Bernd Philipp Hallo, Chaos – bin schon da!
Ein Mensch in allen Lebenslagen
Warum gibt es eigentlich so oft Streit, wen...
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Bernd Philipp Hallo, Chaos – bin schon da!
Ein Mensch in allen Lebenslagen
Warum gibt es eigentlich so oft Streit, wenn Paare zusammen im Supermarkt einkaufen? Wieso schaffen sich Menschen heutzutage überhaupt noch Kinder an, wenn sie genau wissen, dass für den Nachwuchs bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr rund 300 000 Mark aufzubringen sind? Wie kommt es, dass schwangere Frauen überhaupt keine Rücksicht darauf nehmen, dass auch ihre Männer ein bisschen schwanger sind und leiden? Warum brauchen Frauen eine Ewigkeit, um in der Speisekarte etwas Leckeres auszuwählen - und wieso haben sie dann immer noch einen Extrawunsch? Fragen über Fragen. Autor Bernd Philipp stellt sie sich - und gibt heiter-pointierte Antworten. Der Alltag mit all seinen großen und kleinen Sensationen ist das Feld, das er seit zwanzig Jahren beackert. Dabei erntet er lachenden Zuspruch, immer wieder und immer mehr. Mit von der Partie sind natürlich auch Ehefrau Susi Super und Sohn Max (»Der kleine Terrorist«). Und selbstverständlich Hausfreund Rüdiger. Der ist so sparsam, dass er den vierten Advent mit zwei Kerzen vor dem Spiegel feiert.
Bernd Philipp
Hallo, Chaos – bin schon da! Ein Mensch in alles Lebenslagen
Ullstein
Der Ullstein Verlag ist ein Unternehmen der Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München
© 2001 Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin Illustration: Brian Bagnall Satz: LVD GmbH, Berlin Druck und Verarbeitung: GGP Media, Pößneck Printed in Germany 2001 ISBN 3 550 08348 3
Dieses Buch widme ich meiner Badezimmerwaage.
Sie hat es nicht leicht mit mir.
Das ist ja wohl eine Affenschande
Obwohl mein Eheglück Susi Super heißt, hat sie mit Supermärkten nichts im Sinn. Dafür hat sie ja mich, den Mann fürs Grobe. »Wenn du bei Kaiser's bist«, sagt sie neulich, »dann bringe doch bitte für Max die Choco Krispies von Kellogg's mit. Du musst nicht lange suchen – da ist auf der Verpackung ein Affe drauf!« Ich stehe vor einem riesigen Regal mit rund 50 verschiedenen Packungen. Mich schauen Elefanten, Löwen und Dinosaurier an. Aber kein Affe. Anruf per Handy: »Es gibt hier keine Choco Krispies mit einem Affen!« »Dann guckst du nicht richtig«, sagt Susi, »wenn du vor dem Regal stehst, sind die immer oben links. Du musst sie finden!« Ich habe sie nicht gefunden. Auch nicht in einem anderen Supermarkt. Zu Hause: »Das Zeug muss ausverkauft sein.« Susi Super: »Ist ja lachhaft. Die gibt es überall! Geh mal zum Augenarzt.« Max (lässig-wissend): »Wenn man Papa schon mal einkaufen schickt ...« Susi (scheinheilig): »Wenn du so alt bist wie Papa, dann siehst du auch nicht alles auf Anhieb.« So ist Familienleben schön! Ich merke, wie vor lauter Wut mein Blutdruck steigt – und brülle: »Wir gehen jetzt alle sofort zum Supermarkt, und ihr zeigt mir die Packung mit dem Affen. Wenn sie da ist, kriegt ihr fünfzig Mark von mir!« Ich habe noch nie erlebt, dass Mutter und Kind so schnell auf mich hörten und zum Aufbruch bereit waren.
Jetzt im Supermarkt. Vor dem Regal der Wahrheit. Susi Super und Max schauen sich lächelnd an. Susi zeigt auf eine Packung Choco Krispies und sagt süffisant zu mir: »Und was ist das?« Max: »Papa, jetzt bist du fünfzig Mark los!« Ich sage: »Das ist kein Affe, sondern eine Ulkmaus oder ein Hamster. Der sieht aus wie ein entfernter Verwandter von A-Hörnchen und B-Hörnchen. Auf seinem T-Shirt steht sein Name: Coco – eindeutig ein C-Hörnchen ...« »Ach, mein Papa«, erzählt Max kopfschüttelnd anderen Kunden, »der weiß nicht mal, wie ein Affe aussieht ...« Und Susi Super: »Max, die fünfzig Mark teilen wir uns...« Ich habe bis heute nicht bezahlt. Sollen sie mich verklagen. Jetzt weiß ich auch, warum man immer von »Familien-Bande« spricht ... Einigen habe ich die Verpackung gezeigt. Nicht einer hat darauf einen Affen erkannt. Für das Produkt wird auch im Fernsehen geworben. Man sieht, wie ein Affe durch die Gegend rennt. Es ist der Affe, der auf der Verpackung zum Hamster wird. Blöde Werbung. Schafft nur Verwirrung und Streit. Für meine familiären Schlaumeier kaufe ich jedenfalls nichts mehr ein. Ich lasse mich doch nicht zum Affen machen.
Faxen machen — gar nicht komisch!
