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Berufliche Selbständigkeit
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Berufliche Selbständigkeit
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Martin Abraham
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Berufliche Selbständigkeit
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Berufliche Selbständigkeit
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Die Folgen für Partnerschaft und Haushalt
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VS VERLAG FUR SOZIALWISSENSCHAFTEN
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1.Auflage August 2006
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Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006
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Lektorat: Frank Engelhardt
Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v, Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN-10 3-531-14085-X ISBN-13 978-3-531-14085-8
Inhalt Einleitung und Problemstellung 1.1 1.2
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Partnerschaftsbeziehungen als Tauschverhaltnisse 19 Das Stabilitatsproblem in Partnerschaftsbeziehungen 24 Spezialisierung und Koordination in Partnerschaftsbeziehungen . . 31 Die Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen durch eine geeignete Haushalts- und Partnerschaftsorganisation 49
63
Die Interdependenz zwischen Familie und Beruf: Einige allgemeine Uberlegungen Der Erwerbstypus 'berufliche Selbstandigkeit'
63 66
Die Einbettung beruflicher Selbstandigkeit in den Partnerschaftsund Haushaltskontext 3.1 3.2
3.3
Definition und Abgrenzung selbstandiger Erwerbsarbeit .67 Entwicklung und Typen beruflicher Selbstandigkeit . . . . 72 Fragestellungen der Selbstandigkeitsforschung 79 Exkurs: Determinanten des Eintritts in die Selbstandigkeit und Selektionseffekte auf die private Partnerschaft .. 83
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3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4
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Die Notwendigkeit der Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen . 19 2.1 2.2 2.3 2.4
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Problemstellung Gang der Arbeit
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Spezifische Investitionen in Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen
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Datenbasis fur die empirische Analyse der Partnerschafts- und Haushaltsorganisation selbstandig Erwerbstatiger
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4.1 4.2 4.3 4.4 4.5
Einige allgemeine Bemerkungen zur Datenlage txber Familie und berufliche Selbstandigkeit Der gepoolte ALLBUS 1984 -1996 Der Familiensurvey 1988 Die Mannheimer Scheidungsstudie Der SelbstandigensurveyNurnberg-Leipzig
109 116 118 122 130
135
5.1 5.2 5.3
135 169 180
Verpflichtungen und bilaterale Investitionen Partnerschaftsstabilitat Partnerschaftsqualitat und Partnerschaftszufriedenheit
Spezialisierung und Koordination in Beziehungen mit beruflicher Selbstandigkeit
195
Spezialisierung im Hinblick auf den gemeinsamen Haushalt . . . . 197 Die Erwerbstatigkeit des Partners 209 Die interne Mitarbeit im Unternehmen 218 6.3.1 6.3.2
Bedeutung und Merkmale interner Mitarbeit von Lebenspartnern Spezialisierung und Vertrauen: Theoretische Uberlegungen zu den Determinanten der Mitarbeit von Lebenspartnern Empirische Evidenzen beziiglich der Mitarbeit von Lebenspartnern
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6.3.3
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6.1 6.2 6.3
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Verpflichtungsmechanismen, Beziehungsstabihtat und berufliche Selbstandigkeit
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218
230 239
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Fazit
259
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Anhang: Variablendefinitionen und deskriptive Kennzahlen
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8.1 8.2 8.3 8.4
273 275 277 281
Variablen aus den gepoolten ALLBUS 1984 - 1996 Variablen aus dem Familiensurvey 1988 Variablen aus der Mannheimer Scheidungsstudie Variablen aus dem Selbstandigensurvey Niirnberg-Leipzig
Literatur
283
Stichwortverzeichnis
307
Vorwort
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In dem vorliegenden Buch sind die Ergebnisse eines Projekts dokumentiert, das auf dem Schnittpunkt zwischen der Wirtschaftssoziologie einerseits und der Familiensoziologie andererseits angeordnet ist. Die Lebens- und Ehegemeinschaften beruflich Selbstandiger sind aus Sicht der Wirtschaftssoziologie interessant, da gerade diese privaten Partner fur kleine und mittlere Unternehmen eine besondere Bedeutung besitzen. Sie unterstiitzen den Unternehmer sowohl privat wie beruflich in erheblichem Masse und tragen zum Erfolg des Unternehmens bei. Dieser Urnstand ist bekannt, doch die Art und Weise, wie solche Partnerschaften 'funktionieren', wurde bisher so gut wie nicht untersucht. Damit ist man jedoch bereits auch schon in der Familiensoziologie, die sich traditionell auch mit der Funktionsweise von Ehe- und Lebensgemeinschaften beschaftigt. Dort wurde wohl diese besondere Partnerschaftsform aufgrund des Umstandes ausgeblendet, dass es sich um eine Minderheit in der Bevolkerung handelt, die uber den die Familienpolitik bestimmenden 'NormalfaP scheinbar wenig aussagt. Mit dieser Arbeit soil jedoch hoffentlich auch aus Sicht des Lesers - erfolgreich demonstriert werden, dass gerade kleine Minderheiten in einer Population dazu genutzt werden konnen, allgemeine Theorien zu entwickeln und zu testen. Gerade die Tatsache, dass Unternehmensbesitzer und ihre Lebenspartner besondere Probleme und Moglichkeiten besitzen, kann theoretisch besonders aufschlussreich sein: Unterschiede fordern und ermoglichen auch immer die Moglichkeit der Erklarung der beobachteten Differenzen. Inwiefern diese Erklarung gelungen ist, moge der Leser am Ende entscheiden. Diese Arbeit wurde im Mai 2001 als Habilitationsschrift an der Fakultat fur Sozialwissenschaften und Philosophic der Universitat Leipzig angenommen. Mein Dank gilt hier in erster Linie Thomas Voss, der dieses Projekt langfristig und uneigenniitzig unterstutzt und gefbrdert hat. Daruber hinaus mochte ich an dieser Stelle alien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts fur die zahlreiche institutionelle, inhaltliche und nicht zuletzt personliche Untersttltzung danken. Schliefilich gilt mein Dank all denjenigen, die durch konkrete Hilfestellung zum Gelingen beigetragen haben: Hartmut Esser uberlieB den von ihm erhobenen Datensatz der 'Mannheimer Scheidungsstudie', Heike Diefenbach unterstutzte mich mit ihrer Erfahrung mit diesen Daten und inhaltlichen Anregungen, und die Diskussion mit Andreas Diekmann erwies sich wie immer als sehr fruchtbar. Nicht vergessen werden soil auch, dass die Daten des 'Ntirnberger Selbstandigensurveys', an dem auch Walter Funk erheblichen Anteil hatte, im Rahmen eines For-
schungspraktikums von Studierenden des Studiengangs Sozialwissenschaften erhoben wurden. SchlieBlich gilt mein besonderer Dank Thess Schonholzer, die die miihevolle Kleinarbeit des Layouts der Druckvorlage iibernommen hat. Selbstverstandlich gehen alle eventuell verbliebenen inhaltlichen und formalen Unzulanglichen zu Lasten des Autors. Zu guter Letzt sei noch auf eine besondere Leistung hingewiesen: Meine Frau hat mich nun - nach der Dissertation - durch die zweite Qualifikationsarbeit begleitet und ausgehalten, und ihre Unterstutzung hat diese Investition erst ermoglicht: Danke.
