TERRA ASTRA SCIENCE FICTION ROMANE aus der Perry-Rhodan-Redaktion
Spocks Mission von JAMES BLISH
INHALT Das Ding von...
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TERRA ASTRA SCIENCE FICTION ROMANE aus der Perry-Rhodan-Redaktion
Spocks Mission von JAMES BLISH
INHALT Das Ding von Art Wallace Die Rückkehr der Archonier von Boris Sobelman Spocks Mission von Robert Sabaroff
DAS DING Das Erz hatte ein eigenartiges Aussehen – wie dunkel leuchtender Purpur. Kirk schlug mit einem Stein darauf, es klang typisch metallisch, aber es zeigte nicht die geringste Spur von dem Schlag. Er warf den Stein weg und sagte: „Phantastisch! Es muß mindestens zwanzigmal so hart sein wie Stahl – und das im Rohzustand!“ Spock, der seinen Tricorder auf das Erz gerichtet hatte, sagte: „Um genau zu sein, Captain, 21,4 mal so hart wie hochlegierter Manganstahl.“ Kirk zog seinen Kommunikator heraus. „Scotty, Sie können die Erzader als gesichert eintragen. Benachrichtigen Sie die Star-Flotte und melden Sie, daß ich empfehle, unverzüglich ein Forschungsschiff zu diesem Planeten zu schicken.“ Während er sprach, trieb über dem Felsen, in dem sie das Erz gefunden hatten, eine weiße Dampfwolke. Es war eigentlich mehr ein Dampfschleier, aber die Männer der Enterprise konnten ihn nicht sehen, weil ihnen die hochgewachsene Vegetation auf dem Felsen den Blick versperrte. „Verstanden, Captain. Bei einem so reichhaltigen Fund werden sie sich beeilen, ein Schiff zu schicken“, sagte Scott. Spock hatte seinen Phaser gezogen. „Ein kleines Stück aus dem Erz herauszubrechen, wird uns wohl nicht gelingen. Ich werde versuchen, es mit dem Phaser herauszuschneiden…“ Kirk gab keine Antwort. Er sah sich plötzlich gespannt um und schnupperte stirnrunzelnd. Sein Gesicht drückte mit einemmal Spannung und Besorgnis aus, wie das eines Menschen, der sich plötzlich an etwas Unangenehmes erinnert. Spock hatte inzwischen einen kleinen Felsbrocken mit dem Phaser-Strahl losgetrennt. Er bückte sich, nahm ihn in die Hand und richtete sich eben wieder auf, als Kirk sagte: „Fällt Ihnen etwas auf? So ein merkwürdig süßlicher Duft… ein Duft wie Honig? Ich glaube, ich erinnere mich. Es war vor Jahren, auf einem ganz anderen Planeten ... etwas, das so ähnlich gerochen hat…“ Irgend etwas Unbestimmtes in seiner Stimme ließ Spock versichern: „Captain, auf dieser Hemisphäre des Planeten ist jetzt Frühling. Zweifellos ist die Luft voll von aromatischem Blutenstaub.“ Aber Kirk schien diese Erklärung nicht zu beruhigen, ja, er schien sie nicht einmal zur Kenntnis genommen zu haben. An den Sicherheitsoffizier der Landeexpedition gewandt, sagte er: „Leutnant Rizzo, nehmen Sie zwei Leute und suchen Sie die Gegend im näheren Umkreis ab. Und passen Sie besonders auf, ob Sie irgendwo gasförmiges Di-Kironium in der Atmosphäre entdecken.“ „Di-Kironium“, bemerkte Spock, „gibt es doch nur im Laboratorium.“ Kirk ignorierte diesen Einwand. „Stellen Sie die Phaser auf breite Streuung. Wenn Sie irgendeine Gaswolke sehen, eröffnen Sie sofort das Feuer, Leutnant!“ Aus dem Kommunikator in seiner Hand ertönte ein Piepen, und Scotts Stimme sagte: „Sir, sind Sie bereit, daß wir Sie an Bord zurückholen?“
„Warten Sie noch, Scotty, wir sind gerade einer interessanten Sache auf die Spur gekommen.“ „Sir, aber die USS Yorktown erwartet uns in knapp acht Stunden zu einem Rendezvous-Manöver. Da bleibt uns nicht mehr viel Zeit.“ „Verstanden. Warten Sie trotzdem noch einen Moment. Kirk, Ende.“ Spock, der die Erzprobe untersucht hatte, sagte mit fast ehrfürchtigem Staunen: „Captain, der Reingehalt beträgt fast 85 Prozent. Wenn wir genügend davon finden, könnte man Star-Schiffe bauen, die mindestens die doppelte Warpkapazität besitzen.“ Kirk schnupperte wieder in der Luft. „Weg“, sagte er. „Jetzt ist es weg! Vielleicht habe ich mich getäuscht. Es ist ja schon ungefähr zwölf Jahre hin, seit ich diesem Geruch das letzte Mal begegnet bin.“ Er blickte in die Richtung, in der der Sicherheitsoffizier und seine Leute das Terrain erkundeten. Rizzo stand neben einem kleinen Hügel und beugte sich über seinen Tricorder. Er hatte plötzlich Di-Kironium in der Luft registriert. Er war noch ganz überrascht darüber und sah deshalb auch nicht die weiße Dampfwolke, die hinter dem Hügel hervorkam und ihn und seine Männer einschloß. „Aber das ist doch nicht möglich“, murmelte Rizzo. „Das kann doch nicht…“ Die Wolke schien ihren eigenen Gesetzen zu gehorchen. Bisher war sie durchsichtig wie ein Schleier gewesen, im nächsten Moment hatte sie sich zu einem dicken Nebel verdichtet, der sich schnell und zielstrebig bewegte und dabei ein drohendes Summen erzeugte. Die Männer des Erkundungstrupps wirbelten erschrocken herum. Die Wolke pulsierte in verschiedenen Farben, eine Art Fühler wuchs heraus und berührte einen der Wachsoldaten. Er griff sich an den Hals und stürzte zu Boden. Als der zweite Soldat zu Boden stürzte, zog Rizzo endlich seinen Phaser. Aber wohin sollte er schießen? Mitten ins Zentrum der Wolke? Wo war das? Er zögerte wieder… Kirks Kommunikator piepste. „Captain… eine Wolke“ keuchte Rizzo. „Eine seltsame Wolke…“ „Feuert eure Phaser in ihr Zentrum!“ rief Kirk. „Sir, wi… Hilfe!“ „Spock, mir nach!“ schrie Kirk. Er rannte mit dem Phaser in der Hand auf den Hügel zu. Aber die Gaswolke hatte sich schon wieder Verzogen. Rizzo lag mit dem Gesicht im Gras, mit einer Hand umklammerte er den Kommunikator, mit der anderen seine Phaserpistole. Die leblosen Körper seiner Männer lagen nicht weit von ihm entfernt. Kirk sah sich noch einmal vorsichtig um, bevor er sich über Rizzo beugte. Der Offizier sah sehr blaß aus. Aber während man bei Rizzo noch von Blässe sprechen konnte, waren die Körper seiner Männer weiß wie ausgeblichene Knochen. Kirk hob den Kopf. „Tot“, sagte er. „Und wir werden feststellen, daß jedes rote Blutkörperchen aus ihren Körpern gesaugt wurde.“ „Wenigstens Rizzo ist noch am Leben“, sagte Spock. „Sie sagten schon, Captain, Sie hätten einen bestimmten Verdacht?“
Kirk zog seinen Kommunikator heraus und nickte. „Es ist ein ,Ding’, etwas, das unmöglich existieren kann, aber trotzdem existiert.“ Er schaltete den Kommunikator ein. „Captain an Enterprise. Holen Sie uns an Bord, Scotty! Und alarmieren Sie die Krankenstation!“ Kirk befand sich in der Kranken-Station und sah zu, wie Christine Chapel dem Doktor eine Magnetspule überreichte. „Die Ergebnisse der Autopsie, Doktor.“ „Vielen Dank.“ Kirk hielt Christine am Arm zurück. „Schwester, wie geht es Leutnant Rizzo?“ „Er ist immer noch bewußtlos, Captain.“ „Und die Transfusionen?“ sagte er. „Wir geben sie so schnell hintereinander, wie es nur geht, Sir. Der Blutspiegel ist immer noch 60 Prozent unter normal.“ Kirk warf McCoy einen Blick zu, aber der war immer noch in die Auswertung der Autopsie vertieft. Kirk schloß die Augen und strich sich mit der Hand über die Stirn. Dann ging er zur Kommunikatortafel, die zusätzlich mit einem kleinen Bildschirm versehen war. „Kirk an Brücke.“ „Wir sind bereit, die Umlaufbahn zu verlassen, Sir“ meldete Spock. „Bleiben Sie noch auf dieser Position.“ Scotts Gesicht tauchte auf dem Bildschirm auf. „Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, Sir. Die Yorktown erwartet uns in weniger als 7 Stunden zu dem vereinbarten Treffen.“ Kirk packte plötzlich die heiße Wut. „Dann schicken Sie ihnen eine Nachricht, daß wir möglicherweise später kommen werden! Verdammt noch mal!“ McCoy blickte überrascht von seinem Schreibtisch auf. „Jim, der Schiffsarzt der Yorktown wird wissen wollen, wieviel später. Das Serum, das sie uns übergeben sollen, hält sich nicht sehr lange.“ Spock erschien wieder auf dem Bildschirm. „Sir, diese Medikamente werden dringend auf dem Planeten Theta 7 benötigt. Sie warten dort darauf, daß wir sie ihnen rechtzeitig bringen.“ Kirk sah erst Spock an und dann McCoy. „Meine Herren“, sagte er, „wir bleiben so lange hier auf Umlaufbahn, bis ich mehr über den Tod dieser Männer weiß. Ich bin mir dessen bewußt, daß meine Handlungsweise unter Umständen auf Theta 7 einige Leben gefährden könnte, aber die Verantwortung dafür trage ich! Captain, Ende!“ Er schaltete den Bildschirm ab und wandte- sich an McCoy. „Hat die Autopsie etwas ergeben?“ „Sie haben ja ihre Farbe gesehen“, sagte McCoy. „Nicht ein einziges rotes Blutkörperchen war mehr in den Körpern.“ „Schnitte? Einstiche? Andere äußere Merkmale?“ „Nicht ein einziges. Was geschehen ist, ist vom medizinischen Standpunkt aus völlig unmöglich.“ Kirk fühlte, wie ihn eine tiefe Ungeduld ergriff. „Ich schlage vor“, sagte er verdrossen, „daß Sie Ihre Magnetbänder nach ähnlichen Fällen in der Vergangenheit überprüfen, bevor Sie von medizinischen ,Unmöglichkeiten’ sprechen. Ich denke da
an einen Zwischenfall auf der USS Farragut. Vor zwölf Jahren hat es dort ähnlich rätselhafte Todesfälle gegeben, sie waren medizinisch genauso wenig erklärbar.“ McCoy sah ihn nachdenklich an. „Danke, Captain“, sagte er leise. „Ich werde mir die Bänder sofort vornehmen.“ „Ja, tun Sie das“, sagte Kirk. ,,Aber können Sie mir vorher noch für einen Augenblick Leutnant Rizzo aus seiner Bewußtlosigkeit holen?“ „Ja, das dürfte gehen, aber…“ „Glauben Sie, es wird ihm schaden?“ „In seinem jetzigen Zustand macht das keinen großen Unterschied aus.“ „Dann wecken Sie ihn aus seiner Bewußtlosigkeit!“ sagte Kirk. „Ich muß ihn etwas fragen.“ Als sie an Rizzos Bett traten, entfernte Schwester Chapel gerade einen kleinen schwarzen Kasten, der an seinem Arm angeschlossen war. „Die Transfusionen sind abgeschlossen, Doktor“, sagte sie. „Doch Puls und Atmung sind noch lange nicht normal.“ „Geben Sie ihm l ccm Cordrazin!“ befahl Kirk. Die Schwester starrte ihn verwundert an, dann nahm sie eine Injektionspistole und füllte sie. Als das Medikament in Rizzos Arm gesprüht war, klammerten sich Kirks Hände um das Bettgestell, daß die Knöchel weiß hervortraten. Der Kopf auf dem Kissen bewegte sich, und Kirk beugte sich über den Patienten. „Leutnant, hier ist der Captain. Können Sie mich hören? Erinnern Sie sich an das, was Ihnen zugestoßen ist?“ Die Augenlider begannen zu flattern. „Erinnern… ich friere“, flüsterte Rizzo. „So… kalt…“ Kirk ließ nicht locker. „Rizzo, Sie wurden von irgend etwas angegriffen. Ist Ihnen dabei ein besonderer Geruch aufgefallen? Rizzo, erinnern Sie sich! Ein widerlicher, süßer Geruch. Haben Sie ihn gerochen?“ Rizzos Augen füllten sich mit Entsetzen. „Ja, Sir… der Geruch… seltsam… wie… Honig…“ Kirk stieß hörbar den Atem aus. „Und Rizzo… hatten Sie dabei das Gefühl, daß Sie einem Lebewesen gegenüberstanden, einem intelligenten Lebewesen?“ Rizzo nickte. „Es…es wollte Kraft von uns. Ja… ich habe gefühlt, wie es an mir gesogen hat. Es war etwas da,… das lebte…“ McCoy hatte sich zu ihm gestellt. „Er schläft wieder. Eine zweite Spritze können wir nicht riskieren, Captain.“ „Er hat mir schon gesagt, was ich wissen wollte.“ Kirk richtete sich auf. „Doktor, machen Sie sich jetzt an diese Magnetbandaufzeichnungen. Ich möchte Ihren Bericht so schnell wie möglich.“ Er ging hinaus. Auf der Brücke kam ihm Uhura mit einer Botschaft von der Star-SchiffFlottenzentrale entgegen. Zu ihrem Erstaunen schob er sie beiseite und sagte nur: „Später, Leutnant. Der diensthabende Sicherheitsoffizier soll sich unverzüglich bei mir melden.“ Dann ging er hinüber zu Spock. „Ich lasse die Sensoren immer noch die Oberfläche absuchen, Sir“, sagte Spock. „Sie haben bis jetzt noch keine Spur von Leben auf dem Planeten entdeckt.“
„Dann, Mr. Spock, nehmen wir doch einmal an, daß es etwas so vollkommen von Lebewesen verschiedenes ist, daß unsere Sensoren es einfach nicht als Lebensform identifizieren können.“ „Sie hatten vorhin das Di-Kironium erwähnt, Captain.“ „Ein sehr seltenes Element, Mr. Spock. Nehmen wir an, ein Lebewesen wäre daraus aufgebaut, ein fremdartiges, gasförmiges Wesen…“ „Es gibt nicht die geringste Spur von Di-Kironium, weder auf der Oberfläche des Planeten noch in seiner Atmosphäre. Ich habe den ganzen Bereich nach diesem Element abgesucht, Sir.“ „Und wenn es sich nun verbergen könnte?“ „Captain… gleichgültig, ob jetzt Di-Kironium, Blei, Gold, Wasserstoff oder was immer sonst es ist, unsere Sensoren würden selbst die winzigste Spur registrieren.“ „Aber gehen wir trotzdem von der Annahme aus, daß ich recht habe.“ „Eine unlogische Annahme, Captain. Kein chemisches Element kann unseren Sensoren verborgen bleiben.“ „Nicht? Nehmen wir weiter an, es wäre intelligent und wüßte, daß wir nach ihm suchen…“ „Captain, wenn es sich vor den Sensorenstrahlen verbergen wollte, müßte es beliebig seine atomare Struktur ändern können.“ Kirk starrte ihn an. „Zum Beispiel, wenn Gold sich selbständig in Blei verwandelt oder Holz in Elfenbein. Mr. Spock, Sie haben mich gerade auf etwas gebracht, woran ich noch nie gedacht habe. Es beantwortet möglicherweise einige Fragen auf einem Magnetband, mit dem sich Dr. McCoy gerade beschäftigt.“ Spock stand auf. „Mr. Chekov! Übernehmen Sie die Sensoren.“ Er stand vor dem Aufzug, dessen Türen sich gerade öffneten, um den diensttuenden Sicherheitsoffizier herauszulassen. Er war noch nicht lange bei der Mannschaft, er war jung und hatte ein offenes, sympathisches Gesicht. Er ging zu Kirk hin und salutierte. „Fähnrich David Garrovick meldet sich zu Stelle, Sir.“ Überrascht drehte sich Kirk um. „Sind Sie der neue Sicherheitsoffizier?“ . „Jawohl, Sir.“ Kirk zögerte. Dann sagte er: „War nicht Ihr Vater…“ „Jawohl, Sir. Aber ich erwarte deswegen keine bevorzugte Behandlung.“ Die Überraschung auf Kirks Gesicht hatte sich gelegt. „An Bord dieses Schiffes wird Ihnen gewiß keine zuteil werden, Fähnrich. Das kann ich Ihnen versichern.“ „Jawohl, Sir.“ „Ich habe eine Nachricht über Leutnant Rizzo, Captain“, unterbrach sie Uhura, dann sagte sie leise: „Er ist eben gestorben.“ Kirk lehnte sich in seinem Sessel zurück. Dann wandte er sich wieder an den neuen Sicherheitsoffizier und sah den Kummer in Garrovicks Gesicht. „Kannten Sie Rizzo?“ „Jawohl, Sir. Wir waren gute Freunde.“ Kirk nickte. „Sie würden wohl einem Zusammentreffen mit dem, was ihn getötet hat, nicht aus dem Weg gehen?“ „Nein, Sir.“
„Bewaffnen Sie vier Männer mit Zweier-Phasern, die auf Sprengwirkung eingestellt sind, und melden Sie sich in fünf Minuten im Transmitterraum. Sie werden mich zur Oberfläche des Planeten begleiten.“ Als sie sich materialisiert hatten, richtete Garrovick als erster den Tricorder auf das Terrain. „Sir, die Nadel schlägt aus“, rief er. Kirk eilte sofort zu ihm und prüfte die Meßwerte des Tricorders. „Spock hatte recht“, sagte er. „Sehen Sie… hier war eine Molekularverschiebung…“ „Jetzt zeigt er Di-Kironium an, Sir. Richtung ist vierundneunzig Strich sieben, Höhenwinkel sechs Grad. Hält sich konstant.“ Kirk zeigte auf eine Bodenerhebung. „Hinter dieser Erhebung! Nehmen Sie zwei der Männer und kommen Sie von der rechten Seite. Ich werde die anderen beiden nehmen und von links kommen. Sowie Sie diese Kreatur sehen, feuern Sie mit voller Phaserstärke! Und denken Sie daran… Sie ist äußerst gefährlich!“ Garrovick blickte ziemlich aufgeregt zu dem Hügel hinüber. „Jawohl…. Sir.“ Kirk sah noch einmal in das Gesicht des jungen Mannes, dann drehte er sich um und rief: „Swanson und Bardoli, ihr kommt mit mir!“ Garrovick und seine zwei Leute hatten inzwischen den Hügel erstiegen. Sie sahen, daß er auf der anderen Seite steil abfiel. Seine Männer schwärmten aus, aber Garrovick blieb noch einen Augenblick stehen und starrte den Abhang hinunter. Dann ließ er sich vorsichtig hinuntergleiten. Plötzlich stand die weiße Wolke vor ihm. Er war so verblüfft von ihrem Aussehen, daß er sie einen Moment lang ungläubig anstarrte. Dann hob er den Phaser und feuerte. Aber der Strahl kam den Bruchteil einer Sekunde zu spät, die Wolke hatte sich bereits aufgelöst. „Ein Phaserschuß!“ brüllte Kirk und rannte auf den Hügel zu. „Los!“ Er sah gerade noch, wie Garrovick den steilen Abhang hinaufkletterte. Seine Augen waren auf etwas über seinem Kopf gerichtet. „Garrovick, hatten Sie…“ Er blieb plötzlich stehen, als er sah, wohin Garrovick kletterte. Seine beiden Begleiter lagen regungslos am Boden. Kirk lief auf den ersten zu. Als Garrovick sie erreicht hatte, war sein junges Gesicht von dem Schock und von Schmerz und Enttäuschung verzerrt. Das Gesicht des Toten, der sie blicklos anstarrte, war weiß wie ausgebleichte Knochen… Kirk saß allein im Besprechungsraum. Es war ein gutes Gefühl, allein zu sein. Allein ließ sich die Überzeugung nämlich besser aufrechterhalten, daß diese mörderische Kreatur, die fünf seiner Leute getötet hatte, dieselbe war, die vor zwölf Jahren und in einem ganz anderen Quadranten der Galaxis die Mannschaft der USS Farragut dezimiert hatte. Der einzige Überlebende von Garrovicks Leuten lag bewußtlos in der Krankenstation – aber die Transfusionen hatte ja auch Rizzos Leben nicht retten können. Kirk hatte den Kopf in die Arme gestützt. Er hob ihn, als Spock, gefolgt von McCoy und Garrovick, eintrat. Spock und McCoy warfen ihm einen abschätzenden Blick zu, bevor sie sich setzten.
