Spur des Todes
Hetzjagd durch die Schwarze Galaxis
von Marianne Sydow
Atlan - König von Atlantis - Nr. 473
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Spur des Todes
Hetzjagd durch die Schwarze Galaxis
von Marianne Sydow
Atlan - König von Atlantis - Nr. 473
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Während Atlan und Razamon auf Dorkh ums Überleben kämpfen und um die Chance, den todgeweihten Dimensionsfahrstuhl mit einem raumtüchti gen Fahrzeug zu verlassen, ereignen sich in der Schwarzen Galaxis auch andernorts schwerwiegende Dinge. Da ist vor allem Duuhl Larx, der verrückte Neffe, der für gebührende Auf regung sorgt. Mit Koratzo und Copasallior, den beiden Magiern von Oth, die er in seine Gewalt bekommen hat, rast er mit dem Organschiff HERGI EN durch die Schwarze Galaxis, immer auf der Suche nach weiteren »Kollegen«, die er ihrer Lebensenergie berauben kann. Der HERGIEN mit Duuhl Larx folgt die GOL'DHOR. An Bord des magi schen Raumschiffs befinden sich Koy und Kolphyr, sowie die Magier Querl lo, Opkul, Ajyhna und Taldzane. Als sie von Pthor nach Lamur starteten, verfolgten sie das Ziel, Koratzo und Copasallior aus der Gewalt des Neffen zu befreien. Dieses Ziel haben sie noch immer, aber inzwischen scheint es, als ob die Aufgabe, die sie sich stellen, schwerer durchzuführen sein wird als er wartet. Jedenfalls streben Verfolgte und Verfolger jetzt dem Zentrum der Schwarzen Galaxis zu, und die Spur, der die GOL'D-HOR folgt, ist eine SPUR DES TODES …
Die Hautpersonen des Romans:
Duuhl Larx - Der wahnsinnige Neffe zieht durch die Schwarze
Galaxis.
Copasallior und Koratzo - Zwei Magier in der Gewalt des Duuhl
Larx.
Koy, Kolphyr, Querllo, Opkul, Ajyhna und Taldzane - Verfolger
des Duuhl Larx.
Quellmer Orn - Ein neues Opfer des Duuhl Larx.
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1.
»Wir hätten uns niemals darauf einlassen sollen«, sagte Koy der Trommler leise. Er blickte mißtrauisch zu der transparenten Wand hinüber, hinter der die Gestalten der Magier zu erkennen waren, und fuhr fort: »Du siehst doch selbst, wie hilflos sie hier draußen sind. Sie haben nicht einmal die ses Schiff in der Gewalt. Sie gehören in das Land Oth, nicht in den Raum zwischen den Sternen.« Er sah erwartungsvoll zu Kolphyr auf, aber der Dimensionsforscher hat te den Blick auf die düsteren, seltsam verfärbten Sterne der Schwarzen Ga laxis gerichtet. »Wir fliegen sehr schnell«, murmelte der Bera. »Siehst du diese eigen artigen Farben? Und die Sonnen bewegen sich recht deutlich gegenüber dem Hintergrund. Ich möchte zu gern wissen, nach welchen Gesetzen die Raumfahrt in diesem Universum überhaupt möglich ist.« »Du hörst mir gar nicht zu!« beschwerte sich der Trommler. »Atlan erwähnte diese Erscheinungen irgendwann einmal«, sagte Kol phyr beinahe träumerisch. »Die Farbverschiebungen und die scheinbare Bewegung der Sterne sind seinen Bemerkungen zufolge ein Zeichen für hohe Geschwindigkeit. Aber irgendwie paßt das nicht zusammen. Ich erin nere mich deutlich, daß Atlan sagte, wenn man die Lichtgeschwindigkeit überschreite, würde man überhaupt keine Sterne mehr sehen können – nicht bei den allgemein üblichen …« Koy sprang auf die Füße, und seine Broins zitterten empört. »Hat das Licht der Sterne dir den Verstand aus dem Gehirn gebrannt?« zischte er. »Ich habe dich um eine Unterredung gebeten, weil ich mir Sor gen mache, und du hängst deinen diversen Theorien nach, anstatt mir zu zuhören.« Kolphyr wandte sich erschrocken dem kleinen Pthorer zu. »Entschuldige«, bat er zerknirscht. »Das alles ist so fremd und aufre gend für mich. Bevor ich nach Pthor verschlagen wurde, wußte ich nicht einmal, daß es irgendwo eine so große Anzahl von Welten geben könnte.« Koy war verblüfft, denn der Bera sprach sonst so gut wie nie über seine Vergangenheit und seine Herkunft. Abgesehen davon waren die Worte des Forschers für einen geborenen Pthorer ausgesprochen rätselhaft. Wer in Pthor lebte, der gewöhnte sich beizeiten daran, die Existenz unzähliger Welten für absolut selbstverständlich zu halten. »Wie sah es dort aus, woher du gekommen bist?« fragte Koy spontan. »Es ist ein sehr schöner Kosmos«, sagte Kolphyr versonnen. »Auch wenn es im Vergleich zu diesem Universum eine einsame Gegend sein mag. Die einzige Welt, die es dort gibt, ist Grulpfer, meine Heimat. Grul
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pfer ist eingebettet in eine silberne Weite. Ich muß gestehen, daß mir die Dunkelheit zwischen den Sternen dieses Universums immer noch etwas unheimlich vorkommt.« Das war ein Stichwort, bei dem Koy sich unversehens an den Zweck er innerte, zu dem er Kolphyr in einen etwas ruhigeren Teil der GOL'DHOR gelotst hatte. Unheimlich – was das betraf, so konnte er mittlerweile auch über einiges klagen. »Es wäre sicher interessant, mit dir darüber zu reden«, sagte der Trommler, »aber im Augenblick gibt es Wichtigeres, um das wir uns küm mern sollten. Ist dir klar, daß wir immer tiefer in die Schwarze Galaxis hineinfliegen und uns dabei immer weiter von Pthor entfernen?« »Das eine bedingt das andere, nicht wahr?« fragte Kolphyr belustigt. »Wenigstens in diesem Universum.« Koy schluckte seinen momentanen Ärger hinunter. Er war nur ein Jäger, der gelernt hatte, Spuren zu finden, wo andere längst nichts mehr sahen, ein Opfer zu stellen und zu töten – von den Spitzfindigkeiten beraischer Logik verstand er ohnehin nichts. »Wir haben vier Reviere hinter uns gelassen«, fuhr er fort. »Das Guf tuk-Revier nicht mitgerechnet. Vier Neffen, von denen wir nicht einmal die Namen kennen, sind gestorben. Thamum Gha lebt schon seit geraumer Zeit nicht mehr, und wer weiß, was der Dunkle Oheim nach Ghas Tod mit Pthor angestellt hat. In wenigen Stunden erreichen wir die Grenze zum fünften Revier – wie soll das weitergehen?« »Ich weiß es nicht.« »Das ist schlimm. Ich dachte, da du ein Forscher bist, hättest du auch dazu eine Theorie.« Kolphyr musterte das Gesicht des Trommlers aufmerksam, fand aber in dessen Miene nicht die leiseste Spur von Spott. Ganz im Gegenteil: Die zahllosen Falten auf Stirn und Wangen schienen noch tiefer als sonst zu sein, die Augen blickten bekümmert, und die Spitzen von Koys mächti gem Schnauzbart hingen traurig nach unten. Der Trommler war ernstlich besorgt. »Es tut mir leid«, sagte Kolphyr behutsam. »Vielleicht habe ich über meine Begierde, mehr über dieses Universum zu lernen, tatsächlich ver gessen, weswegen wir uns in der GOL'DHOR befinden. Allerdings sehe ich wirklich nichts, was wir unternehmen könnten. Dies ist ein Raum schiff, das von einem Magier geschaffen wurde, und wenn jemand es be einflussen kann, dann sind das unsere Freunde aus Oth.« »Sie haben versagt«, knurrte Koy. »Da bin ich mir nicht so sicher.« »Sie gehören nicht hierher«, wiederholte Koy ein Argument, das er in den vergangenen Tagen so oft gesagt und gedacht hatte, daß es ihm nur zu
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leicht über die Lippen ging. »Das gilt auch für uns«, meinte Kolphyr leichthin. »Aber sie sind an ihre Berge gebunden. Sie sind nicht mehr imstande, die GOL'DHOR zu steuern. Wir müssen dafür sorgen, daß dieses Schiff umkehrt.« »Warum?« fragte Kolphyr erstaunt. Koy starrte ihn verwundert an. »Da redest du nun über die Verfärbung der Sterne und die Bewegung und die Lichtgeschwindigkeit und wer weiß was alles, wovon ich nichts verstehe«, murmelte er schließlich, »aber die einfachsten, klarsten Zusam menhänge übersiehst du. Erinnere doch – sie brauchen ihre Berge. Sie ha ben es selbst erzählt. Wir sind so unendlich weit von Pthor entfernt – Kol phyr, unsere Magier verlieren all ihre Kräfte.« Der Bera brach in ein helles Gelächter aus. Dann sah er Koys Gesicht und verstummte beschämt. »Ich wollte dich nicht beleidigen«, versicherte er. »Es ist nur … wie soll ich es erklären? Du wirfst mir etwas vor, was auf dich viel eher zutrifft.« »Und was ist das?« fragte Koy wütend. »Keiner von den vieren«, sagte Kolphyr ernst und wies auf die Magier, die sich hinter der transparenten Trennwand bewegten, »hat etwas von sei ner Kraft verloren.« »Aber die GOL'DHOR ist nicht mehr unter Kontrolle!« protestierte der Trommler. »Ja«, murmelte Kolphyr nachdenklich. »Ich weiß. Dieses Schiff folgt seinen eigenen Zielen. Es ignoriert die Befehle, die die Magier ihm ertei len, und auf uns hört es erst recht nicht. Aber das liegt nicht an unseren Freunden, sondern an dem Schiff selbst.« »Wie soll ich das verstehen?« »Ganz einfach, Koy. Die Magier sind keineswegs schwächer geworden. Wenn sie trotzdem keinen Einfluß mehr auf die GOL'DHOR ausüben kön nen, dann liegt das daran, daß dieses Schiff stärker geworden ist – und es immer noch wird. Hast du das noch nicht bemerkt?« »Nein!« stieß Koy verwundert hervor. »Wie soll ein Schiff auch stärker werden?« »Sieh dir die Wände an«, bat Kolphyr. »Als wir Pthor verließen, waren sie stellenweise nicht wirklich transparent, sondern bestenfalls durchschei nend. Jetzt dagegen sind sie klar wie Glas. Und der goldfarbene Schimmer in ihnen wird von Tag zu Tag strahlender. Das Schiff erholt sich zuse hends.« »Aber nur ein Lebewesen kann sich erholen«, widersprach Koy. »Das ist ein Irrtum«, sagte Kolphyr freundlich. »Auch der Dimensions taucher, mit dem ich von Grulpfer aus in unser silbernes Kontinuum star
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tete, besaß in geringem Umfang diese Fähigkeit. Der Dimensionstaucher bestand aus konzentrierter und geformter Zustandsenergie. Wenn er in ein Gebiet kam, das sehr arm an dieser Energie war, dann verlor er an Kraft, und er erholte sich, wenn wir nach Grulpfer zurückkehrten. Die Wissen schaft der Magie beruht ebenfalls auf dem Prinzip, die überall vorhandene Zustandsenergie zu nutzen. Darum ist es selbstverständlich, daß auch ihre Werke sich bis zur totalen Erschöpfung verausgaben oder unter günstigen Umständen scheinbar ohne jeden Grund wieder zu Kräften kommen.« Er sah den ratlosen Ausdruck auf Koys Gesicht und begriff, daß der Trommler ihn nicht hatte verstehen können. Kolphyr spürte Trauer in sich aufsteigen. Er blickte zur Seite, wo sich hinter den durchsichtigen Wänden der GOL'DHOR die unheimliche Dunkelheit ausdehnte, eine Finsternis, deren Anblick nur durch die grellen, bunten Lichtpunkte darin erträglich wurde. Für einen Augenblick glaubte Kolphyr, in weiter Ferne einen sil bernen Schimmer zu erblicken, und er dachte an eine Welt, deren Himmel grünlich leuchtete, auf der es weder Tag noch Nacht gab, auf der jeder mann die Kunst beherrschte, die Zustandsenergie zu nutzen und zu formen und auf der man noch nie etwas vom Dunklen Oheim gehört hatte; einer Welt auf der niemand eines gewaltsamen Todes starb und auf der man selbst dem einfältigsten Roboter mehr Achtung und Freundlichkeit entge genbrachte, als hier in der Schwarzen Galaxis einem lebenden Wesen. Aber als er blinzelte, erkannte er, daß der scheinbare Silberfleck nur der schwache Glanz einer Sonne mit sehr großem, schwarzem Kern war, die durch die hohe Geschwindigkeit der GOL'DHOR wie ein verwischter Lichtstreifen aussah. Ich habe Mitleid mit dir, Kolphyr! drang eine sanfte Stimme in seine Gedanken. Wenn ich es könnte, würde ich dich in deine Heimat zurück bringen. Aber wir haben eine andere Aufgabe zu erledigen. Kolphyr zuckte kaum merklich zusammen. Er warf einen kurzen Blick auf Koy, der unverändert ungeduldig dreinsah, und erkannte, daß der Trommler die Stimme nicht vernommen hatte. Wer bist du? fragte er in seinen Gedanken vorsichtig. Die GOL'DHOR. Ich wußte nicht, daß du dich auf diese Weise verständigen kannst! Es war mir lange Zeit unmöglich. »Warum?« fragte Kolphyr, und unwillkürlich sprach er laut. Koy sah ihn erschrocken an, aber er bemerkte es kaum. Ich war zu schwach. »Jetzt bist du wieder stark – und dafür gehorchst du den Befehlen der Magier nicht mehr.« Ich folge der HERGIEN. »Du tust es nicht schnell genug!«
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Meinst du wirklich? Kolphyr stutzte. Er warf einen kurzen Blick auf Koy, und die nächste Frage formulierte er vorsichtshalber nur in seinen Gedanken. Welches Ziel verfolgst du? Ich werde meinen Auftrag erfüllen und die beiden Magier retten. Koy trat dicht vor ihn hin und sah ihn prüfend an. Ärgerlich konzen trierte der Bera sich auf den Trommler. »Mit wem hast du eben gesprochen?« fragte Koy mißtrauisch. Kolphyr stellte resignierend fest, daß die Stimme der GOL'DHOR schwieg. Er hatte das sehr bestimmte Gefühl, daß er sie so bald nicht Wie derhören würde – nicht auf diese Weise. »Mit mir selbst«, sagte er, und wieder überfiel ihn die Traurigkeit. »Ich fühle mich einsam.« Koy rückte spontan ein kleines Stück von ihm ab. Kolphyrs Benom menheit verflog. Er breitete die Arme aus. »Komm her, mein Kleiner!« rief er schrill. »Komm zu Gloophy. Ver treibe meinen Kummer!« »Du bist ein Ungeheuer!« stieß Koy entsetzt hervor und hüpfte zur Sei te, ehe Kolphyrs mächtige Arme sich um ihn schließen konnten. Der Jäger rannte an einem goldenen, flirrenden Vorhang aus dünnen Glasplättchen vorbei auf die andere Seite der GOL'DHOR, und Kolphyrs helles Geläch ter verfolgte ihn, bis er sich zwischen zwei Vorratskisten verkrochen hatte. Zu deutlich war dem Trommler noch jene Zeit im Gedächtnis, da Kolphyr bei jeder Gelegenheit versucht hatte, irgendein Wesen dazu zu bringen, daß es sich in seine Arme begab. Kolphyr sah dem Trommler belustigt nach. Sein Bedürfnis nach Zärt lichkeit war echt. Auf Grulpfer hatte er stets die Gegenwart seiner Freunde gespürt. Im Volk der Bera war jedes Individuum mit allen seinen Artge nossen eng verbunden. Er war er selbst gewesen und dennoch Teil eines Ganzen, geistig wie körperlich. Seit er seine Welt verlassen hatte, fühlte er sich grenzenlos einsam. Aber er hatte auch bald erkannt, daß er mit seinem Bedürfnis, die unmittelbare Nähe denkender und fühlender Wesen zu spü ren, eine Art Waffe in der Hand hielt. »GOL'DHOR?« fragte er leise. Das Schiff meldete sich nicht. Nachdenklich machte er sich auf den Weg zu den Magiern. Er streckte die sechsfingrigen Hände aus, teilte den flirrenden Vorhang und spürte die darin enthaltene Zustandsenergie. Er bewunderte die Magier. In jenem Kosmos, aus dem er gekommen war, gab es kaum Materie, aber diese Energie war überall vorhanden. In diesem Universum war es umgekehrt, und die meisten der darin vorkommenden Lebensformen hatten nie ge lernt, sich der freien Energie zu bedienen. Lange Zeit hatte Kolphyr sich
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über die Techniken der Magier gewundert. Erst in der GOL'DHOR, die ihn schmerzlich an seinen Dimensionstaucher erinnerte, war es ihm gelun gen, die Wahrheit herauszufinden. Von da an waren ihm die Tricks der Magier nicht länger unerklärlich. Rätselhaft war ihm nur noch, wie diese Leute überhaupt hatten lernen können, mit freier Energie umzugehen. Sobald er den Vorhang geöffnet hatte, hörte er die Stimmen der Magier. »Komm schon, GOL'DHOR!« sagte Opkul flehend und umklammerte dabei die Kontrollen, die sich sonst willig in die Hände dessen schmiegten, der das magische Schiff zu steuern wünschte. »Fliege schneller. Du kannst es, das wissen wir. Du hast die HERGIEN so schnell eingeholt – warum zögerst du jetzt? Fliege schneller, laß uns Koratzo und Copasallior befrei en. Wir können es nicht tun, wenn du uns nicht nahe genug an sie heran bringst. Bitte, GOL'DHOR, bringe uns zu ihnen!« Betroffen blieb Kolphyr stehen. Es war ihm peinlich, die Magier dabei zu überraschen, wie sie dieses verflixte Schiff um Hilfe anflehten. Er ver stand die GOL'DHOR nicht, die einerseits vorgab, Mitleid mit einem in dieses Universum verschlagenen Bera zu haben, andererseits aber zuließ, daß die Magier sich ihretwegen demütigten. Hast du gar nichts dazu zu sagen, GOL'D-HOR? dachte er herausfor dernd. Mach Schluß mit diesem bösen Spiel! Er bekam keine Antwort. Er hatte auch keine erwartet. Was immer die ses Schiff im Schilde führen mochte – es verstand sich darauf, ein Ge heimnis zu wahren. Du hast schlechte Manieren! dachte Kolphyr, und die GOL'DHOR schwieg immer noch. Er beobachtete Querllo, der mit geschlossenen Augen vor einem Pult hockte und vor sich hin murmelte. Ajyhna kauerte als graues, wirres Pelz bündel auf dem Boden. Neben ihr stand Taldzane. Der Schwertmagier hielt Herzfinder in der Hand und flüsterte Beschwörungen, während er mit dem Schwert auf die Wände deutete, als vermutete er dort einen Feind. Das goldene Licht der GOL'D-HOR brach sich auf der schartigen Schnei de des Schwertes. »Was ist passiert?« fragte Kolphyr. Er sprach sehr leise und war sich dennoch bewußt, daß seine Stimme viel zu schrill die Konzentration der Magier durchbrach. Sie fuhren alle vier herum. »Ich wollte euch nicht stören«, sagte der Bera und bemühte sich, seine Stimme ganz sanft klingen zu lassen. »Wir spüren die negativen Felder um die HERGIEN herum«, sagte Op kul rauh. »Diesmal trifft es keinen Neffen. Sie werden Unschuldige töten.« Sie waren nicht nur imstande, die Zustandsenergie zu nutzen, sondern auch zu spüren, zu welchem Zweck sie an einem Ort, der mehr als einhun
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derttausend beraische Einheiten entfernt lag, gesammelt wurde! Fasziniert überlegte er, was Wesen dieser Art zu tun vermochten, wenn sie jemals in den silbernen Kosmos der Bera gelangten, in dem diese Energie so reich lich zur Verfügung stand. Aber das, so erkannte er Augenblicke später, war im Moment nicht so wichtig. »Sie sind nicht schuldig«, sagte er langsam. »Duuhl Larx zwingt sie da zu.« »Das mag sein«, gab Querllo bitter zu. »Aber wer wird später, wenn al les vorbei ist, noch von Duuhl Larx reden? Die, die nur die Befehle geben, entziehen sich leicht der Verantwortung. Es wird heißen, daß es Magier waren, die all das getan haben. Verstehst du denn nicht, was das für uns bedeutet? Und für Koratzo und den Weltenmagier wird es noch viel schlimmer sein, wenn sie erst dem Bann des Neffen entkommen sind!« »Niemand wird den Magiern die Schuld geben!« sagte eine klare Stim me. Sekundenlang blieb es totenstill. »GOL'DHOR!« rief Querllo schließlich. »Du kannst wieder reden – er kläre uns, was das alles zu bedeuten hat. Du bist viel schneller als die HERGIEN – warum bringst du uns nicht zu ihr?« Kolphyr wußte, daß Koy in gewisser Hinsicht doch recht gehabt hatte. Die Magier verloren etwas, wenn sie sich zu weit von der Barriere von Oth entfernten. In diesem Fall waren es weder die Unsterblichkeit noch die spezielle Kraft, die sie dazu befähigte, sich der Zustandsenergie zu be dienen. Die Magier waren am Ende ihrer Geduld angelangt. Ihre Nerven waren übermäßig strapaziert worden. Sie würden die verrücktesten Sachen anstellen, wenn sie diese Ungewißheit noch länger ertragen mußten. Er fürchtete sich vor der Antwort, die die GOL'DHOR ihnen geben würde – geben mußte. »Du verlangst zuviel von ihr!« sagte er zu Querllo. »Sie hat gerade erst ihre Sprache wiedergefunden. Was soll sie dir auf eine solche Frage ant worten?« »Es wäre zu früh«, sagte die GOL'DHOR laut und deutlich. »Viel zu früh!«
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2.