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Bern, im Juli 2006
1 Einleitung und Problemstellung
1.1 Problemstellung
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Der groBte Teil unseres Lebens wird in der Regel von zwei Bereichen dominiert, die einerseits die private Partnerschaft bzw. die Familie sowie andererseits die Berufstatigkeit umfassen. Wir verbringen nicht nur den groBten Teil unserer Zeit in diesen beiden Spharen, sondern richten unsere Lebensplanung auch nach ihnen aus. Ein zentrales Problem stellt in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit dar, das Familien- und Erwerbsleben aufeinander abzustimmen. In traditionalen Gesellschaften, in denen der Beruf haufig vererbt wurde und dessen Austxbung meist vom Haushalt weder raumlich noch organisatorisch getrennt war, wurde das Familienleben der meist selbstandigen Arbeit angepasst und untergeordnet. Dagegen zeichnen sich moderne Gesellschaften in der Regel durch die formelle Trennung von Haushalt und Erwerbstatigkeit aus, die zu ca. 90% im Rahmen einer abhangigen Beschaftigung fur einen Arbeitgeber ausgetibt wird. Da die Erwerbsarbeit in abhangigen Beschaftigungsverhaltnissen nur sehr begrenzt privaten Bedurfhissen angepasst werden kann, stellt die Abstimmung von Partnerschaft und Familie mit der Erwerbstatigkeit vor allem - jedoch nicht ausschlieBlich - fur Frauen ein zentrales Problem dar. In der Arbeitsmarkt- wie der Familiensoziologie hat sich dies in einer Vielzahl von Untersuchungen niedergeschlagen, die diese Abstimmungsprozesse analysierten. Im Mirtelpunkt dieser Bemtihungen steht zum einen die Frage, welche Auswirkungen familiare Determinanten auf das Arbeitsangebot, den Bildungsausweis oder den Berufserfolg besitzen. Zum anderen wird jedoch auch in Rechnung gestellt, dass Partnerschaft und Familie von der Erwerbstatigkeit beeinflusst werden konnen. Aufgrund der Grenzen der organisatorischen Anpassung riickte hierbei vor allem die Frage des 'Timings' zentraler Partnerschafts- und Familienereignisse in den Mirtelpunkt. Diese Interdependenz von Familie und Erwerbstatigkeit lasst sich vor allem an dem Zusammenhang zwischen Kindern und der
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Erwerbstatigkeit der Frau verdeutlichen: Vorhandene Kinder reduzieren einerseits die Neigung, eine Erwerbstatigkeit aufzunehmen, andererseits werden vor allem gut ausgebildete Frauen die Mutterschaft aufschieben, urn zumindest eine gewisse Zeit ihrem Beruf nachgehen zu konnen. Obwohl die Untersuchung dieser Prozesse sowohl in der Familien- wie audi der Arbeitsmarktsoziologie einen zentralen Platz einnimmt, beschranken sich die Analysen meist auf abhangig Beschaftigte als den 'Normalfall' der Erwerbstatigkeit in modernen Gesellschaften. Damit wird jedoch mit den selbstandig Erwerbstatigen eine wichtige Minderheit ausgeblendet, die zur Zeit in westlichen Industriegesellschaften etwa 10% aller Erwerbstatigen ausmachen. Im Hinblick auf die Analyse der Abstimmung von Familie bzw. Partnerschaft einerseits und Beruf andererseits lassen sich mehrere Grunde finden, sich ausfuhrlicher mit dieser Minderheit zu befassen. Erstens lasst sich feststellen, dass selbstandig Erwerbstatigen im Rahmen des Wirtschaftssystems eine besondere Bedeutung zukommt. Diese ergibt sich vor allem aus ihrer Funktion als Unternehmer und Arbeitsplatzgenerator und wird durch den Umstand verdeutlicht, dass 1994 ca. zwei Drittel aller Erwerbstatigen in der Bundesrepublik Deutschland in Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeitern beschaftigt waren.1 Zweitens ist dariiber hinaus nach einem massiven Rtickgang der Selbstandigenquoten in alien westlichen Industrienationen seit Beginn des 20. Jahrhunderts ein leichter Anstieg dieser Erwerbsform zu verzeichnen. Diese Tendenz fuhrte vor allem in der Politik zu der Hoffhung, durch eine verstarkte Grtlndungsdynamik die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit in der BRD abzubauen. Dies korrespondiert mit einer erheblichen Zunahme der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Griindungsforschung, in deren Mittelpunkt vor allem die Suche nach Determinanten des Ubergangs in die Selbstandigkeit und des Erfolgs eines solchen Schrittes steht. Im Rahmen der expandierenden Griindungsforschung wurde erstmals neben den wirtschaftlichen, personlichen und organisatorischen Bedingungen auch die Rolle der familiaren Einbettung von Unternehmensgrilndern2 untersucht. Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass die Familiensituation eine wichtige Determinante im Hinblick auf die Entscheidung fur oder gegen berufliche Selbstandigkeit darstellt. Jedoch wurde hierbei die Fa1 Vgl. hierzu Kap. 3.2.2 dieser Arbeit sowie Bogenhold (1996: 105ff). 2 Um eine bessere Lesbarkeit zu gewahrleisten wird im Folgenden nur die mannliche Form verwendet. Sofern jedoch nicht anders vermerkt sind damit beide Geschlechter gemeint.
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miliensituation meist nur iiber wenige strukturelle Faktoren - wie z.B. Ehe oder Kinderanzahl - gemessen, die dariiber hinaus als exogen determiniert betrachtet wurden. Gegen ein derartiges Vorgehen spricht, dass die Akteure ihre familiare Situation und die berufliche Selbstandigkeit in gewissen Grenzen wechselseitig aufeinander abstimmen konnen. Empirische Ergebnisse wie theoretische Uberlegungen fuhren hierbei zu dem Schluss, dass einerseits berufliche Selbststandigkeit in hoherem MaBe als abhangige Erwerbstatigkeit mit der Partnerschaft und der Familie verkntipft werden kann, andererseits die unternehmerische Seite sowohl zusatzliche Moglichkeiten als auch weitere Belastungen fur die Beziehungspartner mit sich bringt. Diese besonderen Eigenschaften beruflicher Selbstandigkeit fuhren somit einerseits zu neuen Moglichkeiten der Abstimmung zwischen der Erwerbstatigkeit und der Familie bzw. der Partnerschaft, andererseits zu neuen Problemen im Hinblick auf die Art und Weise, wie die Akteure ihren Haushalt und die private Partnerschaft 'organisieren'. Hierbei stehen vor allem die drei folgenden Fragen im Vordergrund:
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• Wie sichern Akteure 'spezifische Investitionen' in ihrer Lebensgemeinschaft ab? Hierbei wird angenommen, dass mit der beruflichen Selbstandigkeit eines Akteurs ein hoheres AusmaB an Investitionen durch beide Partner einhergeht, die nicht ohne weiteres auBerhalb der Beziehung nutzbar sind. Dies sollte daher zu einem hoheren Absicherungsbedarf in Beziehungen von selbstandig erwerbstatigen Personen fuhren. • Sofern sich tatsachlich Unterschiede im Hinblick auf die Haushalts- und Partnerschaftsorganisation zwischen abhangig und selbstandig Erwerbstatigen finden lassen, welche Auswirkungen haben diese flir die Stabilitat der Beziehung? • Welche Spezialisierungsmuster lassen sich in Partnerschaften beruflich Selbstandiger im Hinblick auf den Einsatz der Arbeitskraft der Akteure finden? Da sich Selbstandige in der Regel auf ihr Unternehmen konzentrieren, fuhrt dies vor allem zu der Frage nach Umfang und Art der Erwerbstatigkeit der Lebenspartner.