Der Captain eröffnete die Sitzung. „Wir haben Ihren Bericht gelesen, Mr. Garrovick. Ich glaube, Mr. Spock hat eine Frage.“ „Wie groß war die Kreatur etwa, Fähnrich?“ „Meiner Schätzung nach zwischen zehn und sechzig Kubikmeter, Sir. Sie hat ihre Größe dauernd verändert, und wenn sie sich bewegte, war es wie ein Fluktuieren.“ „Und woraus bestand sie?“ „Sie sah aus wie eine Dampfwolke, Sir. Stellenweise konnte ich hindurchsehen – an anderen Stellen war sie wieder dichter.“ „Fähnrich, haben Sie irgendeine Intelligenz in dieser Wolke gefühlt?“ fragte McCoy. „Bitte was, Sir?“ „Hatten Sie den Eindruck, daß es sich um ein Lebewesen handelte? Also um etwas, das überlegte und handelte und das nicht nur eine eigenartige Wolke aus irgendeiner chemischen Substanz war?“ „Nein, Sir.“ Garrovick rutschte verlegen auf seinem Sessel hin und her, als Kirk ihn ansah. „Fähnrich, Sie sind niemals mit dem Wesen irgendwie in Berührung gekommen, nicht wahr?“ „Nein, Sir. Ich stand am weitesten weg.“ Er stockte. „Es schien einfach aus dem Nichts zu kommen. Es schwebte eine Zeitlang in der Luft, dann bewegte es sich auf den nächsten Mann zu. Schnell, unglaublich schnell.“ Kirk rollte seinen Bleistift auf dem Tisch hin und her. „Sagten Sie, es schwebte?“ „Jawohl, Sir.“ „Und Sie haben darauf gefeuert, nicht wahr?“ „Jawohl, Sir.“ „Und aus welcher Entfernung?“ „Etwa 20 Meter, Sir.“ „Und Sie haben ein großes schwebendes Ziel aus dieser Entfernung verfehlt?“ „Jawohl, Sir. Ich… nun, als es noch schwebte, habe ich nicht geschossen.“ „Soll das heißen, daß Sie vor Schreck erstarrt waren?“ „Eigentlich nicht, Sir.“ „Dann sagen Sie uns, was Sie eigentlich meinen.“ „Ich war überrascht… vielleicht eine Sekunde lang. Und als ich dann feuerte, da… nun, da war es schon wieder in Bewegung.“ Kirks Tonfall wurde barsch. „Haben Sie noch weitere Informationen für uns?“ „Nein, Sir. Ich… ich habe vielleicht nur eine Sekunde gezögert. Es tut mir leid, Sir.“ „Fähnrich, bis auf weiteres sind Sie aller Ihrer Pflichten entbunden und bleiben in Ihrer Kabine, bis Sie neue Anweisungen erhalten.“ Garrovick salutierte. „Jawohl, Sir.“ McCoys Blicke folgten ihm, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. – „Waren Sie nicht ein bißchen hart zu ihm, Jim.“ „Er hat die Nerven verloren. Einer seiner Männer wurde getötet, und der andere wird möglicherweise ebenfalls sterben.“
„Captain…“, begann Spock. Kirk stand auf. „Meine Herren, Sie beide werden einen Bericht schreiben. Sparen Sie sich Ihre Bemerkungen und Empfehlungen bis dahin auf.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte er sich um und ging zur Tür. Als er sie hinter sich zugeschlagen hatte, starrten sich Spock und McCoy sprachlos an. In Garrovicks Kabine war es finster. Der Fähnrich überließ sich vollkommen der Zerknirschung über sein Versagen. Auf der Brücke empfing Kirk eine weitere Nachricht, von der Yorktown; ihr Kapitän wollte Genaueres über den Zeitpunkt des Zusammentreffens wissen. Kirk beachtete sie nicht. Scott trat zu ihm und sagte: „Captain, da wir hier sowieso warten, hielt ich es für eine günstige Gelegenheit, um die radioaktiven Ausstoßkammern zu säubern. Aber wir werden in weniger als einer halben Stunde damit fertig sein, und dann können wir die Umlaufbahn verlassen.“ „Wir verlassen die Umlaufbahn nicht, Chefingenieur. Nicht so schnell jedenfalls.“ Kirk ging zu Chekov hinüber. „Haben die Sensoren etwas Besonderes entdeckt?“ „Nichts, Sir. Aber ich suche weiter.“ „Mr. Chekov, Sie wissen doch, daß dieses Ding seine Molekularstruktur verändern kann? Aber Sie achten doch sicher auf alle noch so unscheinbaren Veränderungen? Auf jede Art von gasförmiger Wolkenbildung?“ „Sir, wir haben bereits zweimal das ganze Gebiet abgesucht.“ „Dann suchen Sie es zwanzigmal ab, wenn es nötig ist!“ fuhr er ihn unwirsch an. Garrovick war nicht der einzige, der niedergeschlagen war. McCoy, der gerade das Magnetband mit den Ergebnissen der Autopsie überprüfte, zog es aus dem Schlitz des Computers und mußte gegen das Verlangen ankämpfen, es nicht sofort in die nächstbeste Ecke zu feuern. Als Spock in sein Büro kam, war er mürrisch und begrüßte seinen Gast nicht einmal. „Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei der Arbeit, Doktor.“ „Wenn Sie mich hier beim soundsovielten Autopsiebericht unterbrechen, dann ist das wirklich keine Störung, Spock. Im Gegenteil, ich bin Ihnen dankbar.“ „Ich brauche Ihren Rat“, sagte Spock. „Sie wollen einen Rat von mir? Das soll doch wohl ein Witz sein.“ „Ich mache niemals Witze. Vielleicht sollte ich meine Bitte anders formulieren. Ich möchte gern Ihre Meinung hören. Die menschliche Unlogik und Unvernunft hat viele Aspekte, die ich noch nicht ganz begreife. Zum Beispiel die Besessenheit. Die unnachgiebige einseitige Fixierung an eine bestimmte Vorstellung.“ „Aha, Jim und dieses ,Wesen’.“ „Genau! Haben Sie den Bericht über den Vorfall auf der USS Farragut studiert?“ „Über die vielen Toten und Verletzten an Bord? Ich hatte noch nicht einmal Zeit, ihn auch nur zu überfliegen.“ „Glücklicherweise lese ich sehr schnell“, sagte Spock. „Zu Ihrer Information werde ich ihn kurz zusammenfassen, Doktor. Fast die halbe Mannschaft, einschließlich des Kapitäns, fand damals den Tod. Der Name des Kapitäns war Garrovick.“ McCoy pfiff überrascht durch die Zähne. „Wie unser glückloser Fähnrich?“
„Sein Vater“, sagte Spock. „Ich habe den Farragut-Bericht bei mir.“ „Dann steckt allerdings mehr dahinter.“ „Sehr viel mehr“, sagte Soock und nickte ernst. „Unter den Überlebenden der Farragut befand sich damals auch ein junger Offizier, der auf einem seiner ersten Erkundungsfahrt im Weltraum war.“ McCoy sah ihn fragend an, Und Spock nickte, „Ja, James T. Kirk… Und es kommt noch mehr. Ich glaube, Sie sollten diesen Bericht besser doch studieren, Doktor“, sagte er und legte die Spule auf den Recorder. Zwanzig Minuten später läutete McCoy an der Tür zur Kapitänskajüte. Als er keine Antwort erhielt, trat er einfach ein. „Stört es Sie, wenn ich hereinkomme, Jim?“ Kirk lag auf dem Bett und starrte zur Decke. Er rührte sich nicht und sagte nichts. Dann sprang er mit einem Satz aus dem Bett und schaltete den Kommunikator ein. „Kirk an Brücke. Sensoruntersuchung?“ „Wir suchen noch immer, Sir“, sagte Chekovs gedämpfte Stimme. „Keine ungewöhnlichen Meßwerte.“ „Suchen Sie weiter! Kirk, Ende.“ Er drehte sich um und schlug mit der rechten Faust in die flache Hand. „Es kann doch nicht einfach verschwinden!“ rief er wütend. „Doch, manchmal schon – wenn wir Glück haben“, sagte McCoy und setzte sich. „Diese Ungeheuer tauchen in den verschiedensten Formen auf, Jim. Und wissen Sie, was das allergrößte Ungeheuer ist? Es ist die Schuld, ob man sich ihrer bewußt ist oder nicht.“ Kirks Kinnmuskeln spannten sich. „Kommen Sie zur Sache.“ . „Jim… Ein junger Offizier, der zum ersten Mal in seinem Leben unbekannten Gefahren ausgesetzt ist, steht doch unter ungeheuren emotionellen Spannungen. Wir wissen doch alle…“ „Doktor, die Sache mit Fähnrich Garrovick war eine reine KommandoEntscheidung. Ich würde vorschlagen, Sie kümmern sich besser um Ihre eigenen Angelegenheiten.“ „Ich sprach von Leutnant James T. Kirk vom Star-Schiff Farragut.“ Kirk starrte ihn an, ohne ein Wort zu sagen. „Vor zwölf Jahren waren Sie der junge Offizier auf der Phaserstation, als das Schiff von einem unbekannten Wesen angegriffen wurde“, fuhr McCoy ungerührt fort, „im Bericht steht, daß dieser junge Offizier darauf bestand, die alleinige Schuld zu tragen…“ „Ich habe zu spät gefeuert!“ „Das war eine ganz normale menschliche Reaktion!“ sagte McCoy bestimmt. „Überraschung. Sie waren überrascht. Sie haben vielleicht, alles in allem, zwei Sekunden zu spät gefeuert!“ Kirks Gesicht war von den Qualen der Erinnerung gezeichnet. „Wenn ich rechtzeitig gefeuert hätte, wäre das Ding jetzt vernichtet!“ „Der verantwortliche Offizier auf der Farragut war allerdings anderer Meinung. Sein Logbuch-Eintrag drückt sich über diesen Vorfall ziemlich präzise aus. Er schrieb damals: ‚Leutnant Kirk ist ein hervorragender Offizier, der seinen Auftrag mit ungewöhnlichem Mut ausführte’.“
„Wegen meines Versagens wurden fast zweihundert Menschen getötet!“ McCoys Stimme war sehr ruhig. „Kapitän Garrovick hat Ihnen sehr viel bedeutet, nicht wahr?“ Kirks Schultern sanken herab. Er setzte sich aufs Bett und schlug die Hände vors Gesicht. „Er war mein kommandierender Offizier, seit ich die Akademie verlassen habe. Und er war einer der besten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe.“ Er sprang wieder auf. „Ich hätte es vernichten können! Wenn ich nur rechtzeitig das Feuer eröffnet hätte…“ „Aber das wissen Sie doch gar nicht, Jim! Sie können es nicht wissen! Und genausowenig kann es der junge Garrovick wissen, ob er es hätte vernichten können.“ Kirk sah man an, daß er Höllenqualen litt. „Ich bin es diesem Schiff schuldig…“ „Sich so von einer Erinnerung martern zu lassen… Jim, Sie können das Leben dieses Jungen nicht zerstören, nur weil Sie ihn so beurteilen wie sich selbst vor zwölf Jahren. Sie werden sich selbst zerstören, sich selbst und ihre außergewöhnliche Laufbahn…“ „Ich muß dieses Ding vernichten!“ McCoy sah Kirk lange an. Dann stand er auf, ging zur Tür und drückte den Einlaßknopf. „Kommen Sie herein, Mr. Spock“, sagte er. Kirk fuhr herum und rief: „Doc, versuchen Sie nicht, unsere Freundschaft…“ McCoy unterbrach ihn. „Captain, diese Sache ist höchst offiziell. Ich arbeite an einem Bericht über die physischen und psychischen Belastungsgrenzen eines StarSchiff-Kapitäns. Und ich brauche dazu einen Zeugen von Offiziersrang.“ Kirk musterte Spock und McCoy mit finsteren Blicken. Eine lange Pause entstand; alle drei schwiegen, dann fuhr Kirk sie wütend an: „Verstehe ich Sie recht, Doktor… und Sie, Commander Spock, daß Sie beide mich für unfähig oder den Anforderungen nicht gewachsen halten?“ „Vollkommen klar ausgedrückt, Captain, so wie es in dem Bericht stehen muß“, sagte Spock ruhig. „Unsere Begründung ist folgende: Ihr Verhalten wies in der letzten Zeit Eigenheiten auf, die, wenigstens auf den ersten Blick, ungewöhnlich erscheinen. Wir bitten Sie somit gehorsamst um Erlaubnis, weitere Nachforschungen anstellen zu dürfen, und…“ „Sie können sich den Rest schenken, Spock! Und vergessen Sie, daß Sie einen Bericht schreiben wollen!“ rief Kirk. „Stellen Sie Ihre Fragen!“ „Die USS Yorktown wartet jetzt auf uns an dem vereinbarten Treffpunkt, Captain“, sagte Spock gelassen. „Sie führt unter anderem ein leicht verderbliches Serum mit sich, das…“ Kirk wischte sich mit zitternder Hand über die Stirn. „Diese Neuigkeiten kommen mir bekannt vor, Commander.“ „Sie brauchen doch dieses Serum auf Theta 7 wirklich dringend, Jim“, sagte McCoy. „Warum bleiben wir hier so lange liegen?“ „Weil ich weiß, was ich weiß“, sagte Kirk. „Dieses Wesen, das vor zwölf Jahren die Farragut angegriffen hat, ist dasselbe…“ „Wesen?“ fragte Spock und zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Ja! Mein Bericht ist doch auf dem Band. Als es uns vor zwölf Jahren angegriffen hat, und gerade in dem Augenblick, als ich das Bewußtsein verlor, habe ich gefühlt, daß dieses Ding Intelligenz besaß – ich habe gefühlt, wie es gedacht hat, geplant hat…“ „Sie sagten, Sie hätten seine Intelligenz gefühlt, Captain. Wie?“ fragte Spock. „Ist es mit Ihnen irgendwie in Verbindung getreten?“ McCoy unterbrach sie: „Sie sagten, es sei in dem Moment geschehen, als Sie das Bewußtsein verloren. Dieses Halbbewußtsein hält einen oft zum Narren, Jim. Keiner kann danach genau sagen, was wirklich war und was nur eine halbbewußte Einbildung.“ „Wirklich oder unwirklich, Doc, es war auf jeden Fall tödlich.“ „Daran zweifle ich ja nicht“, sagte McCoy. „Und wenn es tatsächlich dasselbe Wesen ist, das ich vor zwölf Jahren auf einem Planeten angetroffen habe, der über tausend Lichtjahre von hier entfernt ist?“ „Captain, wenn es ein intelligentes Wesen ist und tatsächlich dasselbe, dann ist es offenbar auch dazu fähig, große Strecken im Raum, zurückzulegen. In diesem Fall würde ich sagen, stellt es eine ernste Bedrohung für bewohnte Planeten dar.“ „Eine Menge ,wenn’, Commander, das gebe ich zu. Aber so, wie ich die Lage von meiner Kommandovertretung her beurteile, wiegen sie durchaus alle anderen Einwände auf. Sie wissen doch, Commander Spock, daß die ,Intuition’, wie unlogisch sie auch anmuten mag, als unabdingbare Kommandoeigenschaft betrachtet wird.“ „Aber Jim, das haben wir doch gar nicht…“ „Nein, das haben Sie nicht, Doc. Sie haben Ihr ganz persönliches Anliegen vertreten. Ihr habt beide nur eure Pflicht getan. Darf ich jetzt wissen, was Sie in Ihrem medizinischen Bericht zu schreiben gedenken?“ Spock und McCoy sahen sich an. „Jim…“, begann McCoy. Da summte plötzlich der Interkom und Chekovs aufgeregte Stimme rief: „Brücke an Captain! Bitte sofort melden, Captain!“ Mit einem Satz war Kirk am Interkom. „Hier Kirk, Mr. Chekov.“ „Captain, ich habe eben etwas festgestellt, das ich nicht genau identifizieren kann… Aber was immer es auch sein mag, es verläßt die Oberfläche des Planeten und bewegt sich in den Raum!“ Es war ein Zeichen seiner ungeheuren Selbstbeherrschung, daß nicht der geringste Triumph in seiner Stimme zu hören war, als Kirk den Befehl gab: „Roter Alarm auf allen Decks! Alles zum Verlassen der Umlaufbahn vorbereiten!“ Dann stürmte er zur Tür hinaus. Die wilde Jagd begann. Nur das Wild, auf das Kirk und die Enterprise in den endlosen Weiten des Weltalls Jagd machten, war kein harmloses Wild. Es war geschmeidig wie eine Kobra, schnell wie eine Mamba und führte die Enterprise immer weiter von ihrem Treffpunkt mit der Yorktown fort, immer weiter weg von ihrer wichtigen Mission. Kirk. Er drehte sich um. „Mr. Scott, tun Sie, was in Ihren Kräften liegt, um unsere Geschwindigkeit zu erhöhen.“
„Aye. Sir.“ „Schauen wir es uns einmal an“, sagte Kirk mit ruhiger Stimme. Chekov drückte auf einen Knopf. „Vergrößerungsfaktor 12, Sir. Dort, Sir! Es ist auf dem Bildschirm!“ Es bewegte sich über den Bildschirm, war langgestreckt wie ein Komet, am vorderen Ende ein Zentrum aus Wirbeln und Strudeln. „Wie würden Sie die Meßwerte interpretieren, Mr. Spock?“ „Schwer zu sagen, Sir, die Daten widersprechen sich. Es scheint genau auf der Grenzlinie zwischen Materie und Energie zu liegen. Möglicherweise benutzt es Schwerkraftfelder als Antrieb.“ „Das finden Sie offenbar nicht besonders ungewöhnlich, Mr. Spock?“ „Im Gegenteil, ein äußerst wirkungsvolles Verfahren, Captain.“ Er machte eine Pause: „Ob das allerdings ein Zeichen von Intelligenz ist, ist eine völlig andere Frage.“ Auf der Brücke wußte inzwischen jeder, worum es ging. Das Ding hatte inzwischen schon zweimal den Kurs geändert in der niederträchtigen Absicht, seinen Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen. Kirk war plötzlich wieder heiter und gelöst. Nur Scott sah bekümmert aus. „Captain, die Geschwindigkeit von Warp 8 können wir nicht mehr lange halten. Der Druck nähert sich dem kritischen Punkt.“ „Entfernung, Mr. Chekov?“ fragte Kirk. „Null-Komma-null-vier Lichtjahre voraus, Sir. Außer Phaserreichweite.“ „Captain, wir werden es kaum einholen“, sagte Spock. „Und wenn wir es tagelang verfolgten.“ „Wenn es notwendig ist“, sagte Auf Chekovs Pult leuchtete ein rotes Lämpchen auf. „Luke bei Antrieb 2 geöffnet, Sir. Mr. Scott hatte sie, glaube ich, vorhin gereinigt.“ „Stellen Sie den Alarm ab“, sagte Kirk. „Wir werden den Impulsantrieb sowieso nicht brauchen.“ „Captain! Das kann unmöglich gutgehen!“ rief Scott von seinem Pult. „Wenn wir diese Geschwindigkeit beibehalten, können wir jeden Augenblick in die Luft fliegen!“ „Also gut“, seufzte Kirk. „Gehen Sie herunter auf Warp 6.“ In Garrovicks Kabine summte der Türöffner, und Christine Chapel trat mit einem Tablett voll Essen ein. „Vielen Dank“, sagte Garrovick. „Ich bin aber nicht hungrig.“ „Auf Anordnung von Dr. McCoy.“ „Was geht draußen vor?“ sagte Garrovick. „Jagen wir immer noch dieses Ding quer durch die Galaxis?“ „Ja, das tun wir.“ Garrovicks Stimme klang bitter. „Ich bin schuld an dem ganzen Durcheinander.“ Christine Chapel stellte ruhig das Tablett auf den Tisch. „Selbstmitleid ist ein schlechter Appetitanreger“, sagte sie. „Ich würde doch wenigstens mal die Suppe probieren.“
„Ich will aber nicht.“ „Wenn Sie nicht essen wollen, darin wird Dr. McCoy Sie in die Krankenstation verlegen, und ich muß Sie intravenös füttern. Und das paßt mir nun wieder nicht.“ Garrovick versuchte ihr Lächeln zu erwidern, nickte und begann lustlos in dem Essen herumzustochern. Aber es hatte wenig Sinn. Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, nahm er die Kaffeetasse und schleuderte sie in einem Anfall von Verzweiflung gegen die Wand. Im selben Augenblick ertönte das durchdringende Heulen der Alarmsirenen. Aus dem Interkom erklang Kirks Stimme: „Auf die Gefechtstationen! Alle Decks höchste Alarmbereitschaft! Der Feind verringert seine Geschwindigkeit! Das ist keine Übung! Alle Phaserbatterien klar zum Gefecht!“ Auf der Brücke rief Chekov: „Es hat Kurs auf uns genommen, Captain! Vergrößerungsfaktor l, Sichtkontakt!“ In der Mitte des Bildschirms tauchte das fremde Wesen auf. Es war wesentlich kleiner als vorher und schien heftig zu pulsieren. „Hallo, schönes Kind“, sagte Kirk. Dann beugte er sich zu Chekov hinüber. „Gehen Sie näher heran, Mr. Chekov. Mit Unter-Lichtgeschwindigkeit.“ Chekov hantierte an seinen Schaltern herum, als sich die Aufzugstüren öffneten und Garrovick, bleich vor Aufregung, die Brücke betrat. Er ging zu Kirk. „Sir, ich bitte um Erlaubnis, auf meinen Posten zurückkehren zu dürfen.“ „Phaserreichweite, Sir!“ meldete Chekov. „Phaser auf Ziel richten, Mr. Chekov!“ „Phaser auf Ziel gerichtet, Sir!“ „Hauptphaser, Feuer!“ Aber die Energiestrahlen gingen direkt durch das Wesen hindurch. Starr vor Staunen sah Kirk auf den Bildschirm. „Phaser zeigen keine Wirkung, Captain!“ „Photonentorpedos, Mr. Chekov! Mit geringster Streuung!“ „Geringste Streuung, Sir!“ „Feuerfrei!“ Das Schiff schwankte leicht. Aus dem Ziel schoß ein Blitz, der sie blendete, und die Enterprise bäumte sich auf. „Da!… Sehen Sie auf den Bildschirm!“ rief Uhura erschrocken. „Es kommt immer näher, Sir!“ Die nebelhafte Gestalt des Wesens wurde tatsächlich immer größer und dichter auf dem Bildschirm. „Deflektoren ausfahren!“ befahl Kirk. „Deflektoren ausgefahren, Sir.“ Spock war der erste, der das lähmende Schweigen brach. „Die Deflektoren werden es nicht aushalten, Captain. Ich hätte es mir eigentlich denken können! Da diese Kreatur sich offenbar mit Hilfe von Schwerkraftfeldern fortbewegt, besitzt sie wahrscheinlich auch die Fähigkeit, unsere Deflektorenschirme zu durchdringen.“ „Können wir sie irgendwie aufhalten, Mr. Spock?“ „Wohl kaum, Captain. Sie besitzt die Fähigkeit, ihre Partikel um einen geringen Betrag aus der Raum-Zeit-Synchronisation herauszuheben. Anscheinend mißt sie die
Pulsfrequenz unseres Kraftfelds und bleibt immer um den Bruchteil einer Sekunde vor oder hinter dieser Frequenz.“ „Kontakt in fünf Sekunden, Sir!“ meldete Chekov. Kirk drückte auf den Knopf des Interkoms. „Alarm auf allen Decks und allen Stationen. Vermuten Eindringling an Bord!“ „Alle Schott und Ausstoßkammern sind dicht, Sir“, sagte Chekov. „Alle Lichter auf der Kontrolltafel zeigen Grün… Nein! Sir, die Ausstoßkammer von Nummer zwei zeigt Rot an!“ Kirk blickte auf den Bildschirm. Die weiße Wolke: schien sich um das Schiff zu schlingen. Plötzlich war sie verschwunden. „Captain! Irgend etwas ist durch die Zweier-Ausstoßkammer in das Schiff eingedrungen!“ „Gegendruck auf alle Auslaßventile, Mr. Chekov!“ Die roten Lichter gingen an, und das ohrenbetäubende Heulen der Sirenen setzte von neuem ein. „Nun, irgendwelche Berichte?“ Obwohl auch Spock und McCoy am Tisch saßen, wußte Scott, daß diese Frage nur an ihn gerichtet sein konnte. Seine Augen wichen dem anklagenden Blick Kirks aus. „Sir, nachdem es durch die Ausstoßkammer von Maschine zwei eingedrungen war, hat es zwei meiner Männer angegriffen und sich dann in die Klimaanlage des Schiffes verzogen.“ „Doc?“ sagte Kirk. „Einer hat eine knappe Chance zu überleben. Der andere ist tot. Dieses kleine Preisschildchen können Sie sich auch noch als Jagdtrophäe um den Hals hängen!“ „Jetzt reicht es aber, Doc!“ „Nein, es reicht noch lange nicht! Sie kümmern sich nämlich einen Dreck darum, was auf dem Schiff passiert. Solange Sie nicht Ihre Trophäe an die Wand nageln können.“ Auch Scott wußte noch ein paar Wermutstropfen beizusteuern. „Sir, wenn wir die Ventilation abgeschaltet lassen, haben wir gerade noch Luft für zwei Stunden.“ Sie klagen dich alle an, dachte Kirk. Du darfst bei ihnen nicht auf Verständnis hoffen. Und als ob dieser Gedanke noch einer Bestätigung bedurfte, sagte McCoy: „Ich befürchte, für die Patienten auf Theta 7 sieht die Lage nicht rosiger aus.“ Nur in Spock, dem Vulkanier, schien noch ein Funken Mitleid zu stecken. „Ich schlage vor, wir streiten uns jetzt nicht mehr darum, ob wir diese Kreatur hätten verfolgen sollen oder nicht. Diese Frage ist inzwischen rein akademisch geworden. Die Kreatur verfolgt jetzt uns.“ „ ,Kreatur’, Mr. Spock?“ sagte McCoy. „Sie hat sich schließlich zum Kampf gestellt, Doktor. Das war ein wohlüberlegter und auch sehr intelligenter Schritt.“ „Glauben Sie mir, meine Herren, es macht mir keine große Freude, daß sich meine Vermutungen als richtig erwiesen haben. Dieses Ding könnte jetzt genausogut viele tausend Lichtjahre von uns entfernt sein. Statt dessen hat es sich entschlossen, sich uns zum Kampf zu stellen. Warum?“ „Ich kann nichts sagen, Captain, bevor ich diese Kreatur nicht genauer analysieren kann“, sagte Spock.
