Sebastian Horndasch Master nach Plan Erfolgreich ins Masterstudium: Auswahl, Bewerbung, Finanzierung, Auslandsstudium, mit Musterdokumenten 2., vollst. überarbeitete und aktualisierte Auflage
Sebastian Horndasch
Master nach Plan Erfolgreich ins Masterstudium: Auswahl, Bewerbung, Finanzierung, Auslandsstudium, mit Musterdokumenten 2., vollst. überarbeitete und aktualisierte Auflage Mit 6 Abbildungen und 26 Tabellen
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Sebastian Horndasch E-Mail:
[email protected] Die erste Auflage erschien 2007 unter dem Titel »Master nach Plan. Strategien für Auswahl, Bewerbung und Finanzierung des Masterstudiums« im W. Bertelsmann Verlag.
ISBN-13 978-3-642-13019-9 Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. SpringerMedizin Springer-Verlag GmbH ein Unternehmen von Springer Science+Business Media springer.de © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010 Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Planung: Joachim Coch, Heidelberg Projektmanagement: Michael Barton, Heidelberg Lektorat: Daniela Böhle, Berlin Umschlaggestaltung: deblik Berlin Fotonachweis Überzug: © shutterstock Satz und Digitalisierung der Abbildungen: Fotosatz-Service Köhler GmbH – Reinhold Schöberl, Würzburg SPIN: 12832590 Gedruckt auf säurefreiem Papier
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Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Sie planen ein Masterstudium, sind sich allerdings nicht sicher, für welche Masterprogramme Sie sich bewerben sollen? Vielleicht haben Sie schon einige Programme ins Auge gefasst, sind sich aber über die Qualität der Programme unsicher? Oder Sie brauchen Rat beim Verfassen einer Bewerbung für Ihren Wunschmasterstudiengang? Dann geht es Ihnen wie den meisten Bachelorabsolventen. Auch ich, der Autor dieses Buches, stand vor diesen Fragen. Ich gehörte damals zur ersten Generation von Bachelorstudenten und es gab weder Ratschläge älterer Studenten noch nützliche Informationen in Ratgebern oder im Netz. Auch Informationen fürs Masterstudium im Ausland waren nur schwer zu erhalten. Aus diesem Dilemma entstand die Idee zu diesem Buch – des ersten strategischen Studienführers für Masterprogramme. Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, nicht nur ein Masterprogramm zu finden, das auf Sie passt, sondern dort auch einen Studienplatz zu erhalten. Es ist eine Anleitung zur richtigen Suche, passgenauen Bewerbung und zielführenden Finanzierung Ihres Masterstudiums. Im Vordergrund stehen dabei Sie – und damit Ihre Ziele, Ihre Bewerbungs- und Finanzierungsstrategie. Vor der Bewerbung steht die Auswahl des richtigen Masterprogramms. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle – berufliche Erwägungen, die inhaltliche Ausrichtung oder das Renommee der Hochschule, um nur einige zu nennen. Ich zeige Ihnen, worauf Sie achten sollten. Im nächsten Schritt lernen Sie, worauf es in einer erfolgreichen Bewerbung ankommt und wie Sie mit der richtigen Strategie eine passgenaue Bewerbung für Ihre Zielhochschule anfertigen. Für immer mehr Bachelorabsolventen wird ein Masterstudium im Ausland zu einer attraktiven Alternative. Großbritannien und die USA, aber auch die Niederlande, Frankreich und Schweden und viele weitere Länder verfügen über eine Reihe hervorragender Institutionen. Wie das Hochschulsystem dort funktioniert, lernen Sie in diesem Buch. Zu einem erfolgreichen Masterstudium gehört auch eine durchdachte Finanzierung – zum Beispiel mittels BAföG, Stipendien oder Krediten. Möglichkeiten gibt es viele – dieses Buch ordnet sie und zeigt Ihnen, welche Finanzierung für Ihr Masterstudium die richtige ist – einschließlich der vielen Möglichkeiten, einen großen Teil Ihrer Ausgaben fürs Masterprogramm von der Steuer abzusetzen. Ich hoffe, dass Ihnen dieses Buch hilft und Lust auf Ihr Masterstudium macht. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Bewerbung und Freude im nächsten Studienabschnitt. Mit dem Übergang zum Master eröffnen sich Ihnen endlose Möglichkeiten – nutzen Sie sie! Ihr Sebastian Horndasch
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Inhaltsverzeichnis Fortschrittsdiagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Masterstudiengänge – Eine Einführung . . . . . . . . . . Bologna und die Konsequenzen für die Studenten . . . . . . Arten der Abschlüsse in Deutschland und Karriereeinstiege Anwendungs- oder forschungsorientiert . . . . . . . . . . . . . . Konsekutiv, nichtkonsekutiv, weiterbildend . . . . . . . . . . . . Aufbau und Struktur von Masterstudiengängen . . . . . . . . Akkreditierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkurs: Der Bologna-Prozess in der Kritik . . . . . . . . . . . . Das Hauptproblem: Die Studierbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . Weitere Kritikpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was gut lief: Die Erfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Ausland . . . . . . . . . . . . Binationale Studiengänge Erasmus . . . . . . . . . . . . Großbritannien . . . . . . . Frankreich . . . . . . . . . . . Niederlande . . . . . . . . . . Schweiz . . . . . . . . . . . . Österreich . . . . . . . . . . . Schweden . . . . . . . . . . . Irland . . . . . . . . . . . . . . USA . . . . . . . . . . . . . . . Kanada . . . . . . . . . . . . . Australien . . . . . . . . . . . Weitere Länder . . . . . . . .
2.1 2.2 2.2.1 2.2.2 2.3 2.4 2.5 2.5.1 2.5.2 2.5.3 2.5.4
3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13
4 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 4.4 4.4.1
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Auswahl des passenden Masterstudiengangs . . . . Der richtige Zeitpunkt für den Master . . . . . . . . . . . . . . Unter welchen Bedingungen lohnt sich ein Masterstudium? . Direkt im Anschluss an den Bachelor . . . . . . . . . . . . . . . . Nach einem Jahr Pause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nach einigen Jahren Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren? . . . . . . . . . Methoden der persönlichen Zielfindung . . . . . . . . . . . . . Festlegung Ihrer Präferenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Recherchemöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät . Universität oder Fachhochschule? . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkurs: Private Bildungseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . Hochschulrankings in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . Hochschulrankings international . . . . . . . . . . . . . . . . . . Qualitätsanalyse: Ihr Studiengang auf dem Prüfstand . . . Möglichkeiten der Qualitätsbeurteilung als Außenstehender
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Inhaltsverzeichnis
4.4.2 4.4.3 4.4.4 4.4.5 4.4.6 4.4.7 4.4.8 4.5 4.5.1 4.5.2 4.5.3 4.5.4
Zusammensetzung des Lehrkörpers als Qualitätsindikator . . . . . . . . . . . . Zusammensetzung der Studentenschaft als Qualitätsindikator . . . . . . . . . Prüfungsordnungen lesen und interpretieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorlesungsverzeichnisse lesen und interpretieren . . . . . . . . . . . . . . . . . Werbeunterlagen des Studienganges lesen und interpretieren . . . . . . . . . Zusicherung von Verbindlichkeit als Qualitätssignal . . . . . . . . . . . . . . . . Sonstige Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berufliche Chancen: Die passende inhaltliche Ausrichtung des Studiums Warum jetzt schon an den Beruf denken? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Promotionsrecht bei ausländischem Masterabschluss . . . . . . . . . . . . . . . Privatwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonstige Berufsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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79 81 83 84 85 86 88 90 91 92 93 95
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Entwicklung einer Bewerbungsstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3 5.4 5.4.1 5.4.2 5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3
Der Bewerbungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fristen und Formalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Interpretation inhaltlicher Auswahlkriterien . . . . . . . . . . . . . . Die Bewerbermappe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Motivationsschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebenslauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leistungsnachweise: Noten, Abiturzeugnis, Sprachzertifikate . . . Sonstige Nachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkurs: Nachreichungen und Ergänzungen zur Bewerbermappe . Professorengutachten als zentrales Element Ihrer Bewerbung Erforderlicher Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktiv den Inhalt des Gutachtens mitbestimmen . . . . . . . . . . . . Vertrauliche Inhalte der Gutachten in Erfahrung bringen . . . . . . Persönliches Auswahlgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mögliche Themen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorbereitungsstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flankierende Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umgang mit der Verwaltung einer öffentlichen Hochschule . . . . Erfolgreiches Netzwerken zur aktiven Förderung der Bewerbung . Strategien für Erstkontakt und Ansprache . . . . . . . . . . . . . . .
99 103 103 105 106 108 109 115 116 119 119 120 122 124 126 126 127 130 133 134 137 142
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Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6.1 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.3 6.3.1 6.3.2 6.4 6.5 6.6
Kreditangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stipendien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Studienstipendien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erlassung von Studiengebühren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reisestipendien bei ausländischen Masterstudiengängen . . . . . . . . . . . BAföG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BAföG-Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BAföG-Förderung bei einem Masterstudium im Ausland . . . . . . . . . . . . Mitnahme studentischer Sozialleistungen aus Deutschland ins Ausland Arbeit neben dem Masterstudium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steuerliche Absetzbarkeit von Masterstudiengängen . . . . . . . . . . . .
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147 148 157 158 164 166 167 168 169 170 171 172
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Schlusswort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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IX Fortschrittsdiagramm
Zeit bis zur Abgabe Ihrer Bewerbung
Erledigungen
–9 Monate
Seien Sie sich im Klaren, ob Sie einen Master machen möchten (7 S. 48).
–8 Monate
Denken Sie über ein Studium im Ausland nach und informieren Sie sich über Möglichkeiten (7 S. 27).
–7 Monate
Legen Sie eine Liste mit Ihren Präferenzen an (7 S. 58). Setzen Sie sich dafür ein festes Zieldatum.
Kaufen Sie dieses Buch!
Besuchen Sie Hochschulmessen (7 S. 62).
–6 Monate
Sammeln Sie Informationen zu möglichen Programmen und Hochschulen (7 S. 67). Schauen Sie sich Rankings an (7 S. 71).
–5 Monate
Besuchen Sie die Hochschule(n), die in Ihrer engeren Wahl sind (7 S. 64).
–4 Monate
Überprüfen Sie die Qualität der Hochschule und des Studiengangs (7 S. 78)
Informieren Sie sich über mögliche Ansprechpartner an der Zielhochschule (7 S. 137). Sprechen Sie sie an (7 S. 142).
–3 Monate
Entscheiden Sie sich, für welche Masterprogramme Sie sich genau bewerben wollen.
Bei Bewerbung im Ausland: Kümmern Sie sich um Reisestipendien, hier laufen die Fristen früh ab (7 S. 166).
–2 Monate
Machen Sie sich Gedanken über Ihre Finanzierungsoptionen (7 S. 147).
–1 Monat
Informieren Sie sich über notwendige Tests wie den TOEFL oder den GMAT (7 S. 116). Melden Sie sich an!
Bitten Sie mehrere Professoren, für Sie ein Gutachten anzufertigen. Versuchen Sie, auf die Gestaltung Einfluss zu nehmen (7 S. 120). Erstellen Sie eine Checkliste, welche Unterlagen Sie einreichen müssen.
Schreiben Sie Ihre Bewerbung und Ihren Lebenslauf (7 S. 106).
Füllen Sie ggf. Ihren Antrag auf Auslands-BAföG aus (7 S. 169).
Abgabe der Bewerbung
Haben Sie alles beisammen? Dann schicken Sie die Bewerbungen ab und entspannen Sie sich für ein paar Tage.
Nach Abgabe der Bewerbung
Spätestens jetzt sollten Sie ich ernsthaft um die Finanzierung Ihres Studiums kümmern (7 S. 147)
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Einleitung
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Kapitel 1 · Einleitung
Liebe Leser, Respekt! Sie stehen kurz vor der Vollendung Ihres ersten Hochschulabschlusses oder sind bereits fertig. Nun suchen Sie nach dem richtigen Masterprogramm und haben dafür dieses Buch gekauft. Dies alles spricht dafür, dass Sie bisher vieles richtig gemacht haben. Es ist daher Zeit, kurz durchzuatmen und sich auf die Schulter zu klopfen. Denn Sie sind auf dem besten Weg! Sie haben also Ihren Bachelor oder stehen kurz davor. Im Vergleich zu herkömmlichen Abschlüssen studieren Sie damit im besseren System. Sicher haben einige Hochschulen den Umstieg schlecht geregelt, doch dies ändert nichts daran, dass sich Ihre Möglichkeiten vervielfacht haben. Plötzlich steht Ihnen die Welt offen, denn Sie können Ihr Studium praktisch überall beenden. Plötzlich können Sie sich spezialisieren und verschiedene Fächer auf eine Weise verknüpfen, wie Sie es vorher nicht konnten. Plötzlich können Sie ohne weiteres ein Auslandssemester machen und bekommen Ihre Leistungen anerkannt. Und: Sie werden sich glücklicherweise nie im Ausland die Frage anhören müssen, was denn bitte ein Diplom sei. Dass diese Explosion der Möglichkeiten die Auswahl auch komplizierter werden lässt, ist selbstverständlich. Sie müssen mehr Zeit für die Wahl des richtigen Programms und für die Bewerbung aufwenden. Doch das ist leichter, als Sie vielleicht vermuten – wenn Sie die richtige Strategie verfolgen und das notwendige Hintergrundwissen haben. Dafür haben wir dieses Buch geschrieben. Die neue Wettbewerbssituation zwischen den Studenten, die um einen Platz in einem guten Programm konkurrieren, und den Hochschulen, die um gute Studenten werben möchten, hat einiges im Verhältnis zwischen Hochschulen und Studenten verändert: Studenten haben ein Interesse daran, einen Platz in einem möglichst guten Masterprogramm zu bekommen. Hochschulen sind daran interessiert, möglichst gute Studenten zu erhalten. Dies ist gut für Sie – denn die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in Ihrem Masterstudium lediglich unmotiviert abgespeist werden, sinkt erheblich. Das Einzige, was Sie noch von Ihrem Masterstudium trennt, ist eine erfolgreiche Bewerbung. Und dafür haben Sie dieses Buch. Ich, der Autor dieses Ratgebers, gehörte als Student der Universität Erfurt zu den ersten Bachelorstudenten Deutschlands. Vieles war damals neu für mich, allerdings lernte ich schnell die Vorteile der neuen Studienstrukturen kennen. Bachelor- und Masterstudiengängen wird oft vorgeworfen, sie erzögen die Studenten durch Verschulung zu mangelnder Selbstständigkeit und zu reinen Konsumenten von Wissenschaft. Meine – und ich hoffe auch Ihre – Erfahrungen waren grundlegend anders. Denn gerade die zahlreichen Möglichkeiten, ohne Zeitverlust im Ausland zu studieren, und die internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse erforderten von uns, selbstständig zu studieren und Entscheidungen zu treffen. Die neu geforderte Selbstständigkeit führt dazu, dass Sie aus Ihrem Studium mehr mitnehmen werden als zahlreiche Seminare in stickigen Hörsälen: Sich selbstständig zu organisieren und für sich die besten Mög-
3 Ziel des Buches
lichkeiten zu finden, das Studium erfolgreich mit dem Mastergrad abzuschließen, wird Ihnen jede Menge Erfahrung fürs Leben bringen. Dieses Buch wird Ihnen zahlreiche Ratschläge geben. Einige werden mehr, andere weniger relevant für Sie sein. Neben diesen Hinweisen möchte ich Ihnen jedoch auch zwei Bitten mit auf Ihren Weg geben. Erstens: Studieren Sie das, was Ihnen liegt und Freude bereitet. Nichts ändert sich so schnell wie die Nachfrage des Arbeitsmarktes. Ihre Fähigkeiten, Wünsche und Träume bleiben jedoch gleich. Es wäre daher falsch, bei der Studienwahl ausschließlich einem Trend des Arbeitsmarktes zu folgen. Studieren Sie das, worauf Sie Lust haben. Aber studieren Sie es richtig. Und zweitens: Fangen Sie früh damit an, ein geeignetes Masterprogramm zu suchen. Schieben Sie Entscheidungen nicht unnötig auf – auch wenn am Anfang zunächst immer das Gefühl von Unsicherheit steht. Denn Entscheidungen müssen getroffen werden. Besser früher als später. Eng beteiligt an diesem Buch war Nicolaus Heinen, mit dem ich gemeinsam in Erfurt studiert habe. Für die wunderbare Zusammenarbeit, die vielen Diskussionen und Ideen sowie sein rastloses Engagement bin ich ihm zu großem Dank verpflichtet. Ohne ihn wäre das Buch in dieser Form nicht denkbar gewesen. Aus diesem Grund wird im weiteren Verlauf des Buches von »uns« als Autoren die Rede sein und nicht von »mir« im Singular.
Ziel des Buches Dieses Buch soll Ihnen helfen, das richtige Masterstudium zu finden, sich erfolgreich zu bewerben und Ihr Studium dabei angemessen zu finanzieren. Wir verfolgen einen anderen Ansatz als die meisten anderen Studienratgeber: Wir sagen Ihnen klar, wie das System Hochschulbewerbung funktioniert. Denn wenn Sie genau wissen, wie Bewerbungsverfahren und Hochschulverwaltungen funktionieren, werden Sie auch erfolgreich sein. Suche, Bewerbung und Finanzierung eines Masterstudiums werden Sie zwar vor Herausforderungen stellen, doch dieses Buch gibt Ihnen das Handwerkszeug, um sie zu meistern. Wir bieten weniger konkrete Ratschläge für bestimmte Situationen (»Setzen Sie ein Lächeln auf, das öffnet nicht nur Türen, sondern auch Herzen!«), sondern wollen Ihnen im Folgenden beibringen, wie Sie das Bewerbungssystem Ihrer gewünschten Zielhochschule analysieren, verstehen und knacken können. Dafür ist es nicht nur wichtig, dass Sie sich in Ihrer Bewerbung ein individuelles Profil geben, sondern auch dafür sorgen, dass Ihre Bewerbung bei den richtigen Entscheidungsträgern im doppelten Sinne ankommt. Das Buch verbindet daher Elemente eines klassischen Bewerbungsratgebers mit einer ausführlichen Beschreibung des Systems Hochschul-
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Kapitel 1 · Einleitung
bewerbung. Sie werden in diesem Buch daher nicht nur lernen, wie Sie Motivationsschreiben und Lebenslauf gestalten, sondern auch, wie Auswahlgremien und Verwaltungen funktionieren und wie Sie die Fürsprache einflussreicher Professoren für sich gewinnen können.
