CHRISTlAN HERRMANN
Unsterblichkeit der Seele durch Auferstehung Studien zu den anthropologischen Implikationen der Esch...
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CHRISTlAN HERRMANN
Unsterblichkeit der Seele durch Auferstehung Studien zu den anthropologischen Implikationen der Eschatologie
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie
Herausgegebc:n von Wolfhan Pannenberg und Reinhard Slenezka Band 83
Dir Drutsc," Bibliolh,k - CIP-EinhrilSilufnahmr
Hel/mann, ChriJl;lln:
Unsu�rblichkeit der Seele durch Auferstehung: Studien zu den amhropologischen Implibtionen der Eschatologie I Christian Herrmann. Göuingen: Vandenhoeck und Ruprecht. 1997 (Fo rschungen zur SYSlematischen und ökumenischen T heologie. Bd. 83) Zug!.: Erlangen. Nürnbcrg, Univ Diss.. 1996. ISBN 3-S2S-S6290-X .•
Cl
1997 Vandenhoeck & Ruprecht. GÖllingen.
Primed in Germ:my. - Das Werk einschließlich aller �iner Teile ist urhebcrrechtlich geschüttt. Jede Verwendung aulkrhaJb der engen G�nun des Urhebcrrechtsg�nes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und sU'afbar. Das gilt insbesondere Rir Vervielfaltigungen, Obctst:nungen. Mikroverfilmungcn und die Eins�icherung und Verarbtirung in elektronischen S yst emen. San: Text & Form, Pohle. Druck und Bindung: Huber! & Co., GÖltingen.
Baycrische Sta.l�blbliolhek
München
Vorworr
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Die vorliegende Untersuchung wurde im Wimersemestcr 1995/96 \Ion der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nüm berg als Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde angenommen. Sie wurde für den Druck leicht überarbeitet, d. h. v. a. in der Einleitung er gänzt, um einige Literarurhinweise erweitere und mit einem Rückblick verse hen. Wenn eine Dissertation einer breiteren Öffendichkeit zugänglich gemache wird, ist dies ein Grund und der richtige On, Dank allen denen auszuspre chen, die die Arbeit auf ihrem Weg begleitet und diesen erst ermöglicht ha ben. An erster Stelle gilt mein Dank meinem verehnen akademischen Lehrer Herrn Prof. Oe. R. Sienezka, durch den ich in zahlreichen Lehrveransta!run gen ein solides, profiliertes theologisches Rüstzeug und Unterscheidungsver mögen verminelt bekam. Ihm und Herrn Prof. Dr. W Sparn ist für die Erstel lung der Gutachten mit Denkanstößen und weiterführenden Hinweisen zu danken. Herrn Prof. Dr. R. Slenczka und Herrn Prof. Dr. W. Pannenberg, München, bin ich für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe "Forschungen zur Systematischen und Ökumenischen Theologie" verbunden. Die Universität Erlangen-Nürnberg hat mit der Gewährung eines Promo tionsstipendiums wesendich zur zügigen Erstellung der Dissertation im Zeit raum von zwei Jahren beigetragen. Die Druckkostenzuschüsse der Vereinig ten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der Zanmer Busch-Stiftung und des Arbeitskreises für evangelikale Theologie haben die Drucklegung des Werkes in einem erheblichen Maße erleichtert. Die Ermög lichung eines zentralen und subveneionierren Wohnens in guter geistlicher Atmosphäre während der gesamten Zeit meines Studiums in Erlangen durch den Martin-Luther-Bund verdient besondere Erwähnung. Nicht zuletzt sei an die ideelle und finanzielle Unterstützung durch meine Eltern erinnert, ohne die mein Studium nicht zum Erfolg hätte geführt werden können. AJs Bibliotheksreferendar weiß ich um die Are und Weise und Bedeutung der Benutzung wissenschaftlicher Literatur und hoffe insofern, daß das vorlie gende Werk einen nicht unerheblichen Beitrag zu der Begleitung theologi schen Arbeirens leisten kann. Tübingen, im Juli 1997
Christan Herrmann
Inhalt V orwOrt
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Einleitung . . ..... . .. ... ... . .
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GRUNDLEGUNG A. Sukuin als von Gott zum Vollzug tkr Gotwba.j�hung instandgesetzu Exisunz - biblisch-ncegetische Erwägungm .......... . . . . . . .............. 1 7 I. Die Seele aJs Funktion des Leibes . . . . . . .. . ... . . ..... . .. . . . . ... .. ... . . . .. .. . . . . . . ... 1 7 1. Funktionieren und Sterben der Seele ....................................................... 17 2. Lebenserfüllung stau Todesüherwindung (ehr. Barth) .................. ........... 1 8 11. Die Seele als Mine! der ontischen Vertikalisierung der menschlichen Existenz (E Heidler) . . 22 1. Die Seele als das doppelseitige Mitdere im Menschen .............................. 22 2. Die Geistseele als Garant der Personidemirät .............................. ............. 25 3. Additive oder dynamische Sicht der Auferstehung? ...... ............................ 26 111. Die Unsterblichkeit des Menschen als "Seele" . . . . . . . . . . . 29 I "Mensch als Seele" start "Seele des Menschen" ......................................... 29 2. Menschliche Existenz als Sein im Außenbezug ......................................... 3 1 3. Oie Seele als Kehle und GeHiß .................................................................. 34 4. Die Toten als von Gou her L ebende ..................................................... ... 36 a) Leben von der Treue Gones her ........................................................... 36 a) Theozentrische. nicht neutral-indiffereme Betrachcung von Lellen und Tod ........................................................... .................... 36 j}) Primat und Kontinuität der Zuwendung Gones ............................ 37 1) GOtt als Wender in der Not ............................................................ 38 8) ExisrenUiicherung durch Christus ................................................... 40 t) Die Scheol als heilsgeschichtliches Provisorium ............................... 42 b) Leben von der Macht Goues her ........................................... .............. 44 a) Die AufefSlehung als Herrschafts· und Gerichrsakt Gones ............. 44 j}) Die christologische Fundierung der AuferstehungswirkJichkeit ....... 45 1) Die pneumatische VoUzugsweise und Vermittlung der Auferstehung47 8) Auferstehung als Manifestation der Christusrelation ...................... 49 5. Kontinuität in der Diskontinuität ........................................................... 55 a) Das totaliter aliter der postmortalen Existenz ...................................... 55 b) Das menschliche Ich als Gegenstand des Wjrkens GOttes .................... 57 6. Seele als Modus der menschlichen Existenz ............................................... 61 .
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Inhah
B. &tkrtin ab Vollzug und Tramunditrung tkr kreatürlichen und
soteriologischtn Diakktik dtr mtmchlichm Existenz die rtformatorocht Präzisitrung der biblischm Lehn .
. . . . . . . 65 I. Der Mensch in der Simultaneität der doppelten Relation . . . . . . . . . 65 l. "Seele" als immanente Vitalität .. . . . . . 65 2. Die vernunftbegabte Seele des homo philosophicus .................................. 66 . 68 3. Die Seele als transundierende Struktur a) Die theozenuische Umklammerung der irdischen Existenz .............. .... 68 b) Aktuale Durchbrechung der konstitutionellen LokaJisierung ............... 7 1 c) Seele und Gewissen 78 80 11. Eschatologische Antizipation und eschatologischer Vorbehalt I . Der dynamische Konnex von Sünde und Tod .. .... . . . . 80 a) Der Tod als Strafe Gones ... . .. .. . . . . .. . . . .. .... ... . . ... ... . ..... . ... . . ... 80 b) Die Auferstehung der Gottlosen . . . .. . . ... .. . . . . ... .. . . . .. .. ...... . ... ..... . . 82 2. Privation und Finalisierung ................................................................... . .. 88 3. Das Sterben unter Gesen und Evangelium .. .. . .. . ... . ... . . . . .. .. 9 2 111. Die Dialektik der postmortalen Sicuation . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . 9 5 I . T heologie statt Topographie ......................................................................9 5 . . . . .. . . . 96 2. Schlaf und Jüngster Tag . . . .. . . ... . ... . a) Die Toten als der Zdt Entnommene ... .. .. .... .. . . . .... . 96 b) Die Toten in der Zeit . . . . . . . .. . . .... .. . . . . .. .... .. .. .... . . . . ... .. .. ... . 100 rv. "Seele" ist der Mensch als kommunikacives Gegenüber Gottes . . . . . . . . 10 1 ..
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AUSFÜHRUNG UND ABGRENZUNG C. Unsterblichkeit durch eine lJorgängig in der geschöpf/ichm
Konstitution grundgekgte Vtrbundenheit mit Gott der römisch-katholische Ansatz . ......................
I.
11.
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Die konkurrierende materialistische Option . Gonbewgenheit als Sein und Weg.. . . . . . . ... . . . .. . . . . das platonisch-neuplatonische Erbe . . . ..................
.. . .. 107 Die asymmetrische Zwischenuellung des Menschen . . .. . . .. . . . .... . 107 . . . .. . . . a) Die Götdichkeit der Seele (Orphik) . 107 b) Konstitutive Partizipation an der Transzendenz (Plamn) ... . . . ... 108 Die ZwischensteUung als Entscheidungssituation ................................... 1 1 3 . . . 113 a) Philosophie als Einübung in den Tod . . .. .. . . .. . . 115 b) Gericht als Reinkarnation . .. . . . Die hierarchische Dynamisierung der Zwischenstellung (Augustin) ....... 1 1 7 1 17 a) Intellektivität als Realgrund der Hierarchie a) I ntellektivität als Relationsmodus . .......... ..................... ........ I I 7 ß) lmmaterialität: Ausweis des essentiellen Plus' der Seele . .. .. . . .. ... 1 19 b) Mitte als Vermittlung ........................................................................ 1 2 1 Vereinigung mir Gou als ethisches Postulat (Origenes) ......................... 123 ........
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Inhah
III.
Inexistenz des Lebensbringers als psychophysische Kon ver genz das aristotelische Erbe ............................................ ......................... 127 I. Interdependenz. nicht Identität von uib und Seele ... .. ...... . . ...... .. 127 a) Die Seele: nicht Körper, aber erwas am Körper . . 127 b) Funktionale Priorität in der anthropologischen Einheit .. .. 128 . .. .. . 131 2. Die Sedenaktivität als Zielbestimmung . .. .. ... .. 131 a) Der artspezifische, weil sinliche ubensweg . b) Persönliche Sterblichkeit und universale Unsterblichkeit? ........ .. . 133 a) Die Separierbarkeit der Vernunft bei ArisfOteies ....... ......... ..... 133 P) Intellekt in Diastase zur Person (Averroes) .................................. 134 . . . . . . 135 Inexistenz als Supergredienz (Thomas von Aquin) I . Die Spannungseinheit von uib und Seele . . . . 135 2. Independenz des Intellekts trott psychophysischer Ra.iprozität . .. .. 138 .. . . . . . . 138 a) Selbständige Erkenntnistärigkeit .. .. . . . .. . . . . 143 b) Selbständiges Sein . . . . . 143 a} Der substanwntologische Personbegriff . P) Die anima separata . . . ....... .... .. ... ... ... ... ............. ..... .... 146 3. Natürliche Unsterblichkeit, gnadenhafte Auferstehung .. ........ ......... 148 .
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a) Der geschöpflich-konstirutionelle Grund von Tod und Unsterblichkeit
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b) Der Weg der ethischen Reintegration der Leiblichkeit ..
V.
........ .. c) Die Auferstehung als Appendix der Heilsgeschichte ........ ........ .. . Relative Dependenz starr Supergredienz (Pomponazzi) ... . . .. . ...
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I . Revision des Zusammenhangs von Intellekt und Unzerstörbarkeit ....... a) Der Modus der Mareriebezogenheit als spezifizierc=nde Größe . ....... .
b) Die Inadäquatheit der Unsterblichkeit
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c) Die Unsterblichkeit als Glaubensartikel -
die These der doppelten Wahrheit . ..... . .. . ... ... .
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2. Der ethische Ausweis und Inhalt der Mirrdslellung VI.
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...... .... . .... 164 . ... .. .... .. 168
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148 153 156 158 I 58 I 58 162
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Versuche einer Wejtcrführung und Korrektur des thomanischen An satzes
170 I. Die positive Qualifizierung des Todes als Vollendungstat (K. Rahner) 170 2. Die nichtmateridle Interpretation der Leiblichkeit (G. Greshake) .. 172 .........................................................................................
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a) Der uib als Vollzugsmodus der personalen Selbstexplikation der Seele . . .. .................... ........................................................... 172 ....
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b) Auferstehung als Vollendung der menschlichen Freiheitsgeschichte . 175
3. Relarionale Akzentuierung innerhalb des substanwntologischen Grundschemas U. Raninger) .......... ..... . .. . . . . .. . 178 . . .. . .. . .. ..... .... ...... .... 178 a) Relation als Relationsfa' higkeit . . .....
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b) Zwischenzustand ohne Separation .................................................. 179
V II. Ansatz einer grundsätzlichen Revision: Schöpfungsmodus stau intellekriver Disposition als GrundJage der Gonesrelation (Terrullian) ........................................................ 182
10
Inhah I. Unsterblichkeit trott Materialität ........................................................ 182 2. Aufc:mehung als Implikat des Gerichts .. . . .... . .. . ... . ..... . ..... 186 .
D.
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Naturalistische &duktion tkr Eschatologie als RAdikalisitrung dts . . konstitution.'''n Ansatu, (Aufkliirungsphilmophir) . . .
.. . . 189 Exklusive Geistigkeit der Seele statt Asymmetrie (Descanes) . 189 1. Denken heißt Sein .. .. . . . .. .. ... . .. . .... . .. ... . . . . . . . ...... .. 189 2. Denken als Ausweis und Vollzug c=iner rein intelligiblen Existenz . . 191 a) Totale Diastase von Geist und Körper .. . .... .. ... .... .. .. .. ..... ......... 191 ..
I.
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b) Das ontisch·notüsche Derivations- und Partizipationsvc:rhähnis z.u GOtt .. .. .... ... ... . . . . .. .. .. . ........ ... .. . .. .... .. . ... . .. . ..... 194 3. Ewigkeit der Seele trott monistischer Ausdeutung der psychophysischen Koexistenz (Spinoza) .. .... .. .. . .. .. .. . ..... .. . . . ... . 198 .
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Unurstörbarkeit durch Fortschritt als notwendige Explikacion der konstitutionellen Anlage (Leibniz) ........................................... 201 . ...... . .... .. ... 201 1. Dynamische Substantialität statt Immaterialität .... a) Einfachheit ohne Vernunftbesitz .. ... .. . .. . .. ... .. .. .. . .... 201 b) Die Geimeele als Ziel-, nicht Ausgangspunkt ... ..... . . . .. .. .. ... 203 2. Die Seele als perpetuum mobile . . .. . ....... ... . ... ... . . .. ... .... .. . . . 205 a) Metamorpho� Statt Tod und Auferstehung .. .. .. .. .. .. . .. ... ... ..... 205 b) Veränderung als Aufwärtsentwick1ung .... .. . . . . . . . ... . ... .. 209 Unsterblichkeit als Minel zum Zweck der ethischen Erziehung (Lessing) 212 1. Soteriologie als Pädagogik . ... .... .. . . ... . .... ... ... . ...... ... . .. .. . ... . 212 .. . . .
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Auftrsuhung gegtn Unsttrblichktit und Unsterblichkeit durch Auftrstehung - neue" evangelische Theologie .. . . . . .. . . .. . . . . 241 .
I.
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E.
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2. Die überwindung der Diastase von individueller und universaler Pädagogik durch Reinkarnation ... .. . .... .... .. . .. .. .. .... .. .. .. ...... .... . 217 Sitdiche Existenz heißt unsterbliche Existenz (Kam) . . . . . . . 219 1. Seele" als ve::rnunftimmane::nte Funktion .. ..... .. . . ......... . ... . ... .. ... 219 2. Die e:: thische:: Transformation da rationale::n Ansatzes . .. . .. ... .. .... .. .. 227 a) Die:: Korrdation von Vernunft und moralische::m Gaen als transzendierende Dimension . . .. . . . .... .. ... . . .. .... .... ..... .. 227 b) Beständiga Defizit und unendlicher Fortschritt . .. . .. . ........ . . . 230 c) Moralische Rdigion als Theologie des ersten Artikds .. . . .. . .. ... 234 3 Seele::" als Moment am Fortschrittsprouß . ... .. . ... ...... . ...... ...... . ... 236 a) Die Spiritualisie::rung de::r Subuantialität . .. .. . .. .. ...... .. .... ...... 236 b) Die Dynamisierung der Unsterblichke::it .. ... ... ... . ... .. . ... ... ... 237 ..
rv.
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Der Mensch zwischen Nichts und Gnade (K. Barth)
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. . . . 242 1. Der konkurrierende Ausgangspunkt bei dem menschlichen Internum (F. Schleiermacher) ... . .. ... . . .. .. . .. ... .. ... .. . . . ... .. .. ... .. . .. 242 2. Gonaherrschaft durch Auferstehung .. ... . .. ... .. . .... ..... . ... .. .... .. .... 246 ...
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Inhalt
Die definitive Realisierung des Bundes in der Auferstehung ... .. ... . 249 249 a) Die Seele als akrual gesentes Korrelat der Gnade b) Die Gerichtsdimension des Todes: die Preisgabe an das Nichts . . . 252 c) Das natürliche Sterben: Faktum und Zielbestimmung .... . .. .. 254 4. Ansan?Ur Korrekrur: postmortale Existenz der Gottlosen trotz des Ausgangspunktes bei der Gnade (R. Seeberg) . . . . ... . . .. .. .. 257 3.
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Der Mensch im Sein zum Tod und gegen den Tod CE. JüngeI) . . .. . .. . .... . . .. ... .. .. . . . . ... .. .. . ..
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. .. .. . .. .. . 1. Die Wurul: Das Korrelationsverhälrnis von Dasein und Tod (M. Heidegger) . .. . . . .. .. .. ...... ... ... . .. ... .. .... 2. Immanentes Todesverständnis .. . . ..... ... ..... . . . .. . . .. 3. Faktizität und variable Modalität des Todes . ... .. .. .. ... ..... 4. Das Kreuz als hermeneutische Hilfe zur Todesbewältigung . . 5. Die Radikalisierung: Realisierung des Liebesprinzips als entmythologisierte Fassung der AufefS(ehung (R. Leuenberger) . . ..
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259 259 260 262 264
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111. Der Mensch zwischen Verheißung und Noch-nicht wahren . . . . .... 270 Menschseins U. Moltmann) .. .. ..... I . Exklusiv futurische Eschatologie durch Negation des pneumatischen ........ . . 270 W irkens Gottes .. . .. .. .. .. .. ... .. ........ . 2. Weg-Geschehen als Surrogat des Geisteswirkens .. ...... 273 a) Gottsein Gones als Ziel-, nicht Ausgangspunkt . .. .. .. ... . . . 273 . .. . ... .. 275 b) In Bewegung sein heißt gerecht sein .. 3. Auferstehung als universaler Veränderungsprozeß . 279 4. Ansan zur Korrektur: Reich Goues in der Seele. nicht gegen sie (A. v. Harnack) . .. .. .. ... .. . ... . . . 283 IV. Der Mensch umer Radikalität der Sünde und Externität der . 286 postmortalen Fortexistenz - neuere lutherische Entwürfe 1 . Die lrreversibilität des Sünderseins des Menschen (W. Elen) 286 a) Ganztod als Gerichtsvoll?Ug .. ... .. .. .. .... .. . . 286 b) Forensisch-reiationaJe Kontinuität ohne menschliches Relal .. . . 288 c) Pneumaüsche Präsenz der Auferstehung als Sinnerfüllung menschlicher Existenz (w. Künneth) . . 289 29 1 2. Bleibende individuelle VeranlWonung vor Gon (H. T hielicke) ... . ... .. ....... ... . . .. . . a) PersonaJität gegen Ich-Teilung . .. 291 b) PersonaJes Todesverständnis als Ausfüllung des biologischen Rahmens ... ... . .. .. .. ... . .. .. .. . ... . . .. .. .. .. ..... .... 294 3. Exklusiv theologisches. jedoch dialektisches Todesverständnis (P. Althaus) 298 a} Unsterblichkeit durch Tod aJs Gottesdienst . . ... .. .... .... ... . . .. 298 b) Unsterblichkeit durch Auferweckung . .. . .. . .. . . .. .. 302 c) Individuelle ohne endgeschichtliche Eschatologie (H. Grass) 305 4. Ansatz zur Korrekrur: ex.k1usive Deduktion des Todes aus der Sünde (Th. K1iefoth) . . . .. . 307 .
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Inhah
12 V.
Präzision d.::r Korr.::kcur.::n ............................................................... 309 I Tod, wo ist dein Stachel?" 2. Der Inhalt und Modus des promlogischen Kontinuums der Eschatologie . . . . .. . . .. . . . .. .... .. . . . . . .
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F.
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S.::e l.:: als unbewußr determiniertes, immanentes Geschehen . ... .. . . . . . .. .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . (5. Freud) . . . ..
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314 .. . .. . 3 1 4 I . Erweiterung des Psychischen durch Dynamik und Konflikt 2. Geschichtlich·evolutive Fassung der Seele . . ... . .. . .. ... 3 1 6 Die Seele zwischen Gegensatz und Kompensation (c. G. Jung) . 3 1 9 . ...
11.
31I
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ubtnsvollzug als Entfaltung tkr innl1mtnschlichtn TitJtndimtnsion Psychoanalyst und Anthroposophit . . . . . . .. . .. . . .. . .. . . . 3 1 4 .
I.
309
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I. Transzendierung nach innen als Modifikation des empiristischen
Ansatzes
III.
31 9 ... ..... 321
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2. Rdigion als Therapeutikum wr Erlangung der Ganz.heit
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Lebensgeschichcliche Persönlichkeit stau relacional begründeter Personalität (R. Steiner) .................................................................. 324
I. Geistigkeit des Menschen durch intuitiv begründete Eigenaktivität . 2. Biographische, nicht dualistische Fassung der Reinkarnation ........
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324 325
ANWENDUNG
G. I.
Asymmttrischts Obtrgtwicht tks worthafitn Wirktns Gottts als Ertignis tks Sttltstins -praktisch-thtologischt Konstqutnun ............. 330
Soteriologische, nicht hermeneutische Neuqualifizierung der . . . . . .. .. 330 kasuellen Situation - Begründung der Bestanung .. Theozenuische Doxologie, nichr nekrologische oder ethische 334 Reduktion auf die Immanenz - der Vollzug der Bestattung . .. .. . . .
11.
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I. Handeln rur den Toten?
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Soteriologische Konsequenzen für die Lebenden
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2. ImmanenHeduktionistische Konsequenzen rur die Lebenden
3.
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334 335 338
[11. Handeln Gones an den Menschen im Leben und im Sterben Srerbebegleitung und Todesanzeigen .............................................. 341 -
Rückblick .. . .. , ...................................................................................... 343 .
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Literaturv.::rzeichnis . . . .. .
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345
Einleitung I . Reuvanz der Thematik: Die Auseinandersetzung mit dem Tod und der POSt
mortalen Forrexistenz und Identität des Individuums hilfe, ein Defizit der neueren evangelischen T heologie abzubauen, das verheerende Folgen für Ge meindelc:ben und Gesellschaft nach sich gezogen hat. Der aus nihilistischen Auffassungen erwachsenden panischen Todesangst gerade vieler protestanti scher Todkranker und Sterbender' korrespondiere die verstärkte Hinwendung zur Esoterik, in der vielfach bereitwilliger Antworten auf die Frage nach der Transzendenz, dem Unsichtbaren und der von dorther gewonnenen Sinnge bung des Lehens gegeben werden2, Diese Erscheinungen sind ein Indiz der vernachlässigeen Tauferinnerung und der häufig zugunsren einer erhisieren den Gesenespredigt erfolgenden Verdrängung der Verkündigung der Recht fertigung aus Glauben). Wie man in der Nacurwissenschafr auf eine durch technische Maßnahmen wie die Gefrienrocknung von Lebewesen erreichbare potentielle Unsterblichkeit und unbegrenzte Lebensverlängerung serzt�, so I Dazu SaUler, Einfuhrung, 197
1
Vgl. Ruppcn, Reinkarnation, 82 J Stellvertretend für vieles sei auf Küngs Arbeit HEwiges Leben?U (1982) verwiesen, in der von der Aussage über du - va� bleibende - Daß des ewi�n Lebens sofon auf das verän dernde Handeln des Menschen hinübergelenkt wird, das sich aus der Vorläufigkeit und Va riabilität des Hic et Nunc quasi programmatisch ergibt: ebd., 291.294 • Dombrowski, UnSlerblichkeit, 133f.145. Neben solchen leadich im materialistischen Kausalschema verbleibenden Anläufen zur Bewältigung dieser Thematik findet auf medi:d nischer Seite - in Kooperation mit der Philosophie - eine Diskussion Sf;lU, die einen konsti tutionellen, materialistischen wie auch einen methodischen, physikalistischen Monismus vermeiden möchte. So schließt sich Goller, Emotionspsychologie, 288.297, an K. Popper!J. Eccles, Ich, sowie an Carrier!Miuclstraß, Geist, an. wenn er die Beweislast auf der Seite einer rein physilulistischen Ausdeutung des Leib-Seele-Verhäm l isses sieht (Goller, ebd., 288.277). Poppers ..Welt 1 M, der Bereich der physischen Phänomene, ist nicht kausal geschlossen, son dern weist sozusagen Spalten auf. Die Tatsache, daß im Verlauf der Evolution völlig neue Dinge und Ereignisse mit unerwarteten und unvorherschlnren Ereignissen auftreten (etwa die menschliche Sprache, das Bewußrsein) - so Poppers Emergenzthesc -, beweist die not wendige Aumnomie des Ichbewußrseins gegenüber Gehirn und Körper trott der notwendi gen Imet:.lktion. Das Ich nimmt eine überlegene interpretierende und komrollierende Vor t:.lngstcllung gegenüber der neuronalen Maschinerie ein (Eccles) (Goller, ebd., 262). Die psy chischen Größen sind besonderen Gescl7,en unterworfen und können daher nur mit beson deren Meßverfahren aufgewiesen werden (Goller, ebd.. 281). Die Tatsache mentaler Dimen sionen der menschlichen Exinenz fuhn zur Annahme eines "Dualismus", d.h. zur Ableh nung einer rein epiphänomenalistischen oder funktionalen Deutung des Psychischen. Im merhin ist hierin eine gewisse: naturwissenschaftliche Bestätigung eines der Grundanliegen der vorliegenden Arbeit gegeben. wot:.luf hier vorweg hingewiesen werden soll.
14
Einl�itung
konz.cntriert man sich in Theologie und kirchlicher Praxis auf die beratende Stc:rbcbcgleitung, die auf die Gefühlslage und nicht auf die Qualität vor Gon abhebt�. Die Eschatologie wurde -lumal in den 1960er Jahren - und wird auf ihre universale Dimension beschränkt und in einem Verheißungspotcmial be gründet, das den Menschen in ein antizipacives politisches Tun einweisr6. Demgegenüber empfiehlt sich - wie aus der überschrift der Arbeit ersichtlich - eine Rehabilitation und Revision der Begriffe .,Seele" und "Unsterblichkeit" durch deren Verbindung mit der Auferstehung, die so individuell und nicht strukturell gefaßt werden kann7• Für den Menschen in seiner individuellen Personalität gilt es, angesichts der durch den Tod. allenfalls provisorischen Zu Auchtsßlöglichkeiten in kollektiv�universale Sinngebungsinstanzen sich an Christus als an den zu halten. der als erster die Grenze des Todes überschrinen haI'.
2. Komposition: Wenn der Ausführung und Abgrenlung sowie der Anwen�
dung eine biblisch-reformatorische Grundlegung vorangestellt wird. so kommt darin eine zweifache methodische Vorentscheidung lum Ausdruck. Zum einen kann der Ausgangspunkt theologischer Rede nicht bei den Adres saten und der Zeit und deren vermeintlichen oder tatsächlichen Bedürfnissen liegen. Es geht nicht darum. z.eit- und geistesgeschichtlichen Wendepunkten und Trends zu entsprechen und auf eine statistisch erhebbare Akzeptanz zu , Dies ist Folge einer vor allem durch und seil der Ritschl-Schule forcierlen Reduklion des Gemeindelebcns auf Kultur-, Sozial- und 8ildungsarbdt. Nicht umsonst schreckten viele Schiller Trodtsehs vor dem Pfarramt zurück. weil sie außer einer dankbaren Erinnerung an die vollbrachte Lcbensleistung den Sterbenden nichts mehr zu .ugen wußten. Dazu Sauter. Einfilhrung, 30.191 f. , Nicht zuletzt durch die Erc:ignissc des Jahres 1 9 8 9 , die die Ambivalcnz a1lcr uropistischcn Staats- und Handlungskonzeple cindrückJich vor Augen geführt haben. scheint jedoch in Ictzlcr Zeit eine gewisse Ernüchtcrung und cin Umdenken ausgelöst worden zu sein. Wäh rt:nd L 8. G. s:;'uler 1965. Zukunft. 52f.57.66f.150f.157. sich nachdrückJich gegen den Pri mat der Soteriologie wendel. das Evangelium ab Verheißung - ohne Zueignung - velS1ehl. die Verheißung wiederum als ein ..nomen actionis", als ein im steten Noch-nicht und anzu smbenden Voraus des Gegenwärtigen befindliches Ziel eines Verinderungsprozcsscs. sind 1995. Einf'uhrung, 196(. 200. krilische Töne gegenüber der nihilislisch-hermeneutischen und elhisierenden Tendenz der neuert:n evangelischen T heologie zu hören. Ebel 200: .. Doch wenn solche Reportagen [über Rückkehr und Berichle Totgesagter] (oder auch 8c:richle übtr Sierbephascn und ihre psychische Ikwältigung) das vordringliche Intcresse finden. dann dürfle das ein AJarmzeichen rur Kirche und T heologie sein". Allerdings kann Sauler auch (Zeil. 628f.) in der Nachfolge Heidcggers bert:its 1965 vom Tod her einen ZuVOg zur Wilrdigung der menschlichen Individualität gewinnen. 1 Ein ähnliches. allerdings mit Hilfe einer modifizierten aistentialen Interpreution verfolg* tes Anliegen hai H. On. Eschatologie, 53f.: .Nach der fJiminierung der gricchisch..duali5ti sehen Unsterblichkeiulchre ist die Polemik gegen den Bc:griff der Unsterblichkeit unbegründet gN'orden"; ..Aber freilich: es handelt sich durchaus um eine chrislologisch begründeie Un sterblichkeitM (Hervorhebung im Original). • Vgl. Campenha�n, Diskussion, 192 .•
Einleitung
15
hoffen, sondern das Worr Gones in unverwechselbarer Identität zur Zeit und zur Unzeit zu verkündigen (2.lim. 4,2). d. h. in die Zeit hinein, aber nicht von der Zeit her. Der Motivation durch den Auftrag Gones entspricht die Akzentuierung der Priorität des Redens und Handelns Gones im Gegenüber zu allen immanentistischen Reduktionen, die wie ein roter Faden die vorlie gende Arbeit durchzieht. Zweitens soll der Eindruck vermieden werden, daß man die dargestelJren Ansätze aJs jeweils auch mögliche und beliebige Stim men im vielstimmigen, pluraJistischen Chor der T heologie erklingen lassen und nebeneinandersteIlen kann. Es muß vielmehr von vorneherein und stets danach gefragt und geurreilt werden. was theologisch wahr, d. h. schrift- und bekenntnisgemäß, und was mit mehr oder weniger erheblichen Problemen behaftet ist. So treten neben chronologische vor aJlem systematische Kriterien der Disposition. Die Vielschichrigkeit des Seelen begriffs. die Komplexität der theologischen und philosophischen Auseinandersenungen und ihrer Wur zeln und die Vielzahl konkurrierender Ansätze macht einerseits einen Rück gang bis zu Antike und MinelaJter erforderlich. andererseits aber eine breite, nuancierte und differenzierte Abgrenzung nach verschiedenen Seiten hin. Weil die vorliegende Arbeit dogmatische und nicht theologiegeschichrliche Interessen verfolgt, werden die theologischen Weichenstellungen und deren Korrekturen an einem oder wenigen repräsentativen Vertretern greifbar ge macht, nicht aber alle biographischen, kontextuellen und theologischen Dependenzverhältnisse geklärt. Im Vollzug der dogmatischen Beurteilung ist aJlerdings häufig eine Erweiterung über das spe'l.ifisch anthropologische und eschatologische AreaJ notwendig, um Ursachen und Auswirkungen bestimm ter EntsCheidungen vor Augen zu führen. Dies gilt erwa für die erkenntnis theoretischen Grundenrscheidungen, die sich in der Auseinandersetzung mit Pomponazzi am adäquatesten entfalten lassen. Der grundsärz.lich aposteriori sche, d. h. von der Offenbarung herkommende Charakter der theologischen Rede von "Unsterblichkeit" und ,,Auferstehung" verbietet eine apriorische. neutrale Koordination mehrerer - sei es auch nur parriell analog redender Quellen neben der Schrift erwa aus der Philosophie zum Ziel einer re'l.iproken Interpretation.
3. Systnnatischn- Zugriff Das Phänomen des Todes. wie es in dem Bereich
des Kreatürlichen generell anzutreffen ist. läßr die Frage nach der Differenz neben der Konvergenz in der Wesensbestimmung von Mensch und lier be sonders virulent werden. Das Proprium und Plus des Menschen wird in der Tatsache und im Modus der Transzendierung der Todesgrenze manifest. Der Definition des Ereignisses, des Grundes und der Auswirkungen des Todes korreliert die Qualifizierung und inhaJdiche Füllung des Lebens; das Was des Todes bestimmt das Was und Wie des ubens. Das Daß der Verbindung von erstem Glaubensarrikel einerseits und zweitem bzw. drinem andererseits indiziert die angestrebte oder zu erwartende Transzendierung des Todes ent-
16
Einlt:itung
gegen einer Leugnung oder hermeneutischen Akzeptanz desselben. In dem Wie des Konnexes von protologischer und soteriologisch.eschamlogischer Ebene demen sich theologische Weichenstellungen grundsätzlicher An an. Die Grundalternative läßt sich vorausgreifend dahin bestimmen. ob die Richrung der Bewegung, in die Leben und Tod eingezeichnet werden müs sen, von unten nach oben, d. h. vom Menschen und seinen geliehenen oder zwar geschenkten, aber doch zuhandenen Möglichkeiten her. verläuft oder von oben nach unten, so daß in Gott das Kontinuum und Subjekt zu sehen ist und ihm der Primat zuf'allt, Je nach der Opdon für eine der heiden Möglichkeiten erhalten folgende Termini, Begriffspaare und Sachverhalte eine unterschiedliche Füllung bzw. Zuordnung und werden in dieser Weise zu konstirutiven Eckpunkten im Ko� ordinatensystem eines theologischen Lehrgebäudes. Erstens ist die Frage der Leiblichkeit, der Materialität, ihre Integration oder Überwindung, ihr Ver hältnis zur Vernunft und zur Geistigkeit zu nennen. Dem entspricht zweitens die Entscheidung, ob mit ..Geistigkeit" ein Besitt, eine Potenz, ein Pro gramm des Menschen oder ein Geschehen von GOtt her, das pneumatische Wirken GOttes gemeint ist. Daraus folgt drittens die Inbeziehungserzung von Sein und Akt. Hier gilt es, sowohl einer Vorlagerung der horizontalen Seins- vor der vertikalen Aktebene in dispositioneller oder subjektivistischer Weise wie auch der Horizontalisierung der Aktebene zu wehren, aber auch einen rein akrualistischen Objektivismus zu vermeiden. Dem will die im Zuge der Ausführungen vorgenommene Unterscheidung einer funktionalen und überfunktionalen Sicht der Seele bzw. die Diskussion über die inhaltli che Füllung der überfunkrionalen Dimension Rechnung tragen.
GRUNDLEGUNG
A. Seelesein als von Gott zum Vollzug der Gottesbeziehung instandgeserzte Existenz biblisch-exegetische Erwägungen I. Die Seele als Funktion des Leibes 1. Funktionieren und Sterben der Seele Die empirische Beobachrung, daß mir dem Aufhören der Atmung oder mit dem Ausfließen des Blutes der Tod eimrin. läßt Atem und BIO{ als Träger des Lehens erscheinen. Der Hebräer kennt nun nicht nur die Wunel V!Jl hau chen/atmen (2.Sam. 16,14; Ex. 23,12; 3 1 , 1 7), sondern kann den Tod als Ent weichen der IIIQI (Gen. 35,18; I.Kön. 17,17: Rückkehr der IIIQ1) bezeichnen, sie also mit dem Atem gleichsetzen I, Auch ihre Verortung im Blut (Gen. 9.4; Lev. 17.11)2 bzw. ihre Identifizierung mit dem Blut (Dm. 12,23) sieht die w�a als "inhärentes, leibgebundenes Lebensprinzip"3, Daher steht 1t9� bzw. lVVX� zumeist für "Leben", das z. B. gereuet (1.Sam. 14, 1 1 ; 2.Sam. 1 9.6), bewahrt (Dm. 4,9; Ps. 25,20), bedroht (I.Sam. 20, 1; 23,23), vernichtet (Ez. 22.7; Ps. 26,9) werden kann4• nLeben" meine hier das bloße Dasein; utQ� ist als Hauchseele (Gen. 2.7) oder "Lebensseele"s neutrischer Ausdruck der leben digkeit. d. h. Bezeichnung der vitalen Funktionen eines Menschen6. 'l'vX� kann in dieser Bedeutung als Ausdruck des belebenden Prinzips der (Jap�. der (Jap� als erwas Lebendigem und in der Gleichordnung zu anderen ebenfalls auf begrifflicher Explikation körperlicher Funktionen beruhender nOrgan=
I Vgl. Jacob, Anthropologie, 61S; Daunenberg, Seele, 188
Vgl. den Ausdruck "die 'd�� ausschütlen�: Thr. 2,12; Ps. 42,S; I Sam. 1,15; Hiob 30,16; deren Ausleeren: Ps. 141.8; Jes. 53,12 J Vgl. Daunenberg, Seele, 189; WolfT, Anlhropologie, 26; Jacob, Anthropologie, 616 � Vgl. Daurzenberg, Seele, 189. Im NT: Apg. 20,10; 27,22; 27, lO;)oh. 12,25; 13,37; 15,13; l .Joh. 3,16. Dazu Schweiur, IpUX'l, 635.638; Kümmel, Römer 7. 200 , Gen. 12,13; 19,17.19.20; 32,31; dazu Siendebach, Anthropologie, 249.2S 1; ders., Mensch, 130 'VgL Stendebach, Amhropologie, 2S2f. der auch :10" in einer geistigen Funktionalitäl auf gehen läß[. 1
18
Seelesein - biblisch-exegetische Erwägungen
seelen", als Beu:ichnung gerade des Vergänglichen ( l . Kor. 15.45a: 1.VOX n (wao) auf die Seite der aape rücken und an ihrer Wertung rcilhaben7• It�� wird dann wrn Lcbensstoff"8, die anthropologischen Begriffe beschreiben in einer die menschliche Existenz horiwmalisierenden Weise den Menschen in seinen verschiedenen Funktionen'. Im Zuge dieser rein funktionalen Sicht der Seele wird. ausgehend von der radikaJen Diastase von rtl' und tVp� , ein "gewisser Materialismus" des Alten Testamencs konsratien. der den Menschen als aus Materie und unpersönlicher "1' zusammengesent sieht, womit die wQ� auf die Seite der Materie zu stchen kommt'G• Beim Tode kehrt die "" zu Gon zurück (Ps. 104,29; Hiob 34,14f.; Ps. 146,4; Koh. 3,19f.; 1 2,7), während alles aus Staub Gemachte, also auch die wp� , zu Staub wird (Gen. 3,1 9f.)II. Mit dem Leib vergehen auch dessen Funk tionen, d�n Vitalität, die ltp� scirbtl2. Es wird an späterer Stelle zu zeigen sein, daß wegen des Toralaspektes der Anthropologie und der Leibverbunden heit der Seele in der Tat vom Tod des ganzen Menschen, also auch der Seele ausgegangen werden muß. Aber es ist die Frage, ob sich 1rtp� auf die hier darge legte Bedeutung eingrenzen läßt. ..
2.
Lebenmfollung statt Totksüberwindung (ehr. Barth)
Problematisch wird die in gewisser Weise berechtigte Auffassung des Todes als .,Zerstörung des Menschen", des Menschen "Ende" und "Zerfall"u dann. wenn in bewußtem Gegensatz zur kirchlichen Lehre jegliche Möglichkeit ei ner Rede über ein Jenseits des Todes geleugnet, die Todesgrenu: als unüber windbar und der Tod als definitives und endgültiges Ende, als "Versinken im Nich($"I� gedeutet wird. Der Tod erscheint als notwendig mit der Materialität, mit dem Staub-Charakter des Menschen gegeben. als biologisch begründet oder als vom Schöpfer im Sinne einer "geschöpfliche[n] Ordnung" gesc:tztl�. Der Tod. ist dann nur in Einzelfalien, vor allem als vorzeitiger Tod. Straffolge einer dann auch nur rein aktual verstandenen Sündel6, aber ein grundsätzli cher Zllsammenhang zwischen fakrizirät der Sünde und Faktizirät des Todes v
1 So z.
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B. Kümmel, Röm�r 7 , 26.181; gl Su:nd�bach. Anthropologie, 257; Sander, Dualismus, 331; 'l:tDl hac die Funktion der Ern:thrung, ,\7:1 die d�r Fortpflanzung • Eichrodc, Thwlogie, 87f. t Vgl. Scend�bach, Anchropologi�, 261 10 So L B. Kdl�rmann, OtK:rwindung. 261.279 1 1 So C. Buch. Emuung, 63.165 11 Ri. 16.30; Num.31, 19; 2.Sam. 19.6; I.Kön. 19.4; Jon. 4.8; gl C. Buch. Er ng. 165 IJ C. Buth. Umtung. 54.65.181 I. C. Buth, Erreuung. 183; vgl. �bd 183.186f. I' C. Buch, Erreltung. 54.179.181. 187; vgI. P�r. Tod, 80f.; Wächt�r. Tod, 199.203; Wolff. Anlhropologi�. 109f. " G�n. 6,5-7; 18f.; Ex. 12.19f.; I.Sam. 4,17; 2.Sam. 12, 18; J�r.21.6; I.Sam. 2,31f.; Hiob 22.25f., 4.7 .
