Das neue Tor Der Kampf um das Hartmann Imperium – Eine Intrige des Bösen Von Mike Hard
© 2003
Ein leises Klacken war ...
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Das neue Tor Der Kampf um das Hartmann Imperium – Eine Intrige des Bösen Von Mike Hard
© 2003
Ein leises Klacken war zu vernehmen, als die Tür sich öffnete. Die Manipulation des Schlosses war erfolgreich verlaufen und der Zugang zu den benötigten Daten war frei. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes, als er den Raum betrat und die Tür leise hinter sich schloss. Einmal mehr verzog er verächtlich seinen Mund bei dem Gedanken an die primitive Technik, mit der die Gebäude, und sicher auch die Daten, hier verschlüsselt waren. Langsam und vorsichtig schritt er über den Teppichbezogenen Boden durch den engen Flur. Alle paar Meter zweigten einzelne Türen links und rechts ab. Büros für den Mitarbeiterstab der einzelnen Mitglieder. Ein Blick auf die Uhr ließ den Unbekannten seine Schritte beschleunigen. Die Gefahr einer Entdeckung wuchs von Minute zu Minute. Zwar war es kein Problem die Sicherheitsvorkehrungen zu überwinden, aber bei den Menschen im System, war er auf ihre Faulheit und Arroganz angewiesen. Ein zufriedenes Seufzen drang über seine Lippen, als eine weitere Tür links von ihm auftauchte. Sekunden später befand er sich bereits im Inneren des Büros. Ein leises Summen begleitete das Hochfahren des Rechners. Aus sicherer Quelle wusste er, dass alle notwendigen Daten nicht nur auf dem Hauptserver sondern auch auf dem Rechnersystem, das er gerade hochfuhr, gespeichert waren. Redundante Datensicherung. Die Verantwortlichen wussten sicher nicht einmal wie enorm wichtig die Informationen waren, die in wenigen Sekunden in seinen Besitz übergehen würden. Der Unbekannte benötigte zwei Minuten, um das primitive Betriebssystem zu knacken, das hier auf den meisten Rechnern des Landes installiert war. Aufatmend blickte er auf die Daten die sich vor ihm ausbreiteten. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet. Schon vor einigen Jahren hatte er seine Chance als vertan angesehen und war bereit gewesen, zu akzeptieren, dass er sein Ziel wohl nie erreichen werden könne. Doch nun hatte er eine zweite Chance. Das Unterwandern war lange und zeitaufwändig gewesen, doch der Erfolg gab seinem Vorhaben recht. Wenige Minuten später lag das Büro wieder so ruhig wie zuvor im Dunkeln der Nacht. Eine zufriedene Gestallt entfernte sich von dem Gebäude. In der Tasche eine Diskette, die Daten enthielt, die das Schicksal einer Welt verändern konnten. * Rom „Sie sollten sich zum jetzigen Zeitpunkt keine Sorgen machen. Solange ihr Gegner im Dunkeln bleibt, haben Sie vor Gericht die besten Chancen“, erklärte Bruce Stark. Einmal mehr konnte sich Michael ein Lächeln über den Optimismus des Anwalts nicht verkneifen. In völliger Stille saßen die beiden Männer sich in der langen Limousine gegenüber und rollten in Richtung des Gerichts. Die Situation hatte etwas Makaberes für Michael. Er, der Erbe eines Multimillionen Euro Konzerns, tätig auf der ganzen Welt, sah das Erbe seines Vaters in großer Gefahr. Erst vor kurzem war ein Erbe aufgetaucht, der sich von Anwälten vertreten ließ und selbst im Hintergrund blieb. Ein Erbe der die Hälfte des Hartmann Imperiums beanspruchte und Michael kannte nicht einmal die Grundlage für diesen Anspruch. Doch wenn es nur um Geld gegangen wäre, hätte er abgewinkt und die Aktien, Immobilien und finanziellen Mittel überschrieben.
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Die Lightfighter: Michael Hartmann: Der 25jährige wurde sehr früh zur Waise und steht nun an der Spitze des Hartmann Konzerns. Er ist der Anführer der Lightfighter. Michael ist mittelgroß, hat schwarze, kurze Haare und blaue Augen. Er ist sportlich und beherrscht neben verschiedenen Kampfsportarten auch viele Sprachen. Auf seinem rechten Oberarm befindet sich ein Tattoo (Ornament). Dorian Schwerthoff: Dorian und Michael verbindet ein ähnliches Schicksal: Als kleines Kind besuchte Dorian mit seinen Eltern eine ihrer Ausgrabungsstellen. In einer Nacht wurde diese entvölkert und seine Eltern verschwanden. Er selbst besitzt keine Erinnerungen mehr daran, nur eine Narbe am Hals ist geblieben. Dorian ist 27 Jahre alt und Archäologe. Er hat braune mittellange Haare und grüne Augen. Anna Schneider: Anna entwickelt ständig neue Waffen für die Lightfighter, um gegen Dämonen vorzugehen. Sie ist das Kind einer Halbdämonin mit einem menschlichen Mann. Ihre Mutter ist eine Hexe und seit Kurzem besitzt auch Anna diese Fähigkeiten. Sie ist 27, hat lange braune Haare und grüne Augen. Durch ihre Erbe besitzt sie ein schwarzes und ein gelbes Auge, was sie jedoch durch Kontaktlinsen kaschiert. Jason Parker: Der 18-jährige Junge tauchte vor Kurzem in New York auf, wo er in einer Zeitblase die letzten Jahrzehnte verbracht hatte. Er lebte im Jahre 1942. Merlin fror ihn aus einem unbekannten Grund ein. Er besitzt keine Erinnerungen an die Vergangenheit und hat, wie Michael, auf seinem rechten Oberarm das gleiche Tatoo. Jason hat kurze, dunkelblonde Haare und braune Augen. Andi Neumann: Der junge Informatiker schloss sich bereits sehr früh dem SE an und ist dort für allerlei technische Entwicklungen zuständig. Durch Alicia wurde er zum Vampir und war lange Zeit ein erbitterter Feind. Nach seiner Rückkehr zu den Lightfightern versucht er deren Vertrauen wiederzuerlangen und kämpft verbissener denn je für das Gute. Was bisher geschah: Gemeinsam schaffen es die Lightfighter John Green aufzuhalten. Mit Andi, der wieder zum Mensch geworden ist, verlassen sie die Vampirwelt und kehren zurück. Auch Alicia und John Green schaffen die Rückkehr. Niemand ahnt das Luzifers Tor jedoch trotzdem geöffnet wurde und nur noch das letzte, erste Tor, ihn nun aufhält.
Doch es ging um weit mehr. Das Erbe seines Vaters umfasste auch das Spectral Enterprise. Eine Organisation, die sich den Mächten des Bösen in den Weg stellte und bereits mehrfach die Welt gerettet hatte. Wenn die Hälfte des Hartmann Konzerns in die Hände des Unbekannten fiel, war nicht abzusehen, welchen Einfluss dies auf die Niederlassungen des SE in der ganze Welt hatte. „Ich kann Ihren Optimismus leider nicht teilen. Dafür steht zuviel auf dem Spiel“, gab Michael zurück. „Sicher“, nickte Bruce Stark seinen Mandanten zu, „es steht sogar enorm viel auf dem Spiel. Sie müssen nur bedenken, dass eben weil soviel auf dem Spiel steht, das Gericht dafür sorgen wird, dass alles lückenlos aufgeklärt wird. Sie sind einer der größten Steuerzahler dieses Landes.“ Gedankenverloren starrte Michael aus dem Fenster des Wagens. Die Gedanken an seinen Vater drängten sich auf. Karten Hartman. Vor wenigen Jahren erst war er gestorben, zumindest sein Körper. Sein Geist, sein Astralleib existierte nach wie vor auf der Traumebene. Eine Ebene die nur er und sein Vater erreichen konnten. Eine seltsame Kraft, die er jedoch nicht von seinem Vater geerbt haben konnte, da er adoptiert worden war, jedoch trotzdem besaß. Auf jener Ebene konnte ein Gedanke Welten erschaffen und ebenso wieder zerstören. Alles war im Fluss und nicht selten manifestierten sich die Träume von Menschen dort. 3
Sein Vater hatte ihm einmal mehr versichert, dass es kein weiteres lebendes Familienmitglied mehr gab. Vorsorglich hatte Michael ein Team des SE zum Gerichtsgebäude geschickt, um dort Banner gegen schwarze Magie anzubringen. Er würde zumindest dafür sorgen, dass es in dem Gericht ehrlich zuging. „Nun gut, hoffen wir also das Beste“, murmelte er, während die Limousine weiter auf ihren Bestimmungsort zu rollte. Ein seltsames, ungutes Gefühl blieb jedoch. Michael wusste nicht, wer sein Gegner in dieser Schlacht war, doch eines war sicher, es würde kein leichter Kampf werden. * Rom, Villa Hartmann „Stell dich nicht so an und genieße doch einfach mal das Nichtstun. In ein paar Tagen müssen wir mit Sicherheit mal wieder die Welt oder gleich das ganze Universum retten“, gab Jason zurück und ließ sich genüsslich auf die Couch fallen. Gelassen schob er sich eine Hand voll Chips in den Mund und zappte zum nächsten Kanal. „Also ich kann mich zwar an meine Vergangenheit nicht erinnern, aber das Leben ohne Satellitenfernsehen muss furchtbar gewesen sein“, sprach der Lightfighter weiter. Erst vor wenigen Monaten war das Team der Lightfighter, um genau zu sein Michael, auf Jason gestoßen. Der Junge war aus einer Zeitblase aufgetaucht, ohne Erinnerungen an seine Vergangenheit. Einzig, dass er etwas mit Merlin und dem ewigen Krieg zu tun hatte, war bekannt. Und, ebenso wie Michael, trug er auf seinem rechten Oberarm ein ornamentförmiges Tattoo*. Unruhig sah Dorian zu seinem erst 18jährigen Gegenüber. Er beneidete den Jungen, und in seinen Augen war er auch nur ein Junge, um seine Gelassenheit. Zwar hatte Jason mehr als einmal bewiesen, dass er kämpfen konnte, und nicht zuletzt ihm war es zu verdanken, dass sie die Geschehnisse um die Schattenkugel heil überstanden hatten; doch eins war klar: er war dabei, seine Jugend nachzuholen. „Du hast ja Recht. Ich sollte mich einfach entspannen. Wenigstens für kurze Zeit. Aber nach all den Geschehnissen und Michaels Gerichtstermin… ich warte einfach darauf, dass etwas passiert“, gab er zurück. „Na ihr beiden, das nenne ich doch Mal relaxen“, unterbrach eine Stimme das Gespräch. Lächelnd trat Anna in den Raum. Auch sie war recht leger in einfache Blue Jeans und einen Pulli gekleidet. „Du auch mein Sohn Brutus?“, sprach Dorian schelmisch seine Teamgefährtin und Freundin an. „Aber nicht doch, ich habe einige neue magische Sprüche zu meinen Repertoire hinzugefügt und an meiner Kampftechnik gearbeitet. Außerdem habe ich mit Andi gesprochen. Seine Arbeit macht Fortschritte. Er wird in wenigen Stunden aus Budapest zurückkehren“, erwiderte Anna und strich eine Strähne ihres dunkelblonden Haares aus ihrem Gesicht. „Ich fühle mich auch wirklich schlecht, bei dem Gedanken einfach gar nichts zu tun“, gab Dorian zurück. „Oh ja, und ich erst“, warf Jason trocken ein. Ein Ellenbogenstoß von Dorian ließ den jungen Lightfighter haltlos grinsen. „Also ich finde Jason hat durchaus recht. Michael ist bei Gericht und wir sollten einfach froh sein, mal nicht in Lebensgefahr zu schweben“, sprach Anna und ließ sich ebenfalls auf der Couch nieder. Während die Laboratorien und Trainingsräume in einem gesicherten, autarken System tief unter der Villa untergebracht waren, befanden die Lightfighter sich nun im Wohnzimmer der Villa. 4
