zu erobern. In ihren Simulationen waren sie von völlig anderen Grundvoraussetzungen ausgegangen. Die jetzigen Möglichkeiten waren zwar ungleich besser, um nicht zu sagen ideal, aber nicht jeden Faktor konnte man sicher vorhersehen. Dies war ja schon bei Arius mehrfach aufgetreten und insgesamt konnten die Titanianer beim nächsten Mal ebenso zu unvorhersehbaren Maßnahmen schreiten. Eine dieser Aktion war von Loki ins Leben gerufen worden. Er schickte einen bewachten Bergungstrupp zu dem verlassenen Schlachtträger seines glücklosen Kameraden Wotan. Es waren 6 Transporter mit einer Bergungsmannschaft samt Berserkereskorte und schwerem Geleitschutz in Form von 24 schweren Jagdmaschinen. Arius spürte ihre Annäherung als erstes und benachrichtigte Uriel und die anderen. Dann spürte Uriel, eine ihm unbekannte Technologie, die auf ihn zurollte. Durch passiven Radarkontakte bestätigte sich schließlich ihr Verdacht. „Es sind Titanianer! Sie sind unglaublich gewalttätig, spürst du es ebenfalls Uriel!“ „Ja und ihre Technologie ist ebenfalls von dieser negativen Energie durchsetzt. Kannst du in ihre Gedanken einbrechen“: fragte Uriel Arius wortlos. Dieser versuchte sich zu konzentrieren, aber er konnte nur grob erkennen was passieren sollte. Uriel gelang es kaum aus der Entfernung etwas von den Grundzügen ihrer Technologie zu entschlüsseln. Zu fremdartig war das alles für die beiden, aber Arius wusste nun was folgen würde. „Sie sind gekommen um den Schlachtträger „Titania“ zu bergen. Das ist ihre Mission. Sie sollen die Schäden beseitigen, den Antrieb aktivieren und das Schiff zu einer abgelegenen Raumwerft bringen. Diese befindet sich am äußersten Rand des Asteroidengürtels. Wir können ihnen zuvor kommen, aber sie werden kurz nach uns das Schiff erreichen. Wie hoch stehen die Chancen, dass du ihre Technik verstehst, wenn du an Bord eines ihrer Schiffe gelangst?“
[email protected] 107
Autor Stephan Schneider „Keine Ahnung Arius. Ich kann das nicht abschätzen. Wenn dort alles zerstört ist, verbrannt oder in Stücke gerissen, dann ist es wahrscheinlich gar nicht möglich!“ „Aber diese Bergungsmannschaft ist auf jeden Fall noch intakt und kann analysiert werden. Ich bringe uns auf einen sicheren Kurs. Dann werden sich uns nicht so leicht finden, wir können uns an Bord verstecken und abwarten bis sie kommen!“. „Einverstanden ich benachrichtige Michael von unseren Plänen und Entdeckungen, vielleicht kann er auch noch eine gute Idee beisteuern!“ Arius machte die letzte Bemerkung wütend, aber er war zu stolz, um es sich unnötigerweise anmerken zu lassen. Uriel spürte auch so was er dachte. Michael wurde über alles informiert und segnete diesen Plan ab. Jedoch mit dem Hinweis die Bergungscrew mit dem Schiff entkommen zu lassen, um so noch größeren Schaden anzurichten. Uriel verstand den Wink und dachte schon darüber nach was passieren würde, wenn der Träger in einer Werft detonieren würde, statt zuvor auf dem Weg dorthin. Arius fand die Idee auch gut und so wertete er alle Informationen, die er aufschnappen konnte, akribisch aus. Der Kurs, den er mit seinem Pegasusjäger beschrieb, verlief mitten durch eine dichte Ansammlung von Asteroiden. Ihre titanischen Kollegen mussten hier ausweichen und eine ungefährlichere Passage wählen. Da Arius einen wesentlich kleineren Jäger flog, war er hier klar im Vorteil. Das verschaffte ihm und seinem Bruder den entscheidenden Vorsprung, um als erste ans Ziel zu gelangen. Uriel hatte in der Zwischenzeit das Wrack gescant und nach nützlichen Hinweisen gesucht, aber noch immer keine gefunden. Schließlich erreichten sie ihr Ziel und umkreisten es mehrmals auf der Suchen nach einer Andockmöglichkeit. Nachdem sie dies mehrere Stunden getan hatten, kam Uriel eine Idee wie man vorgehen könnte. Ob im Inneren des Schiffes noch Luft war wussten sie nicht, wahrscheinlich war der ganze Luftvorrat verbrannt oder in den Weltraum entwichen. Auf den Landedecks konnten sie nicht andocken, da man ihren Jäger dort sofort entdeckt hätte. Das wäre auch der Fall, wenn sie außerhalb der Hülle angelandet wären. Es blieb ihnen nur eine einzige Möglichkeit wo sie unbemerkt an Bord gelangen konnten. „Das ist die einzige Möglichkeit Arius. Du musst in eines der Haupttriebwerk reinfliegen, den Jäger dort verankern und dann ein Loch in die Wand schneiden. Nur so gelangen wir unauffällig an Bord!“ „Warum fliegen wir nicht in einen der Hangars, du steigst aus, siehst dich um und ich passe auf, dass uns keiner folgen kann. Ich schieße einfach auf jeden, der in den gleichen Hangar will“. „Dann wirst du nicht den absolut möglichen Schaden anrichten. Stell dir vor, ich manipuliere das Schiff so, dass es explodiert, wenn es zur Reparatur in die Werft soll. Dann schalten wir doch hundertmal mehr von denen aus. Außerdem ist es viel zu riskant auf andere Schiffe zu feuern, wenn man sich in einem beinahe geschlossenen Raum befindet“. „Na gut dann machen wir es so wie du sagst. Falls es nicht geht, sprengen wir das Schiff eben schon vorher in die Luft“: sprach er und ging am Achterdeck des Trägers in Position. Langsam, Meter für Meter, schob sich das Schiff durch die enge Röhre bis in die innere Brennkammer. Für den Hauptschub sorgt hier ein chemischer Verbrennungsantrieb und die benötigten eine solche, kugelförmige Kammer zum Zünden des Treibstoffs. Arius wurde von seinem Bruder eingewiesen und schoss mit genauer Dosierung ein Loch in die Wand. Dann verankerte er mit Hacken und Seilen seinen Jäger. Beide zogen sich einen Raumanzug an und schnallten sich ihre Luftflaschen auf den Rücken. Dann stiegen sie aus und hangelte sich ins Innere des Schiffes. Alles war dunkel und die Kopflichter an den Helm erhellten das Szenario nur wenig. Hier befanden sie sich in einem luftleeren Lagerraum oder so etwas in der Art. Arius bemerkte, dass sie wahrscheinlich erst mal ein Loch in die noch unbeschädigte Hülle sprengen müssten, um bis ins Innere vorzudringen. Dies war allerdings sehr gefährlich wegen des Druckunterschiedes. Sobald sie irgendwo ein Loch in die Wand schneiden, würde der Luftdruck diese Öffnung noch vergrößern und alles was lose herumliegt, nach Außen befördern. Dies würde für jeden unangenehm werden, der sich dann in der Nähe dieses Loches befindet. Im Schein ihrer Lampen suchten sie nach Schotts und Öffnungen, die man verwenden konnte. Uriel konzentrierte sich und versuchte seine Gabe einzusetzen, aber es schien als wäre sie ihm abhanden gekommen. „Arius merkst du auch etwas, so als ob etwas fehlen würde. Mir fehlt die Kraft mich zu konzentrieren“. „Ich kann es nachfühlen. Vielleicht liegt es daran, dass wir schon so weit weg von der Sonne sind. Ohne ihre Kraft fehlt uns etwas. Wir müssen wohl ohne sie auskommen. Los folge mir, ich hab da hinten etwas entdeckt!“ Arius wies in die Richtung und zog sich an der Wand entlang nach vorne. Er erreichte als erster ein rundes Schott und drehte langsam am Rad, um es zu öffnen. Uriel blieb absichtlich hinter ihm, um nicht gefährdet zu sein. Sein Bruder drehte immer weiter und öffnete schließlich den Eingang. Dahinter lag ein unbeleuchteter Gang in dem einige tote Berserker schwebten. Arius erkannte sie im Licht seiner Lampe und verzog angewidert sein Gesicht. Jetzt kannte er also das Aussehen hinter den Gedanken, die er empfangen hatte. Uriel folgte ihm zügig und schloss das Schott hinter sich.
[email protected] 108
Autor Stephan Schneider „Ich verschließe das Schott wieder, falls wir noch ein weiteres finden, hinter dem sich Luft verbirgt, können wir es ohne Gefahr öffnen. Zumindest ist es etwas weniger gefährlich, weil die Luft nicht komplett durch das Vakuum des Raums abgesaugt wird“. „Also ich bin nicht so fachlich versiert wie du Uriel, aber ich glaube dass an Bord keine Atmosphäre mehr vorhanden ist. Wir sind jetzt schon durch zwei Räume marschiert und noch immer kein Anzeichen von Luftdruck. Wahrscheinlich hat die gesamte Struktur Risse bekommen, als die abgesprengten Trümmer eingeschlagen sind. Du hast ja die Schäden von Außen erkannt. Mag sein das ganz im Inneren des Schiffs noch etwas Luft verblieben ist. Wir werden ja sehn“: meinte Arius während sie ihren Weg fortsetzten. Uriel überlegte und fand dass diese Theorie wahrscheinlich stimmen könnte. Ihm fehlte wirklich die Nähe zur Sonne und ihre Kraft. Er hoffte inständig schnell in den inneren Bereich zurück zukehren und wieder zu gewohnter Stärke zu finden. Arius vermisste seine Kräfte ebenso, aber er hatte ja auch noch seine körperlichen Fähigkeiten und die Erfahrung vieler Leben in sich. Ihm machte das Alleinsein weniger aus, da es von ZEUS so gewollt war. Isolation durfte für einen Einzelkämpfer kein Problem sein. Also gingen sie immer weiter und ihre Stiefel hielten sie an der Decke. Uriel bekam es mit der Angst zu tun, als sie den ersten toten Berserker aus der Nähe sahen. Dieser schwebte frei im Raum und man erkannte eine tiefe Wunde am Hals, andere sahen noch übler aus. Ihnen waren die Augäpfel geplatzt und die Bäuche lagen frei. Teilweise quollen die Innereien nach außen und schwebten neben dem Körper. Arius machte das nichts aus, im Gegenteil er schubste alles auf die Seite was ihn störte und verschaffte sich so Platz. Der Gang schien kein Ende zu nehmen, er führte immer weiter und nirgends gab es einen Hinweis wo sie gerade waren und was sich hinter den Schriftzeichen an den Türen verbarg. Jedoch einer von den vielen Eingängen war halboffen und man konnte ohne weiteres hindurch. Eine Leiche lag genau in diesem Bereich und hatte so verhindert, dass sich die Tür wieder schloss. Allerdings sah der Körper dadurch etwas zerquetscht aus. Der Druck der hydraulischen Türverriegelung hatte diesem Titanianer eine traumhafte Wespentaille beschert und einen ebenso tierischen Gesichtsausdruck. Arius trat so fest gegen ihn, dass der Kadaver aus dem Haltegriff gelöst wurde und verschaffte sich so Zutritt. Er betrat den Raum dahinter und stand in einem der Quartiere für die Mannschaften. Er erkannte Betten und Wandschränke, alles so ähnlich aufgebaut wie es bei den Atlantanern üblich war. Form und Farbe war natürlich anders, aber immer noch unverkennbar ähnlich. Uriel ging nicht hinein, sondern riskierte lediglich einen scheuen Blick in den Raum. Er verlor dabei seinen Bruder aus dem Blickfeld und erschrak zu Tode, als dieser ihm mit einer schnellen Bewegung, eine stark deformierte Leiche vor die Nase hielt. Die entstellte Fratze dieses Ungeheuers sah aus der Nähe natürlich noch schrecklicher aus, als auf dem Gang. Panisch schreiend sprang Uriel nach hinten und verfing sich dabei direkt in einer anderen Leiche. Wie von Sinnen schrie er und schlug mit den Armen um sich. Dabei verhedderte er sich auch noch in den Gedärmen des Toten und verteilte einen Teil des Inhalts auf seinem Anzug. Er fühlte wahrlich Todesangst in diesem Moment und rang nach Luft vor Panik. Der Verursacher dieses Streichs lachte daher auch nur kurz. Als er merkte wie prekär die Lage durch seinen kindischen Scherz geworden war, wurde er plötzlich wieder von seinem humoristischen Anfall kuriert. Er sprang auf Uriel zu, zog in weg von der Leiche und entfernte schnell die Innereien vom Anzug. Uriel fluchte auf ihn ein und gab ganz abgarstige Töne von sich . „Ganz ruhig, ich habe nur einen Spaß machen wollen, die sind doch alle tot. Die machen uns nichts mehr.... tut mir leid. Ehrlich“: versuchte Arius sich zu entschuldigen. „Du bist wohl verrückt geworden. Ich wäre fast gestorben vor Angst. Dir macht das hier vielleicht nichts aus, aber mir schon. Ich war nie ein Krieger, sondern nur der Techniker.... Mir fehlt die Sonne. Las uns schnell machen, damit wir hier wieder wegkommen. Außerdem müssen wir weg sein bevor das Bergungskommando hier ankommt. Stell dir mal vor was passiert, wenn wir solchen Ungeheuern begegnen und die noch leben. Nicht auszudenken!“ „Ich hab doch gesagt es tut mir leid. Hast du schon einen Plan wie wir jetzt weiter machen könnten. Hier sind nur die Unterkünfte, sonst nichts weiter. Nach was suchen wir eigentlich?“ „Wenn ich das wüsste! Hier ist alles so fremd und tot. Ich hab es mir ganz anders vorgestellt... einfacher und steriler. Wahrscheinlich kann ich hier gar nichts mehr machen, ohne meine Kräfte bin ich nicht in der Lage mich in die Technik hineinzuversetzen. Ich sehe dann nur noch was alle anderen sehen, ohne es zu durchschauen. Verstehst du?“: meinte Uriel etwas resignierend. „Ja mir geht es ähnlich und das wird immer schlimmer, je weiter wir uns von der Sonne entfernen. Je länger wir hier bleiben, umso weniger Kraft kann uns das Zentralgestirn liefern.... Aber du bist doch immer noch ein begabter Techniker, der die physikalischen Gesetze kennt und weiß wie etwas funktionieren muss, auch wenn es nicht in Betrieb ist“. „Theoretisch schon, aber ohne Anleitung und ohne einen Apparat zu öffnen kann ich nichts machen. Eine Apparatur oder eine Waffe muss man zerlegen, um sich die einzelnen Abläufe vorstellen zu können. Nur vom dran vorbei gehen oder drauf schauen werde ich daraus auch nicht schlau. Außerdem ist hier alles defekt oder außer Betrieb. Einen Zusammenhang kann ich nur herleiten, wenn ich weiß wie sich alles verhält, wenn es eingeschaltet ist!“: erklärte Uriel sein Problem.
[email protected] 109
Autor Stephan Schneider Arius dachte darüber nach und überlegte wie er dieses Problem lösen könnte. Dann fiel es ihm ein und er sprach zu Uriel:„ Hör zu Bruder... wir werden bald Besuch bekommen, von dem Bergungskommando. Die haben bestimmt funktionierende Technik an Bord und können auch erklären wie das hier alles funktioniert. Wir warten einfach bis die hier sind und kidnappen eines von ihren Schiffen. Dann haben wir doch was wir wollen“. „Du bist wohl verrückt geworden Arius. Wie sollen wir zwei alleine gegen... gegen Hunderte von diesen Kreaturen bestehen. Das ist ja verrückt. Las uns bitte was anderes machen!“ „Na ja, so aussichtslos wie du es beschreibst, ist es nun auch nicht. Immerhin haben wir eindeutig das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Wir warten einfach bis deren Crew an Bord ist, schlagen blitzschnell zu und hauen dann ebenso schnell wieder ab. Wir können einen Sprengsatz im Triebwerk lassen. Wenn sie es schaffen sollten, das Schiff wieder zu starten, wird die Bombe hoch gehen und alles zerstören. Dann haben wir zwar keine Informationen, aber es ist auch niemand zu Schaden gekommen!“: erklärte Arius seinem allzu ängstlichen Gefährten. Der dachte wieder nach und nickte. „Na siehst du Bruderherz, wir werden den Plan kombinieren und gemeinsam ausführen. Du legst den Sprengsatz und ich kapere eines von ihren Schiffen. Unseren Pegasusjäger kannst du gleich mit verkabeln, oder ... nein das geht nicht. Den bemerken sie bestimmt, wenn sie das Schiff untersuchen und das passiert garantiert. Wenn wir abhauen, werden sie uns ja unweigerlich bemerken und dann wird das ganze Schiff auf den Kopf gestellt. Aber egal, dann sprengen wir halt kurz nachdem wir hier weg sind.... Los jetzt! Schau mich nicht so ängstlich an, du bist doch schließlich auch ein Held. Da macht man doch nicht schlapp, nur weil man mal im Dunkeln tappt!“: mahnte Arius seinen Bruder, der vor Angst kaum ruhig stehen konnte. „Ich bin nie dafür ausgebildet worden an solchen Missionen teilzunehmen. Die Wartung der Technik war mein Aufgabengebiet“: rechtfertigte Uriel seine Bedenken und sein Zaudern. „Du bist also für die Wartung zuständig.. hmmh dann warte halt an Bord des Jägers auf mich. Ich werde das andere derweil erledigen. Ich komme dann nach hinten geflogen und hol dich ab. Bereite aber bitte die Sprengung des Jägers vor! Einverstanden?“ „Meinetwegen. Hoffentlich hast du Erfolg!“: sagte Uriel mit trotzigem Unterton. Arius spürte es und hörte es aus seiner Stimme heraus. Eigentlich tat Uriel ihm in diesem Augenblick etwas Leid und er fühlte sich dazu berufen ihm seine Angst auszutreiben. „Wie sieht’s bei dir aus? Kannst du noch weiter mit mir das Schiff erkunden, oder willst du zurück zum Schiff?“: wollte Arius dann wissen, in der Hoffnung sein Bruder würde sich vielleicht doch noch überwinden und die Angst besiegen. „Ich bleib bei dir! Du bringst mich jetzt bitte wieder zurück! Las mich ja nicht alleine hier herumirren. Ich finde den Weg zurück bestimmt nicht mehr und dann..“. „Schon gut du wartender Techniker. Ich bring dich wieder zurück und fülle meinen Luftvorrat auf. Dann gehe ich mal in die andere Richtung des Gangs. Wer weiß wo mich das hinführt... du passt auf wenn die Titanianer hier aufkreuzen und warnst mich! Hast ja außerdem noch Arbeit vor dir“ „In Ordnung Arius, so machen wir’s“: gab Uriel beschwichtigend als Antwort. Dann gingen sie beide wieder zurück zum Schiff. Eigentlich war es einfach und nicht zu verfehlen. Sie hatten ja Abdrücke hinterlassen, denen man folgen konnte. Die Spuren ihrer Stiefel schimmerten schwach sichtbar auf dem Boden. Der Schein der Lampen brach sich in den verworfenen Staubkristallen und markierte so die Richtung ihrer Ankunft. Arius schnappte sich deshalb einen von den umherschwebenden Berserkern und wischte mit diesem hinter sich den Spuren weg. So konnte hier niemand mehr etwas Verdächtiges erkennen. Uriel hielt das für pietätlos aber Arius störte das nicht. Er war da absolut pragmatisch und keineswegs verlegen. „Wenn es sein müsste würde ich das auch mit dir machen. Gar keine Frage! Hier geht es um taktisches Verhalten im Kampf. Das erste was man macht, wenn man im Einsatz ist, man tarnt sich und verwischt seine Spuren. Sonst kann man ja gleich Schilder aufstellen, wo man hingegangen ist und überhaupt. Geh du nur einfach weiter und folge unseren Spuren. Du siehst ja selbst wie auffällig die sind“. Uriel sah nach vorne und erkannte wie Recht Arius hatte. Jeder Tölpel würde den Weg finden und das musste verhindert werden. Also stapfte er brav weiter, Arius blieb direkt dahinter und zog seinen neuen Freund mit sich. Schließlich erreichten sie alle drei den Pegasusjäger und setzten ihr Vorhaben in die Tat um. Arius füllte seinen Luftvorrat auf, bewaffnete sich mit diversen Mordwerkzeugen und sah sich den toten Berserker genauer an. Er prüfte das Skelett auf Schwachstellen und allgemein verwundbare Punkte. Das gipfelte dann darin, dass er die Leiche an der Wand aufbaute und Schlagkombinationen ausprobierte. Arius sah zuerst noch interessiert zu, aber wandte sich dann schnell angewidert ab. „Sag mal muss das sein? Diese widerliche Leichenschändung. Du kannst dich doch nicht so gehen lassen. Arius bitte!! Bei den Sternen ... versündige dich doch nicht so!“
[email protected] 110
Autor Stephan Schneider „Ich teste nur wie man diesen Viechern am effektivsten beikommt. Das hat mit Entehrung nichts zu tun. An dir kann ich ja schlecht üben, also nehme ich halt den toten Scheißer hier“: sagte Arius noch und gab eine weitere Schlagkombination ab. Mit einer Hand glitt er dabei durch die aufgebaute Deckung des Monsters, um diese einen kleinen Spalt breit zu öffnen. Fast zeitgleich folgte die andere Hand, als Faust geballt, in Richtung Kehle. Arius hatte sich eine Art Handschuh mit Metallspitzen angezogen und damit zertrümmerte er sein Ziel so vollkommen, dass dieser eine Schlag völlig genügte. Aber um sicher zu gehen zog er direkt danach den Kopf des Berserkers runter, lies sein rechtes Knie hochschnell und traf damit das Gesicht des Monsters. Dann streckte er das Bein aus und trat damit voll auf das Brustbein bzw. den Brustpanzer. Anschließend untersuchte er die Wirkung seine Schläge und Tritte. Mit geübtem Blick erkannte er was diesem Gegner am meisten schädigte und welche Aktionen weniger wirkungsvoll waren. Da der gesamte Körperbau sehr robust war, blieben nur die Augen als offensichtliche Schwachstelle übrig. Ein ausgestreckter Zeigerfinger war offensichtlich die effektivste Methode um den Gegner auszuschalten, so sein Fazit. Dann nahm er sein Schwerter, schaltete es ein und zerteile den Berserker, um einen Blick auf die inneren Organe zu werfen. Er kannte ja nur die menschliche Anatomie und nicht die seiner eigentlichen Feinde. Uriel konnte gar nicht mehr hinsehen und verkroch sich im Sitz seiner Jagd-Maschine. Er hoffte inständig das dieser Einsatz bald vorbei war und er seine ursprüngliche Kraft wiedererlangen würde. Sie entfernten sich ja immer noch von der Sonne und damit schwanden seine Kräfte proportional zum Abstand. Arius Gedanken konnte er kaum noch verstehen, deswegen unterhielten sie sich auch wieder mit ihren Sprech- und Hörorganen. Arius war bei dieser Art von Arbeit ganz in seinem Element. Das sein Anzug schon ziemlich eingesaut war mit dem Blut und den Eingeweiden seines Studienobjektes störte ihn überhaupt nicht. Wie ein Veterinär oder Pathologe untersuchte er die Innerein und die Hornplatten. Er zog dem Berserker die Haut ab und suchte systematisch nach dünnen Stellen darunter. Im Gegensatz zum Menschen waren die Berserker massiver gebaut, hatten stärker Knochen und über den empfindlichen Organen ausgeprägte Chitinpanzer. Ähnlich wie bei einem Käfer, nur eben hundertmal größer und dicker, aber auch schwerer. Wahrscheinlich waren sie deshalb auch nicht so flink wie ein Heroe. Zu guter letzt suchte er mit einem optischen Vergrößerungsapparat nach sensiblen Nervenknoten. Aber etwas vergleichbares wie dem Solar Plexus suchte er hier vergeblich. Etwas enttäuscht, aber gleichzeitig auch zufrieden, lies er dann endlich von seinem völlig zerfledderten Anschauungsobjekt ab und wandte sich wieder an Uriel. „So das hätten wir... ganz schön zähe Burschen diese Titanianer. Da helfen nur massive Schläge auf die Halswirbel, direkte Treffer in die Augen oder extreme Temperaturveränderungen sprich Feuer oder flüssige Luft. Ein hochbeschleunigtes Projektil täte es zur Not auch. Ein großes Geschoss direkt über der Nase, auf das Gehirn angesetzt, wäre ideal. Das hilft immer... Am besten ich versuche einen von denen lebend zu greifen. Dann kann man das später genauer untersuchen, was ich hier so auf die schnelle gemacht habe!“ Uriel riskierte einen Blick auf die zerlegte Leiche und musste sich schwer zusammenreißen, um nicht zu erbrechen. Glücklicherweise blieb ihm der Geruch erspart, da sie ja im Vakuum des Weltalls schwebten. Er nickte nur und blickte dann auf seine Instrumente. Er hatte in der Zwischenzeit den Jäger mit einer Selbstzerstörungsfunktion ausgestattet. „Während du den Berserker geschlachtet hast, habe ich hier alles für die Sprengung vorbereitet. Das müsste genügen um das Heck dieses Trägers zu atomisieren. Was dann noch übrig ist, wird kaum mehr reichen, um etwas Brauchbares für den Krieg abzugeben. Jedenfalls nicht auf absehbare Zeit und dann auch nur als Altmetall“: erklärte er ihm. „Sehr schön mein lieber Bruder. Ich gehe jetzt auf Erkundungstour ins Innere des Schiffes. Falls ich was interessantes finde, bringe sich es dir mit. Ich lasse meinen Sprechfunk eingeschaltet, dann kannst du mich warnen, falls was ankommt“. „Las mich aber nicht zu lange hier alleine.... Ich fürchte mich!“ „Wieso alleine ? Du hast doch unseren Bersi da vorne, mit dem kann man prima spielen. Also viel Spaß dann“: flachste Arius und zeigte mit den Zeigefingern auf seinen verdreckten Anzug. Uriel konnte dazu gar nichts mehr sagen. Diese kaltschnäuzige Soldatenironie hatte er schon bei den Wächtern auf der Insel nicht besonders gemocht. Scheinbar war das ein unausweichliches Schicksal für jeden harten Krieger, ein zynisches Schandmaul zu werden. Arius machte sich dann umgehend auf den Weg und verlies seinen ängstlichen Bruder. Er hatte einige Mordwerkzeuge dabei und verstaute sie in seinen Taschen und Holstern, während er schon am gehen war. Ihn hatte das Jagdfieber gepackt. Die schiere Freude stieg in ihm auf, sich ein paar lebende Berserkern zu schnappen, um an ihnen die angedachten Taktiken auszuprobieren. Ruthus hatte ihm ja auch einige Tricks beigebracht, z.B. den Einsatz von Drahtschlingen in einer Falle oder im direkten Einsatz am Hals. Alles stieg nun in ihm auf und er erinnerte sich an seine Ausbildung. Wie zuvor stieg er durch die Luke, ging ruhig und ohne Hast in die andere Richtung des Gang und folgte seinem Instinkt.
[email protected] 111
Autor Stephan Schneider Im Schein seiner Lampe erschienen immer wieder Berserkerleichen, in bekanntem Zustand. In bewährter Manier bahnte er sich seinen Weg und kam gut voran. Aber einen brauchbaren Hinweis auf eine mögliche Kommandozentrale oder den Hauptcomputer fand er nirgends. Es gab keine Beschriftung auf dem Gang. Die eine oder andere Tür war offen, aber es war nichts interessantes dahinter. So schritt er stetig weiter und fand schließlich doch etwas brauchbares, nämlich eine der Waffenkammern. Das Stahlschott war verbogen und beschädigt. Arius hatte alle Mühe es zu öffnen. Dann erkannte er auch weshalb diese stabile Tür so demoliert war. Die Berserker, die dahinter in der Waffenkammer waren, wollten sich befreien. Durch den Alarm waren die Türen verriegelt worden und die Insassen dahinter gefangen. Da sie sich damit natürlich nicht abfinden wollten, nahmen sie kurzerhand die Waffen und schossen sich einen Spalt durch die Tür. Dummerweise war dieser Teil des Schiffs zu diesem Zeitpunkt schon luftleer. Die Atemluft in der Waffenkammer entwich durch den Schlitz und die Berserker befanden sich danach in einem Vakuum und starben. Arius erkannte in ihren Gesichtern noch den Schrecken ihrer Entdeckung, als sie merkten schlecht es stand. Aber für ihn war das hier ein echter Schatz. Vor ihm lagen etliche Regale mit den unterschiedlichsten Handwaffen. Glücklicherweise musste er nur die Trageweise von den Toten übernehmen und den Rest probierte er einfach aus. Er griff sich eines der Gewehre und richtete es auf eine der Leichen. Ohne groß zu zögern drückte er ab und ein Schuss löste sich. Das Geschoss schlug durch die Schädeldecke und zerlegte ihn dabei fast vollständig. Nach wenigen Handgriffen hatte Arius die wesentlichen Funktionen der Waffe erkannt. Er wusste wo das Magazin für die Patronen lag und wie man das Visier anschalten musste. Alles war sehr einfach und funktional gehalten. Das Gewicht der Waffe war ungewohnt hoch, um nicht zu sagen, unangenehm zu tragen. Dieser Waffe hier war mindestens doppelt so schwer wie eines der Standartgewehre der Atlantaner. Dafür wohl auch mit wesentlich mehr Durchschlagskraft und Reichweite. Arius suchte noch ein bisschen weiter und fand noch andere Waffen und eine zweite Sicherheitstür. Dahinter vermutete er naturgemäß noch weitere Waffen oder Kriegsgerät. Mit sachkundigem Blick sah er sich diese Panzertür an und suchte die Schwachpunkte. Das war aber gar nicht so leicht und eigentlich reine Glückssache. Da er nicht die Zeit hatte um lange zu überlegen, suchte er sich die stärkste Waffe aus, die er finden konnte und baute sich einen geschützten Unterstand aus den Leichen, die überall rumlagen. Vorher legte er noch von jeder Waffe ein Exemplar auf den Gang außerhalb. Er wollte sie mitnehmen und Uriel zeigen, damit dieser sich davon ein Bild machen könnte, um später für jede Menge Fehlfunktionen zu sorgen. Doch soweit sollte es gar nicht mehr kommen. Arius fühlte plötzlich ein Zittern in seinen Füssen und dieses Vibrieren wurde immer stärker. Dann gab es einen kleinen Ruck und das war’s. „Sie sind gelandet... Jetzt schon! Ich muss mich beeilen“: schoss es ihm durch den Kopf. Doch mit was sollte er sich beeilen. Er könnte dieses Stahlschott aufschießen und dahinter vielleicht eine beträchtliches Arsenal, stärkerer Waffen finden. Er könnte zu Uriel zurück rennen und ihm die Waffen zeigen, oder eben wie abgemacht die feindlichen Schiffe aufsuchen. Aber wie sollte er das machen? Er hatte keine Ahnung wo das Bergungskommando genau war. Es gab ja mehrere Landebuchten und wie er von hier dorthin kommen sollte, wusste er nicht. Er überlegte so noch weitere Sekunde, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen. Jetzt fiel ihm erst auf, wie sehr er die Stimmen seiner Brüder vermisste und wie selbstverständlich er jetzt auf deren Informationen zurückgegriffen hätte. Doch wie Arius es auch drehte und wendete, alles lief auf die einfachste Lösung hinaus. Er stapelte einige Kisten mit Sprengstoff vor der Tür, ging in Deckung, setzte den Granatwerfer an und schoss das Projektil auf die Tür. „Was war das? Eine Explosion im Inneren?“: fragte der Cheftechniker des Bergungskommandos, das soeben auf dem 5. Landdeck der Titania angekommen war. Die Spezialisten hielten inne, als sie die Vibrationen in den Beinen spürten. Das Metall verteilte die Energie im ganzen Schiff und auch Uriel bemerkte es. „Vielleicht ist nur eines der Schotts aufgesprungen, weiter machen wie befohlen! Das erste Rudel geht in Richtung Hauptreaktor und sieht dort nach, wie schwer die Schäden sind. Rudel Nr. 2 und 3. durchsuchen systematisch das Schiff nach Schäden und erstatten dann Bericht. Nr. 4 beginnt mit den Reparaturen der Schäden an der Hülle. An die Arbeit!“: befahl Sethos der Kommandeur der Gruppe. Er war keineswegs besorgt wegen der kleinen Erschütterung eben. Da ihm die äußeren Schäden beim Landeanflug nicht verborgen geblieben waren, wusste er ungefähr was ihn erwartet würde. Zumindest was das Schiff anbelangte. Darin hatte er schließlich Erfahrung, von den zwei atlantanischen Helden bemerkte er hingegen nichts. Seine Sensoren waren nicht in der Lage das Schiff in seinem Inneren zu durchleuchten oder gar Lebenszeichen zu melden. Also marschierten seine Leute los um ihre Aufgaben zu erfüllen. Diese Berserker und Spezialisten hatten keinen Namen, sondern nur einfache Nummern und Kürzel. Erst wenn sie sich im Kampf, oder bei ihren spezifischen Arbeiten einen Namen gemacht hatten, dann erst hatten sie einen. Arius war ganz benommen von der Druckwelle, die hatte ihn und seinen Schutzwall aus toten Berserkern heftig erfasst und teilweise angesengt. Glücklicherweise war der Raumanzug feuerfest und robust genug, um solchen Belastungen standzuhalten.
[email protected] 112
Autor Stephan Schneider Benommen und sogar etwas erschrocken rappelte er sich auf und ging auf die Panzertür zu. Sie war aus der Verankerung gerissen und umgefallen, der Blick ins Innere der Kammer lag frei und Arius konnte erkennen was dahinter war. Es gab zuerst eigentlich nicht viel zu sehen. Nur Regale mit Containern und Kisten, Kammern in den Wänden und einen Arbeitsplatz, um den Lagerbestand festzuhalten. Natürlich gab es auch hier keine Energieversorgung mehr und alles war dunkel. Die kleine Lampe vermochte kaum Licht in diese Finsternis zu bringen und fast schon ärgerte sich unser Held, weil er sein Leben für diese wertlose Lagerhalle riskiert hatte. Aber ihm war klar, dass niemand einen Bereich so schützen würde, wenn es hier nichts Wertvolles zu sichern gäbe. Das würde keinen Sinn machen und so näherte er sich der ersten Kiste, um sie zu begutachten. An den Seiten waren diesmal auch Schriftzeichen angebracht. Ihre Bedeutung war ihm jedoch unbekannt und daher keine Hilfe. Arius erkannte an der Seite einen Verschluss und wollte ihn öffnen, aber es gelang ihm nicht. Er war verriegelt und man brauchte wohl einen Schlüssel dazu, oder eben rohe Gewalt. Letzteres konnte Arius bieten und damit überwand er dieses kleine Hindernis ebenfalls recht schnell. In der Kiste lag eine Art Rakete, welche Art von Flugkörper dies war, wusste er aber nicht. Er merkte sich aber die Bezeichnung auf der Kiste und wusste bei den anderen Behältern was sich in Ihnen befand, wenn dort das gleiche Zeichen prangte. So öffnete der Held nach und nach immer mehr Kisten, um sich ein Bild zu machen was der Gegner an Bewaffnung aufzubieten hatte. Es war ein durchaus ansehnliches Arsenal an verschiedenen Waffensystemen. Bei den meisten war ihm schon beim ersten Draufschauen klar, um welche Art von Kriegsgerät es sich handeln musste. Einige Gegenstände sahen allerdings so kurios aus, dass es ihm nicht möglich war zu erraten wofür es gut sein konnte. Jetzt überlegte er wieder angestrengt, sollte er nicht besser Uriel rufen, ihm zeigen was hier alles lag. Sein Bruder könnte sich ja mal ansehen was der Gegner an Waffen benutzte und hoffentlich auch erkennen wie man sie ausschalten konnte. Andererseits war es unwahrscheinlich dass es ihm gelingen würde auf die Schnelle, ohne Werkzeug und unter diesen Bedingungen eine brauchbare Analyse zu erstellen. Mitnehmen konnten sie ebenfalls nichts. Also lies Arius es schweren Herzens dabei bewenden, die Waffen wenigstens einmal gesehen zu haben. Mehr war im Augenblick nicht möglich, er ging zurück in den Vorraum und dann in den Gang hinaus. Er schulterte zwei von den Beutewaffen und hielt sein neues Gewehr im Anschlag. Damit ging er hastig zurück zum Pegasusjäger, um es dort zu verstauen. Uriel war natürlich überrascht ihn zu sehen und dann auch noch so schwer beladen. „Woher hast du denn die ganzen Waffen?“: wollte er zuerst von ihm wissen. „Ich habe eine Waffenkammer auf dem Schiff entdeckt, das hier sind nur die kleinen Exemplare. Da lagern noch ganz andere Schätze!. Pack das mal weg für später!“: erklärte er. „Dann warst du das also mit diesen Erschütterungen. Hast wohl nicht warten können das mal auszuprobieren“. „Ja und nein. Ich habe eine Panzertür aufgesprengt und einmal mit dem Gewehr geschossen, dass war aber notwendig. Aber ich glaube wir sind nicht mehr alleine an Bord. Das Bergungskommando ist vermutlich vor kurzem gelandet und gerade dabei auszuschwärmen“. „Was machen wir denn jetzt... am besten wir versuchen unauffällig zu entkommen.... oder ?“: fragte Uriel seinen Bruder ganz verunsichert. „Ich weiß es nicht .. mir fehlt der Überblick und ich will nicht auf gut Glück einer feindlichen Gruppe in die Arme laufen. Aber dann kommen wir mit etwas dürftigen Informationen zurück... Ich weiß es wirklich nicht“. „Das kann man eben nicht mehr ändern. Besser wenig zu wissen, als alles und dafür in Gefangenschaft zu gehen. Wir können uns nicht mit allen anlegen, ohne zu wissen wie das Schiff aufgebaut ist. Da verläuft man sich ja unweigerlich. Kann man aus den Waffen, die du gefunden hast eine Zeitbombe bauen. Dann wird wenigstens dieses Schiff zerstört und das Bergungskommando noch dazu“. „Hmmh gute Frage, ich könnte das bestimmt irgendwie machen.... So machen wir es, ich muss ehrlich gesagt gestehen, dass ich wirklich nicht in der Lage bin, mich hier an Bord zurecht zu finden. Den Landeplatz der Fähren zu finden und dann mit einer davon abzuhauen ist utopisch. Dein Plan ist besser Uriel. Wir machen es so wie du es sagst. Ich gehe noch mal zurück in das Arsenal und baue eine Falle für unsere Gegner“: sprach Arius etwas erschöpft und erneuerte dann sogleich seine Atemluftreserven. Nur mit dem Gewehr bewaffnet, ging er schnell wieder den Weg zurück, den er gekommen war. Die Waffenkammer fand er anhand seiner Spuren und seines Gedächtnisses schnell wieder. Andere Spuren waren ihm nicht aufgefallen und so war er sich sicher immer noch unerkannt agieren zu können. Seine Idee war eigentlich ganz einfach. Er suchte sich eine neue Granate für den Werfer und verband den Abzug mit der Eingangstür. Die Waffe richtete er auf einen kleinen Haufen mit Raketen und anderen Explosivgeschossen. Zu guter letzt präparierte er noch die Tür und zwar so, dass jemand der in die Waffenkammer hineingehen wollte, den Abzug auslösen würde.