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Die Seele als Fu
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kt io n des
Leibes
19
als solchem wird bestrinen. Dagegen ließe sich nicht nur Gen. 2-3 mir seiner keineswegs rein horizontalen, sondern theologisch relationalen Sicht des Menschen anführen, bei der der Tod als Strafe für die hybride Mißachrung des lenren Verfügungsrechtes Gones verhängt wird (Gen. 2,17) 17, sondern auch Ps. 90,7: "Denn wir vergehen durch deinen Zorn [��15i1). fahren plönlich dahin durch deinen Grimm [�l';I"I:l�,r (vgl. V. 9)18. Für die T hessaJonicher war es keineswegs selbstverständlich,daß ein Christ - immerhin mir dersel ben biologischen Konslitution wie alle anderen Menschen ausgesraner stirbrL'. Dem Tod gilt nicht das "Sehr gut" der Schöpfung, sondern er isr der Jenre Feind ( I . Kor. 15,26), eine zu überwindende und nun überwundene Verderbensmachr. Die unbesrreitbare Universalität des Todes dient Paulus zum Nachweis der Universalüät der Sünde (Röm. 5,12), wie er auch im Um kehrschluß den Tod von der Sünde ableitet (Röm. 6,23). Insofern der Mensch die Sünde als das eigentliche Subjekt seines Tuns erfahrt, bleibt ihm nur die Anerkennung des definiriven und vom Menschen her nicht kompen sierbaren Todesurteils GO{ces (Röm. 7,9f. 22-24)20. Das Unterworfensein unter den Zusammenhang von Sünde und Tod bleibr der eine Spannungspol des je neuen dialektischen Oberschrittes zur neuen, pneumagewirkren Exi stenz durch die Sündenvergebung (Röm. 8,1_8)21. Da der Blick auf das Jenseits des Todes versperrt bleibt, wendet ehr. Barth sich dem Diesseits zu, dem Vorgang des Sterbens. Die Qualität des jeweils 17 Man kann freilich einwenden, daß hier nicht das Sterblichwerden. sondern das f.tktische
Sterbcn als Strafe an�kündigt wird und dann nicht einmal sogleich eimrin. Aber auch dann wlire das Manifesrwerden einer mit der leiblichen Existenz gegebenen Möglichkeit wie auch ihre Aufschiebung im Rahmen gnädiger Erhaltung ein vom eigentlichen Schöpfungsakt umer schiedener Vorgang. Vgl. Athanasius. de inc. 4: MSG 25. 103 I1 Dazu Kcllermann. überwindung, 265: Gese, Tod, 37; Runze. Unsterblichkeit, 283; Vrie zen, Theologie, I 74f. I. I.The$S. 4,13; vgl. J.Kor. 1 1 ,30: einige Gemeindcglicder sind vor allem aufgrund ihrer verfehlten Abc:ndmahlspraxis gestorben. JO Vgl. Wilckens, Römerbrief, 2, 99f 11 Insofern muß emgegen der seil Kümmel üblichen rein sukussiven Verhälmisbestimmung von Röm. 7 und 8 durchaus an einer Gühigkeil der Aussagen von RÖm. 7 auch rur den Chri sten festgehalten werden. Vgl. G. Bornkamm, Ende, 69: �Er hat den Freispruch, das Sein fy XPUTfW nicht anders als im Bckenmnis seiner Verlorenheit umer Gesetz, Sünde und Tod"; "Die V�rgangenheit bleib! darum der abgründige Grund des neuen Seins in ChristwK (Her vorh�bung im Original). Cullmann. Unsterblichkeit, 25-28.33. verweist auch auf die Todes angst Jesu als Angst vor der Gottverlasscnheit und dem Ausgeliefensein an den Feind GOlles (Mk. 14,34.36; 1 5,37. Lk. 12.50; Hebr. 5.7); Plöger, Tod, 79, verschiebt die Aussagerichtung, w�nn er zwar richtig annimmt, daß Gon der �Urs.ächer des l..dxns WlSi des Todes� sei (I .Sam. 2,6; Dm. 32,39), aber den Tod aufdas Schöpfungs-, nicht auf das Strafhandeln GOlles bc-ziehl. In ähnliche Richtung zieh Wächter, Tod, 203, wenn er das richlerliche Tun GOlles als sozusagen mythologische: VeTSlehenshilfe zur Verdeutlichung eines natürlich-immanent erkJlirbaren Vor� gangs betrachtet: �Der Gedanke der Grenzen, die dem Menschen geseTZt sind, ließ sich durch das Bild der endgühi�n Verwehrung des Zugangs zum Lebensbaum aufs willkommenst� v�r deU(lichen�
20
Sedesein - biblisch-exegetische Erwägungen
erlebten Todes kann nicht an sich, sondern muß von der Art und Weise des individuellen $terbens her bestimmt werden. Dabei wird differenziert zwi schen einer positiv-natürlichen (Koh. 3.2.1 9()12 und einer negativ-unnatürli chen Seite des Todes. Die Sünde macht das Sterben und damit auch den individuellen Tod, nicht den Tod an sich ..schrecklich", sodaß ein .,Fluch" auf diesem liegcU. Positiv ist der Tod, wenn das Sterben "alt und lebenssatt" (Gen. 25.7f.), "friedlich", nicht nosdos. entlastet, als "Entschlafen" "ohne Bitterkeit" als Weg aller Welt akzepcicn erfolgc24• Im Hinccrgrund steht eine weite Fassung des Lebensbegriffes im Sinne ei ner positiv qualifizierten Existenz, zu der die Verrugungsgewalt über bestimm te Möglichkeiten wie .. Zeit haben", Spontaneität, Gemeinschaft, Ernährung gehört, deren Anwendung der Entfalrung des Ldxnsträgers dienen, d. h. eine immanente Bestimmung der teleologischen Struktur der menschlichen Exi stenzlS• Leben heißt mehr als bloßes Dasein und kann mit den Gütern, die seine Eigendichkeit konstituieren, in einem Mehr oder Weniger begegnen. Die Perspektive von Mk. 8,35.36f., die das ein bloßes Vorhandensein tran sundierende Element gerade nicht in einem dieses zwar graduell Übertreffen den, aber im innerwehlichen Horizont Verbleibenden. also in Gesundheit, Reichtum. langem Leben u.ä sondern im Baug auf den handelnden Gon festmachc16, wird abgelehnt. Das Gottesverhältnis beschränkt sich hier auf das Wissen um die Graruität der Güter7• Trost spc:ndet dem Sterbenden nicht der Blick nach vorn, auf Gon als Erlöser. sondern zurück auf das von Gott dem Schöpfer ermöglichte Leben. Wenn man ein erfülltes Leben hane. kann einem dieses nicht genommen werden. der unvermeidliche Zerfall erhält ein anderes Gewichr28• Der böse Aspekt des Todes ist daher keineswegs sein ein ziger9• .•
n
Man wird nicht so ohne weiteres das Buch Kohclet zum Kronuugen einer materialisti schen Lebensauffasu s ng machen dürfen. Hugo. Kohclet. verweist aur die durchgängige Aur rorderung zur Gottesfurcht lnw. den Gerichtsgedanken (1 2 . 1 4; 1 1 .9; 7.16: 8. 1 1 f.; 9,1; 3.14; 6.10; 4.17; 5.6; 7,19; 8,12; 12.13) (ebd., 403-405) und aur die AhcnlUierung der Gr.nuitiit dessen, was Gegenm.nd des Lebensgeflllsses werden soll ( 1 1 .9) {ebd., 406f.; vgl. 407: _Dar um gibt uns das gleiche Buch. welches uns auffordert. das Leben recht zu gebrauchen, dane ben die ernstesten Mahnungen. und schreibt den Genießenden ein heilsames und ergreifen des Memento mori vor die Augen (7.2-6; 12,2ff.)". Es geht insorern um fteinen frommen Lebensgenuß" (ebd., 409). d.h. die Immanenz ist von ihrer Beziehung zur Transzendenz nicht ablösbar; daher kann Koh. nicht auf ein nihilistisches Todesvemändnis abriclen! lJ C. Banh, Errcnung. 182r. 14 Vgl. I . KÖn. 2. 1 f.10; Gen. B.H.: Dln. 34; dazu WolfT, Amhropologie, 109(; Zitate bei C. Ihrth, Errettung. 165.184f. 183.186; Haenchen, Aurerstehung. 82; Schreiner. Tod. 126 n Vgl. C. Banh, Eneuung. 28.22ff.; Fohrer, Geschick. 249 )6 Vgl. Schweizer. IVUXIl, 641 .644.645. 17 Vgl. C. Ihnh. Errettung. 36,48.7lf. l& So C. ßanh, Errcnung. 65.162.165: vgl. Plöger. Tod, 80: das zur ErRillung gebrachte Leben _qualifiziert auch das Sterben und den To
Vgl. DUrr, Gurgel, 262-269; Wolß'. Anthropologie. 19f.; Schilling. Geist. 35 In Prv. 23.2; vgl. Verbindung mit m � ; Mi.7, I; Dm. 17,1 5.20; I.Sarn. 2.16; Dm. 14.26; Verbindung von ""'l und ItIU (.Verlangen richten auf"); �n. 34,2f.; 44,30; l.sam. 18.1. Vgl. Wolß'. Anthropologie. 20-24 1'1 u r die Bedeutung ..Leben"; WoIK. Anthropologie. 26f.. verweist auf folgt.nde Be:lege r Prv. 8,35f.; Ps. 30.4; Prv. 19.8; 7.23 I" Z. 8. Verfolgung und Bedringnis; Ex. 23.9; Ps. 3 1 .8; Jer.4.31. Dazu Wolff, Anthropolo
gie,
25f. "0 Vgl. Wolff, Anthropologie. 31 m Z. B. l..cv. 23.30; 19.8; 22.3; Num. 5.6; 9.13; 12.5. Dazu Wolß'. Anthropologie, 28f.
Pluralbildung: l..cv.
18.29; Jer. 43.6; Gen.
Die: Unue:rblichke:il dc=s Menschen als Seele" ..
35
zug angelegt ist (Kehle), sondern diesen akruell vollzieht (symherisches Den· ken), meim sie nicht nur di� P�rson dts Mmschm, sondtrn dtn Mmschm als P�rson. Der Mensch isr als WO] immer schon auf etwas außerhalb seiner selbst bezogen und erst in der Verbindung mit dieser außerhalb liegenden Größe. erst in ihrer Aufnahme in Analogie zum Vorgang des Essens und At mens kann von eigendicher Lebendigkeit, Existenz. SinnerfülJung gespro chen werden. Zur Verdeudichung kann das in Gen. 2,7 gegebene Töpferbild (,YI) her angezogen werden. Der Mensch ist :"T'" WO] gleichsam als ein von Gon getöp fenes GefaS. das seinen Sinn, seine Zweckbestimmung und Daseinsberech tigung nur in seiner Offenheit für einen bestimmten Inhalt und in seiner tatsächlichen FüHung mit diesem Inhalt erhäJrlH. Es kann nicht zwischen einer gestaJrhaften. leiboriemierten und einer nach oben offenen Seite der Seele unterschieden werden lB• sondern gerade als Gestalr isr die Seele nach oben offen. Seide Seiten können nur in einem In· und Miteinander gesehen werden. Gestalt ist nicht denkbar ohne das Material. dem Gestalt verliehen wird. Material wiederum kann nie gestaltlos, sondern nur in einer bestimm· ten Gestalt begegnen. Die Gestalt eines GeP.i.ßes ist immer eine nach oben offene. Sie hängt in ihrer spezifischen Ausprägung ab von dem GehaJr, zu dessen Aufbewahrung sie bestimmt ist. Das Gefaß kann sich nicht selber ruHen, sondern muß von außen her gefüllt werden. Es wird eigendich ersr dadurch ein GeP.i.ß, daß es etwas "faßt"154• Dieses Etwas zu umfassen, ist seine Bestimmung: leer im Schrank zu stehen oder mit Milch statt mit Wein gefüllt zu sein, wäre Zweckverfehlung. Gtfofoein b�uht im Vollzug dts von außm htr trmöglichtm und in Gang g�halunm Bnugs zu diesem Außm. Das Wesen eines Geflißes geht nicht in seiner gleichsam horizontalen Dimensi· on, in seiner Materialität. dem Bestehen aus Ton und der damit gegebenen Zerbrechlichkeit auf. So ist auch der Mensch, der er ist, der Mensch als Seele. als Gefaß. in seiner - intakten - Verbindung nach außen, in der Realisierung der seine Stofflichkeit (i1�'�;:'-1� 'QS! Gen. 2,7) transzendierenden venika len Dimension seines Seins - und damit "istierr er erst! Man wird nichr wie Hermann Crml�r5S von der Grundbedeutung ..Odem/Hauch" ausgehen und damit WO] in ein Gegenüber zum Leib brin· gen und sie mit ihm erst nachträglich verbinden können. Vielmehr meint Wb] das Atmungsorgan in Akrion. wobei der Akzent nichr auf dem Organ. sondern auf dem Atmungsvorgang liegt, der die Lebendigkeit des Organs ausmachtl�. Atmung kann anders als Atem immer nur gleichzeitig mit einer Leiblichkeir gedacht werden. Verbindet man das Bild der atmenden Kehle In
Vgl. Findeiscn, Scc=le, 1419 I" So bei Heidler, Lehre:, 74.78 I� DudenJEcymologie, 1 57; Hinweis auf den Ausdruck; �De:r Krug �t zwei Liler� I" Cremer, Wönerbuch, 949 1S6 So de:r Ansan bei Wolff, Anthropologie, 19-32
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5«lesein - biblisch-exegetische Erwägungen
mit d�m des geRillt werdenden Gefaßes. so wird deutlich, daß die Aktion des Menschen (Kehle) immer schon herkommt und in Gang gehalten wird durch die Aktion des Außen (Gefaß) , das Gott ise, Das. wozu der Mensch bestimmt ist. wonach er zu S[reben hat (lmperativ), wird ihm zugleich ge schenkt (Indikativ). Der durch die Negation seiner Bestimmung gefallene Mensch ist geistlich tot (Eph. 2,1.5) und bedarf gleichsam der Füllung mit dem Heiligen Geist, um nun seinerseits zu atmen, d. h. auf Gott. ihn lobend. ausgerichtet zu sein und nach ihm zu streben - und so zu lehen ( I .Kor. 12,3; vgl. KaI. 3 , 1 3f.). Der Mensch als "0' ist es ja, der das Loben Gottes als 5011bestimmung des Lebens. ja als Wesen wirklichen Lebens im Sinne von Exi stenz, vollzieht (Ps. 103,1 f.; 104,1.35; Lk. 1 ,46). GOtt ist der eigentliche In halt des Außen, auf das der Mensch als Seele, herkommend von einer Begegnung mit Gott, immer schon bezogen ist (Ps. 63,2.9). Auch der physisch tote Mensch ist einerseits als ganzer tOt, denn die funk tional verstandene Seele vergeht mit dem Leib. Aber die Heilige Schrift be zeuge - wie zu zeigen sein wird -, daß mit dem Tod nicht eine "Verhälmislo sigkeit"157 eimritt, sondern der Außen bezug des Menschen, das Verhä l mis 1.U Gott von der Seite Gottes her aufrechterhahen wird und der Mensch auch als Gestorbener lebendig bleibt, weil er als .,Seeleu von Gon her den Bezug zu Gon realisiert.
4. Die Totm als von Gott her Lebende a) ubm von tkr T"u� GOtl�S h�r
0.) Th�ountrische, nicht neutral-indiffirt:ntt B�trachtung von Lebm und Tod
Das Leben des gefallenen Menschen ist vom Tod geu:ichnec. Es ist vergänglich wie verrinnendes Wasser (Hiob 14,10-12), eine verdorrende PflanzelS8, ein flüchtiger SchattenU9 oder ein kurzer Atemhauch'60; der Tod erscheint als Weg aller Welt161• Dem Tod eignet etwaS Offensives, eine in das Leben in der Form von Krankheit. Verfolgung, Mißgeschick und anderen Übeln hineinra gende und dieses in seinen Bann ziehende Macht'62. Aber der Tod erscheint in der Heiligen Schrift nie als eine 1.U akzeptierende Größe, mit der man sich in der rechten Weise zu arrangieren oder gar Komakt zu knüpfen hätte. Die menschliche Existenz ist nicht in eine indifferente Bipolarität einzuzeichnen 1)1 Wolff, Anthropologie. 103 l)t Blütc: Ps. 90,6; Blume: Jes. 40,6-8; Ps. 103.1 5f.; Hiob 14,2; Laub: Jcs. 64.5; Gras: 2.Kön. 19,26; Jcs. 40,6-8; Ps. 37.2; 90.5(.; 102.12; 103.15; 129.6 I" Ps. 102,12; 109.23; 144,4; Hiob 8.9; 14,2; Koh. 6,12; I.ehr. 29, 1 5 1611 Ps. 78.39; 144.4; Hiob 7.7. Dazu Kcllcrmann. überwindung, 263f. 1.1 Jos. 23.14; I . Kön. 2.2. Vgl. Wolff. Anthropologic. 96 IW Z. B. KJagcpnlmen wie Jon. 2.3ff.; Ps. 9,13; 16.9ft; 18.5.1 8.38f. Dazu Haenchen, Auf· erstchung. 78f.; C. Barth. Erreuung. 52.68; Kcllermann. überwindung. 260
Die Unsterblichkeil des Menschen als "Seele"
37
etwa in dem Sinne. daß Leben und Tod als zwei von Anfang an gegebene Fakten sich die Waage hielten mit z.eitweiligem Übergewicht des einen oder anderen und damit auf der gleichen Ebene zu stehen kämen. Dem Tod kommt vielmehr gerade keine eigenständige Macht zu. Er und die ihm Un· terworfenen sind die falsche Adresse. wenn um Hilfeleistung oder Auskünfte gebeten werden soll. Der Umgang mit Toten allgemein, insbesondere deren Befragung ist verborenl6} und auch nunlosl�. Der Mensch ist nicht SpielbaJl und Kampffdd zweier einander widerstreitender Gottheiten 1 65• Er ist viel i m durch sein Handeln als der mehr Gegenüber des einen Gones. der sich h Allmächtige kundgetan hat. Die ExkJusivität der Bezogenheit alles Kreatürli· chen auf den einen Schöpfer hin schließt eine Leben und Tod rein immanent als absolute Gegebenheiten betrachtende Einordnung aus; "beide ruhen sie in Gones Hand"I66. Ist das Leben von Gon gegeben. so ist auch der Tod von Gon als Strafe verhängt und zugleich von ihm beherrscht. Gon ist dem Tode gegenüber nicht machtlos. Er ist es ja, der tötet und lebendig macht ( I .Sam. 2,6; Dm. 32.39). Er beansprucht die Verfügungsgewalt über den Tod. wie es in der Einsetzung der Todesstrafe zum Ausdruck kommt167• Jahwe stößt hin· unter in die Scheol (Ps. 88.7). Es kann nicht von einem "rneologischen Vakuum"l68 die Rede sein. so als werde zwar der Bereich des Todes dem Zugriff anderer Mächte entzogen. nicht aber zugleich der Macht Jahwes unterstellt. Die Scheol liegt offen vor ihm (Hiob 26,6.14; Prv. 1 5, 1 1). Jahwe verm.g dem Lebenden ein Zeichen aus der "liefe" zu geben Ues. 7. 1 1 ). Die Frevler können auch in der Scheot noch von Jahwe erreicht werden (Amos 9,2). Es gibt kein neutrales Areal, keine Phase der Existenz, die nicht von Gon für sich beansprucht würde. Auch die Toten gehören Jahwel6'.l.
�) Primat und Kontinuiliit tkr Zu�ndung GOtl�S
Der Indikativ der Zuwendung GOttes, wie er schon in der Erschaffung des Menschen zutagetrat (Ps. 139. 1 3-16) und sein Tun stets von einem vorgän gigen Wissen und Tun Gones umschlossen sein läßt (Ps. 139.5.10: 139, 1-4 . 1 5f.), ".nszendien .lIe zeitlichen (Ps. 139, 1 1 f. 1 6.24) und riiumJi chen Grenzen (Ps. 1 39,8); GOtt ist auch bei den Totenl70. Die wrll, der '6) Dm.
14.1f.;
1 8. 1 1 ; Lcv. 19.27f.3 1; 20.6.27; Berührungsverbot: Num. 1 9 , 1 1-16; Lev.
1 1 ,32-35 '''' J .Sam. 28,13. Vgl. auch D:luru:nberg, Seele. 190 ", So nahmen z. B. die Kanaanäer die ExiSltnz eines Seuchen und Tod herbeir..ihrendtn Goues Resheph an, dem Sch:l.!mon, der GOlt des Heils und Lcbt:ns gegenüberstand. Duu Henry, Tod, 2 164 G. v. Rad, Tod. 258 1" Gen. 9.6; Ex. 2 1 . 1 2fT. Vgl. Schre:incr, Tod, 129f. 1� Wolfr. Anthropologie. 162; vgI. dazu Dauru:nberg, Seele:. 191 IM Vgl. Gcse, Tod, 39 ,1'It Zum Ganzen vgl. Gese, Tod. 48
38
Setlesein - biblisch-exegetische Erwägungen
Mensch als lÜb] weiß sich geborgen in Gort, dem Voge:! gleich, der im Hause GOttes, im Heiligtum. bei Gon seine Wohnung gefunden hat (Ps. 84,3-5) und ihn nun ..immerdar" lobt (V. 5: :'I" ?;:I! �P; LXX : ... Eit; TOVe;; aiwvac; TWV aiwvwv). Jahwe bleibr als Gur und Erbreil (Ps. 16.5: '�ol '�,?�-nl'l .,,;,, 1 71 • ) Ocr sterbende Patriarch weiß um das Unauslöschbare und Wirksame der ihm l.utc:ilgewordenen Verheißung Gones. deren Zeuge und Tradem er wird (Gen. 48,21). Er stirbt in der in dieser Verheißung begründeten Gewißheit des Fortgangs der göttlichen Heilsführung. Die einz.c.lnen lsraditcn sehen sich als Lebende nicht nur als Glieder irgendeiner Sippe. als Tote nicht nur als erinnerte Glieder des durch seine Geschichte schreitenden Volkcs"l72. Das Bleibende ist nicht ihr Volk an sich. we Nachkommenschaft. sondern das von Jahwe unverbrüchlich mit sich in Beziehung gescnte Volk. Der ein:z.elne Israelit hat als Glied des Volkes die Gewißheit seines Hineingenommenseins in den unabhängig von seiner physischen Existenz bestehenden Bereich der Bez.iehung von Jahwe und Israel17J• Der Name eines Gerechten lebt nicht nur im Andenken der Nachkommen weiter174, sondern ihm wird ein durch den Tod nicht austilgbarer Name vor GOrt zuteiJL15. ..
y) Gotr als Wmdn in dn Not Die Gemeinschaft des Gerechten mit GOrt kann zwar als zeirweise ausgesent erscheinen, sie hört aber faktisch nicht auf. Die Zuversicht, daß Gon nicht immer schweigen kann. führt den sich real bereits in der Todessphäre befin· denden Hiob zu der Gewißheit. Gott zu sehen (ö1"� i'1tOtc Hiob 19,26). Gott ist nicht nur die einzige Appellationsinstanz, der einzige Bez.ugspunkt in der Not. Er ist auch der einzig wirkungskräftige Anwalt gegen den die Not zulas senden Deus absconditus (Hiob 19.25: '?�i)176. ..Nicht der Tod selbst ist's. aber dies. daß ihm Gon als s�in GOtt entsehwunden ist ... Ist die Sache hi�r nicht beigdegt (er wird ja in Kürze sterben). so wird Gon irgendwie und ir· gendwo jenseits dieses Lebens wieder snn GOtt werden"m. GOtt wird sich wieder als der ihm Zugewandte offenbaren. Auch der Beter des Ps. 73 droht zunächst an Gott irrezuwerden (V. 2. 16). Grund ist die ungleiche Verteilung der Schicksale: das Glück fallt den Gon111
Vgl . G�, Tod. 47f.49 : WolR; Anthropologie. 1 05: gegen Haenchen, Auferstehung. 79f. l7J So Brol, SinndeUiung, 464 l1J Vgl. Kdlcrmann, Obc:rwindung, 267f.; G�. Tod. 38 .42: BreiI, Tod, 465f. Sagtn übc:r die Erzväler. Gen. 48.16; Gedenkstein Absaloms 2.5am. 1 8 . 1 8 ; furchtbar ist die Awlöschung des Namens; Jer. 1 1,19; Am. 7.17. Dazu Kdlermann, Obc:rwindung. 26 8 f. In Jes. 56.5. Ein Einlng in du von Gon geMme Buch des I..ebens durchbricht die Todes �nze (L B. Jes. 4,3; Jet. 22.30; Ez.. 13.9. Zum Motiv auch Ex. 32.32f.: Ps. 69.29 : vgI. OAb. 3,5: 17,8; 20,12.1 5; Phil. 4,3. Dazu Kdlermann, Obc:rwindung. 272) .1'6 Zum Ganzen vgJ. Gesc. T od, 44. Anders Fohrer, GdChiek. 26Of.; Haenchen. Aufersle hung. 86f. 177 v. Rad, Tod, 262 (Hervothebungen im Origi nal) 114
Die Unsterblichkeit
des
Menschen als "Seele"
39
losen, Frevlern. Spönern zu (V 4-12), während der sein Hen rein Erhalten de größte Qualen zu erdulden hat (V. 14.21 .26a). Auch hier wird von Gon her, durch den Blick auf Gon. durch einen Perspektivenwechsel also. der von einer am Heiligtum Gones, am Orr der Gonesnähe zuteilgewordenen Ent hüllung herkommt (Y. 17.28a), die Wende der Not ermöglicht; "im Licht der Lebenswirklichkeit Gones" bricht das hybride Lebensgebäude der a'sr� in sich zusammen; der Beter kann vorausgreifend über die Frevler das Leichen lied anstimmen (V 1 8-20) 1 78. Y. 23fT. ist nicht Artikulation kühner Hoffnun gen, nicht Explikation von Bewußtseinsvorgängen. nicht Todesbewältigung, sondern Zustandsbeschreibung, Bezeugung einer von Gon her ermöglichten und garantierten Realitär. Der Beter weiß sich Gon bleibend zugehörig (Y. 23), weil von Gones Hand ergriffen und auf Gon als seinen nicht wankenden Existenzgrund (??�) für immer (u7.'1) ausgerichtet (V. 23b. 26.28). Weder nimmt der Beter den Tod als unabänderliches Schicksal resignierr zur Kennt nis oder versucht, die rechte Einstellung zu ihm zu gewinnen, noch tröstet ihn ein neutral-diffuses "Es gibt ein Leben nach dem Tod". Sondern "Sterbehilfe i n einem sehr anderen als dem heute gängigen Sinne"179, Todesüberwindung widerf ahrt ihm in der Gewißheit. daß das mit Gon ausgetauschte "Du" bleibt - und zwar als ein handelndes "Du" bleibtl80• Das "Du gibst mein Leben nicht dem Tode preis" (Ps. 16,IOa) wird konkretisiert: am Ende (,,,�, Y. 24b; vgl. Y. 17b: Dl)ry���) und nur dieser zielorientierre. auf Jahwe gerichtete Blick zählt - wird alle Not durch einen plötzlichen Eingriff Gottes aufgehoben.Jab we ergreift. entrückt (ni" ) den Beter in Herrlichkeit (MT: ';:1.; LXX: jJETO: M���; Vulga,", cum gloria) (Y. 24)'''. Nicht der Gegensatz von reich und arm a15 solcher, nicht die Nivellierung sozialer Unterschiede ist Thema des Psalms 49. Der Tod ist nicht Gleichma eher, sodaß der Gedanke, daß es am Ende ja doch aUen gleich ergehen wird. das Sterben erleichtern könnte. Der Tod ist vielmehr der Scheider, der den Versuch immanenter Sdbstsicherung als Selbstbetrug entlarvt und dem die -
111
Vgl. Kraus, Psalmen, 2.670, vgl. ebd., 674 I� Perli!!, Tod, 405 110 Zum Ganz.cn vgl. v. lUd, Tod, 263.265; Perliu, Tod, 404(, Kraus, Psalmen, 2. 671-675; Kcllermann, Überwindung, 275; Gese. Tod, 45 '" And�rs C. Banh, Errcrlung, 162(, der nur eine rein immanente Auslegung gelten las sen will. Soweit die Auffassung dahinter steht, zu einem solch frUhen, vor-apokalyptischen Zei[punk[ könne noch nicht der Gedanke an eine wirkliche Exi5lenz und ein Handeln Goncs jenseits der Todesgrenz.c gebildet worden sein, muß dem entgegengehalten werden: nichl ein Uns[erblichkeitsgt'dankt', sondern der Empfang eines Gottesspruches bzw. eine Theophanie (V.1 7.28a) iSl fur die bcmerkenswert� Dialektik von Verbinerung und Triumph V�nlntwort lieh, die in diesem Psalm begegnet. Der Ps. 73 ist nieht von innen her kommende Projektion, sondern von außen h�r ermöglichtes Ertihlen im Sinne von Ikkennen ("U'? y'28b). Vgl. Kraus, Psalmen, 2, 670.674; v. Rad. Tod,265, gibt zu bcdenken,daß das mit '�lJitJ!l (V. 24b) gemeinte Gc:schehen etwas "seit je" der Macht GottCS ZugetnlUlCS sei (vgl. Gen. 5.24; 2.KÖn.
2,3ff.)
40
Seelesein - biblisch-ocegetische Erwägungen
Zuverlässigkeit einer sich in Gott sichernden und von ihm gesicherten Exi stenz gegenüberstellt. Die Reichen - und Reichtum steht hier für hybride Fixierung auf die Horizontaldimension des Lehens und ihre Maximierung verlassen sich auf ihr Vermögen (Y. 7), aber weder können sie dieses heim Tode mitnehmen (V 18) noch sich vom Tode und Totenreich loskaufen (Y. 7f.). Aber wer sich im Leben an Jahwe gehalten hat, der darf auch als Toter mit der Treue Jahwes rechnen. Gott wird durch ein außerordentliches Eingrei fen (n?�) den Betet - als TIIQ I - det Scheol entreißen (Ps. 49,16). Auch hier geht es nicht um unverbindliche Reflexion über den Tod, die h i m positive Seiten abzugewinnen versucht und in ihm die Lösung eines als drückend empfundenen Problems erblickt. E.s handelt sich vielmehr um ein Gebet, um Rede mit und Bekenntnis vor dem Gon, der um den Anlaß der Not weiß und sich dem Beter als der Norwender kundgetan hat (V. 5!). Das ,,Aber" (Y. 16) ist nicht Ergebnis sich steigernder frommer Sehnsüchte. Diese könnten die Todesgrenze allenfalls gedanklich. aber nicht real überschreiten, weil sie mit dem sie empfindenden Menschen auf der diesseitig-irdischen Ebene ver blieben. also sich mit dem Tod als dem Ende dieser Ebene in einer Reihe befänden. Gewißheit erwächst vielmehr aus dem WOrt Gones (V. 5). das die Fortführung und tätigwerdende Konkretion der für diese Zeit gültigen Zu wendung Jahwes in die Todesstunde und postmortale Exisre07. hinein ver heißt182• Selbst der Beter des so dunkel wirkenden Ps. 88 gibt durch seine Gones anrede 'J:'�.� 'tt"'� (Y. 2) in zugleich an Gon appellierender Weise der Hoffnung Ausdruck. daß Gon eben das in den rhetorischen Fragen in Zwei fel Gezogene tun wird, also an Toten Wunder zu vollbringen und die Schat ten aufstehen zu lassen (Y. I 1). Allen empirischen Gegebenheiten zum Trott ist Gon allein Zuflucht und Halt. an den sich der Sterbende klam mertl8l.
ö) Existmzsich�rung durch ChristuJ
Zeit und Ewigkeit werden reladonal verbunden. Die Beziehung zu Jahwe wird neutestamenclich präzisiert als Beziehung zu Christus. Leben ist nicht bloßes Dasein, sondern steht als Existenz unter einer eschatologischen DiIII
Y.t6 darf nicht wie bei C. Bmh, Errenung, 1 58ff. und Wächter, Tod, 196, auf Y.6f. bezogen werden, um so in der Beseitigung des Reichtums der Reichen und deren verfolgender Tätigkeit eine Ermöglichung der Leben�rfullung und daher eines guten $terbens zu sehen. Nicht das Erlebthahen eines verfolgungsfrc:ien Lebens und auch nicht die Genugtuung, daß der R.c:ichtum der Reichen mit dem Tode endet, ist das Fundament, auf das der Sterbende bauen kann, sondern der GOlt, der nicht nur den Tod versüßen, sondern überwinden will und wird, indem er die einmal eingegangene Ikziehung zu dem jent sterbenden Menschen von seiner Seite her erhält. Insofern kann der Ikzugspunkt fur Y.16 nur in y.a gesehen werden (heide Verse: mit"V') eingeleitet). VgL dazu Kraus, Psalmen, 1, 522f.; Kellerrnann, übef"Win dung, 274-276; Gese, Tod, 45f.; Fohrer, Geschick, 257; Kaiser, Tod, 70f. 10 Vgl. Kraus, Psalmen, 2, 776f.
Die Uns(erblichkei( des Menschen als ..Seele"
4I
mension. da Praktizierung und Priorität des jetzt gefordenen Außenbe1.ugs als Nachfolge Jesu (lv€Ktv t�oii: Mk. 8.35; Lk. 14.26) Maßstab des kom menden (Futur: crWcrEI) Gerichts sein wird1s.4. Wer sich hier zu Jesus bekenm vor den Menschen, zu dem wird sich Jesus auch bekennen vor GOtt (Lk. .J 2,8). Als Glaubender, der auf die Treue GOttes setzt ( I .Petr. 4,19; vgl. 2,25). tein man jetzt schon in einen realen Bezug zur dem Gläubigen als TO TEÄOC;; Tiic;; mCJTEWC;; z.ugesagten crwTrlPia wuxwv ein ( 1 .Peu. 1 .9)185. Die Coram Deo-Komponente hat die Coram-mundo-Komponente zu bestimmen. nicht umgekehrt. Daher kann der Versuch eigenständiger Existenzsicherung. erwa durch eine Flucht vor dem Martyrium, gerade dieses Leben als Existenz nur verlieren und es zu einem befristeten Dasein degradierenl86. Es ist aber auch nicht so, daß die Preisgabe des irdischen Lebens an sich den Erhalt des davon umerschiedenen himmlischen Lebens zur Folge hätte. menschliches Tun also zur Bedingung eines norwendig darauf folgenden göttlichen Tuns wür de 1 87• Sondern die WUx� als die eine auf Jesus hin z.entriene Existenz hält sich durch, allerdings im Paradox. Eben dadurch, daß sie hingegeben. also nicht als einmal gegebener Besitz krampfhaft festgehalten und von der Seite des Men schen her linear verlängen wird, wird sie zugleich von Gon geschenkweise erhaltenl83• Das zeitliche Dasein erhält Züge der Ewigkeit. wenn es als Exi stenz., als WUx� im eigentlichen Sinne, als von Gon geschaffenes, zu Gon in Be1.iehung gesetztes und von Gon stets neu in Be1.iehung zu sich gehaltenes Leben begriffen wird. Das Martyrium föhn nicht ins Nichcs. sondern ins Heil. weil es auf den Herrn hin geschieht. der schon zuvor sein Herren- und VerfUgungsrecht über dieses Leben als WuX� gehend gemacht hat und daran festhältl89• Auch dem. der mit Hilfe seines Reichtums (Mk. 8,36) sein Leben sichern (Mk. 8.37) möchte. muß gesagt werden, daß eben dies nutz.- und erfolglos bleiben wird. weil er die Vertikalseite des Lebens mit immanent-horizontalen Mitteln einfangen will und dabei die primäre Abhängigkeit und Umfangen heir der Horizontalen von der Vertikalen verkenntl90• Gerade angesichts des I""'
Vgl. Daunenberg, \l'uXTJ, 58-60; Schweizer. �UXIl, 636 11) Zur Notwendigkei! der Glaubenmeue vgl. Hebr. 10.37-39; Lk. 2 1 , 1 9; Jak. 1,21; 5,20. Zum Ganzen vgl. Daunenberg, LPen 268f. 271 .272.274; ders., Seele, 197 1116 Vgl. dazu D.auttenberg, \l'UXTJ, 67.77.163 111 So Kümmel. Römer 7. 169f. IN Vgl. Dauttenberg, 'l'uXIl, 60.66; Schweizer. \VUXTJ. 643 I" Darum gehl die jede Verlikaldimension des Lebens auskl.ammernde exislenli.ale Inter· preulion unseres Verses durch ßuhm.ann, Joh.annes, 325 (zu Joh. 12,25) fehl: ihm geht es nur um das rechte Verh.ahen des Menschen dem Leben gegenüber in dem Sinne, daß es nie einem Verfügenwollen umerslelh werden darf. Der Zukunfts- und Ewigkeitrupckt dcs kommen den Gerichlcs Goucs bzw. dcs reuenden Handelns Goncs geht verloren zugunSlen einer recht gelebten Gegenwut. Dazu Dauttenberg, \l'UXIl, 57 190 Vgl. dazu Daunenberg, \l'uXIl, 74-76. Eine Dcumng von Ps. 49 her will auch Schweizer. lpuX�, 644 beileiben gegen Buhmann. Tradilion. 86. 1 0 1 f., der V.36 von '1.37 trennen .•
42
Seelesein - biblisch.exegc=tische Erwägungen
Todes und sub specie aCternit3tis ist eine gläubige Auslieferung an Gon gefor dert und damit der Vollzug dessen, was Menschsein als 'PUX� bedeutetl" . 'IIuX�. der Mensch als Seele, ist eine nach Ruhe und Sicherheit verlangen de, sich bergen wollende Existem der nur von Gott her, von Christus her Ruhe und Geborgenheit zuteilwerden kann (Mt. 1 1 ,29) 192 , .•
E) Die Schlot als htilsgtschichtlichts Provisorium Können aber auch die gestorbenen Israeliten, die sich zugleich im Grab und in der Scheol befinden 1'3, diese Pers(>(ktivc haben? Sie sind zwar nicht Nicht seiende. aber vegetieren doch - in ihrer psychophysischen Ganzheit - in ei nem gegenüber dem irdischen Leben stark diminuierten, schanenhanen. schlafartigen Zustand'''' , Nur raunen und zirpen Ues. 8,19; 29.4) können die als o'b,und o'n)3 Ues. 14,9; Ps. 88, 1 1; Prv. 2 , 1 8; 9 , 1 8) Bezeichneten'", Trau rigkeit (Ps. 88,6) und Finsternis (Ps. 88,13), Schwächung und Reduktion des Menschen, Schlaffheit und Inaktivität treten ein'<J6. Maden und Würmer er scheinen als Regenten Ues. 14,1 1). Häufig sind die Aussagen über eine Un möglichkeit des Lobes Gones durch die in der Scheol Befindlichenl97• Die: Scheol gilt als .Land des Vergessens"(Ps. 88,13) und Land ohne Rückkehr (Hiob 7,9; 14,7-12;1 6,22)'''. und rein pro� ventt:ht:n möchtt: (Das Lt:bt:n ab dt:r Giltt:r höchstes bzw. dt:! Rc:ichtum hilft im Todt: nichts). Dazu Dautunbt:rg, 'l'UX'l. 70f. 191 Zum Ganun vgl. Dautunberg. 'l'UX'l. 78. Diest:r bringt. ebd .• 77. dit: Vt:rbundt:nhdt von Zdt und Ewigkt:ir richtig in sc:iner relational akuntuienen Ikfinition dt:r qJuxn zum Ausdruck; "\puxn dit:nt ... zur lkuichnung dt:r konkrt:ten menschlichen Exislenz in ihrem AwgrifT auf das Leben im Diesseits wie in ihrer jenseiligen Bcslimmung-. Ähnlich auch den.• Seele. 197 1'1 Mt. 1 1 .29; lipaTE T6v tuv6v )Jou tq" o)Jcu; J(al )JoeUt 011"' tJ.lOÜ, an "JI"paÜl; tlJ.lI J(Ql TfI J(opölq., J(al tupnOtTE OvO.1I"OUOlV Tal� \puxoi� UJ.lwv. Vgl. auch Dau(Unberg. IJ.IUX'l. 134.137 I'J Vgl. Haenchen. Auferstehung. 77 1 t4 Vgl. Kellermann. Überwindung. 273; Gc:sc. Tod.34; Schubert. Entwicklung. 185f.; Dubule. Erwartung. 687 I� Vgl. Schubert. Entwicklung. 185; Fohrer. Geschick. 253 .., Vgl. C. Banh. Errettung. 61 .63.66f.; Fohrer. Geschick, 252f. I'" Ps. 1 1 5.16-18; Jes. 38,18f.; Ps. 6,5f.; 30.9f.; 88.6.11-13. Vgl. Schubert, Entwicklung. 185; C Barth. Errettung. 83; Fohrer. Geschick. 253; Schreiner. Tod. 122-124 I" Allerdings besagt Lenleres doch zunächst nicht mehr als die Unentrinnbarkeit (Ps. 89,49) und den Zäsurcharakter des Todes. "Rückkehr- könnte ja nur als Reinkarnation ge schehen! Zum Gmun vgl. Schubert, Entwicklung. 185. 187. Eine andere Möglichkeit der Rilcllihr. nicht allgemein tur Welt der I..cbcndcn. sondern in das konkrete kUR zuvor geleb te I..cbcn begegnet in der Auferweckung einulner Toter, die von EJia und EJisa vorgenommen wird (I .Kön. 17; 2.Kön. 4,8-37; vgl. 13.200 (Dazu Stembt:rger. AufelSlehung. 285). Diest: TOlenerwttkungen sind noch keine grundsätzliche Todcsübt:rwindung - die Auferweckten milssc.n ja später t:rneut sterben -. aber uigen doch. daß die Grenun der Schcol durch die Macht GOltes durchlässig gemacht werden können - hier sozusagen nach hinlen zum geleb ten Leben hin.
Die Unsterblichkeit des Menschen als .,seele"
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Aber das über das Leben von der Treue Gones her Gesagte wird durch diese Aussagen nicht aufgehoben. sondern erhellt im Gegenteil, wie diese zu verste· hen sind. Wie die positive Gottesrelarion Zeit und Ewigkeit verbindet. so wird auch die gelebte Ablehnung Gones nicht durch den Tod aufgehoben. Der Tod erbringt nicht eine Annihilation der Gorclosen, sondern ganz im Gegenteil wirkt die Scheel wie ..die sicherste Urkunde" des gelebten Lebens (Ez. 32,18ff.)199. Der Zorn Goues verfolgt die sich gegen ihn Verschließen· den bis in die Scheel hinein200• Die Scheol ist nicht Ziel. sondern Gegensatz des einmal begonnenen und fortgeführten Handelns Gones an den Seinen. Den Gerechten, die den nach oben (Prv. 15.24; 23.l3f.). nicht in die liefe (Amos 9.2; Hiob 1 1 .8; Ps. 139.8; Jes. 7.1 I ) führenden .Weg des l22J. Die Gerechtigkeit (2.Kor. 5.21), das Gewordensein des Neuen (2.Kor. 5,17) ist zugleich schon da (Röm. 5 . 1 .9; l.Kor. 6,1 1) und steht noch aus224• Das Gestorbensein mit Christus und das künftige Leben mit ihm225 umgrenzt das Dasein tv XPICJT�, durch das der Einzelne in die uns zuvor (010:; urrtp) durch das Heilsereignis von Kreuz und Auferstehung Christi eingeleitete Geschichte hineingenommen isr26• y) Di� pn�umatiJch� Vo/lzugr�iu und �rmitt/ung dn Aufmtthung Die Auferstehung ist nicht schon geschehen227• aber auch nicht nur etwas Zu� künftiges. weil Christus als ll1rapxn der EmschJafenen auferstanden ist ( 1 . Kor. 1 5 .20): damit ist ein Anfang gesetzt, dem das Ganze folgen muß218 . !lG
Vgl. dazu Wilckens. Römerbrief. 1 . 193.197f. w 2.Kor. 5.15: rq) u.,..tp aUrWY cI'Iro6ay6YTI Kai tYEpetYTI; Yg!. Röm. 4,25; I . Kor. 15.13-18 m Vgl. 2.Kor. 5.21; Mk. 10,45. Dazu Daunc:nberg. 'PuX.,. 105.107; Schnelle, Anthropo logie, 72f. m Röm. 6.4.6.8 : Aoriste; ygl. V. 5: au��UTOI YEy6yajJEv rq) 6J.1o...;'jJan roß eaychou
aUToü U
paYlaa�E\lOV! m Vgl. Schnelle, Amhropolog ie, 55f. lJjJ Vgl. Müller, Totenauferweckung, 181 m Vgl. Müller, Totenluferweckung, 180.187; Schnelle, Anthropologie. 56; Schweizer. �o�a, 423f. 2 Vgl. Müller. TOlenluferweckung, 186. 188 . 14l Ebd., 188 zu Dazu ebd 216f. Müller verweisl auf eine motivische P:.tn.Ile1e in Ri. 6,34, wo .;�., eine Mlchrübernlhme der 1"\." über Gideon besag!. Auf die p:l.Ulinischen Stellen angewandt hieße das wohl: das Anziehen ist zugleich ein Angewgenwerden im Sinne einer Vmerstellung umer die Pneumamlcht des erhöhten clPIO Kupi
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SC'
Eschatologisch� An tizipation und eschatologisch�r Vorbehalt
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Stange strebt einen monistisch�n Endausblick an. Die Auferstehung kann daher nur eine soteriologische Größ�, ein Heilsgut sein. Auferstehung ist Wir kung des - wie gesehen - positiv reduzierten Machtwortes GOttes!47. Ewiges Leben und Auferstehung sind - zu Recht - Synonymbegriffe!48, aber wegen ihrer soteriologischen Reduktion Gegenbegrifle zur universal-protologischen Unsterblichkeirl49. Eine allgemeine Auferstehung wird abgelehnt, da diese nur als ergänzungsbedürftiger Akt einer neutralen Wiederbelebung fungieren könnteiso. Dies ist jedoch nur richtig, wenn die übrigen Prämissen zutreffen. Auferstehung und verendgültigende Manifestation der Gortesrelation müssen nur dann aufgespalten werden, wenn letztere rein positiv qualifiziert und als insofern für die Gottlosen nicht relevant herausgestellt wird, nicht aber, wenn eine Universalität und Dualität sowohl des einen wie auch - in ihm - des anderen Ereignisses angenommen wird. Ewigkeit, ewiges Leben wird zutref fend nicht als Zeit-, sondern Wertbestimmung, als Lebenszustand interpre tiertL)!. GOtt ist das ewige Leben, das Jenseits des TodesL)l, aber nur als Gott im Srangt'SChen Sinne, als allein den Frommen handelnd zugewandter und zugänglicher. Die Auferstehung ist die Enthüllung der Herrlichkeit GOttes!53, aber wird nicht das Herrsein GOttes gerade in seinem Herrschaftsanspruch. im Gesetz, in der Ausübung seiner Majestätsgewalt manifest? Stanges Ansatz hä1t sich auch in der Pneumatologie durch, wenn er eine neutrale Wiederbele bung als der positiven Qualifikation der übrigen Wirkungen des Heiligen Geistes widersprechend ablehnt!)4. Er vergißt dabei, daß sowohl Belebung (Gen. 2,7) als auch Wiederbelebung ( l . Kor. 1 5,35/f.) wie alles Handeln Got tes am Menschen nie ein neutraler Akt ist, sondern Setzung und Vollzug des l tnisses zwischen Mensch und Gott. wie auch immer gearteten Verhä Die christologische Reduktion des ersten Artikels geht jedoch nicht wie bei Karl Barrh mit einer Universalisierung der Gnade, sondern gerade mit der Beibehaltung ihrer Panialität einher, allerdings verbunden mit einer konse quenten Partialisierung, weil einseitig positiven Qualifizierung der Gottesre lation. Das coram Deo wird zum christologisch ermöglichten und soteriolo gisch gewährten Exklusivrechr der Frommen; auf Gon bezogen sein heißt: fromm sein. Nicht das Getragenhaben und die Bescimmung z.um Wiedertra genwerden der imago dei, sondern nur ein hier und da geschehendes pfeilarti ges Auftreffen der Gnadensenkrechren auf die irdische Existenz erhebt den 141 Stange. Ende. 122f. I"
Stange. LHerankonzil. 416,417f.420.427,428.441 .442; dm., Ende. 158; den., Auslegung. 744.747 Latcrankonzil, 424.428 14' Ders I� Ebd., 428 ISI Ebd 432; ders Ende. 73 ISl SI:ange. Ende. 88 IU Slang�, Later:ankonzil. 429 1>4 Stange. Laterankonzil. 425f.; dm Ende, 1 5 1 f. .•
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Seelesein - die reformatorische PlÜisierung biblischer Lehre
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Menschen über die Tiere. Die Gotdosen sind durch nichts von den Tieren unterschiedenlH. Tod und Auferstehung verendgültigen nicht das GOtt gegen über zu Lebzeiten eingenommene Verhältnis, sondern die jeweilige Rdarion: bei den Frommen ist dies das "coram deo", bei den Gotdosen jedoch das "co ram mundo"', die Wel(Verfallenhei(l�. Die Gotdosen können die Todesgrenze nicht überspringen, weil sie schon zu Lebzeiten nur in der Horizomaldimen sion dahinvegetiereen; angesichts des Todes richtet sich der Blick nicht auf Gott. auch nicht auf die Verderbensmächte. sondern zurück, nach umen, zum Nichts. das ihr Leben bestimmte und dem sie jene anheimfallenm. Es ise in den Gottlosen nichts, was den Tod überdauern könme. d. h. nichts die Immanenz vertikal Transzendierend�IS3. Auch deswegen schon kann es kein aktives Gerichtshandeln GOtt� an ihnen geben: � geht allenfalls um ein Belassen der Gottlosen im Nichts, aber an sich gehören diese nicht zur Imer essensphäre GOttes, weil sie nie in einer Beziehung zu GOtt standenI". Stan ge scheint zwar durch diese Variante eines monistischen Escharon die Apoka tastasistende07. dann doch zu vermeiden l60• aber sie tritt in subtiler Weise dadurch auf. daß eine Versöhnung aller wirklichen. nicht "tierischen" Men schen durchaus seanfindet. Stange versteht die Dialehik der Todesaussage im dualistisch-distriburi ven Sinne: der Ganztod. die Vernichtung gih dann nicht allen, sondern nur den gonlosen Menschen161, während die Befreiung von Seele und Körper, das "Iiberari anima et carpore" , - eine Chiffre für die Auferstehung - nur den Frommen zuzuweisen istl62• Paul Althaus sceUt demgegenüberl6J die universalen, vor, neben und abseits des christologischen Zugriffs gelrenden Züge der Gottesrelarion des Men schen - eben als Mmschm - in den Aussagen Luthers heraus. So kann Lucher ISS
IM
1t1
Stange, Latc�konzil. « I ; dcrs Endc. 170f. Stange. Latcrankonzil. 441 .•
Ebd.
