Die Autoren Dr. med. Michael Wullinger Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Akupunktur. Ausbildung in chinesischer Medizin in Deutschland und in China. Seit 1995 eigene TCM-Praxis in Rosenheim. Dozent der Internationalen Gesellschaft für Chinesische Medizin e. V. (Societas Medicinae Sinensis, SMS) und Mitglied des Vorstands. Co-Autor Leitfaden Chinesische Rezepturen (Elsevier 2005). Agnes Fatrai Staatlich geprüfte, öffentlich bestellte und beeidigte Übersetzerin für Chinesisch mit Schwerpunkt Medizin und Tiermedizin, Übersetzungen in der Fachzeitschrift Chinesische Medizin (Urban & Vogel), Mit-Herausgeberin Chinesische Medizin in der Augenheilkunde (Elsevier 2005). Dr. phil. Ute Engelhardt Sinologin und Dozentin am Institut für Sinologie der Universität München, Vizepräsidentin der Internationalen Gesellschaft für chinesische Medizin e.V. (Societas Medicinae Sinensis, SMS) sowie Chefredakteurin der Zeitschrift Chinesische Medizin (Urban & Vogel). Im Bereich des Qigong und Yangsheng tätig als Kursleiterin und Referentin. Ihre wichtigsten Veröffentlichungen sind Die klassische Tradition der Qi-Übungen (Qigong) (2. Aufl., MLV-Verlag 1998) und Chinesische Diätetik (3. Auflage, Elsevier 2006). Diana Wagner Staatlich geprüfte Masseurin, Sportphysiotherapeutin und Heilpraktikerin. Ausbildung in Tuina (chinesische manuelle Therapie) bei der Internationalen Gesellschaft für Chinesische Medizin e. V. (SMS) und in China. Seit 2005 in eigener Praxisgemeinschaft tätig. Dr. med. Christa Zumfelde-Hüneburg Fachärztin für Anästhesiologie, spezielle Schmerztherapie, Naturheilverfahren, Akupunktur. Vorstandsbeisitzende in der Medizinischen Gesellschaft für Qigong Yangsheng. Im Bereich des Qigong und Yangsheng tätig als Kursleiterin und Referentin. Forschungsarbeiten über Atemphysiologie und Kalorimetrie bei Qigong, 1994, 1996. Niedergelassen in eigener Praxis seit 1986.
Zuschriften und Kritik an: Elsevier GmbH, Urban & Fischer, Lektorat Komplementäre und Integrative Medizin, Karlstraße 45, 80333 München
Wichtiger Hinweis für den Benutzer Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Herausgeber und Autoren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben (insbesondere hinsichtlich Indikation, Dosierung und unerwünschten Wirkungen) dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpflichtung, anhand der entsprechenden Literatur zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Buch abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2007 © Elsevier GmbH, München Der Urban & Fischer Verlag ist ein Imprint der Elsevier GmbH. 07 08 09 10 11
5 4 3 2 1
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Planung und Lektorat: Christl Kiener, München Projektmanagement: Petra Münzel-Kaiser, München Herstellung: Antje Arnold, München; Kerstin Wilk, Markkleeberg Satz: abavo GmbH, Buchloe Druck und Bindung: Krips b.v., Meppel Fotos: Christopher Tech, München Zeichnungen: Henriette Rintelen, Velbert Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Büro für Gestaltung, Neu-Ulm Titelfotografie: C. Michael Keller/CORBIS Gedruckt auf 100 g Primaset Printed in Netherlands ISBN 978-3-437-57440-5 Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com.
Vorwort Die zunehmende Häufigkeit allergischer Erkrankungen ist eine der großen Herausforderungen der täglichen Praxis. Obwohl die allergologische Forschung in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielen konnte, bleiben die Erfolge in der Therapie häufig hinter den Erwartungen zurück. Dies ist einer der Gründe, warum viele Patienten sich für Behandlungsmöglichkeiten der Komplementärmedizin interessieren. Neben der Homöopathie besteht eine große Nachfrage für die Therapiemethoden der chinesischen Medizin. Die wichtigste Motivation, dieses Buch zu schreiben, bestand aus den guten Erfahrungen bei der Behandlung allergischer Erkrankungen mit der chinesischen Medizin in der Praxis. Dabei kommen vor allem die Akupunktur, die chinesische Arzneimitteltherapie und die Diätetik, in geringerem Umfang auch die Tuina-Therapie sowie Qigong zum Einsatz. Darüber hinaus konnten die guten klinischen Erfahrungen in einer ganzen Reihe von Studien bestätigt werden. Dies gilt insbesondere für die allergische Rhinitis, den Heuschnupfen, aber auch für das allergische Asthma und das atopische Ekzem. Zu einer Zeit, in der die Indikationen der Akupunktur durch die Krankenkassen in Deutschland auf wenige Schmerzdiagnosen eingeschränkt werden, will dieses Buch das Bewusstsein für die Behandlungsmöglichkeiten der chinesischen Medizin erweitern. Es beschreibt die Diagnose und Therapie der häufigsten allergischen Erkrankungen aus Sicht der chinesischen Medizin. Zur Diagnose der verschiedenen Krankheitsbilder findet die ganze Bandbreite der chinesischen Diagnostik Anwendung. In der Therapie liegt der Schwerpunkt der Darstellung auf der Akupunktur und der chinesischen Arzneimitteltherapie. Unser Ziel war es, die Behandlung übersichtlich und zugleich praxisrelevant darzustellen. Damit wendet sich das vorliegende Buch an alle Therapeuten, die sich mit Akupunktur oder chinesischer Medizin beschäftigen, sowie medizinisch Interessierte und Studenten. Nach unseren Recherchen handelt es sich bei diesem Buch um die erste Darstellung des Themas Allergien aus der Perspektive der chinesischen Medizin in einer westlichen Sprache. Die Inhalte des Buches basieren vor allem auf chinesischen, aber auch westlichen Quellen sowie auf eigener klinischer Erfahrung. Da der Begriff „Allergie“ erst im Jahre 1906 vom Wiener Pädiater Clemens von Pirquet begründet wurde, gibt es zu diesem Thema auch nur wenige klassische Aussagen der chinesischen Medizin. In der chinesischen Literatur werden allergische Erkrankungen in der Inneren Medizin, Dermatologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie der Augenheilkunde abgehandelt. Die Darstellung stützt sich daher auf eine große Zahl von Quellentexten, gleichzeitig wurden jedoch eigene klini-
VI
Autorenverzeichnis
sche Erfahrungen berücksichtigt. So zeigen sich beispielsweise bei der Differenzierung der allergischen Rhinitis im Westen andere Schwerpunkte als in der Mehrzahl der chinesischen Texte. Das Kapitel Nahrungsmittelallergien basiert ebenfalls auf eigenen Erfahrungen. Am Ende der Beschreibung der einzelnen Krankheitsbilder findet sich eine kurze Zusammenfassung sowie Bewertungen zum Behandlungsverlauf und der Prognose. Abgerundet wird die klinische Darstellung durch Fallbeispiele aus der Praxis, eine zusammenfassende Beschreibung der wichtigsten Studien sowie ein Kapitel zu westlichen Erklärungsmodellen. Danken wollen wir an erster Stelle Dr. med. Carl-Hermann Hempen, unserem Lehrer, der die Begeisterung für die chinesische Medizin durch seine eigene stets aufs Neue entfachte. Ohne die grundlegenden Arbeiten von Prof. Manfred Porkert wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Dr. phil. Ute Engelhardt hat uns nicht nur an ihrem umfangreichen Wissen auf dem Gebiet der chinesischen Sprache und der chinesischen Medizin teilhaben lassen, sondern sie hat uns auch von Anfang an zur Durchführung des Werkes ermutigt und uns als Mitautorin des Kapitels Qigong unterstützt. Unseren Freunden und Kollegen Dr. med. Rainer Nögel, Dr. med. Josef Hummelsberger und Dr. med. Stefan Uhrig möchten wir für zahlreiche inhaltliche und konzeptionelle Anregungen danken. Besonders wollen wir unsere chinesischen Lehrer am College für TCM in Chengdu erwähnen, die unser Verständnis für die chinesische Medizin entscheidend geprägt haben. Angelika Huber danken wir für die Bearbeitung der Texte und Ekkehard Gross für die anschauliche Darstellung der Selbstbehandlung in der Tuina. Ohne die Unterstützung durch den Elsevier-Verlag und insbesondere Christl Kiener und Petra Münzel-Kaiser wäre dieses Buch nicht entstanden. Unseren Lebenspartnern und Familienangehörigen möchten wir von Herzen danken für die Geduld, die sie uns gegenüber aufgebracht haben. Im Frühjahr 2007, Rosenheim und München
Die Herausgeber
Autorenverzeichnis Dr. med. Michael Wullinger Kaiserstr. 28 83022 Rosenheim
Diana Wagner Hackenstr. 7c 80331 München
Agnes Fatrai Mühlthaler Str. 91 81475 München
Dr. med. Christa Zumfelde-Hüneburg Goethestr. 46 53113 Bonn
Dr. phil. Ute Engelhardt Elisabethstr. 11 80796 München
VI
Autorenverzeichnis
sche Erfahrungen berücksichtigt. So zeigen sich beispielsweise bei der Differenzierung der allergischen Rhinitis im Westen andere Schwerpunkte als in der Mehrzahl der chinesischen Texte. Das Kapitel Nahrungsmittelallergien basiert ebenfalls auf eigenen Erfahrungen. Am Ende der Beschreibung der einzelnen Krankheitsbilder findet sich eine kurze Zusammenfassung sowie Bewertungen zum Behandlungsverlauf und der Prognose. Abgerundet wird die klinische Darstellung durch Fallbeispiele aus der Praxis, eine zusammenfassende Beschreibung der wichtigsten Studien sowie ein Kapitel zu westlichen Erklärungsmodellen. Danken wollen wir an erster Stelle Dr. med. Carl-Hermann Hempen, unserem Lehrer, der die Begeisterung für die chinesische Medizin durch seine eigene stets aufs Neue entfachte. Ohne die grundlegenden Arbeiten von Prof. Manfred Porkert wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Dr. phil. Ute Engelhardt hat uns nicht nur an ihrem umfangreichen Wissen auf dem Gebiet der chinesischen Sprache und der chinesischen Medizin teilhaben lassen, sondern sie hat uns auch von Anfang an zur Durchführung des Werkes ermutigt und uns als Mitautorin des Kapitels Qigong unterstützt. Unseren Freunden und Kollegen Dr. med. Rainer Nögel, Dr. med. Josef Hummelsberger und Dr. med. Stefan Uhrig möchten wir für zahlreiche inhaltliche und konzeptionelle Anregungen danken. Besonders wollen wir unsere chinesischen Lehrer am College für TCM in Chengdu erwähnen, die unser Verständnis für die chinesische Medizin entscheidend geprägt haben. Angelika Huber danken wir für die Bearbeitung der Texte und Ekkehard Gross für die anschauliche Darstellung der Selbstbehandlung in der Tuina. Ohne die Unterstützung durch den Elsevier-Verlag und insbesondere Christl Kiener und Petra Münzel-Kaiser wäre dieses Buch nicht entstanden. Unseren Lebenspartnern und Familienangehörigen möchten wir von Herzen danken für die Geduld, die sie uns gegenüber aufgebracht haben. Im Frühjahr 2007, Rosenheim und München
Die Herausgeber
Autorenverzeichnis Dr. med. Michael Wullinger Kaiserstr. 28 83022 Rosenheim
Diana Wagner Hackenstr. 7c 80331 München
Agnes Fatrai Mühlthaler Str. 91 81475 München
Dr. med. Christa Zumfelde-Hüneburg Goethestr. 46 53113 Bonn
Dr. phil. Ute Engelhardt Elisabethstr. 11 80796 München
Allgemeine Hinweise zu diesem Buch Zur Terminologie Wie alle Autoren, die Texte zur chinesischen Medizin veröffentlichen, standen auch wir beim Verfassen dieses Buches vor der großen Schwierigkeit der Terminologie. Im deutschsprachigen Raum existiert in der chinesischen Medizin keine einheitlich verwendete Terminologie, was sich zum Teil mit den nur schwer übersetzbaren chinesischen Begriffen erklären lässt. Zum einen hat ein chinesisches Zeichen in der Regel mehrere Bedeutungen, so dass auch mehrere Übersetzungen mehr oder weniger „korrekt“ sein können. Zum anderen sind viele Fachbegriffe der chinesischen Alltagssprache entnommen und bei den Chinesen mit vielen Assoziationen verknüpft. Diese Assoziationen in eine westliche, in diesem Fall in die deutsche Sprache zu transportieren, ist eine schwierige Aufgabe, denn man müsste idealerweise den gesamten kulturellen Hintergrund mit erfassen. Um diese Schwierigkeit auch nur ansatzweise zu meistern, erscheint es uns am sinnvollsten, keine rein deutschen Begriffe zu verwenden, denn mit den Begriffen, die man bei einer wörtlichen Übersetzung benutzen müsste, sind häufig schon Begriffe aus der westlichen Medizin belegt. So versteht man im Allgemeinen unter „Leber“ das schulmedizinisch definierte Organ Leber – der chinesische Begriff gan bezeichnet dagegen den abstrakten Begriff „Leber“, also einerseits ein stofflich und räumlich umrissenes körperliches Substrat und andererseits zeitlich und qualitativ begrenzte Funktionen dieses Substrats. In diesem speziellen Fall entspricht die „chinesische Leber“ zum Teil der „westlichen Leber“, geht darüber aber noch weit hinaus. Manfred Porkert hat einen aus unserer Sicht sehr guten Lösungsansatz aufgezeigt: Er verwendet für die wichtigsten chinesischen Fachbegriffe lateinische Bezeichnungen, mit denen ein Deutschsprechender noch keine konkreten Vorstellungen verknüpft. Der Lernende muss zwar einige lateinische Ausdrücke beherrschen, dabei handelt es sich jedoch um eine überschaubare Anzahl von Begriffen. Auf diese Weise übersetzt er gan nun mit „orbis hepaticus“ (abgekürzt o. hepaticus), so dass jedem, der sich mit der Terminologie beschäftigt hat, sofort klar ist, was gemeint ist. Uns ist allerdings bewusst, dass diese Terminologie keine weite Verbreitung gefunden hat. Um allen Lesern gerecht zu werden und Missverständnisse möglichst auszuschließen, haben wir uns dazu entschlossen, sowohl die gebräuchliche, aus unserer Sicht „korrekteste“ deutsche Bezeichnung als auch den lateinischen Begriff zu verwenden. Außerdem geben wir die chinesische PinyinUmschrift an. Eine Übersicht der wichtigsten Bezeichnungen liefert das Glossar ab S. 543.
VIII
Allgemeine Hinweise zu diesem Buch
Für zahlreiche Begriffe aus der chinesischen Medizin, vor allem für Begriffe aus der chinesischen Anatomie und für Krankheitsbezeichnungen, existieren bisher – soweit uns bekannt – noch keine deutschen Übersetzungen. In diesen Fällen haben wir eine möglichst wörtliche Übersetzung angestrebt, um die Bedeutung dieser Ausdrücke weitestgehend zu erhalten – auch wenn diese Übersetzungen teilweise etwas holprig und ungewohnt klingen. Auch bei den Arzneimittel-Bezeichnungen herrscht nicht immer Einigkeit. Wir haben uns dafür entschieden, sowohl das „Arzneibuch der Chinesischen Medizin“ von Erich A. Stöger als auch den „Leitfaden Phytotherapie“ von Carl-Hermann Hempen und Toni Fischer als Grundlage für unsere Ausführungen zu verwenden. Weiterhin wurden auch die Abhandlungen aus „Chinese Herbal Medicine: Materia Medica“ von Dan Bensky und Andrew Gamble berücksichtigt.
Zum Inhalt und Gebrauch des Buches Einen historischen Überblick über Allergien in der chinesischen Medizin stellt das erste Kapitel dieses Buches dar. Danach folgen die wichtigsten Grundbegriffe der chinesischen Medizin. Dies kann aus Platzgründen nur in Form einer zusammenfassenden Übersicht erfolgen, zumal zu diesem Thema bereits umfangreiche Literatur existiert. Im Anschluss daran erfolgt in Kapitel 3 eine Darstellung der Diagnostik in der chinesischen Medizin. Sie stellt die Voraussetzung für die rationale Anwendung der therapeutischen Methoden der chinesischen Medizin dar. Die verschiedenen Differenzierungsmuster werden im Überblick beschrieben. Darüber hinaus wurden Aspekte berücksichtigt, die für die Diagnose allergischer Erkrankungen besonders relevant sind. Kapitel 4.1 bis 4.5 geben zunächst einen Überblick über die in der chinesischen Medizin eingesetzten Behandlungsmethoden Akupunktur, Arzneitherapie, Diätetik, Tuina und Qigong. Dies kann jedoch nicht die bereits existierenden zahlreichen Lehrbücher zu diesen Themen ersetzen, in denen die jeweiligen Behandlungsmethoden, deren Indikationen und Kontraindikationen ausführlich dargestellt sind. Unser Ziel war, die relevanten Aspekte der jeweiligen chinesischen Behandlungsmethode im Hinblick auf Allergien darzustellen. In Anlehnung an unsere chinesischen Quellen werden hierbei die Indikation und Wirkung einzelner Arzneimittel, Nahrungsmittel, Akupunkturpunkte oder Behandlungsstrategien unter Berücksichtigung der physiologischen und pathophysiologischen Vorstellungen der chinesischen Medizin wiedergegeben. Der Abschnitt 4.5 Tuina enthält außerdem Hinweise zur speziellen Therapie und Selbstbehandlung einiger allergischer Erkrankungen.
Allgemeine Hinweise zu diesem Buch
Im Anschluss folgt in Kapitel 5 die umfangreiche Abhandlung verschiedener allergischer Krankheitsbilder, die nach westlichen Diagnosen geordnet sind. Am Anfang dieses Kapitels findet sich eine Einführung, in der praktische Hinweise für die Anwendung der einzelnen, dort aufgeführten chinesischen Therapieverfahren (vor allem Arzneimitteltherapie und Akupunktur) gegeben werden (Kapitel 5.0). Bei den einzelnen Krankheitsbildern wird einleitend zunächst ein Überblick über wichtige westliche Gesichtspunkte und Therapieverfahren gegeben. Die darauf folgende chinesische Differenzierung ermöglicht es, sich einen Eindruck über mögliche Differenzialdiagnosen und Therapiemöglichkeiten aus Sicht der chinesischen Medizin zu verschaffen. Mit deren Hilfe kann der Therapeut ein Behandlungskonzept erstellen. Es folgt die Beschreibung der differenzierten chinesischen Therapie – geordnet nach den jeweiligen Differenzialdiagnosen – in Form einer Basisrezeptur (Arzneimitteltherapie) bzw. einer Auflistung von Basispunkten (Akupunktur). Zu beiden Therapieformen sind je nach vorliegendem Befund mehrere Modifikationen bzw. Ergänzungspunkte angegeben. Zu jedem Krankheitsbild werden Empfehlungen zur diätetischen Behandlung sowie eine Auswahl relevanter Ohrakupunkturpunkte aufgeführt. Am Ende jedes Kapitels finden sich eine kurze Zusammenfassung sowie Hinweise zum Behandlungsverlauf und der Prognose. Außerdem ist eine begleitende Therapie mit Tuina oder Qigong möglich, deren Behandlungselemente in den Kapiteln 4.4 und 4.5 beschrieben sind und die unter Berücksichtigung der vorliegenden chinesischen Diagnose eingesetzt werden sollten. Voraussetzung für die Anwendung der im Buch aufgeführten Behandlungsmethoden ist selbstverständlich, dass der Therapeut über eine Ausbildung und Erfahrung in chinesischer Medizin verfügt. Neben den hier beschriebenen Behandlungsmethoden ist unter Umständen eine westliche, allergologische Abklärung bzw. Betreuung sinnvoll oder gar notwendig. In Kapitel 6 werden Besonderheiten bei der Behandlung von Allergien im Kindesalter beschrieben. Die hier aufgeführten Therapieempfehlungen sollen die Darstellung im Hauptteil des Buches, die für Erwachsene und Kinder gelten, ergänzen. Das Kapitel 7 enthält Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen aus Sicht der chinesischen Medizin. Neben allgemeinen Hinweisen zur Lebensführung werden Behandlungsmöglichkeiten mit chinesischen Arzneimitteln, Akupunktur und Moxibustion, Diätetik, Qigong und Tuina aufgezeigt, die prophylaktisch sinnvoll sind. Es folgt in Kapitel 8 die Darstellung von Fallbeispielen aus der Praxis des Autors (Dr. med. Michael Wullinger). Die Fälle wurden nach westlichen Diagnosen geordnet, wobei sich hier zahlreiche Überschneidungen zwischen den einzelnen Krankheitsbildern ergeben. Neben dem Ineinandergreifen der verschiedenen
IX
X
Allgemeine Hinweise zu diesem Buch
Therapiemethoden werden Behandlungsverläufe authentisch und exemplarisch dargestellt. Das Kapitel 9 beschreibt 24 Studien zu allergischen Krankheitsbildern mit Behandlungsverfahren der chinesischen Medizin, darunter 19 Akupunkturstudien. Zu jeder Studie werden die Zusammenfassung im Original, die Art der Intervention sowie eine Erläuterung der Ergebnisse wiedergegeben. Die Studien werden nach westlicher Diagnose geordnet. Am Ende jedes Abschnitts findet sich eine tabellarische Übersicht sowie eine zusammenfassende Wertung der Studien. Daran anschließend werden in Kapitel 10 westliche Erklärungsmodelle zu Wirkmechanismen der Akupunktur sowie pharmakologische Wirkungen chinesischer Arzneimittel dargestellt. Dabei sind vor allem immunologische Wirkungen sowie andere im Hinblick auf allergische Erkrankungen relevante Aspekte berücksichtigt. Am Ende des Buches ist das bereits erwähnte Glossar zu finden, in dem sowohl die wichtigsten Grundbegriffe der chinesischen Medizin als auch für allergische Erkrankungen relevante Begriffe aufgeführt und kurz erklärt sind. In diesen Teil des Buches wurden auch ein zusammenfassendes, umfangreiches Literaturverzeichnis, das über die am Ende der jeweiligen Kapitel angegebene Literatur hinausgeht, sowie Ausbildungsadressen aufgenommen.
1 Historischer Überblick Agnes Fatrai
Der Begriff „Allergie“ wurde erst 1906 vom Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet geprägt; etwa zur gleichen Zeit konnte die westliche Medizin in China langsam Fuß fassen. Auch die chinesische Medizin kennt den Begriff „Allergie“ traditionell nicht – erst im Zuge der Verbreitung der westlichen Medizin fanden chinesische Ausdrücke wie biantai fanying oder guomin fanying Verwendung, die mit Ausdrücken wie „allergische Reaktion“ oder „Überreaktion“ übersetzt werden können. Trotzdem wurden in China schon sehr früh Symptome von allergischen Erkrankungen beschrieben. Allergische Erkrankungen der einzelnen Körperstellen wurden vor der Verbreitung des Begriffs „Allergie“ – soweit vorhanden – im jeweiligen Fachbereich gelistet, also in der Augenheilkunde, in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, in der Inneren Medizin oder in der so genannten „Äußeren Medizin“, die unter anderem auch Hauterkrankungen einschloss. Diese Fachbereiche wurden im Laufe der Zeit immer wieder neu aufgeteilt bzw. zusammengelegt; so gab es beispielsweise zu Beginn der Tang-Dynastie (618–906) den Fachbereich „Ohren-, Augen-, Mund- und Zahnheilkunde“.
■■■■ Die Anfänge und die Entwicklungen vor dem 6. Jahrhundert n. Chr. Erste Hinweise auf Erkrankungen der Nase, der Augen und der Haut finden sich bereits in Orakelinschriften auf Knochen und Schildkrötenpanzern aus der Shang- bzw. Yin-Dynastie (16. Jh.–1066 v. Chr.). Im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (Huangdi neijing, aus dem 1. Jh. v. Chr., in der Tang- und Song-Zeit überarbeitet) werden bereits anatomische Bezeichnungen verwendet wie „Nasenlöcher“ (bikong), „Nasenrücken“ (bizhu), „Pupille“ (tongzi), „Weißes des Auges“ (baiyan, baijing) und „Dunkles des Auges“ (heiyan, heijing), ebenso finden sich hier auch Textstellen, die die Symptome und mögliche Pathomechanismen von Asthma beschreiben. Das 49. Kapitel der „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (Huangdi neijing suwen) erwähnt das Krankheitsbild „Nasenfluss mit klarem Sekret“ (Biqiu), das in etwa dem westlichen Krankheitsbild „allergische Rhinitis“ entspricht. Laut der chinesischen Mythologie könnte bereits der sagenhafte Shennong, der als der Begründer der Arzneimittelkunde in China gilt, mit Allergenen in Kontakt gekommen sein.
2
1 Historischer Überblick
Im Werk „Meister von Huainan“ (Huainanzi, unter der Leitung von Liu An im 2. Jh. v. Chr. verfasst) steht: „Shennong hat hundert Kräuter gekostet, und an einem Tag ist er 70 Giften begegnet.“ Aus Sicht der modernen Medizin können unter diesen „70 Giften“ Allergene von Lebensmitteln und Pflanzen enthalten gewesen sein, auf die die Menschen bei der Suche nach Lebens- und Arzneimitteln Überempfindlichkeiten entwickelt hatten. Der Han-zeitliche Arzt Zhang Zhongjing beschreibt in seinem Werk „Abhandlung über schädigende Kälte und verschiedene Krankheiten“ (Shanghan zabing lun, Anfang des 3. Jh. verfasst) die Symptome eines Asthma-Anfalls: „Kontravektiver Husten, schwere Atmung, Kurzatmigkeit, man kann nicht liegen.“ In diesem Werk werden weitere Symptome genannt, die an allergische Erkrankungen erinnern, unter anderem Niesen, verstopfte Nase und Nasenfluss. Zhang Zhongjing schildert darin seine reiche Erfahrung mit der Behandlung von Asthma sowie die dabei verwendeten wirksamen Rezepturen, darunter auch Rezepturen wie das „Kleine Dekokt des Grünen Drachen“ (Xiao qinglong tang) oder das „Dekokt aus Belamcandae rhizoma und Ephedrae herba“ (Shegan mahuang tang). Diese gehören auch heute noch zu den Rezepturen, die bei Asthma häufig eingesetzt werden. In „Shennongs Klassiker der Drogenkunde“ (Shennong bencao jing, in der Späten Han-Zeit verfasst, verschollen, um 500 von Tao Hongjing neu kompiliert) werden Schwangere davor gewarnt, Pferdefleisch zu essen, denn es könne böse
Abb. 1.1 Illustration zu Ephedrae herba (Mahuang) (aus „Großes Lexikon der chinesischen Arzneimittel“, Zhongyao da cidian, Verlag für Wissenschaft und Technik Shanghai, Shanghai 1997)
1 Historischer Überblick
Geschwüre an der Haut hervorrufen. Möglicherweise ist dies das erste Mal, dass durch Fleisch hervorgerufene allergische Reaktionen beobachtet und dokumentiert wurden. Dieses Werk besagt zudem, Ephedrae herba (Mahuang, Abb. 1.1) sei wirksam bei Keuchatmung. Darauf aufbauend entwickelten später Ärzte zahlreiche Rezepturen zur Behandlung von Asthma, deren Hauptbestandteil Ephedrae herba (Mahuang) ist und die bis heute eingesetzt werden, so beispielsweise das „Dekokt aus Ephedrae herba, geschälten bitteren Mandeln, Süßholz und Gips“ (Maxing shigan tang).
■■■■ Von der Sui- bis zur Qing-Dynastie (589–1911) Die Ming-zeitliche „Abhandlung über Ursprung und Verlauf aller Krankheiten“ (Zhubing yuanhou lun, u.a. von Chao Yuanfang verfasst, 610 erschienen) beschreibt insgesamt 1739 verschiedene Symptomatiken (hou), darunter zahlreiche, die allergischen Erkrankungen zugeordnet werden können, so etwa „Sekret in der Nase“ (Biti hou) oder „Verstopfte Nase“ (Bise hou). Auch unter den 38 verschiedenen Symptomatiken (hou) im Augenbereich sowie den etwa 60 Hautsymptomatiken sind zahlreiche, die allergischen Erkrankungen gleichen. Ende der Yuan-Zeit (1280–1368) erschien das Werk „Raffiniertes und Subtiles aus dem Silbernen Meer“ (Yinhai jingwei, wird Sun Simiao zugeschrieben), das sich ausschließlich mit der Augenheilkunde beschäftigt und bis heute starken Einfluss auf die chinesische Augenheilkunde hat. Auch dieses Werk enthält Krankheitsbeschreibungen, die auf allergische Augenerkrankungen schließen lassen (Abb. 1.2).
Abb. 1.2 Illustration zu „Starkes, unerträgliches Jucken der Augen“ (Yangji nanren) (aus Xu Youfang et al. 1998, Kap. „Raffiniertes und Subtiles aus dem Silbernen Meer“, Yinhai jingwei)
Das Grundlagenwerk „Systematische Drogenkunde“ (Bencao gangmu, datiert 1596, von Li Shizhen verfasst) erwähnt Krankheitsbilder wie beispielsweise „Nasenfluss mit klarem Sekret“ (Biqiu), „Verstopfte Nase“ (Bise) und „Gerötete, geschwollene Augen“ (Yan chizhong).
■■■■ Vom Ende des Kaiserreichs bis zur heutigen Zeit Nach der Niederlage der Chinesen im Ersten Opiumkrieg (1839–1842) gegen die Engländer war ihr Vertrauen in ihre eigenen traditionellen Wissenschaften schwer erschüttert, und als Folge davon wurde auch die chinesische Medizin als „unwissenschaftlich“ eingestuft. Gleichzeitig verbreitete sich im Zuge der Kolonialisie-
3
4
1 Historischer Überblick
rung die westliche Medizin in China. Dies führte zu einem starken Rückgang der chinesischen Medizin, so dass kaum noch Bücher veröffentlicht wurden. Teilweise kam es auch zu einer Verbindung von chinesischer und westlicher Medizin. Durch diese Entwicklungen konnte der Begriff „Allergie“ vor etwa 100 Jahren in China bzw. in der chinesischen Sprache Fuß fassen. Seither enthalten immer mehr Bücher zu den einzelnen Fachbereichen auch jeweils Einträge zu allergischen Erkrankungen. Literatur speziell zur Therapie von allergischen Erkrankungen mit chinesischer Medizin ist jedoch rar: So konnten die Autoren insgesamt nur wenige chinesischsprachige Bücher zu diesem Thema ausfindig machen. Da jedoch auch in China allergische Erkrankungen auf dem Vormarsch sind, ist zu erwarten, dass in Zukunft mehr Literatur dazu veröffentlicht werden wird.
Literatur Literatur in westlichen Sprachen Despeux C: Zur Geschichte der chinesischen Medizin. Chin Med 2000 (15) 26–32, 65–70, 96–103, 145–52; Chin Med 2001 (16) 20–30, 64–72, 108–112; Chin Med 2002 (17) 24–30, 69–76, 112– 120 Gernet J: Die chinesische Welt. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988 Hartner W: Heilkunde im Alten China. Sinica XVI 1941 217–265, Sinica XVII 1942 27–89 Kovacs J, Unschuld P U: Essential Subtleties on the Silver Sea (The Yin-hai jing-wei). University of California Press, Berkeley 1998 Wong K. Chimin, Wu Lien-Teh: History of Chinese Medicine. Southern Materials Center, Inc., Taipei 1985
Chinesischsprachige Literatur Chen Mingju et al.: Traditionelle chinesische Augenheilkunde (Zhongyi yanke xue). Wissenschaftsverlag, Beijing 1996 Chen Xiaofeng et al.: Die Integration von chinesischer und westlicher Medizin in der Allergologie (Zhongxiyi jiehe – biantai fanyingbing xue). Volksverlag für Hygiene, Beijing 2003 Gao Jiansheng et al.: Reihe „Basiswissen zu klinischen Anzeichen der chinesischen Medizin“, Band Augenheilkunde (Jiceng zhongyi linzheng bidu daxi). Verlag für Wissenschaft und Technik, Beijing 1997 Hu Liansheng et al.: Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde in der chinesischen Medizin (Zhongyi erbi yanhou ke xue). Chinesischer Verlag für Chinesische Medizin und Arzneimittel, Beijing 2004 Li Fancheng et al.: Die Integration von chinesischer und westlicher Medizin in der Hals-, Nasenund Ohren-Heilkunde (Zhongxiyi jiehe erbi yanhou ke xue), Volksverlag für Hygiene, Beijing 2001 Li Zhuanke et al.: Traditionelle chinesische Augenheilkunde (Zhongyi yanke xue). Volksverlag für Hygiene, Beijing 1999 Li Zhuanke et al.: Neue traditionelle chinesische Augenheilkunde (Xinbian zhongyi yanke xue). Volksverlag für Militärmedizin, Beijing 1997 Neue Medizinische Akademie Jiangsu: Großes Lexikon der chinesischen Arzneimittel (Zhongyao da cidian). Verlag für Wissenschaft und Technik Shanghai, Shanghai 1997 Xiao Guoshi et al.: Klinisches Handbuch der traditionellen chinesischen Augenheilkunde (Zhongyi yanke linchuang shouce). Volksverlag für Hygiene, Beijing 1996 Xu Youfang et al.: Sammlung berühmter Werke zur chinesischen Augen- und Hals-Nasen-OhrenHeilkunde (Zhongyi wuganke mingzhu jicheng). Huaxia-Verlag, Beijing 1998
2 Grundlagen der TCM Michael Wullinger
2.1 Normkonventionen Die chinesische Medizin konzentriert sich auf das Leben sowie die biologischen und körperlichen Funktionen, in denen Leben zum Ausdruck kommt. Zur Beschreibung und Unterscheidung von Funktionen benutzt sie qualitative Kriterien. Diese ermöglichen es, die Richtung einer Bewegung oder Funktion eindeutig zu formulieren. Dabei greift die chinesische Medizin zurück auf Begriffe oder Normkonventionen, die ihre Wurzeln im chinesischen Denken und in der Philosophie haben. Die zwei grundlegenden Normkonventionen sind Yin und Yang sowie die fünf Wandlungsphasen.
2.1.1 Yin und Yang Yin und Yang sind die grundlegenden Normkonventionen des chinesischen Denkens. Sie werden verwendet, um polare Aspekte eines Ganzen zu beschreiben. Jedes Ereignis und jedes Ding hat in diesem Denken einen Yin- und einen Yang-Aspekt. So wird ein Tag unterteilt in Tag (Yang) und Nacht (Yin). Kennzeichnend für jede Form des Lebens ist das Spannungsfeld zwischen aktivem Antrieb (Yang) und struktiver Gegensteuerung (Yin). Beide beeinflussen sich gegenseitig. Jegliche Form von Aktivität verändert das Körperliche und Stoffliche. Andererseits hemmt das Stoffliche die verändernde Kraft der Aktivität. Im medizinischen Kontext wird alles Aktive, Bewegende und Dynamische dem Yang zugeordnet. Das Yin entspricht dem Stofflichen, Materiellen und Struktiven. Gesundheit entspricht in diesem Denken einem ausgewogenen Verhältnis beider Polaritäten. Die Überempfindlichkeit des Allergikers ist demnach als ein Yang-Phänomen aufzufassen. Dies kann auf einem Zuviel an aktiven Kräften beruhen. Es kann aber auch auf ein relatives Überwiegen der aktiven Kräfte durch ein Zuwenig an Stofflichkeit und Materiellem zurückzuführen sein.
6
2 Grundlagen der TCM
2.1.2 Die fünf Wandlungsphasen (wuxing)
5 5 5 5 5
Die fünf Wandlungsphasen entspringen einer weiteren Differenzierung von Yin und Yang. Der Yin-Aspekt wird in ein großes und ein kleines Yin unterteilt, der Yang-Aspekt ebenfalls in ein großes und kleines Yang. Wenn die vier Aspekte von Yin und Yang auf einem Achsenkreuz dargestellt werden, entspricht der Nullpunkt oder Mittelpunkt des Systems dem fünften Aspekt. Jeder dieser fünf Aspekte erhält eine emblematische Bezeichnung: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. In der chinesischen Medizin haben die fünf Wandlungsphasen essenzielle Bedeutung erlangt, weil jeder der fünf Wandlungsphasen einem Yin-Funktionskreis zugeordnet werden kann: Die Wandlungsphase Holz symbolisiert Frühling, Wachstum, Entfaltung und Grünes. Sie entspricht dem kleinen Yang, ihr wird der Fk Leber (o. hepaticus, gan) zugeordnet. Die Wandlungsphase Feuer steht für den Sommer, Aktivität in ihrer vollen Entfaltung und die Farbe Rot. Sie entspricht dem großen Yang und dem Fk Herz (o. cardialis, xin). Die Wandlungsphase Erde symbolisiert den Mittelpunkt und den Übergang zwischen allen Wandlungsphasen. Ihr wird der Spätsommer, die Farbe Gelb und der Fk Milz (o. lienalis, pi) zugeordnet. Die Wandlungsphase Metall symbolisiert den Herbst, die Ernte als Sinnbild des Sammelns und den beginnenden Rückzug der Natur. Ihr wird die Farbe Weiß, das kleine Yin und der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet. Die Wandlungsphase Wasser steht symbolhaft für den Winter, die Verdichtung und Einkapselung. Jede Aktivität und jeder Stoffwechsel wird auf ein Minimum reduziert. Ihr entspricht das große Yin und der Fk Niere (o. renalis, shen). Tabelle 2.1 zeigt im Überblick im medizinischen Kontext bedeutsame Zuordnungen der einzelnen Wandlungsphasen.
Tabelle 2.1 Wandlungsphasenqualifikationen Wandlungsphase
Holz
Feuer
Erde
Metall
Wasser
Jahreszeit
Frühling
Sommer
Spätsommer
Herbst
Winter
Klimatischer Faktor
Wind (ventus, feng)
Sommerhitze (aestus, shu)
Feuchtigkeit (humor, shi)
Trockenheit (ariditas, zao)
Kälte (algor, han)
Emotion
Zorn (ira, nu)
Lust (voluptas, xi)
Grübeln (cogitatio, si)
Trauer (maeror, bei)
Furcht (timor, kong)
Geschmack
sauer
bitter
süß
scharf
salzig
Funktionskreis
Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Fk Herz (o. cardialis, xin)
Fk Milz (o. lienalis, pi)
Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Fk Niere (o. renalis, shen)
2.2 Grundformen der Energie
Die fünf Wandlungsphasen eignen sich insbesondere zur Beschreibung zyklischer Phänomene des Lebens und der Natur. Modern ausgedrückt sind sie ein Modell für offene biologische Systeme. Die Wandlungsphasen werden daher auch gerne als Zyklus dargestellt. Die bedeutsamste Sequenz ist die so genannte Hervorbringungsreihenfolge, bei der jede Wandlungsphase die darauf folgende unterstützt (Abb. 2.1). Eine praktische Konsequenz davon ist die Anwendung der so genannten Mutter-Kind-Regel in der Akupunktur. Umgekehrt wirkt die Bändigungsreihenfolge der übermäßigen Ausbreitung einer Wandlungsphase entgegen, z.B. bändigt der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) (Metall) den Fk Leber (o. hepaticus, gan) (Holz). Beide Reihenfolgen sind als physiologische Vorgänge im Sinne von Steuerung und Gegensteuerung zu verstehen. Durch Umkehrung der Bändigungsreihenfolge ergibt sich als pathologische Sequenz die Überwältigungsreihenfolge: Hier wird z.B. der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) (Metall) vom Fk Leber (o. hepaticus, gan) (Holz) überwältigt. Viele allergische Erkrankungen folgen diesem Muster. a
b Feuer
Erde
Holz
Metall
c Feuer
Erde
Holz
Metall
Feuer
Erde
Holz
Metall
Wasser
Wasser
Wasser
Hervorbringungsreihenfolge (xiangshengxu)
Bändigungsreihenfolge (xiangkexu)
Überwältigungsreihenfolge (xiangwuxu)
Abb. 2.1
Reihenfolge der Wandlungsphasen (aus Han Chaling 2005)
2.2 Grundformen der Energie Im Gegensatz zur westlichen Medizin, deren Schwerpunkt die Feststellung und Behandlung organischer Veränderungen des Menschen ist, ist die chinesische Medizin gekennzeichnet durch ihre energetische Betrachtungsweise des Menschen. Die wichtigsten energetischen Begriffe sollen daher kurz beschrieben werden: Qi, Xue, Säfte (jinye), Struktivpotenzial (jing), die konstellierende Kraft (shen).
7
8
2 Grundlagen der TCM
2.2.1 Das Qi
5
5
5
5
5
Der Begriff Qi beschreibt ein aktives energetisches Potenzial, das sich konkret in verschiedenen Körperfunktionen manifestiert: z.B. Atmung, Verdauung, Bewegung, Emotionen etc. Qi impliziert eine bestimmte Richtung des energetischen Potenzials sowie eine qualitative Prägung. Es wird daher zur genaueren Beschreibung häufig mit einem Adjektiv versehen oder mit einem bestimmten Funktionskreis qualifiziert, z.B. das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi). Es gibt auch einige Formen des Qi, die Funktionskreis-übergreifend zentrale Bedeutung haben: genuines Qi (qi genuinum, zongqi), echtes Qi (qi merum, zhenqi), Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), Bauenergie (qi constructivum, yingqi) und Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi). Das genuine Qi (qi genuinum, zongqi) sammelt sich im Brustraum und ist zuständig für die rhythmischen Bewegungen des Organismus. Es entsteht aus der Synthese von Qi, das durch die Atmung und durch die Nahrung aufgenommen wird. Sowohl der Atemrhythmus als auch der Puls sind Ausdruck des genuinen Qi (qi genuinum, zongqi). Das echte Qi (qi merum, zhenqi) beschreibt die physiologische Energie, die aus der Synthese von genuinem Qi (qi genuinum, zongqi) und Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) entsteht. Sie ist zuständig für den Schutz und die Aufrechterhaltung eines Individuums. Aus dem echten Qi (qi merum, zhenqi) gehen die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) hervor. Die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) ist zuständig für den Aufbau und die Erhaltung oder Regeneration des Körpers. Die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) ist der struktive Anteil und der nährende Aspekt des echten Qi (qi merum, zhenqi). Sie fließt in den Leitbahnen und verbindet als Transportmedium die Funktionskreise miteinander. Der Sitz der Bauenergie (qi constructivum, yingqi) ist der Fk Milz (o. lienalis, pi) und der mittlere Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao). Das Komplement der Bauenergie (qi constructivum, yingqi) ist die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) ist zuständig für die Funktion der Poren, sie kontrolliert den Schweiß und die Körpertemperatur, erwärmt die Haut und die Muskulatur und schützt das Individuum gegen äußere schädigende Einflüsse. Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) ist der aktive Aspekt des echten Qi (qi merum, zhenqi). Sie bewegt sich außerhalb der Leitbahnen zwischen Haut und Fleisch in der Oberfläche (extima, biao). Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ist zuständig für die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) ist der aktive Aspekt der angeborenen Konstitution und geht aus dem Fk Niere (o. renalis, shen) hervor. Es ist aktiviertes Struktivpotenzial (jing), das durch die wärmende Kraft des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) in Qi umgewandelt wird. Das Ursprungs-Qi (qi origi-
2.2 Grundformen der Energie
nale, yuanqi) wird über die Leitbahnen des Fk Drei Wärmebereiche (o. tricalorii, sanjiao) auf den gesamten Organismus verteilt. Es initiiert zahlreiche Transformationsprozesse. Im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) verbindet sich das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) mit dem genuinen Qi (qi genuinum, zongqi) zum echten Qi (qi merum, zhenqi). Somit fließt das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) als wesentlicher Bestandteil in die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) ein. Das Zusammenspiel der verschiedenen Aspekte des Qi wird in Abbildung 2.2 dargestellt.
Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) Echtes Qi (qi merum, zhenqi)
Atmungs-Qi (qi magnum, daqi)
Genuines Qi (qi genuinum, zongqi)
Bauenergie (qi constructivum, yingqi) Nahrung
„Mitte“
Nahrungs-Qi (qi frumentarium, guqi)
Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi)
Fk Niere (o. renalis, shen)
Abb. 2.2
Das Zusammenspiel der verschiedenen Aspekte des Qi
Der komplementäre Begriff zum Qi ist das Xue.
2.2.2 Das Xue Der Begriff Xue ist gleichzusetzen mit struktivem energetischem Potenzial. Er ist das stoffliche Komplement zum Qi. Das Xue umfasst die Gesamtheit der bewegten Körpersäfte (jinye), einschließlich des Blutes. Der Entstehungsort des Xue ist der mittlere Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao). Die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) und die struktiven Säfte (ye) werden aus der Nahrung transformiert und fließen in das Leitbahnsystem ein. Durch die Zirkulation in den Leitbahnen werden Bauenergie (qi constructivum, yingqi) und struktive Säfte (ye) in Xue umgewandelt. Der Fk Herz (o. cardialis, xin) ist
9
10
2 Grundlagen der TCM
zuständig für die Bewegung des Xue, der Fk Leber (o. hepaticus, gan) ist der Speicher des Xue. Schließlich geht auch das Struktivpotenzial (jing) über den Neben-Fk Rückenmark (paraorbis medullae, sui) in das Xue ein. Zwischen Qi und Xue bestehen zahlreiche wechselseitige Beziehungen. Das Qi bewegt das Xue. Umgekehrt führt eine energetische Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu) zu Stagnationen im freien Fluss des Qi.
2.2.3 Die Körpersäfte (jinye) Die Körpersäfte (jinye) werden im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) aus der flüssigen und festen Nahrung gewonnen. Die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) trennt Klares von Trübem. Die trüben Säfte (jinye) werden nach unten abgesenkt, die klaren Säfte (jinye) werden nach oben transportiert. Die klaren Säfte (jinye) werden nochmals unterteilt in aktive (jin) und struktive (ye) Säfte. 5 Die aktiven Säfte (jin) sickern aus den Poren und transpirieren, treten somit als Schweiße zu Tage. Sie sind dünn, klar und wässrig. Zusammen mit der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) werden sie in der Oberfläche (extima, biao) verteilt und sind damit zuständig für die Kühlung und Befeuchtung des Organismus. Die aktiven Säfte (jin) haben einen engen Bezug zum Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). 5 Die struktiven Säfte (ye) befeuchten Gelenke, Knochen, Gehirn und Mark. Sie sind dickflüssig, zäh und ölig. Zusammen mit der Bauenergie (qi constructivum, yingqi) fließen sie in den Leitbahnen und befeuchten das Körperinnere. Die struktiven Säfte (ye) haben einen engen Bezug zum Fk Niere (o. renalis, shen) und dem Struktivpotenzial (jing).
2.2.4 Struktivpotenzial (jing) Das Struktivpotenzial (jing) ist eine raffinierte und destillierte Essenz von unbestimmter Qualität. Es ist flüssig und gilt als Teil des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin); dadurch ist es wesentlicher Träger der angeborenen Konstitution. Durch die wärmende Kraft des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) entsteht aus dem Struktivpotenzial (jing) das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) sowie das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi). Da das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) als zentraler Bestandteil in die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) eingeht, resultiert aus einem kräftigen Struktivpotenzial (jing) auch eine gute Resistenz gegen pathogene Faktoren. Eine stabile Konstitution, ein kräftiger Körper und hohe Vitalität sind ebenfalls Ausdruck des Struktivpotenzials (jing). Das Struktivpotenzial (jing) ist im Besonderen zuständig für Wachstum, Fortpflanzung, Empfängnisfähigkeit und Schwangerschaft. Dadurch gilt es als Fundament des Lebens schlechthin. Sperma und Samenflüssigkeit sind ein Teil des Struktivpotenzials (jing).
2.3 Die Funktionskreise (orbes, zangfu)
2.2.5 Die konstellierende Kraft (shen) Die konstellierende Kraft (shen) ist eine aktive Kraft, die jedem Menschen eine Individualprägung, seinen Charakter verleiht. Der Fk Herz (o. cardialis, xin) ist Sitz und Speicher der konstellierenden Kraft (shen). Die äußere Erscheinung eines Menschen, das Bewusstsein und die gesamte Persönlichkeit sind Ausdruck der konstellierenden Kraft (shen). Sie hat koordinierenden Charakter und übt einen richtungsweisenden Einfluss aus. Dadurch ist sie zuständig für die Klarheit des Denkens, angemessene emotionale Reaktionen, das Gedächtnis und den Schlaf. Nachts kommt die konstellierende Kraft (shen) im Xue zur Ruhe. Daher ist genügend Xue eine wichtige Voraussetzung für die harmonische Entfaltung der konstellierenden Kraft (shen). Bei einer energetischen Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu) kommt es zu zahlreichen Unruhesymptomen.
2.3 Die Funktionskreise (orbes, zangfu) Die Funktionskreise haben in der chinesischen Medizin fundamentale Bedeutung. Sie beschreiben die wesentlichen Funktionen und Phänomene der verschiedenen Körperbereiche aus der energetischen Betrachtungsweise des Menschen. Der von ihnen bezeichnete Komplex von Funktionen und Phänomenen wird einer bestimmten Wandlungsphase zugeordnet. Im Gegensatz zu den Leitbahnen liegen die Funktionskreise im Körperinneren. Es stehen dabei die energetischen Funktionen und nicht ein organisches Substrat im Vordergrund. Obwohl sie bildhaft nach den Organen benannt werden, dürfen sie in keinem Fall mit den Organen der westlichen Anatomie oder Physiologie verwechselt werden. Die Funktionskreise sind zuständig für die Bereitstellung, Verteilung oder Speicherung der verschiedenen Energieformen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Yin- und Yang-Funktionskreisen: 5 Yin-Funktionskreise oder Speicherfunktionskreise (oo. horreales, zang) sind: – Fk Leber (o. hepaticus, gan) – Fk Herz (o. cardialis, xin) – Fk Milz (o. lienalis, pi) – Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) – Fk Niere (o. renalis, shen) – Fk Herzbeutel (o. pericardialis, xinbao) Die Speicherfunktionskreise (oo. horreales, zang) speichern die grundlegenden Energieformen und haben dadurch zentrale Bedeutung für die Erhaltung des Lebens.
11
12
2 Grundlagen der TCM
5 Yang-Funktionskreise oder Durchgangsfunktionskreise (oo. aulici, fu) sind: – Fk Gallenblase (o. felleus, dan) – Fk Dünndarm (o. intestini tenuis, xiaochang) – Fk Magen (o. stomachi, wei) – Fk Dickdarm (o. intestini crassi, dachang) – Fk Blase (o. vesicalis, pangguang) – Fk Drei Wärmebereiche (o. tricalorii, sanjiao) Die Durchgangsfunktionskreise (oo. aulici, fu) sind durchlässig und zuständig für die Assimilation flüssiger und fester Nahrung. Jedem Yin-Funktionskreis wird ein komplementärer Yang-Funktionskreis zugeordnet (Tab. 2.3). Tabelle 2.3 Zuordnung der Yin- zu den Yang-Funktionskreisen sowie den Wandlungsphasen. Yin-/Speicherfunktionskreis
Wandlungsphase
Yang-/Durchgangsfunktionskreis
Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Holz
Fk Gallenblase (o. felleus, dan)
Fk Herz (o. cardialis, xin)
Feuer
Fk Dünndarm (o. intestini tenuis, xiaochang)
Fk Milz (o. lienalis, pi)
Erde
Fk Magen (o. stomachi, wei)
Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Metall
Fk Dickdarm (o. intestini crassi, dachang)
Fk Niere (o. renalis, shen)
Wasser
Fk Blase (o. vesicalis, pangguang)
2.3.1 Der Funktionskreis Lunge (o. pulmonalis, fei) Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ist ein Yin-Funktionskreis; er wird durch die Wandlungsphase Metall qualifiziert. Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ist zuständig für die Oberfläche (extima, biao) des Menschen und damit die erste Berührungsstelle mit der Außenwelt. Alle von außen kommenden Einflüsse können hier entweder aufgenommen oder abgewehrt werden. Somit ist der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zuständig für die Aufnahme und Sammlung des Qi im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao). Darüber hinaus kontrolliert er die rhythmische Verteilung des Qi im gesamten Organismus durch die Atmung. Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao) und bestimmt dadurch die Abwehr und Widerstandskraft des Individuums. Darüber hinaus ist er zuständig für die Verteilung der aktiven Säfte (jin) und damit für die Kühlung des Organismus. Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) residiert im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) und muss sein Qi nach unten absenken. Seine körperliche Darstellung zeigt sich in der Haut, das zugehörige Sinnesorgan ist die Nase.
2.3 Die Funktionskreise (orbes, zangfu)
2.3.2 Der Funktionskreis Milz (o. lienalis, pi) Der Fk Milz (o. lienalis, pi) ist ein Yin-Funktionskreis; er wird qualifiziert durch die Wandlungsphase Erde. Der Fk Milz (o. lienalis, pi) wird zusammen mit dem Fk Magen (o. stomachi, wei) auch als „Mitte“ bezeichnet, beide stehen im Zentrum des gesamten Funktionskreissystems. Alle aufgenommenen Energiepotenziale, im Besonderen auch die Nahrung, werden hier umgewandelt und weiterverarbeitet. Die Hauptaufgabe der „Mitte“ besteht in der „Trennung des Klaren vom Trüben“. Dabei wird das Brauchbare assimiliert und integriert, das Unbrauchbare ausgeschieden. Dadurch ist die „Mitte“ der Entstehungsort für Qi, Xue und Säfte (jinye). Die so gewonnenen Energiepotenziale werden für den Organismus bereitgestellt. Der Klärungsprozess kommt dadurch zustande, dass der Fk Milz (o. lienalis, pi) sein Qi nach oben entfaltet, während der Fk Magen (o. stomachi, wei) sein Qi nach unten absenkt. Die körperliche Darstellung des Fk Milz (o. lienalis, pi) zeigt sich in der Festigkeit des Gewebes, die zugehörige Körperöffnung ist der Mund.
2.3.3 Der Funktionskreis Niere (o. renalis, shen) Der Fk Niere (o. renalis, shen) ist ein Yin-Funktionskreis; er wird durch die Wandlungsphase Wasser qualifiziert. Der Fk Niere (o. renalis, shen) bildet die materielle Grundlage und das Fundament des menschlichen Lebens schlechthin. Die Erbanlagen eines Menschen werden im Fk Niere (o. renalis, shen) gespeichert. Er wird daher auch als „Sitz der angeborenen Konstitution“ bezeichnet. Diese Erbanlagen erfahren ihre höchste Verdichtung im Struktivpotenzial (jing), das als wesentlicher Teil des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) gilt. Ein weiterer Teil des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) sind die struktiven Säfte (ye). Durch die wärmende Kraft des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang), auch Pforte des Lebensloses (porta fortunae, mingmen) genannt, werden aus dem Struktivpotenzial (jing) das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) und das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) mobilisiert. Dadurch ist der Fk Niere (o. renalis, shen) die Basis von allem Yin, aber auch von allem Yang im Körper. Der Fk Niere (o. renalis, shen) hat seinen Sitz im unteren Wärmebereich (unteres Calorium, xiajiao). Die körperliche Darstellung des Fk Niere (o. renalis, shen) zeigt sich in den Knochen und Zähnen, das zugehörige Sinnesorgan sind die Ohren.
13
14
2 Grundlagen der TCM
2.3.4 Der Funktionskreis Leber (o. hepaticus, gan) Der Fk Leber (o. hepaticus, gan) ist ein Yin-Funktionskreis; er wird durch die Wandlungsphase Holz qualifiziert. Der Fk Leber (o. hepaticus, gan) ist die Instanz für Antrieb und Dynamik im Menschen. Damit ist er zuständig dafür, die im Fk Niere (o. renalis, shen) gespeicherten Potenziale nach außen und an die Oberfläche zu führen. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den harmonischen Fluss des Qi in alle Richtungen zu regulieren. Er sorgt für eine sanft ansteigende Wärme, die sich aus dem Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) und dem Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) speist. Der Fk Leber (o. hepaticus, gan) speichert das Xue und wird daher als Meer des Xue (mare xue, xuehai) bezeichnet. Er ist im unteren Wärmebereich (unteres Calorium, xiajiao) beheimatet und muss sein Qi nach oben und außen entfalten. Die körperliche Darstellung des Fk Leber (o. hepaticus, gan) sind die Muskeln und Sehnen, das entsprechende Sinnesorgan sind die Augen.
2.3.5 Der Funktionskreis Herz (o. cardialis, xin) Der Fk Herz (o. cardialis, xin) ist ein Yin-Funktionskreis; er wird durch die Wandlungsphase Feuer qualifiziert. Der Fk Herz (o. cardialis, xin) gilt unter allen Funktionskreisen als Fürst, der den richtungsweisenden Einfluss gibt. Alle Aktivitäten des Menschen, Bewegungen, das Sprechen, aber auch das Denken und Fühlen bedürfen einer ordnenden und koordinierenden Kraft. Sie wird in der chinesischen Medizin „konstellierende Kraft“ (shen) genannt und ist im Fk Herz (o. cardialis, xin) beheimatet. Der unverwechselbare Charakter und die Persönlichkeit eines Individuums sind Ausdruck der konstellierenden Kraft (shen). Die konstellierende Kraft (shen) steht in einer engen Wechselbeziehung mit dem Xue, das als „Wurzel der konstellierenden Kraft (shen)“ gilt. Das Xue entsteht in den Leitbahnen aus der Bauenergie (qi constructivum, yingqi) und den struktiven Säften (ye) durch die umwandelnde Kraft des Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi). Der Fk Herz (o. cardialis, xin) kontrolliert die Bewegung des Xue im Leitbahnsystem. Die körperliche Darstellung des Fk Herz (o. cardialis, xin) zeigt sich in den Leitbahnen, das zugehörige Sinnesorgan ist die Zunge.
2.5 Gesundheit in der chinesischen Medizin
2.4 Die Leitbahnen (Sinarterien, jingmai) Die Leitbahnen sind von grundlegender Bedeutung in der chinesischen Medizin, ebenso wie die Funktionskreise. Sie verlaufen größtenteils unter der Körperoberfläche. Mit ihrem inneren Verlauf knüpfen die Leitbahnen an die Funktionskreise an. Sie stellen damit die Verbindung zwischen der Oberfläche (extima, biao) und dem Körperinneren her. Andererseits verbinden die Leitbahnen auch die verschiedenen Funktionskreise miteinander. In den Leitbahnen zirkulieren die Energien und gelangen dadurch an jede Stelle des Körpers. Vor allem das Qi, das Xue, die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) und die struktiven Säfte (ye) fließen innerhalb der Leitbahnen. Demgegenüber bewegt sich die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) auch außerhalb des Leitbahnsystems. Das gesamte Leitbahnsystem wird vom Fk Herz (o. cardialis, xin) dominiert. Das tragende Gerüst dieses Systems bilden die zwölf Hauptleitbahnen, die jeweils mit einem Funktionskreis in Verbindung stehen. Innerhalb von 24 Stunden werden alle zwölf Hauptleitbahnen einmal durchlaufen. Die gesamte Zirkulation verläuft dabei in drei Zyklen. Die weitere Unterteilung des Leitbahnsystems wird im Kapitel Akupunktur- und Moxabehandlung (S. 49 ff.) dargestellt.
2.5 Gesundheit in der chinesischen Medizin Ein zentraler Begriff in der chinesischen Medizin ist die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng). Die Wortbedeutung umfasst ein „Sich-selbst-als-gerade-Empfinden“ (gerade = orthos, Empfinden = pathos). Man versteht darunter das harmonische und gerichtete Zusammenspiel aller physiologischen Körperfunktionen, die zum vollkommenen Wohlbefinden eines Menschen beitragen. Einfach ausgedrückt versteht man unter Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) auch die Regulations- und Abwehrfähigkeit eines Menschen. Der komplementäre Begriff zur Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) ist die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie). Die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) beschreibt eine mehr oder weniger starke Ablenkung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng). Diese Ablenkung wird in der Regel durch die äußeren, inneren oder neutralen krankheitsauslösenden Agenzien hervorgerufen. Dadurch kommt es letztlich zu einer Störung bestimmter Körperfunktionen. Somit ist die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) ein Synonym für Gesundheit, die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) ein Synonym für Krankheit. Gesundheit wird in der chinesischen Medizin häufig auch als Gleichgewicht von Yin und Yang beschrieben. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen aktiven Impulsen (Yang) und stofflichem Widerlager (Yin), zwischen Antrieb und Hemmung erlaubt die harmonische Entfaltung der Körperfunktionen.
15
16
2 Grundlagen der TCM
Aus einer anderen Perspektive ist das Ruhen in der „Mitte“ und die Zentriertheit eines Menschen gleichbedeutend mit seiner Gesundheit. Die Mitte ist hierbei die gedachte Position im Raum, die einem Menschen das höchste Maß an Flexibilität und Reaktionsmöglichkeiten erlaubt. Jedes Herausgehen aus der Mitte, jedes Extrem ist auf Dauer schädlich und macht den Menschen anfällig und verletzbar. Schließlich wird von den chinesischen Ärzten der harmonische Fluss des Qi und des Xue als Voraussetzung und Ausdruck von Gesundheit hervorgehoben. Die Bewegung steht hier für Gesundheit, während Stagnation oder Stillstand gleichbedeutend sind mit Krankheit, Schmerz oder Tod. Auch das Gleichgewicht von Yin und Yang ist niemals statisch, sondern dynamisch und ständigen Veränderungen unterworfen. Die Bewegung des Qi resultiert aus dem Spannungsfeld von Yin und Yang.
Weiterführende Literatur Literatur in westlichen Sprachen Engelhardt U, Hempen C-H: Chinesische Diätetik. 3. Aufl. Elsevier, München-Jena 2006 Hempen C-H: dtv-Atlas zur Akupunktur. 5. Aufl. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999 Porkert M: Die Theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin. Acta Medicinae Sinensis, Phainon, Dinkelscherben 1991
3 Diagnostik Michael Wullinger
3.1 Grundlagen der Diagnostik
5 5 5 5
Die Grundlage jeder rationalen Therapie in der chinesischen Medizin stellt eine chinesische Diagnostik dar. Die Befunderhebung erfolgt traditionell über vier diagnostische Verfahren: Befragung (interrogatio, wenzhen) Augenschein (inspectio, wangzhen) Gehör und Geruch (auscultatio et olfactio, wenzhen) Tastung (palpatio, qiezhen)
5 5 5 5 5 5 5
Die Augenscheinnahme beinhaltet als besonderes Verfahren die Zungendiagnose, während die Tastung speziell auch die Pulsdiagnose umfasst. Die so erhobenen Befunde werden zusammengefasst und geordnet. Hierzu haben sich im Verlauf von nahezu 2000 Jahren sieben Differenzierungsmuster herausgebildet: Die acht Leitkriterien Die krankheitsauslösenden Agenzien Qi, Xue und Säfte (jinye) Funktionskreise Leitbahnen Erkrankungen durch „Schädigende Kälte“ (algor laedens, shanghan) „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing)
5 5 5 5
Häufig werden die verschiedenen Differenzierungsmuster in der Praxis miteinander kombiniert. Üblicherweise besteht eine vollständige chinesische Diagnose aus folgenden drei Schritten: 1. Die Anwendung der acht Leitkriterien (ba gang): Oberfläche (extima, biao) – Inneres (intima, li) Hitze (calor, re) – Kälte (algor, han) Energetische Überladung (repletio, shi) – Energetische Schwäche (depletio, xu) Yang – Yin
2. Die krankheitsauslösenden Agenzien (bingyin): 5 Die sechs exogenen Agenzien 5 Die sieben inneren Agenzien 5 Die neutralen Agenzien
18
3 Diagnostik
3. Die Zuordnung zu den Funktionskreisen (zangfu) Die umfassendste Differenzierung der chinesischen Medizin ist die Funktionskreis-Pathologie. Für die Behandlung von exogenen Krankheiten haben sich vor allem die „Schädigende-Kälte“- (algor laedens, shanghan) und die „Wärmekrankheiten“Pathologie (morbi temperati, wenbing) bewährt. Beide beschreiben das differenzierte Fortschreiten von Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) von außen nach innen.
3.2 Die acht Leitkriterien (ba gang) Die acht Leitkriterien sind die Grundlage jedes diagnostischen Vorgehens. Die durch die vier diagnostischen Verfahren erhobenen Informationen werden zunächst nach den acht Leitkriterien geordnet und strukturiert. Yang und Yin sind in diesem Zusammenhang als übergeordnete Entsprechungen der anderen sechs Leitkriterien zu verstehen.
3.2.1 Oberfläche (extima, biao) – Inneres (intima, li)
5 5 5 5 5
Die Oberfläche (extima, biao) des Menschen betrifft vor allem die Haut und die in ihr befindlichen Leitbahnen sowie in der „Wärmekrankheiten“-Schule (morbi temperati, wenbing) den Bereich der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Das Innere (intima, li) umfasst vor allem die Funktionskreise sowie die Qi-, Bauenergie- (qi constructivum, yingqi) und Xue-Ebene der „Wärmekrankheiten“Differenzierung (morbi temperati, wenbing). Dadurch gibt das Begriffspaar Oberfläche (extima, biao) – Inneres (intima, li) vor allem Aufschluss über die Eindringtiefe einer Erkrankung. Darüber hinaus sind Erkrankungen der Oberfläche (extima, biao) in aller Regel akuter Natur und weniger gravierend als Erkrankungen des Inneren (intima, li). Sie werden durch eine von außen kommende Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) induziert. Die charakteristische Symptomatik resultiert aus der Auseinandersetzung der Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) mit der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Symptome bei Erkrankungen der Oberfläche (extima, biao) sind: Frösteln, Fieber Kopfschmerzen, Gliederschmerzen Niesreiz Oberflächlicher Puls (superficial, fu) Dünner Zungenbelag
3.2 Die acht Leitkriterien (ba gang)
Bei Erkrankungen des Inneren (intima, li) sind die Funktionskreise (orbes, zangfu) bzw. die Qi- oder Xue-Ebene betroffen. Die Symptomatik ist daher sehr variabel und abhängig davon, welche Körperfunktionen affiziert sind.
3.2.2 Kälte (algor, han) – Hitze (calor, re)
5 5 5 5 5 5 5
Das Leitkriterienpaar Kälte (algor, han) – Hitze (calor, re) beschreibt die Dynamik eines Krankheitsprozesses. Bei Kälte (algor, han) sind Körperfunktionen verlangsamt oder gehemmt. Bei Hitze (calor, re) sind Körperfunktionen beschleunigt und dynamisiert. Die Leitkriterien Kälte (algor, han) und Hitze (calor, re) dürfen nicht mit den gleichnamigen Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) verwechselt werden, weil sie die gesamte Körperdynamik beschreiben. Die wichtigsten klinischen Unterscheidungsmerkmale sind: Kälte- oder Wärmegefühl Durstempfinden Gesichtsfarbe (blass oder rot) Extremitäten (kalt oder warm) Urin und Stuhl Zungenbild Puls (verlangsamt oder beschleunigt)
5 5 5 5
Eine Präzisierung erhalten die Leitkriterien Kälte (algor, han) und Hitze (calor, re) durch die Kombination mit den anderen Leitkriterien. Kälte der Oberfläche (algor extimae, biaohan) Kälte des Inneren (algor intimae, lihan) Kälte aufgrund von energetischer Überladung (algor repletionis, shihan) Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) Entsprechend kann auch Hitze (calor, re) mit allen anderen Leitkriterien kombiniert werden. Die Feststellung eines Kälte- (algor, han) oder Hitze-Befundes (calor, re) hat unmittelbar therapeutische Konsequenz. So heißt es im 74. Kapitel der „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (Huangdi neijing suwen, aus dem 1. Jh. v. Chr., in der Tang- und Song-Zeit überarbeitet): „Kaltes erhitzt man, und Heißes kühlt man.“
3.2.3 Energetische Überladung (repletio, shi) – energetische Schwäche (depletio, xu) Das Leitkriterium energetische Schwäche (depletio, xu) bezieht sich immer auf die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) der energetischen Potenziale eines Individuums. Dies kann sich sowohl auf die aktiven Energien (Qi und Yang) als
19
20
3 Diagnostik
5 5 5 5 5 5 5
auch auf die struktiven Energien (Xue und Yin) beziehen. Darüber hinaus können auch Funktionskreise (orbes, zangfu) als Ganzes von einer energetischen Schwäche (depletio, xu) betroffen sein. Energetische Überladung (repletio, shi) setzt voraus, dass eine Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) in das Individuum eingedrungen ist. Dabei umfasst der Begriff Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) alle krankheitsauslösenden Agenzien, nämlich äußere, innere und neutrale. Allgemeine Hinweise für eine energetische Schwäche (depletio, xu) ergeben sich aus: Zustand der konstellierenden Kraft (shen) Klang der Stimme Festigkeit der Körpergewebe Schmerzcharakter Zungenbild Puls Krankheitsdauer Bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) sind therapeutisch ergänzende und zuführende Maßnahmen zu ergreifen, in der Regel unter Einsatz der Arzneitherapie. Bei energetischer Überladung (repletio, shi) ist eine Ableitung oder Zerstreuung erforderlich. Im klinischen Alltag sind die verschiedenen Leitkriterien häufig nebeneinander anzutreffen. In diesem Fall ist zu bestimmen, welches der Leitkriterien überwiegt oder ob beide in etwa gleichgewichtig sind.
3.3 Die krankheitsauslösenden Agenzien (bingyin) Als Krankheitsagenzien (bingyin) werden alle Faktoren bezeichnet, die Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) und letztendlich Krankheiten hervorrufen bzw. induzieren. Die chinesische Medizin unterscheidet grundsätzlich drei Gruppen von Agenzien: 5 Äußere Agenzien (klimatische Faktoren) 5 Innere Agenzien (Emotionen) 5 Neutrale Agenzien (Ernährung, Gewohnheiten)
3.3.1 Die sechs äußeren Agenzien (liuyin) Die äußeren Agenzien sind Krankheitsfaktoren, die von außen in das Individuum eindringen. Sie werden nach klimatischen Faktoren benannt, die in exzessiver Stärke zu charakteristischen Krankheitssymptomen führen. Bei entspre-
3.3 Die krankheitsauslösenden Agenzien (bingyin)
chender Symptomatik wird ein Krankheitsbild auch so benannt, wenn keine unmittelbare Einwirkung von außen erkennbar ist. Die äußeren Agenzien werden unterteilt in die Yang-Agenzien Wind (ventus, feng), Glut (ardor, huo) und Sommerhitze (aestus, shu) sowie die Yin-Agenzien Kälte (algor, han), Feuchtigkeit (humor, shi) und Trockenheit (ariditas, zao). Mit Ausnahme von Sommerhitze (aestus, shu) können alle Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) auch im Körperinneren entstehen.
■■■■ Wind (ventus, feng) Wind (ventus, feng) ist ein Yang-Agens und wird der Wandlungsphase Holz zugeordnet. Daraus ergibt sich eine enge Beziehung zum Frühling und zu den Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan). Wind (ventus, feng) gilt als Anführer oder Kopf aller äußeren Agenzien. Er zeigt große Aggressivität und Dynamik und dient häufig als Vehikel für andere Agenzien. Bei den allergischen Erkrankungen kommt Wind (ventus, feng) als krankheitsauslösendes Agens eine überragende Bedeutung zu.
■■ Ätiologie 5 5 5 5 5 5 5
Wind- und Kälteeinflüsse Zugluft Klimaanlagen Allergene (z.B. Pollen) Nahrungsmittel Klimawechsel Traumen
■■ Allgemeine Charakteristik 5 5 5 5 5
Plötzliches Auftreten Flüchtige Natur, rasches Abklingen Wechselhaftigkeit Reizbarkeit und Irritation Lokalisation in der oberen Körperhälfte, insbesondere Kopf und Haut
■■ Symptomatik 5 Zugluftaversion, Frösteln, Fieber, Schwitzen, Kopfschmerzen, dünner, weißer Zungenbelag, oberflächlicher Puls (superficialis, fu) 5 Belegte Stimme, Halsschmerzen, Hüsteln 5 Laufende Nase, verstopfte Nase, Niesreiz 5 Juckreiz der Augen, Exantheme, Erytheme, Quaddeln
21
22
3 Diagnostik
■■■■ Glut (ardor, huo) Glut (ardor, huo) ist ein Yang-Agens und wird der Wandlungsphase Feuer zugeordnet. Daraus ergibt sich ein Bezug zu den Fk Herz und Herzbeutel (oo. cardialis et pericardialis, xin xinbao). Glut (ardor, huo) ist eine übersteigerte Form von Hitze (calor, re) und kann aus allen anderen Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) entstehen.
■■ Allgemeine Charakteristik 5 5 5 5 5
Aggressiver Krankheitsverlauf Rasches Eindringen in tiefere Ebenen (Qi und Xue) Schwere Schädigung der Säfte (jinye) und des Yin Beeinträchtigung der konstellierenden Kraft (shen) Komplikationen wie innerer Wind (ventus internus, neifeng) oder Hitze des Xue (calor xue, xuere)
■■ Symptomatik 5 Hohes Fieber, große Unruhe, starker Durst, Rötung des Gesichtes und der Skleren, Halsschmerzen, roter Zungenkörper, gelber Zungenbelag, beschleunigte Pulse (celeri, shu) 5 Hitze/Glut des Xue (calor/ardor xue, xuere/xuehuo): Hautausschläge, Blutungen, Schlaflosigkeit, Verwirrtheit, Delirium 5 Glut (ardor, huo) und Toxisches: Eiterbildung, Furunkel, Karbunkel
■■■■ Sommerhitze (aestus, shu) Sommerhitze (aestus, shu) ist ein Yang-Agens und wird ebenfalls der Wandlungsphase Feuer zugeordnet. Daraus resultiert eine enge Beziehung zum Sommer und zu den Fk Herz und Herzbeutel (oo. cardialis et pericardialis, xin xinbao). Sommerhitze (aestus, shu) tritt häufig in Kombination mit Feuchtigkeit (humor, shi) auf. Ohne Feuchtigkeit (humor, shi) ist sie die aggressivste aller Hitzeerkrankungen und entspricht etwa dem Hitzschlag.
■■ Allgemeine Charakteristik 5 Schädigung des Qi und der Säfte (jinye)
■■ Symptomatik 5 Hohes Fieber, Ruhelosigkeit, Durst, profuses Schwitzen, Müdigkeit, Benommenheit 5 In Kombination mit Feuchtigkeit (humor, shi): Durchfälle und Erbrechen 5 Bei latenter Sommerhitze (aestus, shu): Malaria-ähnliche Symptomatik
3.3 Die krankheitsauslösenden Agenzien (bingyin)
■■■■ Feuchtigkeit (humor, shi) Feuchtigkeit (humor, shi) ist ein Yin-Agens und wird der Wandlungsphase Erde zugeordnet. Feuchtigkeit (humor, shi) hat eine starke Affinität zu den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). Feuchtigkeit (humor, shi) beschreibt nicht geklärte, trübe, den Organismus belastende Körpersäfte (jinye). Feuchtigkeit (humor, shi) hemmt die dynamische Entfaltung des Yang-Qi. Klinisch werden in Abhängigkeit von der energetischen Konstitution Feuchtigkeit-Kälte (algor humidus, shihan) und Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) unterschieden.
■■ Ätiologie 5 5 5 5
Verschwitzte oder nasse Kleidung Feuchte Räume und klimatische Bedingungen Rohkost, Zucker, Milchprodukte, Alkohol Überarbeitung, Grübeln
■■ Allgemeine Charakteristik 5 5 5 5 5 5
Langwieriger, chronischer Krankheitsverlauf Klebrigkeit, Trübheit Ortsfestigkeit Müdigkeit und Benommenheit, Schweregefühl Lokalisation in der unteren Körperhälfte Bezug zu den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
■■ Symptomatik 5 Gedunsenheit, Ödeme, Schwellungen, Kopfschmerzen mit Schwindel und Schweregefühl, Schwellung der Nase, verstopfte Nase, dicker, weißer Zungenbelag, schlüpfrige Pulse (lubricus, hua) 5 Juckreiz, Ekzeme, exsudative Hauterkrankungen 5 Gelenkschmerzen 5 Feuchtigkeit (humor, shi) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei): Appetit- und Durstlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit, Durchfallneigung 5 Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire): Durst, Ruhelosigkeit, Brennen, Schmerzen, Entzündungen
■■■■ Kälte (algor, han) Kälte (algor, han) ist ein Yin-Agens und wird der Wandlungsphase Wasser zugeordnet. Daraus ergibt sich eine Beziehung zum Winter und zu den Fk Niere und Blase (oo. renalis et vesicalis, shen pangguang). Kälte (algor, han) ist das Agens, das Aktivität, Dynamik und Bewegung am stärksten hemmt und bildlich zu Erstarrung führt.
23
24
3 Diagnostik
■■ Allgemeine Charakteristik 5 Blockierung und Kontraktion 5 Bedürfnis nach Wärme 5 Schmerzen
■■ Symptomatik 5 Kälte in der Oberfläche (algor extimae, biaohan): Schüttelfrost, Fieber, Schweißlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen 5 Kälte (algor, han) in den Leitbahnen: Gelenkschmerzen, gebessert durch Wärme 5 Kälte des Fk Lunge (algor pulmonale, feihan): Husten, Asthma, klares Sputum 5 Kälte (algor, han) in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei): Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen
■■■■ Trockenheit (ariditas, zao) Trockenheit (ariditas, zao) ist ein Yin-Agens und wird der Wandlungsphase Metall zugeordnet. Dadurch steht sie in enger Beziehung zum Herbst und zu den Fk Lunge und Dickdarm (oo. pulmonalis et intestini crassi, fei dachang). Trockenheit (ariditas, zao) führt zu einer Schädigung des Yin und der Säfte (jinye). Zugleich wird jedoch die Bewegung des Qi gehemmt. Klinisch werden Trockenheit-Kälte (ariditas algida, hanzao) und Trockenheit-Hitze (ariditas calida, rezao) differenziert.
■■ Symptomatik 5 5 5 5
Trockene Haut und Schleimhäute (z.B. Nase) Reizhusten, trockener Husten Trockener Mund, Rachen und Zunge Durst, Obstipation
3.3.2 Die sieben Emotionen (qiqing) Übersteigerte und unkontrollierte Emotionen sind innere Bewegungen des Individuums, die ebenfalls Krankheiten induzieren können. Sie werden den Funktionskreisen zugeordnet und beeinflussen insbesondere die Bewegung des Qi. 5 Lust (voluptas, xi) bedingt eine Erschöpfung des Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi). Charakteristische Symptome: Ruhelosigkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit 5 Zorn (ira, nu) treibt das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) nach oben und kann auch das Xue mitreißen. Charakteristische Symptome: Roter Kopf und rotes Gesicht, Kopfschmerzen, Zittrigkeit, Unruhe 5 Grübeln (cogitatio, si) führt zu einer Stagnation des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi). Charakteristische Symptome: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, starkes Ruhebedürfnis
3.3 Die krankheitsauslösenden Agenzien (bingyin)
5 Trauer (maeror, bei) geht mit einem Absinken und Erschöpfung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) einher. Charakteristische Symptome: Blasses Gesicht und Teilnahmslosigkeit 5 Sorge (solicitudo, you) kann das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) blockieren. Charakteristische Symptome: Infektanfälligkeit, Husten, Schleimbildung, Müdigkeit, Depression 5 Schreck (pavor, jing) zerstreut das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi) in verschiedene Richtungen und stört dadurch die konstellierende Kraft (shen). Charakteristische Symptome: Plötzliches Innehalten, Verwirrung, widersprüchliche Handlungen 5 Angst (timor, kong) führt zu einem Absinken des Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi). Charakteristische Symptome: Verzagtheit, Entschlusslosigkeit, Phobien, Drang, sich abzuschließen
3.3.3 Neutrale Agenzien
5
5
5 5
Krankheit bedingende Faktoren, die weder den äußeren noch den inneren Agenzien zugehören, werden als neutrale Agenzien bezeichnet. Ganz allgemein werden hiermit relevante Faktoren der Lebensführung zusammengefasst: Diätetische Fehler: Übermäßiges, unregelmäßiges und einseitiges Essverhalten führen primär zu Störungen der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei). Je nach energetischer Konstitution können klinisch Feuchtigkeit (humor, shi), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) oder Schleim (pituita, tan) im Vordergrund stehen. Aus klinischer Sicht sind bei allergischen Erkrankungen vor allem Zucker, weißes Weizenmehl, Kuhmilchprodukte und Alkohol von besonderer Relevanz. Überanstrengung: – Körperliche Überanstrengung führt zu einer Schädigung des Struktivpotenzials (jing) und in der Folge zu einer geschwächten Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Dies kann klinisch eine erhöhte Infektanfälligkeit zur Folge haben. – Übermäßige geistige Anstrengung führt zu einer Erschöpfung der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). Hieraus resultiert eine mangelnde Bereitstellung von Qi und Xue. Bewegungsmangel insbesondere in Verbindung mit innerer Anspannung (Stress) begünstigt Blockaden im Fluss des Qi und des Xue. Schlafmangel über lange Zeiträume führt zu einer Schmälerung des Yin. Die Folge ist ein relatives Überwiegen der aktiven Kräfte, also des Qi und des Yang.
25
26
3 Diagnostik
3.4 Qi und Säfte (jinye) Die Differenzierung von Krankheiten nach Qi, Xue und Säften (jinye) ergänzt die Funktionskreis-Pathologie bei allen inneren Erkrankungen. Qi, Xue und Säfte (jinye) zirkulieren im Körper und verbinden die Funktionskreise miteinander. Daher stehen im Zentrum der Betrachtung die Flussstörungen oder abnormen Bewegungen des Qi, des Xue und der Säfte (jinye).
3.4.1 Erkrankungen des Qi 5 Energetische Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) der Fk Milz, Lunge und Niere (oo. lienalis, pulmonalis et renalis, pi fei shen): Symptome sind Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Infektanfälligkeit, spontane Schweiße (Weiteres siehe FunktionskreisPathologie, S. 28 ff.). 5 Absinkendes Qi: Das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) ist geschwächt und steigt nicht nach oben, sondern sinkt nach unten ab. Dadurch entstehen Zeichen von innerer Hitze (calor intimae, neire) wie intermittierendes Fieber, spontane Schweiße bei gleichzeitigem Frösteln und Infektanfälligkeit. 5 Blockaden des Qi: Ansammlungen von Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) führen häufig zu Blockaden des Qi in den Fk Lunge und Milz (oo. pulmonalis et lienalis, fei pi). Emotionale Faktoren bedingen vor allem eingestautes Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi). Allgemeine Charakteristika sind Spannungsgefühl, Druckgefühl, wandernde und wechselhafte Beschwerden funktioneller Natur. 5 Gegenläufiges (kontravektives, ni) Qi: Damit werden energetische Bewegungen bezeichnet, die sich gegenläufig zur physiologischen Funktion verhalten: – Fk Lunge (o. pulmonalis, fei): Husten, Asthma – Fk Magen (o. stomachi, wei): Aufstoßen, Erbrechen – Fk Leber (o. hepaticus, gan): Kopfschmerzen, Schwindel
3.4.2 Erkrankungen des Xue 5 Energetische Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu): Eine energetische Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu) resultiert meist aus einer Defizienz der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei). Diese kann bedingt sein durch Fehlernährung oder übermäßige geistige Anstrengungen. Bei Frauen entsteht eine energetische Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu) häufig unmittelbar durch Blutverlust während der Menstruation oder in der Stillzeit. Symptome sind Blässe, Schwindel, Schlaflosigkeit, Palpitationen, Ängstlichkeit, Trockenheit (Weiteres siehe Funktionskreis-Pathologie, S. 28 ff.). 5 Xue-Stasen: Xue-Stasen entstehen häufig bei chronischen Krankheitsverläufen. Eine Vielzahl von Faktoren begünstigen die Entstehung von Xue-Stasen:
3.4 Qi und Säfte (jinye)
– Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi – Blockaden des Qi – Kälte (algor, han) – Hitze (calor, re) – Schleim (pituita, tan) – Verletzungen 5 Das klinische Leitsymptom ist der stechende, ortsfeste und anhaltende Schmerz. Weiterhin typisch sind dunkle und livide Verfärbungen der Haut und der Schleimhäute sowie eine schmerzhafte Regelblutung. 5 Hitze des Xue (calor xue, xuere): Extreme Hitze (calor, re) in den Funktionskreisen oder in der Xue-Ebene führen zu einer übersteigerten Dynamik des Xue. Bedingende Faktoren sind entweder äußere Hitze-Schrägläufigkeiten (calorHeteropathien, rexie) oder eingestaute Emotionen. Leitsymptome sind chronische Exanthemerkrankungen und alle Arten von Blutungen.
3.4.3 Erkrankungen der Säfte (jinye) 5 Säftemangel: Ein klinischer Säftemangel resultiert entweder aus einem vermehrten Verbrauch von Säften (jinye) oder aus einer mangelnden Bereitstellung. Im ersten Fall liegt in der Regel ein Hitze-Prozess (calor, re) zugrunde. Im zweiten Fall ist die Produktion der Säfte (jinye) infolge von Feuchtigkeit (humor, shi) in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) beeinträchtigt. Klinisches Leitsymptom ist Trockenheit der Haut, der Schleimhäute sowie der Ausscheidungen. 5 Akkumulation von Säften (jinye): Die Verteilung der aktiven Säfte (jin) in der Oberfläche (extima, biao) kann durch äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) wie Wind (ventus, feng), Kälte (algor, han) oder Feuchtigkeit (humor, shi) gestört sein. Andererseits kann die innere Säftezirkulation (jinye) durch eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang) beeinträchtigt sein. Leitsymptome sind Ödeme, Schwellungen, Miktionsstörungen. 5 Zusammenballung und Verdichtung von Schleim (pituita, tan): Schleim (pituita, tan) ist eine verdichtete Form von gestauten Körpersäften (jinye) oder Feuchtigkeit (humor, shi). Die Verdichtung resultiert entweder aus einem Mangel an Dynamik (Kälte, algor, han) oder energetischer Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) oder im Gegenteil durch die Einwirkung von Hitze (calor, re) oder Glut (ardor, huo). Durch die Bildung von Schleim (pituita, tan) kommt es zu Blockaden im Fluss des Qi: – Fk Lunge (o. pulmonalis, fei): Husten, Asthma, Sinusitis – Fk Magen (o. stomachi, wei): Übelkeit, Erbrechen – Kopf: Migräne, Kopfschmerzen, Schwindel – Haut: Knotenbildung
27
28
3 Diagnostik
3.5 Pathologie der Funktionskreise (zangfu) Im folgenden Abschnitt werden nur die pathologischen Krankheitsbilder der Funktionskreise (zangfu) dargestellt, die für die allergischen Erkrankungen von besonderer Bedeutung sind. Für eine vollständige Darstellung der Funktionskreis-Pathologie verweisen wir auf entsprechende Literatur.
3.5.1 Disharmonien des Funktionskreises Lunge (o. pulmonalis, fei) Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) wird als der außen liegende Funktionskreis beschrieben. Er ist zuständig für die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao). Äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) betreffen daher als erstes den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ist zuständig für die Verteilung der aktiven Säfte (jin). Wenn Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) diese Verteilung stören und die Säfte (jinye) akkumulieren, kommt es zur Bildung von Schleim (pituita, tan). Bei den depletiven Störungen dominiert die energetische Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) oder eine Schädigung der Säfte (jinye) das Krankheitsbild. Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Wind-Kälte (algor venti, fenghan) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Wind (ventus, feng) trifft häufig in Verbindung mit Kälte (algor, han) auf den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Dabei kommt es zunächst zu einer gestörten Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Wind-Kälte (algor venti, fenghan) tritt klinisch häufig in Verbindung mit einer energetischen Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) oder einer Disharmonie von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi) auf.
Frösteln, Kälteabneigung, Schweißlosigkeit, Fieber, Kopfschmerzen; bei zusätzlicher Blockierung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi): Niesreiz, verstopfte oder laufende Nase, Husten
Allergische Rhinitis, Sinusitis, Urtikaria
Wind-Hitze (calor venti, fengre) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Wind-Hitze (calor venti, fengre) kann entweder von außen den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) affizieren oder durch Einstauung und Umwandlung einer Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algorventi-Heteropathie, fenghan xie) entstehen. Letzteres wird begünstigt durch eine kräftige und zu Hitze (calor, re) tendierende Konstitution. Wind-Hitze (calor venti, fengre) blockiert die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi).
Frösteln, Fieber, Niesreiz, laufende oder verstopfte Nase; zusätzlich Hitze-Zeichen (calor, re): Schwitzen, Durst, gelbliches Nasensekret oder Sputum, Rötung der Schleimhäute von Nase, Rachen und Augen, Halsschmerzen, Juckreiz
Allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis, Sinusitis, Urtikaria
3.5 Pathologie der Funktionskreise (zangfu)
Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Schleim-Kälte (pituita algida, hantan) blockiert den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Kalter oder wässriger Schleim (pituita, tan) entsteht in der Regel auf der Basis einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Qi oder des Yang. Gleichzeitig besteht eine Anfälligkeit für KälteSchrägläufigkeiten (algor-Heteropathien, hanxie), die zu einer Blockierung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) führen. In der Folge kommt es auch zu einer Akkumulation von klaren Säften (jinye) und der Bildung von wässrigem Schleim (pituita, tan).
Husten, Völlegefühl in der Brust, Schleimrasseln, Kurzatmigkeit, zähes Nasensekret, weißliches Sputum
Asthma bronchiale, Sinusitis
Schleim-Hitze (pituita calida, tanre) blockiert den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Hitze (calor, re) kann in Verbindung mit Wind (ventus, feng) in den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) eindringen oder durch Umwandlung einer Wind-KälteSchrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fengre xie) entstehen. Hitze (calor, re) kann auch durch eingestaute Emotionen, Fehlernährung oder eine konstitutionelle energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin entstehen. Wenn Hitze (calor, re) auf gestaute Säfte (jinye) trifft, kommt es zur Bildung von Schleim-Hitze (pituita calida, tanre).
Hitzegefühl in der Brust und im Kopf, Husten, Kurzatmigkeit, Durst, zähes gelbes oder grünes Sputum bzw. Nasensekret, Kopfschmerzen, Brustschmerzen, roter Zungenkörper
Asthma bronchiale, Sinusitis
Energetische Schwäche des Qi des Fk Lunge (depletio des qi pulmonale, feiqi xu)
Chronisch rezidivierende Erkrankungen des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) oder eine konstitutionelle Schwäche bedingen eine energetische Schwäche des Qi des Fk Lunge (depletio des qi pulmonale, feiqi xu). Die Entfaltung und Absenkung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ist beeinträchtigt ebenso wie die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao).
Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Husten, leichte Schweiße, Kälteempfindlichkeit, Infektanfälligkeit
Asthma bronchiale, allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis, Infektanfälligkeit
Energetische Schwäche des Yin des Fk Lunge (depletio des yin pulmonale, feiyin xu)
Das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) wird vor allem durch anhaltende Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie) geschädigt. Hitze (calor, re) verbraucht die aktiven Säfte (jin), und es entsteht Trockenheit (ariditas, zao). Bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Yin der Fk Magen und Niere (yin stomachi et renale, wei shen yin) werden nicht genügend Säfte (jinye) bereitgestellt. Haut und Schleimhäute werden nicht ausreichend befeuchtet.
Trockener Husten, Reizhusten, spärliches, zähes Sputum, Trockenheit der Augen, der Nase und des Rachens, Heiserkeit
Asthma bronchiale, allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis
29
30
3 Diagnostik
3.5.2 Disharmonien der Funktionskreise Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) Die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) sind der Entstehungsort für Qi, Xue und Säfte (jinye). Zugleich ist die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) zuständig für die Trennung von „Klarem“ und „Trübem“. Bei einer energetischen Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) besteht die Tendenz zur Entstehung von Feuchtigkeit (humor, shi) oder Schleim (pituita, tan). Wenn gleichzeitig Hitze (calor, re) vorhanden ist, kommt es zur Bildung von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) oder Schleim-Hitze (pituita calida, tanre). Der Fk Magen (o. stomachi, wei) ist darüber hinaus durch Verdauungsblockaden gefährdet. Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Energetische Schwäche des Qi des Fk Milz (depletio des qi lienale, piqi xu)
Übermäßiger Verzehr von Rohkost und Speisen mit kühlem Temperaturverhalten sowie zu viel Nachdenken überfordern die Assimilations- und Transformationskraft des Fk Milz (o. lienalis, pi). Die Bereitstellung des Qi durch den Fk Milz (o. lienalis, pi) ist beeinträchtigt.
Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Durchfallneigung, rasche Erschöpfbarkeit
Asthma bronchiale, perenniale allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis
Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit absinkendem Yang
Das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) kann sich nicht nach oben entfalten, und es kommt zu einem Absinken des Qi. Hieraus resultiert eine Defizienz der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) sowie des Qi im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao). Zugleich bedingt das Absinken des Yang-Qi ins Innere (intima, li) intermittierende Hitze-Bilder (calor, re).
Schwindel, Infektanfälligkeit, spontane Schweiße, intermittierendes Fieber, Kälteabneigung, Ptosen und Prolapserkrankungen
Allergische Rhinitis, Infektanfälligkeit
Energetische Schwäche des Fk Milz (depletio des o. lienalis, pixu) mit Feuchtigkeit (humor, shi)
Die Entstehung von Feuchtigkeit (humor, shi) wird durch eine energetische Schwäche des Fk Milz (depletio des o. lienalis, pixu) begünstigt und hat ihrerseits eine weitere Schwächung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) zur Folge. Unter Umständen führt die Ansammlung von trüben Säften (jinye) auch zu einem Mangel an klaren Säften (jinye) in der Oberfläche (extima, biao).
Völlegefühl in Brust und Bauch, Durstlosigkeit, Schweregefühl im Kopf und in den Extremitäten, dicker weißer Zungenbelag (trockene Haut)
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Neurodermitis
3.5 Pathologie der Funktionskreise (zangfu)
Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Energetische Schwäche des Fk Milz (depletio des o. lienalis, pixu) mit Schleim (pituita, tan)
Eine konstitutionelle oder anhaltende energetische Schwäche des Fk Milz (depletio des o. lienalis, pixu) und chronische Feuchtigkeits-Blockaden (humor, shi) führen zu einer Verdichtung trüber Säfte (jinye) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao). Es kommt zur Bildung von Schleim (pituita, tan). Dieser gelangt mit dem Qi häufig in den oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) und sammelt sich im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) an.
Übelkeit, Brechreiz, Husten, zähes Sputum, verstopfte Nase, Schwindel
Infektanfälligkeit, Asthma bronchiale, Sinusitis, allergische Rhinitis
Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) in den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) entsteht häufig durch den reichlichen Genuss fetter und scharfer Speisen sowie durch regelmäßigen Alkoholkonsum. Eine äußere FeuchtigkeitHitze-Schrägläufigkeit (calor-humidusHeteropathie, shire xie) kann ebenfalls zu einer chronischen Belastung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) führen. Schließlich kann sich Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) durch das Aufeinandertreffen von Feuchtigkeit (humor, shi) des Fk Milz (o. lienalis, pi) und Hitze (calor, re), die durch eingestautes Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) entstanden ist, bilden.
Ausgeprägte Müdigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen, übelriechende Durchfälle, brennender Anus, Juckreiz der Haut, nässende Ekzeme
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Infektanfälligkeit, Sinusitis, allergische Konjunktivitis, allergische Rhinitis, atopisches Ekzem
Schleim-Hitze (pituita calida, tanre) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao)
Auf der Basis von Hitze oder Glut des Fk Magen (calor oder ardor stomachi, weire weihuo) kommt es zu einem Einbrennen und Verdichten der Säfte (jinye), und es entsteht Schleim-Hitze (pituita calida, tanre). Das Aufsteigen und Absinken des Qi im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) ist blockiert.
Übelkeit, Brechreiz, wechselnder Appetit, Durchfall oder Obstipation, Oberbauchschmerzen, Erregungszustände, Schlaflosigkeit, Migräne
Nahrungsmittelallergien, Kopfschmerzen
Verdauungsblockaden des Fk Magen (o. stomachi, wei)
Verdauungsblockaden entstehen durch übermäßiges Essen, Durcheinanderessen sowie süße und fette Speisen. Häufig wird dieses Krankheitsbild auch durch Kuhmilchprodukte hervorgerufen. Besonders bei Kindern kommt es schnell zu einer Überforderung der Assimilations- und Transformationskraft der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). Der Fk Magen (o. stomachi, wei) kann sein Qi nicht nach unten absenken.
Völlegefühl, Aufstoßen, Übelkeit, Brechreiz, Bauchschmerzen
Nahrungsmittelallergien
31
32
3 Diagnostik
Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi und des Xue
Die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) sind der Entstehungsort des Qi, des Xue und der Säfte (jinye). Bei einer energetischen Schwäche des Qi des Fk Milz (depletio des qi lienale, piqi xu) ist folglich in vielen Fällen auch die Bereitstellung des Xue beeinträchtigt. Unregelmäßiges Essen und Diäten sowie übermäßiges Nachdenken, Grübeln und geistige Arbeit können zu einer Schwächung des Fk Milz (o. lienalis, pi) führen. Aus einer energetischen Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu) resultieren häufig Trockenheit (ariditas, zao) und Wind (ventus, feng).
Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Blässe, Schlaflosigkeit, Palpitationen und Ängstlichkeit; Trockenheit der Haut, Juckreiz
Atopisches Ekzem, Urtikaria
3.5.3 Disharmonien des Funktionskreises Leber (o. hepaticus, gan) Der Fk Leber (o. hepaticus, gan) ist zuständig für den weichen, harmonischen Fluss des Qi. Zudem ist er der Speicher des Xue („Meer des Xue“, mare xue, xuehai). Er wird vor allem durch die inneren Agenzien, also durch übersteigerte und unkontrollierte Emotionen, beeinträchtigt. Dabei kommt es zunächst zu eingestautem Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi). Bei länger anhaltender Einstauung des Qi entsteht häufig Hitze oder Glut des Fk Leber (calor/ardor hepatici, gan re huo). Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Eingestautes Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi)
Angestaute Emotionen wie Ärger oder Ähnliches führen zu einer Einstauung des Qi. Eingestautes Qi wandelt sich in Hitze (calor, re) um. Zugleich hemmt eingestautes Qi häufig den Energiefluss des Fk Milz (o. lienalis, pi), und es kommt zur Bildung von Feuchtigkeit (humor, shi). Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) bilden zusammen FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire). Häufig wird der Krankheitsmechanismus zusätzlich verstärkt durch großes Verlangen nach Süßem. Süßes entspannt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), verstärkt aber gleichzeitig die Bildung von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire).
Spannungsgefühl an den Rippenbögen, Reizbarkeit, Kraft- und Antriebslosigkeit, Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Obstipation
Nahrungsmittelallergien
3.5 Pathologie der Funktionskreise (zangfu)
Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Hitze und Glut des Fk Leber (calor/ ardor hepatici, gan re huo)
Lang anhaltende Einstauungen von Emotionen führen zur Entstehung von Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan). Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) steigen nach oben und äußern sich symptomatisch häufig im Kopfbereich. Zugleich führen sie zu einer Verminderung der Säfte (jinye) und des Xue. Letzteres begünstigt die Entstehung von Wind (ventus, feng).
Rotes Gesicht, rote Augen, Kopfschmerzen, Schwindel, starke Gereiztheit, Tinnitus, Schlaflosigkeit, Nasenbluten
Atopisches Ekzem, Sinusitis, allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis
3.5.4 Disharmonien des Funktionskreises Niere (o. renalis, shen) Der Fk Niere (o. renalis, shen) ist zuständig für die Speicherung des Struktivpotenzials (jing). Dadurch ist er der Sitz der angeborenen Konstitution. Durch die wärmende Kraft des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) wird Struktivpotenzial (jing) aktiviert und mobilisiert. Es fließt als Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) unter anderem in die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) ein. Klinisch wird eine energetische Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) von einer energetischen Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) unterschieden. Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Energetische Schwäche des Yang des Fk Niere (depletio des yang renale, shenyang xu)
Eine konstitutionelle Schwäche, übermäßige Anstrengung oder langwierige Krankheiten können eine energetische Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) bedingen. Die wärmende und dynamische Kraft des Fk Niere (o. renalis, shen) ist beeinträchtigt. Dies führt zu einer Defizienz oder Labilität der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Darüber hinaus ist die Umwandlung der Säfte (jinye) in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) beeinträchtigt. Dies begünstigt die Entstehung von Schleim (pituita, tan).
Kalte Extremitäten, vermehrte Schweiße, Infektanfälligkeit, Kurzatmigkeit, Husten, asthmatische Beschwerden, Miktionsstörungen, Schmerzhaftigkeit der Lumbalregion
Asthma bronchiale, perenniale allergische Rhinitis, Infektanfälligkeit
33
34
3 Diagnostik
Disharmoniemuster
Merkmale
Typische Symptome
Allergische Krankheitsbilder
Energetische Schwäche des Yin des Fk Niere (depletio des yin renale, shenyin xu)
Chronische Erkrankungen, insbesondere lang anhaltende Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie), führen zu einer Schmälerung der Säfte (jinye) des Fk Niere (o. renalis, shen) und des Struktivpotenzials (jing). Dies führt einerseits zu Trockenheit (ariditas, zao) infolge des Säftemangels, andererseits zu Hitze bedingt durch energetische Schwäche (calor depletionis, xure). Eine Defizienz des Struktivpotenzials (jing) kann auch eine geschwächte oder übererregbare Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) nach sich ziehen.
Schmerzen in der Lumbalregion, trockener Mund und Rachen, Unruhe, Schlaflosigkeit, Nachtschweiß, Hitzegefühl
Asthma bronchiale, allergische Rhinitis, Infektanfälligkeit
3.6 Leitbahnen (Sinarterien, jingmai) Die Diagnose von Erkrankungsmustern nach den Leitbahnen ergänzt die Funktionskreis-Pathologie. Sie ist insbesondere relevant für die Behandlung mit Akupunktur sowie für die Tuina-Therapie. Die Leitbahnen selbst werden der Oberfläche (extima, biao) zugeordnet. In den Leitbahnen zirkulieren Qi, Xue und Säfte (jinye). Alle Körperteile stehen über die Leitbahnen miteinander in Verbindung. Jede Hauptleitbahn (cardinalis, jingmai) steht mit dem gleichnamigen Funktionskreis in Verbindung. Dadurch verbinden sie die Oberfläche (extima, biao) mit dem Inneren (intima, li). Das gesamte Leitbahnsystem fungiert als eine Serie von Barrieren, die das Innere (intima, li) gegen von außen kommende Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) schützt. Leitbahnerkrankungen werden daher primär durch äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) hervorgerufen. Diese verursachen Schmerzen sowie Sensibilitätsstörungen, Kraftlosigkeit oder Schwellungen im Leitbahnverlauf. Die Topographie eines Beschwerdebildes gibt also Hinweise auf die betroffene Leitbahn oder den mit ihr gekoppelten Funktionskreis. Zwischen den energetischen Wirkungen einer Leitbahn und des gleichnamigen Funktionskreises bestehen weitgehende Parallelen, aber keine Identität. In der Akupunktur wird man vor allem versuchen, die Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) auszuleiten und den Energiefluss wiederherzustellen. In der Arzneitherapie können so genannte Meldearzneien die Wirkung einer Rezeptur auf eine bestimmte Leitbahn lenken.
3.7 Erkrankungen durch „Schädigende Kälte“ (algor laedens, shanghan)
3.7 Erkrankungen durch „Schädigende Kälte“ (algor laedens, shanghan) – die sechs Schichten
5 5 5 5 5 5
Der Begriff der Erkrankungen durch „Schädigende Kälte“ (algor laedens, shanghan) dient der Beschreibung von Diagnose und Therapie von fieberhaften Erkrankungen, die durch schädigende Kälte (algor laedens, shanghan) verursacht werden. Die Kälte-Schrägläufigkeiten (algor-Heteropathien, hanxie) dringen in der Regel von außen über die Haut und die Leitbahnen auf das Individuum ein. Sie führen zu einer Schädigung des Yang und des Qi. Das Eindringen der Erkrankung wird unter Bezug auf die sechs Leitbahnen in sechs Schichten beschrieben. Daraus ergibt sich von außen nach innen folgende Gliederung: Großes Yang (yang maior, taiyang) – Blasen- und Dünndarm-Leitbahnen (cc. vesicalis et intestini tenuis, pangguang xiaochang jing) Überstrahlung des Yang (splendor yang, yangming) – Magen- und DickdarmLeitbahnen (cc. stomachi et intestini crassi, wei dachang jing) Kleines Yang (yang minor, shaoyang) – Drei-Wärmebereiche- und GallenblasenLeitbahnen (cc. tricalorii et fellea, sanjiao dan jing) Großes Yin (yin maior, taiyin) – Milz- und Lungen-Leitbahnen (cc. lienale et pulmonale, pi fei jing) Kleines Yin (yin minor, shaoyin) – Nieren- und Herz-Leitbahnen (cc. renale et cardiale, shen xin jing) Weichendes Yin (yin flectens, jueyin) – Leber- und Herzbeutel-Leitbahnen (cc. hepatica et pericardiale, gan xinbao jing) Diese Pathologie der sechs Schichten geht zurück auf das 2. Jahrhundert n. Chr. und wurde von Zhang Zhongjing in dem Werk „Abhandlung über schädigende Kälte“ (Shanghan lun) beschrieben.
3.7.1 Die sechs Schichten 1
Großes Yang
yang maior
taiyang
2
Überstrahlung des Yang
splendor yang
yangming
3
Kleines Yang
yang minor
shaoyang
4
Großes Yin
yin maior
taiyin
5
Kleines Yin
yin minor
shaoyin
6
Weichendes Yin
yin flectens
jueyin
35
36
3 Diagnostik
■■■■ Die drei Yang-Schichten Yang-Schicht
1 Großes Yang (yang maior, taiyang)
2 Überstrahlung des Yang (splendor yang, yangming)
3 Kleines Yang (yang minor, shaoyang)
Zugehörige Leitbahnen
Blasen- und DünndarmLeitbahnen (cc. vesicalis et intestini tenuis, pangguang xiaochang jing) einschließlich ihrer Funktionskreise
Magen- und DickdarmLeitbahnen (cc. stomachi et intestini crassi, wei dachang jing) einschließlich ihrer Funktionskreise
Drei-Wärmebereiche- und Gallenblasen-Leitbahnen (cc. tricalorii et fellea, sanjiao dan jing) einschließlich ihrer Funktionskreise
Charakteristika
Erstes Stadium einer äußeren Erkrankung, die Oberfläche (extima, biao) ist betroffen, die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) ist blockiert durch Wind-Kälte (algor venti, fenghan)
Kälte (algor, han) ist in die zweite Schicht vorgedrungen und hat sich in Hitze (calor, re) umgewandelt.
Angelpunkt an der Grenze von Oberfläche (extima, biao) und Innerem (intima, li), Bindeglied zwischen Überstrahlung des Yang (splendor yang, yangming) und Großes Yin (yin maior, taiyin)
Leitsymptome
Kälteaversion, Nackensteifigkeit
Hohes Fieber, starkes Schwitzen, starker Durst
Wechsel zwischen Frösteln und Fieber
Behandlungsstrategie
Schwitzen
Hitze (calor, re) kühlen
Regulieren, harmonisieren
Rezeptur
Kälte (algor, han) überwiegt: „Ephedra-Dekokt“ (Mahuang tang) Wind (ventus, feng) überwiegt: „Dekokt von den Zweigen des Zimtbaums“ (Guizhi tang)
„Dekokt des Weißen Tigers“ (Baihu tang)
„Kleines BupleurumDekokt“ (Xiao chaihu tang)
1–3 sind repletive Erkrankungen.
■■■■ Die drei Yin-Schichten Yin-Schicht
4 Großes Yin (yin maior, taiyin)
5 Kleines Yin (yin minor, shaoyin)
6 Weichendes Yin (yin flectens, jueyin)
Zugehörige Leitbahnen
Milz- und Lungen-Leitbahnen (cc. lienale et pulmonale, pi fei jing) einschließlich ihrer Funktionskreise
Nieren- und Herz-Leitbahnen (cc. renale et cardiale, shen xin jing) einschließlich ihrer Funktionskreise
Leber- und HerzbeutelLeitbahnen (cc. hepatica et pericardiale, gan xinbao jing) einschließlich ihrer Funktionskreise
3.7 Erkrankungen durch „Schädigende Kälte“ (algor laedens, shanghan)
Yin-Schicht
4 Großes Yin (yin maior, taiyin)
5 Kleines Yin (yin minor, shaoyin)
6 Weichendes Yin (yin flectens, jueyin)
Charakteristika
Erstes Stadium einer YinErkrankung – Inneres (intima, li), energetische Schwäche des Yang des Fk Milz (depletio des yang lienale, piyang xu)
Schweres Stadium einer Yin-Erkrankung, Schwäche des Yang des Fk Niere (depletio des yang renale, shenyang xu) – Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan)
Letzte und tiefste Stufe der Erkrankung, oft lebensbedrohlich
Leitsymptome
Spannungs- und Völlegefühl im Bauch, Durchfallneigung, Kältegefühl und warme Extremitäten
Kalte Extremitäten, Durchfälle, Ödeme, reichliche oder spärliche Miktion
Gleichzeitiges Vorhandensein von Kälte (algor, han) und Hitze (calor, re), Hitze (calor, re) oben und Kälte (algor, han) unten bei Dissoziation von Yin und Yang
Behandlungsstrategie
Yang des Fk Milz (yang lienale, piyang) erwärmen
Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) erwärmen
Kälte (algor, han) wärmen und Hitze (calor, re) kühlen
Rezeptur
„Die die Mitte regulierende Pille“ (Lizhong wan)
„Dekokt des Wahren Kriegers“ (Zhenwu tang)
„Pille mit Mume praeparatus fructus“ (Wumei wan)
4–6 sind depletive Erkrankungen.
3.7.2 Disharmonie von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi) Im ersten Stadium einer kältebedingten (algor, han) Erkrankung ist die Schicht des Großen Yang (yang maior, taiyang) betroffen. Kälte (algor, han) dringt in der Regel mit Wind (ventus, feng) über die Haut und die Leitbahnen in die Oberfläche (extima, biao) ein. Hierbei wird unterschieden, ob die Wind- (ventus, feng) oder die Kälte-Komponente (algor, han) überwiegt. Bei Überwiegen des Windes (ventus, feng) kommt es charakteristischerweise zu leichtem Schwitzen und Zugluftaversion. Weitere Symptome sind Hitzegefühl, Frösteln, Kopfschmerzen, verstopfte oder laufende Nase. Der Krankheitsmechanismus wird mit einer Disharmonie von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi) erklärt. Normalerweise unterstützen sich beide gegenseitig und stehen miteinander im Gleichgewicht. Dabei hat die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) unter anderem die Aufgabe, die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) zu halten. Die klassische Rezeptur zur Behandlung dieses Krankheitsbildes ist das „Dekokt von den Zweigen des Zimtbaums“ (Guizhi tang). Hierbei unterstützt Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), wäh-
37
38
3 Diagnostik
rend Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) stützt. Bei einer relativen energetischen Schwäche (depletio, xu) der Bauenergie (qi constructivum, yingqi) ist daher eine überschießende Reaktion der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) gut vorstellbar. Aus diesem Grund wird das „Dekokt von den Zweigen des Zimtbaums“ (Guizhi tang) gerne als Basisrezeptur für die Behandlung der allergischen Rhinitis und anderer allergischer Beschwerden wie z.B. Urtikaria verwendet. „Dekokt mit Zimtzweigen“ (Guizhi tang): Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Cinnamomi cassiae ramulus
Guizhi
6
0,6
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), stützt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
6
2
Stützt das Xue, stabilisiert die Bauenergie (qi constructivum, yingqi)
Glycyrrhizae radix tosta
Zhigancao
3
0,6
Harmonisiert
Zingiberis rhizoma viridis
Shengjiang
6
0,6
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), harmonisiert die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Jujubae fructus
Dazao
5 Stück
0,6
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
3.8 „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) – die vier Ebenen
5 5 5 5
Der Begriff der „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) steht für Diagnose und Therapie von saisonalen fieberhaften Erkrankungen, die durch Wärme-Schrägläufigkeiten (wenxie) ausgelöst werden. Wärme-Schrägläufigkeiten (wenxie) gelangen in der Regel über Nase und Mund in den Körper. Sie schädigen vor allem das Yin und die Säfte (jinye). Die Eindringtiefe der Erkrankung wird unter Bezug auf die Energieformen in vier Ebenen unterteilt: Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) Aktive Energie (Qi) Bauenergie (qi constructivum, yingqi) Struktive Energie (Xue)
3.8 „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) – die vier Ebenen
Die Lokalisation des Krankheitsprozesses wird nach den drei Wärmebereichen (drei Calorien, sanjiao) differenziert: 5 Oberer Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) 5 Mittlerer Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) 5 Unterer Wärmebereich (unteres Calorium, xiajiao) Die Schule der „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) mit den vier Ebenen und den drei Wärmebereichen (drei Calorien, sanjiao) wurde während der Qing-Dynastie (1644–1911) durch mehrere Ärzte entwickelt. Ihr berühmtester Vertreter ist Ye Tianshi. Die Theoriebildung der „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) ist bis in die heutige Zeit nicht abgeschlossen und gilt als eines der aufregendsten Gebiete innerhalb der chinesischen Medizin. Grundsätzlich werden Wärmekrankheiten unterteilt in Wärme-Hitze-Erkrankungen (wenre) und Feuchtigkeit-Hitze-Erkrankungen (calor humidus, shire): 5 Wärme-Hitze-Erkrankungen (wenre): – Wind-Hitze (calor venti, fengre) – Frühjahrs-Wärme (chunwen) (latente Hitze, latenter calor, fure) – Herbst-Trockenheit (ariditas, zao) – Wärme-Toxisches (wendu) 5 Feuchtigkeit-Hitze-Erkrankungen (calor humidus, shire): – Sommerhitze (aestus, shu) – Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) – Latente Sommerhitze (latenter aestus, fushu) Bei den Feuchtigkeit-Hitze-Erkrankungen (calor humidus, shire) wird differenziert, ob Feuchtigkeit (humor, shi) oder Hitze (calor, re) überwiegt bzw. beide gleichgewichtig sind. Feuchtigkeit-Hitze-Erkrankungen (calor humidus, shire) befinden sich in aller Regel in der Qi-Ebene. Eine weitere Unterscheidung wird getroffen zwischen neu erworbenen und latenten Schrägläufigkeiten (Heteropathien, fuxie). In späteren Stadien von „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing), wenn die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) nicht vollständig eliminiert wurde, kann residuale Hitze (residualer calor, yure) entstehen. Die Konzepte der „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) wurden in den letzten hundert Jahren auch auf andere Bereiche angewendet: Allergien, Autoimmunkrankheiten oder dermatologische Krankheitsbilder.
39
40
3 Diagnostik
3.8.1 Die vier Ebenen 1
Wehrenergie
qi defensivum
weiqi
2
Aktive Energie
Qi
qi
3
Bauenergie
qi constructivum
yingqi
4
Struktive Energie
Xue
xue
Ebene
1 WehrenergieEbene (qi defensivum, weiqi) (Oberfläche, extima, biao)
2 Qi-Ebene (Inneres, intima, li)
3 BauenergieEbene (qi constructivum, yingqi)
4 Xue-Ebene (tiefste Schicht)
Charakteristika
Stagnation der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) bedingt durch Kampf zwischen Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und Hitze-Schrägläufigkeit (calorHeteropathie, rexie)
Heftiger Kampf zwischen Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) und Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie), Qi-Blockaden Æ Hitze (calor, re).
Massive Schädigung der Säfte (jinye) und Störung der konstellierenden Kraft (shen)
Schwerstes Stadium, bis zu dem eine HitzeSchrägläufigkeit (calor-Heteropathie, rexie) fortschreiten kann. Notfallmedizin – es geht an die Substanz; Hitze des Xue (calor xue, xuere), XueStasen, innerer Wind (ventus internus, neifeng)
Leitsymptome
Fieber, leichte Kälteaversion, leicht vermehrter Durst, leichtes Schwitzen
Hohes Fieber, starker Durst, starkes Schwitzen; Zungenbelag: gelb; Pulse: angefüllt und groß (repleti und magni, shi da); Lokalisation: Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Fk Milz (o. lienalis, pi), Fk Magen (o. stomachi, wei), Fk Dickdarm (o. intestini crassi, dachang)
Fieber, das nachts ansteigt, Durst, aber wenig Lust zu trinken, kein Zungenbelag, Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit Æ energetische Schwäche (depletio, xu) der struktiven Säfte (ye)
Blutungen und Exantheme, Delirium, Unruhe, Bewusstlosigkeit
Behandlungsstrategie
Mit kühlen und scharfen Drogen die Oberfläche (extima, biao) klären und befreien, leichte Arzneimittel wie Blüten und Blätter
Mit scharfen und kalten Arzneimitteln: Qi-Ebene klären Mit bitteren und kalten Arzneimitteln: Hitze (calor, re) ausleiten Mit bitteren und kalten Arzneimitteln: Angreifen und purgieren Mit süßen und kalten Arzneimitteln: Säfte (jinye) produzieren und Yin anreichern
Die Säfte (jinye) ergänzen und damit die Hitze-Schrägläufigkeit (calor-Heteropathie, rexie) in die Qi-Ebene zurückbringen Über den Qi-Mechanismus Hitze (calor, re) ausleiten
Xue kühlen und bewegen, Yin stützen und befeuchten
3.8 „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) – die vier Ebenen
Ebene
1 WehrenergieEbene (qi defensivum, weiqi) (Oberfläche, extima, biao)
2 Qi-Ebene (Inneres, intima, li)
3 BauenergieEbene (qi constructivum, yingqi)
4 Xue-Ebene (tiefste Schicht)
Rezeptur
„Pulver aus Blüten der Lonicerae und aus Früchten der Forsythia“ (Yinqiao san)
„Dekokt aus Ephedrae herba, geschälten bitteren Mandeln, Süßholz, Gips“ (Maxing shigan tang) „Dekokt des Weißen Tigers“ (Baihu tang) „Großes Dekokt zur Wiederherstellung des Energieflusses“ (Da chengqi tang) „Phragmites-Dekokt“ (Weijing tang)
„Dekokt zur Kühlung der Bauenergie“ (Qingying tang) „Dekokt, das die Yin-Säfte mehrt“ (Zengye tang)
„Dekokt aus dem zermahlenen Horn des Nashorns und aus frischer Rehmannia-Wurzel“ (Xijiao dihuang tang; Anmerkung: Rhinoceri cornu [Xijiao] ist in Deutschland nicht verfügbar und fällt unter das Artenschutzgesetz [Kategorie I im Washingtoner Artenschutzübereinkommen], d.h. der Handel damit ist verboten)
3.8.2 Latente Hitze (latenter calor, fure) Die Frühjahrs-Wärme (chunwen) und latente Sommerhitze (fushu) sind Erkrankungen mit latenter Hitze (latenter calor, fure). Im Gegensatz zu den neu erworbenen Krankheiten verbirgt sich der pathogene Faktor über einige Zeit unbemerkt im Körper und kann dann durch verschiedene Auslöser aktiviert werden. Diese Theorie wurde erstmals im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (Huangdi neijing, aus dem 1. Jh. v. Chr., in der Tang- und Song-Zeit überarbeitet) erwähnt, in den folgenden Jahrhunderten immer wieder aufgegriffen und von den Ärzten der „Wärmekrankheiten“-Schule (morbi temperati, wenbing) weiterentwickelt. Sie gilt heute als eine der interessantesten Ansätze zur Behandlung allergischer Erkrankungen wie dem Heuschnupfen, rezidivierender Tonsillitiden oder Herpeserkrankungen. Die Basis der Frühjahrs-Wärme (chunwen) ist eine energetische Schwäche des Yin des Fk Niere (depletio des yin renale, shenyin xu) und des Struktivpotenzials (jing). Eine Kälte-Schrägläufigkeit (algor-Heteropathie, hanxie) dringt im Winter in die Person ein und verbirgt sich aufgrund der geschwächten Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) im Körperinneren. Dort wandelt sie sich zu Hitze (calor, re). Schließlich kann der latente pathogene Faktor durch zwei Triggerfaktoren wieder aktiviert werden: 5 Eine neue Wind-Kälte- (algor-venti-, fenghan) oder Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) 5 Unregelmäßige Ernährung, Stress, Überarbeitung oder emotionale Belastungen, die die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) kurzzeitig schwächen
41
42
3 Diagnostik
Typischerweise geschieht dies im Frühling, weil zu dieser Zeit die Wandlungsphase Holz das Yang-Qi nach außen und oben hebt. Dadurch können die latenten pathogenen Faktoren ebenfalls an die Oberfläche (extima, biao) gelangen. Die wichtigste Rezeptur zur Behandlung dieses Krankheitsbildes ist das „Scutellaria-Dekokt mit präparierten Sojabohnen und Scrophularia“ (Huangqin tang jia dandouchi he xuanshen). Es ist das wichtigste Rezept für latente Hitze (calor, re) des Fk Niere (o. renalis, shen). „Scutellaria-Dekokt mit präparierten Sojabohnen und Scrophularia“ (Huangqin tang jia dandouchi he xuanshen): Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Scutellariae radix
Huangqin
6–9
1,6
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
6–12
2
Sammelt das Yin, stützt die Säfte (jinye)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, erzeugt Säfte (jinye)
Jujubae fructus
Dazao
3–6 Stück
0,6
Mehrt das Qi und die Säfte (jinye)
Scrophulariae radix
Xuanshen
9
2
Stützt das Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) und die Säfte (jinye), kühlt Hitze (calor, re)
Sojae semen praeparatum
Dandouchi
12
2
Hebt latente Hitze (latenter calor, fure) nach oben und zerstreut
3.8.3 Residuale Hitze (residualer calor, yure) Als weiteres Konzept wurde von den Ärzten der „Wärmekrankheiten“-Schule (morbi temperati, wenbing) die residuale Hitze (residualer calor, yure) beschrieben. Sie tritt in fortgeschrittenen Stadien von Hitze-Erkrankungen (calor, re) auf. Hitze aufgrund von energetischer Überladung (calor repletionis, shire) hat mit dem Yin gekämpft. Während dieser Auseinandersetzung wurden beide Seiten geschwächt. Die Hitze-Schrägläufigkeit (calor-Heteropathie, rexie) verliert an Intensität durch den besänftigenden Einfluss des Yin, gleichzeitig wird das Yin geschädigt. Therapeutisch kommen in dieser Situation folgende Strategien zur Anwendung: 5 Hitze (calor, re) klären 5 Yin mehren 5 Säfte (jinye) erzeugen
3.9 Differenzierung von Erkrankungen in der Dermatologie
Residuale Hitze (residualer calor, yure) beinhaltet also sowohl Hitze aufgrund von energetischer Überladung (calor repletionis, shire) als auch Hitze aufgrund von energetischer Schwäche (calor depletionis, xure). Sie kann sowohl in der Folge von Wind-Hitze (calor venti, fengre) als auch von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) auftreten. Neben der Schädigung des Yin ist auch eine energetische Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) möglich, so dass die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) insgesamt geschwächt ist. Nach Ansicht vieler Ärzte wird residuale Hitze (residualer calor, yure) unter anderem durch antibiotische Behandlungen begünstigt, wenn nicht gleichzeitig die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) ausgeleitet wird.
3.9 Differenzierung von Erkrankungen in der Dermatologie 3.9.1 Differenzierung von Hitze (calor, re) Bei den dermatologischen Erkrankungen ist Hitze (calor, re) von entscheidender Bedeutung. Zur Differenzierung verschiedener Schweregrade wird auf die Einteilung der „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) zurückgegriffen. Durch die Zuordnung zur Morphologie erhalten die Begriffe nochmals eine eigene Bedeutung. Da sich allergische Erkrankungen häufig im Bereich der Haut manifestieren, soll dies im Folgenden kurz dargestellt werden.
■■■■ Wind-Hitze (calor venti, fengre) = Oberflächlichste Form von Hitze (calor, re)
■■ Symptome 1. Makulae (rote Flecken), 2. Papulae (erhabene rote Flecken), 3. Quaddeln, Hautschuppen, Juckreiz, flüchtiger Charakter, obere Körperhälfte
■■ Arzneimittel Oberfläche (extima, biao) öffnend und kühlend: Menthae herba (Bohe), Spirodelae herba (Fuping), Cicadae periostracum (Chantui), Bombyx batryticatus (Jiangcan), Tribuli fructus (Baijili)
■■■■ Hitze (calor, re) in der Qi-Ebene = Nächst tiefere Form von Hitze (calor, re)
43
44
3 Diagnostik
■■ Symptome Hautrötung, deutliches Hitzegefühl, Unruhe, Durst, Hautrötung verschwindet durch Druck, kein Gewebedefekt
■■ Arzneimittel Glut (ardor, huo) kühlend und zerstreuend: Gypsum fibrosum (Shigao), Anemarrhenae rhizoma (Zhimu), Bambusae folium (Zhuye), Gardeniae fructus (Zhizi)
■■■■ Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) Ebenfalls Qi-Ebene
■■ Symptome Feuchte und nässende Hautläsion, Exsudation, Bläschenbildung, ödematöse Schwellung, Erosionen, Ulcerationen, Krusten, Juckreiz, mehr untere Körperhälfte, Mykosen
■■ Arzneimittel Kühlend und trocknend: Sophorae radix (Kushen), Dictamni cortex radicis (Baixianpi), Kochiae fructus (Difuzi), Scutellariae radix (Huangqin), Coptidis rhizoma (Huanglian), Phellodendri cortex (Huangbo)
■■■■ Hitze des Xue (calor xue, xuere): Xue-Ebene = Tiefergehender Hitze-Prozess (calor, re) bei hochakuten oder chronisch entzündlichen Hauterkrankungen
■■ Symptome Rötung, die auf Druck nicht vergeht, großflächiger Befall, rasche Ausbreitung, nächtliche Unruhe, Exkorationen, blutiger Schorf, Auspitz-Phänomen
■■ Arzneimittel Das Xue kühlend: Rehmanniae radix (Shengdihuang), Moutan cortex (Mudanpi), Paeoniae rubrae radix (Chishao), Lithospermi radix (Zicao), Imperatae rhizoma (Baimaogen), Sophorae flos (Huaihuami)
■■■■ Glut-Toxisches (ardor, huo) = Tiefgreifendster Hitze-Prozess (calor, re), der am aggressivsten fortschreitet und zu einer Gewebeschädigung führt
3.9 Differenzierung von Erkrankungen in der Dermatologie
■■ Symptome Pustelbildung, Bläschen und Blasen mit trübem Inhalt oder Eiter, Krustenbildung, Hautulcerationen, Abszesse
■■ Arzneimittel Kühlend und desinfizierend: 5 Mild: Chrysanthemi flos (Juhua), Lonicerae flos (Jinyinhua), Forsythiae fructus (Lianqiao) 5 Stark: Taraxaci herba (Pugongying), Thlapsi herba (Baijiangcao), Violae herba (Zihuadiding), Hedyotidis herba (Baihuashe shecao)
3.9.2 Differenzierung von Juckreiz bei allergischen Erkrankungen Eines der Schlüsselsymptome bei allergischen Erkrankungen ist das subjektive Symptom Juckreiz. Er tritt insbesondere im Bereich der Haut und der Schleimhäute (Nase, Rachen, Augen) auf, also den Grenzflächen des Individuums, die dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet werden. Die geistige Kraft des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), die „Körperseele“ (po) genannt wird, bezeichnet den struktiven Aspekt der konstellierenden Kraft (shen). Von ihr wird gesagt, dass sie Juckreiz fühlbar macht. Pathophysiologisch wird der Juckreiz mit einer Disharmonie von Qi und Xue erklärt. Nahezu alle Agenzien können zu einer Disharmonie von Qi und Xue und damit zu Juckreiz führen: Hitze (calor, re), Kälte (algor, han), Trockenheit (ariditas, zao), Feuchtigkeit (humor, shi) und Wind (ventus, feng). Zentrale Bedeutung kommt jedoch dem irritierenden Agens, das zu erhöhter Reizbarkeit führt, also dem Wind (ventus, feng) zu.
■■■■ Wind-Hitze (calor venti, fengre) ■■ Symptome Plötzliches Auftreten, bevorzugt im Frühling oder Sommer, Rötung und Schwellung der Haut oder der Schleimhäute, Hitze verstärkt den Juckreiz, bei Kühle lässt er nach, häufig Gefühl von Brennen
■■ Arzneimittel Oberfläche (extima, biao) öffnend und kühlend: Menthae herba (Bohe), Chrysanthemi flos (Juhua), Cicadae periostracum (Chantui), Bombyx batryticatus (Jiangcan), Tribuli fructus (Baijili)
45
46
3 Diagnostik
■■■■ Wind-Kälte (algor venti, fenghan) ■■ Symptome Plötzliches Auftreten insbesondere in der kalten Jahreszeit, bei Kälte verstärkt sich der Juckreiz, bei Wärme nimmt er ab, Haut und Schleimhäute sind eher blass oder weißlich und geschwollen, Frösteln und Kälteabneigung
■■ Arzneimittel Oberfläche (extima, biao) öffnend und kühlend: Schizonepetae herba (Jingjie), Saposhnikoviae radix (Fangfeng), Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi), Angelicae dahuricae radix (Baizhi), Xanthii fructus (Cang'erzi)
■■■■ Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) ■■ Symptome Chronisches Beschwerdebild, ödematöse Schwellung, starke Sekretion, nässende Hautläsionen, gleichzeitig Rötung, Geschwürbildung, Verstärkung des Juckreizes durch bestimmte Nahrungsmittel, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Schweregefühl, verdickter und klebriger Zungenbelag
■■ Arzneimittel Kühlend und trocknend: Gardeniae fructus (Zhizi), Scutellariae radix (Huangqin), Sophorae radix (Kushen), Phellodendri cortex (Huangbo), Kochiae fructus (Difuzi), Coicis semen (Yiyiren), Atractylodis rhizoma (Cangzhu)
■■■■ Hitze des Xue mit Wind (calor xue mit ventus, xuere feng) ■■ Symptome Hochakutes und gleichzeitg tief sitzendes Beschwerdebild mit starker Rötung und großer Ausbreitung, Blutung, schmerzhafter Juckreiz, große Unruhe insbesondere nachts, eventuell Fieber
■■ Arzneimittel Das Xue kühlend: Rehmanniae radix (Shengdihuang), Paeoniae rubrae radix (Chishao), Moutan cortex (Mudanpi), Imperatae rhizoma (Baimaogen), Lithospermi radix (Zicao), Rubiae radix (Qiancaogen), Ecliptae herba (Hanliancao); Wind (ventus, feng) zerstreuend: Cicadae periostracum (Chantui), Bombyx batryticatus (Jiangcan), Lumbricus (Dilong)
3.9 Differenzierung von Erkrankungen in der Dermatologie
■■■■ Energetische Schwäche des Xue und Wind-Trockenheit (depletio xue und ariditas venti, xuexu fengzao) ■■ Symptome Chronisches Beschwerdebild mit ausgeprägter Trockenheit der Haut oder Schleimhäute, Risse an der Haut, Verschlechterung während der Heizperiode, Schuppenbildung, keine Sekretion, Mundtrockenheit, Durst, Obstipation
■■ Arzneimittel Das Xue stützend: Angelicae sinensis radix (Danggui), Paeoniae lactiflorae radix (Baishao), Ligustici rhizoma (Chuanxiong), Rehmanniae radix (Shengdihuang), Polygoni multiflori radix (Heshouwu), Tribuli fructus (Baijili), Schizonepetae herba (Jingjie), Saposhnikoviae radix (Fangfeng)
■■■■ Xue-Stasen mit Wind (ventus, feng) ■■ Symptome Chronisches Beschwerdebild mit anhaltendem Juckreiz, livide Verfärbung der Haut oder Schleimhäute, Pigmenteinlagerungen, Narbenbildungen, Schmerzen
■■ Arzneimittel Das Xue bewegend: Angelicae sinensis radix (Danggui), Paeoniae rubrae radix (Chishao), Persicae semen (Taoren), Carthami flos (Honghua), Millettiae caulis et radix (Jixueteng), Schizonepetae herba (Jingjie), Saposhnikoviae radix (Fangfeng)
Literatur Literatur in westlichen Sprachen Clavey S: Fluid Physiology and Pathology in Traditional Chinese Medicine. Churchill Livingstone, London 1995 Hempen C-H: Darstellung der einzelnen Orbes („Funktionsbereiche“) in der chinesischen Medizin. Chin Med, München 1991–1993 Liu Guohui: Warm diseases. A Clinical Guide. Eastland Press, Seattle 2001 Maciocia G.: The Foundations of Chinese Medicine. Churchill Livingstone, Edinburgh-London-Melbourne-New York 1989 Mitchell C, Ye F, Wiseman N: Shang han lun – On Cold Damage. Churchill Livingstone, London 1999 Porkert M: Neues Lehrbuch der chinesischen Diagnostik. Acta Medicinae Sinensis. Phainon, Dinkelscherben 1993 Ross J: Zang Fu – The Organ Systems of Traditional Chinese Medicine. Churchill Livingstone, London 1984
47
4 Behandlungsmethoden 4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung Michael Wullinger
4.1.1 Grundlagen der Akupunkturbehandlung Die Aku-Moxi-Therapie (= Akupunktur und Moxibustion, chinesisch zhenjiu) ist die mechanische oder thermische Einwirkung auf Punkte der Körperoberfläche in therapeutischer Absicht. Sie wird daher in der chinesischen Medizin als „äußere Therapie“ (waizhi) bezeichnet und gilt als Gegenstück zur „inneren Therapie“ (neizhi), der Behandlung mit chinesischen Arzneimitteln. Die Akupunktur zielt darauf ab, das energetische Potenzial des Menschen zu beeinflussen. Das energetische Potenzial (Qi und Xue) fließt in Leitbahnen und kann an den Akupunkturpunkten erreicht werden. Die Leitbahnen verlaufen größtenteils unter der Körperoberfläche und stehen in Verbindung mit dem Körperinneren. Dadurch ist es möglich, mit der Akupunktur über die Oberfläche (extima, biao) auf das Innere (intima, li) einzuwirken. Die große Stärke der Akupunktur besteht jedoch darin, Erkrankungen zu beeinflussen, die in enger Beziehung zur Körperoberfläche stehen. Dies trifft vor allem bei Schmerzen zu, die als Blockaden des Qi-Flusses in den Leitbahnen gesehen werden. Bei Allergien, die sich besonders an der Haut oder den Schleimhäuten manifestieren, kann krankhaftes Qi (Schrägläufigkeiten, Heteropathien, xie) über die Oberfläche (extima, biao) ausgeleitet werden. Für die Anwendung der Akupunktur gibt es drei grundlegende Voraussetzungen: 5 Die Durchführung einer chinesischen Diagnostik 5 Eine genaue Kenntnis des Leitbahnsystems 5 Das Wissen um die Wirkung der einzelnen Akupunkturpunkte Daher soll im Folgenden ein kurzer Überblick über die Lehre der Leitbahnen (Sinarteriologie) und die Lehre der Reizpunkte (Foraminologie) gegeben werden.
4.1.2 Die Leitbahnen (Sinarterien, jingmai) Die Leitbahnen sind ein vernetztes Wegesystem, das den ganzen Organismus bis hin zur kleinsten Zelle durchdringt. In ihnen fließt einerseits aktive Energie (Qi)
50
4 Behandlungsmethoden
und andererseits stoffliche Energie (Xue). Dadurch werden der Körper und alle Gewebe energetisch versorgt, erwärmt und genährt. Die Leitbahnen verlaufen größtenteils unter der Körperoberfläche. Der innere Verlauf der Leitbahnen stellt die Verbindung zwischen der Oberfläche (extima, biao) und dem Inneren (intima, li) her. Die Akupunkturpunkte liegen im oberflächlichen Verlauf der Leitbahnen. Die Leitbahnen verbinden Punkte ähnlicher Wirkung miteinander. Das tragende Gerüst des Leitbahnsystems besteht aus den zwölf Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai). Diese verlaufen paarig angeordnet spiegelsymmetrisch über die rechte und linke Körperhälfte. Sie werden in sechs Yin- und sechs Yang-Leitbahnen unterteilt. Davon verlaufen jeweils drei Yin- und drei YangLeitbahnen am Arm und drei Yin- und drei Yang-Leitbahnen am Bein. Jede der zwölf Hauptleitbahnen knüpft an einen Funktionskreis (orbis, zangfu) im Körperinneren an. Vor allem in den westlichen Ländern hat es sich durchgesetzt, die Leitbahnen nach dem Funktionskreis (orbis, zangfu) zu benennen, an den sie anknüpfen, z.B. die Lungen-Leitbahn (cardinalis pulmonalis, fei jing) nach dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Wie bei den Funktionskreisen (orbes, zangfu) ist jede Yin-Leitbahn mit einer Yang-Leitbahn gekoppelt. Die gekoppelten Leitbahnen begegnen sich an den Finger- oder Zehenspitzen. Die Yin-Leitbahnen verlaufen an der Innenseite der Extremitäten zur Brust oder zum Bauch. Die Yang-Leitbahnen verlaufen über die Außenseiten der Extremitäten und den Rücken zum Kopf. Die Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) werden bezüglich ihrer Yin- oder Yang-Qualifizierung nochmal differenziert. Der Yang-Aspekt wird unterteilt in: 5 Überstrahlung des Yang (splendor yang, yangming) 5 Großes Yang (yang maior, taiyang) 5 Kleines Yang (yang minor, shaoyang) Der Yin-Aspekt wird unterteilt in: 5 Großes Yin (yin minor, taiyin) 5 Kleines Yin (yin minor, shaoyin) 5 Weichendes Yin (yin flectens, jueyin) Die Zuordnung dieser sechsgliedrigen Differenzierung auf die zwölf Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) hat zur Folge, dass jeweils eine Leitbahn der oberen und eine Leitbahn der unteren Extremität die gleiche Bezeichnung erhält. Mit dieser Einteilung werden sowohl topographische als auch energetische Inhalte zum Ausdruck gebracht. So gilt für die beiden Leitbahnen Überstrahlung des Yang (cardinales splendor yang, yangming jing), also die Dickdarm- und Magen-Leitbahnen (cardinales intestini crassi et stomachi, dachang wei jing), dass sie viel Qi und Xue führen. Im Überblick ergeben sich die in Tabelle 4.1 genannten Paarungen für die zwölf Hauptleitbahnen.
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Tabelle 4.1 Paarungen der zwölf Hauptleitbahnen Yin-Aspekt
Yin-Leitbahn
Yang-Leitbahn
Yang-Aspekt
Großes Yin (yin minor, taiyin)
Lungen-Leitbahn (cardinalis pulmonalis, fei jing)
Dickdarm-Leitbahn (cardinalis intestini crassi, dachang jing)
Überstrahlung des Yang (splendor yang, yangming)
Milz-Leitbahn (cardinalis lienalis, pi jing)
Magen-Leitbahn (cardinalis stomachi, wei jing)
Herz-Leitbahn (cardinalis cardialis, xin jing)
Dünndarm-Leitbahn (cardinalis intestini tenuis, xiaochang jing)
Nieren-Leitbahn (cardinalis renalis, shen jing)
Blasen-Leitbahn (cardinalis vesicalis, pangguang jing)
Herzbeutel-Leitbahn (cardinalis pericardialis, xinbao jing)
Drei-WärmebereicheLeitbahn (cardinalis tricalorii, sanjiao jing)
Leber-Leitbahn (cardinalis hepatica, gan jing)
Gallenblasen-Leitbahn (cardinalis fellea, dan jing)
Kleines Yin (yin minor, shaoyin)
Weichendes Yin (yin flectens, jueyin)
5 5 5 5 5 5 5 5
Großes Yang (yang maior, taiyang)
Kleines Yang (yang minor, shaoyang)
Häufig werden zu den zwölf Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) noch zwei unpaarige Leitbahnen (cardinales impares, qijing bamai) hinzugezählt, so dass sich insgesamt 14 Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) ergeben. Beide liegen in der Medianen, also der Körpermittellinie, nämlich die Leitbahn der Steuerung (sinarteria regens, dumai) und die Aufnehmende Leitbahn (sinarteria respondens, renmai). Alle 361 klassischen Akupunkturpunkte liegen auf einer dieser 14 Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai). Das gesamte Leitbahnsystem entspricht einem Netzwerk, das zahlreiche Querverbindungen aufweist und den Körper als Ganzes miteinander verbindet. Dieses Netzwerk umfasst folgende Gliederung: Die zwölf Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) Die zwölf Leitbahnzweige (paracardinales, sinarteriae paracardinales, jingbie) Die acht unpaarigen Leitbahnen (cardinales impares, qijing bamai) Die 15 Netzleitbahnen (reticulares, sinarteriae reticulares, luomai) Die 15 Netzbahnzweige (parareticulares, sinarteriae parareticulares, bieluo) Die Netzbahnen der 3. Generation (reticulares parvulae, sunluo) Die zwölf Muskelleitbahnen (nervocardinales, sinarteriae nervocardinales, jin) Die zwölf Hautregionen (cutis regiones, pibu) Die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Leitbahnen und ihrer Verzweigungen sind in Tabelle 4.2 dargestellt.
51
52
4 Behandlungsmethoden
Tabelle 4.2 Die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Leitbahnen und ihrer Verzweigungen Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Pinyin
Erläuterung
Zwölf Hauptleitbahnen
cardinales, sinarteriae cardinales
jingmai
Basis des Leitbahnsystems; Unterteilung in Yin- und Yang-Leitbahnen (s.u.); die Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) sind jeweils mit bestimmten Funktionskreisen (orbes, zangfu) verknüpft und bilden komplementäre Paare
Zwölf Leitbahnzweige
paracardinales, sinarteriae paracardinales
jingbie
Abzweigungen von den Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai); treten mit den Funktionskreisen (orbes, zangfu) in Verbindung und verlaufen weiter auf die Außenseite des Kopfes
Acht unpaarige Leitbahnen
cardinales impares
qijing bamai
Ausgleichsreservoir; keine Verknüpfung mit Funktionskreisen (orbes, zangfu)
15 Netzleitbahnen
reticulares, sinarteriae reticulares
luomai
Verbinden die komplementären Leitbahnen; entspringen den Anknüpfungspunkten der Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai)
15 Netzbahnzweige
parareticulares, sinarteriae parareticulares
bieluo
Größere Netzleitbahnen (reticulares, luomai), die von den zwölf Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai), von der Leitbahn der Steuerung (sinarteria regens, dumai), von der Aufnehmenden Leitbahn (sinarteria respondens, renmai) und vom Fk Milz (o. lienalis, pi) abgehen
Netzbahnen der 3. Generation
reticulares parvulae
sunluo
Zweigen von den Netzleitbahnen (reticulares, luomai) ab
Zwölf Muskelleitbahnen
nervocardinales, sinarteriae nervocardinales
jin
Entspringen den Brunnenpunkten der Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) und ziehen zur Muskulatur des Rumpfes oder zum Kopf; berühren nicht das Substrat der Funktionskreise (orbes, zangfu)
Zwölf Hautregionen
cutis regiones
pibu
Bestimmte Hautbereiche an der Körperoberfläche, die mit den zwölf Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) in Verbindung stehen
4.1.3 Akupunkturpunkte (Foramina) Die Akupunkturpunkte, auch Reizpunkte oder lateinisch foramina, chinesisch xue oder shuxue genannt, sind spezielle Orte der Körperoberfläche, an denen das Leitbahnsystem zugänglich ist. Das Ziel einer Akupunkturbehandlung besteht darin, den Energiefluss im Leitbahnsystem zu verändern und zu optimieren. Alle 361 klassischen Punkte folgen einem Beschreibungsmuster:
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
1. Ein eigener Name 2. Die Zugehörigkeit zu einer Hauptleitbahn 3. Die Lokalisation 4. Die energetische Wirkung im Sinne der chinesischen Medizin 5. Spezielle Indikationen 6. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten funktionellen Punktkategorie
5 5 5 5 5 5
ad 1. Der Name eines Akupunkturpunktes enthält in aller Regel wichtige Informationen über die Funktion oder die Lokalisation eines Foramens. Einige typische Beispiele für die Funktion sind die „Wind“-Punkte: Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Gb 31/F 31 („Marktplatz der Winde“, fengshi) Du 16/Rg 16 („Versammlungshalle des Windes“, fengfu) Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen) 3E 17/T 17 („Schutzschirm gegen Wind“, yifeng) Dü 12/IT 12 („Punkt, über den man Wind in den Griff bekommt“, bingfeng)
ad 2. Die Zugehörigkeit zu einer Hauptleitbahn (cardinalis, jingmai) ergibt sich aus dem üblichen Kürzel des Namens unter Bezug auf die Leitbahnsystematik. Diese Information ist von besonderer Bedeutung für: 5 Beschwerden, die sich im Verlauf einer Hauptleitbahn (cardinalis, jingmai) oder ihrer Verzweigungen manifestieren 5 Beschwerden oder Krankheiten im Inneren, die mit dem zugehörigen Funktionskreis (orbis, zangfu) oder dem gekoppelten Funktionskreis (orbis, zangfu) in Verbindung stehen ad 3. Die Lokalisation eines Punktes gibt erste Hinweise auf seine Wirkung: 5 Praktisch alle Reizpunkte kommen als lokale Punkte für Beschwerdebilder in unmittelbarer Nähe in Frage. 5 Bestimmte Lokalisationen, insbesondere distal der Ellenbogen- oder Kniegelenke, haben in Abhängigkeit von der Yin- oder Yang-Qualifizierung der Leitbahn spezifische energetische Funktionen (siehe funktionelle Punktkategorien S. 54).
5 5 5 5
ad 4. Die Beschreibung der energetischen Wirkung eines Akupunkturpunktes ist die zentrale und wichtigste Aussage. Hier wird unmittelbar Bezug genommen auf die chinesische Medizintheorie und die chinesische Diagnostik. In gleicher Weise wie bei den Arzneimitteln werden hier Informationen gegeben über die Wirkung bezüglich der: Krankheitsauslösenden Faktoren (Agenzien, bingyin) wie Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) oder Feuchtigkeit (humor, shi) Funktionskreise (orbes, zangfu), die gestützt, reguliert oder harmonisiert werden Grundlegenden Energieformen Qi, Xue, Yin und Yang Sinnesorgane oder Körperöffnungen, z.B. Nase, Augen, Ohren oder Kehle
53
54
4 Behandlungsmethoden
ad 5. Der Abschnitt Indikationen enthält Hinweise auf spezielle Beschwerdebilder wie Kopfschmerzen, verstopfte Nase oder Juckreiz u.v.m. Dabei ist jedoch zu beachten, dass bei gegebener Indikation auch Übereinstimmung zwischen der chinesischen Diagnose und der energetischen Wirkung des Punktes besteht. ad 6. Etwa ein Drittel der 361 klassischen Akupunkturpunkte haben besondere Bedeutung, weil sie zu einer der funktionellen Punktkategorien gehören. Einige Punkte sind gleichzeitig mehreren funktionellen Gruppen zugehörig. Innerhalb der Punktkategorien gibt es nochmals eine Gruppe von Punkten, die eine eigene Systematik aufweisen: Die fünf Induktorien (foramina quinque inductoria, wushu). Hierbei werden auf jeder Hauptleitbahn (cardinalis, jingmai) jeweils fünf Reizpunkte den fünf Wandlungsphasen zugeordnet. Die Tabelle 4.3 Die „fünf Induktorien“ (foramina quinque inductoria, wushu, wushuxue) Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Pinyin
Erläuterung
Brunnenpunkte
foramina putealia
jingxue
Energie kann emporgehoben werden, z.B. bei Bewusstlosigkeit und Koma, oder Hitze (calor, re) kann ausgeleitet werden
Punkte des Ausgießens
foramina effusoria
xingxue
Energie wird ausgegossen, damit hervorragende Wirkung zur Ausleitung von Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo)
Punkte des besonderen Einflusses
foramina inductoria
shuxue
Auf den Yin-Leitbahnen gleichzeitig der Punkt, an dem das Ursprungs-Qi erreichbar ist (foramen qi originalis, yuanxue), und damit wichtigster Punkt zur Harmonisierung und Stützung des jeweiligen Funktionskreises (orbis, zangfu)
Durchgangspunkte
foramina transitoria
jingxue
Haben stark dynamisierende Wirkung und sind daher bei Kälte (algor, han) indiziert; allgemeiner sind sie bei Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) mit Husten und labiler Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) wirksam
Vereinigungspunkte
foramina coniunctoria
hexue
Haben die tiefgreifendste Wirkung auf das Innere (intima, li) und vor allem auf den Yang-Leitbahnen eine starke Wirkung auf die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und häufig der wichtigste Punkt
Punkte, an denen das Ursprungs-Qi erreichbar ist
foramina qi originalis
yuanxue
Hier kann das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) aktiviert und mobilisiert werden; auf den Yin-Leitbahnen gleichzeitig Punkt des besonderen Einflusses (foramen inductorium, shu); nimmt häufig die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) der komplementären Leitbahn auf
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Zuordnung erfolgt in Abhängigkeit von der Yin- oder Yang-Qualifizierung der Leitbahn sowie der Lokalisation. Alle Punkte der fünf Induktorien (foramina quinque inductoria, wushu) liegen im Bereich der Finger- oder Zehenspitzen bis zu den Ellenbogen- bzw. Kniegelenken. Die fünf Punkte entsprechen bildlich den Etappen eines Wasserlaufs von der Quelle (Brunnenpunkt, foramen puteale, jingxue) bis zur Mündung in das große Meer (Vereinigungspunkt, foramen coniunctorium, hexue). Zusätzlich zur Wandlungsphasenqualifikation verbinden sich mit jeder Etappe spezielle energetische Wirkungen. Zu den fünf Induktorien (foramina quinque inductoria, wushu) wird meist als sechstes Foramen der Punkt gezählt, an dem das Ursprungs-Qi erreichbar ist (foramen qi originalis, yuanxue). Einen Überblick über die fünf Induktorien (foramina quinque inductoria, wushu) gibt Tabelle 4.3. Neben den fünf Induktorien (foramina quinque inductoria, wushu) gibt es sechs weitere Punktkategorien. Davon haben die Anknüpfungspunkte (foramina nexoria, luoxue) und die Spaltpunkte (foramina rimica, xixue) ebenfalls auf jeder der zwölf Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) einen Reizpunkt. Die restlichen vier Punktkategorien weichen von dieser Ordnung ab. Tabelle 4.4 gibt einen kurzen Überblick. Neben den klassischen Akupunkturpunkten wurden im Laufe der Zeit auch Punkte gefunden, die außerhalb der Hauptleitbahnen (cardinales, jingmai) lokaTabelle 4.4 Weitere Punktkategorien Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Pinyin
Erläuterung
Anknüpfungspunkte
foramina nexoria
luoxue
Ausgangspunkt der Netzleitbahnen (reticulares, luomai); dadurch Verbindung mit der komplementären Leitbahn; Einfluss auf die jeweilige Yin-und Yang-Leitbahn
Spaltpunkte
foramina rimica
xixue
Werden verwendet bei akuten Stauungszuständen und Schmerzen
Einflusspunkte des Rückens
foramina inductoria dorsalia
beishuxue
Liegen auf der Blasen-Leitbahn (cardinalis vesicalis, pangguang jing); energetische Bedeutung, z.B. bei Stauungszuständen oder energetischer Schwäche (depletio, xu)
Sammlungspunkte auf der Bauchseite
foramina conquisitoria abdominalia
muxue
Diagnostische und therapeutische Bedeutung, Komplement zu den Einflusspunkten des Rückens
Zusammenkunftspunkte
foramina conventoria
huixue
Einfluss auf Gewebe und Energieformen
Punkte der Verbindung und Zusammenkunft
foramina copulo-conventoria
jiaohuixue
Treffpunkt von Leitbahnen; die acht unpaarigen Leitbahnen (cardinales impares, qijing bamai) können durch acht ausgewählte Punkte dieser Kategorie beeinflusst werden.