Copasallior und Koratzo gehörten zu jenen Magiern, deren Leben nach Jahrtausenden zählte, wobei der Weltenmagier noch um ein gutes Stück älter als Koratzo war. Als die Magier in das Land Oth einzogen, da hatte Copasallior schon seit einigen Jahrhunderten das Amt des Weltenmagiers ausgeübt, während Koratzo damals noch ein Kind gewesen war und im Revier der Sterblichen lebte. Copasallior hatte einige Male seine führende Rolle an andere abtreten müssen, so zum Beispiel nach der Verbannung Allersheims, als Copasalliors Kräfte so erschöpft waren, daß ein Individu um namens Orthwein ihn verdrängen konnte. Orthwein, der sich als »Gildemeister« bezeichnete, um bei den Herren der FESTUNG Eindruck zu machen, war es dann auch gewesen, der Kolphyr, das Antimateriewe sen, mit Schwerkraftfesseln unschädlich machte. Aber das Gefühl der Macht ließ den »Gildemeister« übermütig werden. Als Pthor wenig später einen besonders schönen Planeten heimsuchte, gedachte er, den ganzen Dimensionsfahrstuhl mit Hilfe seiner Schwerkraftfesseln lahmzulegen, denn er war des ewigen Reisens müde und konnte sich außerdem nicht mit der Erkenntnis abfinden, daß die Herren der FESTUNG stärker sein soll ten als er, der doch der mächtigste unter allen Magiern war. Aber andere, kluge Magier kappten beim Start den größten Teil der Fesseln, und so blieb nur Orthwein selbst samt dem Berg Ismanth, auf dem sein Palast stand, auf dem fremden Planeten zurück, und Copasallior war erneut der Weltenmagier von Oth. Im Lauf seines Lebens hatte er unzählige solcher Situationen erlebt, in denen er Grund gehabt hätte, an seinem Schicksal zu verzweifeln, denn nicht immer benahmen sich seine Gegner so töricht, wie Orthwein es ge tan hatte. Für Koratzo, der schon kurz nach seiner Ankunft zum Rebellen geworden war und gegen die Traditionen aufbegehrt hatte, hatte es eben falls viele dunkle Jahre gegeben. Aber so hoffnungslos und düster wie jetzt hatte es für die beiden noch niemals ausgesehen. Duuhl Larx lungerte längst nicht mehr ständig in der Kommandozentra le der HERGIEN herum. Seine dunkle Aura war seit dem letzten Mord so gewaltig angeschwollen, daß sie das ganze Schiff ausfüllte. Die Magier hatten keine Chance, sich gegen ihn aufzulehnen, solange sie sich inner halb der Aura aufhielten, und in den Ugharten war inzwischen auch der letzte Gedanke an Widerstand erloschen. Immerhin konnten Koratzo und Copasallior frei miteinander reden. Sie waren sogar imstande, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie sie dem Neffen das Handwerk legen konnten. Aber welchen Plan sie auch aus
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heckten – wenn es zur Ausführung kommen sollte, versagten sie kläglich, denn es war ihnen nicht möglich, Duuhl Larx auf irgendeine Weise anzu greifen. Als die HERGIEN sich der Grenze des Reviers näherte, trafen Koratzo und Copasallior sich in einem Lagerraum im unteren Teil des Organ schiffs. Sie hatten herausgefunden, daß es in den Kabinen in der Nähe der Zentrale und in den meisten anderen Räumen im oberen Teil der HERGI EN Abhöranlagen gab. Zwar konnten sie sowieso nichts gegen den Neffen unternehmen, aber sie wollten wenigstens verhindern, daß Duuhl Larx Zeuge ihrer fruchtlosen Beratungen wurde. »Wenn er auch in diesem Revier Erfolg hat«, sagte Copasallior, »dann ist er überhaupt nicht mehr aufzuhalten. Wenn ich nur wüßte, warum wir unsere magischen Kräfte nicht gegen ihn einsetzen können!« Koratzo schwieg, denn auch er hatte auf diese Frage keine Antwort be reit. Natürlich lag es zu einem großen Teil daran, daß sie eben unter dem Bann des Neffen litten, wenn ihre Versuche, Duuhl Larx auf magische Weise zu packen, nichts als Fehlschläge erbrachten. Aber da war noch et was anderes, Fremdes, eine Abschirmung, wie sie ihnen nie zuvor begeg net war. Copasallior hatte einen treffenden Vergleich dazu gefunden: Wenn man mit einem Speer auf einen im Wasser schwimmenden Fisch zielte, dann hatte man sich damit auseinanderzusetzen, daß das Licht vom Wasser gebrochen wurde. Hinter einer ähnlichen Schicht – ähnlich aller dings nur in der Wirkung – steckte Duuhl Larx. Während man zum Auf spießen von Fischen lediglich etwas Übung brauchte, war es schier un möglich, den Neffen mit magischen Mitteln zu packen, weil der Bre chungsfaktor sich ständig veränderte. Selbst wenn Duuhl Larx sie freigegeben hätte, wäre es ihnen nur durch einen Zufall gelungen, ihn binnen einer vernünftigen Zeitspanne auszu schalten. »Es muß eine Waffe geben, mit der man ihn besiegen kann«, fuhr Copa sallior nachdenklich fort. »Er kann nicht unverwundbar sein.« »Das Wichtigste wäre, ihn aus der leuchtenden Sphäre herauszuholen«, überlegte Koratzo. »Aber er hat offenbar nicht die Absicht, diese Hülle je mals abzulegen.« »Warum trägt er sie überhaupt? Wir haben inzwischen genug Neffen gesehen – warum machte er ein Geheimnis daraus, wie er aussieht?« »Ich weiß es nicht«, antwortete der Stimmenmagier bedrückt. »Ich kann ihn nicht aushorchen, solange ich nicht an ihn herankomme. Aber ich bin mir ziemlich sicher, daß mehr als Eitelkeit dahintersteckt.« »Ich habe versucht, die Geräte zu bedienen und zu beeinflussen, die die Sphäre aufrechterhalten«, murmelte Copasallior. »Sie sind magischen Ur
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sprungs.« Koratzo sah überrascht auf. »Es ist ein ganz fremdes Muster«, fuhr Copasallior grimmig fort. »Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß die Magier, die da am Werke waren, mit uns sehr viel gemeinsam haben.« »Magische Techniken müssen sich zwangsläufig ähneln«, meinte Ko ratzo schulterzuckend. »Jeder, der sich dieser besonderen Kräfte bedient, übt Magie aus – auch wenn er es anders nennen mag. Es muß nicht bedeu ten, daß es Magier von unserer Art waren, die die Sphäre konstruiert ha ben – oder bist du anderer Meinung?« »Ich mache mir Sorgen«, gestand Copasallior. Koratzo nickte nachdenklich. »Du meinst, daß der Dunkle Oheim Magier für sich arbeiten läßt, die viel mächtiger sind als wir. Wir leben auf einem vergleichsweise unbedeu tenden Dimensionsfahrstuhl. Es wäre logisch, daß schon die Neffen sich auf die Unterstützung durch magische Wissenschaftler verlassen können, die uns weit überlegen sind. Aber ich glaube nicht, daß der Dunkle Oheim sich nach einem so einfachen Schema richtet, und unsere Erfahrungen ha ben das bis jetzt bestätigt. Es gibt eine ganze Reihe von Ungereimtheiten. Was die fremden Magier betrifft – auf welche Weise wird die Sphäre auf rechterhalten?« »Es ist eine ganz simple Hülle«, erklärte Copasallior. »Querllo wäre je derzeit imstande, ein Duplikat davon zu schaffen. Allerdings sind mit der leuchtenden Schicht noch andere Felder gekoppelt. Eines davon wirkt der Schwerkraft entgegen. Es wäre ebenso leicht auszuschalten wie die eigent liche Flammenhülle. Aber wer sich an einem dieser Geräte von außen her zu schaffen oder ihnen auch nur zu nahe kommt, der wird von einer Ver nichtungsaura erfaßt.« »Was ist das?« »Ein absolut tödliches, magisches Feld«, erklärte Copasallior düster. »Wen es streift, der stirbt binnen Bruchteilen von Sekunden und löst sich nach seinem Tode zu Staub auf. Normalerweise spannt sich die Vernich tungsaura innerhalb der leuchtenden Schicht um Duuhl Larx. Fühlt der Neffe sich bedroht, dann kann er sie auch willkürlich ausdehnen. Sie reicht weit genug, um alles Leben in der HERGIEN damit auszulöschen. Für den Fall, daß jemand sich auf magische Weise an den anderen Geräten zu schaffen macht, reagiert die Aura selbsttätig.« »Du hast dich bis jetzt auf Sondierungsversuche beschränkt?« »Meine Entdeckungen scheinen dich zu erschüttern«, meinte Copasalli or belustigt. »Ich bin es sonst nicht von dir gewöhnt, daß du überflüssige Fragen stellst.« Koratzo antwortete nicht, aber er wandte den Blick zur Seite.
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»Ich habe es nicht gewagt, tiefer zu bohren«, gab Copasallior bedrückt zu. »Das Ding, das die Vernichtungsaura steuert, ist schneller als ich. Ehe ich es zu fassen bekäme, wäre es längst um uns geschehen.« Der Stimmenmagier sah Copasallior betroffen an. Wenn der Sechsarmi ge freiwillig eingestand, daß er einem fremden, magischen Gerät nicht ge wachsen war, dann war es so gut wie hoffnungslos, dieses Gerät dennoch ausschalten zu wollen. »Warum ist es schneller?« fragte Koratzo trotzdem. »Es besitzt eine eigene Abschirmung. Und es besteht aus einem Materi al, das mir völlig unbekannt ist.« Koratzo ließ den Gedanken, das Gerät möglicherweise mit seiner eige nen Magie erfassen zu wollen, kommentarlos fallen. Copasallior hatte sehr viele Welten besucht und war dabei auf die erstaunlichsten und fremdar tigsten Materialien gestoßen. Wenn er nicht wußte, wie man das, woraus dieses Gerät bestand, einzuordnen hatte, dann gab es auch für den Stim menmagier keine Chance, es etwa mit einigen wohlgezielten Lauten zu vernichten. »Er wird also in seiner Sphäre bleiben«, stellte Koratzo fest. »Ja«, sagte Copasallior nachdenklich. »Und das Groteske an dieser Si tuation ist, daß ihm der Aufenthalt in der Sphäre ausgesprochen schlecht bekommt.« »Was meinst du damit?« fragte Koratzo verblüfft. »Die Sphäre beeinflußt ihn. Sie erzeugt nicht nur Licht und Hitze, son dern auch etwas, was sich auf ein organisches Wesen, das diesem Einfluß ständig ausgesetzt ist, außerordentlich negativ auswirken muß.« »Wirkt es auch auf einen Neffen?« fragte Koratzo skeptisch. »Ich glaube schon. Ich habe versucht, Thamum Gha durch die Welt jen seits der Wirklichkeit zu transportieren – du weißt, wie es mir dabei ergan gen ist. Ich bin sicher, daß die Neffen nicht auf dem normalen, natürlichen Wege entstanden sind, aber sie sind organisch genug, um auf diese Aus strahlung anzusprechen.« »Die Neffen müssen nicht alle gleich beschaffen sein. Du hast Chirmor Flog zur Barriere mitgenommen.« »Er war ein Krüppel. Mag sein, daß ihm gerade das fehlte, was mich bei Thamum Gha irritiert hat.« »Und Duuhl Larx hast du in die HERGIEN gebracht!« »Falsch«, korrigierte Copasallior gelassen. »Ich konnte ihn gar nicht er fassen – wegen der Vernichtungsaura. Ich habe die Sphäre transportiert und mich darauf verlassen, daß Duuhl Larx mitgerissen wurde.« »Wie war es mit den anderen Neffen? Hast du sie untersucht?« »Beim letztenmal hatte ich keine Zeit mehr dazu. Aber die anderen wa ren mehr oder weniger wie Thamum Gha.«
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Koratzo sah den Weltenmagier nachdenklich an. »Wie wirkt diese … Beeinflussung?« »Sie ruft vermutlich Mißbildungen hervor«, erklärte Copasallior nüch tern. »Das dachte ich mir«, murmelte der Stimmenmagier. »Hast du dem Neffen das schon gesagt?« »Wozu? Vielleicht bringt es ihn gerade noch rechtzeitig um. Und wenn nicht – er würde ohnehin nicht auf mich hören.« »Wie mag es angefangen haben?« »Was weiß ich? Vielleicht hatte er einen Unfall erlitten und wollte die sichtbaren Spuren geheimhalten. Oder sein Verfolgungswahn hat ihn dazu verführt.« »Ich wollte, wir wüßten, wer diese Geräte hergestellt hat«, seufzte Ko ratzo. »Stümper waren es jedenfalls nicht«, stellte Copasallior fest. »Sie ver standen ihr Handwerk. Aber entweder ist die Nebenwirkung auf ein Verse hen zurückzuführen, oder diese Unbekannten vertraten eine Partei, von der wir noch nichts vernommen haben. Falls sie die Absicht hatten, den Nef fen auf diese Art und Weise aus dem Verkehr zu ziehen, dann haben sie ein verdammt schlechtes Mittel gewählt. Ich wüßte einige Methoden, mit denen es schneller ginge.« Koratzo zuckte leicht zusammen und stand auf. »Er ist gerade in der Zentrale eingetroffen«, sagte er leise. »Er ruft nach uns.« »Wir sollten uns taub stellen«, knurrte Copasallior, und seine riesigen Basaltaugen glitzerten unheimlich im Dämmerlicht. »Haben wir das nicht schon versucht?« fragte Koratzo bitter. »Wir kön nen es uns nicht leisten, unsere Kräfte noch weiter an solch sinnlose Ak tionen zu verschwenden. Wir bringen uns langsam aber sicher um, wenn wir gegen ihn allzu offen rebellieren.« Copasallior wandte sich ab, um den Stimmenmagier nicht sehen zu las sen, daß er zufrieden lächelte. Gerade Koratzo hatte anfangs nicht einse hen wollen, daß sie vorläufig zurückhaltend bleiben mußten. Der Stim menmagier hatte sich mit seinen Versuchen, Duuhl Larx mit purem Trotz zu begegnen, an den Rand des totalen Zusammenbruchs manövriert. Erst als es fast zu spät gewesen war, hatte Copasallior seinen Begleiter zur Ver nunft bringen können. Sie waren zu weit von Oth entfernt, als daß sie es sich hätten leisten können, ein Risiko einzugehen. Hier draußen standen ihnen die heilenden Felsen nicht zur Verfügung, und es war mehr als unwahrscheinlich, daß sie aus Zufall gerade im kritischen Augenblick auf eine Konzentration ma gisch nutzbarer Energie stießen.
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»Komm«, drängte Koratzo. »Er wird schon wieder ungeduldig.« »Ich hoffe, du bist es nicht auch«, meinte Copasallior spöttisch. »Ich habe meine Lektion gelernt«, versicherte Koratzo bedrückt. Eigenartigerweise bereitete es ihnen keine Schwierigkeiten, sich Duuhl Larx zu nähern. Seit sie sich ohnehin ununterbrochen innerhalb der dunklen Aura aufhielten, spielte es keine Rolle mehr, wie nahe sie dem Neffen waren. Sie spürten ihn immer, und allmählich gewöhnten sie sich daran. Als sie die Kommandozentrale betraten, waren die Ugharten dort bereits vollzählig versammelt. Die armen Schwarzbehaarten hatten es nicht leicht. Duuhl Larx hetzte sie erbarmungslos hin und her, und er nahm keinerlei Rücksichten darauf, daß auch die Ugharten ab und zu ruhen mußten. Ob wohl er allem Anschein nach innerhalb der Sphäre völlig autark war und sich auf lange Sicht von den in der Hülle auf magische Weise gespeicher ten Vorräten zu ernähren vermochte, ließ er sich unausgesetzt von den Ug harten bedienen. Sie mußten ihm Speisen und Getränke bringen und ein Bett für ihn richten, das er offenbar niemals benutzte, und niemals waren sie dabei vor seinen teuflischen Einfällen sicher. »Da kommt ihr ja endlich«, bemerkte Duuhl Larx höhnisch, als die Ma gier durch das geöffnete Schott traten. »Koratzo, ich wünsche, daß du die Gedanken dieser Kreatur für mich hörbar machst!« Copasallior warf dem Stimmenmagier einen warnenden Blick zu. Ko ratzo schien es gar nicht zu merken. Er war wie erstarrt stehengeblieben. In seinen Augen lag blanker Haß. Vor dem Neffen lag ein Ugharte am Boden. Der Schwarzbehaarte war böse zugerichtet. Sein Fell war von Blut verkrustet. Nase, Stirn und Hände wiesen schwere Verbrennungen auf, und tiefe Wunden zogen sich über seinen Rücken. Das Wesen war trotzdem bei Bewußtsein. Es blickte den Magier unverwandt an. Töte mich! baten die Gedanken des Ugharten. Ich kann diese Schmerzen nicht länger ertragen! Koratzo biß die Zähne zusammen. Mit wenigen Schritten war er bei dem Ugharten. Er ignorierte die Sphäre, die ihm so nahe war, daß er die Hitze spürte, die davon ausging. Er beugte sich über den Schwarzbehaar ten. Er verfügte nicht wie Querllo über die Fähigkeit, heilende Kräfte durch seine Hände fließen zu lassen, aber er hatte im Lauf der Jahrtausen de viel Zeit gehabt, zu lernen, wie man mit verwundeten Wesen unter schiedlichster Herkunft umgeht. Als er seine Hände auf Stirn und Nacken des Ugharten legte, schwebte Duuhl Larx um den Magier und den Schwarzbehaarten herum. »Was tust du da?« fragte der Neffe. Der Ugharte streckte sich seufzend. Er spürte keine Schmerzen mehr,
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und sein Bewußtsein entfernte sich ein wenig von der Realität. »Du wirst seinen Gedanken nichts entnehmen können, solange er vor Schmerzen fast von Sinnen ist«, erwiderte Koratzo mühsam. »Du handelst gegen meinen Befehl«, stellte Duuhl Larx gelassen fest. »Nein«, sagte der Stimmenmagier. »Ganz im Gegenteil.« »Was denkt er?« wollte der Neffe wissen. Der Ugharte dachte im Augenblick nur daran, welcher Qual er gerade erst entronnen war. Duuhl Larx wartete vergeblich darauf, daß der Schwarzbehaarte ihm allerlei mörderische Intrigen verriet. »Was ist geschehen?« fragte Koratzo. »Das geht dich nichts an«, erwiderte der Neffe grob. Der Stimmenmagier betrachtete das Gesicht und die Hände des Schwarzbehaarten. »Er ist gegen deine Sphäre gerannt«, stellte er fest. Für einen Augenblick verlor Duuhl Larx die Fassung. Er schnellte sich mit seiner Sphäre vom Boden weg. »Er wollte mich töten!« kreischte er wild. »Er hatte ein Messer in der Hand, mit dem er Fleisch schneiden sollte. Plötzlich ließ er sich gegen mich fallen.« »Er ist kein Mörder«, sagte Koratzo wütend. »Es war ein Unfall. Kein einziger Ugharte würde es jetzt noch wagen, dich anzugreifen, und das weißt du ganz genau. Du hast Thamum Gha getötet, und bis diese Wesen den Schock überwunden haben, wird noch viel Zeit vergehen. Du hast ihm genug Unrecht getan. Laß ihn in Ruhe!« Duuhl Larx fing sich unter der gewölbten Decke der Kommandozentra le ab. Langsam schwebte er näher heran. »Du verteidigst ihn noch, wie?« fragte er lauernd. »Hast du ihn zu die sem Mordanschlag angestiftet? Ich weiß, daß du mich haßt. Gestehe, daß er in deinem Namen gehandelt hat!« Koratzo richtete sich auf und sah den Neffen an. »Du bist verrückt«, sagte er verächtlich. »Du hast dich nicht mehr unter Kontrolle. Du siehst überall Feinde, und darum behandelst du uns wie Tie re. Auf diese Weise schaffst du dir keine Freunde, Duuhl Larx, das dürfte selbst dir klar sein. Aber eines darfst du mir glauben: Ich werde nicht ver suchen, dich zu töten. Ich werde höchstens versuchen, mich aus deinen Geschäften herauszuhalten. Alles andere ist Sache des Dunklen Oheims.« In der Zentrale war es so still, daß ein leises Knacken in der Bord sprechanlage wie ein Schuß klang. »Der Dunkle Oheim«, wiederholte Duuhl Larx gedehnt und verfiel in ein gräßliches Kichern. »Was weißt du schon von ihm?« »Genug, um dein Schicksal jetzt schon zu kennen.« »Ah, du gehörst zu den Wissenden, wie?«
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»Ja!« sagte Koratzo, und seine Stimme klang kalt und sicher. Selbst Co pasallior, der sehr genau wußte, daß es zwischen dem Oheim und dem Stimmenmagier keinerlei Verbindungen gab, der aber andererseits aus mancherlei Erfahrungen den Abscheu kannte, den Koratzo allen Lügen ge genüber hegte – selbst er wurde für ein paar Sekunden unsicher. »Dann beschreibe ihn mir!« forderte Duuhl Larx höhnisch. »Du weißt, daß das gegen sein Gesetz wäre«, konterte der Magier gelas sen. »Willst du dich noch weiterer Vergehen schuldig machen?« Für einen Augenblick schien Duuhl Larx unsicher zu werden. Dann aber glitt er lautlos auf den Stimmenmagier zu. »Du lügst!« sagte er nüchtern. »Wenn es jemanden gibt, der ganz be stimmt keine Verbindung zum Dunklen Oheim hat, dann bist du das. Und jetzt wirst du meinen Befehl erfüllen und die Gedanken dieses Ugharten für mich hörbar machen – oder ich töte euch beide.« »Das wagst du nicht«, sagte Koratzo ruhig. »Dieses Schiff ist schon jetzt fast ohne Leben. Von den zwanzig Ugharten, die beim Start an Bord waren, sind nur noch zwölf übrig. Wenn du nur noch zwei von ihnen um bringst, bist du ganz und gar auf unsere Hilfe angewiesen.« Wieder zögerte Duuhl Larx. Dann glitt er abermals näher. »Geh zur Seite!« befahl er scharf. Koratzo stemmte sich gegen die Kraft, die der Befehl des Neffen besaß, aber schon nach wenigen Sekunden mußte er aufgeben. Er stolperte von dem jetzt fast regungslos daliegenden Ugharten weg. Der Schwarzbehaarte begriff nicht mehr, was um ihn herum vorging. Er hatte aber auch keine Angst mehr – wenigstens das hatte Koratzo erreichen können. Copasallior sah, wie der Stimmenmagier schwankte, sprang hinzu und hielt Koratzo fest. »Was hast du nun erreicht, du Narr?« flüsterte er wütend. »Deine Kräfte reichen nicht aus für solche Spiele.« »Er stirbt ohne Schmerzen«, sagte Koratzo leise. »Gestorben wäre er auf jeden Fall. Er hat innere Verletzungen, und der Blutverlust war zu groß.« Der Neffe dehnte die Aura der Vernichtung aus. Die Magier spürten, wie das unheimliche Gebilde auf sie zukam. Duuhl Larx hatte seine un heimlichste Waffe zweifellos genau unter Kontrolle. Copasallior und der Stimmenmagier waren so weit von dem Ugharten entfernt, daß der Neffe sie keinesfalls versehentlich hätte töten können. Es war eines der Spiele, die das Ungeheuer in der Flammensphäre besonders liebte: Das Spiel mit der Angst. Der Angst der anderen, wohlgemerkt. Copasallior stieß einen erbitterten Fluch aus, als Koratzo sich plötzlich straffte und einen Schritt auf den Neffen zu machte. Die Aura der Vernich tung, nur noch Zentimeter entfernt, wich hastig zurück. Der Stimmenma
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gier warf den Kopf zurück und lachte. »Ich wußte, daß du es nicht wagst!« sagte er gelassen. »Der Ugharte ist tot – niemand hätte ihn retten können. Ohne deine Hilfe wäre ihm ein lan ges, qualvolles Ende sicher gewesen. Du hast ihm geholfen, Duuhl Larx. Du hast eine wirklich gute Tat vollbracht. Wie gefällt dir das?« Es gefiel dem Neffen gar nicht. Er schnellte sich unvermittelt vorwärts. Diesmal war es nicht die tödliche Aura der Vernichtung, die Copasallior vor sich spürte. Offenbar besaß Duuhl Larx auch noch andere Waffen – und erst im letzten Augenblick begriff er, was geschah. Da aber stürzte Koratzo bereits. Copasallior sah, wie der Stimmenma gier sich schreiend auf dem Boden wand, dann hatte die unheimliche Aus strahlung auch ihn erreicht. Er ging zu Boden und spürte den Aufprall kaum. Er wußte, daß er eben falls schrie und sich in dem vergeblichen Bemühen, diesen Schmerzen zu entkommen, fast die Glieder verrenkte, aber er war nicht imstande, irgend etwas dagegen zu tun. Allmählich beruhigte sich sein Körper. Er blieb still liegen, und da seine Augen offenstanden und er zufällig auf der richtigen Seite lag, konnte er Duuhl Larx klar und deutlich sehen. Der Neffe schwebte regungslos über dem toten Ugharten. Nach einiger Zeit kam Bewegung in die flammende Hülle: Das Wesen im Innern der Sphäre drehte sich um. »Wir haben die Grenze erreicht, Herr!« sagte ein Ugharte hastig. »Wir setzen den Flug fort«, verkündete Duuhl Larx. »Galionsfigur!« »Ich warte auf deine Befehle«, sagte eine heiser klingende Stimme. »Ich will eine Botschaft an den Neffen dieses Reviers senden. Du wirst sofort die nötigen Vorbereitungen treffen.« Copasallior versuchte, die Augen zu schließen. Es gelang ihm nicht. Er hörte Koratzos rasselnde Atemzüge. Es würde lange dauern, bis der Stim menmagier sich von dieser Niederlage erholte, länger als bei Copasallior, denn Koratzo hatte schon zu viel einstecken müssen. Es war eine absurde Situation. Sie waren die beiden mächtigsten Ma gier, die es in dieser Zeit in Oth gab – und doch waren sie hilflos wie die Kinder der Sterblichen, seit sie in die Gewalt des Neffen geraten waren.
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3.