Seitdem sich die Schmitts, die Bauers, die von MüllerRabensteins und viele andere Bekannte daheim ein kombiniertes Telefon-Fax-Gerät angeschafft haben, besteht zwischen uns so gut wie kein Kontakt mehr. Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass es offenbar vielen schwer fällt, so ein – aus heutiger Sicht eher läppisches – Gerät funktionstüchtig zu programmieren. Als ich neulich die von Müller-Rabensteins anrief, konnte ich die Stimme unserer Freundin Patricia kaum verstehen. Stattdessen hörte ich einen nervenden Piepton, der sich in ein wummerndes akustisches Signal verwandelte und uns zur unverzüglichen Beendigung des so genannten Gesprächs veranlasste. Wir probierten es dann noch einmal gegenseitig, aber das Gesumme erwies sich als extrem hartnäckig. Ich habe dann über Handy angerufen und gesagt, dass irgendetwas nicht geklappt habe. Aber das hatte sich längst schon bei den von Müller-Rabensteins herumgesprochen. »Ja«, sagte Patricia, »seitdem wir diesen Fax-Anschluss haben, sind wir telefonisch nur noch schwer zu erreichen.« Auch unsere formschöne Telefon-Fax-Kombination ist alles andere als ein schneller Brüter. Das Ding braucht eine Ewigkeit, bis es richtig einschätzt, ob ein Gespräch oder ein Fax ansteht. Zuweilen telefoniert man – und ein anderer möchte zur selben Zeit mit einem Faxen machen, so dass plötzlich kein Wort mehr zu verstehen ist. Die einfachste (aber zugegeben auch blödeste und teuerste) Variante der Kommunikation besteht darin, ein Fax vorher telefonisch über Handy
anzukündigen und den Empfänger aufzufordern, nicht an den Apparat zu gehen. Dann müsste eigentlich alles klappen. Natürlich sollte man sich anschließend vergewissern, ob das Fax angekommen und überhaupt lesbar ist. Angesichts solcher Widrigkeiten haben wir uns nun mit Schreibpapier, Kuverts und Briefmarken eingedeckt. Man muss eben einfach auch mal neue Wege gehen, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben.
Mit der Rentnerband am Stammtisch
Mein Gott, was haben wir uns als Kinder doch gemopst, wenn wir den schweren Gang zu Verwandten-Geburtstagen anzutreten hatten. Es waren die reinsten Ekeltage. Der Klitschkuchen von Tante Martha liegt mir heute noch im Magen. Und was haben diese steinalten Leute – alle so Mitte 40 bis 50 – immer für langweiliges Zeug erzählt. Es ging nur um den Krieg und vor allem um Krankheiten. Selbst bei Kaffee und Kuchen sprachen sie ungeniert über Probleme bei der Verdauung. Onkel Franz sagte bei jedem Geburtstag für die kommende Woche seinen Tod voraus – »die Pumpe will nicht mehr«. Er wurde schließlich doch immerhin 94 Jahre alt. Es muss, ahnten wir damals, keine Freude sein, so alt und so krank zu sein. Nun vor ein paar Tagen: In der Stammkneipe Treffen mit guten Freunden, alle um die 50. Peter hat Probleme mit dem Rücken, Bandscheibenvorfall. Ungünstige Prognose! Dieter klagt über kreisrunden Haarausfall und steckt in einer Psychotherapie. Kalle hat ein schlimmes Knie. Kriegt das Bein nicht mehr gerade und kommt auf Krücken. Rainer war gerade in der Reha – Schlaganfall mit 47! Bernd zeigt sein kleines Asthma-Set. «Herr Ober, noch mal fünf Bier für die Rentnerband ...« Und dann reden wir über die Rente. Und Arbeitsminister Riester. Der will, dass wir bis 67 arbeiten. Wie denn?
Papa geht unter die Paparazzi
Zuweilen soll es vorkommen, dass auch Männer mal was nicht richtig machen. Ich zum Beispiel vor ein paar Wochen. Susi Super, Max und ich radelten die Teufelsseechaussee hoch, als Max über einen Baumstamm fuhr und zu Boden stürzte. Dabei zog er sich Schürfwunden am linken Knie und an den Armen sowie an der Stirn zu. Es sah böser aus, als es war – und der Grunewald-Rambo weinte nicht einmal, sondern machte nur ein schmerzverzerrtes Gesicht. Susi Super, die nie ohne ihr putziges Erste-HilfeKöfferchen (Miniversion) die Wohnung verlässt, stürzte sich sofort auf Max, so als handele es sich um das Opfer eines Flugzeugabsturzes. «Was soll denn das, Mama?«, fragte Max ungehalten, ist er doch mit seinen zehn Jahren in einem Alter, in dem er das Tun seiner Eltern grundsätzlich in Frage stellt. In dieser kritischen Situation verärgerte ich Susi Super mit der heiter gemeinten Bemerkung: »Wir brauchen jetzt dringend einen Notarztwagen und sicherheitshalber noch den Rettungshubschrauber vom ADAC. Ich rufe da mal gleich über Handy an und sage, dass sie doch bitte einen Landeplatz mitbringen sollen oder ein Ärzteteam, das bereit ist, sich zum Ort der Katastrophe abseilen zu lassen ...« Das hätte ich vielleicht besser nicht sagen sollen. Jedenfalls machte nun auch diese grundgute Frau ein leidendes Gesicht, und als ich dann noch den Fotoapparat nahm, um die UnfallSituation beziehungsweise die ans Herz greifende Mutter & Kind-Situation für die Nachwelt festzuhalten – da fluchte sie
los und beschimpfte mich mit Worten, deren Wiedergabe den Lesern einer seriösen Sonntagszeitung nicht zuzumuten ist. Max hat übrigens keine nachhaltigen Verletzungen davongetragen, aber ich sehe nun bitteren Wochen entgegen. Im November und im Dezember stehen in unserer Familie sage und schreibe 11(!) Geburtstage an. Bei jedem dieser Anlässe wird Susi Super das Foto herumzeigen und sagen: »Schaut euch das mal an: Wie herzlos muss ein Mensch sein, der in einer solchen Situation nicht hilft, sondern in aller Ruhe ein Foto macht?« Dann werden mich alle kopfschüttelnd angucken wie einen, dem sie so etwas nie zugetraut hätten. Langfristig wird sich auch mein sehr überschaubarer Freundeskreis von mir distanzieren. Irgendwann bekommt auch die Nachbarschaft Wind davon. Und wenn ich über unseren Wochenmarkt gehe, werden sich Passanten zuraunen: »Das ist er ...« Ein anderer wird feststellen: »Ich finde, der sieht schon so aus.« So und nicht anders wird es kommen. Und nur, weil Max vom Rad fiel und ich ein Foto gemacht habe. Wer wird noch zu mir halten? Vielleicht Franz Beckenbauer wie damals bei Christoph Daum: »Jo, mei, der Bernd ist einfach krank. Wir müssen ihm jetzt alle helfen ...« Bitte nicht! Als Max seinen zehnten Geburtstag feierte, habe ich mich erneut unbeliebt gemacht. Ich hatte an seine Zimmertür einen Zeitungsartikel geklebt mit der Überschrift: »Ein Kind so teuer wie eine Eigentumswohnung.« Irgendjemand hatte ausgerechnet, dass Eltern für ein Kind bis zu dessen 20. Lebensjahr etwa 300 000 Mark aufzubringen haben. Als ich dann zu Max auch noch sagte: »Herzlichen Glückwunsch, meine kleine Eigentums wohnung«, fand Susi Super das überhaupt nicht komisch. Ich beschloss, diesmal besser kein Foto zu machen. War aber auch wieder nicht
