ikon
BILD + THEOLOGIE Herausgegeben von
Alex Stock und Reinhard Hoeps
CARLA HEUSSLER
DE CRUCE CHRISTI Kreuzauffind...
26 downloads
956 Views
42MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
ikon
BILD + THEOLOGIE Herausgegeben von
Alex Stock und Reinhard Hoeps
CARLA HEUSSLER
DE CRUCE CHRISTI Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung: Funktionswandel und Historisierung in nachtridentinischer Zeit
Ferdinand Schöningh Paderbom · München · Wien · Zürich
Gedruckt mit Unterstützung des Förderungsund Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort
Titelabbildung: Peter Paul Rubens, Die Vision der Heiligen Helena, 1602. Detail.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Zgl.: Stuttgart, Univ., Diss., 2003 D93
Umschlaggestaltung: INNOVA GmbH, D-33178 Borehen Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier@ ISO 9706
© 2006 Ferdinand Schöningh, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh GmbH, Jühenplatz 1, D-33098 Paderbom) Internet: www. schoeningh.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Printed in Germany. Herstellung: Ferdinand Schöningh, Paderborn ISBN 10: 3-506-71373-6 ISBN 13: 978-3-506-71373-5
Inhaltsverzeichnis
A.
PROBLEMSTELLUNG UND GANG DER UNTERSUCHUNG . . . . . . . . . . .
13
Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14
II. Forschungsansatz und Gang der Untersuchung.........
17
KREUZVEREHRUNG . . . . . . • . • . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . • . . . . . . • . .
21
Entstehung der Kreuzfrömmigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kreuzverehrung seit konstantinischer Zeit . . . . . . . . . . 2. Expansion des Kreuzkults . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21 21 29
II. Kreuzfrömmigkeit um 1500 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kreuzzugsbestrebungen und Herrschaftsleg•tirmerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Spiritualität der "Devotio moderna" . . . . . . . . . . . .
33
111. Kreuzverehrung in der reformatorischen Kritik . . . . . . . . . 1. Luthers "Theologia crucis" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Kreuz und Ikonoklasmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
43 45 52
IV. Kreuzverehrung in der Spiritualität der katholischen Reform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vermittler der Spiritualität der katholischen Reform . . 2. "Triumph des Kreuzes" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
57 59 62
I.
B.
I.
C.
34 40
I8
lfl
70
Vgl. Heid, 5.: Der Ursprung der Helenalegende im Pilgerbetrieb Jerusalems. In: Jb. für Antike und Christentum, Jg. 32. Münster 1989, S. 58. Vgl. Egeria Itinerarium Reisebericht, a.a.O., S. 272: Et quoniam nescio quando dicitur quidam fixisse morsum et furasse de sancto ligno, ideo nunc a diaconibus, qui in giro stant, sie custoditur, ne qui veniens audeat denuo sie facere." S. 273: "Und weil irgendwann einmal jemand zugebissen und einen Splitter vom Kreuz gestohlen haben soll, deshalb wird es nun von den Diakonen, die (um den Tisch) herum stehen, so bewacht, dass keiner, der herantritt, wagt, so etwas wieder zu tun." Vgl. Paulinus von Nola: Epistulae/Briefe. Übersetzt und eingeleitet von M. Skeb OSB. In: Fontes Christiani. Bd. 25/2, Hrsg. von N. Brox, u.a. Freiburg u.a.O. 1998, Epistulae 32, S. 772: "Nam crucis e ligno magnum brevis hastula pignus totaque in exiguo segmine vis crucis est", S. 773: "Denn ein kleiner Zweig vom Holz des Kreuzes ist ein großes Unterpfand, und die ganze Kraft des Kreuzes ist in einem kleinen Stückehen enthalten." Vgl. Dölger, F. J., a.a.O., S. 107. Vgl. Paulinus von Nola: Epistulae/Briefe, a.a.O, S. 742: "Quae quidem crux in materia insensta vim vivam temens ita ex illo Iernpore innumeris pene cotidie hominum votis lignum suum commodat. Ut detrimenta non sentiat et quasi intacta permaneat cotidie dividua sumentibus et semper Iota venerantibus. Sed istam unputribilem virtutem et indetribilem soliditatem de illius profecto carnis sanguine bibit, quae passa mortem non vidit corruptionem." S. 743: "Dieses Kreuz besitzt ja in gefühlloser Materie eine lebendige Kraft; es überläßt seit jener Zeit sein Holz fast täglich so den zahllosen Wünschen von Menschen, dass es keinen Schaden spürt und gewissermassen unberührt bleibt, obwohl es täglich geteilt wird von denen, die es ergreifen und immer das Ganze verehren. Aber diese unverwesliche Kraft und unabnutzbare Festigkeit trinkt es sicherlich vom Blut des Fleisches, das den Tod erlitten, aber die Verderbnis nicht gesehen hat." Vgl. Dölger, F. J., a.a.O. S. 114 f. Vgl. Red.: "Arma Christi". In: LCI, Bd. 1 (1968), S. 183 ff.
I. Entstehung der Kreuzfrömmigkeit
31
Entsprechend der ersten Erwähnung von Heiligkreuzreliquien durch Cyrill von Jerusalem Mitte des vierten Jahrhunderts, 71 erschienen die ersten Darstellungen des lateinischen Kreuzes. Laut Dinkler verdrängte das Kreuz das Christogramm erst im Verlauf des fünften Jahrhunderts. Es diente innerhalb der Kaiserikonographie als Siegeszeichen und wurde von der Christusikonographie übernommen, so dass es zu Beginn des fünften Jahrhunderts Aufnahme in den Kirchenraum fand. 72 Vom christlichen Jerusalem ausgehend, das vom vierten bis zum siebten Jahrhundert Zentrum der Kreuzverehrung war, 73 verbreitete sich die Verehrung des Kreuzes und seiner Reliquien im gesamten Römischen Reich. Zentren der Verehrung und Verbreitung der Reliquien waren neben Jerusalem bald auch Rom und Konstantinopel. 74 Neben der Verwendung des Kreuzes in der weltlichen Herrschaftssymbolik/5 förderten vor allem die Päpste den Kreuzkult: So errichtete Papst Hilarius (461-468) beim Baptisterium San Giovanni in Fonte ein Kreuz-Oratorium, in dem ein Kreuzpartikel verehrt wurde. Papst Symmachus (498-514) schuf dagegen im nördlichen Querarm von Sankt Peter einen Kreuzaltar.76 Neue Impulse erhielt die Kreuzverehrung mit dem Bericht über die Rückführung des von den Persem geraubten Kreuzes nach Jerusalem, die durch den byzantinischen Kaiser Heraklius erfolgte. Die Perser hatten 614 Jerusalem erobert, die von Konstantin errichtete Grabeskirche in Brand gesetzt und die Reliquie des Heiligen Kreuzes geraubt. Nach langwierigen Auseinandersetzungen, in denen sich der persische Kaiser Chosroe II. blasphemisch über die christliche Religion äußerte und die Truppen des Heraklius im Gegenzug heidnische Heiligtümer zerstörten, fiel der Kaiser 627 in das feindliche Land ein und besiegte die persische Armee. Weitere Kämpfe waren ab Frühjahr 628 unnötig, Chosroe wurde gestürzt und getötet. Sein Sohn Kovrad-Siroe, der daraufhin den Thron bestieg, schloss mit dem byzantinischen Kaiser Frieden. Als Zeichen des Sieges errichtete Heraklius unter dem Jubel des Volkes im Jahr 630 das Vgl. Dinkler, E.: Das Kreuz als Siegeszeichen, a.a.O., S. 58:" Um 350 begegnet dann plötzlich das Kreuz-Thema in der Klasse der Passionssarkophage, ... " n Vgl. ebenda, S. 70 f. Als Siegeszeichen diente vor allem das Kreuz mit den geschweiften Enden. 73 Vgl. Klein, H. A., a.a.O., 5. 89. 74 Vgl. Frolow, A.: La Reliquie de Ia vraie Criox. Recherehes sur le development d'un culte. Paris 1961, S. 113. 75 Vgl. Köpf, U.a: Kreuz IV. In: TRE, Bd. 19 (1990), S. 740: "Die Fähigkeit zum Herrschen und Siegen beruht auf der Macht des Kreuzes." 7b Vgl. Leoni, B.: La Croce eil suo Segno. Venerazione del Segno e Culto della Reliquia nell' antichita cristiana. Verona 1968, 5. 217 ff. Nach Braun beginnt hier die Tradition des Kreuzaltars. Vgl. Braun, J.: Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung, Bd. 1. München 1924, 5. 401. 71
32
B.~uzverehrung
zurückgewonnene Heilige Kreuz in Jerusalem. 77 Dieser symbolische Akt, den der in der Nachfolge Konstantins stehende Kaiser Heraklius in Jerusalem unternahm, besiegelte, so Ostrogorsky, "den siegreichen Abschluss des ersten großen Glaubenskrieges der christlichen Ära." 78 Der römische Festkalender beinhaltete im siebten Jahrhundert zunächst nur ein Kreuzfest. Nach dem "Liber Pontificalis" entdeckte der syrische Papst Sergius I. (687-701) in der Sakristei von Sankt Peter eine silberne Kassette, die eine Reliquie des wahren Kreuzes enthielt. Sie wurde daraufhin in der Lateransbasilika am Tag der "Exaltatio Sanctae Crucis" ausgestellt und verehrt. 79 Bei diesem Kreuzfest handelte es sich eindeutig um die Übernahme des gleichzeitig mit der Weihe der Golgathakirche am 14. September gefeierten Festes. Da hierbei das Kreuz feierlich emporgehoben und in alle vier Himmelsrichtungen gezeigt wurde, bezeichneten die Gläubigen diese Form des Ritus als "Exaltatio Crucis".80 Die christliche Kirche Galliens feierte am 3. Mai ein eigenes Kreuzfest, das sie "lnventio Sanctae Crucis" nannte und das im Verlauf des achten Jahrhunderts in das "gelasianische Sakramentar", auch das Sakramentar von Gallone genannt, Aufnahme fand. Seine Feier am 3. Mai steht in Verbindung mit der Wiedergewinnung des von den Persern gestohlenen Kreuzes und seiner Erhöhung, welche sich an diesem Tag ereignet haben soll. 81 Das Ende des achten Jahrhunderts entstandene gelasianische Sakramentar zeigt zudem das erste Beispiel einer Szene der "Kreuzauffindung",82 ein Indiz dafür, dass die Verbreitung der Liturgie mit dem Beginn der Darstellung von ,.Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" in enger Verbindung steht. Von Gallien ausgehend gelangte das Kreuzfest in den römischen Festkalender, der spätestens seit dem zehnten Jahrhundert beide Kreuzfeste beinhaltete. 83 Seitdem fand das Fest der "Kreuzerhöhung" am 14. September, dem Tag der "Kreuzauffindung" statt. Jenes der "Kreuzauffindung" wurde dagegen am Tag der Rückgewinnung des Kreuzes, am 3. Mai er77
78 i"'
80
81
82
83
Vgl. Ostrogorsky, G.: Geschichte des byzantinischen Staats. Handbuch der Altertumswissenschaften 12-1,2. München 1963, S. 79-87. Ebenda, S. 87. Vgl. Duchesne, L. (Hrsg.): Liber pontificalis, Bd. 1. Paris 1886, S. 374. Pfleger bringt dieses Ereignis in Verbindung mit dem Aufkommen des Fests der "Kreuzerhöhung", das an die Rückgewinnung des Kreuzes durch Kaiser Heraklius erinnert. Vgl. Pfleger, S., a.a.O., S. 22. Vgl. Adam, A. I Berger, R.: Pastoralliturgisches Handlexikon. Freiburg, Basel, Wien 19946, s. 286 f. Vgl. ebenda, S. 287. Am 3. Mai soll Heraklius die Kreuzreliquie nach Jerusalem zurück gebracht haben. Vgl. Wiege), K.A., a.a.O., S. 19. Vgl. Pfleger, S., a.a.O., S. 22 f.
II. Kreuzfrömmigkeit um 1500
33
wähnt.S4 Die hauptsächliche Verehrung des Kreuzes erfolgt bis heute am Karfreitag, dem Todestag Christi. Zusammen mit dem Kreuzfest, das am Tag der Weihe der GolgathaKirche am 14. September stattfand, etablierte sich auch, wie bereits Pfleger vermerkte, in der Ostkirche die Verehrung Konstantins und Helenas als "Apostelgleiche Herrscher" in einem eigenen Kirchenfest am 21. Mai.S5 Im Osten erfuhr hauptsächlich Kaiser Konstantin, der sogar mit Apostel Paulus gleichgesetzt wurde, Verehrung. Helena, deren niedere Herkunft allgemein bekannt war, wurde nur aufgrund ihrer Sendung zur "Kreuzauffindung" durch Konstantin erwähnt. 86 Im Westen fand dagegen die Kaisermutter Helena Eingang in die Heiligenverehrung, Konstantin allerdings nicht. 87
II. Kreuzfrömmigkeit um 1500 Das christliche Mittelalter hat die Formen der Kreuzverehrung überwiegend von der alten Kirche übemommen. 88 Die Verwendung sowohl von Kreuzreliquien als auch des plastischen Kreuzzeichens als apotropäische Mittel wurde nicht nur beibehalten, sondern zusätzlich gefördert. Gerade das Reliquienaufkommen erreichte seinen Höhepunkt im 13. Jahrhundert, danach ist ein Nachlassen in der Verbreitung von Kreuzpartikeln zu verzeichnen.S9 Diese dienten sowohl der öffentlichen als auch der privaten Andacht und wurden zur Weihe von Altären, Kapellen und Kirchen verwendet. Die Volksfrömmigkeit sprach dem Kreuz zudem lebensspendende Kraft zu: So wurden beispielsweise Wasser, Wein oder Balsam mit Kreuzreliquien geweiht, um die Genesung von Kranken herbeizuführen. 90 114
85
86
87
118 11'1 90
Vgl. Klein, R., a.a.O., 5. 368. Vgl. Pfleger, 5., a.a.O., 5. 26 und Hoffmann, J.:Kaiserin Helena, a.a.O., 5. 5: Im Heiligenkalender der orthodoxen Kirche findet sich am 21. Mai: "Das Gedächtnis der heiligen, ruhmreichen, großen, von Gott gekrönten und apostelgleichen Herrscher Konstantin und Helena." Vgl. Edelby, N.: Liturgikon. Messbuch der byzantinischen Kirche. Reddinghausen 1967, 5. 897 ff. Der lateinische Westen begeht den 18. August als Gedenktag der Heiligen Helena. Vgl. Lauer, H.-H.: Kaiserin Helena. Leben und Legenden. München 1967, 5. 36.; Klein, R., a.a.O., 5. 372. Das 2. Vatikanische Konzil führte zu einer Reform des liturgischen Kalenders 1969. Dabei wurden die Kreuzfeste "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" gestrichen. Vgl. Meinberg, C.: Liturcigal feasts. In: New Catholic Encyclopedia, sec. ed., Bd. 4. Detroit u.a. 2003, 5. 383. Vgl. Köpf, U.: Kreuz IV., a.a.O., 5. 732. Siehe vor allem auch Klein, H. A., a.a.O., 5. 77 ff. Vgl. Frolow, A., a.a.O., 5. 111. Vgl. Kross, R.: Vom Umgang mit Reliquien. In: Omamenta Ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik, Bd. 3. (Hrsg.) A. Legner. Ausst.-Kat. des Schnütgen-Museums in der Josef-Haubrich-Kunsthalle. Köln 1985.5. 33.
34
B.Kieuzvereh~ng
Das Kreuz fand jedoch nicht nur Eingang in den Kirchenraum und in die Bräuche der Volksfrömmigkeit, sondern wurde auch Bestandteil der Herrscherikonographie. Unter Berufung auf Kaiser Konstantin war das Kreuz spätestens seit dem fünften Jahrhundert auf Kaiserzeichen und Kaisergewändern nicht mehr wegzudenken. 91 Als Sieges- und Triumphzeichen diente es der Demonstration von Herrschafts- und Machtansprüchen und wurde auch in der Verteidigung der christlichen Religion gegen Andersgläubige eingesetzt. Beispiele der "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" entstanden daher um 1500 vor allem in zwei, häufig miteinander in Verbindung stehenden Kontexten: den päpstlichen Kreuzzugsbestrebungen im Sinne einer gemeinschaftlichen christlichen Aktion gegen Glaubensfeinde und der Legitimierung weltlicher Herrschaftsansprüche in der Nachfolge Konstantins. 1. Kreuzzugsbestrebungen und Herrschaftslegitimierung
Der Streit um die Vormachtstellung von geistlicher wie weltlicher Macht gipfelte in der Entstehung des "Constitutum Constantini". Das im letzten Drittel des 8. Jahrhunderts entstandene Dokument besaß die Form einer offiziellen Urkunde und diente hauptsächlich den Bemühungen des Papsttums, sich von der weltlichen Macht von Byzanz zu lösen. Es verwies den Kaiser in den Osten, während dem Papst im Westen eine kaiserälmJ.iche Position zugesprochen wurde. 92 Inhaltlich verband das
"Constitutum Constantini" erstmals die Konstantinsgeschichte mit der Silvesterlegende, wobei päpstlicher Einfluss auf den weltlichen Herrscher suggeriert wurde. Nach dem "Constitutum Constantini" war der Papst für den Übertritt Kaiser Konstantins zum christlichen Glauben verantwortlich, so dass nicht die von Eusebius und Laktanz überlieferte Kreuzvision und der Einsatz des Kreuzes in der Schlacht zum Sieg des Christentums führten, sondern die Taufe Konstantins durch Papst Silvester. Zusätzlich bezeichnete das "Constitutum Constantini" den Papst als Stellvertreter Christi auf Erden und verlieh ihm damit kaiserliche Funktion.93 9•
92
IJ3
Vgl. Deer, J.: Der Kaiser und das Kreuz. In: Jb. des römisch-germanischen Zentralmuseums Mainz, 12. Jg. Mainz 1965, S. 173 ff. Vgl. Classen, P.: Karl der Grosse, das Papsttum und Byzanz. Die Begründung des karolingischen Kaisertums. Nach dem Handexemplar des Verfassers hrsg. von H. Fuhrmann und C. Märtl. Sigmaringen 1988, 5. 8. Vgl. Ewig, E.: Das Bild Konstantindes Großen in den ersten Jahrhunderten des abendländischen Mittelalters. In: Historisches Jb., Jg. 75. München, Freiburg 1956, 5. 31.
II. Kreuzfrömmigkeit um 1500
35
In Hinblick auf das "Constitutum Constantini" diente der päpstliche Aufruf zum Kreuzzug in erster Linie der Propagierung einer gemeinschaftlichen Außenpolitik der gesamten Christenheit unter der Führung des Papsttums, wodurch dessen Stellung nicht zuletzt gegenüber den weltlichen Herrschern gestärkt werden sollte.94 Eine erfolgreiche Kreuzzugspolitik gehörte daher zu den wichtigsten Aufgaben der Pontifikate der Päpste. Denn Jerusalem, das wegen seiner Heiligen Stätten als ideelle Mitte der christlichen Welt galt, sollte nicht den Ungläubigen überlassen werden. Der Verlust der Herrschaftsansprüche nach der Aufgabe Akkons 1291 hinderte den Westen nicht daran, seine Kreuzzugspolitik fortzuführen. Aufgrund des stetigen Vordringens des osmanischen Reiches lösten die Türkenkriege die Bemühungen um die Rückgewinnung Jerusalems allmählich ab.95 Die Bedrohung Jerusalems blieb aber durch das enorme Aufkommen von Jerusalempilgem im 14. Jahrhundert sowie durch die Kreuzzugspropaganda der im Heiligen Land ansässigen Orden in den Köpfen präsent, so dass sich in der westlichen Christenheit Türkenkrieg und Befreiung des Heiligen Landes bald gedanklich miteinander verknüpften.96 Die christliche Symbolik, insbesondere das Kreuzzeichen, wurde zunehmend gegen den Islam gerichtet. Der Kreuzkult wurde, nach Ansicht Pflegers, bevorzugt als Instrument der päpstlichen Propaganda gegen die Türken eingesetzt. 97 Die Berufung auf die christlichen Glaubenskämpfer Konstantin und Heraklius war dabei wesentlicher Bestandteil der päpstlichen Kreuzzugspropaganda. 98 Neuen Antrieb erhielten die Kreuzzugsbestrebungen durch die Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453, die das Ende des byzantinischen Kaiserreichs bedeutete. Kalixt III. verkaufte sogar Besitztümer der Kirche, um so den Bau einer Türkenflotte zu finanzieren. Unter anderem erhielt Kardinal Carvajal ein Kreuz an die Brust geheftet, um als päpstlicher Legat Venedig, das freundschaftliche Beziehungen zur Türkei unterhielt, umzustimmen, bevor er in päpstlicher Mission nach Österreich reiste. 99 '!4
95
'~~> 97 98 99
Vgl. Pfeffermann, H.: Die Zusammenarbeit der Renaissancepäpste mit den Türken. Winterthur 1946, 5. 32 f. Vgl. Grundmann, H.: Kreuzzüge. In: Galling, K. (Hrsg.): Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 4. Bd. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, Tübingen 1960, 5. 54 ff. Vgl. Pfeffermann, H., a.a.O., 5. 47. Vgl. Pfleger, 5., a.a.O., 5. 24. Vgl. ebenda, 5. 48. Vgl. 5chüller-Piroli, 5.: Die Borgia-Päpste Kalixt III. und Alexander VI. München 1984, 5. 56 f.
36
B. Kreuzverehrung
Durch Carvajals diplomatische Anstrengungen und den Bekehrungsbemühungen des Bußpredigers Giovanni Capestrano sowie dem Geschick des ungarischen Feldherrn Hunyadi gelang schließlich die erfolgreiche Vertreibung der Türken aus Belgrad 1456. 100 Alle weiteren Kreuzzugsvorhaben der Päpste scheiterten jedoch an den ständigen Machtkämpfen der weltlichen Herrscher. Denn die geistliche Führung der Christenheit durch das Papsttum begann sich Mitte des 15. Jahrhunderts bereits entschieden abzuschwächen.lOI Päpste wie weltliche Herrscher unterhielten aber durchaus auch diplomatische Beziehungen zu den heidnischen Türken. Von einer christlich-abendländischen Solidarität konnte daher keine Rede sein, so dass letztlich alle Bemühungen einen weiteren Vormarsch der Osmanen nach Westen zu verhindern, scheiterten. 102 Ein Beispiel für die Kooperation der beiden feindlichen Seiten war der Aufenthalt des türkischen Prinzen Dschem in der päpstlichen Residenz. Da er für seinen Bruder Bjazet II. eine Bedrohung seiner Herrschaftsansprüche darstellte, lebte er von 1489 bis zu seinem Tode 1495 unter Aufsicht der Kurie. Um eine Freilassung Dschems zu verhindern, zahlte Bajazet nicht nur jährlich eine hohe Summe an den Papst, sondern verzichtete bis auf weiteres auf Eroberungsfeldzüge in ltalien.lOJ Innozenz VIII. (1484-1492), der 1490 die weltlichen Herrscher vergeblich zum "Türkenkongress" zusammengerufen hatte, ließ sich nur zwei Jahre später, nachdem er gerade eine Allianz mit dem König von Neapel gegen die Türken eingegangen war, von Bajazet II. sogar mit einer der kostbarsten Reliquien der Christenheit, der Heiligen Lanze, beschenken.104 Die These Pfeffermanns, die Päpste hätten mit den Türken zusammengearbeitet, wird jedoch von der Forschung entschieden abgelehnt; dafür war die Bedrohung aus dem Osten letztlich doch zu groß. 105 Als bedeutender Sieg über das Heidentum, der den Fall Konstantinopels kompensierte, galt der Sieg von Granada über die Mauren Anfang 1oo
IOI
102 IOJ 104
1°5
Vgl. ebenda, S. 62 ff. Am 21. Juli hob Mohammed II. die Belagerung Belgrads auf. Kalixt erhielt die Nachricht am 6. August und erhob diesen Tag zum Festtag der Verklärung Christi. Vgl. Schimmelpfennig. 8.: Das Papsttum. Von der Antike bis zur Renaissance. Darmstadt 19964, S. 279 f. Vgl. Kißling. H. J.: Die Türkenfrage als europäisches Problem. In: Südostdeutsches Archiv, VII. Bd. München 1964, S. 51. Vgl. Schimmelpfennig. 8., a.a.O., S. 281. Vgl. Pfeffermann, H., a.a.O., S. 92. Vgl. Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von Jedin, H .• Bd. 111/2, Freiburg. Basel, Wien 19852, S. 630: .. Der Feind aus dem Osten, die Türken, machten den Päpsten viel zu schaffen, und es ist abwegig von einer ,Zusammenarbeit der Päpste mit den Türken' zu sprechen."
II. Kreuzfrömmigkeit um 1500
37
des Jahres 1492, den die katholischen Herrscher Ferdinand und Isabella erlangten. 106 Ein großes silbernes Kruzifix, das Sixtus IV. (1471-1484) den spanischen Herrschern geschenkt hatte, war während der gesamten Schlacht von der spanischen Armee voran getragen worden, so dass der Sieg im Zeichen des Kreuzes erfolgte. Anschließend wurde das Kreuz als Siegeszeichen auf der Alhambra errichtet. Die Überwindung der heidnischen Mauren wurde letztlich in der Nachfolge Konstantins und Heraklius gesehen und führte zu einer Renaissance der Darstellung von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" in der Stadt Rom. Im Zeichen des Kreuzes stand auch die Eroberungspolitik der spanischen Herrscher in Übersee. Alexander VI. (1492-1503) sicherte Ferdinand und Isabella in einem am 3. Mai 1493, dem Tag des Fests der "Kreuzauffindung", ausgestellten Schriftstück die Besitzrechte an dem von Kolumbus kurz zuvor entdeckten neuen Kontinent Amerika zu. 107 Einen Höhepunkt der päpstlichen Kreuzzugsbestrebungen bildete die im Heiligen Jahr 1500 an die gesamte Christenheit gerichtete päpstliche Bulle. Darin wurde das entsetzliche Wüten der Osmanen angeprangert und zu ihrer gemeinsamen Abwehr gemahnt. Dafür beschwor Alexander VI. das Schreckgespenst einer Eroberung Roms sowie einer Unterjochung der christlichen Völker. 108 Gleichzeitig diente die Bulle der Eintreibung weiterer Finanzmittel für die päpstliche Kurie. Die Kreuzverehrung um 1500 war bestimmt durch die Kreuzzugspolitik der Päpste. Zwar waren die Machtansprüche in Palästina nicht mehr durchzusetzen, das ursprüngliche Ziel der Wiedereroberung Jerusalems wurde jedoch mit der Türkenabwehr gedanklich verknüpft. Das Kreuz galt dabei in Glaubenskämpfen als das mächtigste Schutzmittel der Christen gegen das Heidentum. Der Sieg über die andersgläubigen Mauren in Granada ließ die Erinnerung an die Ereignisse von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" neu aufleben und führte zu einer Aufwertung des bedeutendsten Kreuzheiligtums Roms, der von Konstantin gegründeten Basilika Santa Croce in Gerusalemme. Kaiser Konstantin diente als Ur- und Vorbild nahezu aller christlichen Kaiser. Durch die an seine Person gebundene Religionspolitik war die in der Kirche verkörperte "Civitas Dei" untrennbar mit dem "Imperium Romanum" verbunden. 109 Demnach galt der Kaiser als oberstes Haupt der Christenheit. 106 107
1011 109
Vgl. Pastor, L. von: Geschichte der Päpste, Bd. 3. Freiburg/Breisgau 1924, S. 276 f. Vgl. ebenda, S. 619 f. Spanien war hier gegenüber Portugal im Vorteil. Vgl. ebenda, S. 550. Vgl. Ewig, E., a.a.O., S. 1.
38
B. Kreuzverehrung
In Byzanz, dessen Hauptstadt Konstantinopel durch Konstantin gegründet worden war, existierte sogar eine gottgleiche Verehrung des Herrschers. Der Kaiser galt als der von Gott auserwählte Beschützer der Kirche und des wahren Glaubens.uo Diese Einschätzung des Herrschers sowie der Brauch der Kaiserkrönung durch den Patriarchen fand Aufnahme in das weströmische Kaiserbild. 111 Die Verbindung des Kreuzsymbols mit den Herrschaftszeichen des Kaisers breitete sich seit dem fünften Jahrhundert aus und führte zu einer Verchristlichung des Kaisertums. Die wichtigste Funktion des Kreuzes bestand für den Kaiser darin, ihm Herrschaft und Sieg zu verbürgen. Diese Einschätzung beruhte zum einen auf der Vorstellung von der Überwindung des Todes durch Christus, zum anderen auf dem Sieg Konstantins über Maxentius, der früh als ein Sieg im Zeichen des christlichen Kreuzes interpretiert wurde. 112 Jeder christliche Herrscher wird so durch einen Sieg zum "neuen Konstantin" erhoben. 113 Als zweiter Konstantin galt allgemein Kaiser Karl der Große, dessen Weg zum römischen Kaiser hier in aller Kürze referiert wird: Nach der Einnahme Pavias im Jahr 774, das für Rom und das Papsttum das Ende des Abwehrkampfs gegen die Langobarden bedeutete, führte Karl zunächst nicht nur den langobardischen Königstitel, sondern er nahm auch den Patricius-Titel an. 114 Hier zeichnete sich bereits die Vorherrschaft des Frankenkönigs ab. 11 5 Ein Putsch gegen Papst Leo 111. (795-816) zwang Karl zur richterlichen Gewalt gegen die Aufrührer. Zur offiziellen Anerkennung Karls des Großen als Vertreter der weltlichen Gewalt neben der geistlichen des Papstes kam es unter Leo 111. am 25. Dezember des Jahres 800 in Form der Kaiserkrönung im Petersdom. Diese bedeutete eine Erneuerung des römischen Kaisertums im Westen. 116 Die Bedeutung Karls als "zweiten Konstantin" fand in den nur durch Kopi11o
111
112 113
114
IIS 116
Vgl. Ostrogorsky, G., a.a.O., S. 25. Vgl. Ohnsorge, W.: Konstantinopel und der Okzident. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte der byzantinisch-abendländischen Beziehungen und des Kaisertums. Darmstadt 1966, S. 294. Vgl. Deer, J., a.a.O., S. 174-177. Vgl. Grimme, E. G.: NOVUS CONSTANTINUS. Die Gestalt Konstantindes Großen in der imperialen Kunst der mittelalterlichen Kaiserzeit In: Aachener Kunstblätter, Heft 22. Aachen 1961, S. 9: .,So wird die Gestalt Konstantins, des ersten christlichen Kaisers, im frühen Mittelalter nicht nur zum Vorbild, an dem man sich orientiert, vielmehr wird sein Sieg im Zeichen des Kreuzes als politische Realität, der jeweilige Herrscher, der im Namen des Christengottes sein Heer gegen den Feind führt, als neuer Konstantin empfunden." Vgl. Classen, P., a.a.O., S. 21 f. Vgl. ebenda, S. 23. Vgl. ebenda, S. 79 f.
li. Kreuzfrömmigkeit um 1500
39
en erhaltenen Mosaiken im Triklinium des Laterans, die im Auftrag Leo 111. entstanden, seine entsprechende Formulierung.11 7 Dem Kaisertum in der Nachfolge Konstantins verpflichtet, sah sich fast 500 Jahre später vor allem das Herrschergeschlecht der Habsburger. In ihrem christlichen Verständnis der Regentschaft nahm das Symbol des Kreuzes einen zentralen Stellenwert ein. Die Kreuzverehrung reichte dabei traditionell bis auf Rudolf I. (1218-1291) zurück. Der Überlieferung nach soll Rudolf nach seiner Königswahl anstatt des nicht auffindbaren Zepters ein Holzkreuz ergriffen, es geküsst und darauf den Eid der Fürsten mit den Worten abgenommen haben: "Ecce signum, quo nos et totus mundus redemptus est. Hoc signo utamur loco sceptri" (Das ist das Zeichen, das uns und alle Welt erlöst hat. Dieses Zeichen nehmen wir an Stelle des Zepters). 118 Anlässlich seiner Krönung wird sogar von einer Erscheinung, vergleichbar der "Kreuzvision Konstantins", berichtet.119 Seither beruhte die Herrschaft der Habsburger neben der "Pietas Eucharistica" und der Marlenverehrung vor allem auf der "Fiducia in Crucem Christi". 120 Das Kreuz spielte bei den Habsburgem, in der Berufung auf den konstantinischen Sieg, sowohl im Kampf gegen das osmanische Reich als auch in der Auseinandersetzung mit den Ketzern eine zentrale Rolle. 121 Nach Coreth beruhte die enge Bindung der Herrscherfamilie an das Kreuz sogar auf dem Kampf gegen den Islam. Dieser bedrohte das Herrschaftsgebiet der Habsburger über Jahrhunderte hinweg an mehr als einer Grenze ihres Reiches. 122 Der Kreuzzug, das heißt der Kampf gegen Andersgläubige, gehörte damit seit Rudolf I. zur obersten Pflicht der Habsburger Kaiser. Sie folgten darin dem Ideal des Herrschers, der wie Konstantin die Feinde des Glaubens im Zeichen des Kreuzes siegreich bekämpfte. In zahlreichen bedeutenden Schlachten wurde das Kreuz daher den Truppen voran getragen. Bei einem Sieg wurde dieser somit als ein Sieg im Zeichen des Kreuzes Christi propagiert. 123 117 118
119
120 121 122 123
Vgl. ebenda, S. 55 f. Karl der Große wird dort als Nachfolger Konstantins dargestellt. Vgl. Vocelka, K./Heller, L.: Die Lebenswelt der Habsburger. Kultur- und Mentalitätsgeschichte einer Familie. Graz, Wien, Köln 1997, S. 15 f. Vgl. Coreth, A.: Pietas Austriaca. Ursprung und Entwicklung barocker Frömmigkeit in ÖSterreich. München 1959, S. 37: "Bei der Krönung in Aachen sei auch eine weiße Wolke in Kreuzesform am Himmel gestanden, durch die Sonne rötlich beleuchtet." Vgl. ebenda, S. 36-42. Vgl. Vocelka, K./Heller, L., a.a.O., S. 17. Vgl. Coreth, A., a.a.O., S. 36. Vgl. Matsche, F.: Die Kunst im Dienst der Staatsidee Kaiser Karl VI. Ikonographie, Ikonologie und Programmatik des "Kaiserstils", 1. Halbbd. Berlin, New York 1981, S. 129: "Der Sieg Rudolfs I. über Ottokar, der zur Bildung der habsburgischen Hausmacht führte, mag diesem kriegerisch-militärischen Kreuzeskult eine besondere Bedeutung verliehen haben."
40
B. Kreuzverehrung
Aufgrund der besonderen Affinität der Habsburger zum Heiligen Kreuz finden sich in der bildenden Kunst zahlreiche Beispiele von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung", die in ihrem Auftrag entstanden. Diese vermittelten stets auch aktuelle politische Bezüge. 2. Die Spiritualität der "Devotio moderna"
Parallel zu den Kreuzzugsbewegungen bildete sich im Verlauf des 12. Jahrhunderts eine neue mystisch ausgerichtete Kreuzfrömmigkeit Träger waren zunächst die Zisterzienser, später kultivierten die Franziskaner, die Wächter des Heiligen Grabes, eine intensivierte Kreuzverehrung, die sich der Nachfolge Christi verpflichtet sah.124 Eine neue spirituelle Kreuzverehrung, die "Devotio modema", entstand im 14. Jahrhundert in den Niederlanden und breitete sich im 15. Jahrhundert in ganz Europa, insbesondere in weiten Teilen des Deutschen Reiches, aus. Als Bewegung mit festen Regeln existierte sie jedoch nur in den nördlichen Niederlanden und dem niederdeutschen Gebiet.125 Zentren der "Devotio modema" in Deutschland waren die freien Reichsstädte Münster, Köln sowie das Herzogtum Württemberg, wo Gabriel Biel wirkte. Bei der "Devotio modema" handelte es sich um eine neue Form der Laienfrömmigkeit. Der Bußprediger Geert Grote (1340-1384) und dessen Schüler Florens Radewijns (1350-1400) hatten die neue Bewegung im Jahr 1378 in Deveter gegründet. 126 Daraus bildeten sich Gruppierungen, die sich als Nachahmung der Gemeinschaft Christi und seiner Apostel verstanden. Das Adjektiv "modema" bezeichnete dabei die Erneuerung dieser ursprünglichen, auf Christus bezogenen Frömmigkeit.1 27 Das geistige Ziel war daher die Nachfolge Christi und die Erziehung zur Demut.128 Innerhalb dieser Bewegung entstand das richtungsweisende Werk der "lmitatio Christi", das die Merkmale ihrer Spiritualität zusammen124 125
126
127
128
Vgl. Köpf, U.: Kreuz IV., a.a.O., 5. 753 f. Vgl. Huizinga, J.: Herbst des Mittelalters. Studien über Lebens- und Geistesformen des 14. und 15. Jahrhunderts in Frankreich und in den Niederlanden. Hrsg. von K. Köster. 5tuttgart 1987, 5. 224. Vgl. Brouette, ~.: Devotio modema. In: TRE, Bd. 8 (1981), 5. 606. Faix, G.: Gabriel Biel und die Brüder vom gemeinsamen Leben. Quellen und Untersuchungen zu Verfassung und Selbstverständnis des Oberdeutschen Generalkapitels. Tübingen 1999, S. 7. Vgl. ebenda, S. 8: "Die Brüder selbst verstanden den Begriff "Devotio modema" als eine subjektive, verinnerlichte Frömmigkeit, die auf die Urkirche (devotio antiqua) ausgerichtet ist." Vgl. Janowski, H. N. (Hrsg.): Geert Grote, Thomas von Kempen und die Devotio modema. Olten, Freiburg/Breisgau 1978,5. 28.
II. Kreuzfrömmigkeit um 1500
41
fasst. Dabei handelt es sich um kein geschlossenes Werk, sondern um eine Art geistliches Tagebuch, das vermutlich für die meditative Praxis zusammengestellt wurde. 129 Als Verfasser der Schrift gilt Thomas von Kempen (1380--1471).130 Die insgesamt vier "Bücher" der "lmitatio Christi" vermitteln die Ziele der Laienbewegung. Die Botschaft der "lmitatio" wird dabei sukzessive erläuterJt Das erste Buch behandelt die Grundlagen der neuen Frömmigkeit, zu der die Ablehnung der spekulativen Gotteserkenntnis sowie der veräußerlichten Frömmigkeitsformen gehört. Als Alternative wird eine neue empfindungsreiche Innerlichkeit geboten. 131 Grundlegend für die spezifische Spiritualität der "Devotio moderna" sind die Begriffe von Demut und Gnade, welche die Voraussetzung zur Nachfolge Christi bilden. Entsprechend rückt das zweite Buch die Person Jesu Christi, dessen Nachfolge propagiert wird, in den Vordergrund. Die Nachfolge besteht dabei in der "lmitatio" der Leiden Christi am Kreuz, 132 wie sie bereits beim Evangelisten Lukas (9,23) formuliert wurde: "Wenn jemand mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Denn Mut zur Selbstaufgabe wird dabei als Gnade Gottes verstanden. Allerdings wird das Kreuz in der Formulierung von Matthäus 25,41 auch in engem Zusammenhang mit dem Jüngsten Gericht gesehen. Nur jene, welche die Nachfolge Christi angetreten haben, erhalten das ewige Leben. 133 Die im Mittelalter weit verbreitete Gerichtsangst war also auch in der Bewegung der "Devotio moderna" stets präsent. Die beiden folgenden Bücher bestehen in einem meditativen, inneren Dialog mit Gott, wobei sich das dritte Buch der "Imitatio Christi" mit ei129
130
111
132
133
Vgl. ebenda, a.a.O., S. 33. Die Verfasserfrage ist bis heute nicht vollkommen geklärt. Die Werke der "Devotio modema" entstanden häufig in "Gemeinschaftsarbeit". Vgl. ebenda, S. 105. Thomas von Kempen gilt inzwischen als Bearbeiter von Texten. Da das Traktat "Oe imitatione Christi" schon früh eine Übersetzung ins Deutsche erfahren hat, erlaube ich mir die deutsche Version von Johann Michael Sailer, die um 1800 entstand, zu zitieren. Vgl. Thomas von Kempen: Das Buch von der Nachfolge Christi. Nach der Übersetzung von J. M. Sailer, Hrsg. von W. Kröber. Stuttgart 1997, S. 28: "Ohne innere Lieb ist alles äußere Werk nichts nütze." "Wer viel Liebe hat, der wirkt viel." Vgl. ebenda, S. 77: "Im Kreuze ist Heil, im Kreuze ist Leben, im Kreuze ist Schutz vor den Feinden, im Kreuze ist Eingießung himmlischer Seligkeit, im Kreuze ist Stärke des Gemütes, im Kreuze ist Geistesfreude, im Kreuze ist höchste Tugend, im Kreuze ist vollendete Heiligung. Es ist kein Heil der Seele, keine Hoffnung auf ewiges Leben, außer im Kreuz." Vgl. ebenda, S. 77: "Dies Zeichen des Kreuzes wird am Himmel glänzen, wenn der Herr wiederkommen wird, die Menschen zu richten. Alsdann werden alle Freunde des Kreuzes, die Christus dem Gekreuzigten in ihrem Leben gleich geworden sind, mit großer Zuversicht zu Christus ihrem Retter treten."
42
B. Kreuzverehrung
nem Umfang von 59 Kapiteln als zentral erweist. Der innere Dialog, der auch als visionäre Gotteserfahrung gewertet werden kann, erscheint als eine besondere Auszeichnung durch Gott, wobei eine innere Unterweisung erfolgt. Liebe und Empfindsamkeit des Gläubigen erhalten hierbei einen hohen Stellenwert. Die Gnade, die von Gott kommt, wird als Fähigkeit zur Andacht, als Erhalt von himmlischen Tröstungen, als SiegelderAuserwählten und Unterpfand des ewigen Heils definiert. 134 Der Verdienst des Menschen besteht letztlich nur in der Demut, wobei Christus in Demut und Gehorsam Vorbild des Menschen ist. Höhepunkt des dritten Buches bildet schließlich ein weiterer Aufruf zur Selbstverleugnung und Nachfolge Christi am Kreuz. Zuletzt dient das vierte Buch der angewandten Frömmigkeit der Devoten. Das Sakrament der Eucharistie erweist sich für sie als zentral. Es sollte daher möglichst täglich empfangen werden. Vor dem Erhalt des Sakraments muss sich der Gläubige jedoch entsprechend vorbereiten. Als Gegensatz zum Sakrament der Eucharistie werden die Ausprägungen der Volksfrömmigkeit wie Wallfahrten und Verehrung der Reliquien gesehen, da es sich dabei nur um "ein leichtsinniges Hin-und-HerRennen" handelt, das "die Seele kalt und ohne Herzensreue lässt. " 135 Als Ersatz wird das Sakrament angeboten, da in ihm Gott selbst gegenwärtig ist. Der Empfang des Sakraments wird gleichsetzt mit der Teilnahme am Werk der Erlösung. Dafür ist die ganze Hingabe des Menschen nach Lukas 14,33 notwendig: "Wer nicht allen Dingen absagt, der kann mein Jünger nicht sein. Wenn du also mein Jünger werden willst, so gib dich ganz, mit allen deinen Neigungen, mir zum Opfer hin." Die Spiritualität der "Devotio modema" bildete mit ihrer "Imitatio Christi" eine Alternative zur Volksfrömmigkeit Ohne den Ablasshandel direkt zu kritisieren, forderte sie die Hingabe des ganzen Menschen. Die "Nachfolge Christi" wurde in erster Linie als eine Nachfolge in Kreuz und Leiden verstanden, weshalb das Kreuz auch innerhalb der "Imitatio Christi" als zentrales Symbol erscheint. Die "Devotio moderna" war jedoch, obwohl sie Demut, Selbstaufgabe, innere Liebe und Empfindsamkeit predigte, nicht völlig frei vom Verdienstdenken des Mittelalters. Das kommt deutlich im Hinweis auf das Jüngste Gericht zum Ausdruck.I36 134
135
136
Vgl. ebenda, S. 178: "Diese Gnade ist ein Licht, höher als alles Licht der Natur, ist eine besondere Gabe Gottes, ist das eigenste Siegel der Auserwählten, ist das rechte Unterpfand des ewigen Heils." Ebenda, a.a.O., S. 194. Vgl. ebenda, S. 182: "Willst du im Himmel erhöht werden, so erniedrige dich auf Erden. Willst du mit mir regieren, so trage mit mir das Kreuz. Denn nur die Diener des Kreuzes finden den Weg zur Seligkeit und zum wahren Lichte."
III. Kreuzverehrung in der reformatorischen Kritik
43
Auch das Verhalten der Devoten in der Gesellschaft scheint nicht völlig frei von der von ihnen angeblich abgelehnten Hoffart gewesen zu sein. Bewusst grenzten sie sich durch ihre nicht selten zur Schau gestellten reichhaltigen Tränenergüsse ab. Der Empfang der Tränen wurde dabei als besondere Gnade Gottes betrachtet.l37 Zwischen "Devotio modema" und Reformation bestehen nach Meinung der Forschung einige strukturelle Gemeinsamkeiten. So sind die Kritik an der Veräußerlichung der spätmittelalterlichen Frömmigkeit und die Suche nach einer neuen vereinfachten Laienfrömmigkeit vergleichbar. Angeblich übernahm gerade Martin Luther (1483--1546) Elemente devoter Frömmigkeit. 138 Zwar beruhte Luthers Theologie auf der herausragenden Bedeutung des Kreuzes sowie den Begriffen der Demut und Gnade, doch gelangte er letztlich zu einer differenzierteren Interpretation der Kreuzesnachfolge.
111. Kreuzverehrung in der reformatorischen Kritik Der reformatorische Umgang mit dem Kreuz war von Luthers Kritik an der traditionellen Kreuzverehrung geprägt, die er erstmals in seinen gegen den Ablass gerichteten Thesen formulierte. 139 Anlass für die Verfassung der Thesen bildete der Ablasshandel für den Neubau von Sankt Peter, den der Ablassprediger Tetzel (1465-1519) im Namen des Erzbischofs Albrecht von Mainz (1490-1545) vertrieb. Luther wandte sich zunächst vergeblich in einem Brief an den Erzbischof. Anschließend schlug er am 31. Oktober 1517 seine 95 gegen den Ablass gerichteten Thesen als öffentlichen Anschlag zur Disputation an die Schloss- und Universitätskirche von Wittenberg an.l40 Vgl. Huizinga, J., a.a.O., 5. 271 f: "Devotio est quaedam cordis teneritudo, qua quis in pias faciliter resolvitur lacrimas." ("Die Devotion ist eine gewisse Zärtlichkeit des Herzens, in der jemand leicht in fromme Tränen sich auflöst."). 138 Vgl. Mokrosch, R.: Devotia modema ll. In: TRE, Bd. 8 (1981), 5. 616: "Der Reformator achtete und förderte den neuen FrömmigkeitsstiL" 139 Ausführliche Literatur zum Thema Ablass im Mittelalter und Kritik am Ablass: Vgl. Benrath, G. A.: Ablass. In: TRE, Bd. 1 (1977), 5. 347-355. 140 Vgl. Brecht, M.: Martin Luther. Bd. 1: Sein Weg zur Reformation 1483-1521. 5tuttgart 1981, 5. 195 f. Luther wollte zuerst auf akademischer Ebene eine Klärung des Ablassstreits herbeiführen. Üblich war eine Disputation über Thesen, die zuerst öffentlich angeschlagen wurden. In Wittenburg tat man dies an der Tür der Schloß- und Universitätskirche. Laut Ganzer wurden die Thesen zunächst nicht an der Schloßkirche in Wittenberg angeschlagen, sondern Luther sandte sie zuerst an den Erzbischof von Mainz und den Bischof in Brandenburg, damit sie die Mißbräuche beendeten. Vgl. Ganzer, K.: Martin Luther und die Reformation in Deutschland. In: Ausst.-Kat. Hochrenais-
137
44
B. Kreuzverehrung
Die 95 Ablassthesen, die sich mit Hilfe des Buchdrucks rasant verbreiteten, zogen trotz ihrer Brisanz zunächst keine schwer wiegenden Folgen für Luther nach sich. Aber im Sommer 1518 eröffnete die Kurie in Rom offiziell den Prozess gegen Luther. Luther hatte im Dezember 1517 in seinem "Sermon von Ablass und Gnade" das Ablassproblem zusätzlich verständlich dargelegt und seinen Lesern den Rat gegeben, keinen Ablass mehr zu lösen. 141 In Rom wurde am 15. Juni 1520 die Bannandrohungsbulle "Exsurge Domine" ausgefertigt. Sie erreichte Anfang Juli den sächsischen Hof und forderte von Luther den Widerruf innerhalb von 60 Tagen. Im Herbst desselben Jahres wurde diese Bulle schließlich im gesamten Reich veröffentlicht. Sie hatte die Verbrennung von Luthers Büchern an verschiedenen Orten zur Folge. Luther verbrannte daraufhin am 10. Dezember 1520 die Bannandrohungsbulle vor dem Wittenberger Elstertor. Erst danach erfolgte am 3. Januar 1521 Luthers Exkommunikation durch die Bannbulle. Nach geltendem Reichsrecht hätte dies automatisch die Ächtung Luthers bedeutet. Allerdings erhielt Kaiser Karl V. (1500-1558) die Nachricht von Luthers Exkommunikation erst am 13. Februar 1521. Da das Mißtrauen gegenüber Rom und die Sympathien für Luther in Deutschland damals schon recht groß waren, ließ sich diese Maßnahme nicht mehr durchführen. Erst nachdem Luther auf dem Reichstag von Worms den Widerruf entschieden abgelehnt hatte, erließ der Kaiser im Mai 1521 das" Wormser Edikt" mit der Reichsacht.l 42 Zur selben Zeit lösten sich die kirchlichen Organisationen allmählich auf: Die Priester wurden in die politischen Auseinandersetzungen mit hineingezogen und die Klöster leerten sich zunehmend. Auch einzelne Fürsten bekannten sich zur neuen Lehre, so verstieß zum Beispiel Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen (1486-1525) gegen das "Wormser Edikt" indem er Luther zu dessen Schutz auf die Wartburg brachte. Dort begann dieser die Bibel ins Deutsche zu übersetzen.I43 Erste Ansätze von Luthers "Theologia crucis" traten anlässlich des Ablassstreits auf, weshalb sie Ritschl als" vorreformatorisch" bezeichnet. 144
141 142 143 144
sance im Vatikan. Kunst und Kultur im Rom der Päpste 1503-1534. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1999, S. 78. Vgl. WA 1: "Ein Sermon von Ablaß und Gnade" (1517). Weimar 1883, S. 246: " ...,das mehn will, begirde, bitt und rad ist, das niemand ablas loße, ... ". Zitiert nach einer Mitteilung von Prof. Dr. Ulrich Köpf, Leiter des Instituts für Spätmittelalter und Reformation, Universität Tübingen. Vgl. Ganzer, K.: Martin tuther und die Reformation in Deutschland, a.a.O., S. 79. Vgl. Ritschl, 0.: Dogmengeschichte des Protestantismus. Bd. 2: Orthodoxie und Sykretismus in der altprotestantischen Theologie. Leipzig 1912, S. 42: "Sucht man( ... ) der vorreformatorischen Theologie Luthers in ihrer recht selbständigen Eigenart gerecht zu werden, so läßt sie sich im allgemeinen mit einem von tuther selbst für sie eingeführten Ausdruck als ,theologia crucis' charakterisieren."