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Der Begriff 'berufliche Selbstandigkeit' bezieht sich hierbei in klassischem Sinne auf alle Erwerbstatigen, die nicht ftlr einen Arbeitgeber, sondern auf 'eigene Rechnung' arbeiten. Wie sich jedoch im Laufe der Arbeit zeigen wird, unterscheiden sich sowohl in theoretischer wie empirischer Hinsicht die Besitzer eines Unternehmens von anderen Formen beruflicher Selbstandigkeit (wie z.B. freiberuflichen Joumalisten, Rechtsanwalten etc.). Daher wird im Folgenden mit 'beruflicher Selbstandigkeit' vor allem der Besitz eines Unternehmens assoziiert. Inwiefern reine Freiberufler sich von Unternehmensbesitzern unterscheiden, ist dann eine weitere - vor allem empirisch - zu klarende Frage. Die Untersuchung dieser Fragen besitzt neben der dargestellten empirischen Relevanz auch eine theoretische Bedeutung. Erstens gestattet die Verwendung eines allgemeinen theoretischen Modells der Partnerschaft generelle Rtickschliisse iiber den Zusammenhang zwischen Beruf, Partnerschaft und Familie. Die Analyse dieses Zusammenhanges hat im Falle von 'Normalarbeitsverhaltnissen' einen entscheidenden Nachteil, da von den Akteuren moglicherweise praferierte Losungen und Handlungsalternativen z.B. aufgrund institutioneller Beschrankungen nicht beobachtet werden konnen. Dies erschwert die Uberpriifung von Theorien, da fur institutionelle Rahmenbedingungen meist nur schwer kontrolliert werden kann. Beispielsweise konnen Hypothesen iiber den gewtinschten zeitlichen Umfang einer Erwerbstatigkeit nur sehr begrenzt getestet werden, wenn die auf dem Arbeitsmarkt angebotenen Stellen nur in Vollzeit besetzt werden. Im Falle der Existenz eines eigenen Unternehmens entfallen viele institutionelle Beschrankungen, damit konnen Praferenzen flir Mechanismen zur Abstimmung zwischen Familie und Arbeit beobachtet werden, die auf dem Arbeitsmarkt (noch) nicht zum tragen kommen. Zweitens konnen anhand der Ehe- oder Lebensgemeinschaften beruflich Selbstandiger generelle Erkenntnisse iiber die Losung von Kooperationsproblemen in privaten Beziehungen gewonnen werden. Dahinter steht die Annahme, dass fast alle soziale Beziehungen als Tauschverhaltnisse begriffen werden konnen, in denen die Partner sowohl gemeinsame als auch gegensatzliche Interessen besitzen. Insbesondere antagonistische Interessen flihren zu einem Anreiz fur die Akteure, sich in diesen Beziehungen nicht kooperativ zu verhalten, um auf Kosten des Partners einen Vorteil zu realisieren. Dieses Problem ist vor allem in wirtschaftlichen Transaktionen offensichtlich, betrifft jedoch auch viele andere soziale Beziehungen, die z.B. den Austausch von Information, sozialer Unterstiitzung, oder die
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Uberwachung sozialer Normen beinhalten. Wahrend es eine Vielzahl von Untersuchungen uber die Losungsmoglichkeiten von Kooperationsproblemen in wirtschaftlichen Transaktionen gibt, wurden die Kooperationsprobleme in privaten Partnerschaften erst in den letzten Jahren thematisiert. Da mit der Ausnahme von Ehevertragen die Akteure hier nur sehr begrenzt auf formelle Vereinbarungen zur Losung ihrer Interessenskonflikte zuruckgreifen konnen, ruckten vor allem Machtund Aushandlungsprozesse in den Mittelpunkt der Analysen. Hierbei wurde jedoch meist tibersehen, dass auch die Partnerschaft in einen sozialen wie organisatorischen Kontext eingebettet ist, auf den fur die 'Regulierung' des Verhaltens der Akteure zuruckgegriffen werden kann. Dies wird am Beispiel der Ehe- und Lebensgemeinschaften von Selbstandigen besonders deutlich, da diese neben dem Haushaltskontext auch in den 'organisatorischen' Kontext des Unternehmens eingebettet werden konnen. Damit stellt die gewahlte empirische Situation eine Moglichkeit der Analyse von Kooperationsproblemen dar, ftlr deren Losung die Akteure sowohl auf eine 'private' wie auch 'okonomische' Einbettung ihrer Beziehung zuruckgreifen konnen. Die Untersuchung der Partnerschaften beruflich Selbstandiger stellt somit nicht nur ein zusatzliches Feld der Uberprufung von Theorien sozialer Kooperation dar, sondern erlaubt aufgrund des 'multiplexen' Charakters Rtickschltlsse tiber das Verhaltnis unterschiedlicher Losungsstrategien.
1.2 Gang der Arbeit
Da der Analyse von Partnerschaftsbeziehungen beruflich Selbstandiger ein allgemeiner theoretischer Rahmen zugrundegelegt werden soil, wird im zweiten Kapitel dieser Arbeit ein theoretisches Modell privater Partnerschaften skizziert. Die Beziehung zwischen Lebens- und Ehepartnern - im Folgenden auch als private Beziehung oder Partnerschaft bezeichnet - wird als dauerhaftes und soziales Tauschverhaltnis im Sinne Blaus (1964) aufgefasst. Dieser Tausch kann fur beide beteiligten Akteure vor allem aufgrund langfristiger Investitionen vorteilhaft sein, fuhrt jedoch zu zwei zentralen Problemen: Erstens die Absicherung dieser Investitionen im Falle einer Auflosung der Partnerschaft, und zweitens die Frage der Koordination dieser Investitionen.