[email protected] 113
Autor Stephan Schneider Damit würde die Falle ausgelöst und alle Waffen zur Detonation gebracht werden, ganz einfach. Er prüfte gerade die Stellung der Tür, als er Lichtreflexe an der Wand sah. Hören konnte er natürlich nichts, da es im Vakuum keinen Schall gibt. Aber auch ohne die Schritte der ankommenden Gruppe zu hören, wusste Arius dass sich da ein Problem näherte. Sofort schaltete er seine Lampe aus und huschte zur Seite. An der Wand entlang bewegte er sich schnell weg vom Eingang, zurück zu seinem Schiff. Als der Gang einen Knick machte, sah er nach hinten. Die feindliche Gruppe war kurz vor der Waffenkammer angelangt und würde demnach gleich die Falle auslösen. Das würde allerdings auch Arius das Leben kosten und so blieb ihm nichts anderes übrig als alle auszuschalten. Ihm war nicht ganz wohl bei diesem Gedanken, aber viel Zeit zum Nachdenken blieb ihm nicht, Er legte das Gewehr an und feuerte einfach in das Gewusel aus Lampen und Gestalten. Das Mündungsfeuer seine Waffe verriet ihn nur kurz, denn lange dauerte es nicht, bis sich auf der anderen Seite niemand mehr rührte. Er feuerte so lange bis seine Waffe leergeschossen war und ihren Dienst versagte. Die Gegner waren alle tot und keiner von ihnen war noch dazu gekommen einen Schuss zu lösen, oder einen Funkspruch abzusetzen. Dadurch das man hier in einem luftleeren Raum war, genügte es den Raumanzug des Gegners zu durchlöchern. Dadurch dekomprimierte dieser und das zog die bekannten Folgen mit sich. So wurden selbst harmlose Treffer zu tödlichen Verletzungen und niemand vom 3. Rudel blieb am Leben. Arius fühlte ein echtes Wohlbehagen, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass alle tot waren. Einem der Berserker nahm er die Waffe aus den Klauen und dann änderte er seinen Plan erneut. Die Spuren des feindlichen Trupps waren deutlich genug, um ihnen zu folgen. Er brauchte also nichts weiter tun als zum Ausgangspunkt zu marschieren und dort eine der Fähren zu kapern. Jetzt wo er wusste wo sie lagen, war es ja auch erst machbar und wegen der Wachen machte er sich keine Sorgen. Diese hier hatte er ja auch mühelos ausgeschaltet. Von Ruthus hatte er gelernt, die beste Waffe des Kriegers ist die vollkommende Überraschung. Ein Gegner, ganz gleich wie stark er auch sein möge, war ein leichtes Opfer, wenn man ihn auf dem falschen Fuß erwischen konnte. Dies war bisher nur angedachte Theorie. Das mit Prax zählte ja nicht wirklich, denn gegen Uriel gab es keine Abwehrmöglichkeit. Aber diese Berserker waren eigentlich im Vorteil, sowohl zahlenmäßig, als auch von der Feuerkraft. Trotzdem hatte er sie einfach ausgeschaltet und sich neue Möglichkeiten verschafft. Es kribbelte ihn in den Fingern, in den Zehenspitzen und ein selbstgefälliges Lächeln war auf seinen Lippen entstanden. Er blickte sich noch einmal um, damit er sein „Kunstwerk“ betrachten konnte. Die Lampen der Berserker lagen auf dem Boden und erhellten alles in bizarren Licht- und Schattenspielen. Jedem anderen hätte es Schauder den Rücken hinunter laufen lassen, aber nicht so bei Arius. Der bedauerte etwas ganz anderes. „Schade das niemand dabei war, der es bezeugen konnte“: dachte er im Stillen bei sich, so stolz war er auf seine Leistung. Doch um weitere Heldentaten zu vollbringen musste er sich von diesem Anblick losreißen und eilig in die Richtung gehen, die er anhand der Fußspuren ausgemacht hatte. Er sammelte schnell die gesamte Munition ein, stellte seine Lampe auf geringere Leistung und setzte seinen Marsch fort. Von der Schießerei hatte niemand sonst etwas mitbekommen. Sethos erwartete keinen Funkspruch, solange nichts passiert war und wollte auch nicht nachfragen, ob man schon was entdeckt hätte. In dieser Hinsicht war er ein völlig normaler Titanianer. Woher sollte er auch ahnen, dass so etwas wie die beiden Helden an Bord es Wracks waren. Uriel saß immer noch im Pegasusjäger und wartete nervös auf die Rückkehr seines Bruders. An den Waffen wollte er sich erst versuchen, wenn er wieder die gewohnte Umgebung bei den anderen erreicht hatte. Ihm blieb nichts übrig als zu warten. Sethos hatte hingegen sehr viel zu tun und dirigierte meisterlich die ersten Reparaturarbeiten an der äußeren Hülle. Mit allerlei Werkzeug und Gerät waren seine Leute daran gegangen die Risse und Löcher zu schließen. Ihr Anführer beobachtete alles von seinem Platz in einer der Fähren. Vor ihm waren einige Monitore, die anzeigten was ihn interessierte. Unter anderem auch ein Lagebild, um das Schiff herum. Immerhin war man hier in einer theoretisch umkämpften Zone und mit dem Auftauchen von feindlichen Kräften musste gerechnet werden. Außerdem flog man mitten durch den Asteroidengürtel. Wenn man sich zu lange Zeit ließe um den Antrieb zu reaktivieren, würde man womöglich gegen einen großen Felsbrocken knallen. Um die Kleineren kümmerten sich die Begleitjäger. Sie flogen voraus und machten den Weg für das nachfolgende Wrack frei. Arius setzte seinen Weg derweil fort und erreichte schließlich das angestrebte Ziel. Der Lichtschein der Fähren schimmerte schon von Weitem durch den unbeleuchteten Gang und so war es ein leichtes sich auszumalen wo es hingehen sollte. Er schaltete seine Lampe aus und schlich sich in gebückter Haltung immer weiter nach vorne. Das Gewehr in festem Griff, abwechselnd auch mal nach hinten schielend, aufs äußerste angespannt. „Wie viele Fähren mochten hier stehen? – Wie viele Wachen würden sich ihm entgegen stellen? – Waren die Bordwaffen der Fähren eine Gefahr? Lauerten draußen noch Geleitjäger in unmittelbarer Nähe?“: das waren die Fragen, die ihm jetzt durch den Kopf schossen.
[email protected] 114
Autor Stephan Schneider In der Ausbildung und den Erfahrungen seiner Kampfgefährten würde er die Antworten nicht finden und wieder mal half ihm nur seine angeborene Fähigkeit zu improvisieren und einfach mutig vorzugehen. Die letzten Schritte machte er allerdings auf dem Bauch mit schlängelnden Bewegungen auf den Eingang zu. Kurz davor hielt er an und ging mit seinem Gewehr in Anschlag. Durch die Zieloptik erkannte er was vor ihm lag und wie diese Aufgabe zu meistern war. Er erkannte 4 Fähren mit geschlossenen Ladeluken. Keinen einzigen Wachsoldaten, der sie sicherte und auch sonst keinen Titanianer. Sein Blick ging systematisch rund und keine Ecke wurde ausgelassen. Er lauerte seiner Beute wie ein Raubtier auf, bereit zum Sprung, fertig zum Schuss. Aber hier konnte er nicht wirklich etwas ausrichten. Mit seiner Waffe konnte er die Fähren nicht ernsthaft beschädigen und in sie eindringen konnte er so auch nicht. Was ihm fehlte war einfach ein Ansatzpunkt, um eine Taktik zu entfalten. Ungeduld und Frust stiegen in ihm hoch. Hatte er sich möglicherweise geirrt und war einer Selbsttäuschung erlegen? Kaum stiegen diese Gedanken in ihm hoch, versuchte er sie zu bekämpfen. Ruhe und Ausdauer würden ihn an sein Ziel bringen, dass hatte er von Ruthus gelernt und diesen Leitsatz hielt er sich vor Augen. Nun galt es einfach Ruhe zu bewahren und sich nicht selbst verrückt zu machen. Arius atmete bewusst ein und aus und blickte weiterhin konzentriert durch seine Optik. Irgendwann würde er schon zum Zug kommen und dann blitzschnell zuschlagen. Sein Blick schwenkte bedächtig hin und her, ab und zu sah er wiederholt nach hinten, um nicht selbst überrascht zu werden. In dieser Lage war damit zu rechnen, dass noch weitere Spähtrupps das Schiff durchkämmten. Die vier Fähren hatten bestimmt jeweils eine Gruppe an Bord und die durfte er nicht vernachlässigen. Aber bisher war nichts von ihnen zu sehen. Also überwachte Arius einfach weiter das Szenario vor ihm. Dann endlich, nach qualvollem Warten und Lauern, passierte endlich etwas. Die vorderste Fähre klappte ihre Ladeluke am Heck auf und kurz darauf erschienen Gestalten in Raumanzügen. Sie kamen von draußen herein und wollten sich neues Material aus den Fähren holen. Dies war die Gelegenheit auf die unser Held gewartet hatte. In Bruchteilen einer Sekunde wusste er was zu tun war, um hieraus einen Vorteil zu gewinnen. Ohne Hektik oder Hast ging er nun dran seine Eingebung zu realisieren. Zuerst zielte er mit seiner Waffe auf das hinterste Schiff. Im Fadenkreuz konnte er sogar noch den Titanianer in der Pilotenkanzel entdecken. Er trug keinen Anzug und sah anscheinend auf seine Instrumente. Arius drückte ab und das Projektil flog auf sein Ziel zu. Es durchschlug das Frontfenster und hinterließ ein kleines Loch darin. Schlagartig dekomprimierte der Raum und der Luftsog zerrte an allem was nicht festgezurrt war. Der Titanianer war zwar unverletzt geblieben, aber schon schwoll er unter diesen Bedingungen an. Arius kümmerte sich gar nicht weiter um ihn, sondern schoss noch zwei mal auf die beiden folgenden Schiffe. Dann schaltete er die ankommende Crew aus, sprang aus seiner Deckung und rannte wie der Teufel in die noch offene Luke. Die drei getroffenen Fähren waren durch den Druckabfall mittlerweile unbemannt. Keiner von den Titanianern hatte es geschafft sich noch rechtzeitig seinen Helm überzuziehen. Völlig unbekümmert und ahnungslos hatten sie alle vor ihren Anzeigen und Bildschirmen, den Außenteams bei der Arbeit zugesehen, oder ihre Instrumente überprüft. Mit einem Angriff rechnete keiner von ihnen und auch nicht mit Arius, als er die Rampe hoch rannte. Er hatte das schwere, wuchtige Gewehr im Anschlag und sah sich drei unbewaffneten Titanianern gegenüber. Sie wollten wohl als nächstes aussteigen, um ihren Kameraden bei der Arbeit zu helfen. Sie waren völlig perplex und sahen sich gegenseitig an. Schüsse hatten sie keine gehört und auch sonst kein verdächtiges Geräusch wahrgenommen. Sethos, der als Kommandant in einem abgetrennten Raum saß, erkannte auf seinem Überwachungsbildschirm wer für die Ausfälle verantwortlich war. Sofort schloss er von seinem Pult aus die Heckklappe und befahl hastig allen Berserkern, schnellstens wieder zu den Fähren zurück zukommen. Für ihn unerwartet meldete sich aber nur ein Spähtrupp und bestätigte den Befehl. In diesen Sekunden, die er brauchte, um das alles zu bewerkstelligen, hatte Arius schon dreimal abgedrückt und sah seelenruhig dabei zu, wie die Heckluke zuging. Kaum war sie verschlossen, zielte er auf die Tür, die vom Laderaum in den Kommandobereich führte. Sethos erkannte seinen Fehler, aber es war zu spät. Die Luft strömte schon in den Laderaum und der Druckabfall lies seine Sinne schwinden. Arius brach die Tür zum Cockpit auf und erschoss den Piloten ohne lange zu fackeln, als der eine verdächtige Bewegung machte. Die ganze Aktion hatte bisher weniger als 1 Minute gedauert. Jetzt allerdings musste Arius wirklich improvisieren. Er sah vor sich unzählige Bedienelemente allerdings mit logischer Anordnung. Er warf den Piloten aus seinem Sitz und nahm dessen Position ein. Dann hielt er sich vor Augen wie man eine atlantanische Fähre steuerte und welche Anordnung als ideal gelten dürfte. In diesem Fall probierte er einfach die logischsten Hebel und Knöpfe aus und siehe da, die Triebwerke zündeten. Leider war er nicht mit der Steuerung vertraut und rammte bei der 180°-Wende die Nachbarfähre. Aus Versehen drückte er dann auch noch auf die Waffentaste am Steuerhebel und schoss einige Salven quer durch die Halle.
[email protected] 115
Autor Stephan Schneider Etliche von den Projektilen trafen dabei zwei der Fähren. Das war es aber auch schon und Arius steuerte die Fähre sicher durch das offene Hangartor hinaus. Er drehte nach achtern, um sich dort mit seinem Bruder zu treffen und diesen mitzuholen. Er entschwand gerade, da erreichte der Berserkertrupp die Halle. Alles was sie jetzt noch sahen, waren zwei stark beschädigte Fähren, eine weitere mit einer zerbeulten Hülle und einige tote Kameraden auf dem Hangarboden. Auf ihn machte es den Eindruck, dass ein großes Kommando an Bord war und für dieses Durcheinander verantwortlich zeichnete. Bisher war man nur von einem feindlichen Soldaten ausgegangen, dies war dem Anführer des Trupps eh etwas zu niedrig angesetzt und jetzt schien sich seine Annahme zu bestätigen. Als er versuchte Sethos zu kontaktieren, funktionierte das natürlich nicht und um mit den Geleitjägern zu kommunizieren, war er zu weit entfernt. Die Sendeleistung seines Funkgeräts war dazu nicht ausreichend. Also konnte sich Arius in aller Seelenruhe ans Heck der Titania begeben und dort seinem Bruder zeigen was er erreicht hatte. Dieser konnte gar nicht fassen was Arius da geleistet hatte und schüttelte nur den Kopf. Leider war ein Umsteigen nun nicht mehr möglich, wegen der zerschossenen Tür. Das Lebenserhaltungssystem der Fähre hatte zwar mittlerweile den Luftdruck wieder auf normale Werte gebracht, aber diese Luft wäre augenblicklich wieder in das Weltall entwichen, wenn Arius eine der Luken geöffnet hätte. Deshalb signalisierte er Uriel, dass es nicht möglich wäre umzusteigen. Soweit kam er noch, dann öffnete sich die automatische Tür hinter ihm und Sethos stürzte, mit einer Metallstange bewaffnet, in die Kanzel. Arius hatte sein Gewehr beiseite gelegt und als er danach greifen wollte, schlug ihm sein Gegner schon mit voller Wucht auf den Arm. Ein höllischer Schmerz übermannte Arius dadurch kurz, der Titanianer hatte ihm gerade die Elle gebrochen und holte schon zum zweiten Schlag aus. Doch der Held ignorierte den betäubenden Schmerz und griff trotzdem nach dem Gewehr. Allerdings schafft er es nicht die schwere Waffe anzuheben und versetzte Sethos „nur“ einen Treffer ins rechte Bein. Kurz unterhalb des Kniegelenks durchschlug die Kugel Sethos Unterschenkel und brachte ihn zu Fall. Natürlich war auch er keine Memme und schlug, während er fiel, ein weiteres Mal zu. Allerdings traf er nur den Helm von Arius Raumanzug, welcher ihn vor weiteren Schäden schützte. Danach sah der Titanianer direkt in die Gewehrmündung vor seinem Gesicht. Arius blickte seinem Feind, etwas mehr als eine Armlänge dahinter, in die gelben Augen und lies durchblicken wie es jetzt weiterging. Er lies den Lauf der Waffe nach rechts, auf das Schultergelenk, mit dem sein Feind die Eisenstange hielt, wandern. Dann drückte er ab und zertrümmerte die halbe Seite von Sethos Brustkorb. Damit war dieser zwar noch nicht tot, doch immerhin absolut kampfunfähig. Ohne Bewusstsein wurde er von Arius erst an allen vieren gefesselt, dann verbunden und anschließend auf einen der Sitze fixiert. Erst als das geschehen war, nahm er wieder Blickkontakt mit Uriel auf. Dieser spürte den starken Schmerz seines Bruders und dass er ihm folgen sollte. Anfunken konnte Arius ihn ja nicht, erstens weil er nicht wusste wie das funktionierte und auch wegen der Geleitjäger. Die würden ihr Gespräch ebenfalls auffangen und sofort kehrt machen. Der Sprechfunk in seinem Helm war durch den Schlag ausgefallen und so zogen sich die beiden Helden ganz still und leise zurück. Das Wrack der Titania wurde hinter ihnen immer kleiner und kleiner. Arius bastelte sich aus der Eisenstange eine Schiene für seine gebrochene Elle und versuchte den Schmerz zu verdrängen. Uriel setzte seinen Jäger neben ihn und gab die Richtung vor. Mit seinen Instrumenten konnte er einen Kurs ermitteln und seinem Bruder den Weg zeigen. Da die Energiereserven des Jägers schon größtenteils aufgebraucht waren, steuerte Uriel die nächstgelegene Asteroidenbasis an. Dort wollte er Treibstoff ergänzen und dann zur Flotte aufschließen. Der Leitstrahl der Basis erfasste sie nach einigen Stunden Flug und von da an übernahm der Autopilot. Per Funk kündigte er noch die Ankunft eines gekaperten Schiffes an, um sich unnötige Scherereien zu ersparen. Der Kommandant der Basis bestätigte diese Meldung und beglückwünschte ihn zu diesem Erfolg:„ Das ist in der Tat eine großartige Leistung, die sie da vollbracht habe. Meinen Glückwunsch!“ „Es war eigentlich das Verdienst meines Bruder Arius. Er hat das Schiff gekapert und steuert es auch zu ihnen. Haben sie schon Nachricht von der Flotte. Ich meine dem Oberbefehlshaber Michael?“: fragte Uriel den Kommandanten der Raumbasis. „Nun es bahnt sich eine große Entscheidungsschlacht an. Alles was wir auf unserem Radar erkennen können, bewegt sich auf den roten Planeten zu. Es sind insgesamt 42 Schiffe, die wir erkennen können. Ich kann mich nicht erinnern schon mal so eine große Anzahl von Kriegsschiffen im Kampf erlebt zu haben!“. „Es wird vielleicht zu gar keinem Kampf kommen... Übermitteln sie dem Oberbefehlshaber, dass wir unsere Mission erfolgreich abgeschlossen haben und entscheidend ins Geschehen eingreifen werden“: befahl Uriel.
[email protected] 116
Autor Stephan Schneider Der Kommandant bestätigte diese Meldung und dann endete der Funkkontakt. Arius hatte von alldem nichts mitbekommen und wurde langsam schläfrig. Er hatte ja auch einiges hinter sich und nur sein vor Schmerz pochender Arm hielt ihn wach. Uriel hingegen hatte seinen Autopiloten und konnte bis zum Eintreffen in der Basis schlafen. Für sie und die anderen war dies nur eine kurze Ruhe vor dem Sturm. Loki erfuhr schon bald danach was an Bord des Trägers passiert war. Er tobte und drohte allen Berserkern mit drakonischen Strafen und befahl sofortige Gegenmaßnahmen. Die gekaperte Fähre sollte schleunigst wieder zurückgeholt oder vernichtet werden. Allerdings ließ er offen wie die wenigen Berserker das überhaupt machen sollten. Sein Bild erschien durch eine holographische Projektion und davor kniete der ranghöchste Berserkerführer:„ Mein Herr und Gebieter, ich bin nur ein namenloser Diener des Imperiums und schäme mich es euch zu sagen, aber wir können euren Befehl nicht ausführen. Es sind keine geeigneten Mittel mehr verfügbar, um die Verfolgung aufzunehmen“. „Und du elender Wurm wagst es, mir so etwas zu antworten! ... Könnt ihr wenigstens den Träger flott machen?“ „Wir tun unser möglichstes, aber die Zerstörungen sind so zahlreich dass....“. „Noch ein Wort und du wirst mit deinem Kopf für deine Inkompetenz bezahlen. Du wirst eine von beiden Aufgaben erfüllen. Wähle!“: sprach Loki wütend. „Wir werden die Titania für euch erhalten und sie zu einer von euren Basen bringen. Allerdings brauchen wir dann noch mal ein paar zusätzliche Sicherungskräfte. Wir haben mehr als die Hälfte unserer Leute eingebüßt! Dazu 4 Transporter verloren“. „... Ihr sollt sie bekommen, aber diesmal dürft ihr nicht versagen, sonst rollt euer Kopf. Ich bin nur deshalb so nachsichtig mit euch, weil ihr ein Namenloser seit. Sethos wäre es teurer zu stehen gekommen!“ „Habt Dank edler Loki. Eure treue Dienerschaft wird euch nicht enttäuschen“. „Das will ich auch hoffen, um euret Willen. Ihr bleibt solang an Bord bis der Träger flott gemacht ist!“ Dann endete euch dieses Gespräch und die Arbeit ging mit doppeltem Eifer weiter. Jetzt galt es schnellstens die Schäden zu beheben und die Triebwerke zu starten. Für die Suche nach dem vermissten Berserkertrupp blieb da keine Zeit mehr. Aber die Falle schlummerte geduldig auf einen, der sich für die Waffenkammer interessierte. Der Berserker ließ nun sicherheitshalber Wachen an den Hangareingängen aufstellen, um sich vor weiteren Überraschungen zu schützen. Er rätselte immer noch woher dieses feindliche Kommando hergekommen war. Ebenso ging es Loki, dieser wusste sich darauf auch keinen Reim zu machen. Es war definitiv unatlantanisch ein so riskantes Unternehmen zu starten. Normalerweise vermieden diese den Nahkampf wo es nur ging. Ein solches Kommandounternehmen hatte es seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gegeben. Wozu sollte das auch gut sein, fragte sich Loki. Er wurde überhaupt nicht schlau daraus und verschwieg die ganze Angelegenheit vor Thor und Wotan. Das hätte eh nur Ärger gegeben, weil es ihm nicht zustand ohne Rücksprache mit Wotan dessen Flagschiff zu übernehmen. Das war fast schon ein Sakrileg, aber andererseits würde Wotan vielleicht schon bald nicht mehr in der Lage sein ihm das vorzuwerfen. Michael vernahm mit Freude die guten Nachrichten des Basiskommandanten. Auch sonst lief eigentlich alles wie es sollte. Die beiden Flotten hatten sich vereinigt und Deoklites hatte sich mit der III. Flotte in eine Umlaufbahn um den Atlas begeben. Jetzt wurde nacheinander jedes Schiff in eines der Docks genommen und aufgerüstet. Michael wollte sich nicht auf einen durchschlagenden Erfolg seiner beiden Brüder verlassen und setzte deshalb auch auf die konventionellen Methoden. Wenn es sich hinterher als unnötig herausstellen sollte, so war nichts vertan, außer etwas Zeit und Mühe. Das war ihm lieber als Blut und Menschenleben. Mit Deoklites verstand er sich sehr gut und auch sonst war die Stimmung sehr harmonisch, jedoch schwanden auch hier die Kräfte der Helden und Priesterinnen mit jeder Meile, mit der sie sich von der Sonne entfernten. Pandora und die anderen Medien fokussierten die gesamte Energie auf die 3 Helden und den Lehrmeister des Arius, aber auch sie konnten nicht verhindern, dass das Band zwischen ihnen immer dünner wurde. Ob es noch stark genug wäre, wenn sie ihr Angriffsziel erreicht hätten, ging es Michael immer wieder durch den Kopf. „Unsere Kraft schwindet immer mehr, spürst du es auch Bruder“: fragte Raphael ihn besorgt. „Wie könnte ich es übersehen. Arius und Uriel spüre ich kaum mehr. Aber sie haben ihren Auftrag erfüllt und sind bald wieder bei uns“. „Die Flotten sammeln sich bereits, werden unsere beiden Brüder auch rechtzeitig bei uns sein?“ „Ich werde auf sie warten. Wie ich sehe ist der Feind auch noch nicht fertig mit seiner Aufstellung und leckt seine Wunden. Sie haben drei Schiffe verloren bei der Begegnung mit Olmekis und sehr viele Jagdmaschinen. Ich denke wir werden auch diesmal siegreich sein. Admiral Genter hat uns gut vorbereitet auf eine solche Auseinandersetzung“. Und so fieberte alles auf das große Zusammentreffen hin. Wotan hatte sich mittlerweile beruhigt und wieder seine alte Zuversicht und Autorität erlangt. Immerhin wollte er ja von Anfang an eine Entscheidungsschlacht erzwingen und nun war es endlich soweit.
[email protected] 117
Autor Stephan Schneider Seinen Unterführern hielt er erst mal einen langen Vortrag über historische Zusammenhänge und Durchhaltevermögen. Sie wurde aufgezeichnet und an alle Stationen und Schiffe ausgesendet. Er erhoffte sich dadurch eine moralisch gestärkte Truppe zu erhalten. In seiner Rede log er sogar noch und erzählte, dass das erste Gefecht ein Sieg gewesen wäre und der Gegner danach den Rückzug angetreten hätte. Nun Thor und Loki wussten es besser, aber sie waren klug genug, Wotan nicht darauf anzusprechen. Es hätte sie womöglich Kopf und Kragen gekostet und außerdem die Moral der Truppe untergraben. Das konnten sich die beiden vor einer Entscheidungsschlacht nicht leisten. Die Kanzlerin und die Senatoren ließen sich von Tanruks Leuten eine Lagebeurteilung nachschicken. Immerhin ging es hier um wichtige Dinge und der Sieg der II. Flotte erhellte immer noch die Stimmung aller Atlantaner. Anlässlich des Sieges sollte sogar noch ein Fest abgehalten werden. Helios wollte aber noch mit einer entsprechenden Feier warten. Diesen Vorschlag hatte Apollo gemacht und wollte dabei sein Fest mit der Siegesfeier zusammenlegen. „Ich denke wir warten besser noch mit dieser Feier. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall und dein Fest wird auch so würdig begangen“’: widersprach Helios ihm. „Nun wie ich höre, sind wir nicht mehr weit von einem Sieg entfernt. Ich habe ZEUS schon im Namen aller Regenten gratuliert ... zu seiner hervorragenden Arbeit“: sprach Apollo. „Wieso das ? Olmekis ist keiner von den neuen Heroen und er entstammt dem Hause des Neptun. Eures Gegenpols also. Wieso habt ihr ZEUS also gratuliert, doch nicht wegen drei zerstörter Träger“. „Ich finde der Zentralrechner hat insgesamt gute Arbeit geleistet und wie man hört, arbeiten die alten Helden sehr gut mit den neuen zusammen. Das muss schon gebührend gewürdigt werden“: antwortete ihm Apollo mit gespielter Echauffiertheit. „Und hast ihm dabei so ganz nebenbei deine neuste Idee unterbreitet. Du hörst besser auf damit hausieren zu gehen, sonst hat das noch ernste Folgen für dich!“: drohte Helios ihm wütend. „Da irrst du dich aber gewaltig! ZEUS hatte selbst schon an eine solche Verbindung gedacht und wird unter Umständen auch noch damit an den Rat heran treten. Es ist der logischste von allen Schritten und bisher nur eine kleine unausgereifte Idee. Wenn Pandora zustimmt, dann könnte man die anderen Priesterinnen leicht für meinen Plan gewinnen“. „Wenn die 5 Helden erfolgreich sind, dann brauchen wir deinen Plan gar nicht mehr. Schließlich würde deine Idee nur Sinn machen, um ständig weitere Konflikte auszutragen. Also behalt deine Ansichten bitte für dich. Es gibt schon genug Leute mit Ideen, da brauchen wir dich nicht auch noch!“: sagte Helios und packte Apollo am Arm. Dieser dreht sich weg und lachte Helios aus. „Du kannst den Lauf der Dinge nicht mehr aufhalten, Helios. Wenn ZEUS etwas in dieser Art machen will, dann macht er das einfach. Der Kriegsrat ist doch jetzt schon de facto am Ende seiner Geschichte angelangt“. „Wegen solcher Sprüche haben vor kurzen erst zwei Admiräle ihr Leben gelassen. Wenn du ihnen folgen willst, rede einfach nur so weiter“: schnitt Helios ihm das Wort ab und sah ihn streng an. Das war eindeutig und verfehlte nicht seine Wirkung bei Apollo. Fürs erste verbeugte er sich und zog sich dann zurück. Helios ging danach in sein Quartier und packte seine Sachen. Für ihn war der Aufenthalt hier jetzt beendet und er wollte unbedingt ins Hauptquartier zurück. Die Kanzlerin musste erfahren was hinter den Kulissen gespielt wird und welchen zersetzenden Einfluss der Regent des Löwen ausüben wollte. Schließlich waren die Atlantaner immer noch die bestimmende Rasse und selbst wenn 5 künstliche Lebensformen eine führende Sonderstellung einnahmen, so war dies kein Anlass für die Halbgötter Morgenluft zu schnuppern. Er hinterlies Apollo noch eine entsprechen Nachricht und flog dann ab. Ein Diener brachte die Botschaft zum Regenten und dieser kontaktierte danach seine 11 Brüder. Mit ihnen wollte er als nächstes reden, um sich deren Gefolgschaft in dieser Sache zu sichern. Allerdings lies er offen worum es genau ging, um Helios keinen Vorwand für eine Bestrafung zu liefern. Apollo wollte warten bis die Schlacht, um den IV. Planeten vorbei war. Dann die Verluste abschätzen und allgemein den Verlauf des Kampfes analysieren. Wenn sich dabei erweisen sollte, dass eine neue Führungsregie alleine nicht ausreichend war, so konnte er immer noch mit seiner Idee auftrumpfen. Pandora würde sich schon irgendwie dafür begeistern lassen, schließlich war auch sie nur eine Frau und eine hübsche noch dazu. Die sexuelle Energie der Helden würde sie im entscheidenden Moment alle Bedenken vergessen lassen. Seine Idee war nicht ganz uneigennützig, Pandoras Gefährtin hatte es ihm besonders angetan. Schon seit geraumer Zeit hatte er Daphne im Auge und der Gedanke sie zu nehmen, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Der Aufmarsch lief also auf beiden Seiten weiter und nach 21 Tagen hatten sich die Flotten so weit einander angenähert, dass es bald zum Gefecht hätte kommen müssen. Doch keine der beiden Partein wollte sich zuerst erheben und losschlagen. Wotan deutet dies anfangs als ein Zeichen der Feigheit bei seinem Gegner. Dies lies er durchblicken, als er seit langen wieder mal mit allen großen Heerführern beisammen saß. „Hat man soviel Angst schon mal gesehen. Kommen den ganzen Weg hierher und dann kneifen die einfach!: verhöhnte er laut schnaubend seine Gegner.