III. Kreuzverehrung in der reformatorischen Kritik
45
Ihre endgültige Formulierung erreichte sie jedoch erst in der "Heidelberger Disputation", in welcher der Ablassstreit in Form einer öffentlichen Diskussion beigelegt werden sollte, und die Ritschl nicht berücksichtigt. Nach Ansicht Bühlers ist sie die Programmschrift von Luthers "Theologia crucis" .145 Wie von Loewenich dargelegt, darf man die "Theologia crucis" nicht als zeitlich begrenzte Haltung Luthers verstehen, sie bildete vielmehr die Grundlage seiner gesamten Theologie. 146 1. luthers ..Theologia crucis"
Wie die meisten seiner Zeitgenossen litt Luther an einer tiefen religiösen Verunsicherung, deren Auslöser die allgemein verbreitete Gerichtsangst war, die für den florierenden Ablasshandel sorgte. Luthers zentrales Problem war, dass er keine Möglichkeit sah, vor Gott Gnade zu erlangen. Zur Erreichung von Gottes Gnade standen ihm entsprechend der spätmittelalterlichen Frömmigkeitspraxis mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Sein Orden vertrat eine Demutstheologie, die in einer Vorwegnahme des göttlichen Gerichts in Form von Selbsterkenntnis und Selbsterniedrigung bestand. Die mittelalterliche Sakramentslehre setzte für den Empfang der Gnade verdienstvolles Handeln voraus. Nach der Theologie des Gabriel Biel knüpfte sich der Gnadenempfang an die Vorstellung, dass der Mensch, wenn er tut, was in ihm ist ("facere, quod in se est"), aus natürlichen Kräften die Gnade Gottes verdiene. Luther war jedochtrotzoder gerade wegen dieser Alternativen verunsichert, ob es überhaupt möglich wäre, die Gnade Gottes zu erlangen. 147 Nach Abschluss seines Theologiestudiums wurde Luther auf dem theologischen Lehrstuhl Nachfolger von Johannes von Staupitz (t1524). Dort hatte er Vorlesungen über biblische Bücher zu lesen, was als "biblia" bezeichnet wurde. Die Schriftauslegung war demnach Auslöser für seine Auseinandersetzung mit dem Apostel Paulus und dessen "Theologie vom Kreuz". Zugleich betreute von Staupitz Luther seelsorgerisch und half ihm damit hinsichtlich des Problems der Erlangung von Gottes Gnade entscheidend.l48 145
l-16
147
148
Vgl. Bühler, P.: Kreuz und Eschatologie. Eine Auseinandersetzung mit der politischen Theologie, im Anschluß an Luthers theologia crucis. Tübingen 1981,5. 102. Vgl. Loewenich, W. von: Luthers Theologia Crucis. Witten 1967, 5.14 f: "Oie theologia crucis ist ein Prinzip der gesamten Theologie Luthers, sie darf nicht auf eine besondere Periode seiner Theologie eingeschränkt werden." Vgl. Mühlen, K.-H. zur: Reformation und Gegenreformation, Teil I. In: Rupp, H. F. (Hrsg.): Zugänge zur Kirchengeschichte, Bd. 6. Göttingen 1999, 5. 34. Vgl. Schwarz, R.: Luther. In: Moeller, B. (Hrsg.): Die Kirche in ihrer Geschichte. Ein Handbuch, Bd. 3, 1. Göttingen 1986, 5. 121. Nach Schwarz verhalf von Staupilz Luther zu sei-
46
B. Kreuzverehrung
Der Ursprung von Luthers "Theologia crucis" liegt letztlich in seinem neuen Verständnis der Gerechtigkeit und Gnade Gottes. Wichtig war dabei die Lektüre des Apostels Paulus: So kam Luther in den Römerbriefvorlesungen 1515 I 1516 zu der Einsicht, dass Gottes Gerechtigkeit keine strafende, sondern eine rettende ist, die dem Menschen im Glauben zuteil wird.l49 Die 95 Thesen vom 31 Oktober 1517 beinhalten bereits erste grundlegende Erkenntnisse der "Theologia crucis". Kritisiert wird die Theorie des" Thesaurus ecdesiae", nach welcher der Schatz der überschüssigen guten Werke Christi und der Heiligen von der Kirche in Form eines Ablasses veräußert werden konnten. 150 Luther stellt dem entgegen, dass der Papst nur die kirchlichen Bußstrafen erlassen kann, die Vergebung von Schuld steht allein Gott zu. 151 Der wahre Schatz der Kirche ist, so der Reformator, das Evangelium, das Leben Christi und dessen Kreuzestod für die Erlösung der Menschheit. 152 Die durch den Ablass propagierte Sündenbefreiung ist daher im Vergleich zur Gnade Gottes und der Erlösung durch das Kreuz nur sehr gering. 153 Dabei unterscheidet Luther in der 79. These zwei Arten des Kreuzes: das päpstliche Ablasskreuz 154 und das
14 '~
ner Erkenntnis der Gerechtigkeit durch Augustinus und Bemhard von Clairvaux. Stupperich sieht von Staupilz dagegen in der "Devotio modema" verhaftet. Vor allem er half Luther bei seinen Gewissenskonflikten entscheidend. Vgl. Stupperich, R.: Geschichte der Reformation. München1967, S. 45 f. Vgl. Mühlen, K.-H. zur: Reformation und Gegenreformation, Teil I., a.a.O., S. 40. Siehe auch: Röm 1,16-17: "Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist eine Kraft Gotte~, die da ~elig madtt edle, die d.u.tn glauben, ( ... ). Denn darin wird
offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: "Der Gerechte wird aus Glauben leben." Möglicherweise kam Luther aber bereits schon in seiner allerersten Vorlesung, der ersten Psalmenvorlesung von 1513-1515 zu einem neuen Verständnis des Begriffs "Gerechtigkeit Gottes". Vgl. Schwarz, R., a.a.O, S. 28-32. 150 Vgl. WA 1: "Disputatio pro dedaratione virtutis indulgentiarum" (1517). Weimar 1883, 56. These, S. 236: "Thesauri ecdesie, unde Papa dat indulgentias, neque satis nominati sunt neque cogniti apud populum Christi." ("Die Schätze der Kirche, aus denen der Papst den Ablass austeilt, sind dem Volke Christi weder genau genug genannt noch bekannt." Übers. Martin Luther: Von christlicher Freiheit. Schriften zur Reformation. Übertragen und kommentiert von H. Beintker, Zürich 1990, S. 59). m Vgl. Schwarz, R.: Luther, a.a.O., S. 147. 152 Vgl. WA 1: "Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum" (1517), a.a.O., S. 236, These 62: "Verus thesaurus ecdesie est sacrosanctum euangelium glorie et gratie dei."("Der wahre Schatz der Kirche aber ist das allerheilige Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes." Übers. Martin Luther: Von christlicher Freiheit, a.a.O., 5. 60). 153 Vgl. ebenda, S. 236: These: 68: "Sunt tarnen re vera minime ad gratiam dei et crucis pietatem comparate." ("Doch in Wirklichheil sind sie sehr gering, verglichen mit der Gnade Gottes und der Güte des Kreuzes." Übers. ebenda, S. 60). 154 Das so genannte Ablasskreuz, das in den Kirchen aufgerichtet wurde, war rot und mit dem päpstlichen Wappen gekennzeichnet. Demnach hatte Tetzel in seinen Ablasspre-
III. Kreuzverehrung in der reformatorischen Kritik
47
Kreuz Christi, die nicht gleichzusetzen sind. 155 Damit widerspricht, so Luther, die vom Papsttum vertretene Theorie der Buße und Gnade der Lehre des Evangeliums. FürBühlersteht deshalb die wahre Buße im Zeichen des Kreuzes, für ihn geht es "im Ablassstreit letztlich um das richtige Verständnis des Kreuzes." 156 Luther wertete die Praxis des Ablasses, den Erlass der Sündenstrafe gegen Geld oder auch gegen oberflächliche Frömmigkeitsausübungen als frevelhafte Handlungen gegenüber dem Leiden Christi. Sie können das Leiden Christi für die Menschheit nicht aufwiegen und sind als unzureichendes Mittel der Buße zu betrachten: .. Valeant itaque omnes illi proplrete, qui dicunt populo Christi 'Pax pax', et non est pax. Bene agant omnes illi prophete, qui dicunt populo Christi 'Crux crux', et non est crux. Exhortandi sunt Christiani, ut caput suum Christumper penas, mortes hrfernosque sequi studeant, Ac sie magis per multas tribulationes intrare ce/um quam per securitatem pacis confidant. "157
Eine Alternative zur Spiritualität der Römischen Kirche bietet Luthers "Theologia crucis", die er an lässlich der "Heidelberger Disputation" formulierte. Zu Beginn des Jahres 1518 kam es zu einer offiziellen Anklage Luthers. Der in Rom ansässige Ordensgeneral der Augustiner-Eremiten versuchte den Ablassstreit zunächst auf dem Wege der öffentlichen Diskussion zu bereinigen und forderte den Generalvikar der deutschen Reformkongregation der Augustiner-Eremiten, Johannes von Staupitz, auf, Luther theologisch zur Rechenschaft zu ziehen. Staupitz bat ihn daraufhin auf dem Generalkapitel des Augustiner-Eremitenordens seine Ablasskritik vorzutragen. Am 26. April1518 kam es zur digten behauptet das päpstliche Ablasskreuz und das Kreuz Christi besäßen die gleiche Kraft. Vgl. WA51: .,Wider Hans Wurst" (1541). Weimar 1914,5.539: .. Item, das RoteAblas Creutz mit des Bapts wapen, in den Kirchen auffgericht, were eben so krefftig, als das Creutz Christi." 155 Vgl. WA 1: .,Disputatio pro dedaratione virtutis indulgentiarum" (1517), a.a.O., 5. 237, These 79: .,Dicere, Crucem armis papalibus insigniter erectam cruci Christi equivalere, blasphemia est." (.. Zu sagen, das weithin sichtbar aufgerichtete Ablaßkreuz mit dem päpstlichen Wappen komme dem Kreuz Christi gleich, ist Gotteslästerung." Übers. Martin Luther: Von christlicher Freiheit, a.a.O., 5. 61). 156 Bühler, P.: Kreuz und Eschatologie. Eine Auseinandersetzung mit der politischen Theologie im Anschluß an Luthers theologia crucis. Tübingen 1981.5. 94. 157 WA 1: .. Disputatio pro dedaratione virtutis indulgentiarum" (1517), a.a.O., 5. 238. (.. These 92: Darum weg mit allen jenen Propheten, die dem Volke Christi sagen: ,Friede, Friede,' und es ist doch kein Friede. These 93: Wohl allen jenen Propheten, die dem Volke Christi sagen: ,Kreuz, Kreuz', und es ist kein Kreuz. These 94: Man ermahne die Christen, dass sie ihrem Haupte Christus durch Leiden, Tode und Höllen nachzufolgen trachten. These 95: Und also darauf mehr vertrauen, durch vieleTrübsalein Gottes Reich einzugehen als durch vermeintlich sicheren Frieden." Übers. Martin Luther: Von christlicher Freiheit, a.a.O., 5. 62 f.).
48
B. Kreuzverehrung
so genannten "Heidelberger Disputation" auf der tuther zum ersten Mal seine "Theologia crucis" öffentlich vortrug. ISS Die "Heidelberger Disputation" fasst Luthers Anschauungen über Gesetz, Gerechtigkeit und Kreuz zusammen. In ihr beruft er sich auf den Apostel Paulus und dessen Interpreten Augustinus und fordert die Wiederherstellung der Lehre Christi. Dabei ergeben sich folgende, kausale Zusammenhänge: "Durch das Gesetz erhält man Sündenerkenntnis, durch Erkenntnis der Sünde aber erlangt man Demut und durch die Demut Gnade." 159 Gott wirkt im Menschen sein "fremdes Werk" ("opus alienum dei"), um sein eigentliches Werk durchführen zu können: Er macht den Menschen zum Sünder, um ihn gerecht zu machen. 160 Die Durchführung des "fremden Werks" am Menschen ist dessen einziger Verdienst. Für von Loewenich wird hier der Zusammenhang von Rechtfertigungslehre und Kreuzestheologie klar erkennbar. 161 In den Thesen 19-28 entfaltet tuther seine Kreuzestheologie, indem er zwei Arten von Theologen unterscheidet: "Der ist es nicht wert, ein Theologe genannt zu werden, der Gottes ,unsichtbares Wesen' durch seine Werke erkennt und versteht" .162 "Aber der verdient ein rechter Theo158 159
160
161
162
Vgl. Mühlen, K.-H. zur: Reformation und Gegenreformation, Teil I., a.a.O., S. 53 f. Vgl. WA 1: "Disputatio Heidelbergae habita" (1518). Weimar 1883, S. 360 f: "Quia ideo haec docemur, ideo Lex notum fadt peccatum, ut cognito peccato gratia queratur et impetretur. Sie, sie humilibus dat gratiam, et qui humiliatur, exaltatur. Lex humiliat, gratia exaltat. Lex timorem et iram, gratia spem et misericordiam operatur. Per Legern enim cognitio peccati, per cognitionem autem peccati humilitas, per humilitatem gratia acquiritur." ("Denn darum werden wir so belehrt, darum macht uns das Gesetz mit der Sünde bekannt, damit wir unsere Sünden erkennen und dann Gnade erbitten und erlangen. So ja so ,gibt er dem Demütigen Gnade' und 'wer sich erniedrigt, der wird erhöht werden'. Das Gesetz erniedrigt, die Gnade erhöht. Das Gesetz schafft Furcht und Zorn, die Gnade Hoffnung und Erbarmen. Durch das Gesetz nämlich erhält man Sündenerkenntnis."(Übers. Martin Luther: Von christlicher Freiheit, a.a.O., S. 83). Vgl. ebenda, S. 361: "Sie opus alienum Dei inducit tandem opus eius proprium, dum facit peccatorem, ut iustum faciat." ("So führt Gottes fremdes Werk schließlich sein eigentliches Werk herbei, indem er den Menschen zum Sünder macht, um ihn gerecht zu machen." (Übers. ebenda, S. 83). Vgl. Loewenich, W. von: Martin Luther. Der Mann und das Werk. München 1982, S. 115: "Die Rechtfertigung hat ihr Urbild in Kreuz und Auferstehung Christi; in ihr verwirklicht sich die Konformität, das Gleichgestaltetwerden mit Christus." Siehe zur Definition der Rechtfertigung: Sauter, G.: Rechtfertigung IV. In: TRE, Bd. 28 (1997), S. 315: "Rechtfertigung ist die Umschreibung des Heilsgeschehens als Gottes richtendes und rettendes Handeln am Menschen." Vgl. WA 1: "Disputatio Heidelbergae habita" (1518), a.a.O., S. 354, These 19: "Non ille digne Theologus dicitur, qui invisibilia Dei per ea, quae facta sunt, intellecta conspicit." ("Der ist es nicht wert ein Theologe genannt zu werden, der Gottes unsichtbares Wesen durch seine Werke erkennt und versteht." (Übers. Martin Luther: Von christlicher Freiheit, a.a.O., S. 74). Siehe auch: Röm 1, 20: "Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen seit der Schöpfung der Welt und wahrgenommen an seinen Werken, ... "
III. Kreuzverehrung in der reformatorischen Kritik
49
loge genannt zu werden, der das, was von Gottes Wesen sichtbar und der Welt zugewandt ist, als in Leiden und Kreuz sichtbar gemacht begreift."163 Derjenige, der glaubt, Gott durch religiöse Spekulation und theologische Konstruktion erkennen zu können, missversteht Gott. Es handelt sich hierbei um den "Theologen der Herrlichkeit", 164 der von Luther sogar als "Feind des Kreuzes Christi" bezeichnet wird". 165 "So reicht es für niemanden aus, Gott in seiner Herrlichkeit und Majestät zu erkennen, wenn er ihn nicht in der Niedrigkeit und der Schmach seines Kreuzes versteht." 166 Das wahre Wesen Gottes erschließt sich nur in der "crux passionis", 167 die Gotteserkenntnis ist daher im Leiden verborgen ("absconditum in passionibus"). Es ist deshalb unnötig auf einen mächtigen und hilfreichen Gott zu vertrauen, nur wer sein eigenes Kreuz auf sich nimmt, versteht Gottes Offenbarung im Leiden Christi. Daher führen nicht die so genannten "guten Werke" den Menschen zum Heil, sondern allein die im Kreuz offenbare Gnade Gottes. Luther formulierte in der Beweisführung der 25. These der "Heidelberger Disputation" den Kern seiner "Theologia crucis": .,Non ille iustus est qui multum operatur, Sed qui sine opere multum credit in Christum. "168
Wahre Frömmigkeit beinhaltet das Vertrauen in Gott sowie die ständige Vergegenwärtigung des Kreuzestodes Christi. Der Erwerb von AbEbenda, S. 354, These 20: .,Sed qui visibilia et posteriora Dei per passiones et crucem conspecta intelligit." (.,aber der, der das, was von Gottes Wesen sichtbar und der Welt zugewandt ist, als in Leiden und Kreuz sichtbar gemacht begreift." (Übers. ebenda, S. 74). 164 Vgl. eben da, S. 354, These 21: ., Theologus gloriae dicit mal um bonum et bonum malum, ... " (.,Der Theologe der Herrlichkeit nennt das Schlechte gut und das Gute schlecht. Der Theologe des Kreuzes nennt die Dinge, wie sie wirklich sind." (Übers. ebenda, S. 74). 165 Vgl. ebenda, S. 362: .,Tales sunt quos Apostolus vocat lnimicos cruds Christi. Utique quia odiunt crucem et passiones, ... " (.,Das sind die, die der Apostel Feinde des Kreuzes nennt. Jedenfalls hassen sie das Kreuz und die Leiden. (Übers. ebenda, S. 86). 166 Vgl. ebenda, S. 362: .,lmpossibile est enim, ut non inflectur operibus suis bonis, qui non prius exinanitius et destructus est passionibus et malis, donec sdat seipsum esse nihil et opera non sua sed Dei esse." (.,Es ist nämlich dem unmöglich, auf Grund seiner guten Werke nicht aufgeblasen zu werden, der vorher nicht durch Leiden und Schaden ganz leer und niedrig geworden ist, bis zu der Erkenntnis, dass man selbst nichts ist und die Werke nicht uns sondern Gott gehören." (Übers. ebenda, S. 86). 167 Vgl. ebenda, S. 362: .,Patet, qui dum ignorat Christum, ignorat Deum absconditum in passionibus." (Das ist klar. Weil er doch Christus nicht kennt, kennt er auch nicht den im Leiden verborgenen Gott."(Übers. ebenda, S. 86). Loewenich, W. von, a.a.O., S. 23: ,. 1. Die Theologia cruds steht als Offenbarungstheologie in scharfem Gegensatz zur Spekulation. 2. Offenbarung Gottes ist indirekte, verhüllte Offenbarung." 168 WA 1: .,Disputatio Heidelbergae habita" (1518), a.a.O., S. 354. (These 25: .,Nicht der ist gerecht, der viele Werke tut, sondern wer ohne viel Werke an Christus glaubt." (Übers. ebenda, S. 74). l6.l
B. Kreuzverehrung
50
lassbriefen, das Abhalten von Totenmessen sowie Stiftungen, die der Verehrung der Heiligen und ihren Reliquien dienen, erweisen sich für den nach Luthers Verständnis wahren Glauben als unnötig, ja sogar als schädlich. "Denn das wort Gottes ist das lreiligtumb uber alle heiligtumb, ia das einige, das wir Christen wissen und haben. Denn ob wir gleich aller heiligen geheine odder heilige und gewyhete kleider auf! einem hauffen hetten, so were uns doch nichts damit geholffen, Demr es ist alles tod ding, das niemand heiligen kan. "169
In die Kritik gerät daher auch die Verehrung der Reliquie des Heiligen Kreuzes sowie die beiden Kreuzfeste, da es sich es sich hierbei für den Reformator um ein falsches Verständnis des Kreuzes handelt: "Uber das seind zwey fest ym iar des heiligen creuces: eyns wirdt genandt die erftndung des heiligen creutzes, welchs fest gellaidenn wyrdt noch Osternn, das ander wirdt genandt die erheburrg des heiligen creutzes, welclrs fest wirdt gehalden ym herbest. Aber es wer vil besser, das creutze wer vorlorerr dan gefunden, ernidert dann erhöht. Nicht daß ich diß vorwerff, sonder ummb des mißbrauchs willen, den wir do mit auffgericht haben, wer es vil besser, das ny gefundenn noch erhöht wehr wordenn das heilig creütze. Dann das wehr guth, so du in dyr erhöhest das heilige creütze durch geduldige auf!nemung aller widersaclrerrn urrd unglückeß, ... " 170
Die wahre Verehrung des Kreuzes soll sich, laut Luther, nicht in der Verehrung eines Gegenstandes, bei dem es sich angeblich um ein Stück des wahren Kreuzes Christi handelt, sondern in der Nachfolge Christi äußern: " •• • ,WUtltl
Cl1ristus l1atiJ seiu crutz.e gctragcu u11d wil das d14 auch alßo solts tra-
gerr deinn creutze. Darumb spracl1 er Mattlzei am 10. cap. 'wer nitt seynn crutze auf! sych nympt wmd folget myr nach, der ist meymz nit werth. "' 171
Die echte Erhöhung des Kreuzes findet deshalb nicht durch das Feiern der Kreuzfeste, sondern durch das "Kreuz tragen" statt: "Also hastu was do sey tragenn deinn creutze: Erhöen das creutze Christi oder findenn das selbige, welchs nit stheet inn opjhern oder küsserr oder besuchen das heilige creutz, sonder yn gedult uber alle entplum rmd erliden urrgerechtikeit." 172
Unter dem Kreuz Christi soll der Gläubige letztlich nicht irgendein Holz verstehen, sondern das Kreuz, an dem Christus unschuldig für die Erlösung der Menschheit gelitten hat. 173 Für Luther bedeutet daher die VerWA30,1: "Deudsch Catechismus" (Der große Katechismus), (1529). Weimar 1910,5.145. WA 10, 3: "Sermon in der Kaufmannskirche zu Erfurt gepredigt vom Kreuz und Leiden eines rechten Christenmenschen" (22. Oktober 1522). Weimar 1905, S. 369 f. 171 Ebenda, S. 369. m Ebenda, S. 370. 173 Vgl. ebenda, S. 368: "Durch das creütze Christi (das ich klerlicher dar von rede) soll ir nit vorsthen das odder genß holtz doran Christus gehangen hath, sunder das Creutze 169 170
m. Kreuzverehrung in der reformatorischen Kritik
51
ehrungeiner angeblich echten Reliquie des wahren Kreuzes einen Frevel gegenüber dem Leidenstod Christi. "Die weit klüge1m heisse11n das creutze tragen, wan man eyn stuck von dem heiligen creutze ei11n fasset i11n eynn gulden creutze odder eine monstra11tze, u11d wan der priester antzeugt ein kor rock, legt ein stol umb den halß und tregt dan das selbige silberne oder guldene Creutze umb die Kirche, gibtß dem folcke zu küssenn, das sie pfennig opfern. 0 der 11arheit, umb vormeidung willenn solches Kaükelspiels und abgotterisschen irthums wolde ich das heilige creutze zü pülver vorbrennen, wan ich ei11 stuck dar von hefte. "l 74
Nach Ansicht Luthers kann es sich bei den Unmengen vorhandener Reliquien des wahren Kreuzes nur um Fälschungen handeln: "das man etwemr von ai11em galgen ain spon gehawen und für das hailig Creütz angebet, dann es seynnd der stuck i11 der weit sovil, das man ai11 lrauß darvon pawen künd, wamr man sy alle lrette ... "l75
Unter "Auffindung des Kreuzes" versteht er deshalb das Finden des wahren Glaubens an Christus und das Evangelium; wahre "Kreuzerhöhung" bedeutet für ihn die Nachfolge Christi: "Das Creuz ist also nicht hoch zu achten, das lrie oder da i11 Gold eingefasset gefunden wird, sondern im herzen wird es erjunde11, durch de11 Glauben, aus dem Evangelio. (.. .)Gleichwie die Erfindung imrerlich im Herzen alleine geschiehet, also bestehtel auch die Erhöhung darinnen, daß wir Christo nachfolgen. "176
Luther ging in seinem Kreuzverständnis von scheinbar ähnlichen Voraussetzungen aus wie die Lehre der "Devotio moderna": Er propagierte ebenfalls die Nachfolge Christi im Leiden, lehnte jedoch die in der "lmitatio Christi" zum Ausdruck kommende, in der mittelalterlichen Tradition stehende Verdiensttheologie ab. Auch die Empfindsamkeit der Devoten, die sich in Tränen äußerte, findet sich bei Luther nicht. Laut von Loewenich formulierte die "lmitatio Christi" keine Theologie des Kreuzes, sondern lediglich eine Ethik des Kreuzes. "Das Kreuz wird nicht verstanden als Vorzeichen aller Erkenntnis Gottes, sondern wird nur als Merkmal des frommen mönchischen Lebens gewertet". 177 Luther wandte sich letztlich wesentlich entschiedener als die Devoten gegen die mittelalterliche Frömmigkeitspraxis: Seine "Theologia crucis" steht im Gegensatz zur päpstlichen Verehrung des Kreuzes, die sich im
174
175 176
177
Christi ist die schmacheyt und grisse schandt, welche Christus unschuldigklychen geliden hat." Ebenda, 5. 369. WA 10,3: "Sermon von den heiltumen", (14. September 1522). Weimar 1905,5.333. WA 10,3: "Predigt zu Boma am Tag der Kreuzerfindung" (3. Mai 1522). Weimar 1905,5. 117. Loewenich, W. von: a.a.O., 5. 191.
52
B. Kreuzverehrung
Ablasshandel manifestierte. Für ihn stellte sich daher das Papsttum, aufgrund seines "frevelhaften Kreuzverständnisses" ("Theologe der Herrlichkeit"), letztlich sogar als "Feind des Kreuzes Christi" dar. 2. Kreuz und Ikonoklasmus
Luthers Berufung auf das Evangelium sowie seine kritische Haltung gegenüber der" Verdiensttheologie" fand zuerst Anhänger unter den theologisch Gebildeten seiner Zeitgenossen, die ihrerseits begannen, Kritik an der bestehenden Frömmigkeit zu üben. In Verruf geriet vor allem die Verehrung von Bildern und Reliquien. Die Bilderfrage war allerdings kein alleiniges Anliegen der Reformation, sie besaß vielmehr eine jahrhundertealte Tradition, deren Argumentation von den Theologen beider Konfessionen herangezogen wurde. Während Luthers Aufenthalt auf der Wartburg gab der Augustinereremit Zwilling am 11. Januar 1522 zum ersten Mal den Auftrag zum Sturm gegen die Bilder und zur Beseitigung der Altäre in der Wittenberger Klosterkirche mit der Begründung, Bilder seien nach Gottes Wort (2. Moses 20,4) verboten. Daraufhin erließ der Rat der Stadt am 24. Januar 1522 unter dem Einfluss von Andreas Bodenstein von Karlstadt die "Ordnung der Stadt Wittenberg", wonach die Bilder entfernt werden sollten. Karlstadt ging die Ausführung der Stadtordnung jedoch nicht schnell genug. Von Karlstadt, der 1512 als Dekan an der Universität Wittenberg Luther zum Doktor der Theologie promoviert hatte, veröffentlichte daher am 27. Januar 1522 ein gegen die Verehrung von Bildern gerichtetes Pamphlet: "Von Abtuung der Bilder und daß kein Bettler unter den Christen sein solle." Anschließend fand zwischen dem 27. Januar und dem 5. Februar ein Bildersturm in der Wittenberger Pfarrkirche statt. 178 Zur Begründung des Bilderverbots verwies von Karlstadt in seiner Schrift auf das erste Gebot. 179 Er lehnte zudem das von der Römischen 178
179
Vgl. Köpf, U. b: Die Bilderfrage in der Reformationszeit In: Blätter für Württembergische Kirchengeschichte, 90. Jg. Stuttgart 1990, S. 40: Die Aktion hatte nur begrenzte Wirkung, der Rat konnte rechtzeitig einschreiten. Vgl. Bodenstein von Karlstadt, A.: "Von Abtuung der Bilder und daß kein Bettler unter den Christen sein soll", (1522). In: Ohn 'Ablaß von Rom kann man wohl selig sein. Streitschriften und Flugblätter der frühen Reformationszeit Hrsg. vom Germanischen Nationalmuseum Nümberg, mit einer Einführung von K. Hoffmann. Nördlingen 1983, S. 2 und S. 5 f. Siehe auch: 2. Moses 20, ~5: .. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott,
III. Kreuzverehrung in der reformatorischen Kritik
53
Kirche vertretene Argument, dass Bilder der Belehrung der Unwissenden dienten, ab. Denn die Bilder geben nichts anderes als das Fleisch wieder, das nicht von Wert sei. Daher haben auch die Bilder keinen Wert. Allein das Wort Gottes ist wertvoll für den Gläubigen. 180 Letztlich zeige das Kruzifix, so von Karlstadt, nur, wie Christus gestorben ist, aber nicht warum. 181 Bei von Karlstadt verband sich die Bilderkritik mit der sozialen Problematik: Anstalt Bilder zu stiften, sollten die Reichen den Bedürftigen so viel geben, dass sie einen Handel oder ein Gewerbe betreiben könnten, um damit ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Denn sowohl in der Bilderverehrung als auch im Vorhandensein von Bettlern sah von Karlstadt eine unchristliche Ordnung, die geändert werden sollte. 1s2 Die Bilderstürme in Deutschland begannen mit den Wittenberger Unruhen 1522 und der Verbreitung von Karlstadts Pamphlet. Ihm folgte ein Jahr später Ludwig Haetzers Traktat: "Ein Urteil gottesunser eegemahles, wie man sich mit allengötzenund bildnussen halten soll", das, zusammen mit der Predigt Leo Juds (1482-1542) im September 1523, von unmittelbarer Wirkung auf den Schweizer Bildersturm war. 183 Dieser brach im Anschluss an die zweite Züricher Disputation (26. bis 29. Oktober 1523) aus. Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz erreichte der Bildersturm seinen Höhepunkt zwischen 1527 und 1529 und endete um 1537 I 1540. 184 Luther äußerte sich dagegen eher gemässigt zum Problem der Bilderverehrung. "Die Bilder rechnete er zu den so genannten Mitteldingen, das heißt zu den neutralen, wertfreien Gegenständen, die außerhalb von gut und böse liegen." 185 Auf von Karlstadts Schrift antwortete er in der der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindem bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen." 180 Vgl. Bodenstein von Karlstadt, A.: "Von Abtuung der Bilder ... ", a.a.O., S. 10. Siehe auch Johannes 6, 63: "Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze." 18 1 Vgl. Bodenstein von Karlstadt, A.: "Von Abtuung der Bilder ... ", a.a.O., S. 8 f. 182 Vgl. Ullmann, E.: Bildersturm und bildende Kunst im 16. Jahrhundert. In: Hafnia, Kopenhagen papers in the history of art. Kopenhagen 1976, S.49. 183 Vgl. Christensen, C.C.: Art and the Reformation in Germany. Ohio 1979, S. 23 ff. und VIImann, E.: Kunst der Reformationszeit ln: Ausst.-Kat. Kunst der Reformationszeit, hrsg. von den Staatlichen Museen zu Berlin. Berlin 1983, S. 20: "Karlstadt beeinflusste Ludwig Hätzer, Zwingli, Capito, Butzerund schließlich auch Calvin in seiner Ablehnung der Bilder." IS-1 Vgl. Ullmann, E.: Bildersturm und bildende Kunst im 16. Jahrhundert, a.a.O., S. 46. ISS Harasimowicz, J.: Kunst als Glaubensbekenntnis. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte der Reformationszeit ln: Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bd. 359. Baden-Baden 1996, S. 25. WA 10,3: "Von Byldtnussen" (ll.März 1522), Weimar 19662, S. 26: "umb diebilderist es auch so gethan, das sie unnöttig, sonder frey sein, wir mügen sie haben oder nicht haben, ... "
54
B.~uzverehrung
dritten Predigt am Dienstag nach dem Sonntag Invocavit (11. März 1522) relativ rasch, um weitere Unruhen zu vermeiden. Darin lehnte Luther das Vorhandensein von Bildern nicht generell ab, sondern verurteilte nur ihre gottgleiche Verehrung.186 Generell hielt es Luther jedoch für menschlich und natürlich, dass sich die Gläubigen in ihrem Inneren ein Bild von Gott oder dem Leiden Christi vorstellten. 187 Sich Bilder zum Gedächtnis oder Zeugnis zu machen, war für Luther nicht verboten. Aber er unterschied streng zwischen den Bildern, die dem Gedächtnis dienten und Bildern, die als wundertätig oder heilkräftig angebetet wurden. Nur Letztere hielt er für frevelhaft. 188 Für Luther gehörte es zur Verantwortung eines jeden Christen, ob er Bilder lediglich zum Gedächtnis, zur Erinnerung oder als Illustration der Bibel betrachtete. Das Stiften von Bildern, im Glauben damit von seinen Sündenstrafen befreit zu werden, lehnte er jedoch entschieden ab. 189 Dennoch wollte der Reformator auf die Bilder Jesu Christi keinesfalls verzichten. Für ihn existierten weniger die materiellen Bilder des Gottessohnes, als die geistige Vorstellung des Gekreuzigten: " ... ,wenn ich Christum hore, so entwirfft sich ynn meym lzertzen eyPr mans bilde, das am creutze henget, ... "190 Luther verurteilte daher das Vorhandensein von Bildern des Gekreuzigten, des Kruzifixes oder des Kreuzes nicht, sondern befürwortete sie sogar, da er sie lediglich als Zeichen für Christus und den christlichen Glauben betrachtete: 1111'
187
188
189
190
Vgl. WA 10,3: .. Von Byldtnussen" (tl.Mar.o~: 1522), 4
Vgl. Eusebius von Caesarea: Kirchengeschichte, a.a.O., 5. 440 f. Vgl. Jedin, H.: Kardinal Caesar Baronius, a.a.O., S. 56.
116
C. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung- Überlieferung und Fiktion
Syroe schließt Frieden mit dem Kaiser und überlässt ihm die Reliquie des wahren Kreuzes. Laut Baronio ereignete sich die Rückgabe des Kreuzes im Jahr 627. 465 Die Rückführung des Kreuzes durch Heraklius in Begleitung des Zacharias erfolgte nach Baronio dagegen erst im Jahr 628. Als Textquelle benutzt der Autor der ersten katholischen Kirchengeschichte das nachtridentinische "Breviarium Romanum". 466 Heraklius, reich mit Gold und Edelsteinen geschmückt, will das Kreuz durch das Tor tragen, das zum Golgathahügel führt. Er kann aber, trotzgrößter Anstrengungen, nicht hindurch gehen. Der als Tempelvorsteher von Jerusalem bezeichnete Zacharias rät dem Kaiser daraufhin, nicht im Triumph geschmückt nach Jerusalem einzuziehen, sondern die Armut und Demut Jesu Christi nachzuahmen. Anschließend legt Heraklius nach dem Vorbild Christi seine kostbare Kleidung ab, zieht seine Schuhe aus und legt ein einfaches Gewand an. Erst dann kann er die Reliquie des wahren Kreuzes ungehindert auf den Kalvarienberg tragen und dort errichten.467 Ergänzend berichtet Baronio, dass zur Erinnerung an die "Rückführung des Kreuzes" jedes Jahr im September das Fest der "Kreuzerhöhung" gefeiert wird. 468 Hinsichtlich der Kriege gegen die Perser und der anschließenden Rückfühtwtg d~s Kreuzes zitiert Baronio Quellen, welche die Autor~n der "Magdeburger Zenturien" zum Teil nicht kannten. Im Gegensatz zu den "Zenturien" verwendete er tatsächlich die ältesten vorhandenen Autoren: Bei der Überlieferung des Pisidias handelt es sich um die erste Erwähnung des Sieges Heraklius' über die Perser und der Kreuzrückführung. Die Engelserscheinung des Heraklius, die den Herrscher als Nachfolger Konstantins erscheinen lässt und die sich vor allem in den Iegendarischen Texten findet, wird bei Baronio nicht erwähnt; als Ratgeber fungiert, nach dem nachtridentinschen "Breviarium Romanum", lediglich Zacharias. Baronio leistete mit seinem Werk einen bedeutenden Beitrag zum Erfolg der katholischen Reform: Die "Annales Ecclesiastici" fanden weite Verbreitung und übertrafen die "Magdeburger Zenturien" bald an Beliebtheit. Nicht zuletzt diente die chronologische Berichterstattung dem einfacheren Verständnis und konnte somit eine größere Leserschaft anziehen. Kritisiert wurde jedoch bereits von den Zeitgenossen, dass Baronio zahlreiche gedruckte oder vorhandene handschriftliche Quellen 465 466
467 468
Vgl. Baronio, C. Armales Ecclesiastici, Tornos Octos. Venedig 1602, S. 214. Vgl. Breviarium Romanum. Editio Princeps (1568), hrsg. von Sodi, M./Triacca, A. M. Citta del Vaticano 1999, S. 856 f. Der Text ist bei Baronio wortwörtlich zitiert. Vgl. ebenda, S. 217. Vgl. ebenda, S. 218.
III. Konfessionelle Überlieferung von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
117
nicht berücksichtigt%9 und er die Entwicklung der Lehre der katholischen Kirche völlig außer acht gelassen habe. Als problematisch wurden auch seine rudimentären Kenntnisse der griechischen Sprache bewertet; griechische Texte hatte er überwiegend in lateinischen Übersetzungen verwendet.470 Die" Armales Ecclesiastici" fanden auch außerhalb Italiens große Verbreitung. So gelangten sie unter anderem in den deutschen Sprachraum.471 Es existieren sogar Berichte nach denen Angehörige des protestantischen Glaubens nach der Lektüre der "Annales Ecclesiastici" zum katholischen Glauben konvertierten. 472 Die erste deutsche Übersetzung des ersten Bands von Baronios "Armales Ecclesiastici" unternahm kein geringerer als Marx Fugger, Leiter der mächtigsten Bankgesellschaft des Deutschen Reiches. Sie war allerdings fast ausschließlich in den katholischen Gebieten verbreitet.473 Eine zweite, wesentlich erfolgreichere deutsche Übersetzung der "Annales Ecclesiastici" in zwei Bänden legte 1599 Valentin Leucht vor. Im Jahr 1600 folgte eine zweite Auflage, 1602 erschien ein dritter Band. Im Gegensatz zu Marx Fugger hatte Leucht keine textgetreue Übersetzung, sondern nur ein Kompendium vorgelegt, das den Inhalt knapp zusammenfasst. Obwohl Leucht schon bei der Bearbeitung des fünften Bandes angelangt war, bricht die Veröffentlichung mit dem Jahr 361 ab. 474 Auch der Kapuzinermönch Martin von Cochem hat an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert ein deutschsprachiges Kompendium der "Annales Ecclesiastici" veröffentlicht, das jedoch nur Faktenkenntnisse vermittelte.475 Die "Annales Ecclesiastici" des Cesare Baronio gelten inzwischen allgemein als adäquate Antwort der katholischen Kirche auf die protestanVgl. Jedin, H.: Kardinal Caesar Baronius, a.a.O., S. 51. Vgl. ebenda, 5. 56. 471 Zur Verbreitung der "Annales Ecclesiastici" im süddeutschen Raum vgl. Kraus, A.: Die Verbreitung der Armales Ecclesiastid des Caesar Baronius im Kurfürstentum Bayern. In: Baronio storico e Ia Controriforma. Atti del Convegno internazianale di studi, hrsg. von R. de Maio, u.a. Sora 1982, S. 631-671. 472 Vgl. Pullapilly, C. K., a.a.O., 5 85 f.: Der Luther-Schüler Kaspar Schoppe konvertierte nach der Lektüre der "Annales Ecclesiastici" zum katholischen Glauben. Ein Verwandter des Reformators Johannes Calvin pflegte dagegen jahrelangen Briefkontakt mit Baronio, bis er zum katholischen Glauben konvertierte. m Der größte Teil der Korrespondenz zwischen Cesare Baronio und Marx Fugger ist verschollen. Vgl. Lutz, G.: Marx Fugger (1529-1597) und die Annales Ecdesiastici des Baronio. Eine Verdeutschung aus dem Augsburg der Gegenreformation. In: Baronio Storico. Atti del Convegno internazianale di Studi. Hrsg. von R. de Maio, u.a. Sora 1982, S. 427 und S. 523 f. 474 Vgl. ebenda, S. 525 f. 475 Vgl. ebenda, S. 527 f.
o169
470
118
C. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung -Überlieferung und Fiktion
tische Kirchengeschichtsschreibung. Nicht zuletzt hatten sie das Bewusstsein für die historische Kontinuität der römisch-katholischen Kirche in den eigenen Reihen gefördert und eine verbindliche Grundlage ihrer Glaubenspropaganda geschaffen. 3. Bildertheologie und Textkritik
Die zum Kampf gegen die "Feinde der Bilderverehrung" nach Beendigung des Trienter Konzils entstandenen bildertheologischen Traktate47& beschäftigten sich unter anderem auch mit dem Verhältnis von Bild und Text. Bei einem der bedeutendsten Schriften der Bildertheologie des 16. Jahrhunderts handelt es sich um das Traktat des Löwener Theologen Johannes Molanus "Oe picturis et imaginibus" aus dem Jahr 1570.477 Es erreichte enorme Verbreitung und wurde von zahlreichen weiteren Autoren rezipiert. Die im Jahr 1582 in Bologna gedruckte Schrift "Discorso intorno alle imagini sacre e profane" des Erzbischofs von Bologna, Gabriele Paleotti, bezog sich inhaltlich auf das Traktat des Molanus, ging aber hinsichtlich der Gelehrsamkeit des Autors und der Konkretisierung einzelner Themen entscheidend über dieses hinaus. Von den insgesamt fünf geplanten Bänden konnte Paleotti jedoch nur zwei vollenden. Traditionell wurden Bilder mit Büchern gleichgesetzt, das heißt, sowohl Bilder als auch Bücher gehörten nach dem von der katholischen Kirche verteidigten Traditionsprinzip zu den Offenbarungsquellen. Bildern wie Büchern kam dabei gleichermaßen die Aufgabe der Beleh-
rung und Erbauung zu. Letztlich beruhte daher die katholische Bildertheologie auf dem Gedanken der Gleichwertigkeit von Bildern und Büchern. So wird erst vor diesem Hintergrund die Argumentation des Molanus verständlich: Er ist der Ansicht, dass die Dinge, welche die Kirche in den Büchern toleriert, auch bei den Bildern beibehalten werden sollen.478 Deshalb gehören für ihn Darstellungen, welche Erfundenes, Falsches oder Apokryphes beinhalten, unter die "nicht gefährlichen Irrtü-' 7~> Eine Übersicht über Autoren der katholischen Reform, die sich zur Bilderfrage geäußert
-' 77
-'78
haben, findet sich bei Hecht, C.: Katholische Bildertheologie im Zeitalter von Gegenreformation und Barock. Studien zu Traktaten von Johannes Molanus, Gabriele Paleotti und andere Autoren. Berlin 1997, S. 18. Eine umfassende Übersicht liefert auch Aschenbrenner, T.: Die tridentinischen Bildvorschriften. Eine Untersuchung über ihren Sinn und ihre Bedeutung. Theol. Diss. (masch.). Freiburg 1925. Die folgenden Auflagen ab 1594 erschienen unter dem Titel: .. Oe historia sanctorum imaginum et picturarum." Vgl. Molanus, J.: De Historia SS. Imaginum et Picturarum pro vero earum usu contra abusus libri III. Antwerpen 1617, S. 108.
III. Konfessionelle Überlieferung von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung 119
mer, die allgemein toleriert werden." 479 Unter diese Kategorie fallen bei Molanus beispielsweise auch die Überlieferungen der "Legenda aurea".480 Paleotti, der streng zwischen "pitturae profanae" und "pitturae sacrae" unterscheidet, plädiert dafür, dass ein Maler von religiösen Bildern vor allem die richtigen Quellen verwenden soll. In diesem Zusammenhang unterscheidet er drei unterschiedliche Arten von Schriften: die "libri canonici" sind von größter Bedeutung, da sie auf Gott selbst zurückzuführen sind,481 die "libri agiografi" sind dagegen von geringerem Wert, dienen aber immerhin der Unterrichtung der Gläubigen, 482 während die "libri apogrifi" ohne Autorität und Notwendigkeit entstanden sind483 und sowohl falsche als auch wahre Dinge enthalten können. 484 Zusätzlich warnt Paleotti die Maler: Sie sollen sich nicht auf das verlassen, was Gelehrte als wahrscheinlich und allgemein bekannt akzeptieren. Letztlich muss das von ihnen Gemalte in jeder Einzelheit mit der Meinung der Kirche übereinstimmen.485 Bilder, die auf apokryphen oder Iegendarischen Texten beruhten, wurden daher von der Bildertheologie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Tradition geduldet. Wobei es sich nach damaliger Ansicht bei "apokrypher" Literatur zwar um ungesicherte, aber immerhin bibelnahe Texte handelte. "Apokryphe" Schriften können laut Paleotti "sowohl falsche als auch wahre Dinge enthalten". 486 Und da sie von der Kirche, wie Molanus darlegt, geduldet wurden, wurden auch Bilder, bei denen Maler "apokryphe" Texte verwendet hatten, toleriert.487 Gilio kam in seinem direkt im Anschluss an das tridentische Konzil publizierten "Dialogo",488 der sich vorrangig gegen Michelangelos Fresm Vgl. ebenda, S. 103. 480 Vgl. ebenda, S. 107: "Tolerat Legendam auream Iaeobi de voragine, ... " 4111 Vgl. Paleotti, G.: Diseorso intomo alle imagini sacre e profane. In: Barocehi, P. (Hrsg.):
Trattati d'arte del Cinquecento. Fra Manierismo e Controriforma, 2. Vol. Sari 1961, S. 285. 4112 Vgl. ebenda, S. 285 f. w Ebenda, S. 286: "I terzi non hanno ne autorita ne neeessita ... " 484 Ebenda, S. 286: "o perehe abbiano mesehiate eose false eon vere, ... " 4115 Ebenda, S. 288 f.: "Di piu, non basta aneora ehe tal pittura sia narrata da alcun dottore di autorita, ne bisogna eosl fidarsi di dascuno in tutti i partieolari, se quell'istesso non eorrisponde al sentimento degli altri e dalla santa Chiesa non viene approvato." 48b Ebenda, S. 286: "o perehe abbiano meschiate eose false eon vere, ... " 4117 Vgl. Molanus, J., a.a.O., S. 107: "Multa tolerat in diversis historijs iam edita, que sunt ineerta, fabulosa, apogrypha, &: nullam veri similitudinem habentia: eauens tarnen ne ea in eeclesijs legantur." 488 Vgl. Gilio, G. A.: Dialogo nel quale si ragiona degli errori e degli abusi de'pittori drea l'istorie. Camerino 1564. In: Barocehi, P. (Hrsg.): Tratatti d' Artedel Cinquecento. Fra Manierismo e Controriforma, Vol. 2. Bari 1961.
120
C. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung- Überlieferung und Fiktion
ko des "Jüngsten Gerichts" richtete, bereits zu einer ersten Formulierung des Sachverhalts. Er forderte die Maler religiöser Themen auf, sich anstatt auf Erfundenes oder Apokryphes zu berufen, nur die "buoni scrittori" zu verwenden.489 Auch nach Ansicht des Mailänder Bischofs Carlo Borromeo müssen die religiösen Bilder dem Bibeltext oder der historischen Überlieferung möglichst exakt entsprechen. Sie dürfen nichts Apokryphes, keine erfundenen Hinzufügungen, nichts Profanes oder moralisch Anstößiges enthalten. 490 In den auf das Konzil folgenden bildertheologischen Traktaten erfolgte letztlich keine strikte Ablehnung apokrypher und legendarischer Schriften sowie ihrer bildliehen Umsetzung. Denn nur die Verwendung der stets gleichen Bildformen gewährleistete die Erkennbarkeit des Prototypus. Zudem hätte eine rigorose Ablehnung und eine möglicherweise folgende Entfernung zahlreicher in Kirchen verehrter Bilder, die Themen aus Iegendarischen oder apokryphen Texten wiedergaben, eine dem reformatorischen Bildersturm vergleichbare Situation beschworen. Daher verdammte die Bildertheologie nur die Bilder, die falsches oder der katholischen Lehre widersprechendes zeigten. Nach Ansicht Hechts sorgte die Bilderthco!ogie v~r allem für die Bewahrung der Tradition der römisch-katholischen Kirche, wodurch sie eine Unterbrechung der Kunstproduktion in den katholischen Ländern verhinderte. 491 Mit der Berufung auf die Tradition ging jedoch auch das gesteigerte Interesse an der historischen Legitimierung der katholischen Kirche einher. Gefördert wurde das intensive, geschichtliche und religiöse Bewusstsein Ende des 16. Jahrhunderts zum einen durch die Publikation der Kirchengeschichte des Baronio, die seit 1588 erfolgte, und zum anderen durch den erneuerten Märtyrerkult als Folge archäologischer Funde im Stadtgebiet Roms. Sowohl die von Baronio verwendeten ältesten Quellen als auch die Überreste der frühchristlichen Märtyrer besaßen dabei die Funktion von Zeugen, die für die historische Kontinuität der katholischen Kirche sprachen.492 Daher hatte auch das neu erweckte historische Interesse bereits Eingang in die Bildertheologie gefunden. So fordert Molanus beispielswei-'IN
4'l0
49 1 492
Ebenda, 5. 43: .. ne nissuno libro apocrifo: ma i buoni scrittori." Vgl. Borromeo, C.: lnstructiones fabricae supellectilis ecclesiasticae. In: Barocchi, P. (Hrsg.): Trattati d'arte del Cinquecento. Fra Manierismo e Controriforma, 3. Vol. Bari 1962. 5. 42 f. Vgl. Hecht, C.. a.a.O .• 5. 405-410. Vgl. Röttgen, H.: Repräsentationsstil und Historienbild in der römischen Malerei um 1600. In: Beiträge für Hans Gerhard Evers anläßlich der Emeritierung im Jahre 1968, Darmstädter Schriften 22. Darmstadt 1968, 5. 73.