1)1 Ders
Ende. 158 '" Sungc. Latcn.nkonril. 428; dm Ende. 144f.154f.198 I" Er will den Gedankcn cincr Foncxistcnl. der Gottlost:n als cine ihnen nicht :r.ukommende Belohnung st:hen (ders Latcrankonz.il. 430.429; dm Ende. I 54f.). obwohl doch ehcr das Umgekehrte richtig wäre! 161 Dies widerspricht diametn.1 der Intention Luthcrs. der den intcritus, das peri� aufgrund des Zornes Gottes als ein den Menschcn von dcr übrigcn Krea(ur untcrschcidcndes Kennui· chen nennt. was eine übertragung auf de faCto derTierwclt angeglichene Menschen unmöglich macht; WA 40/3.535.23-26: ..An non ati ma cabmiw esl solum bomjnem pn.eler cxemplum omnium rdiquarum Cccaturarum vivc:rc sie calamilosam vitam et po5tea in in. Dei perire�"; 40/3S�6.21f.: Quod ita con$umitur homo Cl ccleri cursu per iram Dei rapirur ad ißlerilum"; 40/3, 536.25-27: "omnia animanua a: ordinationc Dei. quae oe beneplacito proficiscitur, pcrcunt sinc suo pccauo, sine Dei ira" (Hcrvorhcbungcn vom Verfasser) lU Slange. Lale�kon:r..il. 432.430f. 16J Zur Konuoverse l.wischen Stange und Althaus vgI. auch den Exkurs bei Ahlbrccht. Tod. .•
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33-'14
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Eschatologische Antizipation und eschatologischer VorbehaJt
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in der Erwähnung der Gebote oder Werke der ersten Tafel die Auferstehung verdeckt mit ausgesagt sehenl�. Das Anrufen Gones durch die Väter als Voll zug der vom ersten Gebot gefordenen Gonesverehrung ist ein Bekenntnis zu einem anderen Leben jenseits des hiesigen - und zwar zu einem in Fortfüh rung und Festsehreibung der prämonaJ geltenden Gonesrelation begründe ten Leben16�. Implikat des Angeredet- bzw. Beanspruchtseins durch Gon, wie es im ersten Gebot sich universal vollzieht, ist das Verbleiben in einem die Todesgrenze transzendierenden Gegenüberstand zu Gon. Bleibt der Mensch im Berc.�ich aulkrhalb von Chrisrus, so kommt ihm nicht die existentielle Ap plikation der pädagogischen Finalisierung des Gesenes auf das Evangelium, des Zornes auf die Gnade Gones hin zugute und ihm gilt im und über den Tod hinaus nur das Zornesworr GonesU06• Nicht die Gewißheit des Heils, sondern die des die Immanenz übergreifenden Charakters des coram deo, der Verrikaldimension, des Seele-Seins im strukturellen Sinne, also die Gonesge wißheit garantiert die Ewigkeirsgewißheit161. Trifft die Vernichtung, der Ganztod alle Menschen als Sünder, so werden sie doch gleichzeitig von GOtt her zu Gon in Beziehung gehalten. Die Forrexistenz der Gonlosen ist keines wegs eine Belohnung für sie. weil sie als Gottlose, als Unheilige unentrinnbar dem eiferheiligen Richtergon konfrontiert bleiben und insofern "ewig ster ben"16l. Wenn auch von den Gottlosen das Coram Deo auszusagen ist, führt der Gedanke an ein bleibendes Nichrs in unzulässiger Weise über die Konsta-
164 WA 40/3,492, 1 1--493,3; 40/3,493,3--5: �Ut docel legislalOt obscure, et tamen certis ver
bis indicat remedium contra monem"; vgl. 40/3,570,17f. I" WA 40/3,568,25[: �Quod post hanc vitam sit a.lia vita, Ntt simpliciter vita a1ia, scd vd vita ira.e vd gratiae"; 40/3,569,16(.: �Fru.ma enim a1ioqui esset invoca.re hune Ikgcm extra hane vitam, imo extra. mundum hune posilum. si non CSSCI alia vita CI mundus alius"; 401 3,570,17[; "Clare docet. non solum post hane vitam rc5tare aliam vitam. sed futUrae vitae conditionem aut fore sub Gratia aut sub I",". Dazu Ahhaus, Unslerblichkdl, 23.25 166 WA 2S, 1 17.30-32: ..Denn ausscr Christo lan die natUr kein gnade noch liebe jnn Gon sehen noch erlangen. wie dl:nn auch au.sscr jhm niehu denn eilcl 7.0rn und verdamnis isl". Duu Ahhaus, Theologie. 153.344 161 Althaus. UnSlCrblichkeit, 23 161 Vgl. Ahhaus, Unsterblichkeit. 53f.57.60; den., Theologie, 340. Luther Il:hrt eine rdario nal zu verstehendl: Hölle; WA 5.590.26-29: "Ncque enim didi judieii ad momenturn durabit. scd in aeternum stabit. nunquam deinceps in occasum itura, pcrpctuO judicabuntur CI pcrpclUO crueiabuntur er pcrpctuO clibanus ignis erunt. hoc dit summa angustia et tribulatione torque buntur inrus"; wobei du Feuer im consp«lus Dei intolerabilis besteht: 5,590,25. Es ist be zeichnend. daß Stangc=, Ende, 147- 1 5 1 (vgl. ders Auslegung, nSf[), die Existenz von Bele gen fUr die Auferstehung der Gonloscn in Lurnl:rs Werken einliumen, ihre Bcdcurung aber, weil den getroffenen Vorentscheidungen widersprechend, herun terspielen muß (z. B. WA 36.673,18; 36,676.31 ; 36,553,33f.). Auch Calvin kennt einen Mittelzustand der GonloSC'n. in dem sie außcrhalb ddi Ubcns im Tode leben, wobei ihre Unentschuldbarkeit am erfolgten protologischen - Gnadenempfang (Mt. 5.45) fditgemaeht wird: lnst. 111.25: OS 4.45 1. Dazu Quistorp. Eschatologie. 146f.; Beisscr, Hoffnung, 1 14 .•
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Sttlesein - die reformatorische Pm.isierung biblischer
Lehre
tierung des Fonbestehens der von Zorn und Gericht bestimmten Gottesrela· [ion hinaus'69•
2. Privation und Finalisürung Fällt der Gottlose den Verderbensmächten bzw. dem sich durch sie maskieren den Deus absconditus anheim, SO bleibt dies nicht der einzige Ausblick. Die Chaosgewalten als kosmische Manifestationen der individuell im Gewissen begegnenden Verderbensmächte werden an ihrer Ausbreitung gehindert und in ihrer Aktivität eingedämmt durch den Vollzug der ordnenden Strukturen, in die der Mensch Schlachtreihen ähnlich eingegliedert wirdl70• Während dies allen Menschen zugutekommt. partizipieren nur diejenigen, in denen der Glaube gewirkt wird. an den erlösenden. überwindenden, den nur zurück drängenden protologischen Aktionen Gottes korrespondierenden. diese aber überbietenden soteriologischen Gegenmaßnahmen. Bleiben auch die Chri sten äußerlich als solche, die diesseits des Todes der Coram·mundo·Dimensi on unterworfen sind und ihre gcistliche im Rahmcn ihrer irdischen Existenz zu ruhren haben. von den Verderbensmächten Tangiene, so trifft dies doch nur in einer anderen Weise zu. Sie werden zwar nicht. wie es bei Adam vor und ohne den Fall gewesen wäre. zu einem bestimmten Zeitpunkt zu Gott entrückt. nicht am Tod vorbei. sondern nur durch ihn hindurch erlöstl7l• Aber das Andin des Todes hat sich rur sie veränden. weil die Todesgewalt innerlich ausgehöhlt wurde l12• Ist der Mensch als Sünder und aufgrund seines Sünderseins dcm Tode unterworfen, ist die Sünde der Stachel des Todes ( 1 .Kor. 1 5.56) und rur Simultaneität und Zusammenhalt des Dreicrgespan ns von Teufel, Tod und Sündc verantwortlich, so ist die Wegrichtung zur überwindung dcr Mächte vorgeu:ichnetm. Die Sündenvergebung beraubt den Tod seiner
". Vgl. Ahhaus. Unsterblichl«:it, 54f.57. Ebd 57. verweist er zudem darauf, daß �Ewig. keit� mit der Unbedingtheit auch die Unvergänglichkeit einschließe. also nicht als rein diessei tige Wc:n.angabe gemeint sein könne. Es ist zu fragen, ob Ahhaus' Trennung zwischen Auferste hung - als Wiederbelebung - der Gottlosen und dem Gericht ober sie berechtigt ist (den Unsterblichkeit, 65), denn ..Auferstehung der GonlO5Cn� steht dafur. daß das ewige Sterben als forrwll.hrcnder Vollzug des Gerichts den Menschen als ganzen betrifft. Troruiem läßt sich n:uOr lieh methodisch Auferstehung und Gericht ußlerscheiden. wie es '1.. B. auch Mclanchthon IUI: Loci communes (1 559), StA 1112, 609.20-23: �Non solum doctrina. quae affirmal fUiuram esse hominum mortuorum omnium resullecltonem, sccuwrum postca iudicium, aetemam vitam. piorum g10riam aeu:rnam CI impiorum pocnu aelernas". 11't WA 42.56.30: .Deus crc:avil iSlas crcaturas omnes, UI 5(ent in militia et sine fine pugnent contra Diabolum pro nobis". Dazu Pclers. Mensch. 52 111 WA 42.67,7-12: [Adam:) Dc:inde sine ulla molestia essel lranslatus de animali vita in spiritualem. Nos cx animali vita ad spiritualem non nisi per mortem ct post infinita pericula ac cruces lransfcrimur" In Vgl. Thiede. Eschalologie. 1 5 m WA 5.464.34: die SOnde ist die �fons, stimulus vinusque mortis" .•
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Eschatologische Antizipation
und
eschatologischer Vorbehalt
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Machtl74• Christus trin in einem admirabile commercium an die Stelle, an der der Mensch zu stehen hätte; er unterwirft sich am Kreuz den Verderbensmäch ten, um doch aJs Auferstandener zugleich über sie zu triumphieren. Er wird so .,des Todes Tod" 175, tritt aber doch zugleich je neu in einen längst zu seinen Gunsten entschiedenen Machtkampf mit den Verderbensmächren ein. Diese Auseinandersetzung vollzieht sich im Leben des Christen: Christus ist für ihn das Heilminel geworden, ist an den bisher von den Verderbensmächten einge nommenen Platz getreten, "mein Herr" gewordenl76• Aber er ist dies ange sichts der ihm diesen Rang streitig machen wollenden Gegenaktionen der Verderhensmächte nur im Dennoch des Glaubens, im täglich neuen Zurück kriechen in die Taufe, unter das zusprechende WOrt Gones, die promissio, die die universale Tatsache des Herr- und darin Heilandseins Christi aJs auch für mich gülcige zugeeignet hat In. In Verbindung mir Christus, im Vollzug der Gonesrelation, aJs Glaubender befindet man sich ein für aJlemal im Bereich des Lebens, ist mit und wie Christus und von ihm her Herr über Sünde, Tod und TeufelL18• Der Christ befindet sich gleichsam nur noch mir einem Fuß im Grabl7<J. Durch die Applikation des Rechtfertigungsgeschehens wird der Mensch in ein weiteres, die Coram-Deo-Komponente diaJektisch ausdifferenzierendes Simul hineingenommen, nämlich in das des Gerecht- und doch noch Sün derseins. Die eschatologische Antizipation des freisprechenden Urteils des kommenden Gerichts in dieser Zeit und damit die Entstehung des Simul durch die Aufrichtung der "iusrus" -Seite steht doch zugleich unter dem escha tologischen VorbehaJt des bleibenden Sünderseins, d. h. des Forrbestehens des 174 Das Rechrfertigungsgeschehen bildet auch den Ausgangspunkt in W. Thiedes Darm:l-
lung der individuellen Eschatologie Luthers, 1 1
17S WA 10/3,154,14-21; 4011 ,278,7; 40/1, 276,5-9
176 BSLK 652,}-12; 51 1,Z}-38
In Zur
0-
und christozcntrischen Perspektivik vgl. WA 391 1 , 427.1-8: nEccc: (U contrista
tus es. tu afflictus es, tu in infernurn deduclus es per legern et (Uarn cholerarn nigrarn. quae te ocruciat. noli desperare, adest reubarbarum longe optimum, .sciliet"t ChrislUS. hunc acdpe, et vives. Hoc per fidem reet"pto statim initur duellum maximum. comminuntur inviet"m fortissi mi gigantes, qui vel tolUm mundum devorarent, .sciJiet"[ duae mones. mors ipsa et mors Christi. Sed slarim oclamat Chrisrus: Mors mortis, infernus inferni. diabolus diaboli ego sum, noli timere, fi]j mi, ego vid". Dazu Beimr, Hoffnung, 37( 171 WA 36,549, 1 9-27; 1012,56,28r. Dazu Thiede. EschalOlogie. 16 17't
Der Christ iSt .schon als solcher analog zum Vorgang der GebUrt zur Hälfte heraus aus
dem Tod und befindet sich mit dem rechten Fuß außerhalb des Grabes. WA 36,547.5f.: �ldeo noura resurrectio monuorum ist freilich mher den helff! geschehen, quia apu! nos[rum da
..
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Si iSlius viri membrum sum, wil wol errur ... ipse Christus inet"pit resurrecrionem. und ist mher
denn medieras geschehen"; WA 36, 580,13-581,10:
M'"
Christianus ist bereits die heifTt ex
motte. quia vita eius mors, quia, quando bapti1.atus, wird er gestossen in Iod Chrislianus iSI bereits gerurt und gestossen per verbum et baptismum in mortem. UI singulo momento expec. • ...
tel monem proprer Christum a morte ... Ideo dextero perle schon ex sepulchro. EI habel poten
tem adiutorem Chrisrum, qui eum schon manu gefasi . . Es ist noch urnb den linchn .schenckel zuthun. umb den alten sack, alioqui mher den die hdffi, in eJ"tremo die gar" .
Sct:lesein - die reformatorische Pru.isierung biblischer lehre
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Simul durch das Gühigblei�n der "peccator" -Seite. Die Privation den Ver der�nsmächten gegenü�r ist in der Taufe grundsänlich geschehen. muß aber täglich neu geltend gemacht werden durch das absolvierende Urteil GOt tes, das die effektive Distanzierung von den Mächten des ahen Äons aus sich heraussent und so den alten Adam in uns ..durch tägliche Reu und Buße" ersäuft werden läßtl80• Das esse des Gerechtseins ist nicht zuhanden. sondern nur als semper fieri des Oberschrines vom non esse, vom Sündersein, vom Gesen und Gericht zum Evangelium. zur Gnade, zum Freispruch GOttes zu habenili. Man ist Christ nicht einfach durch Besin und Entfaltung eines ein mal übereigneten GUtes. sondern man ist es nur im Werden, durch beständige Neuü�reignung des Status' eines Gerechten. durch eine fonwährende Wie derholung des ersten Schrittes: proficere est semper incipere111• Der Mensch im je neuen Vollzug der Gottesrelation. der Mensch als Seele ist Ort der eschatologischen Auseinandersenung zwischen Christus und den Verderbensmächten l13• Er ist aber als solcher zugleich schon bestimmt vom Sieg Christi und ergriffen von der Hand des Siegers. Die Situation des "simul iwtus et peccator" ist nicht indiffirmt, sondern überstrahlt vom Triumph GOI US, von seinem Ja, das unverbrüchlich in seinem Wort manifest wird, der Dia klttilt Eirukutigkeit und eine über sie hinausweisende Zielrichtung verleihtl14• Hinter dem je neu freisprechenden Won steht der GOtt, der den Menschen darin an die Hand genommen hat und nicht losläßt, sondern seine einmal begonnene Geschichte mit den Menschen machtvoll zur Vollendung fuhn und dies durch den Tod hindurch zur AuferstehungllS. Die Rechtfenigung ist wie ein Bau noch im Werden, wird aber vollendet in der Auferstehungl86. Ha-
110 BSLK 51 6,32-34 111 WA 56,441 ,23-442,4: �Nam sicUl ln NaruraJibus �bus quinque sunl gradus: Non esse, fieri, Esv Actio, passw, i.e. privalio, Maleria, forma, oper.llio, passio, vcundum AriSiOIelem, Ita el Spiriru: Non Esse ESI rt:S sine nomine el homo in peccalis; fieti Eu Juslificatio; Esv a;1 lustilia; opus ur IUSIe agcre el viuere; pali esl perfid el colUummari�; 56,442, 12f.: �homo scmper esl in privalione, scmper in fieri $CU polentia el maleria el scmper in acru"; 56,442, 1 5-17: "Semper homo Ut in Non Fsv. In fleri. In esse, Semper in priuadone, in poteOlia. in actu. Semper in peccalO, in lustiflcatione, In lustitia. i.e. Semper peccalOr. scmper penitens. semper lustus". Dazu Joesl, Onlologie. 326.329 1 11 WA 56,486,6f.; vgl. 3,46,40ff., 3,47,4; 4,313.18ff.; 2.456.1Off. Dazu Joesl. Onlologie, 34.324.329 11' Der Mensch als S«Je ist nicht neumle Zone zwischen feindlichen Nachbarn. sondern das Schlachtfeld sclbsr, Fleisch und Geist zugleich; vgJ. H. &rnkamm. Mensch, 90 114 Zum Gmun vgJ. Hermann, These, 29 In Vgl. Joest, Ontologie, 329.331 .343; ebd., 346: .Lebt der Glaube jent schon in codo, dann doch nur insofern. als er in der Gcwißheil lebt, daß der Arm, der ihn durch den Tod hindurch und aus dem simul peccalOr herausbrin�n wird, jent schon nach ihm gegriffen haI" IIG WA 39/1,252,8-12: "IUSlificalio ergo noslra nondum C51 completa. ES( in agendo el fieri. Es ist noch c:in baw. Sed complebilur landem in resurreclione monuorum". Dazu Beimr, Hoffnung, 27f. ,
Eschalologischt: Antizipation und eschatologischt:r Vorbt:haJt
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ben heißt nicht nur stets neues Empfangen, sondern auch Erwarten'8l. Das Heil ist zwar jent schon ganz da, aber nur als ein unter dem Gegenteil verbor genes, im Widerscreit mit den Verderbensmächten befindliches und in der Anfechtung bezweifeltes'88. Von daher entsteht eine Spannung auf die Zu kunft, auf ein ulrimum esse hin, das den Menschen frei von aller Dialektik in eine unmittelbare, unwiderrufliche und unüberbietbare Verbindung mit Gott eintreten läßt1 89.
CaJvin akzentuien die futurische, effektive Dimension des Rechtfenigungs
geschehens als eines eschatologischen Ereignisses weitaus direkter, indem er nicht das Kreuz und die Kreuzesgestalt des Sieges, sondern die Himmelfahrt Christi als Ausgangspunkt wählt. Christus als das Haupt ist schon gen Him mel gefahren und rieht die Glieder, die Seelen nach sichl90• Die Privation er folgt nicht als eine futurisch-final überhöhte Wiederholung des ersten Schritts, nicht als steter Rückgang zur Taufe, nicht als eine mit einer Finalisie rung verbundene, sondern aufgrund der Finalisierung. Die Simultaneität des Gerecht- und Sünderseins wird in ein quantifizierendes partim-partim über führt. Die Verderbensmächte werden nicht als Toralqualifizierungen des Men schen von außen her verstanden, sondern in das konstjtutionelle Intra hinein genommen, indem sie als im Leib prä5em in ein umgekehn proportionales Verhältnis zur Seele und die an ihr geschehende Geschichte GOrtes trecen. Das Gefangensein im Leib als individuellem Reprä5emanten der Welt ist für den Pilger- und Fremdlingsstatus des Christen veramwortlich l�l. Je mehr die Reste
"7 Diese futurische Dimension wird dezidiert bestrinen von Sromps, Anthropologie,
16.19.33.109.124 1M Vgl. Ahhaus, Gedanken, 10; ders., Theologie, 339. Die Sünde ist zwar repUlative, d.h. im forensischen Akt der imputalio iusdtiae alienae Chrisli weggenommen und wird dies je neu, aber eben dies impli1.ierl auch ihre progressive Austreibung substantialiter; WA 391 1 , 99, 16-18.27: .Purihcare cor est imputare cordi purificationemMj MPrimum enim purificat imputa tive, deinde dat spiritum sanctum, per quem etiam substantialiter purgamur. Fides purgat per remissionem pcccatorum, spiritus sanctus purgat per effecrumMj dazu Nilsson, Simul, 332f. I., Th.23 Disp. de homine. WA 39/ 1 , 1 76,13: M'" et vitae acternitate donandaM; 6'>34,1 5f.: "dum incipimus credere, simul incipimus mori huic mundo et vivere deo in futur:l vitaM; die gegenwärtige Partizipation hebt die bleibende Zukünfügkeit der Gabe nicht auf, WA 57H, 152,1 Of.: "... fides est inicium eius, quia per fidem incipimus possidere, quod in visione perfec te possidcbimusM• Dazu JOCSI, Ontologie, 192(243.343f.345.352; Ikisser, Hoffnung, 68.76 I'" Vgl. Quistorp, CaJvin, 34.78 1'1 Der l...i.e b als Gefangnis (Psychopannychia 54/ CR 33, 196; vgl. Inst. 111,3,20: OS IV,78,7; 11,7,13: OS 1II,339,1 7f.; 111.25,1: OS IV, 432,2 1; IV, 15, 1 1 .12: OS V,293,7f./v'294.13f.), als McharongneM (CR 69,549), als Sklavenhaus (CR 83,330), als Lchmhütte (lnst. I, 15, 2: OS 111,175.4). Wir sind auf Wachtposlen in Feindesland gestdIr (Inst. 111,9.4: OS IV,1 73f.), die Erde ist ein Verbannungsort, ein Gr:lb (lnst. 1U,9,4: OS IV,174,7f.9). Dazu QuislOrp, Calvin, 34.38.55. Bockwoldt, Menschenbild, 175f., lehnt allerdings eine Fesdegung Calvins auf einen anthropologischen Dualismus und eine nur prolOlogisch, nicht eschatologisch-soteriologisch begründete Unsterblichkeitslehre ab.
Sedesein - die reformatorische präz.isierung biblischer Lehre
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des Fleisches - und das meine des Leibes und seiner Bedürfnisse - zurückge� drängt werden, desto näher kommt die Seele Gottln. Der Mensch als Seele ist dann nicht nur Ort, sondern auch Akteur der escharologischen Auseinander� serzung zwischen Christus und den Verderbensmächten, insofern die effektive Dimension des Rechtfertigungsgeschehens nicht nur im forensichen Frei� spruchsurteil synthetisch mitgeserzt. sondern auch dem asketischen Bemühen des Menschen aufgegeben ist. Nicht das An�sich der Bestimmung Gones über den Menschen und seiner sich vollziehenden Geschichte mit ihm ist das menschliche Spezifikum. sondern dieses wird graduell eingefangen und vom Wieviel der menschlichen Bemühung, Gon näher zu kommen. abhängig ge� macht'9}. Die Bestimmung für die himmlische Unverweslichkeit erfordert eine Reinigung. eine lnzuchmahme der irdischen Existenz und die Distanzie� rung von ihr, nicht die Bewährung in ihrL"'. Die Coram�mundo�Dimension scheint nicht n i die anima, d. h. den Menschen vor Gon und im Vollzug der Gonesrelation integriert, sondern vielmehr gegen lentere ausgespielt zu wer� den. Aber dies schließt nicht eine lentendliche Einbeziehung des Leibes in das Heilsgeschehen und damit die Auferstehung aus. Die Erneuerung des Lei� bes - als des früheren Antipoden des Heils - in der Auferstehung ist der Gip felpunkt der fortschreitenden Heiligungl�. Zudem ist die Auferstehung mit der Parusie als neben der Himmelfahrt Christi zweitem Element der chriscolo� gisehen Klammer, die die christliche Existenz umspannt und bestimmt, not wendig verbundenl96. Gemeinsam mit Luther stellt Calvin jedenfalls. wenn auch in einer anderen Weise, Christus als den objektiven Grund. als Fundament und Bollwerk ge� gen die Verderbensmächte. gleichsam als Blickfang heraus.
3. Das Sterben unter Gesetz und Evangelium In der Sterbestunde als der unmittelbarsten und unwiderruflichsten Konfron� tation mit dem Tod wirkt sich dessen Straf� und Übelcharakter in peinigen� den Qualen. in .. ferrores" ausL97• Die Verderbensmächte werden in übergroßer m
Vgl. Quis[Orp, D.lvin. 56 1 9) Insl. 1,15.4: OS 111, 180.4f. Dazu Quinorp, Calvin. 56 I'H Insl. 111, 6,3: OS 4.149, 6-8; CR 77.420. Dazu Quis[Orp, CaIvin. 37 In Vgl. Psychopannychia 79: CR 33.212; dazu Quis[Orp. D.lvin, 88 I" Zur ul[ima resurrecoo vgl. z. B. Inst. 111, 25: OS IV.432ff.; auch QuiSiorp, Calvin, 43.1 08. Di(" individudle und asl«:ti.sch(" Ausrichwng d("r Calvinschen Aus ührungcn f läßt di(" Ikrufung d("r mod("fß("n poliri.sch("n Theologi(" auf di(" r("formi("!t(" Tradüion a.ls fragwürdig ersch("in("n. In WA 5,620-622. Gcrade der Christ ("rf.ihrl dcn Schreck("n des Todes, w("il .sein Gt"Wis.sen gt"Weckt ist; WA 36.537,14f.: "Christianus mus ausd("rmas.sen vid h("rnl("id habt"n, ncmpt" in nerlich leid("n, schrecken, verug("n fur d("m [Gd, gOttes gericht, hd, iram"; 36. 539,2-8: "Id("(l Christianus ein ("[("nd("r m("nsch, qui in hoc kampff sthet, quod s("mpt"r blod(", ("rschrock("ß h("rn, cogitaliones de mOrl(" incidunt in cor de hoe iudicio. da bricht ym d("r kalt .schwds. Id("() Ut"gl ("r quotidi(" am hals ... Oe ("[("nd isto nihil omnino ßovit d("r loS(' hauff. qui vivunt in peccatis, I("ben im Saus". Dazu Thit"d(", Eschatologie, 18
Eschatologische Antizipation
und
eschatologischer VorbehaJt
93
Weise präsent, prägen sich Bildern gleich ins Bewußtsein ein und durchdrin� gen auch den Christen so sehr, daß sie ihm seinen Heilsstand und Heiland streitig machen 198, Der Tod zieht den Blick auf sich und wird dadurch immer schwerer und macht das Leben zu einem unwilligenl99, Der Tod, der Sterbe� vorgang kann nicht auf hermeneutischem Wege, etwa dadurch, daß er zum Gegenstand einer forrwährenden Meditation gemacht wird, entschärft und errräglicher werden2°O, Man darf Tod, Sünde, Hölle .,nir yn dir, nit yn yhr� selbs, nit yn denen, die vordampt sern, ansehen"201 , Das hieße, gleichsam auf der Ebene des Gesenes die durch das Gesetz aufgedeckte und verschärfte Si ruation der Verfallenheit an die Verderbensmächte. das in der Sterbestunde besonders akute "Media vita in morte sumus"202 umquaJifizieren zu wollen, Mag die Betrachtung der Verderbensmächre zu Lebzeiten angemessen sein, weil sie einem den Spiegel vorhaJren und in die Arme Christi treiben, so ge� schieht dies in der Sterbestunde "zu unzeir"20J, Hier gilt keine Konvergenz. sondern nur eine radikale Alternative zweier Möglichkeiten, die jeweils durch den Tod verendgültigt werden, Entweder verbleibt man unter dem immanen ten Horizont der Verderbensmächte - auch und gerade durch die eigenständi gen Versuche. in eine denkerische Distanz und Überlegenheit ihnen gegen über zu kommen -, oder man übersteigt diesen und findet HaJt in einem Oben20mpoE10b;) zu wegen deren maxima ler K1einteiligkeit (jJ1KPOjJtPE10) 17, die Seele isr ein 6TOjJOV. Im Tod verlassen die Seelenatome den Körper und zerstreuen sich 18. Weil auch bei einer maximierten Sublimierung der Stofflichkeit der Seele bzw. eines ausdifferenzierten edleren Teils derselben 1 9 keine die immanemen Grenzen transzendierende Dimension im Blick isr, bleibt der Tod ein unüber windbares Ende ohne jegliches Darüberhinaus. Die Seele bleibt Teil der Natur und vermag dem Menschen keine Sonder srellung zu beschaffen, weder im Sein noch im prä- und postmortaJen Erge hen20•
II. Gottbezogenheit als Sein und Weg das platonisch-neuplatonische Erbe
J. Di, asymm'trisch, ZwischmJullung tUs M,mchm a) Dir Göttlichkrit du S"k (Orphik) Die letztlich nihilistischen eschatologischen Konsequenzen einer Derivation der Seele von der MareriaJität her werden umgangen, wenn man einen entge gengesetzten Ausgangspunkt einnimmt, d. h. bei einem unabhängig von der Materie und in einem überlegenen Gegenüber 1.U ihr Seienden, bei den GÖt tern. Die Mysterienkulte versprachen denen, die am ekstatischen Nach- und Mitvollzug des zyklisch sich wie:derholenden Sterbens und Auferstehens ihrer Go(the:it beteiligten, eine kultische: Vere:inigung mit derselben. Doch der Sta tUS der lveE01, wie dje Anhänger des Dionysos-Kulres genannt wurden, war an die vorhe:rgegange:ne Initiation gebunden und auf die Dauer der Ekstase beschränkru. Die: orphische: Be:wegung sie:ht im Göttlichen hingege:n nicht einen hier und da einmaJ ergriffenen soreriologischen Zielpunkt, sondern den prorologischen, daher universalen und bleibenden Daseinsgrund des Men-
17 DK 69 A 101. Epiltur fuhrl diesen Ansan wei ter; dazu Ricken, Philosophie, 180f. " Dnu Sonnemans, Seele, 180-186 19 So kann in der milll�n Stoa einem durch irdische:: Stoffe (Erde und W2.SSC:r) gt:prigle::n und daher gröberen 6Aoyov ein de::m görtlichen Pn(:Uma entsprC'Chend(:$, fe::inet(:$ AOYl.lc6v aus Luh und Feuer gegenübc=rg(:$ldh werde::n. Ihzu Rüsche::, Seelenpneuma, 8.10-12.14; ebd., 22f.32, zu Philo. Iki de::m Ausdruck aow�O:TO(; dachte de::r antike Mensch im allgemeinen nicht an eine völlige Immuerialil21, sondern an eine:: gtößlmögliche Fdnstofflichkeit. 10 Vgl. dazu Sonnemans, &eIe, 186-190 JI Vgl. dazu Sonnemans, &eIe, 1 1 8.121f.; vgl. e::bd., 97.101.105. Rohde::, Psyche, I, 279fT.
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Unsu�rblichkeit - der römisch·k.atholische Ansatt
sehen. Der Mensch ist aus titanisch-irdischen und dynamisch-göttlichen Ele menten erschaffen. Er ist wesens-, weil ursprungsmäßig und nicht nur ge schenkweise auf das Göttliche bewgenZl• Die Gänerwelt ist seine Heimat, die Gönlichkeit sein CharaktcristikumlJ. Die titanischen Konstirutionsdemente, der Leib und die mit ihm gegebene irdische Daseinsweise stellen das Uneigentliehe der menschlichen Existenz dar. Sie sind Folgen einer früheren Schuld der Seele, Verbannungs- und Straf· orr�. Die Seele ist der eigentliche Mensch. Das. worauf die Seele verweise und was mit ihr gegeben ist, die Göttlichkeit, ist einzig entscheidender Rahmen und Mittelpunkt der irdischen Exisccnz.. Das protologische Sein wird z.ur eschatologischen Bestimmung, die Herkunft ist auch das Ziel. Die eschatolo gische ApocheoSt: ise Werden desSt:n, was man unter durch die hiesige Exi stenzweise bedingten Verunreinigungen isr2�. Das Menschsein erhält einen in terimistischen und insofern transitorischen, über sich hinausweisenden und -ruhrenden Charakter; es ist Episode und Durchgangsstadiumu. Exil und Heimat stehen nicht in einem forma1-sukz.essiven, einander notwendig ir gendwann ablösenden Verhältnis, sondern die Heimat ist gleichsam a1s Ur sprung beständig in den dionysischen Konstitutionselemenren inminen der fremdartigen Umgebung präsent und sent als in diesem greifbaren Tatbestand mitgegebener ethischer Imperativ eine Dynamik auf die Heimat hin in Gang. Das Leben als Exil ist der Überwindung dieses exilsartigen Existenzmodus durch eine Reinigung (Ka6apou;)27 zu widmen, d. h. durch eine zunehmende Separation von der Materia1ität und den mü ihr verbundenen Bedürfnissen28• Mit dem Tod muß noch nicht das Ende des Reinigungsvorgangs erreicht sein. Die Größe der Schuld kann einen KVKAOt; YEvtOEWC; erforderlich machen2<J.
b) Konstituti� Partizipation an tkr Transuntknz (Platon) Platon greift- das orphische Gedankengut auf, gestaltet es jedoch in charakteri stischer Weise um. An die Stelle der Götter trin gewissermaßen im Zuge einer
u
vgl. Sonn�mans. Seel�. 145.125 1l Vgl. Sonn�man5. Seele. 153.133f.127; Rohde, Psyche, 11. 103ff. u Vgl. Sonn�mans. Seele. 149.1 54f. l' Vgl. Sonn�mans. Seele, 153.159 276 115 Vgl. d>d., 124.150.153.159.138; vgl. ebd 17 Dazu Sonnemans. Seele. 1 28.133.144 1& Sonnemans, Seele, 150.155, übersieht in se:iner Zurückweisung �incs ontologisch�n Dua lismus in der orphisch�n Konzqltion, daß zw;u in der Tat der Lc:ib nicht Ursache, $Ond�rn Folge der Läuterung ist, aber doch nicht nur On, sondern auch Gegenstand der reinigenden Aktivität ist. Der Leib ist sozusagen eine inneranthropologische Manifcst.ation des Gottfrem den und daher eben doch per se: der Seele entgegt:ngc:scnt. H Vgl. Sonnemans, Seele, 138. Eine ähnliche Begründung für die Reinkarnation liefen der Pythagoreismus; vgl. Rohde, Psych�, 11, 134f.; DK 14.8a; 14.1; 31 ß 1 1 7 .•
Das pta[onisch-nc=upta[onischc= Erbc=
109
Enrmythologisieruog die Wc:lt der Ideen. der "subsistierende(n} Washeiten".30 aJs urbildJiche Ursache rur das Daß und Was der irdisch-abbildhaften Dinge. Vor allem aber ist der Mensch. die Seele nicht unminelbar göttlich. weder im Sinne einer einfachen Identität noch in dem einc=r partialisierenden Derivati on. Die Sec:le bdindc=t sich vic:lmehr in einer Zwischen- und MittelsteIlung. einem /JETO�Oll. Die Seele ist nicht mit den Ideen identisch. sondern hat an ihnen teil (/JteE�t�). Diese Partizipation gilt aber nicht nur im akzidentellen Sinne. so daß sie bisweilen eintreten und dann auch wieder entfallen könnte. sondern in ein umrennbar mit dem Seelesein gegebenes Wesenskonsrirutiv umJ2. Der Konnex von Seele und Idee kann daher nur in approximativ-kom parativischer Weise ausgesagt werden: die Seele in Ö/JOIOv'l, o/JoI6TEP0vJ'4 , �UYY'lEvtOTEPOv'5 der Ideenwelt gegenüber. Der Seele als einem "Tl!> aEi woaOTW� EXOvn O/JOt6TEPOV")6 kommt eine der Ideenwelt analoge Seinsweise zu. Das Somatische emsteht durch Zusam mensetzung; es ist ein ÖtaAOEo601. dessen konstitutioneller Status mit Not wendigkeit auf ein OlJVTE8Ei� und ÖIO<JKEÖOWUOeOll7, auf ein Zerfallen in seine Bestandteile abzic:lr3B. Die Seele hingegen unterliegt in ihrem Sein und Ergehen nicht dem "aAAoT ' aAAw�", der stetigen Variabilität des Materic:l lenl9. Sie wird nicht von außen her bewegt und verändert. sondern sie wirkt als ein "QOTOKivIlTOV". ein "TO aUTO tauTO KIVO(;V"40; sie vermag sich und anderes zu bewegen41. Die Seele ist "a sdf-activator as the activity with which thing activates itself'42. Dies kann sie nur sein als ein Nicht-Zusammengesetz tes, als ein "aeOVSETOV"4J. Sie ist nicht ein an etwas und von erwas her Seien des und von dorther in ihrem Seinsstand Veränderbares wie der Leib-«. son dern besteht für sich allein (au", KaS' alm'v)�). Die 4luXn verhält sich immer gleich46• - &rmann, Plalon, 129f. JI PlalOn, Lysis, 216c.2-3; 222a jJ Vgl. dazu &rmann, PlalOn, 125; JJ PlalOn, Phaidon, 80a.81a ,. PlalOn, Phaidon, 79b " PlalOn, Phaidon, 79c=; ndxn auYYEV�': Phaidon, 79d; 84b idon, 79d .!6 PlalOn, Pha }1 Plawn, Phaidon, 78b; vgl. 80c .11 Vgl. dazu &rmann, Plawn, 107 " Pla[on, Phaidon, 7&1; keine: �ETOl>oh�; Phaidon 7&1 .a Plawn, Phdr. 245(:'-241» 41 Plawn, Nomoi 894b: Mi! M OUT!')V T'6:Ei Kol htpa fluvo�tv!') [KI\'Eiv]" .: Crombie:, Examinalion, 364 u Phaidon 78c 44 Nom.894b.c: J,lEToßallo�tv!') lxp' tTtpou· .\ Ditsc:r Ausdruck durcht.ie:h[ de:n Phaidon (67c.e:; 66c; 70a!; 79d!j 81a!j 82e:; 83a) und wird auch analog von de:r Idee ausgesagt; 100b: JnroOtJ,lEVO(; dvol n .:oAöv olm'.! ':00' OUTO ... ..
•
1 10
Unsterblichkeit - der römisch-kalholische Ansan
Die Zwischenstdlung ist keine arithmetische Miuelposition, sondern sie ist asymmetrisch verz.errt. Das awJ.lo ist der Transundenz, dem Bereich des wahrhaft Seienden, den alm} Ta 1TPO:YJ.lOTO schlechmin encgegengeseur47. Es ist aufgrund seines rezipierend-passiven Status' als eines von außen her zu Bewegenden und Zusammenzuscrz.enden48 dem Sterblichen zuzurechnen. wenn auch nur in komparacivischer Weise wegen der Anwesenheit der Seele als Träger des döoc:; U:�n4'. Der Komparativ in der jeweiligen Positionslx stimmung von Seele und Leib beruht nicht auf einer wesensmäßigen Diffe renz gegenüber dem je zugehörigen Extrem, sondern auf der funktional-ahi demellen. wechselseitigen Anexistenz von \f.lUX� und mj)J.lo. Der Tod als Überführung der Anexisrcnz in eine voneinander separierte Sonderaistenz macht den Komparativ zur positiven Aussage. Der I....eib muß, auf sich ge stellt�, bei Abwesenheit der Seele als seines Lebensspenders. vergehen. Da zwar der I....eib nur in Verbindung mit der Seele. die Seele aber keineswegs nur in Verbindung mit dem Leib existieren kann. sondern aufgrund ihrer Partizi pation an dem, was in wahrhafter und bleibender Weise ist. erweist sich die wechselseitige Anexistenz für den Leib als conditio sine qua non, für die Seele dagegen als Vorbehalt des Noch-nicht ihrer eigentlichen Existenz. Len.cere besteht in der Schau der Ideen�l. Die Seele ist durch ihr Wesen und ihren Seinsmodus bleibend zur Erreichung dieses Ziels disponiert. Von ihrem Er kenntnisgegenstand als Zidpunkt trennt sie hingegen nur eine vorläufige und abbaubare Differenz. Die 4JllXI) ist zwar als Abbild von der urbildlich-tran szendenten Welt verschieden. aber doch nicht so, daß ihre Zwischenexisrenz ein "Weder-Noch"H bedeutete. Das Zugehörigkeitsverhältnis ise eindeutig geklärt und im konstitutionellen Wie manifestB. Anders als im "Phaidon" stehen sich nach Politeia IV (435b ff.) nicht I....eib und Seele in jeweiliger Ganzheit gegenüber, sondern der kosmische Gegensan 47 vgl. Phaidon 66d: EI �tAAo�tv KOTE Ka6apcÄ)(; n lIOE0601. ll1ra�aKTtov aUToii
Kai aÖ1'fl TfI Ifluxfl 6EQTtov aUT6: T6: 1rp6:y�OTO: 6&: �1'l o16v TE J,lu6: TOi) eWJ.laTOC; J,lflötv Ka6ojXlx; yvWVOI .. Phdr.245e: �nö:v ... OWJ.lO ... leweEv TO KIVEi06ol, 6.IflUXov� im Gegensarz 1.ur Seele: lvöo6EV olmiJ te aUToü; 6:ytVfJT6v TE Kai 6:66:VOTOv \pux1'l (Phdr.245c; 246a) ., Phaidon 80a: 6J,1ol0v . . T4l 8vnT�; zur WfiCnsmll.ßigen Verbundenheit von Sttle und .
Leben vgl. Phaidon 105e; l06bfT. '!O aUTO K06' aUTO (Phaidon 64c): dies in für den Leib anders als fiir die Seele kein We· senskcnnu:ichen, sondern ein Todesurteil! ,. Phaidon 66d.e: auTfI TfI \puxfl 6taTtov 0(lT(� Ta lfpO:YJ.laTO; K060pWc; yvWV01;
Knloa06a1 TO d6tVOI
'l So Sleiner, Psyche, 1 1 1 " Die Seele ist loxupov Ti . . Kai 6WE1öl( (Phaidon 95c). Man wird Fri«iländer, Plaron, .