„Wir haben noch zwei Stunden Zeit, Mr. Spock.“ Kirk wandte sich an Scott. „Versuchen Sie, den radioaktiven Abfall in die Ventilatoren zu leiten. Wir könnten wenigstens versuchen, ihm den Aufenthalt an Bord so ungemütlich wie möglich zu machen.“ „Aye, Sir.“ McCoy stand mit ihm auf. An der Tür blieb er stehen. „Jim, das von vorhin tut mir leid. Ihre Entscheidung, es zu verfolgen, war richtig.“ Dieses Eingeständnis hätte bei Kirk Erleichterung bewirken müssen, aber das tat es nicht. „Captain“, sagte Spock, „weil dieses Wesen die Fähigkeit hat, sich zu desynchronisieren, gewissermaßen aus der Zeit zu verschwinden, kann es natürlich in dem Moment, in dem es unsere Phaserstrahlen treffen, an jedem beliebigen anderen Ort sein. Ihre Selbstvorwürfe sind deshalb vollkommen ungerechtfertigt. Auch wenn Sie ihren Phaser vor zwölf Jahren genau zum richtigen Zeitpunkt gefeuert hätten, wäre die Wirkung genauso gleich Null gewesen, als wenn Garrovick vor einer Stunde zum richtigen Zeitpunkt gefeuert hätte. An Captain Garrovicks und seiner Leute Tod hätte das nichts geändert.“ „Fragen nach Schuld, nach falschem oder richtigem Handeln, ob in der Vergangenheit oder jetzt… es scheint, als gingen sie mich plötzlich nichts mehr an. Das einzige, was mir jetzt wichtig ist, Mr. Spock, ist, mein Schiff und meine Mannschaft zu retten.“ „Captain, es war ja nicht Ihr Fehler. Es wurde kein Fehler gemacht.“ Kirk stand auf. „Wenn Sie unbedingt den Psychiater spielen wollen, Mr. Spock, dann nehmen Sie sich doch Fähnrich Garrovick vor. Und nicht mich. Ich danke Ihnen.“ Er ging aus dem Besprechungszimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen. Spock hatte den Hinweis verstanden. Er läutete an Garrovicks Tür und trat ein. Garrovick sprang sofort auf. „Sie können sitzen bleiben, Fähnrich. Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.“ „Ja, Sir.“ Das Gesicht des jungen Mannes drückte Erstaunen aus. „Fähnrich, ich habe doch sicher recht, wenn ich annehme, daß Sie etwas bedrückt, was Sie für ein Versagen in einem bestimmten entscheidenden Moment halten.“ Garrovick wurde rot. „Sir, ich habe nicht“ gerade Grund, auf mich stolz zu sein. Tatsache ist, daß unter meinem Kommando Männer starben, nur weil ich eine Sekunde gezögert habe.“ „Fähnrich, sich selbst Vorwürfe zu machen, ist ein Erbübel Ihrer Spezies.“ „So wie Sie es sagen, klingt es fast wie eine Sünde, Sir.“ Sie hatten sich die ganze Zeit über angesehen, deshalb war es ihnen entgangen, daß aus dem offenen Lüftungsschacht ein Rauchschleier drang. Garrovick machte eine ungeduldige Handbewegung. „Sie wollen also sagen, machen Sie sich nichts daraus, Fähnrich, das kann jedem von uns passieren. Wir werden die Sache begraben. Ist es nicht so, Mr. Spock?“ „Nicht ganz. Man kann auch aus Gewissensbissen lernen, Fähnrich. In mancher Hinsicht kann man auch sagen, daß sie den Menschen verändern. Aber sein Leben lang eine Schuld mit sich herumzuschleppen, ist Zeitverschwendung.“
Spock unterbrach sich plötzlich und schnupperte in der Luft. „Riechen Sie das nicht?“ fragte er. „Ich dachte doch…“ Dann sah er den Dunstschleier, der aus dem Lüftungsschachtdrang. „Sir, es ist das…“, rief Garrovick. Spock packte ihn am Arm und stieß ihn zur Tür. „Raus hier!…Schnell! Ich will versuchen, ob ich es aufhalten kann.“ Er rannte zur Ventilatoröffnung und versuchte, sie zu schließen. Aber die Wolke hatte sich bereits in den Raum ergossen und ihn eingehüllt. Garrovick rannte sofort zum nächsten Kommunikator im Korridor. „Captain! Das Ding! Es ist in meiner Kabine! Es hat Mr. Spock erwischt.“ Kirk sprang aus seinem Sessel hoch. „Ich komme sofort, Garrovick! Scotty, Lüftung auf Absaugen schalten, Kabine 341! Leutnant Uhura, Wachtposten nach 341! Rufen Sie die Krankenstation!“ Die Befehle waren richtig gewesen. In Garrovicks Kabine wurde das ,Ding’ durch den plötzlichen Sog wieder in den Lüftungsschacht zurückgerissen. Vor der Tür stand McCoy mit einigen Wachen. Er wollte eben die Tür öffnen, als Kirk rief: „Warten Sie, Doc! Wir wollen zuerst eine Tricordermessung durchführen.“ Eine der Wachen richtete das Gerät auf die Tür. „Prüfen Sie nach, ob der Sog das ,Ding’ schon in den Lüftungsschacht gezogen hat“, sagte Kirk zur Wache. „Er hat mir das Leben gerettet, Sir“, sagte Garrovick zerknirscht. „Eigentlich sollte ich an seiner Stelle sein.“ „Ich bin eigentlich ganz froh, daß wir alle beide noch am Leben sind“, drang Spocks Stimme durch die Tür. Er stieß die Tür auf. „Der Sog hat seine Wirkung nicht verfehlt, Captain. Ich habe die Ventilation wieder dichtgemacht.“ Entgeistert starrte Kirk ihn an. „Spock, verstehen Sie mich nicht falsch… Aber warum sind Sie nicht tot?“ „Wahrscheinlich sein verdammtes grünes Blut“, sagte McCoy lachend. „Dem Ding muß der Appetit vergangen sein.“ Spock nickte. „Mein Hämoglobin basiert auf Kupfer und nicht auf Eisen.“ Kirk hatte inzwischen die Kabine betreten und schnupperte in der Luft. „Der Geruch… er ist ganz anders. Ja… ja, ich glaube, jetzt verstehe ich.“ „Sie glauben doch nicht im Ernst, Captain, daß Sie mit diesem ,Ding’ eine Verbindung herstellen können.“ „Ich bin mir nicht sicher, was es ist, Mr. Spock. Sie erinnern sich doch, daß ich davon gesprochen hatte, es würde leben. Das hat vielleicht mit Kommunikation, wie wir sie verstehen, nichts zu tun, aber ich habe deutlich gespürt, daß es lebt und intelligent ist. Und jetzt weiß ich noch etwas anderes.“ Der Interkom piepste. “Brücke an Captain Kirk.“ „Hier Kirk.“ „Hier Scott, Sir. Dieses Biest befindet sich anscheinend auf dem Rückzug. Es bewegt sich in Richtung Ausstoßkammer. Vielleicht behagt ihm die radioaktive Strahlung nicht.“
„Die Kammer öffnen“, sagte Kirk. „Ich komme sofort. Kirk, Ende.“ Er lief den Korridor hinunter, blieb aber plötzlich stehen und drehte sich um. „Fähnrich Garrovick!“ „Ja wohl, Sir.“ „Sie waren doch auf der Brücke, als wir angegriffen wurden.“ „Es tut mir leid, Sir. Ich wußte, daß ich in meiner Kabine bleiben sollte, aber als Alarm für alle Gefechtstationen gegeben wurde, da…“ „Sehr lobenswert, Fähnrich. Welchen Eindruck hatten Sie von dem Gefecht?“ „Ich verstehe nicht, Sir.“ „Ich hatte Sie um eine taktische Beurteilung der eingesetzten Mittel gebeten,“ „Sie waren ungenügend, Sir. Ich will sagen, Captain, Sie haben alles nur Erdenkliche getan“, fügte er“ hastig hinzu. „Es gibt einfach nichts, womit wir diesem ,Ding’ begegnen können.“ „Und wie würden Sie jetzt Ihr Verhalten auf dem Planeten beurteilen?“ „Ich habe zu spät gefeuert.“ „Und wenn Sie rechtzeitig gefeuert hätten?“ Kirk ließ Garrovick nicht aus den Augen. „Es hätte nämlich nicht den geringsten Unterschied gemacht, Fähnrich. Keine uns bekannte Waffe hätte etwas ausgerichtet. Weder in Ihrem Fall… noch vor zwölf Jahren.“ „Verzeihung, Sir? Ich verstehe nicht ganz.“ „Ich meine damit, Sie sollen sich wieder auf Ihrem Posten melden, Mr. Garrovick.“ Garrovick strahlte vor Freude. „Jawohl, Sir. Vielen Dank, Captain Kirk.“ Er wollte noch etwas hinzufügen, aber die Aufzugstüren hatten sich schon hinter Kirk geschlossen. Auf der Brücke erwartete ihn Chekov mit einer neuen Nachricht. „Captain, positive Nachrichten. Das ,Ding’ hat das Schiff mit hoher Geschwindigkeit verlassen und befindet sich bereits außer Reichweite unserer Sensoren.“ Kirk ging zu Spock hinüber. „Welche Richtung, Mr. Spock?“ „Richtung ist einhundertsiebenundzwanzig Strich neun. Aber ich habe es soeben aus dem Blickfeld verloren.“ Kirk ging an den Interkom. „Scotty, holen Sie aus den Maschinen heraus, was sie hergeben. Kirk, Ende.“ Er wandte sich an Spock. „Ich glaube, ich weiß, wo es hin will.“ „Es hat schon vorher Haken geschlagen, um uns abzuhängen, Sir. Es wäre logisch, wenn…“‘ „Mr. Spock, ich verlasse mich jetzt lieber auf meine Intuition als auf die Logik. Mr. Chekov, geben Sie den Kurs ein auf das Sternsystem Tycho.“ Chekov versuchte seine Überraschung zu verbergen und sagte nur: „Kurs eingegeben, Sir.“ „Dann volle Kraft voraus!“ „Volle Kraft, voraus, Sir.“ „Leutnant Uhura, nehmen Sie Verbindung mit der USS Yorktown und dem Flottenkommando auf und sagen Sie, daß wir dieses ,Ding’ zum 4. Planeten des
Tychosystems verfolgen. Das ist die Stelle, an der es vor zwölf Jahren die USS Farragut angegriffen hat.“ „Ich verstehe nicht ganz, Captain“, sagte Spock. „Erinnern Sie sich, daß ich sagte, der Geruch dieser Kreatur sei irgendwie anders? Irgend etwas sagte mir, ...Geburt… Teilung… Vervielfältigung, es sagte ,nach Hause’.“ Spock runzelte die Stirn. „Und Sie wissen, wo das ,Zuhause’ ist, Captain?“ „Ja. Dort, wo es schon einmal ein Star-Schiff angegriffen hat. Leutnant Uhura, machen Sie auch Meldung über unsere Pläne. Melden Sie, daß ich versuche, mit Einsatz des ganzes Schiffes dieses ,Ding’ zu vernichten. Nächster Treffpunkt mit der Yorktown…“ Er wandte sich an Chekov. „Flugdauer, Mr. Chekov!“ „Einspunktsieben Tage, Sir.“ „Leutnant Uhura, wir werden uns mit der Yorktown in 48 Stunden treffen.“ Der 4. Planet im Sternsystem Tycho war ein ödes, verlassenes Gebilde. McCoy stand auf der Brücke und sah angewidert auf den Bildschirm. „Ich nehme an, Sie sind immer noch der Überzeugung, wir sollten dieses ,Ding’ verfolgen und vernichten“, sagte er zu Spock. „Auf jeden Fall, Doktor.“ „Sie sind nicht unserer Meinung, Doc?“ McCoy zuckte mit den Schultern. „Es ist eine werdende Mutter. Und ich habe etwas dagegen, gegen schwangere Damen ins Feld zu ziehen.“ „Wenn dieses ,Ding’ schon Junge bekommen wird“, sagte Spock, „dann zweifellos durch Zellteilung, und es wird sich nicht nur in zwei Teile spalten, sondern in Tausende.“ Kirk sah ihn an. „Antimaterie scheint das einzige zu sein, womit wir es noch versuchen könnten.“ Spock nickte. „Ein paar Gramm dürften genügen. Die könnten wir aus unserer Maschine entnehmen und in einem Magnetfeld verpackt auf den Planeten schicken.“ Garrovick stand neben Kirk. Der Captain wandte sich an ihn: „Fähnrich, gehen Sie ins Arzneidepot. Ich brauche so viel Blutplasma, wie wir nur entbehren können. Und ich brauche es in einer Viertelstunde im Transmitterraum.“ „Jawohl, Sir.“ „Wollen Sie etwa mit dem Blutplasma diese Kreatur ködern?“ fragte McCoy. „Wir müssen sie irgendwie zu der Antimaterie hinlocken. Und welchen besseren Köder könnten wir auslegen, wenn sie schon eine Vorliebe für rote Blutkörperchen hat?“ „Captain, es gibt da noch ein Problem.“ Kirk nickte. „Ich weiß, Mr. Spock. Die Explosion.“ „Richtig, Captain. Eine Materie-Antimaterie-Explosion dürfte etwa die halbe Lufthülle des Planeten wegreißen. Und wenn sich die Enterprise da noch auf Umlaufbahn befindet und möglicherweise von den Explosionswellen getroffen wird…“ „Dieses Risiko müssen wir in Kauf nehmen.“
„Ich kann meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, daß unser Transmitter unter diesen Bedingungen noch normal arbeitet. Wenn jemand zum Zeitpunkt der Explosion an Bord transmittiert wird, ist es durchaus möglich, daß er sich nicht mehr materialisiert.“ Garrovick war inzwischen zurückgekehrt und hatte aufmerksam zugehört. Er hob den Kopf, als Kirk sagte: „Deswegen will ich auch die Falle selbst aufstellen, Mr. Spock.“ Spock stand auf. „Captain, ich habe so wenig Hämoglobin in meinem Blut, daß mir dieses Wesen praktisch nichts anhaben kann. Es wäre somit doch nur logisch, wenn ich…“ „Falsch, Mr. Spock. Ich möchte, daß Sie an Bord sind, wenn das Unternehmen mißlingt. Für diesen Fäll werden wir noch einen zweiten Plan ausarbeiten.“ „Captain“, beharrte Spock, „es müssen aber zwei Leute sein, die die AntimaterieEinheit tragen.“ „Sir“, sagte Garrovick, „ich bitte um Erlaubnis, Sie begleiten zu dürfen.“ Kirk sah ihn nachdenklich an, dann nickte er. „Ja. Ich hatte schon an Sie gedacht, Mr. Garrovick.“ Trostlos war die Welt, in der dieses Wesen zu Hause war. Die Oberfläche des Planeten war schwarz und schrundig von erstarrtem Lavagestein. Als sie sich darauf materialisierten, wären Kirk und Garrovick beinahe unter der Last der AntimaterieEinheit zusammengebrochen. Dicht neben ihnen nahm der Behälter mit dem Blutplasma Form an. In dem Moment, als Kirk festen Boden unter den Füßen fühlte, griff er nach seinem Kommunikator. „Kirk an Enterprise.“ „Hier, Spock, Captain.“ „Mr. Spock, gehen Sie unverzüglich auf höhere Umlaufbahn.“ „Jawohl, Sir.“ Vor ihnen lag eine kleine Erhebung. Sie ließen den Behälter mit dem Blutplasma stehen, wo er war, und trugen die Antimaterie-Einheit vorsichtig auf die Hügelspitze. „Zündkapsel“, befahl Kirk. Garrovick gab sie ihm, und mit äußerster Vorsicht befestigte Kirk sie an dem Behälter. Dann machte er die Ladung mit einem Schalter scharf. Als er damit fertig war, zog er wieder seinen Kommunikator heraus. „Kirk an Enterprise.“ „Hier Spock, Captain. Wir halten jetzt einen Abstand von dreißigtausend Kilometern…!“ „Der Antimateriebehälter ist mit der Zündkapsel versehen und eingestellt. Ich werde zurückrufen, wenn das Ding auf den Köder losgeht. Kirk, Ende.“ „Captain! Dort!“ Garrovick deutete auf den Behälter mit dem Blutplasma. Aus irgendeiner der zahllosen Lavaspalten war die Dampfwolke herausgetreten und hatte sich dicht und schwer über den Behälter gelegt. „Das Plasma!“ rief Garrovick. „Der ganze Köder ist weg!“
Kirks Schultern strafften sich. „Dann müssen wir eben etwas anderes als Köder benutzen.“ „Aber es läßt sich doch nur mit Blut anlocken!“ Kirk sah den Fähnrich an. „Lassen Sie sich an Bord des Schiffes transmittieren, Fähnrich. Sagen Sie Spock, er soll sich bereithalten, die Zündung auszulösen.“ Garrovick starrte ihn entgeistert an. „Sie, Sir? Sie wollen den Köder spielen?“ „Das ist ein Befehl, verstanden? Zurück aufs Schiff!“ Garrovick antwortete nicht. Er starrte hinüber zu dem Plasma-Behälter, über dem noch immer die weiße Wolke hing. Plötzlich löste sich die Wolke und bewegte sich langsam auf sie zu. Kirk packte Garrovick am Arm und riß ihn herum. „Ich habe Ihnen einen Befehl gegeben!“ rief er. „Jawohl, Sir.“ Er zog seinen Kommunikator heraus und tat so, als ob er Anweisung geben wollte, ihn an Bord zu holen, doch unvermittelt wirbelte er herum und schlug Kirk mit einem Handkantenschlag zu Boden. Noch im Fallen gelang es Kirk, einen Beinhebel anzusetzen, der Garrovick ebenfalls zu Fall brachte. Kirk war als erster wieder auf den Beinen. „Fähnrich, Sie werden damit rechnen müssen, daß ich über Ihr Verhalten einen Bericht schreibe. Heldentaten sind in unserem Dienstplan nicht vorgesehen. Und ich hatte niemals die Absicht, mich selbst als Köder zu benutzen. Kommen Sie jetzt!“ Er zerrte Garrovick mit. sich, bis sie einen Punkt erreicht hatten, von dem aus die Antimaterie-Einheit zwischen ihnen und der weißen Wolke stand. Dann schaltete er seinen Kommunikator ein. „Kirk an Enterprise!“ „Hier, Spock, Captain.“ „Spock, richten Sie den Transmitter genau auf unsere Position aus. Es wird sehr knapp werden. Bleiben Sie dran.“ Er drehte sich um. Das ,Ding’ hatte ihn schon fast erreicht, und ein dünner Nebelstreifen schien nach seinem Hals zu tasten. „Ich… ich kann es riechen, Captain. Es ist tatsächlich zum Übelwerden… süß wie Honig.“ „Enterprise, Achtung!“ rief Kirk. Er sah daß die Kreatur, offenbar auf der Suche nach mehr Blut, genau über der Metallkugel der Antimaterie-Einheit schwebte. „Jetzt! Und Zündung auslösen!“ schrie er in den Kommunikator. Ihre Körper lösten sich in einem Funkenregen auf und verschwanden. Dann zerbarst der Planet. Im Transmitterraum der Enterprise sah Spock, wie die Gestalten Kirks und Garrovicks auf der Plattform nur ganz allmählich sichtbar wurden, sich aber nach kaum einer Sekunde wieder aufzulösen begannen. Spocks Händen, die unentwegt am Kontrollpult hantierten, war nicht die geringste Unsicherheit anzumerken. Scott stürzte entsetzt auf die Transmitter-Plattform zu, und McCoy schrie: „Stehen Sie doch nicht einfach so herum! Um Himmels willen, tun Sie doch etwas!“ „Achtung, an alle Decks! Wir befinden uns in einem Explosionsfeld!“ tönte Chekovs Stimme aus dem Interkom. Der Boden des Transmitterraums schien sich unter ihren Füßen auf zubäumen. Spock und Scott stürzten auf die Knie und versuchten krampfhaft, sich an der
Schaltkonsole des Transmitters festzuhalten. Dann sahen sie zur Transmitterplattform hinüber. Sie war leer. Nun warf McCoy Spock einen giftigen Blick zu. Kirk ging an den Interkom. „Captain Kirk an Brücke.“ „Hier Chekov, Captain.“ „Nehmen Sie Kurs auf den Treffpunkt, mit der Yorktown, Mr. Chekov. Höchste Warp-Geschwindigkeit!“ „Aye, Sir.“ „Kommen Sie in meine Kabine, wenn Sie sich etwas hergerichtet haben, Fähnrich. Ich möchte Ihnen ein paar Geschichten über Ihren Vater erzählen, ein paar großartige Geschichten, die Sie sicher gerne hören wollen“, sagte Kirk lächelnd. Garrovick sah ihn bewundernd an. „Ich danke Ihnen, Sir.“
DIE RÜCKKEHR DER ARCHONIER „Umschalten auf B, Mr. Scott“, sagte Spock. McCoy heulte auf: „Ist doch auch Wahnsinn, sich so einem Gerät anzuvertrauen! Ihre Moleküle sind jetzt im gesamten Universum verstreut!“ „Ich hab’s… ich glaube, wir haben sie wieder…“ rief Spock. McCoy blickte von der leeren Transmitterplattform weg. Als er wieder hinzublicken wagte, sah er, wie sich zwei Gestalten materialisierten. Ganz und unversehrt stiegen Kirk und Garrovick von der Plattform herunter. Scott, sank erschöpft über das Schaltpult. „Captain!“ seufzte er. „Gott sei Dank!“ Spock warf dem Chefingenieur einen mißbilligenden Blick zu. „Hier hatte keineswegs eine Gottheit die Hände im Spiel, Mr. Scott. Es war einzig und allein meine Zusatzschaltung auf Selektor B, die sie wieder ans Tageslicht gebracht hat.“ Vor mehr als hundert Jahren war das Star-Schiff Archon unter geheimnisvollen Umständen auf dem Planet Beta 3000 verschollen. Nun waren zwei Männer eines anderen Star-Schiffes, der Enterprise, auf Beta 3000 und suchten nach den Überresten der Archon. Und es hatte fast den Anschein, als müßte man auch sie bald als vermißt melden. Sie liefen gerade eine trostlos aussehende Straße entlang, in einer Stadt, die einen ebenso unscheinbaren Eindruck machte wie der ganze Planet, als einer von ihnen stolperte und hinfiel. Sein Gefährte, es war Sulu, blieb stehen und reichte ihm seine kräftige Hand hin. „O’Neill, stehen Sie auf! Wir dürfen hier nicht stehenbleiben!“ Keiner der Passanten auf der Straße drehte sich nach ihnen um. Niemand bot ihnen Hilfe an. Wenn man sich die Spaziergänger so ansah, hatte man den Eindruck, als ob sich die Bewohner von Beta 3000 gegenseitig an Gleichgültigkeit und Desinteresse überbieten wollten. Leutnant O’Neill lag flach auf der Straße und sagte keuchend: „Es hat keinen Zweck, Mr. Sulu. Sie sind überall! Sehen Sie doch! Dort ist einer von ihnen… einer von den Gesetzgebern!“ Er deutete auf eine Gestalt in einem Kapuzenumhang, die einen Stab in der Hand hielt und langsam näher kam. Dann deutete er auf einen zweiten solchen Kapuzenmann. „Sie sind überall! Sie lassen uns nicht mehr fort.“ Sulu schaltete seinen Kommunikator ein. „Erkundungsexpedition an Enterprise! Captain, holen Sie uns wieder an Bord! Schnell! Es besteht höchste Gefahr für uns!“ Er blickte auf O’Neill hinunter. „Halten Sie noch durch, Leutnant. Sie werden uns jede Minute an Bord zurücktransmittieren…“ O’Neill hatte sich mit verzweifelter Anstrengung wieder aufgerichtet. „Ich sage Ihnen, laufen Sie so schnell Sie können! Nichts wie weg! Sie wissen, wozu die fähig sind…“ „O’Neill…“
Aber der Leutnant rannte schon die Straße hinunter. Sulu, der ihm verblüfft nachsah, merkte nicht, daß ihn einer der Kapuzenmänner von hinten ganz leicht mit dem Stab an der Schulter berührte. Ihn überkam plötzlich das Gefühl tiefen Friedens. Die innere Spannung ließ nach und machte einer wunderbaren, grenzenlosen Ruhe Platz. Allerdings konnte er sich dieses Gefühls nicht lange erfreuen. Der Transmitter der Enterprise hatte seine Koordinaten erfaßt, und seine Gestalt löste sich im Funkenregen der Dematerialisierung auf. Aber die Transmission ging diesmal nicht so glatt vonstatten wie sonst. Auf der Schaltkonsole des Transmitters leuchteten einige Lämpchen auf, erloschen wieder und leuchteten von neuem auf. Kirk, der mit Scott und dem jungen Soziologen Lindstrom vor dem Schaltpult stand, sah verwundert auf die Lämpchen. Noch größer war seine Verwunderung allerdings, als sich Sulu auf der Plattform materialisierte. Er trug nämlich nicht seine Uniform, sondern rauhe, grobgewebte Kleidung, weite, formlose Hosen und einen ebensolchen Sweater, wie ihn gewöhnlich die männliche Bevölkerung von Beta 3000 trug. „Sulu, was ist passiert? Wo ist Leutnant O’Neill?“ rief Kirk. Sulus Antwort klang dumpf und undeutlich, als ob er mit einer geschwollenen Zunge spräche. „Sie… Sie gehören nicht zum Körper.“ Kirk warf Scott einen Blick zu. Der nickte und rief ins Mikrophon: „Doktor McCoy… bitte in den Transmitter raum! Bitte schnell!“ Mit äußerster Vorsicht stieg Sulu von der Transmitterplattform. Er sah Lindstrom an, und sein Gesicht verzog sich plötzlich vor Wut. Er nahm die zu einem Bündel gerollte Uniform, die er unter den Arm geklemmt hatte, hob sie hoch und schüttelte sie wütend. „Daran sind Sie schuld!“ brüllte er Lindstrom an. „Sie wußten, daß wir Archonier waren! Das sind Kleider, wie sie die Archonier tragen! Und nicht diese, nicht diese…“ Er zeigte auf das Gewand, das er jetzt trug. Dann warf er Lindstrom das Uniformbündel vor die Füße. „Aber beruhigen Sie sich doch, Sulu“, sagt? Kirk. „Es ist doch nichts passiert. Sagen Sie mir jetzt, was da unten los war.“ Sulu taumelte. Kirk streckte eben eine Hand aus, um ihn festzuhalten, als McCoy mit seiner Bereitschaftstasche hereingeeilt kam. Verwundert blieb er stehen. „Jim! Wo ist O’Neill?“ Statt einer Antwort schüttelte Kirk nur den Kopf. Sulu hatte inzwischen stramme Haltung angenommen, als ob er eine Botschaft von höchster Bedeutung entgegennehmen würde. „Landru… Landru…“, stammelte er. Die Bedeutungslosigkeit dieses Stammelns jagte Kirk einen Schauer über den Rücken. „Sulu, was ist dort unten passiert? Was haben sie mit euch gemacht?“ Mit gleichmäßiger, fast tonloser Stimme antwortete Sulu: „Sie sind wunderbar. Die nettesten und freundlichsten Leute im ganzen Universum. Sie leben in einem Paradies.“ Auch in der Krankenstation konnte McCoy nicht mehr aus Sulu herauslocken. Er wiederholte immer wieder dieselben Worte, immer wieder dieselben Sätze. Er sprach wie ein Grammophon, das immer wieder dieselbe Rille abspielte. Diese ewigen Wiederholungen und daß er weder über seinen eigenen Zustand noch über das
Verschwinden O’Neills etwas sagte, bewegen Kirk, sich zusammen mit einem größeren Landekommando auf den Planeten transmittieren zu lassen. Als sich Kirk, Spock, McCoy, Lindstrom und noch zwei Wachen materialisierten, standen sie vor einem Ziegelgebäude in einer kleinen Seitenstraße, die auf eine breite Straße führte. „Materialisierung beendet“, rief Kirk in seinen Kommunikator. „Kirk, Ende.“ Als er ihn zuschnappen ließ, sah er, daß sich Lindstrom schon auf die Hauptstraße vorgewagt hatte und sich neugierig und aufmerksam umsah. Sie folgten ihm schließlich und schlenderten gemeinsam die Straße hinunter. Plötzlich fielen Kirk unter den Passanten zwei Gestalten auf, die Kapuzen trugen und auch sonst einen fast mönchischen Habitus hatten. In den Händen hielten sie lange Stäbe. Was von ihren Gesichtern unter den Kapuzen zu erkennen war, schien wie aus Stein gemeißelt. Ihre Augen sahen tot aus, erloschen und schienen nichts wahrzunehmen. Ein anderer Pasant kam auf die Leute von der Enterprise zu. Er lächelte sie an, und sein Lächeln war freundlich – aber leer und ausdruckslos. Kirk beeilte sich, das freundliche Nicken des Mannes zu erwidern. Als er an ihnen vorbei war, sagte Spock: „Verrückt.“ „Was meinen Sie damit, Mr. Spock?“ „Den Ausdruck dieses Mannes, Captain. Er glich fast aufs Haar dem von Mr. Sulu, als wir ihn wieder an Bord zurückgeholt hatten. Betäubt, geistesabwesend.“ „Dann müssen wir überprüfen, ob alle Bewohner des Planeten so sind“, sagte Kirk. Entschlossen ging er weiter, und seine Männer folgten ihm. Alle Passanten, die ihnen begegneten, grüßten sie mit demselben leeren Lächeln. Ein junger, etwas tolpatschiger Kerl mit ausdruckslosem, aber trotzdem freundlichen Gesicht blieb stehen und sprach Kirk an. „‘n Abend Freund. Mein Name ist Bilar. Wie ist’n Ihrer?“ „Kirk.“ Er setzte wieder das stupide Lächeln auf. „Seid wohl fremd hier.“ Kirk nickte, und Bilar sprach weiter: „Wollt wohl auch zum Festival, hm? Schon einen Platz gefunden, wo ihr euch dann hinhauen könnt?“ „Nein. Noch nicht“, sagte Kirk. „Geht rüber zu Regers Haus. Der hat Zimmer.“ Mit demselben dämlichen Ausdruck im Gesicht wies er die Straße hinunter und auf ein Haus mit einem kleinen Uhrturm auf dem Dach – wahrscheinlich war es das Rathaus. „Ihr werdet euch beeilen müssen. Ist schon gleich die rote Stunde.“ Der kleinere Zeiger der Uhr stand dicht vor der Sechs. „Dieses Festival beginnt um 6 Uhr?“ fragte Kirk. Aber Bilars Interesse wurde von einem jungen Mädchen abgelenkt, einer schlanken, dunkelhaarigen Schönheit, die ihnen mit schnellen Schritten entgegenkam. Er streckte eine Hand aus, um sie aufzuhalten. „Tula, diese Leute hier sind Fremde und kommen zum dem Festival. Dein Daddy kann sie doch aufnehmen, oder?“ Tula lächelte scheu, und es schien, als hätten ihre dunklen Augen nur Blicke für den blonden, hübschen Lindstrom. „Kommen Sie aus dem Tal?“ fragte sie. Lindstrom lächelte zurück; „Das ist richtig.“ „Hierher kommen wenig Leute aus dem Tal. Mein Vater wird sich freuen.“
„Betreibt Ihr Vater eine Pension?“ fragte Kirk. Sie lachte. „Das ist aber ein komischer Name dafür. Es liegt direkt dort drüben.“ Sie deutete auf ein komfortabel aussehendes dreistöckiges Haus etwas weiter unten an der Straße – und im selben Augenblick schlug die Turmuhr die sechste Stunde. Eine würdevoll aussehende Matrone in ihrer Nähe stieß einen durchdringenden Schrei aus, als sei sie wahnsinnig geworden. Ein Mann, der etwa einen Meter von Kirk entfernt stand, fing plötzlich an, nach ihm zu schlagen. Kirk deckte den Schlag mit dem Ellbogen ab und stieß den Mann zurück. Seihen Männern rief er zu: „Stellt euch Rücken an Rücken!“ Und noch rechtzeitig, bevor das allgemeine Wüten um sie herum losbrach, bildeten sie einen Verteidigungsring. Die Männer stürzten sich unvermittelt in wüste Raufereien und schlugen mit bloßen Fäusten, Steinen und Keulen aufeinander ein. Eine Frau flüchtete schreiend über die Straße und wurde von einem Mann verfolgt, der kein Hehl aus seinen Absichten machte. Von irgendwoher kam das Geräusch zerberstender Fensterscheiben. Zu ihrem Entsetzen fing nun auch Tula an, ihren Körper zu verrenken, sie öffnete den Mund zu einem schrillen Schrei. Bilar stürzte sich auf sie und rief: „Tula, Tula! Komm!“ Er packte sie um die Hüfte, und als Lindstrom vorsprang, um ihn von ihrer Seite zu reißen, bückte er sich und hob einen Stein auf. Er schmetterte ihn auf Lindstroms Schulter, und Lindstrom stürzte zu Boden. McCoy riß ihn wieder auf die Beine und schrie: „Jim, das ist doch der reine Wahnsinn!“ „Aber Doc, Wahnsinn, bricht doch nicht so schlagartig unter der gesamten Bevölkerung aus…“ Kirk brach mitten im Satz ab, als sie von einem dichten Steinhagel eingedeckt wurden. Einer der Angreifer, der mit einer schweren Keule auf Kirk zielte, brüllte fortwährend: „Festival! Festival! Festival!“ Vor den Lippen des Mannes stand Schaum. „Weg von hier!“ rief Kirk „Zu dem Haus… das uns das Mädchen gezeigt hat! Wir versuchen, zusammenzubleiben!“ Dicht zusammengedrängt schoben sie sich die Straße hinunter. Eine junge Frau mit zerfetzten Kleidern packte Kirks Arm und wollte ihn von seinen Kameraden wegziehen. Kirk schüttelte sie ab, und sie lief mit einem wilden, hysterischen Gelächter davon. Immer mehr Steine wurden nach ihnen geworfen. Kirk wurde getroffen, wischte sich das Blut von der Wange und rief: „Lauft!“ Der Mob folgte ihnen bis an die Tür des Hauses. Kirk hämmerte mit den Fäusten an die Tür, und im nächsten Augenblick wurde sie geöffnet. Als sich seine Leute hineingedrängt hatten, warf Kirk die Tür hinter sich ins Schloß. Vor ihnen standen drei ältere Männer, die sie erstaunt ansahen. „Ja? Bitte?“ sagte einer von ihnen. „Tut mir leid, daß wir hier so hereinbrechen“, sagte Kirk. „Wir waren nämlich nicht auf einen solchen Empfang gefaßt“ „Empfang? Seid ihr Fremde?“ fragte ein anderer. „Ja“, sagte Kirk „Wir sind… aus dem Tal.“ „Seid ihr wegen des Festivals gekommen?“ fragte der dritte. „Das ist richtig“, antwortete Kirk. „Wie seid ihr dann hierhergekommen?“ Kirk wandte ich an den Mann, der ihn zuerst angesprochen hatte. „Sind Sie Reger?“ “Ja, der bin ich.“ „Haben Sie eine Tochter namens Tula?“
„Ja.“ Lindstrom platzte plötzlich heraus. „Sie sollten sich besser um sie kümmern! Sie ist allein da draußen… in diesem Tollhaus!“ Reger senkte den Blick. „Es ist das Festival“, sagte er. „Der Wille Landrus…“ Einer der anderen Männer sagte: „Reger, das sind doch noch junge Leute! Sie sind noch nicht alt genug, als daß sie bei dem Festival fehlen dürften!“ „Aber es sind doch Fremde aus dem Tal, Hacom“, gab Reger zu bedenken. In Hacoms Augen trat ein fanatischer Glanz. „Haben Sie denn keine Gesetzgeber im Tal? Und warum sind Sie nicht auf dem Festival?“ Kirk unterbrach ihn und sagte zu Reger: „Wir haben gehört, Sie hätten eventuell Zimmer für uns.“ „Da, Hacom… da siehst du es! – Sie suchen nur einen Platz, wo sie sich nach dem Festival ausruhen können…“ „Die rote Stunde hat eben begonnen!“ sagte Hacom. Der Ton, in dem Hacom das sagte, war so feindselig, daß Reger erschrak. „Hacom, es sind Fremde! Die im Tal sind anders als wir!“ „Willst du damit sagen, daß Landru nicht überall sei?“ Der andere Mann versuchte, die Rolle des Vermittlers zu übernehmen. „Nein, natürlich hat das Reger nicht als Lästerung gemeint. Er hat doch nur gesagt, daß die im Tal anders seien.“ Reger hatte sich wieder gefaßt. „Diese Fremden sind zu mir gekommen und haben um Aufnahme gebeten. Soll ich sie wieder wegschicken?“ Dann wandte er sich direkt an Kirk und sagte: „Folgen Sie mir bitte…“ „Aber Tula, das Mädchen!“ rief Lindstrom. „Sie ist immer noch da draußen…“ Hacom musterte ihn mit einem eisigen Blickt „Sie ist beim Festival, junger Herr. Und genau dort sollten auch Sie sein…“ Reger wurde unruhig und sagte: „Bitte schnell. Kommt mit…“ Kirk folgte ihm und sah noch, wie Hacom sich an den anderen Mann wandte. „Tamar, man sollte diese Sache den Gesetzgebern melden!“ Tamars Antwort klang gleichgültig. „Aber gewiß, Hacom, aber sie werden es schon wissen. Oder sind sie nicht unfehlbar?“ Aber Hacom ließ sich nicht beruhigen, er wurde noch wütender: „Du spottest über sie!“ schrie er. „Du machst dich über die Gesetzgeber lustig! Und diese Fremdlinge gehören nicht zum Körper!“ Er ging zur Tür und stieß sie auf. „Ihr werdet schon noch sehen!“ rief er und verschwand. Seine wütenden Drohungen schreckten Kirk wenig – sie waren auf der richtigen Spur. Obwohl ihm immer noch alles reichlich zusammenhanglos erschien, waren doch die Hinweise auf ,Landru’, auf die Zugehörigkeit zu irgendeiner Körperschaft, Korporation oder Bruderschaft, die sich „Der Körper“ nannte, nicht zu übersehen. Und es waren dieselben Dinge, von denen Sulu gesprochen hatte, als er auf die Enterprise zurückkehrte. Er war mit dem, was sie erreicht hatten, ganz zufrieden. Das Zimmer, in das sie Reger geführt hatte, war bis auf ein Dutzend dünner Strohsäcke auf dem Boden vollkommen leer, Durch das offene Fenster erscholl das Geheul und Gekreische der Mobs von der Straße herauf.
