RATGEBER REIHE 112 ,;
Fritz Jürgen Obst
Schildkröten
Fritz ]ürgen Obst . Schildkröten
AT-Ratgeber-Reihe Herausgege...
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RATGEBER REIHE 112 ,;
Fritz Jürgen Obst
Schildkröten
Fritz ]ürgen Obst . Schildkröten
AT-Ratgeber-Reihe Herausgegeben von Hans-Albert Pederzani im Auftrag der Zentralen Kommission Vivaristik im Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik
Fritj Jürgen Obst
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Schildkröten Mit 16 Fotos von Klaus Rudloff
Urania-Verlag Leipzig' Je';la . Berlin
Titelfoto Madagassische Spinnenschildkröte Pyxis arachnoides. Alle Fotos stammen von Klaus Rudloff, Erfurt (aufgenommen im Tierpark Berlin, Foto Nr. 16 bei Joachim Langula, Erfurt)
1. Auflage 1980, 1. bis 10. Tausend Alle Rechte vorbehalten © Urania-Verlag Leipzig· Jena· Berlin, Verlag für populärwissenschaftliche Literatur, Leipzig VLN 212-415/14/80 . LSV 1369 Printed in the German Democratic Republic Satz und Druck: Gutenberg Buchdruckerei und Verlagsanstalt Saatfeld Betrieb der VOB Aufwärts Buchbinderische Verarbeitung: GG Interdruck Best.-Nr.: 653628 1 DDR 3.-M
Inhalt
Schildkröten - was sind das für Tiere? 6 Unterbringung 9 Freilandterrarien 9 Wasserbecken 10 Freihaltung von Schildkröten im Garten und Haus 13 Zimmerterrarien 14 Aquarienhaltung von Wasserschildkröten 16 Aquarien mit Landteilen 11 Aquaterrarien 18 Sonderfälle 20 Ernährung 21 Wachstum und Gestaltwandel 29 Sekundäre Geschlechtsmerkmale 31 Jahres- und Tagesablauf 32 Überwinterung 35 Zucht 31 Krankheiten 44 Transport 48 Was geschieht mit verendeten Schildkröten? 49 Die wichtigsten Schildkröten-Gattungen 52 Schildkröten im Washingtoner Artenschutzabkommen 64
Schildkröten - was sind das für Tiere?
Schildkröten sind, gemessen an ihrer bescheidenen AnzahL ein kleiner Zweig in der gr06en Gruppe der Reptilien. Nur wenig über 200 Arten Schildkröten leben derzeit noch auf unserer Erde. Wahrscheinlich waren die Schildkröten auch in ihrer langen Geschichte niemals sehr artenreich. Aber dafür sind sie schon lange da, und sie haben sich doch in bemerkenswerter Vielfalt bis heute behauptet. Innerhalb ihrer Verwandtschaftsgruppe, also im Ve~gleich mit den anderen noch lebenden Reptilien (Krokodile, Brückenechsen und Schuppenkriechtiere mit den beiden enorm artenreichen Untergruppen Echsen und Schlangen), nehmen die Schildkröten eine Sonderstellung ein. Sie unterscheiden sich in wesentlichen Punkten des Körperbaues auffällig von ihnen. Ihr stammesgeschichtlicher Ursprung liegt tief verborgen in der Erdgeschichte, direkt an der Wurzel des im Erdmittelalter so imposanten Reptiliengeschlechts. Sie existierten bereits lange in spezialisierten Lebensformen zu Wasser und zu Lande, als ihre heute vorherrschenden Verwandten, die Echsen und Schlangen, noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung standen. Die Schildkröten waren schon Zeitgenossen der seltsamsten Saurier, die einst unseren Planeten besiedelten. Anhand der Fossilienfunde wissen wir, da6 sich die Schildkröten während dieser enorm langen Zeit im Gegensatz zu anderen Reptiliengruppen nur minimal verändert haben. Die heute noch existierenden Arten kann man also mit Recht samt und sonders als lebende Fossilien bezeichnen: eine Tiergruppe, die erfolgreich und konservativ zugleich ist. Die Ursache des Überlebens ist eindeutig in der hohen Qualität des Bauplans dieser Tiere zu suchen. Schildkröten sind sprichwörtlich zäh- und langlebig, haben aber keine hohe Vermehrungsrate, die ihnen beim Überdauern bis heute hätte noch dienlicher sein können. Damit wären schon einige wichtige Tatbestände als Ursache für die dringliche Beschwörung aller Schildkrötenliebhaber gegeben: Die Schildkröten repräsentieren eine entwicklungsgeschichtlich sehr alte, hochinteressante Reptiliengruppe in geringer Artenzahl und mit minimaler Vermehrungsquote. Als .lebende Fossilien,. sind sie nicht in der Lage, sich kurzfristig den gewaltigen Umweltveränderungen anzupassen, die der Mensch heute auf 6
unserem Planeten vornehmen mu.!}, um selber leben zu können. Schildkröten gehören zu den von der Ausrottung bedrohten Tierarten! Es mu.!} ganz deutlich gesagt werden, da.!} wahrscheinlich eine beachtliche Anzahl von Schildkrötenarten das nächste Jahrtausend unserer Zeitrechnung nicht erleben wird, wenn wir nichts Wirksames zu ihrer Erhaltung tun! Das wäre durch folgende Forderungen zu realisieren: •
Erhaltung der natürlichen Lebensräume (Ein ausreichend gro.!}er Teil des Verbreitungsgebietes der Arten mu.!} in funktionsfähigen Schutzgebieten liegen, die ein Überleben unter unveränderten Lebensbedingungen ermöglichen)
•
Schlu.!} mit dem Raubbau an Schildkröten. Schildkröten dürfen nicht länger gefangen werden, um sie zu -verwerten- und zu "vermarkten •. Vor allem mu.!} Schlu.!} gemacht werden mit solcherart Tierhandel, der Schildkröten in völlig unverantwortlichen Mengen als Massenware verhökert! Das Schicksal der Massenimporte (..Warenhaustiere .. ) ist bekannt: 99 % verenden binnen kürzester Zeit (das fördert die künftigen Umsatzquoten), der bescheidene Rest demonstriert den glücklichen Besitzern die sagenhafte Langlebigkeit seines Stammes. Die Vermehrungsquote solcher Gefangenschaftstiere ist gleich Null. Damit ist eigentlich auch die hohe Verantwortung umrissen, die ich mit übernommen habe, als ich mich entschlo.!}, einen .. Ratgeber- über Schildkrötenpflege zu verfassen. Es sei sehr nachdrücklich gesagt: Schildkröten sind aufgrund ihrer Kostbarkeit völlig ungeeignet als Spieltiere oder Erziehungsobjekte für Kinder. Dafür sind Meerschweinchen oder Hamster, Wellensittiche oder Guppys da, Tiere also, die einerseits viel preiswerter sind (oder sein können) und die jederzeit ersetzbar sind, ohne daf} die Natur gezehntet wird! Heimtiere sollten sich nur aus Arten oder Gruppen rekrutieren, die der Mensch selbst in der erforderlichen Menge züchten kann! Das ist bei zahlreichen Zierfischen, Stubenvögeln und Kleinsäugern der Fall. Von den Reptilien gehören glücklicherweise auch schon einige Echsen- und Schlangenarten in diese Gruppe. Importtiere aus Frischfängen, und das sind fast ausnahmslos alle Schildkröten - lediglich Schmuckschildkröten werden in den USA farmmäf}ig gezüchtet -, sind hingegen Wildtiere in Menschenhand, die ihre Besitzer mit enormer Verantwortung belasten! Zuchten in Gefangenschaft sind erst in den letzten Jahren häufiger geglückt. Von Erhaltungszuchten sind wir noch weit entfernt! Es gibt kaum eine Handvoll guter Bei7
spiele, die beweisen, da.fJ und wie Erhaltungszuchten von Schildkröten möglich sind. Keinesfalls sollten also breite Kreise von Tierfreunden ermuntert werden, sich in der Schildkrötenpflege zu ve'rsuchen! Es werden aber Liebhaber-Züchter gebraucht, die an der Erhaltung eines hochinteressanten Teils unserer Tierwelt mit gro.fJem Engagement mitarbeiten wollen. Die dringlichen Appelle zum strengen Schutz der Schildkröten in allen ihren , Heimatländern werden hoffentlich bald endgültig den Strom von Massenimp01;ten gewisser Arten versiegen lassen. Internationale Konventionen (Washingtoner Abkommen zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen von 1973) existieren bereits. In der Zukunft mu.fJ der Besitz von Tierarten, die von der Ausrottung bedroht sind, nicht mehr durch die finanzielle, sondern durch die fachlich-moralische Qualifizierung der Bewerber geregelt werden. Das bedeutet Abschied nehmen vom Tierhandel im kommerziellen Sinne, Übergang zur institutionalisierten Verteilung von Wildtieren in den Besitz ihrer Pfleger und Züchter, wobei natürlich kostendeckend verfahren werden mu.fJ und angemessener Gewinn für die Finanzierung von Schutzprogrammen erwirtschaftet werden sollte I Da.fJ derartige Vorstellungen realisierbar sind, beweist die Modellpraxis mit einigen au.fJerordentlieh kostbaren Tierarten, deren Verteilung sich sogar Staatsoberhäupter und Regierungen vorbehalten haben. Beispiele aus der ReptiIienwelt: die berühmte Brückenechse Neuseelands und die Galapagos-Riesenschildkröte Ekuadors. Zielstrebige Tierhaltung kann nicht im Alleingang bewerkstelligt werden, Jachliche Qualifizierung fällt nicht vom Himmel. Der Schildkrötenpfleger, der mir als Ratgeber folgen will, mu.fJ mit Gleichgesinnten zusammenarbeiten. Die Formen des Kontaktes können so vielfältig sein wie die unseres gesellschaftlichen Lebens. Sollten aber die Schildkröten jene Zeiten noch erleben, wo sie nach den oben geäu.fJerten Vorstellungen verteilt werden, so müssen sich die Interessenten an der Sache unter einem Hut zusammengefunden haben!