Duuhl Larx entwickelte mittlerweile Routine in seinem grausigen Ge schäft. Es war erschreckend einfach, einen Neffen des Dunklen Oheims zu ermorden – vorausgesetzt, man hielt sich an eine Reihe von Spielregeln. Zum einen war es dumm und gefährlich, heimlich in ein Revier einzu dringen. Duuhl Larx hatte das getan, als er sich nicht damit hatte abfinden können, daß Pthor für ihn verloren sein sollte. Er war den Spuren gefolgt, die das Land hinterlassen hatte, winzigen Zeichen, die nur ein Neffe er kennen konnte, und hatte sich in das Land geschlichen wie ein Dieb. Wäre er nicht ausgerechnet südlich der Großen Barriere von Oth gelandet, so wäre es sicher schiefgegangen. Inzwischen zog er es vor, sich offiziell an zumelden. Die Funkverbindung war hergestellt, und Copasallior, der sich noch im mer nicht rühren konnte und den Neffen notgedrungen beobachtete, mußte zugeben, daß Duuhl Larx jetzt viel selbstsicherer wirkte als zu Beginn der seltsamen Reise. Er litt zweifellos noch immer unter Verfolgungswahn. Ab und zu schallte sein irres Gelächter durch die HERGIEN. Aber wenn es darauf ankam, hatte der Neffe seine Nerven fest in der Hand. Eine unangenehme, schnarrende Stimme drang aus dem Lautsprecher. Sie bediente sich einer fremden Sprache, aber Duuhl Larx benutzte einen Translator, den er laut genug einstellte, daß jeder in der Zentrale das Ge spräch mithören konnte. Es dauerte geraume Zeit, bis Duuhl Larx tatsächlich mit dem fremden Neffen verbunden werden sollte, aber auch die Wortgefechte, die er bis dahin auszufechten hatte, brachten ihm Informationen, die er dringend brauchte. Noch bevor er mit dem Neffen sprach, kannte er dessen Namen – Quell mer Orn – und er wußte, daß Orn sich auf dem Planeten Ornaron häuslich eingerichtet hatte. Als sich dann auch noch herausstellte, daß die dienstba ren Geister, mit denen er verhandelte, dem Volk der Ornaren angehörten, war zumindest eines klar: An Minderwertigkeitskomplexen litt Quellmer Orn nicht. Er ärgert sich grün und blau, daß ihm nicht ebensolche Tricks eingefal len sind, dachte Copasallior. Wenn die Trugen sich Larxianer genannt hät ten, so wäre das sicher ganz nach seinem Geschmack gewesen. Die häßliche, schnarrende Stimme kündigte an, daß Quellmer Orn nun mehr bereit sei, mit Duuhl Larx zu sprechen. Im nächsten Augenblick er zitterte die HERGIEN, und ein paar Lautsprecher gaben kreischend ihren Geist auf. Copasallior hatte das Gefühl, daß seine Trommelfelle sich nach innen stülpten und Teile seines Gehirns zwischen sich zu erdrücken droh
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ten. Er sah durch die Tränen, die ihm in die Augen traten, wie durch einen Schleier hindurch. Duuhl Larx sprang samt seiner Sphäre so heftig in die Höhe, daß er bei nahe gegen die Decke geprallt wäre. Hastig sank der flammende Ball tiefer und stürzte sich auf das Schaltpult. Bis Duuhl Larx es endlich geschafft hatte, die Lautstärke zu drosseln, waren die Ugharten bereits samt und sonders in Ohnmacht gefallen. Koratzo dagegen war offenkundig noch bei Bewußtsein, denn plötzlich spürte Copasallior in seinem Ohr die seltsame Stimme, die Zutritt zu seinem Bewußtsein suchte. »Bist du lebensmüde?« fauchte er den Stimmenmagier gedanklich an. »Wenn er etwas merkt, verpaßt er uns eine Dosis, die uns für die nächsten Tage lahmlegt.« »Er hat jetzt anderes im Sinn«, behauptete Koratzo. »Das Ding, das eben diesen höllischen Lärm erzeugt hat, ist der Gersa-Predogg des Neffen Quellmer Orn. Der Roboter hat offenbar mitgekriegt, daß Duuhl Larx nicht allein ist, und er duldet keine Zeugen bei dem bevorstehenden Ge spräch.« »Woher weißt du das?« »Die Stimme sagte es.« »Ich habe kein Wort von dem ganzen Gebrüll verstanden.« »Genau das war der Sinn der Übung. Die Ohren des Neffen dürften nicht so empfindlich sein. Duuhl Larx weiß, was er von dem Geschrei zu halten hat.« Er wird uns untersuchen, dachte Copasallior erschrocken. Er muß doch mittlerweile wissen, daß man uns mit solchen Mitteln nicht aus dem Ver kehr ziehen kann. »Er wird gar nichts tun«, gab Koratzo auf seine lautlose Weise zurück. »Er braucht nämlich Zeugen. Ihm liegt viel daran, daß es jemanden gibt, der später von all seinen Heldentaten eingehend zu berichten vermag. Und der Gersa-Predogg ist nicht imstande, uns aufzuspüren.« Kannst du die Gedanken des Neffen jetzt plötzlich doch für dich hörbar machen? Koratzo lachte lautlos. »Nein«, sagte er nüchtern. »Duuhl Larx war im ersten Augenblick außer sich vor Wut über die Einmischung des Gersa-Predoggs. Während des Ge brülls hat er sehr aufschlußreiche Bemerkungen vor sich hingemurmelt. Still jetzt, es geht los.« Copasallior lauschte gespannt, und plötzlich spürte er, daß er seinen Körper wieder unter Kontrolle bekam. »Wer bist du?« fragte eine bösartige Stimme. »Bist du immer noch da?« schrie Duuhl Larx wütend. »Scher dich weg, ich will mit Quellmer Orn sprechen!«
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»Ich bin der Beschützer des Neffen«, erwiderte die bösartige Stimme ungerührt. »Ich muß mich vergewissern, daß kein Unbefugter Quellmer Orn belästigt.« »Du bist sein Gersa-Predogg«, antwortete Duuhl Larx verächtlich. »Wie heißt du?« »Ich habe keinen Grund, dir meinen Namen zu verraten.« »Wie du willst. Dann gib mir Quellmer Orn und laß mich meine Bot schaft an ihn loswerden.« »Nein!« »Ich bin kein gewöhnlicher Besucher!« sagte Duuhl Larx drohend. »Ich weiß. Aber du kannst Quellmer Orn jetzt nicht sprechen.« »Warum nicht?« »Er ist nicht anwesend.« Das gibt uns eine Frist, dachte Copasallior erleichtert. Hoffentlich befin det Quellmer Orn sich auf einer recht ausgedehnten Rundreise durch sein Revier. »Ich fürchte, du irrst dich«, antwortete Koratzo lautlos. Der Stimmen magier besaß ein feines Gehör für Äußerungen, die einen geheimen Hin tersinn besaßen. Er konnte nicht herausfinden, was hinter der Antwort des Gersa-Predogg verborgen lag, aber Duuhl Larx wußte offenbar genau, woran er war. »Im Namen des Dunklen Oheims!« sagte er mit erhobener Stimme. »Ich überbringe Grüße aus dem Kreis des immerwährenden Lebens!« Sekundenlang blieb es still. »Nenne mir deine Wünsche, Herr!« bat der Gersa-Predogg dann, und obwohl seine Stimme noch immer böse klang, hatte der Roboter doch of fensichtlich vor Duuhl Larx resigniert. »Deinen Namen!« forderte der Neffe. »Cydorm, Herr.« »Gut, Cydorm. Ich nehme an, Quellmer Orn befindet sich in der Phase der Abhängigkeit. Ist eure letzte Ernte so schlecht ausgefallen?« »Du irrst dich«, versicherte der Gersa-Predogg eilig. »Das Llartas-Re vier liefert stets mehr, als der Dunkle Oheim von uns verlangt. Quellmer Orn hat sich eine Belohnung verdient.« »Eine Belohnung?« wiederholte Duuhl Larx gierig. »Was ist es?« »Muß ich es dir wirklich erklären?« fragte der Gersa-Predogg spöttisch. »Das Gespräch läuft über die Galionsfigur deines Organschiffs. Oder hast du das vergessen?« »Nein«, wehrte der Neffe ab, und Copasallior spürte deutlich die Erre gung, die von dem Wesen in der flammenden Sphäre Besitz ergriffen hat te. Die dunkle Aura pulsierte förmlich, und der Weltenmagier hatte Mühe, ein Stöhnen des Schmerzes zu unterdrücken, als die bösartigen Kräfte mit
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neuer Intensität auf ihn eindrangen. »Willst du mir nicht mitteilen, welche Botschaft du überbringst?« fragte der Gersa-Predogg schleppend. Das Pulsieren hörte auf. Duuhl Larx hatte sich wieder vollständig in der Gewalt. »Nein«, sagte er grob. »Es betrifft nur den Neffen.« »Wie du willst.« »Gut, daß du es einsiehst. Bereite ihn auf meine Ankunft vor.« »Was bist du?« fragte Cydorm. »Ein Neffe? Ein Koordinator der Ewig keit?« »Das brauchst du nicht zu wissen«, erwiderte Duuhl Larx kalt und be fahl der Galionsfigur, die Verbindung zu unterbrechen. »Vielleicht fragt der Gersa-Predogg den Dunklen Oheim, was es mit dem Besucher auf sich hat«, sagte Koratzo auf dem lautlosen Wege. »Aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Die Gersa-Predoggs haben ein eigenes Bewußtsein. Wenn sie Fehler begehen, kann es ihnen passieren, daß der Dunkle Oheim ihre Auslöschung befiehlt, und davor haben sie Angst.« Copasallior schwieg. Er wußte selbst, wie unwahrscheinlich es war, daß Cydorm Fragen stellte. Ein Gersa-Predogg hatte klug genug zu sein, um sich selbst zurechtfinden zu können. Er diente einerseits als Verbindungs gerät zwischen seinem Neffen und dem Oheim, andererseits als Berater des Neffen. Er war jedoch nur in Ausnahmefällen befugt, von sich aus den Dunklen Oheim mit Fragen zu belästigen. Stellte sich dann heraus, daß die Fragen überflüssig waren, dann war es um den Roboter geschehen. Das al les hatten sie in den letzten Tagen erfahren. Die Arglosigkeit, mit der die anderen Neffen auf Duuhl Larx hereinge fallen waren, ließ nur einen Schluß offen: Diese Kreaturen, die dem Oheim direkt unterstanden, witterten zwar überall Verrat und waren ge genüber ihren Untertanen stets mißtrauisch, aber damit war es vorbei, so bald jemand kam, der das richtige Losungswort kannte. Wer vom Kreis des immerwährenden Lebens sprach, der kam vom Oheim, und es kam ei nem Verbrechen gleich, einem solchen Gesandten nicht zu trauen. So war es Duuhl Larx immer wieder möglich, völlig ungehindert an seine Opfer heranzukommen. »Ich verstehe das alles nicht«, sagte Copasallior in seinen Gedanken. »Warum hat der Dunkle Oheim nicht längst die Neffen alarmiert? Ich an seiner Stelle hätte doch sofort, schon nach dem ersten Mord, ja, schon als Duuhl Larx das Rghul-Revier verließ, jeden gewarnt, der zwischen Cagen dar und dem Sitz des Oheims dessen Interessen vertritt!« »Mir geht es nicht besser als dir«, erwiderte Koratzo lautlos. »Aber ich fürchte, daß der Oheim Gründe hat, so und nicht anders zu handeln. Viel leicht hat er zuviel zu tun. Die Schwarze Galaxis ist groß, und es dürfte
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nicht einfach sein, dieses riesige Gebiet zu beherrschen. Oder Duuhl Larx handelt gar nicht gegen die Interessen des Oheims …« »Unsinn!« fuhr Copasallior dazwischen. »Er bringt einen Neffen nach dem anderen um – das kann den Oheim nicht kalt lassen, denn in den Re vieren herrscht das komplette Chaos, wenn die HERGIEN weiterfliegt.« »Was wissen wir schon vom Dunklen Oheim?« fragte Koratzo bitter. »Es gibt aber noch eine Möglichkeit.« »Ich kann mir denken, was du sagen willst: Der Herrscher der Schwar zen Galaxis ist so unvorstellbar mächtig, daß ein amoklaufender Neffe ihn gar nicht interessiert.« »Ja.« »Dann steht uns noch einiges bevor«, dachte Copasallior erschüttert. Der Neffe bewegte sich vor dem Schaltpult. Die Bewegung der flam menden Aura deutete an, daß Duuhl Larx sich umdrehte. Die Magier zuck ten zusammen, als der Feuerball sich plötzlich auf sie zu katapultierte. Kaum einen Meter vor Copasalliors Fußspitzen hielt der Neffe an. »Ich hoffe, ihr habt eure Lektion gelernt«, sagte er gehässig. »Das gilt vor allem für dich, Koratzo. Du hast recht, wenn du meinst, daß ich euch Magier nur sehr ungern töten würde. Ich habe meine Pläne, und ihr spielt eine Rolle darin, eine sehr große Rolle sogar. Aber du solltest dir nicht einbilden, daß gerade du unersetzbar bist, Koratzo! Ich habe es satt, mich mit dir herumzuärgern. Der nächste Fehler, den du begehst, wird dein letz ter sein.« Copasallior lag noch immer auf der Seite. Er wagte es nicht, sich umzu drehen, denn er wollte dem Neffen nicht zeigen, daß er die Lähmung be reits überwunden hatte. Er ahnte, daß Duuhl Larx sich noch immer falsche Vorstellungen von den Magier machte. Er glaubte, Macht über sie zu be sitzen, und damit hatte er durchaus recht – aber die Macht war nicht so to tal, wie Duuhl Larx es sich einbildete. Der Neffe wartete einige Sekunden lang. Copasallior stellte sich vor, wie er auf eine Reaktion des Stimmenmagiers lauerte. Vielleicht hoffte er, daß Koratzo wutentbrannt aufsprang und auf den Neffen eindrang – damit hätte er Duuhl Larx eine Gelegenheit geboten, das Problem ein für allemal zu lösen. Aber Duuhl Larx wußte wenig von Koratzo. Er hatte es erst seit einigen Wochen mit dem Stimmenmagier zu tun. Copasallior dagegen kannte Ko ratzo seit Jahrtausenden. Er wußte, daß es so gut wie unmöglich war, den Stimmenmagier zu unbeherrschten Reaktionen zu verleiten – es sei denn, man kannte Koratzos wunden Punkt. »Ich könnte dich auch jetzt gleich töten«, sagte Duuhl Larx. »Es wäre vielleicht die beste Lösung. Was meinst du dazu?« Copasallior spürte die Hitze auf seiner Haut, als der Neffe langsam vor
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wärts schwebte. Aber er rührte sich nicht. Insgeheim lachte er Duuhl Larx aus. Die List des Neffen war allzu leicht zu durchschauen. Mit solchen Mitteln hätte er nicht einmal den Bodenmagier Gofruun, der der geringste unter allen Magier von Oth war, aus der Reserve gelockt. Duuhl Larx gab es schließlich auf. »Erhebt euch!« befahl er schroff. Copasallior wartete regungslos, denn er wußte, daß Koratzo zwar nicht die Gedanken, wohl aber die Stimmung des Neffen klar erkennen konnte. Erst als er spürte, daß der Stimmenmagier sich bewegte, war er sicher, kei nem neuen Täuschungsmanöver zum Opfer zu fallen. Er stand auf, und es juckte ihn in allen sechs Händen, diesem Ungeheuer in der Flammenhülle zu zeigen, wie ein Weltenmagier seinen Gegnern Respekt beizubringen pflegte, aber er riß sich zusammen. Er mußte warten. Irgendwann würde Duuhl Larx eine Schwäche zeigen, und dann konnte Copasallior zuschla gen. Alles andere war unnütze Kraftverschwendung. »Ihr werdet hier in der Zentrale Wache halten«, sagte Duuhl Larx miß mutig. »Die Galionsfigur hat die Koordinaten von Ornaron. Sobald die Ugharten wieder bei Bewußtsein sind, werdet ihr ihnen befehlen, diese Welt anzusteuern. Es darf keine Verzögerung geben.« Die Magier schwiegen. Duuhl Larx schwebte noch sekundenlang vor ihnen, dann glitt er mit einem Fluch davon. Koratzo wartete, bis der Neffe die Zentrale verlassen hatte, dann drehte er sich vorsichtig um, ging zum Schott und spähte auf den Gang hinaus. »Er ist in sein Quartier zurückgekehrt«, stellte er fest und schloß den Eingang. »Hoffentlich bleibt er für eine Weile dort.« »Der Ugharte war nicht mehr zu retten«, stellte Copasallior fest. »Es war dumm von dir, seinetwegen ein solches Risiko einzugehen.« »Ich habe weder ein Schwert noch ein Messer zur Verfügung«, sagte Koratzo grimmig. »Ich konnte ihm kein gnädiges Ende bereiten.« »Die Laute der Vernichtung …« »Ich hätte nicht solche Hemmungen, sie einzusetzen, wenn sie nicht so schrecklich in ihrer Wirkung wären. Sie sind nicht schmerzlos, Weltenma gier!« »Wozu die förmliche Anrede? Ich mache dir keine Vorwürfe. Laß uns lieber überlegen, was wir jetzt tun sollen.« »Wir erfüllen die Befehle des Neffen«, murmelte Koratzo düster. »Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig.« »Und die Ugharten?« Der Stimmenmagier zuckte die Schultern. »Du willst mir hoffentlich nicht einreden, daß sie nur durch den Lärm für so lange Zeit das Bewußtsein verloren haben!« sagte Copasallior ärger lich.
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»Du weißt genau, was passiert ist«, konterte Koratzo. »Der GersaPredogg hat etwas von seiner Ausstrahlung in die HERGIEN gelangen las sen. Die Maschine hat offenbar keine Ahnung, was hier an Bord vorgeht. Die Ugharten sind umgefallen, aber Duuhl Larx ist noch stärker geworden. Kommen wir lieber zu den Dingen, die wirklich rätselhaft sind: Was mein te der Neffe, als er von der ›Ernte‹ sprach?« Copasallior sah den Stimmenmagier nachdenklich an. »Ich weiß es nicht«, sagte er dann leise. »Komm jetzt, wir müssen uns um die Geräte kümmern.« Koratzo folgte ihm ohne Widerrede. Sie wachten gemeinsam mit der Galionsfigur sieben Stunden lang über die HERGIEN. »Unsere Freunde werden uns nicht im Stich lassen«, murmelte Koratzo dann plötzlich. »Ich habe die GOL'DHOR auf dem Raumhafen von Gaud here gesehen. Es kann keine Sinnestäuschung gewesen sein. Wenn sie meine Botschaft hören konnten, werden sie uns folgen.« »Das hilft uns wenig«, meinte Copasallior seufzend. »Wenn sie sich zu nahe heranwagen, werden sie in die dunkle Aura geraten. Der Neffe wird sich freuen, nicht mehr auf uns beide angewiesen zu sein. Abgesehen da von – ich hoffe, Glyndiszorn ist kein solcher Narr, daß er deinen Freunden aus der Tronx-Kette ausgerechnet jetzt eine großangelegte Expedition ge stattet. Wenn er nicht ganz und gar die Nerven verloren hat, wird er die Finger davon lassen und abwarten. Für die Anwesenheit der GOL'DHOR auf Lamur gibt es noch eine andere Erklärung.« »Ja«, gab Koratzo bedrückt zu. »Es ist durchaus möglich, daß das Schiff auf eigene Faust handelt. Es ist ein Werk Allersheims, und er hatte mit der positiven Magie nichts im Sinn. Hier herrschen die negativen Kräfte. Der Verdacht liegt nahe, daß die GOL'DHOR sich in einem solchen Klima wohl fühlt und sich auf Allersheim besinnt. Aber als ich sie sah, da waren ihre Wände golden und durchsichtig. Die Flecken waren weitgehend ver schwunden. Sie hatte sich erholt.« Copasallior hielt den Atem an. »Es ist merkwürdig«, fuhr Koratzo fort. »Wir sind von negativen Kräf ten umgeben, aber die GOL'DHOR scheint eher noch stärker zu werden – und zwar im positiven Sinn. Mir geht es ähnlich.« Der Weltenmagier wandte sich ab. »Du weißt, woran das liegt, nicht wahr?« hörte er Koratzo sagen, aber er drehte sich nicht um. »Es gibt seit alters her drei Sorten von Magiern. Die einen sind neutral veranlagt und können selbst entscheiden, wohin sie steuern. Die anderen sind negativ und bekämpfen alle positiven Kräfte. Die dritte Gruppe vertritt das genaue Gegenteil. Immer dann, wenn die po sitiven oder die negativen Kräfte die Überhand gewannen, war auch die
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andere Seite zur Stelle. Ich kenne die Symptome. Wenn ich Jarsynthia ge genüberstand, dann wäre ich stark genug gewesen, um die ganze Barriere zu übernehmen. Ich weiß, was man sich über mich erzählt hat – daß ich mächtiger als du gewesen wäre. Das stimmte nur zur Hälfte. Du bist mal nach dieser, mal nach jener Seite gependelt, und immer dann, wenn du dich in einer negativen Phase befunden hast, hätte ich dich mühelos besie gen können.« »Tut es dir leid?« fragte Copasallior. »Daß du zur positiven Seite ge hörst, meine ich.« »Nein. Aber ich möchte, verdammt noch mal, wissen, wer den Plan ge schmiedet hat und wie das Ende aussieht!« Copasallior lächelte erleichtert. »Ich weiß es nicht«, versicherte er. »Es liegt so weit zurück, daß nie mand sich mehr daran erinnert – nicht einmal in Oth.« Koratzo brauchte ein paar Sekunden, um diese Antwort zu verdauen. »Es fand statt, bevor die Magier nach Oth kamen, nicht wahr?« fragte er. »Wer hat vor uns dort gelebt?« »Wer weiß?« sagte Copasallior schulterzuckend. »Tatsache ist, daß im mer Magier in der Barriere gelebt haben – seit rund fünfzig Millionen Jah ren. Niemand kennt die Zahl der Völker, die Oth bewohnt haben und dort gestorben sind. Es müssen Tausende gewesen sein. Von einem haben wir noch Spuren gefunden.« »Waren wir Magier, bevor wir nach Oth kamen?« »Oh ja, das waren wir!« »Wie sah unsere Welt aus – die, von der wir kamen?« »Es war eine Welt mit silbernem Himmel, ohne Sterne und ohne Son nen. Es gab nur zwei Planeten dort.« »Das klingt nach Kolphyr!« sagte Koratzo überrascht. »Ja, da hast du recht«, sagte Copasallior nachdenklich. »Aber es gibt viele Welten und Räume dieser Art. Sie liegen zwischen den Dimensio nen. Glyndiszorn könnte dir mehr darüber erzählen. Der Raum, in dem wir lebten, war durchlässiger als der, aus dem Kolphyr gekommen ist. Wir hatten schon seit langem Verbindung zur Außenwelt, und wir kannten die Wirkung, die unsere Technik auf die Bewohner dieser Außenwelten aus übte. Aber nur wenige von uns konnten sich dieser Wirkung voll bedienen. Es war schwer, die Grenzlinie zu überschreiten, und so mancher aus unse rem Volk mußte nach dem Übergang feststellen, daß er seine Fähigkeiten verloren hatte und sterblich geworden war. Dann kam Pthor zu uns, ein Land, dem es nichts ausmachte, sich zwischen den Dimensionen aufzuhal ten. Pthor näherte sich unserer Welt, kam aber nicht ganz heran.« »Was wollten die Herren von Pthor von euch?« Copasallior zuckte die Schultern.
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»Sie redeten sich darauf heraus, daß sie uns an Bord holen wollten«, seufzte er. »Du glaubst nicht daran?« »Nein. Es steckte mehr dahinter, das ist sicher.« Er sah Koratzo ausdruckslos an. »Als wir nach Oth kamen«, fuhr er fort, »da spürten wir etwas, das auf uns wartete. Wir reagierten ganz unterschiedlich darauf. Kir Ban und Al tersheim zum Beispiel haßten die Berge. Ich selbst fürchtete mich vor der Barriere. Deine Mutter dagegen ging über die Grenze von Oth, und als sie zurückkehrte, kannte sie nur noch ein Ziel: Die Magier mußten so schnell wie möglich in dieses Land ziehen. Dendera war das, was wir heute eine positive Magierin nennen würden, obwohl sie nur den Status einer Halb magierin besaß. Sie brauchte antimagische Mittel, um sich der freien Ener gie bedienen zu können.« »Die Definition für das, was Antimagie ist und was nicht, sollte neu überprüft werden. Sie ist längst überholt!« »Nein, das ist sie nicht, Koratzo. Sie hat sich niemals verändert. Anti magie war und ist die an die Materie gebundene Form der Wissenschaft.« »Wir alle benutzen materielle Hilfsmittel. Wir haben unsere Kristalle und Kugeln und all das andere Zeug.« »Du kennst den Unterschied sehr genau«, sagte Copasallior ernst. »Mit diesen Mitteln erzeugen wir keine Energie. Sie dienen nur dazu, die freien Kräfte anzuzapfen. In einigen Fällen ist das besonders schwierig. Nimm nur deine eigene Magie als Beispiel. Es ist noch relativ einfach für dich, deiner eigenen Stimme größere Lautstärke oder mehr Reichweite zu ver leihen. Aber du tust mehr als das. Du schickst Botschaften durch Zeit und Raum. Das erfordert große Mengen von Energie. Ich weiß, daß du stets einen kleinen Kristall bei dir trägst, der dir hilft, aber dieser Kristall erzeugt kei ne Energie, sondern hilft dir lediglich, die Kräfte dieses Universums zu nutzen. Wir kannten und beherrschten all diese Techniken schon vor unse rem Einzug in die Barriere. Wir schleppten sie und all unsere Traditionen mit uns. Aber als Pthor mit uns auf die Reise ging, da veränderte sich schon bald unsere Einstellung den Bergen gegenüber. Besonders Dendera haßte die Barriere. Sie kam nie ganz darüber hinweg, daß ausgerechnet sie die Umsiedlung befürwortet hatte.« »Das war, als ihr die Außenwelten kennenlerntet.« »Ja, und als wir begriffen, was Pthor dort anrichtete. Unsere negativen Freunde waren fortan begeistert von diesem Leben. Wir anderen mußten uns damit abfinden, daß sich unsere Entscheidung nicht mehr rückgängig machen ließ. Du weißt, was sich daraus entwickelte – wir widmeten uns unseren Forschungen und verschlossen die Augen vor der Wirklichkeit.