55
56
4 Behandlungsmethoden
lisiert sind. Diese Punkte werden Extrapunkte genannt. Einige Extrapunkte, die in der Behandlung von allergischen Erkrankungen bedeutsam sind, werden bei der Darstellung der Einzelpunkte erwähnt (s. S. 82). Darüber hinaus haben sich parallel zur Körperakupunktur weitere Somatotopien entwickelt. Hier sind in erster Linie die Schädelakupunktur, die Ohrakupunktur, die Mastoidakupunktur sowie die Handakupunktur zu nennen. Vor allem die Ohrakupunktur hat in der Behandlung allergischer Erkrankungen größere Verbreitung gefunden. Deshalb wird sie am Ende dieses Kapitels vorgestellt (s. S. 84) und bei der Behandlung der einzelnen Krankheitsbilder beschrieben.
4.1.4 Praxis der Akupunktur Die Akupunktur, abgeleitet vom lateinischen Ausdruck acus pungere („Nadel stechen“), ist eine manuelle Technik, die neben dem theoretischen Wissen auch Erfahrung, Geschicklichkeit und Sensibilität erfordert. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die traditionelle und auch am häufigsten praktizierte Nadelung mit der Flaumnadel. Grundsätzlich ist es jedoch möglich, die Reizpunkte auch mit Laser oder durch manuellen Druck (s. Kap. 4.4) zu stimulieren.
■■■■ Häufigkeit und Intervalle In der bei uns geübten Praxis hat es sich durchgesetzt und bewährt, bei einer Erstbehandlung eine Serie von durchschnittlich zehn bis 15 Akupunkturbehandlungen durchzuführen. Die Mehrzahl der Studien (s. Kap. 9) bezieht sich ebenfalls auf eine Anzahl von Behandlungen in dieser Größenordnung. Abweichend davon können in besonders hartnäckigen und chronischen Fällen durchaus 25–30 Behandlungen erforderlich sein. Umgekehrt können in manchen Fällen sehr wenige Akupunkturbehandlungen zum Erfolg führen. Gerade bei allergischen Erkrankungen ist häufig schon nach den ersten fünf oder sechs Sitzungen eine positive Reaktion des Patienten zu beobachten. Die Behandlungsintervalle werden in der Regel in Abhängigkeit von der Akutheit des Beschwerdebildes festgelegt. In hochakuten Situationen werden ein bis drei Behandlungen pro Woche durchgeführt. Bei eher chronischen Beschwerden kann der Abstand zwischen ein- bis viermal pro Monat variieren. (Größere Behandlungsintervalle sind insbesondere dann sinnvoll, wenn die Akupunktur auch mit der Arzneimitteltherapie kombiniert wird.) Bei Folgebehandlungen z.B. im Falle einer saisonalen allergischen Rhinitis sind häufig fünf bis sechs Behandlungen ausreichend.
■■■■ Anzahl der Nadeln Die Anzahl der eingesetzten Nadeln pro Behandlung beträgt in der Regel sechs bis zwölf. Dementsprechend werden in den Behandlungskapiteln meist fünf bis
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
sechs Basispunkte vorgeschlagen. Zudem werden in Abhängigkeit von individuellen Ausprägungen des Beschwerdebildes weitere Punkte aufgeführt. Jeder Akupunkturpunkt weist ein Spektrum von energetischen Wirkmöglichkeiten auf. Letztlich entspricht die Behandlung eines Reizpunktes einer Information bzw. einer Richtungsänderung oder Korrektur des aktuellen Zustandes des energetischen Fließsystems. Je mehr Punkte also behandelt werden, um so größer die Gefahr, dass die Gesamtheit der Informationen unübersichtlich wird. Aus diesem Grund ist eine zahlenmäßige Beschränkung der zu behandelnden Punkte sinnvoll.
■■■■ Punktauswahl Die Punktauswahl sollte sich vor allem nach dem Befund der chinesischen Diagnose richten. Die Übereinstimmung der energetischen Wirkung eines Reizpunktes mit dem diagnostischen Befund ist die Grundvoraussetzung jeder rationalen Akupunkturbehandlung. In einem zweiten Schritt sollte dann überprüft werden, ob die spezielle Symptomatik zu den Indikationen des jeweiligen Punktes passt. Ein sehr häufig angewendetes Prinzip ist die Kombination störungsnaher und störungsferner Punkte. Außerdem kann es sinnvoll sein, symptomatisch wirksame Punkte zu verwenden.
■■■■ Technik Jeder Nadelstich stellt für den Patienten einen Eingriff bzw. eine Verletzung dar und bedarf daher entsprechender Vorsicht. Da durch die Nadel eine winzige Öffnung der Haut erzeugt wird, besteht die grundlegende Wirkrichtung in einer Ausleitung, Ableitung, Zerstreuung und Beruhigung. Durch verschiedene Techniken ist es möglich, auch eine stützende oder ergänzende Wirkung zu erzielen. Dabei ist es erforderlich, mit großer Konzentration und gleichzeitig behutsam vorzugehen. Bei heftiger Manipulation der Nadel besteht die Tendenz einer stärkeren Zerstreuung oder Ableitung. In China wird seit dem Altertum die Bedeutung des „Erreichens des Qi“ (deqi) hervorgehoben. Mehrere neuere Studien haben die intensivere Wirkung einer Akupunkturbehandlung bestätigt, bei der auf das „Erreichen des Qi“ (deqi) geachtet wurde. Praktisch zeigt sich dies in einem dumpfen Schmerz oder auch Taubheits-, Druck- oder Spannungsgefühl in der Stichregion.
■■■■ Praktische Behandlung Eine Akupunktur sollte immer am liegenden Patienten durchgeführt werden, um kollaptischen Zuständen vorzubeugen. Die topographische Beschreibung der Akupunkturpunkte orientiert sich in aller Regel an gut tastbaren oder sichtbaren Strukturen der Körperoberfläche, wie Knochenvorsprünge, Hautfalten etc. Von dort ausgehend werden die Entfernungen als Proportionalzoll (cun) angegeben (Abb. 4.1). Die Punkte selbst sind in aller Regel als tastbare Vertiefun-
57
58
4 Behandlungsmethoden
gen wahrzunehmen. Der Einstichwinkel ist in der Regel senkrecht, in Abhängigkeit von den topographischen Verhältnissen auch schräg oder quer. Er wird ebenso wie die Stichtiefe beim jeweiligen Punkt angegeben. 12 9
3
9 3
8 9 8 12 5
18
19
13
16
A 1
B
14
C 1
F E D
2
Abb. 4.1
Körpermaße in cun (aus Han Chaling 2005)
3 2 1,5
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Die Verweildauer der Nadeln beträgt etwa zehn bis 30 Minuten. Bei korrekter Durchführung ist die Akupunktur eine sichere und sehr nebenwirkungsarme Therapiemethode. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Hämatome sowie vorübergehende Dysästhesien.
■■■■ Moxibustion Die Moxibustion ist die Erwärmung eines Reizpunktes durch das Abbrennen von Beifußkraut. Die Indikation besteht in aller Regel bei einem energetischen Schwächezustand (depletio, xu) in Verbindung mit einem Kälte-Befund (algor, han). Am einfachsten ist die Moxibustion mit einer so genannten Moxazigarre durchzuführen. Diese wird, nachdem eine Glut entstanden ist, für fünf bis 15 Minuten in kleinen kreisenden Bewegungen über den Punkt gehalten. Dabei ist ein gewisser Abstand einzuhalten, um Verbrennungen vorzubeugen. Die Moxibustion wird gerne an den Einflusspunkten des Rückens (foramina inductoria dorsalia, beishuxue) eingesetzt.
59
60
4 Behandlungsmethoden
4.1.5 Akupunkturpunkte zur Behandlung allergischer Erkrankungen Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
1. Hauptleitbahn des Funktionskreises Lunge (cardinalis pulmonalis, fei jing) Lu 1
P1
„Versammlungshalle der Mitte“
zhongfu
6 cun lateral der Körpermittellinie im ersten Interkostalraum unterhalb der Clavicula
Sammlungspunkt auf der Bauchseite; stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pumonale et lienale, fei pi qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um, kühlt Hitze (calor, re)
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
In der Mitte der Ellenbeuge, an der Innenkante des M. brachioradialis
Vereinigungspunkt der fünf Induktorien; stabilisiert das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi) sowie das Yin der Fk Lunge und Niere (yin pulmonale et renale, fei shen yin), kühlt Hitze (calor, re)
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
1,5 cun proximal der Handgelenksfurche am Processus styloideus radii
Anknüpfungspunkt sowie Verbindungspunkt mit der Aufnehmenden Leitbahn (sinarteria respondens, renmai); zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um, öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Lu 9
P9
„Großer Wasserschlund“
taiyuan
Am radialen Ende der Handgelenksfurche in der Vertiefung radial der Pulstaststelle
Punkt des besonderen Einflusses der fünf Induktorien, Punkt, an dem das UrsprungsQi erreicht wird; wandelt Schleim (pituita, tan) um, reguliert den Flüssigkeitshaushalt, stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi)
Lu 10
P 10
„Fischbauchgrenze“
yuji
Auf dem Daumenballen, in der Mitte des ersten Metacarpale an der Grenze von weißem und rotem Fleisch
Punkt des Ausgießens der fünf Induktorien; kühlt Hitze (calor, re), leitet Schleim (pituita, tan) aus, macht die Kehle frei
Lu 11
P 11
„Junges Shang“
shaoshang
Am radialen Nagelwinkel des Daumens
Brunnenpunkt der fünf Induktorien; kühlt Hitze (calor, re), leitet Wind (ventus, feng) aus, macht die Kehle frei
Sternummitte
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
6 cun Lu 1 Achse
lfalte
1 2 3 4 5 6 7 8 Ellbeu ge 9 cun 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Hand Lu 7 gelen 12 k falte scun Lu 9
Lu 5
Lu 11 Lu 7
Lu 10 Lu 9
61
62
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
2. Hauptleitbahn des Funktionskreises Dickdarm (cardinalis intestini crassi, dachang jing) Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Nahe der radialen Seite, etwa in der Mitte des 2. Mittelhandknochens
Punkt, an dem das Ursprungs-Qi erreicht wird; zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Leitbahnen frei, öffnet die Oberfläche (extima, biao), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Bei um 90˚ abgewinkeltem Ellbogen in Verbindung der Ellbogenfalte zum Epicondylus lateralis in einer Vertiefung davor
Vereinigungspunkt der fünf Induktorien; harmonisiert und kühlt das Xue, leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Am unteren Rand des Nasenflügels in einer Vertiefung
Verbindungspunkt mit der Magen-Leitbahn (cardinalis stomachi, wei jing); zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), macht die Nase durchgängig
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Di 11
Di 4
Wechsel zur gegenüberliegenden Seite
Di 20
M. sternocleidomastoideus Höhe Adamsapfel
3 cun
1 cun
63
64
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
3. Hauptleitbahn des Funktionskreises Magen (cardinalis stomachi, wei jing) Ma 2
S2
„Rand des Wangenbeins“
sibai
1 cun unterhalb der Pupille des geradeaus blickenden Auges, auf dem Rand des Wangenbeins; cave!
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht, reguliert den Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Ma 3
S3
„Weites Kellerloch“
juliao
0,7 cun lateral der Nasenöffnung, in Höhe des unteren Randes des Nasenflügels, in Höhe Di 20/IC 20
Verbindungspunkt mit der Emporziehenden Yang-Leitbahn (sinarteria ascendens yang, yangqiaomai); zerstreut Wind (ventus, feng), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, stützt das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi), bewegt das Xue
Ma 25
S 25
„Angel des Himmels“
tianshu
2 cun lateral des Nabels
Sammlungspunkt der Bauchseite; harmonisiert die Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang), reguliert das Qi, löst Blockaden auf
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
3 cun unterhalb der Patellaunterkante, 1 cun fibular der Tibiakante, auf Höhe der Tuberositas tibiae
Vereinigungspunkt der fünf Induktorien; reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
Ma 37
S 37
„Obere Enge des weiten Feldes“
shangjuxu
3 cun unterhalb von Ma 36/S 36, 1 cun fibular der Tibiakante
Vereinigungspunkt der unteren Extremität des Fk Dickdarm (o. intestini crassi, dachang); reguliert die Fk Magen und Dickdarm (oo. stomachi et intestini crassi, wei dachang)
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
In der Mitte zwischen Unterkante der Patella und Spitze des Malleolus lateralis, 1 cun lateral von Ma 38/S 38
Anknüpfungspunkt; senkt das Yang ab, wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, treibt Schleim (pituita, tan) aus
Ma 44
S 44
„Innere Vorhalle“
neiting
An der Basis der 2. Zehe distal des Metatarso-Phalangeal-Gelenkes auf der fibularen Seite
Punkt des Ausgießens der fünf Induktorien; kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Glut (ardor, huo), reguliert das Qi, stillt Schmerzen
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Ma 2
Ma 3
7 8 9
8 cun Übergang Xiphoid/Sternum
Ma 36
1
Ma 37
2
Ma 40
3
2 cun
4 5 6
Ma 25
2 cun
Nabel
7 8 1 2 3 4
Ma 44
65
66
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
4. Hauptleitbahn des Funktionskreises Milz (cardinalis lienalis, pi jing) Mi 1
L1
„Verborgene Weiße“
yinbai
An der tibialen Seite der Großzehe, 0,1 cun proximal des Nagelwinkels
Brunnenpunkt der fünf Induktorien; kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), treibt Feuchtigkeit (humor, shi) aus, reguliert das Xue
Mi 2
L2
„Die große Stadt“
dadu
An der tibialen Seite der Großzehe, distal vom Metatarso-Phalangeal-Gelenk an der Grenze von rotem und weißem Fleisch
Punkt des Ausgießens der fünf Induktorien; kräftigt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), bricht Schleim-Blockaden (pituita, tan)
Mi 3
L3
„Das größte Weiße“
taibai
An der tibialen Seite der Großzehe, proximal des Kopfes des 1. Metatarsale an der Grenze von rotem und weißem Fleisch
Punkt des besonderen Einflusses der fünf Induktorien; Punkt, an dem das Ursprungs-Qi erreicht wird; leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus, löst Schleim (pituita, tan), senkt das Qi ab
Mi 4
L4
„Enkel des Herzogs“
gongsun
An der tibialen Seite des Fußes, distal der Basis des 1. Metatarsale an der Grenze von weißem zu rotem Fleisch
Anknüpfungspunkt, Verbindungspunkt mit der Breiten Trossstraße (sinarteria impedimentalis, chongmai); kräftigt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
3 cun oberhalb des Malleolus internus am Hinterrand der Tibia
Verknüpfungspunkt der drei Yin-Leitbahnen des Fußes, Verbindungspunkt mit den Leber- und Nieren-Leitbahnen (cardinales hepatica et renalis, gan shen jing), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, löst den Fk Leber (o. hepaticus, gan), stützt die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen)
Mi 9
L9
„Die Quelle am Yin-Grabhügel“
yinlingquan
In einer Vertiefung am Unterrand des medialen Condylus der Tibia bei gebeugtem Knie
Vereinigungspunkt der fünf Induktorien; reguliert Feuchtigkeit-Kälte (algor humidus, shihan) und Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), führt das Qi nach unten
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
4. Hauptleitbahn des Funktionskreises Milz (cardinalis lienalis, pi jing) ( Forts.) Mi 10
L 10
„Meer des Xue“
xuehai
2 cun proximal des Oberrandes der Patella über dem medialen Patellarand
Reguliert das Xue
Höchste Prominenz des Malleolus medialis Basis des 1. Metatarsalknochens Köpfchen des 1. Metatarsalknochens
Mi 1
Mi 2
Mi 3
Mi 4 6
Mi 10 2 cun
Mi 9 3
4
3 Mi 6 Höchster Punkt Malleolus medialis
3 cun
67
68
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
5. Hauptleitbahn des Funktionskreises Herz (cardinalis cardialis, xin jing) He 7
C7
„Pforte des Shen“
shenmen
Proximal und radial des Os pisiforme in der Handgelenksfalte, radial der Sehne des M. flexor carpi ulnaris
Punkt des besonderen Einflusses der fünf Induktorien, Punkt, an dem das Ursprungs-Qi erreicht wird; stützt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi), senkt das Yang ab, macht die Leitbahnen durchgängig, kühlt Hitze (calor, re)
6. Hauptleitbahn des Funktionskreises Niere (cardinalis renalis, shen jing) Ni 3
R3
„Mächtiger Wasserlauf“
taixi
In der Mitte der Verbindungslinie zwischen Malleolus medialis und Achillessehne
Punkt des besonderen Einflusses der fünf Induktorien; Punkt, an dem das Ursprungs-Qi erreicht wird, stützt das Qi der Fk Niere und Leber (qi renale et hepatici, shen gan qi), kühlt Hitze (calor, re)
Ni 6
R6
„Meer der Erhellung“
zhaohai
Direkt unterhalb der Spitze des Innenknöchels
Verbindungspunkt mit der Emporziehenden Yin-Leitbahn (sinarteria ascendens yin, yinqiaomai); führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben, kühlt Hitze (calor, re), sediert
Ni 7
R7
„Der zurückfließende Strom“
fuliu
Am Vorderrand der Achillessehne, 2 cun oberhalb von Ni 3/R 3 in einer Vertiefung
Durchgangspunkt der fünf Induktorien; stützt das Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin), reguliert das Xue und die Bauenergie (qi constructivum, yingqi), kühlt Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Ni 27
R 27
„Versammlungshalle der Einflussnahme“
shufu
Zwischen erster Rippe und Clavicula, 2 cun seitlich der Mittellinie
Trocknet Feuchtigkeit (humor, shi), wandelt Schleim (pituita, tan) um, beruhigt Keuchatmung
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Innenfläche
Ni 7 He 7
2 cun Höchste Prominenz des Malleolus medialis
Ni 3
re. Hand
1 cun Talus Ni 6
Achillessehne Calcaneus
Ni 27
69
70
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
7. Hauptleitbahn des Funktionskreises Blase (cardinalis vesicalis, pangguang jing) Bl 2
V2
„Zusammengelegter Bambus“
cuanzhu
Am medialen Ende der Augenbraue
Klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) frei
Bl 7
V7
„Himmelskommunikation“
tongtian
1,5 cun lateral der Medianen, 4 cun hinter der vorderen Haargrenze
Zerstreut Wind (ventus, feng), löst Krämpfe, löst Wind-Feuchtigkeit-Blockaden (humor venti, fengshi)
Bl 12
V 12
„Pforte der Winde“
fengmen
1,5 cun lateral des Dornfortsatzes des 2. BWK
Verbindungspunkt mit der Leitbahn der Steuerung (sinarteria regens, dumai); stützt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), kühlt Hitze (calor, re), zerstreut Wind (ventus, feng)
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des LungenFunktionskreises“
feishu
1,5 cun lateral des Dornfortsatzes des 3. BWK
Einflusspunkt des Rückens; stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen), reguliert das Qi, stützt das Yin, kühlt Hitze (calor, re)
Bl 17
V 17
„Einflusspunkt des Zwerchfells“
geshu
1,5 cun lateral des Dornfortsatzes des 7. BWK
Einflusspunkt des Rückens, Zusammenkunftspunkt des Xue; reguliert und kühlt das Xue, verteilt Stasen, stützt das Xue
Bl 18
V 18
„Einflusspunkt des LeberFunktionskreises“
ganshu
1,5 cun lateral des Dornfortsatzes des 9. BWK
Einflusspunkt des Rückens; klärt die Augen, kräftigt die Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan), löst Blockaden, leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
1,5 cun lateral des Dornfortsatzes des 11. BWK
Einflusspunkt des Rückens; leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus, reguliert das Xue
Bl 21
V 21
„Einflusspunkt des MagenFunktionskreises“
weishu
1,5 cun lateral des Dornfortsatzes des 12. BWK
Einflusspunkt des Rückens; stützt und harmonisiert die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, löst Blockaden
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
1,5 cun lateral des Dornfortsatzes des 2. LWK
Einflusspunkt des Rückens; klärt die Sicht, stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Bl 7
Bl 2
71
72
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
7. Hauptleitbahn des Funktionskreises Blase (cardinalis vesicalis, pangguang jing) (Forts.) Bl 25
V 25
„Einflusspunkt des DickdarmFunktionskreises“
dachangshu
1,5 cun lateral des Dornfortsatzes des 4. LWK auf Höhe des Beckenkammes
Einflusspunkt des Rückens; reguliert die Fk Magen und Dickdarm (oo. stomachi et intestini crassi, wei dachang), verbessert die Nahrungsassimilation
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
In der Mitte der Beugefalte des Kniegelenkes, wo ein Puls tastbar ist
Vereinigungspunkt der fünf Induktorien; stützt und reguliert die Fk Niere und Leber (oo. renalis et hepaticus, shen gan), kühlt Hitze des Xue (calor xue, xuere)
8. Hauptleitbahn des Funktionskreises Herzbeutel (cardinalis pericardialis, xinbao jing) Pe 6
Pc 6
„Inneres Passtor“
neiguan
Zwischen den Sehnen des M. palmaris longus und des M. flexor carpi radialis, 2 cun proximal der Handgelenksfalte
Anknüpfungspunkt, Verbindungspunkt mit dem Haltenetz des Yin (sinarteria retinens yin, yinweimai); stützt die Fk Herz und Milz (oo. cardialis et lienalis, xin pi), leitet Feuchtigkeit, Wind und Hitze (humor, ventus und calor, shi feng re) aus, reguliert das Qi, sediert
Pe 7
Pc 7
„Großer Grabhügel“
daling
In der Mitte der inneren Handgelenksfalte, zwischen den Sehnen des M. palmaris longus und des M. flexor carpi radialis
Punkt des besonderen Einflusses der fünf Induktorien, Punkt, an dem das UrsprungsQi erreicht wird; kühlt den Fk Herz (o. cardialis, xin), zerstreut Wind und Hitze (ventus und calor, feng re), öffnet die Oberfläche (extima, biao)
9. Hauptleitbahn des Funktionskreises Leber (cardinalis hepatica, gan jing) Le 2
H2
„Der Zwischenraum des Gehens“
xingjian
Distal vom Zehengrundgelenk, zwischen der 1. und 2. Zehe
Punkt des Ausgießens; harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan), hält das Xue, leitet Glut (ardor, huo) aus
Le 3
H3
„Die mächtige große Straße“
taichong
Zwischen dem Mittelfußknochen der 1. und 2. Zehe in einer Vertiefung ca. 1,5 cun proximal des Grundgelenks
Punkt des besonderen Einflusses der fünf Induktorien, Punkt, an dem das UrsprungsQi erreicht wird; stützt die Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan), senkt das Yang ab, reguliert und kühlt das Xue
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Spina scapulae
1 2 3 4
Bl 12 Bl 13
5 6
Ansatz der Spina scapulae am medialen Scapularand → Dornfortsatzunterkante von BWK 3 oder BWK 4
7 Bl 17 1,5 1,5 cun 10 11 12 1 2
Bl 18
Pe 6
Angulus inferior scapulae → Dornfortsatzunterkante von BWK 7 oder BWK 8
Pe 7
Bl 20 Bl 21 Bl 23
3 4 5
Bl 25
oberer Teil des Darmbeinkamms → LWK 4
31 32 33 35
Caput longum des M. biceps femoris Bl 40
M. gastrocnemius
Kniegelenksbeugefalte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Malleolus lateralis
Le 2 Le 3
73
74
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
9. Hauptleitbahn des Funktionskreises Leber (cardinalis hepatica, gan jing) (Forts.) Le 13
H 13
„Dekorierte Pforte“
zhangmen
Am freien Ende der 11. Rippe
Sammlungspunkt der Bauchseite des Fk Milz (o. lienalis, pi), Zusammenkunftspunkt aller Speicherfunktionskreise (oo. horreales, zang); harmonisiert die Fk Milz und Leber (oo. lienalis et hepaticus, pi gan), stabilisiert die Bauenergie (qi constructivum, yingqi), reguliert das Qi
10. Hauptleitbahn des Funktionskreises Drei Wärmebereiche (cardinalis tricalorii, sanjiao jing) 3E 5
T5
„Äußeres Passtor“
waiguan
2 cun proximal der Handgelenksfalte, Mitte des Unterarmes zwischen Elle und Speiche, gegenüber Pe 6/Pc 6
Anknüpfungspunkt; Verbindungspunkt mit dem Haltenetz des Yang (sinarteria retinens yang, yangweimai); macht die Leitbahnen frei, zerstreut Hitze und Kälte (calor und algor, re han), öffnet die Oberfläche (extima, biao)
3E 6
T6
„Der fliegende Tiger“/ „Seitlicher Abzugsgraben“
feihu/ zhigou
3 cun proximal der Handgelenksfalte, Mitte des Unterarms zwischen Elle und Speiche
Durchgangspunkt der fünf Induktorien; lockert den QiMechanismus, lässt die Säfte (jinye) umlaufen, entfaltet das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi)
3E 10
T 10
„Brunnen des Himmels“
tianjing
1 cun hinter und oberhalb des Olekranons in einer Vertiefung bei gebeugtem Ellenbogen
Verbindungspunkt der fünf Induktorien; stabilisiert den Qi-Mechanismus, lässt die Säfte (jinye) umlaufen, zerstreut Feuchtigkeit (humor, shi)
11. Hauptleitbahn des Funktionskreises Gallenblase (cardinalis felleus, dan jing) Gb 1
F1
„Kellerloch der Pupille“
tongziliao
0,5 cun lateral des Kanthus lateralis
Verbindungspunkt mit den Dünndarm- und DreiWärmebereiche-Leitbahnen (cardinales intestini tenuis et tricalorii, xiaochang sanjiao jing); Verbindung zum Leitbahnzweig der Leber-Leitbahn (cardinalis hepatica, gan jing); klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng) und Wind-Hitze (calor venti, fengre)
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
11. Hauptleitbahn des Funktionskreises Gallenblase (cardinalis felleus, dan jing) (Forts.) Gb 14
F 14
„Weiße des Yang“
yangbai
1 cun über der Mitte der Augenbraue
Verbindungspunkt mit den Magen-, Dickdarm-, DreiWärmebereiche-Leitbahnen (cardinales stomachi, intestini crassi et tricalorii, wei dachang sanjiao jing) sowie mit dem Haltenetz des Yang (sinarteria retinens yang, yangweimai); klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng)
3 cun
1/2
1/2
Le 13
3E 10
1 2 3 4 5 6 7 8 9 cun 1 2 3 4 5 6 7 8 9 3E 6 10 11 3E 5 12 cun
75
76
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
11. Hauptleitbahn des Funktionskreises Gallenblase (cardinalis felleus, dan jing) (Forts.) Gb 15
F 15
„Am Rand der Tränen des Kopfes“
toulinqi
Senkrecht oberhalb von Gb 14/ F 14, 0,5 cun hinter der Haargrenze
Verbindungspunkt mit der Blasen-Leitbahn und dem Haltenetz des Yang (cardinalis vesicalis und sinarteria retinens yang, pangguang jing yangweimai); zerstreut Wind (ventus, feng), stützt und reguliert die Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan)
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
In der geräumigen Vertiefung zwischen M. sternocleidomastoideus und M. trapezius (Höhe von Du 16/ Rg 16)
Verbindungspunkt mit dem Haltenetz des Yang sowie der Drei-Wärmebereicheund Emporziehenden YangLeitbahnen (sinarteria retinens yang, cardinalis tricalorii und sinarteria ascendens yang, yangweimai sanjiao jing yangqiaomai); zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), klärt die Sicht
Gb 31
F 31
„Marktplatz der Winde“
fengshi
In einer Vertiefung vor dem Kopf der Fibula
Vereinigungspunkt der fünf Induktorien; Zusammenkunftspunkt des Bewegungsapparates; stützt die Fk Leber, Gallenblase, Milz und Niere (oo. hepaticus, felleus, lienalis et renalis, gan dan pi shen), leitet Feuchtigkeit (humor, shi), Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus
Gb 37
F 37
„Glanz und Licht“
guangming
5 cun oberhalb des Außenknöchels
Anknüpfungspunkt; klärt die Sicht, reguliert und stützt das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi), zerstreut Wind (ventus, feng)
Gb 39
F 39
„Die herabhängende Glocke“
xuanzhong
3 cun oberhalb des Malleolus externus
Zusammenkunftspunkt des Markes, Verknüpfungspunkt der drei Yang-Leitbahnen des Fußes; zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pitutia, tan) um, entfaltet das Qi, kanalisiert Feuchtigkeit (humor, shi)
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
11. Hauptleitbahn des Funktionskreises Gallenblase (cardinalis felleus, dan jing) (Forts.) Gb 42
F 42
„Der fünfte Versammlungspunkt der Erde“
diwuhui
0,5 cun distal von Gb 41/F 41 auf der medialen Seite des M. extensor digiti longus V
Gb 15
Gb 14
Gb 1
Gb 20
Reguliert den Säftehaushalt (jinye), kanalisiert Feuchtigkeit (humor, shi)
77
78
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
12. Leitbahn der Steuerung (sinarteria regens, dumai) Du 4
Rg 4
„Pforte des Lebensloses“
mingmen
Unterhalb des Dornfortsatzes des 2. LWK auf der Medianen
Stützt die Fk Niere und Leber (oo. renalis et hepaticus, shen gan), mehrt das Xue, senkt das Qi ab, zerstreut Wind (ventus, feng)
Du 14
Rg 14
„Punkt aller Strapazen“
dazhui
Unterhalb des Dornfortsatzes des 7. HWK auf der Medianen
Verbindungspunkt mit allen Yang-Leitbahnen; klärt die Sinnesöffnungen, stützt das Qi der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und die Fk Leber und Lunge (oo. hepaticus et pulmonalis, gan fei), senkt Glut (ardor, huo) ab, leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus
Du 16
Rg 16
„Versammlungshalle des Windes“
fengfu
1 cun oberhalb der Haargrenze auf der Medianen, direkt unter der Protuberantia occipitale
Verbindungspunkt mit der Blasen-Leitbahn und dem Haltenetz des Yang (cardinalis vesicalis und sinarteria retinens yang, pangguang jing yangweimai); zerstreut Wind (ventus, feng), löst Krämpfe
Du 20
Rg 20
„Zusammenkunft aller Leitbahnen“
baihui
An der höchsten Stelle des Kopfes, am Schnittpunkt der Medianen mit der Verbindungslinie zwischen den höchsten Punkten der Ohrmuscheln
Verbindungspunkt mit allen Yang-Leitbahnen und der Leber-Leitbahn (cardinalis hepatica, gan jing); macht die Sinnesöffnungen frei, stützt und reguliert den Fk Leber (o. hepaticus, gan), zerstreut Wind (ventus, feng), senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab, führt das echte Yang (yang merum, zhenyang) nach oben
Du 23
Rg 23
„Oberer Stern“
shangxing
Auf der Kopfmittellinie, 1 cun hinter der vorderen Haargrenze
Leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, macht die Nase durchgängig
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
12 cun
Gb 31 2 cun 5 cun laterale Kniegelenksfalte Gb 42
9 cun
7 6 5 4 3 höchste Er- 2 hebung des 1 Malleolus cun lateralis
Gb 37 Gb 39
Du 20
Oberer Teil des Beckenkamms → LWK 4
Du 4
Du 16
Du 14
Dornfortsatzunterkante HWK 7
79
80
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
13. Aufnehmende Leitbahn (sinarteria respondens, renmai) Ren 4
Rs 4
„Das erste der Passtore“
guanyuan
3 cun unterhalb des Nabels
Sammlungspunkt des Bauchs für den Fk Dünndarm (o. intestini tenuis, xiaochang), Verbindungspunkt mit den Hauptleitbahnen der Fk Leber, Milz und Niere (oo. hepaticus, lienalis et renalis, gan pi shen), stützt das Qi des Fk Niere (o. renalis, shen) und das Struktivpotenzial (jing)
Ren 6
Rs 6
„Meer des Qi“
qihai
1,5 cun unterhalb des Nabels
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) und das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi)
Ren 9
Rs 9
„Die geteilten Wasser“
shuifen
1 cun oberhalb des Nabels
Reguliert die Säfte (jinye), stabilisiert den Wasserhaushalt
Ren 10
Rs 10
„Punkt des Magenausgangs“
xiawan
2 cun oberhalb des Nabels
Verbindungspunkt mit den Hauptleitbahnen der Fk Milz und Dünndarm (oo. lienalis et intestini tenuis, pi xiaochang); leitet FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) aus der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) aus
Ren 12
Rs 12
„Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“
zhongwan
4 cun oberhalb des Nabels und 4 cun unterhalb des Processus xiphoideus
Sammlungspunkt des Bauchs; Verbindungspunkt mit den Hauptleitbahnen der Fk Magen, Dünndarm und Drei Wärmebereiche (oo. stomachi, intestini tenuis et tricalorii, wei xiaochang sanjiao); reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), kanalisiert Feuchtigkeit (humor, shi)
Ren 17
Rs 17
„Vorhof der Brust“
tanzhong
Auf dem Brustbein, auf Höhe der Brustwarzen bzw. des 4. ICR
Sammlungspunkt der Bauchseite des Fk Herzbeutel (o. pericardialis, xinbao), Zusammenkunftspunkt des Qi; reguliert das Qi, senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab, nimmt Druck von der Brust
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/Wirkung
13. Aufnehmende Leitbahn (sinarteria respondens, renmai) (Forts.) Ren 22
Rs 22
5
0, cu
n
cu
0,5
n
n
1 cu
1,5 cun
1,5 cun
Du 20
1,5
0,5 cun oberhalb des Sternums, in der Mitte der Fossa suprasternalis
Verbindungspunkt zum Haltenetz des Yin (sinarteria retinens yin, yinweimai); stützt und reguliert das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), macht die Kehle frei
Ren 22
cu
n
1,5
Du 23
tiantu
„Bresche des Himmels“
cun
Haaransatz
1,5 cun n
1,5 cu
Du 16
Processus mastoideus Processus transversus atlantis
Ren 17
Ren 12 Ren 10 Ren 9
Ren 6 Ren 4
81
82
4 Behandlungsmethoden
Lokale Extrapunkte WHOKlassifikation
Bezeichnung nach Hempen
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Qualifikation/ Wirkung
Ex-HN 3
Ex 1
„Siegelhalle“
yintang
In der Mitte zwischen den Augenbrauen
Zerstreut Wind und Hitze (ventus und calor, feng re), sediert
Ex-HN 5
Ex 2
„Die Sonne“
taiyang
Vom Mittelpunkt zwischen Außenkanthus und äußerem Ende der Augenbraue, ca. 1 cun seitlich in einer geräumigen Vertiefung
Klärt die Augen, leitet Wind (ventus, feng) und WindHitze (calor venti, fengre) aus, kühlt Hitze (calor, re)
Ex-HN 8
Ex 3
„Durchgängige Nase“
bitong
Am oberen Ende der Nasolabialfalte
Öffnet die Nase
Ex-B 1
Ex 10
„Asthmaerleichterung“
dingchuan
1 cun seitlich von Du 14/Rg 14
Leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aus
Ex-UE 10
Ex 13
„Die vier Fingergelenksspalten“
sifeng
Auf der Palmarseite in der Mitte der proximalen Interphalangealgelenke von Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinem Finger
Fördert den Fluss des Qi und des Xue
Ex-LE 3
Ex 21
„Insektennest“
baichongwo
1 cun über Mi 10/ L 10
Reguliert das Xue, beseitigt Wind (ventus, feng)
Ex-B 1 (dingchuan)
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Ex-HN 3 (yintang)
Ex-HN 8 (bitong)
Ex -HN 5 (taiyang)
Ex-HN 8 (bitong)
Ex-UE 10 (sifeng)
10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 cun
Ex-LE 3 (baichongwo)
83
84
4 Behandlungsmethoden
4.1.6 Ohrakupunktur Neben der traditionellen chinesischen Körperakupunktur haben sich in den letzten Jahrzehnten mehrere neue Akupunkturverfahren entwickelt. Dazu gehören die Ohrakupunktur, die Schädelakupunktur, die koreanische Handakupunktur oder neuerdings die Mastoidakupunktur. Unter diesen Verfahren hat die Ohrakupunktur mit Abstand die weiteste Verbreitung erfahren. Die Ohrakupunktur ist in der Praxis sowohl mit der Körperakupunktur als auch mit der chinesischen Arzneimitteltherapie hervorragend zu kombinieren. Die klassischen Indikationen der Ohrakupunktur sind vor allem die Schmerztherapie sowie die Behandlung von Suchterkrankungen. Darüber hinaus hat sich gerade auch in der Behandlung allergischer Erkrankungen die Ohrakupunktur ausgezeichnet bewährt. So wurde sie unter anderem in einigen Studien zur Akupunkturbehandlung des Heuschnupfens mit der Körperakupunktur kombiniert. Aus diesem Grund wurde die Ohrakupunktur als sinnvolle Ergänzung der chinesischen Medizin in dieses Werk integriert und bei den einzelnen Krankheitsbildern dargestellt.
■■■■ Historie Die ältesten Ursprünge der Ohrakupunktur reichen etwa 2000 Jahre zurück. Historische Quellen finden sich in Ägypten und Persien sowie in Griechenland und China. In ihrer heutigen Form geht die Ohrakupunktur auf den französischen Arzt Dr. Paul Nogier in Lyon zurück. Er entdeckte in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts bei mehreren Patienten eine Narbe am Ohr, die seine Neugierde erweckte. Daraufhin erfuhr er, dass die Patienten von Heilkundigen wegen Ischiasbeschwerden erfolgreich an der gleichen Stelle kauterisiert worden waren. In der Folgezeit begann er eigene Erfahrungen zu sammeln und entwickelte schließlich eine topographische Karte des Ohres, bei der sich der gesamte Organismus auf dem Ohr abbildete. Nachdem Nogiers Erkenntnisse im Jahre 1958 auch in China veröffentlicht wurden, fand die Ohrakupunktur auch im Ursprungsland der Akupunktur rasche Verbreitung. In den heute existierenden Lehrbüchern werden die französische und die chinesische Schule beschrieben. Die beiden Schulen unterscheiden sich unter anderem in den Punktlokalisationen, können in der Praxis aber ohne Weiteres miteinander kombiniert werden.
■■■■ Praxis Da sich der gesamte Organismus auf dem Ohr abbildet, liegen die Projektionspunkte der verschiedenen Körperregionen am Ohr auf engstem Raum nebeneinander. Aus diesem Grund suchte man nach Möglichkeiten, die Punkte exakt zu lokalisieren. Dabei wurde zunächst entdeckt, dass pathologische Projektions-
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
punkte drucksensibel sind. Schließlich war auch hier der entscheidende Durchbruch Nogier zu verdanken, der wiederum zufällig den „Réflexe auriculocardiaque“ (RAC) entdeckte. Dabei tastet der Behandler mit einer Hand den Radialispuls des Patienten, während er mit der anderen Hand am Ohr durch Mikroreize eine Veränderung der Pulswelle auslöst. Bei entsprechender Übung hat sich die Tastung des RAC-Reflexes als die exakteste Methode zum Nachweis der relevanten Ohrakupunkturpunkte etabliert. Die so gefundenen Punkte werden mit Nadeln oder auch Dauernadeln behandelt. Dabei werden kürzere und dickere Nadeln als in der Körperakupunktur verwendet.
■■■■ Theoretische Erklärungsmodelle Manfred Angermaier beschreibt in seinem „Leitfaden Ohrakupunktur“ einen physiologischen und einen energetischen Ansatz: Beim physiologischen Ansatz wird versucht, die Reaktion des Körpers durch Reizung bestimmter Strukturen der Haut zu erklären (z.B. Nervensystem). Der energetische Ansatz geht davon aus, dass neben Blutgefäßen, Lymphbahnen und Nerven ein nicht sichtbares energetisches System die Regulationskräfte des Körpers unterstützt. Bahr geht dabei so weit, bestimmte Punkte am Ohr in ihrer energetischen Wirkung mit Punkten der Körperakupunktur gleichzusetzen. Letztlich wird in der Ohrakupunktur jedoch keine vergleichbare Differenzierung eines Krankheitsbildes vorgenommen, wie dies in der Körperakupunktur und noch mehr in der Phytotherapie üblich ist. Aus diesem Grund wurde zu jedem Krankheitsbild eine Seite mit den relevanten Ohrakupunkturpunkten erstellt. Diese können ergänzend zur Körperakupunktur behandelt werden. Entscheidend für die Behandlung ist jedoch nicht die chinesische energetische Diagnose, sondern ein positiver RAC-Reflex.
■■■■ Ohrpunkte Alle bei der Allergiebehandlung relevanten Ohrpunkte sind in Abbildung 4.31 dargestellt.
■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, ACTH, Nebennierenrinde – Infektachse: Interferon, Thymus 5 Symptombezogene Punkte: Nase, Nasenschleimhaut, Sinus maxillaris, Sinus sphenoidalis, Sinus ethmoidalis, Sinus frontalis, Tonsillen, Oberkiefer, Unterkiefer, Plexus bronchopulmonalis, Auge (8), Auge I (24a) 5 Psychische Punkte: Haldol, Valium, Angst, Omegahauptpunkt, Omega-1-Punkt, Omega-2-Punkt 5 Stabilisierende Punkte: Nullpunkt, Lateralitätssteuerpunkt
85
86
4 Behandlungsmethoden
Appendix
Histamin Shenmen
Ω2-Punkt
Urtikaria-Zone Uterus Kolon
Dyspnoe
Nebennierenrinde (NNR)
Haldol Hämorrhoiden Ω1-Punkt Nullpunkt Interferon Bronchus Äußere Nase LateralitätsSteuerpunkt Valium Innere Nase Endokrinium Auge I
Gallenblase Dünndarm Hel
ixw
Magen
urz
el
Thymus Plexus bronchopulmonalis Hypophyse Sinus maxillaris Sinus sphenoidalis Tonsillen Unterkiefer
Angst
Oberkiefer
Nase
Sinus ethmoidalis
Nasenschleimhaut Ω-Hauptpunkt
Sinus frontalis Asthma ACTH Auge
Abb. 4.31 Ohrakupunkturpunkte bei allergischen Erkrankungen
■■ Chinesische Punkte 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Äußere Nase (14) Innere Nase (16) Shenmen (55) Endokrinium (22) Hypophyse (28) Magen (87) Dünndarm (89) Kolon (91) Lunge (101) Bronchus (102) Asthma (31) Dyspnoe (60) Urtikariazone (71)
4.1 Akupunktur- und Moxabehandlung
Störfelder bei Operationsnarben: Appendix, Gallenblase, Uterus, Hämorrhoiden
Literatur Literatur in westlichen Sprachen Angermaier M: Leitfaden Ohrakupunktur. 3. Aufl. Elsevier, München-Jena 2004 Deadman P, Al-Khafaji M, Baker K: A Manual of Acupuncture. Eastland Press, Seattle 2001 Fatrai A, Uhrig S, Engelhardt U, Hempen C-H, Han C, Hummelsberger J, Leonhardy H: Chinesische Medizin in der Augenheilkunde. Elsevier, München-Jena 2005 Focks C, Hillenbrand N (ed.): Leitfaden Traditionelle Chinesische Medizin. 4. Aufl. Elsevier, München-Jena 2006 Hempen C-H: dtv-Atlas zur Akupunktur. 5. Aufl. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999 Linde N: Ohrakupunktur, Leitfaden für Theorie und Praxis. 2. Aufl. Sonntag, Stuttgart 1999 Nogier PMF: Praktische Einführung in die Aurikulotherapie. Maisonneuve, Saint-Ruffine 1978 Nogier PMF: Lehrbuch der Auriculotherapie. Maisonneuve, Saint-Ruffine 1973 Porkert M, Hempen C-H: Systematische Akupunktur. Urban & Schwarzenberg, München-Wien-Baltimore 1985 Stux G, Stiller N, Berman B, Pommeranz B: Akupunktur, Lehrbuch und Atlas. 5. Aufl. Springer, Berlin-Heidelberg-New York 2003
Chinesischsprachige Literatur Li Jingwei et al.: Großes Lexikon der chinesischen Medizin (Zhongyi da cidian). Volksverlag für Hygiene, Beijing 1995 Lü Jianping et al.: Akupunktur (Zhenjiuxue). Wissenschaftsverlag, Beijing 1996 Wang Xuetai et al.: Großes Kompendium der Chinesischen Akupunktur (Zhongguo zhenjiu daquan). Verlag für Wissenschaft und Technik, Henan 1998
87
88
4 Behandlungsmethoden
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie Michael Wullinger
4.2.1 Grundlagen Die chinesische Arzneimitteltherapie wird komplementär zur Akupunktur als innere Behandlungmethode bezeichnet. Innerhalb Chinas gilt sie als die bedeutendste der fünf therapeutischen Säulen. Dies ist damit zu begründen, dass sie die umfassendste, differenzierteste und effizienteste aller Therapiemethoden ist: 5 Sie eignet sich hervorragend, um eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi, des Xue, von Yin oder Yang durch stützende Arzneimittel auszugleichen. 5 Alle Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) wie Wind und Hitze (ventus und calor, feng re), aber auch Feuchtigkeit und Kälte (humor und algor, shi han) können zerstreut, ausgeleitet, geklärt werden. 5 Der Fluss von Qi und Xue kann reguliert werden, und Disharmonien zwischen den Funktionskreisen (orbes, zangfu) können harmonisiert werden. Zur Anwendung kommen überwiegend pflanzliche, in geringem Umfang auch mineralische oder tierische Arzneimittel. Die Ursprünge der Arzneimitteltherapie liegen etwa vor 2000 Jahren. Dies bedeutet, dass für die allermeisten Arzneidrogen über mehrere Jahrhunderte Erfahrungen am Menschen vorliegen und damit eine große therapeutische Sicherheit gewährleistet ist. Die Grundlage für die Anwendung chinesischer Arzneimittel bildet in jedem Fall eine Diagnose nach den Regeln der chinesischen Medizin. Die Aussagen der chinesischen Diagnostik passen exakt zu den Wirkbeschreibungen der chinesischen Arzneimittel. Diese Kompatibilität entsteht durch die Qualifizierung der energetischen Wirkungen nach einem feststehenden Muster.
4.2.2 Die Qualifizierung chinesischer Arzneimittel
5 5 5 5
Chinesische Arzneimittel werden nach einem bestimmten Muster beschrieben, das ihre energetischen Wirkeigenschaften qualifiziert. Dieses Muster umfasst folgende Eigenschaften: Temperaturverhalten (natura, xing) Geschmacksrichtung (sapor, wei) Funktionskreisbezug Wirkung Dieses Beschreibungsmuster chinesischer Arzneimittel wird auch Paradigma genannt. Es schafft die Voraussetzungen dafür, therapeutisch an die Aussagen der chinesischen Diagnostik anzuknüpfen. Damit erhält die chinesische Arzneimitteltherapie eine logische Stringenz, die weit über das empirische Wissen der einzelnen Arzneimittel hinausreicht.
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
■■■■ Temperaturverhalten (natura, xing) Das Temperaturverhalten (natura, xing) ist die allgemeinste Wertung eines Arzneimittels und beschreibt die Dynamik, die ein Arzneimittel entfaltet. Körpervorgänge werden entweder beschleunigt und aktiviert oder im Gegenteil verlangsamt und gehemmt. Man unterscheidet warme und heiße von kühlen und kalten sowie neutralen Arzneimitteln. In abgestufter Form werden auch die Qualifikationen „Tendenz zu warm“ oder „Tendenz zu kalt“ gebraucht. Damit ergibt sich ein schlüssiger Zusammenhang zu dem Leitkriterienpaar Kälte (algor, han) und Hitze (calor, re). Bereits im 74. Kapitel der „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (Huangdi neijing suwen, aus dem 1. Jh. v. Chr., in der Tang- und Song-Zeit überarbeitet) heißt es: „Kaltes erhitzt man, und Heißes kühlt man.“ Warme und heiße Arzneimittel: 5 Sie wirken zerstreuend und umwandelnd auf Yin-Agenzien wie Kälte (algor, han), Feuchtigkeit (humor, shi) oder Schleim (pituita, tan). 5 Sie lösen und bewegen Qi-Blockaden sowie Xue-Stasen. 5 Sie erwärmen und stützen die Yang-Bereiche. Damit haben sie eine allgemein dynamisierende, bewegende, entfaltende und zerstreuende Wirkung. Bei langzeitiger Anwendung besteht die Gefahr eines übermäßigen Verbrauchs des Yin und der Säfte (jinye). Kühle und kalte Arzneimittel: 5 Sie wirken kühlend, klärend und ausleitend bei Yang-Agenzien wie Hitze (calor, re), Glut (ardor, huo) oder Wind (ventus, feng). 5 Überschießende Funktionen und Unruhezustände werden beruhigt, befriedet und gedämpft. 5 Das Yin und die Säfte (jinye) werden gesammelt, ergänzt und gefestigt. Insgesamt haben sie also eine beruhigende, sammelnde, festigende und erhaltende Wirkung. Bei langzeitiger Anwendung wird möglicherweise die Entfaltung des Yang gehemmt und beeinträchtigt. Neutrale Arzneimittel: 5 Sie haben den größten Einsatzbereich, weil sie eine ausgewogene und harmonische energetische Situation stabilisieren. 5 Qi und Yang werden in sanfter Weise mobilisiert, andererseits werden die Säfte (jinye) geschützt und erhalten. 5 Sie vereinigen die Wirkung von warmen und kalten Arzneimitteln, dadurch unterstützen sie die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) des Individuums. Das Temperaturverhalten (natura, xing) eines Arzneimittels kann durch physikalische Einwirkung, z.B. Kochen, verändert werden und entspricht damit einer Yang-Qualifikation.
89
90
4 Behandlungsmethoden
■■■■ Geschmacksrichtung (sapor, wei)
5 5 5 5 5 5
Eine differenziertere Betrachtung der Wirkung eines Arzneimittels ergibt sich aus der Geschmacksrichtung (sapor, wei). Dabei entspricht die sinnliche Wahrnehmung in den meisten Fällen dieser energetischen Wirkbeschreibung, sie kann gelegentlich aber davon abweichen. Es werden folgende Geschmacksrichtungen (sapores, wei) verwendet: Scharf Süß Neutral Sauer Bitter Salzig Mit diesen Geschmacksrichtungen (sapores, wei) verbinden sich konkrete Wirkungen, aber auch eine Aussage über die Wirkebene und Eindringtiefe eines Arzneimittels. Scharfe Arzneimittel haben die deutlichste Wirkung auf die Oberfläche (extima, biao), während salzige Arzneimittel am ausgeprägtesten auf das Innere (intima, li) einwirken. Auf diese Weise wird mit der Geschmacksrichtung (sapor, wei) eine Verbindung zu dem Leitkriterienpaar Oberfläche (extima, biao) und Inneres (intima, li) hergestellt. Im 74. Kapitel der „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (Huangdi neijing suwen) heißt es: „Scharfe und süße Geschmacksrichtungen zerstreuen und sind Yang; saure und bittere Substanzen drainieren und sind Yin.“ Die Wirkungen im Detail: Yang Scharf: zerstreut, bewegt, öffnet, entfaltet, mobilisiert das Qi, wirkt auf die Oberfläche (extima, biao) und außen Süß: stützt, harmonisiert, reguliert, stellt aktive Energie (Qi) und Säfte (jinye) bereit Neutral: reguliert den Säftehaushalt (jinye), regt die Ausscheidungen an Sauer: zieht zusammen, adstringiert, wirkt Säfteverlust (jinye) entgegen Bitter: trocknet, klärt, drainiert, führt nach unten Salzig: befeuchtet, erweicht, laxiert, wirkt in der Tiefe und innen Yin
Gelegentlich werden zwei weitere Begriffe verwendet: 5 Aromatisch: Kann Trübes durchdringen, belebt den Fk Milz (o. lienalis, pi), die konstellierende Kraft (shen) und öffnet die Sinnesorgane 5 Adstringierend: Wirkt dem Verlust von Säften (jinye) entgegen
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
Die Geschmacksrichtung (sapor, wei) kann durch thermische Einwirkung nicht verändert werden. Sie positioniert und definiert ein Arzneimittel, ist somit eine Yin-Qualifikation. Arzneimittel können eine einzige oder auch mehrere Geschmacksrichtungen (sapores, wei) aufweisen.
■■■■ Funktionskreisbezug
5 5 5 5 5
Eine weitere Spezifizierung erhält eine Arznei durch die Zuordnung zu einem oder mehreren Funktionskreisen (orbis, zangfu) bzw. der ihr angeschlossenen Leitbahn. Im Vergleich zu Temperaturverhalten (natura, xing) und Geschmacksrichtung (sapor, wei) wurde der Bezug eines Arzneimittels zu einem Funktionskreis (orbis, zangfu) historisch sehr viel später eingeführt. Sie geht auf den Systematiker Zhang Yuansu im 12. Jahrhundert zurück. Er erklärte die Wirkung einer Arzneipflanze damit, dass sie einen bestimmten Leitbahn- oder Funktionskreisbezug aufweist. Damit wurde die funktionskreisbezogene Arzneitherapie begründet, die unmittelbar an das umfassendste System zur Diagnostik von Krankheiten der Funktionskreis-Pathologie anknüpft. In den „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (Huangdi neijing suwen) wird eine Beziehung zwischen den Geschmacksrichtungen (sapores, wei) und den Yin-Funktionskreisen (orbes, zangfu) erwähnt: Sauer: Fk Leber (o. hepaticus, gan) Scharf: Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Bitter: Fk Herz (o. cardialis, xin) Salzig: Fk Niere (o. renalis, shen) Süß: Fk Milz (o. lienalis, pi)
5 5 5 5 5
Bei manchen Arzneimitteln ist der Bezug zu einem Funktionskreis (orbis, zangfu) derartig ausgeprägt, dass sie als so genannte Meldearzneien fungieren. Dadurch sind sie in der Lage, die Wirkung einer ganzen Rezeptur auf einen bestimmten Funktionskreis (orbis, zangfu) zu lenken. Beispiele sind: Ligustici rhizoma (Chuanxiong): Fk Leber (o. hepaticus, gan) Platycodi radix (Jiegeng): Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Coptidis rhizoma (Huanglian): Fk Herz (o. cardialis, xin) Anemarrhenae rhizoma (Zhimu): Fk Niere (o. renalis, shen) Atractylodis rhizoma (Cangzhu): Fk Milz (o. lienalis, pi) Die Angaben über den Funktionskreisbezug sind in unterschiedlichen Quellentexten teilweise widersprüchlich. Das Wirkspektrum eines Arzneimittels spiegelt sich in Kurzfassung im Funktionskreisbezug wider. Dabei finden natürlich auch die Yang-Funktionskreise (orbes, zangfu) Erwähnung.
91
92
4 Behandlungsmethoden
■■■■ Wirkung
5
5
5
5
Die wichtigsten Informationen über ein Arzneimittel enthält der Passus „Wirkung“. Hier werden die verschiedenen Wirkeigenschaften eines Arzneimittels genau beschrieben. Diese Beschreibungen sind speziell auf die Aussagen einer chinesischen Diagnose zugeschnitten. In der Regel enthält die Wirkbeschreibung eine oder mehrere der folgenden Informationen: Die Wirkung auf krankheitsauslösende Agenzien, z.B.: – Zerstreut Wind (ventus, feng) – Kühlt Hitze (calor, re) – Trocknet Feuchtigkeit (humor, shi) – Wandelt Schleim (pituita, tan) um Die Wirkung auf die grundlegenden energetischen Grundformen, die zur Aufrechterhaltung der physiologischen Körperfunktionen notwendig sind, z.B.: – Reguliert das Qi – Zerschlägt Xue-Stasen – Senkt das Yang ab – Ergänzt das Yin Die spezifische Beeinflussung eines Funktionskreises (orbis, zangfu), z.B.: – Besänftigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan) – Kühlt den Fk Herz (o. cardialis, xin) – Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) – Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi) Die Beeinflussung spezieller Symptome oder Wirkorte, im Zusammenhang mit allergischen Erkrankungen z.B.: – Stillt Keuchen – Beseitigt Juckreiz – Klärt die Augen – Macht die Nase frei
■■■■ Paradigma Diese paradigmatischen Beschreibungen der chinesischen Arzneimittel – Temperaturverhalten (natura, xing), Geschmacksrichtung (sapor, wei), Funktionskreisbezug und Wirkung – bilden die Grundlage einer rationalen Arzneimitteltherapie. Dadurch ist es möglich, ein bestimmtes Beschwerdebild, z.B. Asthma, unter Berücksichtigung der chinesischen Diagnose einer individuellen und differenzierten Therapie zuzuführen.
■■■■ Indikationen Hier werden konkrete Beschwerdebilder beschrieben, die im Einklang mit der energetischen Diagnose durch das jeweilige Arzneimittel behandelt werden können. Da chinesische Arzneimittel so gut wie nie als Einzelmittel verordnet wer-
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
den, finden sich hier auch bewährte Arzneimittelkombinationen. Sehr häufig entspringen die erwähnten Kombinationen klassischen Rezepturen, auf die im Folgenden kurz eingegangen wird.
4.2.3 Die Bedeutung klassischer Rezepturen
5 5 5 5
5 5 5 5 5 5 5
Chinesische Arzneimittel werden nahezu immer in Zusammenstellungen aus zwei bis 15 Einzelarzneien verordnet. Da sich hieraus theoretisch unendliche Kombinationsmöglichkeiten ergeben, haben sich in der praktischen Anwendung die klassischen Rezepturen als eine wertvolle Hilfe erwiesen. In ihnen verdichtet sich die Erfahrung vieler Ärztegenerationen an erprobtem und bewährtem Wissen. Dies beinhaltet insbesondere folgende Aspekte: Die Nutzung bewährter Synergismen zwischen den Einzeldrogen Die Abschwächung von nicht erwünschten Wirkungen eines Arzneimittels durch ein anderes Der Einsatz von komplexen Behandlungsstrategien (z.B.: Regulieren des Qi, um Schleim [pituita, tan] umzuwandeln) Die gleichzeitige Behandlung der Wurzel (cacumen, ben) und der Verzweigungen (stirps, biao), d.h. klinische Symptomatik einer Erkrankung Jede Rezeptur bedeutet eine gewisse Schematisierung der Therapie. Dies ist insofern gerechtfertigt, als jede Erkrankung in der Regel allgemeine und individuelle Aspekte aufweist. Die klassischen Rezepturen tragen vor allem den allgemeinen und vielen Patienten gemeinsamen Aspekten Rechnung. Um den individuellen Besonderheiten gerecht zu werden, ist es erforderlich, die Rezepte zu modifizieren. Erst die flexible Anwendung der klassischen Rezepturen durch Hinzufügen oder Herausnehmen einzelner Bestandteile ermöglicht den optimalen Einsatz und damit die bestmögliche Wirkung der chinesischen Arzneimitteltherapie. Der Aufbau einer klassischen Rezeptur folgt einer gewissen Hierarchie und beinhaltet in der Regel vier Komponenten: 1. Hauptarznei (m. principale, jun) Richtet sich gegen den klinischen Hauptbefund Findet sich häufig im Namen der Rezeptur wieder Wird im Allgemeinen hoch dosiert 2. Ergänzungsarznei (m. ministrale, chen) Unterstützt die Hauptarznei und wirkt in die gleiche Richtung oder Deckt wichtige Begleitbefunde ab 3. Hilfsarznei (m. auxiliare, zuo) Deckt weitere Befunde ab, die nicht von der Haupt- oder Ergänzungsarznei beeinflusst werden Kompensiert unerwünschte Wirkungen der Hauptarznei
93
94
4 Behandlungsmethoden
4. Meldearznei (m. nuntiale, shi) 5 Lenkt die Wirkung der gesamten Rezeptur in einen Funktionskreis (orbis, zangfu) oder eine Leitbahn 5 Harmonisiert die gesamte Rezeptur Jede dieser vier Komponenten kann auch durch mehrere Arzneimittel eines Rezeptes vertreten sein. Beispielhaft sei die Struktur am „Kleinen Dekokt des Grünen Drachen“ (Xiao qinglong tang) dargestellt: Arznei
Hierarchie
Funktionen
Dosis (g)
Ephedrae herba (Mahuang)
Hauptarznei
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), beruhigt Keuchatmung
3
Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi)
Hauptarznei
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), wärmt die Leitbahnen
3
Zingiberis rhizoma (Ganjiang)
Ergänzungsarznei
Wärmt den Fk Milz (o. lienalis, pi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
3
Asari radix (Xixin)
Ergänzungsarznei
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), stillt Husten
3
Schisandrae fructus (Wuweizi)
Hilfsarznei
Adstringiert, hält das Qi und die Säfte (jinye)
3
Paeoniae lactiflorae radix (Baishao)
Hilfsarznei
Stützt das Yin und das Xue
4,5
Pinelliae rhizoma (Banxia)
Hilfsarznei
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
9
Glycyrrhizae radix (Gancao)
Meldearznei
Harmonisiert scharfe und saure Arzneimittel
3
Erläuterung: Dieses Rezept stammt aus der „Abhandlung über schädigende Kälte“ (Shanghan lun, von Zhang Zhongjing im 2. Jh. verfasst). Es wird verordnet, um Wind-Kälte (algor venti, fenghan) in der Oberfläche (extima, biao) zu zerstreuen und Schleim (pituita, tan) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) umzuwandeln. Dadurch beruhigt es Husten und Keuchatmung. In Kapitel 5 des vorliegenden Buches wird eine Variante dieses klassischen Rezeptes für die Behandlung von Kälte-bedingtem (algor, han) Asthma aufgeführt. Dabei wird die Schleim (pituita, tan) umwandelnde Wirkung von Pinelliae rhizoma (Banxia) um zwei weitere Mittel ergänzt: Pruni armeniacae semen (Xingren) und Perillae fructus (Suzi). Herausgenommen wird andererseits die Kombination Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) und Paeoniae lactiflorae radix (Baishao), die bei Wind-Kälte-Schrägläufigkeiten (algor-venti-Heteropathien, fenghan xie) die Bau- und Wehrenergie (qi constructivum et defensivum, yingqi weiqi) harmonisiert. Bei der Darstellung der Arzneimitteltherapie in Kapitel 5 wird jeweils ein derartiges Basisrezept verwendet. Darüber hinaus werden jeweils mehrere Modifikationen vorgeschlagen, um individuellen Besonderheiten Rechnung zu tragen.
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
4.2.4 Darreichungsformen Die bewährteste Form der Einnahme chinesischer Arzneimittel ist das Dekokt, also die wässrige Abkochung. Dabei erhält der Patient in der Apotheke Rohdrogen in getrockneter Form, die er nach Anleitung in Wasser abkocht. Diese Dekokte werden dann über den Tag verteilt vom Patienten getrunken. In China werden diese Dekokte täglich neu hergestellt. Aus Gründen der Zeitersparnis können sie auch für vier bis maximal 14 Tage im Voraus abgekocht und dann im Kühlschrank aufbewahrt werden. Eine genaue Anleitung wird zu Beginn von Kapitel 5 gegeben. Die Dosisangabe bei den verwendeten Rezepten bezieht sich auf die Verordnung als Dekokt. Als zweite Möglichkeit geben wir die Dosierung als Granulat an. Granulate werden insbesondere bei längerer Anwendung in westlichen Industrieländern zunehmend häufiger verwendet und sind ähnlich wirksam. Sie werden in Taiwan oder der VR China nach GMP-Norm aus den Einzeldrogen hergestellt und gefriergetrocknet. Aus dem Pulver wird dann in den Apotheken das Rezept zusammengestellt. Da die Granulate konzentrierter sind, muss nur etwa ein Fünftel der Rohdrogendosis verordnet werden. Das Granulat wird vom Patienten ebenfalls in heißes Wasser eingerührt (in der Regel dreimal täglich ein bis zwei Messlöffel) und getrunken. Für den Patienten haben Granulate den Vorteil, dass sie haltbarer und leichter zu transportieren sind, die Trinkmenge ist geringer, und das relativ zeitaufwändige Kochen entfällt.
4.2.5 Beschreibung wichtiger Einzelmittel Die folgende Darstellung von Einzelmitteln konzentriert sich auf die bei allergischen Erkrankungen am häufigsten verwendeten Arzneimittel. Der Text enthält jeweils drei wesentliche Informationen: 5 Die wichtigsten paradigmatischen Aussagen 5 Relevante Ergebnisse der pharmakologischen Forschung (wo vorhanden) 5 Indikationen (es wurde ausschließlich die Verwendung bei allergischen Krankheitsbildern berücksichtigt) Für die umfassende Beschreibung der Einzelmittel sowie für hier nicht dargestellte Arzneimittel verweisen wir auf den „Leitfaden Chinesische Phytotherapie“ (Hempen/Fischer 2006) sowie weitere Literatur. Die Reihenfolge der Arzneimittel richtet sich nach den Arzneimittelgruppen des erwähnten Werkes, in dem Arzneimittel mit ähnlicher Wirkung zusammengefasst werden.
■■■■ Die Oberfläche öffnende Arzneimittel (mm. liberantia extimae) Die Oberfläche (extima, biao) ist in der chinesischen Medizin die Grenze des Individuums zu seiner Umwelt. Sie hat die Aufgabe, energetische Einflüsse aufzunehmen, aber auch abzuwehren.
95
96
4 Behandlungsmethoden
Zur Oberfläche (extima, biao) gehören die Haut sowie die darin verlaufenden Leitbahnen. Dieser Bereich wird durch die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) versorgt. Die häufigste Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie), die zu Irritationen der Oberfläche (extima, biao) führt, ist Wind (ventus, feng). Wind (ventus, feng) kommt meist in Verbindung mit Kälte (algor, han) oder Hitze (calor, re) vor. Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Wind-Hitze (calor venti, fengre) sind bei einer Vielzahl allergischer Erkrankungen von zentraler Bedeutung. Die Oberfläche (extima, biao) öffnenden Arzneien sind in der Regel von betonter Schärfe und führen dadurch zu einem leichten Schwitzen. Dadurch besteht die Gefahr einer Schädigung der aktiven Säfte (jin) bei langzeitiger Anwendung. In Abhängigkeit vom Temperaturverhalten (natura, xing) werden „scharfe und warme“ von „scharfen und kühlen“, die Oberfläche (extima, biao) öffnenden Arzneimittel unterschieden.
■■ Scharfe und warme, die Oberfläche öffnende Arzneimittel (mm. liberantia extimae acria et temperata) Diese Arzneimittel haben eine scharfe Geschmacksrichtung (sapor, wei) und ein warmes Temperaturverhalten (natura, xing). Sie werden zur Behandlung von Wind-Kälte-Schrägläufigkeiten (algor-venti-Heteropathien, fenghan xie) verordnet. Angelicae dahuricae radix (Baizhi) Die Engelwurzwurzel ist ein warmes und scharfes Arzneimittel, das Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Feuchtigkeit (humor, shi) in der Oberfläche (extima, biao) zerstreut und schmerzstillend wirkt. Es ist eine Meldearznei für die Dickdarm- und Magen-Leitbahnen (cc. intestini crassi et stomachi, dachang wei jing). Damit wirkt es besonders im Gesichtsbereich. In tierexperimentellen Studien zeigte sich, dass Angelicae dahuricae radix (Baizhi) die Freisetzung von Histamin behindert. Indikationen: Allergische Rhinitis, Sinusitis Centipedae herba (Ebushicao) Das Centipedenkraut ist ein warmes und scharfes Arzneimittel, das Wind-Kälte (algor venti, fenghan) zerstreut und Husten stillt. Es wird vor allem verwendet, um die Nase frei zu machen. Bei äußerer Anwendung hat es eine abschwellende Wirkung. Indikationen: Allergische Rhinitis, Sinusitis, Asthma bronchiale Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) Die Zweige des Zimtbaums sind ein warmes, scharfes und leicht süßes Mittel, das die Leitbahnen und die Oberfläche (extima, biao) erwärmt und durchgängig macht. Zusammen mit Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) wird es zur Harmo-
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
nisierung der Bau- und Wehrenergie (qi constructivum et defensivum, yingqi weiqi) verwendet. In tierexperimentellen Untersuchungen zeigte sich, dass der Bestandteil Cinnamaldehyd IgE-vermittelte allergische Sofortreaktion verhindert. Indikationen: Kälte-bedingte (algor, han) Urtikaria, allergische Rhinitis, Infektanfälligkeit Ephedrae herba (Mahuang) Das Meerträubelkraut ist ein warmes, scharfes und leicht bitteres Arzneimittel, das traditionell für Wind-Kälte (algor venti, fenghan) in der Oberfläche (extima, biao) verordnet wird; wichtigste Arznei zur Dynamisierung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), erleichtert Keuchatmung. Pharmakologisch wirken die enthaltenen Alkaloide, insbesondere Ephedrin, sympathiko-mimetisch und damit bronchodilatatorisch und vasokonstriktiv. Indikationen: Allergisches Asthma, allergische Rhinitis (gelegentlich) Magnoliae flos (Xinyi) Die Magnolienblüten sind ein mildes warmes und scharfes Mittel, das vor allem Wind-Kälte (algor venti, fenghan) zerstreut. In Kombination mit kühlenden Arzneien wird es auch bei Hitze-bedingten (calor, re) Beschwerden verordnet. Die zentrale Bedeutung gründet sich auf die Nase frei machende Wirkung von Magnoliae flos (Xinyi). In pharmakologischen Studien konnte eine antiallergische Wirkung der enthaltenen essenziellen Öle in Tierversuchen gefunden werden. Indikationen: Allergische Rhinitis, Sinusitis Saposhnikoviae radix (Fangfeng) Die Ledebouriellenwurzel ist ein Arzneimittel von milder Schärfe und Wärme, das als Standardmittel gegen Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie) jeder Art eingesetzt wird, insbesondere dann, wenn auch Feuchtigkeit (humor, shi) vorhanden ist. Saposhnikoviae radix (Fangfeng) gilt als Meldearznei für die Oberfläche (extima, biao). Klinisch wird das Mittel häufig verwendet, um Juckreiz der Haut und der Augen zu stoppen. Indikationen: Atopisches Ekzem, allergische Rhinitis und Konjunktivitis, Urtikaria, Infektanfälligkeit Schizonepetae herba (Jingjie) Das Katzenminzekraut ist ein mild aromatisches und scharfes Arzneimittel, das Wind-Kälte (algor venti, fenghan), Wind-Hitze (calor venti, fengre) und Wind (ventus, feng) im Xue ausleitet. Es wird gerne in Kombination mit Saposhnikoviae radix (Fangfeng) verordnet. Damit eignet es sich gut, um Wind-bedingten (ventus, feng) Juckreiz zu beruhigen.
97
98
4 Behandlungsmethoden
Indikationen: Allergische Rhinitis und Konjunktivitis, Urtikaria, atopisches Ekzem Xanthii fructus (Cang'erzi) Die Sibirischen Spitzklettenfrüchte sind ein warmes, bitteres und süßes Arzneimittel, das Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus den Leitbahnen ausleitet. Xanthii fructus (Cang'erzi) macht die Nase frei und besänftigt Juckreiz in der Haut. Indikationen: Allergische Rhinitis, Sinusitis, Urtikaria
■■ Scharfe und kühle, die Oberfläche öffnende Arzneimittel (mm. liberantia extimae acria et frigida) Die Arzneimittel dieser Gruppe zeigen eine scharfe Geschmacksrichtung (sapor, wei) und ein kühles Temperaturverhalten (natura, xing). Sie werden zur Zerstreuung von Wind-Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-venti-Heteropathien, fengre xie) verwendet. Chrysanthemi flos (Juhua) Chrysanthemenblüten sind süß, bitter und kühl und haben daher sowohl ausleitenden als auch stützenden Charakter. Sie leiten insbesondere Wind-HitzeSchrägläufigkeiten (calor-venti-Heteropathien, fengre xie) aus den Augen aus bei roten, geschwollenen und tränenden Augen. Das Mittel kann sowohl innerlich als auch äußerlich in Form von feuchten Augenkompressen angewendet werden. Indikation: Allergische Konjunktivitis Cicadae periostracum (Chantui) Zikadenpanzer sind ein leicht kaltes, süßes und salziges Mittel, das bei WindHitze-Befunden (calor venti, fengre) der Oberfläche (extima, biao) verwendet wird. Es wird häufig in Kombination mit Bombyx batryticatus (Jiangcan) verordnet. Es zeigt eine gute Wirkung bei einer Vielzahl von allergischen Hautreaktionen und wirkt Juckreiz stillend. Indikationen: Urtikaria, atopisches Ekzem, Kontaktekzem Mori folium (Sangye) Maulbeerblätter sind kalt, bitter und süß. Sie leiten Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus und haben gleichzeitig eine befeuchtende Wirkung. Das Mittel wirkt insbesondere bei roten, schmerzhaften oder tränenden Augen. Es kann wie Chrysanthemi flos (Juhua) auch äußerlich angewendet werden. Indikation: Allergische Konjunktivitis
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
Spirodelae herba (Fuping) Das Teichlinsenkraut ist kalt und scharf. Es zeigt eine gute Wirkung bei WindHitze-Schrägläufigkeiten (calor-venti-Heteropathien, fengre xie) in der Oberfläche (extima, biao). Das Mittel zeichnet sich durch eine stark dermatotrope Wirkung aus. Es stillt Juckreiz in der Haut und beseitigt Hautausschläge. Es wirkt zugleich diuretisch und wird bei Schwellungen der Augenlider verwendet. Indikationen: Urtikaria, allergische Konjunktivitis
■■■■ Arzneimittel zum Kühlen von innerer Hitze (mm. refrigerantia caloris intimae) Das Innere (intima, li) ist in der chinesischen Medizin der komplementäre Begriff zur Oberfläche (extima, biao) und beinhaltet alle Funktionskreise (orbes, zangfu). Arzneimittel dieser Gruppe werden also bei fortgeschrittenen HitzeStörungen (calor, re) verordnet. Die Lehre der Wärmekrankheiten (Wenbing xue) hat klinisch eine Einteilung der in Frage kommenden Arzneimittel nach verschiedenen Kriterien geschaffen: 5 Nach der Eindringtiefe wird unterschieden, ob sich Hitze (calor, re) im Bereich der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), des Qi, der Bauenergie (qi constructivum, yingqi) oder des Xue befindet (mm. diffundentia ardoris, mm. refrigerantia xue). 5 Bei Hitze (calor, re) in Verbindung mit Feuchtigkeit (humor, shi) werden kühlende und trocknende Arzneimittel eingesetzt, die Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) über den Darm oder Urin ausleiten (mm. refrigerantia et torrefacientia). 5 Bei infektiösen, toxischen oder besonders aggressiven Formen der Hitze (calor, re) werden kühlende und desinfizierende Arzneimittel verordnet (mm. refrigerantia et desinfectantia). Alle Arzneimittel zum Kühlen von innerer Hitze (calor intimae, lire) haben ein kaltes Temperaturverhalten (natura, xing).
■■ Hitze kühlende und Glut zerstreuende Arzneimittel (mm. refrigerantia diffundentia ardoris) Sie wirken bei Hitze (calor, re) in der Qi-Ebene mit Symptomen wie hohes Fieber, Durst, Unruhe und großer Puls (magnus, da). In der Regel sind diese Mittel bitter und dadurch Hitze (calor, re) klärend oder scharf und Hitze (calor, re) zerstreuend. Gardeniae fructus (Zhizi) Gelbbeeren sind ein leichtes, bitteres und kaltes Mittel, das sich ideal eignet, um Hitze (calor, re) zu zerstreuen, die durch Einstauung des Qi entstanden ist. Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) wird über den Urin ausgeleitet.
99
100
4 Behandlungsmethoden
Indikationen: Allergische Rhinitis, Sinusitis, allergische Konjunktivitis, Nahrungsmittelallergien, Urtikaria, Infektanfälligkeit Gypsum fibrosum (Shigao) Mineralischer Gips ist ein sehr kaltes, scharfes und süßes Arzneimittel. Es kühlt Hitze (calor, re) in der Qi-Ebene mit hohem Fieber, starkem Durst, Unruhe und großem Puls (magnus, da). Klinisch hat sich Gypsum fibrosum (Shigao) bei Hitze (calor, re) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) mit Husten, gelbem Sputum und Asthma bewährt. Auch Exantheme und Ekzeme sind klassische Indikationen. In experimentellen Studien zeigte sich, dass Ca2+ die Phagozytose von Makrophagen aktiviert. Indikationen: Asthma bronchiale, Sinusitis, atopisches Ekzem
■■ Den Fk Leber kühlende Arzneimittel (mm. refrigerantia o. hepatici) Dies ist eine kleine Gruppe von Arzneimitteln, die besonders bei Hitze-Befunden (calor, re) der Augen Verwendung finden. Cassiae semen (Juemingzi) Sicklepodsamen sind deutlich kühlend und haben eine süße, bittere und salzige Geschmacksrichtung (sapor, wei). Dadurch sind sie in der Lage, Wind-Hitze (calor venti, fengre) und Hitze des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre) auszuleiten. Gleichzeitig haben sie einen stützenden Effekt auf den Fk Niere (o. renalis, shen). Indikation: Allergische Konjunktivitis Celosiae semen (Qingxiangzi) Brandschopfsamen sind ein bitter-kaltes Arzneimittel, das ähnlich wie Cassiae semen (Juemingzi) zur Ausleitung von Wind-Hitze (calor venti, fengre) oder Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) verwendet wird. Im Vergleich zu dem genannten Mittel hat es jedoch keine stützenden Qualitäten. Indikation: Allergische Konjunktivitis
■■ Das Xue kühlende Arzneimittel (mm. refrigerantia xue) Arzneimittel dieser Gruppe werden bei fortgeschrittenen Hitze-Befunden (calor, re) mit Säfteschädigung (jinye) eingesetzt. Klinisch zeigt sich dies oft in nächtlicher Ruhelosigkeit, Blutungen oder Hautausschlägen. Mittel dieser Gruppe zeigen häufig eine süße Geschmacksrichtung (sapor, wei), sind somit auch Säfte (jinye) spendend.
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
Moutan cortex (Mudanpi) Die Wurzelrinde der Strauchpfingstrose ist kalt, scharf und bitter. Dadurch hat sie eine kühlende und gleichzeitig bewegende Wirkung auf das Xue. Moutan cortex (Mudanpi) wirkt stark absenkend und eignet sich zum Ausleiten von latenter Hitze des Xue (calor xue, xuere). In experimentellen Studien zeigte sich eine Histamin-antagonisierende Wirkung, klinisch wurde das Mittel erfolgreich bei allergischer Rhinitis eingesetzt. Indikationen: Atopisches Ekzem, Urtikaria, allergische Rhinitis Paeoniae rubrae radix (Chishao) Die rotblühende Pfingstrosenwurzel ist kühl, sauer und bitter. Sie hat eine stark bewegende und gleichzeitig kühlende Wirkung auf das Xue. Das in der Wurzel enthaltene Paeoniflavin zeigte experimentell antiallergische Effekte bei Kontaktdermatitis und anaphylaktischen Hautreaktionen. Indikationen: Atopisches Ekzem, Urtikaria, Kontaktekzem Rehmanniae radix (Shengdihuang) Die frische Rehmanniawurzel ist kalt, süß und bitter. Sie ist eine der wirksamsten kühlenden Arzneien und zugleich aufgrund ihrer Süße stark befeuchtend und Säfte (jinye) spendend. Sie wird daher traditionell bei tiefgreifenden HitzeSchrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie) verwendet, die mit einer ausgeprägten Schädigung der Säfte (jinye) einhergehen. Pharmakologische Studien zeigten, dass hemmende Rückkopplungseffekte von Dexamethason auf das Nebennierenrinden-Hypophysensystem durch Rehmanniae radix (Shengdihuang) aufgehoben werden konnten. Indikationen: Atopisches Ekzem, Urtikaria Scrophulariae radix (Xuanshen) Die Ningpo-Braunwurzwurzel ist botanisch eng mit der Rehmanniawurzel verwandt. Sie ist ebenfalls kalt, süß und bitter und dadurch stark befeuchtend. Die Scrophularia ist jedoch stärker entgiftend und bei akuten Befunden vorzuziehen. Sie gilt als eines der wichtigsten Mittel für latente pathogene Faktoren, die auf eine Defizienz des Struktivpotenzials (jing) zurückzuführen sind. Indikationen: Allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis, Infektanfälligkeit
■■ Kühlende und trocknende Arzneimittel (mm. refrigerantia et torrefacientia) Die Verbindung von Feuchtigkeit und Hitze (calor humidus, shire) bedarf bitterer Arzneimittel, die Feuchtigkeit (humor, shi) trocknen und Hitze (calor, re) niederschlagen. Klinische Zeichen sind Miktionsstörungen, Dysenterie, Ikterus oder Ekzeme.
101
102
4 Behandlungsmethoden
Coptidis rhizoma (Huanglian) Der Goldfadenwurzelstock ist das bitterste Mittel in dieser Gruppe der kühlenden und trocknenden Arzneien. Er wirkt vor allem auf den mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) kühlend und entgiftend sowie beruhigend auf den Fk Herz (o. cardialis, xin). In experimentellen Studien konnte in vitro eine starke antibiotische und antimykotische Wirkung nachgewiesen werden. Indikationen: Atopisches Ekzem, Nahrungsmittelallergien Scutellariae radix (Huangqin) Die Baikal-Helmkrautwurzel ist ein kaltes und bitteres Arzneimittel, das traditionell für Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao, d.h. Fk Lunge und Herz [oo. pulmonalis et cardialis, fei xin]) sowie in den Fk Dünndarm, Dickdarm und Gallenblase (oo. intestini tenuis, intestini crassi et felleus, chang dan) verwendet wird. Pharmakologisch zeigte sich in Tierversuchen eine antiallergische Wirkung insbesondere bei Asthma und Angioödem. Auch eine antibiotische Wirkung konnte in vitro nachgewiesen werden. Hauptwirkstoffe sind Baicalin und Baikalein. Es besteht ein Synergismus zwischen Baikalein und Ephedrin. Indikationen: Asthma, allergische Rhinitis, Sinusitis, Nahrungsmittelallergien Sophorae radix (Kushen) Die Schnurbaumwurzel ist ein kaltes und bitteres Arzneimittel, das vor allem für Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im Hautbereich verwendet wird. Gleichzeitig werden Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie) ausgetrieben und dadurch Juckreiz beseitigt. In experimentellen Studien wurde eine signifikante Wirkung bei Histamininduziertem Asthma beobachtet. Klinisch zeigte sich eine gute Wirkung bei allen Arten von Ekzemen. Indikationen: Atopisches Ekzem, Urtikaria
■■ Kühlende und desinfizierende Arzneimittel (mm. refrigerantia et desinfectantia) Arzneimittel dieser Gruppe werden eingesetzt, um Toxisches (infektiöse Gifte) auszuleiten und zu desinfizieren. Sie werden unter anderem bei Eiter- und Abszessbildung, Gewebezerstörung, rasch fortschreitenden oder ansteckenden Erkrankungen verwendet.
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
Forsythiae fructus (Lianqiao) Forsythienfrüchte sind kühl, bitter und leicht scharf. Sie sind leicht und innen hohl, dadurch wirken sie emporhebend und durch die milde Schärfe zerstreuend. Sie kühlen Wind-Hitze (calor venti, fengre) und innere Hitze (calor intimae, neire), darüber hinaus werden Schwellungen zerteilt. In vitro zeigte sich eine gute antibiotische Wirkung, bei Tierversuchen auch ein entzündungshemmender und antipyretischer Effekt. Indikationen: Allergische Rhinitis, Sinusitis, Urtikaria, Nahrungsmittelallergien Houttuyniae herba (Yuxingcao) Das Houttuynia-Kraut ist ein kühles und scharfes Arzneimittel, das Hitze des Fk Lunge (calor des o. pulmonalis, feire) kühlt. Es wirkt desinfizierend und zerteilt Schwellungen. Der Hauptwirkstoff Houttuynin zeigte in vitro hervorragende antibiotische und antimykotische Wirkung sowie eine Steigerung der Phagazytose. Indikationen: Asthma bronchiale, Sinusitis Lonicerae flos (Jinyinhua) Japanische Geißblattblüten sind kalt und süß. Sie desinfizieren, entgiften und kühlen Hitze (calor, re) der Fk Lunge, Dickdarm und Magen (oo. pulmonalis, intestini crassi et stomachi, fei dachang wei), außerdem werden sie bei WindHitze (calor venti, fengre) verwendet. Hauptwirkorte sind der Hals, die Haut und der Verdauungstrakt. In vitro konnte eine gute antibakterielle Wirkung nachgewiesen werden. Indikationen: Sinusitis, Infektanfälligkeit, atopisches Ekzem
■■■■ Aromatische Arzneimittel, die Feuchtigkeit (humor, shi) umwandeln (mm. transformatoria humoris) Feuchtigkeit (humor, shi) ist die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie), die die stärkste Affinität zu den mittleren Funktionskreisen (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) hat. Klinisch äußert sich dies in Völle- und Spannungsgefühl des Abdomens, Übelkeit, Durst- und Appetitlosigkeit. Arzneimittel von scharfer Geschmacksrichtung (sapor, wei) wandeln Feuchtigkeit (humor, shi) um, solche mit bitterer Geschmacksrichtung (sapor, wei) wirken trocknend. Acori graminei rhizoma (Shichangpu) Die Wurzeln des grasblättrigen Kalmus sind warm, scharf und aromatisch. Sie eignen sich dadurch, die Sinnesorgane frei zu machen und Schleim (pituita, tan) umzuwandeln.
103
104
4 Behandlungsmethoden
In pharmakologischen Studien konnte eine signifikante antitussive Wirkung gezeigt werden. Die Pflanze enthält den Wirkstoff Asaron, das die Sekretion der Verdauungssäfte steigert. Indikationen: Sinusitis, Nahrungsmittelunverträglichkeit Atractylodis rhizoma (Cangzhu) Der Speichelkrautwurzelstock ist der wichtigste Vertreter dieser Gruppe und zeigt ein warmes Temperaturverhalten (natura, xing) sowie eine scharfe und bittere Geschmacksrichtung (sapor, wei). Neben der „Mitten“-Wirkung (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) treibt dieses Kraut auch WindFeuchtigkeit (humor venti, fengshi) aus den Leitbahnen aus. Indikationen: Atopisches Ekzem, Urtikaria, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
■■■■ Feuchtigkeit (humor, shi) ausscheidende Medikamente (mm. diuretica) Die Arzneimittel dieser Gruppe bewirken eine Ausleitung von gestauten Flüssigkeiten oder von Feuchtigkeit (humor, shi) über den Urin. In der Regel weisen sie entweder eine neutrale oder süße Geschmacksrichtung (sapor, wei) auf. Plantaginis semen (Cheqianzi) Der asiatische Wegerichsamen ist kalt und süß, er gilt als Meldearznei für den unteren Wärmebereich (unteres Calorium, xiajiao). Das Mittel klärt gerötete und geschwollene Augen und leitet Schleim (pituita, tan) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) diuretisch aus. In pharmakologischen Studien zeigte sich eine antitussive Wirkung. Indikationen: Allergische Konjunktivitis, Sinusitis Coicis semen (Yiyiren) Hiobstränensamen sind ein äußerst mildes Mittel, das zu den Getreiden zählt und ein neutrales Temperaturverhalten (natura, xing) und eine neutrale Geschmacksrichtung (sapor, wei) aufweist. Es kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), beendet Durchfall und leitet Schleim (pituita, tan) und Eiter aus. Indikationen: Nahrungsmittelallergien, Sinusitis
■■■■ Arzneimittel zum Befrieden des Fk Leber (o. hepaticus, gan) und Besänftigen von Wind (ventus, feng) (mm. pacantia o. hepatici et lenientia venti) Eingestaute Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) wie Hitze (calor, re) und Wind (ventus, feng) verbrauchen die Säfte (jinye), das Yin oder das Xue. Dadurch kommt es zu überschießender Aktivität des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Verkrampfungen und Spastizität, innerer Unruhe, Kopfschmerzen, Schwindel und
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
Schlafstörungen oder allergischer Reaktionslage. Derartige Befunde werden vor allem mit kühlen oder kalten und süßen oder salzigen Arzneimitteln behandelt. Bombyx batryticatus (Jiangcan) Mumifizierte Seidenraupen sind ein tierisches Arzneimittel mit neutralem Temperaturverhalten (natura, xing) und scharfer sowie salziger Geschmacksrichtung (sapor, wei). Das Mittel zerstreut Wind (ventus, feng) und Wind-Hitze (calor venti, fengre) sowie Wind (ventus, feng) in Verbindung mit Schleim (pituita, tan). Dadurch kann es Spasmen und Verkrampfungen lösen und stillt Juckreiz der Haut. Indikationen: Atopisches Ekzem, Asthma bronchiale Lumbricus (Dilong) Der Regenwurm ist kalt und salzig. Er beruhigt Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) und macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig. Dadurch werden Spasmen im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) gelöst und die Leitbahnen von Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) befreit. In tierexperimentellen Studien konnte ein guter antiasthmatischer Effekt nachgewiesen werden. Indikation: Asthma bronchiale Tribuli fructus (Baijili) Die Burzeldornfrüchte sind neutral, scharf und bitter. Sie zerstreuen Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao), stillen Juckreiz, klären die Augen, lösen Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) und senken hochschlagendes Yang ab. Indikationen: Atopisches Ekzem, Urtikaria, allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis Uncariae ramulus et unci (Gouteng) Die indischen Morgensternzweige sind leicht kalt und süß. Sie beruhigen überschießende Aktivität des Fk Leber (o. hepaticus, gan), beruhigen Wind (ventus, feng) und kühlen Hitze (calor, re). In Tierversuchen zeigte sich ein sedierender sowie koffeinantagonisierender Effekt. Indikationen: Allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis
105
106
4 Behandlungsmethoden
■■■■ Arzneimittel zum Regulieren des Qi und des Xue (mm. regulatoria qi et xue) Der freie Fluss des Qi und des Xue in den Leitbahnen ist eine unbedingte Voraussetzung für alle Körperfunktionen. Bei Qi-Blockaden oder Xue-Stasen kommt es zu einem Druckgefühl oder zu Schmerzen. Citri reticulatae pericarpium (Chenpi) Die getrockneten Schalen der Mandarine weisen ein warmes Temperaturverhalten (natura, xing) sowie eine scharfe und bittere Geschmacksrichtung (sapor, wei) auf. Sie wirken besonders auf die Fk Milz, Magen und Lunge (oo. lienalis, stomachi et pulmonalis, pi wei fei). Bei Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) sind sie das bedeutsamste Mittel zur Regulation des Qi-Flusses. In experimentellen Versuchen konnte eine antiallergische Wirkung gezeigt werden. Indikationen: Allergische Rhinitis, Asthma bronchiale, Sinusitis, Infektanfälligkeit, Nahrungsmittelallergien, atopisches Ekzem Ligustici rhizoma (Chuanxiong) Der Szechuanliebstöckl-Wurzelstock zeigt ein warmes Temperaturverhalten (natura, xing) und eine scharfe Geschmacksrichtung (sapor, wei). Das Mittel wirkt emporhebend und reguliert den Fluss des Qi und des Xue im Fk Leber (o. hepaticus, gan). In der Gruppe der Xue regulierenden Arzneimittel ist es erste Wahl bei Wind-Befunden (ventus, feng) im Kopfbereich. Durch die harmonische Bewegung des Xue wird gleichzeitig Wind (ventus, feng) zerstreut. Indikationen: Allergische Rhinitis, Sinusitis (Kopfschmerzen)
■■■■ Schleim (pituita, tan) umwandelnde und Husten stillende Arzneimittel (mm. transformatoria pituitae et tussostatica) Schleim (pituita, tan) ist in der chinesischen Medizin eine verdichtete Form von Säften (jinye), die entweder auf der Basis einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Yang oder andererseits durch die Einwirkung von Hitze (calor, re) bzw. Glut (ardor, huo) entsteht. Schleim (pituita, tan) führt in der Regel zu einer stärkeren Blockierung des Qi-Flusses und äußert sich z.B. in Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) wie Husten und Asthma oder hochschlagendem Yang wie Migräne. Viele Arzneimittel dieser Gruppe haben eine ausgeprägte hustenstillende Wirkung. Pinelliae rhizoma (Banxia) Die Mittsommerknolle ist warm und scharf und somit ideal geeignet zum Auflösen von Verknotungen. Sie gilt als wichtigstes Mittel der chinesischen Medizin zur Umwandlung von Schleim (pituita, tan). Es besteht eine ausgeprägte Wir-
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
kung auf die mittleren Funktionskreise sowie auf den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Die Pinellia eignet sich hervorragend zur Behandlung von Übelkeit, Verdauungsstillstand und Schleim in den Atemwegen. Die Toxizität des Mittels wird durch die Kombination mit Ingwer aufgehoben. Indikationen: Asthma bronchiale, Sinusitis, Infektanfälligkeit, Nahrungsmittelallergien Pruni armeniacae semen (Xingren) Die bitteren Aprikosensamen sind warm und auch leicht süß. Sie gelten als wichtigstes Hustenmittel der chinesischen Pharmakopöe. Zusammen mit Ephedrae herba (Mahuang) sind sie unverzichtbar bei der Behandlung asthmatischer Beschwerden. Das Mittel hat eine laxierende Wirkung und leitet Schleim (pituita, tan) über den Darm aus. Die Samen enthalten den Wirkstoff Amygdalin. Dieser zeigt in experimentellen Studien antitussive und antiasthmatische Wirkung. Indikationen: Asthma bronchiale, Sinusitis, Infektanfälligkeit Perillae fructus (Suzi) Die Schwarznesselfrüchte sind Samen mit warmem Temperaturverhalten (natura, xing) und scharfer Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie leiten Schleim (pituita, tan) über den Darm aus und senken das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab. Sie eignen sich daher hervorragend zur Therapie von Husten und Asthma. Indikation: Asthma bronchiale Mori cortex radicis (Sangbaipi) Die Rinde der Maulbeerwurzel ist kalt und süß. Sie wird daher bei Hitze-Befunden (calor, re) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) verordnet. Das Mittel verfügt über eine ausgeprägte diuretische Wirkung und leitet gestaute Säfte (jinye) und Schleim (pituita, tan) über den Urin aus. In pharmakologischen Versuchen konnte die diuretische sowie eine antibakterielle Wirkung nachgewiesen werden. Indikation: Asthma bronchiale Platycodi radix (Jiegeng) Die Ballonblumenwurzel ist neutral und hat eine scharfe und bittere Geschmacksrichtung (sapor, wei). Aus diesem Grund kann sie sowohl bei Kälteals auch Hitze-Befunden (algor und calor, han re) verordnet werden. Besonders wirksam ist sie bei Schleim (pituita, tan) in Verbindung mit Wind-Kälte (algor venti, fenghan) oder Wind-Hitze (calor venti, fengre) sowie Schleim (pituita, tan) im Hals.
107
108
4 Behandlungsmethoden
In Tierversuchen zeigte sich eine ausgeprägte expektorierende sowie antiallergische und antiphlogistische Wirkung. Indikationen: Allergische Rhinitis, Sinusitis, Infektanfälligkeit
■■■■ Die Verdauung unterstützende Arzneimittel (mm. concoquentia) Arzneimittel dieser Gruppe werden bei Verdauungsblockaden verwendet, die durch eine relative Überlastung der Assimilationskraft der „Mitte” (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) entstanden sind. Die wichtigsten Symptome sind Spannungs- und Völlegefühl, geblähtes Abdomen, Bauchschmerzen. Verursacht werden derartige Beschwerden durch übermäßiges Essen, ungeeignete Nahrung oder modern ausgedrückt Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder -allergien. Die besondere Qualität dieser Arzneimittel besteht darin, dass sie lösend und zerstreuend wirken, ohne das Qi zu schwächen. Crataegi fructus (Shanzha) Die Fiederweißdornbeeren sind leicht warm, sauer und süß. Sie verbessern die Verdauung insbesondere nach fetten und fleischreichen Speisen. Zusätzlich besteht eine das Xue bewegende Wirkung. Pharmakologische Untersuchungen zeigten eine erhöhte Sekretion von Verdauungsenzymen sowie cholesterinsenkende Wirkung. Indikation: Nahrungsmittelallergien Hordei fructus germinatus (Maiya) Die gekeimten Gerstenkörner sind neutral und süß. Sie wirken appetitanregend und verdauungsfördernd, außerdem haben sie eine bewegende Wirkung auf das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi). Das Mittel wirkt besonders bei kindlichen Verdauungsstörungen, die durch Milch verursacht werden. Das Mittel enthält selbst eine Reihe von verdauungsfördernden Enzymen. Indikation: Nahrungsmittelallergien Massa medicata fermentata (Shenqu) Die fermentierte Medizinalmischung ist ein Komplexmittel, das zunächst durch Gärung und anschließende Trocknung gewonnen wird. Sie ist warm, süß und scharf. Das Mittel hat eine verdauungsanregende und Qi bewegende Wirkung. Es ist wirksam bei übermäßigem Genuss von Stärke, Getreide und auch Alkohol. Die Mischung enthält unter anderem Amylase sowie Protease. Indikation: Nahrungsmittelallergien
■■■■ Stützende und ergänzende Arzneimittel (mm. supplentia) Eine Besonderheit der chinesischen Medizin ist die große Anzahl an stützenden Arzneimitteln. Dadurch können geschwächte Körperfunktionen unterstützt und
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
die Widerstandskraft gegen Krankheiten gestärkt werden. Man unterscheidet Qi, Xue, Yin und Yang stützende Arzneimittel. Die stützenden Arzneimittel sind in der Regel von neutralem Temperaturverhalten (natura, xing) und süßer Geschmacksrichtung (sapor, wei). Die Yang stützenden Arzneimittel zeigen häufig auch ein warmes Temperaturverhalten (natura, xing) und eine scharfe Geschmacksrichtung (sapor, wei). Entsprechend sind die Yin stützenden Arzneimittel häufig kalt.
■■ Das Qi ergänzende Arzneimittel (mm. supplentia qi) Ginseng radix (Renshen) Die Ginsengwurzel ist von neutralem Temperaturverhalten (natura, xing) und süßer sowie leicht bitterer Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie ist das wichtigste und stärkste Mittel zur Stützung des Qi. Dabei zeichnet sie sich dadurch aus, dass gleichzeitig das Yin und die Säfte (jinye) gestützt werden und auch eine sedierende Wirkung besteht. In zahlreichen experimentellen Studien wurde unter anderem eine Steigerung des Reaktions- und Anpassungsvermögens (adaptogene Wirkung) sowie eine immunstimulierende Wirkung beobachtet. Ginseng ist eines der wenigen Arzneimittel, das auch als Einzelmittel eingenommen wird. Indikationen: Infektanfälligkeit, allergische Rhinitis, Asthma bronchiale Astragali radix (Huangqi) Die Tragantwurzel ist neutral bis leicht warm und süß. Sie stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi) und hebt das Yang empor. Dadurch gilt sie als wichtigstes Mittel zur Stützung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). In Studien konnte eine signifikante prophylaktische Wirkung gegen Erkältungen beim Menschen gezeigt werden. Die Tragantwurzel spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung von Pollinosen. Indikationen: Infektanfälligkeit, allergische Rhinitis Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) Der Atractylodeswurzelstock ist warm, süß und leicht bitter. Er stärkt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), stabilisiert die Oberfläche (extima, biao) und hält Schweiße. Die Besonderheit des Mittels besteht darin, dass durch die bittere Geschmacksrichtung (sapor, wei) auch Feuchtigkeit (humor, shi) getrocknet wird. In Kombination mit Astragali radix (Huangqi) wird es zur Stabilisierung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) verwendet. In experimentellen Untersuchungen konnte eine Stimulation des Immunsystems beobachtet werden.
109
110
4 Behandlungsmethoden
Indikationen: Infektanfälligkeit, Asthma bronchiale, allergische Rhinitis, Nahrungsmittelallergien, Sinusitis Schisandrae fructus (Wuweizi) Chinesische Beerentraubenfrüchte sind warm und von saurer Geschmacksrichtung (sapor, wei). Dadurch wirken sie adstringierend, halten das Qi, die Säfte (jinye) und den Schweiß. Das Mittel stabilisiert das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) sowie das Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) und stellt die Verbindung zwischen beiden Funktionskreisen (orbes, zangfu) her. Ähnlich wie Ginseng hat das Mittel eine adaptogene Wirkung, außerdem hat es immunregulierende Eigenschaften. Indikationen: Asthma bronchiale, allergische Rhinitis, Infektanfälligkeit
■■ Das Yang stützende Arzneimittel (mm. supplentia yang) Psoraleae semen (Buguzhi) Asphaltkleesamen sind ein sehr warmes Mittel mit scharfer und bitterer Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie wärmen die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen), stabilisieren das Struktivpotenzial (jing) und wirken adstringierend. Das Mittel wird gerne mit Alpiniae oxyphyllae fructus (Yizhiren) kombiniert. Indikationen: Asthma bronchiale, allergische Rhinitis, Infektanfälligkeit, Sinusitis
■■ Das Xue ergänzende Arzneimittel (mm. supplentia xue) Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) Die weißblühende Pfingstrosenwurzel ist von neutralem Temperaturverhalten (natura, xing) sowie saurer und bitterer Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie erweicht den Fk Leber (o. hepaticus, gan), erhält das Xue und stützt die Bauenergie (qi constructivum, yingqi). Sie wird zusammen mit Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) zur Harmonisierung der Bau- und Wehrenergie (qi constructivum et defensivum, yingqi weiqi) verwendet. Immunologische Wirkungen: Aktiviert das reticulo-endotheliale System und hemmt das Komplementsystem Indikationen: Allergische Rhinitis, Asthma bronchiale, Infektanfälligkeit, allergische Konjunktivitis Rehmanniae radix praeparata (Shudihuang) Die Rehmanniawurzel ist von neutralem Temperaturverhalten und süßer Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie gilt als „fettes“ Supplentium und ist das wichtigste Mittel zur Stützung des Xue, des Struktivpotenzials (jing) und des Yin
4.2 Chinesische Arzneimitteltherapie
des Fk Niere (yin renale, shenyin). Deshalb ist sie bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) kontraindiziert. Indikationen: Allergische Rhinitis, Asthma bronchiale
■■ Das Yin stützende Arzneimittel (mm. supplentia yin) Ophiopogonis radix (Maimendong) Die Schlangenbartwurzel ist von kaltem Temperaturverhalten (natura, xing) und süßer Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie befeuchtet den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), regt die Bildung von aktiven Säften (jin) an und stützt das Yin. Daher ist sie bei Trockenheit (ariditas, zao) der Haut und der Schleimhäute Mittel der ersten Wahl. Indikationen: Allergische Rhinitis, Asthma bronchiale, allergische Konjunktivitis
Weiterführende Literatur Literatur in westlichen Sprachen Bensky D, Clavey S, Stöger E: Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3. ed. Eastland Press, Seattle 2004 Hempen C-H, Fischer T: Leitfaden Chinesische Phytotherapie. 2. Aufl. Elsevier, München-Jena 2006 Hempen C-H, Fischer S, Hummelsberger J, Koch A, Leonhardy H, Nögel R, Thede C, Wullinger M: Leitfaden Chinesische Rezepturen. Elsevier, München-Jena 2006. Porkert M: Klinische Chinesische Pharmakologie. VfM Ewald Fischer, Heidelberg 1978 Stöger E: Arzneibuch der Chinesischen Medizin. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2001 Zhu You-Ping, Chinese Materia Medica: Chemistry, Pharmacology and Applications. Harwood Academic Publishers, Amsterdam 1998
111
112
4 Behandlungsmethoden
4.3 Chinesische Diätetik Michael Wullinger
4.3.1 Grundlagen Die Diätetik ist die dritte therapeutische Säule in der traditionellen chinesischen Medizin. Sie steht in engem Zusammenhang mit der Arzneimitteltherapie. Eine klare Unterscheidung zwischen Nahrungsmitteln und Arzneimitteln wurde in China erst ab der Tang-Dynastie (618–907) getroffen. Zusammen mit den Bewegungsübungen wie dem Qigong ist die chinesische Diätetik Bestandteil der „Pflege des Lebens“ (Yangsheng) und eignet sich somit hervorragend zur Vorbeugung und Prophylaxe von Krankheiten. Von Sun Simiao, einem Arzt der Tang-Zeit, stammt der Satz: „Erst wenn die Ernährungstherapie keine Heilung bringt, sind Arzneimittel einzusetzen.“ Die chinesische Diätetik eignet sich vor allem zu einer sanften und gleichmäßigen Stützung des Menschen. Diese wird vor allem über eine Beeinflussung der „Mitte“, also der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), erreicht, die für die Umwandlung und Aufschlüsselung der Nahrung zuständig ist. Auf diese Weise kann die „erworbene Konstitution“ nachhaltig gekräftigt werden. Letztlich können aber alle Funktionskreise gezielt durch entsprechende Nahrungsmittel gestützt werden. Das Besondere der chinesischen Diätetik besteht darin, dass die energetischen Wirkungen der Lebensmittel auf den Menschen beschrieben werden. Hierzu wird das gleiche Paradigma wie in der Arzneimitteltherapie verwendet. Die Grundlage für eine chinesische Ernährungstherapie bildet wiederum die chinesische Diagnostik. Dadurch ist es möglich, gezielt individuelle Empfehlungen zur Ernährung zu geben. Die Getreide sind die Grundnahrungsmittel schlechthin in der chinesischen Medizin. Insgesamt werden fünf Nahrungsmittelgruppen unterschieden: 1. Getreide 2. Gemüse 3. Früchte 4. Fleisch und Fisch 5. Milchprodukte und Gewürze Hierzu heißt es im 22. Kapitel des „Inneren Klassikers des Gelben Fürsten – Unbefangene Fragen“ (Huangdi neijing suwen): „Die fünf Getreidearten nähren, die fünf Früchtearten dienen der Unterstützung, die fünf Fleischarten dienen der Mehrung, und die fünf Gemüsearten vervollständigen.“
4.3 Chinesische Diätetik
Die Grundlage für das vorliegende Kapitel ist das Buch „Chinesische Diätetik“ von U. Engelhardt und C.-H. Hempen, in dem – nach Auswertung relevanter klassischer und moderner Quellen – die klinische Bedeutung der Nahrungsmittel im Sinne der chinesischen Medizin dargestellt wird und in dem weitere Informationen zu den hier beschriebenen Sachverhalten zu finden sind.
4.3.2 Paradigma der Nahrungsmittel
5 5 5 5
Die Nahrungsmittel werden nach dem gleichen Paradigma wie die Arzneimittel beschrieben. Dies umfasst traditionell vier zu den Befunden einer chinesischen Diagnostik passende Angaben: Temperaturverhalten (natura, xing) Geschmacksrichtung (sapor, wei) Funktionskreisbezug Wirkung
■■■■ Temperaturverhalten (natura, xing) 5 Spiegelt die Dynamik eines Nahrungsmittels wider im Hinblick auf Körperfunktionen 5 Knüpft an das Leitkriterienpaar Hitze – Kälte (calor – algor, re han) an 5 Entspricht dem Yang-Aspekt eines Nahrungsmittels, da es eine aktive Wirkung darstellt 5 Abstufung in fünf Schritten von kalt, kühl und neutral bis hin zu warm und heiß Temperaturverhalten (natura, xing)
Energetische Dynamik
Kalt Kühl
Verlangsamt, verdichtet, sammelt (Yin-Aspekt)
Neutral
Spendet Säfte (jinye), stellt aktive Energie bereit, vereint Aspekte von Kühlem und Warmem
Warm Heiß
Beschleunigt, dynamisiert, zerstreut, spendet Aktivkräfte (Yang-Aspekt)
■■■■ Geschmacksrichtung (sapor, wei) 5 Beschreibt die Ebene und Tiefe, in der ein Nahrungsmittel seine Wirkung entfaltet 5 Entspricht einer differenzierten Aussage zu den Leitkriterien Oberfläche – Inneres (extima – intima, biao li) 5 Stellt den Yin-Aspekt eines Nahrungsmittels dar, da es dieses positioniert 5 Einteilung in scharf, süß, neutral, sauer, bitter und salzig
113
114
4 Behandlungsmethoden
Geschmacksrichtung (sapor, wei)
Wirkebene/Wirkung
Scharf
Wirkung an der Oberfläche, öffnet, mobilisiert die aktive Energie, löst
Süß
Spendet Säfte (jinye), harmonisiert, stützt, puffert, spendet aktive Energie
Neutral
Reguliert den Flüssigkeitshaushalt
Sauer
Erhält Säfte (jinye), zieht zusammen, adstringiert
Bitter
Klärt, trocknet, bindet Säfte (jinye), drainiert
Salzig
Wirkt in der Tiefe, hält und sammelt Säfte (jinye), senkt ab, erweicht, befeuchtet
■■■■ Funktionskreisbezug 5 Jedes Nahrungsmittel zeichnet sich durch seine Wirkung auf einen oder mehrere Funktionskreise aus. 5 Die Bestimmung des oder der betroffenen Funktionskreise gehört zu den grundlegenden Schritten einer chinesischen Diagnostik. 5 Der Funktionskreisbezug gibt Hinweise auf bestimmte Körperfunktionen und Körperbereiche, die durch das Nahrungsmittel beeinflusst werden. 5 Der Funktionskreisbezug kann einen oder mehrere der zwölf Funktionskreise umfassen. Zwischen Geschmacksrichtung (sapor, wei) und Funktionskreisbezug besteht ein wechselseitiges Verhältnis. Dabei gilt der Grundsatz, dass verwandte Geschmacksrichtungen (sapores, wei) in mäßiger Dosierung den jeweiligen Funktionskreis stützen, in übermäßiger Stärke schädigend wirken. Mögliche Zuordnung des Funktionskreisbezugs eines Nahrungsmittels zur Geschmacksrichtung (sapor, wei): Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Scharf
Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Süß und Neutral
Fk Milz (o. lienalis, pi)
Sauer
Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Bitter
Fk Herz (o. cardialis, xin)
Salzig
Fk Niere (o. renalis, shen)
■■■■ Wirkung 5 Die Wirkung eines Nahrungsmittels ist wie bei den Arzneimitteln die zentrale und differenzierteste Aussage des ganzen Paradigmas.
4.3 Chinesische Diätetik
5 Sie nimmt häufig Bezug zu den krankheitsauslösenden Agenzien (z.B. Wind [ventus, feng], Hitze [calor, re], Trockenheit [ariditas, zao]). 5 Sie beschreibt die Wirkung auf die grundlegenden Energien wie Qi, Xue, Säfte (jinye), Yin oder Yang. 5 Sie erläutert die spezifische Wirkung auf die jeweiligen Funktionskreise. 5 Sie beinhaltet die Wirkung auf bestimmte Symptome oder Wirkorte.
4.3.3 Funktionen der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) Die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) werden häufig als „Mitte“ bezeichnet, weil sie im Zentrum des Funktionskreissystems stehen. Zusammen sind sie zuständig für die „Trennung des Klaren vom Trüben“. Dies bezieht sich auf alle aufgenommenen Energiepotenziale, aber vor allem auf die feste und flüssige Nahrung. Dadurch hat die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) eine überragende Bedeutung in der Diätetik. Das Brauchbare wird assimiliert und integriert, das Unbrauchbare wird ausgeschieden. Aus der umgewandelten Nahrung stellt die Mitte Qi und Säfte (jinye) für den gesamten Organismus bereit. Sie gilt daher als Entstehungsort des Qi und des Xue. Der wesentliche Teil unserer alltäglichen Energie stammt aus der Nahrung, die in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) umgewandelt wird. Dadurch hat sie ausgleichende und harmonisierende Funktionen für das ganze Funktionskreissystem. Die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) kann diese Funktionen nur durch ein harmonisches Zusammenspiel der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) ausführen. Die Polarität der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) ist die Grundvoraussetzung für das Zustandekommen des Klärungsprozesses. Der Fk Milz (o. lienalis, pi) wirkt wärmend und trocknend auf den Speisebrei ein. Er wird dabei durch die wärmende Kraft des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) unterstützt. Dies führt dazu, dass das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) nach oben aufsteigen kann. Dadurch werden aus dem Nahrungsbrei Qi-Kräfte als „Getreide-Qi“ (qi frumentarium, guqi) extrahiert und ebenfalls nach oben bereitgestellt. Der Fk Magen (o. stomachi, wei) gilt als Zwischenspeicher der Säfte (jinye). Dadurch hat er kühlende und befeuchtende Funktion für den Gesamtorganismus. Im Gegensatz zum Fk Milz (o. lienalis, pi) hat er eine absenkende Wirkung, um die trüben Säfte (jinye) der Ausscheidung zuzuführen. Der Fk Magen (o. stomachi, wei) ist somit vor allem für die Bereitstellung der klaren Säfte (jinye) zuständig, die durch das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) ebenfalls nach oben transportiert werden. Der Fk Milz (o. lienalis, pi) wird vor allem durch leichte, warme und gekochte Nahrung unterstützt. Fette oder schwere Nahrung hat hingegen absenkenden
115
116
4 Behandlungsmethoden
Charakter. Sie sollte vom Temperaturverhalten (natura, xing) leicht warm bis neutral und von der Geschmacksrichtung (sapor, wei) süß bis neutral sein. Diese Eigenschaften treffen vor allem auf die Getreide zu, weshalb sie in der chinesischen Diätetik als die Grundnahrungsmittel schlechthin gelten. Der Fk Magen (o. stomachi, wei) wird hingegen durch kühle und saftreiche Nahrungsmittel unterstützt. Dies trifft vor allem auf Obst, Rohkost, frisches Gemüse sowie Salate und Milchprodukte zu, die aufgrund ihres Säftereichtums das Absenken nach unten erleichtern. Sie sind vom Temperaturverhalten (natura, xing) kühl bis neutral und von der Geschmacksrichtung (sapor, wei) überwiegend sauer bis neutral oder leicht süß. Um beide Aspekte der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) zu stützen, sollte die Ernährung in ausgewogener Weise das gesamte Spektrum abdecken. Temperaturverhalten (natura, xing) und Geschmacksrichtung (sapor, wei) sollten sich um die Neutralpunkte bewegen. Besonders heiße oder kalte Nahrungsmittel sowie scharfe, bittere oder salzige sollten nur in Maßen genossen werden. Kalt
Kühl
Neutral
Warm
Heiß
Temperaturverhalten (natura, xing) Salzig
Bitter
Sauer
Neutral
Süß
Scharf
Geschmacksrichtung (sapor, wei) Abweichend von diesen grundsätzlichen Empfehlungen sind die individuelle Konstitution, Jahreszeit und akute energetische Störungen zu berücksichtigen.
4.3.4 Nahrungsmittel bei allergischen Erkrankungen ■■■■ Nahrungsmittelgruppen im Überblick Getreide haben in der Regel ein neutrales Temperaturverhalten (natura, xing), oder sie sind leicht warm bzw. leicht kühl. Es gibt keine Getreideart mit extremem Temperaturverhalten (natura, xing). Die Geschmacksrichtung (sapor, wei) ist im Allgemeinen süß. Dies weist auf ihre aktive Energie bereitstellende und Säfte (jinye) spendende Wirkung hin. Sie stützen besonders die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), indem sie das Yang des Fk Milz (yang lienale, piyang) emporsteigen lassen und den Fk Milz (o. lienalis, pi) trocknen. Gleichzeitig senken sie das Qi des Fk Magen (qi stomachi, weiqi) ab und befeuchten den Fk Magen (o. stomachi, wei).
4.3 Chinesische Diätetik
Die meisten Bohnenarten zeigen ein neutrales Temperaturverhalten (natura, xing) oder sind leicht kühl. Sie haben in der Regel eine süße Geschmacksrichtung (sapor, wei). Im Vergleich zu den Getreiden leiten die Hülsenfrüchte besser Feuchtigkeit (humor, shi) aus. Nüsse und Samenfrüchte sind vom Temperaturverhalten (natura, xing) neutral oder leicht warm. Die Geschmacksrichtung (sapor, wei) ist in der Regel süß, dadurch wirken sie stützend auf die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). Sie zeichnen sich vor allem durch ihre befeuchtende Wirkung aus und können Feuchtigkeit- (humor, shi) oder Schleim-Prozesse (pituita, tan) verstärken. Die Gemüsearten haben ein sehr unterschiedliches Wirkspektrum. Man kann sie vereinfacht in drei Gruppen unterteilen: 5 Die warmen und scharfen Gemüse (z.B. Zwiebeln und Lauch) öffnen die Oberfläche (extima, biao) und zerstreuen Kälte (algor, han) und Feuchtigkeit (humor, shi). 5 Die Knollengemüse (z.B. Fenchel, Kartoffel, Karotten) regulieren die aktive Energie (Qi) und sind schmerzstillend. 5 Blattgemüse, Nachtschattengewächse, Kürbisse und Pilze haben ein neutrales oder kühles Temperaturverhalten (natura, xing) sowie eine süße Geschmacksrichtung (sapor, wei). Dadurch sind sie geeignet für die Behandlung von Hitze (calor, re). Die Früchte haben meist ein kühles Temperaturverhalten (natura, xing) und eine süße oder saure Geschmacksrichtung (sapor, wei). Dadurch bringen sie Säfte (jinye) hervor und kühlen Hitze-Prozesse (calor, re). Andererseits besteht die Gefahr, dass Feuchtigkeit (humor, shi) erzeugt wird. Fleisch weist in der Regel ein warmes oder neutrales Temperaturverhalten (natura, xing) sowie eine süße Geschmacksrichtung (sapor, wei) auf. Es wirkt stark stützend auf die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). Fleisch eignet sich hervorragend zur Kräftigung des Yang, aber auch zur Befeuchtung des Yin. Fettes Fleisch sollte gemieden werden, weil es Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) verfestigt und Feuchtigkeit (humor, shi) sowie Schleim (pituita, tan) hervorbringt. Fische zeigen in der Regel ein neutrales Temperaturverhalten (natura, xing) sowie eine süße Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie stützen ebenfalls die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei). Im Vergleich zum Fleisch wirken die meisten Fischarten Feuchtigkeit (humor, shi) ausleitend. Meeresfrüchte haben meist ein kühles oder kaltes Temperaturverhalten (natura, xing) und eine salzige Geschmacksrichtung (sapor, wei). Somit wirken sie stützend auf die Fk Leber und Niere (oo. hepaticus et renalis, gan shen), kühlen Hitze (calor, re) und befeuchten das Yin. Garnelen und Krebse können Wind (ventus, feng) mobilisieren.
117
118
4 Behandlungsmethoden
Milchprodukte weisen ein neutrales bis kühles Temperaturverhalten (natura, xing) auf sowie eine süße Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie wirken Hitze (calor, re) kühlend, Trockenheit (ariditas, zao) befeuchtend und das Qi absenkend. Außerdem stützen sie den Fk Niere (o. renalis, shen) und das Struktivpotenzial (jing). Sie sind kontraindiziert bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) sowie bei Feuchtigkeit- (humor, shi) und Schleim-Belastung (pituita, tan). Gewürze haben in der Regel ein extremes Temperaturverhalten (natura, xing) sowie eine ausgeprägte Geschmacksrichtung (sapor, wei). Daher dürfen sie generell nur in geringen Mengen verwendet werden. Pfeffer, Zimt, Anis, Muskat und Gewürznelken sind warm bis heiß und scharf und stützen das Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang). Demgegenüber sind Salz und Sojasauce kalt und salzig und eignen sich zur Kühlung von Hitze-Prozessen (calor, re). Öle und Fette zeigen meist ein neutrales Temperaturverhalten (natura, xing) und eine süße Geschmacksrichtung (sapor, wei). Sie befeuchten Trockenheit (ariditas, zao) und ergänzen das Yin.
■■■■ Beschreibung wichtiger Nahrungsmittel Die folgende tabellarische Beschreibung basiert auf den von U. Engelhardt und C.-H. Hempen ausgewerteten und bearbeiteten chinesischen Quellen. Sie enthält eine Darstellung der wichtigsten empfehlenswerten Nahrungsmittel in der diätetischen Behandlung allergischer Erkrankungen. Für weitere, hier nicht aufgeführte Nahrungsmittel verweisen wir auf das Buch „Chinesische Diätetik“ von U. Engelhardt und C.-H. Hempen. Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Getreide Hirse
Kühl
Süß, salzig
Fk Milz, Magen und Niere (oo. lienalis, stomachi et renalis, pi wei shen)
Fk Milz, Magen und Niere (oo. lienalis, stomachi et renalis, pi wei shen) kräftigend, Hitze (calor, re) beseitigend, diuretisch, entgiftend
Energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), Hitze-Befunde (calor, re)
Mais
Neutral
Süß
Fk Magen und Blase (oo. stomachi et vesicalis, wei pangguang)
„Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) regulierend, diuretisch
Energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen,
Anmerkung
4.3 Chinesische Diätetik
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Getreide (Forts.) Mais (Forts.)
Rundkornreis
oo. lienalis et stomachi, pi wei), Feuchtigkeit-Blockaden (humor, shi) Neutral
Süß
Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
„Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) suppletierend, Qi stützend
Energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Hülsenfrüchte Mungbohnen
Kühl
Süß
Fk Herz und Magen (oo. cardialis et stomachi, xin wei)
Hitze (calor, re) kühlend, Schwellungen beseitigend, diuretisch, entgiftend
Hitze-Befunde (calor, re), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Sojabohnensprossen
Tendenz zur Kälte
Süß
Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Hitze (calor, re) kühlend, Feuchtigkeit (humor, shi) ausleitend
Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Feuchtigkeit-Befunde (humor, shi)
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Nüsse /Samenfrüchte Erdnüsse
Neutral
Süß
Fk Milz und Lunge (oo. lienalis et pulmonalis, pi fei)
„Mitte“(Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) suppletierend, befeuchtend, Xue dynamisierend
Energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi), Trockenheit (ariditas, zao)
Vorsicht bei FeuchtigkeitKälte (humor algidus, shihan) oder Durchfallneigung
119
120
4 Behandlungsmethoden
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Nüsse /Samenfrüchte (Forts.) Pinienkerne
Neutral bis warm
Süß
Fk Lunge, Leber und Dickdarm (oo. pulmonalis, hepaticus et intestini crassi, fei gan dachang)
Yin und Xue stützend, Fk Lunge, Dick- und Dünndarm (oo. pulmonalis et intestinorum, fei chang) befeuchtend
Energetische Schwäche des Xue oder des Yin (depletio xue oder depletio yin, xuexu oder yinxu); WindSchrägläufigkeit im Fk Leber (ventus-Heteropathie im o. hepaticus, gan fengxie)
Vorsicht bei Feuchtigkeit oder Schleim (humor oder pituita, shi tan); maßvoller Verzehr empfohlen
Sesam
Neutral
Süß
Fk Niere und Leber (oo. renalis et hepaticus, shen gan)
Fk Niere und Leber (oo. renalis et hepaticus, shen gan) suppletierend, Struktivpotenzial (jing) und Xue stützend, befeuchtend
Energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Niere (o. renalis, shen), des Fk Leber (o. hepaticus, gan) oder des Xue
Vorsicht bei Durchfall; bei Hitze (calor, re) Vorsicht mit geröstetem Sesam
Sonnenblumenkerne
Neutral
Süß, neutral
Fk Lunge und Dickdarm (oo. pulmonalis et intestini crassi, fei dachang)
Fk Milz (o. lienalis, pi) suppletierend, Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang) befeuchtend, das Yin nährend, befeuchtend, Wind (ventus, feng) vertreibend
Energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) und des Yin, Wind (ventus, feng) im Kopfbereich
Vorsicht bei Hitze- (calor, re) oder GlutBefunden (ardor, huo) mit gerösteten Sonnenblumenkernen
Hitze des Xue (calor xue, xuere); bei Xue-Stasen
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) bzw. Durchfallneigung
Gemüse Aubergine
Kühl
Süß
Fk Milz, Magen und Dickdarm (oo. lienalis, stomachi et intestini crassi, pi wei dachang)
Hitze (calor, re) kühlend, Xue dynamisierend und kühlend, Schwellungen beseitigend, schmerzstillend
4.3 Chinesische Diätetik
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Gemüse (Forts.) Bambussprossen
Kalt
Süß
Fk Lunge und Magen (oo. pulmonalis et stomachi, fei wei)
Hitze (calor, re) kühlend, Unruhe beseitigend, Schleim (pituita, tan) umwandelnd, Qi absenkend, diuretisch und laxierend
Bei Hitze-Befunden (calor, re) und Schleim-Hitze (pituita calida, tanre)
Vorsicht bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) und Durchfallneigung
Chilis
Heiß
Scharf
Fk Milz, Magen und Herz (oo. lienalis, stomachi et cardialis, pi wei xin)
„Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) erwärmend, Kälte (algor, han) zerstreuend, Verdauungsblockaden lösend, schweißtreibend
Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan), FeuchtigkeitKälte (algor humidus, shihan) und Wind-Kälte (algor venti, fenghan)
Vorsicht bei Hitze-Befunden (calor, re) und energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu)
Chinakohl
Neutral, Tendenz zur Kühle
Süß
Fk Magen, Dick- und Dünndarm (oo. stomachi et intestinorum, wei chang), Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Hitze (calor, re) kühlend, Unruhe beseitigend, Säfte (jinye) hervorbringend, diuretisch, laxierend
Hitze-Befunde (calor, re) der Fk Magen, Dickdarm und Lunge (oo. stomachi, intestini crassi et pulmonalis, wei dachang fei) und Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Vorsicht bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) und Kälte (algor, han) des Fk Magen (o. stomachi, wei)
Chinesischer Lauch
Warm
Süß und scharf
Fk Leber, Magen und Niere (oo. hepaticus, stomachi et renalis, gan wei shen)
„Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) erwärmend, das Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) stützend, Qi bewegend, Xue-Stasen zerstreuend, entgiftend
Kälte-Befunde (algor, han) energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang, Blockaden des Qi, Stasen des Xue
Vorsicht bei energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) und Hitze-Befunden (calor, re), bei Hautläsionen und Augenerkrankungen
121
122
4 Behandlungsmethoden
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Gemüse (Forts.) Fenchel
Warm
Süß und scharf
Fk Leber, Niere, Milz und Magen (oo. hepaticus, renalis, lienalis et stomachi, gan shen pi wei)
Qi regulierend, schmerzstillend, „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) harmonisierend, Wind (ventus, feng) vertreibend, Fk Niere (o. renalis, shen) erwärmend
Kälte-Blockaden (algor, han) im Abdomen, WindBefunde (ventus, feng), Blockaden des Qi
Frühlingszwiebel
Warm
Scharf
Fk Lunge und Magen (oo. pulmonalis et stomachi, fei wei)
Oberfläche (extima, biao) lösend, das Yang durchlässig machend, Kälte (algor, han) zerstreuend, entgiftend
Wind-Kälte (algor venti, fenghan), Kälte-Symptomatik (algor, han) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Vorsicht bei energetischer Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) mit spontanen Schweißen
Gurke
Kühl
Süß
Fk Milz, Magen, Dickdarm und Blase (oo. lienalis, stomachi, intestini crassi et vesicalis, pi wei dachang pangguang)
Hitze (calor, re) kühlend, diuretisch, entgiftend, abschwellend
Hitze-Befunde (calor, re) oder energetische Schwäche des Fk Milz (depletio des o. lienalis, pi xu)
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ingwer
Warm
Scharf
Fk Lunge, Milz und Magen (oo. pulmonalis, lienalis et stomachi, fei pi wei)
Oberfläche (extima, biao) lösend und schweißtreibend, Schleim (pituita, tan) umwandelnd, die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) erwärmend
Wind-Kälte-Befunde (algor venti, fenghan), Schleim (pituita, tan), Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan)
Vorsicht bei innerer Hitze (calor intimae, neire) sowie energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu)
4.3 Chinesische Diätetik
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Gemüse (Forts.) Karotte
Neutral (roh etwas kühl)
Süß
Fk Milz, Lunge und Leber (oo. lienalis, pulmonalis et hepaticus, pi fei gan)
Fk Milz und Leber (oo. lienalis et hepaticus, pi gan) suppletierend, Sicht klärend, Hitze (calor, re) kühlend, Qi absenkend, entgiftend
Hitze-Befunde (calor, re) oder energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) oder der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Kartoffel
Neutral
Süß
Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Fk Milz (o. lienalis, pi) kräftigend, Qi stützend, akute Schmerzzustände lindernd
Energetische Schwäche (depletio, xu) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), Disharmonie des Fk Magen (o. stomachi, wei) und der Fk Dick- und Dünndarm (oo. intestinorum, chang)
Knoblauch
Warm
Scharf
Fk Milz, Magen und Lunge (oo. lienalis, stomachi et pulmonalis, pi wei fei)
Qi bewegend, „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) erwärmend, Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) vertreibend, hustenstillend, entgiftend
Bauchschmerzen infolge von Kälte-Symptomatik (algor, han), Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan)
Vorsicht bei energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) und Glut (ardor, huo)
Koriander
Warm
Scharf
Fk Lunge und Magen (oo. pulmonalis et stomachi, fei wei)
Oberfläche (extima, biao) lösend, schweißtreibend, Exantheme zum Durchbruch bringend, Verdauungsblockaden lösend, Qi absenkend
Wind-Kälte (algor venti, fenghan) Disharmonie oder Kälte (algor, han) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Vorsicht bei Hitze-Intoxikationen (calor, re) und bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu)
123
124
4 Behandlungsmethoden
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Gemüse (Forts.) Wachskürbis
Kühl
Süß und neutral
Fk Lunge, Milz und Blase (oo. pulmonalis, lienalis et vesicalis, fei pi pangguang)
Hitze (calor, re) kühlend, diuretisch, abschwellend, Schleim (pituita, tan) herauslösend, entgiftend
Energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi), Hitze-Prozesse (calor, re), Schleim-Hitze (pituita calida, tanre)
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) oder bei energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu)
Löwenzahn
Kalt
Bitter/ süß
Fk Leber und Magen (oo. hepaticus et stomachi, gan wei)
Hitze (calor, re) kühlend, entgiftend, Feuchtigkeit (humor, shi) ausleitend, Sicht klärend, Stauungen beseitigend
Glut des Fk Leber (ardor hepatici, gan huo) oder Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Maßvoller Verzehr empfohlen, nicht bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Morchel
Neutral
Süß und neutral
Fk Lunge und Magen (oo. pulmonalis et stomachi, fei wei)
Yin stützend, Säfte (jinye) hervorbringend, Fk Lunge und Magen (oo. pulmonalis et stomachi, fei wei) stützend, Blutungen stillend
Trockenheit-Befunde (ariditas, zao), Hitze aufgrund von energetischer Schwäche (calor depletionis, xure), Hitze des Xue (calor xue, xuere)
Vorsicht bei FeuchtigkeitSchleim (humor pituitae, shitan) oder Wind-Kälte (algor venti, fenghan)
Rettich
Kühl
Scharf und süß
Fk Lunge und Magen (oo. pulmonalis et stomachi, fei wei)
Hitze (calor, re) kühlend, Schleim (pituita, tan) umwandelnd, Husten stillend, Säfte (jinye) erzeugend, Xue kühlend, diuretisch, entgiftend
Schleim-Hitze (pituita calida, tanre), Hitze-Befunde (calor, re) und Hitze des Xue (calor xue, xuere)
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
4.3 Chinesische Diätetik
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis, et stomachi, pi wei)
Gemüse (Forts.) Salat
Kühl
Süß und bitter
Fk Magen und Dünndarm (oo. stomachi et intestini tenuis, wei xiaochang)
Hitze (calor, re) kühlend, diuretisch, den Milchfluss durchlässig machend
Hitze-Befunde (calor, re)
Stangensellerie
Kühl
Süß/etwas bitter
Fk Leber und Magen (oo. hepaticus et stomachi, gan wei)
Hitze (calor, re) kühlend, Wind (ventus, feng) vertreibend, Feuchtigkeit (humor, shi) ausleitend, Qi absenkend, den Fk Leber (o. hepaticus, gan) besänftigend, Blutungen stillend
Hitze-Befunde (calor, re), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), hochschlagendes Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang)
Spinat
Kühl
Süß
Fk Leber, Magen und Dickdarm (oo. hepaticus, stomachi et intestini crassi, gan wei dachang)
Hitze (calor, re) kühlend, Qi absenkend, Xue und Yin stützend, Blutungen stillend, Fk Leber (o. hepaticus, gan) stützend, Sicht klärend, befeuchtend
Trockenheit (ariditas, zao) der Fk Magen und Dickdarm (oo. stomachi et intestini crassi, wei dachang), Hitze (calor, re) oder energetische Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) des Fk Leber (o. hepaticus, gan), Hitze des Xue (calor xue, xuere)
Vorsicht bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Tomate
Kühl
Süß, sauer
Fk Leber und Magen (oo. hepaticus et stomachi, gan wei)
Hitze (calor, re) kühlend, Yin stützend, Xue kühlend, Fk Leber (o. hepaticus, gan) beruhigend, Fk Ma-
Energetische Schwäche des Yin des Fk Leber (depletio des yin hepatici, gan yinxu) oder Hitze des Xue
Nicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) Fk Milz und
125
126
4 Behandlungsmethoden
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
gen (o. stomachi, wei) stützend, befeuchtend
(calor xue, xuere)
Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
„Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) stützend, akute Schmerzzustände lindernd
Disharmonie der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Gemüse (Forts.) Tomate (Forts.)
Weißkohl
Neutral
Süß
Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Früchte Apfel
Kühl
Süß, etwas sauer
Fk Lunge und Magen (oo. pulmonalis et stomachi, fei wei)
Säfte (jinye) hervorbringend, Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) befeuchtend, Hitze (calor, re) kühlend
Hitze-Befunde (calor, re), energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi)
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Birne
Kühl
Süß, etwas sauer
Fk Lunge und Magen (oo. pulmonalis et stomachi, fei wei)
Hitze (calor, re) kühlend, Säfte (jinye) erzeugend, Trockenheit (ariditas, zao) befeuchtend, Schleim (pituita, tan) umwandelnd
Hitze-Befunde (calor, re), Schädigung der Säfte (jinye), SchleimHitze (pituita calida, tanre)
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mandarine
Kühl
Süß und sauer
Fk Magen und Lunge (oo. stomachi et pulmonalis, wei fei)
Säfte (jinye) hervorbringend, durststillend, Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) befeuchtend, Fk Magen (o. stomachi, wei) öffnend
Hitze (calor, re) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), energetische Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) des Fk Magen (o. stomachi, wei)
Vorsicht bei Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Schleim (pituita, tan)
4.3 Chinesische Diätetik
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Früchte (Forts.) Wassermelone
Kalt
Süß
Fk Magen, Herz und Blase (oo. stomachi, cardialis et vesicalis, wei xin pangguang)
Hitze (calor, re) kühlend, Unruhe und Durst beseitigend, diuretisch
Hitze-Befunde (calor, re), Glut (ardor, huo) und Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Vorsicht bei Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) und Feuchtigkeit (humor, shi)
Weintrauben
Neutral
Süß, sauer
Fk Leber, Milz, Niere und Lunge (oo. hepaticus, lienalis, renalis et pulmonalis, gan pi shen fei)
Qi und Xue stützend, Fk Leber und Niere (oo. hepaticus et renalis, gan shen) suppletierend, diuretisc, Säfte (jinye) spendend
Energetische Schwäche der Fk Niere, Leber und Milz (depletio der oo. renalis, hepaticus et lienalis, shen gan pi xu)
Vorsicht bei OberflächenSymptomatik (extima, biao); maßvoller Genuss empfohlen
Zitrone
Tendenz zur Kälte
Sauer
Fk Lunge, Magen und Leber (oo. pulmonalis, stomachi et hepaticus, fei wei gan)
Hitze (calor, re) kühlend, Säfte (jinye) erzeugend, Fk Magen (o. stomachi, wei) harmonisierend, Schleim (pituita, tan) umwandelnd, Husten stillend
Hitze-Prozesse (calor, re), Schleim-Hitze (pituita calida, tanre), Disharmonie des Fk Magen (o. stomachi, wei)
Nahrungsmittel tierischer Herkunft Hühnerfleisch
Warm
Süß
Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Qi und Xue stützend, Fk Niere (o. renalis, shen) und Struktivpotenzial (jing) suppletierend
Energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) oder des Fk Niere (o. renalis, shen)
Vorsicht bei äußeren Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie)
127
128
4 Behandlungsmethoden
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Nahrungsmittel tierischer Herkunft (Forts.) Rindfleisch
Warm
Süß
Fk Milz, Magen und Niere (oo. lienalis, stomachi et renalis, pi wei shen)
Fk Milz und Magen (oo. lienalis, et stomachi, pi wei) suppletierend, Qi und Xue stützend
Energetische Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), energetische Schwäche (depletio, xu) von Qi und Xue
Vorsicht bei FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire)
Meeresfrüchte Garnelen
Warm
Süß
Fk Leber und Niere (oo. hepaticus et renalis, gan shen)
Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) kräftigend, den Milchfluss durchlässig machend, entgiftend
Energetische Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) des Fk Niere (o. renalis, shen), Kälte aufgrund von energetischer Schwäche (algor depletionis, xuhan)
Vorsicht bei energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) und Glut-Befunden (ardor, huo); bringt Hautausschlag zur Entfaltung
Krebse
Kalt
Salzig
Fk Leber und Magen (oo. hepaticus et stomachi, gan wei)
Hitze (calor, re) kühlend, Xue dynamisierend, Stasen zerstreuend
Stasen des Xue, Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Vorsicht bei chronischen Wind-Erkrankungen (ventus, feng) und nicht beseitigten äußeren Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie)
Tintenfisch
Neutral
Salzig
Fk Leber und Niere (oo. hepaticus et renalis, gan shen)
Yin und Xue stützend, Fk Leber und Niere (oo. hepaticus et renalis, gan shen) suppletierend
Energetische Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu) oder der Fk Leber und Niere (oo. hepaticus et renalis, gan shen
4.3 Chinesische Diätetik
Tabelle 4.8 Nahrungsmittel und ihre Qualifikationen (Forts.) Nahrungsmittel
Temperaturverhalten
Geschmacksrichtung
Funktionskreisbezug
Wirkung
Indikation bei allergischen Erkrankungen
Anmerkung
Energetische Schwäche (depletio, xu) oder Kälte (algor, han) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), SchleimKälte (pituita algida, tanhan)
Vorsicht bei Hitze (calor, re), Glut (ardor, huo) und energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu)
Wind-Hitze (calor venti, fengre), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), Hitze-Prozesse (calor, re) und Schleim-Blockaden (pituita, tan)
Maßvoller Genuss empfohlen
Gewürze Pfeffer
Heiß
Scharf
Fk Magen und Dickdarm (oo. stomachi et intestini crassi, wei dachang)
„Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) erwärmend, Kälte (algor, han) zerstreuend, Qi absenkend, Schleim (pituita, tan) beseitigend, entgiftend, schmerzstillend
Genussmittel Grüner Tee
Kühl
Bitter/ süß
Fk Herz, Lunge, Leber, Magen, Milz und Niere (oo. cardialis, pulmonalis, hepaticus, stomachi, lienalis et renalis, xin fei gan wei pi shen)
Hitze (calor, re) kühlend, Qi absenkend, Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) ausleitend, entgiftend
■■■■ Beschreibung kritischer Nahrungsmittel unter Berücksichtigung ihrer Bedeutung bei allergischen Erkrankungen Die folgenden Nahrungsmittel sollten bei allergischen Erkrankungen mit Vorsicht und nur in geringen Mengen genossen werden. Für die tägliche Arbeit in der Praxis ist das Meiden eines oder mehrerer der folgenden Nahrungsmittel unter Umständen entscheidend für den Therapieerfolg. Die jeweiligen Besonderheiten sind den Einzelbeschreibungen dieser Nahrungsmittel zu entnehmen. Aus diesem Grund wurde für diese Gruppe auch eine andere Art der Darstellung gewählt, um sie von den anderen Nahrungsmitteln abzuheben.
■■ Kuhmilch Temperaturverhalten (natura, xing): Neutral bis kühl Geschmacksrichtung (sapor, wei): Süß Funktionskreisbezug: Fk Lunge, Magen, Herz (oo. pulmonalis, stomachi et cardialis, fei wei xin)
129
130
4 Behandlungsmethoden
Wirkung: Energetische Schwäche (depletio, xu) ergänzend, Fk Lunge, Magen und Herz (oo. pulmonalis, stomachi et cardialis, fei wei xin) stützend, Säfte (jinye) hervorbringend, Hitze (calor, re) kühlend, entgiftend, Darm und Haut befeuchtend, Qi absenkend Kontraindikationen: Energetische Schwäche (depletio, xu) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Durchfallneigung sowie Feuchtigkeit- (humor, shi) oder Schleim-Belastung (pituita, tan) Klinik: Verstärkende Wirkung bei Schleim-Belastung (pituita, tan) für Krankheiten wie Asthma, Sinusitis oder Infektanfälligkeit
■■ Hühnerei Temperaturverhalten (natura, xing): Neutral bis kühl Geschmacksrichtung (sapor, wei): Süß Funktionskreisbezug: Fk Herz, Niere, Lunge (oo. cardialis, renalis et pulmonalis, xin shen fei) Wirkung: Das Yin ergänzend, Trockenheit (ariditas, zao) befeuchtend, Qi und Xue stützend, den Fk Herz (o. cardialis, xin) ergänzend, den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) befeuchtend, die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) harmonisierend Kontraindikationen: Bei nicht bereinigten Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) kann der reichliche Genuss von Hühnerei Wind (ventus, feng) mobilisieren. Klinik: Wind (ventus, feng) mobilisierende Wirkung bei allergischer Rhinitis, Konjunktivitis oder Urtikaria
■■ Schweinefleisch Temperaturverhalten (natura, xing): Neutral bis kühl Geschmacksrichtung (sapor, wei): Süß und salzig Funktionskreisbezug: Fk Milz, Magen, Niere (oo. lienalis, stomachi et renalis, pi wei shen) Wirkung: Das Yin ergänzend, Trockenheit (ariditas, zao) befeuchtend, Xue stützend Kontraindikationen: Bei den äußeren Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Schleim (pituita, tan). Schweinefleisch kann Hitze (calor, re) fördern und Wind (ventus, feng) mobilisieren. Klinik: Schweinefleisch sollte bei allergischen Erkrankungen nur in geringen Mengen verzehrt werden, weil es sowohl Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) als auch Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) verstärkt.
■■ Zucker Temperaturverhalten (natura, xing): Warm Geschmacksrichtung (sapor, wei): Süß
4.3 Chinesische Diätetik
Funktionskreisbezug: Fk Milz, Magen, Lunge, Leber (oo. lienalis, stomachi, pulmonalis et hepaticus, pi wei fei gan) Wirkung: Den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) befeuchtend, Säfte (jinye) hervorbringend, die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) ergänzend, den Fk Leber (o. hepaticus, gan) besänftigend, akute Schmerzzustände lindernd Kontraindikationen: Feuchtigkeit- (humor, shi) und Schleim-Belastungen (pituita, tan) sowie Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire). Bei reichlichem Genuss unterstützt Zucker Hitze-Prozesse (calor, re). Klinik: Der reichliche Genuss von Zucker sollte bei allen allergischen Erkrankungen gemieden werden. Besonders verstärkt wird das atopische Ekzem.
■■ Weizenmehl Temperaturverhalten (natura, xing): Warm Geschmacksrichtung (sapor, wei): Süß Funktionskreisbezug: Fk Milz, Leber (oo. lienalis et hepaticus, pi gan) Wirkung: Stützt die aktive Energie Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), ergänzt die Energien des Fk Leber (o. hepaticus, gan) Kontraindikationen: Hitze-Befunde (calor, re) und Trockenheit (ariditas, zao) Klinik: Im Gegensatz zum ganzen Weizenkorn, das kühlend und auch beruhigend wirkt, hat das raffinierte Weizenmehl eine wärmende und trocknende Wirkung, dadurch können auch Verhärtungen begünstigt werden. Besonders kritisch ist Weizenmehl beim atopischen Ekzem.
■■ Alkohol Temperaturverhalten (natura, xing): Warm bis heiß Geschmacksrichtung (sapor, wei): Scharf, süß, bitter; giftig Funktionskreisbezug: Fk Herz, Leber, Lunge, Magen (oo. cardialis, hepaticus, pulmonalis et stomachi, xin gan fei wei) Wirkung: Dynamisiert das Xue, macht die Leitbahnen durchgängig, Schmerz stillend, Kälte (algor, han) zerstreuend Kontraindikationen: Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), Hitze (calor, re) und energetische Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) Klinik: Beim Bier, das auch als kühl gilt, überwiegt die Feuchtigkeit-Komponente (humor, shi), bei hochprozentigem Alkohol das heiße Temperaturverhalten (natura, xing). Rotwein verstärkt vor allem Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire). Alle allergischen Erkrankungen infolge von Hitze (calor, re) oder Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) werden verstärkt.
■■ Kaffee Temperaturverhalten (natura, xing): Warm bis heiß Geschmacksrichtung (sapor, wei): Bitter, süß, scharf
131
132
4 Behandlungsmethoden
Funktionskreisbezug: Fk Herz (o. cardialis, xin) Wirkung: Hebt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi) an, dynamisiert das Xue, stützt die konstellierende Kraft (shen), wirkt diuretisch, löst die Giftigkeit von Alkohol Kontraindikationen: Hitze-Befunde (calor, re) Klinik: Vor allem Hitze-Befunde (calor, re) bei dermatologischen Erkrankungen sowie Kopfschmerzen werden durch die stark anhebende und erwärmende Wirkung des Kaffees deutlich verstärkt.
■■ Kakao Temperaturverhalten (natura, xing): Neutral Geschmacksrichtung (sapor, wei): Süß Funktionskreisbezug: Fk Herz (o. cardialis, xin) Wirkung: Stärkend, anregend, Durst stillend, diuretisch Kontraindikationen: Feuchtigkeit (humor, shi) Klinik: Kakao ist wesentlicher Bestandteil (30–45%) von Schokolade. Er wird dann zusammen mit Zucker und Kuhmilch verarbeitet. Insgesamt werden durch Schokolade Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Schleim (pituita, tan) verstärkt.
4.3.5 Praxis der Diätetik Die energetische und qualitative Betrachtung der Nahrungsmittel stellt eine grundsätzliche Bereicherung unserer westlichen Sichtweise der Ernährung dar. Aus dieser Perspektive gibt es keine „gesunden“ oder „ungesunden“ Nahrungsmittel. Jedes Nahrungsmittel hat bestimmte energetische Wirkungen. Diese können für die individuelle Konstitution eines Menschen förderlich oder nachteilig sein. Das „Gesunde“ ist aus Sicht der chinesischen Diätetik also immer abhängig von der aktuellen persönlichen Situation eines Menschen. Dabei können vor allem zwei Grundtypen unterschieden werden. 5 Menschen, die gerne am frühen Morgen aufstehen, bereits guten Appetit und auch Durst haben und das Leben aktiv gestalten, tendieren in der Regel zu Hitze (calor, re). Sie haben häufig einen roten Zungenkörper und neigen zur Obstipation. Diese Menschen dürfen vermehrt kühlende und saftreiche Nahrungsmittel zu sich nehmen, die den Fk Magen (o. stomachi, wei) stützen. 5 Demgegenüber neigen Menschen, die morgens müde sind, wenig Appetit haben und das Leben eher auf sich zukommen lassen, zu Kälte (algor, han). Sie haben meist einen hellen und leicht gedunsenen Zungenkörper sowie eine Tendenz zu Durchfällen. Diese Menschen sollten vermehrt warme und gekochte Nahrungsmittel zu sich nehmen, um den Fk Milz (o. lienalis, pi) zu stützen. In beiden Fällen sollten jedoch Nahrungsmittel, die vom Temperaturverhalten (natura, xing) und der Geschmacksrichtung (sapor, wei) nahe dem Neutralen
4.3 Chinesische Diätetik
5
5 5
5 5
5 5
5
eingeordnet werden, den Hauptbestandteil der täglichen Ernährung bilden. Dies ist erforderlich, um die Gesamtfunktion der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) in ausgewogener Weise zu unterstützen. Diese Grundsätze sollten in jedem Falle beachtet werden, bevor spezielle Diätempfehlungen zu einzelnen Krankheitsbildern umgesetzt werden. Darüber hinaus ist es unbedingt ratsam, einige weitere Grundregeln des Essens zu beachten: Maßvolles Essen: Durch übermäßiges Essen kommt es zu einer Überlastung der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). Dies führt häufig zur Bildung von Schleim (pituita, tan), welcher den Qi-Fluss blockiert, und in der Folge zur Entstehung von Hitze (calor, re). Regelmäßige Mahlzeiten: Unregelmäßiges Essen führt zu Heißhunger, welcher häufig ein unkontrolliertes Essverhalten hervorruft. In Ruhe essen: Durch gutes Kauen wird die Nahrung zerkleinert und für die weitere Verdauung vorbereitet. Dadurch wird die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) entlastet. Es stellt sich ein besseres Sättigungsgefühl ein. Mindestens eine warme Mahlzeit am Tag: Die warme Mahlzeit unterstützt vor allem das Yang des Fk Milz (yang lienale, piyang). Dieses hat vor allem eine wärmende, trocknende und emporhebende Funktion. Abwechslungsreiches Essen: Durch eine abwechslungsreiche Ernährung werden die verschiedenen Bedürfnisse des Körpers am besten abgedeckt. Einseitige Ernährung begünstigt die Entstehung von Krankheiten im Allgemeinen, aber auch das Auftreten von Allergien. Zudem können so auch eventuelle Schadstoffbelastungen vom Körper besser verarbeitet werden. Naturbelassene Nahrungsmittel: Frische und naturbelassene Nahrungsmittel bieten die beste Gewähr für einen reichen Gehalt an Vitalstoffen oder Qi-Kraft, die der Körper aus der Nahrung gewinnen muss. Maßvoller Umgang mit kritischen Nahrungsmitteln: Kuhmilch, Hühnerei, Schweinefleisch, Zucker, Weizenmehl, Alkohol, Kaffee und Kakao sollten generell nur in geringen Mengen genossen werden. In großen Mengen führen sie zu gesundheitlichen Beschwerden und Krankheiten. Viele allergische Erkrankungen werden durch diese Lebensmittel begünstigt und verstärkt. Die jeweiligen Besonderheiten sind den Einzelbeschreibungen dieser Nahrungsmittel zu entnehmen. Nahrungsmittelallergene: Unabhängig von der energetischen Qualifikation können viele Nahrungsmittel allergische Reaktionen, Pseudoallergien oder Unverträglichkeiten hervorrufen. Sie sollten sinnvollerweise zunächst gemieden werden. Neben den oben erwähnten Nahrungsmitteln sind hier vor allem Nüsse und Gewürze zu nennen. Von praktischer Bedeutung sind Kreuzreaktionen zwischen verschiedenen Obstsorten (z.B. Apfel, Pfirsich, Kirschen) und Baumpollen (z.B. Hasel, Birke, Erle).