richtig. Susi: »Warum machst du eigentlich jetzt kein Foto – wenn unser Sohn Geburtstag hat, oder wartest du auf einen Unfall?«
»Machen Sie mehr aus Ihrem Talent!«
Big Brother ist offenbar überall. In der vergangenen Woche fand ich hinter der Windschutzscheibe meines Autos einen Zettel: »Nehmen Sie jetzt ab – zehn Kilo in 30 Tagen. Machen Sie die Diät, die Ihr Leben verändern wird. Telefon ...« Woher bloß, dachte ich, wissen die, dass dieses Auto einem gehört, der im Vollbesitz seines Übergewichts ist? Neben meinem Auto hatte Harry (nein, nicht Potter!) geparkt, mein spindeldürrer Nachbar, den sie alle nur »die Sprotte aus dem Dritten« nennen. Hinter seinem Scheibenwischer befand sich kein Diät-Angebot. Nach messerscharfer Blitzanalyse stand für mich fest: Man hatte mich beobachtet und der »Zielgruppe Moppel« zugeordnet. Wenige Tage später stand ich erneut im Zielkreuz eines Fahnders. Ein junger Mann drückte mir auf der Straße einen Zettel in die Hand: »Ich bügele Ihre Oberhemden von heute auf morgen – drei Stück zehn Mark.« So weit also ist es mit mir gekommen, dass mich fremde Leute auf meine mäßig gebügelten Hemden hinweisen und mir ihre Hilfe anbieten. Für den Fall, dass sich konservativ erzogene Leserinnen die Frage stellen, warum sich die Ehefrau einer solchen Nachlässigkeit schuldig mache, sei erklärt: Wir haben Arbeitsteilung – ich bügele meine Hemden selbst und sie holt das Bier aus dem Supermarkt. Bier hat bekanntlich keine Beine und kommt nicht von allein in die Wohnung ... Mag sein, dass ich gelegentlich etwas abgerissen aussehe. Denn einmal fand ich an meinem Auto einen Zettel: »Sie brauchen Geld, sind mobil und suchen einen Zweit-Job? Dann rufen Sie uns an ...« So ist das. Überall wird man observiert.
Und nun der finale Rettungs-Stuss: In meinem Briefkasten lag ein Reklameprospekt. Ich las: »Machen Sie mehr aus Ihrem Talent! Lernen Sie an unserer Fernakademie flüssiges Formulieren und pointiertes Schreiben. Erfahrene Journalisten helfen Ihnen. In nur sechs Monaten schreiben Sie wie ein Profi!« Wem, bitte, habe ich denn nun diese Offerte zu verdanken?
Essen mit Schwestern: Warum kommen Frauen beim Bestellen nicht zu Potte?
Sie heißen Gundelar, Renate und Edeltraud. Sie sind meine drei älteren Schwestern. Seit Jahren laden sie mich, ihren »kleinen Bruder«, einmal im Monat zum Essen ein. So lerne ich Spitzen-Restaurants kennen, deren Besuch ich mir nicht leisten könnte. Nur einen Nachteil hat diese sympathische Tradition: Die Damen kommen beim Bestellen einfach nicht zu Potte. Na, lauschen Sie doch mal ... Bedienung: So, die Herrschaften, bitte schön, die Karte ... Möchten Sie schon was zu trinken bestellen? Edeltraud: Nein, wir wollen erst mal sehen, was wir essen können ... Renate: Für mich bitte ein Wasser. Bedienung: Ein stilles Wasser oder ein normales? Renate: Weiß nicht, was haben Sie denn da? Bedienung: Wir haben beides da. Gundelar: Haben Sie auch ein halbstilles Wasser? Bedienung: Leider nein, wir haben nur ganz normales Wasser mit Kohlensäure und eben stilles Wasser. Renate: Haben Sie auch Cola? Bedienung: Ja, natürlich. Renate: Dann nehme ich eine Fanta. Gundelar: Für mich bitte ein Spezi. Bedienung: Gerne. Gundelar: Bitte mit Cola light. Bedienung: Wird gemacht. Ich: Für mich bitte schon mal ein kleines Bier. Edeltraud: Bestell dir doch ein großes, dann trinke ich bei dir mit ... Ich: Warum bestellst du dir nicht auch ein kleines Bier?
Edeltraud: Ich will erst mal kosten. Ach, wissen Sie, bringen Sie mir doch bitte eine Apfelschorle. Renate: Für mich auch. Keine Fanta! Bedienung: So, die Getränke hätten wir ja dann ... Edeltraud: Zum Essen bestellen wir dann natürlich einen schönen Wein. Wir schauen noch. Bedienung: Lassen Sie sich Zeit. Gundelar: Heißt das, dass es bei Ihnen lange dauert? Bedienung: Bei uns nicht! (Bedienung geht) Gundelar (guckt kritisch in die Karte): Ich glaube, für mich ist nichts dabei. Renate: Du immer mit deinem >Für mich ist nichts dabei< ... Achtzig Gerichte – da wird doch was dabei sein. Edeltraud: Mein Mann würde die »Wachtelbrüstchen auf Holunderbeersauce« bestellen. Er liebt Brüstchen. Gundelar (ironisch): Dein Mann liebt Brüst»chen«, so so, ist mir neu ... Also, mein Reinhard würde total auf »Steinbutt mit Algen, gratiniert auf Tomaten-Ingwer-Sauce« abfahren. Oder auch auf »Tatar von Matjesfilets mit Schnittlauch-TomatenCreme«. Renate: Meiner würde den »Gefüllten Ochsenschwanz« nehmen, da bin ich ganz sicher. Bedienung (bringt Getränke): So, darf ich fragen, ob Sie schon was ausgewählt haben? Ich: Noch nicht. Meine Schwestern haben erst einmal überlegt, was ihre Männer bestellen würden ... Bedienung: Die Herren kommen noch? Ich: Nein, aber wir sagen Bescheid, wenn wir gewählt haben, ja? Bedienung: Gut. Edeltraud: Sagen Sie, das »Geschmorte Milchzicklein in Vernaccia mit Estragon und Kopfsalat-Pilz-Roulade« – das klingt ja sehr interessant. Wissen Sie, welcher Jahrgang der Vernaccia ist? Bedienung: Tut mir Leid.