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Das traf auf die Mehrzahl der Magier zu, auf die neutralen. Gleichzeitig kam es zu einer Polarisierung von negativen und positiven Kräften in der Barriere. Allersheim, Kir Ban und andere waren schon vorher Vertreter der negativen Magie, aber sie waren es nur aus Überzeugung. Nun aber veränderten sie sich. Kir Ban war der erste, der die Wahrheit erkannte.« »Ich weiß. Er kam dahinter, als ich das Revier der Sterblichen verließ. Er versuchte, mich für seine Ideen zu gewinnen und war fassungslos, als es ihm nicht gelang, obwohl er alle nur erdenklichen Mittel einsetzte.« »Er holte sich Allersheim zu Hilfe«, sagte Copasallior grimmig. »Gemeinsam erforschten sie dein Gehirn. Dendera kam ihnen auf die Sch liche, und sie bat mich, ihnen Einhalt zu gebieten. Auf diese Weise kam es zum Bruch zwischen ihr und Kir Ban, und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Kir Ban hatte herausgefunden, daß es neuerdings Magier gab, die völlig außerstande waren, negativ zu denken und zu handeln. Aber er wuß te nun auch, daß er und einige andere den entgegengesetzten Pol verkör perten. Er beschloß, den positiven Faktor zu bekämpfen, und nach seinem Ende setzten die anderen diesen Kampf fort. Seitdem gab es keinen Frie den mehr in Oth. Niemals gelang einer der beiden Parteien der entschei dende Sieg. Es gab Tote, aber stets kam aus dem Revier der Sterblichen binnen kürzester Frist ein neuer Magier, der genau dieselben Anlagen be saß, die seinen Vorgänger gekennzeichnet hatten. Die Zahl der positiven und der negativen Magier blieb konstant. Kir Ban versuchte, dieses Gleichgewicht zu zerstören, indem er Jarsynthia von einem fremden Pla neten holte. Schon beim nächsten Aufenthalt stießen wir auf Kolviss, und das Gleichgewicht war wieder hergestellt. In vielen Fällen blieben die von draußen geholten neuen Magier ohnehin neutral.« »Etwas muß diese Vorgänge steuern«, sagte Koratzo nachdenklich. Copasallior zuckte die Schultern. »Die Völker, die vor uns in der Barriere gelebt haben, hatten es wahr scheinlich ebenfalls mit diesem Phänomen zu tun, und sicher waren sie ebenfalls neugierig. Aber das Rätsel haben sie offenbar niemals gelöst.« »Wenn man wenigstens wüßte, ob dieses fremde Etwas positiv oder ne gativ ist«, seufzte Koratzo. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob da überhaupt etwas existiert«, mur melte Copasallior nüchtern. »Es ist etwas da«, widersprach der Stimmenmagier. »Und ich glaube, daß dieses Etwas auf eine ganz bestimmte Situation wartet.« »Du wirst diese Situation nicht mehr erleben, wenn du nicht aufhörst, den Neffen zu reizen«, behauptete Copasallior grimmig. Koratzo antwortete nicht. Er starrte auf die Bildschirme und dachte an die Barriere von Oth und an das Etwas, das dort lauern mochte. Wo hielt es sich versteckt? Warum nahm es Einfluß auf die Magier? Er war sicher,
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daß es das tat und schon immer getan hatte, solange intelligente Wesen in diesem Gebirge gelebt hatten. Warum zeigte es sich nicht? Warum gab es nicht wenigstens zu erkennen, welchem Ziel das alles diente? Warum griff es nicht zielbewußter in das Geschehen ein? Er spürte, wie seine Kräfte zurückkehrten. Es war jedesmal so, wenn ei ne Begegnung mit Duuhl Larx hinter ihm lag. Er erholte sich immer schneller. Das war ungewöhnlich, denn hier gab es keine Energien, auf die er bewußt zurückgreifen konnte. Auch auf Järglinz hatte es keine gegeben, und doch hatte er es auch dort gespürt, nicht so deutlich wie jetzt, aber im merhin – andererseits war dort jene bösartige Macht, die die ganze Schwarze Galaxis beherrschte, nicht so intensiv fühlbar gewesen. Er befand sich im Einflußbereich einer negativen Macht, und seine Kräfte wuchsen – das war alles, was er wußte. Er würde trotzdem nichts gegen Duuhl Larx unternehmen können, denn der Neffe ließ ihm nie ge nug Zeit. Lange bevor er genug Kraft gesammelt hatte, um dem Wesen in der Flammensphäre Widerstand leisten zu können, kam es unweigerlich zur nächsten Auseinandersetzung, die Koratzo wieder an den Ausgangs punkt zurückwarf. Wäre es anders gewesen, hätte er ohne den Neffen Pthor verlassen – er dachte den Gedanken nicht zu Ende, denn er begriff plötzlich, daß er sich in Gefahr begab. Es war nicht gut, über diese Dinge nachzudenken. Er war der Lösung des Rätsels ganz nahe, aber er ahnte, daß er die Wahrheit nicht ertragen würde. Denn die Wahrheit war tödlich für ihn und alle anderen, die sich stets als freie Magier gefühlt hatten und stolz darauf gewesen wa ren, unbeeinflußbar ihren Weg zu gehen. Wenn sie erfuhren, was sie wirk lich waren … Vor seinem inneren Auge erschien plötzlich das Bild einer riesigen, ge fleckten Katze, die das Fell sträubte und die Tatze hob. »Nein!« sagte die Katze zu ihm, und ihre fauchende Stimme erfüllte ihn mit Furcht. »Es ist zu früh für die Wahrheit. Du wirst nicht mehr über die se Dinge nachdenken.« »Ja«, flüsterte Koratzo wie betäubt. »Ich gehorche.« Die Katze senkte die erhobene Tatze und begann leise zu schnurren. Das Geräusch beruhigte den Stimmenmagier. Ein fast schmerzhafter Frie den breitete sich in ihm aus. Die Katze schrumpfte in sich zusammen und verschwand. »Was ist mit dir los?« fragte Copasallior besorgt. Koratzo schlug verwirrt die Augen auf. Der Weltenmagier stand vor ihm und rüttelte ihn an den Schultern. »Schon gut«, murmelte Koratzo hastig und verwirrt. »Ich bin nur … eingeschlafen.« Copasallior akzeptierte diese Erklärung, und Koratzo bemühte sich, sich
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so normal und unauffällig wie nur möglich zu benehmen. Das fiel ihm nicht leicht, denn immer wieder mußte er an die seltsame, riesige Katze denken. War sie ein Produkt seines Unterbewußtseins, das ihn vor dem Wahnsinn bewahren wollte – oder steckte mehr dahinter! Er wußte es nicht und fürchtete, daß er es niemals erfahren würde. Die Ugharten erwachten. Sie waren schwach und erschöpft, und die Ma gier sahen, daß die Schwarzbehaarten sich kaum auf den Beinen halten konnten. Aber als sie versuchten, den Ugharten zu helfen, ihnen zu befeh len, daß sie eine Pause machen und sich ausruhen sollten, da stießen sie er neut an die Grenzen, die Duuhl Larx für die beiden Magier gesteckt hatte. »Nehmt Kurs auf Ornaron!« befahl Copasallior. »Die Galionsfigur wird euch alles sagen, was ihr dazu wissen müßt.« Der Weltenmagier wehrte sich gegen jedes einzelne Wort, während er sprach, aber er konnte den Bann nicht brechen. Und auch Koratzo war nicht imstande, den Befehl des Neffen zu leugnen. Sie trieben die Ugharten erbarmungslos an, und die Schwarzbehaarten arbeiteten bis zum Umfallen, während die HERGIEN herumschwang und beschleunigte. Ab einem bestimmten Punkt würde die Galionsfigur im stande sein, das Schiff ohne die Hilfe der Ugharten zu steuern. Dann konn ten die Magier sich und den Schwarzbehaarten ein wenig Ruhe gönnen. Aber noch bevor es soweit war, fingen die Funkgeräte einen scharfen Impuls auf. Die HERGIEN bockte und schüttelte sich wie ein überforder tes Yassel, als die Galionsfigur eine ganze Reihe von Schaltungen unwirk sam machte. Die Ugharten stolperten, stürzten über Sessel und Pulte und starrten schließlich stumm und betreten auf einen großen Bildschirm, auf dem ein paar matte Punkte erschienen. »Wir müssen es dem Neffen sagen«, murmelte Koratzo schließlich. »Er wird einen Tobsuchtsanfall bekommen.« Copasallior verzog die schmalen Lippen. »Er wird es überleben«, sagte er bedauernd.
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4.
Duuhl Larx nahm die Nachricht vom Auftauchen der fremden Schiffe er staunlich gelassen auf. Offenbar hatte er bereits damit gerechnet, daß Quellmer Orn ihnen jemand entgegenschicken würde. »Ich will sehen, was für Wesen sich da drüben aufhalten«, sagte er zu Copasallior, als er in der Zentrale anlangte. »Hole einen davon herüber.« Der Weltenmagier griff schweigend nach Koratzos Hand. »Was soll das?« fragte Duuhl Larx sofort. »Willst du etwa versuchen, mit ihm zu fliehen?« »Dein Mißtrauen ist unangebracht«, sagte Copasallior bitter. »Da ich nicht in die fremden Schiffe hineinsehen kann, brauche ich Koratzos Hilfe. Er macht jetzt einen Fremden ausfindig, der gerade spricht, und ich orien tiere mich an diesen Lauten.« »Dann beeile dich ein bißchen mit der Orientierung«, forderte Duuhl Larx. Der Stimmenmagier fand die fremden Schiffe mit seinen magischen Sinnen, und er stellte fest, daß sie voller Leben waren. In jedem schienen sich Hunderte von Wesen aufzuhalten. Es war schwierig, in diesem Ge wimmel eine einzelne Person zu isolieren. Als er endlich ein Wesen ent deckte, das allein war und dennoch sprach, konnte er sich zum erstenmal auf die Gedanken konzentrieren, die hinter den Worten standen, und er er schrak. Sie sind noch schlimmer als die Scuddamoren, sagte er auf seine lautlo se Weise zu Copasallior. Man könnte fast glauben, daß sie ihrem Neffen aus freien Stücken zu dienen bereit wären. Kannst du herausfinden, was sie von uns wollen und warum sie herge kommen sind? Du hoffst, daß sie den Befehl haben, Duuhl Larx davonzujagen, stellte Koratzo fest. Aber leider muß ich dich enttäuschen. Sie sind so etwas wie eine Ehreneskorte – obwohl sie ein paar Hintergedanken mit ihrer Aufga be verbinden. Hast du den Burschen jetzt erfaßt? Ja, gab Copasallior in Gedanken zurück. Vorsicht – ich hole ihn. Der Fremde erschien lautlos im Mittelpunkt der Zentrale. Er stand re gungslos da, blinzelte ein paarmal mit seinen dunklen Augen und drehte sich dann langsam um seine Achse, als wäre für ihn nur eines wichtig: sich einen Überblick zu verschaffen. »Zu welchem Volk gehörst du?« fragte Duuhl Larx. Der Fremde fixierte die flammende Sphäre, antwortete jedoch nicht. Koratzo schüttelte sich, als könne er sich dadurch aus dem Bann des Nef fen befreien. Es war schwer, in Gegenwart dieses Ungeheuers zu reden,
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ohne vorher dazu aufgefordert worden zu sein. »Er ist ein Ornare«, sagte er mühsam. »Es befinden sich nur Ornaren in den Schiffen dort drüben.« »Dich habe ich nicht gefragt«, wehrte Duuhl Larx ärgerlich ab. Er glitt näher an den Fremden heran. Der Ornare zuckte selbst dann nicht zurück, als die heiße Hülle direkt vor seinem Gesicht loderte. »Ein mutiger Bursche«, kommentierte Duuhl Larx boshaft. »Ein Ornare bist du also, und du weigerst dich, mir zu antworten. Das ist schlecht für dich. Sind alle deine Artgenossen so stur, oder bist du eine Ausnahme?« Koratzo hörte die Gedanken des Fremden, und er versuchte verzweifelt, sich gegen das Unausbleibliche zu wappnen. »Denke etwas anderes!« rief er dem Ornaren auf dem lautlosen Wege zu. »Schnell! Wenn er erfährt, daß du Widerstand leistest, bist du verlo ren!« »Koratzo!« Der Stimmenmagier zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. »Ich will hören, was dieser Kerl sich jetzt denkt!« forderte Duuhl Larx. Es gab kein Ausweichen. Koratzo hatte nicht genug Zeit gehabt, um sich von seiner letzten Niederlage zu erholen, und abgesehen davon lähm te ihn die Erkenntnis, daß der Ornare kaum weniger bösartig als der Neffe selbst war. Der Unterschied zwischen Duuhl Larx und dem Fremden be stand hauptsächlich darin, daß der Ornare im Vergleich zu dem Neffen un bedeutend und ohne Macht war. Dennoch hätte Koratzo viel dafür gegeben, wäre es ihm möglich gewe sen, den Fremden vor Duuhl Larx zu schützen, denn er sah eine Chance. »Ich warte!« zischte der Neffe. »Er denkt wirres Zeug«, murmelte Koratzo. »Ich weiß nicht, wo ich an fangen soll.« »Mach hörbar, was du findest und überlassen den Rest mir!« forderte Duuhl Larx. Koratzo hoffte, daß der Fremde jetzt endlich begriffen hatte, wie groß die Gefahr für ihn war, und tat, was Duuhl Larx von ihm verlangte. Die Gedanken des Ornaren liefen tatsächlich wirr durcheinander, aber wenigstens verirrten sie sich mittlerweile nicht mehr in jene Richtung, die sie anfangs genommen hatten. Der Ornare konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Frage, wie er in die HERGIEN gelangt war. Er dachte ganz gelassen und nüchtern über dieses Problem nach. Trotzdem kam Duuhl Larx zu dem Schluß, daß der Fremde unter Schock stand und deshalb nicht auf die ihm erteilten Befehle und Fragen reagierte. Koratzo atmete auf, als Duuhl Larx einem Ugharten befahl, den Ornaren in eine Kabine zu führen und ihn dort einzuschließen, bis er sich wieder
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gefangen hatte. Die Erleichterung gab dem Stimmenmagier die Kraft, Du uhl Larx anzusprechen. »Ich kann dir so gut wie alles über die Ornaren sagen«, bot er an. »Was ich noch nicht weiß, kann ich in den Schiffen erfahren.« »Nein«, wehrte Duuhl Larx ab. »Holt den nächsten herüber. Sie können nicht alle so schreckhaft sein.« Copasallior und Koratzo warfen sich einen kurzen Blick zu, und der Weltenmagier lächelte kaum merklich. Als Koratzo seine magischen Sinne aussandte und auf die Suche nach einem zweiten Ornaren ging, tat Copa sallior sein Bestes, um den Stimmenmagier dem Neffen gegenüber abzu schirmen. Der nächste Ornare war auf den Ortswechsel vorbereitet und wußte auch bereits, was ihn erwartete. Dennoch wäre es fast zur Katastrophe ge kommen, denn kaum sah der Fremde, daß die Prophezeiungen der seltsa men, körperlosen Stimme eingetroffen waren, da setzte er auch schon zum Protest an. Koratzo ging das Risiko ein und warnte den Ornaren, obwohl er damit rechnen mußte, daß Duuhl Larx ihm auf die Schliche kam. Es ging noch einmal gut, der Ornare fing sich und starrte die flammende Sphäre an, ohne sich um die Ugharten oder die beiden Magier zu küm mern. »Zu welchem Volk gehörst du?« fragte Duuhl Larx auch diesmal, ob wohl die Frage überflüssig erschien. Auch dieser zweite Fremde war hoch gewachsen, sehr schlank und humanoid. Er hatte glattes, violettes Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte, eine schmale, gerade Nase, einen fast lippenlosen Mund und seltsam konturlos wirkende Wangen. Unter der fliehenden Stirn lagen blitzende, dunkle Augen, und die Haut besaß einen ganz eigentümlichen, grünlichen Schimmer. Die beiden Ornaren sahen einander ähnlich wie Zwillinge. Der Fremde schloß die Augen vor dem grellen Glanz der Sphäre. »Zum Volk der Ornaren«, sagte er gedehnt, und seine Stimme klang kalt und ruhig. »Ihr habt euch diesen Namen nicht zufällig gegeben?« bohrte Duuhl Larx nach. »Ihr nennt euch nach Quellmer Orn?« »Das ist richtig.« »Wie heißt du?« »Rayal.« Duuhl Larx wartete. »Herr«, setzte der Ornare nach einigen Sekunden hinzu. »Sehr gut«, sagte Duuhl Larx zufrieden. »Wie hieß dein Volk, bevor Quellmer Orn dieses Revier übernommen hat?« Der Ornare schien schockiert zu sein. »Es gibt kein Vorher«, behauptete er.
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»Ich nehme an, Quellmer Orn ist noch kräftig genug, um ohne fremde Hilfe über dieses Revier zu herrschen?« »Er ist ein Beispiel an Stärke und Mut«, behauptete Rayal. »Dann herrscht er seit höchstens sechs- bis siebenhundert Jahren über euch«, stellte Duuhl Larx nüchtern fest. »Binnen so kurzer Frist ent wickeln sich keine neuen Völker, und ihr habt ganz gewiß auch schon Orns Vorgänger gedient. Wie habt ihr euch damals genannt?« Rayal zögerte. »Wir haben unseren Namen vergessen«, gestand er schließlich ein. »Er war uns nicht mehr wichtig.« »Ihr dient nur Quellmer Orn? Niemandem sonst? Nicht einmal eurem eigenen Volk?« »Nein.« »Du würdest auf der Stelle sterben, um dem Neffen einen Gefallen zu tun, nicht wahr?« »Ja.« »Du bist nicht sehr respektvoll mir gegenüber.« »Verzeih mir, Herr.« »Nun gut«, murmelte Duuhl Larx und wich ein wenig zurück. »Du darfst dich setzen, Rayal. Erzähle mir etwas von den Ornaren und Quell mer Orn!« Rayal ging langsam zu einem freien Sessel und ließ sich darin nieder. »Was möchtest du zuerst erfahren, Herr?« fragte er. Duuhl Larx schwebte quer durch die Zentrale, als hätte er vorüberge hend das Interesse an dem Ornaren verloren. Er hielt vor einem Bild schirm an. Die Organschiffe der Ornaren hatten die HERGIEN von allen Seiten her eingeschlossen. Düster und drohend hingen sie vor den fernen, leuchtschwachen Sternen. Nur die Bugkanzeln, in denen die Galionsfigu ren untergebracht waren, reflektierten ein wenig Licht. Die meisten von diesen Schiffen waren größer als die HERGIEN. Zu zehnt wachten sie über die Eindringlinge. »Weißt du, wer ich bin?« fragte Duuhl Larx nach geraumer Zeit. »Nein«, antwortete der Ornare sofort. »Hat man euch nicht gesagt, was ihr hier zu tun habt?« »Wir sollten euch in Empfang nehmen und dafür sorgen, daß ihr schnell und sicher zum Sitz des Neffen gelangt.« »Empfangt ihr alle Fremden auf diese Art?« fragte Duuhl Larx spöt tisch. »Nur dann, wenn Cydorm oder Quellmer Orn es uns befehlen.« »Wer hat in diesem Fall den Befehl erteilt?« »Der Gersa-Predogg.« »Du vergißt etwas«, sagte Duuhl Larx sanft.