Effektives Arbeiten mit dem Ratgeber Der Aufbau des Buches orientiert sich an den einzelnen Schritten vor Ihrem Masterstudium: Zunächst müssen Sie wissen, welcher Typ Masterstudium für Sie infrage kommt, und daraufhin einen geeigneten Masterstudiengang finden. Hierbei helfen Ihnen die Kapitel »Masterstudiengänge – Eine Einführung« (7 S. 7) und »Auswahl des passenden Masterstudiengangs« (7 S. 47). Im nächsten Schritt müssen Sie eine überzeugende Bewerbung bei den Hochschulen Ihrer Wahl einreichen. Sie sollten auch dafür sorgen, dass Ihre Bewerbung von den Hochschulen angenommen wird und bei den richtigen Entscheidungsträgern ankommt. Wie das geht, zeigen wir im Kapitel »Entwicklung einer Bewerbungsstrategie« (7 S. 99). Schon während Ihrer Bewerbung und spätestens nach der Zusage eines Studienplatzes sollten Sie sich um die Finanzierung Ihres Studiums kümmern. Einen Wegweiser durch die zahlreichen Möglichkeiten bietet Ihnen das Kapitel »Finanzierung« (7 S. 147). Selbstverständlich müssen Sie nicht das ganze Buch lesen. Wir bieten Ihnen fünf Hilfen an, mit denen Sie schnell auf für Sie relevante Inhalte zugreifen können. Unser Fortschrittsdiagramm, das Sie direkt hinter dem Inhaltsverzeichnis finden, gibt Ihnen eine Orientierung, welche Teile des Buches Sie in welcher Phase Ihrer Bewerbung lesen sollten. Zu vielen angesprochenen Themen finden Sie Internetadressen, die Ihnen weiterführende Informationen anbieten. Sie bieten eine sinnvolle inhaltliche Ergänzung zu den komprimierten Fakten des Buches. Am Ende eines jeden Unterkapitels gibt es inhaltliche Zusammenfassungen. Darüber hinaus unterstützen wir Sie durch zahlreiche Merklisten und Praxistipps mit relevanten Informationen zum jeweiligen Themenbereich. i Die Praxistipps sind mit dem nebenstehenden Symbol gekennzeichnet.
Mitten im Text gibt es Schnellfinder 7 S. XY zu relevanten Begriffen und Themen: Dort finden Sie dann in Klammern die Seitenzahl des Abschnittes, der Ihnen noch genauere Informationen zum angeschnittenen Thema bietet. Der Schlagwortindex am Ende des Buches ermöglicht es Ihnen zudem, einzelne Themen gezielt nachzuschlagen. Bei der Erstellung des Fortschrittsdiagramms haben wir mit Absicht eine Zeitspanne gewählt, die Ihnen Zeit lässt, sich sehr gründlich mit Ihrer Bewerbung zu beschäftigen. Natürlich ist es möglich, sich erst eineinhalb Monate vor Abschluss der Bewerbungsfrist des gewünschten
5 Die Bedeutung einer individuellen Bewerbungsstrategie
Masterprogramms mit dem Thema auseinanderzusetzen und dann schnell eine Bewerbung zu erstellen. Auch in diesem Fall hilft Ihnen dieses Buch. Wenn Sie gerade in dieser Situation sind, sollten Sie den Kopf aber nicht hängen lassen, sondern sich einfach besonders anstrengen. Denn noch ist nichts verloren und mit unseren Ratschlägen haben Sie noch immer beste Chancen, in Ihrem gewünschten Programm aufgenommen zu werden. Unter www.springer.com/978-3-642-13019-9 finden Sie Musterdokumente: Sie helfen Ihnen, ein überzeugendes Motivationsschreiben und Gutachten zu erstellen – auf Deutsch, Englisch und Französisch. Darüber hinaus finden Sie je ein Musterdokument für ein überzeugendes Anschreiben und einen überzeugenden Lebenslauf. Wir raten Ihnen, jeden Punkt zumindest anzulesen. Auch in Ihnen vertrauten Feldern bieten wir Ihnen oft nützliche Zusatzinformationen. Wussten Sie zum Beispiel, dass Sie die Ausgaben für Ihr Masterprogramm von Ihrer zukünftigen Einkommenssteuer absetzen können? In unserem Buch vermitteln wir Ihnen viele Zahlen und Fakten. Wir haben jede Information eingehend überprüft. Der Markt der Masterstudiengänge ist allerdings stark in Bewegung und die Rahmenbedingungen können sich im Laufe der Zeit ändern. Das gilt insbesondere für die Gesetzeslage, aber auch für Studiengebühren, für die wir in diesem Buch Richtlinien angeben. Für etwaige Fehler und gesetzliche Änderungen, die nach Drucklegung zustande gekommen sind, übernehmen wir keine Haftung. Stand der Informationen in diesem Ratgeber ist Februar 2010. Wenn Sie Irrtümer entdeckt haben oder andere Hinweise für uns haben, so freuen wir uns über eine E-Mail von Ihnen: masternachplan@ gmail.com.
Die Bedeutung einer individuellen Bewerbungsstrategie Eines vorweg: In diesem Buch bieten wir Ihnen kein allumfassendes Erfolgsschema. Gerne hätten wir Ihnen die Horndasch-Heinen-Strategie für eine optimale Masterbewerbung präsentiert. Doch so einfach ist das leider nicht: Jeder Lebenslauf ist anders, jeder Student hat andere Begabungen und Stärken. Und das ist gut so. Viele Bewerbungen um einen Studienplatz auf Masterniveau scheitern daran, dass Bewerber nicht die formalen Anforderungen (z. B. Einsendeschluss, vollständige Unterlagen) erfüllen. Zudem scheitern viele Bewerber daran, dass ihre Bewerbung inhaltlich nicht überzeugend erscheint. Wir Autoren wissen das, denn wir sitzen selbst in Ausschüssen, die über Bewerbungen im akademischen Bereich entscheiden. Wenn Sie die Hinweise dieses Buches beachten, können Sie sichergehen, nicht wegen formaler Fehler auszuscheiden und Ihre Bewerbung auch inhaltlich überzeugend gestalten zu können. Ihre Bewerbungsstrategie sollte bereits bei der Auswahl der Hochschule anfangen: Achten Sie darauf, dass der gewünschte Masterstudien-
@ Die Abschnitte des Buches, zu denen Sie Musterdokumente online finden, sind mit diesem Button gekennzeichnet.
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Kapitel 1 · Einleitung
gang auf Ihr Profil passt und Ihre bisherigen Qualifikationen sinnvoll erweitert. Im eigentlichen Bewerbungsprozess müssen Sie nicht nur die formellen und inhaltlichen Anforderungen erfüllen, sondern auch dafür sorgen, dass Ihre Bewerbung an der Zielhochschule auch gelesen wird – und das von den richtigen Personen. Sie müssen der Zielhochschule zeigen, dass Sie gut sind. Die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen hat Studenten die einmalige Möglichkeit gegeben, ihr Studium nach individuellen Bedürfnissen inhaltlich, örtlich und zeitlich auszurichten. Um die Chancen zu nutzen, die Ihnen ein guter Masterstudiengang bietet, ist es wichtig, dass Sie verstehen, wie das System Hochschule funktioniert. Dann wird Ihre Bewerbung um einen Studienplatz in einem Masterprogramm erfolgreich sein. Dies ist Ihr Wettbewerbsvorteil: Denn fast alle Bewerber auf ein Masterprogramm wissen wenig über das System. Sie jedoch haben mit diesem Buch eine Anleitung, bei wichtigen Stellen Ihrer Masterbewerbung entscheidend zu punkten. Und darin liegt eine große Chance. Sebastian Horndasch Autor
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Masterstudiengänge – Eine Einführung 2.1
Bologna und die Konsequenzen für die Studenten
2.2
Arten der Abschlüsse in Deutschland und Karriereeinstiege – 13
2.3
Aufbau und Struktur von Masterstudiengängen
2.4
Akkreditierung
2.5
Exkurs: Der Bologna-Prozess in der Kritik
– 18 – 20
–8
– 16
8
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Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
Die Umstellung auf Bachelor und Master ist der größte Umbruch, den das europäische Hochschulsystem jemals erlebt hat. Dies gilt auch für Deutschland: Seit der Einführung der modernen Universität Humboldtscher Prägung hat es keinen so umfassenden Wandel in so kurzer Zeit gegeben. Bedenken Sie, dass zwischen Beschluss und weitgehender Umsetzung nur 12 Jahre vergangen sind – eine minimal kurze Zeitperiode angesichts der Komplexität und der Größe des Systems. Ihnen bietet das enorme Chancen, Ihr Studium aktiv zu gestalten. Mit einem Masterabschluss können Sie einen individuellen Bildungsweg einschlagen, sich fernab der früheren Standardisierung Wissen aneignen und sich ein individuelles Profil für den Arbeitsmarkt verschaffen. Wichtig dafür ist jedoch, dass Sie die Möglichkeiten des so genannten BolognaProzesses kennen und wissen, welche Möglichkeiten Ihnen ein Masterstudium bieten kann. Daher geben wir Ihnen zunächst eine Einführung zum Bologna-Prozess, zu den verschiedenen Arten der Masterstudiengänge, ihrer Akkreditierung und der Unterschiede zwischen Masterstudiengängen in Deutschland und im Ausland.
2.1
Bologna und die Konsequenzen für die Studenten
Die Umstellung des deutschen Studiensystems auf die Abschlüsse Bachelor und Master erfolgt im Rahmen des Bologna-Prozesses. Seinen Namen hat er von der Università di Bologna, die im 11. Jahrhundert gegründet wurde und damit eine der ältesten Universitäten Europas ist. Im Hintergrund stand dabei die Feststellung, dass die europäischen Hochschulsysteme untereinander inkompatibel waren und gravierende Mängel in der gegenseitigen Anerkennung von Abschlüssen bestanden. Gleichzeitig standen viele Länder vor ähnlichen Herausforderungen – zu wenige Hochschulabgänger, wenig differenzierte Angebote, geringe Mobilität und oftmals mangelnde Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt. Der Bologna-Prozess wurde – anders als der Name vermuten lässt – 1998 mit der Sorbonne-Erklärung eingeläutet. Präzisiert wurden die Reformbemühungen 1999 in der Erklärung von Bologna, die von 29 europäischen Bildungsministern unterzeichnet wurde. Mittlerweile haben sich 46 Länder angeschlossen, von A wie Albanien bis Z wie Zypern. Im Einzelnen nehmen folgende Staaten am Bologna-Prozess teil: Albanien, Andorra, Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Mazedonien, Moldau, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, die Russische Föderation, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Türkei, Ukraine, Ungarn, Vatikan, Vereinigtes Königreich und Zypern.
9 2.1 · Bologna und die Konsequenzen für die Studenten
i Alle Mitgliedstaaten der EU haben sich für eine Umsetzung des Prozesses entschlossen. Der Bologna-Prozess betrifft aber nicht nur diese Länder, sondern auch andere europäische Staaten.
Die wichtigsten Ziele von Bologna 4 Schaffung eines Systems vergleichbarer Abschlüsse mit Bachelorund Masterstudiengängen nach angelsächsischem Vorbild. 4 Schaffung eines einheitlichen europäischen Leistungspunktesystems (ECTS), das die alten Seminarscheine ablöst. 4 Einführung von Doppelabschlüssen und Anerkennung von Studienleistungen zwischen den europäischen Hochschulen. 4 Erarbeitung gemeinsamer Kriterien für die Qualitätssicherung der Studienreform, also der Akkreditierung. 4 Einführung von Notenauszügen (»Diploma Supplements«) als Element des Abschlusszeugnisses. Diese Auszüge müssen Informationen über die genauen Inhalte des Studiums enthalten. 4 Vereinheitlichung des Promotionsstudiums. 4 Förderung des lebenslangen Lernens. 4 Verbesserte Lehre und Betreuung. 4 Abbau sozialer Hemmnisse beim Bildungszugang.
Das Ziel des Prozesses war nichts Geringeres als »die Schaffung des europäischen Hochschulraums« bis zum Jahre 2010. Konkret bedeutet das, dass die Studienstruktur zwischen den Ländern angeglichen wird. Für Deutschland bedeutete das, dass die alten Abschlüsse Diplom und Magister schrittweise auf das zweistufige internationale System umgestellt wurden: auf Bachelor und Master. Die Zielmarke wurde inzwischen aufgeweicht: Da erstens neue Ziele wie die Vereinheitlichung des Promotionsstudiums aufgenommen wurden und zweitens viele Länder die Zielmarke 2010 nicht erreichen werden, hat man als neues Enddatum das Jahr 2020 gewählt. Zur Überwachung und Erweiterung des Bologna-Prozesses treffen sich die europäischen Bildungsminister alle zwei Jahre. Auch wenn Bologna einen riesigen Umbruch bedeutet, sollte man sich nicht von großen Worten beeindrucken lassen. Tatsächlich wird durch Bologna mitnichten ein europäischer Hochschulraum geschaffen – es geht, wenn überhaupt, um einen europäischen Studienraum, denn die Struktur der Hochschulen bleibt weitgehend unangetastet. Im Klartext: Bologna betrifft kaum die Forschung, sondern fast ausschließlich Sie, die Studierenden. Großbritannien (7 S. 30) hatte bereits vor Bologna ein Studiensystem, das Bachelor und Master umfasste. Europaweit sind die Unterschiede in der Umsetzung der Bologna-Reform immens. Skandinavien, Polen und die Niederlande (7 S. 35) haben den Prozess so gut wie abgeschlossen. Die Reform wurde in diesen Regionen früh angegangen. Dementsprechend konnten frühzeitig Erfahrungen gesammelt und der Prozess behutsam geplant werden.
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Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
2
@ Bologna-Gipfel in Bergen 2005: www.bologna-bergen2005.no @ Bologna-Gipfel in London 2007: www.dfes.gov.uk/bologna @ Bologna-Gipfel in Löwen 2009: www.ond.vlaanderen.be/ hogeronderwijs/Bologna
. Abb. 2.1. Entwicklung Studienangebot Bachelor und Master. (Quelle: Hochschulrektorenkonferenz: Statistische Daten zur Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen Wintersemester 2009/10
Anders sieht es in Südeuropa aus. Von allen EU-Ländern war Spanien eines der langsamsten; die ersten Bachelorprogramme wurden erst zum Wintersemester 2008/09 eingeführt. Auch Portugal und Griechenland haben schleppend reagiert und erreichen wie Spanien die Zielmarke 2010 nicht. Italien hat verkündet, dass es den Prozess ebenfalls abgeschlossen hat, tatsächlich ist die Umsetzung aber noch uneinheitlich. Deutschland hat im internationalen Vergleich sehr früh mit der Umsetzung begonnen, dann aber eine lange Pause eingelegt. Erst um 2005 hat der Reformzug richtig Fahrt aufgenommen. Dadurch ist Deutschland bei der Umsetzung ins Mittelfeld gerutscht. Dennoch hat Deutschland die Zielmarke 2010 weitgehend erreicht. In Deutschland sind bisher Medizin, Jura und Teile des Lehramtes von der Reform ausgenommen. Damit steht Deutschland nicht alleine, gerade die Medizinerausbildung wurde in vielen Ländern nicht reformiert. Genauere Informationen finden Sie auf den Webseiten der im zweijährlichen Turnus stattfindenden Bologna-Gipfel der Bildungsminister Europas, die sich mit der Umsetzung des Bologna-Prozesses befassen. In Deutschland ist die Umstellung auf die neuen Studiengänge weit fortgeschritten. Allerdings war die Geschwindigkeit der Umsetzung regional sehr unterschiedlich. Während Niedersachsen, Berlin, Bremen und Brandenburg mit der Umstellung schnell vorangegangen sind und bereits vor Jahren fertig waren, halten Bayern, das Saarland und Mecklenburg-Vorpommern die rote Laterne. Im Wintersemester 2009/10 gab es 5 680 Bachelor- und 4 750 Masterstudiengänge – damit waren ganze 79 Prozent aller grundständigen Studiengänge am neuen System ausgerichtet (. Tabelle 2.1, . Abb. 2.1). Dass »nur« 79 Prozent der Studiengänge im Jahre 2009 zu Bachelor und Master führten, heißt nicht, dass die restlichen 21 Prozent zu Diplom oder Magister führten. Tatsächlich endeten nur noch 6,1 Prozent der Studiengänge für Erstsemester mit den alten Abschlüssen. Der Rest der angebotenen Programme hatte staatliche oder kirchliche Abschlüsse wie das Staatsexamen.
11 2.1 · Bologna und die Konsequenzen für die Studenten
. Tab. 2.1. Einführung der neuen Abschlüsse im Wintersemester 2009/10 nach Studienrichtungen
Fach
Studienangebot Bachelor und Master Wintersemester 2009/10 in %
Regionalwissenschaften
95,1
Wirtschaftswissenschaften
94,3
Agrar- Forst- und Ernährungswissenschaften
93,7
Ingenieurswissenschaften
92,9
Politikwissenschaften
87,7
Sozialwissenschaften
87,3
Rechtswissenschaften
82,6
Mathematik, Naturwissenschaften
79,6
Medizin, Gesundheitswissenschaften
75,7
Sprach- und Kulturwissenschaften
65,6
Kunst und Musik
48,7
Hochschulrektorenkonferenz: Statistische Daten zur Einführung von Bachelorund Masterstudiengängen Wintersemester 2009/10
Die Struktur des Bachelors ist offen gestaltet: Es gibt sowohl EinFach-Bachelorprogramme als auch Zwei-Fach-Bachelorprogramme, die ein Hauptfach und ein Nebenfach oder zwei gleichwertige Hauptfächer haben. Ein-Fach-Bachelor sind vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern gängig, Zwei-Fach-Bachelor eher in den Geisteswissenschaften. Um den Bachelorabschluss zu erhalten, müssen Studierende in der Regel insgesamt 180 Leistungspunkte erbringen. Es können aber auch 210 oder 240 sein – und damit dreieinhalb oder vier Jahre Studium. Die Entscheidung liegt bei der Hochschule. Für den möglicherweise anschließenden Master erbringen die Studenten zwischen 60 und 120 Leistungspunkte, studieren also ein bis zwei Jahre. In der Praxis sind fast alle Universitätsmaster in Deutschland auf zwei Jahre ausgelegt, an Fachhochschulen finden sich dagegen alle Varianten. Falls Sie eine Promotion planen, sind dafür nach den neuen Regeln drei bis vier Jahre vorgesehen (. Abb. 2.2). Das ECTS-Leistungspunktesystem (ECTS: »european credit transfer system«) kennen Sie aus Ihrem Bachelorstudium. Für jedes Seminar, jede Vorlesung erhalten Sie Leistungspunkte. Das ECTS besagt, dass hinter jedem Leistungspunkt ein Arbeitseinsatz von 25 bis 30 Stunden stehen muss – die Kultusministerkonferenz hat sich für Deutschland darauf verständigt, dass es immer 30 sind. Da das ECTS gilt europaweit gilt, können Sie Ihre im Auslandssemester in Paris erworbenen Punkte relativ einfach zu Hause anrechnen lassen.