Ein riesiger Breitbildfernseher war in einer der Wände verankert und eine geräumige Couch lud geradezu zum Relaxen ein. „Aber tue mir den Gefallen und hör mit der Zapperei auf. Davon kriegt man ja Kopfschmerzen. Auf irgendeinem Kanal wird doch etwas Vernünftiges laufen“, sprach Anna rigoros. Lächelnd zog Jason eine Schnute, begann dann jedoch ernsthaft nach einer vernünftigen Sendung zu suchen. „Findet ihr nicht wir sollten noch mal über Sandra sprechen?“, wollte Dorian wissen. Sekundenlang herrschte Stille im Raum, bevor Anna antwortete: „Was gibt es da noch zu sprechen. Sie hat uns alle in Lebensgefahr gebracht. Hätten Michael und Jason dem ganzen kein Ende gemacht hätte Darken uns alle getötet. Und auch so hat es viele Menschen das Leben gekostet.“ „Ich weiß. Wer wenn nicht ich. Mich hat sie schließlich angegriffen. Aber ich vermisse sie trotzdem“, gab Dorian zurück. Kurz flammten die Erinnerungen an die Geschehnisse im Kampf um die Schattenkugel in Annas Gedächtnis auf. Sie sah die vielen Toten vor sich*. Sie war Michael dankbar, dass er Sandra aus dem Team entlassen hatte. Keiner von ihnen wusste, wo ihre ehemalige Freundin und Teamgefährtin sich aufhielt, doch es war auch nicht mehr von Bedeutung. „Denkst du, mir geht es anders? Trotzdem. Sie ist einfach zu weit gegangen. Oder was meinst du, Jason. Jason?“, erwiderte Anna und blickte auf den jungen Lightfighter. Dorian und Anna blickten auf den Freund der kerzengerade auf der Couch saß und den Fernseher anstarrte. Beide richteten ihre Blicke nun ebenfalls auf die Sendung. Eine Sprecherin verkündete gerade eine Live-Schaltung nach New York. „Eine Sondersendung zur UNO und der aktuellen Diskussion in der Irak Frage“, erklärte Dorian und legte die Fernsehzeitschrift wieder zur Seite mit deren Hilfe er sich erkundigt hatte. Im gleichen Augenblick erstarrte er entsetzt. Die Kamera hatte ein Bild eingefangen, das den Außenminister der Bundesrepublik Deutschland zeigte. Dieser war umringt von Mitarbeitern seines Stabes. Blitzschnell hatte einer dieser Mitarbeiter nun seine Hand vor das Gesicht erhoben, doch Anna, Jason und Dorian hatten ihn erkannt. Es war…Dorian. „Aber das ist doch unmöglich“, hauchte Dorian. „Ich habs doch gewusst. Und schon ist es vorbei mit dem Relaxen“, sprach Jason trocken. * Rom, Gerichtsgebäude „Da kommen sie. Michael und sein Hauptanwalt. Die anderen sind wohl schon da“, sprach Torsten Thielmann gelassen. Ohne eine Regung auf seinem Gesicht zu zeigen, blickte er auf seinen Erzfeind herab. Nachdem er Michaels Vater, Karsten Hartmann getötet hatte, waren es nun die Lightfighter, die seine Feinde waren. Noch vor wenigen Monaten hatte Torsten Thielmann, Magier und Halbdämon, das Äußere eines Fünfzigjährigen besessen. Durch die Geschehnisse um die Spiegelwelt hatte er sich jedoch den Körper von Annas Kind angeeignet und diesen magisch auf etwa zwanzig wachsen lassen. Dann hatte er sich selbst sein Vermögen vererbt. „Natürlich. Soll er nur kommen. Er kann nichts dagegen tun. Allerdings sollten wir uns nicht mehr lange hier aufhalten. Ich kann die Strahlung der Banner nur kurz neutralisieren“, gab Nina Prestova zurück.
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Ohne ihre enormen magischen Kräfte, hervorgegangen aus der Träne der Zeit, hätten die beiden Kämpfer des Bösen sich nicht einmal im Gericht aufhalten können. „Also ich hoffe der Richter stellt nun kein Problem mehr da“, murmelte Torsten. „Ich denke nicht. Das wichtigste ist, dass er Karren hier nicht sehen will. Es wäre fatal, wenn sie bereits jetzt auftaucht. Michael darf nicht wissen, dass sie noch lebt“, erwiderte Nina. Beiden war klar, dass sie den Rechtsstreit gewinnen würden. Alle Welt hielt Karren Hartmann, die Witwe von Karsten Hartmann für tot. Doch in Wahrheit hatte diese die letzten Jahrzehnte in einem Zeitgefängnis von Nina Prestova verbracht und stand nun, durch einige Manipulationen, auf der Seite des Bösen. „Es ist wirklich zu schade. Ich wäre gerne selbst dabei. Es ist immer wieder schön eine Niederlage des Guten Mitzuerleben“, erklärte Torsten. Beide lächelten sich an. Während Michael und dessen Anwalt das Gebäude betraten, in dem über die Zukunft des Hartmann Imperiums entschieden wurde, ahnte niemand von beiden, dass diese Entscheidung längst gefällt war. * Rom, Villa Hartmann „Weißt du was das bedeutet“, sprach Anna entsetzt und blickte zu Dorian. Dieser nickte nur und Jason stieß mit einem Seufzer aus: „Die Spiegelwelt. Das Tor ist wieder offen.“ „Wie Merlin es prophezeit hat“, fügte Dorian hinzu. „Wir müssen sofort nach New York. Wer weiß, was dein Doppelgänger plant. Etwas Gutes kann es ja nicht sein. Vielleicht hat er den Imperator bei sich und das wäre eine Desaster!“, rief Anna. „Natürlich. Wobei ich mich frage, wieso wir nichts von der Öffnung mitbekommen haben. Und vor allem, wie lange ist das zweite Tor mittlerweile offen?“, stellte Dorian die Frage in den Raum. „Sie könnten uns längst wieder infiltriert haben. Wir haben keinerlei Möglichkeiten, das zu kontrollieren“, murmelte Jason. Geschockt blickten die Freunde sich an. „Los, ab nach New York. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich informiere Andi. Er soll uns dort treffen“, sprach Anna nur und ging aus dem Raum. Gemeinsam betraten die drei Freunde die Bibliothek und traten in eine Ecke. Alle drei mussten ihre Hand auf einen speziellen Sensor in der Wand legen wobei diese gescannt und abgeglichen wurde. Wenige Sekunden später fuhr ein Teil des Bodens in die Tiefe, gemeinsam mit den Lightfightern. Während der Fahrt wurden weitere biometrische Daten erfasst und überprüft. Die Fahrt währte nur kurz, dann hatten sie das HQ des Spectral Enterprise erreicht. Eine Gruppe von Sicherheitsleuten erwartete sie und kontrollierte noch einmal, ob es sich wirklich um drei der Lightfighter handelte. Kurz ging jeder in seinen persönlichen Raum und kleidete sich passend. Womöglich wurde es notwendig das Parkett der UNO zu betreten und niemand wollte durch schlechte Kleidung auffallen. Die Unterbringung stellte kein Problem dar, da das SE überall in der Welt Niederlassungen unterhielt, auch in New York. Für den Fall, dass Personen aus einer anderen Niederlassung entsandt wurden oder im Zuge von Ermittlungen im Einflussbereich einer anderen Wabe ermittelten, hatte das SE standardmäßig einige Hotelzimmer in den größten Städten reserviert. Anna, Jason und Dorian rüsteten sich außerdem mit einem jener Blaster aus, die Sandra vor einigen Monaten aus der Spiegelwelt mit hierher gebracht hatte. Dieses Modell war nachgebaut worden und so hatten die Lightfighter eine effektive Waffe. 6
Nach außen hin sah der Blaster aus wie ein Spielzeug. Er konnte nur von der Person abgefeuert werden dessen DNA in einem Chip im Lauf der Waffe gespeichert war. Neben Betäubung war es auch möglich starke Laserstrahlen zu verschießen, die auf Menschen und Dämonen tödlich wirkten. Alle drei trugen ein Schulterholster in dem sich die Waffe verstauen ließ. „Also schön, gehen wir. Ich möchte den Kerl noch rechtzeitig erwischen, bevor er wieder verschwindet“, sprach Anna und Dorian und Jason konnten nur nicken. Gemeinsam betraten sie den Transporterraum. An der Stirnseite des Raumes war ein Pentagramm auf den Boden gezeichnet. Umhüllt wurde es von einer durchsichtigen Röhre. Durch das Pentagramm war es möglich, mit Hilfe eines magischen Schaltwortes und eines Codewortes einen Transfer zu einem anderen Sprungtor durchzuführen. Die Person wurde innerhalb weniger Sekunden zum Ziel-Pentagramm versetzt. Durch einen Chip, auf dem alle biometrischen Daten gespeichert waren, und der sich im Unterarm eines jeden Lightfighters befand, ließ sich der Glaskubus öffnen. Auf einem Display konnten die Lightfighter die aktuellen Codewörter abrufen auf die sie sich während des Sprungs konzentrieren mussten, um das richtige Pentagramm zu erreichen. Gemeinsam traten sie auf das Pentagramm. „Ich liebe diese Teleportationen“, freute sich Jason. „Na dann hast du jetzt Grund dich zu freuen. Tripudio!“, rief Anna und löste den Transport aus. * Rom, Gerichtsgebäude Ein leichtes Schaben und vielfaches Räuspern kündigte das Erscheinen des Richters an. Alle Anwesenden erhoben sich und das rechtliche Prozedere begann. Da die Vorverhandlung bereits einige Tage zuvor stattgefunden hatte, ging es an diesem Tag um alles. Beide Seiten würden befragt werden und alle Gutachten genau in Augenschein genommen werden. Am Ende würde die Entscheidung stehen. „Der Richter wirkt mir aber sehr fahrig“, sprach Michael zu seinem Anwalt. Ein etwa dreißigjähriger, untersetzter Mann in einer Robe hatte auf dem Richtersitz platz genommen und hörte sich nun den juristischen Einstieg in das Verfahren an. Michael sah sich in der Zwischenzeit um. Hinter ihm, abgegrenzt durch einen kleinen Holzzaun, begann der Zuschauerbereich. Da das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand saß dort niemand. Er selbst saß, vom Richterplatz aus gesehen, rechts. Neben ihm befand sich Bruce Stark, als sein Hauptanwalt und zwei weitere Nebenanwälte. Auf der linken Seite saßen der gegnerische Hauptanwalt und ebenfalls zwei Nebenanwälte. Der Mandant der gegnerischen Seite war nicht anwesend. Eine Tatsache die Michael nicht behagte, gegen die er jedoch nichts unternehmen konnte. „Und ihr Mandant hatte heute keine Lust zu erscheinen wie ich sehe“, sprach der Richter zur Gegenseite während er auf ein Dokument sah. Die Bissige Art gefiel Michael doch er machte sich keine Illusionen. Seine Chancen standen nicht gut. Ein Richter war unparteiisch. Zumindest meistens. „Wie Euer Ehren dem eingereichten Schriftstück entnehmen können ist es meinem Mandanten aus Gesundheitlichen Gründen nicht möglich, an der Verhandlung teilzunehmen“, gab der gegnerische Anwalt, ein Ende Dreißíger zurück.