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»Herr«, seufzte Rayal resignierend. »Ich bitte dich, zu bedenken, daß wir Ornaren seit Generationen niemanden außer Quellmer Orn als unseren Herrscher anerkannt haben. Du zwingst mich, dir Rede und Antwort zu stehen. Ich weiß nicht, wie du es machst, aber ich kann mich nicht dage gen wehren. Solltest du Auskünfte von mir verlangen, die die Sicherheit des Neffen erschüttern könnten, so werde ich sterben. Ich brauche keine Waffe, um mich zu töten.« »Du wagst viel«, murmelte Duuhl Larx gedehnt. Die Sphäre drehte sich langsam um ihre Achse. Schaudernd spürte Koratzo den Blick der unsicht baren Augen. »Sagt er die Wahrheit?« wollte der Neffe wissen. »Kann er sich wirk lich töten – ohne Waffen?« »Ja«, sagte der Stimmenmagier leise. »Dann solltest du ein wenig auf ihn aufpassen«, meinte Duuhl Larx spöttisch. »Vielleicht kannst du ihm das Leben retten. So etwas macht dir doch Spaß, nicht wahr?« Der Magier schwieg. »Behalte ihn im Auge«, befahl Duuhl Larx schließlich. »Cydorm sagte mir, daß Quellmer Orn eine Belohnung vom Dunklen Oheim bekommen hat«, wandte er sich wieder an den Ornaren. »Weißt du vielleicht, wofür?« »Das ist kein Geheimnis«, meinte Rayal gleichmütig. »Die Ernte war sehr gut. Sie ist im Llartas-Revier noch niemals schlechter geworden, seit dem wir Ornaren dem Neffen bei der Arbeit zur Hand gehen. Bei jeder Lieferung steigern wir den Ertrag.« »Was weißt du davon?« fragte Duuhl Larx betroffen. »Du sprichst von der Ernte – hast du überhaupt eine Ahnung, was es damit auf sich hat?« Rayal verzog den fast lippenlosen Mund, als wollte er laut herausla chen. »Wir sind Quellmer Orns Hilfsvolk«, sagte er, als er seiner Stimme wie der sicher war. »Quellmer Orn hat schon vor langer Zeit erkannt, daß wir nur dann wirklich gute Arbeit leisten können, wenn wir über alle Zusam menhänge informiert sind.« »Das ist ungeheuerlich«, stieß Duuhl Larx hervor. »Nur die Koordinato ren der Ewigkeit und wir – Gesandten, sowie die Neffen selbst dürfen sol che Kenntnisse haben!« Koratzo registrierte zufrieden, daß Duuhl Larx wirklich betroffen war. Fast hätte der Neffe sein Geheimnis preisgegeben. Wenn die Ornaren – und mit ihnen Cydorm und Quellmer Orn – erfuhren, daß er ein aus den Unsicheren Revieren kommender Neffe war, würden sie sofort Verdacht schöpfen. Der Dunkle Oheim hatte eine überreiche Auswahl, wenn es galt, Wesen auszusuchen, die in bestimmten Missionen durch die Schwarze Ga
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laxis reisen sollten. Niemals zog er seine Neffen dazu heran. Das wußten die Magier, denn Duuhl Larx hatte gelegentlich darüber gesprochen. »Wir brauchen die Koordinatoren der Ewigkeit nicht«, behauptete Ray al selbstsicher. »Es gibt ohnehin nicht sehr viele von ihnen, und sie haben in den anderen Revieren genug zu tun.« »Weiß der Dunkle Oheim, was hier vorgeht?« »Natürlich weiß er es«, sagte der Ornare kühl. »Du lügst!« schrie der Neffe unvermittelt. »Bildest du dir ein, du könn test mich mit einer so dummen Geschichte auf die Probe stellen? Was bil dest du dir ein?« »Es ist mir unmöglich, zu lügen, solange ich mich in deiner Nähe befin de«, erklärte Rayal gelassen. Duuhl Larx beruhigte sich erstaunlich schnell. »Du kannst mich wirklich nicht belügen?« fragte er lauernd. »Nein, Herr.« Duuhl Larx kicherte. »Gut«, sagte er sanft. »Dann verrate mir, auf welche Weise ihr die Ernte so sehr steigert, daß selbst der Dunkle Oheim mit euch zufrieden ist!« »Wir haben viele Mittel«, erwiderte der Ornare gelassen. »Die meisten Reviervölker sind kriegerisch veranlagt. Wir sorgen dafür, daß sie ihre Kriege führen können, liefern ihnen die nötigen Waffen und sorgen dafür, daß die Gegner wissen, woher die Waffen kommen. Wir fangen einzelne Exemplare von den betreffenden Planten, bilden sie aus, bis sie die perfek ten Verräter und Saboteure sind, und schleusen sie dann wieder ein. Auch bei ihnen sorgen wir dafür, daß sie im kritischen Augenblick verraten, wo her sie ihr Wissen bekommen haben.« »Ah!« flüsterte Duuhl Larx. »Das ist raffiniert. Aber es dürfte nicht in allen Fällen reichen.« »Nein. Wo stärkere Anstöße nötig sind, schüren wir den Gedanken an die Freiheit und an Rebellion.« »Das ist …« »Die wenigsten Völker können unseren Spezialisten widerstehen«, fuhr Rayal ungerührt fort. »Sie werden sehr sorgfältig ausgebildet. Wenn wir sie zu den entsprechenden Planeten schicken, beherrschen sie Hunderte von Techniken, mit denen man die Massen aufwiegeln kann. Sie können so überzeugend von Idealen wie Freiheit und Gerechtigkeit reden, daß je der auf sie hereinfällt.« »Aber selbst die dümmsten Reviervölker müssen doch allmählich be greifen, daß man euch Ornaren nicht trauen darf«, meinte Duuhl Larx skeptisch. »Niemand hat je einen unserer Spezialisten als einen Ornaren erkannt. Sie maskieren sich nicht auf herkömmliche Art. Wenn sie sich an die Ar
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beit begeben, sind sie nur noch geistig Angehörige unseres Volkes. Wenn es sein muß, verändern wir ihre Körper sogar so, daß sie selbst unter den Eiswesen von Kiren nicht mehr als Fremdlinge auffallen. Sie atmen diesel be Luft wie ihre Opfer, ernähren sich auf ihre Weise, sprechen, gehen, la chen und fluchen wie sie. Sie sind perfekt, in jeder Beziehung.« »Eine interessante Idee«, murmelte Duuhl Larx. »Wirklich – ich wunde re mich, daß ich – daß nicht mehr Neffen darauf gekommen sind.« »Wir sind nicht ohne Grund Quellmer Orns Lieblingsvolk.« »Das ist mir klar.« Der Neffe schwebte auf und ab, und die Magier beobachteten ihn und den Ornaren, bleich und regungslos vor Entsetzen und Spannung, weil sie begriffen, daß sie dem Geheimnis der Schwarzen Galaxis auf der Spur wa ren. »In einigen anderen Revieren wird unsere Methode inzwischen auch an gewendet«, fuhr Rayal fort. »Der Dunkle Oheim selbst hat die Neffen da hingehend instruiert.« »Eure Methode ist mir nicht neu«, erwiderte Duuhl Larx ärgerlich. »Ich habe sie … auch in anderen Revieren vorgefunden, und das liegt länger zurück, als ihr dem Neffen Quellmer Orn dient. Es war seit undenkbaren Zeiten Aufgabe der Neffen, die verschiedensten Reviervölker in gewissen Abständen zur Rebellion zu ermuntern, damit sie nicht in Resignation und Stillstand verfielen. Ihr habt diese Methode also nicht erfunden.« »Wir haben sie perfektioniert«, sagte Rayal mit einem schwachen Lä cheln. »Mehr nicht. Aber offenbar haben andere nicht einmal diesen einfa chen Weg zum Erfolg entdeckt.« »Es wird nicht lange dauern, und das Revier ist erschöpft«, sagte der Neffe wütend. »Es ist leicht, die Ernte zu steigern, aber unausweichlich wird die Ausbeute nach einer Weile auch wieder geringer. Was nützt die ganze Perfektion? Eure Methode führt unter Garantie dazu, daß über kurz oder lang die ursprüngliche Kraft der Reviervölker geschwächt wird. Ihr erreicht nach einer gewissen Zeit das totale Gleichgewicht – und dann kommt das Chaos. Ich wundere mich darüber, daß Quellmer Orn sich auf einen solchen Unsinn einläßt.« »Offensichtlich ist es nicht ganz so, wie du es siehst«, meinte Rayal be lustigt. »Der Dunkle Oheim müßte eigentlich einen recht guten Überblick darüber haben, was Erfolg verspricht und was nicht.« »Der Dunkle Oheim …«, hob Duuhl Larx an, unterbrach sich dann und schoß in hohem Tempo aus der Zentrale hinaus. »Sperrt ihn ein!« rief er den Magiern zu, ehe er in der Tiefe der HERGI EN verschwand. Copasallior ging schwerfällig auf den Ornaren zu. Nach einigen Schrit ten merkte er, daß Koratzo sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Er dreh
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te sich um und sah den Stimmenmagier an. Koratzo war leichenblaß. »Komm«, sagte Copasallior leise. »Reiß dich zusammen. Ich weiß, es ist schlimm. Wenn ich daran denke, dann möchte ich mich am liebsten aus dieser widerwärtigen Umgebung herauskatapultieren. Aber es hat keinen Sinn, davor zu fliehen, weder auf die eine, noch auf die andere Weise.« Er hatte sich der uralten Sprache derer von Oth bedient, von der er wuß te, daß sie selbst das beste antimagische Übersetzungsgerät vor Schwierig keiten stellte. »Nachdem ich das eben gehört habe«, antwortete Koratzo tonlos, »glaube ich nicht mehr daran, daß wir eine Chance haben.« »Wir sind nicht allein«, sagte der Weltenmagier sanft. »Du machst dir etwas vor!« stieß Koratzo hervor. »Dieses System ist zu alt und zu perfekt. Man kann es nicht mehr zerstören.« Copasallior zuckte die Schultern. »Wenn Duuhl Larx uns tötet, ist unsere letzte Chance vertan«, behaup tete er gelassen, »aber ehe es nicht soweit ist, werde ich nicht aufgeben.« Koratzo starrte ihn fassungslos an. Schließlich nickte er widerstrebend. »Ich mag ihn nicht anfassen«, murmelte er, als er vor dem Ornaren stand. »Nicht einmal den Neffen hasse ich so sehr wie ihn. Was für ein ekelhaftes Wesen.« »Steh auf!« befahl Copasallior dem Ornaren. »Geh vor uns her.« Rayal sah die Magier aufmerksam an und lächelte mit seinen dünnen Lippen. »Wer steckt in diesem Feuerball?« wollte er wissen. »Du wirst es noch früh genug erfahren«, murmelte der Weltenmagier. »Komm jetzt.« Rayal gehorchte. Sie brachten ihn aus der Zentrale hinaus und zu einem der kleinen Räume, die zur Unterbringung lebender Wesen geeignet wa ren. Als Koratzo die Tür zu der Kabine zuschlagen und von außen verschlie ßen wollte, zögerte er plötzlich. »Du willst mir eine Frage stellen«, murmelte der Ornare, der seine bei den Bewacher sorgfältig beobachtet hatte und erstaunlich schnell gelernt hatte, ihr Mienenspiel zu deuten. »Aber du hast Angst vor der Antwort. Es hat dich maßlos entsetzt, die Wahrheit zu erfahren – dabei kennst du nur einen Bruchteil davon. Merkwürdig – als du mit mir geredet hast, an Bord meines Schiffes, da hatte ich den Eindruck, daß du stark und selbstbewußt bist. Offenbar habe ich mich getäuscht.« Koratzo sah für einen Augenblick aus, als wollte er sich auf den über schlanken Ornaren stürzen und ihn verprügeln. »Laß dich nicht von ihm herausfordern!« rief Copasallior erschrocken. »Merkst du nicht, was er vorhat? Er wartet nur darauf, daß er eine Gele
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genheit zur Flucht findet.« Rayal warf den Kopf zurück und lachte, drehte sich um, ging mit seinen langen Beinen in die Kabine hinein und ließ sich auf eine Liege fallen, die gerade groß genug für ihn war. Er drehte sich auf die Seite und betrachtete die Magier. »Was seid ihr doch für Narren«, murmelte er schließlich. »Wenn ich fliehen wollte, dann würde ich aufstehen und weggehen. Wer auch immer euer Herr ist – er hat keine Macht über mich. Aber vorläufig will ich noch nicht fort. Ich muß zuerst herausfinden, was diese Kreatur im Llartas-Re vier zu suchen hat. Ich spüre eine Gefahr für Quellmer Orn.« »Wenn er herausfindet, daß du ihm nicht ins Netz gegangen bist, wird er dich umbringen«, sagte Koratzo und öffnete die verkrampften Hände. »Nicht, daß es mir leid täte …« »Das kann ich mir vorstellen«, lächelte Rayal unbekümmert. »Du ge hörst zu den positiven Narren, die hoffentlich niemals aussterben werden, denn wenn es sie nicht mehr gibt, wird unsere Arbeit um vieles schwieri ger.« Koratzo hatte das Schlimmste bereits überstanden. Der Wunsch, diesem Wesen die Kehle zuzudrücken, wich zurück. An seine Stelle trat ein fast neurotisches Bedürfnis, auch den Rest der Wahrheit zu erfahren. Koratzo machte sich nichts vor. Er reagierte in diesen Augenblicken alles andere als normal. Aber die Situation mochte ihn entschuldigen. »Eure Arbeit«, sagte er leise. »Du hast viel darüber erzählt. Wir wissen jetzt, was ihr Ornaren unternehmt, damit die Ernte größer wird. Aber wir wissen nicht, woraus diese Ernte besteht. Was liefert ihr dem Dunklen Oheim?« Rayal fuhr so plötzlich in die Höhe, daß die Magier erschrocken vor ihm zurückwichen. Dann erst sahen sie, welche Veränderung mit dem Or naren vorging. »Beim Geist der FESTUNG!« stieß Copasallior hervor. »Er stirbt!« Koratzo sandte verzweifelt beruhigende, hypnotisch wirkende Laute aus, und es bereitete dem Stimmenmagier keine Mühe, Rayal zu besänfti gen. Er erkannte jedoch, daß damit nichts gewonnen war. Der Ornare wür de sterben, und nichts und niemand vermochte etwas daran zu ändern. »Was wird im Auftrag des Dunklen Oheims in der Schwarzen Galaxis geerntet?« fragte Koratzo, als er sicher war, daß er den ohnehin entstande nen Schaden nicht mehr schlimmer machen konnte. Rayal mochte gegenüber der dunklen Aura des Neffen immun sein – magischen Kräften war er nicht gewachsen. »Bewußtseine«, flüsterte er mühsam.
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5.
Koratzo war so verblüfft, daß er für einen Augenblick die Kontrolle über den Ornaren verlor. Rayal sackte in sich zusammen. Er war tot, bevor der Stimmenmagier seinen Fehler korrigieren konnte. »Was hat das zu bedeuten?« fragte Copasallior fassungslos. »Bewußtseine? Wie hat er das gemeint?« Hinter den Magiern ertönte ein spöttisches Kichern. Sie fuhren herum. »Ich hatte gehofft, daß ihr es versuchen würdet«, sagte Duuhl Larx. »Ihr konntet nicht mit dem zufrieden sein, was ihr in der Zentrale erfahren habt. Ihr mußtet ihn fragen.« Er glitt näher heran, und die glühende Sphäre schimmerte in grellen Farben. »Mir hätte er antworten dürfen«, fuhr er fort. »Er wußte zwar nicht, daß er einen Neffen vor sich hatte, aber das spielt keine Rolle. Solange ich in seiner Nähe war, befand er sich in Sicherheit. Bei euch dagegen mußte schon die Frage tödlich wirken.« Er kam noch näher, und die Magier wichen ihm aus. Er schwebte an ih nen vorbei in die Kabine hinein. »Es ist so, wie ich es mir dachte«, murmelte er. »Diese Ornaren sind un glaublich dumm. Bilden sich ein, selbständig zu handeln und sind doch nur die verlängerten Arme Quellmer Orns. Der Gersa-Predogg hat sie mit der Kraft des Dunklen Oheims versehen. Es ist nicht viel, aber immerhin etwas.« Er drehte sich um. »Warum habt ihr mich nicht gefragt?« erkundigte er sich lauernd. »Hättest du uns geantwortet?« fragte Copasallior zurück. »Nachdem ihr schon so viel wißt – warum nicht? Ihr werdet euer Wis sen nicht mehr verwerten können. Es kommt nicht mehr darauf an, wenn ihr noch ein bißchen mehr erfahrt.« »Was meinte er damit, daß … Bewußtseine geerntet werden?« »Ist das so schwer zu verstehen?« fragte Duuhl Larx verwundert. »Man sollte doch meinen, daß ihr jetzt lange genug in der Schwarzen Galaxis seid! Wenn der Dunkle Oheim nur darauf aus wäre, die Bewohner dieser Sterneninsel zu seinen gehorsamen Untertanen zu machen, dann hätte er sein Ziel längst erreichen können. Er existiert seit Millionen seit Jahren, und in dieser Zeit hat sich nicht viel verändert. Er will keinen Gehorsam, jedenfalls nicht von den Reviervölkern. Sie sollen sich ihm nicht beugen, sondern sie sollen ihn hassen – ihn, die Neffen, die Koordinatoren, aber auch ihre Nachbarn, ihre Artgenossen, die Angehörigen anderer Völker. Je intensiver der Haß wird, desto zufriedener ist der Dunkle Oheim. Völker,
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die sich in ihr Schicksal fügen, verlernen es, zu hassen. Darum haben wir Neffen dafür zu sorgen, daß sie sich immer wieder aufbäumen. Jede Re bellion gibt uns die Gelegenheit, hart zuzuschlagen – und den Haß zu schüren.« »Warum?« flüsterte Koratzo verzweifelt. »Du bist offenbar schwer von Begriff. Ist die Wahrheit so schwer zu verstehen? Der Haß der Lebenden ist für den Dunklen Oheim nur – wie die Luft, die ihr atmet. Von Luft allein könnt ihr nicht leben. Ihr braucht auch Nahrung. Und dem Dunklen Oheim geht es nicht anders. Darum ern ten wir die Bewußtseine der Sterbenden. Aber nur das, was an diesen Be wußtseinen negativ ist, gelangt zum Oheim. Wir sammeln den Haß, den Neid, die Furcht, die unsere Untertanen im Laufe ihres Lebens in sich speichern. Diese Bewußtseinsanteile sind die Nahrung, die der Dunkle Oheim braucht.« Die Magier starrten die leuchtende Sphäre an. Sie waren unfähig, weite re Fragen zu stellen. »Es ist alles ganz einfach, wie ihr seht«, fuhr Duuhl Larx unbeeindruckt fort. »Tausende von Neffen in Tausenden von Revieren sorgen dafür, daß es dem Dunklen Oheim an nichts mangelt. Wir provozieren unsere Unter tanen, fördern die, die von Natur aus aggressiv sind und üben auf die, die den Frieden lieben, so lange immer stärkeren Druck aus, bis sie es nicht mehr ertragen und sich wehren. Und dann ernten wir.« Koratzo wandte sich schweigend ab, und Copasallior schloß sich ihm an. Das spöttische Gelächter des Neffen folgte ihnen, bis sie zu laufen be gannen und schließlich schweratmend in einen leeren Lagerraum taumel ten. »Die ganze Schwarze Galaxis«, flüsterte Koratzo nach geraumer Zeit, »ist nichts weiter als ein großes Feld, ein Acker, auf dem gepflügt, gesät und geerntet wird. Der Dunkle Oheim ist der Bauer, und die Neffen sind seine Knechte, die die Arbeit erledigen. Leute wie Atlan, Razamon, Tha lia, wir Magier – wir sind nichts als Unkraut auf einem gepflegten Beet. Unkraut vernichtet man am besten dadurch, daß man es mit der Wurzel ausreißt, und die Wurzel ist in diesem Fall Pthor. Wenigstens dürfte der Dunkle Oheim es so sehen.« »Ja«, murmelte Copasallior. Der Stimmenmagier tat ihm leid. Er war selbst entsetzt über das, was sie erfahren hatten, aber er wußte, daß Koratzo weit stärker unter dem Wissen um das Unrecht zu leiden hatte, das den Bewohnern der Schwarzen Gala xis angetan wurde. »Es gibt nichts, was wir tun können«, fuhr Koratzo bedrückt fort. »Einem solchen Gegner sind wir nicht gewachsen.« »Meinst du nicht, daß dies ein voreiliger Schluß ist?«
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»Nein. Es ist sinnlos. Wir würden uns dabei die Schädel einrennen und doch nichts erreichen.« »Wir wissen, daß die GOL'DHOR uns folgt …« »Das wissen wir eben nicht«, fiel der Stimmenmagier seinem Begleiter heftig ins Wort. »Ich hoffe, daß es so ist – das ist alles.« »Und ich wiederum bin davon überzeugt, daß du mit deiner Vermutung recht hast. Unsere Freunde lassen uns nicht im Stich. Sie sind in der Nähe. Sie und das Schiff werden eingreifen.« »Was nutzt das schon!« »Laß mich ausreden. Irgendwo in der Schwarzen Galaxis befinden sich auch Atlan und Razamon …« »Auch sie können keine Wunder bewirken.« »Das nicht, aber sie haben bereits für viel Aufregung in den Revieren gesorgt.« Koratzo schwieg, aber seinen Blicken war deutlich zu entnehmen, was er von Copasalliors Bemerkungen hielt. Niemand wußte, ob der Arkonide und der Berserker überhaupt noch am Leben waren. Wenn sie nicht den Gefahren der Schwarzen Galaxis zum Opfer gefallen waren, dann machte sich womöglich Grizzard gerade in diesem Augenblick daran, Atlan zu er morden, wie Copasallior es ihm in der Zeit des Schwarzschocks aufgetra gen hatte. Der Befehl ließ sich nicht rückgängig machen, denn auch die Verbindung zu Grizzard war längst abgerissen. Copasallior winkte ärgerlich ab. »Du willst es jetzt nicht glauben«, stellte er fest. »Aber wir haben im mer noch eine Chance. Sie mag sehr klein sein, aber sie ist vorhanden. Wir dürfen uns nicht selbst aufgeben, das ist das Wichtigste. Wir müssen ab warten und auf eine günstige Gelegenheit lauern.« Koratzo seufzte. »Der Neffe ruft uns«, stellte er fest. »Sei vorsichtig«, bat Copasallior. »Laß dich nicht provozieren. Denke wenigstens ab und zu daran, wer und was die Ornaren sind, ehe du ihret wegen dein Leben in Gefahr bringst.« Copasallior hatte von vornherein gewußt, daß es schwer, wenn nicht un möglich sein würde, ruhig und besonnen zu bleiben – auch für ihn, denn er haßte den Neffen und die ganze Schwarze Galaxis mit großer Intensität. Als er dann aber hörte, was der Neffe von ihnen verlangte, da befürchtete er das Schlimmste für den Stimmenmagier. »Schafft ein Dutzend von ihnen in die HERGIEN«, befahl Duuhl Larx, nachdem er die Magier vor einen Bildschirm zitiert hatte, auf dem aus schließlich Ornaren zu sehen waren. »Beeilt euch, ich will meine Zeit nicht vertrödeln.« Der Weltenmagier konnte sich denken, worauf das alles hinauslief, und
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er kämpfte erbittert gegen den Befehl des Neffen an. Natürlich unterlag er. Er brauchte Koratzos Hilfe nicht. Da er die Ornaren sehen konnte, fiel es ihm leicht, sie zu erfassen und in die Zentrale zu versetzen. Einer nach dem anderen erschienen sie in der HERGIEN. Koratzo stand neben Copa sallior, stumm und bleich, und der Neffe strich um ihn herum, als wisse er genau, wie nahe der Stimmenmagier einem Zusammenbruch war. Aber je mehr Zeit verging, desto stärker wurde Koratzo, und es gelang ihm tat sächlich, die Ornaren zu warnen, ohne daß Duuhl Larx etwas davon mitbe kam. Die Kreaturen des Neffen Quellmer Orn reagierten alle gleich. Sie blie ben erstaunlich kühl und gelassen, und sie begriffen sehr schnell, was in der HERGIEN gespielt wurde. Dem Neffen gegenüber verhielten sie sich ruhig und selbstbewußt, aber sie verzichteten darauf, Duuhl Larx in ir gendeiner Weise zu reizen. Der Neffe war zunächst mißtrauisch. Er schien sich mittlerweile ganz genaue Vorstellungen von den Ornaren gemacht zu haben und war beinahe enttäuscht, als sie nicht so reagierten, wie er es erwartet hatte. Aber selbst scharfe Provokationen konnten den Gleichmut der Ornaren nicht brechen. Sie berichteten bereitwillig über die Verhältnisse im Llartas-Revier. Die beiden Magier, die bei allen Gesprächen anwesend waren, erfuhren, daß es vielfältige Verbindungen zu den Völkern anderer Reviere gab, und sie wa ren ziemlich erstaunt darüber. Nach einiger Zeit kamen sie allerdings da hinter, daß die Handelsflotten, die über die Grenzen des Reviers hinausflo gen, entweder den Ornaren selbst gehörten und Quellmer Orn zu beträcht lichen Gewinnen verhalfen, oder aber dazu dienten, allzu unbequeme Völ ker darauf aufmerksam zu machen, daß es außerhalb des Llartas-Reviers auch noch andere, freundlichere Welten gab. Die Ornaren plauderten unbekümmert über das schmutzige Spiel, daß sie mit den anderen Völkern trieben. Sobald aber Duuhl Larx ihnen Fragen über Quellmer Orn zu stellen begann, wurden die Ornaren schweigsam. Der Neffe verlor schließlich die Geduld. »Sie widersetzen sich mir«, sagte er zu den Magiern. »Sie versuchen es nicht nur, wie ihr es tut, sondern sie bringen es tatsächlich fertig, mir zu widerstehen. Sagt selbst: Darf ich so etwas dulden?« Die Magier schwiegen. »Was willst du tun?« fragte Copasallior schließlich. Duuhl Larx schwebte vor ihnen her auf die Zentrale zu, und sie folgten ihm widerwillig. »Wenn ich sie beeinflussen könnte, gäbe es eine einfache Lösung«, sag te Duuhl Larx unterwegs. »Ich würde ihnen befehlen, hier, mitten im Raum, zurückzubleiben und für die nächste Zeit keinem noch so dringen den Befehl Folge zu leisten, selbst dann nicht, wenn Quellmer Orn sie di
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rekt anspricht.« »Sie würden sich so leicht nicht abschütteln lassen!« gab Copasallior zu bedenken. »Das ist es ja. Ich kann sie aber nicht gebrauchen. Glaubt ihr, ich hätte Lust, so in das Ornaron-System einzufliegen? Sie würden mich nicht mehr aus den Augen lassen. Natürlich wären sie mir auf die Dauer nicht ge wachsen, aber es würde mich kostbare Zeit kosten, sie abzuhängen. Also werde ich sie mir auf andere Weise vom Halse schaffen.« Koratzo blieb stehen. »Du willst sie umbringen«, stellte er fest. Der Neffe lachte spöttisch. »Das ist nur die halbe Wahrheit«, sagte er sanft. »Du hältst es für unmo ralisch, lebende Wesen zu töten – noch dazu intelligente Wesen wie die Ornaren. Sicher bist du auch davon überzeugt, daß Mörder irgendwann be straft werden, nicht wahr?« Koratzo ahnte, daß der Neffe ihm eine Falle stellte, und er hütete sich, auf die Frage zu antworten. »Ich bin jetzt dein Herr«, fuhr Duuhl Larx nach geraumer Zeit fort. »Du wirst bei mir bleiben, Koratzo, und du wirst mein Schicksal mit mir teilen. Nach deinen Begriffen habe ich bereits mehr als genug Morde verübt – jetzt bist du an der Reihe.« Der Stimmenmagier wich entsetzt vor der feurigen Sphäre zurück. »Du wirst die Ornaren umbringen!« erklärte der Neffe gehässig. »Copasallior wird dir dabei helfen. Den Rest werden die Ugharten und die Geschütze der HERGIEN erledigen. Ich will, daß von den Schiffen abso lut nichts mehr übrig bleibt! Vorher wirst du, Copasallior, die Ornaren aus der HERGIEN entfernen!« Er ließ das Schott sich öffnen und schwebte voran. »An die Arbeit!« rief er schrill. »Und beeilt euch.« »Es kann nicht gutgehen!« sagte Copasallior leise. »Selbst wenn die Or naren sich so einfach beseitigen lassen, ohne die Waffen ihrer Schiffe ein zusetzen – Quellmer Orn wird Verdacht schöpfen. Er wird nach diesem Spektakel Duuhl Larx nicht an sich heran lassen.« Er wollte Koratzo damit beruhigen. Ihm war klar, daß sie keine andere Wahl hatten, als den Befehl des Neffen zu befolgen, und er wollte dem Stimmenmagier zu verstehen geben, daß sie auf diese Weise vielleicht noch Schlimmeres verhindern halfen. Es war zweifellos kein Trost für Ko ratzo, aber er kam auch gar nicht dazu, sich zu äußern, denn Duuhl Larx hatte die Bemerkung des Weltenmagiers gehört. »Du irrst dich«, sagte er kalt. »Quellmer Orn hat eine Belohnung vom Dunklen Oheim bekommen. Ich weiß, was das bedeutet. Er hat eine so große Menge von zusätzlicher Lebensenergie in sich aufnehmen dürfen,
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daß er auf Tage hinaus in einem euphorischen Rausch leben wird. Selbst wenn er wüßte, daß ich ein Neffe des Dunklen Oheims bin, würde ihn das nicht daran hindern, mich zu empfangen. Und macht euch keine falschen Hoffnungen, was den Gersa-Predogg betrifft. Er hat Quellmer Orn zu die nen. Er hat aber nicht das Recht, den Neffen zu bevormunden. Dort sind die Organschiffe der Ornaren. Worauf wartet ihr noch?« Copasallior wußte, daß Koratzo diesmal bis zum äußersten gehen wür de. Aber noch immer war viel zu wenig Zeit verstrichen, und der Stim menmagier hatte gerade genug Kraft sammeln können, um sich dem Nef fen mit Worten und Gedanken widersetzen zu können – zu Taten reichte es noch lange nicht. Aber auch Duuhl Larx schien entschlossen zu sein, diesmal keinen Pardon zu geben. Er würde Koratzo töten – und er besaß genug Möglichkeiten, diese Absicht in die Tat umzusetzen. Der Weltenmagier faßte einen einsamen Entschluß. Er griff mit seinen Transmitterkräften nach den Organschiffen. Ehe ir gend jemand begriff, was eigentlich geschah, zerfetzte er die Außenhüllen an mehreren Stellen, und die Luft entwich explosionsartig aus den Raum ern. Die Ornaren starben, ohne auch nur begriffen zu haben, daß ein An griff auf sie stattfand. Nur wenige überlebten in winzigen, luftdichten Zel len im Innern der Schiffe, in Räumen, deren Wände nicht aus organischer Materie bestanden. Aber auch diese Räume boten nur eine scheinbare Si cherheit. Sie waren nicht dafür eingerichtet, in Schiffen zu existieren, die luftleer waren und deren Schwerkrafterzeuger verrückt zu spielen began nen. Binnen weniger Sekunden war alles vorbei. Koratzo, der mit seinen ma gischen Kräften nach dem Weltenmagier griff und versuchte, ihn an der Ausführung seines Planes zu hindern, kam zu spät. In den Organschiffen gab es zu diesem Zeitpunkt bereits kein Leben mehr. »Warum hast du das getan?« schrie Koratzo zornig. »Warum hast du deine Kräfte für diesen Wahnsinn verschwendet, anstatt mir zu helfen? Bist du verrückt geworden? Fängst du jetzt an, wie dieses Ungeheuer zu denken?« »Sei still!« befahl Copasallior scharf. Auf den Bildschirmen, die zum großen Teil das Innere der ornarischen Schiffe zeigten, hatte man das Geschehen nur allzu deutlich verfolgen können. Duuhl Larx schwebte regungslos vor einer der gläsernen Flächen. »Nehmt die Wracks unter Beschuß!« befahl er den Ugharten. »Es dür fen keine Spuren zurückbleiben, arbeitet also sorgfältig.« »Nun zu euch«, wandte der Neffe sich an die Magier. »Dich, Copasalli or, habe ich bis jetzt für einigermaßen vernünftig gehalten. Damit ist es vorbei. Ich gab einen Befehl, und du hast ihn unterlaufen. Koratzo sollte die Ornaren töten. Du hast es ihm abgenommen.«
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»Spielt das noch eine Rolle?« fragte Copasallior spöttisch. »Oh ja«, sagte Duuhl Larx sanft. »Du wirst diesen Unterschied spüren, Copasallior …« »Geh weg von hier!« wisperte Koratzos übertragene Stimme dem Wel tenmagier ins Ohr. »Bringe dich in Sicherheit!« »Das ist nicht nötig«, erwiderte Copasallior gelassen und deutete auf die Sphäre, die plötzlich anhielt. »Er spürt es jetzt, und es wird ihn besänfti gen.« Duuhl Larx gab keinen Kommentar. Er rührte sich nicht von der Stelle. Nur die Sphäre glühte heller auf, und die Magier wandten sich ab, um nicht geblendet zu werden. »Du hast viel erreicht«, bemerkte Koratzo bitter. »Wir leben noch!« gab Copasallior zu bedenken. »Und was nützt uns das? Er ist noch etwas stärker geworden. Beim Geist der FESTUNG, dieser verdammte Neffe zieht alles, was vom Dunklen Oheim kommt, wie magisch an. Die Ornaren hatten nicht viel da von zu bieten – jeder für sich gesehen. Aber wenn man es zusammen nimmt, kann Duuhl Larx durchaus zufrieden sein.« »Ich hatte das einkalkuliert. Hast du gehört, was er über Quellmer Orn gesagt hat? Der Neffe des Llartas-Reviers bekommt eine Belohnung vom Dunklen Oheim. Diese Belohnung besteht aus zusätzlicher Lebensenergie, und diese zusätzliche Energie ruft Euphorie hervor.« Koratzo drehte sich schweigend um und musterte den Neffen. »Bist du sicher, daß diese dunkle Energie mit dem identisch ist, was die Neffen normalerweise am Leben erhält?« fragte er nachdenklich. »Was denn sonst?« fragte Copasallior verblüfft. »Nun, nach allem, was wir bis jetzt erfahren haben, gewinnt der Dunkle Oheim diese Energie aus den negativen Bewußtseinsanteilen, die er von den Revieren geliefert bekommt. Wir wissen außerdem, daß Pthor seit et wa fünfzig Millionen Jahren für die Schwarze Galaxis tätig ist. Selbst wenn es noch keine Neffen zu der Zeit gab, als dieses grausame Spiel be gann – sie dürften lange genug gelebt haben, um sich über ihre eigene Exi stenz Gedanken gemacht zu haben.« »Was willst du damit sagen?« fragte der Weltenmagier beunruhigt. »Daß die Neffen mittlerweile gelernt haben müßten, sich direkt an der Quelle zu bedienen.« »Bist du sicher, daß nicht einige von ihnen es auch tun?« »Nein«, sagte Koratzo nachdenklich. »Du hast recht – es könnte durch aus der Fall sein. Laß uns von hier verschwinden, ehe der Bursche wieder zu sich kommt. Er könnte sehr heftig reagieren, wenn er uns gleich nach seinem Erwachen vor Augen hat.« »Hast du versucht, die GOL'DHOR mit deiner Magie zu erreichen?«
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fragte Copasallior, als sie sich weit genug von der Zentrale entfernt hatten. »Ja. Sie ist außer Reichweite, aber ich spüre, daß sie uns binnen weniger Stunden erreichen könnte. Wenn wir Raumanzüge hätten …« »Es hat keinen Sinn«, sagte Copasallior niedergeschlagen. »Wir müssen in der HERGIEN bleiben.« Er sah die grauen Wände an, die ihn von allen Seiten umgaben, und er verspürte das unvernünftige Bedürfnis, sich auf diese Hindernisse zu stür zen und blindlings mit den Fäusten auf sie einzuschlagen. Er erschrak vor sich selbst, denn solche Regungen waren ihm völlig fremd. Er hätte nie geglaubt, daß es ihm jemals so ergehen könnte, aber er hatte auch nie zu vor in einer derart aussichtslosen Situation gesteckt. »Wenn wir jemals hier herauskommen«, sagte er leise und verstummte beklommen, denn er wußte nicht, was er sich für diesen Fall schwören sollte. Ein tiefes Summen durchbrach die Stille. »Es geht weiter«, stellte Koratzo fest. »Die HERGIEN beschleunigt. In ein paar Tagen werden wir Ornaron erreicht haben.«
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6.