. Abb. 2.2. Studium: zeitlicher Ablauf
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12
Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
. Tab. 2.2. Notenschlüssel
2
@ Hochschulrektorenkonferenz (HRK): www.hrk.de @ Service-Stelle Bologna der HRK: www.hrk-bologna.de @ Bundesministerium für Bildung und Forschung: www.bmbf.de/de/3336.php
ECTS-Note
Leistungsgruppe
A
10 %
B
25 %
C
30 %
D
25 %
E
10 %
FX
Knapp nicht bestanden
F
Nicht bestanden
Als Teil des ECTS-Systems wurde ebenfalls ein gemeinsamer Notenschlüssel eingeführt: Die Noten A bis E für bestandene Kurse sowie FX und F für nicht bestandene (. Tabelle 2.2). Diese Noten bewerten nicht die absolute, sondern die relative Leistung. Das heißt, dass die besten 10 Prozent die Note A bekommen, die darauf folgenden 25 Prozent die Note B, die dann folgenden 30 Prozent die Note C und so weiter. Damit entfallen komplizierte Umrechnungstabellen und Hochschulen haben einen allgemeingültigen Schlüssel. Ihre Noten zum Beispiel aus einem Auslandssemester können so leichter umgerechnet werden. Der grundlegende Veränderungs- und Internationalisierungsprozess an den Hochschulen wird nicht nur durch Bologna vorangetrieben. Bestenlisten (7 S. 71) gewinnen zunehmend an Bedeutung und die Exzellenzinitiative der Bundesregierung (7 S. 74) hat die Vorstellung völlig gleichwertiger Universitäten quasi hochoffiziell beendet. Weiterhin bildet die Arbeitsmarktlage einen zusätzlichen Anreiz, das bestmögliche Programm zu wählen und daher auch international zu suchen. Zusammenfassend hat Bologna gemeinsam mit anderen Entwicklungen dafür gesorgt, dass Studierende heute mehr Chancen und Möglichkeiten als je zuvor haben, zielgerichtet zu studieren und ihr Studium auf ihr Berufsziel auszurichten. Í Master nach Plan 4 Der Bologna-Prozess umfasst mittlerweile 45 Staaten. 4 Es wird ein zweistufiges Studiensystem eingeführt, bestehend aus Bachelor und Master. 4 Es wird ein weitgehend einheitlicher europäischer Studienraum geschaffen. 4 Der Prozess soll spätestens 2020 abgeschlossen sein.
13 2.2 · Arten der Abschlüsse in Deutschland und Karriereeinstiege
Arten der Abschlüsse in Deutschland und Karriereeinstiege
2.2
Bachelor oder Bakkalaureus? Master of Science, Master of Arts, Master of Business Administration? Die Anzahl an möglichen Titeln ist deutlich angestiegen. Doch zumindest in Deutschland ist die Orientierung relativ einfach. Den Grad des Bachelor gab es im deutschen Sprachgebiet bereits seit dem Mittelalter. Bakkalaureus genannt, wurde er 1820 abgeschafft und durch den Magister ersetzt. Auch heute wird der Bachelor oftmals als Bakkalaureus bezeichnet und der Master analog als Magister. Dieser Magister ist allerdings nicht mit dem gleichnamigen traditionellen Studienabschluss zu verwechseln. Es gibt keine Unterschiede zwischen der englischen und der lateinischen Version, ein Bachelor of Arts und ein Bakkalaureus Artium sind rechtlich vollkommen identisch. Die Benennung erfolgt entsprechend der Vorlieben der jeweiligen Hochschule. In diesem Buch verwenden wir die gebräuchlichere englische Variante. Im Folgenden stellen wir Ihnen die verschiedenen möglichen Ausrichtungen eines Masterprogrammes vor. Masterprogramme können entweder anwendungs- oder forschungsorientiert sein. Innerhalb dieser Kategorien unterscheidet man wiederum zwischen konsekutiven, nichtkonsekutiven und weiterbildenden Studiengängen.
2.2.1
Anwendungs- oder forschungsorientiert
In Deutschland ist das System der verschiedenen Abschlüsse relativ übersichtlich, da es im konsekutiven System (7 S. 15) nur sechs geschützte Bachelor- und Mastertitel gibt (. Tabelle 2.3). Trotzdem existieren Über-
. Tab. 2.3. Konsekutive Masterabschlüsse in Deutschland
Titel
Fächer
Bachelor of Arts (BA) Master of Arts (MA)
Geisteswissenschaften, Sportwissenschaften, Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, künstlerisch angewandte Studiengänge
Bachelor of Science (BSc) Master of Science (MSc)
Naturwissenschaften, Mathematik, Medizin, Agrar-, Forstund Ernährungswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurswissenschaften
Bachelor of Engineering (BEng) Master of Engineering (MEng)
Ingenieurswissenschaften
Bachelor of Fine Arts (BFA) Master of Fine Arts (MFA)
Freie Kunst
Bachelor of Music (BMus) Master of Music (MMus)
Musik
Laws Bachelor of (LL.B.), Master of Laws (LL.M.)
Jura
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Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
schneidungen: Wirtschaftswissenschaftler können neben dem MA auch einen MSc erhalten. Ähnliches gilt für Ingenieure, sie können einen MSc oder einen MEng studieren. Für Fächer, in denen es nur eine Abschlussvariante gibt, sind die Unterschiede natürlich irrelevant. In der Liste finden Sie nur die von der Hochschulrektorenkonferenz als konsekutive, also inhaltlich aufbauende Abschlüsse anerkannten und geschützten Bachelor- und Mastertitel. Wie Sie in den folgenden Abschnitten sehen werden, gibt es natürlich deutlich mehr verschiedene Abschlüsse. Diese sind jedoch nicht rechtlich geschützt – was, wie wir zeigen werden, in der Regel kein Problem für Sie darstellen wird. i Praktisch bestehen zwischen den Abschlussarten bisher kaum Unterschiede. Machen Sie daher Ihre Entscheidung für oder gegen ein Programm nicht vom Titel abhängig! Im Zweifelsfall können Sie davon ausgehen, dass hierzulande kaum ein potenzieller Arbeitgeber den Unterschied zwischen einem MSc und einem MEng beziehungsweise einem MA kennt.
Im angelsächsischen Hochschulsystem (7 S. 30) ist der MSc theoretischer angelegt und soll auf eine wissenschaftliche Karriere vorbereiten, während im MA und MEng stärker praxisbezogene Inhalte vermittelt werden sollen. Der Grund dafür ist, dass in Großbritannien und den USA Master nur an Universitäten angeboten werden. Ein Fachhochschulsystem wie in Kontinentaleuropa ist dort unbekannt. Daher ist die Abschlussart ein wichtiges Signal für Arbeitgeber, ob der Absolvent eher anwendungsoder eher forschungsbezogen studiert hat. In Deutschland kann dies hingegen einfach daran erkannt werden, ob der Student sein Studium an einer Fachhochschule oder an einer Universität absolviert hat. Die deutsche Kultusministerkonferenz teilt diese Unterscheidung zwischen anwendungsorientierten und forschungsbezogenen Masterprogrammen. Daher wird auch bei den Akkreditierungen bestehender Programme durch entsprechende Agenturen (7 S. 18) entsprechend unterschieden: Während anwendungsorientierte Masterprogramme ihre Absolventen eher auf eine spätere Karriere im nichtwissenschaftlichen Bereich vorbereiten, sind forschungsorientierte Programme eher auf eine spätere wissenschaftliche Karriere ausgerichtet. Wenn Sie eine internationale Karriere anstreben, sollten Sie sich auch über die internationale Wahrnehmung von Abschlüssen im Klaren sein. Denn möglicherweise weiß die Personalabteilung eines Unternehmens in London nicht, dass es hierzulande praktisch keinen Unterschied zwischen den Abschlüssen gibt. Beispielsweise stellen OECD und Weltbank deutlich lieber Absolventen mit einem Doktorgrad oder einem forschungsorientierten MSc ein, als solche mit einem anwendungsorientierten MA.
15 2.2 · Arten der Abschlüsse in Deutschland und Karriereeinstiege
2.2.2
Konsekutiv, nichtkonsekutiv, weiterbildend
Unabhängig von den unterschiedlichen Bezeichnungen und Ausrichtungen der Masterabschlüsse gibt es drei verschiedene Arten des Masterstudiums: konsekutive, nichtkonsekutive und weiterbildende Masterstudiengänge. Konsekutive Masterstudiengänge bauen fachlich-inhaltlich auf einen vorausgehenden Bachelorstudiengang auf. Zusammen mit dem Bache-
lorstudium dauert die Regelstudienzeit höchstens fünf Jahre. Zugangsvoraussetzung ist ein vorheriges Studium in einem fachlich ähnlichen Bachelorprogramm. Sie werden manchmal auch als Bologna-Master bezeichnet. Die Bezeichnung konsekutiver Master ist jedoch treffender. Mit Abschluss eines konsekutiven Masterstudienganges haben Sie eine dem früheren deutschen Diplom oder Magister äquivalente Hochschulausbildung erlangt. Eine Promotionsberechtigung im entsprechenden Fach haben Sie sowohl bei einem Universitäts- als auch bei einem Fachhochschulabschluss. Nichtkonsekutive Masterstudiengänge bauen fachlich-inhaltlich nicht zwingend auf dem Bachelorstudium ihrer Studenten auf. Es gibt eine
große Bandbreite von Programmen. Bei manchen handelt es sich um umgewandelte, frühere Aufbaustudiengänge, die keine oder nur niedrige fachliche Zugangsvoraussetzungen verlangen. Eine Promotionsberechtigung besteht in diesem Fall nicht. Einzelne wiederum haben besonders harte Zugangsvoraussetzungen, sind für einige wenige sehr gute Studenten reserviert und bieten sehr wohl eine Promotionsberechtigung. Und natürlich gibt es ebenfalls gute nichtkonsekutive Master, für die Sie nicht zu den besten fünf Prozent Ihres Jahrgangs zählen müssen. Sie erkennen nichtkonsekutive Studiengänge daran, dass zumeist nur der Titel »Master of…« verliehen wird, ohne einen der Zusätze aus . Tabelle 2.3. Ein Beispiel für einen anerkannten nichtkonsekutiven Master mit Promotionsberechtigung ist der Master of Public Policy von der Hertie School of Governance in Berlin. Weiterbildende Masterstudiengänge werden oft berufsbegleitend angeboten und sind für Berufstätige gedacht. Es gibt meist keine fach-
lichen Zugangsvoraussetzungen, manchmal ist ein vorausgehendes Hochschulstudium nicht erforderlich. Ein prominentes Beispiel ist der Master of Business Administration (MBA). MBA-Programme sind im Gegensatz zu anderen Masterstudiengängen nicht wissenschaftlich angelegt. Sie richten sich hauptsächlich an Praktiker mit mehreren Jahren Berufserfahrung und Fachfremde, die sich Managementkenntnisse aneignen möchten. Mit Ausnahme von den in der Tabelle aufgeführten Abschlüssen ist der Begriff Master rechtlich nicht geschützt. Theoretisch könnte Ihnen also jede beliebige Volkshochschule nach einem Wochenendseminar einen Master of Policy Research ausstellen. Sammeln Sie daher Informa-
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Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
. Tab. 2.4. Sechs mögliche Ausrichtungen der Masterprogramme
2
Konsekutiv-forschungsorientiert
Nichtkonsekutiv-forschungsorientiert
Weiterbildend-forschungsorientiert
Konsekutiv-anwendungsorientiert
Nichtkonsekutiv-anwendungsorientiert
Weiterbildend-anwendungsorientiert
Quelle: CHE
tionen zum Anbieter Ihres zukünftigen Studienganges! Um bei Programmen, die lediglich einen Master of (plus Fachbezeichnung) anbieten, die Spreu vom Weizen zu trennen, empfehlen sich folgende Fragen: 4 Ist der Studiengang von einer anerkannten Agentur akkreditiert? (7 S. 18) 4 Berechtigt der Masterabschluss zur Promotion? (7 S. 91) 4 Können Sie mit dem Abschluss in den höheren öffentlichen Dienst eintreten? (7 S. 95) Vor der Wahl des Masterprogramms sollten Sie sich über Ihre Ziele nach dem Masterstudium im Klaren sein. Die beruflichen Perspektiven unterscheiden sich nach Art der Hochschule und der Programme. Auch der fachliche Schwerpunkt Ihres Masterprogramms ist wichtig. Ab S. 47 beschäftigen wir uns detailliert mit diesem Thema. Aus der Kombination zwischen konsekutiven, nichtkonsekutiven und weiterbildenden Masterstudiengängen mit der forschungsorientierten und anwendungsorientierten Ausrichtung ergeben sich sechs mögliche Kombinationen. Diese stellen wir Ihnen nachfolgend in . Tabelle 2.4 vor. Sollten Sie Ihr Bachelorstudium gerade abgeschlossen haben, ist für Sie insbesondere die linke und mittlere Spalte interessant. Í Master nach Plan 4 Der MA ist eher anwendungsorientiert, der MSc stärker forschungsorientiert. Die Unterschiede sind in Deutschland aber gering. 4 Konsekutive Master bauen direkt auf dem Bachelor auf. 4 Nichtkonsekutive Master sind sehr offen in ihren Voraussetzungen: Manchmal sind sie extrem hart, bei anderen leicht zu erfüllen. 4 MBA-Programme sind weiterbildend und werden teilweise berufsbegleitend absolviert.
2.3
Aufbau und Struktur von Masterstudiengängen
Hochschulen sind relativ frei in der Ausgestaltung ihrer Masterstudiengänge. Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten, die wir Ihnen nachfolgend genauer erläutern möchten. Die erste Hälfte des Masterprogramms besteht meist aus verpflichtenden Kursen, die alle Studenten des Programms belegen und bestehen müssen. In diesen »Grundlagenveranstaltungen« soll sichergestellt wer-
17 2.3 · Aufbau und Struktur von Masterstudiengängen
den, dass alle Studenten auf dem gleichen Wissensniveau sind. Bei konsekutiven Masterstudiengängen haben diese Grundlagenveranstaltungen häufig ein sehr hohes Niveau, das fundierte Kenntnisse auf Bachelorniveau des jeweiligen Fachbereiches voraussetzt. Bei nichtkonsekutiven (7 S. 15) oder weiterbildenden (7 S. 15) Masterstudiengängen ist das Niveau der Veranstaltungen dem Wissensstand der Teilnehmer angepasst. Einige Masterstudiengänge verzichten auf Grundlagenveranstaltungen und bieten so genannte Selbstlernmodule im Internet an. Vor Studienbeginn sind angehende Studenten verpflichtet, sich über bereitgestellte Unterlagen Fachwissen anzueignen. Dies soll gewährleisten, dass Studenten bereits mit soliden Grundkenntnissen ausgestattet an der Zielhochschule ihr Studium beginnen. Achten Sie in diesem Zusammenhang darauf, dass die Zielhochschule sicherstellt, dass Selbstlernmodule von den angehenden Studenten gewissenhaft verfolgt werden. Ansonsten schadet mangelnde Vorbereitung der Studenten dem allgemeinen Niveau der Lehrveranstaltungen. In der zweiten Hälfte des Masterprogramms bestehen in der Regel größere Wahlmöglichkeiten: Das erforderliche Grundwissen dazu wurde in den Grundlagenveranstaltungen vermittelt. Mit der Belegung für Sie interessanter Wahlveranstaltungen, die Sie sich aus einem Fächerkanon aussuchen können, haben Sie die Chance, sich weiter auf Ihrem Interessengebiet zu spezialisieren und sich ein passendes Profil für den späteren Arbeitsmarkt zulegen. Manchmal werden Sie einige Lehrveranstaltungen mit Studenten aus anderen Masterstudiengängen zusammen belegen. Das wird im Bereich der Wahlveranstaltungen oft gemacht, um Seminare auszulasten und eine größere Bandbreite an Veranstaltungen anzubieten. Solange die Teilnehmerzahlen dadurch nicht explodieren, kann dies für Sie sehr interessant und intellektuell stimulierend sein. Der Arbeitsaufwand für ein Masterstudium sollte nicht unterschätzt werden. Er liegt wesentlich höher als im Bachelorstudium. Nebentätigkeiten und Aktivitäten müssen oft zurückgestellt werden. Gerade die hohe Arbeitsbelastung sorgt jedoch auch für einen intensiven Austausch mit anderen Kommilitonen: Sie werden schnell feststellen, dass Sie in einigen Bereichen Ihren Mitstudenten etwas weitergeben können, in anderen Bereichen von deren Fachwissen profitieren. Den hohen Arbeitsaufwand können Sie verringern, indem Sie produktiv zusammenarbeiten. Í Master nach Plan 4 Die erste Hälfte des Masterstudiums besteht meist aus Pflichtveranstaltungen, in der zweiten haben Sie mehr Wahlmöglichkeiten. 4 Die Zeit zum Schreiben der Abschlussarbeit wird mitunter von offizieller Stelle nicht mitgerechnet. 4 Unterschätzen Sie nicht den Arbeitsaufwand!
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Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
2.4
2
Akkreditierung
Eines der Ziele der Bologna-Reform war die Schaffung eines Systems zur Qualitätssicherung der Studienreform. Früher wurde die Qualität von Studiengängen durch umfassende Rahmenrichtlinien geregelt. Allerdings sollte den Hochschulen mit der Umstellung die Freiheit gegeben werden, eigene Studiengänge zu entwickeln und sich ein eigenes Profil zu verschaffen. Um trotz dieser komplizierten Lage die Qualität der Studiengänge zu sichern, wurde eine Kontrollinstanz geschaffen, die dafür sorgen soll, dass die Studiengänge auch tatsächlich gewissen Mindeststandards entsprechen – die die Akkreditierung (lat. Beglaubigung). Bei der Akkreditierung geht es in erster Linie um die Sicherung von Qualitätsstandards. Dazu wurde 1992 von Bund, Ländern und Wirtschaft der Akkreditierungsrat gegründet, der Kriterien zur Akkreditierung von Studiengängen festlegt. Der Akkreditierungsrat wird von Länder- und Hochschulvertretern, Repräsentanten der Berufsverbände sowie studentischen Vertretern kontrolliert. Der Akkreditierungsrat bestimmt, wer in Deutschland als Akkreditierungsagentur auftreten und Studiengänge überprüfen und anerkennen (also akkreditieren) darf. Alternativ bieten sich internationale Akkreditierungsagenturen an. Die Agenturen dürfen nicht gewinnorientiert handeln und sind meist als gemeinnützige Vereine oder Gesellschaften organisiert. In der Regel werden Studiengänge einzeln akkreditiert, neuerdings können sich allerdings auch Hochschulen als Ganzes akkreditieren lassen. Eine solche Prozedur ist aufwändig: Die Überprüfung eines einzelnen Studienganges kostet die jeweilige Hochschule bis zu 15 000 Euro und viel Arbeit. Denn immer wieder müssen Fragen beantwortet und Details verändert werden. Ist ein Studiengang akkreditiert, ist dieses Siegel für fünf Jahre gültig – danach muss das Verfahren wiederholt werden. Ist ein Studiengang von einer durch den Akkreditierungsrat zugelassenen Agentur anerkannt, heißt dies, dass er Rahmenbedingungen in Lehre, Studierbarkeit und Vermittlung von Fachwissen erfüllt (. Abb. 2.3). Dies ist nicht mehr als eine Garantie, dass eine Reihe von Mindeststandards eingehalten werden – aber auch nicht weniger. Anfang 2010 waren rund die Hälfte der Bachelor- und Masterstudiengänge in Deutschland akkreditiert. Dies bedeutet natürlich nicht, dass die anderen Programme alle qualitativ schlecht wären – die meisten wurden schlicht noch nicht geprüft. Was also tun, wenn Ihr Wunschprogramm (noch) nicht akkreditiert ist? Zunächst Ruhe bewahren! Denn die Akkreditierung ist weder der einzige noch der wichtigste Qualitätsindikator. Andere Fragen, die Sie sich stellen sollten, lauten beispielsweise: 4 Ist die Hochschule in einem zuverlässigen Ranking (7 S. 71) gut platziert? 4 Sind andere Studiengänge derselben Fakultät bereits akkreditiert? 4 Wie jung ist das Programm?