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„Ich verstehe. Gut, dann wollen wir mal anfangen. Wenn ich das richtig sehe, pochen sie, Herr Hartmann darauf, dass es neben ihnen keinen weiteren Erben mehr gibt, der die Millionen verprassen darf“, sprach der Richter und blickte in Michaels Gesicht. Eine scharfe Entgegnung lag dem Lightfighter auf der Zunge doch er beherrschte sich und gab nur ein deutliches: „So ist es“, zurück. „Und sie, Mr. Fontanelli, bestehen darauf, dass ihr Mandant, der aus Gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein kann, den rechtlichen Anspruch auf die Hälfte des Hartmann Vermögens besitzt“, sprach der Richter zu dem Gegnerischen Hauptanwalt und erntete auch dort Bestätigung. „Na das wird ja lustig. Also Gentlemen, ich bin ganz Ohr“, sagte der Richter und lehnte sich zurück. Der Kampf begann. * New York Das Leuchten um sie herum verblasste und Anna, Dorian und Jason befanden sich in der New Yorker Niederlassung des SE. Ein leises Summen zeugte davon, dass sich die Röhre an einer Stelle öffnete und zur Seite fuhr. Gemeinsam verließen die Lightfighter den Kubus und traten in den Transporterraum. Sofort sahen sie sich einem der hießigen Mitarbeiter gegenüber. „Hallo. Wir haben Sie schon erwartet. Mein Name ist Marcus Riker“, begrüßte sie der Fremde und ergriff nach und nach jede Hand, „Ich werde ihnen beim Einstieg in die Ermittlungen Vorort ein wenig helfen.“ „Freut uns“, gab Anna zurück und stellte ihrerseits kurz sich und die anderen beiden Lightfighter vor. Zwar gab es wohl niemanden, der sie nicht kannte, schließlich gehörte sie zum inneren Kreis um Michael Hartmann, aber die Höflichkeit gebot dies trotzdem. „Vor wenigen Minuten ging eine Nachricht von Andi Neumann hier ein. Er wird in etwa einer Stunde ebenfalls hier sein“, erklärte Marcus Riker. „Also schön. Die Zeit können wir aber trotzdem nutzen, denke ich“, warf Dorian ein. Anna bemerkte den leicht unterkühlten Ton und ihr war natürlich bewusst, woran dies lag. Andi stand erst vor kurzem wieder auf der Seite des Guten. Vorher war er von Alicia zu einem Vampir gemacht worden und hatte brutal gegen sie gekämpft. Aber sie mussten alle bedenken, dass der menschliche Teil eines Vampirs keinen Einfluss auf die Taten seines bösen Pendants nehmen konnte. Sie hatte sich mit Andi unterhalten und, ebenso wie Jason, war sie bereit, ihm wieder vorbehaltlos zu vertrauen. Auch Michael hatte sich dem angeschlossen. Lediglich Dorian war noch sehr skeptisch. Aber auch das würde sich mit der Zeit geben, da war Anna sich sicher. „Ich denke da hast du Recht“, stimmte Anna trotzdem zu. „Ich denke, dann wäre es das Klügste, uns einfach mal zu der Niederlassung der vereinten Nationen zu begeben. Vielleicht spürst du eine magische Strahlung“, sprach Dorian. Die anderen beiden Lightfighter waren einverstanden und gemeinsam mit Marcus Riker verließen sie die Niederlassung des Spectral Enterprise. * Rom, Gerichtsgebäude
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„Und sie sind also der Ansicht, dass es an der Identität des Erben keinen Zweifel gibt?“, wollte Michaels Anwalt wissen. „Allerdings nicht. Wir hatten die Möglichkeit, eine DNA-Probe aus früherer Zeit als Vergleich hinzuzuziehen und das Ergebnis war positiv“, gab der Arzt zurück. Michael war kein Anwalt aber ihm war durchaus klar, dass sie dabei waren, den Prozess zu verlieren. Die Gegenseite hatte ärztliche und psychologische Gutachten und hatte auf jeden Angriff eine Parade bereit. Die Litanei des Arztes, der sich darüber echauffierte, dass seine Integrität angezweifelt wurde, stoppte abrupt, als ein Keuchen vom Richtertisch zu vernehmen war. Der Richter, bisher seit dem Beginn der Verhandlung ruhig und mehr und mehr zynisch geworden, wurde nun wieder fahrig und Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. „Euer Ehren?“, richtete nun Michaels Anwalt eine Frage an den Richter und auch die Gegenseite erkundete sich nach dem Befinden des Mannes. Michael warf einen Blick auf die Uhr. Es war mittlerweile 16 Uhr. Sehr spät für eine Verhandlung, doch das ständige Unterbrechen und Einbringen von neuen Unterlagen hatte die Verhandlung sehr gestreckt. Und für genau 16 Uhr hatte er zwei SE Mitarbeiter in das Gebäude bestellt, die dafür sorgen sollten, dass die Dämonenbanner auch stark wirkten und nicht entfernt worden waren. Der Richter war somit eindeutig schwarzmagisch beeinflusst. Doch was konnte er nun tun. Es war ihm nicht möglich hier, unbewaffnet, einem Dämonisierten gegenüberzutreten. Die Entscheidung wurde dem Anführer der Lightfighter abgenommen. Mit einem fatalischen Glitzern in den Augen zog der Richter eine Waffe und richtete sie auf Michael Hartmann. „Wieso die Hälfte, wenn man auch alles haben“, sprach er plötzlich mit tiefer Stimme…und drückte ab. * New York „Sobald Andi hier ist, sollten wir uns aufteilen. Wir müssen den Stab des deutschen Außenministers irgendwie befragen und gleichzeitig das Tor finden“, sprach Jason. „Genau. Am Besten bilden wir zwei Gruppen und sie, Mr. Riker, koordinieren das Ganze von der Basis aus“, erwiderte Anna und blickte dabei Marcus Riker an. Alle Vier näherten sich dem Sitz der vereinten Nationen. „Was genau denken Sie eigentlich zu finden. Es findet momentan keine Tagung statt“, erklärte Marcus. „Manchmal reicht es schon aus, wenn etwas da war um es noch viel später wahrnehmen zu können“, gab Anna lächelnd zurück. „Ich habe von Ihren Fähigkeiten gehört, ich bin sehr gespannt, Sie nun in Aktion zu erleben“, erwiderte Marcus. „Ich hoffe bei Michael ist alles gut gelaufen. Wir haben 11 Uhr. In Rom dürfte es um die 16 Uhr sein. Ich weiß nicht, wie lange sich das Ganze zieht, aber wir werden wohl bald eine Entscheidung haben“, warf Dorian ein. „Ja, und zwar eine enorm wichtige dazu. Sagen Sie, Mr. Riker hat das hießige SE Verbindungen zum FBI oder der CIA?“, wollte Jason wissen. „Nun, wir haben mehrmals versucht, mit Ihnen in Kontakt zu treten aber wirklich gelungen ist es uns leider nicht“, erwiderte Jasons Gegenüber, „warum?“ „Nun, das hätte uns einiges an Arbeit erspart. Der Stab des deutschen Außenministers ist uns gegenüber keinerlei Rechenschaft schuldig und das Tor zu finden, dürfte sehr schwer sein“, erwiderte Jason. 9
„Wie soll es überhaupt möglich sein, es aufzuspüren?“, wollte Marcus Riker wissen. „Wir wurden bereits mehrfach mit der Öffnung zur Spiegelwelt konfrontiert und hatten einige Zeit die Möglichkeit, den Vortex genau zu studieren. Damals haben unsere Wissenschaftler eine schwache Strahlung registriert. Fragen Sie mich nichts Genaues, aber damit müsste es möglich sein. Allerdings ist es notwendig, dass man sich in der Nähe des Tores befindet“, erklärte Jason. „In der Nähe des Tores? Wir sind in New York, hier gibt es mehr als genug Plätze, an denen man etwas Derartiges verstecken könnte“, sprach Riker. Jason nickte nur und hob kurz die Schultern. Es würde zu einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen werden, soviel war gewiss. Die Lightfighter hatten sich dem Gebäude mittlerweile auf wenige Meter genähert. „Wir sollten…“, wollte Dorian sagen, wurde jedoch von einer schneidenden Stimme unterbrochen. „Hände hoch, in Ihrem eigenen Interesse sollte sie sich nicht bewegen!“, rief eine Stimme. Reflexartig hoben die Lightfighter die Hände. Mehrere uniformierte Beamte der New York Police stürmten mit gezogenen Waffen auf sie zu. Rigoros wurden sie an die Wand gedrückt und bekamen Handschellen angelegt. Ein Officer durchsuchte sie mit präzisen Abtastungen und zog jedem den Blaster aus dem Schulterhalfter. „Sie sind bewaffnet“, sprach er nach hinten und Sekunden später wurden die Lightfighter herumgerissen und starrten auf einen jungen Mann der ihnen einen Ausweis unter die Nase hob. „Mein Name ist Vincent Burke und Sie sind alle vorläufig festgenommen. Verlesen Sie ihnen ihre Rechte“, sprach er und wandte sich ab. Die Frage nach dem Warum wurde rigoros ignoriert und Sekunden später wurden die Lightfighter abgeführt. * Rom, Gerichtsgebäude Instinktiv warf sich Michael zur Seite und entging dem tödlichen Schuss so um Haaresbreite. Er bildete sich ein den Luftzug zu spüren als das Geschoss ihn knapp verfehlte. Sofort brach ein Tumult im Gerichtssaal aus. Die Anwälte der Gegenseite sprangen teils unter den Tisch, teils liefen sie auf den Ausgang zu. Auch Michaels Anwälte gingen hinter dem Tisch in Deckung, den sie nach vorne gestürzt hatten. Weitere Kugeln wurden in Michaels Richtung abgefeuert, drangen jedoch ohne Gefahr in das dicke Holz des Tisches ein. Dies alles geschah in wenigen Sekunden. Sekunden die der Gerichtsdiener ausnutzte und den Richter ansprang. Ein Kampf begann, dessen Ausgang abzusehen war. Michael war klar, dass der Richter dämonisch beeinflusst war. Durch das Verstärken der Dämonenbanner hatte dessen Meister sich wohl in Bedrängnis gesehen und die Ereignisse in Gang gesetzt. Ein normaler Mensch hatte gegen einen Dämonisierten keine Chance. Der Richter kannte keinen Schmerz, kein Aufgeben. Er würde seine Aufgabe erfüllen, bis in den Tod. Michael handelte. Blitzschnell sprang er auf und hechtete in Richtung des Richtertisches. Der Gerichtsdiener schlug in diesem Moment auf dem Boden auf. Mit einem Blick nahm Michael wahr, dass er lediglich bewusstlos war. Glücklicherweise. Die Aufmerksamkeit des Richters galt nach wie vor Michael. Instinktiv versuchte er, den Blaster zu ziehen und verfluchte sich kurz darauf dafür, die Waffe nicht mitgenommen zu haben. 10