Duuhl Larx ließ sie erstaunlich lange in Ruhe. Zwei volle Tage vergingen, ehe er die Magier wieder zu sich rief. Sie genossen diese Zeit. Koratzo kam wieder ein wenig zu Kräften, ein Umstand, der den Weltenmagier mit Sorge erfüllte. Wenn Koratzo stark genug war, würde er sich umgehend mit dem Neffen anlegen, und was dabei herauskommen mochte, das woll te er lieber nicht erfahren. Als sie dann vor dem Neffen standen, erlebten sie eine weitere Überra schung. Nie zuvor hatte sich Duuhl Larx ihnen gegenüber so gutgelaunt gezeigt. Er wirkte geradezu fröhlich. »Macht es euch bequem«, sagte er leutselig. »Eßt etwas und unterhaltet mich ein wenig.« Koratzo betrachtete die flammende Sphäre voller Mißtrauen. »Was ist mit dir los?« fragte er, und allein die Tatsache, daß es ihm fast keine Mühe bereitete, diese respektlose Frage zu formulieren, bewies, daß der Neffe seine beiden Magier im Augenblick an einer sehr langen Leine führte. »Machst du dir Sorgen um mich?« fragte Duuhl Larx spöttisch. »Nein«, murmelte Koratzo. »Aber ich spüre, daß etwas nicht stimmt.« »Und was ist es deiner Meinung nach?« »Du hast die dunkle Aura unter Kontrolle. Das war vorher nicht der Fall. Du bist stärker geworden, und ich wüßte zu gerne, woher du die dazu notwendige Energie genommen hast. Die Ornaren hatten zuwenig davon …« »Das verstehst du nicht«, wehrte Duuhl Larx gelassen ab. »Was ich mir von Quellmer Orns Sklaven geholt habe, das war mehr als genug, um mich ein gutes Stück voranzubringen. Ja, du hast recht, meine Kräfte sind gewachsen. Es wird nicht mehr lange dauern, dann kann ich mich mit dem Dunklen Oheim messen.« »Du wirst unterliegen.« »Meinst du wirklich? Copasallior, wie denkst du darüber?« »Der Dunkle Oheim wird dich in Stücke reißen – falls er überhaupt No tiz von dir nimmt.« »Du bist ein Narr«, sagte Duuhl Larx verächtlich. »Er wird nichts der gleichen tun. Bis wir ihn erreicht haben, werde ich nämlich meine Kräfte noch vervielfachen.« »Irgendwann wirst du auf einen Neffen treffen, mit dem du kein so leichtes Spiel hast, wie es bisher der Fall war«, sagte Koratzo grimmig. »Diese Gefahr besteht nicht mehr. Mit Quellmer Orn werde ich keine Mühe haben, und er ist der letzte Neffe, dessen Kräfte ich benötige.«
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»Glaubst du, daß Quellmer Orn dir so viel von dieser Energie geben kann?« fragte Koratzo. »Nein. Nur genug, um die nächste Stufe erreichen zu können.« »Und was bedeutet das?« »Ich werde imstande sein, die Reserven des Dunklen Oheims zu nut zen.« Die Art, wie Duuhl Larx die Worte hervorstieß, verriet ihn. Er war so voller bösartiger Freude, daß er schier platzen mußte, wenn er nicht end lich ein Ventil fand. Koratzo ließ sich bedächtig auf die Kante eines Sessels sinken. Er warf Copasallior einen fragenden Blick zu. Der Weltenmagier zuckte die Schul tern. »Was sind die Reserven des Oheims?« fragte Copasallior. »Wollt ihr sie sehen? Kommt!« schrie er triumphierend. »Ich zeige euch, woher ich in Zukunft die Kraft beziehen werde, mit deren Hilfe ich über den Dunklen Oheim siegen kann!« Sie folgten dem Neffen besorgt in die Zentrale. Duuhl Larx gab einem Ugharten den Befehl, einen der Bildschirme zu aktivieren und so zu schal ten, daß nur eine der typischen Sonnen der Schwarzen Galaxis darauf zu sehen war. Die beiden Magier hatten noch keine dieser seltsamen Sonnen so nahe gesehen. Gebannt betrachteten sie das Gebilde, dessen Licht strahlend und düster zugleich wirkte. Die Oberfläche war voller Glanz, und das blauwei ße Licht schmerzte in den Augen. Aber unter der Helligkeit saß die Fin sternis des schwarzen Kernes, den alle Sonnen dieser Galaxis besaßen und der sie schwach erscheinen ließ. »Dort sitzt sie, die Kraft«, stieß Duuhl Larx hervor. »In dem schwarzen Kern, wie ihr es nennt.« Die Magier starrten schweigend auf den Bildschirm. »Was befindet sich in den schwarzen Kernen? Die negativen Bewußtseinsanteile, die ihr Neffen erntet?« fragte Koratzo. »Du hast es erfaßt.« »Und wie bringt ihr sie dorthin?« »Sie werden angezogen«, erklärte der Neffe. »Es liegt an der Energie, aus der die Blasen bestehen, die die schwarzen Kerne umhüllen. Die Ener gie kommt vom Oheim. Er sondert sie ständig ab.« »Mit anderen Worten: Die schwarzen Kerne werden ständig größer?« »Wahrscheinlich. Aber darüber weiß ich nichts.« Koratzo fand es erstaunlich, daß Duuhl Larx seine Unwissenheit zugab. »Werdet ihr auch von dort aus versorgt?« fragte er. Duuhl Larx schwieg, und Koratzo ballte ungeduldig die Hände zu Fäu sten.
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»Warum sollen wir das nicht erfahren?« fragte er. »Was ist so Geheim nisvolles an den Neffen? Warum versteckst du dich in der Sphäre? Siehst du anders aus als Thamum Gha und die anderen? Woher stammst du, Du uhl Larx? Was bist du?« »Genug gefragt«, sagte der Neffe düster. »Willst du gar nichts mehr über die schwarzen Kerne wissen? Hältst du sie für so unbedeutend?« »Das nicht«, erwiderte Koratzo gedehnt. »Ganz im Gegenteil. Ich weiß nicht, was der Dunkle Oheim ist, aber eines ist mir jetzt klar: Wer immer auch diese unzähligen Sonnen mit den schwarzen Kernen versorgt hat, er muß über unvorstellbare Macht verfügen. Und mit diesem Wesen willst du dich anlegen, Duuhl Larx? Sei vernünftig und laß es bleiben. Warum kehrst du nicht in dein Revier zurück? Du bist gesund, und du bist um vie les stärker geworden. Chirmor Flog ist tot, du könntest sein Revier für dich erobern.« Duuhl Larx lachte. »Deine Vorstellungen sind naiv«, behauptete er. »Kein Neffe wird je mals über ein Revier herrschen, das ihm nicht vom Oheim zugeteilt wor den ist. Das Marantroner-Revier wird schon bald einen neuen Neffen be kommen, und wahrscheinlich läßt der Oheim auch im Rghul-Revier be reits die nötigen Vorbereitungen treffen. Es hätte keinen Sinn für mich, dorthin zurückzukehren.« »Dann wird der Dunkle Oheim dich vernichten«, meinte Copasallior nüchtern. »Und wenn du noch so viele schwarze Kerne anzapfst, dieses Wesen ist dir mit Sicherheit überlegen. Wie willst du überhaupt an das herankommen, was in den Kernen gespeichert wird? Meinst du nicht, daß der Oheim sich gegen solchen Diebstahl abgesichert hat?« »Oh, ja!« stieß Duuhl Larx haßerfüllt hervor. »Das hat er wirklich gründlich genug! Kein Neffe konnte jemals genug von dieser Energie in sich aufnehmen, um sich an die schwarzen Kerne heranwagen zu dürfen. Ihr Magier denkt vielleicht, daß da drin eben nur die Bewußtseinsanteile gelagert werden, so, wie sie aus den Revieren kommen. Aber das stimmt nicht. Sie verwandeln sich in den Blasen. Selbst im kleinsten schwarzen Kern steckt so viel Energie, daß kein normaler Neffe dem Ansturm dieser Kraft gewachsen wäre. Aber ich – ich habe durch die Dummheit des Oheims selbst gelernt, mit diesen Kräften umzugehen. Ihr werdet schon sehen – sobald wir Ornaron verlassen, werde ich imstande sein, mich aus den Vorräten des Oheims zu bedienen. Seit Millionen von Jahren wachsen die schwarzen Kerne, und jeder einzelne ist vollgestopft mit dieser Kraft. Der Dunkle Oheim kann gar nicht alles verbrauchen, was wir Neffen für ihn ernten.« »Du haßt ihn«, stellte Koratzo fest. »Wir alle hassen ihn«, schrie Duuhl Larx wild.
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»Wäre es dann nicht klüger, sich mit anderen Neffen zu verbünden?« fragte Koratzo. »Ihr könntet euch zusammentun und gemeinsam den Oheim besiegen. Ihr hättet die Chance, eine neue Form des Herrschens zu finden. Ihr könntet die bösen Kräfte der Schwarzen Galaxis bannen und diesen Alpdruck von euren Untertanen nehmen …« Duuhl Larx lachte schrill. »Du Narr«, sagte er verächtlich. »Glaubst du, der Dunkle Oheim hätte diese Gefahr nicht erkannt? Eine Meuterei der Neffen wird es niemals ge ben. Er hat uns in der Hand.« »Auf welche Weise herrscht er über euch, Duuhl Larx?« fragte Copasal lior drängend. »Das möchtest du gerne wissen, wie?« kicherte der Neffe gehässig. »Wir sind dir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert«, sagte Copasallior ernst. »Wir leben in deiner dunklen Aura, und wenn der Oheim dich tötet, dann werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls sterben. Ich hän ge an meinem Leben. Darum würde ich alles tun, um dich in einem sol chen Fall zu beschützen. Wie soll ich das aber tun, wenn ich nicht weiß, worauf ich mich einzu richten habe?« »Es wird keinen Angriff auf mich geben«, behauptete Duuhl Larx. »Der Dunkle Oheim hat keine Macht mehr über mich.« Ehe die Magier noch neue Fragen stellen konnten, raste der Neffe un vermittelt davon. »Den Dunklen Oheim mag er abgehängt haben«, murmelte Copasallior. »Aber der Wahnsinn sitzt ihm immer noch im Nacken.« »Stell dir nur einmal vor, er schafft es tatsächlich!« sagte Koratzo ent setzt. »Dieser Wahnsinnige als Herrscher über die Schwarze Galaxis – das wäre das Ende!« »Es wird nicht dazu kommen«, tröstete Copasallior gelassen. »Eben weil er so verrückt ist. Er wird sich selbst vernichten. Was hältst du von der Geschichte mit den schwarzen Kernen der Sonnen? Ob das wirklich stimmt?« »Warum sollte er uns anlügen? Es war uns doch von Anfang an klar, daß die schwarzen Kerne etwas mit dem Dunklen Oheim zu tun haben müssen. Wie viele Sonnen mag es in dieser Galaxis geben?« »Ich weiß es nicht.« »Wie groß muß die Macht eines Wesens sein, daß die Sonnen einer gan zen Galaxis zu seinen Vorratsspeichern machen konnte!« »Er hatte schließlich auch unendlich viel Zeit dazu«, meinte der Welten magier nüchtern. »Ich wollte, ich könnte mir vorstellen, um was für eine Art von Monstrum es sich handelt.« »Wir werden es wohl bald erfahren«, sagte Koratzo erstaunlich gefaßt.
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Copasallior warf dem Stimmenmagier einen scharfen Blick zu. »Was ist mit dir los?« fragte er. »Du führst doch etwas im Schilde!« »Keine Angst«, murmelte Koratzo lächelnd. »Ich werde nichts tun, was uns schaden könnte.« »Das reicht mir nicht. Drück dich gefälligst genauer aus!« »Ich hatte zwei Tage Zeit. Es hat nicht gereicht, um mir meine vollen Kräfte zurückzugeben, aber ich hatte Gelegenheit, über einige Dinge in Ruhe nachzudenken. Wir haben Ornaron fast erreicht, und wir werden es nicht verhindern können, daß Duuhl Larx auch den Neffen Quellmer Orn umbringt. Er wird noch stärker werden und die schwarzen Kerne anzapfen, und dann – dann wird der Dunkle Oheim auf ihn aufmerksam werden.« »Wir sollten dafür sorgen, daß Duuhl Larx wenigstens diesen ersten An griff übersteht«, murmelte Copasallior nachdenklich. »Je stärker der Neffe ist …« »Wir werden gar nichts tun!« unterbrach Koratzo den Weltenmagier. »Wenn wir schon gegen den Neffen nichts ausrichten können, haben wir gegen den Oheim erst recht keine Chance. Wir werden uns im Hintergrund halten und abwarten.« Copasallior sah den Stimmenmagier nachdenklich an. »Also gut«, sagte er schließlich. »Du hoffst sicher, daß die beiden sich gegenseitig vernichten!« Koratzo schwieg.
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7.
Sie erreichten Ornaron am darauffolgenden Tag. Auf den Bildschirmen der HERGIEN tauchten ganze Flotten von Organschiffen auf, die außer halb des Systems kreuzten und Ornaron bewachten. Duuhl Larx befahl Koratzo zu sich in die Zentrale und deutete auf die Schirme. »Du wirst Wache halten«, sagte er. »Wenn sich uns ein Schiff in den Weg stellt, benachrichtigst du mich auf dem schnellsten Wege. Ich werde mit dem Kommandanten sprechen und ihm ankündigen, daß Cydorm selbst ihm den Befehl geben wird, uns durchzulassen. Natürlich werde ich den Gersa-Predogg nicht extra bemühen, sondern du wirst seine Stimme nachahmen und sie in das betreffende Schiff schicken.« Duuhl Larx drehte sich um und schwebte davon. Der Stimmenmagier starrte auf die Schirme und wartete. Nach etwa einer halben Stunde war es soweit. Die HERGIEN wurde aufgefordert, sofort abzubremsen und ein Prisenkommando an Bord zu nehmen. Duuhl Larx führte eine kurze, heftige Diskussion mit Hizanth, dem ornarischen Kommandanten einer Wachflotte, und Koratzo ließ Cy dorms Stimme in dem fremden Schiff erschallen. Die Wirkung war ver blüffend. Die Ornaren überschlugen sich fast vor Freundlichkeit und Pflichteifer. Die stille Hoffnung des Stimmenmagiers, der Gersa-Predogg möge Wind von dem Täuschungsmanöver bekommen, erfüllte sich nicht. Unter dem Schutz der Wachflotte zog die HERGIEN nach Ornaron weiter, und niemand wagte es noch, sich ihr in den Weg zu stellen. Der Planet, den der Neffe Quellmer Orn zu seiner Zentralwelt erkoren hatte, sah vom Weltraum aus atemberaubend schön aus. Es war eine rei che, fruchtbare Welt. Mehr als zwei Dutzend sehr große Inseln, fast schon jede ein Kontinent, ragten aus einem planetenumspannenden Meer hervor. Die Inseln hatten größtenteils steile, felsige Küsten, das Landesinnere war von dichten Urwäldern bedeckt, aus denen kleine Gruppen von eigenarti gen, spitzen, sehr hohen Bergen herausragten. Als die HERGIEN in die Atmosphäre von Ornaron hineinsank, wurden die Bildschirme für einige Sekunden grau, aber danach zeigten sie nur noch deutlichere und farben prächtigere Bilder. Es war lange her, daß Koratzo einen solchen Anblick hatte genießen können. Er sah sich nach Duuhl Larx um. Bei dieser Gelegenheit entdeckte er Copasallior, der neben dem Schott stand und ihm unauffällig ein Zeichen gab. Was gibt es? fragte Koratzo auf die lautlose Weise.
