KLEINE BIBLIOTHEK
DES WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR- UND K ULTUR K U N D L I C H E HEFTE
ALFRED
BREHM
VOGELBERGE T I...
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KLEINE BIBLIOTHEK
DES WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR- UND K ULTUR K U N D L I C H E HEFTE
ALFRED
BREHM
VOGELBERGE T I E R P A R A D I E S AM N O R D K A P
VERLAG SEBASTIAN
LUX
MURNAU-MÜNCHEN-INNSBRUCK
•BASEL
.
Der Felswurf des Teufels bo berichtet eine uralte Sage, die unter den norwegischen Lappen von Mund zu Mund geht: Als der Weltenschöpfer sein Lieblingsgestirn, die Erde, eben vollendet hatte und sich des gelungenen Werkes freute, gedachte der Teufel, dieses Werk zu vernichten. Er war damals noch nicht aus dem Himmel verwiesen, sondern wohnte in den Räumen, in denen die Seligen hausen. So flog er hinauf zum siebten Himmel, ergriff einen gewaltigen Stein und schleuderte ihn mit Macht auf die in jugendlicher Schönheit prangende Erde hinab. Aber zur rechten Zeit gewahrte der Schöpfer das ruchlose Beginnen und sandte einen der Erzengel, dem Unheil zu steuern. Schneller noch als der Stein flog der Engel zur Tiefe hernieder, und es gelang ihm, das Land zu sichern. Donnernd stürzte der riesige Stein ins Meer, so daß die Wogen hochauf zischten und das benachbarte Land weithin überfluteten. Von dem gewaltigen Fall zerbarst die Schale des Steins, und Tausende von Splittern sanken an beiden Seiten ins Meer, verschwanden teils in seiner Tiefe, teils ragten sie noch daraus empor, nackt und kahl wie der Kern selber. Da erbarmte sich Gott, und in seiner unendlichen Güte beschloß er, auch diesen öden Felsblock zu beleben. Aber von der fruchtbaren Erde in seiner Hand war nur noch ein weniges übriggeblieben. Das reichte kaum hin, um hier und dort ein Bröckchen auf den Stein zu legen . . . So berichtet die Sage. Der Stein, den der Teufel warf, ist Skandinavien, die Splitter, die zu beiden Seiten ins Meer fielen, sind die vieltausend Schären, die in buntem Kranz die Halbinsel umgeben. Die Risse und Sprünge,
die der Stein erhielt, sind die Fjorde und Täler des Landesinnern. Die Brocken belebender Erde, die aus der milden Schöpferhand auf sie fielen, bilden das wenige fruchtbare Land, das Skandinavien besitzt. Mari muß selbst in Skandinavien und insbesondere in Norwegen gewesen sein, muß das Boot zwischen den Schären gesteuert, muß das Land vom äußersten Süden bis zum höchsten Norden umschifft haben, um die alte Sage in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen. Wunderbar ist in der Tat das Land, wunderbar sind seine Fjorde, noch wunderbarer ist der Kranz von Inseln und Schären ringsum.
Tausende Wildwasserfälle Skandinavien ist ein Alpenland wie die Schweiz und Tirol, und doch von beiden Ländern unendlich weit verschieden. Wie unsere Alpen hat es seine Hochgebirge, seine Gletscher, seine Wildbäche, seine klaren, stillen Seen, die dunklen Fichten- und Föhrenwälder unten im Grunde, die lichtgrünen Birkenwaldungen in der Höhe, die weit ausgedehnten, hier zu Tundren gewordenen Moore auf den breiten Rücken der Berge, die Blockhäuser an den Hängen und die Sennhütten in den höchsten Tälern. Und doch ist alles so ganz anders als in den südlichen Alpen, der Unterschied wird jedem deutlich, der das eine und das andere Land sah. Das kommt, weil in Skandinavien zwei große, erhabene Gebiete der Erde, Hochgebirge und Meer, sich in wunderbarer Weise vereinigen und verbinden. Das allgemeine Gepräge Skandinaviens ist ernst und heiter zugleich. Mit dem Strengen paart sich das Milde, mit dem Düsteren wechselt das Heitere, mit dem Toten, Beängstigenden vereinigt sich das Lebendige und Erhebende. Schwarze Felsmassen bauen sich senkrecht aus dem Meer auf, steigen unmittelbar aus den tiefeingeschnittenen Fjorden empor, zerklüften und zerteilen sich, türmen sich schroff auf und neigen sich drohend über. Auf ihren uralten Häuptern lagern die blinkenden Gletscher, dehnen sich meilenweit, bedecken geradezu ganze Landschaften und verscheuchen bis auf die von ihnen geborenen Wildbäche alles Leben — jene Wildbäche, die überall ihre silbernen Bänder auf die dunklen Massen breiten und nicht nur das Auge befriedigen, sondern auch dem Ohr die erhabene Weise des Hochgebirges zurauschen. In jeder Einsenkung brausen sie zur Tiefe hernieder, aus jeder Schlucht brechen sie hervor oder stürzen in tollem Reigen von den Felsen, bilden einen Wasserfall nach dem anderen 3
und wecken Echos an der jenseitigen Bergwand. Diese rauschenden Wildwässer, die in jeder Senke herabstürzen, die glänzenden Wasserstreifen, die an jeder Felswand hängen, der rauchartig aufsteigende Wasserdampf, der auf versteckte Fälle hinweist, sie sind es, die Leben selbst in der einsamsten Wildnis hervorrufen, an Orten, wo sich sonst nur Felsen und Himmel dem Auge darbieten. Die Wasserfälle sind eigentlich recht das Merkzeichen des inneren Landes. Aber so groß auch dessen Schönheit ist, so sinnverwirrend und überwältigend die Fjorde mit ihren Felswänden, Schluchten, Tälern, Vorgebirgen und Spitzen sein mögen, eigenartiger noch sind die Inseln und Klippen draußen im Meer, die dem Land vom Süden bis zum Norden herauf vorgelagert sind und ein Gewirr von Buchten, Sunden und Straßen hervorrufen, wie man es auf der weiten Erde kaum noch einmal wiederfinden kann. Die größeren Inseln spiegeln mehr oder minder getreulich das feste Land wider; die kleinen und die felsigen Schären bewahren sich unter allen Umständen ihr eigenes Gepräge. Ihre Gestalt und Art aber ändern sich mehr oder weniger mit jedem Breitengrad, den wir überschreiten, wenn wir nach Norden fahren. Ihnen fehlt, wie dem Meer, der Reichtum des Südens. Sie sind jedoch keineswegs ohne alle Schönheit und üben namentlich in den Stunden um Mitternacht, wenn die Sonne niedrig, groß und blutrot noch immer über dem Horizont steht und ihr gleichsam verschleierter Glanz sich auf den eisbedeckten Berggipfeln und dem Meer widerspiegelt, einen überwältigenden Zauber aus. Viel tragen dazu die überall zerstreuten Gehöfte bei, aus Holz gezimmerte Behausungen, die mit Brettern verschlagen und mit Rasen gedeckt sind. Ihre seltsam blutrote Farbe hebt sich lebhaft von dem grünen Rasendach darüber ab, dem schwarz erscheinenden Dunkel der Bergwand daneben und dem Eisblau der Gletscher im Hintergrund. Nicht ohne Verwunderung nimmt der des Landes noch unkundige Fremde wahr, daß die Höfe um so größer, stattlicher und geräumiger werden, je weiter man nach Norden hin vordringt. Obgleich sie nicht mehr von Äckern, höchstens noch von kleinen Gärten eingehegt sind, übertreffen sie durch ihre Größe, Geräumigkeit und Ausstattung die hüttenähnlichen Gebäude des südlichen Skandinavien bei weitem. Die stattlichsten und großartigsten von ihnen liegen vielleicht auf verhältnismäßig kleinen Inseln, auf denen nur Torf die Felsen bedeckt und deren undankbarem Boden nicht einmal mehr ein kleines Gärtchen abgerungen werden kann. 4
Fischfang in den Lofoten: Die Gerüste füllen sich
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Die große Ernte zur Wintersonnenwende Das scheinbare Rätsel löst sich, wenn man sich erinnert, daß in großen Teilen Norwegens nicht das Land, sondern das Meer der Acker ist, der gepflügt wird, daß man nicht im Sommer sät und die Sense schwingt, sondern mitten im Winter erntet, ohne gesät zu haben. Gerade in den Monaten, in denen die lange Nacht unbestritten ihre Herrschaft ausübt und statt der Sonne nur der Mond leuchtet, statt des Morgen- und Abendrotes nur das Nordlicht erglüht, heimst der Mensch dort oben den reichlichen Segen des Meeres ein. Um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche im Herbst rüsten sich in vielen Küstenorten Norwegens kräftige Männer, um die nordische Ernte zu bergen. Jede Stadt, jeder Flecken, jedes Dörfchen entsendet reichlich bemannte Schiffe hinauf zu den Inseln und Schären jenseits des Polarkreises, um in allen geeigneten Buchten für Monate Anker zu werfen und von den Schiffen oder von den Gehöften aus den Erntesegen zu bergen. Während des Hochsommers ist das Land dort oben meist still und menschenleer, soweit es nicht vom Fremdenverkehr berührt wird. Im Winter aber wimmeln die Buchten, Inseln und Sunde von geschäftigen Männern, und arbeitsame Menschenhände regen sich Tag und Nacht. So geräumig auch die Gehöfte erscheinen, sie vermögen die Menge der hier zusammenströmenden Leute doch nicht zu fassen, und neben den Schiffen müssen noch roh errichtete, torfbedachte Hütten am Strand notdürftige Unterkunft gewähren. Zur Zeit der Wintersonnenwende, wenn wir unser Weihnachtsund die Norweger ihr Julfest feiern, ist das Getriebe am lebendigsten. Schon seit Wochen spendet das Meer seinen Segen. Beherrscht von dem mächtigen Drang, der lebende Wesen erregt und bewegt, geleitet von dem unwiderstehlichen Trieb, Samen zu streuen für kommende Geschlechter, erheben sich aus den tiefsten Gründen des Meeres unschätzbar große Scharen von Fischen. Kabeljau, Schellfische und andere steigen zu den oberen Wasserschichten empor, nähern sich der Küste, dringen in alle Wasserstraßen, Sunde und Fjorde ein und erfüllen die Oberfläche des Meeres viele Kilometer weit mit ihrer Menge. So dicht schwimmen die nur von einem Gefühl beseelten Fische, daß das Boot sich buchstäblich zwischen ihnen Bahn brechen muß, daß das Netz, überfüllt von ihrer Last, der Kraft der fischenden Männter spottet oder zerreißt, daß ein senk-
recht zwischen die aneinander gepreßten Fische gestoßenes Ruder einige Augenblicke lang in seiner Lage bleibt, bevor es sich zur Seite neigt. So weit die Felseninseln freigewaschen wurden von der tosenden Hochflut von der mittleren Flutmarke an bis zum unteren Rand der die Gipfel überlagernden Torfschichr, deckt den nackten Felsen eine ununterbrochene Masse von aufgeschnittenen Fischen, die zum Trocknen ausgelegt wurden. Darüber erheben sich Gerüste, an denen man andere Fische zum gleichen Zweck der scharfen, dörrenden Luft aussetzt. Zwar werden die Felsen und Gerüste von Zeit zu Zeit geleert, um die getrockneten Fische, zu Bündeln verpackt, in den dafür bestimmten Scheuern aufzuspeichern, aber nur um Platz zu schaffen für die inzwischen wieder gefangenen und vorbereiteten Kabeljaus und Schellfische. Monatelang währt der Betrieb, monatelang ist das Land ein ununterbrochener Markt. Monatelang tauschen der Süden und der Norden ihre Schätze aus. Erst mit den Tagen, an denen um die Mittagszeit ein heller Schein im Süden der noch verborgenen Sonne vorausgeht oder die Sonne selbst einen kurzen Blick auf das Land wirft, endet allmählich der reiche Fang. Aus den Speichern trägt man den getrockneten Stock- oder Klippfisch hinab zu den Schiffen, füllt alle Räume vom Kiel bis zum Deck und rüstet sich zur Heimkehr oder zur Fahrt in alle Welt. Ein Schiff nach dem andern hißt seine braungesäumten Segel und steuert davon.