19 2.4 · Akkreditierung
. Abb. 2.3. Akkreditierungsrat
Was wird von Akkreditierungsagenturen geprüft? Die Akkreditierungsagenturen richten sich nach den vom Akkreditierungsrat vorgegebenen Kriterien. Diese sind unter anderem: 4 ein hochschulinternes Konzept zur Qualitätssicherung, 4 die Formulierung von Bildungszielen, die sich sowohl auf die wissenschaftliche Befähigung als auch auf direkte Arbeitsmarktfähigkeit beziehen, 4 Erfüllen der gesetzlichen Vorgaben des Landes, 4 Einführung von Modularisierung und Leistungspunktesystem (»credit point system«), 4 personelle, sachliche und räumliche Durchführbarkeit, außerdem die Frage: 4 Sind die Lehrveranstaltungen sinnvoll aufeinander abgestimmt?
i Bei Fachhochschulen und Universitäten ist die Akkreditierung so etwas wie ein gutes Extra: nicht notwendig, aber gut zu haben. Ganz anders ist es bei Bachelorprogrammen von Berufsakademien. Denn ein Bachelor von einer Berufsakademie ist nur anerkannt, wenn er auch akkreditiert ist. Sollten Sie einen Bachelor von einer Berufsakademie haben, berechtigt dieser nur dann zum Master, wenn Ihr Studiengang von einer Akkreditierungsagentur erfolgreich überprüft wurde.
Sie werden einem neu geschaffenen Masterprogramm einer renommierten Hochschule im Normalfall auch ohne Akkreditierung trauen können. Andererseits sollten Sie bei einem bereits mehrere Jahre bestehenden Programm an einer weniger renommierten Institution genauer hinschauen.
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Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
@ Akkreditierungsrat: www.akkreditierungsrat.de
2
Es ist beruhigend, wenn ein Programm akkreditiert ist. Da allerdings so gut wie jedes Programm am Ende das Siegel des Akkreditierungsrates erhält, ist die Aussagekraft begrenzt. Daher gibt es weit wichtigere Dinge zu beachten. Das werden wir im Verlauf dieses Buches zeigen. Welche Studiengänge akkreditiert sind, können Sie schnell und unkompliziert auf der Webseite des Akkreditierungsrates recherchieren. Dort finden Sie auch Verweise zu den zugelassenen Agenturen und erfahren, welche Agentur für Ihren Fachbereich Akkreditierungen vergibt. Í Master nach Plan 4 Ist ein Studiengang akkreditiert, erfüllt er bestimmte Mindestvoraussetzungen. 4 Bislang sind weniger als die Hälfte aller Bachelor- und Masterstudiengänge akkreditiert. 4 Auch ohne Akkreditierung ist Ihr Masterabschluss überall in Europa gültig, solange er von einer staatlich anerkannten Hochschule vergeben wurde. 4 Die Hürden sind niedrig, fast alle Programme werden akzeptiert.
2.5
Exkurs: Der Bologna-Prozess in der Kritik
Als Bachelorabsolvent kennen Sie Ihre Stärken und die Stärken (sowie die Schwächen) Ihrer Ausbildung, die Sie in den letzten drei Jahren erfahren haben. Aus Gesprächen mit Eltern und Bekannten, aber auch aus der Berichterstattung der Medien werden Sie erfahren haben, wie stark Ihr Abschluss im Speziellen und der Bologna-Prozess im Allgemeinen kritisiert werden. Vielleicht haben Sie selbst unter einem suboptimal organisierten Bachelorstudium leiden müssen. Wir bieten Ihnen in diesem Exkurs unsere Perspektive auf die Kritik. Dabei gehen wir auf die fraglos vorhandenen Fehler und Probleme ein, zeigen aber auch die vielen Erfolge und Möglichkeiten auf, die durch die neuen Abschlüsse geschaffen wurden. Nicht alle Probleme der neuen Studiengänge sind dem Bologna-Prozess zuzuschreiben. Das Kernproblem der meisten Studiengänge ist die Unterfinanzierung der deutschen Hochschulen. Um eine Veränderung in dieser Größenordnung ohne beträchtliche Fehler umsetzen zu können, sind an jeder Hochschule viele Arbeitsstunden nötig. Ohne zusätzliches Personal ist dies kaum zu stemmen. Doch dieses nötige Personal gab es nur selten. Die Hochschulen mussten die Reform neben dem sowieso schon herausfordernden Lehrbetrieb umsetzen. Dadurch konnte die Reform nicht mit der nötigen Gründlichkeit angegangen werden. Leider haben zahlreiche Hochschulen in der Vergangenheit die Chancen des Bologna-Prozesses nicht genutzt – zum Nachteil ihrer Studenten. Und doch gibt es unendlich viele Beispiele von hochgradig gelungenen Studiengängen – und es werden immer mehr.
21 2.5 · Exkurs: Der Bologna-Prozess in der Kritik
2.5.1
Das Hauptproblem: Die Studierbarkeit
Wenn Sie in einer beliebigen Pressedatenbank nach dem Bologna-Prozess suchen, werden Sie feststellen, dass die angeblich mangelnde Studierbarkeit von Bachelorstudiengängen am stärksten kritisiert wird. Viele Studenten klagen über hohen Stress, mangelnde Flexibilität, rigide Vorschriften und überfrachtete Lehrpläne. Interessant ist dabei, dass trotz der massiven medialen Kritik Bachelorstudenten sich in Umfragen im Schnitt genauso zufrieden oder unzufrieden mit ihrer Studiensituation äußern wie diejenigen, die noch auf Diplom und Magister studieren. Dies alleine zeigt, dass die öffentliche Kritik oft sehr pauschal geübt wird. Pauschale und oftmals unqualifizierte Kritik kommt auch durch die Tatsache zu Stande, dass diejenigen, die die Reform kritisieren, nie unter dem neuen System studiert haben. Journalisten und Politiker kennen nur das alte Studiensystem, auf das sie – auch zur Rechtfertigung ihres eigenen Bildungsweges – nichts kommen lassen. Natürlich, Probleme bestehen. So wurde der Bachelor früher häufig fälschlich als Schmalspurstudium verurteilt wurde. Zeitungen schrieben, dass der Bachelor nur mehr eine Art Ausbildung Plus sei und die Absolventen nach so kurzer Zeit keinen angemessenen Kenntnisstand erreichen könnten. Diese inzwischen weitgehend verstummte Kritik hat bei Hochschulen und Studenten große Ängste ausgelöst. Daher wurde die Umstellung auf den Bachelor vielerorts überambitioniert angegangen – vielfach wurde schlicht der Stoff der vormaligen Diplom- oder Magisterstudiengänge mit wenigen Einschränkungen in neue Bachelorstudiengänge umstrukturiert. Das war nicht immer im Sinne der Studierenden – und erst recht nicht im Sinne des Erfinders: Denn nach dem Geist von Bologna soll der Bachelor ein eigenständiger Abschluss unterhalb von Diplom und Magister sein. Hinzu kamen Eitelkeiten einzelner Professoren: Falls Sie schon an einem Lehrstuhl gearbeitet haben, wissen Sie, dass zwischen vielen Hochschullehrern ein intensiver Kampf um Geltung und Gelder herrscht. Jeder Professor hat ein bestimmtes Forschungsfeld, das ihn besonders interessiert. Bei der Umstellung der Studiengänge haben viele Professoren nun peinlichst darauf geachtet, dass ihr eigenes Interessengebiet Teil des Curriculums der neuen Bachelorstudiengänge werden müsse. Das war für eine sinnvolle Strukturierung der Studiengänge natürlich nicht hilfreich. Mitverantwortlich für den schlechten Aufbau einiger Bachelorstudiengänge sind auch die im vorigen Abschnitt beschriebenen Akkreditierungsagenturen – denn diese haben in der Vergangenheit nur selten schlechte Bachelorprogramme verhindert, obwohl dies ihre Aufgabe gewesen wäre. Dies ist zu bedauern, denn eigentlich sollte es sich bei der Akkreditierung um eine Art Gütesiegel handeln. Mittlerweile hat der Akkreditierungsrat diese Probleme erkannt. Daher wird in jüngerer Zeit bei Akkreditierungen die Studierbarkeit deutlich besser überprüft. Und da sich Studiengänge alle fünf Jahre neu akkreditieren lassen müssen, werden diese Fehler der Anfangsphase bald überwunden sein.
2
22
2
Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
Ist also die Kritik an einer Überforderung der Studierenden gerechtfertigt? Ja und nein. Tatsächlich haben viele Hochschulen die Umstellung auf Bachelor und Master gut gelöst und waren in der Lage, die Probleme der Studierbarkeit komplett zu vermeiden. Andere haben ihre unbefriedigend konzipierten Programme umgestellt. Wir hoffen, dass Sie – wie wir – von einem schlecht studierbaren Bachelorstudium verschont geblieben sind. Vor allem jüngere Bachelorstudiengänge sind von den Problemen weniger betroffen, da diese Hochschulen aus ihren Fehlern lernen.
2.5.2
Weitere Kritikpunkte
Der Bologna-Prozess wird aus vielen weiteren Gründen kritisiert. Unter anderem wird bemängelt, dass das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert habe. Laut dem Bildungsbericht 2008 der Bundesregierung ist die Anzahl an Studenten, die sich einen Professor teilen müssen, an Universitäten zwischen 2000 und 2006 von 57 auf 62 gestiegen. An Fachhochschulen ist die Betreuung besser, doch auch hier gilt derselbe Trend: Von vormals 33 Studenten pro Professor stieg die Relation auf 41 pro Professor – ein Anstieg um 25 Prozent in sechs Jahren. Diese Entwicklung ist nicht dem Bologna-Prozess geschuldet, sondern eher der Tatsache, dass einer konstant steigenden Zahl von Studierenden die gleiche Zahl an wissenschaftlichem Personal gegenübersteht. Durch Bologna werden diese Probleme jedoch besonders offensichtlich, denn Bachelorstudiengänge erfordern meist engeren Kontakt mit den Lehrenden. Bei schlechter Personalausstattung knirscht und knackt es dadurch natürlich an allen Ecken und Enden. Ein weiterer Kritikpunkt ist die begrenzte Zulassung zu Masterstudiengängen. Viele Studenten fürchten, nicht zu einem Masterstudium zugelassen zu werden – vielleicht war dies auch ein Grund für Sie, dieses Buch zu kaufen. Wir können Sie allerdings beruhigen: Zum Zeitpunkt der Drucklegung haben so gut wie alle Bachelorabsolventen auch Plätze in Masterprogrammen gefunden. Tatsächlich blieben viele Masterstudienplätze im Wintersemester 2009/10 unbesetzt – ein Mangel herrschte also nicht. Wenn Studierende mit Willen zum Master keinen Studienplatz in einem Masterprogramm finden, dann liegt das in erster Linie nicht an einem schlechten Angebot, sondern an Fehlern, die diese Studierenden in ihren Bewerbungen machen. Wie Sie diese Fehler vermeiden können, zeigen wir Ihnen in diesem Buch. Einige Studenten erwarten Nachteile auf dem Arbeitsmarkt durch ihren Bachelorabschluss. Durch Studien konnte dies bisher allerdings nicht belegt werden: Laut einer Befragung von 35 000 Absolventen durch die Universität Kassel im Jahre 2007 suchen Bachelorabsolventen im Durchschnitt drei Monate nach einem Job – genauso lang wie Diplom- und Magisterabsolventen. Das Lohnniveau liegt bei Bachelorabsolventen allerdings niedriger als bei Berufseinsteigern mit Masterabschluss.
23 2.5 · Exkurs: Der Bologna-Prozess in der Kritik
Viel ist in der Vergangenheit am neuen Studiensystem ausgesetzt worden. Neben sachlicher Kritik, die in vielen Fällen zu einer Verbesserung der Studienbedingungen geführt hat, dominierte jedoch Polemik die Berichterstattung der Medien über die Studienreform. Wer sich von Negativschlagzeilen über Bologna verrückt machen lässt, handelt jedoch nicht richtig. Viel wichtiger ist es, die Stärken und Schwächen des Systems Bologna zu kennen und zu erkennen – und mit diesem Wissen ein interessantes und erfolgreiches Studium zu gestalten. Daher möchten wir Ihnen Mut machen. Die beschriebenen Probleme mögen alle bestehen. Doch seien Sie versichert, dass kein Studiengang perfekt ist – insbesondere nicht nach einer umfassenden Hochschulreform.
2.5.3
Was gut lief: Die Erfolge
Bei aller Kritik und Fehlern im Detail hat die Reform auch viele Erfolge mit sich gebracht, die das Leben von Studenten ganz konkret erleichtert haben. Der wichtigste Fortschritt ist die Möglichkeit, neue Studiengänge zu entwickeln. Nach dem alten System war es nur unter großem Aufwand möglich, einen neuen integrierten Studiengang zu schaffen. Warum sollte man nicht Volkswirtschaft und Philosophie zusammen denken wie beim Studiengang Philosophy and Economics in Bayreuth? Warum nicht neben dem Pilotenschein mit einem Hochschulstudium lernen, wie man eine Fluglinie führt, wie bei Piloting im Saarland? Ist es nicht sinnvoll, Bauingenieurwesen mit Umweltwissenschaften zu einem Studium zu vereinen wie bei Infrastruktur und Umwelt in Weimar? Alle diese Möglichkeiten wurden erst durch die offene Struktur von Bachelor und Master geschaffen. Denn mit dem Magister konnte man zwar mehrere Fächer gleichzeitig studieren, diese waren aber nicht aufeinander abgestimmt. Durch Bachelor und Master wurde das Studium internationalisiert. Wie bereits vorher ausgeführt, sind deutsche Bachelorabschlüsse nun europaweit ohne Wenn und Aber anerkannt. Sie können Ihren Master problemlos im Ausland durchführen. Durch die Einführung der ECTSLeistungspunkte wurde ein europaweit kompatibles Leistungsbewertungssystem eingeführt. War es vorher völlig unklar, wie man ein im Ausland besuchtes Seminar zu bewerten hatte, gibt es nun klare Richtlinien. In Sachen Internationalisierung ist die Umstellung ein klarer Erfolg – doch es gibt Wermutstropfen. Zwar gehen derzeit weniger Studenten im Rahmen ihres Bachelors ins Ausland als während eines Magister- oder Diplomstudienganges. Und diejenigen, die tatsächlich gehen, bleiben kürzer. Der Rückgang liegt vor allem an der mangelnden Flexibilität in einigen Studiengängen – es wurde mitunter verpasst, die Studienordnungen entsprechend zu gestalten. Die Abnahme der Auslandssemester hat allerdings noch einen anderen Grund: Viele Studenten planen einen Master im Ausland und sparen sich vor diesem Hintergrund den Erasmus-Austausch. Andere legen ihr
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24
2
Kapitel 2 · Masterstudiengänge – Eine Einführung
Auslandssemester in die Masterzeit. Außerdem hat die Zahl der Auslandspraktika zugenommen. Daneben hat sich der Konkurrenzdruck mit der Reform erhöht. Hochschulen müssen sich nun stärker profilieren, um gute Studenten anzuziehen und so langfristig das Überleben ihrer neuen Studiengänge zu sichern. Dies hat zu vielen interessanten Entwicklungen geführt – einige Hochschulen haben ihre Berufsberatung deutlich ausgebaut, andere setzen neue innovative Studienkonzepte um. Hinzu kommt die Modularisierung. Sie ist von vielen ungeliebt, bringt aber einen immensen Vorteil: Professoren müssen nun vernetzt denken und Veranstaltungen im Zusammenhang mit anderen Vorlesungen oder Seminaren anbieten – sie müssen also raus aus ihrem Elfenbeinturm. Denn Professoren sind häufig Einzelkämpfer und legen ihre Veranstaltungen traditionell nicht in Zusammenarbeit mit anderen Hochschullehrern an. Die nun erzwungene Zusammenarbeit ist für die Studenten ein großer Vorteil.
2.5.4
Fazit
Der Bologna-Prozess ist eine der größten Umwälzungen, die das moderne europäische Hochschulwesen jemals durchgemacht hat. Gerade am Anfang dieser Reform hat es einige Probleme gegeben. Dies lag vielfach an mangelnder Erfahrung und zu geringem Personal. Hinzu kamen individuelle Fehler einzelner Akteuren wie den Akkreditierungsagenturen. Doch bereits jetzt sind die großen Erfolge der Bologna-Reform deutlich sichtbar: Mehr Möglichkeiten, mehr Internationalität, mehr Praxisnähe. Viele der Probleme wurden bereits angegangen. Doch dies ist ein langsamer Prozess und man kann nicht erwarten, dass innerhalb weniger Jahre alle Studiengänge glänzend organisiert sein werden. Und so berechtigt die Kritik an mangelnder Finanzierung ist, so wenig hat sie mit der Reform an sich zu tun. Schuld daran sind eher leere Kassen und falsche Prioritäten der Politik. Eine mangelnde Betreuung oder überfüllte Seminare kann man nicht der Bologna-Reform anlasten. Viele Kritikpunkte an der Reform haben nur wenig mit der Idee von Bachelor und Master an sich, sondern mit der konkreten Ausgestaltung zu tun. Wenn sich in den neuen Studiengängen Probleme zeigen, ist es an den Hochschulen, sie auch zu lösen. Bologna muss noch einen großen Weg zurücklegen. Doch die guten Ansätze sind deutlich erkennbar. Lassen Sie sich von den Schwarzsehern nicht beeindrucken. Da Sie dieses Buch gekauft oder in einer Bibliothek entliehen haben, haben wir guten Grund anzunehmen, dass Sie zu den besser informierten und ambitionierteren Studenten gehören. Schlecht organisierte Bachelorund Masterstudiengänge lassen sich vermeiden. Mit ein wenig Recherche werden Sie ein Programm finden, mithilfe dessen Sie von den vielen Chancen und Möglichkeiten von Bachelor und Master profitieren und die Probleme für sich vermeiden.