Duuhl Larx will, daß ich ihn in Quellmer Orns Palast bringe, sobald
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wir wissen, wo der zu finden ist, dachte der Weltenmagier. Ich soll ihn be gleiten. Es wäre gut, wenn du ein wachsames Auge auf mich haben könn test – nur für den Fall, daß etwas schiefgeht. Ich werde es versuchen, versprach Koratzo. Hoffentlich kommt Duuhl Larx nicht auf die Idee, es mir zu verbieten. Weißt du schon ungefähr, in welche Richtung wir fliegen müssen? Nein. Diese Inseln sehen aus, als wären sie unbewohnt. »Sie sind es offenbar auch. Ich konnte noch keine einzige Siedlung auf spüren.« »Beeilt euch ein bißchen!« fauchte Duuhl Larx die Ugharten an. »Warum fliegt die HERGIEN nicht schneller? Galionsfigur – ich möchte den Funkverkehr mithören.« »Hast du besondere Wünsche, Herr?« »Nein, verdammt. Ich will wissen, was du da oben in deiner Kanzel auf fängst!« Einen Augenblick lang war es still, dann drang ein unbeschreibliches Stimmengewirr aus den Lautsprechern. Koratzo wandte sich ab, damit der Neffe das schadenfrohe Lächeln nicht sehen konnte, das er beim besten Willen nicht ganz unterdrücken konnte. »Halt!« schrie Duuhl Larx außer sich vor Wut. »Was hast du in deinem Kopf, Galionsfigur? Ein Gehirn, von dem die Hälfte fehlt?« »Ich habe nur deinen Befehl befolgt, Herr!« rief die Galionsfigur ängst lich. Der Neffe mochte einsehen, daß es sinnlos war, Drohungen gegen die bedauernswerte Kreatur in der Kanzel auszustoßen. »Du wirst jetzt die nächste Insel ansteuern und darüber kreisen, bis du herausgefunden hast, wo Quellmer Orns Palast steht«, forderte er. »Die Ornaren brauchen nicht zu merken, daß wir nicht wissen, wo wir den Nef fen zu suchen haben!« Die beiden Begleitschiffe, die sich von der Wachflotte getrennt hatten und der HERGIEN in respektvollem Abstand folgten, schossen blitz schnell heran, als die Galionsfigur das Raumschiff abbremste und auf eine fast kreisrunde Insel zuflog, in deren Mitte sich Dutzende der merkwürdi gen, spitzen Berge erhoben. Augenblicke später meldete sich Hizanth, der sich bis dahin von seiner höflichsten Seite gezeigt hatte. »Was wollt ihr dort?« fragte er schroff. »Argalph ist unbewohnt. Es gibt dort keinen Raumhafen.« »Vergiß nicht, wer ich bin«, erwiderte Duuhl Larx kaltblütig. »Als Ge sandter des Dunklen Oheims habe ich nicht nur eine Botschaft zu über bringen, sondern man erwartet von mir, daß ich mich gründlich umsehe und über diesen Planeten berichten kann. Ich rate dir, uns fernzubleiben. Du solltest vorausfliegen und dafür sorgen, daß wir ohne Verzögerung zu
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Quellmer Orn gelangen, wenn wir hier fertig sind.« »Das wäre gegen die Befehle, die ich erhalten habe«, lehnte Hizanth bö se ab. »Ihr habt in Argalph nichts zu suchen. Kehrt um!« Duuhl Larx lachte höhnisch. »Warum so aufgeregt?« fragte er. »Mir scheint, diese Insel birgt ein Ge heimnis, von dem ich nichts wissen soll. Ich werde …« Koratzo hörte nicht länger zu, denn er hatte etwas entdeckt, was ihm fast den Atem verschlug. Er spürte etwas, was ihm mittlerweile nur allzu vertraut war, eine bösartige Kraft, die auf diesem Inselkontinent nistete, und das Zentrum dieser Kraft lag unverkennbar an jener Stelle, an der die seltsamen Berge sich erhoben. Der Magier starrte auf einen Bildschirm, der diese Berge deutlich zeigte. Er spürte, daß Copasallior neben ihm ste henblieb, und er drehte sich nicht um, während er auf die lautlose Weise fragte: Sollen wir es ihm sagen? »Es hätte wohl keinen Sinn, es ihm zu verschweigen«, murmelte Copa sallior. »Er hat die Verbindung zu dem Ornaren unterbrochen. Komisch, daß er es diesmal nicht selbst gemerkt hat. Alle anderen Neffen hat er oh ne unsere Hilfe gefunden.« »Was murmelst du da herum?« fuhr Duuhl Larx den Weltenmagier an. »Wir haben Quellmer Orn gefunden«, antwortete Copasallior mißmutig. »Das heißt, ob er sich in seinem Schlupfwinkel aufhält, bleibt abzuwarten, aber er ist zumindest sehr oft dort drüben.« »Wo ist es?« »In diesen Bergen, hier, auf diesem Schirm kannst du sie sehen. Fühlst du ihn diesmal nicht?« Der Neffe schwieg fast eine Minute lang. »Es liegt an den Bergen«, sagte er schließlich. »Sie schirmen ihn ab, aber das nützt ihm nichts. Bringe mich zu ihm!« Es kostete Copasallior einige Mühe, den Befehl noch für kurze Zeit zu ignorieren. »Wir sollten vorher landen!« sagte er. »Die HERGIEN wäre nicht sehr sicher, solange sie sich in der Luft befindet. Das Schiff ist der einzige Punkt, an dem du zur Zeit verwundbar bist. Wenn Hizanth die HERGIEN abschießen läßt, wird es kritisch für dich.« »Ich kann mir viele Schiffe beschaffen!« bemerkte Duuhl Larx abfällig. »Sicher.« Copasallior nickte gelassen. »Aber du wirst es dann mit einer Besatzung zu tun bekommen, die sich ausschließlich aus dem Volk der Ornaren rekrutiert.« Diese Aussicht schien dem Neffen nicht sehr zu behagen. »Sucht einen Platz, an dem wir landen können«, befahl er den Ugharten. »Galionsfigur, du achtest auf die Schiffe der Ornaren. Sollten sie es wa
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gen, uns anzugreifen, dann eröffnest du sofort das Feuer.« Die beiden Magier sahen sich an, und Koratzo zuckte hilflos die Schul tern. Sie hofften beide, daß die Ornaren vernünftig genug waren, um sich aus dieser Sache herauszuhalten, aber sie ahnten, daß diese Wesen ihren Neffen bis zum äußersten verteidigen würden. Spätestens jetzt mußte ih nen klar werden, daß Duuhl Larx keinen Freundschaftsbesuch bei Quell mer Orn plante. Die Ugharten entdeckten einen Landeplatz in unmittelbarer Nähe des südlichsten Berges, und die HERGIEN wurde noch langsamer und senkte sich dem Land entgegen. Sekunden später waren die Ornaren zur Stelle, und die Galionsfigur reagierte so, wie Koratzo es befürchtet hatte. Dieses Wesen, das einsam in seiner Bugkanzel lebte, stand völlig im Bann des Neffen. Sie eröffnete ohne Warnung das Feuer auf die ornarischen Schiffe, und es zeigte sich, daß deren Mannschaften bei allem Mißtrauen nicht da mit gerechnet hatten, hier, in unmittelbarer Nähe ihres Neffen, angegriffen zu werden. Die Schiffe waren größer als die HERGIEN, aber sie waren nur von schwachen Schutzschirmen umgeben, die nicht zur Abwehr von Strahlschüssen gedacht waren, sondern nur die Hülle während des Fluges in der Atmosphäre vor Überbeanspruchung schützen sollten. Binnen Sekunden war alles vorbei. Die beiden ornarischen Raumschiffe stürzten ab. Ihre Galionsfiguren waren samt den Bugkanzeln ausgelöscht worden, ihre Organhüllen waren aufgerissen, und ihre Triebwerke mach ten sich mit Donnergetöse selbständig und zerstörten das, was bis dahin noch intakt gewesen war. »Gut gemacht!« schrie Duuhl Larx begeistert. »Jetzt landet, und beeilt euch. Copasallior …« Niemand erfuhr, wie das nächste Wort des Neffen lauten sollte, denn plötzlich drang eine dröhnende Stimme aus sämtlichen Lautsprechern. »Was für ein Gesandter bist du? Hat man dir nicht befohlen, daß du dich nicht in die internen Angelegenheiten der Reviere einmischen darfst? Wer hat dir erlaubt, auf die Ornaren zu schießen?« »Wozu brauche ich eine Erlaubnis?« erkundigte Duuhl Larx sich bissig. »Ich habe diesen Narren befohlen, mich auf dem schnellsten Wege zu dir zu bringen, Quellmer Orn. Statt dessen versuchten deine Ornaren, mich in die Irre zu führen und mir meine Zeit zu stehlen, und als sie merkten, daß ich mich so leicht nicht täuschen lasse, hatten sie sogar die Unverschämt heit, mir zu drohen. Du solltest dieses Hilfsvolk fester an die Kandare neh men! Sie mögen dir gute Dienste leisten, wenn es darum geht, die Ernte zu erhöhen, aber ihr Verhalten gegenüber einem Gesandten des Oheims läßt sehr zu wünschen übrig!« Koratzo dachte sehnsuchtsvoll, daß so viel Frechheit unmöglich unge sühnt bleiben durfte. Er hoffte, daß Quellmer Orn nun hellhörig werden
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und fragen möge, ob Duuhl Larx – der seinen Namen noch nicht genannt hatte – wirklich ein Gesandter des Oheims war. Statt dessen klang die Stimme des anderen Neffen geradezu kleinlaut, als er eingestand: »Sie schlagen manchmal über die Stränge. Sie hängen an mir.« »Was für ein Unsinn!« rief Duuhl Larx wütend. »Sie haben dich zu fürchten, auch wenn sie die Favoriten unter deinen Hilfsvölkern sind. Sage bloß noch, daß sie dich verehren!« »Nein, das nicht …« »Du wagst es, mich zu belügen?« kreischte Duuhl Larx. »Du verhät schelst sie. Das hat sich mittlerweile bis zum Zentrum der Schwarzen Ga laxis herumgesprochen. Du läßt es zu, daß sie dich lieben. Ihre Bewußtsei ne würden die Ernte vergiften, wenn sie in die schwarzen Kerne gelangen könnten. Sie kommen dort aber nicht an, Quellmer Orn, und das ist der Grund, weshalb ich hier bin. Es wird eine Untersuchung geben, und das Ergebnis dürfte in jeder Hinsicht sehr interessant sein.« Verdammt! dachte Copasallior. Wovon redet der Bursche da? Weiß er wirklich etwas – oder ist das nur ein Bluff? Ich weiß es nicht, antwortete Koratzo lautlos. Möglich, daß wirklich et was nicht stimmt. Es ist immerhin ungewöhnlich, daß Duuhl Larx diesmal nicht instinktiv wußte, wo er nach Quellmer Orn zu suchen hatte. »Ich habe mir nichts vorzuwerfen«, behauptete Quellmer Orn. »Wer hat diese Vorwürfe erhoben?« »Das geht dich nichts an«, erwiderte Duuhl Larx kalt. »Ich erwarte von dir, daß du dich bei mir einfindest, und zwar so schnell wie möglich.« »Ich denke nicht daran!« schrie Quellmer Orn empört. »Komm her und führe deine Untersuchung durch, aber verlange nicht von mir, daß ich mei nen Palast verlasse, um mich mit einem derart albernen Problem zu be schäftigen.« »Wenn du nicht kommst, werde ich Verstärkung anfordern«, drohte Du uhl Larx. »Dein Palast ist abgeschirmt. Ich kann von hier aus nicht fest stellen, was sich in den künstlichen Bergen verbirgt, aber meine Befehle sind eindeutig. Ich habe in solchen abgeschirmten Räumen nichts verloren. Entweder läßt du die Tarnung fallen, oder du kommst zu mir. Wählst du einen anderen Weg, dann ist der Fall für mich ohnehin abgeschlossen, denn dann kann man deine Schuld als erwiesen betrachten.« Das ist zu dick aufgetragen! dachte Copasallior. Diesmal wagt er sich zu weit vor. Mir scheint, wir haben uns umsonst Sorgen um unsere Zukunft gemacht! Aber fast gleichzeitig sagte Quellmer Orn: »Ich werde kommen, obwohl die Anschuldigungen, die du gegen mich erhebst, absurd und unberechtigt sind. Du wirst dich allerdings ein wenig
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gedulden müssen, denn es sind verschiedene Vorbereitungen nötig, ehe ich von hier weg kann.« »Ich warte«, erklärte Duuhl Larx. Er ließ die Galionsfigur die Verbindung unterbrechen und vergewisserte sich, daß die Sender der HERGIEN blockiert waren. Dann erst wandte er sich an die Magier. »Ich hoffe, daß Quellmer Orn wirklich einen Fehler gemacht hat«, sagte er gedehnt. »Das würde bedeuten, daß ich hier noch mehr Kraft aufneh men kann, als ich ursprünglich gedacht habe. Der Neffe wird hierherkom men, und wenn er erst in der HERGIEN ist …« »Du kannst mit ihm nicht an Bord dieses Schiffes kämpfen!« rief Korat zo entsetzt. »Du täuschst mich nicht«, versicherte der Neffe spöttisch. »Dir geht es nicht um die HERGIEN, sondern um die Ugharten und die Galionsfigur. Sei unbesorgt, sie werden keinen Schaden nehmen. Schließlich brauche ich sie noch. Mit euch Magiern ist es etwas anderes. Ich brauche auch euch, aber ihr seid zu empfindlich, um während der Auseinandersetzung zwischen Quellmer Orn und mir im Schiff bleiben zu können. Ihr seht, ich bin um euer Wohlergehen sehr besorgt.« Er legte eine Pause ein, aber falls er auf eine Bemerkung gewartet hatte, so hatte er Pech. »Ihr werdet inzwischen in diesen merkwürdigen Palast gehen und einige Nachforschungen für mich anstellen«, sagte er ärgerlich. »Wonach sollen wir suchen?« fragte Copasallior. »Ihr werdet für mich erkunden, wo sich der Gersa-Predogg aufhält, und ihr werdet prüfen, ob es in diesem Palast beachtenswerte Konzentrationen jener Kraft gibt, die ich brauche. Ich erwarte von euch, daß ihr sorgfältig arbeitet und nichts überseht. Denkt daran – wenn ich erst an die Reserven des Dunklen Oheims herankomme, bin ich auch imstande, euch zu be schützen. Ich habe eure Fähigkeiten schätzen gelernt. Wenn ich erst über die Schwarze Galaxis herrsche, werde ich euch nötiger als jetzt brauchen.« Koratzo schüttelte in ohnmächtiger Wut die Fäuste, und Copasallior sah aus, als wolle er sich auf die flammende Sphäre stürzen. »Ich kann mir denken, was in euch vorgeht«, sagte Duuhl Larx amü siert. »Ihr glaubt, daß selbst der Tod nicht so schrecklich sein kann wie das Schicksal, mir zu dienen. Ihr ahnt nicht, wie recht ihr habt. Aber glaubt nur nicht, mir auf diesem einfachen Wege entwischen zu können. In euren Bergen in Pthor wart ihr unsterblich, und ihr werdet es bleiben, solange ich euch immer wieder in meine dunkle Aura hole. Ihr werdet nicht ster ben können, und ihr werdet euch auch nicht selbst töten. Wenn ihr es trotz dem versucht, dann werdet ihr euch wünschen, niemals geboren worden zu sein, denn euer Sterben wird sich über viele Jahre hinweg ausdehnen!«
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Koratzo starrte die flammende Sphäre an, und nur mit Mühe beherrschte er sich. »Geht jetzt!« befahl Duuhl Larx. »Wann sollen wir zurückkehren?« fragte Copasallior. »Ihr werdet es spüren!« behauptete Duuhl Larx. Der Weltenmagier sah Koratzo fragend an, nahm dann die rechte Hand des Stimmenmagiers und tat mit ihm den Schritt durch das Nichts. »Wir sind aus seiner dunklen Aura heraus«, stellte Koratzo fest, als sie auf einem Felsen, der die Bäume des Dschungels um etliche Meter überragt, in die normale Welt zurückgekehrt waren. »Ja«, murmelte Copasallior. »Aber seine Befehle gelten nach wie vor für uns. Wir werden ihm gehorchen müssen. Was hältst du von den Ber gen dort? Wenn sie wirklich künstlich sind, dann müßte Quellmer Orn auf beinahe jedem Insel-Kontinent einen Palast besitzen.« »Oder die Felsnadeln dort vorn sind denen auf den anderen Inseln nach gebildet«, meinte Koratzo. »Ich habe nie zuvor so seltsame Berge gese hen.« Es kam selten vor, daß die beiden Magier sich in einem Punkt restlos ei nig waren, aber diesmal stimmte Copasallior schweigend zu. Die »Berge« mochten um die dreitausend Meter hoch sein. Dabei hatten sie am unteren Ende einen Durchmesser von höchstens einem Kilometer. Ihre Spitzen waren von schneeweißen Eiskrusten umhüllt, und die steilen Flanken zeigten kaum eine Unebenheit. Wie schlanke, spitze Kegel wuch sen diese Berge aus runden, grasbedeckten Hügeln hervor. Der Dschungel reichte nicht bis an die Felsen heran, und fast schien es, als würden auch die Tiere die Nähe dieser Kegel meiden. Es war unnatürlich still, kein Tierlaut war zu hören, und in den dichten Wipfeln der Bäume, über denen die Magier standen, rührte sich nichts. »Wie kommen wir hinein?« fragte Koratzo beklommen. »Dumme Frage«, brummte der Weltenmagier und streckte eine seiner sechs Hände aus. »Warte noch«, flüsterte der Stimmenmagier. »Ich spüre etwas. Ich glau be, es ist Quellmer Orn. Er befindet sich in dem Berg dort drüben.« »Und der Gersa-Predogg?« »Wir müssen warten, bis der Neffe zur HERGIEN fährt. Vorher kann ich den Roboter nicht aufspüren.« »Gut«, sagte Copasallior und ließ sich auf dem Felsen nieder. »Warten wir also.« Nach einigen Minuten löste sich ein dunkler Punkt von dem Berg, in dem Koratzo den Neffen vermutet hatte. Der Punkt entpuppte sich als ein Schwebefahrzeug, das langsam auf die HERGIEN zuglitt. »Es ist tatsächlich der Neffe«, stellte Koratzo fest. »Jetzt spüre ich auch
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den Gersa-Predogg. Er hat Quellmer Orn offenbar bis an das Tor begleitet, hinter dem das Fahrzeug stand.« »Ist der Neffe allein?« »Ja«, sagte Koratzo überrascht. »Und in diesem ganzen sogenannten Pa last scheint es keinen einzigen Ornaren zu geben. Ich kann jedenfalls kei nes dieser typischen Muster entdecken.« »Sind andere Lebewesen vorhanden?« »Nicht mehr als ein paar hundert. Und zwar in der gesamten Anlage.« Der »Palast« umfaßt rund fünfzig dieser kegelförmigen Berge, die aller dings nicht alle gleich hoch waren. »Mir scheint, Duuhl Larx hat ausnahmsweise einmal recht«, murmelte Copasallior grimmig. »Hier stimmt tatsächlich etwas nicht!« Das Fahrzeug mit Quellmer Orn erreichte die HERGIEN und ver schwand in einer Schleuse, und im gleichen Augenblick tat Copasallior mit dem Stimmenmagier den nächsten Schritt durch das Nichts. Er hatte den zweithöchsten Palast-Berg als Ziel ausgewählt, denn bevor sie sich an den Gersa-Predogg heranpirschten, sollten sie seiner Meinung nach in et wa wissen, was sie dort drüben erwartete. Sie kamen in einem Raum heraus, der etwa fünfhundert Meter über dem Fuß des Felskegels lag. Aufmerksam sahen sie sich um, aber alles, was sie entdecken konnten, waren riesige Säulen, die ein gigantisches Gewölbe stützten. Es schien, als erstrecke sich diese Halle, in der sie standen, über die ganze Breite des Kegels. Durch schmale, unverglaste Fenster sickerte schwach das Tageslicht herein. Dichter Staub bedeckte den Boden. »Versuchen wir es zuerst weiter unten«, murmelte Copasallior. Auch der nächste Saal war riesig, voller Säulen und Staub, und auch hier gab es keine Spuren dafür, daß jemals lebende Wesen diesen Ort be traten. Sie wechselten in die nächsttiefere Halle hinunter – und wieder standen sie in einer stauberfüllten Dämmerung. »Das wird langweilig«, bemerkte Copasallior. »Spürst du Leben in die sem Berg?« »Nein«, sagte Koratzo leise. »Aber das hat nichts zu bedeuten.« »Wie meinst du das?« erkundigte der Weltenmagier sich beunruhigt. »Es dringt so gut wie nichts in diese Hallen vor«, erklärte Koratzo nach denklich. »Ich kann nicht einmal mehr die Stimmen der Ugharten klar er fassen, und dabei sind sie mir nun wirklich vertraut genug. Laß uns nach unten gehen, so tief wie möglich. Vielleicht finden wir dort etwas.« Copasallior schwieg. Er fühlte sich merkwürdig, frei und unfrei zu gleich. Er genoß es, wieder von einem Ort zum anderen wechseln zu kön nen und dabei nicht mehr die grauen Wände der HERGIEN um sich her um zu sehen. Aber er wußte gleichzeitig, daß er nicht imstande sein wür de, auch nur einen einzigen Schritt zu tun, der nicht mit den Befehlen des
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Neffen im Einklang stand. Mit seinen magischen Sinnen, die das Ergebnis eines jahrtausendelan gen Trainings waren, erspürte er den tiefsten Hohlraum in dem steinernen Kegel und versetzte sich mit Koratzo dorthin. »Wieder nichts«, sagte er enttäuscht. Koratzo ließ die Hand los, die es ihm ermöglicht hatte, an diesen Ort zu gelangen, und ging einige Schritte weit in die düstere Halle hinein. Staub wirbelte unter seinen Füßen auf. Neben einer Säule blieb er stehen, legte die Hände auf das rauhe Gestein und schien zu lauschen. »Was ist los?« fragte Copasallior ungeduldig. »Spürst du etwas?« Der Stimmenmagier drehte sich um und hob die Hände in einer Gebärde der Ratlosigkeit. »Jetzt nicht mehr«, murmelte er. »Dabei hätte ich eben noch schwören können, daß da etwas ist.« Er wandte sich von der Säule ab – und blieb abrupt stehen. »Wir sollten uns beeilen«, bemerkte Copasallior. »Duuhl Larx wird nicht ewig warten. Sobald er Quellmer Orn besiegt hat …« Er verstummte überrascht, als Koratzo sich bückte und mit beiden Hän den den Staub zur Seite fegte. Der Stimmenmagier starrte auf etwas, was Copasallior von seinem Standort aus nicht erkennen konnte. Ungeduldig setzte er sich in Bewegung, und gleichzeitig richtete Koratzo sich auf. Er streckte dem Weltenmagier die flache Hand entgegen, und Copasallior musterte verwundert die kleinen, weißen Dinger, die Koratzo ihm zeigte. »Teile von Knochen, nicht wahr?« fragte er. Koratzo nickte. »Wer weiß, wer sich hierher verirrt und dann keinen Ausgang mehr ge funden hat«, murmelte Copasallior unbeeindruckt. »Ein Tier vielleicht, oder ein Diener des Neffen, der Grund hatte, sich zu verbergen und ein all zu gutes Versteck dabei erwischte.« Koratzo schüttelte langsam den Kopf. »Nimm eine Handvoll von diesem Staub auf«, bat er. Copasallior gehorchte verwundert. Er streckte eine seiner Hände aus – und erstarrte. Dann begann er wie besessen darin zu wühlen. »Du wirst nichts mehr finden«, sagte Koratzo. »Es wäre ein unwahr scheinlicher Zufall. Es ist zu viel Zeit vergangen.« Copasallior richtete sich auf und starrte den Stimmenmagier an. »Wie sagte Duuhl Larx doch gleich?« murmelte er. »Quellmer Orn herrscht seit höchstens sechs, sieben Jahrhunderten über das Llartas-Re vier. So schnell zerfallen Skelette nicht.« »Vor allem dann nicht, wenn sie in einer solchen Halle liegen«, stimmte Koratzo zu. »Sie sind hier vor Wind und Wetter geschützt – oder sie wa ren es. Trotzdem sind sie zu Staub zerfallen. Wer weiß, wie lange dieses
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Spiel schon gespielt wird.« »Staub«, sagte Copasallior leise. »Es gibt sehr viel davon in diesen Hal len. Zu viel. Etwas davon mag von draußen hereingeweht sein, aber trotz dem – sie müßten dicht an dicht gelegen haben, wahrscheinlich sogar in mehreren Schichten übereinander!« »Sie werden sich nicht freiwillig hier aufgestapelt haben«, meinte der Stimmenmagier. »Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, daß es sich le diglich um eine Gruft handelt, in die man seit Jahrtausenden Tote gebracht hat.« »Es wäre die seltsamste Gruft, die ich jemals gesehen habe!« erklärte Copasallior sarkastisch. »Es waren Ornaren, nicht wahr?« »Ich bin mir nicht sicher«, murmelte Koratzo. Copasallior griff schweigend nach seiner Hand und kehrte mit ihm auf den Felsen zurück, von dem aus sie einen Teil des »Palasts« überblicken konnten. »Kein Sprung ins Ungewisse mehr«, verlangte Copasallior. »Sieh dir diese Berge genau an, und wenn du Leben ausfindig machst, dann zeige es mir.« »Es kann einige Zeit dauern«, warnte Koratzo. »Wir haben Zeit. Ich bin, ehrlich gestanden, nicht sehr wild darauf, die ses Geheimnis zu lösen.« »Böse Vorahnungen?« fragte Koratzo ohne die geringste Spur von Spott. »Ja«, antwortete Copasallior genauso ernst. »Was immer wir auch her ausbekommen werden – es wird uns einen Schock versetzen und diesem verdammten Neffen helfen, noch stärker zu werden. Das mag in unsere Pläne passen, aber mir wird trotzdem übel, wenn ich nur daran denke.« »Tröste dich«, sagte Koratzo. »Mir geht es genauso. Ich denke, ich fan ge bei den kleineren Kegeln an.« Damit hatte er eine gute Wahl getroffen – oder auch eine schlechte, je nachdem, wie man es sehen wollte. Schon nach wenigen Sekunden spürte er Stimmen auf. Er gab dem Weltenmagier ein Zeichen und machte dann die Stimmen auch für Copasallior hörbar. »Primitive Wesen«, stellte dieser nach einigen Minuten fest. »Ihre Ge danken dürften sich in erster Linie ums Essen drehen.« »Das tun sie auch«, sagte Koratzo tonlos. »Bei der Seele von Pthor – ich wünschte, Duuhl Larx würde uns auf der Stelle zu sich rufen!« Copasallior erfaßte nur wenige Sekunden lang das, was Koratzo für ihn hörbar machte, dann unterbrach er grob die Verbindung zu dem Stimmen magier, ohne die geringste Rücksicht darauf, daß Koratzo das als schmerz haften Schock empfinden mußte. »Genug davon!« rief der Weltenmagier heftig. »Wir kehren in die HER