Den Fischen folgen die Vögel Stiller wird es im Norden, einsamer das Land, öde das Meer. Endlich, um die Frühlings-Tagundnachtgleiche, haben fast alle fremden Schiffe die Erntestätte verlassen und alle Fische sich wieder auf den Meeresgrund zurückgezogen. Aber schon sendet das Meer neue Kinder aus, um wiederum die Sunde, Buchten und Fjorde und nicht nur sie, sondern auch die Schären und Inseln zu beleben. Bald schauen Millionen von hellen Vogelaugen von denselben Klippen, an deren Fuß jenes winterliche Getriebe herrschte, hinab aufs Meer. Es ist ein tief ergreifender Zug im Leben aller eigentlichen Seevögel, daß nur zwei Ursachen sie zum Besuch des Landes bewegen können: das freudige Gefühl der mit jedem Lenz neu erwachenden Liebe und die düstere Ahnung des nahenden Todes. Nicht der Winter mit seiner langen Nacht, seiner Kälte und seinen Stürmen treibt sie dem Land zu. Sie sind gefeit gegen alle Unbill des hohen Nordens und gewohnt, ihr Leben auf oder unter den Wellen zu verbringen. Auch nicht die Furcht vor den ihnen dro7
henden Zähnen des Raubfisches scheucht sie auf das Land. Sie besuchen es — eine einsame im Meer gelegene Insel zum Beispiel — nur gelegentlich und nur auf kurze Zeit, um ihr Gefieder einmal gründlicher durchzufetten, als das im Wasser möglich ist. Wenn sich aber mit dem ersten Aufleuchten der Sonne in ihrem Herzen die Liebe regt, dann strebt alt und jung der Stätte wieder zu, auf der sie zuerst das Licht der Welt erblickten •— selbst wenn Tausende von Seemeilen durchschwömmen und durchflogen werden müßten. Und wenn mitten im eisigen Winter, nachdem die Brutstätten seit Monaten verödet lagen, ein Seevogel den Tod im Herzen fühlt, dann eilt er, solange seine Kräfte nicht versagen, derselben Stätte zu, um da zu sterben, wo seine Wiege stand. Die alljährlichen Versammlungen der Vögel auf den Brutplätzen beleben monatelang die Inseln in unbeschreiblicher Weise. Verschieden, wie die Seevögel selbst, sind die Gesellschaften, sehr verschieden auch die Plätze oder, wie der Norweger sagt, die „Berge", die sie bevölkern. Während die einen nur solche Schären zu Brutplätzen wählen, die sich gerade noch über die Hochflutmarke erheben und nicht mehr Pflanzen hervorbringen, als erforderlich sind, um das im ausgeworfenen Tang eingemuldete Nest notdürftig auszukleiden, wenden andere sich auch Eilanden zu, die sich schroff und steil Hunderte von Metern über das Meer erheben und entweder reich an Vorsprüngen, Gesimsen, Höhlen, Spalten und sonstigen Schlupfwinkeln sind oder von einer dicken Decke aus vertorften Pflanzen umhüllt werden. Die niederen Schären nennt der Norweger wegen der dort vornehmlich gehegten, wertvollsten und nutzbarsten aller Seevögel „Eiderholme", während er unter „Vogelbergen" gewöhnlich nur die steiler dem Meer entsteigenden höheren, hauptsächlich von Alken und Möwen bewohnten Inseln versteht. So verlockend es für den Forscher sein könnte, jeden einzelnen Brutvogel des Meeres genauer ins Auge zu fassen und ausführlicher zu schildern, so zwingt doch die Reichhaltigkeit der Bevölkerung dieser nordischen Vogelberge und die Eigenart des Lebens der auf ihnen sich versammelnden Vögel zur Beschränkung. Auch ich muß es mir versagen, eingehende Lebensbilder aller Vögel zu zeichnen, will aber wenigstens die Lebensweise des einen oder anderen flüchtig schildern, um einige hauptsächliche Züge des Lebens der Seevögel hervorzuheben. So schwer die Auswahl werden mag — einer von denen, die in jedem Lenz zu derselben Brutinsel zurückkehren und sie und ihre Umgebung in wunderbarer Weise schmücken helfen, der Eidervogel, darf unter den erkorenen nicht fehlen.
Daunendecke um ein Eiderentennest
Der Tauchkünstler Drei Arten dieser prachtvollen Enten bewohnen oder besuchen die Küsten Europas, der Eidervogel ist eine von ihnen. Er bewohnt den Norden der ganzen Erde, von den jütländischen Inseln bis nach Spitzbergen hinauf, von der Westküste Europas bis zu den nördlichen Gestaden der Erde, bis Grönland und Island. Zuweilen erscheint er auch bei uns, am Rhein, am Bodensee — jedoch nur als Irrgänger. Seine südlichsten Brutplätze liegen auf den Inseln Sylt und Bornholm und den kleinen dänischen Inseln desselben Breitengrades. Von hier nach Norden wird die Eiderente immer häufiger. Schon in Mittelnorwegen lebt sie zu Tausenden, gehegt und gepflegt von den Küstenbewohrrern, geschützt durch leider nicht überall geachtete Gesetze; auf Island und Grönland ist sie massenhaft vorhanden, im östlichen Sibirien wird sie mehr oder weniger durch verwandte Arten vertreten. Sie wandert wenig: denn in der Nordsee hält ihr der Golfstrom das Meer auch im eisigen Winter 9
fast überall offen; selbst in der Ostsee findet sie gewöhnlich genügend Plätze als Zufluchtsorte, die nicht zufrieren; manchmal aber muß sie von hier, wenn der Winter allzu streng ist, abwandern, und wechselt zur Nordsee oder in den Atlantik hinüber. Das Gefieder des Eidervogels ist ein treues Spiegelbild des hochnordischen Meeres. Schwarz und rot, aschgrau, eisgrün, weiß, braun und gelb sind die Farben, die sich darin vereinigen. Nacken und Rücken, eine Binde über den Flügeln und ein Fleck an den Seiten des Unterkörpers sind weiß wie der Schaum der Wellen. Hals und Kopf sind auf weißem Grund rosig überhaucht, als ob die Mitternachtssonnenglut haftengeblieben wäre. Ein Streifen auf den Wangen ist zartgrün wie das Eis der Gletscher, Unterbrust und Bauch, Flügel und Schwanz, Unterrücken und Bürzel aber sind schwarz wie die Tiefe des Meeres selber. Ein solches Prachtkleid kommt jedoch nur dem Männchen zu. Das Weibchen kleidet sich, wie alle Enten, in ein viel bescheideneres und doch nicht minder ansprechendes Gewand, das ich ein Hauskleid nennen möchte. Den vorherrschend rostfarbenen, bald mehr, bald minder ins Braune spielenden Grund zeichnen Längs- und Querflecke, Linien und Schnörkel in solcher Zartheit und Mannigfaltigkeit, daß mir die Worte fehlen, um die Zeichnung entsprechend zu beschreiben. Keine andere Entenart ist so sehr Meeresbewohner im vollsten Sinne des Wortes wie die Eiderente. Keine watschelt schwerfälliger am Land dahin, keine Ente fliegt gewandter, keine schwimmt rascher, keine taucht geschickter und tiefer als sie. Viele Meter sinkt sie, Nahrung suchend, unter die Oberfläche hinab. Bis zu fünf Minuten soll sie unter Wasser verweilen können. Vor Beginn der Brutzeit verläßt sie die hohe See entweder gar nicht oder nur in Ausnahmefällen und mehr aus Laune. Aber schon gegen Ausgang des Winters trennen sich die Schwärme in einzelne Paare. Nur diejenigen Männchen, denen es nicht gelang, ein Weibchen 7.U erwerben, schwimmen noch in kleinen Trupps herum. Unter den Gatten des Paares herrscht beglückende Eintracht. Nur ein Wille, unzweifelhaft der der Ente, ist maßgebend für beide. Erhebt sich die Ente vom Wasserspiegel, um fliegend einige hundert Meter zu durchmessen, so folgt ihr auch der Erpel. Taudit sie hinab in die Tiefe, so verschwindet auch er unmittelbar darauf. Wohin sie sich auch wenden mag, er folgt ihr getreulich. Was sie beginnt, entspricht seinen Wünschen. Noch lebt das Paar draußen auf hoher See, wenn auch nur da, wo ihre Tiefe picht allzu groß 10
Manni Hesse
Digital unterschrieben von Manni Hesse DN: cn=Manni Hesse, c=DE Datum: 2007.01.06 18:29:00 +01'00'
ist, und immer nur an solchen Stellen, wo Miesmuscheln oder andere Muscheln in reicher Menge die Felsen oder den Grund bedecken. Diese Weichtiere bilden oft die ausschließliche Nahrung unserer Enten. Ihretwegen tauchen sie so tief hinab. Die Muscheln bewahren sie jederzeit vor dem Mangel, der so viele andere Enten zuweilen hart bedrückt.