„Sir, wenn das Festival vorbei ist, können Sie sich hier ausruhen“, sagte Reger zögernd zu Kirk. „Dann wird es auch ruhiger sein. „Reger“, sagte Kirk. „Wir haben nicht die Absicht, an dem Festival teilzunehmen.“ Die Neuigkeit erschütterte seinen Gastgeber sichtlich. Er ging zum Fenster und stieß die Flügel noch weiter auf, so daß der Höllenspektakel von der Straße mit voller Gewalt ins Zimmer brach. „Die Stunde hat geschlagen“, rief er. „Hören Sie es nicht?“ „Was ich hören möchte“, sagte Kirk, „ist etwas mehr über euer Festival. Und einiges über Landru.“ Bei dem Wort ,Landru’ krümmte sich Reger zusammen. Er schloß sofort das Fenster. „Landru“, flüsterte er, „Sie fragen mich… Sie sind fremd hier… Sie haben etwas gegen das Festival. Sind Sie… wer sind Sie?“ „Wer ist Landru?“ fragte Kirk hartnäckig. Reger starrte ihn entsetzt an. Dann fuhr er herum und stürzte, ohne ein weiteres Wort zu sagen, aus dem Zimmer. Lindstrom wollte das Fenster wieder öffnen, aber Kirk hielt ihn zurück. „Lassen Sie es geschlossen, Mr. Lindstrom.“ „Captain, ich bin Soziologe! Begreifen Sie denn nicht, was da draußen geschieht?“ „Unsere Aufgabe ist es“, sagte Kirk ungerührt, „herauszufinden, was mit dem verschwundenen Star-Schiff Archon geschehen ist - und mit unserem Leutnant O’Neill. Wir wollen uns keineswegs darauf einlassen…“ Lindstrom unterbrach ihn erregt. „Aber es ist das reinste Bacchanal! Und alle diese Leute sind spontan und zur gleichen Zeit von diesem Wahnsinn befallen worden! Ich muß unbedingt mehr darüber wissen.“ Kirks Antwort war hart und unnachgiebig. „Mr. Lindstrom, Sie haben gehört, was ich gesagt habe! Diese Expedition dient nicht dem Zweck, das Brauchtum auf Beta 3000 zu erforschen!“ „Captain“, unterbrach sie Spock. „Im Hinblick auf das, was da draußen vor sich geht, würde ich vorschlagen, wir erkundigen uns nach Mr. Sulus Befinden. Wie waren seine Reaktionen… und wenn er überhaupt welche gehabt hat… um Punkt sechs Uhr?“ Kirk nickte. „Vielen Dank, Mr. Spock.“ Er ließ seinen Kommunikator aufschnappen. „Hier Kirk. Leutnant Uhura, Bericht über Mr. Sulu.“ „Ich glaube, es geht ihm jetzt besser, Sir. Woher wußten Sie…?“ „Was, Leutnant?“ „Er versuchte Amok zu laufen. Jetzt steht er unter der Wirkung eines starken Beruhigungsmittels.“ „Wie lange lief er Amok?“ „Sechs Minuten, Captain.“ „Hat er irgend etwas gesagt?“ „Nichts, was einen Sinn ergeben ‘hätte, Sir. Er schrie die ganze Zeit etwas von einem Landru, wer immer das auch sein mag. Ist bei Ihnen unten alles in Ordnung, Captain?“ „Bis jetzt, ja. Halten Sie den Kanal offen. Kirk, Ende.“ „Landru“, sagte er nachdenklich, dann trat er ans Fenster.
Was er auf der Straße sah, stimmte ihn nicht sehr zuversichtlich. Links schlugen zwei Männer aufeinander mit Äxten ein. Ein anderer hetzte eine schreiende, halbnackte Frau über die Straße und verschwand brüllend um eine Ecke. Im Staub der Straße lagen überall Erschlagene und Verletzte. Etwas weiter unten in der Straße brannte ein Haus. Noch immer drängte sich der Mob vor Regers Haus, und der winzigste Funke konnte ihn zur Explosion bringen. In der Mitte der Straße brannte ein großes Freudenfeuer. Kirk drehte sich um Und sah seine Männer an. „Ich schätze, daß wir bis morgen Zeit haben. Und versuchen wir, die Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Doc, Sie analysieren die Atmosphäre, ob irgend etwas in der Luft ist, was für diesen Ausbruch verantwortlich sein könnte. – Lindstrom, Sie suchen zu dem, was Sie heute gesehen haben, soziologische Parallelen, wenn es überhaupt welche gibt. – Mr. Spock, Sie und ich werden uns ernsthaft ans Überlegen machen. Wenn wir morgen früh hier weggehen, möchte ich einen vollständig ausgearbeiteten Aktionsplan haben.“ Es hatte von Anfang an nicht danach ausgesehen, als würden sie diese Nacht sehr viel Schlaf finden. Aber auch diese lärmende Festival-Nacht ging vorüber. Beim ersten Schlag der sechsten Morgenstunde senkte sich totale Stille über die Stadt. Bis auf Kirk waren alle anderen auf ihren Strohsäcken eingeschlafen. Noch steif von der Anstrengung der durchwachten Nacht stand Kirk auf und weckte die anderen. Das ganze Haus erbebte, als plötzlich die Haustür zugeschlagen wurde. Kirk war nicht einmal sonderlichüberrascht, als er kurz darauf Tulas hysterisches Schluchzen hörte. Lindstrom war sofort an der Tür, aber Kirk hielt ihn an der Schulter zurück. „Regen Sie sich nicht auf, Mr. Lindström.“ Unten trafen sie Tamar und Reger. Der Vater hielt, das Gesicht von Schmerzen gezeichnet, den blutenden Körper seiner Tochter in den Armen. Sie wand sich aus seiner Umarmung, als wollte sie sich dieser Tröstung widersetzen. „Jetzt ist doch alles wieder gut, Kind. Bis zum nächsten Jahr. Jetzt ist wieder Ruhe für ein Jahr.“ „Doc!“ rief Kirk hinauf. „Kommen Sie herunter! Sie werden gebraucht!“ Als McCoy die Injektionspistole aus seiner Bereitschaftstasche nahm, sah Reger Kirk mit einem ängstlich fragenden Blick an. „Es wird sie beruhigen“, sagte er. „Haben Sie Vertrauen, Reger.“ Lindstrom, der ebenfalls zusah, konnte sich kaum mehr beherrschen. Mit Verachtung in seiner Stimme rief er: „Sie haben ja nicht einmal versucht, sie nach Hause zu bringen, Reger! Was für eine Art von Vater sind Sie denn überhaupt?“ Reger blickte gequält auf. „Es ist Landrus Wille“, sagte er. „Schon wieder dieser Landru!“ Kirks Kommentar klang etwas hilflos. „Landru… wer ist dieser Landru?“ Reger und Tamar sahen sich entsetzt an. Schließlich sagte Tamar langsam: „Dann stimmt es also. – Ihr seid letzte Nacht nicht beim Festival gewesen.“ „Nein, das waren wir nicht“, sagte Kirk. Reger stieß einen wilden Schrei aus. „Dann gehört ihr auch nicht zum Körper!“ Er stierte hilflos um sich, als ob er irgendwo einen Punkt finden wollte, an dem er sich festhalten könnte in einer Welt, die sich plötzlich auflöste. Er rührte sich auch nicht,
als McCoy, der sah, daß die Injektion zu wirken begann, Tula zu einer Couch führte und sie vorsichtig hinlegte. „Sie ist eingeschlafen“, sagte er. Reger ging zu ihr hinüber und betrachtete ihr entspanntes Gesicht. Dann sah er McCoy an. „Sind Sie… seid ihr… von der Archon?“ „Und was wäre, wenn es so ist?“ fragte Kirk. „Es hieß, es würden mehr kommen. – Wenn ihr wirklich von der Archon seid…“ „Wir müssen Sie verstecken!“ rief Tamar. „Schnell! Die Gesetzgeber…“ „Wir können schon auf uns selbst aufpassen, mein Freund“, sagte Kirk. „Landru wird es erfahren!“ kreischte Tamar. „Er wird kommen und…“ Die Tür wurde aufgestoßen. Zwei von den Gesetzgebern mit ihren Kapuzen standen auf der Schwelle, und Hacom hinter ihnen. Der alte Mann deutete mit zittrigen Fingern auf Tamar. „Der ist es! Er hat die Gesetzgeber verspottet! Ich habe es selbst gehört!“ Tamar war bis an die Wand zurückgewichen. „Nein, Hacom… Es war doch nur Spaß!“ „Und die anderen auch!“ rief Hacom. „Tamar… stell dich hin“, sagte einer der Kapuzenmänner. Zitternd und kaum fähig sich auf dein Beinen zu halten, beugte Tamar den Kopf. „Ich höre“, sagte er, „und gehorche dem Wort Landrus.“ Der Gesetzgeber hob seinen Stab und richtete ihn auf Tamar. Von seinem Ende sprang ein winziges Flämmchen mitten in Tamars Brust. Er stürzte tot zu Boden. Entsetzt sagte Kirk: „Was soll…?“ Der Gesetzgeber schenkte dem toten Körper zu seinen Füßen keinen weiteren Blick und wandte sich an Kirk. „Du greifst den Körper an. Du hast das Wort gehört und nicht gehorcht. Du wirst absorbiert werden.“ Er hob den Stab, als Lindstrom blitzschnell seinen Phaser zog. Mit einem Wink, hielt Kirk ihn zurück. „Was soll das heißen, absorbiert?“ fragte Kirk. „Da! Hört ihr es?“ Hacoms Stimme klang giftig. „Sie gehören nicht zum Körper!“ „Du wirst absorbiert werden“, wiederholte der Gesetzgeber. „Das Gute ist Alles. Landru ist gütig. Du wirst kommen.“ Der zweite Gesetzgeber hatte seinen Stab erhoben und ihn auf die Leute der Enterprise gerichtet. Reger sagte müde: „Ihr müßt gehen. Es ist Landrus Wille. Es gibt keine Hoffnung. Wir alle müssen mit ihnen gehen. Zu den Kammern. Genau wie es den Männern von der Archon ergangen ist.“ Die tödlichen Stäbe richteten sich auf Kirk und Spock. Reger ging mit fatalistischem Gleichmut zur Tür, doch Kirk sagte: „Nein! Wir gehen nirgendwohin!“ Auf den versteinerten Gesichtern der Gesetzgeber zeigte sich keine Regung. „Es ist das Gesetz. Ihr müßt mitkommen“, sagte der eine. „Ich sagte schon, daß wir nirgendwohin gehen werden“, sagte Kirk ruhig. Die zwei vermummten Wesen starrten sie an. Dann traten sie zögernd einen Schritt zurück, der eine beugte sich zum Ohr des anderen und flüsterte ihm etwas zu. Spock
näherte sich Kirk und sagte leise: „Sir, offensichtlich sind sie auf spontanen Widerspruch nicht vorbereitet. Woher wußten Sie das?“ „Alles, was wir bisher gesehen haben, scheint auf eine Art von religiösem Zwang hinzudeuten…auf einen unfreiwilligen Stimulus zum Handeln. Ich wollte es nur nachprüfen.“ „Ihre Überlegungen scheinen richtig zu sein, Captain. Aber das ist doch ein völlig unnormaler Zustand.“ Die beiden Gesetzgeber hatten ihre Unterredung beendet. Der eine sagte mit schwerer Stimme: „Es ist ersichtlich, daß Sie uns nicht verstehen. Ich werde den Befehl wiederholen. Sie haben uns unverzüglich zu den Absorptionskammern zu folgen.“ Kirk deutete auf Tamars leblosen Körper. „Warum habt ihr diesen Mann getötet?“ „Das hat mit dem Befehl nichts zu tun. Ihr werdet gehorchen. Es ist ein Befehl Landrus.“ „Sagt Landru, daß wir kommen, wenn wir es für richtig halten… Und dann werden wir uns mit ihm unterhalten.“ Entsetzen spiegelte sich in den bisher so steinernen Gesichtern der Kapuzenmänner. Der eine Gesetzgeber stieß mit seinem Stab nach Kirk, aber der schlug ihm ihn aus der Hand. Der Kapuzenmann riß sprachlos vor Staunen den Mund auf, als der Stab zu Boden fiel. Lindstrom hob ihn schnell auf, untersuchte ihn und gab ihn dann Spock. Der Gesetzgeber, der den Kopf neigte, als lauschte er, flüsterte: „Sie… können nicht. Es ist Landru.“ Beide Gesetzgeber erstarrten. Spock, der den Stab untersucht hatte, sagte zu Kirk: „Erstaunlich, Captain. Es ist wirklich nur ein einfaches Rohr. Es enthält keinen Mechanismus.“ Auch Kirk warf einen Blick darauf. Keinem der Gesetzgeber war anzumerken, daß er verstanden hatte, was Spock sagte. Reger zupfte an Kirks Ärmel. „Sie holen sich neue Anweisungen“, sagte er. „Wir haben ein klein wenig Zeit. Bitte kommt…kommt mit mir.“ „Wohin? „ fragte Kirk. „An einen Ort, den ich kenne. Dort seid ihr in Sicherheit.“ Seine Stimme klang drängend. „Aber beeilt euch! Landru wird kommen!“ Seine Panik war zweifellos echt. Kirk winkte seinen Männern, und sie folgten Reger auf die Straße hinaus, vorbei an den reglos lauschenden Statuen der Gesetzgeber. Die Straße war über und über mit Glasscherben, Steinbrocken, zerbrochenen Schlagstöcken und zerrissenen Kleidungsstücken bedeckt. Es war windstill, und der Rauch von verbranntem Holz hing schwer in der Luft. Die Leute, auf die sie trafen, sahen friedlich aus. Ihre Gesichter waren wieder freundlich-ausdruckslos. „Ein schönes Festival haben die gehabt“, sagte Kirk. „Mr. Spock, was halten Sie von der ganzen Sache?“ „Es ist vollkommen unlogisch. Letzte Nacht sind sie ohne ersichtlichen Anlaß übereinander hergefallen. Aber heute…“ „Jetzt“, sagte Kirk, „jetzt sind sie wieder normal.“ Er runzelte die Stirn. „Oder was immer auf diesem Planeten ,normal’ ist. Zum Beispiel Bilar…hier kommt er gerade, völlig unschuldig, als ob er nicht brüllen könnte wie ein wildes Tier…“
Bilar blieb stehen. „Morgen, Freunde“, sagte er. Reger erwiderte seinen Gruß, Lindstrom packte ihn erregt am Arm. „Das ist der Kerl, der Ihre Tochter so zugerichtet hat! Bedeutet Ihnen das überhaupt nichts?“ „Nein“, sagte Reger. „Es war nicht Bilar. Es war Landru.“ Er befreite sich von Lindstroms Griff und wandte sich an die anderen. „Schnell! Wir haben nicht mehr viel Zeit…“ Er unterbrach sich und blickte sich ängstlich um. „Es ist zu spät!“ flüsterte er. „Seht, dort drüben!“ Vier Passanten waren stehengeblieben. Sie standen wie erstarrt da, hatten die Augen weit aufgerissen und nahmen eine Haltung ein, als lauschten sie angestrengt. „Was ist das?“ fragte Kirk. „Landru!“ sagte Reger. „Er ruft den Körper. Sehen Sie, wie sie sich versammeln?“ „Telepathie, Captain“, sagte Spock. Plötzlich löste sich der Bann über den Leuten. Sie bückten sich und hoben Wurfgeschosse von der Straße auf. Langsam, wie Automaten, näherten sie sich. In den ausdruckslos freundlichen Gesichtern war jetzt etwas, das den Leuten der Enterprise kalte Schauer über den Rücken jagte, etwas unbewußt Feindseliges, Tödliches. „Phaser auf Betäubung“, sagte Kirk. „Welche Richtung, Reger?“ Reger zögerte. „Vielleicht… dort hinüber, aber Landru…“ „Mit Landru werden wir schon fertig“, sagte Kirk zuversichtlich. „Zeigen Sie uns nur, wie wir hier am besten herauskommen!“ Die ersten Steine flogen, als sie in ein kleines Seitengäßchen einbogen, das direkt vor ihnen lag. Dann sah Kirk, daß auch am anderen Ende des Gäßchens Leute standen. Auch von dort flogen ihnen Steine entgegen. „Ich möchte keinen von ihnen verletzen. Warnen Sie sie, sie sollen stehenbleiben!“ sagte Kirk zu Reger. Reger schüttelte verzweifelt den Kopf. „Sie gehören zum Körper! Es ist Landru!“ Die Leute waren ihnen jetzt von beiden Seiten bedrohlich nahe gekommen. Kirk zog seinen Phaser heraus und befahl: „Nur betäuben! Maximale Streuung! Feuer frei!“ Die Strahlen sprühten fächerförmig aus ihren Phasern, und der heranstürmende Mob fiel lautlos zu Boden. Kirk wirbelte herum, um den anderen Angreifern zu begegnen. Auch sie stürzten lautlos zu Boden. Spock beugte sich über einen der Bewußtlosen. „Captain!“ Kirk ging zu ihm. Als er in das ausdruckslose Gesicht des Bewußtlosen blickte, sah er, daß es Leutnant O’Neill war. Er drehte sich nach seinen zwei Wachen um. „Wachen, hierher!“ dann sagte er zu Reger: „Das ist einer unserer Leute.“ „Jetzt nicht mehr“, sagte Reger. „Er ist absorbiert worden.“ „Unsinn!“ herrschte Kirk ihn an. „Wir werden ihn mitnehmen, Mr. Spock.“ „Ich sage Ihnen doch, er ist jetzt einer von ihnen“, rief Reger. „Wenn er erwacht, wird Landru uns durch ihn finden! Lassen Sie ihn hier! Er ist unser Feind. Er ist absorbiert worden!“
Die volle Bedeutung des Wortes schien Kirk erst jetzt zu begreifen. „Absorbiert?“ fragte er, „Der Körper absorbiert seine Feinde. Er tötet nur, wenn er muß.“ Regers Stimme sank zu einem entsetzten Flüstern herab. „Das erste Mal, als die Leute von der Archon kamen, frei und außer Kontrolle, haben sie sich dem Wort Landrus widersetzt. Viele wurden getötet. Die übrigen wurden absorbiert. Lassen Sie ihn hier. Seien Sie klug.“ „Wir nehmen ihn mit“, sagte Kirk. „Captain, da wir O’Neill haben, könnten wir uns doch an Bord zurücktransmittieren lassen“, meinte Lindstrom. „Noch nicht. Uns bleibt immer noch die Aufgabe, herauszufinden, was mit der Archon geschehen ist. Welche Richtung, Reger?“ Reger deutete nach vorn, wo das Gäßchen eine Biegung machte. Die Wachen hoben O’Neill auf, und die ganze Gruppe folgte dem vorauseilenden Reger. Er führte sie in einen dunklen, mit Gerumpel vollgestopften, verwinkelten Kellerraum. Die Wachen setzten O’Neill ab, so daß er mit dem Rücken gegen eine Wand lehnte, und Reger ging an ein kleines Kästchen, aus dem er ein in Lumpen gewickeltes flaches Paket zog. Als er es ausgepackt hatte, sahen sie, daß es eine durchscheinende Platte war. Er berührte einen bestimmten Sektor auf ihr, und sie begann in gleißendem Licht zu erstrahlen, das den ganzen Keller erhellte. „Sehr erstaunlich für diese Kultur“, sagte Spock. „Ich gehe sogar noch weiter. Für diese Kultur unmöglich.“ Reger drehte sich um und sagte: „Es ist aus der Zeit vor Landru.“ „Vor Landru? Wie länge ist das her?“ fragte Kirk. „Wir wissen es nicht genau. Einige sagen… etwa sechstausend Jahre.“ Reger sprach mit sichtlichem Stolz. Spock hatte inzwischen die Lichttafel mit seinem Tricorder untersucht. „Ich kann das Metall nicht bestimmen, Captain. Aber jedenfalls hat es einer sehr hohen technologischen Entwicklung bedurft, um dieses Gerät zu konstruieren. Mit der übrigen Umgebung steht es in keinem Zusammenhang.“ „Aber es steht sicher in Zusammenhang mit einigen Dingen, die wir schon gesehen haben“, sagte Kirk. „Diese Stäbe, diese Röhren, die offenbar irgendeine Art von Empfangsantennen sind. Für Telepathie… oder sonst etwas?“ Er sah das Erstaunen in Spocks Gesicht. „Was ist los, Spock?“ „Ich stelle gerade eine ungeheuer starke Energiebildung fest, Captain“ „Für dieses Gebiet ungewöhnlich?“ „Ungewöhnlich für jedes Gebiet.“ Spock beugte sich noch tiefer über seinen Tricorder. „Es ist hier in der Nähe, aber es strahlt in alle Richtungen…“ Er wurde von einem Stöhnen O’Neills unterbrochen. McCoy, der neben ihm gekniet hatte, richtete sich auf. „Er kommt wieder zu sich, Jim.“ Reger stieß einen Schrei aus. „Er darf nicht! Sobald er wieder bei Bewußtsein ist, wird Landru uns finden! Durch ihn. Und wenn die anderen kommen…“ „Welche»anderen?“ sagte Kirk. „Leute wie ich… und Sie. Leute, die Widerstand leisten.“ „Eine Untergrundbewegung“, sagte Spock. „Wie sind Sie organisiert?“
„In Dreiergruppen“, erklärte Reger. „Ich… Tamar, der jetzt tot ist… und noch ein anderer.“ „Wer?“ fragte Kirk. Reger zögerte. „Ich… ich kenne ihn nicht. Tamar war der Kontaktmann.“ „Jim“, sagte McCoy, „ich brauche jetzt eine Entscheidung. Noch ein paar Sekunden…“ „Er darf nicht zu Bewußtsein kommen!“ schrie Reger. „Er würde uns alle vernichten. Er gehört jetzt zum Körper!“ Kirk biß sich auf die Lippen. Er sah auf O’Neill hinunter. „Geben Sie ihm eine Injektion, Doc, damit er weiterschläft.“ Er fuhr zu Reger herum. „Ich möchte jetzt ein paar Antworten. Was ist der Körper?“ „Die Leute. Sie haben sie gesehen.“ „Und die Gesetzgeber?“ fragte Spock. „Sie sind seine Arme und die Beine.“ „Bleibt nur noch das Gehirn übrig“, sagte Kirk. Regers Stimme nahm einen monotonen Tonfall an. „Natürlich“, sagte er. „Landru.“ Mechanisch, als wenn er eine auswendiggelernte Lektion herunterleierte, fügte er hinzu: „Durch Landru wird es zu einem Ganzen. Einheit und Vollkommenheit, Ruhe und Frieden.“ Spock beobachtete ihn. „Ich würde sagen, Captain, daß diese Gesellschaft nach einem physiologischen Konzept aufgebaut ist. Ein Körper, der von anderen, die als Gesetzgeber bekannt sind, erhalten und kontrolliert und von einem Gehirn gelenkt wird…“ „Ein Mann, der…“ sagte Kirk. „Nicht unbedingt ein Mann, Captain.“ Kirk wandte sich an Reger. „Diese Untergrundbewegung… wenn Landru so viel Macht hat, wie könnt ihr dann überhaupt noch existieren?“ „Ich weiß es nicht. Einige von uns können sich den Anweisungen entziehen. Nicht viele, aber einige. Mit den Leuten von der Archon war es genauso…“ „Erzählen Sie mir mehr darüber“, sagte Kirk. „Sie haben sich geweigert, den Willen Landrus anzunehmen. Aber sie waren in den Körper eingedrungen. Landru hat sie vom Himmel heruntergezogen.“ „Ein Star-Schiff heruntergezogen?“ fragte Kirk . ungläubig. Er wandte sich an Spock. „Diese Energien, die Sie vorhin gemessen haben, sind sie…“ „… tatsächlich stark genug, um ein Star-Schiff aus der Umlaufbahn zu ziehen“, beendete Spock den Satz. „Auf jeden Fall, Captain.“ Sie sahen sich lange schweigend an. Dann zog Kirk seinen Kommunikator heraus. „Kirk an Enterprise. Bitte kommen!“ Anstelle Uhuras antwortete Scott, und seine Stimme klang leise, als ob er unter großer Anspannung stünde. „Captain! Wir werden angegriffen! Irgendeine Art von Hitzestrahlung. Sie kommt von der Oberfläche des Planeten!“ „Wie ist die Lage?“ „Unsere Schirme halten dicht, aber sie brauchen alle Energie, die wir erzeugen können. Wenn wir versuchen, mit dem Warpantrieb zu entkommen oder auch nur mit