III. Konfessionelle Überlieferung von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung 121
se, dass bei der Darstellung der "Kreuzauffindung" alle drei Kreuze dieselbe Form besitzen sollten. 493 In seinem ikonographischen Index erläutert Molanus zudem die korrekte Wiedergabe der Heiligen Helena, wobei er sich sowohl auf die Tradition ihrer Darstellung als auch auf gesicherte historische Kenntnisse beruft. Zunächst soll die Heilige das Kreuz im Arm tragen. Das heißt, sie ist durch das Attribut des Kreuzes als Heilige Helena erkennbar. Zudem soll sie lebhaft, großherzig und hochbetagt wiedergegeben werden. Abgesehen vom Attribut des Kreuzes, könnten die übrigen Angaben auch für andere Heilige Verwendung finden. Molanus konkretisiert seine Vorgaben daher mit Hilfe geschichtlicher Tatsachen: Demnach ist es falsch, die Heilige Helena mit einer Königskrone zu malen, da sie Kaiserin war.494 Hauptproblem der Bildertheologie bildete letztlich die Erkennbarkeit des Prototypus, dem allein Verehrung gebührte. Es war daher unmöglich, in den Kirchen bereits vorhandene Bilder, auch wenn sie sich auf Iegendarische oder apokryphe Texte bezogen, abzulehnen und zu entfernen, da sie Bestandteil der traditionellen Darstellung eines Themas oder eines Heiligen sein konnten. Um jeglichem Missbrauch oder Fehlverhalten der Gläubigen vorzubeugen, erlangte die historische Authentizität des Dargestellten dennoch zunehmend an Bedeutung. Die Ablehnung von erfundenen oder apokryphen Texten wird bereits in den Schriften Gilios und Borromeos thematisiert; die Berufung auf wahre historische Begebenheiten findet sich ebenfalls in den bildertheologischen Schriften von Molanus und Paleotti. Im Geiste des Tridentinums diente daher auch die Herausgabe von kritischen, an historischen Quellen orientierten Legendensammlungen letztlich der Darstellung der "wahren Historie". 4. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung in den katholischen Legendensammlungen
Während die katholische Kirche die Heiligenverehrung, wenn auch in gemäßigterer Form, beibehielt, schränkte der Protestantismus die Bedeutung der Heiligen entscheidend ein. Ihnen kam in erster Linie die Bezeugung der Gnade Gottes zu. Zudem favorisierte der protestantische Glaube, aufgrund der besseren quellenmäßigen Bezeugung, die VerehJ., a.a.O., 5. 104. Vgl. ebenda, 5.330: "lniuriam illi fadunt, qui pingunt eam rum corona regali, fuit enim Augusta." ("Diejenigen tun ihr unrecht, die sie mit einer Königskrone darstellen, sie war nämlich Kaiserin.")
m Vgl. Molanus, 4~J.~
122
C. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung - Überlieferung und Fiktion
rung der Märtyrer. Zu den so genannten "Blutzeugen" gehörten bald auch die für den protestantischen Glauben ums Leben Gekommenen.495 Die Bedeutungsveränderung der Heiligen im Protestantismus äußerte sich auch in der literarischen Produktion: Es entstand eine große Anzahl von protestantischen Martyrologien, in denen etwa Glaubenskämpfer wie John Wycliffe oder Johannes Hus Aufnahme fanden.496 Wesentlich geringer war die Anzahl der Heiligenkalender, welche das Andenken der mittelalterlichen Heiligen pflegten. Sie enthielten traditionell auch die Feste "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung", allerdings in eingeschränkter Form: Ihre Wiedergabe erfolgte entweder unkritisch volkstümlich497 oder die Ereignisse, die zu den Kreuzfesten führten, wurden äußerst kritisch betrachtet.498 Auf katholischer Seite entstanden dagegen Legendare mit neuem historischen Anspruch. So erschien nur wenige Jahre vor den konfessionellen Kirchengeschichten das erste überarbeitete Legendar. Es war letztlich Resultat der protestantischen Legendenkritik sowie der Unzufriedenheit an der hagiographischen Produktion in den eigenen Reihen. 499 Diese Legeodensammlung berief sich, vergleichbar mit den nur wenige Jahre später publizierten Kirchengeschichten, auf die ältesten Quellen. Hierbei handelt es sich um das achtbändige Sammelwerk "San~torum Priscorum Patrum Vitae" des Bischofs von Verona und Bergamo, Luigi Lippomani (1500-1559), das bereits vor dem Ende des Trienter Konzils entstand. Die ersten sechs Bände der "Sanctorum Priscorum Patrum Vitae" erschienen bereits 1551-1556 in Venedig, die beiden folgenden publizierte der Neffe des Autors, Girolamo Lippomani, 1558-1560 posthum in Rom. 500 Ihre erste Edition findet sich noch heute in der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom. Der Autor Luigi Lippomani war mit der protestantischen Kritik an der Hagiographie durchaus vertraut. In seiner Zeit als außerordentlicher Nuntius in Deutschland in den Jahren 1548-1550 war er aktiv an der Bekämpfung des Protestantismus beteiligt gewesen. Auch in seinem Amt 4 '~ 5
4% 497
498 4 '~'~
500
Zur protestantischen Heiligenverehrung siehe: Köpf, U. c: Protestantismus und Heiligenverehrung.ln: Dinzelbacher, P. I Bauer, D. R. (Hrsg.): Heiligenverehrung in Geschichte und Gegenwart. Ostfildem 1990, S. 320-344. Vgl. Crocius, P.: Das grosse Martyr-Buch. Bremen 1682. Vgl. Hondorf, A.: Calendarium Sanctorum & Historiarum. Leipzig 1599, S. 345-356 und s. 696 ff. Vgl. Hospiniano, R.: Festa Christianorum. Tiguri 1593, S. 70r: "Crucem sanctam non inuentam ab Helena." Vgl. Hausberger, K., a.a.O., S. 368. Insbesondere der Dominikaner Melchior Cano (1509-1560) machte sich mit Vehemenz zum Sprachrohr einer weit verbreiteten Unzufriedenheit über die hagiographische Produktion. Koller, A.: Lippomani.ln: LTK, Bd. 6 (1967), S. 950 und Furlani, 5.: Lippomano. In: Enciclopedia Cattolica, Bd. 7. Florenz 1949, S. 1408 f.
III. Konfessionelle Überlieferung von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
123
als dritter Präsident des tridentinischen Konzils von 1551 I 52 musste er sich sowohl mit der protestantischen Haltung als auch mit den Missständen in der katholischen Kirche auseinandersetzen. Er war daher in gleicher Weise überzeugter katholischer Reformer wie kompromissloser Kämpfer gegen den Protestantismus. Mit der Herausgabe der Heiligenlegenden wollte Lippomani daher der protestantischen Ablehnung der Heiligenverehrung bewusst entgegentreten. 501 Als neue Quelle verwendete Lippomani die erste Übersetzung des byzantinischen Heiligenlebens des Symeon Metaphrast aus dem Griechischen. Allerdings wird der wissenschaftliche Wert der Legendensammlung des Lippomani von der Forschung im Allgemeinen als gering bewertet. 502 Lippomani stützt sich bei der Wiedergabe der "Kreuzauffindung" auf die ältesten Überlieferungen der hagiographischen Schriften und Kirchengeschichten. Es handelt sich dabei ausschließlich um deren lateinische Quellen: An erster Stelle erscheint die Kirchengeschichte des Rufin, anschließend folgt die Grabrede des Ambrosius, die durch eine kurze Würdigung der Personen Konstantins und Helenas eingeleitet wird. Zuletzt kommt der Brief des Paulinus von Nola an Sculpicius Severus. Die verwendeten Quellen werden dabei wortwörtlich zitiert; sind aber zum Teil mit ergänzenden Kommentaren versehen. 503 Die Tradierung der "Kreuzerhöhung" nimmt gegenüber jener der "Kreuzauffindung" nur geringen Raum ein. Sie beinhaltet lediglich die wesentlichen Ereignisse. Dem Raub der Kreuzreliquie durch Chosroe und dessen Blasphemie folgt die Rückeroberung des Kreuzes durch Heraklius, der es anschließend nach Jerusalem zurückführt, wo sich Krankenheilungen und Totenerweckungen ereignen. Den Abschluss bildet ein kurzer Bericht über die Auffindung einer Kreuzreliquie durch Papst Sergius in der Basilika Sankt Peter. 504 In der direkten Nachfolge der Legendensammlung des Lippomani entstand die in den Jahren 1570- 1575 verfasste Sammlung von Heiligenviten des Kölner Kartäusermönchs Laurentius Surius "De Probatis Sanctorum Historiis" in sechs Bänden. Angeblicher Anlass ihrer Entstehung war, dass Lippomanis "Sanctorum Priscorum Patrum Vitae" bereits kurz nach der Drucklegung vergriffen war. 505 501 502 503
504 505
Vgl. Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von Jedin, H., Bd. IV., a.a.O., S. 579. Vgl. Koller, A., a.a.O., S. 950 und Furlani, S., a.a.O., S. 1408 f. Vgl. Lippomanni, L.: Sanetarum Priscorum Patrum Vitae, Bd. 1. Venedig 1551, S. 111 und Bd. 2, Venedig 1552, S. 32-35. Vgl. Lippomanni, L.: De Vitis Sanctorum, Pars Prima. Löwen 1564, S. 211. Vgl. Hebenstreit-Wilfert: H.: Wunder und Legende. Studien zu Leben und Werk von Laurentius Surius (1522-1578), insbesondere zu seiner Sammlung "Oe probatis Sanetarum historiis." Diss. Tübingen 1975, S. 51.
124
C. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung- Überlieferung und Fiktion
Nach eigenen Angaben hat Surius etwa ein Drittel seines Materials aus der Sammlung des Lippomani übernommen, wobei es sich jedoch in erster Linie um die Heiligenleben des berühmten byzantinischen Hagiographen Symeon Metaphrast handelte, die bei Lippomani erstmals in lateinischer Sprache vorlagen. 506 Zum Teil verwendete Surius jedoch gänzlich andere Quellen als Lippomani. So bemühte er sich beispielsweise die neuestenWerke seiner Zeitgenossen zu erwerben. 507 Surius nahm zudem massive Kürzungen vor, um alles zu unterdrücken, woran ein katholischer Leser Anstoß nehmen konnte. 508 Am meisten hat er bei der Wiedergabe von Wundem gekürzt. 509 Mit der von ihm vorgelegten Sammlung von Heiligenleben wollte Surius jedoch keine geschichtliche Quellensammlung herausgeben, sondern in erster Linie ein Erbauungsbuch schaffen.s1o Im Gegensatz zu Lippomani erfolgt bei Surius die Ordnung der Heiligenleben nach dem Kirchenjahr. Hinsichtlich der "Kreuzauffindung" übernimmt Surius die Grabrede des Ambrosius in unveränderter Form. Zusätzlich gibt er die Kompilation der griechischen Kirchengeschichten der Kirchenväter Sokrates, Sozomenus und Theodoret mit der lateinischen Kirchengeschichte des Rufin nach Johannes Christophorsonus wieder. Diese Kcmpilaticn vermitte!t unterschiedlh:he, sich zum Teil widersprechende Versionen. Der Ort der "Kreuzauffindung" wird einerseits durch einen Hebräer von einem Venusheiligtum gereinigt. Dieser hatte die Anweisung zuvor von einem "seltsamen" Mann erhalten. Andererseits wird die Beseitigung des Venusheiligtums Konstantin zugesprochen. Der Heiligen Helena kommt bei der "Kreuzauffindung" keine, bei der "Kreuzprobe" nur eine untergeordnete Rolle zu. Der Bericht über eine Vision Helenas oder einer göttlichen Anleitung fehlt völlig, doch gibt der Autor hinsichtlich der Reinigung des Ortes, an dem die Kreuze verborgen waren, zu, dass die Zerstörung des heidnischen Tempels indirekt durch die Weisung Gottes erfolgt war. Die "Kreuzprobe" geschieht nach einem Gebet von Bischof Makarius an einer Sterbenden, jedoch wird, wie bei der Kirchengeschichte des Sozomenus, auch auf die Erweckung eines Toten hingewiesen. Den Bericht über "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe" ergänzt die Prophezeiung des Zacharias aus dem Alten Testament, zusätzlich findet die Weissagung einer nament506 5(Tl
508 509 510
Vgl. ebenda, 5. 52. Vgl. Holt, P.: Die Sammlung von Heiligenleben des Laurentius Surius.ln: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Bd. 44. Berlin 1922, 5. 343. Vgl. ebenda, 5. 359. Vgl. ebenda, 5. 361. Vgl. ebenda, 5. 363.
III. Konfessionelle Überlieferung von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung 125
lieh nicht genannten Sibylle Erwähnung. 511 Unter dem 18. August, dem Festtag der Heiligen Helena, erscheint der Bericht über Helenas Reise nach Jerusalem aus dem dritten Buch von Eusebius "Vita Constantini" nach der Interpretation des Johannes Christophersonus.512 Die Ereignisse der "Kreuzerhöhung" werden bei Surius dagegen nicht überliefert. So wird die Überwindung der Perser durch Heraklius und die Rückgewinnung des Kreuzes innerhalb der "Vita Saneta Theodardi Episcopi," die unter dem 10. September erscheint, nur kurz innerhalb eines Absatzes erwähnt. 513 Das Fest der "Kreuzerhöhung" findet unter dem 14. September zwar Eingang in das Legendar. Es erscheint dort kein Bericht über die "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius", sondern es handelt sich vielmehr, wie bereits in der Legendensammlung des Lippomani, um eine Lobrede über das "Heilige Kreuz" und seine wunderbare Kraft. 514 Von den Heiligenleben des Surius erschienen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts insgesamt drei Auflagen. Kurz nach Beendigung der ersten Version der Legendensammlung begann Surius an einer zweiten, vermehrten Auflage zu arbeiten, deren erster Band bereits 1576 erschien und die 1581 vollständig vorlag.515 Die sechs Bände der dritten Auflage wurden von 1581 an in Venedig publiziert.516 Bereits 1618 folgte eine neu bearbeitete Fassung in zwölf Bänden in Köln.517 Die lateinische Legendensammlung des Surius wurde zudem kurz nach ihrem ersten Erscheinen ins Deutsche übersetzt und erreichte damit weitere Bevölkerungsschichten. Die einzige deutsche Übersetzung des gesamten Werkes erfolgte in den Jahren 1574--1580 im Auftrag Herzogs Albrecht V. von Bayern. 518 Die Übersetzungsarbeit leistete dessen Hofprediger, der Kanonikus Johannes a Via. Der lateinische Text des Surius wurde von Johannes a Via inhaltlich unverändert übersetzt: Neben der Wiedergabe der Grabrede des Ambrosius handelt es sich um die Überlieferung der "Kreuzauffindung" durch Johannes Christophersonus, welche die Kirchengeschichten der Autoren Sozomenus, Sokrates, Theodoret und Rufin miteinander kom511 512 513
514 515 516 5 17
518
Vgl. 5urius, L.: Oe Probatis 5anctorum Historiis, Tomus Tertius. Köln 1572, 5. 54 ff. Vgl. ebenda, 5. 768 ff. Vgl. 5urius, L.: Oe Probatis 5anctorum Historiis, Tomus Quintus. Köln 1574,5.164. Vgl. ebenda, 5. 209-218. Vgl. Holt, P., a.a.O., 5. 72 f. Vgl. ebenda, 5. 73. Vgl. ebenda, 5. 74. Vgl. ebenda, 5. 78 f. Deutschsprachige Auszüge entstanden in den folgenden Jahren durch Henricus Fabricius und Valentinus Leuchtius. Vgl. Hebenstreit-Wilfert, H., a.a.O., 5. 57f.
126
C. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung- Überlieferung und Fiktion
piliert. 51 9 Daran schließen sich umfangreiche Predigten über das Kreuz an. 520 Auch hinsichtlich der "Rückführung des Kreuzes" erfolgt eine kurze Erwähnung der Ereignisse. 521 Ansonsten dominiert ebenfalls die Wiedergabe von Predigten über das Kreuz und seine wunderbare Kraft. 522 Offiziell für den liturgischen Gebrauch vorgeschrieben war das im Auftrag Gregor XIII. 1584 entstandene "Martyrologium Romanum". Es wurde von Kardinal Sirleto unter Mitarbeit von Kardinal Baronio zusammengestellt523 und ist der Liturgie des Kirchenjahres entsprechend geordnet. In ihm finden sich daher das Fest der "Kreuzauffindung" am 3. Mai und das Fest der "Kreuzerhöhung" am 14. September. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die ausführliche Wiedergabe der Ereignisse, die zur Feier der Kreuzfeste führte, sondern lediglich um eine Aneinanderreihung der bekannten und zum Teil mit kurzen Kommentaren versehenen Textquellen.524 Großen Verdienst um die Pflege der Heiligenverehrung erwarben sich auch die Jesuiten. So entstand in ihren Reihen Ende des 16. Jahrhunderts ebenfalls eine überarbeitete Sammlung von Heiligenleben. Die so genannten "Flos Sanctorum" hatte der Lieblingsschüler des Ignatius von Loyo!a, der aus Toledo gebürtige Pedro de Rib~dcneira, verfasst.525 Er wird als der Historiograph der Jesuiten bezeichnet, dessen Ignatiusbiographie in enger Verbindung zu den Heiligenleben gesehen wurde. 526 Die Heiligenleben wurden zunächst von einem als Jacobo Canisio bezeichneten Priester aus dem Spanischen ins Lateinische und ab 1710 von dem Dillinger Jesuitenpriester Johannes Hornig in die deutsche Sprache übersetzt, wodurch sie vor allem in Süddeutschland weite Verbreitung erreichten. Die jesuitische Legendensammlung überliefert die Ereignisse von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" in ausführlicher und unkritischer Form und unter Verwendung sowohl historischer als auch legendarischer Quellen. Hinsichtlich der "Kreuzauffindung" kannte de Vgl. Surius, L./Via, J. a: Der dritte Theil Bewerter Historien der Lieben Heiligen Gottes. München 1577, 5. 36r-38v. 520 Vgl. eben da, 5. 38v-43v. 521 Vgl. Surius, L./Via, J. a: Der fünffte Theil Bewerter Historien der Lieben Heiligen Gottes. München 1579, 5. 125v. 522 Vgl. ebenda, 5. 160r-167. 523 Vgl. Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von Jedin, H., Bd. IV., a.a.O., 5. 579. 524 Vgl. Baronio, C.: Sacrum Martyrologium Romanum, Rom 1610,5.298 f. und 5. 628 f. m Vgl. Koch, LI Schneider, 8.: Ribadeneira, Pedro de. In: LTK, 8. Bd. (19632 ), 5. 1281 f. 526 Vgl. König-Nordhoff, U .: Ignatius von Loyola. Studien zur Entwicklung einerneuen Heiligen-Ikonographie im Rahmen einer Kanonisationskampagne um 1600. Berlin 1982, 5. 43. 519
111. Konfessionelle Überlieferung von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung 127
Ribadeneira ihre Überlieferung durch die Grabrede des Ambrosius, den Brief Paulinus von Nolas an Sulpicius Severus, die lateinische Kirchengeschichte des Rufin sowie die griechischen Kirchengeschichten des Sokrates und Theodoret. 527 Oe Ribadeneira beginnt mit dem Bericht des Sieges Konstantins über Maxentius im Zeichen des Kreuzes. "Von dieser Zeit an fand das Kreuz als Zeichen der Erlösung der Menschheit, Verwendung auf Bildnissen, Münzen und Herrschaftszeichen."52B Der Zweck von Helenas Reise, die de Ribadeneira nach dem Ende des Konzils von Nicaea datiert, war sowohl die Jerusalem-Wallfahrt als auch die Suche nach dem Heiligen Kreuz. 529 Das wahre Kreuz Christi war nämlich durch "böse" Juden und Heiden versteckt worden. An der Stelle, an der es verborgen war, richteten die Ungläubigen zusätzlich ein Venusstandbild auf, damit die Christen den Ort entweder ganz mieden, oder aber beim Versuch das wahre Kreuz anzubeten, ein Götzenbild verehrten. Die Nachricht, wo das Kreuz verborgen war, erhielt Helena allerdings sowohl durch Christen als auch durch Juden. Neben den drei Kreuzen wurde zusätzlich der Titulus gefunden, wobei er so weit von den Kreuzen entfernt lag, dass das wahre Kreuz nicht durch ihn identifiziert werden konnte. Daher ist Helena zunächst entmutigt, wird aber von Makarius, der von de Ribadeneira als Patriarch von Konstantinopel bezeichnet wird, 530 getröstet. Makarius betet daraufhin zu Gott um ein Wunder. Das Kreuz wird anschließend an einer kranken Frau erprobt, wobei das zuletzt aufgelegte, dritte Kreuz die Heilung herbeiführt. Oe Ribadeneira erwähnt, dass Rufin und Paulinus von Nola von der Erweckung eines Toten beziehungsweise einer Toten anstatt einer Krankenheilung berichten. Seiner Ansicht nach haben sich jedoch sowohl die Krankenheilung als auch die Totenerweckung ereignet.531 Im Anschluss an die wunderbaren Ereignisse lässt die Kaisermutter eine Kirche am Ort der "Kreuzauffindung" errichten. Die Reliquie des wahren Kreuzes teilt sie dagegen in zwei Hälften. Das größere Stück, das sie mit Gold und Edelsteinen schmücken lässt, wird in der neu errichteten Kirche in Jerusalem aufbewahrt. Das kleinere Stück des Kreuzes sowie die Nägel sendet sie Konstantin, der sie der römischen Kirche Santa Croce in Gerusalemme übergibt. 532 De Ribadeneira schließt mit Vgl. Hornig, J./Ribadeneira, P.: Die auserlesenste Leben aller Heiligen Gottes, Bd.l. Augsburg und Dillingen 1710, S. 677. 528 Vgl. ebenda, S. 678. 529 Vgl. ebenda, 678. An dieser Stelle fügt der Autor einen Exkurs über die Jerusalemwallfahrt ein. 530 Vgl. ebenda, S. 679. 531 Vgl. ebenda, S. 679. 532 Vgl. ebenda, S. 679. 527
128
C. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung- Überlieferung und Fiktion
Lobreden über das Heilige Kreuz sowie mit der Prophezeiung einer namentlich nicht genannten Sibylle.533 Der Bericht der "Kreuzerhöhung" erfolgt, den Festen des Kirchenjahrs entsprechend, am 14. September. Oe Ribadeneira beruft sich bei seinem Bericht der "Kreuzerhöhung" auch hier sowohl auf Iegendarische als auch historische Quellen. 534 Die Invasion der Perser im Römischen Reich wird als göttliche Bestrafung des mörderischen Kaisers Phokas bezeichnet. Ihm folgt der gottesfürchtige Heraklius auf den Thron. In dessen Regierungszeit fällt die Plünderung Jerusalems durch die Perser, bei welcher der Patriarch der Heiligen Stadt, Zacharias, in Gefangenschaft gerät und das Heilige Kreuz geraubt wird. Dabei handelt es sich um den von Helena in Jerusalem hinterlassenen Teil des Kreuzes. 535 Heraklius bemüht sich aufgrund der Übermacht der Perser zunächst um eine friedliche Lösung des Konflikts. Chosroe verlangt jedoch, dass Heraklius dem Christentum abschwören soll. Heraklius lehnt entschieden ab und beginnt ein Heer gegen die Perser zu errichten. Mit dem Bild des Erlösers in der rechten Hand geht er dem feindlichen Heer entgegen. Einer ersten siegreichen Schlacht gegen die Perser folgt eine zweite, welche durch ein plötzliches Unwetter zugunsten der Christen entschieden wird. Die dritte und endgültig letzte Schla~ht führt letztlich durch die Kraft des Kreuzes zum Sieg für die Christen. Der besiegte Chosroe muss schließlich fliehen. Er wird von Gott hart bestraft: Chosroe ernennt seinen jüngeren Sohn zum Nachfolger auf dem persischen Thron, weshalb der ältere, übergangene Sohn den eigenen Vater sowie den Bruder tötet, um an sein Recht zu gelangen. Dieser Sohn schließt nach seiner Thronbesteigung Frieden mit Heraklius und gibt ihm als Zeichen seines guten Willens die Kreuzreliquie zurück. Auch der Patriarch wird von ihm aus der Gefangenschaft entlassen. Oe Ribadeneira berichtet zuletzt über die "Rückführung des Kreuzes". Heraklius will mit dem Kreuz und den kaiserliche Insignien in die Stadt Jerusalem einziehen. Eine unsichtbare Kraft hindert ihn jedoch daran. Der ihn begleitende Patriarch Zacharias rät daraufhin dem Kaiser zur Demut und Christformitas. Erst als sich der Kaiser im Büßergewand und barfuß dem Stadttor nähert, kann er ungehindert nach Jerusalem einziehen. Der triumphalen Wiedererrichtung des Kreuzes durch Heraklius folgen Krankenheilungen und Totenerweckungen.536 53.' 534
535
536
Vgl. ebenda, 5. 680 f. Er verwendet vor allem den Text des Beda Venerabile und die römischen Märtyrerbücher. Vgl. Hornig, J./Ribadeneira, P.: Die auserlesensten Leben aller Heiligen Gottes, Bd. 2. Augsburg und Dillingen 1712,5.381. Vgl. ebenda, 5. 382. Vgl. ebenda, 5. 383 f.
lll. Konfessionelle Überlieferung von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
129
Auch die so genannten "Acta Sanctorum" entstanden im Umkreis der Jesuiten. Im Gegensatz zu der Legendensammlung des Spaniers de Ribadeneira erhoben sie Anspruch auf historische Objektivität. Das heißt, sie lehnten die humanistisch geglättete Edition aller nur erreichbaren Quellen ohne sorgfältige Kommentierung entschieden ab. 537 Die von ihnen verwendeten Texte wurden in ihnen auf historische Authentizität und inhaltliche Fehler hin überprüft. Allerdings blieben auch die "Acta Sanctorum" der Ordnung des hagiographischen Überlieferungsguts nach dem Heiligenkalender treu. 538 Den Plan zu einem hagiographischen Werk in historisch-kritischer Behandlung hatte der Jesuit Heribert Rosweyde (1559-1629) 1607 entwickelt. 1643 publizierten dessen Ordensgenossen Johannes Bolland (1595-1665) und Gottfried Henschen (1601-1681) die ersten beiden Bände, welche die Heiligen des Januars behandelten. Die Edition weiterer Bände nahm aufgrund der gründlichen Arbeitsweise erhebliche Zeit in Anspruch. Die Herausgabe der "Acta Sanctorum" endete daher erst 1837, insgesamt umfassen sie 67 Bände und reichen bis zum 10. November.539 Die "Acta Sanctorum" berichtet unter Verwendung aller ihr bekannten lateinischen und griechischen Quellen über die "Kreuzauffindung durch Helena und Makarius. 540 Die Beteiligung des Juden Judas Cyriakus an der "Kreuzauffindung" verweist sie dabei entschieden in das Reich der Fabei.54t Der Band der "Acta Sanctorum", der den September beinhaltet, berichtet dagegen nichts über die Geschehnisse der "Kreuzerhöhung", sondern notiert das Kreuzfest lediglich unter den Festen des 14. Septembers.542 Im Anschluss an das Konzil von Trient erfolgte zusätzlich eine weitestgehende Reinigung der liturgischen Texte von unglaubwürdigen oder Iegendarischen Überlieferungen. Unter Pius V. entstand daher im Jahr 1568 eine reformierte Fassung des "Breviarium Roman um", die von diesem Zeitpunkt an zum Gebrauch vorgeschrieben war. 543 Diese erwähnt für das Fest der "Kreuzauffindung" zunächst den Sieg Konstantins im Zeichen des Kreuzes. Von Helena wird berichtet, dass sie durch Träume ermahnt wurde, nach Jerusalem zu reisen, um das Kreuz zu suchen. Zunächst musste sie aber eine Venusstatue aus Marmor zerstören, Vgl. Hausberger, K., a.a.O., 5. 368. Vgl. Holt, P., a.a.O., 5. 341-364. s:w Vgl. Hausberger, K., a.a.O., 5. 370. 540 Vgl. Acta 5anctorum Bollandiana, Maii, Tomus 1. Antwerpen 1680, 5. 361 f. ~~ Vgl. ebenda, 5. 362 ff. 542 Vgl. Acta 5anctorum Bollandiana, Septembris, Tomus 4. Antwerpen 1753,5. 141. :;.o Vgl. Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von Jedin, H., Bd. IV., a.a.O., 5. 523 f.
537 538
130
C. Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung- Überlieferung und Fiktion
die sich an der Stelle, wo das Kreuz verborgen war, befand. Bei der Reinigung des Ortes entdeckte sie drei Kreuze, etwas weiter davon entfernt fand sie den Titulus. Da die Kreuze durcheinander geworfen waren, konnte sie nicht erkennen, bei welchem Kreuz es sich um jenes des Herrn handelte. Die Identifizierung des Kreuzes erfolgte durch ein Wunder. Makarius, Bischof von Jerusalem, betete zu Gott und legte einer schwer kranken Frau die Kreuze nacheinander auf. Aber erst durch das dritte Kreuz, das Kreuz Christi, wurde sie sofort geheilt. Helena errichtete am Ort der "Kreuzauffindung" eine Kirche, in der sie einen Teil der Reliquie in einem silbernen Schrein bewahrte. Den anderen Teil der Reliquie brachte sie ihrem Sohn Konstantin, der sie in die Basilika Santa Croce in Gerusalemme zur Aufbewahrung brachte. 544 Am Ende des Texts erscheint jedoch ganz überraschend und ohne direkte Verbindung zu den Ereignissen der "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe" die kurze Erwähnung eines Zwiegesprächs zwischen Helena und Judas, das sich bereits in der vortridentinischen Ausgabe des "Breviarium Romanum" fand. Dort bittet Helena Judas ihr den Ort, an dem das wahre Kreuz verborgen ist, zu verraten. 545 Auch anlässtich der "Kreuzerhöhung" berichtet das "Breviarium Romanum" von einem Wunder. Als HerakHus mit Gold und Edel~teinen reich geschmückt durch das Tor gehen wollte, das zum Kalvarienberg führte, konnte er dort, trotzgrößter Anstrengungen nicht hindurch. Der Tempelvorsteher von Jerusalem, Zacharias, riet ihm daraufhin, die Armut und die Demut Christi nachzuahmen. Daraufhin legte Heraklius seine Kleider ab, zog seine Schuhe aus und hüllte sich in ein elendes Gewand. Erst dann konnte er das Kreuz mühelos auf den Klavarienberg tragen, wo er es an den selben Ort zurückbrachte, von dem es von den Persern geraubt worden war. 546 Die katholischen Legendensammlungen beziehen sich, wie die Kirchengeschichten, auf die ältesten vorhandenen Quellen. Die so genannte "Cyriakuslegende" findet dort daher keine Erwähnung mehr. Lediglich Baronio führt die Person des Bischofs Cyriakus der Vollständigkeit halber an, bringt ihn aber nicht mit dem Verlauf der Ereignisse in Verbindung. Auch aus den liturgischen Schriften ist sie, bis auf das überraschend auftretende Zwiegespräch zwischen Helena und Judas, verbannt. Auf die wesentlichen Ereignisse oder sogar nur auf die Erwähnung des Festes der "Kreuzerhöhung" reduziert, erscheint die 544 Vgl. Breviarium Romanum. Editio Princeps (1568), a.a.O., S. 739 f. s.as Vgl. ebenda, S. 741 f. s.w, Vgl. ebenda, S. 856 f.
III. Konfessionelle Überlieferung von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung 131
"Rückführung des Kreuzes durch Heraklius" in der überwiegenden Anzahl der Schriften. Der Bericht über den Krieg zwischen Heraklius und den Persem erfolgt bei Baronio nach den historisch belegten Tatsachen. Die "Rückführung des Kreuzes" zitiert der Autor der ersten katholischen Kirchengeschichte nach der nachtridentischen Fassung des "Breviarium Romanum". In diesem Bericht fehlt die Engelsvision, welche die mittelalterlichen Legendare vermittelten. Als Ratgeber des Kaisers fungiert der als Tempelvorsteher von Jerusalem bezeichnete Zacharias. Die "Magdeburger Zenturien", welche die Ereignisse der "Kreuzerhöhung als unwahr ablehnen, beziehen sich bei ihrer Wiedergabe überwiegend auf die Iegendarischen Berichte sowie auf zwei mittelalterliche Geschichtswerke, die zwar als kanonisch gelten, aber legendansehe und historische Überlieferung miteinander vermischen. Aus den Legendaren der katholischen Reform verschwindet der Bericht über die wunderbare "Rückführung des Kreuzes" dagegen allmählich, während er in den liturgischen Schriften aufgrund der Beibehaltung des Kreuzfestes erhalten blieb. Dort ist insbesondere die Person des Tempelvorstehers Zacharias, der den Kaiser zu bußfertigem Verhalten rät, von großer Bedeutung. Bei der in Süddeutschland weit verbreiteten Legendensammlung des Jesuiten Pedro de Ribadeneira handelt es sich erneut um ein unkritisches Werk, das die Ereignisse von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" durch zusätzliche Ausschmückungen ergänzt. Die "Acta Sanctorum", die ebenfalls im Umkreis der Jesuiten entstanden, begründeten dagegen mit ihrer historisch kritischen Herausgabe von Heiligenleben eine gänzlich neue Form der Hagiographie. Sie bemühten sich, die Ereignisse der "Kreuzauffindung" auf die wahrscheinlichen historischen Fakten zu reduzieren, während die Überlieferung der "Kreuzerhöhung" völlig fehlt. Die Kirchengeschichte des Baronio und die unterschiedlichen Legendensammlungender römisch-katholischen Kirche nähern sich hinsichtlich der Verwendung von historisch verbrieften, spätantiken Quellen zunehmend einander an. Unterschiede zwischen den Legendaren und der Kirchengeschichte bestehen hauptsächlich in der Form ihrer Überlieferung sowie in ihrer Funktion. Im Gegensatz zum historischen Anspruch der Kirchengeschichte, dienen die Legendare jedoch lediglich der Belehrung und Erbauung der Gläubigen. Sie wurden vor allem von Priestern im Gottesdienst verlesen. Die Verehrung der Kreuzreliquien, die von der protestantischen Seite strikt abgelehnt wurde, wird jedoch sowohl in der katholischen Kirchengeschichte als auch in den Legendensammlungen rehabilitiert und nicht zuletzt in Verbindung zu Rom, der Hauptstadt
132
C. Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung - Überlieferung und Fiktion
der katholischen Christenheit, gesetzt. Letztlich sollen den Gläubigen sowohl durch die Kirchengeschichte als auch durch die katholischen Legendensammlungen, wie von der Bildertheologie gefordert, möglichst "wahre" Begebenheiten nahe gebracht werden.
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung in Reformation und katholischer Reform
I. Zusammenfassung des Forschungsstands Mit zunehmender Verbreitung der Berichte über die Ereignisse von ~~Kreuzauffindung" und Kreuzerhöhung" kam es auch zur Wiedergabe einzelner Szenen in der bildenden Kunst. Bei der ältesten bekannten Darstellung einer Szene der Heiligkreuzlegenden handelt es sich um jene der ~~Kreuzauffindung." Sie war Bestandteil einer Initialminiatur des Sakramentars von Gallone, das Ende des achten Jahrhunderts entstand547 und die Übernahme des Fests der "Kreuzauffindung" am 3. Mai in die römische Messliturgie maßgeblich förderte. 548 Nach den Untersuchungen Pflegers fanden sich in der Folgezeit weitere Bildbeispiele der "Kreuzauffindung" vorwiegend in Handschriften oder als Emailleschmuck auf Reliquiaren.549 Die Dominanz der sich seit dem fünften Jahrhundert verbreitenden so genannten "Cyriakuslegende" in Handschriften und Martyrologien führte zur Entstehung weiterer Episoden in der Malerei. Besonders beliebt war die Szene des Verhörs der Juden durch Helena". Generell haben die frühen Zyklen der ~~Kreuzauffindung" den Traum Konstantins", die "Schlacht an der Milvischen Brücke", das "Verhör der Juden durch Helena" sowie vor allem die "Kreuzauffindung" und die "Kreuzprobe" gemeinsam. Insgesamt gesehen überwog, so Wiegel, die Rezeption der Beispiele untereinander. Häufig waren die Ereignisse der "Kreuzauffindung" nur durch vorangegangene Beispiele oder durch mündliche Erzählung bekannt, so dass sich die Verwendung eines bestimmten Textes nicht mit Sicherheit nachweisen lässt.SSO Darstellungen der "Kreuzauffindung" traten hauptsächlich im Westen auf. Die einzige bekannte Formulierung des byzantinischen Kunstkreises findet sich in der Homiliensammlung des Gregor von Nazianz, II
II
Vgl. Wiegel, K. A., a.a.O., 5. 19-23. Vgl. Pfleger, 5., a.a.O., 5. 22 f. s.t9 Vgl. ebenda, 5. 29. sso Vgl. Wiegel, K. A., a.a.O., 5. XIII s.t7
548
134
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
die im Auftrag von Basileios I. Ende des neunten Jahrhunderts entstand. Da es in Byzanz Tradition war, dass die Herrscher als "neue Helena" und "neuer Konstantin" verehrt wurden, ließ sich der Auftraggeber zusammen mit seiner Gemahlin in dieser Form verherrlichen.55l Die ersten Beispiele der "Kreuzerhöhung" traten im Verlauf des elften Jahrhunderts auf. Zu den wichtigsten Szenen gehörte das Duell des Heraklius mit dem Sohn des Chosroe, die Bestrafung des Perserkönigs sowie der Einzug des Heraklius in Jerusalem. 552 Die gemeinsame Darstellung der beiden Kreuzlegenden, die in der Literatur bereits seit dem neunten Jahrhundert miteinander kompiliert wurden, fand sich in der Malerei jedoch nicht vor dem zwölften Jahrhundert. 553 Als für die Ikonographie der zyklischen Darstellung der Heiligkreuzlegenden vorbildlich gilt die Ausmalung des Hauptchors der Franziskanerkirche Santa Croce in Florenz. Sie entstand um 1388-1392 von der Hand Agnolo Gaddis und seiner Werkstatt. Als erster Heiligkreuzlegendenzyklus kombiniert dieser die "Legende des Kreuzholzes" mit der "Kreuzauffindungs-" und "Kreuzerhöhungslegende". 554 Das Bildprogramm setzt dabei andere und vor allem auch neue Akzente, wie zum Beispiel das Zurücktreten der Judas- und Konstantinsepisoden zugunslen der liturgisch bedeutsam~n Sz€ncn von "Kreuzaufftndung" und "Kreuzprobe".555 Der Bezug zu einem bestimmten Text kann jedoch nicht eindeutig hergestellt werden, doch lässt gerade die Kombination der "Kreuzholz-" mit der "Kreuzauffindungs-" und "Kreuzerhöhungslegende" die Verwendung oder zumindest die Anlehnung an den Text der "Legenda aurea" als möglich erscheinen.556 Ungewöhnlich sind allerdings die Szenen der" Übergabe der Reliquie an Jerusalem durch Helena" sowie der "Traum des Heraklius". Diese 551
Vgl. Pfleger, S., a.a.O., S. 29 f.
m Vgl. eben da, S. 43. 553 554
555
556
Vgl. ebenda, S. 38. Vgl. ebenda, S. 68 f. Die Darstellung der "Kreuzvision" Konstantins und der "Schlacht an der Milvischen Brücke" fehlen im Freskenzyklus Agnolo Gaddis gänzlich. Nach Ansicht von Pfleger war dies nicht nötig, da die Silvesterkapelle der Familie Bardi di Vernio Konstantinsszenen enthielt. Vgl. ebenda, S. 59: "Einen gedanklichen Bogen zwischen der Silvesterlegende und der Kreuzauffindungslegende zu schaffen, war für den zeitgenössischen Betrachter nicht allzu schwer." Vgl. Wieget, K. A., a.a.O., S. 184: "Gegen 1380 malte Agnolo Gaddi inS. Croce, Florenz, einen Freskenzyklus der Kreuzlegende, der sich, da er Kreuzholzlegende, Kreuzauffindungslegende und Kreuzerhöhungslegende miteinander kombiniert, an eine Kompilation wie der Legenda aurea anzulehnen scheint, doch fällt es schwer, die Szenen aus der Legende der Kreuzauffindung auf eine bestimmte Schriftquelle zurückzuführen." Lavin hält die "Legenda aurea" jedoch für die maßgebliche Quelle des Freskenzyklus'. Siehe Aronberg Lavin, M., a.a.O., S. 103.
l. Zusammenfassung des Forschungsstands
135
finden sich nicht in der "Legenda aurea" und lassen daher den Einfluss weiterer Textquellen vermuten.557 Der Heiligkreuzlegendenzyklus von Santa Croce in Florenz wurde in der Folgezeit mehrfach rezipiert. Beim ersten bekannten Beispiel handelt es sich um die Freskendekoration von San Francesco in Volterra, die Cenni di Francesco di Ser Cenni im Auftrag der Bruderschaft der Kapelle um 1410 ausführte. Er zeigt dieselbe Szenenabfolge wie der Heiligkreuzlegendenzyklus von Santa Croce in Florenz. Die detaillierte Wiedergabe der Stadt Jerusalem sowie der Grabeskirche innerhalb des Zyklus' lässt jedoch vermuten, dass die Fresken vor allem zur Pilgerfahrt ins Heilige Land auffordern sollten.sss Ein weiterer Heiligkreuzlegendenzyklus, der die Fresken Gaddis in einer modernisierten Fassung rezipiert, befindet sich in einer der Heiligen Helena geweihten Seitenkapelle der Augustinerkirche S. Stefano in Empoli. Er entstand 1424 von der Hand Masolinos im Auftrag der Laienbruderschaft der "Compagnia della Croce".559 Pfleger entdeckte zusätzlich einen Wiegel nicht bekannten Heiligkreuzlegendenzyklus in der Annexkapelle von San Francesco in Montegiorgio, den jedoch Mazzoni erwähnt. Der Maler des etwa um 1450 entstandenen Zyklus' ist unbekannt. Ikonographisch besteht kein direktes Abhängigkeitsverhältnis zu den vorangegangenen Beispielen. Zum Teil zeigt der Zyklus neue, für die Wiedergabe der Legenden bisher ungewöhnliche Szenen. Es handelt sich dabei um "Konstantins Sieg über Maxentius" und die bisher nicht dargestellte Szene: "Konstantin fragt die Priester um Rat". Ein Vergleichsbeispiel für diese Auswahl der Szenen ist Pfleger nicht bekannt. 560 Der Zyklus schildert danach ausführlich das Verhör des Judas und die anschließende Folter. Überraschend endet der Zyklus mit der "Übergabe einer Kreuzreliquie an Papst Silvester". Laut Pfleger ist gerade diese Szene auf Textquellen nördlich der Alpen zurückzuführen.56 1 Die Ereignisse der "Kreuzerhöhung" werden dagegen nicht dargestellt. Dennoch zeigt der Zyklus von Montegiorgio überraschende, neue Episoden und bildet daher ikonographisch ein wichtiges Bindeglied zwischen den Freskenzyklen Gaddis und Piero della Francescas. 562 Für Pfleger fanden neben der .. Legenda aurea" auch andere Textquellen Verwendung. So erscheint die Traumvision des Heraklius im Chanson des Gestes des Gautier d' Arras. Vgl. Pfleger, 5., a.a.O., 5. 71. 558 Vgl. ebenda, 5. 80. 559 Vgl. ebenda, 5. 80--86. 560 Vgl. ebenda, a.a.O., 5. 89 56 1 Vgl. ebenda, 5. 91. 562 Vgl. ebenda, 5. 96.
557
136
0. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Einen vorläufigen Höhepunkt in der ikonographischen Entwicklung der Wiedergabe der Heiligkreuzlegenden stellt der um 1452-1466 entstandene Freskenzyklus Piero della Francescas in Arezzo dar. Wie der Heiligkreuzlegendenzyklus in Santa Croce visualisiert die Ausmalung des Hauptchors von San Francesco die drei Heiligkreuzlegenden. Die Auswahl der Szenen variiert im Vergleich zu den vorangegangenen Beispielen und zeigt zum Teil abweichende Formulierungen. So beinhaltet der Zyklus etwa den "Traum Konstantins" vor der siegreichen Schlacht mit Maxentius. Ungewöhnlich ist zudem, dassanlässlich der "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius" die Ermahnung des Kaisers durch den Engel fehlt. 563 In Verbindung mit der Wiedergabe des jüngsten Gerichts visualisiert der Freskenzyklus zudem ein heilsgeschichtliches Programm, das nach Ansicht der Forschung auch politische Bezüge beinhaltet.564 Darstellungen der Heiligkreuzlegenden dienen, so Pfleger, generell zwei Aspekten der Kreuzverehrung: "Das Kreuz als Wahrzeichen des Sieges über die Glaubensfeinde und als Symbol des Triumphes des Erlösers über den Tod."565 Werden weitere Szenen hinzugefügt, so können diese auf eine bestimmte Botschaft des Zyklus' verweisen. Die Heiligkreuzlegendenzyklen vermitteln daher nicht nur theclogische Inhalte, sondern häufig auch ideologische und politische Zielsetzungen, die in der Zeit ihrer Entstehung aktuell waren.