Muttersorgen Im April, spätestens Anfang Mai, nähern sich die Paare mehr und mehr dem Schärengürtel und damit der Küste. Im Herzen der Ente regen sich die Muttersorgen, und ihnen ordnet sie alle übrigen unter. Draußen auf hohem Meer war das Paar so scheu, daß es niemals die Annäherung eines Schiffes oder Bootes abwartete und den Menschen mehr fürchtete als jedes andere Geschöpf. Jetzt, in der Nähe der Inseln, ändert sich das Benehmen vollständig. Nur dem mütterlichen Drange gehorchend, schwimmt die Ente an eine der Brutinseln heran. Ohne ferner auf den Menschen zu achten, watschelt sie landeinwärts. Auch jetzt noch besorgt, folgt ihr der Enterich, läßt ein warnendes „Ahua, ahua" erschallen, zögert immer ersichtlicher, bleibt zeitweilig zurück, besinnt sich langsam und schwimmt erst dann wieder vorwärts. Die Ente achtet nicht darauf. Unbekümmert um die ganze Welt um sie her wandert sie über die Insel, um einen passenden Brutplatz zu suchen. Eigenwillig wie sie ist, begnügt sie sich keineswegs mit dem ersten besten Tanghaufen, den die Hochflut an das Land warf, mit dem niederen Wacholderstrauch, dessen auf dem Boden hinrankendes Gezweige einen sicheren Versteckplatz böte, mit der halbzerbrochenen Kiste, die der Besitzer der Insel als Schutzdach für sie aufstellte, mit dem Genist- und Reisighaufen, den er für sie einladend zusammentrug. Sie nähert sich auch furchtlos, als wenn sie ein Haustier wäre, der Wohnung des Besitzers, tritt ein, durchmißt den Flur, beengt die Hausfrau in Küche und Gemach, erwählt sich, launenhaft und starrsinnig, vielleicht gerade den Backofen zu ihrer Niststelle und zwingt dadurch die Hausfrau, monatelang ihr Brot auf einer anderen Insel zu backen. Mit erkennbarem Entsetzen folgt ihr der Enterich so weit wie möglich. Wenn das Weibchen aber seiner Meinung nach jede Sicherung außer acht läßt und es wagt, mit dem Menschen unter einem Dach zu wohnen, versucht er nicht länger gegen ihre Laune anzukämpfen, sondern läßt sie einfach gewähren und fliegt zunächst auf 11
das sichere Meer hinaus und harrt mit Sehnsucht ihrer täglichen Besuche. Unsere Ente läßt sich auch hierdurch nicht beirren, schleppt etwas Reisig und Genist zusammen, gestattet gern, daß die Menschen sie unterstützen, schichtet die Neststoffe, außer Reisern namentlich auch Tang, zu einem Haufen, gräbt, mit den beiden Rudern arbeitend, eine Mulde aus, rundet sie unter ständigem Drehen mit der glatten Brust und beginnt nunmehr die eigentliche Ausfütterung zu beschaffen und dem Nest einzuverleiben. Nur an ihre Brut denkend, rupft sie sich die unvergleichlich weichen Daunen von ihrer Brust, bildet aus ihnen einen Filz, der die ganze Mulde bedeckt und auch noch an ihrem oberen Rand einen Kranz von solcher Dicke herstellt, daß er beim Verlassen des Nestes als Daunendecke verwendet werden kann, die alle Kälte von den Eiern abhält. Noch ehe sie die innere Auskleidung ganz vollendet hat, beginnt sie, ihre verhältnismäßig kleinen, glattschaligen, graugrünen Eier zu legen, bis der aus sechs bis acht, selten weniger oder mehr Eiern bestehende Satz vollzählig geworden ist.
Schnäbelnde Alken in Gesellschaft von Lummen und Scharben 12
Auf diesen Zeitpunkt hat der Hausherr gewartet. Eigennutz war es, der ihn zum Gastfreund des Vogels werden ließ. Jetzt wandelt der Gastfreund sich zum Räuber. Rücksichtslos entnimmt er dem Nest die Eier und ohne Bedenken auch die innere aus den kostbaren Daunen bestehende Ausfütterung. Vierundzwanzig bis dreißig Nester liefern ein Kilogramm Daunen.
Das zweite Nest Traurigen Herzens sieht die Ente ihre diesjährige Hoffnung vernichtet und fliegt erschreckt aufs Meer hinaus zu dem ihrer harrenden Gatten. Ob der Enterich ihr auch jetzt noch seine Warnungen eindringlich wiederholt, vermag ich nicht zu sagen, wohl aber kann ich versichern, daß er sich bald zu trösten weiß. Noch regen sich Frühlingslust und Frühlingsmut in beider Herzen. Nur wenige Tage später watschelt unsere Ente, als wäre ihr nie etwas geschehen, wiederum landeinwärts, um ein zweites Nest zu errichten. Wahrscheinlich meidet sie diesmal die frühere Stelle und begnügt sich mit dem ersten besten noch nicht vollständig besetzten Tanghaufen. Wiederum schaufelt und rundet sie eine Mulde, und wiederum beginnt sie suchend im eigenen Gefieder zu nesteln, um die ihr unumgänglich notwendig erscheinende Daunenauskleidung zu beschaffen. Doch wie sehr sie sich auch müht, wie lang sie den Hals streckt, in wie verwickelten Schlangenwindungen sie ihn auch legt — ihr Vorrat ist erschöpft. Wann aber wäre eine Mutter, und liefe sie in Entengestalt über die Erde, ratlos gewesen, wenn es sich darum handelt, für-ihre Kinder zu sorgen! Auch unsere Ente ist es nicht. Sie selbst hat keine Daunen mehr, aber ihr Gatte trägt die seinen noch unversehrt auf Brust und Rücken. Jetzt muß er daran glauben. Und wie sehr er sich vielleicht auch sträubt, wie lebendig die Erinnerung an frühere Rupfungen in ihm werden mag, er ist der Gatte und sie die Gattin — das heißt, er gehorcht. Rücksichtslos nestelt die besorgte Mutter ihm im Gefieder, und in wenigen Stunden, spätestens binnen zwei Tagen, hat sie ihn ebenso kahl gerupft wie sich selbst. Daß nach solcher Behandlung der Enterich aufs hohe Meer hinausfliegt, sobald er kann, und fortan für einige Monate nur mit seinesgleichen verkehrt und sich um die brütende Gattin und die werdende Brut nicht im geringsten mehr kümmert, finde ich sehr begreiflich. Und wenn man wirklich, wie es auf allen Brutinseln der Fall ist, noch einen 13
Enterich neben der brütenden Ente stehen sehen sollte, so meine ich, daß dies nur einer sein kann, der noch nicht gerupft wurde. Unsere Ente brütet nunmehr eifrig. Jetzt erweist sich ihr Hauskleid als das einzig geeignete, ich möchte sagen einzig mögliche Gewand, das sie tragen kann. In dem das Nest umgebenden Tang verschwindet sie vollständig, selbst für das scharfe Falken- oder Seeadlerauge ist nichts mehr von ihr zu sehen. Nicht nur die allgemeine Färbung, auch jedes Pünktchen oder Strichlein stimmt mit dem vertrockneten Tang so überein, daß der brütende Vogel, sobald er seinen Hals niederdrückt und die Flügel ein wenig gebreitet hat, in der Umgebung geradezu untertaucht. Viele Male ist es mir begegnet, daß ich, während ich mit dem geübten Jäger- und Forscherauge sudite, über Eiderholme schritt und auf eine vor meinen Füßen brütende Eiderente erst dadurch aufmerksam wurde, daß sie mir abwehrend an den Stiefeln knabberte. Wer die Hingabe kennt, mit der Enten brüten, wird sich nicht darüber wundern, daß es möglich ist, einer im Nest sitzenden Ente so nahe zu kommen. Wohl aber erregt es das Erstaunen des erfahrenen Vogelfreundes, wenn er erfährt, daß die Eiderente, ohne aufzufliegen, eine Untersuchung der Eier unter ihrer Brust gestattet, daß sie im Brüten sich nicht einmal dann stören läßt, wenn man sie vom Nest abhebt und wieder auf das Nest oder in geringer Entfernung davon auf den Boden setzt, um sich das reizende Schauspiel zu verschaffen, sie der Brut wieder zuwatscheln zu sehen.