[email protected] 118
Autor Stephan Schneider Thor und Loki sahen sich erst das Lagebild an und danach ihren obersten Anführer. Wotan hatte sie alle in der großen Halle versammelt, um dort eine Lagebesprechung durchzuführen. Seit langer Zeit waren sie wieder vereint und konnten sich nun gegenseitig ein riesen Theater vorführen. Die Berserkerführer und Spezialisten standen natürlich etwas abseits von der fünfeckigen Tafel und horchten aus dem Halbschatten heraus was die Zukunft für sie bringen würde. Ankhubis war ebenfalls anwesend, aber schwieg bedächtig in sich hinein. Das Wotan seinen Symbionten getötet hatte war ihm bekannt. Wie er das jetzt deuten sollte, wusste er aber nicht. Für weitreichende Veränderung blieb jetzt eh keine Zeit und erst nach der Schlacht würde er sein persönliches Fazit ziehen. Die Fackeln rußten mehr denn je und durch die wenigen Ventilationsöffnungen kam kaum genug Luft nach, um den Bedarf der Horde zu decken. So saßen also die Anführer an der Tafel und blickten einander mürrisch an. Thor war von allen der Größte. Seine Gestalt war wie die eines riesigen Bären. Sein Maul war so riesig, dass er eine Melone darin verstecken konnte und seine Pranken groß genug, um den Kopf eines Menschen damit zu umschließen. Seine Körperkraft war berüchtigt, wie auch seine Behäbigkeit. Loki hingegen war mehr ein Fuchs oder ein Luchs. Seine Züge waren feiner und nicht so grobschlächtig, wie die von Wotan oder Thor. Er war von allen der schnellste und auch an Mut fehlte es ihm nicht. Loki konnte es daher auch nicht für sich behalten was er von den Aussagen seines Gebieters hielt:„ Mein Fürst. Wieso greifen wir dann nicht an? Unsere Außenposten im äußeren Bereich sind jetzt beinahe schutzlos und wir stehen hier nur sinnlos herum. Wenn jetzt von Außen Invasionstruppen herangeführt werden, sitzen wir hier in der Falle!“ Wotan wurde augenblicklich zornesrot und schwang sein Zepter, um Loki damit eins überzubraten. Doch der duckte sich flink und geschickt, so das es Thor war, der getroffen wurde. Zwar nur mit halber Fläche und weniger Wucht, aber immerhin. Jetzt nahm der seinen großen Hammer und wollte ihn gegen Wotan erheben. Doch dieser war schneller und hielt ihm die scharfe Spitze seines Zepters an die Kehle und meinte:„ Vorsicht mein Freund sonst ziert euer Kopf bald die Wand meines Gewölbes ( er zeigte auf eine stattliche Sammlung von ausgewählten Totenschädeln an der Wand ). Ich wollte dieses unverschämte Kriechtier neben dir züchtigen. Aber, weil ich aus Unachtsamkeit, euch dabei traf, verzeihe ich euch diesen tollpatschigen Versuch, mich zu erschlagen“. Thor konnte gar nichts dazu sagen und sah nur grimmig zu Loki, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnt und einem der Schädel die polierte Stirn entlang fuhr. Er witterte jetzt Morgenluft und setzte gleich nach:„ Dann erklärt uns doch euren Plan, damit bald noch mehr solche Prachtexemplare euren Raum schmücken“. „Ihr zwei Hohlköpfe seit aber auch so was von selten dämlich. Wir ordnen unsere Streitkräfte und warten ab was der Gegner macht. Wenn unsere Schiffe wieder 100% einsatzfähig sind können wir uns sofort auf die gegnerische Flotte stürzen“. „Nun ich vergaß dass eure Schiffe sämtliche Geleitjäger, bei eurem Zusammenstoß mit der II. atlantanischen Flotte, eingebüßt haben“: spottete Loki sogleich weiter. Wotan sah wütend zu ihm und seine Zunge zischte aus seinem hässlichen Maul. Mit der rechten Hand fasste er sein Zepter wieder fester, um es bei der nächsten Gelegenheit gegen diesen frechen Kerl zu richten. Thor rieb sich erst mal die Stelle auf die sein Herr ihn geschlagen hatte und trat etwas zurück. Er wusste wie schnell Wotan in Wut geraten konnte und es dann meistens die Falschen ausbaden mussten. Deshalb ging er ohne Worte an die Tafel und setzte sich dort zu Balras und einigen anderen Führern. Wotan schnaufte aus und winkte Loki zu, er solle sich ebenfalls hinsetzen. Dieser strich noch einmal über den Schädel und bewegte sich dann auf seinen Platz. Als Wotan erneut seine Stimme erhob, war er sich sicher, dass man ihm ungeteilte Aufmerksamkeit schenken würde. Das seine Flotte als einzige so zerfleddert worden war ärgerte ihn natürlich, es änderte aber nichts an seiner Führungsposition. „So ihr Schwachköpfe, jetzt wollen mir mal klären wessen Schuld es ist, dass meine Flotte das letzte Gefecht nicht für sich entscheiden konnte. Es steht doch außer Frage, dass meine Streitmacht durch den viel zu geringen Nachschub geschwächt war. Ohne Zweifel wären nicht drei meiner Schlachtträger verglüht, wenn ihr, THOR und du LOKI, eure Arbeit besser gemacht hättet!“. Loki sah verächtlich zu Thor und Wotan. Ihn kümmerte dieses Geschwätz nicht. Er setzte gleich noch nach und spottete munter weiter:„ Wenn ihr nur unter idealen Bedingungen kämpfen könnt, solltet ihr eure Leute mal mehr üben lassen. Zeit genug hatten sie ja während ihres Aufenthaltes auf diesem öden Fleck hier“. Die Berserker hielten alle die Luft an vor Schreck. Balras wollte seinem Herren beweisen wie treu er doch zu ihm stand und stürzte sich sofort auf Loki. „Ich werde euch zeigen wer hier eine Lektion nötig hat!“: schrie der wütende Berserker, als er seine Waffe blank zog. Loki zog ebenfalls blank und schon flogen die Funken, als die Klingen aufeinander krachten. „Sofort aufhören. Spart euch das für das Gefecht mit den Heroen auf!“: befahl Wotan und schlug mit seinem Zepter auf die schwere Tischplatte. Unverzüglich hörten die beiden Streithähne auf und steckten ihre Klingen wieder ein. Thor sah sich genervt um und bestellte sich bei einem der Diener einen aufputschenden Trunk.
[email protected] 119
Autor Stephan Schneider Er vermisste die Ruhe seines letzten Kommandos schon jetzt, dort waren solche Kämpfe um Ehre und dergleichen nie nötig gewesen. Kaum waren alle großen Führer an einem Tisch, ging dieses Gezänk wieder los. Thor sehnte sich schon jetzt zurück in die ruhige Kommandozentrale an Bord seines Trägers. Dort war auch mehr Licht und nicht diese düstere Atmosphäre mit stinkenden Fackeln und dem Mief der Berserker. Das hatte er Wotan fast schon mehr nachgetragen, als seine strategischen Missgriffe und den schmerzhaften Hieb zuvor. Nachdem Loki und Balras sich wieder gesetzt hatten, ergriff Thor dann auch das Wort und sprach:„ Nun wie dem auch sei. Das so viele Transporte hierher gescheitert sind, liegt eben auch an der Flotte die eure Schiffe zerstört haben. Eine Laune des Schicksal hat es so gewollt, dass es eure Schiffe waren und nicht die meinen. Was ich noch bemerken wollte ist eine merkwürdige Sache, die mir meine Späher gemeldet haben. Ein relativ großer Asteroid ist aus einer inneren Umlaufbahn hierher gedriftet und bewegt sich auf uns zu. Er wird in eine Umlaufbahn eindrehen und als dritter Mond in Erscheinung treten. In beachtlichem Abstand zu uns, aber dennoch nah genug um mir zu sagen, dass ist kein Zufall. Einige der feindlichen Schiffe sind sogar im Schatten des Asteroiden abgetaucht. Vermutlich um Nachschub zu ergänzen!“ „Nun Thor, auch mir ist diese mobile Nachschubbasis nicht entgangen. Auch meine Aufklärer haben diesen Brocken schon lange entdeckt und mir darüber Bericht erstattet. Die Flugbahn und die bisherigen Erkenntnisse lassen mich aber nicht besonders ängstlich werden. Die Atlantaner haben eben eine mobile Basis mitgebracht und ergänzen dort alles was sie im Gefecht verbrauchen. Insgesamt gesehen können sie damit länger agieren ABER! Auch diese Basis braucht selbst Nachschub und der muss erst mal produziert werden und das dürfte den Atlantanern nach dem Verlust dieses Planeten schwer fallen. Wir können diesen Asteroiden also getrost als sekundäres Ziel einstufen. Für uns zählt nur die Masse der feindlichen Träger und kein Felsbrocken ohne echten Antrieb und mit leeren Magazinen“: wollte Wotan alle Zweifel zerstreuen. „Ich bin anderer Ansicht! Wenn diese Basis nur ein Nachschublager ist, dann haben sich die Atlantaner aber viel Mühe gegeben!“: lästerte Loki direkt ab, doch diesmal konterte Wotan nur mit Worten:„ Jedenfalls mehr als ihr Stümper, wenn es um sichere Nachschublinie geht. Diese Basis dürfte man nur sehr schwer attackieren können. So haben ihre Schiffe immer einen ausreichenden Vorrat an Kriegsgerät in ihrer unmittelbaren Nähe“. „Wieso versuchen wir nicht diese Basis zu erobern. Sie dürfte nicht so stark gesichert sein wie die Flotte und außerdem erhalten wir so deren Nachschubgüter“: schlug der tumbe Balras vor. Aber Loki und Thor lächelten nur müde über diesen schwachsinnigen Plan. Wotan drehte sich zu ihm um und schnauzte ihn an, das Maul zu halten. „Balras du bist so blöd wie unfähig, also halt einfach die Fresse. Jeder von uns dreien hier weiß, wie schwierig es ist eine armierte Kampfstation der Atlantaner anzugreifen. Wir können froh sein, wenn wir die feindlichen Schiffe ins Weltall pusten. Mit einer Raumbasis diesen Ausmaßes können wir uns nur anlegen, wenn sonst nichts mehr von Bedeutung da ist. Ein Angriff auf eine solche Station halte ich für utopisch... das wäre glatter Selbstmord“. „Mein Herr und Gebieter ich fürchte ihr habt mich falsch verstanden... ich dachte nicht an einen Großangriff mit allen Schiffen, mehr an eine reine Kommandoaktion. Vielleicht eine Gruppe meiner Eliteberserker auf einem kleinen Transporter mit temporärer Tarnvorrichtung. Im entscheidenden Moment könnte ein solches Kommando enormen Schaden anrichten. Wenn es sein muss wird sie sich bis zum Reaktor durchkämpfen und diesen dann sprengen. Meine Männer würden für euch ohne zu Zögern ihr Leben opfern“: erklärte Balras pathetisch und kniete sich vor Wotan. Dieser schnaufte wohlgefällig aus und sah überlegen zu den beiden anderen Kommandanten rüber. Dann streichelte er mit seiner linken Klaue das Haupt des Berserkerführers und fragte:„ Und du mein treuer Freund wärst sicherlich ihr Anführer und würdest dein Leben als erster für mich geben... nicht wahr!?“ Thor und Loki konnten sich ein Lachen kaum verkneifen, als sie bemerkten wie Balras anfing zu schwitzen. „NICHT WAHR Balras du würdest doch jederzeit dein Leben für deinen Herrn und Gebieter hergeben?“: wiederholte Wotan nun lauter und energischer seine letzte Frage. Die drei Fledermäuse wichen Wotans Hand aus, selbst sie wussten wie schnell man darin ums Leben kommen konnte. Balras wusste was für Konsequenzen eine falsche Antwort nach sich ziehen würde und dass ihm nichts anderes mehr übrig blieb, als Farbe zu bekennen. „Jawohl mein Fürst mit ganzem Herzen und all meiner Kraft würde ich für euch kämpfen und wenn es sein muss auch sterben, so wie alle meine Berserker. Ihr habt mein Wort!“: schob er nach und zog dabei sogar noch seinen Helm aus. Dann winkte er nur kurz mit dem Finger und alle Anwesenden Berserker im Raum fielen auf die Knie und warfen sich in den Staub. Dann begannen sie sogar noch ihr legendäres Kampflied zu brüllen. Eine alte Weise genau richtig für raue Kehlen und finstere Gesellen. Darin besangen sie ihren Mut, ihre Schmerzunempfindlichkeit und natürlich die unerschütterliche Treue zum Herrschergeschlecht. Schon nach der ersten Strophe sangen alle mit und auch Loki und Thor mussten mit einsteigen, um vor Wotan zu bestehen.
[email protected] 120
Autor Stephan Schneider Dieser sonnte sich allzu gerne in diesen Beistands- und Treuebekundungen und jaulte wie ein Wolf, im Takt dazu mit. Mit ihm jaulten und krächzten die unzähligen Begleiter und Anhängsel der Hordenführer. In dieser schauerlichen Kulisse mit Fackeln und den Totenschädeln wirkte es erst richtig glaubhaft und wirklich. Diese kleine Einlage hatte sie alle mehr zusammengeschweißt, als markige Reden es je vermocht hätte. Doch auch das schönste Lied musste irgendwann mal enden und dem Text die entsprechenden Taten folgen. Wotan blickte sich am Ende des Gesangs seine Männer an und war stolz, stolz und beseelt von der Gewissheit, dass sie ihm den Sieg ermöglichen würden. „Wohlan meine treuen Gefolgsleute. Ich werde dir deinen Herzenswunsch erfüllen und dir erlauben eine solche Truppe aufzustellen, um die mobile Basis der Atlantaner auszuschalten. Versucht alles um sie zu kapern bzw. zerstört sie so stark es geht!“. „Wie ihr wünscht mein Herr“: sagte Balras und erhob sich:„ Bei meiner Ehre schwöre ich euch diesen heiligen Eid; nicht eher zu ruhen bis euer Befehl ausgeführt worden ist. SIEG ODER TOD“. So hallte es durch das ganze Gewölbe aus den Kehlen der Berserker. Dann winkte Wotan gefällig und Balras machte sich auf seinen Schwur zu erfüllen. Er war jetzt fast so weit, dass er es für durchaus möglich hielt diese Mission erfolgreich zu bewältigen. Sicher wäre er danach von seinem Herrn mir allen gebührenden Ehrungen überhäuft worden. „Einen vortrefflichen Mann habt ihr da zu eurem Berserkerführer gemacht“: lobte Thor den soeben entschwundenen. Loki schüttelte nur leicht den Kopf und dachte sich, was für ein vortrefflicher Idiot das doch sei. Wotan sah die Skepsis in den Augen Lokis und wusste sie gleich richtig zu deuten. Er sprang direkt vor ihn und sprach:„ Was denkst du gerade Loki?“ „Wen macht ihr zu seinem Nachfolger wenn er nicht wiederkehrt?“ „Seinen jetzigen Stellvertreter,... aber das hast du nicht gedacht! Willst du wissen was ich mit ihm mache wenn er überlebt?“ „Das wird zwar nicht geschehen, aber erzählt es uns ruhig... Hoffentlich bringt es ihm kein Unglück!“: witzelte Loki dann sogar noch frech weiter. „Er wird das Kommando über eine der Flotten bekommen!“ „Wollt ihr denn in den Ruhestand gehen mein Fürst?“: sagte Loki spontan. Natürlich hatte Wotan gemeint, dass Loki sein Kommando verlieren und es an Balras abgeben sollte. Noch während er den letzten Satz aussprach, machte Loki schon einen schnellen Sprung nach der Seite, um sich vor Wotans Reaktion in Sicherheit zu bringen. Die Frechheit dieses Burschen brachte ihn natürlich wieder zur Weißglut, aber Wotan wusste dass er sich nur unnötig die Blöße gab, wenn er Loki abermals verfehlen würde. Außerdem konnte er sich dieses Gegners viel geschickter entledigen, indem er ihn in der kommenden Schlacht an die vorderste Front befehlen würde. Loki stellte sich, als wäre nichts gewesen, wieder an die Tafel und legte die Hände zusammen. Thor wurde es allmählich zu viel und so fragte er frei heraus:„ Mein Fürst, habt ihr noch Befehle für mich und meine Männer. Falls ja so sagt sie mir nun, damit ich hier raus komme. Die Luft hier drin ist mir zu stickig und die Gesellschaft zu ungemütlich! Die Kakerlaken auf meinem Schiff sind integrer als manch euer Gesellen“. „Verschwindet und bringt eure Flotte in Kampfbereitschaft. Ich lasse euch dann rufen. Ihr könnt beide gehen und kommt mir ja nicht unter die Augen mit irgendwelchen Verlustmeldungen oder Ausreden“: antwortete er geringschätzig und sah ihnen ebenso nach. Als sie beide weg waren raunzte er noch:„ Wenn Loki so treu wie frech und Thor so zuverlässig wie schwer wäre, dann wären wir schon seit langem auf der Erde. Und mit diesem Pack soll man dann auch noch gute Beziehungen pflegen“. Die restlichen Diener und Berserker nickten nur eifrig und waren selbst froh, als ihr Herr und Gebieter sich wieder seinen Entspannungsübungen hingab. Wie immer, wenn er so schlecht gelaunt war wollte er in sein Gewölbe hinabsteigen und dort der Jagd frönen. Sein Gewölbemeister konnte ihm jedoch keine Opfer zur Verfügung stellen. Der Vorrat an jagdbarem Spielzeug war erschöpft und Wotan musste noch frustrierter, als er eh schon war, wieder von dannen trotten. Natürlich nicht ohne seinem treuen Diener eins überzubraten. Jetzt ärgerte er sich, dass er Loki nicht nachgegangen war, um sich am eigentlichen Verursacher des Ärgers schadlos zu halten. Mit Wonne und Lust hätte er dem jetzt den Hals rumgedreht, oder einen Einlauf mit der Kreissäge verpasst. Diese Wut über den respektlosen Loki führte dann aber zu einer Kopfschmerzattacke, die ihn wie ein Blitz traf. Ein paar von den kybernetischen Bauteilen wurden sogar davon in Mitleidenschaft gezogen. Fast so, als wäre sein Hass zu Energie umgewandelt und abgeleitet worden. Wotan trotte etwas benommen zurück in sein Quartier und lies sich einfach weiter in seinen Gewaltphantasien gehen. Er stellte sich lebhaft vor, wie schön es sein wusste in eine Stadt der Menschen einzudringen und dort die Bevölkerung zu massakrieren. Nach einer Weile wurde er dann jedoch müde und schlief ein. Aber natürlich waren auch seine Träume kein bisschen weniger gewalttätig. In seiner Seele hauste fürwahr ein echtes Ungeheuer, dessen Durst nach Blut und Schmerzen unstillbar schien.
[email protected] 121
Autor Stephan Schneider „Ram hast du SIE gesehen?“ „Ja aber nur ganz kurz... oh Mann ich sag dir, ich glaub alles was man über sie erzählt stimmt“: stammelte Ram zu Themitos bei seiner Rückkehr ins Quartier. Die I. Flotte zu der ihr Schiff gehörte kreuzte um den Atlas und man verteilte nun auch das Personal bzw. lies Landgänge zu. Ram war eingeteilt worden an Bord des Atlas zu trainieren. Noch war das nicht offiziell und ihr Commander lies nichts konkretes verlauten. „Wie sind sie? Beschreib es bitte! Ich kann es mir nicht vorstellen“: meinte Themitos aufgeregt. „Du musst sie sehen, man kann es schlecht in Worte fassen, einfach charismatisch und edel... erhaben... abgehoben und nicht von dieser Welt... ganz anders als wir es sind. Auch die Frauen, die Priesterinnen sind so anders so anmutig und liebenswert. Eigentlich dürfte ich das nicht sagen, nicht mal denken... aber die Priesterinnen sind das schönste was es gibt auf der Welt. Sex mit denen muss absolut phantastisch sein... Oh je die Sterne mögen mit vergeben!: versuchte Ram seine Eindrücke wiederzugeben. Ihm war es gelungen einen Blick auf die Helden und Priesterinnen zu werfen. Genauer gesagt waren es Michael und seine beiden Brüder Raphael und Gabriel. Er konnte sie einen kurzen Moment lang ansehen, als er mit dem Commander einen Transportflug zum Atlas gemacht hatte. Als Vorhut sozusagen. „Dann ist es also wahr... dass sie vom heiligen Geist der Sterne geleitet werden“ „Wenn die’s nicht sind, dann weiß ich’s wirklich nicht. Ich meine ich kenne nur die Priesterinnen und Krieger in meiner Stadt und meiner Einheit. Und die sind ein Nichts gegen diese Übermenschen... weißt du was die Leute von der Atlascrew gesagt haben?“: setzte Ram voller Ehrfurcht und Erstaunen nach. Sein Kamerad blickte nur fragend und ratlos drein und meinte:„ Was denn? Kennen sie die Zukunft, können sie zaubern wie die Gaukler auf den Festen?“ „Zaubern? ... das grenzt bei denen eher an Allmacht und Allwissenheit. Die können unsere Gedanken lesen... Maschinen steuern ohne sie zu berühren oder zu sehen... einfach alles. Da waren welche von der III. Flotte, die haben gemeint...“, „Was haben die gemeint? LOS jetzt erzähl schon. Was war mit Prax Leuten?“: unterbrach er Ram ungeduldig. Der sah sich besorg um und meinte flüsternd:„ Die III. Flotte wurde von 3 dieser Helden einfach ausgeschaltet, Komplett lahmgelegt und vereinnahmt. Da gab es keine Gegenwehr oder sonst ein Mittel. Einer von Ihnen, Atrius oder Amikus keine Ahnung, soll sich danach den Verräter Prax zur Brust genommen haben. „UND?“ „Na was denkst du wohl. Er hat ihm den Arsch bis zum Nacken aufgerissen. Den konnten sie danach unter der Tür durchschieben und das ist noch nicht alles mein Freund...“ Wieder unterbrach Themitos den Wortschwall seines Freundes, diesmal mit einer Handbewegung. „Prax war ein widerliches, intrigantes Subjekt. Der hat genau das bekommen was er verdient hat“. „Eher etwas mehr... aber egal. Jedenfalls ist der so tot wie Leonides. Ralton glaubt, wir werden bald auf dem Planeten landen und die Titanianer aus dem System verjagen“. „Hast du den Richter von Prax gesehen?“ „Nein... ich glaube nicht dass er hier ist... Sie sagen er wäre in einer geheimen Mission unterwegs zu den Titanianern. Sabotage oder so! Jedenfalls werden wir bestimmt schon bald hier weg kommen“. Ram und Themitos spürten einen kurzen Schlag, nichts schmerzhaftes, aber stark genug es nicht zu ignorieren. Beiden war so, als hätte etwas sie zurechtweisen und die Unterhaltung beenden wollen. Beschämt sah Themitos zu Ram und dieser flüsterte nur demütig:„ Siehst du.. das hab ich dir ja erklären wollen. Wir sind hier nicht alleine!“. Uriel und Arius waren kaum auf der Raumstation angekommen, da bemerkten sie erst wie knapp sie dem Tod entronnen waren. Ein feindlicher Kreuzer, etwa halb so groß wie ein kleiner Träger hatte sie bis kurz vor die Basis verfolgt, um sie zu stellen. Das titanianische Schiffe musste allerdings Zickzack fliegen während der Verfolgung und verlor dadurch zuviel Zeit. Weder Arius noch Uriel konnten die Annäherung bemerken. Arius wegen seiner Verletzung und Uriel aus Angst und Aufregung. Da sie außerdem keine Radarpeilung vorgenommen hatten, war ihnen der Verfolger gar nicht aufgefallen. Erst an Bord der Station, einem ausgebauten Asteroiden, wurden sie darüber aufgeklärt. Wie hauchdünn ihr Vorsprung war, wurde den beiden Helden da erst bewusst. Doch ohne viel Zeit zu verlieren gingen sie nun daran ihre Arbeit fortzusetzen. Arius wurde zuvor noch richtig behandelt und sein Arm eingegipst. „Sie scheinen über außerordentliche Regenerierungsfähigkeiten zu verfügen“: meinte sein Arzt, als dieser das Röntgenbild sah. Etwas beeindruckt blickte er auf seinen riesigen Patienten und dann wieder auf die Röntgenaufnahme. „Da haben sie absolut Recht. Was denken sie, wie lange wird es dauern bis ich wieder vollständig genesen bin?“ „1 Woche... vielleicht 1½... höchstens... jedenfalls wesentlich schneller als normal. Ich würde sie gerne solange hier behalten und untersuchen. Wenn es gelänge diese Fähigkeit zu isolieren und eine anwendbare Therapie daraus zu entwickeln wäre..“: erklärte der Mediziner und ein Kollege kam nickend hinzu. Arius sah den Mann ungehalten an und machte eine ablehnende Handbewegung:„
[email protected] 122
Autor Stephan Schneider Daraus wird nichts. Sie werden es 1. nicht schaffen meine Kräfte zu ergründen und 2. erlaube ich es ihnen auch nicht“. Dann sprang er auf und ging schnurstracks in die Landebucht, um mit Uriel zu reden. Die beiden Mediziner sahen sich ziemlich überfahren an und wunderten sich über die schroffe Art ihres Patienten. „Der ist ja nicht sehr hilfsbereit der Kamerad da“. „Hat nicht den Anschein als ob... liegt vielleicht auch nur an den Sternen. Jedenfalls werden wir uns als nächstes seinen Gefährten ansehen. Der scheint mir auch nicht ganz normal zu sein... redet ständig mit sich selbst und wirkt immer abwesend.“. Beide nickten und schmunzelten. So merkwürdige Gäste hatten sie hier selten. Mal eine Quetschung oder Verbrennung. Etwas Exobiologie und Gewächshausarbeit, aber kein so sonderbares Wesen wie diesen Arius und sein Bruder. „Warten wir erst mal ab was der tote Berserker an Neuigkeiten aufzuweisen hat. Die Leiche ist noch sehr gut erhalten und wir können sofort mit der Autopsie anfangen“. „Sehr gut!“: meinte der Doktor und fasste seinen Kollegen an die Schultern. Sethos war leider schon kalt und daher nicht mehr in der Lage selbst etwas zu erzählen. Er war seinen Verletzungen erlegen und am Blutverlust gestorben. Während Arius untersucht wurde, hatte man die Leiche schon geborgen und auf die Isolierstation gebracht. Dort sollte eine Untersuchung mehr Licht in das Dunkle der titanischen Entwicklung werfen. Etwas was noch nie so Recht gelungen war, da entweder die Leichen zu stark verwest oder im Kampf zerstört wurden. Da Arius seinen Gegner nur relativ geringfügig verletzt hatte, war dies ein echte Glücksfall. Uriel machte sich nach einer kurzen Ess- und Schlafpause daran den Transporter und die Waffen zu analysieren. In einem der großen Hangars stand das Schiff und wurde nun Stück für Stück auseinander genommen. Die Analyse der titanianischen Technologie gestaltete sich für Uriel jedoch wesentlich schwieriger als erwartet. Er erkannt wohl die Prinzipien nach denen diese Maschinen und Waffen funktionierten, aber den entscheidenden Durchbruch im Verständnis schafft er einfach nicht. Als sein Bruder ihn besuchte; wollte dieser ihn drängen sich mehr zu bemühen, aber damit war Uriel auch nicht geholfen. Sie standen unter dem großen Flügel des Transporters. Genauer gesagt unter einem der Triebwerke und diskutierten „Das du mich antreibst, nützt auch nichts. Es ist nicht möglich einen bleibenden Eindruck mitzunehmen, der mir später etwas nützt. Ich kann so nicht arbeiten... wir müssen das Schiff und die Waffen mitnehmen, um sie später im inneren Sektor zu durchleuchten. An Bord dieser Station geht es nicht. Das ist vorerst unmöglich. Draußen vor der Basis kreuzt immer noch ein feindliches Kriegsschiff, das nur darauf wartet uns beim Abflug zu vernichten. Wir hängen hier fest!“: resignierte Uriel. „Nur wenn wir den Transporter nehmen. Mit dem Pegasusjäger sind wir viel zu schnell und wendig für die Titanianer! Wir fliegen entlang des Asteroidengürtels und entgehen damit dem Kreuzer“. „Lass uns bitte noch warten... ich bin sicher dass es auch so gelingen wird..“ „Aber dann war alles umsonst... Ich habe mir doch nicht den Arm brechen lassen für nichts!“: erregte sich Arius und hielt Uriel seinen Arm hin. „Du musst lernen loszulassen. Wenn man beide Hände voll hat, kann man sich nicht mehr kratzen. Und seine Hand kriegt man nur dann aus einem engen Spalt, wenn man aufhört eine Faust zu ballen... hat Ruthus dir das nicht auch mal beigebracht!“ Uriel lies seinen impulsiven Bruder stehen und schlenderte zu einem der Aussichtsfenster. Sie hatten sich gerade zur Sonne gedreht und man konnte die Weite des Raumes sehr gut erkennen. Auch das feindliche Schiff sah man in gebührendem Abstand seine Runden drehen. Arius dachte derweil nach, er kannte diese Gleichnisse und erkannte sich selbst darin wieder. Sein Bruder hatte Recht. Erhobenen Hauptes und mit aufrechtem Gang ging er ihm nach und genoss die fabelhafte Aussicht ebenfalls. Dann meinte er „Gut dann las uns schnellstens aufbrechen. Wir nehmen nur die kleinen Waffen mit. Den Transporter können die Techniker hier in der Station ja dann ohne dich unter die Lupe nehmen. Ich werde Hephaistos be... bitten uns zu helfen. Ich habe da eine kleine Idee wie wir die da los werden“: meinte er zu ihm während er auf die Verfolger zeigte. Hephaistos war der Kommandant der Station und Uriel wunderte sich dass Arius ihn „bitten“ wollte. „Was ist mit deinem Arm. Du musst dich doch erst mal auskurieren“: sagte Uriel besorgt und zeigte auf den Gips. „Ich bin doch was besonderes und bis wir den IV. Planeten erreicht haben, kann ich den Gipsarm wieder abnehmen. Wir müssen uns beeilen, der Planet entfernt sich von uns und außerdem wird es bald eine weitere Schlacht geben. Wir werden woanders dringender gebraucht“: drängte Arius, kampflustig und erregt zugleich, auf seinen zaghaften Bruder ein.. Der Gedanke an ein blutiges Gefecht verlieh seiner Phantasie Flügel und die Angst etwas zu verpassen war weitaus größer, als die Bedenken, eine weitere Verletzung oder gar den Tod zu erleiden. Uriel stimmte dem widerstandslos zu und gemeinsam gingen sie zum Kommandanten der Station. Der Asteroid war vom Volumen etwa 11/2 so groß wie der Atlas, jedoch nur mit kleinen Steuerdüsen versehen. Die Basis war in sich autark und benötigte keine Lieferungen von Außen, im Gegenteil. Hier wurde Bergbau betrieben und Fabriken unterhalten. Der Olymp, so der Name der Station, war einer der mineralreichsten Asteroiden im Reich der Atlantaner. Hier gab es Eisen und alle nötigen Legierungen dazu, Gold, Platin, Uran und Wolfram in rauen Mengen.
[email protected] 123
Autor Stephan Schneider Etwa 12000 Menschen arbeiteten hier, gruben Stollen um Stollen durch das Innerste des Olymp und fertigten daraus fast 7 % der gesamten Waffenproduktion im Reich. Hier gab es alle möglichen Arten von Spezialisten für Waffen und Raumfahrttechnik, die würden das Geheimnis der titanianischen Waffen bestimmt schnell lüften. Mit einem Transportgleiter, ähnlich dem auf dem Atlas fuhren die beiden Helden vom Hangar zur Brücke. Der Gleiter war natürlich viel älter und abgenutzter als die neuen Modelle auf dem Atlas. Hier war man schon seit Jahren dabei, schwere und dreckige Arbeiten zu verrichten, entsprechend staubig und verkratzt waren alle Einrichtungen. Das Polster der Sitze war abgewetzt und es gab auch keinen Kommunikationsmonitor. Nur eine ramponierte und ausgebleichte Bedienleiste mit Knöpfen und Leuchtdioden, dass war alles, was hier als Bedienelement verfügbar schien. Während der Fahrt kreuzten andere Gleiter ihren Weg und Uriel erkannte die größeren Gleiterbahnen für den Transport der schweren Erze. Dazu jede Menge Rohrleitungen und Gerüste. „Weißt du wie die hier das Erz verarbeiten?“: meinte Uriel zu seinem Bruder. „Ich nehme an in einem Hochofen und dann in Stahlkochbehältern. Was weiß ich?“ „Ja so ungefähr. Da das system geschlossen ist, muss der Kohlenstoff wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. Ziemlich mühselig und mit viel Aufwand verbunden“. „Aha“: meinte Arius nur gelangweilt zu diesen, für ihn uninteressanten Details. Sein Bruder sah es ein und schwieg den Rest der Fahrt. „Ah da sind ja meine zwei ungewöhnlichen Gäste. Sie haben uns da ja ein ganz besonders interessantes Mitbringsel in den Hangar gestellt. Bei den Sternen, so was haben wir hier selten zu Gesicht bekommen. Ein paar Bruchstücke findet man ja dann und wann mal, aber ein intaktes Schiff und eine fast intakte Leiche. Damit können wir bestimmt was anfangen... darf ich ihnen zur Feier des Tages einen edlen Tropfen anbieten ... sozusagen als Ehrung für ihren Mut“: schwang der Kommandant im Rang eines Vizeadmirals direkt bei der Ankunft eine Begrüßungsrede. „Ich bin im Dienst und außerdem verletzt wie sie sehen. Also besser keinen Alkohol, danke. Kommen wir lieber zum Grund meines Besuches. Ich.. wir benötigen ihre Hilfe, um schnell wieder hier weg zu kommen“. „Ohho wer wird denn hier so eifrig sein. Gefällt es ihnen nicht im Olymp. Es ist kein Hotel, aber alleine die Aussicht ist überwältigend, dass sagt jeder der einmal hier gewesen ist. Sie müssten mal sehen wenn hier eine Sonnenfinsternis entsteht. Vor uns treiben ja noch viele kleine Brocken und wenn einer von denen ...“ „Ja danke sehr, ich weiß wie eine Sonnenfinsternis entsteht. Was unsere Aussichten angeht, so bestehe ich auf einer schnelle Abreise. Wir werden dringend gebraucht und jetzt werden sie mir genau zuhören...“: blockte Arius den Vizeadmiral direkt ab und verlangte dass man ihren Jäger auftanken und unbemannt auf direkten Kurs Richtung IV. Planeten schicken sollte. „Das wird den Kreuzer von uns ablenken. Wir werden mit einer anderen Maschine starten, sobald der Gegner außerhalb unserer Reichweite ist und dann auf einem anderen Kurs zum Ziel gelangen. Sollten die Titanianer das Ablenkungsmanöver erkennen ist es vermutlich schon zu spät, um uns zu erwischen“: erklärte Arius seine Strategie mit wenigen Worten, dafür mit viel Charisma und Willenskraft. Uriel wagte gar nicht erst etwas zu sagen und sank förmlich zusammen, damit sein Bruder ihn gar nicht erst als Andersdenkenden wahrnehmen würde. Vizeadmiral Hephaistos wusste nun was der Mediziner mit grob und schroff gemeint hatte, als dieser von Arius Ablehnung erzählt hatte. Von Michael hatte er erfahren wie empfindlich dieser Hüne, da vor ihm war und dass es nichts bringen würde ihn unter Druck zu setzen. „Also wenn sie so pflichtbewusst und tapfer sind, dann mal los. Reisende soll man nicht aufhalten und das mit der Feier kann man ja nachholen. Wir werden uns auf jeden Fall um diesen Transporter und den toten Berserker kümmern“. Der Kommandant wünschte ihnen noch viel Glück und dann wurde der Plan so umgesetzt wie der Held es wollte. Von der Brücke aus sahen sie dabei zu, wie der Pegasusjäger auf einem scheinbaren Ausweichkurs davonflog. „Der Kreuzer dreht ab“: meldeten der Radaroffizier und sah die Zufriedenheit in Arius Mimik. „Wir müssen los Bruder“: meinte er noch nebenbei zu Uriel, während er schon Schritt aufgenommen hat. „Ich komme wieder sobald wir das erledigt haben“: sagte Uriel zu Hephaistos und folgte seinem Bruder. Sie fuhren mit dem Gleiter zurück zum Hangar, wo schon ein anderer Jäger auf sie wartete. „Du hättest den Vizeadmiral nicht so kränken dürfen. Er hat ganz schön beleidigt gekuckt, als du ihn so ..“ „Halt den Mund und las mich in Ruhe... ich bin nicht in der Stimmung für solche Smalltalk Runden. Wir haben einen Auftrag und den müssen wir erfüllen. Wenn das rum ist, lass ich mich so vollaufen und bedienen, wie es überhaupt nur geht. Sei froh dass ich mich darauf beschränke, einfach nur abzulehnen und dann meine Vorstellungen zu unterbreiten.“: zischte Arius wütend zu ihm rüber. Uriel zuckte zusammen und schwieg. Er wollte es nicht weitertreiben und hatte auch etwas Angst vor ihm. Sie stiegen beide in den Jäger und starteten als Hephaistos grünes Licht gab. Arius flog den Jäger, während Uriel einfach nur so da saß und seine Gedanken auf die Reise schickte. Er hatte die Waffen in seiner Nähe gelagert, um schon während des Flugs damit zu beginnen sie zu durchleuchten.