563 564
565
Hier ist eine Verwendung des mittelalterlichen ,.Breviarium Romanum" als Textquelle sehr wahrscheinlich. Vgl. Breviarium Romanum, Venedig 1504,5.328 v. Vgl. Pfleger, 5., a.a.O., 97-119. Zur religionspolitischen Interpretation der Ikonographie des Freskenzyklus' siehe vor allem: Ginzburg. C.: Erkundungen über Piero. Piero deiJa Francesca, ein Maler der frühen Renaissance. Aus dem Italienischen von Hauber, K. F. Mit einer Einführung von M. Wamke. Berlin 1981, S. 39-71. Roettgen lehnt dagegen eine politische Konnotation der Fresken entschieden ab. Siehe Roettgen, 5.: Wandmalerei der Frührenaissance in Italien, Bd. 1: Anfänge und Entfaltung 1400-1470. München 1996,5. 231: .. Für Arezzo wie überhaupt für die sakrale Wandmalerei des Quattrocento ist nicht davon auszugehen, dass die religiöse Thematik von Bildzyklen in Kirchen als Vorwand zur Darstellung von aktuellen Ereignissen oder zur Demonstration von politischer Macht benutzt wurde, wie in jüngerer Zeit oft vermutet." Warburg stellte dagegen fest, dass Konstantin die Gesichtszüge und die Tracht des Griechenkaisers Johannes Paläologus trägt. Dieser hatte in der Zeit, als der Zyklus entstand, versucht das Abendland zur Hilfe gegen die Türken zu rufen. Vgl. Warburg. A.: Piero della Francescas Konstantinsschlacht in der Aquarellkopie des Johann Anton Ramboux (1912). In: Die Erneuerung der heidnischen Antike: kulturwissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der europäischen Renaissance, hrsg. von Bredekamp, H., Diers, D., Bd. 1,1. Berlin 1988, 5. 253 f. Pfleger, 5., a.a.O., S. 36
II. Beispiele von Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 137
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich Szenen von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" sind um 1500 vor allem im Umkreis der Kreuzzugspropaganda und Herrschaftslegitimierung zu finden. Dabei diente die Berufung auf Konstantin, den ersten christlichen Kaiser, zum einen der Propagierung von Machtansprüchen und zum anderen, meist in Verbindung mit Kaiser Heraklius, dem Aufruf zum Kampf gegen Glaubensfeinde. Regionaler Schwerpunkt der um 1500 entstandenen und bis heute erhaltenen Zyklen von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" bildet der Süden Deutschlands. Berücksichtigt werden muss jedoch, dass sicherlich auch Beispiele im norddeutschen und östlichen Teil des Reiches existierten, diese aber mit großer Wahrscheinlichkeit den sich von Wittenberg aus verbreitenden Bilderstürmen zum Opfer fielen. Im Süden blieben die Beispiele von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" dagegen, vor allem aufgrundder zum Teil gemäßigteren Einführung der Reformation sowie durch andere regional bedingte Faktoren größtenteils erhalten. 1. Herrschaftslegitimation und Kreuzzugspropaganda um 1500
Bei einem der wenigen bekannten Beispiele eines Zyklus' von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" aus dem nördlichen Teil des Reiches handelt es sich um die Mitteltafel eines Altars, welcher der Werkstatt des Meisters von Liesborn zugeschrieben wird. 566 Er befindet sich heute im Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster. Die Tafel zeigt neben der "Kreuzvision Konstantins" und der "Kreuzprobe" auch den "Kampf des Heraklius gegen Siroe" und die "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius" (Abb. 1). Sie orientiert sich somit, hinsichtlich der Auswahl der Szenen, an der Liturgie der Kreuzfeste; als Textquelle ist daher das "Breviarium Romanum" mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Über Herkunft und Auftraggeber des Altars ist nichts bekannt. Es wird jedoch von der Forschung angenommen, dass die Tafel ursprünglich aus dem Kloster von Liesborn stammte.567 566
567
Vgl. Stange, A.: Kritisches Verzeichnis der Tafelmalerei vor Dürer, Bd. 1: Köln, Niederrhein, Westfalen, Hamburg, Lübeck. Niedersachsen. München 1967, S. 163 f. Vgl. Pieper, P.: Die deutschen, niederländischen und italienischen Tafelbilder bis um 1530. In: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster Lan-
138
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Beispiele von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" haben sich vor allem in den beiden freien Reichsstädten Nürnberg und Augsburg erhalten. Die freien Reichsstädte, die unmittelbar der Herrschaft des Kaisers unterstanden, bildeten wesentliche Machtzentren im spätmittelalterlichen Deutschen Reich. 568 Insbesondere der Stadt Nümberg kam eine herausragende Stellung zu, die sie vor allem ihrer Wirtschaftskraft, ihrem reichen Exportgewerbe und ihrem weltweitem Handel zu verdanken hatte. Sie galt daher als eine der größten und reichsten Städte nördlich der Alpen. Auch fehlte es ihr nicht an kaiserlicher Aufmerksamkeit: So bestimmte die "goldene Bulle" Karls IV. (1316-1378) aus dem Jahr 1356, dass jeder gewählte deutsche König seinen ersten Reichstag in Nürnberg abhalten musste. Kaiser Sigismund (1411-1437) verfügte im Jahr 1424 sogar die Aufbewahrung der Reichskleinodien in Nürnberg. Damit galt die Reichsstadt als bedeutendes politisches Zentrum des Reichs. Die Bindung Nürnbergs zum Herrscherhaus war zudem stets besonders eng. Sie diente den Herrschern zu häufigen Aufenthalten und war Schauplatz zahlreicher bedeutender reichspolitischer Ereignisse. So hielt Friedrich 111. (1440-1493) traditionell seinen ersten Reichstag als gewählter deutscher König in Nürnberg ab. Danach kehrte er aber erst nach einer Pause von 25 Jahren anlässlich der Fortsetzung des Reichstags von Regensburg 1471 in die Reichsstadt zurück. Friedrichs Sohn Maximilian (1493-1519) nahm während seiner Besuche in Nürnberg sogar am gesellschaftlichen Leben des dortigen Patriziats teil.569 Einer der umfangreichsten Zyklen der Heiligkreuzlegenden des 15. Jahrhunderts zeigt das "Kaiserfenster" der Nürnberger Sankt Lorenz Kirche (Abb. 2). Die Stiftung erfolgte anlässlich der Errichtung des spätgotischen Hallenchors, für den der ursprüngliche Chor und das Querhaus abgerissen wurden. Der Bau des Hallenchors erfolgte von 1439-1477 und schuf zusätzlichen Raum für weitere private Stiftungen. In Nürnberg existierte zudem seit dem 14. Jahrhundert die Tradition, dass die amtierenden Kaiser die Chorhauptfenster der bedeutenden Kirchen stifteten. 570 Das Chorhauptfenster der Lorenzkirche entstand da-
568
56':1 570
schaftsverband Westfalen-Lippe. Bestandskataloge, hrsg. von Bußmann, K. Münster 1986, S. 259. Pieper, Levey, Stange und Rensing vertreten eine Zuschreibung an die Werkstatt des Meisters von Liesbom. Aufgrund der Weihe der Liesbomer Altäre um 1465 entstand die Tafel ebenfalls in diesem Zeitraum. Vgl. Mühlen, K.-H. zur: Reformation und Gegenreformation, Teil 1., a.a.O., 5. 7. Vgl. Schmidt-Fölkersamb, U.: Kaiserbesuche und Kaiserzüge in Nümberg. In: Ausst.Kat. Nümberg- Kaiser und Reich, Staatsarchiv Nümberg. Nümberg 1986, S. 114. Vgl. Schleif, C.: Donatio et Memoria. Stifter, Stiftungen und Motivationen an Beispielen aus der Lorenzkirche in Nümberg. In: Kunstwissenschaftliche Studien, Bd. 58. 1\fün-
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
139
her im Auftrag Kaiser Friedrich 111. Vollendet wurde es aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahr 1477. Allerdings existiert nach den Untersuchungen Ulrichs für die Datierung des von Friedrich 111. gestifteten "Kaiserfensters" in dieses Jahr nur ein einziger Hinweis in Form eines Ratsdekrets. 571 Ein weiteres Indiz für die Vollendung des Fensters im Jahr 1477 bildet der Zeitpunkt der Chorweihe: sie fand am Ostersamstag 1477 statt.572 Entwurf und sehr wahrscheinlich auch die Ausführung des "Kaiserfensters" stammen von der damals in Nümberg führenden Werkstatt Michael Wolgemuts (1434-1519), in der insgesamt vier der fünf Chorfenster der Lorenzkirche entstanden. 573 Für eine sichere Zuschreibung existieren allerdings keine archivalischen Belege. Die stilistische Übereinstimmung mit anderen Werken der Wolgemut-Werkstatt sowie Wolgemuts sichtbar angebrachte Signatur untermauem jedoch ihre Urheberschaft. 574 Das Kaiserfenster zeigt Szenen der "Kreuzauffindungs-" und "Kreuzerhöhungslegende" sowie einer weiteren, Iegendarischen Erzählung um Kaiser Karl den Großen (742-814). Bekrönt werden die Legendenszenen mit der Darstellung des triumphierenden Auferstandenen im Maßwerk des Kaiserfensters. Dieser verweist mit dem von ihm präsentierten Kelch auf das von ihm eingesetzte Sakrament der Eucharistie. Der Auferstandene ist zusätzlich umgeben von vier Engeln, welche die "arma Chrischen 1990, S. 230 und Ulrich, E.: Studien zur Nürnberger Glasmalerei des ausgehenden 15. Jahrhunderts. In: Erlanger Studien, Bd. 23, hrsg. von Leistner, D. B. und Peschel, D., Erlangen 1979, S. 15: "Mit diesen Fensterstiftungen folgte Friedrich lll. den Vorbildern Karls IV., der 1358/60 das Chorhauptfenster für die Liebfrauenkirche, und dem König Wenzels, der 1378/79 dasjenige für die Sebalduskirche gestiftet hatte." 571 Vgl. ebenda, S. 14. Das von Ulrich publizierte Ratsdekret, das kurz nach dem 28. 7. 1477 entstand, betrifft die Anfertigung eines Fensters mit dem Reichs- und den beiden Stadtwappen über dem .. Kaiserfenster". Ulrich vermutet sogar, dass ein von ihr entdeckter weiterer Ratserlass aus dem Jahre 1477 sich auf die Finanzierung des Fensters bezieht. sn Vgl. Funk, V.: Glasfensterkunst in St. Lorenz, Nümberg. Michael Wolgemut, Peter Hemmel von Andlau, Hans Baidung Grien, Albrecht Dürer. Nümberg 1995, S. 136. Vgl. auch: Klein, K. (Hrsg.) in Gemeinschaft mit Kübel, G., Lincke, J.: Die Wiedererstehung von St. Lorenz. Festschrift zur Wiedererrichtung des Hallenchors von St. Lorenz am Tage St. Laurentii 1952. Nümberg 1952, S. 13. 573 Vgl. Funk, a.a.O., S. 129. Wolgemut hatte im Jahr 1472 durch Einheirat die Werkstatt von Hans Pleydenwurff übernommen. Von Pleydenwurff ist bekannt, dass er 1466/67 für den Kreuzgang der Heilsbronner Klosterkirche 14 Scheiben mit Szenen aus der St. Bemhardslegende gestaltet hatte. Zudem ist er im Großtatengeläutbuch von St. Lorenz am 9.1.1472 als "Hans Pleydenwurff ein claßer" eingetragen. 57" Bei der Restaurierung des Fensters im Jahr 1968 entdeckte Ursula Frenzel die Buchstabenfolge "WOLGE'UT" im Mantelsaum des Heraklius. Frenzel, U.: Michael Wolgemuts Tätigkeit für die Nürnberger Glasmalerei. Dargestellt an der Bildnisscheibe des Dr. Lorenz Tueher von 1485. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Nürnberg 1970,5.41 f.
140
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
ti" tragen. Kreuz und Lanze, die zu den in Nümberg aufbewahrten Reichskleinodien gehören, erscheinen dabei an exponierter Stelle. Mit den Reichskleinodien hat es zudem eine besondere Bewandtnis: Sie wurden dem Volk alljährlich in einer "Heiltumsschau" an jedem zweiten Freitag nach Ostern auf dem Marktplatz gezeigt. 575 Die Abfolge der Szenen, von links nach rechts gelesen, beginnt mit einer Disputation zwischen Kaiser und Papst; eine Inschrift kennzeichnet diesen als Papst Silvester. Nach der Überlieferung der Silvesterlegende der "Legenda aurea", handelt es sich bei dieser Szene um die Bekehrung des Kaisers. 576 Zwischen den beiden Protagonisten erscheint im Zentrum der Scheibe das Zeichen des Kreuzes. Die Wiedergabe eines roten Kreuzes schafft dabei den Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen: Das rote Kreuz erinnert an das Wappen des von Friedrich 111. ins Leben gerufenen St. Georgsordens, 577 zu dessen Errichtung der Kaiser 1469 extra nach Rom gereist war. Die Gründung dieses Ordens war eine Reaktion des Kaisers auf die massive Bedrohung des Deutschen Reiches durch die Osmanen. Er sollte Mitglieder aus allen Bereichen der Bevölkerung zum Kampf gegen die Türken vereinen.578 Der Bekehrung des Kaisers folgt die Taufe durch Papst Silvester, die vor allem auch das "Constitutum Constantini" überliefert. Die "Kreuzvision Konstantins", die sich in den historischen Berichten von Eusbius und Laktanz findet, fehlt dort dagegen. Der Bedeutung der Szene gemäß nimmt die Darstellung der Taufe insgesamt drei Scheiben ein. Konstantin taucht dabei mit dem ganzen Körper in ein Taufbecken. Auf der linken Seite ist das kaiserliche Gefolge zu sehen, das die Herrschaftsinsignien des Kaisers bewahrt. Zur Rechten des Taufgeschehens finden sich dagegen Vertreter des Klerus, in Gestalt von Kardinälen und Bischöfen. Die Taufe durch den Papst demonstriert hier die Unterordnung der weltlichen Herrschaft in Glaubensfragen unter das Papsttum. So zeigen die beiden nächsten Scheiben die siegreiche Schlacht Kaiser Konstantins im Zeichen des Kreuzes. Triumphierend reitet Konstantin mit der Kreuzfahne über die bereits auf der Erde liegenden Feinde hinweg. Der erfolg575
576 577
578
Vgl. Machilek, F.: Die Heiltumsweisung. In: Ausst.-Kat. Nümberg- Kaiser und Reich, Staatsarchiv Nümberg. Nümberg 1986, S. 62. Für die Heiltumsschau wurde extra ein etwa siebenMeterhoher Holzstuhl aufgerichtet. Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, a.a.O., S. 85. Auch die "Legenda aurea" berichtet in Verbindung mit dem Heiligen Georg von einem roten Kreuz. Vgl. ebenda, S. 306: " ... da erschien ihnen Sankt Georg in weißer Rüstung mit einem roten Kreuz geziert." Vgl. Wiesflecker, H.: Kaiser Maximilian I. Das Reich, ÖSterreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. Bd. 1: Jugend, burgundisches Erbe und römisches Königsturn bis zur Alleinherrschaft 1459-1493. München 1971, S. 61.
ll. Beispiele von Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
141
reichen Schlacht folgt der siegreiche Einzug des mit goldener Rüstung und Reichskrone versehenen Herrschers. Mit der Anlehnung der ersten beiden Szenen der Bekehrung und Taufe, welche sich sowohl in der Silvesterlegende der "Legenda aurea" 579 als auch im "Constitutum Constantini" 580 finden, demonstriert Friedrich Ill. meines Erachtens sein Verständnis des eigenen Kaisertums. Neben der Nähe des Kaisers zu Gott, wie sie Eusebius in der siegreichen Schlacht im Zeichen des Kreuzes vermittelt und welche ebenfalls Eingang in die "Legenda aurea" fand, 581 ermöglicht vor allem die Unterordnung der weltlichen Herrschaft unter das Primat des Papsttums die Überwindung der Glaubensfeinde. Ein Türkenfeldzug kann daher nur mit päpstlicher Unterstützung erfolgen. Die von Friedrich Ill. erkannte Notwendigkeit gegen die Türken vorzugehen, zeigte sich auch im Appell der verängstigten Bevölkerung. Im Jahr 1470 erschien ein Pamphlet, in dem die Bürger den in ihren Augen untätigen Kaiser aufriefen, doch endlich etwas zu unternehmen: "Stannd uff von dem slaff, darinn du lanng nach leibs Iust gelegen bis." 582 Schließlich rief Friedrich III. 1471 anlässlich der Türkenbedrohung den Reichstag in Regensburg aus. Friedrichs Einzug wurde von ungeheurem Jubel der Bevölkerung begleitet. Der Reichstag selbst wurde als "Christentag" und "Hoftag Jesu Christi" bezeichnet und Friedrich sogar mit Friedrich Barbarossa verglichen. Allerdings scheiterten Friedrichs Versuche einen Kreuzzug gegen die Türken zu organisieren an der Geldfrage: die Reichsstände weigerten sich, ihn zu finanzieren. 583 Im seihen Jahr wechselte der Reichstag nach Nümberg. Dort empfingen die Priester und Ratsherren der Stadt den Kaiser in einer Prozession. Der Begrüßung folgte die Verehrung der Reliquien, wobei Friedrich das Kreuz küsste. Anschließend fand ein feierlicher Gottesdienst in Sankt Sebald statt. 584 Die politischen Ziele des Kaisers, insbesondere die Bekämpfung der Türkengefahr in der Tradition des Kampfes gegen die Heiden, manifes579 580
58 1 582 5&3
584
Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, a.a.O., S. 83 f. Vgl. Constitutum Constantini, a.a.O, S. 74-77 Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, a.a.O., S. 352 Vgl. Ulrich, E., a.a.O., S. 18. Vgl. Rill, 8.: Friedrich 111. Habsburgs europäischer Durchbruch. Graz, Wien Köln 1987, 5.131 ff. Vgl. Schmidt-Fölkersamb, U., a.a.O., S. 118 f. Den Mittelpunkt aller festlichen Herrschereinzüge in Nümberg bildeten stets die drei religiösen Elemente: Einholung durch die Prozession der Priesterschaft, Reliquienverehrung im Freien und feierlicher Gottesdienst in St. Sebald.
142
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
tierten sich vor allem in der Wiedergabe der Herakliusszenen, welche traditionell den siegreichen Kampf der Christen gegen das Heidentum vermitteln. In der Anordnung von Engelsvision, demütiger Rückführung des Kreuzes, Enthauptung des Chosroe und Kampf des Heraklius gegen Siroe wird die "Kreuzerhöhungslegende" wiedergegeben. Exponierte Stellung nimmt dabei das kaiserliche Schwert ein. Während der demütigen Rückführung des Kreuzes trägt ein Diener das Schwert des Kaisers, das somit im Zentrum der Scheibe erscheint. Auch die Enthauptung des Chosroe, die mit Hilfe dieses Schwerts erfolgt, zeigt es, zusammen mit dem Kreuz, zu beiden Seiten des leeren Thrones. Zusätzlich leistet es im Kampf des Heraklius gegen Siroe, den Sohn des Chosroe, gute Dienste. Zwei wichtige Bestandteile der in Nümberg seit 1424 aufbewahrten Reichskleinodien585 werden somit innerhalb der "Kreuzerhöhungslegende" demonstrativ wiedergegeben. Neben dem Partikel der Kreuzreliquie, der die Macht über Glaubensfeinde zu siegen zugesprochen wurde, gehört dazu auch das Schwert des Herrschers. Mit diesem Schwert hat es besondere Bewandtnis, die entsprechende Erzählung dazu ist im Anschluss an die "Heiligkreuzlegenden" in zwei Scheiben wiedergegeben: Der Legende nach überreichte ein Enge! Karl de:n Großen währer.d des Kampfes gegen die Awaren ein Schwert. Wie die Türken hatten die Awaren wiederholt Italien und das Deutsche Reich bedroht. Mit Hilfe des "himmlischen" Schwerts gelang Karl der Sieg über das heidnische Volk. 586 Friedrich 111. demonstriert meiner Ansicht nach mit der Darstellung der Konstantinserzählung und der "Kreuzerhöhungslegende" des Kaiserfensters, innerhalb derer die Reichskleinodien an exponierter Stelle erscheinen, seine Glaubenspolitik in der Nachfolge Konstantins, Heraklius' und Karls des Großen. Nachdem der Reichstag anlässtich des Türkenkriegs von Regensburg im Herbst nach Nümberg gewechselt war, erscheint Sankt Lorenz auch aufgrund seines Patroziniums als geeigne585
586
Vgl. Schuhmann, G.: Die Reichinsignien und Heiltümer. In: Ausst.-Kat. Nümberg- Kaiser und Reich, Staatsarchiv Nümberg. Nümberg 1986, S. 32: .. Die höchsten Symbole der Reichsherrlichkeit waren Reichskrone, Reichsapfel, Szepter, Reichs- und Zeremonienschwert sowie das Reichskreuz, das ursprüngliche Behältnis der Reichsreliquien mi~ der Heiligen Lanze und den Partikeln des Heiligen Kreuzes." Vgl. Kahsnitz, R.: Schlacht bei Regensburg aus dem Kaiserfenster der St. Lorenzki!che. In: Ausst.-Kat. Nümberg 1300-1530. Kunst der Gotik und der Renaissance. Gemanisches Nationalmuseum Nümberg. München I986, 5. 176 f. Die Legende war in Süddeuto;chland und Nümberg vom 13. bis zum 15. Jahrhundert verbreitet und hat mthrere bildliehe Darstellungen gefunden. Das Kreuz wird heute als Reliquie im Kloster Andechs aufbewahrt, das Schwert gehört dagegen zu den Reichsinsignien.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
143
ter Ort für die kaiserliche Propaganda: Am Tag des Heiligen Laurentius, dem 10. August, ereignete sich im Jahr 955 der Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld; die Lechfeldschlacht entspricht dabei typologisch der Konstantinsschlacht 587 In der Darstellung der Heiligkreuzlegenden des Kaiserfensters wird jedoch nicht nur auf die politischen Bestrebungen des Kaisers Bezug genommen. Der bereits 1467 verstorbenen Gemahlin Friedrich 111., Kaiserin Eleonora von Portugal, wird innerhalb des Kaiserfensters ebenfalls eine bedeutende Stellung zugewiesen. Im Zentrum des Fensters befinden sich die Porträts des Herrscherpaares. Ihre Präsenz verstärkt die Architektur des spätgotischen Baldachins, der über ihnen errichtet wurde. Hinter Kaiser Friedrich 111. erhebt ein Knappe ein Schwert, bei dem es sich erneut um das "himmlische" Schwert Karls des Großen handelt. Eleonore, welche wie Helena in den Szenen der "Kreuzauffindung" ein Zepter trägt, wird von ihren drei Hofdamen begleitet. Identifizierte sich Friedrich 111. mit Konstantin und Karl dem Großen, so sah sich Kaiserin Eleonore selbst als "neue Helena". Anlässlich ihrer Krönung zur Kaiserin im Jahr 1452, hatte sie sich zusätzlich auf den Namen Helena taufen lassen. 588 Die Formulierung der "Kreuzauffindung" orientiert sich an einer Überlieferung der "Cyriakuslegende", denn sie erfolgt im Beisein des Juden Cyriakus. Judas, erkennbar am spitzen Bart und dunklen Teint sowie einer blauen, einer Gugel ähnlichen Kopfbedeckung, zeigt Helena die Stelle, an der das wahre Kreuz verborgen ist. Anschließend wird der Kaisermutter das wahre Kreuz überreicht. Helena präsentiert das Kreuz in ihrem Arm, gleichzeitig umgibt Helenas Haupt die Glorie. Eine Inschrift bezeichnet sie zudem als "Sa. Ellena". Das heißt, durch die Tat der "Auffindung des wahren Kreuzes" wird sie zur Heiligen erhoben. Die "Kreuzprobe" zeigt den wiedererweckten Toten, der auf dem Kreuz Christi kauert und somit die Nachfolge Christi suggeriert. Helena mit Zepter und Krone, das Haupt von einem Heiligenschein umgeben, verweist auf das Wunder der Totenerweckung. Ehrfürchtig zieht ein Zuschauer anlässlich dieses wunderbaren Ereignisses seinen Hut. Die Wiedergabe der "Kreuzauffindung" erfolgte nicht nur zur Ergänzung des Legendenkomplexes. Sie sollte vor allem an die bereits 1467 587
588
Vgl. Viebig, J.: Die Lorenzkirche in Nümberg. Königstein im Taunus 1971, S. 6 und Funk, V., a.a.O., S. 123: Die hilfreiche Fürsprache des Heiligen Laurentius, welcher der Sieg in der Lechfeldschlacht zugeschrieben wurde, führte zu zahlreichen Patrozinien des Heiligen Laurentius in Süddeutschland. Vgl. Wiesflecker, H.: Kaiser Maximilian I. Bd. 1, a.a.O., 5.60: ,.Auch die Kaiserin erhielt die Krone und zugleich einen in der Christenheit gebräuchlicheren, auf eine große Aufgabe hinweisenden und besonders ehrwürdigen neuen Namen: Helena."
144
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
verstorbene Gemahlin Friedrichs Ill., Eleonora von Portugal, erinnern. Die Schilderung der "Auffindung des wahren Kreuzes Christi" diente der Memoria der verstorbenen Kaiserin, die sich die Heilige Helena zum Vorbild genommen hatte. Anlässlich ihres Todesam 3. September 1467 hatten die Nürnberger in Sankt Lorenz ausführlich der Verstorbenen gedacht. Noch bevor in der Stadt Augsburg Exequien stattfanden, waren am 18. September in der Reichsstadt Nürnberg in St. Lorenz und St. Sebald für die verstorbene Kaiserin aufwändige Gedächtnisgottesdienste abgehalten worden. Elenora war somit die erste Kaiserin, die mit Totenvigil und Seelenamt geehrt wurde. Neben hunderten von Kerzen kamen auch die Reichsinsignien zum Einsatz. Damit betonte Nürnberg "öffentlich sein besonders enges Verhältnis zum Reich und dessen Oberhaupt und versuchte nicht zuletzt deutlich zu machen, dass die gerade von Friedrich III. wiederholt zurückgeforderten Reichsinsignien hier eine würdige Aufbewahrung und Verwendung gefunden hatten."589 Die Wiedergabe der Heiligkreuzlegenden innerhalb der prominenten Stiftung des Kaiserfensters beinhaltet mehrere Bedeutungsebenen: die Darlegung der persönlichen christlichen Gesinnung des Kaiserpaars, die sich in d~r besonderen Beziehung der Herrscherfamilie der Hab~burger zum Kreuz Christi äußert sowie die Demonstration der Religionspolitik des Kaisers, die sich in der Nachfolge Konstantins und Karls des Großen in den Bemühungen um die Durchführung eines Kreuzzugs manifestiert. Außerdem dient sie der Memoria der verstorbenen Kaiserin. Zusätzlich hatte Kaiser Friedrich Ill. mit der exponierten Darstellung bedeutender Teile der Reichskleinodien Kreuz und Schwert innerhalb des Kaiserfensters in einer Art gemalten Heiltumsschau Nümberg als ihren würdigen Aufbewahrungsort anerkannt. Die Ikonographie des Kaiserfensters wurde in den darauf folgenden Jahren mehrfach rezipiert. So entstanden innerhalb von dreißig Jahren nicht weniger als sechs Altäre in Nürnberg und Umgebung mit Szenen von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" aus dem Umkreis der Wolgemut-Werkstatt. Nach Ulrich arbeitete die Werkstatt Michael Wolgemuts mit einem "Musterbestand", doch ist auffällig, dass aus dem Kaiserfenster ganze Motive in ihrem szenischen Zusammenhang in die später entstandenen Altartafeln aufgenommen wurden. 590 Insbesondere die Darstellung der "Kreuzprobe", bei welcher der wiedererweckte Tote auf 589
590
Fuchs, F.: Exequien für die Kaiserin Eleonore (+ 1467) in Augsburg und Nümberg. In: Heinig, P.-J. (Hrsg.): Kaiser Friedrich III. (1440-1493) in seiner Zeit. Studien anläßlich des 500. Todestagsam 19. August 1493/1993. Köln, Weimar, Wien 1993, 5. 458 ff. Vgl. Ulrich, E., a.a.O., 5. 54 f.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 145
dem Kreuz Christi sitzt, nimmt in den nachfolgenden Beispielen eine geradezu formelhafte Wiedergabe an. Daher ist anzunehmen, dass zumindest ein Teil der Auftraggeber dieser Altäre mit "Zitaten" aus dem Kaiserfenster ihre Verbundenheit zum Herrscherhaus demonstrieren wollte. Das früheste Beispiel, das sich ikonographisch auf das Kaiserfenster bezieht, befindet sich ebenfalls in der St. Lorenzkirche: Es handelt sich um den so genannten "Katharinenalter", der im Auftrag des Stadtrichters Livinus Memminger (gest. 1493) etwa um 1480-1490 entstand.591 Die Innenseiten seiner Altarflügel, die links "die Verlobung der Heiligen Katharina inmitten der vierzehn Nothelfer"592 und rechts "Kreuzprobe" und "Kreuzerhöhung" (Abb. 3) zeigen, gelten in der Forschung als eigenhändige Werke Michael Wolgemuts.S93 Die Außenseiten, die der Werkstatt zugeschrieben werden, stellen die Martyrien der Heiligen Livinus und Katharina dar. Die Innenseite des rechten Flügels zeigt die "Kreuzprobe" im Bildvordergrund, die "Rückführung des Kreuzes" ist im Mittelgrund in zwei Szenen wiedergegeben. Den Hintergrund bildet eine Folie aus Goldgrund. Wie bei der "Kreuzprobe" des Kaiserfensters sitzt der Wiedererweckte auf einem Tau-Kreuz ("crux comissa"). Er ist zudem ebenfalls in ein Leintuch gehüllt. Hinter ihm haben sich auf der linken Bildseite die zum Teil noch in der Erde grabenden Helfer versammelt. Unter ihnen befindet sich ein bärtiger alter Mann im kostbaren Gewand, der einen Segensgestus vollführt. Hier scheint es sich um Bischof Makarius, bzw. den Bischof von Jerusalem zu handeln, der sowohl in der "Legenda aurea" 594 als auch im "Heiligen Leben"595erwähnt wird. Links neben ihm steht bartlos und mit gugelartiger Kopfbedeckung Judas. Auf der rechten Seite der "Kreuzprobe" ist Helena inmitten ihrer Hofdamen zu sehen. Sie trägt nicht nur die Krone als Zeichen ihrer weltlichen Herrschaft, ihr Haupt umgibt, als Zeichen ihres geistlichen Rangs, wie auch beim Kaiserfenster die Glorie. Die "Rückführung des Kreuzes" zeigt den von links heranreitenden Heraklius im kaiserlichen Ornat. Die Stadttore haben sich vor ihm geVgl. Koch, C.: Michael Wolgemut. In: Zeitschrift für bildende Kunst, 63. Jg. Leipzig 1929/39, 5. 81. Laut Koch muss das achte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts als die entscheidende Zeit des Walgernutschen Schaffens angesehen werden, denn erst im Jahr 1472 übernahm Wolgemut mit 38 Jahren die Werkstatt des verstorbenen Pleydenwurffs. 592 In den Beständen des Nürnberger Stadtarchivs fand sich keine Abbildung des rechten Seitenflügels. 593 Vgl. Betz, G.: Der Nürnberger Maler Michael Wolgemut (1434-1519) und seine Werkstatt. Ein Beitrag zur Geschichte der spätgotischen Malerei in Franken. Freiburg i. Br. 1955,5.269. Musper. H. T.: Altdeutsche Malerei. Köln 1970,5. 130. 594 Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, a.a.O., 5. 356. 595 Vgl. Der Heiligen Leben, Bd. I: Der Sommerteil. a.a.O., 5. 90.
591
146
D. Ikonographie von Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung
schlossen, über der Stadtmauer erscheint der Engel des Herrn, der ihn zur Demut ermahnt. Die Zäsur der Erzählung bildet die Architektur einer mittelalterlich wirkenden Stadt. Auf ihrer rechten Seite ist räumlich versetzt der christusgleiche Einzug des Heraklius zu sehen. Barfuß, nur mit einem Büßerhemd bekleidet, trägt er das Kreuz Christi auf seinen Schultern in die Stadt Jerusalem. Wenke stellte als Erster eine Verbindung des Altars zur Familie Memminger her. Der Stadtrichter Levinus Memminger, seit 1490 Genannter des Größeren Rats zu Nürnberg, war mit Katharina Armauer verheiratet. Mit ihr hatte er zwei Töchter, von denen sich die ältere, Helena, im Jahr 1506 mit Peter Imhoff vermählte. Die zweite Tochter Anna verehelichte sich 1507 mit Bartholomess Haller. Den Namenspatronen der Familie entsprechend, zeigt der Altar auf den Außenseiten die Martyrien der Heiligen Levinus und Katharina. Auch der Schrein weist als Schnitzfiguren die Heiligen Levinus, Katharina und Helena auf. Die Flügelinnenseiten zeigen, neben der "Kreuzauffindung" durch die Heilige Helena, die "Verlobung der Heiligen Katharina" mit den vierzehn Nothelfern. Unter den Nothelfern entdeckte Wenke zusätzlich das Porträt Levinus Memmingers als Heiliger Veit. Die enge Verbindung zwischer. cen Namensheiligen der Familienmitglieder und der Ikcmographie des Altars lässt daher den Schluss zu, dass er unzweifelhaft als Stiftung der Familie Memminger entstand. 596 Auch eine mögliche Datierung lässt sich durch die Familiengeschichte erschließen: Da die Tochter Helena bei der Eheschließung wohl nicht älter als zwanzig Jahre war und daher Mitte der 80er Jahre des 15. Jahrhunderts geboren sein muss, vermutet Strieder, dass der Auftrag an Wolgemut nicht wesentlich vor oder nach 1485 I 86 erfolgt sein kann. 597 Aufgrund der ikonographischen Nähe zum Kaiserfenster ist jedoch auch eine etwas frühere Datierung wahrscheinlich. Memminger hatte den "Katharinenaltar", dessen ursprüngliche Stiftung im Jahr 1372 durch Kunigunde Tracht erfolgte, übernommen. An ihm wurden von jeher die Festtage des Heiligen Levinus und der Heiligen Katharina begangen,598 nicht jedoch der Festtag der Heiligen Helena oder die Kreuzfeste. Der Altar weist jedoch nicht nur die "Kreuzprobe" auf, deren Darstellung wahrscheinlich auf die Namenspatronin 596
597 598
Vgl. Wenke, W.: Das Bildnis des Michael Wolgemut.ln: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Jg. 1930/1931. Nürnberg 1932, S. 64. Vgl. Strieder, P.: Tafelmalerei in Nürnberg. 135~1550. Königstein im Taunus 1993,5. 80. Vgl. Haas, W.: Die mittelalterliche Altaranordnung in der Nürnberger Lorenzkirche. In: 500 Jahre Hallenchor St. Lorenz zu Nürnberg 1477-1977, Nürnberger Forschungen, Bd. 20. Nürnberg 1977,5. 98.
11. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
147
der Tochter zurückzuführen ist, sondern gibt zusätzlich die "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius" wieder, welche einerseits auf das zweite bedeutende Kreuzfest hinweist, aber auch traditionell für den Aufruf zum Glaubenskampf steht. Zusätzlich erscheint unter den 14 Nothelfern, welche die "Verlobung der Heiligen Katharina" begleiten, der Heilige Georg hervorgehoben; er ist rechts im Bildvordergrund zu sehen. Demonstrativ lehnt neben ihm sein Schild mit dem roten Kreuz, auf das er durch eine Handbewegung verweist. 599 Zudem befindet sich am vorderen Bildrand der Kopf eines Drachens, der sinnbildlich für die heidnische Bedrohung steht. Der Legende nach besiegte der Heilige Georg den Drachen mit Hilfe seines Glaubens an Christus, indem er sich vor dem Kampf bekreuzigte. Anschließend bekehrte er die dem Drachen opfernden Heiden zum christlichen Glauben. 600 Auch dem Heiligen Vitus war es möglich, durch das Kreuzzeichen Gefahr zu bannen. 601 Die Übernahme von Szenen aus dem Kaiserfenster, insbesondere die Art und Weise der Darstellung der "Kreuzprobe", geschah sicherlich mit Überlegung. Die Hervorhebung des Heiligen Georg, des Patrons der Glaubenskämpfe, sowie die Wiedergabe der "Kreuzerhöhung", welche direkten Bezug zur Bedrohung des christlichen Glaubens besitzt, lassen die Furcht vor einer türkischen Invasion und den Wunsch des Auftraggebers, der Kaiser möge etwas dagegen unternehmen, durchaus deutlich werden. Im Raum Nürnberg existieren weitere Beispiele aus dem Umkreis der Wolgemut-Werkstatt, die Szenen von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" wiedergeben. Es handelt sich dabei um Altäre in Rothund Schwabach sowie um einen Altarflügel in Kalbensteinberg und zwei Flügel eines Altars, die sich im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg befinden. Alle Altäre sind räumlich nicht weit voneinander entfernt und entstanden nach Meinung der Forschung zwischen 1485 und 1510. Der Schwabacher Kreuzaltar, der sich noch heute in der Stadtkirche St. Johannes und Martin befindet, wird von May um 1485-1490 datiert. 602 ~
600 601
602
Der Heilige Georg ist Patron des Glaubenskampfes gegen den Islam. Erst im späten 14. Jahrhundert, als die Bedrohung durch die türkische Invasion ständig zunahm, wurde er unter die Nothelfer aufgenommen. Vgl. Keller, H. L.: Reclams Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst. Stuttgart 199F, 5. 352 f. Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, a.a.O., S. 302-306. Vgl. Keller, H. L., a.a.O., S. 570 f. Der Heilige Vitus wurde vor allem als Nothelfer von Sterbenden angerufen. Vgl. May, H.: Die Entwicklung der fränkisch-nürnbergischen Malerei von 1495 bis 1525 unter besonderer Berücksichtigung des Schwabacher Hochaltars. Diss. Tübingen 1989,
148
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Er wurde zuerst von Betz und dann von Stange dem Meister des Feuchtwanger Altars, einem Maler aus dem Umkreis Wolgemuts, zugeschrieben.603 Er besitzt stilistisch die größte Nähe zum Kaiserfenster sowie vor allem zum "Katharinenaltar", zeigt aber lediglich die Szenen der "Kreuzprobe" (Abb. 4) und der "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius" (Abb. 5) auf den Flügelinnenseiten. Wie bei den Vorgängerbeispielen sitzt der wiedererweckte Tote der "Kreuzprobe" in kauernder Haltung, aber nach rechts gewandt auf dem Kreuz. Zudem hat er die Hände zum Gebet erhoben. Ähnlich wie beim "Katharinenaltar" befinden sich rechts hinter dem Wiedererweckten Helena mit ihren beiden Hofdamen. Auch hier trägt Helena nicht nur die Herrscherkrone, als Zeichen ihrer geistlichen Würde umgibt ihr Haupt die Glorie. Links hinter der erfolgreichen Kreuzprobe befindet sich ein Helfer mit roter Gugel sowie ein bärtiger alter Mann, der als Bischof Makarius identifiziert werden kann. Im Hintergrund erhebt sich vor Goldgrund eine Burg, die an jene Nürnbergs erinnert. Die "Rückführung des Kreuzes" zeigt Heraklius zu Pferdangesichts der Engelsvision, die ihn zur Demut ermahnt. Diese Szene findet sich sowohl innerhalb des "Kaiserfensters" als auch beim "Katharinenaltar". Nicht gezeigt wird die demütige "Rückführu..,g des Kreuz~s" durch den nur mit dem Bußhemd bekleideten Kaiser. Ebenfalls um 1485-1490 entstand nach May die "Kreuzprobe" auf der Innenseite des rechten Altarflügels des linken, nördlichen Seitenaltars ("Bennoaltar")604 in der so genannten "Rieterkirche" (Pfarrkirche St. Maria und Christopherus) in Kalbensteinberg. 605 Das Altargemälde (Abb. 10) schreibt die Forschung erneut dem Meister des Feuchtwanger Altars zu. 606 Hier sitzt der wiedererweckte Tote auch auf einem TauKreuz, ist aber dicht an den Bildvordergrund gerückt. Links hinter dem erweckten Toten knien Helena und ihre beiden Hofdamen. Helena trägt hier keine Krone, sondern nur eine kostbare Haube. Ihr Haupt umgibt, wie beim Kaiserfenster, ein Heiligenschein. Ihr zur Seite stehen zwei junge Männer, die mit ihren langen blonden Haaren und vornehmer, zeit-
603
604
605
S. 21 f. Vgl. Imhoff, C. von (Hrsg.), a.a.O., S. 390. Die Kirche in Kalbensteinberg wurde im Jahr 1618 von Hans Rieterumgebaut und ausgestattet. Betz, G., a.a.O., S. 279 f. Stange, A.: Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, lU. Bd. Franken. Hrsg. von N. Lieb. Bearbeitet von P. Strieder und H. Härtle. München 1978, S. 78, Nr. 154. Der Schrein weist die Schnitzfiguren des Heiligen Benno, der Heiligen Barbara und der Heiligen Walburgis auf. Maße des Innenflügels 157 x 57 cm. Vgl. Pilz, K.: Die Stadtkirche St. Johannes und St. Martinus in Schwabach. Ihre Geschichte und ihre Kunstwerke. Schwabach 1979, S. 146. Vgl. May, H., a.a.O., S. 21 f.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
149
genössischer Kleidung bisher bei keinem der anderen Nürnberger Beispiele zu finden waren. Dies legt die Vermutung nahe, das es sich hier um Porträts der Auftraggeber handeln könnte. Einer von ihnen stützt sogar den wiedererweckten Toten. Hinter ihm ist mit roter, gugelartiger Kopfbedeckung, ausgeprägtem Profil und dunklem Teint der Jude Judas Cyriakus zu sehen. Im Hintergrund befindet sich auf einer Anhöhe eine Burg, auch sie ähnelt jener Nürnbergs. Die Familie Rieter gehörte dem Patriziat an: Seit 1361 saß sie im Nürnberger Rat und hatte großes Ansehen unter der Bevölkerung. 607 1479 unternahmen die Brüder Peter und Sebald Rieter eine Pilgerfahrt nach Jerusalem. Vor ihrer Abreise legten sie ein feierliches Gelübde ab: Im Falle ihrer glücklichen Wiederkehr wollten sie für SanktLorenzein Glasfenster stiften. 608 Auf einer der Scheiben sind die Porträts der beiden Rieter wiedergegeben, beide besitzen langes, blondes Haar. Die Stiftung des Glasfensters im Hallenchor von Sankt Lorenz, die vermutlich erst 1481 stattfand, sowie die Entstehung des so genannten "Bennoaltars" stehen daher möglicherweise beide mit der Pilgerfahrt der Brüder in Verbindung. Das Glasfenster zeigt den "Auszug des Volkes Israel aus Ägypten" sowie den "Einzug ins Heilige Land". Sebald Rieter erwähnt zudem in seinem Pilgerbericht den Besuch des Leichnams der Heiligen Helena in der Kirche Sant'Elena in Venedig.609 Eventuell handelt es sich daher bei den beiden männlichen Protagonisten, die innerhalb der "Kreuzprobe" an exponierter Stelle wiedergegeben sind, um die Porträts der Brüder. Zusätzlich existierte eine enge Bindung zum Kaiserhaus: Maximilian I. wohnte bei einem seiner Besuche in Nürnberg im Jahr 1474 sogar bei Sebald Rieter.610 Die weiteren Beispiele datiert die Forschung zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Dazu gehört der Kreuzaltar aus Roth, der allerdings ursprünglich aus der Kirche der benachbarten Ortschaft Rednitzhembach stammte, die sich bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Besitz der Nürnberger 606
&07
6011 60'J
t.to
Vgl. Stange, A.: 3 Bd., a.a.O., S. 79, Nr. 155. Der Familie Rieter gehörte das "Haus zur ersten Bitte". Dort haben die deutschen Könige Reichslehen und Regalien verliehen. Als Gegenleistung für die Überlassung ihres Hauses für diese Amtshandlungen besaßen die Rieter das "Recht der ersten Bitte", die der König an die Neubelehnten zugunsten der Hausbesitzer richten konnte. Vgl. Im· hoff, C. von (Hrsg.), a.a.O., S. 389 und Stadtlexikon Nümberg. Hrsg. von M. Diefenbacher IR. Endres. Nümberg 2()()()2, S. 416. Vgl. Funk, V., a.a.O., S. 86 und S. 179. Vgl. Hippler, C.: Die Reise nach Jerusalem. Untersuchungen zu den Quellen, zum lnhalt und zur literarischen Struktur der Pilgerberichte des Spätmittelalters. Frankfurt/Main, Bem, New York 1987, S. 219: "Item hinauss pass im mere ligt ein closter, heyst zu Sant Helena, dar inn in einem altar ligt Sant Helena ganz leibheftig." Vgl. Schmidt-Fölkersamb, U., a.a.O., S. 112 f.
150
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Familie Behaim befunden hatte. 611 Nach den Untersuchungen Mays geht seine Stiftung auf die Familie der Zollner von Nümberg zurück, die wie die Behaims ebenfalls dem Nürnberger Rat angehörten.612 Von der Forschung wurde er bisher dem Meister des ehemaligen Fürther Hochaltars zugeschrieben, der vermutlich aus dem Umkreis Albrecht Dürers stammte. 613 May weist den Altar dagegen dem Meister des Schwabacher und GutensteUer Altars zu, der zur Zeit seiner Entstehung noch als Geselle in der Wolgemut-Werkstatt arbeitete.614 Der Rother Altar, der von May um 1502 datiert wird,615 weicht in seiner Ikonographie von den vorangegangenen Beispielen erheblich ab. Er zeigt neben der "Kreuzprobe" und der "Rückführung des Kreuzes" zwei weitere, für die zyklische Wiedergabe der Heiligkreuzlegenden seltene Szenen: Es handelt sich dabei um die Darstellung "Konstantin erscheint im Traum ein Engel mit dem Kreuz" (Abb. 6). Die Erscheinung von Kreuz und Engel im Traum überliefern sowohl die "Legenda aurea" als auch das Legendar der "Heiligen Leben". 616 Insbesondere die "Legenda aurea" berichtet von einem von feurigem Glanz umgebenen Kreuz, auf das Engel hinweisen. 617 Das Altargemälde zeigt jedoch nur einen Engel, der das Kreuz in die Schlafkammer des Kaisers trägt und darauf mit seiner Rechten verweist. In der Malerei findet sich eine vergleichbare Szene nur innerhalb weniger Heiligkreuzlegendenzyklen.618 Bei der zweiten ikonographisch ungewöhnlichen Szene handelt es sich um die "Übergabe der Schlüssel der Stadt Rom an Konstantin" (Abb. 7). Für ihre Schilderung finden sich weder in der "Legenda aurea" noch im "Heiligen Leben" Hinweise. Allerdings war es im Deutschen Reich Tradition, dass beim Empfang des Kaisers durch den Stadtrat, dieVgl. May, H., a.a.O., S. 15. Vgl. ebenda, S. 31 f. Die Zollner besaßen im 15. und 16. Jahrhundert Güter in Rednitzhembach. Zudem waren die Zollner bis 1603, als ihr Besitz an die Behaim überging. Patronatsherren der dortigen Kirche. 61 3 Vgl. ebenda, S. 16. 614 Vgl. ebenda, S. 357. m Vgl. ebenda, S. 357: .,Das Retabel entstand vermutlich um 1502. Auf diese Entstehungszeit deutet vor allem der noch recht altertümliche Charakter der Gemälde auf den Flügelrückseiten. 616 Vgl. Der Heiligen Leben, Bd. 1: Der Sommerteil, a.a.O., S. 87 f. 617 Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, a.a.O., S. 352. biS Die früheste Darstellung dieses Themas zeigt mit Sicherheit das .. Wessobrunner Gebetbuch" aus dem neunten Jahrhundert. Dort wird der in einem Bett schlafende Kaiser von einem Engel, der ein kleines Kreuz bei sich trägt, geweckt: Münchner Staatsbibliothek, Clm. 22053, folio 2. Siehe auch Pfleger, S., a.a.O., S. 218 und S. 105. Eine vergleichbare Szene zeigt der Freskenzyklus Piero della Francescas in Arezzo. Dem in einem Zelt schlafenden Konstantin erscheint ein Kreuz im Traum, auf das ein Engel verweist. 611
612
li. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 151
ser dem Reichsoberhaupt die Stadtschlüssel überreichte. 619 Die Wiedergabe der "Schlüsselübergabe" des Altars nimmt somit direkten Bezug auf die Person des Kaisers und dessen Besuche in der Reichshauptstadt. Aufgrund dieser aktuellen politischen Bezüge wäre eine frühere Datierung des Altars durchaus denkbar.620 Die "Kreuzprobe" (Abb. 8) des Rother Altars orientiert sich jedoch nur geringfügig am Vorbild des Kaiserfensters: Vergleichbar ist hier nur die Darstellung des wiedererweckten Toten, der in kauernder Haltung auf dem wahren Kreuz Christi sitzt. Wie beim Altarflügel von Kalbensteinberg ist der Tote fast völlig von dem ihn umgebenden Leintuch entblößt. Allerdings ist sein Haupt unbedeckt. Auch hier steht ein Helfer dem Wiedererweckten bei. Helena mit Haube, Krone und Nimbus wird nicht von ihren Hofdamen begleitet, neben ihr steht der an den Händen gefesselte Judas. Reumütig begegnet er dem vorwurfsvollen Blick Helenas. Anders als bei den Vorgängerbeispielen trägt er eine dunkle Mütze. Vor allem sein langer, weißer Bart weist ihn als Vertreter des jüdischen Glaubens aus. Zudem trägt er hohe Stulpenstiefel sowie eine große Geldbörse am Gürtel. Die Szenenabfolge endet mit der "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius" (Abb. 9). Kaiser Heraklius barfuß und ohne Herrschaftsinsignien nähert sich mit dem Kreuz, bei dem es sich um ein lateinisches Kreuz handelt, dem Tor der Stadt Jerusalem, über dem ein Engel erscheint. Vor dem Stadttor findet sich als Hinweis auf die heidnische Bedrohung zusätzlich ein Drache. Die Szenen der beiden Altarflügel des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg621 weisen dagegen Ähnlichkeit mit jenen des "Katharinenaltars" auf (Abb. 11). Vergleichbar ist der während der "Kreuzprobe" auf dem Kreuz Christi (hier wieder ein Tau-Kreuz) sitzende wiedererweckte Tote. Bei beiden Beispielen sind die Wiedererweckten in kauernder Haltung mit aufgestütztem rechten Bein gegeben. Ähnlich ist auch die Drapierung des Leintuchs, das den ganzen Körper umhüllt. " 1 '~
~>21! " 21
Vgl. Drabek, A. M.: Reisen und Reisezeremoniell der römisch-deutschen Herrscher im Spätmittelalter. Wien 1964, S. 26. Die Zeremonie der Schlüsselübergabe begegnet jedoch nur in Reichsstädten und in Städten, die zur Hausmacht eines Herrschers gehörten. Nach dem Reichstag von 1471 kehrte Friedrich Ill. erst wieder anlässtich des Reichstags von 1487 nach Nümberg zurück. Vgl. Schmidt-Fölkersamb, U., a.a.O., S. 114. Vgl. Löcher, K. I Gries. C: Die Gemälde des 16. Jahrhunderts. Katalog des Germanischen Nationalmuseum Nümberg. Ostfildem-Ruit 1997, S. 349-532: .. Die Komposition war je zur Hälfte auf zwei Altarflügel verteilt, deren Außenseiten sie bildeten. Bei geschlossenem Zustand des Retabels ergaben die Teile eine Einheit. Der originalen Rahmung beraubt und miteinander fest verleimt, täuschten die Teilbilder einen einzigen Altarflügel vor, zu dem sich ein thematisch geeignetes Gegenstück nicht finden ließ."