Diebische Nachbarinnen Die mütterliche Hingabe und Mutterseligkeit der Eiderente erweist sich jedoch noch auf andere Weise. Jede weibliche Eiderente und vielleicht jede Ente überhaupt erstrebt nicht nur das Glück, Kinder zu erziehen, sondern will auch ihr Mutterauge über möglichst viele.Küchlein gleiten lassen. Das hat zur Folge, daß sie ohne Bedenken andere neben ihr brütende Enten benachteiligt, sofern sie das vermag. Mag sie noch so hingebend brüten, einmal am Tag muß sie das Nest verlassen, um sich mit Nahrung zu versorgen, das Gefieder zu reinigen, das unter der sich entwickelnden Bruthitze erheblich leidet, und es einzufetten und neu zu ordnen. Vielleicht schon seit langem von nagendem Hunger gequält, erhebt sie sich in den ersten Vormittagsstunden, wirft einen mißtrauischen Blick auf die Nachbarinnen zur 14
Rechten und zur Linken, tritt neben das Nest und breitet mit dem Schnabel sorgsam den umliegenden Daunenkranz über den Eiern zu einer schützenden Decke aus. Dann fliegt sie eilends auf das Meer hinaus, taucht wiederholt in die Tiefe hinab, füllt sich hastig den Kropf und die Speiseröhre bis zum Schlund herauf mit Muscheln, badet, putzt und fettet sich ein, kehrt zum Land zurück und läuft nun, unterwegs noch beständig die Federn trocknend und glättend, wieder dem Nest zu. Beide Nachbarinnen sitzen anscheinend ebenso harmlos wie früher auf ihren Nestern, und doch haben sie, wenigstens die eine, inzwischen ein Diebesstück ausgeführt. Sobald unsere Entenmutter abgeflogen war, hat sich diese Nachbarin erhoben, die Decke über den fremden Eiern gelüftet und mit den beiden Ruderfüßen eins, zwei, drei, vier Eier rasch in ihr eigenes Nest gerollt, sodann den Rest wieder sorglich bedeckt und sich beglückt auf ihr mit soviel Unrecht vermehrtes Gelege gesetzt. Wohl mag die heimkehrende Ente erkennen, welcher Streich ihr gespielt wurde, anmerken aber läßt sie sich von dem, was in ihr vorgeht, nichts. Sie setzt sich vielmehr ruhig zum Brüten nieder und tut, als dächte sie: „Warte nur, Frau Nachbarin, auch du wirst hinausfliegen auf das Meer und dasselbe, was du mir getan, wird auch dir geschehen". Tatsächlich wandern die Eier mehrerer nebeneinanderstehender Eidervogelnester beständig aus dem einen Nest in das andere. Ob dann die eigenen oder fremde Kinder unter der glücklichen Mutterbrust zum Leben reifen, scheint der Eiderente gleichgültig zu sein — sind es ja doch Kinder'
Daunenernte Sechsundzwanzig Tage brütet die Ente, bevor die Eier schlüpfreif sind. Der Norweger, der verständig zu Werk geht, läßt sie diesmal gewähren, behelligt sie nicht mehr, sondern sucht sie nach Kräften zu unterstützen, indem er so viel wie möglich alle Feinde und Störenfriede von dem Eiland fernhält. Er kennt seine Enten, wenn auch nicht persönlich, so doch so weit, daß er weiß, wann diese oder jene ungefähr ausgebrütet hat und mit ihrer Küchleinschar den 'Weg nach dem sicheren Meer antreten wird. Dieser Weg bringt vielen unbeaufsichtigten jungen Eiderenten jähes Verderben. Nicht allein die auf den Inseln brütenden oder sie besuchenden Falken, sondern auch, und mehr noch, Kolkraben, Raub- und große Seemöwen belauern den ersten Ausgang der Küch15
lein, überfallen sie unterwegs und rauben das eine oder das andere. Dieser Bedrohung sucht der Schutzherr der Insel in einer Weise vorzubeugen, die ebenfalls für das Gebaren dieser sonst so wilden und scheuen, während der Brutzeit aber zu förmlichen Haustieren gewordenen Eiderenten bezeichnend ist. Gegen Ende der Brutzeit begeht der norwegische Fischer allmorgendlich die Insel, um den Müttern behilflich zu sein und die zweite Daunenernte einzuheimsen. Auf seinem Rücken hängt ein Tragkorb, an dem einen Arm ein breiter Handkorb. So wandert er von einem Nest zum andern, hebt jede Eiderente auf und sieht nach, ob die Küchlein ausgeschlüpft und schon hinlänglich trocken geworden sind. Ist das der Fall, so packt er die ganze krabbelnde Gesellschaft in seinen Handkorb, entkleidet mit geschickten Fingern das Nest von seiner daunigen Ausfüllung, wirft die Daunen in den Tragkorb und schreitet weiter. Vertrauensvoll wackelt die Ente hinter ihm oder vielmehr hinter ihren im Handkorb piependen Jungen einher. Ein zweites, drittes, zehntes Nest wird in derselben Weise entleert, so lange der Handkorb die Küchlein noch bergen kann. Eine Mutter nach der anderen schließt sich jetzt an und tauscht unterwegs mit den Leidensgefährtinnen ihre Meinung über die Menschen aus. Am Meer kehrt der Mann den Korb um und schüttet die gesamte Küchleinschar einfach auf das Wasser. Sofort stürzen alle Enten den piependen Jungen nach. Lockend, rufend, alle Zärtlichkeit entfaltend, schwimmen die Mütter unter die Herde, und jede sucht so viele Küchlein wie möglich hinter sich zu scharen. Mit sichtlichem Stolz schwimmt die eine dahin, ein langes Gefolge hinter sich herziehend. Doch schon kreuzt eine zweite, minder beglückte, den einherziehenden Schwärm, und auch sie sucht so viele Junge wie möglich an sich zu ketten, und wiederum kommt eine dritte herbei in der Absicht, ihr einige abspenstig zu machen. So schwimmen alle Mütter schnatternd und rufend, gackernd und lokkend durcheinander, bis endlich jede einzelne ein Trüppchen Küchlein hinter sich hat. Ob die eigenen, ob die fremden, wer kann das wissen! Die betreffende Ente weiß es sicherlich nicht. Ihre Mutterlust aber wird dadurch nicht beeinträchtigt, sind es doch Kinder, die hinter ihr dreinschwimmen. In jedem Falle folgt auch eine auf solche Weise zusammengeraffte Schar schon in den ersten Stunden ihres Lebens der Mutter oder Pflegemutter getreulich nach. Sie führt die Küchlein zunächst zu solchen Stellen, wo die Miesmuscheln bis zum Strand der tiefsten Ebbe hinauf an den Felsen sitzen, pflückt von ihnen, soviel sie für 16
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Ernte eines Tages: dreihundert Luramen-Eier ihre Familie braucht, zerbricht die Gehäuse der kleinsten und legt den Inhalt ihren Kindern vor.
* Die Kücken sind vom ersten Tag ihres Lebens an befähigt, zu schwimmen und zu tauchen. Sie übertreffen sogar ihre Eltern in einer Beziehung: darin, daß sie ungleich gewandter auf dem Lande sind und sich hier mit überraschendem Geschick zu bewegen verstehen. Ermüden sie in der Nähe einer Insel, so führt die Alte sie auf die Insel hinauf. Sie rennen dann wie junge Rebhühner dahin, wissen sich auf den ersten Warnungsruf hin durch einfaches Niederdrücken so vortrefflich zu verbergen, daß man sie nur nach längerem Suchen aufzufinden vermag. Ermüden sie, wenn sie sich weiter von den Schären entfernt haben, so breitet die Alte 17
ihre Flügel ein wenig aus und bietet ihnen die Flügelbreite und den Rücken zum Ruhesitz dar. Da sie niemals Mangel leiden, wachsen sie außerordentlich rasch heran und haben schon nach Verlauf von zwei Monaten beinahe die Größe, mindestens aber alle Fertigkeiten ihrer Mutter erlangt. Nun findet sich auch der Vater wieder bei ihnen ein, um fortan mit der Familie, meist noch mit vielen anderen Familien vereinigt, unter Umständen mit Tausenden, den Winter zu verbringen. Ebenso eigenartig wie fesselnd ist das Schauspiel, das eine mit Sturmmöven besetzte Brutinsel gewährt. Eine mehr oder minder dichte Wolke von blendendweißen Möwen umhüllt das Eiland. Ohne Unterlaß kommen Trupps und Schwärme dieser Brutvögel auf der Insel an und fliegen wieder auf das Meer hinaus. Sie besuchen auch wohl die benachbarten Schären und werden unter Umständen ein wundersamer Schmuck auf den entsumpften, zu grünen Rasenflächen umgewandelten Mooren vor den roten norwegischen Blockhäusern.