den Impulsmaschinen, würden wir die Schutzschirme schwächen… und wie Zunder brennen!“ „Wie ist die Umlaufbahn, Scotty?“ „Wir verlieren an Höhe. Wenn diese Strahlung nicht aufhört, daß wir unsere Triebwerke einsetzen können, werden wir in weniger als zwölf Stunden die Atmosphäre berühren.“ „Stocken Sie jeden Fetzen Energie in die Schirme, Scotty, und versuchen Sie, so lange wie möglich auf Umlaufbahn zu bleiben. Wir werden hier unten versuchen, die Strahlenquelle zu finden und zu neutralisieren. Ende.“ Scotts Antwort wurde durch Störungen unverständlich gemacht. „… Unmöglich… Notaggregate, aber… wenn Sie… Kontakt…“ Kirk drehte an dem Einstellknopf, aber die Störungen wurden nur noch stärker. Spock hatte seinen Tricorder eingeschaltet. Jetzt rief er: „Captain! Sensorstrahlen!, Ich glaube, man sucht uns.“ Voller Spannung beugte er sich über das Gerät. „Ja. Ziemlich stark. Und genau auf uns gerichtet.“ „Lenken Sie sie ab!“ rief Kirk. „Es ist Landru!“ rief Reger. Spock hantierte an seinem Tricorder, aber dann schüttelte er den Kopf. „Sie sind zu stark, Captain. Ich kann sie nicht ablenken.“ Plötzlich hob er den Kopf und fuhr herum. Von der linken Wand kam ein tiefes Summen. Alle wandten sich um. Die Wand fing an zu leuchten; kreisrunde, verschlungene Muster tauchten auf, die immer heller wurden. Plötzlich schienen sie eine konkrete Gestalt zu formen - Statur, Körperbau eines ansehnlichen älteren Herrn mit gütigen Augen und Gesichtszügen, die Weisheit und auch Wohlwollen ausdrückten. Er schien sie wohlgefällig zu betrachten. Aber Gesicht und Körper blieben eigentümlich fluktuierend. „Ich bin Landru“, sagte das Bild an der Wand. Reger fiel auf die Knie und stöhnte auf vor Entsetzen. Spock richtete unbeeindruckt seinen Tricorder auf die Erscheinung und studierte aufmerksam die Meßwerte. „Eine Projektion, Captain, nicht real.“ „Aber nichtsdestoweniger eindrucksvoll ausgeführt, Mr. Spock. Denn an dieser Wand befindet sich keine Vorrichtung.“ Die freundlichen Augen des Mannes richteten sich auf ihn. „Ihr seid als Zerstörer gekommen; Das ist sehr traurig. Ihr bringt eine Infektion mit.“ „Sie halten mein Schiff fest“, sägte Kirk. „Ich möchte, daß sie es loslassen.“ Der Mund fuhr fort zu sprechen, als ob er seine Worte nicht gehört hätte. „Ihr seid in eine Welt eingedrungen, auf der es keinen Haß, keine Konflikte, keine Angst… keinen Krieg, kein Unglück, kein Verbrechen, keines der alten Übel gibt. Ich, Landru, möchte für alle Ruhe, Frieden… das allumfassende Gute.“ „Wir sind in einer friedlichen Mission gekommen!“ rief Kirk. Landru nahm keine Notiz von seinem Einwand und sprach weiter: „Das Gute muß das Böse hinter sich lassen. Und so wird es geschehen. So war es von Anfang an.“ „Er hört Sie nicht, Captain“, sagte Spock. Lindstrom zog seinen Phaser. „Vielleicht versteht er das!“ „Nein!“ Kirks Rüffel war von ungewöhnlicher Schärfe. „Das hat überhaupt keinen Sinn.“ Er drehte sich weder zu der Erscheinung um. „Landru… hören Sie uns zu…“
„Ihr werdet absorbiert werden“, sagte er voll Wohlwollen. „Eure Individualität wird eins werden mit der Einheit des Guten. Indem ihr euch in die Allgemeinheit des Körpers einfügt, werdet ihr Zufriedenheit und Erfüllung finden. Ihr werdet das absolute Gute an euch selbst erfahren.“ Das tiefe Summen war noch lauter geworden. Landru lächelte zärtlich auf sie herab. „Es wird einen Augenblick lang sehr schmerzhaft sein, aber euch wird nichts geschehen. Der Friede und das Gute werden ihre Segnungen über euch ausbreiten.“ Kirk machte elften Schritt auf das Bild zu. Aus dem Summen war plötzlich ein schrilles Pfeifen geworden, das ihre Ohren wie mit Nadeln durchstach. Reger war vornüber aufs Gesicht gefallen. McCoy und Lindstrom lagen auf den Knien und hielten sich Augen und Ohren zu. Einer nach dem anderen stürzten die Männer des Landekommandos zu Boden. Auch Spock und Kirk hielten es nicht viel langer aus. Das schrille Pfeifen drang unbarmherzig immer tiefer in Ihr Gehirn ein, bis auch ihr Bewußtsein erlosch. Kirk kam ab erster wieder zu sich. Er lag auf einem dünnen Strohsack auf dem Steinboden eines steinernen Kerkers. Er hob den Kopf und sah, daß sich auch Lindstrom bewegte. Auf den Knien kroch er zu Spock hinüber und schüttelte ihn. „Mr. Spock! Mr. Spock!“ Langsam öffnete Spock die Augen. Kirk beugte sich über Lindstrom und schüttelte ihn und den Wachoffizier an seiner Seite. „Wachen Sie auf, Lindstrom! Mr. Lindstrom, wachen Sie auf!“ Spock war schon aufgestanden. „Captain! Wo ist der Doktor?“ „Ich weiß es nicht. Als ich zu mir kam, war er schon nicht mehr da, und auch der andere Wachsoldat war verschwunden.“ „Aus der Anzahl der Strohsäcke auf dem Boden, Sir, würde ich schließen, daß sie beide hier waren und daß man sie wieder weggebracht hat“ „Ich möchte nur wissen, wo wir hier eigentlich sind“, sagte Kirk. Spock sah sich um. „Sieht aus wie eine Einrichtung zur optimalen Sicherheitsverwahrung. Sind Sie bewaffnet, Sir?“ „Nein. Unsere Phaser sind alle weg. Ich habe schon nachgesehen.“ Er ging an die schwere, mit Riegeln versehene Tür. „Zu“, sagte er. „Ich habe Kopfschmerzen“, sagte Lindstrom. „Das ist ganz natürlich, wenn man Infraschallwellen ausgesetzt war, Mr. Lindstrom“, erklärte ihm Spock, „Die Schallwellen sind so bemessen, daß sie zu unauflösbaren Verdichtungen der Hörimpulse führen. Wären sie stärker gewesen, hätten sie uns getötet. Aber so haben sie uns nur bewußtlos gemacht.“ „Für eine erste Analyse dürfte das genügen“, sagte Kirk. „Denken wir lieber darüber nach, wie wir hier herauskommen. Mr. Spock, was halten Sie von diesen Gesetzgebern, die nicht in der Lage waren, mit etwas Unerwartetem fertig zu werden?“ „Ich würde nicht damit rechnen, Captain, daß so etwas noch einmal vorkommt. Bei einer so total durchorganisierten Gesellschaft wie dieser halte ich es für unwahrscheinlich, daß so ein Versehen nicht auf der Stelle korrigiert wird.“ Er machte eine Pause. „Aber immerhin interessant. Ihre Reaktion auf Ihre Weigerung
hatte bemerkenswert viel Ähnlichkeit mit den Reaktionen von Computern… die entweder mit ungenügenden oder widersprüchlichen Daten konfrontiert werden.“ „Könnte man vielleicht sagen, daß diese Gesetzgeber Computer sind und… und keine Menschen?“ „Es sind sicher Menschen, Captain. Es ist eben nur, daß ihnen nicht alle Fakten bekannt sind. Da gibt es leere Stellen…“ Er brach mitten im Satz ab, als sich jemand an der Tür zu schaffen machte. Die Tür ging auf, und ein Gesetzgeber, der seinen Stab auf sie gerichtet hielt, trat ein. Ihm folgten McCoy und der andere Wachoffizier. Beide hatten dasselbe blöde, glückliche Lächeln auf dem Gesicht. Kirk starrte McCoy entsetzt an. Der Gesetzgeber verließ die Zelle wieder und schloß die Tür hinter sich ab. „Doc…“ McCoy lächelte Kirk an. „Hallo, Freund. Sie haben uns gesagt, wir sollen hier1 warten.“ Er marschierte auf den Strohsack in der Ecke zu, mit leeren Augen und ohne ein Zeichen des Wiedererkennens zu geben. „Doc!“ schrie Kirk. „Kennen Sie uns nicht mehr?“ McCoy starrte ihn sichtlich überrascht an. „Wir kennen doch alle einander in Landru, Freund.“ „Genauso wie Sulu, Captain“, sagte Spock. Kirk packte McCoy am Arrn und schüttelte ihn. „Denken Sie doch nach, Mann!“ schrie er. „Die Enterprise! Unser Schiff! Erinnern Sie sich an unser Schiff!“ McCoy schüttelte verwundert den Köpf. „Du sprichst sehr seltsam, Freund. Bist du von weit her?“ Kirk schrie ihn an: „Doc, versuchen Sie sich doch zu erinnern!“ „Landru erinnert sich. Frage Landru, er sieht uns alle. Er weiß alles.“ Ein leichter Argwohn schimmerte in seinem Blick auf. „Du bist fremd. Gehörst du nicht zum Körper?“ Kirk ließ resigniert seinen Arm los. Der Argwohn war mit einem Mal wieder aus McCoys Augen verschwunden. Der Doktor setzte sich mit einem glücklichen, stupiden Lächeln auf den nächstbesten Strohsack. Mit einem Knirschen öffnete sich die Tür ein zweites Mal, und zwei Gesetzgeber kamen herein. Einer zielte mit seinem Stab auf Kirk. „Komm“, sagte er mit monotoner Stimme. Kirk warf einen kurzen Blick zu Spock hinüber. „Und was ist, wenn ich es nicht tue?“ „Dann wirst du sterben.“ „Sie sind korrigiert worden, Captain“, sagte Spock, „oder besser, umprogrammiert. Es ist vernünftiger, wenn Sie mit ihnen gehen, Sir.“ Kirk nickte. „Gut. Spock, kümmern Sie sich um Doc.“ „Komm!“ sagte der Gesetzgeber wieder. Beide Stäbe waren auf Kirk gerichtet, als er durch die Kerkertür ging. Als die schwere Tür hinter ihnen ins Schloß gefallen war, wandte sich Spock an McCoy. „Doktor, was werden sie mit ihm machen?“
„Er ist auf dem Weg zur Freude“, erklärte McCoy. „Er wird Frieden und Ruhe finden. Er ist auf dem Weg zu Landru. Zu uns allen, die wir von Landru gesegnet werden, wird das Glück kommen.“ Der Raum, in den die Gesetzgeber Kirk führten, war ebenfalls aus Stein… ein Raum, an den er sich noch lange als „die Absorptionskammer“ erinnerte. In einer Wand befand sich eine Nische, in der ein Kontrollpult stand. Als er in den Raum geschoben wurde, sah Kirk, daß ein dritter Gesetzgeber vor der Nische stand. An der anderen Wand hingen Handschellen an einer Kette herunter. Man führte Kirk dorthin und legte ihm die Fesseln an. Dann drehten sich die Gesetzgeber um und verließen den Raum. Ihre Schritte waren kaum auf dem Steinboden des Korridors verhallt, als ein vierter Gesetzgeber eintrat. Er zeigte weniger Interesse für Kirk als für seinen Kameraden am Schaltpult, den er mit einem Nicken begrüßte. Dieser drehte sich um. „Ich bin Marplon“, sagte er. „Es ist Ihre Stunde. Auf eine glückliche Zusammenarbeit.“ Der Gesetzgeber am Schaltpult verbeugte, sich. „Mit meinen besten Wünschen für eine glückliche Zusammenarbeit“, sagte er. Dann verließ auch er die Absorptionskammer. Marplon und Kirk waren allein. Als Marplon sich eine Art Helm aufgesetzt hatte, glitten seine Finger mit einer Schnelligkeit und Sicherheit über das Kontrollpult, die auf große Erfahrung schließen ließen. D6r Raum füllte sich plötzlich mit hellen leuchtenden Farben, und ein tiefes Summen setzte ein. Das Licht blendete Kirk, und die Resonanz des Summens schien seinen Kopf sprengen zu wollen. Er wand sich in seinen Fesseln. Zur gleichen Zeit ging Lindstrom in der Kerkerzelle wütend auf und ab. Vor Spock blieb er stehen. „Sollen wir denn für immer hier bleiben?“ „Es sieht ganz so aus, als ob wir im Moment nicht viel machen könnten“, sagte Spock. „Aber vielleicht fällt Ihnen etwas ein, wie wir durch diese Tür kommen?“ „Das ist doch lächerlich! Wir sind Gefangene von ein paar Steinzeit-Typen, die hier mit ihren komischen Gewändern herumlaufen…“ „Und offensichtlich über Kräfte verfügen, die weit über unsere Vorstellungen hinausgehen. Nicht sehr einfach, Mr. Lindstrom. Und absolut nicht lächerlich. Dagegen sehr sehr gefährlich…“ Bei seinen letzten Worten hatte sich die Kerkertür geöffnet, und die zwei Gesetzgeber, die vorhin Kirk abgeholt hatten, kamen herein. Diesmal hatten sie ihre Stäbe auf Spock gerichtet. „Du“, sagte der Sprecher. „Komm!“ Für den Bruchteil einer Sekunde schien Spock zu zögern. Die Spitze des einen Stabes zitterte etwas. Spock stellte sich zwischen die beiden, und sie führten ihn hinaus. Sie führten ihn den langen Gang hinunter zur Absorptionskammer. Kirk kam ihnen entgegen und begrüßte ihn mit einem stupiden Lächeln. „Captain!“ „Freude sei mit dir, Freund. Friede und Zufriedenheit sollen dich erfüllen. Auch du wirst Landrus Frieden erfahren…“ Dann ging Kirk ganz ruhig, allein und unbewacht zum Ausgang der Absorptionskammer. Die Gesetzgeber ließen ihn ohne weiteres passieren. Spock
starrte ihm nach, und sein Entsetzen war nur für den erkennbar, der ihn sehr gut kannte – in der absoluten Ausdruckslosigkeit seines Gesichts. Er hatte nicht viel Zeit, seinen Gefühlen nachzuhängen, denn auch er wurde sofort an die Wand gekettet. Aber die unablässige Neugier des Vulkaniers, die durch nichts zu unterdrücken war, ließ ihn auch diese rein persönliche Demütigung vergessen. Sein Interesse richtete sich auf das Kontrollpult. Wie bei Kirk hatten auch diesmal die beiden Gesetzgeber, die ihn angekettet hatten, den Raum wieder verlassen. Marplon drehte an einem Schalter auf seinem Pult, und farbige Lichter begannen zu tanzen. Spock verfolgte den Vorgang mit Interesse. „Lassen Sie sich keine Überraschung anmerken“, sagte Marplon. „Die Wirkung ist völlig harmlos.“ Spock sah Marplon an, der mit gedämpfter Stimme weitersprach: „Ich heiße Marplon. Ich kam leider zu spät, um Ihre beiden Freunde zu retten. Sie wurden absorbiert. Vor ihnen müssen Sie sich in acht nehmen.“ „Und der Captain?“ „Ihm ist nichts geschehen. Er ist unverändert.“ Er hantierte an dem Schaltpult. Das Licht wurde greller und das Summen schriller. Dann ging er zu Spock und befreite ihn von seinen Fesseln. „Ich bin der dritte aus Regers Trio. Wir haben lange auf eure Wiederkehr gewartet.“ „Wir sind keine Archonier, Marplon“, sagte Spock. „Wie immer auch euer Name ist, ihr kommt in Erfüllung der Weissagung. Und wir bitten euch um eure Hilfe.“ „Wo ist Reger?“ fragte Spock. „Er wird bald hier sein. Er ist immun gegen die Absorption. Jetzt aber schnell! Wir haben wenig Zeit.“ „Wo ist Landru?“ Marplon wich zurück. „Ich kann Ihre Frage jetzt noch nicht beantworten.“ „Warum nicht?“ wollte Spock wissen. „Landru! Er wird uns hören!“ Marplon ging schnell zum Schaltpult, griff durch eine Öffnung hinein und holte die Phaser heraus, die man ihnen abgenommen hatte. Spock nahm einige von ihnen und steckte sie in seine Tasche. Gerade als er den letzten Phaser versteckt hatte, betraten zwei Gesetzgeber den Raum. „Es ist vollbracht“, teilte ihnen Marplon mit. Spock hatte ebenfalls das idiotischglückselige Lächeln der „Gesalbten“ aufgesetzt. „Freude sei mit euch“, sagte er. „Landru ist alles“, sagten die Gesetzgeber wie aus einem Mund. Spock ging an ihnen vorbei in den Korridor hinaus. In der Zelle fand er Kirk, der ausdruckslos in die Luft starrte. Nach ihm kamen noch zwei Gesetzgeber in die Zelle und holten den anderen Wachsoldaten ab, der noch nicht behandelt worden war. Aschfahl im Gesicht vor Angst stand er auf und ging mit ihnen. „Captain…“ „Friede und Ruhe sei mit dir, Freund“, sagte Kirk. Dann fügte er leise hinzu: „Spock, sind Sie in Ordnung?“ „Es geht, Sir. Aber nehmen Sie sich in acht vor Dr. McCoy.“
„Ich verstehe. Landru?“ „Ich bin gerade dabei, mir eine Meinung zu bilden, Captain.“ „Und?“ „Nicht hier. Der Doktor…“ Aber McCoy hatte sich schon von seinem Strohsack erhoben und starrte sie an. Sein freundliches Lächeln war verschwunden und hatte einem Mißtrauen Platz gemacht, das seinem Gesicht einen bedrohlichen Ausdruck verlieh. „Ihr sprecht im Flüsterton… Das ist nicht die Art Landrus.“ „Freude mit dir, Freund“, sagte Kirk. „Und Ruhe und Frieden.“ „Frieden und Harmonie“, leierte McCoy weiter. „Seid ihr vom Körper?“ „Der Körper ist eins“, sagte Kirk. „Gesegnet sei der Körper, und Gesundheit allen seinen Gliedern.“ Offenbar von den Antworten befriedigt, ließ sich McCoy lächelnd wieder auf seinen Strohsack sinken. Auch Spock und Kirk setzten sich, aber so, daß McCoy ihre Gesichter nicht sehen konnte. Dann nahmen sie vorsichtig ihre Unterhaltung wieder auf. „Wie sieht Ihre Theorie aus, Mr. Spock?“ „Captain, das ist eine Gesellschaft ohne Seele. Sie hat keinen Geist, keinen Funken. Alles ist wirklich nur Friede und Ruhe, der Friede einer Fabrik, die ruhige Gleichmäßigkeit einer Maschine… Alles läuft im Gleichschritt.“ „Mir ist aufgefallen, daß dieser Gleichschritt gestört wird, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt. „Nur so lange, bis neue Befehle erteilt werden. Die Frage ist nur, wer gibt diese Befehle?“ „Landru“, sagte Kirk. „Es gibt keinen Landru… Wir dürfen uns darunter kein Individuum vorstellen.“ „Sie denken darüber genauso wie ich, Mr. Spock.“ „Ja, Captain. Aber was das anbetrifft, was wir jetzt zu tun haben...“ „Wir müssen ganz einfach den Stecker herausziehen, Mr. Spock.“ „Landru muß sterben.“ Spocks Augenbrauen hoben sich. „Unser oberstes Prinzip der Nichteinmischung…“, begann er. „Das bezieht sich auf eine Kultur, die lebt und wächst. Ich bin nicht davon überzeugt, daß diese Merkmale auch auf diese Kultur zutreffen“, unterbrach ihn Kirk. Die Zellentür öffnete sich, und Marplon und Reger traten ein. Sie brachten ihnen die konfiszierten Kommunikatoren zurück. „Das ist ein Geschenk Landrus an euch“, sagte Marplon. Die Worte waren in erster Linie an McCoy und den Wachoffizier gerichtet. „Freude sei mit euch, Freunde“, sagte McCoy mit ausdruckslosem Lächeln. Dann lehnte er sich zurück an die Wand und schloß die Augen. Reger und Marplon gingen an ihm vorbei zu Kirk und Spock hinüber. „Wir haben euch eure Funkgeräte mitgebracht. Vielleicht werdet ihr sie brauchen.“ „Was wir dringend brauchen, sind ein paar Informationen über Landru“, sagte Kirk. Reger schrak zurück. „Die Prophezeiung besagt…“, begann Marplon, aber Kirk unterbrach ihn: „Was die Prophezeiung sagt, ist nicht so wichtig. Wenn ihr von Landru befreit sein wollt, dann müßt ihr uns helfen!“ „Captain…“, rief Spock warnend. McCoy hatte sich ihnen mißtrauisch genähert und sah sie feindselig an. „Ich habe euch zugehört!“ rief er. „Ihr gehört nicht zum Körper!“ Er stürzte sich auf Kirk und fuhr ihm an die Kehle. Spock versuchte, ihn von Kirk wegzureißen, aber er wurde im
gleichen .Augenblick von dem Wachoffizier angegriffen. „Gesetzgeber!“ rief McCoy. „Hier sind Verräter! Verräter!“ Mit einer Drehung befreite sich Kirk aus McCoys Umklammerung und rief: „Doc! Doc, ich will Ihnen nicht weh tun! Setzen Sie sich hin und verhalten Sie sich ruhig!“ Aber McCoy schrie noch lauter: „Gesetzgeber! Schnell!“ Kirks Faust traf ihn direkt am Kinn. Als er zu Boden stürzte, wurde die Tür aufgestoßen, und zwei Gesetzgeber stürmten herein. Sofort warfen sich Kirk und Spock auf die beiden. Kirk fällte seinen Gegner mit einem Handkantenschlag, während Spock den seinen mit dem berühmten vulkanischen Nackengriff zum Schweigen brachte. Reger und Marplon hatten sich an die Wand gedrückt und starrten die beiden am Boden liegenden Gesetzgeber entsetzt an: In höchster Eile fing Kirk an, dem Gesetzgeber Kutte, und Kapuze auszuziehen. Spock tat dasselbe bei dem anderen. „Wo ist Landru?“ fragte er Reger und Marplon, während er sich die Kutte überzog. „Nein“, sagte Marplon. „Nein ... nein…“ „Wo finden wir ihn?“ „Er wird uns finden!“ schrie Reger. „Er wird uns vernichten!“ Kirk fuhr Marplon an: „Ihr sagtet doch, ihr wolltet eine Chance. Gut, jetzt habt ihr sie! Wo ist er? Sie sind auch Gesetzgeber! Wo trefft ihr ihn immer?“ „Wir treffen ihn nicht. Wir hören ihn nur. Im Audienz-Saal!“ „Befindet sich dieser Saal in diesem Gebäude?“ Marplon nickte entsetzt. Kirk packte Marplon am Arm. „Ihr werdet uns jetzt dort hinführen!“ Spock zog seinen Kommunikator heraus. „Spock an Enterprise. Wie ist die Lage?“ „Mr. Spock!“ meldete sich Scotts Stimme. „Ich habe schon versucht, Sie zu erreichen!“ „Ihr Bericht, MC Scott!“ „Die Umlaufbahn wird immer enger, Sir. Uns bleiben noch, sagen wir… ungefähr sechs Stunden. Die Hitzestrahlung hat hoch nicht nachgelassen. Ihr müßt sie irgendwie abstellen oder wir werden so oder so gebraten.“ Kirk nickte Spock zu, der ihm den Kommunikator reichte. „Scotty, haltet noch etwas aus. Wir turi hier, was wir können. Wie geht es Mr. Sulu?“ „Er ist ziemlich friedlich, aber ich mache mir Sorgen.“ „Stellen Sie ihm eine Wache ans Bett.“ „Zu Sulu?“ Scott schien schockiert. „Das ist ein Befehl! Lassen Sie ihn nicht aus den Augen! Captain, Ende.“ Kirk und Spock wandten sich wieder an Marplon. „So. Jetzt tu Landru…“ „Wir sind seine Geschöpfe!“ rief Marplon. „Diese Welt ist sein Werk!“ Reger fiel vor ihnen auf die Knie. „Bitte. Wir sind zu weit gegangen! Tut nichts…“ „Ihr habt gesagt, Landru hat diese Welt geschaffen“, sagte Spock. „Was soll das heißen?“ „Es war Krieg, damals… vor sechstausend Jahren… der ganze Planet war in Aufruhr. Unsere Welt war dabei, sich selbst zu zerstören. Landru war unser Führer.