Niemand hätte sie von einer Spielzeugwaffe unterscheiden können. Mit einem irren Glitzern in den Augen fuhr der Richter nun herum und legte erneut auf den Lightfighter an. Michael warf sich nach vorne. Mit einem Ruck wurde dem Dämonisierten die Waffe aus der Hand geschleudert und flog davon. Michael machte sich keine Illusionen, einen Kampf würde er nicht lange durchstehen. Er benötigte eine verdammt gute Idee und zwar schnell. Zeit gab ihm der Richter jedoch nicht. Wütend schleuderte er den Lightfighter quer durch den Raum. Hart prallte Michael gegen die Wand und rutschte benommen zu Boden. Sekunden später war sein Gegner über ihm und zog ihn nach oben. Nun griff Bruce Stark in das Geschehen ein. Der Anwalt hatte einen Stuhl gegriffen und schmetterte ihn dem Richte rüber den Schädel. Dieser schlug jedoch lediglich einmal fest mit der Faust auf das Kinn Starks und der Mann fiel benommen zu Boden. Kurz blickten sich beide Gegner in die Augen. Eine Grimasse, die man mit viel Phantasie als Lächeln interpretieren konnte, erschien auf dem Gesicht des dämonisierten Richters. Im gleichen Augenblick begriff Michael was nun folgen würde. Sein Gegner enttäuschte ihn nicht. Der Gerichtssaal lag im fünften Stockwerk des Gebäudes und wurde von einer Wand mit einem großen Panoramafenster geschmückt. Mit voller Wucht schleuderte der Richter Michael gegen das Fenster. Der Lightfighter spürte wie das Glas unter seinem Rücken brach, dann kam der Fall. * New York, SE Das vertraute Prickeln auf der Haut erlosch und Andi materialisierte inmitten des TransportTores. Langsam ließ er seinen Unterarm mit dem eingepflanzten Chip über das Sensorfeld gleiten, worauf sich die Röhre, die das Pentagramm umschloss, vor ihm öffnete. Langsam verließ er die Kuppel und war froh wieder den Lebensstandard des SE dieser Hemisphäre genießen zu können. Sein Job in Budapest war nur die Spitze des Eisbergs gewesen. Während seiner Gefangenschaft auf der Vampirwelt hatte er viele Entwicklungen verpasst. Er war bei den Lightfightern der IT- Spezialist und hatte sich nun nicht nur wieder auf den neuesten Stand der Entwicklungen bringen müssen, sondern auch die Neuanschaffungen und Einrichtungen des SE zu begutachten. Somit war er durch die SEs der ganzen Welt gereist und hatte dort seinen alten Platz wieder eingenommen. Er war müde, ausgelaugt und verdreckt. Sein ehemals weißes Hemd war verschwitzt und längst nicht mehr weiß. Ebenso seine dunklen Jeans. Jetzt eine heiße Dusche, frischen Kaffee und eine warme Mahlzeit, dachte Andi, während er durch die Gänge des New Yorker SE schritt. „Mr. Neumann, wir haben sie schon erwartet!“, rief eine Stimme vom Ende des Ganges und ließ Andi, kurz bevor er eines der Gästequartiere aufsuchen konnte, zurückhalten. Verdammt, warum erwischen sie einem immer im letzten Moment, dachte er, während er sich lächelnd dem Rufer zuwandte. „Hallo, was gibt es?“, wollte er wissen. „Sie wurden verhaftet. Ihre Freunde aus Rom wurden vom FBI verhaftet“, erklärte sein gegenüber. Andi wusste nicht einmal wie der Mann hieß, doch es spielte keine Rolle. Schlagartig war er die Ruhe selbst. 11
„Wann? Warum?“, wollte er wissen. „Das wissen wir noch nicht. Einer unserer Anwälte ist schon auf dem Weg, um das zu klären“, erwiderte der unbekannte Mitarbeiter. „Gut, geben sie mir einen Wagen, ich schließe mich dem guten Mann an“, verlangte Andi und schritt bereits in Richtung Tiefgarage. Seufzend fragte er sich, in was für eine Geschichte sie nun wieder hineingeraten waren. Aber eines war sicher, seine Freunde steckten in Schwierigkeiten. * New York, Police Department „Es gibt Tage, da hasse ich diesen Job“, erklärte Dorian rigoros. „Ich glaube dir kein Wort, in Wahrheit liebst du es“, widersprach Jason und grinste über das ganze Gesicht. „Ich glaube es einfach nicht, diese Kretans glauben doch tatsächlich, dass wir, voll bewaffnet, einen Anschlag geplant haben“, fauchte Anna wütend und blickte zu Riker, „Ich hoffe sie haben einen guten und schnellen Anwalt.“ Dieser bestätigte und somit blieb den Freunden nichts anderes übrig, als zu warten. „Wer weiß was mein Pendant aus der Spiegelwelt verbrochen hat. Die wissen ja nicht, dass ich und er nicht identisch sind“, sprach Dorian in die Runde. Gemeinsam waren die Lightfighter verhaftet und in eine Zelle gesperrt worden. Wenigstens gemeinsam. So warteten sie nun bereits mehrere Stunden doch nichts geschah. Das klirren eines Schlüssels ließ die Freunde schließlich aufhorchen. Ein Polizist erschien, schloss die Zelle auf und bedeutete den Lightfightern ihm zu folgen. „Sie nicht“, erklärte er Dorian als dieser ihnen folgen wollte. Das Zufallen der Zellentür ging im Protest von Anna, Jason und Riker unter doch der Polizist verließ den Trakt ohne darauf zu achten. Die Lightfighter folgten ihm und wurden in den Vorraum geführt. Dort bekamen sie ihre Besitztümer, auch die Blaster, wieder ausgehändigt. „Ich verstehe nicht ganz?“, konnte Anna es sich nicht verkneifen, den Polizisten anzusprechen. „Ihre Kaution wurde hinterlegt“, erklärte dieser. „Und die von Dorian nicht?“, wollte sie wissen. „Doch, das wäre sie aber der Haftrichter ist der Meinung, das Verdunkelungsgefahr besteht und hat die Kaution ausgesetzt“, erwiderte er. Minuten später standen sie wieder vor dem Polizeirevier. „Euch kann man keine fünf Minuten alleine lassen“, ertönte eine Stimme. Lächelnd blickte Anna dem jungen Mann entgegen, der den Freunden entgegen schritt. „Andi!“, rief sie freudig und beide umarmten sich, „Danke. Ich dachte schon wir müssen dort drinnen vermodern.“ „Danke Alter, da hast du echt schnell geschaltet“, bedankte sich auch Jason. Mit einem kurzen Zögern schloss sich Riker an. „Der Wagen steht dort drüben, ich bin sehr gespannt auf eure Erklärung“, erwiderte Andi. Während sie gemeinsam zum Wagen gingen, berichteten die Lighfighter ihrem Kollegen abwechselnd was in der Zwischenzeit geschehen war und warum sie hierher nach New York gekommen waren. „Das gefällt mir ganz und gar nicht“, sprach Andi leise während er den Wagen startete. „Also schön, und was habt ihr geplant?“, wollte Andi wissen. „Ich würde vorschlagen, dass Jason und du mit einem Heli die Innenstadt abfliegen und nach Signalen des Tores suchen“, erklärte Anna. 12
„Das werden die Behörden mit Sicherheit nicht genehmigen. Du vergisst, wo wir uns befinden. Der 11. September ist noch jedem in allzu deutlicher Erinnerung“, erwiderte Dorian. „Da hast du recht. Aber mit den Beziehungen des SE müsste es doch möglich sein, eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen“, erwiderte sie und blickte fragend zu Ricker, der nach kurzem Zögern nickte. „Na also. Dann werden Sie, Mr. Riker, und ich versuchen, den deutschen Außenminister nach dem Diebstahl zu befragen. Und der Anwalt soll versuchen, Dorian aus dem Gefängnis zu bekommen“, sprach sie weiter. „Ich bin mir nicht sicher ob das eine gute Idee ist. Sie müssen bedenken, dass er dort drinnen überwacht wird. Wenn wir seinen Doppelgänger finden ist der beste Beweis seiner Unschuld, dass er dort drinnen saß“, erklärte Riker. „Einerseits stimmt das, andererseits möchte ich niemandem zumuten in diesem Dreckloch zu sitzen, es sei denn natürlich, er hat es verdient“, widersprach Anna. Gemeinsam fuhren sie zum New Yorker HQ um sich aufzuteilen. * Rom, Gerichtsgebäude Verzweifelt ruderte Michael mit den Armen. Ein boshaftes Lächeln stand auf dem Gesicht seines Gegenübers. Michael spürte, dass er den Kampf verlieren würde. Die Schwerkraft griff nach dem Anführer des SE und zog ihn in die Tiefe. Das Gesicht des Richters wurde apathisch. Langsam wandte er sich um und bewegte sich auf den Richtertisch zu. Er bemerkte nicht die Hand, zerschnitten und blutverschmiert, die sich über den Fenstersims zog. Mit letzter Kraft zog Michael Hartmann sich zurück ins Gebäude. Ein Vorsprung unter dem Fenster, der Kopf einer Freske, hatte den tödlichen Fall gestoppt. Eine Glasscherbe hatte sich in seine Hand gebohrt, was höllisch schmerzte. Die Anwälte rissen die Augen auf als sie ihn bemerkten. Langsam wandte der Richter sich um. Michael handelte. Noch während sein Gegner verblüfft die Augen aufriss, warf er sich gegen ihn und brachte den Besessenen so zu Fall. Schnell sprang er auf und rief zu den Anwälten: „Ich brauche einen Stift, schnell.“ Wütend kam der Richter wieder auf die Beine und schlug auf Michael ein. Getroffen ging der Lightfighter zu Boden. „Hier“, rief sein Anwalt und warf dem am Boden liegenden einen schwarzen Filzstift zu. Während der Richter noch kurz irritiert war sprang Michael auf und warf sich erneut auf den Richter. Blitzschnell zeichnete er ein Dämonenbanner auf dessen Stirn. Rauchschwaden stiegen auf, als die Haut des Gegners an der bezeichneten Stelle anfing zu qualmen. Aus dem Qualm formte sich ein Sigil. Jeder Dämon und Halbdämon besaß ein solches und konnte darüber gerufen werden. Und ebenso identifiziert. Michael kannte das Sigil. Er wusste nun, wer sein Gegner war. Torsten Thielmann. Der Mann der seinem Vater das Leben genommen hatte. In einem letzten Zischen erlosch das Dämonenbanner und mit ihm die Besessenheit des Richters. Verblüfft sah dieser sich um, während mit einem lauten Knall die Tür geöffnet wurde. Mehrere Polizisten stürmten mit gezogenen Waffen den Raum. „Hände hoch, keiner bewegt sich!“, ertönte eine autoritäre Stimme. „Ich hasse diesen Tag“, murmelte Michael. 13