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Das Stabilitatsproblem ergibt sich aus dem Umstand, dass beide Akteure spezifische Investitionen in die Partnerschaft nur dann tatigen, wenn sie eine langfristige Beziehung erwarten, die die 'Amortisation' dieser Investitionen sicherstellt. Wie jedoch die hohen Scheidungsquoten in modernen Gesellschaften zeigen, konnen die Akteure nicht automatisch von einer stabilen privaten Beziehung ausgehen. Die Akteure stehen somit vor einem zweiseitigen Vertrauensproblem, in dem die Vertrauensleistung die Investition in die Beziehung darstellt, das Vertrauen aber durch eine einseitige Auflosung der Beziehung missbraucht werden kann. Das Problem der Spezialisierung und Koordination in Partnerschaften beruht auf dem Umstand, dass Spezialisierung zwar zu kollektiven - d.h. beidseitigen Vorteilen fiihren kann, jedoch die Spezialisierung und die damit verbundene Investition nur von einem Akteur erbracht werden muss. Fur die Frage, wer in Partnerschaften welche Investitionen und Spezialisierungen eingeht, wird als Ausgangspunkt Beckers okonomische Theorie des Haushalts diskutiert. Hierbei wird deutlich, dass die in diesem Rahmen verwendete Annahme der Maximierung des Haushaltsnutzens ungeeignet ist, um die skizzierten Probleme in privaten Partnerschaften zu analysieren. Daher wird im Folgenden von individuellen Nutzenfunktionen der beiden Akteure ausgegangen, wobei im Wesentlichen zwei Faktoren fllr die Bereitschaft der Ubernahme einer Investition in die Partnerschaft identifiziert werden: (a) das AusmaB, in dem der investierende Akteur an dem kollektiven, die Partnerschaft betreffenden Nutzen partizipieren wird (Verteilungsaspekt), und (b) mit welcher Wahrscheinlichkeit tatsachlich mit den Ertragen einer Investition gerechnet werden kann. Letzteres hangt hierbei wesentlich davon ab, wie die zuktinftige Stabilitat der privaten Beziehung durch den investierenden Akteur eingeschatzt wird. Ein zentrales Argument dieser Arbeit beruht auf der Annahme, dass die Akteure zur Losung von Stabilitats-, Spezialisierungs- und Koordinationsproblemen selbst beitragen konnen, indem sie auf eine Reihe von institutionellen und informellen Mechanismen zuruckgreifen. Diese von den Akteuren eingesetzten expliziten und impliziten Regeln und Mechanismen sowie die sich hieraus ergebende Verteilung von Ressourcen, Investitionen und Aufgaben in der Partnerschaft wird als Haushalts- und Partners chaftsorganisation bezeichnet. Um Vereinbarungen iiber Investitionen und Spezialisierungen glaubhaft und verbindlich zu machen, konnen die Akteure grundsatzlich auf zwei Mechanismen zuruckgreifen: bindende Vereinbarungen wie z.B. explizite Vertrage, und endogene Kooperation im Rah-
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men wiederholter Interaktionen. Wahrend Vertrage aufgrund der damit verbundenen Transaktionskosten nur begrenzt einsetzbar sind, ist vor allem die Moglichkeit der gegenseitigen Disziplinierung im Rahmen einer langfristigen Beziehung ein zentraler Mechanismus zur Sicherung von Kooperation in privaten Beziehungen. Dies setzt jedoch eine stabile Beziehung mit langfristigem Zeithorizont voraus. Daher riicken Mechanismen zur Losung des Stabilitatsproblems in den Vordergrund, die neben institutionell gestiitzten Vereinbarungen (wie z.B. die Ehe) ebenfalls einen endogenen Mechanismus umfassen. Dieser beruht auf dem Urnstand, dass spezifische Investitionen zwar auf der einen Seite ein Vertrauensproblem begrtinden, aber auf der anderen Seite die Ausstiegsschwelle fur den investierenden Akteur erhohen. Rationale Akteure werden daher spezifische Investitionen tatigen, solange der Partner sich im selben Umfang an die Partnerschaft bindet. Dieser gegenseitige, kumulative Prozess braucht nicht simultan abzulaufen, sondern kann im Rahmen von' Alltagsinvestitionen' kleine Vorleistungen enthalten, deren Verlust im Falle einer Trennung zu keinen hohen Kosten fiihrt. Uber die Zeit fiihren diese kleinen Investitionen, sofern sie vom Partner erwidert werden, unter Umstanden zu hohen Gesamtinvestitionen, die die Beendigung einer Beziehung erheblich erschweren. Da eine hohe Bindungswirkung angesichts der Unsicherheit tiber die Entwicklung einer Partnerschaft jedoch nicht per se vorteilhaft ist, werden rationale Akteure Vor- und Nachteile einer institutionell und endogen gestiitzten Bindungswirkung abwagen. Hierbei werden ceteris paribus Akteure eine hohere Bindungswirkung eingehen, je hoher die zu erwarteten Spezialisierungsgewinne in der Partnerschaft sein werden. Vor dem Hintergrund dieses allgemeinen Modells stellt sich die Frage, ob und in welchem AusmaB Partnerschaften selbstandig Erwerbstatiger von den skizzierten Problemen besonders betroffen sind. Hierzu werden im dritten Kapitel zuerst einige allgemeine Uberlegungen zur Interdependenz zwischen Familie und Beruf angestellt. Ausgehend von der Annahme, dass das AusmaB von Spezialisierungsgewinnen im Wesentlichen von der beruflichen Situation der beiden Akteure abhangen wird, soil anhand ausgewahlter Literatur ein kurzer Uberblick tiber den Zusammenhang zwischen Familie, Beruf und Erwerbstatigkeit gegeben werden. Hierbei zeigt sich unter anderem, dass sich die bestehende Forschung fast ausschlieBlich auf den 'Normalfall' der abhangigen Erwerbstatigkeit bezieht. Dagegen wird in dieser Arbeit der Erwerbstypus der 'beruflichen Selbstandigkeit' in den Mittelpunkt geruckt, der im darauf folgenden Abschnitt knapp skizziert
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wird. Neben einer kurzen Diskussion des Definitionsproblems beziiglich selbstandiger Erwerbstatigkeit umfasst dies die Verbreitung dieser Erwerbsform und die knappe Darstellung der Ergebnisse zur Grundungsforschung. Besondere Berucksichtigung finden die Ergebnisse im Hinblick auf die Frage, wer sich selbstandig macht. Da diesen Schritt offensichtlich nur Personen mit bestimmten strukturellen oder personlichen - Eigenschaften wagen, konnen diese Ergebnisse Aufschluss iiber mogliche Verzerrungen im Hinblick auf deren private Partnerschaften geben. Das dritte Kapitel schlieBt mit tjberlegungen zu spezifischen Investitionen in Partnerschaften beruflich selbstandiger Personen. Sowohl die Literatur iiber Unternehmensgrundungen als auch Berichte aus der Praxis zeigen, dass das soziale und familiale Umfeld des Grtinders eine bedeutende Rolle spielt. Dies verweist bereits auf den Umstand, dass in Partnerschaften von selbstandig Erwerbstatigen ein hoheres AusmaB an spezifischen Investitionen zu erwarten ist, die sich vor allem in drei Typen niederschlagen