Er hatte die Wahrheit erkannt. Er hat unsere Welt verändert, und er hat uns wieder zurückgeführt zu einem einfachen Leben in Ruhe und Frieden.“ „Was ist aus ihm geworden?“ sagte Kirk. „Er ist noch am Leben!“ rief Marplon. „Er ist hier! Er sieht uns… hört uns… wir haben unsere Vernichtung selbst herausgefordert.’. bitte… bitte, geht nicht weiter.“ „Habt ihr nicht gesagt, ihr wolltet frei sein“, fragte Kirk mit ruhiger Stimme. „Es wird Zeit, daß ihr begreift, daß Freiheit kein Geschenk ist. Ihr müßt sie euch erringen… oder ihr werdet sie nie haben. Jetzt kommt mit! Wir gehen zu Landru!“ Reger rutschte auf den Knien auf ihn zu. „Nein!… Nein! Es war falsch, was ich tat!“ Er rang die Hände und sah ihn flehend an. „Ich unterwerfe mich!… Ich unterwerfe mich ganz dem Willen Landrus…“ Kirk packte ihn an den Schultern. „Dafür ist es jetzt zu spät!“ Aber Reger befreite sich aus Kirks Griff und rannte zur Tür. „Nein! Nein! Gesetzgeber! Helft mir!“ Spock packte ihn und warf ihn zu Boden. Marplon stand ruhig da, dann drehte er sich langsam um und sah Kirk in die Augen. „Also, mein Freund“, sagte Kirk. „Jetzt liegt es an Ihnen. Führen Sie uns zu Landru.“ „Er wird uns zerschmettern“, sagte Marplon. „Möglich… aber vielleicht geht es auch umgekehrt, Mr. Lindstrom, bleiben Sie hier und passen Sie auf Dr. McCoy auf. Gehen wir, Mr. Spock!“ Er faßte Marplon am Arm und schob ihn zur Tür. Dann gingen sie in den Korridor hinaus. Unter dem Rand seiner Kapuze hervor sah Kirk, daß ihnen zwei Gesetzgeber entgegenkamen. Sie gingen langsam an ihnen vorüber und warfen ihnen nur einen kurzen Blick zu. Als sie sicher waren, daß sie anscheinend keinen Argwohn geweckt hatten, gingen sie rascher den Korridor hinunter. Kirk sah, daß er vor ein großes, prächtiges Portal führte. Marplon blieb davor stehen und zitterte. „Das ist… der Audienz-Saal“, flüsterte er. „Haben Sie den Schlüssel?“ Marplon nickte, und Spock sagte: „Öffnen Sie!“ „Aber… es ist Landru…“ „Öffnen Sie!“ befahl’Kirk. Aber er mußte den Schlüssel aus Marplons zitternden Fingern nehmen und selbst aufsperren. Der Audienz-Saal war ein großer, völlig leerer Raum. An einer Wand war eine Leuchtscheibe angebracht. Marplon deutete darauf. „Landru… hier spricht er“, flüsterte er. Kirk ging auf die Scheibe zu. „Landru! Wir sind die Archonier!“ rief er. Nach und nach formte sich auf der Scheibe das weise, eindrucksvolle und gütige Antlitz, das sie schon einmal gesehen hatten. Marplon brach in ein Schluchzen aus und warf sjch flach auf den Boden. „Landru kommt!“ wimmerte er. Das edle Antlitz war jetzt deutlich erkennbar. Um seine Lippen spielte die Andeutung eines Lächelns. „Ich habe mir große Mühe gegeben, euch zu verschonen. Aber ihr seid dennoch in den Körper eingedrungen. Ihr richtet großes Unheil an.“ „Wir haben nicht die Absicht, Unheil anzurichten“, sagte Kirk.
Landru sprach weiter, als hätte er Kirks Worte nicht gehört. „Restlose Austilgung wird nötig sein. Die Infektion ist stark. Zum Wohle des Körpers müßt ihr sterben. Es ist ein großer Jammer, aber es ist nötig.“ „Wir haben aber nicht die Absicht, zu sterben“, sagte Kirk. Unbeirrt sprach das Bild weiter. „Alle, die euch gesehen haben, alle, die von eurer Anwesenheit wissen, müssen ausgelöscht werden. Das Gedächtnis des Körpers muß gesäubert werden.“ „Hören Sie mich doch an!“ rief Kirk. „Captain, es hat keinen Sinn“, sagte Spock. „Es ist eine Projektion!“ „Schön, Mr. Spock! Dann sehen wir uns doch mal den Projektor an!“ Gleichzeitig zogen sie ihre Phaser heraus und richteten sie auf die Leuchtscheibe Ein greller Blitz zuckte über die Scheibe, das Bild Landrus verschwand, und das Licht erlosch. Aber der eigentliche Landru war damit noch nicht verschwunden. Hinter der Scheibe wurde ein gewaltiger Computerkomplex sichtbar. Leuchtskalen, Schalter und aufleuchtende Schaltdiagramme zeigten, daß er voll in Betrieb war. „Ich dachte es mir fast“, sagte Kirk, „Landru.“ „Natürlich, Captain. Eine Maschine. Die ganze Gesellschaft ist nach der Vorstellung von Perfektion aufgebaut, wie sie nur eine Maschine entwickeln kann. Friede, Harmonie…“ „… und keine Seele.“ Plötzlich fing die Maschine an zu summen, und dann ertönte eine Stimme. „Ich bin Landru. Ihr seid hier eingedrungen.“ „Ziehen Sie den Stecker heraus, Mr. Spock.“ Sie hoben ihre Phaser, doch bevor sie feuern konnten, fing die Maschine wieder an zu summen. Lichtblitze schössen heraus, die Phaser in ihren Händen leuchteten auf und waren unbrauchbar. „Eure Waffen sind neutralisiert“, sagte die Stimme. „So wird es auch euch ergehen. Ich bin Landru.“ „Landru starb vor über sechstausend Jahren“, sagte Kirk.’ „Ich bin Landru!“ Schrie die Maschine. „Ich! Ich! Alles, was er war, bin jetzt ich! Seine Erfahrung, sein Wissen…“ „Aber nicht seine Weisheit… Er hat dich wohl programmiert, aber er konnte dir nicht seine Seele geben.“ „Diese Behauptung ist irrelevant“, sagte die Stimme. „Ihr werdet ausgelöscht. Das Wohl des Körpers ist das oberste Ziel.“ „Das ist die Antwort, Captain“, sagte Spock. „Dieses ,Wohl des Körpers’…“ Kirk nickte. „Was ist dieses Wohl?“ fragte er. „Ich bin Landru.“ „Landru ist tot. Du bist eine Maschine. Man hat dir eine Frage gestellt. Beantworte sie!“ Die Maschine summte. „Das Wohl ist die harmonische Weiterführung des Körpers“, sagte die Stimme. „Das Wohl ist Friede, Ruhe und Harmonie. Das Wohl des Körpers ist das oberste Gebot.“ „Ich klage dich an, gegen dieses oberste Gebot verstoßen zu haben… Du hast dem Körper geschadet.“
Die Maschine summte lauter. „Der Körper ist… er lebt! Er ist gesund!“ „Er wird sterben“, sagte Kirk. „Du zerstörst ihn!“ „Wollen Sie eine Frage stellen?“ erkundigte sich die Stimme. „Was hast du getan, um jedem einzelnen Individuum des Körpers in allen seinen Anlagen gerecht zu werden?“ „Die Angaben sind ungenügend. Ich bin nicht programmiert, diese Frage zu beantworten.“ „Dann programmiere dich selbst“, sagte Spock. „Oder sind deine Schaltungsmöglichkeiten begrenzt?“ „Meine Möglichkeiten sind unbegrenzt. Ich werde neu programmieren.“ Das Summen der Maschine wurde höher und ging schließlich in ein Kreischen über. Marplon, der bisher auf dem Boden gelegen hatte, stand auf und starrte den Computerkoloß ungläubig an. Zwei Gesetzgeber betraten den Saal, doch sie hatten keine Stäbe mehr. Auch sie näherten sich der Maschine. „Landru!“ rief der eine. „Führe uns! Landru…“ Seine Stimme brach mit einem klagenden Laut ab. Kirk hatte sich umgedreht und seinen Phaser auf die beiden gerichtet, aber Spock hob die Hand. „Nicht nötig, Captain. Sie haben keine Führung mehr… möglicherweise zum ersten Mal in ihrem Leben.“ Kirk ließ den Phaser sinken und wandte sich wieder an die Maschine. „Landru! Beantworte diese Frage!“ Die Stimme hatte jetzt einen metallischen Klang. „Friede, Ordnung und Ruhe sind erhalten. Der Körper lebt. Ich allein besitze Kreativität. Kreativität ist wichtig für die Gesundheit des Körpers,“ Sie summte wieder, bevor sie fortfuhr: „Das ist unmöglich. Ein Paradoxon. Ich muß es lösen.“ „Ist das wirklich Landru?“ fragte Marplon ungläubig. „Das, was von ihm übrig ist“, sagte Spock. „Was von ihm noch geblieben ist, seit er vor sechstausend Jahren diese Maschine gebaut und programmiert hat.“ Kirk wandte sich wieder an die Maschine. „Landru! Das Paradoxon!“ Das Summen verstummte. Die Stimme antwortete langsam und monoton: „Es gibt keine Lösung.“ „Du mußt für das Wohl sorgen“, sagte Kirk. „Das allein ist der Wille Landrus… und sonst nichts…“ „Aber hier ist ein Übel“, sagte die Stimme. „Dann muß das Übel beseitigt werden. So lautet das oberste Gebot. Und das Übel bist du!“ Die Maschine fing wieder an zu summen, doch in das Summen mischte sich mehr und mehr lautes Kreischen und das Klicken von überforderten Schaltrelais. Die Lichter auf der Schalttafel tanzten wild durcheinander. „Ich denke! Ich lebe!“ sagte die Maschine. „Du sagst, du bist Landru!“ rief Kirk. „Dann sorge für das Wohl! Vernichte das Übel! Erfülle das oberste Gebot!“
Das Summen steigert sich nun zu einem ohrenbetäubenden Heulen. Aus einer Schaltkonsole stieg zunächst eine Rauchwolke, dann brach ein Funkenregen hervor – und schließlich erloschen alle Lichter. Kirk drehte sich zu den drei Gesetzgebern um, die den Vorgang mit Entsetzen verfolgt hatten. „So, jetzt könnt ihr endlich diese Kutten ausziehen. Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich mir jetzt einen nützlicheren Job suchen.“ Er zog seinen Kommunikator heraus. „Kirk an Enterprise. Bitte kommen!“ Scotts Stimme klang sichtlich erleichtert. „Captain, wie geht’s bei euch?“ „Mach dir um uns keine Sorgen. Wie geht’s bei euch oben?“ „Die Hitzestrahlung hat aufgehört… Und Mr. Sulu ist wieder ganz der alte.“ „Ausgezeichnet, Mr. Scott. Bereiten Sie alles vor, uns an Bord zu holen.“ Er gab Spock den Kommunikator zurück. „Sehen wir nach, was die anderen machen, Mr. Spock. Mr. Marplon kann sich inzwischen hier um die Leute kümmern.“ Der Anblick seines Kommandosessels erschien Kirk wie eine freundliche Begrüßung. Er streckte sich darin aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Spock stand neben ihm, während er die letzten Einträge ins Logbuch diktierte. „Soziologe Lindstrom bleibt mit einer Gruppe Experten vorläufig auf Beta 3000. Er wird den Bewohnern beim Wiederaufbau ihrer Kultur behilflich sein. Kirk, Ende.“ „Immerhin, Captain, unser verstorbener Landru war eine unglaubliche Ingenieurleistung“, sagte Spock bewundernd. „Stellen Sie sich vor, ein Computer, der in der Lage ist, jede einzelne Handlung von Millionen von menschlichen Wesen zu dirigieren. Im wahrsten Sinne des Wortes – zu dirigieren.“ „Aber doch nur eine Maschine, Mr. Spock. Der echte Landru hat sein ganzes Wissen in diesen Computer programmiert. Aber er konnte ihm weder Weisheit noch Mitgefühl, Verständnis… eben keine Seele einprogrammieren.“ „Manchmal werden sie ausgesprochen metaphysisch, Captain. Ich ziehe das Konkrete, das Greifbare, das Beweisbare vor.“ „Sie würden einen ausgezeichneten Computer abgeben, Mr. Spock.“ Spock verbeugte sich. „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir.“ „Captain… Mr. Lindstrom“, rief Uhura. Kirk drückte auf einen Knopf. „Ja, Mr. Lindstrom.“ „Ich wollte Ihnen nur auf Wiedersehen sagen.“ „Wie kommen Sie mit Ihrer Arbeit, voran?“ „Es könnte gar nicht besser gehen! Heute morgen hatten wir schon ein halbes Dutzend Familienstreitigkeiten und zwei echte Schlägereien. Es wird wahrscheinlich nicht gerade das Paradies werden… aber es ist jedenfalls…“ „Menschlich?“ fragte Kirk. „Ja! Und sie fangen schon an, selbständig zu denken! Lassen Sie mir und den Leuten nur ein paar Monate Zeit, und es wird wieder eine intakte Gesellschaft sein!“ „Eine Frage, Mr. Lindstrom. Landru wollte doch seinem Volk Frieden und Sicherheit geben und hat seine Maschine dementsprechend programmiert. Wie beurteilen Sie unter diesen Umständen eine so totale Anomalie wie das Festival?“ „Sir, nachdem der Computer zerstört ist, werden wir wohl niemals mehr eine verläßliche Auskunft darüber erhalten, aber ich habe eine Vermutung, und ich
glaube, es ist die richtige. Landru wollte den Krieg, das Verbrechen, jegliches Unheil, sogar persönliche Unstimmigkeiten, einfach eliminieren… und das ist ihm tatsächlich gelungen. Woran er allerdings nicht gedacht hatte, war eine Art von Bevölkerungskontrolle. Ohne diese würde in jeder Gesellschaft der Lebensstandard langsam sinken, schließlich müßte sie sogar verhungern. Natürlich lag das nicht im Sinne Landrus, aber er hat für diesen Fall keine Vorkehrungen getroffen. Also war die Maschine gezwungen, ihre eigene Entscheidung zu treffen: Einmal im Jahr öffnete sie das Ventil, bei dem ,Festival’ waren alle Kontrollen aufgehoben, alle Gesetze der Moral außer Kraft gesetzt, nicht einmal ein Mindestmaß von menschlichem Anstand galt mehr. Jeweils eine Nacht im Jahr, in der regelmäßig die schlimmsten Bürgerkriegszustände herrschten, wo wirklich jeder der Feind des anderen war. Ich kann das alles nicht beweisen, Sir, aber ich glaube, das ist genau die Lösung, die man von einer Maschine erwarten kann. Zumal diese Maschine so programmiert war, diese Menschen nur als Zellen eines Körpers zu betrachten…also ohne jede Individualität.“ Lindstrom schien zu erschüttert, um weitersprechen zu können. „Einmal im Jahr, eine Nacht… die totale Auflösung… entsetzlich… um die Bevölkerungsziffer konstant zu halten, den Zuwachs zu dezimieren. Ich kann nur hoffen, daß ich mich getäuscht habe. Aber es hat schon Beispiele genug gegeben.“ „Das kann man eigentlich kaum noch als eine Hypothese betrachten“, sagte Spock. „Gewöhnlich erwarte ich von Soziologen keine so logischen Ausführungen, aber nach all dem, was ich über Computer weiß, und vor allem dann, wenn sie selbständig entscheiden müssen und nur ungenügend mit Daten versorgt sind, kann ich nicht den geringsten Fehler in Mr. Lindstroms Analyse entdecken. Er sollte deswegen nicht verzweifeln, denn wenn es stimmt – und ich bin davon überzeugt –, dann ist er genau der richtige Mann für diese Aufgabe.“ „Vielen Dank, Mr. Spock“, sagte Lindstrom. „Ich werde es mir zu Herzen nehmen. Captain, sind Sie derselben Ansicht?“ „Ja, das bin ich. Ich wünsche Ihnen viel Glück. Kirk, Ende.“ Kirk sah seinen Ersten Offizier lange schweigend an. Schließlich sagte er: „Mr. Spock, wenn ich nicht genau wüßte, daß Sie über so menschliche Schwächen, wie zum Beispiel feierliche Gefühle, erhaben sind, wäre ich jetzt fast versucht zu sagen, Sie machen ein feierliches Gesicht. Oder ist Ihnen vielleicht doch etwas feierlich zumute, Mr. Spock?“ „Ich habe gerade darüber nachgedacht, Sir, wie oft sich die Menschen schon nach einer solchen Welt der Sicherheit und des Friedens gesehnt haben, wie sie Landru geschaffen hat.“ „Richtig, Mr. Spock. Und Sie sehen auch, was in einer solchen Welt passieren kann. Vielleicht ist es ein Glück für uns, oder ein Fluch, daß wir immer weiter wachsen müssen, ob wir wollen oder nicht.“ „Captain, ich habe die Menschen auch schon sagen hören, daß es auch eine Freude sei.“ „Eine Freude, Mr. Spock?“ fragte Kirk lächelnd. „Soviel ich gehört habe, ja“, sagte Spock. „Ich kann es nicht entscheiden.“ „Das hätte mich auch gewundert, Mr. Spock.“
SPOCKS MISSION Ein weißer Strand ... sonnengebräunte Frauen … Berge mit schäumenden, klaren Gebirgsbächen voller Forellen… Das Hochschnellen eines Wellenbretts auf dem heranrollenden Brecher… die vertraute Vegetation… das waren die Verheißungen eines Landurlaubs auf Flottenbasis 6. Und die Enterprise war auf direktem Kurs dorthin, mit einer erschöpften Mannschaft, die es noch gar nicht so recht glauben wollte, daß es endlich soweit war, Urlaub zu machen. Kirk, der gerade versuchte, sich an den Duft frischgefangener Regenbogenforellen, die über einem offenen Holzkohlenfeuer brutzelten, zu erinnern, drehte sich um und wollte Sulu die letzten Anweisungen für das Landemanöver geben. „Botschaft von der Station, Sir“, rief Uhura. „Starke Störungen. Alles, was ich verstehen konnte, war das Wort Intrepid und etwas, was wie eine Positionsangabe klang.“ „Versuchen Sie es auf einem anderen Kanal, Leutnant.“ „Die Mannschaft der Intrepid besteht doch ausschließlich aus Vulkaniern, nicht wahr, Jim?“ fragte McCoy. „Ich glaube schon.“ Kirk schwenkte seinen Sessel herum. „Die Mannschaft der Intrepid besteht aus Vulkaniern, nicht wahr Mr. Spock? Wenn ich mich recht erinnere, wurde das ganze Schiff den Vulkaniern offiziell übergeben als Anerkennung für die Geschicklichkeit, mit der sie den Waffenstillstand mit der Romulus-Föderation zustande gebracht haben. Es war eine ziemlich ungewöhnliche Auszeichnung.“ Spock gab keine Antwort: Er drehte sich auch nicht um. Er saß wie erstarrt in seinem Sessel, und irgend etwas an dieser Haltung machte Kirk stutzig. Er stand auf und ging zum Computerpult hinüber. „Mr. Spock!“ Aber Spock reagierte nicht. Kirk schüttelte ihn an der Schulter. „Spock, was ist denn los? Haben Sie Schmerzen?“ „Die Intrepid ist tot“, sagte er nach einer Pause. „Ich habe ihren Tod eben gefühlt.“ Kirk sah McCoy an, doch der schüttelte den Kopf. „Mr. Spock, Sie sind müde“, sagte Kirk. „Chekov soll Ihren Posten übernehmen.“ „Und die 400 Vulkanier, die sie an Bord hatte, sind ebenfalls tot“, sagte Spock. „Kommen Sie mit mir in die Krankenstation, Spock“, sagte McCoy. „Nicht nötig. Mir geht es gut, Doktor. Ich weiß, was ich fühle“, sagte Spock mit versteinertem Gesicht. „Melden Sie sich auf der Krankenstation, Mr. Spock“, sagte Kirk. „Das ist ein Befehl.“ „Jawohl, Captain.“ Kirk sah ihnen nach, bis sie im Aufzug verschwunden waren. Mehr oder weniger hatte sie es alle erwischt. Es waren zu viele Aufgaben gewesen in der letzten Zeit. Auch der sonst so nüchterne Verstand eines Vulkaniers konnte einen Punkt
erreichen, an dem ein Zusammenbruch zu befürchten war. Es war auch für ihn höchste Zeit für einen wohlverdienten Urlaub. „Captain, ich habe jetzt die Flottenbasis 6“, sagte Uhura. Kirk ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und drückte auf einen Knopf. „Hier Kirk. Schießen Sie los!“ „Der letzte Positionsbericht des Star-Schiffes Intrepid kam aus Sektor drei-neun-J. Sie werden unverzüglich Kurs darauf nehmen“, sagte die Stimme aus dem Lautsprecher auf der Brücke. Kirk rieb sich mit der Hand über das Kinn, bevor er nach dem Mikrophon griff. „Die Enterprise kehrt eben von der letzten einer größeren Anzahl sehr anstrengender Missionen zurück. Die Mannschaft ist am Ende ihrer Kräfte. Es muß doch ein anderes Star-Schiff in der Nähe dieses Sektors geben.“ „Negativ. Dieses ist ein Rettungsunternehmen mit höchstem Vorrang. Wir haben jeden Kontakt mit dem Sonnensystem Gamma 7 A verloren. Die Intrepid hatte sich des Falles angenommen… und jetzt haben wir auch die Verbindung mit der Intrepid verloren. Berichten Sie, wenn Sie Einzelheiten wissen.“ „Ich bestätige den Auftrag“, sagte Kirk. „Kirk, Ende.“ Sulu starrte ihn fragend an. „Sie haben doch den Befehl soeben gehört, Mr. Sulu“, fuhr ihn Kirk an. „Geben Sie Kurs ein für Gamma 7 A.“ Chekov meldete sich von seinem Pult, und seine Stimme klang gepreßt vor Erregung. „Das Sonnensystem Gamma 7 A ist tot, Captain. Meine Weitsondierung hat ergeben…“ „Tot? Was behaupten Sie da, Mr. Chekov? Gamma 7 A ist ein System der Klasse 4 mit Milliarden von Bewohnern. Überprüfen Sie Ihre Messungen!“ „Das habe ich schon, Sir. Gamma 7 A ist tot.“ In der Krankenstation sagte Spock: „Ich versichere Ihnen, Doktor, mir fehlt wirklich nichts. Der Schmerz war nur vorübergehend.“ McCoy seufzte, als er die letzten Ergebnisse aus dem Diagnosencomputer überflog. „Meine Geräte scheinen Ihnen recht zu geben, wenn man Ihnen überhaupt eine so verrückte Anatomie wie die eines Vulkaniers anvertrauen darf. Nebenbei bemerkt, wie können Sie denn so sicher sein, daß die Intrepid vernichtet wurde?“ „Ich habe es gefühlt“, sagte sein Patient mit tonloser Stimme. „Und ich habe immer geglaubt, Sie müßten dazu in physischem Kontakt mit dem jeweiligen Subjekt sein…“ „Dr. McCoy, selbst ich, der ich nur ein Halbvulkanier bin, kann die Todesschreie von 400 Vulkaniern fühlen, auch auf diese Entfernung;“ McCoy schüttelte den Kopf. „Das geht über meinen Horizont.“ Spock zog sein Hemd wieder an. Der Interkom piepste. „Hier Kirk. Doc, ist mit Spock wieder alles in Ordnung? Wenn ja, dann brauche ich ihn auf der Brücke.“ „Ich komme, Captain.“
Kirk erwartete ihn schon an der Aufzugstür. „Möglicherweise hatten Sie recht“, sagte er ernst. „Wir haben keinen Kontakt mit der Intrepid und auch keinen mehr mit dem ganzen Sonnensystem. Unsere Sensoren melden, daß Gamma 7A kein Leben mehr trägt.“ „Das sind allerdings niederschmetternde Nachrichten“, sagte Spock und ging an sein Pult. „Irgend etwas Neues von der Star-Flotte?“ sagte Kirk zu Uhura. „Ich kann die Störungen nicht herausfiltern. Es wird immer schlimmer, Sir.“ Auf Sulus Kontrollpult leuchtete ein rotes Lämpchen auf. „Captain, die Deflektorschirme haben sich eben automatisch ausgefahren!“ „Geschwindigkeit drosseln auf Warp 3!“ Kirk ging zu Spock hinüber. Der Vulkanier, der sich bis jetzt angespannt über den Leseschirm seines Computers gebeugt hatte, richtete sich auf. Anzeichen von Energie-Turbulenzen voraus, Sir. Unmöglich zu analysieren. Solche Messungen hatten wir noch nie.“ Diese in nüchterne Worte gefaßte Äußerung Spocks machte Kirk klar, daß höchste Gefahr im Verzug war. „Hauptbildschirm an! Vergrößerungsfaktor 3!“ befahl er. Ein Meer von Sternen – der gewohnte Anblick. „Den ganzen Sektor absuchen“, sagte er. Aber das Sternenmeer drehte sich nur unter dem Blickwinkel der herumschwenkenden Sensorkameras. „Was suchen wir denn eigentlich, Captain?“ fragte Sulu. „Ich würde sagen“, sagte Spock plötzlich, „das!“ Ein schwarzer Schatten, fast kreisförmig, war auf dem Bildschirm erschienen. „Was halten Sie davon, Mr. Spock?“ fragte Kirk. „Eine Analyse ist immer noch nicht möglich, Captain. Die Sensoren speichern die Daten erst in den Computer ein. Aber was immer auch diese Dunkelzone sein mag, nach meinen Berechnungen liegt sie genau auf einem Kurs, der sie sowohl mit der Intrepid als auch mit Gamma 7 A in Kollision gebracht hat.“ „Soll das heißen, daß sie auch ihren Untergang bewirkt hat, Mr. Spock?“ „Möglich wäre es, Captain.“ Kirk überlegte einen Moment, dann nickte er. „Halten Sie den jetzigen Kurs bei, Mr. Sulu, aber gehen Sie herunter auf Warp 1. Mr. Chekov, bereiten Sie alles vor für den Abschuß einer Meßsonde in diese Dunkelzone.“ „Aye, Sir.“ Chekov nahm die nötigen Einstellungen auf seinem Schaltpult vor, dann rief er: „Die Sonde ist bereit. Ich schalte ihre Meßergebnisse auf den Bibliothekscomputer.“ „Sonde abfeuern“, sagte Kirk. Chekov zog an einem Hebel. „Sonde abgefeuert.“ Die Störungen, die aus dem Lautsprecher drangen, waren ohrenbetäubend. Der Lärm schwoll zu einem Prasseln und Kreischen an, das schon fast die Schmerzschwelle erreichte, doch es hörte so plötzlich auf, wie es begonnen hatte. Ganz benommen klammerte sich Uhura an ihrem Sessel fest. „Auf welchem Kanal ist denn das hereingekommen?“ fragte, Kirk. Die Antwort kostete sie sichtlich Mühe. „Die Meßsonde… es war der Kanal der Sonde, Sir. Jetzt kommt… überhaupt kein Signal mehr…“ „Mr. Spock, irgendwelche Vermutungen?“