51,42. zustimmen mÜSSC:n. wenn er eine ..Sublimierung des SttlenbcgrifTs- durch �ine Her einnahme in das Id«nrcich moniert bzw. 51an einer r:adikalen Diasrase: nur eine "leidige ver gleichende und annihernde BetraChtungsweisc- (eslSielien muß. Anders sehen es Bormann, Platon, 108(., und Sonneman5, Seele. 263.280.286. die die Differenz der Seele %Ur Tr:anszen· denl und ihren Konnex mit dem Leib hervorgt:hobcn wi.s.scn wollen.
Das
platonisch.neuplatonische Erbe
111
i ner der Idee zum Anderen (ßaTEpov))04 wird nicht nur mikrokosmisch im n anthropologischen Widereinander von Seele und Leib, sondern auch in einem innerseelischen Konflikt präsent. Ausgehend von der Beobachtung, daß ein Mensch sehr verschiedene Tätigkeiten ausüben kann��, entsteht die Frage, ob jeweils ein äMo TWV EV rUJiv oder die (JÄT) 1.VlIX� Subjekt dieser Aktionen sein mußS6. Platon entscheidet sich für die erstere Lösung. um dem Nichrwi derspruchssan gerecht zu werden, dem gemäß dasselbe nie zu gleicher Zeit Entgegengesetztes tun und leiden kann, wenigstens nicht in demselben Sinne genommen und in Baiehung auf eines und dassdbe57• Es muß z. B. ein ande res sein, was ein bestimmtes Getränk zu trinken befiehlt, gegenüber dem, was dieses verbietrr'. So kommt man zur Differenzierung zwischen einem ver nünftigen Seelenteil (AOYUITIK6v), mit dem die Seele überlegt und rat schlagt�9, und einem O:A6YlOT6v TE Kai tmßullT)TlK6v, mit dem sie verliebt ist, hungert und dürstef'O. Daneben muß als mittlerer Teil das Eifrige (TO ßUIlOEtötC;) angenommen werden, das den Begierden widerstreitet und sich ereifert über deren zwingende Aktionen gegen die Überlegung (AOYlOIl6c;)61. Es ise. obwohl selbst nicht vernünftig, ein Verbündeter des AOYlOTtKOV in der Auseinandersetzung mit den Begierden62• Die Seele übernimmt in gewisser Weise eine Brückenfunktion zwischen dem Körperlichen und Ideellen6J, aber die Brücke ist auf Abruf gebaut und zudem eine Einbahnstraße. Der Leib und mit ihm das tmßUIJ'lTlKOV und das ßUIlOEtötC; als einer anderen. nämlich sterblichen Ganung der Seele sind dem AOYlanKOV als Fahruug (öx��a) beigegeben". Mi, dem Tod vecläß, der Fah rer sein Fahrzeug bzw. wird die Brücke abgebrochen. Zudem wird der Stra ßenverkeh r über die Brücke nur in einer Richtung durchgelassen, nämlich in der vom )..oYl cplAo�a6Ei 1J
Die sinnliche Wahrnehmung in den irdischen, sichtbaren Gegens{jnden zugedacht, kann aber bei der Erkenntnis des OÖpaTOV nur zum Irrtum (lfAavöTal) ruhren: Phaidon 79 b.c u Phaidon 67c. Das plawnische Analogi�prinl.ip wird l.. B. in Phaidon 66b ausgesprochen:
pn Ka6aP4> yap Ka6apoü tcparrTE06al Iln OU 6EPITOV n
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Zum Erweis der Synonymil2{ von �Sttle" und �Mensch· vergleiche man folgende para.!. lele Formulierungen mir wechstlndem G�nus (maskuline Form fllr dv6pumO/;, feminine Air l4lUXrl): Phaidon 69c 0 öt KEKa6apIllVO Oll 6tYle; 0cpIICVEi06al gegenüber Phaidon 8 1 a: 6p6öx; q:llAooocpoooa ... TOV AOI1fOV xp6\1OV IlUa 6EIÄ)v öulyouoa. Der Leib erscheim gegenüber dem ..Wir� als ein anderer: Phaidon 67a:
tav ön 1l00IOTa JJrlötv 6J.IIAwPEV T4> oWllan Jlllöt KOIVWvWPEV 1'6
Sonnemans. Seele, 280f.283 n Apol.30a-b; 2ge 1-2
1 14
Unstc=rblichkdl - der
römisch-katholische Ansan
der asymmetrischen Dimension des J.lETOeU, d. h. der Hinwendung zur Tran sundem. durch Abwendung von der materiell besrimmren Immanenz78• Man ist um so näher an der Erkenntnis, je weniger Gemeinschaft man mit dem Leib pAegt79, Die Sede. die Vernunft sieht sich einer Entscheidungssitua cion mit klaren altcrnativischen Möglichkeiten konfrontiert. Emweder wen det man sich dem Leib zu, gleicht sich ihm an und wird schließlich von ihm und den von ihm ausgehenden Begierden beherrschcM. Die Begierden (tm6uJ..liOt) nageln die Seele an den Bereich des Irdischen fest; der Leib wird zum Kerker der Seele" . Dann wird die Richtung der asymmetrischen Tendenz umgekehn; der Leib zieht die Set.le immer weiter herab82, Oder die Seele zieht sich in sich zurück und wählt eine philosophische Existenz'). Der Tod als Trennung der Seele vom Leib&4 ragt als Finaldimension in das Leben hinein und macht die Ethik zu einer Antizipation der Eschatologie. zumindest was deren privative Seite betrifft. Askese wird quasi zu einem täglichen Tod im Kleinen85. Der Philosoph geht freudig in den Tod. weil er dann endgültig das im Leben Geliebte erlangt, die Weisheit (rpp6VT)0lC;), und dessen, was ihm zuwider war, endedigt wird86• Der Tod selbst ist jedoch ebensowenig wie die Philosophie als vorwegge nommener Tod letztes Ziel, sondern nur willkommenes Mittel zum Zweck, eine Wohltat, aber noch nicht das Hei187• Ob der Tod ersehnte Vollendung des Lebensweges oder nur Ende einer Etappe im prä- und postmortalen Dasein der Seele in, hängt vom Ob und Wieweit des philosophischen Weges ab. Der Tod ist gut, wenn man selbst gm ist". Der psychophysische Dualismus, wie er in der Sollbestimmung des Todes seinen manifesten Awdruck findet, ist in strumentales Korrelat der Transzendenzrelaüon der Seele. Der Tod kann ein wertloses Geschehen sein, wenn es durch eine dem Leib ergebenene Lebens71
Dies ist ckr Hinll�rgrund d�r PrioriLit dc:r Tup=nd vor dc:m �ich[Um in d�r sokntisch�n V�rt�idigungsrc:d�: c:bd. 7t Phaidon. 67a: tVVlmhw toojJt60 TOll dötvol ön jJ(U.IOTa jJTJ6tv 6jJIAWjJEV T� oWjJan jJl16t KOIYWvW�EV; vgl. 66 d-c 10 Phaidon 81b: ow�aTOtI6b; (vgl. 83(:ratio) ist keinesfalls im arinotdischen Sinne gemeint. �il zwar der Seele nichu: den Leib Bctrcffendes entgeht. sehr wohl aber umgekehrt. u, Oe qU2nt.an.32.68/CSEl 89.216.6-10 (berogcn auf das Beispiel eines zcrhackten Wur· meso dessen Teile weiterlebten): "Non enim locum ipsa. scd corpus. quod ab cadem agebatur. tenebat. sicut iIIa significatio non distenta (>(:1 tempus. omnes l 110
TO öt KIVEI I '" Oe
anA07b 19: TOUrWv (j • ouetv UrraPXEI rrpOc; 6llllAO Toil; TVXOOO1V; 407b 23f.:
(jOKE! yap hOOTOV lowJ,lol i'öIOV lXE1V döoc; Koi J,lOpq:lTlV
128
Unm:rblichkei(
-
der römisch�katholische Ansatz
kann nicht mit dem Leib identifiziert oder als analog beschaffen gedacht wer· den. weil son$[ der für die Kooperation norwendige Gegenüberstand aufgelöst würde. Sie darf aber auch nicht vom Leib getrennt werden. weil sie in ihrer genuinen Tätigkeit auf den Leib angewiesen in und die Kooperacion als rai· proke Dependenz verstanden werden muß. Seele und Leib sind nicht nur unp tereinander, sondern auch in ihrer Jeweiligkeit und Konkretheit nicht aus tauschbar, weil sonst über die Beliebigkeit der Parmer die Revidierbarkeit der Verbindung als solcher mitausgesagt würde. Die Seele ist nicht ein Körper, sondern etwas am Körper (awjJoToc; öt n)ll5. Sie begegnet nur als in einem und zwar einem ganz bestimmten - Leib befindlichel86.
b) Funktionak Priorität in tkr amhropologischm Einh�it Die Seele ist rur den Leib das eigentliche Sein (TO Ti �V tTvOl)l87. Die reine Materie (üXrJ) ist nicht existenz.f3.hig und bestimmungslos; sie ist aber offen für eine von woanders her eintretende und sich mit ihr verbindende Finalisie rung und Indiensmahme. Erst die Ü"'l Ö1.pEWC; ist ein Auge: ein Auge ohne Gesichtssinn ist nur dem Namen nach ein Auge (6IJWvUIJWC;) I 88 . Die Materie wird als beseelte z.um gestalteten Leib. Das Beseelte ist durch das Leben bz.w. durch die Disposition (ÖUVOIJ1C;) auf Leben, d. h. Bewegung hin vom Unbe seelten verschiedenl!'. Von crwlJa kann nur als einem Moment eines lebewe sens gesprochen werden, dem die 1.pVXn als weiteres Moment angehärtl90• Die Seele ist zwar anders als clie Materie ein T6öt Tl l9 I , eine nicht der Varia bilität und Unbescimmtheit unterworfene Größe: ihr kommt eine strukturel le Priorität z.u, aber ihr Sein vollzieht sich nur als ein In-Erscheinung-Treten. Sie begegnet nicht als in sich zurückgewgene. als döoc; Ko6' OlJT6. sondern stets nur als döoc; TO tv6VI92• Wie die mathematische Figur des Kreises zwar seiner konkreten Explikation vorausliegt, aber doch nur in ihr greif- und er kennbar ist. so tritt der tTöoc; nur in einer als lJoptpn auf die Immanenz. hin konkretisierten Weise in Erscheinung und bildet nur ein Moment arn konkre ten Seienden"). Die Seele gehärt der Kategorie der ouma an - und dieses nur las
Oe anA14a 21 IM Oe anA 14a 21 f.: tv OWIJIlTl ll1rapXEI, Kol tv OWIJOTI TOIOlhw "1 Oe anA 12b 1 1.15f. I" Oe anA12b 19f.; vgI. das Beispid eines Beils: 412b 14f. I" Oe anA 13a 21 f.: fllWpl060l TO llJlJIUXov Toil O:IJIUxOO Tlj) �i'lv; 412b 25f.: lOT! fit 00 TO O:1tof'Ef'AIlKO(; rnv �uX"v TO buvOlJEI öv WOTE �i'lv, OMa To lxov (Hervorhebung vom VerWscr); 413a 2: TO 6t OWIJO TO buvOlJEI öV I. Oe anAI3a 3f.; wie Pupille und Sdtkraft zusammen das Auge bilden, so Leib und Seele das Lebcwcscn: KaKEi � �UX" Kai TO OWJ.lO ��v. Dazu Pichl, Oe anima. 291 Itl Oe anAI2a Sf. Ifl Mel.1037a 29f. Itl Vgl. Mel.1033b 5-8: TO ElbOl; ... tv T� ai06IlT� IJOpipr}v. Dazu Picht, Oe anima, 275.278-281
Das arisrotelische Erbe
129
in ihrer Funktion innerhalb des leibseelischen Zusammenhangs. Die ouma .IOP�� Kai tibot,;: und TC tK TOUT 5UvOJ.lEl lnrO:PXovn Kai 1*
TfI OIICEiq: O)"n "R"tqlUICEV tyyiVEa6C1l. 6n J.ltv oUv tVTEAtXEIO: Ti.;: tOTl Kai Mvo.;: TOU Mva�J1v lxoVToc;; dva l TOIOUTOV, q:IOVEp6v tlC roürwv '" Picht. Oe anima. 293-295 100 Piat, AristOieles, 157.1 58f. 154.161
1 30
Unm:rblichkeit - der rämisch·katholische Ansatt
die zweite tVTUtXEIQ beinhaltet demnach die aktuale Dimension: (first actuality is) ..the life that a living creatUR: has even when complctdy dormam, not icrive Wiking life"; "If being m ... is having cemin powers (nO( n«essarily exercising ehern) . . . 201 . Demgegenüber wird wohl mit Gau;," die dynamisch.tdeologische ..
Füllung der Begriffe zu betonen sein. die "alle dem Zusammenhang einer Bewe gung 7.u�hörig" sind und eine "Aktivität" zum Ausdruck bringen. Es ist nicht bloß eine Anlage, ein Vermägen gesent, nicht nur eine: nc:uuale Ekwegung imen dien, sondern das Werden iSt durch ein TtA� bestimmt. Cassirer faßt den Seelen begriff 'lI'ummc:n als "die ... innewohnende spaifische An des Tuns und Wirkens, d.i. ehen das Leben ... , welches an einem Körper ab seinem Substrat stattfindet und wirkt"20l.
Die Seele wirkt als eine immanente, tdeologische Suukrur des Lebewesens, als dynamische Tendenz, das wirklich zu sein und zu werden, was es der Mög· lichkeit nach isrt13• Die VoUendung bleibt jedoch in einem Voraus; die tVTEAEXEIO ist eine Bewegung von Zustand zu Zustand, eine je neue Aktuali sierung der Möglichkeit als eine noch nicht am Ziel angelangte Weise, das Ziel in sich zu hahen204• Insofern bleibt die Entelechie auch im Vollzug auf einer dispositionellen Ebene. Sie ist wie das Wissen bzw. der Schlaf im Vergleich zum Betrachten und Wachen. Sie bleibt eine � rrpwTll tVTEAEXEI0205. Das Ziel der Bewegung liegt jedoch nicht außerhalb derselben, sondern in ihr. Die Explikation und Aktualisierung der angelegten Suukrur, die Erkennt nis, das Wachen ist bereirs der Zustand der ErfUllun�. Es geht um ein e 1Tpcd;u;, nicht um eine lToiIl0lt;207. Der Seele kommt nicht eine seinsrnäßige, aber doch eine flmktionaJe Prio rität zu. Sie ist das aktive Moment an der psychophysischen Ganzheit, aber ihre Aküvität ist nicht gegen den Leib und weg von ihm gerichtet, sondern sie ist eine Aktivität am Leib oder vielmehr eine Tätigkeit des Menschen als gan zen. Die Seele sprengt und transzendiert nicht die anthropologische Einheit, sondern hält sie zusammen.
101
Zitau: bei Ackrill. Definitions. 67.70 (Hervorhebungen im Original) 10l Zitate bei Cm;rer. Schrift. 25f.31; 27f.; 31 10) Vgl. Picht. Oe anima, 299.302 lOO Vgl. ebd 294( � Oe an.412a 9-11.21-29. Aber daß die Sec:le als Form mehr ist als eine bloße Dispositi on. sondern nur in ihrer Vorläufigkeit und gleichzeitigen Ziclgerichletheil auch dispositionell wirkt. ttigt die Gegenüberstellung in De an.4l2a 9f.: tOT! Ö·� )Jtv ÜAIl MVClJ.!I/; TO ö' dboc; tVTEAtXEIO 20Ii Oc an.417a 28f.: 6 ö' �ÖIl eEWpWV, tVTEAEXElq. wv. Der Emclcchiebcgriff wird in doppelter WeiS(! �brauchti Oe anAI2a 22(: OÜTTJ öt AtYETOI ÖIXWV. � !JEV W( tmO'T'l'!!JIl. � ö· Wc; TO 8EWPEiv 2l1'I Vgl. als Zic.lbcstimmung eines spaifisch menschlichen Lebens: Eth.Nic. 1,6/1098a 3f.: 1rpö.�IC; KOTO: Myov; 1098 a 7(: 'Voxiic; tvtPYEIO KOTO: Myov .•
Das aristotelische Erbe
2.
131
Dit Sttltnaktivität als Zitlbtstimmung
a) D" artfpnifisch�, wt:il sittlich� LebmstMf, Die Seele bewirkt nicht nur eine neutrale Lebendigkeit, sondern diese als eine zielorientierte S[rukrur und Bewegtheit. Aber diese formale Bestimmung muß inhaltlich präzisiert werden. insofern im jeweiligen Ziel die differentia specifi ca eines ubewesens im Umerschied zu anderen liegt. Da das Ziel jedoch. wie gesehen. in der Umsetzung und Anwendung einer Anlage besteht. wird das spezifische Ziel nur von der jeweils charakteristischen natürlichen Struktur des Lebewesens her zu bestimmen sein. Aris(Oteies wendet sich in der "Nikomachischen Ethik" zunächst der Defi nition des Zieles und dann der Analyse der Anlage zu. Jede itXVTl und jede 1TPÖ:�IC; des Menschen ist teleologisch ausgerichterOll. Die Staffelung von Teil zielen weist über sich hinaus auf ein utztziel. das um seiner selbst willen erstrebt wird und alles andere um seinerwillen209• Das höchste Ziel des Men schen gehört dem Bereich der Staatskunst an210, der alle anderen Wissenschaf ten und Künste untergeordnet sind21 1• Das unnid der Staatskunst wie alles Handelns ist die Glückseligkeit (EubmJ,lovia)212. Dieses aya6öv muß ecwas sein, das dem Menschen innerlich zu eigen ist und nicht so leicht verlorengeht wie etwa die Ehre oder auch der Reichtum2IJ• Es darf nicht nur in einem Be sitz bestehen. sondern nur in einer Handlung, wie ja auch bei der Olympiade nicht die Schönsten und Stärksten. sondern die, die gut kämpfen. ausgezeich ner werden214• Das höchste Gut ist suffizient; es bedarf keines Weiteren nehen oder über sich2ls• Das iblOV des Menschen liegr in seiner Vernunftbegabung, im Besitz und Gebrauch seines vernünftigen SeeiemeiJs (AOY10T1KÖV). Die Zielbescimmung des menschlichen Lebens und inhaltliche Füllung seiner EuömJ,lovia muß dememsprechend als eine 1Tpä�u; KaTO: A6yov angegeben werden216. Aristo (eies umerscheidet zwei Seelenteile, ein O:AOYOV bzw. 6PE1rTIK6v. das die Er nährungs- und Wachsrumsvorgänge in Gang häh und leiter2l7, und ein "A6yov lxov. In letzterem kommt es zur Ausbildung von Tugenden, charakterlichen Exu:lIenzen (apTai) - und zwar der dianoerischen Tugenden im eigentlich und im engeren Sinne vernünftigen Bereich (TC J.ltv KupiwC; Kai tv OUTt9) JOt 109
llO
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1Ij 114 m 216
m
Eth.Nic. 1,1/1094a 1-3 Eth.Nic. 1,I/I094a 18f. Elh.Nic. 1,1/1094a 27f. Elh.Nic. 1,1/109401 28-1094b7 Eth.Nic. 1,21109501 18 Eth.Nic. 1.3/109Sb 23-27; 1096a 6f. Eth.Nic. 1,91109901 3-7; "gi. J,31109Sb 30f[ Eth.Nic. 1,511 097b 14f.: n� l)' aGTOp"tc; Eth.Nic. 1,6/109801 3f.7f. Elh.Nic. 1,1311 10201 33: T6 ainov Toil TpllpE0601 "al aGt;:E06ol
Unst�rbli,hkeit - der römisch-katholische Ansarz
132
sowie der ethischen Tugenden in einem Mittdbereich (T() tmOuJJfJT1K6v; ÖPEKTlK6v), sofern dieser der Vernunft gehorcht und ihr nicht widerstreitet. Das angestrebte Verhältnis des mittleren Seelemeils zum oberen ist das eines gehorsam auf seinen Vater hörenden IGndes218, Neben dieser einfachen innerseelischen Differenzierung kennt Arismteles Tel J.ltpfl ... 1TQJ.l7rOAAa219. Er will damit vor allem der Zusammengehörigkeit von Denken und Wahrnehmung Rechnung rragen220• Die spezifisch mensch liche EvöOIJJovia ist dann erreicht. wenn eine vernunftgeleitcte. d. h. tugend hafte Tätigkeit starrfindet: sie ist eine l.VllX�
Zustand der S«:le ohne Leib mUßte �impc.rfcc(ior" (5.Th. I q 89 a 1 corp.ll.conin21 1,687) und .pn.eler n2[ur:un� (5.Th. I q 892 I corp.ll...eonina1 1,687) .sein. JOt Vgl. QD de an. 2 2 corp.JMarieui QD 11,2882; 5.Th. 1 q 76 2 2 corp.Jl...eonin21 1.567: "inconvr.nir.ns t.St ponr.� unum intdl«tum omnium hominum" '10 D:nu K1uxen, Seele. 83 JII Vgl. Scheffc::zyk, Unsterblichkeit, 45 JIl 5.c.G 11, 81/lconina XIII. 506.a 48-50 JI J Dies wendet Schulu, Leibhaft, 158, gegen die Vorwürfe Grah2kt.S, 5«le. 135, dir. ani ma .separata sei eine "kommunikalions- und weldose Monade", ein. Die postmortale Erkennt nis würde sich dann auch nicht in ein tristt.S �Gn.u_in_Gn.uM hUllen, wi� K1lUcn, Anim2 scpa n.la. 108, dit.S bchauplel. l J 4 5.Th. I q 89 a I ad 3/Leonina1 1.688: "quod anima sepan.la non imelligit per spc.cie:s innalU. ncc pc.r spc.cit.S, quas lune abstrahat, n« 50Ium per spc.cie:s eonscrv.uu. UI obj«lio probat; sed per spc.cies cx influentia divini luminis partieipatio ... sicul e:x aliae subscmtiae scpar.llaeM; QD de an. a 1 5 ad I I/Marielti QD 11, 340..: "a subslantiis supc.rioribusM; 5.c.G. 1I,8l1Lconina XUI, 506, 16-2 1 : "... rettdens ab intimo appropinqual ad summum. Unde el, quando loraliler eril a corpore scpan.r.;r., perf«te assimilabitur substandis scpan.lis quanlum ad modum imellige:ndi, et abunde influentiam carum fttipiel"; QD de an.a 15 corp./Marietti QD 11, 339a: �plenius pefcipc� poleril influentiam a supc.rioribus 5ubslantiu" m 05 10005. .
148
UnStcrblichkcit - der
römisch�katholischc Ansan
über Besin und Vollzug des Intellekts vermindre Gonesbeziehung der Seele hingegen aktuell bzw. sogar intensivierr'16.
3. Natürlich, Unsterblichkeit. gnadmhafte Auferstehung a) D�r g�schöpflich-konstitution�lk Grund von Tod und Unst"blichk�it In dem defizienten Status der anima separata wird die Ernsthaftigkeit und der ufseörerisch-negative Charakter des Todes manifest. So wie die Vereinigung von Seele und Leib eine .,generatio" darstellt. so bedeutet die Trennung im Tod (separario) eine .. corruptio"317. Der Tod ist ein Verlust, nicht ein Gewinn. Die Seele bleibt nicht untangierr vom Tod, sondern gerät in einen in ontologi scher - nicht in soteriologischer - Hinsicht unvollkommenen Zusrand3l8• Aber der Tod betrifft die psychophysische Totalität des Menschen nicht in gleicher Weise und enthält neben seinem negativen Charakter auch eine neu tral-natürliche Dimension. Der Mensch ist als Geschöpf einer doppelten An und Hinordnung unterworfen, die mit seiner Doppel- und Grenzstellung als Glied sowohl der Welt der materiellen wie auch der subsistenten Formen ge sent ist. Eine Hinordnung auf den Tod und Zerfall des Menschen sieht Tho mas als mit der konstituriven Einbindung der Leiblichkeit in die anthropolo gische Einheit gegeben an·m. Zur Natur des Leibes gehört die Korruptibilität; er wird gebraucht und darin auch verbrauchr320• Aber die Möglichkeit zum Zerfall wäre nicht Wirklichkeit geworden, wenn der Mensch nicht gesündigt
häue; dann wäre Adam direkt und ohne den schmerzhaften Umweg über die Trennung vom Leib in eine irreversible und unüberbietbare Gemeinschaft: mit Gou verserzt worden (transferri)l21. Andererseits ist der Mensch als subsi stentes, intellekrives, die materiellen Begrenzungen durchbrechendes Wesen auf eine bleibende Unzerstörbarkeit als dem Wesensspez.ifikum der immateri-
)" Man wird fragen m�n, ob nicht die Annahme einer leibfreien, wenn auch dynamisch auf den Leib ausgerichteten PoSlcxiSienl. die Ablehnung einer Präaistenl.psychologie (duu KJuxen, Seele, SO) konterkariert. Auch diese könnte doch so gdacht werden. daß eine Verbin dung mit dem Körper. also die Inkarniertheit zwar wesensmaßig angelegt iS!. sich a�r noch im uidichen Voraus befindet. Die postmortale Scpariertheit ist allerdings von einer präexistentidl veroneten unterschieden durch die Möglichkeit des Rilckbczugs auf den schon dagewesenen Zust2nd der Inkarnienheit und der dadurch gege�nen Abschwächung der Folgen des ontisch konstitutionellen Defh-its. JI1 5 .c.G. 1I,57/Lconina XIII, 407a 22.24 JII Vgl. dazu Schulu, Lcibhaft. 106; SchefTezyk. Uns[(�rblichkeit. 37f.39,45f. JI' QD de mal. q 5 a 5 corp.lMarieui QD 11, 554r.: �ergo mors ct corruptio naturalis est homini secundum necessitollem matcriae" J20 5.Th. I q 76 a 5 ad l /Lconina1 1.574: "Ex hoc autem de necessitate materiae sequitur, quod sit corruptibilc· }11 QD dc mal. q 5 a 5 ad 9/Marieui QD 11, 555a: "et sic indc quousquc homo transferretur in stamm gloriac in quo iam alimento non indigerer"
Thomas von Aquin
149
ellen Weh angelegt. Der Seele kommt eine ..aptirudo" �ur Unsrerblichkeir ZUlU. Leib und Seele stehen in einem unterschiedlich akzemuierren Wechselver hältnis. Der Leib parrizipierr an der Lebendigkeit der Seele als ihrem unauf hebbaren Wesen, aber nur sofern er seinem hierarchischen Unterordnungsver hälmis ihr gegenüber Rechnung träge. Bei der Trennung von der Seele, wie sie Folge der Sünde ist, geht er des ihn belebenden und zusammenhaltenden Prinzips verlustig und zerfallt. Die Seele hingegen wird nur hinsichtlich ihres Soseins, aber nicht in ihrem Dasein von dem Zerfall des Leibes berührt. Sie unterliegt i n ihrem separierten Status einer ontischen Defi�ien�; sie in unvoll ständig in Sein und Tätigkeit, aber sie beneht doch weiter, weil sie die Grund lage ihrer Existenz nicht im Leib, sondern in sich hae. Die platonische Asym metrie findet sich in der thomanischen Deutung der ZwischensteHung des Menschen und in deren Folge in der Interpretation des Todesgeschehens wie der, wenn auch in abgeschwächter Form. Thomas propagierr keinen Dualis mus - das verbietet ihm die aristotelische Form seiner Ausführungen -, aber verreilt die Gewichte auf die zuvor geschiedenen inneranthropologischen Ele menre in unterschiedlicher Weise. Dem Leib kommt Gewicht zu, aber nur ein inferiores. Tod und Unsterblichkeit werden je einer konstitutionel1en Dimen sion Lugewiesen und nur in uneigentlicher Form von der jeweils anderen aus gesagt. Der Mensch ist qua Leib sterblich, qua Seele unnerblich. Sünde wie Gnade betreffen vor allem den Leib bzw. das leib-seelische Verhältnis: die Re bellion des Menschen gegen GOrt hat die Rebellion des Leibes gegen die Seele und damit das Ende der gnadenhaften Parrizipation des Leibes an der Un nerblichkeit der Seele zur Folge. Die Gnade unterstützt die parrielle Restituti on des urständlichen Verhälmisses von Leib und Seele. Der Seele eignet die Unsterblichkeit hingegen wegen ihrer Intellektivität, d. h. aufgrund ihrer eige nen Beschaffenheit und nicht abgeleitet wegen der Teilhabe an den Eigen schaften der anderen Dimension der menschlichen Spannungseinheit. Die Exisrenz und der unscerbliche Status der Seele ist eine primäre, natürliche Wirklichkeit, das bleibende Dasein des Leibes ist eine sekundäre. verlorene und nur partiell wiederherstellbare Gnadenwirklichkeitm. Die Sünde kor rumpiert nicht die menschliche Namr, sondern schwächt sie, indem sie zum Verlust der zweiten, überhöhenden Gnadenwirklichkeit führt. Die neuplato nisch-augustinische Abstufung in Kosmos und Mensch, die die Weitergabe der Gnade von oben nach unten kennt und die Sünde als .. privatio boni"l2� QD de mal q 5 a 5 corp.lM arieni QD 11, 554b; �aptitudo quacdam nuuralis ad eam (.immorta1itatem] convenit homini sccundum animam" JlJ S.Th. I q 97 a J corp.lLeonina1 1.745(; �non enim corpus eius erat in dissolubile per a1iquem immona1itatis vigorem in eo exiSlC:nlc:m; scd inerat animae vis quacdam supematur.l liter divinirus dat.a, per quam poter.lt corpus ab omni corruptione pracscrvarc. quamdiu ipu m
Deo subjccta mansis.set" m
Augustin. Conf. 111, 7, 1 2/CChr.SL.27.33,8
Unsterblichkeit
1 50
-
der römisch-katholische Ansatt
versteht, dominiert über die im Starus der Seele als facma corporis impliz.icnc wechsdseitige Inexistenz von Seele und Leib. Dies wird noch deutlicher. wenn man die Bcgründungsstrukrur für die Un sterblichkeit der Seele analysiert. Der Seele kommt in ihrer Funktion als for ma corporis eine doppelte Priorität gegenüber dem Leib zu: einerseits eine funktionale - wie bei Arisrotdes -. weil sie nicht ..propeer materiam" existiert, sondern der Leib nur von ihr her, andererseits. weil sie. wie gesehen. niche in ihrer materia.ugewandtcn Tädgkeit aufgeht. sondern diese überschreitet. Die Seele gehön nicht l.U den Formen, die keine Tätigkeit ohne leibverbunden heit, d. h. -abhängigkeit ausüben können. Der subsistcnte Wirk- und Seins modus macht eine Zerstörung ..per accidens", d. h. infolge der urstörung des aktuierten Kompositums. ebenso unmöglich wie eine solche ..per se"J2S. Das Ganze des Menschen kann zerstöre werden, d. h. der seinsmäßige und zeitli che Konnex von Leib und Seele. Aber die Seele wird dabei nicht mit zerstöre, weil sie nicht darin aufgeht. Akt des Ganzen zu sein'26• Thomas spricht lieber von Unzerstörbarkeit (incorruptibilitas) als von Un sterblichkeit (immorealitas), weil die Seele nicht unberrofTen vom Tod bleibt. aber doch nicht so, daß sie zerstöre würde. Diese Terminologie verrät den Aus gangspunkt bei der geschöpflichen Konsdrucion des Menschen, bei einer mit dem Geschaffen- und Eingeordnetsein gesetzten Struktur. Die Unzerstörbar keit der Seele ist mit ihrem doppelten Seins- und Tätigkeicsmodus. mit ihrer Zwischen- und Grenzstellung gegeben. Durch den Intellekt und den Willen als den Wesenspezifika des Menschen ist die Seele als Träger dieser Vermögen über die materielle Welt herausgehoben und in noctischer und intentionaler Weise auf die Transundenz hin finalisiere. Daraus ergeben sich für Thomas 'l.wei Wege 'l.um Erweis der Unzerstörbarkeit der Seele. Der erste Weg deduuere die incorrupcibilitas animae aus der Fähigkeit zur erkennenden Aufnahme geistiger, also immaterieller Gegenstände. Das ..intel ligibile" zerstöre nicht die aufnehmende intellektuelle Substanz, sondern voll-
forma per corrumpi non potest, scd per accidens corruptO composito corrumpilUT ... Si crgo sit aliqua forma quae sit habens n«esse est illam formam incorruplibilem esse" ; S.Th. I q 75 a 6 eorplLeonina! 1.558: �Duplj eiler enim a..Iiquid corrumpitur. Uno modo !Xr sc; alio modo !Xr accidcns. Impossibilc est autcm a..Iiquid subsislens genari aut corrumpi per accidens"j S.c.G. 1I.55/Leonina XlII.393a 22-24: "ESK autcm pet sc consequitur ad formam: ,per sc' enim dicimus ,sccundum quod Ipsum VgL duu K1uxen, Seele, 76f.; Mundhcnk, Seelc. 1 1 9f.; Pieper, Tod. 93f. Ohnc den Ik griff der .forma" zu verwenden, verbindet Augustin die Seele mit dcr Funktion des Lebensbrin gers und kann allein von der funktionalcn Priorität hcr - ohnc einc Supc:tgrcdicnz anzunchmcn l der Seele begründcn; Oe immorLan. IX, 16/CSEl 89,1 18,8f.: ..ha«: - dic Unstcrbichkcit autc:m vita., quac descril quae moriuntur, quia ipsa est animus et scipsam non descrit, non montur animus"; X,171CSEl 89.1 19.2If.: .vita. esl animus, sc nulla deseril; id mori tur, quod vita. descrit: non igitur animus mori potest"; Sol. 1I,13,23/CSEl 89,n,3-5: ..cam rc::m, quae, quocumque vcnerit, vitam praesut, mortem in sc admitterc non posse" .m
se
QD de an.14dMaricui QD 11, 334a: .Ipsa. enim
e:ssc:,
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res
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Thomas von Aquin
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endet siell1. Im Erkenntnisvollzug werden Erkenntnissubjekt und -objekt ei nes'28. Eine übermäßige Panizipation an seinen Gegenständen urstön nicht den Intellekt, sondern vermehrt gerade seine Erkenntnis3l9• Die gleichmäßige Rezeptivität der universalen Weite potentieller Erkenmnisgegenstände gegen über sent ebenso eine 1m materialität des Erkennmissubjekts voraus wie die Souveränität über das Gegensätzliche und Zerstörbare, das zum Gegenstand des Erkennens statt zur beherrschenden Wirklichkeit gemacht wirdJ30. Der zweite Weg begründet die Unzerstörbarkeit mit dem teleologischen Charakter der menschlichen Existenz. Der Mensch strebt von Natur aus nach einem Ziel, das das Vermögen seiner Natur übersteigt, also außerhalb von ihm und jenseits des irdischen Horizontes liegt. Wenn ein solches "desiderium na turale" zu GOtt hin vorhanden ist, so muß dies als sinnvoll geseczre Wirklich keit ernstgenommen werdenJJ1• Streben nach Gottesgemeinschah heißt aber Sehnsucht nach beständigem SeinJ.ll. Der thomanische Ansatz ist eine Explikation zweier einander bedingender Grundentscheidungen. Zum einen dominien die positiv-optimistische Beur teilung der Schöpfung. Gon hat die Weh und ihre Bewohner in einer ganz bestimmten Weise geschaffen und mit dem Akt der kreatorischen Setzung ist zugleich die Perpetuität des Gemachten in Entsprechung zum bleibenden Sein Gortes mitgesent. Die Treue Gottes wird nicht so sehr in einem zusagen den WOrt bekundet, sondern sie findet einen naturhah-greifbaren Ausdruck: GOtt entreißt den Kreaturen nicht die einmal bleibend mitgegebene Wesens bestimmung, d. h. bei den vernünftigen ubewesen: ihre Dauerhahigkeitm. m
5.c.G. 1I.55/Lronina XlII.394a 57-394b 3: �Quod ... m:ipilUf, est perficiens surutanti am inlellectualem, cr non corrumpens eam"; Lronina XIII. 394b 3(: ..intdligibile enim esl perfttlio intdligcntis" JII 5.c.G. 1l.55/Lronina XlII.394b 21 f.: "unde intdiCCIU5 in aClu CI inldligibile in actu SUnl unum"j lLonina XlII. 394b 24(: "perfectio CI perfectibile sunl unius generis" Jn 5.c.G. 1I.55/Lronina XlII, 394b 16-18: "nec corrumpitur per excellentiam sui obiecti: quia qui inldligunt valde- imelligibilia. non minus intdligit minw intdJigibilia. sed magis" JJO 5.c.G. 1I.50/Lronina XIII. 3Mb 9-16: .Formae- comflilriorum. secundum esse quod ha be-nt in materia, sum contflilriae- ... Secundum autcm quod 5Unl in intdleclu. non sum comflil riae- ... Non igirur habe-nt esse maleriale- in imdleclU-j 5.Th. I q 75 a 6 corp.ll...eonina1 I. 559: "quia ... radones contrariorum in imdlecw non SUnt conlrariae-. sed est una scie-ntia contra riorum-; QD de an. 14resp.lMarie-ui QD 11. 334b: �e-a e-tiam quac sunt in seipsis corruptibilia. secundum quod intdlectu percipiunrur. incorruptibilia tunlJJI 5.Th. 1 q 75 a 6 corp.lLronina1 1.559: "narul'1lle- ... desiderium non POlest esse inanc"; vgl. 5.Th. 1-11 q 3 .1 8 corp.llLonina1 1I.49f.j S.c.G. 1I.55llLonina XIII. 394b 49f.: .Impossi bile- est naturale- deside-rium esse inane-: ,narura e-nim nihil fadt frusll'1l'''; QD de- an. 14/ Mari eui QD 11, 334b: ,,01: nalurali appetilu qui in nul1a re- frustl'1lri potest. Vide-mw cnim homini bus ap�titum esse pcrpcruitatisJJl 5.c.G. 1I,55/Lronina xm. 395.1 30-32: .Omnes igjtur 5ubsUßtiae- inte-lIige-ntes naturali deside-rio appetunt esse semperJJJ 5.c.G. 1I,55/L..eonina XIII. 395b 14-19: "De-w, qui est instiwtor nalUl'1le-. non subtr-ahil re-bus id quod est proprium naturis e-arumj oste-.nsum est aUIe-m quod proprium naturis intdlec tualibus esl quod tim perpetuae-; unde- hoc e-is a Deo non 5ublrahe-lur"
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Unsterblichkeil
-
der römisch·katholische Ansatz
Es geht bei GOttes Handeln nicht um eine Erhaltung der Weh inmitten der
Gerichtsverfallenheit, sondern um eine Garantie der ungebrochenen Konti nuität, Die Sünde ist nicht dialektische Gegenwirklichkeit in der Wesensbe stimmung der Natur, sondern abhaubare Schwächung ihrer Betätigung. Die Namr bleibt unveränderlich tron aller Wandlungen. auch der durch den Sün denfall hervorgerufencnJ)04. Wenn die Sünde zum zweiten die imellekrive Narur des Menschen qua See le nicht wesensmäßig zum Schlechteren verändert, kann der Intellekt bzw. die quasi naturgesenlieh mit ihm verbundene lmmatcrialität auch post lapsum zum Wirklichkeitsgrund der Unzersrärbarkeit gemacht werden. Der immate rielle Aktionsmodw des Imellektsm wie auch der immaterielle Gegenstand seines Erkennens und Wollens läßt - gemäß dem platonischen Analogieprin7.ip - 7.urückschließen auf eine wesensmäßige Entsprechung des Intellekts, d. h. auf seine Immaterialität und damit auch Unzerstörbarkeit. Der Preis einer solchen konstitutionellen Begründung der Unsterblichkeit als Unzerstörbar keir ist ein kosmischer und amhropologischer Dualismus. Das Materielle, Körperliche ist per se sterblich und zerstörbar; das Unzerstörbare wird auf einen anthropologischen Rumpf redu7.iert, der seine ontischen Defizite allen falls in imemionaler Weise zu schließen vermag. wie es der Status der anima separata vor Augen führt. Thomas muß in seinem Ausgang von einer in der geschöpflichen Struktur grundgelegten, verorteten und faßbaren Bezogenheit bzw. Beziehbarkeit auf die Transzendenz von Augustin und Placon her verstanden werden. Augustin muß den Konnex von Erkenntnissubjekt und -objekt nicht von der formen den Tätigkeit des Subjekts her erweisen, wie das bei Thomas aufgrund des aristotelischen Schemas seines Systems der Fall ist. Er stellt vielmehr zunächst die Perpetuität des Objekts heraus. Die Wahrheit - ein Ausdruck für die tran szendente Welt - kann nicht untergehen: es kann nicht erwas wahr sein. ohne daß es die Wahrheit selbst gibt, deren Explikation das konkrete Wahre ist. Wenn die Wahrheit selbst unterginge, wäre die Aussage über ihr Untergegan gensein wahr. was wiederum nicht ohne die Existenz der Wahrheit gedacht werden kannJJ6• Wenn die Wahrheit ist, muß sie auch irgendwo sein; Existenz heißt Inexistenz. wobei der Ort durch eine analoge Struktur für die Aufnahme des ObjektS disponiert ist bzw. wird - durch den Vollzug der InexistenzJJ7. J:W S.Th. 111 q 61 a 2 obi 2lLconina1 IV. 5 1 1 : �eadem est natur.;) hominis ante pccc:num el poSt peccatum". Zum Ganun vgl. Brennan. Psychologie, 262; Mundhenk, Seele, 106-108 m
S.c.G. 1I.55/Lconina XIII. 394a 57: "imdligibililer" 1,M Auguslin, Sol . 1I.2.2/CSEl 89.48.12f.l lf.20.22; 1 1 . 1 5. 28/CSEl 89.82,22; 89.83.1-3.8-10; 1,1 5,28fCSEL 89.41, 188'. m Augwtin, Sol, 1.15.29/CSEL 89.43.7f.: Quicquid enim esl, non potesi manere. si non maneat illud in quo esl"; 89.43,10f.l lf.: Non igilUf eSi veritas in rebus monalibus"; ..Esl ..