konnen: (a) gemeinsame fmanzielle Investitionen in das Unternehmen, (b) die Unterstutzung des selbstandigen Partners und des Haushalts durch eine externe Erwerbstatigkeit und (c) soziale und psychische Unterstutzung des Partners. Aufgrund dieser Investitionen ist zu vermuten, dass sich die in Kapitel 2 skizzierten Stabilitats- und Koordinationsprobleme in Beziehungen beruflich Selbstandiger in hoherem MaBe stellen als in Beziehungen abhangig Erwerbstatiger. Dies fiihrt zu zwei Arten von Hypothesen: (a) der Annahme, dass selbstandig Erwerbstatige in hoherem MaBe auf formelle und informelle Verpflichtungsmechanismen zurtickgreifen (Kap. 5) und (b) ein hoheres AusmaB an Spezialisierung in diesen Partnerschaften beobachtbar sein sollte (Kap. 6). Um diesbeziigliche Hypothesen zu testen, werden im Folgenden Beziehungen von Haupterwerbsselbstandigen mit denen von abhangig Erwerbstatigen verglichen. Da in der Regel nicht fur den Umfang spezifischer Investitionen in Partnerschaften vollstandig kontrolliert werden kann, sollten sich in den Analysen substantielle Unterschiede im Hinblick auf den Erwerbsstatus finden lassen. Dies gilt insbesondere ftir selbstandige Erwerbstatigkeiten, die auf dem Besitz und der Leitung eines Unternehmens beruhen, da in diesen Fallen mit besonders hohen spezifischen Investitionen durch die Akteure zu rechnen ist (vgl. Kap. 3.2 und 3.3). Im vierten Kapitel werden die Grundlagen der empirischen Untersuchung erlautert. Neben einer allgemeinen Einfiihrung zur Problematik empirischer Analysen selbstandiger Erwerbstatigkeit, die vor allem das Problem verfugbarer Daten
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und deren Validitat umfasst, werden die vier Datensatze kurz vorgestellt, die fur die weiteren Auswertungen herangezogen werden. Dabei stehen vor allem die spezifische Operationalisienmg der selbstandigen Erwerbstatigkeit und die zur Verfugung stehenden Fallzahlen in den einzelnen Datensatzen im Mittelpunkt. Im funften Kapitel werden Hypothesen iiber den Einsatz von Verpflichtungsmechanismen in Partnerschaften beruflich Selbstandiger sowie iiber deren Auswirkungen auf die Beziehungsstabilitat entwickelt und empirisch tiberpriift. Ausgehend von der grundsatzlichen Hypothese, dass Unternehmensbesitzer in ihren Partnerschaften aufgrund des hoheren AusmaBes an spezifischen Investitionen und Spezialisierung in hoherem Umfang auf Mechanismen zur Absicherung zuriickgreifen, werden auf Basis des in Kapitel 2 skizzierten Theorierahmens Hypothesen tiber formelle Mechanismen abgleitet und getestet. Allerdings bestatigt sich die erste Vermutung nicht, dass selbstandige Unternehmensbesitzer mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit verheiratet sind, jedoch setzen sie eher als abhangig Erwerbstatige erganzende Ehe- und Partnerschaftsvertrage ein. Beztiglich der informellen Mechanismen wird vermutet, dass Selbstandige eher als abhangig Erwerbstatige durch einen bilateralen, gegenseitigen Investitionsprozess eine hohere Bindungswirkung anstreben. Im Einklang hiermit stehen die empirischen Befunde, dass Selbstandige schneller eine Heirat anstreben und mehr Kinder bekommen als abhangig Erwerbstatige. Aufgrund dieser Tendenzen, die Partnerschaft abzusichern und eine hohere Bindungswirkung diesbeziiglich einzugehen, sollten Beziehungen beruflich Selbstandiger - sofern diese Bemtihungen wirksam sind - auch tatsachlich eine groBere Partnerschaftsstabilitat aufweisen. Dies wird uberpriift anhand der Ehestabilitat selbstandig und abhangig Erwerbstatiger. Hierbei zeigt sich, dass der Besitz eines Unternehmens zu einem geringeren Scheidungsrisiko flir Erstehen fuhrt. Das sechste Kapitel widmet sich schlieBlich der Spezialisierung und Koordination in Beziehungen mit beruflicher Selbstandigkeit. Wahrend bisher die Partnerschaft- und Haushaltsorganisation beruflich Selbstandiger im Hinblick auf die Absicherung von spezifischen Investitionen untersucht wurde, steht in diesem Kapitel die Art und das AusmaB der Spezialisierung in der Partnerschaft im Vordergrund. Hierbei konnen drei Dimensionen der Spezialisierung unterschieden werden: der gemeinsame Haushalt, eine externe Erwerbstatigkeit sowie die interne Mitarbeit des Ehe- oder Lebenspartners.
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Da beruflich Selbstandige im Hinblick auf den Umfang des Einsatzes ihrer Arbeitskraft wesentlich weniger Regulierungen unterliegen als die meisten abhangig Beschaftigten, wird sich eine weitgehende Spezialisierung auf das eigene Unternehmen beobachten lassen. Dies fiihrt zu der Vermutung, dass (a) die Partner von beruflich Selbstandigen in hoherem MaBe flir den gemeinsamen Haushalt zustandig sind und (b) die Partner in hoherem MaBe auch 'geschlechtsuntypische' Arbeiten verrichten. Fur beide Vermurungen lassen sich anhand des Familiensurveys erste empirische Evidenzen finden (Kap. 6.1). Die Effekte beruflicher Selbstandigkeit eines Akteurs auf die Erwerbstatigkeit des Partners lassen sich dagegen nur schwer spezifizieren, da sich theoretisch sowohl positive als auch negative Einflussfaktoren identifizieren lassen. Ausgehend von einem Modell, das diese unterschiedlichen Determinanten spezifiziert, wird der Effekt des Selbstandigkeitsstatus eines Akteurs auf den Erwerbsstatus seines Partners untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Selbstandigkeit des einen Partners die Wahrscheinlichkeit des anderen Partners erhoht, sowohl einer externen abhangigen Erwerbstatigkeit als auch einer eigenen selbstandigen Tatigkeit nachzugehen (Kap. 6.2). Die Moglichkeit des Partners, im Unternehmen des Selbstandigen intern mitzuarbeiten, stellt einen grundsatzlichen Unterschied zu abhangig Erwerbstatigen dar. Daher stellt sich die Frage, in welchem Umfang diese Moglichkeit genutzt wird und damit die Partnerschafts- und Haushaltsorganisation der Akteure beeinflusst. Hierzu werden in einem ersten Abschnitt Bedeutung und Merkmale interner Mitarbeit von Lebenspartnern erortert und deskriptive Befunde prasentiert (Kap. 6.3.1). AnschlieBend fuhren theoretische Uberlegungen hinsichtlich der Determinanten der Mitarbeit von Lebenspartnern zu einer Reihe von Hypothesen, die die Bedeutung von Spezialisierung, Flexibilitat und Vertrauen hervorheben (Kap. 6.3.2). Erste mit Hilfe eines eigens erhobenen Datensatzes gewonnene Evidenzen zeigen im Einklang mit diesen Hypothesen, dass die Entscheidung fur eine interne Mitarbeit weniger von okonomischen Erwagungen, sondern vielmehr von dem Spezialisierungsmuster und dem hohen AusmaB an sozialem Kapital in der Partnerschaft abhangt (Kap. 6.3.3).