„Keine, Captain.“ Dann sprang Spock plötzlich von seinem Sessel hoch. Uhura hatte die Arme fallen lassen und war vornüber auf ihr Pult gesunken. „Leutnant!“ Er richtete sie wieder auf. „Mir ist schwindlig“, flüsterte sie. „Ich… es wird gleich wieder vorbei sein.“ „Jim, die meisten Frauen an Bord sind plötzlich ohnmächtig geworden“, sagte McCoys Stimme besorgt aus dem Interkom. „Von allen Decks erhalte ich dieselben Meldungen. Was ist denn los?“ Kirk warf einen Blick auf Uhura. „Vielleicht kümmern Sie sich auch um Leutnant Uhura. Sie kommt gerade wieder zu sich.“ „Wenn sie wieder bei Besinnung ist, dann behalten Sie sie oben. Ich habe hier ernstere Fälle.“ „Was war das?“ „Das frage ich Sie. Jedenfalls nichts Organisches. Einfach Schwäche vielleicht… überstrapazierte Nerven. Ich weiß nicht.“ „Werden Sie damit fertig?“ „Ich kann ihnen Aufputschmittel geben, damit sie wieder auf die Beine kommen.“ Eine total erschöpfte Mannschaft… und jetzt noch das! Kirk sah auf den Bildschirm. Aber auch dieser Anblick machte ihn nicht fröhlicher. Der schwarze Schatten hatte jetzt fast die ganze Breite des Bildschirms eingenommen. „Mr. Sulu, Sie bleiben hier auf dem Posten.“ Er erhob sich aus seinem Sessel – und wurde von einem Schwindelanfall gepackt, den er jedoch schnell überwand. „Mr. Spock, ich brauche einen zusammenfassenden Bericht über diese Dunkelzone vor uns.“ „Ich kann keine Analyse erstellen, Sir. Die Informationen sind ungenügend.“ Kirk schlug wütend mit der Faust auf das Computerpult. „Mr. Spock, ich habe Sie bereits dreimal darum gebeten, mir Daten über dieses ,Ding’ 2U geben, und Sie waren nicht dazu imstande. ,Ungenügende Informationen’ kann ich nicht gelten lassen. Es ist Ihre Aufgabe, jederzeit ausreichende Informationen bereitzustellen.“ „Ich weiß das, Sir, aber die Computerspeicher enthalten nichts über dieses Phänomen. Es liegt jenseits aller bisher gemachten Erfahrungen.“ Kirk betrachtete seine Hand, mit der er auf Spocks Pult geschlagen hatte. Schwäche, Gereiztheit, Nervosität… auch er schien bereits am Ende zu sein. „Tut mir leid, Mr. Spock. Irgendein Bazillus scheint das ganze Schiff zu verseuchen. Drehen wir doch mal die Frage um. Wenn Sie mir schon nicht sagen können, was diese Dunkelzone ist, dann können Sie mir doch sicher sagen, was sie alles nicht ist.“ „Sie ist weder gasförmig noch flüssig, noch fest, abgesehen von der Tatsache, daß wir nicht durch sie hindurchsehen können. Sie ist auch keine Dunkelwolke wie etwa der Kohlensacknebel. Da sie unsere Deflektorschirme aktiviert hat, scheint es sich aber um eine Energieform zu handeln… aber keine, die von unseren Sensoren identifiziert werden kann.“ „Und Sie sagten, es sei möglich, daß sie die Intrepid und das System Gamma 7 A vernichtet hat?“ „Ja, Captain.“ Kirk wandte sich an Uhura: „Leutnant, geben Sie dem Flottenkommando unsere Position und unsere Lage durch. Nehmen Sie hierfür die entsprechenden
Informationen aus dem Computerspeicher.“ Er machte eine kleine Pause. „Melden Sie ihnen auch, daß wir beabsichtigen, diese Dunkelzone weiter zu erforschen, um genauere Informationen zu erhalten.“ „Jawohl, Sir.“ Als er zu seinem Sessel zurückging, taumelte er unter einem erneuten Schwindelanfall. Spock machte einen schnellen Schritt auf ihn zu und stützte ihn. „Ich danke Ihnen, Mr. Spock: Es geht schon wieder.“ Er ließ sich in seinen Sessel fallen. „Entfernung zur Dunkelzone, Mr. Sulu?“ „Einhunderttausend Kilometer.“ „Langsam voraus, Mr. Sulu! Impulsantrieb!“ In seinem Kopf drehte sich alles. „Wie ist die Entfernung jetzt, Mr. Sulu?“ „Wir werden in einer Minute sieben Sekunden in die Zone eindringen, Sir.“ „Mr. Chekov, geben Sie Roten Alarm. Phaserbatterien feuerbereit. Volle Energie auf die Deflektorschirme.“ Dann kam der Ton. Je lauter er wurde, desto durchdringender wurden die immer stärker anschwellenden Schockwellen. Scott sprang erschrocken auf und überprüfte die Schalttafeln. Entsetzt über die Werte, die er dort ablas, lief er zu den Energieumwandlern und sah nach, ob dort alles stimmte. Alle empfanden es als eine Gnade, als der Ton endlich nachließ. Auf der Brücke rief Sulu, der sich noch immer die Ohren zuhielt: „Captain… der Bildschirm!“ Auf dem Schirm war nur totale Schwärze. „Ein Fehler im System, Mr. Spock?“ „Nein, Captain. Alle Systeme arbeiten einwandfrei.“ Kirk schüttelte den Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Um ihn herum klammerten sich seine Leute noch immer an ihren Pulten fest. Kirk drückte auf den Knopf des Interkoms. „Doc, sieht es bei Ihnen unten etwas besser aus?“ „Im Gegenteil, schlimmer. Der ganze Korridor liegt schon voll Patienten!“ „Haben Sie irgendein Mittel, das uns hier oben auf den Beinen halten könnte?“ „Ich komme sofort, McCoy. Ende.“ Kirk drückte ein zweites Mal auf den Knopf des Interkoms. „Kirk an Maschinenraum. Wir haben Energieverlust, Mr. Scott! Was ist los?“ „Unser Energievorrat ist um fünf Punkte gesunken. Die Deflektorschirme sind erheblich geschwächt worden.“ , „Können wir das kompensieren, Scotty?“ „Ja, wenn wir nicht noch mehr verlieren. Aber fragen Sie mich nicht, wie das geschehen konnte.“ „Genau dos will ich aber wissen, Scotty. Ich brauche Fakten!“ McCoy kam mit einer Krankenschwester auf die Brücke geeilt. Als er Kirk die Injektionspistole gegen den Arm drückte, sagte er: „Es ist ein Aufputschmittel, Jim.“ Dann bereitete er eine Injektion für Sulu vor. „Wie schlimm ist es wirklich, Doc?“ fragte Kirk. „Zwei Drittel der Mannschaft sind jetzt schon in meiner Behandlung.“
„Das ist ein Schiff voll kranker Leute, Doc. Die Schwierigkeiten kommen schneller auf uns zu, als wir sie lösen können. Um uns herum scheint sich alles in Auflösung zu befinden, und wir müssen tatenlos zusehen.“ „Es sieht ganz so aus“, sagte McCoy und machte seine Runde mit der Injektionspistole. Kirk stand auf und ging zur Computerstation hinüber. „Mr. Spock, gibt es irgendeine Analyse von diesem durchdringenden Geräusch, bei dem wir soviel Energie verloren haben?“ Spock nickte. „Das Geräusch ist auf eine Turbulenz zurückzuführen, die entstand, als wir eine Grenzschicht durchbrachen.“ „Welche Art von Grenzschicht?“ „Das weiß ich nicht, Captain,“ „Eine Schicht zwischen welchen Medien?“ „Zwischen dem, in dem wir vorhin waren, und dem, in dem wir jetzt sind. Ich weiß immer noch nichts Genaues, Sir. Aber es scheint eine Energiezone zu sein, die sich weder mit lebendigen noch mechanischen Vorgängen verträgt. Je tiefer wir in sie eindringen, desto stärker wird ihre Anziehung… und desto schwächer werden wir.“ „Und was schlagen Sie vor!“ „Ich schlage vor, ans Überleben zu denken, Jim“, sagte McCoy. Er drehte sich um, winkte der Schwester und ging mit ihr zum Aufzug. Kirk sah die fragenden Gesichter ringsum. – Und die Flottenbasis wollte Fortschritte sehen! In welcher Richtung? Das Schicksal der Intrepid…der Milliarden Menschen, die einst auf Gamma 7 A lebten? – Diese Bürokraten!… Diese Herren versteckten sich vor diesen Problem hinter ihren wuchtigen Schreibtischen. Verdammt noch mal und er…! Er ging zu seinem Sessel, der ihm nun gar nicht mehr so bequem vorkam. Der Interkom. - Ja. Er drückte auf den Knopf. „Hier spricht der Kapitän. Wir sind in ein Medium eingedrungen, das uns unbekannt ist. Wir haben uns dieser Aufgabe gestellt, als wir noch meinten, am Ende unserer Kräfte zu sein. Und wir alle haben so etwas wie einen Schock erlebt, aber wir haben Aufputschmittel. Wir haben ein gutes Schiff, und wir wissen, was unsere Aufgabe ist. Machen wir also weiter. Kirk, Ende.“ Sein Interkom piepste. „Krankenstation an Captain.“ „Kirk. Was ist los, Doc.“ Bevor er zu sprechen anfing, warf McCoy noch einen Blick auf den halb bewußtlosen…. Mannschaftsführer, der bei ihm auf dem Behandlungstisch lag. „Jim, einer nach dem anderen… unser Vorrat an Lebensenergie… meine Messungen…“ „Sagen Sie es schon, Doc“, sagte Kirk ruhig, „Wir sterben langsam… meine Monitoren zeigen, daß wir alle langsam immer schwächer werden.“ Der Schweiß brach Kirk aus den Poren, so hilflos fühlte er sich plötzlich. Aber die eigentlichen Prüfungen kamen erst. Kirk war gerade im Maschinenraum, als das Schiff einen Satz machte und er gegen eine Dynamoverkleidung geschleudert wurde. “Was war das, Mr. Spock?“ „Ein kleines Mißgeschick, Sir. Wir haben die Bremstriebwerke eingeschaltet.“ „Bremstriebwerke? Das Schiff hat aber doch einen Satz nach vorn gemacht! Wie ist das möglich, wenn die Bremstriebwerke eingeschaltet werden?“
„Ich Weiß es nicht, Sir. Ich weiß nur, daß unsere Energievorräte ständig abnehmen. Jetzt sind sie schon unter zwölf Punkte gefallen. So etwas ist mir noch nie vorgekommen!“ Spock meldete sich über den Interkom. „Captain, unsere Beschleunigung nimmt zu. Die Dunkelzone zieht uns immer stärker in sich hinein.“ „Zieht uns? Wie denn, Mr. Spock?“ „Das weiß ich auch nicht. Ich würde jedenfalls vorschlagen, daß Mr. Scott die Bremsraketen einschaltet.“ „Mr. Spock, er hat gerade die Bremsraketen eingeschaltet!“ „So? – Sir, dann mache ich einen Gegenvorschlag. Mr. Scott soll die Maschinen auf volle Kraft voraus schalten.“ „Mr. Scott, Sie haben es gehört. Versuchen wir es damit.“ Der Chefingenieur schüttelte nur den Kopf. Vorsichtig schob er drei Hebel nach vorn, wobei er mißtrauische Blicke auf seine Instrumente warf. Dann ließ er sich erleichtert zurück sinken. „Es hat tatsächlich geholfen, Captain. Wir werden langsamer. Aber wir werden immer noch angezogen.“ „Lassen Sie den Impulsantrieb mit voller Kraft gegen die Anziehung arbeiten. Ihre Leute sollen die Instrumente nicht aus den Augen lassen.“ Auch auf der Krankenstation ließ man die Instrumente nicht aus den Augen. Schwester Chapel, die unablässig die Lebensfunktionsanzeigen kontrollierte, rief: „Doktor, schon wieder ein scharfer Knick nach unten.“ McCoy fuhr herum und sah selbst nach. „Aufputschmittel“, murmelte er. „Wie lange werden uns die noch helfen?“ Er stand tief über seine Computerkontrollen gebeugt, als sich Kirks Stimme aus dem Interkom meldete: „Hier spricht der Kapitän. Ich erwarte alle Abteilungsleiter in zehn Minuten im Besprechungsraum, und ich erwarte, daß Sie jede nur mögliche Information mitbringen, die Sie über diese Dunkelzone, in der wir uns derzeit befinden, sammeln konnten.“ McCoy brachte jedenfalls seine düstere Stimmung mit in die Konferenz. Er warf ein paar Magnetbänder auf den Tisch und sagte: „Das ist mein einziger Beitrag… Je weiter wir uns in diese Dunkelzone hineinbewegen, desto schwächer werden unsere Lebensenergien.“ Er taumelte leicht und tastete nach einem Sessel. „Doc…“ Aber er wischte ihre Befürchtungen mit einer Handbewegung beiseite. „Mir fehlt schon nichts. Es sind nur diese Aufputschmittel… Schön langsam machen sie einen fertig.“ „Soweit es unsere Energiereserven betrifft, Captain, so läuft alles rückwärts“, sagte Scott. „Aber die Verluste halten an, und wir werden immer noch tiefer hineingezogen.“ „Mr. Spock?“ sagte Kirk. „Meine Vermutung ist, daß irgend etwas im Innern dieser Zone sowohl biologische als auch mechanische Energien absorbiert. Es könnte dasselbe Ding sein, das die Energie eines ganzen Sonnensystems… und die des Star-Schiffs Intrepid aufgesogen hat.“ „Ein Ding, Mr. Spock? Nicht die Dunkelzone selbst?“
„Ich würde sagen: nein, Captain. Die Analyse dieser Zone legt den Schluß nahe, daß es sich um ein Feld negativer Energie handelt, wie widersinnig dies auch immer klingen mag. Aber es ist nicht die Ursache unserer Energieverluste!“ „Also dann ein Schild“, sagte Kirk. „Eine Art Schutzschild für irgend etwas, das sich wahrscheinlich dahinter verbirgt.“ „Aber was?“ fragte Scott. „Gleichgültig, was es ist, jedenfalls saugt es uns das Leben aus den Knochen“, knurrte McCoy. „Wir werden schon herausfinden, was es ist“, sagte Kirk. „Aber zuerst müssen wir selbst hier heraus.“ Er beugte sich über den Tisch. „Mr. Scott, der Antrieb nach vorn hat unsere Beschleunigung abgebremst. Wenn wir also den Warp- und den Impulsantrieb mit voller Kraft voraus arbeiten ließen, könnte uns das vielleicht rückwärts aus dieser Zone herausschleudern.“ Scott schüttelte den Kopf. „Verrückt das Ganze, aber versuchen wir es, Captain. Ich werde jedoch genügend Energien für die Deflektoren reservieren, falls das Manöver mißlingen sollte.“ Spocks Stimme war so ausdruckslos wie sein Gesicht, als er sagte: „Mr. Scott, ich fürchte, wenn es uns nicht gelingt, hier herauszukommen, werden die Deflektoren unseren Tod nur hinauszögern.“ Kirk sah ihn nachdenklich an. „Ja, Sie werden besser die ganze Energie für die Antriebe nehmen, Mr. Scott. Gehen Sie jetzt bitte alle wieder auf Ihre Stationen. Die Konferenz ist beendet.“ Die Wissenschaftler und Offiziere verließen den Raum, nur Kirk blieb sitzen und stützte den Kopf in die Hände. An der Tür drehte sich Spock um und sagte: „Die Intrepid hätte genau dieselben Maßnahmen ergriffen, Captain, aber sie wurde trotzdem vernichtet.“ Kirk trommelte mit den Fingern auf den Tisch. „Vielleicht waren es doch nicht ganz dieselben Maßnahmen.“ „Das stimmt, Sir. Aber es stimmt ebenfalls, daß sie nicht herausgefunden hatten, was sie vernichtete.“ „Wie können Sie das wissen?“ „Soweit man sich auf Vulkan zurückerinnern kann, ist der Planet noch niemals erobert worden. Das ist eine Vorstellung, die so absurd ist, daß die Vulkanier von einem Eroberer, einem wirklich ernstzunehmenden Gegner, überhaupt keine Vorstellung mehr besitzen. Ich weiß, daß das Schiff vernichtet wurde, weil es seinen Tod gefühlt hat.“ „Und was haben Sie dabei gefühlt, Mr. Spock?“ „Erstaunen. Grenzenloses Erstaunen.“ „Spock… alter Freund“, sagte Kirk und stand auf. „Ich glaube, wir gehen besser wieder auf die Brücke.“ Als sie aus dem Aufzug traten, kam ein Anruf vom Maschinenraum. Kirk eilte zu seinem Sessel und drückte auf den Knopf des Interkoms „Hier Kirk, Scotty.“ „Wir sind mit unseren Vorbereitungen fertig, Sir. Wenn Sie bereit sind, wir sind es.“
„Haben wir so viel Energie, daß es reicht?“ Scotts Stimme klang etwas mürrisch, als er sagte: „Ich hoffe es jedenfalls.“ „Halten Sie sich bereit, Scotty.“ Er drückte auf einen anderen Knopf. „An alle! Hier spricht der Kapitän. Eine unbekannte Kraft zieht uns immer tiefer in diese Dunkelzone hinein. Wir werden alle verfügbare Energie für einen einzigen gewaltigen Schub verwenden, der uns hoffentlich aus dieser Zone herausschleudern wird. Bereiten Sie sich auf ein paar ungemütliche Sekunden vor.“ Er verständigte den Maschinenraum. „Fertig, Scotty! Dann los! Jetzt!“ Sie hatten sich auf diesen Moment wirklich gut vorbereitet. Und die Wucht des Schlages, der das Schiff erschütterte, war gewaltig. Worauf sie sich allerdings nicht vorbereitet hatten, war die ungeheure Beschleunigung, die das Schiff nach diesem Schlag nach oben riß. Scott und einer seiner Mitarbeiter krachten mit aller Gewalt an die Rückwand des Maschinenraums. McCoy und Christine Chapel flogen quer durch die Krankenstation. Überall wurden die Leute rückwärts aus ihren Sesseln geschleudert. Dann ein zweiter Schub, wieder schoß das Schiff vorwärts. Es bäumte .sich auf wie ein wildes Pferd. Metall kreischte und knirschte. Endlich beruhigte sich die Enterprise wieder. Vom Boden aus, wo er sich gerade noch an einer Schaltkonsole hatte festhalten können, blickte Kirk auf den Bildschirm. Es hatte nichts genützt. Der Bildschirm war nach wie vor schwarz und ohne die vertrauten Sternbilder. Wie erschlagen und mit schmerzenden Gliedern zog sich Kirk wieder in seinem Sessel hoch. Eine Frage war jetzt wichtig. „Mr. Scott, verlieren wir noch immer Energie?“ „Aye, Sir. Und dazu haben wir uns kaum vom Fleck bewegt. Das Beste, was wir jetzt noch tun können, ist, unsere Antriebe gegen den Sog arbeiten zu lassen, um wenigstens unsere Distanz aufrechtzuerhalten.“ „Wie lange wird unsere Energie noch reichen?“ „Bei der jetzigen Verlustrate plus der Versorgung aller Systeme nur etwa zwei Stunden, Captain.“ Als Kirk aufstand, taumelte er unter einem weiteren Schwächeanfall. Als er vorüber war, ging der Captain zum Computerpult hinüber. „Wir versuchen, unsere ,Distanz’ aufrechtzuerhalten, Mr. Spock. Haben Sie übrigens schon festgestellt, wovon wir eigentlich Distanz halten?“ Spock antwortete: „Was das für ein Ding ist, habe ich noch nicht herausgefunden, Captain. Aber es sieht eher so aus, als hätte es uns gefunden.“ Kirk blickte zum Hauptbildschirm auf. Dort war in der Mitte ein helles, strahlendes Ding aufgetaucht… von länglicher Form ... pulsierend. Er starrte es eine Zeitlang an, dann rief er: „Mr. Chekov. Bereiten Sie alles für den Abschuß einer Tele-Meßsonde vor.“ „Äußerst eigenartige Meßwerte, Captain“, sagte Spock. „Aber dieses Objekt ist einwandfrei die Ursache unseres Energieverlusts.“ „Mr. Chekov, schießen Sie die Sonde ab.“ „Sonde gestartet, Sir. Auftreffen in sieben-Komma-drei Sekunden.“
Ohne dazu aufgefordert zu sein, begann Suhl den Countdown mitzuzählen. „Sechs… fünf… vier…-drei…zwei… eins…jetzt!“ Das Schiff wurde erneut durchgeschüttelt, die Lichter flackerten - aber das war auch alles. „Mr. Chekov, haben wir noch Verbindung mit der Sonde?“ „Jawohl, Sir. Die Daten kommen direkt in Mr. Spocks Computer.“ „Mr. Spock?“ Der Kopf des Vulkaniers war vollkommen unter der Abdeckung seines Computerbildschirms verschwunden. „Erste Messungen, Captain. Länge ungefähr elf tausend Meilen. Durchmesser variierend von zwei- bis dreitausend Meilen. Außenschicht bedeckt mit Trümmern von Materie, Staub und Schutt. Das Innere besteht aus Protoplasma, das von einer gelatineartigen Außenschicht nach innen allmählich in eine zähflüssige Kernmasse übergeht.“ Er richtete sich auf. „Zustand… lebend.“ Alle auf der Brücke standen wie betäubt da. Kirk sah von einem zum anderen und dann wieder zu Spock. „Es lebt also“, sagte er, und nach einer Pause fuhr er fort: „Vergrößerungsfaktor 4, Mr. Sulu. Schalten Sie es auf den Hauptbildschirm.“ Er hatte Schrecken erwartet – und jetzt nahm er ihn wahr. Auf dem Bildschirm tauchte etwas auf, was vielleicht dem Alptraum eines Kindes glich, das mit einem Mikroskop gespielt hatte… ein monströses amöbenhaftes Protozoen. Der gigantische Zellkern pochte, und unter seiner gefleckten gelatineartigen Außenschicht schimmerten undeutlich die Chromosomenkörper. Angeekelt schloß Kirk die Augen. Ein gigantischer Einzeller! In der Krankenstation demonstrierte McCoy eine Bilderserie einzelliger Lebewesen. Auf dem kleinen Bildschirm sahen sie ein Paramecium, das seine feinen Wimpernfäden lebhaft bewegte. „Das ist eine Amöbe“, sagte McCoy schließlich. Wenn Leben jemals Bewegung, Verdauung war, dann lebte dieses Ding… ein mikroskopisch kleiner Bewohner ganz normaler Teiche und Tümpel. Kirk sah, wie sich das Protoplasma nach einer Richtung streckte, verlängerte und zielsicher nach Nahrung griff. Es war die blinde Gier dieses Lebewesens, die Kirk so erschreckte und abstieß. „So etwas habe ich schon früher einmal gesehen, durchs Mikroskop. Aber dieses Ding da draußen ist elftausend Meilen lang! Würden Sie so etwas auch noch einen Einzeller nennen?“ „Jim, mir fällt kein besserer Ausdruck dafür ein. So groß es auch ist, es ist eine äußerst einfache Lebensform. Und es führt alle notwendigen Funktionen aus, die es als einfachen lebenden Organismus kennzeichnen. Es kann sich reproduzieren, Eindrücke empfangen, auf sie reagieren und – essen… essen. Doch ich möchte lieber gar nicht wissen, was seine Lieblingsspeise ist.“ „Energie“, sagte Spock ungerührt. „Energie in jeder Form, die es im Moment uns entzieht.“ „Mr. Spock, die Intrepid ist gestorben. Warum ist es uns noch nicht ebenso ergangen?“
„Die Intrepid muß in seine Nähe gekommen sein, als es Hunger – das heißt: Energiebedarf hatte. Diesselbe Gefahr besteht für uns nach wie vor. Wir haben lediglich etwas mehr Zeit als die Intrepid.“ „Doc, diese Dunkelzone… ist es möglich, daß dieses Ding sie sich als eine Art Schutzwall aufgebaut hat?“ „Das ist etwas, was wir erst noch herausfinden müssen, Jim. Wir müssen das Ding erst einmal etwas näher untersuchen.“ „Je näher wir herangehen, desto schneller frißt es unsere Energie. Selbst bei dieser Distanz haben wir kaum Chancen, lange am Leben zu bleiben.“ McCoy schaltete seinen Bildschirm ab. „Wir könnten es mit dem Beiboot riskieren. Mit einer besonderen Abschirmung wäre es vielleicht möglich…“ „Ich werde niemand in die Nähe dieses Dinges schicken! Unbemannte Sonden werden uns genau dieselben Informationen bringen, die wir brauchen, um es zu zerstören.“ „Captain, ich bin anderer Meinung“, sagte Spock. „Wir haben schon Sonden hineingeschossen, und sie haben uns auch einige Ergebnisse übermittelt, aber nicht die, die wir notwendig brauchen. Wir können es uns nicht leisten, einfach für einen Zufallstreffer noch mehr Energie zu vergeuden. Wir müssen genau ins Ziel treffen.“ „Ein Mann könnte in das Innere dieser Zelle eindringen und die wirklich verwundbaren Stellen feststellen“, sagte McCoy. „Und wie sind die Chancen, daß er zurückkommt?“ fragte Kirk. „Wem könnte ich so einen Befehl geben? Meine Herren, das ist ein Todeskommando!“ „Wer hat etwas von Befehlen gesagt?“ fragte McCoy. „Sie haben einen Freiwilligen, Jim. Ich habe die nötigen Vorbereitungen bereits getroffen.“ „Reden Sie keinen Unsinn, Doc, das ist ein Himmelfahrtskommando!“ „Doktor, dieses Ding hat Reflexe. Die unbemannte Sonde hat sie zu spüren bekommen, als sie eindrang. Und der Stoß, der im gleichen Moment durch das ganze Schiff ging, war die Folge eines Reflexes. – Und die Stärke haben wir gespürt“, sagte Spock. „Sie mögen recht haben, Mr. Spock“, sagte McCoy. „Dann werde ich eben langsam eindringen.“ Spock sah ihn lange an. „An Ihnen ist ein Märtyrer verlorengegangen, Doktor. Diese Einstellung disqualifiziert Sie allerdings erheblich für dieses Unternehmen.“ „Ein Märtyrer?“ rief McCoy. „Glauben Sie, ich lasse mir die Chance entgehen, das größte biologische Laboratorium zu betreten, das…“ „Doktor, auch die Intrepid hatte Physiologen und Psychologen an Bord. Sie sind jetzt alle tot.“ „Nur weil den Vulkaniern etwas mißlungen ist, heißt das noch lange nicht, daß es einem Menschen ebenso ergehen muß!“ Kirk schlug mit der Faust auf den Tisch. „Würdet ihr wohl beide so gut sein, endlich den Mund zu halten! Ich habe es schon einmal gesagt! Ich kann keine Freiwilligen gebrauchen!“ „Sie glauben doch nicht etwa, daß Sie selbst gehen können!“ rief McCoy.