* New York Gemeinsam verließen Anna und Marcus das Hotel. Die Befragung des Außenministers der Bundesrepublik Deutschland hatte sie nicht weitergebracht. Glücklicherweise hatte dieser akzeptiert, dass Anna und Marcus von der New York Police waren, ohne ihre Ausweise zu verlangen. Da zurzeit eine wichtige Tagung der UNO nach der anderen statt fand und weiter über wichtige Themen in der Irak Frage diskutiert wurde, war eine Kommission eingerichtet worden, die das Material aufarbeitete, das ständig eintraf. Scheinbar war einer der deutschen Mitarbeiter auf eine Unstimmigkeit gestoßen. Doch bevor er diese hatte genauer verfolgen können war jemand in die Büros eingedrungen und hatte alle Daten gelöscht. Einen Tag später war auch einer der Mitglieder des Stabes, nämlich Dorian Schwerthoff, verschwunden. „Dorian sitzt damit ziemlich in der Klemme würde ich sagen“, sprach Riker während sie gemeinsam auf das wartende Auto zugingen. „Und das nicht zu knapp“, stimmte Anna zu, „er war im Team, das die Daten aufgearbeitet hat, zumindest sein Spiegelwelt-Zwilling. Aber wie sollen wir das den Leuten klar machen.“ „Wir müssen sein Pendant finden. Oder hoffen, dass er sich irgendwo in der Öffentlichkeit zeigt. Dann wäre Dorians Unschuld bewiesen“, erwiderte Riker. Bevor Anna etwas erwidern konnte ertönte eine laute Explosion. Beide Lightfighter wurden von einer Druckwelle erfasst und zurückgeschleudert. Wo eben noch das Auto gestanden hatte, schlugen grelle Flammen empor. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich wieder gefangen hatte und aufblickte. „Eine Bombe“, hauchte Riker, „Wenn wir nur einige Sekunde früher in das Auto gestiegen wären.“ Anna blickte in sein rußgeschwärztes Gesicht. Er schien unverletzt zu sein. Glücklicherweise waren keine Spaziergänger oder Touristen in der Nähe gewesen. „Er weiß, dass wir hier sind“, murmelte Anna leise. Ihr Blick wanderte umher. Sie hörte leise Polizeisirenen. In wenigen Minuten würden sie ein weiteres Mal mit dem NYPD zu tun haben. „Die sehen nicht sehr freundlich aus“, sprach Riker leise und lenkte Annas Blick auf drei Männer die langsam auf sie zukamen. Schwarze Mäntel und große Hüte verdeckten ihre Köpfe. „Schnell, kommen sie!“, rief Anna. Gemeinsam kamen sie auf die Beine und rannten in eine der Quergassen. Sofort zog Anna ihren Blaster und auch Riker tat es ihr gleich. „Vielleicht kriegen wir ja Antworten, wenn wir sie überwältigen“, sprach Riker und sah sich um. „Das möchte ich doch sehr hoffen“, gab Anna zurück. Sie hatte sich bereits einen Plan zurecht gelegt. Es dürfte keine Schwierigkeit sein, die Gegner am Ende der Gasse abzupassen und dort mit den Blastern zu betäuben. Ihren Irrtum erkannte sie noch, bevor beide das Ende der Gasse erreicht hatten. Denn genau dort betraten nun drei weitere der schwarz gekleideten Männer die Straße und kamen auf die beiden Lightfighter zu. „Verdammt“, konnte Anna noch fluchen, bevor die Fremden ihre Waffen zogen und feuerten. * 14
Gemeinsam stiegen Jason und Andi in den wartenden Hubschrauber. Der Pilot hatte genaue Anweisungen erhalten, bestimmte Waben über New York abzufliegen. Die Ausnahmegenehmigung war nicht leicht zu erreichen gewesen und das SE hatte all seine Beziehungen spielen lassen müssen. Das Rotieren der Propeller verstärkte sich und Sekunden später erhoben sie sich in die Luft. Die Verständigung war aufgrund der Lautstärke der Rotoren nur durch Headsets möglich. „Die Chancen sind nicht sehr groß das wir etwas finden“, erklärte Jason. „Ich weiß. Aber immerhin. Die Gefahr, die von der Spiegelwelt ausgeht ist nicht zu unterschätzen. Das letzte Mal hätte es beinahe das gesamte Universum gekostet“, erwiderte Andi. „Und dein Gerät kann die Strahlung auf welche Distanz orten?“, wollte Jason wissen. „Nun ich würde sagen zwischen 100 und 200 Metern. Und das auch nur wenn sie nicht irgendwie abgeschirmt ist“, gab Andi zurück. Gemeinsam betrachteten sie das Gerät während der Hubschrauber seine Kreise zog. Die Hoffnung war gering, aber sie war vorhanden. Mehrere Stunden zog der Hubschrauber am Himmel von New York seine Bahnen. Es gab viele Gesichter die nach oben blickten und in Angst zusammenzuckten. Erinnerungen an einen Tag der Trauer und des Todes waren noch in zu vielen Menschen lebendig. „Wir müssen bald umkehren. Der Treibstoff geht zur Neige“, erklärte der Pilot. „Oke, tun sie das“, erwiderte Andi, „Ich würde sagen wir starten noch zwei Mal und suchen weiter. Aber ich muss zugeben, dass ich keine große Hoffnung mehr habe.“ „He, was tun Sie denn da?“, wollte Jason wissen und blickte auf den Piloten. Andi folgte dem Blick des Jungen Lightfighters und erschrak. Der Pilot war über den Kontrollen zusammengesunken. Beide konnten ein kleines Gerät im Nacken des Mannes erkennen. Eine kleine rote Leuchtdiode blinkte hektisch. „Oh Gott, er hat den Treibstofftank geöffnet!“, rief Dorian. Entsetzt blickten beide auf die Treibstoffanzeige, die rasend gen Null sank. Der Hubschrauber begann abzutrifften. Der Pilot war augenscheinlich bewusstlos und somit nicht in der Lage, dem entgegen zu wirken. „Wir müssen nach vorne!“, rief Andi. Immer schneller sackte der Hubschrauber nun ab. Problematisch war jedoch die Tatsache, dass zwischen Pilot und Besatzung im hinteren Teil eine Sicherheitsglasscheibe angebracht war. „Wir müssen außen vorbei“, erklärte Jason. Gemeinsam öffneten sie die Schiebetür des rückwärtigen Teils des Hubschraubers. Ein Windstoß fegte durch das Innere und der Hubschrauber taumelte weiter dem Boden entgegen. Andi sah ein Meer von Häusern auf sie zustürzen. Langsam tasteten seine Finger nach vorne und öffneten die Tür von außen. Der Wind wurde immer stärker und seine Hände waren schweißnass. Sekunden kamen ihm vor wie Stunden und er musste ständig darauf achten, nicht abzurutschen. Es wäre sein sicherer Tod gewesen. Endlich öffnete sich die vordere Tür und er schob sich auf der rechten Kufe des Hubschraubers nach vorne. Erleichtert aufatmend erreicht er die Kabine des Piloten. Wie die anderen Lightfighter auch, war er in der Lage einen Hubschrauber zu steuern. Zwar war er ein wenig eingerostet aber die grundlegende Bedienung beherrschte Andi. „Schnall dich an, ich versuche auf einem der Dächer notzulanden!“, rief Andi zu Jason. Gehorsam schnallte dieser sich fest. Andi übernahm die Steuerung. Der Hubschrauber hatte jedoch längst seinen gesamten Treibstoff verloren. 15
Andi begriff, dass er einen Absturz nicht mehr verhindern konnte. Mit verschiedenen Eingriffen lenkte er den Hubschrauber auf Baugelände zu. Unter sich erkannte er wie die dortigen Arbeiter in Panik davonstoben. Einige Meter konnte er den Hubschrauber noch langsam sinken lassen. Dann verlor er jedoch die Kontrolle. Rasend schnell stürzte das Vehikel mit beiden Lightfightern dem Erdboden entgegen. * Rom, Gerichtsgebäude Langsam versank die ewige Stadt in einer sanften Abenddämmerung. Michael befand sich auf dem Weg, das Gerichtsgebäude zu verlassen. Die Polizei hatte ihn zuerst ziemlich rau behandelt. Der Richter selbst konnte sich an nichts mehr erinnern. Glücklicherweise unterstützten ihn die Aussagen der Anwälte. Selbst die Gegenpartei versuchte keinen Profit aus den Geschehnissen zu schlagen. Ein Psychologe vermutete Persönlichkeitsspaltung und der Richter würde nun unter die Beobachtung einer fachlichen Einrichtung gestellt werden. Michael tat es Leid um den Mann. Seine Karriere war wahrscheinlich zerstört und das nur durch ihn. Denn letztendlich hatte Torsten Thielmanns Anschlag ihm gegolten. Es wurde immer mysteriöser. Wer war der unbekannte Erbe, der einen Teil des Spectral Enterprise in Besitz nehmen wollte? Michael war längst nicht so zuversichtlich wie seine Anwälte und er hatte längst einige Fachleute damit beauftragt, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, das SE zu schützen. Natürlich konnte es passieren, dass er einen Teil seines Reichtums verlor, doch die wirkliche Gefahr bestand in dem Verlust das SE. Dies war das wahre Erbe seines Vaters. Nun, bald würde eine Entscheidung getroffen werden. Die Sitzung war vertagt worden. Ein neuer Richter würde sich bis morgen mit allem beschäftigen und dann würde es weiter gehen. Und Michael konnte nur hoffen, dass sein Anwalt es schafft, den neuen Richter zu überzeugen. * „Dieser Mann hat mehr Leben als eine Katze“, fluchte Torsten Thielmann und warf die Kugel zu Boden über die er das Schauspiel im Gerichtssaal verfolgt hatte. „Ich hab dir gleich gesagt, dass du es lassen sollst. Wir gewinnen sowieso. Der Trick ist ja eben, dass es dieses Mal kein Trick ist“, gab Nina Prestova gelangweilt zurück. „Ja, ich gebe zu, du hattest recht“, erwiderte Torsten Thielmann. Einmal mehr war Nina Prestova irritiert von Torsten Thielmanns neuer, ruhiger Art. Seitdem sein alter Körper vernichtet worden war und er seinen neuen Körper, den er durch eine magisch hervorgerufene Schwangerschaft Annas erhalten hatte, war er anders. Natürlich auch mächtiger. Das Erbe Annas, das Erbe der Hexe, war auch im Körper des Jungen. Und nachdem er dessen Bewusstsein vernichtet hatte, war es seiner Kraft hinzugefügt worden. Nina beneidete ihn jedoch nicht. Sie besaß noch immer ihren jungen, schönen Körper. Seit Jahrhunderten. Und nun auch noch die Macht, zumindest einen Teil der Macht, der Engelsträne. Sie musste an jenen Tag des Jahres 1976 denken. Jener Tag als sie Karren Hartmann, die Adoptivmutter Michaels und Ehefrau Karsten Hartmanns in ein Gefängnis aus gefrorener Zeit gesperrt hatte.