[email protected] 124
Autor Stephan Schneider Der Kreuzer ging wie erwartet auf Verfolgungskurs und schickte sogar noch ein Dutzend schwere Maschinen auf Abfangkurs. Diese verfolgen das Scheinziel bis zur Grenze ihrer Reichweite und kehrten dann wieder um. Der unbemannte Jäger flog einfach weiter und weiter und die Titanianer gingen Arius voll auf den Leim. Der Kommandant des Schiffes rief Loki an, um von diesem zu erfahren was er machen solle. „Mein Fürst, wir führen gerade eine Verfolgung einer einzelnen Feindmaschine durch. Ein schneller Jäger, der gleiche den wir vom Wrack der Titania aus verfolgt haben. Ihr müsst ein zweites Schiff losschicken, um die Maschine abzufangen. Wir sind dazu nicht in der Lage“. „Unmöglich, Wotan würde es sofort bemerken und das darf nicht geschehen. Kehrt um und sorgt dafür, dass die gekaperte Fähre nicht entwischt. Das war vermutlich nur ein Trick um euch zu übertölpeln“: tadelte Loki seinen Vasallen und sah ihn mit ärgerlicher Mine an. Der Kreuzer machte daraufhin sofort kehrt und kam wie erwartet zu spät, um Arius und Uriel zu erwischen. Sie waren beide unbehelligt durchgebrochen und uneinholbar für den einzelnen Kreuzer. Während des langen Flugs erstarrten die beiden Helden zur Bewegungslosigkeit. Michael zeigte ihnen wie man mit einfachsten Mitteln seinen Körper beherrschen und die Vitalfunktionen drosseln konnte. Der Autopilot übernahm das Steuer landete die Jagdmaschine unbeschadet an Bord des Atlas, wo ihr Bruder schon auf sie wartete. „Schön das ihr wieder in unserer Mitte seit. Ohne euch beide hat uns wirklich etwas gefehlt“: begrüßte er sie. Michael war persönlich zum Landehangar gekommen, um Uriel und Arius zu empfangen. Noch etwas schläfrig stiegen sie aus und Arius verbeugte sich kurz und nickte dabei. Uriel trat heran und umarmte seinen Bruder erst mal. „Es tut so gut wieder hier zu sein. Außerhalb des Zirkels und fernab der Sonne ist man so isoliert. Leider haben wir nicht viel Gutes in Erfahrung bringen können“: sprach Uriel und Arius unterbrach ihn an dieser Stelle:„ Du kannst Michael ja alles erzählen,.. ich möchte mich lieber zurück ziehen“. „Ja kein Problem. Wir kommen später noch zu dir, wenn dir das recht ist?“: entgegnete Michael liebenswürdig und besorgt. Arius sagte nichts und nickte wieder nur leicht, dann entfernte er sich von den beiden und ging in sein Quartier, wo Pandora ihn schon erwartete. Sie hatte sich drei Tage lang nicht entladen können und war fast wahnsinnig vor Verlangen nach ihrem Helden. Seine Ankunft spürte sie mit jeder Stunde intensiver und sie sehnte es herbei. „Komm Uriel lass uns in einen der Aussichtsräume gehen, dort kannst du mir alles erzählen. Raphael und Gabriel haben momentan das Kommando übernommen und ich kann mich in aller Ruhe mit dir beschäftigen“. Er sagte freudig zu und so schlenderten beide zu einer der Gleitbahnen. Diese bestiegen sie und Uriel hatte nun die Gelegenheit die Geschichte aus seiner Sicht zu erzählen. „Nun, wie du ja sicher schon weißt, haben wir versucht die Titanianer zu analysieren – leider ist es uns nicht gelungen. Ohne meine mentalen Kräfte kann ich nicht verstehen wie deren Technik funktioniert. Lediglich zwei Beutewaffen und einige Schaltkreise habe ich kurz mal auseinander gebaut. Ich könnte sie wahrscheinlich außer Gefecht setzen, wenn ich den Abstand zur Sonne verringere. Von hier aus ist es nicht möglich. Könnt ihr noch mental miteinander kommunizieren.. du und deine beiden Brüder?“ „Ich höre sie ab und zu noch. Aber nur wenn wir günstig zum Zentralgestirn kreisen und die Priesterinnen uns beistehen. Ohne sie wären auch wir ohne besondere Fähigkeiten. Die Crew und der Captain wissen nichts von unserer Schwäche. Sie wundern sich aber schon, weil wir wieder normal mit ihnen sprechen. Hoffentlich bleiben sie ruhig und fallen nicht über uns her... Von Hephaistos habe ich einen Bericht erhalten. Er ist optimistisch was die Fähre und den Berserker angeht. Nur über Arius war er etwas irritiert. Wie sieht es mit ihm aus? Waren seine Verletzungen schwer? Wie hat er sich in der Praxis bewärt?“: fragte Michael. Sie stiegen beide aus und gingen weiter zu einem Aufzug. Dort gab Uriel ihm die Antwort:„ Sein Arm ist beinahe verheilt, aber irgendetwas muss während des Flugs in der titanianischen Fähre mit ihm geschehen sein. Er ist anders als vorher und ich meine das nicht auf seine mentale Kraft bezogen, die auch ihm abhanden gekommen ist. Wenn ich ihn frage wiegelt er ab und meint, da wäre nichts, aber so ganz glauben will ich es ihm nicht. Ansonsten hat er hervorragende Arbeit geleistet. Er hat improvisiert und aus der Situation das beste gemacht. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut... so schlecht wie das anfing!“ Der Fahrstuhl hielt an und beide stiegen aus. Während des kleinen Marsches zum Aussichtsraum schwiegen beide, da Mitglieder der Mannschaft und der Garde hier ebenfalls unterwegs waren. Alle grüßten ehrfürchtig ihren obersten Anführer und gingen dann ihres Weges. Nun sah Themitos zum ersten Mal seinen obersten Befehlshaber und war etwas enttäuscht über dessen Äußeres. So beendruckend fand er ihn gar nicht. Michael schritt voran und die automatische Tür öffnete sich leise und dezent, als die Sensoren seine Ankunft bemerkten. Sie traten beide ein und Michael verriegelte die Tür hinter sich, dann nahm man Platz und sahen sich den roten Planeten durch eine riesige Panoramascheibe an. „Was für ein phantastischer Anblick... nicht wahr Bruder“: schwärmte Michael und sah mit leuchtenden Augen rüber zu Uriel. Der lies sich Zeit mit der Antwort und vertiefte sich auf das beeindruckende Panorama.
[email protected] 125
Autor Stephan Schneider Der rote Fels, vom Eisen gefärbt, schimmerte schwach und an den Polen konnte man gefrorenes Eis und Kohlendioxid erkennen. Einer von den Trägern zog rechts oben an ihnen vorbei und Uriel erkannte ganz schwach den laufenden Start- und Landebetrieb. Von den Titanianern war weit und breit nichts zu sehen, dass lag aber offensichtlich nur an der Entfernung. Uriel stand auf und stellte sich direkt vor die Scheibe, um noch mehr sehen zu können. „Es ist wirklich schön, es einmal so in aller Ruhe zu betrachten. Komisch ... obwohl ich schon lange hier oben bin... so intensiv habe ich mir die Schönheit des Weltalls noch nie ansehen können. Ich glaube da taucht einer von den Monden auf. Wann treten wir in Kontakt mit unseren Leuten, die noch da leben?“ „Wir haben bisher nur Funkkontakt hergestellt. Die Kommandanten sind zuversichtlich, dass wir sie bald befreit werden. Sie werden nur leider nicht viel dabei helfen können.... wir schaffen es aber auch so“: erklärte Michael optimistisch. „Worauf warten wir eigentlich noch?“: fragte Uriel. „Auf unseren infanteristischen Sturmtrupp, um aus der Bewegung heraus alle Legionen in Marsch zu setzen, braucht man Zeit. Wir stellen noch unsere eigentliche Invasionsarmee auf, verteilen sie gleichmäßig, analysieren die feindlichen Stellungen und richten danach unsere Strategie aus.... Wie beurteilst du die titanianischen Waffen?“ „Hervorragende Qualität. Arius hat sich sehr dafür begeistern können. Anstatt mit unseren Waffen zu kämpfen, benutzt er jetzt eine von denen. Er schlägt vor, sie nachzubauen und die Kopien an unsere Einheiten auszugeben. Sie sollen stärker, vielseitiger und präziser als unsere Gewehre sein, dafür sind sie schwerer, aber das stört ihn nicht. Das sagt doch alles, oder?“ „Was denkst du?“: sagte Michael fragend. „Versuchen sollte man es, aber auf die Schnelle kann man das nicht mehr auf die Beine stellen. Die Munition muss ebenfalls erst hergestellt werden. Alles graue Theorie und nicht entscheidend für die kommenden Wochen... Was macht ihr sonst noch?“ „Wie gesagt, wir rüsten die Schiffe auf und gruppieren sie danach um. Wir sind fast fertig. Ich wollte natürlich noch auf euch beide warten, aber die Operation wird wie geplant weitergehen. Gabriel und Raphael werden mit mir einer Meinung sein, dass eure Informationen nichts an unseren Ansichten ändert“. Beiden blickten sich an und dann wieder auf den Planeten. Uriel meinte nach einer kleinen Pause etwas nachdenklich:„ Wie viele Kämpfer werden sie wohl unter der Oberfläche versteckt haben?“ „Kann man nur schätzen, aber anhand der letzten Berechnungen zwischen 123000 und 172000 Kriegern. Für mehr reicht die Biomasse nicht. Wir rechnen mit umgedrehten Berserkermutanten, ehemaligen Heroen der Legion. Auf diese Weise potenzieren die Titanianer ihre Einsatzstärke“. „JA ich weiß... was würde passieren wenn sie einen von uns in die Finger bekommen würden? Ob sie auch aus dir und mir,... einen von Ihnen machen könnten?“: fragte Uriel besorgt. Michael stutzte, ihm war diese Idee ebenfalls schon gekommen, aber er wollte sich nicht damit befassen, zu unangenehm schien ihm dieser Gedanke:„ Das möchte ich gar nicht wissen, es wäre verhängnisvoll, wenn jemand mit unseren Fähigkeiten im feindlichen Lager landet. Soviel ist mal sicher. Vielleicht ... egal es spielt keine Rolle, sie werden keinen von uns lebend erwischen“: sagte er voll Überzeugung und mit Bestürzung. „Ja ich möchte es auch nicht wissen“. „Was ist eigentlich aus dem gefangenen Titanianer geworden. Arius hatte doch einen von ihnen in seine Gewalt bekommen? Hephaistos Leute nehmen ihn gerade auseinander und ich dachte“: meinte Michael. „Er muss während des Flugs zur Basis gestorben sein. Arius hat es bedauert, weil er ihn selbst noch auseinander nehmen wollte.... also mental. Um seine geistigen Schwächen zu erkennen. Du hättest mal sehen sollen wie er eine von den anderen Leichen untersucht hat. Das war absolut widerlich. Wie ein Metzger hat er ihn aufgebrochen und zerlegt. Ihm machte das gar nichts aus, im Gegenteil. Er war völlig in seinem Element“. „Du musst das aus der Sicht eines Soldanten sehen, der im Nahkampf erfolgreich sein will. Diese Informationen werden unseren Bodentruppen sehr viel helfen!“ „Warum bombardieren wir nicht einfach den ganzen Planeten, von einem Ende bis zum anderen. An eurer Stelle würde ich alles einäschern. Bis sich nichts mehr rührt und kein Stein mehr auf dem andren liegt“: meinte Uriel pragmatisch. „Das besprechen wir später im großen Kreis. Aber sei dir sicher. Wir werden alles umgraben was sich als feindlich erweisen sollte. Wir haben die alten Lagepläne und Karten der ehemaligen Kolonie durchgearbeitet und in unsere Überlegungen eingebaut.... Was habt ihr eigentlich mit dem Wrack des Trägers gemacht?“ „Hmmh seltsam das habe ich ihn weder gefragt, noch hat er es erzählt. Ich weiß es nicht genau... aber er hat sich bestimmt etwas hinterhältiges einfallen lassen. Das soll dir Arius besser selbst erzählen“.
[email protected] 126
Autor Stephan Schneider Michael nickte und schmunzelte, er konnte sich denken, dass sein Bruder sicherlich sehr kreativ am Werk gewesen war. Dann, nach einer Weile, gingen sie gemeinsam auf die Brücke. Beide waren froh sich in so einer besondern Atmosphäre begegnet zu sein, bevor es in größerem Stil weiterging. Im Kommandobereich trafen sie dann auf die anderen. Michael sagte ihnen, dass sie alle zusammenkommen sollten, um die letzten Details für die kommende Offensive zu klären. Bei niemandem lösten diese Worte heftige Reaktionen aus, alle waren erleichtert, dass es endlich losgehen würde. Jetzt würde es zwar noch einmal spannend werden, aber in dieser Spannung lag gleichzeitig etwas entspannendes. Pandora hatte kaum genug Zeit, um sich mit Arius zu vergnügen. Doch als der Ruf zur Versammlung sie erreichte, besann sie sich wieder auf ihre Pflichten und verschoben das Liebesspiel auf einen späteren Zeitpunkt. Nur kurz hatte sie die Stöße ihres Helden genießen können und kaum in seinen Armen gelegen. Im Planungsraum des Atlas fanden sie sich kurze Zeit später alle ein. Die fünf Helden, Pandora, Daphne und die anderen, Sauhlt, Tephios, Waloritas, alle Admiräle, die Trägerkommandanten und deren jeweilige Adjutanten. Ralton war als Führer einer Herosbrigade ebenfalls geladen worden. Insgesamt saßen hier über 100 Personen. Sauhlt strafte Arius mit missgünstigen Blicken, er hatte es immer noch nicht überwunden welche Taten er begangen hatte und für die er ihn nicht bestrafen konnte. Sein, mehr oder weniger, erfolgreicher Einsatz hinter den Linien, hatte daran nichts geändert. Als er von der Rückkehr der beiden Prototypen erfahren hatte, war er sogar etwas neidisch geworden. Immerhin hatte Arius diesen Einsatz überlebt und das war mehr als Sauhlt ihm zugetraut hatte. Pandora hielt Arius an der Hand und so gingen sie auch beide in den Saal. Sie liebte ihn definitiv und hoffte immer noch ihn mit ihrer Liebe heilen zu können. Hier, außerhalb des Wirkungsbereiches der Sonne war Arius weniger gefährlich. Ohne seine Macht konnte er nicht soviel Schaden anrichten und deshalb versuchte Pandora den Geliebten in ihrem Sinne umzuerziehen. Der Liebesakt war diesmal schon etwas befriedigender als beim ersten Versuch, aber Arius fehlten schlichtweg die organischen Verknüpfungen, um ein normales Eheleben mit seiner Auserwählten zu führen. Doch er hatte schon eine Idee wie man dass ein für alle Male beseitigen könnte. Er sagte nichts zu seiner Geliebten, nicht einmal andeutungsweise. Sie würde schon merken wenn es soweit sein würde. In Gedanken war er noch bei ihr im Bett und erst als Michael anfing zu reden, merkte er, dass er es nicht mehr war. „Nun da unser Kommandounternehmen neue Erkenntnisse und Einsichten in die Strukturen des Gegners gebracht hat, werde ich ihnen nun erklären wie wir den Feind schlagen... Zuerst lassen sie mich ihnen allen Folgendes sagen,... sie genießen mein vollstes Vertrauen. Sowohl in ihre Fähigkeiten, in ihre Zuverlässigkeit und natürlich auch in ihren unbedingten Willen zum Sieg. Die Schlacht die sie, Admiral Olmekis, geschlagen haben, war sehr wichtig für unsere Ausgangslage und daran wollen wir unbedingt anknüpfen. Nein! Falsch... Wir wollen es natürlich noch überbieten und dabei sowenig Verluste erleiden wie möglich. Wie sie sicher schon bemerkt haben sind wir dem Gegner einen großen Schritt voraus. Das gilt einmal für die Fähigkeiten der Führung auf allen Kommandoebenen, zum zweiten was den Stellungsvorteil angeht. Denn dieser ist auf unserer Seite und dann natürlich der Waffenträger Atlas, auf dem wir uns gerade befinden.... Der Atlas wird wahrscheinlich den größten Anteil am Erfolg haben... So nun aber genug der schönen Wort... ich denke sie sind mehr daran interessiert wie wir das konkret in die Tat umsetzen werden“. Michael brauchte gar nichts weiter zu sagen, Gabriel dämpfte schon das Licht und Raphael startete danach den Film. Michael kommentierte:„ Wie sie sehen umkreisen wir den Planeten weiträumig und halten gebührenden Abstand zum Feind. Das wird sich ändern. Mit jedem Umlauf kommen wir dem Planeten näher und näher. SIE und ihre Trägerflotten werden sich hinter den Atlas stellen. In einer versetzten Linie von rechts nach links. Mit genügend Abstand nach allen Seiten. Die Hälfte unserer Abfangjäger bleibt ebenfalls hinter dem Atlas, allerdings in sehr geringem Abstand. Die andere Hälfte folgt den Trägern im gleichen Abstand wie diese dem Atlas. Sie wundern sich vielleicht über diese Aufstellung ( er erkannte tatsächlich eine gewisse Überraschtheit in den Gesichtern der Zuhörer ), aber dies ist die beste Aufstellung unter den gegeben Umständen. Wir verzichten zwar Anfangs auf die komplette Feuerkraft der Flotte, ABER unser Gegner wird sich am Atlas buchstäblich die Zähne ausbeißen. Über uns sind mehrere Kilometer massiver Fels und auf der Oberfläche unzählige Abwehrbatterien. Sie werden Atomgranaten auf uns abfeuern und damit ihre Reaktoren überhitzen. Dann, wenn sie den Atlas passiert haben, wird sie ein Feuersturm erwarten, der alles bisher da gewesene in den Schatten stellen wird. Die Abfangjäger werden das, was noch übrig ist, verfolgen und vernichten. Danach werden wir uns sammeln und uns den isolierten Basen auf den beiden Monden nähern. Deren Streitkräfte sind nicht mehr besonders zahlreich, aber dennoch eine willkommene Verstärkung. Wir werden versuchen mit den feindlichen Truppen am Boden zu verhandeln und sehr wahrscheinlich keinen Erfolg damit haben. Deshalb beginnen wir danach mit dem Bombardement des Planeten. Diesem folgt synchron die Landung der Truppen, jeweils im gleichen Sektor, der kurz zuvor unter Feuer genommen wurde. Von dort aus beginnt die systematische Säuberung der Gewölbe.
[email protected] 127
Autor Stephan Schneider Dies ist die gefährlichste Arbeit von allen, da wir nicht wissen wie der Gegner reagieren wird, wenn er merkt dass nichts mehr zu retten ist. Es wäre möglich dass sie alle Anlagen selbst zerstören und unsere Leute dabei mitnehmen... dieses Risiko müssen wir wohl leider eingehen. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten um das zu verhindern. Der Einsatz von Zyanidgas, oder hochaktives Radongas zur Ionisierung der elektronischen Bauteile, Schallkanonen z.B. “. Der Film hatte Michaels Worten plastische Formen gegeben und eigentlich sah alles sehr einfach aus. Der Atlas war von seiner schieren Größe her der ideale Schutzschild und keine Waffe des Feindes würde diesen durchdringen können. Es war absolut einleuchtend den riesigen Brocken nach vorne zu nehmen. Im Film war das Größenverhältnis und die Feuerkraft der beteiligten Einheiten sehr gut dargestellt worden. Man kannte deren PotenTial sowie das eigene. Diesem Plan konnte man daher auch eigentlich nur zustimmen, zumindest wenn man an Bord des Atlas seinen Dienst verrichten durfte. Für die Bodentruppen sah es da schon etwas düsterer aus. Sauhlt wusste welches Risiko ihn da unten erwartete. Dagegen war die Einnahme der kleinen Insel ein Ausflug ins Sanatorium. Abertausende von Monstern würden auf eigenem Gelände auf ihn und seine Leute warten. Ihnen auflauern und sie von allen Seiten attackieren. Und dann, wenn man fast alle Titanianer ausgeschaltet hätte, würden die letzten, den roten Knopf drücken und alle Opfer wären umsonst gewesen. Michael wusste bereits, dass sich der Anführer der Garde diese Gedanken machte. Auch wenn er sie nicht vor seinem geistigen Auge sehen und fühlen konnte, waren sie so naheliegend, dass er ihn darauf ansprach. „Sie haben Bedenken, wegen der Bodenoffensive Commander Sauhlt? Können Sie uns eventuell ihre Ideen und Vorschläge dazu erläutern. Immerhin ist es ja ihre Aufgabe, die eigentliche Eroberung durchzuführen“. „Ich denke sie haben uns allen schon sehr anschaulich vermittelt wo die Gefahren bei dieser Aufgabe liegen. Wie sie wissen haben meine Leute zusammen mit den überstellten Heroen der Legionen bereits zahlreiche Übungen in den abgelegenen Teilen des Asteroiden durchgeführt. Die Auswertung dieser Vorbereitung habe ich ihnen vorgelegt und bereits kommentiert“: erklärte Sauhlt kritisch und ablehnend. Michael antwortete direkt und sehr ironisch:„ Ich überlasse es Ihnen, uns allen ihre Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zu erläutern. Kommen sie am besten nach vorne. Wir haben die entsprechenden Unterlagen parat, falls sie diese benötigen“. Man konnte ein kurzes, leises Lachen in der Versammlung hören, Sauhlt grummelte unverständliche Worte vor sich her und stapfte dann lässig nach vorne. Eine Hand hatte er hinter den Rücken verschränkt, mit der anderen wischte er energisch in der Luft herum. „Kann ich mal einen Lageplan der bekannten unterirdischen Strukturen haben....( Sie wurden eingeblendet ) .. nun wie sie sehen ist unter dem Planeten ein weitverzweigtes Netzwerk an Gängen, Versorgungsleitungen, Unterkünften, Lagern und so weiter angelegt. Das was sie hier sehen sind aber nur die BEKANNTEN, weil von unseren Leuten erbauten, Anlagen. Wahrscheinlich sind unsere Informationen mittlerweile völlig veraltet und daher so gut wie nutzlos. Einen Angriff mit regulären Einheiten und Waffen halte ich aus diesem Grund für völlig sinnlos und extrem verlustreich. Der Gegner wird jede schwache Stelle verstärkt haben und er weiß das wir kommen, dass alleine bringt diese Invasion schon zum Scheitern. Es fehlt einfach an dem unerlässlichen Moment der Überraschung. Daher mein Vorschlag.... wir versuchen es mit einer komplizierteren, aber dafür langfristig klügeren Alternative.... Ein schwer bewaffnetes Kommandounternehmen an einer bekanntermaßen schwach geschützten Stelle. Nicht was sie jetzt denken, keine Sprengstoffaktion gegen Radar oder Nachschubanlagen. Das könnte man mit anderem Gerät erledigen, nein... um einen oder mehrere Titanianer lebend in die Hände zu bekommen. Wozu fragen sie ?... Ganz einfach..., wir werden ihn oder sie auf die Erde mitnehmen und einfach an ZEUS und dessen Spezialisten übergeben. Die sollen sich ansehen wo deren Schwachpunkte liegen und eine entsprechende Waffe dagegen konstruieren. Vielleicht einen Virus oder einen Pilz, der sie lahm legt oder sonst wie schädigt. Damit gehen wir erneut nach unten und verteilen das Ganze dann ... warten etwas und schlagen zu, wenn kaum mehr mit Gegenwehr zu rechnen ist. So einfach ist das. Den Plan, mit Zyanidgas vorzugehen, habe ich verworfen, da wir davon ausgehen müssen, dass die Titanianer sich gegen einen Gasangriff erfolgreich abschirmen werden. Außerdem kann man solche Mengen an Gas nicht bereitstellen und schnell verteilen! Für kleine Bereiche, die im Endkampf gestürmt werden müssen, kann man jedoch zu solchen Maßnahmen greifen“. Die Runde begann zu reden, über die Idee an sich und die Konsequenzen, sowohl vorher als auch nachher. Michael schlenderte derweil ganz dezent zu Arius und sprach ihn an:„ Kannst du uns etwas über den Gegner berichten. Von Uriel weiß ich, dass du in dieser Hinsicht wertvolle Informationen sammeln konntest“. Arius nickte, stand auf und sprach:„ Sauhlt’s Idee klingt doch eigentlich sehr gut. Ich habe die physischen Merkmale eines Berserkers untersucht und kann ihm nur beipflichten. Im Kampf auf fremdem Gebiet gegen eine gut organisierte Verteidigung, kann man sich nur eine blutige Nase holen. Ich würde aber nicht zu optimistisch sein, was so eine Biowaffe angeht.
[email protected] 128
Autor Stephan Schneider Diese könnte mutieren bzw. verändert werden und sich gegen ihre Erschaffer richten. Dann wäre der Planet für uns unbewohnbar. Das wäre auch nicht besser, als das was passiert, wenn man alles in die Luft jagt“. Kaum hatte er seinen Satz beendet da hörte man Sauhlt schon unüberhörbar durch den ganzen Saal rufen:„ Vielleicht bereichert uns, der erst vor kurzem zurückgekehrte Kommandotrupp, mit einem Bericht über den Ausgang dieser Mission“. Arius sah ärgerlich zu ihm und ging auf ihn zu. Sauhlt verschränkte seine Arme vor der Brust und ging lächelnd auf seinen Platz zurück. Dabei machte er eine einladende Handbewegung von dem angesprochenen Arius, zum Rednerpult hin. Michael sah seinen Bruder an und klopfte ihm auf die Schulter. Mit dieser aufmunternden Geste ging ein ironisches Siegerlächeln einher, schließlich waren SIE immer noch das verbesserte Nachfolgemodell dieser so unvollkommenen Wesen. In diesem Moment waren sich die beiden Helden so nah wie nie zuvor. Der Krieger ging nach vorne und begrüßte die anwesenden Personen unerwartet förmlich:„ Der Segen der Sterne sei mit euch Krieger, Priester, Brüder... den Einsatz auf den Commander Sauhlt anspielt habe ich zusammen mit meinem Bruder Uriel durchgeführt. Ziel des Einsatzes war das Aufspüren und Vernichten des schwer beschädigten Schlachtträgers, der nach dem Zusammenstoß der 2. Flotte mit einem feindlichen Flottenverband, antriebslos auf den Asteroidengürtel zutrieb.... Nun... wir haben diesen Träger gefunden und waren an Bord. Kurz nach unserer Ankunft traf ein feindliches Bergungskommando ein und zwang uns zu einer Änderung des Plans!“ „Also haben sie und ihr Bruder Reissausnehmen wollen und haben den Träger dem Feind überlassen?“: spottete Sauhlt und beleidigte ihn somit. Doch Arius blieb überraschend ruhig und schoss nur ironisch zurück:„ Nein,.. solange war ich nun auch nicht unter ihrem Kommando, das mir solche Taktiken in Fleisch und Blut übergegangen wären ( schallendes Gelächter im Raum ). Natürlich haben wir vorher unseren Auftrag erfüllt, das halbe Feindkommando ausgeschaltet, 3 Transporter schwer beschädigt. Dazu noch mehrere Waffen, eine Fähre und einen Gefangenen erbeutet. Leider ist Letzterer auf dem Flug zur nächstgelegenen Raumbasis gestorben. Er erlag seinen Verletzungen, die ich ihm während des Kampfes vorher zugefügt hatte. Bedauerlich zwar, aber auch der Leichnam wird unseren Forschern dienlich sein.... An Bord des Trägers befanden sich zum Zeitpunkt unseres Abflugs nur noch ein stark dezimiertes Kommando und eine sehr gefährliche Sprengfalle. Wir wollten damit erreichen, dass der Träger in einer Werft des Feindes explodiert und so noch weitere Schäden verursacht. Ob das klappt wissen wir nicht, aber mehr war unter diesen Umständen nicht möglich. Ich gebe zu bedenken dass wir nur 2 Mann waren und uns gegen eine 100fache Übermacht behauptet haben. Die Mission ist somit als Erfolg zu werten und wir können aus den mitgebrachten Waffen und meinen Erkenntnissen eine effektivere Taktik erarbeiten“. Michael klatschte Beifall und seinem Beispiel folgten viele der Anwesenden. Sauhlt sah wütend auf seinen Konkurrenten. Immerhin war Arius etwas gelungen was vorher noch niemandem in dieser Art und Weise gewagt bzw. geschafft hatte. Einige der Trägerkommandanten tuschelten bereits untereinander und man war sich einig, dass man diesen Mann ernstnehmen müsste und er Respekt verdient. Waloritas verfolgte die ganze Prozedur mit Misstrauen und Verlegenheit. Er ahnte ja nicht dass man seine Gedanken praktisch nicht mehr lesen konnte und es deshalb auch keinen Grund gab sich zu verstellen. Geschickt verstanden es die Helden und Priester, auch ohne ihre besonderen Fähigkeiten, die anderen Personen zu durchschauen. Sei es an der Körperhaltung, der leicht veränderten Stimmlage und Intonation, oder anhand besseren Wissens. Schließlich kann man eine Lüge oder schlechte Absichten auch an dem Gehalt an Wahrheit erkennen, der ihnen fehlt. Pandora und Daphne empfingen zwar noch immer Schwingungen, doch diese waren so unterschiedlich und widersprüchlich, dass sie nicht von praktischem Wert waren. Sogar einige Gedanken der Titanianer konnten sie empfangen, leider auch nichts was man verwerten könnte. Doch sowie die Sonne ihren Wind einmal verstärkt in ihre Richtung aussendete, errangen sie für den Moment wieder an Stärke. Ihre Empfänglichkeit flackerte wie eine Kerze im Wind, mal heller mal dunkler. Noch immer stand Arius vorne und blickte in die Runde, die allmählich aufhörte zu flüstern. Er räusperte sich dezent und dann verstummte auch der letzte von ihnen. Sauhlt stand dann allerdings auf und forderte von ihm:„ Nun denn, großer Held. Wieso kommen sie nicht zu uns in den Ausbildungstrakt und unterweisen ihre Kameraden in ihren Künsten. Zu was sie fähig sind haben wir ja schon erlebt.... Daran könnte man anknüpfen!“. Eine Spur zuviel Ironie schwang da schon mit und hinterließ den Eindruck, als wollte man das versäumte Todesurteil per „Unfall“ nachholen, oder etwas in der Art arrangieren. Der Held verzog keine Mine, sondern lies den Commander unbeachtet stehen. Michael ergriff daraufhin das Wort und schlichtete die Sache mit Nachsicht und Würde:„ Commander Sauhlt, sie sollten die Vergangenheit begraben und nicht länger einer Zeit nachhängen, die nun vorbei ist. Die Toten, die Arius auf dem Gewissen hat, klagen uns alle an. Wir müssen uns vertragen und zusammenhalten, auf das ihr Tod nicht umsonst war. Wir werden schon bald im Kampf Seite an Seite stehen. Dann muss unser Blick nach vorne gerichtet sein und nicht auf ihren vermeintlich bösartigen Nachbarn... Bis zur Erstürmung des Planeten sind es noch ein Paar Tage. Nutzen sie die Zeit und erarbeiten sie gemeinsam mit uns eine Strategie die Erfolg verspricht!“
[email protected] 129
Autor Stephan Schneider Sauhlt erkannte wohl das Michael es ehrlich meinte, aber die Wunden waren noch zu frisch. Vergeben und vergessen war da gar nichts. Doch er war Soldat und alle Zeichen wiesen in eine neue Richtung und das durfte er nicht ignorieren. Schließlich war dieser neue Mann sein Vorgesetzter und so kam ihm nur ein markig trotziges:„ Wie sie befehlen“, über die Lippen. Er presste es aus sich heraus und setzte sich dann markig hin, so als wollte er allen demonstrieren wie er in Wahrheit dachte. Dann erklärten die drei Strategen den Admirälen und Kommandanten ihren Fahrplan und die vorgeschriebene Position innerhalb der Schlachtaufstellung. Arius unterhielt sich derweil abseits des Geschehen mit Uriel:„ Was hast du Michael erzählt?“ „Was meinst du? Über den Einsatz?“: stutzte Uriel. „Ja, was hast du ihm drüber erzählt?“ „Nichts besonders,... was halt passiert ist und weshalb wir nicht 100% erfolgreich waren?“ „Und woran lag es? Was denkst du?“ „NA weil die Sonne zu weit weg und unsere Verbindung deshalb zu schwach war. Weshalb willst du das eigentlich wissen? Irgendwie hast du dich verändert, seit diesem Einsatz... Was ist mit dir passiert?“ „Und sonst hast du ihm nichts gesagt?“: bohrte Arius unvermindert weiter. „Frag ihn doch selbst! Was ist mit dir an Bord der Fähre passiert?... Woran ist der Titanianer gestorben. Was ist mit dir geschehen?“ „Ich bin eben daran gereift und der Titanianer ist an seinen Verletzungen im Kampf gestorben. Das habe ich dir doch gesagt... glaubst du mir etwa nicht?“ Uriel wusste nicht was er darauf antworten sollte. Er spürte dass sein Bruder nicht mehr derselbe war und seine Aussage etwas seltsam klang. Die Leiche hatte er den Leuten auf der Station übergeben und die untersuchten sie nun. Arius war sich nicht sicher wie er auf das Schweigen reagieren sollte, aber keine Antwort war auch eine Antwort. Pandora sah den beiden schon die ganze Zeit zu und wollte sich eigentlich raushalten. Doch am Gesichtsausdruck erkannte sie, dass es ein Problem gab und deshalb ging zu ihnen hin. „Wieso gehen wir nicht etwas spazieren? Hier sollte man jedenfalls nicht weiter diskutieren, sonst denken die anderen noch dass etwas nicht in Ordnung wäre“: flüsterte sie den beiden zu. „JA das ist eine gute Idee von dir Pandora. Nimm Arius und führe ihn fort. Ich bleibe hier“. Pandora legte ihre Hand auf die ihres Geliebten und zog sie ganz leicht zu sich. Arius sah noch einmal zu seinem Bruder und dann auf Michael, der ebenfalls schon irritiert in ihre Richtung sah. Widerstandslos lies er sich dann von Pandora wegführen. Uriel ging zurück zu Michael, der seinen Vortrag fast beendet hatte. „... dies wäre dann soweit alles. Den Rest überlasse ich ihnen und den Sternen. Sie werden noch eine codierte Anweisung bekommen, die den genauen Zeitplan des Aufmarschs erklärt. Danke sehr und viel Glück“: damit war alles gesagt. Niemand fragte etwas nach und so konnte Michael ungestört mit seinen 3 Brüdern sprechen. Diesmal gingen sie gemeinsam in den Aussichtsraum. Sie waren gerade angekommen, als die Fähren der Kommandanten starteten. Man konnte ihnen dabei zuschauen und hinterher sehen, bis sie aus dem Blickfeld verschwunden waren. „Was war denn mit ihm?“: wollte Michael dann wissen. „Ach er hat mich gefragt was ich dir gesagt habe... wegen des Einsatzes. Eigentlich nichts besonderes?“ „Und wieso ist Pandora dann zu ihm hin gegangen. Doch nicht ohne Grund, ich habe gesehen wie sie besänftigend ihre Hand auf seine gelegt hat... weshalb?“ : wollte Raphael sogleich einwenden. „Ich glaube wir sollten uns nicht verrückt machen lassen, von etwas was man nun wirklich als Lappalie bezeichnen kann. Wenn ich an den Arius denke der uns verlassen hat, so muss ich doch bekennen, dass mir der Zurückgekehrte doch wesentlich lieber ist. Erstens hat er sich völlig ruhig und besonnen verhalten und zweitens ist es eben seine Art so zu sein. Wir können den Sternen danken, dass er so umgänglich geworden ist. Stellt euch mal vor, wenn er immer noch so unbeherrscht wäre wie damals, als er zum ersten Mal mit den Gardisten zu tun hatte“: glättet Gabriel die Wellen. „So gesehen hast du Recht. Hoffen wir nur das es auch so bleibt... Was war denn mit ihm, während ihr weg ward?“: fragte Raphael direkt weiter. „Nun eigentlich kann ich das sehr schnell beantworten. Aus der Sicht eines Technikers war der ganze Einsatz völlig unvorhersehbar und unplanbar. Aber Arius schien das nichts auszumachen. Ihm ist jedes Mal was eingefallen und so gesehen war er immer Herr der Lage. Als er eines der feindlichen Zubringerschiffe gekapert hat, muss eines der Besatzungsmitglieder ihn angegriffen und verletzt haben. Das habe ich aber erst später erfahren. Sein Unterarm war gebrochen, aber damit wurde er fertig. Eigentlich wollte er den Gefangenen wohl am Leben lassen, um ihn später zu durchleuchten. Doch bei unserer Ankunft auf der Basis war der Mann schon tot. Als ich ihn daraufhin angesprochen habe, wich er mir aus und mehr weiß ich auch nicht!“ Michael hörte sich das alles an und seine Brüder lauschten ebenso interessiert. An für sich eine simple Sache ohne Ansatzpunkt für einen Verdacht. Wenn da nicht Uriels Gefühl wäre.