133
134
4 Behandlungsmethoden
Literatur Literatur in westlichen Sprachen Engelhardt U, Hempen C-H: Chinesische Diätetik. 3. Aufl. Elsevier, München-Jena 2006 Wu Yanping: Ernährungstherapie mit chinesischen Kräutern. Die chinesische Diätetik kombiniert mit Phytotherapie. Elsevier, München-Jena 2005
Chinesischsprachige Literatur Liu Guopu: Diätetische Behandlung von inneren Erkrankungen (Neikebing yinshi liaofa). Verlag für die Verbreitung von Wissenschaft Shanghai (Shanghai kexue puji chubanshe), Shanghai 1998 Meng Shen: Diätetische Drogenkunde (Shiliao bencao). Datiert 704, Nachdruck: Verlag für Wissenschaft und Technik Anhui (Anhui kexue jishu chubanshe), Hefei 2003
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie) Diana Wagner, Agnes Fatrai
Die chinesische Massagemethode tuina, wörtlich „schieben und greifen“, ist neben der Akupunktur, Phytotherapie, Diätetik und Qigong/Taiji eine der fünf Säulen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Sie vereint hochwirksame Massagetechniken, Akupressur und chiropraktische Manöver in sich und stützt sich dabei auf das umfassende System der TCM. Ihre Ursprünge hat diese Technik in der Shang- bzw. Yin-Dynastie (16. Jh.– 1066 v. Chr.). In Orakelinschriften auf Knochen und Schildkrötenpanzern finden sich Hinweise auf Methoden, die als Massage und Selbstmassage angewendet werden. Zur Behandlung von Erkrankungen sowie zur Gesunderhaltung werden beispielsweise Techniken wie das „Reiben des Gesichtes“ (momian) beschrieben. Im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (Huangdi neijing, aus dem 1. Jh. v. Chr., in der Tang- und Song-Zeit überarbeitet) wird die damals noch als anmo (wörtlich „pressen und reiben“) bezeichnete Massagetechnik zur Behandlung zahlreicher Krankheitsbilder empfohlen. Die dabei beschriebenen Grifftechniken werden im Rahmen der chinesischen manuellen Therapie auch heute noch angewendet. Die Tuina-Therapie unterscheidet sich deutlich von der herkömmlichen westlichen Physiotherapie. Durch eine umfassende chinesische Diagnosestellung und ein daraus resultierendes, individuelles Behandlungskonzept wird der Mensch und seine Erkrankung als Ganzes betrachtet. Energetische Entgleisungen können viel früher behandelt und der freie Fluss von Qi und Xue wieder hergestellt werden. Außerdem ist es mit Tuina möglich, auf pathologische Veränderungen innerhalb der Funktionskreise Einfluss zu nehmen. Das Anwendungsspektrum von Tuina ist sehr vielfältig. So können nicht nur orthopädische Erkrankungen, sondern auch Allgemeinerkrankungen wie Schlafstörungen und pädiatrische Krankheitsbilder mit Tuina behandelt werden. Auch bei der Behandlung von allergischen Erkrankungen kann Tuina als ergänzende Maßnahme zu Akupunktur und Arzneimitteltherapie eingesetzt werden. Dabei kann diese manuelle Technik sowohl durch einen Therapeuten als auch durch den Patienten im Sinne einer Selbstmassage ausgeübt werden.
4.4.1 Grundtechniken Tuina ist für ihre zahlreichen Manipulationstechniken und unterschiedlichen Stilrichtungen bekannt. So werden nach neueren Statistiken in chinesischen Büchern über 200 verschiedene Manipulationstechniken beschrieben, und noch mehr sind im Volk verbreitet. Im folgenden Abschnitt werden nur die Grifftechniken dargestellt, die für die Behandlung und Selbstbehandlung allergischer Erkrankungen relevant sind.
135
136
4 Behandlungsmethoden
■■■■ Pressen (an) Der Behandler legt seine Handflächen, Handballen, Finger oder auch Ellenbogen auf die zu behandelnde Körperregion des Patienten. Dann übt er senkrecht zur Körperoberfläche in die Tiefe gehend Kraft aus. Dabei steigert er langsam und vorsichtig den Druck, verweilt einige Sekunden und löst ihn schließlich wieder. Die Intensität der auszuübenden Kraft richtet sich zum einen nach dem Schmerzempfinden des Patienten und zum anderen nach der zu behandelnden Körperregion (Abb. 4.32).
Abb. 4.32
■■ Pressen mit dem Finger (zhi'an) Bei dieser Technik wird die Fingerbeere des Daumens oder eines anderen Fingers eingesetzt. Arbeitet der Therapeut mit seinem Daumen, wird dieser gestreckt, die übrigen vier Finger sind locker gebeugt. Der Zeigefinger stützt den Daumen und verstärkt dessen Kraft. Der Behandler presst und drückt (an ya) allmählich nach unten, wobei er die Kraft des Unterarms auf den jeweiligen Finger überträgt. Dabei steigert er den Druck, bis die Stimulation auch die tiefen Schichten des Gewebes erreicht hat. Dann löst der Therapeut langsam wieder den Druck und wiederholt das Vorgehen mehrmals (Abb. 4.33).
Abb. 4.33
Will man mehr Kraft aufwenden, kann man den zweiten Daumen auf das Interphalangealgelenk legen und mit beiden Daumen gleichzeitig arbeiten (Abb. 4.34).
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Abb. 4.34
Beim Pressen mit dem Finger (zhi'an) ist die Kontaktfläche relativ klein und konzentriert. Der Therapeut kann die Stärke der Stimulation leicht kontrollieren. Wirkungen: Die des jeweiligen Akupunkturpunktes Anwendungsgebiete: Akupunktur- und Druckschmerzpunkte am gesamten Körper
■■ Pressen mit dem Fingernagel (qia) Um die Behandlungsfläche noch weiter zu verkleinern, kann man Akupunkturpunkte mit dem Daumen- oder einem anderen Fingernagel pressen (qia). Die Stimulation wird dadurch noch intensiver (Abb. 4.35).
Abb. 4.35
137
138
4 Behandlungsmethoden
Um den Schmerz, der durch das Pressen mit dem Daumennagel (qia) entsteht, zu lindern, sollte die behandelte Stelle anschließend geknetet (rou) werden. Wirkungen: Die des jeweiligen Akupunkturpunktes Anwendungsgebiete: Akupunkturpunkte am gesamten Körper
■■ Punktartiges Pressen (dian) Mit Hilfe der Technik punktartiges Pressen (dian) kann der Therapeut die Intensität der Behandlung von Akupunktur- und Schmerzpunkten noch verstärken. Dabei reduziert er durch eine spezielle Fingerhaltung die Kontaktfläche zwischen seiner arbeitenden Hand und der Haut des Patienten und kann dadurch eine stärkere Stimulation als beim Pressen mit dem Finger (zhi'an) erzeugen. Das punktartige Pressen (dian) kann in mehrere Unterformen eingeteilt werden. Eine Unterform ist das punktartige Pressen mit dem Mittelfinger (zhongzhi dian). Punktartiges Pressen mit dem Mittelfinger (zhongzhi dian) Daumen, Zeige- und Mittelfinger werden locker gestreckt, der Daumen liegt an der palmaren Seite des Mittelfingers, der Zeigefinger liegt an der dorsalen Seite des Mittelfingers. Daumen und Zeigefinger können so den Mittelfinger unterstützen. Anschließend wird durch Kraftübertragung aus Handwurzel, Ellenbogen- und Schultergelenk mit der Spitze des Mittelfingers der Akupunkturpunkt punktartig gepresst (zhongzhi dian). Der Therapeut soll so viel Druck ausüben, dass auch die tiefen Schichten des Gewebes stimuliert werden. Danach löst er den Druck wieder und hebt den Finger von der Hautfläche ab (Abb. 4.36).
Abb. 4.36
Wirkungen: Die des jeweiligen Akupunkturpunktes Anwendungsgebiete: Akupunktur- und Druckschmerzpunkte am gesamten Körper
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
■■■■ Kneten (rou) Beim Kneten (rou) wird mit der ganzen Handfläche, dem Handballen, einem oder mehreren Fingern oder dem Ellenbogen vertikaler Druck durch kleine kreisende Bewegungen ausgeübt. Die Finger bzw. die Handfläche des Behandlers bleiben dabei immer auf der zu behandelnden Hautstelle fixiert. Das oberflächliche Gewebe unter der Haut soll sich dabei auf den tieferen Schichten des Gewebes kreisend bewegen (Abb. 4.37). Eine Untergruppe des Knetens (rou) ist das Kneten mit der palmaren Seite der Finger (zhifu rou).
Abb. 4.37
■■ Kneten mit der palmaren Seite der Finger (zhifu rou) Bei dieser Technik wird mit den Fingerbeeren von Zeige-, Mittel- und Ringfinger oder Daumen geknetet (rou). Das Ellenbogengelenk wird dabei leicht angewinkelt, das Handwurzelgelenk locker gelassen, die Finger locker gestreckt. Mit den Fingerbeeren von Zeige-, Mittel- und Ringfinger wird die Körperoberfläche des Patienten leicht berührt und mit dem Unterarm eine schwingende Bewegung ausgeführt. Das Handwurzelgelenk soll dabei kreisend bewegt werden. Die Finger des Behandlers üben dadurch auf der Körperoberfläche des Patienten kreisende, reibende Bewegungen aus. Die zu behandelnde Körperstelle wird dabei nicht verlassen. Die Bewegung sollte leicht, schnell und sanft sein, es sollte nicht zu viel Druck aufgewendet werden. Die Stimulation ist leicht, sanft und mild (Abb. 4.38).
Abb. 4.38
139
140
4 Behandlungsmethoden
Wirkungen: Stillt Schmerzen, wirkt abschwellend, macht die Brust frei, reguliert das Qi, kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), harmonisiert den Fk Magen (o. stomachi, wei), dynamisiert das Xue, wandelt Stasen um, löst die Sehnen und Muskeln, löst Krämpfe Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von Akupunktur- und Druckschmerzpunkten am gesamten Körper, v.a. im Rahmen der Selbstbehandlung und Kinder-Tuina
■■■■ Schieben (tui) Bei der als Schieben (tui) bezeichneten Technik werden Finger, Handflächen oder Ellenbogen des Behandlers auf die Körperoberfläche des Patienten gelegt. Anschließend führt der Therapeut mit konstantem vertikalem Druck gerade oder kreisförmige Bewegungen aus (Abb. 4.39).
Abb. 4.39
■■ Gerades Schieben mit dem Daumen (muzhi zhitui) Der Therapeut streckt die Finger, der Daumen zeigt nach hinten. Der Rand der radialen Seite des Daumens berührt die Haut und liegt auf dem Ausgangspunkt des zu schiebenden (tui) Akupunkturpunktes (foramen, xue) auf. Die vier nach vorne zeigenden Finger berühren den Endpunkt des zu schiebenden (tui) Akupunkturpunktes (foramen, xue). Anschließend werden der Daumen und die vier Finger rasch abwechselnd voneinander weg- und aufeinander zugeschoben (tui). Die Frequenz sollte pro Minute 200–240 betragen (Abb. 4.40).
Abb. 4.40
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
■■ Flaches Schieben mit der Handfläche (zhang pingtui) Der Therapeut legt seine Hand auf die zu behandelnde Körperoberfläche des Patienten. Seine Finger sind dabei gestreckt. Anschließend schiebt (tui) er langsam und kraftvoll seine Handfläche etwa fünf- bis zehnmal im oder gegen den Leitbahnverlauf. Die Bewegung wird durch Beugen und Strecken im Ellenbogengelenk unterstützt (Abb. 4.41).
Abb. 4.41
Wirkungen: Dynamisiert das Xue, löst Krämpfe, macht die Brust frei, reguliert das Qi Anwendungsgebiete: Lumbalbereich, Brust und Abdomen, Oberschenkel
■■ Auseinanderschieben (fentui) Bei diesem Verfahren wird von der Mittellinie des Körpers gesehen zu den beiden Seiten hin geschoben (tui). Beide Hände arbeiten dabei gleichzeitig (Abb. 4.42).
Abb. 4.42
Anwendungsgebiete: Brustbereich und Rücken
141
142
4 Behandlungsmethoden
■■■■ Kräftiges gerades Reiben (ca) als Weiterentwicklung des Schiebens (tui) Das Ziel der Technik „Kräftiges gerades Reiben“ (ca) ist es, durch die Bewegung zwischen Handfläche sowie Haut und Gewebe Wärme zu erzeugen. Dafür muss der Therapeut eine Hin- und Herbewegung ausüben. Beim kräftigen geraden Reiben (ca) sollte der Behandler nicht zu viel Kraft aufwenden, damit sich keine schmerzenden Hautfalten bilden (Abb. 4.43).
Abb. 4.43
■■ Kräftiges gerades Reiben mit der Handfläche (zhangca) Diese Methode ähnelt dem flachen Schieben mit der Handfläche (zhang pingtui), es wird jedoch weniger Druck eingesetzt. Dabei wird auf einer geraden Linie mit der Handfläche hin- und hergerieben und kräftig gerade gerieben (mo ca). In den tiefen Schichten entwickelt sich auf diese Weise Wärme (Abb. 4.44).
Abb. 4.44
Wirkungen: Erwärmt die Leitbahnen (sinarteriae, jingmai), macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig, macht die Brust frei, reguliert das Qi, reguliert die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), stärkt den Körper Anwendungsgebiete: Schulter, Rücken, Brust, Abdomen
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
■■■■ Reiben (mo) Bei der als „Reiben“ (mo) bezeichneten Technik werden Finger, Handflächen oder andere Körperteile des Behandlers auf die Körperoberfläche des Patienten gelegt, anschließend werden mit konstantem Druck kreisende Bewegungen ausgeführt (Abb. 4.45).
Abb. 4.45
■■ Reiben mit der Handfläche (zhangmo) Das Ellenbogengelenk wird leicht angewinkelt, das Handwurzelgelenk locker gelassen, die Finger locker gestreckt. Die Handfläche des Behandlers berührt leicht die Körperoberfläche des Patienten. Mit dem Unterarm wird eine schwingende Bewegung ausgeführt, so dass sich das Handwurzelgelenk kreisend bewegt und die Hand des Behandlers auf der Körperoberfläche des Patienten kreisend reibt (Abb. 4.46).
Abb. 4.46
Bei der Technik des Reibens (mo) sollte die Bewegung leicht und weich sein, es sollte nicht zu viel Druck aufgewendet werden. Dabei ist ein kreisendes Reiben (mo) sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn möglich. Die Stimulation sollte angenehm und mild sein. Früher wurden beim Einsatz der Technik Reiben (mo) auf die zu behandelnde Stelle Arzneimittel-Pasten aufgetragen, um die Wirkung der Behandlung zu verstärken. Dieses Verfahren nennt man „Reiben mit Pasten“ (gaomo). Wirkungen: Lindert Schmerzen, beseitigt Schwellungen, macht die Brust frei, reguliert das Qi, löst den Fk Leber (o. hepaticus, gan), harmonisiert die „Mitte“
143
144
4 Behandlungsmethoden
(Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), leitet Qi-Blockaden aus, dynamisiert das Xue, zerstreut Stasen Anwendungsgebiete: Brust-, Abdomen-, Flanken- und Rippenbereich
■■■■ Greifen (na) und Kneifen (nie) Das Greifen (na) und das Kneifen (nie) sind sich sehr ähnlich, und auch die Bezeichnungen werden häufig durcheinandergebracht. Beim Kneifen (nie) wird Haut und ein wenig Hypodermis angehoben. Beim Greifen (na) wird mehr Gewebe mit mehr Kraft angehoben, so dass mit der Haut und der Hypodermis auch Muskulatur angehoben wird und die Haut allmählich aus den Händen herausgleitet (Abb. 4.47 und 4.48).
Abb. 4.47
Abb. 4.48
Die Stimulation beim Greifen (na) ist relativ stark, deshalb sollten die Finger gestreckt sein, damit sie flach auf die Haut gelegt werden können, wie eine Art Klammer (Abb. 4.49). Die Finger dürfen nicht angewinkelt werden, denn dadurch würde eine zangenartige Bewegung ausgeführt werden, die für den Patienten unangenehm wäre.
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
richtig
falsch
Abb. 4.49
Beim Greifen (na) sollte das Handgelenk locker sein, die Bewegung sollte ohne Pausen ausgeführt werden, die eingesetzte Kraft sollte zunächst immer stärker und anschließend wieder geringer werden. Wirkungen: Lindert Schmerzen, löst die Leitbahnen (sinarteriae, jingmai) und macht sie durchgängig, lockert die Muskulatur, löst die Oberfläche (extima, biao), dynamisiert das Xue Anwendungsgebiete: Körperregionen mit viel Muskulatur, z.B. Nacken- und Schulterbereich, Extremitäten
■■■■ Zwirbeln (cuo) Beim Zwirbeln (cuo) wird mit beiden Handflächen aus den zwei entgegengesetzten Seiten der Extremität kreisförmig geknetet (rou). Gleichzeitig wird die Bewegung entlang der Längsachse der Extremität nach oben und unten geführt (Abb. 4.50).
Abb. 4.50
145
146
4 Behandlungsmethoden
Wirkungen: Lindert Schmerzen, löst die Muskulatur, fördert die Blutzirkulation Anwendungsgebiete: Als Abschlussbehandlung an Extremitäten, im Lendenbereich und im Flanken- und Rippenbereich
■■■■ Schütteln (dou) Beim Schütteln (dou, doudong) hält der Therapeut das Ende einer Extremität des Patienten fest und schüttelt diese mit einer kleinen Amplitude nach oben und unten, so dass das Gewebe der Extremität in Längsrichtung in Schwingung versetzt wird und sich diese Schwingung bis zu weiter entfernten Stellen fortpflanzt (Abb. 4.51).
Abb. 4.51
■■ Schütteln des Armes (dou shangzhi) Der Patient sitzt, die Schulter ist locker, der Arm hängt herunter. Der Therapeut steht seitlich neben dem Patienten und hält mit beiden Händen das untere Ende des erkrankten Arms. Die Schulter sollte in einem Winkel von 45˚ abduziert werden. Dann schüttelt (dou) der Therapeut mit wenig Kraft und in kleiner Amplitude den Arm ohne Unterbrechung nach oben und unten. Die Amplitude wird immer kleiner, die Frequenz wird immer höher, so dass sich die Schwingung vom Handgelenk allmählich bis zur Schulter fortpflanzt und sich im ganzen Arm ein deutliches Gefühl der Lockerung verbreitet (Abb. 4.52).
Abb. 4.52
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Wirkungen: Löst die Leitbahnen (sinarteriae, jingmai) und macht sie durchgängig, lockert die Sehnen, macht die Gelenke geschmeidig Anwendungsgebiete: Als Abschlussbehandlung an Extremitäten
4.4.2 Behandlungsprinzipien In Abhängigkeit von der Krankheitsentstehung und dem daraus resultierenden Behandlungsprinzip können die Manipulationen auf zwei Arten ausgeführt werden.
■■■■ Stützen (suppletio, bu)
5 5 5 5
Leidet der Patient unter einer energetischen Schwäche (depletio, xu) von Yin oder Yang, Qi oder Xue, so lautet das Behandlungsprinzip „Zuführen von Qi“ (suppletio, bu). Die Grifftechniken werden dann folgendermaßen ausgeführt: Im Uhrzeigersinn Im Leitbahnverlauf Langsam und lange Wenn der Therapeut mit zwei Fingern gleichzeitig arbeitet, zur Körpermitte des Patienten hin
■■■■ Ausleiten (dispulsio, xie)
5 5 5 5
Wenn der Patient unter einer energetischen Überladung (repletio, shi) leidet, so muss das Behandlungsprinzip „Ausleiten von Qi“ (dispulsio, xie) lauten. Die Grifftechniken werden dann folgendermaßen ausgeführt: Gegen den Uhrzeigersinn Gegen den Leitbahnverlauf Kraftvoll und schnell Wenn der Therapeut mit zwei Fingern arbeitet, vom Körperzentrum des Patienten weg
4.4.3 Behandlung und Selbstbehandlung Tuina kann sowohl durch einen Therapeuten als auch vom Patienten selbst durchgeführt werden. Der Patient sollte je nach Krankheitsbild, Verlauf und Notwendigkeit ein- bis zweimal in der Woche eine Tuina-Behandlung erhalten. Eine Behandlung sollte mindestens eine Stunde dauern und eine Anleitung zur Selbstbehandlung mit einschließen. Die Behandlungsmethoden zur Selbstmassage sind leicht erlernbar, bequem einzusetzen und nebenwirkungsfrei. Der Patient kann Techniken erlernen, um zu Hause oder an seinem Arbeitsplatz eine Selbstmassage durchführen zu können. Dadurch wird der Behandlungserfolg erhöht, die Genesung gefördert und ein Rezidiv verhindert.
147
148
4 Behandlungsmethoden
4.4.4 Voraussetzungen ■■■■ Westliche und chinesische Diagnosestellung Die Grundvoraussetzung für eine effektive Tuina-Behandlung ist die Diagnosestellung. Sie setzt sich zum einen aus westlichen Untersuchungsmöglichkeiten, wie z.B. Anamnese, Inspektion, Labor und auch bildgebenden Verfahren (z.B. Röntgen, Kernspintomographie, Ultraschall etc.), und zum anderen aus der chinesischen Diagnosestellung durch die „vier diagnostischen Verfahren“ zusammen (s. S. 17 ff.).
■■■■ Indikationen
5 5 5 5 5
Aufgrund der vielfältigen Wirkungen kann Tuina bei zahlreichen Erkrankungen zum Einsatz kommen. Neben der klassischen Behandlung orthopädischer und neurologischer Erkrankungen kann die manuelle Technik auch zur Vorbeugung und bei der Behandlung allergischer Krankheitsbilder als ergänzende Maßnahme eingesetzt werden und zur Linderung der Symptome beitragen. Folgende allergische Erkrankungen können mit Tuina behandelt werden: Allergische Rhinitis Allergische Konjunktivitis Allergisches Asthma bronchiale Allergische Sinusitis Allergische Erkrankungen im Kindesalter
■■■■ Kontraindikationen 5 Relative Kontraindikationen: – Osteoporose: Patienten, die unter Osteoporose leiden, dürfen mit Tuina behandelt werden. Der Tuina-Therapeut muss aber die Intensität der einzelnen Grifftechniken auf das Krankheitsbild abstimmen. Manipulative oder chiropraktische Manöver sind kontraindiziert. – Schwangerschaft: Nach dem 3. Schwangerschaftsmonat darf der Therapeut im Bauch- und Lumbosakralbereich keine Tuina-Techniken mehr anwenden. Die übrigen Körperbereiche darf er mit geringerer Intensität behandeln. – Erkrankungen der Haut: Wenn es sich um eine nicht ansteckende Hauterkrankung handelt und die zu behandelnden Körperregionen nicht betroffen sind, darf mit Tuina behandelt werden. Der Tuina-Therapeut darf nicht direkt auf dem betroffenen Hautareal arbeiten. Eine Tuina-Behandlung bei einem Patienten mit einer ansteckenden Hauterkrankung oder bei Verbrennungen ist kontraindiziert. 5 Absolute Kontraindikationen: – Unklare Diagnose – Infektionskrankheiten (z.B. Hepatitiden, Tuberkolose, Diphterie) – Fiebrige Erkrankungen
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
– Wenn die Haut an der zu behandelnden Stelle verletzt oder verbrannt ist oder eine ansteckende Hauterkrankung besteht – Die ersten drei Monate jeder Schwangerschaft – Nach dem 3. Schwangerschaftsmonat im Lumbosakralbereich und Bauchraum – Risikoschwangerschaften – Wenn gleichzeitig ernsthafte Herz- oder zerebrovaskuläre Erkrankungen bestehen wie Herzinfarkt, Hirnblutung, Hirntumor etc. – Bei hämorrhagischen Erkrankungen wie Hämatemesis, Hämaturie, Hämatochezie etc. – Nach körperlicher Überanstrengung durch schwere Arbeit oder sportliche Höchstleistung – Direkt nach Alkoholgenuss oder Übersättigung, aber auch bei großem Hunger – Starke Nervosität und Gereiztheit
4.4.5 Tuina bei der Behandlung von allergischen Erkrankungen Tuina ist eine hochwirksame manualtherapeutische Technik, die bei der Behand-
CAVE lung allergischer Erkrankungen als ergänzende Maßnahme eingesetzt werden
kann. Eine vorherige internistische Untersuchung und ärztliche Behandlung ist allerdings stets anzuraten. Die folgenden allergischen Erkrankungen können mit Tuina wirkungsvoll therapiert und gleichzeitig im Sinne einer prophylaktischen Maßnahme vorbeugend behandelt werden. Dabei kann die chinesische manuelle Therapie nicht nur von einem Therapeuten, sondern auch vom Patienten als Selbstbehandlung angewendet werden.
■■■■ Allergische Rhinitis In der chinesischen Medizin wird allergische Rhinitis als „Verstopfte Nase, Nasenfluss mit klarem Sekret und Niesen“ (Qiuti) oder als „Nasenfluss mit klarem Sekret“ (Biqiu) bezeichnet. Die auf die Nasenschleimhaut wirkenden Allergene sind vor allem eingeatmete Materialien wie Pflanzenpollen, Haustierepithelien und Pilze. Mit Tuina können bezüglich der Krankheitsentstehung zwei Formen der allergischen Rhinitis unterschieden und behandelt werden: 5 Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) 5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
■■ Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) Krankheitsmechanismus siehe S. 233.
149
150
4 Behandlungsmethoden
Leitsymptome
5 Juckreiz in der Nase, Niesanfälle, Nasenfluss mit reichlich klarem Sekret, stark verstopfte Nase, plötzliches Auftreten und Verschwinden der Symptome Mögliche Allgemeinsymptome
5 Zugluftaversion 5 Zungenkörper: Blassrot, eventuell Zahneindrücke am Zungenrand; Zungenbelag: Dünn und weißlich 5 Pulse: Saitenförmig und oberflächlich (chordales und superficiales, xian fu) Behandlungsprinzipien
5 Zerstreuen von Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) 5 Harmonisieren von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi) 5 Öffnen der Nase Behandlung durch einen Therapeuten Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) mit der palmaren Seite der Finger kneten (zhifu rou) Ausgangsstellung: Patient sitzt, der Therapeut steht hinter dem Patienten. Ausführung: Den Halsbereich des Patienten mit Grifftechniken wie Reiben (mo), Greifen (na) oder Kneifen (nie) lockern. Durch die Methode „Kneten mit der palmaren Seite der Finger“ (zhifu rou) behandelt der Therapeut Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg kneten(rou) Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig ca. 100-mal kneten (rou) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) mit der palmaren Seite der Finger kneten (zhifu rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut legt den Mittelfinger der rechten Hand auf Di 20/ IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) neben dem rechten unteren Rand des Nasenflügels des Patienten und den Mittelfinger der linken Hand auf Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) neben dem linken unteren Rand des Nasenflügels des Patienten. Dann werden beide Punkte gleich-
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
zeitig geknetet (rou). Die Manipulation muss koordiniert und die eingesetzte Kraft gleichmäßig sein. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg kneten (rou) Wirkungen: 5 Macht die Nase durchgängig 5 Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig ca. 100-mal kneten (rou) Du 26/Rg 26 („Wassergraben“, renzhong) mit dem Daumennagel pressen (qia) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst mit seinem Daumennagel (qia) Du 26/Rg 26 („Wassergraben“, renzhong). Wirkungen: 5 Besänftigt Wind (ventus, feng) 5 Stabilisiert die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Macht die Sinnesöffnungen frei Behandlungsdauer: Den Punkt ein bis zwei Minuten mit dem Daumennagel pressen (qia) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinem Daumen Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => gegen den Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Leitet Wind (ventus, feng) aus 5 Stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) Behandlungsdauer: Jeden Punkt ein bis zwei Minuten pressen (an), dann kneten (rou) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 20–30 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit. Dann folgt eine zweitägige Pause.
151
152
4 Behandlungsmethoden
Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage
Abb. 4.53 Die Umgebung der Nase pressen (an) und kneten (rou)
Abb. 4.54 Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou)
Die Umgebung der Nase pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit einer Hand oder mit beiden Händen hohle Fäuste ballen und die Daumen umschließen; mit den Gelenken in der Umgebung der Nase kneten (rou) (Abb. 4.53) Wirkungen: 5 Macht die Nase frei 5 Beendet Nasenfluss 5 Beugt Rhinitis vor Behandlungsdauer: Bis es im Bereich der Nase zieht, spannt und leicht schmerzt
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit den Spitzen beider Daumen beidseitig Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou) (Abb. 4.54) Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum weg kneten (rou) Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken Ausführung: Mit der Fingerbeere des Zeigefingers Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) erst pressen (an) und dann kneten (rou) (Abb. 4.55) Behandlungsprinzip: Zuführen von Qi (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Stärkt die Fk Lunge und Milz (oo. pulmonalis et lienalis, fei pi) 5 Macht die Kehle frei Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute Abb. 4.55 Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) pressen (an)
Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumen Ma 36/ S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) erst pressen (an), dann kneten (rou) Behandlungsprinzip: Stützen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi) 5 Reguliert und suppletiert Qi und Xue 5 Stützt den Fk Magen (o. stomachi, wei) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Abb. 4.56 Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) pressen (an) und kneten (rou)
Behandlungsfrequenz: Behandlungsmethoden täglich morgens oder abends als Selbstbehandlung durchführen
153
154
4 Behandlungsmethoden
■■ Wind-Hitze (calor venti, fengre) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Krankheitsmechanismus siehe S. 233. Hauptsymptome
5 Juckreiz in der Nase, im Hals und in den Augen, gerötete, tränende Augen, Niesreiz, laufende oder verstopfte Nase, dickes, gelbes Nasensekret Mögliche Allgemeinsymptome
5 Verschlechterung bei hohen Temperaturen, Reizbarkeit, Durst, deutliche Schweißneigung 5 Zungenkörper: Rot; Zungenbelag: Dünn und gelblich, zahlreiche Punkte im vorderen Drittel der Zunge 5 Pulse: Saitenförmig, oberflächlich und beschleunigt (chordales, superficiales und celeri, xian fu shu) Behandlungsprinzipien
5 Zerstreuen von Wind-Hitze (calor venti, fengre) 5 Öffnen der Oberfläche (extima, biao) 5 Freimachen der Nase Die Behandlung durch einen Therapeuten Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) mit der palmaren Seite der Finger kneten (zhifu rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt; der Therapeut steht hinter dem Patienten. Ausführung: Den Halsbereich des Patienten mit Grifftechniken wie Reiben (mo), Greifen (na) oder Kneifen (nie) lockern. Durch die Methode „Kneten mit der palmaren Seite der Finger“ (zhifu rou) behandelt der Therapeut Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg kneten (rou) Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig ca. 100-mal kneten (rou) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) mit dem Finger kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende.
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Ausführung: Der Therapeut legt den Mittelfinger der rechten Hand auf Di 20/ IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) unter dem rechten Nasenflügel des Patienten und den Mittelfinger der linken Hand auf Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) unterhalb des linken Nasenflügels. Dann werden beide Punkte gleichzeitig geknetet (rou). Die Manipulation muss koordiniert und die eingesetzte Kraft gleichmäßig sein. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg kneten (rou) Wirkungen: 5 Macht die Nase durchgängig 5 Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig mehrere Minuten lang kneten (rou) Bl 1/V 1 („Helle des Auges“, jingming) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig Bl 1/V 1 („Helle des Auges“, jingming). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) frei Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig mehrere Minuten lang pressen (an) und kneten (rou) Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinem Mittelfinger den Punkt Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => gegen den Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Leitet Wind (ventus, feng) aus 5 Beruhigt die konstellierende Kraft (shen) Behandlungsdauer: Den Punkt eine Minute pressen (an) und kneten (rou) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 20 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit. Dann folgt eine zweitägige Pause.
155
156
4 Behandlungsmethoden
Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage
Abb. 4.57 Die Umgebung der Nase pressen (an) und kneten (rou)
Abb. 4.58 Den Nasenrücken (bilang) und die Nasenmuschel (bijia) kräftig reiben (ca)
Die Umgebung der Nase pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit einer Hand oder mit beiden Händen hohle Fäuste ballen und die Daumen umschließen. Mit den Gelenken in der Umgebung der Nase kneten (rou). Wirkungen: 5 Macht die Nase frei 5 Beendet Nasenfluss 5 Beugt Rhinitis vor Behandlungsdauer: Bis es im Bereich der Nase zieht, spannt und schmerzt
Den Nasenrücken (biliang) und die Nasenmuschel (bijia) kräftig gerade reiben (ca) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Die Zeige- oder Mittelfinger beider Hände flach auf beide Seiten des Nasenrückens legen, anschließend nach oben bis zur Nasenwurzel und nach unten bis zu den beiden Nasenflügeln schieben (tui) und kräftig gerade reiben (ca). Wirkungen: 5 Macht die Nase frei 5 Beendet Nasenfluss 5 Beugt Rhinitis vor Behandlungsdauer: Ca. 30-mal
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Abb. 4.59 Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) pressen und kneten (an rou)
Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit den Fingerbeeren der Zeige- oder Mittelfinger Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) beidseitig pressen (an) und kneten (rou). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum weg kneten (rou) Wirkungen: 5 Macht die Nase durchgängig 5 Beendet Schnupfen 5 Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Der Patient presst (an) mit dem Daumen seiner rechten Hand Di 11/ IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) am linken Arm und umgekehrt. Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Abb. 4.60 Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) pressen (an)
157
158
4 Behandlungsmethoden
Abb. 4.61 Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou)
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit den Spitzen beider Daumen beidseitig Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou) Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum weg kneten (rou) Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Behandlungsfrequenz: Die Behandlungsmethoden täglich morgens oder abends als Selbstbehandlung durchführen.
■■■■ Allergische Konjunktivitis In der chinesischen Medizin wird die allergische Konjunktivitis als „Juckendes Auge“ (Muyang zheng) oder „Jucken wie Insektenkrabbeln“ (Yang ruo chongxing zheng) bezeichnet. Die für die allergische Reaktion verantwortlichen Allergene (Pollen, Schimmelpilze, Kot der Hausstaubmilbe etc.) werden laut chinesischer Medizin den WindSchrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, feng xie) zugeordnet. Mit Tuina können zwei Formen der allergischen Konjunktivitis behandelt werden: 5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) 5 Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng)
■■ Wind-Hitze (calor venti, fengre) Krankheitsmechanismus siehe S. 271. Hauptsymptome
5 Juckreiz, Brennen, Tränenfluss, Lidschwellung Mögliche Allgemeinsymptome
5 Andere allergische Erkrankungen, reduziertes Allgemeinbefinden 5 Zungenkörper: Rote Punkte an der Zungenspitze oder leichte Rötung 5 Pulse: Oberflächlich und beschleunigt (superficiales und celeri, fu shu)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Behandlungsprinzipien
5 Kühlen von Hitze (calor, re) 5 Zerstreuen von Wind (ventus, feng) 5 Beenden von Juckreiz Die Behandlung mit Tuina durch einen Therapeuten Ex-HN 5/Ex 2 („Die Sonne“, taiyang) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig Ex-HN 5/Ex 2 („Die Sonne“, taiyang). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg kneten (rou) Wirkungen: 5 Klärt die Augen 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Ma 2/S 2 („Rand des Wangenbeins“, sibai) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig Ma 2/S 2 („Rand des Wangenbeins“, sibai) Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht auf der Seite. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinem Daumen Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => gegen den Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Öffnet die Oberfläche (extima, biao) Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou)
159
160
4 Behandlungsmethoden
Lu 11/P 11 („Junges Shang“, shaoshang) mit dem Daumennagel pressen (qia) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht auf der Seite. Ausführung: Der Therapeut presst mit seinem Daumennagel (qia) Lu 11/P 11 („Junges Shang“, shaoshang). Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten mit dem Daumennagel pressen (qia) Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) mit dem Finger kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient sitzt; der Therapeut steht hinter dem Patienten. Ausführung: Den Halsbereich des Patienten mit Grifftechniken wie Reiben (mo), Greifen (na) oder Kneifen (nie) lockern. Durch die Methode „Kneten mit der palmaren Seite der Finger“ (zhifu rou) behandelt der Therapeut Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => gegen den Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Klärt Sicht und Gehör Behandlungsdauer: Jeden Punkt ca. 100-mal kneten (rou) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut 45–60 Minuten behandeln. Diese Behandlung sollte er zwei- bis dreimal in der Woche durchführen. Zusätzlich muss der Behandler mit dem Patienten eine Selbstbehandlung einüben, die er dann eigenständig und in dem empfohlenen Umfang täglich durchführt.
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) greifen (na) und kneifen (nie) Ausgangsstellung: Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit den Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) greifen (na) und kneifen (nie). Wirkungen: 5 Klärt den Neben-Fk Gehirn (paraorbis cerebri, nao) 5 Beseitigt Wind (ventus, feng) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: Bis lokal rote Flecken zu sehen sind Abb. 4.62 Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) greifen (na) und kneifen (nie)
Abb. 4.63 Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu) pressen (an)
Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit beiden Zeigefingern an der Vertiefung am jeweiligen Innenende der Augenbraue, also am Foramen Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu), kraftvoll, aber nicht zu kräftig pressen (an). Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt
161
162
4 Behandlungsmethoden
Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) mit der Faust schlagen (chuiji) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder steht. Ausführung: Eine Hand zu einer hohlen Faust ballen und damit auf Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) an der anderen Schulter schlagen (chuiji). Wirkungen: 5 Bewegt das Qi 5 Reguliert das Xue 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) Behandlungsdauer: 20- bis 30-mal Abb. 4.64 Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) mit der Faust schlagen (chuiji)
Abb. 4.65 Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na)
Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na) Ausgangsstellung: Patient sitzt. Ausführung: Der Patient greift und kneift mit Daumen und Zeigefinger einer Hand Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) der anderen Hand und umgekehrt. Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Öffnet die Oberfläche (extima, biao) Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou)
Behandlungsfrequenz: Die Behandlungsmethoden täglich morgens oder abends als Selbstbehandlung durchführen.
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
■■ Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng) Krankheitsmechanismus siehe S. 271. Hauptsymptome
5 Rötung, unerträglicher Juckreiz und Schwellung der Bindehaut, starkes Brennen, Lichtempfindlichkeit Mögliche Allgemeinsymptome
5 Kopfschmerzen, Gereiztheit 5 Zungenkörper: Gerötet mit roten Punkten an der Zungenspitze; Zungenbelag: Gelblich oder trocken 5 Pulse: Angefüllt und beschleunigt (repleti und celeri, shi shu) Behandlungsprinzipien
5 Kühlen von Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) 5 Zerstreuen von Wind (ventus, feng) 5 Stillen von Juckreiz Die Behandlung durch einen Therapeuten Bl 1/V 1 („Helle des Auges“, jingming) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig Bl 1/V 1 („Helle des Auges“, jingming). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) 3E 23/T 23 („Mit Geigen und Flöten“, sizhukong) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig 3E 23/T 23 („Mit Geigen und Flöten“, sizhukong).
163
164
4 Behandlungsmethoden
Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Reguliert das Qi 5 Bewegt das Xue 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Ma 2/S 2 („Rand des Wangenbeins“, sibai) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig Ma 2/S 2 („Rand des Wangenbeins“, sibai). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) pressen (an) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht am Fußende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) beidseitig mit seinen Daumen Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong). Wirkungen: 5 Senkt das Yang ab 5 Reguliert und kühlt das Xue Behandlungsdauer: Ein bis drei Minuten pressen (an) Modifikationen Bei Tränenfluss zusätzlich: Ma 1/S 1 („Punkt, der die Tränen aufnimmt“, chengqi) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig Ma 1/S 1 („Punkt, der die Tränen aufnimmt“, chengqi). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Wirkungen: 5 Treibt Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Bei Kopfschmerzen zusätzlich: Ma 8/S 8 („Punkt der Halteleitbahn am Kopf“, touwei) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig Ma 8/S 8 („Punkt der Halteleitbahn am Kopf“, touwei). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan) Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Bei Lichtscheu zusätzlich: Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Mittelfingern beidseitig Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 60 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit.
165
166
4 Behandlungsmethoden
Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage
Abb. 4.66 Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou)
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient sitzt oder liegt. Ausführung: Mit den Spitzen beider Daumen beidseitig jeweils Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) pressen (an) und kneten (rou), dabei sollte es ziehen, spannen und schmerzen. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum weg Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: eine Minute
Bl 1/V 1 („Helle des Auges“, jingming) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit den Zeigefingern beide Punkte gleichzeitig pressen (an). Wirkungen: 5 Macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig 5 Klärt die Sicht 5 Löst Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) Behandlungsdauer: Mehrfach wiederholen, bis es zieht und spannt Abb. 4.67 Bl 1/V 1 („Helle des Auges“, jingming) pressen (an)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Die Augen reiben (mo mu) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Bereich des Hypothenars oder mit dem Daumenrücken leicht auf den Lidern reiben (mo). Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Klärt die Sicht Behandlungsdauer: Bis sich über den Augen ein Wärmegefühl entwickelt
Abb. 4.68 Die Augen reiben (mo mu)
Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit der Fingerspitze von Mittel- oder Zeigefinger Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui) pressen (an) und kneten (rou). Wirkungen: 5 Besänftigt Wind (ventus, feng) 5 Macht die Sinnesöffnung Auge frei Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute Abb. 4.69 Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui) pressen (an)
167
168
4 Behandlungsmethoden
Abb. 4.70 Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) pressen (an)
Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Der Patient presst (an) mit dem Zeigefinger oder dem Daumen der rechten Hand Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) am rechten Fuß und umgekehrt. Wirkungen: 5 Harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan) 5 Senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab 5 Reguliert und kühlt das Xue Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Behandlungsfrequenz: Die Behandlungsmethoden täglich morgens oder abends als Selbstbehandlung durchführen.
■■■■ Asthma bronchiale Akutes allergisches Asthma beruht laut chinesischer Medizin auf latent vorhandenem Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), der durch äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) wie z.B. Wind-Kälte (algor venti, fenghan) oder Wind-Hitze (calor venti, fengre) mobilisiert wird. Die chronische Form ist Folge einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), des Fk Milz (o. lienalis, pi) oder des Fk Niere (o. renalis, shen). Behandelt man vor den Anfällen kontinuierlich mit Tuina, kann man meist einen erneuten Asthma-Anfall verhindern. Außerdem kann man auf die im chronischen Stadium bestehenden Symptome eine positive Wirkung erzielen. Mit Tuina können folgende Formen des Asthma bronchiale behandelt werden: 5 Akute Formen: – Asthma aufgrund von Kälte (algor, han) – Asthma aufgrund von Hitze (calor, re) 5 Chronische Formen: – Energetische Schwäche des Qi der Fk Lunge und Milz (depletio des qi pulmonale et lienale, fei pi qi xu) – Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Eine Selbstmassage sollte nicht angewendet werden
CAVE 5 Bei unklarer Diagnose
5 Wenn der Auswurf mit Blut versetzt ist 5 Wenn gleichzeitig andere infektiöse Erkrankungen und fiebrige Symptomatiken bestehen Zusätzlich gelten die allgemeinen Kontraindikationen (s. S. 148).
■■ Akute Formen: Kälte (algor, han) Krankheitsmechanismus siehe S. 295. Hauptsymptome Keuchatmung, weißlicher und klebriger Schleim, eventuell wässriger und schaumiger Auswurf, Völle- und Druckgefühl in der Brust und am Zwerchfell Mögliche Allgemeinsymptome
5 Aversion gegen Kälte 5 Zungenbelag: Weißlich und feucht 5 Pulse: Oberflächlich und gespannt (superficiales und intenti, fu jin) Behandlungsprinzipien
5 5 5 5
Erwärmen des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Zerstreuen von Kälte (algor, han) Umwandeln von Schleim (pituita, tan) Beruhigen der Keuchatmung Die Behandlung durch einen Therapeuten
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) mit dem Finger kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt; der Therapeut steht hinter dem Patienten. Ausführung: Den Halsbereich des Patienten mit Grifftechniken wie Reiben (mo), Greifen (na) oder Kneifen (nie) lockern. Durch die Methode „Kneten mit der palmaren Seite der Finger“ (zhifu rou) behandelt der Therapeut Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => gegen den Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkung: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) Behandlungsdauer: Jeden Punkt ca. 100-mal kneten (rou)
169
170
4 Behandlungsmethoden
5 5 5 5
Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) pressen (an) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst (an) mit seinem Daumen Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Wirkungen: Löst den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Zerstreut Wind (ventus, feng) Senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab Wandelt Schleim (pituita, tan) um Behandlungsdauer: Auf jeder Seite eine Minute pressen (an)
3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan) pressen (an) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst (an) mit seinem Daumen 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan) erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Wirkungen: 5 Öffnet die Oberfläche (extima, biao) 5 Zerstreut Kälte (algor, han) Behandlungsdauer: Auf jeder Seite eine Minute pressen (an) Zwischen Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) und Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) mit einem Finger schieben (tui) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut schiebt (tui) zunächst von Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) langsam zu Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) und schiebt (tui) dann zwischen beiden Punkten hin und her. Wirkungen: 5 Stärkt und reguliert die Fk Lunge und Milz (oo. pulmonalis et lienalis, fei pi) 5 Macht die Kehle frei 5 Senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab Behandlungsdauer: Zwei Minuten hin- und herschieben (tui) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) pressen (an) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht an der Seite des Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinem Daumen den Akupunkturpunkt, erst auf der einen, dann auf der anderen Seite.
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Wirkungen: 5 Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um 5 Treibt Schleim (pituita, tan) aus 5 Bewegt das Qi der „Mitte“ (qi medii, zhongqi) Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 60 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit. Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) mit der Faust schlagen (chuiji) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder steht. Ausführung: Eine Hand zu einer hohlen Faust ballen und damit auf Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) an der anderen Schulter schlagen (chuiji). Wirkungen: 5 Bewegt das Qi 5 Reguliert das Xue 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) Behandlungsdauer: 20- bis 30-mal Abb. 4.71 Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) mit der Faust schlagen (chuiji)
5 5 5 5
Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) und Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) punktartig pressen (dian an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Der Patient presst punktartig (dian an) mit seinem Zeige- oder Mittelfinger nacheinander die beiden Akupunkturpunkte. Wirkungen: Stillt Husten Senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab Nimmt Druck von der Brust Macht die Kehle frei Behandlungsdauer: Je Punkt eine Minute
171
172
4 Behandlungsmethoden
Abb. 4.72 Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) und Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) punktartig pressen (dian an)
Abb. 4.73 Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na)
Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumen und dem Zeigefinger Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) von beiden Seiten kräftig kneifen (nie) und greifen (na), bis es lokal zieht und spannt. Mit der rechten Hand an der linken arbeiten und umgekehrt. Wirkungen: 5 Löst Wind (ventus, feng) heraus 5 Löst die Oberfläche (extima, biao) Behandlungsdauer: Etwa 20- bis 30-mal
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Den Zeigefinger oder Daumen fest auf Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) drücken und kraftvoll pressen (an) und kneten (rou). Behandlungsprinzip: Zuführen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Reguliert und suppletiert Qi und Xue 5 Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi) 5 Stützt den Fk Magen (o. stomachi, wei) Behandlungsdauer: Bis es zieht und spannt, etwa ein bis drei Minuten
Abb. 4.74 Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) pressen (an) und kneten (rou)
Behandlungsfrequenz: Die Behandlungsmethoden täglich morgens oder abends als Selbstbehandlung durchführen.
173
174
4 Behandlungsmethoden
■■ Akute Formen: Hitze (calor, re) Krankheitsmechanismus siehe S. 295. Hauptsymptome
5 Beschleunigte Atmung, Kurzatmigkeit, dickflüssiger, gelblicher, klebriger Auswurf Mögliche Allgemeinsymptome
5 Kopfschmerzen, Fieber 5 Zungenkörper: Rot; Zungenbelag: Gelblich und klebrig 5 Pulse: Schlüpfrig und beschleunigt (lubrici und celeri, hua shu) Behandlungsprinzipien
5 5 5 5
Entfalten des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Kühlen von Hitze (calor, re) Umwandeln von Schleim (pituita, tan) Besänftigen des Keuchens Die Behandlung durch einen Therapeuten
Von Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) nach beiden Seiten auseinanderschieben (fentui) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht seitlich vom Patienten. Ausführung: Der Therapeut schiebt mit beiden Daumen von Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) nach beiden Seiten auseinander (fentui). Wirkungen: 5 Reguliert das Qi 5 Senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab 5 Nimmt Druck von der Brust Behandlungsdauer: 200- bis 300-mal auseinanderschieben (fentui) Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) pressen (an) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht neben dem Patienten Ausführung: Der Therapeut presst (an) mit seinem Daumen Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Wirkungen: 5 Stabilisiert das Qi der Fk Lunge und der „Mitte“ (qi pulmonale et medii, fei zhong qi)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
5 Senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab 5 Kühlt Hitze (calor, re) Behandlungsdauer: Jeden Punkt eine Minute pressen (an) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht auf der Seite. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinem Daumen Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => gegen den Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Öffnet die Oberfläche (extima, biao) Behandlungsdauer: Ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Akupunkturpunkte im Rückenbereich punktartig pressen (dian an) Ausgangsstellung: Patient in Bauchlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst punktartig (dian an) nacheinander folgende Punkte: 5 Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan); Wirkung: – Leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aus 5 Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen); Wirkungen: – Stützt und entfaltet den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) – Kühlt Hitze (calor, re) – Zertreut Wind (ventus, feng) – Macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) frei 5 Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu); Wirkungen: – Stützt und harmonisiert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Reguliert das Qi – Kräftigt das Yin – Kühlt Hitze (calor, re) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 20 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit. Dann folgt eine zweitägige Pause.
175
176
4 Behandlungsmethoden
Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) mit der Faust schlagen (chuiji) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Eine Hand zu einer hohlen Faust ballen und damit auf Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) an der anderen Schulter schlagen (chuiji). Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Bewegt das Qi 5 Dynamisiert das Xue Behandlungsdauer: 20- bis 30-mal mit der Faust schlagen (chuiji) Abb. 4.75 Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) mit der Faust schlagen (chuiji)
Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) punktartig pressen (dian an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Der Patient presst punktartig (dian an) mit seinem Zeige- oder Mittelfinger den oben genannten Akupunkturpunkt. Wirkungen: 5 Beendet Husten 5 Senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab 5 Reguliert das Qi 5 Entspannt die Leibesmitte 5 Nimmt Druck von der Brust Behandlungsdauer: Eine Minute
Abb. 4.76 Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) punktartig pressen (dian an)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Abb. 4.77 Di 4/IC 4 ("Vereinte Täler", hegu) greifen (na)
Abb. 4.78 Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) pressen (an)
Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumen und dem Zeigefinger Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) von beiden Seiten kräftig kneifen (nie) und greifen (na), bis es lokal zieht und spannt. Mit der rechten Hand an der linken arbeiten und umgekehrt. Wirkungen: 5 Löst Wind (ventus, feng) heraus 5 Löst die Oberfläche (extima, biao) 5 Macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig 5 Stillt Schmerzen Behandlungsdauer: Etwa 20- bis 30-mal
Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit der Spitze des Daumens Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) eine Minute lang pressen (an). Mit der linken Hand Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) am rechten Arm pressen (an) und umgekehrt. Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Harmonisiert die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und schmerzt
Gesamte Behandlungsdauer und -frequenz: Die Behandlungsmethoden zweibis dreimal täglich als Selbstbehandlung durchführen.
177
178
4 Behandlungsmethoden
■■ Chronische Formen: Energetische Schwäche des Qi der Fk Lunge und Milz (depletio des qi pulmonale et lienale, fei pi qi xu) Krankheitsmechanismus siehe S. 295. Hauptsymptome
5 Allenfalls leichte Beschwerden, Kurzatmigkeit bei Belastung Mögliche Allgemeinsymptome
5 Leichte Infektanfälligkeit, allgemeine Müdigkeit 5 Zungenkörper: Hell, gedunsen, Zahneindrücke; Zungenbelag: Weiß und dünn 5 Pulse: Erschöpft oder zart (depleti oder minuti, xu xi) Behandlungsprinzipien
5 Stabilisieren der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) 5 Kräftigen des Fk Milz (o. lienalis, pi) 5 Umwandeln von Schleim (pituita, tan) 5 Absenken von schrägläufigem Qi des Fk Lunge (kontravektives qi pulmonale, feiqi ni) Die Behandlung durch einen Therapeuten Auf Brustbein und Rücken schieben (tui) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut schiebt (tui) mit seinen Handflächen gleichzeitig auf dem Brustbein und dem Rücken des Patienten von oben nach unten. Dann den Flankenbereich an beiden Seiten schräg kräftig gerade reiben (ca). Wirkungen: 5 Senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab 5 Weitet die Brust Behandlungsdauer: Bis sich im gesamten Bereich Wärme entwickelt Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) greifen (na) und kneifen (nie) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt; der Therapeut steht hinter dem Patienten. Ausführung: Beidseitig Gb 21/F 21 („Brunnen der Schulter“, jianjing) greifen (na) und kneifen (nie). Danach die Arme vom Schulterbereich bis zur Handwurzel greifen (na) und kneifen (nie), der Schwerpunkt liegt bei den Foramina He 1/ C 1 („Quelle am Äußersten Ende“, jiquan), Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) und Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu). Zum Schluss die Finger zwirbeln (cuo) und die Arme schütteln (dou).
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
5 5 5 5
5 5 5 5 5 5 5
Wirkungen: Zerstreut Wind (ventus, feng) Kühlt Hitze (calor, re) Öffnet die Oberfläche (extima, biao) Stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) Behandlungsdauer: Auf den Akupunkturpunkten drei- bis fünfmal greifen (na) und kneifen (nie) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) und Bl 17/ V 17 („Einflusspunkt des Zwerchfells“, geshu) punktartig pressen (dian an) Ausgangsstellung: Patient in Bauchlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst punktartig (dian an) und beidseitig erst Bl 13/V 13 und dann Bl 17/V 17. Wirkungen: Stützt und harmonisiert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) Reguliert das Qi Kräftigt das Yin Kühlt Hitze (calor, re) Senkt das Yang ab Löst Spannungen in Brust und Leibesmitte Verteilt Stasen Behandlungsdauer: Jeden Punkt ein bis zwei Minuten punktartig pressen (dian an)
Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu) und Lu 2/P 2 („Tor der Wolken“, yunmen) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) nacheinander mit dem Daumen oder dem Mittelfinger die beiden Punkte, erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Wirkungen: 5 Stützt die Fk Lunge und Milz (oo. pulmonalis et lienalis, fei pi) 5 Senkt das Qi des Fk Lunge ab (qi pulmonale, feiqi) 5 Beendet Husten Behandlungsprinzip: Zuführen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Behandlungsdauer: Jeden Punkt eine halbe Minute lang pressen (an) und kneten (rou) oder bis es lokal zieht und spannt
179
180
4 Behandlungsmethoden
Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht an der Seite des Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinem Daumen den Akupunkturpunkt, erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Behandlungsprinzip: Stützen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Harmonisiert Qi und Xue Behandlungsdauer: Jeden Punkt ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 20 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit. Dann folgt eine zweitägige Pause. Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage Die Brustmuskeln greifen (na xiongji) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Den Daumen einer Hand auf die Brust auflegen, mit dem gegenüberliegenden Zeige- und Mittelfinger unter der Achselhöhle kraftvoll anhebend greifen (tina), abwechselnd anheben (ti) und greifen (na) und zusätzlich sanft kneifen (nie) und kneten (rou). Wirkungen: 5 Entfaltet den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) 5 Reguliert das Qi 5 Macht die Brust frei 5 Senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab Behandlungsdauer: Fünfmal die Brustmuskeln greifen (na) Abb. 4.79 Die Brustmuskeln greifen (na xiongji)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan) greifen (na) und kneifen (nie) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumen und dem Zeigefinger einer Hand Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan) greifen (na) und kneifen (nie), bis es lokal zieht und spannt. Wirkung: Leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ab Behandlungsdauer: Etwa 20- bis 30-mal Abb. 4.80 Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan) greifen (na) und kneifen (nie)
Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit dem Zeige- oder Mittelfinger der einen Hand Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu) auf der anderen Seite pressen (an). Wirkungen: 5 Stützt die Fk Lunge und Milz (oo. pulmonalis et lienalis, fei pi) 5 Senkt das Qi des Fk Lunge ab (qi pulmonale, feiqi) 5 Beendet Husten Behandlungsdauer: Den Punkt beidseits jeweils eine Minute pressen (an)
Abb. 4.81 Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu) pressen (an)
181
182
4 Behandlungsmethoden
Abb. 4.82 Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na)
Abb. 4.83 Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao) pressen (an) und kneten (rou)
Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumen und dem Zeigefinger Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) von beiden Seiten kräftig kneifen (nie) und greifen (na), bis es lokal zieht und spannt. Mit der rechten Hand an der linken arbeiten und umgekehrt. Wirkungen: 5 Löst Wind (ventus, feng) heraus 5 Löst die Oberfläche (extima, biao) 5 Macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig Behandlungsdauer: Etwa 20- bis 30-mal
Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Das rechte Bein auf den linken Oberschenkel legen und mit dem Zeigefinger oder dem Daumen am rechten Bein Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao) pressen (an) und kneten (rou), dabei soll es lokal ziehen und spannen. Anschließend mit der anderen Seite genauso verfahren, jeweils eine Minute lang kneten (rou). Behandlungsprinzip: Stützen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi) 5 Setzt Feuchtigkeit (humor, shi) um Behandlungsdauer: Jeweils eine Minute lang kneten (rou)
Gesamte Behandlungsdauer und Behandlungsfrequenz: Die Behandlungsmethoden täglich zwei- bis dreimal als Selbstbehandlung durchführen.
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
■■ Chronische Formen: Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Krankheitsmechanismus siehe S. 295. Hauptsymptome
5 Kurzatmigkeit und asthmatische Beschwerden bei geringer Belastung, gehäufte Asthmaanfälle im Winter, kalte Extremitäten und allgemeine Kälteaversion, Druckgefühl und Verschleimung in der Brust Mögliche Allgemeinsymptome
5 Vermehrte Schweiße, auch im Schlaf, klarer, reichlicher Urin 5 Zungenkörper: Blass, gedunsen; Zungenbelag: Dünn, weißlich 5 Pulse: Erschöpft, schwach und schlüpfrig (depleti, invalidi und lubrici, xu ruo hua) Behandlungsprinzipien
5 Stützen (suppletio, bu) des Fk Niere (o. renalis, shen) 5 Entfalten und Absenken des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) Die Behandlung durch einen Therapeuten
5 5 5 5
Zwischen Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) und Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) mit einem Finger schieben (tui) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut schiebt (tui) zunächst von Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) langsam zu Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) und schiebt (tui) dann zwischen beiden Punkten hin und her. Wirkungen: Stärkt und reguliert die Fk Lunge und Milz (oo. pulmonalis et lienalis, fei pi) Macht die Kehle frei Reguliert das Qi Senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab Behandlungsdauer: Zwei Minuten hin- und herschieben (tui) Von Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) nach beiden Seiten auseinanderschieben (fentui) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht neben dem Patienten.
183
184
4 Behandlungsmethoden
5 5 5 5
Ausführung: Der Therapeut schiebt mit beiden Daumen von Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) nach beiden Seiten auseinander (fentui). Wirkungen: Reguliert das Qi Senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab Entspannt die Leibesmitte Nimmt Druck von der Brust Behandlungsdauer: 200- bis 300-mal auseinanderschieben (fentui)
Den Lumbosakralbereich kräftig gerade reiben (ca) Ausgangsstellung: Patient in Bauchlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut reibt mit seinen Handflächen den Lumbosakralbereich kräftig gerade (ca). Wirkungen: 5 Stützt und harmonisiert den Fk Niere (o. renalis, shen) 5 Kräftigt den Lumbalbereich Behandlungsdauer: Bis sich im gesamten Bereich Wärme entwickelt hat Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu), Du 4/ Rg 4 („Pforte des Lebensloses“, mingmen) und Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Bauchlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) nacheinander die oben genannten Akupunkturpunkte. Behandlungsprinzip: Stützen (suppletio, bu) => zum Körperzentrum des Patienten hin bzw. im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Pressen (an) und Kneten (rou) von Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des NierenFunktionskreises“, shenshu) – Stützt und harmonisiert den Fk Niere (o. renalis, shen) – Kräftigt den Lumbalbereich 5 Pressen (an) und Kneten (rou) von Du 4/Rg 4 („Pforte des Lebensloses“, mingmen) – Kräftigt den Fk Niere (o. renalis, shen) – Zerstreut Wind (ventus, feng) – Senkt das Qi ab 5 Pressen (an) und Kneten (rou) von Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi) – Stützt und reguliert das Qi der Fk Niere und Leber (qi renale et hepatici, shen gan qi)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
– Kühlt Hitze (calor, re) – Kräftigt die Lenden und Knie Behandlungsdauer: Jeden Punkt ein bis zwei Minuten pressen (an) und kneten (rou) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 20 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit. Dann folgt eine zweitägige Pause. Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage Die Brust kräftig gerade reiben (ca xiong) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Das Thenar einer Hand oder die gesamte Handfläche fest auf die Körperoberfläche an der Brust auflegen, kraftvoll in waagerechter Richtung hin- und herreiben (mo) und kräftig gerade reiben (ca), ohne die Haut zu verletzen. Wirkungen: 5 Macht die Brust frei 5 Reguliert das Qi Behandlungsdauer: Bis sich Wärme entwickelt
Abb. 4.84 Die Brust kräftig gerade reiben (ca xiong)
185
186
4 Behandlungsmethoden
Den Lumbalbereich kräftig gerade reiben (ca yao) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Beide Handflächen kräftig auf die Haut im Lumbalbereich pressen (an), von der Höhe des 2. Lendenwirbels nach unten bis zum Sakroiliakalgelenk nach oben und unten reiben (mo) und kräftig gerade reiben (ca). Wirkungen: 5 Erwärmt das Yang 5 Konsolidiert die Krankheitswurzel (stirps, ben) Behandlungsdauer: Bis sich Wärme entwickelt Abb. 4.85 Den Lumbalbereich kräftig gerade reiben (ca yao)
Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des NierenFunktionskreises“, shenshu) reiben (mo) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Beide Hände zum Rücken führen, mit beiden Handflächen Bl 23/ V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu) reiben (mo), bis sich lokal Wärme entwickelt. Wirkungen: 5 Konsolidiert den Fk Niere (o. renalis, shen) 5 Erwärmt das Yang 5 Kräftigt den Lumbalbereich Behandlungsdauer: Bis sich Wärme entwickelt, etwa 50-mal Abb. 4.86 Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des NierenFunktionskreises“, shenshu) reiben (mo)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Abb. 4.87 Ni 1/R 1 („Die emporsprudelnde Quelle“, yongquan) kräftig gerade reiben (ca)
Ni 1/R 1 („Die emporsprudelnde Quelle“, yongquan) kräftig gerade reiben (ca) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Das Hypothenar fest auf die Fußsohle drücken und rasch und kraftvoll Ni 1/R 1 („Die emporsprudelnde Quelle“, yongquan) reiben (mo) und kräftig gerade reiben (ca), bis sich Wärme entwickelt. Beide Füße abwechselnd behandeln. Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Beseitigt Feuchtigkeit (humor, shi) 5 Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) 5 Konsolidiert das ursprüngliche, primordiale Qi (qi primum, yuanqi) Behandlungsdauer: Bis sich Wärme entwickelt
Gesamte Behandlungsdauer und -frequenz: Die Behandlungsmethoden täglich zwei- bis dreimal als Selbstbehandlung durchführen.
■■■■ Chronische Sinusitis Wird eine akute Sinusitis nicht rechtzeitig oder nicht gründlich behandelt, entwickelt sie sich leicht zu einer chronischen Sinusitis. Eingedrungene äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie), vor allem Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Wind-Hitze (calor venti, fengre), wurden falsch behandelt und nicht geklärt. Andererseits können wiederholte Affektionen durch Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) bei gleichzeitiger energetischer Schwäche (depletio, xu) der Funktionskreise zu einer Ansammlung und Blockierung der Nasennebenhöhlen durch schrägläufiges (heteropathisches, xie) Toxisches führen. In der chinesischen Medizin wird chronische Sinusitis zur Kategorie „Tiefer Teich in der Nase“ (Biyuan) gerechnet. Mit Tuina können folgende Formen der chronischen Sinusitis behandelt werden: 5 Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Schleim (pituita, tan) 5 Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
187
188
4 Behandlungsmethoden
■■ Wind-Kälte (algor venti, fenghan) mit Schleim (pituita, tan) Krankheitsmechanismus siehe S. 372. Hauptsymptome
5 Anhaltend verstopfte Nase, trübes Nasensekret, Druckgefühl oder Schmerzen in der Stirn oder über den Kieferhöhlen, beeinträchtigter Geruchssinn Mögliche Allgemeinsymptome
5 Infektanfälligkeit, Frösteln 5 Zungenkörper: Hellrot, eventuell gedunsen; Zungenbelag: Klar oder weiß 5 Pulse: Oberflächlich, saitenförmig oder erschöpft (superficiales, chordales oder depleti, fu xian xu) Behandlungsprinzipien
5 Zerstreuen von Wind-Kälte (algor venti, fenghan) 5 Umwandeln und Ausleiten von Schleim (pituita, tan) 5 Durchgängigmachen der Nase Die Behandlung durch einen Therapeuten Di 20/IC 20/ („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) mit dem Finger kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut legt den Mittelfinger der rechten Hand auf Di 20/ IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) an der rechten Seite des Patienten und den Mittelfinger der linken Hand auf Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) an der linken Seite. Dann werden beide Punkte gleichzeitig geknetet (rou). Die Manipulation muss koordiniert und die eingesetzte Kraft gleichmäßig sein. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Macht die Nase durchgängig 5 Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig mehrere Minuten lang kneten (rou) Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong) mit dem Daumennagel pressen (qia) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende.
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Ausführung: Der Patient presst mit seinem Daumennagel (qia) beidseitig Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong). Wirkung: 5 Öffnet die Nase Behandlungsdauer: Bis es zieht, spannt und schmerzt
5 5 5 5 5
Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Bauchlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut behandelt den Bereich des Rückens mit Griffen wie Reiben (mo) vor und presst (an) und knetet (rou) dann Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) mit seinen Daumen. Behandlungsprinzip: Zuführen (suppletio, bu) => zum Körperzentrum des Patienten hin Wirkungen: Stützt und harmonisiert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) Reguliert das Qi Kräftigt das Yin Kühlt Hitze (calor, re) Senkt das Yang ab Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig mehrere Minuten lang pressen (an) und kneten (rou)
Bl 43/V 43 („Das Innere“, gaohuang) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Bauchlage; der Therapeut steht neben dem Patienten. Ausführung: Der Therapeut behandelt den Bereich des Rückens mit Griffen wie Reiben (mo) vor und presst (an) und knetet (rou) dann Bl 43/V 43 („Das Innere“, gaohuang) mit seinen Daumen. Behandlungsprinzip: Zuführen (suppletio, bu) => zum Körperzentrum des Patienten hin Wirkungen: 5 Stützt und harmonisiert die Fk Lunge und Leber (oo. pulmonalis et hepaticus, fei gan) 5 Reguliert das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig mehrere Minuten lang pressen (an) und kneten (rou) Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 20 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit. Dann folgt eine zweitägige Pause.
189
190
4 Behandlungsmethoden
Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage
Abb. 4.88 Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) kneten (rou)
Abb. 4.89 Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na)
Di 20/IC 20/ („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit den Fingerbeeren der Zeige- oder Mittelfinger Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) beidseitig kneten (rou). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum weg kneten (rou) Wirkungen: 5 Macht die Nase durchgängig 5 Beendet Schnupfen 5 Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumen und dem Zeigefinger Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) von beiden Seiten kräftig kneifen (nie) und greifen (na), bis es lokal zieht und spannt. Mit der rechten Hand an der linken arbeiten und umgekehrt. Wirkungen: 5 Löst Wind (ventus, feng) heraus 5 Löst die Oberfläche (extima, biao) 5 Macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig 5 Stillt Schmerzen Behandlungsdauer: Etwa 20- bis 30-mal
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Abb. 4.90 Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) mit dem Fingernagel pressen (qia)
Abb. 4.91 Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan) mit dem Fingernagel pressen (qia)
Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) mit dem Fingernagel pressen (qia) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumennagel Lu 7/ P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) pressen (qia). Wirkungen: 5 Löst den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan) mit dem Fingernagel pressen (qia) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumennagel Lu 9/ P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan) pressen (qia). Erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Wirkungen: 5 Stützt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 5 Kühlt Hitze (calor, re) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Gesamte Behandlungsdauer und -frequenz: Die Behandlungsmethoden täglich zwei- bis dreimal als Selbstbehandlung durchführen.
191
192
4 Behandlungsmethoden
■■ Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) Krankheitsmechanismus siehe S. 372. Hauptsymptome
5 Ständiger Nasenfluss mit reichlich eitrigem, gelblichem Sekret, starke Nasenverstopfung, vermindertes Riechvermögen Mögliche Allgemeinsymptome
5 Schweregefühl des Kopfes, verminderter Appetit, halbflüssiger Stuhl 5 Zungenkörper: Blassrot 5 Pulse: Schlüpfrig und beschleunigt (lubrici und celeri, hua shu) Behandlungsprinzipien
5 5 5 5
Kräftigen des Fk Milz (o. lienalis, pi) Stützen des Qi Ausleiten von Feuchtigkeit (humor, shi) Beseitigen des Nasensekrets Die Behandlung durch einen Therapeuten Die Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) und die Blasen-Leitbahn (c. vesicalis, pangguang jing) kräftig gerade reiben (ca) Ausgangsstellung: Patient in Bauchlage; der Therapeut steht auf der Seite. Ausführung: Der Therapeut reibt kräftig gerade (ca) mit dem Hypothenar die Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) und die Blasen-Leitbahn (c. vesicalis, pangguang jing) beidseitig am Rücken, wobei immer mehr Kraft aufgewendet wird. Behandlungsdauer: Etwa drei Minuten oder bis sich im gesamten Rückenbereich Wärme entwickelt hat kräftig gerade reiben (ca)
Akupunkturpunkte am Rücken pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Bauchlage; der Therapeut steht an der Seite. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) nacheinander mit beiden Daumen die unten genannten Akupunkturpunkte. Behandlungsprinzip: Stützen (suppletio, bu) => zum Körperzentrum des Patienten hin kneten (rou) Wirkungen: 5 Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) – Stützt und harmonisiert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Reguliert das Qi
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
– Kräftigt das Yin – Kühlt Hitze (calor, re) – Senkt das Yang ab 5 Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu) – Bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) – Harmonisiert und stützt die Assimilation – Reguliert das Xue 5 Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu) – Stützt und harmonisiert den Fk Niere (o. renalis, shen) – Kräftigt den Lumbalbereich Behandlungsdauer: Etwa drei Minuten, so dass sich lokal Wärme entwickelt Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) mit dem Finger kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut legt den Mittelfinger der rechten Hand auf Di 20/ IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) an der rechten Seite des Patienten und den Mittelfinger der linken Hand auf Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) an der linken Seite. Dann werden beide Punkte gleichzeitig geknetet (rou). Die Manipulation muss koordiniert und die eingesetzte Kraft gleichmäßig sein. Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Macht die Nase durchgängig 5 Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) Behandlungsdauer: Die Punkte gleichzeitig mehrere Minuten lang kneten (rou) Mit dem Finger neben der Nase kräftig gerade reiben (ca) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut benetzt beide Seiten der Nase des Patienten mit einer geeigneten Menge nicht reizendem Öl oder Fett. Dann legt er den Mitteloder Zeigefinger der rechten Hand auf die rechte Nasenseite des Patienten und den Mittel- oder Zeigefinger der linken Hand auf die linke Nasenseite, gleichzeitig legt er die Fingerspitzen der übrigen Finger auf das Gesicht. Er behandelt mit den Fingern durch kräftiges gerades Reiben (ca). Zuerst von den inneren Lidwinkeln bis Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) und anschließend wieder zurück. Die Manipulation sollte mit wenig Kraft ausgeübt werden, beide Hände sollten aufeinander abgestimmt behandeln.
193
194
4 Behandlungsmethoden
Wirkungen: 5 Macht die Nase durchgängig 5 Klärt Sicht und Gehör Behandlungsdauer: Einige Minuten Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinen Zeigefingern gleichzeitig Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu). Behandlungsprinzip: Ausleiten (dispulsio, xie) => vom Körperzentrum des Patienten weg Wirkungen: 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Öffnet die Oberfläche (extima, biao) 5 Stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Patient in Rückenlage; der Therapeut steht oder sitzt am Kopfende. Ausführung: Der Therapeut presst (an) und knetet (rou) mit seinem Daumen Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli). Behandlungsprinzip: Stützen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Reguliert und suppletiert Qi und Xue 5 Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi) 5 Stützt den Fk Magen (o. stomachi, wei) Behandlungsdauer: Etwa drei Minuten, so dass sich lokal Wärme entwickelt Dauer einer gesamten Behandlung und Behandlungsfrequenz: Insgesamt sollte der Therapeut ca. 20 Minuten lang behandeln. Diese Behandlung muss jeden zweiten Tag durchgeführt werden. Fünf Behandlungen bilden eine Behandlungseinheit.
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Die Anwendung von Tuina als Selbstmassage Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong) mit dem Fingernagel pressen (qia) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit den Fingernägeln der Zeige- oder Mittelfinger Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong) beidseitig pressen (an). Wirkungen: 5 Macht die Nase durchgängig 5 Beendet Schnupfen Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute Abb. 4.92 Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase, bitong) mit dem Fingernagel pressen (qia)
Das Abdomen reiben (mo fu) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Mit der Handfläche einer Hand im Bereich des Abdomens zuerst im, anschließend gegen den Uhrzeigersinn reibende (mo) Bewegungen ausführen. Wirkung: 5 Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi) Behandlungsdauer: Ca. 30-mal
Abb. 4.93 Das Abdomen reiben (mo fu)
195
196
4 Behandlungsmethoden
Abb. 4.94 Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na)
Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) greifen (na) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Mit dem Daumen und dem Zeigefinger Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) von beiden Seiten kräftig kneifen (nie) und greifen (na), bis es lokal zieht und spannt. Mit der rechten Hand an der linken arbeiten und umgekehrt. Wirkungen: 5 Löst Wind (ventus, feng) heraus 5 Löst die Oberfläche (extima, biao) 5 Macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig 5 Stillt Schmerzen Behandlungsdauer: Etwa 20- bis 30-mal
Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) pressen (an) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt oder liegt auf dem Rücken. Ausführung: Der Patient presst (an) mit dem Daumen seiner rechten Hand Di 11/ IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) am linken Arm und umgekehrt. Wirkungen: 5 Kühlt Hitze (calor, re) 5 Zerstreut Wind (ventus, feng) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt oder eine Minute
Abb. 4.95 Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) pressen (an)
4.4 Tuina (chinesische manuelle Therapie)
Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung: Der Patient sitzt. Ausführung: Den Zeigefinger oder Daumen fest auf Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) drücken und kraftvoll pressen (an) und kneten (rou). Behandlungsprinzip: Stützen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen: 5 Reguliert und suppletiert Qi und Xue 5 Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi) 5 Stützt den Fk Magen (o. stomachi, wei) Behandlungsdauer: Bis es lokal zieht und spannt.
Abb. 4.96 Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) pressen (an) und kneten (rou)
Behandlungsfrequenz: Die Behandlungsmethoden täglich morgens und abends als Selbstbehandlung durchführen.
Literatur Literatur in westlichen Sprachen Fan Chaoyang, Hummelsberger J, Wislsperger G: Tuina. Chinesische manuelle Therapie für Patienten und Therapeuten. Müller & Steinicke, München 2006 Fatrai A, Uhrig S, Engelhardt U, Hempen C-H, Han C, Hummelsberger J, Leonhardy H: Chinesische Medizin in der Augenheilkunde. Elsevier, München-Jena 2005 Han Chaling: Leitfaden Tuina. 2. Aufl. Elsevier, München-Jena 2005 Hempen C-H: dtv-Atlas zur Akupunktur. 5. Aufl. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999
Chinesischsprachige Literatur Chen Xiaofeng et al.: Die Integration von chinesischer und westlicher Medizin – Allergologie (Zhongxiyi jiehe – biantai fanyingbing xue). Volksverlag für Hygiene, Beijing 2003 Fan Binghua et al.: Selbstbehandlung mit Tuina bei häufigen geriatrischen Erkrankungen (Laonian changjianbing ziwo tuina). Verlag für Wissenschaft und Technik Zhejiang, Hangzhou 2000
197
198
4 Behandlungsmethoden
Li Mingjun et al.: Selbstmassage in Bildern (Buchreihe) (Ziwo anmo tujie). Verlag für Wissenschaft und Technik Jilin, Changchun 2003–2005 Luo Xiaorong et al.: Ausgewählte Erkrankungen aus der Kinderheilkunde – Diagnose und Behandlung mit chinesischer Medizin (Erke zhuanbing zhongyi linchuang zhenzhi). Volksverlag für Hygiene, Beijing 2005 Shen Guoquan et al.: Illustrationen zu Tuina-Techniken (Tuina shoufa tujie). Verlag für Wissenschaft und Technik Shanghai, Shanghai 2004 Wang Chengmin et al.: Vollständiges Buch zur chinesischen Massage (Zhongguo anmo quanshu). Huaxia-Verlag, Beijing 1999 Wang Chenying et al.: Traditionelle chinesische Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (Zhongyi erbihouke xue). Wissenschaftsverlag, Beijing 1996 Zhang Piao et al.: Die Behandlung von geschwächter Immunfunktion mit chinesischer Medizin (Mianyi gongneng jiantui zhongyi zhiliao). Verlag für Wissenschaft und Technik Jiangsu, Nanjing 2004
4.5 Qigong
4.5 Qigong Ute Engelhardt, Christa Zumfelde-Hüneburg
Die Übungen, die heute unter dem Namen Qigong zusammengefasst werden, gehören einerseits zu den "Fünf Säulen" oder Haupttherapieformen der chinesischen Medizin (neben Akupunktur, Arzneimitteltherapie, Diätetik und chinesische manuelle Therapie Tuina). Andererseits wurden sie in China auch in verschiedenen philosophischen und religiösen Strömungen praktiziert und waren Teil der alltäglichen Lebensführung in der Bevölkerung. Der Begriff Qigong bedeutet so viel wie „Arbeit am Qi“ oder „Übungen mit dem Qi“. Qigong ist somit der moderne Oberbegriff für alle Übungen, mit denen man das Qi im eigenen Körper selbst beeinflussen kann. Dies geschieht im Wesentlichen durch bestimmte Körperhaltungen, Bewegungen und Atemtechniken sowie durch meditative Konzentration. Die Methoden des Qigong haben sich aus der Kultivierung des Lebens oder „Lebenspflege“ (yangsheng) entwickelt, die im alten China eine Vielzahl von Verhaltensweisen, Regeln und Techniken umfasste: Atem-Übungen, Aufnahme von kosmischem Qi, Diätetik, Arzneimitteleinnahme, Visualisations- und Kontemplationsübungen, gymnastische Methoden, sexuelle Praktiken und allgemeine Gesundheitsregeln für den Alltag sowie kalendarische Ge- und Verbote. Dazu kamen noch Vorschläge zum Gebrauch der Sprache, zur Beschäftigung mit den Künsten und zum Umgang mit der Natur. Praktiken zur „Lebenspflege“ (yangsheng) waren schon seit dem 3. Jh. v. Chr. und damit seit Beginn der eigentlichen Entstehung der chinesischen Medizin ein integraler Bestandteil derselben. Qigong-Übungen wirken insgesamt regulierend auf den Qi- und Xue-Fluss des menschlichen Organismus. Grundsätzlich gilt, dass Qigong-Übungen im Vergleich zu Akupunktur oder chinesischer Phytotherapie die unspezifischste Methode der chinesischen Medizin sind, gleichzeitig aber die am breitesten wirksame. In Qigong-Übungen verbinden sich zahlreiche Übungsinhalte und Wirkfaktoren, die übergreifend die körperlichen, seelischen und geistigen Bereiche des menschlichen Lebens ansprechen. Bei den verschiedenen Übungsmethoden werden diese Wirkfaktoren unterschiedlich gewichtet und unterschiedlich stark hervorgehoben, sind aber immer in ihrer Gesamtheit vorhanden. Deshalb lassen sich die gleichen Qigong-Übungen durch unterschiedliche Betonung der Wirkfaktoren bei verschiedenen Erkrankungen einsetzen. Das gilt auch für allergische Erkrankungen. Im Folgenden stützen wir uns auf das Buch „Leitfaden Qigong“ (Engelhardt et al. 2007), das sich umfassender mit der therapeutischen Anwendung des Qigong im Rahmen der chinesischen Medizin beschäftigt. Darin werden die in diesem Kapitel erwähnten Qigong-Übungen, die eine Auswahl relativ verbreiteter Qigong-Übungen (wie die „Sechs Laute“, das „Spiel der Fünf Tiere“, die „Acht-
199
200
4 Behandlungsmethoden
Brokat-Übungen“) darstellen, genauer beschrieben und mit Abbildungen illustriert. Die hier aufgeführte unterschiedliche Betonung der Wirkfaktoren lässt sich jedoch auch auf andere Qigong-Übungen übertragen.
4.5.1 Grundlagen Alle Qigong-Übungen werden mit drei Hauptkomponenten, den so genannten „drei Mitteln“, ausgeführt, die dem Menschen von Natur aus zur Verfügung stehen: mit dem Körper, das heißt mit Körperhaltung und Bewegung, mit dem Atem und mit den psychisch-geistigen Kräften. Mit ihrer Hilfe kann das Qi ohne äußere Einwirkung (von z.B. Nadeln oder Arzneimitteln) kultiviert und entwickelt werden. Außerdem ermöglichen es die „drei Mittel“ dem Übenden, das Qi in seinem Körper wahrzunehmen und zu leiten, Blockaden im Qi-Fluss zu lösen und auf diese Weise Krankheiten vorzubeugen oder sie zu behandeln. Qigong-Übungen werden in unterschiedlichen Körperhaltungen praktiziert: im Stehen, Sitzen, Liegen und Gehen. Ruhehaltungen sind im Qigong sehr vielfältig. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie natürlich und locker sind und zugleich aus Sicht der westlichen Medizin eine optimale Haltung der Wirbelsäule gewährleisten, den inneren Organen Raum zur Entfaltung bieten, die Atmung unterstützen und gute Bedingungen für die Durchblutung schaffen. Aus Sicht der chinesischen Medizin bieten sie optimale Möglichkeiten zur Entfaltung des Qi- und Xue-Flusses sowohl in den Funktionskreisen als auch in den Leitbahnen. Qigong-Übungen in Bewegung werden grundsätzlich der Natürlichkeit entsprechend praktiziert und sind weich, locker und fließend. Körperhaltungen, die bei einem Bewegungsablauf geübt werden, sind häufig Dehnvorgänge, die den Fluss von Qi und Xue sowie die Beweglichkeit der Gelenke und Muskeln verbessern oder wiederherstellen (zum Beispiel die „Acht-Brokat-Übungen“ im Stehen“). Der Gedanke, dass krankhafte Störungen „durch Dehnen aus dem Körper herausgelöst“ (yin) werden können, geht bereits auf ein Manuskript aus dem 2. Jh. v. Chr. („Buch über das Dehnen“, Yinshu) zurück (Engelhardt 1998a). Körperhaltungen und Übungen in Bewegung werden stets von der Vorstellungskraft (yi) angeleitet; ohne diesen wesentlichen Aspekt spricht man von „leeren“ Bewegungen, die nicht in der Lage sind, eine optimale regulierende Wirkung auf den Gesamtorganismus auszuüben. Grundsätzlich werden die Bewegungen im Qigong langsam ausgeführt, da man für die Verbindung von Aufmerksamkeit und Qi eine gewisse Zeit der Entwicklung benötigt. Außerdem ist die Langsamkeit zuträglich für die angestrebte Vollständigkeit der Bewegung, die kein Körperteil unbeteiligt lässt. Eine Analyse der Bewegungen zeigt, dass sich in jeder Qigong-Bewegung das Grundmuster von Steigen und Sinken, Öffnen (Entfalten) und Schließen (Verdichten) in unzähligen Ausformungen findet, ohne es jemals zu verlassen. Für die therapeutische Anwendung des Qigong vor dem Hintergrund der chinesi-
4.5 Qigong
schen Medizin ist dies von größter Bedeutung, denn durch die Betonung einzelner Faktoren kann eine unterschiedliche Wirkung erzielt werden. Wird zum Beispiel bei Arm- und Beinbewegungen oder bei der gesamten Körperhaltung grundsätzlich das Steigen betont, so kann dies zu einem Anheben des Qi führen. Betont man bei einer Bewegung und bei einer Körperhaltung eher die sinkenden Elemente, so kann man Qi absenken. Bei Kopfschmerzen sollte bei allen Qigong-Übungen grundsätzlich den sinkenden Elementen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, um einer energetischen Überladung (repletio, shi) im oberen Körperbereich entgegenzuwirken und das Aufsteigen des Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) zu verhindern. Werden öffnende Elemente betont, also die Hände nach außen geöffnet, größere Armbewegungen oder Schrittbewegungen vollzogen, kann dies eine weitende und ausleitende Wirkung haben. Eine Betonung der öffnenden Elemente kann dazu beitragen, die Oberfläche (extima, biao) zu öffnen, um Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) auszuleiten, was beim Beginn von Erkältungskrankheiten erforderlich sein kann. Außerdem können durch öffnende Bewegungen repletive Zustände gelindert werden. Durch eine Betonung der schließenden Elemente, also durch bewusstes Zurückführen der Hände zur Körpermitte, sowie durch kleinere Armbewegungen oder Schrittbewegungen kann man Qi zuführen oder stützen, was vor allem bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Qi angezeigt ist. Dabei umfasst das Schließen auch die Vorstellung vom Bewahren, Nähren und Sammeln der eigenen Kräfte, die für das Qigong essentiell ist. Weiterhin stellt der Umgang mit dem Atem einen wichtigen Aspekt beim Qigong dar. Im Allgemeinen wird durch die Nase, also das dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnete Sinnesorgan, ein- und ausgeatmet. Nur bei bestimmten Atemtechniken atmet man durch den Mund aus. Die Zungenspitze sollte stets locker am Gaumen liegen. Auf diese Weise dient die Zunge als eine Art „Brücke“ zwischen der Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) und der Aufnehmenden Leitbahn (s. respondens, renmai). Zum anderen führt dies zur Entspannung des Unterkiefers. Ein „natürlicher“, ungestörter Atem wird als sanft, fein, gleichmäßig, tief und lang beschrieben. Eine keuchende und geräuschvolle Atmung hingegen gilt auch in der chinesischen Medizin als Anzeichen für eine Unausgewogenheit des Qi bzw. für eine Erkrankung. Im Qigong gibt es eine Vielfalt von unterschiedlichen Atemmethoden, die alle auf der Basis der Natürlichkeit geübt werden sollten. Insgesamt kommt der Atmung die Aufgabe zu, den ständigen rhythmischen Austausch zwischen Innen und Außen zu gewährleisten; sie kann die Harmonie zwischen Innen und Außen regulieren und dabei die vitalen, aktiven Kräfte des Menschen, deren Grundlage das Qi bildet, regenerieren. Zugleich bringt sie das klare, reine Qi in Umlauf und lässt das unreine, trübe Qi austreten. Im Zusammenwirken der Übungselemente, die sich im Qigong verbinden, spielt die Vorstellungskraft (yi) bzw. die Gesamtheit geistiger Aktivitäten die anlei-
201
202
4 Behandlungsmethoden
tende Rolle. Genau hierin unterscheiden sich Qigong-Bewegungen von vielen anderen Arten der Bewegung. Auch in Qigong-Übungen ohne äußerliche Bewegung sind es die geistigen Aktivitäten, die den besonderen inneren Zustand hervorbringen. Um die geistigen Kräfte und Aktivitäten während des Übens zu beschreiben, wird in den Übungsanweisungen des Qigong vor allem von der „Vorstellungskraft“ (yi) gesprochen, die stets bildhaft ist. Bezüglich des Einsatzes der „Vorstellungskraft“ (yi) lassen sich im Wesentlichen vier Kategorien unterscheiden: Das Bewahren oder Lenken der Vorstellungskraft (yi) in oder auf bestimmte Körperregionen, das Richten der Vorstellung auf reale Dinge, das Sichvorstellen oder Sichvergegenwärtigen von Dingen oder Begebenheiten und das Richten der Vorstellungskraft (yi) auf die Bedeutung von Dingen oder Wörtern. Eine zentrale Rolle spielt das Bewahren der Vorstellungskraft (yi) in den Dantian (yishou dantian). Die Dantian (Elixierfelder) gelten als besondere Kumulationsbereiche der Lebenskraft. Die geistigen Kräfte dort zu sammeln und zu bewahren bewirkt auch ein Bewahren, Stabilisieren und Mehren des Qi. Zu Lage und Zahl der Dantian gibt es unterschiedliche Überlieferungen und Ansichten; allen Traditionen gemeinsam ist jedoch, dass die Körpermitte die größte Bedeutung hat. Neben den Dantian kommt auch bestimmten Akupunkturpunkten eine besondere Bedeutung bei den Übungen des Qigong zu, da auch sie als Orte für das Bewahren der Vorstellungskraft (yi) dienen oder durch gewisse Körperhaltungen oder Bewegungen besonders aktiviert werden können. Die Vorstellungskraft (yi) hat die führende Rolle in Qigong-Übungen. In der praktischen Anwendung werden das Maß, die Auswahl von Bildern, die Intensität und die Dynamik und die Wirkorte entsprechend der Situation des Übenden angepasst. Trotz der zentralen Bedeutung der Vorstellungskraft (yi) kann es notwendig sein, ihre Rolle geringer zu gewichten, wenn ein Übender z.B. zu endlosen Assoziationen oder einer überstarken Deutung der Vorstellungsbilder neigt, oder wenn sich unangenehme Assoziationen einstellen oder durch eine bestimmte Vorstellung eine Einengung empfunden wird. Vorstellungsübungen sind letztlich nur Hilfsmittel, um in einen guten Übungszustand zu kommen; diesen zu erreichen, gibt es viele Mittel und Wege.
4.5.2 Übungswege und -prinzipien In allen Übungen des Qigong spielen Ruhe und Bewegung, Körperhaltung, Atmung und geistige Aktivität eine wichtige Rolle. Wegen der Offensichtlichkeit oder Betonung einer dieser Aspekte wird häufig von verschiedenen Übungswegen gesprochen, und die Übungen werden kategorisiert in „Übungen in Ruhe“, „Übungen in Bewegung“, „Körperhaltungsübungen“, „Atemübungen“ sowie „geistige Übungen“.
4.5 Qigong
Bei „Übungen in Ruhe“ (jinggong) und „Übungen in Bewegung“ (donggong) beziehen sich Ruhe und Bewegung auf äußerlich Sichtbares. Bei „Körperhaltungsübungen“ liegt der Schwerpunkt auf dem Einnehmen von bestimmten Körperhaltungen. Sie werden auch „Körperregulierungsübungen“ (tiaoxing) genannt. Mit „Atemübungen“ oder „Atemregulierungsübungen“ (tiaoqi, tiaoxi) bezeichnet man Übungen, bei denen der Schwerpunkt auf dem Training und der Regulierung des Atems liegt. Von „geistigen Übungen“ oder auch „den Geist regulierenden Übungen“ (tiaoshen) spricht man, wenn die geistigen, gedanklichen Kräfte wie Vorstellungskraft (yi), Konzentration und Imagination besonders betont werden. Sie werden auch „Übungen zur Regulierung des Herzens“ (tiaoxin), im Sinne von Bewusstsein und innerer Einstellung, genannt. Bei den unterschiedlichen Formen und Übungsweisen im Qigong mit ihren jeweiligen Schwerpunkten und Charakteristika stellt sich die Frage nach dem Gemeinsamen. Es sind dies die für alle Qigong-Übungen gültigen grundlegenden Prinzipien. Diese Prinzipien können als „Schlüssel“ in das Haus des Qigong verstanden werden. Häufig werden die Übungsprinzipien in kurzen Begriffen oder Merksätzen formuliert. Die Übungsprinzipien sind einfach zu verstehende Begriffe bzw. Anweisungen (Jiao Guorui 2005). Sie in der Übung umzusetzen und lebendig werden zu lassen, ist jedoch ein wohl nie endender Lernprozess. Dass man hierbei Schritt für Schritt vorgehen sollte, ohne zu sehr auf Ziele und Erreichtes zu schauen, wird schon daraus deutlich, dass die sechs Prinzipien einerseits Eingangsvoraussetzungen für das Üben sind, zum anderen aber auch ein hohes Ziel darstellen.
■■■■ Entspannung, Ruhe, Natürlichkeit Mit Entspannung ist sowohl die Entspannung des Körpers als auch die des Geistes gemeint. Körperliche Entspannung bedeutet in Qigong-Übungen nicht Schlaffheit, sondern Entspannung mit dem Gefühl innerer Festigkeit und Kraft. Das Verhältnis von Entspannung, Anspannung und Festigkeit ist nicht statisch, sondern ein ständiger Prozess der Feineinstellung während des Übens. Ist dies einigermaßen gelungen, fühlt man sich durch die Übung gestärkt und erfrischt und kann so erfahren, dass Entspannung eine Form von Kraft darstellt. Mit Ruhe ist die geistige Ruhe während des Übens gemeint. Sie bedeutet nicht ein Ausschalten aller Gedanken, sondern ein Beruhigen, ein Sammeln und Bündeln der vielen umherstreunenden Gedanken zu jenen Gedanken und Vorstellungen, welche die Übung aktiv anleiten und Inhalt des Übens sind. Entspannung hilft, in die geistige Ruhe zu kommen, in geistiger Ruhe kann man sich weiter entspannen – Entspannung und Ruhe sind eng miteinander verbunden, sie fördern und unterstützen sich gegenseitig. Natürlichkeit soll allen Aspekten der Qigong-Übungen innewohnen. Körperhaltung und -bewegung, Atmung, Bewahren und Lenken der Vorstellungskraft
203
204
4 Behandlungsmethoden
(yi) sollen in natürlicher Weise, niemals zwanghaft, geübt werden. Natürlichkeit bedeutet, die eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Besonderheiten zu berücksichtigen und mit den Übungsanweisungen harmonisch zu verbinden. Wie lässt sich Natürlichkeit erreichen? Hierzu dienen die beiden erstgenannten Übungsanforderungen: Entspannung und geistige Ruhe. In geistiger Ruhe und Gelassenheit lässt sich am besten die Wahrnehmung dessen, was der eigenen Natur entspricht, schulen.
■■■■ Vorstellungskraft (yi) und Qi folgen einander Dieses Übungsprinzip beruht auf der engen Verbindung und der gegenseitigen Beeinflussung von geistigen und physiologischen Vorgängen. Der Einsatz der Vorstellungskraft (yi), die geistige Leitung des gesamten Übungsgeschehens, ist der eigentliche Kernpunkt des Qigong. Die geistigen Kräfte (konstellierende Kraft, shen) sollen also während des Übens nicht zerstreut umherschwirren, sondern sich in den Übungsanforderungen ausdrücken. In den Übungen des Qigong wird von der Möglichkeit der Vorstellungskraft (yi) in positiver Weise Gebrauch gemacht: Die Vorstellung, „einen Ball (oder einen Mond) zu tragen“, lenkt die Aufmerksamkeit in die Handflächen. Nach längerem Üben lässt sich fühlen, dass das Qi der Vorstellungskraft (yi) folgt, die Handflächen erwärmen sich und füllen sich mit dem Gefühl innerer Kraft. Die Kraft der Vorstellung, die Gedankenkraft, ist eine sehr große Kraft. Die durch Vorstellung bewirkten physiologischen und psychischen Veränderungen sollten nicht unterschätzt werden. Deshalb geht man in Qigong-Übungen sorgsam damit um. Die Vorstellungskraft (yi) wird nicht zu stark eingesetzt, etwa um schnelle Erfolge zu erzielen oder sensationelle Veränderungen im Organismus zu erleben. Vorstellungsübungen werden stets in Entspannung, Ruhe und Gelassenheit geübt. Ein Zeichen für den richtigen Umgang mit der Vorstellungskraft (yi) ist das Wohlbefinden während und nach der Übung.
■■■■ Bewegung und Ruhe gehören zusammen Bewegung und Ruhe haben in Qigong-Übungen verschiedene Bedeutungsebenen. Zum einen unterteilt man Qigong-Übungen in die beiden Kategorien „Übungen in Ruhe“ (jinggong) und „Übungen in Bewegung“ (donggong), wobei sich Ruhe und Bewegung auf das Äußere beziehen. Zum anderen verknüpft man in jeder Qigong-Übung Ruhe und Bewegung organisch miteinander: äußere Ruhe mit innerer Bewegung des Qi, äußere Bewegung mit innerer Ruhe des Geistes. Bewegung und Ruhe sind immer in Relation zueinander zu betrachten. Dabei ist Ruhe keine absolute Ruhe, sondern vielmehr ein besonderer Zustand von Bewegung, da es ja kein Ding im Universum gibt, das nicht einer Veränderung und damit einer Bewegung unterworfen wäre. Hinsichtlich der Methodik einer Qigong-Übung kann entweder die Bewegung oder die Ruhe den Hauptaspekt bilden. Bei Übungen in Ruhe stehen äußere
4.5 Qigong
Ruhe und innere Bewegung im Vordergrund: In der Ruhe sucht man Bewegung. Bei Übungen in Bewegung werden äußere Bewegung und innere Ruhe betont: In der Bewegung sucht man Ruhe.
■■■■ „Oben leicht – unten fest“ „Obere Leichtigkeit – untere Festigkeit“ beschreibt einen Zustand, der sich am besten auf bildhafte Weise verstehen lässt: „Feste Wurzeln – Blätter im Wind“, „Fester Stand – leichter Geist“, „Unten 7 – Oben 3“, „Festes Fundament – freie Entfaltung“. Die Grenzlinie zwischen „oben“ und „unten“ ist dabei die Nabelhöhe. Bei den Übungen des Qigong legt man großen Wert auf die Entwicklung der unteren Stabilität, dem festen Fundament. Zahlreiche Übungselemente dienen diesem Ziel: das Bewahren der Vorstellungskraft (yi) im Körperzentrum (Dantian, „Zinnoberfeld“), die Vorstellung einer festen Verwurzelung mit der Erde, die Übung des Sammelns der Kraft im Becken, die Körperhaltung mit lockerem, gesenktem Becken und mit nach unten gerichteter Gesäßkraft und die allgemein gültige Verteilung der Vorstellungskräfte „Unten 7 – Oben 3“. Diese besagt, dass alle nach unten gerichteten Kräfte eine größere Gewichtung haben als die nach oben gerichteten. Die große Bedeutung von oberer Leichtigkeit und unterer Festigkeit wird klar, wenn man sich mögliche Auswirkungen des gegenteiligen Zustandes, nämlich der „Oberen Fülle“ und „Unteren Leere“, vor Augen führt: Zeichen von „Oberer Fülle“ sind z.B. schwerer Kopf, schlechtes Gedächtnis, schlechtes Einschlafen, Erwachen mit bleierner Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Kopfdruck, Kopfschmerz, Schwindel, Gefühl von verstopften und zugeschwollenen Ohren, innere Unruhe, Nervosität, schweres Atmen, Enge- und Druckgefühl in der Brust, leichte Erregbarkeit, Neigung zu Ärgerlichkeit, Zornesausbrüchen und schlechter Laune, Gefühl der Last auf Schultern und Rücken und Druckgefühl um den Kopf herum. Zeichen „Unterer Leere“ sind u.a. unsicherer Gang, instabiler Stand, Beschwerden, Schmerzen und Schwächegefühl im Lenden-Kreuz-Bereich sowie in Knien und Beinen. Durch das Üben von „Oben leicht – unten fest“ kann man den vielfältigen Beschwerden von „Oberer Fülle“ und „Unterer Leere“, die besonders im höheren Lebensalter auftreten, vorbeugen. Die angenehmen Empfindungen von „Unterer Fülle“ und „Oberer Leere“ können sich einstellen: Beim Aufstehen fühlt man sich erfrischt wie nach einem erholsamen Urlaub, das Reaktionsvermögen ist gut, der Kopf klar, Ohren und Augen funktionieren gut, die Atmung ist frei, man fühlt sich voller Lebensenergie und hat ein festes Fundament.
205
206
4 Behandlungsmethoden
■■■■ Das richtige Maß Das richtige Maß bezieht sich auf alle Aspekte des Übens: Körperhaltung, Bewegung, Atmung, Vorstellungskraft (yi), Übungsintensität und Übungsdauer. Üben auf zu niedrigem Niveau ruft wenig Wirkung hervor. Zu intensives, zu hartes Üben kann zwar Effekte hervorrufen, aber keine optimalen Wirkungen oder sogar schädliche Auswirkungen haben. Körperhaltung: Die Körperhaltung soll locker, natürlich und angenehm sein. In jeder Übungsmethode gibt es darüber hinaus spezielle Anforderungen für die Körperhaltung. Kleine Abweichungen, die den speziellen Eigenschaften und augenblicklichen Bedingungen des Übenden entsprechen, sind wichtig im Sinne der Natürlichkeit. Außerdem muss die Körperhaltung der eigenen Kraft angemessen sein. Die Basiskörperhaltungen wie z.B. „Stehen wie eine Kiefer“ oder andere Pfahl-Haltungen können in verschieden hoher Position mit entsprechend unterschiedlicher Schrittbreite geübt werden. Zu jeder Übung lassen sich Varianten entwickeln, die von Menschen in geschwächtem Zustand oder bei partiellen Einschränkungen geübt werden können. Vorstellungskraft (yi): Die geistigen Kräfte (konstellierende Kraft, shen) spielen die führende Rolle bei Qigong-Übungen, sie sind „Dirigent“ aller anderen Übungsaspekte. Man achtet zwar auf die Vorstellungskraft (yi), aber man betont sie nicht; man vergisst das Bewahren der Vorstellungskraft (yi) nicht, beachtet es aber auch nicht zu sehr. Setzt man die Vorstellungskraft (yi) zu stark ein, kommt es leicht zu Verkrampfung, Steifheit und Starre, sowohl im Körper als auch im Geist. Sind die Vorstellungen zu konkret, dann verengt sich leicht der Blickwinkel, es mangelt an Leichtigkeit und Lebendigkeit. Zu starke und zu konkrete Vorstellungen sind dem freien Fluss des Qi nicht förderlich, sondern begünstigen Stauungen und Stagnation des Qi. Bei Übungen in Ruhe ist besonders auf das richtige Maß für die Vorstellungskraft (yi) zu achten, da sich die Kraft der Vorstellung bei Ruhe besonders stark auswirken kann. Atmung: Das Wichtigste in Bezug auf die Atmung ist, ihre Natürlichkeit nicht zu stören. Den „Atem zu vergessen“ gilt als Basisanforderung, d.h. man schenkt der Atmung keine besondere Aufmerksamkeit. Übt man Körperhaltung und Bewegung unter Anleitung der Vorstellung und beachtet dabei Entspannung, geistige Ruhe, Natürlichkeit und das Prinzip der unteren Stabilität, so entwickelt sich ganz von selbst eine ruhige, tiefe Bauchatmung. Auf natürliche Weise entsteht ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Haltung, Bewegung, Atmung und geistiger Tätigkeit. Niemals soll der Atem zwanghaft geführt und beeinflusst werden, sonst gerät er leicht ins Stocken. Konkrete Anweisungen bezüglich des Atems sollen erst dann praktiziert werden, wenn sich durch längere Übungspraxis schon eine „natürliche Atmung“ entwickelt hat. „Natürliche Atmung“ bedeutet eine stabile, langsame, tiefe, feine und gleichmäßige Atmung. Übungsdauer: Im Allgemeinen gilt, dass die Übungsdauer mindestens 15 Minuten betragen sollte, da es eine gewisse Zeit benötigt, zu Entspannung und geistiger Ruhe zu kommen. Man sollte nie bis zur Erschöpfung oder bis zum Über-
4.5 Qigong
druss praktizieren. Etwas Anstrengung und eine gewisse Ausdauer zählt allerdings zu den kleinen Bitterkeiten, die es durchzustehen gilt.
■■■■ Schritt für Schritt üben Zu Beginn der Übungspraxis ist es ratsam, die grundlegenden Übungen gut einzuüben. Damit wird ein sicheres Fundament für alle anderen Übungen geschaffen. Ungeduldiges Üben, das Anstreben schneller Effekte, häufiger Wechsel der Methoden, das alles ist wenig hilfreich. Die oben genannten Prinzipien haben Gültigkeit für alle unterschiedlichen Übungsmethoden des Qigong. Sie werden ergänzt durch die speziellen Anforderungen, die eine bestimmte Übungmethode charakterisieren. Es ist wichtig, eine passende Qigong-Methode auszuwählen, die den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Übenden entspricht. Ebenso wichtig, wenn nicht noch bedeutsamer als die Auswahl der Methode ist es jedoch, ein Verständnis für die allen Methoden zugrunde liegenden Übungsprinzipien zu entwickeln und dieses Verständnis in die Praxis umzusetzen.
4.5.3 Qigong bei allergischen Erkrankungen Qigong-Übungen können eingesetzt werden, um allergischen Krankheiten vorzubeugen oder um sie zu behandeln. Grundsätzlich sind sie auf die Gesamtheit des menschlichen Organismus ausgerichtet und zielen auf seine Selbstregulationsmöglichkeiten. Das therapeutische Ziel aller Qigong-Übungen wird im Rahmen der chinesischen Medizin meistens wie folgt formuliert: Durch das regelmäßige Üben von Qigong ist es möglich, Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie), die in den Körper eingedrungen sind, zu beseitigen, die Ausgewogenheit von Yin und Yang wiederherzustellen, die Leitbahnen durchgängig zu machen sowie Qi und Xue zu harmonisieren, um das „wahre Qi“ (zhenqi) zu stärken (d.h. die Gesamtheit der physiologischen und geistig-psychischen Funktionen). Entsprechend breit gefächert sind die Anwendungsmöglichkeiten des Qigong bei Krankheiten. Diese allgemein regulierenden Wirkungen der Qi-Übungen führen dazu, dass Qigong in China, aber auch im Westen therapeutisch eingesetzt wird. In mehreren Studien konnten die positiven Wirkungen des Qigong gezeigt werden. Durch den Grundsatz „Oben leicht – unten fest“ sprechen insbesondere Beschwerdebilder, bei denen es zu energetischen Stauungen in der oberen Körperhälfte kommt, gut auf Qigong an. Beispiele hierfür sind Migräne, Bluthochdruck oder auch Asthma bronchiale (Friedrichs 2003, 2004, Ritter 2000, 2001, Reuther 1997, 1998a, 1998b). Darüber hinaus hat sich die ausgleichende, harmonisierende und beruhigende Wirkung des Qigong auch bei vielen allergischen Krankheiten bewährt. Die krankhafte Reizbarkeit des Immunsystems, die allergische Reaktionslage des Organismus kann wirkungsvoll herabgesetzt werden.
207
208
4 Behandlungsmethoden
Die meisten allergischen Erkrankungen manifestieren sich im Bereich der Atemwege oder der Schleimhäute, die in der chinesischen Medizin als Oberfläche (extima, biao) dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet werden. Da ein wesentlicher Teil des Qigong darin besteht, das Qi durch eine spezielle Atemführung zu lenken, kann der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) besonders intensiv beeinflusst werden. Grundsätzlich werden die Einatmung mit Yin und die Ausatmung mit Yang in Verbindung gebracht. Darüber hinaus kann die Einatmung mehr dem Fk Niere (o. renalis, shen) und die Ausatmung mehr dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet werden. Atemtechniken, bei denen die Einatmung betont wird, haben eher eine stützende Wirkung; durch Atemtechniken, bei denen die Ausatmung betont wird, kann eine Ausleitung von Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) erzielt werden (Engelhardt 1996). Am häufigsten wird jedoch die natürliche oder harmonisierende Atmung praktiziert. Wissenschaftliche Untersuchungen über den Einfluss von Qigong auf die Atemfunktionen kamen zu folgenden Ergebnissen: Die Atemfrequenz wird verringert, das Atemvolumen wird vergrößert, der Feuchtigkeitsgehalt der Atemluft nimmt zu, und die gesamte Atmung wird gleichmäßiger, harmonischer und tiefer (Zumfelde-Hüneburg 1998). In einer Pilotstudie von Ingrid Reuther (Reuther 1998a, 1998b) wurde die Wirkung von Qigong bei der Behandlung von Asthma untersucht. 30 Patienten wurden in Qigong in den „15 Ausdrucksformen“ nach Prof. Jiao Guorui unterrichtet. Sie wurden aufgefordert, möglichst täglich selbständig für 20–45 Minuten zu üben, und sie wurden ein Jahr lang beobachtet. Die Patienten führten ein Symptom-Tagebuch, in dem sie den Medikamentenverbrauch und dreimal täglich die Peak-flow-Werte registrierten. Eine unmittelbare bronchospasmolytische Wirkung und auch eine langfristige Verbesserung im Krankheitsverlauf konnten erzielt werden. Dies zeigte sich an gebesserten Peak-flow-Werten (Abnahme der Variabilität des Peak-flow) und reduziertem Medikamentenverbrauch. Kein Patient, der an der Studie teilnahm, musste in dem Beobachtungsjahr stationär wegen Asthma behandelt werden, die Krankschreibungen konnten um mehr als 50 % reduziert und deutlich Kosten eingespart werden. Für die Patienten selbst bedeutete dies eine bessere Belastbarkeit, weniger Angst und mehr Lebensfreude. Bei den folgenden drei allergischen Krankheitsbildern (asthmatische Erkrankungen, allergische Rhinitis und chronische Sinusitis) sind wir so vorgegangen, dass bei jedem Krankheitsbild zunächst die wichtigsten Krankheitsmuster nach der chinesischen Medizin (mit typischen Anzeichen und therapeutischem Ansatz) beschrieben werden und anschließend konkrete Hinweise zur Ausführung von Qigong-Übungen folgen. Diese Hinweise sind so gehalten, dass einerseits eher allgemeine Empfehlungen zur Auswahl von Übungen gegeben werden, andererseits aber aus einem bestimmten Repertoire von relativ bekannten Qigong-Übungen (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7) einzelne Teile oder Formen
4.5 Qigong
empfohlen werden, wobei bestimmte Wirkfaktoren bei der Ausübung besonders zu berücksichtigen sind. Diese Betonung der Wirkfaktoren lässt sich auch auf andere Qigong-Übungen übertragen. Eine genaue Beschreibung der einzelnen hier genannten Qigong-Übungen mit Abbildungen wäre zu umfangreich und würde den Rahmen dieses Buches sprengen, weshalb wir auf die entsprechende Literatur verweisen (Engelhardt et al. 2007, Jiao 2005). Im Anschluss daran werden indizierte Akupunkturpunkte zur ergänzenden Selbstmassage aufgeführt. Die Selbstmassage ist eine häufig unterschätzte Methode innerhalb des Qigong, die einfach in der Handhabung ist und relativ rasch Wohlgefühl und positive Wirkung vermittelt. Grundsätzlich sollte Qigong unter therapeutischen Gesichtspunkten stets unter direkter Anleitung eines qualifizierten Lehrers erlernt werden. Die positiven Auswirkungen sind vor allem durch möglichst tägliches Üben zu erreichen.
4.5.4 Asthmatische Erkrankungen Atembeschwerden, die auf energetischer Schwäche (depletio, xu) beruhen, sind in der Regel charakterisiert durch eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) oder der Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen). Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) dominiert das Absenken des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und damit die Ausatmung, der Fk Niere (o. renalis, shen) ist die Wurzel des Qi und dominiert die Einatmung. Diese komplexen Krankheitsbilder, die in der chinesischen Medizin unter dem Oberbegriff xiaochuan (wörtlich „Keuchen“ und „Kurzatmigkeit“) zusammengefasst werden, basieren in der Regel auf latenten Schleim-Belastungen (pituita, tan) im Brustbereich, die durch das Eindringen von Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) wie z.B. Wind-Kälte-Schrägläufigkeiten (algor-venti-Heteropathien, fenghan xie) in Bewegung geraten. Dies führt zu Schleim-Blockaden (pituita, tan) in den Wegen des Qi, so dass das Absenken des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) behindert wird, was wiederum Symptome wie Husten oder Keuchatmung nach sich ziehen kann. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Stadien sowie zwischen asthmatischen Erkrankungen, die auf energetischer Überladung (repletio, shi) oder auf energetischer Schwäche (depletio, xu) basieren. Typische Anzeichen
5 Lautes Keuchen (Schleim-Blockaden [pituita, tan] behindern das Absenken des Qi des Fk Lunge [qi pulmonale, feiqi]) 5 Kurzatmigkeit (es wird nicht genügend aktive Qi-Kraft bereitgestellt) 5 Husten (das Qi des Fk Lunge [qi pulmonale, feiqi] kann sich nicht richtig absenken) 5 Verschlechterung nachts (das Yin ist betroffen)
209
210
4 Behandlungsmethoden
5 Engegefühl und/oder Völlegefühl in der Brust (Schleim-Blockaden [pituita, tan] behindern den Qi-Fluss im Brustbereich) 5 Dyspnoe und Keuchen meist auf Exhalation (die Ausatmung als die dem Fk Lunge [o. pulmonalis, fei] zugeordnete Atmungsfunktion ist behindert) 5 Unruhe Therapeutischer Ansatz
5 Die häufig als Auslöser wirkenden Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) ausleiten, indem man die Oberfläche (extima, biao) leicht öffnet 5 Den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) stärken und auf diese Weise seine absenkende und verteilende Funktion fördern 5 Den Fk Niere (o. renalis, shen) stützen, damit sein Yang den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) erwärmen und so die Qi-Absenkung fördern kann; zugleich muss der Fk Niere (o. renalis, shen) kräftig genug sein, um das abgesenkte Qi zu halten 5 Die „Mitten“-Funktionskreise (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) stützen, da eine Schleim-Belastung (pituita, tan) im Brustbereich auf eine energetische Schwäche (depletio, xu) in diesem Bereich zurückzuführen ist 5 Die geistigen Kräfte (konstellierende Kraft, shen) beruhigen Hinweise zur Ausführung von Qigong-Übungen Es eignen sich hier besonders Übungen, die durch ein ausgewogenes Verhältnis von emporhebenden und absenkenden Bewegungen die Durchgängigkeit des Qi-Mechanismus fördern und somit die absenkende Funktion des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) und die emporsteigende und stützende Funktion des Fk Niere (o. renalis, shen) unterstützen. Außerdem sind Übungen zu bevorzugen, die besonders die untere Fülle und die obere Leichtigkeit betonen, da sie den Fk Niere (o. renalis, shen) stärken und dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) beim Absenken des Qi helfen. Um Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) auszuleiten und die Oberfläche (extima, biao) leicht zu öffnen, empfiehlt es sich, die Übungen so lange durchzuführen, bis etwas Schweiß oder ein feuchter Film auf der Haut entsteht. Die „Kranich-Übungen“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.2) können durch ihre Betonung des Zusammenspiels zwischen dem unteren und mittleren Dantian mittels anhebender und absenkender Armbewegungen die Durchgängigkeit des Qi-Mechanismus unterstützen. Um eine Öffnung der Oberfläche (extima, biao) zu fördern, können, bei ausreichender Körperkraft, vermehrt die Übungen 3 bis 6 wiederholt werden. Von den „Sechs Lauten“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.5) ist hier besonders der Laut xie zu empfehlen, der dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet ist, sowie der dem Fk Niere (o. renalis, shen) entsprechende Laut chuyu. Allerdings ist es angeraten, zunächst alle sechs Laute zu üben und anschließend nochmals gezielt die Laute xie und chuyu zu wiederholen.
4.5 Qigong
Aus dem „Spiel der Fünf Tiere“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.7) sind die Kranich-Übungen zu empfehlen, da dabei besonders das Öffnen und Schließen und das Steigen und Sinken auf der Grundlage einer stabilen „unteren Fülle“ geübt wird. Im Schritt des Kranichs ist es leicht, die natürliche Atmung mit der Bewegung zu koordinieren. Die Aufmerksamkeit ruht auf dem unteren Dantian oder – nach längerer Übungspraxis – auch im mittleren Dantian (Ren 17/Rs 17, „Vorhof der Brust“, tanzhong). Das führt bei angemessener Anwendung zu einer Weitung des Brustkorbs und freier Atmung. Außerdem werden die Dickdarmund Magen-Leitbahnen (cardinales intestini crassi et stomachi, dachang wei jing) angeregt, über die sich Qi und Xue wirksam bewegen und harmonisieren lassen. In der 4. Form des Kranichspiels, „Der Kranich landet am Strand“, geht es vor allem darum, das Qi nach unten zu leiten. Dieses Sammeln und Verdichten im spiraligen Sitzschritt lässt sich noch durch eine Übungsvariante betonen, bei der man in der tiefen Ruhehaltung die Arme vor dem Unterbauch schließt und den Rumpf beugt, um damit die Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) von Du 1/Rg 1 („Wachstum und Stärke“, changqiang) bis Du 26/Rg 26 („Wassergraben“, shuigou, renzhong) zu dehnen. Bahnt sich eine Verschlechterung der asthmatischen Situation an, sind Übungen in Ruhe, die das Absenken des Qi betonen und die geistigen Kräfte (konstellierende Kraft, shen) beruhigen, zu empfehlen, wie „Beruhige den Geist, sitze auf der Erde“ oder „Massiere die Shenshu-Punkte“ aus den „Acht Brokaten“ im Sitzen (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.4), bei der die Aufmerksamkeit auf das untere Dantian gelenkt wird, oder „Tuna“ im Sitzen. Auch die Zwischenübungen aus den „Acht Brokaten“ im Sitzen wie „Mit den Zähnen klappern“, „Die Backen blähen“, „Mit der Zunge im Mund rollen“ oder „Den Speichel schlucken“ sorgen für ausreichende Befeuchtung und können dazu dienen, das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) abzusenken. Selbstmassage auf Akupunkturpunkten wie Ni 1/R 1 („Die emporsprudelnde Quelle“, yongquan), Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) und Pe 6/ Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan) unterstützen die betroffenen Funktionskreise. In einer kontrollierten Pilotstudie, in der die „15 Ausdrucksformen des TaijiQigong“ als komplementäre Therapie bei Asthma eingesetzt wurden, zeigten sich signifikante Besserungen der Atemfunktionen (vgl. dazu Reuther, 1997, 1998a, 1998b).
211
212
4 Behandlungsmethoden
Empfehlenswerte Akupunkturpunkte zur Selbstmassage Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Wirkung
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
1,5 cun proximal der Handgelenksfalte am distalen Speichenköpfchen
Zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um, verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und öffnet die Oberfläche (extima, biao); senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab
Ren 22
Rs 22
„Bresche des Himmels“
tiantu
0,5 cun oberhalb des Brustbeins, in der Mitte der fossa suprasternalis
Stärkt und reguliert das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi), macht die Kehle frei
Pe 6
Pc 6
„Inneres Passtor“
neiguan
Zwischen den Sehnen des M. palmaris longus und des M. flexor carpi radialis, 2 cun proximal der Handgelenksfalte
Stützt die Fk Herz und Milz (oo. cardialis et lienalis, xin pi), reguliert das Qi, sediert, leitet Feuchtigkeit, Wind und Hitze (humor, ventus und calor, shi feng re) aus
Lu 11
P 11
„Junges Shang“
shaoshang
0,1 cun neben dem radialen Nagelfalz des Daumens
Kühlt und leitet Hitze des Fk Lunge (calor pulmonale, feire) aus, macht die Kehle frei, leitet Wind (ventus, feng) aus
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
In der Mitte zwischen Unterkante der Kniescheibe und Spitze des Außenknöchels, 1 cun lateral von Ma 38/S 38
Zerstreut Wind-Feuchtigkeit (humor venti, fengshi) und auch Wind-Hitze (calor venti, fengre), löst Krämpfe, wirkt sedierend, senkt das Yang ab
Ni 1
R1
„Die emporsprudelnde Quelle“
yongquan
In einer Vertiefung an der Grenze zwischen 1. und 2. Drittel der zentralen Fußsohle (zwischen 2. und 3. Metatarsophalangeal-Gelenk)
Reguliert und stützt den QiMechanismus, macht die Sinnesöffnungen frei, wirkt sedierend
4.5 Qigong
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Wirkung
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
3 cun unterhalb der Kniescheibenunterkante, 1 cun von der Schienbeinkante nach außen, auf Höhe der Tuberositas tibiae
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des NierenFunktionskreises“
shenshu
1,5 cun lateral zwischen den Dornfortsätzen des 2. und 3. LWK
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) und stärkt ihn, um das Qi zu empfangen, klärt Sicht und Gehör
Ren 17
Rs 17
„Vorhof der Brust“
tanzhong
Auf der vorderen Medianlinie in Höhe des 4. ICR
Reguliert das Qi, senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab, nimmt Druck von der Brust, entspannt die Leibesmitte
4.5.5 Allergische Rhinitis Bei der Behandlung von allergischer Rhinitis ist es wichtig, zwischen den allergischen Symptomen während der Zeit der Exposition, den so genannten „Verzweigungen“ der Erkrankung (cacumen, biao), und den zugrunde liegenden Konstellationen, der „Krankheitswurzel“ (stirps, ben), zu unterscheiden. Die durch Pollen bzw. andere Allergene ausgelösten Beschwerden (wie verstopfte Nase, wässriges Nasensekret und Niesen, Augenjucken und gerötete Bindehaut, allergisches Asthma) werden in der Regel in die Kategorien Wind-Kälte (algor venti, fenghan) oder Wind-Hitze (calor venti, fengre) eingeteilt. Als „Krankheitswurzel“ (stirps, ben) sind meistens eine energetische Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), des Qi der „Mitte“ (qi medii, zhongqi) oder des Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) sowie generell eine energetische Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) zu diagnostizieren. Außerdem spielt in diesem Zusammenhang die Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) als Verbindungsleitbahn zwischen Fk Niere (o. renalis, shen) und Nase eine wichtige Rolle.
■■■■ Saisonale allergische Rhinitis Die durch Pollen bzw. andere Allergene ausgelösten Beschwerden können in der Regel in folgende Muster eingeteilt werden: A Wind-Kälte (algor venti, fenghan) mit Überwiegen der Wind-Komponente (ventus, feng)
213
214
4 Behandlungsmethoden
B Wind-Hitze (calor venti, fengre) Es ist jedoch zu beachten, dass es hierbei fließende Übergänge geben kann, die bei der Behandlung berücksichtigt werden müssen. Außerdem sollten bei der saisonalen allergischen Rhinitis während des Zeitraumes der Symptomfreiheit die zugrunde liegenden Krankheitsursachen und energetischen Schwächen (depletio, xu) behandelt werden (s. unten), um so die gesamte Symptomatik für die kommende Saison zu lindern und die energetische Konstellation grundsätzlich zu verbessern.
■■ A Wind-Kälte (algor venti, fenghan) Typische Anzeichen
5 Niesen (Widerstreit zwischen schrägläufigem und geradläufigem Qi [heteropathischem und orthopathischem Qi, xie zheng qi]) 5 Verstopfte oder laufende Nase mit hellem, klarem Sekret (das Qi des Fk Lunge [qi pulmonale, feiqi] wird gebunden, schrägläufiges [heteropathisches, xie] Qi staut sich im Schleimhautbereich, oder trübe Säfte [jinye] steigen nach oben bzw. die Funktionen des Fk Lunge [o. pulmonalis, fei] sind gestört, und die Säfte [jinye] können nicht mehr abgesenkt werden) 5 Leichter Kopfschmerz/Nackenschmerz (schrägläufiges [heteropathisches, xie] Qi hat sich in den Leitbahnen festgesetzt, bevorzugt am Akupunkturpunkt Gb 20/F 20 [„Teich des Windes“, fengchi], der meistens leicht druckdolent wird 5 Gliederschmerzen (das schrägläufige [heteropathische, xie] Qi im Leitbahnsystem nimmt zu bzw. die Verteilung der Wehrenergie [qi defensivum, weiqi] ist gestört) 5 Blasses Gesicht (Hinweis auf Kälte [algor, han]) 5 „Frösteln“ (Widerstreit zwischen schrägläufigem Qi und der Wehrenergie [heteropathischem Qi und qi defensivum, xieqi weiqi]) 5 Schweißlosigkeit (Hinweis auf energetische Überladung [repletio, shi] in der Oberfläche [extima, biao]) 5 Husten (das Qi des Fk Lunge [qi pulmonale, feiqi] kann sich nicht richtig absenken), Kurzatmigkeit 5 Kälteabneigung (das Qi kann sich in der Oberfläche [extima, biao] nicht entfalten) 5 Zunge: dünner, weißlicher, feuchter Belag 5 Pulse: oberflächlich (superficiales, fu), gespannt (intenti, jin) Therapeutischer Ansatz
5 Die Oberfläche (extima, biao) öffnen, um die Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) auszuleiten 5 Die absenkende und verteilende Funktion des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) fördern 5 Erwärmen, um der Kälte-Affektion (algor, han) entgegenzuwirken
4.5 Qigong
Hinweise zur Ausführung von Qigong-Übungen Angezeigt sind Übungen, die Wind (ventus, feng) und Kälte (algor, han) vertreiben und den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) stärken können. Es empfiehlt sich, die Übungen mit relativ hoher Intensität und über einen längeren Zeitraum hinweg zu praktizieren, bis sich ein Gefühl der Wärme einstellt und auf der Haut ein leichter Schweißfilm entsteht. Öffnende und schließende Bewegungen sind grundsätzlich dazu geeignet, den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zu stärken, die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) zu kräftigen und das Öffnen und Schließen der Poren zu kontrollieren. Außerdem empfiehlt sich aus dem „Spiel der Fünf Tiere“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.7) das „Spiel des Kranichs“ mit Betonung kräftigender Formen wie „Der Kranich steht auf einem Bein“, „Der Kranich landet am Strand/Das Wasser berühren wie eine Wildgans“ oder „Der Kranich fliegt“. Bei den „Acht-Brokat-Übungen“ im Stehen (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.3) werden kräftige Bewegungen geübt, die geeignet sind, das Yang zu dynamisieren und den Körper zu erwärmen. Insbesondere haben die Pferdschritt-Übungen (2., 5., 7. Form) durch die Anforderungen an die Körperkraft diesen Wirkungsschwerpunkt. Betont dehnende Bewegungen, wie z.B. in der 2. und 3. Form, unterstützen das Öffnen der Oberfläche (extima, biao). Um eine Erwärmung zu fördern, können bei den „Kranich-Übungen“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.2), bei ausreichender Körperkraft, vermehrt die Übungen 3 bis 6 wiederholt werden. Weiterhin empfiehlt es sich bei der Durchführung jeder Einzelübung, die öffnenden und schließenden Aspekte zu betonen. Bei den „Sechs Lauten“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.5) gibt es verschiedene Übungsweisen. Zur Erwärmung des Körpers eignet sich besonders die Verbindung von Lautübung mit hörbarem Ton und körperlicher Bewegung. Von den Sechs Lauten sollte vor allem der Laut xie geübt werden, der dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugordnet ist. Auch die Übung „Harmonisieren der Atmung“, die am Anfang und Ende sowie zwischen den einzelnen Lauten praktiziert wird, kann als Einzelübung herangezogen werden. Durch ihre einfachen öffnenden und schließenden Bewegungen kann sie dazu dienen, den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zu stärken, die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) zu kräftigen und das Öffnen und Schließen der Poren zu regulieren.
215
216
4 Behandlungsmethoden
Empfehlenswerte Akupunkturpunkte zur Selbstmassage Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
An der radialen Seite, etwa in der Mitte des 2. Mittelhandknochens
Zerstreut Wind (ventus, feng), öffnet die Oberfläche (extima, biao), macht die Leitbahnen durchgängig, lindert Schmerzen
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Am unteren Rand des Nasenflügels in einer Vertiefung
Macht die Nase durchgängig, zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Ex-HN 8
Ex 3
„Durchgängige Nase“
bitong
Am oberen Ende der Nasolabialfalte, oberhalb von Di 20/IC 20
Macht die Nase durchgängig
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
In der Vertiefung zwischen M. sternocleidomastoideus und M. trapezius (Höhe von Du 16/Rg 16)
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt Sicht und Gehör
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
1,5 cun proximal der Handgelenksfalte am distalen Speichenköpfchen
Zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um, öffnet die Oberfläche (extima, biao); senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab
3E 5
T5
„Äußeres Passtor“
waiguan
2 cun proximal der Handgelenksfalte, in der Mitte des Unterarmes zwischen Elle und Speiche, gegenüber Pe 6/Pc 6
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), macht die Leitbahnen frei, leitet Kälte (algor, han) aus
■■ B Wind-Hitze (calor venti, fengre) Typische Anzeichen
5 Niesen (Widerstreit zwischen schrägläufigem und geradläufigem Qi [heteropathischem und orthopathischem Qi, xie zheng qi]) 5 Verstopfte Nase mit zeitweise gelbem Sekret (Anzeichen für Hitze-Prozess [calor, re]) 5 Reizbarkeit 5 Jucken im Rachen mit Hustenreiz (Hinweis auf Hitze [calor, re]) 5 Juckende und gerötete Augen
4.5 Qigong
5 Leichtes Schwitzen (beginnender Hitze-Prozess [calor, re]) 5 Leichter Durst (das Säftepotential vermindert sich durch Hitze [calor, re]) 5 Kopfschmerzen und Hitzestau im Kopf (Hitze [calor, re] sammelt sich am ehesten in dem Bereich, in dem „alles Yang zusammentrifft“, nämlich im Kopf) 5 Roter und brennender Rachen (der Hitze-Prozess [calor, re] setzt sich im Fk Lunge [o. pulmonalis, fei] fest) 5 Zunge: normal oder im vorderen Drittel gerötet 5 Pulse: oberflächlich (superficiales, fu), beschleunigt (celeri, shu), gespannt (intenti, jin) Therapeutischer Ansatz
5 Die Wind-Hitze-Affektion (calor venti, fengre) ausleiten 5 Kühlen, um dem Hitze-Prozess (calor, re) entgegenzuwirken 5 Die absenkende und verteilende Funktion des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) wiederherstellen Hinweise zur Ausführung von Qigong-Übungen Es sollten grundsätzlich Übungen ausgewählt werden, die auf keinen Fall die Hitze-Symptomatik (calor, re) verstärken können. Man vermeidet zu tiefe Standhaltungen wie z.B. den Pferdschritt in tiefer Position sowie das Üben mit zu starker Körperkraft vor allem im oberen Körperbereich. Beim Üben der „Sechs Laute“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.5) kann man einerseits die Oberfläche (extima, biao) öffnen, zum anderen die Leitbahnen durchgängig machen, ohne zu stark zu erwärmen. Hier wiederum ist besonders der Laut xie zu empfehlen, da er speziell auf den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) wirkt und diesen kühlt, indem er die absenkende Funktion des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) wiederherstellt. Außerdem kann die Übung „Harmonisieren der Atmung“, die am Anfang und Ende sowie zwischen den einzelnen Lauten geübt wird, als Einzelübung praktiziert werden. Durch ihre einfachen öffnenden und schließenden Bewegungen kann sie dazu dienen, den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zu stärken, die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) zu kräftigen und das Öffnen und Schließen der Poren zu regulieren. Durch eine Betonung der öffnenden und absenkenden Bewegungen kann die Oberfläche (extima, biao) geöffnet und die absenkende Funktion des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) gestärkt werden. Aus dem „Spiel der Fünf Tiere“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.7) lässt sich in der ersten Form des Kranichs das Weiten und Ausleiten durch entsprechende Wahl der Vorstellungsbilder betonen. Aus den „Acht-Brokat-Übungen“ im Sitzen (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.3) eignet sich die 3. Übung, „Klopfe mit den Fingern auf die Yuzhen-Punkte“, um die Sinne zu öffnen und den Kopf zu klären. Mit dieser Übung werden die BlasenLeitbahn (cardinalis vesicalis, pangguang jing) und die Leitbahn der Steuerung (s.
217
218
4 Behandlungsmethoden
regens, dumai) speziell angesprochen und auf diese Weise die Yang-Leitbahnen insgesamt reguliert. Die 7. Übung, „Den Himmel stützen, den Scheitel pressen und beide Füße umfassen“, ist durch einen deutlichen Wechsel von Phasen der Anspannung und Entspannung sowie durch starke Dehnung gekennzeichnet. Diese Übung hat eine ausgesprochen klärende Wirkung auf alle Sinnsorgane und ist besonders geeignet bei Beschwerden, die mit Nervosität einhergehen. Bei den „Kranich-Übungen“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.2) empfiehlt es sich, zur Stärkung des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) die öffnenden und schließenden Aspekte zu betonen, wobei zum Kühlen und Ausleiten der Wind-HitzeAffektion (calor venti, fengre) das Weiten und Öffnen im Vordergrund stehen sollte. Empfehlenswerte Akupunkturpunkte zur Selbstmassage Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Wirkung
3E 5
T5
„Äußeres Passtor“
waiguan
2 cun proximal der Handgelenksfalte, in der Mitte des Unterarmes zwischen Elle und Speiche, gegenüber Pe 6/Pc 6
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), macht die Leitbahnen frei, zerstreut Hitze (calor, re)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
An der radialen Seite, etwa in der Mitte des 2. Mittelhandknochens
Lindert Schmerzen, macht die Leitbahnen durchgängig, zerstreut Wind (ventus, feng), öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Bei 90˚ gewinkeltem Ellbogen in Verbindung der Ellbogenfalte zum Epicondylus lateralis in einer Vertiefung davor
Harmonisiert und kühlt das Xue, leitet Wind (ventus, feng) aus, öffnet die Oberfläche (extima, biao), kühlt Hitze (calor, re)
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Am unteren Rand des Nasenflügels in einer Vertiefung
Macht die Nase durchgängig, zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Ex-HN 8
Ex 3
„Durchgängige Nase“
bitong
Am oberen Ende der Nasolabialfalte
Macht die Nase durchgängig
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
In der Vertiefung zwischen M. sternocleidomastoideus und M. trapezius (Höhe von Du 16/Rg 16)
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), klärt Sicht und Gehör
4.5 Qigong
■■■■ Nicht saisonale allergische Rhinitis Besteht eine allergische Rhinitis das ganze Jahr über, sollten gleichzeitig die „Verzweigungen“ der Erkrankung (cacumen, biao) (s. oben) symptomatisch und die „Krankheitswurzel“ (stirps, ben) konstitutionell behandelt werden. Außerdem sollten bei der allergischen Rhinitis während des Zeitraumes der Symptomfreiheit die zugrunde liegenden Störungen behandelt werden, um so die Symptomatik für die kommende Saison zu lindern und die gesamte energetische Konstellation zu verbessern. Differenzialdiagnostisch lassen sich hier folgende Unterscheidungen treffen: A Energetische Schwäche der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) B Energetische Schwäche des Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi), des Struktivpotenzials (jing) und des Yang Auch hier können die Übergänge fließend sein.
■■ A Energetische Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) Typische Anzeichen
5 Blasses Gesicht (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] des Qi) 5 Abneigung gegen Zugluft und Kälte (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] der Wehrenergie [qi defensivum, weiqi]) 5 Frösteln (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] der Wehrenergie [qi defensivum, weiqi]) 5 Infektneigung (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] der Wehrenergie [qi defensivum, weiqi]) 5 Niesreiz (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] der Wehrenergie [qi defensivum, weiqi]) 5 Laufende, verstopfte Nase (das Qi des Fk Lunge [qi pulmonale, feiqi] ist deplet und wird gebunden, schrägläufiges [heteropathisches, xie] Qi oder Qi des Fk Leber [qi hepatici, ganqi] staut sich im Schleimhautbereich, oder trübe Säfte [jinye] steigen nach oben bzw. die Funktionen des Fk Lunge [o. pulmonalis, fei] sind gestört, und die Säfte [jinye] können nicht mehr abgesenkt werden) 5 Husten (das Qi des Fk Lunge [qi pulmonale, feiqi] kann sich nicht richtig absenken) 5 Spontanes Schwitzen (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] des Qi des Fk Lunge [qi pulmonale, feiqi]) 5 Müdigkeit (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] des Qi des Fk Milz [qi lienale, piqi]) 5 Weiche Stühle (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] des Qi des Fk Milz [qi lienale, piqi])
219
220
4 Behandlungsmethoden
5 Inappetenz (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] des Qi des Fk Milz [qi lienale, piqi]) 5 Zunge: blass mit Zahneindrücken 5 Pulse: zart (minuti, xi) und erschöpft (depleti, xu)
■■ B Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi), des Struktivpotenzials (jing) und des Yang Typische Anzeichen
5 Allgemeines Kältegefühl (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] des Yang des Fk Niere [yang renale, shenyang]) 5 Die folgenden Symptome können, aber müssen nicht vorhanden sein: 5 Schwäche und Ziehen in Knien und Lenden (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] des Yang des Fk Niere [yang renale, shenyang]) 5 Schwindel 5 Tinnitus 5 Impotenz und Infertilität (Hinweis auf eine energetische Schwäche [depletio, xu] des Yang des Fk Niere [yang renale, shenyang]) 5 Zunge: blass mit wenig Belag 5 Pulse: zart (minuti, xi), erschöpft (depleti, xu) und schwach (invalidi, ruo), untergetaucht (mersi, chen) Therapeutischer Ansatz
5 Das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi) stützen 5 Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) wärmen und bewegen 5 Das Qi und das Yang des Fk Niere (qi et yang renale, shen qi yang) sowie das Struktivpotenzial (jing) erwärmen und stützen 5 Die Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) stärken Hinweise zur Ausführung von Qigong-Übungen Bei der Behandlung der „Krankheitswurzel“ (stirps, ben) von allergischer Rhinitis geht es in erster Linie um eine Stärkung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), der Fk Lunge, Milz und Niere (oo. pulmonalis, lienalis et renalis, fei pi shen) sowie der Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) und der Aufnehmenden Leitbahn (s. respondens, renmai). Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) hat ihre Wurzel im unteren Wärmebereich (unteres Calorium, xiajiao) (Fk Niere (o. renalis, shen)). Sie wird durch den mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) (Fk Milz (o. lienalis, pi)) genährt und zirkuliert an der Körperoberfläche außerhalb der Leitbahnen. Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in Richtung Haut und Muskulatur. Die Unpaarigen Leitbahnen (ss. impares, qijing bamai) Aufnehmende Leitbahn (s. respondens, renmai) und Leitbahn der
4.5 Qigong
Steuerung (s. regens, dumai) verteilen die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in Brust-, Bauch- und Rückenbereich. Hier sind grundsätzlich Qigong-Übungen angezeigt, die die absenkende Funktion des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) stärken und gleichzeitig den Fk Niere (o. renalis, shen) kräftigen. Für den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) steht das Öffnen und Schließen in den Bewegungen bis in die feinsten Poren im Vordergrund. Im „Spiel des Kranichs“ aus dem „Spiel der Fünf Tiere“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.6) wird der Aspekt des Öffnens und Schließens betont. In der 3. Form, „Der Kranich steht auf einem Bein“, wird eine besondere Bein- und Wurzelkraft geübt, wodurch der Akupunkturpunkt Ni 1/R 1 („Die emporsprudelnde Quelle“, yongquan) und damit der Fk Niere (o. renalis, shen) gestärkt werden können. Aus den „Sechs Lauten“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.5) eignet sich das Sprechen von Lauten mit körperlicher Bewegung, um Leitbahnen durchgängig zu machen und die Körperoberfläche zu öffnen, damit die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) wieder frei fließen kann. Besonders geeignet sind in diesem Zusammenhang die Laute xie für den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) und der Laut chuyu für den Fk Niere (o. renalis, shen). Außerdem kann die Übung „Harmonisieren der Atmung“, die am Anfang und Ende sowie zwischen den einzelnen Lauten praktiziert wird, als Einzelübung praktiziert werden. Durch ihre einfachen öffnenden und schließenden Bewegungen kann sie dazu dienen, den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zu stärken, die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) zu kräftigen und das Öffnen und Schließen der Poren zu regulieren. Aus den „Acht-Brokat-Übungen“ im Stehen (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.3) ist die erste Form, „Mit beiden Händen den Himmel stützen, um die Drei Wärmebereiche zu regulieren“, gut geeignet, um die Qi-Verteilung zwischen den Drei Wärmebereichen (Drei Calorien, sanjiao) zu regulieren und damit die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) an die Oberfläche (extima, biao) zu bringen. Auch die zweite Übung der „Acht-Brokat-Übungen“ im Stehen, „Links und rechts den Bogen spannen, um auf einen Adler zu zielen“, geht mit weit öffnenden und schließenden Bewegungen vor dem Brustbereich einher, wodurch die umfassende Verteilung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) gefördert wird. Zur Stützung des Fk Niere (o. renalis, shen) und zur Stimulation der Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) eignet sich besonders die letzte Übung, „Mit beiden Händen die Füße umfassen, um den Fk Niere und die Hüften zu stärken“. Bei den „Kranich-Übungen“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.2) empfiehlt es sich, zur Stärkung des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) die öffnenden und schließenden Aspekte zu betonen sowie den 6. Teil, das „Aufpicken“, häufig zu üben, um den Fk Niere (o. renalis, shen) und die Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) zu stärken.
221
222
4 Behandlungsmethoden
Von den „Acht-Brokat-Übungen“ im Sitzen (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.4) eignet sich besonders die 8. Übung, „Das Qi langsam entlang der Aufnehmenden Leitbahn und der Leitbahn der Steuerung führen“, um die Aufnehmende Leitbahn (s. respondens, renmai) und die Leitbahn der Steuerung (s. regens, dumai) zu stärken. Empfehlenswerte Akupunkturpunkte zur Selbstmassage Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Wirkung
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
1,5 cun proximal der Handgelenksfalte am distalen Speichenköpfchen
Zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um, öffnet die Oberfläche (extima, biao); senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab
Lu 9
P9
„Großer Wasserschlund“
taiyuan
Am radialen Ende der Handgelenksfurche in der Vertiefung radial der Pulstaststelle
Stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), reguliert den Flüssigkeitshaushalt, befeuchtet Trockenheit (ariditas, zao) und wandelt Schleim (pituita, tan) um
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
3 cun unterhalb der Kniescheibenunterkante, 1 cun von der Schienbeinkante nach außen, auf Höhe der Tuberositas tibiae
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
3 cun oberhalb des Innenknöchels am Hinterrand des Schienbeins
Stützt die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, löst den Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des NierenFunktionskreises“
shenshu
1,5 cun lateral zwischen den Dornfortsätzen des 2. und 3. LWK
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen), klärt Sicht und Gehör
Du 4
Rg 4
„Pforte des Lebensloses“
mingmen
Unterhalb des Dornfortsatzes des 2. LWK
Kräftigt den Fk Niere (o. renalis, shen), stützt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), mehrt das Xue, zerstreut Wind (ventus, feng), senkt das Qi ab
4.5 Qigong
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Wirkung
Ni 1
R1
„Die emporsprudelnde Quelle“
yongquan
In einer Vertiefung an der Grenze zwischen 1. und 2. Drittel der zentralen Fußsohle (zwischen 2. und 3. Metatarsophalangeal-Gelenk)
Reguliert und stützt den QiMechanismus, macht die Sinnesöffnungen frei, wirkt sedierend
Ni 3
R3
„Mächtiger Wasserlauf“
taixi
Auf der Mitte der Verbindungslinie zwischen Innenknöchel und der Achillessehne
Stützt und reguliert das Qi der Fk Niere und Leber (qi renale et hepatici, shen gan qi), kühlt Hitze (calor, re)
4.5.6 Chronische Sinusitis Dieses Krankheitbild beruht in der Regel auf wiederholtem Eindringen von Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie), häufig Wind-Kälte (algor venti, fenghan) oder Wind-Hitze (calor venti, fengre), die nicht ausreichend behandelt wurden. Dadurch wird die verteilende und absteigende Funktion des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) in den Nasenhöhlen behindert, so dass es zu einer Stagnation von Säften (jinye) in Nase und Nebenhöhlen kommen kann. Diese anhaltende Einstauung von Säften (jinye) kann zu Feuchtigkeit (humor, shi) bzw. Schleim (pituita, tan) und auch zu Hitze (calor, re) führen. In diesem Zusammenhang spricht man von einer energetischen Schwäche des Fk Lunge mit eingestauten Schrägläufigkeiten (depletio des o. pulmonalis mit eingestauten Heteropathien, feixu xiezhi). Eine chronische Sinusitis kann auch auf einer energetischen Schwäche des Fk Milz mit Feuchtigkeit-Ansammlungen (depletio des o. lienalis mit humorAnsammlungen, pixu shiju) beruhen. Bei einer energetischen Schwäche des Fk Milz (depletio des o. lienalis, pixu) kann Trübes und Klares nicht mehr voneinander geschieden werden, und es bildet sich Feuchtigkeit (humor, shi), die nach oben in den Nasen-Nebenhöhlen-Bereich steigt, sich dort einstaut und ebenfalls Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) hervorbringen kann. Zwischen beiden genannten Mustern kann der Übergang fließend sein. Typische Anzeichen
5 Verstopfte Nase, häufig gelbes, klebriges Sekret (Wind-Hitze [calor venti, fengre] ist eingedrungen) 5 Kopfschmerzen
223
224
4 Behandlungsmethoden
5 Schwere und Benommenheit im Kopf, Stirnkopfschmerz (Feuchtigkeit [humor, shi] bzw. Schleim [pituita, tan] in den Fk Milz und Magen [oo. lienalis et stomachi, pi wei]) 5 Empfindlichkeit über den Kieferhöhlen (wiederholte Attacken von Wind-Hitze [calor venti, fengre] beeinträchtigen die verteilende und absenkende Funktion des Fk Lunge [o. pulmonalis, fei], so dass Säfte [jinye] in den Nebenhöhlen stagnieren und Schleim-Hitze [calor pituitae, tanre] entsteht) 5 Durst (Hinweis auf eine Hitze-Symptomatik [calor, re]) 5 Infektanfälligkeit (energetische Schwäche [depletio, xu] im Fk Lunge [o. pulmonalis, fei]) 5 Zunge: blass mit dünnem, weißlichem Belag, gelblicher Belag bei zunehmender Hitze (calor, re) 5 Pulse: erschöpft (depleti, xu) und schwach (invalidi, ruo) Therapeutischer Ansatz
5 Den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) stützen, um seine verteilende und absenkende Funktion wiederherzustellen 5 Feuchtigkeit (humor, shi) bzw. Schleim (pituita, tan) umwandeln und ausleiten 5 Den Fk Milz (o. lienalis, pi) stützen 5 Die Oberfläche (extima, biao) öffnen, um Wind-Hitze (calor venti, fengre) auszuleiten Hinweise zur Ausführung von Qigong-Übungen Stehen durch Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) hervorgerufene Symptome im Vordergrund, wie Schwere und Benommenheit im Kopf, Stirnkopfschmerz, leicht erhöhte Temperatur, Hitzegefühl und Durst, dürfen Übungen in Bewegung nur in leichter und angemessener Form praktiziert werden. Dynamisierende und Wärmeempfindungen hervorrufende Übungen sind zu vermeiden, ebenso Übungen, bei denen der Kopf nach unten gebeugt oder bei Rumpfbeugung unter Nabelhöhe gebracht wird. Angezeigt sind vor allem Übungen, die die Fk Lunge und Milz (oo. pulmonalis et lienalis, fei pi) stützen, um auf diese Weise gezielt Feuchtigkeit (humor, shi) bzw. Schleim (pituita, tan) umzuwandeln und auszuleiten. Zur Stärkung des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) sind besonders die ersten drei Übungen des „Spiels des Kranichs“ aus dem „Spiel der Fünf Tiere“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.6) zu empfehlen. Zum Stützen des Fk Milz (o. lienalis, pi) eignen sich die ersten drei Formen aus dem „Spiel des Bären“. Die dritte Übung aus den „Acht-Brokat-Übungen“ im Stehen (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.3), „Einen Arm heben, um die Fk Milz und Magen aufeinander abzustimmen“ , kann dazu beitragen, den Fk Milz (o. lienalis, pi) zu stärken und damit Feuchtigkeit (humor, shi) bzw. Schleim (pituita, tan) umzuwandeln und
4.5 Qigong
auszuleiten und auf diese Weise den Qi-Mechanismus der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) wiederherzustellen. Mit dem Üben der „Sechs Laute“ (s. Engelhardt et al. 2007, Kap. 7.5) kann man einerseits die Oberfläche (extima, biao) öffnen und Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) beseitigen und zum anderen die Leitbahnen durchgängig machen, ohne zu stark zu erwärmen. Hier wiederum ist besonders der Laut xie zu empfehlen, da er speziell auf den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) wirkt und diesen kühlt und zugleich Feuchtigkeit (humor, shi) herauslösen kann. Mit dem Laut hu lässt sich die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) stützen, damit Klares von Trübem getrennt und Feuchtigkeit (humor, shi) grundsätzlich entgegengewirkt werden kann. Empfehlenswerte Akupunkturpunkte zur Selbstmassage Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Wirkung
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Am unteren Rand des Nasenflügels in einer Vertiefung
Macht die Nase durchgängig, zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
In der Mitte zwischen Unterkante der Kniescheibe und Spitze des Außenknöchels, 1 cun lateral von Ma 38/S 38
Zerstreut Feuchtigkeit (humor, shi), wandelt Schleim (pituita, tan) um, bewegt das Qi der Fk Milz und Magen (qi lienale et stomachi, pi wei qi), senkt das Yang ab
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
An der radialen Seite, etwa in der Mitte des 2. Mittelhandknochens
Lindert Schmerzen, macht die Leitbahnen durchgängig, zerstreut Wind (ventus, feng), öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
3 cun unterhalb der Kniescheibenunterkante, 1 cun von der Schienbeinkante nach außen, auf Höhe der Tuberositas tibiae
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
Bl 2
V2
„Zusammengelegter Bambus“
cuanzhu
Am medialen Ende der Augenbraue
Klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) frei
225
226
4 Behandlungsmethoden
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Lokalisation
Wirkung
Ma 3
S3
„Weites Kellerloch“
juliao
0,7 cun lateral der Nasenöffnung, in Höhe des unteren Randes des Nasenflügels, in Höhe Di 20/IC 20
Zerstreut Wind (ventus, feng), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, stützt das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi), bewegt das Xue
Ex-HN 5
Ex 2
„Die Sonne“
taiyang
Zwischen lateralem Augenbrauenrand und äußerem Lidwinkel, ca. 1 cun seitlich in einer geräumigen Vertiefung
Klärt die Augen, leitet Wind (ventus, feng) und WindHitze (calor venti, fengre) aus, kühlt Hitze (calor, re)
Literatur Literatur in westlichen Sprachen Engelhardt U: Zur Bedeutung der Atmung im Qigong. Chin Med 1996;11:17-23 Engelhardt U: Frühe archäologische Funde zum Qigong. In: Hildenbrand G et al (Hrsg.): Das Qi kultivieren – die Lebenskraft nähren. S. 11-17. ML-Verlag, Uelzen 1998a Engelhardt U.. Die klassische Tradition der Qi-Übungen (Qigong). Münchner Ostasiatische Studien Bd. 44. 2. Aufl. ML-Verlag, Uelzen1998b Engelhardt U: Daoyintu und Yinshu – Neue Erkenntnisse über die Übungen zur Lebenspflege in der frühen Han-Zeit. Monumenta Serica 2001;49:213-226 Engelhardt U, Hildenbrand G, Zumfelde-Hüneburg C (Hrsg.): Leitfaden Qigong. Elsevier, München–Jena 2007 Friedrichs E: Qigong Yangsheng, ein übendes Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin als Komplementärtherapie von Kopfschmerzen und Migräne – Pilotstudie im single-case-design. Universität Witten-Herdecke, Witten-Herdecke 2003 Friedrichs, E: Qigong-Yangsheng-Übungen als Begleittherapie bei Migräne und Spannungskopfschmerz – Ergebnisse einer multizentrischen prospektiven Pilotstudie. Chin Med 2004;1:16-30 Jiao Guorui: Qigong Yangsheng. 7. Aufl. ML-Verlag, Uelzen 2005 Reuther I: Qigong Yangsheng als komplementäre Therapie bei Asthma – eine Pilotstudie (Dissertation). Deutsche Hochschulschriften, Egelsbach – Frankfurt 1997 Reuther I, Aldrigde D: Qigong Yangsheng as a Complementary Therapy in Asthma Management – a Single Case Appraisal. J Complementary Alternative Med 1998a;4:173-183 Reuther I: Qigong bei der Behandlung von Asthma. Chin Med 1998b;13:18-27 Ritter C: Qigong Yangsheng als Zusatztherapie bei Bluthochdruck im Vergleich zu einer westlichen Entspannungstherapie. Eine randomisierte, kontrollierte Pilotstudie. Z Qigong Yangsheng 2000:82-87 Ritter, C: Qigong Yangsheng in der Anwendung bei essentieller Hypertonie im Vergleich mit einer westlichen Muskelentspannungstherapie. Chin Med 2001;2:48-63 Zumfelde-Hüneburg C: Übungsprinzipien und Wirkungen von Qigong Yangsheng aus physiologischer Sicht. In: Hildenbrand G et al (Hrsg.): Das Qi kultivieren – die Lebenskraft nähren. S. 131– 142. ML-Verlag, Uelzen 1998
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten Michael Wullinger, Agnes Fatrai
Das folgende Kapitel beschreibt die wichtigsten allergischen Erkrankungen aus Sicht der chinesischen Medizin. Darüber hinaus ist dem Thema Infektanfälligkeit ein eigenes Kapitel gewidmet. Zunächst wird in knapper Form das jeweilige Krankheitsbild aus der Perspektive der westlichen Medizin mit einer Übersicht, dem klinischen Bild und der Therapie beschrieben. Es folgt eine Übersicht des jeweiligen Krankheitsbildes aus Sicht der chinesischen Medizin. Darauf aufbauend werden die Agenzien und die Pathogenese beschrieben und die sich daraus ergebende chinesische Differenzierung der Erkrankung. Den größten Teil des Kapitels nimmt die Darstellung der differenzierten, chinesischen Therapie ein. Der Schwerpunkt liegt bei der Beschreibung der Akupunktur einschließlich der Ohrakupunktur sowie der chinesischen Arzneimitteltherapie und Diätetik. Zu jeder Differenzierung werden die klinischen Symptome und der Krankheitsmechanismus erläutert. Dies soll für den Benutzer des Buches die diagnostische Zuordnung des individuellen Beschwerdebildes eines Patienten zu den hier vorgeschlagenen Differenzierungen erleichtern. Zwischen den verschiedenen Differenzierungen sind in der Praxis Überschneidungen möglich. Außerdem sind bei vielen Patienten gleichzeitig oder auch in zeitlichem Abstand mehrere allergische Erkrankungen zu beobachten. Dies wurde nach Möglichkeit bei den Modifikationen der empfohlenen Rezepturen sowie bei den ergänzenden Punkten in der Akupunktur berücksichtigt. In der Praxis werden in den meisten Fällen verschiedene Therapieverfahren der chinesischen Medizin – Akupunktur, chinesische Arzneitherapie und Diätetik, eventuell ergänzt durch Tuina und Qigong – miteinander kombiniert. Die Anwendung der hier beschriebenen Therapiemethoden setzt eine grundlegende Ausbildung in der chinesischen Medizin voraus. Dazu verweisen wir auf die im Anhang genannten Ausbildungsstätten.