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Karsten hatte geglaubt, seine Frau wäre gestorben. Und sie hatte Karren beeinflusst. Magisch, hypnotisch. Sie stand nun auf ihrer Seite. Und kämpfte gegen Michael, von dem sie glaubt, dass er es gewesen war, der ihren Mann umgebracht hatte. Karren Hartmann war der Schlüssel zur Macht. Wenn sie ihren Teil des Hartmann Konzerns in Besitz genommen hatte konnte sie über diesen das SE Torpedieren. „Nun, ich denke es ist an der Zeit, dass Michael erfährt, wer sein Gegner ist. Ich denke sowieso, dass der neue Richter wissen sollte, worum es bei dem ganzen Streit geht. Wenn Karren sich zu erkennen gibt, haben wir sowieso gewonnen“, fügte Nina hinzu. „Nun, das überlasse ich dir. Immerhin war es auch dein Plan und du hast ihn erst ermöglicht“, erklärte Karsten. Nina nickte nur lächelnd. Dieses Mal würden die Lightfighter bitter bluten. * New York Blitzschnell riss Anna ihre Arme empor, streckte sie den Angreifern entgegen und rief: „Contego.“ Der Schutzzauber wurde sofort aktiv und hüllte Anna und Riker in ein blau leuchtendes Energiefeld. Die Schüsse halten laut in der Gasse, prallten jedoch ohne Schaden anzurichten an dem Schutzfeld ab und sirrten als Querschläger davon. Die Fremden bemerkten sofort, dass sie unterlegen waren, machten kehrt und rannten davon. Sofort hob Anna ihre Waffe und schoss. Ein blauer, sicher verästelnder Energiestrahl zuckte aus dem Abstrahlpol der Waffe und hüllte einen der Flüchtenden ein. Anna ließ das Schutzfeld in sich zusammenfallen und hastete mit Riker auf den bewusstlosen zu. „Beeindruckend“, kommentierte er Annas Zauber. Gemeinsam beugten sie sich über ihren Gegner. „Er wird noch einige Stunden bewusstlos sein“, kommentierte Anna. Riker hatte sich daran gemacht den Bewusstlosen zu durchsuchen. „Schauen Sie sich das mal an“, machte er Anna nun auf etwas aufmerksam. Anna nahm den Zettel in die Hand, den Riker ihr reichte. Eine Adresse war maschinell darauf gedruckt worden. „Na das sieht doch gut aus, unsere erste Spur“, sprach Anna. Ein leises Zischen ließ beide herumfahren. Erst als sie in die leere Gasse blickten fiel ihnen auf, dass es der Bewusstlose war, von das Geräusch ausging. Sekunden später stand er auch schon in Flammen. Entsetzt starrten die beiden Lightfighter auf das Skelett, das nach wenigen Augenblicken als einziges übrig geblieben war. „Wir sollten gehen und zwar schnell“, kommentierte Anna. Riker nickte nur. Nach ihrer Verhaftung war es ihrer Glaubwürdigkeit nicht unbedingt zuträglich neben einer Leiche vorgefunden zu werden. Gemeinsam verließen sie die Gasse. Die Polizei würde sich früh genug wegen dem zerstörten Auto bei ihnen melden. Beide nahmen Kurs auf die U-Bahn, als Annas Handy plötzlich klingelte. Schnell zog sie das Handy aus dem Case an ihrem Gürtel, klappte es auf und fragte: „Ja?“ In den nächsten Minuten stellte Anna kaum Fragen, doch ihr Gesicht verdüsterte sich zunehmend. Als sie aufgelegt hatte, wollte Riker wissen: „Und, wer war es? Ist was passiert?“
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„Ja, mehr als das. Wir müssen ins Krankenhaus. Andi und Jason hatten einen Unfall“, erklärte sie. „Sind sie verletzt?“, wollte Riker wissen. „Ich weiß es nicht. Der Arzt hat mich angerufen. Beeilen wir uns“, erwiderte sie. Gemeinsam schritten die Lightfighter zur U-Bahn und machten sich auf den Weg in das Krankenhaus. * Hastig liefen Anna und Riker durch den Krankenhausflur. Überall lagen Menschen, manche mit schweren, manche mit leichten Verletzungen. Andere waren nicht bei Bewusstsein. Anna versuchte das Leid zu ignorieren, das um sie herum zu sehen war. Vor ihr tauche das von der Schwester bezeichnete Zimmer auf und beide traten nach kurzem Klopfen ein. Sofort wandte Jason sich ihnen zu. Sein Arm war bandagiert, ebenso sein Bein. „Hi. Was um Gottes Willen ist passiert?“, wollte Anna wissen während sie auf ihn zuging. „Unser Hubschrauber ist abgestürzt, Andi hat noch versucht ihn abzufangen aber die letzten Meter war Sturzflug angesagt“, gab Jason zurück und versuchte zu lächeln, was kläglich misslang. „Wie geht es ihm?“, wollte Anna wissen und beugte sich über Andi. Dieser sah sehr blass aus und schlief. „Er ist noch ziemlich schwach, hat einiges abbekommen. Aber in ein bis zwei Tagen sind wir beide wieder auf dem Damm“, erklärte Jason. „Wunderbar. Wenn ich das Dorian Pendant in die Finger bekomme wird er sich wünschen, das nicht getan zu haben“, erklärte Anna. „Lass noch etwas für mich übrig“, warf Jason ein. Ein Lächeln überzog Annas Gesicht. Sie war froh, dass keinem von beiden etwas geschehen war. „Was war mit dem Flugzeug nicht in Ordnung?“, wollte Anna wissen. „Oh mit dem Flugzeug war alles in Ordnung. Nur mit dem Piloten nicht. Der ist mitten während dem Flug bewusstlos geworden und nach der Landung scheint er verbrannt zu sein. Die Polizei vermutet, dass im Flugzeug Feuer ausbrach, obwohl seltsamerweise nur er verbrannt ist“, erklärte Jason. Verwundert musste Anna an ihren Gegner denken, der in der kleinen Gasse einfach verbrannt war. „Ich werde mal Michael anrufen. Jemand muss ihn ja über alles informieren. Außerdem dürfte es in Rom mittlerweile fast Mitternacht sein“, erklärte Anna. Langsam, um Andi nicht zu wecken, verließ sie das Zimmer. Im Gang ging es noch sehr lebhaft zu. Ärzte und Schwestern waren ständig in Eile und hinter den meisten Türen waren noch Stimmen zu vernehmen. Anna mochte Krankenhäuser nicht besonders. Zu oft wurde sie im Zuge ihres Kampfes gegen das Böse mit dem Tod konfrontiert. Die Lightfighterin ging durch die Eingangshalle und verließ das Krankenhaus. Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude schaltete sie das Handy ein und rief Michael in Rom an. Kurz schilderte sie die Erlebnisse und auch Michael berichtete von den Vorfällen im Gericht. „Da brennt es mal wieder an allen Ecken und Enden“, sprach Anna. „Braucht ihr Unterstützung?“, wollte Michael wissen. „Ich denke nicht. Wir haben eine neue Spur. Ich hoffe die Adresse die wir in der Jacke des Toten fanden führt uns weiter. Jason und Andi fallen zwar aus aber diese Ermittlungen kann ich auch alleine durchführen“, erwiderte Anna.