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Unterbringung Bis auf wenige Ausnahmen sind Schildkröten sehr bewegungsfreudig, wenngleich viele Arten gemächliches Tempo bevorzugen. Sie benötigen folglich zur Gesunderhaltung geräumige Unterbringung, die diesem Bedürfnis Rechnung trägt. Da die Mehrzahl der Schildkröten mittel- bis groljwüchsig ist, entstehen daraus beträchtliche Raumanforderungen. Nur verhältnismäljig wenige kleinwüchsige Arten eignen sich zur Pflege in Behältern, die ohne groljes Platzopfer auch in Neubauwohnungen Platz finden.
Freilandterrarien Ideale Haltungsmöglichkeiten für Schildkröten aus gemäljigten und teilweise auch aus tropischen Klimaten bieten Freilandterrarien. Sie ermöglichen unter anderem ausreichende Bewegung und direkte Sonnenbestrahlung. Der Pfleger hat zudem noch geringere Wartungsarbeiten als in kleinen Zimmerbehältern. In richtig, d. h. nicht überbesetzten Freilandterrarien läljt sich ein biologisches Gleichgewicht annähernd aufrechterhalten. Das bedeutet: keine intensive Geruchsbelästigung durch übersehene Exkremente, kein verdorbenes Wasser, keine Verwüstung der Einrichtung durch grabende, wandernde und alles niederwalzende Landschildkröten. Freilandanlagen sollten in nächster Nähe der Wohnung angelegt werden, wenn die Wartung nicht am Zeitmangel scheitern soll. Günstiger Standort ist der Hausgarten. Befindet sich die Anlage direkt am Haus, so erspart das einen Teil der Einfriedung, gestattet Beobachtungen von der Wohnung aus und bringt dem Terrarium Klimavorteile (Wärmereflexion). Die Standorte sollen sonnig sein. Ideal sind also Südlagen. Vollschatten ist ungeeignet. Die nötigen Schattenplätze für die Schildkröten schafft man besser selbst durch entsprechende Einrichtung und Bepflanzung. Der Bodengrund eines Schildkrötenterrariums soll locker und warm sein, also eher sandig als lehmig. Die Umfriedungen sind Geschmackssache. Vom Mauerwerk (Naturstein bis Beton) über Holz, Maschendraht, Glas bis zu Kunststoffplatten ist vieles verwendbar. Die Höhe der Umfriedung darf aber kein Erklettern 9
gestatten! Da Schildkröten nur schlechte Kletterer sind, genügt bei glatten Wänden die doppelte bis dreifache Panzerlänge als Höhe. Umfriedungen in massiver Bauweise werden von den Schildkröten als natürliche Hindernisse akzeptiert. Sie laufen entlang dieser Mauern, um ein Ende zu suchen. Nur in winkligen Ecken sind Kletterversuche zu beobachten. Als Ausweg, besonders bei kleinflächigen Freilandterrarien, sind runde Einfassungsbegrenzungen ohne Ecken zu empfehlen. Einfriedungen aus auf Lücke gebauten Bretter- oder Pallisadenzäunen, die ein Durchschauen, keinesfalls aber das Durchkriechen gestatten (auch nicht auf Hochkant bei flachen Arten I), animieren die Schildkröten zum Entlangwandern und zum Probieren, ob nicht doch eine Lücke das Durchkriechen gestatte, kaum aber zu Kletterversuchen. Maschendraht- oder Metallstabzäune sollten so massiv sein, daij sie als Hindernisse erkannt und akzeptiert werden. Groijmaschige Gitter können Strangulationsunfälle hervorrufen. Auijerdem verleitet Maschendraht zum Klettern. Glaswände sind in Bodennähe mit einer Sichtblende (Farbanstrich) zu versehen, damit sie als Hindernis erkannt werden. Wenn grabende Arten gehalten werden, sollten alle Umfriedungen gegründet sein, besonders 'in den Ecken. Bei Haltung von kleinen Arten oder Jungtieren im Freilandterrarium ist durch Überspannen mit Maschengeflecht aus Metall oder Kunststoff Absicherung gegen Vögel (Krähenvögel, Greifvögel, aber auch Hühner!) sowie Säuger (vor allem Hauskatzen) erforderlich. Landschildkröten benötigen Schatten- und Übernachtungsplätze. Dafür eignen sich dichte Sträucher und Stauden (Kriechender Wacholder, horstbildende Ziergräser), künstliche Höhlen in der Böschung von Hügeln (niemals steil nach unten führend!) oder stallartige Bauten aus Stein oder Holz, je nach Geschmack des Erbauers. Holzbauten sind wärmer als Stein- oder Erdbauten. Um sich sicher zu fühlen, brauchen grabende Landschildkröten Druckkontakt mit der Begrenzung ihrer Höhle bzw. mit dem umgebenden Substrat. Man sollte die Unterschlupfbauten mit lockerem Bodengrund zum Eingraben sowie Stroh- und Reisiglagen zum Unterwühlen versehen. Reichliche Strohlagen im Unterschlupfstall sind besonders für tropische Landschildkröten im Freiland sehr empfehlenswert. Bei entsprechenden Voraussetzungen (hügeliges Gelände mit Bepflanzung durch Sträucher, Stauden oder mit aufliegenden groijen Steinen) graben sich viele Landschildkröten selbst ihre Unterschlupfhöhlen. Bei Steinterrassen zur Geländeprofilierung
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ist daher besonders auf lockeren Böden eine Beton-Vermauerung aller Terrassensteine erforderlich, wenn nicht das gesamte Gelände durch die grabenden Schildkröten zum Abrutschen gebracht werden soll. Pflanzen haben für Landschildkröten zwei Hauptfunktionen: Sie sind Unterschlupfgelegenheit und Nahrung. Unterschlupfbietende Bepflanzung sollte nie fehlen. Geeignet sind Hartlaubgewächse in Kübeln, winterharte Zwergsträucher und -koniferen, harte, horstbildende Gräser, hartlaubige Stauden (Yukka u. a.). Anpflanzen von Futterpflanzen ist nur dann von dauerhaftem Erfolg, wenn für eine mittelgrofje Landschildkröte (etwa 15 cm Panzerlänge) 20-25 m 2 Fläche mittelschweren Bodens mit kräftigem Bewuchs (Grasnarbe mit Löwenzahn, Wegerich u. a.) zur Verfügung stehen. Das bedeutet auch, dafj alle bedingt frefjbaren Pflanzen im Freiland nur bei guter Fütterung der Landschild- ' kröten gedeihen. Eine weitere Möglichkeit natürlicher Weide bieten Futterflächen, die nur zeitweilig zur Beweidung freigegeben werden.