Edeltraud: Schade, na ja, dann bringen Sie mir bitte das Zicklein, aber ohne Estragon, und die Pilz-Roulade nicht mit Kopfsalat, sondern mit Feldsalat, ja? Bedienung (erschöpft): Ich sags der Küche. Gundelar: Pizza haben Sie nicht? Bedienung: Nein, bedauere. Renate: Mich reizt die »Entensülze mit Pfifferlingen«. Bedienung: Reizt sie Sie nur, oder möchten Sie die? Renate: Ich habs: Für mich bitte »Kalbskopf süß-sauer mit Roquette und Karotten.«. Ich: Das nehme ich auch, ohne ExtraWunsch. Gundelar: Ich sehe gerade, hier unter »Rustikale Köstlichkeiten aus deutscher Küche«: »Königsberger Klopse«. Die hätte ich gerne. Edeltraud: Sind die auch frisch? Bedienung (milde lächelnd): Selbstverständlich. Sie werden täglich morgens geschossen – und abends servieren wir sie unseren Gästen! Edeltraud: Die kommen wirklich aus Königsberg? Bedienung: Ehrenwort ... Übrigens: ich habe jetzt Feierabend, aber meine Kollegin ist weiter für Sie da ...
U-Bahn-Fahren wird immer gefährlicher
Seitdem ich mal auf einer ganz minimalen Schneedecke mit Tempo 20 (!) einen Totalschaden gebaut habe, gerate ich jeden Winter beim Anblick der ersten Schneeflocke in Panik und würde am liebsten erst wieder im nächsten Frühjahr ins Auto steigen. Und das, obwohl mein neues Auto sicherheitstechnisch bestens ausgerüstet ist. Es verfügt, wie ich dem Werbeprospekt voller Vertrauen entnehmen kann, über: Fahrer- und Beifahrer-Airbag mit Sitzbelegungserkennung auf dem Beifahrersitz Seiten-Airbag für Fahrer und Beifahrer (schützen Kopf und Körper) Antiblockiersystem (ABS) 3-Kanal/4-Sensor mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBP II) Flankenschutz in allen Türen 3-Punkt-Automatikgurte auf allen Plätzen, vorn höhenverstellbar Höhenverstellbare Kopfstützen auf allen Plätzen Traktions-Kontrollsystem (TCS)) Nebelscheinwerfer Vier Verzurr-Ösen im Kofferraum. Ich habe als technischer Pflegefall von all dem keine Ahnung und weiß zum Beispiel auch nicht, was man mit den VerzurrÖsen alles so verzurren kann. Mit so einem fahrenden Sicherheitspaket jedenfalls kann eigentlich nichts passieren, im Gegenteil – verwegene Fahrertypen könnten auf den Gedanken kommen, dass es vielleicht ganz reizvoll wäre, einmal einen Crash zu wagen. Aber ich bin nun mal kein verwegener Autofahrertyp.
»Du fährst wie ein Schneckchen und behinderst den Verkehr wie die Opas, die mit Hut hinterm Lenkrad sitzen«, meint Susi Super kritisch. Aber das macht mir nichts aus. Sie ist für mich keine moralische Instanz – mit ihren sieben Punkten in Flensburg. Und wenn sie mich bittet, dem Kind nichts von ihrem Sündenkatalog zu erzählen, dann lächle ich sie nur milde an. Nun ist es ja so: Wenn es in Berlin schneit und die ersten Minusgrade registriert werden, tun die aufgebrachten Radiohühner in den Morgensendungen so, als würden hier sibirische Verhältnisse herrschen. So ein gutgläubiger Mensch wie ich fällt natürlich immer wieder darauf rein – und steigt eben in die U-Bahn. Dass ich ausgerechnet dort, wo ich mich so sicher wähnte, einen Fahrradunfall haben würde, hätte ich auch nie für möglich gehalten. Aber es ist die reine Wahrheit. Ich saß ganz am Rand, neben der Abgrenzung zur Tür, als eine junge Frau mit Kind und Rad ins Abteil kam und das Rad mir gegenüber abstellte. Als der Zug anfuhr, stürzte der Lenker genau auf meinen rechten Fuß. Ich zog ein schmerzverzerrtes Gesicht, das Kind fing fürchterlich an zu brüllen, und die andern Fahrgäste machten alle dieses typische Berliner Könnense-denn-nicht-ein-bisschen-aufpassen?-Gesicht. Die junge Frau entschuldigte sich so wortreich, dass es mir schon peinlich wurde, und ich sagte: »Wissen Sie, alles nicht so schlimm, ich hatte schon vorher Plattfüße.« Da verzogen sogar die morgendlichen Grantelhuber schmunzelnd ihr Gesicht, und ich dachte mir: Ist es nicht schön, wenn man auf diesem Weg anderen eine kleine Freude machen kann?