[email protected] 130
Autor Stephan Schneider „Und was genau stört dich jetzt an dieser Sache?“: fragte Gabriel, der Arius in Schutz nehmen wollte. „Das mich etwas stört habe ich nicht gesagt, es ist mehr die gesamte Entwicklung. Vielleicht war ich einfach überrascht wie er an die Dinge herangeht. Ich meine, ich kann nicht beurteilen wie ein „normaler“ Heroe seine Heldentaten vollbringt, aber so habe ich mir das nicht vorgestellt. Außerdem passt es nicht zu dem Arius den ich kenne. Ich habe einen Verdacht... es wäre doch möglich dass er aus Wut und Schmerz den Mann gefoltert hat und ihn dadurch umbrachte. Immerhin habe ich gesehen wie er einen toten Titanianer aufgeschlitzt und untersucht hat. Dabei wurde mir ganz schlecht. Ihn hat das gar nicht berührt! Er hat sogar Witze darüber gemacht“: führte Uriel empört aus. Die anderen Drei schüttelten etwas den Kopf und waren nicht Uriels Auffassung. Gabriel meinte dann sogar:„ Also da erkenne ich nichts Anrüchiges. Immerhin war es ja ein Teil eures Auftrags Informationen zu sammeln. Das unser Bruder in dieser Hinsicht völlig unempfindlich ist, spricht ja für ihn. Wir sollten ihn ermutigen sich nicht zu sehr zu verändern, immerhin muss er ja diesen Teil der Arbeit übernehmen. Ihm vorzuwerfen, dass an seinen Händen Blut klebt wäre völlig ungerechtfertigt und verlogen. Du hast auch leicht reden... wir natürlich auch. Wir brauchen weder jemanden im Nahkampf zu töten, noch das eigene Leben dabei aufs Spiel setzten. Unser Vater hat Arius die ganze Last des Tötens aufgeschultert... ihm müsste man das vorwerfen“. Die anderen stimmten dem völlig zu und auch Uriel widersprach nicht. Damit war zu diesem Thema alles gesagt und die Dinge nahmen ihren Lauf. Zum geplanten Kommandounternehmen des Balras kam es natürlich nicht mehr, als klar wurde, dass der Atlas seinen Kurs veränderte und die Flotte ebenfalls ihre Aufstellung einnahm. Dadurch war an eine heimliche Aktion nicht mehr zu denken und die Sache wurde abgeblasen. Aber das Ansehen des Berserkerführers war in den Augen Wotans enorm gestiegen. Immerhin hatte er loyal und mutig seine Treue bekundet und nicht wie Loki, dumme Sprüche geklopft und verdeckte Anschuldigungen vorgebracht. Wotans Männer beobachteten sorgfältig das Geschehen, um zu erkennen was da eigentlich gespielt wurde. Mitten in ihre Bemühungen platzte dann die Nachricht von den Geschehnissen um den Schlachtträger Titania. Wie von Arius geplant war ein allzu neugieriger Berserker in die Falle getappt und hatte so dem Schiff den Rest gegeben. Dies geschah allerdings außerhalb einer Basis und somit ohne weitere Schäden zu verursachen. Die Meldung darüber wurde von dem Kreuzer übermittelt, der zuvor noch hinter den beiden Helden her war. Pflichtbewusst und untertänig wie der Kommandant eben war, meldete er den Vorfall an seinen Herrn Loki. Natürlich blieb sie dort nicht und wanderte quer durch die ganze Flotte bis zu Thor und Wotan. Die Nachricht über die Explosion lies Letzteren aufhorchen, er wunderte sich, dass der Träger so lange fortgetrieben war und nun plötzlich vernichtet wurde. Loki wusste es natürlich besser und Thor ahnte, dass sein Nebenbuhler darin verwickelt sein könnte. „Ihr habt mich gerufen mein Herr und Gebieter“: plapperte Trak unterwürfig, als er zu Thor kam. „Hast du von der merkwürdigen Explosion der Titania gehört. Das Wrack, das einmal Wotans Flagschiff war... es ist nach so langer Zeit plötzlich auseinandergeflogen. Was denkst du darüber mein kleiner Freund?“: fragte ihn sein hünenhafte Herr mit dunkler Stimme. „Das was jeder glaubt der genau hinsieht, es war eine Meldung von einem der Berserker in LOKIS Diensten, das Schiff verschwand in LOKIS Sektoren und wenn man sich dazu noch die Flugbewegungen der letzten Wochen ansieht, dann wird deutlich wer hier am Werke war“. „Wie können wir daraus einen Vorteil ziehen,... Das Schiff war ja schon vorher aufgegeben worden. Loki hat also nur den Schrottwert retten wollen“. „Das wäre die Erklärung eines Freundes... denkt nach mein Herr und Gebieter... seit ihr Lokis Freund“ sagte der kleine Ratgeber ironisch und spitz. „Trak du genialer, kleiner Intrigant... Wenn man den wahren Besitzer der Titania mit der Nase darauf stoßen würde und ein bisschen was dazu erfindet, dann wäre Loki erledigt“. „Genau so würde ich das machen und wenn sich beide gegenseitig aufgerieben haben, sammelt ihr den Rest ein“: referierte Trak ganz selbstverständlich. Thor lachte finster in sich hinein und beschloss Wotan unter einem Vorwand aufzusuchen. Bei dieser Gelegenheit fragte er ihn dann ganz nebenbei:„ Mein Herr und Gebieter, was sagt ihr eigentlich zu dem Vorfall mit eurem Flagschiff. Ist das nicht sehr merkwürdig?“ „JA Thor, das ist wirklich sehr suspekt und ungewöhnlich.... Worauf willst du hinaus? Du hast doch einen Verdacht... Ich befehle dir, mir zu sagen, was du weißt?“ „Ich weiß gar nichts, aber es ist doch sehr seltsam wie sich alles entwickelt hat. Zuerst die Probleme mit den Geleitzügen, dann eure missliche Lage im Gefecht und dann die Sache mit eurem Flagschiff! Wenn man sich das mal genau betrachtet, ist es doch eine Aneinanderreihung von Missgeschicken, negativen Entwicklungen und ständig neuen Problemen. Das kann doch kein Zufall sein!“
[email protected] 131
Autor Stephan Schneider „Meinst du, dass wir jemanden in unseren Reihen haben der mich sabotiert? Der hintenrum alles verdirbt, was ich in mühevoller Arbeit aufbaue“: grolle Wotan wütend los und packte sein Zepter. „Ich sage gar nichts, aber ich denke dass uns Loki darüber etwas erzählen könnte. Schließlich weiß er ja sonst auch immer alles und hat für alles und jeden die besten Ideen und Erklärungen. Mal sehen was er dazu meint“ Wotans Augen begannen zu leuchten, sie glühten fast auf. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen und vor ihm baute sich ein gigantisches Komplott unter Lokis Urheberschaft auf. Thor hatte ganz Recht mit seinen Ansichten und Loki war schon immer ein durchtriebener Charakter gewesen, ging es durch Wotans Kopf. Machtgierig, verschlagen und falsch wie kein Zweiter. Von allen Titanianern war er der einzige, der die nötige Intelligenz und Energie aufzubringen vermochte, um sich so einen Plan einfallen zu lassen. „Mein treuer Freund. Mein braver Thor“, sprach Wotan: „Ihr habt ja so Recht mit euren Worten. Es ist alles Lokis Schuld. Er will meinen Platz einnehmen und unterminiert alle meine Bemühungen und Aktionen. Aber jetzt ist Schluss damit! Ich werde an ihm ein Exempel statuieren das seinesgleichen sucht“. Thor nickte zufrieden in Wotans Richtung und konnte sein Glück kaum fassen, geschweige denn verbergen. Doch so schnell wie er gehofft hatte, ging es denn doch nicht mit seinem Busenfreund zu Ende. „Falls er es schafft die Begegnung mit den Atlantanern zu überleben, werden wir ihn bei nächster Gelegenheit beseitigen.... Balras soll das machen. Auf ihn kann ich mich verlassen“: schob Wotan hinterher und wechselte damit zum Hauptthema. Er analysierte die Bewegung der Schiffe und des Atlas, um daraus Schlussfolgerungen für seine Streitmacht ziehen zu können. Thor stand daneben und wollte ihn fachkundig beraten. Natürlich dezent und nur nach direkten Aufforderung, um nicht in den Verdacht zu geraten, etwaige Führungsansprüche anzumelden. Er fühlte sich aber nun überhaupt nicht mehr wohl in seiner Haut und schielte ständig auf Wotans Zepter. Nur zu gern hätte er es in die Hand genommen und sich bei seinem Besitzer für den Hieb revanchiert. In Thor kochte die Machtgier noch heißer als bei Loki, der zwar verschlagen, aber zu feige war, um sich wirklich bis aufs Blut mit Wotan zu bekriegen. Wenn Loki in naher Zukunft das Zeitliche segnen würde, dann würde wahrscheinlich Balras in der Hierarchie aufsteigen. Wie Thor das verhindern konnte war ihm zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar, aber auch für diesen Gegner würde sich Trak etwas einfallen lassen. Dieses ganze Verhalten war typisch für die Titanianer. Vor großen Schlachten, besonders vor so entscheidenden, verbrauchten die Anführer fast ebensoviel Mühe mit internen Ränkespielen wie dem eigentlichen Kampf. Wotan war auf diese Weise aufgestiegen und witterte bei seinen Vasallen ähnliche Absichten. Um ehrlich zu sein, er wäre regelrecht enttäuscht gewesen, wenn es nicht so sein sollte. Immerhin bildeten sich so die Führungspersönlichkeiten innerhalb der Hierarchie. Um zu testen wie fähig Thor war, erzählte Wotan mitten in ihrer Planungsarbeiten den hanebüchensten Unsinn. Auf diese Weise wollte er feststellen, ob Thor ein gefährlicher bzw. ernstzunehmender Gegner sei, oder ein arschkriechender Lakai, der alles nachplapperte was der Chef vorbetete . „Wir könnten unsere Piloten anweisen die feindlichen Schiffe einfach zu rammen und erst dann mit den großen Schiffen eingreifen, wenn der Gegner bereits geschwächt und zerstreut ist. Danach greifen wir sofort den 3. Planeten an und erobern ihn. Was denkst du?“: erklärte Wotan ruhig und betont sachlich. „... Klingt ausgezeichnet. Ein genialer Plan... allerdings etwas zu optimistisch. Einen Angriff nur mit den Jagdmaschinen, auf einen Gegner der sich vorbereitet hat, dürfte wenig erfolgreich sein. Ich erinnere euch an die Erfahrungen, die ihr in der letzten Schlacht gemacht habt! Wenn unsere Feinde wieder so vorgehen, und es gibt keinen Grund weshalb sie es nicht tun sollten, wird keine einzige Maschine in die Nähe des Feindes gelangen. Außerdem müsste ein Pilot sehr verwegen und geschickt vorgehen, um eine empfindliche Stellen zu treffen. Meint ihr wirklich das unsere Kämpfer derart eingesetzt werden möchten... Selbstaufopferung ist ihnen nicht fremd.. aber in diesem Fall wäre es sinnlos“: kommentierte Thor mutig und pragmatisch. „So sinnlos wäre es also... und was schlägst du vor? Was wäre deiner Meinung nach das beste Vorgehen?“ „Ich weiß nicht wie stark der Gegner wirklich ist und welchen Sinn eine mobile Basis diesen Ausmaßes hat... aber ich denke wir sollten in einer günstigen Gelegenheit den 2 Teil eures Planes durchführen. Einen direkten Angriff auf die Erde mit allen Kräften, die jetzt hier stehen. Das dürfte den Angriffsplan der Atlantaner über den Haufen werfen. Sie werden wohl kaum versuchen diese Festung hier zu erstürmen, während wir ihre Heimat in Brand stecken. Doch bis sie merken was passiert ist, sind wir schon wieder weg und sie kommen zu spät“. Wotan wurde ganz rot und eine innere Hitze stieg in ihm auf. Diese Idee war brillant, sie war unerwartet und eigentlich die einzige Möglichkeiten den Gegner für lange Zeit zu schädigen. Die Erde müsste gar nicht erobert werden. Man könnte alle orbitalen Einrichtungen zerstören und natürlich noch großangelegte Bombardements durchführen. Damit wäre die Lebensgrundlage des Feindes auf Jahre zunichte gemacht und der Zusammenbruch nur eine Frage der Zeit. Wotan ärgerte sich nur, dass nicht er es war, der diesen Plan hatte, sondern Thor.
[email protected] 132
Autor Stephan Schneider So blieb neben der Süße der Siegesgewissheit eben doch der schale Geschmack des Neids. Doch Thor war klug genug in einem weiteren Satz hervorzuheben, dass ihm die Idee erst durch Wotans kühne Eroberungspläne gekommen sei. Euphorisch und gut gelaunt bestellte Wotan einen Imbiss samt berauschendem Trank, um sich zu stärken. Die Selbstzweifel und die Angst vor einer Niederlage waren wie weggeblasen und er genoss es, wieder zu alter Stärke gefunden zu haben. Er war nun ganz und gar sicher in Thor einen zuverlässigen und fähigen Untertanen gefunden zu haben und zog ihn nah an sich. Mit ihren Pokalen stießen sie an und Wotan sprach finster und grollend:„ Arrgrgh mein treuer Thor, mit dir zusammen werde ich den Atlantanern eine Lektion erteilen, die sich gewaschen hat. Du bist ein echter Verbündeter und nicht so ein nichtsnutziges Stinktier wie das Fuchsgesicht. Auf den Sieg!“ „Auf euren Sieg!“: grölte Thor und kniete sich mit einer Seite hin. Wotan hob sein Zepter und berührte den Knienden damit auf beiden Schultern und dem Kopf. Nach dieser Geste der Freundschaft und des Wohlwollens wurde getafelt und nach allen Regeln der Kunst geschlemmt. Es gab eine Schlachtplatte mit allerlei Getier, angefangen von Ratten und Spanferkeln bis hin zu frittierten Kakerlaken. Alles Delikatessen für echte Feinschmecker und Genießer, jedenfalls in diesem Kulturkreis. Nach dem Essen riefen sie alle anderen Führer zu sich und weihten sie ein. Der ideale Zeitpunkt würde in weniger als 7 Stunden kommen, so hatte es Trak errechnet. Dann sollten sämtliche Schiffe mit maximaler Geschwindigkeit auf Erdkurs gehen, egal von wo aus sie gerade starten mussten. „Der Feind wird dann mit dem Gros seiner Einheiten auf der abgewandten Seite des Planeten sein und vermutlich seine Schlachtformation aufbauen. Doch wir lassen uns erst gar nicht auf solch ein Spiel ein und schnappen uns seine Heimatbasen. Bis die reagieren können vergeht genügend Zeit, um uns einen ausreichenden Vorsprung zu sichern. Das sollte genügen um, erstens unsere Basis hier zu schützen und dabei zweitens, dem Gegner im Handstreich wichtige Einrichtungen zu entziehen. Das ist fortgeschrittenste Kriegstaktik und unsere Gegner werden schon sehr bald erkennen wie weit wir ihnen voraus sind!“ Alles lachte und es gab schon wieder Hochrufe und dergleichen. Doch Wotan war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über die Auswirkungen seines Plans Gedanken zu machen. Loki stand etwas abseits und ärgerte sich, dass sein interner Gegner nun wieder auf der Siegesstraße gelandet war und womöglich aus dem anfänglichen Scheitern noch einen triumphalen Feldzug machen könnte. Aber dagegen konnte er nun nichts mehr machen, oder etwa doch.... Als er die Grundidee des Plans Revue passieren lies kam ihm ein Gedanke und sogleich meldete er sich zu Wort. „Mein Fürst, ich möchte euch nicht ihm Augenblick größter Zuversicht und Selbstgewissheit verunsichern, aber euer Plan könnte noch ein wenig verbessert werden. Wenn ihr erlaubt trage ich euch vor wie, man das machen könnte...“: sagte Loki ungewohnt unterwürfig und wartetet dann die Reaktion seines Herrn ab. Dieser sah verächtlich auf ihn und blickte dann fragend zu Thor. Der verzog nachdenklich die Mundwinkel und setzte dann eine fordernde Mine auf. Keiner von beiden konnte sich vorstellen wie man diesen Plan noch wesentlich verbessern sollte, ohne ihn dabei zu entstellen. Da schließlich die Neugier über das Misstrauen obsiegte, forderte Wotan ihn auf, zu erklären was er dachte. „Nun mein Fürst, was machen wir, wenn die Atlantaner ihrerseits einen Vorstoß auf unsere Basen unternehmen und ihre mobile Versorgungsplattform hier lassen. Ich gebe zu bedenken dass wir dann eine gefährliche Situation vorfinden könnten. Fernab unser Nachschublieferanten und ohne Aussicht auf Besserung müssten wir entweder den 3. Planeten intakt erobern, was nicht möglich ist. Oder wir schlagen uns durch bis zu unseren Basen, was auch nicht unbedingt einfach sein würde. Was ich damit sagen will ist, wir sollten uns absichern gegen einen möglichen Raid der feindlichen Kräfte gegen unsere Heimatstützpunkte. Außerdem werden schon bald neue Versorgungskonvois und Neubauten fertig sein. Diese werden unbedingt benötigt, um dauerhaft erfolgreich operieren zu können“. Wotan erkannte sehr wohl wie richtig Lokis Schlussfolgerungen waren und das man sich mit dem Feldzug gegen die Erde auch sehr leicht selbst ein Bein stellen könnte. Die Atlantaner könnten in ihrer Verzweiflung zu völlig irrationalen Methoden greifen. Aber andererseits konnte und wollte er Loki nicht mehr über den Weg trauen. Es hing ja in der Luft, dass der sich natürlich selbst den Auftrag geben wollte, seine Flotte wieder nach hinten zu verlegen und dort in aller Seelenruhe abzuwarten was passieren würde. Ob dann überhaupt noch Nachschub durchkäme war für Wotan schon jetzt mehr als fraglich. Thor blickt ihn an und anhand seines Minenspiels wusste er direkt was er dachte, Loki spielt schon wieder falsch. Natürlich wollte es keiner von beiden laut aussprechen, schließlich waren auch Lokis Leute hier im Raum und einen Bürgerkrieg, so kurz vor der Schlacht, wollte niemand vom Zaun brechen. Aber eine schnelle Antwort musste trotzdem her und so wählte Wotan von allen Übeln das kleinste:„ Loki du hast da nicht ganz unrecht und wir wollen auch nicht den Fehler machen unsere Feinde zu unterschätzen, schließlich haben die bisher noch immer eine Möglichkeit gefunden uns zu überlisten. Daher fasse ich nun folgenden Beschluss. Du THOR, wirst mit deiner Flotte etwas warten und dich nach unserem Abflug auf die nächstgelegenen Basen verteilen.
[email protected] 133
Autor Stephan Schneider Sammle alles an Nachschub ein was sich angesammelt hat und noch sammeln wird und bereite dich drauf vor, ihn sicher und intakt hierher zu bringen. Besonders die Abbau- und Fabrikationsanlagen müssen schnellsten hierher verlegt werden, damit uns dieser Planet endlich das liefert was wir brauchen. Derweil werden Loki und meine Männer gegen die Erde losschlagen. Das wird unsere Gegner genug verwirren und uns den gewünschten Vorsprung verschaffen. Wenn alles so abläuft wie wir uns das wünschen, wird der Gegner danach um einiges schwächer sein“. Loki war natürlich enttäuscht von dieser Entscheidung, aber einen Grund um sich zu drücken, fand er nicht. Deshalb endete diese letzte Besprechung hier und alle begaben sich zurück auf ihre Schiffe. Die Atlantaner nahmen ebenfalls schon ihre besprochene Formation ein und bereiteten sich auf das kommende Gefecht vor. Mit Entsetzen musste sie wenig später feststellen, dass die Titanianer ihren Stellungswechsel eiskalt ausgenutzt hatten, um sich dem Kampf zu entziehen. „An alle Schiffe, einige der feindlichen Schiffe verlassen den roten Planeten und nehmen Kurs auf die Erde. Damit ist unser Plan hinfällig und wird geändert. Sämtliche Flottenträger starten jetzt ihre Jagdgeschwader und greifen sofort die verbliebenen Schiffe an. Die Träger selbst nehmen sofort die Verfolgung der abfliegenden Feindschiffe auf. Das Oberkommando wird an Bord der Kommandoschiffe kommen und die Verfolgung leiten. Der Atlas bleibt hier“: so lautetet kurz und präzise der Befehl an alle Flottenteile. Michael hatte nicht viel Zeit, um ihn zu formulieren, doch das genügte schon, um überall roten Alarm auszulösen. Eilig wechselten die Helden mitsamt der Priesterschaft auf das Flagschiff der I Flotte, die Centaurius, wo Polarius das Kommando hatte. Die Helden waren guter Dinge diese Entwicklung für sich nutzen zu können, immerhin wuchs ihre Kraft mit der Nähe zur Sonne. Arius war in seinem Quartier als die Durchsage kam. Zusätzlich ertönten Alarmsignale und optische Anzeigen. Auf seinem Bildschirm konnte Arius ersehen was sich da abspielte. Natürlich brauchte er nicht lange, um zu analysieren was passiert war. Eilig griff er sich seine Sachen und flitzte zu den Hangars. Unterwegs liefen ihm noch andere Piloten über den Weg. Einige knöpften sich beim Laufen noch die Uniform zu, oder blickten ab und zu auf einen der Bildschirme an den Wänden. Doch kaum einer sagte etwas, wozu auch, es war ja alles schon etliche Male geübt worden. Themitos und Ram waren unter ihnen. Sie marschierten in ihrer Gruppe unter Raltons Führung im Laufschritt zu den Jagdmaschinen. Den Neulingen schlotterten die Knie vor Angst, es war ihr erster Einsatz gegen eine feindliche Flotte. Doch als sie den riesigen Arius erblickten fiel alle Furcht von ihnen. Allein seine Anwesenheit genügte um Siegesgewissheit und Ansporn in die Männer hineinzutragen. Er überholte die geordnet marschierende Gruppe mit langen Schritten und blickte im vorrennen in die Augen der jungen Heroe. Worte waren auch hier unnötig, sie spürten sie Macht in seinem Blick. „Das ist einer von IHNEN. Bestimmt der Kriegerkönig. Der Prax auf dem Gewissen hat. Sie nur wie der rennt“: flüsterte Ram zu seinem Kameraden. Themitos sah Arius gebannt zu, wie er vorbeizog und konnte sich gar nicht daran losreißen. „Ralton wirkt dagegen wie ein Hampelmann“: meinte dazu ein anderer und grinste dabei. Sie rannten weiter bis zu ihren Jägern, stiegen ein und warteten auf die Startfreigabe. Sobald alle gestartet waren, würde der Anführer schon zu erkennen geben wie es weiter gehen sollte. Nach einem schnellen Lauf und einer ebenso schnell Fahrt mit der Gleitbahn, gelangte unser Held endlich zu seiner Maschine. Sie lag in einem anderen Hangar als die von Themitos und so war sein weg auch länger. Er stieg ein und überprüfte kurz seine Instrumente. Dann zog er sich den Helm richtig über, sprach einen Test in seine Bordkommunikation und als alles fehlerfrei funktionierte, kam auch schon der Startbefehl der Flugkontrolle. Sämtliche Staffeln hoben ab und nahmen Kurs auf Thors Flotte. Die sollte ja warten und erst losfliegen wenn Wotan schon unterwegs war. Doch nun geriet Thor in die Zange der Abfangjägern sämtlicher Schlachtträger. Diese waren wendig genug, um ihren Kurs zu ändern, während die großen, trägen Schiffe erst mal ihre Bahn weiter um den Planeten ziehen mussten. Thor blieb nun ebenfalls keine Zeit mehr zu warten und er beschleunigte seinen Verband auf Maximalgeschwindigkeit. Dadurch wich er natürlich in eine andere Richtung aus als ursprünglich geplant, aber Kursänderungen konnte er später immer noch vornehmen. Jetzt galt es erst mal der unmittelbaren Gefahr zu entfliehen. Er lies ebenfalls alle seine Geschwader starten, um sie zur Verteidigung einsetzen zu können. Innerhalb weniger Minuten waren unzählige Maschinen im Raum und formierten sich zum Angriff. In einem der Abfangjäger saß Deoklites und hielt Ausschau nach seinem Schüler, er funkte ihn an, als er eines der Geschwader vom Atlas aufsteigen sah:„ Hier spricht Admiral Deoklites, Arius hörst du mich?“ „Ja, ich höre dich. Scheint so als dürften wir diesmal ein echtes Gefecht erleben... Ich bin noch zu weit weg, kannst du mir sagen wo sich der feindliche Pulk befindet?“ „Auf 019031 und entfernt sich schnell... scheinbar wollen sie sich verdrücken. Wenn wir uns beeilen können wir noch eines der Schiffe am Ende stellen und bekämpfen. Also beeilt euch mal ein bisschen!... Admiral Deoklites an alle Jagdmaschinen... verfolgt den feindlichen Flottenverband mit Höchstgeschwindigkeit und offener Formation. Nicht zu dicht beisammen bleiben, sonst erwischt es zu viele auf einmal, wenn der Gegner Nuklearraketen einsetzt“.
[email protected] 134
Autor Stephan Schneider „Verstanden! Wir kommen genau im rechten Winkel an und werden uns danach hinter sie setzen!“: ergänzte Arius seinen Lehrmeister und gab dann weitere Befehle zur Formationsbildung durch. Wie ein riesiger Schwarm Moskitos formierten sich die Abertausende von Jagdmaschinen aller Bauarten und Waffenkonfirugationen. Sämtliche Maschinen nahmen nun Kurs auf die flüchtende Flotte und Thor schwitzte immer mehr, als er sein Dilemma erkannte. „Alle Maschinen sofort Abwehrformation bilden und Atomraketen scharf machen!“: brüllte er hektisch zu seinem Brückenoffizier. Sofort gab der die Befehle weiter und die Berserker gehorchten. Der große Pulk der 3 atlantanischen Verbände hatte mittlerweile schon stark beschleunigt, aber es war zu spät. Michael und die beiden anderen Strategen erkannten die ernste Gefahr und mussten sich nun schnell entscheiden. Wenn die Jagdmaschinen weiterfliegen würden, wäre eine spätere Rückkehr zu ihren Trägern ausgeschlossen. Sie hätten allenfalls auf dem Atlas landen und später nachrücken können. Für die Träger blieb nur, schnellstens die Verfolgung der titanianischen Schiffe aufzunehmen und diese abzufangen, bevor sie die Erde erreichen konnten. Michael gab die Befehle per Kontrollpult ein und sagte zu seinen Brüdern:„ Wenn die Sterne mit uns sind werden wir einen gewaltigen Triumph erringen. Arius und Deoklites werden hier einen Sieg einfahren und wir werden mit vereinten Kräften die Titanianer schlagen.... ( Er funkte an Arius und Deoklites ) Wir werden euch nun verlassen und den feindlichen Verband zu stoppen. Ihr werdet hier mit dem Atlas weiterhin die Stellung halten und den Feind wo es nur geht bekämpfen. Analysiert die Schwachstellen der Verteidigung und bereitet die Invasion vor!“ Ohne weitere Rückmeldungen oder Fragen abzuwarten, trennte Michael die Verbindung und überlies sie ihrem Schicksal. Aber weder Arius noch Deoklites waren ihm deswegen böse. Auf ihren Radarschirmen kamen ihnen etwa 1000 Schiffe entgegen. Eine beachtliche Zahl, aber eindeutig zu wenig um sich mit der Armada zu messen, die von den beiden Helden angeführt wurde. Wie erwartet feuerten die titanianischen Schlachtträger nun auch Raketen ab und ihre Abfangjäger reduzierten ihre Anfluggeschwindigkeit, um nicht in das eigene Feuer zu geraten. Die Nuklearwaffen überholten sie und zogen ihre Bahn auf die atlantanischen Jagdmaschinen. Deoklites sah sie jedoch rechtzeitig genug, um die Formation aufzulockern. „An alle Maschinen sofort seitlich ausweichen, Nuklearraketen im Anflug!“ Kaum hatte er das gesagt, verteilten sich die Maschinen und machten den tödlichen Flugkörpern Platz. Jetzt galt es schnellstmöglich die Mauer aus Abfangjägern zu durchbrechen und dann systematisch jeden Träger auszuknipsen. Schon Sekunden später explodierten die Sprengkörper der Raketen und erzeugten nacheinander große Feuerkugeln, die ebenso schnell erloschen wie sie aufgeflammt waren. Nur wenige Maschinen wurden von den Auswirkungen diese Explosionen in Mitleidenschaft gezogen. Die Maschinen, welche zu nah an einer Atomexplosion entlang flogen, wurden durch die harte Gammastrahlung ionisiert und dadurch fielen die elektronischen Systeme aus. Diese Schiffe trieben dann manövrierunfähig weiter und wurden größtenteils ein Opfer der ersten Welle von gegnerischen Kampffliegern. Mit denen bekam es der Rest allerdings auch noch zu tun. Das Ausweichmanöver war natürlich von den Titanianer bemerkt worden und augenblicklich gaben auch deren Staffelführer ihren Piloten neue Anweisungen. Der erste Anflug war der schlimmste von allen, als beinahe gleichzeitig die Abertausende von Kampffliegern das Feuer eröffneten und Kaskaden von Laserstrahlen und Projektilen durch den Raum zogen. Man brauchte im ersten Moment gar nicht zu zielen, sondern einfach nur draufhalten. Gewinnen würde automatisch derjenige, der mehr Vernichtung verteilen und weniger einstecken musste. In diesem Fall dauerte es nur 3 Sekunden bis klar wurde wer als Sieger aus dieser Begegnung hervorgehen würde. Eine Moment lang war es allerdings gar nicht ersichtlich, weil die Masse an Explosionen die Radarschirme blendete. Arius Jäger wurde von einem abgeschossenen Feindjäger gerammt worden, der einen Flügel zur Hälfte abgerissen hatte. Die Wucht des Aufschlags raubte ihm sofort die Sinne und nur das Notsystem schaffte es ihn wiederzubeleben. Er funkte benommen an Deoklites:„ Meister hier spricht Arius, ich bin getroffen worden und muss den Kampf abbrechen.... Meister?“. Doch es kam keine Antwort, Deoklites Schiffe war ebenfalls von einem feindlichen Piloten gerammt und dabei in Stücke gerissen worden. Arius erschrakt kurz als ihm klar wurde, dass sein Lehrmeister ihn verlassen hatte, aber dieses Gefühl hielt nicht lange an. Dazu war er zu extrem konditioniert und schob diesen Gedanken einfach beiseite. Er stellte geschickt einige Energieleitungen um und schaffte es seine Lage zu stabilisieren. Er war sich bewusst wie brenzlig seine Situation und wie knapp er dem Tod entgangen war. Doch ohne einen Anflug von Furcht, kommandierte er einfach weiter: „An alle Schiffe hier spricht Arius, euer neuer Anführer, Angriff wie geplant fortsetzen und das Feuer auf die hintersten Träger konzentrieren. Keinen Nahkampf mit den restlichen Feindjägern eingehen! Die großen Schiffe haben Priorität! Das ist ein Befehl“. Die einzelnen Staffelführer bestätigten diese Order und setzten planmäßig ihren Angriff fort. Etwa ¼ der Maschinen war ausgefallen durch Treffer, Rammstöße oder Trümmerstücke, die sich in den Schiffsrumpf gebohrt hatten. Von den Titanianern waren fast ¾ abgeschossen worden und es hatte viele der Anführer erwischt. Thor erfasste die Lage schnell und beorderte die restlichen Jagdmaschinen umgehend zurück. „An alle Jagdmaschinen !! Sofort umkehren und die Verfolgung der angreifenden Maschinen aufnehmen!: befahl er, doch nur wenige Rückmeldungen gingen ein.
[email protected] 135
Autor Stephan Schneider Auf seinem Schirm erkannte er auch wieso. Der Atlas hatte sich mittlerweile, um den Planeten katapultiert und kam mit Schwung auf die Jagdmaschinen zu. Diese begannen gerade damit abzubremsen und eine volle Wende durchzuführen. Der Atlas näherte sich im spitzen Winkel und eröffnete mit allen Laserbatterien das Feuer. „Hier Geschwaderführer, wir werden von der mobilen Basis beschossen. Massives Abwehrfeuer aus unzähligen Geschützen,.. Sofort abdrehen!“: schrie der Berserkerführer in sein Mikrofon, als er sah wie aussichtslos ein Kampf gegen diesen Koloss war. Die Jagdpiloten merkten schnell wie hoffungslos ihre Lage war und ein Kampf gegen den Atlas ein unmögliches Unterfangen sein würde. Mehrere von ihnen wurden noch abgeschossen, bevor sie die Wende abschließen konnten. Ungeordnet und stark dezimiert jagten sie nun erneut los, um ihren Auftrag zu erfüllen. Doch viel Zeit blieb ihnen nicht mehr, denn mittlerweile waren die Angreifer schon bis zum letzten Schiff von Thors Flotte aufgerückt. Nacheinander stürzten sich die Maschinen darauf und feuerten ihre Laser ab. Da die Titanianer grundsätzlich keinen Rückzug in ihre Strategie eingeplant hatten, waren am Heck ihrer Träger kaum Abwehrwaffen platziert worden. Fast alles war auf Angriff ausgerichtet und so schlug den atlantanischen Piloten nur wenig Abwehrfeuer entgegen. Die Piloten mussten einfach nur ausreichend Abstand halten und auf die empfindlichen Triebwerke feuern. Diese Taktik brachte schließlich den gewünschten Erfolg. Die Staffelführer gaben knappe Anweisungen und schon erreichten die ersten Hundert Maschinen das Ziel. Sie bremsten etwas ab, brachten die Waffen in Position und schossen was das Zeug hielt. „Hier Commander Ralton. Feuer frei auf Schlachtträger. Gebt es ihnen richtig“. Als Antwort erhielt er Jubelrufe und Kampfschreie. Etwas unmilitärisch und disziplinlos, doch in diesem Fall eine Kleinigkeit. Themitos war froh seine Anspannung in den Zeigerfinger zu legen einfach nur noch abzudrücken. Die ganze Scheiße auf den Feind abladen und dann abdrehen. Es war wie eine Erlösung, als er sah wie seine Schüsse ins Ziel gingen. Erleichtert und absolut überdreht schrie er sich alle Angst aus dem Leib und machte eine Rolle beim Abdrehen. Bereits nach der zweiten Welle versagten die Triebwerke des feindlichen Schiffes. Sofort ließen die Piloten es links liegen und gingen daran das nächste Schiff anzugreifen. Die Träger, die so ausgeschaltet wurden, waren für die nachfolgenden Maschinen eine leichte Beute. Sie brauchten nur noch einen Sprengkörper abzufeuern, dann schnell abdrehen und die Zündung zu betätigen. Dadurch wurde das Ziel völlig zerstört. Natürlich schlossen jetzt die titanianischen Jagmaschinen auf und griffen wieder an. Doch es waren einfach zu wenige und alle wurden im Nahkampf vernichtet. Thors letzte Hoffnung wurde so unbarmherzig aufgerieben und seine wertvollen Schiffe zerbarsten im nuklearen Feuer. Arius konnte es noch mit bloßem Auge sehen und Captain Waloritas erkannte es ebenfalls. Der Anblick eines verglühenden Schlachtträgers war etwas seltenes, vor allem wenn man ihn in Ruhe erleben konnte. Sie waren in idealer Position, um sich dieses Spektakel anzusehen. Selbst kleine Details waren noch zu erkennen. Die Laserstrahlen, die in verschiedene Richtungen flogen, konnte man aus der Entfernung nur mehr sehr schwach erkennen. Dann folgte eine kurze Ruhephase und direkt im Anschluss kurzes Laserfeuer. Das war der Moment als der Sprengkopf platziert wurde. Dieser detonierte wenig später und erhellte die Schwärze des Weltalls für einen kleinen Moment. Natürlich konnte man das nicht alles so beobachten, schon gar nicht die anschließende Zerstörung des Trägers. Dafür war der Blitz viel zu hell und selbst durch das Visier des Helms war nur eine schmerzhafte Helligkeit zu sehen. Als die Strahlung Arius erreichte blendete auch sie sein Augenlicht. Er konnte nichts mehr erkennen und es dauerte eine Weile bis er wieder normal sehen konnte. Dadurch, dass er seine Maschine nicht mehr steuern oder beschleunigen konnte, war er ohnehin zum Zuschauer degradiert worden. Er hörte sich den Funkverkehr der Staffelführer an und war sehr zufrieden mit deren Arbeit. Einen Moment lang wurde es allerdings mulmig, als einige zurückkehrende Titanianer seine Position kreuzten. Glücklicherweise hatten sie es sehr eilig und bekämpften ihn nicht. Wahrscheinlich dachten sie, er wäre tödlich getroffen und keine Gefahr mehr. So dauerte es nicht lange bis auch der Atlas knapp an ihm vorbei schoss und er sich bei Waloritas einen Bergungsflug erbat. Dieser wollte Arius zuerst gar nicht mehr an Bord holen, aber aus Angst vor Strafe tat er es trotzdem. Er bremste den Atlas mit der gesamten Kraft der Triebwerke, um nicht zu weit vom Planeten abzutreiben und sandte Fähre aus, um die antriebslosen Maschinen einzusammeln. Nach und nach bargen diese alles an verwertbaren Trümmern. Derweil gingen die Kämpfe unvermindert weiter. Thor bekam es immer mehr mit der Angst zu tun und hoffte auf sein Glück und die geringer Reichweite seine Verfolger. Doch bis den atlantanischen Piloten der Treibstoff ausging verloren die Titanianer 3 Träger. Dann kehrten alle Maschinen, die den Angriff überlebt hatten, zurück zum Atlas. Insgesamt waren nun ca. 2700 Maschinen auf alle Hangars verteilt und wurden erneut betankt bzw. repariert. Alle Piloten waren erst mal glücklich das mehrstündige Gemetzel überlebt zu haben. Sie hatten alle einen, manche sogar mehrere Kameraden verloren und der Hauptgegner war immer noch unaufhaltsam in Richtung Erde unterwegs.