152
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Beim "Katharinenaltar" handelt es sich um ein durchgehendes Leichentuch, das um Kopf und Körper gewickelt ist. Bei der Nürnberger Tafel besitzt der Wiedererweckte zusätzlich eine Haube. Rechts hinter dem wiedererweckten Toten haben sich die Helfer versammelt. In ihrer Mitte befindet sich ein bärtiger, alter Mann mit einer weißen, entfernt an eine Gugel erinnernde Kopfbedeckung, bei dem es sich wahrscheinlich um Judas handelt. Direkt hinter dem Wiedererweckten steht hoch aufgerichtet ein als Makarius zu identifizierender Geistlicher, der den Segensgestus vollführt. Helena und ihre beiden Hofdamen knien links neben dem Kreuz. Hinter ihnen ist ein Paar in zeitgenössischer Kleidung zu sehen - möglicherweise sind es die Auftraggeber. Bei der "Kreuzerhöhung" handelt es sich um eine Kombination der beiden Heraklius-Szenen: Heraklius trägt in ein Bußgewand gekleidet demütig das wahre Kreuz Christi in die Stadt Jerusalem zurück. Gleichzeitig erscheint über dem Stadttor der Engel, der Heraklius ermahnte, als er hoch zu Pferd, mit Krone und Zepter, versucht hatte das Kreuz nach Jerusalem zu führen. Die Herrschaftsinsignien Krone und Zepter, die beide mit einem lateinischen Kreuz versehen sind, werden von einem Begleiter des Heraklius getragen und befinden sich exakt im Bildzentr.Jm. Zusätzlkh weist die Tafel des Germanischen Nationalm1.JS<eums im oberen Bildbereich ein Feston aus Weintrauben und Ähren auf, womit an das Sakrament der Eucharistie erinnert wird. Die vergleichbare Darstellung des wiedererweckten Toten sowohl beim "Katharinenaltar" als auch bei den beiden Flügeln des Germanischen Nationalmuseums weisen auf den Umkreis der Wolgemut-Werkstatt hin. Löcher vermutet, dass es sich bei dem ausführenden Künstler aufgrundverschiedener Stilmerkmale um einen jüngeren Mitarbeiter der Wolgemut-Werkstatt gehandelt hat, der bereits unter dem Einfluss Dürers stand. 622 Über Auftraggeber und ursprünglichen Aufbewahrungsort des Altars ist nichts bekannt. Der Vergleich der Ikonographie der Altartafeln beziehungsweise -flügel zeigt, dass die "Kreuzprobe" und die "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius" als liturgisch bedeutende Szenen stets dargestellt werden. Bei der Rezeption des auf dem Kreuz sitzenden Wiedererweckten des Kaiserfensters handelt es sich um mehr als nur eine Übernahme eines aus einer berühmten Werkstatt stammenden Bildmotivs. Sie verweist auch auf die enge Bindung der Bürger der Reichsstadt an das Herrscherhaus. Die kauemde Haltung des Wiedererweckten erinnert zudem an Dürers "Schmerzensmann" der Großen Passion, die allerdings erst 1122
Vgl. ebenda, S. 350.
ll. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 153
ab 1511 Verbreitung fand. Die exponierte Darstellung des Heiligen Georg mit dem Drachen als Sinnbild der heidnischen Bedrohung auf dem linken Innenflügel des "Katharinenaltars" scheint dagegen den Herrscher zum Kreuzzug gegen die Türken ermahnen zu wollen. Die Ikonographie des Altars in Roth besitzt ebenfalls historische Bezüge: Insbesondere die Szene der" Überreichung der Schlüssel durch die Stadt Rom an Konstantin" erinnert an die im Deutschen Reich gebräuchliche Tradition der Schlüsselübergabe an den Kaiser anlässlich seines Besuches in der Reichsstadt. Zudem verweist die "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius" mit dem vor dem Tor zur Stadt Jerusalem kauernden Drachen auf die heidnische Bedrohung. Der Altarflügel mit der "Kreuzprobe" von Kalbensteinberg steht dagegen eher mit der Jerusalempilgerfahrt ihrer Auftraggeber in Verbindung. Bei den Tafeln des Germanischen Nationalmuseums deutet vor allem die Anbringung der Herrschaftsinsignien an zentralerStelle auf machtpolitische Zusammenhänge. Als Textvorlage fand, hinsichtlich der wiedergegebenen Szenen, eine Übersetzung der "Legenda aurea" oder die um 1400 in Nümberg entstandene Legendensammlung der "Heiligen Leben" Verwendung. Gerade bei der Wiedergabe der "Kreuzauffindung" wurde eine Überlieferung der "Cyriakuslegende", welche sowohl die "Legenda aurea" als auch das "Heiligen Leben" vermittelt, bevorzugt. Bei einigen der Beispiele deutet die Gestalt eines Geistlichen, bei dem es sich wahrscheinlich um Makarius handelt, auf eine andere Form der Überlieferung hin, die sowohl die "Legenda aurea" als auch das "Heiligen Leben" in rudimentärer Form und ohne auf eine bestimmte Quelle Bezug zu nehmen erwähnt. Das Verhältnis zu einem bestimmten Text gestaltet sich jedoch insgesamt als wenig ausgeprägt. Wie gezeigt werden konnte, überwiegt bei den Nürnberger Beispielen die bildliehe Rezeption untereinander. Aus den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts haben sich zyklische Beispiele von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" auch in der freien Reichsstadt Augsburg erhalten. Sie stammen aus dem Umkreis des Katharinenklosters, dem bedeutendsten Frauenkloster der Stadt, das als Versorgungsstätte wohlhabender Patriziertöchter fungierte. 623 Dass sie anlässlich des Augsburger Bildersturms im Jahr 1537 nicht zerstört wurden, haben sie hauptsächlich ihrer Herkunft aus patrizischen Stiftungen zu verdanken, die im Allgemeinen verschont blieben. 624 ~>23 1\H
Vgl. Schawe, M.: Staatsgalerie Augsburg. Altdeutsche Malerei in der Katharinenkirche. Hrsg. Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Augsburg 2001, S. 9. Vgl. ebenda, 5. 12.
154
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Bei den so genannten Basilikatafeln handelt es sich um eine Reihe von insgesamt sechs Gemälden, die anlässlich eines päpstlichen Ablassprivilegs zwischen 1499 und 1504 entstanden. Das St. Katharinenkloster hatte im Jahr 1487 auf Ersuchen seines Beichtvaters Bartholomäus Riedler von Papst Innozenz VIII. (1484-1492) ein besonderes Ablassprivileg erhalten: 625 Den Nonnen des Konvents wurde es ermöglicht, den selben Ablass zu gewinnen wie ein Pilger, der die sieben Hauptkirchen Roms besucht hatte. 626 Denn gerade für Ordensfrauen war es generell schwierig, die Erlaubnis für eine Pilgerfahrt nach Rom zu erhalten. 627 Aus Anlass des Ablassprivilegs und als Ersatz für die Pilgerreise gaben die Nonnen die Basilikabilder mit den Abbildungen der sieben Pilgerkirchen in Auftrag. Bestimmungsort war der Kapitelsaal des Augsburger Konvents der Dominikanerinnen von St. Katharina. Dieser war im Zuge des Neubaus, der in den Jahren 1498 bis 1503 unter den Priorinnen Anna Walther und Veronica Weiser erfolgte, umgebaut worden.628 Ausgeführt wurden die sechs Gemälde von Hans Holbein d.Ä. (um 1465-1524) und Hans Burgkinair (1473-1531) sowie einem bisher nicht identifizierten Meister mit d~n Initialen L.F. Die sechs spitzbogigen Tafeln zeigen Abbildungen der sieben römischen Basiliken. Zusätzlich besitzen sie Darstellungen aus der Heilsgeschichte. Daneben entstanden auf Wunsch der Auftraggeberinnen Szenen aus verschiedenen Heiligenlegenden, bei denen es sich in der Regel um persönliche Heilige handelt. Die Ausführung der Bilderserie schließt den Zeitraum um das Jubeljahr 1500 ein: Bei der Tafel der Basilika St. Peter wird sogar direkter Bezug 625
626
~ 27 6211
Vgl. Goldberg, G.: Zum Zyklus der Augsburger Basilikabilder und zur Existenz von Stellvertreterstätten römischer Hauptkirchen. In: Bayerisches ]b. für Volkskunde 1986 I 87. Volkach I Main 1986, 5. 65. Die Beschreibung dieses Privilegs findet sich auf einer speziell angefertigten Gedenktafel. die heute noch erhalten ist. Vgl. Schawe, M.: Augsburg in Rom. Die Basilikabilder des Katharinenk.Josters. Hrsg. Bayerische Staatsgemäldesammlungen. München 1999, 5. 8 f. Dafür mussten sie lediglich drei von der Priorin bestimmte Orte innerhalb der Klausur aufsuchen und drei Vaterunser und AveMaria beten. Dieser Ablass konnte zu jeder Zeit und so oft es die Nonnen wollten, gewährt werden. Nach Gärtner besteht eine inhaltliche Verbindung zwischen den Gebeten und den Basilikabildern in der Wiedergabe der Passionsszenen, die sich auch im Rosenkranzgebet finden. Vgl. Gärtner, M.: Römische Basiliken in Augsburg. Nonnenfrömmigkeit und Malerei um 1500. In: Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen. Augsburg 2002, 5. 51. Vgl. Haggenmüller, M.: Als Pilger nach Rom. Studien zur Romwallfahrt aus der Diözese Augsburg von den Anfängen bis 1900. Augsburg 1993, S. 345. Grundsteinlegung des neuen Kreuzgangs war 1498. Im folgenden Jahr war der westliche Flügel mit dem Kapitelsaal. für den die Basilkabilder entstanden, vollendet. Vgl. Gärtner, M., a.a.O., 5. 17.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 155
auf das Heilige Jahr genommen. 629 Möglicherweise bildete das Jubeljahr sogar den Anlass zur Stiftung der Basilikabilder.630 Das erste der Basilikabilder, das Santa Maria Maggiore zugeordnet ist, stiftete die Nonne Dorothea Rehlinger. Es wurde 1499 von Hans Holbein d.Ä. ausgeführt. Das Bild der Basilika St. Peter entstand als Stiftung der Anna Riedler im Jahr 1501 von der Hand Hans Burgkmairs. 631 Der selbe Künstler schuf 1502 im Auftrag von Barbara Riedler die Tafel der Basilika San Giovanni in Laterano. Zur selben Zeit vollendete der bisher unbekannte Meister L.F. jene der Basiliken San Lorenzo und San Sebastiano für Helena Rephon. Die ab 1503 amtierende Priorin Veronika Weiser gab schließlich die Basilika San Paolo fuori le mura bei Hans Holbein d.Ä. und die Basilika Santa Croce in Gerusalemme bei Hans Burgkmair in Auftrag. 632 Als Berater des ikonographischen Programms vermutet Gärtner Bartholomäus Riedler.633 Die Tafel der beiden Basiliken San Lorenzo und San Sebastiano stellt zusätzlich Szenen der "Kreuzauffindungslegende" dar. Während die anderen Bilder von den berühmtesten Malern ihrer Zeit ausgeführt wurden, entstand sie durch die Hand des vollkommen unbekannten Monogrammisten L.F. Bei der Basilikatafel für San Lorenzo und San Sebastiano handelt es sich um dessen einziges bekanntes Werk. Alle Versuche, den Monogrammisten L.F. mit bekannten Künstlerpersönlichkeiten aus dem Kreis um Thoman Burgkmair zu identifizieren, sind bisher gescheitert.634 Nach Ansicht von Schawe handelte es sich vermutlich um einen Schüler Holbeins, der sich an Vorgaben Burgkmairs anlehnte. 635 Gärtner vermutet, dass es sich beim Meister L.F. um einen Gesellen Hans Burgkmairs namens Leonard Fuchsbüchl handelt, der ab 1499 bei ihm arbeitete. 636 Die durch spätgotisches Maß- und Rankenwerk in einzelne Bildfelder unterteilte Tafel (Abb. 12) zeigt in der unteren Bildhälfte die beiden vor Vgl. Goldberg, G.: Zum Zyklus der Augsburger Basilikabilder und zur Existenz von Stellvertreterstätten römischer Hauptkirchen, a.a.O., S. 65. 630 Vgl. Katalog Altdeutsche Gemälde. Staatsgalerie Augsburg. Städtische Kunstsammlungen, Bd. 1. Dritte von Gisela Goldberg überarbeitete Auflage. Hrsg. Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Augsburg 19883, S. 130. 1131 Anna Riedler, vermutlich die Schwester von Bartholmäus Riedler, verstarb bereits 1495, so dass die Ausführung erst nach ihrem Tode erfolgte. Dies legt die Vemutung nahe, dass die Basilikabilder schon recht früh geplant waren. Vgl. Gärtner, M., a.a.O., S. 30. "-12 Vgl. Schawe, M.: Rom in Augsburg, a.a.O., S. 18. 1133 Vgl. Gärtner, M., a.a.O., S. 41. IJ3.I Vgl. Katalog Altdeutsche Gemälde, a.a.O., S. 94. 1135 Vgl. Schawe, M.: Staatsgalerie Augsburg, Altdeutsche Malerei in der Katharinenkirche, a.a.O., S. 29. b3b Vgl. Gärtner, M., a.a.O., S. 57. Laut Gärtner gibt es maltechnische Übereinstimmungen zwischen den Werken Hans Burgkmairs und der Basilikatafel des Meisters L. F., zudem stimmt die Holzart der Tafeln überein.
11211
156
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
den Mauem gelegenen römischen Basiliken San Lorenzo und San Sebastiano. Die beiden Heiligen sind zusätzlich neben den ihnen geweihten Kirchenbauten zu sehen. Laurentius reicht einem Gläubigen das Kreuz zum Kuss, Sebastian ist mit den Pfeilen seines Martyriums wiedergegeben. Das Zentrum der oberen Bildhälfte visualisiert die Heilsgeschichte: Es handelt sich um die Gefangennahme Christi, die gemeinsam mit dem Verrat des Judas sowie der Heilung des Ohres, das Petrus dem Kriegsknecht Malchus abgeschlagen hatte, geschildert wird. Die übrigen vier Bildfelder zeigen Szenen der "Kreuzauffindungslegende". Es handelt sich um die "Befragung der Juden", die "Kreuzprobe", die "Auffindung und Verehrung der Kreuzesnägel" sowie die "Überreichung der Kreuzreliquie an Konstantin". Die Darstellung der Legendenszenen orientiert sich nachweislich an einem zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Augsburg entstandenen HeiligkreuzspieL Das Heiligkreuzspiel behandelt ausführlich Helenas Zwiegespräch mit den Juden. Insgesamt spricht sie mit acht Juden sowie mit Judas, der sich zunächst zurückgehalten hatte. 637 Die Basilikatafel zeigt Helena in Begleitungzweier Hofdamen im Gespräch mit einer Gruppe von Männern, bei denen es sich wahrscheinlich um Vtrtre~er der jüdischen B~völk€n.mg handelt. Judas, erkcn."lbar a:n gelben Kopftuch und ausgeprägter Physiognomie nähert sich vorsichtig der Kaisermutter. Doch wie beim Mirakelspiel erfährt Helena nicht sofort den Auffindungsort des Kreuzes. Die Gleichsetzung des Verräters Judas und des Juden, der Helena bei der "Auffindung des Kreuzes" unterstützt, wird zusätzlich durch die Darstellung des "Judaskusses" im oberen, zentralen Bildfeld verdeutlicht. Sowohl beim Mirakelspiel als auch bei der bildliehen Darstellung handelt es sich bei der "Kreuzprobe", wie im "Augsburger Heiligkreuzspiel", um einen männlichen Toten, der im Gegensatz zu den Nürnberger Beispielen auf einer Bahre liegt. Das Kreuz wird dem wiedererweckten Toten von einem Helfer aufgelegt. Neben Helena ist der Jerusalemer Bischof anwesend, er segnet den wiedererweckten Toten. Hinter Helena befinden sich die beiden Hofdamen sowie zwei Vertreter der Juden, bei einem von ihnen handelt es sich um Judas, der das gelbe Kopftuch hier gefaltet in der Hand trägt. Das Heiligkreuzspiel setzt die Erzählung mit der Aufteilung des Kreuzes, der Taufe des Judas und seiner anschließenden Ernennung zum Bischof fort.6..l8 Das Basilikabild zeigt erst wieder die auch im Mirakelspiel thema637 638
Vgl. Ukena E., a.a.O., Teil2, 5. 488-496 Vgl. ebenda, 5. 473-510.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 157
tisierte "Auffindung der Nägel". Hier kniet Helena vor dem Jerusalemer Bischof nieder, der ihr die Nägel auf einem Tuch überreicht. Die Erzählung der "Kreuzauffindung" des Heiligkreuzspiels und die Szenenabfolge der Basilikatafel enden mit dem Überreichen der kostbaren Reliquie an Konstantin. Auf der Basilikatafel kniet Kaiser Konstantin vor seiner Mutter nieder, die ihm einen Teil des Kreuzes, hier als Miniatur eines lateinischen Kreuzes wiedergegeben, auf einem Tuch übergibt. Im Hintergrund erhebt der Bischof seinen Stab direkt über der Reliquie. Am Ende des Mirakelspiels verspricht Konstantin für diese ein Bistum zu gründen. 639 Der Text des Heiligkreuzspiels und die dargestellten Ereignisse der Basilikatafel stimmen in der Abfolge der Szenen überein. Die Details sind dagegen nicht exakt übernommen. Was am meisten für die Übertragung des "Heiligkreuzspiels" auf die Basilikatafel spricht, ist die Hervorhebungder Überreichung der Nägel sowie die Übergabe der Reliquie an Konstantin. Auch der Hinweis auf die Gründung eines Bistums, der sich sowohl im Text als auch im Bild findet, weist auf die Übernahme von Elementen des "Heiligkreuzspiels" hin. Das Basilikabild von Santa Croce in Gerusalemme, das von der Priorin Veronika Weiser bei Hans Burgkmair in Auftrag gegeben wurde, zeigt neben der Basilika Santa Croce die Kreuzigung Christi sowie die Legende der Heiligen Ursula. Die Darstellung der Kreuzigung verweist auf die in Santa Croce aufbewahrten "arma Christi". Die Wiedergabe des Martyriums der Heiligen Ursula steht jedoch mit dem Patrozinium von Santa Croce in Gerusalemme in keinerlei Zusammenhang, sie weist vielmehr auf die Auftraggeberin Veronika Weiser hin, die mit Taufnamen ebenfalls Ursula hieß.640 Die Auswahl der in Verbindung mit den Basiliken wiedergegebenen Heiligenlegenden beruht daher lediglich auf den Namenspatroninen der Auftraggeberinnen. Zur Bedeutung und Geschichte der jeweiligen Basiliken besteht keinerlei Bezug. Szenen der "Kreuzauffindungslegende" sind auf der Tafel der Basiliken San Lorenzo und San Sebastiano nur zu sehen, weil ihre Auftraggeberin mit Taufnamen Helena hieß. Eine Herkunft aus dem selben Augsburger Kloster wird bei den Thoman Burgkmair (1444-1523) zugeschriebenen Tafeln eines Altars, welche "Kreuzauffindung" (Abb. 13) und "Kreuzerhöhung" (Abb. 14) darstellen, vermutet. Als möglicher Aufbewahrungsort wurde zunächst die Heiligkreuzkapelle der Klosterkirche angenommen. 641 Die Fertigste]639
610 MI
Vgl. ebenda, S. 509. Vgl. Schawe, M.: Rom in Augsburg, a.a.O., S. 86. Vgl. St. Katharina. In: Augsburger Stadtlexikon. Hrsg. von Grünsteude), G./Hägele, G./Frankenberger, R. Augsburg 19982, S. 549.
158
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
lung und Weihe der Kreuzkapelle erfolgte im Jahre 1503. Daher ist anzunehmen, dass der Altar ebenfalls in diesem Zeitraum entstand.642 Die geringe Größe der Altarbilder643 weist auf die Stiftung einer Privatperson hin, bei der es sich auch um eine der Nonnen des Klosters gehandelt haben könnte. Eventuell steht die Altarstiftung aber auch mit Kaiser Maximilians I. hochgesteckten Plänen der damaligen Zeit in Verbindung. "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" passen thematisch zu dessen politischen Bestrebungen des ersten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts. Maximilian trug sich bereits während der Jahre 1500 bis 1503 mit dem dreifachen Ziel der Romfahrt, Kaiserkrönung und Kreuzzug. Um 1500 waren Italien und Rom durch die Türken unmittelbar bedroht, weshalb ein Kreuzzug über Rom gerechtfertigt erschien. Die Kaiserkrönung war für Maximilian auch im Zusammenhang mit dem Kreuzzug besonders wichtig, da er diesen dann als obersten Herrscher der Christenheit leiten würde. Trotz des 1502/03 geschlossenen Waffenstillstands mit den Türken, hielt Maximilian an der Verbindung zwischen Romzug und Türkenkrieg fest. 644 Gerade im Jahr 1503 erschienen Maximilians Ziele unter dem kurzen Pontifikat Papst Pius 111., der als habsburgerfreundlich galt, erreichbar. Bercit3 1493 hatte Maximilian die St. Ceorgs-Bruderschaft gegründet, deren Abgrenzung zu dem von Friedrich 111. gegründeten St. Georgs-Orden bewusst offen gehalten wurde. Am 12. November 1503 richtete er zudem in Augsburg die St. Georg-Gesellschaft ein. Sie sollte alle christlichen Könige, Kurfürsten, Fürsten, Grafen, Herren, Ritter, Edle und Unedle unter Führung des künftigen Kaisers zum Kampf gegen die Türken zusammenfassen. Allerdings verhinderte der Tod Papst Pius 111. und die Wahl Giuliano della Roveres als Julius II. (1503-1513) gegen Ende des Jahres 1503 die kaiserlichen Pläne der Trias von Kaiserkrönung, Romzug und Kreuzzug. 645 Die beiden Thoman Burgkmair zugeschriebenen Tafeln, bei denen es sich um zwei ursprünglich doppelseitig bemalte Altartafeln, die gespalten wurden, handelt, thematisieren die Ereignisse der liturgischen 642
MJ M4
MS
Vgl. Katalog Altdeutsche Gemälde, a.a.O., 5. 52 f.: Die aus älteren Regesten zusammengestellte Klosterchronik von 5t. Katharina im Bischöflichen Ordinariatsarchiv Augsburg berichtet von einem dem Heiligen Kreuz, dem Heiligen Sebastian und der Heiligen HeJena geweihtem Altar in der Heiligkreuzkapelle. Besagte Kapelle wurde, laut Falk, im Jahr 1503 fertig gestellt und geweiht. Die Innenseiten der Altarflügel besitzen die Maße 70,1 x 50.4 cm. Vgl. ebenda, 5. 52. Vgl. Wiesflecker, H.: Kaiser Maximilian I. Das Reich, ÖSterreich und Europa an der Wende zur Neuzeit, Bd. 3: Auf der Höhe des Lebens. 1500-1508. Der große SystemwechseL Politischer Wiederaufstieg. München 1977, 5. 157. Vgl. ebenda, 5. 159 ff.
11. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 159
Kreuzfeste von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung".646 Simultan werden die Ereignisse in mehreren Szenen wiedergegeben. Die Erzählung der "Kreuzauffindung" wird allerdings gegenüber der "Kreuzerhöhung" wesentlich ausführlicher geschildert. Inmitten einer Felsenlandschaft vor Goldgrund findet das Verhör des Judas durch Helena und den Jerusalemer Bischof in Anwesenheit dreiergelehrter Männer statt. Über einer eng anliegenden Hose trägt er einen kurzen, pelzbesetzten Kaftan, der in der Taille gegürtet ist und an dem eine große Geldtasche baumelt, sowie hohe Stulpenstiefel. Seine Kopfbedeckung, bei der es sich um eine Pelzkappe handelt, hat er ehrerbietig abgesetzt. Im Gegensatz zu den Gelehrten trägt er keinen Bart. Über der Szene ragt ein kahler Baum, Sinnbild für den aufgrund des Verlusts des wahren Kreuzes Christi verdorrten "arbor vitae". Im Mittelgrund rechts wird Judas von einfachen Vertretern seines Glaubens vor Helena geführt. Dass er den Ort, an dem das wahre Kreuz verborgen ist, verrät, zeigt die auf der linken Bildseite begonnene Grabung nach dem Kreuz. Die "Kreuzprobe" nimmt als bedeutendste Szene den gesamten Vordergrund ein. Judas, durch Kleidung und Physiognomie charakterisiert, hat kurz zuvor der in einen Leichensack gehüllten weiblichen Toten das Kreuz aufgelegt. Ein Helfer befreit sie gerade von dem sie umgebenden Leintuch. Helena steht neben der Gestalt des Bischofs, der mit dem Zeigefinger auf das Wunder verweist. Am vorderen Bildrand weist ein tiefes Erdloch zusätzlich auf die erfolgreiche "Auffindung des Kreuzes" hin. Die Anwesenheit des Jerusalemer Bischofs, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um Bischof Makarius handelt, sowie die Erprobung des Kreuzes an einer Toten, deuten hier auf die Orientierung am Text der "Legenda aurea" hin, der in einem kurzen Einschub eine nicht näher genannte Chronik zitiert, die von der erfolgreichen "Kreuzprobe" in Verbindung mit Bischof Makarius berichtet. Da die Tafel jedoch den "Verrat" des Judas und seine aktive Teilnahme an der "Kreuzprobe" schildert, bildet die von der "Legena aurea" bevorzugte "Cyriakuslegende" hier die hauptsächliche Textquelle dieser Darstellung. Auch die Tafel der "Kreuzerhöhung" besitzt als Hintergrund eine Landschaft vor Goldgrund. Aus ihr bewegt sich ein langer Reiterzug, angeführt von Kaiser Heraklius, auf das Tor der Stadt Jerusalem zu. Gekrönt und mit goldenem Herrschermantel versehen, reitet er auf seinem Schimmel. Das kostbare Kreuz hält er am Kreuzesstamm mit einem Tuch umhüllt vor sich auf dem Sattel. Bei seiner Ankunft vor dem Stadttor ~>~~>
Vgl. Katalog Altdeutsche Gemälde, a.a.O., 5. 52 ff.
160
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
hat sich dieses soeben verschlossen. Über den Zinnen der Stadtmauer erscheint der Engel des Herrn, der ihn zu christusgleicher Demut ermahnt.647 Dieselbe Rede des Engels, die hier in einem Schrifband erscheint, überliefert die "Kreuzerhöhungslegende" der "Legenda aurea".648 Der Vordergrund zeigt die demütige Rückführung des Kreuzes durch Kaiser Heraklius. Der Herrscher ist barfuß und in ein schwarzes Büßergewand gekleidet. Seine Herrschaftsinsignien hat er abgelegt. Direkt hinter ihm bewahrt ein Begleiter die Herrscherkrone. Das Kreuz, bei dem es sich um ein Tau-Kreuz ("crux comissa") handelt, trägt er am Kreuzesstamm durch das inzwischen geöffnete Tor in die Stadt Jerusalem. Bei den "verhüllten Händen" handelt es sich um einen Unterwürfigkeitsgestus, der vom Rangniederen angewandt wird. 649 Er demonstriert die Unterwerfung des weltlichen Herrschers unter die Macht des Kreuzes. Begleitet wird der demütige Heraklius von einer Prozession ebenfalls barfüßiger und in BuBgewänder gekleideter Männer. Die Szenen der "Kreuzauffindungslegende" der vom Meister L.F. geschaffenen Basilikatafel und der beiden Thoman Burgkrnair zugewiesenen Altarflügel weisen erhebliche stilistische und auch ikonographische Unterschiede auf. "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" der Burgkmair-Tafeln ori€ntieren sich in ihrer Darstellung an der. Text der" Legenda aurea". Die Szene der "Kreuzerhöhung" lehnt sich sogar bis auf die wortwörtliche Übernahme der Engelsrede an deren Überlieferung an. Die Basilika-Tafel zeigt dagegen Szenen der "Kreuzauffindung", die auch das etwa gleichzeitig in Augsburg entstandene "Heiligkreuzspiel" beinhaltet. Für die Entstehung sowohl der Burgkmair-Tafeln als auch der Basilika-Bilder im Umkreis des Augsburger Katharinenkloster spricht vor allem der Umstand, dass sie trotzdes Bildersturms erhalten blieben.650 Generell scheint die Verehrung des Heiligen Kreuzes zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der freien Reichsstadt Augsburg besonders populär gewesen zu sein. So entstand in den Jahren 1503-1508 unter Propst Vi647
648
649 650
Die Rede des Engels befindet sich auf einem Spruchband. Der Übersetzung des lateinischen Textes gibt folgende Botschaft wieder: "Jesus, der Herr zog auf seinem Leidensweg durch dieses Tor, nicht nach königlichem Brauch, sondern auf einem ärmlichen Esel sitzend und hinterließ euch damit ein Beispiel seiner Demut." Vgl. ebenda, 5. 52. Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, a.a.O., S. 700: "Da der König aller Himmel zu seinem Leiden demütig durch diese Pforte zog, da ritt er demütig auf einem Esel ein und nicht in königlicher Pracht; damit hat er ein Beispiel der Demütigkeil gelassen denen, die ihn anbeten." Vgl. Holt 0.: Handgebärden.ln: LCI, Bd. 2 (1970), S. 215. Vgl. Schawe, M.: Staatsgalerie Augsburg. Altdeutsche Malerei in der Katharinenkirche, a.a.O., 5. 12. Der Augsburger Bildersturm ereignete sich vom 18.-24. Januar 1537.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
161
tus Fackler (1488-1517) der Neubau von Heiligkreuz. Von Kaiser Maximilian, der 1501 in der Nähe des Augustiner-Chorherrenstifts ein Haus erwarb, wird zudem berichtet, dass er die neu errichtete Heiligkreuzkirehe regelmäßig besuchte.65I Auch die vier erhaltenen Altartafeln, die an die Heiligkreuzlegenden angelehnte Szenen aufweisen, führte Bemhard Strigel (1460/61-1528) sehr wahrscheinlich im Auftrag Maximilians I. aus. 652 Heute befinden sich die Tafeln auf Schloss Kynzwart, angeblich stammten sie ursprünglich aus der römischen Basilika S. Paolo fuori le mura und wurden im 19. Jahrhundert dem damaligen Besitzer von Schloss Kynzwart, dem Fürsten Mettemich, von Papst Gregor XVI. (1831-1846) geschenkt. 653 • Die vier beschnittenen Altartafeln sind von unterschiedlicher Größe: "Das Verhör des Judas" sowie der "Tod Konstantins" besitzen ein größeres Format als die Darstellung der "Rückführung des Kreuzes" und der" Triumph Konstantins". Möglicherweise handelt es sich bei den kleineren Tafeln um die Innen- und bei den größeren um die AußenflügeL Wahrscheinlich war eine zentrale Mitteltafel vorhanden, welche die bedeutenden Ereignisse der "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe" zeigte. Da es sich bei dem am häufigsten auftretenden Protagonisten, außer beim "Verhör des Judas" durch Kaiserin Helena, 654 stets um Kaiser Konstantin handelt, liegt die Vermutung nahe, dass der mögliche Auftraggeber der Herrscher selbst oder zumindest ein besonders treuer Anhänger des Kaisers war. Denn selbst die "Rückführung des Kreuzes", die üblicherweise Heraklius zugesprochen wird, nimmt, laut Inschrift, Kaiser Konstantin selbst vor. Insgesamt weisen alle Tafeln eine für die Darstellung der Heiligkreuzlegenden ungewöhnliche Ikonographie auf. Lediglich das "Verhör des Judas" (Abb. 15) orientiert sich in seiner Wiedergabe an der Überlieferung der "Kreuzauffindung" durch die "Legenda aurea". In einer dramatisch bewegten Szene stehen sich die beiden Protagonisten gestikulierend gegenüber. Auf die Bestrafung des Judas wird sowohl durch das Feuer im Bildvordergrund als auch durch den Text der auf der Tafel angebrachten Inschrift hingewiesen. Sie erinnert an den Verrat des Judas, bSI
bSl
b5l
t61
Vgl. Dillis, T. A.: Die Geschichte des Augustiner Chorherren-Stifts bei Hl. Kreuz zu Augsburg. Augsburg 1952, S. 17. Ihre Verbindung zu Kaiser Maximilian thematisierte bereits Otto. Vgl. Otto, G.: Bemhard Strigel. ln: Kunstwissenschaftliche Studien, Bd. 33. München, Berlin 1964, S. 32 ff. Diese Angaben übernahm Otto z.T. aus der tschechischen Forschungsliteratur. Vgl. Otto, G.: Ein Altar Bernhard Strigels für Rom. ln: Memminger Geschichts-Blätter, Jahresheft 1958. Memmingen 1958, S. 6. Hier ist Kaiser Konstantin ebenfalls im Hintergrund anwesend.
162
0. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
der hier mit dem Judas der "Kreuzauffindungslegende" gleichgesetzt wird. 655 Hinzu kommt, ein junger Mann hinter Judas trägt den so genannten Judenhut, einen spitzen Hut mit abgerundeten Knauf. Hier allerdings in der Farbe rot statt dem üblichen Gelb. Judas selbst ist durch seinen spitzen Bart als Angehöriger der jüdischen Bevölkerungsgruppe gekennzeichnet. 656 Neben Helena und Judas ist zudem auch Konstantin, erkennbar an der Herrscherkrone, innerhalb dieser Szene anwesend. Dem Legendentext nach müssten sich dem "Verhör des Judas" "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe" anschließen. Möglicherweise befanden sich diese Szenen auf der zentralen Mitteltafel des Altars. Die nächste, kleinere Tafel zeigt die "Rückführung des Kreuzes" (Abb. 16). Laut beigefügter Inschrift erfolgt diese nicht gemäß des Legendentextes durch Heraklius, sondern durch Kaiser Konstantin. 657 Der Kaiser trägt barfuß und im weißen Bußgewand das Kreuz ungehindert durch das Tor. Eine Engelserscheinung fehlt dagegen. Dafür hat Otto innerhalb der "Rückführung des Kreuzes durch Konstantin" ein Porträt Kaiser Maximilians entdeckt, das sich hinter dem kreuztragenden Kaiser befindet. Maximilian, mit dem für ihn charakteristischen Profil und den halblangen Haaren, trägt eine kostbare Schaube aus Goldbrokat. Das Porträt des Kaisers der Altartafel entspricht somit, laut Otto, eil'em 1504 von Strigel geschaffenen Bildnis. Allerdings wirkt das Porträt des Kaisers innerhalb der "Rückführung des Kreuzes" deutlich gealtert. 658 Unter den Zuschauern befindet sich zudem die Kaisermutter Helena im Gespräch mit einem grauhaarigen, in einem roten, pelzverbrämten Mantel gekleideten Mann. Die Anwesenheit der Kaisermutter lässt also zusätzlich darauf schließen, dass es sich bei dem kreuztragenden Kaiser nur um Konstantin handeln kann. Eine vergleichbares Schreitmotiv des 655
6.."o6
657
t&
.,Judas lcariot prodebat Cristu cruci affigebat & fide pars osculum Judas Simeonis natus & helena castigatus Crucis ostendit loculum." (.,Judas lscariot verriet Christus zum Kreuz, er gab ihm heimtückisch einen Friedenskuß. Judas Sohn des Sirneon offenbarte auf Drängen Helenas dieörtlichkeitdes Kreuzes." Übers. Pohlsander, H. A.: Vier Altartafeln von Bemhard Strigel. Einige historische und philologische Perspektiven (Übersetzung Herbert Schallmeier). ln: Memminger Geschichtsblätter, Jahresheft 1997-2000, Memmingen 2000, S. 29.) Vgl. Kühne!, H. (Hrsg.): Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung. Vom Alten Orient bis zum ausgehenden Mittelalter. Stuttgart 1992, S. 125. Der Judenhut (pileus cornutus) war eigentlich von gelber Farbe. .,Qua inuenta scta cruce Constantinus data luce. Eam imponat humilis nudo pede gradiedo. Morte epi et destendo portis ppinqt humilis." ("Als das Kreuz gefunden war, nahm es Konstantin bei hellem Tageslicht auf seine Schultern. Er ging barfuß und den Tod Christi beweinend kam er demütig zu den Toren." (Übers., Pohlsander, H. A.: Vier Altartafeln von Bemhard Strigel, a.a.O., S. 29.) Otto, G.: Ein Altar Bemhard Strigels für Rom, a.a.O., S. 6 und Otto, G.: Bemhard Strigel, a.a.O., S. 32.
li. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 163
kreuztragenden Kaisers zeigt die Schreinrückseite eines Flügelaltars des Ulmer Museums, das mit dem Wappen der Habsburger versehen ist, 659 ein weiteres Indiz, dass die Strigel-Altartafeln im Auftrag Maximilians enstanden. Bei der Darstellung der zweiten, schmaleren Tafel handelt es sich um den siegreichen Einzug Konstantins (Abb. 17). Kaiser Konstantin reitet in Begleitung seiner Soldaten durch das geöffnete Tor in eine mittelalterlich wirkende Stadt.660 Das wahre Kreuz Christi trägt er vor sich auf dem Sattel.661 Ungewöhnlich ist die folgende, ebenfalls dem Konstantins-Thema verpflichtete Szene der zweiten größeren Tafel (Abb. 18). Laut Otto handelt es sich um den "Tod Konstantins", wobei der sterbende Kaiser auf dem Totenbett zum Christentum übertritt. 662 Der Betrachter blickt durch einen Rundbogen in das Schlafgemach des Kaisers, der in Anwesenheit Helenas von einem Priester die letzten Sakramente erhält. Durch das geöffnete Fenster erscheint ein Engel mit dem Kreuz, der von den Beteiligten wahrgenommen wird. Laut Inschrift kann der Kaiser nur durch die Kraft des Kreuzes den Weg in die Ewigkeit antreten.663 Auffällig ist die Anwesenheit Helenas während der Sterbeszene. Sie verstarb bereits nach ihrer Rückkehr aus Jerusalem, die spätestens um 329/30 erfolgte. Konstantin lebte dagegen bis zum Jahr 337. Zusätzlich ist am Fußende von Konstantins Totenlager ein junger Mann mit überkreuzten Händen, der Geste der "Humiliatio", der Un~> 59
Vgl. Katalog des Ulmer Museums: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600, Bearbeitet von G. Jasbar, E. Treu. Ulm 1981, Kat. Nr. 129, S. 196 und S. 200. Der 1518 entstandene Altar wird einem unbekannten Maler zugeschrieben, welcher der Memminger Werkstatt Bemhard Strigels nahe stand. Eine Verbindung zur Habsburgerfamilie ist sowohl durch das vergleichbare Schreiten des Heraklius als auch durch die Anbringung eines Wappens, welches den Doppeladler zeigt, gegeben. Nach neuesten Erkenntnissen der Forschung stammt ein Teil des Altars von Hans Goldschmidt, dem Schwiegersohn Strigels, der oft dessen Stil nachahmte. Vgl. Pohlsander, H. A.: Vier Altartafeln von Bemhard Strigel, a.a.O., S. 21. 1160 Das Fachwerkhaus erinnert an Strigels Heimatstadt Memmingen. Vgl. Pohlsander, H. A.: Vier Altartafeln von Bemhard Strigel, a.a.O, S. 13. t.bl "Ex quo sedens militari fidecepit gloriae vexillo regis prouidi quo potestas e destructa et armati forris lucta Saluti nre perfidi" ("Auf einem Streitroß reitend empfing er den Glauben zur Lobpreisung als Vorbild eines klugen Königs. Dadurch wurde zerstört und beklagt die Macht des bewaffneten und mächtigen Ungläubigen zu seinem Seelenheil." Übers. ebenda, S. 29 f.) Ml Otto, G.: Bemhard Strigel, a.a.O., S. 32. bb3 "Constantino moriente desert angelus repente. Crucis epi signaculu ut malignos tune terzeret. Et post ipse possideret Etemum tabemaculum." ("Als Konstantin im Sterben lag zeigte ihm ein Engel das Zeichen des Kreuzes Christi, so dass er nun die Bösen erschrecken könnte und später für sich selbst auf ewige Heimat besitzen könnte." Übers. Pohlsander, H. A.: Vier Altartafeln von Bemhard Strigel, a.a.O., S. 30.)
164
D. Ikonographie von Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung
terwerfung, wiedergegeben. 664 Eventuell handelt es sich bei ihm um ein Bildnis des ältesten, bereits 1506 verstorbenen Sohnes Maximilians, Philipp von Burgund. Auf einem 1515 entstandenen Gruppenporträt der Kaiserfamilie von der Hand Strigels, ist er gleichfalls posthum dargestellt.665 Wie beim Familienbildnis besitzt der Jüngling der Strigel-Altartafel halblanges, glattes Haar, auch der Schnitt der Augen sowie die schmale Nase über den vollen Lippen und das ausgeprägte Kinn, ein charakteristisches Merkmal der Habsburger Physiognomie, sind durchaus ähnlich. Eine überlieferte Werkstattreplik, bei der es sich wahrscheinlich um eine Kopie der verlorenen Innenseiten der Altarflügel handelt, zeigt "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe" nach der Cyriakuslegende sowie die anschließende Verehrung des Kreuzes durch Konstantin und Helena, Papst und Kardinal.666 "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe" waren vermutlich gemeinsam auf einer Altartafel wiedergegeben. Im Bildvordergrund wird gerade das wahre Kreuz geborgen. Im Mittelgrund wird einem männlichen Toten das wahre Kreuz in Anwesenheit von Helena aufgelegt. Auch hier ist Kaiser Konstantin, welcher sowohl nach den historischen als auch nach den lcgendari:;chen Übe:-liefcrung der "I'10
691
&92
Vgl. Goldberg, G.: Die Alexanderschlacht und die Historienbilder des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. und seiner Gemahlin Jacobaea für die Münchner Residenz, a.a.O., S. 7. Vgl. Eschenburg, 8., a.a.O., S. 56 f. Petrarca beschreibt in seiner Schrift Leben und Taten vorbildlicher, vorwiegend römischer Staatsmänner. Von den Feldherren des Zyklus· für Wilhelm IV. entsprechen sechs den von Petrarca beschriebenen Feldherren: Horatius Codes, litus Manlius Torquatus, Alexander der Große, Hannibal, Sdpio Africanus und Julius Caesar. Vgl. ebenda, S. 56: Zu den neun Heldinnen gehören drei heidnische, drei jüdische und drei christliche Frauen, die durch ihre Tugend ausgezeichnet sind. Der Historienzyklus Wilhelms IV. behandelt Taten von drei heidnischen und vier jüdischen Frauen sowie einer christlichen Heidin. Vgl. ebenda, S. 57. Das Gemälde besitzt auf dem Marmorboden rechts eine Inschrift, die das Thema erwähnt. Vgl. Goldberg, G.: Die Alexanderschlacht und die Historienbilder des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. und seine Gemahlin Jacobaea für die Münchner Residenz, a.a.O., S.l7.
174
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Caesar belagert die Stadt Alesia" von Melchior Feselen. Erst 1535 und 1537 folgten zwei weitere Bilder für die Reihe der Heidinnen: "Verginia wird zur Wahrung ihrer Ehre erdolcht" und "Susanna weist die sie widerrechtlich begehrenden Ältesten zurück und bleibt unschuldig". Beide Gemälde werden Hans Schöpfer zugeschrieben. Sowohl Eschenburg als auch Greiselmayer vertreten die Ansicht, dass die Entstehung der beiden Historienzyklen mit den Plänen und Hoffnungen Wilhelms IV., zum deutschen König gewählt zu werden, in enger Verbindung standen. 693 Wilhelm IV. fühlte sich als Neffe Kaiser Maximilians - seine Mutter, Kunigunde von Bayern, war eine Tochter Friedrichs 111.- den Habsburgern durchaus ebenbürtig. Wilhelm IV. hatte sich bereits 1526 gemeinsam mit Ferdinand, dem Bruder Karls V., zur Wahl zum König von Böhmen und Ungarn zur Verfügung gestellt; er unterlag aber trotz aussichtsreicher Bewerbung. Am 23. Oktober 1526 erfolgte die einstimmige Wahl Ferdinands. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Politik des Hauses Bayern entschieden habsburgfeindlich. 694 Zu Beginn des Jahres 1531 setzte Kar I V. zudem die Wahl seines Bruders Ferdinand zum Römischen König durch. Die "Kreuzprobe" (Abb. 19) von der Hand Barthel Behams besitzt auf dem Marmorboden rechts eine Inschrift, die das Thema erwähr..t •.md weist links auf der Bodenplatte neben der Signatur des Malers die Jahreszahl 1530 auf. Sie ist daher vor der Ernennung Ferdinands zum Römischen König entstanden und es wird sich im Folgenden zeigen, dass sich in ihrer Darstellung der Herrschaftsanspruch Wilhelm IV. manifestierte. Das Kreuz wird von Bischof Makarius an einer kranken Frau erprobt. Die Berührung des letzten, dritten Kreuzes führt dabei zur erfolgreichen Genesung. Die Kranke richtet sich von ihrer Bahre auf und erhebt die Hände zum Gebet. Die beiden anderen Kreuze, bei denen es sich wie beim Kreuz Christi um Tau-Kreuze handelt, werden am Kopfende der Bahre errichtet. Zur Linken des Bischofs kniet Helena, welche das Kreuz Christi zuvor aufgefunden hatte. Die Szene der "Kreuzprobe" findet innerhalb einer bunt gemischten Menschenmenge statt. Neben Bürgerinnen und Bürgern in zeitgenössischer Kleidung befinden sich auch ori693
1194
Vgl. Eschenburg, 8., a.a.O., S. 53: "Wilhelm IV. versuchte selbst römischer König und dadurch schließlich Kaiser des Reiches zu werden". Siehe dazu auch Greiselmayer, V.: Die Historienbilder Herzog Wilhelms IV. von Bayern und seiner Gemahlin Jacobäa. Versuch einer Interpretation. Berlin 1996, S. 12: "Diesem grundlegenden Argument kann man sich,( ... ) bedenkenlos anschließen." Vgl Brandi, K.: Kaiser Karl V. Werden und Schicksal einer Persönlichkeit und eines Weltreichs. München 19647, S. 205: "Dem Haus Wittelsbach blieb der Stachel dieser Niederlage."
Il. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
175
entalisch gekleidete Personen sowie ein Jude, erkennbar am spitzen, gelben Judenhut, unter den Zuschauern. Die seitlich fluchtende Renaissancearchitektur mündet an den Türmen und Zinnen einer fremdländisch wirkenden Stadt, bei der es sich um Jerusalem handeln soll. Im Hintergrund sind zusätzlich weitere Szenen zu sehen: Das aus der Überlieferung der "Cyriakuslegende" übernommene "Verhör des Judas" zeigt den demütig vor Helena und deren Hofdamen niederknienden Juden im dunklen Gewand. Im Anschluss wird eine Verbrennungsszene gezeigt, die in der Iegendarischen Überlieferung gelegentlich erwähnt wird.695 Auch ist eine weitere, jedoch erfolglose "Kreuzprobe" zu sehen, die vor einem antiken Rundtempel stattfindet.696 Die Hauptszene der erfolgreichen "Kreuzprobe" geht aber in ihrer Darstellung über den Text der "Legenda aurea" entschieden hinaus. Bereits Goldberg merkt an, dass verschiedene Legendenüberlieferungen in der Wiedergabe der "Kreuzprobe" Verwendung fanden. 697 Zwar berichtet die "Legenda aurea" nach einer unbekannten Chronik die "Kreuzprobe" durch Bischof Makarius, doch wird das Kreuz bei ihr letztlich von Judas gefunden. Die Inschrift der Tafel erwähnt aber ausdrücklich die "Kreuzauffindung" durch Helena und die "Kreuzprobe" durch Bischof Makarius. 698 Zudem erfolgt eine Datierung in das Jahr 243. Hierbei handelt es sich möglicherweise um einen Zahlendreher und die richtige Jahreszahl lautete wahrscheinlich 324.699 Letztlich weisen sowohl die Erwähnung der historisch bekannten Personen als auch die Angabe der Jahreszahl darauf hin, dass "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe", dem Historienzyklus entsprechend, als historische Ereignisse betrachtet wurden. Die Auffindung des Kreuzes durch Helena und die Erprobung des wahren Kreuzes an einer sterbenden Frau durch Makarius vermittelt beispielsweise die lateinische Kirchengeschichte des Rufin, 700 aber auch Vgl. Der Heiligen Leben, Bd. I: Der Sommerteil, a.a.O., S. 89. Vgl. Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. a.a.O., S. 355 f. 697 Vgl. Goldberg, G.: Die Alexanderschlacht und die Historienbilder des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. und seiner Gemahlin jacobaea für die Münchner Residenz, a.a.O., S. 16. 6911 Die Inschrift lautet: "CRVX CHRISTI AB HELENA REPERITVR/ A MACARIO MORTVASVSCITATA,ADPROBATVR/ ANN:CCXLIII" (Das KreuzChristi istimjahr243 von Helena wiedergefunden und von Makarios durch Auflegen auf eine Tote erprobt worden). Vgl. Goldberg, G.: Die Alexanderschlacht und die Historienbilder des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. und seine Gemahlin Jacobaea für die Münchner Residenz, a.a.O., 5.17. lfl'l Auch Goldberg vermutet, dass hier ein Zahlendreher stattgefunden hat. Vgl. ebenda, S. 17. 700 Vgl. Rufini Aquileiensis hist. Eccl. Lib. X, c.7 f., a.a.O., 5. 46 f. 695
b'l6
176
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
die griechischen Kirchengeschichten des Sokrates, Sozomenos und Theodoret kennen diese Versionen von "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe". 701 Daraus folgt, dass sich die "Kreuzprobe" des Bayerischen Historienzyklus' nachweislich an Texten des fünften Jahrhunderts orientiert. Die bisher untersuchten Beispiele verwendeten überwiegend die Überlieferung der "Cyriakuslegende" oder nahmen sich deren Schilderung durch vorangegangene Beispiele zum Vorbild. Die Berufung Beharns auf kirchenhistorische Texte des fünften Jahrhunderts setzt daher besondere Wünsche des Auftraggebers sowie die Anleitung durch eine humanistisch gebildete Persönlichkeit voraus. Der künstlerische Berater des Historienzyklus' ist unbekannt, doch ist, so Goldberg, zu vermuten, dass es sich um den Bayerischen Hofhistoriker Aventin (1477-1534) gehandelt haben könnte.7° 2 Bestätigt wird diese These durch die Untersuchungen Eschenburgs zur Alexanderschlacht. Demnach kam Aventin auf jeden Fall bis zum Jahr 1528 für die Programmgestaltung des Historienzyklus' in Frage. Erst von da an fiel der bayerische Hofhistoriograph angeblich beim Herzog in Ungnade.7°3 Für eine beratende Funktion Aventins spricht zudem, dass die Gemälde der beiden Zyklen mit der Darstellung von Themen aus der römischen und griechischen Geschichte auf zeitgenössische Gegeber..heiten anspielen. Diese Kombination von historischen und zeitgenössischen Ereignissen entspricht, so Eschenburg, der humanistischen, von Aventin geteilten Auffassung, dass alle Begebenheiten der Geschichte ähnlich und damit miteinander vergleichbar sind.704 Mehr noch, für Aventin dienten die vergangenen historischen Ereignisse der Gegenwart zum "Exemplum"; aus ihr sollten Ratschläge für das aktuelle Zeitgeschehen abgeleitet werden. 7os Nach Greiselmayer vermitteln die dargestellten Historien der Zyklen folgende zeitgenössische Ereignisse: latenter Konflikt zwischen Kaiser Karl V. und König Franz I. von Frankreich, Türkengefahr und Türkenkriege, Problematik der Glaubensspaltung, auch im Hause Wittelsbach, sowie die zukünftige Machtpolitik Wilhelms IV., die zwar aus der verwandtschaftlichen Beziehung zum Hause Habsburg resultiert, aber von 701
7tr.!