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„Gut, dann ruht euch bis morgen ein wenig aus und macht dann weiter. Ich werde auch morgen wieder bei Gericht erscheinen und den Prozess weiter verfolgen“, gab Michael zurück. Anna verabschiedete sich und beendete dann die Verbindung. Letztendlich würden sie und Riker alleine weiter ermitteln müssen. Andi und Jason waren in ihrer jetzigen körperlichen Verfassung nicht mehr dazu in der Lage. Und sie mussten sich beeilen. Dorian saß im Gefängnis. Und sie konnte sich vorstellen, dass es kein angenehmer Aufenthalt war. * Rom, Villa Hartmann „Verstehe ich Sie also richtig, wir erfahren wer es ist?“, wollte Michael noch einmal wissen. „Nun, es ist noch nichts Offizielles aber angeblich will die neue zuständige Richterin, dass der Kläger der Gegenpartei erscheint“, erklärte Bruce Stark. „Womit wir endlich wissen, mit wem wir es zu tun haben. Das gefällt mir“, sprach Michael. Beide hatten es sich kurz im Salon der Villa bequem gemacht, während draußen die Limousine vorfuhr. „Mir gefällt es natürlich ebenso, andererseits deutet das darauf hin, dass die Gegenpartei sich sehr sicher ist“, erwiderte Bruce Stark. „Hoffen wir das Beste. Ich kenne meine Gegner gerne“, erwiderte Michael. Beide verließen den Salon. Stark packte alle notwendigen Akten und Unterlagen zusammen. Gemeinsam verließen sie die Villa. Der Tag der Entscheidung war gekommen. * New York Langsam ging Anna durch die Straßen des schlafenden New York. Es war noch sehr früh am Morgen und es würde noch ein bis zwei Stunden dauern, bevor die ersten Arbeiter erwachten und sich in die Rush Hour zu stürzen. Sie hatte noch kurz bei Andi und Jason vorbeigeschaut, doch die Beiden hatten noch tief und fest geschlafen. Der Absturz hätte zumindest Andi beinahe das Leben gekostet. Nach allem, was er bisher hatte durchmachen müssen fand Anna, dass es nun mehr als genug war. Sie hatten sich bereits vor Andis Vampirwerdung sehr nahe gestanden und sie wusste, dass ihr Freund und Kollege sich schwere Vorwürfe machte. Als Vampir hatte er Unschuldige getötet und verstümmelt. Ganze Familien ausgelöscht. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass er in diesem Kampf nicht mitmischen musste und mit Jason eine angenehme Gesellschaft hatte. Seltsamerweise hatte der Junge aus der Vergangenheit keinerlei Problem mit dem Schwulsein seines Teamgefährten. Und das obwohl es zu der Zeit als Jason gelebt hatte, alles anderes als normal gewesen war. Sie hatte Riker damit beauftragt, auf Jason und Andi Acht zu geben. Im Krankenhaus waren sie schutzlos und selbst konnten sie sich kaum verteidigen. Körperlich waren sie jedem Gegner ausgeliefert und die Waffen lagen in sicheren Schließfächern im Krankenhaus. Obendrein ermittelt nun natürlich auch noch die Polizei in der Sache des Flugzeugabsturzes und der Autoexplosion. Die Lightfighter standen in keinem guten Licht da. Sie mussten Dorians Doppelgänger finden und ebenso das neue Tor zur Spiegelwelt. Wenn sie es nicht unter ihre Kontrolle brachten, würde der Imperator wieder Truppen einschleusen und das könnte, vor allem in der momentanen politischen Situation, katastrophale Folgen haben. 19
Anna ging weiter und staunte einmal mehr darüber, wie Menschen in den Slums länger als wenige Stunden überleben konnten. Sie selbst wäre sicher schon längst Opfer eines Junkies oder Vergewaltigers geworden, hätte sie nicht ihre magischen Fähigkeiten eingesetzt. Durch eine Manipulation ihrer Aura wirkte sie abschreckend auf alle Menschen die sich in ihre Nähe wagten. Somit war sie einstweilen vor Problemen gefeit. Vor ihr tauchte nun eine Lagerhalle auf. Zwischen all den Baracken wirkte sie seltsam deplatziert und Anna erkannte, als sie auf die Hausnummer blickte, dass genau diese ihr Ziel war. Hoher Stacheldrahtzaun umgab das Gelände und machte jedem Vorbeigehenden deutlich, dass er nicht willkommen war. Anna gedachte nicht daran, auf diese Abschreckung zu reagieren. Sie war eine Hexe und damit standen ihr glücklicherweise genügend Möglichkeiten zur Verfügung, ein abgesperrtes Areal zu betreten. Teleportation schied natürlich aus, dazu kannte sie das Areal zu wenig. Zu leicht konnte es geschehen, dass sie inmitten einer Mauer landete und für Sicherheitsmaßnahmen hatte sie keine Zeit. Aber der Zaun sollte kein Problem darstellen und sie würde dafür sorgen, dass die Überwachungsanlagen sie nicht erkennen konnten. Anna schloss die Augen und begann ihre Hexenkräfte wirken zu lassen. Langsam aktivierte sie das Erbe ihrer Mutter und begann damit die magischen Zauber zu rezitieren. Unsichtbarkeit kostete Kraft aber in diesem Fall hatte sie keine Wahl. Nur so war es möglich, unbemerkt die Kameras zu überlisten. Nach einigen Minuten merkte sie, dass ihr Zauber Wirkung zeigte. Sie wurde unsichtbar. Weitere magische Silben kamen über ihre Lippen und sorgten dafür, dass ihr Körper an Festigkeit verlor. Als auch dies geschafft war konnte der Zaun sie nicht mehr aufhalten. Wie Luft schritt sie durch ihn hindurch. Schnell bewegte sie sich über das Gelände. Ihre Kraft war nicht unerschöpflich und sie musste sich beeilen. Es wäre äußerst unangenehm wenn die Zauber ihre Wirkung verloren während sie das Areal noch nicht wieder verlassen hatte. Ebenso wie der Zaun, bot auch die Wand der Lagerhalle kein ernstzunehmendes Hindernis und Anna konnte die Halle betreten. * Rom, Gerichtsgebäude Langsam ließ sich Michael auf den Stuhl sinken. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass Bruce Starks Gesicht angespannt wirkte. Die neue Richterin war noch relativ jung für ihr Amt, konnte allenfalls Anfang Dreißig sein. Sie hatten den Fall übernommen und die Akten ihres Vorgängers durchgearbeitet. Im Gegensatz zu diesem, hatte sie den Antrag der Gegenpartei jedoch abgelehnt und der Kläger musste somit vor Gericht erscheinen. Sein Auftreten war jedoch erst für später geplant gewesen und somit hatte die Richterin sich noch die restlichen ärztlichen Gutachten zeigen lassen und weitere Informationen eingeholt. „So meine Herren, was ich wissen muss wurde mir mitgeteilt. Nun fehlt lediglich noch der Kläger der Gegenpartei“, sprach sie. „Natürlich, euer Ehren. Wir erwarten sein Erscheinen jede Minute“, erwiderte der Gegenanwalt. Mit jeder Minute wurde Michael unruhiger. Welches perfide Spiel hatte sich Torsten nur ausgedacht?
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Es waren noch mehr Dämonenbanner im Gebäude verteilt worden, was bedeutete, dass niemand, der dämonischer Natur war oder besessen, das Gebäude betreten konnte. Er war gespannt. Seine Spannung entlud sich Sekunden später in einem entsetzten Keuchen, als die Tür geöffnet wurde und der Kläger, oder besser die Klägerin, eintrat. Ein bodenloser Abgrund tat sich vor seinem Inneren auf und drohte ihn zu verschlingen. „Mutter“, hauchte er. * New York Langsam schlich Anna weiter. Verblüfft hatte sie nach dem Betreten des Gebäudes festgestellt, dass es sich keinesfalls um eine leere Lagerhalle handelte. Ja, Oberflächlich war dies der Fall. Doch eine Falltür im Boden hatte das Geheimnis offenbart und Anna befand sich nun auf einer Treppe in die Tiefe. Seltsamerweise begegnete sie keinem Menschen und es war völlig still um sie herum. Der Grund offenbarte sich, als sie das Ende der Treppe erreichte. Eine Tür versperrte Anna den Weg und etliche Scanner für biometrische Daten waren angebracht. Ohne Probleme durchdrang sie auch diese Materie und betrat… ein Massengrab. Nur wenige Meter von ihr entfernt lag die erste Leiche. Eine junge Frau, in ein elegantes Kostüm gekleidet, lag vor ihr. Auf der Höhe ihres Herzens war eine schwarze Rußspur am Einschussloch zu erkennen. Anna erkannte sofort, das hier jemand mit einem Blaster geschossen hatte, der auf volle Laster Kapazität geschaltet gewesen war. Sie versuchte die aufsteigende Übelkeit in ihr zu unterdrücken. An den Anblick von Leichen konnte sie sich bis heute nicht gewöhnen. Und das obwohl sie bereits mehr als einmal mit dem sinnlosen Tod von Menschen konfrontiert worden war. Doch die Frau vor ihr war nicht die einzige Tote. Als sich Anna umsah, erkannte sie noch mindestens zehn weitere. Einige Männer in Anzügen, andere in Laborkitteln. Langsam ging Anna weiter. Mit einem magischen Befehl ließ sie ihren Zauber zusammenfallen, es war wohl nicht mehr nötig sich zu verbergen. Gleichzeitig zog sie jedoch ihren Blaster. Überall waren Computermonitore, Server und Terminals zu sehen. Als Anna den Bildschirmschoner eines Monitors durch das bewegen einer Maus verschwinden ließ, erkannte sie, dass es sich um eine Einrichtung der CIA handelte. Sie fand einige E-Mails, die aus dem CIA Hauptquartier in Langley hierher gesendet worden waren. Es hatte wohl niemand damit gerechnet, dass der Tod so schnell und erbarmungslos zuschlagen würde. Warum musstet ihr das Tor wieder öffnen, richtete Anna die Frage an die Hohen Mächte. Natürlich erhielt sie keine Antwort. Noch nie hatten die Wesen der höheren Existenzebene sich dazu herabgelassen, mit ihnen zu kommunizieren. Sie fragte sich nur, was Dorian in der zweifellos streng geheimen Regierungseinrichtung gewollt hatte. Langsam ging sie weiter und aktivierte hier und dort ein Terminal. Genauere Informationen waren jedoch nicht zu finden. Als sie sich weiter umblickte, erkannte Anna nur wenige Meter entfernt einen Raum, dessen Tür weit offen stand. Auch hier lagen zwei tote Männer. Da sie weiße Laborkittel trugen, ging Anna davon aus, dass es sich um Wissenschaftler der Einrichtung handelte. Oder besser, gehandelt hatte. Langsam ging sie weiter und blickte in das Innere des Raumes. Verschiedene Projektoren waren hier an den Wänden angebracht und auf ein Podest gerichtet, das in der Mitte aufgestellt war. 21
Eine Aussparung darin machte Anna deutlich, dass sich hier normalerweise ein Gegenstand befand. Womit der Spiegelwelt-Dorian wohl gefunden hatte, was er suchte, dachte Anna. Sie verließ den kleinen Raum und ging zu den Computern. Es musste doch sicher möglich sein, Informationen über den entsprechenden Gegenstand zu finden. Langsam wurde Anna hektisch. Es würde sicher nicht mehr lange dauern und die CIA würde weitere Männer hierher schicken, wenn sie nichts mehr von ihrer Niederlassung hörten. In diesem Moment wünschte sie sich Andi herbei, dem es sicher keine Schwierigkeiten bereitet hätte, dem Rechnerverbund Informationen zu entlocken. Grundlegende Kenntnisse besaß Anna jedoch auch und so flogen ihre Finger über die Tastatur. Minuten später wurde ihr klar, dass Dorian keine Information über das Artefakt im Rechner gelassen hatte. Es war ein Glück, dass er nicht gleich die ganzen Datenspeicher vernichtet hatte. Aber Anna hatte noch eine weitere Idee und bereits wenige Minuten später hatte sie Erfolg. Vor ihren Augen lief eine der Aufzeichnungen der Überwachungskamera ab. Sie konnte miterleben, wie Dorian in die Einrichtung eindrang und gnadenlos einen nach dem anderen tötete. Dann ging er zu dem kleinen Labor, tötete auch hier zwei Wissenschaftler und öffnete die Tür. Sekunden später kam er mit einem Artefakt in den Händen wieder daraus hervor. Ein eisiger Schreck durchfuhr Anna als sie die Form und das Material erkannte das er davontrug. Bevor sie sich jedoch weiter damit befassen konnte ertönten hinter ihr Schritte. Die Zeit den Unsichtbarkeitszauber erneut einzusetzen blieb Anna nun natürlich nicht mehr und wenn man sie hier, inmitten all der Toten erblickte, würde es schwer sein, ihre Unschuld zu erklären. Schnell schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf das Krankenzimmer von Andi und Jason. Dann sprach sie das magische Wort: „Tripudio.“ Als die Spezialeinheit der CIA den Raum betrat, hatte die Teleportation sie bereits mit sich gerissen. * Rom, Gerichtsgebäude Schockiert und geschockt blickte Michael auf die Frau im Zeugenstand des Gerichts. Äußerlich ähnelte sie seiner Mutter bis auf das letzte Detail. Seiner Mutter, die vor vielen Jahren in Berlin gestorben war. Eine Unmöglichkeit. Doch sie war da. Und da das gesamte Gebäude durch die Dämonenbanner von allem schwarzmagischen gesäubert war, konnte es sich nicht um einen Trick von Torsten Thielmann handeln. Er war ratlos. Doch dies war noch lange nicht alles. Denn der Anwalt der Gegenseite begann nun mit der Befragung der Zeugin, nachdem diese vereidigt worden war. „Frau Hartmann, viele Jahre hielt man sie für tot. Erst vor kurzem haben Sie sich zu einer Klage gegen Ihren Adoptivsohn entschlossen. Warum?“, wollte der Anwalt wissen. „Nun, wie Sie wissen starb vor einigen Jahren mein Mann, Karsten Hartmann. Bereits vorher hatte ich den Verdacht, dass mein Sohn etwas gegen uns plante, erst dann wurde es jedoch zur Gewissheit. Er hat meinen Mann auf dem Gewissen und um sicher zu sein habe ich bereits Jahre vorher meinen Tod vorgetäuscht. Mein Ehemann wusste natürlich Bescheid“, erwiderte Karen Hartmann. „Einspruch! Das ist eine unbewiesene Unterstellung!“, Michaels Hauptanwalt und der Einspruch wurde umgehend vom Richter akzeptiert.