[email protected] 136
Autor Stephan Schneider „Männer ich bin sehr stolz auf euch. Ihr habt euch in eurem ersten Gefecht bewährt und den Feind geschlagen. Ich bin sicher, dass einige von euch dafür ausgezeichnet werden“: sprach Commander Ralton zu den Überlebenden der Staffel, die vor ihm angetreten waren. Ram war nicht darunter und auch Themitos war dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen. Seine Maschine war getroffen und beschädigt worden. Eine Rettungsfähre hatte ihn gerade noch rechtzeitig erreicht, bevor er erstickt wäre. Das sein Freund nicht mehr bei ihm war, tat ihm sehr leid, doch im Augenblick zählte für ihn nur dass eigene Überleben. „Deine Auszeichnung kannst du dir in den Arsch schieben“: dachte er nur und spielte mit dem Gedanken sich mit einem Trauma in der Krankenstation zu melden. Doch daraus wurde nichts. Ralton ließ sie wegtreten und hatte Ausruhen angesagt. Medizinische Versorgung war nur für Schwerverletzte verfügbar und ein bisschen schämte sich Themitos auch für seine Probleme. Immerhin wollte er doch auch so ein Held werden wie seine Vorfahren. Von diesem Ehrgeiz war er immer noch nicht kuriert und nach dem ersten Pokal Ambrosia sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Den Alkohol hatte einer aus seiner Gruppe besorgt und damit feierten sie nun ein bisschen. Arius stand bereits auf der Brücke und hatte umgehend das Kommando an sich gerissen. Schließlich war er nun der einzige verbliebene Held und da war es für ihn nur logisch die Führung zu übernehmen. Sauhlt und Waloritas wagten gar nicht erst zu opponieren, hatten sie doch schon am eigenen Leib erfahren welche Fähigkeiten diese neue Führungsriege hatte. Das Arius in diesem Moment über keinerlei mentale Macht verfügte wussten sie gar nicht und Arius tat wohl daran sie in dem Glauben zu lassen, er wäre immer noch zu allem befähigt. Doch im Moment des Sieges waren die Differenzen ohnehin nicht mehr besonders deutlich zu sehen. Beide gratulierten Arius aufrichtig zu seinem Erfolg und das er überlebt hatte. „Ich nehme ihre Glückwünsche dankbar entgegen und gebe sie an alle anderen weiter... doch es bleibt wenig Zeit, um uns über diese glücklichen Umstände zu freuen. Die Arbeit fängt gerade erst an. SIE Commander Sauhlt werden ihr Trainingsprogramm noch weiter steigern, Ich werde mich selbst natürlich noch darin einbringen. Ziel ist es, in 7 Tagen mit der Eroberung des IV. Planeten zu beginnen. Sie Captain Waloritas werden umgehend mit den beiden Monden in Kontakt treten. Verstärken sie deren Abwehrfähigkeit, indem sie ihnen einen Teil der Jagdstaffeln überlassen. Ich will dass dieser Planet von nun an völlig isoliert wird und die Besatzung keinen Nachschub mehr erhält. Die müssen unsere Hand an der Gurgel spüren. Das wäre dann alles für den Anfang“: so verteilte der junge Krieger entschlossen seine Anweisungen. In seiner Stimme lag nun jene charismatische Sicherheit, die man braucht, um seine Anhängerschaft für sich zu gewinnen. Das sein Lehrmeister ihn verlassen hatte ging Arius kurz durch den Kopf, aber es störte ihn nicht wirklich. In seiner neuen Rolle als Anführer ging er ganz und gar auf und versprühte eine unübersehbare Siegesgewissheit. Der Captain und der Kommandant der Garde nickten nur und gingen umgehend daran, den Befehlen Folge zu leisten. Arius sah von der Brücke aus dabei zu, wie sich die Kriegsmaschinerie in die gewünschte Richtung bewegte. Noch während er sich darüber Gedanken machte, wie er den Planeten schnell in die Knie zwingen könnte, meldete sich Michael. „Hier spricht Michael. Arius wie steht unsere Sache. Habt ihr den Titanianern ordentlich zusetzen können?“ „Ja Bruder. Sie sind in Panik vor uns geflohen und haben 3 Schiffe verloren und dazu fast alle Jagdmaschinen. Es war ein großer Sieg für unsere Waffen. Doch werden wir nicht warten, bis der Feind sich davon erholt hat. In diesem Augenblick bereiten wir schon eine absolute Blockade und die baldige Einnahme des Planeten vor. Wenn die Sterne uns beistehen, wird der rote Planet bald wieder uns gehören“: immer noch klang seine Stimme wunderlich angehoben und voller Überzeugung. Michaels Gesichtszüge hellten sich auf und er lobte seinen Bruder über alle Maßen:„ Du hast mich nicht enttäuscht Bruder. Es freut mich ungemein wie gut sich alles entwickelt und mit welcher Energie du deine Mission erfüllst. Jetzt müssen wir nur noch verhindern, dass die anderen Schiffe eine Gelegenheit bekommen, um die Erde zu bombardieren. Möge der Segen der Sterne mit uns sein“. „Ja Bruder. Ich hoffe es von ganzem Herzen“. „Was ist mit Deoklites geschehen... ist er?“ „Ja. Er starb im Gefecht, ehrenvoll und ohne Fehl und Tadel. Wir werden seine gerechte Sache weiter ausfechten und ihm keine Schande machen“. Dann endete die Unterhaltung und Arius machte sich daran die Heerführer zu versammeln, um ihnen zu erklären, wie es weiter gehen sollte. Michael wandte sich an seine Brüder und verkündete ihnen die guten Nachrichten vom Ausgang des Gefechts. „Der erste Schritt ist vollbracht... Arius hat 3 feindliche Schiffe vernichtet und bereitet die Invasion vor. Die Taktik ist also aufgegangen. Wenn alles so weitergeht wird Wotans Flotte nur für eine einzige Umrundung Zeit bleiben. Danach haben wir ihn und werden ihm nachstellen bis er aufgerieben ist. Wir sind ihnen zahlenmäßig überlegen und lediglich bei den Jagdmaschinen im Nachteil. Aber da es keine echte Möglichkeit gibt, sie zum Einsatz zu bringen, fällt das nicht ins Gewicht“.
[email protected] 137
Autor Stephan Schneider „Aber selbst ein einziger Angriff auf einen nahezu wehrlosen Planeten ist schon zu viel. Wir müssen sie aufhalten bevor es zur Bombardierung kommt“: warf Pandora besorgt ein. „Nun wir haben ja immer noch einen Vorteil bei dieser Sache. Mit jedem Schritt, den wir der Erde näher kommen, werden wir stärker. Vielleicht kann ich es schaffen ihre Schiffe zu sabotieren, bevor es zum Schlimmsten kommt“: erklärte Uriel optimistisch und auch die anderen erkannten die berechtigte Hoffnung in seinen Worten. Auf der Erde grübelte Admiral Tanruk wie immer über seinen Karten und Diagrammen. Das eine feindliche Flotte auf die Erde zuflog war ihm mittlerweile bewusst geworden und selbstverständlich war diese Information auch schon an die Kanzlerin und den, sich auflösenden, Rat weitergeleitet worden. Doch diese an für sich sehr wichtige Nachricht brachte niemanden mehr aus der Ruhe:„ Sollen sich die Strategen darum kümmern. Wir können eh nichts mehr daran ändern“. So klang deren einhellige Meinung, natürlich las sich der eine oder andere noch durch, was passiert war, aber mehr auch nicht. Sagitus wollte wieder auf eigene Faust losziehen, die Virgo und Baahl flohen in ihren Transportern auf einen abgelegenen Außenposten und Helios war für niemanden zu sprechen. Seit seinem Besuch bei Apollo hatte er sich von den anderen abgekapselt und dachte nach was die Zukunft bringen würde. Der Senator des Löwen hatte seinen Lebenssinn verloren und irrte orientierungslos in einer Welt ohne bekannte Werte. Helios stellte auf einmal seine gesamte Existenz in Frage und war dem Suizid nahe. Ebenso ging es der empfindlichen Kanzlerin. „Admiral wir müssen miteinander reden“: sprach Gaia zu Tanruk. Sie stand im Türrahmen und zitterte vor Angst. Tanruk stand sofort auf und ging zu ihr:„Was habt ihr denn meine Kanzlerin? Ist euch nicht wohl... ihr zittert ja“. „Ich ertrage es nicht mehr. Die Last der Verantwortung wiegt zu schwer auf meinen Schultern... am liebsten würde ich einfach wegrennen und alles sich selbst überlassen. So elend war mir noch nie zumute. Meine Senatoren nehmen schon alle reiß aus und lassen mich hier alleine!“ Tanruk wusste gar nicht was er darauf sagen sollte. Ihm machte die Abwesenheit des Kriegsrates nichts aus und bisher hatten die Strategen doch in jeder Schlacht gesiegt. „Angst ist euers Amtes unwürdig und außerdem unbegründet. Habt Vertrauen in eure Krieger und habt Vertrauen in den Segen der Sterne. Kümmert euch nicht um das was andere machen, sondern steht zu euren Verpflichtungen. Es ist nicht so schlimm wie es auf den ersten Blick aussieht. Seht her... Eine feindliche Flotte auf dem Weg zu uns, verfolgt von überlegenen Kräften unter dem Kommando der Strategen. Ich bin sicher sie werden uns vor allen Gefahren beschützen“. „Ich habe andere Berechnungen angestellt“: meldete sich ZEUS ungefragt zu Wort. Tanruk war verärgert darüber, schließlich wollte er doch die Sorgen der Kanzlerin vertreiben und nicht noch verschlimmern. Doch ZEUS war nicht zu stoppen und legte sofort nach:„ Kanzlerin! Wir sind in großer Gefahr und sollten uns ebenfalls ein sicheres Versteck suchen bis alles vorbei ist. Nach meinen Berechnungen wird es unseren Schiffen nicht gelingen die Feinde aufzuhalten, bevor sie hier eintreffen werden. Das bedeutet, kurz gesagt, die Möglichkeit eines Angriffs auf unsere praktisch ungeschützten Anlagen. Ich schlage daher vor, alles was mobil ist zu evakuieren... Ich habe bereits mit Michael darüber gesprochen und er ist einverstanden“. Tanruk sah jetzt noch verärgerter aus und die Kanzlerin begann langsam zu heulen. Er nahm sie in den Arm und drücke sie fest an sich. Für ZEUS jedoch einfach aufzuhören:„ Keine Zeit für langes Nachdenken und Zaudern. Meine Analyse deckt sich mit denen der Strategen und ist dahingehend zu verstehen, dass die Schäden nur dann gravierend sein werden, wenn wir nicht evakuieren! Dem Feind bleibt keine Zeit für eine Belagerung oder langwierige Angriffsvorbereitungen. Alles was er machen kann, ist ein Bombardement auf unsere Städte und Anlagen. Das sind akzeptable Verluste, aber keine kriegsentscheidende Niederlage. Im Gegenteil! Sollte es meinen Helden gelingen die Feinde zu stellen, wird von den Titanianern danach nichts mehr übrig sein“. Gaia sah verängstigt an Tanruk hoch und schluchzte:„ Dann soll es so geschehen. Ich stimme allem zu was dem Wohl meines Volkes dient... evakuieren sie die Leute in sichere Areale... das ich einmal solch einen Befehl geben muss. Wenn das mein Vater noch erlebt hätte, er wäre vor Scham gestorben“. ZEUS war hochzufrieden und bedankte sich noch für die Einsicht, dann schaltete er ab und lies den Admiral mit seiner Kanzlerin alleine. So Recht wusste Tanruk aber auch nicht, was er dazu sagen sollte. Gaia rappelte sich langsam wieder auf, fuhr sich durchs Gesicht und wischte die Tränen weg. Dann drehte sie sich um und meinte:„ Wenn das hier vorüber ist werde ich mein Amt niederlegen... ich bin nicht würdig diesen Posten noch länger zu bekleiden. Es war nie meine Bestimmung unser Volk zu führen und daher überlasse ich es lieber jemand anderem“. „Ich bin sicher dass es nicht soweit kommen braucht. Außerdem, wer sollte euch ersetzen? Die Senatoren haben schon längst resigniert und euch im Stich gelassen. Von denen wäre keiner würdig euch nachzufolgen. Ihr werdet sehen, alles wird gut, und schon bald werdet ihr optimistischer sein, als je zuvor. Für eure Gefühle kann man euch nicht bestrafen und in dieser Situation schon gar nicht.
[email protected] 138
Autor Stephan Schneider So... ich schlage vor, wir beginnen nun mit dem Aufbruch. Ich muss mich selbst noch mit Michael in Verbindung setzen und den Regenten und so weiter... ruht ihr euch nur aus meine liebe Gaia. Euer alter Admiral wird’s schon richten“. Die Kanzlerin musste direkt wieder etwas lächeln, umarmte den alten Getreuen und gab ihm einen Kuss. Dann verlies sie ihn und er stand gerührt an seinem Schreibtisch. Eine Minute verharrte er so ziemlich regungslos und starrte Gedankenversunken in den Raum hinein. Seine emotionale Beziehung zu Gaia nahm immer vertrautere Züge an und fast mochte er sagen, dass er sie liebte. Nicht ganz so wie eine Tochter, aber fast so wie eine Ehefrau. Für seine Kanzlerin würde er alles tun und wenn es ihn das Leben kosten würde. ZEUS hatte natürlich noch gelauscht und schaltete sich wieder ein. Mitten in den schönsten Träumereien platzte er rein und meinte:„ Admiral wir müssen miteinander reden. Eure Loyalität zur Kanzlerin in Ehren, aber meint ihr wirklich, dass sie noch in der Lage ist Entscheidungen zu treffen?“ „ZEUS jetzt reicht es mir! DU und deine neuen Prototypen habt doch schon längst das Kommando an euch gerissen und alle anderen entmachtet. Ob ich, oder Helios oder Gaia hier stehen würden, wir sind doch nur noch Befehlsempfänger“: erregte sich Tanruk. „Das stimmt nur zur Hälfte Admiral. Ihr solltet nicht verkennen, dass es einfach eine elementare Frage des Überlebens ist, dass die Entscheidungen jetzt von höher entwickelten Wesen gefällt werden. Bisher konntet ihr euch nicht beschweren, alles was Michael bisher gemacht hat, war von Erfolg gekrönt. Er führt, weil er der Beste ist und er macht es ohne Eigennutz oder Hinterlist. Ein wahrhaft idealer Anführer. Kein Vergleich zu Gaia, die dem psychischen Druck nicht gewachsen ist und schon lange den Überblick verloren hat!“ „Du bist unverschämt geworden, seit du so nachhaltig die Entwicklungen beeinflusst hast. Sei nicht zu selbstzufrieden und bedenke, dass auch du dich in Sicherheit bringen musst. Sonst brauchen wir bald einen Nachfolger, der deine Arbeit macht“. „Spitzfindig und markant wie immer Admiral, ich treffe bereits Vorbereitungen für eine Verlegung an einen sicheren Ort. Es wird eine interessante Erfahrung für meine Schaltkreise sein, wenn sie der kosmischen Strahlung ausgesetzt werden. Ohne die Schildfunktion des erdnahen Magnetfeldes wird es schwierig sein einen klaren Kopf zu behalten. Aber vorher wollte ich noch ein paar wichtige Dinge mit euch klären!“ „So was denn? Du machst mich ja richtig neugierig ZEUS“. „Neugier ist ein Zeichen von hoher Intelligenz und das schätze ich an euch so. Ihr seit klug und auf eine gewisse Weise vorausschauend, eine Eigenschaft die ich mir zunutze machen will.... Was denkt ihr, wie wird sich diese Gesellschaft weiterentwickeln. Bisher wirken die 5 Prototypen ja nur hier, in unserem Sonnensystem. Wäre es nicht wünschenswert, wenn sie auch außerhalb die Führung übernehmen würden?“: legte ZEUS los. „Du stellst seltsame Fragen ZEUS und eigentlich liegt die Antwort darin, ob sie weiterhin erfolgreich sein werden. Falls ja, werden sie sich immer weiter ausbreiten und unaufhaltsam vorstoßen. Aber das ist hypothetisch und auch nicht weiter wichtig für mich. Meine Abteilung wird sich in kürze von selbst auflösen... darin besteht für mich die größte Wandlung in naher Zukunft. Sämtliche überholten Strukturen werden aufgelöst, während sich die neue Hierarchie schon etabliert hat. Die Flucht vor den Titanianern ist eigentlich sinnlos, weil wir in jedem Fall als Verlierer dastehen werden“. „Ich verstehe nicht ganz wieso alle natürlichen Lebensformen so denken wie du. Der Ersatz, den ich geschaffen habe ist doch keine Bedrohung für euch, sondern war als Segen gedacht“: meinte ZEUS etwas gekränkt. „Du bist eine Maschine ohne Gefühle... wie soll ich dir erklären, dass es wichtig ist gebraucht zu werden. Das es einen Unterschied macht, ob man da ist oder nicht. Wozu willst du das eigentlich alles wissen? Egal was ich dir jetzt auch erzähle... ändern können wir es ja doch nicht mehr und wie es ausgehen wird wissen wir beide nicht“. „Ich frage deshalb, weil ich weiterhin daran arbeite die Heroen zu verbessern und eine interessante Variante ausprobieren möchte. Aber wenn schon 5 Prototypen das System so grundlegend verändern, wie wirken sich dann erst Tausende aus!“ „Meinst du nicht es wäre besser damit aufzuhören. Deine letzte Schöpfung mag noch ein Segen gewesen sein, aber wer garantiert, dass beim nächsten Versuch statt der Libido noch andere Mankos auftreten. Wir können den Priesterinnen kaum zumuten jeden Tag die sexuelle Energie von mehreren Wesen aufzunehmen. Das haben wir doch schon besprochen“: winkte Tanruk ab. „Ich rede nicht von einer künstlichen Lebensform mit angezüchteten Eigenschaften. Was mir vorschwebt sind natürlich gezeugte Heroen einer neuen Linie!“ „Das dauert doch wieder ewig. Erst mal muss ein passender Prototyp erschaffen werden, der muss dann mit der Zeugung loslegen und erst nach Jahrzehnten ist die erste Generation fertig. Zumindest wenn es natürlich gezeugte Heroen sein sollen. Aber dann bekommst du wieder Ärger mit den Regenten und der Priesterschaft. Auch darüber haben wir schon geredet... du solltest dich mal wieder von Lamuk überprüfen lassen. Dein Gedächnis wird langsam unbrauchbar!“
[email protected] 139
Autor Stephan Schneider „Du irrst dich. Ich bin dir wie immer einen Schritt voraus, aber lassen wir es gut sein für heute. Wenn wir wieder vereint sind, gehen wir es gemeinsam an. Bis dahin mögen uns die Sterne wohl gesonnen und gnädig sein“. „Das wünsche ich dir auch ZEUS“: sagte der Admiral etwas irritiert. ZEUS Konterfei verschwand und Tanruk machte sich wieder an seine Arbeit. Die erdnahen Einheiten und alles was auf dem Planeten selbst noch stationiert war, wurde evakuiert. Tanruk wollte dem Feind so wenig wie möglich Angriffsfläche bieten und diesen Vorstoß ins Leere laufen lassen. Im Laufe des Morgens kam dann noch eine Nachricht von Michael herein, der seine Maßnahmen billigte und ihn anwies, dem Gegner eventuell ein Minenfeld entgegen zu stellen. Tanruk überlegte sich wie man das machen könnte und ging umgehend daran geeignetes Material zu platzieren. Eine Kommunikation mit der ankommenden Flotte war wegen der großen Entfernung noch nicht möglich, da die Funksignale eine Zeitlang unterwegs waren. Daher belies es Tanruk bei einer kurzen Bestätigung des Funkspruchs und der Zusage eine Falle aufzubauen. Die Koordinaten für eine passende Stelle ermittelten seine Untergebenen. Dann folgte die Anweisung an die verbliebenen Streitkräfte entsprechende Arbeiten anzugehen. Es waren nur noch Pioniere und Bergarbeiter übrig, die aus den Minen und Fabriken abgezogen wurden. Zusammen mit gedienten Veteranen wurden sie zusammen gewürfelt und in die Lage eingewiesen. Es war fürwahr das letzte Aufgebot und wohl kaum ein ernstzunehmender Gegner. Aber Tanruk wusste dass er nicht mehr brauchen würde. Ein paar Flüge, ein paar Landungen und das war’s dann schon. Mehr wollte er diesen Leuten nun wirklich nicht zumuten. Die Regenten tagten derweil an einem geheimen Ort, um zu bereden was geschehen war und was nun passieren sollte. Aus gut unterrichteten Kreisen liefen alle Informationen zu den Regenten, die sich die Mühe machten und ein Informantennetz aufgebaut hatten. Apollo war übers alles im Bilde und hatte zu dieser Konferenz eingeladen. Der Angriff der Titanianer würde womöglich schwere Verwüstungen nach sich ziehen und Apollo wollte außerdem nicht mehr länger warten, um seine Idee vorzutragen. Das Versteck war wohl gewählt und niemand wäre auf die Idee gekommen dort nach ihnen zu suchen. Es war eine alte Basis auf dem Grund des Ozeans. Dort in der dunkelsten Tiefe lag das Herrschaftsgebiet des Poseidon, dem Regenten im Zeichen des Fischs. Er herrschte über eine stattliche Anzahl von Inseln jeder Größe und Beschaffenheit. Poseidon war einer der beliebtesten Herrscher und fast nie im Streit mit jemand anderem. Seine Interessen lagen nicht so sehr darin seinem Geschlechtstrieb zu frönen, sondern schöngeistigen Ideen nachzuhängen. Ein kleiner Träumer wenn man so will. Für den umtriebigen Apollo war es also der ideale Partner und Weggefährte, da keine Konkurrenz zwischen ihnen herrschte. Der Regent des Löwen und oberste Führer des atlantanischen Vertreterprinzips wusste nur zu gut um die Gunst der Stunde. Die Nachrichten über den Verlauf des Krieges stimmten ihn optimistisch das verlorene Terrain schon bald wieder in Besitz nehmen zu können. Doch vorher musste er seine Mitregenten in den Plan einweihen und deren Meinung erfragen. Immerhin war sein Plan alles andere als üblich und der ein oder andere könnte sich womöglich daran anstoßen. Nun saßen sie alle in einem feierlich beleuchteten Gewölbe an einer runden Tafel. Ähnlich der des atlantanischen Rates im Hauptquartier, aber aus Marmor mit Obsidian verziert. Die Fackeln an den Wänden erhellten alles, zusammen mit etlichen Kerzen aus Bienenwachs in ein gelbliches, weiches Licht. In edle Gewänder gehüllt, saßen die Regenten nun so da und lauschten den Worten Apollos:„Der Segen der Sterne sei mit euch meine lieben Mitregenten. Ihr fragt euch sicherlich weshalb wir hier an einem so abgelegenen Ort eine Versammlung abhalten. Nun der Grund ist der, dass ich euch einen fürwahr seltsamen und außergewöhnlichen Vorschlag machen will. Wir ihr ja alle wisst spitzen sich die Kämpfe immer weiter zu und unsere geliebte Heimat wird womöglich einen direkten Angriff erleben. ( besorgtes Raunen erklang daraufhin. Apollo setzte kurz aus und nahm einen Schluck Wein aus seinem Pokal ). Ja es ist wahr meine Brüder, uns steht ein Angriff bevor und selbst die neue Baureihe des ZEUS wird das nicht verhindern können. Ich habe mir die Mühe gemacht und die militärische Entwicklung seit deren Auftauchen analysiert und eine Möglichkeit gefunden unseren Platz in der Ordnung zu erhalten bzw. unsere Position sogar noch auszubauen...( ungläubig sahen einige zu ihm und tranken jetzt ebenfalls aus ihren Pokalen. Marduk jedoch sieht gebannt zu Apollo, um ja nichts von dessen Vortrag zu verpassen) Aus unerfindlichen Gründen hat es ZEUS geschafft seinen 5 Prototypen ganz enorme Fähigkeiten zu verleihen. Angeblich ohne es vorher überhaupt geplant zu haben, aber immerhin. Dank dieser Fähigkeiten war es den neuen Heroen möglich innerhalb kürzester Zeit eine Revolution anzustoßen, die noch lange nicht zu ende ist. Die Kanzlerin und ihr Rat bestehen praktisch nur noch auf dem Papier und besitzen kaum noch Einfluss. Namhafte Mitglieder des Rates flüchten schon vor der anrückenden Flotte und bringen sich in Sicherheit. Das ist die Gelegenheit unsere Zuverlässigkeit und Standhaftigkeit unter Beweis zu stellen“. Apollo unterbrach seinen Vortrag um aufzustehen und hinter der Tafel entlang zu schlendern. Die Augen der übrigen Regenten verfolgten ihn und wanderten mit ihm mit. Poseidon und Neptun tuschelten schon untereinander wie man dies wohl machen wollte. Gemini tat gelangweilt und Apis der Regent des Stiers sah lauernd auf Marduk, seinen Gegenspieler.
[email protected] 140
Autor Stephan Schneider Die beiden hatten vor kurzem eine Fehde ausgetragen und nur mit Mühe konnte Apollo sie dazu bewegen sich gemeinsam an die Tafel zu setzen. Als Apollo die Tafel halb umrundet hatte, stellte er sich zwischen Capricus und Neptun. Beiden sahen zu ihm auf und er setzte seine Rede fort:„ Es dürfte allgemein bekannt sein, dass es sich bei den neuen Heroen um mental begabte Wesen handelt, die ohne Sprache kommunizieren und vielerlei Möglichkeiten besitzen auf ihre Umwelt Einfluss zu nehmen. Aber sie haben auch erhebliche Nachteile und die stehen wiederum einer Vervielfältigung im Weg, es wird also nur diese 5 geben und keine weiteren“. „Und wie gedenkst du aus dieser Tatsache einen Vorteil zu ziehen. Wenn ich mich nicht irre, wird sich unsere Stellung als Lieferant von Kriegern nicht ändern. Lediglich die Führungselite wird umgestellt, aber das ändert für uns nicht viel. Oder sieht es jemand von den Anwesenden als unerträglichen Zustand an, wenn sich in der Hierarchiestufe über uns etwas verändert. Wie also, frage ich dich, willst du durch die momentane Situation einen Vorteil ziehen?“: meinte Gemini kritisch. Apollo nahm diese Kritik nicht sonderlich ernst, Gemini war bekanntermaßen der schwächste von allen Regenten und so richtig ernst nehmen konnte ihn eigentlich keiner. Als Regent des Zwillings war er nie als besondere Leuchte aufgefallen, doch wehe wenn man ihn das spüren lies. Dann verwandelte sich dieser Vertreter zum notorischen Querulanten und Nörgler, Apollo kannte das zu genüge. Einmal als Helios aus unerfindlichen Gründen die Feierlichkeiten zu Ehren Geminis um einen Tag verkürzen wollte, zog dieser alle Register, um sich dieses Frevels zu erwehren und das auch noch mit Erfolg. „Nun meine lieben Brüder, ich will es euch verraten. Das PotenTial der 5 Heroen ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Das Problem liegt darin, dass sie ja nur untereinander kommunizieren können, jedoch nicht mit anderen Kriegern aus unseren Reihen. Dort müssen wir ansetzen und ich kann euch genau sagen wie das vonstatten gehen soll“. Alle verharrten vor Neugier und Anspannung und kein Geräusch ging von ihnen aus. Keiner wagte es Apollo in seinem Redefluss zu bremsen, sondern sahen ermunternd zu ihm auf, um nur ja diesen Plan zu erfahren. Jener ging nun langsam weiter und passierte Poseidon, Apis und Gemini, dann erst setzte er seine Rede fort: „ Wir werden ebenfalls eine neue Baureihe von Kriegern auf den Weg bringen... eine mit vergleichbaren Fähigkeiten wie jene der 5 Heroen, jedoch fähig zur Vermehrung und ohne Begrenzung in Zahl und Libido. Wie ihr euch sicher denken könnt, ist dieser Plan mit den Frauen der Menschen nicht zu realisieren, daher werden wir uns nun mit mental begabten Atlantanerinnen paaren. Vornehmlich mit den weiblichen Priestern des Astratiskultes, die von Natur aus schon solche Kräfte besitzen und auf ihren Nachwuchs übertragen können. ZEUS hat schon Kenntnis von dieser Idee und stimmt dem zu... nur die internen Widerstände gilt es noch zu überwinden“. „Ihr seit wahnsinnig geworden Apollo. Das ist ja die reinste Blasphemie. Niemals werden die Priesterinnen sich uns hingeben, sie würden ihre Identität dadurch opfern und damit ihre Daseinsberechtigung. Wie seit ihr nur auf diese absurde Idee gekommen. Reicht es euch nicht die schönsten Frauen der Menschen zu beglücken? Müssen jetzt auch noch die letzten Mauern einstürzen und alle Eckpfeiler unserer Kultur beiseite geräumt werden?“: eiferte sich Capricus zornig. Er schlug dabei mit der Faust mehrmals auf die Tischplatte, um seinem Unmut Nachdruck zu verleihen. Er war, was die Besamung anging, nie besonders eifrig gewesen und hatte seine Energie fast ausschließlich in den Ausbau der Landwirtschaft und des Bergbaus gesteckt. Das die anderen Regenten so einen Aufwand trieben, um möglichst viele Frauen zu beglücken, konnte er noch nie nachvollziehen. An der Tafel ging es jetzt natürlich heiß her und alles sprach durcheinander. Teils mit den Nachbarn, teilweise auch mit dem Urheber der Idee. Apollo war sich bewusst welche Auswirkungen seine Idee nach sich ziehen würde, aber er war auch davon überzeugt, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen würden. Nach etwa 3 Minuten erhob nun der Gastgeber seine Stimme und erbat sich Gehör:„ Apollo dieser Vorschlag ist ebenso kühn wie maßlos! Aber es herrscht Krieg und wenn ZEUS, unser aller Urheber und Übervater, dir dabei helfen will, können wir es nicht verhindern. Im Gegenteil, es werden dann eben nur diejenigen in den Genuss einer neuen Partnerin gelangen, die keinerlei Bedenken anmelden werden. Wir alle haben genug Manneskraft, um in kurzer Zeit eine große Anzahl an Nachkommen zu zeugen. Ich für meinen Teil werde diese Möglichkeit wahrnehmen,... wenn sie sich mir bietet. Ich frage mich allerdings, ob es auch nur eine einzige Priesterin gibt, die sich dazu bereit erklären wird. Ohne die Zustimmung der Frau geht es ja nicht. Wie wollt ihr dieses Kunststück fertig bringen. Alle Priesterinnen werden in dem Bewusstsein aufgezogen, sich nie und nimmer einem Mann hinzugeben. Das gilt wohlgemerkt für atlantanische Männer, in den Augen der reinrassigen atlantanischen Priesterinnen sind wir Regenten nicht gleichwertig und daher von vornherein ganz und gar unwürdig. Habt ihr daran gedacht, als ihr euch bei ZEUS mit dieser Idee vorgestellt habt?“ Die übrigen Regenten waren natürlich etwas amüsiert, weil Poseidon so ohne Umschweife erklärt hatte wie aussichtslos ein solches Vorhaben sein würde. Die Regenten waren ja wirklich nur so etwas wie Zuchtbullen und eine Bäuerin würde wohl kaum mit dem Rindvieh im Stall verkehren, nur weil die sich davon besseren Nachwuchs erhoffen. Aus der Sicht einer Priesterin war dieser Vergleich durchaus zutreffend. Apollo wandte sich ab und schwieg beleidigt in sich hinein.
[email protected] 141
Autor Stephan Schneider Dafür erklärte nun Marduk seine Ansichten:„ Wir leben in sehr wechselvollen, lebensbedrohlichen Zeiten und was vor kurzem noch undenkbar schien, ist nunmehr eine unverrückbare Tatsache. Die beiden Admiräle sind nicht mehr unter uns und der Kriegsrat der Atlantaner hat fast nichts mehr zu melden. Meine Spione haben herausgefunden, dass die Kanzlerin praktisch entmachtet ist und dieser Michael die Fäden zieht. Es genügt wenn man ihn überzeugt, der Rest wäre dann ein Kinderspiel. Soweit ich weiß sind die Priesterinnen, welche die Liebesenergie dieser 5 Helden absorbieren, so unglaublich paarungswillig wie eine läufige Hündinnen. Da genügt es schon mit ausgefahrenem Phallus zu erscheinen und sie werden dahinschmelzen wie das Wachs einer Kerze, die man anzündet. Ich habe da keine großen Bedenken,... alles eine Frage der Einstellung!“ Marduk fand die Idee durchaus praktizierbar und außerdem dachte er schon weit in die Zukunft. Denjenigen, denen es gelang, die meisten Priesterinnen zu schwängern, würde seine Macht durch die Anzahl der Kinder ausbauen. Eine völlig neue Linie würde dadurch entstehen. Die Regenten die Bedenken anmelden würden und daher nicht zum Schuss kämen, würden sehr schnell merken wie ihnen ein anderer das Wasser abgräbt. So hafteten die Worte des obersten Regenten noch im Gehör seiner Zuhörer, als der Schall schon verklungen war. Moral war etwas wichtiges, doch in diesem Fall wäre sie mehr als hinderlich. „Eure Ansichten in Ehren und die Zuverlässigkeit eurer Spione ebenso, aber was machen wir wenn die Titanianer bei ihrem bevorstehenden Angriff erfolgreicher sein werden, als man das momentan annimmt. Ich habe schon so oft den Prognosen und Prophezeiungen der Atlantaner geglaubt und bin jedes Mal von der Realität eines besseren belehrt worden. Ich bin, nehmt das ruhig für wahrhaftig, eher der Ansicht, dass meistens das genaue Gegenteil dessen passiert was vorhergesagt wird. In unserem konkreten Fall wird es entweder zu keinem Angriff kommen, was zu hoffen ist. Oder es wird bei weitem schlimmer, als wir uns das überhaupt vorstellen können. Theoretisch ist sogar beides möglich. In jedem Fall sind wir ein Spielball der Ereignisse und nicht in der Lage etwas zu bewirken. Oder stehen euch reguläre Truppen, von ernstzunehmender Kampfkraft zur Verfügung. Ich habe keine Krieger unter mir und euch dürfte es genauso gehen. Sie stehen jetzt schon alle unter der Kontrolle dieses Michael. Wie also wollt ihr überhaupt irgendetwas durchsetzen?“: setzte Apis hinzu. Er war ein nüchterner Pragmatiker und Realist, kein bisschen verträumt wie Apollo und auch kein besonders ehrgeiziger Mann. Aber er wusste wie die Dinge sich verhielten und das es noch immer anders gekommen war, als es sich kluge Männer und Frauen, die an runden Tischen debattierten, vorgestellt hatten. Seinen Erläuterungen stimmten sogar einige Regenten Beifall, indem sie mit ihrem Zepter auf den Tisch klopften. Apollo wischte jedoch all diese Bedenken mit einer abfälligen Handbewegung beiseite. Er war sich sicher eine geniale Idee ausgebrütet zu haben und hier von unfähigen Defätisten umgeben zu sein. Er war da ganz der echte Löwe und was kümmerte ihn die Zaghaftigkeit seiner Mitregenten, er würde es genauso machen wie Marduk es beschrieben hatte. Mit List und viel Heuchelei, wenn’s sein musste. Mit Worten und Ratschlägen würde ihn keiner aufhalten. Die Regenten tuschelten untereinander, standen auf, bildeten Grüppchen und am Ende wurde scheinbar alles zerredet. Apollo und alle, die wie er dachten, würden es sicherlich so machen wie es eben am besten funktionierte. Einmal auf den Weg gebracht, wäre es nicht mehr zu stoppen. Sie würden solange warten, bis die Gelegenheit günstig erschien und dann eiskalt zuschlagen. ZEUS griff seltsamerweise nicht in diese Diskussion ein. Er war voll und ganz damit beschäftigt einen sicheren Zufluchtsort zu finden und entschied sich für den Erdtrabanten. Genauer gesagt für die Rückseite, dort wäre die Strahlung nur minimal höher als im Erdorbit und kein Sonnensturm würde ihm beschädigen. Wotan lief immerzu auf und ab, hatten ihm die Meldungen von verlustreichen Schlachten in den Monaten davor schon zugesetzt, so waren die Seelenqualen nun beinahe unerträglich. Auf dem Radarschirm hatte er die Verlauf der Schlacht beobachtet und dabei sein Zepter wütend gegen die Wand geworfen. Thor meldete sich erst nach Stunden, wohl wissend wie sein Herr und Gebieter bei Laune war:„ Mein Fürst, der Gegner war ungewöhnlich geschickt und hat drei meiner Schiffe vernichtet und dazu alle Jäger. Es war ein Desaster für uns... wie soll es denn nun weitergehen?“ „DU elender Versager und Nichtskönner. Wie konnte das nur geschehen? Jetzt verfolgen mich alle großen Schiffe der Atlantaner und du flüchtest vor ihnen in den sicheren Asteroidengürtel. DAS ist ja beinahe schon Verrat!“ „Aber mein Fürst, ihr tut mir Unrecht. Alles geschah so wie ihr es wolltet und angeordnet habt. Was gedenkt ihr nun zu tun. Wenn ihr mir den Vorschlag erlaubt.. mit einem erfolgreichen Angriff auf die Erde wäre dieser Verlust mehr als ausgeglichen. Wenn ich bis dahin die Verstärkung herangeführt habe, werden wir stärker denn je dastehen“. „Was bleibt mir anderes übrig?... Zurück kann ich jetzt nicht mehr und die Erde wird diesen Angriff so schnell nicht vergessen. So war ich Wotan heiße!“ Sprach´s und schlug mit der Faust auf die Sprachkonsole. Damit endete die Unterhaltung und Wotan war wieder alleine mit seiner schieren Wut. Auf dem taktischen Lageplan erkannte er wie dicht ihm der Gegner auf den Fersen war.