2 Die Notwendigkeit der Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
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In den folgenden Abschnitten wird ein allgemeiner theoretischer Rahmen fur die Analyse privater Partnerschaften skizziert. Diese werden als Tauschverhaltnisse betrachtet, deren besondere Eigenschaften zwar einerseits Vorteile fur beide Akteure bieten, andererseits jedoch zu einer Reihe von Kooperations- und Verteilungsproblemen fuhren (Kap. 2.1). Es werden zwei spezifische Ursachen derartiger Probleme diskutiert: Erstens die unerwunschte Auflosung der Partnerschaft, die ein Stabilitatsproblem begrundet (Kap. 2.2), sowie zweitens die Frage der Spezialisierung in Partnerschaften (Kap. 2.3). Diese Probleme fuhren zur Notwendigkeit der Regulierung der privaten Partnerschaft, d.h. dem Einsatz von Mechanismen, die Anreize zur Einhaltung von expliziten wie impliziten Vereinbarungen in der Partnerschaft schaffen. Die Summe dieser formellen wie informellen Regelungen und Mechanismen stellt die sogenannte Haushalts- und Partnerschaftsorganisation dar (Kap. 2.4). 2.1 Partnerschaftsbeziehungen als Tauschverhaltnisse Ehe- und Partnerschaftsbeziehungen konnen allgemein als soziale Tauschbeziehungen aufgefasst werden. Eine derartige Tauschbeziehung kommt dann zustande, wenn die potentiellen Tauschpartner jeweils Ressourcen besitzen, die durch die Akteure hoher bewertet werden als die eigenen (Coleman 1991: 153). Im Gegensatz zu okonomischen Tauschbeziehungen werden in Ehe- und Partnerschaftsbeziehungen typischerweise verschiedene, sehr unterschiedliche Ressourcen simultan getauscht. Tauschgtiter zwischen Ehepartnern konnen beispielsweise Liebe, sexuelle Zuwendungen, psychische Unterstutzung, aber auch Gtiter wie finanzielle Ressourcen, Pflege- oder Arbeitsleistungen - wie sie z.B. im Rahmen des Haushalts und der Kindererziehung auftreten - sein. Welche Gtiter in welchem Umfang getauscht werden hangt hierbei von den Ressourcenausstattungen der Akteure sowie deren Praferenzen ab. Diese umfassen nicht nur 'instrumentelle'
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2 Regulierung von Partnerschaftsbeziehungen
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Nutzenargumente - wie z.B. den okonomischen Wert des Tauschgutes, sondern auch Normen und Werte im Hinblick auf die Tauschsituation und die aus dem Tausch resultierenden Nebenfolgen. Dies kann dazu fuhren, dass die Tauschinhalte beschrankt werden: So wird beispielsweise Liebe eher gegen psychische und physische Hilfeleistungen, weniger jedoch gegen Geld eingetauscht (Foa und Foa 1980). Unabhangig von der Zusammensetzung der getauschten Giiterkombinationen stiitzt eine derartige Beobachtung die Annahme, dass die Akteure ihre private Beziehung als Situation auffassen, in der ein komplexes Btindel an Gutern zwischen den Partnern getauscht wird. Die Akteure wagen diese Gtlterbtindel in ihrer Gesamtheit ab und entscheiden so auch tiber die Attraktivitat der Beziehung (Emerson 1976; Lewis und Spanier 1982; Cook 1987). Nimmt man an, dass die noch ungebundenen Akteure am Anfang zwischen verschiedenen Personen und damit verschiedenen Guterbtindeln, wahlen konnen, entsteht eine Art 'Beziehungs' oder 'Heiratsmarkt': Jeder Akteur wird versuchen, mit dem Partner eine Beziehung einzugehen, der das am hochsten praferierte Gtiterbtindel anbietet (vgl. Becker et al. 1977; Becker 1991, England und Farkas 1986: 31-40). Obwohl diese 'Markte' in der Realitat von idealtypischen (okonomischen) Markten in vielerlei Hinsicht abweichen, lassen sich fur deren Existenz durchaus empirische Belege fmden (Becker et al. 1977; South und Lloyd 1992; 1995). Allerdings tritt dieser Wettbewerbmechanismus diese nach Begriindung einer Partnerschaft in den Hintergrund. Dies resultiert aus zwei Eigenschaften des Tausches zwischen Akteuren in Partnerschaftsbeziehungen, die fur die weitere Analyse von besonderer Bedeutung sind. Erstens sind Partnerschaftsbeziehungen im Gegensatz zu Transaktionen wie den einmaligen Kauf eines Konsumgutes - auf eine gewisse Dauer hin angelegt.1 Dies ergibt sich zum einen aus der Natur einiger der getauschten Leistungen wie z.B. Kindererziehung oder Arbeitsleistungen, die
1 Damit unterscheiden sie sich von reinen Spot-Transaktionen, wie sie die neoklassische Gkonomische Theorie betrachtet. Dort werden Leistungen simultan auf einem anonymen Markt durch Akteure getauscht, die keine Zukunft oder Vergangenheit ihrer Beziehung kennen. Allerdings greift dieses Bild des Tausches auch fur eine ganze Reihe von Okonomischen Tauschbeziehungen wie z.B. Arbeitsverhaltnisse (Abraham 1996) oder auch Lieferantenbeziehungen zwischen Firmen (Prosch 1999) zu kurz: Die soziale Einbettung der Beziehung sowohl in einen zeitlichen Horizont (Axelrod 1987, Raub und Weesie 1993) als auch in ein Netzwerk sozialer Beziehungen (Granovetter 1974, Granovetter 1985) spielt auch mr eher Okonomisch orientierte Tauschverhaltnisse eine besondere Rolle (siehe hierzu insbesondere Granovetter 1990; Raub 1999).