Wasserbecken Zur Freilandhaltung zahlreicher Wasserschildkröten eignen sich Freilandterrarien mit grofjen Wasserbecken oder umfriedete Freilandteiche vorzüglich. Die Beckengröfje mufj in richtigem Verhältnis zur Tieranzahl und -gröfje stehen, wenn die Haltung wartungsarm betrieben werden soll. Bei Besatz von 1-2 kleinen bzw. mittleren Wasserschildkröten auf 1 m 3 Wasservolumen und gutem Bewuchs mit Wasser- und Sumpfpflanzen sind sonnig gelegene Wasserbecken ganzsömmerig ohne Wasserwechsel zu unterhalten. Je häufiger in .kleineren Becken Wasserwechsel vorgenommen werden mufj, um so schlechter sind die Chancen für einen auch ästhetisch befriedigenden Wasserpflanzenwuchs. Wenn das Becken häufiger betreten werden mufj, soll es 'solide gebaut sein. Folglich empfehlen sich Folienteiche nur für gröfjere Anlagen mit mäfjigem Besatz und Betrieb ohne Wasserwechsel, während in kleineren Anlagen Betonbecken erforderlich sind. Wasserbeckenbau ist Spezialistensache ! Man sollte zumindest die Fachliteratur (auch Bau- und Gartenbücher) und Fachleute befragen, damit Mühe und Material nicht vergeudet werden. Falls keine Entleerung des Beckens im Wi~ter vorgesehen ist (Abflufj einbauen!), mufj man frostsicher ohne senkrechte Wände bauen! Bei kleineren Becken sind Pflanzenmulden in allen Tiefenzonen, besonders aber im Flachwasserbereich, einzuarbeiten,
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sonst beschädigen die Schildkröten die Wurzelballen der Pflanzen. Die Neigungswinkel der Wände des Wasserbeckens hält man so spitz, da.fJ die Schildkröten das Ufer durch Laufen am Bodengrund erreichen können. Bei Kälteeinbrüchen werden selbst Europäische Sumpfschildkröten so klamm, da.fJ sie an Steilufern ertrinken können! Für die meisten Wasserschildkröten sind Sonnenplätze erforderlich. Gut eignen sich dafür aus dem Wasser ragende Baumstämme. Ebenso gern werden Sand, Kies, Stein- und Betonflächen am Wasserrand als Sonnenplätze in Anspruch genommen. Wichtig ist die unmittelbare Wassernähe, die sturzartige Flucht ins Wasser und sofortiges Abtauchen ermöglicht. Notwendig ist die absolute Trockenheit der Sonnenplätze. Verletzte oder hautkranke Wasserschildkröten suchen trockene Plätze zum Abheilen ihrer Defekte auf und gehen tagelang nicht ins Wasser. Auch zur Eiablage sind trockene, sonnig gelegene Plätze erforderlich. Der Boden mu.fJ dort grabfähig sein. Haben die Tiere genügend Auswahl, so gehen auch Sumpfschildkröten zur Eiablage oft viele Meter vom Wasser weg und bevorzugen Böschungen (Südhänge) als Legeplatz. Allerdings sind die Gelege um so schwerer aufzufinden, je mehr Möglichkeiten den Tieren zur Verfügung stehen. Viele Wasserschildkröten benötigen Unterwasserverstecke. Dazu eignen sich Baumstämme und Wurzeln (Vorsicht vor Reusenwirkung !) sowie die Bepflanzung mit Wasser- und Sumpfpflanzen. Für die Alligatorschildkröten (Gattungen Ma.croc1emys und Chelydra) sind dunkle Unterwasserhöhlen im Uferbereich notwendig, in denen die Tiere zum Atmen ohne Platzwechsel noch den Wasserspiegel erreichen. Der Bodengrund sollte locker sein: sandig oder noch besser schlammig, was allerdings die Sicht stark beeinträchtigt. Für die Haltung von Weichschildkröten ist unbedingt Bodengrund erforderlich, bei anderen Wasserschildkröten aber (besonders in kleinen, häufig zu reinigenden Betonbecken) entbehrlich. Unterwasserpflanzen-Dickicht, das am Boden liegt oder schwebt (Wasserpest, Laichkräuter, Fadenalgen u. a.) liefert den Schildkröten die erforderliche Deckung. Wichtig sind pflanzenreiche Uferzonen, in denen regelrechte Unterwasser-Wechsel der Schildkröten entstehen. Zu warnen ist vor dem Zuwachsen der gesamten Wasseroberfläche mit Schwimmpflanzen-Blättern ' (Seerosen, Laichkräuter, Wasserlinsen). Dadurch kann besonders in kleinen, aber tiefen Betonbecken der Gasaustausch beeinträchtigt werden. Abbauprodukte, die durch die Fäulnisprozesse im Schlamm entstehen, treten dann zu kon-
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zentriert im Wasser auf und können die Schildkröten vergiften. Für tropische, aber auch aus gemäfJigten Breiten stammende Schildkröten sind Zusatzheizungen des Freilandterrariums bzw. -teiches in sommerlichen Schlechtwetterperioden oder zur Ausweitung der Nutzungszeit des Freilands im Frühjahr und Herbst sehr erfolgreich. In Landschildkrötenterrarien kann das Wohlbefinden der Insassen durch elektrische Bodenheizungen (Gewächshauskabel) in den Unterschlupfbauten oder auf kleinen, regengeschützten Freiflächen in der Nähe der Unterschlupfe wesentlich erhöht werden. Die Überdachung der Bodenheizungszone kann mit Glas (Drahtglas) oder lichtdurchlässigen Kunststoffmaterialien erfolgen. Sie sollte so niedrig wie möglich erfolgen, um einen Wärmestau zu erreichen. Im Frühling und Herbst entsteht dort ein Frühbeet-Effekt, der von den Tieren bald erkannt und bei Belieben genutzt wird. Elektrische Strahlungswärme (Infrarotlampen) kann an trüben Tagen zusätzlich eingesetzt werden. Auch Wasserbecken kann man mit elektrischen Zusatzheizungen ausstatten. Man sollte aber darauf achten, da,f} die Wassertemperatur die der umgebenden Luft nicht wesentlich übersteigt. Eine automatische Steuerung der Zusatzheizungen über Kontaktthermometer, Relais und Schaltuhren oder gar perfekte Schaltelektronik erleichtern die Betreuung des Freilandterrariums aufJerordentlich und sichern den Tierbestand vor Erkältungskrankheiten bei plötzlich einsetzenden Wetterstürzen. Besonders bei zeitweiliger Abwesenheit lernt der Besitzer seine zuverlässig arbeitenden technischen Anlagen schätzen. Für alle elektrischen Anlagen im Freilandterrarium sind grundsätzlich nur für AufJenbetrieb zugelassene Fabrikate einzusetzen. Vor Eigenbau-Experimenten ist dringend zu warnen. Sie können zu tragischen Unfällen führen I
Freihaltung von Schildkröten im Garten und Haus In völlig mit Mauern und dichten Zäunen umgebenen Grundstücken sind mitunter Haltungserfolge mit frei gehaltenen Landschildkröten über Jahrzehnte erreicht worden. Das Staatliche Museum für Tierkunde Dresden besitzt eine Maurische Landschildkröte (Testudo graeca ibera), die von 1916 bis 1975, also 59 Jahre, frei in einem Gehöft auf der südexponierten Hanglage des Elbtals bei Dresden lebte. Die Überwinterung erfolgte während des ganzen Zeitraums ebenfalls selbständig, indem die Schildkröte einen Schlupfwinkel in der Scheune des Gehöftes
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aufsuchte. Aus mittelalterlichen Klostergärten sind ähnliche Beispiele bekannt. Sie sollten aber nicht nachvollzogen werden. Aus den Hinweisen zu Anlage und Betrieb von Freilandterrarien bzw. Freilandteichen ergeben sich bereits genügend Anhaltspunkte, um von der Freihaltung von Land- und Wasserschildkröten im Garten abzusehen. Wichtigste Gründe sind die Gefahr des Entlaufens, stark erschwerte Kontrolle im Gelände, daher Erschwerung von weiteren PflegemaIjnahmen. In diesem Zusammenhang ist auch noch ein Wort zur leider immer wieder praktizierten Freihaltung von Schildkröten in der Wohnung zu sagen, einer verwerflichen Unsitte, die den Anforderungen sachgemäIjer Pflege nicht entspricht. GröIjere Teile der Wohnungen sind fuIjkalt und gerade am Boden zugig. Zimmerluft ist auIjerdem sehr trocken, und die Lichtausbeute von Sonne und Lampen am FuIjboden die geringste. Er herrschen dort also die ungünstigsten klimatischen Bedingungen. Da Schildkröten keine Exkrementierplätze aufsuchen, ist die Schmutzbelästigung auIjerdem nicht zu unterschätzen.
Zimmerterrarien Landschildkrötenhaltung in der Wohnung ist problematisch. Infolge ihres beträchtlichen Stoffwechsels sind die Nahrungs- und schlieIjlich auch die Exkrementemengen beachtlich, was leicht zu Geruchsbelästigung führt, besonders wenn Arten gehalten werden, die tierische Nahrung , aufnehmen. Für derartige Fälle sind vom Wohnraum separierte Nebengelasse als Aufstellungsort für die Behälter zu empfehlen. Handelt es sich dabei um kleine Räume, so kann man bei ihrer Installation gänzlich auf eigentliche Terrarien verzichten und den Raum selbst als Terrarium nutzen. Wichtig sind Isolation des FuIjbodens gegen Feuchtigkeit und Kälte, Verringerung der Raumhöhe durch Einschubdecke zur besseren Gewährleistung der Temperaturen, möglichst optimale natürliche und künstliche Beleuchtungseinrichtungen sowie Lüftung~möglichkeiten. Hat man ErdgeschoIjräume zur Verfügung, so sollte der Bodengrund sehr reichlich bemessen werden (40 bis 50 cm), um nahezu natürliche Bodenfeuchte-Verhältnisse schaffen zu können. Lassen sich solche Schildkrötenräume durch entsprechende Fenster auch von den Wohnräumen aus einsehbar gestalten, so ergeben sich bei geschmackvoller Einrichtung des Terrariums attraktive Blickpunkte. Nahezu ideal sind Wintergärten oder Gewächshaus-Anbauten, die vom Wohnzimmer aus durch Thermoscheiben beobachtet werden können.