Wie Radiohörer ihre fernsehenden Freunde erpressen können
Ich habe eine alte Leidenschaft wieder ent- deckt. Jeden Sonnabend um halb vier höre ich Radio und verfolge die Übertragung der Bundesliga-Begegnungen. Dabei lese ich Zeitung – und immer, wenn es spannend wird, horche ich auf. Und dann freue ich mich wie ein Kind, wenn da zum Beispiel eine Reporterstimme tönt: »Tor in Köln!« Leider nicht für Hertha. Bei der Schaltkonferenz gegen 17 Uhr wache ich über die Bundesliga-Tabelle aus der Zeitung und schreibe den zu erwartenden aktuellen Punktestand an den Rand der Seite. So macht Fußball Spaß. Kein Femseh-Sabbelsurium bei »ran«. Kein Paul Breitner mit all seinen schweißtreibenden Klugereien. Seine verbalen Flachpässe ins Hohle treiben einen zur Verzweiflung. Dabei hat der Mann doch Abitur und war mal bekennender Maoist! Keine blöden Gewinnspiele mit Fragen, für deren Lösung der Intelligenzquotient einer Banane ausreicht: »In der BundesligaSaison 1978/79 schoss der Spieler Kurt Ballermann innerhalb von drei Minuten drei Tore. Und jetzt die Frage: Wie hieß der Spieler, der in der Saison 1978/79 innerhalb von drei Minuten drei Tore schoss?« Das alles kann ich mir ersparen. Als Radiohörer habe ich auch keinen Stress mehr mit Susi Super. Wenn wir sonnabends bei Freunden eingeladen waren, kamen wir immer zu spät, weil in »ran« das Topspiel immer erst zum Schluss präsentiert wird und ich den Höhepunkt des Spieltags natürlich nicht verpassen wollte.
Am meisten Freude bereitet mir die Tatsache, dass ich noch genügend Zeit habe, um Freunde anzurufen, von denen ich weiß, dass sie bloß kein Bundesliga-Ergebnis hören wollen, weil sie (noch) notorische »ran«-Gucker sind. Wissen ist bekanntlich Macht. Und Macht macht Freude. Rufe ich doch zum Beispiel gegen 18 Uhr meinen Kollegen Michael D., einen Bayern-Fan, an und sage zu ihm: »Ich kenne alle Ergebnisse. Mein Supersonderangebot lautet: Ich schweige – und du hast die Chance, mich zum Italiener einzuladen.« Er entscheidet sich immer für die Einladung. So lasse ich es mir auf seine Kosten gut gehen. Wenn ich sonnabends besonders gut drauf bin, rufe ich nach Michael noch meinen Schwager Dietmar an. Der ist »ran«süchtig und hasst es wie die Pest, wenn er vor der Sendung die Ergebnisse erfährt. Er fleht mich regelrecht an: »Bernd, mein lieber guter Bernd, du, mein Lieblingsschwager, du herzensguter Mensch, bitte sag nichts. Ich werde mich erkenntlich zeigen.« Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man liebe Menschen kennt, die erpressbar sind.
Promis für die eigene Party — kein Problem ...
Feiern Sie bald einen runden Geburtstag, eine Hochzeit oder ein Berufsjubiläum? Dann sollten Sie einem gesellschaftlichen Trend folgen und ihre Gäste mit einem prominenten Zeitgenossen überraschen. Viele Promis kommen nämlich auch auf Partys von Leuten, die sie gar nicht kennen – vorausgesetzt, sie erhalten dafür ein schönes Honorar. Bei Roberto Blanco zum Beispiel heißt es »Ein bisschen Moos muss sein«, und zwar 10 000 Mark. Dafür singt er allerdings nicht. Sondern ist einfach nur da, lacht und kullert allenfalls mal mit den Augen. Für die gleiche Summe ist auch Jürgen Drews zu haben. Und da er nicht in einem Bett im Kornfeld zu übernachten pflegt, kommen noch ein paar Mark fürs Hotel dazu. Zlatko und Jürgen aus »Big Brother« schauten in besseren Zeiten für 10 000 Mark mal vorbei. Für »Busenwunder« Dolly Buster sind an die 15 000 Mark zu investieren. Aber Vorsicht: »Zaster-Buster« möchte immer per Business-Class eingeflogen werden und in einem Luxushotel nächtigen. Die sensationelle Summe von 60 000 Mark (nur für seine Anwesenheit) könnte Stefan Raab abzocken, und das nicht erst, seitdem er »DJ Kanzler« mit seinem Song »Hol mir mal 'ne Flasche Bier« zum Popstar gemacht hat. Allerdings: Raab hat bislang alle Angebote dieser Art abgelehnt, weil ihm so etwas überhaupt keinen Spaß macht. Spricht für ihn – und dafür, dass er auch so über die Runden kommt ... Ich würde – und mit dieser Aussage werden die Promis alle leben können – nicht eine Mark ausgeben, um mit Zlatko oder Jürgen zu feiern. Dann investiere ich doch lieber in meinen
geizigen Freund Rüdiger. Der ist auch schon ganz schön bekannt, jedenfalls wollen viele wissen, wie es dem alten Knauser so geht. Und als ich mit ihm mal neulich in der Kneipe war, hörte ich, wie ein Gast zu seinem Kumpel sagte: »Guck mal, das ist doch der schrullige Rüdiger. Aber wer ist der alte Sack neben ihm?« Na ja, ich habe ja ein dickes Fell. Rüdiger ist sich übrigens seiner wachsenden Popularität durchaus bewusst und sucht bereits einen Manager, der ihn vermarktet. Ich schätze mal, dass er für 200 Mark plus Abendessen plus Freibier zwei Stunden lang zu haben wäre. Susi Super und ich wünschen ihm bei seinen Aktivitäten viel Glück. Wir geben zu, dass wir dabei nicht ganz uneigennützig denken, denn uns würde Rüdigers Schnorrer-Feldzug finanziell schon sehr entlasten ...