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einen gemeinsamen Haushalt und damit einen langfristigen Horizont voraussetzen. Zum anderen ermoglicht es die Langfristigkeit, Investitionen zu tatigen, die zu einer hoheren Tauschrente ftir die Akteure fuhren (Becker 1991, England und Farkas 1986). Es lassen sich hierbei gemeinsame und einseitige Investitionen in einer Beziehung unterscheiden. Bilaterale Investitionen werden durch beide Partner - haufig sogar in ungefahr dem selben AusmaB - erbracht, als Beispiel hierflir kann die Investition in gemeinsame Vorlieben, gegenseitige Zuneigung, einen gemeinsamen Hausstand oder Kinder dienen. Einseitige Investitionen beruhen dagegen in der Regel auf dem Gedanken, dass in bestimmten Situationen eine Arbeitsteilung die tauschbedingten Ertrage erhohen kann. Einseitige spezifische Investitionen werden nur von einem Partner erbracht, indem dieser sich im Hinblick auf eine bestimmte Aufgabe oder Funktion fur den Haushalt oder die Beziehung spezialisiert. Das klassische Beispiel stellt hier die Spezialisierung im Hinblick auf die Erwerbstatigkeit und die Haushaltsarbeit dar: Indem ein Partner sich nur auf den Haushalt spezialisiert und der andere sich damit auf die Erwerbsarbeit konzentrieren kann, konnen beide die Ertrage aus ihren Tatigkeiten steigern. Dies fuhrt zu einem hoheren Tauschgewinn flir beide Akteure (Becker 1991: Kap. 2, Daniel 1995). Zum Zweiten handelt es sich im Falle privater Beziehungen urn soziale Tauschbeziehungen im Sinne Blaus (1964). Diese sind - im Gegensatz zu okonomischen Beziehungen - dadurch gekennzeichnet, dass sowohl Umfang als auch Zeitpunkt der Gegenleistung unspezifiziert bleiben (vgl. hierzu auch Voss 1985: 26). Im Gegensatz zum Kauf beispielsweise eines Konsumgutes, wo in der Regel die Leistung des Kaufers und die Gegenleistung des Verkaufers genau spezifiziert sind, werden in Partnerschaftsbeziehungen Leistungen und Gegenleistung meist nicht explizit ausgehandelt. Statt dessen vertrauen die Akteure darauf, dass der Partner in der Zukunft eine angemessene Gegenleistung erbringen wird. Diese Situation lasst sich unter Ruckgriff auf das sogenannte Vertrauensspiel modellieren (vgl. hierzu auch Snijders 1996; Voss 1998, Coleman 1991: 115-149). In diesem Spiel muss ein Akteur, der Treugeber A, entscheiden, ob er einer zweiten Person B Vertrauen in Form einer beliebigen Vorleistung entgegenbringt. Wird diese Vorleistung erbracht, kann B als der Treuhander entscheiden, ob er das Vertrauen rechtfertigt und eine entsprechende Gegenleistung erbringt oder das Vertrauen missbraucht und keine oder nur eine unvollstandige Gegenleistung erbringt. Abbildung 2-1 zeigt den Spielbaum dieses Vertrauensspiels.
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Abbildung 2-1: Das Vertrauensspiel
Spieler B
PA
PB
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Spieler A
RB
Treugeber
RA
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(Vertrauen geben)
Treuhander
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(Vertrauen miflbrauchen)
SA
TB mitT>R>P>
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Rationale, d.h. nutzenmaximierende Akteure werden in einem einmaligen Vertrauensspiel keinen Austausch realisieren: Treuhander B wird immer das Vertrauen missbrauchen (DB), da er damit den hochsten Payoff T erhalt. Da Treugeber A dies antizipiert, wird er bereits im Vorfeld kein Vertrauen geben (D^) und es kommt kein Austausch zustande. Dieses Ergebnis ist jedoch kollektiv ineffizient, da sich beide durch Vergabe und Erwiderung von Vertrauen besser stellen konnten. Allerdings existieren eine Reihe von Mechanismen, dieses Kooperationsproblem zu losen (fur einen Uberblick vgl. Buschges et al. 1998: 127-140). Insbesondere die wiederholte Interaktion mit dem selben Partner kann zu kooperativem Verhalten fuhren, indem der Treuhander fur den Vertrauensmissbauch im gegenwartigen Spiel mit einer Vertrauenszuruckhaltung in zukiinftigen Spielen bestraft wird. Uberwiegen fur B die durch eine derartige Tauschverweigerung des Treugebers A entstehenden zukiinftigen Verluste die aus dem Vertrauensmissbrauch zu erzielen-
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den gegenwdrtigen Gewinne, so wird sich Treuhander B kooperativ zeigen und Treugeber A wird Vertrauen geben (Fudenberg und Maskin 1986; Axelrod 1987). Wie diese Diskussion des Vertrauenscharakters sozialer Tauschbeziehungen zeigt, sind derartige Interaktionen nicht unproblematisch. Die beiden genannten Eigenschaften von Partnerschaftsbeziehungen - langfristig angelegte Investitionen und die zeitlich versetzte, unbestimmte Gegenleistung in wiederholten Transaktionen - konnen zwar zu einer Erhohung der kollektiven Tauschgewinne ftihren, werfen jedoch fur die Akteure auch eine Reihe von Problemen auf. Erstens besteht die Moglichkeit, dass ein Akteur in einer Partnerschaft versprochene Investitionen nicht tatigt bzw. einmal getatigte Investitionen gefahrdet. Dies betrifft insbesondere den Fall einer einseitigen Auflosung der Beziehung: Beendet ein Partner die Beziehung, so sind viele getatigte Investitionen beider Akteure verloren. Zudem werden zukunftige Investitionen, auf die der verlassene Partner eventuell vertraut hat, nicht mehr getatigt. Gerade angesichts hoher Scheidungsraten in modernen Gesellschaften (England und Farkas 1986; Diekmann und Klein 1991, Wagner 1997: 116-127) stehen die Akteure somit vor dem Problem, Investitionen in eine gemeinsame Beziehung abzusichern (vgl. hierzu Kap. 2.2). Zum Zweiten mtissen sich die Akteure abstimmen, wer welche Investitionen bzw. Aufgaben in einer Beziehung ubernimmt. Die von Gary S. Becker mit begrundete okonomische Theorie der Familie stellt diesen Aspekt in den Mittelpunkt (Becker 1991: Kap. 2). Demnach lohnt es sich flir die Akteure in Partnerschaften nicht, dass sich jeweils beide auf dem Arbeitsmarkt und im Haushalt engagieren. Da beide Aktivitaten mit zum Teil erheblichen Investitionen verbunden sind, entsteht ein kollektiver Vorteil, wenn sich jeweils ein Akteur auf die Sicherung des Haushaltseinkommens und der andere auf den Haushalt spezialisiert. Hier entsteht jedoch das Problem, dass diese Investitionen und die damit einhergehende Spezialisierung die Abhangigkeit von der Partnerschaft erhohen konnen. Demnach hat jeder der Akteure ein Interesse, sich im Hinb Erwerbsarbeit und nicht beztiglich des Haushaltes zu spezialisieren (vgl. Kap. 2.3). Zusammenfassend lick auf die allgemein verwertbare lasst sich feststellen, dass die spezifischen Eigenschaften der Tauschbeziehung zwischen Lebens- oder Ehepartnern die urspriingliche Marktbeziehung tendenziell in ein bilaterales Monopol verwandelt. Die Akteure konnen zwar durch Spezialisierung und spezifische Investition langfristig einen hoheren Tauschgewinn erzielen als in reinen 'Spot-Transaktionen', die damit verbundene gegenseitige Abhangigkeit fuhrt
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jedoch zu Koordinations- und Kooperationsproblemen. Diese Probleme in Partnerschaftsbeziehimgen - die Gefahrdung von spezifischen Investitionen durch die einseitige Auflosung einer Partnerschaft einerseits und die Koordination von Leistungen und Spezialisierung zwischen den Partnern andererseits - werden in den beiden folgenden Abschnitt genauer spezifiziert, urn anschliefiend in Kap. 2.4 mogliche Losungen zu untersuchen.