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Als Zimmerterrarien im eigentlichen Sinne kann man alle möglichen Terrarientypen einsetzen. Wichtig ist nur die Erfüllung der bereits mehrfach genannten Grundbedingungen für die Landschildkrötenpflege : ausreichende Bewegungsmöglichkeit, gute Versteck- und Grabemöglichkeiten, kräftig erwärmte Sonnenplätze und viel Licht im ganzen Terrarium. Heizungen, sowohl Boden- als auch Strahlungsheizungen, sollten niemals die ganze Fläche erfassen. Die Tiere müssen auch in kleinen Behältern die Möglichkeit haben, in kühlere Temperaturzonen ausweichen zu können. Je kleiner das Terrarium, desto schwieriger ist es zu gestalten. Die Bepflanzung leidet in kleinen Terrarien durch den Bewegungsdrang der Tiere und zu starke Erwärmung im Heizungsbereich. Aufjerdem ist die Gefahr des Verbisses der Pflanzen durch die Schildkröten weit gröfjer als in geräumigeren Behältern. Eine Möglichkeit, kleinflächige Terrarien dennoch zu bepflanzen: Man gestaltet die Terrarienrückwände als Mauer oder Felshang {Naturstein oder dessen leichtere Kunststoffimitation} und fügt Pflanzenmulden ein oder bepflanzt das Plateau der Rückwand mit Hängepflanzen. Bei in der Vertikale genutztem Raum wird das Terrarium nicht nur bedeutend attraktiver, sondern durch die Bodenfeuchte des Pflanzensubstrats und die Stoffwechseltätigkeit der Pflanzen wird vor allem Wesentliches zur Verbesserung des Mikroklimas getan. Als Aufstellungsort für Terrarien kommt aufjerhalb der eigentlichen Wohnräume natürlich besonders der Balkon in Betracht. Dabei ist allerdings zu beachten, dafj ausreichende Be- und Entlüftung des TerraI:iums gewährleistet sein mufj. Auch zuverlässige Schattenplätze und ausreichend tiefer Bodengrund dürfen nicht fehlen. Die gröfjte Schildkröte mufj sich noch eingraben können. Ihre Panzerhöhe ist also das Minimalmafj. Ohne derartige Voraussetzungen kann ein in der prallen Sommersonne stehendes, weitgehend verglastes Terrarium zur unentrinnbaren Tötungskammer für die Insassen werden (Hitzschlag!). Von der Aufstellung eines Terrariums auf dem Balkon bis zur Abgrenzung ganzer Balkonbereiche als Freilandterrarium ist es nur ein kleiner Schritt. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dafj solche Mini-Freilandterrarien in der Sonne weit stärker aufgeheizt werden als wirkliches Freiland. Ebenso ist die nächtliche Abkühlung intensiver. Die Bedeutung gut isolierter Schattenund Übernachtungsschlupfräume zum Ausgleich dieser Einflüsse liegt also auf der Hand. Quarantäne-Terrarien, fälschlich- oft als sterile Terrarien bezeichnet, sind (meist kleine) Behälter, die auf dekorative Einrich15
tungen und Bepflanzungen völlig verzichten. Sie dienen vor allem der interimistischen Unterbringung neuerworbener Tiere zwecks Überprüfung ihres Gesundheitszustandes oder der Isolierung erkrankter bzw. schlecht ernährter Tiere. Sie sollten deshalb als Zubehör in keiner Schildkrötenanlage fehlen. Das Quarantäne-Terrarium soll leicht tu reinigen und zu desinfizieren sein. Glas, Metall und Kunststoff sind deshalb als Baumaterialien dem Holz u. a. saugfähigen Materialien vorzuziehen. Der Bodengrund in einem Quarantäne-Terrarium sollte gut saugfähig und schnell erneuerungsfähig sein. In Frage kommen sauberer Sand, Sägemehl, Hobelspäne, Zellstofflagen oder Fetzen, Flie.f;papier, Schaumstoff-Flocken und Kunststoffplatten. Holzprodukte (auch Holzwolle) sind mit Vorsicht anzuwenden, da die Landschildkröten diese Substrate mitunter fressen und sich Holzspäne sehr leicht im Schlund einschiefern können.
Aquarienhaltung von Wasserschildkröten Wir unterscheiden hinsichtlich ihres Lebensraumes zwischen amphibisch lebenden und stark aquatilen Wasserschildkröten. Zur ersten Gruppe zählen • Sumpfschildkröten, d. h. Wasserschildkröten, die stehende oder langsam flie.f;ende, mitunter sehr kleine Gewässer bevorzugen, ' • Erdschildkröten, das sind tropische bis subtropische Arten, die Waldgebiete mit Gewässern bevorzugen und freiwillig oft länger an Land leben, • Flu.f;schildkröten, also Bewohner tropischer Ströme und Seen mit hervorragendem Schwimm- und Tauchvermögen. Gemeinsam ist allen amphibisch lebenden Schildkröten, da.f; sie täglich für mehrere Stunden Landaufenthalt brauchen. um sich zu sonnen. Die Nahrungsaufnahme erfolgt überwiegend im Wasser. einige Arten suchen teils auch an Land Nahrung und fressen dann auch gleich dort. Die zweite Gruppe. die stark aquatilen Schildkröten. wird von den meisten der Halswender-Schildkröten gestellt. einer rein tropischen Schildkrötengruppe. die in Kleingewässern ebenso wie in Strömen siedelt. sowie von den Alligator-Schildkröten Nordamerikas (Gattungen Chelydra und Macroc1emys). den Schlammschildkröten (Familie Kinosternidae aus Nord- und Mittelamerika) und den Weichschildkröten (Familie Trionychidae) . Schlie.f;lich sind natürlich auch die Meeresschildkröten (Familien 16
Cheloniidae und Dermochelydidae} stark aquatile Schildkröten. Allen in dieser Gruppe genannten Schildkröten ist gemeinsam, da.fj sie entweder tagelang oder über grö.fjere Zeiträume - manche Arten sogar zeitlebens - das Wasser nicht verlassen. Lediglich zur Eiablage müssen die Weibchen aller aquatilen Schildkröten genauso an Land gehen wie alle anderen Verwandten. Einige Arten dieser Gruppe lieben gelegentliche Sonnenbäder, andere kommen völlig ohne sie aus und führen zudem eine nächtliche Lebensweise. Manche Vertreter der Halswender-Schildkröten (Gattungen Pelusios und Pelomedusa aus Afrika) halten Sommerruhezeiten im Trocknen (Schlamm böden der ausgetrockneten Wohngewässer), ohne jedoch auf solche Pausen angewiesen zu sein. Manche Weichschildkröten hingegen brauchen derartige Ruheperioden, die sie vergraben an Land zubringen (Indische Klappen-Weichschildkröte, Lissemys punctata). Die Unterbringung von Angehörigen der stark aquatilen Schildkröten ist in normalen Aquarien entsprechender Dimensionen möglich, wenn sie zur Eiablage oder Trockenruhe umgesetzt werden. Natürlicher ist jedoch die Haltung in Terraaquarien.
Aquarien mit Landteilen Da rationelle Raumnutzung nahezu überall unumgängliche Forderung ist, haben Aquarien mit eingehängten Landteilen weite Verbreitung gefunden. Sie werden auch Terraaquarien genannt. Der bescheidene Anfang dazu ist ein aus dem Wasser ragender Baumstamm. Infolge der ·Hygroskopie des Holzes sind derartige Landteile oft als vollwertiger Sonnenplatz nicht trocken genug. , Günstiger sind deshalb hängende Stämme oder Rindenstücke, die solide und starr befestigt sein sollten. Stein- oder Holzaufbauten unter Wasser ermöglichen den Schildkröten, die Sonnenplätze zu erklimmen. Die Kletterhilfen können auch in Form von Treppen, schiefen Ebenen, Gitter- bzw. Netzgeflechten aus Kunststoff oder textilen Materialien an den hängenden Teilen befestigt werden. In ihrer Neigung und ihrer Festigkeit müssen sie der Grö6e und Gewandtheit der Schildkröten angepa6t werden. Anstelle der Baumstämme sind auch brettartig eingehängte Landteile geeignet, die Mulden für Bodengrund und Pflanzentöpfe enthalten. Die einfachste Ausführung stellen Bretter oder Kunststoffplatten mit ausgesägten Öffnungen dar, in die Fotoschalen eingepa.fjt werden, die verschraubt oder verklebt werden können. Blumentöpfe für Hydrokultur im Aquari'-!nwasser 2 Obst. Schildkröten
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(Cyperngräser u. a.), einfach in kreisrunde Löcher gesteckt. halten selbst. Komfortablere Varianten sind Metallrahmenkonstruktionen für hängende Landteile, die ein interessantes Bodenprofil mit grö.fjeren Mulden für Eiablage-Substrat und Bepflanzung enthalten. Als Material für das Bodenprofil eignet sich sehr gut Maschendrahtgeflecht, das sehr stabil und doch leicht verformbar ist. Das Geflecht wird beiderseitig mit Kunststoff beschichtet, so da.fj geschlossene Flächen nur mit Abflu.fjlöchern entstehen. Geeignet sind unter anderem Knet-PVC, Polyesterharze und alle anderen Kunststoffe, die im ausgehärteten Zustand keine wasserlöslichen Schadstoffe abgeben (lebensmittel sichere Qualitäten). Viele Kunststoffe lassen sich vor dem Aushärten gut einfärben oder mit Naturmaterialien (Kies, Steinplättchen) inkrustieren. Dadurch kann gefälliges, n.aturnahes Aussehen erreicht werden. Zur Verarbeitungstechnologie und Eignungsprüfung sollte man die Fachliteratur und Experten konsultieren. Auch bei diesen Landteilen sind bequeme Kletterhilfen anzubringen. Eingehängte Landteile ermöglichen zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten: terrassenförmige oder in zwei Etagen gegliederte Landteile. Bei Haltung kleiner Arten können sie regelrecht zu .. Hängenden Gärten" gedeihen. Bei Aquarien, die in Glasklebetechnik ausgeführt sind, ist es ein leichtes, einen aus Glas geklebten Landteil auch noch nachträglich einzufügen. Man klebt hierfür an die Rück- und Seitenscheiben in der gewünschten Höhe Glasstreifen, auf die der Landteil gestellt wird, dessen Au.fjenma.fj für die Länge um ein weniges geringer sein mu.fj als das lichte Längenma.fj des Aquariums. Die Vorderkante des Landteils wird dann kaschiert und mit Ausstiegsschrägen aus beliebigem Material versehen.