Alarm im Vogelparaclies Mit berechtigtem Stolz wies mich ein Bewohner der Lofoten auf mehrere hundert Sturmmöwen hin, die dicht geschart unmittelbar vor seinem Hause nach Kerbtieren suchten. „Unser Land ist zu arm, zu kalt und zu rauh", sagte er, „als daß wir so wie Sie im Süden Hausgeflügel halten könnten. Unsere Möwen aber sendet uns das Meer, und ich frage Sie, haben Sie wohl jemals schönere gesehen?" Ich mußte die Frage verneinen, denn das Bild der blendendweißen und zart blaugrauen Möwen auf dem üppigen grünen Rasen in der großartigen Umgebung der nordischen Gebirgswelt ist wirklich überaus anziehend. Diese Möwen sind es, die vor allem die Brutholme weithin zur Geltung bringen und sie von anderen, genauso aussehenden Schären abheben. Von der übrigen gefiederten Bevölkerung bemerkt man wenig, obwohl sie nach vielen Tausenden zählt. Erst wenn man in einem der leichten, unübertrefflichen Boote vom bewohnten Ufer stößt und dem Holm zurudert, ändert sich das Stilleben der Vögel. Einige „Austernfischer", taubengroße Wattvögel, die unmittelbar über der Flutmarke ihre Nahrung suchen, haben unser Boot bemerkt und fliegen eilig davon. Denn diese Vögel, die auf keiner größeren Insel, kaum auf einer Schäre fehlen, sind die Sicherheitsund Wohlfahrtsbeamten der friedlich vereinigten Bergvögel. Neueierig und regsamer als alle übrigen mir bekannten Strandvögel, 18
vorsichtig und bedachtsam, vereinigen sie alle Eigenschaften, um sich zu tonangebenden Mitgliedern gemischter Siedlungen zu erheben. Jedes ungewöhnliche Ereignis reizt ihre Neugier. So fliegen sie jedem Boot entgegen, umschwärmen es fünf- bis sechsmal in immer enger werdenden Kreisen, schreien dabei ohne Unterlaß und erregen schon jetzt die Aufmerksamkeit aller übrigen Vögel. Haben sie sich von einer Gefahr überzeugt, so eilen sie rasch zurück und teilen das Ergebnis ihrer Untersuchung in warnenden Tönen den Bergvögeln mit, die auch tatsächlich darauf achten. Auch die Möwen überzeugen sich durch Augenschein von der Ursache der Störung. Ihrer fünf oder sechs fliegen als Kundschafter dem Boot entgegen, stellen sich in der Luft nach Falkenart auf und kehren schneller, als sie gekommen, alarmierend zur Insel zurück. Und nunmehr erhebt sich die doppelte, drei-, vier- und zehnfache Anzahl von Vögeln. Schon bildet sich eine aus Sturmmöwen bestehende Wolke über dem Boot. Sie verdichtet sich immer mehr und wird immer bedrohlicher, da die Vögel nicht nur nach den Bootsinsassen stoßen, sondern sie auch mit Kot bedecken, der nicht gerade zum Schmuck gereicht. In der Nähe der Brutinsel steigert sich die Erregung zum scheinbar sinnlosen Wirrwar, das Geschrei der einzelnen wird zum sinnverwirrenden Lärm. Noch ehe das Boot gelandet ist, sind auch die aufgestörten männlichen Eiderenten, die zum Besuch ihrer Weibchen kamen, wieder dem Strande zugewatschelt und schwimmen jetzt unter warnendem „Ahua, ahua" auf das Meer hinaus. Ihnen folgen Schopfscharben, Kormorane und Säger. Austernfischer, Regenpfeifer, Möwen und Seeschwalben wollen jedoch das Eiland nicht verlassen. Aber sie rennen am Strand auf und ab, und die brütenden Eiderenten bereiten sich vor, im geeigneten Augenblick zu verschwinden. Das Boot landet, und man betritt den Holm. Tausende von Stimmen kreischen gleichzeitig auf. Die aus fliegenden Vögeln bestehende Wolke verdichtet sich bis zur Undurchsichtigkeit. Hunderte von brütenden Möwen erheben sich krächzend, um sich mit den fliegenden zu verbinden. Dutzende von Austernfischern schreien laut, und das Gewirr der sich bewegenden, der Lärm der kreischenden, rufenden Vögel wird so betäubend, daß man den Hexenwirrwarr des Blocksbergs mit leiblichen Sinnen zu hören meint: „Hörst du Stimmen in der Höhe, In der Ferne, in der Nähe? Ja, den ganzen Berg entlang Strömt ein wütender Zaubergesang." 19
Mephistos Worte werden zur "Wahrheit. Das Lärmen und Brausen, das Durcheinander der Gestalten und Töne ermüdet alle Sinne. Es schwirrt und flimmert vor den Augen, saust und braust in den Ohren, so daß man zuletzt weder Farbe noch Lärm mehr erfassen kann. Wohin man sich auch wenden mag, überall umhüllt einen die lebendige Wolke.
Auf den Lofoten Minder geräuschvoll, aber keineswegs weniger großartig ist das Leben auf den eigentlichen Vogelbergen, da, wo Alken, Lummen und Lunde brüten und höchstens hie und da eine Möwe oder eine Sdiarbe sich dazwischen eingenistet hat. Es wird genügen, wenn ich einen einzigen dieser Berge zu schildern versuche. Im Norden der großen, zur Lofotengruppe gehörenden Inseln liegen etwa dreihundert Meter vom Strand entfernt drei glockenförmige Felseneilande, die Nyken, die schroff und steil aus dem Meer aufsteigen, sich etwa hundert Meter über die Flut erheben und ringsum von einem Kranz kleiner Schären umlagert sind. Einer dieser Felsenkegel ist ein Vogelberg, wie er in seiner Art großartiger kaum gedacht werden kann. Es war an einem wundervollen Sommertag, als wir uns anschickten, ihn zu besuchen. Das Meer war glatt und ruhig wie selten, der Himmel klar und blau, die Luft warm und angenehm. Zwischen zahllosen Schären ruderten gewandte norwegische Fischer unser leichtes Boot hindurch. Wohin das Auge blickte, traf es auf Vögel. Fast jeder Stein, der über die Meeresfläche emporragte, zeigte sich belebt. Einzelne Felsen waren weiß übertüncht vom Kot der Scharben, die dort regelmäßig einige Stunden des Tages zubrachten, um zu ruhen. Reihenweise geordnet wie aufgestellte Soldaten, saßen sie zu zehn, zu zwanzig, zu Hunderten in den seltsamsten Stellungen, die langen Hälse gedehnt und gereckt, die Flügel ausgebreitet, um jeden Teil ihres Leibes wohlig der Sonne darzubieten. Sie fächelten mit den Flügeln, als wollten sie sich gegenseitig Kühlung zuwehen, und spähten aufmerksamen Auges nach allen Seiten. Unter dumpfem Schreien ließen sie sich, als wir näher herankamen, ins Meer hinabplumpsen und spotteten schwimmend und tauchend all unserer Annäherungsversuche. Andere Schären waren bedeckt von Möwen, immer von Hunderten und Tausenden der gleichen Art, ebenso von männlichen Vögeln, die von irgendeinem Eiderentenplatz hergekommen sein mochten, 20
um sich nach Männerart zu unterhalten, dieweil die Weibchen dem Brutgeschäft oblagen. Um andere Felseneilande hatten sich Eiderenten, vielleicht bereits gerupfte Männchen, geschart und stellenweise einen Kranz gebildet, den man mit den großen weißen Wasserrosen unserer stillen Binnengewässer vergleichen könnte. In den nicht allzu tiefen Sunden sah man fischende Säger und Seetaucher, von denen zuweilen der eine oder andere seinen weithin gellenden Schrei zum besten gab, einen Ruf, so lang hingezogen und so vielfach verschlungen, daß man ihn als Gesang bezeichnen könnte; aber es ist nichts als eine wilde Melodie, wie sie nur ein Kind des Nordmeeres vortragen kann, das dem Heulen und Brausen winterlicher Stürme gelauscht, von dem dröhnenden Wogenschall gelernt und ihn in sich aufgenommen hat. Stolz wie ein Fürst auf einem Thron saß hier und da ein Seeadler, der Schrecken aller gefiederten Wesen des Meeres; an manchen Stellen beobachteten wir eine ganze Gesellschaft dieser beutesatten Räuber. Pfeilschnell durcheilte sein meilenweites Gebiet der Jagdfalke, der an einer der steilen Felswände seinen Horst gegründet hatte. Gaukelnde Sturm- und Stummelmöwen, fischende Seeschwalben zogen auf und nieder. Austernfischer begrüßten uns mit ihren trillernden Rufen. Alken und Lummen erschienen und verschwanden auf- und untertauchend rings um uns her.