228
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■■■ Arzneitherapie Bei den einzelnen Erkrankungen werden zu jeder chinesischen Differenzialdiagnose Basisrezepte angegeben. Die Bestandteile der angegebenen klassischen Rezeptur werden farblich hervorgehoben. Die verwendeten Arzneimittel werden hinsichtlich ihrer relevanten Wirkung erläutert. Zusätzlich werden zu jeder Basisrezeptur mehrere Modifikationen beschrieben. Je nach Befund können auch andere Veränderungen, durch Hinzufügen oder Weglassen von Arzneimitteln, vorgenommen werden. Die angegebenen Dosierungen der Arzneimittel entsprechen der Tagesdosis in Gramm. Neben der Dosierung für Rohdrogen wird die Tagesdosis für Granulate angegeben.
■■ Zubereitung eines chinesischen Arzneimittel-Dekokts
5
5 5
5
5
Bei der Herstellung eines Arzneimittel-Dekokts müssen die nachfolgenden grundlegenden Gesichtspunkte beachtet werden. Bei den meisten chinesischen Arzneimitteln handelt es sich um pflanzliche Substanzen, daneben werden einige mineralische und tierische Mittel verordnet (s. Kap. 4.2). Die verordnete Gesamtmenge wird meistens für vier Tage berechnet, sie kann jedoch durch zweimaliges Auskochen – ohne erheblichen Wirkungsverlust – für einen Bedarf von acht Tagen verwendet werden. Aus den Arzneimitteln wird ein Absud hergestellt, wobei man folgende Vorgehensweise wählt: Die Kochzeit beträgt für die meisten Arzneimittel 20 Minuten. Für mineralische Arzneimittel ist eine Kochzeit von einer Stunde, für Blätter und Blüten von drei Minuten erforderlich. Einige Arzneimittel dürfen wegen des Gehaltes an ätherischen Ölen nicht gekocht, sondern erst nach Ende des gesamten Kochvorganges zugefügt und einige Minuten zum Ziehen im Dekokt belassen werden (s.u.). Die Angabe über die Kochdauer vermerkt der Apotheker in der Regel auf dem jeweiligen Arzneimittel-Beutel. Der gesamte Inhalt eines Beutels wird in einen Topf gegeben, anschließend gießt man ca. ein bis zwei Liter kaltes Wasser dazu. Zunächst werden die Arzneimittel eine Stunde eingeweicht. Die Wassermenge richtet sich nach den Arzneimittelmengen und -eigenschaften. Das Wasser sollte auf jeden Fall die Arzneimittel gut bedecken. Die einzelnen Bestandteile werden danach im Einweichwasser entsprechend der jeweils erforderlichen Kochzeit ausgekocht. Falls die verwendeten Arzneimittel unterschiedliche Kochzeiten haben, beginnt man mit den Arzneimitteln mit der längsten Kochzeit und fügt die anderen entsprechend der angegebenen Zeit später hinzu. Während des Kochvorgangs sollten die Arzneimittel immer gut mit Wasser bedeckt sein und leicht köcheln. Nach Ende des Kochvorgangs wird der Absud durch ein feines Sieb in ein Gefäß abgegossen. Der sich nach einigen Minuten bildende Bodensatz kann weggeschüttet werden.
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Danach werden die ausgekochten Kräuter zurück in den Topf gegeben, diese mit kaltem Wasser übergossen und alles ungeachtet der nun vermischten Kochzeiten nochmals 30 Minuten abgekocht. Dieser Absud wird mit dem ersten gut vermischt. 5 Das heiße Dekokt wird in saubere und gut verschließbare Flaschen gefüllt, die ab diesem Zeitpunkt im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen. Der Sud aus beiden Abkochungen entspricht nun der Dosierung für acht Tage. 5 Täglich wird nun die entsprechende Menge aus der Vorratsflasche – also ⅛ des Inhalts der Gesamtmenge (bei zwei Litern ca. 250 ml) – entnommen (vorher kurz schütteln) und in drei Portionen mit heißem Wasser verdünnt zwischen den Mahlzeiten getrunken. Man kann die Tagesmenge auch in eine Thermosflasche füllen und mit frisch abgekochtem Wasser auffüllen. Kochzeiten der Arzneimittel bei der Herstellung chinesischer Dekokte Arzneimittel
Verwendete Teile von Pflanzen und Tieren
Gesamtkochzeit
Bemerkungen
Gypsum fibrosum (Shigao) Mastodi fossilium ossis (Longgu)
Concha und mineralische Arzneien
60 Minuten
Vorab 40 Minuten kochen, dann die übrigen Bestandteile zufügen; alle Mineralien, wenn möglich, pulverisiert
Poria (Fuling) Sophorae flos (Huaihuami)
Bulbus Cortex Caulis Fructus Herba Pericarpium Radix Ramuli Rhizoma Semen Thallus Tubera
20 Minuten
In Kombination mit Arzneimitteln, die 60 Minuten gekocht werden müssen, sind die hier aufgeführten Arzneimittel nach 40 Minuten zuzufügen
Plantaginis semen (Cheqianzi)
20 Minuten in einem Tuch
Sehr fein, deshalb im Tuch
Schizonepetae herba (Jingjie) Brunellae spica (Xiakucao)
10 Minuten
Menthae herba (Bohe) Cinnamomi cassiae cortex (Rougui) (allgemein Arzneien, die ätherische Öle enthalten)
10 Minuten ziehen lassen
Nach Abschluss der Kochzeit der übrigen Arzneimittel den Topf von der Platte nehmen, diese Kräuter zugeben und bei geschlossenem Deckel ziehen lassen, dann alles zusammen abgießen
229
230
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arzneimittel
Verwendete Teile von Pflanzen und Tieren
Gesamtkochzeit
Acori graminei rhizoma (Shichangpu) Rhei rhizoma (Dahuang) (extra) alle Amomi-Früchte
Folia Flos
3 Minuten
Bemerkungen
Inulae japonicae flos (Xuanfuhua)
3 Minuten in einem Tuch
Aucklandiae radix (Muxiang)
Nur kurz aufkochen
Aconiti radix lateralis praeparata (Fuzi)
Extra abkochen, 30 Minuten
Abkochen, dann Absud verwerfen und Droge zusammen mit anderen Dekoktbestandteilen 20 Minuten kochen
Ephedrae herba (Mahuang)
Extra abkochen, 10 Minuten
Eventuell Schaum abschöpfen
Ginseng radix (Renshen)
Extra abkochen
■■■■ Akupunktur Bei der Akupunktur werden zu jeder Erkrankung in Abhängigkeit von der chinesischen Differenzierung Basispunkte angegeben. Diese beinhalten sowohl krankheitsspezifische Punkte als auch solche, die aufgrund der energetischen Diagnose ausgewählt werden. Jeder Akupunkturpunkt wird hinsichtlich seiner hier relevanten Wirkung erläutert. In der Regel werden fünf bis sieben Basispunkte beschrieben. Zusätzlich werden ergänzende Punkte in Abhängigkeit vom jeweiligen Befund angegeben. Zwischen den ergänzenden Punkten in der Akupunktur und den Modifikationen in der Arzneitherapie besteht eine Parallelität. Die angegebenen Akupunkturpunkte sind in ihrer Wirkung nicht identisch mit den entsprechenden Arzneimitteln. Sie wurden jedoch so ausgewählt, dass sie in der Wirkung möglichst nahe kommen. Selbstverständlich kann die Auswahl der Punkte je nach Befund weiter verändert oder ergänzt werden. Darüber hinaus findet sich bei jeder Erkrankung eine Übersicht relevanter Ohrakupunkturpunkte. Das entscheidende Kriterium für die Behandlung eines Ohrpunkts ist jedoch nicht die energetische Differenzierung, sondern der RACReflex.
■■■■ Diätetik Ergänzt wird die Behandlung der einzelnen Erkrankungen durch Ernährungsempfehlungen aus Sicht der chinesischen Medizin. Hierbei werden Nahrungs-
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
mittel hervorgehoben, die bei der jeweiligen Erkrankung nicht empfehlenswert sind. Dies hat sich in der Praxis bewährt, weil es relativ einfach durchführbar ist und zugleich oft unverzichtbar für den Behandlungserfolg. Zusätzlich werden je nach chinesischer Differenzierung weitere empfehlenswerte Nahrungsmittel aufgeführt. Die hier erwähnten Nahrungsmittel sind nicht vollständig, sie sollen beispielhaft aufgrund ihrer energetischen Wirkung als Orientierungshilfe dienen. Außerdem sind die allgemeinen Hinweise zur Ernährung (s. Kap. 4.3) unbedingt zu beachten.
■■■■ Zusammenfassung Bei jeder Erkrankung aus westlicher Sicht werden die wichtigsten energetischen Gesichtspunkte beschrieben. Außerdem werden zu jeder Erkrankung die wichtigsten Akupunkturpunkte, Arzneimittel und Nahrungsmittel aus Sicht der chinesischen Medizin hervorgehoben.
■■■■ Verlauf und Prognose Hier wurde versucht, eine Lücke zu schließen, die sich durch nahezu alle verfügbaren Quellen zieht. Da also kaum auf Angaben aus der Literatur zurückgegriffen werden konnte, beziehen sich die Hinweise auf eigene Erfahrungen sowie auf Mitteilungen erfahrener chinesischer oder westlicher Kollegen.
231
232
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5.1 Saisonale allergische Rhinitis 5.1.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Die allergische Rhinitis, auch Pollinosis oder Heuschnupfen genannt, ist die häufigste Erkrankung des atopischen Formenkreises. 5 Nach neueren Schätzungen leiden bis zu 25% der Bevölkerung in industrialisierten Ländern an Pollinosis, dabei nimmt die Häufigkeit der Erkrankung stetig zu. 5 Die Erkrankung wird eingeteilt in eine saisonale und eine perenniale Verlaufsform, neuerdings wird auch eine intermittierende von einer persistierenden (länger als vier Wochen anhaltend) Verlaufsform unterschieden. 5 Häufig ist die Bindehaut des Auges mit betroffen (Rhinokonjunktivitis). 5 Im Rahmen von schweren Verlaufsformen kann es zu einer Beteiligung der Nasennebenhöhlen kommen, d.h. zu einer allergischen Sinusitis, der Bildung von Polypen und Paukenergüssen. 5 Oft stellt die allergische Rhinitis die Vorstufe eines allergischen Asthmas dar („united airway disease“). 5 Pathophysiologisch liegt eine IgE-vermittelte Hyperreaktivität der Nasenschleimhaut vor, die durch diverse Inhalationsallergene, insbesondere Baumund Gräserpollen, verursacht wird. 5 Die allergische Rhinitis wird begünstigt durch die genetische Veranlagung, Umweltgifte, Ernährung und Atemwegsinfekte.
■■■■ Klinisches Bild 5 Führungssymptom der allergischen Rhinitis ist der Niesreiz, gefolgt von einem klaren, wässrigen Nasenfluss. 5 Parallel kommt es zu einer Schwellung der Nasenschleimhaut mit verstopfter Nase sowie nasalem Juckreiz, häufig begleitet von Störungen des Geruchs- und Geschmacksempfindens. 5 Die Symptome treten plötzlich auf und verschwinden auch wieder rasch, abhängig von den Allergenen, der Witterung und Jahreszeit (Frühling, Sommer). 5 Begleitend bestehen häufig andere atopische Erkrankungen wie allergische Konjunktivitis, Sinusitis, Asthma, Kreuzallergien zu Nahrungsmitteln oder ein atopisches Ekzem. 5 Häufig ist das Allgemeinbefinden beeinträchtigt, die Leistungsfähigkeit reduziert und der Schlaf gestört. Die Beeinträchtigung täglicher Aktivitäten wird nach Schweregrad in „mild“, „mäßig“ und „schwer“ eingeteilt.
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 Allergenkarenz 5 Medikamentös: α-Sympathikomimetika, Antihistaminika, Cromoglicinsäure sowie topische und systemische Glukokortikosteroide 5 Allergen-spezifische Immuntherapie
5.1.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 Die allergische Rhinitis wird in der chinesischen Medizin unter den Krankheitsbildern „Nasenfluss mit klarem Sekret“ (Biqiu) oder „Verstopfte Nase, Nasenfluss mit klarem Sekret und Niesen“ (Qiuti) beschrieben. 5 Das äußere Agens der Erkrankung ist eine Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie), die in die Körperöffnung des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), also die Nase, eindringt. 5 Die Wurzel der Erkrankung wird in einer funktionellen Störung der Fk Lunge, Milz und Niere (oo. pulmonalis, lienalis et renalis, fei pi shen) gesehen. 5 In klassischen chinesischen Darstellungen wird hierbei vor allem die energetische Schwäche des Qi und des Yang mit einer Defizienz der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) sowie des Struktivpotenzials (jing) in den Vordergrund gestellt. 5 Klinisch finden sich in den westlichen Industrieländern bei den meisten Heuschnupfenpatienten neben der Wind-Symptomatik (ventus, feng) ausgeprägte Hitze-Zeichen (calor, re). 5 Die differenzierte Behandlung von Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie) wird in der Pathologie der „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) beschrieben. 5 Für die Behandlung der allergischen Rhinitis sind hieraus die Konzepte der latenten Hitze (latenter calor, fure), die auf einer Defizienz des Struktivpotenzials (jing) beruht, sowie der residualen Hitze (residualer calor, yure) infolge unvollständiger Ausleitung von Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) von besonderer Bedeutung.
■■■■ Agenzien und Pathogenese Die Symptomatik der saisonalen allergischen Rhinitis wird durch eine äußere Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) hervorgerufen. Dabei werden folgende fünf Möglichkeiten unterschieden: A Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao): Eine Disharmonie von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi) führt
233
234
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
B
C
D
E
zum Eindringen einer Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) in die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) der Nase. Wind-Hitze (calor venti, fengre) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei): Eine WindHitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) dringt über die Oberfläche (extima, biao) in den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ein und blockiert die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und der klaren Säfte (jinye). Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng): Eingestaute Emotionen wandeln sich zu Hitze (calor, re) bzw. Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan). Zusätzlich dringt eine WindSchrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) in die Oberfläche (extima, biao) ein. Latente Hitze (latenter calor, fure) bei konstitutioneller Schwäche des Yin und des Struktivpotenzials (jing) im Fk Niere (o. renalis, shen): Im Frühling wird latente Hitze (latenter calor, fure) durch eine neue Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) aktiviert. Die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) ist geschwächt und kann Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) nicht eliminieren. Residuale Hitze (residualer calor, yure) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei): Hitze(calor, re) und Wind-Schrägläufigkeiten (ventus, feng) werden nicht vollständig ausgeleitet und setzen sich in den Netzleitbahnen (reticulares, luomai) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) fest.
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ A Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) Hauptsymptome
5 Juckreiz in der Nase, Niesanfälle, Nasenfluss mit reichlich klarem Sekret, stark verstopfte Nase, plötzliches Auftreten und Verschwinden der Symptome 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Kopf- und Nackenschmerzen, Zugluftaversion, leichter Husten, Juckreiz in den Augen, mäßiges Schwitzen 5 Zungenkörper: Hellrot, einzelne rote Punkte an der Zungenspitze; dünner, weißlicher Zungenbelag 5 Pulse: Saitenförmig und oberflächlich (chordales und superficiales, xian fu) Krankheitsmechanismus
5 Eine Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) dringt in die Oberfläche (extima, biao) ein und führt zu einer Blockierung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) sowie des Qi im Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), daraus resultieren Juckreiz und Niesattacken. 5 Es kommt zur Stagnation der klaren Säfte (jinye) in der Nase mit den Symptomen verstopfte Nase und laufende Nase.
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
5 Hintergrund der Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) bildet eine Disharmonie von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensi vum, yingqi weiqi). Therapeutisches Vorgehen 1. Zerstreuen von Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) 2. Harmonisieren von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi) 3. Öffnen der Nase Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Xanthium-Pulvers“ und des „Dekokts mit Zimtzweigen“ (Cang'erzi san und Guizhi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Xanthii fructus
Cang'erzi
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi), macht die Nase durchgängig
Angelicae dahuricae radix
Baizhi
6–9
1,6
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), öffnet die Nase
Magnoliae flos
Xinyi
6
1
Vertreibt Wind-Kälte (algor venti, fenghan), öffnet die Nase
Menthae herba
Bohe
3–6
0,8
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt Kopf und Augen
Cinnamomi cassiae ramulus
Guizhi
3–9
1,2
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), aktiviert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
6–12
2
Stützt das Xue und die Bauenergie (qi constructivum, yingqi)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus, Meldearznei für die Oberfläche (extima, biao)
Erläuterung: Das Rezept macht die Nase durchgängig, öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Wind (ventus, feng) und harmonisiert Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi).
235
236
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Modifikationen 5 Bei stark laufender Nase: Platycodi radix (Jiegeng) 6–9 g (1,2 g), Pruni mume fructus (Wumei) 3–9 g (1 g) 5 Bei Juckreiz im Hals: Schizonepetae herba (Jingjie) 3–6 g (1 g), Cicadae periostracum (Chantui) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei Rötung, Juckreiz und Tränenfluss der Augen: Chrysanthemi flos (Juhua) 9– 12 g (2 g), Mori folium (Sangye) 9–12 g (2 g), Cassiae semen (Juemingzi) 9–12 g (2 g) 5 Bei asthmatischen Beschwerden: Ephedrae herba (Mahuang) 3–9 g (1,2 g), Pruni armeniacae semen (Xingren ) 9–12 g (1,8 g), Perillae fructus (Suzi) 9–12 g (1,2 g) 5 Bei Müdigkeit und Infektanfälligkeit: Astragali radix (Huangqi) 10–30 g (3 g), Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 6–9 g (1 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), macht die Nase durchgängig
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
Zerstreut Wind (ventus, feng), verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert die Bauenergie (qi constructivum, yingqi)
Le 3
H3
„Die mächtige große Straße“
taichong
Harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan), reguliert das Xue
Ergänzungspunkte 5 Bei stark laufender Nase: – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus – Bl 7/V 7 („Himmelskommunikation“, tongtian), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Nase
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
5 Bei Juckreiz im Hals: – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Wind-Hitze (calor venti, fengre) – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), kühlt Hitze (calor, re), zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Bei Rötung, Juckreiz und Tränenfluss der Augen: – Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht – Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu), klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Bei asthmatischen Beschwerden: – Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen), leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) – Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong), nimmt Druck von der Brust – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus 5 Bei Müdigkeit und Infektanfälligkeit: – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi)
■■ B Wind-Hitze (calor venti, fengre) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Hauptsymptome
5 Juckreiz in der Nase, im Hals und in den Augen, gerötete, tränende Augen, Niesreiz, laufende oder verstopfte Nase, klares oder gelbes Nasensekret 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Verschlechterung bei heißen Temperaturen, Reizbarkeit, Durst, Schwitzen 5 Zungenkörper: Gerötet; dünner, auch gelblicher Zungenbelag, zahlreiche Punkte im vorderen Drittel der Zunge 5 Pulse: Saitenförmig, oberflächlich und beschleunigt (chordales, superficiales und celeri, xian fu shu) Krankheitsmechanismus
5 Eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) dringt in die Oberfläche (extima, biao) ein und blockiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi). 5 Juckreiz und Niesreiz der Nase sind typische Symptome für die Auseinandersetzung von Wind (ventus, feng) und der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi).
237
238
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Augen- und Hals-Symptomatik treten typischerweise bei Wind-Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-venti-Heteropathien, fengre xie) auf, weil Hitze (calor, re) zu einer Schädigung der Säfte (jinye) führt. Therapeutisches Vorgehen 1. 2. 3. 4.
Zerstreuen von Wind-Hitze (calor venti, fengre) Öffnen der Oberfläche (extima, biao) Beruhigen von Wind (ventus, feng) Freimachen der Nase
Arzneitherapie Basisrezept Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Xanthii fructus
Cang'erzi
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi), macht die Nase durchgängig
Centipedae herba
Ebushicao
3–6
0,4
Zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Nase frei
Menthae herba
Bohe
3–6
0,8
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt Kopf und Augen
Schizonepetae herba
Jingjie
3–6
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Chrysanthemi flos
Juhua
9–12
2
Zerstreut Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re), klärt die Augen
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Leitet Wind (ventus, feng) aus, beendet Juckreiz, klärt die Augen
Uncariae ramulus cum unci
Gouteng
9–15
3
Beruhigt Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Cassiae semen
Juemingzi
9–12
2
Zerstreut Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re), klärt die Sicht
Plantaginis semen
Cheqianzi
9–15
2
Leitet Schleim (pituita, tan) über die Diurese aus
Erläuterung: Das Rezept öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut WindHitze (calor venti, fengre) und besänftigt Wind-Befunde (ventus, feng). Xanthii fructus (Cang'erzi) und Centipedae herba (Ebushicao ) machen bei allergischer Rhinitis die Nase frei.
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
Modifikationen 5 Bei starker Augenbeteiligung: Mori folium (Sangye) 9–12 g (2 g), Celosiae semen (Qingxiangzi) 9–12 g (2 g) 5 Bei besonders starker Nasensymptomatik: Magnoliae flos (Xinyi) 6–9 g (1 g), Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 6–9 g (1,6 g) 5 Bei Juckreiz der Haut und allergischem Exanthem: Cicadae periostracum (Chantui) 6–9 g (1,2), Bombyx batryticatus (Jiangcan) 6–9 g (1 g) 5 Bei Hitze (calor, re) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), z.B. bei Sinusitis: Scutellariae radix (Huangqin) 9–12 g (1,6 g), Lonicerae flos (Jinyinhua) 9–12 g (2 g), Forsythiae fructus (Lianqiao) 3–9 g (0,6 g) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin mit Trockenheit und Unruhe: Ophiopogonis radix (Maimendong) 6–12 g (2 g), Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 9–12 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), macht die Nase durchgängig
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Kühlt Hitze (calor, re), zerstreut Wind (ventus, feng)
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Kühlt Hitze (calor, re), stabilisiert Qi und Yin des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
3E 5
T5
„Äußeres Passtor“
waiguan
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Ergänzungspunkte 5 Bei starker Augenbeteiligung: – Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu), klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng); – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan), reguliert das Xue;
239
240
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5
5
5
5
– Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht Bei besonders starker Nasensymptomatik: – Du 23/Rg 23 („Oberer Stern“, shangxing), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, macht die Nase durchgängig; – Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong), öffnet die Nase Bei Juckreiz der Haut und allergischem Exanthem: – Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong), kühlt Hitze des Xue (calor xue, xuere); – Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai), reguliert das Xue Bei Hitze (calor, re) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei): – Lu 10/P 10 („Fischbauchgrenze“, yuji), kühlt Hitze (calor, re) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), scheidet Schleim (pituita, tan) aus; – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt und kanalisiert Glut (ardor, huo) Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin mit Trockenheit und Unruhe: – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt das Qi und Yin im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei); – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue, senkt das Yang im Fk Leber (o. hepaticus, gan) ab
■■ C Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng) Hauptsymptome
5 Intensiver Juckreiz der Augen und der Nase, anhaltende Rötung der Augen, starker Tränenfluss, Nase verstopft oder laufend, häufig trocken, eventuell Nasenbluten, klares und gelbes Sekret im Wechsel, deutliche Verschlechterung bei heißem Wetter. 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Hitzegefühl im Kopf, rotes Gesicht, Kopfschmerzen, nächtliche Unruhe. 5 Zungenkörper: Intensiv rot; gelber Zungenbelag 5 Pulse: Saitenförmig, beschleunigt und angefüllt (chordales, celeri und repleti, xian shu shi) Krankheitsmechanismus
5 Im Fk Leber (o. hepaticus, gan) wandeln sich eingestaute Emotionen zu Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) und steigen in den Kopf und die Augen empor. 5 Gleichzeitig dringt von außen eine Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) über die Oberfläche (extima, biao) ein. 5 Äußerer Wind (ventus externus, waifeng) und innere Hitze (calor intimae, neire) verstärken sich gegenseitig und führen zu intensiver allergischer Symptomatik.
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
Therapeutisches Vorgehen 1. Kühlen von Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan) 2. Zerstreuen und Beruhigen von Wind (ventus, feng) 3. Freimachen der Sinnesöffnungen Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Enzian-Dekokts zur Dispulsion des Fk Leber“ (Longdan xiegan tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Gardeniae fructus
Zhizi
3–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Scutellariae radix
Huangqin
6–12
1,6
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Moutan cortex
Mudanpi
9–15
1,2
Kühlt und bewegt das Xue
Rehmanniae radix
Shengdihuang
9–15
2
Kühlt das Xue, befeuchtet
Bupleuri radix
Chaihu
3–9
0,6
Löst das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi)
Plantaginis semen
Cheqianzi
9–15
2
Leitet Schleim (pituita, tan) über die Diurese aus
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Leitet Wind (ventus, feng) aus, beendet Juckreiz, klärt die Augen
Menthae herba
Bohe
3–6
0,8
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt Kopf und Augen
Xanthii fructus
Cang'erzi
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi), macht die Nase durchgängig
Cicadae periostracum
Chantui
6–9
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), beendet Juckreiz
Erläuterung: Das Basisrezept zerstreut Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan), löst Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) und stützt das Yin. Die hinzugekommenen Arzneimittel zerstreuen Wind (ventus, feng), öffnen die Oberfläche (extima, biao) und machen die Sinnesöffnungen frei.
241
242
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Modifikationen
5 Bei stark laufender Nase: Platycodi radix (Jiegeng) 6–9 g (1,2 g), Pruni mume fructus (Wumei) 3–9 g (1 g), Magnoliae flos (Xinyi) 6–9 g (1 g) 5 Bei Kopfschmerzen: Ligustici rhizoma (Chuanxiong) 6–9 g (1,2 g), Uncariae ramulus cum unci (Gouteng) 9–15 g (3 g) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin mit Trockenheit und nächtlicher Unruhe: Ophiopogonis radix (Maimendong) 6–12 g (2 g), Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 9–12 g (2 g) 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) mit Benommenheit im Kopf, Abgeschlagenheit und Durchfallneigung: Atractylodis rhizoma (Cangzhu) 6–9 g (1 g), Coicis semen (Yiyiren) 9–15 g (3 g), Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 6– 9 g (0,6 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Gb 37
F 37
„Glanz und Licht“
guangming
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht
Le 2
H2
„Der Zwischenraum des Gehens“
xingjian
Zerstreut Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Le 3
H3
„Die mächtige große Straße“
taichong
Harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan), reguliert das Xue
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Kühlt Hitze (calor, re), stellt die Hemmung des Fk Leber (o. hepaticus, gan) durch den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) wieder her
Ex-HN 3
Ex 1
„Siegelhalle“
yintang
Leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei stark laufender Nase: – Gb 39/F 39 („Die herabhängende Glocke“, xuanzhong), zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um; – Gb 15/F 15 („Am Rand der Tränen des Kopfes“, toulinqi), reguliert die Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan), eliminiert Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re);
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
– Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang), zerstreut WindHitze (calor venti, fengre), macht die Nase durchgängig 5 Bei Kopfschmerzen: – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), besänftigt Wind (ventus, feng), senkt das Yang im Fk Leber (o. hepaticus, gan) ab; – Gb 34/F 34 („Quelle am sonnenbeschienenen Grabhügel“, yanglingquan), stützt und reguliert die Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan), eliminiert Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin mit Trockenheit und nächtlicher Unruhe: – Ni 6/R 6 („Das Meer der Erhellung“, zhaohai), führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben, kühlt Hitze (calor, re), sediert; – He 7/C 7 („Die Straße zur Heiterkeit“, shenmen), stützt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi), beruhigt, senkt das Yang ab 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) mit Benommenheit im Kopf, Abgeschlagenheit und Durchfallneigung: – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus; – Mi 9/L 9 („Die Quelle am Yin-Grabhügel“, yinlingquan), reguliert Feuchtigkeit (humor, shi) und Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
■■ D Latente Hitze (latenter calor, fure) bei konstitutioneller Schwäche des Yin und des Struktivpotenzials (jing) im Fk Niere (o. renalis, shen) Hauptsymptome
5 Juckreiz in der Nase, im Rachen und in den Augen, Rötung der Schleimhäute, Niesreiz, laufende Nase mit klarem oder gelbem Sekret 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Fieber, Durst, Ruhelosigkeit, besonders nachts, trockener Mund 5 Zungenkörper: Rot, schmal, trocken 5 Pulse: Zart und beschleunigt (minuti und celeri, xi shu) oder oberflächlich und beschleunigt (superficiales und celeri, fu shu) Krankheitsmechanismus
5 Eine konstitutionelle Schwäche des Struktivpotenzials (jing) und des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) bedingt eine energetische Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). 5 Die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) ist nicht in der Lage, die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) zu eliminieren. Die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) verbirgt sich im Inneren und wandelt sich schrittweise in Hitze (calor, re) um. 5 Die latente Hitze (latenter calor, fure) kann im Frühling entweder durch eine neue Wind-Kälte- (algor-venti-, fenghan) oder Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) aktiviert werden.
243
244
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Sie kann aber auch spontan durch unregelmäßige Ernährung, Stress oder emotionale Unausgeglichenheit aktiviert werden. 5 Die Beschwerden manifestieren sich im Frühling, weil das physiologische Aufsteigen der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) im Frühling auch die latente Hitze (latenter calor, fure) an die Oberfläche (extima, biao) bringt. Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Struktivpotenzials (jing) und des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) 2. An-die-Oberfläche-Heben (extima, biao) von latenter Hitze (latenter calor, re) aus dem Fk Niere (o. renalis, shen) 3. Zerstreuen von Wind-Hitze (calor venti, fengre) an der Oberfläche (extima, biao) Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Scutellaria-Dekokts mit präparierten Sojabohnen und Scrophularia“ (Huangqin tang jia dandouchi he xuanshen) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Scutellariae radix
Huangqin
6–9
1,6
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
6–12
2
Sammelt das Yin, stützt die Bauenergie (qi constructivum, yingqi)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, erzeugt Säfte (jinye)
Jujubae fructus
Dazao
3–6 Stück
0,6
Mehrt das Qi und die Säfte (jinye)
Scrophulariae radix
Xuanshen
9
2
Stützt das Yin und die Säfte (jinye), kühlt Hitze (calor, re)
Sojae semen praeparatum
Dandouchi
12
2
Hebt latente Hitze (latenter calor, fure) nach oben und zerstreut
Cicadae periostracum
Chantui
3–9
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), beendet Juckreiz
Xanthii fructus
Cang'erzi
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Nase durchgängig
Erläuterung: Sojae semen praeparatum (Dandouchi) hebt latente Hitze (latenter calor, fure) aus dem Fk Niere (o. renalis, shen) an die Oberfläche (extima, biao). Scrophulariae radix (Xuanshen) kühlt Hitze (calor, re), stützt das Yin des Fk
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
Niere (yin renale, shenyin) und erzeugt Säfte (jinye). Paeoniae lactiflorae radix (Baishao), Glycyrrhizae radix (Gancao) und Jujubae fructus (Dazao) stützen ebenfalls die Säfte (jinye). Scutellariae radix (Huangqin) klärt innere Hitze (calor intimae, neire). (Wichtigstes Rezept für latente Hitze [latenter calor, fure] im Fk Niere [o. renalis, shen]). Cicadae periostracum (Chantui) und Xanthii fructus (Cang'erzi) werden ergänzt, um Wind-Hitze (calor venti, fengre) an der Oberfläche (extima, biao) zu zerstreuen und die Nase frei zu machen. Modifikationen 5 Bei starker Nasensymptomatik: Magnoliae flos (Xinyi) 6–9 g (1 g), Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 6–9 g (1,6 g) 5 Bei starker Augensymptomatik: Chrysanthemi flos (Juhua) 6–12 g (2 g), Lycii fructus (Gouqizi) 6–12 g (1,2 g) 5 Bei emotionaler Gereiztheit: Bupleuri radix (Chaihu) 3–9 g (0,6 g), Gardeniae fructus (Zhizhi ) 3–9 g (0,6 g) 5 Bei Übelkeit und Völlegefühl im Oberbauch: Coptidis rhizoma (Huanglian) 0,5–3 g (0,2 g), Zingiberis rhizoma (Ganjiang) 6–9 g (0,6 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng) und stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Ni 3
R3
„Mächtiger Wasserlauf“
taixi
Stützt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi)
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
Reguliert den Fk Niere (o. renalis, shen), kühlt Hitze (calor, re)
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), macht die Nase durchgängig
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
245
246
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Ergänzungspunkte 5 Bei starker Nasensymptomatik: – Du 23/Rg 23 („Oberer Stern“, shangxing), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, macht die Nase durchgängig; – Bl 7/V 7 („Himmelskommunikation“, tongtian), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Nase 5 Bei starker Augensymptomatik: – Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu), klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng); – Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht; – Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian), zerstreut Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan) 5 Bei emotionaler Gereiztheit: – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou), löst und entfaltet das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi); – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan), reguliert das Xue 5 Bei Übelkeit und Völlegefühl im Oberbauch: – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei); – Pe 6/Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan), reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), beseitigt Übelkeit
■■ E Residuale Hitze (residualer calor, yure) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Hauptsymptome
5 Nasaler Juckreiz, Niesanfälle, klares, aber wenig Nasensekret, verstopfte und trockene Nase, Nasenbluten 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Reizhusten, Asthma, Sinusitis, Hitzegefühl, Durst, Schwitzen 5 Zungenkörper: Rot; gelber Zungenbelag 5 Pulse: Beschleunigt (celeri, shu) Krankheitsmechanismus
5 Länger bestehende Hitze- (calor, re) oder Wind-Schrägläufigkeiten (ventusHeteropathien, fengxie), die nicht vollständig ausgeleitet werden, dringen von der Oberfläche (extima, biao) in den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ein und setzen sich in den Netzleitbahnen (reticulares, luomai) fest. 5 Der Fluss des Qi im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) stagniert, und es kommt zu Husten.
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
5 Die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao) wird ebenfalls disharmonisch, und es besteht eine erhöhte Anfälligkeit für Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie). Therapeutisches Vorgehen 1. Kühlen von Hitze (calor, re) 2. Ausleiten von Wind (ventus, feng) 3. Freimachen der Nase Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Desensibilisierungs-Dekokts“ (Tuomin tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Lithospermi radix
Zicao
6–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), kühlt das Xue
Rubiae radix
Qiancaogen
6–9
1,2
Kühlt und bewegt das Xue
Ecliptae herba
Hanliancao
9–12
2
Mehrt das Yin, kühlt das Xue
Pycnostelmae herba
Xuchangqing
6–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus den Leitbahnen aus
Cicadae periostracum
Chantui
3–6
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Magnoliae flos
Xinyi
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng), öffnet die Nase
Centipedae herba
Ebushicao
6–9
0,4
Zerstreut Wind (ventus, feng), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
Erläuterung: Mit den ersten drei Arzneimitteln wird Hitze (calor, re) gekühlt, die in das Innere (intima, li) und das Xue eingedrungen ist, gleichzeitig wird auch das Yin befeuchtet. Pycnostelmae herba (Xuchangqing) und Cicadae periostracum (Chantui) zerstreuen Wind (ventus, feng) in den Haupt- und Netzleitbahnen (cardinales und reticulares, jingmai luomai). Magnoliae flos (Xinyi) und Centipedae herba (Ebushicao) machen die Nase frei und haben sich bei allergischer Rhinitis bewährt.
247
248
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Modifikationen 5 Bei stark verstopfter Nase und gestörtem Geruchsempfinden: Xanthii fructus (Cang'erzi) 6–9 g (1 g), Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 6–9 g (1,6 g), Pruni mume fructus (Wumei) 6–9 g (1 g) 5 Bei Husten mit gelbem Sputum oder gelb-grünem Nasensekret: Scutellariae radix (Huangqin) 9–12 g (1,6 g), Mori cortex radicis (Sangbaipi) 9–12 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 12
V 12
„Pforte der Winde“
fengmen
Kühlt Hitze (calor, re), zerstreut Wind (ventus, feng), stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Hitze (calor, re) und Wind (ventus, feng) aus
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng), stützt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
Kühlt das Xue
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Kühlt Hitze (calor, re), stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin)
Le 2
H2
„Der Zwischenraum des Gehens“
xingjian
Leitet Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) aus
Ex-HN 8
Ex 3
„Durchgängige Nase“
bitong
Öffnet die Nase
Ergänzungspunkte 5 Bei stark verstopfter Nase und gestörtem Geruchsempfinden: – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus; – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng) und kühlt Hitze (calor, re) 5 Bei Husten mit gelbem Sputum oder gelb-grünem Nasensekret: – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), kühlt Hitze (calor, re), stillt Husten; – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
■■■■ Diätetik Die Symptomatik der saisonalen allergischen Rhinitis wird vor allem durch Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) charakterisiert. Aus diesem Grund sollten Nahrungsmittel gemieden werden, die Wind (ventus, feng) mobilisieren und Hitze (calor, re) steigern. Empfehlenswert sind Nahrungsmittel, die Wind (ventus, feng) beruhigen und Hitze (calor, re) kühlen. Empfehlenswert
Sonnenblumenkerne, Frühlingszwiebel, Fenchel, Stangensellerie, Aubergine, Kokosnuss, Wasserkastanie
Nicht empfehlenswert
Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse und Garnelen, Mango, weil sie eingestauten Wind (ventus, feng) mobilisieren, Kaffee und Alkohol verstärken Hitze (calor, re), Kuhmilchprodukte fördern die Bildung von Schleim (pituita, tan), dies kann ebenfalls Wind-Symptome (ventus, feng) verstärken.
Befundabhängig ist je nach Differenzialdiagnose weiterhin zu empfehlen: 5 Bei Wind-Kälte (algor venti, fenghan) warme und scharfe Nahrungsmittel: Frühlingszwiebel, Ingwer, Koriander 5 Bei Wind-Hitze (calor venti, fengre) kühlende und scharfe oder süße Nahrungsmittel: Rettich, Karotte, Chinakohl, Löwenzahn, Tomate, Wassermelone, Sternfrucht, Pfefferminze, grüner Tee 5 Bei Hitze und Glut des Fk Leber (calor hepatici und ardor hepatici, ganre ganhuo) kühlende und süße, befeuchtende Nahrungsmittel: Stangensellerie, Brauntang, Algen, Tomate, Karotte, Spinat, Salat, Bambussprossen, Gurke, Kürbisgemüse, Birne, Pampelmuse, Banane, Wassermelone
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, Nebennierenrinde, ACTH am dominanten Ohr – Infektachse: Interferon, Thymus am nicht dominanten Ohr 5 Symptombezogene Punkte: Nase, Nasenschleimhaut 5 Psychische Punkte: Haldol, Valium, Omega-Achse
■■ Chinesische Punkte 5 Endokrinium (22) 5 Hypophyse (28) Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt.
249
250
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Histamin Ω2-Punkt
Haldol Nebennierenrinde (NNR)
Ω1-Punkt Hel
ixw
Interferon
urz
el
Thymus
Valium
Hypophyse
Endokrinium
Nase
Nasenschleimhaut Ω-Hauptpunkt ACTH
■■■■ Zusammenfassung 5 Bei der Behandlung der allergischen Rhinitis kommt es vor allem darauf an, Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie) in der Oberfläche (extima, biao) zu zerstreuen. 5 Wind (ventus, feng) tritt häufig in Verbindung mit Hitze (calor, re) z.B. als Wind-Hitze (calor venti, fengre), Hitze (calor, re) im Fk Leber (o. hepaticus, gan), latente Hitze (latenter calor, fure) oder residuale Hitze (residualer calor, yure) auf, kann aber auch auf eine Disharmonie von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi) zurückzuführen sein. 5 In der Akupunktur haben sich besonders folgende Punkte bewährt: Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang), Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), Du 23/Rg 23 („Oberer Stern“, shangxing), Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong).
5.1 Saisonale allergische Rhinitis
5 In der Arzneimitteltherapie werden häufig verwendet: Menthae herba (Bohe), Angelicae dahuricae radix (Baizhi), Magnoliae flos (Xinyi), Xanthii fructus (Cang'erzi) Centipedae herba (Ebushicao), Saposhnikoviae herba (Fangfeng), Cicadae periostracum (Chantui), Tribuli fructus (Baijili). 5 In der Diätetik sollten vor allem Nahrungsmittel gemieden werden, die Wind (ventus, feng) mobilisieren können: Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse und Garnelen, Alkohol und Kuhmilchprodukte.
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Die besten Behandlungsergebnisse sind durch eine Kombination von Akupunktur, chinesischer Arzneimitteltherapie und diätetischer Beratung zu erzielen. 5 In vielen Fällen hilft bereits die Akupunktur hervorragend, da Wind (ventus, feng) im Kopfbereich das wichtigste Agens der Erkrankung ist. 5 Die Arzneimitteltherapie sollte bei heftiger Symptomatik oder in schwierigen Fällen unbedingt in das Behandlungskonzept einbezogen werden. 5 Erste Behandlungserfolge zeigen sich sehr schnell (oft schon nach einer Behandlung). 5 Nach einer Akupunkturserie von 10–15 Behandlungen tritt bei 80–90% der Patienten eine deutliche Besserung oder Beschwerdefreiheit ein. Die Behandlungen sollten ein- bis zweimal pro Woche durchgeführt werden. 5 Falls im folgenden Jahr Beschwerden auftreten, ist eine nochmalige Behandlung sinnvoll.
251
252
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5.2 Perenniale allergische Rhinitis 5.2.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Die perenniale allergische Rhinitis unterscheidet sich von der saisonalen allergischen Rhinitis zunächst in der Dauer der Beschwerden. 5 Bei der perennialen Form bestehen die Beschwerden ganzjährig, daher neuerdings auch die Bezeichnung persistierende Rhinitis. 5 Unter den Allergenen liegen die Schwerpunkte bei Hausstaubmilben, Haustieren oder Berufsallergenen wie z.B. Mehl. 5 Pathophysiologisch bestehen häufig auch Überlappungen zwischen allergischen und nicht allergischen Mechanismen (z.B. vasomotorische Rhinitis).
■■■■ Klinisches Bild 5 Im Gegensatz zur saisonalen Rhinitis unterliegt die perenniale Rhinitis allenfalls geringen saisonalen Schwankungen. Bei der Hausstaubmilbenallergie besteht vor allem am Morgen eine verstopfte Nase. 5 Typische Symptome: Juckreiz in der Nase, Niesattacken, wässriger Nasenfluss, behinderte Nasenatmung, gestörtes Geruchs- und Geschmacksempfinden, eventuell trockene Nasenschleimhaut 5 Aufgrund des chronischen Beschwerdebildes kommt es häufiger zu Komplikationen oder Folgeerkrankungen: Infektanfälligkeit, Sinusitis, Otitis media, Nasenpolypen, Asthma bronchiale. 5 Häufig bestehen weitere Erkrankungen des atopischen Formenkreises: Konjunktivitis, Asthma, atopisches Ekzem.
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 Allergenkarenz 5 Medikamentös: α-Sympathikomimetika, Antihistaminika, Cromoglicinsäure sowie topische und systemische Glukokortikosteroide 5 Allergen-spezifische Immuntherapie
5.2.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 Bei der perennialen allergischen Rhinitis ist die Symptomatik definitionsgemäß ganzjährig mehr oder weniger stark vorhanden. Dies wird aus Sicht der chinesi-
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
5
5
5
5 5 5
schen Medizin mit einer Schwäche der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) erklärt. Die geschwächte Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) hat einerseits zur Folge, dass Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie) in das Individuum eindringen können. Andererseits können sie auch nicht mehr eliminiert werden, setzen sich fest und werden chronisch. Klassischerweise wird dies mit einer energetischen Schwäche der Wehrenergie (depletio des qi defensivum, weiqi xu) in Zusammenhang gebracht, die wiederum auf einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Fk Milz (o. lienalis, pi) oder Fk Niere (o. renalis, shen) beruht. Neuere Therapieansätze erklären die Überaktivität des Immunsystems auch mit einer Schmälerung des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) oder des Fk Niere (yin renale, shenyin). Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) verliert dadurch teilweise ihr Widerlager und neigt zu ungezügelter Aktivität. Die Stützung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) ist auch bei der saisonalen allergischen Rhinitis prophylaktisch während der symptomfreien Zeit sinnvoll. Die Stützung des Yang sollte vor allem in der Zeit des aufsteigenden Yang, also im Frühling und Sommer, erfolgen. Die Stützung des Yin hat sich vor allem in der Zeit des Sammelns und Speicherns, also im Herbst und Winter, bewährt. Bei gegebenem klinischem Befund mit Anzeichen einer energetischen Schwäche (depletio, xu) können die nachfolgenden Therapieansätze auch zur Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis verwendet werden.
■■■■ Agenzien und Pathogenese Bei der perennialen Form der allergischen Rhinitis wird die Symptomatik ebenfalls durch eine Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) verursacht. Im Gegensatz zur saisonalen allergischen Rhinitis steht hier allerdings die Schwächung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) im Vordergrund. Es werden fünf verschiedene Möglichkeiten unterschieden: A Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) mit Wind-Kälte (algor venti, fenghan), die bedingt ist durch vorangehende Atemwegsinfekte oder langanhaltende körperliche Überanstrengung. B Eine energetische Schwäche (depletio, xu) von Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin) verursacht durch rezidivierende Infekte oder toxische Belastungen, wobei Hitze (calor, re) nicht nur das Qi, sondern auch das Yin schädigt. C Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) mit Schleim (pituita, tan). Hier kommt ursächlich entweder eine konstitutionelle Schwäche oder eine Überlastung durch ungeeignete Nahrung in Betracht.
253
254
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
D Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang): Die aktiven Aspekte der angeborenen Konstitution werden vor allem durch Kälte (algor, han) und Feuchtigkeit (humor, shi) geschwächt. E Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin und des Xue der Fk Niere und Leber (yin et xue renale et hepatici, shen gan yin xue): Die stofflichen (struktiven) Aspekte der angeborenen Konstitution werden insbesondere durch Hitze-Prozesse (calor, re) verbraucht.
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ A Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) mit Wind-Kälte (algor venti, fenghan) Hauptsymptome
5 Ganzjährig wässrig laufende Nase, intermittierend Niesreiz, anhaltend verstopfte Nase 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Kurzatmigkeit bei Belastung, Müdigkeit, spontanes Schwitzen, Husten 5 Zungenkörper: Hell, leicht gedunsen, Zahneindrücke 5 Pulse: Erschöpft und oberflächlich (depleti und superficiales, xu fu) Krankheitsmechanismus
5 Das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), die in der Oberfläche (extima, biao) zirkuliert, sind durch vorangehende Infekte der Atemwege oder körperliche Überanstrengung erschöpft. 5 Eine Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) dringt in die Oberfläche (extima, biao) ein und führt zu einer Stagnation der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und der klaren Säfte (jinye) in der Nase. Daraus resultieren der Niesreiz und die verstopfte Nase sowie der klare, wässrige Nasenfluss. 5 Die geschwächte Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) ist nicht in der Lage, die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) auszutreiben. Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) 2. Zerstreuen von Wind-Kälte (algor venti, fenghan) 3. Freimachen der Nase
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
Arzneitherapie Basisrezept „Den Fk Lunge erwärmende und den Fluss stoppende Arznei“ (Wenfei zhiliu dan) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Ginseng radix
Renshen
3
0,6
Stützt das echte Qi (qi merum, zhenqi) und das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Schizonepetae herba
Jingjie
6
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Asari radix
Xixin
3
0,4
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), leitet Schleim (pituita, tan) ab
Terminaliae chebulae fructus
Hezi
6–9
1
Adstringiert den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Mehrt das Qi und harmonisiert
Platycodi radix
Jiegeng
6
1,2
Entfaltet das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Cicadae periostracum
Chantui
6
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), beruhigt Juckreiz
Pruni mume fructus
Wumei
6–9
1
Sammelt das Qi und die Säfte (jinye) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Erläuterung: Mit diesem Rezept wird das Qi einerseits gekräftigt, andererseits zusammengehalten. Der Fluss des Qi im Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) wird bewegt und Wind-Kälte (algor venti, fenghan) aus der Oberfläche (extima, biao) eliminiert. Modifikationen 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) mit Zugluftaversion und Infektanfälligkeit: Astragali radix (Huangqi) 15– 30 g (3 g), Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 6–9 g (1 g) 5 Bei stark verstopfter Nase: Magnoliae flos (Xinyi) 9 g (1 g), Centipedae herba (Ebushicao) 6–9 g (0,4 g)
255
256
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Lu 1
P1
„Versammlungshalle der Mitte“
zhongfu
Stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi)
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Lu 9
P9
„Großer Wasserschlund“
taiyuan
Stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi)
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Nase durchgängig
Ergänzungspunkte 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) mit Zugluftaversion und Infektanfälligkeit: – Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen), stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), zerstreut Wind (ventus, feng) – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), zerstreut Wind (ventus, feng), verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) 5 Bei stark verstopfter Nase: – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus – Bl 7/V 7 („Himmelskommunikation“, tongtian), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Nase
■■ B Energetische Schwäche (depletio, xu) von Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin) Hauptsymptome
5 Chronisch rezidivierender Niesreiz, wässrig laufende Nase, anhaltend verstopfte und trockene Nase 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Trockener Mund und Rachen, trockener Husten, trockene Augen, Kurzatmigkeit 5 Zungenkörper: Rot, spärlicher oder trockener Zungenbelag 5 Pulse: Zart, erschöpft und oberflächlich (minuti, depleti und superficiales, xi xu fu)
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
Krankheitsmechanismus
5 Rezidivierende Infekte der Atemwege und insbesondere Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie) schädigen das Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin). 5 Toxische Belastungen wie Autoabgase sowie aktives und passives Rauchen können ebenfalls zu einer Schädigung von Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin) führen. 5 Die Defizienz der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) sowie der Mangel an aktiven Säften (jin) machen die Oberfläche (extima, biao) anfällig für Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie). Diese setzen sich in den Netzleitbahnen (reticulares, luomai) fest und werden chronisch. Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) 2. Nähren des Yin und Halten der Säfte (jinye) 3. Ausleiten von Wind (ventus, feng) aus der Oberfläche (extima, biao) Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Pulvers, das die Pulse hervorbringt“ und des „Pulvers gegen Wind aus Jade“ (Shengmai san jia Yu pingfeng san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Ginseng radix
Renshen
3
0,6
Stützt das echte Qi (qi merum, zhenqi) und das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Ophiopogonis radix
Maimendong
6–12
2
Stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin)
Schisandrae fructus
Wuweizi
3–6
0,6
Stützt das Qi, hält die Säfte (jinye)
Astragali radix
Huangqi
15
3
Stützt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6
1
Kräftigt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi)
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
3–6
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus, Meldearznei für die Oberfläche (extima, biao)
Anemarrhenae rhizoma
Zhimu
6–9
1,6
Kühlt Hitze (calor, re), befeuchtet
257
258
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Erläuterung: Die Rezeptur kräftigt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), festigt die Oberfläche (extima, biao), befeuchtet das Yin und hält die Säfte (jinye).
5 5 5 5
Modifikationen Zur stärkeren Stützung des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin): Glehniae radix (Beishashen) 9 g (2 g), Dendrobii caulis (Shihu) 6–9 g (1,2 g), Lilii bulbus (Baihe) 6–9 g (2 g) Bei stark verstopfter Nase und reichlich Nasensekret: Xanthii fructus (Cang'erzi) 6–9 g (1 g), Magnoliae flos (Xinyi) 6–9 g (1 g), Platycodi radix (Jiegeng) 6 g (1,2 g) Bei Gereiztheit, Kopfschmerzen durch Wind-Hitze (calor venti, fengre): Uncariae ramulus cum unci (Gouteng) 9–12 g (3 g), Tribuli fructus (Baijili) 9–12 g (2 g), Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 9–12 g (2 g) Bei Hitze (calor, re) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) mit Fieber, Schwitzen und Durst: Scutellariae radix (Huangqin) 6–9 g (2 g), Mori cortex radicis (Sangbaipi) 9–12 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Stützt das Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin)
Ni 6
R6
„Das Meer der Erhellung“
zhaohai
Führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Nase durchgängig
Ergänzungspunkte 5 Bei stark verstopfter Nase und reichlich Nasensekret: – Du 23/Rg 23 („Oberer Stern“, shangxing), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) ab, macht die Nase durchgängig; – Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong), öffnet die Nase 5 Bei Gereiztheit, Kopfschmerzen durch Wind-Hitze (calor venti, fengre):
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
– Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), besänftigt Wind (ventus, feng), senkt das Yang ab; – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re); – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue, senkt das Yang ab
■■ C Energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) mit Schleim (pituita, tan) Hauptsymptome
5 Chronisch verstopfte Nase, glasig zähes und wässriges Nasensekret im Wechsel, intermittierender Niesreiz, Husten, Beklemmungsgefühl in der Brust 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Asthmatische Beschwerden, Sinusitis, ausgeprägte Müdigkeit, Durchfallneigung, Verdauungsprobleme 5 Zungenkörper: Blassrot, gedunsen, Zahneindrücke; eventuell weißer klebriger Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft und schlüpfrig (depleti und lubrici, xu hua) Krankheitsmechanismus
5 Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) kann entweder konstitutionell bedingt sein oder durch ungeeignete Ernährung. 5 Insbesondere Milchprodukte, Zucker und fette Speisen können zu einer Überforderung der Assimilationskraft des Fk Milz (o. lienalis, pi) und zur Bildung von Schleim (pituita, tan) führen. 5 Der obere Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) wird unzureichend mit frischen Qi-Kräften versorgt, und Schleim (pituita, tan) sammelt sich im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) an. 5 Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie) dringen über die Oberfläche (extima, biao) ein und setzen sich in den Netzleitbahnen (reticulares, luomai) der Nase fest. Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Fk Milz (o. lienalis, pi) 2. Umwandeln von Schleim (pituita, tan) 3. Öffnen der Nase Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Dekokts der Sechs Edlen“ (Liu junzi tang)
259
260
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Codonopsitis radix
Dangshen
9
1,6
Stützt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6–9
1
Kräftigt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Poria
Fuling
9
2
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch aus
Pinelliae rhizoma
Banxia
6–9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
3–6
0,6
Trocknet Feuchtigkeit (humor, shi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Mehrt das Qi, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Platycodi radix
Jiegeng
6
1,2
Entfaltet das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Xanthii fructus
Cang'erzi
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi)
Erläuterung: Das „Dekokt der Sechs Edlen“ (Liu junzi tang) ist das klassische Rezept für eine energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit gleichzeitigem Schleim-Befund (pituita, tan). Platycodi radix (Jiegeng) hebt die Wirkung der anderen Bestandteile in den oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao), Xanthii fructus (Cang'erzi) macht die Nase durchgängig und zerstreut Feuchtigkeit (humor, shi) und Wind (ventus, feng). Modifikationen 5 Bei starkem Husten: Pruni armeniacae semen (Xingren) 9 g (1,2 g), Perillae fructus (Suzi) 9 g (1,2 g) 5 Bei Qi-Blockaden mit Völlegefühl, Bauchschmerzen und Blähungen: Aucklandiae racemosae radix (Muxiang) 3–6 g (0,6 g), Amomi xanthioidis fructus (Sharen) 3–6 g (0,6 g) 5 Bei akuter Nasensymptomatik: Magnoliae flos (Xinyi) 6–9 g (1 g), Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 9 g (1,2 g), Asari radix (Xixin) 3 g (0,4 g)
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Lu 1
P1
„Versammlungshalle der Mitte“
zhongfu
Stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), eliminiert Feuchtigkeit (humor, shi)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
Leitet Schleim (pituita, tan) aus
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Ex-HN 8
Ex 3
„Durchgängige Nase“
bitong
Öffnet die Nase
Ergänzungspunkte 5 Bei starkem Husten: – Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen), stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), zerstreut Wind (ventus, feng) – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi), stillt Husten 5 Bei Qi-Blockaden mit Völlegefühl, Bauchschmerzen und Blähungen: – Ren 12/Rs 12 („Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“, zhongwan), reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei) – Mi 3/L 3 („Das größte Weiße“, taibai), bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), löst Schleim (pituita, tan) 5 Bei akuter Nasensymptomatik: – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus – Bl 7/V 7 („Himmelskommunikation“, tongtian), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Nase
261
262
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■ D Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) Hauptsymptome
5 Wässrig laufende Nase, verstopfte Nase, Niesreiz, besonders morgens nach dem Aufstehen, Verschlechterung durch Kälte 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Kälteaversion, kalte Extremitäten, Ziehen in der Lumbalregion, häufige nächtliche Miktionen, Tinnitus, Asthma 5 Zungenkörper: Blass, geschwollen, Zahneindrücke; dünner, klarer Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft und untergetaucht (depleti und mersi, xu chen) Krankheitsmechanismus
5 Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) ist in den meisten Fällen erblich bedingt, also angeboren. 5 Langwierige Krankheiten, regelmäßige körperliche Überanstrengung oder sexuelle Exzesse können die angeborene Defizienz verstärken. 5 Das Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) hat einerseits die Aufgabe, die Fk Milz und Lunge (oo. lienalis et pulmonalis, pi fei) zu erwärmen. Andererseits ist die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) unmittelbar davon abhängig, dass das ministerielle Feuer (ignis ministri, mingmen zhi huo) Struktivpotenzial (jing) aktiviert und bereitstellt. Therapeutisches Vorgehen 1. Erwärmen des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) 2. Stabilisieren der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) 3. Öffnen der Nase Arzneitherapie Basisrezept Eine Erweiterung des „Dekokts des Wahren Kriegers“ (Zhenwu tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Aconiti radix lateralis praeparata
Fuzi
6–9
0,6
Wärmt die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen)
Zingiberis rhizoma
Ganjiang
6–9
0,6
Wärmt die Fk Milz und Lunge (oo. lienalis et pulmonalis, pi fei), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6–9
1
Kräftigt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Poria
Fuling
6–9
2
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch aus
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
9–12
2
Sammelt das Yin
Psoraleae semen
Buguzhi
6–9
1,2
Stützt und wärmt das Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang)
Cuscutae semen
Tusizi
6–9
2
Stabilisiert das Struktivpotenzial (jing)
Astragali radix
Huangqi
15
2
Stützt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Asari radix
Xixin
3
0,4
Leitet Schleim (pituita, tan) aus, macht die Nase frei
Erläuterung: Das Rezept erwärmt das Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und zerstreut Kälte (algor, han) in der Oberfläche (extima, biao). Modifikationen 5 Bei starker Nasensymptomatik: Xanthii fructus (Cang'erzi) 6–9 g (1 g), Magnoliae flos (Xinyi) 6–9 g (1 g), Pruni mume fructus (Wumei) 6 g (1 g) 5 Bei starkem Husten: Schisandrae fructus (Wuweizi) 3–6 g (0,6 g), Pinelliae rhizoma (Banxia) 6–9 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
Ren 6
Rs 6
„Meer des Qi“
qihai
Stützt das echte Qi (qi merum, zhenqi) und den Fk Niere (o. renalis, shen)
Ni 3
R3
„Mächtiger Wasserlauf“
taixi
Stützt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi)
263
264
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Nase durchgängig
Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) ist auch an Moxibustion der Punkte Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu) oder Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai) zu denken. Ergänzungspunkte 5 Bei starker Nasensymptomatik: – Bl 7/V 7 („Himmelskommunikation“, tongtian), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Nase – Du 23/Rg 23 („Oberer Stern“, shangxing), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, macht die Nase durchgängig – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus 5 Bei starkem Husten: – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), stillt Husten – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus
■■ E Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin und des Xue der Fk Niere und Leber (yin et xue renale et hepatici, shen gan yin xue) Hauptsymptome
5 Wässrig laufende Nase, Niesreiz, verstopfte Nase, insbesondere nachts, trockene Nase und Augen 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Schlafstörungen, nächtliche Schweiße, trockener Rachen, trockene Haut, Juckreiz der Haut, eventuell Asthma 5 Zungenkörper: Schmal, rot, eventuell rissig; trockener Zungenbelag 5 Pulse: Zart (minuti, xi) Krankheitsmechanismus
5 Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin und des Xue ist meistens konstitutionell bedingt und zeigt sich vor allem im fortgeschrittenen Lebensalter.
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
5 Chronische Überarbeitung und Schlafmangel sowie langanhaltende HitzeErkrankungen (calor, re) verbrauchen das Yin und das Xue. 5 Klinisch zeigt sich dies vor allem in einer Defizienz der Säfte (jinye) mit Trockenheit der Haut und Schleimhäute (Nase, Augen, Rachen etc.). 5 Das Struktivpotenzial (jing) ist ebenfalls geschmälert und bedingt eine Labilität der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Therapeutisches Vorgehen 1. Nähren des Yin und des Xue 2. Vertreiben von Wind (ventus, feng) 3. Freimachen der Nase Arzneitherapie Basisrezept Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Rehmanniae radix praeparata
Shudihuang
12–15
2
Ergänzt Yin, Xue und Struktivpotenzial (jing)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
9–12
2
Stützt das Xue, bewahrt das Yin
Schisandrae fructus
Wuweizi
3–6
0,6
Adstringiert das Struktivpotenzial (jing)
Sophorae radix
Kushen
3–6
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), leitet Wind (ventus, feng) aus
Bupleuri radix
Chaihu
3–6
0,6
Öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Cicadae periostracum
Chantui
6–9
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), beruhigt Juckreiz
Xanthii fructus
Cang'erzi
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi)
Erläuterung: Dieses nicht klassische Rezept befeuchtet und stabilisiert die struktive Basis, also das Yin, das Xue und das Struktivpotenzial (jing). Gleichzeitig liegt der Schwerpunkt des Rezepts beim Öffnen der Oberfläche (extima, biao) und Zerstreuen von Wind (ventus, feng). Xanthii fructus (Cang'erzi) wirkt speziell auf die Nase.
265
266
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Modifikationen 5 Bei ausgeprägten Hitze-Zeichen (calor, re): Anemarrhenae rhizoma (Zhimu) 6– 9 g (1,2 g), Phellodendri cortex (Huangbo) 3–6 g (0,6 g) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) mit trockenem Husten: Ophiopogonis radix (Maimendong) 6–9 g (2 g), Glehniae radix (Beishashen) 9–12 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 18
V 18
„Einflusspunkt des Leber-Funktionskreises“
ganshu
Kräftigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
Ni 6
R6
„Das Meer der Erhellung“
zhaohai
Führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Stützt das Yin der Fk Lunge und Niere (yin pulmonale et renale, fei shen yin)
Le 3
H3
„Die mächtige große Straße“
taichong
Stützt den Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Ex-HN 3
Ex 1
„Siegelhalle“
yintang
Leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei ausgeprägten Hitze-Zeichen (calor, re): – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus – Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian), zerstreut Glut des Fk Leber (ardor hepatici, ganhuo) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) mit trockenem Husten: – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen), kräftigt das Yin – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin), stillt Husten
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
■■■■ Diätetik Die Symptome der perennialen allergischen Rhinitis werden durch eine persistierende Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) hervorgerufen. Gleichzeitig ist die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) geschwächt und muss daher gestützt werden. Aus diesem Grund sollten Nahrungsmittel, die Wind (ventus, feng) mobilisieren, gemieden werden. Empfehlenswert sind hingegen Nahrungsmittel, die Wind (ventus, feng) beruhigen oder ausleiten. Empfehlenswert
Sonnenblumenkerne, Frühlingszwiebel, Fenchel, Stangensellerie, Aubergine, Kokosnuss, Wasserkastanie
Nicht empfehlenswert
Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse, Garnelen, Mango, weil sie Wind (ventus, feng) mobilisieren können
Befundabhängig sind je nach Differenzialdiagnose weiterhin zu empfehlen: 5 Bei energetischer Schwäche des Qi des Fk Lunge (depletio des qi pulmonale, feiqi xu) leicht warme bis neutrale sowie süße, neutrale oder scharfe Nahrungsmittel: – Reis, Erdnuss, Sesam, Walnuss, Weintrauben, Alkohol (in geringen Mengen) – Frühlingszwiebel, Ingwer und Koriander sind warm und zerstreuen zusätzlich Wind-Kälte (algor venti, fenghan). 5 Bei energetischer Schwäche des Yin des Fk Lunge (depletio des yin pulmonale, feiyin xu) neutrale bis kühle und süße, neutrale oder leicht saure Nahrungsmittel: – Erdnüsse, Pinienkerne, Mandeln, Kürbisse, Chinakohl, Bambussprossen, Aubergine, Champignon, Birne, Mandarine, Feige 5 Bei energetischer Schwäche des Fk Milz (depletio des o. lienalis, pixu) mit Schleim (pituita, tan) neutrale und leicht warme sowie neutrale und süße Nahrungsmittel: – Reis, Mais, Hirse, Hafer, Erbsen, Bohnen, Karotte, Kartoffel, Apfel, Feigen, Ingwer, Rettich, Knoblauch – Vorsicht bei fettem Fleisch, Nüssen, Kuhmilchprodukten, Orangensaft, weil sie Schleim (pituita, tan) verstärken 5 Bei energetischer Schwäche des Yang des Fk Niere (depletio des yang renale, shenyang xu) warme oder heiße und scharfe oder süße Nahrungsmittel: – Walnuss, Esskastanie, Chinesischer Lauch, Fenchel, Weißkohl, Weintrauben, Hirschfleisch, Zimt, Anis, Gewürznelken – Vorsicht: Rohkost 5 Bei energetischer Schwäche des Yin des Fk Niere (depletio des yin renale, shenyin xu) kühle und befeuchtende Nahrungsmittel: – Sesam, Walnusskerne, Hirse, Karotte, Weintraube, Kirsche, Maulbeerfrucht, Tintenfisch und Austern – Vorsicht: Chilis, Paprika, Pfeffer sowie andere heiße und scharfe Gewürze
267
268
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, Nebennierenrinde, ACTH am dominanten Ohr – Infektachse: Interferon, Thymus am nicht dominanten Ohr 5 Symptombezogene Punkte: Nase, Nasenschleimhaut 5 Psychische Punkte: Haldol, Valium, Omega-Achse Histamin Ω2-Punkt
Haldol Nebennierenrinde (NNR)
Ω1-Punkt Hel
ixw
Interferon
urz
el
Thymus
Valium
Hypophyse
Endokrinium
Nase
Nasenschleimhaut Ω-Hauptpunkt ACTH
■■ Chinesische Punkte 5 Endokrinium (22) 5 Hypophyse (28) Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt.
■■■■ Zusammenfassung 5 Bei der Therapie der perennialen allergischen Rhinitis liegt der therapeutische Schwerpunkt in der Stützung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng). Gleich-
5.2 Perenniale allergische Rhinitis
5 5
5
5
zeitig muss die Symptomatik durch Ausleitung von Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie) behandelt werden. Die Stützung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) betrifft das Qi und/oder Yin der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Fk Milz (o. lienalis, pi) und Fk Niere (o. renalis, shen). In der Akupunkturtherapie wird vor allem auf folgende Punkte zurückgegriffen: – Zur Stützung des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei): Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) – Zur Stützung des Fk Milz (o. lienalis, pi): Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu), Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) – Zur Stützung des Fk Niere (o. renalis, shen): Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu), Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), Ni 3/ R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi), Ni 6/R 6 („Das Meer der Erhellung“, zhaohai) Bei der Arzneimitteltherapie haben sich bewährt: – Zur Stützung des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei): Astragali radix (Huangqi), Ginseng radix (Renshen), Schisandrae fructus (Wuweizi), Ophiopogonis radix (Maimendong) – Zur Stützung des Fk Milz (o. lienalis, pi): Codonopsitis radix (Dangshen), Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) – Zur Stützung des Fk Niere (o. renalis, shen): Psoraleae semen (Buguzhi), Cuscutae semen (Tusizi), Rehmanniae radix praeparata (Shudihuang) In der Diätetik sollten Nahrungsmittel gemieden werden, die Wind (ventus, feng) mobilisieren können: Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse und Garnelen. Zusätzlich sind bei energetischer Schwäche (depletio, xu) Nahrungsmittel zu meiden, die die Entstehung von Schleim (pituita, tan) begünstigen: Kuhmilch, Käse, Joghurt, weißer Zucker und Orangensaft.
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Die besten Behandlungsergebnisse sind durch eine Kombination von Akupunktur, chinesischer Arzneimitteltherapie und diätetischer Beratung zu erzielen. 5 Die Arzneitherapie hat einen größeren Stellenwert als bei saisonalen Formen, weil die Stützung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) von zentraler Bedeutung ist. 5 Diätetische Beratung ist wichtig, um den Fk Milz (o. lienalis, pi) zu kräftigen und der Entstehung von Schleim (pituita, tan) entgegenzuwirken. 5 Die Akupunktur sollte in etwas größeren Abständen (einmal pro Woche oder zweimal pro Monat) und dafür über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden (vier bis acht Monate). 5 Bei den meisten Patienten ist eine deutliche Besserung oder Beschwerdefreiheit möglich.
269
270
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5.3 Allergische Konjunktivitis 5.3.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Der Begriff allergische Konjunktivitis ist ein Sammelbegriff für IgE-vermittelte entzündliche Erkrankungen der Bindehaut. 5 Dabei werden die saisonale und die perenniale Form der allergischen Konjunktivitis unterschieden, die mit oder ohne nasale Symptome auftreten kann. 5 Ernste Formen der Erkrankung sind die Keratokonjunktivitis vernalis sowie die atopische Keratokonjunktivitis, die infolge einer Beteiligung der Hornhaut zur Erblindung führen können und differentialdiagnostisch abgeklärt werden müssen. 5 Die Vorgeschichte oder Familienanamnese ergibt häufig Hinweise auf andere Erkrankungen des atopischen Formenkreises, insbesondere den Heuschnupfen (Rhinokonjunktivitis). 5 Schätzungen zu Folge sind etwa 10–25% der Bevölkerung in den westlichen Industrienationen betroffen. 5 Allergische Erkrankungen des Auges sind vorwiegend durch windverfrachtete Allergene verursacht, vor allem Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen sowie Tierepithelien.
■■■■ Klinisches Bild 5 Die wichtigsten Symptome der saisonalen oder perennialen allergischen Konjunktivitis sind der Juckreiz und der Tränenfluss des Auges. 5 Meist sekundär durch Reiben bedingt treten eine Rötung der Bindehaut sowie ein Bindehautödem auf. 5 Weitere mögliche Symptome sind Brennen des Auges, Fremdkörpergefühl sowie Lichtempfindlichkeit. 5 Die Sehkraft ist allenfalls vorübergehend aufgrund der starken Tränensekretion beeinträchtigt. 5 Die Augenlider und die Hornhaut bleiben in der Regel verschont.
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 Allergenkarenz 5 Medikamentöse Behandlung: Cromoglicinsäure, Antihistaminika sowie vasokonstriktorische Substanzen, selten Kortikosteroide
5.3 Allergische Konjunktivitis
5.3.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 Die allergische Konjunktivitis wird in der chinesischen Medizin mit den Begriffen „Juckendes Auge“ (Muyang zheng) oder „Jucken wie Insektenkrabbeln“ (Yang ruo chongxing zheng) beschrieben. 5 Das „Weiße des Auges“ (baijing) wird dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet. Dies umfasst sowohl die Bindehaut (Konjunktiva) als auch die Lederhaut (Sklera), die auch die Oberfläche des Auges bilden. 5 Windverfrachtete Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze werden ebenso wie Umweltreize in Form von Rauch und Staub als Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie) interpretiert. 5 Die typische klinische Symptomatik mit Juckreiz, Rötung und Schwellung der Bindehaut sowie Tränenfluss deutet in aller Regel auf eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie). 5 Bei chronischen, besonders hartnäckigen Fällen oder der perennialen Form der allergischen Konjunktivitis ist neben Wind-Hitze (calor venti, fengre) die zugrunde liegende energetische Konstellation zu therapieren. 5 Dabei kommen vor allem Hitze (calor, re) des Fk Leber (o. hepaticus, gan), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) sowie eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi und des Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin) in Betracht. 5 Eine Besonderheit bildet die latente Hitze (latenter calor, fure) bei Defizienz des Yin und des Struktivpotenzials (jing) im Fk Niere (o. renalis, shen). Diese resultiert aus einer geschwächten Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng), die nicht in der Lage ist, eine frühere Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) aus dem Körper zu eliminieren. Im Frühling wird dann durch eine neue Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) latente Hitze (latenter calor, fure) mobilisiert. 5 Dieses Krankheitsbild wird in der „Wärmekrankheiten“-Schule (morbi temperati, wenbing) als „Frühjahrs-Wärme“ (chunwen) diskutiert.
■■■■ Agenzien und Pathogenese Das klinische Bild der allergischen Konjunktivitis wird vor allem durch eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) geprägt. Diese kann sich entweder isoliert oder in Verbindung mit verschiedenen pathologischen oder energetischen Konstellationen manifestieren. A Wind-Hitze (calor venti, fengre): Eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-ventiHeteropathie, fengre xie) trifft auf die Oberfläche des Auges. Dadurch kommt es zu einer Stagnation der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und der klaren Säfte (jinye) im Bereich der Konjunktiva.
271
272
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
B Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng): Eingestaute Emotionen wandeln sich zu Hitze (calor, re) des Fk Leber (o. hepaticus, gan). Die Augen sind das Sinnesorgan des Fk Leber (o. hepaticus, gan). Innere Hitze (calor intimae, neire) und äußerer Wind (ventus externus, waifeng) verbinden sich miteinander. C Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Wind (ventus, feng): Ungeeignete Nahrung bedingt eine Feuchtigkeit-Hitze-Belastung (calor humidus, shire) der mittleren Funktionskreise (orbes, zangfu). Trübe Säfte (jinye) steigen in den Netzleitbahnen (reticulares, luomai) des Auges auf, die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) wird geschwächt. Es besteht eine Anfälligkeit für Wind-Schrägläufigkeiten (ventusHeteropathien, fengxie). D Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi mit einer Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie): Bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Qi kommt es auch zu einer Defizienz der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und damit zu einer erhöhten Anfälligkeit für Wind-Schrägläufigkeiten (ventusHeteropathien, fengxie). E Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) mit Wind (ventus, feng): Die Bindehaut wird ungenügend mit klaren Säften (jinye) benetzt, sie wird dadurch trocken und empfänglich für Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie). F Latente Hitze (latenter calor, fure) bei konstitutioneller Schwäche des Yin und des Struktivpotenzials (jing) des Fk Niere (o. renalis, shen): Im Frühling wird latente Hitze (latenter calor, fure) durch eine neue Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) aktiviert. Die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) ist geschwächt und kann die Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) nicht eliminieren.
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ A Wind-Hitze (calor venti, fengre): Am häufigsten in westlichen Industrieländern Hauptsymptome
5 Juckreiz, Brennen, konjunktivale Injektion, Tränenfluss, Lidschwellung, Bindehautödem 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Allergische Rhinitis, Sinusitis, Husten, allergisches Asthma, Juckreiz im Hals und auf der Haut 5 Zungenkörper: Rote Punkte an der Zungenspitze oder leichte Rötung 5 Pulse: Oberflächlich und beschleunigt (superficiales und celeri, fu shu) Krankheitsmechanismus Eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) dringt in die Bindehaut, die als Oberfläche des Auges dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
5.3 Allergische Konjunktivitis
zugeordnet wird, ein. Dies führt zu Juckreiz, Rötung und Brennen der Augen. Die Stagnation der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), die gleichzeitig eine Stagnation der Säfte (jinye) bedingt, führt zum Bindehautödem. Therapeutisches Vorgehen 1. Zerstreuen von Wind-Hitze (calor venti, fengre) 2. Stillen des Juckreizes Arzneitherapie Basisrezept Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Chrysanthemi flos
Juhua
9–12
2
Kühlt Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Mori folium
Sangye
6–9
2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Menthae herba
Bohe
3–6
0,8
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt Kopf und Augen
Schizonepetae herba
Jingjie
3–6
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Leitet Wind (ventus, feng) aus, klärt die Augen
Cassiae semen
Juemingzi
9–12
2
Kühlt Hitze (calor, re) im Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Plantaginis semen
Cheqianzi
9–15
1,2
Wirkt diuretisch, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Uncariae ramulus cum unci
Gouteng
9–15
2
Beruhigt Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
9–15
2
Besänftigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), stützt das Yin
Erläuterung: Die Rezeptur zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) im Augenbereich und besänftigt Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) des Fk Leber (o. hepaticus, gan). Modifikationen 5 Bei gleichzeitiger allergischer Rhinitis: Magnoliae flos (Xinyi) 3–6 g (1 g), Xanthii fructus (Cang'erzi) 6–9 g (1 g), Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 6–9 g (1,2 g)
273
274
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Bei Husten und asthmatischen Beschwerden: Ephedrae herba (Mahuang) 3–9 g (1,2 g), Pruni armeniacae semen (Xingren) 9–12 g (1,2 g), Lumbricus (Dilong) 9–12 g (0,6 g) 5 Bei Juckreiz der Haut: Cicadae periostracum (Chantui) 6–9 g (1,2 g), Bombyx batryticatus (Jiangcan) 6–9 g (1 g) 5 Bei Juckreiz im Hals und Rachen: Arctii fructus (Niubangzi) 3–6 g (1,2 g), Forsythiae fructus (Lianqiao) 3–9 g (0,6 g), Lonicerae flos (Jinyinhua) 9–15 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 2
V2
„Zusammengelegter Bambus“
cuanzhu
Klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng)
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), klärt die Sicht
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Gb 37
F 37
„Glanz und Licht“
guangming
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht
Gb 42
F 42
„Der fünfte Versammlungspunkt der Erde“
diwuhui
Reguliert den Säftehaushalt (jinye)
Le 3
H3
„Die mächtige große Straße“
taichong
Reguliert das Xue
Zusätzliche lokale Punkte: Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 1
F1
„Kellerloch der Pupille“
tongziliao
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt die Sicht
Ma 2
S2
„Rand des Wangenbeins“
sibai
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht
„Fischhüfte“
yuyao
Leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, klärt die Sicht
„Die Sonne“
taiyang
Klärt die Augen, leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus
Ex-HN 4 Ex-HN 5
Ex 2
5.3 Allergische Konjunktivitis
Ergänzungspunkte 5 Bei gleichzeitiger allergischer Rhinitis: – Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang), öffnet die Nase, zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) – Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize), kühlt Hitze (calor, re), stabilisiert das Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin) – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), zerstreut Hitze (calor, re) und Kälte (algor, han) 5 Bei Husten und asthmatischen Beschwerden: – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab – Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong), nimmt Druck von der Brust – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus 5 Bei Juckreiz der Haut: – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus – Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong), kühlt das Xue 5 Bei Juckreiz im Hals und Rachen: – Lu 10/P 10 („Fischbauchgrenze“, yuji), kühlt Hitze (calor, re), macht die Kehle frei – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), leitet Glut (ardor, huo) aus
■■ B Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng) Hauptsymptome
5 Rötung, unerträglicher Juckreiz und Schwellung der Bindehaut, starkes Brennen, chronische Rötung, Lichtempfindlichkeit, Verschlimmerung bei Hitze, eventuell Hornhautbeteiligung 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Hitzegefühl im Kopf, rotes Gesicht, Kopfschmerzen, Unruhe, Gereiztheit 5 Zungenkörper: Gerötet mit roten Punkten an der Zungenspitze, gelblicher oder trockener Zungenbelag 5 Pulse: Saitenförmig und beschleunigt (chordales und celeri, shi shu) Krankheitsmechanismus Anspannung, Stress und emotionale Einstauungen führen über eine Blockade des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) zu Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan). Hinzu tritt von außen in Form windverfrachteter Allergene eine Wind-Belastung (ventus, feng). Innere Hitze (calor intimae,
275
276
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
neire) und äußerer Wind (ventus externus, waifeng) verbinden sich miteinander und bedingen besonders ausgeprägte Beschwerden. Therapeutisches Vorgehen 1. Kühlen von Hitze (calor, re) im Fk Leber (o. hepaticus, gan) 2. Zerstreuen von Wind (ventus, feng) 3. Stillen des Juckreizes Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Enzian-Dekokts zur Dispulsion des Fk Leber“ (Longdan xiegan tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Gentianae radix
Longdancao
1,5–6
0,6
Kühlt Hitze (calor, re) im Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Gardeniae fructus
Zhizi
3–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo)
Scutellariae radix
Huangqin
6–12
1,2
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Rehmanniae radix
Shengdihuang
9–15
2
Kühlt und befeuchtet das Xue
Plantaginis semen
Cheqianzi
9–15
1,2
Wirkt diuretisch, klärt die Augen
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Leitet Glut (ardor, huo) aus, harmonisiert
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Leitet Wind (ventus, feng) aus, klärt die Augen
Chrysanthemi flos
Juhua
6–12
2
Kühlt Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Mori folium
Sangye
6–9
2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Cassiae semen
Juemingzi
9–12
2
Kühlt Hitze (calor, re) im Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Erläuterung: Das zugrunde liegende Rezept zerstreut Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan). In der vorliegenden Modifikation wird die Wirkung besonders auf die Augen konzentriert, Wind (ventus, feng) zerstreut und Juckreiz gestillt.
5.3 Allergische Konjunktivitis
Modifikationen 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin des Fk Leber (yin hepatici, ganyin) mit trockenem Auge: Lycii fructus (Gouqizi) 9–12 g (1,2 g), Corni fructus (Shanzuyu) 6–12 g (1 g) 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) mit starker Sekretbildung und verklebten Augen: Alismatis rhizoma (Zexie) 6–12 g (0,8 g), Clematidis armandii caulis (Chuanmutong) 3–6 g (0,6 g), Poria (Fuling) 9–12 g (2 g) 5 Bei hochschlagendem Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) mit Schlafstörungen, nächtlicher Unruhe: Uncariae ramulus cum unci (Gouteng) 9–15 g (2 g), Mastodi fossilium ossis (Longgu) 15–30 g (3 g), Ostreae concha (Muli) 15–30 g (3 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 1
F1
„Kellerloch der Pupille“
tongziliao
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt die Sicht
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), klärt die Sicht
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Gb 37
F 37
„Glanz und Licht“
guangming
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht
Gb 42
F 42
„Der fünfte Versammlungspunkt der Erde“
diwuhui
Reguliert den Säftehaushalt (jinye)
Le 2
H2
„Der Zwischenraum des Gehens“
xingjian
Leitet Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) aus
Bl 18
V 18
„Einflusspunkt des Leber-Funktionskreises“
ganshu
Kräftigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), klärt die Augen
Ergänzungspunkte 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin des Fk Leber (yin hepatici, ganyin) mit trockenem Auge: – Ma 2/S 2 („Rand des Wangenbeins“, sibai), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht – Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize), stellt die Gegensteuerung des Fk Leber (o. hepaticus, gan) durch den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) wieder her
277
278
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
– Ni 6/R 6 („Das Meer der Erhellung“, zhaohai), führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) mit starker Sekretbildung und verklebten Augen: – Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu), klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng) – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus 5 Bei hochschlagendem Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) mit Schlafstörungen, nächtlicher Unruhe: – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), senkt das Yang ab, sediert – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), senkt das Yang ab, harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan) – He 7/C 7 („Pforte des Shen“, shenmen), stützt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi), sediert
■■ C Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Wind (ventus, feng) Hauptsymptome
5 Starker Juckreiz, gelbliches Sekret, das die Augen morgens verklebt, rote und geschwollene Lidränder, Schweregefühl der Augenlider, Bindehautrötung- und schwellung 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Ausgeprägte Abgeschlagenheit, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Durchfallneigung 5 Zungenkörper: Rot; gelblicher, klebriger Zungenbelag 5 Pulse: Schlüpfrig und beschleunigt (lubrici und celeri, hua shu) Krankheitsmechanismus
5 Ungezügelter Appetit, reichlicher Verzehr von Milchprodukten, Zucker sowie Alkohol führen zur Bildung von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao). 5 Dies führt zum Aufsteigen von trüben Säften (jinye) in den Augenbereich mit Rötung der Augen, Bildung von verklebendem Sekret, Affektion der Augenlider sowie Juckreiz. 5 Durch die zusätzliche Exposition einer äußeren Wind-Schrägläufigkeit (ventusHeteropathie, fengxie) wird die latent vorhandene Symptomatik verstärkt. 5 Die Feuchtigkeit-Komponente (humor, shi) bedingt eine eher persistierende Symptomatik.
5.3 Allergische Konjunktivitis
Therapeutisches Vorgehen 1. 2. 3. 4.
Kühlen von Hitze (calor, re) Ausleiten von Feuchtigkeit (humor, shi) Zerstreuen von Wind (ventus, feng) Stillen des Juckreizes
Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Dekokts zum Eliminieren von Feuchtigkeit“ (Chushi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Forsythiae fructus
Lianqiao
3–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), desinfiziert
Plantaginis semen
Cheqianzi
9–15
1,2
Wirkt diuretisch, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Scutellariae radix
Huangqin
6–12
1,2
Kühlt Hitze (calor, re), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Coptidis rhizoma
Huanglian
1–6
0,2
Kühlt Hitze (calor, re), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Talcum
Huashi
6–18
1,8
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus
Poria
Fuling
9–15
2
Wirkt diuretisch
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
3–9
0,6
Reguliert Qi, trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Schizonepetae herba
Jingjie
3–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
3–9
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus, wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
Erläuterung: Das Rezept kühlt Hitze (calor, re) und leitet Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch aus. Wind (ventus, feng) wird in der Oberfläche (extima, biao) zerstreut. Plantaginis semen (Cheqianzi) fungiert als Meldearznei für die Augen. Modifikationen 5 Bei Schleim (pituita, tan) mit Übelkeit, Druck auf der Brust und Husten: Pinelliae rhizoma (Banxia) 6–9 g (1,2 g), Magnoliae cortex (Houpo) 3–9 g (1 g), Pruni armeniacae semen (Xingren) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Durchfällen: Atractylodis macrocephalae rhi-
279
280
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
zoma (Baizhu) 6–9 g (1 g), Coicis semen (Yiyiren) 9–15 g (3 g), Puerariae radix (Gegen) 3–9 g (2 g) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) mit Infektanfälligkeit, Zugluftaversion, spontanen Schweißen: Astragali radix (Huangqi) 9–30 g (2 g), Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 6– 9 g (1 g) 5 Bei Qi-Blockaden mit Völlegefühl im Abdomen und Bauchschmerzen: Aurantii fructus (Zhike) 3–6 g (0,8 g), Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 9–15 g (2 g) 5 Bei Nahrungsmittelstagnation mit Völlegefühl, saurem Aufstoßen, Blähungen: Massa medicata (Shenqu) 6–9 g (2 g), Hordei germinatus fructus (Maiya) 6–9 g (2 g), Artemisiae capillaris herba (Yinchenhao) 9–15 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ma 2
S2
„Rand des Wangenbeins“
sibai
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), klärt die Sicht
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Gb 37
F 37
„Glanz und Licht“
guangming
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht
Ma 44
S 44
„Innere Vorhalle“
neiting
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus
Mi 9
L9
„Die Quelle am Yin-Grabhügel“
yinlingquan
Reguliert Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Ergänzungspunkte 5 Bei Schleim (pituita, tan) mit Übelkeit, Druck auf der Brust und Husten: – Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), wandelt Schleim (pituita, tan) um, kräftigt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi) – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus
5.3 Allergische Konjunktivitis
5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Durchfällen: – Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu), bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) – Mi 6/ („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) mit Infektanfälligkeit, Zugluftaversion, spontanen Schweißen: – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), zerstreut Hitze (calor, re) und Kälte (algor, han) 5 Bei Qi-Blockaden mit Völlegefühl im Abdomen und Bauchschmerzen: – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou), reguliert das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), reguliert das Qi der Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang) 5 Bei Nahrungsmittelstagnation mit Völlegefühl, saurem Aufstoßen, Blähungen: – Ren 12/Rs 12 („Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“, zhongwan), reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei) – Pe 6/Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan), reguliert das Qi – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
■■ D Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi mit einer Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) Hauptsymptome
5 Juckreiz, Tränenfluss, Bindehautödem, mäßige Rötung, chronisches Beschwerdebild 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Infektanfälligkeit, Abgeschlagenheit, Zugluftempfindlichkeit, Niesreiz, Husten, Durchfallneigung, Inappetenz 5 Zungenkörper: Hell, gedunsen, Zahneindrücke 5 Pulse: Erschöpft und schwach (depleti und invalidi, xu ruo) Krankheitsmechanismus
5 Rezidivierende Infekte der Atemwege oder des Gastrointestinaltrakts schwächen die Fk Milz und Lunge (oo. lienalis et pulmonalis, pi fei). Dadurch wird dem Fk
281
282
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Lunge (o. pulmonalis, fei) nicht ausreichend Qi aus der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) bereitgestellt. 5 Da die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) auf die Bereitstellung von Qi aus der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) angewiesen ist, wird diese defizient, und die Oberfläche (extima, biao) ist anfällig für WindSchrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie). 5 Die energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) kann auch konstitutionell bedingt sein ohne langwierige Vorerkrankungen. Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi) 2. Zerstreuen von Wind (ventus, feng) 3. Stillen des Juckreizes Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Pulvers gegen Wind aus Jade“ und des „Dekokts der Vier Edlen“ (Yu pingfeng san und Si junzi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Astragali radix
Huangqi
9–30
3
Stützt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6–9
1
Stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) und trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Codonopsitis radix
Dangshen
3–9
1,6
Stützt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi)
Poria
Fuling
9–12
2
Wirkt diuretisch, kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Mehrt das Qi
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus, wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Menthae herba
Bohe
3–6
0,8
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt Kopf und Augen
Chrysanthemi flos
Juhua
9–12
2
Kühlt Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Cassiae semen
Juemingzi
9–12
2
Kühlt Hitze (calor, re) des Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Tribuli fructus
Baijili
6–12
2
Leitet Wind (ventus, feng) aus, klärt die Augen
5.3 Allergische Konjunktivitis
Erläuterung: Die beiden Basisrezepte stützen und kräftigen das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi) sowie die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Die ergänzten Arzneimittel zerstreuen Wind (ventus, feng) im Augenbereich und beruhigen damit Juckreiz und Tränenfluss. Modifikationen 5 Bei gleichzeitiger energetischer Schwäche (depletio, xu) des Xue mit Unruhe, Schlafstörungen, Trockenheit des Auges: Angelicae sinensis radix (Danggui) 6– 9 g (1,2 g), Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 9–15 g (2 g), Ligustici rhizoma (Chuanxiong) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei Schleim (pituita, tan) mit Husten und Verschleimung: Pinelliae rhizoma (Banxia) 6–9 g (1,2 g), Zingiberis rhizoma (Ganjiang) 6 g (0,6 g), Citri reticulatae pericarpium (Chenpi) 3–9 g (0,6 g) 5 Bei weichen Stühlen und Diarrhoe: Puerariae radix (Gegen) 9–12 g (2 g), Agastachis herba (Houxing) 6–9 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), klärt die Sicht
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Gb 37
F 37
„Glanz und Licht“
guangming
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht
Lu 9
P9
„Großer Wasserschlund“
taiyuan
Stützt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Ergänzungspunkte 5 Bei gleichzeitiger energetischer Schwäche (depletio, xu) des Xue mit Unruhe, Schlafstörungen, Trockenheit des Auges:
283
284
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
– Bl 18/V 18 („Einflusspunkt des Leber-Funktionskreises“, ganshu), kräftigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), klärt die Augen – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), stützt und harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan) – Le 13/H 13 („Dekorierte Pforte“, zhangmen), stabilisiert die Bauenergie (qi constructivum, yingqi), stützt den Fk Milz (o. lienalis, pi) 5 Bei Schleim (pituita, tan) mit Husten und Verschleimung: – Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), wandelt Schleim (pituita, tan) um, kräftigt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi) – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab, wandelt Schleim (pituita, tan) um – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus 5 Bei weichen Stühlen und Diarrhoe: – Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), stützt das echte Qi (qi merum, zhenqi) – Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao), kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), reguliert das Qi der Fk Dünndarm und Dickdarm (oo. intestinorum, chang)
■■ E Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) mit Wind (ventus, feng) Hauptsymptome
5 Anhaltende Rötung der Bindehaut, Juckreiz und Trockenheit der Augen, Tränenfluss bei Wind, Fremdkörpergefühl im Auge 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Trockenheit der Nase, trockener Rachen, Reizhusten, eventuell auch trockene Haut, Durst 5 Zungenkörper: Rot, an der Zungenspitze rote Punkte; dünner, trockener Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich und zart (superficiales und minuti, fu xi) Krankheitsmechanismus
5 Lange bestehende Hitze- und Wind-Schrägläufigkeiten (calor- und ventus-Heteropathien, re feng xie) führen zu einer Schädigung des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin). Deshalb wird die Oberfläche der Augen, Konjunktiva und Sklera, unzureichend mit klaren aktiven Säften (jin) benetzt. 5 Die Bindehaut wird trocken und ist dadurch anfällig für Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie). 5 Umweltreize (Rauch, Staub, Klimaanlage) sowie windverfrachtete Allergene führen unmittelbar zu einer Wind-Trockenheit-Schrägläufigkeit (ariditas-ventiHeteropathie, fengzao xie) mit Schädigung der Säfte (jinye).
5.3 Allergische Konjunktivitis
Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) 2. Bereitstellen von aktiven Säften (jin), Befeuchten von Trockenheit (ariditas, zao) 3. Zerstreuen von Wind (ventus, feng) 4. Stillen des Juckreizes Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Glehnia- und Ophiopogonis-Dekokts“ (Shashen maimendong tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Glehniae radix
Beishashen
9
2
Befeuchtet und kühlt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Ophiopogonis radix
Maimendong
9
2
Stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin)
Mori folium
Sangye
6–9
2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), zerstreut Trockenheit (ariditas, zao)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Mehrt das Qi und die Säfte (jinye)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
9–12
2
Sammelt das Yin
Menthae herba
Bohe
3–6
0,8
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt Kopf und Augen
Chrysanthemi flos
Juhua
6–12
2
Kühlt Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Erläuterung: Das vorliegende Rezept stellt aktive Säfte (jin) bereit, zerstreut Wind (ventus, feng) im Bereich der Augen und beruhigt Juckreiz. Modifikationen 5 Bei tiefgreifender Säfteschädigung (jinye) mit starkem Durst und Obstipation: Rehmanniae radix (Shengdihuang) 12–15 g (2 g), Scrophulariae radix (Xuanshen) 9–15 g (2 g) 5 Bei gleichzeitiger energetischer Schwäche (depletio, xu) des Qi mit ausgeprägter Müdigkeit: Astragali radix (Huangqi) 10–30 g (3 g), Ginseng radix (Renshen) 3 g (0,6 g) 5 Bei Hitze (calor, re) mit stark geröteten Augen: Gardeniae fructus (Zhizi) 3–9 g (0,6 g), Moutan cortex (Mudanpi) 6–9 g (0,6 g)
285
286
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Bei ausgeprägtem Juckreiz infolge Wind (ventus, feng): Tribuli fructus (Baijili) 9–12 g (2 g), Cassiae semen (Juemingzi) 9–12 g (2 g) 5 Bei trockenem Husten: Fritillariae cirrhosae bulbus (Chuanbeimu) 6–9 g (1,2 g), Pruni armeniacae semen (Xingren) 9–12 g (1,8 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 2
V2
„Zusammengelegter Bambus“
cuanzhu
Klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng)
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), klärt die Sicht
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt das Qi und das Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Kühlt Hitze (calor, re), stabilisiert das Qi und das Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ergänzungspunkte 5 Bei tiefgreifender Säfteschädigung (jinye) mit starkem Durst und Obstipation: – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), kühlt Hitze (calor, re), zerstreut Wind (ventus, feng) – Ni 6/R 6 („Das Meer der Erhellung“, zhaohai), führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben 5 Bei gleichzeitiger energetischer Schwäche (depletio, xu) des Qi mit ausgeprägter Müdigkeit: – Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu), bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) – Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um – Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), stützt das echte Qi (qi merum, zhenqi) 5 Bei Hitze (calor, re) mit stark geröteten Augen: – Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian), leitet Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) aus
5.3 Allergische Konjunktivitis
– Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), senkt das Yang ab – Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht 5 Bei ausgeprägtem Juckreiz infolge Wind (ventus, feng): – Gb 1/F 1 („Kellerloch der Pupille“, tongziliao), zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) – Gb 37/ („Glanz und Licht“, guangming), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht – Gb 42/F 42 („Der fünfte Versammlungspunkt der Erde“, diwuhui), reguliert den Säftehaushalt (jinye) 5 Bei trockenem Husten: – Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen), entfaltet und stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus
■■ F Latente Hitze (latenter calor, fure) bei konstitutioneller Schwäche des Yin und des Struktivpotenzials (jing) des Fk Niere (o. renalis, shen) Hauptsymptome
5 Juckreiz, Rötung und Brennen der Augen, imponiert klinisch wie akutes WindHitze-Bild (calor venti, fengre), spricht aber auf entsprechende Behandlung nicht gut an. 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Fieber, Durst, trockener Mund, Ruhelosigkeit, nächtliche Verschlechterung 5 Zungenkörper: Rot, schmal, trocken 5 Pulse: Zart und beschleunigt (minuti und celeri, xi shu) oder oberflächlich und beschleunigt (superficiales und celeri, fu shu) Krankheitsmechanismus
5 Aufgrund einer konstitutionellen Schwäche des Struktivpotenzials (jing) und des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) verbirgt sich eine Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) im Inneren und transformiert sich in Hitze (calor, re). 5 Die latente Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) kann im Frühling oder Sommer durch eine neue Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) aktiviert werden. 5 Latente Hitze (latenter calor, fure) kann auch durch unregelmäßige Ernährung, Stress oder emotionale Einstauung aktiviert werden. 5 Die Beschwerden manifestieren sich deshalb im Frühling, weil das physiologische Aufsteigen der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) im Frühling auch die latente Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) nach oben und außen bringt.
287
288
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) sowie des Struktivpotenzials (jing) 2. Emporheben von latenter Hitze (latenter calor, fure) aus dem Fk Niere (o. renalis, shen) an die Oberfläche (extima, biao) 3. Zerstreuen von Wind-Hitze (calor venti, fengre) an der Oberfläche (extima, biao) Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Scutellaria-Dekokts mit präparierten Sojabohnen und Scrophularia“ (Huangqin tang jia dandouchi he xuanshen) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Scutellariae radix
Huangqin
6–9
1,6
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
6–12
2
Sammelt das Yin
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, erzeugt Säfte (jinye)
Jujubae fructus
Dazao
3–6
0,6
Mehrt das Qi und die Säfte (jinye)
Scrophulariae radix
Xuanshen
9
2
Stützt das Yin und die Säfte (jinye), kühlt Hitze (calor, re)
Sojae semen praeparatum
Dandouchi
12
2
Hebt latente Hitze (latenter calor, fure) nach oben und zerstreut
Lycii fructus
Gouqizi
6–12
1,2
Mehrt das Yin und das Struktivpotenzial (jing)
Chrysanthemi flos
Juhua
6–12
2
Kühlt Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Erläuterung: Sojae semen praeparatum (Dandouchi) hat die Funktion, latente Hitze (latenter calor, fure) aus dem Fk Niere (o. renalis, shen) an die Oberfläche (extima, biao) zu bringen. Chrysanthemi flos (Juhua) zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) in den Augen. Scrophulariae radix (Xuanshen) kühlt Hitze (calor, re), stützt das Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) und erzeugt Säfte (jinye). Paeoniae lactiflorae radix (Baishao), Glycyrrhizae radix (Gancao) und Lycii fructus (Gouqizi) stützen ebenfalls die Säfte (jinye). Scutellariae radix (Huangqin) klärt innere Hitze (calor intimae, neire).
5.3 Allergische Konjunktivitis
Modifikationen 5 Bei akuter Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie): Menthae herba (Bohe) 3–6 g (0,8 g), Cicadae periostracum (Chantui) 3–9 g (1,2 g) 5 Bei Blockaden des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) mit Gereiztheit, Unruhe, Spannungsgefühl am Rippenbogen: Bupleuri radix (Chaihu) 3–9 g (0,6 g), Gardeniae fructus (Zhizi ) 3–9 g (0,6 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), klärt die Sicht
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Bl 2
V2
„Zusammengelegter Bambus“
cuanzhu
Klärt die Sicht, zerstreut Wind (ventus, feng)
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
Du 4
Rg 4
„Pforte des Lebensloses“
mingmen
Kräftigt den Fk Niere (o. renalis, shen), zerstreut Wind (ventus, feng)
Ni 6
R6
„Das Meer der Erhellung“
zhaohai
Führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben
3E 5
T5
„Äußeres Passtor“
waiguan
Öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Ergänzungspunkte 5 Bei akuter Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie): – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus – Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming), zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht – Gb 42/F 42 („Der fünfte Versammlungspunkt der Erde“, diwuhui), reguliert den Säftehaushalt (jinye) 5 Bei Blockaden des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) mit Gereiztheit, Unruhe, Spannungsgefühl am Rippenbogen: – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou), reguliert das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi)
289
290
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
– Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue – Bl 18/V 18 („Einflusspunkt des Leber-Funktionskreises“, ganshu), kräftigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), klärt die Augen
■■■■ Diätetik Im Zentrum des Krankheitsgeschehens bei der allergischen Konjunktivitis steht eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, shire xie). Diese kann auch in Verbindung mit Hitze des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) oder energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) auftreten. Aus diesem Grund sollten vor allem Nahrungsmittel gemieden werden, die Wind (ventus, feng) mobilisieren. Auf der anderen Seite sind Nahrungsmittel empfehlenswert, die Wind (ventus, feng) beruhigen. Empfehlenswert
Pfefferminze, Chrysanthemenblüten, Sellerie, Tomaten, Karotten, Gurken, Spinat, Rettich, Löwenzahn, grüner Tee, Frühlingszwiebeln
Nicht empfehlenswert
Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse und Garnelen, weil sie eingestauten Wind (ventus, feng) mobilisieren; Alkohol und Kuhmilchprodukte
Befundabhängig sind je nach der Differenzialdiagnose weiterhin zu empfehlen: 5 Bei Hitze des Fk Leber (calor hepatici, ganre) Nahrungsmittel mit kühlem Temperaturverhalten (natura, xing): – Chinakohl, Sojasprossen, Bambussprossen, Salat, Aubergine, Wasserkastanie, Judasohr, Banane, Wassermelone – Vorsicht: Alkohol, Kaffee, Zucker, Fleisch, scharfe Gewürze (Paprika, Chili, Pfeffer) 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) Nahrungsmittel mit neutraler oder bitterer Geschmacksrichtung (sapor, wei) und neutralem bis kühlem Temperaturverhalten (natura, xing): – Mungbohnen, Azukibohnen, Löwenzahn, Sellerie, Artischocke, Rucola, grüner Tee – Vorsicht: Alkohol, Zucker, Kuhmilch, Schweinefleisch 5 Bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) warmes Temperaturverhalten (natura, xing) und neutrale Geschmacksrichtung (sapor, wei): Rundkornreis, Mais, Bohnen, Karotten, Nüsse, Weißkohl, Kartoffel, Äpfel 5 Bei energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) neutrales bis kühles Temperaturverhalten (natura, xing), süße, neutrale oder leicht saure Geschmacksrichtung (sapor, wei): Sesam, Pinienkerne, Sonnenblumenkerne, Weintrauben, Maulbeerfrucht, Sojabohnen, Tintenfisch
5.3 Allergische Konjunktivitis
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, Nebennierenrinde, ACTH am dominanten Ohr – Infektachse: Interferon, Thymus am nicht dominanten Ohr 5 Symptombezogene Punkte: Auge (8), Auge I (24a) 5 Psychische Punkte: Haldol, Valium, Omega-Achse
■■ Chinesische Punkte 5 Endokrinium (22) 5 Hypophyse (28) Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt. Histamin Ω2-Punkt
Haldol Nebennierenrinde (NNR)
Ω1-Punkt Hel
ixw
Interferon
urz
el
Thymus
Valium
Hypophyse
Endokrinium Auge I
Ω-Hauptpunkt
ACTH Auge
291
292
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■■■ Zusammenfassung 5 Bei der Behandlung der allergischen Konjunktivitis liegt der therapeutische Schwerpunkt beim Zerstreuen von Wind-Hitze (calor venti, fengre). 5 Zusätzlich kann Hitze des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre), FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire), energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi oder energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin zu behandeln sein. 5 Besonders häufig werden folgende Akupunkturpunkte bei der allergischen Konjunktivitis verwendet: Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu), Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), Ex-HN 5/Ex 2 („Die Sonne“, taiyang), Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming), Gb 42/F 42 („Der fünfte Versammlungspunkt der Erde“, diwuhui), Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong). 5 In der Arzneimitteltherapie haben sich besonders bewährt: Chrysanthemi flos (Juhua), Mori folium (Sangye), Menthae herba (Bohe), Cassiae semen (Juemingzi), Plantaginis semen (Cheqianzi), Tribuli fructus (Baijili), Uncariae ramulus cum unci (Gouteng), Scutellariae radix (Huangqin). 5 Zur externen Behandlung der allergischen Konjunktivitis haben sich Waschungen oder feuchte Kompressen mit Chrysanthemi flos (Juhua) und Mori folium (Sangye) bewährt. 5 In der Diätetik sollten vor allem Nahrungsmittel gemieden werden, die Wind (ventus, feng) mobilisieren können: Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse und Garnelen, Alkohol und Kuhmilchprodukte.
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Die besten Behandlungsergebnisse sind durch eine Kombination von Akupunktur, chinesischer Arzneimitteltherapie und diätetischer Beratung zu erzielen. 5 In vielen Fällen hilft bereits die Akupunktur hervorragend, da Wind (ventus, feng) im Kopfbereich das wichtigste Agens der Erkrankung ist. 5 Die erwähnten chinesischen Arzneimittel zeigen gerade bei geröteten und juckenden Augen ausgezeichnete Wirkung und können sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. 5 Erste Behandlungserfolge zeigen sich sehr schnell (oft schon nach einer Behandlung). Die Akupunktur sollte ein- bis zweimal pro Woche durchgeführt werden. 5 Nach einer Akupunkturserie von 10–15 Behandlungen tritt bei 80–90% der Patienten eine deutliche Besserung oder Beschwerdefreiheit ein. 5 Falls im folgenden Jahr Beschwerden auftreten, ist eine nochmalige Behandlung sinnvoll.
5.4 Asthma bronchiale
5.4 Asthma bronchiale 5.4.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Definition: Asthma ist eine entzündliche Erkrankung der Atemwege mit bronchialer Hyperreaktivität und variabler Atemwegsobstruktion. Typische Symptome sind Husten und anfallsartige Atemnot, insbesondere nachts und am frühen Morgen, Giemen und glasig-zähes Sputum. 5 Von Asthma bronchiale sind 10% der Kinder und 5% aller Erwachsenen in Deutschland betroffen. Bei Kindern sind ca. 80% der Fälle von Asthma allergischer Natur, im Erwachsenenalter ca. 60%. 5 Asthma wird eingeteilt in extrinsisches oder allergisches Asthma sowie intrinsisches Asthma mit unbekannter Ätiologie. Darüber hinaus gibt es Mischformen und Sonderformen. 5 Die häufigsten Allergene, die zur Auslösung des extrinsischen Asthmas führen, sind Inhalationsallergene wie Pollen, Tierepithelien, Schimmelpilzsporen und Hausstaubmilben. Daneben sind Infekte, körperliche Anstrengung, psychische Belastungen und physikalische Reize wie Kälte, Luftverschmutzung und Rauchen als häufige auslösende Faktoren bekannt.
■■■■ Klinisches Bild 5 Klinisches Hauptsymptom eines Asthmaanfalls ist die plötzlich einsetzende Luftnot mit keuchender Atmung und den charakteristischen trockenen, pfeifenden Rasselgeräuschen (Giemen und Brummen). Daneben kommt es zu Hustenattacken mit Auswurf eines zähen, glasigen oder blasenreichen Sekrets. 5 Weitere Symptome sind ein thorakales Enge- oder Druckgefühl, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur und ein beschleunigter Puls. 5 In schweren Fällen ist die Symptomatik ständig in unterschiedlicher Intensität vorhanden. In leichteren Fällen tritt sie nur intermittierend beispielsweise zu bestimmten Jahreszeiten auf. 5 Klinisch ist das allergische Asthma häufig als Folge einer mehrjährig bestehenden allergischen Rhinitis zu beobachten.
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 Meidung der Auslöser: Allergenkarenz, Infektsanierung 5 Medikamentöse Therapie: Antihistaminika, Betaadrenergika, Mastzellblocker sowie inhalative und systemische Kortikosteroide 5 Allergenspezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) 5 Physikalische Therapie: Z.B. Atemgymnastik 5 Klimatherapie 5 Psychosomatische Beratung
293
294
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5.4.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 Die chinesische Medizintheorie unterscheidet ursprünglich zwei asthmatische Beschwerdebilder. – Xiaozheng: Anfallsartig auftretende Kurzatmigkeit und Keuchatmung mit rasselnden Schleimgeräuschen im Hals – Chuanzheng: Anfallsartig auftretende Kurzatmigkeit und Keuchen ohne Schleimgeräusche 5 In neueren Darstellungen werden beide Formen zusammengefasst und als ein Krankheitsbild (Xiaochuan) diskutiert. 5 Historisch gesehen wurden wesentliche Konzepte zur Behandlung des Asthma bronchiale bereits im 2. Jh. n. Chr. von Zhang Zhongjing entwickelt. In seiner „Abhandlung über schädigende Kälte“ (Shanghan lun) wird neben anderen Rezepturen das „Kleine Dekokt des Grünen Drachen“ (Xiao qinglong tang) erwähnt. 5 Prinzipiell besteht beim Asthma bronchiale einerseits eine repletive Einstauung von Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) und andererseits eine energetische Schwäche (depletio, xu) der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng). 5 Dabei kommt dem Vorhandensein von latentem Schleim (pituita, tan) im Brustbereich entscheidende Bedeutung zu. Dieser Schleim (pituita, tan) kann nun durch äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie), wie z.B. Wind-Kälte (algor venti, fenghan) oder Wind-Hitze (calor venti, fengre), mobilisiert werden. Die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) und Schleim (pituita, tan) verbinden sich und verursachen eine Blockierung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi). Dadurch kann der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) seiner Funktion des Absenkens und Entfaltens nicht mehr nachkommen. Das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) steigt kontravektiv nach oben, was sich klinisch in Hustenreiz und asthmatischen Beschwerden manifestiert. 5 Die Wurzel der Erkrankung wird in einer konstitutionellen energetischen Schwäche des Fk Niere (depletio des o. renalis, shenxu) und des Struktivpotenzials (jing) gesehen. Das Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) hat die Aufgabe, sowohl den Fk Milz (o. lienalis, pi) als auch den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zu erwärmen. Bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Yang kann in beiden Bereichen latenter Schleim (pituita, tan) entstehen. Darüber hinaus ist aktiviertes Struktivpotenzial (jing) zur Bildung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) erforderlich. Bei labiler Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) besteht eine erhöhte Anfälligkeit gegen äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie). 5 Chronisch rezidivierende Krankheitsepisoden wiederum schwächen ihrerseits die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng). Klinisch kann sich die energetische Schwäche (depletio, xu) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), im Fk Milz (o. lienalis, pi) oder im Fk Niere (o. renalis, shen) zeigen.
5.4 Asthma bronchiale
5 In der Therapie wird die Behandlung des akuten Stadiums von der Behandlung des chronischen Stadiums unterschieden. Die Behandlung des akuten Anfalls zielt vor allem auf die Beseitigung der Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie). Im chronischen Stadium liegt der Schwerpunkt bei der Stützung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng). Tatsächlich müssen die beiden Behandlungsstrategien in den meisten Fällen kombiniert werden.
■■■■ Agenzien und Pathogenese Nach Auffassung der chinesischen Medizin ist latent vorhandener Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung des Asthma bronchiale. Dieser kann durch äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie), wie zum Beispiel Wind-Kälte (algor venti, fenghan) oder Wind-Hitze (calor venti, fengre), mobilisiert werden. Gleichzeitig ist häufig eine energetische Schwäche (depletio, xu) der Fk Lunge, Milz und Niere (oo. pulmonalis, lienalis et renalis, fei pi shen) zu beobachten. Klinisch werden folgende Formen differenziert: Akutstadium A Kälte-bedingtes (algor, han) Asthma: Hierbei trifft eine Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) auf den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), mobilisiert Schleim (pituita, tan) und blockiert schließlich das Entfalten und Absenken des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi). B Hitze-bedingtes (calor, re) Asthma ist gekennzeichnet durch Schleim-Hitze (pituita calida, retan), welche die Absenkung und Entfaltung des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) beeinträchtigt. Hitze (calor, re) entsteht entweder durch eine Hitze-Schrägläufigkeit (calor-Heteropathie, rexie), durch Umwandlung einer Kälte-Schrägläufigkeit (algor-Heteropathie, hanxie) oder bei einer konstitutionellen Neigung zu energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu). Chronisches Stadium C Energetische Schwäche des Qi der Fk Lunge und Milz (depletio des qi pulmonale et lienale, fei pi qi xu) bedingt durch eine chronische Erkrankung oder Überlastung der Transformationsfähigkeit der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) führt zur Bildung von Schleim (pituita, tan). D Energetische Schwäche des Yang des Fk Niere (depletio des yang renale, shenyang xu) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei): Die unzureichende Erwärmung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) auf der Basis einer konstitutionellen Schwäche des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) bedingt die Ansammlung von Schleim (pituita, tan) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao).
295
296
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
E Energetische Schwäche des Yin der Fk Lunge und Niere (depletio des yin pulmonale et renale, fei shen yin xu) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Trockenheit (ariditas, zao) und Schleim (pituita, tan) resultieren aus der Schmälerung der physiologischen Säfte (jinye), die entweder konstitutionell oder durch chronische Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie) bedingt ist.
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ Behandlung im Akutstadium ■■ A Kälte-bedingtes (algor, han) Asthma Hauptsymptome
5 Kurzatmigkeit, Keuchatmung, Husten mit hörbarem Schleim, weißliches oder klares, zähflüssiges oder wässriges Sekret, Druckgefühl auf der Brust 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Blasses Gesicht, kalte Extremitäten, Zugluftaversion, Verschlechterung durch kaltes oder feuchtes Wetter 5 Zungenkörper: Blass mit weißlichem, klebrigem Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich, schlüpfrig, saitenförmig (superficiales, lubrici und chordales, fu hua xian) Krankheitsmechanismus
5 Eine Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) dringt über die Oberfläche (extima, biao) in den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ein und führt zu einer Blockierung im Fluss des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi). Dadurch kommt es zu einer Ansammlung der klaren Säfte (jinye) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), und es entsteht Schleim (pituita, tan). Die Stagnation des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) in Verbindung mit Schleim (pituita, tan) führt zu Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni), die sich als Asthma und Husten manifestieren. 5 Auf der Basis einer konstitutionellen energetischen Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) bildet sich Schleim (pituita, tan) im Fk Milz (o. lienalis, pi). Gleichzeitig bedingt die energetische Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) eine instabile Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Daraus resultiert eine Anfälligkeit für Wind-Kälte-Schrägläufigkeiten (algor-venti-Heteropathien, fenghan xie). Therapeutisches Vorgehen 1. 2. 3. 4.
Bewegen des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) Zerstreuen von Kälte (algor, han) Umwandeln von Schleim (pituita, tan) Beruhigen der Keuchatmung
5.4 Asthma bronchiale
Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Kleinen Dekokts des Grünen Drachen“ (Xiao qinglong tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Ephedrae herba
Mahuang
6–9
1,2
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), stillt Keuchatmung
Asari radix
Xixin
1–3
0,4
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Pinelliae rhizoma
Banxia
6–9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Zingiberis rhizoma
Ganjiang
6–9
0,6
Erwärmt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Schisandrae fructus
Wuweizi
3–6
0,6
Stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), hält die Säfte (jinye)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Pruni armeniacae semen
Xingren
9–12
1,8
Stillt Husten und Keuchatmung
Perillae fructus
Suzi
9
1,2
Senkt das Qi ab, stillt Keuchatmung
Erläuterung: Das Basisrezept ist indiziert für Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Schleim (pituita, tan). In der vorliegenden Modifikation wurden Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) und Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) herausgenommen sowie Pruni armeniacae semen (Xingren) und Perillae fructus (Suzi) ergänzt. Die letztgenannten Mittel wandeln Schleim (pituita, tan) um, stillen Husten und lindern effektiv asthmatische Beschwerden. Modifikationen 5 Bei ausgeprägter spastischer Komponente – Wind (ventus, feng): Lumbricus (Dilong) 6–9 g (0,6 g), Cicadae periostracum (Chantui) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei Druckgefühl auf der Brust – Qi-Stagnation: Magnoliae cortex (Houpo) 6– 9 g (1 g), Citri aurantii fructus (Zhike) 3–6 g (0,8 g) 5 Bei starkem Husten – Schleim (pituita, tan): Asteris radix (Ziwan) 9 g (1,2 g), Farfarae flos (Kuandonghua) 9 g (1,2 g) 5 Bei gelbem Sputum und Hitzegefühl – Hitze (calor, re): Scutellariae radix (Huangqin) 6–9 g (1,6 g), Houttuyniae herba (Yuxingcao) 9–15 g (3 g) 5 Bei Schmerzen in der Lumbalregion, häufigen Miktionen – energetische Schwäche des Yang des Fk Niere (depletio des yang renale, shenyang xu): Psoraleae semen (Buguzhi) 6–9 g (1,2 g), Alpiniae oxyphyllae fructus (Yizhiren) 6–9 g (0,6 g), Gingko semen (Baiguo) 6–9 g (0,6 g)
297
298
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, verteilt das Qi im Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
Senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab, wandelt Schleim (pituita, tan) um
3E 5
T5
„Äußeres Passtor“
waiguan
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Kälte (algor, han)
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), senkt das Yang ab
Lu 1
P1
„Versammlungshalle der Mitte“
zhongfu
Führt das Qi im Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) nach unten, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
Leitet Schleim (pituita, tan) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei ausgeprägter Spastizität durch eine akute Wind-Schrägläufigkeit (ventusHeteropathie, fengxie): – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng) – Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu), reguliert das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), macht die Kehle frei – Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan), leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aus 5 Bei Druckgefühl auf der Brust – Qi-Stagnation: – Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong), nimmt Druck von der Brust, reguliert das Qi – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou), reguliert das Qi 5 Bei starkem Husten – Schleim (pituita, tan): – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), wandelt Schleim (pituita, tan) um, stillt Husten – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli),stützt und reguliert die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Bei gelbem Sputum und Hitzegefühl – Hitze (calor, re): – Lu 11/P 11 („Junges Shang“, shaoshang), leitet Hitze des Fk Lunge (calor pulmonale, feire) aus
5.4 Asthma bronchiale
– Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re) 5 Bei Schmerzen in der Lumbalregion, häufigen Miktionen – energetische Schwäche des Yang des Fk Niere (depletio des yang renale, shenyang xu): – Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) – Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), stützt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) – Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi), stützt und reguliert das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi)
■■ B Hitze-bedingtes (calor, re) Asthma Hauptsymptome
5 Husten, Kurzatmigkeit und Keuchatmung mit dickem, gelbem oder grünem Sekret, Hitzegefühl in der Brust 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Gerötetes Gesicht, Schwitzen, trockener Mund, Durst, Bedürfnis nach kühlen Getränken, Obstipation 5 Zungenkörper: Rot; gelber, dicker, klebriger Zungenbelag 5 Pulse: Schlüpfrig oder saitenförmig, beschleunigt, angefüllt (lubrici oder chordales, celeri und repleti, hua oder xian shu shi) Krankheitsmechanismus
5 Eine Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) blockiert den Fluss des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi). Durch die Stagnation des Qi entsteht Hitze (calor, re). Diese Hitze (calor, re) verbindet sich mit den ebenfalls stagnierenden Säften (jinye), und es entsteht Schleim-Hitze (pituita calida, retan). Die Stagnation des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) in Verbindung mit Schleim-Hitze (pituita calida, retan) bedingt die typische asthmatische Symptomatik. 5 Bei konstitutioneller energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) führt das Eindringen einer Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) in den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) rasch zur Bildung von Schleim-Hitze (pituita calida, retan). 5 Latent vorbestehende Schleim-Hitze (pituita calida, retan) im Inneren, die durch süße und fette Speisen entstanden ist, wird durch eine von außen kommende Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) mobilisiert. Schleim-Hitze (pituita calida, retan) und die Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) blockieren das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi).
299
300
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Therapeutisches Vorgehen 1. 2. 3. 4.
Kühlen von Hitze (calor, re) Lösen, Entfalten und Absenken des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) Umwandeln von Schleim-Hitze (pituita calida, retan) Beruhigen der Keuchatmung
Arzneitherapie Basisrezept „Keuchen stabilisierendes Dekokt“ (Dingchuan tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Gingko semen
Baiguo
6–9
0,6
Leitet Schleim (pituita, tan) aus, stillt Keuchatmung
Ephedrae herba
Mahuang
6–9
1,2
Bewegt das Qi im Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), stillt Keuchatmung
Perillae fructus
Suzi
9–12
1,2
Senkt das Qi ab, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Farfarae flos
Kuandonghua
9
1,2
Senkt das Qi im Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Pruni armeniacae semen
Xingren
9
1,8
Stillt Husten und Keuchatmung
Mori cortex radicis
Sangbaipi
9–12
2
Leitet Schleim-Hitze (pituita calida, retan) aus, stillt Keuchatmung
Scutellariae radix
Huangqin
6–9
1,6
Kühlt Hitze im Fk Lunge (calor pulmonale, feire)
Pinelliae rhizoma
Banxia
9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Erläuterung: Dieses Rezept eignet sich zur Beruhigung asthmatischer Beschwerden, die durch Schleim-Hitze (pituita calida, retan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) bedingt sind. Modifikationen 5 Bei Spastizität bedingt durch Wind-Hitze (calor venti, fengre): Lumbricus (Dilong) 9 g (0,6 g), Cicadae periostracum (Chantui) 6–9 g (1,2 g), Bombyx batryticatus (Jiangcan) 6–9 g (1 g) 5 Bei begleitender allergischer Rhinitis: Centipedae herba (Ebushicao) 3–6 g (0,4 g), Xanthii fructus (Cang'erzi) 6–9 g (1 g), Asari radix (Xixin) 3 g (0,4 g)
5.4 Asthma bronchiale
5 Bei schwer löslichem Sputum – Trockenheit (ariditas, zao): Fritillariae cirrhosae bulbus (Chuanbeimu) 6–9 g (1,2 g), Anemarrhenae rhizoma (Zhimu) 6–9 g (1,6 g) 5 Bei Trockenheit (ariditas, zao) mit Reizhusten, trockenem Mund und trockenem Zungenbelag: Ophiopogonis radix (Maimendong) 6–12 g (2 g), Schisandrae fructus (Wuweizi) 3–6 g (0,6 g) 5 Bei Fieber und Infektion – toxische Hitze (calor, re): Gypsum fibrosum (Shigao) 15–45 g (6 g), Houttuyniae herba (Yuxingcao) 15–30 g (5 g), Lonicerae flos (Jinyinhua) 9–15 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 12
V 12
„Pforte der Winde“
fengmen
Leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen), kühlt Hitze (calor, re), senkt das Yang ab
Ren 17
Rs 17
„Vorhof der Brust“
tanzhong
Reguliert das Qi, nimmt Druck von der Brust
Lu 1
P1
„Versammlungshalle der Mitte“
zhongfu
Führt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) nach unten, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Stabilisiert das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), kühlt Hitze (calor, re)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, verteilt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
Leitet Schleim (pituita, tan) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei Spastizität bedingt durch Wind-Hitze (calor venti, fengre): – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re) – Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu), reguliert das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), macht die Kehle frei
301
302
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
– Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan), leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aus 5 Bei begleitender allergischer Rhinitis: – Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang), zerstreut WindHitze (calor venti, fengre), macht die Nase durchgängig – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), zerstreut Wind und Hitze (ventus und calor, feng re) – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) 5 Bei Trockenheit (ariditas, zao) mit Reizhusten, trockenem Mund und trockenem Zungenbelag: – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), wandelt Schleim (pituita, tan) um, stillt Husten – Ni 7/R 7 („Der zurückfließende Strom“, fuliu), stützt das Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin), reguliert den Säftehaushalt (jinye) 5 Bei hohem Fieber und Infektion – toxische Hitze (calor, re): – Lu 11/P 11 („Junges Shang“, shaoshang), leitet Hitze des Fk Lunge (calor pulmonale, feire) aus – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Glut (ardor, huo) – Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), senkt Glut (ardor, huo) ab, klärt die Sinnesöffnungen
■■ Behandlung im chronischen Stadium ■■ C Energetische Schwäche des Qi der Fk Lunge und Milz (depletio des qi pulmonale et lienale, fei pi qi xu) Hauptsymptome
5 Allenfalls leichte Beschwerden, Kurzatmigkeit bei Belastung, Infektanfälligkeit, leichtes Schwitzen 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Anhaltende Verschleimung im Rachen, Zugluftund Kälteaversion, schwache Stimme, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Durchfallneigung 5 Zungenkörper: Hell, gedunsen, Zahneindrücke mit dünnem, weißem Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft oder zart (depleti oder minuti, xu xi) Krankheitsmechanismus Chronische rezidivierende Erkrankungen im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ziehen eine energetische Schwäche des Qi des Fk Lunge (depletio des qi pulmonale, feiqi xu) und der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) nach sich. Die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) wird am häufigsten durch eine relative Überforderung ihrer Umwandlungskapazität aufgrund von feuchter,
5.4 Asthma bronchiale
kalter und süßer Nahrung geschädigt. Es entsteht latent vorhandener Schleim (pituita, tan). Daneben kommen auch chronische Überlastung oder ständiges Grübeln als Ursachen in Betracht. Die energetische Schwäche der Fk Lunge und Milz (depletio der oo. pulmonalis et lienalis, fei pi xu) in Verbindung mit dem latenten Schleim (pituita, tan) bedingen das unterschwellige Beschwerdebild. Therapeutisches Vorgehen 1. Stabilisieren der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) 2. Kräftigen des Fk Milz (o. lienalis, pi) 3. Umwandeln von Schleim (pituita, tan) 4. Absenken von gegenläufigem Qi des Fk Lunge (kontravektives qi pulmonale, feiqi ni) Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Pulvers gegen Wind aus Jade“ und des „Dekokts der Sechs Edlen“ (Yu pingfeng san und Liu junzi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Astragali radix
Huangqi
10–30
3
Stützt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6–9
1
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
3–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus; Meldearznei für die Oberfläche (extima, biao)
Pinelliae rhizoma
Banxia
6–9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
3–9
0,6
Reguliert das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Zingiberis rhizoma
Ganjiang
6–9
0,6
Erwärmt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Schisandrae fructus
Wuweizi
3–6
0,6
Stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), hält die Säfte (jinye)
Perillae fructus
Suzi
3–9
1,2
Senkt das Qi ab, stillt Keuchatmung
303
304
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Erläuterung: Das vorliegende Rezept stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), wandelt Schleim (pituita, tan) um und kräftigt dadurch die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), lindert leichte asthmatische Beschwerden. Modifikationen 5 Bei akuter Spastik, bedingt durch Wind-Hitze (calor venti, fengre): Lumbricus (Dilong) 9 g (0,6 g), Cicadae periostracum (Chantui) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei Husten mit hellem Sputum – Schleim-Kälte (pituita algida, hantan): Pruni armeniacae semen (Xingren) 9 g (1,8 g), Farfarae flos (Kuandonghua) 9 g (1,2 g) 5 Bei Appetitlosigkeit und kindlichen Verdauungsstörungen: Raphani semen (Laifuzi) 9 g (2 g), Oryzae fructus germinatus (Guya) 9 g (2 g), Hordei fructus germinatus (Maiya) 9 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt und stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi)
Lu 9
P9
„Großer Wasserschlund“
taiyuan
Stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
Leitet Schleim (pituita, tan) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei akuter Spastik, bedingt durch Wind-Hitze (calor venti, fengre): – Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen), leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) – Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong), reguliert das Qi, nimmt Druck von der Brust
5.4 Asthma bronchiale
– Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um – Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan), leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aus 5 Bei Husten mit hellem Sputum – Schleim-Kälte (pituita algida, hantan): – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab, wandelt Schleim (pituita, tan) um, verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Kälte (algor, han) 5 Bei Appetitlosigkeit und kindlichen Verdauungsstörungen: – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), reguliert das Qi im Darm (Fk Dick- und Dünndarm, oo. intestinorum, chang), löst Blockaden auf – Mi 3/L 3 („Das größte Weiße“, taibai), löst Schleim (pituita, tan) und leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus – Ren 12/Rs 12 („Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“, zhongwan), reguliert das Qi des Fk Magen (qi stomachi, weiqi) – Bl 21/V 21 („Einflusspunkt des Magen-Funktionskreises“, weishu), stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) – Ex-UE 10/Ex 13 („Die vier Fingergelenksspalten“, sifeng), löst Nahrungsstagnationen
■■ D Energetische Schwäche des Yang des Fk Niere (depletio des yang renale, shenyang xu) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Hauptsymptome
5 Kurzatmigkeit und asthmatische Beschwerden bei geringer Belastung, gehäufte Asthmaanfälle im Winter, kalte Extremitäten und allgemeine Kälteaversion, Druckgefühl und Verschleimung in der Brust 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Ausgeprägte Erschöpfung, rezidivierende Schmerzen in der Lumbalregion, gehäufte nächtliche Miktionen, Ängstlichkeit 5 Zungenkörper: Hell, gedunsen; klarer oder weißer Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft, schwach und schlüpfrig (depleti, invalidi und lubrici, xu ruo hua) Krankheitsmechanismus Eine konstitutionelle energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) bedingt eine unzureichende Erwärmung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) sowie des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Dadurch entsteht Schleim (pituita, tan), der sich im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) latent ansammelt und die Bewe-
305
306
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
gung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) erschwert. Auch die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) ist geschwächt, da sie unmittelbar vom Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) abhängig ist. Schließlich nimmt ein geschwächter Fk Niere (o. renalis, shen) das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) nicht ausreichend auf, und es wird schlecht abgesenkt. Therapeutisches Vorgehen 1. Erwärmen des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) 2. Umwandeln von Schleim (pituita, tan) 3. Entfalten und Absenken des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) Arzneitherapie Basisrezept Modifikation des „Fructus-Perillae-Dekokts zur Absenkung des Qi“ (Suzi jiangqi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Perillae fructus
Suzi
9–12
1,2
Senkt das Qi ab, stillt Keuchatmung
Pinelliae rhizoma
Banxia
6–9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
6
0,6
Reguliert das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Magnoliae cortex
Houpo
3–6
1
Bewegt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab
Angelicae sinensis radix
Danggui
6–9
1,2
Stillt Husten, ergänzt das Xue
Peucedani radix
Qianhu
6–9
1,2
Senkt das Qi ab, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Aquilariae lignum
Chenxiang
3
0,2
Senkt das Qi ab, wärmt den Fk Niere (o. renalis, shen), stützt das Yang
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Aconiti radix lateralis praeparata
Fuzi
3–9
1,2
Wärmt die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen), zerstreut Kälte (algor, han)
Psoraleae semen
Buguzhi
3–9
1,2
Stützt und wärmt das Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang)
Alpiniae oxyphyllae fructus
Yizhiren
3–9
0,6
Wärmt das Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang), stabilisiert das Struktivpotenzial (jing)
5.4 Asthma bronchiale
Erläuterung: Das Grundrezept senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab, wandelt Schleim (pituita, tan) um und beruhigt asthmatische Beschwerden. Die letzten drei Arzneien bewirken eine kräftige Erwärmung des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang). Modifikationen 5 Bei akuten asthmatischen Beschwerden infolge einer Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie): Ephedrae herba (Mahuang) 6–9 g (1,2 g), Pruni armeniacae semen (Xingren) 9 g (1,8 g) 5 Bei spontanen Schweißen, Ruhedyspnoe, Appetitlosigkeit: Ginseng radix (Renshen) 3 g (0,6 g), Schisandrae fructus (Wuweizi) 3 g (0,6 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, verteilt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
Senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
Leitet Schleim (pituita, tan) aus
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
Ni 3
R3
„Mächtiger Wasserlauf“
taixi
Stützt das Qi der Fk Niere und Leber (qi renale et hepatici, shen gan qi)
Bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) ist auch die Moxibustion der Punkte Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) und Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu) zu empfehlen. Ergänzungspunkte 5 Bei akuten asthmatischen Beschwerden infolge einer Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie):
307
308
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
– Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), führt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) nach unten, wandelt Schleim (pituita, tan) um – Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong), reguliert das Qi, nimmt Druck von der Brust – Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu), reguliert das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), macht die Kehle frei – Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan), leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aus 5 Bei spontanen Schweißen, Ruhedyspnoe, Appetitlosigkeit: – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), stützt und reguliert die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) – Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu), bewegt und stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) – Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), stützt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi)
■■ E Energetische Schwäche des Yin der Fk Lunge und Niere (depletio des yin pulmonale et renale, fei shen yin xu) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Hauptsymptome
5 Trockener Husten mit spärlichem zähem Sputum, Reizhusten, trockener Rachen, asthmatische Beschwerden, Beklemmungsgefühl auf der Brust 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Nachtschweiß, Hitzegefühl, Palpitationen, trockene Schleimhäute 5 Zungenkörper: Rot, geschmälert; trockener Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich, beschleunigt und zart (superficiales, celeri und minuti, fu shu xi) Krankheitsmechanismus
5 Eine konstitutionelle energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) beinhaltet eine Defizienz des Struktivpotenzials (jing) und führt damit zu einer instabilen Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Dadurch kommt es zu einer erhöhten Anfälligkeit für Wind-Schrägläufigkeiten (ventusHeteropathien, fengxie), die zu einer Beeinträchtigung im Fluss des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) führen. Auch die Säfteverteilung (jinye) in der Oberfläche (extima, biao) wird disharmonisch, so dass nebeneinander Trockenheit (ariditas, zao) und Schleim (pituita, tan) entstehen. 5 Chronisch rezidivierende Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie) führen zu einer Konsumierung der Säfte (jinye) in den Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen). Gleichzeitig kommt es zu einer Verdichtung der physiologischen Säfte (jinye) und der Bildung von Schleim (pituita, tan).
5.4 Asthma bronchiale
Therapeutisches Vorgehen 1. Befeuchten des Yin der Fk Lunge und Niere (yin pulmonale et renale, fei shen yin) 2. Umwandeln von Schleim (pituita, tan) 3. Absenken von Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) und Beruhigen der Keuchatmung Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation der „Abkochung der Sechs Edlen für die Wandlungsphasen Metall und Wasser“ (Jinshui liujun jian) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Pinelliae rhizoma
Banxia
6
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
3–6
0,6
Reguliert das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Poria
Fuling
6–9
2
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Angelicae sinensis radix
Danggui
6
1,2
Stillt Husten, ergänzt das Xue
Rehmanniae radix
Shengdihuang
9–15
2
Ergänzt die Säfte (jinye), kühlt das Xue
Ophiopogonis radix
Maimendong
9–15
2
Befeuchtet den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Schisandrae fructus
Wuweizi
3–6
0,6
Stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), hält die Säfte (jinye)
Mori cortex radicis
Sangbaipi
9–15
2
Leitet Schleim-Hitze (pituita calida, retan) aus, stillt Keuchatmung
Erläuterung: Die „Abkochung der Sechs Edlen für die Wandlungsphasen Metall und Wasser“ (Jinshui liujun jian) beruhigt Asthma und stillt Husten bei Defizienz des Yin der Fk Lunge und Niere (yin pulmonale et renale, fei shen yin). Die drei ergänzten Arzneien schützen die Säfte (jinye) und senken Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab.
309
310
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Modifikationen 5 Bei akuten asthmatischen Beschwerden: Lumbricus (Dilong) 9–15 g (0,6 g), Pruni armeniacae semen (Xingren) 9–12 g (1,8 g) 5 Bei chronischen Verläufen mit Zyanose, Palpitationen, Brustschmerzen – XueStasen: Persicae semen (Taoren) 6–9 g (1,6 g), Ligustici rhizoma (Chuanxiong) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei ausgeprägter Unruhe, Schlaflosigkeit, starken Nachtschweißen – hochschlagendes Yang: Ostreae concha (Muli) 10–30 g (3 g), Mastodi fossilium ossis (Longgu) 15–30 g (3 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus, verteilt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Kühlt Hitze (calor, re), stützt das Yin der Fk Lunge und Niere (yin pulmonale et renale, fei shen yin)
Ni 7
R7
„Der zurückfließende Strom“
fuliu
Stützt das Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin)
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen), senkt das Yang ab
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
Ni 27
R 27
„Versammlungshalle der Einflussnahme“
shufu
Wandelt Schleim (pituita, tan) um, besänftigt Keuchatmung
Ergänzungspunkte 5 Bei akuten asthmatischen Beschwerden: – Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong), reguliert das Qi, nimmt Druck von der Brust – Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu), reguliert das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), macht die Kehle frei – Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan), leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aus
5.4 Asthma bronchiale
5 Bei chronischen Verläufen mit Zyanose, Palpitationen, Brustschmerzen – XueStasen: – Pe 6/Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan), reguliert das Qi, stillt Schmerzen – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue 5 Bei ausgeprägter Unruhe, Schlaflosigkeit, starken Nachtschweißen – hochschlagendes Yang: – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab, sediert – He 7/C 7 („Pforte des Shen“, shenmen), stützt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi), beruhigt, senkt das Yang ab
■■■■ Diätetik Im Zentrum des Krankheitsgeschehens bei Asthma bronchiale steht Schleim (pituita, tan). Aus diesem Grund sollten Nahrungsmittel gemieden werden, die Schleim (pituita, tan) begünstigen, andererseits sind Nahrungsmittel empfehlenswert, die Schleim (pituita, tan) umwandeln bzw. ausleiten. Empfehlenswert
warme und scharfe Nahrungsmittel – Ingwer, Kardamom, Knoblauch, Meerrettich, Senf, Rettich, Chinesischer Lauch, Mandarinenschalen, Hiobstränensamen, Champignons, Kumquat, Langkornreis
Nicht empfehlenswert
kühle und süße Nahrungsmittel – Kuhmilch, Käse, Joghurt, Quark, weißer Zucker, Orangensaft, Mandarinen, Erdnüsse, Erdnussöl, Schweineschmalz, fettes Fleisch
Befundabhängig sind je nach individueller Situation weiterhin zu empfehlen: 5 Bei Wind-Kälte (algor venti, fenghan) warme und scharfe Nahrungsmittel: Frühlingszwiebel, Koriander, frischer Ingwer, Paprika 5 Bei Wind-Hitze (calor venti, fengre) kühle und scharfe Nahrungsmittel: Rettich, Karotte, Chinakohl, Tomate, Löwenzahn, Wassermelone, Karambola, grüner Tee, Pfefferminze 5 Bei Schleim-Hitze (pituita calida, retan) kühlende und süße oder salzige Nahrungsmittel: Bambussprossen, Rettich, Kürbisse, Algen, Birne, Zitrone, grüner Tee 5 Bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) warme Nahrungsmittel mit süßer oder scharfer Geschmacksrichtung (sapor, wei): Rundkornreis, Weintraube, Sesam, Karpfen, Alkohol 5 Bei energetischer Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) warme oder heiße und scharfe Nahrungsmittel: Fenchel, Pfeffer, Chilis, Zimt, Gewürznelken, Walnüsse, Chinesischer Lauch 5 Bei energetischer Schwäche des Yin (depletio yin, yinxu) neutrales bis kühles Temperaturverhalten (natura, xing), süße, neutrale oder leicht saure Geschmacksrichtung (sapor, wei): Sojamilch, Sojaquark, Tofu, Aubergine, Morcheln, Judasohr, Feigen, Honig
311
312
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, ACTH, Nebennierenrinde am dominanten Ohr – Infektachse: Lateralitäts-Steuerpunkt, Interferon, Thymus am nicht dominanten Ohr 5 Symptombezogene Punkte: Plexus bronchopulmonalis 5 Psychische Punkte: Angst, Haldol, Valium
■■ Chinesische Punkte 5 5 5 5 5
Lunge (101) Bronchus (102) Asthma (31) Dyspnoe (60) Shenmen (55) Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt.
■■■■ Zusammenfassung 5 Bei der Therapie von Asthma bronchiale ist die Behandlung von Schleim (pituita, tan) von entscheidender Bedeutung. Dabei werden Schleim-Kälte (pituita algida, hantan) und Schleim-Hitze (pituita calida, retan) unterschieden. 5 Darüber hinaus liegt Asthma bronchiale eine energetische Schwäche (depletio, xu) zugrunde, die sich klinisch vor allem in den Fk Niere, Milz oder Lunge (o. renalis, o. lienalis oder o. pulmonalis, shen pi oder fei) manifestieren kann. 5 Die am häufigsten verwendeten Akupunkturpunkte sind: Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong), Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi), Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan). 5 In der Arzneitherapie haben sich folgende Mittel besonders bewährt: Ephedrae herba (Mahuang), Pruni armeniacae semen (Xingren), Perillae fructus (Suzi), Pinelliae rhizoma (Banxia), Lumbricus (Dilong), Cicadae periostracum (Chantui), Scutellariae radix (Huangqin), Schisandrae fructus (Wuweizi). 5 In der diätetischen Behandlung von Asthma bronchiale sollten Nahrungsmittel gemieden werden, die die Entstehung von Schleim (pituita, tan) begünstigen: Kuhmilch, Käse, Joghurt, Quark, weißer Zucker, Orangensaft und fettes Fleisch.
5.4 Asthma bronchiale
Histamin
Haldol Nebennierenrinde (NNR) Hel
ixw
Interferon
urz
el
Thymus Plexus bronchopulmonalis
LateralitätsSteuerpunkt Valium
Angst
ACTH
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Bei der Behandlung von Asthma bronchiale sollten im Idealfall Akupunktur, chinesische Arzneitherapie, Diätetik und Qigong angewendet werden. 5 Die Akupunktur hat oft eine unmittelbare bronchospasmolytische Wirkung. 5 Arzneimitteltherapie und Diätetik sollten vor allem auf die Umwandlung von Schleim (pituita, tan) zielen. 5 Die Arzneimitteltherapie ist zur Behandlung der Wurzel der Erkrankung – eine energetische Schwäche (depletio, xu) der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Fk Milz (o. lienalis, pi) oder Fk Niere (o. renalis, shen) – unabdingbar. 5 Innerhalb von 5–10 Wochen sollte ein erster Behandlungserfolg sichtbar werden. 5 Aufgrund der Chronizität der Erkrankung sind in der Regel 15–30 Behandlungen erforderlich. 5 Bei intermittierendem Asthma ist mehrjährige Beschwerdefreiheit oder Heilung möglich. Bei persistierendem Beschwerdebild ist deutliche Reduzierung der Medikation sowie Verbesserung der Lebensqualität und Belastungsfähigkeit möglich. 5 Am günstigsten ist die Prognose bei allergischem Asthma im Kindesalter.
313
314
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5.5 Urtikaria 5.5.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Unter Urtikaria versteht man das Auftreten von flüchtigen, juckenden, geröteten und erhabenen Hauteffloreszenzen (Quaddeln), die sich im Allgemeinen nach weniger als 24 Stunden spontan zurückbilden. 5 Synonym werden die Begriffe Nesselsucht oder Nesselfieber verwendet. 20–30% der Bevölkerung haben mindestens einmal im Leben eine Urtikaria. 5 Das Angioödem oder Quincke-Ödem beschreibt eine tiefer reichende Schwellung, bei der das Ödem auch das Subkutangewebe und die Schleimhäute erfasst. Hierbei sind am häufigsten die Augenlider, Lippen sowie die Zunge betroffen. 5 Die Urtikaria wird eingeteilt nach der Verlaufsform in eine akute Urtikaria und eine chronische Urtikaria. Wenn die Krankheitsdauer sechs Wochen nicht überschreitet, wird sie der akuten Form zugerechnet. 5 Die Ätiologie ist äußerst vielseitig. Am häufigsten sind Allergien (z.B. Nahrungsmittel), Pseudoallergien (v.a. Acetylsalicylsäure), Infekte (häufig Sinusitis) sowie physikalische Reize (Kälte, Wärme, Druck) zu finden. Trotzdem bleiben 50– 70% der Fälle ätiologisch ungeklärt.
■■■■ Klinisches Bild 5 Das Aussehen der Quaddeln kann sehr unterschiedlich sein, sowohl was die Intensität der Rötung als auch das Ausmaß des Hautödems betrifft. 5 Die Größe der Effloreszenzen variiert von ein bis zwei Millimeter Durchmesser bis hin zu mehreren Zentimetern. 5 Ausdehnung: Einzelne Quaddeln über disseminiertem bis hin zu generalisiertem Befall 5 Lokalisation: Am ganzen Körper möglich, häufig ist auch das Gesicht betroffen 5 Intensiver Juckreiz mit Auftreten der Quaddeln, der mit zunehmender Dauer nachlässt 5 Eine Vielzahl an Begleitsymptomen ist möglich: Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit, Diarrhoe, Bauchkrämpfe, Atemnot bis hin zu anaphylaktischen Reaktionen 5 Bei der akuten Urtikaria entwickelt sich bei etwa der Hälfte der Patienten gleichzeitig ein Angioödem mit massiver Schwellung insbesondere der Augenlider, Lippen und Zunge, das bis zu drei Tagen anhalten kann.
