Das Buch Endlich ist der >Weiße Engel Weißen Engel< - er hat platinblonde Haare - Austin in eine Falle zu locken. Er töt...
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Das Buch Endlich ist der >Weiße Engel Weißen Engel< - er hat platinblonde Haare - Austin in eine Falle zu locken. Er tötet ihn wie alle seine Opfer mit einem Stich durchs Auge. Doch bei seiner Flucht aus dem Fenster des Polizeireviers hinterläßt er Blutspuren, die sichergestellt werden. Austins Frau Cassandra, Molekularbiologin und Genetikerin, stiehlt eine dieser Proben und produziert in einem Geheimlabor einen Klon des >Weißen EngelsLawrence< wird künstlich beschleunigt, so daß dieser nach Tagen bereits das biologische Alter von neunzehn Jahren erreicht. Als Cassandras fünfzehnjährige Tochter Sara sich mit Lawrence anfreundet, gerät sie in tödliche Gefahr - und der Wettlauf gegen die Zeit und die Mordpläne des >Weißen Engels< scheint nicht mehr zu gewinnen zu sein... Der Autor Erich van Lustbader, geboren 1946 in New York, war Journalist bei verschiedenen Musikzeitschriften, Manager und Produzent einer Band, bevor er zu schreiben begann. Er gilt als einer der erfolgreichsten Thrillerautoren der Welt und seine Romane werden heute in über 30 Sprachen übersetzt. Im Wilhelm Heyne Verlag liegen vor: Der Ninja (01/6381), Schwarzes Herz (01/6527), Die Miko (01/7615), French Kiss (01/8446), Der Weiße Ninja (01/8642), Schwarze Augen (01/8780), Der Kaisho (01/9083), Okami (01/9456), Schwarzes Schwert (01/9625), Schwarzer Clan (01/9785), Schwarze Heimkehr (01/9961) Drachensee (01/10573)
ERIC VAN LUSTBADER
WEISSER ENGEL Roman Aus dem Amerikanischen von Bernhard Liesen WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
HEYNE ALLGEMEINE REIHE Nr. 01/10951 Die Originalausgabe PALE SAINT erschien bei HarperCollins Publishers 1999
Umwelthinweis: Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt. 2. Auflage Redaktion: Verlagsbüro Dr. Andreas Gößling und Oliver Neumann GbR Deutsche Erstausgabe 10/99 Copyright © 1999 by Eric Van Lustbader Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1999 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 2000 Umschlagillustration: The Stock Market/Fete Saloutos, Düsseldorf Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling Druck und Bindung: Presse-Druck Augsburg ISBN 3-453-15213-1 www.heyne.de
>Die Tage des Menschen sind wie Gras, wie die Blume des Feldes, so blüht er.< Psalm 103.15
Widmung Ich widme dieses Buch meiner geliebten Frau Victoria.
Hinweis des Autors
Wenngleich es sich bei diesem Buch um einen Roman handelt, sind die medizinischen Methoden des Klonens darin völlig korrekt dargestellt worden. Auch die Ausführungen zu der bis jetzt noch im Theoriestadium befindlichen Methode des rapiden Alterungsprozesses basiert auf den aktuellsten wissenschaftlichen Hypothesen.
ERSTES BUCH DIE BESTIE 1. bis 17. Oktober >Seine erste Strafe bestand darin, daß in seinem Herzen kein Schuldiger freigesprochen werden konnte.< Juvenal
1. Robert Austin dachte an Baseball, als er an jenem Morgen angerufen wurde und erfuhr, daß er den berüchtigtsten Serienmörder des Landes anklagen sollte. Es war Freitag, der 1. Oktober, und er hatte nichts anderes im Kopf als das Meisterschaftsspiel der New Yorker Yankees, das er morgen nachmittag mit seiner fünfzehnjährigen Tochter Sara besuchen wollte. Sie spielten gegen die Orioles, deren Star Andy Pettitte war. Über einen Bekannten aus der Anwaltschaft, der an der Park Avenue residierte und tausend Dollar Honorar pro Stunde kassierte, war Austin in den Besitz von Karten für das Baseball-Spiel gelangt. Die Plätze waren so gut, daß Sara Pettitte gut beobachten konnte. Unter Austins fachkundiger Anleitung hatte sie eine ausgefeiltere Wurf-Technik als die meisten gleichaltrigen Jungs entwickelt, besaß inzwischen sogar eine bessere Übersicht. Seit sie in der New York City Inter-Borough League spielte, hatte Austin ihre Fortschritte verfolgt und zugesehen, wie seine Tochter sich die Tricks aneignete, die er in seiner Jugend gelernt hatte. Jetzt war es auch ihrem Können zu verdanken, daß ihr Team am 20. Oktober um die Stadtmeisterschaft ihrer Liga spielte. Der Anruf kam um fünf Uhr morgens. Austin erwachte aus einem unruhigen Halbschlaf, griff nach dem schnurlosen Telefon auf dem Nachttisch, stieg aus dem Bett und trottete aus dem dunklen Schlafzimmer, ohne seine Frau Cassandra aufzuwecken. »Halt deinen Hut fest, Bobby«, sagte der Anrufer, Jonathan Christopher. »Ich habe einen heißen Fall für dich.« Austin nahm die kaum unterdrückte Aufregung in der Stimme seines Freundes wahr. Er stand in der kleinen Küche, deaktivierte den Stand-by-Modus des Computers und klickte auf das Symbol für die Kaffeemaschine, die Cassandra in der letzten Nacht gefüllt hatte. Der Timer war auf 7 Uhr 30 progammiert - um diese Zeit standen sie gewöhn10