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„Nun gut, darum geht es nun auch nicht. Sie sind hauptsächlich hier, um darzulegen, warum Sie klagen und um Ihre Identität zu bestätigen. Ich denke, jeder Zweifel dürfte nun ausgeräumt sein“, erklärte der Anwalt. Michael konnte sich nicht erklären, wie es möglich war, dass schwarze Magie hier wirkte. Und schwarze Magie musste es sein, denn er wusste mit Sicherheit, dass sein Vater und seine Mutter nichts derartiges geplant hatten. Schließlich konnte er nach wie vor über die Traumebene mit seinem Vater kommunizieren. Leider hatte er keine Möglichkeiten dies nunmehr zu beweisen. Sein Anwalt stellte noch einige Fragen doch es sah nicht gut für ihn aus. * New York Erschrocken sprang Riker zur Seite, als Anna inmitten des Krankenzimmers rematerialisierte. Jason und Andi kannten den Vorgang längst und blieben auf ihren Betten liegen. „Wir haben ein Problem“, begrüßte Anna die Freunde und begann von ihrer Erkundung zu berichten. „Mal wieder?“, gab Jason lakonisch zurück. „Der Spiegelwelt-Doppelgänger hat ein Scratch Artefakt aus einem Forschungslabor der CIA gestohlen“, erklärte Anna. „Ein Scratch Artefakt? Wie kommt die CIA denn an so etwas?“, wollte Andi wissen. „Lacht nun bitte nicht, aber es sieht so aus als wären die damals in Roswell abgestürzten Schiffe Scratch Raumer gewesen“, erklärte Anna. „Na wunderbar. Aber was könnte er damit wollen?“, grübelte Dorian weiter. „Ich vermute, er benötigt das Artefakt bzw. das technische Element für etwas in seiner Welt. Wobei die Frage offen bleibt, wo sich das neue Tor etabliert hat“, erklärte Anna, „Genau in diesem Zusammenhang hat er uns jedoch in die Hände gespielt. Das Artefakt gibt nämlich eine bestimmte Strahlung ab, die wir schon damals in Kairo anmessen konnten. Somit dürfte es ein Leichtes sein, das Tor aufzuspüren.“ Entgegen dem Rat der Ärzte verließen Andi und Jason das Krankenhaus mit Anna und Riker. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum hiesigen SE HQ um dort den entsprechenden Scanner aufzutreiben. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie das Tor finden würden. * Rom, Gerichtsgebäude „…muss ich sagen, dass ich lange nichts mehr so Interessantes erlebt habe. Gleichzeitig ist es jedoch sehr traurig, dass einmal mehr das Geld eine Familie entzweit. Natürlich weiß ich nicht, ob es tatsächlich Michael Hartmann war, der seinen Vater umbrachte, doch das spielt keine Rolle hier. Andere werden sich damit befassen. Ich habe nur darüber zu befinden ob Karen Hartmann tatsächlich ein Anspruch auf das Erbe ihres toten Mannes hat. Und dies beantworte ich mit ja. Hiermit ordne ich an, dass der Hartmann Besitz, und zwar alle Aktien, Immobilien und Vermögenswerte, zwischen Karen und Michael Hartmann aufgeteilt werden“, sprach die Richterin. Entsetzt starrte Michael nach vorne und wurde sich nur langsam der Tragweite der soeben vernommenen Worte bewusst. Von nun würde Karen direkt gegen ihn arbeiten. Und wenn Thorsten wirklich dahinter steckte und ebenfalls Einfluss nahm, konnte das katastrophale Folgen haben. Langsam stand er auf und verließ das Gerichtsgebäude. Er fühlte sich alt. * 23
New York Langsam näherten sich die vier Lightfighter dem Gebäude. Die Strahlung des Artefaktes hatte sie direkt zu einer Villa geführt. Sie befand sich in einer der nobleren Gegenden New Yorks und bereits zwei Polizeiwagen hatten die Lightfighter passiert und patrouillierten hier. „Wir müssen ihn überraschen“, sprach Andi. „Genau. Riker und ich werden reingehen. Ihr beiden gebt uns Rückendeckung“, erklärte Anna. „Die Kranken werden abgeschoben“, witzelte Jason und zog, genau wie Andi, seinen Blaster. Gemeinsam näherten sich Anna und Riker der Tür. Ein leiser, magischer Befehl, öffnete das Schloss und die Tür sprang auf. Verblüfft starrten die Freunde in eine große Eingangshalle. Der Boden war mit Marmor bedeckt und im Hintergrund waren zwei Treppen zu sehen, die nach oben führten. Doch das wirklich Interessante war das Tor, welches inmitten der Eingangshalle empor ragte. Bis auf Riker hatten alle Lightfighter ein Ähnliches bereits gesehen. In Rynolticé war das Tor zur Spiegelwelt das erste Mal aufgetaucht und dort hatten sie geschafft, es zu schließen und die Welt zu retten. Hier also war es nun erneut erschienen. Riker und Anna waren nur Sekunden verblüfft. Sekunden, die Dorian ausreichten. Der Spiegelwelt-Zwilling sprang aus seiner Deckung und warf sich gemeinsam mit dem Scratch Artefakt in den blauen Vortex. „Ihr bleibt hier, sichert das Haus!“, rief Anna und rannte auf das Tor zu. „Hey, wer hat sie eigentlich zur Chefin gemacht?“, wollte Jason wissen. „Tja, so sind die Frauen. Emanzipation sage ich da nur“, erwiderte Andi und zwinkerte leicht. Anna hatte indes das Tor erreicht und warf sich hinein. Blaue Energie umfloss sie und schleuderte sie durch das Dimensionstor. Die Reise dauerte nur wenige Sekunden, dann wurde sie auf der anderen Seite ausgespieen. Sofort warf sie sich zur Seite, was jedoch unnötig war. Von dem Dorian-Doppelgänger war nichts mehr zu sehen. „Ich konnte ihn nicht aufhalten“, ertönte eine Stimme aus dem Schatten. Anna fuhr herum. Während auf ihrer Seite das Tor in einer Villa stand, war dies zweifellos nur noch eine Baracke. Der Mörtel bröckelte von den Wänden und das Gebäude war teilweise eingestürzt. „Es freut mich dich zu sehen“, erklärte Nina und trat aus dem Schatten. Während Nina Prestova in Annas Welt auf der Seite des Bösen stand, vertrat sie hier den Widerstand gegen den Imperator, Michael Hartmann. „Du. Wir dachten du seiest tot!“, rief Anna. Beide umarmten sich kurz und Nina berichtete, dass der Palast damals zwar eingestürzt sei, doch einige Gänge hatten Stand gehalten. Gemeinsam waren die Widerständler zum Sprungtor gelangt. „Wir haben herausgefunden, dass der Dorian dieser Welt gegen den Imperator intrigiert. Es sieht so aus als hätte er ein Bündnis mit den Scratch geschlossen. Er baut an irgendeiner Maschine, für die er eine technische Komponente benötigte. Diese hat er sich wohl nun besorgt“, erklärte Nina. „Verdammt! Können wir euch irgendwie helfen?“, wollte Anna wissen. „Ja, das könnt ihr. Das hiesige Tor ist noch nicht entdeckt worden. Dorian wird es dem Imperator noch nicht sagen. Schützt es auf eurer Seite. Außerdem benötigen wir Waffen und Proviant“, erwiderte Nina. „Ich gebe es weiter“, versprach Anna. „Hiermit können wir kommunizieren“, erklärte Nina. Sie übergab Anna eine Handtellergroße, blau schimmernde Kugel. 24
„Es reicht, wenn ihr sie berührt und euch auf uns konzentriert. Die Verbindung kommt dann zustande“, erklärte Nina. Anna steckte die Kugel ein und verabschiedete sich von Nina. Sekunden später befand sie sich auf dem Weg zurück in ihre Welt. * Rom, Villa Hartmann Niedergeschlagen begrüßte Michael Anna, Andi und Jason. Er berichtete von der Gerichtsverhandlung und deren katastrophalen Ausgang. Die Nina Prestova dieser Welt hatte ihn kontaktiert und von ihrer Intrige und der Gefangennahme Karens vor einigen Jahren berichtet. Karen gehorchte nun ihr und gemeinsam wollten sie das Hartmann Imperium in die Knie zwingen. Auch Anna, Andi und Jason erzählten abwechselnd von den Ereignissen in New York. „Riker wird mit den anderen dortigen Lightfightern das Tor überwachen und uns Meldung machen, wenn jemand versucht das Tor zu passieren. Den Proviant und die Waffen haben wir bereits an die Widerständler weitergeleitet“, erklärte Anna. „Gut. Ich habe ein Team darauf angesetzt, die Beweise gegen unseren Dorian zu vernichten. Das Verfahren wurde eingestellt. Dorian ist bald wieder bei uns“, erklärte Michael. Gemeinsam saßen sie auf der Terrasse der Villa und überlegten noch lange, wie es nun weitergehen würde und was der Spiegelwelt-Dorian plante. Niemand ahnte, dass die Gefahr bereits in ihrer Welt lauerte. * New York Lächelnd starrte Riker in die Bildkugel und bestätigte den Befehl seines Herrn einmal mehr. Zufrieden nickte Dorian und beendete die Verbindung. Riker hatte seinen Platz in dieser Welt eingenommen. Schon vor Wochen. Er würde dafür sorgen, dass niemand das Tor bewachte und der Weg für seine Leute aus der Spiegelwelt offen blieb. Zufrieden blickte er auf die Leiche des echten Riker herab, auf dessen Stirn sich ein rotes Einschussloch befand. Ende Vorschau auf Band 32 – „Gesichter der Zeit“ Ein weiteres Mal werden die Lightfighter mit John Green und dessen finsteren Plänen konfrontiert. Als sich die Geschehnisse überschlagen, beginnt für die Lightfighter eine gefährliche Zeitreise. Endlich erhalten sie Antworten auf viele Fragen und der ewige Krieg gibt ein weiteres Geheimnis preis. Das Erbe der Macht Band 32 Gesichter der Zeit Weitere Bände in Vorbereitung: Band 33 – „Familie des Bösen“ Band 34 – „Das Erbe der Hexe“ (1/2) Band 35 – „Erinnerungen“ (2/2)
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