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 Ursachenbeseitigung: Allergenkarenz, Herdsanierung 5 Medikamentöse Therapie: Antihistaminika, in Notfällen auch Kortikosteroide 5 Psychosomatische Behandlung, eventuell trizyklische Antidepressiva
5.5 Urtikaria
5.5.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 In der chinesischen Medizin werden für Urtikaria verschiedene Bezeichnungen verwendet. Dazu gehören die Begriffe „Latenter Ausschlag“ (Yinzhen) und „Wind-Ausschlag-Klumpen“ (Fengzhenkuai). 5 Vor allem die letzte Bezeichnung bringt zum Ausdruck, dass Wind (ventus, feng) aus Sicht der chinesischen Medizin das wichtigste Agens der Erkrankung ist. Typische klinische Anzeichen von Wind (ventus, feng) bei der Urtikaria sind das plötziche Auftreten und Verschwinden der Quaddeln, die häufige Beteiligung des Gesichtsbereiches und der heftige Juckreiz. 5 Nach ätiologischen Gesichtspunkten können die äußeren Agenzien Wind-Hitze (calor venti, fengre) und Wind-Kälte (algor venti, fenghan) vor allem der Infektallergie oder der physikalischen Urtikaria zugeordnet werden. 5 Neutrale Agenzien, die über die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) als Nahrungsmittel aufgenommen werden, können häufig mit Feuchtigkeit (humor, shi) in Verbindung gebracht werden. 5 Innere Agenzien oder emotionale Faktoren sind in der Regel als Hitze des Xue (calor xue, xuere) bedingt durch Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) zu behandeln. 5 Bei den chronischen Formen der Urtikaria sind außerdem energetische Schwäche (depletio, xu) des Xue sowie Xue-Stasen zu berücksichtigen.
■■■■ Agenzien und Pathogenese Bei allen Formen der Urtikaria ist Wind (ventus, feng) das entscheidende Agens für die Entstehung der Quaddeln und des Juckreizes. Wind (ventus, feng) kann entweder als von außen kommende Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) in Verbindung mit Hitze (calor, re), Kälte (algor, han) oder Feuchtigkeit (humor, shi) den Organismus befallen. Wind (ventus, feng) kann aber auch von innen entstehen aus einer Hitze des Xue (calor xue, xuere) oder aus einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Xue. Klinisch werden drei akute und drei chronische Formen der Urtikaria differenziert: Akute Urtikaria A Wind-Hitze (calor venti, fengre) dringt von außen in die Oberfläche (extima, biao) ein. Die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und der klaren Säfte (jinye) wird disharmonisch, und es kommt zu Juckreiz und Quaddelbildung. B Wind-Kälte (algor venti, fenghan) affiziert die Oberfläche (extima, biao) aufgrund einer Disharmonie von Bau-und Wehrenergie (qi constructivum et defensivum, yingqi weiqi).
315
316
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
C Feuchtigkeit (humor, shi) in den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), oder Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) verbindet sich mit Wind (ventus, feng) und führt zu den typischen Beschwerden an der Oberfläche (extima, biao). Chronische Urtikaria D Hitze des Xue (calor xue, xuere) als Folge von eingestauten Emotionen, die sich zu Hitze (calor, re) oder Glut (ardor, huo) wandeln und das Xue erfassen, bringen Wind (ventus, feng) hervor. E Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi und des Xue aufgrund chronischer Krankheiten oder konstitutionell bedingt. Die energetische Schwäche (depletio, xu) des Xue führt zu Trockenheit (ariditas, zao) der Haut und bringt letztlich Wind (ventus, feng) hervor. F Xue-Stasen entstehen bei Hitze des Xue (calor xue, xuere), bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Xue, bei Kälte (algor, han) oder durch äußere Druckschädigung. Durch die Verteilungsstörung in der Haut entsteht lokal Trockenheit (ariditas, zao) und damit Wind (ventus, feng).
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ Behandlung einer akuten Urtikaria ■■ A Wind-Hitze (calor venti, fengre): Häufigster Typ im Akutstadium Hauptsymptome
5 Rote Hautquaddeln, die plötzlich auftreten und stark jucken, Hitzegefühl in der Haut, Lokalisation vor allem in der oberen Körperhälfte, Besserung durch Kälte und Verschlechterung durch Wärme 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Halsschmerzen, fiebriges Gefühl, Durst 5 Zungenkörper: Rote Punkte an der Zungenspitze; dünner, weißer oder leicht gelber Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich und beschleunigt (superficiales und celeri, fu shu) Krankheitsmechanismus Eine akute Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) dringt über die Oberfläche (extima, biao) ein. Die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und der klaren Säfte (jinye) wird disharmonisch und führt zu typischer Quaddelbildung und Juckreiz in der Haut. Therapeutisches Vorgehen 1. Zerstreuen von Wind (ventus, feng) 2. Kühlen von Hitze (calor, re) in der Oberfläche (extima, biao) 3. Stillen des Juckreizes
5.5 Urtikaria
Arzneitherapie Basisrezept „Wind zerstreuender und Hitze kühlender Trank“ (Xiaofeng qingre yin) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Schizonepetae herba
Jingjie
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus, öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Spirodelae herba
Fuping
9–12
0,6
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), lindert Juckreiz
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Beruhigt Wind (ventus, feng), stillt Juckreiz
Cicadae periostracum
Chantui
6–9
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), bringt Exantheme nach außen
Arctii fructus
Niubangzi
6–9
1,2
Leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus
Puerariae radix
Gegen
9–12
2
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), bringt Exantheme zum Durchbruch
Forsythiae fructus
Lianqiao
6–12
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), leitet WindHitze (calor venti, fengre) aus
Lonicerae flos
Jinyinhua
9–12
2
Kühlt Hitze (calor, re), leitet WindHitze (calor venti, fengre) aus
Erläuterung: Dieses Rezept zerstreut Wind (ventus, feng) und klärt Hitze (calor, re) in der Oberfläche (extima, biao). Spirodelae herba (Fuping) und Cicadae periostracum (Chantui) lindern allergischen Juckreiz in der Haut. Modifikationen 5 Bei starkem Juckreiz: Dictamni cortex radicis (Baixianpi) 3–9 g (1 g), Kochiae fructus (Difuzi) 9–15 g (1,2 g) 5 Bei ausgeprägter Hitze-Symptomatik (calor, re): Paeoniae rubrae radix (Chishao) 9–12 g (1,2 g), Moutan cortex (Mudanpi) 9–12 g (1,2 g), Scutellariae radix (Huangqin) 9 g (1,2 g) 5 Bei Schwellung der Lippen und Augenlider (Angioödem): Ephedrae herba (Mahuang) 6 g (1,2 g), Armeniacae semen (Xingren) 6 g (1,2 g), Phaseoli calcarati semen (Chixiaodou) 10 g (3 g), Mori cortex radicis (Sangbaipi) 10 g (2 g)
317
318
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
3E 10
T 10
„Brunnen des Himmels“
tianjing
Stabilisiert den Säfteumlauf (jinye)
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
Kühlt das Xue
Ergänzungspunkte 5 Bei starkem Juckreiz: – He 7/C 7 („Pforte des Shen“, shenmen), stützt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi), sediert – Ex-LE 3/Ex 21 („Insektennest“, baichongwo), reguliert das Xue, eliminiert Wind (ventus, feng) 5 Bei ausgeprägter Hitze-Symptomatik (calor, re): – Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), senkt Glut (ardor, huo) ab – Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai), reguliert und kühlt das Xue – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Glut (ardor, huo) aus 5 Bei Schwellung der Lippen und Augenlider (Angioödem): – Du 23/Rg 23 („Oberer Stern“, shangxing), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus – Mi 9/L 9 („Die Quelle am Yin-Grabhügel“, yinlingquan), reguliert Feuchtigkeit (humor, shi), führt das Qi in den unteren Wärmebereich (unteres Calorium, xiajiao) – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), zerstreut Hitze und Kälte (calor und algor, re han), macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig
■■ B Wind-Kälte (algor venti, fenghan): Akute Urtikaria Hauptsymptome
5 Blassrote oder blasse Quaddeln oder zentrale Abblassung, häufig durch Kälteexposition (Kälteurtikaria), Besserung bei Wärme und im Sommer
5.5 Urtikaria
5 Mögliche Allgemeinsymptome: Zugluft- und Kälteaversion, Frösteln, Schweißlosigkeit, Kopfschmerzen 5 Zungenkörper: Hell oder normal; dünner, weißlicher Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich (superficiales, fu) Krankheitsmechanismus Eine Disharmonie von Bau-und Wehrenergie (qi constructivum et defensivum, yingqi weiqi) führt zu einer Instabilität der Oberfläche (extima, biao). Dadurch kann eine Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) eindringern und Juckreiz sowie Quaddelbildung hervorrufen. Therapeutisches Vorgehen 1. Harmonisieren von Bau- und Wehrenergie (qi constructivum et defensivum, yingqi weiqi) 2. Zerstreuen von Wind-Kälte (algor venti, fenghan) 3. Stillen des Juckreizes Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Dekokts, das sich halb aus dem Ephedrae-herba-Dekokt und halb aus dem Cinnamomi-cassiae-ramulus-Dekokt zusammensetzt“ (Guizhi mahuang geban tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Cinnamomi cassiae ramulus
Guizhi
6–9
0,6
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), wärmt die Leitbahnen
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
6–9
2
Stützt die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) und das Xue
Ephedrae herba
Mahuang
6
1,2
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan)
Pruni armeniacae semen
Xingren
6–9
1,2
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) über den Darm aus
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
Zingiberis rhizoma viridis
Shengjiang
3 Scheiben
0,6
Öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Jujubae fructus
Dazao
3 Stück
0,6
Harmonisiert die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Schizonepetae herba
Jingjie
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng)
319
320
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus, öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Spirodelae herba
Fuping
6–9
0,6
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), lindert Juckreiz
Cnidii fructus
Shechuangzi
6–9
1,2
Erwärmt das Yang, beruhigt Juckreiz
Erläuterung: Das Grundrezept wird für Wind-Kälte-Schrägläufigkeiten (algorventi-Heteropathien, fenghan xie), die nicht vollständig eliminiert werden, und bei leicht geschwächter Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) eingesetzt. Die charakteristischen Symptome sind Gesichtsausschlag und generalisierter Juckreiz. Spirodelae herba (Fuping) und Cnidii fructus (Shechuangzi) stillen effektiv den Juckreiz. Modifikationen 5 Bei Infektanfälligkeit, Müdigkeit, chronischer Urtikaria mit energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu): Astragali radix (Huangqi) 15–30 g (2 g), Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 6–9 g (1 g), Schisandrae fructus (Wuweizi) 3–9 g (0,6 g) 5 Bei ausgeprägter Kälte-Symptomatik (algor, han): Schüttelfrost: Asari radix (Xixin) 3 g (0,4 g), Aconiti radix (Fuzi) 9 g (0,6 g), Zingiberis rhizoma (Ganjiang) 9 g (0,6 g) 5 Bei ausgeprägter Augenlid- und Lippenschwellung (Angioödem): Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 9 g (1 g), Poria (Fuling) 9 g (2 g), Alismatis rhizoma (Zexie) 9 g (0,8 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 12
V 12
„Pforte der Winde“
fengmen
Leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Du 16
Rg 16
„Versammlungshalle des Windes“
fengfu
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus
5.5 Urtikaria
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 31
F 31
„Marktplatz der Winde“
fengshi
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ergänzungspunkte 5 Bei Infektanfälligkeit, Müdigkeit, chronischer Urtikaria mit energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu): – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt und reguliert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao), stützt die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen) – Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen), mobilisiert das echte Yang (yang merum, zhenyang) 5 Bei ausgeprägter Kälte-Symptomatik (algor, han): – Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) – Du 4/Rg 4 („Pforte des Lebensloses“, mingmen), kräftigt den Fk Niere (o. renalis, shen) – Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi), stützt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) 5 Bei ausgeprägter Augenlid- und Lippenschwellung (Angioödem): – Du 23/Rg 23 („Oberer Stern“, shangxing), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus – Ni 7/R 7 („Der zurückfließende Strom“, fuliu), stützt das Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin), reguliert den Säftehaushalt (jinye)
■■ C Feuchtigkeit (humor, shi) in den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) sowie Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao): Akute Urtikaria Hauptsymptome
5 Blassrote Quaddeln und Juckreiz ausgelöst durch bestimmte Nahrungsmittel, Schmerzen im Abdomen und Oberbauch, Blähungen 5 Mögliche Begleitsymptome: Übelkeit oder Brechreiz, Durchfall oder Obstipation, Völlegefühl, mäßiger Appetit 5 Zungenkörper: Hell, mit dickem, weißem Zungenbelag 5 Pulse: Schlüpfrig (lubrici, hua)
321
322
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Krankheitsmechanismus
5 Eine Feuchtigkeit-Belastung (humor, shi) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) beeinträchtigt das Aufsteigen des klaren Qi. Die Oberfläche (extima, biao) wird instabil, und eine Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) kann sich festsetzen. 5 Bestimmte Nahrungsmittel führen im Abdomen und an der Oberfläche (extima, biao) unmittelbar zu Wind-ähnlicher (ventus, feng) Symptomatik. Therapeutisches Vorgehen 1. Umwandeln von Feuchtigkeit (humor, shi) 2. Kräftigen und Harmonisieren der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) 3. Vertreiben von Wind (ventus, feng), Stillen des Juckreizes Arzneitherapie Basisrezept „Trank, der den Fk Milz kräftigt und Wind vertreibt“ (Jianpi qufeng yin) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
9
1
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Atractylodis rhizoma
Cangzhu
6–9
1
Trocknet Feuchtigkeit (humor, shi), kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
6–9
0,6
Reguliert das Qi, wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Poria
Fuling
9
2
Scheidet Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch aus, kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Aucklandiae radix
Muxiang
3–9
0,6
Reguliert das Qi, stillt Schmerzen
Linderae radix
Wuyao
3–9
0,8
Reguliert das Qi, stillt Schmerzen
Schizonepetae herba
Jingjie
6–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus, Meldearznei für die Oberfläche (extima, biao)
Puerariae radix
Gegen
9–15
2
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), bringt Exantheme zum Durchbruch
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
5.5 Urtikaria
Erläuterung: Das Rezept eignet sich, um Feuchtigkeit (humor, shi) umzuwandeln, den Qi-Fluss in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) zu regulieren und Schmerzen zu stillen sowie Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) zu zerstreuen und Juckreiz zu stillen. Modifikationen 5 Bei starkem Juckreiz: Dictamni cortex radicis (Baixianpi) 9–15 g (1 g), Kochiae fructus (Difuzi) 9–15 g (1,2 g) 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), rotem Zungenkörper, gelbem Zungenbelag: Gardeniae fructus (Zhizi) 6–9 g (0,6 g), Talcum (Huashi) 9–15 g (1,8 g), Scutellariae radix (Huangqin) 6–9 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Hitze (calor, re), Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
Stützt die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Mi 10
L 10
„Meer des Xue“
xuehai
Reguliert und kühlt das Xue
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), eliminiert Feuchtigkeit (humor, shi)
Gb 31
F 31
„Marktplatz der Winde“
fengshi
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Ergänzungspunkte 5 Bei starkem Juckreiz: – He 7/C 7 („Pforte des Shen“, shenmen), stützt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi), sediert – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), besänftigt Wind (ventus, feng), sediert 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), rotem Zungenkörper, gelbem Zungenbelag: – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), reguliert das Qi der Fk Dickund Dünndarm (oo. intestinorum, chang)
323
324
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
– Mi 9/L 9 („Die Quelle am Yin-Grabhügel“, yinlingquan), reguliert Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
■■ Behandlung einer chronischen Urtikaria ■■ D Hitze des Xue (calor xue, xuere) mit Wind (ventus, feng): Meist chronische Urtikaria Hauptsymptome
5 Zahlreiche rote Quaddeln, die sich heiß anfühlen und stark jucken, Verteilung über den ganzen Körper, ausgeprägter Dermographismus, Verschlechterung durch Wärme, Juckreiz, der sich abends verstärkt 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Brennendes Gefühl, Unruhe, Schlaflosigkeit, Mund- und Zungenaphthen 5 Zungenkörper: Rot; gelblicher, trockener Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich, beschleunigt, saitenförmig (superficiales, celeri und chordales, fu shu xian) Krankheitsmechanismus Eingestaute Emotionen führen zu Hitze (calor, re) oder Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan) und greifen über auf das Xue. Aus Hitze des Xue (calor xue, xuere) entsteht innerer Wind (ventus internus, neifeng). Eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) dringt über die Oberfläche ein und erfasst schnell die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) und das Xue. Hitze des Xue (calor xue, xuere) bringt wiederum Wind (ventus, feng) hervor, der Juckreiz verursacht. Therapeutisches Vorgehen 1. Kühlen von Hitze des Xue (calor xue, xuere) 2. Beruhigen von Wind (ventus, feng) 3. Stoppen des Juckreizes Arzneitherapie Basisrezept „Pulver zum Kühlen des Xue und Herauslösen von Wind“ (Liangxue xiaofeng san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Rehmanniae radix
Shengdihuang
15–30
2
Kühlt das Xue, befeuchtet, bringt Säfte (jinye) hervor
Moutan cortex
Mudanpi
9
1,2
Kühlt und bewegt das Xue
5.5 Urtikaria
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Anemarrhenae rhizoma
Zhimu
9
1,2
Kühlt Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo), befeuchtet
Coptidis rhizoma
Huanglian
1–5
0,2
Kühlt Hitze (calor, re), senkt Glut (ardor, huo) ab
Lophateri herba
Danzhuye
6–9
1,2
Kühlt Hitze (calor, re)
Schizonepetae herba
Jingjie
6–9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Beruhigt Wind (ventus, feng), besänftigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Cicadae periostracum
Chantui
6–9
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), beseitigt Juckreiz
Bombyx batryticatus
Jiangcan
6–9
1
Beruhigt Wind (ventus, feng)
Sophorae radix
Kushen
6
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi), zerstreut Wind (ventus, feng)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, leitet Glut (ardor, huo) aus
Erläuterung: Dieses Rezept kühlt Hitze des Xue (calor xue, xuere), Hitze (calor, re) in der Qi-Ebene und Wind-Hitze (calor venti, fengre). Juckreiz wird effektiv gestoppt. Modifikationen 5 Bei starkem Juckreiz: Zaocys (Wushaoshe) 3–9 g (1 g), Spirodelae herba (Fuping) 9 g (0,6 g) 5 Bei Unruhe, Schlaflosigkeit, Palpitationen: Mastodi fossilium ossis (Longgu) 15– 30 g (3 g), Polygoni multiflori caulis (Yejiaoteng) 9–15 g (3 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re)
Mi 10
L 10
„Meer des Xue“
xuehai
Reguliert und kühlt das Xue
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
Kühlt das Xue
325
326
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 17
V 17
„Einflusspunkt des Zwerchfells“
geshu
Stützt, reguliert und kühlt das Xue
Gb 31
F 31
„Marktplatz der Winde“
fengshi
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Ergänzungspunkte 5 Bei starkem Juckreiz: – Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), senkt Glut (ardor, huo) ab – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“; hegu), leitet Wind (ventus, feng) aus – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kanalisiert Glut (ardor, huo) 5 Bei Unruhe, Schlaflosigkeit, Palpitationen: – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), senkt das Yang ab, sediert, besänftigt Wind (ventus, feng) – Pe 6/Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan), stützt die Fk Herz und Milz (oo. cardialis et lienalis, xin pi), sediert – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab
■■ E Energetische Schwäche des Qi und des Xue (depletio qi et xue, qi xue xu) mit Wind (ventus, feng): Chronische Urtikaria Hauptsymptome
5 Chronische, rezidivierend auftretende eher blasse Quaddeln, Verschlechterung nach Anstrengung und Erschöpfung 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Schwindel, Müdigkeit, Blässe, spontane Schweiße, Infektanfälligkeit 5 Zungenkörper: Hell, gedunsen, Zahneindrücke, Zungenbelag dünn, weißlich 5 Pulse: Erschöpft (depleti, xu) Krankheitsmechanismus Die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) ist der Entstehungsort für Qi und Xue. Die energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) kann auf einer konstitutionellen Schwäche des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) oder auf lange bestehenden Erkrankungen der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) beruhen.
5.5 Urtikaria
Daraus resultiert einerseits eine Instabilität der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) mit einer Anfälligkeit für äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie). Andererseits entsteht aus einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Xue häufig Trockenheit (ariditas, zao), die wiederum Wind (ventus, feng) hervorbringt. Therapeutisches Vorgehen 1. Nähren des Xue und Mehren des Qi 2. Festigen der Oberfläche (extima, biao) 3. Vertreiben von Wind (ventus, feng) Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Trankes mit Angelicae sinensis radix“ (Danggui yinzi) und des „Pulvers gegen Wind aus Jade“ (Yu pingfeng san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Astragali radix
Huangqi
15–30
2
Stützt das Qi und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6–9
1
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
0,6
Leitet Wind (ventus, feng) aus, Meldearznei für die Oberfläche (extima, biao)
Angelicae sinensis radix
Danggui
9
1,2
Stützt und dynamisiert das Xue
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
9–12
2
Stützt das Xue und die Bauenergie (qi constructivum, yingqi)
Schizonepetae herba
Jingjie
6–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Beruhigt Wind (ventus, feng), besänftigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Cnidii fructus
Shechuangzi
9
1,2
Erwärmt das Yang, beruhigt Juckreiz
Buthus
Quanxie
3–6
0,4
Beruhigt Wind (ventus, feng), macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
327
328
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Erläuterung: Das vorliegende Rezept kräftigt das Qi und die Oberfläche (extima, biao), nährt das Xue über die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und löst Wind (ventus, feng) aus den Netzleitbahnen (reticulares, luomai). Modifikationen 5 Bei Xue-Stasen mit livider Verfärbung und Schmerzhaftigkeit: Salviae miltiorrhizae radix (Danshen) 9–15 g (2 g), Ligustici rhizoma (Chuanxiong) 9 g (0,6 g) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) mit Durchfallneigung, Blähungen: Smilacis glabrae rhizoma (Tufuling) 15–30 g (3 g), Coicis semen (Yiyiren) 15 g (3 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
Bl 17
V 17
„Einflusspunkt des Zwerchfells“
geshu
Stützt und reguliert das Xue
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
Stützt den Fk Milz (o. lienalis, pi), dynamisiert die Säfte (jinye)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei Xue-Stasen mit livider Verfärbung und Schmerzhaftigkeit: – Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai), reguliert und kühlt das Xue – Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong), kühlt das Xue – 3E 10/T 10 („Brunnen des Himmels“, tianjing), stabilisiert den Säfteumlauf (jinye) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) mit Durchfallneigung, Blähungen: – Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu, bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), reguliert das Xue – Mi 3/L 3 („Das größte Weiße“, taibai), leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus, stützt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
5.5 Urtikaria
– Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen), mobilisiert das echte Yang (yang merum, zhenyang)
■■ F Xue-Stasen und Wind (ventus, feng): Chronische Urtikaria Hauptsymptome
5 Dunkelrote oder livide Läsionen, häufig in der unteren Körperhälfte; typischerweise in der Gürtellinie (Druckurtikaria), an Gesäß, Rücken, Füßen; Läsionen sind häufig schmerzhaft 5 Mögliche Begleitsymptome: Kopfschmerzen, Arthralgien, livides Gesicht und Lippen 5 Zungenkörper: Bläuliche oder livide Spots, gestaute Zungengrundvenen 5 Pulse: Rau (asperi, se) Krankheitsmechanismus Die Xue-Stasen können bei allen chronischen Formen der Urtikaria auftreten. Energetisch betrachtet können Xue-Stasen viele Ursachen haben, unter anderem Hitze des Xue (calor xue, xuere) mit Schmälerung der Säfte (jinye), energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi und des Xue sowie Kälte (algor, han) und Qi-Blockaden. Ein wichtiger klinischer Erfahrungssatz besagt: „Um Wind (ventus, feng) zu behandeln, muss man zuerst das Xue behandeln; wenn sich das Xue bewegt, wird Wind (ventus, feng) von selbst erlöschen.“ Therapeutisches Vorgehen 1. Bewegen des Xue 2. Ausleiten von Wind (ventus, feng) Arzneitherapie Basisrezept „Das Xue dynamisierendes und Wind beseitigendes Dekokt“ (Huoxue qufeng tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Angelicae sinensis radix
Danggui
9
1,2
Stützt und dynamisiert das Xue
Paeoniae rubrae radix
Chishao
9
1,2
Kühlt und bewegt das Xue
Persicae semen
Taoren
9
1,2
Belebt das Xue, löst Xue-Stasen auf
Carthami flos
Honghua
9
1
Belebt das Xue
329
330
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Lumbricus
Dilong
9
0,6
Beruhigt Wind (ventus, feng), macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig
Cicadae periostracum
Chantui
6–9
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Bombyx batryticatus
Jiangcan
6–9
1
Beruhigt Wind (ventus, feng)
Schizonepetae herba
Jingjie
6–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Lonicerae caulis
Rendongteng
9–12
1,5
Kühlt das Xue
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
Erläuterung: Alle Mittel zusammen bewegen das Xue, machen die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig und beseitigen so Wind (ventus, feng). Modifikationen 5 Bei ausgeprägten Xue-Stasen: Curcumae zedoariae rhizoma (Ezhu) 6–9 g (1,2 g), Sparganii rhizoma (Sanleng) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei deutlicher Hitze-Symptomatik (calor, re): Rehmanniae radix (Shengdihuang) 15 g (2 g); Moutan cortex (Mudanpi) 9 g (1,2 g) 5 Bei starkem Kälte-Befund (algor, han): Cinnamomi cassiae cortex (Rougui) 3 g (0,2 g), Zingiberis rhizoma (Ganjiang) 6–9 g (0,6 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
Dynamisiert die Säfte (jinye)
Mi 10
L 10
„Meer des Xue“
xuehai
Bewegt und kühlt das Xue
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
Kühlt das Xue
Bl 17
V 17
„Einflusspunkt des Zwerchfells“
geshu
Stützt und reguliert das Xue
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), harmonisiert das Xue
5.5 Urtikaria
Ergänzungspunkte 5 Bei ausgeprägten Xue-Stasen: – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), beseitigt Qi-Blockaden, macht Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue 5 Bei deutlicher Hitze-Symptomatik (calor, re): – Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), senkt Glut (ardor, huo) ab – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), leitet Glut (ardor, huo) aus 5 Bei starkem Kälte-Befund (algor, han): – Ren 4/Rs 4 („Das erste der Passtore“, guanyuan), löst Kälte (algor, han) auf, stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) – Du 4/Rg 4 („Pforte des Lebensloses“, mingmen), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen), mehrt das Xue – Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
■■■■ Diätetik Das zentrale Agens bei Urtikaria ist Wind (ventus, feng). Er tritt in Verbindung mit Kälte (als Wind-Kälte, algor venti, fenghan), Hitze (als Wind-Hitze, calor venti, fengre) oder Feuchtigkeit (als Wind-Feuchtigkeit, humor venti, fengshi) auf. Bei den chronischen Formen ist Wind (ventus, feng) als Folge von Hitze des Xue (calor xue, xuere), energetischer Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu) und Xue-Stasen zu behandeln. Nicht empfehlenswert sind daher Nahrungsmittel, die Wind (ventus, feng) mobilisieren, andererseits sind Nahrungsmittel zu empfehlen, die Wind (ventus, feng) beruhigen. Empfehlenswert
Sonnenblumenkerne, Frühlingszwiebeln, Fenchel, Stangensellerie, Aubergine, Wasserkastanie, Kokosnuss
Nicht empfehlenswert
Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse, Garnelen, weil sie Wind (ventus, feng) mobilisieren, sowie scharfe Gewürze, Pfeffer, Chilis, Paprika, Zimt, Kardamom, die an der Oberfläche (extima, biao) wirken
Befundabhängig ist je nach Differenzialdiagnose weiterhin zu empfehlen: 5 Bei Wind-Kälte (algor venti, fenghan) warme und scharfe Nahrungsmittel: Frühlingszwiebeln, Koriander, Ingwer 5 Bei Wind-Hitze (calor venti, fengre) kühle und scharfe Nahrungsmittel: Tomate, Karotte, Chinakohl, Rettich, Löwenzahn, Wassermelone, grüner Tee 5 Bei Wind-Feuchtigkeit (humor venti, fengshi) warme und scharfe Nahrungsmittel: – Bohnen, Lauch, Austernpilze – Vorsicht: Milchprodukte, Orangen, Mandarinen, Nüsse
331
332
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Bei Hitze des Xue (calor xue, xuere) kühlende und süße, befeuchtende Nahrungsmittel: Tomate, Spinat, Aubergine, Salat, Bambussprossen, Judasohr, Morcheln 5 Bei energetischer Schwäche des Xue (depletio xue, xuexu) neutrale bis warme und süße Nahrungsmittel: Sesam, Pinienkerne, Weintrauben, Kirschen, Tintenfische 5 Bei Xue-Stasen: Auberginen, Chinesischer Lauch, Azukibohnen, schwarze Sojabohnen, Judasohr sowie Essig in geringen Mengen
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, Nebennierenrinde, ACTH am dominanten Ohr 5 Psychische Punkte: Omega-Achse, Haldol, Valium, Antiaggression 5 Stabilisierende Punkte: Lateralitäts-Steuerpunkt, Nullpunkt Histamin Shenmen
Ω2-Punkt
Urtikaria-Zone
Haldol Nebennierenrinde (NNR)
Ω1-Punkt Nullpunkt
Hel
ixw
LateralitätsSteuerpunkt Valium
Ω-Hauptpunkt ACTH
urz
el
5.5 Urtikaria
■■ Chinesische Punkte 5 Urtikaria-Zone (71) 5 Shenmen (55) Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt.
■■■■ Zusammenfassung 5 Das wichtigste Agens bei Urtikaria ist Wind (ventus, feng). Wind (ventus, feng) tritt häufig in Kombination mit Hitze (calor, re), Kälte (algor, han) und Feuchtigkeit (humor, shi) auf. 5 Bei den chronischen Formen der Urtikaria ist das Xue mitzubehandeln. Dabei ist auf Hitze des Xue (calor xue, xuere), energetische Schwäche (depletio, xu) des Xue sowie Xue-Stasen zu achten. 5 Die am häufigsten verwendeten Akupunkturpunkte zur Behandlung von Urtikaria sind: Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai), Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong), Bl 17/V 17 („Einflusspunkt des Zwerchfells“, geshu). 5 In der Arzneimitteltherapie haben sich besonders bewährt: Schizonepetae herba (Jingjie), Saposhnikoviae radix (Fangfeng), Spirodelae herba (Fuping), Tribuli fructus (Baijili), Cicadae periostracum (Chantui), Bombyx batryticatus (Jiangcan), Paeoniae rubrae radix (Chishao), Moutan cortex (Mudanpi) und Angelicae sinensis radix (Danggui). 5 In der Diätetik sollten vor allem Nahrungsmittel gemieden werden, die Wind (ventus, feng) mobilisieren: Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse und Garnelen sowie scharfe Gewürze, die an der Oberfläche (extima, biao) Hitze (calor, re) erzeugen.
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Hauterkrankungen sind eine Domäne der chinesischen Arzneimitteltherapie. Dabei ist die Wirksamkeit am besten, wenn die Dekokte täglich frisch zubereitet werden. 5 Speziell bei der Urtikaria hat die Akupunktur große Bedeutung, da Wind (ventus, feng) das wichtigste Agens der Erkrankung ist und Juckreiz gut beruhigt werden kann. 5 Diätetische Ratschläge haben sich in der Praxis und vor allem bei Beteiligung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) als sehr hilfreich erwiesen. 5 Innerhalb von sechs Wochen zeigt sich in der Regel ein erster Behandlungserfolg.
333
334
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Die Akupunktur sollte bei akuten Schüben ein- bis dreimal pro Woche, im chronischen Stadium alle ein bis zwei Wochen erfolgen. 5 Die akute Form der Urtikaria spricht in der Regel sehr schnell und gut auf die Behandlung an. Die chronische Urtikaria erfordert eine Behandlung über mehrere Monate. In den meisten Fällen ist eine deutliche Besserung oder Beschwerdefreiheit zu erreichen.
5.6 Atopisches Ekzem
5.6 Atopisches Ekzem 5.6.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Das atopische Ekzem ist eine häufige, entzündliche Hauterkrankung, die chronisch rezidivierend verläuft und mit starkem Juckreiz einhergeht. Synonym werden die Begriffe Neurodermitis, endogenes Ekzem und atopische Dermatitis gebraucht. 9–20% der deutschen Kinder sind betroffen. 5 Atopisches Ekzem, allergisches Asthma bronchiale, allergische Rhinokonjunktivitis und Nahrungsmittelallergien sind eng miteinander verbunden als Erkrankungen des atopischen Formenkreises. 60% der Patienten mit atopischem Ekzem leiden gleichzeitig unter mindestens einer anderen atopischen Erkrankung. 5 Das Krankheitsgeschehen und die Ausprägung der Erkrankung sind multifaktoriell bedingt. Neben der genetischen Veranlagung spielen die Ernährung, emotionaler Stress, klimatische Faktoren und Infektionen eine modulierende Rolle. Bei vielen Patienten sind IgE-vermittelte Allergien von entscheidender Bedeutung. Diese sind in Mitteleuropa beim Erwachsenen am häufigsten gegen Katzenepithel, Hausstaubmilbe und Gräserpollen, bei Säuglingen gegen Hühnerei und Kuhmilch gerichtet.
■■■■ Klinisches Bild 5 Lokalisation: Bei Säuglingen sind vor allem das Gesicht und die Streckseiten der Extremitäten betroffen. Später sind vor allem die großen Beugen, Streckseiten von Hand- und Sprunggelenk sowie Nacken und Hals betroffen. 5 Das klinische Bild ist geprägt durch einen persistierenden Juckreiz, die trockene Haut und den chronisch rezidivierenden Verlauf. Die primären Hautveränderungen werden als Rötung, Papel, Seropapel oder als Bläschen beschrieben. Sekundär imponieren Kratzspuren mit serösen Exsudationen oder hämorrhagischen Läsionen, die Lichenifikation sowie Superinfektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze. 5 Das atopische Ekzem klingt bei etwa einem Drittel der Betroffenen vor der Pubertät ab. 95% der Fälle von atopischer Dermatitis sind als leicht einzustufen. Etwa 5% zeigen eine massive Ausdehnung, die intensiver fachärztlicher Betreuung bedarf.
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 Topische Therapie: Hautpflege mit Ölbädern und rückfettenden Salben sowie Kortikosteroide. 5 Allergenkarenz: Z.B. Hausstaubmilben, Tierhaare, spezifische Diät
335
336
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Physikalische Therapie: UVA-Bestrahlung, Klimatherapie 5 Systemische Therapie: Kortikosteroide, Antibiotika, Antihistaminika 5 Psychologische Therapie: Verhaltenstherapie, autogenes Training
5.6.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 In der chinesischen Medizin wird die atopische Dermatitis je nach Alter des Betroffenen und den Symptomen u.a. den Kategorien „Milchflechte“ (Naixuan), „Wind in den vier Beugen“ (Siwan feng) und „Hartnäckige Feuchtigkeit“ (Wanshi) zugeordnet. 5 Die chinesische Dermatologie orientiert sich sehr stark an der klinischen Symptomatik sowie am äußeren Erscheinungsbild der Erkrankung. 5 Die klinische Symptomatik ist vor allem geprägt durch den hartnäckigen Juckreiz sowie Rötung und Trockenheit der Haut. 5 Das äußere Erscheinungsbild der Haut kann durchaus unterschiedlich sein: Typischerweise finden sich großflächige Hautrötungen mit Schuppenbildung und Exkoriationen, also blutigen Kratzspuren. Es können aber auch ödematöse Hautveränderungen, Bläschen sowie Ulzerationen mit Sekretion und Krustenbildung auftreten. Komplizierend können Hautinfektionen mit Eiterbildung und Pusteln dazukommen. Im späteren Verlauf treten häufig Pigmentveränderungen und Lichenifizierung auf. 5 Zuordnungen zwischen energetischer Differenzierung und Hautveränderungen: – Wind (ventus, feng): Plötzliches Auftreten, rasche Verbreitung, rote Papeln, Quaddelbildung, Juckreiz, Schuppenbildung, Lokalisation am Kopf – Feuchtigkeit (humor, shi): Bläschenbildung, Sekretion – Hitze (calor, re): Hautrötung, Hitzegefühl in der Haut – Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire): Erosionen, Ulzerationen, gelbe Krusten – Hitze des Xue (calor xue, xuere): Rötung, die auf Druck nicht verschwindet, rasche Ausbreitung, großes Areal, blutige Kratzspuren, Exkoriationen – Xue-Stasen: Lichenifizierung, Hautverdickung, livide Hautverfärbung, Pigmentveränderung – Toxisches: Eiterbildung, Pusteln, aggressive Verlaufsformen
■■■■ Agenzien und Pathogenese Die wichtigsten Agenzien beim atopischen Ekzem sind Wind (ventus, feng), Feuchtigkeit (humor, shi) und Hitze (calor, re), die sich in der Haut festsetzen und die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) blockieren. Diese können entweder von außen als Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) oder als innere pathogene Faktoren entstehen.
5.6 Atopisches Ekzem
A
B
C
D
Dabei sind häufig die Kombinationen Wind-Hitze (calor venti, fengre), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Hitze des Xue (calor xue, xuere) zu beobachten. Klinisch werden vor allem die folgenden vier Formen differenziert: Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) führt zu einer disharmonischen Verteilung von Qi und Xue, die Haut wird unzureichend ernährt und befeuchtet. Die Hitze-Komponente (calor, re) schmälert zusätzlich die Säfte (jinye). Hitze des Xue (calor xue, xuere) entsteht durch Hitze-Schrägläufigkeiten (calorHeteropathien, rexie), die nicht ausgeleitet werden konnten. In diesem Stadium liegt eine fortgeschrittene Schädigung der Säfte (jinye) vor, die zu starker Rötung und trockener Haut führt. Es entsteht innerer Wind (ventus internus, neifeng) und dadurch heftiger Juckreiz. Energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Feuchtigkeit (humor, shi): Es kommt zu einer disharmonischen Verteilung von Qi, Xue und Säften (jinye) durch die blockierende Feuchtigkeit (humor, shi). Außerdem werden nicht genügend klare Säfte (jinye) aus der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) bereitgestellt. Energetische Schwäche (depletio, xu) des Xue mit Trockenheit (ariditas, zao) und Wind (ventus, feng): Lange bestehende Hitze-Schrägläufigkeiten (calorHeteropathien, rexie) führen zu einem Verbrauch des Xue. Dies beinhaltet einen Mangel der Säfte (jinye) mit Trockenheit der Haut sowie inneren Wind (ventus internus, neifeng), der zu Juckreiz führt.
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ A Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire): Häufigster Typ im Akutstadium Hauptsymptome
5 Rote ödematöse Hautläsionen, Bläschen und Pusteln, klare gelbe Exsudate, gelbe Krusten, Kratzspuren, ausgeprägter Juckreiz 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Appetitlosigkeit, Durstlosigkeit, Völlegefühl in Brust und Bauch, Durchfallneigung 5 Zungenkörper: Rot mit dickem, gelbem Zungenbelag 5 Pulse: Schlüpfrig und beschleunigt (lubrici und celeri, hua shu) Krankheitsmechanismus
5 Durch emotionale Einstauung und/oder Ernährung entsteht Hitze (calor, re) oder Glut (ardor, huo). Bei einer gleichzeitig vorbestehenden Feuchtigkeit-Belastung (humor, shi) bildet sich Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire). 5 Fehlernährung oder Überernährung insbesondere mit süßen, fetten und schweren Speisen sowie regelmäßiger Alkoholkonsum können die Transformations-
337
338
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
kraft der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) überfordern. Dadurch kommt es zur Bildung von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire). Therapeutisches Vorgehen 1. Kühlen und Drainieren von Hitze (calor, re) 2. Ausleiten und Trocknen von Feuchtigkeit (humor, shi) 3. Stillen des Juckreizes Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Enzian-Dekokts zur Dispulsion des Fk Leber“ (Longdan xiegan tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Gentianae radix
Longdancao
3–9
0,6
Kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) in den Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan)
Gardeniae fructus
Zhizi
6–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Scutellariae radix
Huangqin
6–9
1,6
Kühlt Hitze (calor, re) und trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Rehmanniae radix
Shengdihuang
15–30
2
Kühlt das Xue, befeuchtet, erzeugt Säfte (jinye)
Moutan cortex
Mudanpi
6–9
1,2
Kühlt und dynamisiert das Xue
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Entspannt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), beruhigt Wind (ventus, feng)
Kochiae fructus
Difuzi
6–12
1,2
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus, beseitigt Juckreiz
Clematidis caulis
Mutong
6–9
0,6
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) diuretisch aus
Dictamni cortex radicis
Baixianpi
3–6
1
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus, beseitigt Juckreiz
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
Erläuterung: Das ursprüngliche Rezept dient der Zerstreuung von Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan) und der Ausleitung von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire). In der hier vorliegenden Modifikation wird diese Wirkung auf die Haut konzentriert und Juckreiz beruhigt.
5.6 Atopisches Ekzem
Modifikationen 5 Bei starkem Juckreiz, Ekzem, vor allem am Kopf und in der oberen Körperhälfte: Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 3–6 g (1 g), Cicadae periostracum (Chantui), 3–6 g (1,2 g), Schizonepetae herba (Jingjie) 3–6 g (1 g) 5 Bei ausgedehntem Erythem, starker Rötung: Paeoniae rubrae radix (Chishao) 6– 9 g (1,2 g), Forsythiae fructus (Lianqiao) 6–12 g (1,5 g) 5 Bei starker Exsudation: Sophorae radix (Kushen) 3–6 g (0,6 g), Coicis semen (Yiyiren) 9–15 g (3 g), Talcum (Huashi) 9–15 g (1,8 g) 5 Bei Entzündung, Pustelbildung: Lonicerae flos (Jinyinhua) 9–12 g (2 g), Taraxaci herba (Pugongying) 9–12 g (2 g), Violae herba (Zihuadiding) 9–12 g (1 g) 5 Bei Ekzem, vor allem an den Beinen (Feuchtigkeit, humor, shi): Phellodendri cortex (Huangbo) 3–9 g (0,6 g), Atractylodis rhizoma (Cangzhu) 3–9 g (1 g), Plantaginis semen (Cheqianzi) 9–12 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
3E 6
T6
„Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“
feihu/ zhigou
Löst und entfaltet das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Gb 34
F 34
„Quelle am sonnenbeschienenen Grabhügel“
yanglingquan
Eliminiert Feuchtigkeit (humor, shi), Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re)
Le 3
H3
„Die mächtige große Straße“
taichong
Reguliert das Xue, senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab
Mi 2
L2
„Die große Stadt“
dadu
Kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Ergänzungspunkte 5 Bei starkem Juckreiz, Ekzem, vor allem am Kopf und in der oberen Körperhälfte: – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re); – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab; – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), zerstreut Wind (ventus, feng)
339
340
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Bei ausgedehntem Erythem, starker Rötung: – Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai), reguliert und kühlt das Xue; – Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong), kühlt das Xue, leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus 5 Bei starker Exsudation: – Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, dynamisiert den Säfteumlauf (jinye); – Mi 9/L 9 („Die Quelle am Yin-Grabhügel“, yinlingquan), reguliert Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) 5 Bei Entzündung, Pustelbildung: – Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian), leitet Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) aus; – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Glut (ardor, huo)
■■ B Hitze des Xue (calor xue, xuere): Häufig im Akutstadium Hauptsymptome
5 Haut stark gerötet, Hitzegefühl in der Haut, keine oder sehr wenig Exsudation, ausgeprägte Kratzspuren, blutige Krusten, massiver Juckreiz 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Starke Unruhe und Gereiztheit, Schlaflosigkeit, starker Durst, roter Kopf 5 Zungenkörper: Rot und trocken, rote Punkte an der Zungenspitze 5 Pulse: Angefüllt und beschleunigt (repleti und celeri, shi shu) Krankheitsmechanismus Hitze- und Wind-Schrägläufigkeiten (calor- und ventus-Heteropathien, re feng xie) oder Toxisches, die nicht rechtzeitig vom Körper eliminiert werden, dringen von der Oberfläche (extima, biao) in das Innere (intima, li) ein. Zuletzt wird das Xue erreicht, und es entsteht Hitze des Xue (calor xue, xuere). In diesem Stadium liegt eine fortgeschrittene Schädigung der Säfte (jinye) vor, die wiederum inneren Wind (ventus internus, neifeng) hervorbringt. Äußerer Wind (ventus externus, waifeng) und innerer Wind (ventus internus, neifeng) verstärken sich gegenseitig. Therapeutisches Vorgehen 1. Kühlen der Hitze des Xue (calor xue, xuere) 2. Zerstreuen von Wind (ventus, feng) 3. Stillen des Juckreizes
5.6 Atopisches Ekzem
Arzneitherapie Basisrezept „Modifiziertes Pulver zum Kühlen des Xue und Herauslösen von Wind“ (Liangxue xiaofeng san jiajian) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Rehmanniae radix
Shengdihuang
15–30
2
Kühlt das Xue, befeuchtet, erzeugt Säfte (jinye)
Moutan cortex
Mudanpi
6–9
1,2
Kühlt und dynamisiert das Xue
Paeoniae rubrae radix
Chishao
6–9
1,2
Kühlt und bewegt das Xue
Gypsum fibrosum
Shigao
15–30
6
Kühlt Hitze (calor, re), leitet Glut (ardor, huo) aus
Sophorae radix
Kushen
6–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), treibt Wind (ventus, feng) aus, beruhigt Juckreiz
Cicadae periostracum
Chantui
3–6
1,2
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), beseitigt Juckreiz
Schizonepetae herba
Jingjie
3–6
1
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Tribuli fructus
Baijili
9–12
2
Entspannt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), beruhigt Wind (ventus, feng)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
Erläuterung: Dieses Rezept eignet sich, um Hitze des Xue (calor xue, xuere) zu kühlen, gleichzeitig wird Hitze (calor, re) in der Qi-Ebene geklärt und WindHitze (calor venti, fengre) über die Oberfläche (extima, biao) zerstreut. Modifikationen 5 Bei rascher Ausbreitung und starker Rötung: Lithospermi radix (Zicao) 6–9 g (0,6 g), Imperatae rhizoma (Baimaogen) 9–30 g (2 g) 5 Bei starker Unruhe: Anemarrhenae rhizoma (Zhimu) 6–9 g (1,2 g), Lophateri herba (Danzhuye) 6–9 g (1,2 g), Mastodi fossilium ossis (Longgu) 15–30 g (3 g) 5 Bei Eiter- und Pustelbildung, schweren Verläufen: Forsythiae fructus (Lianqiao) 6–9 g (0,6 g), Taraxaci herba (Pugongying) 6–15 g (2 g), Lonicerae flos (Jinyinhua) 9–12 g (2 g) 5 Bei Exsudationen: Scutellariae radix (Huangqin) 6–9 g (1,6 g), Clematidis caulis (Mutong) 6–9 g (0,6 g)
341
342
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Hitze (calor, re), Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
Kühlt das Xue, leitet FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) aus
Mi 10
L 10
„Meer des Xue“
xuehai
Reguliert das Xue, kühlt Xue
Le 2
H2
„Der Zwischenraum des Gehens“
xingjian
Leitet Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) aus
Ex-LE 3
Ex 21
„Insektennest“
baichongwo
Reguliert das Xue, eliminiert Wind (ventus, feng)
Ergänzungspunkte 5 Bei rascher Ausbreitung und starker Rötung: – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), zerstreut Wind (ventus, feng) – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Glut (ardor, huo) 5 Bei starker Unruhe: – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) – Pe 7/Pc 7 („Großer Grabhügel“, daling), kühlt den Fk Herz (o. cardialis, xin), leitet Hitze (calor, re) aus, sediert – He 7/C 7 („Pforte des Shen“, shenmen), stützt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi), senkt das Yang ab 5 Bei Eiter- und Pustelbildung, schweren Verläufen; blutige Nadelung: Du 14/ Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), senkt Glut (ardor, huo) ab
■■ C Energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Feuchtigkeit (humor, shi): Häufiger im subakuten Stadium, bei geschwächten Personen oder Kindern Hauptsymptome
5 Blassrote, ödematöse Hautläsionen, zahlreiche Bläschen und Vesikel zwischen trockener Haut, Exsudationen, etwas schwächerer Juckreiz
5.6 Atopisches Ekzem
5 Mögliche Allgemeinsymptome: Mäßiger Appetit, Durchfallneigung, blasses Gesicht, Trägheit, Infektanfälligkeit 5 Zungenkörper: Gedunsen und hell, eventuell Zahneindrücke, weißer, klebriger Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft, weich und schlüpfrig (depleti, molles und lubrici, xu ruan hua) Krankheitsmechanismus
5 Eine konstitutionelle Schwäche in Verbindung mit ungeeigneter Nahrung führt zu einer Überforderung der Assimilationskraft der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), und es entsteht Feuchtigkeit (humor, shi). Dadurch werden nicht mehr ausreichend klare Säfte (jinye) zur Befeuchtung der Haut bereitgestellt. 5 Eine Feuchtigkeit-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-humidus-Heteropathie, shire xie), bei der Feuchtigkeit (humor, shi) gegenüber Hitze (calor, re) deutlich überwiegt, setzt sich in den mittleren Funktionskreisen fest, wird chronisch und führt in der Folge zu einer energetischen Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei). Therapeutisches Vorgehen 1. 2. 3. 4.
Kräftigen des Fk Milz (o. lienalis, pi) Umwandeln und Ausleiten von Feuchtigkeit (humor, shi) Stillen des Juckreizes Kühlen von Hitze (calor, re)
Arzneitherapie Basisrezept Modifiziertes „Feuchtigkeit ausleitendes Dekokt bestehend aus dem den Fk Magen befriedenden Pulver und dem Pulver der Fünf ,Ling‘-Bestandteile“ (Chushi weiling tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Atractylodis rhizoma
Cangzhu
6–9
1
Trocknet Feuchtigkeit (humor, shi), kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Magnoliae cortex
Houpo
6–9
1
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, bewegt das Qi
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
3–9
0,6
Reguliert das Qi, trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6–9
1
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
343
344
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Poria
Fuling
9–12
2
Scheidet Feuchtigkeit (humor, shi) aus, kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Talcum
Huashi
9–15
1,8
Wirkt diuretisch, scheidet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Clematidis armandii caulis
Chuanmutong
6–9
0,6
Wirkt diuretisch, kühlt Hitze (calor, re)
Gardeniae fructus
Zhizi
3–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert
Erläuterung: Diese Rezeptur wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um und kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch aus und erzielt dadurch eine milde Kühlung von Hitze (calor, re). Modifikationen 5 Bei starkem Juckreiz: Dictamni cortex radicis (Baixianpi) 3–9 g (1 g), Kochiae fructus (Difuzi) 6–12 g (1,2 g) 5 Bei schlechtem Appetit: Oryzae fructus germinatus (Guya) 9–15 g (2 g), Hordei fructus germinatus (Maiya) 9–15 g (2 g), Eupatorii herba (Peilan) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei stärkerer Hautrötung: Sophorae radix (Kushen) 3–9 g (0,6 g), Scutellariae radix (Huangqin) 6–9 g (1,6 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, dynamisiert Säfteumlauf (jinye)
Mi 10
L 10
„Meer des Xue“
xuehai
Reguliert das Xue, kühlt Xue
5.6 Atopisches Ekzem
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), eliminiert Feuchtigkeit (humor, shi)
Bl 21
V 21
„Einflusspunkt des Magen-Funktionskreises“
weishu
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ergänzungspunkte 5 Bei starkem Juckreiz: – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou), löst und entfaltet das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) 5 Bei schlechtem Appetit: – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, leitet Schleim (pituita, tan) aus – Mi 3/L 3 („Das größte Weiße“, taibai), leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus, löst Schleim (pituita, tan) 5 Bei stärkerer Hautrötung: – Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong); kühlt das Xue, leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue, senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab
■■ D Energetische Schwäche (depletio, xu) des Xue mit Trockenheit (ariditas, zao) und Wind (ventus, feng): Chronisches Stadium Hauptsymptome
5 Chronisches Ekzem, ausgeprägte Trockenheit, dicke, flechtenartige Hautveränderungen, Lichenifizierung, blassrote Hautläsionen 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Abgeschlagenheit, Kraftlosigkeit, Schlaflosigkeit, trockenes Haar, blasses Gesicht 5 Zungenkörper: Blass; trockener Zungenbelag 5 Pulse: Zart und rau (minuti und asperi, xi se) Krankheitsmechanismus
5 Chronische Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie) führen zu einem Verbrauch des Xue und einer Schädigung der Säfte (jinye). Dadurch wird die Zirkulation von Qi und Xue erschwert, und es bilden sich Xue-Stasen. Sowohl die Schmälerung der Säfte (jinye) als auch die schlechte Zirkulation des
345
346
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Xue bedingen die Trockenheit der Haut. Zudem hat die energetische Schwäche (depletio, xu) des Xue Wind (ventus, feng) und Juckreiz zur Folge. 5 Eine konstitutionelle Schwäche der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) führt zu einer unzureichenden Bereitstellung von Qi und Xue aus dem Fk Milz (o. lienalis, pi). Therapeutisches Vorgehen 1. 2. 3. 4.
Stützen und Nähren des Xue Befeuchten von Trockenheit (ariditas, zao) Bewegen des Xue Stillen des Juckreizes, Zerstreuen von Wind (ventus, feng)
Arzneitherapie Basisrezept „Trank mit Angelicae sinensis radix“ (Danggui yinzi) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Angelicae sinensis radix
Danggui
6–9
1,2
Stützt und bewegt das Xue
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
6–12
2
Stützt das Xue, sammelt das Yin
Rehmanniae radix
Shengdihuang
9–15
2
Kühlt das Xue, erzeugt Säfte (jinye)
Polygoni multiflori radix
Heshouwu
6–12
2
Mehrt das Xue, befeuchtet
Astragali radix
Huangqi
9–15
3
Stützt das Qi und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Schizonepetae herba
Jingjie
6–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6–9
1
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Tribuli fructus
Baijili
6–12
2
Leitet Wind (ventus, feng) aus, stillt Juckreiz
Ligustici rhizoma
Chuanxiong
6–9
1,2
Belebt das Xue, leitet Wind (ventus, feng) aus
Glycyrrhizae radix
Gancao
3–6
0,6
Harmonisiert, erzeugt Säfte (jinye)
Erläuterung: Diese Rezeptur nährt das Xue und befeuchtet Trockenheit (ariditas, zao). Astragali radix (Huangqi) fördert die Bildung des Xue über die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei). Wind (ventus, feng) wird
5.6 Atopisches Ekzem
zerstreut. Dieses Ziel wird auch über die Bewegung des Xue wirkungsvoll unterstützt. Modifikationen 5 Bei starkem Juckreiz: Dictamni cortex radicis (Baixianpi) 6–9 g (1 g), Sophorae radix (Kushen) 6–9 g (0,6 g) 5 Bei ausgeprägter Lichenifikation: Salviae miltiorrhizae radix (Danshen) 9–15 g (2 g); Millettiae caulis et radix (Jixueteng) 9–15 g (3 g); Buthus (Quanxie) 3 g (0,4 g) 5 Bei Schlaflosigkeit: Zizyphi semen (Suanzaoren) 6–12 g (2 g), Polygoni multiflori caulis (Yejiaoteng) 9–15 g (3 g), Mastodi fossilium ossis (Longgu) 15–30 g (3 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re), harmonisiert und kühlt Xue
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
Kühlt das Xue, leitet FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) aus
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
Bl 17
V 17
„Einflusspunkt des Zwerchfells“
geshu
Stützt und reguliert das Xue
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), reguliert das Xue
Ergänzungspunkte 5 Bei starkem Juckreiz: – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), zerstreut Wind (ventus, feng) 5 Bei ausgeprägter Lichenifikation: – Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao), dynamisiert den Säfteumlauf (jinye) – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue
347
348
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Bei Schlaflosigkeit: – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab, besänftigt Wind (ventus, feng) – He 7/C 7 („Pforte des Shen“, shenmen), stützt das Qi des Fk Herz (qi cardiale, xinqi), senkt das Yang ab – Ni 6/R 6 („Meer der Erhellung“, zhaohai), führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben, sediert
■■■■ Diätetik Das atopische Ekzem ist eine Erkrankung, die im akuten Stadium mit vielen Hitze-Zeichen (calor, re) einhergeht. Dabei sind vor allem Wind-Hitze (calor venti, fengre), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Hitze des Xue (calor xue, xuere) zu unterscheiden. Im chronischen Stadium sind vor allem die Agenzien Feuchtigkeit (humor, shi) und Trockenheit (ariditas, zao) zu beachten. Aus diesem Grund sollten vor allem Nahrungsmittel gemieden werden, die Hitze (calor, re) fördern. Andererseits sind kühle und befeuchtende Lebensmittel zu empfehlen. Empfehlenswert
kühle und süße Nahrungsmittel – Löwenzahn, Bambussprossen, Auberginen, Spinat, Salat, Tomate, Gurke, Wassermelone, Banane, Birne
Nicht empfehlenswert
warme und heiße Nahrungsmittel – Zucker, Weizenmehl, Alkohol, Kaffee, Pfeffer, Chilis, Paprika, Zimt, Fleisch (Huhn, Schwein, Rind und Wild), Krebse, Ananas
Befundabhängig sind nach energetischer Diagnose weiterhin zu empfehlen: 5 Bei Wind-Hitze (calor venti, fengre) kühle und scharfe Nahrungsmittel – Rettich, Karotte, Chinakohl, Stangensellerie, grüner Tee – Vorsicht: Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Hühnerei und Krebse können Wind (ventus, feng) mobilisieren 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) kühle und bittere Nahrungsmittel: – Buchweizen, Mungbohnen, Sojasprossen, Löwenzahn, Rucola, Artischocke, Sellerie, grüner Tee – Vorsicht: Alkohol, Zucker und Kuhmilch verstärken Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) 5 Bei Hitze des Xue (calor xue, xuere) kühles Temperaturverhalten (natura, xing): Rettich, Spinat, Aubergine, Tomate, Judasohr, Morchel 5 Bei Trockenheit (ariditas, zao) kühle und süße oder saure Nahrungsmittel: Sojamilch, Tofu, Spinat, Aubergine, Tomate, Birne, Wassermelone, Banane, Kiwi 5 Bei Feuchtigkeit (humor, shi) warme und scharfe Nahrungsmittel: – Bohnen, Knoblauch, Ingwer, Koriander, Fenchel, Fische – Vorsicht: Nüsse, fettes Fleisch, Zucker, Kuhmilch verstärken Feuchtigkeit (humor, shi)
5.6 Atopisches Ekzem
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, Nebennierenrinde, ACTH am dominanten Ohr 5 Psychische Punkte: Omega-Achse, Angst, Haldol, Valium, Antiaggression 5 Stabilisierende Punkte: Lateralitäts-Steuerpunkt, Nullpunkt
■■ Chinesische Punkte 5 Urtikaria-Zone (71) Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt. Histamin Ω2-Punkt
Urtikaria-Zone
Haldol Nebennierenrinde (NNR)
Ω1-Punkt Nullpunkt
Hel
ixw
urz
el
LateralitätsSteuerpunkt Valium
Angst
Ω-Hauptpunkt ACTH
■■■■ Zusammenfassung 5 In der Behandlung des atopischen Ekzems sind die Agenzien Hitze (calor, re), Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi) von besonderer Bedeutung.
349
350
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Klinisch dominieren vor allem im Akutstadium die Hitze-Bilder (calor, re) in Form von Wind-Hitze (calor venti, fengre), Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Hitze des Xue (calor xue, xuere). 5 Zur Behandlung des atopischen Ekzems werden die folgenden Akupunkturpunkte am häufigsten verwendet: Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai), Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong), Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), Gb 34/F 34 („Quelle am sonnenbeschienenen Grabhügel“, yanglingquan), Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting). 5 In der Arzneimitteltherapie haben sich besonders bewährt: 5 Schizonepetae herba (Jingjie), Saposhnikoviae radix (Fangfeng), Tribuli fructus (Baijili), Dictamni cortex radicis (Baixianpi), Clematidis armandii caulis (Chuanmutong), Scutellariae radix (Huangqin), Rehmanniae radix (Shengdihuang), Moutan cortex (Mudanpi), Paeoniae rubrae radix (Chishao). 5 Im akuten Stadium haben sich zwei- bis dreimal täglich feuchtkühle Umschläge zur externen Behandlung mit folgender Zusammensetzung bewährt: Sophorae radix (Kushen) 10 g, Phellodendri cortex (Huangbo) 10 g, Sanguisorbae radix (Diyu) 10 g. 5 In der Diätetik sollten vor allem Hitze (calor, re) erzeugende Nahrungsmittel gemieden werden: Zucker, Weizenmehl, Alkohol, Kaffee, scharfe Gewürze, Fleisch und Krebse.
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Hauterkrankungen sind eine Domäne der chinesischen Arzneimitteltherapie. Dabei ist die Wirksamkeit am besten, wenn die Dekokte täglich frisch zubereitet werden. 5 Bei Langzeitbehandlungen werden häufig Granulate, im Kindesalter auch hydrophile Konzentrate verwendet. 5 Die Akupunktur hat sich vor allem zur Beruhigung des Juckreizes bewährt. Diätetische Empfehlungen sind unverzichtbar. 5 Innerhalb von vier bis acht Wochen sollte ein erster Behandlungserfolg sichtbar sein. 5 Als Behandlungsintervall empfiehlt sich zu Beginn einmal pro Woche, später zweimal pro Monat. 5 In besonders schweren Fällen sind Langzeitbehandlungen von einem Jahr oder auch länger sinnvoll. 5 In leichteren Fällen ist die Prognose häufig sehr gut, aber auch in schweren Fällen sind bei konsequenter Behandlung Langzeitremissionen möglich (s. Kap. 9.3).
5.7 Nahrungsmittelallergien
5.7 Nahrungsmittelallergien 5.7.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Unverträglichkeitsreaktionen durch Nahrungsmittel stellen ein zunehmendes Problem in der medizinischen Praxis und im Alltag dar. Der Begriff Nahrungsmittelallergien wird gerne für verschiedene unerwünschte Reaktionen auf Nahrungsmittel verwendet, ob sie durch Immunmechanismen verursacht sind oder nicht. 5 Dabei werden Nahrungsmittelallergien im engen Sinn von so genannten Pseudoallergien oder Intoleranzen unterschieden. Nahrungsmittelallergien werden durch immunologische Mechanismen verursacht. Dazu zählen auch die Kreuzallergien von Pollenallergikern. Unverträglichkeiten oder Pseudoallergien werden durch Nahrungsmittelzusatzstoffe, biogene Amine oder Enzymdefekte (z.B. Laktase oder Galaktase) hervorgerufen. 5 Die Diagnose von Nahrungsmittelallergien ist in vielen Fällen schwierig. Im Anschluss an eine exakte Anamnese wird eine Eliminationsdiät bzw. eine Aufbau- oder Suchdiät durchgeführt. Parallel erfolgt die allergologische In-vivound In-vitro-Diagnostik. 5 Die häufigsten Nahrungsmittelallergene sind Kuhmilch, Hühnerei, Weizen, Nüsse, Soja, Fisch und Schalentiere.
■■■■ Klinisches Bild 5 Am häufigsten zeigen sich Nahrungsmittelallergien klinisch im Bereich der Haut (ca. 50% der Fälle) sowie am Gastrointestinaltrakt und an den Atemwegen in etwa 20%. 5 Das Spektrum der klinischen Symptome ist äußerst vielseitig. Es umfasst Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfälle, Juckreiz, Urtikaria, Angioödem, Ekzeme, Asthma, Rhinitis bis hin zur Anaphylaxie. 5 Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten sind von der klinischen Symptomatik häufig sehr ähnlich und nicht sicher zu differenzieren.
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 Allergenkarenz 5 Mastzellstabilisatoren 5 Hyposensibilisierung
351
352
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5.7.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 In der chinesischen Medizin handelt es sich bei Nahrungsmittelallergien um Störungen der Assimilation und Transformation von Nahrung, die eindeutig als Funkionen der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) definiert sind. Für die Behandlung in der chinesischen Medizin ist es von untergeordneter Bedeutung, ob es sich um Nahrungsmittelallergien im engen Sinn, so genannte Pseudoallergien, Unverträglichkeiten oder Kreuzallergien handelt. 5 Die gastrointestinalen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl im Oberbauch und Abdomen, Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfallneigung oder Obstipation sind vor allem als Manifestationen von Feuchtigkeit (humor, shi) oder Schleim (pituita, tan) sowie Stagnationen des Qi zu verstehen. 5 Klinisch ist dabei vor allem die Frage von Bedeutung, wie viel Hitze (calor, re) in Verbindung mit Feuchtigkeit (humor, shi) vorhanden ist. 5 In der „Wärmekrankheiten“-Schule (morbi temperati, wenbing) werden Feuchtigkeit-Hitze-Erkrankungen (calor humidus, shire) danach eingeteilt, ob dabei Feuchtigkeit (humor, shi) überwiegt, in etwa gleiche Anteile von Feuchtigkeit (humor, shi) und Hitze (calor, re) vorliegen oder ob Hitze (calor, re) überwiegt. 5 Andere Therapieansätze, die sich in der Behandlung von Nahrungsmittelallergien bewährt haben, sind Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao), Verdauungsblockaden sowie Einstauung des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi), die zu Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im Fk Milz (o. lienalis, pi) führt. 5 Das häufigste depletive Beschwerdebild ist die energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit Feuchtigkeit (humor, shi). 5 Wenn sich die Symptomatik vor allem im Bereich der Haut oder der Atemwege manifestiert, ist in erster Linie an Wind (ventus, feng) als krankheitsauslösender Faktor zu denken.
■■■■ Agenzien und Pathogenese Differenzialdiagnostisch kommen folgende Möglichkeiten in Betracht: A Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) mit Überwiegen von Feuchtigkeit (humor, shi) führt zu einer Störung des Aufsteigens und Absinkens des Qi. B Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) führt zu einer Blockierung des Qi-Mechanismus der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). C Verdauungsblockaden insbesondere bei Kindern resultieren aus einer Überforderung der Assimilations- und Transformationskraft des Fk Magen (o. stomachi, wei).
5.7 Nahrungsmittelallergien
D Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) bedingt durch emotionale Einstauung beeinträchtigt die Funktionen der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), und es entstehen sowohl Hitze (calor, re) als auch Feuchtigkeit (humor, shi). E Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit Feuchtigkeit (humor, shi) aufgrund einer konstitutionellen Schwäche.
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ A Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) mit Überwiegen von Feuchtigkeit (humor, shi) Hauptsymptome
5 Völlegefühl und Spannungsgefühl im Oberbauch und im Abdomen, Blähungen, Durchfallneigung 5 Mögliche Allgemeinsymptomatik: Druckgefühl in der Brust, Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen, unverdaute Nahrung im Stuhl, Müdigkeit, Ödemneigung, erschwerter Stuhlgang 5 Zungenkörper: Leicht gerötet; dicker weißer oder gelblicher Zungenbelag 5 Pulse: Schlüpfrig (lubrici, hua) Krankheitsmechanismus
5 Feuchtigkeit (humor, shi) und Nahrungsstagnationen stauen sich im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) ein und führen zu einer Blockierung des Qi-Flusses. Das harmonische Aufsteigen und Absinken der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) ist gestört. 5 Klinisch zeigt sich dies vor allem in Völle- und Spannungsgefühl des gesamten Bauches sowie Blähungen, bei zunehmender Stagnation des Qi kommt es zu Bauchschmerzen oder sogar Bauchkrämpfen. 5 Die Hitze-Symptomatik (calor, re) ist gering ausgeprägt und resultiert aus der Feuchtigkeit-bedingten (humor, shi) Stagnation des Qi. Das Beschwerdebild wird durch häufigen Genuss von Rohkost und Milchprodukten begünstigt. Therapeutisches Vorgehen 1. Umwandeln von Feuchtigkeit (humor, shi) 2. Regulieren des Qi-Flusses im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) 3. Auflösen von Nahrungsstagnationen
353
354
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arzneitherapie Basisrezept „Erste Modifikation des Pulvers zur Stärkung des geradläufigen Qi“ (Yi jiajian zhengqi san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Agastachis herba
Huoxiang
6
1,2
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) aromatisch um
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
6
0,6
Reguliert das Qi, trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Magnoliae cortex
Houpo
6
1
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, bewegt das Qi
Poria
Fuling
6
2
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch aus
Pruni armeniacae semen
Xingren
6
1,8
Führt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) nach unten
Artemisiae capillaris herba
Yinchenhao
6
2
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) diuretisch aus
Arecae pericarpium
Dafupi
3
0,6
Senkt das Qi ab, wirkt diuretisch
Massa medicata fermentata
Shenqu
4,5
2
Regt die Assimilation und Verdauung an
Hordei fructus germinatus
Maiya
4,5
2
Fördert die Assimilation und Verdauung
Erläuterung: Das vorliegende Rezept vereinigt die wichtigsten Behandlungsstrategien für Feuchtigkeit (humor, shi): Feuchtigkeit (humor, shi) trocknen mit bitteren und warmen Kräutern, Feuchtigkeit (humor, shi) umwandeln mit aromatischen Kräutern und Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch ausleiten mit neutralen Arzneimitteln. Zusätzlich werden Arzneien zur Regulation des Qi sowie zum Auflösen von Nahrungsstagnationen eingesetzt. Wenn der Feuchtigkeit-Befund (humor, shi) auf diese Art geklärt wird, löst sich die Hitze (calor, re) ebenfalls auf. Modifikationen 5 Bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) mit permanenter Müdigkeit und Appetitlosigkeit: Astragali radix (Huangqi) 9–15 g (3 g), Atractylodis macrocephalae radix (Baizhu) 6–9 g (1 g) 5 Bei Neigung zu Ödemen: Mori cortex radicis (Sangbaipi) 9–15 g (2 g), Plantaginis semen (Cheqianzi) 9–15 g (2 g)
5.7 Nahrungsmittelallergien
5 Bei ausgeprägter Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) mit Obstipation und gelbem, klebrigem Zungenbelag: Scutellariae radix (Huangqin) 6–9 g (1,6 g), Coptidis rhizoma (Huanglian) 0,5–3 g (0,2 g) 5 Bei Wind (ventus, feng) mit Juckreiz der Haut: Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 6–9 g (1,2 g), Schizonepetae herba (Jingjie) 6–9 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Mi 9
L9
„Die Quelle am Yin-Grabhügel“
yinlingquan
Reguliert Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), eliminiert Feuchtigkeit (humor, shi)
Gb 34
F 34
„Quelle am sonnenbeschienenen Grabhügel“
yanglingquan
Eliminiert Feuchtigkeit, Wind und Hitze (humor, ventus und calor, shi feng re)
Le 13
H 13
„Dekorierte Pforte“
zhangmen
Stützt den Fk Milz (o. lienalis, pi), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Ergänzungspunkte 5 Bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) mit permanenter Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Durchfällen: – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) – Bl 21/V 21 („Einflusspunkt des Magen-Funktionskreises“, weishu), stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Bei Neigung zu Ödemen: – Ren 9/Rs 9 („Die geteilten Wasser“, shuifen), reguliert die Säfte (jinye), stabilisiert den Säftehaushalt (jinye) – Ni 7/R 7 („Der zurückfließende Strom“, fuliu), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), reguliert den Säftehaushalt (jinye) 5 Bei ausgeprägter Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) mit Obstipation und gelbem, klebrigem Zungenbelag:
355
356
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
– Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Glut des Fk Magen (ardor stomachi, weihuo) – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), stellt den Energiefluss in den Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang) wieder her 5 Bei Wind (ventus, feng) mit Juckreiz der Haut: – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), zerstreut Wind (ventus, feng) – Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai), reguliert das Xue, beruhigt Juckreiz
■■ B Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) Hauptsymptome
5 Übelkeit, Brechreiz, Appetitlosigkeit oder ungenügender Appetit, Aufstoßen, Klumpengefühl in der Magengegend, Durchfall mit unverdauter Nahrung oder Obstipation, Bauchschmerzen 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Migräne, Schwindel, Schlaflosigkeit, Palpitationen, Erregungszustände 5 Zungenkörper: Rot; klebriger, verdickter Zungenbelag 5 Pulse: Schlüpfrig, beschleunigt, saitenförmig (lubrici, celeri und chordales, hua shu xian) Krankheitsmechanismus
5 Zu einer bereits bestehenden Hitze (calor, re) des Fk Magen (o. stomachi, wei), die sich klinisch in gutem Appetit und großem Durst zeigt, kommt die Bildung von Schleim (pituita, tan). 5 Die Bildung von Schleim (pituita, tan) wird begünstigt durch häufigen Genuss von raffiniertem Zucker und weißem Weizenmehl, fetten Speisen sowie Alkohol. 5 Unter der Einwirkung von Hitze (calor, re) verdichtet sich Schleim (pituita, tan) rasch, es entsteht Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre), die zu einer Blockierung des Aufsteigens und Absinkens im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) führt. Therapeutisches Vorgehen 1. Kühlen von Hitze (calor, re) 2. Umwandeln von Schleim (pituita, tan) 3. Harmonisieren des mittleren Wärmebereichs (mittleres Calorium, zhongjiao)
5.7 Nahrungsmittelallergien
Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Pinellia-Dekokts zur Dispulsion der Leibesmitte“ (Banxia xiexin tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Pinelliae rhizoma
Banxia
4,5–9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Zingiberis rhizoma
Ganjiang
3–6
0,6
Wärmt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Scutellariae radix
Huangqin
6–9
1,6
Kühlt Hitze (calor, re), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Coptidis rhizoma
Huanglian
1–3
0,2
Kühlt Hitze (calor, re), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3–6
0,6
Leitet Glut (ardor, huo) aus, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Jujubae fructus
Dazao
4–6 St.
0,6
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert
Erläuterung: Aus dem ursprünglichen Rezept wurde Ginseng radix (Renshen) herausgenommen. Die Kombination von warmen und scharfen Arzneimitteln mit bitteren und kalten setzt den Qi-Mechanismus des mittleren Wärmebereichs (mittleres Calorium, zhongjiao) wieder in Bewegung. Modifikationen 5 Bei Feuchtigkeit (humor, shi) mit ausgeprägtem Völlegefühl und Blähungen: Magnoliae cortex (Houpo) 6 g (1 g), Atractylodis rhizoma (Cangzhu) 6–9 g (1 g) 5 Bei Stagnation des Qi mit heftigen Bauchschmerzen: Aucklandiae radix (Muxiang) 3–6 g (0,6 g), Arecae semen (Binglang) 3–6 g (1,2 g) 5 Bei Durchfällen: Coicis semen (Yiyiren) 9–15 g (3 g), Atractylodis macrocephalae radix (Baizhu) 6–9 g (1 g), Puerariae radix (Gegen) 6–12 g (2 g) 5 Bei saurem Aufstoßen und Durchfällen mit unverdauter Nahrung: Massa medicata fermentata (Shenqu) 6–9 g (2 g), Hordei fructus germinatus (Maiya) 9– 12 g (2 g) 5 Bei blutig-eitrigen Stühlen: Pulsatillae radix (Baitouweng) 9–15 g (2 g), Sanguisorbae radix (Diyu) 9–15 g (2 g)
357
358
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Pe 6
Pc 6
„Inneres Passtor“
neiguan
Reguliert das Qi, stützt die Fk Herz und Milz (oo. cardialis et lienalis, xin pi)
Ren 12
Rs 12
„Sammlungspunkt des MagenFunktionskreises“
zhongwan
Reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), kanalisiert Feuchtigkeit (humor, shi)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
Leitet Schleim (pituita, tan) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei Feuchtigkeit (humor, shi) mit ausgeprägtem Völlegefühl und Blähungen: – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind, Hitze und Feuchtigkeit (ventus, calor und humor, feng re shi) aus – Mi 9/L 9 („Die Quelle am Yin-Grabhügel“, yinlingquan), reguliert Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) 5 Bei Stagnation des Qi mit heftigen Bauchschmerzen: – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou), lockert den Qi-Mechanismus – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), stellt den Energiefluss in den Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang) wieder her 5 Bei Durchfällen: – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), stabilisiert das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) im Fk Dickdarm (o. intestini crassi, dachang) – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Glut (ardor, huo) des Fk Magen (o. stomachi, wei) 5 Bei saurem Aufstoßen und Durchfällen mit unverdauter Nahrung: – Ren 10/Rs 10 („Punkt des Magenausganges“, xiawan), leitet FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) aus der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) aus – Mi 4/L 4 („Enkel des Herzogs“, gongsun), kräftigt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), stellt den Energiefluss in den Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang) wieder her
5.7 Nahrungsmittelallergien
5 Bei blutig-eitrigen Stühlen: – Mi 1/L 1 („Verborgene Weiße“, yinbai), kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), reguliert das Xue – Ma 37/S 37 („Obere Enge des weiten Feldes“, shangjuxu), reguliert die Fk Magen, Dünndarm und Dickdarm (oo. stomachi et intestinorum, wei chang), klärt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
■■ C Verdauungsblockaden Hauptsymptome
5 Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Durchfall oder Obstipation, aufgetriebenes Abdomen, saures Aufstoßen, häufig bei Kindern 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Erbrechen, Gedeihstörungen, Husten oder Asthma, Adipositas 5 Zungenkörper: Hellrot; gelber, klebriger Zungenbelag 5 Pulse: Schlüpfrig (lubrici, hua) Krankheitsmechanismus
5 Häufig bei Kindern, wenn die Assimilations- und Transformationskraft noch nicht voll entwickelt ist und infolgedessen rasch eine Überforderung der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) eintritt. 5 Besonders häufig tritt dieser Beschwerdekomplex bei frühzeitiger und regelmäßiger Ernährung mit Kuhmilch auf, insbesondere dann, wenn gleichzeitig eine familiäre Belastung für allergische Erkrankungen besteht. 5 In vielen Fällen entsteht zusätzlich Schleim (pituita, tan), der dann im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zusätzliche Beschwerden wie Asthma oder Husten verursacht. 5 Bei Erwachsenen wird diese Symptomatik durch übermäßige Nahrungsaufnahme oder auch durch unregelmäßiges Essen sowie süße und fette Nahrungsmittel hervorgerufen. Therapeutisches Vorgehen 1. Zerstreuen von Verdauungsblockaden 2. Harmonisieren des Fk Magen (o. stomachi, wei) Arzneitherapie Basisrezept „Die Harmonie schützende Pille“ (Baohe wan)
359
360
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Crataegi fructus
Shanzha
6–9
1,6
Beseitigt Stagnationen, regt die Assimilation und Verdauung an
Massa medicata fermentata
Shenqu
6–9
2
Regt die Assimilation und Verdauung an
Raphani semen
Laifuzi
6–9
2
Beseitigt Stagnationen, regt die Assimilation und Verdauung an
Hordei fructus germinatus
Maiya
6–12
2
Fördert die Assimilation und Verdauung
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
6–9
0,6
Reguliert das Qi, trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Pinelliae rhizoma
Banxia
6–9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um, trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Poria
Fuling
9–12
2
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch aus
Forsythiae fructus
Lianqiao
3–6
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), zerteilt Stauungen
Erläuterung: Die Hauptarzneien dieser Rezeptur sind milde, die Verdauung unterstützende Mittel, die Verdauungsblockaden auflösen, ohne das Qi zu sehr zu schwächen. Sie werden ergänzt durch Pinelliae rhizoma (Banxia), Citri reticulatae pericarpium (Chenpi) und Poria (Fuling), den wichtigsten Bestandteilen aus dem „Dekokt aus den Zwei Abgestandenen (Ingredienzen)“ (Erchen tang), der Basisrezeptur für alle Schleim-Befunde (pituita, tan).
5 5 5 5
Modifikationen Bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit: Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 6–9 g (1 g), Dioscoreae oppositae rhizoma (Shanyao) 9–12 g (2 g) Bei Stagnationen des Qi mit ausgeprägten Bauchschmerzen: Aurantii fructus immaturus (Zhishi) 3–6 g (0,6 g), Magnoliae cortex (Houpo) 6–9 g (1 g) Bei ausgeprägter Hitze (calor, re) mit Unruhe und Brennen der Zunge und des Rachens: Coptidis rhizoma (Huanglian) 1–3 g (0,2 g) Bei deutlichem Schleim-Befund (pituita, tan) mit Husten und Asthma: Ephedrae herba (Mahuang) 6–9 g (1 g), Pruni armeniacae semen (Xingren) 6–9 g (1 g), Perillae fructus (Suzi) 6–9 g (1 g)
5.7 Nahrungsmittelallergien
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ex-UE 10
Ex 13
„Die vier Fingergelenksspalten“
sifeng
Vermindert Verdauungsblockaden
Ren 12
Rs 12
„Sammlungspunkt des MagenFunktionskreises“
zhongwan
Reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), kanalisiert Feuchtigkeit (humor, shi)
Ma 25
S 25
„Angel des Himmels“
tianshu
Stellt den Energiefluss in den Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang) wieder her
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 3
L3
„Das größte Weiße“
taibai
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit: – Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu), bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), eliminiert Feuchtigkeit (humor, shi) – Le 13/H 13 („Dekorierte Pforte“, zhangmen), stützt den Fk Milz (o. lienalis, pi), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um 5 Bei Stagnationen des Qi mit ausgeprägten Bauchschmerzen: – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou), lockert den Qi-Mechanismus – Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao), kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), löst den Fk Leber (o. hepaticus, gan) 5 Bei ausgeprägter Hitze (calor, re) mit Unruhe und Brennen der Zunge und des Rachens: – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Glut des Fk Magen (ardor stomachi, weihuo) – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), stabilisiert das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) im Fk Dickdarm (o. intestini crassi, dachang)
361
362
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Bei deutlichem Schleim-Befund (pituita, tan) mit Husten und Asthma: – Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong), reguliert das Qi, senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab, nimmt Druck von der Brust
■■ D Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) führen zu Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im Fk Milz (o. lienalis, pi) Hauptsymptome
5 Klumpen- und Beklemmungsgefühl in Brust und Leibesmitte, geblähtes Abdomen, Verdauungsstörungen aller Art, Appetitlosigkeit, Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Spannungsgefühl oder Schmerz an den Rippenbögen, emotionale Gereiztheit, Husten mit zähem Sputum 5 Zungenkörper: Leicht gerötet; dünner Zungenbelag oder auch weiß und dick 5 Pulse: Saitenförmig, rau und schlüpfrig (chordales, asperi und lubrici, xian se hua) Krankheitsmechanismus
5 Einstauungen des Qi resultieren entweder aus unterdrückten Emotionen oder unregelmäßigen Ernährungsgewohnheiten. 5 Bei länger anhaltenden Einstauungen des Qi entstehen Glut (ardor, huo) oder auch Stasen des Xue. 5 Durch Übergreifen der Einstauungen des Qi auf die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) entstehen Feuchtigkeit (humor, shi), Schleim (pituita, tan) und Verdauungsblockaden. Therapeutisches Vorgehen 1. Regulieren der Qi-Bewegung 2. Auflösen von Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) Arzneitherapie Basisrezept „Die Pille zur Überwindung des Ballgefühls in der Leibesmitte“ (Yueju wan)
5.7 Nahrungsmittelallergien
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Ligustici rhizoma
Chuanxiong
6–9
1,2
Belebt das Xue, bewegt das Qi
Atractylodis rhizoma
Cangzhu
6–9
1
Trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Cyperi rhizoma
Xiangfu
9
2
Reguliert den Fluss des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi)
Gardeniae fructus
Zhizi
6–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), leitet Glut (ardor, huo) aus
Massa medicata fermentata
Shenqu
9
2
Regt die Assimilation und Verdauung an
Erläuterung: Diese klassische Rezeptur wird verwendet für Einstauungen des Qi, die sich symptomatisch mit Beschwerden des Bauches und der Verdauung manifestieren. Infolge der Qi-Stagnationen entstehen sowohl Feuchtigkeit (humor, shi) als auch Hitze (calor, re). Modifikationen 5 Bei Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) mit Juckreiz der Haut, der Augen oder der Nase: Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 6 g (0,6 g), Tribuli fructus (Baijili) 9–12 g (2 g), Cicadae periostracum (Chantui) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei ausgeprägtem Feuchtigkeit-Befund (humor, shi) mit Müdigkeit und Schweregefühl der Extremitäten: Magnoliae cortex (Houpo) 6–9 g (1 g), Poria (Fuling) 9–12 g (2 g), Pinelliae rhizoma (Banxia) 6–9 g (1,2 g) 5 Bei deutlicher Hitze (calor, re) mit Obstipation und Durst: Scutellariae radix (Huangqin) 6–9 g (1,6 g), Sophorae radix (Kushen) 3–6 g (0,6 g), Forsythiae fructus (Lianqiao) 3–9 g (0,6 g) 5 Bei Verdauungsblockaden: Hordei fructus germinatus (Maiya) 6–12 g (2 g), Crataegi fructus (Shanzha) 6–9 g (1,6 g) 5 Bei Blockaden des Qi mit Bauchschmerzen und Blähungen: Curcumae longae tuber (Yujin) 6–9 g (1 g), Citri reticulatae viride pericarpium (Qingpi) 6–9 g (0,8 g)
363
364
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
3E 6
T6
„Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“
feihu/ zhigou
Lockert den Qi-Mechanismus
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind, Hitze und Feuchtigkeit (ventus, calor und humor, feng re shi) aus
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, dynamisiert den Säfteumlauf (jinye)
Le 3
H3
„Die mächtige große Straße“
taichong
Stützt den Fk Leber (o. hepaticus, gan), reguliert das Xue
Ergänzungspunkte 5 Bei Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) mit Juckreiz der Haut, der Augen oder der Nase: – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), zerstreut Wind-Schrägläufigkeiten (ventus-Heteropathien, fengxie) – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) 5 Bei ausgeprägtem Feuchtigkeit-Befund (humor, shi) mit Müdigkeit und Schweregefühl der Extremitäten: – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus – Mi 4/L 4 („Enkel des Herzogs“, gongsun), kräftigt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Bei deutlicher Hitze (calor, re) mit Obstipation und Durst: – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und Glut des Fk Magen (ardor stomachi, weihuo) – Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian), leitet Glut (ardor, huo) aus 5 Bei Verdauungsblockaden: – Ren 12/Rs 12 („Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“, zhongwan), reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), kanalisiert Feuchtigkeit (humor, shi) – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), stellt den Energiefluss in den Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang) wieder her
5.7 Nahrungsmittelallergien
■■ E Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit Feuchtigkeit (humor, shi) aufgrund einer konstitutionellen Schwäche Hauptsymptome
5 Durchfälle, Appetitlosigkeit, Beklemmungsgefühl im Oberbauch und Abdomen, eventuell Erbrechen 5 Mögliche Begleitsymptomatik: Kraftlosigkeit, abgemagerter Körper, Gedeihstörungen, Infektanfälligkeit mit chronischem Husten 5 Zungenkörper: Hell, gedunsen mit Zahneindrücken; weißer Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft und zart (depleti und minuti, xu xi) Krankheitsmechanismus
5 Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) ist entweder konstitutionell bedingt z.B. bei Kindern oder durch ungeeignete Ernährung. 5 Kuhmilchprodukte, Fruchtsäfte sowie kalte Nahrung und Getränke schwächen das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi). 5 Die energetische Schwäche des Qi des Fk Milz (depletio des qi lienale, piqi xu) zeigt sich in Verdauungsstörungen mit dem Leitsymptom Durchfall. 5 Darüber hinaus wird nicht mehr ausreichend Qi bereitgestellt mit der Folge von Kraftlosigkeit, Abmagerung, Gedeihstörung und Infektanfälligkeit. Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) 2. Umwandeln und Ausleiten von Feuchtigkeit (humor, shi) 3. Beenden des Durchfalls Arzneitherapie Basisrezept „Pulver mit Ginseng, Poria und Atractylodis macrocephalae“ (Shenling baizhu san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Ginseng radix
Renshen
3
0,6
Stützt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
10
2
Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Poria
Fuling
10
2
Stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi), scheidet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
365
366
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Mehrt das Qi der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Dioscoreae oppositae rhizoma
Shanyao
10
2
Ergänzt die Energien der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Coicis semen
Yiyiren
5
1,2
Scheidet Feuchtigkeit (humor, shi) aus, stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Nelumbinis semen
Lianzi
5
1,2
Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), beendet Diarrhoe
Dolichoris lablab semen
Biandou
7
1,5
Kräftigt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Amomi xanthioidis fructus
Sharen
5
0,6
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, bewegt das Qi
Platycodi radix
Jiegeng
5
1,2
Wirkt emporhebend
Erläuterung: Dieses klassische Rezept wurde bereits im 11. Jahrhundert für Verdauungsstörungen mit Durchfällen und Gedeihstörungen im Kindesalter verwendet. Die überwiegend milden Arzneimittel stabilisieren die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei). In neuerer Zeit wird die Rezeptur zur Behandlung von Nahrungsmittelallergien verordnet, dabei wird unter Umständen auf Ginseng radix (Renshen) verzichtet. Modifikationen 5 Bei Verdauungsblockaden mit Bauchschmerzen und geblähtem Abdomen: Hordei fructus germinatus (Maiya) 6–12 g (2 g), Oryzae fructus germinatus (Guya) 6–12 g (2 g) 5 Bei Schleim (pituita, tan) mit Husten und wässrigem Sputum: Citri reticulatae pericarpium (Chenpi) 3–6 g (0,6 g), Pinelliae rhizoma (Banxia) 6–9 g (1,2 g), Pruni armeniacae semen (Xingren) 6–9 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt und stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi)
5.7 Nahrungsmittelallergien
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ren 6
Rs 6
„Meer des Qi“
qihai
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) und das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi)
Ma 25
S 25
„Angel des Himmels“
tianshu
Stellt den Energiefluss im Darmbereich (Fk Dick- und Dünndarm, oo. intestinorum, da xiao chang) wieder her, reguliert das Qi
Mi 4
L4
„Enkel des Herzogs“
gongsun
Kräftigt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei Verdauungsblockaden mit Bauchschmerzen und geblähtem Abdomen: – Ren 12/Rs 12 („Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“, zhongwan), reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), harmonisiert das Qi, leitet Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab – Ex-UE 10/Ex 13 („Die vier Fingergelenksspalten“, sifeng), zerstreut Nahrungsstagnation 5 Bei Schleim (pituita, tan) mit Husten und wässrigem Sputum: – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt und reguliert das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi) und wandelt Schleim (pituita, tan) um – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, treibt Schleim (pituita tan) aus, senkt das Yang ab
■■■■ Diätetik Bei Nahrungsmittelallergien steht Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im Zentrum des Krankheitsgeschehens. Wenn viel Hitze (calor, re) vorhanden ist, kann Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) entstehen. Verdauungsblockaden sowie Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) begünstigen häufig die Entstehung von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire). Aus diesem Grund sind Nahrungsmittel zu vermeiden, die Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) verstärken. Empfehlenswert sind dagegen bittere und scharfe Nahrungsmittel, die Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) trocknen und umwandeln.
367
368
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Empfehlenswert
neutrale bis kühle und leicht bittere Nahrungsmittel – Artischocke, Löwenzahn, Rucola, Salat, Sellerie, Mungbohnen, Sojasprossen, Gurke, Kürbis, grüner Tee
Nicht empfehlenswert
warme und gleichzeitig befeuchtende Nahrungsmittel – Alkohol, Zucker, fettes Fleisch (Schwein, Rind); Milchprodukte
Befundabhängig sind je nach Differenzialdiagnose zu ergänzen: 5 Bei Überwiegen von Feuchtigkeit (humor, shi) warme und scharfe oder neutrale Nahrungsmittel: – Mais, Langkornreis, Sojabohnen, Azukibohnen, Chinesischer Lauch, Ingwer, Rettich, Austernpilze – Vorsicht: Kuhmilchprodukte, Nüsse, Hühnerei, Rohkost 5 Bei Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) kühle und süße Nahrungsmittel: – Bambussprossen, Rettich, Kürbisse, Algen, Birne, Zitrone – Vorsicht: Heiße Gewürze wie Chilis, Pfeffer, Kaffee, Tabak 5 Bei Verdauungsblockaden: Gekeimter und getrockneter Reis, gekeimte und getrocknete Gerste, Hirse, Rettich, Ingwer, Fenchel, Lauch, Karotte, Weißkohl, Apfel (gerieben), Sojasauce, Essig, grüner Tee 5 Bei Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) neutrale bis kühle sowie scharfe oder süße Nahrungsmittel: Chinesischer Lauch, Stangensellerie, Karotte, Spinat, Tomate, Aubergine, Zwiebel, Knoblauch 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit Feuchtigkeit (humor, shi) neutrale und leicht warme Nahrungsmittel: – Reis, Mais, Hirse, Hafer, Erbsen, Karotten, Kartoffel, Apfel – Vorsicht: Kuhmilchprodukte, Obstsäfte Achtung: Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien sollten die jeweiligen Nahrungsmittel unabhängig von ihrer energetischen Wirkung zunächst gemieden werden!
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, Nebennierenrinde, ACTH am dominanten Ohr 5 Psychische Punkte: Haldol, Valium, Omega-Achse 5 Stabilisierende Punkte: Nullpunkt, Lateralitäts-Steuerpunkt
■■ Chinesische Punkte 5 5 5 5 5
Endokrinium (22) Hypophyse (28) Magen (87) Dünndarm (89) Kolon (91)
5.7 Nahrungsmittelallergien
Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt. Histamin Ω2-Punkt
Kolon
Haldol Nebennierenrinde (NNR)
Ω1-Punkt Nullpunkt
Hel
ixw
Dünndarm
urz
el
Magen LateralitätsSteuerpunkt Valium
Hypophyse
Endokrinium
Ω-Hauptpunkt ACTH
■■■■ Zusammenfassung 5 Bei der Behandlung von Nahrungsmittelallergien ist Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) von zentraler Bedeutung sowie eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi). 5 Wenn viel Hitze (calor, re) vorhanden ist, kann Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) entstehen. Verdauungsblockaden sowie Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) begünstigen die Entstehung von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire). 5 Zur Behandlung von Nahrungsmittelallergien werden vor allem folgende Akupunkturpunkte eingesetzt: Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), Mi 9/L 9 („Die Quelle am Yin-Grabhügel“, yinlingquan), Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), Le 13/
369
370
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
H 13 („Dekorierte Pforte“, zhangmen), Ren 12/Rs 12 („Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“, zhongwan), Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des MittenFunktionskreises“, pishu), 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou). 5 In der Arzneimitteltherapie haben sich folgende Mittel besonders bewährt: Atractylodis rhizoma (Cangzhu), Citri reticulatae pericarpium (Chenpi), Pinelliae rhizoma (Banxia), Gardeniae fructus (Zhizi), Scutellariae radix (Huangqin), Coptidis rhizoma (Huanglian), Massa medicata fermentata (Shenqu), Hordei fructus germinatus (Maiya), Coicis semen (Yiyiren), Dioscorae oppositae rhizoma (Shanyao). 5 In der Diätetik sollten vor allem Nahrungsmittel gemieden werden, die Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) begünstigen: Zucker, Alkohol, fettes Fleisch sowie Kuhmilchprodukte.
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Nahrungsmittelallergien sollten mit Akupunktur, chinesischer Arzneimitteltherapie und Diätetik behandelt werden. Dabei nimmt die Diätetik eine zentrale Rolle ein. 5 Die Arzneimitteltherapie sollte zunächst sehr behutsam mit wenigen Mitteln und geringen Dosierungen begonnen werden. 5 Innerhalb der ersten sechs Wochen zeigt sich in aller Regel eine Besserung des Beschwerdebildes. 5 Die Behandlung sollte zu Beginn einmal pro Woche, nach Eintreten der Besserung ein- bis zweimal pro Monat erfolgen. 5 In vielen Fällen können Nahrungsmittelallergien völlig zum Abklingen gebracht werden. Auch bei besonders schweren Fällen ist mit einer deutlichen Besserung des Beschwerdebildes zu rechnen.
5.8 Sinusitis
5.8 Sinusitis 5.8.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Die Sinusitis ist eine Entzündung der Schleimhaut in den Nasennebenhöhlen. 5 Am häufigsten sind die Kieferhöhlen und die Siebbeinhöhlen, seltener die Stirnhöhlen betroffen. 5 Bei der Sinusitis wird die akute von der chronischen Sinusitis unterschieden. Letztere liegt vor, wenn die Symptomatik mehr als acht Wochen anhält. 5 Insbesondere die chronische Sinusitis wird häufig durch zugrunde liegende Allergien verursacht. Diese führen zu einer Schleimhautschwellung, das Nasensekret kann nicht mehr frei abfließen. 5 Weitere häufige Ursachen sind eine nicht ausgeheilte akute Sinusitis, Verkrümmung der Nasenscheidewand sowie Nasenpolypen. 5 Jeder siebte Deutsche ist einmal im Jahr von einer Nasennebenhöhlenentzündung betroffen.
■■■■ Klinisches Bild 5 Leitsymptom der akuten Sinusitis sind Gesichts- oder Kopfschmerzen im Bereich der entsprechenden Nasennebenhöhlen, die sich durch Klopfen oder Nach-vorne-Beugen verstärken. 5 Das Nasensekret ist meist gefärbt (gelb, grün, eitrig), seltener auch klar. 5 Die Nasenatmung und der Geruchssinn sind häufig behindert. 5 Bei der chronischen Sinusitis sind die Schmerzen meist geringer oder fehlen ganz. Die Nase ist häufig trocken, durch Sekretabfluss in den Rachen besteht ein ständiges Bedürfnis, sich zu räuspern. 5 In Verbindung mit allergischer Rhinitis häufig im Wechsel auch Niesreiz und laufende Nase mit klarem, wässrigem Sekret.
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 5 5 5 5 5
Vasokonstriktorische Nasentropfen Sekretolytika, nichtsteroidale Antirheumatika, Antihistaminika, ggf. Antibiotika Mechanisch: Spülung oder Punktion der Nasennebenhöhlen Allergenkarenz Allergenspezifische Immuntherapie Operative Therapie
371
372
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5.8.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 Das Krankheitsbild der Sinusitis entspricht in der chinesischen Medizin der Beschreibung „Tiefer Teich in der Nase“ (Biyuan). Leitsymptom dieses Krankheitsbildes ist das eitrige und faulig riechende Nasensekret, daneben die verstopfte Nase, Kopfschmerzen und Niesreiz. 5 Die Nase ist das Sinnesorgan und die Körperöffnung des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Das Beschwerdebild entsteht dadurch, dass Hitze (calor, re) in die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) der Nasennebenhöhlen eindringt und dort die klaren Säfte (jinye) verbrennt, so dass letztlich Schleim (pituita, tan) gebildet wird. 5 Häufig entsteht Schleim (pituita, tan) in den Nasennebenhöhlen auch durch rezidivierende Wind-Kälte-Schrägläufigkeiten (algor-venti-Heteropathien, fenghan xie), die nicht vollständig ausgeheilt werden. 5 Eine der zentralen Aufgaben des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) besteht in der Verteilung der klaren Säfte (jinye) in der Oberfläche (extima, biao). Diese Funktion hängt eng mit der Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao) zusammen. Beides wird durch äußere Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) gestört. 5 Länger anhaltende Stagnation der Säfte (jinye) führt zur Bildung von Schleim (pituita, tan). Wenn gleichzeitig Hitze (calor, re) vorhanden ist, wird dieser Prozess beschleunigt, und es entsteht Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre). 5 Hitze (calor, re) tritt vor allem als Wind-Hitze (calor venti, fengre), Hitze des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre) und Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) in Erscheinung.
■■■■ Agenzien und Pathogenese Feuchtigkeit (humor, shi) oder Schleim (pituita, tan) in den Nasennebenhöhlen führt zu den Leitsymptomen verstopfte Nase, trüber Nasenfluss sowie Druckgefühl oder Schmerzen über den Nebenhöhlen. Schleim (pituita, tan) kann durch Einwirkung äußerer Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) wie Wind-Kälte (algor venti, fenghan) oder durch innere Glut (ardor, huo) gebildet werden. Feuchtigkeit (humor, shi) in Verbindung mit Hitze (calor, re) kann durch eine äußere Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) oder endogen durch Überlastung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) auftreten. In der Praxis werden folgende vier Formen differenziert: A Wind-Kälte (algor venti, fenghan) mit Schleim (pituita, tan): Die Wind-KälteSchrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) führt zur Blockierung
5.8 Sinusitis
der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und der Verteilung der klaren Säfte (jinye). Es entsteht Schleim (pituita, tan). B Wind-Hitze (calor venti, fengre) mit Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre): Eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) dringt in die Oberfläche (extima, biao) und den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ein. Unter der Einwirkung von Hitze (calor, re) entsteht aus den Säften (jinye) Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre). C Hitze und Glut der Fk Leber und Gallenblase (calor und ardor der oo. hepaticus et felleus, gan dan re huo): Hitze (calor, re) des Fk Leber (o. hepaticus, gan), bedingt durch eingestaute Emotionen, steigt in den Kopf und wirkt auf die Säfte (jinye) im Bereich der Nasennebenhöhlen ein. Dabei bildet sich Schleim (pituita, tan). D Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei): Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), die entweder durch eine äußere Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) oder Überlastung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) durch Fehlernährung entsteht, steigt über die Leitbahnen „Überstrahlung des Yang“ (splendor yang, yangming) zur Nase auf.
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ A Wind-Kälte (algor venti, fenghan) mit Schleim (pituita, tan) Hauptsymptome
5 Anhaltend verstopfte Nase, trübes Nasensekret, Druckgefühl oder Schmerzen in der Stirn oder über den Kieferhöhlen, beeinträchtigter Geruchssinn 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Infektanfälligkeit, Frösteln, Kälte- und Zugluftaversion, Verschleimung im Rachen, Husten, Benommenheit im Kopf oder Schwindel 5 Zungenkörper: Hellrot, eventuell gedunsen; klarer oder weißer Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich, saitenförmig oder erschöpft (superficiales, chordales oder depleti, fu xian xu) Krankheitsmechanismus
5 Eine akute Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) dringt über die Nase in die Oberfläche (extima, biao) ein und führt zu einer Blockierung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Nasenschleimhaut. Dies hat eine Stagnation der klaren Säfte (jinye) zur Folge, die sich dadurch zu Schleim (pituita, tan) wandeln. 5 Eine latente Schleim-Belastung (pituita, tan) resultiert aus einer konstitutionellen Schwäche der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) oder rezidivierenden Vorerkrankungen. Auf diese setzt sich eine akute WindKälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie).
373
374
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Therapeutisches Vorgehen 1. Zerstreuen von Wind-Kälte (algor venti, fenghan) 2. Umwandeln und Ausleiten von Schleim (pituita, tan) 3. Durchgängigmachen der Nase Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation aus „Xanthium-Pulver“ und dem „Dekokt aus den Zwei Abgestandenen (Ingredienzen)“ (Cang'erzi san und Erchen tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Xanthii fructus
Cang'erzi
6–9
1
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) und Wind (ventus, feng) aus, öffnet die Nase
Angelicae dahuricae radix
Baizhi
6–9
1,2
Zerstreut Wind (ventus, feng), leitet Eiter aus
Magnoliae flos
Xinyi
3–6
1
Vertreibt Wind-Kälte (algor venti, fenghan)
Menthae herba
Bohe
3–6
0,8
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt den Kopf
Pinelliae rhizoma
Banxia
6–9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Zingiberis rhizoma viridis
Shengjiang
3 Scheiben
0,6
Löst die Oberfläche (extima, biao), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
6–9
0,6
Reguliert das Qi, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Poria
Fuling
9
2
Stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi), wirkt diuretisch
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Platycodi radix
Jiegeng
6–9
1,2
Entfaltet den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Coicis semen
Yiyiren
9–15
3
Stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi), wirkt diuretisch
Erläuterung: Diese Rezeptur zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan), macht die Nase durchgängig, wandelt Schleim (pituita, tan) um und leitet diesen über die Diurese aus.
5.8 Sinusitis
Modifikationen
5 Bei hartnäckigem Schleim-Befund (pituita, tan), Geruchs- und Geschmacksverlust: Agastachis herba (Huoxiang) 6 g (1 g), Acori graminei rhizoma (Shichangpu) 6–12 g (1,2 g) 5 Bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) mit Müdigkeit, Infektanfälligkeit, spontanen Schweißen: Astragali radix (Huangqi) 9–15 g (2 g), Atractylodis macrocephalae radix (Baizhu) 6–9 g (1 g) 5 Wenn sich eingestaute Wind-Kälte (algor venti, fenghan) zu Hitze (calor, re) wandelt: Gypsum fibrosum (Shigao) 15–30 g (6 g), Scutellariae radix (Huangqin) 9 g (1,2 g), Plantaginis semen (Cheqianzi) 9–15 g (1,2 g) 5 Bei starken Kopfschmerzen bedingt durch Xue-Stasen: Ligustici rhizoma (Chuanxiong) 3–9 g (0,6 g), Asari radix (Xixin) 3 g (0,4 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
Zerstreut Wind (ventus, feng), verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
3E 5
T5
„Äußeres Passtor“
waiguan
Zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Wind-Hitze (calor venti, fengre)
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
Leitet Schleim (pituita, tan) aus
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Nase durchgängig
Zusätzlich bei Sinusitis maxillaris: Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ex-HN 8
Ex 3
„Durchgängige Nase“
bitong
Öffnet die Nase
Ma 2
S2
„Rand des Wagenbeins“
sibai
Leitet Wind (ventus, feng) aus
Ma 3
S3
„Weites Kellerloch“
juliao
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Ma 44
S 44
„Innere Vorhalle“
neiting
Kühlt Glut (ardor, huo)
375
376
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Lokalpunkte bei Sinusitis frontalis: Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ex-HN 3
Ex 1
„Siegelhalle“
yintang
Leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus
Bl 2
V2
„Zusammengelegter Bambus“
cuanzhu
Zerstreut Wind (ventus, feng), klärt die Sicht
Gb 14
F 14
„Die Weiße des Yang“
yangbai
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Weitere Punkte im Kopfbereich bei verstopfter Nase und trübem Nasenfluss: Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 7
V7
„Himmelskommunikation“
tongtian
Zerstreut Wind (ventus, feng), öffnet die Nase
Gb 15
F 15
„Am Rand der Tränen des Kopfes“
toulinqi
Zerstreut Wind (ventus, feng)
Ergänzungspunkte 5 Bei energetischer Schwäche des Qi (depletio qi, qixu) mit Müdigkeit, Infektanfälligkeit, spontanen Schweißen: – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) – Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu), reguliert das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) – Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), stützt das echte Qi (qi merum, zhenqi) – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) 5 Wenn sich eingestaute Wind-Kälte (algor venti, fenghan) zu Hitze (calor, re) wandelt: – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus – Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), senkt Glut (ardor, huo) ab – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Glut (ardor, huo) 5 Bei starken Kopfschmerzen bedingt durch Xue-Stasen: – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab
5.8 Sinusitis
– Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi ), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
■■ B Wind-Hitze (calor venti, fengre) mit Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Hauptsymptome
5 Verstopfte Nase mit Hitzegefühl im Kopf, dickes gelbes oder grünliches Nasensekret, Kopfschmerzen oder Druckgefühl über der Stirn und/oder den Kieferhöhlen, Durst 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Halsschmerzen, Husten, Fieber, roter Kopf, Schwitzen, trockener Mund 5 Zungenkörper: Gerötet oder rot; gelblicher Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich, beschleunigt, eventuell schlüpfrig (superficiales, celeri und eventuell lubrici, fu shu hua) Krankheitsmechanismus
5 Eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) dringt über die Nase in die Oberfläche (extima, biao) und den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ein. Dadurch wird einerseits die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao), andererseits der Fluss des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) blockiert. Die Nase verstopft, und es entsteht Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre). 5 Latent vorhandene Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre), bedingt durch frühere Krankheitsepisoden, verbindet sich mit einer akuten Wind-Hitze- (calor-venti-, fengre) oder Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie). Therapeutisches Vorgehen 1. 2. 3. 4.
Zerstreuen von Wind (ventus, feng) Kühlen von Hitze (calor, re) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Umwandeln von Schleim (pituita, tan) Durchgängigmachen der Nase
Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Tranks mit Magnoliae flos zum Kühlen des Fk Lunge“ (Xinyi qingfei yin)
377
378
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Magnoliae flos
Xinyi
9
1
Vertreibt Wind-Kälte (algor venti, fenghan)
Menthae herba
Bohe
3–6
0,8
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), klärt Kopf und Augen
Angelicae dahuricae radix
Baizhi
9
1,2
Zerstreut Wind (ventus, feng), leitet Eiter aus
Gypsum fibrosum
Shigao
15–30
6
Kühlt Hitze (calor, re), leitet Glut (ardor, huo) aus
Scutellariae radix
Huangqin
9
1,2
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Houttuyniae herba
Yuxingcao
9–15
1,5
Kühlt Hitze (calor, re) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Lonicerae flos
Jinyinhua
9–12
2
Kühlt Hitze (calor, re), desinfiziert
Platycodi radix
Jiegeng
6
1,2
Entfaltet den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Centipedae herba
Ebushicao
6
0,4
Leitet Schleim (pituita, tan) aus, macht die Nase frei
Erläuterung: Diese Rezeptur zerstreut Wind (ventus, feng) in der Nase und macht die Nase durchgängig, kühlt Hitze im Fk Lunge (calor im o. pulmonalis, feire) und wandelt Schleim (pituita, tan) um. Modifikationen 5 Bei viel eitrigem Sekret: Coicis semen (Yiyiren) 15 g (3 g), Benincasae semen (Dongguaren) 15 g (2 g), Persicae semen (Taoren) 9 g (1,2 g) 5 Bei heftigem Husten mit zähem, gelbem Sputum: Peucedani radix (Qianhu) 6 g (1,2 g), Pruni armeniacae semen (Xingren) 9 g (1,2 g) 5 Bei gleichzeitiger bestehender allergischer Rhinitis: Plantaginis semen (Cheqianzi) 9–15 g (1,2 g), Tribuli fructus (Baijili) 9–12 g (2 g), Uncariae ramulus et unci (Gouteng) 9–12 g (2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
5.8 Sinusitis
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Kühlt Hitze (calor, re), stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin)
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Du 23
Rg 23
„Oberer Stern“
shangxing
Leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, macht die Nase durchgängig
Di 20
IC 20
„Empfangen der Wohlgerüche“
yingxiang
Zerstreut Wind (ventus, feng), macht die Nase durchgängig
Ergänzungspunkte 5 Bei viel eitrigem Sekret: – Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), senkt Glut (ardor, huo) ab – Lu 10/P 10 („Fischbauchgrenze“, yuji), kühlt Hitze (calor, re), scheidet Schleim (pituita, tan) aus – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), kühlt Glut (ardor, huo) 5 Bei heftigem Husten mit zähem, gelbem Sputum: – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), stützt die Fk Milz und Lunge (oo. lienalis et pulmonalis, pi fei), wandelt Schleim (pituita, tan) um – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus 5 Bei gleichzeitig bestehender allergischer Rhinitis: – Gb 39/F 39 („Die herabhängende Glocke“, xuanzhong), zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um – Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian), leitet Glut (ardor, huo) aus – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue, harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan)
■■ C Hitze und Glut der Fk Leber und Gallenblase (calor und ardor der oo. hepaticus et felleus, gan dan re huo) Hauptsymptome
5 Gelbes, eitriges, eventuell faulig riechendes Nasensekret, blutig tingiertes Sekret, starkes Hitzegefühl im Kopf, heftige Kopfschmerzen in der Stirn oder hinter den Augen, verstopfte und trockene Nase
379
380
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Mögliche Allgemeinsymptome: Rotes Gesicht und Augen, Nervosität, Reizbarkeit, bitterer Mundgeschmack, Ohrenschmerzen oder Druckgefühl auf den Ohren, Tinnitus 5 Zungenkörper: Rot; gelber Zungenbelag 5 Pulse: Saitenförmig und beschleunigt (chordales und celeri, xian shu) Krankheitsmechanismus Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) steigt über die Leitbahnen der Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan) in den Kopf auf. Die physiologischen Säfte (jinye) verdampfen, und es bildet sich Schleim (pituita, tan), der die Nase verstopft. Wenn die Hitze (calor, re) auch auf das Xue übergreift, kann es zu Nasenbluten kommen. Ätiologisch kommen vor allem eingestaute Emotionen, die sich zu Glut (ardor, huo) wandeln, in Betracht. Therapeutisches Vorgehen 1. Kühlen von Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) der Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan) 2. Ausleiten von Hitze (calor, re) und Schleim (pituita, tan) über Diurese 3. Durchgängigmachen der Nase Arzneitherapie Basisrezept Modifikation des „Enzian-Dekokts zur Dispulsion des Fk Leber“ (Longdan xiegan tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Gentianae radix
Longdancao
3
0,6
Senkt Glut (ardor, huo) im Fk Leber (o. hepaticus, gan) ab
Gardeniae fructus
Zhizi
6–9
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), leitet Glut (ardor, huo) aus
Scutellariae radix
Huangqin
9–12
1,2
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Houttuyniae herba
Yuxingcao
9–12
1,5
Kühlt Hitze (calor, re) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Prunellae spica
Xiakucao
9–12
1,2
Kühlt Hitze (calor, re), leitet Schleim (pituita, tan) aus
Bupleuri radix
Chaihu
6
0,6
Reguliert das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi), löst die Oberfläche (extima, biao)
5.8 Sinusitis
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Plantaginis semen
Cheqianzi
9–15
1,2
Wirkt diuretisch, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Coicis semen
Yiyiren
9–15
3
Wirkt diuretisch, leitet Eiter aus
Magnoliae flos
Xinyi
6
1
Vertreibt Wind-Kälte (algor venti, fenghan)
Xanthii fructus
Cang'erzi
9
1
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) und Wind (ventus, feng) aus, öffnet die Nase
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Erläuterung: Das Rezept kühlt Glut (ardor, huo) der Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan) und leitet Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) diuretisch aus. Magnoliae flos (Xinyi) und Xanthii fructus (Cang'erzi) dirigieren die Wirkung des Rezeptes auf die Nase und machen sie durchgängig. Modifikationen 5 Bei hochschlagendem Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) mit Kopfschmerzen, Schwindel, Hypertonus: Haliotidis concha (Shijueming) 15 g (3 g), Uncariae ramulus et unci (Gouteng) 12 g (2 g), Ligustici rhizoma (Chuanxiong) 6–9 g (0,6 g) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin der Fk Leber und Niere (yin hepatici et renale, gan shen yin) mit Schlaflosigkeit, Trockenheit im Rachen und in der Nase: Rehmanniae radix (Shengdihuang) 9–15 g (2 g), Angelicae sinensis radix (Danggui) 6 g (1,2 g) 5 Bei reichlichem Auswurf mit Husten: Acori graminei rhizoma (Shichangpu) 9 g (1,2 g), Platycodi radix (Jiegeng) 6 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Gb 20
F 20
„Teich des Windes“
fengchi
Zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
Gb 15
F 15
„Am Rand der Tränen des Kopfes“
toulinqi
Zerstreut Wind (ventus, feng)
381
382
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Du 23
Rg 23
„Oberer Stern“
shangxing
Leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, macht die Nase durchgängig
Ex-HN 3
Ex 1
„Siegelhalle“
yintang
Leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus
Le 2
H2
„Der Zwischenraum des Gehens“
xingjian
Leitet Glut (ardor, huo) aus
Gb 39
F 39
„Die herabhängende Glocke“
xuanzhong
Zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Ergänzungspunkte 5 Bei hochschlagendem Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) mit Kopfschmerzen, Schwindel, Hypertonus: – Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui), senkt das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), zerstreut Wind (ventus, feng), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), reguliert das Xue 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin der Fk Leber und Niere (yin hepatici et renale, gan shen yin) mit Schlaflosigkeit, Trockenheit im Rachen und in der Nase: – Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize), stellt die Hemmung des Fk Leber (o. hepaticus, gan) durch den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) wieder her – Ni 6/R 6 („Das Meer der Erhellung“, zhaohai), führt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) nach oben 5 Bei reichlichem Auswurf mit Husten: – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), wandelt Schleim (pituita, tan) um, senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab
■■ D Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) Hauptsymptome
5 Nasensekret eher reichlich, trüb und gelb, verstopfte Nase, beeinträchtigter Geruchssinn, Druckgefühl und Schmerz im Bereich der Nasennebenhöhlen 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Schweregefühl und Benommenheit des Kopfes, ausgeprägte Abgeschlagenheit, Spannungsgefühl in der Brust und im Bauch, Appetitlosigkeit, Gliederschmerzen, Hitzegefühl am Nachmittag
5.8 Sinusitis
5 Zungenkörper: Gerötet bis rot; gelblich klebriger Zungenbelag 5 Pulse: Schlüpfrig und beschleunigt (lubrici und celeri, hua shu) Krankheitsmechanismus
5 Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) kann als Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) von außen in die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) eindringen. Da die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) den oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) physiologisch mit klaren Säften (jinye) versorgt und die Leitbahnen „Überstrahlung des Yang“ (splendor yang, yangming) im Gesichtsbereich verlaufen, erreichen trübe Säfte (jinye) die Nase und die Nebenhöhlen. Die Nase verstopft, und es kommt zu gelbem Nasenfluss. 5 Feuchtigkeit (humor, shi) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), bedingt durch Fehlernährung, kann sich durch die Stagnation des Qi in Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) wandeln. Therapeutisches Vorgehen 1. Klären von Hitze (calor, re) 2. Umwandeln und Ausleiten von Feuchtigkeit (humor, shi) 3. Durchgängigmachen der Nase Arzneitherapie Basisrezept Eine Modifikation des „Dekokts mit Scutellariae radix und Talcum“ (Huangqin huashi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Scutellariae radix
Huangqin
9
1,2
Kühlt Hitze (calor, re), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Talcum
Huashi
9–15
1,8
Wirkt diuretisch, leitet FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) aus
Tetrapanacis medulla
Tongcao
6
0,6
Wirkt diuretisch, leitet FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) aus
Poria
Fuling
9
2
Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), wirkt diuretisch
Arecae pericarpium
Dafupi
6
0,6
Reguliert das Qi, wirkt diuretisch
Amomi cardamomi fructus
Baidoukou
3
0,4
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, bewegt das Qi
383
384
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Coicis semen
Yiyiren
9–15
3
Wirkt diuretisch, leitet Eiter aus
Acori graminei rhizoma
Shichangpu
9
1,2
Leitet Schleim (pituita, tan) aus, öffnet die Sinnesorgane
Angelicae dahuricae radix
Baizhi
9
1,2
Zerstreut Wind (ventus, feng), leitet Eiter aus
Xanthii fructus
Cang'erzi
9
1
Zerstreut Wind (ventus, feng) und Feuchtigkeit (humor, shi)
Erläuterung: In der vorliegenden Modifikation eignet sich das Rezept für Feuchtigkeit-Hitze-Erkrankungen (calor humidus, shire), bei denen Feuchtigkeit (humor, shi) überwiegt. Modifikationen 5 Bei starker Hitze-Symptomatik (calor, re) mit Durst, Obstipation: Coptidis rhizoma (Huanglian) 1–3 g (0,2 g), Rhei rhizoma (Dahuang) 3–9 g (0,4 g), Gypsum fibrosum(Shigao) 15–30 g (6 g) 5 Bei ausgeprägtem Schleim-Befund (pituita, tan) mit Husten und Übelkeit: Pruni armeniacae semen (Xingren) 9 g (1,2 g), Pinelliae rhizoma (Banxia) 9 g (1,2 g), Magnoliae cortex (Houpo) 6 g (1 g) 5 Bei Beteiligung der Oberfläche (extima, biao) mit Frösteln, Fieber und Gliederschmerzen: Agastachis herba (Huoxiang) 6 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Mi 9
L9
„Die Quelle am Yin-Grabhügel“
yinlingquan
Reguliert Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
Ren 12
Rs 12
„Sammlungspunkt des MagenFunktionskreises“
zhongwan
Reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
5.8 Sinusitis
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Ex-HN 8
Ex 3
„Durchgängige Nase“
bitong
Öffnet die Nase
Ergänzungspunkte 5 Bei starker Hitze-Symptomatik (calor, re) mit Durst, Obstipation: – Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting), leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus – Lu 10/P 10 („Fischbauchgrenze“, yuji), kühlt Hitze (calor, re), scheidet Schleim (pituita, tan) aus – Bl 7/V 7 („Himmelskommunikation“, tongtian), zerstreut Wind (ventus, feng), öffnet die Nase – Du 23/Rg 23 („Oberer Stern“, shangxing), leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, macht die Nase durchgängig 5 Bei ausgeprägtem Schleim-Befund (pituita, tan) mit Husten und Übelkeit: – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), zerstreut Wind (ventus, feng), verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) – Mi 3/L 3 („Das größte Weiße“, taibai), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) und leitet sie aus 5 Bei Beteiligung der Oberfläche (extima, biao) mit Frösteln, Fieber und Gliederschmerzen: – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), zerstreut Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Wind-Hitze (calor venti, fengre) – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re)
■■■■ Diätetik Bei der Behandlung von Sinusitis kommt es darauf an, Feuchtigkeit (humor, shi) oder Schleim (pituita, tan) auszuleiten. Aus diesem Grund sollten Nahrungsmittel gemieden werden, die die Entstehung von Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) begünstigen. Empfehlenswert sind Nahrungsmittel, die Schleim (pituita, tan) umwandeln oder ausleiten.
385
386
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Empfehlenswert
Langkornreis, Hiobstränensamen, Bohnen, Chinesischer Lauch, Knoblauch, Rettich, Ingwer, Meerrettich, Senf, Mandarinenschalen
Nicht empfehlenswert
kühle und süße Nahrungsmittel – Kuhmilch, Käse, Quark, weißer Zucker, Orangensaft, Mandarinen, Erdnüsse, fettes Fleisch
Befundabhängig sind je nach der Differenzialdiagnose weiterhin zu empfehlen: 5 Bei Wind-Kälte (algor venti, fenghan) warme und scharfe Nahrungsmittel: Frühlingszwiebeln, Koriander, frischer Ingwer, Paprika, Chilis, Zimt 5 Bei Wind-Hitze (calor venti, fengre) kühlende und scharfe Nahrungsmittel: Rettich, Karotte, Chinakohl, Löwenzahn, Tomate, Pfefferminze, grüner Tee 5 Bei Hitze und Glut des Fk Leber (calor hepatici und ardor hepatici, ganre ganhuo) kühles Temperaturverhalten (natura, xing): – Chinesischer Lauch, Stangensellerie, Brauntang, Algen, Tomate, Karotte, Spinat, Bambussprossen, Birne, Pampelmuse, Zitrone, Mango – Vorsicht: Alkohol, Hühnerfleisch, Schweinefleisch, Rindfleisch, Hirschfleisch, weil hierdurch viel Hitze (calor, re) erzeugt wird 5 Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) kühles Temperaturverhalten (natura, xing), bittere Geschmacksrichtung (sapor, wei): – Buchweizen, Sojasprossen, Mungbohnen, Artischocken, Löwenzahn, Sellerie, Rucola, grüner Tee – Vorsicht: Alkohol und Zucker fördern in größeren Mengen die Entstehung von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire)
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Immunachse: Histamin, ACTH, Nebennierenrinde am dominanten Ohr – Infektachse: Interferon, Thymus am nicht dominanten Ohr 5 Symptombezogene Punkte: Nase, Nasenschleimhaut, Sinus maxillaris, Sinus sphenoidalis, Sinus ethmoidalis, Sinus frontalis 5 Stabilisierende Punkte: Nullpunkt, Lateralitäts-Steuerpunkt
■■ Chinesische Punkte 5 Äußere Nase (14) 5 Innere Nase (16) 5 Shenmen (55) Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt.
5.8 Sinusitis
Histamin Shenmen
Nebennierenrinde (NNR) Nullpunkt Interferon
Hel
ixw
urz
el
Thymus
Äußere Nase LateralitätsSteuerpunkt Innere Nase
Sinus maxillaris Sinus sphenoidalis
Nase Sinus ethmoidalis Nasenschleimhaut
Sinus frontalis ACTH
■■■■ Zusammenfassung 5 Bei der Behandlung der Sinusitis kommt es darauf an, Feuchtigkeit (humor, shi) oder Schleim (pituita, tan), die sich in den Nasennebenhöhlen festgesetzt haben, auszuleiten. 5 Ätiologisch kommen rezidivierende Wind-Kälte- (algor-venti-, fenghan) oder Wind-Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-venti-Heteropathien, fengre xie) sowie Hitze des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre) und Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) in Betracht. 5 Die wichtigsten Akupunkturpunkte sind: Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang), Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu), ExHN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), Di 11/ IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong). 5 In der Arzneimitteltherapie werden häufig folgende Mittel verwendet: Angelicae dahuricae radix (Baizhi), Magnoliae flos (Xinyi), Xanthii fructus (Cang'erzi), Pinelliae rhizoma (Banxia), Platycodi radix (Jiegeng), Plantaginis
387
388
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
semen (Cheqianzi), Coicis semen (Yiyiren), Scutellariae radix (Huangqin), Gypsum fibrosum (Shigao), Houttuyniae herba (Yuxingcao). 5 In der diätetischen Behandlung von Sinusitis sollten Nahrungsmittel gemieden werden, die die Entstehung von Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) begünstigen: Kuhmilch, Käse, Joghurt, Quark, weißer Zucker, Orangensaft und fettes Fleisch.
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Sinusitis spricht am besten auf eine Kombination von Akupunktur, chinesischen Arzneimitteln und diätetischen Maßnahmen an. 5 In vielen Fällen ist die Nasenatmung unmittelbar nach der Akupunktur spürbar verbessert. 5 Arzneimitteltherapie und Diätetik wirken der Bildung von Schleim (pituita, tan) entgegen und fördern die Ausleitung des Schleims (pituita, tan). 5 Akute Stadien können in den meisten Fällen ohne Antibiotikatherapie erfolgreich behandelt werden. 5 Im Akutfall empfiehlt sich die Akupunktur zweimal pro Woche, danach einmal pro Woche oder zweimal pro Monat. 5 Eine erste Besserung ist in den meisten Fällen innerhalb von vier bis fünf Wochen zu beobachten. 5 Die Prognose ist insgesamt günstig, die Behandlungsverläufe sind aber sehr unterschiedlich. In manchen Fällen tritt Beschwerdefreiheit nach sechs bis zwölf Wochen, in anderen Fällen erst nach einem Jahr oder länger ein.
5.9 Infektanfälligkeit
5.9 Infektanfälligkeit 5.9.1 Krankheitsbild und Therapie aus westlicher Sicht ■■■■ Übersicht 5 Infektanfälligkeit ist ein häufig auftretendes klinisches Problem, das in Verbindung mit allergischen Erkrankungen anzutreffen ist. Zwischen Infektanfälligkeit und allergischen Erkrankungen besteht ein enges wechselseitiges Verhältnis. 5 Einerseits verursachen allergische Reaktionen entzündliche Veränderungen der Schleimhäute und der Haut, die zu einer verminderten Resistenz gegen unterschiedliche Krankheitserreger führen. Andererseits sind rezidivierende Infekte der Atemwege mit der Manifestation von allergischen Erkrankungen assoziiert. 5 Der Begriff „Allergie“, der vom Wiener Pädiater Clemens von Pirquet geprägt wurde, umfasst ursprünglich auch abgeschwächte immunologische Reaktionslagen. 5 Der Übergang zwischen „Normalität“ und erhöhter Infektanfälligkeit ist fließend. Im Kindesalter werden sechs Infekte pro Jahr oder auch mehr noch als normal angesehen. 5 Ein wichtiger ursächlicher Faktor für Infektanfälligkeit ist in dem häufigen Einsatz von Antibiotika, Antipyretika und Kortikosteroiden zu sehen, da sie das Immunsystem schwächen. Darüber hinaus ist ungeeignete Nahrung (Kuhmilch, Zucker) von großer Bedeutung sowie körperliche oder geistige Überanstrengung.
■■■■ Klinisches Bild 5 Klinisch zeigt sich Infektanfälligkeit im Zusammenhang mit allergischen Erkrankungen vor allem im Bereich der Nase, der Nasennebenhöhlen und der Bronchien. Zudem sind vor allem im Kindesalter rezidivierende Tonsillitiden, Otitiden und chronische Lymphknotenschwellungen zu beobachten. 5 Die wichtigsten klinischen Symptome, um Infekte von allergischen Reaktionen abzugrenzen, sind das Auftreten von Fieber sowie die Färbung der Sekrete bzw. das Fehlen von Juckreiz. 5 Eine klare Trennung von Infekt und Allergie ist klinisch nicht immer möglich und muss gegebenenfalls durch eine allergologische Diagnostik oder Erregernachweis abgesichert werden. 5 Bei Infektionen der Nase, Nasennebenhöhlen und Bronchien über mehr als drei Monate im Jahr ist objektiv von einer erhöhten Infektanfälligkeit auszugehen. In vielen Fällen ist die Ursache einer Infektanfälligkeit entweder eine allergische Erkrankung oder eine chronische, nicht ausgeheilte Entzündung.
389
390
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■■■ Therapie aus westlicher Sicht 5 5 5 5
Immunstimulanzien aus Pflanzen, Enzymen oder Mikroorganismen Abhärtung, Kneipp-Therapie, Sauna Ernährungsumstellung Eigenbluttherapie
5.9.2 Krankheitsbild und Therapie aus Sicht der chinesischen Medizin ■■■■ Übersicht 5 Aus Sicht der chinesischen Medizin liegt einer Infektanfälligkeit eine Schwäche der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng), insbesondere der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) zugrunde. In der Folge kommt es häufig zur Entstehung von Schleim (pituita, tan). 5 Eine stabile Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) bedarf des harmonischen Zusammenspiels der Fk Niere, Milz und Lunge (oo. renalis, lienalis et pulmonalis, shen pi fei). 5 Dabei hat der Fk Niere (o. renalis, shen) die Aufgabe, Struktivpotenzial (jing) durch die wärmende Kraft des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) zu aktivieren und als Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) dem oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao) bereitzustellen. 5 Der Fk Milz (o. lienalis, pi) transformiert Qi aus der Nahrung und stellt damit den größten Teil des Qi zur Verfügung, das in die Bildung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) einfließt. 5 Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ist vor allem für die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao) zuständig und kontrolliert damit das Öffnen und Schließen der Poren. 5 Vor dem Hintergrund einer labilen Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) können sich Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) über längere Zeit im Organismus festsetzen und zu chronischen und rezidivierenden Infekten führen. 5 Im 18. Jahrhundert wurden von den Ärzten der „Wärmekrankheiten“-Schule (morbi temperati, wenbing) neue therapeutische Konzepte entwickelt. Dabei sind Feuchtigkeit-Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-humidus-Heteropathien, shire xie), residuale Hitze (residualer calor, yure) sowie latente Hitze (latenter calor, fure) hier von besonderer Bedeutung. 5 Bei diesen Krankheitsbildern besteht einerseits die Gefahr einer Schädigung der Säfte (jinye) und des Yin, andererseits liegt der therapeutische Schwerpunkt vor allem in der Ausleitung der Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie).
■■■■ Agenzien und Pathogenese Eine Infektanfälligkeit kann entweder bedingt sein durch eine Schwäche der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) oder durch Schrägläufigkeiten (Heteropa-
5.9 Infektanfälligkeit
A
B
C
D
E
F
thien, xie), die nicht vollständig eliminiert werden konnten. Folgende Möglichkeiten kommen in Betracht: Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) führt zu einer ungenügenden Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao). Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit absinkendem Yang hat zur Folge, dass Qi, das für die Synthese der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) benötigt wird, nicht ausreichend bereitgestellt wird und nicht in den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aufsteigen kann. Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang) bedingt eine ungenügende Mobilisierung des Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) aus dem Struktivpotenzial (jing), das zur Bildung einer stabilen Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) benötigt wird. Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) in der Wehrenergie- und Qi-Ebene (qi defensivum und Qi, weiqi qi) kann aufgrund der Feuchtigkeit-Komponente (humor, shi) über lange Zeit bestehen bleiben. Äußere Feuchtigkeit (humor externus, waishi) aktiviert immer wieder die bestehende Feuchtigkeit-HitzeSchrägläufigkeit (calor-humidus-Heteropathie, shire xie). Residuale Hitze (residualer calor, yure) entsteht, wenn eine akute Wind-HitzeSchrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) nicht vollständig eliminiert wird. Dies wird begünstigt durch eine geschwächte Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) sowie mehrfache antibiotische Behandlungen. Latente Hitze (latenter calor, fure) bei konstitutioneller Schwäche des Yin und des Struktivpotenzials (jing) des Fk Niere (o. renalis, shen). Sie kann spontan durch eine vorübergehende Schwächung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) oder durch eine neue Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) mobilisiert werden.
■■■■ Differenzierte chinesische Therapie ■■ A Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) Hauptsymptome
5 Infektanfälligkeit, rezidivierende Infekte, spontane Schweiße, Zugluftaversion 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Schwache Stimme, Husten, Kurzatmigkeit, allergische Rhinitis 5 Zungenkörper: Blass mit weißem Zungenbelag 5 Pulse: Oberflächlich und erschöpft (superficiales und depleti, fu xu) Krankheitsmechanismus
5 Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) ist der äußere Aspekt des echten Qi (qi merum, zhenqi), die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) der innere Aspekt.
391
392
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) wird vom Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) in der Oberfläche (extima, biao) verteilt. 5 Aus einer mangelnden Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) in der Oberfläche (extima, biao) resultiert die Infektanfälligkeit, Zugluftaversion und Neigung zu spontanen Schweißen. 5 Rezidivierende Atemwegsinfekte und langanhaltende körperliche Überanstrengung schwächen das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Therapeutisches Vorgehen 1. Stützen des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 2. Stabilisieren der Oberfläche (extima, biao) 3. Halten des Schweißes Arzneitherapie Basisrezept „Pulver gegen Wind aus Jade“ (Yu pingfeng san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Astragali radix
Huangqi
15–30
3
Stützt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Atractylodis macrocephalae radix
Baizhu
6–9
1
Ergänzt das Qi der Fk Milz und Magen (qi lienale et stomachi, pi wei qi)
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6
0,6
Meldearznei für die Oberfläche (extima, biao)
Erläuterung: Klassisches Rezept für die Stützung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Modifikationen 5 Wenn zusätzlich Fieber, Frösteln und Gliederschmerzen auftreten: Cassiae cinnamomi ramulus (Guizhi) 6 g (0,6 g), Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 9 g (2 g) 5 Bei Schleim (pituita, tan) mit Husten: Pinelliae rhizoma (Banxia) 9 g (1,2 g), Citri reticulatae pericarpium (Chenpi) 6 g (0,6 g), Poria (Fuling) 9 g (2 g), Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g (0,6 g) 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin mit Kurzatmigkeit, Reizhusten, trockenem Mund: Ginseng radix (Renshen) 1–3 g (0,6 g), Ophiopogonis radix (Maimendong) 6–12 g (2 g), Schisandrae fructus (Wuweizi) 3–6 g (0,6 g)
5.9 Infektanfälligkeit
5 Bei chronischer oder allergischer Rhinitis: Magnoliae flos (Xinyihua) 6–9 g (1 g), Xanthii fructus (Cang'erzi) 6–9 g (1 g), Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 6–9 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
Verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Ergänzungspunkte 5 Wenn zusätzlich Fieber, Frösteln und Gliederschmerzen auftreten: – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Hitze (calor, re) und Kälte (algor, han) 5 Bei Schleim (pituita, tan) mit Husten: – Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), wandelt Schleim (pituita, tan) um – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus 5 Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yin mit Kurzatmigkeit, Reizhusten, trockenem Mund: – Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize), stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, fei yin) – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Bei chronischer oder allergischer Rhinitis: – Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang), zerstreut WindHitze (calor venti, fengre), macht die Nase durchgängig – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus
393
394
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■ B Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit absinkendem Yang Hauptsymptome
5 Intermittierendes Fieber, spontane Schweiße, Kälteaversion, Kurzatmigkeit 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Blasses Gesicht, Neigung zu Durchfällen, Wortkargheit, Müdigkeit, Ptosen 5 Zungenkörper: Blass mit Zahneindrücken; dünner, weißer Zungenbelag 5 Pulse: erschöpft, eventuell auch groß (depleti und eventuell auch magni, xu da) Krankheitsmechanismus
5 Eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) ist häufig bedingt durch übermäßige geistige Arbeit oder eine Überforderung der Assimilationskraft durch ungeeignete Ernährung. 5 Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) wird ganz wesentlich durch das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) gebildet. 5 Bei einem Absinken des Yang des Fk Milz (yang lienale, piyang) in das Yin kommt es zu intermittierendem Fieber. Das Nichtaufsteigen des Yang führt zu spontanen Schweißen und Kälteaversion. Therapeutisches Vorgehen 1. Ergänzen des Qi der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) 2. Emporheben des Yang Arzneitherapie Basisrezept „Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt“ (Buzhong yiqi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Astragali radix
Huangqi
15
3
Stützt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi)
Ginseng radix
Renshen
3
0,6
Ergänzt das ursprüngliche Qi (qi primum, yuanqi)
Atractylodis macrocephalae radix
Baizhu
6–9
1
Ergänzt das Qi der Fk Milz und Magen (qi lienale et stomachi, pi wei qi)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Mehrt das Qi
5.9 Infektanfälligkeit
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Angelicae sinensis radix
Danggui
6–9
1,2
Ergänzt und belebt das Xue
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
3–6
0,6
Reguliert das Qi, kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Cimicifugae rhizoma
Shengma
3–6
1,2
Hebt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) nach oben
Bupleuri radix
Chaihu
3–6
0,6
Hebt das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) empor
Erläuterung: Das Rezept ist eine Erweiterung des „Dekokts der Vier Edlen“ (Si junzi tang) zur Stützung des Qi. Astragli radix (Huangqi), Cimicifugae rhizoma (Shengma) und Bupleuri radix (Chaihu) heben das Yang empor. Modifikationen 5 Bei chronischer oder allergischer Rhinitis: Magnoliae flos (Xinyihua) 6–9 g (1 g), Xanthii fructus (Cang'erzi) 6–9 g (1 g) 5 Bei Appetitlosigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen: Atractylodis rhizoma (Cangzhu) 9–12 g (1 g), Aucklandiae radix (Muxiang) 6–9 g (0,6 g) 5 Bei spontanen Durchfällen: Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 3–6 g (0,6 g), Massa medicata fermentata (Shenqu) 6–9 g (2 g), Hordei fructus germinatus (Maiya) 6–9 g (2 g) 5 Bei rezidivierender Cystitis: Alismatis rhizoma (Zexie) 9– 2 g (0,8 g), Eucommiae cortex (Duzhong) 9–12 g (1,2 g), Morindae radix (Bajitian) 9–12 g (2 g) 5 Bei Husten und weißem Sputum: Pinelliae rhizoma (Banxia) 6–9 g (1,2 g), Platycodi radix (Jiegeng) 6–9 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 1
L1
„Verborgene Weiße“
yinbai
Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
395
396
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Du 20
Rg 20
„Zusammenkunft aller Leitbahnen“
baihui
Hebt das echte Yang (yang merum, zhenyang) empor
Ergänzungspunkte 5 Bei chronischer oder allergischer Rhinitis: – Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang), zerstreut WindHitze (calor venti, fengre), macht die Nase durchgängig – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang), leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus 5 Bei Appetitlosigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen: – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus – Mi 3/L 3 („Das größte Weiße“, taibai), leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus 5 Bei spontanen Durchfällen: – Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu), reguliert das Qi der Fk Dickdarm und Dünndarm (qi intestinorum, changqi) – Mi 9/L 9 („Die Quelle am Yin-Grabhügel“, yinlingquan), reguliert Feuchtigkeit (humor, shi) 5 Bei rezidivierender Cystitis: – Ren 3/Rs 3 („Sammlungspunkt für den Blasen-Bereich“, zhongji), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus – Bl 39/V 39 („Yang des Staugewässers“, weiyang), kräftigt den Fk Blase (o. vesicalis, pangguang) – Ni 7/R 7 („Der zurückfließende Strom“, fuliu), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen), kühlt Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) 5 Bei Husten und weißem Sputum: – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), stillt Husten – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus
■■ C Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang) Hauptsymptome
5 Kalte Extremitäten, Kältegefühl und Schmerzen in der Lumbalregion, Appetitlosigkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, leichtes Schwitzen 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Häufige Miktionen, Ausfluss, Impotenz, Infertilität, Tinnitus, blasses Gesicht
5.9 Infektanfälligkeit
5 Zungenkörper: Blass; klarer oder weißer Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft, schwach und untergetaucht (depleti, invalidi und mersi, xu ruo chen) Krankheitsmechanismus
5 Das Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) hat die Funktion, aus dem Struktivpotenzial (jing) das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) zu mobilisieren, das in die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) eingeht. 5 Daher resultiert aus einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) eine geschwächte Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Gleichzeitig wird das Yang des Fk Milz (yang lienale, piyang) nicht genügend erwärmt. 5 Neben einer angeborenen Schwäche kommen außerdem langanhaltende Erkrankungen und übermäßige Verausgabung als Ursache in Betracht. Therapeutisches Vorgehen 1. Erwärmen des Yang 2. Zerstreuen von Kälte (algor, han) 3. Kräftigen der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) Arzneitherapie Basisrezept „Die Mitte regulierende Pille mit Aconit“ (Fuzi lizhong wan) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Aconiti radix lateralis praeparata
Fuzi
3–9
0,6
Wärmt die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen), zerstreut Kälte (algor, han)
Zingiberis rhizoma
Ganjiang
3–6
0,6
Wärmt die Fk Lunge, Milz und Magen (oo. pulmonalis, lienalis et stomachi, fei pi wei)
Ginseng radix
Renshen
1–3
0,6
Ergänzt das ursprüngliche Qi (qi primum, yuanqi)
Atractylodis macrocephalae radix
Baizhu
6–12
1
Ergänzt das Qi der Fk Milz und Magen (qi lienale et stomachi, pi wei qi)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Mehrt das Qi
Erläuterung: Dieses klassische Rezept wärmt das Yang der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und des Fk Niere (o. renalis, shen), zerstreut Kälte (algor, han) und kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi).
397
398
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Modifikationen 5 Bei gleichzeitigem Fieber und Frösteln bedingt durch Wind-Kälte (algor venti, fenghan): Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) 6–9 g (0,6 g), Asari radix (Xixin) 1–3 g (0,4 g) 5 Wenn zusätzlich Schleim (pituita, tan) mit Husten, weißem Sputum und Übelkeit auftritt: Pinelliae rhizoma (Banxia) 6–9 g (1,2 g), Poria (Fuling) 9–12 g (2 g) 5 Bei Zugluftaversion und spontanen Schweißen infolge energetischer Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi): Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 6 g (0,6 g), Astragali radix (Huangqi) 18 g (3 g) 5 Bei ausgeprägter energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) mit rezidivierenden Rückenschmerzen, häufigen Miktionen: Alpiniae oxyphyllae fructus (Yizhiren) 9 g (0,6 g), Psoraleae semen (Buguzhi) 9 g (1,2 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
Ren 6
Rs 6
„Meer des Qi“
qihai
Mobilisiert das echte Yang (yang merum, zhenyang)
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Ni 3
R3
„Mächtiger Wasserlauf“
taixi
Stützt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi)
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
Bei einer energetischen Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) ist auch die Moxibustion der Punkte Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu) und Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai) zu empfehlen. Ergänzungspunkte 5 Bei gleichzeitigem Fieber und Frösteln: – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Hitze (calor, re) und Kälte (algor, han)
5.9 Infektanfälligkeit
– Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) 5 Wenn zusätzlich Schleim (pituita, tan) mit Husten, weißem Sputum und Übelkeit auftritt: – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan), stützt das Qi der Fk Lunge und Milz (qi pulmonale et lienale, fei pi qi), stillt Husten 5 Bei Zugluftaversion und spontanen Schweißen: – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen) – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) 5 Bei ausgeprägter energetischer Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) mit rezidivierenden Rückenschmerzen, häufigen Miktionen: – Du 4/Rg 4 („Pforte des Lebensloses“, mingmen), kräftigt den Fk Niere (o. renalis, shen) – Ren 4/Rs 4 („Das erste der Passtore“, guanyuan), stützt den Fk Niere (o. renalis, shen), konsolidiert das Qi der angeborenen Konstitution
■■ D Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) in der Wehrenergieund Qi-Ebene (qi defensivum und Qi, weiqi qi) Hauptsymptome
5 Niedriges Fieber oder periodisches Fieber, das über längere Zeit immer wiederkehrt, insbesondere am Nachmittag, Frösteln, schwerer Kopf, Benommenheit, Gliederschmerzen 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Völlegefühl in Brust und Bauch, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall, Husten 5 Zungenkörper: Hell, klebrig; weißer Zungenbelag 5 Pulse: Nachgiebig und schlüpfrig (lenes und lubrici, ru hua) Krankheitsmechanismus
5 Eine Feuchtigkeit-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-humidus-Heteropathie, shire xie) im Frühstadium, bei der die Feuchtigkeit (humor, shi) überwiegt, dringt in die Oberfläche (extima, biao) ein und führt zu Fieber, Frösteln und Gliederschmerzen. 5 Gleichzeitig wird der Qi-Fluss in den Fk Lunge und Milz (oo. pulmonalis et lienalis, fei pi) durch Feuchtigkeit (humor, shi) beeinträchtigt, und es kommt zu Völlegefühl in Brust und Bauch, Übelkeit, Durchfall, Husten. 5 Da Feuchtigkeit (humor, shi) schwer, klebrig und zäh ist, kann eine derartige Symptomatik über lange Zeit bestehen. Äußere Feuchtigkeit (humor externus, waishi) aktiviert immer wieder die Feuchtigkeit-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-
399
400
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
humidus-Heteropathie, shire xie) im Inneren (intima, li). Klinisch entsteht der Eindruck, als ob sich der Patient immer wieder erkältet. Therapeutisches Vorgehen 1. Bewegen und Absenken des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 2. Umwandeln von Feuchtigkeit (humor, shi) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) 3. Diuretisches Ausleiten von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) Arzneitherapie Basisrezept „Dekokt der Drei Körner“ (Sanren tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Pruni armeniacae semen
Xingren
9
1,2
Bewegt und senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab
Amomi cardamomi fructus
Baidoukou
2–5
0,4
Bewegt das Qi, wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Coicis semen
Yiyiren
9–15
3
Wirkt diuretisch, leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Magnoliae cortex
Houpo
3–6
1
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, bewegt das Qi
Tetrapanacis medulla
Tongcao
3
0,6
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) diuretisch aus
Talcum
Huashi
9–15
1,8
Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) diuretisch aus
Lophateri herba
Danzhuye
3–9
1,2
Kühlt Hitze (calor, re), wirkt diuretisch
Pinelliae rhizoma
Banxia
5–9
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um
Erläuterung: Klassisches Rezept aus der „Wärmekrankheiten“-Schule (morbi temperati, wenbing) (18. Jahrhundert), bei dem mit neutralen und aromatischen Mitteln die Durchlässigkeit der drei Wärmebereiche (drei Calorien, sanjiao) wiederhergestellt und dadurch Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) ausgeleitet wird. Modifikationen 5 Bei ausgeprägtem Frösteln und Gliederschmerzen: Agastachis herba (Huoxiang) 6 g (1,2 g), Perillae caulis et folium (Zisuye) 6 g (1 g), Sojae semen praeparatum (Dandouchi) 6–9 g (1 g)
5.9 Infektanfälligkeit
5 Bei deutlichem Fieber und weiteren Hitze-Symptomen (calor, re): Scutellariae radix (Huangqin) 6–9 g (1,2 g), Gardeniae fructus (Zhizi) 3–6 g (0,6 g) 5 Bei Halsschmerzen und Lymphknotenschwellung: Fritillariae thunbergii bulbus (Zhebeimu) 6–9 g (1,2 g), Bombyx batryticatus (Jiangcan) 6–9 g (1 g), Forsythiae fructus (Lianqiao) 3–9 g (0,6 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
3E 5
T5
„Äußeres Passtor“
waiguan
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Hitze (calor, re) und Kälte (algor, han)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, dynamisiert den Säfteumlauf (jinye)
Ergänzungspunkte 5 Bei ausgeprägtem Frösteln und Gliederschmerzen: – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), öffnet die Oberfläche (extima, biao) 5 Bei deutlichem Fieber und weiteren Hitze-Symptomen (calor, re): – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), öffnet die Oberfläche (extima, biao) – Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus, senkt Glut (ardor, huo) ab 5 Bei Halsschmerzen und Lymphknotenschwellung: – Lu 10/P 10 („Fischbauchgrenze“, yuji), kühlt Hitze (calor, re) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), macht die Kehle frei – 3E 10/T 10 („Brunnen des Himmels“, tianjing), stabilisiert den Säfteumlauf (jinye) und den Qi-Mechanismus – Gb 41/F 41 („Am Rand der Tränen des Fußes“, zulinqi), zerstreut Stauungen der Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan)
401
402
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■ E Residuale Hitze (residualer calor, yure) in der Qi-Ebene Hauptsymptome
5 Subfebrile Temperaturen, leichtes Fieber, Durst, körperliche Schwäche im Anschluss an einen Infekt oder bei einem Rückfall 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Hitzegefühl in der Brust, Gereiztheit, Schlaflosigkeit, Palpitationen, Husten, Lymphknotenschwellung, geschwollene Tonsillen 5 Zungenkörper: Rot; leicht gelblicher Zungenbelag 5 Pulse: Leicht beschleunigt, oberflächlich (celeri und superficiales, shu fu) Krankheitsmechanismus
5 Im Anschluss an eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie), die nicht vollständig eliminiert wird, bleibt ein Rest an Hitze (calor, re) zurück und schwelt im Bereich der Brust und des Zwerchfells vor sich hin. 5 Länger bestehende residuale Hitze (residualer calor, yure) führt zu einer Schmälerung des Yin und der Säfte (jinye). 5 Residuale Hitze (residualer calor, yure) entsteht auf der Basis einer geschwächten Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) und prädisponiert für neue Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie), sie wird begünstigt durch wiederholte antibiotische Behandlung. Therapeutisches Vorgehen 1. Herauslösen von Hitze (calor, re) 2. Klären von Hitze (calor, re) Arzneitherapie Basisrezept „Dekokt mit Gardeniae fructus und Sojae semen praeparatum“ (Zhizi douchi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Gardeniae fructus
Zhizi
9
0,6
Löst eingestaute Hitze (calor, re)
Sojae semen praeparatum
Dandouchi
9
1
Drückt Hitze (calor, re) an die Oberfläche (extima, biao) und zerstreut Hitze (calor, re)
Erläuterung: Wichtigste Rezeptur, um residuale Hitze (residualen calor, yure) nach einer Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) zu klären.