25 2.5 · Exkurs: Der Bologna-Prozess in der Kritik
Í Master nach Plan 4 Die Studierbarkeit von Bachelor und Master ist gerade in der Anfangsphase vielerorts schlecht gelöst worden. 4 Hauptproblem in der Umsetzung war und ist die schlechte Finanzierung deutscher Hochschulen. 4 Dennoch ist der Bachelor viel besser, als einige Kritiker es Ihnen weis machen wollen. 4 Bachelorabsolventen haben trotz aller Unkenrufe gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. 4 Zu den Erfolgen der Umstellung zählen die Schaffung neuer Studiengänge, die Internationalisierung, die Modularisierung und die gestiegene Praxisnähe. 4 Die Umstellung auf Bachelor und Master hat Ihre Möglichkeiten vervielfacht – nutzen Sie sie!
In diesem Kapitel haben wir Ihnen einen ersten Überblick über den Bologna-Prozess und die unterschiedlichen Arten von Masterstudiengängen gegeben. Sicherlich haben Sie sich nun ein Bild über den Markt der Masterstudiengänge verschafft und bereits einige Möglichkeiten im Blick. Im nächsten Kapitel erfahren Sie mehr zum Masterstudium im Ausland.
2
3
Ausland 3.1
Binationale Studiengänge
3.2
Erasmus
3.3
Großbritannien
3.4
Frankreich
3.5
Niederlande
3.6
Schweiz
3.7
Österreich
– 37
3.8
Schweden
– 38
3.9
Irland
3.10
USA
3.11
Kanada
3.12
Australien
3.13
Weitere Länder
– 29 – 30
– 32 – 35
– 36
– 40 – 40 – 43 – 43 – 45
– 29
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Kapitel 3 · Ausland
Bologna ermöglicht es Ihnen, Ihr Studium mit einem Masterabschluss einer ausländischen Bildungseinrichtung zu beenden. Ein gewichtiges Argument ist die teilweise deutlich höhere Qualität der Lehre sowie die Auslandserfahrung, die Sie dadurch gewinnen. Vielleicht planen Sie, ein Masterstudium im Ausland zu absolvieren, wissen aber noch nicht, in welchem Land und an welcher Hochschule. Die Suche nimmt etwas Zeit in Anspruch, ist aber nicht allzu kompliziert. Es empfiehlt sich, zunächst eine Liste mit möglichen Zielländern zusammenzustellen. Aus sprachlichen Gründen werden Sie sicherlich schon einige Länder im Blick haben. Notensysteme unterscheiden sich von Land zu Land. Bei einer Bewerbung im Ausland wird man daher stärker auf die Leistungsbeurteilung in den Gutachten Ihrer Professoren sowie auf Ihr Motivationsschreiben achten. Darin liegt eine Chance: Sie haben somit auch mit durchschnittlichen Noten die Chance, an einer sehr guten Hochschule aufgenommen zu werden. Im Übrigen können Sie unsere Tipps zur Suche eines geeigneten Studiengangs in Deutschland, die wir Ihnen ab Seite 47 geben, ebenfalls im Ausland nutzen. Nachfolgend stellen wir Ihnen kurz die Hauptzielländer vor, in denen deutsche Studierende auf Masterniveau studieren. Europaweit gleichen sich Studiengänge und -strukturen einander immer stärker an. Informationen zu den grundlegenden Strukturen von Bachelor und Master, unter anderem in Hinblick auf das Leistungspunktesystem (7 S. 11), sind normalerweise auch fürs europäische Ausland korrekt. Wo dies nicht der Fall ist, wird es hier erwähnt. Die Informationen in diesem Kapitel zum Studium im Ausland sind natürlich nur eine Einführung – der Platz hier reicht niemals dafür, die Komplexität eines ganzen Studiensystems abzubilden. Verstehen Sie die Abschnitte daher bitte nicht als erschöpfend und recherchieren Sie auf den angegebenen Internetseiten weiter.
3
@ Internationale Medienhilfe: www.medienhilfe.org/
i Englisch ist schon seit längerem zur Weltsprache geworden – in vielen Disziplinen veröffentlichen deutsche Professoren ihre Texte gar nicht mehr in ihrer Muttersprache. Daher ist es nur folgerichtig, dass es inzwischen viele teilweise oder komplett englischsprachige Studiengänge in Deutschland gibt. Doch es gibt auch mehrere hundert deutschsprachige Studiengänge im nicht-deutschsprachigen Ausland. Eine Übersicht bietet Ihnen die Broschüre »Deutschsprachige Studiengänge Weltweit« der Internationalen Medienhilfe.
Derzeit gibt es kein länderübergreifendes Internetverzeichnis für Studiengänge in Europa, das wir Ihnen guten Gewissens empfehlen können. Allerdings haben wir für Sie eine umfassende Sammlung an Links zu jedem vorgestellten Land zusammengestellt. Eine Alternative ist die Suche in Rankings (7 S. 76). Ausführliche Informationen zu verschiedenen Hochschulsystemen finden Sie auch bei Eurydice, einer Datenbank der Europäischen Kommission zu den verschiedenen Bildungssystemen in Europa, sowie bei
29 3.2 · Erasmus
Ploteus, einem ähnlichen Service der EU. Leider sind die Informationen weitgehend auf Englisch und extrem umfassend, so dass es Zeit braucht, bis man das Gesuchte auch gefunden hat. Eine gute Quelle ist auch auf die Webseite des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Basisinformationen zu fast allen Ländern auflistet. Viele Artikel zu einzelnen Ländern und Hochschulen gibt es auch im Wiki der Firma »E-fellows. net«. Die Artikel sind gut geschrieben, übersichtlich und hoch relevant – manchmal aber leider nicht ganz aktuell.
3.1
@ Ploteus: http://ec.europa.eu/ploteus @ DAAD: www.daad.de @ E-fellows.net: www.wiki.e-fellows.net
Binationale Studiengänge
Die Möglichkeit, in einem Studium zwei gleichzeitige Abschlüsse zu erreichen, ist eine wichtige Neuerung des Bologna-Prozesses. Sie können Ihren Master an zwei Hochschulen studieren und erhalten dann auch zwei unabhängige Abschlüsse. Typischerweise dauern diese Studiengänge zwei Jahre, wobei Sie eines an Ihrer Heimathochschule und das andere im Ausland verbringen. Über 220 deutsche Hochschulen bieten inzwischen diese Option an. Viele Studiengänge laufen in Kooperation mit Hochschulen in Nachbarländern wie den Niederlanden oder Frankreich. Einige international ausgerichtete Studiengänge finden auch zwischen deutschen und russischen, amerikanischen oder chinesischen Hochschulen statt. Aus historischen Gründen gibt es besonders viele Kooperationen mit Frankreich. Mit der Deutsch-Französischen Hochschule wurde gar eine eigene Institution geschaffen, die entsprechende Studiengänge anbietet und fördert – mehr Informationen dazu finden Sie im Kapitel zu Frankreich (7 S. 32). Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz listet alle Kooperationen deutscher Hochschulen mit dem Ausland auf. Über dessen Suchfunktion können Sie gezielt nach internationalen Studiengängen deutscher Hochschulen suchen. Daneben bietet der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) auf seiner Internetseite unter dem Punkt »Internationalisierung« mehr Informationen zum Thema.
3.2
@ Eurydice: www.eurydice.org
@ Hochschulkompass: www.hochschulkompass.de @ DAAD: www.daad.de/hochschulen
Erasmus
Viele Studierende verschieben ihr Auslandssemester in die Zeit ihres Masters, da der Bachelor an manchen Hochschulen zu eng strukturiert ist. Am beliebtesten ist dabei das Erasmus-Programm der Europäischen Union. Im Rahmen des Erasmus-Programms studieren Sie für ein oder zwei Semester an einer anderen Hochschule innerhalb von Europa und erhalten bis zu 200 Euro pro Monat als Stipendium. Die Bewerbung für Erasmus-Plätze findet direkt an Ihrer Hochschule statt und ist unkompliziert. Das Angebot hängt von den jeweiligen Kooperationsverträgen Ihrer Hochschule mit anderen Hochschulen ab. Falls Sie also einen Erasmus-Auslandsaufenthalt während Ihres Master-
@ DAAD zu ERASMUS: http://eu.daad.de
3
30
Kapitel 3 · Ausland
studiums planen, raten wir Ihnen, sich vorher über das Angebot zu informieren.
3.3
3
Großbritannien
Großbritannien ist laut Bundesministerium für Bildung und Forschung das für deutsche Studenten populärste Land. Dies ist keine Überraschung, denn einige der weltweit besten und anerkanntesten Universitäten sitzen dort. Dazu gehören klangvolle Namen wie Oxford, Cambridge, St. Andrews und die London School of Economics, mit deren Qualität deutsche Hochschulen kaum konkurrieren können. Doch anders als in Deutschland sind die Qualitätsunterschiede zwischen den Hochschulen extrem. Die Lehr- und Forschungsmittel konzentrieren sich auf die besten Universitäten. Daher gibt es zwar einige Hochschulen, die qualitativ deutlich besser sind als deutsche Universitäten, andererseits gibt es auch eine große Menge qualitativ weniger guter Institutionen. Anders als hierzulande gibt es keine Aufteilung in Universitäten und Fachhochschulen; man kann nur an Universitäten studieren. Aufgrund der Qualitätsunterschiede sind in Großbritannien Rankings (7 S. 76) besonders wichtig – die wichtigsten sind das Times Good University Ranking sowie das The Guardian University Ranking. Beide Rankings lassen unter anderem Daten zur Qualität der Lehre, der finanziellen Ausstattung, den Bibliotheken sowie den Abschlussnoten mit einfließen. Britische Universitäten sind meist kleiner als deutsche Hochschulen (im Durchschnitt 9 000 bis 12 000 Studenten) und arbeiten weitgehend autonom. Das heißt, dass sie ihre Studenten und ihr Personal selber auswählen und Studiengänge und teilweise sogar Abschlüsse selbst konzipieren. Wie in Deutschland gibt es Bachelor- und Masterstudiengänge. Bachelorstudiengänge (»undergraduate«) dauern in Großbritannien in der Regel drei Jahre, in Schottland vier. Ein Master (»postgraduate«) dauert ein Jahr. Die Betreuung der Studierenden ist in Großbritannien deutlich besser als in Deutschland: Auf der Insel kommen im Durchschnitt 12 bis 15 Studenten auf einen Dozenten, während wir hierzulande eine Quote von 1:43 haben – dies ist jedoch nur ein Durchschnitt, um den die Werte der Hochschulen sehr stark variieren. Das Studium teilt sich meist in Trimester auf: 4 »autumn term«: Oktober bis Dezember, in der Regel nur Lehre, 4 »spring term«: Januar bis März, in der Regel nur Lehre, 4 »summer term«: April bis Juli, die zweite Hälfte ist für Prüfungen vorgesehen. In Großbritannien wird zwischen dem »Taught Master« und dem »Research Master« unterschieden. Die am häufigsten vergebenen Masterabschlüsse MA und MSc sind beide Taught Masters. MAs werden tradi-
31 3.3 · Großbritannien
tionell in geisteswissenschaftlichen Fächern vergeben, MScs in naturwissenschaftlichen. Für Sie wird die Aufteilung dann wichtig, wenn in derselben Disziplin beide Abschlüsse angeboten werden, wie es zum Beispiel bei den Wirtschaftswissenschaften der Fall ist. Nehmen Sie als Faustregel, dass der MA anwendungsorientiert ausgerichtet ist, während Sie bei einem forschungsorientierten MSc deutlich mehr Theorie auf dem Lehrplan haben. Research Master sind die Abschlüsse Master of Philosophy (MPhil) und Master of Research (MRes). Hierbei handelt es sich um einen meist auf zwei Jahre ausgelegten Forschungsmaster, der nur wenig Lehre umfasst und die Erstellung einer eigenständigen und relevanten wissenschaftlichen Arbeit fordert. Wenn Sie sich bereits sicher sind, dass Sie eine wissenschaftliche Karriere anstreben, könnten MPhil oder MRes für Sie genau das Richtige sein. Für die eben genannten Regeln gibt es auch einige Ausnahmen: In Großbritannien werden in natur- und ingenieurswissenschaftlichen Fächern vierjährige Programme angeboten, die Studienanfänger direkt zum MEng oder zum MSc führen. Bei diesen wurden beide Studienstufen schlicht zu einem mit dem deutschen Diplom vergleichbaren durchgehenden, vierjährigen Studium zusammengezogen. Je nach Programm ist es bei sehr guten Studienleistungen möglich, direkt im Anschluss an einen Bachelor of Science mit einem Promotionsstudium zu beginnen. Um das Durcheinander noch einmal zu vergrößern, wird an einigen schottischen Universitäten bei den Geisteswissenschaftlern der BA traditionell Master of Arts genannt. Sie sehen: Britische Universitäten sind relativ frei in der Vergabe von Mastertiteln. Informieren Sie sich also vorher gut! Bei der Bewerbung für Ihr Masterprogramm werden Sie auf bestimmte Notenvoraussetzungen stoßen, zum Beispiel könnte von Ihnen ein Upper Second-Class-Bachelorgrad verlangt werden. Was das ist? Nun, das Notensystem in England unterscheidet sich stark von dem Deutschen (. Tabelle 3.1). Ihre Zensuren werden dabei in Prozent berechnet, wobei 100 Prozent praktisch nicht erreichbar sind. Im Masterbereich bedeuten weniger als 50 Prozent, dass Sie durchgefallen sind, beim Bachelorstudium müssen nur über 40 Prozent erreicht
. Tab. 3.1. Bachelor-Abschlussnoten in Großbritannien
Note
Bezeichnung
Übersetzung
Deutsche Entsprechung
70 + %
First Class
Mit Auszeichnung bestanden
Ab 76%: 1,0; ab 70%: 1,3
60–70%
Upper Second-Class (auch: two-one)
Mit gutem Erfolg bestanden
Ab 66%: 1,7; ab 63%: 2,0; ab 60%: 2,3
50–60%
Lower Second-Class (auch: two-two)
Mit Erfolg bestanden
Ab 56%: 2,7; ab 53%: 3,0; ab 50%: 3,3
40–50%
Third-Class
Bestanden
Ab 46%: 3,7; ab 40%: 4
0–39%
Fail
Durchgefallen
5
3
32
Kapitel 3 · Ausland
werden: Die Bezeichnung »pass« bedeutet hier praktisch lediglich die Ausstellung eines Teilnahmezertifikats. Die Noten liegen meist in der Bandbreite zwischen 50 und 80 Prozent. Doch auch hier gibt es wie in Deutschland je nach Fächergruppe Unterschiede. Bitte beachten Sie, dass die deutschen Entsprechungen Schätzwerte sind, da sich Benotungen von Fach zu Fach unterscheiden. Die Studiengebühren für ein Masterstudium können von den Universitäten bis zu einem gewissen Grad frei festgelegt werden. Die Gebühren liegen für Studenten aus der EU (»home students«) bei etwa 3 000 Pfund pro Jahr, bei Managementstudiengängen sind sie deutlich höher. Bei schottischen Bachelorstudiengängen in Schottland sind teilweise nur 1 800 Pfund pro Jahr fällig. Studierende aus dem außereuropäischen Ausland bezahlen dagegen deutlich mehr, bis zu 20 000 Pfund pro Jahr. Auf Nachfrage vergeben viele Hochschulen allerdings Stipendien, durch die Studiengebühren teilweise oder ganz erlassen werden können.
3
@ Times Good University Ranking: www.timesonline.co.uk unter Life & Style > Education > Good University Guide @ Guardian University Ranking: http://www.guardian.co.uk/ education/universityguide @ British Council: www.britishcouncil.de @ Prospects: www.prospects.ac.uk
i Bei finanzieller Bedürftigkeit können Studiengebühren auch teilweise oder ganz vom Britischen Steuerzahler übernommen werden. Sobald Sie die Studienplatzzusage erhalten haben, stellen Sie den Antrag bei der jeweiligen Local Education Authority – die Adresse kann Ihre Hochschule Ihnen nennen. Das Jahreseinkommen Ihrer Eltern darf dabei allerdings 35 000 Pfund nicht übersteigen.
Weitere Informationen zum Studium finden Sie unter anderem auf der Webseite des British Council, Großbritanniens Auslandsorganisation für Bildung und Kultur sowie auf der Übersichtsseite »Prospects«.
3.4
Frankreich
Kein Hochschulsystem in Europa ist so eliteorientiert wie das französische. Denn dort wird schon mit der Auswahl der Hochschule der Karriereweg bestimmt: Wer es auf eine renommierte Grande Ecole schafft, dem sind gute Ausbildung und Karriere sicher. An den Universitäten sind die Probleme aber die gleichen wie bei uns: Über überfüllte Hörsäle und extremen Lerndruck klagen auch französische Studenten. Da das »Baccalaureat« in Frankreich die Bezeichnung für das Abitur ist, hat man für den Bachelor im Rahmen des Bologna-Prozesses die Bezeichnung »Licence« aus dem alten System übernommen. Nach der Licence folgt der zweijährige Master. Als Abschluss erhalten Sie entweder den anwendungsorientierten »Master Professionnel« oder den forschungsorientierten »Master Recherche«. Es gibt viele verschiedener Hochschularten in Frankreich. Dazu gehören folgende: 4 Universitäten, staatlich betrieben und vergleichbar mit deutschen Einrichtungen, 4 »Grandes Ecoles«, praktisch angelegte Eliteschmieden,
33 3.4 · Frankreich
4 »Ecoles de Commerce et de Gestion«, meist private Wirtschaftsfachschulen von eher mittelmäßiger Reputation, 4 »Ecoles d’Ingénieurs« und »Ecoles Scientifiques«, auf Ingenieur- und Naturwissenschaften spezialisierte Hochschulen. Relevant sind vor allem die Universitäten und Grandes Ecoles. Zwischen beiden herrscht eine tiefe Kluft. Die Grandes Ecoles sind Eliteschmieden und die Plätze hoch begehrt. Das Studium ist sehr praxisorientiert und es wird wenig Forschung betrieben. Wie in Deutschland sind auch in Frankreich die Universitäten das Zentrum wissenschaftlichen Arbeitens und Lernens. Französische Universitäten bieten das gesamte wissenschaftliche Fachspektrum an. An Grandes Ecoles gibt es dagegen nur bestimmte Fachrichtungen: Politik, Jura und Verwaltung sowie und Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften. Französische Universitäten benoten nach einem 20-Punkte-System. Die Punkte entsprechen den deutschen Noten in . Tabelle 3.2. Deutsch-Französische Hochschule In Saarbrücken sitzt seit 1999 die Deutsch-Französische Hochschule (DFH). Der Name ist etwas verwirrend: Denn es handelt sich nicht um eine Hochschule, sondern um ein Kooperationsprojekt deutscher und französischer Universitäten. Die DFH soll die Mobilität von Studierenden erhöhen sowie Forschung und Ausbildung internationalisieren. Im Rahmen der DFH wurde eine Reihe integrierter Studiengänge geschaffen, durch die Sie innerhalb der Regelstudienzeit sowohl einen deutschen als auch einen französischen Abschluss erhalten können.