..
autem veriw el non esl nusquam. Sunl igilUr res immortales", In der Mystik, etwa bei Tauler und Meister Eckhan. wird ein Sct:leninnentes. eine Sct:lenspitU'. die auch noch den Intellekl wie alle anderen Seelenvermögen [r.;)nnendien. wm Ausgangspunkl einer Vergöulichung, De.r
Thomas von Aquin
1 53
Wenn erwas wahr oder falsch dadurch ist, daß es so bzw. anders erscheine, als es ist. so kann es nicht ohne die Existenz dessen gedacht werden, dem es er scheinr'l8. Das Daß der InexiS(enz wird durch ein spezifisches Wie präzisiert: das per se Unvergängliche wohnt der intellekciv strukturierten Seele in unab trennbarer Weise (inseparabiliter) innem. Wenn aber das schlechthin Unzer störbare irreversibel und quasi substanriell in der anima inteUecciva in-exi stiert, diese aber am Leib nur akzidenrell an-existiert - dies kann Thomas nicht micsprechen. aber die hierarchische Ausformung der Inexistenz der See le im Leib weiS( in diese Richtung -, dann folgt mit Norwendigkeit die Unzer störbarkeit der Seel�. Die "coniunctio"- des Betrachtenden (animw) und des Betrachteten (ratio) ist so eng, daß lentlich eine Wesens- und daher auch quasi SchicksaJsidentität, d. h. die beiden gemeinsame lnkorruptibilität. weil lm materialität angenommen werden kann}(l.
b) Da �g da uhischen R�inugrl1tjon dtr L�ib/ichk�il Der Mensch erfahrt seine intellektiv strukturierte geschöpfliche Konstruktion als RücklJ�rwtis und -verbindung zu Gott, als \.11rlJ�rwt'iJ auf Gott, der Ziel, weil Ursprung ist, und als Einwtlsung in einen Weg, zu dem das protologische Wie disponiert. D('r Mensch ist ein "homo viaror"- - damit fir.alisie;-t Thofi14S die aristotelische 1Tpä�lr; .::ani ).6yov, in der die EvÖatlJOvia besteht, auf ein lnexislenzgedanke wird dynamisiert und Ddikalisiert, die Scinsanalogie des Menschen gegen über Gou jedoch nIcht in der Inldlekliviläl begründcI. sondern gleichsam in der Verfugungs. möglichkeil und Bcgehbarkeit eines SlUfenwc.ges zu Gon. Dnu Reiler. Grund. 85f.88.92.1 0 1 f. .1)11 Auguslin, Sol. I IA.5/CSEL 89,53,8f.: MNtt videre quicquam nisi vivemi animae potestM ", Sol. 1I, 12,22/CSEL 89.75.15-17: Mquod in subieclO CSI inscpaDbililcr, si subicclUm ipsum non maneat, nunere non posse"; vgL 1I.19,23/CSEL 89.92.5-8; Oe: immorl.an. 11.21 CSEL 89.103. I I L �Scmpcr ergo humanu5 animw vivit, sive ipsc. Dlio 5it sive in c.o Dlio inscpmbiliterM; vgl. Oe immon.an. 1Y,5/CSEL 89. 106,18-20; V11.1 2f.JCSEL 89. 1 1 3,6: es kann ein gDdudles Weniger der P:.trtiupation an der Trannendenz geben. aber nie eine völlige Nichlteilhabe. JotII Augustin, Oe immorl.an. I.I/CSEL 89.101 .20f.: .ltem nihiI, in quo quid scmpcr CSt. potest esse non scmpcrM; ebdJCSEL 89.102.14: .Scmpcr igitur humanw animw vivit", 11,21 CSEl 89,103. l l f.; .$empcr ergo humanus animus vivit. sive ipsc Dtio sit sive in c.o ratio i nscpaDbil iterM ..\41 Oe immon.an. VI. I I /CSEL 89, 1 0 1 ,1-6: .Quare ista coniunctio imuemis animi el eiU5 veri. quod intuellll, aut ila CSt. UI subitttum si! animw, verum aUiem illud in subittlo; aUi COntD5ubiectum verum et in subiecto animus; aut ulDque 5ub5lantia"; 11.21 CSEL 89.1 02, 1 5(.: ..Ralio ... aut animw CSI aut in animo"; ebd.JCSEL 89,103. 1 1 f.: MScmpcr ergo humanw ani mw vivil. sivc ipsc Dtio sit sive in c.o ratio inscpmbiliter". PlalOn erwtisl die Unzerslörbarkeit der Scde ebenfalls aw der Analyse des Daß und Wie ihrer Verbundenheit mit der trans:zcnden· ten Welt. Die Seele ist Trigc:r. konstilutiver P:miupant (J.IteE�U;) des dbot8. Gon bleibt die Ersmrsache, der Mensch aber wird zur Mitursache des Glücks"4'. Gon }(l
5.Th. 1_11
q 3 a 4 ad 4/Lronina1 11,44(: "inrdligibil�m fin�m primo auingimus per aetion�m inr�U«tus"; 5.Th. 1-11 q 3 a 2 corp.l Leonina1 11,41: "beatirudo hominis sit opera do"; 5Th. 1-11 q 3 a 5 corp.l Lronina1 11,45(: ,.si beaürudo hominis est operatio. oport�t quod sit optima operatio horninis\ "manifestum esl, quod uhirnus finis non potest consist�rc in vita activa, qua� �rtin�t ad intdkaurn praeticum"; .ultima, �t �rf«ta beuitudo, qua� apcctarur in futura vita, rota prinicipalit�r consistit in cont�mplation�· }(J 5.Th. 1-11 q 3 a 8 corp.lLronina1 11.49(: "ultima, �I perf«tio Ixatirudo non POlesi es5(: nisi in vision� divina� esscntia�"; "Et sie perf«tion�m suam halxbit per unionem ad D�um. sicut ad objectum, in quo solo beatitudo hominis consistil" J64 5.Th. 1_11 q 3 a 3 corp.lLronina1 11,43: ..beatirudin�m irn�rf«tam, qualis in pra�nti via haberi potest" (vgl. 1-11 q 3 a 3 ad 1); 1-11 q 3 a 5 corp.lLronina1 11.46: ..beatitudo ... imperfccta, qualis hie haberi potest"; 1-11 q 5 a 3 corp.fLeonina1 11,63: "aliqualis bcadtudinis pardcipatio in hae vita haberi potest: perfeca :aut�m, �r v�ra be:nitudo non potest haberi in hae "'" •
•
}(S
5.Th. 1-11 q 3 :a 5 corp.lLronina1 11.46: ..�t Angdis, quibus per beatirudin�m llSSimilaturi
sed in his, qua� pertin�nt :ad vitam aetivam, �ti:am :alia anim:alia eum homin� aliqualit�r corn municam, liCC'\' imperfccr�" lo66 5.Th. I_li q 2 :a 7 corp.fLronina1 11,37: "jmpos.sibil� esr, quod ultimus fini s hominis sit ipsa anima"; ..finis, sie:ad ultimum fin�m pertin�r aliquid hominis 0: pam anim:a�: qui:a homo �r animam beatirudin�m con.scquitur"; "beatitudo est aliquid anima�; sed id, in quo consisrit beatirudo, esr aliquid o:tra animarn" }(7 5.Th. 1_11 q 5 a l corp.lLeoninaJ II,61: "quod �jus imdleclUs potest compr�h�nd�r� univ�rsal�, �t perfccrum bonum, �I �jU5 volumas appet�r� illud, �t idro homo potesi b�2titudi n�m adipi.sci" )41 5.Th. I-li q 5 a 5 corp.lLronina1 11,66: "beaütudo imperfecta ... potest ab homin� ac quiri per sua naturaJia"; "Vid�r� ... IXum per esscmiam esl supra natur.llm non solum hominis, sed �ti2lTl omnis ereatur.ll��; 1-11 q 5 a 5 ad 21LroninaJ 11,67: "nobilioris condilionis esl n:a[ur.ll, qua� potesi conscqui perf«tum bonum, lic�t indigcal o:t�riori auxilio ad hoc conscqu�ndum"; 1-11 q 5 a 6 corp.lLeonina1 11,68: ..lxatitudo esl quoddam bon um c:xced�ns naturam ercaram, und� impossibil� esl, quod per aetioncm alieujus ercatura� conf�ramur ... Si v�ro loqu:amur d� bealiludin� imperfecra, sie �:ad�m r.IItio esl d� ipsa, �I d� vinut�, in eujus aetu consistit� � 5.Th. 1-11 q 5 a 6 ad I/Leonina1 11,68: ,,5ie igitur in ordin� universi homo quid�m adjuvatur ab angdis conscqu�ndum ultimum fin�m secundum aliqu:a praeccd�nti.a, quibus dis
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schließt den Menschen nicht aus, sondern ein, nicht nur in der Erhaltung der Welt, sondern auch und gerade in der Erlangung des Heils. Oie procologische Differenz wird durch die ontische Analogie. in der Gott und Mensch inner halb desselben Koordinatensystems in nur graduell verschiedener Weise zu stehen kommen. relativiert. Die Sünde korrumpiert nicht die Natur, sondern schwächt sie nur durch die Zerstörung der innermenschlichen Harmonie. Die Seele ist der Ort der Begegnung von Natur und Gnade. Der Mensch partizipiert ..per naturam animae", d. h . .. per potentiam imellcctivam" und ..secundum potemiam volumatis" als den Ermöglichungsgründen der Tu gend (virtus) an GOrt. Um aber die götdiche Natur (narura divina) erfassen zu können, ist die Einwirkung, rue regeneratio und recreatio no[Wendi�so. Tugendhaft ist der Mensch, wenn er vernunftgemäß. d. h. in der Aktualisie rung der ihn kennzeichnenden Anlage, handelr�)l und dabei die Mitte zwi schen Extremen einhälr's2. Tugendhaftes Handeln ist aber nur möglich, wenn dem Laster (vitium) und dessen Ursachen, also der Begierlichkeit des Fleisches und der Hoffart der Augen und des Lebens entgegengesteuert wirdm. Die Rebellion gegen Gon hat eine inneramhropologische Rebellion des Leibes gegen die Seele zur Folgd)-t. Lendich wird der Leib mit der crap� aus
ponitur ad ejus ronsec:utionem: �d ipsum uhimum finem conscquirur per ipsum primum agenrem, qui esl Deus�. Vgl. dazu Forschner, Glück, 87 }� 5.Th. 1-11 q 1 10 a 4 corp.lLconina1 11,846: ".si enim gratia sir idem quod virrus, ncccs� est quod sir in potemia animae. sicul in subjccto�; �ita sciliccl quod sit in essc:ntia animae; sieut enim per pOientiam intditttivam homo panieipat cognitionem divinam per virtutem charita cis: ita etiam per naruram animae, participat secundum quamdam similitudinem naturam divi nam per quamdam regenerationem, sive r«teationemM (vgl. 1-11 q 1 10 a 4 ad 3fLconina1 n,846: Manima est subjttrum gratiae, secundum quod esr in spc:cie intelltttualis, vel r.uionalis naturae�); 1-11 q 1 10 a 2 ad 2!Leonina1 11,844: "anima imperfttte participat ruvinam boni tatern, ipsa partieipatio divinae bonhatis. quae esr gr.uia, imperftttiori modo habet esse in anima�; �natuf2 animae, inquantum est cxpressio, vd panicipario divinae bonitatis"; di� Gnade bleib, erwas Übernatürliches, hai aber in d�r 5cel� ihren natürlichen On: vgl. 5Th. 1-11 q 1 10 a 1 corp.fLeoninal 11,842: Mper hoc quod dicitur homo gf2tiam Dei ha�r�, significatur quid dam su�rnatuf2le in homine a Deo proveniens· HJ 5.Th. 1-11 q 63 a 1 corp.fLeoninal 11,434: Mquaedam �minaria intellect:ualium virtu turn, �t moralium, inquantum in volunt:l.(� inö( quidam natuf2lis appetitus boni, quod es! secundum f2tionemM; "viccs f2tionales, quibus hujusmodi �nsiliV2� viccs deserviunt: et secun dum hoc unus homo halx, natural�m aptitudinem ad sci�ntiam, alius ad fortitudinem, alius ad temperantiam: �, his modis tarn vjrtutes intellectuales, quam morales secundum quamdam aptirudinis inchoation�m sunt in nobis a nalUra"; . quod virtutes in nobis sunt a natUf2 secund um aptitudinem, er inehoationem: non autem secundum perfectionem; praeter virtutes theolo gias, quae SUnt totaliter ab cxuinseco· m 5.Th. 1_11 q 64 a 1-4fLeonina1 11,438-443 m 5Th. 1-11 q 71 a 1 corp.fLeoninaz 11.495: 1-11 q 77 a 2 corp.fLconinal 11,557; 1-11 q 77 a 5 corp.lLconinal 11,561 ,� 5.Th. 1-11 q 109 a 7 corp.fLconinal 11,826: "tota natura hominis pecca.ntis inordinata remaneatM• lkr Intellekt kann sich nicht des Leibes als �ines Instrumentes bedienen, sondern wird durch ihn beschwert; QD de spir.ereat.2 ad 7fMarieiti QD 11, 377a: ..Corpus ... aggf2. v:l.tanimam�; �anima a corpore pf2egravaturM; QD de an. a 2 ad 14/Marietti QD 11 289b:
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Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansatz
Röm. 7 idenrifizien. Diese: ist nicht eine gonfeindliche Verhaltensahc:rnative des Menschen als ganzen, sondern als goufeindliches Elemenr in der Gestalt des rebellischen und zur Sünde reizenden Leibes im Menschen selbst prä sentm, Gleichsam privatives lmplikat des Weges tu Gon ist die Distanz. ge genüber den vom Leib ausgehenden Begierden, die Unccrordnung des Leibes unter die Vernunft und dadurch die Wiederherstellung der innermenschli ehen Harmonie. Die Heilung kann jedoch nur partiell vollzogen werden. Der Leib kann nicht seine ursprüngliche Partizipation an der Unzerstörbarkeit der Seele zurückgewinnen, sondern nur weniger hinderlich für die Geistseele wer den356, Die sakramental vermindre Gnade hilft da�i mit als "remedium con tra peccata"JS7. Das pneumatische Geschehen der Glaubenswirklichkeit ein schließlich der mit ihr ge5(:[Zren ..bona opera"JSi wird in einen Prozeß der Interaktion von intrinsischen und extrinsischen Prinzipien aufgelösrl59•
c) Dit Aufmuhung als Appmdix dtr Htilsgtschichu Der Auferstehung kommt innerhalb des thomanischen Systems eine zwar norwendige, aber doch sekundäre Bedeutung zu. Es bleibt erstens, wie gese hen, auch in der separierten Seele die Dialektik der doppelten Dimension als forma subsistens Un4 forma corporis erhalten. Insofern besteht eine Dynamik und intentionale Ausrichtung auf den erneuten Vollzug der Aktuierung der uiblichkeit hin. Aber die körperLUgewandte Tätigkeit ist der unakzentuierte Teil innerhalb der asymmetrisch zugunsten des subsistenten Seinsmodus der Seele verzerrten Spannungseinheit. Sie hat keine schlechthin existentielle Be deutung. betrifft nicht das Dasein. sondern nur das Sosein der Seele. Thomas grenzt sich zwar von der These einer nur akzidentellen Verbindung von Seele und uib ab. wenn er den Tod als Trennung der Seele vom Körper nicht nur nSiCUf tangens a tacm, sed SiCUf fOfma a materia" kennzeichne�. Der Imel..carcc:r". Dic ursprünglichc �rcctimdo ordinis" iSI vcrloren: 5.Th. 1-11 q 1 1 3 a I corp.lLconina1 11, 862. Vgl. auch Schulze, Lcibltaft, 109. 150 m 5.Th. 1-11 q 109 a 1 0 ad 3/Leoninal 11,84 1 : "tarnen faeilius homo pet gr.lIIiac donum �rscver;uc poteral in S(2m innocentiae. in quo nulla cral rebdlio amis ad spirilUm, quam nune possimus, quando repar.nio gratiac Cltrini. clSi si! inchoala quantum ad mentcm"; QD de an. a 2 ad IGJMaricni QD 11. 29Oa: ..eoncupisccntiac spirilui interdum rcpugnanl" )� 5.Th. 1-11 q 109 a 9 corp.ll..conina1 11.839: �remanet ... corrupt.io, el in(Ktio quantum ad carnem" m 5.Th. 111 q 63 a I c.orp.ll..coninaJ IV. 523f.: Ziclscnung: "CI ad perficiendum animam" )� So bd Lumer, WA 30/2, 659.30f.: "lides cAicil opera ipsa sim: operibus iwtilican.s CI pttona dclcns antc opera"; 30/2, 659,8f.: ..Si fidcs CSI. ipsa prodil CI operatur"; 3012, 663.6f.; 664,4f.: ",pater noster in coeHs'. Ergo iam filii SUnt et iusti antcquam opercntur quicquam" ", Der Glau�n wird hier verstanden als ein dem Mensch�n mögliches Entgegenkommcn, eine Zwtimmung gcgcnü�r Gon. als �inc �Wcg-tugend", durch die wir mit einem Noch nicht-Geschauten innigcr verbunden w�rdcn (so Schulze. Lcibhaft, 59-61); 'tur :asscnsus-Defi nition: 5.Th. 11-11 q 2 a I corp.lLeoninaJ 111,41 )iO 5.e.G. 1I,65/Leonina Xlii. 435b 23f.
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lekt ist und bleibt auch Lebensprinzip eines Körpers und Moment an der Gesamtwirklichkeit eines Individuums - darin grenzt sich Thomas von Aver toes ab. Jedoch gelingt Thomas die antimaterialisrische Abgrenzung nur durch die Herausstellung einer internen. die materiellen Begrenzungen tran szendierenden konstitutionell-faßbaren Struktur. des Intel1ekts. d. h. um den Preis der Abwertung der per se inferioren Restelemente der menschlichen To talität. Die Auferstehung ist dann nur die Auffüllung einer Lücke. die Beseiti gung der partiellen Folgen des Todes. aber nicht der exklusive Modus der Durchbrechung der Todesgrenze. Dies liegt zweitens daran. daß der Tod nicht eigentlich als Grenze. sondern als Mutator des Modus' der Forrexistenz in Erscheinung tritt. Die Sünde unterwirft den Menschen nur so der Herrschaft des Todes. daß eine in der Materialität des Leibes angelegte Möglichkeit zur Wirklichkeit wird und die Seele via participationis mit-betrifft. Der Zusammenhang von Sünde und l tnisses manifest wird. ist Tod, wie er in der Störung des leibseelischen Verhä ein inferiores. nachgeordnetes. uneigemliches Moment der Lebenswi rklich keit des Menschen, ein abbaubares Defizit. Die ethische Wiederherstellung der leibseelischen Harmonie durch Unter- und Einordnung des Leibes ist eine prozessuale Antizipation der Auferstehung. Die Einwirkung der Gnade for cien diese Entwicklung und fügt deren Abschluß in der leiblichen Auferste hung hinzu. Sie kann aber nicht den vorherigen Verfall des Körpers verhin dern. weil die Unzerstörbarkeit des Leibes nicht seine restituierbare ursprüngliche Natur ist. sondern nur in der Weise der Derivation, der Ameil habe an den Eigenschaften der Seele Gültigkeit hatteX" . Die Auferstehung ist ein Gnadengeschehen. aber als solches nur ein ergänzendes und vollendendes Prinzip in einem Koexistenz- und Interaktionszusammenhang mit der Na tu�. Die Auferstehung ist nicht der exklusive Inhalt des Begriffes "Unsterb lichkeit". sondern Zusanbestimmung der in der Unzerstörbarkeit der Seele gesetzten Ko ntinuität. Sie ist Wiederherstell ung des prämortalen Existenzmo dus, aber nicht Ermöglichungsgrund der postmonalen Existenz als solcher.
J/il Vgl. S.Th. J q 76 a 5 corp.lLconina1 1,574
QD de pot. q 5 a 1 0 corp.lMarieui QD 11, I 56a.b: �Non enim �rfectio beatitudinis esse potest ubi deest nalUrae �rfectio�; �Corpus etiam hominis ordinatur ad hominem, non sc cundum animalem viram tamum, scd ad pcrfectionem natunle ipsius�. Man beachte die Zu weisungen: das bleibende Sünderscin wird manifest im leiblichen SterbenmUssen; die gnaden hafte Erneuerung gilt dem menschlichen Geist (Erneuerung, nicht Neu�rzung) und "noch nicht\ d.h. erst Sp2ter dem Leib; 5Th. 111 q 52 a 5 ad 2/Leonina1 IV,444: "remanet tarnen adhuc oblig:ni realU originalis pecati, quantum ad necessitatem corporaliter moriendi; qui a rtnovamur sccundum spiritUm. scd nondum sccundum carnem, sccundum illud Roman.: ,Cor pus quidem morcuum est propter pecc.uum; spiritUs vero vivit propter justificuionem·... Zu vergleichen W2re auch Pie�r, Unsterblichkeit, 98f., der die Auferstehung sowohl als ein natUr· liehes, weil die menschliche Natur wiederhentellendes, wie auch als nur auf einen Eingriff Gones l.urUckzuruhrendes Ereignis versteht. .161
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Unucrblichkeit - der römisch-katholische: Ans,acz
Dazu gehört drittens die Ablehnung einer konstitutiven Bedeutsamkeit der Auferstehung für Erlangußg und Genuß des soteriologischen Ziels der visio bearifica. Es in zwar nicht so, daß die Seligkeit nur extensiv wächst, d. h. auf den l1ib übergeht und sich ihm mitteile. Vielmehr besteht eine gewisse Wech selwirkung, aber mit der wiederhoh angesprochenen asymmetrischen Ge wichtung: der Leib bekommt bei der Aufcmchung überhaupt erst an der schon vorhandenen Seligkeit der Seele Anteil; er setzt aber seinerseits nicht die Seligkeit, sondern imensivien sie nur. Die Wirksamkeit des Leibes ist auf die Modalität des Seins der Seele beschränkt. auch in staru heatitudinis. Das "desiderium nacuraJc" und daher auch die unterstützende und vollen dende Wegfuhrung der Gnade zidt auf die per inrdlectum vollzogenene Schau GOttes abl6J. Die Auferstehung ist nur ein Anhängsel. nicht eigentliches Ziel. sondern nur nachgeordnetes Implikat des Zid�.
V. Relative Dependenz Sla!! Supergredienz (Pomponazzi)
J. Rtvision cUs Zusammenhangs von Inttllekt und Unurstörbarktit a) D�r ModUJ ur Mat�ri�b"",gmh�it au spaijizintnu Größ� Der "Tractatw de immonalitate animae" ( 1 5 16) des Renaissance-Philoso phen und Neu-ArisfOtelikers Pietro Pomponazzi ( I 462-1 525) verficht seine These vor allem in der Auseinandersetzung mit der Konzeption des Thomas von Aquin. deren Konsequenzen in die Nähe des platonischen (Ficino) bzw. averroisdschen Ansatzes gerückt werden. Auch Pomponazzi nimmt seinen Ausgangspunkt bei der Beobachtung der doppelten Konstitution und Tätig keit des Menschen. Dieser vollzieht einerseics die Werke der vegetativen und sensitiven Seele. dies in völliger Körperabhängigkeit. und andererseics das Denken und Wollen. das offensichtlich ohne ein körperliches Instrument aus kommt. Der Mensch um faßt heide in diesen Tätigkeiten manifesten Naturen .l6J Thornas, In quanuor libr.scm. d 35 q I a 2 c corpuslBusa 1,400a; .
quia sccundurn Philosophum (feliciwJ consistil in actu ahissimac pOienliac quac in nobis c.51, scilicci imcllcc (w, C( in habiru nobilissimo, scilicct sapicmia, CI cli am obieao dignissimo quod Dew c.51 . . ; S.c.G. 11I.25/Lc.onina XlV, 67b 19-25; .Ultirnus aUlcrn finis hominis. CI cuiuslibct intclleclua lis subs�f\[iac, ,fdicitas' sive ,bc:nitudo' nominarur: hoc enim esl quod omnis subsunlia intel· Ic.aualis desidcrat unquam ullimum lincrn, CI proplcr se lanturn. Esl igirur bc:uitudo Ct fdici ac. imellcclualis cognosccI"C Dcum" las ullima cuiuslibet subslami .164 Es ist durchaus dic Frage. warum überhaupt dic Auferstehung wünschcnswcrt sein kann, �nn doch schon im irdischen Leben der Leib als Hindernis bei der Errusung der t rannenden ten Welt begegnet; vgl. 5.Th. I q 1 2 a l l corp.lLc.onina1 1.IOI; "anima nostra, quanto magis a corporalibus abstrahirur, lantO intelligibilium abslraclorum fit capac.ior� ft
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Pietro Pomponazzi
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und daher sowohl Sterblichkeit als auch UnsterblichkeirJ65. Beide Dimensio· nen müssen in der Einheit des SubjektS zusammengehalten werden; derselbe Mensch betreibt die Wahrnehmungs· und Erkennmistätigkeir366. Der Intel· lekt ordnet sich den Körper nicht instrumental·aluidentell zu wie ein Beweger das Bewegte und er vol1zieht nicht eine körperunabhängige TätigkeicJ6', son dern das "sensitivum" ist in gewisser Weise mit dem "intellectivum" zu identi· fizieren.}68. Der Mensch befindet sich in einer Zwischen- und DoppelsteIlung zwischen den an sich unsterblichen reinen Intelligenzen und den sterblichen Körperwe· sen369• Anders als Thomas sieht Pomponazzi die Überlegenheit über die lier und Körperwelt nicht so sehr in Besitz und Aktivität des Intellekts als solchem begründet, sondern im Modus und Ausmaß der Körperabhängigkeit. So kommt von vorneherein eine supergrediente Stellung und Tätigkeit des Intel lekts als eine der Zwischenposition unangemessene Aussage nicht in Frage. Ausgehend von Aristoteles·ZitatenJ7(l unterstellt Pomponazzi die Separierbar keit eines Wesens einer zweifachen Bedingung. Die Negation entweder der Materialität im Sinne unmittelbarer Derivation von der Materie oder der Ma terie -, d. h. Vorstdlungsgebundenheit in dieser disjunkriv·alternativischen Gegenüberstellung genügt nicht für den Erweis der tatsächlichen Separiert heit. Vielmehr müssen heide Dimensionen kopulativ verbunden werden. Erst dann kann von Nichtmaterialität gesprochen werden, wenn ein Wesen in Sein und Tätigkeit des Körpers weder a15 eines ..obiectum" noch als eines .. subiec turn" bedarf. Dies gilt jedoch nur von den rein geistigen Instanzc:n, der tran szendenten Welt. Der Mensch ist qualitativ unterschieden von der rein geisti gen Welt durch das Daß seiner Materialität, aber nur quamitativ unterschie· 16'
TraelatUS I, S. 6 (Mojsisch): �quod v�etativae el sensitivae opera exereel, qU2e ... sine inSlrumemo corporali cadueoque exerccri non possum, monalitalem induit. Eo 2Ulem, quod imdligil et vult, quae opeDtiones ... sine instrumento corponli cxerccmur, quod SC'p2rabili talem et immaterialitatem arguunt, h2CC vero immortaliullcm, imer immorrali2 connurneran dus est�; .wgetativam viddittt, sensitivam ct imdJcclivam, aneipitcmque naturam sibi vindi carc, eum nequc simplieiter mOrl21is neque simplicilcr immortalis CXiSI2t, verum utrarnquc n21uram amplcctitur" J6Ii Tractatus YJ, S. 42 (Mojsisch): Midem, qui sentio, sim iIIc, qui intdligo� )61 Traetalus YJ, S. 42 (Mojsisch): .. Si enim homo non componerctur CI nmcria Cl forma, scd cx mowre et moto, non maiorem habercnt unitalem quam bones Cl pI2ustrum�; Traet:llus IV, S. 32 (Mojsisch): "intdJeclus habet 21iquam opcrationcm omnimode indepcndentcm a corporc" J6I Tnetatus IX, S. 78 (Mojsisch): "sensilivum in homine identificari intdlcctivo� '" TraClatUS I, S. 6 (Mojsisch): Mhomincm CSSC' 2neipitis natune mediumque inter monalia ct irnrnortalia"; Traet21US IX. S. 80 (Mojsisch): "inter iSllll duo cxlrcma"; ..tale intermediurn" )11) AriSIOldcs, Dc an. I,1/403a 8r.: MTC� VOEiv. Ei t;· tarl Kai Toiho �VTaoia nc; � J.l" 6:VEU �VTaoiac;M; 1II,3U427 b 14-16: .�VTaoia yap hEPOV Kai ai06i)oEWC; Kai 61avoia(:, aÖTTj TE: Oll viyvuCIl 6:VEu al06i)m;wc;, Kai 6:VEu TOUTI1C; OUK lO'Tlv ulf6'-rl'.pu;M;
1II,7/431a 14f.: Tfi t;t !l1avoIlTlKii �uxii Ta q>
Traetatus
lf!Ctus) ..eum paueissimo tempo« ddf!Cratur. quoniam paueissimo tempo« intelligit. non po test absolvi a phantasmate. eum non intdligat nisi morus� )71
TraaalUs
IX, S. 1 1 0 (Mojsisch); nn«juf! simplieitf!r UniVf!fsalf! nf!eide jedoch wie alle Substanzen als in einem harmonischen Verhä1mis befindlich herausge stellt werden. Jede Substanz bringt alle anderen zum Ausdruck und ist ein Spiegel des Universums, eine perspektivische Factrte der einen Welt?]. Eine direkt wechselseitige Beeinflussung ist nicht möglich - eine solche Variierbar keit durch äußere und daher akzidentelle Einwirkungen würde dem Substanz charakter der Monaden widersprechen. Seele und Körper folgen jeweils eige nen Geserz.en. handeln so, als gäbe es das jeweils andere nicht, und stimmen doch miteinander überein, weil sie wie alle Subscanun das Universum unter einem bestimmten Gesichtspunkt darstellen. Der Körper ist von selbst in je dem Augenblick [ärig, in dem die Seele es will�. Es gibt nun also nicht nur eine Substanz, die alles in sich begreift. oder zwei entgegengeseczte Substanzen ohne jede Beziehung zueinander, sondern unendlich viele Substanu:n. d. h. Monaden. Die Entsprechung. die prästabilierte Harmonie der einu:lnen Mo naden untereinander wie auch der einen Monadenaggregate gegenüber ande ren bzw. zu einer in ihnen befindlichen Zentralmonade95 wird durch eine Oy namisierung der Substanz erreicht. In jeder Monade befinden sich - wie gesehen - die Anlagen zu den verschiedensten denkbaren Funktionen; jede ist ansatzweise, potentiell sowohl Geist als auch Körper. könnte also z. B. als Kör permonade oder als Zentralmonade bzw. Seele fungieren und sich dazu ent wickeln. Die Einfachheit der Monade, ihr Prinzipcharakter ist verkoppelt mit einer i n ihr liegenden Kran; die Monade befindet sich in einer stetigen Span nung auf eine unterschiedlich ah.entuierte Entfaltung des in ihr Liegenden hin. Das substantielle Atom ist zugleich eine mit Kran erfüllte Größe, die Monaden sind "forces primitives"96. Dies gewährleistet eine Spontaneität des fl
Dies geschieht jo:toch nut auf bqrimich�r �n�. [Xr Kö�r wird als �in zu �in�r Mo nad�. di� seine 5«1� ist. gehö�nd�r bcuichn�t und als �in mit di�r das l..c:�esen konstiru i�render. Monad. § 63/G VI,6I7f.: .Lc corps appart�nant 1 un� Monad�, qui en est I'Entdcchi� ou l'Am�, consutue av«: l'Entdcchie ce qu'on peut appell�r un vivant"; cbd G VI,6I8: ,,�t avcc I'AIne ce qu'on appelle un Anima!" 'j Monad. § 56/G VI,6IG: "un miroir vivant pcrpcrud d� I'univers"; Monad. § 57/G VI,GI6: "comm� aotant d� diff�r�ns univ�rs. qui n� sont pourwu qu� les pcrsp«tives d'un seul selon les differ�ns points d� v�u� d� chaqu� Monad�"; �bd., § 62/G VI,6I7: ,.I'am� �present�t aussi tout I'univ�rs �n �presentant corps. qui luy appani�nt d'un� mani�r� paniculi�r�" " Monad. § 78/G VI,620; S 79/G VI,G20; Syst.lG IV,484: "qu� chacun� d� ces substances, rcprcsentant cxactement tout I'univcrs 1 sa manie� �t suivant un cenain point de V�U�"i 5yst.! G 1Y,484: ..sc trouvant r«iproquem�nt pte$t� agir d'dk-m�m�. suivant les loix d� la machin� corporclle. dans I� moment que I'am� I� vcut, sans qu� I'un troubl� les Ioix de I'autr�". Dazu Hild�brandt, l..c:ibni'1, 323fT.; Ruf, Eins. 5 1 53; SchüßI�r, Lcibniz. 149f. " Princ. 3/G VI,598f.: "chaqu� substanc� simpl� ou Monad� distinguec, qui rut I� ccnue d'un� substance compos« ... �t I� principc d� $On Uniciu!. est �nvironntt d'un� Masse compo sb! par un� infinit4! d'aUlte$ Monades. qui constiru�nt I� corps propre d� tttt� Monad� cemn. I,' " Syst.lG IV.479; vgI. �bd., 478. Durch die Umformung des aristotdisch�n Entelchi�ter minus' kann l..c:ibniz dessen exklusive tcl�logische Bestimmung als �ines artSpezifisch�n Pro.•
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Gottfried Wilhe1m Leibniz
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Wirkens. Die Monaden sind nicht bloße Potenzen. die einer äußeren Ursache zu ihrer Aktivierung bedürften, sondern brechen je neu von sich aus ins Wir ken auf97• Die Differenz der Substanzen kommt durch die Variabilität des Wirkens der Monaden zustande, ihre Eintracht durch deren gemeinsame ur sprüngliche Struktur. Die Einfachheit der Monaden wird nicht an einer exklusiven Geistigkeit. an einem Vernunfrbesitz festgemacht und der per se zusammengesetzten, wandelbaren und daher auch korrumpierbaren Materialität entgegengesetzt. Die Verknüpfung mit einer den Monaden inhärierenden Kraft erlaubt viel mehr die positive Integration der Materialität als einer Stets variablen in rue Wesensbestimmung dieser Grunddemente. Variabilität steht nun allerdings nicht für die Möglichkeit des Aufgelöstwerdens. der Zersetzung und des Un tergangs - die Monaden sind ja umeilbare. nicht mehr auflösbare, aber einfa che Größen -, sondern für die Vielfalr der Enrwicklungsoprionen, b) Dit Gdstsuu als Zit/-. nicht Ausgangrpunkt Wenn, wie aus dem zuvor Gesagten geschlossen werden kann. alles in der Welt Begegnende als Erscheinungsform der Monaden in ihrer Aktivität betrachtet werden kann , so läßt sich zweierlei folgern. Erstens kann es nichts Totes im Unterschied zu Lebendigem geben. Wie Descartes betrachtet Leibniz einen Körper, die materielle Welt allgemein als eine Maschine, die jedoch gerade nicht durch einen menschJichen Handwerker nachgeahmt werden kann. Die götdiche bzw. natürliche Maschine hat der menschlichen uneinholbar viel voraus durch ihre unendliche Teilbarkeit in immer wieder neue Maschinen, d. h. durch den Aufweis immer wieder neuer Monaden als in sich lebendigen Elementen des Körperaggregats. Auch im geringseen Teil der Materie findet sich eine Welt von Geschöpfen, Lebewesen. Jedes Stück der Materie iSt gleich .sam ein Garten voller Pflanzen und ein Teich voller Fischen, Es gibt nichts Ödes, Unfruchtbares. kein Chaos und keine Verwirrung außer dem Anschein nach". Die ganze Natur ist voller LebeniOD, Von einem Panpsychismus kann gramms vermeiden zugunSlen der Offenheit rur mehrere Entwicklungsmöglichkeiten und durch den eher dispositioncllen Zug des Kraftbcgriffes die Möglichkeit einer z.c:itweilig eingeschränk ten Aktivität der Monade wahren. " Vgl. dazu auch Janke, Lcibnit, 31.33 ,. Monad. § 64/G YJ,GI8: �chaque corps organique d'un vivant est une E.spkt de Machine divine, ou d'un Automate Naturei, qui 5Urpasse infiniment tOUS les Automates arti6cids"; ebd.l G VI,GI8: ,.sont encor des machines dans leuer moindrcs panies jusqu'i I'infini�; Monad. § 661 G VI,GI8: "Par Oll I'on voit, qu'i1 y a un Monde de Cceaturcs, de vivans, d'Animaux, d'Entdc:chks, d'Ames dans Ia moindre pmie de la matiere"; § 67JG VI,618: �Chaque portion de la matie:re jXut �re con�ue comme un jaroin plc:in de plames, el comme un trang plein de poissons" " Monad. § G9JG Vl,61 8f.: ,.Ainsi il n'y a rien d'inculte, de steril
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AufkJärungsphilosophie
jedoch nur in einem weiteren Sinne gesprochen werden, weil eine spaifisch als solche tätige Seele eine alternative EnrfaJtungsmöglichkeit der Monade darstdlt. Zweitens kann dann nur von einer quantitativen Differenz alles Seienden ausgegangen werden. Kennzeichen der Seele ist der Vollzug der Perzeption, d. h. der Zustand der Monade. in dem sie äußere Dinge dacstcllt101, Das Erfas sen der empirischen Begebenheiten ermöglicht eine gewisse Reflexion über eine bevorstehende Handlung. die aber nur als Verknüpfung gemachter Erfah rungen mit zu erwanenden Wirkungen zu verstehen, also auf Erinnerung zu rückzuführen iSt102. Ein grundsän1ich überinstinkcives Handeln. d. h. ein sol ches. das auf einer Erkenncnis der Ursachen (connoissance des causes) und einer Verknüpfung von Ideen, norwendigen Wahrheiten und entsprechenden praktischen Folgerungen beruht. läßt auf eine Vernunfcbegabung. auf einen Geistcharakter der Seele schließcnlOj. Dem korrespondiert die Apperzeption. also die Selbstbewußtheit. die reflexive Erkenntnis dieses inneren Zustandes (der Perzeption)I04. Den Tieren kommt die Fähigkeit z.ur Perzeption z.u. den Menschen darüberhinaus die Apperzeption. Ihnen kann nicht wie bei Descar tes die Empfindung (sentiment) abgesprochen werdenl�. Die Vernunft ist Ziel einer Weiterenrwicklung der Seele. die dadurch erho ben und in eine höhere Ordnung eingegliedert wirdL06, Die Seelen menschli cher Samentiere sind nicht schon vernunftbegabt. sondern werden es erst in der Empf'angnis107• Leibniz kombiniert den Kreatianismus und den Präexi stenzianismus: die im Samen präexistierende Seele war nur sensitiv und wurde im Akt der Empfängnis zur Vernunft erhobenL08• Dies muß jedoch insofern 101 Prine. 4/G VI,600: MPercepdon qui es! l'ttat interieur de la Monade �prescntant les ehoscs cxternes� 102 Princ. 5/G Vl,GOO IOJ Prine. 5/G Vl,GOOf. UM Prine. 4/G Vl,GOO: 1'Apperccpuon qui est la Con�iencc, ou la connoissancc �nCJ(ive de CCt ttat interieurM IIn Prine. 4/G Vl,GOO; 1ngI. der lie� Princ. 4/G Vt.599: sentiment, c'est � dicc jwqu'i une perccption accompagntt: de memoicc"; Fehlen der Apperzeption: Prine. 5/G Vl,GOI: "Lcs ani· maux, ou ces conscquences ne SC �marquent point, $Ont appellb 8Ctes�; Monad. § 14/G V1,609; vg\. Monad. § 21/G vt,610; § 25/G V1,6 1 1 ; § 28/G Vl,61 1 . Zur im Präformations- und EnrwickJungsgcdanken grundgclcgten nur quantitativen Differenz von lier und Mensch vgl. Rohbeck, Fonschrinstheorie, 59.61 f. 106 Prine. 4/G Vl,599(.: "quand ceHe Ame est clcvtt: jusqu'� la Raison, elle esl quclque chose de plus sublime, et on la compte parmy les EspritS�; Syst.lG 1Y,479: "qu'il n'y fajloil point mtler indiffeccment ou confondre avcc lu autres formes ou ames les Esprits ny I'ame raisonna ble, qui SOnt d'un ordcc superieur, el ont incomparablement plus de pcrfcction que des formes enfon
Immanuel Kam
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sehen Gesetz und dem bösen Hang weiter. Der Totalaspekt der Rechtferti i der Gewißheit der Unverlierbarkeit, weil externen Be gung besteht nicht n gründung der Gerechtigkeit, sondern in dem quasi narurgesctzlichen Grund san, daß ein einmal erreichter Emwicklungssrand nicht rückgängig gemacht werden kann. Die moralische Gesinnung. die Achmng vor dem Gesetz beruht nicht auf einem äußeren Eingreifen. sondern ist Ergebnis des Cegeneinanders der Konstirutionselememe des Menschen und der gleichzeitigen dynami schen Asymmetrie zugunsten der transzendierenden Dimension der Verbin dung von Vernunft und moralischem Gesen. Der Toralaspekt wird insofern relativiert. als et in den Partialaspekt aufgelöst wird: das Sein ist nur als Unter wegssein. die reine Gesinnung nur als Tugend, als Approximation zu haben288• Die neue Gesinnung ist lentlieh hinsichtlich der Umveneilung der dominan ten Position in der Auseinandersenung der konkurrierenden Gescne eine Station, hinsichtlich ihrer völligen Reinheit beständiger Gegenstand der "Selbstbesserung" des Menschen28'. Die Revolution der Denkungsart beruht nicht auf einem separaten Heilswirken Gottes in Christus - dann wäre der Totalaspekt nicht quantifizierbar -. sondern besteht in einer perspektivischen
zu
Rdigion B 55fWc:isch«id 4,698f.: .er kann hoff('n, daß er bei einer solchen Reinigkeit des Prinzips, welches er sich zur oberslen Maxime seiner WLllkür genommen hai, und der Fesligkeil desselben. sich auf dem guten (obwohl schmalen) Weg eines bc:stlindigen fortschrci1'0$ vom Schlechten zum Ikssc:m befinde- (Hervorhebung im Original); 8 55lWeischc:dd 4,699: .rur die 8c:uneilung der Menschen aber, die sich und die Stlirke ihrer Maximen nur nach der Oberhand, die sie über Sinnlichkeit in der Zeil gewinnen. schämn können, ist sie nur als ein immer fortdauerndes SIreben zum Bc:ssc:rn, milhin als allmähliche Reform des Hanges zum Bösen. als verkehner Dc:nkungsan, anzusc:hen�; vgl.: Kennzeichnung der Wic:dergeburl als Ge winnung der ..virlus noumenonM, die damit den Tugend- und Reformcharakter mit der Annä herung an legale Talen (vinus phaenomenon) gemeinsam hat und sich von ihr durch die Di mension der Freiheit in der formalen 8c:slimmung der Tat unterscheidet: Religion 8 5 1-54/ Weischcdd 4, 697f.; zum Ganzen vgl. Koppers, 8c:griff. 86.92.97 m Religion B 6IfWeisch«ic:! 4.703; vgl. ebd., B 6Of.fWeisch«id 4, 702.703: .Da dieses nun bloß auf eine ins Unendliche hinawgehende Foruchreiwng vom Schlechten zum 8c:ssc:ren R.ihrl, so folgt: daß die Umwandlung der Gesinnung des bösen in die eines guten Menschen in der Vc:ränderung des obersten inneren Grundes der Annehmung aller seiner Maximen dem sinlichen Gescn gemäß zu sencn sei. so fern dic:sc:r neue Gegenstand (du neue Herz) nun sdbsl unverlinderlieh iSIM; �aber auf den Weg. der dahin R.ihn, und der ihm von einer im Grun de gebesserten Gesinnung angewic:sc:n wird, muß er hoffen können, durch ,i�ne Krafianwen dung zu gc:langen" (Hervorhebung im Original). 8c:zc:ichnend in auch, daß die KpV ohne Behauptung eines Bruches das Zic:l der Heiligkeit und reinen Gesinnung mil der Awsage eines wegen der Bc:gierde des Menschen unendlichen Progressw dorthin verbindet: KpV A 148/AA 5,83,14-16: "Das Gebot ... kann ... nicht dic:sc: Gesinnung in pflichlmäßigen Handlungen zu haben, sondern blos darnach zu streben gebieten- (Hervorhebung im Original); A 148f.1AA 5,83.22-27: Jenes Gescn .. stc:lh ... die moralische Gesinnung in ihrer ganzen Vollkommen heil dar, so wie sie als ein Ideal der Heiligkeit von keinem Geschöpf erreichbar. dennoch das Urbild ist, welchem wir uns tu näheren und in einem ununterbrochenen, aber unendlichen Progressw gleich zu werden streben sollen"; vgl. A 1 50/AA 5,84, 12-16; A 149/AA 5.83,27-84.2: A 229 (Anmerk.)/AA 5,1 28,33-38; A 23I/M 5.128,1f.4-12: A 264f.1AA 5,147,6-10 .