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GIEN zurück.« Er begegnete den Blicken des Stimmenmagiers und senkte resignierend den Kopf. »Wenn wir es uns angesehen und den Sinn des Ganzen herausgefunden haben«, fuhr er fort. »Geschieht das alles auf Quellmer Orns Befehl?« »Sie tun es jedenfalls nicht gegen seinen Willen«, flüsterte Koratzo ent setzt. Copasallior packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn heftig. »Laß diese Verbindung fallen!« befahl er. »Sofort!« Koratzo zuckte zusammen und richtete sich langsam auf. »Was nützt das jetzt noch?« fragte er bedrückt. »Wir wissen, was dort geschieht.« Copasallior verwünschte den Neffen Duuhl Larx und auch den Neffen Quellmer Orn und alle anderen Neffen, die es sonst noch geben mochte. Er verfluchte den Dunklen Oheim und all die negativen Kräfte der Schwarzen Galaxis – aber seine Flüche würden nichts ungeschehen ma chen. Angesichts dieser Erkenntnis nahm er Zuflucht zu jener Einstellung, der er es verdankte, daß er sich jahrtausendelang seinen gesunden Ver stand hatte bewahren können. »Wir werden es uns ansehen«, sagte er, und ehe Koratzo irgend etwas unternehmen konnte, riß Copasallior ihn mit sich an jenen Ort, den der Stimmenmagier ihm über die Gedanken der Fremden gezeigt hatte. Copasallior hatte niemals zu Alpträumen geneigt, aber er ahnte, daß ihm diesmal einige unruhige Nächte bevorstanden. Er hatte nie zuvor in seinem langen Leben etwas so Abscheuliches gesehen. Der Felskegel, in dem sie gelandet waren, war knapp einhundert Meter hoch und an der Basis genauso breit. Das unterste Stockwerk bildete eine einzige riesige, durchgehende Halle. In dieser Halle waren die Fremden tä tig. Er hatte ihre Gedanken gehört und sie sich als halbe Tiere vorgestellt, und erst, als er sie sah, verstand er, warum Koratzo so maßlos entsetzt war. Die Wesen, die durch die Halle eilten, sahen aus wie Menschen. Es wa ren keine, wie Copasallior sehr genau wußte, aber die Ähnlichkeit war ver blüffend. In mancher Weise ähnelten sie Karsjanor, dem Kristallmagier, der in die Verbannung gegangen war. Sie hatten hübsche, kindliche Ge sichter mit weichen Wangen, lächelnden Lippen und hellblauen Augen. Ihr Blick war sanft. Blondes, lockiges Haar fiel ihnen bis weit über die Schultern hinab. Sie riefen sich fröhliche, wenn auch nicht allzu intelligen te Scherze zu, während sie ihrer Arbeit nachgingen. Sie trugen Lasten. Diese bestanden aus Fleisch und Blut, Knochen und Sehnen und all den anderen Dingen, aus denen sich die Körper lebender Wesen zusammensetzten. Es waren Ornaren, die von den Fremden in die
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Höhle – wie Copasallior den Saal in seinen Gedanken fortan nannte – ge schleppt wurden. Die Ornaren waren noch nicht tot, aber sie befanden sich in einem Zu stand, in dem sie weder Gedanken noch Laute hervorzubringen vermoch ten, die Koratzo mit seinen feinen Sinnen über eine gewisse Entfernung hinweg hätte wahrnehmen können. Jetzt, als sie diesen armen Kreaturen so nahe waren, sah es anders aus. Koratzo hatte keine Zeit gefunden, den ma gischen Kontakt zu unterbrechen. Er war auf diese Wesen eingestellt, hatte sich mit aller Kraft bemüht, sie zu erfassen – und war nun dem, was auf ihn eindrang, für eine bestimmte Zeit hilflos ausgeliefert. Copasallior griff mit beiden Händen zugleich zu. Er kannte den Stim menmagier gut genug, um zu wissen, wo dessen wunde Punkte lagen. Ko ratzo sackte bewußtlos in sich zusammen. Danach stand der Weltenmagier ganz still hinter einer Säule und beobachtete. Er sah, wie diese seelenlos hübschen, blonden Wesen die Ornaren zer legten, wie sie einzelne Teile in Kästen packten, andere mit besonderer Sorgfalt in flache Schalen legten; wie sie schließlich das, was übrigblieb, auf Schwebeschalen warfen. Er umfaßte Koratzo mit einem seiner sechs Arme und begab sich an jenen Ort, an dem die Schwebeschalen anhielten. Er sah die gigantische Maschine, in der auch der letzte Rest von Fleisch und Sehnen von den Knochen getrennt wurde. Was die Maschine schließ lich übrigließ, das waren Knochen ohne Mark und Schädel ohne Hirn. Co pasallior sah die kugeligen Behälter, in denen das, was die Maschine an sich gerissen hatte, aufbewahrt wurde, und er sah etwas wie einen Kalen der, der in einem dieser Räume an der Wand hing. »Zum Stern der Läuterung.« Darunter standen Daten, nüchterne Zahlen. Copasallior hatte mittlerweile erfahren, was sich hinter dem beinahe poetisch klingenden Namen »Stern der Läuterung« verbarg. Dort wurden aus den Leibern getöteter Bewohner der Schwarzen Galaxis jene organi schen Stoffe gewonnen, aus denen schließlich die Hüllen der Organschiffe entstanden. Wußten die Ornaren, daß beim Bau jener Schiffe, mit denen sie das Llartas-Revier durchkreuzten, die Körper ihrer Artgenossen mit verarbeitet wurden? Er schob die Frage beiseite und konzentrierte sich auf sein nächstes Ziel, denn er ahnte, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Duuhl Larx pflegte sich mit seinen Opfern nicht lange aufzuhalten, und sobald der Neffe sein grausiges Werk beendet hatte, würde er die Magier zurückpfeifen. Angesichts der Vorgänge in diesem »Palast« empfand Copasallior dem Neffen Duuhl Larx gegenüber beinahe so etwas wie Sympathie. Zumin dest war der Herrscher des Rghul-Reviers niemals auf derart scheußliche Ideen gekommen, wie sie hier, in Quellmer Orns Revier, praktiziert wur
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den. Und wenn Duuhl Larx Quellmer Orn ermordete, dann tat der Neffe damit sicher vielen Völkern einen großen Gefallen, sogar den Ornaren, auch wenn es sicher noch sehr lange dauern würde, bis diese Wesen das einsehen konnten. Er versetzte sich mit Koratzo, der immer noch bewußtlos war, an jenen Ort, an dem die in Kästen verpackten Einzelteile der Ornaren landeten. Die Kästen wurden in einen der benachbarten Felsenkegel gebracht und dort in Kühlhallen gelagert. Copasallior konnte nicht auf Anhieb feststel len, zu welchem Zweck das geschah, und er forschte auch nicht weiter nach. Was die so erschreckend menschenähnlichen Kreaturen mit den so sorg fältig in Schalen gelegten Teilen anfingen, wußte er bereits, und er hatte kein Verlangen danach, sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, daß es den Fremden wirklich schmeckte. Er überzeugte sich noch davon, daß die Gerippe der Ornaren tatsächlich in die gigantischen, leeren Hallen gebracht wurden und machte ein paar Stichproben. In allen Felsenkegeln fand er solche Hallen. Einige Kegel enthielten nur diese Räume, in anderen gab es nur ein paar staubige Stock werke unter der Spitze. Copasallior hatte seine flüchtige Untersuchung gerade beendet, da spür te er es: Die dunkle Aura glitt über ihn hinweg. Erschrocken versetzte er sich auf den Felsen zurück und starrte zur HERGIEN hinüber. Koratzo be wegte sich schwach, seufzte tief und schlug dann die Augen auf. Verwun dert sah er sich um. »Ich dachte, wir wären wieder in der HERGIEN!« sagte er schließlich. »Die dunkle Aura hat sich ausgedehnt«, murmelte der Weltenmagier. »Das bedeutet dann wohl, daß Quellmer Orn tot ist.« »Ich weine ihm keine Träne nach«, bemerkte Koratzo und schüttelte sich. »Hast du etwas herausgefunden?« »Genug, um eines mit Sicherheit zu wissen: Wenn es irgendeine Metho de gibt, mit der man dem Dunklen Oheim und seinen Neffen den Garaus machen kann, dann werde ich mich ihrer bedienen, selbst wenn ich mich dazu auf antimagische Techniken einlassen müßte. Gib mir die Hand, wir müssen in die HERGIEN zurück.« Duuhl Larx erwartete sie bereits. »Wo ist der Gersa-Predogg?« fragte er. Copasallior deutete schweigend auf den betreffenden Kegel. »Und die Ornaren?« »Ihre Körper werden da drüben zerstückelt«, antwortete Copasallior mit großem Widerwillen. »Was mit ihren Bewußtseinen geschieht, konnten wir nicht herausfinden. Die Zeit war zu knapp.« »Ich vermute eher, daß euch der Rest zu sehr auf den Magen geschlagen
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ist«, sagte Duuhl Larx höhnisch. »Aber das macht nichts. Ich werde selbst nachsehen. Bleibt in der HERGIEN!« Er raste in seiner Flammensphäre davon, und auf einem Bildschirm konnten sie verfolgen, wie er auf den Kegel zuflog. Fast gleichzeitig glit ten Schatten über die Landschaft. Kleine, wendige Fahrzeuge stürzten aus dem Himmel herab, und Ornaren sprangen in das Gras und rannten mit ge zogenen Waffen auf Duuhl Larx zu. Sie erreichten ihn nicht. Bevor sie ihm nahe genug kamen, um ihm mit ihren Waffen gefährlich werden zu können, hatte Duuhl Larx bereits die Aura der Vernichtung ausgedehnt. Die Ornaren starben, ehe sie auch nur einen Schuß auf den Neffen hatten abfeuern können. Es kamen noch mehr Ornaren, aber sie waren bereits tot, als ihre Fahr zeuge den Boden berührten. Duuhl Larx kümmerte sich nicht um die An greifer. Er wandte sich dem Tor zu, das in das Innere des Kegels führte. Koratzo verlor den Neffen für kurze Zeit, als dieser in irrsinnigem Tempo durch Hallen und Gänge raste und nach dem Gersa-Predogg suchte. Er spürte Duuhl Larx erst wieder auf, als der Neffe dem Roboter bereits ge genüberstand. »Du mußt eine Warnung an den Dunklen Oheim durchgeben!« schrie der Stimmenmagier verzweifelt. »Worauf wartest du noch? Berichte ihm, daß ein wahnsinniger Neffe aus den unsicheren Revieren durch die Schwarze Galaxis zieht und alles umbringt, was ihm in den Weg gerät!« Aber obwohl er alles, was er an magischer Kraft besaß, in seine Stimme legte, erreichte er den Gersa-Predogg nicht. Es lag nicht an Duuhl Larx oder den Befehlen, die der Neffe den Magiern gegeben hatte. Der rätsel hafte Felskegel selbst widersetzte sich ihm. Er konnte in bescheidenem Umfang hören, was hinter den steinernen Wänden geschah, aber er konnte nicht in das Geschehen eingreifen. Niemand konnte sagen, ob Cydorm dennoch eine Nachricht absetzte oder nicht. Die Verständigung zwischen den Gersa-Predogg und dem Dunklen Oheim erfolgte auf einer besonderen Ebene. Niemand konnte ein solches Gespräch abhören. Ob aber der Dunkle Oheim gewarnt wurde oder nicht – für den GersaPredogg war es ohnehin zu spät. Duuhl Larx war mit seiner dunklen Aura wie ein Schwamm, der gierig jedes Quentchen der vom Oheim stammen den Energie in sich aufsaugte. »Warum hast du versucht, ihn zu warnen?« fragte Copasallior verständ nislos. »Wir waren uns doch einig darüber …« Er verstummte, denn er spürte nun deutlich genug, was Koratzo schon einige Sekunden vor ihm erkannt hatte. Der Gersa-Predogg mußte ungeheure Mengen dieser dunklen Kraft in sich gespeichert haben. Niemand konnte sagen, ob das auch bei allen an
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deren Gersa-Predoggs so war, oder ob am Ende sogar der Oheim bereits gewußt hatte, was geschehen würde und darum Cydorm auf ähnliche Wei se präpariert hatte, wie es bei Chirmor Flog der Fall gewesen war. Was jetzt auf Duuhl Larx einströmte, das war so gewaltig, daß die dunkle Aura sich nicht schnell genug ausdehnen konnte. In der HERGIEN warfen sich die Ugharten schreiend zu Boden und krochen unter Pulte und Tische, als könnten sie sich dort vor dieser grauenhaften, bösen Kraft ver stecken. Die Magier, die solche Vorgänge noch weit deutlicher wahrnah men, glaubten, den Verstand verlieren zu müssen. Der Druck des Bösen, der auf ihnen lastete, wurde so stark, daß die ab sonderlichsten Ideen in ihnen erwachten. Hätte es länger gedauert, so wäre ihnen nichts anderes übriggeblieben, als sich Luft zu verschaffen, indem sie dem Zwang, den die Aura auf sie ausübte, gehorchten und mit ihren ur eigensten Waffen alles zerstörten, was ihnen nur einen Anhaltspunkt bot. Zum Glück ging es nach wenigen Sekunden vorüber. Die Aura dehnte sich aus, und die Ugharten kamen zögernd aus ihren Verstecken hervor. »Was macht er jetzt?« fragte Copasallior tonlos. »Wenn da drüben noch mehr davon gespeichert ist und er sich weiter vollpumpt …« »Er scheint für diesmal genug zu haben«, murmelte Koratzo. »Er ist auf dem Weg hierher. Beim Geist der FESTUNG – ich dachte, es würde ihn zerreißen!« Duuhl Larx tauchte vor dem Felskegel auf und raste auf die HERGIEN zu. Die Ugharten begaben sich plötzlich schweigend an die Schaltpulte, und die Magier hörten das inzwischen vertraute Geräusch, mit dem die Triebwerke ihre Arbeit aufnahmen. »Er hat sie jetzt völlig unter seiner Kontrolle«, stellte Copasallior fest. »Ich fürchte, wir haben einen Fehler gemacht. Es wäre besser gewesen, gegen ihn zu kämpfen, selbst wenn wir dabei unser Leben verloren hätten. Das, was er jetzt ins Schiff bringt, wird uns sowieso vernichten.« »Warten wir es ab«, murmelte Koratzo erschöpft. »Etwas anderes kön nen wir ohnehin nicht tun.« Aber als Duuhl Larx dann in die HERGIEN kam, zeigte es sich, daß er seine neuen Kräfte sehr gut zu kontrollieren wußte. Die Magier spürten nur für einen Augenblick erneut diesen gräßlichen Druck, dann war plötz lich alles wieder ganz normal, und man hätte meinen können, daß gar nichts anders geworden war. Duuhl Larx kam nicht in die Zentrale. Die Ugharten leiteten gemeinsam mit der Galionsfigur den Start ein. Einige Organschiffe näherten sich dem Inselkontinent, aber sie waren nicht schnell genug, und ihre Manöver wirkten unentschlossen und verwirrt. Die Magier warfen keinen einzigen Blick mehr auf die Bildschirme, als das Schiff den Planeten Ornaron verließ. Erst ein erstaunter Ausruf, der
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von einem der Ugharten kam, ließ sie aufblicken – und sie waren wie er starrt. Ein golden schimmerndes, gigantisches Insekt hing – gar nicht weit von ihnen entfernt – in der Schwärze des Raumes. »Copasallior«, flüsterte Koratzo und tastete nach der Hand des Welten magiers. »Bringe uns hin – schnell!« »Es geht nicht«, antwortete der Weltenmagier mutlos. »Ich kann mich nicht von der HERGIEN lösen. Schicke ihnen eine Botschaft, ehe Duuhl Larx dich daran hindert. Beeile dich, ich passe auf.« Koratzo starrte mit brennenden Augen auf die GOL'DHOR. Das Schiff war noch zu weit entfernt, als daß er die Wesen hätte sehen können, die sich darin aufhielten, aber er spürte sie vage und vernahm die zornigen Rufe, mit denen sie die GOL'DHOR bedachten, weil das magische Raum schiff ihnen den Gehorsam verweigerte. »Hört mir zu!« sagte er leise, und seine Stimme klang durch die GOL'DHOR. »Ich werde nicht lange zu euch sprechen können.« Drüben war es schlagartig still, und Koratzo berichtete schnell und kon zentriert, was sie in den letzten Tagen über die Verhältnisse in der Schwar zen Galaxis herausgefunden hatten. Er fühlte das Entsetzen der vier Ma gier. Kolphyr und Koy konnte er weniger gut erfassen, aber er wußte, daß Querllo und Opkul sich in der GOL'DHOR befanden. Zu ihnen hatte er volles Vertrauen, und er hoffte, daß sie sich nach seinen Anweisungen richten würden, auch wenn sie ihnen nicht besonders gefallen mochten. Überrascht war er über die Anwesenheit Taldzanes, denn der Schwertma gier gehörte zu der kleinen Gruppe der positiv veranlagten Magier – wo von Taldzane allerdings nicht genug wußte, als daß er sich der Probleme voll hätte bewußt sein können. »Folgt uns, solange es uns möglich ist«, bat Koratzo. »Aber kommt uns nicht zu nahe und versucht nicht, uns aus der HERGIEN zu befreien. Ihr würdet unweigerlich ebenfalls in den Bann des Neffen geraten. Macht der GOL'DHOR keine Vorwürfe mehr, denn sie will euch nur beschützen.« »Wir werden …« Copasallior packte Koratzo an der Schulter und drückte so fest zu, daß der Stimmenmagier vor Schmerz zusammenzuckte und die magische Ver bindung unterbrach. Darum erfuhr er nicht, was Querllo ihm hatte sagen wollen. Er drehte sich um und sah Duuhl Larx. Er rechnete damit, daß der Neffe ihn bestrafen würde, aber er hatte keine Angst. Er fürchtete nur um die Sicherheit der GOL'D-HOR und ihrer Insassen. Zu seinem Erstaunen ließ Duuhl Larx ein beinahe normales Gelächter hören. »Ihr habt treue und unerschrockene Freunde«, stellte der Neffe fest. »Sie müssen sehr mutig sein, daß sie sich mit einem so schwachen Schiff
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in die Schwarze Galaxis hinauswagen. Es ist schade um sie. Sie werden nicht viel weiter kommen. In wenigen Tagen sind wir beim Dunklen Oheim.« Damit schwebte Duuhl Larx wieder davon, und die Magier blieben zu rück und zerbrachen sich voller Sorge den Kopf darüber, wie Duuhl Larx diese Bemerkung wohl gemeint haben mochte. »Er weiß nichts von der GOL'DHOR«, sagte Koratzo schließlich. »Er unterschätzt sie. Sie wird durchkommen. Sie muß es schaffen.« Und nach einer Pause fügte er hinzu: »Sie ist positiv. Sie ist so stark aufgeladen, daß sie vor Kraft schier plat zen könnte.« Schweigend sahen sie auf die Schirme. Die GOL'DHOR war weit zu rückgeblieben. Sie war nur noch ein goldener Punkt in der Unendlichkeit, aber dieser Punkt funkelte und strahlte heller als die Sonne des OrnaronSystems.
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»Sie ist steckengeblieben, Yeers. Sie kommt nicht mehr vorwärts. Was ist mit ihr geschehen?« »Ich weiß es nicht.« »Der Kontakt ist noch vorhanden, aber sie nutzen ihn nicht mehr in der richtigen Weise. Vielleicht zweifeln sie an dem, was wir ihnen gesagt ha ben?« »Wir haben ihnen nicht viel gesagt.« »Das war ein Fehler. Es ist schwer genug, unter normalen Bedingungen dort draußen zu bestehen, aber es wird noch viel schlimmer für den, der sich gegen den Strom stellt. Sie wissen nicht, welche Bedeutung sie erlan gen werden und wie unendlich wichtig es ist, daß sie die große Plejade an ihr Ziel bringen. Einen seltsamen Namen hat man dem Stein gegeben!« »Du schweifst ab. Außerdem waren wir in gewissem Umfang an der Namensgebung beteiligt.« »Verzeih mir, alter Freund. Diese Umgebung frißt an mir. Irgendwann werde ich in meine Bestandteile zerfallen, und ich möchte doch so gern vorher noch erleben …« »Sei einen Augenblick still. Spürst du nichts, Olken?« »Nein. Was ist passiert? Versuchen sie wieder, uns zu rufen?« »Nein, es ist etwas anderes. Komm, ich zeige es dir. Es ist zwischen uns und der Plejade, nicht ganz auf geradem Wege, aber es ist stark, sehr stark. Hast du es gefunden?« »Es ist positiv, Yeers: Positiver, als unsere Plejade unter diesen Bedin gungen sein könnte. Oder irren wir uns? Ist es der Stein? Aber wie ist er so schnell dorthin gelangt?« »Es ist nicht der Stein. Es ist etwas anderes. Fremdes. Hilf mir, wir müssen mit ihm reden.« »Das schaffen wir nicht. Wir haben keine Verbindung zu diesem … Ding dort. Und überhaupt – vielleicht ist es nur eine Falle.« »Mach dich nicht lächerlich. Der Dunkle Oheim könnte niemals etwas so Positives schaffen oder erschaffen lassen. Hilf mir jetzt. Wir brauchen diese fremde Kraft. Sie muß uns helfen.« »Gut, Olken. Laß es uns anpeilen. Du hast recht, es ist wirklich stark!« Die Magier waren so verzweifelt, daß Kolphyr es fast nicht mehr mitanse hen konnte. Das Schlimmste daran war, daß er sie verstand. Als er mit Koy und den Magiern an Bord der GOL'DHOR gegangen war, da hatte er gehofft, nicht nur den Magiern, sondern auch Atlan helfen zu können. Inzwischen war dem Bera klargeworden, daß diese Vorstellung naiv war. Dieses Universum war ihm damals noch zu fremd gewesen. Ob
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wohl er bereits seit geraumer Zeit in Pthor lebte, beschränkten sich seine Erfahrungen mit der Raumfahrt und dem Maßstab, nach dem im interstel laren Bereich Entfernungen gemessen wurden, auf vage Eindrücke und ein paar Gespräche, die er mit Atlan geführt hatte. Er hatte geglaubt, es sich vorstellen zu können, aber die Wirklichkeit raubte ihm alle Illusionen. Atlan mochte an jedem beliebigen Ort in dieser gigantischen Galaxis stecken. Ihn aufs Geratewohl zu suchen, war ein hoffnungsloses Unterfan gen. Kolphyr hätte diese Erkenntnis als weniger schmerzlich empfunden, wäre es wenigstens möglich gewesen, die Magier aus den Klauen des Nef fen zu holen. Aber die GOL'DHOR weigerte sich nach wie vor, ihnen zu helfen. Kolphyr hatte versucht, mit dem Schiff zu reden. Immerhin hatte es zu ihm gesprochen und ihm gesagt, daß es Mitleid mit ihm hatte. Er hatte ge glaubt, eher als jeder andere Zugang zur GOL'DHOR zu finden – es war ein Trugschluß gewesen. Dabei war die GOL'DHOR stärker als je zuvor. Sie vibrierte förmlich vor Kraft. Von den Magiern hatte der Bera erfahren, daß die GOL'DHOR sich früher nur in einer Art Gedankensprache verständlich gemacht hatte. Jetzt war sie fähig, sich laut und deutlich zu Wort zu melden, aber allem Anschein nach hatte sie dafür das Zuhören verlernt. Sie behandelte ihre Passagiere gut. Sie erfüllte ihnen jeden Wunsch, wenn es nur irgend möglich war – aber sie näherte sich der HERGIEN nicht um einen Meter mehr, als sie selbst es zu tun beabsichtigte. Bis der Planet Ornaron vor ihnen lag. Da verharrte die GOL'DHOR zu nächst, und Organschiffe kamen auf sie zu und umzingelten sie. Sie eröff neten das Feuer, und die GOL'DHOR stand ungerührt im Raum. Kolphyr hatte fast das Gefühl, daß das Schiff Erleichterung empfand, als es die Schutzschirme verstärken mußte. Vielleicht vermochte es auf diese Weise etwas von der überschüssigen Energie abzubauen, die die Wände mitunter so hell strahlen ließ, daß es in den Augen schmerzte. Plötzlich war die GOL'DHOR dann vorwärtsgestürmt, hatte den Ring der Angreifer gesprengt und war direkt auf den Planeten hinabgetaucht. »Jetzt holen wir sie!« schrie Querllo begeistert. »Schneller, GOL'DHOR!« Aber da blieb das Schiff schon wieder stehen. Es bremste so abrupt, daß jedes andere Schiff unter der ungeheuren Belastung zerbrochen wäre. Im Innern der Wände zuckten winzige Blitze hin und her. Die GOL'DHOR wartete, und schließlich kam die HERGIEN in Sicht. Kolphyr wunderte sich immer noch darüber. Hatte die GOL'DHOR die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen? Hatte sie gewußt, daß die HERGIEN an gerade diesem Ort erscheinen würde? Oder war es nur ein Zufall? Es spielte keine Rolle mehr. Koratzos Stimme durchdrang das Schiff,
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und sie erfuhren, welche Aufgaben die Neffen zu erfüllen hatten, wozu die schwarzen Kerne dienten – welchen Sinn die Schwarze Galaxis erfüllte. Sie diente mit allem, was es darin gab und was darin geschah, einzig und allein dem Zweck, den Dunklen Oheim mit der ihm gemäßen Nah rung zu versorgen, mit den von Haß, Wut und Trauer erfüllten Bewußtsei nen derer, die in dieser elenden Sterneninsel zugrunde gingen. Sie waren noch dabei, diese Erkenntnis zu verdauen, als Koratzo sie bat, der GOL'D-HOR zu vertrauen und sich aufs Beobachten zu beschränken. »Wir werden dich herausholen!« schrie Querllo mit überschnappender Stimme. »Ganz gleich, was es uns kostet – wir werden dich und Copasalli or aus der HERGIEN befreien. Hörst du mich, Koratzo?« Aber der Stimmenmagier meldete sich nicht wieder. Die HERGIEN ra ste davon, ihrem Ziel entgegen, das irgendwo im Zentrum der Schwarzen Galaxis lag, dort, wo die Sonnen dichter standen und noch größere schwarze Kerne besaßen, so daß jener Ort, der vom ewigen Feuer der Son nen hätten glänzen und strahlen sollen, nur ein düsteres Glimmen zu er zeugen vermochte. »Fliege ihnen nach, GOL'DHOR!« bat Querllo flehend. »Beeile dich, hole sie ein, ehe sie zu nahe an das Zentrum herangeraten.« Aber die GOL'DHOR schwang wie zum Hohn herum und kehrte dahin zurück, wo sie gerade erst hergekommen waren. »Was tust du, GOL'DHOR?« flüsterte Opkul nach einer langen Pause entsetzt. »Hast du endgültig den Verstand verloren?« »Wir werden die HERGIEN nicht verlieren«, antwortete das magische Raumschiff, und es sprach so freundlich wie eh und je. »Sie hinterläßt eine so deutliche Spur, daß wir sie nicht verfehlen können. Jetzt müssen wir et was Wichtigeres erledigen.« »Was ist so wichtig, daß du Koratzo und Copasallior dafür im Stich läßt?« schrie Querllo wütend. »Ihr werdet es bald sehen«, versicherte die GOL'DHOR. »Es ist etwas, was ohne unsere Hilfe keine Chance mehr hätte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Habt ein wenig Geduld. Wir verlieren nicht sehr viel Zeit, aber wir gewinnen mehr dabei, als ihr euch jetzt vorstellen könnt.«
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Weiter geht es in Atlan Band 474 von König von Atlantis mit: Widerschein der Freiheit von Detlev G. Winter
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