[email protected] 142
Autor Stephan Schneider Er versuchte sich zu beruhigen und schnaubte langsam und bedächtig ein und aus. Wieder begann er hin und her zu wandern, immer vor sich hin murmelnd und hektisch mit der Zunge vor und zurück schnellend. Ihm war bewusst, dass seine Verfolger keine Jagdmaschinen mehr mit sich führten, jedoch ein Angriff mit den Jägern bei diesem Tempo unsinnig war. Schlussendlich blieb er bei seinem ursprünglichen Vorhaben und lies sich nicht weiter von seinen Gefühlen beirren. Seine Jäger würden ebenso am Angriff auf die Erde teilnehmen, wie die großen Einheiten. Eigentlich waren diese kleinen Einheiten ein Anachronismus und spätestens seit der Schlacht mit Olmekis überholt. Höchstens zur Aufklärung im Asteroidengürtel waren sie noch sinnvoll einzusetzen. Als ihm dieser Gedanke kam, wollte er plötzlich nach Truk rufen, doch dann fiel ihm ein, wie er seinen Berater erschlagen hatte. So flogen denn alle Schiffe weiter auf dem bisherigen Kurs und nichts konnte sie mehr aufhalten. Loki schwitzte derweil schon kalten Schweiß. Ihm war ebenfalls aufgefallen welchen Verlauf die Schlacht zwischen Thor und den atlantanischen Jagdmaschinen genommen hatte und das lies nichts gutes hoffen. Da auch er Wotan gut genug kannte, um sich dessen Laune vorstellen zu können, unterlies er es ihn zu kontaktieren. Er malte sich statt dessen aus, wie schnell ein „verirrtes“ Geschoss seines Kommandoschiffs seinen Weg zu Wotans momentanen Flagschiff, finden könnte. Dies wäre die eleganteste Lösung für seine Probleme und je mehr er darüber nachdachte, umso sinnvoller fand er diesen Schritt. Doch kaum freute er sich über diesen genialen Einfall, da erdachte sein krankhaft intrigantes Hirn schon die nächste Art des Attentats. Gesetz den Fall, Wotan würde Loki nach vorne in die Formation setzen während der heißen Phase des Angriffs, so würde man das Problem eben auf eine andere Art und Weise angehen müssen. Loki dachte dabei an einen Abfangjäger, der einen atomaren Sprengkörper an Bord tragen sollte. Diesen faulen Apfel würde Loki dann unter irgendeinem Vorwand zur Odin schicken und dann zünden. Je näher umso besser, idealerweise erst dann wenn die Maschine in einen der Hangars eingedrungen wäre. Bums ... und dann wäre Wotan endlich Geschichte. Das schöne Schiff zwar auch, aber in Anbetracht des Ablebens seines feindseligen Vorgesetzten, ein absolut passabler Tausch. Soweit kam Loki mit der groben Planung. Dann riss ihn ein Funkspruch eines Trägerkommandanten aus seiner Gedankenwelt. Es war nichts wichtiges, eigentlich eine Nichtigkeit sondergleichen, aber Loki wurde erst mal wieder mit der harten Realität konfrontiert. Die Meldung lautete, dass man feindliche Aktivitäten auf dem letzten Ende des Aufmarschweges registriert hätte. Jedoch keine exakte Bestimmung der genauen Art der Feindpräsenz. Loki wischte diese Meldung als unerheblich beiseite und widmete sich wieder seinen Attentatsplänen. Für ihn war es selbstverständlich, dass sich der Feind nicht einfach so attackieren lassen würde und eifrig Gegenmaßnahmen in die Wege leitete. Außerdem konnte Loki recht gut kalkulieren wie stark die Flotte des Gegners etwa sein könnte und da war es unwahrscheinlich, dass noch viele große Kampfeinheiten ihnen den Weg versperren würden. Seine Selbstsicherheit und Selbstgewissheit war jetzt wieder intakt und das wollte er nicht durch allzu pessimistische Gedanken ändern. Jetzt begann auch Loki in seinem Kommandoraum auf und ab zu marschieren. Der Einfall mit dem präparierten Jäger ging ihm nicht mehr aus dem Kopf und er ärgerte sich, dass er ihn nicht schon viel früher gehabt hatte. Wie einfach hätte er seinen Widersacher um Ruhm und Macht beseitigen können. Wotans Offiziere bemerkten natürlich ebenfalls die Präsens von mehreren kleinen Schiffen auf ihrer Flugroute und einer von ihnen war klug genug seinem Herrn davon zu berichten. „Mein Herr und Gebieter, ich habe eine Entdeckung gemacht! Es ist wichtig“: erklärte er nach Wotans Aufforderung, mit Besorgnis in der dunklen Berserkerstimme. „Zeig her du Wicht! Wehe dir es ist nicht wichtig“. „Vor uns agieren mehrer kleinere Schiffe in systematischer Anordnung. Ein typisches Vorgehen wenn man eine bestimmte Passage verminen möchte. Ich denke dies ist eine wichtige Information, die euch bei der weiteren Planung bekannt sein sollte“. Wotan hörte wütend zu und wollte diesem frechen Kerl nun erst recht eins überziehen, doch dachte er an den kleinen Truk und hielt inne. Womöglich sprach dieser Berserker die Wahrheit und das wollte er schnell überprüfen lassen. „Startet sofort eine Staffel unserer schnellsten Jagdmaschinen. Sie sollen voraus fliegen und die Sache überprüfen. Wenn es stimmt werden wir uns einen neuen Weg suchen. Es kann kein dichtes Minenfeld sein. Dazu reicht die Zeit nicht mehr und das Risiko gehe ich dann ein“. Seine Befehle wurden naturgemäß zügig befolgt und so flogen mehrere Maschinen der Flotte voraus. Als sie nach langem Flug in Sensorenreichweite gelangten, bestätigte sich die Annahme des Offiziers. Sie meldeten es ihrem Herren und der befahl weitere Jäger in dieses Gebiet. Ihre Aufgabe war die Räumung eines genügend großen Korridors bis zum Eintreffen der Hauptflotte. Natürlich sollten sie auch verhindern, dass weitere Minen gelegt wurden. Da die atlantanischen Streitkräfte im inneren Bereich des Sonnensystems fast vollständig auf die Flotten und den Atlas verteilt worden waren, gab es hier auch keine Möglichkeiten einzugreifen. Michael blieb nichts übrig, als auf Kurs zu bleiben und abzuwarten.
[email protected] 143
Autor Stephan Schneider Sein Bruder Arius hatte mittlerweile umfangreiche Umstrukturierungsmaßnahmen in die Wege geleitetet und die Streitkräfte auf den Atlas und die beiden Monde verteilt. Gleichzeitig war er daran gegangen sich mit Sauhlt anzulegen. Das Kommando über die Garde war für Arius das mindeste was ihm zustand und so machte er kurzen Prozess in dieser Sache und lies seinen Widersacher von Waloritas einsperren. Als Grund gab er an, in den Gedanken des Kommandanten, aufrührerisches Gedankengut entdeckt zu haben. In Wirklichkeit konnte er weder die Gedanken von Sauhlt, noch die von Waloritas lesen. Aber einmal eingebürgert, lies sich die Dominanz der neuen Helden nicht mehr revidieren und alles geschah, so wie Arius es wollte. Waloritas und alle anderen waren heilfroh nicht ebenso bestraft zu werden. Sie standen gemeinsam mit ihm im großen Kommandozentrum und hörten sich seine Ausführungen an. Einigen schlotterten dabei sogar die Knie vor Angst. Immerhin war er ein Koloss von einem Mann und seine Worte klangen messerscharf in ihren Ohren: „Ihre Gedanken verraten auch sie Captain Waloritas und ebenso ihren I. Offizier Lemonides. Jeder von euch kramt ständig in seinem Verstand nach Dingen die bestraft gehören.... wenn diejenigen das auch in die Tat umsetzen würden. Aber es wäre unlogisch alle zu richten.. deshalb belasse ich es dabei, nur den Gefährlichsten von allen zu neutralisieren. Damit ist der weitere Verlauf der Kampfhandlungen, um einen Unsicherheitsfaktor erleichtert worden... Nun zu meinem Plan. Während die Flotte unter dem Kommando meines Bruders hinter Wotan nachjagt, werden wir hier die Rückeroberung des roten Planeten in Angriff nehmen. Bringen sie den Atlas in Position um nacheinander folgende Positionen anzugreifen.( Arius hatte den Hauptbildschirm auf der Kommandobrücke angeschaltet und mit einem roten Laser die entsprechenden Positionen markiert ). Das sind die ehemaligen Quartiere für die Mannschaften und die neu aufgestellten Radaranlagen des Gegners. Es liegt auf der Hand, dass wir beides vernichten müssen, bevor wir landen. Mein Plan sieht einen genau abgestimmten Zeitplan vor, in dem alle Einheiten eine wichtige Rolle spielen. Der Atlas ist die einzige mobile Kampfeinheit mit genügend Feuerkraft für ein wirksames Bombardement. Die beiden Monde werden als Truppenstützpunkte dienen und parallel zum Beschuss des Atlas die eigentliche Invasionsarmee losschicken. Alles muss zügig und zeitgleich losgehen. Der Gegner darf keine Zeit haben um sich zu sammeln, oder überhaupt einen Überblick darüber bekommen, was wir gerade machen. Ziel ist es, die verbleibenden Einrichtungen mit einem Schlag zu überrennen und ohne Rücksicht auf Verluste angreifen. Nur so ist es möglich diesen Planeten wieder in die Hände zu bekommen. Wenn es dem Gegner dennoch möglich sein sollte uns zurückzuschlagen bzw. als letzte Verzweiflungstat die Selbstzerstörung zu starten, haben wir eben versagt und müssen uns in unser Schicksal fügen. Aber selbst dann wäre die titanianische Herrschaft über den Planeten beendet, ihre Flotte dezimiert und ihre Basen im Asteroidengürtel als nächstes dran. Um ihnen zu zeigen wie ernst es mir damit ist, werde ich selbst an der Spitze der Truppen stehen und dafür sorgen, dass alles planmäßig verläuft. Sie, Captain, werden dafür sorgen, dass die Abfangjäger den gesamten Planeten fest umklammern und niemandem die Flucht gelingt. Der Gegner muss so lange wie möglich im unklaren darüber bleiben, wie die Lage hier steht und zu falschen Schlüssen verleitet werden!“ Hier endete Arius mit seinem Monolog und sah die anwesenden Offizier streng und unerbittlich an. In seinem Blick bebte eine unübersehbare Entschlossenheit und Kampfeslust, so dass niemand am siegreichen Ausgang der Schlacht zweifeln konnte. Hatte Sauhlt noch eine zaudernde und pessimistische Stimmung verströmt, so war Arius ein mitreißender Redner und Anführer. Je mehr er geredet hatte, umso mehr war er in Rage geraten und hatte sich damit immer mehr aufgeputscht. Nach einer kleinen Pause, in der sich das Gesagte etwas setzen konnte, schob Arius noch diesen Satz nach:„ Die genauen Einsatzpläne werden innerhalb der nächsten Stunden noch einmal von mir durchgesehen und dann umgehend an die Streitkräfte ausgegeben. Der Angriffstermin wird aller Voraussicht nach innerhalb der nächsten 12 Stunden angelegt sein... nutzen sie diese Zeit um ihre Vorbereitungen abzuschließen. Sie finden mich in meinem Raum ... ich lasse sie wissen wenn ich fertig bin“. Arius hob seinen Arm zum Abschiedsgruss und stapfte davon, die Heil und Hochrufe seiner neuen Anhängerschaft mit auf den Weg nehmend. Die Angst von Waloritas war nicht mehr so latent wie vorher, dafür hatte Arius gesorgt. Aber es war schwierig sich vorzustellen wie das alles von Staten gehen sollte. Sein Fanatismus hatte abgefärbt und die Krieger waren absolut auf Linie getrimmt. Niemand von den Kommandanten wagte es im Nachhinein zu widersprechen oder zu mosern. Sie waren Soldaten und Arius nun ihr Herr und Meister, daran gab es nichts mehr zu rütteln. Arius schwebte wie auf Watte in sein neues Quartier, er hatte sich natürlich in Michaels Behausung niedergelassen und jede Menge Wachen davor platziert. Nicht das er sich unmittelbar bedroht fühlte. Es gehörte eben einfach zum guten Ton, dass unübersehbar viel Personal damit beauftragt wurde ihn zu beschützen. Er setzte sich mit Bedacht auf den großen Sessel und faltete die Hände würdevoll vor seiner Brust. Sie ruhten auf dem kühlen Stahl und die Beine darunter. So wollte er schon immer arbeiten, an einem schönen Schreibtisch, die kommende Schlacht überdenken und danach als Kämpfer und Anführer den Plan umsetzen. Natürlich wurde es ihm schon nach wenigen Minuten zu langweilig und kannte ohnehin jedes Detail in diesem Raum.
[email protected] 144
Autor Stephan Schneider Also las er alle Berichte der Crew, die eingegangen waren, als er mit Uriel unterwegs war. Dabei fand er natürlich auch jede Menge Randmeldungen und Unwichtiges, was man als Heerführer sonst nie zu lesen bekam. Z.B. die starke Zunahme der Abwasser- und Abfallmenge, die kaum bewältigt werden konnte. Das etliche Centurionen zu spät zum Dienst erschienen waren, weil sie sich an Bord der riesigen Station verirrt hatten, Berichte aus dem Lazarett usw. Arius wollte die Dateien schon wieder schließen, da las er noch eine scheinbar belanglose Meldung. Sie kam aus den Küchen und den Treibhäusern, da gab es folgendes zu lesen: .... sind aufgrund des übereilten Abflugs von der Erde nicht alle Lebensmittelvorräte ausreichend gesäubert worden. So gerieten Hornissen mit an Bord und dieser Plage werden wir nicht mehr Herr. Es handelt sich dabei ausgerechnet um besonders gefährliche Exemplare, deren Gift lähmende Wirkung hat. Da wir nur über begrenzte Vorräte verfügen ist ein Austausch nicht mehr durchführbar. Der Einsatz von Giften daher unmöglich. Wir empfehlen die verseuchten Räume nur noch mit Schutzanzügen zu betreten und nach dem Verbrauch der Lebensmittel die Räume zu evakuieren..... Arius dachte nach und das nicht besonders lange. Hornissen waren ebenfalls Tiere denen man mit Geruch alles befehlen konnte, dass hatte ja mit den Ameisen damals auch geklappt. Er sah sich den Bericht noch mal etwas genauer an, um zu erfahren wo diese Bereiche lagen. Er wollte es einfach versuchen und herausfinden ob seine Idee funktionierte. Falls ja, wären die Möglichkeiten ungleich besser, als es eben noch schien. Mit hastigen Schritten eilte er zum Transportsystem und lies sich zu den Gewächshäusern bringen. Davon gab es über 20 Stück an Bord. Schön verteilt und in rotierenden Trommeln untergebracht. Das war nötig um die Pflanzen wachsen zu lassen. Ohne simulierte Schwerkraft hätten die Wurzeln nicht gewusst wo oben und unten ist. Die Warnung an der Eingangstür las sich Arius nur kurz durch. Er wusste ja worum es ging. Die Türen öffneten sich und er sah erst in einen kleinen Vorraum. Eine Art Schleuse um zu verhindern, dass etwas ungewollt entwischen konnte. Er betrat den Raum und versuchte sich auf seinen Geruch zu konzentrieren. Ihm fehlte ja die Fähigkeit sich per Gedankenkraft einen Zugang zur Königin zu verschaffen. Hinter ihm ging das Schott zu und kurz danach öffnete sich die eigentliche Eingangstür. Ihm schlug direkt das feuchtwarme Klima des Gewächshaus entgegen. Hier wuchsen also die unersetzlichen Leckereien und Nährstofflieferanten, die man nicht kopieren konnte oder wollte. Arius entdeckte einige Bananenbäume, Ananas, Papayas, Zitrusfrüchte und die Pflanzen der Priester. Anscheinend hatte Pandora hier ebenfalls einen Vorrat an Weihrauch und anderen bewusstseinserweiternden Substanzen anlegen lassen, um sich wie gewohnt zu berauschen. Natürlich wusste Arius ganz genau, dass es ihm streng verboten war sich an den Pflanzen der Götter zu bedienen, aber er wischte dieses Tabu achtlos beiseite. Er ging einen Schritt nach vorne und hinter ihm schloss sich die Tür. Es war beinahe lautlos hier drin, nur die Lampen für die künstliche Beleuchtung und das Kugellager für die Rotation summten noch vor sich hin. Arius überlegte welche Drogen er sich nun einfahren sollte, um seine Gedanken auf die Reise schicken zu können. Die Pilze lachten ihn ebenso an wie das Harz in den Blüten der Weihrauchpflanze. Oder vielleicht eine von den vielen Wurzeln?? Was Arius nicht wusste war, dass es weder Zufall noch ein Missgeschick war, dass hier Hornissen ihr Nest gebaut hatten. Die Priesterinnen hatten sie als Wächter ihres Gartens platziert, damit eben kein Unwürdiger hier freveln konnte. Dieses Gewächshaus war für jeden Mann unübersehbar als gefährlich deklariert worden und niemand von der Crew hätte freiwillig seinen Fuß hinein gesetzt. Nun hatte der Held sprichwörtlich die Qual der Wahl, doch keine Zeit um sich durchzuprobieren. Arius wusste nur zu gut welche schlimmen Erfahrungen er beim letzen Mal mit dem gestohlenen Weihrauch gemacht hatte. Ihm war völlig klar, dass die Sterne sich keine Macht entwenden lassen. Sie schenken gerne, aber bestrafen jeden, der noch nicht reif für dafür ist und nicht warten kann. Arius dachte nach, er stellte sich vor, wie viele seiner Krieger während der Invasion ihr Leben verlieren würden und wie er sie alle retten könnte. Nur ein kleiner Biss, oder ein tiefer Lungenzug und alles wäre in bester Ordnung. Innerlich rückte er sich den Diebstahl dann einfach so lange zurecht, bis er darin keinen Frevel mehr sah, sondern eine edle Tat am Kameraden. Er nahm einfach von allen Früchten ein bisschen, das Harz von den Blüten, einen von den roten Fruchtkörpern des größeren Pilzes, dann die kleinen weißen Pilze, ein paar rote Beeren, das hübsche Bilsenkraut und den stacheligen Apfel. Nun hielt er alles in Händen und trug es davon. Er ging schnell in eine der Transportröhren und fuhr damit zu seinem Quartier. Er nahm seinen Pokal und warf alles hinein, schüttete Ambrosia dazu und stellte es dann auf eine der beheizbaren Platten. Eifrig rührte und zerstampfte er alles und brachte den Sud stetig zum kochen. Sämtliche Wirkstoffe hatten sich nun weitestgehend gelöst und miteinander vermischt. Arius hielt den Pokal in Händen, die Hitze machte ihm ja nichts aus und ohne eine Mine zu verziehen, trank er das siedend heiße Gebräu in einem Zug. Dann legte er sich hin und wartete darauf was passieren würde. Noch knapp 11 Stunden hatte er Zeit, um den Lauf der Dinge zu ändern. Zeit genug um es zu schaffen, fragte er sich. In seinem Magen rumorte es schon und Hera erschien ihm.
[email protected] 145
Autor Stephan Schneider „Ach mein lieber Arius,... jetzt is aber wirklich Schluss. Den Apfel hättest du nicht nehmen dürfen, schon gar nicht ihn hinunterschlürfen. Du solltest wissen, dass mit jedem Bissen, den du dir genehmigst, und nachher in der Schlacht befehligst, ein Teil von dir nun sterben muss, und das wird wahrlich kein Genuss. All meine Mühe war vergebens – so war es schon zeitlebens. Einen Tag lang wirst du weinen, alle Qualen teilen. Nie mehr wirst du sein wie früher, nie mehr sein wie deine Brüder. Der Ungehorsam trennt euch nun, .... lass ab von deinem Tun. Es ist zum Scheitern schon verurteilt, egal wie sehr ihr euch beeilt. Ein schlimmes Ende wird es mit dir nehmen, denn du wirst NIE lernen zu vergeben!“ Arius musste natürlich kichern, weil Hera in Reimen zu ihm sprach, doch das Lachen sollte ihm bald vergehen. Seine Kehle war trocken und ebenso sein Mund. In ihm stieg eine Hitze empor und kalter Schweiß brach ihm aus. Nun fingen die Halluzinationen an und immer mehr entschwand er der Wirklichkeit. Der kleine Apfel mit den spitzen Dornen war in der Tat eine weitere Falle für allzu neugierige Besucher. Es war die gleiche Droge, die sich die Titanianer in ihren Trank mischten und sie zu absoluter Raserei brachte. Arius wusste das natürlich nicht und um sich zu übergeben war es schon zu spät. Das Atrophien lähmte schon alle seine Funktionen, aber sterben durfte er nicht. Was damals auf der Insel nur wenige Augenblicke gedauert hatte, mutierte nun zu einem nicht enden wollenden Horrortrip. Keine negative Welle, die er nicht ertragen und schlucken musste. Er fiel in einen See aus brennenden Exkrementen und Monster zogen ihn in die Tiefe. Sein Geist war viel zu schwach um sich zu wehren und musste alles über sich ergehen lassen. Wie ein schwarzes Loch sog sein Verstand alles Schlechte in sich auf. Jede dunkle und schlechte Regung, jeder negative Gedanke floss in ihn hinein und färbte seine Seele immer schwärzer. In seinen Visionen erlebte er die Folterqualen der gefangenen Krieger und den Schmerz aller Mütter während der Niederkunft. Nichts blieb ihm diesmal erspart. Von A bis Z durchlebte er nun die schlimmste aller denkbaren Strafen und jede Sekunde wurde zu einer Ewigkeit. Als die Wachen draußen seine Schreie vernahmen, gerieten sie in Panik und riefen den Captain. „Hier geht etwas merkwürdiges vor sich, ETWAS schreit und jammert fürchterlich hinter dieser Tür. Was sollen wir tun?“ „Ist jemand bei ihm?“: fragte Waloritas besorgt und bekam eine verneinende Antwort. „Dann lasst ihn alleine, lasst auch niemand zu ihm... vorerst!“: befahl der Captain und sprach dann zu Lemonides:„ Das ist vielleicht nur ein Trick um uns zu testen. Wir warten einfach bis zum Angriffstermin und sehen dann nach ihm“. „Ich stimme ihnen da voll und ganz zu. Wenn sich unser neuer Befehlshaber den Magen verdorben hat, ist das eben sein Problem“. Und so vergingen die Stunden. Die Truppen waren bereit für den Angriff und nur einer fehlte noch. Doch der so arg vermisste war voll und ganz damit beschäftigt mit Schaum vorm Mund über den Boden zu schweben. Immer wieder bäumte sich sein Körper auf und versuchte das Gift loszuwerden. Natürlich hatte Arius seinen Mageninhalt schon längst im Zimmer verteilt und durch alle Poren floss kalter Schweiß. Die Kombination der Inhaltsstoffe war so fatal, dass sich die Wirkung immer weiter potenzierte. Sein Verstand spielte mit sich selbst verstecken und kaum hatte er sich für eine Sekunde einen sicheren Platz erdacht, wurde er von seinem eigenen Bewusstsein verraten. In allen Variationen war er schon abgeschlachtet worden und danach wieder auferstanden. Kein Leid, keine Qual blieb ihm verborgen und jede einzelne Nervenzelle war davon betroffen. Als er sich nach über 10 Stunden immer noch nicht gemeldet hatte, befahl Waloritas in sein Quartier einzudringen und nachzusehen was geschehen war. „Hier spricht der Captain, verschaffen sie sich Zugang in die Unterkunft und stellen sie fest wer da so entsetzlich stöhnt“. „Wie sie befehlen“: war die Antwort und sogleich machten sich die Gardisten daran diese Order auszuführen. Die Tür öffneten sie mit einer Art Generalschlüssel und augenblicklich ging sie auf. Der gesuchte Mann schwebte mit deaktivierten Stiefeln in der Mitte des Raumes und brabbelte im Drogenwahn wirres Zeug vor sich hin. Das Erbrochene war teilweise als kugelförmige Flüssigkeit noch in der Luft bzw. an den Wänden verteilt. Ein unglaublicher Gestank schlug den Wachen entgegen und hielt sie davon ab auch nur einen Schritt näher ran zu gehen. Wie jeder kluge Soldat gehandelt hätte, so lösten auch diese hier ihr Problem. Sie meldeten die Sachlage an ihren Vorgesetzten und ließen Waloritas wissen, dass hier unzweifelhaft etwas sehr ungewöhnliches passiert sein musste. „Ich glaube der Mann braucht dringend medizinische Hilfe, am besten sie kommen selbst mal hierher und sehen sich das an. So was hab ich noch in meinem Leben gesehen“. „Jetzt machen sie mich aber doch neugierig... ich komme zu ihnen. Schließen sie die Tür und sorgen sie dafür, dass niemand einen Blick darauf werfen kann. Am besten sie riegeln den gesamten Bereich ab!“: meinte Waloritas und sah verblüfft zu seinem Adjutanten. „Ob er sich an Bord des feindlichen Trägers mit einem unbekannten Krankheitserreger infiziert hat?“: mutmaßte er dann besorgt. „Es wäre durchaus denkbar, dass er sich etwas eingefangen hat. Wir müssen ihn isolieren!“: forderte Lemonides mit Nachdruck.
[email protected] 146
Autor Stephan Schneider „Zu spät... vielleicht... sind wir alle schon infiziert und werden in Kürze ebenfalls erkranken...“: meinte der Captain sehr besorgt, dann schaltete er seine Sprechanlage ein, drücke einen Knopf und sprach: „Den Chef der medizinischen Abteilung sofort zu mir!“ „Was machen wir mit ihm wenn er wirklich etwas hat. Etwas wogegen man nichts machen kann?“: wandte Lemonides scharf ein. „Wir werden sehn, erst mal müssen die Mediziner ran. Vielleicht ist es auch nur eine Art Verpuppungsstadium für eine weitere Entwicklungsstufe ( Sein Adjutant verschränkte die Arme und zog ungläubig den Kopf zurück, Waloritas bemerkte es sofort und sprach etwas lauter weiter ) schauen sie mich nicht so abwertend an. Sie haben doch selbst miterlebt was hier in den letzten Wochen alles passiert ist. Zuerst der Hellseher und Gedankenleser, dann diese 5 Helden und ihre Priesterinnen. Einer von denen bringt den Reaktor zum laufen und dann fangen sie alle miteinander an zu leuchten. Und so weiter und so weiter. Ich habe in dieser Zeit eines gelernt: glaube das unglaubliche! Ich bin mir nicht wirklich sicher ob dieser Arius wirklich sterbenskrank ist. Vielleicht fehlt im ja auch die Nähe der anderen. Eine von den Priesterinnen zum Beispiel“. „Das sind jetzt aber doch ziemlich wilde Spekulationen Captain!“: warf Lemonides ein und prompt brachte sein Chef ihn zum schweigen:„ Können sie etwa handfeste Beweise vorlegen, oder mit Fakten aufwarten... wir gehen jetzt zusammen runter und sehen nach. MIT den Medizinmännern!“ Lemonides zuckte kurz zusammen und nickte dann nur versöhnlich. Er war gereizt wie alle an Bord und nicht gut auf Arius zu sprechen. Immerhin hatte der ja eine große Offensive angekündigt und lag nun verkotzt in seiner Bude. Doch wie gewohnt schluckte er das alles hinunter und wartete mit seinem Captain auf den Chefarzt der Station. Dr. Hopokrites, so hieß der gute Mann, lies sich auf dem Weg zu seinem Patienten alles erklären, was die beiden wussten. „Ich habe keinerlei Erfahrung mit so etwas, meine Herren. Vielleicht sollte man die ganze Sektion isolieren und danach mit Vollschutzanzug ein paar Proben nehmen. Wenn es wirklich eine bakteriologische oder virulente Verseuchung gibt, muss der Mann völlig isoliert werden! Gibt es eine Möglichkeit eine Sichtverbindung zu ihm zu bekommen, über eine Überwachungskamera vielleicht?“ „Nein, dieses Quartier ist aus Sicherheitsgründen nicht verkabelt oder verwanzt worden. Wir könnten ein Loch durch die Tür bohren und mit einer Kamera hinein filmen. Aber das dauert viel zu lange. Den Schilderungen der Wachen zufolge muss der Mann schwer krank sein“. „Seit wie vielen Stunden geht das jetzt schon?... Über 9 Stunden wenn ich mich nicht irre! Da kommt es auf ein bisschen mehr auch nicht an. Immer noch besser, als wenn wir alle nachher erkranken“: sagte der Doktor tiefsinnig und ergriff dann sein Kommunikationsgerät:„ Hier spricht Dr. Hopokrites, sofort einen Mann in Vollschutz und ein Entseuchungsteam zum Quartier für die höheren Offiziere. Beeilung bitte“. Das Trio erreiche nun den Ort des Geschehens und während sie auf die Fachleute warteten, lies sich der Doktor noch einmal alles von den Wachen erzählen. Nachdem diese alle Eindrücke geschilderte hatten, diagnostizierte der Doktor eine Vergiftung mit kolikartigen Schmerzschüben. „Das würde das Erbrechen und den extremen Schweißgeruch erklären... was genau vorliegt kann ich aber erst sagen wenn ich den Mann untersucht habe. Aber was ich so von ihnen gehört habe, ist eigentlich ein Indiz für ein Gift, welches der Körper loswerden will!“ „Und der Schaum vorm Mund... könnte doch auch Tollwut sein!“: meinte der Captain dann noch etwas naiv. „Das glaube ich nicht. Tollwut hat auch noch andere Indikatoren als Schaum vor Mund. ... Ah da kommt ja endlich das Spezialistenteam“. Während Hopokrites seinen Leuten erklärte was zu tun war, nahm Waloritas Lemonides beiseite und sagte zu ihm:„ Ob jetzt Tollwut oder faule Muscheln, mir egal! Wir können auf jeden Fall damit rechnen, dass die Invasion ohne Arius stattfinden wird!“ „Aber wer soll das Kommando dann übernehmen, Sauhlt ist im Arrest und ich glaube nicht dass es gut wäre, wenn wir ihn da jetzt einfach raus holen!“ „Ich habe einst den Mann da drin aus Sauhlt’s Haft befreit, jetzt befreie ich Sauhlt aus seiner Haft. Lassen sie ihn frei und erklären sie ihm nur das nötigste. Die Truppen stehen bereit und wollen angreifen. Wir setzen den Angriff fort!“ „Wie sie befehlen!“: erwiderte Lemonides und hetzte schnell in die Kommandobrücke. Von dort folgten alle weiteren Befehle, sowohl an die Wachen die Sauhlt aus seiner Zelle entlassen sollten; als auch an die Navigationskontrolle. Der Atlas musst sich ja noch auf seine Ziele ausrichten. Der Zeitplan verschob sich insgesamt nicht um eine Sekunde. Eine Meldung an die Kommandanten der Monde gab es daher nicht. Auch sonst wurde niemand über die Probleme mit Arius informiert. Das hätte nur unnötig Staub aufgewirbelt und ob nun Arius oder Sauhlt in einer der Landefähren sitzen würde, war gleichgültig. Gerade als er alles erledigt hatte, kam der Captain leichenblass ins Kontrollzentrum gerannt. „SEINE AUGEN!! Bei den Sternen was ist nur mit ihm geschehen!“: stammelte er völlig fassungslos. Dann brach er zusammen, begann zu zucken und mit den Armen um sich zu schlagen. Ebenso wie Arius schwebte sein Oberkörper im Raum. Seine Stiefel hielten ihn am Boden fest, so das er nicht freischwebend weggleiten konnte. Die Crew im Kontrollraum sah sich fassungslos an und außer Lemonides konnte niemand etwas tun.
[email protected] 147
Autor Stephan Schneider Der Stellvertreter des Captains stürzte zu ihm hin und hielt ihn fest. Erst als die übrigen im Raum den ersten Schock überwunden hatten, konnten sie aktiv werden und alles ging wild durcheinander. Eine Meldung des Chefarztes überschnitt eine Anfrage von Sauhlt, was passiert sei. Parallel dazu sprachen alle durcheinander, riefen nach Hilfe, medizinischer Versorgung für den Captain und natürlich völlig unpassenden Fragen à la Was ist denn mit ihm? Für mindestens 2 Minuten herrschte Planlosigkeit und Chaos. Schließlich war es Lemonides, der dem chaotischen Treiben ein Ende setzte und laut seine Stimme erhob:„RUHE! Verdammt noch mal! Commander Sauhlt kommen sie bitte zu mir auf die Brücke. SIE auch Dr. Hopokrites!“ Kurz darauf erschien ein Trio aus Sanitätern und einem Arzt. Sie untersuchten den Captain und stabilisierten seinen Kreislauf. Er stand unter einem schweren Schock. Man schnallte ihn auf eine Trage und brachte ihn weg. Gerade als sie durch den Eingang gehen wollten, kam der Doktor auf die Brücke. „Was ist mit ihm passiert?“: fragte er sofort. „Das müssen sie mir sagen. Er kam rein, stammelte etwas von SEINEN Augen und trat dann geistig weg. Es war wie ein epileptischer Anfall, wenn sie mich fragen. Was ist mit dem Helden? Was hat Arius?“: entgegnete Lemonides etwas gereizt. Er merkte wie ihm die Dinge entglitten und alles unaufhaltsam ins Chaos trieb. „Was ihm fehlt weiß ich auch nicht, .. noch nicht. Es ist merkwürdig... sehr merkwürdig. Seine Augen sind pechschwarz bzw. leuchten intervallartig auf. Dann schießen Blitze aus den Pupillen und außerdem zittert er am ganzen Leib. Ich bin mir nicht mal sicher ob das überhaupt noch Arius ist! Der Captain hat vielleicht etwas in seinen Augen gesehen... etwas was so schrecklich war, dass er zusammengebrochen ist. Vielleicht haben die Titanianer eine neue Waffe zu kreiert.... Ich habe mit so etwas keine Erfahrung. Wir brauchen eine von den Priesterinnen, nur sie können da etwas machen“. „WIR haben aber keine!“: schrie Lemonides ihn an. Er fuhr sich durchs Haar und war selbst nahe daran zusammenzubrechen. Der Antrieb lief bereits und der Atlas dreht sich in Schussposition. Die Soldaten marschierten mit voller Bewaffnung in die Fähren und machten sich bereit zum Angriff. Überall herrschte Hochbetrieb und nervöse Anspannung. Themitos und Ralton waren ebenfalls darunter. Sie sollten mit der ersten Welle rein gehen und einen Hangar erobern. Möglichst intakt und noch benutzbar. Den sollten sie sichern und der nachrückenden Truppe den Weg ebnen. „Männers! Macht euch fertig, wir werden jetzt gleich da runter rauschen und in das schlimmste Gefecht verwickelt werden, dass man sich überhaupt vorstellen kann. Ihr denkt vielleicht das wäre jetzt nur so ein Spruch und alles halb so wild. Oh nein, ihr werdet sehr bald wissen warum wir euch in der Ausbildung so hart rannehmen. Jetzt könnt ihr beweisen ob ihr es wert seit, oder ob das reine Zeitverschwendung war“: lies Ralton die Männer wissen, bevor sie gemeinsam in den Transporter stiegen. Bei Manchem schienen die Stiefel voll mit Blei zu sein und schwer wirkten deren Schritte. Auch Themitos ging es so und er ärgerte sich darüber, dass er das alles hier auch noch freiwillig machte. Sein Heldenmut und alles was damit zu tun hatte war wie vom Erdboden verschluckt. Doch von hier gab es kein Entrinnen. Wie eine Maschine lief die ganze Vorbereitung ab, präzise und geordnet, Die Heroen nahmen ihre Plätze ein, schnallten sich an und mussten warten. „Hey Commander, was denken sie? Kriegen wir das hin?“: sprach einer aus der Menge zu Ralton. Der wandte sich um und sah in aufmerksame Gesichter. Man hörte niemanden mehr sprechen, alle warteten gespannt auf die Antwort. „Ruhig jetzt, ob wir das schaffen wissen nur die Sterne. Wenn ihr vergessen habt ein Testament zu schreiben, kann ich euch jetzt auch nicht helfen. Alles bereitmachen zum Abheben und danach klar zum Aussteigen und Kämpfen“. Als Sauhlt in Begleitung von zwei Wachen den Raum betrat, wollte auch er natürlich erst mal wissen was los war. Das etwas passiert sein musste, wussten schon viele an Bord. So ein Vorfall blieb natürlich nicht lange geheim und geisterte in der Station umher. „Commander Sauhlt, Arius ist ... ausgefallen. Der Captain ebenso. Liegen beide auf der Krankenstation, wir vermuten eine Krankheit und haben sie isoliert,... wir stehen kurz vor dem Angriffsbeginn und sie sollten zu ihren Männern ... um den Angriff zu führen“: sprach Lemonides etwas abgehackt. „Ach ja... wie ist denn der Plan?“: fragte er und sah sich an was vorging. Mit wenigen Blicken war er im Bild und meinte:„ Der Angriff wird wie geplant fortgesetzt. Leiten sie genau nach Zeitplan den Beschuss der feindlichen Anlagen ein und informieren sie die ... ach lassen sie.. das mach ich besser selbst“. Danach gab er einem der Brückenoffiziere einen Wink und lies einen Kanal an alle Einheiten und Schiffe öffnen:„Hier spricht Commander Sauhlt. Ich übernehme das Kommando über unsere Einheiten. Arius und Captain Waloritas sind von einer unbekannten Krankheit befallen worden. Es ist bisher nicht erwiesen, ob oder wie, dieses Leiden übertragen wird. Es besteht aber keinerlei Gefahr für uns, da beide isoliert wurden und der Angriff wie geplant durchgeführt wird! Ich vertraue auf den Segen der Sterne und ihren Mut“: sagte er etwas pathetisch und aufmunternd. „Sie waren erstaunlich ehrlich.. ich hätte das nicht erwähnt, das mit der Krankheit!“: kommentierte der Doktor seine Worte und auch Lemonides war etwas erschrocken über die Offenheit des Commanders.