„Ich habe das Kommando!“ Sagte Kirk. „Und als Kapitän bin ich der einzige, der entscheidet, wer eventuell dafür in Frage kommt. Und jetzt mochte ich nichts mehr darüber hören.“ „Sie haben sich eben selbst disqualifiziert, Captain“, sagte Spock. „Als Kapitän sind Sie hier unentbehrlich, und Sie sind auch nicht der wissenschaftliche Spezialist, wie ich es bin.“ McCoy starrte Spock an. „Jim, in diesem Organismus spielen sich chemische Prozesse ab, die wir noch nie zuvor studieren konnten, und vielleicht – hoffentlich – niemals wieder sehen werden. Wir könnten in einem Tag mehr entdecken als…“ „Wir haben keinen Tag Zeit“, sagte Kirk trocken. „Wir haben genau noch eine Stunde und 35 Minuten, dann sind unsere Energievorräte erschöpft.“ „Jim…“ „Captain…“ „Ich werde entscheiden, wer am besten geeignet ist, diese Mission erfolgreich durchzuführen! Wenn ich meine Kommandoentscheidung getroffen habe, werde ich Sie benachrichtigen!“ Er drehte sich auf dem Absatz um und ging rasch hinaus. Die Ruhe in seiner Kabine tat ihm gut. Er schloß die Tür hinter sich ab, löste seinen Gürtel und streckte sich mit dem Rücken zur Uhr auf seinem Bett aus. Er wartete darauf, daß die Ruhe sich auf seinen Körper ausdehnte, Zentimeter für Zentimeter von ihm Besitz ergriff, von seinen Füßen bis zu seinem pochenden Hirn. Entspanne dich! Wenn du dich nur entspannen kannst, kommen die Antworten von selbst, aus irgendeinem Winkel deines Gehirns, der die ganze Zeit über von allen Spannungen verschont geblieben ist. „Wenn ich mich nur ein paar Stunden ausruhen könnte“, flüsterte Kirk. Es stimmte ja. Er war unentbehrlich. In seiner Kommandoverantwortung gab es keinen Platz für falsches Heldentum. Was Dr. McCoy anbelangte, so hatte er natürlich die medizinischen und biologischen Kenntnisse, die für diese Aufgabe wichtig waren, aber Spock, der geborene Athlet, der Fitness-Fanatiker und Wissenschaftsoffizier, war sowohl physisch als auch psychisch besser dafür ausgerüstet, die Strapazen dieser Mission durchzustehen. Aber wer konnte voraussagen, welche unschätzbare Entdeckungen der Doktor als ausgebildeter Physiologe und Biologe machen würde – wenn er überhaupt noch dazu Gelegenheit hatte? Es lag also allein an ihm, Kirk. Er mußte die Entscheidung treffen. Einen seiner Freunde schickte er möglicherweise in den Tod. Aber welchen? Er holte tief Atem und stöhnte, dann griff er nach dem Interkom. „Hier spricht der Kapitän. Ich bitte Dr. McCoy und Mr. Spock, sich in meiner Kabine zu melden. Kirk, Ende.“ Als er sich aufsetzte, piepste der Interkom. Kirk hob ihn wieder ab. „Maschinenraum an Captain Kirk.“ „Schießen Sie los, Scotty!“
„Sir, Sie wollten, daß ich Sie über unseren Energieverlust auf dem laufenden halte. Alle Pegel sind jetzt auf fünfzig Prozent gesunken und sinken weiter. Wir haben noch Energie für eine Stunde und fünfzehn Minuten.“ „Danke, Scotty. Machen Sie das Beiboot startklar!“ „Wozu, Sir?“ „Sie haben richtig gehört, Scotty. Dr. McCoy wird Ihnen sagen, welche zusätzlichen Geräte Sie noch einbauen müssen, Kirk, Ende.“ Es hatte an der Tür geklopft. Er stand auf und öffnete. Sie standen beide draußen, und Kirk konnte ihre gegenseitige Rivalität fast körperlich fühlen. „Treten Sie ein, meine Herren!“ Es gab keinen Grund und auch keine Zeit mehr, die Spannung noch weiter wachsen zu lassen. „Es tut mir leid, Mr. Spock“, sagte er schwerfällig. McCoy warf Spock einen triumphierenden Blick zu. „Gut gemacht, Jim“, sagte er. „Ich hole nur noch die paar Sachen, die ich brauche und…“ Kirk hielt ihn gerade noch zurück, als er gehen wollte. „Nicht Sie, Doc.“ Er wandte sich ah Spock. „Es tut mir leid, Spock, daß Sie derjenige sind, der dafür am besten qualifiziert ist.“ Spock nickte kurz und eilte an dem sichtlich enttäuschten McCoy vorbei hinaus. Die Aufzugstüren zum Hangardeck glitten auf. Spock trat beiseite und ließ McCoy als ersten hinaus. „Nehmen Sie sich’s nicht so zu Herzen, Doktor. Berufliche Qualifikation ist zweifellos von großem Wert, aber gelegentlich hat es sich erwiesen, daß größere Widerstandskraft von höherem Nutzen sein kann.“ „Bis jetzt ist noch gar nichts erwiesen!“ McCoy konnte sich nur mit Mühe beherrschen. „Meiri DNA-Analysator wird Ihnen die Fundamentalstrukur des Organismus ermitteln. Dann brauchen Sie nur die spektroskopischen Meßwerte des Enzymrecorders zu beachten.“ „Ich kenne mich mit den Apparaten aus, Doktor. Die Zeit drängt. Das Beiboot ist startbereit. Wünschen Sie mir Glück, Dr. McCoy.“ Ohne eine Antwort zu geben, drückte McCoy den Knopf, der die Tür zum Hangardeck öffnete. Vor ihnen schimmerte die Metallhaut des Beiboots. Zwei Techniker hantierten noch daran. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, ging Spock durch die Hangartür und ließ sich durch die Einstiegsöffnung des Beiboots hinunter. Hinter ihm schlössen sich die Hangartüren von selbst. McCoy stand allein davor und murmelte: „Viel Glück, Spock, verdammt noch mal!“ Kirk saß in seinem Kommandosessel auf der Brücke und wartete. Endlich rief Sulu. „Alle Systeme klar für den Start des Beiboots, Sir.“ Es war höchste Zeit. „Beiboot starten!“ befahl Kirk. Ein Lämpchen auf Sulus Pult blinkte unablässig. Spock war jetzt unterwegs. Allein… allein im Weltraum. Die Aufzugstüren öffneten sich, und McCoy trat heraus, aber Kirk wandte sich nicht um. „Leutnant Uhura, schließen Sie die Meßwerte des Beiboots direkt an den Computer von Mr. Chekov an.“ „Beiboot an Enterprise“, tönte es aus dem Brückenlautsprecher. „Berichten Sie, Mr. Spock!“
„Der Energieverlust ist beträchtlich und nimmt weiter zu. Ich lege alle Sekundärsysteme auf die Schutzschirme. Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben, solange ausreichend Energie vorhanden ist.“ Kirk wußte, daß Spock jetzt tief über die Schaltaggregate des Beiboots gebeugt war und mit flinken Händen unwichtige Systeme von der Energieversorgung abschloß. Irgendwie war plötzlich Scott neben seinem Kommandosessel aufgetaucht. „Captain! Er wird nicht mehr genügend Energie übrig haben, um zurückzukommen, wenn er sie alle in die Schutzschirme steckt!“ „Spock…“, begann Kirk. „Ich habe mitgehört, Captain. Wir haben über diese Möglichkeit schon gesprochen. Aber es ist wichtig, daß ich Ihnen Informationen übermittle.“ „Wann erwarten Sie den Aufprall?“ „In eins-Komma-drei Minuten. Halten Sie sich gut fest. Die Stelle, an der ich eindringen werde, wird zweifellos sehr sensibel sein und auf diesen Aufprall äußerst heftig reagieren.“ Was sah wohl Spock auf seinem Bildschirm? „Kontakt in sechs Sekunden“, berichtete Spocks ruhige Stimme. Ein heftiges Beben erschütterte die Enterprise. Wie mußte dieser Aufprall wohl das Beiboot erschüttert haben? Kirk griff nach seinem Mikrophon. „Bericht, Mr. Spock!“ Stille. Keine Antwort. „Spock!“ Die Antwort kam nur sehr schwach. „Ich bin unverletzt, Captain… Teilen Sie Mr. Scott mit… ich hatte noch drei Prozent Energiereserve… bevor sich die Schirme stabilisierten. Ich… werde jetzt meine Untersuchungen fortsetzen.“ Die Stimme verstummte für eine Weile, dann wurde sie wieder hörbar: „Dr. McCoy… Sie würden… das nicht überlebt haben…“ Kirk sah, daß McCoys Augen feucht waren. „Meine Geschwindigkeit… ist jetzt sehr niedrig… nehme Kurs… auf den Zellkern.“ Chekov rief kreidebleich vom Computer: „Sir, Mr. Spock hat die lebenserhaltenden Systeme auf das absolute Minimum reduziert. Ich nehme an, um die Verbindung mit uns aufrechterhalten zu können.“ Kirks Handflächen wurden feucht. „Spock, heben Sie sich genügend Energie für die Schutzschirme auf.“ Aus dem Lautsprecher drangen nur noch Störungen, Dann wurde wieder Spocks Stimme hörbar. „ …Identifiziert … Chromosomenstruktur … verändert sich…Teilungsprozeß setzt ein.“ „Dann wird es gleich zwei von diesen Dingern geben!“ rief McCoy mit aschfahlem Gesicht „Spock!“ „Habe Schwierigkeiten…Schiff unter Kontrolle…halten.“
Plötzlich brach der Lautsprecher in ein Stakkato abgehackter Sätze aus: „… Verliere Hörkontakt… Übertragung… hier… interne Koordinaten… Chromosomenkörper…“ „Wir haben den Kontakt verloren, Sir“, rief Uhura. „Aber ich habe die Koordinaten.“ „Captain!“ Das war Chekov. „Die Schutzschirme des Beiboots geben nach! Energieturbulenz im Innern des Organismus wächst…“ „Aye“, sagte Scott. „Es wird Zeit, daß er von dort verschwindet.“ Kirk hatte das Gefühl, niemanden mehr ins Gesicht sehen zu können. Er hatte seinen besten Freund in den Tod geschickt. Plötzlich schien sich sein Kommandosessel unter ihm aufzubäumen. Wieder machte das Schiff einen gewaltigen Satz. Benommen richtete sich Kirk wieder auf. Mit einemmal begriff er, was das zu bedeuten hatte. „Doc!“ brach es erleichtert aus ihm heraus. „Er lebt noch! Er hat mit dem Beiboot das Ding dazu gebracht, daß es reagiert…und uns auf diese Weise eine Nachricht gegeben!“ „Captain! Es kommen wieder Meßwerte durch“, sagte Uhura. „Mr. Chekov! Analyse, sowie der Computer diese Werte verarbeitet hat.“ McCoy brütete immer noch darüber, was es bedeuten würde, wenn sich dieser Organismus teilte. „Nach Spocks Bericht befinden sich in dem Zellkern vierzig Chromosomen, die kurz vor der Teilung stehen.“ Er überlegte. „Wenn sich die Energie dieses Dinges damit Verdoppelt, wird im Umkreis eines Lichtjahres alles sterben. Dann werden es zwei sein, dann vier, dann acht und bald noch mehr… Eine ungeheure Anti-Lebensenergie, die eine ganze Galaxis lawinenartig auslöschen könnte.“ „Genau das hat Spock gewußt, Doc. Als er uns die Koordinaten der Chromosomen übermittelte, wußte er, daß wir gar keine andere Wahl hatten als zu versuchen, dieses Ding zu vernichten.“ „Achten Sie auf die Kontrolltafel, Captain“, sagte Scott. „Die Anziehungskraft dieses Dinges nimmt weiter zu. Und der Energieverlust an unseren Schirmen wird allmählich kritisch.“ „Wie lange noch, Scotty?“ „Kaum länger als eine Stunde, Sir.“ „Die Energieversorgung für die Schutzschirme hat absoluten Vorrang. Schalten Sie alle entbehrlichen Sekundärsysteme ab.“ „Aye, Sir.“ „Doc, könnten wir dieses Ding vernichten, ohne dabei Spock zu töten und uns mit?“ „Das weiß ich nicht. Es ist eine lebende Zelle. Wenn wir ein Antibiotikum hätten…“ „Gut, Doc. Wie viele Milliarden Hektoliter würden Sie dazu brauchen?“ „Okay, Jim. Okay. Es war nur so ein Einfall.“ Mit strahlender Miene wandte sich Uhura an ihrem Pult um. „Sir, hier ist eine Nachricht von Mr. Spock. Minimale Sendestärke, sehr schwach, aber verständlich.“ „Geben Sie ihn mir, Leutnant.“
Spock sagte: „Ich… verliere immer mehr lebensnotwendige Energien… Energie auf den Schutzschirmen ist minimal. Nervenreaktionen des Organismus… nur maximal im Membranbereich… im Innern… relativ gering… eine genügende Menge… könnte es vernichten… sagen Sie Dr. McCoy… er hätte mir Glück wünschen sollen…“ Alle auf der Brücke fühlten, was diese Botschaft bedeutete. Es wurde sehr still im Raum, als sie erkannten, daß Spock verloren war. Kirk lag regungslos auf seiner Couch in seiner Kabine. Spock war tot. Und welchen Sinn hatte es gehabt? Hätte er ihm doch wenigstens noch sagen können, womit man dieses Ding vernichten konnte, dann wäre es vielleicht nicht ganz umsonst gewesen. Aber selbst diese Winzige Genugtuung war ihm verwehrt. Spock hatte sich vergebens geopfert, und es war seine Schuld. Ohne anzuklopfen kam McCoy herein und setzte sich neben Kirk. Er drehte sich um und sah, daß ihn McCoy fragend anblickte. „Wollten Sie etwas sagen, Doc?“ „Zu dem Manöver?… Nein. Aber als Mediziner. Die Aufputschmittel und die nervenaufreibende Spannung haben Sie ganz schön fertiggemacht. Sie sollten sich eine Weile hinlegen!“ „Soviel Zeit habe ich nicht! Keiner von uns. Kommen Sie…“ Bevor er aus dem Aufzug trat, nahm er sich einen Moment Zeit, die Aufregung unter Kontrolle zu bringen und ein gelassenes Gesicht zu machen. Er nahm in seinem Kommandosessel Platz und griff nach dem Mikrophon. „An alle! Hier spricht der Kapitän. Wir werden in das Innere dieses Organismus eindringen. Rettungsmannschaften auf allen Decks in Bereitschaft… Schotte dicht auf allen Decks. Kirk, Ende.“ ,Jetzt oder nie!’ dachte er… dann rief er den Maschinenraum. „Fertig, Mr. Scott?“ „Ja, Sir.“ „Jetzt.“ Das Schiff machte einen gewaltigen Satz nach vorn. Kirk klammerte sich an seinem Sessel fest und starrte auf den Bildschirm. Die Schwärze wurde immer dichter, je näher sie ihrem Ziel kamen. „Aufprall… in fünfundzwanzig Sekunden, Sir“, sagte Sulu, heiser vor Erregung. Dann schleuderte der Aufprall Sulu von seinem Sessel. Irgend etwas flammte auf dem Bildschirm auf. Chekov lag ausgestreckt auf dem Boden. Als er den Schock überwunden hatte, sah er auf seine Kontrolltafeln und rief: „Wir sind durch, Sir!“ Auch Uhura hatte wieder ihren Platz eingenommen. „Die Wachen auf den Decks melden nur geringe Schäden, Captain.“ Aber Kirk achtete nicht darauf. Die Schwärze auf dem Bildschirm hatte einem durchsichtigen Schimmer Platz gemacht. Die Enterprise trieb schwerelos in einem trüben, grauen Gelee. Kirk rief den Maschinenraum: „Mr. Scott, haben wir noch Energie für den Impulsantrieb?“
„Ich habe alles aufgespart, was ich konnte, Sir. Ich weiß aber nicht, ob es noch reicht, uns hier wieder herauszubringen. Und ob wir dazu überhaupt noch Gelegenheit haben.“ „Wir haben jetzt nur eine Aufgabe, Mr. Scott.“ „Aye, Sir. Aber was für eine Aufgabe? Wir haben keine Energie mehr für die Phaser.“ McCoy machte eine ungeduldige Handbewegung. „Selbst wenn wir sie hätten, könnten wir sie nicht gebrauchen. Ihre Hitze würde von diesem Dreck hier reflektiert werden, und wir würden bei lebendigem Leibe gekocht.“ „Dem Organismus würden die Phaserstrahlen sogar sehr gut schmecken. Er frißt ja Energie…“ Kirk brach mitten im Satz ab, als Scott aufgeregt aus dem Aufzug stürmte. „Energie!“ rief er. „Da ist es ja, Captain. Wenn wir schon keine Energie mehr haben, dieses Ding zu vernichten, was sollen wir dann dazu nehmen?“ „Antienergie“, sagte Kirk trocken. „Was?“ fragte McCoy, als hätte er nicht richtig gehört. Scott starrte ihn an. „Dieses Ding hat eine negative Energieladung. Alles, was wir bisher versucht haben, hat genau entgegengesetzt gewirkt. In diesem Körper sind wir ein Antikörper, Scotty. Also werden wir Antienergie, Antimaterie nehmen, um es zu vernichten.“ Die nervöse Spannung wich aus Scotts Gesicht. Er strahlte. „Aye, Sir! Das wird es wohl nicht schlucken können! Welcher gute Geist hat Ihnen diese Idee eingegeben, Captain?“ „Mr. Spock“, sagte Kirk. „Das war es, was er uns noch sagen wollte… bevor wir den Kontakt ganz verloren. Mr. Chekov, bereiten Sie alles für eine Sonde vor. Scotty, wir brauchen einen Magnetfeldbehälter für die Antimaterie. Wie lange wird das dauern?“ „Ist schon unterwegs!“ „Mr. Chekov, die Sonde wird mit einem Zeitzünder ausgerüstet. Die Einstellung werden wir noch bestimmen. Mr. Sulu, wann werden wir den Zellkern erreicht haben?“ „In sieben Minuten, Sir.“ „Wie nahe wollen Sie denn ran, Jim?“ „Auf sichere Schußweite. Dann schießen wir Sie hinein… und nichts wie weg.“ „Aber die Sonde hat doch eine Reichweite von…“ Kirk schüttelte den Kopf und unterbrach ihn. „Durch Wirbel und Strömungen im Protoplasma könnte die Sonde Tausende von Kilometern vom Zellkern abtreiben. Nein, wir müssen direkt vors Ziel. Eine zweite Chance wird es nicht geben.“ , Kirk rieb sich die steifen Nackenmuskeln. „Zeit für die nächste Medizin, Doc.“ „Das kann Sie den Kragen kosten. Wie lange, glauben Sie wohl, können Sie das noch auf diese Weise weitertreiben?“ „Wenn Sie mir wenigstens noch sieben Minuten geben…“ Eine Minute davon verwendete er auf einen Eintrag in sein Logbuch. „… Sollte diesem Unternehmen kein Erfolg beschieden sein, so möchte ich hier an dieser Stelle folgende Personen für eine Auszeichnung besonders hervorheben: Kapitänleutnant
Leonard McCoy, Kapitänleutnant Montgomery Scott… und in ganz besonderem Maße Commander Spock, Wissenschaftsoffizier, der in Ausübung seiner Pflicht sein Leben geopfert hat.“ Als er den Recorder abgeschaltet hatte, kam Scott hereingeeilt. Er blieb aber stehen, als Sulu sagte: „Zielkoordinaten sind einprogrammiert, Sir. Sonde zum Abschuß bereit.“ „Mr. Sulu, programmieren Sie die Zündung mit einer kleinen Verzögerung.“ Dann drehte er sich nach Chekov um. „Alle entbehrlichen Systeme abschalten. Sparen Sie jeden Funken Energie ein. Wir müssen versuchen, vor der Explosion wieder durch die Membran zu kommen. Sehen Sie zu, daß es klappt, Scotty. Und nun --beten Sie, meine Herren.“ „Aye, Sir.“ „Mr. Chekov, starten Sie die Sonde mit minimaler Beschleunigung.“ „Sonde gestartet“, meldete Chekov. Einen Moment später bäumte sich das Schiff auf. Metall ächzte und knirschte. Die Belastung auf der Brücke wurde schwächer und die Luft stickig und heiß. Kirk fühlte, wie sein Puls raste. Plötzlich wurde die Luft wieder besser. Chekov drehte sich um und sagte: „Getroffen, Sir. Die Sonde sitzt im Kern… direkt zwischen den Chromosomenkörpern.“ Kirk nickte. „Mr. Sulu, denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Wir wollen keine Zeit verlieren. Das war ein sauberer Schuß, Mr. Chekov.“ Chekov errötete vor Stolz über das Lob. „Wir werden in ungefähr sechs-Kommaneunundreißig Minuten draußen sein, Sir.“ Er warf noch einmal einen Blick auf sein Pult und runzelte die Stirn. „Captain! Ein Metallischer Gegenstand dicht außerhalb des Schiffes!“ „Spock?“ fragte McCoy. Chekov schaltete den Bildschirm ein. „Ja, Sir. Es ist das Beiboot. Es treibt antriebslos an unserer Seite.“ Mit einem Satz war Kirk neben Uhura. „Leutnant, geben Sie mir Sprechverbindung mit Mr. Spock! Höchste Sendestärke!“ Das Mikrophon zitterte in seiner Hand, als er wartete, bis sie die richtige Wellenlänge eingestellt hatte. „Fertig, Sir“, sagte sie. Er wartete noch einen Moment und versuchte seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben. „Mr. Spock, können Sie mich hören? Spock, melden Sie sich!“ Er fuhr zu Scott herum. „Mr. Scott, Traktorstrahl!“ „Captain… dafür haben wir keine Zeit mehr! Wir haben nur noch einen Spielraum von dreiundfünfzig Sekunden!“ „Würden Sie vielleicht die Güte haben, einen Befehl zur Kenntnis zu nehmen, Kapitänleutnant? Zwei Traktorstrahlen auf das Beiboot!“ Scott wurde rot. „Traktorstrahlen sind eingeschaltet, Sir.“ „Das höre ich schon lieber“, sagte Kirk – als plötzlich eine Stimme aus dem Lautsprecher drang „Ich… rate Ihnen… von diesem Versuch ab, Captain. Setzen Sie… nicht das Schiff aufs Spiel…meinetwegen.“
Ohne ein Wort zu sagen, reichte Kirk das Mikrophon an McCoy weiter. McCoy sah ihn an, und Kirk nickte. „Halten Sie den Mund, Spock!“ sagte McCoy. „Wir holen Sie an Bord!“ Dann gab er Kirk das Mikrophon zurück. „Vielen Dank, Captain McCoy“, sagte Spock müde. „Wie lange noch bis zur Zündung, Mr. Chekov?“ fragte Kirk. „Siebenunddreißig Sekunden, Sir.“ „Sie halten doch die Traktorstrahlen fest auf das Beiboot geheftet, Mr. Scott?“ „Aye, Sir. Ich kann aber nicht garantieren, daß sie auch halten Werden, wenn dieser Sprengkopf explodiert.“ Scott warf einen Blick auf sein Schaltpult und sprang entsetzt auf: „Die Energiepegel sind auf Null gesunken, Sir.“ Was dann kam, machte nicht nur die Energiepegel, sondern auch alles andere unwichtig. Das Schiff wurde herumgewirbelt wie eine Nußschale in einem Orkan. Ein greller Blitz zischte über die Brücke, McCoy wurde zu Boden geschleudert. Kirk sah, wie Chekov von seinem Sessel hochgewirbelt wurde und bewußtlos neben der Aufzugstür zusammenbrach. Uhura lag am Boden und rollte mit dem Schlingern des Schiffes von einer Wand zur anderen. Ohne besonderes Interesse registrierte er, daß ihm aus einer klaffenden Wunde auf der Stirn Blut übers Gesicht lief. Plötzlich hielt er ein Handtuch in der Hand… Und Sulu kroch in seinen Sessel zurück. Kirk setzte sich auf und knotete das Handtuch um seine Stirn. „Mr. Sulu, können Sie den Bildschirm einschalten?“ Sterne! Sie waren wieder da! Eine gute Mannschaft. Auch Chekov hatte sich wieder an sein Pult gestellt. Er hätte es eigentlich gar nicht zu sagen brauchen. Aber es tat gut, es zu hören. „Der Organismus ist vernichtet! Die Explosion muß seine Membran zerrissen haben. Und uns hat es mit herausgeschleudert.“ Die Sterne waren wieder da! Und auch die Energie! Kirk legte seine Hand auf Scotts Schulter. „Und das Beiboot, Scotty?“ Spocks Stimme kam aus dem Lautsprecher. „Beiboot an Enterprise, Erbitte Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.“ Irgend jemand drückte ihm ein Mikrophon in die Hand. „Sie haben diesen Vulkanausbruch überlebt, Mr.Spock?“ „Offensichtlich, Captain. Und ich habe einige sehr interessante Daten über diesen Organismus, die ich Ihnen vorhin leider nicht….“ McCoy, der sich seine schmerzende Hüfte rieb, rief: „Seien Sie doch nicht so smart, Spock! Sie haben mir meinen Acetylcholintest verpfuscht, vergessen Sie das nicht!“ „Schon fast wieder wie zu Hause“, sagte Kirk. „Mr. Scott, bringen Sie das Beiboot an Bord. Mr. Chekov, geben Sie Kurs ein für Flottenbasis 6. Geschwindigkeit: Warp 5.“ Er wickelte sich das blutige Handtuch vom Kopf. „Vielen Dank, Mr. Sulu! Ich werde es selbst in die Reinigung bringen. Ich gehe jetzt zum Hangardeck. Und dann werden Mr. Spock und ich unsere Bergsteigerausrüstung zusammensuchen. Vergeßt auch eure Badehosen nicht. Wir machen Urlaub! Das ist ein Befehl!“ „Aye, Sir“, sagte Scott grinsend.