Berg der Millionen Alken Inmitten dieser Gesellschaft zogen wir weiter. Nachdem wir etwa zehn Seemeilen zurückgelegt hatten, gelangten wir in den Schwarmbereich der Nyken. Wohin wir auch unsere Blicke wandten, überall sahen wir einige der zeitweiligen Bewohner des Berges, wie sie im Meer fischten, tauchten, durch unser Boot erschreckt aufflogen und so hart über dem Wasser wegzogen, daß die brennendroten Ruderfüße den Saum der Wellen schlugen. Wir sahen Schwärme von dreißig, fünfzig bis hundert Stück, sahen sie überall von den Felsen herkommen oder zu ihnen hinströmen. Wir konnten nicht mehr daran zweifeln, daß wir uns einer stark bevölkerten Brutansiedlung näherten. Man hatte uns von Millionen brütender Vögel gesprochen, aber von solchen Massen vermochten wir vorerst nichts zu entdecken. Endlich, nachdem wir einen vorspringenden Felsenkamm umrundet hatten, lag die Nyke vor uns. Im Meer ringsum traf das Auge auf schwarze, am Fuß des Berges auf weiße Punkte. Die schwarzen zeigten sich ohne Ordnung und Regel, die weißen meist in Reihen oder scharf umgrenzten Trupps. Es waren die 21
Vogelberge auf den Schären
schwimmenden, mit Kopf, Hals und Nacken über die Oberfläche emporragenden und die auf dem Berg sitzenden, mit der weißen Brust dem Meer zugekehrten Alken, die wir sahen. Es waren sicherlich viele Tausende, aber keinesfalls Millionen. Nachdem wir auf der gegenüberliegenden Insel gelandet und uns im Haus des Besitzers des Eilandes erquickt hatten, fuhren wir zur Nyke hinüber,' sprangen an einer von der Brandung nicht allzu arg umtobten Stelle auf den Fels und kletterten rasch bis zu der Torfschicht empor, die bis auf wenige durchbrechende und zutage tretende Zacken, Vorsprünge und Winkel die ganze Nyke überdeckt. Hier fanden wir zunächst, daß die Torfrinde überall mit Bruthöhlen nach Art unserer Kaninchenröhren durchlöchert, und daß nicht ein einziges tischgroßes Plätzchen ohne die Mündung einer solchen Röhre war. 22
In Schraubenlinien, mehr kletternd als gehend, stiegen wir zum Gipfel des Berges empor. Unter unseren Tritten zitterte die unterwühlte Torfschicht. Und hervor aus allen Höhlen lugten, krochen, rutschten, flogen mehr. als taubengroße, oberseits schiefcrfarbene, auf Brust und Bauch blendendweiße Vögel mit phantastischen Schnäbeln und Gesichtern, kurzen, schmalen, spitzen Flügeln und stummelhaften Schwänzen. Aus allen Löchern erschienen sie, selbst aus Spalten und Ritzen des Gesteins. Wohin man auch blickte — das Auge sah nichts anderes mehr als Vögel. Leises dröhnendes Knarren, ihr vereinigtes schwaches Geschrei, traf das Ohr. Jeder Schritt weiter lockte neue Scharen aus dem Bauch der Erde. Von dem Berg herab nadi dem Meer begann es zu fliegen. Vom Meer zum Berg hinauf schwärmten bereits unzählbare Massen. Aus den Dutzenden waren Hunderte, aus den Hunderten Tausende geworden und Hunderttausende entwuchsen fortwährend dem braungrünen Boden. Eine Wolke, nidit minder dicht wie jene auf dem Holm, umhüllte uns, umhüllte den ganzen Berg, so daß er sich in einen riesigen Bienenstock verwandelte, um den nicht minder riesige Bienen schwirrend und summend schwebten und gaukelten. Je weiter wir kamen, um so großartiger gestaltete sich das. Schauspiel. Der ganze Berg wurde lebendig. Hunderttausende von Augen sahen auf uns Eindringlinge herab. Aus allen Enden und Ecken, von allen Winkeln und Vorsprüngen her, aus allen Ritzen, Höhlen und Löchern wälzte es sich hervor, zur Rechten, zur Linken, ober- und unterhalb, in der Luft wie auf dem Boden wimmelte es von Vögeln. Von den Wänden wie vom Gipfel des Berges herab ins Meer stürzten sich ununterbrochen Tausende in so dichtem Gedränge, daß sie den Augen ein festes Dach vorzutäuschen vermochten. Tausende kamen, Täusende gingen, Tausende saßen, Tausende tänzelten unter Zuhilfenahme der Schwingen in wundersamer Weise dahin, Hunderttausende flogen, Hunderttausende schwammen und tauchten, und neue Hunderttausende harrten des auch sie aufscheuchenden Fußtrittes. Es wimmelte, sdiwirrte, rauschte, tanzte, flog, kroch um uns herum, daß uns fast die Sinne vergingen, daß das Auge den Dienst versagte, daß die erprobte Fertigkeit selbst den Jäger, der versuchte, unter den Tausenden aufs Geratewohl Beute zu gewinnen, im Stiche ließ. Betäubt, kaum unserer selbst noch bewußt, schritten wir weiter, bis wir endlich den Gipfel erklommen hatten. Unsere Erwartung, dort oben endlich wieder zur Ruhe, zur Besinnung, zur Betrachtung zu gelangen, erfüllte sich zunächst noch nicht. 23
Auch hier wimmelte und schwirrte es, wie es weiter unten an den Wänden gewimmelt und geschwirrt hatte. Auch hier umlagerte die aus Vögeln gebildete Wolke uns so dicht, daß wir das Meer unter uns nur wie im Dämmerlicht, unklar und unbestimmt, vor uns liegen sahen. Erst ein Jagdfalkenpaar, das in einer der benachbarten Felsenwände horstete und das ungewohnte Getriebe gesehen haben mochte, veränderte plötzlich das wunderbare Schauspiel. Vor uns Menschen hatten die Alken, Lummen und Lunde sich nicht gefürchtet. Beim Erscheinen ihrer wohlbekannten Feinde aber stürzte die dichte Wolke wie auf den Befehl eines Zauberers mit einem Schlag herab auf das Meer, und klar und frei wurde der Blick. Zahllose dunkle Punkte, die Köpfe der im Meer schwimmenden Vögel, die sich deutlich vom Wasser abhoben, sprenkelten die blaugrüne Färbung der Wogen. Ihre Menge war so groß, daß wir von der Spitze des über hundert Meter hohen Berges aus nicht entdecken konnten, wo der Schwärm endete, und nicht wahrzunehmen vermochten, wo das Meer frei war von Vögeln. Um nur einigermaßen zu schätzen, zu rechnen, faßte ich ein kleines Viereck ins Auge und begann die Punkte in ihm zu zählen. Es waren ihrer mehr als hundert. Ich setzte in Gedanken rasch ähnliche Vierecke aneinander und kam in die Tausende. Aber ich hätte viele Tausende solcher Vierecke bilden können und den von Vögeln bedeckten Raum noch nicht erschöpft. Die Millionen, von denen man gesprochen, waren also doch vorhanden. Nur für wenige Augenblicke bot sich das Bild scheinbarer Ruhe unseren Blicken. Bald begannen die Vögel wieder aufwärts zu fliegen. Wie vorher entstiegen Hunderttausende zu gleicher Zeit dem flüssigen Element, wie vorher bildete sich die Wolke um den Berg, wie vorher verwirrten sich unsere Sinne. Geblendet, betäubt durch das unbeschreibliche Geräusch um mich her, warf ich mich auf den Boden nieder, und von allen Seiten herbei strömten die Vögel. Aus den Höhlen hervor krochen noch immer neue und in sie hinein alte, die wir aufgescheucht hatten. Um mich her ließen sie sich nieder. Mit Staunen betrachteten sie die fremde Gestalt unter sich. Tänzelnden 'Ganges näherten sie sich mir bis auf eine so geringe Entfernung, daß ich nach ihnen zu greifen versuchte. Die Schönheit, der Reiz des Lebens zeigten sich in jeder Bewegung der absonderlichen Vögel. Mit Erstaunen sah ich, wie steif und kalt auch die besten Abbildungen sind; ich bemerkte eine Regsamkeit und eine Lebhaftigkeit in den wundersamen Gestalten, die ich 24
ihnen nicht zugetraut hätte. Nicht einen Augenblick saßen sie ruhig, bewegten mindestens Kopf und Hals immerfort nach allen Seiten hin, und ihre Umrisse gewannen wahrhaft künstlerische Linien. Es war, als ob die Harmlosigkeit, mit der ich mich ganz den Beobachtungen hingab, durch unbeschränktes Vertrauen von ihrer Seite vergolten werden sollte. Ich verkehrte mit den Tausenden um mich her, als ob sie Haustiere wären, und die Millionen schenkten mir zuletzt nicht mehr Beachtung, als ob ich einer der ihrigen gewesen wäre. Achtzehn Stunden verweilte ich auf diesem Vogelberg, um das Leben der Alken kennenzulernen. Als die Mitternachtssonne groß und blutigrot am Himmel stand und ihr rosiges Licht auf die Wände unseres Berges warf, trat jene Ruhe ein, wie sie die Mitternacht im hohen Norden zu bringen pflegt. Das Meer um die Berge herum war leer geworden. Alle Vögel, die bisher in ihm gefischt und getaucht hatten, waren zum Berg aufgeflogen. Hier saßen sie jetzt, wo sie ein Plätzchen zum Sitzen fanden, in langen Reihen zu zehnt, zu hundert, zu tausend, zu Hunderttausenden, bildeten lange blendendweiße Linien, da alle ausnahmslos die Brust dem Meer zukehrten. Ihr „Arr" und „Err", das trotz der Schwäche der einzelnen Stimmen unser Ohr betäubt hatte, war verstummt, und nur die Brandung, die sich tief unten am Felsen brach, rauschte und tönte nach wie vor zu uns herauf. Erst als die Sonne sich wiederum erhob, begann das alte wirre Getriebe von neuem, und als wir endlich heimkehrten und auf denselben Wegen wie vorher abwärtsstiegen, umhüllte uns nochmals die dichte Wolke der gescheuchten Tiere.