703
~ 705
Vgl. Sozomenos: Historia Ecclesiastica I Kirchengeschichte, a.a.O., S. 198 f. Des Bischofs Theodoret von Cyrus Kirchengeschichte, a.a.O., 5. 64 ff. The Ecclesiastical History of Socrates 5cholasticus, a.a.O., 5. 21. Vgl. Goldberg. G.: Die Alexanderschlacht und die Historienbilder des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. und seiner Gemahlin Jacobaea für die Münchner Residenz, a.a.O., 5. 7. Vgl. Eschenburg. 8., a.a.O., 5. 54. Vgl. ebenda, 5. 45. Vgl. Schmid, A.: Die historische Methode des Johannes Aventinus. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte, 113. Jg. Göttingen 1977, 5. 346 f.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
177
einem gewissem Zeitpunkt an anti-habsburgische Züge trägt. 706 Nach Ansicht von Greiselmayer sind daher sowohl in Bezug auf die verwendete Literatur als auch hinsichtlich ihrer Interpretation Entsprechungen bei Aventin zu finden, "jedoch ist die Rekonstruktion eines durchgehenden Rezeptionsystems aus Aventins überlieferten Schriften nicht möglich."707 Der Humanist Johann Turmair, der sich nach seinem Heimatort Aventinus nannte, fungierte als Erzieher der bayerischen Prinzen. Nach Beendigung seines Erziehungsamts ernannten ihn die Herzöge Wilhelm und Ludwig zum Hofhistoriographen. Von ihnen erhielt er auch den Auftrag, ein umfassendes Werk über die bayerische Geschichte zu schreiben. 708 Für die so genannte "Baierische Chronik" verwendete er sowohl die Schriften des Eusebius709 als auch jene des Sokrates, Sozomenus und Cassiodor.710 Als "Spiritus Rector" der Ikonographie der "Kreuzprobe" des Historienzyklus' kommt daher kaum jemand anderer in Frage als Johann Turmair. Nach dessen Geschiehtsauffassung steht die im Gemälde wiedergegebene "Kreuzprobe" in direkter Verbindung zum aktuellen Zeitgeschehen, wie sich im Folgenden zeigen wird. Ein Indiz für diese Hypothese bilden auch die innerhalb der "Kreuzprobe" vorhandenen Kryptoporträts. So identifizierte bereits Goldberg Bischof Makarius, welcher der Kranken das Kreuz auflegt, als Kardinal Albrecht von Brandenburg. 711 Auch die Darstellung der Heiligen Helena wurde von Greiselmayer als Porträt der bayerischen Herzogin Jacobäa von Baden erkannt.712 Die Identifizierung von Teilnehmern der "Kreuzprobe" als Porträts historischer oder gar zeitgenössischer Personen wird jedoch von der jün70b 7fJ7
108
709
71 0 711
712
Vgl. Greiselmayer, V., a.a.O. Ebenda, S. 200. Vgl. Johannes Aventinus Baiensehe Chronik. Hrsg. von G. Leidinger. München 1988, S. 29. Vgl. Johannes Turmair's genannt Aventinus Armales Ducum Boiariae, Hrsg: S. Riezler, Bd. 2. München 1882, S. 2. Demnach kannte Turmair sowohl die Kirchengeschichte des Eusebius als auch dessen "Vita Constantini". Vgl. Aventinus, J.: Baiensehe Chronik, a.a.O., S. 117. Vgl. Goldberg, G.: Die Alexanderschlacht und die Historienbilder des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. und seiner Gemahlin Jacobaea für die Münchner Residenz, a.a.O., S. 19: "Die Physiognomie des im Profil nach rechts dargestellten Bischofs Makarios erinnert auffallend an die des Kardinals Albrecht von Brandenburg in der Porträtfassung von Albrecht Dürer (Kupferstich von 1523. -B.103- "Der große Kardinal".) Das Bild enthält wahrscheinlich noch weitere Porträts von Zeitgenossen." Siehe dort auch die Abbildung des Stichs. Vgl. Greiselmayer, V., a.a.O., S. 144 f. und S. 137-140. Zusätzlich glaubt Greiselmayer innerhalb der "Kreuzprobe" weitere, vorrangig protestantische Zeitgenossen zu erkennen: so vermutet er Porträts des Erasmus von Rotterdam, Ulrich von Huttens, des böhmischen Reformators Johannes Hus und sogar Martin Luthers. Diese Identifizierungsvorschläge sind jedoch mit Skepsis zu betrachten.
178
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
geren Forschung mit Skepsis betrachtet: Löcher akzeptiert die Identifikation des Makarius als Kardinal Albrecht von Brandenburg und der Heiligen Helena mit Jacobäa von Baden. Weitere Identifzierungsvorschläge lehnt er jedoch entschieden ab.7 13 Die neuere Forschung distanziert sich dagegen von allen möglichen Porträtbestimmungen.7 14 Unter Berücksichtigung der religionspolitischen Situation bildet das Gemälde jedoch aufgrund der Wahl des Themas ein Spiegelbild der Situation des Herzogtums im Jahre 1530. Wie bereits von Greiselmayer publiziert, gab es zwischen Wilhelm IV. und Kardinal Albrecht von Brandenburg vertragliche Vereinbarungen bezüglich der Wahl des Bayernherzogs zum deutschen König. 715 Am 31. Juli 1529 ging Kurfürst Albrecht in Aschaffenburg ein Wahlversprechen mit Herzog Wilhelm IV. von Bayern ein. Am 3. August erfolgte die Ausstellung einer Wahlverschreibungsurkunde an den Mainzer Erzbischof. Bereits Mitte August zahlte Wilhelm an Albrecht 12.000 Gulden für sein Wahlversprechen aus. Herzog Wilhelm versprach im Gegenzug im Rahmen seiner Herrscherpflichten unter anderem die Beendigung der Glaubensstreitigkeiten sowie die Beseitigung der lutherischen Lehre.716 Beim Historiengemälde der "Kreuzprobe" handelt es sich daher doch um eine Illustration der weitg~s!eckten Hoffnungen des Herzogs: Das Festhalten am alten Glauben sowie die Auffassung seines Herrschaftsanspruches manifestiert sich in der Wahl des Themas. Die Auftindung des Christuskreuzes durch Helena bedeutete im vierten Jahrhundert den Beginn des ersten christlichen Weltreichs, dessen Herrscher Konstantin von Gott zur Bekämpfung der Glaubensfeinde berufen wurde. Wilhelm IV. sah sich bereits als gewählter König des Deutschen Reiches in der 713
714
715 71 "
Vgl. Löcher, K.: Barthel Beham. Ein Maler aus dem Dürerkreis. München, Berlin 1999, S. 100: "Die anderen Identifizierungsvorschläge gehen von einem allgemeinen kirchenund reformationsgeschichtlichen Panorama aus und nicht, was näher liegt, von den Antrieben des Aufttraggebers der Bilder... " Vgl. Diemer, P. und D.: Rezension: Löcher, Kurt: Barthel Beham. Ein Maler aus dem Dürerkreis. München, Berlin 1999. In: Kunstchronik Heft 7, München 2000. Hrsg. vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte. München 2000, S. 316: "Da jedoch in bayerischen Augen dem Kardinal kaum ein Anspruch auf die Führung der Altgläubigen im Reich zugekommen sein dürfte und Beham mit Dürers Graphik vertraut war, wird man auch die Möglichkeit eines unpolitischen, rein künstlerischen Zitats erwägen." Vgl. Schade, W.: Rezension Kurt Löcher: Barthel Beham. Ein Maler aus dem Dürerkreis. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 64. Bd, Heft 3. München 2000, S. 445, Anm. 9: "Stets wird sich das Bild gutgemeinter Porträtbestimmungen zu erwehren haben ... " Vgl. Greiselmayer, V., a.a.O., 5. ISO f. Vgl. Kohler, A.: Antihabsburgische Politik in der Epoche Karls V. Die Reichsständische Opposition gegen die Wahl Ferdinands I. zum römischen König und gegen die Anerkennung seines Königsturns (1524-1534). In: Schriftenreihe der historischen KommL-.sion bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Schrift 19. Göttingen 1982,5. 102 ff.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 179
Nachfolge Konstantins, dessen Aufgabe in der Bewahrung des wahren Glaubens bestand. Daher ist seine Gemahlin Jacobäa innerhalb der "Kreuzprobe" als Heilige Helena wiedergegeben. 717 Die Kaisermutter gehörte als erste christliche Herrseherin zu den neun tugendhaften Frauen und hatte traditionell Vorbildfunktion für die Gemahlinnen der Habsburgerherrscher. Das Kryptoporträt Jacobäas knüpft an diese Tradition an. Laut Greiselmayer besaß die Herzogin zudem eine besondere Affinität zu Kreuzen, Kreuzdarstellungen und Kreuzreliquien. 718 Seiner Ansicht nach weist eine Farbzeichnung Jacobäas von der Hand Behams, die sich heute in der Albertina befindet, dieselben physiognomischen Charakteristika auf wie die in zeitgenössischer Kleidung wiedergegebene Heilige Helena der "Kreuzprobe".719 Die etwas weichen Gesichtszüge der in der Zeichnung im Dreiviertelprofil gezeigten Herzogin, das leichte Doppelkinn sowie vor allem der energisch zusammengekniffene Mund sind mit der Physiognomie der Helena der "Kreuzprobe" durchaus vergleichbar. Laut Löcher gehörte zu dieser Zeichnung als Pendant eine weitere von Wilhelm IV. Bei Beiden handelte es sich um "Modelli" oder "Ricordi", die für Bildnisse des fürstlichen Paares jederzeit verwendet werden konnten.no Hinsichtlich des Kryptoporträts Albrechts von Brandenburg als Bischof Makarius existiert unzweifelhaft und wie bereits von Goldberg erkannt eine gewisse Ähnlichkeit zu Dürers 1523 entstandenen Porträt des Kirchenmanns "der große Kardinal". Für Greiselmayer besteht daher kein Zweifel, dass der Stich als Vorbild für das Porträt diente. Abweichungen der Physiognomie, wie etwa die stärker gebogene Nase des Behamschen Makarius, erklärt er mit einer Idealisierung des Erzbischofs. 721 Sowohl der "Große Kardinal" als auch das Kryptoporträt Albrechts innerhalb der "Kreuzprobe" zeigen den Dargestellten im Profil. Die als Heilige Helena wiedergegebene Jacobäa von Baden versinnbildlicht mit ihrer Handlung der "Kreuzauffindung" und anschließenden "Kreuzprobe" im Gemälde die Erneuerung und Wiederaufrichtung des einzig wahren Glaubens durch das Haus Wittelsbach. Sie wird unterstützt von Bischof Makarius, der die Züge des zweitmächtigsten Mannes im Deutschen Reich trägt: Albrecht hatte zwei Erzbistümer und ein 717 718 719 720
nJ
Vgl. Greiselmayer, V., a.a.O., 5. 137-144. Vgl. ebenda, 5. 144 ff. Helena galt allgemein als das Vorbild christlicher Fürstinnen. Vgl. ebenda, 5. 144: "Die physiognomische Charakteristika dieser Zeichnung finden sich klar ablesbar in der Profildarstellung Helenas in Behams Gemälde." Vgl. Löcher, K.: Barthel Beham, a.a.O., 5. 169: "Man kann in den bildfertigen Zeichnungen Modelli sehen, die sich jederzeit wiederverwenden ließen, wenn es darum ging, Bildnisse des fürstlichen Paares zu malen." Vgl. ebenda, 5. 136.
180
D. Ikonographie von Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung
Bistum des Deutschen Reiches inne. Die Funktion des Erzbischofs von Mainz war mit dem Amt des Reichserzkanzlers und eines Kurfürsten verbunden. 1518 ernannte ihn Leo X. (1513-1521) zudem zum Kardinal, dem als römische Titelkirche San Pietro in Vincoli zugeordnet war. 722 Er führt die lebensspendende Berührung mit dem wahren Kreuz Christi aus. Durch seine Stimme sollte der bayerischeHerzog auf den deutschen Königsthron gelangen und in dieser Position für die Bereinigung der Glaubensstreitigkeiten sorgen. Zugleich wird mit der "Kreuzprobe" die bedeutendste Reliquie unter den "arma Christi", das Passionskreuz, präsentiert. Ihm kam sowohl von Wilhelm IV. als auch von Albrecht von Brandenburg besondere Verehrung zu. Auf der Gegenseite der Reformatoren geriet dagegen die Reliquienverehrung, besonders die des wahren Kreuzes, in heftige Kritik. Der Kritik der Reformatoren steht die besondere Verehrung des Kreuzes und seiner Reliquien durch Wilhelm IV. und Albrecht von Brandenburg gegenüber, dessen Ablasshandel für Sankt Peter zu Luthers 95 Thesen führte: So bekam Wilhelm das im Kloster Andechs aufbewahrte Siegeskreuz Karls des Großen zur Bekämpfung der Türkengefahr überreicht.723 Der Bayernherzog sah sich somit in seinem Herrschaftsanspruch in direkter Nachfolge Karl des Großen sowie des ersten christli· chen Kaisers des Römischen Reiches. 724 Auch von Albrecht von Brandenburg, der einen ungeheuren Reliquienschatz- das "Hallesche Heiltum"- aufgehäuft hatte, ist bekannt, dass er dem Kreuz Christi und dessen Reliquien besonders verpflichtet war.12s Albrecht von Brandenburg als charakteristischer Vertreter des alten Glaubens, der Ablasshandel und Reliquienverehrung übte, demonstriert als höchster Kirchenfürst des Deutschen Reiches die Wunderwirkung des wahren Kreuzes und somit auch die Kraft des wahren Glaubens. Die Anwesenheit der zum Teil vor dem Kreuz niederknienden Orientalen ist zum einem dadurch begründet, dass es sich hier um Jerusalem handelt, zum anderen wollte Beham, nach Ansicht Greiselmayers, ver722
723 724 725
Vgl. Decot, R.: Zwischen Beharrung und Aufbruch. Kirche, Reich und Reformation zur Zeit Albrechts von Brandenburg. In: Ausst.-Kat. Albrecht von Brandenburg. Kurfürst. Erzkanzler. Kardinal (1490-1545). Zum 500. Geburtstag eines Renaissancefürsten, Hrsg. von Roland, B., Landesmuseum Mainz. Mainz 1990, 5. 62. Vgl. Greiselmayer, V., a.a.O., 5. 149. Vgl. Eschenburg, B., a.a.O., 5.49. Vgl. Das Hallesche Heiltum. In: Ausst.-Kat. Albrecht von Brandenburg. Kurfürst, Erzkanzler, Kardinal1490-1545. Zum 500. Geburtstag eines Renaissancefürsten, Hrsg. von Roland, B., Landesmuseum Mainz. Mainz 1990,5. 152 f. Die Reliquien waren in Gruppen aufgeteilt und danach das Heilturn in insgesamt neun Gänge. Im zweiten Gang befanden sich Reliquien, die mit der Eucharistie und mit dem Heiligen Land in enger Verbindung standen.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 181
mutlieh auf die unmittelbare Bedrohung des Deutschen Reiches durch die Osmanen anspielen: im Jahr 1529 belagerten die Türken Wien und drohten erstmals weiter vorzudringen.726 Auch die Verbrennungsszene im Hintergrund, die sich in der literarischen Überlieferung der "Kreuzprobe" findet, spielt auf historische sowie zeitgenössische Begebenheiten an: Johannes Hus wurde 1415 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. In der so genannten "Leipziger Disputation", die vom 27. Juni bis 26. Juli 1519 auf der Pleißenburg zu Leipzig stattfand, bezeichnete Luther die Verurteilung des Johannes Hus als Irrtum. Dieser diente Luther als Beweis, um an der Autorität der Konzilien und dem Primat des Papsttums zu zweifeln. Somit blieb für Luther die Heilige Schrift einzige Quelle des Glaubens. Die Verbrennungsszene im Hintergrund der "Kreuzprobe" bildet daher auch eine Demonstration der Rechtmäßigkeil der Verurteilung von Hus, der Autorität des "Konstanzer Konzils" sowie der Vorherrschaft des Papsttums. 727 Die 1527 und 1530 erfolgten Erlasse der herzoglichen Regierung wandten sich zudem mit besonderer Vehemenz gegen die Bewegung der Wiedertäufer- sie erlitten allgemein den Verbrennungstod - und sorgten somit für das Ende der gesamten evangelischen Bewegung in Bayem.728 Mit der von Albrecht erkauften Kurstimme hoffte Wilhelm IV. zum deutschen König gewählt zu werden und in dieser Position den protestantischen Glauben im gesamten Deutschen Reich zu besiegen und den wahren Glauben wiederherstellen zu können. Der Akt des Besiegens und Wiederherstellens versinnbildlicht die erfolgreiche Probe durch das wahre Kreuz Christi und dessen Wiederaufrichtung. Wilhelm IV. sah sich traditionell in der Nachfolge Karls des Großen und Kaiser Konstantins. Daher erscheint auch dessen Gemahlin, der Tradition der Habsburgerherrscherinnen gemäß, als Heilige Helena. Mit der Berufung auf die spätantiken Quellen, bei denen es sich um lateinische und griechische Kirchengeschichten handelt, wird der historische Anspruch der Bildaussage betont. Die Darstellung der "Kreuzprobe" bildet, neben dem Bekenntnis zum alten Glauben, daher eine Proklamation der zukünftigen Religions- und Machtpolitik von Wilhelm IV., der sich zu diesem Zeitpunkt bereits als gewählter König des Deutschen Reiches sah. Die Hoffnungen des Bayernherzogs scheiterten jedoch an der Machtpolitik Karls V., der die Wahl seines Bruders Ferdinand (1556-1564) zum deutschen König durchsetzte. Die Verhandlungen zur Königswahl fann& Vgl. Greiselmayer, V., a.a.O., 5. 137. n7 728
Vgl. Handbuch für Kirchengeschichte, Hrsg. von H. Jedin, Bd. IV., a.a.O., 5. 85. Vgl. Roepke, C.-J., a.a.O., 5. 104.
182
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
den parallel zu den religiösen Auseinandersetzungen auf dem Augsburger Reichstag von 1530 statt. Auch Albrecht von Brandenburg konnte mit Hilfe entsprechender Zahlungen auf die Seite der Habsburger gezogen werden.729 Die Wahl Ferdinands zum deutschen König kam am 5. Januar 1531 in Köln zustande, am 11. Januar erfolgte die Krönung in Aachen. Die Wittelsbacher gerieten dadurch vollkommen in Opposition gegen das Haus Habsburg. Aus Protest gegen die Wahl Ferdinands schloss Bayern am 24. Oktober 1531 sogar ein förmliches Bündnis mit den Protestanten zu Saalfeld. 730 Das Gemälde der "Kreuzprobe", das die religions-politischen Hoffnungen des Bayemherzogs, die sich bis Mitte 1530 konkretisierten, widerspiegelt, war daher nur noch als Bekenntnis zum alten Glauben, hinsichtlich der machtpolitischen Ziele jedoch spätestens ab der zweiten Hälfte desselben Jahres nicht mehr aktuell. Die protestantische Bewegung breitete sich im Deutschen Reich vor allem in den freien Reichstädten aus. Köln war dagegen die einzige freie Reichsstadt, die weder protestantisch wurde, noch jemals in Gefahr war, es zu werden. Jeglicher Versuch, die Reformation in Köln einzuführen, war von vomherein zum Scheitern verurteilt. 1520 wurden Luthers Schriften verbrannt und 1529 die Reformatoren Peter Fliesteden und Adolf Clarenbach hingerichtet. Auch im Jahr 1542 widerstanden Rat und Domkapitel dem Reformationsversuch des Erzbischofs Hermann von Wied.731 In Köln behauptete sich der alte Glaube und mit ihm die gebräuchlichen Frömmigkeitsformen. Gefördert wurde diese Haltung auch durch politische Interessen: sowohl als Reichsstadt als auch als europäische Handelsmetropole war Köln auf die Protektion der im alten Glauben verhafteten Habsburger angewiesen.732 Traditionell wurde der Heiligen Helena am Niederrhein besondere Verehrung zuteil. Der historischen Überlieferung zu folge hat sie mit ihrem Sohn Konstantin, der 306 in York zum Kaiser ausgerufen wurde, zu Beginn des vierten Jahrhunderts in Trier residiert. 733 Sie gilt als Gründenn der heute noch existierenden Kirchen St. Viktor in Xanten, St. Gerem Vgl. Kohler, A., a.a.O., S. 115 f. no Vgl. Nette, H.: Karl V. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Harnburg 1979, S. 77. i'JJ
i32
i33
Siehe auch Brandi, K., a.a.O., S. 263 f. Vgl. Zehnder: F. G.: Gotische Malerei in Köln. Altkölner Bilder von 1300 bis 1550. Wallraf-Richartz-Museum Köln. Bildhefte zur Sammlung 3. Köln 19932, S. 82. Vgl. Janssen, W.: Das Erzbistum Köln, Bd. 2: Vom Spätmittelalter bis zum Kölnischen Krieg. Kehl am Rhein 1995, S. 36. Im 9. Jahrhundert berichtet der Mönch Altmann von Hautvillers über Helenas Herkunft aus Trier. Demnach sei sie sogar in Trier geboren. Vgl. Dietz, J.: St. Helena in der rheinischen Überlieferung. In: Festschrift M. Zender. Studien zu Volkskultur, Sprache und Landesgeschichte, Hrsg. Ennen, E./G. Wiegelmann. Bonn 1972. S. 358.
Il. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 183
on in Köln und St. Cassius in Bonn_734 Am Niederrhein entstanden zyklische Darstellungen der "Kreuzauffindung" daher zumeist zusammen mit der lokalen Heiligenverehrung. In Verbindung gebracht wird die Heilige vor allem mit den Märtyrern der thebäischen Legion.735 Das Wallraf-Richartz-Museum besitzt drei zusammengehörige Tafeln von der Hand Bartholomäus Bruyn d.Ä. (1493-1555), welche die "Kreuzauffindung", die "Legende des Heiligen Viktors" sowie das "Martyrium der Thebäischen Legion" wiedergeben. Die Forschung vermutet aufgrund des thematischen Zusammenhangs sowie der stilistischen Entsprechung der drei Tafeln, dass sie ursprünglich einen Zyklus bildeten. Die Herkunft der Gemälde ist allerdings unbekannt. Friedländer, der die Tafeln um 1529 datiert, bestätigt ihre Zusammengehörigkeit und vermutet eine Herkunft aus der Kölner Kirche Sankt Gereon, 736 die nachweislich eine Kreuzreliquie besaß.737 Mittlerweile hat sich jedoch die Ansicht durchgesetzt, dass die Gemälde aus der ehemaligen Domstift-Kapelle St. Viktor stammen.73R Die drei vermutlich zusammengehörigen Bildtafeln weisen in Simultandarstellung Szenen der "Kreuzauffindung" und der Viktorlegende auf, die von waagrechten Kompositionselementen in jeweils drei Bildstreifen unterteilt werden (Abb. 21). Die Übergänge zwischen den Legendenszenen erweisen sich jedoch bei der Viktortafel sowie der Darstellung des Martyriums als wesentlich fließender; sie entstanden daher möglicherweise im Anschluss an die Tafel der "Kreuzauffindung". Nach Tümmers erfolgt eine schlichte Reihung von Bilderzählungen. Der Zusammenhang der Szenen besteht für ihn daher nur im Inhaltlichen, nicht jedoch im Gestalterischen.739 Die Viktortafel zeigt insgesamt vier Szenen, deren Erzählung im Hintergrund beginnt und im Vordergrund mit dem wichtigsten Ereignis der Legende endet. Die Szene im Hintergrund ist schwer identifizierbar. 7 >~
735
736
737
7311
Vgl. Diederich, T.: Das Erzbistum Köln, Bd.1: Von den Anfängen in der Römerzeit bis zum Ende des hohen Mittelalters. Köln 1994, S. 3. Die vier Zentren der Helena-Verehrung im Rheinland waren Trier, Köln, Bonn und Xanten. Vgl. Dietz, J.,a.a.O., S. 354: "Um das Jahr 1000 schrieb ein Unbekannter die "Passio Gereonis" ( ... ).In dieser Schrift wird die Stiftung der Kirche St. Gereon in Köln zuerst der Kaiserin Helena zugeschrieben." Vgl. Tümmers, H.-J.: Die Altarbilder des Älteren Bartholomäus Bruyn. Mit einem kritischen Katalog. Köln 1964, S. 83. Angeblich wurde Sankt Gereon ebenfalls von Helena gegründet. Vgl. Frolow, A., a.a.O., S. 279, Nr. 1069 Die Yiktorkapelle verfügte seit 1170/78 über ein Yiktorpatrozinium, das 1499 bei einer Neuweihe bestätigt wurde. Vgl. Zehnder, F. G.: Katalog der Altkölner Malerei. Köln 1990, s. 42.
739
Vgl. Tümmers, H.-J., a.a.O., S. 29.
184
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Nach der Überlieferung der "Legenda aurea" handelt es sich sehr wahrscheinlich um folgende Ereignisse: Diokletian und Maximinianus schriebenzur Auslöschung des Christenglaubens Briefe an die christlichen Gemeinden. Die Christen reagierten auf diese Briefe jedoch nicht.740 Die zweite Szene zeigt den Empfang eines Briefes durch einen Boten. Aus Wut über die Missachtung ihrer Anweisungen befahlen die beiden Kaiser, dass alle waffenfähigen Männer nach Rom kommen sollten. Auch das Volk von Theben, das den Christenglauben angenommen hatte, sandte 666 Krieger. Diese sollten jedoch nicht gegen die Christen die Waffen führen, sondern sie vielmehr beschützen. Anführer dieses Heeres war Mauritius, bei den Bannerträgem handelte es sich um Candidus, Innocentius, Exuperius, Viktor und Constantinus. Diokletian schickte Maximianus mit einem Heer, darunter auch die Thebäische Legion, nach Gallien. Vor ihrem Auszug wurde die Legion von Papst Marcellinus darauf eingeschworen, eher zu sterben als ihrem Glauben abzuschwören.741 Dieses Ereignis ist im Mittelgrund der Tafel wiedergegeben. Der Papst ermahnt das Heer und erteilt den abziehenden Männem anschließend seinen Segen. Die mit Rüstungen bekleideten Krieger knien vor dem Papst nieder, der über ihnen das Kreuzzeichen schlägt. Innerhalb dieser Szene befinde:1 !lieh, nach Ansicht Tümmers, die beiden Bildnisköpfe des Joos van Cleve und des Bartholomäus Bruyn d. Ä. Ein Putto hält zudem eine Standarte mit der Jahreszahl1529.742 Die Hauptszene zeigt die Verabschiedung der thebäischen Legion durch den Römischen Kaiser. Im anschließenden Bild des Zyklus' folgt das Martyrium der Soldaten. Die Helenatafel (Abb. 21) kombiniert die Ereignisse der "Silvester-" mit der "Kreuzauffindungslegende". Hier erfolgt das Stierwunder in Anwesenheit von Konstantin und Helena sowie Konstantins Sohn, daran schließt sich eine Taufszene an.743 Gezeigt wird, wie Helena sich vor Silvester zur Taufe niederkniet. Bei der zentralen Szene der Tafel handelt es sich um die "Kreuzauffindung" wie sie von der "Legenda aurea" überliefert wird. Ein Helfer sowie Judas, erkennbar am langen Bart und gekleidet in einen blauen Kaftan, bergen gerade das dritte Taukreuz aus einem Erdloch. Helena wird anlässlich der "Kreuzauffindung" von ihren beiden Hofdamen sowie von Bürgern begleitet, bei denen es sich möglicherweise um Porträts der Auftraggeber handelt. Einer von ihnen, gekleidet mit Dreispitz und roter Schaube, wendet sich Helena zu und Vgl. Die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine, a.a.O., S. 728. Vgl. ebenda, S. 728 f. m Vgl. Tümmers, H. J., a.a.O., S. 83. m Traeger, J.: Silvester l. In: LCl. Bd. 8 (1976), S. 353.
740 7-&1
II. Beispiele von Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
185
berührt mit seiner Linken das gerade geborgene Kreuz. In einer kleinen Nebenszene, rechts davon, errichten Helena und der selbe vornehme Bürger das wahre Kreuz Christi in einer Kapelle. Im letzten, unteren Bildfeld erfolgt die Vorbereitung zur "Kreuzprobe". Dafür lässt Helena zwei Tote herbeitragen, um die Wunderkraft des wahren Kreuzes Christi zu erproben. Die Helenatafel orientiert sich in der Wiedergabe von Szenen aus dem Leben Papst Silvesters, welche mit den Ereignissen der Kreuzauffindung" verknüpft sind, an der Überlieferung der "Acta Silvestri", welche die historische Grundlage des "Constitutum Constantini" bildet und auch Eingang in die "Legenda aurea" fand. Ihre Verwendung beruht vermutlich auf einer lokalen Tradition: Das Haupt des Heiligen Silvesters wird seit 1072 im Kölner Dom aufbewahrt. Bis zum Erhalt der Dreikönigsreliquien war sie die angesehenste Reliquie des Domschatzes.744 Zudem fällt auf: Die "Kreuzprobe", die bei den Beispielen um 1500 zentrales Bildthema war, wird bei der Kölner Altartafel nicht gezeigt. Geschildert wird nur die Vorbereitung zur "Kreuzprobe". Der Iegendarischen Überlieferung nach errichtete Helena für Gereon und seine Gefährten, zu denen auch Viktor gehörte und deren Martyrium die dritte Tafel zeigt, die Kirche Sankt Gereon in Köln. Die Annahme Friedländers, dass sich die Altartafeln ursprünglich in Sankt Gereon befunden haben könnten, erweist sich dadurch als nachvollziehbar. Die Provenienz aus dem Kölner Domstift St. Viktor könnte dagegen mit einem Reliquienbesitz des Stifts, vergleichbar mit jenen der Xantner Stiftskirche, in Beziehung stehen, die ebenfalls ein Patrozinium des Heiligen Viktor besaß. Als sehr wahrscheinlich kann daher angenommen werden, dass es sich, wie bei dem vollständig erhaltenen Hochaltar in Xanten, der nahezu die seihen Legendenszenen wiedergibt, bei den drei Tafeln aus dem Wallraf-Richartz-Museum ebenfalls um Teile eines Reliquienaltars gehandelt hat. Insbesondere müssen Reliquien des Heiligen Viktors vorhanden gewesen sein, da die simultan dargestellten Legendenszenen der Kölner Tafeln jenen in Xanten weitestgehend entsprechen. Die Entstehung des Altars von Xanten ist, im Gegensatz zu den Kölner Tafeln, dokumentarisch ausführlich belegt. Von 1529 bis 1534 fertigte der Kölner Schreiner Wilhelm von Roermond und der Maler Bartholomäus Bruyn d.Ä. das Hochaltarretabel für die damalige Stiftskirche 7""
Vgl. Zehnder, F. G.: Katalog der Altkölner Malerei, a.a.O., 5. 43 und Dietz, J., a.a.O., S. 362. Aber auch die Reliquien der Heiligen drei Könige sind mit der Kaisermutter HeJena verbunden. Angeblich hat sie die sterblichen Überreste der Heiligen drei Könige nach Konstantinopel überführt.
186
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
St. Viktor in Xanten.745 Der Urkundenlage nach wurde das Bildprogramm von den Auftraggebern größtenteils festgelegt.746 Beim Xantner Hochaltar handelt es sich um ein mit Doppelflügeln ausgestattetes Reliquienretabel. Als bedeutendste Reliquie enthält er einen Reliquienschrein des Heiligen Viktor aus der Mitte des zwölften Jahrhunderts. Zusätzlich befinden sich Reliquienbüsten sowie weitere in Stoff gehüllte Reliquien im Mittelschrein. Im geschlossenen Zustand zeigt der Altar sechs- bis auf Inkarnat und Barttracht sowie den Fahnen von Viktor und Gereon-inGrisaille gemalte Heilige. Es handelt sich dabei links um Viktor, Maria und das Christuskind sowie um Gereon und rechts um Silvester, Helena und Konstantin. Bei der ersten Wandlung werden die Tafeln der Helena- und Viktorlegende sichtbar und im geöffneten Zustand rahmen die Darstellungen des "Ecco homo" und die "Auferstehung Christi" den zentralen Schrein. Der obere Abschluss erfolgt durch eine Lünette mit dem Gemälde einer Kreuzigungsgruppe. Sie ist flankiert von Tabemakeln mit Statuen des Heiligen Viktor und der Heiligen Helena und wird bekrönt von einem weiteren Tabemakel mit einer Statue des Christus Salvator. Ursprünglich war unterhalb des Viktorschreins die so genannte "Goldene Tafel" angebracht, ein Antependium aus ottonischer Zeit, das Erzbischof Bruno von Köln, der Bruder Kaiser Ottos des Großen, stiftete. Es zeigte die "Majestas Domini" umgeben von den vier Evangelisten sowie von je zwei Reihen mit jeweils sechs Prophetendarstellungen.747 Über dem Antependium befindet sich schließlich der Viktorschrein mit den beiden Halbbüsten des Heiligen Viktor und der Kaisermutter Helena. Bei den weiteren Büstenpaaren handelt es sich oben um Maria und den Heiligen Johannes, darunter befindet sich zusammen mit dem Heiligen Viktor, der Heilige Mauritius als Anführer der Thebäischen Legion, neben Helena ist Kaiser Konstantin zu sehen. Darunter erscheinen Papst Marcellinus I. (307-310), der zur Zeit des Martyriums 745
741>
747
Vgl. Beissel, S.: Die Bauführung des Mittelalters. Studie über die Kirche des Hl. Viktor zu Xanten. Bau- Geldwerthund Arbeitslohn- Ausstattung. Neudruck der zweiten vermehrten Ausgabe von 1889. Osnabrück 1966, S. 12 f. Beissel publiziert den Vertrag zwischen Maler und Kapitel. In diesem finden sich exakte Angaben auf welcher Seite sich die Szenen befinden und wie die Heiligen auf den Außenflügel anzuordnen sind. Tümmers, H.-J.. a.a.O., S. 152 ff. Tümmers zitiert zusätzlich den Vertrag mit Wilhelm von Roermond. Vertrag des Xantner Kapitels mit Bartholomäus Bruyn vom 20. April 1529. Publiziert ebenda, S. 132 f. Vgl. Grote, U.: Der Schatz von St. Viktor. Mittelalterliche Kostbarkeiten aus dem Xantner Dom. Regensburg 1998, S. 25. Die Tafel fungierte in salisch-ottonischer Zeit als Hochaltarantependium. Die Goldene Tafel ging in der französischen Revolution verloren. Vgl. Tümmers, H.-J., a.a.O., S. 85.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
187
des Heiligen Viktors als Papst amtierte, und Papst Silvester, dem eine bedeutende Rolle bei der Bekehrung Konstantins und Helenas zugesprochen wird. Unter den Reliquien, die den Schatz der Xantner Stiftskirche bilden, befinden sich auch die Armreliquien der Heiligen Helena und des Heiligen Viktor/48 die während der unregelmäßig stattfindenden "Viktortracht", dem Fest zu Ehren des heiligen Märtyrers, und am 18. August, dem Fest der Heiligen Helena, in Prozessionen gezeigt und von den Gläubigen verehrt wurden.749 Hinsichtlich Ikonographie und Bildkomposition besteht zwischen den Tafeln der Helena- und Viktorlegende aus Xanten mit den Beispielen aus Köln Ähnlichkeit. Insbesondere die erste Xantner Tafel gleicht der Kölner Viktortafel im Ablauf der Erzählung und in der Komposition bis auf geringfügige Abweichungen. Die Tafeln des Xantner Altars lassen aber jeder einzelnen Szene mehr Raum, was sicherlich auch auf das größere Format zurückzuführen ist.750 Nach Tümmers unterscheidet sich vor allem die Betonung der Hauptszene der Altartafeln des Xantner Altars von jenen des Wallraf-Richartz-Museums. 751 Dennoch können die Kölner Tafeln als Vorläufer der Xantner Tafeln gelten. Ihre Datierung auf das Jahr 1529 sowie der im selben Jahr geschlossene Vertrag Bartholomäus Bruyn mit dem Xantner Stift, lassen sie als unmittelbar aufeinander folgende Werke erscheinen. Hinzu kommt die Verwendung derselben Textquelle, bei der es sich sowohl um die Silvesterlegende der "Legenda aurea" als auch um den Text der "Acta Silvestri" handeln könnte. Es ist jedoch nicht bekannt, dass die Xantner Auftraggeber die Anlehnung an eine bestimmte Textquelle forderten. Ihnen ging es vor allem um die Darstellung der "legenda sent Helenen"_752 Die erste der Viktortafeln zeigt den Auszug der Legion. Zunächst erhält diese den Segen von Papst Marcellinus, anschließend erfolgt der Abschied von Kaiser Maximianus. Die erste HelenatafeF53 erzählt im Hintergrund in drei von links nach rechts aufeinander folgenden Szenen den 7411 7~9
750 751
752
753
Vgl. Inventar des Xantener Domschatzes vom 2. Oktober 1573. In: Grote, U., a.a.O., S. 56. Vgl. Beissel, 5., a.a.O., 5. 61 f.: Einer ausführlichen Lobrede folgte die Prozession zum Hochaltar auf dem die Gebeine des Heiligen Viktors thronten. Der Schrein wurde dann aus dem Behälter genommen und auf dem Altartisch gestellt. Danach wurde er auf ein extra dafür geschaffenes Gerüst in die Mitte des Chores gestellt. Am Tag der Heiligen Helena, am 18. August, wurden alle Reliquien der Kirche zur Schau gestellt. Die Xantner Tafeln bestehen aus Eichenholz und besitzen die Maße: 2,62 x 1.74 m. Vgl. Tümmers, H.-j., a.a.O .• S. 30. Vertrag des Xantner Kapitels mit Bartholomäus Bruyn am 20. April1529, publiziert in: ebenda, S. 132 f. Seide Tafeln sind publiziert in: Tümmers, H.-J., a.a.O., A 96 und A 98.
188
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Aufruf Papst Silvesters gegen die Rabbiner zu streiten, den er durch einen Engel erhält, das "Stierwunder", das sich auch hier in Anwesenheit von Konstantin und Helena ereignet, sowie abschließend die" Taufe der Heiligen Helena". Die Sockellinie der rückwärtigen Architektur trennt dabei Vorder- und Hintergrund. In der zentralen Szene des Vordergrunds wird der Aufbruch der Heiligen nach Jerusalem in Begleitung einer Hofdame gezeigt. Die intendierte Suche Helenas nach dem wahren Kreuz ist hier Folge der Bekehrung und Taufe durch Papst Silvester. Wie Viktor die Hand Kaiser Maximianus ergreift, so reichen sich Helena und Papst Silvester die Hände, während dahinter das Gepäck für die Reise verladen wird. Hinter der Hauptszene wird das Gefolge Helenas sichtbar, darunter befinden sich Porträts von 18 Kanonikern des Stifts, die nachträglich eingefügt wurden. 75-l Die zweite Viktortafel behandelt das Martyrium der thebäischen Legion.755 Im Vordergrund wird Viktor soeben für den christlichen Glauben getötet. Die zweite Helenatafel (Abb. 22) schildert die "Kreuzauffindung" ausführlicher als die Kölner Tafel. Sehr wahrscheinlich wurde ergänzend der Text der "Kreuzauffindungslegende" der "Legenda aurea" hinzugezogen. So ist das" Verhör des Judas" sowie seine anschließende Befreiung aus einem Brunnen zu sehen. Im Hintergrund rechts findet auf der Anhöhe des Golgathahügels die "Kreuzauffindung" statt. Es fehlt jedoch erneut die bedeutende Szene der "Kreuzprobe". Anschließend überführt Helena im Mittelgrund das Kreuz in einem prozessionsartigen Zug und schreitet dabei an einem Zentralbau vorbei, der auf die Jerusalemer Grabeskirche verweist. Die Hauptszene im Bildvordergrund der Tafel zeigt die Überbringung der Kreuzreliquie. Dabei präsentiert Helena die Reliquie des Heiligen Kreuzes, die sie ehrfürchtig mit einem Tuch umhüllt hat. Hinter ihr trägt ihre Begleiterin Helenas Zepter. Bei dem Gebäude, dem sie sich nähert, handelt es sich um eine gerade im Bau begriffene Säulenhalle. Im Vordergrund ist zudem die Rückenfigur eines Architekten, erkennbar an den Attributen Zirkel und Winkelmaß, zu sehen. Es könnte sich hier um eine mögliche Anspielung auf die Helena zugewiesenen Kirchengründungen handeln, zu denen angeblich auch St. Viktor in Xanten gehörte. Die Szene des Bildvordergrunds zeigt in einer Prozession die Präsentation der Reliquien. Nach Frolow besaß St. Viktor zwei Partikel des Hei-
~
755
Im Herbst 1533 wurden die Gemälde mit dem Schiff von Köln nach Xanten gebracht, wo sie vollendet wurden. Dabei fügte Bruyn auch die Porträts der Stiftsherren in die Erzählung der Altartafeln ein. Vgl. ebenda, S. 84. Publiziert in: Tümmers, H.-J., a.a.O., S. 31.
li. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich
189
Iigen Kreuzes.756 Bei einer der bedeutendsten Reliquien des Stiftes handelte es sich jedoch um eine Armreliquie der Heiligen Helena. Da der rechte Arm der Heiligen Helena durch das Halten der Kreuzreliquie hervorgehoben wird, soll diese Art der Darstellung wohl ebenfalls auf die in der Kirche vorhandene Reliquie der Heiligen verweisen. Im Gefolge der Heiligen Helena erscheint eine Reihe von Personen, bei denen es sich um Porträts von Kanonikern des Stifts, Schöffen und Bürgermeistem mit ihren Familien handelt. Darunter befindet sich auch Barthel Bruyn mit seiner Ehefrau Agnes und einem seiner Söhne. Zusätzlich ist die Altartafel signiert: Ein Stein im Vordergrund trägt die Jahreszahl1534. Die Ikonographie der Xantner Tafeln ist ungewöhnlich und geht über die Darstellung der Kölner Altartafeln weit hinaus. Die ausführliche Schilderung der Bekehrung Helenas verweist sowohl auf die Kenntnis der Silvesterlegende der "Legenda aurea" als auch den Text der "Acta Silvestri". Papst Silvester kommt vor allem bei der ersten Helenatafel des Xantner Altars eine exponierte Stellung zu. Möglicherweise wollte das Kapitel damit, über die lokale Tradition hinaus, seine Treue zum alten Glauben und zum Papsttum demonstrieren, während sich der amtierende Herzog Johann Ill. (1525-1539) von Kleve-Jülich-Berg konfessionell neutral verhielt. 757 Auch dem Reliquienbesitz des Xantner Stifts wurde innerhalb der Darstellung der Altartafel Rechnung getragen. In einer Art Prozession, die wohl an die in Xanten übliche" Viktortracht", dem Fest zur Verehrung der Reliquien des Heiligen Viktor erinnern sollte, wird die Reliquie des Heiligen Kreuzes im Bildvordergrund präsentiert. Auch die für St. Viktor bedeutende Armreliquie der Heiligen Helena erscheint durch die Armhaltung der Kaisermutter hervorgehoben. Die große Anzahl der Porträts von Kanonikern des Stifts, aber auch von der wohlhabenden Bürgerschaft Xantens lässt zudem darauf schließen, dass der Altar wohl aus zahlreichen Einzelstiftungen finanziert wurde. Nach Preising sollte das Xantner Hochaltarretabel neben der Aktivierung des überregional bedeutsamen Reliquienkults des Heiligen Viktors auch den Helenakult propagieren, den das ältere Hochaltarretabel noch nicht zeigte. 758 In Xanten besteht die liturgische Verehrung der Heiligen 756 757
758
Vgl. Frolow, A.: La Reliquie de Ia vraie Criox, a.a.O., S. 283, Nr. 1083 und S. 319, Nr. 317. Vgl. Schulte, C., a.a.O., S. 233: "Das Bestreben der herzoglichen Regierung war, "in den theologischen und kirchenorganisatorischen Fragen vermittelnd-neutrale Positionen einzunehmen, um drohende konfessionelle Streitigkeiten nach dem Augsburger Reichstag von 1530 zu verhindern." Vgl. Preising, 0.: Das Hochaltarretabel von St. Viktor in Xanten- Reliquie und Bild am Ende des Mittellalters. In: Ausst.-Kat. Gegen den Strom. Meisterwerke niederrheinischer
190
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
Helena ab dem 12. Jahrhundert, seit Anfang des 13. Jahrhunderts nimmt die Helenaverehrung im Xantner Dom eine bevorzugte Stellung ein. 759 Welche Gründe gibt es aber, gerade die Verehrung der Heiligen Helena Mitte des 16. Jahrhunderts neu zu aktivieren? Da die Kaisermutter HeJena, deren Verehrung zudem der lokalen Tradition entsprach, als Begründerin des christlichen Glaubens galt, die in Xanten zusätzlich durch Papst Silvester als Vertreter der alten Kirche unterstützt wurde, kann die Berufung auf ihre vorbildliche christliche Tat letztlich nur als Hinweis auf die gewünschte Bewahrung des römisch-katholischen Glaubens verstanden werden. Der Szene der "Kreuzauffindung" erscheint innerhalb der Szenenfolge der Kölner Tafel im Zentrum, bei der entsprechenden Xantner Tafel ist sie dagegen im Hintergrund wiedergegeben. Die "Kreuzprobe", der bei den Beispielen, die Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden, in der Regel die größte Bedeutung zukam, wird dagegen auf keiner der Tafeln dargestellt. Neben der Silvesterlegende, deren Ereignisse auch die um 500 entstandene "Acta Silvestri" beinhaltet, wurde zusätzlich die Überlieferung der "Kreuzauffindungslegende" der "Legenda aurea", welche von der Anwesenheit des Juden Cyriakus anlässlich der "Kreuzauffindung" berichtet, hinzugezogen. Es dominiert jedoch der Hinweis auf Papst Silvester, der für die Hinwendung Helenas zum christlichen Glauben und ihrer anschließenden "Auffindung des wahren Kreuzes Christi" als maßgeblich verantwortlich gezeigt wird. Der Xantner Altar ist als Reliquienaltar konzipiert, worauf die exponierte Darstellung der in Xanten aufbewahrten Reliquien innerhalb der zweiten Helenatafel verweist. Auch die Entstehung der Kölner Tafeln erfolgte mit großer Wahrscheinlichkeitaufgrund eines Reliquienbesitzes, bei dem es sich etwa um Reliquien des Heiligen Viktor und des Heiligen Kreuzes gehandelt haben könnte. Der Xantner Altar und wohl auch die Kölner Tafeln propagierten daher die von den Protestanten abgelehnte Verehrung von Reliquien. Zudem formulieren die Kölner sowie die Xantner Altartafeln mit der Berufung auf die Ereignisse der Silvesterlegende, die erstmals die "Acta Silvestri" überlieferte und zum Teil auch Aufnahme in das "Constitutum Constantini" fanden, eine Stellungnahme zugunsten des Katholizismus sowie zur Vorherrschaft des Papsttums. Um eine Demonstration der Kaisertreue und der Bejahung des alten Glaubens handelt es sich bei einem Heiligkreuzaltar in Breda, Region
759
Skulptur in Zeiten der Reformation 1500-1550. Hrsg. von Romme, B., Suermondt-Ludwig-Museum Aachen. Aachen 1996,5. 77. Vgl. Dietz, J.,a.a.O., 5. 368 f.
II. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 191
Nordbrabant (Abb. 20). Er entstand für die 1485 von Graf Engelbert II. (1451-1501) eingerichtete Grablege der Familie Nassau-Breda in der Kirche "Unserer Lieben Frau" ("Grote Kerk") zu Breda. Als Auftraggeber kommen Heinrich III. von Nassau-Breda (1483-1538) und dessen Sohn Rene Chalon-Oranien (1519-1544) in Frage. Heinrich III. von NassauBreda war erster Kämmerer unter Karl V. Für seine Verdienste bei den diplomatischen Verhandlungen mit dem neu gekrönten französischen König Franz I. erhielt er im Jahr 1515 die Statthalterschaft von Holland, Seeland und Friesland verliehen.760 Zudem bestand zwischen Karl V. und Heinrich von Nassau eine durch regen Briefwechsel bezeugte freundschaftliche Beziehung.761 Auch Heinrichs Sohn Rene aus seiner zweiten Ehe mit Claudia von Chalon-Oranien, der das Fürstentum seiner Mutter erbte, war traditionell an das Kaiserhaus gebunden.762 Der Heiligkreuzaltar stammt nach allgemeiner Ansicht der Forschung von der Hand Jan van Scorels (1495-1562) und seiner Werkstatt. Nach Carel van Mander hatte Scorel einige Arbeiten für den Grafen Heinrich III. von Nassau-Breda und dessen Sohn Rene von Chalon, Prinz von Oranien, ausgeführt.763 Die Entstehung des Altars wird zudem mit einem dokumentierten Aufenthalt Scorels in Breda in Verbindung gebracht, der vom 14. Oktober 1541 bis zum 29. Januar 1542 erfolgte.764 Score I, der 1528 in den geistlichen Stand gewechselt war, hielt sich zu dieser Zeit in seiner Stellung als Kanoniker in Breda auf, um beim Statthalter Rene von Chalon-Oranien die Interessen seines Kapitels zu vertreten. 765 Bei dem für die Grablege der Familie Nassau geschaffenen Heiligkreuzaltarhandelt es sich um ein Triptychon, das die Szene der "Kreuzauffindung" auf der zentralen Mitteltafel aufweist. Die Innenseiten der Flügel zeigen links die "Schlacht an der Milvischen Brücke" und rechts die "Kreuzprobe." Die Ereignisse werden dabei in der zeitlichen AbfolVgl. Brandi, K., a.a.O., S. 48. Vgl. Nette, H., a.a.O., S. 21. Die Briefe zwischen Kar) V. und Heinrich von Nassau besaßen zum Teil sehr privaten Charakter. 7~> 2 Vgl. Vetter, K.: Am Hofe Wilhelms von Oranien, Herrscher, Höfe, Hintergründe. Hrsg. von M. Kossok. Stuttgart 1990, S. 33. Die Familie war mit dem Kaiserhaus vor allem durch das so genannte Patronagesystem verbunden. 7 ~> 3 Vgl. Mander, C. van: Das Leben niederländischer und deutscher Maler. Übersetzung und Anmerkungen von H. Floerke. In: Kunstgeschichtliche Studien. Der Galleriestudien IV. Folge. Hrsg. von T. Frimmel, Bd. 1. München, Leipzig 1906, S. 277. 704 Eine Zusammenfassung der Dokumente ist publiziert von: Faries, M. A.: Jan van Score!, additional Documents from the Church Records of Utrecht.ln: Oud Holland, Jg. 85. Amsterdam 1970, S. 19. 765 Vgl. Fraies, M. A.: Underdrawings in the workshop production of Jan van Scorel-A study with infrared reflectography. In: Nederlands kunsthistorisch Jaarboek 26. Utrecht
7HJ 761
1975, s. 183.