Die Aufnahme auf eine Grande École ist für Sie durchaus möglich. Dabei reicht ein Motivationsschreiben allerdings meist nicht aus: In der Regel wird von Ihnen ein erfolgreicher abgeschlossener GMAT oder dessen französischen Pendant TAGE-MAGE-Test verlangt. Es folgt ein Auswahlgespräch. Die Ausbildung an einer Grande École ist sehr praxis-
. Tab. 3.2. Benotung in Frankreich
Punkte
Französische Note
Deutsche Entsprechung
16–20
Très bien
Sehr gut
14–15,9
Bien
Gut
12–13,9
Assez bien
Befriedigend
10–11,9
Passable
Ausreichend
6–9,9
Insuffisant
Mangelhaft
0–5,9
Très insuffisant
Ungenügend
@ Deutsch-Französische Hochschule: www.dfh-ufa.org
3
34
Kapitel 3 · Ausland
3
. Abb. 3.1. Studienstruktur des Masterstudiums in Frankreich
orientiert. Wenn Sie eine Karriere in der Wirtschaft oder der Politik anstreben, werden Sie hier viele nützliche Dinge lernen und zusammen mit der zukünftigen Elite Frankreichs studieren. Wenn Sie hingegen eine wissenschaftliche Karriere anstreben, ergibt es wenig Sinn, sich hier zu bewerben, da kaum Forschung betrieben wird. Weiterhin gibt es drei Varianten zum Erreichen des Masters. Die erste und gängigste entspricht einer Y-Struktur: Nach dem ersten Studienjahr entscheiden Sie sich für den Master Professionnel oder den Master Recherche. Das zweite Modell wird auch als V-Struktur bezeichnet: Sie entscheiden sich von Anfang an für einen der beiden Abschlussarten. Das dritte Modell folgt einer T-Struktur – Sie absolvieren einen allgemeinen Master, der zugleich anwendungs- und forschungsorientiert ist (. Abb. 3.1). i Für eine Bewerbung an einer französischen Hochschule müssen Sie normalerweise einen Sprachtest vorweisen. Allerdings reicht französischen Hochschulen ein mit mindestens »ausreichend« bestandener Französisch-Leistungskurs aus. Sollten Sie während Ihrer Schulzeit einen Französisch-Leistungskurs belegt haben, können Sie sich von Ihrer ehemaligen Schule ein kurzes Schreiben auf Französisch ausstellen lassen, dass Sie »gemäß den deutsch-französischen Vereinbarungen« vom Sprachtest befreit sind. Damit sparen Sie sich den DALF/DELF-Test.
Das Studium an französischen Universitäten ist abgesehen von einer Verwaltungsgebühr kostenlos. Eine Ausnahme bilden die Grandes Écoles. An öffentlichen Grandes Écoles müssen Sie mit mindestens 1 000 Euro pro Jahr rechnen, private verlangen mindestens 1 500 Euro – es können je nach Fach und Hochschule aber auch bis zu 15 000 Euro sein. Diese Werte können allerdings auch um ein Vielfaches höher sein. Auch private Wirtschaftshochschulen (»Ecoles de commerce et de gestion«) verlangen Studiengebühren, meist zwischen 4 000 und 6 000 Euro pro Jahr.
35 3.5 · Niederlande
Weitere Informationen zum französischen Hochschulsystem finden Sie auf der Webseite »Edufrance«, sowie beim Institut Français.
3.5
Niederlande
Studieren in den Niederlanden kann eine hervorragende Alternative zu einem Studium in Deutschland sein. Die Niederlande haben das wahrscheinlich größte englischsprachige Studienangebot außerhalb englischsprachiger Länder. Viele niederländische Hochschulen sind äußerst forschungsstark und genießen international einen hervorragenden Ruf. Sie brauchen den Vergleich mit britischen Hochschulen nicht zu scheuen und schneiden in Rankings teilweise sogar besser ab. Die Hochschulen verfügen über langjährige Erfahrung in der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern. Und der Bologna-Prozess ist in den Niederlanden bereits seit langem erfolgreich umgesetzt; die Bachelor- und Masterstudiengänge sind entsprechend erprobt. Die Niederlande haben zwei Hochschularten: die Universitäten sowie die »Hogeschools«. Letztere sind sehr praxisbezogen und lassen sich in ihrer Ausrichtung mit deutschen Fachhochschulen vergleichen. Allerdings ist das Niveau an einer Hogeschool niedriger als an einer deutschen Fachhochschule. So kann man anders als in Deutschland mit einem Bachelorabschluss einer Hogeschool nicht ohne weiteres einen Master an einer Universität machen. Das Bachelorstudium dauert an einer Universität drei und an einer Hogeschool vier Jahre. An Universitäten dauert der Master bei Ingenieurund Naturwissenschaften zwei Jahre, in anderen Fachbereichen wie Wirtschafts- und Geisteswissenschaften ein Jahr. Einige Studiengänge werden auf Holländisch gehalten. In diesem Fall werden entsprechende Sprachkenntnisse vorausgesetzt. Falls Sie Niederländisch lernen wollen, sollten Sie sich nach Sprachkursen an Ihrer Hochschule erkundigen oder alternativ einen Kurs an einer niederländischen Hochschule belegen. Gut ist auch die Webseite »Lerndutch.org«. Beim Studium werden Studenten stärker als in anderen Ländern miteinbezogen. Sehr verbreitet ist die Unterrichtsform der »probleemgestuurd onderwijs«, dem problembasierten Lernen, in der sich Studenten den Stoff in Teams anhand von Fallstudien und Projektarbeiten erarbeiten. Neben den meist einjährigen Masterprogrammen gibt es auch zweijährige Master of Philosophy (MPhil). Diese zielen auf eine anschließende Promotion hin und sind entsprechend forschungsintensiv. Auch wenn Sie mit einer akademischen Laufbahn liebäugeln, sich aber noch nicht vollkommen sicher sind, kann dies ein geeigneter Studiengang sein, da das Niveau hier äußerst hoch ist. Die Zugangsvoraussetzungen variieren erheblich. Manche konsekutive Masterstudiengänge erlauben holländischen Studenten mit einem Bachelorabschluss im entsprechenden Fach den automatischen Zugang zum Masterstudium. Andere Programme haben zusätzliche Anforderungen, dazu gehören zum Beispiel Tests wie der TOEFL, der GMAT oder
3
@ Edufrance, eine staatliche Seite zum Studium in Frankreich: www.edufrance.fr @ Institut Français: www.cidu.de
36
Kapitel 3 · Ausland
3 @ Learndutch: www.learndutch.org @ Offizielle Webseite für Studieninteressenten: www.studyin.nl @ Private Webseite mit Zusatzinformationen: www.studieren-in-holland.de @ Datenbank zu Studiengängen: Nuffic: www.nuffic.nl
der GRE (7 S. 117f). Sie können davon ausgehen, dass das Niveau mit zunehmenden Zugangsvoraussetzungen steigt. Da die niederländischen Hochschulen bereits stark im wechselseitigen Wettbewerb um die besten Studenten stehen, zeichnet sich eine starke Profilbildung ab. Die Niederlande haben ein umfassendes Fördersystem aufgebaut, das internationalen Studenten bei der Finanzierung ihres Studiums hilft. Dazu gehören die Möglichkeit der Rückerstattung der Studiengebühren oder auch eine Förderung durch ein Stipendium. Die jährlichen Studiengebühren belaufen sich auf etwa 1 600 Euro, werden aber jedes Jahr neu festgelegt. Sollten Sie über 30 Jahre alt sein, zahlen sie einige hundert Euro mehr. Die Mieten sind in den Niederlanden meist höher als in Deutschland und Wohnungen sind in den beliebteren Städten rar – kümmern Sie sich also frühzeitig um eine Wohnung. Weitere Informationen zum Studium in den Niederlanden finden Sie auf dem niederländischen Portal »Study in NL«. Die private Webseite »studieren-in-holland.de« bietet ebenfalls ausführliche Infos. Beim Niederländischlernen hilft die Internetseite »Learndutch«. Eine sehr gute Datenbank namens Nuffic hilft Ihnen bei der Suche nach dem passenden Studiengang.
3.6
Schweiz
Für ein Studium in der Schweiz sprechen eine große Zahl exzellenter Hochschulen, die Sprachenvielfalt sowie eine hervorragenden Lebensqualität. Das System ist dem Deutschen vergleichbar – mit dem kolossalen Unterschied, dass schweizerische Hochschulen nicht unterfinanziert sind. Wie in Deutschland ist die Reform des Studiensystems in der Schweiz mittlerweile weitestgehend vollzogen. Der Bachelor dauert wie hierzulande meist drei Jahre, der Master zwei Jahre. Studieren können Sie auf Deutsch, Italienisch und Französisch. An der Universität Fribourg können Sie außerdem zweisprachig auf Deutsch und Französisch studieren. Daneben wird eine zunehmende Zahl englischsprachiger Programme angeboten. Die Schweiz unterscheidet zwischen bundeseigenen Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETHs) und kantonalen Universitäten sowie Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen. Bei den beiden ETHs des Landes handelt es sich um vom Bund betriebene Universitäten mit Schwerpunkt auf technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen. Es werden allerdings auch andere Programme angeboten. Sie sind großzügig finanziert und bieten dementsprechend meist hervorragende Studienbedingungen. > Anders als in Deutschland ist die Bezeichnung »Universität« in der Schweiz nicht geschützt. Dies hat zur Folge, dass sich einige Institutionen gebildet haben, deren Abschlüsse nicht anerkannt sind, für die Sie aber hohe Gebühren zahlen. Dazu gehören unter anderem die Freie Universität Teufen sowie die Freie Universität Zug.
37 3.7 · Österreich
Die insgesamt zehn kantonalen Universitäten sind klassische Volluniversitäten, die meist ebenfalls sehr gut ausgestattet sind. Die Schweizer Fachhochschulen sind in Ausrichtung und Qualität mit deutschen vergleichbar. i Die Schweiz ist zwar nicht Teil der EU, dort erlangte Studienabschlüsse sind aufgrund des Bologna-Prozesses aber in Deutschland voll anerkannt.
Bachelorabsolventen in der Schweiz haben in manchen Fachbereichen ein Anrecht auf einen Platz in einen Masterstudiengang ihres Fachgebietes. Dies erlaubt den Hochschulen keine Auswahl der Studenten für ihre Programme. Daher bieten viele Hochschulen nicht-konsekutive (7 S. 15) Masterprogramme an, um sich die Studenten aussuchen zu können. Diese sind entsprechend selektiv und häufig als internationales Aushängeschild gedacht. Zudem gibt es so genannte Nachdiplomstudiengänge. Diese sind Angebote der Universitäten und Fachhochschulen zur universitären Weiterbildung. Sie entsprechen also den weiterbildenden Studiengängen aus 7 Abschn. 2.2.2 (7 S. 15) und sind oft durch den Titel »Master of Advanced Studies« (plus Fachbezeichnung) gekennzeichnet. Diese Programme dauern in der Regel ein Jahr und berechtigen nicht zur Promotion. Die Studiengebühren sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von etwa 350 Euro im Monat in Genf bis zu 2 600 Euro in der italienischsprachigen Schweiz. In der Regel werden aber zwischen 400 und 500 Euro verlangt. Hinzu kommen Verwaltungsgebühren. Allerdings obliegt die Stipendienvergabe den Kantonsverwaltungen. Informationen zum Studium in der Schweiz finden Sie auf der Webseite der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten sowie auf dem englischsprachigen Portal »Swiss University«.
3.7
Österreich
Österreich ist bei deutschen Studenten sehr beliebt: Die Studienbedingungen sind gut, das Hochschulsystem dem deutschen sehr ähnlich und die kulturellen Unterschiede eher gering. Viele deutsche Studenten entscheiden sich für ein Medizinstudium in Österreich, da hier die Aufnahmebedingungen großzügiger sind. Wie in Deutschland gibt es in Österreich Universitäten und Fachhochschulen. Daneben existieren 15 so genannte Wirtschaftsuniversitäten. Die österreichischen Fachhochschulen sind sehr stark an den Anforderungen der Wirtschaft ausgerichtet und haben ein hohes Niveau. Österreichische Hochschulen sind qualitativ mit ihren deutschen Verwandten vergleichbar. Wie bei uns gibt es Probleme mit überfüllten Lehrveranstaltungen und zu geringer Betreuung, anders als in Großbritannien aber auch keine extremen Qualitätsunterschiede zwischen den Hochschulen. Österreich ist Teil des renommierten CHE-Rankings (7 S. 72), wo die
@ Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten: www.crus.ch @ Swiss University: www.swissuniversity.ch
3
38
Kapitel 3 · Ausland
3
@ Wegweiser: www.wegweiser.ac.at @ Österreichischer Austauschdienst: www.oead.ac.at @ Akademisches Portal Österreich: www.portal.ac.at @ Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung: http://www.bmwf.gv.at/ wissenschaft/national/studieren_ in_oesterreich/
meisten österreichischen Studiengänge im Mittelfeld landen. Das österreichische Notensystem gleicht weitgehend dem deutschen. Auch in Österreich gibt es konsekutive Masterstudiengänge, die entweder forschungs- oder anwendungsorientiert sind. Wie in Deutschland heißt der Master an einigen Hochschulen Magister. Anders als hier können die Ingenieurwissenschaften weiterhin den Abschluss DiplomIngenieur auf Masterniveau verleihen. Negativ an Österreich ist eine zunehmende Deutschenfeindlichkeit an österreichischen Hochschulen. Aufgrund leichterer Aufnahmebedingungen ist das Nachbarland bei deutschen Studenten sehr beliebt: Im Jahre 2007 studierten etwa 14 800 Deutsche im Land und stellten damit etwa die Hälfte aller ausländischen Studierenden. Während allerdings Großbritannien stolz auf die vielen ausländischen Studierenden an den eigenen Hochschulen verweist, fordern viele österreichische Politiker und Studenten Hürden für Deutsche. Österreich hatte vor einigen Jahren Studiengebühren von 400 Euro pro Semester eingeführt, diese mittlerweile aber wieder abgeschafft. Ob es irgendwann wieder Studiengebühren geben wird, hängt von der weiteren politischen Entwicklung ab. Ohne die Studiengebühren sind lediglich Semesterbeiträge von ca. 20 Euro pro Semester zu zahlen. Die Lebenshaltungskosten in Österreich sind mit denen in Deutschland vergleichbar. Informationen zum Studium in Österreich bieten Ihnen das Portal »Wegweiser«, das Akademische Portal Österreich sowie der Österreichische Austauschdienst. Daneben finden Sie interessante Informationen auf der Seite des österreichischen Wissenschaftsministeriums.
3.8
Schweden
Schwedens Hochschulsystem gehört zu den modernsten Systemen Europas, es gibt keine Studiengebühren und die Hochschulen sind finanziell sehr gut ausgestattet. Hinzu kommen wunderbare Landschaften, freundliche Menschen und schöne Möbel – gute Gründe für ein Studium im hohen Norden. Wie in Deutschland gibt es zwei Typen von Hochschulen, Universitäten und »Högskolas«, die mit der deutschen FH vergleichbar sind. Das Hochschulsystem ist dezentralisiert, so dass alle Hochschulen ihre Studiengänge autonom erstellen können. Universitäten bieten ein breites Programm an Studiengängen und sind stark wissenschaftlich orientiert, während die Wahlmöglichkeiten an Högskolas eher eingeschränkt und stark praxisorientiert sind. Das Studienjahr in Schweden besteht aus zwei Semestern, die von Ende August bis Mitte Januar und von Mitte Januar bis Anfang Juni gehen. Unterbrochen werden die Semester von kurzen Weihnachts- und Osterferien. Anders als in den meisten Ländern werden Kurse nicht parallel, sondern nacheinander belegt. Sie belegen also mehrere Wochen einen einzigen Kurs, der dann mit einer Klausur endet. Dadurch massie-
39 3.8 · Schweden
. Tab. 3.3. Schwedisches Notensystem
Note
Bedeutung
Väl godkänt
Gut bestanden
Godkänt
Bestanden
Underkänt
Nicht bestanden
ren sich die Prüfungen nicht gegen Ende des Semesters, dafür werden Sie kontinuierlich geprüft. Das Studium an einer schwedischen Universität ist relativ wenig verschult. In den meisten Studiengängen haben Sie nur wenige Semesterwochenstunden, müssen dafür jedoch intensives Selbststudium betreiben. Es wird allerdings großer Wert auf die aktive Teilnahme von Studenten an Lehrveranstaltungen gelegt. Das schwedische Notensystem ist weniger differenziert als das deutsche. In den meisten Fächern gibt es nur drei Noten (. Tabelle 3.3). Bei juristischen Studiengängen kommt die Möglichkeit hinzu, mit Auszeichnung zu bestehen. Auch wenn es inzwischen über 600 englischsprachige Masterstudiengänge gibt, ist ein Großteil der anderen Studiengänge noch in Schwedisch gehalten. Für die Aufnahme eines Vollstudiums in Schwedisch müssen Sie daher den Test in »Swedish for University Students« (TISUS) absolvieren. Den TISUS können Sie zweimal im Jahr in Deutschland durchführen. Masterstudiengänge dauern entweder ein oder zwei Jahre. Für einen einjährigen Master mit 60 ECTS erhalten Sie das »Magisterexamen«, für einen zweijährigen mit 120 ECTS das »Masterexamen«. Zusammen mit dem dreijährigen Bachelorgrad ergibt sich somit eine Regelstudienzeit von maximal fünf Jahren. In Schweden ist das Studium kostenlos, nur geringe Beiträge für die Studentenvereinigung werden Sie entrichten müssen. Darüber hinaus werden bedürftigen Studenten umfangreiche Stipendien- und Hilfsprogramme angeboten. Die Lebenshaltungskosten sind in Schweden allerdings hoch. Im Internet finden Sie viele Informationen zum Studium in Schweden. Unter anderem hilft das Portal »Study in Sweden«. Generelle Infos zum Land erhalten Sie es auf der Webseite des Svenska Institutes. Infos zum TISUS gibt es im Fachbereich für Skandinavische Sprachen der Stockholmer Universität. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der Schwedischen Agentur für höhere Bildung sowie beim schwedischen Studentenhilfswerk.