Aquaterrarien In ihnen ist ein Aquarienteil mit einem fest installierten Landteil kombiniert. Bescheidenster Anfang sind bepflanzte Rückwände im nur teilweise gefüllten Aquarium, ähnlich wie wir das schon bei Landschildkröten-Terrarien kennengelernt haben. Um allzugro.fje Gewichtsbelastung zu vermeiden, bauen wir vorteilhafter mit Kunststoffimitationen als mit zentnerschweren Natursteinen. Echte Aquaterrarien haben solide getrennte Land- und Wasserabteile. Vorteilhaft für die Gestaltung ist eine ausreichende Höhe, um Epiphytenstämme und grö.fjerwüchsige Pflanzen unterbringen zu können. Das Dach hoher Aquaterrarien mu.fj 18
einen mit Leuchtstoffröhren gut bestückten Beleuchtungskasten tragen. Als Wärmequelle "für den Sonnenplatz der Schildkröten nutzen wir einen feuchtigkeitssicher installierten, tiefer hängenden Strahlungsheizer (Glühlampe). Aufjer der intensiven Beleuchtung ist auch eine gute Durchlüftung für das Gedeihen von Tieren und Pflanzen unerläfjlich. Aufjer den Belüftungsgittern können noch Kleinventilatoren für Luftumwälzung und -erneuerung sorgen. Automatische Kontrolle und Schaltung von Heizung, Beleuchtung und Belüftung bringen höchsten Bedienungskomfort. Die Wasserteile der Aquaterrarien bedürfen ähnlicher Einrichtungen wie die Freilandteiche für Schildkröten. Vor allem sind Unterwasserverstecke als Deckung vonnöten. Geeignete Höhlen lassen sich durch Wurzeln, Steinaufbauten, Kokosschalen, Blumentöpfe oder Kunststoff-Modellierungen je nach Geschmack und Erfordernissen variieren. Genauso wichtig sind Flachwasserzonen mit und ohne Deckung als Ruheplätze für die Schildkröten. Flachwasserzonen gestatten das Erreichen des Wasserspiegels zum Atmen durch Halsstrecken. Sehr einfach kann man solche Bereiche durch Steinplatten oder Wurzeln schaffen. Bodengrund ist bei vielen Arten überflüssig. Der Beckenboden kann aus Glas oder aus Beton mit eingegossenen Natursteinen, Schjeferplatten u. a. bestehen. Rankende Unterwasserpflanzen oder notfalls auch Kunststoffpflanzen oder grüne Perlonwolle schaffen die nötige Unterwasserdeckung. Unbedingt erforderlich ist lockerer, feinkörniger Bodengrund bei der Pflege von Weichschildkröten. Diese Tiere verbringen den gröfjten Teil des Tages eingegraben im Bodengrund. Dieser hat auch wichtige Funktionen für die Ge-' sunderhaltung der Lederhaut der Weichschildkröten. Deshalb darf keinesfalls scharfkantiger Kies oder Sand verwendet werden! Die Beheizung des Aquariums erfolgt mit den in der Aquaristik gebräuchlichen Heizertypen. Nächtliches Absenken der Temperatur um einige Grad entspricht den natürlichen Verhältnissen und wirkt sich positiv auf die Vitalität der Schildkröten aus. Am Tage soll die Wassertemperatur nicht höher als die Lufttemperatur über dem Wasserspiegel sein (andernfalls ist das Ursache für Erkältungskrankheiten der Luftwege und für Augenentzündungen). Die Sonnenplätze müssen unbedingt mit Lampen erwärmt werden, wenn es keine natürliche Sonneneinstrahlung gibt. Wasserwechsel ist ein Problem für sich und kann leicht in Schwerarbeit ausarten, wenn die Wasserschildkrötenanlage ungünstig organisiert ist. Man sollte bei grofjen Becken mit fest installiertem Wasserzulauf und -ablauf arbeiten. Bereits Schlauchleitungen vermögen Transportarbeiten einzuschränken, besser 2*
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sind Wasserwechsel- und Wasserdurchlaufanlagen. Bei starkem Besatz der Becken mit grö.fleren Schildkröten und noch mehr bei der Pflege pflanzenfressender Wasserschildkröten, z. B. Dachschildkröten (Kachuga spec.), der Strahlen-Dreikielschildkröte (Geoclemys hamiltonii), der Chinesischen Streifen schildkröte (Ocadia sinensis) u. a., lä.flt sich selbst bei täglichem Wasserwechsel Geruchsbelästigung kaum ausschlie.flen und Sichtklarheit des Aquarienwassers nur kurzfristig aufrechterhalten. Von den eigenen Ausscheidungen und ihren Zerfallsprodukten, die alle im Wasser gelöst sind, gehen schädigende Rückwirkungen auf die Schildkröten aus. Gewisse Stoffwechselprodukte wirken als Wachstumshemmer, die betroffenen Schildkröten verzwergen. Filtersysteme mit starken Pumpen können das Wasser zwar sehr wirksam von allen Schwebeteilchen reinigen, entfernen aber nur in geringem Ma.fle die gelösten Stoffe. Hier hilft nur permanenter Wasserwechsel. Ideal ist dauernder Zuflu.fl von vorgewärmtem Frischwasser über einen richtig dimensionierten und geschalteten Warmwasserbereiter. Hinweise für die Konstruktion von Wasserwechsel- und Wasserdurchlaufanlagen findet man in .Aquarienanlagen im Selbstbau n von Wulf Rother, AT-Ratgeberreihe Nr. 13. Hier sei nur darauf hingewiesen, da.fl solche Anlagen mit relativ geringem Aufwand auch in Wohnräumen recht unauffällig installiert werden können. Richtig konstruiert, sind sie absolut überlaufsicher.
Sonderfälle Die südostasiatische Gro.flkopfschildkröte, Platysternon megacephalum, bewohnt in ihrer Heimat kühle Gebirgsbäche und Flüsse, deren Temperaturen nicht wesentlich über 20°C ansteigen. Lassen sich Gro.flkopfschildkröten auch allmählich an höhere Temperaturen gewöhnen, so bleibt ihre Vorliebe für kühleres Wasser doch erhalten. Au.flerdem sind Gro.flkopfschildkröten nahezu sehwimmunfähige Flachwassertiere! Der Wasserstand ist folglich so zu wählen, da.fl die Tiere den Wasserspiegel durch Halsstrecken erreichen. Ein Wasserdurchlaufsystem ist gerade in diesem Falle sehr angebracht. Manche Schildkröten benötigen entweder ständig Brackwasser, wie die Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, oder gelegentlich, wie die Pfauenaugen schildkröten, Morenia spec., oder die Kaspische Sumpfschildkröte, Mauremys caspica. Im Falle der Diamantschildkröten ist es unbedingt erforderlich, Brackwasser zu bieten. Oft genügt schon das Zusetzen des Kochsalzanteils 20
vom Meerwasser, das komplette Spektrum der Meeressalze scheint nicht nötig zu sein. In reinem Süfjwasser läfjt sich die Diamantschildkröte nicht lange pflegen. Meeresschildkröten kommen infolge ihrer Gröfje nur als Babys zur Haltung in Liebhaberhand in Betracht. Darüber hinaus mulj die Haltung aller Meeresschildkröten Ausnahme blei. ben, da sie stark bedroht sind. Wenngleich natürlich Zuchtversuche in Heimanlagen unmöglich sind, bieten die Tiere durch ihr interessantes Verhalten reizvolle Beobachtungsobjekte. Seewasser und möglichst perfekte Meeresaquarien-Technik (Filterung und Durchlüftung, Eiweifjabschäumung) sollten selbstverständliche Voraussetzungen für Halterungsversuche sein. In den Aquarienhäusern verschiedener Zoos haben alle Meeresschildkröten bis auf die Lederschildkröte, Dermoche1ys coriacea, ihre jahrzehntelange Haltbarkeit auch unter nicht immer optimalen Bedingungen bewiesen.
Ernährung Die Ernährung der Schildkröten stellt den Pfleger vor keine allzugrofjen Probleme, denn nur wenige Arten sind Nahrungsspezialisten . Landschildkröten aus Trockengebieten der gemäfjigten Zonen sowie der Tropen sind ausgesprochene Saison-Fresser. Das bedeutet, dafj in der kurzen Vegetationsperiode ihrer Lebensräume innerhalb weniger Monate nahezu die gesamte Jahres-nahrungsmenge aufgenommen werden mufl_ Mit dieser intensiven Nahrungsaufnahme mufl nicht nur der laufende Stoffwechsel bestritten, sondern vor allem auch die Reservebildung für den Rest der Aktivitätsperiode in der sommerlichen Dürre sowie für die anschlieflende Winter- bzw. Trockenruhezeit erfolgen. Daher ist es nötig, dafj die Landschildkröten dieser Gruppe in den Saison-Monaten (Ende April bis Mitte Juli) regelrecht .im Futter stehen- können, d. h. vom frühen Morgen bis zum Dunkelwerden fressen können. Wird diese Periode ausgenutzt, so hab~n die Tiere im Hochsommer einen deutlich gedrosselten Nahrungsbedarf, der gegen Herbst noch weiter zurückgeht. Dennoch gehen die Schildkröten dann in optimaler Kondition in die Trocken- oder Winterruhe. Folgende Arten sind u. a. dieser Gruppe zuzurechnen: 21
Alle europäischen Testudo-Arten Vierzehenschildkröte, Agrionemys horsfieldii Gopher-Schildkröten, Gopherus spec. Spornschildkröte, Geochelone sulcata Argentinische Landschildkröte, Chelonoides chilensis Flachschildkröten, Homopus spec. Spinnenschildkröte, Pyxis arachnoides Spaltenschildkröte, Malacochersus tornieri Glattrand-Gelenkschildkröte, Kinixys belliana. Die Landschildkröten tropischer Wald gebiete haben nach Heimat- und Biotopanspruch im Jahresverlauf nur kurze oder gar keine Ruheperioden, in denen nicht gefressen wird. Wir müssen sie deshalb ständig füttern. In diese Gruppe gehören unter anderen Köhlerschildkröte, Chelonoides carbonaria Waldschildkröte, Chelonoides denticulata Braune Landschildkröte, Manouria emys Hinterindische Landschildkröte, Manouria impressa Sternschildkröte, Geochelone elegans Gelbkopf-Landschildkröte, Indotestudo elongata Stutz-Gelenkschildkröte, Kinixys homeana Stachelrand-Gelenkschildkröte, Kinixys erosa. Einige der aufgeführten Arten sind stärker saisongebunden, andere weniger. Faustregeln der Pflege entbinden selbstverständlich nicht von gründlicher Eigenbeobachtung und vom Studium der speziellen Literatur! Hauptnahrungsmittel der Landschildkröten sind Pflanzen: krautige Wildpflanzen, besonders mit herb-bitterer Geschmacksnote (Löwenzahn, Wegerich, Mi1chdisteln, Vogelmiere, SiifJgräser weicher Konsistenz), Blattgemüse (alle Kohlarten, Kopfund Pflücksalat, Endivien, Rapunzeln, Spinat, Mangold, Chicoree), Wurzelgemüse (Möhren, Futter- und Zuckerrüben) sowie Obst nach der Saison. Wild pflanzen sollen gewaschen werden, wenn sie von stra.fiennahen oder kulturpflanzennahen Standorten entnommen wurden. Gemüse und Obst mu.fi grundsätzlich gewaschen werden, um Spritzmittel zu entfernen. Während Blattgemüse nur aufgepflückt gereicht wird, verfüttert man Wurzelgemüse am besten geraspelt. Obst wird aufgeschnitten, . um besseres Abbei.fien zu gewährleisten. Als kohlehydratreiche Sättigungsgrundlage, besonders für gro.fie Landschildkröten, werden gekochte, gequetschte Kartoffeln, gekochter Reis oder Graupen (Naturreis bevorzugen Vitamingehalt!) oder eingeweichtes, trockenes Weizenbrot gegeben.