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AufkJärungsphilosophj�
Znsammenschau des unendlichen fortsChrittS in einen Punk�. Daraus läße sich folgender Grundsatz der Auffassung Kants und der Aufk]ärungsphiloso phie allgemein erschließen: Sein ist schon von seiner dynamischen Dispositi on her ein ln-Bew�ung-Sein. dieses aber - in einer Zusammenschau von Pro [ologie und Soteriologie - in ein Gerechtsein. ist das Heil. Dies wird im folgenden Abschnitt zu verdeurlichen sein.
c) Moralischt Religion als Thtologit MS (nt(n Artikels Das Eschaton. das .. Gon alles in allem" (1 .Kor. 1 5,28) tritt in der Kanrschen Interpretation dann ein, wenn die Vernunftreligion herrscht, d. h. wenn die Explikation der natürlichen Anlage ihren Höchststand erreicht har29'. Die "ec clesia triumphans" wird nicht durch die endgültige Durchsenung des Sieges Christi ülx:r die Verderbensmächte Sünde,Tod und Teufel erreicht, sondern durch eine Reduktion der Kirche auf ihren moralischen und daher universalen Kern. wobei der Streit der Kirche nicht auf teuflische Anfechmngen wie bei Luther, sondern auf kirchenspaltende Lehrstreitigkeiten ba.ogen wird292• Lc:ttte Instanz, Ausgangs- und Zielpunkt der menschlichen Existenz und der Reflexion über sie ist die Natur. d. h. die moralische Anlage in der Korrelation von Vernunft und moralischem Gesen. Nicht soll die Moral nach der Bibel. sondern die Bibel nach der Moral ausgelegt werdenl9J. Buchstabe und Geise stehen nicht in einem heilsökonomischen Verhältnis, so daß .. Geist den Neuen Bund bzw. den sich an das verbum externum bindenden Heiligen Geist meint. sondern in einem reduktionistischen Verhältnis: nGeist" ist die ursprüngliche Intention, der eigentliche Aussagekern, der sich mit dem Man tel anderslautender Aussagen bzw. variierender positiver Religionen um gib�. Die moralische Religion hat ihr Wesen nicht in konventionellen, ge schichtlich bedingten "Satzungen und Observanzen", .,sondern in der Hen.ensgesinnung zu Beobachtung aller Menschenpflichten", im Vollzug der natürlichen Strukrur des Menschenm. Sie wird sich langfristig in der AuseinHO
Religion B 55fWeischcdd 4.699: "rur denjenigen. der den inu:lligibilen Grund des Her uns (aller Maximen der Willkilr) durchschaul. fUr den also diCM: Unendlichkeit des FOrlschritu Einheit ist. d.i. fUr Gou 50 viel. als wirklich ein guter (ihm geralligcr) Mensch sein; und insofern kann diCM: Veriinderung als Revolution betrachtel werden; ... rur die Beurteilung des Menschen . aber ... ein immer fortdauerndes Streben zum Bessern ... .. Eine Analogie zur je neu aufgegebe nen Vereinhcidichung der Wahrnehmung und zur funktionalen Bestimmung der regulativen Prinzipien der Vernunft in der KrV ist nicht zu bestreiten. Dazu auch Bcck. Kommentar. 246f. 191 Religion B 1 79fWcischcdcl 4. 785 191 Religion B 1 68/Wcischcdel 4. n8 .schcdcl 4.n I; vgI. 8 179fWei.schcdel 4.785: mOrlli nJ Religion B 158 (Anmerkung)fWci sehe Anlage als ftGrundlagc und zugleich Auslcgerin aller Religion" 1ft BzgI. Schrift: Religion B 1 15f.I53.158.161 f.fWei schcdel 4.740.768.n 1.773f.; bzgl. Ge sea: KpV A 147/AA 5.82.3�3.2; bzgl. Kirche: Religion 8 6 1 f.154.154f. l I 6IWeischedcl 4. 703.768.769.741 m Religion B 1 1 6fWeischcdcl 4.740
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Immanud Kam
andersenung mit dem "Fronglauben" durchsetzen, weil sie auf die universal vorauS'Zusetzende Vernunft. auf die Natur und nicht auf konüngeme Ge schichrsereignisse rekurriert, sich selbst als autoritativ beweist durch ihren unü bertroffenen Nutzen für die Realisierung des Grundaxioms der morali schen Besserung des Mcnschen296• In der sittlichen Gesinnung bzw. in der fortschreitenden Erlangung derselben besteht das Heil und deren Bewußtma chung tritt in der Anfechtung an die Stelle Christi bzw. des Heiligen Geistes als ParakletenZ97• Es gilt, nicht an, sondern wi� Jesus l.U glauben, d. h. an die Tugend. an die Gültigkeit der Vernunftidee w glauben293• Weil die Ersenung des "extra nos" des Heils durch ein imitatives Verhältnis gegenüber Christus die sysremimmaneme Prämisse ist, erscheinen die Göttlichkeit und Sündlo sigkeit Jesu als schädliche, weil die Distan1. wm Menschen vergrößernde Aus sagen. Jesus ist nur ein Lehrer. eine nicht zwingend notwendige Inkarnation des Urbildes der moralischen Vollkommenheit, das sich ohnehin in jeder manns Vernunft beflndec299• GOtt wird in seinem Wirken und seinen Eigen schaften auf den Erhalt der Geseneswirk.lichkeit redu1.iert. Lentere impliziert als unbestrinenes geschöpAiches Fakrum Gon als dessen Verursachec'OO . Die 296
Religion B 184/Wt:ischedel 4.788: der moralische Religionsglaubt:n hat dt:n Anspruch und ihn auf Vorzug. ..der ihm als allt:in sedenbN.Y.rnden Glauben zukommt. nie aufgt:ge-ben t:ndlich gewiß behauptenK; vgI. Religion B 167.195.236/Wt:ischedel 4. 777.795.826; vgl. cbd. B 1 6 1 /Wt:ischedd 4.773: das Laen der Schrift hat zur "Endabsicht bessere Menschen zu ma chen". Dazu auch R. Slencz.k.a. Geschichdichkeit. 4 1 f. m Religion B 1 1 4f.fWeischedel 4.739: ftDi�r Sinn besteht darin. daß es schlechct:rdings kein Heil Air die Menschen gebe. als in innigster Aufnehmung echtt:r sinlicher Grundsätu in ihre Gesinnung"; t:bd B 9O-93fWeischedei 4. 724: .. Die gute und lautere Gesinnung (die ist der Tröstt:r (Pllraklet), wt:nn uns man einen guten uns regierenden Geist nennen kann) unsue Fehltritte wt:gen ihrer Beharrlichkeit besorgt machen" � Relig ion B 98fWeischedei 4.729: Übel des Lebens. ftdit: der neut: Mensch in dt:r Gc:sin nung des Sohnes GOttes. nämlich um des Guten willen übernimmt"; B 99fWeischedei 4,729: neue Gesinnung. �in ihrer Reinigkeit. wie die des Sohnes GOttes�; B 1 1 01 Weischedel 4, 736: �nahmen andere Menschen auch di�lbe Gesinnung gläubig an"; B 77fWeischedel -4,7 1 5 : Forderung von Wundern als .Mangel des Glaubens an die TugendK; B 77f.1ebd.: ..nur der Glau bt: an die praktische Gültigkeit jener Idtt, die in unserer Vernunft liegt ... moralischen Wert hat"; vgl. B 24fWeischedel 4.678; B 247f.fWt:ischedei 4.833 m Religion B 78-82.73-76. 1 1 3fWeischedel 4. 716-718.712-714.738. Du Kreuz, du stdlvertretendt: Strafleiden erscheiß[ als Konuntrauon und Antizipation der um des Guten willen übernommt:nen Leiden, woraus ein �Obt:rschuß über du Verdienst der Werke" der Men schen gt:Wonnt:n und di�n in einer Ergänzungs-. nicht Vergebungsak.tion zugttignet wird (Religion B 99f.fWeischedei 4.7290 JOO Religion B lIIfWeischedel 4.6-49: �Dit: Moral ... bedarf weder eines andem Wesens übt:r ihm. um seine PAicht zu erkennen. noch einer andern Triebfeder als des Gesetzes selbst. um sie zu beobachtt:n"; vgl. KpV A 2261AA 5.125. 30-32; 5,1 26.20-23; moralisch. d.h. auf Überwa chung der GesencserA..illung hin ausgedeutete Eigenschaftt:n Gones: KpV A 235f.1M 5 . 1 3 1 .2-6; A 236 (Anmerkung)/AA 5. 1 3 1 . 27-38; A 2521AA 5.1 40.4-6; A 2541AA 5.141 ,6f.; Religion B XI. XIII.84.138f.145fWeischedei 4. 652.655.719f.758.762. Gon ist die Liebe nur. 5Oft:rn der Mensch seinem G�n gt:genübt:r adäquat lebt: Religion B 220fWeischedei 4. 813. Inso ft:rn meint .Theologie des ersten Artikels" zwar Entfillrung dc:s von der Schöpfung her Mitge...•
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Aufklärungsphilosophie
Gnadenmittel, wie sie im kirchlichen Gottesdienst verwaltet werden, erschei nen als Parerga", als kuldsches Beiwerk der moralischen Religion, das allen falls zeitweise instrumentalisiert werden kann. jedoch angesichts des Todes ein .. Opium fürs Gewissen" bedeuten. Die Aufforderung, die Sterbestunde mit dem Nachholen von versäumten und Ausbügeln von verfehlten Taten zu ver bringen, z.eigt, daß die Todesrransu:ndierung durch die Aufrechtcrhaltung oder Forcierung des sirclichen Fortschritts, nicht durch Sündenvergebung ge schieht und nur ein Stillstand des Fortsehrins den Tod ausmachrlOl. ..
3 Suk" als Momtnt am Fortschrittsprouß .
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4) Die SpiritUlllisimmg du Substantialität Zwar verwirft Kam, wie gesehen. die Substantialität mit den aus ihr abgeleite (en Prädikationen als eine unmögliche. weil unerkennbare Bestimmung der Seele, macht dann jedoch die die Sinnlichkeit transz.endierende Dimension der menschlichen Existenz an der gleichsam dynamischen Konstitution der Vernunft in Korrelation zum moralischen Gesen fest. Kam gelingt es, ohne einen Rekurs auf die stoffiiche Beschaffenheit eine konstirutionelle, keiner übernatürlichen Externa bedürfende Begründung des auch überempirischen Wesens des Menschen durchzuführen. Die Transz.endierung ist nur in fort schreitender Weise zu vollziehen; das Sein begegnet nur als ein Bewegtsein. Aber wie die Leibnizsche Monade ihre Substantialität in ihrer bleibenden Identität tron der beständigen Veränderung erweist, so kennt auch Kam sol che Konstamen. Die erste ist die Gesinnung, wie sie sich als Manifestation des wirksamen Korrelationsverhälmisses von Vernunft und Gesen ergibt. Sie bleibt in ihrer Ausrichtung auf das Besserwerden hin unveränderlich und fescJ02• Die zweite ist das moralische Gesen als ein kategorischer Imperativ. Es
gc:�nen und daher universal Vorauszusenmden, nicht aber den Verricht auf ein unterschiede
nes Sein und Handeln Gones. Allerdings wird lenleres nur auf der moralischen, d.h. hier: universal-apriorisch-schöpfungsmäßigen Ebene aussagba.r. JOI Religion B 63IWeischcdel 4, 704; B 168lWeischcdel 4,778: der Glaube einer gones dienstlichen Religion �wähnt durch Handlungen (des Kultus), welche ... doch r ur sich keinen moralischen Wert haben, mithin nur durch Furchl oder Hoffnung abgenöligte Handlungen sind, die auch ein böser Mensch aU5ü�n kann, Gou wohlger allig zu werden"; B l04f. 89-9 11 Weischcdel 4, 733.723f. JOl Dies gih i nsbesondere vom Zeitpunkt des Übergewichles des moralischen Gesettcs an: Religion B 61IWeischcdcl 4.702: �50 fern dieser neue Grund (das neue Herz) nun selbst unver änderlich ist"; B 55IWeischcdcl 4, 698f.: ..hoffen, daß er sich �i einer wichen Reinigkeit des Prinzips ... und der Festigkeit desselben auf dem guten ... Weg ... zum ßes.Km �finde"; KpV A 222 (Anmerk.)1 AA 5,123,21 f.24f.: "Unw.tndclbarkcit der Gesinnung im Foruchrine zum GUlen Bewußtsein der Beharrlichkeit im moralischen Progressus"; A 222 (Anmerk.)IAA 5,123,25-30: �tröstende Hoffnung. daß er auch in einer über dieses Leben hinaus fo ngcscttten Existent. �i diesen Grundsäncn beharren werde"; Religion B 86f.lWeischcdcl 4,nl: "von dt:r Wirk lieh keil und Beharrlichkeit eint:r im GUIt:n immer fonruckenden (nie danus fallenden) Gdin..•
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Immanuel Kam
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gilt unbedingt und universal und verweist alle anderen die Maximenbildung beeinflussenden Größen. alle potentiellen Neigungen. aber auch den Tod in den Bereich unbedeutender AkzidentienJO). Man könnte. beides verbindend, auch sagen, daß sich die Vernunft in actu durchhalte, denn sie in der Autor und Rezeptor des GesetzeS. Die Annahme der Kontinuität einer dem Menschsein narurlicherweise mitgegebenen, also konstitutionellen Struktur, zumal ihre Verbindung mit der Vernunft, verbindet Kant mit der rationalen Psychologie wie auch mü der Scholastik. Allerdings ist diese Konstitution bei Kam nicht im Menschen zu lokalisieren, abzugrenzen, mit den Kategorien der Stoffiichkeit bzw. deren Negation zu beschreiben. Kam kann die Strukturele menre eines subslaOwntologischen Personverständnisses integrieren, ohne von nSubstanz" oder "Setle" zu sprechen. Die Seele geht auf in bestimmten Einz.ddimensionen der Selbstexplikation der Vernunft.
b) Die Dynamisierung der Unsterblichkeit Leibniz hatte die These der Unzerstörbarkeit der Seele dahingehend variiert, daß diese nicht in der durch die Denkcätigkeit vermittelten Zugehörigkeit zu einer intelligiblen, unveränderlichen Sphäre begründet war, sondern gerade in der beständigen Bewegung der Monade. Kam macht in ähnlicher Weise die Unsterblichkeit an der Tatsache eines unendlichen Progressus' fest. aller dings umer Zugrundelegung der eben beschriebenen Spiritualisierung der Substantialität. AllSsagen über bleibende Seinsprädikationen interessieren nur, insofern sie sich als Momente der vorgegebenen sittlichen Existenz und des mit ihr in Gang gesenten Forrschrinsprozesses darstellen lassen. Die Un sterblichkeit könnte nie isoliert, als bloße Seinsaussage. als Folgerung aus ei ner vorgegebenen Geistigkeit und Substantialität in den Blick kommen. Sie kann nur als Implikat, als Postulat des sittlichen Forrschrins notwendig wer den. Es geht nicht um Unzersrörbarkeit als Wesenseigenschafr einer immateri ellen und daher unteilbaren und unveränderlichen Setle. sondern um den
nung vernanden wird. denn das beu.iindige .Trachten nach dem Reiche Gones', wennmannur e uycajcherlwjre, würde c:bcn 50 viel vonderU nveränderlichkeiteinersolchen Gesinnung( sein. als sich schon im Besin dieses Reiches zu wissen" (Hervorhebung im Original) j(IJ Zum utq;orisch�n Impt"radv: KpV A 35/AA 5,19,l lf.; A 36f.1AA 5.20.13(; A 38/AA 5.21. 1-3; A 1 57/AA 5.88.6-9.1 5f.: bei einem Unglück wq;en d�r PflichterRlllung (z.. B. Tod): �BcwußtsCin daß er die M�nschheit in seiner Person doch in ihrer Würde erhaJten und gechn habe. daß er sich nicht vor si�h selbst zu schämen und den inneren Anblick der Selbst prüfung zu scheuen Ursache habe"; ,.Abhaltung d�r �fahr. im persönlichen Werthe zu sinken. it nachd�m der seines Zustandes von ihm schon gänzlich aufgc:gcben worden ist�; bcu:ichnend s der Nach.s:an eines den spekulativ�n V�rnunftg�brauch in der Aussage über die Einfachh�it d�r Sct:1� abl�hn�ndcn Tcxtabschnitts. der di� �thische Transformation der Substantialität verd�ut licht: KrV B 125/M 3.275. 1 1 f.: �das Verhalten so bestimmt, als ob unsere Bestimmung un �ndlich weit übcr di� Erf.!.hrung, mithin über di� Leben hinaus r�iche" ...•
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AufkJärungsphilosophie
Ausgleich eines Defizits, das bei allem Fortsehreiten bleib�. Auch wenn Kam um der ethischen, spiritualisierenden Uma1uc:ntuierung des philosophi schen Erbes willen den Ausdruck nStt1c" meidet, so betreibt er scrukturdl dasselbe, was seine Vorgänger von diesem Terminus ausgehend beabsichtig ten: die Qualifizierung der menschlichen Vernunft-Natur mit ihren Möglich keiten und Notwendigkeiten als Ausgangs- und lielpunkr sowie Kontinuum der menschlichen Ex.istenz}05. Die Unsterblichkeit. die vernünftige Struktur des Menschen soll nicht wie in der Scholastik die Relationsfahigkeit des Men schen gegenüber Gon wahren und einen Anknüpfungspunkt für die Auferste hung liefern. Vielmehr wird das gegenwärtige Leben verabsolutiert und die Unsterblichkeit als Ermöglichungsgrund der Fortruhrung der Explikation der natürlichen Anlage so211sagen nachgeschobenJOli• Zwar ist die Unsterblichkeit sicherlich das ..Lieblingsdogma" der AufklärunglO7• aber Fundament des Sy stems ist der Naturalismus. der bei Lessing und Kant in den Moralismus um schlägt. Die Unsterblichkdt ist Ausdruck der Naturalisierung der Eschatolo gie. dergemäß der Tod lentlieh nicht stattfindet. sei es weil der Mensch ein Modus der göttlichen Substan2 ist. sei es weil er sich ständig fort- und auf wärtsbewegt und den Tod als instrumentales Element in den Fortschritt inte griert. Die Gegenwart. die Natur und ihre Explikation ist das Eschaton. über das hinaus nichts qualitativ Neues erwartet werden kannlO8• Der Voll2ug der )04
KpV A 220/AA 5.1 22.9-12.1 3f.; .Heiligkeit, eine Vollkommenhdt. deren kein ver nünftiges Wesen der Sinnenwelt in kdnem Zeitpunkte seines Daseins rutig istM; "so kann sie nut in einem ins Unendliche gehenden PCQ&rtSSm zu jener völligen Angemessenheit angetrof fen werden" (Hervorhebungen im Original); A 221/AA 5.123.5-7; .. Einem vernünftigen, aber endlichen Wesen ist nur der Progres.sw ins Unendliche von niederen zu den höheren Stufen der moralischen Vollkommenheil möglich"; A 231/ AA 5.128,9-12; ..... Heiligkeit, welche das l eben christliche Gesea forden, nichts als Fortsehritt ins Unendliche dem Geschöpf übrig äßt. daher aber auch dasselbe zur Hoffnung seiner ins Unendliche gehenden Fortdauer bercc.htigtM; A 238/AA 5.132.21-23; die Unsterblichkeit "fließt aus der praktisch nothwendigen Bedin gung der Angemesscnheic der Dauer zur Vollständigkeit der ErAlliung des moralischen Geset zes"; vgl. A 239/AA 5.133.1-8 "" Kant erwähnt ..S e ele" hin und wieder beiläufig. ohne an deren spaiflSCh theologischer Bcdeurung Interesse zu ttigen; z. B. KpV A 231 UM 5,1 28.20-22; "durch die Damellung der Welt. darin vernünftige Wesen sich dem sinlichen Gesetze von ganttr Seele weihen. als eines Reichs GOttes"; A 265/M 5.1 47.8: "allmählig moralische Stärke der Seele zu erwerben ist" J06 "SedeM bleibt bei KaDI eher eine sprachliche Chiffre Alr das SeinsmomeDl in der Scwe guns des Fortschritts. Das dgentlich Reale, das sich der praktischen Vernunft aw der Weh der Dinge an sich darbietet, ist das moralische Gc:sI!a. das die spc'ZiflSChe Naoor des Menschen begründet und die lkwegung in Gang scnt. KpV A 220/M 5.122.17-20; "Dieser unendliche Progressw ist aber nur unter Voraussetzung einer ins Unendliche fondaurenden hiueoz und Ptr5Önlichkcit desselben �rnünftigcn Wesens (welche man die Unsterblichkeit der s«le nennt) möglich" (Hervorhebung im Original) N1 Grass. Uosterblichkdt. Sp. 1 176 ,.,. KpV A 222 (Anmerkung)/AA 5, 123,25-30; �Iröslende Hoffnung .... daß er aueh in einer über dieses Leben hinaw fongesettten Existenz bei diesen Grundsätzen beharren werde"; A 223/AA 5.123,19f.-1 24,1-3: .. niemals hier, oder in irgend einem abschlichen künftigen
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Narur hat eine heilswirksame Bedeutung, ist lentlich das Heil. Die Sittlich keit ist die unhinterfragte Konstante der menschlichen Existenz und des Kantschen Systems. Sie ist das erste und nir die Handlungsmotivarion einzig relevante Element des "höchsten Guts". dessen Bewirkung "das norhwendige Object eines durchs moralische Gesen bestimmbaren Willens" darstdlcJ09. Die Glückseligkeit ist die erhofftel'o, aber nicht imendierte Nebenwirkung, ein Begleitphänomen der Sittlichkeit. Man darf hoffen glücklich zu sein, wenn man dessen nicht unwürdig iSr'I I . Die Glückseligkeit ist nicht einfach wie bei den Stoikern mit der Tugendhaftigkeit identisch, sondern bleibt, weil durch die Sittlichkeit als ihrer "conditio sine qua non" bedingt, wie diese Stei gerungsfahig, in einer Spannung des Noch-nichr'l2. Es bleibt unklar, ob mit dem Tod und dem dadurch gegebenen Ende der Neigungen die Glückselig keit und nicht nur der Genuß einer Zufriedenheit über die eigene Tugendhaf tigkeit möglich wird3ll. Dem steht entgegen, daß die Glückseligkeit offen sichtlich auch nach dem Tod steigerungsflihig bleibt und das höchste GUt als ein Ganzes, "worin die größte Glückseligkeit mit dem größten Maße sittli cher (in Geschöpfen möglicher) Vollkommenheit als in der genausten Propor tion verbunden vorgestellt wirduJL\ lentlieh ein unerreichbares Ideal ist. Die Annahme eines Endes des Forrschrinsprozesses widerspräche dem aufkläreri schen Anliegen der Begründung d('r Sittlichkeit in der Gegenwarr'L�. Die MarginaJisierung GOttes zu einer protologischen bzw. pädagogischen Chif fre316 bahnt wenigstens tendenziell den Weg zu einer Selbstapotheose des Menschen'L7.
Zcitpunkt� �ines Daseins. sondern nur in der (Gort all�in übe�hbaren) Unendlichkeit sein�r Fortdauer dem Will�n desselben völlig adäquat zu sein" )(l') KpV A 2 19/AA 5, 1 22,4f. jl O KpV A 45/AA 5.25.12-14; vgI. A 65/AA 5,37.6f. jll Dazu Forschner, Glück. 1 1 9f. 130.140 m KpV A 234f.fM 5,130.6-8.1 9f.32-34 m So KpV A 2 1 3/M 5.1 1 8,24-26.27f. " . KpV A 233f.fAA 5.129,35-37 m Die Auf�rst�hung khnr Kam unrer Hinweis auf die Unmöglichkeir einer denkenden Mareri� ab: Religion B 191-1 93lWeischedd 4.793f. W�nn di� Sinlichkeir im Prou:ß �in�r Immarerialisierung. wenn auch nur auf morivarional�r Ebene. besrcht, wurde die Aufersrehung �in�n Rilek.schrin bedeuren. Sie kann aber wohl auch als Abschluß des Prozesses und zudem als ein auf exrernem Wirken beruhendes Ereignis nicht mir Kanrs System in Einklang gebracht werd�n. jl' Gort in der Garant d�r Gühigkeir des moralischen G�ru:s, auch hinsichdich der Wir kung der Befolgung desselben - in der GlUckseligk�it -: KpV A 223f.fAA 5.1 24.7-20; A 238f.! AA 5.132,19-29. Ihm kommt �nso wie d�r Unst�rblichk�it nur eine abgeleir�te Funktion aufgrund d�r Resrrikrionen d�r Fl'C'ihdr als m�laphysisch�r Basisoption des Syst�ms zu. Duu Geisl�r, Gottes�eis, 83.100.107.109 '.7 Dies: gilt (rott der Abgrenzung von den S[Oikern. die das moralische V�rmög�n des Men sch�n _ilber all� Schranken �iner Natur hoch gespannt- häu�n (KpV A 228/AA 5.127.2-4). Die Endlichkeir mir ihren Ursach�n und Folgen isr im Zug� des Foruchrinspro1esscs abbau-
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AufkJärungsphilosophie
Zwar könnec das Verhältnis des Menschen zum moralischen Gesc:a. als eine reiarionaJe Fassung der Personalität gedeutet werden, aber es handelt sich um eine vernunftimmancmc und insofern natürliche Größe. Das radikale Böse reicht nicht an den Machtcharakter der Sünde heran. wie er biblisch reformatorisch bezeugt wird. Kam kann insofern nicht ü�r den naturalisti schen Ansan hinawführen, der durch die Negation der Gnade bzw. deren Reduktion auf das Vorhandenscin und Beschaffensein der Namc den konsti tutionellen Ansatz der römisch-katholischen Theologie: radikalisierclls.
bar. Sie �rhinden nicht die Unsterblichkeit durch Foruchriu bzw. die Shdichkeit einschließ lich der Glückseligkeit. sondern provozicn diese gerade. m . Es könnte zwar in gewisser Wdsc außer von einer Theologie des emen auch von einer solchen des dritten Artikels gesprochen werden. wenn man die Erfahrung des StelS neu begeg nenden moralischen Gescnes zugrundelcgt, aber wie soll es einen drinen Artikel ohnen einen zweiten geben. der vergegenwärtigt und zugttignet wird? Das ChrislUsgeschehen spielt als so teriologisches Ereignis keine Rolle; die Erfahrung ist nur als Affirmation des geschöpflich Ge gebenen und Erneuerten wirksam. Allerdings bringt die Notwendigkeit der Erfahrung und die Beschränkung der Vernunft auf eine regulative. nichl konstitutive Funktion die unumgängliche Umerscheidung von Gones Sein und Handeln einerseilS und menschlichem Bcwußucin ande rerseits zum Ausdruck.
E. Auferstehung gegen Unsterblichkeit und Unsterblichkeit durch Auferstehung neuere evangelische Theologie Die Beritelung dieses Arlximeiles hebt auf ein Begriffspaar ab, dem in seiner Zusammensrellung und variierenden, zumeist konträren Verhälmisbestim mung eine signifikante, charakteristische Bedeutung für die eschatologische Diskussion der evangelischen Theologie des 20. Jahrhunderts, zumal in den zwanziger Jahren desselben I zukommt. Die Behauptung einer radikalen Alter native und Konkurrenz heider Begriffe als Bezeichnungen zweier durch ihr dominierendes Subjekt grundsätzlich unterschiedener WirkJichkeiren, wie sie wohl am deuclichsten von Oscar Cu/lmann in der programmatischen Enrge gensetzung nUnsterblichkeit der Seele oder Auferstehung der Toten"2 auf den Punkt gebracht wurde. hat sich in der evangelischen Theologie weitgehend durchgese!'Z�. Darin eingeschlossen ist der Verlu�t dt!S Seelenbegriffes. der aJs verdächciges Relikt eines überwundenen Gedankengebäudes erscheint und ei ner Untersuchung a1s eines theologisch relevanten Begriffes nicht mehr für wert befunden wird. Allenfalls begegnet er aJs Gegenstand einer referierenden Betrachtung religionsgeschichdicher EnrwickJungen, die von historischem. aber nicht dogmatisch-normativem Interesse sind). Nun ist die Emgegenser zung beider Termini nicht unberechtigt dort, wo es gegen eine konstitutionel le Begründung der Unsrerblichkeit bzw. gegen eine substanzontologische Fül lung des Sedenbegriffes anzugehen gilt. Es soll jedoch i m Gang der nachstehenden Studien geuigt werden, daß der radikale Neuansatz der Escha tologie. der in der Wiederentdeckung der biblischen und reformatorischen Wurzeln gründete, teilweise zu Konsequenzen geführt hat, die in ihrer Zuspit zung dem - bereits vorgeführten - AussagegehaJt dieser Wurzeln nicht voll gerecht zu werden vermögen oder ihm gar widersprechen. Die positive Zuord-
I
Stdlv�nr�t�nd für and�re sei hi�r Carl SI:l.ng� genannt, L B mit sein�m Werk .. Di� Un $t�rblichk�it d�r Sttle", Gütersloh 1925, in d�m verschied�n� T�n von Un$lerblichkeitsV�r Sländnissen analysiert und abschtidknd Aussagen Lurn�rs konfron tiert werden, die jedes An sinn�n in di�r Richtung - �rmeindich - zu kompromitti�rcn scheinen. 2 So ein Buchtitel aus dem Jahre 1962 ) In d�t RGG1, Bd. 5 (1931), Sp.3G9-374, werden neben d�r religionsgeschichLlichc.n Ab handlung n�u�r� Scdcntheoricn untersucht. In dcr RGG, 3. Aufl., Bd.5 (1961), Sp. 1634-1636, �rscheinl ..Sttlc" nur noch unter d�m rdigionsgeschichtlichcn Aspekt.
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Neue� evangelische Theologie
nung der Begriffe, wie sie im zweiten Teil der Überschrift angrocuccr wird, steht für eine Wiedergewinnung des - freilich anders als in der römisch-ka tholischen oder philosophischen Tradition imcrprctierten - Sedenbegriffs. Dieses Anliegen soU formal auch dadurch zum Ausdruck kommen, daß an drei Su:lIen auf Autoren hingewiesen wird. deren Schriften zum Thema noch vor 1920 erschienen sind und unbefangen. wenn auch nicht unproblematisch von "Seele" reden. Sie haben mit dem im jeweiligen Arbeirsreil behandelten theologischen Ansan einiges gemeinsam, weisen aber aufgrund ihrer partiel len übereinstimmung mir demselben in anderen Aspekten dergestalt über ihn hinaus. daß sie die Richtung für eine anzustrebende Korrekm( angeben. Diese Korrekruraruänc soUen in einem abschließenden Arbei[S[eil aufgenom men und präzisiert werden.
I. Der Mensch zwischen Nichts und Gnade (K. Barth)
1. Der konkurrürentk Ausgangspunkt bti tkm menschlichen lnttmum (E Schltimnachtr) Wenn in der theologischen Arbeit des 19. Jahrhunderrs ..das eschatologischen Bureau ... meist geschlossen"4 war, so beruht das darauf, daß man sich weitge hend in den durch Friedrich Schleiermacher (I768-1834) eingeschlagenen Bahnen bewegte. Schleiermacher verfolgte eine apologetische Intention. wenn er sich an die Gebildeten unter den Verächtern der Religion wandte, entsprach ihr jedoch durch ein vermitt1ungstheologisches Verfahren. Dabei betreibt er nicht primär wie etwa Lessing und Kam eine Reduktion auf der materialen Seite der Theologie. soda« ein z.eitgemäßer bzw. dem Wandel der Zeiten gegenüber resistenter, weil ethischer Kern herausgeschält und von akzi dentellem kultischen Ballast befreit würde. Vielmehr geht es ihm um die for male Seite, um den Theologen, die theolOgischen Methoden und Quellen. Der Gegenstand. das Universum und das Verhältnis des Menschen zu ihm, ist derselbe wie der von Metaphysik und Moral. aber der Zugangsmodus ist ein anderers. Nicht die Aktivität des Menschen, nicht Denken und Handeln. son dern die Passivität sollte die adäquate ..Verfahrungsarr" sein6. ..Religion" im Sinne der Erfahrung eines Ergriffenwerdens durch das Unendliche. das Uni versum ist das verbindende Drine zwischen Metaphysik und MoraF. Sie über fuhrt GO[( als ersten Gegenstand der Metaphysik in das gegenüber der Kant sehen Kritik sturmfreie Gebiet des Erlebnisses. bei dem es nicht auf die 4
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E. Trodtseh. z.iriert nach Geißt:r. Grundtendenun. 1 4
Schldermacher, Reden 1,43f./R 4 1 .42 , Reden 1I,44A9/R 44.50 7 Vgl. Reden 1I.50/R 52
Karl Barth
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Ergründung des Wesens, der Natur Gones ankomme'. Weder Gon noch die Seele imeressieren in ihrem An-sich, sondern nur in ihrem aktuellen Korrela tionsverhältnis, in ihrem wechselseitigen Durchdrungensein. Wäre Gon ein zu gebender, ein distinkter Gegenstand, so würde er eine Gegenwirkung, Ei genaktivitär unsererseits, ein gewisses Maß an Freiheit auslösen und damit ein ,.,schJechthinniges Abhängigkeitsgefühl" als Wesensform der Frömmigkeit ver hindern'. Unsere ,.,ganze Selbsttätigkeit" muß ,.,von anderwärts her" sein'o. Der Mensch muß sich von anderswoher empfangen. Frömmigkeit. Religion, ein Verhältnis lU Gon zu haben heißt, sich des "Irgendwohergetroffenseins der Empfanglichkeit"U bewußt 'ZU sein. Religion ist in ihrer Faktizität universal vorgegeben und nur in ihrer Imen sität variabel und komingem. Jedem Menschen iSt eine religiöse Anlage ange borenl2• ein schlummernder Funke, der bei vielen momencan nicht aufglüht'3, eine unverstandene Ahnung des Universums und Sehnsucht nach dem Un endlichen'�. Religion ist ein "Kominuum"'5, das die qualitative Differenz von Christen und Atheisten, von Gläubigen und ..Verächtern der Religion" eineb net in das quamifizierende Gegenüber solcher, bei denen das Gonesbewußt sein mehr oder weniger gehemmt bzw. emfahet iSt. Das setzende, Glauben, Gerechtigkeit wirkende Handeln Gones wird überführt in das hermeneuti sche Unternehm�n von "Heroen der Religion", von Mittlern, die in den and� ren den Keim zur Religion wecken und impulsartig die Schwingungen ihres Gemütes auf sie fortpflanzen sollen'6. Die Erlösung besteht in einem Über gang aus einem - relativ - schlechten, aber nicht völlig korrumpierten Zu Stand, in dem das Gonesbewußtsein bzw. schlechthinnige AbhängigkeitSge A..ihl "nicht null" ist, sondern nur nicht dominiert, in einen besseren17• Es geht um eine allmähliche Überwindung der ..Gotrvergessenheit"", nicht um eine zäsur.l1tig-akthafte Senung der Gottesbeziehung. Gon ist ein stets mitgegebe nes Implikat der empirisch faßbaren Bewußtseinsstruktur des Menschen. Er ist die rneologische Erikene der amhropozemrischen Sdbstreflexion des Men schen. Er ise die Verbalisierung des im "Selbsebewußtsein rnitgesentelnl Wo: h.tr unseres empf3nglichen und selbsnätigen Daseins"". Mit Schleiermacher
Vgl. Red(:n 1I,49/R 50 , CO § 5.1.2.3/Rt'd(:k(:r S. 31 .33.36; § 4,3/Rt'dc:kc:r S. 28 111 CO § 4,3/R.cdeker S. 28 11 CGl § 4/R.cdekc.r S 25; vgl. dazu Ikissc:r, I...dHe. 20.33 n Reden 1I.93/R 122; 1II.106/R 145 U Reden TII,IOJlR 136 14 Reden 1lI,106. 1 18/R 145.165 1\ Rt'dc.n 1II,I03/R 139 16 Reden 1II. 1 16.104/R 162. 1 4 1 ; 1,24f.1R I l f. ; 1Y,128/R 178 17 CGl § 1 I ,2/Rt'dekc:r S. 78.76.77 .1 CGl § I 1 ,2/Redc:ker S. n " CGl § 4,4/Redekc:r S. 28f.; Hervorhebung im Original; zum Ganz.cn vgI. R... Sienaka, •
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Neuere evangelische: Theologie
begegnet eine ungleich radika1ere Kom.eprion von einem natürlich-konstitu tionellen Ausgangspunkt her als in der römisch- karnolischen oder aufkläreri schen Tradition. Nach Thomas von Aquin kann der Mensch sich zwar durch Vernunft und Wille als den in ihm verbliebenen geschäpflichen Fähigkeiten approximativ Gon nähern, sich gleichsam für die Gnade präparieren, aber ein vollgültiges Gottesverhä1mis kommt erst durch den sakramentalen Empfang der Gnade 7.Usrande und bleibt in seinem Weg auf die Rückbindung an die Eucharistie, die gleichsam eine Tankstcllenfunktion übernimmt, angewiesen. Die Aufk]ärer negieren zwar die Inhalte des zweiten Artikels. also die Norwcn digkeit der Zueignung der durch Christi Kreuzestod. und Auferstehung er möglichten Gnade der Sündenvergebung, aber kennen doch die promlogi sehe Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf und das distinkte Handeln Gones am Menschen. das freilich nur dem Erhalt. der Verstärkung und Be schleunigung der geschöpflichen Möglichkeiten und Fähigkeiten des Men schen diene. Bei Schleiermacher hingegen werden das menschliche Ich und GOtt zu austauschbaren Synonymbegriffen des Gefühls. des Gemütes als dem Ort der ReligionlO• Gon trin dem Menschen nicht als kontingent handelndes Subjekt gegenüber; der Erfahrung entspricht kein von seinem Tun bzw. von der Wirkung desselben unterschiedener Gon als Ursache. Es geht primär um den christlichen Glauben als Existenzmodus des menschlichen Bewußtseins. nicht um dessen personalen. weil als seine pneumatische Ursache von ihm unterschiedenen Inha1t21• Dem entspricht. daß dje Offenbarung nicht von GOtt her deduziert. son dern mit dem menschlichen Akt der Anschauung des Universums identifiziert wirdu. Sie bindet sich nicht an das verbum externum. an den Buchscaben der Schrift. sondern findet ihren unmittelbaren Niederschlag im Bewußtsein des Menschen: ..Nicht der hat Religion. der an eine heilige Schrift glaubt. sondern der. welcher keiner bedarf und wohl selbst eine machen könnte"u. Korrespon dierend dazu sieht Schleiermacher die Kirche sich nicht in der Wortverkündi-
Geschichdichkeit. S. 198; Wahher, Eschatologie. 98; etwaS anders Mildcnbergcr. Geschichte. 12 lG Reden 1.38f.fR 34f. Zwar nimmt auch Descanes �inC'n mC'thodischC'n Ausgangspunkt bei einC'r 5imultaneitlil von Ich und Gon im mC'nschlichen Ikwußtsein. aber weil das Bewußt �in an dC'r VC'rnunft. am Denkvollzug und nicht am Geruhl festgemacht wird, kann er gel'llde nicht auf eine Iknennung dC'r Wescnsprlidikatc Gones verzichten. Lcl7.tere wiederum en.win gcn dC'n Schluß. daß Gon eine cxtcrne. dininktc. weil gegcnüber dem Menschcn mächtigere UrsachC' des GonesgedankC'ns sein muß. Und auch Kam bon in scincm mora.lischcn Gouesbe weis nicht auf diC' Annahmc Gortes als eines distinkten Ganntcn der mOl'lllischcn Gebunden heit des Mcnschcn ven.ichtcn. 11 Zum Grundansatt der Kritik vgl. K. Barth. Evang. ThcologiC'. I S-18; AlbrC'Cht, ThC'Orie. 143.156 u Redcn 1I,51 .52JR B.55 u Reden 11,92f./R 122; vgl. 11.92/R 1 2 1 f.: ,JwC' heiligC' Schrift ist nur cin MausolC'um, der Religion ein Denkmal, daß ein großer GC'ist da war. dC'r nicht mC'hr da ist"; vgl. IV.128/R 179. Dazu auch Ebe:r. Schrifdchre. 58f.
Karl Banh
24 5
gung und in der Sakramemsverwalrung bzw. in der Gemeinschaft der auf grund dessen Glaubenden manifestieren14• sondern in einem quasi soziariven Zusammenschluß religiös inspirierter Individuen. unter Umständen um ei nen Virtuosen der Religion als Personalgemeinde versammelr�. Es ist nicht verwunderlich. daß die Eschatologie als etwas erscheint. das nur sehr bedingt aus dem Selbstbewußtsein - nur dies und nicht etwa die Schrift kann normative Quelle der Theologie sein - abgeleitet werden kann26• Mit dem Gegt:nüber des kontingent handelnden Gones fehlt die Grundlage der Erwartung eines grundsätzlich neuen und andersartigen Geschehens. Nicht die Zukunft: ist entscheidend, sondern die Gegenwart bzw. det Wert des vor mals in der Zukunft Erwarteten für die Gegenwart. Die Religion ist die Er scheinung des Unendlichen im Endlichen. des Ewigen im Zeidichen; im Menschen ist das Unendliche. der Abdruck. die Darstellung desselben. d. h. etwas Ewiges zu sehen27• Das Escharon wird zum Apriori. zum geschöpflichen Internum. Die Unsterblichkeit wird nicht akut angesichtS des Todes. sondern ist Chiffre für den präsentischen Vollzug der stets vorgegebenen und explizier baren Religiosität des Menschen28• Die Darscellung des vollendeten Zustands der Kirche richtet ein moralisches Regulativ rur die Gegenwart auf. hat "nur den Nutzen eines Vorbildes, welchem wir uns nähern sollenu19• Ein Dann, ein Noch-nicht isr nicht im Blick. weil der Mensch sich im Besitz wiegt und seine Aufmerksamkeit nur noch der Perfektionierung desselben zu widmen hat. Der Tod führt als Übergang ins UnendJicheJO keinen grundlegend vom Leben unterschiedenen Zustand herbei. Die Tatsache. daß neben der Unsterblich keit auch die Sterblichkeit als natürliches Prädikat des Menschen genannt wird) ' . verstärkt die Annahme, daß mit "Unsterblichkeit" nur eine umschrei bende Qualifikation der menschlichen Religiosität gemeint isrJ2. 1�
CA VlIIBSLK 6 1 , 1-7
l' Reden IV, 133. 1 4 1 . 145/R 188.203.208f.; vgl. IV, I3I/R 184f.: _ein priesterliches Volk ... , wo ... jeder derselben Kraft im andern folgt, die er auch in sich ruhlt, und damit auch er die andern regiert" M CGl § 1 5 9 TheselRedeker S. 4 1 6(: _Die Lösung beider Aufpben. die Kirche in ihrer Vollendung und den Zustand der Seelen im künftigen Leben darzustellen, wird versucht in den kirchlichen uhr�n yoodeo!enteoDiogtn. denen jedoch der gleiche Wert wie den bisher behandelten Lehren nicht kann beigelegt werdenM (Hervorhcbung im Original) 17 Reden 1I.49.64/R 51.74 11 Reden I1,99/R 133: �Mitlen in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen und ewig sc:in in ein�m Augenblick. das ist die Unnerblichkeit der ReligionM; vgI. CGl § 158.11 Redeker 412; § 158,2/Redeker S. 415: UnSterblichkeit ab zur menKhlichen Natur gehörig. n CGl § 1 5 7 TheselRedeker S. 408. Dazu auch Weirich. Kirche, 158 JII Reden rv, 149/R 215; 111,1 1 1 f./R 154 JI CO § 1 58.21Redeker S. 415; § 58 ZusaniRedeker S. 320 Jl Daflir spricht auch, daß der von der Aufe.rstehung handelnde § 1611Redeker 423-429 weniger eine Erwartung eines konkreten Handelns GOttes anspricht als die Frage zu lösen ver sucht. warum es zur VOf$tellung von der Auferstehung des Fleisches gekommen ist blw. kom men mußte, und die mit den vorhandenen Theorien v�rbundene.n Probleme �feriert.
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Nc=uerc evangelische Theologie:
2. Gotwhtrrschaft durch Auftrsuhung Karl Barm wendet sich mit Vehemenz. gegen jeden Versuch, in der Nachfolge Schleiermachers eine Theologie zu treiben, die das Christcnrum möglichst an· stoßfrei in die Moderne einpassen und in eine Konformität zur jeweiligen Ku]rur überfuhren möchte'J. Die Kultur, der natürliche Mensch, der homo religiosus vermag von sich aus nicht. in eine positive Beziehung 1.U Gon zu treten oder etwas über Gort auszusagen. Er in Gon gegenüber gleichsam eine tabula rasa, ganz und gar angewiesen auf das primäre Reden Goncs"4. Allem natürlichen Sueben und Haben settt insbesondere der frühe Banh die exklu sive Deduktion der Existenz in ihrer Eigenclichkeit von Gon her (euro TOO Stoß) entgegen1S• Die Hybris des natürlichen Menschen. der über einen un minelbarcn Zugang zur Sphäre der Transzendem, zu verfügen wähnt. besteht in einer Verwechslung von Mensch und GOtt, in der Vergöttlichung des Men schen und Vermenschlichung Gottesl6, in einer usurpierten Selbständigkeit gegenüber Gotr37, in einem selbscsüchtigen "Sichvordrängen und Gdtendma chen")8. Die Natur, das Zeitliche. Immanente ist als solches schlechthin nega tiv qualifiziert.
AnJn-s als spät" in tkr .,Kirchlich", Dogmatik" tkut�t Barth nicht tkn Tod von tkr Natur her. sontkm dü Natur vom Tod hn'. Der Tod erscheint hier unter
ausschließlich theologischer Perspektive als von GOtt her ausgesprochene Prä dikation der natürlichen Welt. Er ist nicht eigentlich Folge und Sttafe für die Sünde, sondern letzte Potenuerung und Explikation der sündigen Welr3'. Die sich hinter der natürlichen Religiosität verbergende 6:yvwoia ist eine "Tod krankheit"40. Es geht nicht um das Sterben am Ende des Lebens. sondern um ein Totsein, wie es in der Konfrontation mit der Offenbarung als der Normal zust:md des adamitischen Menschen entlarvt wird: "Die Toten! das sind wir"41. Der Mensch befindet sich allerdings in einer Doppelexistenz. Sein Dasein als in sich sündiges Sosein begegnet nicht nur in seiner Faktizität. sondern als ein Geschehen, ein Schauplatz. Er gehört nicht nur zu Adam, sondern auch zu " K. Barth. Prol. Theologie. 386.387.393.395.398 )4 Vgl. Stock. Anthropologie. 172-1 80; Wohlgschaft. Hoffnung, 46 n Dies sldlt er als die Grundformd des I.Korintherbriefes heraus: Auferstehung 4.23; vgl. ebd 32.34,4 1 .52.53.54 .M Römu. 169; vgl. rod.• 180 11 Römer. 173 .M Auferstd!ung. 33; vgI. ebd., 5.6. 1 1 ("die Krisis des natürlichen wildwachsenden Men schen und seiner geistigen und weniger geistigen Ld>e.nskrah'').54 (..Er wirft ihr vor. daß du Menschliche, das Virale, das Heroische oder auch Gigamenhafte ... im Begriff ist, zu überwu chern. ins KraUl zu schießen. zum SdbsttweCk zu werden�; "Sichaufrecken des Menschen�).67 )t Auferstehung. 98: .. Der Tod ist der Gipfd des Gonwidrigen in der Wdl� ..., Auferstehung, 105 4 1 Auferstehung, 60 .•
Karl Barth
247
Chrinus; er ise alter Mensch und soU neuer Mensch werden41• Der zweite AI tikel knüpft nicht an den erscen an, sondern ist selbst im ernen präsem bzw. imegrien den ersten gleichsam in sich als Negativfolie. Die Kreatürlichkei( kann nicht innerhalb des emen Anikels, etwa als bleibender, jedoch vom Menschen verfehlter Anspruch Gones, vom Sündersein unterschieden wer den, sondern nur durch die mit dem zweiten Artikel gegebene simultane Aus sage der Errullung des Anspruches von Gon her. Von seiner - berechtigten - Auseinandersetzung mit der Behauptung eines anthropologischen oder natürlichen Ausgangspunktes der Theologie kommt Barrn zu einer negativen Einschätzung der Natur und ihrer Möglichkeiten. Die Seele, das Psychische in ein Konkretum der ohnmächtigen Rebellion des Menschen gegen Gon4'. Sie wird zum Ausweis der irdischen Existenz des Menschen und auf ihre funktionale Seite reduz..iert. Die Seele in das, was den Menschen zum Menschen macht« und mit ihm der q>8opa, aT1JJia, aa8tvEIO verfa11en4�. Nicht ein kooperatives, sondern ein alternatives Ver hältnis zum göttlichen Pneuma kennzeichnet sie als den ersten Adam, der nur durch eine 1fWO� 'w�
737
lOG
KD llJJ2.770r.; vgl. 111/2,753.