lieh auf. Er stellte die Kaffeemaschine auf manuelle Bedienung um. Computerverrückt wie Cassandra war, hatte sie die meisten Funktionen in ihrer Wohnung automatisiert. »Erstens trage ich keinen Hut, und zweitens sind alle Fälle, die du für mich hast, heiß«, antwortete Austin. Er war im Büro des Bezirksstaatsanwalts Experte für die blutrünstigen und komplizierten Fälle, die unbedingt gewonnen werden mußten. Deshalb bat Christopher ihn immer wieder um seine Mitarbeit. Als Lieutenant der Mordkommission hatte er erfolgreich Serienmörder und Vergewaltiger überführt. Aus diesem Grund verfügte er über hochkarätige Beziehungen zum Bezirksstaatsanwalt und zu den meisten Leuten vom New Yorker Police Department. Christopher hatte Einfluß auf die Mannschaft des Bezirksstaatsanwalts und konnte sein Team mit Leuten aus den verschiedensten Stadtteilen vervollständigen. »Der Bezirksstaatsanwalt muß fünfzig Pfund zugenommen haben, seit ich dabei bin. Er tut nichts anderes, als in Gesellschaft von Politikern Drei-Gänge-Menüs einzunehmen.« »Ich wette, daß er dich in sein Team aufnimmt, wenn er sich als Bürgermeister zur Wahl stellt«, sagte Christopher lachend. Er war erst Ende Dreißig, und dennoch spürte Austin das ganze Gewicht seiner Erfahrung, wenn er sprach. Sein Freund kannte nichts als Arbeit. Sie schien sein einziger Halt zu sein. »Du würdest den Dreckskerl in die Tasche stecken.« »Den Teufel werde ich tun.« »Unsinn. Ich sehe doch, wie du die heiklen Fälle bearbeitest, die ich dir zuschanze. Du bist der geborene Golden Boy.« »Das nennt man Überzeugungsarbeit.« Kaffeeduft erfüllte die kleine Küche, und Austin griff nach seinem Lieblingsbecher, der mit einem großen roten Herz und dem Wort >Daddy< verziert war. Sara hatte ihn ihm geschenkt, als sie sieben gewesen war. »Was ist los, Jon? Im letzten halben Jahr hast du mir drei Fälle übertragen. Aber ich kenne dich. Du hast während dieser ganzen Zeit an irgendeiner geheimen Sache gearbeitet, stimmt's?« »Allerdings.« Christopher klang alles andere als be11
schwingt. »Dein neuer Fall legt in Chinatown die Füße auf den Tisch. In zehn Minuten wartet unten ein Polizeiwagen auf dich.« Austin hätte sich fast die Zunge an dem heißen Kaffee verbrannt. »Sogar ein Chauffeur? Das gibt es nicht alle Tage. Jetzt hast du mein Interesse geweckt.« »Verdammt, Bobby, es ist soweit.« Christopher konnte die Aufregung in seiner Stimme nur mühsam unterdrücken. »Wir haben den Weißen Engel geschnappt!« »Guter Gott!« Austin hätte die Tasse beinahe fallen gelassen, während sein Magen vor Aufregung kurz rebellierte. »An diesem Fall hast du gearbeitet?« »Ja. Die Dinge entwickeln sich positiv. Wir haben ihn am Tatort festgenommen, drüben am Tompkins Square, über und über bespritzt mit dem Blut seines Opfers. Nur die Tatwaffe fehlt, aber die werden wir auch noch finden.« Selbst jetzt, nach der einundzwanzigsten Leiche, deutete nichts auf die Motive oder die Mordwaffe des Weißen Engels hin. Es mußte sich um einen sehr scharfen und langen Gegenstand handeln, vielleicht um ein Rasiermesser. Aber vielleicht lagen sie damit auch vollkommen daneben, weil der Gegenstand das Fleisch der Opfer nicht nur zerfetzte, sondern auch durchbohrte. Doch verglichen mit Gewehren und Maschinenpistolen war es mit Sicherheit eine altmodische Waffe. Bei allen offenstehenden Fragen - eins war klar: Der Weiße Engel genoß es, ein enges und persönliches Verhältnis zu seinen Opfern aufzubauen. Das hatte zu der Überlegung geführt, ob es sich bei dem Gesuchten nicht um einen Veteranen der Special Forces handeln könnte. Da er jedoch praktisch keinerlei forensisch verwertbare Beweise an den Tatorten zurückließ, war seine Identität weiterhin unbekannt. Daran hatte auch die Vielzahl gerichtsmedizinisch geschulter Psychologen nichts geändert, die man engagiert hatte, damit sie über den Fotografien der Tatorte brüteten und, wie vorzeitliche Propheten aus den Eingeweiden von Opferziegen, Ahnungen herauslasen. Das Land war in Aufruhr, aber niemand kannte die genauen Hintergründe. Doch jetzt hatten sie ihn. 12
Austin blieb kaum Zeit für solche Gedanken. Vorfreude und Entsetzen mischten sich mit Reue und Schuldgefühl, aber das war für ihn ein alter Schuh. »Oh, Mist.« »Was zum Teufel soll das heißen? Ich schanze dir den Fall des Jahrzehnts oder sogar des Jahrhunderts zu, und dir fällt dazu nichts Besseres ein als >Oh, Mist