5.9 Infektanfälligkeit
Modifikationen 5 Bei akuter Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) mit Frösteln, Fieber und Halsschmerzen: Menthae herba (Bohe) 3–9 g (0,8 g), Arctii fructus (Niubangzi) 3–6 g (1,2 g), Cicadae periostracum (Chantui) 3–9 g (1,2 g) 5 Bei Husten, Kurzatmigkeit und spärlichem Sputum: Mori cortex radicis (Sangbaipi) 9 g (2 g), Lycii cortex radicis (Digupi) 9 g (1,2 g) 5 Bei Lymphknotenschwellung: Scrophulariae radix (Xuanshen) 9–12 g (2 g), Fritillariae thunbergii bulbus (Zhebeimu) 6–9 g (1,2 g), Forsythiae fructus (Lianqiao) 3–9 g (0,6 g) Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Du 14
Rg 14
„Punkt aller Strapazen“
dazhui
Hält die Oberfläche (extima, biao) offen, senkt Glut (ardor, huo) ab
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Ergänzungspunkte 5 Bei akuter Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) mit Frösteln, Fieber und Halsschmerzen: – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Hitze (calor, re) und Kälte (algor, han) – Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), öffnet die Oberfläche (extima, biao) 5 Bei Husten, Kurzatmigkeit und spärlichem Sputum: – Lu 1/P 1 („Versammlungshalle der Mitte“, zhongfu), kühlt Hitze (calor, re), wandelt Schleim (pituita, tan) um – Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize), kühlt Hitze (calor, re), stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong), leitet Schleim (pituita, tan) aus
403
404
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
5 Bei Lymphknotenschwellung: – Di 14/IC 14 („Arm und Schulterblatt“, binao), macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig – 3E 10/T 10 („Brunnen des Himmels“, tianjing), stabilisiert den Säfteumlauf (jinye) und den Qi-Mechanismus – Gb 41/F 41 („Am Rand der Tränen des Fußes“, zulinqi), zerstreut Stauungen der Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus, gan dan)
■■ F Latente Hitze (latenter calor, fure) Hauptsymptome
5 Hohes Fieber, Ruhelosigkeit, Durst, trockener Mund, starkes Schwitzen, gelber Urin 5 Mögliche Allgemeinsymptome: Kälteaversion, Frösteln, Kopfschmerzen, verstopfte Nase 5 Zungenkörper: Rot; gelber Zungenbelag 5 Pulse: Beschleunigt und überflutend (celeri und exundantes, shu hong) Krankheitsmechanismus
5 Eine konstitutionelle Schwäche des Struktivpotenzials (jing) und des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) bedingt, dass eine Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) sich im Inneren (intima, li) verbirgt und in Hitze (calor, re) umwandelt. 5 Im Frühling oder Sommer kann nach einer längeren Latenzphase die latente Hitze (latenter calor, fure) durch eine Wind-Hitze- (calor-venti-, fengre) oder Wind-Kälte-Schrägläufigkeit (algor-venti-Heteropathie, fenghan xie) aktiviert werden. In diesem Fall kommt es auch zu einer Oberflächen-Symptomatik (extima, biao), wie Kälteaversion, Frösteln, Kopfschmerzen, verstopfte Nase. 5 Die latente Hitze (latenter calor, fure) kann aber auch durch Überlastung, Stress, emotionale Schwankungen oder unregelmäßige Ernährung über eine vorübergehende Schwächung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) aktiviert werden. Die Symptomatik ist dann von Anfang an durch innere Hitze (calor intimae, neire) geprägt. Therapeutisches Vorgehen 1. Klären von innerer Hitze (calor intimae, neire) 2. Zerstreuen von Hitze (calor, re) an der Oberfläche (extima, biao) 3. Stützen des Yin und des Struktivpotenzials (jing) im Fk Niere (o. renalis, shen)
5.9 Infektanfälligkeit
Arzneitherapie Basisrezept „Scutellaria-Dekokt mit präparierten Sojabohnen und Scrophularia“ (Huangqin tang jia dandouchi he xuanshen) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Scutellariae radix
Huangqin
6–9
1,6
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Paeoniae lactiflorae radix
Baishao
6–12
2
Sammelt die struktiven Energien
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Harmonisiert, erzeugt Säfte (jinye), kühlt Hitze (calor, re)
Jujubae fructus
Dazao
3–6 Stück
0,6
Mehrt das Qi und die Säfte (jinye)
Scrophulariae radix
Xuanshen
9
2
Stützt das Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin) und die Säfte (jinye), kühlt Hitze (calor, re)
Sojae semen praeparatum
Dandouchi
9–12
1
Drückt Hitze (calor, re) an die Oberfläche (extima, biao) und zerstreut Hitze (calor, re)
Erläuterung: Wichtigste klassische Rezeptur zur Behandlung von latenter Hitze (latenter calor, fure). Sojae semen praeparatum (Dandouchi) zerstreut eingestaute Hitze (calor, re) und hebt sie aus dem Fk Niere (o. renalis, shen) an die Oberfläche (extima, biao). Scrophulariae radix (Xuanshen) klärt Hitze (calor, re), stützt das Yin und erzeugt Säfte (jinye). Das „Scutellaria-Dekokt“ (Huangqin tang, bestehend aus den ersten vier Arzneimitteln) kühlt innere Hitze (calor intimae, neire). Modifikationen 5 Wenn die latente Hitze (latenter calor, fure) durch Wind-Hitze (calor venti, fengre) aktiviert wird, mit Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Kälteaversion: Menthae herba (Bohe) 3–9 g (0,8 g), Cicadae periostracum (Chantui) 6–9 g (1,2 g), Puerariae radix (Gegen) 6–9 g (2 g) 5 Bei Blockaden des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) mit Gereiztheit, Spannungsgefühl am Rippenbogen: Bupleuri radix (Chaihu) 3–9 g (0,6 g), Gardeniae fructus (Zhizi) 3–9 g (0,6 g)
405
406
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Akupunktur Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Ren 4
Rs 4
„Das erste der Passtore“
guanyuan
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen), konsolidiert das Qi der angeborenen Konstitution
Ni 3
R3
„Mächtiger Wasserlauf“
taixi
Stützt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi)
Lu 5
P5
„Moorsee am Fußpunkt“
chize
Kühlt Hitze (calor, re), stützt das Yin der Fk Lunge und Niere (yin pulmonale et renale, fei shen yin)
Ergänzungspunkte 5 Wenn die latente Hitze (latenter calor, fure) durch Wind-Hitze (calor venti, fengre) aktiviert wird, mit Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Kälteaversion: – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan), öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Hitze (calor, re) und Kälte (algor, han) – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi), zerstreut Wind (ventus, feng), kühlt Hitze (calor, re) 5 Bei Blockaden des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) mit Gereiztheit, Spannungsgefühl am Rippenbogen: – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou), entfaltet das Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) – Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong), stützt und harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan)
■■■■ Diätetik Bei Infektanfälligkeit werden repletive und depletive Krankheitsbilder unterschieden. Die depletiven Störungen werden häufig von Schleim (pituita, tan) begleitet. Aus diesem Grund sollten Nahrungsmittel, die die Bildung von Schleim (pituita, tan) fördern, gemieden werden. Bei den repletiven Störungen sollten vor allem solche Nahrungsmittel gemieden werden, die bei nicht bereinigten äußeren Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) kontraindiziert sind,
5.9 Infektanfälligkeit
weil sie Wind (ventus, feng) mobilisieren oder Hitze (calor, re) und FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) verstärken.
5
5 5
5
5
5
Empfehlenswert
generell leichte und neutrale Nahrungsmittel; bei SchleimBelastung (pituita, tan) sind günstig: Rettich, Meerrettich, Ingwer, Knoblauch, Senf
Nicht empfehlenswert
kühle und süße Nahrungsmittel – Kuhmilch, Käse, Joghurt, Quark, Nüsse, fettes Fleisch, Orangen, Fruchtsäfte, weil sie Schleim (pituita, tan) verstärken Schweinefleisch, Schinken, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse und Garnelen sind kontraindiziert bei nicht geklärten Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie)
Befundabhängig sind je nach Differenzialdiagnose weiterhin empfehlenswert: Bei energetischer Schwäche des Qi des Fk Lunge (depletio des qi pulmonale, feiqi xu) leicht warme oder neutrale sowie süße, neutrale oder scharfe Nahrungsmittel: – Reis, Erdnuss, Walnuss, Sesam, Weintraube – Vorsicht: Nüsse nur in geringen Mengen Bei energetischer Schwäche des Qi des Fk Milz (depletio des qi lienale, piqi xu) neutrale und leicht warme sowie neutrale und süße Nahrungsmittel: Reis, Mais, Hirse, Hafer, Erbsen, Bohnen, Karotten, Kartoffeln, Äpfel, Feigen Bei energetischer Schwäche des Yang des Fk Niere (depletio des yang renale, shenyang xu) warme oder heiße und scharfe oder süße Nahrungsmittel: – Walnuss, Esskastanie, Chinesischer Lauch, Fenchel, Weißkohl, Weintrauben, Hirschfleisch, Zimt, Anis, Gewürznelken – Vorsicht: Rohkost Bei Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) kühlende und scharfe oder bittere Nahrungsmittel: – Sojabohnen, Azukibohnen, Mungbohnen, Knoblauch, Ingwer, Rettich, Löwenzahn, Austernpilze – Vorsicht: Alkohol, Zucker, Kuhmilchprodukte, Schweinefleisch Bei residualer Hitze (residualer calor, yure) kühlende und süße oder bittere Nahrungsmittel: – Rettich, Karotten, Chinakohl, Stangensellerie, Spinat, Salat, Löwenzahn, Bambussprossen, Aubergine, Tomate, Gurke, Kürbisse – Vorsicht: Fleisch, Alkohol, Pfeffer, Chilis, Paprika, Zucker Bei latenter Hitze (latenter calor, fure) infolge Defizienz des Struktivpotenzials (jing) kühlende und süße oder salzige Nahrungsmittel: Tofu, Sojabohnen, Sesam, Walnusskerne, Maulbeerfrüchte, Weintrauben, Kirschen, Eigelb, Austern, Tintenfisch, Karpfen, Barsch
407
408
5 Allergische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
■■■■ Ohrakupunktur ■■ Französische Punkte 5 Basispunkte: – Infektachse: Interferon, Thymus am nicht dominanten Ohr 5 Symptombezogene Punkte: Tonsillen, Nasenschleimhaut, Sinus maxillaris, Sinus frontalis, Oberkiefer, Unterkiefer, Plexus bronchopulmonalis 5 Stabilisierende Punkte: Lateralitäts-Steuerpunkt, Nullpunkt 5 Störfelder bei Operationsnarben: Appendix, Gallenblase, Uterus, Hämorrhoiden, Nullpunkt
■■ Chinesische Punkte 5 Endokrinium (22) 5 Hypophyse (28) Aus den genannten Punkten sollten diejenigen ausgewählt werden, bei denen sich der deutlichste RAC-Reflex tasten lässt. Appendix
Uterus
Hämorrhoiden Gallenblase Nullpunkt Interferon
Hel
ixw
urz
el
Thymus Plexus bronchopulmonalis
LateralitätsSteuerpunkt
Hypophyse Sinus maxillaris Endokrinium Tonsillen Unterkiefer Oberkiefer Nasenschleimhaut
Sinus frontalis
5.9 Infektanfälligkeit
■■■■ Zusammenfassung 5 Eine Infektanfälligkeit ist auf eine geschwächte Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng), insbesondere der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi), zurückzuführen. Sie kann infolge einer energetischen Schwäche (depletio, xu) der Fk Lunge, Milz oder Niere (oo. pulmonalis, lienalis oder renalis, fei pi shen) auftreten. 5 Andererseits können auch chronische Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie), insbesondere Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire), residuale Hitze (residualer calor, yure) sowie latente Hitze (latenter calor, fure) zu rezidivierenden Infekten führen. 5 Die am häufigsten verwendeten Akupunkturpunkte sind: Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), Lu 7P 7 („Reihe von Lücken“, lieque), Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi), Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai), Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu), Bl 20/ V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu), Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu). 5 In der Arzneimitteltherapie haben sich besonders bewährt: Astragali radix (Huangqi), Atractylodis macrocephalae radix (Baizhu), Ginseng radix (Renshen), Saposhnikoviae radix (Fangfeng), Pinelliae rhizoma (Banxia), Citri reticulatae pericarpium (Chenpi), Gardeniae fructus (Zhizi), Sojae semen praeparatum (Dandouchi), Scrophulariae radix (Xuanshen) 5 In der diätetischen Behandlung von Infektanfälligkeit sollten einerseits Nahrungsmittel gemieden werden, die die Entstehung von Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) begünstigen: Kuhmilch, Käse, Joghurt, Quark, Zucker, Orangen, Fruchtsäfte; andererseits sind Nahrungsmittel zu meiden, die nicht geklärte Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) mobilisieren können: Schweinefleisch, Schinken, Hühnerfleisch, Hühnerei, Krebse und Garnelen.
■■■■ Behandlungsverlauf und Prognose 5 Die besten Behandlungsergebnisse sind durch eine Kombination von Akupunktur, chinesischer Arzneimitteltherapie und diätetischen Maßnahmen zu erzielen. 5 Die Stützung (suppletio, bu) einer energetischen Schwäche (depletio, xu) ist eine Domäne der chinesischen Arzneimitteltherapie. 5 Die Arzneimittel sollten über mehrere Monate bis hin zu drei Jahren eingenommen werden. Bei Langzeitbehandlungen haben sich Granulate oder hydrophile Konzentrate bewährt. 5 Diätetische Maßnahmen sind unverzichtbar, insbesondere bei Vorliegen von Schleim (pituita, tan). 5 Die Akupunktur eignet sich vor allem, um chronisch festsitzende Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) auszuleiten. 5 Sie sollte im akuten Stadium ein- bis zweimal pro Woche, im chronischen Stadium ein- bis zweimal pro Monat erfolgen. 5 Die Prognose ist generell günstig, insbesondere bei Infektanfälligkeit im Kindesalter, in der Regel sind jedoch längere Behandlungszeiten erforderlich.
409
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter Michael Wullinger, Diana Wagner
Allergien haben in den letzten Jahrzehnten weltweit dramatisch zugenommen. Davon sind Kinder in gleicher Weise betroffen wie Erwachsene. In Deutschland beträgt bei Kindern die Häufigkeit von Bronchialasthma 2–5%, Heuschnupfen 5–10% und atopischem Ekzem 6–9%. In Großbritannien, Neuseeland und Australien ist die Häufigkeit etwa doppelt so hoch. Die Behandlung allergischer Erkrankungen mit der chinesischen Medizin ist bei Kindern besonders empfehlenswert. Dies liegt zum einen daran, dass Kinder in der Regel schnell und sehr positiv auf die Behandlung ansprechen. Zum anderen können sowohl die Akupunktur als auch die chinesische Arzneitherapie schonend und kindgerecht durchgeführt werden. Schon in der Frühzeit der chinesischen Medizin vor etwa 2 000 Jahren wurden Grundlagen der Pädiatrie geschaffen. Bereits damals wurde eine eigene Diagnostik und Therapie für Kinder sowie spezielle Empfehlungen zur Gesundheitsvorsorge beschrieben. In der Qing-Dynastie (1644–1911) wurde die Pädiatrie unter dem Einfluss der Theorien über „Wärmekrankheiten“ (morbi temperati, wenbing) stark weiterentwickelt. In diesem Kapitel sollen die wichtigsten Besonderheiten in der Physiologie, Pathologie und Therapie von Kindern im Hinblick auf allergische Erkrankungen dargestellt werden. Die hier beschriebenen therapeutischen Konzepte ergänzen die Ausführungen im Hauptteil des Buches, die für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern gelten.
6.1 Physiologie im Kindesalter Die Konstitution von Kindern wird in der chinesischen Medizin durch zwei Theorien charakterisiert: Die erste stammt aus der Tang-Dynastie (618–907) und besagt: „Kinder sind das reine Yang.“ Die zweite wurde in der Qing-Dynastie (1644–1911) entwickelt und beschreibt Kinder als „unreifes Yin und unreifes Yang“.
412
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
■■■■ „Kinder sind das reine Yang.“ Hier werden Yin und Yang relativ zueinander im kindlichen Organismus betrachtet. Dabei ist das Yang viel stärker ausgeprägt als das Yin. Das Yang ist die treibende Kraft für Wachstum und Veränderung und Ausdruck der enormen Vitalität von Kindern. Im Vergleich dazu muss das Yin erst langsam aufgebaut werden. Das Überwiegen des Yang erklärt, warum Kinder für fieberhafte Erkrankungen besonders anfällig sind und zu Krämpfen neigen. Andererseits erklärt dies auch, dass sich Krankheiten im Kindesalter sehr rasch entwickeln und verändern. In der Regel überwinden Kinder Krankheiten auch schneller als Erwachsene.
■■■■ „Unreifes Yin und unreifes Yang“ Obwohl das Yang gegenüber dem Yin im kindlichen Organismus überwiegt, sind im Vergleich zum Erwachsenen sowohl das Yin als auch das Yang unreif. Sowohl die materielle Basis als auch die Funktion sind sehr empfindlich und verletzlich. Das System der Leitbahnen und der Funktionskreise ist noch nicht vollständig ausgebildet. Die Fk Milz, Lunge und Niere (oo. lienalis, pulmonalis et renalis, pi fei shen) sind aufgrund der Unreife besonders anfällig für eine energetische Schwäche (depletio, xu). Dabei kommt der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) eine Schlüsselfunktion zu. Einerseits bedarf sie großer Mengen an Nahrung für das rasche Wachstum, andererseits besteht die Gefahr der Überforderung. Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) wird ebenfalls ganz wesentlich von der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) bereitgestellt. Daraus resultiert eine erhöhte Anfälligkeit für äußere Agenzien des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) mit rezidivierenden Atemwegsinfektionen oder allergischen Erkrankungen.
6.2 Pathologie im Kindesalter Aus den dargestellten physiologischen Besonderheiten resultieren Konsequenzen für die Pathologie von Krankheiten im Kindesalter. Besonders häufig finden sich Störungen des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) und der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) sowie saisonale Erkrankungen.
6.2.1 Störungen der Funktionskreise Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) Die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) sind zuständig für die Assimilation und Transformation der Nahrung. Hieraus werden Qi, Xue und Säfte (jinye) bereitgestellt, die dringend für das rasche Wachstum im Kindesalter
6.3 Akupunktur bei Kindern
benötigt werden. Nachdem der Bedarf an Nahrung groß ist, die Funktionen der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) aber noch nicht vollständig ausgereift sind, kommt es in diesem Bereich häufig zu Überlastungen. Ursächlich kommt hier entweder zu viel Essen oder ungeeignete Nahrung in Frage. Ungeeignete Nahrungsmittel sind energetisch kalt oder fördern die Entstehung von Feuchtigkeit (humor, shi) (z.B. Bananen, Obstsäfte, Kuhmilchprodukte und Zucker). Hierdurch kommt es zu Nahrungsstagnation in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfallneigung oder Obstipation. Darüber hinaus kommt es zur Bildung von Schleim (pituita, tan) der in der Folge auch den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) belastet.
6.2.2 Störungen des Funktionskreises Lunge (o. pulmonalis, fei) Der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) ist zuständig für die Oberfläche (extima, biao) des Organismus und die Verteilung der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) wird wiederum entscheidend aus dem Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) genährt. Da der Fk Milz (o. lienalis, pi) bei Kindern unreif ist und zu energetischer Schwäche (depletio, xu) neigt, ist auch die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und somit die Widerstandskraft gegen Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) noch gering. Daher besteht eine große Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen, aber auch allergische Erkrankungen. Die häufigsten krankheitsauslösenden Agenzien sind Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Kälte (algor, han). Bei chronischen oder rezidivierenden Erkrankungen ist zudem „residuale Hitze“ (residualer calor, yure) infolge von Fehlbehandlung oder unvollständiger Ausleitung von großer Bedeutung.
6.3 Akupunktur bei Kindern 6.3.1 Durchführung Für die Behandlung von Kindern mit Akupunktur gibt es zwei Möglichkeiten: Laserakupunktur und Nadelakupunktur. Kinder bis zum Alter von etwa zehn Jahren werden meist mit Laser behandelt. Dies hat den großen Vorteil, dass die Behandlung völlig schmerzfrei durchzuführen ist. In einigen Heuschnupfenstudien konnte gezeigt werden, dass die Laserakupunktur ähnlich gut wirksam ist wie die Nadelakupunktur. Die Stimulation der Punkte durch den Laser ist zwar schwächer als mit der Nadel, reicht bei Kindern aber in aller Regel aus. In seltenen Fällen, bei kooperativen Eltern, ist auch die Nadelakupunktur bei kleineren Kindern möglich. Dabei sollten einige Regeln beachtet werden:
413
414
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
5 Die Nadeln sollten dünn, spitz und neu sein, um ein möglichst schmerzfreies Stechen zu ermöglichen. 5 Die Anzahl der Nadeln sollte auf vier bis allerhöchstens sechs begrenzt werden. 5 Die Verweildauer von Nadeln sollte auf etwa zehn Minuten verkürzt werden, oder sie sollten unmittelbar nach dem Einstich wieder entfernt werden. 5 Die Anwesenheit eines Elternteils während der Akupunktur wirkt in der Regel beruhigend auf die Kinder. 5 Kinder, die älter sind als zehn Jahre, tolerieren eine Nadelakupunktur in der Regel problemlos. Die oben genannten Empfehlungen sollten dabei jedoch ebenfalls beachtet werden.
6.3.2 Häufig verwendete Akupunkturpunkte in der Pädiatrie ■■■■ Nahrungsmittelstagnation (shizhi), Verdauungsblockaden Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Pe 6
Pc 6
„Inneres Passtor“
neiguan
Reguliert das Qi, stillt Schmerzen, zerstreut Feuchtigkeit (humor, shi) und Hitze (calor, re)
Ren 12
Rs 12
„Sammlungspunkt des MagenFunktionskreises“
zhongwan
Reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), harmonisiert das Qi, leitet Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) aus
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 4
L4
„Enkel des Herzogs“
gongsun
Kräftigt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Ex-UE 10
Ex 13
„Die vier Fingergelenksspalten“
sifeng
Zerstreut Nahrungsstagnationen
Erläuterung: Die genannten Punkte eignen sich zur Ausleitung einer energetischen Überladung (repletio, shi) der mittleren Funktionskreise: Bauchschmerzen, geblähter Bauch, Unruhe, roter Zungenkörper, angefüllte Pulse (repleti, shi). Indikationen: Kindliche Verdauungsstörungen, Durchfall, Keuchhusten, Asthma, Nahrungsmittelallergien
6.3 Akupunktur bei Kindern
■■■■ Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ma 25
S 25
„Angel des Himmels“
tianshu
Stellt den Energiefluss im Darmbereich (Fk Dickdarm und Dünndarm, oo. intestinorum, chang) wieder her, reguliert das Qi
Ren 6
Rs 6
„Meer des Qi“
qihai
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) und das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Bewegt und stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi)
Erläuterung: Die genannten Punkte eignen sich zur Stützung (suppletio, bu) der mittleren Funktionkreise, wenn eine energetische Schwäche (depletio, xu) im Vordergrund steht: Appetitlosigkeit, Kraftlosigkeit, heller Zungenkörper, erschöpfte Pulse (depleti, xu).
■■■■ Energetische Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) und Kälte (algor, han) Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ren 8
Rs 8
„Mitte des Nabels“
shenque
Stabilisiert eine energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Ren 4
Rs 4
„Das erste der Passtore“
guanyuan
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen), konsolidiert das Qi der angeborenen Konstitution (qi nativum, xiantian zhi qi)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
415
416
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
Bemerkung: Diese Punkte sollten bei Kälte (algor, han) durch Moxibustion behandelt werden.
■■■■ Allergische Rhinitis ■■ Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Du 23
Rg 23
„Oberer Stern“
shangxing
Leitet Wind-Hitze (calor venti, fengre) aus, macht die Nase frei
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng), öffnet die Oberfläche (extima, biao), stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
Zerstreut Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Le 3
H3
„Die mächtige große Straße“
taichong
Harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan), senkt das Yang ab
Gb 39
F 39
„Die herabhängende Glocke“
xuanzhong
Zerstreut Wind (ventus, feng), senkt das Yang ab, macht die Nase frei
Erläuterung: Diese Punktkombination hat sich zur Behandlung der allergischen Rhinitis im Kindesalter bewährt. Darüber hinaus sollte jedoch unbedingt eine energetische Differenzierung durchgeführt und abhängig davon weitere Punkte ergänzt werden.
■■ Ergänzende Punkte Bei Hitze (calor, re) mit roter Zunge, roten Augen, Durst Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus
Le 2
H2
„Der Zwischenraum des Gehens“
xingjian
Leitet Glut (ardor, huo) aus
6.3 Akupunktur bei Kindern
Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Qi Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert das Qi
Ren 12
Rs 12
„Sammlungspunkt des MagenFunktionskreises“
zhongwan
Reguliert den Fk Magen (o. stomachi, wei), harmonisiert das Qi
■■■■ Asthma bronchiale ■■ Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt und harmonisiert die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Ren 17
Rs 17
„Vorhof der Brust“
tanzhong
Reguliert das Qi, senkt Gegenläufigkeiten (Kontravektionen, ni) ab, nimmt Druck von der Brust
Lu 7
P7
„Reihe von Lücken“
lieque
Senkt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) ab, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Ma 40
S 40
„Üppige Fülle“
fenglong
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, treibt Schleim (pituita, tan) aus, senkt das Yang ab
Ex-B 1
Ex 10
„Asthmaerleichterung“
dingchuan
Leitet Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) aus dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) aus
Erläuterung: Diese Punktkombination hat sich zur Behandlung von asthmatischen Beschwerdebildern bei Kindern bewährt. Darüber hinaus sollte jedoch unbedingt eine energetische Differenzierung durchgeführt und abhängig davon weitere Punkte ergänzt werden.
417
418
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
■■ Ergänzende Punkte Bei Hitze (calor, re) und energetischer Überladung (repletio, shi) Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Treibt Wind (ventus, feng) aus, kühlt Hitze (calor, re)
Ren 22
Rs 22
„Bresche des Himmels“
tiantu
Reguliert das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi), macht die Kehle frei
Bei energetischer Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert das Qi
Ren 6
Rs 6
„Meer des Qi“
qihai
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) und das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi)
■■■■ Atopisches Ekzem ■■ Basispunkte Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Di 11
IC 11
„Gekrümmter Teich“
quchi
Leitet Wind (ventus, feng), Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Mi 10
L 10
„Meer des Xue“
xuehai
Reguliert und kühlt das Xue
Bl 40
V 40
„Die Mitte des Staugewässers“
weizhong
Kühlt das Xue, leitet FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) aus
Erläuterung: Diese Punktkombination hat sich zur Beruhigung von Juckreiz beim atopischen Ekzem bewährt. Darüber hinaus sollte jedoch unbedingt eine energetische Differenzierung durchgeführt und abhängig davon weitere Punkte ergänzt werden.
6.4 Chinesische Arzneimitteltherapie bei Kindern
■■ Ergänzende Punkte Bei Hitze (calor, re) mit starker Rötung der Haut Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Le 2
H2
„Der Zwischenraum des Gehens“
xingjian
Leitet Glut (ardor, huo) aus
Di 4
IC 4
„Vereinte Täler“
hegu
Zerstreut Wind (ventus, feng), öffnet die Oberfläche (extima, biao)
Bei Feuchtigkeit (humor, shi) mit starker Exsudation Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Mi 6
L6
„Die Verbindung der drei Yin“
sanyinjiao
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, dynamisiert den Säfteumlauf (jinye)
6.4 Chinesische Arzneimitteltherapie bei Kindern 6.4.1 Durchführung Bei den meisten allergischen Krankheitsbildern und besonders bei den dermatologischen ist die Arzneimitteltherapie wie bei Erwachsenen die wichtigste Behandlungsmethode. Dabei ist die klassische Zubereitungsform das Dekokt wie auf S. 228 beschrieben. Zu Beginn einer Behandlung und bei akuten Beschwerdebildern ist das Dekokt oft die wirksamste und schnellste Art der Darreichung. Dabei muss jedoch die Dosierung in Abhängigkeit vom Lebensalter angepasst werden: Alter
Dosis
2.–4. Lebensjahr
Ein Sechstel der Erwachsenendosis
4.–6. Lebensjahr
Ein Drittel der Erwachsenendosis
7.–11. Lebensjahr
Die Hälfte der Erwachsenendosis
419
420
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
Neben der Dosierung sollte bei Kindern auch auf den Geschmack der verordneten Arzneimittel geachtet werden. Bittere und kalte Arzneimittel wie Coptidis rhizoma (Huanglian) oder sehr scharfe wie Atractylodis rhizoma (Cangzhu) sollten nur mit Vorsicht verwendet werden. Gut geeignet sind hingegen Arzneimittel wie Saposhnikoviae radix (Fangfeng), Schizonepetae herba (Jingjie), Menthae herba (Bohe), Mori folium (Sangye), Lonicerae flos (Jinyinhua), Forsythiae fructus (Lianqiao), Dioscoreae oppositae rhizoma (Shanyao), Dolichoris lablab semen (Biandou), Eupatorii herba (Peilan), Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu), Hordei fructus germinatus (Maiya) und Oryzae fructus germinatus (Guya). Bei länger dauernden Behandlungen ist modernen Zubereitungsformen wie hydrophilen Konzentraten oder Granulaten der Vorzug zu geben. In den letzten Jahren haben sich die Granulate weitgehend durchgesetzt. Sie haben den Vorteil der besseren Haltbarkeit, sind leichter zu transportieren, und die Trinkmenge ist deutlich geringer. In einer Studie zum atopischen Ekzem wurde die gleiche Rezeptur einer Gruppe von Patienten als Dekokt und einer anderen Gruppe als Granulat verordnet. Die Wirksamkeit war in beiden Gruppen gleich gut. Die Dosierung beträgt bei Granulaten generell etwa ein Fünftel der Dosis als Rohdroge und muss dann ebenfalls entsprechend dem Lebensalter angepasst werden.
6.4.2 Spezielle Rezepturen in der Pädiatrie ■■■■ Nahrungsmittelstagnation (shizhi) 5 Leitsymptome: Völlegefühl im Oberbauch und Abdomen, Blähungen, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Durchfallneigung 5 Zungenbelag: Klebrig, verdickt, weiß oder gelb 5 Pulse: Schlüpfrig (lubrici, hua) „Die Harmonie schützende Pille“ (Baohe wan) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Crataegi fructus
Shanzha
9
2
Beseitigt Stagnationen, reguliert das Xue
Massa medicata fermentata
Shenqu
9
2
Regt die Verdauung an, harmonisiert den Fk Magen (o. stomachi, wei)
Raphani semen
Laifuzi
9
2
Beseitigt Stagnationen, treibt Schleim (pituita, tan) aus
Hordei fructus germinatus
Maiya
9
2
Fördert die Verdauung, reguliert das Qi
Pinelliae rhizoma
Banxia
6
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um, harmonisiert den Fk Magen (o. stomachi, wei)
6.4 Chinesische Arzneimitteltherapie bei Kindern
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
6
0,6
Reguliert das Qi, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Poria
Fuling
9
2
Stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi), scheidet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Forsythiae fructus
Lianqiao
3
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), löst Stauungen auf
Wirkung
5 Zerstreut Verdauungsblockaden 5 Harmonisiert den Fk Magen (o. stomachi, wei) Bemerkung Wichtigste Rezeptur für Nahrungsmittelstagnation im Kindesalter. Diese kommt durch übermäßiges Essen, zu viel Zucker und Kuhmilchprodukte zustande. Die Rezeptur kommt unter anderem zur Anwendung bei Nahrungsmittelallergien, Infektanfälligkeit und Asthma.
■■■■ Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit Feuchtigkeit (humor, shi) 5 Leitsymptome: Durchfälle, Kraftlosigkeit, abgemagerter Körper, Appetitlosigkeit, Beklemmungsgefühl im Bauch, Erbrechen 5 Zungenkörper: Hell, gedunsen, mit Zahneindrücken, weißer Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft und zart (depleti und minuti, xu xi) „Pulver mit Ginseng, Poria und Atractylodis macrocephalae“ (Shenling baizhu san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Ginseng radix
Renshen
3
0,6
Stützt das Qi der Fk Milz und Lunge (qi lienale et pulmonale, pi fei qi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
10
2
Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Poria
Fuling
10
2
Stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi), scheidet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Mehrt das Qi der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
421
422
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Dioscorae oppositae rhizoma
Shanyao
10
2
Ergänzt die Energien der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Coicis semen
Yiyiren
5
1,2
Scheidet Feuchtigkeit (humor, shi) aus, stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Nelumbinis semen
Lianzi
5
1,2
Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), beendet Diarrhoe
Dolichoris lablab semen
Biandou
7
1,5
Kräftigt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um
Amomi xanthioidis fructus
Sharen
5
0,6
Wandelt Feuchtigkeit (humor, shi) um, bewegt das Qi
Platycodi radix
Jiegeng
5
1,2
Wirkt emporhebend
Wirkung
5 Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi), mehrt das Qi 5 Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus 5 Beendet Durchfall Bemerkung Wichtiges Rezept bei kindlichen Gedeihstörungen, Nahrungsmittelallergien, Infektanfälligkeit, Asthma
■■■■ Atopisches Ekzem bei Kleinkindern 5 Leitsymptome: Lokalisation am Kopf und im Gesicht, ödematöse Hautläsionen mit Exsudation und Krustenbildung, starker Juckreiz 5 Begleitsymptomatik: Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Durst „Modifiziertes Pulver zum Zerstreuen von Wind und Herausleiten des Roten“ (Xiaofeng daochi san jiajian) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Menthae herba
Bohe
2
0,4
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, feng re), kühlt den Kopf
Lonicerae flos
Jinyinhua
4
0,8
Kühlt Hitze (calor, re), desinfiziert
Forsythiae fructus
Lianqiao
3
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), desinfiziert
Rehmanniae radix
Shengdihuang
4
0,8
Kühlt Hitze des Xue (calor xue, xuere), erzeugt Säfte (jinye)
6.4 Chinesische Arzneimitteltherapie bei Kindern
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Coptidis rhizoma
Huanglian
1
0,2
Kühlt Hitze (calor, re), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi), beruhigt den Fk Herz (o. cardialis, xin)
Clematidis armandii caulis
Chuanmutong
6
1,2
Leitet Glut (ardor, huo) aus, wirkt diuretisch
Poria rubra
Chifuling
4
0,8
Wirkt diuretisch, leitet FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) aus
Moutan cortex
Mudanpi
3
0,6
Kühlt Hitze des Xue (calor xue, xuere)
Dictamni cortex radicis
Baixianpi
3
0,6
Kühlt Hitze (calor, re), trocknet Feuchtigkeit (humor, shi), leitet Wind (ventus, feng) aus
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Leitet Glut (ardor, huo) aus, harmonisiert
Wirkung
5 5 5 5
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) Kühlt Hitze des Xue (calor xue, xuere) Leitet Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) aus Beruhigt Juckreiz Bemerkung Die Rezeptur zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) und entfaltet dadurch ihre Wirkung im Kopfbereich. Gleichzeitig wird der Fk Herz (o. cardialis, xin) gekühlt und beruhigt. Die Exsudationen werden durch Ausleiten von Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) zum Stillstand gebracht. Modifikation Bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen: Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
3
0,6
Mehrt das Qi, trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Hordei fructus germinatus
Maiya
4
0,8
Fördert die Verdauung, reguliert das Qi
423
424
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
■■■■ Asthma bronchiale im Kindesalter 5 Leitsymptome: Kurzatmigkeit, Schleimrasseln, Hustenanfälle bis zum Erbrechen, Infektanfälligkeit 5 Begleitsymptomatik: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall oder stockender Stuhlgang 5 Zungenbelag: Klebrig und weiß 5 Pulse: Saitenförmig und schlüpfrig (chordales und lubrici, xian hua) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Cicadae periostracum
Chantui
3
0,6
Zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre), wirkt krampflösend
Bombyx batryticatus
Jiangcan
6
1,2
Beruhigt Wind (ventus, feng), wandelt Schleim (pituita, tan) um, wirkt krampflösend
Lumbricus
Dilong
6
1,2
Beruhigt Wind (ventus, feng), macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig
Inulae japonicae flos
Xuanfuhua
6
1,2
Beruhigt Keuchatmung, senkt das Qi ab
Pruni armeniacae semen
Xingren
6
1,2
Stillt Husten und Keuchatmung
Pinelliae rhizoma
Banxia
6
1,2
Trocknet Feuchtigkeit (humor, shi), wandelt Schleim (pituita, tan) um
Fritillariae cirrhosae bulbus
Chuanbeimu
6
1,2
Stillt Husten, wandelt Schleim (pituita, tan) um, kühlt Hitze (calor, re)
Perillae fructus
Suzi
4
0,8
Senkt das Qi ab, leitet Schleim (pituita, tan) aus
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
3
0,6
Reguliert das Qi, wandelt Schleim (pituita, tan) um
Massa medicata fermentata
Shenqu
6
1,2
Reguliert und harmonisiert die Verdauung
Wirkung
5 Zerstreut Wind-Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-venti-Heteropathien, fengre xie) 5 Wandelt Schleim (pituita, tan) um 5 Löst Blockaden des Qi, senkt das Qi ab Bemerkung In der vorliegenden Rezeptur werden Cicadae periostracum (Chantui) und Bombyx batryticatus (Jiangcan) verwendet, um die Oberfläche (extima, biao) zu lösen und den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zu entfalten. Die anderen Arzneimittel wandeln Schleim (pituita, tan) um und regulieren das Qi.
6.6 Behandlung mit Tuina im Kindesalter
Modifikation Bei Hitze (calor, re) mit rotem Zungenkörper, Durst und gelbem Sputum: Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Scutellariae radix
Huangqin
2
0,4
Kühlt Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao)
Mori cortex radicis
Sangbaipi
4
0,8
Kühlt Hitze (calor, re), stillt Keuchatmung
6.5 Diätetik im Kindesalter Da bei Kindern gerade die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) noch nicht ausgereift ist und besonders leicht überfordert wird, spielt die Ernährung im Kindesalter eine entscheidende Rolle. Kinder sollten vor allem Nahrungsmittel zu sich nehmen, die von der Geschmacksrichtung (sapor, wei) und vom Temperaturverhalten (natura, xing) harmonisch und ausgewogen sind. Empfehlenswert sind Nahrungsmittel, die die Verdauung fördern und behutsam die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) kräftigen. Dabei sind besonders folgende Nahrungsmittel hervorzuheben: 5 Getreide: Reis, Hirse, Gerste 5 Gemüse: Karotte, Fenchel, Kartoffel, gekochter Lauch, gekochter Rettich 5 Obst: Äpfel, Feigen, Birnen Nicht empfehlenswert bei allergischen Erkrankungen im Kindesalter sind Nahrungsmittel, die die Bildung von Schleim (pituita, tan) oder Hitze (calor, re) verstärken. Deshalb sollten folgende Nahrungsmittel gemieden oder nur in geringen Mengen genossen werden: 5 Bei Schleim (pituita, tan): Kuhmilchprodukte, Zucker, Fruchtsäfte 5 Bei Hitze (calor, re): Zucker, Weizenmehl
6.6 Behandlung mit Tuina im Kindesalter Aufgrund der oben genannten physiologischen und pathologischen Besonderheiten unterscheidet sich auch die Tuina-Behandlung bei Kindern von der Therapie Erwachsener. Obwohl das System der Akupunkturpunkte und Leitbahnen bei Kindern unter sechs Jahren noch nicht vollständig angelegt ist, kann mit Tuina auf die Funktionskreise und auf krankhafte Veränderungen positiv eingewirkt werden. So werden zahlreiche Regionen, Strecken und Extrapunkte beschrieben, über die man
425
426
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
auf die kindliche, energetische Konstitution Einfluss nehmen, Symptome mildern und Rezidiven vorbeugen kann. Die Grifftechniken werden dabei deutlich sanfter und vorsichtiger als bei der Behandlung Erwachsener ausgeführt. Allergische Erkrankungen im Kindesalter sind auf pathologische Veränderungen der Fk Milz, Magen und Lunge (oo. lienalis, stomachi et pulmonalis, pi wei fei) zurückzuführen. Folgende Behandlungsmethoden können angewendet werden:
■■■■ Energetische Schwäche der Fk Milz und Magen (depletio der oo. lienalis et stomachi, pi wei xu) ■■ Die Hauptleitbahn des Fk Milz (c. lienale, pi jing) stützen (suppletio, bu) Lokalisation Region auf der palmaren Seite des Daumenendglieds. Ausgangsstellung Das Kind sitzt oder liegt auf dem Rücken. Der Therapeut oder die Mutter/der Vater sitzt neben dem Kind oder steht neben der Behandlungsliege. Ausführung Der Behandler schiebt (tui) kreisend auf der palmaren Seite des Daumenendglieds. Die Behandlung beginnt an der Daumenspitze und endet am proximalen Ende des Daumenendglieds. Behandlungsprinzip Stützen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kreisend schieben (tui) Wirkungen
5 Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Stützt die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) Behandlungsdauer 300-mal kreisend schieben (tui)
■■ Ma 36/S 36 (Dritter Weiler am Fuß, zusanli) pressen (an) und kneten (rou) Ausgangsstellung Das Kind sitzt oder liegt auf dem Rücken. Der Therapeut oder die Mutter/der Vater sitzt neben dem Kind oder steht neben der Behandlungsliege.
6.6 Behandlung mit Tuina im Kindesalter
Ausführung Die radiale Seite des Daumens einer Hand fest auf Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) drücken und kraftvoll pressen (an) und kneten (rou). Behandlungsprinzip Stützen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kneten (rou) Wirkungen
5 Reguliert und suppletiert Qi und Xue 5 Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi) 5 Stützt den Fk Magen (o. stomachi, wei) Behandlungsdauer 200-mal pressen (an) und kneten (rou)
■■■■ Energetische Schwäche des Fk Lunge (depletio des o. pulmonalis, fei xu) ■■ Die Hauptleitbahn des Fk Lunge (c. pulmonale, fei jing) stützen (suppletio, bu) Lokalisation Mittellinie auf der Innenseite des Ringfingerendglieds. Ausgangsstellung Das Kind sitzt oder liegt auf dem Rücken. Der Therapeut oder die Mutter/der Vater sitzt neben dem Kind oder steht neben der Behandlungsliege. Ausführung Der Behandler schiebt (tui) kreisend auf der palmaren Seite des Ringfingerendglieds. Die Behandlung beginnt an der Ringfingerspitze und endet am proximalen Ende des Ringfingerendglieds. Behandlungsprinzip Stützen (suppletio, bu) => im Uhrzeigersinn kreisend schieben (tui) Wirkung Stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
427
428
6 Behandlung von Allergien im Kindesalter
Behandlungsdauer 100- bis 500-mal kreisend schieben
Literatur Cao Jiming, Su Xinming, Cao Junqi: Essentials of Traditional Chinese Pediatrics. Foreign Languages Press, Beijing 1998 Fan Chaoyang, Hummelsberger J, Wislsperger G: Tuina. Chinesische manuelle Therapie für Patienten und Therapeuten. Müller & Steinicke, München 2006 Han Chaling: Leitfaden Tuina. 2. Aufl. Elsevier, München-Jena 2005 Huo Jinglun, Geng Chun‘e: Treatment of Pediatric Diseases in Traditional Chinese Medicine. Academy Press, Beijing 1995 Scott J, Barlow T: Acupuncture in the Treatment of Children. 3. ed. Eastland Press, Seattle 1999
7 Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen Michael Wullinger
Der Gedanke, prophylaktisch etwas für die Gesundheit des Menschen zu tun und somit Krankheiten vorzubeugen, ist ein wesentliches Merkmal der chinesischen Medizin und hat dementsprechend eine lange Tradition. Zur Verdeutlichung sei hier ein Zitat aus dem 1. Kapitel des „Inneren Klassikers des Gelben Fürsten – Unbefangene Fragen“ (Huangdi neijing suwen, aus dem 1. Jh. v. Chr., in der Tang- und Song-Zeit überarbeitet) wiedergegeben: „In alten Zeiten kannten die Menschen das Dao, sie lebten im Einklang mit Yin und Yang und in Übereinstimmung mit den kosmologischen Gegebenheiten. Sie mäßigten sich bei der Einnahme von Speisen und Getränken, ihr Aufstehen und Zubettgehen folgte einer beständigen Ordnung, und niemand erschöpfte sich übermäßig. Auf diese Weise bewahrten die Alten ihre Gestalt und ihren Geist in Vollkommenheit, konnten so die ihnen zugemessene Lebenszeit voll ausschöpfen und gingen erst nach hundert Jahren davon. Heute verhält es sich mit den Menschen ganz anders. Sie bereiten aus Wein Suppen zu und machen sich das Ungezügelte zur Regel. ... Sie geben sich vollständig dem Genuss hin und handeln dem Entstehen wahren Glücks zuwider. Ihr Aufstehen und Zubettgehen folgt keiner beständigen Ordnung. Aus diesen Gründen sind sie bereits nach der Hälfte von hundert Jahren erschöpft.“ Ein zentraler Begriff der chinesischen Medizin ist die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng). Damit wird die Fähigkeit eines Individuums zur Aufrechterhaltung der physiologischen Körperfunktionen bezeichnet. Wenn die Geradläufigkeit oder Konstitution eines Menschen kräftig genug ist, können keine Krankheiten entstehen, besagt eine der Kernaussagen der chinesischen Medizin. Dementsprechend hat die chinesische Medizin zahlreiche Möglichkeiten entwickelt, um die Konstitution bzw. die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) eines Menschen zu stabilisieren oder wiederherzustellen. Dies beginnt bei grundsätzlichen Gedanken zur Lebensführung. Es setzt sich fort in den „Techniken zur Pflege des Lebens“ (Yangsheng), die traditionell sowohl die Bewegungsübungen (Qigong) als auch die Diätetik umfassen. Beides ermög-
430
7 Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen
licht dem Patienten, selbständig etwas zur Vorbeugung von Erkrankungen zu tun. Schließlich gibt es auch in der Aku-Moxi-Therapie und insbesondere in der chinesischen Arzneimitteltherapie umfassende Möglichkeiten zur Vorbeugung von Krankheiten im Allgemeinen sowie speziell bei allergischen Erkrankungen.
7.1 Allgemeine Lebensführung Gesundheit wird in der chinesischen Medizin häufig als Gleichgewicht von Yin und Yang beschrieben. Ein anderer Aspekt von Gesundheit ist das Prinzip der Mitte, das impliziert, dass jedes Extrem auf Dauer für den Menschen schädlich ist. Schließlich ist die harmonische Bewegung des Qi ein weiteres zentrales Element für die Aufrechterhaltung der Gesundheit. Modern ausgedrückt wird ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeits- und Erholungsphasen, von Anspannung und Entspannung, von körperlicher Bewegung und Ruhe empfohlen. Große Bedeutung kommt dem Schlafverhalten zu. Ausreichender und regelmäßiger Schlaf führt zu einer Absenkung des Yang und zu einer Sammlung und Regeneration des Yin. Regelmäßiges und zugleich maßvolles Essen stabilisiert die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) als Entstehungsort des Qi, des Xue und der Säfte (jinye). Übermäßiges Essen führt zu einer Überlastung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und zur Bildung von Feuchtigkeit (humor, shi) sowie Schleim (pituita, tan). Ausreichende körperliche Bewegung fördert die Bewegung des Qi und des Xue in den Leitbahnen und harmonisiert gleichzeitig die Emotionen. Körperliche Überanstrengung schädigt das Struktivpotenzial (jing) und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi).
7.2 Chinesische Arzneimittel In der chinesischen Arzneimitteltherapie sind weit über hundert vor allem pflanzliche Einzelmittel bekannt, die die Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) stützen. Sie werden üblicherweise eingeteilt in Qi-, Xue-, Yin- oder Yang-stützende Arzneimittel. Dabei handelt es sich in der Regel um milde Arzneimittel, die ohne Gefahr über lange Zeit eingenommen werden können. Nach Aussagen erfahrener chinesischer Ärzte können oder müssen diese stützenden Arzneien durchaus mehrere Jahre (z.B. bis zu drei Jahren) eingenommen werden. In der Regel werden auch hier keine Einzelmittel, sondern komplexe Zusammenstellungen in Form von klassischen Rezepturen verordnet. Die wichtigsten Rezepturen, die vorbeugend bei allergischen Krankheiten zur Anwendung kommen, sollen hier kurz dargestellt werden. Zur Langzeiteinnahme empfehlen sich vorwiegend Darreichungsarten wie Granulate oder Tropfen. Eine bewährte Art, um eine langfristige Stützung (suppletio, bu) durchzuführen, besteht darin, die
7.2 Chinesische Arzneimittel
Stützung des Qi und des Yang im Frühling und im Sommer, die Stützung des Yin vor allem im Herbst und im Winter vorzunehmen.
■■■■ Energetische Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 5 Leitsymptome: Abneigung gegen Zugluft und Kälte, Frösteln, Infektneigung, spontane Schweiße 5 Zungenkörper: Hell, gedunsen, Zahneindrücke 5 Pulse: Zart und erschöpft (minuti und depleti, xi xu) „Pulver gegen Wind aus Jade“ (Yu pingfeng san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Astragali radix
Huangqi
18
3
Stützt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6
1
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Saposhnikoviae radix
Fangfeng
6
1
Meldearznei für die Oberfläche (extima, biao)
Wirkung
5 Stützt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) 5 Festigt die Oberfläche (extima, biao) 5 Hält Schweiße
■■■■ Energetische Schwäche (depletio, xu) von Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin) 5 Leitsymptome: Chronischer Husten, spärliches Sputum, trockene Haut und Schleimhäute, Kurzatmigkeit, spontane Schweiße 5 Zungenkörper blassrot, trockener Zungenbelag 5 Pulse: Zart, erschöpft, beschleunigt (minuti, depleti und celeri , xi xu shu) „Pulver, das die Pulse hervorbringt“ (Shengmai san) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Ginseng radix
Renshen
1,5
0,6
Stützt das ursprüngliche Qi (qi primum, yuanqi) und die Säfte (jinye)
Ophiopogonis radix
Maimendong
1,5
0,6
Befeuchtet das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin)
Schisandrae fructus
Wuweizi
1,5
0,6
Stützt das Qi, adstringiert, hält Säfte (jinye)
431
432
7 Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen
Wirkung
5 Stützt das ursprüngliche Qi (qi primum, yuanqi) 5 Stützt das Yin und ergänzt die Säfte (jinye) 5 Festigt die Oberfläche (extima, biao), hält Schweiße
■■■■ Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) 5 Leitsymptome: Müdigkeit, blasses Gesicht, Appetitlosigkeit, Durchfallneigung, Kraftlosigkeit 5 Zungenkörper blass, gedunsen, Zahneindrücke 5 Pulse: Erschöpft und zart (depleti und minuti, xu xi) „Dekokt der Vier Edlen“ (Si junzi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Ginseng radix
Renshen
3
0,6
Stützt das ursprüngliche Qi (qi primum, yuanqi)
oder Codonopsitis radix
Dangshen
9
1,6
Stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
9
1
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Poria
Fuling
9
2
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus, stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Ergänzt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), kräftigt das Qi
Wirkung
5 Stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) 5 Kräftigt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus Modifikation Bei Schleim (pituita, tan) mit Übelkeit, Erbrechen, Husten mit Sputum, Druckgefühl im Thorax und Abdomen: Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Pinelliae rhizoma
Banxia
4,5
1,2
Wandelt Schleim (pituita, tan) um, trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
3
0,6
Reguliert das Qi, wandelt Schleim (pituita, tan) um
7.2 Chinesische Arzneimittel
■■■■ Energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Absinken des Yang 5 Leitsymptome: Intermittierendes Fieber, Kälteabneigung, spontane Schweiße, Verlangen nach heißen Getränken, blasses Gesicht, Kraftlosigkeit 5 Zungenkörper blass, dünner Zungenbelag 5 Pulse: Erschöpft und zart (depleti und minuti, xu xi) „Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt“ (Buzhong yiqi tang) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Codonopsitis radix
Dangshen
9
1,6
Stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
12
1,5
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Glycyrrhizae radix
Gancao
4,5
0,6
Ergänzt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), kräftigt das Qi
Angelicae sinensis radix
Danggui
9
1,2
Stützt und bewegt das Xue
Citri reticulatae pericarpium
Chenpi
6
0,6
Reguliert das Qi, trocknet Feuchtigkeit (humor, shi)
Astragali radix
Huangqi
15
2
Ergänzt das Qi, hebt das Yang empor
Cimicifugae rhizoma
Shengma
4,5
0,6
Öffnet die Oberfläche (extima, biao), hebt das Yang empor
Bupleuri radix
Chaihu
4,5
0,6
Reguliert das Qi, hebt das Yang empor
Wirkung
5 Stützt das Qi der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) 5 Hebt abgesunkenes Yang empor
■■■■ Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang) 5 Leitsymptome: Kalte Extremitäten, Wärmebedürfnis, Abdominal- und Oberbauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Brechreiz 5 Zungenkörper blass; wässriger Zungenbelag 5 Pulse: Zart und tief (minuti und mersi, xi chen)
433
434
7 Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen
„Die Mitte regulierende Pille mit Aconit“ (Fuzi lizhong wan) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Aconiti radix lateralis praeparata
Fuzi
3
0,6
Wärmt die Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen)
Zingiberis rhizoma
Ganjiang
3
0,6
Wärmt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
Ginseng radix
Renshen
3
0,6
Stützt das ursprüngliche Qi (qi primum, yuanqi)
Atractylodis macrocephalae rhizoma
Baizhu
6
1
Stützt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei)
Glycyrrhizae radix
Gancao
3
0,6
Ergänzt die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei), kräftigt das Qi
Wirkung
5 5 5 5
Wärmt das Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang) Zerstreut Kälte (algor, han) Mehrt das Qi Kräftigt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
■■■■ Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin der Fk Niere und Leber (yin renale et hepatici, shen gan yin) 5 Leitsymptome: Schmerzen der Lenden und Knie, Nachtschweiße, Tinnitus, trockener Hals, Husten, Asthma, trockene Augen 5 Zungenkörper rot; trockener Zungenbelag 5 Pulse zart und beschleunigt (minuti und celeri, xi shen) „Rehmannia-Pille mit Sechs Geschmacksrichtungen“ (Liuwei dihuang wan) Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Rehmanniae radix praeparata
Shudihuang
24
4
Ergänzt das Xue, stützt das Yin
Corni fructus
Shanzhuyu
12
2
Kräftigt die Fk Niere und Leber (oo. renalis et hepaticus, shen gan), stützt das Struktivpotenzial (jing)
Dioscoreae oppositae rhizoma
Shanyao
12
2
Stützt die Fk Milz, Lunge und Niere (oo. lienalis, pulmonalis et renalis, pi fei shen)
7.3 Aku-Moxi-Therapie
Arznei
Pinyin
Rohdroge (g)
Granulat (g)
Wirkung
Moutan cortex
Mudanpi
9
1,2
Kühlt Hitze des Xue (calor xue, xuere)
Poria
Fuling
9
2
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus, stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi)
Alismatis rhizoma
Zexie
9
0,8
Leitet Feuchtigkeit (humor, shi) über die Diurese aus, kühlt
Wirkung
5 Stützt das Yin der Fk Niere und Leber (yin renale et hepatici, shen gan yin) 5 Stützt das Struktivpotenzial (jing)
7.3 Aku-Moxi-Therapie Die Akupunktur und Moxibustion (zhenjiu) ist die mechanische oder thermische Einwirkung auf Punkte der Körperoberfläche in therapeutischer Absicht. Sie wird in der chinesischen Medizin zu den „äußeren Therapien“ (waizhi) gerechnet und eignet sich nur bedingt zur stützenden Therapie. Jeder Nadelstich stellt für den Patienten eine winzige Verletzung dar, die Energie ausleitet oder zerstreut. Bei ausgeprägten Schwächezuständen sollte daher die Anzahl und Häufigkeit der Nadeln begrenzt werden. Durch gezielte Punktauswahl und bestimmte Techniken ist es jedoch möglich, mit der Akupunktur eine stützende oder ergänzende Wirkung zu erzielen. Folgende Punktkategorien werden häufig zur Stützung (suppletio, bu) verwendet: Einflusspunkte des Rückens (foramina inductoria dorsalia, beishuxue), Vereinigungspunkte (foramina coniunctoria, hexue) und Punkte, an denen das Ursprungs-Qi erreichbar ist (foramina qi originalis, yuanxue). Bei den Nadeltechniken ist es erforderlich, mit großer Konzentration und gleichzeitig behutsam vorzugehen. Bei heftiger Manipulation der Nadel besteht die Tendenz zu einer stärkeren Zerstreuung oder Ableitung. Differenzierte Stichtechniken werden z.B. in dem Buch „Systematische Akupunktur“ von Porkert/ Hempen beschrieben. Demgegenüber ist die Moxibustion besonders bei energetischer Schwäche (depletio, xu) oder Kälte (algor, han) indiziert. Das Abbrennen von Beifußkraut (Artemisiae vulgaris herba) über den Reizpunkten hat eine erwärmende und Energie zuführende Wirkung. Dabei werden bevorzugt Punkte verwendet, die das Qi oder Yang der Fk Niere und Milz (oo. renalis et lienalis, shen pi) beeinflussen. Ein Beispiel für die prophylaktische Anwendung der Moxibustion ist die Behandlung des Punktes Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) bei Kälte-bedingtem Asthma (algor, han) in den Sommermona-
435
436
7 Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen
ten. Außerdem haben sich bei allergischen Erkrankungen zur Moxibustion vor allem folgende Punkte bewährt: Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Bl 13
V 13
„Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“
feishu
Stützt die Fk Lunge und Niere (oo. pulmonalis et renalis, fei shen)
Bl 20
V 20
„Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“
pishu
Stützt das Qi des Fk Milz (qi lienale, pi qi), leitet Feuchtigkeit (humor, shi) aus
Bl 23
V 23
„Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“
shenshu
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen)
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), harmonisiert Qi und Xue
Ren 4
Rs 4
„Das erste der Passtore“
guanyuan
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) und die angeborene Konstitution (qi nativum, xiantian zhi qi)
Ren 6
Rs 6
„Meer des Qi“
qihai
Stützt den Fk Niere (o. renalis, shen) und das Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi)
Du 4
Rg 4
„Pforte des Lebensloses“
mingmen
Stützt die Fk Niere und Leber (oo. renalis et hepaticus, shen gan)
In einer 2001 durchgeführten Studie konnte von Vogel et al. die prophylaktische Wirksamkeit der Akupunktur bei Heuschnupfenpatienten während der symptomfreien Zeit gezeigt werden. 41 Patienten mit Allergien gegen Birken- und/ oder Gräserpollen wurden extrasaisonal über einen Zeitraum von vier Wochen insgesamt achtmal akupunktiert. Dabei wurden Akupunkturpunkte verwendet, die eine kühlende und zerstreuende Wirkung haben: Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui), Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi), Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu), Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai) und Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao). Es zeigte sich eine hochsignifikante Reduktion der Juckreizintensität beim Prick-Test mit Gräser-/Birkenpollen und Histamin nach Akupunktur im Vergleich zu vorher. Die Patienten wurden außerdem noch zwei Jahre nach ihren allergischen Beschwerden befragt. Dabei zeigte sich eine erhebliche Verbesserung im ersten Jahr (43–73%) und leicht abgeschwächt auch im zweiten Jahr nach der Akupunktur.
7.4 Chinesische Diätetik
7.4 Chinesische Diätetik Die Ernährung eignet sich hervorragend zur vorbeugenden Behandlung von Krankheiten und allergischen Beschwerden. Dies wird besonders deutlich durch einen Satz von Sun Simiao, einem berühmten Arzt aus der Tang-Zeit (618–906): „Erst wenn die Ernährungstherapie keine Heilung bringt, sind Arzneimittel einzusetzen.“ Durch eine sinnvolle, der individuellen Konstitution angepassten Ernährung kann jeder Patient selbständig vorbeugend aktiv werden. Dabei werden die besten Ergebnisse erzielt, wenn die Ernährung auf der Grundlage einer chinesischen Diagnose zusammengestellt wird. Darüber hinaus ist die Ernährung im Sinne der neutralen Agenzien auch ein wichtiger ätiologischer Faktor für die Entstehung von Krankheiten. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Feuchtigkeit (humor, shi) und Schleim (pituita, tan) bildende Wirkung von Kuhmilchprodukten, die bei einer großen Zahl von Atemwegserkrankungen wie Asthma und Sinusitis, aber auch allergischer Rhinitis von Bedeutung sind. Dementsprechend gibt es zwei grundlegende Möglichkeiten, über die Ernährung prophylaktisch auf allergische Krankheiten einzuwirken. Zum einen können bestimmte Nahrungsmittel gemieden werden, die allergische Erkrankungen begünstigen oder verstärken. In der Praxis hat sich dies besonders bewährt, weil es einfach durchzuführen und häufig sehr wirksam ist. Speziell Kuhmilch, Hühnerei, Schweinefleisch, Zucker, Weizenmehl, Alkohol, Kaffee und Kakao müssen in diesem Zusammenhang hervorgehoben werden. Welche dieser Nahrungs- oder Genussmittel bei bestimmten Erkrankungen zu meiden sind, ist dem Kapitel Chinesische Diätetik (s. Kap. 4.3) bzw. den Abschnitten diätetische Behandlung der einzelnen Krankheitsbilder zu entnehmen. Zudem können Nahrungsmittel unabhängig von ihrer energetischen Wirkung allergische Reaktionen, Pseudoallergien oder Unverträglichkeiten hervorrufen. Hier sind z.B. Kreuzreaktionen auf Obstsorten, Nüsse oder Gewürze zu nennen, die sinnvollerweise ebenfalls gemieden werden sollten. Viele dieser Nahrungsmittel werden nach einer erfolgreichen Behandlung wieder problemlos vertragen. Bei saisonalen Beschwerdebildern ist es häufig ausreichend, die entsprechenden Nahrungsmittel in der Hauptbeschwerdezeit zu meiden. Zum anderen gibt es in der chinesischen Diätetik die Möglichkeit, Nahrungsmittel aufgrund ihrer energetischen Wirkung gezielt therapeutisch auszuwählen. Dies setzt zwingend eine chinesische Diagnose (z.B. Wind-Hitze, calor venti, fengre) voraus. Die energetische Wirkung der wichtigsten bei Allergien eingesetzten Nahrungsmittel ist dem Kapitel Chinesische Diätetik (s. Kap. 4.3) zu entnehmen. So haben unter anderem Rettich, Karotte, Chinakohl, Tomate, Löwenzahn, Wassermelone und grüner Tee eine Wind-Hitze (calor venti, fengre)
437
438
7 Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen
zerstreuende und kühlende Wirkung, die häufig bei der allergischen Rhinitis erwünscht ist. Die Abschnitte zur diätetischen Behandlung bei den einzelnen Krankheitsbildern geben hierzu gezielte therapeutische Empfehlungen. Grundsätzlich wirkt die Diätetik vor allem über die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei). Dies setzt voraus, dass die Klärungsfunktion der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) gewährleistet ist, damit die Nahrungsmittel aufgenommen werden können und eine therapeutische Wirkung eintreten kann. Falls die Funktionen der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) gestört sind (z.B. bei Appetitlosigkeit, Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Durchfallneigung), muss das primäre therapeutische Ziel darin bestehen, eine geregelte Funktion der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) wiederherzustellen.
■■■■ Chinesische Heilpilze In jüngster Zeit haben verschiedene chinesische Pilze auch in Deutschland Aufsehen erregt, weil sie unter anderem erfolgreich in der Krebstherapie eingesetzt werden. Im Zusammenhang mit allergischen Erkrankungen ist vor allem Ganoderma lucidum (Lingzhi), der Glänzende Lackporling, japanisch Reishi, von Bedeutung. Traditionell wird Ganoderma lucidum (Lingzhi) als eines der bedeutendsten Stützungsmittel (Supplentium) oder als beruhigendes Mittel (Sedativum) beschrieben. Im Rahmen von umfassenden westlichen Forschungen rückt zunehmend die antiallergische Wirkung in den Mittelpunkt. Diese konnte sowohl in experimentellen als auch in klinischen Studien nachgewiesen werden. Es konnten mehrere Inhaltsstoffe mit antiallergischer Wirkung identifiziert werden. Die ganoderischen Säuren A, B, C und D hemmen die Histamin-Freisetzung. Das Polypeptid LZ-8 hemmt allergische Reaktionen vom Typ I, Oleinsäure hemmt ebenfalls die Histaminausschüttung. In klinischen Studien konnte eine gute Wirkung bei Asthma bronchiale nachgewiesen werden. Darüber hinaus existieren Berichte über den erfolgreichen Einsatz bei Heuschnupfen, Nahrungsmittelempfindlichkeiten und beim atopischen Ekzem. Die Dosierung beträgt 1,5–3 g als Pulver. Weitere chinesische Heilpilze, die zur prophylaktischen Behandlung von allergischen Erkrankungen verwendet werden, sind Lentinus edodes (Xianggu), Shiitake sowie Cordyceps sinensis (Dongchongxiacao, Raupenpilz).
7.5 Tuina Das chinesische Wort tuina heißt wörtlich „schieben und greifen“ und bezeichnet eine chinesische manuelle Therapie. Sie kombiniert spezielle hochwirksame Massage- und Grifftechniken mit der Kenntnis über Akupunkturpunkte und
7.5 Tuina
Leitbahnen und chirotherapeutische Manöver mit dem umfassenden System der TCM. Neben Beschwerdebildern des Bewegungsapparates können auch viele innere Erkrankungen und Allergien mit Tuina gezielt behandelt werden. Tuina kann sowohl durch einen Therapeuten als auch vom Patienten selbst durchgeführt werden. Behandlungsmethoden zur Selbstmassage sind leicht erlernbar und nebenwirkungsfrei. Dadurch eignen sie sich neben der Diätetik und dem Qigong gut zur vorbeugenden Behandlung allergischer Erkrankungen. Hierzu werden im Kapitel Tuina (s. Kap. 4.4) zu den Krankheitsbildern allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis, Asthma bronchiale und Sinusitis detaillierte Vorschläge zur Anwendung von Tuina als Selbstmassage beschrieben. Die Behandlung von allergischen Hautkrankheiten (atopisches Ekzem und Urtikaria) mit Tuina ist kontraindiziert. Kinder können bei den oben genannten Krankheitsbildern sehr wirkungsvoll mit Tuina behandelt werden. Die wichtigsten Grundtechniken, die sich zur Selbstbehandlung eignen, werden zu Beginn des Kapitels Tuina (Kap. 4.4.1) beschrieben. Hier sind vor allem das Pressen (an), Kneten (rou) und Schieben (tui) hervorzuheben. Zur Stützung der angeborenen und der erworbenen Konstitution sowie des Immunsystems eignen sich vor allem folgende Punkte: Deutsche Bezeichnung
Lateinische Bezeichnung
Deutsche Übersetzung des chinesischen Namens
Pinyin
Wirkung
Ma 36
S 36
„Dritter Weiler am Fuß“
zusanli
Reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), stabilisiert die erworbene Konstitution
Ni 1
R1
„Die emporsprudelnde Quelle“
yongquan
Stützt das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) und die angeborene Konstitution
Aus westlicher Sicht wird durch Tuina die Mikrozirkulation verbessert, und Schlacken werden abtransportiert. Der Muskelstoffwechsel wird gesteigert, Konzentrationsfähigkeit und Elastizität werden erhöht. Die Lymphgefäße werden stimuliert. Im Bereich der Nervenendigungen werden Neurotransmitter freigesetzt, auch das vegetative Nervensystem und damit die inneren Organe werden reguliert. Außerdem werden nachweislich die Immunabwehr gesteigert und Immunfunktionen moduliert. Letzteres ist für die Behandlung von Allergien, Autoimmunkrankheiten und Tumoren von Bedeutung.
439
440
7 Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen
7.6 Qigong Qigong (s. a. Kap. 4.5) bedeutet wörtlich „Arbeit am Qi“ oder „Qi-Übungen“. Es ist der Oberbegriff für alle Übungen, mit denen man das Qi im eigenen Körper selbst beeinflussen kann. Eine ältere Bezeichnung für das Qigong ist der Begriff „Techniken zur Pflege des Lebens“ (Yangsheng). Zusammen mit der Diätetik eignet sich Qigong gut, um allergischen Erkrankungen vorzubeugen. Die Beeinflussung des Qi erfolgt auf drei Wegen: 5 Durch eine spezielle Atemführung 5 Durch bestimmte Körperhaltungen und Bewegungen 5 Durch meditative Konzentration
5 5 5 5
Grundsätzlich sind die Qigong-Übungen auf die Gesamtheit des menschlichen Organismus ausgerichtet und zielen auf die Selbstregulationsmöglichkeiten des menschlichen Körpers. Im Einklang mit dem theoretischen System der TCM basiert das Qigong auf vier therapeutischen Grundprinzipien: Die Kultivierung des „echten Qi“ (qi merum, zhenqi) Die Ausgewogenheit zwischen Yin und Yang Die Regulierung von Qi und Xue Die Durchlässigkeit der Leitbahnen Auf diese Weise werden Blockaden beseitigt und der freie Fluss des Qi in den Leitbahnen verbessert. Gleichzeitig versucht man, die geistigen Kräfte, die dem Yang zugeordnet werden, in das untere Zinnoberfeld (dantian) unterhalb des Nabels abzusenken und dadurch die Yin-Kräfte zur freien Entfaltung zu bringen. Somit wird dem Überhandnehmen des Yang entgegengewirkt und ein ausgewogenes Verhältnis von Yin und Yang herbeigeführt. Diese allgemeinen Wirkungen der Qi-Übungen führten dazu, dass Qigong in China, aber auch im Westen therapeutisch eingesetzt wurde. In mehreren Studien konnte eine positive Wirkung des Qigong gezeigt werden. Insbesondere Beschwerdebilder, bei denen es zu energetischen Stauungen in der oberen Körperhälfte kommt, sprechen gut auf Qigong an. Beispiele hierfür sind Migräne, Bluthochdruck oder auch Asthma bronchiale. Darüber hinaus hat sich die ausgleichende, harmonisierende und beruhigende Wirkung des Qigong auch bei vielen allergischen Krankheiten bewährt. Die krankhafte Reizbarkeit des Immunsystems, die allergische Reaktionslage des Organismus kann wirkungsvoll herabgesetzt werden. Die meisten allergischen Erkrankungen manifestieren sich im Bereich der Atemwege oder der Schleimhäute, die in der chinesischen Medizin als Oberfläche (extima, biao) ebenfalls dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet werden. Da ein wesentlicher Teil des Qigong darin besteht, das Qi durch eine spezielle Atemführung zu lenken, kann der Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) besonders intensiv beeinflusst werden. Grundsätzlich wird die Einatmung mit Yin und die Ausatmung mit Yang in Verbindung gebracht, zudem wird die Einatmung dem
7.6 Qigong
Fk Niere (o. renalis, shen) und die Ausatmung dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet. Dementsprechend kann durch Atemtechniken, bei denen die Einatmung betont wird, eher eine stützende Wirkung, durch Atemtechniken, bei denen die Ausatmung betont wird, eine Ausleitung von Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) erzielt werden. Am häufigsten wird jedoch die natürliche oder harmonisierende Atmung praktiziert. Wissenschaftliche Untersuchungen über den Einfluss von Qigong auf die Atemfunktionen kamen zu folgenden Ergebnissen: Die Atemfrequenz wird verringert, das Atemvolumen vergrößert, der Feuchtigkeitsgehalt der Atemluft nimmt zu, die gesamte Atmung wird gleichmäßiger, harmonischer und tiefer. In einer Pilotstudie von I. Reuther wurde die Wirkung von Qigong bei Asthma untersucht. 30 Patienten wurden in Qigong nach dem System von Prof. Jiao Guorui unterrichtet. Sie wurden aufgefordert, möglichst täglich, selbständig für 20–45 Minuten zu üben; sie wurden ein Jahr lang beobachtet. Die Patienten führten ein Symptomtagebuch, in dem sie den Medikamentenverbrauch und dreimal täglich die Peak-flow-Werte registrierten. Durch die Qigong-Übungen konnte eine unmittelbare bronchospasmolytische Wirkung und auch eine langfristige Verbesserung im Krankheitsverlauf erzielt werden. Dies zeigte sich an gebesserten Peak-flow-Werten und reduziertem Medikamentenverbrauch. Kein Patient, der an der Studie teilnahm, musste in dem Jahr wegen Asthma stationär behandelt werden, die Krankschreibungen konnten um mehr als 50% reduziert werden. Daraus errechnete sich für alle 30 Patienten im Jahr der Studie eine Kostenersparnis von DM 93000. Für die Patienten selbst bedeutete dies eine bessere Belastbarkeit, weniger Angst und mehr Lebensfreude (s.a. Kap. 9.2.5). Grundsätzlich ist zu empfehlen, Qigong unter direkter Anleitung eines qualifizierten Lehrers zu erlernen. Die geschilderten positiven Auswirkungen sind vor allem durch möglichst tägliches Üben zu erreichen.
Literatur Ehlers S: Chinesische Heilpilze. Ehrenwirth, Bergisch Gladbach, 2003 Engelhardt U, Hempen C-H: Chinesische Diätetik. 3. Aufl. Elsevier, München-Jena , 2006 Engelhardt U, Hildenbrand G: Leitfaden Qigong. Elsevier, München-Jena 2007 Fan Chaoyang, Hummelsberger J, Wislsperger G: Tuina. Chinesische manuelle Therapie für Patienten und Therapeuten. Müller & Steinicke, München 2006 Fatrai A, Uhrig S: Chinesische Medizin in der Augenheilkunde. Elsevier, München-Jena 2005 Han Chaling: Leitfaden Tuina. 2. Aufl. Elsevier, München-Jena 2005 Hempen C-H, Fischer S, Hummelsberger J, Koch A, Leonhardy H, Nögel R, Thede C, Wullinger M: Leitfaden Chinesische Rezepturen. Elsevier, München-Jena 2006 Porkert M, Hempen C-H: Systematische Akupunktur. Urban & Schwarzenberg, München-Wien-Baltimore 1985 Reuther I. Qigong bei der Behandlung von Asthma. In „Chinesische Medizin“ 1998/1;13:18–27 Vogel C, Koch P, Knop J, Saloga J. Subjektive und objektivierbare Wirkungen der Akupunktur auf allergische Reaktionen. Dtsch. Ztschr. f. Akup. 4/2001:260–67
441
8 Fallbeispiele Michael Wullinger
5
5
5 5
5
Das folgende Kapitel dient zur Abrundung der praktischen Darstellung der Behandlung allergischer Erkrankungen. Damit folgt es einer alten chinesischen Tradition. Zahlreiche berühmte Ärzte haben vor allem umfangreiche Sammlungen von Falldarstellungen hinterlassen, die ihren individuellen Arbeitsstil zum Ausdruck bringen. Die Praxis unterscheidet sich fast zwangsläufig von der Darstellung im Lehrbuch. Dies gilt schon für die westliche Medizin und in noch größerem Maß für die chinesische Medizin. Eine besondere Stärke der chinesischen Medizin besteht darin, Patienten sehr individuell behandeln zu können. Es werden keine Krankheitsbilder, sondern Menschen unter Berücksichtigung ihres gesamten Umfelds behandelt. Dies umfasst das Klima, die Jahreszeit, Lebensphase, Vorerkrankungen, Beruf und die sozialen Bindungen des betreffenden Patienten. Die Vielzahl dieser Faktoren können unmöglich in einem Lehrbuch berücksichtigt werden, haben jedoch Einfluss auf das therapeutische Vorgehen. Häufig greifen mehrere allergische Krankheitsbilder bei einem Patienten ineinander: Allergische Rhinitis und Asthma bronchiale – Sinusitis, Asthma bronchiale und Infektanfälligkeit – Nahrungsmittelallergien, atopisches Ekzem und Asthma bronchiale. In diesen Fällen müssen die entsprechenden Behandlungsstrategien miteinander verknüpft werden. In der Praxis werden auch die verschiedenen Behandlungsmethoden der chinesischen Medizin, insbesondere die Akupunktur, chinesische Arzneitherapie und Diätetik, häufig miteinander kombiniert. Behandlungsverläufe werden authentisch und exemplarisch dargestellt mit Häufigkeit, Intervallen und Dauer der Behandlung. Die vorgestellten Fälle stammen ausschließlich aus der Praxis des Autors und spiegeln dementsprechend seine persönliche Arbeitsweise wider. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden die Fallbeispiele so gut wie möglich nach Krankheitsbildern geordnet und zusammengefasst.
444
8 Fallbeispiele
8.1 Perenniale allergische Rhinitis 8.1.1 1. Fall Der 18-jährige junge Mann kam am 31. Oktober 1996 erstmals zu mir in die Praxis. Er klagte über Dauerschnupfen und Infektanfälligkeit seit früher Kindheit. Ursächlich war eine Allergie gegen Hausstaub sowie Birke, Erle, Roggen und Gräser diagnostiziert worden. 1990 war dann eine Desensibilisierung durchgeführt worden, die die Symptome für drei Jahre verbesserte. Im vergangenen Sommer waren der Schnupfen und die juckenden Augen wieder sehr ausgeprägt gewesen. In den vergangenen Jahren waren außerdem häufig Halsschmerzen, Tonsillitiden sowie Nasennebenhöhlenentzündungen insbesondere in den Wintermonaten aufgetreten. Der Zungenkörper war gerötet, der Zungenbelag war dünn und weiß, an der Zungenspitze fanden sich viele rote Punkte. Die Pulse waren saitenförmig und leicht schlüpfrig (chordales und lubrici, xian hua). Diagnose Wind-Hitze (calor venti, fengre) Therapeutisches Vorgehen Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4 /IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) Erläuterung: Ex-HN 3/Ex 1 und Di 20/IC 20 leiten Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) aus und machen die Nase durchgängig. Gb 20/F 20 und Di 4/IC 4 zerstreuen Wind (ventus, feng) und stabilisieren die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Lu 5/P 5 stabilisiert das Qi und das Yin des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Le 2/H 2 und Le 3/H 3 harmonisieren den Fk Leber (o. hepaticus, gan) und leiten Glut (ardor, huo) aus.
8.1 Perenniale allergische Rhinitis
Ohrakupunktur Histaminpunkt Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Menthae herba (Bohe) 5 g Schizonepetae herba (Jingjie) 5 g Magnoliae flos (Xinyi) 5 g Tribuli fructus (Baijili) 10 g Uncariae ramulus et unci (Gouteng) 15 g Plantaginis semen (Cheqianzi) 10 g Ophiopogonis radix (Maimendong) 5 g Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) 3 Scheiben Jujubae fructus (Dazao) 3 Stück
Erläuterung: 5 Menthae herba (Bohe) und Schizonepetae herba (Jingjie) zerstreuen Wind (ventus, feng) und Hitze (calor, re) im Kopf und Hals. 5 Magnoliae flos (Xinyi) zerstreut Wind (ventus, feng) und macht die Nase frei. 5 Tribuli fructus (Baijili) und Uncariae ramulus et unci (Gouteng) besänftigen Wind (ventus, feng) und beruhigen Juckreiz. 5 Plantaginis semen (Cheqianzi) leitet Schleim (pituita, tan) aus und klärt die Augen. 5 Ophiopogonis radix (Maimendong) stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin). 5 Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) und Jujubae fructus (Dazao) harmonisieren die Bau- und Wehrenergie (qi constructivum und qi defensivum, yingqi weiqi). Verlauf Die Behandlung erfolgte über ein Jahr, anfangs 14-tägig, später einmal pro Monat. In dieser Zeit hatte der Patient zunächst noch morgens Schnupfen. Nach zehn Wochen war er erstmals völlig beschwerdefrei. Den Winter überstand der Patient ohne schweren Infekt. Auch im darauffolgenden Frühling und Sommer war die Nase frei, und der Patient brauchte keine Taschentücher mehr.
8.1.2 2. Fall Der 32-jährige Patient litt seit 20 Jahren unter einer ganzjährig bestehenden allergischen Rhinitis. Als Ursache war eine Hausstaubmilbenallergie diagnostiziert worden. Die Beschwerden äußerten sich in einer verstopften Nase, nächtlichem Schnarchen und morgens ausgetrocknetem Mund. Bei stärkerer Hausstaubexposition kam es zu einer heftig laufenden Nase sowie zu über Stunden anhaltenden Niesanfällen, teilweise auch zu brennenden Augen.
445
446
8 Fallbeispiele
Aufgrund der langen Vorgeschichte hatte der Patient alle Vorhänge und Teppiche aus dem Schlafzimmer entfernt und sich ein spezielles Bett für Allergiker zugelegt. 1996 war ohne Erfolg eine Nasenscheidewand-Operation durchgeführt worden. Die einzige mögliche Linderung der Beschwerden bestand in der Einnahme von Antihistaminika, die jedoch zu Müdigkeit und eingeschränkter Arbeitsfähigkeit führten. Der Zungenkörper war rot, trocken und wies eine ausgeprägte Mittelrinne auf. Die Pulse waren saitenförmig und zart (chordal und minutus, xian xi). Diagnose Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi und des Yin des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) mit Wind (ventus, feng) Therapeutisches Vorgehen
5 Qi und Yin des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) stützen 5 Wind (ventus, feng) zerstreuen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5
Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Di 20/IC 20 und Ex-HN 3/Ex 1 zerstreuen Wind (ventus, feng) und machen die Nase durchgängig. 5 Di 4/IC 4 und Ma 36/S 36 stabilisieren die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und das Qi. 5 Lu 5/P 5 und Bl 13/V 13 stützen das Qi und das Yin des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). 5 Le 3/H 3 harmonisiert den Fk Leber (o. hepaticus, gan). Ohrakupunktur Histamin, ACTH, Nebennierenrinde und Nasenschleimhaut Arzneitherapie
5 Astragali radix (Huangqi) 15 g 5 Ophiopogonis radix (Maimendong) 6 g 5 Schisandrae fructus (Wuweizi) 3 g
8.2 Allergische Rhinokonjunktivitis
5 5 5 5
Menthae herba (Bohe) 3 g Magnoliae flos (Xinyi) 6 g Xanthii fructus (Cang'erzi) 9 g Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 6 g
Erläuterung: 5 Astragali radix (Huangqi) stützt das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). 5 Ophiopogonis radix (Maimendong) stützt das Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) 5 Schisandrae fructus (Wuweizi) stützt das Qi und das Yin des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) und wirkt adstringierend. 5 Menthae herba (Bohe) klärt und kühlt den Kopf. 5 Magnoliae flos (Xinyi), Xanthii fructus (Cang'erzi) und Angelicae dahuricae radix (Baizhi) zerstreuen Wind (ventus, feng) und machen die Nase durchgängig. Verlauf Es wurden insgesamt zehn Behandlungen durchgeführt. Bereits nach den ersten Behandlungen war eine Besserung spürbar. Die heftigen Niesreizattacken bei starker Hausstaubexposition blieben aus, die Nasenatmung besserte sich zunehmend, und die morgendliche Mundtrockenheit verging. Erfreulicherweise besserte sich auch das nächtliche Schnarchen. Ab der 6. Behandlung war der Patient nahezu vollständig und anhaltend beschwerdefrei.
8.2 Allergische Rhinokonjunktivitis 8.2.1 1. Fall Der 36-jährige Patient kam am 27. Juni 2003 erstmals in meine Behandlung. Er litt seit über 20 Jahren in der Zeit von Ende Mai bis Ende August unter Heuschnupfen. Die Beschwerden waren stark ausgeprägt. Vor allem die Augen waren stark verquollen, verklebt, gerötet und juckend. Er hatte fünf- bis zehnmal täglich heftige Niesanfälle, auch im Büro. In diesem Jahr waren zusätzlich Kurzatmigkeit und Husten aufgetreten. Im vergangenen Sommer hatte der Patient häufige Durchfälle. Er vermutete eine Milchunverträglichkeit. Der Allergietest zeigte eine deutliche Reaktion auf Gräser und Katzenhaare. Während der Heuschnupfenzeit nahm er regelmäßig ein Antihistaminikum, antiallergische Augentropfen sowie ein Nasenspray. Das Beschwerdebild war so heftig, dass der Patient in diesen Monaten nur selten ins Freie ging. Nun kam auch die Angst vor allergischem Asthma hinzu.
447
448
8 Fallbeispiele
Der Zungenkörper war rot, rissig und zittrig, der Zungenbelag war dünn, klar und leicht trocken. Der Puls war saitenförmig (chordal, xian). Diagnose Die Symptomatik deutete auf eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-ventiHeteropathie, fengre xie), eine energetische Schwäche (depletio, xu) der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) sowie auf Blockierungen des Qi-Flusses des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Therapeutisches Vorgehen
5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen 5 Die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) kräftigen 5 Den Qi-Fluss des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) dynamisieren Da der Patient die Einnahme von Dekokten ablehnte, wurde er ausschließlich mit Körper- und Ohrakupunktur behandelt. Außerdem wurde ihm geraten, probeweise auf Kuhmilchprodukte zu verzichten. Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20, Di 20/IC 20, Di 4/IC 4, Bl 12/V 12 und Le 3/H 3 zerstreuen WindHitze (calor venti, fengre). 5 Ma 36/S 36 und Ma 40/S 40 stützen die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) und leiten Schleim (pituita, tan) aus. 5 Bl 13/V 13 und Lu 5/P 5 stützen den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) und regulieren den Qi-Fluss des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Ohrakupunktur In der Ohrakupunktur wurden zusätzlich die Punkte der Allergieachse sowie der Punkt Plexus bronchopulmonalis behandelt.
8.2 Allergische Rhinokonjunktivitis
Verlauf Es wurde einmal wöchentlich akupunktiert, insgesamt wurden neun Behandlungen durchgeführt. Unmittelbar nach der ersten Akupunktur wurde die ganze schulmedizinische Therapie abgesetzt, nach drei Behandlungen hatten sich alle Beschwerden weitgehend beruhigt. Am Ende des Sommers stellte der Patient fest, dass es ihm seit der Pubertät nicht mehr so gut gegangen sei. Im darauffolgenden Jahr wurde zur Stabilisierung nochmals eine Akupunktur durchgeführt, und der Patient empfand seinen Zustand als optimal.
8.2.2 2. Fall Der 13-jährige Junge kam am 21. Juni 2002 erstmals zur Behandlung. Er hatte jetzt seit drei Jahren Heuschnupfen. Dabei waren die Augenbeschwerden am stärksten ausgeprägt mit Juckreiz, Tränenfluss, Rötung und Schwellung. Zusätzlich hatte er eine laufende Nase und Niesanfälle. Die Intensität des Heuschnupfens hatte sich über die drei Jahre gesteigert und war zuletzt sehr stark. Zeitlich erstreckten sich die Beschwerden von etwa Mitte Mai bis Ende August. Im Allergietest hatte sich vor allem eine deutliche Reaktion auf Gräser gezeigt. Zusätzlich bestanden Kreuzallergien gegen Äpfel, Nüsse, Paprika und Erdbeeren. Der Hausarzt hatte ein Antihistaminikum sowie Augentropfen verordnet. Der Zungenkörper war deutlich rot, der Zungenbelag trocken und die Pulse saitenförmig (chordal, xian). Diagnose Die Symptomatik wies deutlich auf eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calorventi-Heteropathie, fengre xie). Therapeutisches Vorgehen
5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen Akupunktur
5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20 und Gb 37/F 37 zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre) im Bereich der Augen. 5 Lu 5/P 5 und Le 3/H 3 stellen die Hemmung des Fk Leber (o. hepaticus, gan) durch den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) wieder her.
449
450
8 Fallbeispiele
5 Di 4/IC 4 zerstreut Wind-Hitze (calor venti, fengre) und stabilisiert die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Ohrakupunktur Histaminpunkt, Nebennierenrindenpunkt, ACTH-Punkt Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5
Menthae herba (Bohe) 3 g Schizonepetae herba (Jingjie) 3 g Chrysanthemi flos (Juhua) 5 g Cassiae semen (Juemingzi) 6 g Tribuli fructus (Baijili) 6 g Uncariae ramulus et unci (Gouteng) 9 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g
Erläuterung: 5 Menthae herba (Bohe) und Schizonepetae herba (Jingjie) zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre). 5 Chrysanthemi flos (Juhua) und Cassiae semen (Juemingzi) kühlen Wind-Hitze (calor venti, fengre) und klären die Augen. 5 Tribuli fructus (Baijili) und Uncariae ramulus et unci (Gouteng) beruhigen Wind (ventus, feng) und stillen Juckreiz. Verlauf Der Junge war bereits ab der ersten Behandlung beschwerdefrei und brauchte auch keine schulmedizinische Medikation mehr. In den drei folgenden Jahren beschränkten sich die allergischen Beschwerden auf wenige Tage im Jahr. Erfreulicherweise traten auch die Kreuzallergien auf Lebensmittel nicht mehr auf.
8.2.3 3. Fall Der 33-jährige Mann kam am 30. März 2001 erstmals zur Behandlung. Bereits in früher Kindheit war bei ihm Heuschnupfen aufgetreten, und es waren erfolglos mehrere Desensibilisierungsversuche durchgeführt worden. Im Allergietest hatte er besonders auf Birke, Erle und Gräser reagiert. Die Beschwerden begannen Ende Februar/Anfang März, erreichten im Mai den Höhepunkt und dauerten bis August. Am stärksten ausgeprägt waren der Juckreiz und das Brennen der Augen. Auch die Nase lief stark, es traten salvenartige Niesreizattacken auf. Zeitweise bestanden auch ein trockener Reizhusten und ein Beklemmungsgefühl in der Brust. Als er in Behandlung kam, nahm er bereits regelmäßig Cromoglicinsäure und ein Antihistaminikum. Der Zungenkörper war gerötet, der Zungenbelag war klar, und die Pulse waren saitenförmig (chordal, xian).
8.2 Allergische Rhinokonjunktivitis
Diagnose Wind-Hitze (calor venti, fengre) mit Blockierung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi). Therapeutisches Vorgehen
5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen 5 Das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) bewegen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20 und Di 20/IC 20 zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre) und klären die Augen und die Nase. 5 Bl 13/V 13 und Ren 17/Rs 17 stützen den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), regulieren das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und nehmen Druck von der Brust. 5 Di 4/IC 4 und Lu 5/P 5 zerstreuen Wind (ventus, feng) und stabilisieren die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). 5 Ma 40/S 40 leitet Schleim (pituita, tan) aus. 5 Gb 37/F 37 und Le 3/H 3 klären die Augen und zerstreuen Wind (ventus, feng). Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Menthae herba (Bohe) 4 g Schizonepetae herba (Jingjie) 4 g Chrysanthemi flos (Juhua) 8 g Cassiae semen (Juemingzi) 8 g Plantaginis semen (Cheqianzi) 12 g Tribuli fructus (Baijili) 10 g Uncariae ramulus et unci (Gouteng) 15 g Magnoliae cortex (Houpo) 6 g Pruni armeniacae semen (Xingren) 9 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g
451
452
8 Fallbeispiele
Erläuterung: 5 Menthae herba (Bohe) und Schizonepetae herba (Jingjie) zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre). 5 Chrysanthemi flos (Juhua) und Cassiae semen (Juemingzi) zerstreuen WindHitze (calor venti, fengre) und klären die Augen. 5 Plantaginis semen (Cheqianzi) klärt die Augen und stillt Husten. 5 Tribuli fructus (Baijili) und Uncariae ramulus et unci (Gouteng) beruhigen Juckreiz und Wind (ventus, feng). 5 Magnoliae cortex (Houpo), Pruni armeniacae semen (Xingren) und Glycyrrhizae radix (Gancao) nehmen Druck von der Brust und beruhigen Husten. Verlauf In der Zeit von Ende März bis Ende Juli wurden zehn Behandlungen durchgeführt. Die schulmedizinische Medikation wurde von Beginn an abgesetzt. Zu Beginn der Behandlung traten intermittierend noch Beschwerden auf. Ab der 5. Akupunktur, also Anfang Mai zur sonst stärksten Zeit, waren sämtliche Beschwerden nahezu vollständig abgeklungen.
8.2.4 4. Fall Der 40-jährige Patient kam am 20. Juni 2002 erstmals zur Behandlung. Er berichtete über einen seit dem 5. Lebensjahr bestehenden Heuschnupfen. 1985 war eine erfolglose Desensibilisierung durchgeführt worden. In der Zeit von Februar bis Ende Mai hatte er gerötete, juckende und verklebte Augen. Außerdem war die Nase häufig verstopft. Es bestand eine Kreuzallergie gegen Nüsse, Kirschen, Aprikosen und Äpfel. Dieses Jahr hielt die Symptomatik länger als üblich an. Im Allergietest zeigte sich eine deutliche Reaktion auf Baum- und Gräserpollen, insbesondere Haselnuss und Birke, sowie auf Tierhaare und Hausstaubmilben. Die aktuelle Medikation bestand aus einem Antihistaminikum einmal täglich sowie einem sympathomimetischen Nasenspray drei- bis viermal täglich. Anamnestisch bestand außerdem eine Anfälligkeit für rezidivierende Sinusitiden sowie die Neigung zu breiigem Stuhlgang. Der Zungenkörper war rot, die Pulse ausgesprochen saitenförmig (chordal, xian) und oberflächlich (superficial, fu). Diagnose Die Symptomatik wies auf eine Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) in Verbindung mit Hitze des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre). Darüber hinaus bestanden Anzeichen für Feuchtigkeit (humor, shi) in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei).
8.2 Allergische Rhinokonjunktivitis
Therapeutisches Vorgehen
5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen 5 Hitze des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre) kühlen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming) Gb 40/F 40 („Das Feld am Hügel“, qiuxu) Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20, Di 20/IC 20, Di 4/IC 4 und Lu 5/P 5 wirken zerstreuend und kühlend bei Wind-Hitze (calor venti, fengre). 5 Gb 37/F 37, Gb 40/F 40, Le 2/H 2 und Le 3/H 3 kühlen und regulieren Hitze des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre). 5 Gb 20/F 20, Gb 37/F 37 und Le 2/H 2 kühlen und klären außerdem die Augen. Ohrakupunktur Allergieachse Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Menthae herba (Bohe) 10 ml Schizonepetae herba (Jingjie) 10 ml Chrysanthemi flos (Juhua) 10 ml Tribuli fructus (Baijili) 10 ml Uncariae ramulus et unci (Gouteng) 10 ml Ophiopogonis radix (Maimendong) 10 ml Celosiae semen (Qingxiangzi) 10 ml Cassiae semen (Juemingzi) 10 ml Xanthii fructus (Cang'erzi) 10 ml Scutellariae radix (Huangqin) 10 ml als hydrophiles Konzentrat
Erläuterung: 5 Menthae herba (Bohe), Schizonepetae herba (Jingjie), Chrysanthemi flos (Juhua), Tribuli fructus (Baijili) und Xanthii fructus (Cang'erzi) zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre).
453
454
8 Fallbeispiele
5 Celosiae semen (Qingxiangzi), Cassiae semen (Juemingzi), Scutellariae radix (Huangqin) und Ophiopogonis radix (Maimendong) kühlen innere Hitze (calor intimae, neire). Verlauf Der Patient kam einmal wöchentlich zur Akupunktur, insgesamt wurden 13 Behandlungen durchgeführt, die Arzneimittel wurden ebenfalls fortlaufend rezeptiert. Die Symptomatik war bereits nach der ersten Behandlung abgeschwächt, und der Patient konnte auf das Antihistaminikum verzichten. Intermittierend trat noch leichter Juckreiz der Augen sowie beim Hinlegen abends die verstopfte Nase auf. Das Nasenspray wurde nur noch abends verwendet und nach zehn Behandlungen ganz abgesetzt. Das hartnäckigste Symptom war eine anhaltende Rötung der Bindehaut, intermittierend war im Bereich der Unterarme auch ein leichtes Ekzem zu beobachten. Aus diesem Grund wurde in die Rezeptur zusätzlich Gardeniae fructus (Zhizi) sowie in die Akupunktur Di 11/ IC 11 („Gekrümmter Teich“, hegu) und Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai) aufgenommen, um Hitze (calor, re) zu kühlen. In den drei Folgejahren wurde jeweils eine Behandlung zur Stabilisierung durchgeführt. Ab dem 2. Jahr berichtete der Patient, dass er wieder alles essen könne. Der begeisterte Gärtner konnte täglich wieder problemlos über Stunden im Garten arbeiten. Allergische Beschwerden traten nur noch an wenigen Tagen des Jahres und in sehr abgeschwächter Form auf. Im 4. Jahr war der Patient gänzlich beschwerdefrei.
8.3 Allergisches Asthma 8.3.1 1. Fall: Allergisches Asthma, Pollinose, Lebensmittelkreuzallergien, rezidivierende Tonsillitis Die zwölfjährige Patientin kam am 3. April 2002 erstmals in meine Behandlung. Sie litt bereits seit dem 4. Lebensjahr unter allergischem Asthma. Die schlimmste Zeit war von Ende Januar bis Anfang Juni. Der Allergietest hatte eine starke Reaktion auf Haselnuss und Birke sowie schwächer auf Erle und Gräser gezeigt. Die schulmedizinische Medikation bestand aus zwei inhalativen β-Mimetika, einem Leukotrienantagonisten und Xusal. Daneben bestanden Beschwerden im Sinne einer allergischen Konjunktivitis, einem leichten Ellenbeugenekzem sowie seit einem Jahr zunehmende Kreuzallergien auf Äpfel, Birnen, Steinobst, Paprika, Tomaten und Nüsse. Das Mädchen hatte außerdem chronisch rezidivierende Tonsillitiden.
8.3 Allergisches Asthma
Der Zungenkörper war gerötet, vor allem an der Zungenspitze zeigten sich viele rote Punkte, der Zungenbelag war dünn und weiß, die Pulse waren ausgesprochen angefüllt und saitenförmig (replet und chordal, shi xian). Diagnose Aufgrund der Hauptbeschwerden wurde die Diagnose Hitze-bedingtes (calor, re) Asthma gestellt. Therapeutisches Vorgehen
5 Das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) dynamisieren und absenken 5 Hitze (calor, re) kühlen 5 Keuchatmung beruhigen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5
Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Bl 13/V 13 und Ren 17/Rs 17 regulieren den Qi-Fluss des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) und wirken absenkend. 5 Lu 7/P 7 und Ma 40/S 40 wandeln Schleim (pituita, tan) um und senken ebenfalls ab. 5 Bl 12/V 12, Di 4/IC 4 und Le 3/H 3 zerstreuen Wind (ventus, feng), kühlen Hitze (calor, re) und wirken entkrampfend. Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5
Ephedrae herba (Mahuang) 5 g Pruni armeniacae semen (Xingren) 9 g Pinelliae rhizoma (Banxia) 6 g Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) 3 Scheiben Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 9 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g Scutellariae radix (Huangqin) 8 g Ophiopogonis radix (Maimendong) 6 g
Erläuterung: 5 Ephedrae herba (Mahuang) und Pruni armeniacae semen (Xingren) bewegen das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi).
455
456
8 Fallbeispiele
5 Pinelliae rhizoma (Banxia) und Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) wandeln Schleim (pituita, tan) um. 5 Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) und Glycyrrhizae radix (Gancao) stützen das Yin und die Säfte (jinye) und wirken dadurch entspannend. 5 Scutellariae radix (Huangqin) und Ophiopogonis radix (Maimendong) kühlen Hitze (calor, re) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Verlauf
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Bereits nach einer Behandlung konnten die Dosieraerosole abgesetzt werden, wobei sich die Peak-flow-Werte mit dem Spirometer gleichzeitig verbesserten. Die sportliche Leistungsfähigkeit verbesserte sich deutlich. Nach sechs Behandlungen wurden auch alle anderen Medikamente abgesetzt. Allerdings musste zwischenzeitlich eine erneute eitrige Tonsillitis mit Penicillin behandelt werden. Die Patientin erhielt deshalb für ihre Mandeln ein weiteres Rezept: Forsythiae fructus (Lianqiao) 10 ml Lonicerae flos (Jinyinhua) 10 ml Cicadae periostracum (Chantui) 10 ml Arctii fructus (Niubangzi) 10 ml Menthae herba (Bohe) 10 ml Fritillariae thunbergii bulbus (Zhebeimu) 10 ml Scrophulariae radix (Xuanshen) 10 ml Platycodi radix (Jiegeng) 10 ml Glycyrrhizae radix (Gancao) 5 ml
Erläuterung: 5 Menthae herba (Bohe), Arctii fructus (Niubangzi), Cicadae periostracum (Chantui) und Lonicerae flos (Jinyinhua) zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre) und Toxisches. 5 Scrophulariae radix (Xuanshen), Fritillariae thunbergii bulbus (Zhebeimu) und Forsythiae fructus (Lianqiao) kühlen Hitze (calor, re) und zerteilen Schwellungen. 5 Platycodi radix (Jiegeng) und Glycyrrhizae radix (Gancao) fördern den Qi-Fluss im Halsbereich. Zusätzlich wurden zur Kühlung von Hitze (calor, re) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) die folgenden Punkte behandelt: 5 Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) 5 Lu 10/P 10 („Fischbauchgrenze“, yuji) 5 Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting) Diese Behandlung wurde insgesamt noch für ein Jahr fortgeführt, wobei die Patientin einmal pro Monat zur Behandlung kam. In diesem Jahr traten keinerlei asthmatische Beschwerden und auch keine neue Tonsillitis auf.
8.3 Allergisches Asthma
8.3.2 2. Fall: Allergisches Asthma, Pollinose, Sinusitis Die 41-jährige Patientin hatte seit fünf Jahren Heuschnupfen mit allergischer Rhinitis und Konjunktivitis. In den vergangenen zwei Jahren waren zusätzlich bei körperlicher Belastung Atemnot sowie nächtliche Hustenanfälle aufgetreten. Sie kam nun, weil sie befürchtete, allergisches Asthma zu entwickeln. Die Symptome begannen in aller Regel Ende Januar und dauerten bis Mitte Mai. Während der Heuschnupfenzeit setzten sich Infekte auch gerne in den Nasennebenhöhlen fest. Im Allergietest hatte sie auf Hasel, Birke, Buche und Erle reagiert. Darüber hinaus bestanden Kreuzallergien gegen Stein- und Kernobst sowie Nüsse und Mandeln. Die Patientin reagierte darauf mit Kratzen im Hals und Juckreiz der Lippen. Während der Heuschnupfenzeit benutzte die Patientin antiallergische Augentropfen sowie ein Nasenspray und ein Antihistaminikum. Der Zungenkörper war gerötet, der Zungenbelag dünn und weißlich. Die Pulse waren saitenförmig und zart (chordal und minutus, xian xi). Diagnose Wind-Hitze (calor venti, fengre) und Schleim (pituita, tan) blockieren den QiFluss des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). Therapeutisches Vorgehen
5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen 5 Schleim (pituita, tan) ausleiten 5 Den Qi-Fluss des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) regulieren Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20 und Di 20/IC 20 zerstreuen Wind (ventus, feng) und klären die Augen und die Nase. 5 Di 4/IC 4 und Lu 7/P 7 zerstreuen Wind (ventus, feng), verteilen die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und bewegen das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi).
457
458
8 Fallbeispiele
5 Bl 13/V 13 und Ren 17/Rs 17 stützen den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), regulieren das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und nehmen Druck von der Brust. 5 Ma 40/S 40 leitet Schleim (pituita, tan) aus. 5 Gb 37/F 37 und Le 3/H 3 zerstreuen Wind (ventus, feng), klären die Augen und regulieren den Fk Leber (o. hepaticus, gan). Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Magnoliae flos (Xinyi) 6 g Xanthii fructus (Cang'erzi) 6 g Menthae herba (Bohe) 4 g Tribuli fructus (Baijili) 10 g Plantaginis semen (Cheqianzi) 12 g Coicis semen (Yiyiren) 12 g Ephedrae herba (Mahuang) 6 g Pruni armeniacae semen (Xingren) 9 g Scutellariae radix (Huangqin) 6 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g Erläuterung: Magnoliae flos (Xinyi) und Xanthii fructus (Cang'erzi) zerstreuen Wind (ventus, feng) und machen die Nase durchgängig. Menthae herba (Bohe) und Tribuli fructus (Baijili) zerstreuen Wind (ventus, feng), klären die Augen und beruhigen Juckreiz. Plantaginis semen (Cheqianzi) und Coicis semen (Yiyiren) leiten Schleim (pituita, tan) aus und kühlen Hitze (calor, re). Ephedrae herba (Mahuang) und Pruni armeniacae semen (Xingren) dynamisieren das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und beruhigen Keuchen. Scutellariae radix (Huangqin) kühlt Hitze (calor, re) und trocknet Feuchtigkeit (humor, shi). Glycyrrhizae radix (Gancao) harmonisiert die Rezeptur. Verlauf Die Patientin wurde in vier aufeinanderfolgenden Jahren behandelt. 2002 wurden zwölf Behandlungen, 2003 sechs, 2004 sechs und 2005 fünf Behandlungen durchgeführt. Dabei kam regelmäßig die Akupunktur zur Anwendung, die Arzneitherapie wurde meist nur einmal im Jahr für 8–14 Tage und im letzten Jahr gar nicht mehr verordnet. Im ersten Jahr trat bereits eine deutliche Besserung aller Beschwerden ein, und die asthmatischen Beschwerden blieben aus. Über die vier Jahre konnte die Patientin außerdem eine Abnahme der Infektanfälligkeit feststellen. Der Heuschnupfen wurde von Jahr zu Jahr leichter und konzentrierte sich auf wenige Wochen (2003 und 2004) und zuletzt einige Tage im Jahr. Auch die Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittel wurden immer weniger.
8.3 Allergisches Asthma
8.3.3 3. Fall: Allergisches Asthma Der 3 ½-jährige Junge kam mit seiner Mutter erstmals am 31. März 2003 in meine Behandlung. Die Mutter berichtete, dass der Junge ständig krank sei. Alle vier Wochen habe er einen hoch fieberhaften Infekt mit 40 ˚C, rezidivierende Mittelohrentzündungen und Lymphknotenschwellungen. Seit acht Wochen habe er massiven Husten bis zum Erbrechen, starker Verschleimung und nächtlichen Atemnotanfällen. Der Kinderarzt hatte jetzt allergisches Asthma diagnostiziert und ein Cortisonspray verordnet. Im Allergietest war die Reaktion auf Frühblüher und Hausstaub stark positiv. In den letzten Jahren war vor allem die Zeit von Februar bis Juni besonders schlimm gewesen. Der Bub hatte vom achten Lebensmonat bis vor einem halben Jahr unter Neurodermitis gelitten, dabei sei eine Weizenallergie festgestellt worden. Außerdem habe er ganz schlechten Appetit, neige häufig zu Durchfall und sei deutlich zu leicht für sein Alter. Das Kinderzimmer und sein Bett habe man schon vor längerem allergiegerecht eingerichtet. Der Zungenkörper war rot mit vielen Punkten an der Zungenspitze und wenig Zungenbelag, die Pulse waren zart und saitenförmig (minutus und chordal, xi xian). Diagnose Die Symptomatik deutete auf Hitze-bedingtes (calor, re) Asthma mit deutlichem Schleim-Befund (pituita, tan) sowie einer Assimilationsstörung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei). Therapeutisches Vorgehen
5 Hitze (calor, re) kühlen und Schleim (pituita, tan) umwandeln 5 Husten und Keuchatmung beruhigen 5 Die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) kräftigen Akupunktur
5 5 5 5 5 5
Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong)
Erläuterung: 5 Bl 13/V 13 stützt den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) und kühlt Hitze (calor, re). 5 Gb 20/F 20, Di 4/IC 4 und Di 11/IC 11 zerstreuen Wind (ventus, feng) und kühlen Hitze (calor, re).
459
460
8 Fallbeispiele
5 Ma 36/S 36 und Ma 40/S 40 kräftigen die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) und wandeln Schleim (pituita, tan) um. Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Ephedrae herba (Mahuang) 5 ml Pruni armeniacae semen (Xingren) 5ml Pinelliae rhizoma (Banxia) 5 ml Zingiberis rhizoma (Ganjiang) 5 ml Perillae fructus (Suzi) 5 ml Gypsum fibrosum (Shigao) 15 ml Glycyrrhizae radix (Gancao) 2,5 ml Massa medicata fermentata (Shenqu) 5 ml Hordei fructus germinatus (Maiya) 5 ml
Erläuterung: 5 Ephedrae herba (Mahuang) und Pruni armeniacae semen (Xingren) dynamisieren das Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) und beruhigen Keuchatmung. 5 Pinelliae rhizoma (Banxia), Zingiberis rhizoma (Ganjiang) und Perillae fructus (Zisuzi) wandeln Schleim (pituita, tan) um. 5 Gypsum fibrosum (Shigao) kühlt Hitze des Fk Lunge (calor des o. pulmonalis, feire). 5 Massa medicata fermentata (Shenqu) und Hordei fructus germinatus (Maiya) kräftigen die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) und regen die Verdauung an.
■■ Diätetik Es wurde empfohlen, den Verzehr von Kuhmilchprodukten stark einzuschränken. Verlauf Bereits nach einer Woche waren der Husten und die Luftnot spürbar weniger, obwohl die Eltern kein Cortisonspray gaben. Nach fünf Wochen war der Junge weitestgehend beschwerdefrei, die Lunge auskultatorisch unauffällig. Zuvor hatte die Mutter aus Angst um ihren Sohn acht Wochen lang nachts kaum geschlafen. Der Appetit hatte sich auffallend gebessert, und das Gewicht hatte um 2,5 kg zugenommen. Der Junge kam dann noch ein ganzes Jahr zur stabilisierenden Behandlung. In dieser Zeit traten immer wieder kurzzeitig diverse Beschwerden auf. Speziell nach dem Genuss von Kuhmilchprodukten bestand eine stärkere Verschleimung und wieder Husten. Zur Behandlung der Lymphknotenschwellungen wurden Arzneimittel wie Forsythiae fructus (Lianqiao) und Prunellae spica (Xiakucao) ergänzt. Beim Auftreten von allergischen Ekzemen wurden Bombyx batryticatus (Jiangcan) und Cicadae periostracum (Chantui) verordnet. Nachdem im nächsten Jahr während der gesamten Pollensaison kein Asthma aufgetreten war, wurde die Behandlung abgeschlossen.
8.4 Urtikaria
8.4 Urtikaria 8.4.1 1. Fall Der 32-jährige Mann kam am 17. April 1996 erstmals zur Behandlung. Vier Jahre zuvor war erstmals beim Sport eine Nesselsucht aufgetreten. Seit drei Jahren hatte er nahezu täglich Schübe, an manchen Tagen bis zu fünfmal mit einer Dauer von 30–45 Minuten. Betroffen waren insbesondere die oberen Extremitäten und das Gesicht, teilweise auch der ganze Körper. Der Patient spürte vorher immer eine Hitzewallung, später Juckreiz. Die Nesselsucht wurde vor allem durch starke körperliche Anstrengung sowie Temperaturwechsel, z.B. heiße Dusche oder kalte Zugluft, ausgelöst. Eine Linderung der Nesselsucht wurde lediglich durch Antihistaminika erreicht. Nach Absetzen der Medikation traten die Beschwerden jedoch wieder auf. Daneben hatte der Patient seit dem 7. Lebensjahr eine allergische Rhinokonjunktivitis sowie Kreuzallergien gegen grüne Äpfel und Nüsse. Der Zungenkörper war rot, zittrig und wies viele Punkte auf. Der Zungenbelag war dünn und weißlich. Die Pulse waren saitenförmig und oberflächlich (chordal und superficial, xian fu). Diagnose Hitze des Xue (calor xue, xuere) mit Wind (ventus, feng) Therapeutisches Vorgehen
5 Hitze des Xue (calor xue, xuere) kühlen 5 Wind (ventus, feng) beruhigen 5 Juckreiz stoppen Akupunktur
5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong) Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20 und Di 4/IC 4 zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre) insbesondere im Kopf und der oberen Körperhälfte. 5 Di 11/IC 11 und Bl 40/V 40 kühlen das Xue. 5 Le 2/H 2 und Le 3/H 3 kühlen Glut (ardor, huo), regulieren das Xue und stützen den Fk Leber (o. hepaticus, gan).
461
462
8 Fallbeispiele
Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Schizonepetae herba (Jingjie) 5 g Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 5 g Tribuli fructus (Baijili) 10 g Gypsum fibrosum (Shigao) 30 g Forsythiae fructus (Lianqiao) 3 g Scutellariae radix (Huangqin) 6 g Moutan cortex (Mudanpi) 8 g Scrophulariae radix (Xuanshen) 9 g Jujubae fructus (Dazao) 3 Stück
Erläuterung: 5 Schizonepetae herba (Jingjie), Saposhnikoviae radix (Fangfeng) und Tribuli fructus (Baijili) zerstreuen Wind (ventus, feng) und beruhigen Juckreiz. 5 Gypsum fibrosum (Shigao) kühlt Hitze (calor, re) in der Qi-Ebene. 5 Forsythiae fructus (Lianqiao) und Scutellariae radix (Huangqin) kühlen Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao). 5 Moutan cortex (Mudanpi) und Scrophulariae radix (Xuanshen) kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere). 5 Jujubae fructus (Dazao) harmonisiert den Fk Magen (o. stomachi, wei). Verlauf Es wurden 15 Behandlungen durchgeführt. Eine spürbare Besserung war nach der 5. Behandlung zu beobachten. Die Nesselsuchtanfälle wurden seltener, weniger ausgedehnt und kürzer, der Juckreiz war ebenfalls nachlassend. Am Ende der Behandlung trat die Urtikaria nur noch vereinzelt in größeren Zeitabständen und nach extremer körperlicher Anstrengung auf. Unter alltäglichen Belastungen, durch Duschen oder Zugluft war der Patient beschwerdefrei.
8.4.2 2. Fall Die 30-jährige Patientin kam am 1. Dezember 2005 erstmals zur Behandlung. Sie litt seit einem halben Jahr unter einer schweren Nesselsucht. Derzeit hatte sie täglich neue Quaddeln, die auch stark juckten. In den vergangenen Monaten waren vier heftige Schübe aufgetreten mit begleitendem Angioödem. Die Patientin berichtete, dass sie auf Wärme, Druck, Rotwein und Weizen reagiere. Teilweise habe sie während eines Schubes sogar Fieber gehabt und im Bereich der Kopfhaut Schmerzen. In der Vorgeschichte hatte sie nach einer heißen Dusche gelegentlich kleine, rote Flecken bekommen. Vom 12.–21. Lebensjahr habe sie unter einer Neurodermitis gelitten. Die schulmedizinische Behandlung erfolgte mit Antihistaminika und während der schweren Schübe mit intravenöser Gabe von Cortison.
8.4 Urtikaria
Der Zungenkörper war rot, zeigte zahlreiche Punkte an der Zungenspitze und einen dünnen Zungenbelag. Die Pulse waren saitenförmig (chordal, xian). Diagnose Die Diagnose deutete auf Hitze des Xue (calor xue, xuere) mit Wind (ventus, feng). Therapeutisches Vorgehen
5 Hitze des Xue (calor xue, xuere) kühlen 5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5
Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong) Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai) Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
5 5 5 5
Erläuterung: Di 11/IC 11 und Bl 40/V 40 kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere). Mi 10/L 10 und Le 3/H 3 regulieren und kühlen das Xue. Gb 20/F 20 und Di 4/IC 4 zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre). 3E 5/T 5 öffnet die Oberfläche (extima, biao), zerstreut Hitze (calor, re) und macht die Netzleitbahnen (reticulares, luomai) durchgängig. Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5
Rehmanniae radix (Shengdihuang) 15 g Paeoniae rubrae radix (Chishao) 5 g Moutan cortex (Mudanpi) 9 g Tribuli fructus (Baijili) 9 g Schizonepetae herba (Jingjie) 5 g Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 6 g
Erläuterung: 5 Rehmanniae radix (Shengdihuang), Paeoniae rubrae radix (Chishao) und Moutan cortex (Mudanpi) kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere). 5 Tribuli fructus (Baijili), Schizonepetae herba (Jingjie) und Saposhnikoviae radix (Fangfeng) zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre) und beruhigen Juckreiz.
463
464
8 Fallbeispiele
Verlauf Es wurden zwölf Behandlungen in wöchentlichen Abständen durchgeführt. Nach der vierten Behandlung kam es nochmals zu einem akuten urtikariellen Schub. Danach traten nur noch vereinzelt kleinere Flecken auf. Die Patientin war tagelang auch völlig beschwerdefrei. Die Einnahme der Antihistaminika konnte beendet werden. Zwischen der elften und zwölften Behandlung lagen drei Wochen. Danach wurde die Therapie auf Wunsch der Patientin beendet, die Haut war während dieser Zeit und der nächsten vier Wochen nahezu symptomfrei. Abschließend sollte noch erwähnt werden, dass der Patientin geraten wurde, auf Pfeffer, Chilis, Paprika und Ketchup weitgehend zu verzichten.
8.4.3 3. Fall Die 17-jährige Patientin kam am 20. März 2006 erstmals zur Behandlung. Sie litt bereits seit elf Jahren unter Nesselsucht und hatte durchschnittlich zweimal pro Woche einen Schub mit Schwellungen im Bereich der Augenlider und der Oberlippe mit einer Dauer von 30 Minuten bis zu sechs Stunden. In der Regel hatte sie gleichzeitig Magenkrämpfe mit ausgeprägter Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Im Dezember vor der Erstkonsultation war die Nesselsucht täglich aufgetreten. Die Patientin war daraufhin in der Uniklinik Regensburg erfolgreich mit einer parastofffreien Diät behandelt worden. Danach hatten die Beschwerden jedoch wieder begonnen. Die Patientin berichtete über eine Allergie auf Haselnüsse und Erdnüsse. Außerdem hatte sie den Eindruck, auf Schokolade, Milch und Alkohol zu reagieren. Trotzdem aß sie gerne Joghurt und Käse. Appetit und Durst waren groß, der Stuhlgang wechselnd mal hart und mal weich. Der Zungenkörper war rot mit Punkten an der Zungenspitze, der Zungenbelag war weißlich. Die Pulse waren saitenförmig und schlüpfrig (chordal und lubricus, xian hua). Diagnose Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) und Wind (ventus, feng) Therapeutisches Vorgehen
5 Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) klären 5 Den mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) regulieren 5 Wind (ventus, feng) zerstreuen Akupunktur
5 Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) 5 Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai) 5 Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong)
8.4 Urtikaria
5 Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) 5 Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) Erläuterung: 5 Di 11/IC 11 leitet Wind (ventus, feng), Feuchtigkeit (humor, shi) und Hitze (calor, re) aus. 5 Mi 10/L 10 und Bl 40/V 40 kühlen und regulieren das Xue und beruhigen Juckreiz. 5 Ma 36/S 36 reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). 5 Le 3/H 3 senkt das Yang ab und kühlt das Xue. Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Schizonepetae herba (Jingjie) 5 ml Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 5 ml Tribuli fructus (Baijili) 10 ml Hordei fructus germinatus (Maiya) 10 ml Massa medicata fermentata (Shenqu) 10 ml Gardeniae fructus (Zhizi) 5 ml Moutan cortex (Mudanpi) 10 ml Glycyrrhizae radix (Gancao) 5 ml Erläuterung: Schizonepetae herba (Jingjie), Saposhnikoviae radix (Fangfeng) und Tribuli fructus (Baijili) zerstreuen Wind (ventus, feng) und beruhigen Juckreiz. Hordei fructus germinatus (Maiya) und Massa medicata fermentata (Shenqu) fördern die Verdauung und stützen die mittleren Funktionskreise. Gardeniae fructus (Zhizi) und Moutan cortex (Mudanpi) kühlen FeuchtigkeitHitze (calor humidus, shire) und wirken absenkend. Glycyrrhizae radix (Gancao) harmonisiert die Rezeptur.
■■ Diätetik Die Patientin sollte vor allem auf Milchprodukte sowie auf Schweinefleisch und Alkohol verzichten, da diese Nahrungsmittel Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) verstärken. Verlauf Es zeigte sich innerhalb kürzester Zeit eine erhebliche und anhaltende Verbesserung des gesamten Beschwerdebildes. Die Anfälle reduzierten sich auf ein bis zwei im Monat. Das Allgemeinbefinden mit Müdigkeit und Magenschmerzen besserte sich enorm. Nach Beobachtung der Eltern war das Mädchen wie ausgewechselt.
465
466
8 Fallbeispiele
8.5 Atopisches Ekzem 8.5.1 1. Fall: Atopisches Ekzem Die 39-jährige Patientin kam am 15. März 2001 erstmals zur Behandlung. Sie litt seit fünf Jahren unter einer Neurodermitis. Am stärksten betroffen waren das Gesicht in der Augenregion, der Hals und Nacken, die Ellenbeugen, seltener Ohren, Mundwinkel und Kniekehlen. Zu Beginn der Erkrankung war sie drei Jahre vom Hautarzt mit Cortisonpräparaten behandelt worden, die sie jetzt nicht mehr nahm. Der dort durchgeführte Allergietest war unauffällig gewesen. Der Verdacht auf eine Kontaktallergie gegen die Brille oder Kosmetika hatte sich ebenfalls nicht bestätigt. Das Ekzem verschlechterte sich im Winter durch Heizungs- und Zugluft, Stress und eventuell durch Süßigkeiten. Die Haut war rot und trocken, juckte und brannte, wies aber kaum Kratzspuren auf. Der Zungenkörper war hellrot, der Zungenbelag dünn und weißlich, die Pulse waren saitenförmig (chordal, xian). Diagnose Wind-Hitze (calor venti, fengre) und Hitze (calor, re) in der Qi-Ebene Therapeutisches Vorgehen
5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen 5 Hitze (calor, re) kühlen 5 Juckreiz stillen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting) Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20 und Di 4/IC 4 zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre) im Kopfbereich. 5 Di 11/IC 11 und Bl 40/V 40 kühlen Hitze (calor, re) und das Xue. 5 Ma 44/S 44 und Le 2/H 2 kühlen Glut (ardor, huo). 5 Ma 36/S 36 und Le 3/H 3 stützen die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) und harmonisieren den Fk Leber (o. hepaticus, gan).
8.5 Atopisches Ekzem
Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5
Schizonepetae herba (Jingjie) 5 g Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 5 g Tribuli fructus (Baijili) 10 g Gypsum fibrosum (Shigao) 30 g Scutellariae radix (Huangqin) 8 g Paeoniae rubrae radix (Chishao) 10 g Massa medicata fermentata (Shenqu) 8 g Coicis semen (Yiyiren) 10 g
Erläuterung: 5 Schizonepetae herba (Jingjie), Saposhnikoviae radix (Fangfeng) und Tribuli fructus (Baijili) zerstreuen Wind (ventus, feng) und beruhigen Juckreiz. 5 Gypsum fibrosum (Shigao) kühlt Hitze (calor, re) im Gesichtsbereich („Überstrahlung des Yang“, splendor yang, yangming) und Scutellariae radix (Huangqin) Hitze (calor, re) im oberen Wärmebereich (oberes Calorium, shangjiao). 5 Paeoniae rubrae radix (Chishao) kühlt Hitze des Xue (calor xue, xuere). 5 Massa medicata fermentata (Shenqu) und Coicis semen (Yiyiren) stützen die Verdauung und kühlen in milder Form Hitze (calor, re).
■■ Diätetik Die Patientin sollte Zucker und weißes Weizenmehl weitgehend meiden. Verlauf Die Patientin kam zunächst einmal pro Woche zur Behandlung. Nach vier bis sechs Wochen zeichnete sich eine leichte Besserung ab. Drei Monate nach Behandlungsbeginn berichtete sie, dass ihr Leben jetzt nicht mehr von der Haut bestimmt sei. Im Sommer hatte sie dann erstmals seit sechs Jahren kaum Beschwerden. Während der Monate Oktober bis Februar traten in geringerem Maße als in den zurückliegenden Jahren Schübe auf, wobei das Gesicht verschont blieb. Danach war die Haut reizlos. Als die Patientin drei Jahre später wegen anderer Beschwerden erneut in die Praxis kam, berichtete sie, dass ihre Neurodermitis nicht mehr aufgetreten sei.
8.5.2 2. Fall: Handekzem Der 39-jährige Patient kam am 30. Mai 2001 erstmals zur Behandlung. Er hatte ein Jahr zuvor ein Handekzem bekommen, das sich vor drei Monaten akut verschlimmert hatte, so dass er arbeitsunfähig war. Daraufhin war er fünf Wochen lang in der Hautklinik mit stark cortisonhaltigen Salben behandelt worden. Das Ekzem war unter dieser Behandlung äußerlich abgeheilt, aber vor vier Wochen erneut aufgeflammt.
467
468
8 Fallbeispiele
Das Ekzem war ursprünglich von der linken Handinnenfläche ausgegangen und hatte sich dann auf die ganze Hand ausgebreitet. Der Patient berichtete über einen schubartigen Verlauf, beginnend mit winzigen Bläschen, die stark juckten, gefolgt von flammender Rötung und Schuppung. Der Zungenkörper war stark gerötet, im hinteren Drittel bestand ein dünner weißer Zungenbelag. Die Pulse waren saitenförmig und angefüllt (chordal und replet, xian shi). Diagnose Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) mit Überwiegen der Hitze-Komponente (calor, re) Therapeutisches Vorgehen
5 Hitze (calor, re) kühlen 5 Feuchtigkeit (humor, shi) trocknen 5 Juckreiz stillen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui) Pe 6/Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan) 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai) Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong) Gb 40/F 40 („Das Feld am Hügel“, qiuxu) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Du 20/Rg 20 und Le 3/H 3 senken das Yang des Fk Leber (yang hepatici, ganyang) ab und sedieren. 5 3E 6/T 6 und Gb 40/F 40 lösen eingestautes Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) 5 Pe 6/Pc 6 leitet Hitze (calor, re) und Feuchtigkeit (humor, shi) in den Handinnenflächen aus. 5 Di 4/IC 4 und Di 11/IC 11 kühlen Hitze (calor, re), leiten Feuchtigkeit (humor, shi) aus und zerstreuen Wind (ventus, feng). 5 Mi 10/L 10 und Bl 40/V 40 kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere). Arzneitherapie
5 Gardeniae fructus (Zhizi) 4 g 5 Scutellariae radix (Huangqin) 8 g 5 Coptidis rhizoma (Huanglian) 1 g
8.5 Atopisches Ekzem
5 5 5 5 5
Coicis semen (Yiyiren) 15 g Moutan cortex (Mudanpi) 9 g Imperatae rhizoma (Baimaogen) 15 g Tribuli fructus (Baijili) 12 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g
Erläuterung: 5 Gardeniae fructus (Zhizi), Scutellariae radix (Huangqin) und Coptidis rhizoma (Huanglian) kühlen Hitze (calor, re) und trocknen Feuchtigkeit (humor, shi). 5 Coicis semen (Yiyiren) stärkt den Fk Milz (o. lienalis, pi) und leitet Feuchtigkeit (humor, shi) und Hitze (calor, re) über den Urin aus. 5 Moutan cortex (Mudanpi) und Imperatae rhizoma (Baimaogen) kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere). 5 Tribuli fructus (Baijili) entspannt den Fk Leber (o. hepaticus, gan) und beruhigt Juckreiz. 5 Glycyrrhizae radix (Gancao) harmonisiert die Rezeptur. Verlauf Es wurden insgesamt 15 Behandlungen, anfangs in wöchentlichen Abständen, durchgeführt. Die vorher täglich verwendeten cortisonhaltigen Salben wurden ganz abgesetzt und nur noch befeuchtende neutrale Salben verwendet. Kaffee, Zucker und Alkohol wurden deutlich eingeschränkt. Von Beginn an zeichnete sich eine langsame Besserung ab. Nach etwa sieben Wochen waren die Hände ohne Cortison weitgehend abgeheilt. Ab dann traten in großen Zeitabständen von vier oder mehr Wochen vereinzelt Bläschen und leichter Juckreiz auf, bis sich die Haut vollständig beruhigt hatte.
8.5.3 3. Fall: Augenlidekzem Die 63-jährige Patientin kam am 21. Januar 2003 erstmals in meine Praxis. Zwei Jahre zuvor hatte sie im Bereich der Augenlider ein Ekzem bekommen, das seither auch nicht mehr verschwunden war. Die Symptomatik bestand vor allem in einer schmerzhaften Rötung sowie Juckreiz der periorbitalen Region. Der Hautarzt und Allergologe hatte Allergien gegen Hasel, Birke, Erle und Weide diagnostiziert. Fragliche Allergien wurden auch gegen Äpfel, Pfeffer, Paprika, Schweinefleisch, Milch, Zucker und weißes Weizenmehl diagnostiziert. Die Behandlung bestand aus externer Verabreichung cortisonhaltiger Salben einmal täglich. Die Patientin erkrankte durchschnittlich zweimal im Jahr an einer Entzündung der Stirn- und Kieferhöhlen mit lange anhaltendem Husten. Der Stuhlgang war obstipiert. Der Zungenkörper war stark gerötet, der Zungenbelag dünn und weiß, die Pulse waren saitenförmig (chordal, xian).
469
470
8 Fallbeispiele
Diagnose Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) mit Wind (ventus, feng) Therapeutisches Vorgehen
5 Hitze (calor, re) kühlen 5 Feuchtigkeit (humor, shi) trocknen 5 Wind (ventus, feng) zerstreuen, Juckreiz stillen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Gb 2/0 F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) Le 2/H 2 („Der Zwischenraum des Gehens“, xingjian) Erläuterung: Gb 20/F 20 und Gb 37/F 37 zerstreuen Wind (ventus, feng) und klären die Augenregion. Di 4/IC 4 und Di 11/IC 11 kühlen Hitze (calor, re) und zerstreuen Wind (ventus, feng) im Gesichtsbereich. Ma 36/S 36 und Ma 40/S 40 stützen die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) und leiten Schleim (pituita, tan) aus. Le 3/H 3 und Le 2/H 2 kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere) und leiten Glut (ardor, huo) aus. Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Gypsum fibrosum (Shigao) 20 g Scutellariae radix (Huangqin) 8 g Gardeniae fructus (Zhizi) 4 g Plantaginis semen (Cheqianzi) 9 g Rehmanniae radix (Shengdihuang) 25 g Moutan cortex (Mudanpi) 9 g Tribuli fructus (Baijili) 9 g Uncariae ramulus et unci (Gouteng) 12 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g
Erläuterung: 5 Gypsum fibrosum(Shigao) kühlt Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) im Gesichtsbereich.
8.5 Atopisches Ekzem
5 Scutellariae radix (Huangqin) und Gardeniae fructus (Zhizi) kühlen Hitze (calor, re) und trocknen Feuchtigkeit (humor, shi). 5 Plantaginis semen (Cheqianzi) leitet Feuchtigkeit (humor, shi) und Hitze (calor, re) diuretisch aus. 5 Rehmanniae radix (Shengdihuang) und Moutan cortex (Mudanpi) kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere) und stellen Säfte (jinye) bereit. 5 Tribuli fructus (Baijili) und Uncariae ramulus et unci (Gouteng) besänftigen Wind (ventus, feng) und beruhigen Juckreiz. 5 Glycyrrhizae radix (Gancao) harmonisiert die Rezeptur. Verlauf Im Verlauf von drei Monaten wurden insgesamt 13 Behandlungen durchgeführt. Die Cortisonsalbe wurde sofort abgesetzt, stattdessen wurde nur noch Bepanthensalbe® verwendet. In der zweiten Woche waren die Rötung, das Brennen und die Schmerzen nochmals besonders schlimm. Danach trat eine rasche Besserung ein. Nach der sechsten Behandlung war das Ekzem bereits weitgehend abgeheilt. Aufgrund der bestehenden Unverträglichkeiten wurde der Patientin empfohlen, Milchprodukte und Äpfel zu meiden.
8.5.4 4. Fall: Atopisches Ekzem Der 38-jährige Patient kam am 15. Januar 2002 erstmals in meine Behandlung. Er litt seit 16 Jahren unter Neurodermitis am ganzen Körper. Das Ekzem und der Juckreiz konzentrierten sich vor allem auf die Ellenbeugen, Unterarme und das Gesicht mit Schwerpunkt im Haaransatzbereich sowie im Nacken. Besonders stark war die Augenregion betroffen. Die Beschwerden hatten sich 1999 nach einer familiären Tragödie massiv verschlechtert. Ungünstig waren generell der Winter, Aufregungen sowie der Genuss von Essig und Wein. Eine Besserung war nur durch Cortisonsalben zu erzielen. Er berichtete zusätzlich über eine verstopfte Nase sowie häufige und teilweise heftige Durchfälle. Der Allgemeinzustand war schlecht, er fühlte sich erschöpft und gereizt und hatte einen unruhigen Schlaf. Der Zungenkörper war gerötet, der Zungenbelag feucht und klar. Die Pulse waren erschöpft und schlüpfrig (deplet und lubricus, xu hua). Diagnose Aufgrund der akuten Symptomatik mit ständigen Schüben und des starken Kopfbefalls mit Unruhesymptomatik diagnostizierte ich Hitze des Xue (calor xue, xuere) mit Wind (ventus, feng).
471
472
8 Fallbeispiele
Therapeutisches Vorgehen
5 Hitze des Xue (calor xue, xuere) kühlen 5 Wind (ventus, feng) zerstreuen 5 Juckreiz stillen Akupunktur
5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Bl 40/V 40 („Die Mitte des Staugewässers“, weizhong) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) Gb 40/F 40 („Das Feld am Hügel“, qiuxu)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20 und Di 4/IC 4 zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre) im Kopfund Augenbereich. 5 Di 11/IC 11 und Bl 40/V 40 kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere). 5 Le 3/H 3 und Gb 40/F 40 lösen eingestautes Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) und regulieren den Fluss des Xue. Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Rehmanniae radix (Shengdihuangg) 15 g Paeoniae rubrae radix (Chishao) 9 g Gypsum fibrosum (Shigao) 30 g Scutellariae radix (Huangqin) 8 g Uncariae ramulus et unci (Gouteng) 15 g Tribuli fructus (Baijili) 10 g Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 5 g Schizonepetae herba (Jingjie) 5 g Massa medicata fermentata (Shenqu) 8 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g
Erläuterung: 5 Rehmanniae radix (Shengdihuang) und Paeoniae rubrae radix (Chishao) kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere). 5 Gypsum fibrosum (Shigao) und Scutellariae radix (Huangqin) kühlen Glut (ardor, huo). 5 Uncariae ramulus et unci (Gouteng), Tribuli fructus (Baijili), Saposhnikoviae radix (Fangfeng) und Schizonepetae herba (Jingjie) zerstreuen Wind (ventus, feng) und beruhigen Juckreiz. 5 Massa medicata fermentata (Shenqu) und Glycyrrhizae radix (Gancao) harmonisieren die „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei).
8.6 Nahrungsmittelallergien
5 5 5 5 5 5
Im Verlauf der Behandlung wurden zur stärkeren Kühlung unter anderem Moutan cortex (Mudanpi) sowie Dictamni cortex radicis (Baixianpi) ergänzt. Aufgrund der heftiger werdenden Durchfälle wurde zwischenzeitlich zur Stabilisierung der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) das folgende Rezept verordnet: Hordei fructus germinatus (Maiya) 8 g Oryzae fructus germinatus (Guya) 8 g Scutellariae radix (Huangqin) 8 g Atractylodis rhizoma (Cangzhu) 6 g Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 4 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g Verlauf Die Behandlung erstreckte sich über zweimal ein halbes Jahr und wurde dazwischen wegen bereits deutlicher Besserung für sieben Monate unterbrochen. Der Patient kam in etwa 14-tägigen Abständen. Am Ende der zweiten Behandlungsphase hatte sich die Haut vollständig beruhigt. Dabei hatte sich die Reduktion von Milchprodukten und Kaffee sowie Eis und Schokolade als hilfreich erwiesen. Dadurch konnten auch die Durchfälle zum Abklingen gebracht werden.
8.6 Nahrungsmittelallergien 8.6.1 1. Fall: Nahrungsmittelunverträglichkeit Die 13-jährige Patientin kam in Begleitung ihrer Mutter erstmals am 29. April 2005 in meine Behandlung. Sie berichtete über seit einem Jahr immer wieder akut auftretende Bauchschmerzen einhergehend mit Übelkeit und teilweise Erbrechen. Vor einem halben Jahr war deshalb eine Magenspiegelung ohne Befund durchgeführt worden. Der Appetit sei gut, aber aus Angst vor den Bauchschmerzen traue sie sich vieles nicht zu essen. Auf Fleisch und fette Speisen bekäme sie leicht Übelkeit, wohingegen Milchprodukte gut verträglich wären. Mehrmals im Monat habe sie Durchfälle. Im Frühjahr bestehe ein Heuschnupfen, außerdem belastungsabhängiges Asthma, das bei Bedarf mit Dosieraerosolen behandelt werde. Im Allergietest hatte sie eine positive Reaktion auf Birke, Erle, Gräser, Hausstaubmilben, Schimmelpilze und Tierhaare gezeigt. Der Zungenkörper war rot und der Zungenbelag dünn und weißlich; die Pulse waren angefüllt und saitenförmig (replet und chordal, shi xian). Diagnose Aufgrund der geschilderten Symptomatik wurden die Bauchschmerzen als Verdauungsblockaden bedingt durch Nahrungsmittelunverträglichkeit diagnostiziert.
473
474
8 Fallbeispiele
Therapeutisches Vorgehen
5 Verdauungsblockaden lösen 5 Die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) harmonisieren Akupunktur
5 5 5 5 5
Pe 6/Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan) Ren 12/Rs 12 („Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“, zhongwan) Ma 25/S 25 („Angel des Himmels“, tianshu) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
Erläuterung: 5 Pe 6/Pc 6 und Le 3/H 3 wirken schmerzstillend, entkrampfend und regulieren den Qi-Fluss im Oberbauch. 5 Ren 12/Rs 12 und Ma 25/S 25 harmonisieren den Fk Magen (o. stomachi, wei) sowie die Fk Dickdarm und Dünndarm (oo. intestinorum, chang). 5 Ma 36/S 36 reguliert und stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5
Massa medicata fermentata (Shenqu) 5 g Hordei fructus germinatus (Maiya) 5 g Oryzae fructus germinatus (Guya) 5 g Zingiberis rhizoma (Ganjiang) 5 g Coptidis rhizoma (Huanglian) 0,5 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g
Erläuterung: 5 Massa medicata fermentata (Shenqu), Hordei fructus germinatus (Maiya) und Oryzae fructus germinatus (Guya) unterstützen die Verdauung und lösen Blockaden. 5 Die Kombination der warmen und scharfen Zingiberis rhizoma (Ganjiang) mit der kalten und bitteren Coptidis rhizoma (Huanglian) fordert den Qi-Mechanismus, das Aufsteigen und Absinken des Qi in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei).
■■ Diätetik Es wurde empfohlen, den Verzehr von Kuhmilchprodukten deutlich einzuschränken.
8.6 Nahrungsmittelallergien
Verlauf Unter der beschriebenen Therapie war die Patientin bereits nach der ersten Woche beschwerdefrei. Sie hatte weder Bauchschmerzen noch Übelkeit und nahm rasch auch an Gewicht zu. Es wurden sechs Behandlungen durchgeführt. Nach zehn Wochen wurde die Behandlung abgeschlossen mit der Empfehlung, Milchprodukte weiterhin einzuschränken. Erfreulicherweise hatte das Mädchen in diesem Frühjahr auch keinerlei Heuschnupfen oder Asthma.
8.6.2 2. Fall: Nahrungsmittelallergie Die 32-jährige Frau kam am 14. Juni 2005 erstmals zur Akupunktur. Sie litt bereits seit frühester Kindheit unter Allergien und war bereits zweimal gegen Hausstaub desensibilisiert worden, zuletzt erfolglos vor einem Jahr. Ab Februar hatte sie zusätzlich eine saisonale allergische Rhinitis mit permanent verstopfter Nase, in den letzten Monaten waren zunehmend Kreuzallergien gegen Walnüsse, Äpfel, Kirschen und Karotten hinzugekommen. Das aktuelle Hauptproblem waren Beschwerden im Magen- und Darmbereich. Seit etwa einem halben Jahr hatte sie häufig ein Völlegefühl, Blähungen, Druckschmerz am Rippenbogen sowie Krämpfe im Darmbereich und Durchfallneigung. Sie ernährte sich seit 16 Jahren vegetarisch und deckte ihren Eiweißbedarf überwiegend mit Milchprodukten. Sie fühlte sich ständig müde und abgeschlagen, gleichzeitig nervös und gereizt. Intermittierend klagte sie auch über migräneartige Kopfschmerzen sowie eine ausgeprägte Dysmenorrhoe. Bis vor einem Jahr war sie sehr infektanfällig gewesen und hatte alle vier bis sechs Wochen eine Sinusitis gehabt. Der Zungenkörper war gerötet, insbesondere am Rand, in der Mitte hatte sie einen dünnen weißen Zungenbelag. Die Pulse waren deutlich saitenförmig (chordal, xian). Diagnose Nahrungsmittelunverträglichkeit bei Disharmonie zwischen Fk Milz und Leber (oo. lienalis et hepaticus, pi gan) infolge von eingestautem Qi. Zusätzlich bestand eine Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) in der Oberfläche (extima, biao). Therapeutisches Vorgehen
5 Eingestautes Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) lösen 5 Die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) harmonisieren 5 Wind (ventus, feng) in der Oberfläche (extima, biao) zerstreuen Akupunktur
5 Du 20/Rg 20 („Zusammenkunft aller Leitbahnen“, baihui) 5 Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang)
475
476
8 Fallbeispiele
5 5 5 5 5 5 5 5
Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Ren 12/Rs 12 („Sammlungspunkt des Magen-Funktionskreises“, zhongwan) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou)
Erläuterung: 5 Du 20/Rg 20 senkt hochschlagendes Yang ab und beruhigt den Fk Leber (o. hepaticus, gan). 5 Ex-HN 3/Ex 1, Di 20/IC 20, Di 11/IC 11 und Di 4/IC 4 zerstreuen Wind (ventus, feng). 5 Ren 12/Rs 12 und Ma 36/S 36 regulieren und stützen die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). 5 Le 3/H 3 und 3E 6/T 6 regulieren das Xue und das Qi des Fk Leber (o. hepaticus, gan).
■■ Diätetik Die Patientin sollte versuchsweise vier Wochen auf Milchprodukte verzichten. Verlauf Die Patientin bemerkte sofort eine deutliche Besserung des Allgemeinbefindens sowie ihrer Bauchbeschwerden. Völlegefühl und Blähungen reduzierten sich auf ein normales Maß. Die Bauchschmerzen und Durchfallneigung waren vollständig abgeklungen. Erfreulicherweise ging auch die allgemeine Gereiztheitheit zurück, und es traten keine Kopfschmerzen mehr auf.
8.7 Sinusitis 8.7.1 1. Fall: Chronisch rezidivierende Sinusitis, Infektanfälligkeit Der 34-jährige Mann kam am 6. März 2003 erstmals in die Praxis. Er hatte vor fünf Jahren erstmals eine Nasennebenhöhlenentzündung bekommen, seither jedes Jahr etwa dreimal. Der HNO-Arzt hatte immer ein Antibiotikum und Sekretolytika verordnet. Im letzten Vierteljahr hatten sich die Beschwerden nochmals deutlich verstärkt. Die Nase war jetzt ständig verstopft. Der Schleim lief vor allem über den Rachen ab. Er hatte klaren, gelben und grünen Auswurf. Beim Schnäuzen entstand Druck auf den Ohren. Er schnarchte nachts und
8.7 Sinusitis
wachte morgens immer mit ausgetrocknetem Mund auf. Der junge Mann trieb gerne Ausdauersport und fühlte sich sonst gesund. Allergien waren nicht bekannt. Der Zungenkörper war hellrot, der Zungenbelag dünn und leicht gelblich. Die Pulse waren erschöpft (deplet, xu). Diagnose Wind-Kälte (algor venti, fenghan) und Schleim (pituita, tan), die sich im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) festgesetzt hatten. Die Wurzel der Erkrankung war eine Schwäche der Wehrenergie (depletio des qi defensivum, weiqi xu). Therapeutisches Vorgehen
5 Wind-Kälte (algor venti, fenghan) zerstreuen 5 Schleim (pituita, tan) umwandeln und ausleiten 5 Die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und das Qi stützen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5
Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong)
Erläuterung: 5 Di 20/IC 20 und Ex-HN 3/Ex 1 zerstreuen Wind (ventus, feng) und machen die Nase durchgängig. 5 Di 4/IC 4, Lu 7/P 7 und 3E 5/T 5 zerstreuen Wind (ventus, feng) und Kälte (algor, han) und verteilen die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). 5 Lu 7/P 7 und Ma 40/S 40 wandeln Schleim (pituita, tan) um und leiten ihn aus. 5 Ma 36/S 36 stützt die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei). Ohrakupunktur Kieferhöhle und Nasenschleimhaut bds. Arzneitherapie
5 5 5 5 5
Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 8 g Asari radix (Xixin) 3 g Perillae caulis et folium (Zisuye) 5 g Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) 3 Scheiben Pinelliae rhizoma (Banxia) 8 g
477
478
8 Fallbeispiele
5 5 5 5
Coicis semen (Yiyiren) 10 g Plantaginis semen (Cheqianzi) 10 g Gypsum fibrosum (Shigao) 20 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g
Erläuterung: 5 Angelicae dahuricae radix (Baizhi), Asari radix (Xixin) und Perillae caulis et folium (Zisuye) zerstreuen Wind-Kälte (algor venti, fenghan). 5 Pinelliae rhizoma (Banxia) und Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) wandeln Schleim (pituita, tan) um. 5 Coicis semen (Yiyiren) und Plantaginis semen (Cheqianzi) leiten Schleim (pituita, tan) diuretisch aus. 5 Gypsum fibrosum (Shigao) klärt Hitze (calor, re) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), die durch Einstauung entstanden ist. Verlauf
5 5 5 5 5 5 5
Die Behandlung wurde zunächst in wöchentlichen Abständen durchgeführt. Nach drei Wochen wurde die Nase zunehmend freier und der Schleim weniger. Nach acht Wochen trat nochmals eine akute Stirn- und Kieferhöhlenentzündung auf, die innerhalb von 14 Tagen ohne Antibiotikum ausheilte. Danach war der Patient völlig beschwerdefrei. Zur Stabilisierung des Behandlungserfolges erhielt der Patient noch für drei Monate das „Dekokt der Sechs Edlen“ (Liu junzi tang): Codonopsitis radix (Dangshen) 9 g Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 9 g Poria (Fuling) 9 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g Citri reticulatae pericarpium (Chenpi) 3 g Pinelliae rhizoma (Banxia) 9 g Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) 3 Scheiben
8.7.2 2. Fall: Chronische Sinusitis Die 31-jährige Lehrerin kam erstmals am 29. April 2005 wegen einer seit fünf Jahren bestehenden chronischen Sinusitis in die Praxis. Die Nase war ständig verstopft, und sie hatte häufig gelbes, aber auch klares Nasensekret. In akuten Phasen trat ein starker Druck in den Stirnhöhlen auf, die Ohren waren belegt, und sie hatte Fieber und Husten. Der Allgemeinzustand war deutlich reduziert, sie fühlte sich ständig müde und abgeschlagen. Seit einem Infekt an Weihnachten hatte sie sich gar nicht mehr erholt. Jeden Juni hatte sie vier Wochen lang Heuschnupfen. Diesbezüglich war vor 15 Jahren eine Desensibilisierung gegen Gräserpollen durchgeführt worden. Der Allergietest hatte damals zusätzlich eine positive Reaktion auf Hausstaub, Wei-
8.7 Sinusitis
zen und Roggen gezeigt. Auf Milchprodukte reagierte die Patientin gelegentlich mit Übelkeit. In der Kindheit hatte sie unter Neurodermitis gelitten. Der Zungenkörper war gerötet und zeigte in der Zungenmitte einen dünnen weißen Zungenbelag. Die Pulse waren saitenförmig (chordal, xian). Diagnose Wind-Kälte (algor venti, fenghan) mit Schleim (pituita, tan), die sich in Hitze (calor, re) umwandelt, und energetische Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Therapeutisches Vorgehen
5 5 5 5
Wind-Kälte (algor venti, fenghan) zerstreuen Schleim (pituita, tan) umwandeln und ausleiten Hitze (calor, re) kühlen Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) stützen Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) Ma 44/S 44 („Innere Vorhalle“, neiting) Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi)
Erläuterung: 5 Di 20/IC 20 und Bl 2/V 2 zerstreuen Wind (ventus, feng) und machen die Nase durchgängig. 5 Di 4/IC 4 und 3E 5/T 5 zerstreuen Wind (ventus, feng) und verteilen die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). 5 Lu 7/P 7 und Ma 40/S 40 wandeln Schleim (pituita, tan) um und leiten ihn aus. 5 Ma 44/S 44 kühlt Hitze (calor, re) und Glut (ardor, huo) im Kopfbereich. 5 Ma 36/S 36 und Ni 3/R 3 stützen das Qi der Fk Milz und Niere (oo. lienalis et renalis, pi shen) und dadurch die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Ohrakupunktur Stirnhöhle, Kieferhöhle, Nasenschleimhaut Arzneitherapie
5 Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 8 g
479
480
8 Fallbeispiele
5 5 5 5 5 5 5 5
Xanthii fructus (Cang'erzi) 6 g Acori graminei rhizoma (Shichangpu) 6 g Pinelliae rhizoma (Banxia) 8 g Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) 3 Scheiben Plantaginis semen (Cheqianzi) 12 g Scutellariae radix (Huangqin) 8 g Astragali radix (Huangqi) 12 g Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g
Erläuterung: 5 Angelicae dahuricae radix (Baizhi) und Xanthii fructus (Cang'erzi) zerstreuen Wind (ventus, feng) und machen die Nase frei. 5 Acori graminei rhizoma (Shichangpu), Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) und Pinelliae rhizoma (Banxia) wandeln Schleim (pituita, tan) um. 5 Scutellariae radix (Huangqin) und Plantaginis semen (Cheqianzi) kühlen Hitze (calor, re) und leiten Schleim (pituita, tan) aus. 5 Astragali radix (Huangqi) und Glycyrrhizae radix (Gancao) stützen das Qi und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). Verlauf Es wurden über vier Monate 15 Behandlungen im Abstand von einer Woche durchgeführt. Nach der zweiten Behandlung kam es nochmals zu einem akuten Infekt, der jedoch rasch zum Abklingen gebracht wurde. Ab der fünften Behandlung war die Nase überwiegend frei, und das Nasensekret, das sich gut löste, war klar. Der Allgemeinzustand besserte sich ebenfalls mit fortschreitender Behandlung, und es trat kein Rezidiv mehr auf. Erfreulicherweise traten auch während der üblichen Heuschnupfenzeit keine nennenswerten Beschwerden auf.