Eine ähnliche Spannung auf die Auferstehung hin ent steht durch das Geg�nabcr des zeitlich abgc:schlosscnen, begrenuen Seins des Menschen und des zeitlich unbcschränkt�n Seins Goues (KD 11112.753). Hierin wird geradezu die Unver zichtbarkeit der natürlichen Begrcnuhcit des Menschen fur RaHm Begründung der Auferste hung deutlich; vgl. KD 111/2, 779: �Wenn es mit dem definitiven Ende des menschlichen Lrbcns nichts wäre. dann w2rt' es cbc:n auch nichts mit seiner Auferstehung, mit seiner defini tivtn Koexistenz mit dem Lrben GOllesIfl 8mh, Credo. 146.145
Karl
Barth
257
durch den Tod. beendete Leben 102. Richcig ist sicherlich der Ausgangspunkt bei Gott10J• Problemacisch und ohne biblischen AnhaJtspunkt bleibt die aJle Differenz von Sünde und Gerechtigkeit, Gericht und Rettung, Gesetz und Evangelium und lentlich auch Tod und Auferstehung zudeckende Fixierung des Handdns GOttes auf die Gnade104 im Gegenüber zum Nichts der Krea tur105 •
4.
Amatz zur Korrtktur: postmortale Existenz der Gottlosen trotz des Ausgangspunktes bei der Gnade (R. Setberg)
Reinhold Seeberg ( 1 859-1 935) m&hte ähnlich wie Barrh die Annahme eines expliziten Gerichtshanddns GOttes vermeiden. Die Gnade ist es, die Leben entstehen und bestehen läßt106• Christus ist zur Errenung des Menschen ge kommen und es heißt, sich von ihm bewegen zu lassen 107• Gon wirkt und begegnet in pneumatischer Weise und ist damit ähnlich wie bei Banh auf ein positives, heiIschaffendes Handeln festgelegt. Aber Seeberg trägt dem bibli schen Zeugnis besser Rechnung aJs Barrh, wenn er eine Differenz der Zeiten, ein Vorher und Nachher, eine prä- und postmorraJe Existenz annimmt, die durch das präsemisch und futurisch wirkende pneumatische Kontinuum zu sammcngehaJten witd'Of!. Der Begründung des ewigen Lebens im wirkenden 101
KD 11112.771:
bcvorst�h�nde: V�rhe:rrlichung ge:rade: seines von Natur und von rechts
..
wege:n diesschigen, endenden und sterbe:nden Seins"; ..daß ebe:nd iagSeininsejne ;!üit . offenbar werde und so von GOtt her und in Gou ewiges ube:n sein möchte" (H�rvorhebung im Original). K. B:mh �rhäh von römisch-katholischer Seite einiges Lob wegen seiner IklOnung der Koncinuirih des Geschöpfs und .seiner V�rwendung des Scclenbegriffs (Wohigschaft, Hoff nung, 84.86.93-95; anders Ahlbrecht. Tod, 55), Eine Kritik an der Annahme der Natürlichkeit des Todes ist von dieser Seile her freilich nicht zu erwuten. IOJ Vgl. Barth, Credo, 143: ZukunftKrwanung: ..nicht primär Erwanung eines Etwas . ., sondern Erwartung des Herrn, Er erw«kl die Toten; er schenkt ewiges ube:n; er ist der Erlöser, 50 gewiß die Erlösung die Offenbarung der in ihm geschehenen Versöhnung ist· (Hervorhe bung im Original) '01 Barth lehnt es zwar ab. die Apok:lIa5tasis-uhre ausdrücklich ußler die Säru: der chrisdi ch�n Dogmatik aunun�hmen, aber be:kennl doch, daß er den Menschen in Christus beu":Ichte und daher nicht mit seinem ewigem Verlorengehen rechne: Credo, 147( lOS Fairerweisc muß bemerkt wcrd�n, daß Banh sich in späten Aussagen immer mehr der Schrift nähert, wenn er unter Hinweis auf dic Entrückung die Möglichkeit erwägt, daß der Tod nicht der einzig mögliche Modus des kreatürlichen Endes sein muß: KD IV/3/2. 1061-1066 1010 Seebe:rg. uben, 56 107 uben, 58; vgl. ebd 47 I. ube:n, 55: Ist nun der Mensch auf Erden von Christw oder dem Geist ergriffen und erhobe:n, 50 bedarf es nur noch dessen. daß der Geist ihn auch über den Tod hinaus vollendet"; Des Christ�n ganz.es ube:n ist ein Lebe:n in der Kraft und in der Richtung des gönlichen Geistes ; ebd., 56: Er (der Geist] bildet den Menschen innerlich um und erhält das. in ihn�n in dieser Gemeinschaft mit ihm cnlStch�nde, neue ewige Lebe:n übe:r den Tod hinaus bis zur Vollendung oder der Verklärung des Leibes·; vgl. �bd., 52f.54.73 ..
.
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Neuere evangelische Theologie
göttlichen Externum entspricht eine relationale Definition des Todes. Der Tod besteht im Alleinsein, in der Isolation von der Gemeinsc.hafr mit anderen Menschen und mit Gon'09, Dieses formal an Sarms Begriff der Geistlosigkeit erinnernde Verständnis des Todes meint allerdings nicht ein Nichtsein, ein Versinken im Nichrs. sondern impliziert eine umerschiedlich qualifizierte Fortexistenz, die zwischen dem Geschick der Gornosen und der Christen dif� ferenziert. Weil Seeberg wie Barm das Wirken und Wesen Gones auf die Gna de reduziert, muß er, um die Tendenz zur Apokaca5rasis-Lchre zu vermeiden, die universale Fortexistenz anders als von der an das Gesetz rückgebunden bleibenden Verantwortung vor Gon her begründen. Er betreibt dies im Re kurs auf ontologische Zusammenhänge. Der Tod zerstöre die mit dem Leib gegebenen Verbindungsfäden zur sinnlichen Welrllo. Trotzdem ist eine Fort existenz anzunehmen. weil die Seele eine unvergängliche. unteilbare Substanz isti ll. Die Gottlosen befinden sich dann in einem Zustand fortwährender Iso lation. weil sie sich zu Lebzeiten dem göttlichen Geisteswirken widersetzten und sich der Sinnlichkeit. dem Weltbezug widmeten, der im Tod zerbricht I 12 • Aber dieser Zustand wird als inferior, die ontologische Begründung der pOSt mortalen Existenz als insuffizient gekennzeichnet. Lentere hat ebenso wie der Verweis auf das desiderium naturale nur eine sekundäre Bedeutung, insoweit sie den Gedanken der Unsterblichkeit als nicht denkwidrig aufzeigtli}. Ziel ist ein Fortkbm, nicht nur eine FortaistrnZ I•. Im Anschluß an die relationale Definition des Lebens heißt das, daß eine qualifizierte Weiterexistenz nur durch den Vollzug einer Relation bzw. die Partizipation an dem Wirken einer externen Größe begründet werden kann, die nach dem Ende des leiblich ver mittelten We!rverhä1tnisses nur Gort sein kann. Die ontische Sedenstruktur ist so weniger die Voraussetzung als der Rahmen, der durch das pneumatische Wirken Gortes ausgefüllt wird. Die Menschen sind lentlich nicht in sich. son dern ..softrn sie eins werden mit dem Geist, unvergänglich"lI5. Das ewige le ben wird durch den Geist Gottes in der Seele entfachtli'. Die Seele bleibt nach dem Tod in der Gemeinschaft des Geisces, in die sie zu Lebzeiten eingetreten war1 l7• Seeberg bahnt so den Weg zu einer exkJusiv relationalen Begründung der Unsterblichkeit. Der substanzontologische Unterbau könnte aber vermieden 1." Leben. 4.63.78
IIG leben. 5.1 0.63.67.78 1 1 1 L.eben. IO.l6.28.48.52f. IU Leben. 38.41 .63.64.69.78.96 111 Leben. 28.65.69 1 14 leben. 1 1. I 5.52f. m leben. 67 (Hcrvorhcbung vom Y erfu.scr) 11' Leben, 56 m Leben. 48; vgI. ebd 56. Ygl. 5«bcrg. Seele, 160:
wenn ich nun eins werde mit diesem Willen IGonesl. dann bin ich auch erhaben über diese vergängliche Weh. dann werde ich ewig mit Gou" .•
•...
Eberhard
Jüngd
25 9
werden, wenn der dem Gnadenwirken vorgegebene Rahmen nicht omisch, sondern verbal�relational gefaßt würde. Dies könnte freilich nur um den Preis der Annahme eines Gerichtshandelns Gottes und Redens auch im Gesen ge� schehen, womit dem Schrifrz.eugnis nur entsprochen würde (2. Kor. 5,10; Mt. 25,31-46; Röm. 2, 1 ff.; Of!b. 20, 1 1-15). Dann würde auch der Tod nicht dualistisch als Trennung vom Leib, sondern relacional als GerichtsVollwg verstanden, und die Gottlosen bef anden sich nicht im Status der Isolation, sondern der fortwährenden Konfrontation mit dem zornigen GOtt.
11. Der Mensch im Sein zum Tod und gegen den Tod
(E. JüngeI)
1. Die Wuru!: Das Korrelationsverhä!tnis von Dasein und Tod (M. Heitkgger) Martin Heideggers ( 1 889-1976) Todesverständnis hat vor allem hinsichtlich seines methodischen Vorgehens und seines intentionalen Awgangspunktes eine weitreichende Wirkungsgeschichte awgdöst bzw. schon vorhandene Tendenzen in dieser Richtung verstärkt. Er möchte den Tod als ein Phänomen des Lebens. vom Leben her, d. h. in einem rein diesseitigen Rahmen analysie� ren 1 1 8. Der Tod ist mit der Sorge als der Grundverfassung des Daseins thema� tisien, d. h. in ihrer Dimension des "Sich�vorweg" . Das Dasein befindet sich in einer ständigen Unganzheü. einer Unabgeschlossenheit, so daß immer noch erwas aussteht, das noch nicht verwirklicht istm. Das bedeutet aber, daß die Frage nach der Ganzheit und damit nach dem Tod ein konstitutiver Aspekt des Daseinsvollzugs ist. Das Streben nach Ganzheit ist dabei nicht im Sinne des Ausstandes einer additiv�quantitativen Summe gemeint, auch nicht noetisch als eine bisher mangelnde Erkennbarkeit, sondern modal als Art und Weise des SeinsvollzugsilO. Es ist unzureichend, den Tod als Ende oder Vollen� dung zu betrachten l2l, weil in beiden Fällen Leben und Tod in ein Suk7essiv� statt Simultan� und Konvergenzverhältnis gebracht werden. Der Tod ist nicht ein Zustand, der, vom Seinsvollzug abstrahien, auf das Leben folgt in der Ge� Stalt eines Zu�Ende�seins. Er begegnet vielmehr als teleologische Dynamik, als Korrelat und Implikat des Daseins, als Sein zum Ende'22• Zu erfassen ist der Tod nicht, wenn er existentiell, als ein punktuell eintreffendes Ereignis erwar tet bzw. an anderen beobachtet wird, sondern nur in einer existentialen Zu� I" 11' UD UI III
5Z 5Z 5Z 5Z
328.329f.; vgl. dazu Peters. Tod. 250.253 314.332.334. Dazu auch Greshake. Auferslehung. 99 325 325f. Vgl. 5Z 327.328[
260
Neuere c=vangdische Theologie
gangsweisc in Orientierung am je eigenen Dasein IU Es geht um das jemeinige Sterben, um die seinsmäßige Struktur der ExistcnzlH, Entscheidend ist die Haltung, die dem Tod gegenüber eingenommen wird. der Einfluß. den man dem Tod im eigenen Lebensvollzug einräumt, Ein un eigentliches Sein zum Tode flüchtet sich in das Man, das stirht. während man selbst vorläufig noch nicht stirbt, Der Tod wird dann zu einem beobacht baren Phänomen, das neben anderen empirisch erfaßbaren Dingen eingeord net werden kann und über das nicht unbedingt als eine einen mit Gewißheit treffende Sache reflektiert werden muß. Der Bevorstand im chronologisch linear erwartbaren und biologisch analysierharen Sinne ersettt den Ausstand, das Unterwegsscin im existentialen Sinnell5• Die Sünde ist sozusagen nicht Ursache des Daß des Todes, sondern besteht im Wie des Umgangs mir ihm. Das eigentliche Sein zum Tode weiß um den Charakter des Daseins als ei nes ständigen Sterbens, um die jeden Augenblick vorhandene Möglichkeit des Todes126• Leben und Tod koinzidieren, aber nicht unbedingt auch Tod und Leben im Sinne einer postmortalen Existenz. einer Transundierung des To des. Auflenteres kann und darf nicht reflektiert werden. weil dann der Tod in nicht-existentialer Weise als Ereignis, als ein Eintreten eines dann möglicher weise wieder zu überwindenden Zustandes gesehen wird. Der Gewinn der Gänze. d. h. des Sinns des Daseins fallt zusammen mit dem Verlust des Seins; man ist als Seiendes dann nicht mehr erfahrbar127• Während für Heidegger der Seinssinn sozusagen im Tod selbst liegt. müßte aus biblischer Sicht der Tod als Folge der Verfehlung des Seinssinns gesehen werden und auf der Ebene des vom Tod unterschiedenen Seinssinns, auf soteriologischer Ebene wäre dann die Möglichkeit zur Überwindung des Todes gegeben. In Umkehrung eines Sattes Epikurs könnte man Heideggers These vom Konnex des Seins und des Todes so formulieren: solange wir sind. ist der Tod; sind wir nicht mehr, ist auch der Tod nicht mehrl28• Ein Nihilismus, der den Tod nur als Umschlag aus der Seinsart des Daseins in das Nichtmehrdasein kennt, bahnt sich anl29. .
2. lmmanmw TocUsvtrständnis Eberhard Jüngel verbleibt im Heideggerschen Rahmen, wenn er die Todcsthe matik von einer Analyse der Zeit, des gesellschaftlichen Verhahens aus angeht und im Anschluß daran einen Lösungsansarz unterbreitet. AJs AusgangssituaI lJ Vgl. SZ 3 1 1.320.324; dnu :auch Wiedcmann, Zc:idichk�it. IN SZ 319. Dazu Dcmsk�, Sein, 25 IH Vgl. SZ 329.339.34 1f. Dazu Ocm.sk�, Sein, 31 .3�38.42
1 16 SZ 343.344
m
10.83
Vgl. SZ 315 118 Vgl. Demske:, Sein, 32 11' SZ 317; vgl. �bd., 322. Eine: w�nig�r lheologi.sc:h� als formal-Iogi.sc:h� Kritik bw�ib( Edward.s, H�idegg�r. 51.62. w�nn e:r die: Banalit:;it d�r Thcsen H�idegg�rs h�r.nwtdh; "ZU de:n V�nnd�rungcn im Todesv�rstandni5 nach He:idegg�rs _K�hre:": Rubio. H�id�r. 3
Elx:rhard J üngd
261
rion wird die Herrschaft des Todes über den Menschen benanm, wie sie in der Undefinierbarkeir dieses Begriffes zum Ausdruck komme1')o, Eine ..Kraftlosig keit" in der Lebensgestaltung ist Folge der mangelnden Effizienz der Auferste hungsvorstellung, diese ihrerseits Folge einer verändenen bzw. nicht mehr vorhandenen Einstellung des Menschen zum Tod131, Weitgehend werde die Konfrontation mit dem Tod auf bestimmte Berufsgruppen delegiert, so daß eine Stellungsnahme zum Tod aufgeschoben oder umgangen werdeu2. Ziel muß es für Jüngel daher sein, ein Todesverständnis zu gewinnen, ..das eine Einst�llung zum Tod a1lerersr wieder möglich macht"l3J. Zwar will er dies durchaus im Rekurs auf biblische Zusammenhänge erreichen, aber diese ver
minlungstheologisch in einer für die Prämissen der Zeit akzeptablen und de ren Aporien adäquaten Weise imerpretieren, Glauben - in der Gestalt einer neue Strategien der Lebensgestalcung eröffnenden neuen Einstellung zum Tod - darf demzufolge nicht gefordert oder umer Hinweis auf das pneumati sche Wirken Gottes im Predigrvol1zug erwanet, sondern soll ermöglicht wer den 134 , Die Auferstehung Christi kann - wohl im Zuge einer statistischen Er mittlung - in der bisher verkündeten Form nicht als allgemein anerkanntes Fakrum gelten und insofern auch nicht die Hoffnung auf die allgemeine To tenaufecstehung begründenm. Die Forderung, die Auferstehung Christi neu und anders zu verstehen, mUndet dann bezeichnenderweise ein in sich nur dem Tod Christi als der in sich unbezweifelbaren Tatsache widmende Imer pretationsbemühungen136, Das heißt, daß der Auferstehung Christi nicht in sich eine Faktizität und pneumaLisch etwa in dem Unterpfand des Geistes manifeste (2.Kor. 1 , 2 1 f.; 5.5) objektive Wirksamkeit zuerkanm wird. Sie er hält ihre Bedeutung erst durch ein Bedeutsammachen vonseiren des Men schen im Zuge eines interpretatorischen Aktes, der parallele Strukturen zu.r eigenen Selbsterfahrung aufdeckt. Eine bestimmte Interpretation des Todes Jesu erlaubt eine analoge Interpretation des eigenen Todes. Allerdings in nicht so sehr der Tod als vielmehr das Leben und sein Vollzug im Blick, dessen exi stential auf den Tod zulaufender Charakter erkanm und im eigenen Verhalten berücksichtigt werden soll, 1.)0 Jünge!, Tod, 1 1 UI
Jüngd, Tod, 52 I )l Ebd 49: "Man Stellt ihn [den Tod] weg" IJJ Ebd., 56 (Hervorhebung im Original) 1)4 Ebd 52 I.» Ebd 54f.55 ("Das Gewißmachende scheint zugleich das Ungewisseste zu sein") 1.)6 Ebd 56: "Wollen wir das von uns unabhängige Ereignis verstehen (und nur als verstan denes kommt es uns zugute), so können wir den sich W2nddnden Zeitgeist nicht ignorieren�; Auferstehung Jesu "neu und das heißt so zur Sprache bringen. daß sie eine neue Einstellung der menschlichen Existenz zu Tod und Leben provozie:rt"; es sei entsCheidend, "daß es in der Be gegnung mit dem Tod Jesu zu einer neuen Einste:llung zum Faktum des Todes kommt"; ebd., 121: �Nach dem Tod frage:n heißt: das Leben befragen. Die Theologie: befragt das Leben, das sich dem Tode Jesu Christi vercbnkr, nach diesem Tod\ vgl. ebd 132 .•
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Neuere evangdische Thrologie
262
Dem Absehen von der sotcriologischen Dimension von Kreu'l und Aufer stehung Chrisci. nach der es um cUe Zueignung der Sündenvergebung und darin die vorausgrdfende Todesüberwindung geht, entspricht das Abrücken von der exklusiven Begründung theologischer Aussagen aus der Schrift. Ange Strebt ist eine Todesdefinicion, die sich sehen Jassen kann ..im Haus der Wis senschaften"m, Daher nimmt Jünge! auch amhropologisch-cxistcnciale und biologische Elemente der Todesbegründung auf. um sie dann quasi in einem Korrelacionsverf.iliren durch theologische zu ergänzen, die im vorgegebenen immanenten Rahmen verbleiben. So zeige die Erfahrung der Zeitlichkeit den Fristcharakter des Lebens auf ebenso wie der beobachtbare Verschleiß trorz des beständigen Austauschs der Zellen auf ein irgendwann eintretendes Ende ohne Anfang schließen lasse!)'.
3.
Faktizität und variable Modalität tUs TatUs
Die vorgelagerte nichttheologische Argumentationsbasis sichert die Faktizität des TodesU9• Der Rekurs auf die Schrift hat nicht das Daß, sondern das Wie des Todes z.u analysieren und Impulse zu dessen Veränderung z.u liefern. Der Kausah.usammenhang von Sünde und Tod, die Unnatürlichkeit betrifft nur den Modus des Todesl40• Der Tod wird erse zu einem Problem, zu einer das Leben bedrängenden Macht, zu einem bösen Tod durch die rein aktuaI, weil als vermeidba.r gedachte Sünde, durch eine verfehlte Lebensgestalcungl-4l. Er erweist sich in seiner Gestalt als lineare Verlängerung der Art und Weise bzw. des Inhalts des Lebensvollzugs; Leben und Tod seehen zueinander in einem analogen Verhälmis. Errettung aw konkreter Todesgefahr äußert sich in den Psalmen als die Gewährung einer Lebensverlängerungl42• Der Tod kann sinn· voller Abschluß eines sinnvoll gelebten Lebens. .. Befriedung des Lebens", ..Vollendung" seinl4J• Das "alte und lebenssane" Stechen verbirgt sich gleich. sam als potentielle Strukrur, als Habitus hinter dem faktisch eintretenden und
I'"
JUnge!, Tod. 145
1)1 Ebd.• 21 .24.27.29. Verweis . " Ebd.• 56: "FaklUm"
•.0
auf Heidegger: e:bd 14.24 .•
JUngeI. ebd 1 19. lehm es ab. die biblische Rede vom ef$[e:n und zweilen Tod im Sinne einet' zcicJiche:n Abfolge zu vemehen und will zwischen der Funktion des Todes. das FaklUm des I..e:be:nsd en es bezeichnen. und einem qualifiziert negativen Gd>rauch. der nicht unumgäng lich ist. umersche:ide:n. Demgegenüber wird vom biblischen Befund her eher umgekehn sagen müssen. daß das Lebensende ein Modus des Fluchtodes ist. Ehd 95: "der Schanen. den der Tod wirft. listl nUf dic unheimliche Vergrößerung des ursprünglichen Schanens. der von unserem l...e:bcn her auf unser Ende faJh\ "unser gelebtes Leben jedoch eine radikale Problematisierung des Todcs"; "daß ersl das. wir im laufe unse I...ebe:ns aus diesem L.e:�n machen. dw Tod zu e:iner unheimlichen Macht machi" .•
zu
man
•4.
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was
res
.41 Ebd 97 100 Ebd., 96.94 .•
Eberhard Jüngd
263
dominierenden Fluchcharakter des Todesi«. Der Tod wird vom gelebten Le ben her verstanden, ist Reflex desselben. Er ist so böse. wie das Leben sündig ist. Die Sünde des Menschen umgibt ihn sozusagen schon zu Lebzc:iren als Schatten des Todes. als Todesbedrängnis. um dann im Fluchrod ihren lerztgül tigen Ausdruck zu erhalrenl�5. Heil und Wohl werden in dieser - vermeintlich - a1nestamendichen Sicht austauschbar. Sünde und Tod werden in quantifi zierender Weise verstanden. Die Sünde hat den Tod im Sinne eines Weniger an irnmanC!nten Lebcnsgütern zur Folge; sie korrumpiert aber nicht in qualita tiver Form den Lebensvollzug als ganzc:n. Dtr Tod wird mtspnchmd dnn ak
tuakn Sündtnwntändn;s zur manipulürbann Manövri�nnasu in dtr Hand dts Mmschm, nicht ;n st;nnn Daß, wohl abtr in s�;nnn Was und Wie. Erhä1r der
Tod vom Lehen her seine Qualität. so ist damit das Leben als Ort und Minel der Neuqualifizierung des Todes ausgewiesen. Um zu einer Definition des Todes in seinem Abbruchcharakter zu kom men. muß Jüngel seinen Prämissen folgend nach dem Wesen des Lebens fra gen. Lehen heißr ein Verhä1mis haben; der Mensch kann nur in Beziehungen lehenl46. Sünde isr eine Verweigerung des so gearteten Lebensvollzugs. ein "Drang in die Verhä1mislosigkeir". eine "Rebellion" und "Aggression gegen Gon"147. Der Fluchrod folgt notwendig aus einem so charakterisierten Sün denlebrn. indem er dieses verer.dgültigtl4a. \Veil die Sünde zunächst aktivisch und als real gegebenes Verhalten und nicht nur wie bei Barth als Nichunnah me der Gnade verstanden wird. trifft der Fluchtod die Menschen auch gegen wärtig noch. Allerdings ist GOtt anders als in Barths spekulativ von Christus abstrahierenden Äußerungen in keiner Weise am Zustandekommen des Fluchrodes beteiligt. etwa durch den Ennug seines Geistes. seiner Gnade oder durch eine bewußte Verstoßung ins Nichts. Nicht Gon. sondern der Mensch ist d'iS Subjekt. der Verursacher des bösen Todes. Der Tod ist Fluchtod. d. h. Fluch der eigenen Tat. nicht Gerichtstod. also Strafhanddn Gones für diese Tat. Die Definition des Todes als "das Ereignis der die Lebensverhälmisse total abbrechenden VtrhiiLrnislos;gktit"14' schließt in sich die Annahme aus. daß der Tod ein Aspekt des VoUzugs der Beziehung Gones zum Menschen sein könn te. wobei von der dadurch bleibenden Go(tesrelarion her zugleich ein Weg zur Transz.endierung des Todes gewiesen wäre. I« Ebd 91; vgl. ebd 94: �ein das l...eben eines Menschen vollendendes Ende ... So kÖnnte .•
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jeder sterben . ... Oe facta JIUlß der Mensch sterben. W(:iI er sich selbst nicht vollenden und SO in Frieden beenden kann" (Hervorhebung im Original) H� Vgl. ebd 96.97: Todesbedrängnis; böser. weil voruidger Tod I'"
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Ebd 81.99 147 Ebd 99. 1 l 1.142 14f Ebd 1 12: Tod als "ein aus dem Wesen der menschlichen SUnde geseoJich folgendes und .•
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insofern dann auch smfendes Ereignis"; ebd 1 13: Tod. ..der die Nichtigkeit eines verhältnislo sen l...ebe:ns offenbart. indem er es 2.unichte macht"; .....ernichtende Macht des Todes"; vgI. ebd .•
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111 149 Ebd., 145 (Hervorhebung im Original)
264
Neuere evangelische Theologie
jüngcl kommt zu sich an Heidegger anlehnenden nihilistischen Kennzeich nungen des postmortalen Geschicks. Menschsein. personale Existenz ist nur noch in der Weise des Rückblicks auf eine endgültig verlorene Vergangenheit, aber nicht als gegenwärtige Realität auszusagen . ..Der Gestorbene ,in' nur noch in der Weise des Gewesenseins"]�. Es liegt in der Konsequenz der vorge nommenen Todesdefinidon, daß ein Kampf gegen den Tod in der Neukonsri ruierung von Beziehungen 'Zu bestehen hat, Dabei wird zu fragen sein, inwie weit jüngel die Gottesbeziehung in zwischenmenschliche Verhältnisse ein ebnet bzw. vom Menschen als tätigem Subjekt her begründet])],
4. Das Krroz als hmnmrotisch, Hilft zur Todesbtwältigung Das immaneme Lt:ben bleibt der Ausgangs- und Zielpunkt auch in der Beam wortung der Frage nach der Todesüberwindung. Das Verhä1rnis von uben und Tod soll sich umdrehen: nicht mehr soll uns der Tod bedrohen, sondern wir den Todm. Im Rahmen der feststehenden natürlichen Sterblichkeit geht es um einen Abbau, ein Zurückdrängen der Fluchdimension des Todes. Der ubensvollwg muß sich so verändern, daß der Tod seinen Schrecken verliert und zum krönenden Abschluß des ubens wird1H. Kampf gegen den Fluchtod heißt Kampf für die Aufnahme von Verhälmissen wider die Verhä1mislosig keit. Soll der Tod als Lebensende etwaS anderes sein als ein Abbruch, so muß er zu einem Ende werden, ..das Gon macht". indem Gon die Aktivität über nimmt1S4, Dies geschieht jedoch nicht in direkter Weise, so daß der Mensch im Tod unmittelbar mit Gon konfrontiert würde oder von einem objektiven GehandeIchaben Gottes auszugehen wäre. Anders als Barch wahrt Jüngel durchaus die Kontingenz der Partizipation an den Wirkungen des Christusge schehens, macht diese aber nicht am Vorbehalt des ewigen Heilsratschlusscs Gones und seiner zeitlichen Umsettung im pneumatischen Wirken durch 1"
145; vgl.: "Der M�nsch in, wenn �r gesto�n ist, nur noch das, was er war. Er wird von sich aus hinfOll nichu m�hr w�rd�n und insofern auch nicht m�hr sein" 1)1 Ebd 101. spricht JUngcl vom natürlich�n Tod als der Vol1�ndung der Lebensverhähnis se - ohne theologische Füllung. Ebd., 1 14, fordert er eine Bc:frciung vom Fluchtod �in einer neuen Begründung der Verhältnisse: ... , innerhalb d�rcr allein sich Leben vollzieh�n kann". Dies ist um so auff'i1liger, als er vorher (ebd., 97) den Fluchtod noch durchaus in theologischem 8c:zug als ein den Mensch�n und Gon emft"(md(ndcsEß"jaois" bczcichn�t hat (Hervorhc: bung im Original). IU Vgl. ebd., 146 I)! Man 1xaclne Jüngds Formulic:run�n, die Stc:tS auf die Ikdeutsamkeit des Gesagten filr das hic el nunc zu Rihrcnde I...dxn, nicht aber auf die Ewigkeit abhc:bc:n, der ja nach der Schrift durchaus ein leiderfillltes und sehr wohl vom Tod bedrohtes Leben vorangehen kann (vgl. Phil. 1.20-23; 4.1 0-20!). Z. B. dxI., 147: ,./Jlerdings muß man angeben können, was der ,Tod des Todes' Rir das Jw n des Chrimn bedeutet"; ebd 160: dann muß die veoohnende Kraft des Todes Jesu Christi dem I, ben zwischen Anfang und Ende der ihm gegebenen Zeit zugute kommen" (Hervorhebungc:n im Original) I� Ebd., 1 1 5f.
Ebd
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�rhard lünge:!
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Wort und Sakrament fest, sondern am freien Willen des Menschen. Das Han deln Gottes in Christus begegnet nicht als distinktes, effektiv wirkendes Ge schehen, sondern als ein Bewußrseinsinhalt, als eine Rede, Vorstellung, als Gedanke, der angeboten wird und, sollte man von dieser Möglichkeit Ge brauch machen, zu einem das Bewußtsein verändernden bewußtseinsinternen Vorgang wirdl��. Der Glaube, die Gewißheit der Todesüberwindung ist nicht Wirkung des Heiligen Geistes und beruht nicht auf einem auch jense,its des eigenen Tode� handelnden, personalen Externum. Er ist vielmehr ein existen tialer Akt, der das diesseitige Leben zu verändern, aber nicht zu transzendieren vermagl�. Der Verlagerung des Kreuzesgeschehens in das Bewußtsein korrespondiert eine gleichsam inkarnatorische Interpretation des Kreuzes. Aus der Kon deszendenz wird die Konvergenz Gottes mit der Menschheit, die im Gekreu zigten präsent ist. Gott identifizien sich mit dem toren Jesusl51. GOtt bleibt nicht als das Subjekt der Versöhnung zugleich das Gegenüber des Versöh nungsvorgangsl�, was die Folge der Ablehnung der Satisfaktionslehre Anse1m von Canterburys istl�9. Mit der Preisgabe des Apathieax.iomsl60 fällt die Mög lichkeit, ein gegenüber seinem ökonomischen Wirken unterschiedenes Sein Gottes anzunehmen. Weil die Sünde nicht ein Verfallensein an ein strafendes Gericht von außen herbeiführt, sondern die Verhältnislosigkeit in sich ent hä l t, bedarf es auch keiner Sühne, sondern nur gleichsam einer Auffüllung des Vakuums der Sphäre der Verhältnislosigkeit. Mit der Wesensdefinition der Sünde als einer das Gericht in sich enthaltenden Größe ist die Entbehrlichkeit eines von der Sünde überführenden und diese mehrenden Gesetzes gegeben. Die Ausfüllung des Vakuums kann von vorneherein nur ein positiv zu qualifi zierender Akt sein. Das Kreuz dient nicht der Begründung und Manifestation des Übergangs von einer negativen zu einer positiven Relation Gottes zum Menschen, sondern ermöglicht überhaupt erst eine dann allerdings nur posi tive Beziehung zu GOtt. Nicht die Sühne ist das Ziel der Inkarnation Ooh. 3 , 1 4- 1 7), sondern das Kreuz ist - auf einer Ebene mit dem Tod jedes anderen Menschen - mit der Inkarnation gegeben und in ihr enthalten. Der Kreuzes-
Vgl. ebd., 146: ,.Aog.cbOleo wird die Rede vom Sieg des am Tode des Menschen panil.i pierenden Gones über den Tod�; ebd., 109: "in der SpOlche des Glaubens arbeilel das Ereignis der Aufemehung Jesu von den TOlen�; vgl. ebd 109f.. die Aussa� über das Explodieren der Sprache des Glaulxns angesichu des Auferstehun�reignisses; ebd., 134: Verkündigung }esu, Ausstanung mit Titeln als Imerprelalions-. nicht als Offenbarungsgeschehen. (Hervorhebun gen vom Verfasser) 1)6 Ebd., 146: MIftr Glaube ala.eptjerl dieses Angebot�[der Rede vom Sieg Gones über den Tod!; .Er entwirftsicb damit als Hoffnung� (Hervorhebung vom Verfasser) m
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IS1 Ebd., 138f. 1)1 2.lr prakcizierten besseren Gerechtigkeitm. In d;:r Übung der Nächstenliebe und Barmhenigkeit wird ..die eigentliche Bethäti gung der Religion erkannt"271.
mitten in der Gcschichte� (Moltmann. Kreut. 149). Eine Ablehnung des $eden- und Unsterb lichkeiubq;riffi. allerdings nicht gant unler Preisgabe einer individuellen Hoffnung. aus poli tischen Gründen findet sich auch �i K. Barth. KD 11112.467. Thic:licke. Tod. 74. erkennt noch unminelbar unler dem Eindruck des Krieges Pan.lIeien zwischen sozialiStischem und national sotialistischem Gedankengut. erw:;a im propagierten und staltgefundenen Kollektiv-Tod des Kollektiv-Menschen. bei der die Sede in kollektivistischer EllIsclbsrung verdampft. Er urteilt über Mohmanns Enrwurf so (EG. 3. 5(6). daß das in das Schema marxistischer Heilserwar rung. in du ständige Noch-nicht und das ZukunfUpathos cingczdchnete christliche Kerygma lentJich vom Marxismus resorbietl wird und, so wird man ergänzen müssen. an dessen unü�r windbaren, weil systemimmanemen Schwachpunkten teilhat. Man wird ähnlich wie Greshake. Auferstehung. 16Of.. vom Versuch eines theologischen Oberbaus des marxistischen Dcnksy� sterns sprechen mÜSSCn. JOCSt. Dogmatik. Bd.2. 626f.. formuliert seine Anfrage an die Theolo gie der Ikfrciung so: �Dcm steht a�r gegenüber. daß dann eine Teilha� derer. die vor der Verwirklichung dieses Zieles gestorben sind und noch sterben werden. an dem so verstandenen Reich Golfes unvorstellbar wird - die Toten blei�n zurück auf dem Schlachtfeld der Geschich tc. Kann die Hoffnung der Christen sie da liegen lassen?" m Harnack. Wesen, 4.6.7.9 l1J Vgl. Harnack. Wesen, 8
J1t Ebd.• 9.44 m Ebd. • 34f. 116 Ebd 45 m Ebd 49 m Ebd 48 .
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Neuc:re evangelische Theologie
284
Aber die t=thische Ausrichrung meine nicht eine an universalen Veränderun· gen interessierte politische Praxis. Das Reich Gones wendet sich nicht gegen den Einzelnen oder gehr über ihn hinweg. wie es in der Konsequenz. des Molt mannschen Ansanes zu sagen wäre, sondern kommt zu den Einzelnen. hält Einzug in der Seele. ist ..cewas Innerliches". "eine stille. mächtige Gonesktan in dem Henen"In, Es geht nicht so sehr um äußere Veränderung als um inne re Gesinnun�. Sein Wirkmodus ist ein inwendiger, weil es primär an der Relation zu Gott und nicht z.u weltlichen Strukturen festgemacht wird. wobei GOrt allerdings nicht als Erlöser in Christus, sondern nur als Schöpfer und Gesengeber ausgewiesen wirdZl1, Im Anschluß an Albrecht Ritschl2!2 sieht Harnack keinen Gegensan zwischen dem Reich Gones und den vorgegebe nen Ordnungen und Berufsständen. Die Welt wird nicht in einem anzustre benden Voraus. sondern in ihrem geschöpflichen Hier und Jeczt positiv beur teile und in ihrer Funktion als vorgängiger Rahmen des chrisclichen Lebens erkannell3• Nicht auf die Beziehung des Reiches Gones auf das Universum. sondern auf das Verhä1mis des menschlichen Individuums zum Reich Gottes kommt es an 28� . Harnack poche auf den Wen des Individuums. das im Seelenbegriff seinen Anhaltspunkt findec28). Die Seele ist der konkrete On der Manifestation des Reiches Gones. uczteres meint eine protologisch. mit der Geschöpflichkeir mitgegebene und nicht erst geschichtlich begründete und zudem sittlich ge-
Ebd., 35.34.36 uo Ebd., 48.65.71 111 Wesen, 39: Reich Goues: �Natur einer geistigen Größe, einer Macht. die in das Innere eingesenkt wird und nur von dem Innern zu erf2ssen iSI�; �inwendig in euch�; ebd 40: MetwaS überweltliches eine Gabe yon Oben, nichl ein Produkl des natürlichen Lebens": "ein rein rdigiöses Gut"; ..der inne� Zusammenschluß mit dem lebendigen Gon-; "tu Gott ebd., 33: "er Uesusl hatte nur � Gebot von ihm und darum kannte er ihn IGour (Hervorhebung im Original); ebd., 9 1 : "Nicht der Sohn, sondern allein der Vater gehört in das Eva.nge1ium, wie es Jesus ve:rkündigt hat. hinein". Man beachte die bc:sonde� Alw:ntuierung des ersten Artikels (Vorsehung) in dem Gefüge ebd 44: "In dem Gd�ige: Gon der Vater, die Vorsehung. die Kindschaft. der unendliche Wert der Menschenseele. spricht sich das ganzc Evangelium aus�. Ein christologischer Bezug des Reiches GOttes besteht nur insofern, als Jesus e.in besonderes Exemplar. ein Vorbild in der Realisierung des mit "Reich Gones" gemeinten Erhos darstell!: Harnack, Reich Gones. 389: "Einer. unser Herr, hai uns ein solches Leben vorgelebt, und in diesem Sinne war und iSI E.r selbst Rlr uns das Reich GOltesBei RitsChl konve:rgieren die siuliche Arbeh am und fur das evolutiY, als menschliches Produkt yerstandene Reich GOlles und der Vollzug der weltlichen Berufsarbeit; vgl. ders.. Un J1't
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1.U
",nd>" § 5/5. 15; § 7/5. 16; § 19/5. 24f.; § 28/5. 30; § 32/5. 32; § 43/5. 39; § 49/5. 43; § 561 s. 49 lt)
Harnack. W�n. 5 1 .53.56; vgI. ebd 74: �Das Evangelium liegt übet de'n Fra.gen der irdischen Enlwick1ungen; es kümmert sich nicht um die' Dinge, sondern um die Sc-elen der Menschen" � Ebd IH
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Von einem unendlichen Wen der Sc-ele als des Subjekts der religiösen Bestimmung "tur goneinigen Persönlichkeit spricht "t. B. auch Ernst Troehsch. Gbubensleh�. 280.281 .282.295
Jürgen Moltmann
285
füllte Beziehung zwischen Gon und Mensch. die ..Gotteskindschaft" 286. Durch die Lokalisierung des Reiches GOttes in der Seele wird die Seele als präsentisch-immanentes Aufnahmegef'aß des Ewigen. Transzendenten unend lich aufgewertet. Das Sittliche wird aus dem Ewigen geschöpft. Das ewige Leben begegnet mitten in der Zeit. Die Gotreskindschaft besteht im Besin ewiger. weil sittlicher Güter87• Damit verbleibt Harnack jedoch in den Bahnen einer rein präsentischen. prowlogisch begründeten Eschatologie, wie sie von Schleiermacher vorgetra gen wurde. Durch die ethische Interpretation des Reiches GOttes283 wird es zu einem interiorisierten Reich der Welt eingeebnet. Der Glaube wird durch die Liebe ersent, die Beziehung zu Gon horizontalisiert. Zwar ist der primär per sonale, individuelle Charakter der Transzendierung des Empirischen richtig erkanm. aber der dadurch erzielre Gewinn bleibt nur von relativem Wen, wenn nicht die biblisch fundierte soteriologische. den Tod überwindende Di mension des Reiches GOttes. des Gottesverhälmisses Berücksichtigung findet. Das Reich GOttes wendet sich - so wird man von der Schrifr her sagen müssen - deswegen nicht gegen die Seele, sondern hat seinen Ort in ihr. weil es als quasi verrikale Größe auf die Horizontale auftrifft und nicht nur ein Ziel punkt immanenter Strukmren ist. die in ihrer Bewegtheit die Annahme eines horizontalen Fixpunktes oder Pols der Gottesrdacion nicht 'Zulassen.
U6
Hunack, Wesen, 36: das WOr! Gones. Er selbsl iSI das Reich, und nicht um Engel und Teufel, nichl um Throne und Fürstentümer handelt es sich, sondern um Gou und die Seele, um die Seele und ihren Gou" (vgl. ebd., 90); ebd., 33: "er verkündet den lebendigen Gon und den Adel der Seele"; ebd., 42: "dieses Gebet [Vaterunser] fuhn aus AJlem heraus und auf jene Höhe, auf der die Seele mh ihrem Gon allein ist"; ebd . 42: Evangelium als "Goneskindschafl, ausge dehnt über das ganzc Leben, ein innerer Zusammenschluß mil Gones Willen und GOCtes Reich ...". Zur protOlogischen Vorgängigkeil der Gonesrelacion: ebd., 43: Jesus "rufl jeder armen Seele, Er ruft Allen, die Menschenandil"l. tragen, zu: Ihr seid Kinder des lebendigen Goues ..�. Zur Weflschänung der Individualität: ebd., 44.64.71 (�Jesus hai immer nur den einzclnen im Auge und die stetige Gesinnung des Hencns in der Liebe") 117 Wesen, 5.29.40.42.45.91 2M Zwar sprichc er der Terminologie nach von einer GOHesrclation, ebnet diese aber auf das Ponulal bzw. die Affirmation silllichen Verhaltens ein: Wesen, 49: Reich Gones als der Schan, den die Seele an dem ewigen und barmherzigen Gon besinc"; ders., Reich GOltC5, 388: "das Reich Gottes ist zunäehSi und vor allem in dem festen, gortinnigen Menschen, in allen denen, deren Herz Er ennünde[ hac"; Wesen, 74: .. deine eigentliche Aufgabe bleibt immer dieselbe; es gibt nur nn Verhältnis und eine Gesinnung rur dich, die unverbrüchlich bleiben sollen und der gegenüber die anderen nur wechselnde Hüllen und Aufzüge sind: ein Kind Gottes und Bürger seines Reiches zu sein und Uebe zu üben" "
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286
N�uc=re evangelische Theologie
IV Der Mensch unter Radikalität der Sünde und
Externität der postmortalen Fortexistenz neuere lutherische Entwürfe 1. Dit I"tvmibilität dts Sündtrstins dts Menschtn (W Eltrt) a) Ganztod als G�richtsvo[lzug Werner Elen kann scheinbar wie Heidegger von einer teleologischen Grund srrukrur des Lebens auf den Tod zu reden,davon. daß der Tod der Porentialis sei, den jeder Augenblick in sich (�. Er sieht auch in der Zcitgebunden heit des Menschen und der Tatsache. daß auch die Tiere sterben. ln&z.i.en für die Annahme einer Natürlichkeit des Todesm. Aber das irdische Leben wird zum Todesweg unter dem Gesetz Gones2'l. In der Todesrichrung vollzieht sich ein Gericht GOUCS292, Die natürliche Erklärungsebene wird relativiert durch den streng christoz.emrischen Ausgangspunkt. Die Theologie muß wie alles auch den Tod von GOtt her vecsrchen. d. h. von der Wirklichkeit des Gc:richts forums und GerichlSVol1wgs GOttes her)). Das menschliche Proprium liegt nicht in bestimmten geschöpflichen Möglichkeiten und Fähigkeiten, sondern im Gonesverhälmis, d. h. im neu und vorgängig schon durch den Menschen verwirhen Gonesverhälmis29-4. Das menschliche Leben in wesenhaft durch den Tatbestand der Schuld gekennz.eichnec. Nicht die Gnade - wie bei Bareh -, sondern - schriftgemäß (Röm. 3.9([ 23) - die Sünde in das apriorische. universale Faktum. Dabei geht es nicht nur wie im Zivilrecht um ein Defizit. um eine Unterlassung einer geforderten Handlung, ein SchuJdiggeblieben· sein, sondern um ein aktives und aggressives Tun, um den personalen Wider· san gegen Gotc19'. Alle menschlichen Versuche wr Überwindung dieses Tat· bestandes scheitern an dem bleibenden Sündersein ihres Subjektsl96• Sünde und Gerechtigkeit sind nicht mehr ahernadve Optionen, sondern alles menschliche Tun ist durch den Charakter seines Taters tOtal korrumpiere. Die
. m
Eiert, CG 503.504 HO CG 508.509, CE 224 ztl CG 504 191 CG 5 1 0 ztJ Vgl. CE 223; CG 503.504.515 ". Dies be g.Gndet Elen mit der im Unterschied zu den litrtn vom Menschen auszusagen· den Sc.huldfahigkeit und tatsächlichen Schuld: CE 225 m CE 221 :.... CE 221. Von römisch·k..uholischer Se.ile her wird die Berücksichtigung gradueller Un� terschicdc in der SUndhaftigkeit Inw. Gerechtigkeit des Mtnschen vtrmißt und dit Herldtung des Todes von einem vindikativr:n Eingreiftn Gones htr moniw; so Wohlgschah, Hoffnung.. 132f.