Das Leben der Alken Nicht allein durch die Massenhaftigkeit ihres Auftretens fesseln die Alken uns, auch ihr Leben und Treiben bietet viel Anziehendes. Ihre geselligen Tugenden erreichen während der Brutzeit eine unvergleichliche Höhe. Als vollendete Seevögel leben alle Alken bis zum Brutbeginn ausschließlich auf hoher See und trotzen gleichmütig dem strengen Winter wie den wütendsten Stürmen. Auch in der langen Winternacht verlassen sie ihre nordische Heimat nicht oder doch nur sehr vereinzelt. Sie streifen vielmehr in Scharen und Flügen von Hunderten und Tausenden von einem Fischgrund zum andern und wissen alle offenen Stellen zwischen dem Eis ebenso sicher zu finden wie andere Nahrung versprechende Stellen auf dem 25
offenen Meer. Wenn aber die Sonne sich wiederum hebt, regt sich in ihnen nur ein Gefühl, das der Liebe, nur eine Sehnsucht, so bald wie möglich den Berg zu erreichen, wo sie geboren sind. Jetzt, um "die Osterzeit herum etwa, ziehen alle, mehr schwimmend als fliegend, dem Berge zu. Nun aber gibt es auch unter den Alken.mehr Männchen als Weibchen, und nicht jedes Männchen ist so glücklich, eine Gattin zu erringen. Unter anderen Vögeln würde ein solches Mißverhältnis zu ununterbrochenem Streit führen, unter diesen Vögeln aber wird der Friede nicht gestört. Die Hagestolze wandern ebenso wie die glücklichen, unterwegs kosenden und tändelnden Paare dem Berg zu, fliegen mit ihnen zur Höhe hinauf und ziehen mit ihnen zur Jagd auf das benachbarte Meer hinaus. Sobald die Witterung es gestattet, beginnen die Alken ihre alten Höhlen neu herzurichten, sie auszuräumen, zu vertiefen, ihre Kammer zu vergrößern, oder wenn es erforderlich ist, auch eine neue Brutstätte auszugraben. Sobald das geschehen ist, legt das Weibchen auf den nackten Boden der am hinteren Ende ausgewölbten Brutkammer sein einziges, aber sehr großes, kreiseiförmiges, buntgetüpfeltes Ei und beginnt nun abwechselnd mit dem Männchen zu brüten. Für die armen Junggesellen bricht damit eine traurige Zeit an. Auch sie würden gern Vatersorgen auf sich nehmen, aber alle Weibchen sind vergeben, und alles Werben ist umsonst. So entschließen sie sich denn, ihren guten Willen wenigstens insofern zu betätigen, daß sie sich glücklichen Paaren als Hausfreunde aufdrängen. Wenn in den Stunden um Mitternacht das Weibchen im Nest brütet und das Männchen draußen davorsitzt, gesellen sie sich zu ihm, und wenn das Männchen die im Meer fischende Gattin ablöst, halten sie außen Wache wie zuvor das rechtmäßige Männchen. Wenn aber beide Eltern gleichzeitig ins Meer hinabfliegen, rutschen sie ohne Zögern in das Innere der Höhle und wärmen inzwischen das verlassene Ei. Diese selbstlose Hingabe hat eine Folge, um die wir Menschen die Alken beneiden könnten. Auf den Bergen, die diese Vögel bewohnen, gibt es kein Waisenkind. Sollte der Gatte eines Paares verunglücken, so bietet sich der Witwe augenblicklich Ersatz, und sollte der seltene Fall eintreten, daß beide Nestinhaber, beide Eltern eines Jungen, zu gleicher Zeit ihr Leben verlören, so sind die gutmütigen Überzähligen sofort bereit, das Ei vollends auszubrüten und das Junge zu erziehen. Das Alkjunge unterscheidet sich wesentlich von dem der Enten und Möwen. Es ist nicht Nestflüchtier, sondern Nesthocker. In dich26
tem, gräulichem Federkleid entschlüpft es der Eihülle, in der es zum Leben erwacht, muß aber nun noch wochenlang in seiner Höhle verweilen, bevor es imstande ist, den ersten Ausflug zum Meer zu wagen. Dieser Ausflug ist, wie zahllose tote Vögel auf den Klippen am Fuße der Berge beweisen, stets ein gewagtes und gefahrbringendes Unternehmen. Geführt von beiden Eltern, gebraucht es ängstlich die noch ungeübten Beine und kaum minder furchtsam die eben erst zur Entwicklung gelangten Schwingen. So folgt das junge Vater und Mutter, die es nach und nach bergab oder doch zu einer Stelle geleiten, von der aus der Absprung ins Meer möglichst gefahrlos erfolgen kann. Auf einem solchen Vorsprung verharren beide Eltern und das Kind oft längere Zeit, bevor es den Alten gelingt, das Junge zum Sprung zu bewegen. Der Vater wie die Mutter reden ihm förmlich zu. Das sonst wie alle Vogeljungen gehorsame Kind achtet nicht auf ihre Zurufe. Da entschließt sich der Vater, vor den Augen des zögernden Sprößlings selber ins Meer hinabzustürzen. Aber der unerfahrene Sprößling . bleibt immer noch sitzen. Neue Versuche, neues Zureden, förmliches Drängen. Da endlich wagt das Junge den gewaltigen Sprung, stürzt wie ein fallender Stein tief in das Meer hinab, arbeitet sich, unbewußt dem eingeborenen Trieb gehorchend, wieder zur Oberfläche empor, schaut um sich, blickt über das unendliche Meer und — ist ein Seevogel geworden, der fortan keine Gefahr mehr scheut.
Die Stummelmöwen am Nordkap Wiederum verschieden ist das Leben und Treiben auf denjenigen Vogelbergen, die von der Stummelmöwe zu Brutplätzen gewählt werden. Ein solcher Berg ist das Vorgebirge Svärholt, hoch oben im Norden, zwischen Laxen- und Porsanger-Fjord, unweit des Nordkaps. Ich wußte wohl, wie diese Möwen, die etwas kleiner als die Sturmmöwen sind, auf ihren Brutplätzen auftreten. Faber, der treffliche Kenner hochnordischer Vögel, hat es mit wenigen Worten geschildert: „Sie verbergen die Sonne, wenn sie auffliegen; sie bedekken die Schären, wenn sie sitzen; sie färben die Felsen weiß, wenn sie brüten". Ich glaubte, nachdem ich Eiderholme und Alkenberge gesehen, dem trefflichen Faber und zweifelte doch, wie es jeder Naturforscher tun muß, und war daher aufs eifrigste bestrebt, auch Svärholt kennenzulernen. 27
Ein liebenswürdiger Norweger, der Führer des Postschiffes, das mich trug, erfüllte, nachdem wir miteinander befreundet worden waren, gern meine Bitte, an dem Brutort vorüberzufahren. So näherten wir uns in den Spätstunden eines Abends dem Vorgebirge. Schon in einer Entfernung von sechs bis acht Seemeilen überholten uns fortwährend Flüge von dreißig bis hundert, zuweilen auch zweihundert Stummelmöwen, die sämtlich dem Nistplatz zuflogen. Je näher wir Svätholt kamen, um so rascher folgten sich diese Flüge und um so zahlreicher waren sie. Endlich zeigte sich dem Auge das Vorgebirge, eine fast senkrecht ins Meer abfallende, von unzähligen Höhlen durchbrochene Felswand von etwa achthundert Meter Länge und anderthalb- bis zweihundert Meter Höhe. Aus weiter Ferne erschien sie grau. Mit Hilfe des Fernrohres aber konnte man eine unzählige Menge von weißen Pünktchen und Linien unterscheiden. Es sah so aus, als ob eine riesige Schiefertafel von einem scherzenden Riesenkind mit allerlei Zeichnungen bekritzelt worden wäre. Es schien, als ob der ganze Felsen ein sonderbares Geschmeide von Kettengewinden, Ringen und Sternen trüge. Aus den dunklen Gründen größerer oder kleinerer Höhlen leuchtete es weiß.hervor, von durchlaufenden Absätzen hob es sich lebhafter und greller ab. Es waren die brütenden oder in den Nestern sitzenden Stummelmöwen, die die Zeichnung hervorriefen. Das Wort Fabers entsprach also der Wahrheit: „Sie bedecken die Felsen, wenn sie sitzen".