192
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
ge der Szenen, vergleichbar einem Freskenzyklus, von links nach rechts erzählt. Die Darstellung der "Schlacht an der Milvischen Brücke" des linken Altarflügels zeigt das Aufeinanderprallen zweier feindlicher Heere. Während das konstantinische Heer über die steinerne Brücke reitet weichen die feindlichen Soldaten vor dem Ansturm der Soldaten Konstantins zurück. Im Vordergrund wird die Bezwingung eines Feindes durch einen als Rückenfigur gezeigten Soldaten vorgeführt. In der Art der Darstellung entspricht sie dem Kampf Michaels gegen den Satan: Der siegreiche Soldat tritt den am Boden Liegenden mit seinem linken Fuß nieder, während er ihm mit der Lanze den Todesstoß versetzt. Auf der Brücke ist der auf einem Schimmel heranreitende Kaiser Konstantin zu sehen. Ihn begleiten Soldaten mit den Feldzeichen, worunter das Labarum allerdings nicht zu sehen ist. Konstantin voran reiten Fahnenträger, wobei einer von ihnen eine Fahne schwingt, auf der ein Feldzeichen zu sehen ist, das an den Habsburger Adler erinnert. Zentrum des Altars bildet die "Kreuzauffindung". Hier werden drei Kreuze im Bildvordergrund aus einem tiefen Erdloch geborgen. Mit schwellenden Muskeln wuchten die Arbeiter die schweren Kreuze aus der Erde. Am linken Bildrand befindet sich Helena mit ihren Hofdamen. Sie wird von einem Triumphbogen hinterfangen, ein Symbol ihres Sieges über den heidnischen Glauben. Die Kaisermutter spricht gebieterisch mit einem bärtigen, in ein rotes Gewand gehüllten Mann, bei dem es sich wahrscheinlich um Judas handelt, der den Ort des wahren Kreuzes verraten hatte. Auf der rechten Seite des Erdlochs befinden sich zahlreiche männliche Zuschauer. Einer von ihnen, mit gelbem Gewand unter rotem Überwurf, weicht erschrocken beim Anblick der aus der Erde geborgenen Kreuze zurück. Die Person des Bischofs Makarius ist dagegen nicht anwesend- ein Indiz dafür, dass sich die Darstellung der "Kreuzauffindung" des Heiligkreuzaltars in Breda an einer Überlieferung der "Cyriakuslegende" anlehnt. Im Hintergrund der "Kreuzauffindung" ist die Kulisse einer Stadt sowie eine ausgeprägte Felsformation zu sehen. Eine Zeichnung, ehemals Sammlung van Regteren Altena, Amsterdam diskutiert die Forschung als frühe Entwurfszeichnung der "Kreuzauffindung" .766 Ansonsten fanden sich bei Scorel sowie im Umkreis seiner Werkstatt keine vergleichbaren Darstellungen dieses Themas.767 Die 766
767
Federzeichnung mit dunkelbrauner Tinte, grau laviert, 216 x 302 mm. Publiziert in Ausst.Kat.: Jan van scorel in utrecht, Altarstukken en schilderijen omstreeks 1540 Documenten Technisch oderzoek, Central Museum Utrecht. Utrecht 1977, S. 121. Vgl. Faries, M. A.: Underdrawings in the workshop production of Jan van Score!, a.a.O., 5.185.
11. Beispiele von Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 193
Zeichnung kombiniert "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe" im Vordergrund. Wie bei der Mitteltafel des Altars werden die drei Kreuze am rechten Bildrand aus einem tiefen Erdloch geborgen. Auch hier befindet sich Helena zusammen mit ihren Hofdamen zur Linken der Ereignisse. Allerdings ist die Präsenz der muskulösen Arbeiter innerhalb der Zeichnung geringer. Die "Kreuzprobe" des Altars zeigt vor allem eine imposante Rückenfigur, in der "Kreuzauffindung" der Zeichnung finden sich Helfer mit vor Anstrengung gespannten Muskeln. Zudem ist Helena innerhalb der Zeichnung durch die Hintergrundarchitektur weniger hervorgehoben. Auch die "Kreuzprobe", die rechts von der "Kreuzauffindung" erfolgt, zeigt eine gänzlich andere Lösung als jene der AltartafeL Hier sitzt der wiedererweckte Tote, vergleichbar den Nürnberger Beispielen, christusgleich auf dem wahren Kreuz. Zusätzlich befindet sich im Hintergrund der Zeichnung die "Rückführung des Kreuzes durch Heraklius", 768 die sich innerhalb des Altars nicht findet. Daraus folgt, dass es sich bei der Zeichnung nur um eine erste Entwurfsskizze dieses Themas gehandelt haben kann, die höchstwahrscheinlich wesentlich früher als der Altar entstand. Der Einfluss Michelangelos findet sich jedoch sowohl bei der pointiert angebrachten Rückenfigur der Altartafel als auch den muskulösen Helfern der Zeichnung. Von der Forschung wird auch eine Zeichnung der "Kreuzauffindung" von der Hand Baldassare Peruzzis mit dem Altar in Verbindung gebracht.769 Insbesondere die Darstellung von Helena inmitten ihrer Hofdamen soll der Zeichnung entnommen sein. 770 Die "Kreuzauffindung" des Altarbilds ist gegenüber der Zeichnung seitenverkehrt wiedergegeben. Die Gruppe von Helena und ihrer Hofdamen befindet sich innerhalb der Zeichnung vor einer Rundtempelarchitektur, dessen Triumphbogen eine der Hofdamen hinterfängt Mit beredter Geste und wehendem Kleid weist die Kaisermutter auf die geborgenen Kreuze, während Judas, hier mit Bart und Kappe, mit dem Zeigefinger auf die Kreuze deutet. Das Altarbild zeigt die Kaisermutter dagegen statuarisch inmitten sich untereinander zugekehrter Hofdamen. Vergleichbar ist zwar das tiefe Erdloch am Bildvordergrund, aus dem die Helfer mit großer Mühe die Kreuze bergen, doch ist es bei Peruzzi an den rechten Bild7!18 769
770
Links im Hintergrund ist die Engelsvision zu sehen, auf der rechten Seite erfolgt dagegen die demütige Rückführung des Kreuzes. Baldassare Peruzzi: .. Kreuzauffindung", Zeichnung 38,8 x 47,5 cm, Feder laviert, weiß gehöht, um 1520/21, British Museum, London. Publiziert in Ausst.Kat.: Jan van scorel in utrecht, a.a.O., 5. 120. Vgl. Faries, M. A.: Underdrawings in the workshop production of Jan van Score), a.a.O,
s. 187.
194
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
rand gerückt. Letztlich ist Scorel bei der "Kreuzauffindung" auf der Mitteltafeldes Altars zu einer gänzlich anderen, eigenständigen Lösung gelangt. Die auf die "Kreuzauffindung" folgende "Kreuzprobe" findet sich auf der Innenseite der rechten SeitentafeL Wie bei der "Schlacht an der Milvischen Brücke" ist im Bildvordergrund die muskulöse Rückenfigur eines Mannes angebracht. Nur legt sie dieses Mal einem Toten des wahre Kreuz Christi auf, um ihn zum Leben zu erwecken, während sie auf der linken Seite einen Feind vom Leben zum Tode befördert hatte. Der soeben wiedererweckte Tote ergreift dabei den Querstamm des Kreuzes Christi. Unter den Zuschauern des wunderbaren Ereignisses befinden sich wiederum auf der linken Bildseite Helena mit ihren beiden Hofdamen. Hinter der Gruppe der drei Frauen erhebt sich ein grünender Baum, ein Hinweis auf den "arbor vitae", den durch die "Auffindung des Kreuzes" erneut blühenden Baum des Lebens. Am rechten Bildrand ist dagegen eine Gruppe orientalisch gekleideter Männer zu sehen, bei denen es sich möglicherweise um Gelehrte handelt, die dem Wunder mit Skepsis beiwohnen. Im Hintergrund erhebt sich auf einem Felsmassiv die Silhouette einer mittelalterlich wirkenden Burg. Als Auftraggeber des Altars wird Rene von Chalon-Oranien angenommen, da dieser nach Ansicht der Forschung während des Aufenthalts von Jan van Scorel von Oktober 1541 bis Januar 1542 entstand und dessen Vater Heinrich Ill. von Nassau-Breda bereits 1438 verstorben war. Nach Carel van Mander hat Scorel jedoch sowohl für den Vater als auch den Sohn gearbeitet.77 1 Zudem hatte Heinrich Ill. zu seinen Lebzeiten die weitere Ausgestaltung der Liebfrauenkirche zu Breda veranlasst.m Nicht übersehen werden darf zudem, dass der Altar für die Grablege der Familie bestimmt war. Das heißt, es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich Heinrich Ill. hinsichtlich des dargestellten Themas noch zu Lebzeiten geäußert hat. Die Auswahl des Themas der "Kreuzauffindung" ergibt sich dabei nicht allein durch das Vorhandensein von Reliquien des Heiligen Kreuzes in der Grote Kerk von Breda, sondern auch durch persönliche Beziehungen Heinrichs Ill. zum Kreuz. Zum einen war Heinrich Ill. Karl V. eng verbunden. Dieser war als Habsburger dem Heiligen Kreuz besonders verpflichtet und sah seine Herrschaft traditionell in der Nachfolge Konstantins. Heinrich Ill. galt als einer der engsten Vertrauten des Kaisers, der ihn auf seinen ausgedehnten Reisen und langjährigen Aufent771
Vgl. Mander van, C., a.a.O., S. 277.
m Vgl. VeHer, K., a.a.O .• S. 17.
ll. Beispiele von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung im Deutschen Reich 195
halten stets begleitet hatte. Insbesondere befand er sich auf der Krönungsfahrt des Herrschers nach Bologna in seinem nächsten Gefolge. 773 Im Anschluss an die Kaiserkrönung folgte er ihm auch nach Augsburg, wo er mit ihm am Reichstag teilnahm. 774 Aber auch durch private Beziehungen war Heinrich III. eng an das Heilige Kreuz gebunden: Seine dritte Ehefrau war die Spanierin Mencia de Mendoza, Enkelin des Pedro Gonzalez de Mendoza, 775 Titelkardinal der römischen Basilika Santa Croce in Gerusalemme, der den im Chorbogen verborgenen Titulus wiedergefunden und das Apsisfresko der gleichnamigen Kirche in Auftrag gegeben hatte. Nicht zuletzt bildete ein Altar mit dem Thema der "Kreuzauffindung" in den Niederlanden der 1540er Jahre ein Bekenntnis zum alten Glauben. Die Auflösung der katholischen Einheit hatte sich auch in den Niederlanden rasch vollzogen. Insbesondere im Norden kursierten Schriften Luthers, das nicht weit von Breda gelegene Antwerpen entwickelte sich damals zum ersten Zentrum des protestantischen Glaubens.776 Insgesamt zeigte sich, dass vom Beginn der Reformation bis zur allmählichen Konfessionalisierung im Deutschen Reich nur wenige Beispiele von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" entstanden. Sie finden sich überwiegend in Regionen, die den alten Glauben beibehalten hatten oder im Umfeld von Auftraggebern, die der Politik des Habsburgerkaisers Karl V. verpflichtet waren. Die im Auftrag Herzog Wilhelms IV. und seiner Gemahlin Jacobäa von Baden für einen Historienzyklus entstandene "Kreuzprobe" erweist sich, neben dem klaren Bekenntnis zum alten Glauben, als ein Spiegelbild der damaligen religions-politischen Situation des Hauses Wittelsbach. Das Einfügen von Porträts zeitgenössischer Personen sowie die Orientierung der Darstellung an spätantiken Texten des fünften Jahrhunderts vermittelt die ehrgeizigen Ziele des Bayernherzogs, der sich mit Hilfe der erkauften Stimme Albrechts von Brandenburg bereits auf dem deutschen Königsthron sah. Um eine lokale Tradition der Verehrung der Heiligen Helena in Verbindung mit dem Martyrium der thebäischen Legion handelt es sich am Niederrhein. Doch während die freie Reichsstadt Köln niemals durch die Reformation gefährdet war, scheint der im Auftrag des Stifts von St. Viktor in Xanten entstandene Reliquienaltar- der regierende Herzog m Nette, H., a.a.O., 5. 68. m Vgl. Wezel, G. W. C.: Het paleis van Hendrik 111. graaf von Nassau te Breda. Oe Neder-
landse Monumenten van Geschiedenis en Kunst door. Zwolle 1999,5. 71. m Vgl. ebenda, 5. 62. m. Vgl. Lademacher, H.: Geschichte der Niederlanden. Politik- Verfassung- Wirtschaft. Darmstadt 1983,5. 42.
196
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
von Kleve-Jülich-Berg verhielt sich konfessionell neutral- möglicherweise die Beibehaltung des alten Glaubens mit seinen Riten und Bräuchen zu demonstrieren. Kaisertreue, Bekenntnis zum alten Glauben und enge persönliche Bindung zum Heiligen Kreuz kommen dagegen in dem für die Grablege der Familie Nassau-Breda bestimmten Kreuzaltar zum Ausdruck. Als Textquelle für die Darstellung von "Kreuzauffindung" und "Kreuzprobe" diente bei den besprochenen Beispielen überwiegend die von der "Legenda aurea" vermittelte Cyriakuslegende". Die Kölner und Xantner Altartafeln legen großes Gewicht auf die Illustration der Silvesterlegende, deren Ereignisse nicht nur die "Legenda aurea" überliefert, sondern auch die um 500 in Rom entstandene "Acta Silvestri", die zum Teil Eingang in das "Constitutum Constantini" gefunden hat. Nur die Darstellung der "Kreuzprobe" innerhalb des Historienzyklus' des Bayerischen Herzogs Wilhelm IV. verwendete, bedingt durch einen humanistisch gebildeten Berater und seine religionspolitische Konnotation, erstmals eine Überlieferung der "Kreuzauffindung" aus den Kirchengeschichten des fünften Jahrhunderts. Generell stellen alle Beispiele die "Kreuzauffindung" dar, die "Kreuzprobe" fehlt allerdings bei den Kölner und Xantner Altartafeln. Die "Kreuzerhöhung" findet sich dagegen nur im Hintergrund einer Zeichnung Jan van Scorels. Der "Kreuzauffindung" kommt daher aufgrund ihrer für den christlichen Glauben besonderen Bedeutung - die angeblich historische Auffindung des Kreuzes durch die Kaisermutter Helena markiert den Beginn des christlichen Weltreichs- in einer Zeit der Religionsstreitigkeiten wohl ein herausragender Stellenwert zu.
111. Erneuerung des Kreuzkults in Italien In Italien finden sich um 1500 gerade in Venedig die Überreste einer von Byzanz geprägten Kreuzfrömmigkeit, die sich in der Verehrung Kaiser
Konstantins und zahlreicher aus dem Osten stammender Reliquien manifestierte. Als Konstantinopel 1261 in die Hände der Griechen gelangte, bedeutete dies das Ende des lateinischen Kaisertums im Osten und eine Auferstehung des Byzantinischen Reiches.m Die Eroberung Konstantinopels durch Mohammed II. im Jahr 1453 führte schließlich auch zur Zerstörung von Byzanz.778 Konstantinopel als christliches Zentrum m Vgl. Rösch, G.: Venedig. Geschichte einer Seerepublik Stuttgart, Berlin, Köln 2000, S. 75. ns Vgl. ebenda, S. 81 f.
III. Erneuerung des Kreuzkults in Italien
197
des Ostens war damit endgültig verloren. In Rom, auf das sich nun die Aufmerksamkeit der westlichen Christenheit konzentrierte, ereignete sich dagegen die Erneuerung des westlichen Kreuzkults, der sich auf die Ereignisse der "Kreuzauffindung" stützte. 1. Kreuzverehrung um 1500
Die räumliche Nähe zu Byzanz und seiner von Kaiser Konstantin gegründeten Hauptstadt Konstantinopel hatte den regen Austausch Venedigs mit dem Osten bedingt, der nicht nur den Handel mit Luxusartikeln und Kunstgegenständen förderte, sondern auch die Einfuhr von liturgischem Gerät und Reliquien. Da Venedig zudem Zwischenstation für Jerusalempilger war, gelangten zusätzlich Passionsreliquien aus dem Heiligen Land in die Lagunenstadt, die von dort aus weite Verbreitung fanden. Insbesondere die dem Dogen unterstellte Staatskirche San Marco besitzt eine beträchtliche Anzahl wertvoller Reliquien aus dem Osten, darunter das Kreuz, das Kaiser Konstantin angeblich während der Schlacht gegen Maxentius bei sich trug, sowie dessen Helm, ein Daumenreliquiar in Kreuzform und ein Kreuzreliquiar vom wahren Kreuz aus dem Eigentum der Kaisermutter Helena. 779 Der nur in der Ostkirche als Heiliger verehrte erste christliche Kaiser Konstantin sowie seine Mutter Helena waren daher im mittelalterlichen Venedig in zahlreichen aus dem Ostreich stammenden Darstellungen und Reliquien präsent. Partikel des Heiligen Kreuzes sowie andere Reliquien der "arma Christi" sind in San Marco ebenfalls zahlreich vertreten.780 Die Verehrung der Heiligen HeJena besaß in Venedig zudem jahrhundertealte Tradition. So soll die Kirche Sant'Elena auf der gleichnamigen Insel die sterblichen Überreste der Heiligen, die im Verlauf des 13. Jahrhundert angeblich aus Konstantinopel überführt wurden, in ihrem Besitz haben. 781 Dieser vermeintliche Besitz der Körperreliquie steigerte die lokale Verehrung der Heiligen. Ihr Besuch war zudem fester Bestandteil des Programms der Jerusalempilger. Auch Reliquien des Heiligen Kreuzes erfreuten sich in der Lagunenrn Vgl._04 898
~
V gl. Krautheimer, R.: Corpus Basilicarum Christianarum Romae, a.a.O., S. 194. "Tale era
Ia situazione nella chiesa de] Santo Sepolcro a Gerusalemme, e nella chiesa della Nativita a Betlemme.~~ Vgl. Bedini, D. 8., a.a.O., S. 30: "La cappella presenta il tipo delle cappelle catacomba1I.. Vgl. Ortolani, S., a.a.O., S. 86. Besozzi, R., a.a.O., S. 146. Die liturgischen Texte der Stationsmesse enthalten mehrere Anspielungen auf die Station.. Vgl. Breviarium Romanum. Editio Princeps (1568), a.a.O., 5. 856. IIS'I Vgl. Lippomani, L.: De Vitis Sanctorum, Pars Prima, a.a.O., 5. 211. ll6f Vgl. Surius, L.: De Probatis Sanetarum Historiis, Tornos Quintus, a.a.O., 5. 164. 1161 Baronius, C.: Annales Ecclesiastid, Tornos octos, a.a.O., 5. 218. 11 6: Vgl. Andrews, K., a.a.O., 1985,5. 26. 111>3 Vgl. Blondus, F., a.a.O.
280
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
74).1 164 Barfuß und ohne Herrschaftsinsignien schreitet der Kaiser, das
Kreuz christusgleich über der Schulter, dahin. Das Kreuz umfasst erdemütig mit einem Tuch. 1165 Im Gegensatz zu den voran gegangenen Beispielen wird nicht gezeigt, wie der Kaiser sich dem Tor der Stadt Jerusalem nähert. Die Kreuztragung des Heraklius besitzt, vergleichbar mit jener des Oratorio SS. Crocifisso, den Charakter einer Prozession. Als Gefolge begleiten den Kaiser berittene Soldaten sowie miteinander diskutierende Orientalen. Den Weg des Kaisers säumen Vertreter der einfachen Bevölkerung: im Vordergrund etwa ermahnt eine junge Mutter ihre beiden Kinder zur Ruhe. Das zentrale Altarbild schildert die Verehrung des von Helena aufgefundenen Kreuzes durch Heilige (Abb. 68). Das Kreuz erscheint dabei zusammen mit der Kaisermutter im Bildzentrum. Auffallend ist der über den Längsbalken des Kreuzes angebrachte Titulus, der jedoch keine Inschrift erkennen lässt. Zusätzlich präsentieren Engel die "arma Christi". Umgeben ist das errichtete Kreuz von Engeln, Propheten und Patriarchen, den sieben Aposteln und den vier Evangelisten sowie von zahlreichen Heiligen. Am rechten oberen Bildrand sind musizierende Engel zu sehen. In der darauf folgenden, helleren Zone bewegt sich ein Zug von Engeln auf die Marienkrönung, Zentrum des göttlichen Lichts, am linken oberen Bildrand zu. Für Weizäcker steht die Mitteltafel des Kreuzaltars in der venezianischen von Tizian und Tintoretto vertretenen Tradition, die durch Elsheimers Lehrer Johann Rottenhammer vermittelt wurde. 1166 Lenz vermutet daher als Vorbilder auch Werke Rottenhammers, etwa eine Darstellung des "Jüngsten Gerichts", die 1598 in Venedig entstand.1167 Zentrum des Mittelbilds von Elsheimers Altar bildet das errichtete und von Heiligen umgebene Kreuz. Als Aufenthaltsort der Heiligen und biblischen Gestalten, wobei das Kreuz dem Lebensbaum entspricht, 1168 handelt es sich daher um die Visualisierung des Paradieses.ll69 Vgl. Crino, A. M., a.a.O., S. 575: .,Sesto. Quando smontato portava Ia Croce in spalla con agevolezza." 11 "-~ Vgl. Holl, 0., a.a.O., S. 215. Die verhüllten Hände gelten als Unterwürfigkeitsgestus. 1166 Vgl. Weizsäcker, H., a.a.O., II. Teil, S. 38. 1167 Vgl. Lenz, C., a.a.O., 5.70. Das "Jüngste Gericht" besitzt kompositorische Verwandtschaft zu Elsheimers Glorie. Er kannte aber möglicherweise auch Rottenhammers .. Krönung Mariens", The Earl Spencer, Althorp. 11 68 Vgl. Poeschke, J.: Paradies. In: LCI, Bd. 3 ( 1971), S. 375 f. 1169 Vg. Crino, A. M., a.a.O., S. 575: .,7mo Paradiso come cosa acquistata col mezzo di questo segno della +, Ia quale sta in mezzo di esso col testamento vecchio et nuovo al intorno, cori di angeli di sopra, profeti, patriarchi, huomini et donne piu basso." IIM
Ill. Erneuerung des Kreuzkults in Italien
281
Die Heiligen und biblischen Gestalten fügen sich zu kleinen Gruppen, die miteinander kommunizieren oder gemeinsam in Andacht versunken sind. Sie führen ihre Attribute mit sich, zum Teil tragen sie den Palmzweig als Zeichen des ewigen Lebens. Als Zeugen des Lebens Christi befinden sich die vier Evangelisten direkt oberhalb des Kreuzes. Jonas, Vorbild für Tod und Auferstehung Christi, 1170 ruht dem Kreuzzugewandt zu Füßen des Kreuzstammes. Eng umschlungen haben sich die Heiligen Katharina und Maria Magdalena zur Linken des Kreuzes niedergelassen. Hinter ihnen steht der Heilige Franziskus, der am 14. September, am Festtag der "Kreuzerhöhung", seine Stigmatisation erhielt, versunken in tiefer Anbetung. Bei den Heiligen im Vordergrund rechts handelt es sich dagegen um Laurentius und Stephanus; sie sind gemeinsam in einem Sarkophag in der römischen Kirche S. Lorenzo fuori le mura bestattet und gelten als Stadtpatrone Roms. 1171 Ihnen schließen sich die lateinischen Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor der Große an. Letzterer ist in ein Gespräch mit dem Heiligen Sebastian vertieft. In dem schwarzgekleideten Mönch am linken Bildrand wird der Ordensgründer Dominikus vermutet, ihm wendet sich ein Bischof zu, wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Heiligen Nikolaus von Bari. 1172 Am rechten Bildrand verehrt ein junges Paar gemeinsam mit den Heiligen das Kreuz. Es handelt sich bei ihnen um einen dunkelhaarigen Mann mit Brustpanzer und blauen Gewand, an dessen Seite sich eine in weiß und orange gekleidete blonde Dame schmiegt. Bei Beiden ist eine Identifikation als Heilige nicht möglich. Lenz vermutet daher, dass es sich bei diesem Paar um die Auftraggeber handelt. 1173 Sello glaubt sogar, dass es sich hier um Porträts des vorherigen Besitzer des Altars, Giovanni Perez und seiner Gemahlin handeln könnte. 1174 Dies scheint jedoch unwahrscheinlich zu sein. Dass es einen Auftraggeber gab, ist unbestritten, da Elsheimer ein so umfangreiches Werk wie den siebenteiligen Kreuzaltar nicht ohne einen Auftrag angefertigt haben würde. Der Altar war, aufgrundseiner gerinVgl. Schiller, G., a.a.O., Bd. 3, S. 135. Vgl. Keller, H. L., a.a.O., S. 531. lln Vgl. Lenz, C., a.a.O., S. 60 ff. Nikolaus von Bari soll unter Konstantin verfolgt und gefangen worden sein. Anschließend erfolgte jedoch seine Teilnahme am Konzil von Nicaea. Vgl. Petzoldt, L.:Nikolaus von Myra (Bari). In: LCI, Bd. 8 (1976), S. 45 f. 1173 Vgl. ebenda, S. 64: "Die beiden könnten die Auftraggeber sein- nicht nur weillizian in seiner "Glorie" die Auftraggeber an der selben Stelle dargestellt hat, sondern auch deshalb, weil dem Paar so entschieden Kreuz und Krönung durch den jugendlichen Propheten vermittelt wird." 1174 Vgl. Sello, G., a.a.O., S. 55.
1170 1171
282
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
gen Größe, als Hausaltar gedacht. Die Darstellung von Szenen der "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" sowie des Paradieses, dessen Zentrum des Kreuz bildet, dazu die Marienkrönung im Hintergrund, lassen vermuten, dass als Auftraggeber nur jemand in Betracht kommt, der dem katholischen Glauben eng verbunden war. Die Familie der Habsburger etwa besaß besondere Devotion gegenüber der Gottesmutter sowie dem Kreuz. Es ist daher möglich, dass es sich beim Auftraggeber des Altars eventuell um eine der Familie der Habsburger nahe stehende Person gehandelt haben könnte. Auch eine spanische Herkunft des potenziellen Auftraggebers ist durchaus wahrscheinlich. In Santa Croce in Gerusalemme waren vorwiegend die spanischen Titelkardinäle in die Ausmalung der Apsis und der Restaurierung und Neuausstattung der Helenakapelle involviert. Auch die Kreuzverehrung des Oratorio SS. Crocifisso propagierte vor allem ein spanischer TitelkardinaL Und nicht zuletzt befand sich der Altar für einige Zeit im Besitz eines spanischen Sammlers. Auch der Zeitpunkt der Entstehung des Altars ist unbekannt. Elsheimer war bei seiner Eheschließung im Jahr 1606 bereits zum katholischen Glauben konvertiert. Möglicherweise erfolgte die Hinwendung zum katholischen Glauben schon bald nach seiner Ankunft in Rom im April 1600. Auch liegt es im Bereich des Möglichen, dass Elsheimer für ein theologisches Programm, das vollkommen dem Geist der katholischen Reform entsprach, ein humanistisch gebildeter Berater zur Seite gestanden hat. Es ist bekannt, dass Elsheimer, wie auch Rubens, bereits kurz nach seiner Ankunft in Rom in einem Kreis katl1oliscl1er Gelehrter Auft1ahmc fand. Zu diesem gehörte unter anderem der lateinische Philologe Kaspar Schoppe, der 1598 zum Katholizismus konvertiert war. 1175 Von 1598 bis 1607 hielt sich Schoppe, der bevorzugt zwischen Papst und Protestanten vermittelte, in Rom auf. 1176 Er pflegte dort Kontakt zu zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten, darunter Kardinal Cesare Baronio und Philipp Rubens, dem Bruder des Malers Peter Paul Rubens. Als einer seiner engsten Freunde galt jedoch der Arzt und Botaniker Johannes Faber aus Bamberg.1177 Dieser fungierte sogar als Elsheimers Trauzeuge. 1178 1175
1176 1177
11 78
Vgl. Jaitner, K.: Kaspar Schoppe. Autobiographische Texte und Briefe, Bd. 1., Hrsg. von der Komission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 2004, S. 32. Vgl. ebenda, S. 43. VgJ. ebenda, S. 275: Im Jahr 1599: "Enge Gemeinschaft pflegte ich(. .. ), und mit Johannes Faber, einem Arzt aus Bamberg, für dem ich vom Papst eine Stelle am Heilig-GeistKrankenhaus, dem berühmtesten ganz Italiens, die Aufsicht über den päpstlichen Garten und schließlich eine Professur an der Universität Sapienzia erlangte.~~ Vgl. Andrews, K., a.a.O., 1985, Dokument 4.
lll. Erneuerung des Kreuzkults in Italien
283
Dass Elsheimers von einer Person aus diesem Kreis humanistisch gebildeter und in theologischen Themen bewanderter Gelehrter beraten wurde, ist daher mehr als nur wahrscheinlich. In Frage kommt vor allem Kaspar Schoppe selbst, der durch seine weitreichenden Kontakte vielleicht sogar den Auftraggeber vermittelte. Stilistisch schließt der Heiligkreuzaltar an die Gemälde "Der Heilige Laurentius vor seinem Martyrium" und "die Steinigung des Heiligen Stephanus" an, die Andrews relativ früh, um 1600/1601 und 1603/05 datiert. 1179 Auch die Tafeln der "Heiligen und Gestalten aus dem Alten und Neuen Testament// (um 1605) scheinen in zeitlicher Nähe des Heiligkreuzaltars entstanden zu sein. Eine Datierung des Kreuzaltars gegen Ende der ersten Hälfte von Elsheimers Romaufenthalt, etwa um 1605 I 06 ist daher durchaus wahrscheinlich. Elsheimers Kreuzaltar gelangte als Sammlerstück im Jahr 1619 in den Besitz des Großherzogs der Toskana. Für den Erwerb des Altars war in diesem Falle weniger die Frömmigkeit von Cosimo II. de'Medici ausschlaggebend, als Elsheimers Berühmtheit. Dennoch gehörte die Familie der Medici zu den maßgeblichen Förderem der nachtridentinischen Spiritualität in Florenz. Diese vertrat dort zunächst der Orden der Karmeliten, gefolgt von den Mitte des 16. Jahrhunderts erstmals in Florenz auftretenden Jesuiten und Oratorianem. 11 80 Die Theatiner errichteten dagegen erst ab dem Jahr 1592 einen Konvent in der Arnostadt. Einzelne Szenen von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" finden sich im Florenz des späten 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts eher selten. Umfangreiche Zyklen, wie sie etwa in der Toskana im späten 14. und im Verlauf des 15. Jahrhunderts vorkamen, entstanden in nachtridentinischer Zeit nicht mehr. Die wenigen Beispiele von "Kreuzauffindung" und "Kreuzerhöhung" stammen von Vertretern des florentinischen Barock und waren von hoher künstlerischer Qualität. So schuf beispielsweise der damals führende Maler in Florenz, Lodovico Cigoli, 1181 im Jahr 1594 ein Gemälde mit der Darstellung der "Kreuzerhöhung" (Abb. 75) für den Altar der Con-
11 ~
llMO
IIHl
Vgl. Andrews, K., a.a.O., 1985, 5. 25. Vgl. Adriani, M.: Firenze 5acra. Florenz 1990, 5. 199: "Ma sopratutto il "nuovo" della religione discende dalla comparsa e dal radicamento nella citta delle due "congregazioni" formatesi intomo alla meta del Cinquecento e presto conosciute a Firenze: La Compagnia di Gesu e I'Oratorio di San Filippo Neri." Cigoli war als Schüler von Alessandro Allori Begründer des toskanischen Barockstils. Vgl. Voss, H.: Die Malerei der Spätrenaissance in Rom und Florenz. Berlin 1920, 5. 7.
284
D. Ikonographie von Kreuzauffinduns und Kreuzerhöhung
fraternita della Croce o Crocetta der Weber- und Seidenzunft1182 in der Dominikanerkirche San Marco. 1183 Seit dem Umzug der Zunft nach Santa Maria Nuova ersetzt es eine Tafel von Cosimo Rosselli, die sich dort ursprünglich befand.ll84 Thema des Altarbildes ist die "Rückführung des Kreuzes durch Kaiser Heraklius". Barfuß und in ein braunes Bußgewand gekleidet, trägt der Herrscher das Christuskreuz auf seinen Schultern zurück nach Jerusalem. In seiner Begleitung befindet sich Bischof Zacharias, der ihm den Weg weist. Er hatte den Kaiser zur dargestellten christusgleichen Demut aufgefordert. Pointiert gibt Cigoli dabei den Kontrast zwischen demütigem Kaiser und modisch gekleidetem Pagen, der die Herrschaftsinsignien trägt, wieder. Zusätzlich erscheint in der oberen Bildhälfte ein aus den Wolken herannahender Engel. Im Gegensatz zu den mittelalterlichen Beispielen erscheint er nicht über oder im Tor zur Stadt Jersualem, sondern er befindet sich direkt über Bischof Zacharias, so als wolle er dessen Ermahnung unterstützen. Der Engel wird hierbei weder von Heraklius noch von der Bevölkerung bemerkt. Zudem führt er ein griechisches Doppelkreuz mit sich. 1185 Der Engel erscheint hier nicht als Mahner, sondern vielmehr als himmlischer Begleiter des Zacharias, der die Bedeutung dieses Ereignisses sowie die vorbildliche Tat des Kaisers hervorhebt. Die Anwesenheit Bischofs Zacharias anlässlich der "Rückführung des Kreuzes" weist darauf hin, dass unzweifelhaft eine andere Textquelle Vgl. Matteoli, A.: Lodovico Cardi-Cigoli. Pittore e Architetto. Fonti Biografiehe-Catatogo delle opere e documenti - Bibliografia - indid analitid. Pisa 1980, S. 190. Richa, G.: Notizie istoriche delle chiese fiorentine. Tomo 7. Florenz 1758, S. 139: "Ia Cappella vidna a questa, era della Compagnia de'Tessitori di seta, ... ". Baldinucd, F.: Delle Notizie de'Professori del Disegno, Tomo 9. Florenz 1711, S. 55: " ... nella Chiesa di S. Marco de'Frati Predicatori, ov' ~ Eraclio, portante Ia Croce a Gerusalemme, ... " Bocchi, F./Cinelli, G.: Le Bellezze della Citta di Firenze. Florenz 1677, S. 13: "Cappella de'Tessitori, Ia cui tavola ~ di mano di Lodovico Cardi da Cigoli celebre pittor fiorentino". 1183 Vgl. Paatz, W. I Paatz, E.: Die Kirchen von Florenz. Ein kunstgeschichtliches Handbuch. Bd. 3. Frankfurt/Main 1952, S. 30 und S. 64, Anm.123. Laut Paatz befand sich das Altarbild ursprünglich über dem ersten Altar des linken Seitenschiffes. Heute ist es über dem dritten Altar zu sehen. 11 ~ Follini, V./Rastrelli, M.: Firenze antica e modema illustrata, Tomo 8. Florenz 1791, S. 212 f.: "Ne viene Ia quinta Cappella, ehe era della Compagnia de"Tessitori di seta: prima si vedeva una tavola di Cosimo Rosselli, ma allorquando Ia Compagnia si trasferl da S. Maria Nuova, porto seco Ia tavola, e vi fu posta invece Ia presente, ehe ~ del Cigoli, e rappresenta r esaltazione della Santa Croce." us.o; In einer ersten Version des Themas aus demselben Jahr für den Konvent Santa Croce in Empoli beobachtet ein Engel das Geschehen von einer Wolkenbank aus. In seinen Händen hält er ebenfalls ein griechisches Kreuz. Auch in der Entwurfszeichnung für das Altarbild von San Marco besitzt der Engel dieses Kreuz. Vgl. Ausst.-Kat. Disegni di Lodovico Cigoli (1559-1613). Hrsg. von Chappel, M. L. Florenz 1992, S. 39-44. 1182
III. Erneuerung des Kreuzkults in Italien
285
als die "Legenda aurea" Verwendung fand. In Frage kommt daher mit großer Wahrscheinlichkeit, die 1568 publizierte, nachtridentinische Fassung des "Breviarium Roman um". Diese überliefert jedoch nicht die Erscheinung des Engels; dieser scheint vielmehr eine Hinzufügung Cigolis zu sein, die dem Geist der nachtridentinischen Spiritualität entspricht. Von einem Schüler Santi di Titos (1536-1603), Gregorio Pagani (1558-1601), stammt ein Altargemälde mit der Darstellung der "Kreuzprobe". 1592 hatte Pagani von Ciro Alidosi, Herr von Rio, den Auftrag erhalten, für dessen Privatkapelle in der Karmelitenkirche Santa Maria del Carmine ein Gemälde der "Kreuzauffindung" anzufertigen. 1186 Die Wahl des Themas steht dabei möglicherweise in enger Beziehung zu dessen Gemahlin. Alidosi war mit der Spanierin Elena de Mendoza verheiratet, einer Ehrendame von Eleonora de Toledo 1187 und Verwandte Kardinal de Mendozas, deren Wappen am Altar gleichfalls zu sehen war. 1188 Neben der Verwandtschaft zum ehemaligen Titelkardinal von Santa Croce in Gerusalemme, in dessen Amtszeit die Auffindung des Titulus und die Entstehung des Apsisfreskos fielen, spielte sicherlich auch eine Rolle, dass die Kaisermutter Namenspatroninder Spanierin war. Ein weiterer, bedeutender Grund für die Wahl des Themas bildete zweifellos der Umstand, dass der Altar der Heiligen Helena geweiht war. 1189 Die "Kreuzauffindung" für SantaMariadel Carmine galt als Paganis Meisterwerk und wird in seiner Art der Darstellung als vorbildlich für die Schilderung der "Kreuzprobe" in Florenz bezeichnet. 11 90 1771 wurde das Altarbild jedoch Opfer des großen Kirchenbrandes von SantaMariadel Carmine. Es ist daher nur durch Kopien in der Form 1186
1187 11 88
11 89 1190
Vgl. Berti, L. (Hrsg.): La Chiesa SantaMariadel Carmine a Firenze. Florenz 1992,5. 138 und Thiem, C.: Gregorio Pagani. Ein Wegbereiter der Florentiner Barockmalerei. Stuttgart 1970, 5. 17. Vgl. Caro, G. de: Alidosi, Ciro.ln: DBI, Bd. 2 (1969), 5. 372. Vgl. Thiem, G., a.a.O., 5. 62 und Richa, G., a.a.O., Tomo 10, 5. 27: "Un' Arme quivi vedesi, Ia quale e de'Mendozzi Spagnuoli; stante cM Ia moglie di Ciro Alidosi era Elena Mendozza." Vgl. Paatz, W./Paatz, E., a.a.O., Bd. 3, 5. 277, Anm.142. Das Altarbild befand sich ursprünglich auf dem siebten Altar der linken Seite des Langhauses. Vgl. Voss, H., a.a.O., 5. 395 und Thiem, C., a.a.O., 5. 62. Da Pagani sich auf einem Selbstbildnis mit diesem Gemälde darstellte, nimmt Thiem an, dass auch Pagani selbst es für sein Hauptwerk hielt. Das Gemälde wird auch von Baldinucd sehr gelobt. Vgl. Baldinucd, F., a.a.O., Tomo 8, 5. 51 f.: Egli s'applico a fame gli studj con affetto straordinario, ed anche fecene i modelli e t• cartone, e Einalmente condusse Ia bellissima tavola, ehe oggi vi si vede d' ottimo disegno, di grande, e maestosa maniera, ben accordata, e di vaghissimo colorito: ... " Follini, V./Rastrelli, M., a.a.O., Tomo 8, 5.68: "Veniva l'altra Cappella con Ia rarissima tavola di Goro Pagano ehe disgraziatamente si perse nell'incendio: questa era una Pittura ehe in Ia cedeva a quante trovavansi in Firenze."
286
D. Ikonographie von Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung
von Stichen und Zeichnungen überliefert. 1191 Nach der von Thiem publizierten quadrierten Vorzeichnung 1192 (Abb. 76) muss es sich bei der zerstörten "Kreuzprobe" Paganis um eine außerordentlich dramatische und ausdrucksstarke Komposition gehandelt haben. 1193 Nach der Berührung durch das wahre Kreuz Christi richtet sich die von ihrer Krankheit Geheilte von der diagonal in den Bildraum gestellten Bahre, hinter der sich eine Säule erhebt, auf. Ihr zu Füßen kniet die Kaisermutter Helena mit ausgebreiteten Armen. Gleichzeitig segnet Bischof Makarius die von ihrer Krankheit Auferstandene. Zusätzlich errichtet ein Helfer, der als dynamisch bewegte Rückenfigur zu sehen ist, das Kreuz am rechten Bildrand, das mit dem aufrecht stehenden Kreuz des linken Bildrands korrespondiert. Die Komposition ist nach dem Vorbild Santi di Titos nahezu symmetrisch gestaltet. Die Rückenfigur des Helfers scheint dagegen von Federico Zuccari angeregt worden zu sein. Das Pathos der Gesten wurde erheblich gesteigert. Anlässlich der "Kreuzprobe" kommt dem Motiv der zu beiden Seiten der Bahre errichteten Kreuze große Bedeutung zu: sie symbolisieren den Sieg des wahren Glaubens. Als literarische Quelle kommen, aufgrund der Anwesenheit des segnenden Bischof Makarius, die lateinische Kirchengeschichte des Rufin oder die griechischen Kirchengeschichten des Sozomenus,l194 Theodoret11 95 oder Sokrates 1196 in Frage. Da die nachtridentinische, 1568 publizierte Ausgabe des "Breviarium Romanum" ebenfalls die "Kreuzauffindung" mit Unterstützung von Bischof Makarius an einer sterbenden Frau überliefert, ist anzunehmen, dass sie für die Darstellung der "Kreuzprobe" Paganis hinzu gezogen wurde. Auch die Franziskanerkirche Santa Croce, in deren Hauptchor sich der Heiligkreuzlegendenzyklus Agnolo Gaddis befindet, besitzt in einer der Chorkapellen ein Altargemälde mit der Wiedergabe der "Kreuzprobe" (Abb. 77). Es stammt von einem Schüler Lodovico Cigolis, Giovanni Bilivert (1576-1644). 1197 1191
1192
1193
11 9-1 1195 1196
lls 18. JahrhundE>rts. RE>gensburg 1965, S. 68 f.; Harbeck, A.: Die Fresken von Januarius Zick in Wiblingen und die Problematik illusionistischer Deckengestaltung. Inaugural Diss. München 1966; Spahr, G.: Oberschwäbische Barockstraße li: Wangen bis Ulm-Wiblingen. Weingarten 1978, S.236 f.; Kessler-Wetzig, 1.: Januarius Zick in Wiblingen (1778-1783). In: Kloster Wiblingen. Beiträge zur Geschichte und Kunstgeschichte des ehemaligen Benediktinerstifts. Ulm 1993 S. 39-66; Ausst.-Kat. Januarius Zick und sein Wirken in Oberschwaben. Hrsg. von Reinhardt, B., Ulmer Museum. München 1993, S. 12 f., 36 f., 134-138; Lieb, N.: Barockkirchen zwischen Donau und Alpen. München 19945, S. 138-148; Straßer, J.: Januarius Zick 1730-1797 Gemälde Graphik Fresken. Weißenhorn 1997, S. 61 ff.; Beck, 0./Buck, I.M.: Oberschwäbische Barockstrasse: Reisebegleiter und Künstlerverzeichnis; Schwäbisches Oberland, Bayerisch Schwaben, Bodenseegebiet, Nordostschweiz, Vorarlberg. Regensburg 19976; S. 53 f.; Dehio, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Baden Württemberg II. München, Berlin 1997, S. 784-787; Münch, 1.: Kloster Wiblingen. Hrsg. von Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. München, Berlin 1999, S. 33-47.
Szenenabfolge der zyklischen Beispiele
381
Szenenabfolge der zyklischen Beispiele 1. Kreuzauffindung
A. Kaiser Konstantin Traum Bekehr Taufe durch ung Silvester Kat.Nr. 1: Liesbom: Kreuzaltar Kat.Nr. 2: Nümberg: Kaiserfenster
Kreuz- Sieg Trivision Milv- umph ische Brücke
X
X
X
X
Kat.Nr. 7: Augsburg, Basili katafel
X
Kat.Nr.9: B. Strigel: Kreuzaltar
X
X
X
Kat.Nr.13:
J. V. ScoreI.
Über- Tod gabe Kreuzreli quie
X
Kat.Nr.S: Roth: X Kreuzaltar
Kat.Nr. 10: Fresken: Duttenberg
Schlüsseiübergabe
X
X
382
Anhang
Kreuz-
altar Kat.Nr.lS: A.
Riccio: BronzeTafeln Kat.Nr.20: Ferrara: Fresken Kat.Nr.22: 5. Gaetanoe Micheie GemäldE Kat.Nr.24: G.A/ G.B Carloni, Mailand: Fresken
IX
X
~
X
IX
X
X
Kat.Nr.25: LonginusKapelle: Fresken Kat.Nr.29: Marktober dorf: Fresken Kat.Nr.31: Landsberg: Fresken
X
X
IX
X
IX
Szenenabfolge der zyklischen Beispiele
383
B. Kreuzauffindung Disputation mit Juden
Verhör des Judas
Kreuzauffindung
Kat.-Nr. 1: Liesbom: Kreuzaltar Kat.-Nr. 2: Nümberg: Kaisedens
Kreuzprobe
VISion Helenas
Zerteilungdes Kreuzes
Kreuzverehrung
X
X
~r
X
Kat.-Nr. 3: Wolgemut: Katharine11 altar
X
Kat.-Nr. 4: Schwabach Kreuzaltar
X
Kat.-Nr. 5: Roth: Kreuzaltar
X
Kat.-Nr. 6: Nümberg: Altarflügel
X
Kat.-Nr. 7: Augsbwg Basilikatafel X
X
Kat.-Nr. 8: T. Burgkmair: Kreuzaltar X
X
Kat.-Nr. 9: B. Strigel: Altartafeln
X
X
Kat.-Nr. 10 Duttenberg: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 11 B. Bruyn d.Ä.: Altartafel
X
Kat.-Nr. 12 B. Bruyn
X
X
Anhang
384 d. Ä.: Altar Xanten X
X
Kat.Nr.13: J. v. ScoreI: Kreuzaltar
X
X
Kat.-Nr. 14: Cimada Conegliano: Kreuzaltar X
X
X
tafeln
X
X
Kat.-Nr. 16: Antoniazzo Romano: Apsisfresko
X
X
X
X X
Kat.-Nr. 15: A. Riccio:
Bronze-
Kat.-Nr. 17: HelenakapeHe A. Mosaiken B. Fresken C. Altarbilder
X
X X
X X
X
Kat.-Nr. 19: SS. Crocifisso: Freskenzyklus
X
X
Kat.-Nr. 20: Ferrara: Freskenzyklus
X
X
Kat.-Nr. 21: A. Eisheimer: Kreuzaltar
X
X
Kat.-Nr. 22: S. Gaetano e Michele: Gemäldezy klus
X
X
X
X
X
Szenenabfolge der zyklischen Beispiele Kat.-Nr. 23: Palma il Giovane: Gemäldezyklus Kat.-Nr. 24: G.B/G.A. Carloni, Mailand: Freskenzyklus Kat.-Nr. 25: Abbatini: LonginusKapelle: B. Freskenzyklus C. Altarmosaik
385
X
X
X
X
X X
Kat.-Nr. 26: Petervan Linth: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 27: Johann Hiebel: Deckenfresko Raststatt
X
Kat.-Nr. 28: Bergmüller, Augsburg: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 29: Marktoberdorf: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 30: Biberbach: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 31: Landsberg: Freskenzy klus
X
X
X
Anhang
386
Kat.-Nr. 32: Bergen: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 33: Loh: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 34: Wiblingen: Freskenzyklus
X
2. Kreuzerhöhung Kampf Heraklius/ Siroe Kat.-Nr. 13: Liesborn: Kreuzaltar
Enthauptung Chosroe
Engelsvision
X
Kat.-Nr. 2: Nümberg: Kaiserfenster X
Kreuzerhöhung
X
X
X
Kat.-Nr. 3: Nümberg: Katharinenaltar
X
X
Kat.-Nr. 4: Schwabach: Kreuzaltar
X
X
Kat.-Nr. 5: Roth: Kreuzaltar
X
X
Kat.-Nr. 6: Nümberg: Altarflügel
X
X
Kat.-Nr. 8: T. Burgkmair: Kreuzaltar
X
X
Kat.-Nr. 16: Antoniazzo
X
Kreuzerhöhung mit Zacharias
Szenenabfolge der zyklischen Beispiele Romano Apsisfresko
X
Kat.-Nr. 17: Helenakapelle: Mosaiken
X
387
X
X
Kat.-Nr. 18: Daniela da Volterra: Fresken
X
Kat.-Nr. 19: 55. Crocifisso: Freskenzyklus X
X
Kat.-Nr. 21: A. Elsheimer: Kreuzaltar
X
X
X
Kat.-Nr. 22: 5. Gaetanoe Michele: Gemäldezyklus
X
Kat.-Nr. 23: Palma il Giovane: Gemäldezyklus
X
Kat.-Nr. 24: G.B/G.A. Carloni, Mailand: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 25: Abbatini: LonginusKapelle Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 26: Petervan Linth: Freskenzyklus
X
Kat.-Nr. 27: Johann Hiebet: Deckenfresko Raststatt
X
388
Anhang
I con frutto il Giubileo nell'anno santo & le Indulgentie in ogni tempo & luogi. Venedig 1575.
4. Sekundärliteratur Abromson, Morton Colp: Painting in Rome during the Papacy of Clement VIII. A documented Study. New York, London 1981. Adam, Adolf I Berger, Rupert: Pastoralliturgisches Handlexikon. Freiburg, Basel, Wien 19946 • Adelmann, Graf Georg Sigmund: Die Kreuzkapelle bei Duttenberg und zur Geschichte des Heiligen Kreuzes. In: Nachrichtenblatt der Denkmalpflege Baden Württemberg, Jg. 3. Freiburg 1960, S. 5-9. Adriani, Maurilio: Firenze Sacra. Florenz 1990. Alberigo, Guiseppe (Hrsg.): Geschichte der Konzilien. Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II. Düsseldorf 1993. Andrews, Keith: Adam Elsheimer. Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Radierungen. München 1985. Andrews, Keith: Once more Elsheimer. In: Burlington Magazine 121. London 1979, S. 168-171.