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Unerläglich ist Fleischzufütterung, während der Saison einbis zweimal wöchentlich. Geeignet sind dafür kleingeschnittenes, rohes Herz, Leber, Lunge, Niere oder Flecke von Schlachttieren, bevorzugt Rind. Fett ist unverdaulich und überflüssig! Muskelfleisch als Geschabtes ist nicht so wertvoll wie die Innereien (Vitamingehalt!). Gern gefressen werden auch käufliche Futterfleischkonserven für Katzen und Hunde. So merkwürdig es auf den ersten Blick erscheinen mag; Viele Landschildkröten fressen gern Fisch! Man reicht entweder kleine Fische im Ganzen (Moderlieschen, Ellritzen, Karauschen, Schleie, Gründlinge, Guppys) oder in Stücke geschnittene grögere Sügwasserfische bzw. ungesalzenen Seefisch. Kerbtiernahrung ist ebenfalls eine brauchbare Eiweig- und Kalkzufuhr für Landschildkröten. Viele Schildkröten nehmen sehr gern Mehlwürmer, die in einer Schale angeboten werden. Ebenso werden von vielen Arten Regenwürmer gefressen. Diese wertvollen Futtertiere (Kalk- und Mineralträger) sammelt man am besten nachts mit der Taschenlampe. Mitunter fressen die Landschildkröten auch Nackt- und Gehäuseschnecken. Quark ist ein gutes Eiweigfutter. Speisequark dient, vermischt mit Hackfleisch oder Früchten, zur Bereitung von Kraftfutter, dem Kalkpräparate, Traubenzucker, Garnelenschrot u. a. beigemengt werden könn'en. Zur Verfütterung formt man wurmartige Würstchen, die etwas mit geriebener Semmel paniert werden sollen, damit sie leichter gefressen werden können. Quark kann auch mit zerstogenen Pellets der Fischmast, Labormäusefütterung oder Haustierernäh1'ung vermischt werden. Zerstogene Pellets können auch dem Hackfleisch zugesetzt werden. Pellets werden auch unvermischt gefressen, entweder trocken oder leicht angefeuchtet. Man kann sie, ähnlich wie Kalkgaben, an bestimmten Plätzen im Terrarium auslegen. Schildkröten benötigen ausreichende Kalkzufuhr. Das kann durch Zufüttern zerstogener oder ganzer Kalktabletten erreicht werden, die man wassergeschützt auslegt. Natürliche .Kalkspender sind bei der Fütterung mehrfach genannt worden. Kalkpräparate der Tierhaltung (z. B. Mycostin) oder der Humanmedizin (Calcipot) oder reiner milchsaurer Kalk aus der Apotheke sollte den Futtermischungen auf Fleisch- oder Quarkbasis, aber auch gekochtem Reis, Kartoffeln und eingeweichtem Weigbrot beigemengt werden. Die Gefahr der Überdosierung besteht nicht, da überschüssiger Kalk ausgeschieden wird. Als natürliche Kalkfütterung kann auch Knochenmehl bzw. Knochenschrot aus Knochen von Schlachttieren, Garnelenschrot oder SepiaSchale gegeben werden. Handelsüblicher Hundekuchen, ent23
weder leicht zerkleinert oder zerstoijen bzw. aufgeweicht in Futtermischungen, ist ebenfalls für die Landschildkröten-Fütterung gut zu verwenden. Vitamingaben, besonders von Vitamin D3 für den Kalkstoffwechsel, aber auch vitalitätsfördernde Multivitaminpräparate, können aus der Tier- und Humanmedizin angewendet werden (z. B. Ursovit D3 oder Vigantol). Die Mengen lassen sich durch (groijzügige) Gewichtsumrechnung ermitteln. Manche Vitamine (besonders des B-Komplexes) zeichnen sich durch unangenehmen Geruch aus, der auch die Schildkröten stört. Solche Präparate sollten nur als Gelatine-Kapseln in Futterbrocken von Lieblingsnahrung verpackt werden und stets zu Beginn der Fütterung als erste Gabe angeboten werden. Noch besser ist es, die Vitamingaben zu injizieren. Das setzt aber Erfahrungen in der Dosierung voraus. Land- und Wasserschildkröten fressen häufig Erde, Sand und Steine! Das kann zur Zufuhr von Kalk dienen, aber auch Reibesteine in den Magen zur Unterstützung der Verdauung befördern. Die Steinchen oder Sandkörner werden regelmäijig mit ausgeschieden, wodurch ständig neues "Steinefressen. (Lithophagie) nötig wird. Keinesfalls ist darin eine krankhafte Erscheinung zu sehen. Bei Wasserschildkröten wird auijer dem Steinefressen häufig auch ein Algenfressen beobachtet. Die Algen passieren den Verdauungstrakt der Schildkröte unverdaut und sind meist noch lebensfähig! Landschildkröten verzehren als Ballaststoffe auch unverdauliche Samenkörner. Eine andere ungewöhnliche Nahrungsgewohnheit soll auch hier erwähnt werden: Viele Landschildkröten sind Kotfresser (Koprophagen), die vor allem Säugetierkot aufnehmen. Ursache ist das Bedürfnis nach bereits stark aufgeschlossenen Nahrungsbestandteilen sowie Wirkstoffen, die im Kot enthalten sind. Ebenso wurde wiederholt beobachtet, daij Landschildkröten an Tierkadavern als Aasfresser anzutreffen sind. Das ist als Befriedigung des Eiweiijbedarfes zu verstehen. Es sollte uns diese Erfahrung aber nicht zur sorglosen Verabreichung verdorbener Nahrungsmittel verleiten, denn das kann heftige Verdauungsstörungen bei diesen Tieren nach sich ziehen. Die meisten Landschildkröten sind Frühaufsteher und tags aktiv; da ist es zweckmäijig, in den frühen Morgenstunden zu füttern. Kraft- und Fleischfutter wird in Futterschalen gereicht, Blattfutter breitgestreut. Bei der Haltung zahlreicher Tiere und besonders bei groijen Arten ist die Verwendung von fest installierten Futterraufen zu empfehlen, die das bequeme Einstecken der Köpfe zum Fressen gestatten, nicht aber das Betreten des 24
Futtergefä6es. Am Boden stehende Futterschalen sollen umwerfsicher stehen (betonierter Boden an der Futterstelle mit Aussparungen für die Gefä6e). Die Gefä6e sind praktischer, wenn sie länglich-schmal sind. Das Futter soll geschützt vor Sonne und Strahlungslampen sowie regensicher stehen. Futterplätze mit Überdachung können für Freilandten-arien empfohlen werden. Nur wenige Landschildkrötenarten sind dämmerungsaktiv, so die Hinterindische Landschildkröte, Manouria impressa, die Braune Landschildkröte, Mal10uria emys, die Gopher-Schildkröten, Gopherus spec. Diese Tiere müssen abends gefüttert werden. Die nötigen Futtermengen und -arten kann der Pfleger nur durch genaue Beobachtung seiner Tiere ermitteln. In der Saison sollte stets ein Futterangebot vorhanden sein! Entfernt wird Futter nur, wenn es verdorben ist (Schimmel, Gärung, Fäulnis!), nicht aber, wenn es nur leicht angetrocknet ist. Viele Schildkröten fressen vertrocknete Pflanzenteile mit Vorliebe, einige Arten aus extremen Trockengebieten auch Heu, z. B. die Spornschildkröte, Geochelone sulcata. Futterfleisch sollte nur soviel verabreicht werden, wie anschlie6end sofort aufgefressen wird, um das Anlocken von Fliegen und Geruchsbelästigungen auszuschlie6en. Unrühmlich bekannt als Nahrungsspezialisten, deren Versorgung dem Pfleger besondere Mühe macht, sind nur wenige Landschildkröten aus dem südlichen Afrika: Flachschildkröten, Homopus spec., die Höcker-Landschildkröte, Psammobates tentoria, die Stachelrandschildkröte, Psammobates oculiiera und die Geometrische Landschildkröte, Psammobates geometrica. Sie bevorzugen sukkulente Pflanzen ihrer Heimat (Dickblattgewächse, sukkulente Liliengewächse u.a.). Die Geometrische Landschildkröte ist auf Sauergräser spezialisiert. Diese Arten kommen jedoch kaum als Pfleglinge in Betracht, da sie äu6erst selten sind und kaum importiert werden. Fast alle Landschildkröten-Arten zeigen starke individuelle Futterbevorzugungen. Der Pfleger mu6 experimentieren und beobachten, was am liebsten gefressen wird. Zu warnen ist jedoch vor Fütterungsexperimenten mit Futtermitteln, die nur schwer erneut beschaffbar sind. Landschildkröten müssen auch Trinkwasser erhalten. Arten aus tropischen Waldgebieten sollten täglich Wasser zur Verfügung haben, während Landschildkröten aus Trockengebieten mit gelegentlichen Wassergaben (1- bis 2mal wöchentlich bei südeuropäischen Arten, 1- bis 2mal monatlich bei Arten aus tropischen Trockengebieten) zufrieden sind. Voraussetzung ist natür-