@ Study in Sweden: www.studyinsweden.se @ Schwedische Agentur für höhere Bildung: www.studera.nu @ Schwedisches Studentenhilfswerk: www.csn.se @ Svenska Institut: www.si.se @ Fachbereich Skandinavische Sprachen, Universität Stockholm: www.nordiska.su.se
3
40
Kapitel 3 · Ausland
3.9
3
@ Central Applications Office: http://www.cao.ie/ @ Informationsseite der irischen Regierung: www.educationireland.ie @ Webseite für internationale Studenten: www.icosirl.ie
Irland
Irland ist ein nicht nur wirtschaftlich, sondern auch wissenschaftlich aufstrebendes Land. Die Iren sind für ihre Freundlichkeit und Offenheit bekannt; außerdem konnten sich einige Hochschulen inzwischen einen ausgezeichneten Ruf erarbeiten. Falls Sie eine schier unfassbare Menge an Regen nicht schreckt, könnte ein Studium in Irland eine gute Alternative zum Studium in anderen englischsprachigen Ländern sein. Die irische Hochschullandschaft ist recht übersichtlich, insgesamt gibt es neun Universitäten. Den besten Ruf hat das Trinity College in Dublin, das regelmäßig in Rankings gute Bewertungen erhält. Neben den Universitäten gibt es die sehr praxisorientierten »Institutes of Technology« sowie »Colleges of Education«, die für die Ausbildung von Lehrern zuständig sind. Die Institutes of Technology sind in ihrer Ausrichtung mit Fachhochschulen vergleichbar, haben in Irland allerdings einen eher mittelmäßigen Ruf. Das Studium ist in Irland wie in Großbritannien in einen dreijährigen Bachelor sowie in einen einjährigen Master eingeteilt. Das Studienjahr beginnt Anfang Oktober und endet Mitte Juni. Prüfungen finden am Ende des zweiten Semesters im Mai und im Juni statt. Hochschulen in Irland verlangen im europäischen Vergleich hohe Studiengebühren. Allerdings sind die einzelnen Universitäten frei in der Festsetzung der Gebühren. Sie sind von Jahr zu Jahr, von Hochschule zu Hochschule und von Studiengang zu Studiengang unterschiedlich. Erkundigen Sie sich also direkt an der Hochschule, an der Sie studieren möchten. Die irischen Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise hoch. Informationen zum Studium in Irland finden Sie unter anderem auf »Educationireland.ie«, einer Informationsseite der irischen Regierung. Weitere Hilfen gibt es bei »icosirl.ie«, einer Webseite für internationale Studenten.
3.10
USA
Amerika ist wie in so vielen Belangen auch im Hochschulbereich das Land der Superlative: Nirgends auf der Welt gibt es so viele so gute Universitäten. Nirgends arbeiten so viele Nobelpreisträger. Nirgends haben die Hochschulen so viel Geld. Und nirgendwo ist das Studium so teuer. Das Hochschulsystem in den USA ist extrem vielfältig und dezentral organisiert. Es gibt fast 7 000 Hochschulen, Colleges und Universitäten, davon sind etwa 2 500 in privater Hand. Eine klare Einteilung der Hochschulen in Kategorien wie in anderen Ländern ist dadurch unmöglich. Die folgenden Informationen zu verschiedenen Institutionen der Hochschulbildung lassen daher eine Vielzahl von Sonderfällen und -wegen außen vor. Seinen Bachelor macht man in den USA in der Regel an einem vierjährigen College. Colleges sind entweder unabhängig oder Teil einer Universität.
41 3.10 · USA
Den Masterabschluss müssen Sie dagegen an einer Universität ablegen. Er dauert zwischen ein und zwei Jahren, in manchen Fällen auch drei. Im Gegensatz zu Deutschland entscheiden sich in den USA mit 17 Prozent eines Jahrgangs nur wenige College-Absolventen dazu, einen Master anzustreben. Allerdings hinkt der Vergleich, da in den USA die Studentenquote weit höher ist als hierzulande und man für viele hiesige Ausbildungsberufe einen Bachelorabschluss benötigt. Ein wichtiger Unterschied besteht in den USA zwischen privaten und öffentlichen Hochschulen. Zwar bieten staatliche Hochschulen meist eine hochwertige Ausbildung, mit privaten Topuniversitäten können sie jedoch aus finanziellen Gründen (von einigen lobenswerten Ausnahmen abgesehen) nicht mithalten. Privatuniversitäten bieten häufig deutlich bessere Bedingungen, schönere Bibliotheken, profiliertere Dozenten und einen umfangreicheren Service. Führend sind die Hochschulen der so genannten Ivy League. Die Hochschulen der Ivy League sind ein Zusammenschluss privater Universitäten, zu der renommierte Institutionen wie Princeton und Harvard gehören. Einige staatliche Hochschulen wie die University of Berkeley in Kalifornien haben jedoch aufgeholt. Ihr Vorteil: Die Studiengebühren sind deutlich geringer. In den USA wird kontinuierliches Lernen und Arbeiten verlangt. Klausuren finden auch während des Semesters statt und Sie werden regelmäßig Essays und Hausarbeiten anfertigen müssen. Auf die individuelle Betreuung der Studenten wird großen Wert gelegt. Dozenten sind in der Regel immer und ohne Termin ansprechbar – sei es persönlich, per Email oder per Telefon. Sie werden im Schnitt weniger Semesterwochenstunden haben als in Deutschland. Die Bewerbung an einer US-Hochschule nimmt eine lange Vorlaufzeit in Anspruch – vor allem, falls Sie ein Stipendium erhalten möchten. Verlangt wird immer ein erfolgreicher Sprachtest (7 S. 117) sowie meist ein gut bestandener GRE-Test (7 S. 118). Daneben werden Sie in der Regel Motivationsschreiben, Empfehlungsschreiben sowie einen Finanzierungsnachweis vorlegen müssen. US-Hochschulen sind frei in ihren Bewerbungsvoraussetzungen und Fristen. Informieren Sie sich daher individuell. Das US-Notensystem ist relativ diffizil. Die Noten gehen von »A« (sehr gut) bis »F« (ungenügend); ein »I« wird vergeben, wenn zum Beispiel ein Kurs nicht beendet wurde. Für den Abschluss zählt jedoch der so genannte Grade Point Average. In diesem werden Leistungspunkte und Notenpunkte (. Tabelle 3.4) miteinander multipliziert, so dass an der Spitze selbst kleinste Leistungsunterschiede deutlich werden. Im Master sind wie in Deutschland die Abschlüsse MA und MSc am stärksten verbreitet. Es gibt in den USA auch die Möglichkeit, zwei Studienabschnitte in einem zu kombinieren. Dies gilt sowohl für fünfjährige Programme, die direkt zum Masterabschluss führen, als auch für PhD-Studiengänge, die den Masterabschluss mit beinhalten. Letztere stehen meist nur Absolventen eines BSc-Studienganges offen. An amerikanischen Hochschulen wird ein Leistungspunktesystem verwendet, das
3
42
Kapitel 3 · Ausland
. Tab. 3.4. US-Notensystem
3
Noten
Notenpunkte
Bewertung
A
4
Sehr gut
B
3
Gut
C
2
Durchschnittlich
D
1
Mangelhaft
F
0
Ungenügend
I
–
Unvollständig
anders als in Europa jedoch nicht vereinheitlicht ist und sich nicht mit dem ECTS-System (7 S. 11) vergleichen lässt. i Aufgrund vergleichbar lockerer Regeln gibt es in den USA viele Hochschulen von schlechter bis mittelmäßiger Qualität, die Sie mit falschen Versprechungen locken und bei denen Sie für Ihr Geld nur wenig Leistung erhalten. Es gibt zwei Wege, dies zu vermeiden: 4 Sie konsultieren Rankings. Die USA haben viele Rankings, das bekannteste ist das der Zeitung US News. Auch die Zeitung Princeton Review bietet ein anerkanntes Ranking. 4 Sie achten auf Akkreditierungen. Anders als in Deutschland sind Akkreditierungen in den USA extrem wichtig. Nur wenn eine Universität oder ein College von einer wichtigen Akkreditierungsagentur anerkannt wurde, werden attraktive US-Firmen einen Absolventen einstellen. @ U.S. Department of Education: www.ed.gov/students @ Private Seite mit nützlichen Informationen: www.studyusa.com @ Educational Testing Service Network: www.ets.org @ US News Ranking: www.usnews.com/rankings @ Princeton Review Ranking: www.princetonreview.com/ college-rankings.aspx @ DAAD-Stipendien: www.daad.de/ausland/ foerderungsmoeglichkeiten/ @ Fulbright-Kommission: www.fulbright.de/
Prüfen Sie gegebenenfalls vorher, ob Sie der Abschluss zur Aufnahme eines Promotionsstudiums berechtigt – und lassen Sie sich dies schriftlich und verbindlich zusichern. Die Studiengebühren können in den USA von Hochschulen frei festgelegt werden. Sie werden je nach Hochschule und Programm zwischen 10 000 und 40 000 US-Dollar pro Jahr bezahlen müssen – Princeton verlangte beispielsweise 36 600 Dollar pro Jahr im Studienjahr 2009/10. Stipendienmöglichkeiten gibt es unter anderem vom DAAD und von der Fulbright-Kommission. Die jeweilige Hochschule wird Ihnen Informationen zu lokalen Stipendien geben können. Informationen über Aufnahmetests gibt es beim Educational Testing Service Network. Die Internetseite der US-Botschaft hat viele Informationen zum Studium in den USA. Auch beim US-Bildungsministerium gibt es zahlreiche Infos. Auch die private Seite »StudyUSA.com« enthält eine Reihe von Ratschlägen.
43 3.12 · Australien
3.11
Kanada
Kanadas Hochschulsystem ist dem der USA relativ ähnlich – und ähnlich unübersichtlich. Denn in Kanada bestimmen die Provinzen autark über die jeweiligen Hochschulen. So können Studiengänge mit gleichen Namen mitunter komplett unterschiedliche Inhalte haben. Andererseits ist das Land nicht nur wegen seiner wunderbaren Natur einen näheren Blick wert, denn es hat einige sehr gute Hochschulen, die qualitativ fast an die besten Universitäten der USA heranreichen – für einen Bruchteil der Gebühren. Außerdem haben Sie in Kanada eine hervorragende Lebensqualität. Kanada hat 77 englischsprachige und 15 französischsprachige Universitäten. Wer sich gleich in zwei Sprachen verbessern möchte, kann darüber hinaus zwischen fünf bilingualen Universitäten wählen. Der Bachelor dauert je nach Hochschule drei bis vier Jahre, der Master ein bis zwei Jahre. Darüber hinaus gibt es die stärker praxisorientierten Colleges, die ausschließlich Bachelorabschlüsse anbieten – für den Master müssen die Studenten an eine Universität wechseln. Das akademische Jahr dauert in Kanada von September bis April und ist entweder in zwei Semester oder in drei Trimester aufgeteilt. Die Betreuung an den Hochschulen ist sehr gut und Sie haben in der Regel engen Kontakt zu Ihren Dozenten. Wie in den USA werden Sie auch während des Semesters viele Prüfungsleistungen erbringen müssen. Kanada hat dasselbe Benotungssystem wie die USA. Rankings sind in Kanada extrem wichtig und vielbeachtet. Das bekannteste Ranking wird jährlich von der Zeitschrift Maclean’s erstellt. Das Masterstudium dauert in Kanada zwei Jahre. Gerade fünf Prozent eines Jahrgangs studieren auf Masterniveau weiter. Dies liegt unter anderem daran, dass Kanadier die Option haben, ihren Bachelor um ein Jahr auf fünf Jahre zu verlängern und damit ein Honours Bachelor’s Degree zu erhalten. In diesem Jahr vertiefen sie ihre Kenntnisse in dem Fach ihrer Wahl, was auf dem kanadischen Arbeitsmarkt gern gesehen wird. Jede kanadische Hochschule kann ihre Studiengebühren selbst festlegen. Im Durchschnitt sind es allerdings 12 000 Kanadische Dollar – fast 8 000 Euro. Ausländer zahlen meist mehr als Kanadier. Infos dazu finden Sie auf der Webseite der jeweiligen Hochschule. Die Lebenshaltungskosten sind in Kanada höher als in Deutschland. Stipendien vergeben unter anderem der DAAD, die Kanadische Regierung sowie die Hochschulen selber. Informationen gibt es unter anderem bei »Study in Canada«, bei der Association of Universities and Colleges of Canada sowie beim Canadian Bureau for International Education.
3.12
3
Australien
Das Hochschulsystem Australiens ist sehr übersichtlich. In dem einwohnermäßig kleinen Land gibt es nur etwa 40 Universitäten. Für Aus-
@ Study in Canada: www.studyincanada.com @ Association of Universities and Colleges of Canada: www.aucc.ca @ Canadian Bureau for International Education: www.cbie.ca @ Mcleans’s: www.macleans.ca/universities
44
Kapitel 3 · Ausland
3
@ Australian Universities Quality Agency: www.auqa.eduau/ @ Institut Ranke-Heinemann: www.ranke-heinemann.de @ GOstralia!: www.gostralia.de @ Studium-Downunder: www.studium-downunder.de @ Webseite der australischen Regierung: www.studyinaustralia.gov.au @ The Good Universities Guide: www.gooduniguide.com.au/
tralien sprechen gut ausgestattete Hochschulen, ein angenehmes Klima, eine reiche Natur sowie eine freundliche Bevölkerung. Australiens Hochschulen haben ein mit den USA oder Großbritannien vergleichbares Niveau und bewegen sich damit an der Weltspitze. Die Studentenschaft ist international, wobei Australien vor allem Studenten aus näher gelegenen Ländern wie Indien, Thailand und China anzieht. Auch die Dozenten kommen aus aller Welt. Australien liegt auf der anderen Seite der Welt und genau wie die Jahreszeiten ist auch das Studienjahr umgekehrt: Das erste Semester beginnt Ende Februar (also im Sommer) und dauert bis Ende Juni. Drei bis vier Wochen später beginnt das zweite Semester, das im Dezember endet. Dezember bis Ende Februar sind vorlesungsfrei. Wie in England und den USA sind in Australien die Qualitätsunterschiede zwischen den Universitäten groß. Daher empfiehlt sich vor der Bewerbung der Blick in verschiedene Rankings. Allgemeine Informationen bietet das Times World University Ranking (7 S. 75), in dem etwa die Hälfte aller australischen Universitäten vertreten sind. Masterstudiengänge dauern in Australien zwischen einem und zwei Jahren. Die Universitäten sind weitgehend frei in der inhaltlichen und namentlichen Gestaltung ihrer Masterprogramme, so dass Sie sich bei jedem einzelnen Programm über die internationale Anschlussfähigkeit informieren müssen. Australische Universitäten evaluieren ihre Masterprogramme selbst, werden dabei aber von der Australian Universities Quality Agency überwacht, die ihre Ergebnisse regelmäßig veröffentlicht. Bei der Bewerbung hilft gegen Geld auch das Institut Ranke-Heinemann. Dabei handelt es sich um eine deutsche Organisation in privater Hand, die die australischen Hochschulen in Deutschland offiziell repräsentiert. Die Studiengebühren sind nach Fächergruppen gestaffelt. Für ein geisteswissenschaftliches Studium werden pro Jahr mindestens 8 000 Euro verlangt, mindestens 10 000 Euro pro Jahr kostet ein ingenieurwissenschaftliches Studium und bis zu 15 000 Euro wird für ein Jahr Medizinstudium verlangt. Stipendien gibt es unter anderem vom DAAD. Das Institut RankeHeinemann berät zu Stipendienmöglichkeiten und listet auf seiner Webseite einige Förderungsmöglichkeiten auf. Die von einigen Australischen Universitäten betriebene Webseite »GOstralia!« bietet Stipendien und Informationen zum Studium in Australien. Der Staat Australien vergibt ebenfalls Stipendien an ausländische Masterstudenten. Generelle Informationen zum Studium in Australien finden Sie auf zahlreichen Internetseiten. Unter anderem bietet die Australische Regierung eine eigene englischsprachige Internetpräsenz. Auch auf der Seite von »Studium-Downunder« gibt es Infos zu Stipendien sowie zum Studium generell. Eine Übersicht über alle Programme an australischen Hochschulen bietet die Webseite »The Good Universities Guide«.
45 3.13 · Weitere Länder
3.13
Weitere Länder
Natürlich gibt es noch viele weitere interessante Länder. Falls Sie sich für ein Studium in einem der folgenden Länder interessieren, sollten Sie die in . Tabelle 3.5 aufgelisteten Webseiten besuchen.
. Tab. 3.5. Webseiten zu Studieninformationen in weiteren Ländern
Land
Website
Beschreibung
Belgien
www.studyinbelgium.be
Englischsprachige Infoseite
China
www.study-in-china.org/
Englischsprachige Infoseite
www.edu.cn
Internetseite auf chinesisch
Dänemark
Estland
Finnland
www.studyindenmark.dk/
Offizielle Website zum Studium in Dänemark (auf Englisch)
www.ciriusonline.dk
Englische Programme in Dänemark
http://go-east.daad.de
Infowebsite des DAAD zum Studium in osteuropäischen Ländern
www.hm.ee
Website des estnischen Bildungsministeriums
www.studyinfinland.fi
Informationsseite der finnischen Regierung
www.syl.fi/english/study/
Website von finnischen Studentenvertretern
Griechenland
www.ypepth.gr/en_ec_home.htm
Griechisches Bildungsministerium
Italien
www.study-in-italy.it
Infoseite auf Englisch
www.ait-dih.org/
Deutsch-Italienisches Hochschulzentrum
www.studyjapan.go.jp/en/
Englischsprachige Infoseite
http://tokyo.daad.de
Der DAAD in Japan
http://go-east.daad.de
Infowebsite des DAAD zu osteuropäischen Ländern
www.aiknc.lv/en
Latvian Academic Information Centre, Informationen zum Studium in Lettland auf Englisch
Japan
Lettland
Litauen
http://go-east.daad.de
Infowebsite des DAAD zu osteuropäischen Ländern
Neuseeland
www.ranke-heinemann.de/neuseeland/
Vertretung aller neuseeländischen Universitäten in Deutschland
Norwegen
www.studyinnorway.no/
Offizielle Informationsseite
Polen
www.studieren-in-polen.de
Private Infoseite
www.studyinpoland.pl/
Englischsprachige Infoseite
http://daad.pl/
Der DAAD in Polen
Portugal
www.min-edu.pt
Portugiesisches Bildungsministerium (auf Portugiesisch)
Russische Föderation
www.daad.ru
Der DAAD in Russland
Spanien
www.universia.es/
Spanischsprachige Informationsseite
www.cervantes-muenchen.de/
Infos zum Studium in Spanien vom Cervantes Institut
Südafrika
www.southafricastudy.com
Private Informationsseite
Tschechien
www.czech.cz/en/work-study
Staatliche Infoseite
3
46
Kapitel 3 · Ausland
In diesem Kapitel haben wir Ihnen Ihre Möglichkeiten für ein Studium im Ausland aufgezeigt. Im nächsten Abschnitt zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Präferenzen ordnen, passende Studiengänge suchen und wie Sie als Außenstehender herausfinden können, ob der Studiengang Ihrer Wahl zu Ihnen passt.