8.8 Infektanfälligkeit 8.8.1 1. Fall: Infektanfälligkeit, Ekzem Der sehr lebhafte neunjährige Junge kam am 18. Januar 2005 in meine Behandlung. Seit vielen Jahren hatte er nahezu ganzjährig viele Infekte mit laufender Nase, Husten, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen und Fieber. Der Kinderarzt hatte öfter eine Tonsillitis oder Otitis media diagnostiziert und antibiotisch behandelt. Seit frühester Kindheit waren auch ständig die Lymphknoten geschwollen. Seit einigen Monaten waren nun immer wieder Juckreiz und Ekzeme an verschiedenen Körperstellen aufgetreten. Betroffen waren vor allem die Achseln und die Handgelenke und Hände. Die Mutter vermutete einen Zusammenhang
8.8 Infektanfälligkeit
mit bestimmtem Essen wie Popcorn oder Chips. Ein Allergietest war negativ ausgefallen, im Labor war eine Eosinophilie aufgefallen. Der Zungenkörper war auffallend rot, hatte viele Punkte an der Zungenspitze und wenig Zungenbelag. Die Pulse waren angefüllt und saitenförmig (replet und chordal, shi xian). Diagnose Infektanfälligkeit infolge rezidivierender Wind-Hitze-Schrägläufigkeiten (calorventi-Heteropathien, fengre xie), die nicht vollständig ausgeleitet wurden und zu residualer Hitze (residualer calor, re) im Inneren (intima, li) führten. Therapeutisches Vorgehen
5 Hitze im Inneren (calor intimae, lire) kühlen 5 Die Oberfläche (extima, biao) offenhalten 5 Die Verdauungsfunktionen stabilisieren Akupunktur
5 5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) Gb 41/F 41 („Am Rand der Tränen des Fußes“, zulinqi)
Erläuterung: 5 3E 5/T 5 und Di 4/IC 4 halten die Oberfläche (extima, biao) offen und stabilisieren die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). 5 Gb 20/F 20 und Gb 41/F 41 zerstreuen Wind (ventus, feng) sowie Schwellungen im Hals und Nackenbereich. 5 Di 11/IC 11 kühlt Hitze (calor, re) und Hitze des Xue (calor xue, xuere). 5 Ma 36/S 36 und Ma 40/S 40 stützen die Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) und leiten Schleim (pituita, tan) aus. Im Verlauf der Behandlung wurden für die hartnäckigen Lymphknotenschwellungen auch folgende Punkte verwendet: 5 3E 10/T 10 („Brunnen des Himmels“, tianjing) 5 Di 14/IC 14 („Arm und Schulterblatt“, binao) Arzneitherapie
5 Bupleuri radix (Chaihu) 7,5 ml 5 Scutellariae radix (Huangqin) 7,5 ml 5 Gardeniae fructus (Zhizi) 7,5 ml
481
482
8 Fallbeispiele
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Forsythiae fructus (Lianqiao) 5 ml Scrophulariae radix (Xuanshen) 7,5 ml Gypsum fibrosum (Shigao) 15 ml Pruni armeniacae semen (Xingren) 7,5 ml Cicadae periostracum (Chantui) 5 ml Bombyx batryticatus (Jiangcan) 5 ml Tribuli fructus (Baijili) 10 ml Hordei fructus germinatus (Maiya) 7,5 ml Massa medicata fermentata (Shenqu) 7,5 ml
Erläuterung: 5 Bupleuri radix (Chaihu) und Scutellariae radix (Huangqin) heben eingestaute Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-Heteropathien, rexie) empor und kühlen. 5 Gardeniae fructus (Zhizi) und Forsythiae fructus (Lianqiao) kühlen Hitze (calor, re), die durch Einstauung entstanden ist. 5 Gypsum fibrosum (Shigao) und Scrophulariae radix (Xuanshen) kühlen Hitze (calor, re) in der Qi- und Xue-Ebene. 5 Cicadae periostracum (Chantui), Bombyx batryticatus (Jiangcan) und Tribuli fructus (Baijili) zerstreuen Wind (ventus, feng), vor allem in der Haut, und beruhigen Juckreiz. 5 Hordei fructus germinatus (Maiya) und Massa medicata fermentata (Shenqu) fördern die Verdauung und lösen Blockaden. Verlauf Drei Wochen nach Beginn der Behandlung hatte der Junge noch einen schweren Infekt. Nach insgesamt sechs Wochen waren Husten, Schnupfen, Hals- und Ohrenschmerzen abgeklungen. Lediglich ein Lymphknoten am Hals blieb weiterhin geschwollen. Die Haut beruhigte sich ebenfalls vollständig.
8.8.2 2. Fall: Infektanfälligkeit, allergische Diathese Der zwölfjährige Junge kam am 30. September 2004 in meine Behandlung, nachdem er seit März des gleichen Jahres viermal eine eitrige Tonsillitis gehabt hatte. Jedes Mal hatte er hohes Fieber über mehrere Tage, war entsprechend geschwächt und auch verwirrt und musste insgesamt drei Wochen der Schule fernbleiben. Der Hausarzt hatte ihn jedes Mal mit einem Antibiotikum behandelt und nun die Tonsillektomie empfohlen. Die letzte Episode lag drei Wochen zurück. Bei der Racheninspektion waren beide Tonsillen hypertrophiert. Es bestand eine diskrete Lymphknotenschwellung am Hals rechts. Im Vorjahr war der Junge erfolgreich wegen einer allergischen Konjunktivitis behandelt worden und war auch dieses Jahr ohne allergische Beschwerden geblieben. Der Zungenkörper war rot, an drei Stellen war der Zungenbelag wie weggefressen, die Pulse waren saitenförmig (chordal, xian).
8.8 Infektanfälligkeit
Diagnose Die Diagnose lautete Infektanfälligkeit aufgrund latenter Hitze (latenter calor, fure), die durch frische Wind-Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) mobilisiert wird. Therapeutisches Vorgehen
5 Latente pathogene Hitze (calor, re) klären 5 Wind-Hitze (calor venti, fengre) zerstreuen 5 Zusammenballungen zerteilen Akupunktur
5 5 5 5 5 5
Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Lu 10/P 10 („Fischbauchgrenze“, yuji) Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai) Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi)
Erläuterung: 5 Gb 20/F 20 und Di 4/IC 4 zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre) und stabilisieren die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi). 5 Di 11/IC 11 und Lu 10/P 10 kühlen Hitze des Xue (calor xue, xuere) und Hitze (calor, re) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei). 5 Ren 6/Rs 6 und Ni 3/R 3 stützen das Qi des Fk Niere (qi renale, shenqi) und das echte Yang (yang merum, zhenyang). Arzneitherapie
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Arctii fructus (Niubangzi) 5 ml Schizonepetae herba (Jingjie) 5 ml Forsythiae fructus (Lianqiao) 10 ml Lonicerae flos (Jinyinhua) 10 ml Fritillariae thunbergii bulbus (Zhebeimu) 10 ml Scutellariae radix (Huangqin) 10 ml Scrophulariae radix (Xuanshen) 10 ml Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 10 ml Jujubae fructus (Dazao) 5 ml Glycyrrhizae radix (Gancao) 5 ml
Erläuterung: 5 Arctii fructus (Niubangzi), Schizonepetae herba (Jingjie) und Lonicerae flos (Jinyinhua) kühlen und zerstreuen Wind-Hitze (calor venti, fengre). 5 Forsythiae fructus (Lianqiao), Fritillariae thunbergii bulbus (Zhebeimu) und Scrophulariae radix (Xuanshen) zerteilen Zusammenballungen.
483
484
8 Fallbeispiele
5 Darüber hinaus bilden die letzten fünf Arzneimittel das „Modifizierte Scutellaria-Dekokt“ (Jiajian huangqin tang) zum Kühlen von latenter Hitze (latenter calor, fure) und Stützen des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin). Verlauf Wir führten über das Winterhalbjahr insgesamt elf Behandlungen in zwei- bis dreiwöchigen Abständen durch. Im gesamten Winter hatte der Junge nur einen fieberhaften Infekt über drei Tage und keine Tonsillitis mehr. Die hypertrophen Mandeln wurden zunehmend kleiner. Gelegentlich traten leichte Halsschmerzen auf. Im darauffolgenden Frühjahr und Sommer war der Junge beschwerdefrei.
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern Michael Wullinger
Die meisten Studien auf dem Gebiet der chinesischen Medizin betreffen die Wirksamkeit der Akupunktur in der Behandlung chronischer Schmerzen. In den vergangenen Jahren wurden in Deutschland die bislang umfassendsten Akupunkturstudien weltweit durchgeführt: GERAC (German Acupuncture Trial), ART (Acupuncture Randomized Trials), ARC (Acupuncture in Routine Care). Dabei wurden vor allem Knieschmerzen, Rückenschmerzen, Migräne und Spannungskopfschmerz in randomisierten kontrollierten Studien (RCT) untersucht. Im Rahmen der ARC-Studien wurde zudem die Wirkung der Akupunktur in der Regelversorgung bei allergischer Rhinitis und allergischem Asthma untersucht. Die Ergebnisse sind bislang noch nicht vollständig veröffentlicht. Was veröffentlicht wurde, klingt jedoch äußerst vielversprechend. Bei den Patienten, die wegen allergischer Rhinitis behandelt wurden, berichteten 90% über eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden oder sogar Beschwerdefreiheit. Dies ist die höchste Besserungsrate aller untersuchten Beschwerdebilder. Bei Patienten, die wegen allergischen Asthmas akupunktiert wurden, gaben 82% eine Besserung des Beschwerdebildes an. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Allergien, insbesondere Heuschnupfen, aber auch allergisches Asthma, besser auf Akupunktur ansprechen als chronische Schmerzen. Bei einer Nachbefragung zeigte sich, dass die positive Wirkung der Akupunktur sechs Monate nach Ende der Behandlung weiter anhielt. Dies deutet auf eine nachhaltige Veränderung der allergischen Reaktionslage durch Akupunktur hin. Diese Ergebnisse bestätigen die empirischen Erfahrungen aus der Praxis. Darüber hinaus gibt es jedoch eine ganze Reihe weiterer Studien, die zu durchaus ähnlichen Ergebnissen kommen. In diesem Kapitel sollen die wichtigsten klinischen Studien bei allergischen Erkrankungen zusammenfassend dargestellt werden. Die Zusammenfassung der jeweiligen Studie wurde vollständig wiedergegeben. Bei englischsprachigen Studien erfolgte die Übersetzung ins Deutsche durch den Autor. Die Art der Intervention – Behandlungsmethode, Behandlungshäufigkeit und die verwendeten Akupunkturpunkte oder Arzneimittel – wurde den Originalartikeln entnommen. Abschließend erfolgt jeweils eine kurze Kommentierung der Ergebnisse durch den Autor. Die Studien zur allergischen Rhinitis werden in einer Tabelle kurz
486
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
und übersichtlich zusammengefasst, ebenso die Studien zum allergischen Asthma. Neben den Akupunkturstudien werden vier Studien zur Wirksamkeit der chinesischen Arzneimitteltherapie beim atopischen Ekzem sowie eine Qigong-Studie zur Behandlung des Asthma bronchiale dargestellt. Schließlich werden zwei experimentelle Studien zur Wirkung der Akupunktur bei Juckreiz beschrieben.
9.1 Allergische Rhinitis 9.1.1 Die Wirkung der Akupunktur bei allergischer Rhinitis: Auswertung von klinischen und labortechnischen Befunden Lau BHS, Wong DS, Slater JM Loma Linda University, California, USA Quelle: American Journal of Chinese Medicine, 1975;3:263–270
■■ Zusammenfassung Von 22 Patienten mit allergischer Rhinitis, die eine Serie von sechs Akupunkturbehandlungen bekamen, waren 11 (50%) beschwerdefrei am Ende der Serie, acht (36%) hatten eine geringfügige Besserung der Beschwerden und drei (14%) hatten keine signifikante Linderung. Die klinische Befunderhebung erfolgte auf einer Sechs-Punkte-Skala vor der ersten sowie vor jeder folgenden Behandlung. Die Laboruntersuchungen umfassten die Zahl der Eosinophilen im Blut, den Prozentsatz der Eosinophilen im Nasensekret und einen Radioimmunoassay von Serum-IgE; sie wurden vor der Behandlung, am Ende der Behandlungsserie und zwei Monate danach durchgeführt. Eine signifikante Abnahme der subjektiven klinischen Beschwerden korrelierte mit einem gleichzeitigen Abfall der Eosinophilen im Blut und dem Prozentsatz der Eosinophilen im Nasensekret. Die IgE-Spiegel fielen um 64% bei den Patienten am Ende der Behandlung und um 76% nach weiteren zwei Monaten. Patientenzahl: 22 Behandlungsmethode: Akupunktur und Laserakupunktur, standardisiert Behandlungshäufigkeit: Sechs Akupunkturbehandlungen zweimal pro Woche über eine Zeit von drei Wochen Nachbeobachtungszeit: Zwei Monate Verwendete Akupunkturpunkte: 5 Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) 5 Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi)
9.1 Allergische Rhinitis
5 5 5 5 5
Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) Erläuterung der Ergebnisse: Die klinischen Symptome wurden auf einer Skala von 0 bis 6 bewertet, wobei 0 beschwerdefrei, 1–2 milde, 3–4 mittelgradige und 5–6 starke Beschwerden bedeuteten.
■■ Ergebnisse Bei allen klinischen Beschwerden zeigten sich hoch signifikante Verbesserungen zwischen der ersten und der letzten Behandlung. Der Durchschnittswert für die nasale Kongestion sank von 5,2 auf 1,8. In dieser Studie gingen die klinischen Verbesserungen einher mit signifikanten labortechnischen Veränderungen bei Eosinophilen und IgE. Dabei wurden die niedrigsten Werte zwei Monate nach Ende der Behandlung erreicht. Von den 22 untersuchten Patienten hatten 17 eine perenniale allergische Rhinitis. Zwölf Patienten wurden mit Laserakupunktur behandelt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese ähnlich effektiv ist wie Akupunktur mit Nadeln.
9.1.2 Wirksamkeit der Akupunktur und Elektropunktur bei Rhinopathia allergica – eine prospektive, randomisierte Vergleichsstudie Lehmann V Abteilung für Reflexmedizin, Poliklinik Zella-Mehlis, Deutschland Quelle: AKU Akupunktur Theorie und Praxis (Dägfa), Uelzen, 1989;17:98–109
■■ Zusammenfassung Die Effizienz der Akupunktur und Elektropunktur wurde bei 92 langjährig therapieresistenten Patienten mit einer Rhinopathia allergica in einer randomisierten klinischen Vergleichsstudie getestet. Beide Methoden sind bei der Pollinose eine wertvolle Bereicherung unserer Behandlungspalette, da Aufwand, Nutzen und Risiko in einem günstigen Verhältnis stehen. Ein Behandlungsversuch ist bei den Patienten besonders sinnvoll, bei denen eine mehrjährige Hyposensibilisierung erfolglos blieb. Auch bei Kranken mit schwerer Verlaufsform, die in früheren Jahren Kortison erhalten hatten, kann nach der Nadeltherapie oder Elektropunktur mit einer guten Besserung gerechnet werden.
487
488
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
5 5 5 5
Patientenzahl: Randomisiert 92 Behandlungsmethode: Standardisierte Akupunktur oder Elektropunktur Behandlungshäufigkeit: Acht bis zehn Akupunkturbehandlungen, einmal pro Woche Nachbeobachtungszeit: Zwölf Monate Verwendete Akupunkturpunkte: Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu)
5 5 5 5
Bei Bedarf zusätzlich Dü 3/IT 3 („Der hintere Wasserlauf“, houxi) Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) Ohrpunkt 78 („Ohrspitze“) Ohrpunkt 16 („Innere Nase“) Erläuterung der Ergebnisse: Die Auswertung erfolgte am Behandlungsende und ein Jahr nach Behandlungsende. Der Therapieerfolg wurde festgelegt anhand der subjektiven Beschwerdeintensität, Anzahl der beschwerdefreien Tage und Reduzierung des Medikamentenverbrauchs.
■■ Ergebnisse Im Behandlungsjahr zeigte sich bei 85% der Akupunkturpatienten eine gute Wirkung, bei 75% sogar eine sehr gute Wirkung. Im Jahr nach der Behandlung hatten 70% der Patienten immer noch eine gute Wirkung und 65% eine sehr gute Wirkung. Demgegenüber waren die Ergebnisse der Elektropunktur deutlich (signifikant) niedriger.
■■ Kommentar des Autors Die Studie ist insofern interessant, als Patienten mit langjähriger und therapieresistenter allergischer Rhinitis behandelt wurden. 65% der Patienten waren vorher über durchschnittlich 4,5 Jahre erfolglos hyposensibilisiert worden. 50% der Patienten hatten im Vorjahr wegen der Schwere der Erkrankung eine Kortisonstoßtherapie erhalten.
9.1.3 Akupunktur und Laserakupunktur der Rhinopathia pollinosa – Ergebnisse einer klinisch kontrollierten Studie Hauswald B, Langer H Klinik für HNO-Krankheiten, Dresden, Deutschland Quelle: AKU Akupunktur Theorie und Praxis (Dägfa), Uelzen, 1989;17:14–21
9.1 Allergische Rhinitis
■■ Zusammenfassung
5 5 5 5 5 5 5 5 5
Insgesamt 65 Patienten, die an einer Rhinopathia pollinosa litten, wurden im Rahmen einer prospektiven randomisierten klinischen Einfachblindsstudie mit fremdem Beobachter einer Behandlung mit Akupunktur unterzogen. 17 Patienten erhielten eine Placebobehandlung. Als Untersuchungskriterien dienten Muschelschwellung, Sekretfluss, Konjunktivitis, Medikamentenverbrauch, Volumenstrommessung der Nase und das Patientenurteil. Nach Abschluss der Behandlung gaben in der Nadelgruppe 86%, in der Lasergruppe 69% und in der Placebogruppe 53% der Patienten Beschwerdefreiheit oder Besserung der Symptomatik an. Patientenzahl: 65 Behandlungsmethode: Standardisierte Akupunktur oder Laserakupunktur Behandlungshäufigkeit: Neun Akupunkturbehandlungen dreimal pro Woche über eine Zeit von drei Wochen bzw. Laserakupunktur fünfmal pro Woche über eine Zeit von drei Wochen Verwendete Akupunkturpunkte: Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Bl 1/V 1 („Helle des Auges“, jingming) Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu) Dü 3/IT 3 („Der hintere Wasserlauf“, houxi) 3E 17/T 17 („Schutzschirm gegen Wind“, yifeng) Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong) Ohrpunkt 78 („Ohrspitze“)
■■ Ergebnisse Bei allen drei Therapieformen ist ein Rückgang der Nasenmuschelschwellung zu verzeichnen, wobei die Nadelakupunktur die deutlichste Abschwellung bewirkt hat. In der Placebogruppe war die geringste Abschwellung zu verzeichnen. Beim Rückgang des Sekretflusses ist ebenfalls die Nadeltherapie dominierend. Beim Rückgang der Konjunktivitis ist die Laserakupunktur besser als die Nadelakupunktur. Beide sind dem Placebo deutlich überlegen. Der Medikamentenverbrauch, insbesondere von Nasentropfen, ist in der Nadelakupunktur-Gruppe extrem zurückgegangen.
9.1.4 Akupunkturtherapie der perennialen Rhinitis allergica: Eine klinische, placebokontrollierte Studie Fatschel J Berlin, Deutschland Quelle: Ngm 1991;4:217–219
489
490
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
■■ Zusammenfassung Die Akupunktur-Therapie der perennialen Rhinitis allergica ist ein zunehmend akzeptiertes Verfahren. Die Behandlungsergebnisse von 32 Patienten werden im Vergleich mit einer Placebo-Gruppe vorgestellt. Trotz schlechterer SummenScores der Symptome bis zur dritten Woche schneidet die Akupunktur-Gruppe im statistischen Vergleich (x2-Test) nach sechswöchiger Behandlung signifikant besser ab. Verschiedene hypothetische Regulationssysteme (Rezeptoren und Transmittersubstanzen) könnten für die differenten Ergebnisse verantwortlich sein. Patientenzahl: Randomisiert 60 Behandlungsmethode: Körperakupunktur und Ohrakupunktur standardisiert Behandlungshäufigkeit: Sieben Akupunkturbehandlungen, einmal pro Woche Verwendete Akupunkturpunkte: Körperakupunkur 5 Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) 5 Di 19/IC 19 („Kellerloch des Getreides“, heliao) 5 Du 26/Rg 26 („Wassergraben“, renzhong)
5 5 5 5
Ohrakupunktur Ohrpunkt 78 („Ohrspitze“) Ohrpunkt 55 (Shenmen) Ohrpunkt 16 („Innere Nase“) Ohrpunkt 22 („Endokrinium“) Erläuterung der Ergebnisse: Die Dokumentation der Behandlungsergebnisse erfolgte in Patiententagebüchern. Die Symptome an Auge und Nase wurden nach einer Fünf-Punkte-Skala bewertet: Beschwerdefrei = 0, mild = 1, mäßig = 2, stark = 3, sehr stark = 4.
■■ Ergebnisse Die Summen-Scores beider Gruppen wurden zu Beginn und zum Ende der Therapie verglichen. Der Ausgangswert lag in beiden Gruppen bei 2,48 (2,47). In der Akupunktur-Gruppe betrug der Endwert 0,39, in der Placebogruppe 0,91. Die Akupunktur-Gruppe war somit signifikant besser als die Placebogruppe. 29 Patienten der Akupunktur-Gruppe hatten am Ende der Therapie einen Summenscore ≤ 1.
9.1.5 Langzeitstudie über die Therapie der Rhinopathia pollinosa mittels Akupunktur bzw. Laserakupunktur Langer H, Hauswald B Klinik für HNO-Krankheiten, Dresden, Deutschland Quelle: Erfahrungsheilkunde 4/1992:261–267
9.1 Allergische Rhinitis
■■ Zusammenfassung
5 5 5 5 5 5 5 5 5
In einer prospektiven klinisch kontrollierten einfachblinden Studie über drei Jahre wurde die Effektivität der Akupunktur und Laserakupunktur bei Patienten mit gesicherter Rhinopathia pollinosa untersucht. Methodik: Von 174 Patienten erhielten 63 dreimal wöchentlich Akupunktur für drei Wochen, 73 Laserakupunktur mit einem HeNe-Laser 20s (Dauerstrich) 2,54 J/cm2 pro Akupunkt fünfmal wöchentlich für drei Wochen, 38 Patienten eine Placebobestrahlung der Akupunkte fünfmal wöchentlich für drei Wochen. Zielkriterien waren: Muschelschwellung, Konjunktivitis, nasale Obstruktion, Sekretfluss, Niesen, Medikamentenverbrauch, Patientenurteil und Arzturteil. Ergebnisse: Nach dem Arzt- und Patientenurteil waren nach der Behandlung in der Akupunktur-Gruppe 86% der Patienten, in der Lasergruppe 84% und in der Placebogruppe 68% gebessert bzw. beschwerdefrei (p < 0,01). Die Behandlung mit Akupunktur und Laserakupunktur erwies sich als gleich effektiv. In der Placebogruppe wurden durchschnittlich schlechtere Behandlungsergebnisse erreicht. Patientenzahl: 174 Behandlungsmethode: Standardisierte Akupunktur, Laserakupunktur, Placebo Behandlungshäufigkeit: Neun Akupunkturbehandlungen dreimal pro Woche über eine Zeit von drei Wochen bzw. Laserakupunkturbehandlungen fünfmal pro Woche über eine Zeit von drei Wochen Nachbeobachtungszeit: Zwölf Monate Verwendete Akupunkturpunkte: Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Bl 1/V 1 („Helle des Auges“, jingming) Bl 2/V 2 („Zusammengelegter Bambus“, cuanzhu) Dü 3/IT 3 („Der hintere Wasserlauf“, houxi) 3E 17/T 17 („Schutzschirm gegen Wind“, yifeng) Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong) Ohrpunkt 78 („Ohrspitze“)
■■ Ergebnisse Insgesamt waren nach der Einschätzung der klinischen Beschwerden 86% der Patienten in der Akupunktur-Gruppe und 84% in der Lasergruppe gebessert oder beschwerdefrei. In beiden Gruppen waren etwa 25% beschwerdefrei und 60% gebessert. Bei den Kriterien Nasenmuschelschwellung und Konjunktivitis, die von einem unabhängigen HNO-Arzt untersucht wurden, zeigten sich ebenfalls signifikante Verbesserungen nach der Behandlung gegenüber den Ausgangswerten. 20% der Patienten in der Akupunktur und Laserakupunktur waren im darauf folgenden Jahr beschwerdefrei und mussten nicht mehr behandelt werden.
491
492
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
9.1.6 Protektiver Effekt von Akupunktur gegenüber einer mittels Allergenprovokation induzierten Rhinitis Wolkenstein E, Horak F Kaiserin-Elisabeth-Spital, Wien, Österreich Quelle: Wiener Medizinische Wochenschrift 1998;148(19):450–453
■■ Zusammenfassung Mit der vorliegenden Studie sollte der protektive Effekt einer Akupunkturtherapie gegenüber einer nasalen Allergenprovokation bei Patienten mit saisonaler allergischer Rhinitis untersucht werden. Die Effekte einer spezifischen (gezielten) Akupunkturtherapie („Verum“) wurden mit jenen einer unspezifischen Akupunkturtherapie („Placebo“) verglichen. Zur Allergenprovokation wurde die „Wiener Provokationskammer“ (VCC) eingesetzt (Horak, 1987). 24 Patienten mit saisonaler allergischer Rhinitis erhielten randomisiert entweder eine spezifische („Verum“) oder unspezifische („Placebo“) Akupunkturbehandlung. Vor und nach der Therapie erfolgte eine nasale Allergenprovokation. Die im Zusammenhang mit der Allergenprovokation in der VCC erhobenen objektiven und subjektiven Parameter konnten einen protektiven Effekt der Verumtherapie nicht verifizieren. Ein in den beiden auf die Therapie folgenden Monaten erhobener täglicher „Beschwerdenkalender“ zeigt eine deutliche Reduktion der subjektiven Beschwerden in der Verum-Gruppe im zweiten Monat. Aufgrund großer individueller Streuungen ergab sich jedoch kein statistisch signifikanter Unterschied. Patientenzahl: Randomisiert 24 – ausgewertet 23 Behandlungsmethode: Individualisierte Akupunktur Behandlungshäufigkeit: Neun Akupunkturbehandlungen insgesamt, einmal pro Woche Verwendete Akupunkturpunkte: Nicht bekannt; Hinweis auf Wiener Schule nach Bischko
■■ Ergebnisse Bei der Allergenprovokation zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Verum-Akupunktur und „Placebo-Akupunktur“. Es zeigte sich jedoch eine deutliche Abnahme der Beschwerden- und Symptomintensität während des zweiten Beobachtungsmonats in der Verum-Gruppe. Der Median der Summe der Einzel-Scores betrug im zweiten Monat bei der Verum-Gruppe neun und in der „Placebo-Gruppe“ 24. Bedingt durch die relativ große Streuung und die geringe Fallzahl konnte dieser Trend jedoch nicht statistisch abgesichert werden.
9.1 Allergische Rhinitis
9.1.7 Die Wirkung der Akupunktur in der Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis: Eine randomisierte kontrollierte Studie Xue CCL, English R, Zhang JJS, da Costa C, Li CG RMIT University, Bundoora, Australia Quelle: The American Journal of Chinese Medicine 2002;30:1–11
■■ Zusammenfassung Die Wirksamkeit und Sicherheit der Akupunktur in der Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis wurde durch eine einfachblinde, zweiphasige Crossover klinische Studie untersucht. Dreißig Patienten wurden randomisiert zwei Gruppen mit 17 und 13 Patienten zugeordnet und mit Verum- oder Sham-Akupunktur (dreimal wöchentlich) über einen Zeitraum von vier Wochen behandelt. Anschließend wurden die Patienten gekreuzt und weitere vier Wochen behandelt ohne Therapiepause. Die Anwendung der Verum-Akupunkturbehandlung richtete sich nach einer Syndrom-Differenzierung der TCM. Die Patienten wurden nach verschiedenen Kriterien vor, während und nach der Behandlung befragt. Die Ergebnisse beinhalteten eine subjektive Symptombewertung nach einer Fünf-Punkte-Skala (FPS), den Medikamentenverbrauch sowie unerwünschte Nebenwirkungen. Sechsundzwanzig (26) Patienten beendeten die Studie. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung in der FPS-Skala (nasale und nicht nasale Symptome) zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Beim Medikamentenverbrauch zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen der Verum- und der Sham-Akupunktur-Gruppe. In beiden Gruppen traten keine unerwünschten Nebenwirkungen auf. Die Ergebnisse deuten daraufhin, dass die Akupunktur eine wirksame und sichere alternative Behandlungsmethode für die saisonale allergische Rhinitis ist. Patientenzahl: Randomisiert 30, ausgewertet 26 Behandlungszeit: Oktober – Dezember 1995 (Hauptpollenzeit) Behandlungsmethode: Akupunktur Behandlungshäufigkeit: Zwölf Akupunkturbehandlungen insgesamt, dreimal pro Woche, über einen Zeitraum von 4 Wochen; danach 12-mal Sham-Akupunktur oder umgekehrt Verwendete Akupunkturpunkte der Basistherapie: 5 Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) 5 Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) 5 Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Modifikationen: 5 Energetische Schwäche des Qi des Fk Lunge (depletio des qi pulmonale, feiqi xu): – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan)
493
494
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
5 Energetische Schwäche des Qi des Fk Milz (depletio des qi lienale, piqi xu): – Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu) – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) 5 Energetische Schwäche des Qi des Fk Niere (depletio des qi renale, shenqi xu): – Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu) – Ren 6/Rs 6 („Meer des Qi“, qihai) Zuordnung der Patienten zur TCM-Diagnose: TCM-Diagnose
Gruppe A
Gruppe B
Summe
Energetische Schwäche des Fk Lunge (depletio des o. pulmonalis, feixu)
3
4
7
Energetische Schwäche des Fk Milz (depletio des o. lienalis, pixu)
4
5
9
Energetische Schwäche des Fk Niere (depletio des o. renalis, shenxu)
10
4
14
Summe
17
13
30
Fast die Hälfte der Patienten wurden als energetische Schwäche des Qi des Fk Niere (depletio des qi renale, shenqi xu) diagnostiziert. Erläuterung der Ergebnisse: Die Patienten wurden befragt nach ihrem Gesamtbefinden, Nasensymptomen (Niesreiz der Nase) sowie anderen Symptomen (Juckreiz und Tränen der Augen). Die Bewertung erfolgte nach einer FünfPunkte-Skala (FPS): 0 = beschwerdefrei, 1 = sehr leichte Symptome, 2 = mäßige Beschwerden, 3 = starke Symptome, 4 = sehr starke Symptome.
■■ Ergebnisse Es zeigte sich in der Verum-Gruppe eine deutliche und signifikante Verbesserung der subjektiven Beschwerden nach der Behandlung: Ausgangswert
Endwert
Gesamtbefinden
2,5
1,0
Nasensymptome
1,9
0,6
Andere Symptome
1,6
0,4
Demgegenüber zeigten sich in der Sham-Akupunktur-Gruppe keine signifikanten Unterschiede.
9.1 Allergische Rhinitis
9.1.8 Wirksamkeit der Akupunkturtherapie bei allergischer Rhinitis (Hausstaubmilben) im Vergleich zur Therapie mit einem Antihistaminikum (Loratadin) Hauswald B, Schmidt C, Knothe J, Hüttenbrink K HNO-Universitätsklinik, Dresden, Deutschland Quelle: www.daegfa.de/wissenschaft – Studie zur Veröffentlichung eingereicht – 2004 Hauptursache der perennialen allergischen Rhinitis ist die Hausstaubmilbenallergie. Ziel der Untersuchung ist ein Vergleich der Wirksamkeit der Akupunkturtherapie bei Hausstaubmilbenallergie mit einer symptomatischen Behandlung mit einem Antihistaminikum (Loratadin). Die immunmodulatorische Wirkung der Akupunktur wurde bisher nur beim allergischen Asthma aufgezeigt.
■■ Patienten und Methoden In unserer Studie wurde bei 25 Patienten mit perennialer allergischer Rhinitis, bei denen eine Sensibilisierung auf Hausstaubmilben (Dermatophagia pteronissimus und D. farinae) durch Anamnese, Prick-Test, RAST-Untersuchung und nasalem Provokationstest (NPT) gesichert werden konnte, entweder eine Akupunkturtherapie oder eine symptomatische Therapie mit Loratadin durchgeführt. Die Patienten wurden nach Alter und Beschwerdedauer randomisiert in die Therapiegruppen verteilt (Akupunktur: 15 Patienten, Loratadin zehn Patienten/Blockrandomisierung). Die Akupunktur wurde in zwölf Behandlungen (zweimal wöchentlich) durchgeführt. Es wurden lokal wirksame, immunmodulatorisch und antientzündlich wirkende Punkte der Körper- und Ohrakupunktur verwendet. Loratadin wurde für 21 Tage einmal täglich in der Dosis von 10 mg oral verabreicht. Zur Überprüfung der Therapiewirkung wurden vor Therapiebeginn, nach Therapieende und nach einem therapiefreien Intervall von zehn Wochen der HNO-Status erhoben, ein Nasenabstrich entnommen, der nasale und konjunktivale Symptomscore und immunspezifische Laborparameter bestimmt.
■■ Ergebnisse Von den 15 mit Akupunktur behandelten Patienten gaben 13 (86,6%) eine deutliche Besserung der rhinitischen Beschwerden an. Lediglich zwei Patienten gaben keine oder nur eine geringfügige Besserung an. In der mit Loratadin behandelten Patientengruppe wurde dagegen von nur sechs Patienten (60%) eine Besserung angegeben. In der klinischen Verlaufskontrolle hielt bei 80,0% der mit Akupunktur behandelten Patienten die Symptomfreiheit an, wogegen alle medikamentös behandelten Patienten nach dem Intervall von zehn Wochen keine oder nur geringfügige Verbesserungen der Beschwerdensymptomatik angaben. Labordiag-
495
496
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
nostisch war in der Akupunktur-Gruppe ein signifikanter Anstieg sowohl der THelfer-Zellen als auch der IL-10-Konzentration zu verzeichnen.
■■ Diskussion Die Ergebnisse zeigen, dass die Loratadin-Gruppe nur während der Einnahme des Präparates eine antiallergische Wirkung zeigt, wogegen der Therapieerfolg der Akupunktur auch über das therapiefreie Intervall anhält. Besonders bei der Therapie der perennialen Rhinitis ist die langanhaltende Wirkung der Akupunktur von Bedeutung, was auf eine möglicherweise immunstimulierende Wirkung hinweist.
9.1.9 Die Wirkung der Akupunktur bei allergischer Rhinitis: Eine randomisierte kontrollierte klinische Studie Magnusson A-L, Svensson R, Leirvik C Universität Göteborg, Schweden Quelle: The American Journal of Chinese Medicine 2004;32:1,105–115
■■ Zusammenfassung Die allergische Rhinitis ist eine häufige Erkrankung, die in der Regel mit Arzneimitteln behandelt wird. Manche Patienten leiden unter Nebenwirkungen der Arzneimitteltherapie, während andere die Einnahme generell ablehnen. Akupunktur ist eine interessante Alternative zur herkömmlichen Behandlung. Die wenigen Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur deuten auf eine mögliche klinische Wirkung bei der allergischen Rhinitis hin. Diese Studie verglich VerumAkupunktur mit Sham-Akupunktur bei 40 Patienten mit einer Anamnese von allergischer Rhinitis und positivem Hauttest. Die Patienten wurden randomisiert und vor sowie zwölf Monate nach der Behandlung untersucht. Um den Behandlungseffekt zu vergleichen, wurden Verbesserungen der Symptomatik in einer visuellen Analogskala, Abschwächung der Hauttestreaktionen und spezifische Immunglobulin E (IgE)-Spiegel verwendet. Für ein Allergen, Beifußpollen, zeigte sich in der Verum-Akupunktur-Gruppe im Vergleich zur Sham-Akupunktur-Gruppe eine größere Reduktion der spezifischen IgE-Spiegel (p = 0,019, 0,039) und der Hauttestreaktion (p = 0,004). Möglicherweise handelt es sich hierbei jedoch um einen Artefakt. Es konnten keine Unterschiede bei den klinischen Symptomen zwischen der Verum- und der Sham-Akupunktur gefunden werden. Die Schlussfolgerung ist daher, dass die Wirksamkeit der Akupunktur bei der allergischen Rhinitis in größeren randomisierten Studien weiter untersucht werden sollte. Patientenzahl: Randomisiert 40 – ausgewertet 32 Behandlungszeit: Dezember 1997–März 1998 (außerhalb der Hauptpollenzeit) Behandlungsmodus: Standardisierte Akupunktur
9.1 Allergische Rhinitis
5 5 5 5 5 5
Behandlungshäufigkeit: Zwölf Akupunkturbehandlungen Nachbeobachtungszeit: Zwölf Monate Verwendete Akupunkturpunkte: Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong) Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang)
■■ Ergebnisse In der vorliegenden Studie konnte kein signifikanter Unterschied zwischen Verum-Akupunktur und Sham-Akupunktur beobachtet werden. Bei der Frage nach allergischen Symptomen während der vergangenen zwölf Monate zeigten jedoch beide Gruppen eine deutliche Verbesserung. In der Diskussion geben die Autoren zu bedenken, dass die Sham-Akupunktur richtiger als „schwache Akupunktur“ bezeichnet werden sollte. Bei der Sham-Akupunktur wurden die Nadeln subkutan ein bis zwei cm neben den echten Punkten gesetzt. Die Behandlung wurde außerhalb der Hauptpollenzeit durchgeführt. Dies könnte eine mögliche Erklärung dafür sein, dass keine optimalen Behandlungsergebnisse erzielt wurden.
9.1.10 Eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Akupunkturstudie zur Behandlung der allergischen Rhinitis im Kindesalter Ng D, Chow P, Ming S, Hong S, Lau S, Tse D, Kwong WK, Wong M, Wong W, Yuming Fu, Kwok K, Li H, Ho JC Hongkong Quelle: Pediatrics 2004;114;1242–1247
■■ Zusammenfassung Ziel: Ein Vergleich von Verum-Akupunktur und Sham-Akupunktur in der Behandlung der persistierenden allergischen Rhinitis bei Kindern Methoden: Patienten mit persistierender allergischer Rhinitis wurden aus der ambulanten Kinderklinik rekrutiert. Sie wurden randomisiert, um entweder Verum-Akupunktur oder Sham-Akupunktur zu bekommen. Die Hauptzielparameter waren eine tägliche Rhinitis-Skala und beschwerdefreie Tage; Nebenzielparameter waren eine VAS-Punktezahl für Sofortwirkungen der Akupunktur, Medikamenteneinnahme, Eosinophile im Blut, Eosinophile im Nasensekret, Serum-IgE-Spiegel, Vorlieben der Eltern und Kinder für eine bestimmte Therapie sowie Nebenwirkungen.
497
498
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
Ergebnisse: 85 Patienten wurden von der ambulanten Kinderklinik des KwongWak-Krankenhauses in Hongkong rekrutiert. 13 Patienten schieden vor der Randomisierung aus; 35 Patienten (Durchschnittsalter 11,7 ± 3,2 Jahre) wurden randomisiert für eine achtwöchige Verum-Akupunktur und 37 Patienten (Durchschnittsalter 11± 3,8 Jahre) wurden für die achtwöchige Sham-Akupunktur randomisiert. In beiden Gruppen wurde zweimal pro Woche akupunktiert. Sowohl die aufnehmenden Pädiater als auch die Patienten waren verblindet. In der Verum-Gruppe zeigten sich eine signifikant niedrigere Punktzahl in der täglichen Rhinitis-Skala und mehr beschwerdefreie Tage sowohl während der Behandlung als auch in der Nachbeoachtungsphase. Die VAS-Punktezahl für Soforteffekte der Akupunktur war ebenfalls in der Verum-Gruppe signifikant besser. Bei den folgenden Zielparametern gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der Verum- und der Sham-Akupunktur-Gruppe: Medikamentenverbrauch, Eosinophile im Blut, Eosinophile im Nasensekret, Serum-IgESpiegel, außer den Serum-IgE-Spiegeln vor und zwei Monate nach Akupunktur in der Sham-Akupunktur Gruppe. Es wurden keine gravierenden Nebenwirkungen beobachtet. Taubheitsgefühl, Kopfschmerzen und Schwindel wurden in beiden Akupunktur-Gruppen mit gleicher Häufigkeit beobachtet, alle diese Beschwerden waren selbstlimitierend. Schlussfolgerung: Diese Studie zeigte, dass die Verum-Akupunktur effektiver war als die Sham-Akupunktur in Bezug auf die Verbesserung der Symptomatik der persistierenden allergischen Rhinitis und bei den beschwerdefreien Tagen. Es wurden keine ernsthaften Nebenwirkungen beobachtet. Eine groß angelegte Studie wird benötigt, um die Sicherheit der Akupunktur bei Kindern zu bestätigen. Patientenzahl: Randomisiert 72 – ausgewertet 63 Behandlungszeit: November 2001–August 2002 Behandlungsmethode: Akupunktur, standardisiert Behandlungshäufigkeit: 16 Akupunkturbehandlungen, zweimal pro Woche über einen Zeitraum von acht Wochen Nachbeobachtung: Zwölf Wochen Verwendete Akupunkturpunkte: 5 Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) 5 Ex-HN 8/Ex 3 („Durchgängige Nase“, bitong, shangyingxiang) 5 Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli)
■■ Ergebnisse Hauptzielparameter war das klinische Beschwerdebild der Patienten. Dies wurde in Form einer täglichen Rhinitis-Skala erhoben. Dabei zeigte sich eine signifikante Verbesserung in der Verum-Akupunktur-Gruppe während der Nachbeobachtungsphase. Der prozentuale Anteil der beschwerdefreien Tage war während und nach der Behandlungsphase ebenfalls signifikant höher. Bei der Beurteilung der sofortigen Verbesserung nach Akupunktur hatte die Verum-Gruppe signifi-
9.1 Allergische Rhinitis
kant bessere Werte. Die positive Wirkung der Akupunktur schwächte sich nach zehn Wochen ab.
9.1.11 Die Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis mit Akupunktur und Chinesischen Arzneimitteln: Ergebnisse einer randomisierten Studie und Diskussion klinischer Erfahrungen Brinkhaus B, Hummelsberger J, Kohnen R, Seufert J, Hempen C-H, Leonhardy H, Nögel R, Joos S, Hahn E, Schuppan D Charité Berlin, SMS München, Deutschland Quelle: Chinesische Medizin 2005; 2:47–58 Hintergrund: Patienten mit allergischer Rhinitis nehmen zunehmend Therapieverfahren der Komplementärmedizin in Anspruch. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit von Akupunktur und chinesischen Arzneimitteln bei Patienten mit allergischer Rhinitis zu untersuchen. Methoden: Patienten mit typischer, akuter Heuschnupfensymptomatik wurden in dieser randomisierten Studie entweder der (a) Verumtherapie mit halbstandardisierter Akupunktur und chinesischen Arzneimitteln oder (b) einer Kontrollintervention mit Minimalakupunktur und nicht spezifisch wirksamen Arzneimitteln zugeordnet. Alle Patienten wurden einmal wöchentlich akupunktiert und nahmen sechs Wochen lang dreimal täglich ein Dekokt ein. Hauptzielparameter war die Veränderung in einer visuellen Analogskala (VAS) bei Studienende. Ergebnisse: Insgesamt 52 Patienten (Alter: 20–58 Jahre) konnten ausgewertet werden. Im Vergleich zur Kontroll-Gruppe verbesserten sich die Patienten der Verum-Gruppe signifikant hinsichtlich der VAS-Skala (p = 0,006) und des Rhinitis Quality of Life Questionnaire (p = 0,015). Die Verbesserung der Globalbeurteilungsskala der Verum-Gruppe lag bei 85% gegenüber 40% in der KontrollGruppe (p = 0,048). Dagegen konnte mit dem Allergic Rhinitis Symptom Questionnaire kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Beide Interventionen waren gut verträglich und zeigten keine schweren Nebenwirkungen. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass chinesische Medizin eine wirksame und sichere Therapie bei Heuschnupfen ist. Dieses Ergebnis bestätigt die empirischen Erfahrungen aus der Praxis. Patientenzahl: Randomisiert 59 – ausgewertet 52 Behandlungszeit: Mai–September 1999 (Hauptpollenzeit) Behandlungsmethode: Akupunktur und chinesische Arzneimitteltherapie Behandlungshäufigkeit: 5 Insgesamt sechs Akupunkturbehandlungen, einmal pro Woche 5 Einnahme eines Dekokts dreimal täglich über eine Zeit von sechs Wochen
499
500
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
5 5 5 5 5
Akupunktur-Basistherapie: Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) Le 3/H 3 („Die mächtige große Straße“, taichong)
5 5 5 5 5
Arzneimittel-Basistherapie: Schizonepetae herba (Jingjie) 5 g Chrysanthemi flos (Juhua) 10 g Cassiae semen (Juemingzi) 10 g Plantaginis semen (Cheqianzi) 12 g Tribuli fructus (Baijili) 10 g
Modifikationen: 1. Wind-Hitze (calor venti, fengre): 5 Akupunktur: – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) 5 Chinesische Arzneimittel: – Menthae herba (Bohe) 4 g – Mori folium (Sangye) 10 g – Spirodelae herba (Fuping) 5 g – Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 10 g 2. Hitze/Glut des Fk Leber (calor/ardor hepatici, ganre ganhuo) 5 Akupunktur: – Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) – Gb 37/F 37 („Glanz und Licht“, guangming) – Gb 42/F 42 („Der fünfte Versammlungspunkt der Erde“, diwuhui) – 3E 5/T 5 („Äußeres Passtor“, waiguan) 5 Chinesische Arzneimittel: – Forsythiae fructus (Lianqiao) 3 g – Gardeniae fructus (Zhizi) 6 g – Paeoniae rubrae radix (Chishao) 6 g – Rehmanniae radix (Shengdihuang) 10 g 3. Energetische Schwäche des Yin des Fk Lunge (depletio des yin pulmonale, feiyin xu) 5 Akupunktur: – Lu 5/P 5 („Moorsee am Fußpunkt“, chize) 5 Chinesische Arzneimittel: – Ophiopogonis radix (Maimendong) 10 g – Glehniae radix (Beishashen) 10 g
9.1 Allergische Rhinitis
4. Wind-Kälte (algor venti, fenghan) 5 Akupunktur: – Bl 12/V 12 („Pforte der Winde“, fengmen) – Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) 5 Chinesische Arzneimittel: – Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 6 g – Asari herba cum radice (Xixin) 3 g 5. Energetische Schwäche des Qi des Fk Milz (depletio des qi lienale, piqi xu) 5 Akupunktur: – Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) – 3E 6/T 6 („Der fliegende Tiger“/„Seitlicher Abzugsgraben“, feihu/zhigou) – Lu 9/P 9 („Großer Wasserschlund“, taiyuan) – Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) 5 Chinesische Arzneimittel: – Astragali radix (Huangqi) 12 g – Poria (Fuling) 10 g – Codonopsitis radix (Dangshen) 18 g – Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 6 g – Glycyrrhizae radix (Gancao) 3 g Zuordnung der Patienten zur TCM-Diagnose: TCM-Diagnose
Verum-Gruppe
Kontroll-Gruppe
1. Wind-Hitze (calor venti, fengre)
23
14
2. Hitze/Glut des Fk Leber (calor/ardor hepatici, ganre ganhuo)
3
4
3. Energetische Schwäche des Yin des Fk Lunge (depletio des yin pulmonale, feiyin xu)
1
1
4. Wind-Kälte (algor venti, fenghan)
–
2
5. Energetische Schwäche des Qi des Fk Milz (depletio des qi lienale, piqi xu)
1
5
Über 80% der teilnehmenden Patienten wurden nach TCM-Kriterien als HitzeBilder (calor, re) diagnostiziert. 10–15% der Patienten zeigten keine Hitze-Zeichen (calor, re).
■■ Ergebnisse Hauptzielparameter war eine VAS-Skala mit der Frage: „Wie waren Ihre Heuschnupfenbeschwerden während der letzten sieben Tage?“ am Studienende. Dabei hatten 81% der Verum-Gruppe sehr leichte oder keine Beschwerden im Vergleich zu 35% der Kontroll-Gruppe.
501
502
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
Mit der Global Assessment of Change Scale (GACS) wurden die Patienten befragt, wie schlimm sie die AR-Symptome nach Therapie im Vergleich zum Zustand vor Therapie empfanden. Hierbei hatten 85% in der Verum-Gruppe eine deutliche Verbesserung und nur 40% in der Kontroll-Gruppe.
9.1.12 Wirksamkeit der Akupunktur bei Patienten mit allergischer Rhinitis – Akupunktur in der Routineversorgung (ARC) Studie Brinkhaus B, Witt C, Jena S, Selim D, Liecker B, Willich SN Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Charité, Berlin, Deutschland Quelle: FACT 2005, 10:Suppl P9 Ziel: Die Wirksamkeit der Akupunktur zusätzlich zur Routineversorgung sollte bei Patienten mit allergischer Rhinitis (AR) verglichen werden mit alleiniger Routineversorgung. Methoden: In einer randomisierten kontrollierten Studie mit begleitender Kohortenstudie wurden Patienten über 18 Jahre mit AR randomisiert einer Gruppe zugeteilt, die über drei Monate bis zu 15 Akupunkturbehandlungen erhielt (ACU) oder einer Kontroll-Gruppe (CON), die keine Akupunktur bekam. Patienten, die der Randomisierung nicht zustimmten, erhielten die Akupunkturbehandlung (NR-ACU). Die Patienten durften zusätzlich die übliche Behandlung erhalten. In standardisierten Fragebögen wurde die rhinitisspezifische Lebensqualität (RQLQ) und die allgemeine Lebensqualität (SF-36) zu Beginn und nach drei Monaten erhoben. Ergebnisse: Insgesamt nahmen 5.237 Patienten (39 ± 12 Jahre, 62% weiblich; ACU: 487, CON: 494, NR-ACU: 4.256) an der Studie teil, 981 Patienten wurden randomisiert. Nach drei Monaten war die Verbesserung des RQLQ wesentlich deutlicher in der ACU-Gruppe als in der CON-Gruppe. (RQLQ: 3,1 ± 1,1 auf 1,5 ± 1,2 und von 3,1 ± 1,1 auf 2,6 ± 1,5, p < 0,001). Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich im SF-36 Fragebogen, die ACU-Gruppe verbesserte sich deutlicher als die CON-Gruppe (Skala der mentalen Komponente von 41,6 ± 8,3 auf 44,0 ± 7,8 und von 42,2 ± 8,1 auf 41,9 ± 8,5, p < 0,1. Skala der physischen Komponente 49,0 ± 8,9 auf 51,9 ± 7,3; und von 49,4 ± 8,5 auf 48,5 ± 8,8, p < 0,001). Die NRACU Gruppe zeigte nach Akupunktur ähnliche Ergebnisse wie die ACUGruppe. Schlussfolgerung: Die Behandlung mit Akupunktur zusätzlich zur Routineversorgung bei Patienten mit AR führte zu einer signifikanten Verbesserung der krankheitsspezifischen und der allgemeinen Lebensqualität im Vergleich zu alleiniger Routineversorgung. Patientenzahl: 981 randomisiert Behandlungsmethode: Akupunktur
9.1 Allergische Rhinitis
Behandlungshäufigkeit: Bis zu 15 Behandlungen, durchschnittlich zehn Behandlungsdauer: Drei Monate Erläuterung der Ergebnisse: siehe Abb. 9.1. 3,5 3,0 2,5
Akupunkturgruppe
2,0 1,5
Kontrollgruppe
1,0 0,5 0,0
Baseline
3 Monate
Abb. 9.1 Diagnosespezifischer Lebensqualitätsfragebogen („Rhinitis Quality of Life Questionnaire“, RQLQ; aus Dtsch Ärztebl 2006; 103(4):A1996 –202)
■■ Ergebnisse Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung (p < 0,001) nach drei Monaten zwischen der Akupunktur-Gruppe und der Kontroll-Gruppe. Insgesamt zeigte sich bei 90% der Patienten, die wegen allergischer Rhinitis (AR) akupunktiert wurden, eine Besserung der Beschwerden (gid 9. Jahrgang, Nr. 3, 30. Januar 2004). Die Verbesserung, die in der Akupunktur-Gruppe nach drei Monaten festgestellt worden war, blieb auch nach sechs Monaten bestehen. Die Arztcharakteristika „höherer prozentualer Anteil von Akupunktur an der ärztlichen Tätigkeit“ und „längere Erfahrung mit der Akupunktur“ hatten einen positiven Einfluss auf die Effektivität der Akupunkturbehandlung hinsichtlich der Lebensqualität.
9.1.13 Übersicht: Studien zur allergischen Rhinitis Autor/Jahr
n
RCT
Lau 1975
22
nein
Lehmann 1989
92
ja
Hauswald 1989
65
Fatschel 1991
60
Krankheitsbild
Intervention
Ergebnis
6 Akupunkturbehandlungen standardisiert/Laseraku 2x pro Woche
Positiv
SAR
8–10 Akupunkturbehandlungen standardisiert/Körper + Ohr 1x pro Woche
Positiv
ja
SAR
9 Akupunkturbehandlungen standardisiert/Körper + Ohr, Laseraku 3x pro Woche
Positiv
ja
PAR
7 Akupunkturbehandlungen standardisiert/Körper + Ohr 1x pro Woche
Positiv
503
504
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
Autor/Jahr
n
RCT
Krankheitsbild
Intervention
Ergebnis
Langer 1992
174
ja
SAR
9 Akupunkturbehandlungen standardisiert/Körper + Ohr, Laseraku 3x pro Woche
Positiv
Wolkenstein 1998
24
ja
SAR
9 Akupunkturbehandlungen individualisiert 1x pro Woche
+/-
Xue 2002
30
ja
SAR
12 Akupunkturbehandlungen halbstandardisiert 3x pro Woche
Positiv
Hauswald 2004
25
ja
PAR
12 Akupunkturbehandlungen Körper + Ohr 2x pro Woche
Positiv
Magnusson 2004
40
ja
SAR
12 Akupunkturbehandlungen standardisiert
+/-
Ng 2004
72
ja
PAR
16 Akupunkturbehandlungen standardisiert 2x pro Woche
Positiv
Brinkhaus/ SMS 2004
59
ja
SAR
6 Akupunkturbehandlungen halbstandardisiert + Phytotherapie 1x pro Woche
Positiv
Brinkhaus/ ARC 2005
981
ja
10 Akupunkturbehandlungen
Positiv
SAR = saisonale allergische Rhinitis PAR = perenniale allergische Rhinitis RCT = randomisierte kontrollierte Studie +/- = Verum- und Kontroll-Gruppe positiv
9.1.14 Zusammenfassung der Studien zur allergischen Rhinitis Zwölf Akupunkturstudien zur allergischen Rhinitis wurden gefunden. Davon kamen zehn Studien zu einem eindeutig positiven Ergebnis. Dies deutet insgesamt auf eine gute Wirkung der Akupunktur bei der allergischen Rhinitis hin. In zwei Studien (Wolkenstein und Magnusson) berichteten die Patienten subjektiv über eine deutliche Besserung der Beschwerden nach Akupunktur, es zeigte sich jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen Verum-Akupunktur und ShamAkupunktur. Elf Studien sind randomisierte kontrollierte Studien. Die Studie von Lau 1975 ist wichtig, weil sie auch objektive Laborparameter untersucht. Es zeigte sich ein signifikanter Abfall der Eosinophilen im Blut und im Nasensekret sowie des IgE im Blut. Die anderen Studien verwendeten vor allem subjektive Beschwerden als Hauptzielparameter. Die Studie von Brinkhaus et al. 2005 ist eine randomisierte kontrollierte Studie mit begleitender Kohortenstudie. Sie ist vor allem interes-
9.2 Allergisches Asthma bronchiale
5 5 5 5 5
sant aufgrund der hohen Fallzahl der behandelten Patienten (n = 981). Außerdem spiegelt sie die Wirksamkeit in der medizinischen Routineversorgung wider und ist daher praktisch besonders relevant. Die Art der Intervention war in den verschiedenen Studien sehr unterschiedlich. Die Studie von Brinkhaus et al. 2004 untersuchte halbstandardisierte Akupunktur und chinesische Arzneitherapie. Außerdem wurde eine Differenzierung nach TCM-Kriterien durchgeführt. Dies erfolgte ebenfalls in der Studie von Xue (2002). Die Art der gefundenen Differenzialdiagnosen unterscheidet sich erheblich in beiden Studien. In fünf Studien wurden Körperakupunktur und Ohrakupunktur kombiniert. Die Anzahl der Akupunkturbehandlungen variierte zwischen sechs und 16. Die Frequenz der Behandlungen lag zwischen ein- bis dreimal pro Woche. In einer chinesischen Studie wurde täglich akupunktiert. Die verwendeten Akupunkturpunkte waren in allen Studien unterschiedlich. Besonders häufig verwendet wurden die Punkte: Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Ex-HN 3/Ex 1 („Siegelhalle“, yintang) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Drei Studien verwendeten Laserakupunktur in einer Untergruppe. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Laserakupunktur ebenfalls gut wirksam ist, die Nadelakupunktur jedoch leicht bessere Ergebnisse hervorbringt. In sieben Studien wurde die saisonale allergische Rhinitis (SAR), in drei Studien die perenniale allergische Rhinitis (PAR) untersucht. Bei zwei Studien wurde nicht klar zwischen saisonaler und perennialer Form unterschieden.
■■ Schlussfolgerung Die Ergebnisse der Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur eine wirksame und sichere Methode zur Behandlung der allergischen Rhinitis ist. Die Besserungsrate liegt in der Regel zwischen 80 und 90%. Durchschnittlich sollten neun bis zwölf Behandlungen durchgeführt werden in Abhängigkeit vom Schweregrad des Beschwerdebildes ein- bis zweimal pro Woche.
9.2 Allergisches Asthma bronchiale 9.2.1 Akupunktur und Asthma bronchiale Christensen PA, Laursen LC, Taudorf E, Sørensen SC, Weeke B Institut für Anästhesiologie, Bispebjerg Hospital, Kopenhagen, Dänemark Quelle: Allergy 1984;39:379–385 (englisch)
505
506
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
■■ Zusammenfassung
5 5 5 5
17 Patienten mit stabilem Asthma bronchiale wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt und erhielten entweder Verum-Akupunktur oder Placebo-Akupunktur. Die Studie dauerte elf Wochen und bestand aus einer Vor-Therapie-, Therapie- und Nach-Therapie-Phase. Die Patienten erhielten zehn Behandlungen während einer Zeit von fünf Wochen. Die Auswirkung der Behandlung auf die Lungenfunktion wurde von den Patienten täglich zu Hause überprüft. Die morgendliche und abendliche exspiratorische Peak-flow-Rate (PEFR), die Anzahl der benötigten Hübe von Beta-2-Mimetika-Aerosolen sowie subjektive Symptome des Asthma wurden in einem Tagebuch festgehalten. Die VerumGruppe verbesserte sich signifikant während der Studie. Außerdem zeigte sich zwei Wochen nach Therapiebeginn bei allen erhobenen Parametern eine signifikante Verbesserung im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Später waren keine Unterschiede mehr nachweisbar. Patientenzahl: 17 randomisiert Behandlungsmethode: Elektroakupunktur – standardisiert Behandlungshäufigkeit: Zehn Behandlungen, zweimal pro Woche über eine Zeit von fünf Wochen Verwendete Akupunkturpunkte: Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan)
■■ Ergebnisse Die morgendlichen und abendlichen Peak-flow-Raten (PEFR) verbesserten sich signifikant um 22% nach zwei Wochen im Vergleich zu den Ausgangswerten und zur Kontroll-Gruppe. Die morgendliche PEFR verbesserte sich kontinuierlich auch in der Nachbeobachtungsphase. Der Bedarf an Aerosolen konnte um durchschnittlich 53% reduziert werden. Bei der subjektiven Einschätzung des Beschwerdebildes zeigte sich ebenfalls eine signifikante Besserung in der VerumGruppe, in der Kontroll-Gruppe hingegen nicht. Darüber hinaus zeigte sich ein signifikanter Abfall des Serum-IgE-Spiegels im Vergleich zu den Ausgangswerten und der Kontroll-Gruppe.
■■ Kommentar des Autors Die Ergebnisse deuten insgesamt auf eine positive Wirkung der Verum-Akupunktur bei Asthma bronchiale. Die Patientenzahl war sehr gering (n = 17), dadurch ist die Aussagekraft beschränkt. Außerdem waren die Unterschiede zwischen Verum- und Kontroll-Gruppe nach der zweiten Woche meist nicht signifikant. Die Behandlungsdauer war mit fünf Wochen ebenfalls kurz.
9.2 Allergisches Asthma bronchiale
Da drei der Autoren in einer allergologischen Abteilung arbeiten, die IgE-Spiegel gemessen wurden und Cromoglicinsäure vor der Akupunktur ausgeschlossen wurde, spricht vieles dafür, dass bei dieser Studie Patienten mit allergischem Asthma behandelt wurden, obwohl dies nicht explizit erwähnt wird.
9.2.2 Akupunktur – Immunologische Effekte bei der Behandlung des allergischen Asthma bronchiale Joos S, Schott C, Zou H, Daniel V, Martin E. Klinik für Anästhesiologie, Uni Heidelberg, Deutschland Quelle: Allergologie, Jahrgang 20, Nr 2/1997, S. 63–68
■■ Zusammenfassung Akupunktur – Immunologische Effekte bei der Behandlung des allergischen Asthma bronchiale. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eignet sich die Akupunktur neben der Schmerztherapie auch als Behandlungsmethode für komplexe chronische Erkrankungen wie das Asthma bronchiale. An 38 Patienten mit leichtem bis mittelschwerem allergischem Asthma wurde in einer randomisierten, kontrollierten Studie die Wirkung der chinesischen Nadelakupunktur untersucht. Dabei wurde eine individuelle, gemäß den Regeln der TCM durchgeführte Akupunktur (Verum-Gruppe) verglichen mit einer Behandlung an Akupunkturpunkten, die zur Behandlung von Asthma in der TCM unbedeutend sind (Kontroll-Gruppe). Die Behandlungsserie erstreckte sich in beiden Gruppen über 4 Wochen und bestand aus zwölf Sitzungen à 30 Minuten. Nach der Akupunktur zeigten sich in der Verum-Gruppe eine signifikante Vermehrung definierter Lymphozytensubpopulationen (CD3+ T-Zellen, CD4+ T-Zellen), signifikante Veränderungen der Zytokinkonzentrationen (IL-6, IL-8, IL-10) und ein Rückgang der Eosinophilen im peripheren Blut. Es fand sich weiterhin eine signifikant gesteigerte Stimulierbarkeit der Lymphozyten. Außerdem bewirkte die Akupunkturbehandlung bei 79% der Verum-Patienten eine Besserung ihres Befindens. Diese Besserung unter Akupunktur korrelierte deutlich mit Veränderungen bestimmter Immunparameter (Panlymphozyten, B-Zellen, CD3+ T-Zellen, CD4+ T-Zellen, CD8+ T-Zellen, IL-6, IL-10). Die Ergebnisse zeigen, dass Akupunktur bei der Behandlung des allergischen Asthmas einen spezifisch immunmodulierenden Effekt ausübt und darüber hinaus eine gute subjektive Wirksamkeit besitzt. Patientenzahl: Randomisiert 38 – ausgewertet 36 Behandlungsmethode: Halbstandardisierte Akupunktur Behandlungshäufigkeit: Insgesamt zwölf Akupunkturbehandlungen, dreimal pro Woche über eine Zeit von vier Wochen
507
508
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
5 5 5 5
Verwendete Akupunkturpunkte: Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Lu 7/P 7 („Reihe von Lücken“, lieque) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Ren 17/Rs 17 („Vorhof der Brust“, tanzhong) + 4 variable Zusatzpunkte
■■ Ergebnisse In der Verum-Gruppe gaben 15 Patienten (79%) eine Besserung des Befindens an, in der Kontroll-Gruppe waren es acht Patienten (47%). Außerdem zeigte sich eine signifikante Reduzierung des Medikamentenverbrauchs. Es konnte gezeigt werden, dass die Akupunktur bei der Behandlung des Asthma bronchiale einen spezifischen immunmodulierenden Effekt hat. Erläuterung der Ergebnisse: Die beobachteten Veränderungen bei Eosinophilen, Interleukinen und Lymphozytensubpopulationen stehen in klarer Beziehung zur Pathogenese des allergischen Asthma bronchiale. Trotzdem ist die Frage, wie Akupunktur das Immunsystem moduliert, noch weitgehend unklar. Die Autoren weisen auf Studien hin, in denen eine Wirkung der Akupunktur auf das vegetative Nervensystem nachgewiesen und durch β-Blocker unterdrückt werden konnte. Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass auch hormonelle Faktoren (ACTH und Endorphine) an der Akupunkturwirkung beteiligt sind. Es wird die Hypothese formuliert, dass die Akupunkturwirkung durch ein komplexes Zusammenspiel modulierender Einflüsse auf Immunsystem, Nervensystem, Hormonsystem und Psyche zu verstehen ist.
■■ Kommentar des Autors Diese Studie zeigt subjektiv eine signifikante Besserung des Befindens bei Patienten, die wegen allergischen Asthmas akupunktiert wurden. Die Ergebnisse konnten objektiv bestätigt werden durch eine Abnahme der benötigten Medikamente sowie die Veränderungen der immunologischen Parameter.
9.2.3 Akupunktur und Asthma bronchiale: Eine randomisierte Langzeitstudie über die Wirkung von Verum- zu ShamAkupunktur im Vergleich zu einer Kontroll-Gruppe bei Patienten mit Asthma bronchiale Medici TC, Grebski R, Wu J, Hinz G, Wütherich B Abteilung für Innere Medizin, Universitätsklinik, Zürich, Schweiz Quelle: The Journal of Alternative and Complementary Medicine 2002;8(6):737–50 (englisch)
9.2 Allergisches Asthma bronchiale
■■ Zusammenfassung Hintergrund: Akupunktur ist in China traditionell in der Behandlung des Asthma bronchiale verwendet worden und wird zunehmend in westlichen Ländern eingesetzt. Obwohl es viele Veröffentlichungen über Akupunktur und Asthma gibt, erfüllen nur wenige die wissenschaftlichen Anforderungen, um die Wirksamkeit der Akupunktur nachzuweisen. Ziel: Kurzzeit- und Langzeiteffekte von Verum- gegenüber Sham-Akupunktur oder keine Akupunktur bei Patienten mit Asthma bronchiale sollten untersucht werden. Studiendesign: Randomisierte teilverblindete Studie mit drei parallelen Gruppen. Patienten: 66 Patienten, männlich und weiblich (Durchschnittsalter 39 Jahre) mit leichtem bis mäßig starkem persistierendem Asthma bronchiale. Intervention: Nach zwei Wochen Basiserhebung wurden die Patienten mit Asthma randomisiert und bekamen entweder Verum-Akupunktur (23) oder Sham-Akupunktur (23) oder keine Akupunktur (20). Auf zwei Akupunkturperioden (je vier Wochen) innerhalb der ersten vier Monate folgte eine Nachbeobachtungsphase von sechs Monaten. Zielparameter: Hauptzielparameter war die Veränderung der exspiratorischen Peak-flow- (PEF-)Variabilität am Ende der beiden Behandlungsphasen. Nebenzielparameter waren Veränderungen in der forcierten exspiratorischen Einsekundenkapazität (FEV1), der Ansprechbarkeit der Atemwege, Asthmasymptome, Medikamentenbedarf und das Allgemeinbefinden. Darüber hinaus wurde die Wirkung der Intervention auf die Eosinophilen sowie ECP im Blut und Sputum bestimmt.
■■ Ergebnisse Die PEF-Variabilität nahm in allen drei Gruppen ab. In einer Untergruppe von Patienten, deren Asthmamedikation weitgehend unverändert blieb, nahm die PEF-Variabilität sowohl bei Verum- als auch nach Sham-Akupunktur nach vier und fünf Monaten im Vergleich zur Kontroll-Gruppe signifikant ab (p ≤ 0,005). Es zeigte sich jedoch kein Unterschied in der Abnahme der PEF-Variabilität zwischen verblindeten Patienten, die Verum- oder Sham-Akupunktur erhielten. Die meisten anderen funktionellen oder klinischen Variablen unterschieden sich nicht von denen der Kontroll-Gruppe. Die Eosinophilen und ECP im Blut und Sputum fielen in allen Gruppen. Die einzigen signifikanten Unterschiede wurden bei den Eosinophilen im Blut nach vier Monaten zwischen Sham-Akupunktur und Kontroll-Gruppe (p < 0,005) und nach zehn Monaten zwischen Verumund Sham-Akupunktur (p < 0,05) festgestellt. Dies weist auf einen möglichen Effekt bei einer eosinophilen Entzündung hin. Schlussfolgerung: In Anbetracht der Tatsache, dass die Wirkungen nach Verumund Sham-Akupunktur im Vergleich zur Kontroll-Gruppe, die keine Akupunk-
509
510
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
tur erhielt, sehr gering waren, höchstwahrscheinlich klinisch irrelevant, scheinen unsere Daten die Anwendung von Akupunktur in der Behandlung von medikamentös gut eingestellten Patienten mit leichtem bis mäßig starkem persistierendem Asthma nicht zu unterstützen. Patientenanzahl: Randomisiert 66 – ausgewertet 66 Behandlungsmethode: Standardisierte Akupunktur Behandlungshäufigkeit: 16 Akupunkturbehandlungen, acht Behandlungen zweimal pro Woche, dann zwei Monate Pause, dann wieder acht Behandlungen zweimal pro Woche Nachbeobachtungszeit: Sechs Monate Verwendete Akupunkturpunkte: Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui) Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan) Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi) Lu 10/P 10 („Fischbauchgrenze“, yuji) Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli) Le 13/H 13 („Dekorierte Pforte“, zhangmen) Pe 6/Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan) Erläuterung der Ergebnisse: Hauptzielparameter war die PEF-Variabilität am Ende der Behandlungsphasen. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Verum- und Sham-Akupunktur-Gruppe nach vier und fünf Monaten gegenüber der Kontroll-Gruppe mit einer Abnahme der PEF-Variabilität um 50–60%. Diese wird von den Autoren selbst als klinisch unerheblich eingestuft. Darüber hinaus zeigte sich eine leichte Abnahme der Asthma-Anfälle sowie eine Zunahme der körperlichen Aktivität.
■■ Kommentar des Autors In der Studie wurden Patienten mit allergischem Asthma bronchiale untersucht, die außerdem nach TCM-Kriterien Zeichen von energetischer Überladung (repletio, shi) aufwiesen. Es stellt sich die Frage, ob die ausgewählte Punktkombination mit Punkten wie Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao), Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli), Ni 3/R 3 („Mächtiger Wasserlauf“, taixi), Le 13/H 13 („Dekorierte Pforte“, zhangmen) und Pe 6/Pc 6 („Inneres Passtor“, neiguan) bei dieser Indikation adäquat sind. Zudem muss auch die 2-monatige Therapiepause zwischen den Akupunkturphasen hinterfragt werden (Birch S). Schließlich wurde auch in der Sham-Akupunktur-Gruppe massiv stimuliert (alle 5 min. 30-mal). Die Ergebnisse müssen daher mit großer Vorsicht beurteilt werden.
9.2 Allergisches Asthma bronchiale
9.2.4 Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur – Ein Modellvorhaben der Techniker Krankenkasse Witt CM, Brinkhaus B, Jena S, Selim, D, Straub C, Willich SN Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité, Berlin Techniker Krankenkasse, Hamburg Quelle: Dtsch Ärztebl 2006;103(4):A1996–202
■■ Zusammenfassung Ziele des „Modellvorhabens Akupunktur der Techniker Krankenkasse und der dem Modellvorhaben beigetretenen Krankenkassen“ waren die Bestimmung von spezifischer Wirksamkeit, Wirksamkeit in der medizinischen Routineversorgung, Therapiesicherheit und Wirtschaftlichkeit. 313.534 Patienten – 35% Männer im Alter 53 ± 14 Jahren und 65% Frauen im Alter von 49 ± 14 Jahren – mit chronischen Erkrankungen wurden von mehr als 10.000 Ärzten mit Akupunktur therapiert und erhielten 10 ± 3 Behandlungen innerhalb von drei Monaten. Die Ergebnisse zeigen, dass Akupunktur für die untersuchten Indikationen in der Routineversorgung eine wirksame und sichere Behandlungsmethode ist. Inwieweit Akupunktur primär über spezifische oder unspezifische Mechanismen wirkt, scheint diagnoseabhängig und sollte weiter untersucht werden. Die zusätzliche Behandlung mit Akupunktur war zwar teurer, aber unter Annahme international üblicher Schwellenwerte kosteneffektiv. Im Rahmen des Modellvorhabens wurden drei Studienteile, ART, ARC und ASH, durchgeführt. In den ARC, „Acupuncture in Routine Care“, wurde die Wirksamkeit der Akupunktur in der Routineversorgung untersucht. Dabei handelt es sich um teilrandomisierte kontrollierte Studien. Patienten, die wegen chronischer Lendenwirbelsäulenschmerzen, Kopfschmerzen, Gon- oder Coxarthroseschmerzen, Halswirbelsäulenschmerzen, allergischem Asthma bronchiale, allergischer Rhinitis oder Dysmenorrhoe ihren Arzt aufsuchten und einer Randomisierung zustimmten, wurden in eine Akupunktur-Gruppe oder eine Kontroll-Gruppe randomisiert. Patientenzahl bei allergischem Asthma: N = 357 Behandlungsmethode: Akupunktur Behandlungshäufigkeit: 10 ± 3 Akupunkturbehandlungen in drei Monaten Nachbeobachtungszeit: Sechs Monate Die klinische Wirksamkeit bei allergischem Asthma wurde mit dem diagnosespezifischen Lebensqualitätsfragebogen („Asthma Quality of Life Questionnaire“, AQLQ) ermittelt.
511
512
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
■■ Ergebnisse Es zeigte sich eine signifikante (p < 0,001) Verbesserung nach drei Monaten zwischen der Akupunktur-Gruppe und der Kontroll-Gruppe (Abb. 9.2). Insgesamt zeigte sich bei 82% der Patienten, die wegen allergischen Asthmas akupunktiert wurden, eine Besserung des Beschwerdebildes (gid 9. Jahrgang, Nr. 3, 30. Januar 2004). 6 5 4
Akupunkturgruppe 3
Kontrollgruppe
2 1 0
Baseline
3 Monate
Abb. 9.2 Vergleich der Ergebnisse der diagnosespezifischen Lebensqualitätsfragebögen („Asthma Quality of Life Questionnaire“, AQLQ)
Erläuterung der Ergebnisse: Die Patienten der Kontroll-Gruppe erhielten in den ersten drei Monaten keine Akupunktur, durften jedoch medizinische Routineversorgung in Anspruch nehmen. Sie wurden danach ebenfalls akupunktiert. Es zeigte sich nach sechs Monaten eine ähnliche Verbesserung wie in der Akupunktur-Gruppe. Patienten, die eine Randomisierung ablehnten, wurden in eine dritte Gruppe aufgenommen und erhielten sofort Akupunktur. Die nicht randomisierte Akupunktur-Gruppe war zu allen Zeitpunkten mit der AkupunkturGruppe vergleichbar. Die Fragebögen wurden bei Studienbeginn, nach drei und nach sechs Monaten beantwortet. Die Verbesserung, die in der Akupunktur-Gruppe nach drei Monaten festgestellt worden war, blieb auch nach sechs Monaten weiterhin bestehen. Die Arztcharakteristika „höherer prozentualer Anteil von Akupunktur an der ärztlichen Tätigkeit“ und „längere Erfahrung mit der Akupunktur“ hatten einen positiven Einfluss auf die Effektivität der Akupunkturbehandlung hinsichtlich der Lebensqualität.
■■ Kommentar des Autors Die bislang veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Akupunktur in der Routineversorgung eine wirksame Behandlungsmethode beim allergischen Asthma ist. Die Studie ist bedeutsam aufgrund der großen Fallzahl. Sie spiegelt die Situation im Praxisalltag wieder.
9.2 Allergisches Asthma bronchiale
9.2.5 Qigong bei der Behandlung von Asthma Reuther I Universität Witten/Herdecke, Deutschland Quelle: Chinesische Medizin 1998/1;13:18–27
■■ Zusammenfassung Qigong, die gesundheitsfördernde Methode der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), die Bewegung, geistige Übung und Atemführung kombiniert, wird in China unter anderem zur Therapie des Asthma bronchiale eingesetzt. Die vorliegende Pilotstudie untersucht, ob Qigong auch in unserem Kulturkreis als komplementäre Therapie bei Asthma genutzt werden kann. 30 Asthmatikern wurde Qigong Yangsheng nach dem Übungssystem von Professor Jiao Guorui unter ärztlicher Anleitung unterrichtet. Sie wurden zum möglichst täglichen selbständigen Üben aufgefordert und ein Jahr lang beobachtet. Durch Qigong konnte sowohl eine unmittelbare bronchospasmolytische Wirkung als auch eine langfristige Verbesserung im Krankheitsverlauf erzielt werden, objektivierbar durch gebesserte Peak-flow-Werte und reduzierten Medikamentenverbrauch. Im Jahr während der Studie konnte im Vergleich zum Vorjahr die Rate der stationären Behandlungen und der Krankschreibungen wegen Asthma deutlich gesenkt werden, resultierend in beachtlichen finanziellen Einsparungen. Nach den Erkenntnissen der Pilotstudie erscheint es sinnvoll, auch westlichen Asthmatikern einen Therapieversuch mit Qigong anzuraten. Patientenzahl: 30 Behandlungsmethode: Qigong Behandlungshäufigkeit: Tägliches selbständiges Üben von 20–45 min. über einen Zeitraum von einem Jahr Erläuterung der Ergebnisse: Der Artikel ist eine Kurzfassung der Dissertation der Autorin. Die Patienten wurden acht Wochen lang von Ärztinnen in den Qigong-Übungen unterrichtet und anschließend aufgefordert, selbständig zu üben. Während der gesamten Zeit führten sie täglich ein Symptomtagebuch. Die Patienten wurden in zwei Gruppen, selbständig „Übende“ und „Nichtübende“, eingeteilt: „Übende“
„Nichtübende“
Summe
Gebessert
14
1
15
Nicht gebessert
3
12
15
Summe
17
13
30
Als gebessert wurden Patienten eingestuft, die von der ersten bis zur 52. Woche ihre PEF-Variabilität um mehr als 10% senken konnten, bei konstantem oder
513
514
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
reduziertem Medikamentenverbrauch und konstantem oder gestiegenem PEFMittelwert.
■■ Ergebnisse Insgesamt konnte auch eine deutliche Verbesserung der Krankschreibungen, stationären Behandlungen, Notfallkonsultationen und Antibiotikabehandlungen erreicht werden: im Jahr vor der Studie
im Jahr während der Studie
Differenz
Krankschreibung wegen Asthma (Tage)
382
183
-199
Stationäre Behandlung wegen Asthma
100
0
-100
Ärztliche Behandlungen außerhalb der Sprechzeiten
14
4
-10
Antibiotikabehandlung wegen Atemwegsinfekt
40
25
-15
Qigong ist eine effektive Entspannungstherapie mit psychisch ausgleichender und stressabbauender Wirkung. Durch das Üben wird die Atmung tief, ruhig, gleichmäßig und natürlich, die Atemfrequenz sinkt, das Atemvolumen steigt. Dadurch wird eine Regulierung und Ökonomisierung der Atmung erreicht.
9.2.6 Übersicht: Studien zum allergischen Asthma Autor/Jahr
n
RCT
Intervention
Ergebnis
Christensen 1984
17
Ja
10 Akupunkturbehandlungen/Elektro standardisiert 2x pro Woche
(Positiv)
Joos 1997
38
Ja
12 Akupunkturbehandlungen halbstandardisiert 3x pro Woche
Positiv
Medici 2002
66
Ja
16 Akupunkturbehandlungen standardisiert 2x pro Woche (2 Monate Pause)
+/-
ARC 2006
357
Ja
10 Akupunkturbehandlungen
Positiv
RCT = randomisierte kontrollierte Studie +/- = Verum- und Sham-Akupunktur positiv
9.2 Allergisches Asthma bronchiale
9.2.7 Zusammenfassung der Studien zu allergischem Asthma Es wurden vier Studien gefunden, in denen die Wirkung der Akupunktur bei Patienten mit allergischem Asthma untersucht wurde. Dabei zeigten zwei Studien (ARC 2006, Joos 1997) klar positive Ergebnisse, eine Studie (Christensen 1984) schwach positive Ergebnisse, in einer Studie (Medici 2002) waren Verumund Sham-Akupunktur-Gruppe schwach positiv. Damit ergeben sich insgesamt aus der Studienlage Hinweise für eine positive Wirkung der Akupunktur beim allergischen Asthma. Die ARC-Studie wiegt besonders stark aufgrund der hohen Patientenzahl. Sie spiegelt außerdem die Wirksamkeit in der medizinischen Routineversorgung wider. In zwei Studien, insbesondere Joos 1997, aber auch Christensen 1984, wurden neben einer positiven klinischen Wirkung eindeutige immunologische Wirkungen der Akupunktur festgestellt. In der Studie von Medici ist auf alle Fälle die Art der Intervention zu hinterfragen. Es ergibt sich somit ein wesentlich günstigeres Bild für die Behandlung von allergischem Asthma mit Akupunktur im Vergleich zu Asthma bronchiale im Allgemeinen. In der jüngsten Metaanalyse von McCarney, Brinkhaus, Lasserson und Linde 2003 wurden 11 Studien zur Behandlung von Asthma bronchiale mit Akupunktur analysiert. Dabei konnte keine klare Empfehlung für Akupunktur gegeben werden. Das Ergebnis wird jedoch durch geringe Fallzahlen in den einzelnen Studien, unterschiedliche Art der Intervention und dem Problem der ShamAkupunktur deutlich eingeschränkt. Generell scheint auch die Anzahl der in Studien durchgeführten Behandlungen zur Beurteilung der Wirksamkeit von Akupunktur bei Asthma zu niedrig. Aus Sicht der chinesischen Medizin ist darüber hinaus anzumerken, dass Akupunktur als alleinige Therapie des Asthma bronchiale selten durchgeführt wird. Hier kommen in der Regel auch die chinesische Arzneimitteltherapie und diätetische Maßnahmen zur Anwendung. Auch die Qigong-Studie zeigte sehr positive Auswirkungen beim Asthma bronchiale. Aus klinischer Sicht ist die Prognose von Kindern mit allergischem Asthma in dieser Kombination als besonders günstig zu beurteilen. Derzeit läuft eine klinische Studie zur Behandlung von allergischem Asthma bei Kindern mit Akupunktur. Ergebnisse sind ab 2007 zu erwarten.
515
516
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
9.3 Atopisches Ekzem 9.3.1 Eine kontrollierte Studie über traditionelle chinesische Heilpflanzen beim großflächigen, nicht exsudativen atopischen Ekzem Sheehan MP, Atherton DJ Hospital for Sick Children, Dermatology, London, UK Quelle: British Journal of Dermatology 1992; 126:179–184
■■ Zusammenfassung
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Das schwergradige und großflächige atopische Ekzem spricht häufig nicht gut auf die derzeitig verfügbaren Behandlungsmethoden an. Aufgrund der Beobachtung, dass Patienten, die täglich Abkochungen von chinesischen Heilpflanzen einnahmen, sehr positiv reagierten, haben wir eine placebokontrollierte, doppelblinde Studie durchgeführt mit einer spezifischen Rezeptur, die für das großflächige, nicht exsudative atopische Ekzem zusammengestellt worden war. 47 Kinder bekamen randomisiert über jeweils acht Wochen die aktive Behandlung oder ein Placebo mit einer vierwöchigen Intervallphase. 37 Kinder tolerierten die Behandlung und beendeten die Studie. Die Reaktion auf die aktive Behandlung war der auf das Placebo deutlich überlegen, und sie war klinisch bedeutsam. Es gab keine Hinweise auf hämatologische, Nieren- oder Lebertoxizität. Diese Ergebnisse deuten auf ein großes therapeutisches Potenzial der traditionellen chinesischen Heilpflanzen bei dieser Erkrankung und anderen Hautkrankheiten hin. Patientenzahl: Randomisiert 47 – ausgewertet 37 Beobachtungszeit: 20 Wochen Behandlungsmethode: Standardisierte chinesische Arzneimittelrezeptur Behandlungshäufigkeit: Die Arzneimittel wurden über eine Zeit von acht Wochen einmal täglich frisch abgekocht und in warmem Zustand getrunken. Verwendete Arzneimittel: Saposhnikoviae radix (Fangfeng) Schizonepetae herba (Jingjie) Tribuli fructus (Baijili) Dictamni cortex radicis (Baixianpi) Bambusae folium (Xianzhuye) Clematidis armandii caulis (Chuanmutong) Potentilla chinensis herba (Weilingcai) Rehmanniae radix (Shengdihuang) Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) Glycyrrhizae radix (Gancao)
9.3 Atopisches Ekzem
Erläuterung der Ergebnisse: Die Bewertung erfolgte alle vier Wochen. Die gesamte Hautoberfläche wurde in 20 etwa gleich große Areale aufgeteilt. Rötung und Hautschädigung wurde nach Schweregrad von 0–3 bewertet; außerdem wurde die betroffene Haut innerhalb des Areals geschätzt: 1 = < 33%, 2 = 34– 66%, 3 = > 67%. Beide Punktwerte wurden miteinander multipliziert und ergaben einen Höchstwert von 180. Die größte Verbesserung zeigte sich bereits innerhalb der ersten vier Wochen.
■■ Ergebnisse Der Ausgangswert für Hautrötung und Hautschädigung lag in beiden Gruppen zwischen 100 und 120. Am Ende der Therapiephase lagen die Werte zwischen 20 und 40. Bei der Gabe des Placebos zeigte sich keine Verbesserung. Während der Intervallphase zeigte sich eine deutliche Verschlechterung. Die Punktwerte erreichten in dieser Phase in etwa wieder das Ausgangsniveau.
9.3.2 Die Wirksamkeit der traditionellen chinesischen Arzneimitteltherapie bei Erwachsenen mit atopischer Dermatitis Sheehan MP, Rustin MHA, Atherton DJ, Buchley C, Harris DJ, Brostoff J, Ostlere L, Dawson A Department of Dermatology, Royal Free Hospital and School of Medicine, London, UK Quelle: The Lancet 1992;340:13–17
■■ Zusammenfassung Die traditionelle chinesische Arzneimitteltherapie hat als neue Behandlungsmethode für die atopische Dermatitis großes Interesse hervorgerufen. Um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Behandlungsmethode nachzuweisen, wurde die täglich hergestellte Abkochung (Dekokt) einer Rezeptur mit zehn pflanzlichen Bestandteilen, die in offenen Studien eine gute Wirkung gezeigt hatte, in einer doppelblinden placebokontrollierten Studie untersucht. 40 erwachsene Patienten mit lange bestehender, großflächiger, hartnäckiger atopischer Dermatitis wurden randomisiert in zwei Gruppen und erhielten entweder zwei Monate lang die getestete Arzneimittelrezeptur oder eine Placeborezeptur. Es folgte eine vierwöchige Intervallphase, woraufhin die Gruppen gekreuzt wurden und die andere Behandlung erhielten. Hauptzielparameter waren die Ausdehnung und der Schweregrad der Hautrötung und der Hautschädigung, die mit standardisierten Körperpunktzahlen bewertet wurden. Die Einschätzung der Patienten in der Gesamtbeurteilung der Behandlung wurde ebenfalls untersucht. Die durchschnittliche Punktzahl für das Erythem lag am Ende der Behandlungsphase bei 12,6 (mit einer 95%-igen
517
518
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Streuung von 5,9–22,0) und am Ende der Placebophase bei 113 (65–180). Die durchschnittliche Punktzahl für die Hautschädigung war 11,3 (5,8–21,8) beziehungsweise 111 (68–182). Die 95%-ige Streubreite für die zwei Werte bei der Verumtherapie war 0,04–0,22 beim Erythem (p < 0,0005) und 0,04–0,27 bei der Hautschädigung (p < 0,005). Von 31 Patienten, die die Studie beendeten und eine Behandlungsmethode bevorzugten, wählten 20 die Studienphase, in der sie die chinesischen Arzneimittel bekamen, während vier das Placebo bevorzugten (p < 0,02). Subjektiv verbesserte sich der Juckreiz (p < 0,001) und der Schlaf (p < 0,78) während der Behandlungsphase mit der traditionellen chinesischen Arzneimitteltherapie. Es wurden keine Nebenwirkungen beobachtet, aber viele Patienten beklagten den Geschmack der Abkochung. Traditionelle chinesische Arzneimittel schienen bei Patienten mit atopischer Dermatitis wirksam zu sein. Der Geschmack der Behandlungsmethode muss verbessert und die Sicherheit bestätigt werden. Patientenzahl: Randomisiert 40 – ausgewertet 31 Beobachtungszeit: 20 Wochen Behandlungsmethode: Chinesische Arzneimitteltherapie, standardisierte Therapie Behandlungshäufigkeit: Die Arzneimittel wurden über eine Zeit von acht Wochen einmal täglich frisch abgekocht und in warmem Zustand getrunken Verwendete Arzneimittel: Saposhnikoviae radix (Fangfeng) Schizonepetae herba (Jingjie) Tribuli fructus (Baijili) Dictamni cortex radicis (Baixianpi) Bambusae folium (Xianzhuye) Clematidis armandii caulis (Chuanmutong) Potentilla chinensis herba (Weilingcai) Rehmanniae radix (Shengdihuang) Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) Glycyrrhizae radix (Gancao) Erläuterung der Ergebnisse: Diese Studie wurde parallel zu einer Studie mit Kindern durchgeführt. Es wurde jeweils die gleiche Rezeptur und das gleiche Studiendesign verwendet. Bei den Kindern wurde lediglich die Dosierung angepasst. Die standardisierte Rezeptur wurde speziell zusammengestellt für Patienten mit atopischem Ekzem, die keine Exsudation oder Infektion aufwiesen. Die Kräuter wurden außerdem vor dem Abkochen fein gemahlen. Die Bewertung erfolgte alle vier Wochen. Die gesamte Hautoberfläche wurde in 20 etwa gleich große Areale aufgeteilt. Rötung und Hautschädigung wurde nach Schweregrad von 0–3 bewertet; außerdem wurde die betroffene Haut innerhalb des Areals geschätzt: 1 = < 33%, 2 = 34–66%, 3 = > 67%. Beide Punktwerte wurden miteinander multipliziert und ergaben einen Höchstwert von 180.
9.3 Atopisches Ekzem
■■ Ergebnisse Hautrötung
Hautschädigung
Verum
12.6
11.3
Placebo
113
111
Die angegebenen Werte entsprechen der durchschnittlichen Punktwertzahl am Ende der jeweiligen Therapiephase. Die Ausgangswerte lagen jeweils bei etwa 160 von maximal 180 Punkten. In beiden Behandlungsphasen war die Verumtherapie der Placebobehandlung deutlich überlegen.
9.3.3 Follow-up-Studie von erwachsenen Patienten mit atopischem Ekzem, die ein Jahr lang mit chinesischen Heilpflanzen behandelt wurden Sheehan MP, Stevens H, Ostlere LS, Atherton DJ, Brostoff J, Rustin MHA Hospital for Sick Children, Dermatology, London, UK Quelle: Clinical and Experimental Dermatology 1995;20:136–140
■■ Zusammenfassung Erwachsenen Patienten mit schwergradigem atopischem Ekzem, die an einer doppelblinden, placebokontrollierten Überkreuz-Studie mit einer spezifischen chinesischen Arzneimittelrezeptur teilgenommen hatten, wurde angeboten, die Behandlung ein Jahr lang fortzusetzen. Von 31 Patienten, die die ursprüngliche placebokontrollierte Studie beendet hatten, setzten 17 (Gruppe 1) die Behandlung nach einer Therapiepause und zweimonatiger Weiterbehandlung fort, elf beendeten die Behandlung (Gruppe 2), ein Patient wurde verloren und zwei Patienten, die ursprünglich in der Gruppe 1 waren, beendeten die Behandlung und wurden schwanger. Am Ende des Jahres hatten zwölf Patienten der Gruppe 1 eine mehr als 90%-ige Reduktion, und die übrigen fünf hatten eine mehr als 60%-ige Reduktion der klinischen Punktzahl im Vergleich zu den Ausgangswerten. Die Werte der Patienten aus Gruppe 2 verschlechterten sich schrittweise, so dass der Unterschied zwischen Gruppe 1 und 2 signifikant war (p = 0,005 und p = 0,002 für Hautrötung und Hautschädigung). Am Ende des Jahres konnte kein Patient die Behandlung vollständig absetzen, aber acht Patienten nahmen die Arzneimittel nach sechs Monaten an jedem zweiten Tag und behielten dies bis zum Jahresende bei. Sieben Patienten waren in der Lage, ihr Ekzem am Ende des Jahres nur jeden dritten Tag zu behandeln. Die anderen zwei Patienten behandelten weiterhin täglich. Das toxikologische Screening ergab keinerlei Auffälligkeiten im Blutbild oder bei den Laborwerten der Patienten, die kontinuierlich behandelt wurden. Die Ver-
519
520
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
besserung der Krankheit stand in keinem Zusammenhang mit signifikanten Veränderungen der Serum-IgE-Spiegel oder peripherer Lymphozyten-Untergruppen. Diese Studie hat gezeigt, dass die chinesische Arzneimitteltherapie eine anhaltende Remission der Krankheitsaktivität bei Patienten mit atopischem Ekzem erreicht, die therapieresistent für verschiedene konventionelle Behandlungen gewesen waren. Außerdem zeigte sich, dass das Absetzen der Behandlung bei Patienten, deren Ekzem auf die Therapie angesprochen hatte, einen schrittweisen Rückfall verursacht, jedoch nicht den Schweregrad vor der Behandlung erreicht. Es konnte kein Hinweis auf Toxizität bei den Patienten, die diese spezifische chinesische Arzneimittelrezeptur erhalten hatten, gefunden werden. Wir empfehlen jedoch kontinuierliche Kontrollen bei Patienten, die derart behandelt werden. Patientenzahl: 28 davon 17 (aktive Gruppe) – 11 (Kontroll-Gruppe) Behandlungsdauer: Zwölf Monate Behandlungsmethode: Standardisierte chinesische Arzneimitteltherapie Behandlungshäufigkeit: Einnahme des frisch zubereiteten Dekokts einmal täglich bis zu einmal jeden dritten Tag Verwendete Arzneimittel: Saposhnikoviae radix (Fangfeng) Schizonepetae herba (Jingjie) Tribuli fructus (Baijili) Dictamni cortex radicis (Baixianpi) Bambusae folium (Xianzhuye) Clematidis armandii caulis (Chuanmutong) Potentilla chinensis herba (Weilingcai) Rehmanniae radix (Shengdihuang) Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) Glycyrrhizae radix (Gancao) Erläuterung der Ergebnisse: Die gesamte Hautoberfläche wurde in 20 etwa gleich große Areale aufgeteilt. Rötung und Hautschädigung wurde nach Schweregrad von 0–3 bewertet; außerdem wurde die betroffene Haut innerhalb des Areals geschätzt: 1 = < 33%, 2 = 34–66%, 3 = > 67%. Beide Punktwerte wurden miteinander multipliziert und ergaben einen Höchstwert von 180. Gruppe 1 n = 17
Hautrötung
Hautschädigung
Beginn
149
151
Zwei Monate
6,83
6,09
14 Monate
11
8,92
9.3 Atopisches Ekzem
Gruppe 2 n = 11
Hautrötung
Hautschädigung
Beginn
163
146
Zwei Monate
5,37
5,4
14 Monate
53
55,3
■■ Ergebnisse Am Ende des Jahres waren zwölf von 17 Patienten beschwerdefrei, und fünf Patienten hatten eine deutliche Besserung. Die Tatsache, dass der Schweregrad der Erkrankung in der Gruppe 2 sich langsam verschlechterte und niemals die Werte vor Beginn der Behandlung erreichte, legt die Vermutung nahe, dass die chinesische Arzneimitteltherapie eine krankheitsverändernde Wirkung hat.
9.3.4 Der Zusammenhang von immunologischen Veränderungen und klinischer Wirksamkeit bei Patienten mit atopischem Ekzem, die mit traditioneller chinesischer Arzneimitteltherapie behandelt wurden (Zemaphyte®) Latchman Y, Banerjee P, Poulter LW, Rustin M, Brostoff J Department of Immunology, UCL Medical School, London UK Quelle: Int Arch Allergy Immunol 1996; 109:243–249 (englisch)
■■ Zusammenfassung Die Wirksamkeit des pflanzlichen chinesischen Arzneimittels (Zemaphyte®) hat sich in klinischen Studien als Behandlungsmethode des atopischen Ekzems (AE) gut bewährt. Das Ziel dieser Studie bestand darin, die immunologischen Veränderungen, die bei Patienten beobachtet wurden, wenn sie über einen Zeitraum von acht Wochen mit den Kräutern behandelt wurden, zu untersuchen. Diese Behandlung führte zu einer Erniedrigung der IgE-Komplexe im Serum (p < 0,05), hatte aber keinen Einfluss auf das gesamte IgE im Serum oder CD23 auf Monozyten im peripheren Blut. Monozyten aus dem peripheren Blut von Patienten vor und nach der Behandlung wurden über Nacht mit Interleukin 4 kultiviert. Die Eigenschaft dieses Zytokins, CD23 auf Monozyten von behandelten Patienten zu induzieren, war signifikant verringert (p < 0,01). Lösliche Interleukin-2-Rezeptoren und lösliche Gefäßzell-Adhäsionsmoleküle waren im Serum von Patienten mit AE erhöht im Vergleich zu Kontrollpersonen. Beide Parameter waren nach Therapie erniedrigt (p < 0,05). All diese Veränderungen gingen mit einer Verbesserung der Summenscores für Hautrötung und Oberflächenschädigung einher. Bei löslichen intrazellulären Adhäsionsmolekülen oder löslichem CD23 zeigte sich keine Ver-
521
522
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
änderung. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese Arzneimitteltherapie die Eigenschaft hat, verschiedene immunologische Parameter zu beeinflussen, die in der Pathogenese des AE eine Rolle spielen. Patientenzahl: Randomisiert 18 Behandlungsdauer: Acht Wochen Behandlungsmethode: Standardisierte chinesische Arzneimittel Behandlungshäufigkeit: Täglich vier Pakete frisch abkochtes Dekokt oder Granulat Verwendete Arzneimittel: Bekannte Rezeptur
■■ Ergebnisse 5 Klinisch: Es zeigte sich eine etwa 50%-ige Verbesserung bei der Hautrötung und Hautoberflächenschädigung (Bewertung s. oben genannte Studien). Das klinische Ergebnis war bei Dekokt und Granulat gleich gut. 5 Immunologisch: – Signifikante Erniedrigung von IgE-Komplexen – Eine Blockierung der Induktion von CD23 durch Interleukin IL-4 (CD23 sind IgE-Rezeptoren niedriger Affinität, die eine zentrale Rolle bei der chronischen Entzündung des atopischen Ekzems haben) – Eine signifikante Erniedrigung von löslichen Interleukin-2-Rezeptoren (diese korrelieren mit der Krankheitsaktivität) Die pflanzliche Arzneimittelrezeptur beeinflusst immunologische Vorgänge, die bei dem atopischen Ekzem (AE) beteiligt sind, auf verschiedenen Ebenen, insbesondere IgE, IL-4 und CD23.
9.3.5 Übersicht: Studien zum atopischen Ekzem Autor/Jahr
n
RCT
Intervention
Ergebnis
Sheehan 1992
47
Ja
Chin. Arzneimitteltherapie standardisiert (Kinder)
Positiv
Sheehan 1992
40
Ja
Chin. Arzneimitteltherapie standardisiert (Erwachsene)
Positiv
Sheehan 1995
28
Ja
Chin. Arzneimitteltherapie standardisiert (Follow-up)
Positiv
Latchman 1996
18
Ja
Chin. Arzneimitteltherapie standardisiert (Granulat)
Positiv
RCT = randomisierte kontrollierte Studie
9.3 Atopisches Ekzem
9.3.6 Zusammenfassung der Studien zum atopischen Ekzem Die vier Studien zeigen eine gute Wirksamkeit der chinesischen Arzneimitteltherapie beim atopischen Ekzem (AE). In allen vier Studien wurde die gleiche Rezeptur verwendet, die speziell für Patienten mit großflächigem, nicht exsudativem atopischem Ekzem entwickelt wurde. Die Wirksamkeit konnte sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen im Langzeittest und als Granulat gezeigt werden. Dies unterstreicht die Bedeutung der chinesischen Arzneimitteltherapie bei dermatologischen Erkrankungen und speziell beim atopischen Ekzem. Darüber hinaus konnte in experimentellen Akupunkturstudien auch eine Juckreiz stillende Wirkung der Akupunktur nachgewiesen werden. Die klinische Erfahrung zeigt, dass diätetische Maßnahmen bei der Behandlung des atopischen Ekzems ebenfalls von großer Bedeutung sind. Wichtig ist, dass die Patienten in den vier Studien ein täglich frisch abgekochtes Dekokt bekamen. Dies entspricht der Praxis der chinesischen Arzneimitteltherapie in China. Im Westen werden Dekokte häufig für vier bis 14 Tage im Voraus zubereitet. Es ist möglich, dass dadurch ein Teil der Wirkung verloren geht. Erfreulicherweise konnte in der letzten Studie (Latchman 1996) gezeigt werden, dass die Darreichungsform als Granulat ähnlich gut wirksam war wie das Dekokt. Dies erleichtert für viele Patienten die Langzeiteinnahme erheblich. Auch bei Langzeiteinnahme wurden keine toxischen Nebenwirkungen beobachtet. In der Langzeitstudie konnte gezeigt werden, dass eine anhaltende Remission des atopischen Ekzems mit chinesischer Arzneimitteltherapie erreicht werden konnte. Aus pharmakologischer Sicht ist bekannt, dass die verwendeten Arzneipflanzen entzündungshemmende, steroidähnliche, antihistaminartige und antibakterielle Wirkungen haben. Es wird vermutet, dass die chinesische Arzneimitteltherapie an mehreren Stellen in die komplexe Pathogenese des atopischen Ekzems eingreift. Die klinischen Verbesserungen gehen mit verschiedenen messbaren immunologischen Veränderungen einher: IgE-Komplexe, CD23 (IgE-Rezeptoren) sowie Interleukine (IL-4).
523
524
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
9.4 Typ-I-Allergien 9.4.1 Beobachtungen über den kurativen Effekt der Akupunktur bei allergischen Erkrankungen vom Typ I Lai X Guangzhou College of Traditional Chinese Medicine, VR China Quelle: Journal of Traditional Chinese Medicine 1993;13:243–8
■■ Zusammenfassung In einer vergleichenden Studie zur Behandlung von allergischen Erkrankungen vom Typ I wurde bei 143 Patienten Akupunktur oder eine Desensibilisierung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass Akupunktur eine umfassende und bemerkenswerte Wirkung auf Allergien vom Typ I hat. Der kurative Effekt war bei allergischem Asthma, allergischer Rhinitis und chronischer Urtikaria in der Akupunktur-Gruppe größer als in der Desensibilisierungsgruppe. Patientenzahl: Randomisiert 143 (Akupunktur 87, Desensibilisierung 56) Beobachtungszeit: Ein Jahr Behandlungsmethode: Halbstandardisierte Akupunktur Behandlungshäufigkeit: Täglich über einen Zeitraum von sechs Monaten, nach zehn Sitzungen jeweils eine Woche Pause Verwendete Akupunkturpunkte: 5 Bl 13/V 13 („Einflusspunkt des Lungen-Funktionskreises“, feishu) 5 Bl 20/V 20 („Einflusspunkt des Mitten-Funktionskreises“, pishu) 5 Bl 23/V 23 („Einflusspunkt des Nieren-Funktionskreises“, shenshu) Bei allergischem Asthma zusätzlich: Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui) Ren 22/Rs 22 („Bresche des Himmels“, tiantu) Ren 15/Rs 15 („Taubenschwanz“, jinwei) Energetische Überladung (repletio, shi) – Ex-B 1/Ex 10 („Asthmaerleichterung“, dingchuan) – Ma 40/S 40 („Üppige Fülle“, fenglong) 5 Energetische Schwäche (depletio, xu) – Bl 43/V 43 („Das Innere“, gaohuang) – Ren 4/Rs 4 („Das erste der Passtore“, guanyuan)
5 5 5 5
5 5 5 5
Bei allergischer Rhinitis zusätzlich: Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) Di 20/IC 20 („Empfangen der Wohlgerüche“, yingxiang) Bei Wind-Hitze (calor venti, fengre): Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Bei Wind-Kälte (algor venti, fenghan): Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli)
9.4 Typ-I-Allergien
5 Bei chronischer Urtikaria zusätzlich: – Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai) – Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao) 5 Bei Wind-Hitze (calor venti, fengre): – Gb 20/F 20 („Teich des Windes“, fengchi) – Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) 5 Bei Wind-Kälte (algor venti, fenghan): Ma 36/S 36 („Dritter Weiler am Fuß“, zusanli)
■■ Ergebnisse Der therapeutische Effekt war bei allen drei allergischen Erkrankungen in der Akupunktur-Gruppe signifikant besser als in der Kontroll-Gruppe. Allergisches Asthma (p < 0,001), allergische Rhinitis (p < 0,01), chronische Urtikaria (p < 0,05): Akupunktur-Gruppe (n = 81)
Kontroll-Gruppe (n = 56)
Beschwerdefreiheit
Deutliche Verbesserung
Verbesserung
Keine Verbesserung
Beschwerdefreiheit
Deutliche Verbesserung
Verbesserung
Keine Verbesserung
Allergisches Asthma
38
6
4
1
7
3
8
4
Allergische Rhinitis
16
4
1
2
4
5
8
2
Chronische Urtikaria
11
2
1
1
4
3
7
1
Beim allergischen Asthma zeigte sich in der Akupunktur-Gruppe eine Besserungsrate von etwa 86% im Vergleich zu 68% in der Kontroll-Gruppe. Insgesamt wurden von 143 Patienten 93 als depletiv und 50 als repletiv diagnostiziert. Die Besserungsrate bei den repletiven Beschwerdebildern lag mit 93% höher als bei den depletiven Beschwerdebildern mit 85%. Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass durch Differenzierung nach TCM-Kriterien das Behandlungsergebnis günstig zu beeinflussen ist.
525
526
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
9.5 Experimentelle Studien 9.5.1 Präventive Wirkung von Akupunktur auf Histamin-induzierten Juckreiz: Eine einfachblinde, randomisierte, placebokontrollierte Überkreuz-Studie Pfab F, Hammes M, Bäcker M et al. Abteilung für Dermatologie u. Allergologie der TU München, Deutschland Quelle: J Allergy Clin Immunol 2005: 1386–88 (englisch)
■■ Zusammenfassung Hintergrund: Juckreiz ist das häufigste Symptom bei vielen dermatologischen und allergologischen Erkrankungen. In früheren Studien konnte gezeigt werden, dass Akupunktur eine juckreizstillende Wirkung hat. Ziel: Eine mögliche präventive Wirkung von Akupunktur auf Histamin-induzierten Juckreiz und Quaddelbildung im Prick-Test sollte untersucht werden. Studiendesign: Einfachblinde, randomisierte, prospektive, dreiarmige Überkreuz-Studie Methoden: Zehn gesunde Patienten wurden randomisiert einer von drei Gruppen zugeteilt: „Verum-Akupunktur“ (A1), „Placebo-Akupunktur“ (AZ) oder keine Akupunktur (NA). Nach der Akupunktur wurde ein Prick-Test mit 1% Histaminlösung am Unterarm durchgeführt. Die Juckreizintensität wurde in 20Sekunden-Intervallen auf visuellen Analogskalen (VAS) über einen Zeitraum von zehn Minuten dokumentiert.
■■ Ergebnisse Die Studie zeigte eine signifikante Abnahme von experimentell induziertem Juckreiz und Quaddelbildung nach Vorbehandlung mit Akupunktur im Vergleich zu Placebo-Akupunktur und keiner Behandlung. Schlussfolgerung: Die prophylaktische Akupunktur von Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) kann Histamin-induzierten Juckreiz und Quaddelbildung signifikant reduzieren. Dies zeigt die Bedeutung der Punktspezifität für das zugrunde liegende Beschwerdebild. Patientenzahl: Zehn randomisiert Behandlungsmethode: Standardisierte Akupunktur Behandlungshäufigkeit: Einmal Akupunktur über eine Zeit von 15 Minuten Verwendeter Akupunkturpunkt: Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi)
9.5 Experimentelle Studien
9.5.2 Subjektive und objektivierbare Wirkungen der Akupunktur auf allergische Reaktionen – eine experimentelle randomisierte Studie Vogel C, Koch P, Knop J, Saloga J Hautklinik, Johannes Gutenberg Universität, Mainz, Deutschland Quelle: Dt. Ztschr. F. Akup. 4/2001:260–267
■■ Zusammenfassung Ziel des hier vorgestellten Pilotprojektes war es, die subjektiven und objektivierbaren Wirkungen von Nadelakupunktur auf allergische Reaktionen zu untersuchen. Hierzu wurde modellhaft eine Prick-Testreaktion von Allergikern auf ein Allergen herangezogen (Triple-Response mit Quaddelbildung, Reflexerythem und Juckreiz). Bei den Probanden (n = 41, Alter zw. 18–66 Jahren, im Durchschnitt 33,1 J., 15 männlich, 26 weiblich, niemals vorakupunktiert) mit nachgewiesenen Allergien gegen Birken- und/oder Gräserpollen (Hauttest und/oder RAST) sowie klinischen Manifestationen im Sinne einer allergischen Rhinitis und allergischen Konjunktivitis wurde extra-saisonal im Abstand von einem Monat insgesamt dreimal ein Prick-Test mit diesen Allergenen an der Haut des Unterarmes durchgeführt. An einem von zwei durch Randomisierung festgelegten Zeitpunkten (vor 2. oder 3. Prick-Testung) wurde eine vierwöchige Akupunkturbehandlung (2x/Wo/Proband) durchgeführt. Eventuelle Veränderungen der Reaktionslage allein durch Wiederholung der Prick-Testung konnten somit erfasst werden. Zur Auswertung gelangten 20 Minuten nach jedem Prick-Test subjektive Sensationen wie Juckreiz, graduiert anhand einer Skala, objektivierbare Befunde wie Fläche des Reflexerythems sowie der Quaddel. Als Referenzen dienten Prick-Testungen mit Negativ-(NaCl) und Positiv-Kontrolllösung (Histamin). Zur Bestimmung der Laborparameter Gesamt-IgE, allergenspezifisches IgE und eosinophiles kationisches Protein (ECP) wurde bei jedem der Patienten im Anschluss an jede Prick-Testung eine venöse Blutentnahme vorgenommen, um Laborveränderungen unter Akupunktur zu dokumentieren. Des Weiteren wurden in Gruppe B mittels Laser-Doppler-Technik (LDI) drei Messungen (vor Akupunktur) der Blutflussgeschwindigkeit im Gewebe des getesteten Unterarmes durchgeführt. Diese Messung ermöglicht die Ermittlung der mikrovaskulären Funktion und somit die räumliche Veränderung der Durchblutung im Gewebe im Anschluss an jede Prick-Testung vor und nach Akupunkturbehandlung. Innerhalb eines Zwei-Jahres-Follow-up wurden die Probanden befragt bezüglich des Ausprägungsgrades der allergischen Symptomatik. Dabei wurden anhand einer visuellen Analogskala (0-10) subjektive Empfindungen zur allergischen Symptomatik erhoben, bezogen auf ein Jahr vor, auf ein Jahr nach sowie zwei Jahre nach der Akupunktur.
527
528
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
5 5 5 5 5
Unsere Ergebnisse zeigen, dass allergische Reaktionen und damit assoziierte Wahrnehmungen (Juckreiz) unter Nadelakupunktur im modellhaft verwandten Triple-Response-Test beeinflussbar sind. Patientenzahl: Randomisiert 41 Behandlungsmethode: Standardisierte Akupunktur, extrasaisonal Behandlungshäufigkeit: Acht Akupunkturbehandlungen, zweimal pro Woche über eine Zeit von vier Wochen Nachbeobachtungszeit: Zwei Jahre Verwendete Akupunkturpunkte: Du 14/Rg 14 („Punkt aller Strapazen“, dazhui) Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) Di 4/IC 4 („Vereinte Täler“, hegu) Mi 10/L 10 („Meer des Xue“, xuehai) Mi 6/L 6 („Die Verbindung der drei Yin“, sanyinjiao) Bilaterale Nadelung
■■ Ergebnisse Es zeigte sich eine hochsignifikante Reduktion der Juckreizintensität unter Akupunktur nach Prick-Test mit Gräser-/Birkenpollen und Histamin, die auch vier Wochen nach Beendigung der Akupunktur anhielt. Erythem und Quaddelbildung waren nicht signifikant verändert ebenso wie allergenspezifisches IgE und ECP. Beim Zwei-Jahres-Follow-up wurden die Patienten anhand einer visuellen Analogskala VAS (0-10) über subjektive Empfindungen zur allergischen Symptomatik befragt. Im ersten Jahr nach Akupunktur zeigte sich eine erhebliche Verbesserung der allergischen Beschwerden (43–73%) für Augen, Nase, Lunge und Haut. Dieser Effekt war – leicht abgeschwächt auch im zweiten Jahr nach Akupunktur – anhaltend.
■■ Kommentar des Autors Diese Studie ist aus zwei Gründen sehr interessant. Die hochsignifikante über einen dokumentierten Zeitraum von zwei Jahren anhaltende Reduktion der allergischen Beschwerden weist auf eine nachhaltige Veränderung der Reaktionslage des Organismus unter Akupunktur hin. Bedeutsam ist weiterhin, dass die Behandlung extrasaisonal durchgeführt wurde.
9.5 Experimentelle Studien
Literatur Brinkhaus B, Hummelsberger J, Kohnen R, Seufert J, Hempen CH, Leonhardy H, Nögel R, Joos S, Hahn E, Schuppan D: Die Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis mit Akupunktur und Chinesischen Arzneimitteln: Ergebnisse einer randomisierten Studie und Diskussion klinischer Erfahrungen. Chin Med 2005;20:47–58. Brinkhaus B, Witt C, Jena S, Selim D, Liecker B, Willich SN: Wirksamkeit der Akupunktur bei Patienten mit allergischer Rhinitis – Akupunktur in der Routineversorgung (ARC) Studie. FACT 2005;10:SupplP9. Christensen PA et al.: Acupuncture and Bronchial Asthma. Allergy 1984;39:379–385 Fatschel J: Akupunkturtherapie der perennialen Rhinitis allergica. Eine klinische placebokontrollierte Studie. Hgm 1991;4:217–9. Hauswald B, Langer H: Akupunktur und Laserakupunktur bei Rhinopathia pollinosa – Ergebnisse einer klinisch kontrollierten Studie. AKU Akupunktur Theorie und Praxis (DÄGfA), Uelzen, 1989;17:14–21. Hauswald B, Schmidt C, Knothe J, Hüttenbrink K: Wirksamkeit der Akupunkturtherapie bei allergischer Rhinitis (Hausstaubmilben) im Vergleich zur Therapie mit einem Antihistaminikum (Loratadin) www.daegfa.de/wissenschaft – Studie zur Veröffentlichung eingereicht Joos S, Schott C, Zou H, Daniel V, Martin E: Akupunktur – Immunologische Effekte bei der Behandlung des allergischen Asthma bronchiale. Allergologie 1997;20:63–68 Lai X: Observation on the Curative Effect of Acupuncture on Type I Allergic Diseases. J Tradit Chin Med 1993;13:243–8. Langer H, Hauswald B: Langzeitstudie über die Therapie der Rhinopathia pollinosa mittels Akupunktur bzw. Laserakupunktur. Erfahrungsheilkunde 1992;4:261–7. Latchman Y, Banerjee P, Poulter LW, Rustin M, Brostoff J: Association of Immunological Changes with Clinical Efficacy in Atopic Eczema Patients Treated with Traditional Chinese Herbal Therapy (Zemaphyte®) Int Arch Allergy Immunol 1996;109:242–9. Lau BHS et al.: Effect of Acupuncture on Allergic Rhinitis: Clinical and Laboratory Evaluations. Am J Chin Med 1975;3:263–70. Lehmann V: Wirksamkeit der Akupunktur und Elektropunktur bei Rhinopathia allergica – eine prospektive randomisierte Vergleichsstudie. AKU Akupunktur Theorie und Praxis (DÄGfA), Uelzen, 1989;17:98–109. Magnusson AL, Svensson RE, Leivrik C, Gunnarson RK: The Effect of Acupuncture on Allergic Rhinitis: A Randomized Controlled Clinical Trial. Am J Chin Med 2004;2:105–15. Medici TC, Grebski R, Wu J, Hinz G, Wütherich B: Acupuncture and Bronchial Asthma: A LongTerm Randomized Study of the Effects of Real Versus Sham Acupuncture Compared to Controls in Patients with Bronchial Asthma. J Alt Comp Med 2002;8(6):737–50 Ng DK, Chow PY, Ming SP et al.: A Double-Blind, Randomized, Placebo-Controlled Trial of Acupuncture for the Treatment of Childhood Persistent Allergic Rhinitis. Pediatrics 2004;114:1242–7. Pfab F et al.: Preventive Effect of Acupuncture on Histamine-Induced Itch: A Blinded, Randomized, Placebo-Controlled, Crossover Trial, J Allergy Clin Immunol 2005:1386–1388 Reuther I: Qigong bei der Behandlung von Asthma. Chin Med 1998/1;13:18–27 Sheehan MP, Atherton DJ: A Controlled Trial of Traditional Chinese Medicinal Plants in Widespread Non-Exudative Atopic Eczema. Brit J Dermatology 1992;126:179–84 Sheehan MP, Rustin MH, Atherton DJ et al.: Efficacy of traditional Chinese herbal therapy in adult atopic disorder. Lancet 1992;340:13–7 Sheehan MP, Stevens , Ostlere LS, Atherton DJ, Brostoff J, Rustin MHA: Clinical and Experimental Dermatology 1995;20:136–140 Vogel C, Koch P, Knop J, Saloga J: Subjektive und objektivierbare Wirkungen der Akupunktur auf allergische Reaktionen – eine experimentelle randomisierte Studie. Dt. Ztschr. f. Akup. 4/ 2001:260–67
529
530
9 Studien zu allergischen Krankheitsbildern
Witt CM, Brinkhaus B, Jena S, Selim D, Straub C, Willich SN: Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur, Dtsch Ärzteblatt 2006;103(4):A 196–202. Wolkenstein E, Horak F: Protective Effect of Acupuncture on Allergen Provoked Rhinitis. Wien Med Wochenschr 1998;148:450–3. Xue CC, English R, Zhang JJ, Da Costa C, Li CG: Effect of Acupuncture in the Treatment of Seasonal Allergic Rhinitis: A Randomized Controlled Clinical Trial. Am J ChinMed 2002;30:1–11
10 Westliche Erklärungsmodelle Michael Wullinger
10.1 Westliche Erklärungsmodelle zu Wirkmechanismen der Akupunktur Die wissenschaftliche Forschung über Wirkmechanismen der Akupunktur wird erst seit wenigen Jahren intensiv betrieben. Dabei steht vor allem die schmerzstillende Wirkung der Akupunktur bei chronischen Schmerzen im Mittelpunkt der Untersuchungen. Lange Zeit wurde die Ausschüttung von körpereigenen Endorphinen nach Akupunktur als wichtigster Wirkmechanismus angesehen. Aufgrund der kurzen Wirkdauer dieser Stoffe kann dieser Ansatz jedoch nicht als Erklärung für Langzeitwirkungen der Akupunktur in Frage kommen. Derartige Langzeiteffekte konnten unter anderem in den ARC-Studien (Acupuncture in Routine Care) nachgewiesen werden, bei denen die Patienten ein halbes Jahr nach Ende der Behandlung nochmals befragt wurden. Die vorliegenden Ergebnisse haben gezeigt, dass durch zehn bis 15 Akupunkturbehandlungen bei allergischer Rhinitis und Asthma eine nachhaltige Veränderung der allergischen Reaktionslage bewirkt werden konnte. Derzeit werden komplexe neurophysiologische Modelle mit zahlreichen Wirkmechanismen als Erklärung für die Wirkung der Akupunktur diskutiert. Die umfangreichsten Daten existieren zur analgetischen Wirkung der Akupunktur. Darüber hinaus konnten verschiedene immunologische Wirkungen der Akupunktur bei allergischen Erkrankungen beobachtet werden. Im folgenden Kapitel sollen zunächst diese immunologischen Veränderungen beschrieben werden. Hochinteressant ist eine Hypothese, die die Induktion von Adaptationsprozessen zur Erklärung von Langzeiteffekten der Akupunktur postuliert. Noch umfassender ist das GUSE-Modell, das die Wirkungen der Akupunktur in generelle, unspezifische und spezifische Effekte unterteilt und dabei auch psychologische Aspekte einbezieht.
10.1.1 Immunologische Wirkungen Neurophysiologische Untersuchungen konnten nachweisen, dass in der Hypophyse nach Akupunktur β-Endorphine und ACTH (adrenocorticotropes Hor-
532
10 Westliche Erklärungsmodelle
mon) freigesetzt werden. Das ACTH stimuliert die Nebennierenrinden und führt zur Ausschüttung von Kortisol (Stux et al. 2003). In ähnlicher Weise wie bei den Schmerzen wurde dies als maßgeblicher Wirkmechanismus für entzündungshemmende oder bronchospasmolytische Wirkungen bei asthmatischen Beschwerdebildern angesehen. Auch hier gilt jedoch, dass Langzeiteffekte der Akupunktur damit nicht erklärt werden können. Pomeranz und Berman vertreten die Ansicht, dass die Freisetzung von Arachidonsäure aus verletzten Zellmembranen sowie Leukotriene und Prostaglandine antiallergische Effekte der Akupunktur erklären könnten (Stux et al. 2003). In einer Studie zur allergischen Rhinitis von Lau zeigte sich nach Akupunktur ein Abfall der Eosinophilen im Blut und im Nasensekret sowie des Serum-IgE (Lau et al. 1975). Diese Veränderungen korrelierten mit einer signifikanten Abnahme der subjektiven klinischen Beschwerden (Besserung von 86%). Christensen et al. konnten nach Akupunktur einen signifikanten Abfall des im Blut zirkulierenden IgE nachweisen (Christensen et al. 1984), während Chari et al. eine signifikante Abnahme von IgA im Nasenschleim und im Serum fanden (Chari et al. 1988). Diese Ergebnisse konnten in neuen Studien nicht bestätigt werden. Joos S. et al. veröffentlichten 1997 eine viel beachtete Studie zu immunologischen Effekten der Akupunktur bei der Behandlung des allergischen Asthma bronchiale (Joos et al. 1997). Sie konnten zeigen, dass die Akupunktur einen spezifischen immunmodulierenden Effekt ausübt. Nach der Akupunktur zeigte sich eine signifikante Vermehrung definierter Lymphozytensubpopulationen (CD 3+ T-Zellen, CD 4+ T-Zellen), signifikante Veränderungen der Zytokinkonzentrationen (IL-6, IL-8, IL-10) und ein Rückgang der Eosinophilen im peripheren Blut. Außerdem konnte ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Befinden der Patienten nach Akupunktur (79% gaben eine Besserung an) und den Veränderungen der Immunparameter beobachtet werden. Abschließend wird die Hypothese formuliert, dass die Akupunkturwirkung als ein komplexes Zusammenspiel modulierender Einflüsse auf Immunsystem, Nervensystem, Hormonsystem und Psyche zu verstehen sei. In einer neuen, noch nicht veröffentlichten Studie von Hauswald B. (2004) konnte nach Akupunktur von Patienten mit perennialer allergischer Rhinitis (PAR) ein signifikanter Anstieg von T-Helferzellen und der Interleukin- (IL-10-) Konzentration nachgewiesen werden. Zusammenfassend gibt es derzeit Hinweise auf folgende Wirkungen der Akupunktur bei allergischen Erkrankungen (Pfab et al. 2005): 5 Im ZNS Ausschüttung von Endorphinen, ACTH und Serotonin 5 Auf spinaler Ebene Beeinflussung von Prostaglandin E2 5 In der Peripherie Veränderungen von vasoaktiven Peptiden (CGRP), Interleukinen (IL-6, IL-8, IL-10) und bestimmten Lymphozytensubpopulationen
10.1 Westliche Erklärungsmodelle zu Wirkmechanismen der Akupunktur
10.1.2 Adaptationsprozesse
5 5 5 5 5
Bäcker M. et al. haben 2004 eine Hypothese zur Erklärung von Langzeiteffekten der Akupunktur vorgestellt (Bäcker et al. 2004). Sie postulieren die Induktion von Adaptationsprozessen des Organismus durch wiederholte Akupunkturreize. Der Begriff Adaptation wird von ihnen von Phänomenen bei Infektanfälligkeit auf chronische Schmerzen übertragen. Adaptation wird verstanden als eine Erhöhung der Widerstandkraft gegenüber einem adaptogenen Reiz durch die Verbesserung eines oder mehrerer Regulationssysteme. Dieses Modell, das zum Verständnis von Langzeiteffekten der Akupunktur bei chronischen Schmerzen entwickelt wurde, lässt sich mühelos auch auf allergische Erkrankungen übertragen. Es deckt sich auch in weiten Teilen mit den Schlussfolgerungen, die Joos et al. gezogen hatten. Das Phänomen der Akupunktur wird verstanden als Anpassung des Organismus durch Veränderungen des neuronalen, vegetativen, hormonellen sowie des Immunsystems. Bäcker et al. kommen nach Sichtung der Literatur aus der neurobiologischen Grundlagenforschung zu folgender Darstellung möglicher therapeutisch relevanter Mechanismen. Diese werden in lokale und segmentale sowie systemische Mechanismen unterteilt (Bäcker/Hammes 2005): Lokale und segmentale Mechanismen: Antiinflammatorische Wirkung im Gewebe durch vasoaktive Peptide (CGRP) Auflösung muskulärer Triggerpunkte Erhöhung der peripheren Durchblutung Segmentale Hemmung von Schmerzrezeptoren am Rückenmark Somatoviszerale Reflexe (Head-Zonen) durch Punkte am Rumpf
Systemische Mechanismen: 5 Aktivierung deszendierender Hemmung durch Endorphine 5 Modulation der cerebralen Aktivierung im limbischen System 5 Modulation des vegetativen Tonus, der subjektiv als Entspannung wahrgenommen wird und durch β-Blocker unterdrückt werden kann 5 Endokrine Wirkungen/Neurotransmitter (Endorphine, Oxytocin, Serotonin, ACTH) Diese Übersicht stellt mögliche Wirkmechanismen der Akupunktur bei chronischen Schmerzen dar. Die Autoren weisen darauf hin, dass neben den erwähnten neurobiologischen Mechanismen auch wesentliche psychologische Effekte existieren. Insgesamt kann angenommen werden, dass viele der dargestellten Wirkmechanismen in analoger Weise bei Allergien zutreffen.
533
534
10 Westliche Erklärungsmodelle
10.1.3 GUSE-Modell Stör W. stellt die dargestellten Mechanismen nochmals in einen größeren Kontext und entwickelt ein Modell von generellen, unspezifischen und spezifischen Effekten der Akupunktur (Stör 2006). Generelle Effekte der Akupunktur umfassen die Rahmenbedingungen sowie „Riten“ der Akupunkturbehandlung. Dazu zählen die soziokulturelle Akzeptanz einer Behandlungsmethode, die Aufmerksamkeit und Zuwendung des Therapeuten oder auch das Liegen in entspannter Atmosphäre. Auch die Persönlichkeit und Kompetenz des behandelnden Therapeuten spielen eine wesentliche Rolle sowie viele andere psychologische Momente. Unspezifische Effekte der Akupunktur werden wieder unterteilt in lokale und systemische Wirkungen. Diese decken sich weitgehend mit den von Bäcker dargestellten Mechanismen. Es wird das Zusammenspiel von Nervensystem, Endokrinium und Hormonsystem hervorgehoben. Spezifische Effekte sind bislang am wenigsten erforscht. Als wesentliche Quellen sind hier vor allem das traditionelle Wissen und die Erfahrung zu nennen. In einer experimentellen Studie konnte die Juckreiz stillende Wirkung einer alleinigen Nadelung des Punktes Di 11/IC 11 („Gekrümmter Teich“, quchi) nachgewiesen werden (Pfab et al. 2005). Die Differenziertheit der Akupunkturwirkung und die Zuordnung zu speziellen Lokalisationen lassen sich durch die neurobiologischen Mechanismen nicht annähernd erklären.
10.1.4 Zusammenfassung Die neurophysiologische Grundlagenforschung hat eine Vielzahl von Hypothesen für die analgetische Wirkung der Akupunktur hervorgebracht. Diese lassen sich teilweise auch auf antiallergische Effekte übertragen. Die Induktion von Adaptationsprozessen ist hierbei ein interessanter Ansatz. Darüber hinaus konnten verschiedene immunmodulierende Wirkungen beobachtet werden. Keines dieser Modelle eignet sich für die Erklärung punktspezifischer Wirkungen. Erfreulicherweise zeigte sich als ein Ergebnis der deutschen Akupunkturstudien auch, dass die größere Akupunkturerfahrung des behandelnden Arztes einen positiven Einfluss auf die Effektivität der Akupunkturbehandlung hatte (Witt et al. 2006).
10.2 Pharmakologische und klinische Forschung zu chinesischen Arzneimitteln In den letzten Jahren wurden vor allem in China große Anstrengungen unternommen, traditionelle Indikationen durch pharmakologische Forschungen zu
10.2 Pharmakologische und klinische Forschung zu chinesischen Arzneimitteln
bestätigen. Neben biochemischen Analysen wurden sowohl tierexperimentelle Studien als auch klinische Studien durchgeführt. Dabei wurden entgegen der traditionellen Verordnungspraxis häufig auch Einzelmittel untersucht. Die Autoren dieses Buches sind der Meinung, dass chinesische Arzneimittel grundsätzlich auf der Basis einer traditionellen Diagnose verordnet werden sollten. Trotzdem soll erwähnt werden, dass im heutigen China das pharmakologische Wissen häufig in die alltägliche Praxis mit einfließt. So werden bestimmte Kräuter unter anderem verwendet, weil sie z.B. eine antiallergische Wirkung haben.
10.2.1 Chemische Zusammensetzung Aufgrund von umfangreichen chemischen und biochemischen Untersuchungen konnten zahlreiche Bestandteile chinesischer Heilpflanzen identifiziert werden. In manchen Fällen ist es gelungen, die klinische Wirkung einer Pflanze durch einen oder mehrere Wirkstoffe weitgehend zu klären. Beispiele hierfür sind die sympathikomimetische Wirkung des Ephedrin in Ephedrae herba (Mahuang), die corticoidähnliche Wirkung von Glycyrrhizin in Glycyrrhizae radix (Gancao), die adaptogene Wirkung der Saponine im Ginseng radix (Renshen), die antitussive Wirkung des Amygdalin in Pruni armeniacae semen (Xingren) oder die antibakterielle Wirkung von Baikalein in Scutellariae radix (Huangqin). Jede Pflanze enthält in der Regel einige hundert verschiedene pflanzliche Bestandteile. Daraus folgt, dass die pharmakologischen Wirkungen einer Pflanze häufig durch das Zusammenspiel mehrerer Wirkstoffe zustande kommen bzw. eine Heilpflanze auch mehrere pharmakologische Wirkungen aufweisen kann.
10.2.2 Pharmakologie von Einzelmitteln 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Im Zusammenhang mit allergischen Erkrankungen sind vor allem die folgenden pharmakologischen Wirkungen von Bedeutung: Adaptogene Wirkung Antiallergische Wirkung Antiasthmatische Wirkung Antihistaminartige Wirkung Steroidähnliche Wirkung Wirkung auf Hypophyse oder Nebennierenrinde (NNR) Immunmodulierende Wirkung Immunstimulierende Wirkung Entzündungshemmende Wirkung
Die folgende Liste von Arzneimitteln und pharmakologischen Wirkungen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Zusammenstellung gab es drei maßgebliche Auswahlkriterien: 5 Die Arzneimittel sollten relevant für die Behandlung allergischer Erkrankungen sein.
535
536
10 Westliche Erklärungsmodelle
5 Es sollte eine weitgehende Übereinstimmung zwischen traditioneller Indikation und pharmakologischer Wirkung bestehen. 5 Diese Wirkung sollte möglichst in mehreren Quellentexten übereinstimmend erwähnt worden sein (Zhu You-Ping 1998, Chang Hsou-Mou et al. 2001, Chen/ Chen 2004).
■■■■ Adaptogene Wirkung 5 5 5 5
Ginseng radix (Renshen) Codonopsitis radix (Dangshen) Schisandrae fructus (Wuweizi) Curculiginis rhizoma (Xianmao)
■■■■ Antiallergische Wirkung 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Ephedrae herba (Mahuang) Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) Magnoliae flos (Xinyi) Asari radix (Xixin) Centipedae herba (Ebushicao) Schizonepetae herba (Jingjie) Saposhnikoviae radix (Fangfeng) Cicadae periostracum (Chantui) Scutellariae radix (Huangqin) Forsythiae fructus (Lianqiao) Houttuyniae herba (Yuxingcao) Stephaniae radix (Fangji) Lumbricus (Dilong) Ganoderma lucidum (Lingzhi) Aquilariae lignum (Chenxiang) Persicae semen (Taoren) Pruni mume fructus (Wumei)
■■■■ Antiasthmatische Wirkung 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Ephedrae herba (Mahuang) Centipedae herba (Ebushicao) Pruni armeniacae semen (Xingren) Farfarae flos (Kuandonghua) Inulae japonicae flos (Xuanfuhua) Fraxini cortex (Qinpi) Menispermi radix (Shandougen) Citri reticulatae viride pericarpium (Qingpi) Lumbricus (Dilong)
10.2 Pharmakologische und klinische Forschung zu chinesischen Arzneimitteln
5 Ganoderma lucidum (Lingzhi) 5 Angelicae sinensis radix (Danggui)
■■■■ Antihistaminartige Wirkung 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Angelicae dahuricae radix (Baizhi) Asari herba cum radice (Xixin) Saposhnikoviae radix (Fangfeng) Cicadae periostracum (Chantui) Citri reticulatae pericarpium (Chenpi) Moutan cortex (Mudanpi) Dictamni cortex radicis (Baixianpi) Bambusae folium (Xianzhuye) Tribuli fructus (Baijili) Glycyrrhizae radix (Gancao)
■■■■ Steroidähnliche Wirkung 5 Rehmanniae radix (Shengdihuang) 5 Glycyrrhizae radix (Gancao) 5 Dictamni cortex radicis (Baixianpi)
■■■■ Wirkung auf Hypophyse oder Nebennierenrinde (NNR) 5 5 5 5 5
Ginseng radix (Renshen) Codonopsitis radix (Dangshen) Polygoni multiflori radix (Heshouwu) Rehmanniae radix (Shengdihuang) Anemarrhenae rhizoma (Zhimu)
■■■■ Immunmodulierende Wirkung 5 5 5 5 5 5 5 5
Ginseng radix (Renshen) Astragali radix (Huangqi) Schisandrae fructus (Wuweizi) Epimedii herba (Yinyanghuo) Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) Lycii fructus (Gouqizi) Ganoderma lucidum (Lingzhi) Cordyceps sinensis (Dongchongxiacao)
■■■■ Immunstimulierende Wirkung 5 Astragali radix (Huangqi) 5 Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 5 Codonopsitis radix (Dangshen)
537
538
10 Westliche Erklärungsmodelle
5 5 5 5
Ganoderma lucidum (Lingzhi) Ginseng radix (Renshen) Pruni mume fructus (Wumei) Epimedii herba (Yinyanghuo)
■■■■ Entzündungshemmende Wirkung 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Bupleuri radix (Chaihu) Plantaginis semen (Cheqianzi) Isatidis folium (Daqingye) Saposhnikoviae radix (Fangfeng) Scutellariae radix (Huangqin) Houttuyniae herba (Yuxingcao) Lonicerae flos (Jinyinhua) Forsythiae fructus (Lianqiao) Gentianae radix (Longdancao) Moutan cortex radicis (Mudanpi) Mori cortex radicis (Sangbaipi) Cimicifugae rhizoma (Shengma) Scrophulariae radix (Xuanshen)
10.2.3 Pharmakologische und immunologische Wirkungen von Rezepturen Neben den pharmakologischen Wirkungen von Einzelmitteln wurden auch Untersuchungen über die Wirkung komplexer Rezepturen, wie sie üblicherweise in der traditionellen chinesischen Arzneimitteltherapie verwendet werden, durchgeführt.
■■■■ Untersuchte Rezeptur
5 5 5 5 5 5 5 5
Dabei wurde insbesondere die Rezeptur, die in mehreren Studien zur Behandlung des atopischen Ekzems erfolgreich getestet wurde, genauen Analysen unterzogen. Bestandteile: Saposhnikoviae radix (Fangfeng) Schizonepetae herba (Jingjie) Tribuli fructus (Baijili) Dictamni cortex radicis (Baixianpi) Bambusae folium (Xianzhuye) Clematidis armandii caulis (Chuanmutong) Potentilla chinensis herba (Weilingcai) Paeoniae lactiflorae radix (Baishao)
10.2 Pharmakologische und klinische Forschung zu chinesischen Arzneimitteln
5 Rehmanniae radix (Shengdihuang) 5 Glycyrrhizae radix (Gancao)
5 5 5 5 5 5 5
Latchman et al. haben mit Bezug auf bekannte pharmakologische Wirkungen der Einzelmittel folgende Wirkmechanismen für die ganze Rezeptur vorgeschlagen (Latchman et al. 1994): Endogene Cortison-/Cortisolausschüttung durch adrenocorticale Stimulation Potenzierung der Wirkung von endogenen Corticosteroiden in spezifischen Geweben einschließlich der Haut und der Lunge durch Inhibition von metabolisierenden Enzymen Corticosteroid-ähnliche Wirkung von Pflanzenderivaten Wechselwirkungen bei der Bildung von Entzündungsmediatoren in der Arachidonsäure/Prostaglandin/Leukotrienkaskade Ein Juckreiz hemmender Effekt, der nicht notwendigerweise durch Corticosteroide vermittelt wird (vasokonstriktorisch) Antibakterielle Wirkung Antiallergische Wirkung (Wechselwirkung bei Vorgängen, die zu einer allergischen Reaktion führen)
Aus pharmakologischer Sicht ist die Wirksamkeit möglicherweise das Ergebnis von mehreren gleichzeitigen Wirkungen auf Entzündungsprozesse in der Haut, die verschiedene Mediatorsysteme an mehreren Stellen beeinflussen. Hierin könnte auch ein Vorteil von komplexen Rezepturen gegenüber westlicher Monotherapie liegen. Darüber hinaus wurden einige spezifische immunologische Veränderungen bei Patienten, die wegen eines atopischen Ekzems mit obiger Rezeptur behandelt wurden, festgestellt (Latchman et al. 1996): 5 Eine signifikante Erniedrigung von IgE-Komplexen 5 Eine Blockierung der Induktion von CD23 durch Interleukine IL-4 (CD23 sind IgE-Rezeptoren niedriger Affinität, die eine zentrale Rolle bei der chronischen Entzündung des atopischen Ekzems haben) 5 Eine signifikante Erniedrigung von löslichen Interleukin-2-Rezeptoren (diese korrelieren mit der Krankheitsaktivität) Die Veränderung der genannten immunologischen Parameter gingen mit einer signifikanten Besserung der klinischen Beschwerden einher.
■■■■ Weitere untersuchte Rezepturen Borchers et al. haben 1997 eine Übersichtsarbeit über immunmodulierende Wirkungen von chinesischen Arzneimitteln veröffentlicht (Borchers et al. 1997). Es wurden zahlreiche japanische, chinesische und westliche Quellen untersucht, wobei sowohl experimentelle als auch klinische Studien zitiert wurden. Dabei wurden unter anderem drei Rezepturen erwähnt, die klinisch zur Behandlung allergischer Erkrankungen eingesetzt werden.
539
540
10 Westliche Erklärungsmodelle
■■ „Dekokt mit Bupleurum und Magnoliae cortex“ (Chaipo tang) – japanisch Saiboku to
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
Die Rezeptur ist eine Zusammensetzung aus dem „Kleinen Bupleurum-Dekokt“ (Xiao chaihu tang) und dem „Dekokt mit Pinellia-Knollen und Magnolienrinde“ (Banxia houpo tang). Zusammensetzung: Bupleuri radix (Chaihu) Pinelliae rhizoma (Banxia) Scutellariae radix (Huangqi) Ginseng radix (Renshen) Glycyrrhizae radix (Gancao) Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) Magnoliae cortex (Houpo) Perillae caulis et folium (Zisuye) Poria (Fuling) Jujubae fructus (Dazao)
5 5 5 5
Indikation: Asthma bronchiale Immunologische Wirkungen: Hemmt den plättchenaktivierenden Faktor PAF Vermindert die Interleukin IL-2 Produktion Reduziert IgG1 im Serum In Tierversuchen Abnahme der Eosinophilen in den Atemwegen
■■ „Kleines Dekokt des Grünen Drachen“ (Xiao qinglong tang) – japanisch Sho seiryu to 5 5 5 5 5 5 5 5
Zusammensetzung: Ephedrae herba (Mahuang) Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) Asari herba cum radice (Xixin) Pinelliae rhizoma (Banxia) Zingiberis rhizoma (Ganjiang) Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) Schisandrae fructus (Wuweizi) Glycyrrhizae radix (Gancao) Indikationen: Asthma bronchiale, allergische Rhinitis Immunologische Wirkung: Hemmt die Histaminfreisetzung
10.2 Pharmakologische und klinische Forschung zu chinesischen Arzneimitteln
■■ „Dekokt mit Poria, Süßholz, Ingwer, Schisandrae, Asari, Pinellia und Bittermandel“ (Linggan jiangwei xinxiaren tang) – japanisch Ryokankyo mishin genin to 5 5 5 5 5 5 5
Zusammensetzung: Poria (Fuling) Glycyrrhizae radix (Gancao) Zingiberis rhizoma (Ganjiang) Schisandrae fructus (Wuweizi) Asari herba cum radice (Xixin) Pinelliae rhizoma (Banxia) Pruni armeniacae semen (Xingren)
Indikationen: Asthma bronchiale, allergische Rhinitis Immunologische Wirkungen: 5 Hemmt die Degranulation von Mastzellen und Histaminfreisetzung 5 Steigert die Interleukin IL-4-Produktion
10.2.4 Zusammenfassung In den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, von einigen chinesischen Heilpflanzen einzelne chemische Wirkstoffe zu isolieren, die die klinische Wirkung des Mittels weitgehend erklären. Für eine große Zahl der Phytotherapeutika konnten experimentell und klinisch bestimmte pharmakologische Wirkungen gezeigt werden. Für einige Rezepturen wurden in Studien auch immunologische Veränderungen nachgewiesen, die die Wirkung bei allergischen Erkrankungen teilweise erklären. Auch aus pharmakologischer Sicht gibt es Hinweise darauf, dass die Verwendung einer komplexen Rezeptur Vorteile gegenüber der Verordnung von Monosubstanzen haben kann.