Schwangere Männer brauchen Schonung
In einer Zeitschrift habe ich gelesen, dass immer mehr Frauen während der Schwangerschaft die Tatsache ignorieren, dass auch ihre Männer körperlich leiden. Eine Freundin aus Düsseldorf, die gerade einen Jungen geboren hat, erzählte uns bei ihrem Besuch: »Das Schlimmste an meiner Schwangerschaft war das ewige Herumgestöhne von Klaus. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, mit welcher Leidensmiene er umherlieft Gerade so, als hätte er das Kind austragen müssen.« Solche hämischen Aussagen einer Frau über ihren Mann sind, wie das in der TV-Fahndungssendung »XY-eingedöst« immer heißt, »leider kein Einzelfall«. Höchste Zeit also, dass man werdenden Müttern Tipps gibt, damit sie im Umgang mit ihren »schwangeren Männern« keine peinlichen Fehler machen. 1. Wenn der Arzt Ihnen versichert, dass Sie schwanger sind, wägen Sie genau ab, wann Sie ihrem Sozialpartner die freudige Nachricht übermitteln (wobei natürlich grundsätzlich die Frage zu berücksichtigen ist, ob es für ihn überhaupt eine freudige Nachricht ist). Sportübertragungen – zum Beispiel von den Olympischen Spielen – sind schlechte Anlässe. Auf was soll sich Ihr Mann denn noch alles konzentrieren? 2. Im zweiten Schwangerschaftsmonat wird er oft erschöpft wirken. Klar doch: In seinem Körper spielen die Hormone verrückt. Das schüttelt er sich ja nicht einfach so raus. In dieser Phase sollten Sie den naturgewollten Dienst am Mann aufnehmen und ihm Verständnis signalisieren, etwa mit den Worten: »Ich sehe ja ein, dass das für dich eine harte Zeit ist, aber zusammen stehen wir das schon durch.«
3. Vom dritten bis zum sechsten Monat muss er das Gefühl haben, dass nicht nur Sie, sondern auch seine besten Freunde Anteil an seiner Situation nehmen. Rufen Sie daher all seine Kumpels an und bitten Sie sie, sich regelmäßig nach seinem Befinden zu erkundigen. Das wird ihm gut tun. 4. In den Schwangerschaftsmonaten sieben und acht sollten Sie ihn von jeder Hausarbeit befreien. Vor allem kann es nicht angehen, dass er in dieser kritischen Phase zuständig ist für niedere Hausarbeiten. Es muss sicher nicht darauf hingewiesen werden, dass das Schleppen schwerer Kisten mit Wasser, Bier oder Brause aus dem Supermarkt ihm jetzt nicht mehr zuzumuten ist. Das sollten Sie doch besser selbst in die Hand nehmen. 5. Im folgenden Monat sollten Sie seinen Zustand genau beobachten. Manch schwangerer Mann übernimmt sich, weil er meint, unbedingt noch einen Brief zur Post oder ein Sakko zur Reinigung bringen zu müssen. Das sollten Sie verhindern. Ihnen jedoch wird so ein kleiner Spaziergang ja sicher nicht schaden. 6. Je mehr sich der Zeitpunkt der Geburt nähert, desto mehr müssen Sie sich um ihn kümmern. Erst recht, wenn die Wehen eingesetzt haben. 7. Lassen Sie ihn bei der Geburt selbst bitte nicht dabei sein. Die Aufregung, der Schmerz – für ihn sind sie viel zu gefährlich. Das würde er nicht durchstehen. Und gleich Witwe möchten Sie ja sicher auch nicht werden. All diese Dinge sollten Sie beachten, bevor Sie Ihren Mann schwanger machen!
Wer als Säugling keine Rücklagen fürs Alter bildet, ist selbst schuld
Wenn es nach den Vorstellungen der Regierung geht, soll nach Möglichkeit jedes Neugeborene unmittelbar nach der Abnabelung von der Mutter mit der Absicherung seiner Altersbezüge beginnen. Und wer, sagen wir mal, drei bis fünf Monate alt ist und weiter nichts tut, als untätig in den Windeln zu liegen und vor sich hin zu dösen – der wird sich später mal vorhalten lassen müssen, nicht rechtzeitig fürs Alter vorgesorgt zu haben. Ideal wäre ohnehin die Installierung eines Ruhegeldfonds bereits in der pränatalen Phase. Einige werden sich noch an den einzigen wirklich begabten Entertainer erinnern, den die Regierung Kohl hervorgebracht hat: Norbert Blüm. Von ihm stammt der aus voller Überzeugung vorgetragene Satz: »Die Renten sind sicher.« Dem Mann ist daraufhin gleich »Der Orden wider den tierischen Ernst« verliehen worden. Später stellte sich heraus, dass »Nobbi« seine Aussage zur sicheren Rente in der Öffentlichkeit nicht vollständig geäußert hatte, denn eigentlich wollte er sagen: »Die Renten sind sicher nicht zu finanzieren.« Inzwischen weiß jeder, dass die »Rente« später nur noch im Kreuzworträtsel existieren wird («Antike Versorgungsform für Senioren auf der Basis einer während des Berufslebens finanzierten Versicherung«). In einem Leitartikel einer überregionalen Zeitung las ich kürzlich einen plausiblen, aber auch nachdenklich stimmenden Passus: »Der Einstieg in das kapitalgedeckte Vorsorgesystem ist ein Riesenschritt in die richtige Richtung ... Weil auf Grund der demographischen Entwicklung immer weniger
Beschäftigte immer mehr Ruheständler alimentieren müssen, wäre die Rentenkasse ohne sukzessiven Systemwandel über kurz oder lang am Ende.« So also ist das: Ruheständler werden in Zukunft alimentiert. Das heißt: Sie bekommen keine Rente, sondern Alimente. Das klingt nun noch unverbindlicher. Aus Rentnern werden Alimenteure. Aus der Rentenversicherung wird die Alimentenversicherung. Und aus der Rentenbemessungsgrundlage die Alimentenbemessungsgrundlage (unsere Sprache kann so schön sein!). Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Das Rentier, das darf weiter Rentier bleiben. Tierisch! Empfänger von Alimenten sind heute zumeist geschiedene Frauen und Kinder aus gescheiterten Ehen. Manche Männer verweigern die regelmäßige Zahlung von Alimenten und sind einfach unauffindbar, was die Unterhaltsberechtigten nicht selten in große Not bringt. Wenn »Vater Staat« einst genauso lax mit der Zahlungsmoral umgeht und zum »Rabenvater Staat« wird, dann können wir uns ja schon heute auf was gefasst machen ... Das Wort Alimente entstammt übrigens dem Lateinischen und bedeutet »Nahrung(smittel)«. Das ist wohl mehr als ein Hinweis, was im Alter auf alle zukommt, die heute noch an die Segnungen der Altersversorgung glauben. Klartext: Es gibt überhaupt kein Geld mehr, sondern nur noch pro Tag eine warme Mahlzeit und einen Pott Kaffee. Als Draufgabe bekommt jeder noch eine Trost-CD von Udo Jürgens mit zwei Songs, die längst Klassiker geworden sind: »Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an« und »Heute beginnt der Rest deines Lebens«. Das Leben, ja wirklich, kann auch für einen Alimenteur schön sein. Und ganz gewiss findet sich in 30 Jahren ein Politiker, der im Deutschen Bundestag vollmundig verkündet: »Meine Damen und Herren von der Opposition, ich verstehe
Ihre Aufregung nicht. Ich versichere Ihnen: Die Alimente sind sicher!«
Das Imperium schlägt zurück – jetzt auch gegen mich?