Verträgliche Geschöpfe Gelingt es, eine der ewig unruhigen Stummelmöwen in Ruhe und aus der Nähe zu betrachten, so fällt als deutliches Kennzeichen auf, daß die Hinterzehe des Fußes fehlt oder nur angedeutet ist. Will man sonst -noch nach unterscheidenden Merkmalen suchen, so kann man sie in dem schwächlichen Schnabel und den verhältnismäßig kurzen, aber langzehigen und mit großen Schwimmhäuten versehenen Füßen finden. Das Gefieder der alten Vögel ist auf Kopf, Hals, Unterrücken, Schwanz und Unterseite blendendweiß, auf dem Mantel möwenblau; die Schwingen sind weißgrau, ihre Spitzen schwarz. Das Auge ist braun, der Augenring korallenrot, der Schnabel zitronengelb, am Mundwinkel blutrot, der Fuß schwarz, auf der Sohle gelblich. Nach der Herbstmauser färbt sich der Hinterhals blaugrau und ein rundlicher Flecken hinter dem Ohr schwarz. Im Jugendkleid ist der Mantel dunkelgrau, jede Feder schwarz gerandet. 28
Die Stummelmöwe ist ein hochnordischer Vogel, verläßt aber im Winter das Eismeer und erscheint dann häufig an unseren Küsten, streicht auch bis in sehr niedere Breiten hinab. Im Binnenland sieht man sie im Winter öfter als andere Seemöwen, weil sie den Strömen und Flüssen bis tief ins Innere des Landes folgt und hier zuweilen in großen Gesellschaften auftritt. Aber im Frühling ist sie wieder daheim und bezieht sofort nach ihrer Ankunft die Vogelberge, gleichsam als wolle sich jedes Pärchen den ihm nötigen Nistplatz sichern. Wenn dann noch tiefer Schnee die Gesimse bedeckt, zeigt sie sich besonders unruhig und läßt ihr betäubendes Geschrei ununterbrochen ertönen. Bis zum November verweilt sie in der Heimat; hierauf verläßt sie die Felsen, fliegt aber größtenteils nur bis ins offene Meer hinaus und läßt sich nur durch die Not zu größeren Wanderungen treiben. Im Betragen und in ihrem Wesen unterscheidet sich die Stummelmöwe vielleicht nur durch die größere Geselligkeit und Schreilust von ihren etwas größeren Verwandten. Sie geht ziemlich schlecht und deshalb selten, schwimmt aber gern und anhaltend, auch bei ärgstem Wellengang, fliegt leicht und sanft und führt dabei mannigfache und zierliche Windungen aus, bald mit langsamem Flügelschwingen, bald schwebend oder schwimmend, und stößt geschickt aus der Höhe auf das Wasser herab, um einen hochgehenden Fisch oder ein anderes Tier aufzunehmen. Wie wir hier am Nordkap erleben, ist ihre Geselligkeit groß. Einzelne Stummelmöwen sieht man selten, zahlreiche Flüge viel häufiger, und alle Mitglieder der Gesellschaften scheinen im tiefsten Frieden zu leben. Entspinnt sich einmal ein Zank zwischen zweien, so ist er doch weiter nichts als ein augenblickliches Aufbrausen und geht sehr bald vorüber. In der Tat, man muß sich wundern über die verträglichen Geschöpfe; man ist entzückt, wenn man sieht, wie die Millionen miteinander leben, zwar plärrend und kreischend, aber doch ohne sich zu zanken, und wie jedes sich bemüht, in der Gesamtheit die Stellung einzunehmen, die ihm durch die Umstände zugewiesen wird. Um andere Vögel bekümmert sich die Stummelmöwe nicht; Verwandte leben auf demselben Berg mit ihr, nicht aber im eigentlichen Sinne des Wortes unter ihr; denn ebenso, wie der Schwärm auf dem Meer sich geschlossen zusammenhält, behaupten auch die Brutvögel einen bestimmten Teil des Berges. Außer der Fortpflanzungszeit gehört diese Möwe zu den schweigsamsten Arten ihrer Familie, wenn sie aber brütet, schreit sie ununterbrochen und in verschiedener Weise. Bald klingt die Stimme laut und gellend wie „Ka ka tai" oder „Häiä", 29
bald wieder wie „Dack, dack", bald wie das Schreien eines weinenden Kindes, bald wie der Klang einer Kindertrompete. Jede einzelne versucht, ihre Erregung durch die Stimme kundzutun. Selbst wenn sie Erde zum Bau des Nestes im Schnabel tragen, können sie nicht schweigen, sondern stoßen ununterbrochen heisere Kehllaute aus. Nach der Fortpflanzungszeit haben sie keinen Grund zum Schwatzen mehr, und damit erklärt sich auch ihr Schweigen. Die einmal erwählten Felswände werden jahraus, jahrein wieder bezogen, anscheinend in immer gleicher Anzahl, selbstverständlich wählen die Vögel nur solche Wände aus, die ihnen Raum zur Anlage ihrer Nester gewähren. Der Möwenberg vor uns besteht aus einzelnen Absätzen oder Gesimsen übereinander und ist reich an Höhlen und Vorsprüngen; in den Höhlen und auf den Absätzen steht Nest an Nest, vom Fuße des Berges bis zur Höhe hinauf; jedes Plätzchen ist benutzt worden, jedes Gesims dient Tausenden von Pärchen zur Brutstätte ihrer Kinder. Bald nach der Ankunft sieht man die Pärchen neben den Nestern sitzen, in den anmutigsten Stellungen sich liebkosend, wie Tauben schnäbelnd, sich gegenseitig im Gefieder nestelnd, und man vernimmt ihr Girren oder wie man es sonst nennen will. Während sich die einen liebkosen, fliegen andere hin und her und schaffen Neststoffe herbei. So wird der Berg ständig eingehüllt von einer Vogelwolke, und ununterbrochen wimmelt es durcheinander. Das Nest selbst besteht in der Hauptsache aus Tang, wird aber durch den Kot der Vögel im Laufe der Jahre mit hohen Rändern versehen und braucht also vor Beginn der Brut nur ein wenig ausgebessert zu werden. Drei bis vier auf schmutzigrostgelbem, weißgrünlichem oder roströtlichem Grunde spärlich dunkel gefleckte und getüpfelte Eier bilden das Gelege. Man nimmt an, daß jedes Pärchen sich nur seiner eigenen Brut widmet; aber man begreift nicht, wie es möglich ist, daß das Paar unter den Hunderttausenden sein Nest, ja den Gatten herauszufinden vermag. Die Jungen verweilen bis Mitte August im Nest, sind .bis dahin vollkommen flügge geworden, schwärmen nun auf das hohe Meer hinaus und tragen selbstverständlich zum unaufhörlichen Geschrei nach Kräften bei.
Vögel schneien vom Himmel Unser Schiff schreckt, hart an dem Felsen dahinfahrend, einen Teil der Möwen auf, und nun gestaltet sich vor meinen Augen ein ähnliches Bild, wie ich es auf den Eiderholmen und den Alkcn30
bergen gesehen habe. Plötzlich donnert der Hall der Schiffskanone, die ein Freund gelöst hatte, gegen die Felswand. Wie wenn ein tosender Wintersturm durch die Luft zieht und schneebeladene Wolken aneinanderschlägt, bis sie, in Flocken zerteilt, sich herniedersenken, so schneit es jetzt von oben lebendige Vögel herunter. Eine dichte Wolke verhüllt den ganzen Gesichtskreis, und erfüllt ist das Wort: „Sie verbergen die Sonne, wenn sie fliegen". Heftig bläst der Nordwind, und heftig brandet das Eismeer am Fuß der Klippe, aber lauter noch erklingen die kreischenden Schreie der Möwen, damit auch das letzte Wort Fabers bewahrheitet werde: „Sie übertäuben das Tosen der Brandung, wenn sie schreien". Die Wolke senkt sich endlich auf das Meer hernieder. Die bisher von ihr umdunkelten Umrisse von Svärholt treten wieder hervor, und ein neues Schauspiel fesselt die Blicke. An den Felswänden scheinen noch ebenso viele Möwen zu sitzen wie vorher, und Tausende fliegen noch hin und her. Und als ein zweiter Donner neue Scharen aufscheucht, schneit es zum zweitenmal Vögel auf das Meer herab, und immer noch ist die Wand bedeckt mit anderen Hunderttausenden. Auf dem Meer aber, soweit wir es überschauen können, liegen, leichten Schaumballen vergleichbar, die Möwen und schaukeln mit den Wogen auf und nieder. Wie soll ich diesen herrlichen Anblick beschreiben? Soll ich sagen, daß das Meer Millionen und aber Millionen leichte Perlen in sein dunkles Wellenkleid geflochten habe? Oder soll ich die Möwen mit Sternen und das Meer mit dem Himmelsgewölbe vergleichen? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, daß ich auf dem Meer noch niemals Schöneres erschaut habe. Und als wäre es noch nicht genug des Zaubers, gießt plötzlich die auf kurze Zeit verhüllte Mitternachtssonne ihr rosiges Licht über Vorgebirge und Meer und Vögel, beleuchtet alle Wellenkämme, als ob ein goldenes, weitmaschiges Netz über die See geworfen worden wäre, und läßt die ebenfalls rosig überhauchten, blendenden Möwen nur um so leuchtender erscheinen. Wir stehen sprachlos im Schauen. Und wir, wie alle Mitreisenden, selbst die Matrosen des Schiffes, verharren regungslos lange, lange Zeit, im Innersten ergriffen von dem wunderbaren Bild vor uns, bis endlich einer das Stillschweigen bricht und — mehr um am Klange der eigenen Stimme sich selbst wiederzufinden, als um dem inneren Gefühl Ausdruck zu geben — des Dichters Worte über die Lippen gleiten läßt: 31
f
„Mitternachtssonn' auf den Bergen lag, Blutrot anzuschauen, Es war nicht Nacht, es war nicht Tag, Es war ein eigenes Grauen."
Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky. Fotos: Ulrich u. Silvester-Bavaria, O. Graham, C. J. King, A. Schrammen
L u x - L e s e b o g e n 365 (Naturkunde) H e f t p r e i s 3 0 P f g . Natur- und kulturkundliche Hefte. —Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1,80) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt. — Alle früher erschienenen Lux-Lesebogen sind in jeder guten Buchhandlung vorrätig. — Druck: Hieronymus Mühlberger, Augsburg. — Verlag: Sebastian Lux. Murnau vor München. — Herausgeber: Antonius Lux.
Ein universales Bildungswerk für Privat- und Schulbibliotheken sind die neuen LUXLESEBOGEN-BÜCHER — geschmackvolle Ga-nzleinenbände, in denen die bisher erschienenen 360 Lux-Lesebogen sinnvoll nach Sachgebieten geordnet sind. Der solide Einband macht sie auch geeignet für die Buchausleihe in öffentlichen Büchereien, Jugendheimen, Internaten, Betrieben und Soldatenbüchereien.
Fünfzehn stattliche Ganzleinenbände Jedes Buch umfaßt etwa 800 Seiten mit vielen Illustrationen. Die Lesebogen-Bücher zur Weltgeschichte umfassen zwei Bände, die Lesebogen-Bücher zur Naturgeschichte vier Bände. Alle übrigen Sach-und Wissensgebiete sind in je einem Band zusammengefaßt.
Das Wissen unserer Zeit wird in spannender, leichtverständlicher und zuverlässiger Darstellung dem jugendlichen und dem erwachsenen Leser mühelos nahegebracht. Die vielmillionenfach bewährten Lux-Lesebogen sind vonKultusministerien und Pädagogen, von Presse und Rundfunk glänzend beurteilt und zur Anschaffung empfohlen. Jedes Lux-Lesebogen-Buch kostet nur DM 8,90. Das Gesamtwerk mit 15 Bänden, mit einem Umfang von etwa 11500 Seiten und Tausenden von Abbildungen, kostet DM 120,—. Es kann auch gegen 12 Monatsraren bezogen werden. Statt der ganzen Reihe können auch die Bücher der Sachgruppen bestellt werden. VERLAG S E B A S T I A N LUX • M U R N A U VOR M Ü N C H E N