Literatur Bäcker M, Garens IK, Knoblauch NTM, Michalsen A, Dobos GJ: Akupunktur in der Schmerztherapie – Hypothese zu adaptativen Prozessen. Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd 2004;11:335–345 Bäcker M, Hammes MG: Akupunktur in der Schmerztherapie. Elsevier, München-Jena 2005 Borchers AT, Hachman RM, Keen CL, Stern JS, Gershwin ME: Complementary Medicine: A Review of Immunmodulatory Effects of Chinese Herbal Medicines. Am J Clin Nutr 1997;66:1303–1312 Chang Hsou-Mou et al.: Pharmacology and Applications of Chinese Materia Medica, Vol 1+2. World Scientific Publications, Singapore, 2001 Chari P et al.: Acupuncture Therapy in Allergic Rhinitis, Am J Acupunct 1988;16:143–7 Chen John K, Chen Tina T: Chinese Medical Herbology and Pharmacology. Art of Medicine Press, City of Industry 2004 Christensen PA et al.: Acupuncture and Bronchial Asthma, Allergy 1984;39:379–385 Joos S, Schott C, Zou H, Daniel V, Martin E: Akupunktur – Immunologische Effekte bei der Behandlung des allergischen Asthma bronchiale. Allergologie 1997;20:63–68
541
542
10 Westliche Erklärungsmodelle
Latchman Y, Banerjee P, Poulter LW, Rustin M, Brostoff J: Association of Immunological Changes with Clinical Efficacy in Atopic Eczema Patients Treated with Traditional Chinese Herbal Therapy (Zemaphyte®). Int Arch Allergy Immunol 1996;109:242–9 Latchman Y, Whittle B, Rustin M, Atherton D.J., Brostoff J: The Efficacy of Traditional Chinese Herbal Therapy in Atopic Eczema. Int Arch Allergy Immunol 1994;104:222–26 Lau BHS, Wong DS, Slater JM: Effect of Acupuncture on Allergic Rhinitis: Clinical and Laboratory Evaluations, Am J Chin Med 1975(3);3:263–270 Pfab F et al.: Preventive Effect of Acupuncture on Histamine-Induced Itch: A Blinded, Randomized, Placebo-Controlled, Crossover Trial, J Allergy Clin Immunol 2005:1386–1388 Stör W: Effekte der Akupunktur, Diskussion auf dem Boden neuer Studienergebnisse; Vortrag gehalten am 25.06.2006 auf der Ordentlichen Mitgliederversammlung der SMS, München Stux G, Stiller N, Berman B, Pomeranz B: Akupunktur, Lehrbuch und Atlas, 5. Aufl. Springer, Berlin-Heidelberg-New York 2003 Witt CM, Brinkhaus B, Jena S, Selim D, Straub C, Willich SN: Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur. Dtsch Ärztebl 2006;103(4):A 196–202 Zhu You-Ping: Chinese Materia Medica: Chemistry, Pharmacology and Applications. Harwood Academic Publishers, Amsterdam 1998
Glossar Deutsch
Lateinisch
Pinyin
Erklärung
Akupunkturpunkt
Foramen
xue
Genau festgelegte Stellen an der Körperoberfläche, über die auf das energetische System des Individuums eingewirkt werden kann
Bauenergie
qi constructivum
yingqi
Aspekt des Qi, der für den Aufbau und die Erhaltung des Körpers zuständig ist; zirkuliert in den Leitbahnen und Funktionskreisen
Drei Wärmebereiche • oberer Wärmebereich • mittlerer Wärmebereich • unterer Wärmebereich
Drei Calorien • oberes Calorium • mittleres Calorium • unteres Calorium
sanjiao: • shangjiao • zhongjiao • xiajiao
Unterteilung des gesamten Körpers in einen oberen, einen mittleren und einen unteren Bereich, die jeweils unterschiedliche Funktionen zu erfüllen haben
Durchgangsfunktionskreise
oo. aulici
fu
Sechs Yang-Funktionskreise, die den jeweiligen Yin-Funktionskreisen zugeordnet sind; assimilieren und bewegen Nahrungssäfte, zuständig für aktive energetische Prozesse
Energetische Schwäche
depletio
xu
Leitkriterium in der chinesischen Diagnostik; energetische Defizienz oder Schwächung der Fähigkeit des Organismus, seine physiologischen Funktionen aufrechtzuerhalten
Energetische Überladung
repletio
shi
Leitkriterium in der chinesischen Diagnostik; Überfülle oder übermäßige Aufladung von schrägläufigen (heteropathischen, xie) Energien, die die Fähigkeit des Organismus, seine physiologischen Funktionen aufrechtzuerhalten, stören
Funktionskreis
orbis
zang, zangfu
Zusammenfassung miteinander in Beziehung stehender natürlicher Körperfunktionen
Gegenläufigkeit
Kontravektion
ni
Bewegung von Lebensfunktionen entgegen der natürlichen Bewegungsrichtung
Geradläufigkeit
Orthopathie
zheng
Harmonisches Zusammenspiel aller Körperfunktionen
genuines Qi
qi genuinum
zongqi
Im Brustraum gesammeltes Qi; Bezug zur Rhythmik
Geschmacksrichtung
sapor
wei
Lässt Aussage über die Wirkebene eines Arzneimittels oder Nahrungsmittels zu
Grundbegriffe
544
Glossar
Deutsch
Lateinisch
Pinyin
Erklärung
Grundbegriffe (Forts.) Getreide-Qi, Nahrungs-Qi
qi frumentarium
guqi
Qi, das aus der Nahrung gewonnen wird
Hauptleitbahn
cardinalis
jing, jingmai
Zwölf (mit Leitbahn der Steuerung und Aufnehmende Leitbahn, ss. regens et respondens, dumai renmai, insgesamt 14) Hauptleitbahnen, bilden das tragende Gerüst des Leitbahnsystems; jede Hauptleitbahn steht mit einem Funktionskreis in Beziehung
Inneres
intima
li
Leitkriterium in der chinesischen Diagnostik, umfasst vor allem die Funktionskreise
Körpersäfte
jinye
Setzen sich zusammen aus den struktiven (ye) und aktiven Säften (jin)
Körpersäfte, aktive
jin
Sickern und transpirieren aus den Poren, aktiver Anteil der Körpersäfte (jinye); entstehen in der „Mitte“ (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei); gelangen in den Fk Lunge (o. pulmonalis, fei); kühlende und befeuchtende Funktion
Körpersäfte, struktive
ye
Fließen in die Bauenergie (qi constructivum, yingqi) ein, durchfeuchten das Knochengerüst, ergießen sich bei Beugung der Glieder, stärken die Neben-Fk Gehirn und Rückenmark (paraorbes cerebri et medullae, nao sui), geben der Haut ihren gesunden Schimmer
konstellierende Kraft
shen
Sitz der konstellierenden Kraft (shen) ist der Fk Herz (o. cardialis, xin); das Bewusstsein, die Persönlichkeit und der Charakter eines Individuums sind Ausdruck der konstellierenden Kraft (shen)
krankheitsauslösender Faktor
Agens
yin, bingyin
Bewirkt eine Ablenkung des geradläufigen (orthopathischen, zheng) Qi-Flusses
Leitbahnen
sinarteriae
jingmai
Leiten Energien wie Qi, Xue, Bauenergie (qi constructivum, yingqi) etc. zwischen den Funktionskreisen
Netzleitbahn
reticularis
luomai
Bewirkt netzartige Verknüpfung des Leitbahnsystems; geht von dem Anknüpfungspunkt einer Leitbahn aus
Oberfläche
extima
biao
Leitkriterium in der chinesischen Diagnostik, beinhaltet Haut und Leitbahnen
Qi
qi
qi
Aktive, sich aktuell manifestierende und gerichtete Lebensenergie, individualspezifische aktive Energie
Schleim
pituita
tan, tanyin
Verdichtete Form von gestauten Körpersäften (jinye)
Glossar
Deutsch
Lateinisch
Pinyin
Erklärung
Grundbegriffe (Forts.) Schrägläufigkeit
Heteropathie
xie
Ablenkung der Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) infolge von krankheitsauslösenden Faktoren
Speicherfunktionskreise
oo. horreales
zang
Fünf Yin-Funktionskreise: Fk Leber (o. hepaticus, gan), Fk Herz (o. cardialis, xin), Fk Milz (o. lienalis, pi), Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) und Fk Niere (o. renalis, shen); speichern, unterstützen und erhalten generell das Leben
jing
Teil des Yin des Fk Niere (yin renale, shenyin), eine der wesentlichen Energieformen des Menschen, Essenz
Struktivpotenzial Temperaturverhalten
natura
xing, qi
Beschreibung der energetischen Dynamik eines Arzneimittels oder Nahrungsmittels
Ursprungs-Qi
qi originale
yuanqi
Durch die wärmende Kraft des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang) aktiviertes Struktivpotenzial (jing)
xing
Teil der Normkonventionen; unterschieden werden insgesamt fünf Wandlungsphasen: Erde, Metall, Wasser, Holz, Feuer
Wandlungsphase Wehrenergie
qi defensivum
weiqi
Aspekt des Qi, der sich außerhalb der Leitbahnen bewegt und vor allem die Oberfläche (extima, biao) versorgt; zuständig für den Schutz des Organismus gegen schädigende Einflüsse
Xue
xue
xue
Struktives und stoffliches Komplement zum Qi, individualspezifische struktive Energie; umfasst die Gesamtheit der struktiven Säfte (ye) des menschlichen Körpers, darunter auch das Blut
Yang
yang
yang
Das Aktive; der aktive Aspekt einer Wirkung; klassische Unterteilung in Großes Yang (yang maior, taiyang), Kleines Yang (yang minor, shaoyang), Überstrahlung des Yang (splendor yang, yangming)
Yin
yin
yin
Das Struktive; der stoffliche Aspekt einer Wirkung; klassische Unterteilung in Großes Yin (yin maior, taiyin), Weichendes Yin (yin flectens, jueyin), Kleines Yin (yin minor, shaoyin)
humor
shi
Yin-Agens, das der Wandlungsphase Erde und den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) zugeordnet wird; verlangsamt die Bewegung des Qi, führt zu Schweregefühl und Trägheit
Agenzien Feuchtigkeit
545
546
Glossar
Deutsch
Lateinisch
Pinyin
Erklärung
Agenzien (Forts.) Glut
ardor
huo
Yang-Agens, das der Wandlungsphase Feuer und dem Fk Herz (o. cardialis, xin) zugeordnet wird; führt zu einer übermäßigen Dynamisierung des Qi und gleichzeitig zu einer schweren Schädigung der Säfte (jinye)
Hitze
calor
re
Steigerung der Funktionsdynamik; Leitkriterium in der chinesischen Diagnostik
Kälte
algor
han
Yin-Agens, das der Wandlungsphase Wasser und dem Fk Niere (o. renalis, shen) zugeordnet wird; hemmt die Dynamik und Bewegung des Qi, führt zu Blockierung und Schmerzen; Leitkriterium in der Diagnostik
Trockenheit
ariditas
zao
Yin-Agens, das der Wandlungsphase Metall und dem Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) zugeordnet wird; schädigt die Säfte (jinye) und hemmt die Bewegung des Qi
Wind
ventus
feng
Yang-Agens, das der Wandlungsphase Holz und dem Fk Leber (o. hepaticus, gan) zugeordnet wird; ruft Unruhe, Reizbarkeit und Irritation hervor
Fk Blase
o. vesicalis
pangguang
Durchgangsfunktionskreis; Wandlungsphase Wasser
Fk Dickdarm
o. intestini crassi
dachang
Durchgangsfunktionskreis; Wandlungsphase Metall
Fk Drei Wärmebereiche
o. tricalorii
sanjiao
Durchgangsfunktionskreis; Wandlungsphase Feuer
Fk Dünndarm
o. intestini tenuis
xiaochang
Durchgangsfunktionskreis; Wandlungsphase Feuer
Fk Dünndarm und Dickdarm
oo. intestinorum
chang
Zusammenfassender Begriff
Fk Galle
o. felleus
dan
Durchgangsfunktionskreis; Wandlungsphase Holz
Fk Herz
o. cardialis
xin
Wird der Wandlungsphase Feuer zugeordnet; ist zuständig für die konstellierende Kraft (shen) und damit für das Bewusstsein, die Persönlichkeit und den Charakter eines Individuums
Fk Herzbeutel
o. pericardialis
xinbao
Speicherfunktionskreis; Wandlungsphase Feuer
Fk Leber
o. hepaticus
gan
Wird der Wandlungsphase Holz zugeordnet; zuständig für den harmonischen Fluss des Qi im ganzen Körper und die Speicherung des Xue
Funktionskreise
Glossar
Deutsch
Lateinisch
Pinyin
Erklärung
Funktionskreise (Forts.) Fk Lunge
o. pulmonalis
fei
Wird der Wandlungsphase Metall zugeordnet; zuständig für die Oberfläche (extima, biao); verteilt die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) und die aktiven Säfte (jin); kühlt den Organismus
Fk Magen
o. stomachi
wei
Durchgangsfunktionskreis; Wandlungsphase Erde
Fk Milz
o. lienalis
pi
Wird der Wandlungsphase Erde zugeordnet; zuständig für die Weiterverarbeitung und Klärung der Nahrung; stellt dem Organismus Qi, Xue und Säfte (jinye) zur Verfügung
Fk Niere
o. renalis
shen
Wird der Wandlungsphase Wasser zugeordnet; zuständig für die Sammlung und Speicherung des Yin und des Struktivpotenzials (jing); Basis des Yang und des Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi)
Neben-Fk Gehirn
paraorbis cerebri
nao
Das Meer des Neben-Fk Rückenmark (paraorbis medullae, sui) (= Meer des Markes, mare medullae, suihai), der Zusammenkunftsort aller Yang-Leitbahnen, steht mit den sieben Körperöffnungen in Verbindung, lenkt die Aktivitäten der Gliedmaßen
Neben-Fk Knochen
paraorbis ossum
gu
Lagert Rückenmark (paraorbis medullae, sui) ein, stützt den Körper, schützt die Funktionskreise im Körperinneren
Neben-Fk Leitbahnen
paraorbis sinarteriarum
mai
Bildet die Wege, in denen Qi und Xue zirkulieren, spiegelt den Zustand des Körpers wider
Neben-Fk Rückenmark
paraorbis medullae
sui
Nährt den Neben-Fk Gehirn (paraorbis cerebri, nao), befeuchtet und nährt das Knochengerüst, bringt Xue hervor
Neben-Fk Uterus
paraorbis uteri
zigong
Dominiert die Menstruation, trägt den Fetus aus
LungenLeitbahn (Abk.: Lu)
cardinalis pulmonalis (Abk.: P)
fei jing
Leitbahn des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei)
DickdarmLeitbahn (Abk.: Di)
cardinalis intestini crassi (Abk.: IC)
dachang jing
Leitbahn des Fk Dickdarm (o. intestini crassi, dachang)
MagenLeitbahn (Abk.: Ma)
cardinalis stomachi (Abk.: S)
wei jing
Leitbahn des Fk Magen (o. stomachi, wei)
Leitbahnen
547
548
Glossar
Deutsch
Lateinisch
Pinyin
Erklärung
Leitbahnen (Forts.) Milz-Leitbahn (Abk.: Mi)
cardinalis lienalis (Abk.: L)
pi jing
Leitbahn des Fk Milz (o. lienalis, pi)
HerzLeitbahn (Abk.: He)
cardinalis cardialis (Abk.: C)
xin jing
Leitbahn des Fk Herz (o. cardialis, xin)
DünndarmLeitbahn (Abk.: Dü)
cardinalis intestini tenuis (Abk.: IT)
xiaochang jing
Leitbahn des Fk Dünndarm (o. intestini tenuis, xiaochang)
BlasenLeitbahn (Abk.: Bl)
cardinalis vesicalis (Abk.: V)
pangguang jing
Leitbahn des Fk Blase (o. vesicalis, pangguang)
NierenLeitbahn (Abk.: Ni)
cardinalis renalis (Abk.: R)
shen jing
Leitbahn des Fk Niere (o. renalis, shen)
HerzbeutelLeitbahn (Abk.: Pe)
cardinalis pericardialis (Abk.: Pc)
xinbao jing
Leitbahn des Fk Herzbeutel (o. pericardialis, xinbao)
Drei-WärmebereicheLeitbahn (Abk.: 3E)
cardinalis tricalorii (Abk.: T)
sanjiao jing
Leitbahn des Fk Drei Wärmebereiche (o. tricalorii, sanjiao)
GallenblasenLeitbahn (Abk.: Gb)
cardinalis fellea (Abk.: F)
dan jing
Leitbahn des Fk Gallenblase (o. felleus, dan)
LeberLeitbahn (Abk.: Le)
cardinalis hepatica (Abk.: H)
gan jing
Leitbahn des Fk Leber (o. hepaticus, gan)
Leitbahn der Steuerung (Abk.: Du)
sinarteria regens (Abk.: Rg)
dumai
Unpaarige Leitbahn; stellt die Verbindung zwischen dem Genitale, sämtlichen Yang-Leitbahnen und dem Kopf dar; sorgt für die Verteilung des ursprünglichen Qi (qi primum, yuanqi)
Aufnehmende Leitbahn (Abk.: Ren)
sinarteria respondens (Abk.: Rs)
renmai
Unpaarige Leitbahn; steht mit allen Yin-Leitbahnen, dem Haltenetz des Yin (s. retinens yin, yin weimai) und der Breiten Trossstraße (s. impedimentalis, chongmai) in Verbindung; dient als „Ausgleichsreservoir" der gesamten struktiven Energien
Glossar
Pinyin
Übersetzung
Mögliche Entsprechungen mit westlich definierten Krankheitsbildern
Chinesische Krankheitsbezeichnungen Biqiu
„Nasenfluss mit klarem Sekret“
Allergische Rhinitis
Biyuan
„Tiefer Teich in der Nase“
Sinusitis
Chuanzheng
„Schwere, keuchende Atmung“
Asthma bronchiale
Fengzhenkuai
„Wind-Ausschlag-Klumpen“
Urtikaria
Muyang zheng
„Juckendes Auge“
Allergische Konjunktivitis
Naixuan
„Milchflechte“
Atopische Dermatitis
Qiuti
„Verstopfte Nase, Nasenfluss mit klarem Sekret und Niesen“
Allergische Rhinitis
Siwan feng
„Wind in den vier Beugen“
Atopische Dermatitis
Wanshi
„Hartnäckige Feuchtigkeit“
Atopische Dermatitis
Xiaozheng
„Schwere, rasselnde Atmung“
Asthma bronchiale
Yang ruo chongxing zheng
„Jucken wie Insektenkrabbeln“
Allergische Konjunktivitis
Yinzhen
„Latenter Ausschlag“
Urtikaria
Literatur Literatur in westlichen Sprachen Engelhardt U, Hempen C-H: Chinesische Diätetik, 3. Aufl. Elsevier, München–Jena 2006 Hempen C-H: dtv-Atlas zur Akupunktur, 5. Aufl. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999 Porkert M: Die Theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin. Acta Medicinae Sinensis, Phainon, Dinkelscherben 1991 Porkert M, Hempen C-H: Systematische Akupunktur. Urban & Schwarzenberg, München–Wien– Baltimore 1985
Chinesischsprachige Literatur Wang Qi et al.: Orbisikonographie in der Chinesischen Medizin (Zhongyi zangxiang xue). Volksverlag für Hygiene, Beijing 1997
549
Literatur zur chinesischen Medizin und allergischen Erkrankungen Literatur in westlichen Sprachen Angermaier M: Leitfaden Ohrakupunktur. 3. Aufl. Elsevier, München-Jena 2004 Bäcker M, Garens IK, Knoblauch NTM, Michalsen A, Dobos GJ: Akupunktur in der Schmerztherapie – Hypothese zu adaptativen Prozessen. Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd 2004;11:335–345 Bäcker M, Hammes MG, Akupunktur in der Schmerztherapie. Elsevier, München 2005 Bensky D, Barolet R: Chinese Herbal Medicine. Formulas & Strategies. Eastland Press, Seattle/W. 1990 Bensky D, Clavey S, Stöger E: Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3. ed. Eastland Press, Seattle 2004 Borchers AT, Hachman RM, Keen CL, Stern JS, Gershwin ME: Complementary Medicine: A Review of Immunmodulatory Effects of Chinese Herbal Medicines. Am J Clin Nutr 1997;66:1303–1312 Brinkhaus B, Hummelsberger J, Seufert J, Hempen C-H, Nögel R, Leonhardy H, Kohnen R, Hahn EG, Schuppan D: Treatment of Allergic Rhinitis with Acupuncture and Chinese Herbal Medicine: A Randomized, Placebo-Controlled Trial. Allergy 2004; 59:953–960 Brinkhaus B, Witt C, Jena S, Selim D, Liecker B, Willich SN: Wirksamkeit der Akupunktur bei Patienten mit allergischer Rhinitis – Akupunktur in der Routineversorgung (ARC) Studie. FACT 2005;10:SupplP9 Cai Chunchen: Allergischer Schnupfen – Meine Erfahrungen bei seiner Behandlung. Acta Medicinae Sinensis 1985:2–10 Cao Jiming, Su Xinming, Cao Junqi: Essentials of Traditional Chinese Pediatrics. Foreign Languages Press, Beijing 1998 Chang Hsou-Mou et al.: Pharmacology and Applications of Chinese Materia Medica. Vol 1+2. World Scientific Publications, Singapore 2001 Chari P. et al.: Acupuncture Therapy in Allergic Rhinitis. Am J Acupunct 1988;16:143–147 Chen John K, Chen Tina T: Chinese Medical Herbology and Pharmacology. Art of Medicine Press, City of Industry 2004 Christensen PA, et al.: Acupuncture and Bronchial Asthma. Allergy 1984;39:379–385 Clavey S: Fluid Physiology and Pathology in Traditional Chinese Medicine. Churchill Livingstone, London 1995 Deadman P: The Treatment of Allergic Rhinitis by Acupuncture. JCM 1991;36: 25–27 Deadman P, Al-Khafaji M, Baker K: A Manual of Acupuncture. Eastland Press, Seattle 2001 Despeux C: Zur Geschichte der chinesischen Medizin. Chin Med 2000;15:26–32, 65–70, 96–103, 145–52; Chin Med 2001;16:20–30, 64–72, 108–112; Chin Med 2002;17:24–30, 69–76, 112–120 Eberhard U: Leitfaden Kampo-Medizin. Elsevier, München-Jena 2003
552
Literatur
Ehlers S. Chinesische Heilpilze. Ehrenwirth, Bergisch Gladbach 2003 Engelhardt U: Therapeutische Anwendungsmöglichkeiten des Qigong. Chin Med 1990;5:55–61 Engelhardt U: Zur Bedeutung der Atmung im Qigong. Chin Med 1996;11:17–23 Engelhardt U, Hempen C-H: Chinesische Diätetik. 3. Aufl. Elsevier, München–Jena 2006 Engelhardt U, Hildenbrand G, Zumfelde-Hüneburg C: Leitfaden Qigong. Elsevier, München–Jena 2007 Fan Chaoyang, Hummelsberger J, Wislsperger G: Tuina. Chinesische manuelle Therapie füre Patienten und Therapeuten. Müller & Steinicke, München 2006 Fatrai A, Uhrig S, Engelhardt U, Hempen C-H, Han C, Hummelsberger J, Leonhardy H: Chinesische Medizin in der Augenheilkunde. Elsevier, München–Jena 2005 Fatschel J: Akupunkturtherapie der perennialen Rhinitis allergica: eine klinische plazebokontrollierte Studie. Hgm 1991;4:217–219. Focks C, Hillenbrand N (Hrsg.): Leitfaden Traditionelle Chinesische Medizin. 5. Aufl. Elsevier, München–Jena 2006 Gernet J: Die chinesische Welt. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988 Gu Yue Hua: The Acupuncture Treatment of Urticaria, Eczema and Neurodermatitis. J Chin Med 1988;26:14–17 Han Chaling: Leitfaden Tuina. 2. Aufl. Elsevier, München–Jena 2005 Hartner W: Heilkunde im Alten China. Sinica 1941;XVI:217–265, Sinica 1942;XVII:27–89 Hauswald B, Langer H: Akupunktur und Laserakupunktur bei Rhinopathia pollinosa – Ergebnisse einer klinisch kontrollierten Studie. AKU 1989;17:14–21 Hauswald B, Schmidt C, Knothe J, Hüttenbrink K: Wirksamkeit der Akupunkturtherapie bei allergischer Rhinitis (Hausstaubmilben) im Vergleich zur Therapie mit einem Antihistaminikum (Loratadin) www.daegfa.de/wissenschaft – Studie zur Veröffentlichung eingereicht Hempen C-H: Darstellung der einzelnen Orbes („Funktionsbereiche“) in der chinesischen Medizin. Chin Med, München 1991–1993 Hempen C-H: dtv-Atlas zur Akupunktur. 5. Aufl. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999 Hempen C-H, Fischer T: Leitfaden Chinesische Phytotherapie. 2. Aufl. Elsevier, München-Jena 2006 Hempen C-H, Fischer S, Hummelsberger J, Koch A, Leonhardy H, Nögel R, Thede C, Wullinger M: Leitfaden Chinesische Rezepturen. Elsevier, München–Jena 2006 Hobb J, Hopwood V: Acupunture for the Treatment of Eczema: A Care Study. J Chin Med 2004;76:45–49 Huo Jinglun, Geng Chun´e: Treatment of Pediatric Diseases in Traditional Chinese Medicine. Academy Press, Beijing 1995 Joos S, Schott C, Zou H, Daniel V, Martin E: Akupunktur – Immunologische Effekte bei der Behandlung des allergischen Asthma bronchiale. Allergologie 1997;20: 63–68 Kovacs J, Unschuld PU: Essential Subtleties on the Silver Sea (The Yin-hai jing-wei). University of California Press, Berkeley 1998 Lai X: Observation on the Curative Effect of Acupuncture on Type I Allergic Diseases. J Tradit Chin Med 1993;13:243–248 Langer H, Hauswald B: Langzeitstudie über die Therapie der Rhinopathia pollinosa mittels Akupunktur bzw. Laserakupunktur. Erfahrungsheilkunde 1992;4:261–267 Latchman Y, Banerjee P, Poulter LW, Rustin M, Brostoff J: Association of Immunological Changes with Clinical Efficacy in Atopic Eczema Patients Treated with Traditional Chinese Herbal Therapy (Zemaphyte®). Int Arch Allergy Immunol 1996;109:242–249 Lau BH, Wong DS, Slater JM: Effect of Acupuncture on Allergic Rhinitis: Clinical and Labratory Evaluations. Am J Chin Med 1975;3:263–270 Lehmann V: Wirksamkeit der Akupunktur und Elektropunktur bei Rhinopathia allergica – eine prospektive randomisierte Vergleichsstudie. AKU Akupunktur Theorie und Praxis 1989;17:98– 109
Literatur
Linde N: Ohrakupunktur, Leitfaden für Theorie und Praxis. 2. Aufl. Sonntag, Stuttgart 1999 Liu Guohui: Warm Diseases. A Clinical Guide. Eastland Press, Seattle 2001 Kastner J: Propädeutik der chinesischen Diätetik. Hippokrates, Stuttgart 2001 Maciocia G: The Foundations of Chinese Medicine. Churchill Livingstone, Edinburgh-London-Melbourne-New York 1989 Maciocia G: The Practice of Chinese Medicine. The Treatment of Diseases With Acupuncture and Chinese Herbs. Churchill Livingstone, Edinburgh–London–New York 1994 Magnusson AL, Svensson RE, Leivrik C, Gunnarsson RK: The Effect of Acupuncture on Allergic Rhinitis: A Randomized Controlled Clinical Trial. Am J Chin Med 2004;2:105–115 Medici TC, Grebski R, Wu J, Hinz G, Wütherich B: Acupuncture and Bronchial Asthma: A LongTerm Randomized Study of the Effects of Real Versus Sham Acupuncture Compared to Controls in Patients with Bronchial Asthma. J Alt Comp Med 2002;8:737–750 Mitchell C, Ye F, Wiseman N: Shang han lun – On Cold Damage. Churchill Livingstone, London 1999 Ng DK, Chow PY, Ming SP, et al.: A Double-Blind, Randomized, Placebo-Controlled Trial of Acupuncture for the Treatment of Childhood Persistent Allergic Rhinitis. Pediatrics 2004;114:1242– 1247 Nogier PMF: Lehrbuch der Auriculotherapie. Maisonneuve, Saint-Ruffine 1973 Nogier PMF: Praktische Einführung in die Aurikulotherapie. Maisonneuve, Saint-Ruffine 1978 Pfab F. et al: Preventive Effect of Acupuncture on Histamine-Induced Itch: A Blinded, Randomized, Placebo-Controlled, Crossover Trial. J Allergy Clin Immunol 2005:1386–1388 Porkert M: Klinische Chinesische Pharmakologie. VfM Ewald Fischer, Heidelberg 1978 Porkert M: Klassische chinesische Rezeptur. Acta medicinae sinensis, Zürich 1984 Porkert M.: Die Theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin. Acta Medicinae Sinensis, Phainon, Dinkelscherben 1991 Porkert M: Neues Lehrbuch der chinesischen Diagnostik. Acta Medicinae Sinensis, Phainon, Dinkelscherben 1993 Porkert M, Hempen C-H: Systematische Akupunktur. Urban & Schwarzenberg, München–Wien– Baltimore 1985 Reuther I. Qigong bei der Behandlung von Asthma. Chinesische Medizin 1998/1;13:18–27 Ross J: Zang Fu – The Organ Systems of Traditional Chinese Medicine. Churchill Livingstone, London 1984 Scott J: Infantile Eczema: Treatment by Acupuncture. J Chin Med 1994;45:9–13 Scott J, Barlow T: Acupuncture in the Treatment of Children. 3. ed. Eastland Press, Seattle 1999 Sivin N: Traditional Medicine in Contemporary China. Center for Chinese Studies, University of Michigan 1987 Sheehan MP, Atherton DJ: A Controlled Trial of Traditional Chinese Medicinal Plants in Widespread Non-Exudative Atopic Eczema. Brit J Dermatology 1992;126:179–184 Sheehan MP, Rustin MH, Atherton DJ, et al.: Efficacy of Traditional Chinese Herbal Therapy in Adult Atopic Disorder. Lancet 1992;340:13–17 Sheehan MP, Stevens H, Ostlere LS, Atherton DJ, Brostoff J, Rustin MHA: Follow-Up of Adult Patients with Atopic Eczema Treated with Chinese Herbal Therapy for 1 Year. Clinical and Experimental Dermatology; 1995;20:136–140 Stöger E: Arzneibuch der Chinesischen Medizin. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2001 Stör W: Auf dem Weg zu Qualitätsstandards in der Akupunkturbehandlung des Asthma bronchiale; Vortrag gehalten am 2.6.2002 auf dem 6. Mainzer Akupunktur-Symposium Stör W: Effekte der Akupunktur, Diskussion auf dem Boden neuer Studienergebnisse; Vortrag gehalten am 25.6.2006 auf der OMV der SMS, München Stux G, Stiller N, Berman B, Pomeranz B: Akupunktur, Lehrbuch und Atlas. 5. Aufl. Springer, Berlin–Heidelberg–New York 2003
553
554
Literatur
Vogel C, Koch P, Knop J, Saloga J: Subjektive und objektivierbare Wirkungen der Akupunktur auf allergische Reaktionen – eine experimentelle randomisierte Studie. Dt. Ztschr. f. Akup. 2001;4:260–267 Witt CM, Brinkhaus B, Jena S, Selim D, Straub C, Willich SN: Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur. Dtsch Ärzteblatt 2006;103:A196–202 Wolkenstein E, Horak F: Protective Effect of Acupuncture on Allergen Provoked Rhinitis. Wien Med Wochenschr 1998;148:450–453 Wong K Chimin, Wu Lien-Teh: History of Chinese Medicine. Southern Materials Center, Taipei 1985 Wu Jun: Differentialdiagnose bei Juckreiz. Chin Med 1996;11:70–73 Wu Yanping: Ernährungstherapie mit chinesischen Kräutern. Die chinesische Diätetik kombiniert mit Phytotherapie. Elsevier, München–Jena 2005 Wullinger M: Mitschrift der Vorlesungen am Chengdu College of Traditional Chinese Medicine 1993 Wullinger M: Klinische Erfahrungen aus dem Kollegenkreis: Die erfolgreiche Behandlung eines Patienten mit Neurodermitis. Chin Med 1997;12:131–133 Wullinger M: Differentialdiagnose und Therapie der allergischen Rhinitis mit Akupunktur und chinesischen Arzneimitteln, Teil 1 u. 2. Chin Med 2006;21:1–19, 53–67 Xuan Lihua: The Treatment of Chronic Urticaria with the Thick Needle. J Chin Med 2006;81:34–35 Xue CC, English R, Zhang JJ, Da Costa C, Li CG: Effect of Acupuncture in the Treatment of Seasonal Allergic Rhinitis: A Randomized Controlled Clinical Trial. Am J Chin Med 2002;30:1–11 Zhang Guanghua: Zur Behandlung von Asthma bronchiale mit chinesischer Phytotherapie. Chin Med 1999;14:136–142 Zhang Peiqin: Das bronchioläre Asthma – seine Pathologie, Differentialdiagnose und Behandlung (Teil I und II). Chin Med 1990;5:23–26, 45–53 Zhang Yifang: Treatment of Hay Fever by Acupuncture. JCM 1999;61:20–24 Zhu You-Ping: Chinese Materia Medica: Chemistry, Pharmacology an Applications. Harwood Academic Publishers, Amsterdam 1998
Chinesischsprachige Literatur Chai Tiequ et al.: Akupunktur- und Tuina-Ambulanz: Allergische Erkrankungen (Zhentui menzhen – Biantai fanyingxing jibing). Verlag für wissenschaftliche und technische Dokumente, Beijing 2006 Chen Dacan et al.: Ausgewählte dermatologische Erkrankungen (Pifuxing bingke zhuanbing). 2. Aufl. Volksverlag für Hygiene (Renmin weisheng chubanshe), Beijing 2005 Chen Mingju et al.: Traditionelle chinesische Augenheilkunde (Zhongyi yanke xue). Wissenschaftsverlag, Beijing 1996 Chen Xiaofeng et al.: Die Integration von chinesischer und westlicher Medizin – Allergologie (Zhongxiyi jie he – biantai fanyingbing xue). Volksverlag für Hygiene, Beijing 2003 Fan Binghua et al.: Selbstbehandlung mit Tuina bei häufigen geriatrischen Erkrankungen (Laonian changjianbing ziwo tuina). Verlag für Wissenschaft und Technik Zhejiang, Hangzhou 2000 Feng Weibin et al.: Ausgewählte respiratorische Erkrankungen (Huxike zhuanbing). Volksverlag für Hygiene (Renmin weisheng chubanshe), Beijing 2003 Gao Jiansheng et al.: Reihe „Basiswissen zu klinischen Anzeichen der chinesischen Medizin”, Band Augenheilkunde (Jiceng zhongyi linzheng bidu daxi). Verlag für Wissenschaft und Technik, Beijing 1997 He Wenbin et al.: Unbefangene Fragen (Suwen). Chinesischer Verlag für Medizin, Naturwissenschaften und Technik (Zhongguo yiyao keji chubanshe), Beijing 1998 Hu Liansheng et al.: Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde in der chinesischen Medizin (Zhongyi erbi yanhou ke xue). Chinesischer Verlag für Chinesische Medizin und Arzneimittel, Beijing 2004
Literatur
Li Fancheng et al.: Die Integration von chinesischer und westlicher Medizin in der Hals-, Nasenund Ohren-Heilkunde (Zhongxiyi jiehe erbi yanhou ke xue). Volksverlag für Hygiene, Beijing 2001 Li Jingwei et al.: Großes Lexikon der chinesischen Medizin (Zhongyi da cidian). Volksverlag für Hygiene (Renmin weisheng chubanshe), Beijing 1995 Li Mingjun et al.: Selbstmassage in Bildern (Buchreihe) (Ziwo anmo tujie). Verlag für Wissenschaft und Technik Jilin, Changchun 2003–2005 Li Yunying et al.: Ausgewählte Erkrankungen aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (Erbihouke zhuanbing). 2. Aufl. Volksverlag für Hygiene (Renmin weisheng chubanshe), Beijing 2005 Li Zhuanke et al.: Neue traditionelle chinesische Augenheilkunde (Xinbian zhongyi yanke xue). Volksverlag für Militärmedizin, Beijing 1997 Li Zhuanke et al.: Traditionelle chinesische Augenheilkunde (Zhongyi yanke xue). Volksverlag für Hygiene, Beijing 1999 Liu Guopu: Diätetische Behandlung von inneren Erkrankungen (Neikebing yinshi liaofa). Verlag für die Verbreitung von Wissenschaft Shanghai (Shanghai kexue puji chubanshe), Shanghai 1998 Lu Zhaolin et al.: Abhandlung über Ursprung und Verlauf aller Krankheiten (Zhubing yuanhou lun). Verlag für Wissenschaft und Technik Liaoning (Liaoning kexue jishu chubanshe), Shenyang 1999 Luo Xiaorong et al.: Ausgewählte Erkrankungen aus der Kinderheilkunde – Diagnose und Behandlung mit chinesischer Medizin (Erke zhuanbing zhongyi linchuang zhenzhi). Volksverlag für Hygiene, Beijing 2005 Lü Jianping et al.: Akupunktur (Zhenjiuxue). Wissenschaftsverlag (Kexue chubanshe), Beijing 1996 Meng Shen: Diätetische Drogenkunde (Shiliao bencao). Datiert 704, Nachdruck: Verlag für Wissenschaft und Technik Anhui (Anhui kexue jishu chubanshe), Hefei 2003 Neue Medizinische Akademie Jiangsu: Großes Lexikon der chinesischen Arzneimittel (Zhongyao da cidian). Verlag für Wissenschaft und Technik Shanghai (Shanghai kexue jishu chubanshe), Shanghai 1997 Shen Guoquan et al.: Illustrationen zu Tuina-Techniken (Tuina shoufa tujie). Verlag für Wissenschaft und Technik Shanghai, Shanghai 2004 Tan Yisong et al.: Angelpunkt der Struktivkraft (Lingshu jing). Chinesischer Verlag für Medizin, Naturwissenschaften und Technik (Zhongguo yiyao keji chubanshe), Beijing 1998 Tian Daihua et al.: Praktisches Lexikon chinesischer Arzneimittel (Shiyong zhongyao cidian). Volksverlag für Hygiene (Renmin weisheng chubanshe), Beijing 2003 Wang Chengmin et al.: Vollständiges Buch zur chinesischen Massage (Zhongguo anmo quanshu). Huaxia-Verlag, Beijing 1999 Wang Chenying et al.: Traditionelle chinesische Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (Zhongyi erbihoukexue). Wissenschaftsverlag Beijing, 1996 Wang Qi et al.: Orbisikonographie in der Chinesischen Medizin (Zhongyi zangxiang xue). Volksverlag für Hygiene (Renmin weisheng chubanshe), Beijing 1997 Wang Xudan: Handbuch zur natürlichen Behandlung von Asthma mit chinesischer und westlicher Medizin (Qichuan zhongxiyi shuangxiao ziliao shouce). Wangjiaoshe-GmbH Taibei, 2000 Wang Yue et al.: Die typische TCM-Behandlung von Asthma bronchiale (Zhiqiguan xiaochuan de zhongyi tese liaofa). Verlag der Universität für TCM Shanghai, Shanghai 2004 Xiao Guoshi et al.: Klinisches Handbuch der traditionellen chinesischen Augenheilkunde (Zhongyi yanke linchuang shouce). Volksverlag für Hygiene, Beijing 1996 Xu Youfang et al.: Sammlung berühmter Werke zur chinesischen Augen- und Hals-Nasen-OhrenHeilkunde (Zhongyi wuguanke mingzhu jicheng). Huaxia-Verlag, Beijing 1998 Zeng Qinghua et al.: Praktische Akupunktur in der Augenheilkunde und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (Shiyong yan erbihou zhenjiuxue). Volksverlag für Hygiene (Renmin weisheng chubanshe), Beijing 1998 Zhang Meifang et al.: Ausgewählte Erkrankungen aus der Augenheilkunde (Yanke zhuanbing). 2. Aufl. Volksverlag für Hygiene (Renmin weisheng chubanshe), Beijing 2005
555
556
Literatur
Zhang Piao et al.: Die Behandlung von geschwächter Immunfunktion mit chinesischer Medizin (Mianyi gongneng jiantui zhongyi zhiliao). Verlag für Wissenschaft und Technik Jiangsu, Nanjing 2004
Literatur zur westlichen Allergologie Altmeyer P, Dirschka T, Hartwig R: Klinikleitfaden Dermatologie – Allergologie, Angiologie, Andrologie Proktologie. Gustav Fischer, Ulm 1998 Boenninghaus H-G, Lenarz T: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. 12. Aufl. Springer, Heidelberg 2005 Holgate S, Churck M, Kapp A: Allergologie. Ullstein Mosby, Berlin–Wiesbaden 1996 Jarisch R: Histamin-Intoleranz, Histamin und Seekrankheit. Thieme, Stuttgart–New York 2004 Ring J: Angewandte Allergologie. 3. Aufl. Urban & Vogel, München 2004 Thiemes Innere Medizin: TIM. Thieme, Stuttgart–New York 1999
Ausbildungsangebote in chinesischer Medizin (D, CH, A) Aus der großen Zahl von Ausbildungsangeboten haben wir im Folgenden eine Auswahl von Fachgesellschaften im deutschsprachigen Raum aufgeführt. Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin, Societas Medicinae Sinensis, SMS Franz-Joseph-Straße 38, D-80801 München Ärztliche Ausbildung und allgemeine Fragen: Tel. (089) 38 88 80-31, Fax (089) 38 88 80-66 Offene Schule (Aus- und Fortbildungen in Qigong, Taiji, Tuina, Diätetik): Tel. (089) 75 90 57-85, Fax (089) 75 90 57-86 Internet: www.tcm.edu oder www.akupunktur.ch E-Mail:
[email protected] (Ärztliche Schule),
[email protected] (Offene Schule) Schweizerische Ärztegesellschaft für Akupunktur – Chinesische Medizin, SAGA – TCM Postfach 2003, CH-8021 Zürich Tel. (0878) 80 22-88 Internet: www.saga-tcm.ch E-Mail:
[email protected] Kursorganisation: Institut für Medizinische Fortbildung, IMF Birkenmatte 6–8, CH-6343 Risch-Rotkreuz Tel. (041) 79 07-000, Fax (041) 79 07-001 Internet: www.imf.edu E-Mail:
[email protected] Universität Witten-Herdecke, Fortbildungsgang TCM Sekretariat Frau Wessel Alfred-Herrhausen-Str. 50, D-58448 Witten Tel. (02302) 926 705, Fax (02339) 49 55 Internet: www.tcm-studium.de
558
Ausbildungsangebote
Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V., DÄGfA Würmtalstr. 54, D-81375 München Tel. (089) 710 05-11, Fax (089) 710 05-25 Internet: www.daegfa.de E-Mail:
[email protected] Deutsche Akupunktur Gesellschaft Düsseldorf Goltsteinstr. 26, D-40211 Düsseldorf Tel. (0211) 36 90 99, Fax (0211) 36 06 57 Internet: www.akupunktur-arzt.de Deutsche Gesellschaft für Akupunktur und Neuraltherapie, DGfAN Mühlweg 11, D-07368 Ebersdorf Tel. (036651) 550-75, Fax (036651) 550-74 Internet: www.dgfan.de E-Mail:
[email protected] Forschungsgruppe Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V., FATCM Sekretariat Gisela Kraus Postfach 1333, D-85563 Grafing Tel. (08092) 847-34, Fax (08092) 847-39 Internet: www.forschungsgruppe-akupunktur.de E-Mail:
[email protected] AGTCM e.V. Wisbacher Straße 1, D-83435 Bad Reichenhall Tel. (08651) 69 09 19, Fax (08651) 71 06 94 Internet: www.agtcm.de E-Mail:
[email protected] EIOM – European Institute of Oriental Medicine Volker Scheid Augustenstr. 77, D-80333 München Tel. (089) 52 05 75-80 Fax (089) 52 05 75-81 Internet: www.eiom.de E-Mail:
[email protected] Ausbildungsangebote
Assoziation Schweizer Ärztegesellschaften für Akupunktur und Chinesische Medizin, ASA Sekretariat ASA Postfach, CH-8575 Bürglen Tel. (041) 7 16 34 66-19, Fax (041) 7 16 34 66-18 Internet: www.akupunktur-tcm.ch E-Mail:
[email protected] Donauuniversität Krems, Zentrum für chinesische Medizin & Komplementärmedizin Dr.-Karl-Dorrek-Str. 30, A-3500 Krems Tel. (02985) 2666-601 Fax (02985) 2666-666 Internet: www.donau-uni.ac.at/tcm Österreichische Gesellschaft für traditionelle chinesische Medizin, ÖGTCM Wickenburggasse 4/1, A-1080 Wien Tel. (01) 5 86 89 00 Medizinische Gesellschaft für Qigong Yangsheng e.V. Colmantstr. 9, D-53115 Bonn Tel. (0228) 69 60-04, Fax: (0228) 69 60-06 Internet: www.qigong-yangsheng.de E-Mail:
[email protected] 559
Register ■■■■
A
Abdomen reiben 195 Abkochung der Sechs Edlen für die Wandlungsphasen Metall und Wasser (Jinshui liujun jian) 309 Absud 228 Aconiti radix lateralis praeparata (Fuzi) 262, 306, 397, 434 Kochzeiten 230 Acori graminei rhizoma (Shichangpu) 103, 375, 384, 480 Kochzeiten 230 ACTH (adrenocorticotropes Hormon) 532 Adaptationsprozesse, Akupunktur 533 aestus (Sommerhitze, shu) 22 Agastachis herba (Huoxiang) 283, 354 Agenzien krankheitsauslösende (bingyin) 20 neutrale 25 sechs äußere (liuyin) 20 Aku-Moxi-Therapie 435 Akupunktur 435 Behandlung allergischer Erkrankungen 60 Grundlagen 49 Häufigkeit und Intervalle 56 und Moxa 49 Nadelanzahl 56 Punktauswahl 57 Punkte 52, 230 Technik 57 Wirkungsmechanismen, westliche Erklärungsmodelle 531 algor (Kälte, han) 19, 23, 415 algor venti (Wind-Kälte, fenghan) 477, 479 Urtikaria 318 mit Schleim (pituita, tan), Sinusitis 373 algor-bedingtes (Kälte, han) Asthma 296 Alismatis rhizoma (Zexie) 435 Alkohol, Eigenschaften 131 Allergien Akupunkturpunkte 60 Empfehlungen zur Vorbeugung 429 im klassischen China 1, 3 im modernen China 3 Nahrungsmittel 116 Allergische Diathese 482 Allergische Reaktionen, wissenschaftliche Studien 527 Allergische Rhinitis 416, 437 Allergische Rhinokonjunktivitis 447 Fallbeispiele 447 Allergisches Asthma 457 Fallbeispiele 454, 457, 459 Lebensmittelkreuzallergien 454
Alpiniae oxyphyllae fructus (Yizhiren) 306 Amomi cardamomi fructus (Baidoukou) 383, 400 Amomi xanthioidis fructus (Sharen) 366, 422 Amygdalin 535 an (Pressen) 136 Anemarrhenae rhizoma (Zhimu) 44, 91, 257, 325, 537 Angelicae dahuricae radix (Baizhi) 46, 96, 235, 245, 374, 378, 384, 447, 477, 478, 479, 480, 537 Angelicae sinensis radix (Danggui) 47, 283, 306, 309, 327, 329, 346, 395, 433, 537 Angioödem 314 Apfel, Eigenschaften 126 Aquilariae lignum (Chenxiang) 306, 536 Arachidonsäure 532 ARC (Acupuncture in Routine Care) 485 Arctii fructus (Niubangzi) 274, 317, 456, 483 ardor (Glut, huo) 22 und calor der oo. hepaticus et felleus (Glut und Hitze der Fk Leber und Gallenblase, gan dan re huo), Sinusitis 379 und Hitze (calor, re) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng) allergische Konjunktivitis 275 allergische saisonale Rhinitis 240 Arecae pericarpium (Dafupi) 354, 383 Arecae semen (Binglang) 357 ariditas (Trockenheit, zao) 24 ART (Acupuncture Randomized Trials) 485 Artemisiae capillaris herba (Yinchenhao) 280, 354 Arzneimittel, chinesische 430 Befrieden des Fk Leber und Besänftigen von Wind 104 Darreichungsformen 95 Einzelmittel 95 Feuchtigkeit ausscheidende 104 Feuchtigkeit umwandelnde aromatische 103 Funktionskreisbezug 91 Geschmacksrichtung 90 Indikationen 92 Kochzeit 228 Kühlen von innerer Hitze 99 die Oberfläche öffnend 95 Paradigma 92 Pharmakologie 535 Qi und Xue regulierend 106 Qualifizierung 88 Rezepturen, klassische 93 Schleim umwandelnd und Husten stillend 106 stützend und ergänzend 108 Temperaturverhalten (xing) 89
562
Register
Arzneimittel, chinesische Verdauung unterstützend 108 Wirkung 92 Arzneimitteltherapie, chinesische 88 Grundlagen 88 Modifikationen 228 Prinzipien 228 Asari radix (Xixin) 94, 255, 260, 263, 297, 477, 478, 536 Assimilationsstörung der Mitte (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) 459 Asteris radix (Ziwan) 297 Asthma bronchiale 252, 293, 417, 421, 422, 436-438, 440, 441 allergisches 335, 457, 507, 511 wissenschaftliche Studien 505, 507 Hitze-bedingtes 455 beim Kind 424 Tuina 168 wissenschaftliche Studien 508, 513, 514, 515 Astragali radix (Huangqi) 109, 236, 255, 257, 263, 282, 303, 327, 346, 392, 394, 431, 433, 446, 447, 480, 501 Atem, Techniken 441 Atemwegserkrankungen 437 Atemwegsinfektionen 232 rezidivierende 412 Atopische Dermatitis, wissenschaftliche Studien 517 Atopisches Ekzem 418, 466, 471 Fallbeispiele 466, 471 Kleinkindern 422 wissenschaftliche Studien 516, 519, 521, 523 Atractylodis macrocephalae rhizoma (Baizhu) 109, 236, 255, 257, 260, 262, 282, 303, 322, 327, 343, 354, 365, 392, 394, 397, 420, 421, 423, 431, 432, 433, 434, 478, 501 Atractylodis rhizoma (Cangzhu) 46, 91, 104, 242, 322, 343, 363, 420, 473 Aubergine, Eigenschaften 120 Aucklandiae radix (Muxiang) 260, 322, 357, 395 Kochzeiten 230 Augenlidekzem 469 Fallbeispiele 469 Aurantii fructus (Zhike) 280 Aurantii fructus immaturus (Zhishi) 360 Ausleiten (dispulsio, xie), Tuina 147
■■■■
B
ba gang (acht Leitkriterien) 18 baichongwo (Ex-LE 3, Ex 21) 82, 318, 342 Baidoukou (Amomi cardamomi fructus) 383, 400 Baihuashe shecao (Hedyotidis herba) 45 baihui (Du 20, Rg 20) 78, 167, 243, 259, 278, 311, 323, 326, 339, 342, 348, 376, 382, 396 Baijiangcao (Thlaspi herba) 45 Baijili (Tribuli fructus) 43, 45, 47, 105, 238, 241, 251, 258, 273, 276, 282, 286, 292, 317, 325, 327, 333, 338, 341, 346, 350, 363, 378, 445, 450, 451, 452, 453, 458, 462, 463, 465, 467, 469, 470, 471, 472, 482, 500, 516, 518, 520, 537, 538 Baikalein 535 Baimaogen (Imperatae rhizoma) 44, 46, 469
Baishao (Paeoniae lactiflorae radix) 38, 42, 47, 94, 96, 110, 235, 239, 242, 244, 245, 258, 263, 265, 273, 280, 283, 285, 288, 297, 319, 327, 346, 392, 405, 455, 456, 483, 500, 516, 518, 520, 537, 538, 540 Baitouweng (Pulsatillae radix) 357 Baixianpi (Dictamni cortex radicis) 44, 317, 323, 338, 344, 347, 350, 423, 473, 516, 518, 520, 537, 538 Baizhi (Angelicae dahuricae radix) 46, 96, 235, 239, 245, 248, 251, 260, 273, 374, 378, 384, 387, 393, 447, 477, 478, 479, 480, 501, 537 Baizhu (Atractylodis macrocephalae rhizoma) 109, 236, 255, 257, 260, 262, 269, 280, 282, 303, 320, 322, 327, 343, 354, 357, 360, 365, 375, 392, 394, 397, 409, 420, 421, 423, 431-434, 478, 501, 537 Bajitian (Morindae radix) 395 Bambusae folium (Xianzhuye) 44, 400, 516 Bambussprossen, Eigenschaften 121 Banxia (Pinelliae rhizoma) 94, 106, 260, 263, 279, 283, 297, 300, 303, 306, 309, 312, 357, 360, 363, 366, 370, 374, 384, 387, 392, 395, 398, 400, 420, 424, 432, 455, 456, 460, 477, 478, 480, 540, 541 Banxia xiexin tang (Pinellia-Dekokt zur Dispulsion der Leibesmitte) 357 Baohe wan (Die Harmonie schützende Pille) 359, 420 Bau- und Wehrenergie (yingqi weiqi), Disharmonie 37 Bauenergie (qi constructivum, yingqi) 8 Baum- und Gräserpollen 232 Behandlungsmethoden 49 Beishashen (Glehniae radix) 500 beishuxue (Einflusspunkte des Rückens, foramina inductoria dorsalia) 435 Benincasae semen (Dongguaren) 378 Berufsallergene 252 Bewegung, körperliche 430 Biandou (Dolichoris lablab semen) 366, 420, 422 biao (extima, Oberfläche) 18, 475 binao (Di 14, IC 14) 404 bingfeng (Dü 12, IT 12) 53 Binglang (Arecae semen) 357 bingyin (krankheitsauslösende Agenzien) 20 Biqiu (Nasenfluss mit klarem Sekret) 233 Birne, Eigenschaften 126 bitong (Ex-HN 8, Ex 3) 82, 189, 195, 218, 240, 248, 258, 261, 375, 385, 489, 491, 498 Selbstmassage 195 Tuina 188 Biyuan (Tiefer Teich in der Nase) 372 Bl 1 (V 1, jingming) 155, 163, 166 Bl 2 (V 2, cuanzhu) 70, 161, 165, 225, 237, 239, 246, 274, 278, 286, 289, 292, 376, 387, 479 Bl 7 (V 7, tongtian) 70, 236, 246, 256, 261, 264, 376, 385 Bl 12 (V 12, fengmen) 53, 70, 175, 237, 248, 256, 261, 287, 301, 304, 320, 448, 455 Bl 13 (V 13, feishu) 70, 175, 179, 189, 192, 237, 240, 245, 256, 258, 263, 266, 269, 275, 281, 283, 286, 298, 301, 304, 307, 310, 312, 321, 362, 376, 379, 393, 399, 417, 435, 436, 446, 448, 451, 455, 457, 458, 459 Bl 17 (V 17, geshu) 70, 179, 326, 328, 330, 333, 347 Bl 18 (V 18, ganshu) 70, 266, 277, 284, 290
Register
Bl 20 (V 20, pishu) 70, 193, 261, 269, 281, 286, 304, 308, 323, 328, 345, 347, 355, 361, 366, 370, 376, 385, 395, 409, 415, 436 Bl 21 (V 21, weishu) 70, 305, 345, 355 Bl 23 (V 23, shenshu) 70, 184, 186, 193, 213, 222, 245, 263, 264, 266, 269, 289, 299, 307, 310, 321, 331, 398, 409, 436 Selbstmassage 186 Tuina 184 Bl 25 (V 25, dachangshu) 72 Bl 39 (V 39, weiyang) 396 Bl 40 (V 40, weizhong) 72, 240, 245, 248, 275, 318, 325, 328, 330, 340, 342, 345, 347, 350, 418, 461, 463, 464, 465, 466, 468, 472 Bl 43 (V 43, gaohuang) 189 Blockaden Verdauung 414 Qi-Fluss des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) 448 Bluthochdruck 440 Bohe (Menthae herba) 43, 45, 235, 238, 241, 251, 273, 282, 285, 289, 292, 374, 378, 403, 405, 420, 422, 445, 447, 450, 451, 452, 453, 456, 458, 500 Kochzeiten 229 Bombyx batryticatus (Jiangcan) 43, 45, 46, 98, 105, 274, 325, 330, 424, 460, 482 Brunellae spica (Xiakucao), Kochzeiten 229 Brust kräftig gerade reiben 185 Brustmuskeln greifen 180 bu (Stützen, suppletio) 426, 427 Tuina 147 Buguzhi (Psoraleae semen) 110, 263, 269, 297, 306, 398 Bupleuri radix (Chaihu) 241, 265, 380, 395, 433, 481, 482, 538 Buthus (Quanxie) 327 Buzhong yiqi tang (Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt) 394, 433
■■■■
C
C 1 (He 1, jiquan) 178 C 7 (He 7, shenmen) 68, 278 c. lienale (Hauptleitbahn des Fk Milz, pi jing) 426 c. pulmonale (Hauptleitbahn des Fk Lunge, fei jing) 427 ca (kräftiges gerades Reiben) 142 calor (Hitze, re) 19, 416, 418, 419, 466, 468, 479, 481, 483 und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng) allergische Konjunktivitis 275 allergische saisonale Rhinitis 240 und Glut (ardor, huo) der Fk Leber und Gallenblase (oo. hepaticus et felleus gan dan re huo) Sinusitis 379 Hitze-bedingt, re 459 des o. hepaticus (Hitze des Fk Leber, ganre) 452 calor humidus (Feuchtigkeit-Hitze, shire) 464, 468, 470 der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) Sinusitis 382 mit Wind (ventus, feng) allergische Konjunktivitis 278
calor humidus (Feuchtigkeit-Hitze, shire) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) mit Überwiegen von Feuchtigkeit (humor, shi), Nahrungsmittelallergien 353 in der Wehrenergie- und Qi-Ebene (qi defensivum und Qi, weiqi qi), Infektanfälligkeit 399 calor pituitae (Schleim-Hitze, tanre) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao), Nahrungsmittelallergien 356 calor venti (Wind-Hitze, fengre) 43, 444, 457, 466 allergische Konjunktivitis 272 mit Blockierung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 451 Urtikaria 316 im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), allergische saisonale Rhinitis 237 mit Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Sinusitis 377 calor xue (Hitze des Xue, xuere) 461, 463, 471 atopisches Ekzem 340 mit Wind (ventus, feng), Urtikaria 324 calor-bedingtes (Hitze, re) Asthma 299 calor-venti-Heteropathie (Wind-Hitze-Schrägläufigkeit, fengre xie) 448, 449, 452, 481, 483 Cang'erzi (Xanthii fructus) 46, 98, 235, 238, 241, 244, 245, 260, 265, 273, 374, 381, 384, 387, 447, 453, 458, 480 Cang'erzi san (Xanthium-Pulver) 235, 374 Cangzhu (Atractylodis rhizoma) 46, 91, 104, 242, 322, 339, 343, 357, 363, 370, 395, 420, 473 Carthami flos (Honghua) 329 Cassiae semen (Juemingzi) 100, 236, 238, 273, 276, 282, 450, 451, 452, 453, 454, 500 Celosiae semen (Qingxiangzi) 100, 453, 454 Centipedae herba (Ebushicao) 96, 238, 247, 378, 536 CGRP, vasoaktive Peptide 532 Chaihu (Bupleuri radix) 241, 245, 265, 289, 380, 395, 405, 433, 481, 538, 540 Chaipo tang (Dekokt mit Bupleurum und Magnoliae cortex) 540 changqiang (Du 1, Rg 1) 211 Chantui (Cicadae periostracum) 43, 45, 46, 98, 236, 239, 241, 244, 245, 247, 251, 255, 265, 274, 289, 297, 300, 304, 312, 317, 325, 330, 333, 339, 341, 363, 403, 405, 424, 456, 460, 482, 536, 537 chengqi (Ma 1, S 1) 164 Chenpi (Citri reticulatae pericarpium) 106, 260, 279, 283, 303, 306, 309, 322, 343, 354, 360, 366, 370, 374, 392, 395, 409, 421, 424, 432, 433, 478, 537 Chenxiang (Aquilariae lignum) 306, 536 Cheqianzi (Plantaginis semen) 104, 238, 241, 273, 276, 279, 292, 339, 354, 375, 378, 381, 388, 445, 451, 452, 458, 470, 471, 478, 480, 500, 538 Kochzeiten 229 Chifuling (Poria rubra) 423 Chili, Eigenschaften 121 Chinakohl, Eigenschaften 121 Chishao (Paeoniae rubrae radix) 44, 46, 47, 101, 317, 329, 333, 339, 341, 350, 463, 467, 472, 500
563
564
Register
chize (Lu 5, P 5) 60, 174, 239, 242, 248, 258, 266, 269, 275, 277, 286, 301, 310, 379, 382, 393, 403, 406, 487, 500 Chronische Sinusitis 478 Fallbeispiele 478 Chrysanthemi flos (Juhua) 45, 98, 236, 238, 245, 273, 276, 282, 285, 288, 450, 451, 452, 453, 500 Chuanbeimu (Fritillariae cirrhosae bulbus) 286, 301, 424 Chuanmutong (Clematidis armandii caulis) 277, 344, 350, 516, 518, 520, 538 Chuanxiong (Ligistici rhizoma) 47, 91, 106, 242, 283, 310, 328, 346, 363, 375, 381 Chuanzheng 294 Chushi tang (Dekokt zum Eliminieren von Feuchtigkeit) 279 Chushi weiling tang (Feuchtigkeit ausleitendes Dekokt bestehend aus dem den Fk Magen befriedenden Pulver und dem Pulver der Fünf 'Ling'-Bestandteile) 343 Cicadae periostracum (Chantui) 43, 45, 46, 98, 236, 241, 244, 247, 255, 265, 317, 325, 330, 341, 424, 456, 460, 482, 536 Cimicifugae rhizoma (Shengma) 395, 433, 538 Cinnamomi cassiae cortex (Rougui) 330 Kochzeiten 229 Cinnamomi cassiae ramulus (Guizhi) 37, 38, 46, 94, 96, 110, 235, 319, 536 Citri reticulatae pericarpium (Chenpi) 106, 260, 279, 303, 306, 309, 322, 343, 354, 360, 374, 395, 421, 424, 432, 433, 478, 537 Citri reticulatae viride pericarpium (Qingpi) 536 Clematidis armandii caulis (Chuanmutong) 277, 344, 423, 516, 518 Clematidis caulis (Mutong) 338 Cnidii fructus (Shechuangzi) 320, 327 Codonopsitis radix (Dangshen) 260, 282, 432, 433, 501 Coicis semen (Yiyiren) 46, 104, 242, 366, 374, 381, 384, 400, 422, 458, 467, 469, 478 Coptidis rhizoma (Huanglian) 44, 91, 102, 245, 279, 325, 357, 420, 423, 468, 469, 474 Cordyceps sinensis (Dongchongxiacao) 438, 537 Corni fructus (Shanzhuyu) 277, 434 Crataegi fructus (Shanzha) 108, 360, 420 cuanzhu (Bl 2, V 2) 70, 161, 165, 225, 237, 239, 246, 274, 278, 286, 289, 292, 376, 387, 488, 489, 491 cuo (Zwirbeln) 145 Curculiginis rhizoma (Xianmao) 536 Curcumae zedoariae rhizoma (Ezhu) 330 Cuscutae semen (Tusizi) 263 Cyperi rhizoma (Xiangfu) 363
■■■■
D
dachangshu (Bl 25, V 25) 72 dadu (Mi 2, L 2) 66, 339 Dafupi (Arecae pericarpium) 354, 383 Dahuang (Rhei rhizoma) 384 Kochzeiten 230 daling (Pe 7, Pc 7) 72, 342 Dandouchi (Sojae semen praeparatum) 42, 244, 288, 400, 402, 405, 409
Danggui (Angelicae sinensis radix) 47, 283, 306, 309, 327, 329, 333, 346, 381, 395, 433, 537 Danggui yinzi (Trank mit Angelicae sinensis radix) 327, 346 Dangshen (Codonopsitis radix) 260, 269, 282, 432, 433, 501, 536, 537 Danshen (Salviae miltiorrhizae radix) 328, 347 dantian (Zinnoberfeld) 440 Danzhuye (Lophateri herba) 325, 341, 400 Daqingye (Isatidis Folium) 538 Dazao (Jujubae fructus) 38, 42, 244, 245, 288, 319, 357, 405, 445, 462, 483, 540 dazhui (Du 14, Rg 14) 78, 302, 318, 326, 331, 342, 376, 379, 401, 403, 510, 524, 528 Dekokt aus den Zwei Abgestandenen Ingredienzen (Erchen tang) 360, 374 das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt (Buzhong yiqi tang) 394, 433 das sich halb aus dem Ephedrae-herba-Dekokt und halb aus dem Cinnamomi-cassiae-ramulus-Dekokt zusammensetzt (Guizhi mahuang geban tang) 319 der drei Körner (Sanren tang) 400 der Sechs Edlen (Liu junzi tang) 259, 260, 303 der Vier Edlen (Si junzi tang) 282, 395, 432 des Wahren Kriegers (Zhenwu tang) 262 Kochzeiten 229 mit Bupleurum und Magnoliae cortex (Chaipo tang) 540 mit Gardeniae fructus und Sojae semen praeparatum (Zhizi douchi tang) 402 mit Poria, Süßholz, Ingwer, Schisandrae, Asari, Pinellia und Bittermandel (Linggan jiangwei xinxiaren tang) 541 mit Scutellariae radix und Talcum (Huangqin huashi tang) 383 mit Zimtzweigen (Guizhi tang) 38, 235 Zubereitung 228 zum Eliminieren von Feuchtigkeit (Chushi tang) 279 Den Fk Lunge erwärmende und den Fluss stoppende Arznei (Wenfei zhiliu dan) 255 depletio (energetische Schwäche des o. pulmonalis, xu) 19, 415, 417, 418, 421, 431, 432, 433, 434, 446, 448, 479 der Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei xu) 426 der Mitte (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Feuchtigkeit (humor, shi), atopisches Ekzem 342 des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) 427 des Fk Milz (o. lienalis, pi) mit Schleim (pituita, tan), allergische perenniale Rhinitis 259 des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) mit WindKälte (algor venti, fenghan), allergische perenniale Rhinitis 254 Infektanfälligkeit 391 des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit absinkendem Yang, Infektanfälligkeit 394
Register
depletio (energetische Schwäche des o. pulmonalis, xu) mit Feuchtigkeit (humor, shi) aufgrund einer konstitutionellen Schwäche, Nahrungsmittelallergien 365 des qi et xue (energetische Schwäche des Qi und des Xue, qi xue xu) mit Wind (ventus, feng) des Qi mit einer Wind-Schrägläufigkeit (ventusHeteropathie, fengxie), allergische Konjunktivitis 281 des qi pulmonale et lienale (fei pi qi xu), Asthma bronchiale 302 des Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin), allergische perenniale Rhinitis 256 des Xue mit Trockenheit (ariditas, zao) und Wind (ventus, feng), atopisches Ekzem 345 des Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang), Infektanfälligkeit 396 des Yang des Fk Niere (shenyang xu) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Asthma bronchiale 305 des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang), allergische perenniale Rhinitis 262 des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) mit Wind (ventus, feng), allergische Konjunktivitis 284 des yin pulmonale et renale (energetische Schwäche des Yin der Fk Lunge und Niere, fei shen yin xu) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Asthma bronchiale 308 des Yin und des Xue der Fk Niere und Leber (yin et xue renale et hepatici, shen gan yin xue), allergische perenniale Rhinitis 264 Urtikaria 326 depletio yang (energetische Schwäche des Yang, yangxu) 415 Dermatitis, atopische, wissenschaftliche Studien 517 Dermatologie, Differenzierung von Erkrankungen 43 Desensibilisierungs-Dekokt (Tuomin tang) 247 Di 4 (IC 4, hegu) 62, 151, 159, 162, 172, 174, 177, 178, 182, 190, 194, 196, 216, 218, 225, 236, 239, 242, 245, 248, 250, 256, 258, 261, 264, 266, 274, 277, 280, 283, 286, 289, 292, 298, 301, 304, 307, 310, 312, 318, 320, 326, 328, 333, 339, 342, 347, 350, 356, 358, 361, 364, 375, 378, 382, 384, 387, 393, 395, 398, 401, 403, 406, 409, 416, 419, 436, 444, 446, 448, 450, 451, 453, 455, 457, 459, 461, 463, 466, 468, 470, 472, 476, 477, 479, 481, 483, 486, 488, 489, 490, 491, 497, 500, 505, 506, 508, 510, 524, 525, 528 Selbstmassage 162, 172, 177, 182, 190, 196 Tuina 151, 159, 174, 194 Di 11 (IC 11, quchi) 62, 157, 177, 178, 196, 218, 237, 239, 243, 248, 250, 266, 275, 278, 280, 286, 289, 299, 301, 318, 323, 325, 328, 330, 333, 339, 342, 344, 347, 350, 355, 358, 364, 369, 376, 379, 384, 387, 396, 401, 403, 406, 409, 416, 418, 436, 454, 456, 459, 461, 463, 464, 465, 466, 468, 470, 472, 476, 481, 483 Selbstmassage 157, 177, 196 Di 14 (IC 14, binao) 404, 481 Di 20 (IC 20, yingxiang) 62, 64, 150, 155, 157, 188, 190, 193, 216, 218, 225, 226, 236, 239, 243, 245, 250, 256, 258, 264, 275, 302, 375, 379, 387, 393, 396, 444, 446, 448, 451, 453, 457, 476, 477, 479
Di 20 (IC 20, yingxiang) Selbstmassage 157, 190 Tuina 150, 154, 188, 193 Diagnostik 17 Diätetik, chinesische 112, 437 Chinesische Heilpilze 438 Grundlagen 112 Praxis 132 Diathese, allergische, Fallbeispiele 482 Dictamni cortex radicis (Baixianpi) 44, 338, 423, 473, 516 Die Harmonie schützende Pille (Baohe wan) 359, 420 Die Hauptleitbahn des Fk Lunge (c. pulmonale, fei jing) stützen (suppletio, bu) 427 Die Hauptleitbahn des Fk Milz (c. lienale, pi jing) stützen (suppletio, bu) 426 Die Mitte regulierende Pille mit Aconit (Fuzi lizhong wan) 434 Die Pille zur Überwindung des Ballgefühls in der Leibesmitte (Yueju wan) 362 Difuzi (Kochiae fructus) 44, 46, 317, 323, 338, 344 Digupi (Lycii cortex radicis) 403 Dilong (Lumbricus) 46, 105, 274, 297, 300, 304, 310, 312, 330, 424, 536 dingchuan (Ex-B 1, Ex 10) 82, 175, 181, 302, 305, 308, 310, 312, 417, 506, 510, 524 Selbstmassage 181 Dingchuan tang (Keuchen stabilisierendes Dekokt) 300 Dioscoreae oppositae rhizoma (Shanyao) 360, 366, 420, 422, 434 Disharmonie zwischen Fk Milz und Leber (oo. lienalis et hepaticus, pi gan) infolge von eingestautem Qi 475 dispulsio (Ausleiten, xie) Tuina 147 diwuhui (Gb 42, F 42) 77, 274, 277, 287, 289, 500 Diyu (Sanguisorbae radix) 350, 357 Dolichoris lablab semen (Biandou) 366, 420, 422 Dongchongxiacao (Cordyceps sinensis) 438, 537 Dongguaren (Benincasae semen) 378 Dosierung 419 dou (Schütteln) 146 Du 1 (Rg 1, changqiang) 211 Du 4 (Rg 4, mingmen) 78, 184, 222, 289, 321, 331, 399, 436 Tuina 184 Dü 12 (IT 12, bingfeng) 53 Du 14 (Rg 14, dazhui) 78, 82, 302, 318, 326, 331, 342, 376, 379, 401, 403 Du 16 (Rg 16, fengfu) 53, 76, 78, 216, 218, 320 Du 20 (Rg 20, baihui) 78, 167, 243, 259, 278, 311, 323, 326, 339, 342, 348, 376, 382, 396, 468, 475, 476 Du 23 (Rg 23, shangxing) 78, 240, 246, 250, 258, 264, 318, 321, 379, 382, 385, 416 Du 26 (Rg 26, renzhong) 151 Tuina 151 Durchgangsfunktionskreise (oo. aulici, fu) 12 Duzhong (Eucommiae cortex) 395
565
566
Register
■■■■
E
Ebushicao (Centipedae herba) 96, 238, 247, 251, 255, 300, 378, 536 Ecliptae herba (Hanliancao) 46, 247 Ei (Hühnerei), Eigenschaften 130 Eier 335, 351 Einflusspunkte des Rückens (foramina inductoria dorsalia, beishuxue) 435 Einstauungen des Qi des Fk Leber (qi hepatici, ganqi) führen zu Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) im Fk Milz (o. lienalis, pi) Nahrungsmittelallergien 362 Ekzem atopisches 232, 252, 335, 418, 422, 438, 466, 471 wissenschaftliche Studien 516, 519, 521, 523 Augenlid 469 Fallbeispiele 480 Handekzem 467 Emotionen, sieben (qiqing) 24 Endorphine 531 Energetische Schwäche (depletio, xu) 415, 421, 431, 432, 433, 434, 446, 448, 479 des Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) mit Feuchtigkeit (humor, shi) aufgrund einer konstitutionellen Schwäche 421 Nahrungsmittelallergien 365 mit absinkendem Yang, Infektanfälligkeit 394 Energetische Schwäche des Fk Lunge (depletio des o. pulmonalis, fei xu) 427 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Fk Milz (o. lienalis, pi) 418 mit Schleim (pituita, tan), allergische perenniale Rhinitis 259 Energetische Schwäche (depletio, xu) der Mitte (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei xu) 426, 448 mit Absinken des Yang 433 mit Feuchtigkeit (humor, shi) 342 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi 417 Energetische Schwäche des Qi der Fk Lunge und Milz (depletio des qi pulmonale et lienale, fei pi qi xu), Asthma bronchiale 302 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) Infektanfälligkeit 391 mit Wind-Kälte (algor venti, fenghan), allergische perenniale Rhinitis 254 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi mit einer Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie), allergische Konjunktivitis 281 Energetische Schwäche des Qi und des Xue (depletio qi et xue, qi xue xu) mit Wind (ventus, feng), Urtikaria 326 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi und des Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin) 431 allergische perenniale Rhinitis 256 mit Wind (ventus, feng) 446 Energetische Schwäche (depletio, xu) der Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) 479 und des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 431
Energetische Schwäche (depletio, xu) des Xue mit Trockenheit (ariditas, zao) und Wind (ventus, feng), atopisches Ekzem 345 Energetische Schwäche des Yang (depletio yang, yangxu) 415 und Kälte (algor, han) 415 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang) 433 Infektanfälligkeit 396 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yang des Fk Niere (yang renale, shenyang), allergische perenniale Rhinitis 262 mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Asthma bronchiale 305 Energetische Schwäche des Yin der Fk Lunge und Niere (depletio des yin pulmonale et renale, fei shen yin xu) mit Schleim (pituita, tan) im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), Asthma bronchiale 308 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin der Fk Niere und Leber (yin renale et hepatici, shen gan yin) 434 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin des Fk Lunge (yin pulmonale, feiyin) mit Wind (ventus, feng), allergische Konjunktivitis 284 Energetische Schwäche (depletio, xu) des Yin und des Xue der Fk Niere und Leber (yin et xue renale et hepatici, shen gan yin xue), allergische perenniale Rhinitis 264 Energetische Überladung (repletio, shi) 418 Energie, Grundformen 7 Enzian-Dekokt zur Dispulsion des Fk Leber (Longdan xiegan tang) 241, 276, 338, 380 Eosinophile 532 Ephedrae herba (Mahuang) 2, 3, 94, 97, 107, 236, 297, 300, 319, 455, 458, 460, 535 Kochzeiten 230 Epimedii herba (Yinyanghuo) 537 Erchen tang (Dekokt aus den Zwei Abgestandenen Ingredienzen) 360, 374 Erde, Wandlungsphase 6 Erdnüsse, Eigenschaften 119 Erkrankung, fieberhafte 412 3E 5 (T 5, waiguan) 74, 170, 216, 218, 237, 239, 275, 281, 289, 298, 305, 318, 331, 375, 385, 393, 398, 401, 403, 406, 463, 477, 479, 481 3E 6 (T 6, feihu/zhigou) 74, 246, 281, 289, 298, 339, 345, 358, 361, 364, 370, 406, 468, 476 3E 10 (T 10, tianjing) 74, 318, 328, 401, 404, 481 3E 17 (T 17, yifeng) 53 3E 23 (T 23, sizhukong) 163 Essen 430 Eucommiae cortex (Duzhong) 395 Eupatorii herba (Peilan) 420 Ex 1 (Ex-HN 3, yintang) 82, 155, 161, 236, 250, 266, 376, 382, 487, 488, 489, 491, 493, 497, 498, 501, 505 Ex 2 (Ex-HN 5, taiyang) 82, 159, 226, 274 Ex 3 (Ex-HN 8, bitong, shangyingxiang) 82, 189, 195, 216, 218, 240, 248, 258, 261, 375, 385, 489, 491, 498 Selbstmassage 195 Tuina 188
Register
Ex 10 (Ex-B 1, dingchuan) 82, 181, 310, 417, 506, 510, 524 Selbstmassage 181 Ex 13 (Ex-UE 10, sifeng) 82, 305, 361, 414 Ex 21 (Ex-LE 3, baichongwo) 82, 318, 342 Ex-B 1 (Ex 10, dingchuan) 82, 175, 181, 298, 302, 305, 308, 310, 312, 417 Selbstmassage 181 Ex-HN 3 (Ex 1, yintang) 82, 155, 161, 236, 242, 248, 250, 256, 261, 264, 266, 302, 376, 382, 387, 393, 396, 444, 446, 475, 476, 477 Ex-HN 4 (yuyao) 274 Ex-HN 5 (Ex 2, taiyang) 82, 159, 226, 274, 292 Ex-LE 3 (Ex 21, baichongwo) 82, 318, 342 Exsudation, starke 419 extima (Oberfläche, biao) 18, 475 Ex-UE 10 (Ex 13, sifeng) 82, 305, 361, 367, 414 Ezhu (Curcumae zedoariae rhizoma) 330
■■■■
F
F 1 (Gb 1, tongziliao) 74, 274, 277 F 14 (Gb 14, yangbai) 75, 76, 376 F 15 (Gb 15, toulinqi) 376, 381 F 20 (Gb 20, fengchi) 53, 76, 150, 154, 158, 160, 166, 216, 218, 236, 239, 242, 245, 248, 250, 259, 274, 277, 280, 283, 286, 289, 292, 298, 302, 318, 320, 326, 333, 339, 342, 345, 347, 350, 364, 377, 379, 381, 385, 387, 393, 399, 401, 403, 406, 487, 493, 500, 505, 524, 525 Selbstmassage 152, 158, 166 Tuina 150, 154, 160, 169 F 21 (Gb 21, jianjing) 162, 171, 176, 178 Selbstmassage 162, 171, 176 Tuina 178 F 31 (Gb 31, fengshi) 53, 76, 321, 323, 326 F 34 (Gb 34, yanglingquan) 339, 355 F 37 (Gb 37, guangming) 76, 237, 240, 242, 274, 277, 280, 283, 287, 500 F 39 (Gb 39, xuanzhong) 76, 242, 382, 416 F 41 (Gb 41, zulinqi) 404 F 42 (Gb 42, diwuhui) 77, 274, 277, 500 Fallbeispiele 443 Allergische Rhinokonjunktivitis 447 Allergisches Asthma 454, 459 Pollinose, Lebensmittelkreuzallergien, rezidivierende Tonsillitis 454 Pollinose, Sinusitis 457 Atopisches Ekzem 466, 471 Augenlidekzem 469 Chronisch rezidivierende Sinusitis, Infektanfälligkeit 476 Chronische Sinusitis 478 Handekzem 467 Infektanfälligkeit, allergische Diathese 482 Ekzem 480 Nahrungsmittelallergien 473, 475 Nahrungsmittelunverträglichkeit 473 Perenniale allergische Rhinitis 444 Sinusitis 476 Urtikaria 461
Fangfeng (Saposhnikoviae radix) 46, 47, 97, 235, 242, 251, 255, 257, 265, 279, 282, 303, 317, 320, 322, 327, 333, 339, 344, 346, 350, 355, 363, 392, 395, 398, 409, 420, 431, 462, 463, 465, 467, 472, 473, 516, 518, 520, 536, 537, 538 Fangji (Stephaniae radix) 536 Farfarae flos (Kuandonghua) 297, 300 fei (Fk Lunge, o. pulmonalis) 12, 412, 440, 446, 448, 457, 477 Disharmonien 28 fei jing (Hauptleitbahn des Fk Lunge, c. pulmonale) 427 fei qi yin (Qi und Yin des Fk Lunge, qi et yin pulmonale) 431 fei xu (Fk Lunge, o. pulmonalis) 427 feihu/zhigou (3E 6, T 6) 74, 246, 281, 289, 298, 339, 345, 358, 361, 364, 370, 406, 501 feiqi (Qi des Fk Lunge, qi pulmonale) 431 feishu (Bl 13, V 13) 70, 175, 179, 189, 192, 237, 240, 245, 256, 258, 263, 266, 269, 275, 281, 283, 286, 298, 301, 304, 307, 310, 312, 321, 362, 376, 379, 393, 399, 409, 417, 436, 493, 501, 506, 508, 510, 524 Fenchel, Eigenschaften 122 feng (Wind, ventus) 21, 446, 461, 463, 464, 470, 471 fengchi (Gb 20, F 20) 53, 76, 150, 152, 154, 158, 160, 166, 169, 214, 216, 218, 236, 239, 242, 245, 248, 250, 259, 274, 277, 280, 283, 286, 289, 292, 298, 302, 318, 320, 326, 333, 339, 342, 345, 347, 350, 364, 377, 379, 381, 387, 393, 399, 401, 403, 406, 487, 493, 500, 505, 524, 525 Selbstmassage 152, 158, 166 Tuina 150, 154, 160, 169 fengfu (Du 16, Rg 16) 53, 78, 320 fenghan (Wind-Kälte, algor venti) 477, 479 fenglong (Ma 40, S 40) 64, 170, 212, 225, 237, 248, 261, 264, 275, 281, 284, 287, 298, 301, 304, 307, 312, 345, 358, 364, 367, 375, 379, 382, 385, 387, 393, 396, 399, 403, 417, 524 fengmen (Bl 12, V 12) 53, 70, 175, 237, 248, 256, 261, 287, 301, 304, 320, 501 fengre (Wind-Hitze, calor venti) 43, 45, 444, 457, 466 mit Blockierung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 451 fengre xie (Wind-Hitze-Schrägläufigkeit, calor-ventiHeteropathie 448, 449, 452, 481, 483 fengshi (Gb 31, F 31) 53, 76, 321, 323, 326 fengxie (Wind-Schrägläufigkeit, ventus-Heteropathie) 475 Fengzhenkuai (Wind-Ausschlag-Klumpen) 315 Feuchtigkeit (humor, shi) 23, 419, 421, 452 in den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) Urtikaria 321 mit starker Exsudation 419 Feuchtigkeit ausleitendes Dekokt bestehend aus dem den Fk Magen befriedenden Pulver und dem Pulver der Fünf 'Ling'-Bestandteile (Chushi weiling tang) 343 Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) 464, 468, 470 atopisches Ekzem 337
567
568
Register
Feuchtigkeit-Hitze (calor humidus, shire) der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) Sinusitis 382 der Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei) mit Wind (ventus, feng) allergische Konjunktivitis 278 im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao) und Wind (ventus, feng) 464 in der Wehrenergie- und Qi-Ebene (qi defensivum und Qi, weiqi qi) Infektanfälligkeit 399 mit Überwiegen der Hitze-Komponente (calor, re) 468 mit Wind (ventus, feng) 470 mit Überwiegen von Feuchtigkeit (humor, shi) Nahrungsmittelallergien 353 Feuer, Wandlungsphase 6 Fieberhafte Erkrankungen 412 Fisch 351 Fk Leber (o. hepaticus, gan) Disharmonien 32 Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) 412, 427, 440, 446, 448, 457, 477 Disharmonien 28 Fk Milz (o. lienalis, pi) 415, 418, 421 Fk Milz und Leber (oo. lienalis et hepaticus, pi gan) 475 Fk Milz und Magen (Mitte, oo. lienalis et stomachi, pi wei) 412, 426, 433, 438, 448, 452, 459 Disharmonien 30 Funktionen der "Mitte" 115 Fk Niere (o. renalis, shen) 13, 441 Disharmonien 33 Fk Niere und Leber (yin renale et hepatici, shen gan) 434 foramina coniunctoria (Vereinigungspunkte, hexue) 435 foramina inductoria dorsalia (Einflusspunkte des Rückens, beishuxue) 435 foramina qi originalis (yuanxue) 435 Forsythiae fructus (Lianqiao) 45, 103, 279, 317, 360, 420, 421, 422, 456, 460, 462, 482, 483, 500 Fraxini cortex (Qinpi) 536 Fritillariae cirrhosae bulbus (Chuanbeimu) 286, 301, 424 Fritillariae thunbergii bulbus (Zhebeimu) 401, 456, 483 Fructus-Perillae-Dekokt zur Absenkung des Qi (Suzi jiangqi tang) 306 Frühlingszwiebel, Eigenschaften 122 fu (Durchgangsfunktionskreise, oo. aulici) 12 Fuling (Poria) 260, 263, 277, 279, 282, 309, 320, 322, 344, 354, 360, 363, 365, 374, 383, 392, 398, 421, 432, 435, 501, 540, 541 Kochzeiten 229 fuliu (Ni 7, R 7) 68, 302, 310, 321, 355, 396 Funktionskreise (orbes, zangfu) 11 Pathologie 28 Herz (o. cardialis, xin) 14 Leber (o. hepaticus, gan) 14 Lunge (o. pulmonalis, fei) 12 Fuping (Spirodelae herba) 43, 99, 317, 320, 325, 333, 500
fure (latente Hitze, latenter calor) 41 Fuzi (Aconiti radix lateralis praeparata) 262, 306, 397, 434 Kochzeiten 230 Fuzi lizhong wan (Die Mitte regulierende Pille mit Aconit) 397, 434
■■■■
G
gan (Fk Leber, o. hepaticus) 14 Disharmonien 32 Gancao (Glycyrrhizae radix) 42, 94, 235, 244, 245, 247, 255, 260, 276, 279, 282, 285, 288, 297, 300, 303, 306, 309, 319, 322, 325, 327, 330, 338, 341, 344, 346, 357, 366, 374, 381, 392, 394, 397, 405, 421, 423, 432, 433, 434, 450, 451, 452, 455, 456, 458, 460, 465, 469, 470, 471, 472, 473, 474, 478, 480, 483, 501, 516, 518, 520, 535, 537, 539, 540, 541 Ganjiang (Zingiberis rhizoma) 94, 245, 262, 283, 297, 303, 320, 330, 357, 397, 434, 460, 474 Ganoderma lucidum (Lingzhi) 438, 536, 538 ganre (Hitze des Fk Leber, calor des o. hepaticus) 452 ganshu (Bl 18, V 18) 70, 266, 277, 284, 290 ganyang (Du 20, Rg 20) 311 gaohuang (Bl 43, V 43) 189, 524 Gardeniae fructus (Zhizi) 44, 46, 99, 241, 276, 338, 344, 363, 380, 402, 454, 465, 468, 469, 470, 471, 481, 482, 500 Garnelen, Eigenschaften 128 Gb 1 (F 1, tongziliao) 74, 274, 277, 287 Gb 14 (F 14, yangbai) 75, 76, 376 Gb 15 (F 15, toulinqi) 76, 242, 376, 381 Gb 20 (F 20, fengchi) 53, 76, 150, 152, 154, 158, 160, 166, 169, 214, 216, 218, 236, 239, 242, 245, 248, 250, 259, 274, 277, 280, 283, 286, 289, 292, 298, 302, 318, 320, 326, 333, 339, 342, 345, 347, 350, 364, 377, 379, 381, 385, 393, 399, 401, 403, 406, 444, 448, 449, 451, 453, 457, 459, 461, 463, 466, 470, 472, 481, 483 Selbstmassage 152, 158, 166 Tuina 150, 154, 160, 169 Gb 21 (F 21, jianjing) 162, 171, 176, 178 Selbstmassage 162, 171, 176 Tuina 178 Gb 31 (F 31, fengshi) 53, 76, 321, 323, 326 Gb 34 (F 34, yanglingquan) 243, 339, 350, 355 Gb 37 (F 37, guangming) 76, 237, 240, 242, 246, 274, 277, 280, 283, 287, 289, 449, 451, 453, 457, 458, 470 Gb 39 (F 39, xuanzhong) 76, 242, 379, 382, 416 Gb 40 (F 40, qiuxu) 453, 468, 472 Gb 41 (F 41, zulinqi) 401, 404, 481 Gb 42 (F 42, diwuhui) 77, 274, 277, 287, 289 Gedeihstörung 422 Gegen (Puerariae radix) 280, 283, 317, 322, 357, 405 Gentianae radix (Longdancao) 276, 338, 380, 538 GERAC (German Acupuncture Trial) 485 Geradläufigkeit (Orthopathie, zheng) 15, 429 geshu (Bl 17, V 17) 70, 179, 326, 328, 330, 333, 347 Gesundheit 429 in der chinesische Medizin 15 Getreide, Eigenschaften 118
Register
Ginseng radix (Renshen) 109, 255, 257, 365, 394, 397, 421, 431, 432, 434, 535 Kochzeiten 230 Glehnia- und Ophiopogonis-Dekokt (Shashen maimendong tang) 285 Glehniae radix (Beishashen) 285, 500 Glut (ardor, huo) 22, 44 und Hitze der Fk Leber und Gallenblase (ardor und calor der oo. hepaticus et felleus, gan dan re huo) Sinusitis 379 und Hitze (calor, re) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng) allergische Konjunktivitis 275 allergische saisonale Rhinitis 240 Glycyrrhizae radix (Gancao) 42, 235, 244, 247, 255, 260, 276, 279, 282, 285, 288, 297, 300, 303, 306, 309, 319, 322, 325, 327, 330, 338, 341, 344, 346, 357, 366, 374, 381, 394, 397, 405, 421, 423, 432, 433, 434, 450, 451, 452, 455, 456, 458, 460, 465, 469, 470, 471, 472, 473, 474, 478, 480, 483, 501 Glycyrrhizae radix tosta (Zhigancao) 38 Glycyrrhizin 535 gongsun (Mi 4, L 4) 66, 358, 364, 367, 414 Gouqizi (Lycii fructus) 245, 277, 288, 537 Gouteng (Uncariae ramulus cum unci) 105, 238, 242, 258, 273, 277, 292, 445, 450, 451, 452, 453, 470, 471, 472 Gräserpollen 232, 335 Greifen (na) 144 guangming (Gb 37, F 37) 76, 237, 240, 242, 246, 274, 277, 280, 283, 287, 289, 500 guanyuan (Ren 4, Rs 4) 80, 331, 399, 406, 415, 436, 524 Guizhi (Cinnamomi cassiae ramulus) 37, 38, 46, 94, 96, 110, 235, 297, 319, 398, 536, 540 Guizhi mahuang geban tang (Dekokt, das sich halb aus dem Ephedrae-herba-Dekokt und halb aus dem Cinnamomi-cassiae-ramulus-Dekokt zusammensetzt) 319 Guizhi tang (Dekokt mit Zimtzweigen) 38, 235 Gurke, Eigenschaften 122 GUSE-Modell 534 Guya (Oryzae fructus germinatus) 304, 344, 366, 420, 473, 474 Gypsum fibrosum (Shigao) 44, 100, 341, 375, 378, 460, 462, 467, 470, 472, 478, 482 Kochzeiten 229
■■■■
H
H 2 (Le 2, xingjian) 72, 242, 246, 248, 277, 342, 382, 416, 419 H 3 (Le 3, taichong) 72, 164, 168, 236, 239, 240, 242, 259, 266, 274, 339, 364, 379, 416, 497, 500 H 13 (Le 13, zhangmen) 74, 284, 355, 510 han (algor, Kälte) 19, 23, 415 Handekzem 467 Fallbeispiele 467 Hanliancao (Ecliptae herba) 46, 247 Hartnäckige Feuchtigkeit (Wanshi) 336 Hauptleitbahn des Fk Lunge (c. pulmonale, fei jing) 427 Hauptleitbahn des Fk Milz (c. lienale, pi jing) 426
Hausstaubmilben 252, 270, 293, 335 Rhinitis, allergische 495 Haustier 252 Haut, starke Rötung 419 He 1 (C 1, jiquan) 178 He 7 (C 7, shenmen) 68, 243, 278, 311, 318, 323, 342, 348 Hedyotidis herba (Baihuashe shecao) 45 hegu (Di 4, IC 4) 62, 151, 159, 162, 172, 174, 177, 178, 182, 190, 194, 196, 216, 218, 225, 236, 239, 242, 245, 248, 250, 256, 258, 261, 264, 266, 274, 277, 280, 283, 286, 289, 292, 298, 301, 304, 307, 310, 312, 318, 320, 326, 328, 333, 339, 342, 347, 350, 356, 358, 361, 364, 375, 378, 382, 384, 387, 393, 395, 398, 401, 403, 406, 409, 416, 419, 486, 488, 489, 490, 491, 497, 500, 505, 506, 508, 510, 524, 525, 528 Selbstmassage 162, 172, 177, 182, 190, 196 Tuina 151, 159, 174, 194 Heilpilze, chinesische 438 heliao (Di 19, IC 19) 490 Heshouwu (Polygoni multiflori radix) 47, 537 Heteropathie (Schrägläufigkeit, xie) 15 Heuschnupfen 270, 436, 438 hexue (Vereinigungspunkte des Rückens, foramina coniunctoria) 435 Hezi (Terminaliae chebulae fructus) 255 Hirse, Eigenschaften 118 Histamin-induzierter Juckreiz, wissenschaftliche Studien 526 Hitze (calor, re) 19, 418, 419, 466, 468, 479, 481, 483 des Fk Leber (calor des o. hepaticus, ganre) 452 des Xue (calor xue, xuere) 471 atopisches Ekzem 340 mit Wind (ventus, feng) 461 des Xue (calor xue, xuere) mit Wind (ventus, feng) 463, 471 Urtikaria 324 Xue-Ebene 44 Differenzierung 43 Feuchtigkeit-Hitze (shire) 44, 46 Hitze des Xue mit Wind (xuere feng) 46 in der Qi-Ebene 43 mit roter Zunge, roten Augen, Durst 416 mit starker Rötung der Haut) 419 residuale (yure) 42 und energetische Überladung (repletio, shi) 418 und Glut der Fk Leber und Gallenblase (calor und ardor der oo. hepaticus et felleus, gan dan re huo) Sinusitis 379 und Glut (ardor, huo) des Fk Leber (o. hepaticus, gan) mit Wind (ventus, feng) allergische Konjunktivitis 275 allergische saisonale Rhinitis 240 Wind-Hitze (fengre) 45 Hitze-bedingtes (calor, re) Asthma 299, 455, 459 Holz, Wandlungsphase 6 Honghua (Carthami flos) 329 Hordei fructus germinatus (Maiya) 108, 344, 354, 360, 395, 420, 423, 460, 465, 473, 474, 482 Houpo (Magnoliae cortex) 279, 297, 306, 343, 354, 357, 360, 363, 384, 400, 451, 452, 540 Houttuyniae herba (Yuxingcao) 103, 378, 380, 536
569
570
Register
houxi (Dü 3, IT 3) 488, 489, 491 Huaihuami (Sophorae flos) 44 Kochzeiten 229 Huangbo (Phellodendri cortex) 44, 46 Huanglian (Coptidis rhizoma) 44, 91, 102, 245, 279, 325, 355, 357, 360, 370, 384, 420, 423, 468, 469, 474 Huangqi (Astragali radix) 109, 236, 255, 257, 263, 269, 280, 282, 285, 303, 320, 327, 346, 354, 375, 392, 394, 395, 398, 409, 431, 433, 446, 480, 501, 537 Huangqin (Scutellariae radix) 42, 44, 46, 102, 239, 241, 244, 245, 248, 258, 276, 279, 288, 292, 297, 300, 312, 317, 323, 338, 341, 344, 350, 355, 357, 363, 370, 375, 378, 380, 383, 388, 401, 405, 425, 453, 454, 455, 456, 458, 462, 467, 468, 469, 470, 471, 472, 473, 480, 481, 482, 483, 535, 536, 538, 540 Huangqin huashi tang (Dekokt mit Scutellariae radix und Talcum) 383 Huangqin tang (Scutellaria-Dekokt) 405 Huangqin tang jia dandouchi he xuanshen (ScutellariaDekokt mit präparierten Sojabohnen und Scrophularia) 244, 288, 405 Huashi (Talcum) 279, 323, 339, 344, 383, 400 Hühnerei 335, 351 Eigenschaften 130 Hühnerfleisch, Eigenschaften 127 humidus (Feuchtigkeit-Hitze, shire), atopisches Ekzem 337 humor (Feuchtigkeit, shi) 23, 419, 421, 452 in den Fk Milz und Magen (oo. lienalis et stomachi, pi wei), Urtikaria 321 huo (ardor, Glut)22 Glut-Toxisches 44 Huoxiang (Agastachis herba) 354, 375, 384, 400 Huoxue qufeng tang (Xue dynamisierendes und Wind beseitigendes Dekokt) 329
■■■■
I
IC 4 (Di 4, hegu) 62, 151, 159, 162, 172, 174, 177, 178, 182, 190, 194, 196, 216, 218, 225, 236, 239, 242, 245, 248, 256, 258, 261, 264, 266, 274, 277, 280, 283, 286, 289, 298, 301, 304, 307, 310, 318, 320, 328, 350, 375, 378, 384, 393, 395, 398, 403, 406, 416, 419, 486, 488, 489, 490, 491, 497, 500, 505, 506, 508, 510, 524, 525, 528 Selbstmassage 162, 172, 177, 182, 190, 196 Tuina 151, 159, 174, 194 IC 11 (Di 11, quchi) 62, 157, 177, 178, 196, 218, 237, 239, 248, 275, 280, 318, 323, 325, 328, 330, 339, 342, 344, 347, 355, 364, 379, 384, 401, 403, 406, 416, 418, 486, 500, 510, 526, 528, 534 Selbstmassage 157, 177, 196 IC 14 (Di 14, binao) 404 IC 19 (Di 19, heliao) 490 IC 20 (Di 20, yingxiang) 62, 64, 150, 155, 157, 188, 190, 193, 216, 218, 225, 226, 236, 239, 245, 256, 258, 264, 375, 379, 487, 488, 489, 491, 493, 497, 500, 505, 524 Selbstmassage 157, 190 Tuina 150, 154, 188, 193 IgA 532 Immunologische Wirkungen, Akupunktur 531
Imperatae rhizoma (Baimaogen) 44, 46, 469 Infekt 314 Infektanfälligkeit 252, 389, 421, 422, 480, 482 Fallbeispiele 480 Ingwer, Eigenschaften 122 Inneres (intima, li) 18, 481 Interleukine 532 intima (Inneres, li) 18, 481 Inulae japonicae flos (Xuanfuhua) 424, 536 Kochzeiten 230 Isatidis folium (Daqingye) 538 IT 3 (Dü 3, houxi) 488, 489, 491 IT 12 (Dü 12, bingfeng) 53
■■■■
J
Jiangcan (Bombyx batryticatus) 43, 45, 46, 98, 105, 274, 300, 325, 330, 333, 401, 424, 460, 482 jianjing (Gb 21, F 21) 162, 171, 176, 178 Selbstmassage 162, 171, 176 Tuina 178 Jianpi qufeng yin (Trank, der den Fk Milz kräftigt und Wind vertreibt) 322 Jiegeng (Platycodi radix) 91, 107, 236, 242, 255, 260, 366, 374, 378, 381, 387, 395, 422, 456 jing (Struktivpotenzial) 10 Jingjie (Schizonepetae herba) 46, 47, 97, 238, 255, 273, 279, 317, 319, 322, 325, 327, 330, 333, 341, 346, 350, 420, 445, 450, 451, 452, 453, 462, 463, 465, 467, 472, 483, 500, 516, 518, 520, 536, 538 Kochzeiten 229 jingmai (Leitbahnen, Sinarterien) 15 jingming (Bl 1, V 1) 155, 163, 166, 489, 491 Jinshui liujun jian (Abkochung der Sechs Edlen für die Wandlungsphasen Metall und Wasser) 309 jinwei (Ren 15, Rs 15) 524 jinye (Körpersäfte) 10 Erkrankungen 27 Jinyinhua (Lonicerae flos) 45, 103, 239, 274, 301, 317, 339, 341, 378, 420, 422, 456, 483, 538 jiquan (He 1, C 1) 178 Jucken wie Insektenkrabbeln (Yang ruo chongxing zheng) 271 Juckendes Auge (Muyang zheng) 271 Juckreiz Differenzierung bei allergischen Erkrankungen 45 Histamin-induzierter, wissenschaftliche Studien 526 Juemingzi (Cassiae semen) 100, 236, 238, 273, 276, 282, 286, 292, 450, 451, 452, 453, 454, 500 Juhua (Chrysanthemi flos) 45, 98, 236, 238, 245, 273, 276, 282, 285, 288, 292, 450, 451, 452, 453, 500 Jujubae fructus (Dazao) 38, 42, 244, 288, 319, 357, 405, 445, 462, 483, 540 juliao (Ma 3, S 3) 64, 226, 375
■■■■
K
Kaffee, Eigenschaften 131 Kakao, Eigenschaften 132 Kälte (algor, han) 19, 23, 415 Wind-Kälte (fenghan) 46 Kälte-bedingtes (algor, han) Asthma 296
Register
Karotte, Eigenschaften 123 Kartoffel, Eigenschaften 123 Katzenepithel 335 Keratokonjunktivitis atopische 270 vernalis 270 Keuchen stabilisierendes Dekokt (Dingchuan tang) 300 Kieferhöhlen 371 kindliche Gedeihstörungen 422 Kleines Dekokt des Grünen Drachen (Xiao qinglong tang) 294, 297, 540 Kleinkinder, atopisches Ekzem 422 Kneifen (nie) 144 Kneten (rou) 139 Knoblauch, Eigenschaften 123 Kochiae fructus (Difuzi) 44, 46, 338 Kochzeit 228 Kohl, Eigenschaften 126 Konjunktivitis 252 allergische 232, 270 Tuina 158 Koriander, Eigenschaften 123 Krämpfe 412 Krebse, Eigenschaften 128 Kuandonghua (Farfarae flos) 297, 300, 304, 536 Kuhmilch 335, 351, 389 Eigenschaften 129 Kushen (Sophorae radix) 44, 46, 102, 265, 325, 339, 341, 344, 347, 350, 363
■■■■
L
L 1 (Mi 1, yinbai) 66, 359, 395 L 2 (Mi 2, dadu) 66, 339 L 3 (Mi 3, taibai) 66, 261, 361 L 4 (Mi 4, gongsun) 66, 358, 367, 414 L 6 (Mi 6, sanyinjiao) 66, 182, 222, 281, 323, 328, 330, 344, 364, 398, 401, 419, 510, 525, 528 Selbstmassage 182 L 9 (Mi 9, yinlingquan) 66, 280, 355, 384 L 10 (Mi 10, xuehai) 67, 82, 240, 318, 323, 325, 330, 342, 344, 418, 525, 528 Laifuzi (Raphani semen) 304, 360, 420 Laserakupunktur 413 Latente Hitze (latenter calor, fure) bei konstitutioneller Schwäche des Yin und des Struktivpotenzials (jing) des Fk Niere (o. renalis, shen) allergische Konjunktivitis 287 allergische saisonale Rhinitis 243 die durch frische Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) mobilisiert wird 483 Infektanfälligkeit 404 Latenter Ausschlag (Yinzhen) 315 Latenter calor (latente Hitze, fure) bei konstitutioneller Schwäche des Yin und des Struktivpotenzials (jing) des Fk Niere (o. renalis, shen) allergische Konjunktivitis 287 allergische saisonale Rhinitis 243 Infektanfälligkeit 404 Lauch, chinesischer, Eigenschaften 121
Le 2 (H 2, xingjian) 72, 242, 246, 248, 266, 277, 286, 340, 342, 364, 379, 382, 416, 419, 444, 453, 461, 466, 470 Le 3 (H 3, taichong) 72, 164, 168, 236, 239, 240, 242, 246, 250, 259, 266, 274, 278, 284, 287, 290, 292, 326, 311, 331, 339, 345, 347, 350, 364, 377, 379, 382, 406, 416, 444, 446, 448, 449, 451, 453, 455, 457, 458, 461, 463, 465, 466, 468, 470, 472, 474, 476 Le 13 (H 13, zhangmen) 74, 284, 355, 361, 370 Lebensführung, allgemeine 430 Lebensmittelkreuzallergien 454 Leitbahnen 34 Leitbahnen (Sinarterien, jingmai) 15, 49 Leitkriterien, acht (ba gang) 18 Lentinus edodes (Xianggu) 438 Leukotriene 532 li (Inneres, intima) 18, 481 Liangxue xiaofeng san (Pulver zum Kühlen des Xue und Herauslösen von Wind) 324 Liangxue xiaofeng san jiajian (Modifiziertes Pulver zum Kühlen des Xue und Herauslösen von Wind) 341 Lianqiao (Forsythiae fructus) 45, 103, 239, 274, 279, 317, 339, 341, 360, 363, 401, 403, 420, 421, 422, 456, 460, 462, 482, 483, 500, 536, 538 Lianzi (Nelumbinis semen) 366, 422 lieque (Lu 7, P 7) 60, 170, 191, 212, 216, 222, 236, 250, 256, 275, 281, 284, 298, 305, 307, 312, 375, 382, 385, 387, 393, 399, 401, 403, 409, 416, 417, 488, 497, 500, 508 Ligustici rhizoma (Chuanxiong) 47, 91, 106, 242, 346, 363 Linggan jiangwei xinxiaren tang (Dekokt mit Poria, Süßholz, Ingwer, Schisandrae, Asari, Pinellia und Bittermandel) 541 Lingzhi (Ganoderma lucidum) 438, 536, 537, 538 Lithospermi radix (Zicao) 44, 46, 247 Liu junzi tang (Dekokt der Sechs Edlen) 259, 260, 303 Liuwei dihuang wan (Rehmannia-Pille mit Sechs Geschmacksrichtungen) 434 liuyin (sechs äußere Agenzien) 20 Longdan xiegan tang (Enzian-Dekokt zur Dispulsion des Fk Leber) 241, 276, 338, 380 Longdancao (Gentianae radix) 276, 338, 380, 538 Longgu (Mastodi fossilium ossis) 277, 310, 325, 341, 347 Lonicerae caulis (Rendongteng) 330 Lonicerae flos (Jinyinhua) 45, 103, 274, 317, 378, 420, 422, 456, 483, 538 Lophateri herba (Danzhuye) 325, 341, 400 Löwenzahn, Eigenschaften 124 Lu 1 (P 1, zhongfu) 60, 181, 256, 261, 269, 280, 284, 298, 301, 305, 308, 312, 362, 379, 393, 403 Selbstmassage 181 Tuina 179 Lu 2 (P 2, yunmen) Tuina 179 Lu 5 (P 5, chize) 60, 174, 239, 242, 248, 258, 266, 269, 275, 277, 286, 301, 310, 379, 382, 393, 403, 406, 444, 446, 448, 449, 451, 453 Lu 7 (P 7, lieque) 60, 170, 191, 212, 216, 222, 236, 250, 256, 275, 281, 284, 298, 305, 307, 312, 375, 382, 385, 387, 393, 399, 401, 403, 409, 416, 417, 455, 457, 477, 479
571
572
Register
Lu 9 (P 9, taiyuan) 60, 191, 222, 237, 248, 256, 261, 264, 266, 280, 283, 287, 298, 302, 304, 367, 396, 399 Lu 10 (P 10, yuji) 60, 240, 275, 379, 385, 401, 456, 483 Lu 11 (P 11, shaoshang) 60, 160, 212, 298, 302 Lumbalbereich kräftig gerade reiben 186 Lumbosakralbereich kräftig gerade reiben 184 Lumbricus (Dilong) 46, 105, 274, 330, 424, 536 Lungen-Funktionskreis s. Funktionskreise Lycii cortex radicis (Digupi) 403 Lycii fructus (Gouqizi) 288, 537 Lymphknotenschwellung, chronische 389 Lymphozyten, Subpopulationen 532
■■■■
M
Ma 1 (S 1, chengqi) 164 Ma 2 (S 2, sibai) 64, 159, 164, 274, 277, 280, 375 Ma 3 (S 3, juliao) 64, 226, 375 Ma 8 (S 8, touwei) 165 Ma 25 (S 25, tianshu) 64, 281, 284, 305, 323, 356, 358, 361, 364, 367, 370, 396, 415, 474 Ma 36 (S 36, zusanli) 64, 153, 173, 194, 197, 211, 213, 222, 225, 236, 246, 250, 261, 269, 281, 283, 286, 298, 304, 308, 321, 323, 328, 344, 347, 355, 358, 361, 364, 367, 369, 376, 393, 395, 401, 409, 414, 415, 417, 418, 419, 426, 427, 436, 439, 446, 448, 459, 460, 465, 466, 470, 474, 476, 477, 479, 481 Selbstmassage 153, 173, 197 Tuina 180, 194 pressen (an) und kneten (rou) 426 Ma 37 (S 37, shangjuxu) 64, 359 Ma 40 (S 40, fenglong) 64, 170, 212, 225, 237, 248, 261, 264, 269, 275, 281, 284, 287, 298, 301, 304, 307, 312, 345, 358, 364, 367, 375, 379, 382, 385, 387, 393, 396, 399, 403, 417, 448, 451, 455, 457, 458, 459, 460, 470, 477, 479, 481 Ma 44 (S 44, neiting) 64, 240, 275, 278, 280, 302, 318, 326, 331, 340, 342, 350, 356, 358, 361, 364, 369, 375, 376, 379, 385, 456, 466, 479 Magnoliae cortex (Houpo) 279, 306, 343, 354, 400, 451, 452 Magnoliae flos (Xinyi) 97, 235, 242, 247, 374, 378, 381, 445, 447, 458, 536 Mahuang (Ephedrae herba) 2, 3, 94, 97, 107, 236, 274, 297, 300, 307, 312, 317, 319, 455, 458, 460, 535, 536, 540 Kochzeiten 230 Maimendong (Ophiopogonis radix) 111, 239, 242, 257, 266, 269, 285, 301, 309, 392, 431, 445, 446, 447, 453, 454, 455, 456, 500 Mais, Eigenschaften 118, 119 Maiya (Hordei fructus germinatus) 108, 280, 304, 344, 354, 357, 360, 363, 366, 370, 395, 420, 423, 460, 465, 473, 474, 482 Mandarine, Eigenschaften 126 Massa medicata fermentata (Shenqu) 108, 354, 360, 363, 420, 424, 460, 465, 467, 472, 474, 482 Mastodi fossilium ossis (Longgu) 277 Kochzeiten 229 Tetrapanacis medulla (Tongcao) 383 Meeresfrüchte, Eigenschaften 128
Mehl (Weizenmehl), Eigenschaften 131 Menispermi radix (Shandougen) 536 Menthae herba (Bohe) 43, 45, 235, 238, 241, 273, 282, 285, 374, 378, 420, 422, 445, 447, 450, 451, 452, 453, 456, 458, 500 Kochzeiten 229 Metall, Wandlungsphase 6 Mi 1 (L 1, yinbai) 66, 359, 395 Mi 2 (L 2, dadu) 66, 339 Mi 3 (L 3, taibai) 66, 261, 305, 328, 345, 361, 385, 396 Mi 4 (L 4, gongsun) 66, 358, 364, 367, 414 Mi 6 (L 6, sanyinjiao) 66, 182, 222, 281, 284, 286, 321, 323, 328, 330, 340, 344, 347, 361, 364, 398, 401, 419 Selbstmassage 182 Mi 9 (L 9, yinlingquan) 66, 243, 280, 318, 324, 340, 355, 358, 369, 384, 396 Mi 10 (L 10, xuehai) 67, 82, 240, 318, 323, 325, 328, 330, 333, 340, 342, 344, 350, 356, 418, 436, 454, 463, 464, 465, 468 Migräne 440 Milch 335, 351, 389 Milch (Kuhmilch), Eigenschaften 129 Milchflechte (Naixuan) 336 Milchprodukte 437 Milz-Funktionskreis s. Funktionskreise mingmen (Du 4, Rg 4) 78, 184, 222, 289, 321, 331, 399, 436 Tuina 184 Mitte (Fk Milz und Magen, oo. lienalis et stomachi, pi wei) 412, 433, 438, 448, 452, 459 Mitte regulierende Pille mit Aconit (Fuzi lizhong wan) 397 mittlerer Wärmebereich (mittleres Calorium, zhong jiao) 464 mittleres Calorium (mittlerer Wärmebereich, zhong jiao) 464 mo (Reiben) 143 Modellvorhaben, Techniker Krankenkasse 511 Modifiziertes Pulver zum Kühlen des Xue und Herauslösen von Wind (Liangxue xiaofeng san jiajian) 341 Modifiziertes Pulver zum Zerstreuen von Wind und Herausleiten des Roten (Xiaofeng daochi san jiajian) 422 Mohrrübe, Eigenschaften 123 Morchel, Eigenschaften 124 Mori cortex radicis (Sangbaipi) 107, 248, 300, 309, 425, 538, 500 Mori folium (Sangye) 98, 236, 273, 276, 285, 420 Morindae radix (Bajitian) 395 Moutan cortex (Mudanpi) 44, 46, 101, 241, 324, 338, 341, 423, 435, 462, 463, 465, 469, 470, 471, 473, 537 Moxibustion 59, 435 Mudanpi (Mountan cortex) 44, 46, 101, 241, 285, 317, 324, 330, 333, 338, 341, 350, 423, 435, 462, 463, 465, 469, 470, 471, 473, 537, 538 Muli (Ostreae concha) 277, 310 Mungbohnen, Eigenschaften 119 Mutong (Clematidis caulis) 338, 341, 423 Muxiang (Aucklandiae radix) 260, 322, 357, 395 Kochzeiten 230 Muyang zheng (Juckendes Auge) 271
Register
■■■■
N
na (Greifen) 144 Nahrungsmittel bei Allergien 116, 129 Funktionskreisbezug 114 Geschmacksrichtung 113 Paradigma 113 Temperaturverhalten 113 Wirkung 114 Nahrungsmittelallergien 335, 351, 421, 422, 473 Fallbeispiele 473, 475 Nahrungsmittelempfindlichkeiten 438 Nahrungsmittelstagnation (shizhi) 414, 420 Nahrungsmittelunverträglichkeit 473 Fallbeispiele 473 Nahrungsstagnation 413 Naixuan (Milchflechte) 336 Nasenfluss mit klarem Sekret (Biqiu) 233 Nasenpolypen 252 neiguan (Pe 6, Pc 6) 72, 211, 212, 246, 281, 311, 358, 414, 510 neiting (Ma 44, S 44) 64, 240, 275, 278, 280, 302, 318, 326, 331, 340, 342, 350, 356, 358, 361, 364, 370, 375, 376, 379, 385 Nelumbinis semen (Lianzi) 366, 422 Ni 1 (R 1, yongquan) 187, 211, 212, 221, 223, 439 Selbstmassage 187 Ni 3 (R 3, taixi) 68, 184, 223, 245, 263, 269, 299, 307, 312, 321, 398, 406, 409, 479, 483 Tuina 184 Ni 6 (R 6, zhaohai) 68, 243, 258, 266, 269, 278, 286, 289, 348, 382 Ni 7 (R 7, fuliu) 68, 302, 310, 321, 355, 396 Ni 27 (R 27, shufu) 68, 310 nie (Kneifen) 144 Niubangzi (Arctii fructus) 274, 317, 403, 456, 483 Normkonventionen 5 Nüsse 351 Eigenschaften 119, 120
■■■■
O
o. cardialis (FK Herz, xin) 14 o. hepaticus (FK Leber, gan) 14 o. lienalis (FK Milz, pi) 13, 418 o. pulmonalis (Fk Lunge, fei) 12, 412, 427, 440, 446, 448, 457, 477 o. renalis (Fk Niere, shen) 13, 441 Oberfläche (extima, biao) 18, 475 Ohrakupunktur 84 Historie 84 Praxis 84 Theoretische Erklärungsmodelle 85 oo. aulici (Durchgangsfunktionskreise, fu) 12 oo. horreales (Speicherfunktionskreise, zang) 11 oo. lienalis et hepaticus (Fk Milz und Leber, pi gan) 475 oo. lienalis et stomachi (Fk Milz und Magen, Mitte, pi wei) 412, 426, 438, 448, 452, 459 Funktionen der "Mitte" 115 Ophiopogonis radix (Maimendong) 111, 242, 257, 285, 309, 431, 445, 446, 447, 453, 454, 455, 456, 500
orbes (Funktionskreise, zangfu) 11 Orthopathie (Geradläufigkeit, zheng) 15, 429 Oryzae fructus germinatus (Guya) 304, 420, 473, 474 Ostreae concha (Muli) 277 Otitiden 389 Otitis media 252
■■■■
P
P 1 (Lu 1, zhongfu) 60, 181, 256, 261, 298, 301 Selbstmassage 181 Tuina 179 P 2 (Lu 2, P 2, yunmen) Tuina 179 P 5 (Lu 5, chize) 60, 174, 239, 242, 248, 258, 266, 286, 301, 310, 379, 406, 487, 500 P 7 (Lu 7, lieque) 60, 170, 191, 212, 216, 222, 236, 256, 298, 307, 375, 393, 416, 417, 488, 497, 500, 508 P 9 (Lu 9, taiyuan) 60, 191, 222, 237, 248, 256, 283, 304, 493, 501 P 10 (Lu 10, yuji) 60, 240, 510 P 11 (Lu 11, shayoshang) 60, 160, 212 Pädiatrie 411 Paeoniae lactiflorae radix (Baishao) 38, 42, 47, 94, 96, 110, 235, 242, 244, 263, 265, 273, 285, 288, 319, 327, 346, 405, 455, 456, 483, 520 Paeoniae rubrae radix (Chishao) 44, 46, 47, 317, 329, 341, 463, 467, 472, 500 Paukenerguss 232 Pc 6 (Pe 6, neiguan) 72, 74, 211, 212, 216, 218, 246, 281, 311, 326, 358, 414, 468, 474, 510 Pc 7 (Pe 7, daling) 72, 342 Peilan (Eupatorii herba) 420 Peptide, vasoaktive 532 Perenniale allergische Rhinitis 444 Fallbeispiele 444 Perillae caulis et folium (Zisuye) 400, 477, 478, 540 Perillae fructus (Suzi) 94, 107, 236, 297, 300, 303, 306, 312, 424, 460 Persicae semen (Taoren) 310, 329, 536 Peucedani radix (Qianhu) 306 Pfeffer, Eigenschaften 129 Phellodendri cortex (Huangbo) 44, 46 pi (Fk Milz, o. lienalis) 13, 418 pi gan (Fk Milz und Leber, oo. lienalis et hepaticus) 475 pi jing (Hauptleitbahn des Fk Milz, c. lienale) 426 pi shen yang (Yang der Fk Milz und Niere, yang lienale et renale) 433 pi wei (Fk Milz und Magen, Mitte, oo. lienalis et stomachi) 412, 426, 433, 438, 448, 452, 459 Disharmonien 30 Funktionen der "Mitte" 115 Pinellia-Dekokt zur Dispulsion der Leibesmitte (Banxia xiexin tang) 357 Pinelliae rhizoma (Banxia) 94, 106, 260, 297, 300, 303, 306, 309, 357, 360, 374, 400, 420, 424, 432, 455, 456, 460, 477, 478, 480, 540 Pinienkerne, Eigenschaften 120 piqi (Fk Milz, qi lienale) 415, 421, 432
573
574
Register
pishu (Bl 20, V 20) 70, 193, 261, 269, 281, 286, 304, 308, 323, 328, 345, 347, 355, 361, 366, 370, 376, 385, 395, 409, 415, 436, 494, 524 pituita (Schleim, tan) 413, 457, 459, 479 Plantaginis semen (Cheqianzi) 104, 238, 241, 273, 276, 279, 381, 445, 451, 452, 458, 470, 471, 478, 480, 500 Kochzeiten 229 Platycodi radix (Jiegeng) 91, 107, 236, 242, 255, 260, 366, 374, 378, 422, 456 Pollen 270, 293 Pollinose 454, 457 Polygoni multiflori radix (Heshouwu) 47, 537 Polypen 232 Poria (Fuling) 260, 263, 279, 282, 309, 322, 344, 354, 360, 365, 374, 383, 432, 435, 501, 540 Kochzeiten 229 Poria rubra (Chifuling) 423 Potentilla chinensis herba (Weilingcai) 516, 518, 520 Pressen (an) 136 Prostaglandine 532 E 2 532 Prunellae spica (Xiakucao) 380 Pruni armeniacae semen (Xingren) 94, 107, 260, 297, 300, 319, 354, 400, 424, 451, 452, 455, 458, 460, 482, 535 Pruni mume fructus (Wumei) 236, 242, 255, 536, 538 Pseudoallergie 314, 351 Psoraleae semen (Buguzhi) 110, 263, 306 Puerariae radix (Gegen) 317, 322 Pugongying (Taraxaci herba) 45, 339, 341 Pulsatillae radix (Baitouweng) 357 Pulver das die Pulse hervorbringt (Shengmai san) 431 Pulver das die Pulse hervorbringt und Pulver gegen Wind aus Jade (Sheng mai san jia Yuping feng san) 257 Pulver gegen Wind aus Jade (Yu pingfeng san) 282, 303, 327, 392, 431 Pulver mit Ginseng, Poria und Atractylodis macrocephalae (Shenling baizhu san) 365, 421 Pulver zum Kühlen des Xue und Herauslösen von Wind (Liangxue xiaofeng san) 324 Pulver zur Stärkung des geradläufigen Qi (Yi jiajian zhengqi san) 354 Punkte Einflusspunkte 435 an denen das Ursprungs-Qi erreichbar ist (foramina qi originalis, yuanxue) 435 Vereinigungspunkte 435 Pycnostelmae herba (Xuchangqing) 247
■■■■
Q
Qi echtes (qi merum, zhenqi) 8 energetische Schwäche 417 Erkrankungen 26 genuines (qi genuinum, zongqi) 8 qi constructivum (Bauenergie, yingqi) 8 qi defensivum (Schwäche der Wehrenergie, weiqi) 8, 431, 477, 479 Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 431
Qi des Fk Milz (qi lienale, piqi) 415, 421, 432 qi et yin pulmonale, fei qi yin) 431 qi genuinum (genuines Qi, zongqi) 8 qi lienale (Fk Milz, piqi) 421 qi merum (echtes Qi, zhenqi) 8 qi originale (Ursprungs-Qi, yuanqi) 8 qi pulmonale (Qi des Fk Lunge, feiqi) 431 Qi und Yin des Fk Lunge (qi et yin pulmonale, fei qi yin) 431 Qiancaogen (Rubiae radix) 46, 247 Qianhu (Peucedani radix) 306, 378 Qigong 440 wissenschaftliche Studien 513 qihai (Ren 6, Rs 6) 80, 263, 264, 269, 284, 286, 299, 308, 321, 329, 367, 398, 409, 415, 418, 436, 494 Qingpi (Cetri reticulatae viride pericarpium) 536 Qingxiangzi (Celosiae semen) 100, 453, 454 Qinpi (Fraxini cortex) 536 qiqing (sieben Emotionen) 24 Qiuti (Verstopfte Nase, Nasenfluss mit klarem Sekret und Niesen) 233 Quaddeln 314 Quanxie (Buthus) 327, 347 quchi (Di 11, IC 11) 62, 157, 177, 178, 196, 218, 237, 239, 243, 250, 266, 275, 278, 280, 286, 289, 299, 301, 318, 323, 325, 328, 330, 333, 339, 342, 344, 347, 350, 355, 358, 364, 369, 376, 379, 384, 396, 401, 403, 406, 409, 416, 418, 486, 500, 510, 526, 528, 534 Selbstmassage 157, 177, 196 Qi 8 Quincke-Ödem 314
■■■■
R
R 1 (Ni 1, yongquan) 187, 212, 221, 223, 439 Selbstmassage 187 R 3 (Ni 3, taixi) 68, 184, 223, 245, 263, 269, 307, 398, 406, 510 Tuina 184 R 6 (Ni 6, zhaohai) 68, 258, 266, 269, 289 R 7 (Ni 7, fuliu) 68, 310, 321 R 27 (Ni 27, shufu) 68, 310 Raphani semen (Laifuzi) 304, 360, 420 RCT (randomisierte kontrollierte Studie) 485 re (Hitze, calor) 19, 416, 418, 419, 459, 466, 468, 479, 481, 483 Differenzierung 43 Rehmanniae radix (Shengdihuang) 44, 46, 47, 101, 241, 276, 309, 324, 338, 341, 346, 422, 463, 470, 471, 472, 520, 537 Rehmanniae radix praeparata (Shudihuang) 110, 265, 434 Rehmannia-Pille mit Sechs Geschmacksrichtungen (Liuwei dihuang wan) 434 Reiben (mo) 143 Reiben, kräftiges gerades (ca) 142 Reis, Eigenschaften 119 Ren 3 (Rs 3, zhongji) 396 Ren 4 (Rs 4, guanyuan) 80, 331, 399, 406, 415, 436 Ren 6 (Rs 6, qihai) 80, 263, 264, 269, 284, 286, 299, 308, 321, 329, 367, 376, 398, 409, 415, 418, 436, 483
Register
Ren 8 (Rs 8, shenque) 415 Ren 9 (Rs 9, shuifen) 80, 355 Ren 10 (Rs 10, xiawan) 80, 358 Ren 12 (Rs 12, zhongwan) 80, 261, 281, 305, 358, 361, 364, 367, 370, 384, 414, 417, 474, 476 Ren 17 (Rs 17, tanzhong) 80, 170, 172, 174, 176, 183, 184, 211, 213, 237, 275, 298, 301, 304, 308, 310, 312, 362, 417, 451, 455, 457, 458 Selbstmassage 171, 176 Tuina 170, 174, 183 Ren 22 (Rs 22, tiantu) 81, 153, 170, 172, 183, 212, 298, 301, 308, 310, 418 Selbstmassage 153, 171, 183 Tuina 170 Rendongteng (Lonicerae caulis) 330 Renshen (Ginseng radix) 109, 255, 257, 269, 285, 307, 357, 365, 366, 392, 394, 397, 409, 421, 431, 432, 434, 535, 536, 537, 538, 540 Kochzeiten 230 renzhong (Du 26, Rg 26) 151 Tuina 151 repletio (energetische Überladung, shi) 19, 418 residualer calor (residuale Hitze, yure) 413 im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei), allergische saisonale Rhinitis 246 in der Qi-Ebene, Infektanfälligkeit 402 Rettich, Eigenschaften 124 Rezepturen Modifikationen 228 pharmakologische und immunologische Wirkungen 538 rezidivierende Atemwegsinfektionen 412 rezidivierende Tonsillitis 454 rezidivierende Wind-Hitze-Schrägläufigkeiten (calor-venti-Heteropathie, fengre xie), die nicht vollständig ausgeleitet wurden und zu residualer Hitze (residualer calor, re) im Inneren (intima, li) führten 481 Rg 1 (Du 1, changqiang) 211 Rg 4 (Du 4, mingmen) 78, 184, 222, 289, 321, 436 Tuina 184 Rg 14 (Du 14, dazhui) 78, 82, 318, 379, 403, 510, 524, 528 Rg 16 (Du 16, fengfu) 53, 76, 78, 320 Rg 20 (Du 20, baihui) 78, 167, 259, 278, 396 Rg 23 (Du 23, shangxing) 78, 240, 250, 379, 382, 416 Rg 26 (Du 26, renzhong) 151, 490 Tuina 151 Rhei rhizoma (Dahuang) 384 Kochzeiten 230 Rhinitis, allergische 293, 416, 511 Hausstaubmilben, wissenschaftliche Studien 495 im Kindesalter, wissenschaftliche Studien 497 saisonale, wissenschaftliche Studien 493, 499 wissenschaftliche Studien 486, 492, 496, 502, 504 perenniale allergische 252, 444 wissenschaftliche Studien 489 Tuina 149 vasomotorische 252 Rhinokonjunktivitis 232, 270 allergische 335
Rhinopathia allergica, wissenschaftliche Studien 487 Rhinopathia pollinosa, wissenschaftliche Studien 488, 490 Rindfleisch, Eigenschaften 128 rou (Kneten) 139 Rougui (Cinnamoni cassiae cortex) 330 Kochzeiten 229 Rs 3 (Ren 3, zhongji) 396 Rs 4 (Ren 4, guanyuan) 80, 331, 406, 415, 436, 524 Rs 6 (Ren 6, qihai) 80, 263, 264, 269, 367, 398, 415, 418, 436, 494 Rs 8 (Ren 8, shenque) 415 Rs 9 (Ren 9, shuifen) 80, 355 Rs 10 (Ren 10, xiawan) 80, 358 Rs 12 (Ren 12, zhongwan) 80, 261, 281, 305, 358, 361, 364, 367, 370, 384, 414, 417 Rs 15 (Ren 15, jinwei) 524 Rs 17 (Ren 17, tanzhong) 80, 170, 172, 174, 176, 183, 184, 211, 213, 237, 275, 301, 417, 506, 508 Selbstmassage 171, 176 Tuina 170, 174, 183 Rs 22 (Ren 22, tiantu) 81, 153, 170, 172, 183, 212, 308, 418, 524 Selbstmassage 153, 171, 183 Tuina 170 Rubiae radix (Qiancaogen) 46, 247 Rücken, Einflusspunkte 435 Rundkornreis, Eigenschaften 119 Ryokankyo mishin genin to (Dekokt mit Poria, Süßholz, Ingwer, Schisandrae, Asari, Pinellia und Bittermandel) 541
■■■■
S
S 1 (Ma 1, chengqi) 164 S 2 (Ma 2, sibai) 64, 159, 164, 274, 280, 375 S 3 (Ma 3, juliao) 64, 226, 375 S 8 (Ma 8, touwei) 165 S 25 (Ma 25, tianshu) 64, 281, 361, 367, 415 S 36 (Ma 36, zusanli) 64, 153, 173, 194, 197, 213, 222, 225, 236, 261, 269, 283, 286, 304, 321, 323, 328, 344, 347, 358, 361, 364, 367, 395, 401, 414, 415, 417, 418, 419, 426, 427, 436, 439, 446, 448, 459, 460, 465, 466, 470, 474, 476, 477, 479, 481, 487, 494, 497, 498, 501, 505, 510, 524, 525 Selbstmassage 153, 173, 197 Tuina 180, 194 S 37 (Ma 37, shangjuxu) 64 S 40 (Ma 40, fenglong) 64, 170, 212, 225, 237, 261, 269, 298, 301, 304, 307, 358, 375, 379, 417, 524 S 44 (Ma 44, neiting) 64, 240, 280, 375 Säfte (jinye), Erkrankungen 27 Salat, Eigenschaften 125 Salviae miltiorrhizae radix (Danshen) 328 Samenfrüchte, Eigenschaften 119, 120 Sangbaipi (Mori cortex radicis) 107, 248, 258, 300, 309, 317, 354, 403, 425, 538 Sanguisorbae radix (Diyu) 357 Sangye (Mori folium) 98, 236, 239, 273, 276, 285, 292, 420, 500
575
576
Register
Sanren tang (Dekokt der drei Körner) 400 sanyinjiao (Mi 6, L 6) 66, 182, 222, 281, 284, 286, 321, 323, 328, 330, 340, 344, 347, 361, 364, 398, 401, 419, 510, 525, 528 Selbstmassage 182 Saponine 535 Saposhnikoviae radix (Fangfeng) 46, 47, 97, 235, 242, 255, 257, 265, 279, 282, 303, 317, 320, 322, 327, 339, 344, 346, 363, 392, 395, 398, 409, 420, 431, 462, 463, 465, 467, 472, 473, 516 Schädigende Kälte (shanghan), Erkrankungen 35 Schalentiere 351 Schieben (tui) 140 Schimmelpilzsporen 270, 293 Schisandrae fructus (Wuweizi) 94, 110, 257, 265, 297, 303, 309, 431, 446, 447, 536 Schizonepetae herba (Jingjie) 46, 47, 97, 236, 238, 255, 273, 279, 317, 319, 322, 325, 327, 330, 341, 346, 445, 450, 451, 452, 453, 462, 463, 465, 467, 472, 483, 500 Kochzeiten 229 Schlaf 430 Schleim (pituita, tan) 413, 457, 459, 479 Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) im mittleren Wärmebereich (mittleres Calorium, zhongjiao), Nahrungsmittelallergien 356 Schrägläufigkeit (Heteropathie, xie) 15 Schütteln (dou) 146 Schwäche der Wehrenergie (depletio des qi defensivum, weiqi xu) 477 energetisch (depletio, xu) 19 Schweinefleisch, Eigenschaften 130 Scrophulariae radix (Xuanshen) 42, 244, 288, 405, 456, 462, 482, 483, 538 Scutellaria-Dekokt (Huangqin tang) 405 Scutellaria-Dekokt mit präparierten Sojabohnen und Scrophularia (Huangqin tang jia dandouchi he xuanshen) 244, 288, 405 Scutellariae radix (Huangqin) 42, 44, 46, 102, 241, 244, 248, 276, 279, 288, 300, 338, 357, 378, 380, 383, 405, 425, 453, 454, 455, 456, 458, 462, 467, 468, 469, 470, 471, 472, 473, 480, 481, 482, 483, 535, 536 Sechs Schichten 35 Serotonin 532 Serum-IgE 532 Sesam, Eigenschaften 120 Shandougen (Menispermi radix) 536 shanghan (schädigende Kälte), Erkrankungen 35 shangjuxu (Ma 37, S 37) 64 shangxing (Du 23, Rg 23) 78, 240, 246, 250, 258, 264, 318, 321, 379, 382, 385, 416 shangyingxiang (Ex-HN 8, Ex 3) 498 Shanyao (Dioscoreae oppositae rhizoma) 360, 366, 370, 420, 422, 434 Shanzha (Crataegi fructus) 108, 360, 363, 420 Shanzhuyu (Corni fructus) 277, 434 shaoshang (Lu 11, P 11) 60, 160, 212, 298, 302 Sharen (Amomi xanthioidis fructus) 260, 366, 422 Shashen maimendong tang (Glehnia- und Ophiopogonis-Dekokt) 285
Shechuangzi (Cnidii fructus) 320, 327 shen (Fk Niere, o. renalis) 11, 13, 441 Disharmonien 33 shen gan yin (Fk Niere und Leber, yin renale et hepatici) 434 Shengdihuang (Rehmanniae radix) 44, 46, 47, 101, 241, 276, 285, 309, 324, 338, 341, 346, 350, 381, 422, 463, 470, 471, 472, 500, 516, 518, 520, 537, 539 Shengjiang (Zingiberis rhizoma viridis) 38, 319, 374, 445, 455, 456, 477, 478, 480, 540 Shengma (Cimicifugae rhizoma) 395, 433, 538 Shengmai san (Pulver, das die Pulse hervorbringt) 431 Shengmai san jia Yu pingfeng san (Eine Modifikation des Pulvers,das die Pulse hervorbringt und des Pulvers gegen Wind aus Jade) 257 Shenling baizhu san (Pulver mit Ginseng, Poria und Atractylodis macrocephalae) 365, 421 shenmen (He 7, C 7) 68, 243, 278, 311, 318, 323, 342 Shenqu (Massa medicata fermentata) 354, 357, 360, 363, 370, 395, 420, 424, 460, 465, 467, 472, 474, 482 shenque (Ren 8, Rs 8) 415 shenshu (Bl 23, V 23) 70, 184, 186, 193, 213, 222, 245, 263, 264, 266, 269, 289, 299, 307, 310, 321, 331, 398, 409, 436, 494, 524 Selbstmassage 186 Tuina 184 shi (energetische Überladung, repletio) 19, 418 shi (Feuchtigkeit, humor) 23, 419, 421, 452 Shichangpu (Acori graminei rhizoma) 103, 375, 381, 384, 480 Kochzeiten 230 Shigao (Gypsum fibrosum) 44, 100, 301, 341, 375, 378, 384, 388, 460, 462, 467, 470, 472, 478, 482 Kochzeiten 229 Shiitake 438 shire (Feuchtigkeit-Hitze, calor humidus) 44, 46, 464, 468, 470 shizhi (Nahrungsmittelstagnation) 420 Sho seiryu to (Kleines Dekokt des Grünen Drachen) 540 shu (aestus, Sommerhitze) 22 Shudihuang (Rehmanniae radix praeparata) 110, 265, 269, 434 shufu (Ni 27, R 27) 68, 310 shuifen (Ren 9, Rs 9) 80, 355 shuigou, renzhong (Du 26, Rg 26) 490 Si junzi tang (Dekokt der Vier Edlen) 282, 395, 432 sibai (Ma 2, S 2) 64, 159, 164, 274, 277, 280, 375 Siebbeinhöhlen 371 sifeng (Ex-UE 10, Ex 13) 82, 305, 361, 367, 414 Sinarterien (Leitbahnen, jingmai) 15 Sinusitis 252, 371, 437, 457, 476 allergische 232 chronisch 478 Tuina 187 chronisch-rezidivierende 476 Fallbeispiele 476 Siwan feng (Wind in den vier Beugen) 336 sizhukong (3E 23, T 23) 163 Smilacis glabrae rhizoma (Tufuling) 328
Register
Soja 351 Sojabohnensprossen, Eigenschaften 119 Sojae semen praeparatum (Dandouchi) 42, 244, 288, 402, 405 Sommerhitze (aestus, shu) 22 Sonnenblumenkerne, Eigenschaften 120 Sophorae flos (Huaihua) 44 Sophorae radix (Kushen) 44, 46, 102, 265, 325, 341 Speicherfunktionskreise (oo. horreales, zang) 11 Spinat, Eigenschaften 125 Spirodelae herba (Fuping) 43, 99, 317, 320, 500 Stagnation, Nahrungsmittel 414 Stangensellerie, Eigenschaften 125 Stephaniae radix (Fangji) 536 Stirnhöhlen 371 Studien, allergische Krankheitsbilder 485 Stützen (suppletio, bu) 426, 427 Tuina 147 Sun Simiao 437 suppletio (Stützen, bu), Tuina 147 Suzi (Perillae fructus) 94, 107, 236, 260, 297, 300, 303, 306, 312, 360, 424, 460 Suzi jiangqi tang (Fructus-Perillae-Dekokts zur Absenkung des Qi) 306
■■■■
T
T 5 (3E 5, waiguan) 74, 170, 216, 218, 237, 239, 275, 289, 298, 375, 401, 500 T 6 (3E 6, feihu/zhigou) 74, 281, 339, 364, 501 T 10 (3E 10, tianjing) 74, 318, 404 T 17 (3E 17, yifeng) 53, 489, 491 T 23 (3E 23, sizhukong) 163 taibai (Mi 3, L 3) 66, 261, 305, 328, 345, 361, 385, 396 taichong (Le 3, H 3) 72, 164, 168, 236, 239, 240, 242, 246, 250, 259, 266, 274, 278, 284, 287, 290, 292, 311, 326, 331, 339, 345, 347, 350, 364, 377, 382, 406, 416, 497, 500 taixi (Ni 3, R 3) 68, 184, 223, 245, 263, 269, 299, 307, 312, 321, 398, 406, 409, 510 Tuina 184 taiyang (Ex-HN 5, Ex 2) 82, 159, 226, 274, 292 taiyuan (Lu 9, P 9) 60, 191, 222, 237, 248, 256, 261, 264, 266, 280, 283, 287, 298, 302, 304, 367, 396, 399, 493, 501 Talcum (Huashi) 279, 344, 383, 400 tan (Schleim, pituita) 413, 457, 459, 479 tanzhong (Ren 17, Rs 17) 80, 170, 172, 174, 176, 183, 184, 211, 213, 237, 275, 298, 301, 304, 308, 310, 312, 362, 417, 506, 508 tanzhong (Ren 17, Rs 17) Selbstmassage 171, 176 Tuina 170, 174, 183 Taoren (Persicae semen) 310, 329, 378, 536 Taraxaci herba (Pugongying) 45, 339 TCM, Grundlagen 5 Techniken zur Pflege des Lebens (Yangsheng) 429 Tee, grüner, Eigenschaften 129 Terminaliae chebulae fructus (Hezi) 255 Tetrapanacis medulla (Tongcao) 400
Thlapsi herba (Baijiangcao) 45 tianjing (3E 10, T 10) 74, 318, 328, 401, 404 tianshu (Ma 25, S 25) 64, 281, 284, 305, 323, 356, 358, 361, 364, 367, 370, 396, 415 tiantu (Ren 22, Rs 22) 81, 153, 170, 172, 183, 212, 298, 301, 308, 310, 418, 524 Selbstmassage 153, 171, 183 Tuina 170 Tiefer Teich in der Nase (Biyuan) 372 Tierepithel 270, 293 Tintenfisch, Eigenschaften 128 Tomate, Eigenschaften 125, 126 Tongcao (Tetrapanacis medulla) 383, 400 tongtian (Bl 7, V 7) 70, 236, 246, 256, 261, 264, 376, 385 tongziliao (Gb 1, F 1) 74, 274, 277, 287 Tonsillitiden 389 toulinqi (Gb 15, F 15) 76, 242, 376, 381 touwei (Ma 8, S 8) 165 Trank, der den Fk Milz kräftigt und Wind vertreibt (Jianpi qufeng yin) 322 Trauben, Eigenschaften 127 Trank mit Angelicae sinensis radix (Danggui yinzi) 327, 346 Trank mit Magnoliae flos zum Kühlen des Fk Lunge (Xinyi qingfei yin) 377 Tribuli fructus (Baijili) 43, 45, 47, 105, 238, 241, 273, 276, 282, 317, 325, 327, 338, 341, 346, 445, 450, 451, 452, 453, 458, 462, 463, 465, 467, 469, 470, 471, 472, 482, 500 Trockenheit (ariditas, zao) 24 Tufuling (Smilacis glabrae rhizoma) 328 tui (Schieben) 140 Tuina 135, 438 allergische Erkrankungen 149 allergische Konjunktivitis 158 allergische Rhinitis 149 Asthma bronchiale 168 Behandlungsprinzipien 147 chronische Sinusitis 187 Grundtechniken 135 Indikationen 148 Kontraindikationen 148 Voraussetzungen 148 Tuomin tang (Desensibilisierungs-Dekokt) 247 Tusizi (Cuscutae semen) 263, 269 Typ-I-Allergien, wissenschaftliche Studien 524
■■■■
U
Überanstrengung, körperliche 430 Überladung, energetische (repletio, shi) 19 Umgebung der Nase 152 Uncariae ramulus cum unci (Gouteng) 105, 238, 242, 273, 445, 450, 451, 453, 470, 472 Unverträglichkeit, Nahrungsmittel 473 Unverträglichkeitsreaktion 351 Ursprungs-Qi (qi originale, yuanqi) 8 Urtikaria 314, 461 Fallbeispiele 461
577
578
Register
■■■■
V
V 1 (Bl 1, jingming) 155, 163, 166, 489, 491 V 2 (Bl 2, cuanzhu) 70, 161, 165, 225, 237, 239, 274, 286, 289, 292, 376, 488, 489, 491 V 7 (Bl 7, tongtian) 70, 236, 256, 376 V 12 (Bl 12, fengmen) 53, 70, 175, 237, 248, 256, 301, 320, 501 V 13 (Bl 13, feishu) 70, 179, 189, 192, 237, 240, 245, 256, 258, 263, 283, 286, 298, 301, 304, 307, 310, 362, 376, 393, 417, 436, 493, 501, 506, 508, 510, 524 V 17 (Bl 17, geshu) 70, 179, 326, 328, 330, 347 V 18 (Bl 18, ganshu) 70, 266, 277 V 20 (Bl 20, pishu) 70, 193, 261, 269, 304, 323, 345, 347, 355, 366, 385, 395, 415, 436, 494, 524 V 21 (Bl 21, weishu) 70, 305, 345 V 23 (Bl 23, shenshu) 70, 184, 186, 193, 213, 222, 245, 263, 266, 269, 289, 307, 310, 398, 436, 494, 524 Selbstmassage 186 Tuina 184 V 25 (Bl 25, dachangshu) 72 V 40 (Bl 40, weizhong) 72, 245, 248, 318, 325, 330, 342, 347, 418 V 43 (Bl 43, gaohuang) 189, 524 vasoaktive Peptide (CGRP) 532 ventus (Wind, feng) 21, 446, 461, 463, 464, 470, 471 Urtikaria 329 in der Oberfläche (extima, biao) allergische saisonale Rhinitis 234 Urtikaria 321 ventus-Heteropathie (Wind-Schrägläufigkeit, fengxie) 475 Verdauungsblockaden 359, 414, 473 bedingt durch Nahrungsmittelunverträglichkeit 473 Vereinigungspunkte (foramina coniunctoria, hexue) 435 Verstopfte Nase, Nasenfluss mit klarem Sekret und Niesen (Qiuti) 233 Violae herba (Zihuadiding) 45
■■■■
W
Wachskürbis, Eigenschaften 124 Wachstumsstörung 422 waiguan (3E 5, T 5) 74, 170, 216, 218, 237, 239, 275, 281, 289, 298, 305, 318, 331, 375, 385, 393, 398, 401, 403, 406, 500 Wandlungsphasen, fünf (wuxing) 6 Reihenfolge 7 Wanshi (Hartnäckige Feuchtigkeit) 336 Wärmekrankheiten (wenbing) 38 Wasser, Wandlungsphase 6 Wassermelone, Eigenschaften 127 Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) 8, 431, 479 Weintrauben, Eigenschaften 127 weiqi xu (Schwäche der Wehrenergie, depletio des qi defensivum) 477 weiqi (Wehrenergie, qi defensivum) 8, 431, 479 weishu (Bl 21, V 21) 70, 305, 345, 355 Weißkohl, Eigenschaften 126 weiyang (Bl 39, V 39) 396 Weizen 351
Weizenmehl, Eigenschaften 131 weizhong (Bl 40, V 40) 72, 240, 245, 248, 275, 318, 325, 328, 330, 333, 340, 342, 345, 347, 350, 418 wenbing, Wärmekrankheiten, die vier Ebenen 38 Wenfei zhiliu dan (Den Fk Lunge erwärmende und den Fluss stoppende Arznei) 255 Wind (ventus, feng) 21, 446, 461, 463, 464, 470, 471 in den vier Beugen (Siwan feng) 336 in der Oberfläche (extima, biao) allergische saisonale Rhinitis 234 Urtikaria 321 Urtikaria 329 zerstreuender und Hitze kühlender Trank (Xiaofeng qingre yin) 317 Wind-Ausschlag-Klumpen (Fengzhenkuai) 315 Wind-Hitze (calor venti, fengre) 43, 444, 457, 466 allergische Konjunktivitis 272 im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) allergische saisonale Rhinitis 237 mit Blockierung des Qi des Fk Lunge (qi pulmonale, feiqi) 451 mit Schleim-Hitze (calor pituitae, tanre) des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) Sinusitis 377 und Hitze (calor, re) in der Qi-Ebene 466 und Schleim (pituita, tan) blockieren den Qi-Fluss des Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) 457 Urtikaria 316 Wind-Hitze-Schrägläufigkeit (calor-venti-Heteropathie, fengre xie) 448, 449, 452, 481, 483 Wind-Kälte (algor venti, fenghan) 477, 479 mit Schleim (pituita, tan) Sinusitis 373 mit Schleim (pituita, tan), die sich in Hitze (calor, re) umwandelt 479 und Schleim (pituita, tan) die sich im Fk Lunge (o. pulmonalis, fei) festgesetzt haben 477 Urtikaria 318 Wind-Schrägläufigkeit (ventus-Heteropathie, fengxie) 475 Wumei (Pruni mume fructus) 236, 242, 248, 255, 263, 536, 538 Wuweizi (Schisandrae fructus) 94, 110, 257, 263, 265, 269, 297, 301, 303, 307, 309, 312, 320, 392, 431, 446, 447, 536, 537, 540, 541 wuxing (fünf Wandlungsphasen) 6
■■■■
X
Xanthii fructus (Cang'erzi) 46, 98, 235, 238, 241, 244, 245, 260, 265, 374, 381, 384, 447, 453, 458, 480 Xanthium-Pulver (Cang'erzi san) 235, 374 Xiakucao (Prunellae spica) 380, 460 Xiangfu (Cyperi rhizoma) 363 Xianggu (Lentinus edodes) 438 Xianmao (Curculiginis rhizoma) 536 Xianzhuye (Bambusae folium) 516, 518, 520, 537, 538 Xiao qinglong tang (Kleines Dekokt des Grünen Drachen) 294, 297, 540 Xiaochuan 294
Register
Xiaofeng daochi san jiajian (Modifiziertes Pulver zum Zerstreuen von Wind und Herausleiten des Roten 422 Xiaofeng qingre yin (Wind zerstreuender und Hitze kühlender Trank) 317 Xiaozheng 294 xiawan (Ren 10, Rs 10) 80, 358 xie (Ausleiten, dispulsio) Tuina 147 xie (Heteropathie, Schrägläufigkeit) 15 xin (o. cardialis, Funktionskreis Herz) 14 xingjian (Le 2, H 2) 72, 242, 246, 248, 266, 277, 286, 340, 342, 364, 379, 382, 416, 419 Xingren (Pruni armeniacae semen) 94, 107, 236, 260, 274, 279, 286, 297, 300, 304, 307, 310, 312, 319, 354, 360, 366, 378, 384, 400, 424, 451, 452, 455, 458, 460, 482, 535, 536, 541 Xinyi (Magnoliae flos) 97, 235, 239, 242, 245, 247, 251, 255, 258, 260, 263, 273, 374, 378, 381, 393, 395, 445, 447, 458, 536 Xinyi qingfei yin (Trank mit Magnoliae flos zum Kühlen des Fk Lunge) 377 Xixin (Asari radix) 94, 255, 260, 263, 297, 300, 320, 375, 398, 477, 478, 501, 536, 537, 540, 541 xu (energetische Schwäche, depletio) 19, 415, 417, 418, 421, 431, 432, 433, 434, 446, 448, 479 Xuanfuhua (Inulae japonicae flos) 424, 536 Kochzeiten 230 Xuanshen (Scrophulariae radix) 42, 101, 244, 285, 288, 403, 405, 409, 456, 462, 482, 483, 538 xuanzhong (Gb 39, F 39) 76, 242, 379, 382, 416 Xuchangqing (Pycnostelmae herba) 247 Xue 9 energetische Schwäche und Wind-Trockenheit (xuexu fengzao) 47 Erkrankungen 26 Xue dynamisierendes und Wind beseitigendes Dekokt (Huoxue qufeng tang) 329 xuehai (Mi 10, L 10) 67, 240, 318, 323, 325, 328, 330, 333, 340, 342, 344, 350, 356, 418, 525, 528 xuere (Hitze des Xue, calor xue) 461, 463, 471 xuere feng (Hitze des Xue mit Wind, calor xue mit ventus) 46 Xue-Stasen mit Wind (ventus, feng) 47 Urtikaria 329
■■■■
Y
Yang 5, 411 reines 411 unreifes 411 Yang der Fk Milz und Niere (yang lienale et renale, pi shen yang) 433 Yang ruo chongxing zheng (Jucken wie Insektenkrabbeln) 271 yang lienale et renale (Yang der Fk Milz und Niere, pi shen yang) 433 yangbai (Gb 14, F 14) 75, 376 yanglingquan (Gb 34, F 34) 243, 339, 350, 355 Yang-Schichten, die drei 36 Yangsheng (Techniken zur Pflege des Lebens) 429
yangxu (energetische Schwäche des Yang, depletio yang) 415 Yi jiajian zhengqi san (Pulver zur Stärkung des geradläufigen Qi) 354 yifeng (3E 17, T 17) 53, 489, 491 Yin 5 unreifes 411 yin renale et hepatici (Fk Niere und Leber, shen gan yin) 434 yinbai (Mi 1, L 1) 66, 359, 395 Yinchenhao (Artemisiae capillaris herba) 280, 354 yingqi (Bauenergie, qi constructivum) 8 yingxiang (Di 20, IC 20) 62, 150, 155, 157, 188, 190, 193, 216, 218, 225, 236, 239, 243, 245, 250, 256, 258, 264, 275, 302, 375, 379, 387, 393, 396, 487, 488, 489, 491, 493, 497, 500, 505, 524 Selbstmassage 157, 190 Tuina 150, 154, 188, 193 yinlingquan (Mi 9, L 9) 66, 243, 280, 318, 324, 340, 355, 358, 369, 384, 396 Yin-Schichten, die drei 36 yintang (Ex-HN 3, Ex 1) 82, 155, 161, 236, 242, 248, 250, 256, 261, 264, 266, 302, 376, 382, 387, 393, 396, 487, 488, 489, 491, 493, 497, 498, 501, 505 Yinyanghuo (Epimedii herba) 537, 538 Yinzhen (Latenter Ausschlag) 315 Yiyiren (Coicis semen) 46, 104, 242, 280, 328, 339, 357, 366, 370, 374, 378, 381, 384, 388, 400, 422, 458, 467, 469, 478 Yizhiren (Alpiniae oxyphyllae fructus) 297, 306, 398 yongquan (Ni 1, R 1) 187, 211, 212, 221, 223, 439 Selbstmassage 187 Yu pingfeng san (Pulver gegen Wind aus Jade) 282, 303, 327, 392, 431 yuanqi (Ursprungs-Qi, qi originale) 8 yuanxue (Punkte, an denen das Ursprungs-Qi erreichbar ist, foramina qi originalis) 435 Yueju wan (Die Pille zur Überwindung des Ballgefühls in der Leibesmitte) 362 yuji (Lu 10, P 10) 60, 240, 275, 379, 385, 401, 510 yunmen (Lu 2, P 2) Tuina 179 yure (residuale Hitze, residualer calor) 413 residuale Hitze 42 Yuxingcao (Houttuyniae herba) 103, 297, 301, 378, 380, 388, 536, 538 yuyao (Ex-HN 4) 274
■■■■
Z
zang (Speicherfunktionskreise, oo. horreales) 11 zangfu (orbes, Funktionskreise) 11 Pathologie 28 zao (ariditas, Trockenheit) 24 Zexie (Alismatis rhizoma) 277, 320, 395, 435 zhangmen (Le 13, H 13) 74, 284, 355, 361, 370, 510 zhaohai (Ni 6, R 6) 68, 243, 258, 266, 269, 278, 286, 289, 348, 382 Zhebeimu (Fritillariae thunbergii bulbus) 401, 403, 456, 483 zheng (Geradläufigkeit, Orthopathie) 15, 429
579
580
Register
zhenqi (echtes Qi, qi merum) 8 Zhenwu tang (Dekokt des Wahren Kriegers) 262 Zhigancao (Glycyrrhizae radix tosta) 38 Zhike (Aurantii fructus immaturus) 280, 297 Zhimu (Anemarrhenae rhizoma 44, 91, 257, 266, 301, 325, 341, 537 Zhishi (Aurantii fructus) 360 Zhizi (Gardeniae fructus) 44, 46, 99, 241, 245, 276, 285, 289, 323, 338, 344, 363, 370, 380, 401, 402, 405, 409, 454, 465, 468, 469, 470, 471, 481, 482, 500 Zhizi douchi tang (Dekokt mit Gardeniae fructus und Sojae semen praeparatum) 402 zhongfu (Lu 1, P 1) 60, 181, 256, 261, 269, 280, 284, 298, 301, 305, 308, 312, 362, 379, 393 Selbstmassage 181 Tuina 179 zhongji (Ren 3, Rs 3) 396 zhongjiao (Mittlerer Wärmebereich, mittleres Calorium) 464 zhongwan (Ren 12, Rs 12) 80, 261, 281, 305, 358, 361, 364, 367, 370, 384, 414, 417 Zhuye (Bambusae folium) 44 Zicao (Lithospermi radix) 44, 46, 247, 341
Zihuadiding (Violae herba) 45 Zingiberis rhizoma (Ganjiang) 94, 245, 262, 297, 303, 357, 397, 434, 460, 474, 540 Zingiberis rhizoma viridis (Shengjiang) 38, 319, 374, 445, 455, 456, 477, 478, 480, 540 Zinnoberfeld (dantian) 440 Zisuye (Perillae caulis et folium) 400, 477, 478, 540 Zitrone, Eigenschaften 127 Ziwan (Asteris radix) 297 zongqi (genuines Qi, qi genuinum) 8 Zucker 389 Eigenschaften 130 zulinqi (Gb 41, F 41) 401, 404 zusanli (Ma 36, S 36) 64, 153, 173, 194, 197, 211, 213, 222, 225, 236, 246, 250, 261, 269, 281, 283, 286, 298, 304, 308, 321, 323, 328, 344, 347, 355, 358, 361, 364, 367, 369, 376, 393, 395, 401, 409, 414, 415, 417, 418, 419, 426, 427, 436, 439, 446, 448, 459, 465, 466, 470, 474, 476, 477, 479, 481, 487, 494, 497, 498, 501, 505, 510, 524, 525 Selbstmassage 153, 173, 197 Tuina 180, 194 Zwirbeln (cuo) 145