[email protected] 148
Autor Stephan Schneider „Ich hoffe nur es war wirklich die Wahrheit... und es ist nicht ansteckend. Wie weit sind sie mit den Vorbereitungen der Invasion?“: sagte Sauhlt und sah den Stellvertreter des Captains fragend an. „Ich habe das Ausrichtungsmanöver bereits angeordnet. In genau (er sah auf den Countdown) 20 Minuten wird das erste Ziel unter Feuer genommen. Es sind 4 Radaranlagen und Landeplätze. Der Reaktor hat bereits volle Leistung und ist bereit zum Feuern“ Sauhlt nickt zustimmend und rieb sich vor Freude schon die Hände. Sein ärgster Widersacher lag als sabberndes Wrack auf der Krankenstation und Waloritas war ebenfalls ausgefallen. Nun saß er fester denn je im Sattel. Aller Ruhm würde ihm allein zufallen und vielleicht sogar ein neuer Posten. Gouverneur des roten Planeten vielleicht oder ... Oberbefehlshaber der Invasionsstreitmacht für die bevorstehende Offensive gegen die feindlichen Basen im Asteroidengürtel. Das die neue Serie so jämmerlich versagt hatte, war da nur noch die Kirsche auf der Sahne. Wie waren sie doch so hochgelobt und protegiert worden, jetzt lag das Prachtexemplar flach und konnte nicht mitstürmen. Was für eine Blamage für ZEUS. Der Countdown verrann unaufhaltsam und alles war bereit zum Sprung, nur von seinen Helden war keiner dabei. Die Besatzung in den unterirdischen Gewölben auf dem roten Planeten schoben Dienst nach Vorschrift, keiner von den Berserkern rechnete mit einer Offensive. Jetzt wo alle atlantanischen Träger wieder abgezogen waren und die Erde als nächstes bombardiert werden sollte, glaubte hier niemand an Gefahr. Die Bewegungen der drei Himmelskörper über ihnen wurden nur oberflächlich registriert. Zwei davon waren ja schon immer um den Planeten gekreist und der dritte angebliche eine mobile Versorgungsbasis. Alles lief hier in gewohnt ruhigen Bahnen, fast schon könnte man sagen die Berserker waren von einer geradezu himmlischen Ruhe und Zufriedenheit beseelt. . Die Strategen und Priesterinnen an Bord der Centaurius spürten ebenso eine unheimlich angenehme Veränderung. Pandora bemerkte es als erste und nahm Kontakt zu den anderen auf. „Spürt ihr es auch... diese wundervolle Wärme ... so ein schönes Gefühl habe ich noch nie erlebt. Es ist so herrlich angenehm“: schwärmte sie in ihren Gedanken vor sich hin. Michael kribbelte es ebenfalls so schön warm am ganzen Körper. „So positiv habe ich es früher nie empfunden... wir sind auch noch zu weit weg von der Erde. Aber wenigstens können wir wieder in Gedanken zueinander sprechen...(seine Gedanken stocken kurz, als ihm ein warmer Schauer des Wohlbehagens vom Kopf bis Fuß durchflutete ) arrgghh jetzt weiß ich was du meinst... es ist herrlich... diese Wärme und Liebe. Ich fühle nur noch positive Wellen und Energien, als wenn alles böse und negative verschwunden wäre.. geht es euch auch so?“ „Ja Bruder genauso fühlt es sich an .. alles ist voller Harmonie und Licht. Irgendetwas hat die Realität verändert. Es ist nichts Schlechtes mehr in der Welt. Alles ist durch und durch gut... wer hat das wohl verursacht?“: fragte Raphael und Daphne erkannte es noch besser:„ Das schlechte und dunkle muss an einen anderen Ort gezogen worden sein,... deshalb ist hier nur noch Licht und Wärme. Womöglich steht uns ein weiterer Sprung in der Entwicklung bevor! Wir müssen uns vorsehen,... diese Wellen der Harmonie und Liebe könnten bald wieder zurückfluten und alles ins negative verkehren. Man kann das Böse und Schlechte nicht vernichten und abschaffen, es ist die Hälfte allen Seins. Es kann nicht wirklich weg sein.... irgendwo steckt es. Und ich möchte jetzt nicht dort sein...“ Auch Thor und Loki fühlten eine starke Veränderung. Da Arius alles an Hass und dunklen Gefühlen in sich aufgesaugt hatte, wurden die Titanianer, die sich der Erde näherten, von reiner Liebe erfasst und durchflutet. Mit jeder Sekunde wurde dieser Strom durch jede Faser des Körpers stärker und drehte alles in ihnen um. Der Teilchenstrom und die energiereichen Wellen veränderten ihr Denken und Streben in jedweder Hinsicht. Als sie sich der Sonne noch weiter näherten, wurden auch sie von Gefühlsschauern durchgeschüttelt und alles was sie vorher zu den abscheulichsten Taten verleitet hatte, fiel von ihnen ab. Es war als ob eine bleierne Weste von ihren Schultern genommen wurde und alle Berserker inklusive Wotan und Loki konnten sich dem nicht entziehen. Es schien als ob sie vorher die Tollwut gehabt hätten und nun geheilt waren. Wie Schuppen fiel es ihnen von den Augen und alle Ungeheuer waren von reinster Liebe durchdrungen. „Wotan mein lieber Wotan...“: stammelte Loki ganz gerührt und weich in die Sprechanlage. „Ich fühle mich so verändert... so gut wie noch nie in meinem Leben. Ich bin absolut wunschlosglücklich... können wir nicht hier bleiben und einfach so dahinschweben... ruf doch die Atlantaner an und mach Frieden mit ihnen. Es is grad so schön hier... ich will nicht mehr in den Krieg ziehen. Es ist so wundervoll einfach nur hier zu sein“: schwärmte Loki seinem ärgsten Widersacher vor. Wotan brauchte aber gar nicht mehr überzeugt werden, er war selbst absolut selig und ausgefüllt. Noch nie hatte er diese tiefe innere Befriedigung erlangt, absolut im reinen mit sich und der Welt, wollte er einfach nur so daliegen und seinen Geist auf die Reise schicken. Hin zu den Gestaden einer schönen Insel, oder an die Ufer eines Sees zu Füßen eines schneebedeckten Gipfels. Er musste sich erst mal aufraffen, um überhaupt einen Befehl geben zu können. Diese Glückseeligkeit lies überhaupt keine Aktionen mehr zu, man war gefangen in einem Netz aus Harmonie und Entspanntheit. Auch die übrigen Berserker waren voll und ganz auf diesem Trip gelandet.
[email protected] 149
Autor Stephan Schneider Sie schwebten einfach nur so durch den Raum und ließen sich von ihrem Gefühl mitreißen. „An den Oberbefehlshaber der atlantanischen Flotte... wir möchten sie ersuchen die Kampfhandlungen einzustellen und keine weiteren aggressiven Aktionen mehr zu unternehmen. Wir werden ebenfalls alle Feindseligkeiten einstellen und unseren Angriff abbrechen.... Etwas wunderbares ist passiert und alles ist verändert... Wir werden unseren Flug auf die Erde nicht weiter fortsetzen und auf einen Parallelkurs gehen. Bitte teilen sie uns mit, wo und wann wir Verhandlungen aufnehmen können“: säuselte Wotan fast so wie ein leicht angetrunkener Mann zu seiner Geliebten. Als Michael und alle anderen diese Nachricht empfingen, wussten auch sie direkt, dass sich wirklich alles geändert hatte. Nur war es für sie fast zu schön. Michael traute wohl den Titanianern, aber der Situation nicht. Für ihn lief es zu einfach und irgendwo erwartete er einen großen Haken. Diesmal war er wirklich etwas ratlos und suchte ganz bewusst den Beistand seiner Brüder und Schwestern im Geiste. „Was haltet ihr davon? Sollen wir es wirklich glauben... Nach so langer Zeit nun ein Brückenschlag über alle Gräben hinweg... ich muss gestehen, dass es mir einfach zu perfekt erscheint. Dem Wellenberg folgt unweigerlich das Wellental...Was denkt ihr über das Angebot?“: fragte Michael und Gabriel antwortete:„ Laut meinen Anzeigen haben die Titanianer ihren Kurs verändert und alle ihre Jagdmaschinen zurückbeordert... Ich plädiere 100% für eine sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen... So eine Chance bietet sich uns nur einmal ... ich riskiere lieber eine schwierige Verhandlung, als einen Krieg fortzuführen, der ohnehin ein überholter Anachronismus geworden ist. Wir sollten sofort Arius informieren, damit er die Invasion unterlässt und natürlich Gaia unterrichten. Sie muss wissen was geschehen ist und persönlich mit Wotan reden... Schließlich ist sie die höchste Instanz für uns“. „Raphael was denkst du...? Und ihr Pandora was ratet ihr mir?“: wandte sich Michael an die anderen und auch sie stimmten mit Gabriel überein. Also wurde es so gemacht. Zuerst sendete Michael eine Nachricht an den Atlas, nicht ahnend was dort alles geschehen war. Da die Station zum Zeitpunkt der Übertragung auf der abgelegenen Seite des Planeten schwebte, verzögerte sich die Nachricht um entscheidende Minuten. Sauhlt’s Befehle waren befolgt worden und das erste, vorbereitende Bombardement stand unmittelbar bevor. Da die Kommandanten der beiden Monde die Nachricht an den Atlas zwar empfangen, aber nicht schnell genug entschlüsseln konnten, waren auch sie nicht in der Lage etwas zu unternehmen. Niemand von ihnen rechnete mit einer so entscheidenden Wendung der Dinge. Gaia war ebenfalls über alle Maßen überrascht, als sie von Michael erfuhr was geschehen war. Ihr oberster Kriegsherr und Heerführer sprach nur wenige einleitende Worte und lies danach das Band mit Wotans Angebot abspielen. „Ich kann das jetzt nicht so schnell entscheiden, Michael... Der Rat,... die Senatoren sind in alle Winde zerstreut.... Ich muss erst den großen Rat einberufen und abstimmen lassen“. „Kanzlerin! Ich bitte euch inständig dieser Offerte eine schnelle Antwort folgen zu lassen... zumindest müssen wir Verhandlungsbereitschaft erkennen lassen... Bis alle Senatoren wieder an der Tafel sitzen kann es zu spät sein. Die Dinge nehmen derweil vielleicht einen anderen Lauf und diese einmalige Chance ist vertan“: warf Michael beinah entsetzt ein, als Gaia’s Antwort bei ihm eintraf. Auch Daphne und Pandora stimmten ihm dabei zu. „Kanzlerin! Scheinbar stehen die Sterne so günstig wie nie zuvor. Wir müssen diesen Umstand nutzen und dem Tot Einhalt gebieten. Nehmt Michaels Rat an und verfasst eilig eine Antwort an den Obersten der Titanianer. Sollte unser Beispiel hier Schule machen, wäre das ein Zeichen für alle anderen Systeme, die ebenso unter dem Krieg leiden wie wir. Das Schicksal von Milliarden Lebewesen liegt nun in eurer Hand“. Wieder dauerte es ein paar Minuten bis das Funksignal seinen Weg zurückgelegt hatte und die Kanzlerin, mittlerweile durch den Admiral verstärkt, es empfangen konnte. Natürlich war auch Tanruk absolut überwältigt von dieser Wende. Er erinnerte sich sofort an Michaels Spiel mit Typhone. Damals hatte er ja auch einen starken Gegner, scheinbar mühelos in die Knie gezwungen, ohne die Senatorin brutal zu unterwerfen. Vielleicht hatten die Titanianer ebenfalls erkannt wie aussichtslos ihre Lage war. Nur so ganz trauen konnte der Admiral der Sache nicht. Er ging natürlich sofort an einen taktischen Bildschirm und sah sich an, was gerade der Stand der Dinge war. Als er es überblickt hatte sagte er: „Kanzlerin, ich rate ihnen ebenfalls dazu auf Michaels Worte zu hören. Ich weiß nicht genug über Sternenkonstellationen und derlei Dinge, aber wir haben eine sehr gute Verhandlungsbasis und können dem Feind einiges diktieren. Die Alternative wäre, einen Angriff auf die Erde zu riskieren und dabei enorme Verluste einzugehen. Das alles kann verhindert werden, wenn ihr jetzt den Mut habt und eine einsame Entscheidung fällen könnt!“ „Was ist wenn sie uns nur täuschen wollen und nur auf Zeit spielen? Eventuell auf diese Weise die Invasion des roten Planeren verhindern!“: wandte Gaia nachdenklich ein. Sie wusste ja das diese Operation in vollem Gange war und die Erfolgschance hoch standen. Womöglich wollte Wotan hier nur etwas Zeit schinden, um die Verteidigung des Planeten zu verbessern. „Wie sie wissen Admiral, wurde den feindlichen Besatzungstruppen auf dem Planeten vor kurzem Nachschub zugeführt.
[email protected] 150
Autor Stephan Schneider Eventuelle ist der Gegner in diesem Augenblick dabei eine, oder mehrere, neue Waffen zu installieren“: setzte die Kanzlerin ihre Gedankengänge fort. Tanruk konnte ihr darauf jedoch sofort antworten:„ Das ist aber ein sehr schlechter Tausch, wenn ihr mich fragt. Wir müssten eigentlich auf Zeit spielen, weil Wotans Armada zumindest für einen Vorbeiflug Zeit gehabt hätte. Diese Chance hat er nun verspielt. Er hätte einen sehr schmerzhaften Angriff gegen die Erde durchführen können und kann auch nicht wieder zurück in seine Ausgangsstellung. Die haben wir ja schon verriegelt. Die Titanianer haben seit dem Auftauchen der neuen Serie 6 Schiffe verloren, dazu noch ihren Stellungsvorteil nicht nutzen können, mehrere Nachschubkonvois abschreiben müssen und jetzt nicht mal mehr die Möglichkeit sich zu revanchieren. Glaubt ihr wirklich dass wir uns etwas vergeben, wenn wir jetzt eine Gelegenheit nutzen und uns am Verhandlungstisch einigen?“. „Was ist zu verhandeln? Wer bekommt denn nun den roten Planeten, wer hat welche Rechte beim Besiedeln und Schürfen, Korridorfragen für unsere Schiffe, usw. Das alles könnten wir uns ersparen, wenn wir das Angebot ignorieren. Oder noch besser! Michael soll zum Schein auf das Angebot der Titanianer eingehen und sie dann überrumpeln. Parallel wird dazu wird die Invasion vorrangetrieben. Mit den wenigen Titanianer, die danach noch übrig sind, kann man dann immer noch verhandeln“. „Kanzlerin ich bin entsetzt von soviel Zynismus und Hinterlist. So kenne ich euch ja gar nicht. Wie darf ich diese harten Worte verstehen?“ „So wie ich sie ausgesprochen habe! Meine weiche und nachgiebige Art hat mich beinahe zerbrochen, Prax war mir da etwas voraus. Das wird mir nicht noch mal passieren!“: stemmte sich Gaia selbstbewusst gegen den Admiral. Tanruk war wie die Titanianer von einem Gefühl der Harmonie durchflutet und war voll und ganz Pazifist in diesem Moment. Er konnte nicht verstehen wie sich Gaia, seine ach so sensible und ängstliche Kanzlerin, in dieses eiserne, kalte Geschöpf hatte verwandeln können. „Was ist wenn der Rat anders..?“: wollte er fragen, doch die Kanzlerin fuhr ihm direkt dazwischen:„ Der Senat wird nicht schnell genug hier sein und um den großen Rat einzuberufen bräuchte ich noch länger. Ich werde diese Entscheidung einsam und von allen verlassen fällen. Das ist vielleicht meine einzige Chance jemals im Leben etwas bewegt zu haben, auf das ich Stolz sein kann. Zumindest wird man danach anders über mich denken und kein Admiral wird sich jemals mehr gegen seine Kanzlerin erheben“. „Hier geht es aber nicht um Ruhm und Ehre. Hier geht es um das Leben selbst. Sind sie dafür oder dagegen, dass ist hier die Frage!“ Gaia nahm schweigend ihr Zepter und zeigte damit auf die Sonne, welche von draußen in den Raum hineinschien. Dann sagte sie kalt und gebieterisch:„ Ich werde diesen Krieg beenden, aber ohne viel Federlesen und Taktieren. Diesmal werden wir mit den Titanianer so aufräumen, dass wir danach nie wieder Probleme mit ihnen bekommen werden“. Abermals wollte Tanruk einen Einwand bringen, aber er war ganz der pflichtbewusste Soldat und lies sich von Gaia diesen Befehl schriftlich aushändigen. Schließlich war das auch eine Ansicherung für später, wenn man überprüfen würde, was geschehen war. Handschriftlich ergänzte er sogar noch seine Bedenken gegen diesen äußerst harten Kurs und sendete dies an Michael und den Atlas. Als Michael von diesem Hinterhalt erfuhr, brach für ihn eine Welt zusammen, gegen seine innere Überzeugung konnte er nicht handeln und dieser Befehl wanderte daher umgehend in den Papierkorb. Vor lauter Wut hatte er den ausgedruckten Befehl zerknüllt und weggeworfen. „Ob es klug ist sich so offen aufzulehnen, Bruder?“: fragte Gabriel besorgt. „Alles ist klüger, als so ein Befehl. Ich jedenfalls werde einer ausgestreckte Hand nicht das Schwert entgegenstrecken. Hoffentlich ist die Nachricht rechtzeitig zum Atlas gelangt. Warum melden die sich denn nicht?“: meinte er und runzelte besorgt die Stirn. In keiner einzigen Simulation waren sie so gefordert worden. Nie wäre es Genter eingefallen sich solch ein Szenario auszudenken und eine notwendige Befehlsverweigerung einzubauen. Die Nachricht an den Atlas war zwar eingetroffen, jedoch von Tanruks Befehlen nachträglich relativiert worden. Für Sauhlt war es eh keine Frage was zu tun war. „Feuern wenn bereit. Danach an Lucius und Thulimus das vereinbarte Zeichen senden. Ich will das sofort nach den ersten Einschlägen die Landefähren abheben. Alles muss blitzschnell gehen“: sprach Sauhlt aufgeregt und hektisch aus. Von Arius und dem Captain wusste er nur soviel, dass beide in einer Art Schockzustand dahindämmerten. Aber besonders interessiert an diesen Informationen, war Sauhlt ohnehin nicht. Er war gerade in seinen Kampfanzug geschlüpft und hatte sich einen von den großen Transportern bereit machen lassen. Er wollte kurz nach der eigentlichen Landung hinunter auf die Oberfläche fliegen und dort den Angriff leiten. Auf dem Hauptschirm der Kommandozentrale wanderten die Fadenkreuze unaufhörlich auf ihr Ziel zu und als es endlich soweit war, feuerte die Abschussautomatik die Atomgranaten ab. Die Geschosse selbst waren nicht zu sehen und erreichten in weniger als 1 Sekunde ihr Ziel. Eine Abwehr war ausgeschlossen und alles war verglüht, bevor die Verteidiger auch nur hatten reagieren können. Diese erste Explosion erschütterte den unterirdischen Komplex so stark, dass man es auf große Entfernung noch spürte. Die Berserker dachten an ein Erdbeben und gerieten schon etwas in Panik. Die Schleusen senkten sich, um den Luftdruck konstant zu halten, doch die nächsten Einschläge sollten nicht lange auf sich warten lassen.
[email protected] 151
Autor Stephan Schneider Gleichzeitig stieg eine Armada von Landefähren auf und nahm Kurs auf die, zuvor bombardierten, Stellen. Von dort wollten sie sich Zugang zum Tunnelsystem verschaffen, um so unaufhaltsam in die Anlage eindringen. Die Bewaffnung der Bodentruppen lies nichts zu wünschen übrig und alle bekannten Verteidigungsmechanismen konnten damit ausgeschaltet werden. Die gefährlichste Waffe von allen war die Schallkanone. Diese füllte vom Durchmesser her jeden Tunnel aus. Die Seiten wurden natürlich mit ausfahrbaren Wülsten abgeschottet. Dann feuerte die Kanone einen ultrastarken Schallimpuls aus, der jedes Lebewesen entweder betäubte oder umbrachte. Nach drei bis vier Stößen rückte alles nach vorne und sicherte dass so gesäuberte Terrain. „Vorgehen Männer. Auf die Beine und Feuer frei auf alles was sich bewegt“: signalisierte Ralton seinen Leuten. Die wussten auch so schon, dass es jetzt losging. Die Gewehre im Anschlag, die Schutzanzüge angelegt, marschierten sie durch die dunklen Gänge. Nur ganz schwach leuchteten die Infrarotlampen die Schwärze aus. Die Elitesturmtruppen an den Spitzen besaß Schutzhelme mit 3d Unterstützung und Zielhilfen. Auf dem Rücken trugen sie die Gurte mit der Munition und mindestens 6 Granaten baumelten an ihnen herab. Themitos ging in so einer Gruppe und sie tasteten sich langsam vor. Ihm war etwas übel vor Aufregung und das grünliche Bild vor seinen Augen war für ihn irritierend. Vor ihm schritten zwei Mann an der Spitze und deren Leuchtmittel erhellten ihm den Weg. Er selbst hatte das Licht ausgeschaltet, man würde eventuell nach einer Weile froh sein und noch Energie zu besitzen. Keiner von ihnen sagte etwas, nur ab und zu meldete sich Ralton von weiter hinten per Funk und verlangte einen kurzen Rapport. Es dauerte aber ein bisschen bis man den ersten toten Berserker fand. 300 Schritte waren sie gegangen bis sie ihn fanden. Die Leiche dampfte noch etwas und es hatte den Anschein als wären kybernetische Teile explodiert oder verbrannt. Jedenfalls glaubte Themitos solche typischen Brandstellen an den zahlreichen Leichen erkannt zu haben. „Commander hier ist alles frei und sicher. Mehrere Abgänge wären von hier zu erreichen. Schlage vor die Schallkanonen weiter vor zu ziehen“: meldete er dem Commander. „Lassen sie mich lieber die Vorschläge machen. Sie werden sich weiter zum Hangar vorarbeiten und diesen nehmen. Die Schallkanone wird vorerst nicht zum Einsatz kommen. In den Gängen kann es passieren, dass die Welle wieder zum Ausgangspunkt marschiert. Melden sie wenn Feindkontakt oder Einnahme geglückt ist“: sagte der Commander mit forschem Befehlston und lies gar keine Zweifel daran aufkommen wie es laufen sollte. Die Männer marschierten also weiter bis sie auf ein verschlossenes Schott stießen. Aus kleinen Schießscharten wurden sie beschossen und augenblicklich warfen sich alle in Deckung und erwiderten vielfach blind das Feuer. Das Mündungsfeuer der Waffen blendete die Sensoren anfangs und musste erst von der Elektronik kompensiert werden. „Commander hier versperrt uns eine Barriere den Weg. Eine automatische Panzertür mit Bewachung. Stehen unter Beschuss. Erbitte dringend Unterstützung“. „Ein Raketentrupp ist unterwegs. Bleiben sie stehen und warten sie auf dessen Eintreffen“. Themitos und die anderen gingen etwas zurück und wichen dem Feindfeuer aus. Zäh verrann nun die Zeit und stetig hämmerte es in den Nerven der Männer. Explosionen und Erschütterungen ließen alles vibrieren. Das schreckte die Heroen auf und lies sie aufhorchen. Immer näher kam das Geräusch und immer stärker merkte Themitos wie die Erde unter ihm wackelte. Dann wurde es plötzlich wieder hell und er sah schon wieder nichts. „Nicht feuern“ ich wiederhole, nicht feuern! Der Hangar wurde von der anderen Seite eingenommen“: warnte Ralton seine Leute, als er von einem Sub-Commander im Nachbarbereich informiert worden war. Vor ihnen standen Kameraden, die sich freudig mit Themitos und den anderen verbanden. Sie umarmten sich und beglückwünschten einander. Die eine Gruppe hatte vor der Tür den Feind abgelenkt, während die andere scheinbar mühelos vordringen konnte. Eine von den Panzertüren hatte sich hier verklemmt und war nicht zu schließen. Die Heroen hatten so leichtes Spiel und nach ein paar Granaten war der Zugang frei und der Rest ein Kinderspiel. Der Hangar war genommen und schon standen die ersten Fähren an, um ausgeladen zu werden. An Bord weitere Truppen und Waffen, die darauf warteten in den Einsatz geschickt zu werden. Doch bis es soweit war, würde noch ein bisschen Zeit vergehen. Der Atlas folgte seiner programmierten Flugbahn und richtete seine Teilchenbeschleuniger jeweils auf das gerade überflogene Ziel. Da schon beim zweiten Angriff der befehlshabende Berserker getötet wurde, entstand teilweise ein heilloses Chaos und lange bevor alle relevanten Ziele ausgeschaltet wurden, war von einer organisierten Verteidigung nichts mehr übrig. Die Berserker fühlten sich auf verlorenem Posten und ihre Anführer hatten alle Mühe die Disziplin aufrecht zu erhalten. Es schien als, wäre alle Kampfeslust von ihnen abgefallen und einer ängstlichen Agonie gewichen. Die zerstörten Radaranlagen lieferten kein Bild mehr und die Raumhäfen waren ebenfalls ausgefallen. Schon landeten die atlantanischen Legionen und suchten sich einen Weg in den unterirdischen Komplex hinein. Tiefer und tiefer drangen Themitos, Ralton und all die anderen vor. Die Methoden variierten stark und alle Tricks wurden ausgepackt, um voranzukommen. Sauhlt war mitten unter ihnen und ruderte so weit vorne mit, wie es ratsam war. Wie ein riesiges Uhrwerk lief die Invasion ab. Kaum waren die Landefähren ausgeladen, hoben sie wieder ab und flogen zurück.
[email protected] 152
Autor Stephan Schneider Wie an einer Perlenkette aufgereiht, entstand nun ein ständiges kommen und gehen; von den beiden Monden und dem Atlas, hin zum Planeten. Alles lief wie am Schnürchen und durch die allgemeine Verwirrung und das Führungschaos bei den Verteidigern, wurden schnell an allen Landestellen tiefe Einbrüche erzielt. Ferngesteuerte Sprengladungen wurden nach vorne gebracht und die Hohlladungen vor den Stahltüren platziert. Die Schallkanonen rücken stetig nach und putzen die Gänge frei. Dort wo sich Berserker zum offenen Kampf stellten, waren es nur kleine ungeordnete Gegenstöße. Schlecht aufeinander abgestimmt und schnell zum stehen gebracht. Die Stunden verflogen im Nu und als fast ein halber Tag vorbei war, hatten die Legionen die Oberfläche fest im Griff. Was in den untersten Gewölben vor sich ging war Sauhlt nicht bekannt, ebenso was sich an Bord des Atlas mittlerweile ereignet hatte. Er hatte alle seine Sinne auf den Kampf ausgerichtet und verschwendete keinen Gedanken an das, was über ihm geschah. Schon sendete er die ersten Erfolgsmeldungen an die Kanzlerin und begab sich dann in seine Fähre. Für ihn war die erste Phase erfolgreich abgeschlossen und erledigt. Nun wollte er von oben herab alles weitere leiten bzw. erst mal ausruhen. So leicht hatte er sich das alles gar nicht vorgestellt. Schließlich hatten alle gewarnt und hohe Verluste prophezeit, nun war er es, der diese Aufgabe gelöst hatte und weit und breit kein anderer, der ihm den Ruhm hätte streitig machen können. „Der Admiral und die Kanzlerin erwarten eine Bestätigung des Befehls. Michael du musst handeln!“: sprach Raphael besorgt zu seinem Bruder, „Unsere Scanner melden, dass der Angriff auf den IV. Planeten in vollem Gange ist und bisher auf überraschend wenig Widerstand stößt. Unsere Funksprüche werden nicht mehr beantwortet und wir halten immer noch Kurs auf die titanianische Flotte... Jetzt sag doch was Michael!“. Michael hatte den geistigen Kontakt zu seinen Brüdern und Schwestern abgebrochen und war in Depressionen versunken. Sein Verstand wurde nicht mit dieser Situation fertig. Egal was er auch tat, er würde immer eines seiner grundlegenden Dogmen verletzen. Einen Gegner niederstrecken, der sich ergibt, weil es von der Kanzlerin gefordert wurde. Oder eigenmächtig handeln, einen Waffenstillstand vereinbaren und damit Verrat üben. Für ihn gab es da keinen Kompromiss und jede der beiden Möglichkeiten war in letzter Konsequenz unannehmbar. So zögerte er die Entscheidung immer wieder raus, wollwissend dass es nur mehr wenige Stunden dauern würde, bis er zu einer Lösung kommen musste. Innerlich lag ihm indes der Verrat schon näher, da sich dafür nur einer verantworten müsste. Im anderen Fall würde es womöglich zu einer Katastrophe kosmischen Ausmaßes führen und der Krieg noch ewig weiter gehen. Raphael und Gabriel waren da weniger gespalten, für sie war ein Befehl ein Befehl und da gab es überhaupt nichts zu deuten, oder zu verbiegen. Sie waren für den Kampf geboren und erzogen worden, nun taten sie genau das, wofür man sie erschaffen hatte. Das sie innerlich anders dachten und den Frieden vorzogen, spielte da keine Rolle. Die Priesterinnen lagen alle beisammen und meditierten gemeinsam. Pandora und die anderen Astratis-Priesterinnen genossen den reinen Äther, der befreit von allen negativen Einflüssen durch sie hindurch strömte. Ähnlich wie die Titanianer wurden auch sie von den angenehmsten Gefühlen durchflutet und wie üblich verarbeiteten sie die Energie ihrer Schützlinge. Schließlich bildeten alle einen Kreis und öffneten sich für eine Eingebung. Sie wussten ja, dass so ein Zeichen nicht ohne Grund und schon gar nicht ohne Folgen sein konnte. Hinter allem steckte immer ein tieferer Sinn und den galt es nun zu ergründen. In einer Vision erschien ihnen Hera erneut und gab ihren Willen kund:„ Meine Schwestern, es ist vollbracht. Ein großes Werk ist zuende und ein neues beginnt. Mit Arius erfüllt sich eine uralte Prophezeiung und ihr Glücklichen sind dabei Zeuge. In diesem Moment liegt er in tiefster Trance und neutralisiert für 24 Stunden alles schlechte auf dieser Welt, indem er es in sich aufnimmt. Wenn dieser Tag, der längste den je eine Kreatur durchlitten hat, vorbei ist, wird er alle Schatten in sich tragen und gleichzeitig über alle Maßen erleuchtet sein! Mehr als er kann man nicht wissen oder ergründen. Er ist dort angekommen, wo er immer schon hinwollte. Damit wird der alte Krieg enden und dafür ein neuer beginnen. Helft seinen Brüdern im Kampf gegen die Feinde des Reichs und tut alles was man von euch verlangt! Aber haltet die Gesetze des Ordens ein, sonst ist alles verloren. Es werden dunkle Zeiten anbrechen und nur die wenigen die wahrhaft wissen, werden überleben. Geht jetzt hin zu Michael und warnt ihn vor dem was kommen wird“. Dann durchströmte ein helles Licht den Raum um sie herum und blendete alles und jeden. Es folgten verzerrte Bilder und Stimmen, es waren Teile der Zeit. Der Vergangenheit, der Zukunft und dem was gerade geschah. Jetzt erkannten sie was Hera gemeint hatte. Arius war wie ein Mülleimer missbraucht worden und hatte sämtliche negativen Energien in sich aufgesaugt. Damit war es möglich geworden den Krieg zu beenden und den Weg in ein neues Zeitalter zu öffnen. Doch die Komplexität dieser Prozedur und der tiefere Sinn dahinter blieb ihnen verschlossen. Zu unergründlich war alles und die Zeiträume in denen dies geschah sprengten jeglichen bekannten Rahmen. Sie erkannten, dass alles darauf hinaus lief, dass in vielen Jahrtausenden die Geschichte ein gutes Ende nehmen würde und eine wirklich neue Welt entstehen sollte.
[email protected] 153
Autor Stephan Schneider Doch bis dahin würde noch sehr viel passieren. Sie waren und sind immer schon ein Teil dieses großen, imaginären Plans gewesen. Pandora, Daphne und die anderen erwachten und stürmten zu Michael in das Kommandozentrum des Schiffes. „Oh Michael, etwas schreckliches wird geschehen. Hera ist uns erschien dich zu warnen! Sei auf der Hut ein neuer Feind ist auf dem Anmarsch! Schrecklich und anders als die vorherigen.“ Michael und seine beiden Brüder nickten nur. Sie erkannten die Gedanken der heiligen Frauen und wussten was sie von Hera empfangen hatten. Die Priesterinnen waren sich nicht bewusst was geschehen war. Erst als man ihnen zeigte welchen Funkspruch sie vom Atlas erhalten hatten, wurde es klar. Es war eine etwas verzerrte Tonübertragung, bereits aufbereitet und gefiltert. Deutlich war folgendes zu hören. „Hier spricht der Überbringer des Lichts. So soll mein Name fortan nicht mehr Arius sondern Luzifer sein. Ich erhebe Anspruch auf die Führung der beiden Parteien. Sämtliche Institutionen, sowohl atlantanische als auch titanianische, werden aufgelöst oder mir unterstellt. Die vereinten Truppen, welche sich hier schon unter meinem Kommando sammeln, werden ausschwärmen und die Botschaft überall hintragen! Leistet keinen Widerstand... wir kommen in Frieden und Erleuchtung zu euch“. „Das war es also, was sie meinte! Arius ist nun unser neuer Feind!“: sagte Pandora leise vor sich hin. Das ausgerechnet ihr Geliebter es sein würde, war für sie ein tiefer Schlag. „Das ist noch nicht alles... wir wissen nicht wie, aber es ist ziemlich sicher, dass er sowohl die atlantanischen als auch die titanianischen Truppen unter seinem Kommando hat. Er muss in der Tat eine enorme Veränderung hinter sich haben und nun auf seine Weise die Macht anstreben. Die Kanzlerin hat einem Waffenstillstand mit den Titanianer nun doch zugestimmt.... wir treffen in 10 Minuten auf Wotan und seine Flotte. Er hat ebenfalls schon erkannt was geschehen ist“. „Wenn es ihm so schnell gelungen ist beide Armeen unter seine Kontrolle zu bringen, dann dürfte es fast unmöglich sein ihn mit unseren Truppen zu besiegen“: sprach Artemis . „Ich glaube vielmehr dass überhaupt nichts mehr unmöglich ist, seit heute. Mit dem Auftauchen von Luzifer endet nun das Zeitalter der beschränkten Möglichkeiten und das Unmögliche wird zur Regel!“: erklärte Selene. Ende Teil 1
[email protected] 154