Selten genug ist es ja leider, dass sich Erwachsene wie Kinder freuen können. Manchmal hat man auch einfach Glück. Susi Super und ich – wir quälen uns schon seit langem mit dem Gedanken herum, was wir unseren sparsamen Freunden Rüdiger und Bruni bloß zu Weihnachten schenken können. Es soll natürlich nur eine Kleinigkeit sein, weil wir von denen zum Fest ja auch nur allenfalls einen jener Abreißkalender geschenkt bekommen, die die Apotheker einem vor Heiligabend regelrecht hinterherschmeißen. Aber man will ja nicht unbescheiden sein ... In einem Buchladen haben wir es also jetzt entdeckt – das ultimative Weihnachtsgeschenk für unsere so sehr geschätzten Geizhälse. Neuen Lesern sei erklärt, dass mein Freund Rüdiger so sparsam ist – gegen ihn ist Dagobert Duck der reinste Verschwender. Zum Beispiel feiert Rüdiger den vierten Advent immer mit zwei Kerzen vor dem Spiegel, und das sagt ja eigentlich schon alles. Das passende und nahezu verblüffend ideale Geschenk für Rüdiger und Bruni ist ein kleines Büchlein, bestehend aus sechs Pappseiten. Es ist in der arsedition erschienen und trägt den schlichten Titel »Essen«. Es ist eigentlich für Kinder gedacht, die auf abgebildeten Lebensmitteln rubbeln und dabei den jeweiligen Geruch erkennen sollen. »Magst du lieber den Geruch von Schokolade oder von Bananen? Rubbel und rieche an deinem Buch und entdecke deine Lieblingsspeisen«, heißt es auf dem Cover. Ja, wenn das kein schönes Geschenk für Rüdiger ist! Ich sehe schon vor mir, wie das so sein wird, wenn seine
Schwiegermutter mal zu Besuch kommt und er sie scheinheilig fragt, ob ihr der Sinn nach einer Pizza stehe. Und wenn sie ja sagt, wird er ihr das Büchlein unter die Nase halten, auf der abgebildeten Pizza rubbeln und sagen: »Na, ist das nicht köstlich?« Dann wird er ihr noch ein Stück Schokoladentorte anbieten – und sie hartnäckig auffordern, gefälligst begeistert zu sein. Ich weiß nicht, wie oft man mit diesem Büchlein den jeweiligen Geruchseffekt erzielen kann, aber 20 bis 30 Mal bestimmt. Das übrigens ist auch der Grund, warum wir uns in den Wochen nach Weihnachten bei Rüdiger und Bruni nicht blicken lassen werden. Sonst werden wir noch Opfer unseres eigenen Geschenks. Wir sind ganz altmodisch: Was wir gerne riechen, wollen wir auch verspeisen und uns nicht abspeisen lassen mit einer kulinarischen Mogelpackung. Fürs neue Jahr hat sich Rüdiger eine Menge vorgenommen. Er will ein Buch schreiben. Titel: »Alles über Bernd P. – das Imperium schlägt zurück«. Er hat auch bei Susi Super nachgefragt, ob sie nicht Co-Autorin werden möchte. Aber die zweitbeste Ehefrau von allen (die beste hat ja bekanntlich Ephraim Kishon) gab ihm einen Korb. »Niemals«, schrie sie spitz auf. Nun hoffe ich, dass sie keine eigenen publizistischen Pläne hegt und selbst als Enthüllungsautorin auftreten will, wie es ja Sarah Kishon bereits gemacht hat.
Ein Neandertaler in Berlin
So ganz grün waren sie sich ja anfangs nicht, die Bonner und Berliner, die nach dem Regierungsumzug in der Hauptstadt aufeinander stießen. Nicht selten beklagten die Neu-Berliner die Ruppigkeit der »Ureinwohner«. Inzwischen ist man sich näher gekommen. Zum Beispiel der junge Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Dr. Karsten Pfeifenberg und das reizende ältere Berliner Ehepaar Gerda und Walter Nett. Sie haben sich in einer Sauna kennen gelernt. Und das kam so: Pfeifenberg: (betritt den Ruheraum) Komisch! Keiner da, aber nicht eine Liege frei. Ist ja wie in Spanien morgens um sieben am Pool. Überall liegen Handtücher. (Frau und Herr Nett kommen, haben gerade einen SaunaGang hinter sich, entdecken Pfeifenberg) Herr Nett: Ach, ein neuet Jesicht. Schau mal eener guck. Tachchen, juter Mann! Pfeifenberg: Guten Tag, ich hoffe, ich störe nicht ... Frau Nett: Im Jejenteil. Endlich mal 'n junger Mann hier. Sonst looft hier doch nur Friedhofsjemüse rum. Mein 0ller ist noch der Jüngste ... Pfeifenberg: Pfeifenberg mein Name. Dr. Karsten Pfeifenberg ... Frau Nett: Prima, falls hier mal eener aus den Latschen kippt, ist gleich 'n Arzt ssur Stelle. Pfeifenberg: Ich bin kein Arzt, sondern Jurist und wäre keine große Hilfe ... Herr Nett: Na ja, welcher Jurist ist schon 'ne Hilfe? Macht nüscht. (gibt ihm die Hand) Nett! Pfeifenberg: (verunsichert) Was ist nett? Herr Nett: Ick bin Nett. Jedenfalls heiß ick so. Und meine Frau natürlich ooch ... Pfeifenberg: (scherzig) Ach, Sie sind also die netten Berliner ... Frau Nett: Wieso, sind die andern nich nett ssu Ihnen?