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lieh, dat in der Zwischenzeit stets ausreichend Grünfutter aufgenommen wurde. Man reicht Wasser stets frisch und leicht temperiert, am besten in Trinkschalen, die nicht das Baden gestatten. Die Schildkröten trinken in der Regel so lange, bis das Wasser wieder aus der Kloake ausgeschieden wird. Dabei wird Kot und Harnstoff abgesetzt. Haben die Schildkröten die Möglichkeit, zum Trinken ins Wasser zu steigen, so wird das Trinkwasser verunreinigt. Wegen der Verbreitung von Keimen ist diese Verfahrensweise insbesondere bei Anwesenheit neuer Tiere riskant. Man badet daher Landschildkröfen am besten einzeln und kontrolliert dabei die Kotabgabe. Verschiedene tropische Landschildkröten sind stärker als andere ans Wasser gebunden und sollten Bademöglichkeiten in temperiertem Wasser erhalten. Sie liegen mitunter stundenlang in Flachwasser und zeigen dabei sichtliches Wohlbefinden. Das betrifft unter anderem die Braune Landschildkröte, Manouria emys, die Hinterindische Landschildkröte, Manouria impressa, die Gesägte Gelenkschildkröte, Kinixys erosa, sowie individuell unterschiedlich stark die Köhlerschildkröte, Chelonoides carbonaria, und die Waldschildkröte, Chelonoides denticulata. Die meisten Wasserschildkröten sind überwiegend carnivor (fleischfressend). Nur wenige Arten brauchen reichlich pflanzliche Zukost, andere nur gelegentlich, dritte kommen gänzlich ohne vegetabilische Kostbestandteile aus. Natürliche Fleischfuttermittel für Wasserschildkröten sind Kerbtiere (besonders Wasserinsekten und deren Larven) und Krebse (Wasserflöhe, Bachflohkrebse) . Selbst ausgewachsene Exemplare grotwüchsiger Sütwasserschildkröten, z. B. der Amerikanischen Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, fressen stundenlang und literweise Daphnien! Kalk und Vitamine werden unter anderem so zugeführt. Verfüttert werden können auch Regenwürmer und Gehäuseschnecken, deren Schalen jedoch vorher zertrümmert werden müssen, wenn es sich um Landschnekken handelt. Ebenso werden Kaulquappen von Fröschen gern gefressen (Naturschutzbestimmungen beachten!). Von der Verfütterung von Fröschen, die von vielen gröteren Wasserschildkröten gern verzehrt werden, sollte aus Naturschutzgründen gänzlich Abstand genommen werden. Fische werden nur von wenigen Arten sehr erfolgreich erbeutet, so von der Geierschildkröte, Macroclemys temminckii, der Matamata, Chelys fimbriatus, und Weichschildkröten (z. B. Gattung Trionyx) . Die meisten Sütwasserschildkröten sollten nur tote Futterfische erhalten, kleine Fische ganz, die grö-fieren zerschnitten. Vorteilhaft ist das TieHrieren von Futterfischvorräten 26
in Tagesportionen. Solche Feinfrostpakete von Moderlieschen und anderen Kleinfischen lassen sich beim Herbstabfischen von Teichwirtschaften oft in Mengen gewinnen. Zur Fütterung ist es möglich, das ganze Paket ohne vorheriges Auftauen ins Schildkrötenbecken zu werfen. Die abfallenden, frisch aufgetauten Fischchen werden dann sofort gefressen. Ungeeignet zu Futterzwecken sind alle stachelflossigen Fische (Stichlinge, Barsche). Seefisch darf nur ungesalzen verfüttert werden. Vorsicht ist bei ersten Versuchen mit Seefischfütterung geboten. Man sollte zunächst nur Kleinstroengen verabfolgen und die Verdauung abwarten! Ist der Fisch zu fett, reagieren die Schildkröten mit der Ausscheidung unverdauten Fettes oder mit Erbrechen der ganzen Nahrung. Das kann auch bei Verfütterung fetten Sü.flwasserfisches (z. B. Mastkarpfen) auftreten! Fischfütterung, insbesondere Seefischfütterung, verdirbt das Wasser meistens sehr stark und zieht die Notwendigkeit baldigen Wasserwechsels nach sich. Als vorzügliches Futter erwies sich das Fleisch von Tintenfischen (also Mollusken), das gelegentlich preisgünstig als Gefrierware im Handel ist. In feine Streifen geschnitten, wird es gern gefressen und gut verdaut. Für die Haltung von Meeresschildkröten ist Tintenfisch-Fleisch ebenfalls als Hauptanteil der Nahrung zu empfehlen. Als Beikost sollten Seeschildkröten Garnelen und Seefisch erhalten, auch Muschelfleisch kann gereicht werden. Die Meeresschildkröten sind ausgesprochen carnivor, nur die Suppenschildkröte, Chelol1ia mydas, nimmt regelmä.flig einen Teil pflanzlicher Kost auf. Fleisch von Schlachttieren ist ebenfalls als Kraftfutter für Wasserschildkröten geeignet. Verwendet wird vor allem in Streifen geschnittenes Rinderherz sowie andere fettfreie Innereien. Futter-Pellets ~ur Fischroast oder -aufzucht (besonders Forellen-Pellets) werden von vielen Wasserschildkröten gern genommen. Ebenso werden die Futterfleischkonserven für Katzen und Hunde gefressen. Hervorragendes Kraftfutter sind nest junge Labormäuse und ' -ratten. Bei guter Ernährung der Mäuse- und Rattenzuchten bieten wir mit diesen Futtertieren nahezu das komplette Nährund Wirkstoffspektrum, das die Schildkröten brauchen. Mäuse und Ratten können getötet oder auch lebend (an der Futterpinzette vorgehalten) verfüttert werden. Bei der schnellen Beutetötung durch den Bi.fl können grö.flere Arten (Geier- und Schnappschildkröten, grö.flere Weichschildkröten-Arten) auch mit erwachsenen Labormäusen gefüttert werden. Futtergelees oder -pasten werden von man~hen Wasserschild-
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krötenpflegern als praktische, begrenzt haltbare und gut portionierbare Futtermittel selbst hergestellt. Es handelt sich um Futtermischungen, die durch Gelatine gebunden sind. Sie werden in wurmförmige Streifen zerschnitten. Futtergelees sind auch zur gezielten Zuführung von Wirkstoffen und Medikamenten besonders geeignet. Mit gelöster Speisegelatine oder Agar wird gut abgetropftes Hackfleisch (oder Hackfisch), gehackte Pflanzenmasse (Löwenzahn), zerstofjener Garnelenschrot verrührt. Kalk- und Vitamingaben werden zugefügt. Dann läfjt man die Masse erkalten. Um Zerbröckeln fu vermeiden, müssen die Zutaten fein zerkleinert sein. Gelee kann nur im Kühlschrank, nicht im Tiefkühlfach aufbewahrt werden und sollte innerhalb weniger Tage verbraucht werden. Pflanzenfutter benötigen einige Wasserschildkröten obligatorisch ,z. B. die Dachschildkröten, Kachuga spec., die Chinesische Streifenschildkröte, Ocadia sinensis, und Schmuckschildkröten, Chrysemys sowie Pseudemys spec. Blattgemüse und Wildpflanzen eignen sich gut zur Fütterung. Starke Wasserverschrnutzung ist allerdings unausbleiblich (Wasserdurchlauf !). Andere Wasserschildkröten, z. B. Höckerschildkröten, Graptemys spec., Clemmys-Arten u. a., fressen nur gelegentlich Pflanzen. Bevorzugt werden häufig Wasserpflanzen. Gern wird aber auch Kopfsalat und junger Löwenzahn genommen. Kalkzufütterung wird bei Wasserschildkröten nötig, wenn nicht durch Naturfutter (Mäuse, Fische, Schnecken, Kerbtiere) ausreichend Kalk angeboten wird, also besonders bei starker Fleischfütterung. Geeignet ist Garnelenschrot, Knochenschrot oder Sepia. Kalkpräparate (Tabletten, milchsaurer Kalk in Pulverform) können wegen ihrer Wasserlöslichkeit nur in Futtergelees eingearbeitet werden. Vitaminpräparate in flüssiger Form oder als Tabletten, Dragees oder Gelatine-Kapseln sind auch durch Injektion oder durch Einschieben· in Futtertiere oder Fleischbrocken applizierbar. Es sollte daher nur an bestimmten, gut einsehbaren Stellen des Beckens gefüttert werden, eventuell mit Futternäpfen, die abgesenkt werden. Fütterung von der Pinzette oder einer Futternadel gestattet individuelle Versorgung, insbesondere mit medikamenten- oder vitaminbeladenem Futter. Liegengebliebene Futterbrocken müssen entfernt werden, da das Wasser sonst schnell verdirbt.