2.2 Das Stabilitatsproblem in Partnerschaftsbeziehimgen
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Wie in einer Reihe anderer Tauschverhaltnisse bringt die Moglichkeit der Investition in die gemeinsame Tauschbeziehung ein grundlegendes Vertrauensproblem mit sich. Zwar erhoht sich der gemeinsame Tauschgewinn durch spezifische Investitionen, jedoch kann sich aufgrund des freiwilligen Charakters der Tauschbeziehung kein Akteur sicher sein, dass die Beziehung nicht einseitig durch den Partner beendet wird. Anreize zum Verlassen der Beziehung ergeben sich in diesem Rahmen, wenn fur einen Akteur der Nutzen anderer Alternativen - sei es eine andere Beziehung oder das Leben als Single - den erwarteten zukunftigen Tauschgewinn tibersteigt (England und Farkas 1986, South und Lloyd 1995). Die Logik dieser Situation kann gut anhand eines einfachen spieltheoretischen Modells erlautert werden, das eine besondere Variante des oben erorterten Vertrauensspiels darstellt (vgl. hierzu auch Abraham 1996, Abraham und Prosch 2000). In einem ersten Schritt wird ein Modell prasentiert, das eine Beziehung ohne spezifische Investitionen der Akteure abbildet. Es werden zwei Spieler - die beiden Partner in einer privaten Beziehung - betrachtet, die mit drei verschiedenen Situationen konfrontiert werden konnen. In den ersten beiden Situationen wird jeweils einer der beiden Akteure - A oder B - mit einer Alternative zur bestehenden Partnerschaft konfrontiert, die fur den betreffenden Akteur in dem betrachteten Moment zu einem hoheren Nutzen fuhrt als die bestehende Beziehung. Diese Alternative kann eine andere Beziehung, aber auch das Leben als Single darstellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Akteur A eine derartige bessere Alternative erhalt soil mit qA, fur den Akteur B mit q^ notiert werden. In der dritten moglichen Situation erhalt keiner der beiden Akteure einen Anreiz, die Beziehung einseitig zu beenden, wobei die Wahrscheinlichkeit hierftir c^ betragen soil. Von der Betrachtung der vierten moglichen Situation - dass beide Akteure simultan einen Anreiz
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zur Auflosung ihrer Beziehung erhalten - soil im Folgenden abgesehen werden. Da in diesem Fall die Auflosung fur beide Seiten vorteilhaft und damit einzig effiziente Losung ware, ist diese Konstellation fiir die vorliegende Problemstellung irrelevant. Es gelte 0)
qz = (l-qA)(l-<JB) u n d O ^ q ^ l m i t i e { A , B , Z } . 2
(2)
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Erhalt einer der beiden Akteure den Anreiz, die Partnerschaft zu beenden, so kann er zwischen zwei verschiedenen Handlungsmoglichkeiten wahlen. Er kann zum einen dem Anreiz folgen und die Beziehung beenden. Dies wird im Folgenden mit 'Dj' fur die Defektion des Spielers i (mit i e {A, B}) notiert. Als Alternative hierzu kann er das Tauschverhaltnis fortsetzen ('Cj' fllr Kooperieren). Wahlt er Q, so erhalt er die Auszahlung Rj, die die Realisierung der aus der privaten Beziehung resultierenden Tauschgewinns bezeichnet. Defektiert der Spieler dagegen, so realisiert er aufgrund der - durch das opportunistische Verhalten erzielten - Verbesserung die hohere Auszahlung Tj, wahrend sein Tauschpartner Sj erhalt (wobei i, j E {A, B} und i * j). Fiir die Nutzenwerte der Akteure soil daher gelten Ti>Ri>Si.
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Fiir einen Akteur sei es also am vorteilhaftesten, dem Anreiz zu opportunistischem Verhalten zu folgen, wahrend es am schlechtesten sei, die Auflosung durch den Partner hinnehmen zu mtissen.
2 Hierbei wird zur Vereinfachung der Modellierung angenommen, dass q{ exogen gegeben und konstant ist. Dies ist natiirlich in der Realitat nicht der Fall: Die Akteure konnen z.B. durch Suchaktivitaten die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, einen attraktiveren Partner zu treffen. Der Anreiz dies zu tun steigt jedoch mit sinkendem Ehegewinn, also T-R.
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26 Abbildung 2-2: Das Stabilitdtsspiel r
Spieler A CA
RA
RB
Z£T^ TA
SB
RA
RB TB
RA
RB
SA
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£te"
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qz
*-
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c
B
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A
Spieler B
Abbildung 2-2 zeigt die extensive Form des Stabilitatsspieles V, dem die geschilderte Situation zugrunde liegt. Zu Beginn entscheidet die Natur N (d.h. der Zufall), welche der drei Situationen eintritt. Nur wenn ein Spieler den Anreiz zur Auflosung erhalt, fuhrt er einen Zug (Q oder Dj) aus. Ftir den Fall, dass weder A noch B die Moglichkeit zur opportunistischen Auflosung erhalten, wird die Kooperationsrente und damit die Auszahlung Rj realisiert. Die ftir die Wahl einer Strategic (Q oder D) relevanten erwarteten Payoffs ergeben sich nun aus der Gewichtung der drei urspriinglichen Auszahlungen (Tj, ^ S) mit den jeweiligen Wahrscheinlichkeiten. Die erwarteten Payoffs U; konnen wie folgt notiert werden: (3)
(a) (b) (c) (d)
UKQ, q ) Ui(Di; q ) UiCC, Dj) UiCD, Dj)
= qiR, + q,Ri + q z R l ^qiT. + qRi + qzR, = q1R1 + q,Si + q z R i = q i T, + q i S i + q z R i
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Das so charakterisierte Spiel besitzt aufgrund der in Bedingung (2) festgelegten Praferenzordnung eine eindeutige Losung. Da Tj> Rj, ist D; ftlr beide Spieler eine dominante Strategic, so dass die Strategienkombination (Di? Dj) das einzige Gleichgewicht darstellt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob dieses Ergebnis eine kollektiv effiziente (d.h. pareto-optimale) Losung darstellt: Konnen sich beide Spieler durch die Realisierung einer anderen Strategienkombination verbessern? Da eine einseitige Abweichung von einer stark dominanten Strategic zu keiner Paretoverbesserung fiihren kann, besteht lediglich die Moglichkeit, dass das bestehende Gleichgewicht zu (Q, Cj) pareto-inferior ist. Dies gilt, wenn q i R i + q j R i >q i T i + q j S i