Herr Nett: (erstaunt) Watt denn? Watt denn? Berliner und nich nett? Diss könnense eenem erzählen, der sich die Hose mit 'ner Kneifzange zumacht ... Pfeifenberg: (wechselt das Thema) Sagen Sie mal: Kommen noch mehr Gäste? Alle Liegen sind belegt ... Herr Nett: Nein, nein, das sind alles unsere. Pfeifenberg: Ach ja? Gleich fünf Liegen – nur für Sie? Herr Nett: Klaro. Janz einfach. Diss hier iss meine Liege. Diss iss die von meiner Tasche. Hier liegt meine Frau – und hier liegt ihre Tasche druff. Pfeifenberg: Und in der Mitte? Herr Nett: Diss is so 'ne Art Pufferzone zwischen meiner Frau und mir, verstehense? Frau Nett: Kommense doch in unsere Mitte. (macht Liege frei) Pfeifenberg: Sehr nett. Sie machen Ihrem Namen wirklich alle Ehre ... Frau Nett: Sie müssen als Neu-Berliner ja schlechte Erfahrungen jemacht haben – oder? Pfeifenberg: Wissen Sie, die Berliner sind doch zuweilen ganz schön gemein zu uns Bonnern. Herr Nett: (winkt ab) Euer Adenauer konnte uns Berliner ooch nich leiden ... Frau Nett: Walter, dit sind doch olle Kamellen. (zu Pfeifenberg) Erzählense doch mal ... Pfeifenberg: Nur ein Beispiel. Frage ich neulich auf dem Ku'damm: »Wie komme ich zum Zoo?« Fragt der zurück: «Als wat denn?« Herr Nett Sehnse, diss iss der Berliner Humor. Rau, aber herzlich ... Pfeifenberg: Na ja, eher rau als herzlich – oder herzlich rau ... Frau Nett: Also, wir ham partout janüscht jejen Bonner! Herr Nett: Ick finde, jeder sollte eenen haben ... Frau Nett: Mein Mann hat sich hinten an seinem Auto sojar 'n Uffkleber angemacht: »Ich bremse für Bonner« ... Pfeifenberg: Das ist aber sehr rücksichtsvoll ... (zieht sich den Bademantel aus, hat eine Badehose an) Ich gehe jetzt mal
in die Sauna. Frau Nett: (zeigt auf Pfeifenbergs Badehose) So jehts hier aber nich. FKK, verstehnse? Hier zeigt jeder, wat er hat. Ooch Bonner! Pfeifenberg: Natürlich ... (zieht sich die Badehose aus) Herr Nett: So ist richtich! Muss allet seine Ordnung ham. Pfeifenberg: Na, denn geh ich mal. Frau Nett: (aufgedreht) Ich sseige dem Herrn Abgeordneten mal, wos lang jeht. Herr Nett: Dann schwitz ma schön mit »Vater Rhein«. Ich pass inzwischen uff die Liegen uff. Sindse eigentlich in Bonn jeboren? Pfeifenberg: Nein, in Düsseldorf, genauer in Mettmann. Herr Nett: Nie jehört. Frau Nett: Ist da nich dit Neandertal? Kenn ick ausm Kreuzworträtsel. Pfeifenberg: Stimmt. Sie kennen sich aus, toll! Herr Nett: Heißt dit, Ihr Opa warn Neandertaler? Pfeifenberg: (amüsiert) Natürlich nicht mein Opa, aber vielleicht ja meine Urahnen in grauer Vorzeit ... Frau Nett: (lächelt ihm zu) Sieht man Ihnen aber ja nich an ... Pfeifenberg: Da bin ich aber froh ... Herr Nett: Hab neulich gelesen, daß die Neandertaler Kannibalen jewesen sind ... Pfeifenberg: Das hab ich auch gelesen. Ist aber nun schon 30 000 Jahre her ... Herr Nett: Lenkense mal bloß nich ab! Ihre Vorfahren haben sich jejenseitich uffjefuttert – und hier meckern die Herren Abjeordneten über die Buletten in der Bundestagskantine – is doch wahr! Frau Nett: (zu Pfeifenberg) Machense sich nichts draus, mein 0ller ist selbst so 'n richtja Meckerkopp. Der meint dit nich so. Kommense, wir machen jetzt 'nen Jang zusammen. (beide gehen Richtung Sauna) Herr Nett: Een Neandertaler hat uns hier jrade noch jefehlt ...
Alles Gute rächt sich ...
Nein, ich mach das nicht mehr. Hab es ja lange genug gemacht. Nie wieder. Und wenn Sie jetzt glauben, Sie haben einen Deppen vor sich – dann sind Sie bei mir genau an der richtigen Stelle. Die Zeit des sanften Umgangs mit Mitmenschen im Supermarkt – sie ist vorbei. Von jetzt an bin ich von Kopf bis Fuß auf Rambo eingestellt. Meine Waffe: das Einkaufswägelchen. Damit kann man sich Platz verschaffen und wichtige Sekunden an der Kasse gewinnen. Ich denke nicht nur in diesen Tagen ausschließlich olympisch. Erster will ich sein. Was war ich doch für ein Narr. Haben Sie mich vielleicht gesehen? Am Sonnabend im Supermarkt. Wie ich an der Kasse erst ein Omchen mit sechs Eiern und einem Suppengrün vorließ. Dann der Steppke mit seinem Eis. Ja, dann noch sie, die Schöne mit dem sanften Blick. Wenn Frauen doch immer so wären, wie sie aussehen ... »Ich hab nur die paar SachenSchlappi< ist die falsche Nahrung. Von wegen Nahrung! Ein Würgemittel ist es! Versuchen Sie es mit >BellAmiSahnosahneohnefahne