Neuere lurnerische Entwürfe
287
Totalität und Radikalität des Tatbestandes des Sünderseins wird forciert durch das judikative, den Menschen verurteilende und noch tiefer in die Schuld hin eintreibende und ihn darauf fesdegende Handeln Gorres297• Eiert stellt in massiver Weise den usus theologicus legis heraus: .,Zweck des göttlichen Ge setzes" ist es, den Menschen "gerade dadurch, daß es ihn für total schuldig erklärt, auch seiner totalen Verlorenheir zu überführen"'298. Das Gesen und die damit verbundene Gerichtsverfallenheit, die radikale Konfromation mit dem Richtergon steht als ein unenr;·innbares Verhängnis über dem LclJen d� Menschen2?9. Der Tod ist nicht mechanische Folge der Sünde, sondern eine durch eine Verurteilung von GOtt her beschlossene Strafhandlung GOttes am Men schen}OO. Die Gesetzesübertretung wird bestraft "durch den Totalverlust der Existenz", .,durch das Nichrmehrsein"101. Dieser Ganztod ist nicht privativ bzw. nihilistisch als Verlust aller Beziehungen und Übergang in ein Vakuum zu verstehen, sondern als aktiver und zugleich negativer Vollzug des Verhält nisses zwischen Gon und Mensch, als aktives Wirken Gottes am bzw. gegen den MenschenlO2• Die Koinzidenz des natürlichen und des Gerichcstodes ist. anders als eewa Jüngel es annimmt. ein nicht revidierbares Faktum. Eiert läßt zwar einen natürlichen Untergrund des Todes bestehen, wenn er nicht den Tod an sich, sondern den Tod des Sünders als der Sünde Sold erklär�3. Aber das Menschsein kann nicht vom Sündersein getrennt werden. Die unvermeid bare, weil vorgängige und doch zurechenbare sündhafte Qualifikacion von Leben und Tod entsprechen einandec»l. Andus ausg�drückt: der G�richtstod ist
bkibmder, nicht alurnativtr Modus des natür/ichm Todes. UHi/ das Sünderuin bkibmder, nicht a/urnativ�r Modus der mmschlichm Existmz. ist. Der Gerichcs
tod als menschliches Spezifikum ist Folge des stetS schon verfehlten persona len Verhältnisses zu GOtt als des primären Propriums des Menschen. Auch der Christ stirbt, weil er weiterhin alter Mensch, Feind GOttes im Kampf mit dem neuen Menschen bleib(30).
�7 CE 221
CE 199 CG .MO CE .101 CE Z'J8
.101
223 131 223 223
Vgl. auch CE
224.225
CE 225 .lOI l t, der.kmJ. Sünder ist, CE 225: Die Frage, wie es sich mit dem Tod des Menschen verhä braucht uns nicht 7.U beschweren, weil es diesen Menschen nicht gibt" (Hervorhebung im Ori ginal); ebd.: MD�t qualifiuene Tod des Sünders ist die Folge des qualifiuert�n Lebens des Stin .IOj
..
ders�
.J0
CG 5 1 6
288
N�uere evangelische Theologie
b) Formsisch-rtlationau Kontinuiliit ohnt mtnschlicher &lat Der Tod ist der "Zerstörec"106, Er führt nicht einen Untergang herbei, dem auromatisch ein neuer Anfang folg�7. Der leibliche Tod läßt kein Bleiben eines verdünnten Restes irdischer Lebendigkeit zu, sondern bewirkt den end gültigen und vollständigen Verlust der irdischen Exisrcnz}08, Der Mensch seirbt {Ocal109, Eine problematische Konsequenz der an sich richtigen Akzentu ierung der forensischen Dimension ist es, wenn Eiert die postmortale Existenz des Menschen vollständig in das görtliche Externum verlagert. Es ist zwar richtig. daß die Erlösung keinen Habitus. keinen den Tod an sich überdauern den "charaeler indelebilis" eneugrlO, Aber muß jeder Gedanke an eine poSt monale Kontinuität als hybrider Versuch des Sünders, sich gegen Gones Han ddn zu behaupten, gewertet werdenl" ? Das serz.ende Handdn, die pneumati sche Tätigkeit Gottes, die auch im und jenseiu des Todes ihr Gegenüber schafft, bleibt unberücksichtigt, wenn von uns nur das Urteil Gones über uns bleibt, unsere Namen bei Gon aufgeschrieben und wir in das ewige Angeden ken Gottes aufgenommen werden312• Elen definien die Auferscehung folge richtig als eine "creatio ex nihilo", bei der Gon nicht nur den aufweckenden Ruf ausstößt, sondern auch die Hörfuhigkeit des Menschen schaffr1Ll. Zwar darf sicherlich die Hörfuhigkeit des Menschen nicht konstitutionell, als eine vom Tod nicht tangierbare, bleibende Disposition gesehen werden, aber war um soll dem Gesetz nur eine resultative, verendgültigende und abbrechende und nicht auch eine quasi produktive. das beanspruchte Gegenüber durch das Aussprechen des Anspruches aktuaJ serz.ende Wirkung zugesprochen werden? Das Verwirken des Anspruchs Gones durch den Menschen hebt den An spruch Gones nicht auf. Das Gericht fühn nach dem biblischen Zeugnis nicht in ein Nichtsein, sondern in die fortwährende Konfromation mit dem heiligen Gon bzw. seinem Willen angesichts der eigenen Unheiligkeit und die damit einhergehende Qual314. Im Hintergrund steht Elens Neigung zur Betonung des Faktischen, Schick salhaften bzw. die nur antirnetische und exklusiv sukzessive Verhältnisbestim mung von Gesetz und Evangelium. Das Evangelium ist ein Glaube gegen das
.. ce 504 J07 CG 524 JOI CG 508 "." CE 225 liD CG 5 1 2 lLL So CG 5 1 3 )Il CG 513; vgl.
ebd 525.528: richtig, "daß er IderTotel lron des leiblichen Todes noch irgendwie oder irgendwo .is,'"; "Er ,ist' im Uneil, im ewigen Angedenken Gones. der ihn auch am Jün&Sten Tage nicht vergessen wird" .•
}I} ce 524.525 }It Mt. 13,41 f.49f.; Mt. 25,41.46: ORb. 20, 1 1 f.;
Ps. 139.71f.
Neuere lutherische En{Würfe
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Gesen, gegen den Gon des Zorns an den Gon des Lebensm. Es darf keinerlei positive Verbindung von Gesen und Evangelium, von Tod und Auferstehung, von Gericht und Rettung geben. Die Auferstehung, das Evangelium sent ei nen neuen, positiven Tatbestand an die Stelle des alten. Beide Zustände stehen in einer radikalen Diastase zueinander, die durch den Gegensan des gänzli chen Abbruchs und der totalen Neuschöpfung markiert ist. Für eine Seele, für eine Kontinuität in der Diskontinuität bleibt hinsichtlich des Gegenstandes des göttlichen Handelns kein Raum. Gones Tun wird lendich - darin besteht der entscheidende Gegensan zu Moltmann - auf seine forensische, analyti sche Seite beschränkt, auf die Feststellung, Beurteilung. Affirmation der Wirklichkeit stan einer damit einhergehenden Senung derselbenJl 6•
c) Pntumamcht Präs,"z der Aufmtthung als Sinntrfollung mmsch'ich�r Existtnz (W Künn�lh) Walter Künneth stellt im Anschluß an Heidegger den Tod als faktische Seins bestimmung, den fragmentarischen Charakler des Daseins herausJ17, um dann jedoch den sinnentleerten, fragwürdigen Charakter desselben zu beto nen)1S. Das Psychische, d. h. die Gegebenheit und Möglichkeit der gefaHenen Welt fUhrt nicht über die Sphäre der Zeidichkeit hinaus; das Leben der imma nenten Existenz wird als Scheinwirklichkeit endarvr'19. Damit es zur Sinner fUllung kommt, muß das Sein zum Tode, die Gesenmäßigkeit des Vergehens in ein Sein zum Leben überführt werdenJ20• Durch das Wirken des Geistes Gottes wird eine todüberlegene Wirklichkeit eröffnet. Die Auferstehungsbot schaft beinhaltet eine neue Existenzmöglichkeir121• Das Christuspneuma ist die Gegenwärtigkeit der neuen Zeirwirklichkeit, der Auferstehungswirklich keit im Unterschied und Gegensan zu der hiesigenm. Die Auferstehung Jesu als Grund und erster Vollzug der allgemeinen Totenaufersrehung ist nicht eine von mehreren möglichen Konkretionen und Explikationen einer vorgegebe nen, immanenten Größe. Die Auferstehung ist nicht einer Unsterblichkeits und Lebensidee unterzuordnen, sondern ein nicht anderwärtig deduzierharer Ausgangspunkt, von dem her das. was Unsterblichkeit ist, inhaltlich gerullt wird - so wird man über Künneth hinausgehend sagen dürfen. Aus dem AufCG 504 ,,.6 Di� for�nsisch� Ebc:n� bleibt aber unv�rzichtbar und ist auch das Primäre, \W:il nur durch 5i� �in� überführung der Rechtr�rtigung in Eßlwicklungsprozasc vermied�n w�rd�n kann. Anders als Moltmann bek�nnt sich E1�rt zu d�r Dial�klik von individucll�r und universaler Hoffnung Inw. pri.sc:nti5Ch�m und rUtUri5Ch�m Wirk�n Gones: CG 498.500f. m Künn�th. Auf�rst�hung, 220f.226 )11 Auf�tst�hung. 76.223f.225 JIt Auferst�hung. 75.196 HO Auf�rsl�hung. 230f. m
UI
m
Ebd., 231 Ebd., 196
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N�uere evangelische Theologie
erstchungsfaktum darf nicht eine an das Faktum nicht notwendig gebundene Auferstehungsidee - als Fortführung und Variation der allgemeinen Lebens idee - gefolgert werdenl2J• Nicht ein übergeschichdiches Prinzip, das in ge schichtlichen Konkreta manifest wird, sondern die heilgeschichdiche Faktizi tät ist der adäquate Aussagemodus der Auferstehung. Die Auferstehung ist ein heterogenes, fremdes. anstößiges. unanschauliches, metahistorisches, antira tionales. kurzum: singuläres EreignislH. Sie fUhrt als unableitbares Perfektum. als Urdarum, als exklusiv analogieloses Geschehen den philosophischen Opti mismus in die Krisism. Sie in nicht Bestätigung oder FortfUhrung mensch lich-immanenter Wünsche und Erfahrungen, sondern ein Angriff auf diesel ben. auf die todverF.illene Wirklichkeir326• Die AufersrehungswirkJichkeit wird nur durch eine rneozentrische Betrach rung zugänglichm. Sie bewirkt ein "Leben aus Gott"'2.8. Ihre radika1 externe Begründung ruhrt sie in einen Gegensatz zu der als anrnropo:u:ntrisch heraus gestellten Seelen- und Unsrerblichkeitsidee'2'.1. Die Auferstehung kann nur als Neuschöpfung, als "creatio ex nihilo" gedacht werden3Jo. Der Tod wird dem entsprechend als Vollzug des zerstörenden Gerichtes GOttes über den Men schen, als Zerbrechen der ganzen Existenz desselben verstanden))1. Künnern versäumt es ähnlich wie Eiert. von der Betonung der Auferstehung und der externen Begründung der postmortalen Existenz her bzw. unter Rückgriff auf die Pneumatologie eine neue Füllung des Seelen- und Unsterblichkeitsbegrif fes vorzunehmen. Die Seele sreht hier nur rur den hybriden Versuch, eine na mrliche Kontinuität über den Tod hinaus von unten her zu begründen. Dem gegenüber kann der Tod nur als Abbruch der leibsc:dischen Wirklichkeit des Menschen gdten, wobei auch jede potentielle, in der Seele verankerte Brücke zerschlagen wird))!. Das Jenseits darf nicht als Verlängerung des Seelentums des Diesseits gedacht werdenm. Die in sich richtige A.kzentuierung der rneo zentrischen Argumentations- und Wirklichkeitsbasis geht bei Künneth je doch einher mit der falschen Konsequenz. eine irgendwiegeartete Benennung
33f.}6 19.29.39.59f.79 114 Vgl. ebd m Ebd 19.37.45.75 77 '16 Vgl. ebd '11 Ehd 39.291 n. Ehd.• 75 Ut Ebd 32 HO Ehd 38.74.197.199 J)I Ebd 229. Daneben behaupu�t Künnem im Anschluß an P. Altbaw auch eine aufgrund des Glaubens erf.a.hrbarc positive Todesdimension. wobei nicht ganz demIich wird. ob diese tatsächlich wie bei Altbaus Restitution einer geschöpAich angelegten Struktur ist oder ers! durch die Partizipation an der Auferstehungswirklichkeit gewonnen wird� ebd 229f. JJl Ebd 38 '" Ebd 32 '" Ebd
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Neuere lutherische Entwürfe
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des menschlichen Kontinuums als des Gegenstandes des göttlichen Wirkens zu verweigern)l4.
2. Bkibtntk individu,//, v"rantwortung vor Gott (H. Thielick,) a) Personalität g�m Ich-Teilung Hdmur Thielicke geht es darum, :ine adäquate Zugangsweisc zur Todespro blematik zu finden. Das Todesverständnis wird vom Gesamtverständnis der menschlichen Existenz getragenm. Mit seinem Dasein ist dem Menschen die Existenzanalyse. die Frage nach sich selbst und damit auch nach dem Tod mit gegebenB6• Es kommt zu einer natürlichen Anthropologie, deren Insuffizienz, was die rein biologisch-naturwissenschaftliche Erklärung des Todes angehrm, bzw. sündige Verfehhheit, was die Ausklammerung GOttes und der w�nhaf ten Gottesrelation des Menschen betrifftJ3II, aufzuzeigen Thielicke bemüht ist. Nicht die Naturwissenschaft als solche ist das Problem, sondern der sündige Mensch. der sie zur Weltanschauung macht und die Wirklichkeit auf empi risch-naturwissenschaftlich meßbare Daten reduzierr"'. Kennzeichnend Air das natürliche Selbstverständnis und den entsprechenden Daseinsvollzug ist das Gefühl der Sicherheit (securitas), der grenzenlosen eigenen Mächtigkeit und Fähigkei�. Der Tod. sofern er biblisch gesehen wird. bedeutet einen Angriff auf diese Sicherheitsillusion, sofern sie den Tod positiv zu n i strumen talisieren und damit zu verharmlosen verstehrl4l. Die Sicherheit. lendich eine verdrängee AngSt, schlägt in offene Angst um, womit das Angewiesensein des Menschen auf einen ihm von außen her zukommenden, objektiv begründeten Frieden demlich wirdl42. Der Tod darf wie das Leben nicht an sich. sondern muß von GOtt her betrachtet werdenl4j. In der theozentrischen Perspektive darf Hilfe nur von dem erwartet werden, der die Bedrängnis zugefügt hat; die Auslieferung an Gott ist geforder��. Thielicke sieht die natürliche Anthropologie sich in dem Unternehmen ei ner Ichreilung manifestieren. bei der der eigentliche lehteiJ durch sein Aufge hen in einer überindividuellen Größe vom Tod unberroffen bleibt, während ,,.. Auferslehung, 292: .Sofern die AufetsiehungsJeibJichkeil abc:r eine: ,neue' iSI. gibt keine:n Maßn:ab rur das. was in der Auferstehung eine Ne:uschöpfung e:rfahn� m Thielicke, Tod. 29 jJ6 Ebd 19.21.45 JJ7 Thidicke. Tod. 90. 126f. ,)JI Vgl. ebd.. 165(170 "' VgJ. ebd 14f. ,.0 Ebd 25.29.79.158.171. 176 ,.1 VgJ. �bd., 29 ,..J Ebd., 79.1nf. )tJ Ebd.. 164 )44 Ebd., 159.161. 190 .,
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es
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Neuere evangelische Theologie
der uneigentliche Ichteil als individuell·konkrctcr. aber nur provisorischer, l.wischenzcitlicher Träger der überindividuellen Sphäre dem Unrergang an heimfallr"45• Dies kann sich auch wie bei GO�/h( in der Form einer fortwähren den Bewegung, eines "Immer snchenden Bemühens" äußern, bei dem die Eim.elgestalten zwar jeweils Gleichnisse des Ganzen sind, aber nie ausreichen de Träger und Inkarnationen des hintergründigen eigentlichen Lebens-Sin n�. Das Individuum, das Besondere verschwindet bei Htga hinter der Gar tung, als Durchgangssmfe in der SelbslVcrwirklichung des Geis[�7. Das Ich i die überptr5Önliche Größe der Konfron em'lieht sich durch sein Aufgehen n tation mit Gon wie auch der Bedrohung durch den Tod als einen ihn indivi duell trdfendenl48. Der Mensch will durch sein Ausweichen vor Gon und die Reklamation göttlicher Prädikate für die überindividuelle Sphäre, an der er partizipiert, Gott seine Gottheit streitig machen.}4'1. Der Mensch geht mit ei· ner Konfrontation mit Gon auch einer solchen mit sich selbst aus dem Weg; er will nicht anerkennen, was er, was die Menschenexistenz isrlso. Dem hält Thielicke zwei Argumente entgegen, die beide auf die Veranrwor rung vor dem Gericht Goues abheben. Der Mensch kann erstens nicht in ein Kollektiv fliehen und seine Schuld auf dieses übertragen oder in diesem ver· schwinden lassen. Vielmehr ist er ein zeitliches Wesen und seine einmal durchlaufene Zeitstrecke ist mit einmaligen Hypotheken, mit durch den Tod verendgültigter Schuld behafte��I. Die Zeitlichkeit ist, weil Raum für das sündhafte Tun des Menschen und aufgrund des auf alles in dieser Zeitstrecke Verrichtete einen Anspruch erhebenden bzw. darüber urteilenden Gones, ein wesentliches Konstirurivum der Personhaftigkeit des Menschen. Weil die je weilige Lebenszeit unrevidierbare Entscheidungszeit ist, wird das Individuum als solches ernstgenommen und zu mehr als einer provisorischen Zwischensta tion des Oberindividuellenm. Das Ich als Person ist die Summe seiner in der Zeit getroffenen und vor Gon zu verantwortenden Entscheidungenm. Dem entspricht zweitens die Jemeinigkeit der Existenz und des Gerichtes Gones. Die unumgängliche Verantwortung vor Gon isoliert von allem, mit dem man sich vertauschen könme; man steht einsam, unentschuldbar und ohne Flucht möglichkeit vor Gon da"S4. Der Mensch ist, weil von Gon namentlich angere det, unvenretbar, einmalig und insofern Person, Individuumm. Das mensch· )4'
Vgl. ebd., 29.37.44
Ebd., 47f. )4' Ebd., 44 .MI Ehd., 97 )tt Ehd. 97 "'"
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Ebd., 98 ,,, Ebd., )4( m m .»4 ",
Vgl. ebd., 85
Ebd., 168 Ebd., 62.74.75. 1 2 1 Ebd., 6.38.41.95.99
N�u�r� luth�risch� Entwürf�
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liehe Proprium besr�ht nicht in einer immanemen Qualität, sondern in der Qualifizierung. d. h. lkanspruchung von Gon herlS6• Das Personsein wird an der Ansprc:chbarkeit von Gon her, an der Veramworcung vor Gon festge macht·m. In der Absicht, die Persönlichkeit des Menschen zu wahren, stellt Thidicke die Freiheit und Veramwordichkeit des Menschen, das Aufgerufensc:in zur Emscheidung heraus, im Gegensan zu einer Auffassung. daß der Mensch un persönliche Wirkung einer fremden ersten Ursache (prima causa) sei')8. Da mit nähert sich Thielicke bedenklich einern subsranzontologischen Person verständnis. das von dem Verbleiben gewisser Schöpfungsreste ausgehe. Eine fehlende Wahlfreiheit zum Guten aufgrund des Sündersc:ins, wie sie die luthe rische Tradition lehrt. ist aber etwas anderes als eine naturgesenliche, d. h. protologisch begründete Notwendigkeit. An dieser Stelle wird deutlich. daß Thielickes Grundschema einer Gegenüberstellung des Individuellen und Überindividuellen zu kurz greift. In der platonischen Tradition soll doch mit der Annahme einer Geistseele gerade die bleibende Individualität, die Mög lichkeit der Rc:chenschaftsabgabe vor dem Gericht GOttes gegen ein materiali stisches Versinken ins Nichts gesichert werdenm. Es geht Platon nicht so sehr um eine statische VerwandtsChaft oder Identität der Geistsec:le mit der Idc:c:n welt als um den sittlichen Prozeß der zunehmenden Annäherung an die tran szendente Sphäre. Weniger die Sicherung der Individualität, die vor allem ge genüber Spinoza und auch Moltmann berechtigt sein mag, als das Wie dieser Sicherung ist das Grundproblem. Die AJternative einer konscicutionellen oder relationalen Vorgehensweise scheint hier adäquater zu sein als die Antithese der Sicherung oder Preisgabe der Persönlichkeit. Der Wtg-Gtdankt bzw. allge mein die Annahme, durch die Emfaltung geschöpAicher Möglichkeiten in Loslösung von einem je aktuellen Wirken Gones und mtnschlicht Aktivität, sei sie askecisch. universal-scrukturreformerisch oder ein Bewußtsc:insakt, sich dem Ziel einer postmonalen Existenz zu nähern, einem Triumph über den Tod und der Nähe zu Gon, dürfte wohl dit mtschtidmdt Konkumnz zu tkr bibliJchm Thtountriksein. Das Subjekt, der tätige Verursacher der postmorta len Existenz muß Gott, nicht der Mensch sein. Das Aufgehen des Einzelnen in kollektiven Größen ist nur eine von mehreren denkbaren Varianten des an sich problemacischen Versuchs. dieses Ziel durch menschliche Aktivität und natürliche Möglichkeiten zu erreichen.
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Ebd.. 1 1 6 . 1 80( .m Ebd., 1 1 7 ,� Ebd. 1 1 8 ", Gcg�n Thiclick�, Tod, 3 1 (
Neuert evangelische: Theologie
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b) Pmonam Torkvmtändnis au Ausfollung rk bio/Qgisrhm RAhmms Folge der Absicht Thielickes. den Dialog mit der Narurwissenschan nicht ab reißen zu lassenJ60• ise die Annahme eines rein biologisch zu erklärenden To des. Nicht das Daß, sondern das - allerdings irreversible - Was des Todes ist Folge der Sünde. Thielicke muß daher die in Gen. 2-3 begegnende und von der Orthodoxie - zu Recht - hervorgehobene sukussive Bez.iehung von Sün de und Tod in eine simulrane. je neu vollzogene umdeuten. Er vertritt sozusa gen eine Identität von Aktual- und Originalsünde, d. h. ein. wenn auch not wendiges. je neues Hinübcrtreten in den gefallenen Zustand, nicht ein durch das Sündersein schon vorweg korrumpiertes Handeln innerhalb eines von der Sünde bestimmten Bereichs. Eine Reflexion über die Faktizität des Todes kann so zucückrrcten himcr der Frage nach seinem Wesen36l• Thielicke be grundet die Nemralität des Todes an sich mit einem Hinweis auf das Verenden der außermenschlichen Kreatur. das er nicht in einen Zusammenhang mit der Sünde des Menschen stellen will162• Der Mensch stirbt zwar auch wegen der Eigengesenlichkeit. d. h. der Verbrauchserscheinungen des biologischen le bens. wegen seines Seins als Säugetier und seiner Erdverhaftun�. Aber Thie lide gesteht den biologischen Erklärungen des Todes keine eigenständige Be deurung zu und deduziert nicht von dorther eine Ambivalenz und Dialektik in der Bewerrung und Erscheinungsweise des Todes. Die äußerlich-biologi sche Betrachtung ist unzureichend; der biologische Tod ist nur der Rahmen, das Medium, innerhalb dessen sich der eigentliche Tod vol1zieh�. Die theo logische Bestimmung tritt aber nicht wie bei Barth und Jüngel als weitere. zusänliche, unter Umständen veränderbare Dimension zur biologischen hin zu, sondern ist der exklusive Wesensgehalt des Todes, der die natürlich-biolo gische Ebene in sich integriert. Der Tod trifft den Menschen nicht. weil er ein Säugetier ist. sondern weil er in Personalunion dazu Person und zwar gegen GOtt sich auflehnende Person ist - und dies ist das Eigentliche der menschli chen ExistenzJ6s. Andererseits ist mit dem biologischen Tod, der Erdverhaf tung und konstituuonsbedingten Vergänglichkeit eine Explikation der proro logischen Differenz zwischen Gon und Mensch und Einweisung in einen 9.126f. )61 Thie1icke. Tod. 147: gegen Ableitung der gefallenen Welt von einer "prima causaM; ,Jene Berichte wollen vielmehr unsre L...agc bcschrei�n� (Hervorhebung im Original); d>d 183: abgelehnt: .Ursache_Sünde des Menschen; Wirkung_biologischer Tod�; vgI. ebd 123; ThE I, 457 .J6,I Tod. 14.126.191.213.215 '" Ebd 142.146 J6.4 Ebd 149: �daß sich im Medium des biologischen Siemens ein personhafter, auf die GOII-Mensch-Baiehung deutender Akt vollzöge: nämlich die Begrenzung des Grenz.c:nloscn�; ebd 184: .Der Tod geht durch ,die Hand' des Bios, ,kommt aber her von GOII' -; vgI. ebd 190.191 l0 Ebd., 145.146
J60 Ebd
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durch den Anspruch auf die Wahrung dieser Differenz. eingegrenz.ten Bereich gegeben. Der theologisch verstandene Tod als Herbeiführen des Zurerdewer dens, als Zurückgeworfenwerden des Grenzenlosen in die Zone der Begren zung fungiert dann als Bekräftigung und Bestätigung des mit dem biolo gischen Tod Intendierten366• So erhält bereits der biologisch betrachtete Tod eine auf den Strafvollzug hinführende, quasi prohibitive, theologische Funknon. •
Es gt::h t in der Theologie nicht um eine Inhalts-, sondern eine Zidangabe des Lebens, nicht um das, woraus das Leben besteht - wie Essen, Trinken, Arbeiten, Schlafen -, sondern um das Wozu des LebensJ67, Dementsprechend kann das Gegenteil des spezifisch menschlichen Todes nicht das biologische Leben, sondern nur das Leben aus Gon sein}68. Wenn aber Leben und Tod ihren spezifischen Charakter durch den Rückbezug auf eine externe Größe, Gon, erhalten. kann das Leben nicht in sich als absoluter Wert und Ausgangs punkt gesehen werden, dem der Tod instrumental zu- und eingeordnet würde. Der Mensch darf nicht wie bei Ni�tzsch� als Subjekt seinem Tod gegenüberste hen und ihn so einsetzen und benützen. daß er dem Leben nürzt und es stei gert, statt ihm zu schaden*9. Der Tod darf also nicht als Vollendung, d. h. als Fortführung und Zid eines immanenten l..ebensvorgangs und -inhalts gese hen werden, als Oberg:mg und Vollzug der Aufhebung in einen höheren Wert wie Rasse oder Sippe. als "Punkt ... hinter" einem "zeitlos geltenden, und eben darin ,vollendeten' San"l70. Der Tod ist nicht vom Leben her, als dessen In strument. sondern das Leben vom Tod als einer über dem Leben stehenden und es bedrohenden Macht her zu bestimmenl7l. Der Tod ist nicht Wesensz.ug der Narur, sondern ein unnatürliches Geschehen172• Gegen alle Versuche, den Tod als Ü bergang in eine bessere Existenzweise zu instrumentalisieren oder ihn durch die Möglichkeit zur Flucht in die Person losigkeit zu neutralisieren, srdlr Thidicke den Ernst des Todes heraus. Der Tod muß dem Menschen sozusagen jede Fluchtmöglichkeit abschneiden, ihn vor Gott isolieren und ihn mir der eigenen Schuld unentrinnbar konfromie ren. Gerade dadurch, daß das Ich in seiner Veranrwortlichkeit vor Gott ernst genommen wird. wird der Tod als vom Menschen her unübersteigbare Grenze J66
Vgl. ebd 146.147 �1 Ebd., 20 ,\6t Ebd., 1 3 J6'j Vgl. ebd., 34-36 J1'O Ebd 67.68. Man wird aU5 heuliger Sicht ergänzen müssen, daß viden im Zuge ver meintlicher oder tatsächlicher alOmarer oder ökologischer Bedrohung auch übergeordnete Grö ßen wie die GatlOng Mensch zu entsChwinden scheinen und so dit: Oberlebensfngcn der Mt:nsch heit zum alle:s beherrschenden Thema der Theologie und des kirchlichen l..zbc:ns werden. Hier in wird man eine noch pofenzierte Form der Flucht vor Gon und vor der Aussage seiner Verfu gungsgcwah über die Schöpfung zu erblicken haben; dazu Preul, Oberlebensprobleme. 2-18 J1I VgJ. Thiclicke, Tod, 37.66 m Ebd 26.105 .•
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und Offenlegung der menschlichen Ohnmacht ernscgenommenJ7J. Der Tod ist Erfahrungsort und Manifesrationspunkr des Zornes Gones über den Men schen als Person3]4. Nicht quamitativ-natürliche Kategorien wie unsere Klein heit gegenübcT Gon und damit gegebene Vergänglichkeit, sondern die quali tativ-soteriologische Ebene, unser Sündersein als Nichtcingestehenwollen n punkt wr Erklärung des Tod�7�. dieser Kleinheit ist der adäquate Zuga gs Der Tod muß Abbruch, Untergang statt ü bergang. Ende als Verendgültigung des i n seiner verfehlten Weise geführten Lebens sein, so daß das Leben als so und so gelebtes vor Gon als Richter bloßgelegt istJ76, Das Was des Todes muß wie die liefendimension, die Eigenclichkeit des Lebens auf der Ebene des personalen Verhältnisses zu Gon gesucht werden. Der Tod muß dann als ne gativer Vollzug dieses Verhälmisses. als Gericht über den Menschen gesehen werden. der erst als von Gon: beanspruchte Person dem Tod eine echte Beme bieten kannJn, Die Ganzheit des Menschen wird angesichts der Totalität und Unbedingtheit der den Menschen beanspruchenden Forderung Goetes als eine verfallene deutlich378, Die Schöpfung kann nicht von ihrem Gefallensein getrennt werdenm, Die als ganze vom Fall gekennzeichnete GeschäpAichkeit des Menschen muß dementsprechend als ganze dem Gericht GOttes im Tod anheimfallen. Nur eine Totalveränderun� kann Abhilfe schaffen. Ein Licht scheim erst von der anderen Seite. nicht diesseits des Endes; die Auferstehung sprengt das Grab nur als ein vorher benu['7.tes38I, Der Betonung des Bruches. den der Tod vollzieht. korrespondiert die Ak z.emuierung der Exz.entrizität der postmortalen Existenz. Die 4'lJxti, die der frühe Thielicke nur als adamitische, natürliche Lebendigkeit kennzeichnet. erlischr3112, Die personhafte Cwti in eine geschichtliche Gräße; sie ist dem m
100; Offenbar hängt also alles an diesem unauslöschlichen Seibsl des Menschen, was den Tod und was auch die Sünde nach biblischer Sicht so ernsl mach I"; ebd., 43: .Das Problem des TodesernSles iSl nichIS anderes als das Problem des Ich.ErnSles, d.h. dessen, daß ich un�ruelb:u und auf mich feslgenagch ... binM; vgl. ebd. 42 11< Vgl. ebd., 138 .m Vgl. ebd., 140.141.143 m Ebd 42: der Tod vernichtet "wie ein 81hz den Menschen gibst . .. ohne daß die Sippe ein Blitzableiter sein könnteM (Hervorhebung im Original); ebd., 43: VernichlUng und nicht mehr Umformung"; ebd 58: "Abbruch der MenschenexislenzM; vgI. ebd., 22.38.99. 1 13.133; ebd., 70: "Personhaftes Leben (,ich!') hört auf zu sein; das Einmalige versinkt" 80; Thidicke wendet sich gegen eine Flucht in die Personlosigkdt, der das Ster sn Ebd Ebd
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ben nichLS mehr anhaben kann {weil nlimlich der Tod keine Bc:ute mehr vorfindei und sein Opfer in das Kollektiv hinein �rdampft istr )11 )1'f lIO Jal
Ebd., 94
Vgl. ebd., 65 Vgl. ebd., 95
Ebd 58.100 ("Erlösung allein gegeben in der A uferstehungdCtT oten, d.h. in der Wirk .,
lichkei[ dessen, daß ich durch den Unlergang hindurchgerissen werde von dem einen, den er in seinem Suudeln nicht zu ersticken vermoch(e"[Hervorhebung im Origina1J) 1Il
Ebd
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Menschen nicht als eine immanente und sich über den Tod hinaus durchhal tende Qualität zuhanden, nicht Eigenschaft des Menschen, sondern Gones analog der uns zugesprochenen fremden Gerechtigkeit Christi38j. Das Konti nuum durch den Tod hindurch ist die Geschichte Gones mit uns, seine Treue, um deremwillen er die einmal begonnene Geschichte mit uns nicht abbre chen und unseren Namen nicht auslöschen läß�. Das Interpretationsschema der Ichteilung verwehrt es, den Seelenbegriff mit dem .. Ich", das der Aufersce hang harre und Teilhaber an der Gemeinschaft mit Christus ist. zu verbinden. weil ..Seele" dann nur Ausweis eines höheren. unpersönlichen Ichteils sein kann385• Thielicke lehnt zunächst eine terminologische Konkretion des tra genden Elements der Fonexistenz ab.J86 und wehrt sich zu Recht gegen die Annahme eines ontisch zu fassenden Etwas, das dem Handeln Gones zugrun deliegt, stets schon da ist und an dem sich die Gemeinschaft mit Gott vol1ziehcJ37. Später kann Thielicke. ausgehend von der Begriffskombination " W\)X� Cwaa" (Gen. 2,7 LXX), den Seelenbegriffin seiner rezeptiven bzw. auf Empfang und Entfaltung der Cw� als Bestimmung des Menschen angelegten Dimension positiv aufgreifeß'�88. In Anlehnung an Luther füllt er den Seelen begriff relational und hält ihn - in dieser veränderten Form berechtigterweise - für unverziehtbar. um rue horizontale Seite des dialogischen Verhältnisses zu Gott zum Ausdruck zu bringen,!.89. Dabei muß der externe Ausgangspunkt bei dem WOrt Gottes erhalten bleibenm. XJ Ebd., 1 86.193:
vgl. ThE I, 347
Thielick�, Tod, 99.133.196: ThE I, 365.366 jI' Thidick�, T od. 220: "Ihs. W2S Mi Christus ist, ist nicht mein� ,Sttle' oder irgend erwas ,von' mir, sondern das bin ,ich'. insofern ich Teilha�r an der Gemeinschaft mit Jesus Christus bin"; .Jesus m�ißl in seiner V�rh�ißung an den st�r�nden Schächer sein ,Du', nicht sein� .Scc:le'''; "Der Ton liegt also auch hier nicht auf ,meinen' den Tod ÜMrdau�rnden Ei�nschaf ten, sond�rn auf der Eigenschaft meines Herrn, mich nicht zu lassen"; cbd., 195: ,.Aber ich versink� so in di�n Tod, daß ich wissen darf ich kann ja nicht darin blei�n. ich bin ja von Gon bei meinem Namen gerufen und werde darum von neu�m an GOttes Tag gerufen wc:rd�n. ich bin ja in der HUI des Auferstand�n�n; ich bin nicht unsterblich. aber ich bin �iner, d�r seiner Auf�rst�hung harrtM ,.. Ebd 221 jl1 ThE 1.348 )11 EG, 3, 529: ..Adams LcMndigkeit (psych�) ist insofern von d�r animalischen Lc�ndig. keil abgeho�n. als in sie schon der Keim der zoC gelegt ist, als darum seine 8csljmmyng zur Sprach� kommtM (H�rvorh�bung im Original); �sein I�Mndiges Ich das Gefaß ..., in dem seine Bestimmung angelegt ist und in das hinein er di� VorgaM sein�r zukünftigen zoC empfingtM; .sie rpsych�l bczeichn�t spaiflSCh m�n$Chliches, auf seine Bestimmung hin entworfenes l....c I> U
Friding. Wicderverkörpcrung. 86 )4 Steiner, AR 9 " Steiner, Throsophie. 37.38.41.141 !>6 Steiner, Chrisms, 143 '1 Steiner, SL, 32.41.50; den Anthroposophie. 20f )I Steiner, AR 16. Zum Ganzen vgl. Badewien. Anthroposophie. 33.79.82f84f9Of; Donat. Rtinkarnationsidtt, 176; Klingler, Menschenbild, 13f; K. E. Ekcker, Anthroposophie. 22 " Steiner, PhF. 180f182 60 Ebd 182.183 .•
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Rudolf Steiner
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teilt - in der Loslösung von aUen überindividuellen bzw. externen Bezugsgrö� ßen aus. Der Verweis auf das eigene Innere, das unmittelbar erlebbar und zu� gänglich ist, genügt, um die geistige Sphäre und die anthropologische Dimen� sion der Geistigkeit zu erfassen, denn die Ideenwelt ist "in mir tätig"61. Der Mensch soll nur sich folgen, d. h. aus eigenständig gewonnenen Impulsen und Inruitionen heraus handeln und sich nicht unrerwerfen62. Anders als etwa bei Kam kommt der Rekurs auf das spezifisch Geistige bzw. Vernünftige im Un� terschied zum Natürlichen gerade nicht zu einem allgemein verbindlichen, weil allen Menschen kraft ihrer Vernunft inhärierenden sittlichen Gebot, son dern zu einem individuell differierenden Maß des Wollens63• Der freie Mensch handelt sinlich, weil er eine sittliche Idee hat, d. h. aufgrund eines individuellen Zugangs zur Ideenwelc sein sitdiches Gebot selb${ zu bestim men vermag64. Die sitdichen Gebote sind dann Gedanken der Menschen, nicht Ausflüsse einer höheren Macht, sei sie materiell, götdich�transzcndem oder in der Weise eines apriorischen, universal bindenden Ethos begegnend6). Bei alledem ist die Freiheit aber nicht ein vorgegebener Zustand, sondern bleibt tron aller Realisierung ein stets in einem Darüberhinaus liegendes Ziel. Der Mensch ist "ein sich entwickelndes Wesen"', nicht ein ..abgeschlossenes Produkt"66. Die Verbindung von akzemuierter Individualität und dem Ent wicklungsgedanken wird sich als Proprium der Steinersehen Konzeption er• welsen.
2. Biographische, nicht dualistische Fassung der Reinkarnation Nachdem die Existenz einer nicht�materjellen Dimension des Menschen nachgewiesen ist und deren Deduktion von einem göttlichen Externum, also von einem mirakelhaften Schöpfungsakt aufgrund der methodischen Reduk� tion auf die durch die menschlichen Möglichkeiten gesteckten Grenzen aus� scheidet, bleibt nur eine Erklärung dieser Wirklichkeit aus sich selbst heraus übrig. Seelisches kann nur aus Seelischem entstehen67• Von der Anwendung eines externe Verursachungsinstanzen ausschließenden Kausalprinzips her 61
PhF 170; vgl. ebd 183 61 PhF 151.154f.158.166f.169.173.176 6' PhF 163: "was für mich in dem individuellen Falle zu tun ist"; vgl. ebd., 176. In dieser Wendung gegen Kant ist ein Beleg dartir zu erkennen, daß Kanu Autonomiebegriff nicht eine Bindungs� und Gesenlosigkeit meint. � Vgl. PhF l77f. ., Vgl. PhF 184 66 PhF 185; vgl. ebd.: �Der Monismus weiß, daß die Natur de.n Menschen nicht als freien GeiSt fix und fenjg aus ihren Armen emläßI ..... ; vgl. Friding, Wiederverkörperung. 20: Mder Mensch, so wie er von der Schöpfung herkam, offenbar noch nicht vollendet war .. � fi1 Vgl. dazu R. Hummel. Reinkarnalion. 86f.; Ruppen, Reinkarnation, 9 1 ; Geisen. An· throposophie. 260 .•
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Psychoanalyse und Anth roposophie
kann das Sttlische in seiner gegenwärtigen Gestalt nur Folge früherer und Ursache späterer seelischer Wirklichkeit sein. Man beruft sich zum Erweis der Konsensfahigkeit des Daß dieses Sachverhaltes auf Origenes' Präexisrcnzpsy chologie. die die Seele nicht einfach vorau5SC:czungslos in das irdische Leben eintreten läßr"'. und auf die christliche Lehre vorn Zwischenzwtand bzw. all gemein: von der postmortalen Fonexisrenz6?, untere wird zwar gegenüber einer nihilistisch verstandenen Ganztodlehre verteidigt, aber ihr fragmentari scher Charakter hinsichdich des Wie wird monierc1°, In diese Lücke stößt die Reinkarnationslehre vor, die an die These der Geistigkeit durch exklusiv indi vidudl begründete Aktivität anknüpft. also vom Menschen als Handelndem ausgeht. Wie Jung nimmt Sreiner in Amirhese zu Locke die Präsenz von Schätzen der Vergangenheit im Geist an und bezeichnet die Seele aJs "treue Bewahrerin des Vergangenen"", aber füJh das Vergangene nicht mit den Er fahrungen und der Denkarbeir des Menschheitskollektivs, sondern mit der vormaJigen Tätigkeit des Individuums. Der Mensch wird nicht jeden Tag aus dem Nichts erschaffen, sondern erwacht, d. h. knüpft an die vor dem Schlaf vorhanden gewesene und selbt geschaffene Situation an72• Das gestern Ver richtete ist heute in seiner Wirkung vorhanden, wobei das ..Gestern" auch und vor allem im übertragenen Sinne aJs Rückverlängerung über die Grenze der Geburt hinaus zu verstehen ist7J. Der Mensch bereitet sich selbst sein Schicksal, das mit der Geburt vorgeprägt, weil durch das vorgeburtliche Tun bedingt ise". Damit wird ein Zweifaches deutlich. Erstens ist die akthafte Begründung der Geistigkeit des Menschen zu präzisieren als Möglichkeit und Tatsäch lichkeit einer individuellen Lebensgeschichte als eines in sich geschlossenen und nach eigenen Gesetzmäßigkciten funktionierenden Systems. Während die Tiere eine ((in gattungsmäßig-instinkthafte, d. h. durch ihnen vorgegebe ne Strukturen bedingte Enrwicklung durchmachen, ist der Mensch Herr und Erbauer nicht nur einer Enrwicklung, sondern einer Geschichte, die nur durch ihn und sein ihm jederzeit verfugbares Tun determiniert ises. Das Tier untersteht ebenso wie der menschliche Leib dem Gesetz einer durch Verer bung übertragenen kollektiven, weil gattungsmäßigen Konformität. Der MI
Friding, Wiederverkörptrung, 10 " 5teiner, Christus, 177 1(1 Friding, Wiederverkörperung, 66 11 5teiner, Theosophi(:, 65 1l 5teiner, Theosophie, 79; deTS., Grundlinien, 268: Mder M(:nsch passiert mit j�(:m Aufvr.. ehen, jed(:n Morgen beim Aufwachen die Region $(:ines V(:rgang(:nen Karmas; er passiert j�en Abend bdm Einschl.afen die �n $(:ina werd(:nden KarmasM 1J Vgl. 5tdneT, Theosophie, 79 14 Ebd. • 7 1 .83-85 1) 5tein(:T, 51., 46; ebd., 47: So wie er [der Mensch) die Erfahrung in Theorie verwanddt, aus der Namr die Wahrheiten des Geistes herausholt, so holt er aus dem Vergangenen die Re gdn der Zukunft und wird dadurch zum ErbaueT der ZukunftM ..
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Rudolf Steiner
327
Mensch im eigenclichen Sinne, d. h. als geiniges Wesen, nellt eine Ganung für sich dar, deren Geschick nur aus dem individualgeschichdichen Rahmen heraus erklärt werden kann76• Zweitens wird die Reinkarnation in einer nicht-dualistischen, positiven Weise begründet. Beherrscht das fernösdiche Denken die Sehnsucht nach der Erlösung aus dem Kreislauf des Lebens und suebt Plawn die allmähliche Se paration vom Materiellen an, so begrüßt Steiner die je neue Inkarnation als Vollzugsmittel der gesamtbiographisch st
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