Bibliographie
401
Andrews, Keith: Adam Elsheimer. Paintings-Drawings-Prints. Oxford 1977. Angeli, Diego: Le Chiese di Roma. Guida storica e artistica delle Basiliche, Chiese e Oratori della citta di Roma. Rom 1904. Antellini, Simona: Cappella di Sant'Elena. Restaurodel mosaico e degli affreschi della volta. In: Affanni, Anna Maria (Hrsg.): La Basilica di S. Coce in Gerusalemme a Roma: quando l'antico e futuro. Rom 1997, S. 127-140. Armellini, Mariano: Le Chiese di Roma. Dal secolo IV al XIX, Tomo Primo. Rom MCMXLII-XX. Aronberg Lavin, Marilyn: The place of narrative. Mural decoration in italian churches, 431-1600. Chicago, London 1990. Arslan, Wart: Palma Jacobo gen. il Giovane. In: ThB, Bd. 26 (1932), S. 176-178. Aschenbrenner, Thomas: Die tridentinischen Bildvorschriften. Eine Untersuchungen über ihren Sinn und ihre Bedeutung. Theol. Diss. (masch.). Freiburg 1925. Augsburger Stadtlexikon. Hrsg. von Gründsteudel, G./Hägele, G./Frankenberger, R. Augsburg 19982 • Augustijn, Comelis: Erasmus. In: TRE, Bd. 10 (1982), S. 1-18. Ausst-Kat.AndreaSacchi 1599-1661. Nettuno, ForteSangallo2000. Hrsg. v. Marzoli, V./ Strinati, C./ Barbiellini Amidei, R./ Caroni, L./Tempesta, C., Rom 1999. Ausst.-Kat. Rom in Bayern. Kunst und Spiritualität der ersten Jesuiten. Hrsg. von Baumstark, Reinhold, Bayerisches Nationalmuseum München. München 1997. Ausst.-Kat. Fiamminghi a Roma 1508-1608. Artisti dei Paesi Bassiedel principato di Liegi a Romaduranteil Rinascimento. Brüssel, Palais des Beaux-Arts; Rom, Palazzodelle Esposizioni. Brüssel1995 Ausst.-Kat. Januarius Zick und sein Wirken in Oberschwaben. Hrsg. von Reinhardt, Brigitte, Ulmer Museum. München 1993. Ausst.-Kat. Disegni di Lodovico Cigoli (1559-1613). Chappel, Miles L. (Hrsg.). Florenz 1992. Ausst.-Kat. Albrecht von Brandenburg. Kurfürst, Erzkanzler, Kardinal 1490-1545. Zum 500. Geburtstag eines Renaissancefürsten, hrsg. von Roland, Berthold, Landesmuseum Mainz. Mainz 1990. Ausst.-Kat. Kunst der Reformationszeit, hrsg. von den Staatlichen Museen zu Berlin. Berlin 1983. Ausst.-Kat. Jan van scorel in utrecht, Altarstukken en schilderijen omstreeks 1540 Documenten Technisch oderzoek, Central Museum Utrecht. Utrecht 1977. Ausst.-Kat. Mostra dei Restauri 1969, XIII. settimana di musei, aprile-maggio 1970, Palazzo Venezia. Rom 1970. Ausst.-Kat. Städelsches Kunstinstitut Frankfurt/Main: Adam Elsheimer. Werk. künstlerische Herkunft und Nachfolge. Frankfurt/Main 1967. Ausst.-Kat. Disegni del Vasari e della sua cerchia, hrsg. von P. Barocchi, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi XVII. Florenz 1964. Ausst.-Kat. Aus der Frühzeit der evangelischen Kirche. Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums zum Deutschen Evangelischen Kirchentag München 1959. Mit einer Einführung von Grote, Ludwig, Katalog bearbeitet von Röttgen, Herwarth, Nürnberg 1959. Avossa, Antonio D': Andrea Sacchi. Rom 1985.
402
Anhang
Badt, K.: Paolo Veronese. Köln 1991. Balis, Amout: Peter Paul Rubens. In: Ausst.-Kat. Fiamminghi a Roma 1508-1608. Artisti dei Paesi Bassi edel principato di Liegi a Roma durante il Rinascimento. Brüssel, Palais des Beaux-Arts; Rom, Palazzo delle Esposizioni. Brüssel 1995, s. 295. Banz, Claudia: Höfisches Mäzenatentum in Brüssel. Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle (1517-1586) und die Erzherzöge Albrecht (1559-1621) und Isabella (1566-1633). Berlin 2000. Barbiellini Amadei, Rosanna: Andrea Sacchi creato del Cardinal del Monte. In: Ausst.-Kat. Andrea Sacchi 1599-1661. Nettuno, Forte Sangallo 2000. Hrsg. von Marzoli, V./Strinati, C./Barbiellini Amidei, R./Caroni, L./Tempesta, C., Rom 1999,34-36. Barolsky, Paul. Daniela da Volterra. A Catalogue Raisonne. New York, London 1979. Bauer, Hermann IM ülbe, Wolf-Christian von der: Barocke Deckenmalerei in Süddeutschland. München, Berlin 2000. Bauer, Hermann/ Rupprecht, Bemhard: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, Bd. 1: Freistaat Bayern, Regierungsbezirke Oberbayern. Die Landkreise Landsberg am Lech, Starnberg, Weilheim-Schongau. München 1976. Bauer, Hermann: Der Himmel im Rokoko. Das Fresko im deutschen Kirchenraum des 18. Jahrhunderts. Regensburg 1965. Baumgart, Fritz: Pomerancio. In: TB, Bd. 27 (1933), S. 232-233. Baumstark, Reinhold: Katalognr. 129: Passionsaltar der Herzogin Renata von Bayern. In: Ausst.-Kat. Rom in Bayern. Kunst und Spiritualität der ersten Jesuiten. Hrsg. von Baumstark, Reinhold. Bayerisches Nationalmuseum München. München 1997, S. 437-443. Bautz, Michaela: VIRTUTES. Studien zu Funktion und Ikonographie der Tugenden im Mittelalter und im 16. JahrhundE'rt. Stuttgart, BE'rlin 1999.
Baxandall, Michael: Die Wirklichkeit der Bilder. Malerei und Erfahrung im Italien der Renaissance. Darmstadt 1999. Bayerische Staatsgemäldesammlungen (Hrsg.): Alte Pinakothek München. Ein Rundgang durch die Sammlung, München 1991. Beck, Otto/Buck, Ingeborg Maria: Oberschwäbische Barockstrasse: Reisebegleiter und Künstlerverzeichnis: Schwäbisches Oberland, Bayerisch Schwaben, Bodenseegebiet, Nordostschweiz, Vorarlberg. Regensburg 19976 • Bedini, D. Balduino: Le Reliquie della Passionedel Signore. Rom 19973. Benrath, Gustav Adolf: Ablass. In: TRE, Bd. 1 (1977), S. 347-364. Bentivoglio, Enzo/Valtieri, Simonetta: SantaMariadel Popolo. Rom 1976. Bemecker, Walther L.: Spanische Geschichte. Vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. München 1999. Berti, Luciano (Hrsg.): La Chiesa Santa Maria del Carmine a Firenze. Florenz 1992. Beissel, Stephan: Die Bauführung des Mittelalters. Studie über die Kirche des Hl. Viktor zu Xanten. Bau- Geldwerthund Arbeitslohn- Ausstattung. Neudruck der zweiten vermehrten Ausgabe von 1889. Osnabrück 1966. Betz, Gerhard: Der Nürnberger Michael Wolgemut (1434-1519) und seine Werkstatt. Ein Beitrag zur Geschichte der spätgotischen Malerei in Franken, Diss. masch. Freiburg im Breisgau 1955.
Bibliographie
403
Biberbach. Katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Jakobus, St. Laurentius und Heiliges Kreuz; aus Anlass der 300 jährigen Kirchweihe herausgegeben. Regensburg 1995. Biermann, Martin: Die Leichenreden des Ambrosius von Mailand. Rhetorik, Predigt, Politik. Stuttgart 1995. Bissinger, Albert F. X.: Die Frömmigkeit der Sibylla Augusta. In: Baden-Württemberg, Jg. 30, 1. Karlsruhe 1983, S. 30-31. Blaauw, Sible de: Jerusalem in Rome and the Cult of the Cross. In: Colella. R.L./Gill, M.J./Jenkens L.A. /Lamers,P. (Hrsg. ): Pratum Romanum. Richard Krautheimer zum 100. Geburtstag. Wiesbaden 1997, S. 55-73. Black, Christopher F.: Italian Confratemities in the sixteenth Century. New York u.a.1989. Bleckmann, Bruno: Konstantinder Große. Harnburg 1996. Bleicken, Jochen: Constantin der Große und die Christen. Überlegungen zur konstantinischen Wende. In: Historische Zeitschrift, Beihefte, hrsg. von Gall, Lothar, Bd. 15. München 1992. Bloch, Peter: Christus, Christusbild III. In: LCI, Bd. 1 (1968), S. 399-414. Blunt, Anthony: Kunsttheorien in Italien 1540-1600. München 1984. Bodart, Didier: Les Peintres des Pays-Bas meridionaux et de Ia principaute de Liege a Rome au XVIIe me siede, Bd. 1. Rome, Brüssel 1970. Böhm, Cordula: Die Reichsstadt Augsburg und Kaiser Maximilian I. Untersuchungen zum Beziehungsgeflecht zwischen Reichsstadt und Herrscher an der Wende zur Neuzeit. In: Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg. Hrsg. im Auftrag der Stadt Augsburg von W, Baer. Sigmaringen 1998. Böhrn, Cordula: Franz Georg Hermann. Der Deckenmaler des Allgäus im 18. Jahrhundert. Inaugural-Dissertation. München 1968. Boggero, Franco: Gli affreschi di Giovanni Battista Carlone nelle chiesa genovese di san Siro. Committenze, piano e tempi di lavoro. In: Studi di storia delle arti. Genua 1978-1979, S. 149-159. Borgehammar, Stephan: How the holy cross was found. From Event to medieval Legende. Stockholm 1991. Botteon, D. v./ Aliprandi. D. A.: Ricerche intomo alla vita e alle opere di Giarnbattista Cima. Conegliano 1893. Boucher, Bruce: Italian Baroque Sculpture. London 1998. Brandi, Karl: Kaiser Karl V. Werden und Schicksal einer Persönlichkeit und eines Weltreichs. München 19647 . Braun, Joseph: Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung, Bd. 1. München 1924. Braun, Wilhelm: Christoph Thomas Scheffler, ein Asamschüler. Beiträge zu seinem malerischen Werk. Stuttgart 1939. Brecht, Martin: Martin Luther. Bd. 1: Sein Weg zur Reformation 14lß-1521. Stuttgart 1981. Brouette, Emile: Devotio modema. In: TRE, Bd. 8 (1981), S. 605-609. Brunhölzl, Franz: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, Bd. 1: Von Cassidor bis zum Ausklang der Karolingischen Erneuerung. München 1975. Buchowiecki, Walther: Handbuch der Kirchen Roms. Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der christlichen Zeit bis zur Gegenwart, Bd. 1-4. Wien 1967-1997.
404
Anhang
Bühler, Pierre: Kreuz und Eschatologie. Eine Auseinandersetzung mit der politischen Theologie, im Anschluß an Luthers theologia crucis. Tübingen 1981. Buscaroli, Rezio: Melozzo da Forli. Nei Documenti, neUe Testimonianze dei Contemporanei e nella Bibliografia. Rom 1938. Bushart, Bruno/Rupprecht, Bemhard: Cosmas Damian Asam 1686-1739. Leben und Werk. München 1986. Bushart, Bruno: Das malerische Werk des Augsburger Kunst und Historienmalers Johann Wolfgang Baumgartner und seiner Fresken in Bergen. In: Kloster Bergen bei Neuburg und seine Fresken von Johann Wolfgang Baumgartner. In: Kunst in Bayern und Schwaben, Bd. 3. Weißenhorn 1981, S. 61-68. Busiri Vici, Andrea: Peter Hendrik e Giacomo van Lint. Tre pittori di Anversa del '600 e '700 lavorano a Roma. Rom 1987. Calenzio, Generoso: La vita e gli scritti del Cardinale Cesare Baronio della Congregazione dell'Oratorio. Rom 1907. Campenhausen, Hans Freiherr von: Zwingli und Luther zur Bilderfrage. In: Das Gottesbild im Abendland. In: Glauben und Forschung, hrsg. von G. Howe, Bd. 15. Witten, Berlin 1957. Capobianco, Fernanda: Bolgi, Andrea.ln: AKL, Bd. 12 (1996), S. 379. Cappelletti, Francesca: L' affresco nel catino absidiale di Santa Croce in Gerusalemme a Roma. La fonte iconografica, Ia committenza e Ia datazione. In: Storia dell' Arte 66. Rom 1989, S. 119-126. Caro, Gaspare de: Alidosi, Ciro. In: OBI, Bd. 2 (1969), S. 372-376. Caterina, Maria Clara de': SantaMariadel Popolo.ln: Roma Sacra, 1. Rom 1995, s. 12-28. Cavallaro, Anna: Antoniazzo Romano e gli Antoniazzeschi. Una generazione di pittori nella Roma del Quattrocento. Udine 1992. Cessi, Francesco: Andrea Briosco, detto il Riccio, Scultore (1470-1532). Trento 1965. Cessi, Franccsco: Vcncti alla Mostra dci Bronzctti italiani dcl Rinascimento in Fi-
renze.ln: Arte Veneta 16. Amsterdam 1962, S. 229-231. Chapeaurouge de, Donat: Einführung in die Geschichte der christlichen Symbole. Darmstadt 20014. Chiappini de Sorio, lleana: Cristoforo Roncalli detto il Pomerancio. In: 1 Pittori Bergamaschi, 11 Seicento l, Bergamo 1983. Chiesa di San Giovanni in Bragora arte e devozione. Ministeno per i Beni Culturali e Ambientali Soprintendenza ai Beni Artistici e Storici di Venezia Curia Patriarciale di Venezia. Testi di M. A. Chiari Moretto Weil/ C. Novello Terranova. Venedig 1994. Chini, Ezio: La Chiesa eil Convento dei Santi Micheie e Gaetano a Firenze. Florenz 1984. Christensen, Carl C.: Art and the Reformation in Gerrnany. Ohio 1979. Cian, Vittorio: 11 Cortegiano del Conte Baldesar Castiglione annotato e illustrato. Florenz 1894. Ciartoso, Maria: Note su Antoniazzo Romano. Degli Affreschi in Santa Croce in Gerusalemme e di due lmagini Votive. In: L' Arte 14. Mailand 1911, S. 42-52. Classen, Peter: Karl der Grosse, das Papsttum und Byzanz. Die Begründung des karolingischen Kaisertums. Nach dem Handexemplar des Verfassers hrsg. von H. Fuhrmann I C. Märtl. Sigmaringen 1988. Coletti, Luigi: Cima da Conegliano. Venedig 1959.
Bibliographie
405
Concina, Ennio: Kirchen in Venedig. Kunst und Geschichte. München 1996. Contini, Roberto: Bilivert, Giovanni. In: AKL, Bd. 11 (1995), S. 25-27. Contini, Roberto: Bilivert. Saggio di ricostruzione. Florenz 1985. Coppa, Simonetta: Antonio abate, chiesa di S. In: Dizionario della Chiesa ambrosiana, Vol. primo. Mailand 1987, S. 175-179. Coppa, Simonetta: L' Attivita milanese dei fratelli Carloni di Genova: Le "Storie della Croce" nella Chiesa Teatina di S. Antonio Abate. In: Accademia di San Carlo. Mailand 1978, S. 61-81. Cordaro, Michele: Circignani, Nicolo.ln: OBI, Bd. 25 (1981), S. 775-778. Coreth, Anna: Pielas Austriaca. Ursprung und Entwicklung barocker Frömmigkeit in ÖSterreich. München 1959. Crino, Anna Maria: An unpublished Document on the frame of Adam Elsheimer's Tabernacel. In: Burlington Magazine 107. London 1965, S. 575-576. Cristallini, Claudio/Noccioli, Marco: I "Libri delle case" di Roma. II Castato del Collegio Inglese (1630). Rom 1987. Da Alencon, P. Edoardo: La chiesa di S. Nicola, San Bonaventura, S. Croce dei Lucchesi. Rom 1908. Dacos, Nicole: Peter Paul Rubens. In: Borea, Evelina (Hrsg.): L'idea del Bello Viaggio per Roma nel Seicento con Giovan Pietro Bellori, Tomo II. Rom 2000, S. 289-290. Damiani Cabrini Laura: Carlone, Giovanni, Andrea. In: AKL, Bd. 16 (1997), S. 43S-439. Davidson, Bernice: Daniele da Volterra and the Orsini Chapel II. In: Burlington Magazine 109. London 1967, S. 553-561. Decot, Rolf: Zwischen Beharrung und Aufbruch. Kirche, Reich und Reformation zur Zeit Albrechts von Brandenburg (1490-1545). In: Ausst-Kat. Albrecht von Brandenburg. Kurfürst. Erzkanzler. Kardinal. Zum 500. Geburtstag eines Renaissancefürsten. Hrsg. von Berthold Roland. Landesmuseum Mainz. Mainz 1990. Deer, Josef: Der Kaiser und das Kreuz. In: Jb. des römisch-germanischen Zentralmuseums Mainz, 12. Jg. Mainz 1965, S. 167-180. Degl' Innocenti, Cristina: II Pomerancio, Nicolo Circignani. In: Collana "I Toscani". Florenz 1997. Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken: Die Regierungsgebiete Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken. München, Berlin 19992. Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern II: Niederbayern. München, Berlin 1988. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern 111: Schwaben. München, Berlin 1989. Dehio, Georg: Handbuch der Kunstdenkmäler. Bayern IV: München und Oberbayern. München. Berlin 1990. Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden Württemberg I: Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe. München, Berlin 1993. Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Baden Württemberg II. München, Berlin 1997. Delumeau, Jean M.: La confrerie romaine au XVI siede: I' arciconfraternita del SS. Crocifisso di San Marcello. In: Melanges d' Archeolgie et d'Historie. Paris 1951, s. 281-306.
406
Anhang
Diederich, Toni: Das Erzbistum Köln, Bd. 1: Von den Anfängen in der Römerzeit bis zum Ende des hohen Mittelalters. Köln 1994. Diedrich, Hans Heinrich: Die Fresken des Johann Georg Bergmiller. Ein Beitrag zur Augsburger Malerei des 18. Jahrhunderts mit 10 Figuren (Programmrekonstruktionen) und 171 Abbildungen. Inaugural-Dissertation. Mainz 1958159. Diemer, Peter I Diemer, Dorothea: Rezension: Löcher, Kurt: Barthel Beham. Ein Maler aus dem Dürerkreis. München, Berlin 1999. In: Kunstchronik Heft 7, Juli 2000. Hrsg. vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte. München 2000, S 315-320. Dietrich, Dagmar: Landsberg am Lech, Bd. 1: Einführung - Bauten in öffentlicher Hand. München, Berlin 1995. Dietrich, DagmariWeißhaar-Kiem, Heide (Hrsg.): Bd. 2: Sakralbauten der Altstadt. In: Neue Folge 3: Landsberg am Lech. In: Die Kunstdenkmäler von Bayern. München, Berlin 1987. Dietz, Josef: St. Helena in der rheinischen Überlieferung. In: Festschrift Matthias Zender. Studien zu Volkskultur, Sprache und Landesgeschichte. Hrsg. von Ennen, EdithiWiegelmann, Günter. Bonn 1972. S. 356-383. Dillis, Thomas Aquinas: Die Geschichte des Augustiner Chorherren-Stifts bei Hl. Kreuz zu Augsburg. Augsburg 1952. Dinkler. Erich I Erika Dinkler-von Schubert: Kreuz. In: LCI, Bd. 2 (1970), S. 562-590. Dinkler, Erich a: Das Kreuz als Siegeszeichen, In: Signum Crucis. Aufsätze zum neuen Testament und zur christlichen Archäologie. Tübingen 1967, S. 55-76. Dinkler, Erich b: Zur Geschichte des Kreuzsymbols. In: Signum Crucis. Aufsätze zum neuen Testament und zur christlichen Archäologie. Tübingen 1967, S. 1-25. Dölger, Franz Josef: Das Anhängerkreuzehen der hl. Makrina und ihr Ring mit dem KreuzpartikeL Ein Beitrag zur reHgiösPn Volkskunde des 4. Jahrhunderts nach der Vita Macrinae des Gregor von Nyssa. In: Antike und Christentum, Bd. 3. Münster 1932, S 81-116. Dombrowski, Daniel: Aggiunte aU' Attivita di Andrea Bolgi e revisione critica deiJe sue opere. In: Revista deii'Istituto Nazionale d' Archeologia e Storia dell' Arte, Serie 111, Anno XIX-XX, 1996-1997, S. 264-267. Donazzolo, Pietro: I Viaggiatori Veneti Minori. Studio Bio-Bibliografico. Rom 1927. D' Onofrio, Cesare: Gli Obelischi di Roma. Storia e Urbanistica di una Citta dall' eta antica al XX secolo. Rom 1992. Drabek, Anna Maria: Reisen und Reisezeremoniell der römisch-deutschen Herrscher im Spätmittelalter. Wien 1964. Drake, Harold A.: Eusebius on the True Cross. In: The Journal of Ecclesiastical History, Vol. 36. Cambridge 1985, S. 1-22. Drijvers, Jan Wilhelm: Helena Augusta. The mother of Constantine the Great and the Legend of her Finding of the True Cross. Leiden, New York, Kopenhagen, Köln 1992. Drobner, Hubertus R.: Lehrbuch der Patrologie. Freiburg, Basel, Wien 1994. Duchesne, Louis (Hrsg.): Liber pontificalis, Bd. 1. Paris 1886. Edelby, Neophytos: Liturgikon. Messbuch der byzantinischen Kirche. Recklinghausen 1967.
Bibliographie
407
Eitel-Porter, Rhoda: The Oratorio del SS. Crocifisso in Rome revisited. In: The Burlington Magazine 142. London 2000, S. 613--623. Enking, Ranka: Andrea Riccio und seine Quellen. In: Jb. der preussischen Kunstsammlungen, Bd. 62. Berlin 1941, S. 77-107. Epp, Sigrid: Konstantinszyklen in Rom. Die päpstliche Interpretation der Geschichte Konstantin des Großen bis zur Gegenreformation. In: Schriften aus dem Institut für Kunstgeschichte der Universität München, Bd. 36. München 1988. Epple, Alois: Die Fresken von Johann Georg Bergmüller in Katholisch Heilig Kreuz in Augsburg. In: Jb. des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte e. V., 28. Jg. Augsburg 1994, S. 301-318. Erbe, Michael: Die Habsburger 1493-1918. Eine Dynastie im Reich und Europa. Stuttgart, Berlin, Köln 2000. Eschenburg, Barbara: Altdorfers "Alexanderschlacht" und ihr Verhältnis zum Historienzyklus Wilhelms IV. In: Zeitschrift des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Bd. 33, Heft 1 I 4. Berlin 1980, S. 36-67. Esser, Saskia (Hrsg.): Leben und Werk der Markgräfin Franziska Sibylla Augusta. Eine Ausstellung der Stadt Raststatt anlässlich des 250. Todestages der badischen Markgräfin im Heimatmuseum und in der Pagodenburg. Raststatt 1983. Evers, Hans Gerhard: Rubens und sein Werk. Neue Forschungen. Brüssel 1964. Ewig, Eugen: Das Bild KaiserKonstantindes Großen in den ersten Jahrhunderten des abendländischen Mittelalters. In: Historisches Jb., Jg. 75. München, Freiburg 1956, S. 1-46. Faini, Fiametta: Matteo Rosselli Pittore. Tesi di laurea. Universita degli studi di Firenze. Faccolta di Lettere e Filosofia. Florenz 1965--1966. Faix, Gerhard: Gabriel Biel und die Brüder vom gemeinsamen Leben. Quellen und Untersuchungen zu Verfassung und Selbstverständnis des oberdeutschen Generalkapitels. Tübingen 1999. Falk, Tilmann: Notizen zur Augsburger Malerwerkstatt des Älteren Holbein. In: Zeitschrift des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Bd. 30. München 1976, s. 3-20. Faries, Molly A.: Underdrawings in the workshop production of Jan van Scorel - A study with infared reflectography. In: Nederlands kunsthistorisch Jaarboek 26. Utrecht 1975, S. 89-228. Faries, Molly A.: Jan van Scorel, additional Documents from the Church Records of Utrecht. In: Oud Holland, Jg. 85. Amsterdam 1970, S. 3-24. Feulner, Adolf: Christian Wink (173~1797). Der Ausgang der kirchlichen Rokokomalerei in Südbayem.lnaugural-Dissertation. München 1911. Fioravanti, Anna Maria: Le Storie di Cristo di Nicolo Roselli per Ia Chiesa di San Cristoforo alla Certosa a Ferrara. In: Venturi, Gianni (Hrsg.): Torquato Tasso e Ia Cultura estense, Bd. 2. Ferrara 1999, S. 669-681. Fioravanti Baraldi, Anna Maria: II contributo della Confratemita dell'Oratorio dell'Orazione e Morte alla cultura figurativa ferrarese del secondo Cinquecento: l'Oratorio dell' Annunziata. In: Bentini, J./Spezzaferro, L. (Hrsg.): L'imprese di Alfonso II. Saggi e documenti sulla produzione artistica a Ferrara nel secundo Cinquecento,. Bologna 1987, S. 259-278. Fiorio, Maria Teresa (Hrsg.): Le chiese di Milano. Mailand 1985. Firmenich-Richartz: Bruyn, Bartholomäus I. In: ThB, Bd. 5 (1911), S. 154-158.
408
Anhang
Förster, Otto Helmut: Meisterwerke der alten Kölner Malerschule im Wallraf-Richartz-Museum 1440-1550. Köln 1964. Forcella, Vincenzo: Iscrizioni delle Chiese e d'altri Edifici di Roma dal secolo XI fino ai giomi nostri, Vol. 8. Rom 1876. Fraguito, Gigliola: Carvajal, Bemardino Lopez de.ln: OBI, Bd. 21 (1978), S. 28-34. Franzen, August: Kleine Kirchengeschichte. Hrsg. von Bäumer, R. Freiburg 2(){)(}c;. Franzoi, UmbertoiDi Stefano, Dina: Le Chiese dei Venezia. Venedig 1976. Freiberg, Jack: In the Sign of the Cross. The Image of Constantine in the Art of Counter-Reformation Rome. In: Monarca della pittura: Piero della Francesca and his legacy. In: Aronberg Lavin, M. (Hrsg.): Studies in the History of Art 48. Washington 1995. S. 67-82. Freiberg, Jack: The Lateran in 1600. Christian Concord in Counter-Reformation Rome. Cambridge 1995. Frenzel, Gottfried a: Die Instandsetzung des Kaiser- und des Rietedensters aus der Lorenzkirche zu Nümberg. In: Mitteilungsblatt des Vereins zur Wiederherstellung der Lorenzkirche in N ümberg N r 9, Juli 1968. N ümberg 1968. Frenzel, Gottfried b: Die Farbverglasung von St. Lorenz Nümberg. Augsburg 1968. Frenzel. Ursula: Michael Wolgemuts Tätigkeit für die Nürnberger Glasmalerei. Dargestellt an der Bildnisscheibe des Dr. Lorenz Rucher von 1485. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums Nümberg. Nümberg 1970, S. 27-46. Freund, Lothar: Studien zur Bildgeschichte der Sybillen in der neueren Kunst. Diss. Harnburg 1936. Friedländer, Max J: Von van Eyck bis Bruegel. Studien zur Geschichte der niederländischen Malerei. (Nachdruck) FrankfurtiMain 1986. Friedländer, Max J.: Die frühen niederländischen Maler von van Eyck bis Bruegel. Köln 1965. Friedländer, Max, J.: Die Altniederländische Malerei, Bd. 12: Pieter Coeck van Aclst, Jan van Score!. Leiden 1935. Froese, W. I Walter, M. (Hrsg.): Der Türkenlouis. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und seine Zeit. Gemsbach 2005. Frolow, A.: La Reliquie de Ia vraie Criox. Recherehes sur le developpement d'un culte. Paris 1961. Frolow, A.: La vraie croix et les expeditions d'Heraclius en Perse. In: Revue des Etudes Byzantines, 11. Paris 1953, S. 88-105. Fromme}, Christoph Luitpold: Baldassare Peruzzi als Maler und Zeichner. In: Beiheft Römisches Jb. für Kunstgeschichte, Bd. 11. Rom 1967 I 68. Fuchs, Franz: Exequien für die Kaiserin Eleonore (t1467) in Augsburg und Nümberg. In: Heinig, P.J. (Hrsg.): Kaiser Friedrich III. (1440-1493) in seiner Zeit. Studien aniäßlich des 500. Todestagesam 19. August 149311993. Köln, Wien 1993, s. 447-466. Funk, Veit: Glasfensterkunst in St. Lorenz, Nümberg. Michael Wolgemut, Peter Hemmel von Andlau, Hans Baidung Grien, Albrecht Dürer. Nümberg 1995. Furlani, Silvio: Lippomano. In: Enddopedia Cattolica, Bd. 7. Florenz 1949, S. 1408-1409. Gärtner, Magdalene: Römische Basiliken in Augsburg. Nonnenfrömmigkeit und Malerei um 1500. In: Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. 23. Augsburg 2002. Galenzio, Generoso: La vita e gli scritti del Cardinale Cesare Baronio. Rom 1907.
Bibliographie
409
Gallo, Rudolfo: II Tesoro di S. Marco e Ia sua storia. Venezia, Rom 1967. Gallo, Rudolfo: La Chiesa di Sant'Elena. Venedig 1926. Ganzer, Klaus: Martin Luther und die Reformation in Deutschland. In: Ausst.Kat. Hochrenaissance im Vatikan. Kunst und Kultur im Rom der Päpste 1503-1534. Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1999, S. 77--82. Gardner von Teuffel, Christa: Light on the Cross: Cardinal Pedro Gonzalez de Mendoza & Antoniazzo Romano in Sta. Croce in Gerusalemme, Rome. In: Coming about...A Festschrift für john Shearman. Cambridge, Massachusetts 2001, s. 49-55. Gayer, K.: Der Türkenlouis und der Dank des Hauses Habsburg.ln: Baden-Württemberg, Jg. 30, 1. Karlsruhe 1983, S. 10-12. Gealt, Adelheid M.: Painting of the golden Age. A biographical Dictionary of the Seventeenth Century Painters. London 1993. Geißler-Petermann, Annette: Baumgartner, johann Wolfgang. In: AKL, Bd. 7 (1993), s. 614-616. Gigli, Laura: San Marcello al Corso. Rom 1996. Gier, Helmut/Schwarz, Reinhold (Hrsg.): Reformation und Reichsstadt- Luther in Augsburg. Augsburg 1996. Gill, Meredith j.: Antoniazzo Romano and the Recovery of Jerusalem in late Fifteenth-Century Rome. In: Storia dell' Arte 83. Rom 1995, S. 28-47. Ginzburg, Carlo: Erkundungen über Piero. Piero della Francesca, ein Maler der frühen Renaissance. Aus dem Italienischen von K. F. Hauber. Mit einer Einführung von M. Warnke, Berlin 1981. Giovannetti, Alessandra: Francesco Morandini detto il Poppi. Florenz 1995. Goldberg, Gisela: Zum Zyklus der Augsburger Basilikabilder und zur Existenz von Stellvertreterstätten römischer Hauptkirchen. In: Bayerisches jb. für Volkskunde 1986/87. Volkach/Main 1986, S. 65-75. Goldberg, Gisela: Peregrinatio, quam vocant Romana. Miscellanea zu Stellvertreterstätten römischer Hauptk.irchen.ln: Kriss Rettenbeck, Lenz/Möhler, G. (Hrsg.): Wallfahrt kennt keine Genzen. Themen zu einer Ausstellung des bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert Stifter Vereins München, München, Zürich 1984, S. 346-351. Goldberg, Gisela: Die Alexanderschlacht und die Historienbilder des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. und seiner Gemahlin jacobaea für die Münchner Residenz. Hrsg. Bayerische Staatsgemäldesammlungen München. München 1983. Gombosi, G.: Palma, jacobo, gen. Palma (il) Vecchio. In: ThB, Bd. 26 (1932), S. 1n-116.
Gould, Cecil: National Gallery Catalogues. The sixteenth-century venetian school. London 1959. Greiselmayer, Volkmar: Die Historienbilder Herzog Wilhelms IV. von Bayern und seiner Gemahlin Jacobäa. Versuch einer Interpretation. Berlin 1996. Grimme, Ernst Günther: NOVUS CONSTANTINUS. Die GestaltKonstantindes Großen in der imperialen Kunst der mittelalterlichen Kaiserzeit In: Aachener Kunstblätter, Heft 22. Aachen 1961, S. 7-20. Grimminger, Christina: Pfarr- und Wallfahrtskirche Hl. Kreuz in Bergen. Regensburg 19993. Grote, Udo: Der Schatz von St. Viktor. Mittelalterliche Kostbarkeiten aus dem Xantner Dom. Regensburg 1998.
410
Anhang
Grummel, V.: La Reposition de Ia vraie Croix a Jerusalem par Heraclius. Le Jour et L' Annee. In: Byzantinische Forschungen, hrsg. von A.M. Hakkert und P. Wirth, Bd. 1. Amsterdam 1966, S. 139-149. Grundmann, H.: Kreuzzüge. In: Galling, K. (Hrsg.): Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 4. Bd. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage. Tübingen 1960, S. 54-59. Guarino, Sergio: Rubens a Roma: i lavori per S. Croce in Gerusalemme e S. Maria in Vallicella. In: Rubens a Roma. Rom 1990. H.-M., M: Bergmüller, Johann, Georg. In: AKL, Bd. 9 (1994), S. 417--418. Haas, W.: Die mittelalterliche Altaranordnung in der Nürnberger Lorenzkirche. In: 500 Jahre Hallenchor St. Lorenz zu Nürnberg 1477-1977, Nürnberger Forschungen, Bd. 20. Nürnberg 1977. Hadeln, Detlev von: Cima da Conegliano. In: ThB, Bd. 6 (1921), S. 593-596. Haggenmüller, Martina: Als Pilger nach Rom. Studien zur Romwallfahrt aus der Diözese Augsburg von den Anfängen bis 1900. Augsburg 1993. Hamann, Brigitte (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien 19882•
Hammacher, Bärbel: Entwurf und Ausführung in der süddeutschen Freskomalerei des 18. Jahrhunderts. München 1987. Hamm, Ulrich: Zosimus, Historiker. In: LACL (1998), S. 637. Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg, von H. Jedin, Bd. III-IV. Freiburg, Basel, Wien 19852. Harasimowicz, Jan: Kunst als Glaubensbekenntnis. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte der Reformationszeit In: Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bd. 359. Baden-Baden 1996. Harbeck, Alois: Die Fresken von Januarius Zick in Wiblingen und die Problematik illusionistischer Deckengestaltung. Inaugural-Dissertation München 1966. Haskell, Francis: Maler und Auftraggeber. Kunst und Gesellschaft im italienischen Barock. Köln 19R02. Haupt, Georg: Die Reichsinsignien: Ihre Geschichte und ihre Bedeutung. Leipzig 1939. Hausberger, Karl: Hagiographie II. In: TRE, Bd. 14 (1985), S. 365--371. Hebenstreit-Wilfert, Hildegard: Wunder und Legende. Studien zu Leben und Werk von Laurentius Surius (1522-1578), insbesondere zu seiner Sammlung "De Probatis Sanctorurn historiis." Diss. Tübingen 1975. Hecht, Christian: Katholische Bildertheologie im Zeitalter von Gegenreformation und Barock. Studien zu Traktaten von Johannes Molanus, Gabriete Paleotti und anderen Autoren. Berlin 1997. Hedberg, Gregory Scott: Antoniazzo Romano and his school, 2. Vol. Ph. D. thesis. New York University 1980. Heid, Stefan: Die gute Absicht im Schweigen Eusebs über die Kreuzauffindung. In: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Bd. 96, Heft 1-2. Rom, Freiburg, Wien 2001, S. 37-56. Heid, Stefan: Der Ursprung der Helenalegende im Pilgerbetrieb Jerusalems. In: Jb. für Antike und Christentum, Jg. 32. Münster 1989, S. 41-71. Heimbucher, Max: Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 2. Paderbom, München, Wien 1980. Henneberg, Josefine von: Elsheimer and Rubens: a link in early 17th century Rome. In: Storia dell' Arte 95. Rom 1995, S. 35--44.
Bibliographie
411
Henneberg, Josefine von: L'Oratorio dell' Arciconfratemita del Santissimo Crocifisso di San Marcello. Rom 1974. Henneberg, Josefine von: An early work by Giacomo della Porta: The Oratory del Santissimo Crocifisso di San Marcello in Rome. In: The Art Bulletin 52. New York 1970, S. 157-171. Henning, Andreas: Die Physiognomie der Inspiration, Vision und Anbetung. Ausst.Kat. "Der himmelnde Blick". Zur Geschichte eines Bildmotivs von Raffael bis Rotari. Hrsg. von Henning, A.IWeber, G. J. M. Dresden 1998, S. 17-28. Her klotz, Ingo: Historia sacra und mittelalterliche Kunst. In: Baronio e I' arte. Atti del Convegno internazionale di Studi, hrsg. von R. de Maio, u.a. Sora 1985, s. 21-74. Heydenreuter, Reinhard: Marktoberdorf: Kurfürstlicher Sommersitz im Ostallgäu. Hrsg. von Konrad Ackermann und Manfred Pix im Auftrag des Bayerischen Sparkassen- und Giroverbandes. Stuttgart 1997, S. 2fr27. Hippler, Christiane: Die Reise nach Jerusalem. Untersuchungen zu den Quellen, zum Inhalt und zur literarischen Struktur der Pilgerberichte des Spätmittelalters. FrankfurtiMain, Bern, New York 1987. Hirst, Michael: Daniela da Volterra and the Orsini Chapell. Chronology and the Altarpiece. In: Hurlington Magazine 108. London 1967, S. 498-509. Höper, Corinna: "Mein lieber Freund und Kupferstecher": Raffael in der Druckgraphik des 16. bis 19. Jahrhunderts. In: Ausst.-Kat. Raffael und die Folgen. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner graphischen Reproduzierbarkeit. Hrsg. von Corinna Höper I Wolfgang Brückle I Udo Felbinger. Ostfildem-Ruit 2001, S. 51-119. Hoffmann, Johannes: Kaiserin Helena - christliche Mitgestalterin eines neuen Zeitalters. In: Eichstälter Hochschulreden 94. Eichstätt 1995, S. 5-18. Holder, Alfred: Inventio Sanctae Crucis. Leipzig 1889. Holl, Oskar: Handgebärden. In: LCI, Bd. 2 (1970), S. 214-216. Holistein ·s Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woddcuts 1450-1700, Vol. XLIV: Maarten de Vos. Text, Plates, Part II. Rotterdam 1996. Holt, Paul: Laurentius Surius und die kirchliche Erneuerung im 16. Jahrhundert. In: Jb. des Kölnischen Geschichtsvereins e.V. 617. Köln 1925, S. 52-84. Holt, Paul: Die Sammlung von Heiligenleben des Laurentius Surius. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Bd. 44. Berlin 1922, s. 341-364. Hoogewerff, Godefridus J.: De Noord-Nederlandsche Schilderkunst, 4. Bd. S. Gravenhagen 1941-1942. Hoogewerff, Godefridus J.: Scorel. In: ThB, Bd. 30 (1936), S. 401-404. Hoogewerff, Godefridus J.: Jan van Scorel. Peintre de Ia Renaissance Hollandaise. Le Haye 1923. Huemer, Frances: Rubens and the roman circle. Studies of the first decade. New York, London 1996. Huemer, Francis: Some observations of Rubens' Mantua Altarpiece. In: The Art Bulletin, Vol. 48. New York 1966, S. 84-85. Huizinga, Johan: Herbst des Mittelalters. Studien über Lebens- und Geistesformen des 14. und 15. Jahrhunderts in Frankreich und in den Niederlanden. Hrsg. von K. Köster. Stuttgart 1987. Humfrey, Peter: Cima da Conegliano. In: AKL, Bd. 19 (1998), S. 217-220. Humfrey, Peter: The Altarpiece in Renaissance Venice. New Haven, London 1993.
412
Anhang
Humfrey, Peter: The Venetian Altarpiece of the early Renaissance in the Light of the contemporary Business Practice. In: saggie e memorie di storia dell' Arte 15. Florenz 1986, S. 63-82. Humfrey, Peter: Cima da Conegliano. Cambridge 1983. Humfrey, Peter: Cima da Conegliano, Sebastiano Mariani and Alvise Vivarini at the East End of S. Giovanni in Bragora in Venice. In: The Art Bulletin, Vol. 62. New York 1980, S. 350-363. Imhoff, Christian von (Hrsg): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Nümberg 19892. Imorde, Joseph: Künstlerische Theorie und religiöse Praxis im römischen Frühbarock. In: Federico Zuccaro. Kunst zwischen Ideal und Reform. Hrsg. von T. Weddigen. Basel2000, S. 147-168. Imorde, Joseph: Dulciores sunt lacrimae orantium, quam gaudia theatorum. Zum Wechselverhältnis von Kunst von Kunst und Religion um 1600. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Bd. 63. München 2000, S. 1-14. Iserloh, Erwin: Die protestantische Reformation. In: Handbuch der Kirchengeschichte, Jedin, H. (Hrsg.): Bd. IV: Reformation, Katholische Reform und Gegenreformation von E. Iserloh/ J. Glazik/ H. Jedin. Freiburg, Basel, Wien 19853• Ivanoff,Nicola/Zampetti, Pietro: Giacomo Negretti detto Palma il Giovane. In: I Pittori Bergamaschi, II Cinquecento 111, Bergamo 1979. Bergamo 1979, S. 401-739. Jacks, Philip J.: Baronius and the Antiquities of Rome. In: Baronio e l'arte. Atti del Convengo intemazionale di Studi, hrsg. von R. de Maio, u.a. Sora 1985, S. 75-96. Jaffe, Michael: Rubens and Italy. Oxford 1977. Jaffe, Michael, Rubens and Italy, Part II: some rediscovered works of the first phase. In: Burlington Magazine 110. London 1968, S. 174-187. Jaitner, Klaus: Kaspar Schoppe. Autobiographische Texte und Briefe. Hrsg. von dt>r Komission für bayt>rische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 2 Bde. München 2004. Janowski, Hans Norbert (Hrsg.): Geert Grote, Thomas von Kempen und die Oevotio modema. Olten, Freiburg/Breisgau 1978. Janssen, Wilhelm: Das Erzbistum Köln, Bd. 2: Vom Spätmittelalter bis zum Kölnischen Krieg. Kehl am Rhein 1995. Jasbar, G./Treu, E.: Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600. Katalog des Ulmer Museums. Ulm 1981. Jaszai, Geza: Jerusalem, Himmlisches. In: LCI, Bd. 2 (1970), S. 394-399. Jedin, Hubert: Kardinal Caesar Baronius. Der Anfang der katholischen Kirchengeschichtsschreibung im 16. Jahrhundert. Münster 1978. Jedin, Hubert: Entstehung und Tragweite des Trienter Konzils. In: Theologische Quartalsschrift, 106. Jg. Rottenburg 1935, S. 143-187 und 403--423. Kahsnitz, Rainer: Schlacht bei Regensburg aus dem Kaiserfenster der Lorenzkirche. In: Ausst-Kat. Nümberg 1300-1530. Kunst der Gotik und der Renaissance. Germanisches Nationalmuseum Nümberg. München 1986, S. 176--177. Kalf, Jan. Oe Monumenten van Geschiedenis en Kunst in de Provincie Noordbrabant. Eerste Stuk: Oe Monumenten in de voormalige Baronie van Breda. Amheim 1973. Katalog der Lehrerbibliothek des Großherzoglichen Gymnasiums zu Rastatt. Rastalt 1898.
Bibliographie
413
Katalog Altdeutsche Gemälde. Staatsgalerie Augsburg. Städtische Kunstsammlungen, Bd. 1. Dritte von Gisela Goldberg überarbeitete Auflage. Hrsg. Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Augsburg 19883. Kauffmann, Hans: Giovanni Lorenzo Bemini. Die figürliche Komposition. Berlin 1970. Keil, Volkmar: Quellensammlung und Religionspolitik Konstantin des Großen. (Hrsg.) von V. Keil. Darmstadt 1995. Keller, Hiltgard L.: Reclams Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst. Stuttgart 1991 7• Kennedy, I. G.: Elsheimer: Two Predellas from the Frankfurt TabernaceI. In: Burlington Magazine 113. London 1971, S. 92-95. Kessler-Wetzig, Ingrid: Januarius Zick in Wiblingen (1778-1783). In: Kloster Wiblingen. Beiträge zur Geschichte und Kunstgeschichte des ehemaligen Benediktinerstifts. Ulm 1993, S. 39-66. Kirkendale, Warren: Emilio de'Cavalieri "Gentiluomo Romano". His Life and his Letters. His Role as Superintendent of all the Arts at the Medici Court and his musical Compositions. Florenz 2001. Kirsch, Johannes Peter: Die Stationskirchen des Missale Roman um. Mit einer Untersuchung über Ursprung und Entwicklung der liturgischen Stationsfeiern. Freiburg/Breisgau 1926. Kirwin, William Chandler: The Life and drawing style of Cristofano Roncalli. In: Paragone 335. Florenz 1978, S. 18-61. Kirwin, William Chandler: Christofano Roncalli. 1551-1626. An Exponent of the Proto-Baroque: His Activity through 1605, PH. D. Stanford University 1972. Kißling, Hans Joachim: Die Türkenfrage als europäisches Problem. In: Südostdeutsches Archiv, VII. Bd. München 1964, S. 39-57. Klein, Holger A.: Byzanz, der Westen und das , wahre Kreuz'. Die Geschichte einer Reliquie und ihrer künstlerischen Fassung in Byzanz und im Abendland. Wiesbaden 2004. Klein, Kurt (Hrsg.) in Gemeinschaft mit Gerhard Kübel, Julius Lincke u.a.: Die Wiedererstehung von St. Lorenz. Festschrift zur Wiedererrichtung des Hallenchorsvon St. Lorenz am TageSt. Laurentii 1952. Nürnberg 1952. Klein, Richard: Helena 11 (Kaiserin). In: RAC, Bd. 14 (1988), S. 355-375. Koch, Carl: Michael Wolgemut. In: Zeitschrift für bildende Kunst, 63. Jg. Leipzig 1929/39, s. 81-92.
Koch, Ernst: Das konfessionelle Zeitalter- Katholizismus, Luthertum, Calvinismus (1563-1675). In: Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen, hrsg. von U. Gäbler/G. Haendler/J. Rogge t. Leipzig 2000. Koch, Ludwig/Schneider, Burkhart: Ribadeneira, Pedro de. In: LTK, 8. Bd. (19632), s. 1281-1282.
König-Nordhoff, Ursula: Ignatius von Loyola. Studie zur Entwicklung einer neuen Heiligen-Ikonographie im Rahmen einer Kanonisationskampagne um 1600. Berlin 1982. Köpf, Ulrich a: Kreuz IV. In: TRE, Bd. 29 (1990), S. 732-761. Köpf, Ulrich b: Die Bilderfrage in der Reformationszeit In: Blätter für Württembergische Kirchengeschichte, 90. Jg. Stuttgart 1990, S. 38-64. Köpf, Ulrich c: Protestantismus und Heiligenverehrung. In: Dinzelbacher, P. I Bauer, D. R. (Hrsg.): Heiligenverehrung in Geschichte und Gegenwart. Ostfildern 1990, S. 320-344.
414
Anhang
Kötting, Bemhard: Hagiographie. In: LTK, Bd. 4 (1960), S. 1316-1321. Kohler, A.: Antihabsburgische Politik in der Epoche Karls V. Die Reichsständische Opposition gegen die Wahl Ferdinands I. zum römischen König und gegen die Anerkennung seines Königtums (1524-1534).ln: Schriftenreihe der historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Schrift 19. Göttingen 1982. Koller, Alexander: Lippomani.ln: LTK, Bd. 6 (1966), S. 950. Kollwitz, J.: Bild und Bildertheologie im Mittelalter. In: Das Gottesbild im Abendland, Glaube und Forschung, Bd. 15. Hrsg. von Howe, G. Witten, Berlin 1975, s. 18-37. Kraft, Heinrich: Einführung in die Patrologie. Darmstadt 1991. Kraft, Heinz: Kaiser Konstantins religiöse Entwicklung. In: Beiträge zur historischen Theologie, hrsg. von Ebeling, G., Bd. 20. Tübingen 1955. Kraus, Andreas: Die Verbreitung der Armales Ecclesiastici des Caesar Baronius im Kurfürstentum Bayern. In: Baronio storico e Ia Controriforma. Atti del Convegno intemazionale di studi, hrsg. von R. de Maio, u.a. Sora 1982, S. 633-657. Krautheimer, Richard: Early Christian and Byzantine Architecture. Harmondsworth 1965. Krautheimer, Richard: Corpus Basilicarum Christianorum Romae. Citt~ del Vaticano 1937. Kretschmayr, Heinrich: Geschichte von Venedig in drei Bänden, Bd. 2: Die Blüte. 2. Neudruck der Ausgabe Gotha 1920. Aalen 1986. Kretzenbacher, Leopold: Kreuzholzlegenden zwischen Byzanz und Abendland. Byzantinisch-griechische Kreuzholzlegenden vor und um Basileios Herakleios und ihr Fortleben im lateinischen Westen bis zum Zweiten Vatikanum. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften. Historisch-Philosophische Klasse. Sitzungsberichte, Jg. 1995, Heft 3, München 1995. Kross, Renate: Vom Umgang mit Reliquien. In: Omamenta Ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik, Bd. 3. Hrsg. A. Legner. Ausst-Kat. des S