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Wachstum und Gestaltwandel Die Aufzucht von Schildkröten-Babys zu erwachsenen Tieren ist eines der reizvollsten, aber auch schwierigsten Kapitel der Schildkrötenpflege ! Gleichgültig, ob es sich um Wasser- oder Landschildkröten handelt, ist ein einwandfreies Skelettwachstum nur schwer zu erreichen. Jungschildkröten sind sehr empfindlich gegen Störungen des Kalk-Stoffwechsels. Sie beantworten solche Unstimmigkeiten mit Panzererweichungen und anschliefjenden Deformierungen, die zu häfjlichen, nicht ausgleichbaren Dauerschäden oder gar zum Tode führen . . Wie alle Tiere müssen auch die Schildkröten innerhalb kurzer Zeit die Geschlechtsreife erreichen. Damit ist eine notwendige Mindestgröfje verbunden. Schildkröten benötigen für diesen Proze!j 4 bis 12 Jahre, einige Arten wahrscheinlich sogar noch länger. Das Erwachsensein bedeutet aber keinesfalls das Erreichen kapitaler Mafje. Schildkröten wachsen wie alle Reptilien lebenslang und sind folglich niemals .. ausgewachsen.. In der Jugend erfolgt eine rasche Gröfjen- und Gewichtszunahme, die mit der Bildung beachtlicher Knochenmasse beim Panzerwachstum verbunden ist. Daher mufj die Nahrung der Jungschildkröten ausreichende Mengen der Elemente Calcium und Phosphor in einem günstigen Verhältnis enthalten. Für den Einbau dieser Stoffe in die knorpelige Knochenanlage der Schildkröten ist das Vitamin D3 verantwortlich. Es mufj folglich auch in ausreichender Dosis vorhanden sein, wenn die Kalk-Phosphor-Gabe nützen soll. Zur Aktivierung des Vitamins D ist ultraviolettes Licht notwendig. Der UV-Anteil des ungefilterten, ohne trennendes Glas einwirkenden Sonnenlichts ist für die Tiere ausreichend. Der Pfleger mufj also, wenn keine oder nicht ausreichende direkte Sonnenbestrahlung für die Schildkröten möglich ist, durch künstliche UV-Lampen nachhelfen. Bewährt haben sich vor allem Lampentypen mit sogenannter weicher UV-Strahlung. (Handels typ z. B. Narva-de Luxe-UV). Diese Lampen geben nur geringe Anteile der sogenannten .. harten.. Strahlen ab, die beträchtliche Verbrennungen auslösen können. Die Anwendungszeit der Weichstrahler kann von 10 bis 30 Minuten am Tage währen. Vorsicht ist bei Verwendung von Höhensonnen (harte Strahler) geboten. Hier sollten unbedingt ausreichende Abstände eingehalten werden und nur kürzeste, allmählich etwas steigende 29
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Bestrahlungszeiten eingesetzt werden. Haut- und Augenschäden bei den Schildkröten sind sonst unausbleiblich. Als Augenschutz bei Bestrahlung mit Höhensonnen empfiehlt es sich, den Schildkröten etwas MulL der mit einem Pflaster auf dem Kopf festgeklebt wird, aufzulegen. Die Vitamin-D-Gaben müssen ebenfalls sorgfältig dosiert werden (Umrechnung auf das Körpergewicht nach Anwendungsvorschrift) . Bei Vitamingaben ist auIjerdem sehr auf reichliche Kalkzufuhr zu achten, sonst kann leicht der gegenteilige Effekt eintreten: Bei Mangel an umsatzfähigem Kalk greift das Vitamin D3 die Kalkbestände des Knochens an, und bewirkt so Knochenerweichung (Rachitis), die es eigentlich beheben sollte! Die tägliche Kontrolle der jungen Schildkröten ist also eine wichtige Arbeit des Pflegers. Die Festigkeit des Panzers hat der Pfleger bald .im Griff.. : Mit leichtem Fingerdruck ist sie behutsam zu prüfen. Bei allen Schildkröten aus gemäIjigten Klimaten sollte man auch in der Aufzuchtphase nicht auf die naturgemäIje jahreszeitlichen Ruhe- und damit Wachstumspausen verzichten . .. Dampfaufzuchten .. sind am stärksten von rachitischen Defekten bedroht! Aufgetreten'e Panzerdeformierungen (Höckerbildung auf dem Rückenpanzer, zu flache, insbesondere im Beckenbereich flach abfallende Panzer, Wirbelsäulenverkrümmungen und -verbeulte .. Panzer bei Weichschildkröten) sind kaum noch kompensierbar. Immerhin können die betroffenen Tiere durch Erhärten des Knochens gesunden. Sie haben dann häufig eine normale Lebenserwartung und sind zuchttauglich. Eine Vererbung ihrer Schäden ist deren Wesen nach natürlich nicht möglich. Eine Augenweide sind solche Krüppel allerdings nicht. Das Wachstum der Schildkröten verläuft in verschiedenen Phasen. Die erste Phase umfaIjt das allgemeine GröIjenwachstum zum Erreichen der Geschlechtsreife und ist kombiniert mit der Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale, die sich nicht zuletzt auch in unterschiedlichem ZielmaIj des Wachstums ausdrücken. Das GröIjenwachstum vollzieht sich in Schüben, die an die jahreszeitlichen Aktivitätsperioden gekoppelt sind. Als Ausdruck des Wachstums finden sich an den Schildern des Rückenpanzers (Carapax) und des Bauchpanzers (Plastron) breite Anwachsstreifen, die um ein zentrales, ursprüngliches Mittelfeld (die Areoie) gelagert sind. Die Wachstumsstreifen geben Auskunft über die Wachstumsphasen, die in etwa mit den Lebensjahren identisch sein können. Häufig kommt es aber vor, daIj in günstigen Jahren, insbesondere in der Jugend, mehrere Wachstumsschübe ohne Interphasen aufeinanderfolgen.
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Unterschiede zwischen dem Jugend- und Alterskleid hinsichtlich Färbung und Zeichnung können bei manchen Schildkrötenarten beträchtlich sein. So sind die Zeichnungsmuster vieler Landschildkröten in ,der Jugend auffälliger und stimmen mit denen der adulten Tiere nicht überein. Das trifft unter anderem für folgende Arten zu: Strahlenschildkröte, Asterochelys radiata; Pantherschildkröte, Geochelone pardalis; Sternschildkröte, Geochelone elegans; Glattrand-Gelenkschildkröte, Kinixys belliana. Aber auch zahlreiche Wasserschildkröten haben unterschiedlich gefärbte und gezeichnete Jugend- und Alterskleider (einige Erdschildkröten, Geoemyda spec.; Plattrücken-Schildkröte, Notochelys platynota; Malayische Dornschildkröte, Cyc1emys dentala. Am häufigsten ist der Unterschied zwischen dem Jugendund Alterskleid durch den Verlust ursprünglich vorhandener Zeichnungs- und Färbungselemente gegeben. Nach dem Erreichen der Erwachsenengröge und der geschlechtsspezifischen Gestalt nehmen die Schildkröten nur noch langsam an Gröge und Masse zu. Es tritt anstelle des ausgeprägten Längenwachstums ein formwandelndes Alterswachstum in den Vordergrund. Das äugert sich in Aufwölbungen des Panzerrandes über den Extremitäten oder im Nacken. Die oft abenteuerlichen sattelförmigen Panzer alter Seychellen- oder Galapagos-Riesenschildkröten sind genauso das Produkt des Alterswachstums wie die charakteristischen Panzerränder der Breitrand-Schildkröte, Testudo marginata, oder der Flachschildkröten, Homopus sp~c. Andere Merkmale, die ebenfalls erst durch das Alterswachstum voll ausgeprägt werden, sind die Rückenpanzer-Gelenke der Gelenkschildkröten, Kinixys spec., oder die Plastron-GelenKe bei anderen Arten, die mitunter nur bei einzelnen Individuen auftreten (Spinnen schildkröte, Pyxis arachnoides, Ägyptische Landschildkröte, Pseudotestudo kleirtmannL und einzelne alte <j?<j? der Maurischen Landschildkröte, Testudo graeca).
Sekundäre Geschlechtsmerkmale Geschlechtsunterschiede äugem sich bei den Schildkröten häufig schon in der Gröge der beiden Geschlechter. Die Weibchen vieler Land- und Wasserschildkröten übertreffen die Männchen beträchtlich an Gröge und Masse. Extremste Fälle sind bei den Schmuckschildkröten, Chrysemys bzw. Pseudemys spec., den Höcker-Schmuckschildkröten, Graptemys spec., und den Dachschildkröten, Kachuga spec., zu beobachten. 31
Zahlreiche Arten sind durch charakteristische Eindellungen des Bauchpanzers der Männchen gekennzeichnet, die als Kopulationshilfe dienen. Die Weibchen derselben Arten können leicht aufgewölbte Bauchpanzer besitzen. Viele Wasserschildkröten sind im männlichen Geschlecht nicht nur kleiner, sondern auch proportional flacher gebaut als die Weibchen. Nur bei wenigen Schildkröten sind weitere sekundäre Geschlechtsmerkmale der Männchen leicht erkennbar. So erkennt man die