3
4
Auswahl des passenden Masterstudiengangs 4.1
Der richtige Zeitpunkt für den Master
– 48
4.2
Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren?
4.3
Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät – 67
4.4
Qualitätsanalyse: Ihr Studiengang auf dem Prüfstand
4.5
Berufliche Chancen: Die passende inhaltliche Ausrichtung des Studiums – 90
– 54
– 78
48
4
Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
Mit dem Hintergrundwissen, das Sie sich im letzten Kapitel angelesen haben, sollten Sie sich nun nach Masterstudiengängen umsehen, die zu Ihnen passen. Dazu geben wir Ihnen in diesem Kapitel einige Anregungen. Zunächst erklären wir Ihnen, wann sich ein Master am ehesten lohnt. Danach geben wir einige Tipps zur Selbstreflexion (7 S. 54), das heißt, wie Sie Ihre Gedanken am besten ordnen. Anschließend sagen wir Ihnen, welche Ausrichtung (7 S. 67) der Hochschule zu Ihnen passt. Besonders wichtig sind unsere Hinweise zur passenden inhaltlichen Ausrichtung Ihres Masterstudiums (7 S. 90) und zur Qualität (7 S. 78) – wir zeigen Ihnen unter anderem, wie Sie ein Programm, das Sie noch nicht kennen, auch als Außenstehender auf seine Brauchbarkeit hin überprüfen können.
4.1
Der richtige Zeitpunkt für den Master
Anders als in Deutschland ist es in angelsächsischen Ländern nicht unüblich, zwischen Bachelorabschluss und Aufnahme des Masterstudiums ein oder mehrere Jahre zu pausieren. Beispielsweise könnten Sie ein Jahr damit verbringen, praktische Erfahrungen zu sammeln oder zu reisen. Auch in Deutschland könnte sich dieser Trend immer mehr durchsetzen. Daher stellen wir Ihnen nachfolgend ein paar Optionen vor, wann und wie Sie mit Ihrem Masterstudium beginnen können.
4.1.1
Unter welchen Bedingungen lohnt sich ein Masterstudium?
In der Tat ist es in Deutschland in den letzten Jahren einfacher geworden, als Bachelorabsolvent einen Berufseinstieg in einem festen Arbeitsverhältnis zu finden. Dies gilt in erster Linie für größere Unternehmen, die im Rahmen der Bachelor-Welcome-Initiative der Deutschen Wirtschaft spezielle Programme für Trainees und Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss entwickelt haben. Bitte bedenken Sie jedoch, dass gerade auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine Spezialistenkultur vorherrscht: Karriere machen in Deutschland in erster Linie diejenigen, die eine fachliche Expertise in einem bestimmten Bereich aufweisen: Der Ingenieur, der Controller, der Marketingexperte. Das gilt insbesondere für größere Organisationen der Wirtschaft und Verwaltung – weniger für den Medienbereich und kleinere Agenturen. Menschen, die in diesen Bereichen Karriere machen, signalisieren bereits in ihren ersten Berufsjahren durch ihren Abschluss, dass sie Spezialisten sind. Bachelorabsolventen sind jedoch Generalisten. Ein Bachelorabschluss ohne aufbauenden, vertiefenden Masterabschluss kann mittelfristig zur Karrierefalle werden: Denn wenn mittelfristig Mitarbeiter, denen eine höhere Fachexpertise auf Grund ihres Masterabschlusses zugeschrieben wird, befördert werden, ziehen Bachelorabsolventen zwangsläufig den Kürzeren.
49 4.1 · Der richtige Zeitpunkt für den Master
Viele werden nun entgegnen, dass zahlreiche Unternehmen doch in Personalanzeigen auf die besonderen Karrierechancen von Bachelorabsolventen hinweisen und versprechen, dass diese Absolventen mit Masterabsolventen gleichbehandelt werden. Andere sagen wiederum, dass es doch nicht auf den Abschluss ankomme, sondern auf das eigentliche Wissen des Absolventen. Hierzu drei Gedanken: Erstens sind Einstiegsprogramme von Unternehmen für Bachelorabsolventen noch immer die Seltenheit. Es gibt sie zwar, damit das Unternehmen der Öffentlichkeit beweist, dass es Bachelorabsolventen fördert. Allerdings wird das Gros der Hochschulabsolventen noch immer mit einem Masterabschluss eingestellt. Zweitens kommt es nicht (nur) darauf an, was ein Mitarbeiter kann, sondern auch darauf, was er als formale Qualifikation vorweisen kann. Der »M.A.« oder »M.Sc.« steht am Ende einer jeden E-Mail in der Signatur – und das schafft Eindruck. Das tatsächliche Wissen des Mitarbeiters ist zwar auch wichtig – viel stärker wahrgenommen wird es jedoch, wenn er auch die formale Qualifikation eines Masterabschlusses mit sich führt. »Der muss es doch wissen. Er ist ja schließlich Experte«, denken sich viele dann – das Wissen des Mitarbeiters wird besonders geschätzt. Drittens sollten Sie die Werberhetorik zahlreicher Unternehmen nicht überschätzen: Denn während Hochglanzanzeigen bzw. Grußworte von Chefpersonalern größerer Konzerne auf Hochschulmessen immer wieder betonen, dass Bachelorabsolventen die gleichen Chancen hätten, sieht die eigentliche Praxis in Großunternehmen anders aus: Sollten Sie als Bachelorabsolvent ihren ersten Berufsjahren in der Privatwirtschaft einsteigen, können Sie davon ausgehen, dass Ihr potentieller Arbeitgeber nicht mit Ihrem Wissensstand als Bachelorabsolvent vertraut ist. Aus diesem Grunde wird bei Beförderungen in erster Linie derjenige befördert, dessen Leistungen in der Personalakte – also auf dem Papier – überzeugend aussehen. Falls der Beförderte dann nicht überzeugen kann, können seine Unterstützer sich im Zweifel noch immer auf die Papierform der Personalakte (und damit seinen Masterabschluss) beziehen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Bachelorabsolventen geringere Karrierechancen haben, denn Personalverantwortliche haben das Interesse, Fehler zu vermeiden. Es lohnt sich daher aus vielerlei Gründen, einen Master zu machen: Da Sie dieses Buch lesen, werden wir Sie vermutlich kaum überzeugen müssen, dass sich ein Masterabschluss bezahlt macht. Neben den obigen Überlegungen gilt: Gehaltserwartungen sind nach einem weiterführenden Studium deutlich höher und die Arbeitsplatzauswahl ist größer. So können Sie mit einem Bachelorabschluss lediglich in den gehobenen und nicht in den höheren öffentlichen Dienst (7 S. 95) einsteigen. Und dass Sie für eine wissenschaftliche Karriere einen Masterabschluss benötigen, versteht sich von selbst. Auch viele privatwirtschaftliche Führungspositionen stehen Ihnen nur mit einem Masterabschluss offen. Doch Geld und Karriere sind natürlich nicht immer das Wichtigste im Leben. Hinzu
4
50
Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
kommen gestillter Wissensdurst und, je nach Programm, ein bis zwei weitere Jahre Studentenleben! Denken Sie daran: Diese wunderschöne Zeit haben Sie nur einmal. Sollten Sie bereits wissen, welchen beruflichen Weg Sie einschlagen möchten, ist es ratsam, Ihre Masterentscheidung am geforderten Qualifikationsprofil festzumachen.
4
4.1.2
Direkt im Anschluss an den Bachelor
Für diese Lösung spricht auf den ersten Blick viel: Sie stecken gedanklich tief in Ihrer wissenschaftlichen Disziplin und haben dadurch zu Anfang Ihres Masterstudiums keine Reibungsverluste. Ihre akademische Leistungskraft ist noch hoch. Außerdem verdienen Sie so früher Geld. Wenn Sie darüber hinaus bereits klare Vorstellungen haben, was Sie beruflich tun wollen und während Ihres Bachelors verschiedene Praktika gemacht haben, ist es sinnvoll, Ihr Masterstudium direkt nach dem Bachelorabschluss in Angriff zu nehmen.
4.1.3
Nach einem Jahr Pause
Ein Jahr Pause zwischen Bachelorabschluss und Masterstudium können Sie mit vielen vernünftigen Aktivitäten füllen. Dazu gehören zum Beispiel Praktika, Sprachkurse, Freiwilligenarbeit, bezahlte Arbeit oder Reisen. Im besten Fall kombinieren Sie mehrere Möglichkeiten. Nur Nichtstun wäre eine schlechte Alternative. Ein Grundproblem am Arbeitsmarkt ist, dass für die meisten Jobs Erfahrung vorausgesetzt wird. Wie bekommt man also die Arbeitserfahrung, die man braucht, um einen Arbeitsplatz zu bekommen, der Arbeitserfahrung erfordert? Beispielsweise durch Praktika. Durch den engen Zeitplan bietet das Bachelorstudium meist nicht die Gelegenheit, längere Praktika zu absolvieren. Viele Bachelorabsolventen sind sich darüber hinaus noch nicht im Klaren über ihre genauen beruflichen Ziele. Ein Jahr Praktika zwischen Bachelorabschluss und Masterstudium gibt Ihnen die Gelegenheit, für sich genau herauszufinden, was Sie beruflich wollen. Darüber hinaus können Sie so wertvolle Kontakte für Ihren Berufseinstieg knüpfen. Denn ein Vorgesetzter wird sich nach einem sechsmonatigen Praktikum deutlich besser an Sie erinnern können als nach einem sechswöchigen. Dies ist natürlich nur dann ein Vorteil, wenn er sich auch positiv an Sie erinnert. Wenn Sie in jedem Fall vor Ihrem Berufseintritt noch bestimmte Praktika ausprobieren möchten, sollten Sie dies besser zwischen Bachelorabschluss und Masterstudium als danach machen. Denn für Ihren Lebenslauf sind Praktika nach dem Masterabschluss meist nicht mehr förderlich. Für viele Fachbereiche, darunter Medien, Verlage und Mode, gilt dies allerdings nicht: Hier kommen viele Absolventen um eine längere Praktikaphase nicht herum.
51 4.1 · Der richtige Zeitpunkt für den Master
4
i Viele Praktika werden mit einer langen Vorlaufzeit vergeben. Es wäre ein Fehler, anzunehmen, dass Sie sich bei der Planung eines praktischen Jahres mehr Zeit lassen könnten als für Ihren Master. Das Gegenteil ist der Fall. Gute Plätze werden oftmals weit im Voraus vergeben. So müssen Sie sich beispielsweise beim Auswärtigen Amt spätestens sieben Monate vor Antritt beworben haben. Besser ist es allerdings, sich noch früher um die Stelle zu kümmern.
Sollten Sie mindestens ein Praktikum im europäischen Ausland absolvieren, ist eine Bewerbung beim Leonardo-da-Vinci-Programm der Europäischen Union ratsam, das Ihren Auslandsaufenthalt mit monatlichen Zuschüssen fördert. Auch dafür gibt es lange Vorlaufzeiten. Noch ein Tipp: Die Deutschen Auslandshandelskammern vermitteln regelmäßig Praktika gegen ein Entgeld. Da dieser Service kostenpflichtig ist, sollten Sie nur dann auf ihn zurückgreifen, wenn Sie selber nichts Besseres finden! Sprachkurse sind eine gute Alternative zu einem praktischen Jahr. Dies könnte in Ihrem Leben die letzte Möglichkeit sein, stressfrei und ohne berufliche Einschränkungen eine neue Sprache zu lernen und auf ein gutes Niveau zu kommen. Es lohnt sich sehr, in das Land zu gehen, in dem die Sprache auch gesprochen wird. Beachten Sie, dass Universitäten meist deutlich günstigere Angebote machen als private Sprachschulen. Auch bereiten diese universitären Sprachkurse oft auf staatlich anerkannte Sprachzertifikate vor. Eine gute Idee ist es auch, nach Sprachkursen in Asien, Afrika oder Lateinamerika zu suchen. In Bolivien lernen Sie Spanisch zum Spottpreis und in China können Sie mit wenigen hundert Euro im Monat sehr komfortabel leben. Auch bringt Ihnen ein außereuropäischer Auslandsaufenthalt eine neue Selbstständigkeit und zusätzliche Lebenserfahrung. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bietet auf seiner Internetseite sehr gute weiterführende Übersichten zu Sprachkursen im Ausland. Eine Reihe von Hinweisen zu Möglichkeiten und Finanzierung hält daneben das Portal »Rausvonzuhaus« der Bundesregierung bereit. Möglichkeiten für Freiwilligenarbeit gibt es viele. Eine besonders lohnende Initiative ist der Europäische Freiwilligendienst. In dessen Rahmen nehmen junge Menschen von 18 bis 25 Jahren zwischen drei Wochen und zwölf Monate an einem gemeinnützigen Projekt in Lateinamerika, Ost- oder Westeuropa teil. Versicherung, Unterkunft und Taschengeld trägt die Entsendeorganisation. Bei dieser müssen Sie sich bewerben. Sollten Sie einen Einstieg in die Entwicklungshilfe in Erwägung ziehen, können Sie mit dem Weltwärts-Programm der Bundesregierung zwischen 6 und 24 Monate in Entwicklungsprojekten mitarbeiten. Es gibt zahlreiche Anbieter, die Sie bezahlen müssen, um an gemeinnützigen Projekten teilzunehmen. Bis zu einem gewissen Grad ist dies akzeptabel. Einige unseriöse Vermittler versuchen allerdings, an Ihnen Geld zu verdienen, und verlangen unrealistische Summen. Der Verein »viSozial« beispielsweise vermittelt dagegen kostenlos Stellen in der Freiwilligenarbeit in Südamerika. Eine weitere Möglichkeit zur Ableistung freiwilliger Arbeit im Ausland bietet das ASA-Programm (»Arbeits- und
@ Leonardo-da-Vinci-Programm: www.na-bibb.de @ Deutsche Auslandshandelskammern: www.ahk.de
@ Deutscher Akademischer Austauschdienst: www.daad.de @ Rausvonzuhaus: www.rausvonzuhaus.de
@ Informationen zum Europäischen Freiwilligendienst: www.go4europe.de @ Weltwärts: www.weltwaerts.de
@ Praktikum in der Entwicklungshilfe: www.asa-programm.de @ ViSozial: http://visozial.org/fwa/
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4
Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
Studienaufenthalte im Ausland«), das von Bund, Ländern und Wirtschaftsverbänden finanziert wird. Streng genommen handelt es sich beim ASA-Programm um ein Praktikum in der Entwicklungshilfe. Die Bewerbungsfristen sind sehr früh gesetzt, dafür machen Sie mit dem Programm wertvolle Erfahrungen und werden umfassend unterstützt. Wenn Sie weder auf die Unterstützung Ihrer Familie noch auf Stipendien (7 S. 157) oder BAföG (7 S. 167) zurückgreifen können, kann es notwendig sein, für eine begrenzte Zeit vor dem Masterstudium bezahlter Arbeit nachzugehen, um sich ein anschließendes Masterstudium leisten zu können. Vielleicht möchten Sie sich auch eine ausgedehnte Weltreise gönnen und müssen diese finanzieren. Oder Sie sind in der glücklichen Lage, in Ihrem Traumjob arbeiten zu können. Jobs finden Sie unter anderem in den einschlägigen Suchmaschinen, bei Zeitarbeitsfirmen, bei der Bundesagentur für Arbeit, über die Seiten der Hochschule oder direkt beim Wunscharbeitgeber. Falls Sie ein steuerpflichtiges Erwerbsverhältnis eingehen sollten, denken Sie daran, dass Sie Teile der Unkosten Ihres Bachelorstudiums von der Einkommensteuer absetzen können. Wie das geht, zeigen wir Ihnen im Kapitel Finanzierung (7 S. 172). Es ist eine sprichwörtliche Wahrheit, dass Reisen bildet. Das gilt vor allem, wenn Sie alleine in fremden Ländern unterwegs sind. Dann lernen Sie mitunter mehr als Sie es bei einem Praktikum können – wie beispielsweise Sebastian Horndasch, der sich auf einer Südamerikareise alleine bei eisigen Temperaturen nachts in den chilenischen Bergen verlief und nur unter Mühe in den frühen Morgenstunden zurückfand und dabei einiges über Natur, Orientierung, Hunger und seinen Körper lernte. Und wann haben Sie noch einmal die Zeit und die familiäre Unabhängigkeit, eine ausgedehnte Reise zu machen? Schließlich sollten Sie eine Weltreise machen, solange diejenigen, die an der Strandbar etwas von Ihnen wollen, nicht Ihre eigenen Kinder sind. Die Möglichkeiten sind groß und es gibt eine Fülle von Ratgebern und Internetseiten zu dem Thema. Die Option, ein Jahr nach dem Bachelorabschluss zu pausieren, ermöglicht Ihnen auch, sich konzentrierter auf bestimmte Masterprogramme zu bewerben: Im Gegensatz zu einer Bewerbung während Ihres Bachelorstudiums werden Sie bei einer Bewerbung im Jahr nach Ihrem ersten Abschluss bereits alle Zeugnisse haben. Darüber hinaus werden Sie auch mehr Zeit für die Anfertigung einer überzeugenden Bewerbung haben, als während der arbeitsamen Endphase Ihres Bachelorstudiums.
4.1.4
Nach einigen Jahren Arbeit
Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, erst nach einigen Jahren im Berufsleben ein Masterstudium zu beginnen. Gerade in angelsächsischen Ländern ist dies üblich. Meist handelt es sich bei den Programmen, die nach einigen Jahren Beruf begonnen werden, um weiterbildende und anwendungsorientierte Programme, wie beispielsweise den Master of Business Administration (MBA). Diese sind jedoch nicht Teil der gestuften Stu-
53 4.1 · Der richtige Zeitpunkt für den Master
dienstruktur (7 S. 16) und wissenschaftlich nicht mit dem Niveau von konsekutiven (7 S. 15) Masterprogrammen zu vergleichen. Die Möglichkeit einer Promotion oder des Eintritts in den höheren öffentlichen Dienst (7 S. 95) ist dann in der Regel nicht gegeben. Das Hauptargument gegen eine mehrjährige Pause ist, dass Sie nach so langer Zeit Schwierigkeiten haben werden, sich wieder ins wissenschaftliche Arbeiten hineinzudenken. Sie werden viele Theorien vergessen und große Mühe haben, sie sich wieder anzueignen. Darüber hinaus ist es fraglich, ob Sie nach ein paar Jahren (hoffentlich) guten Verdienstes wieder bereit sein werden, von ungleich weniger Geld ein Studentenleben zu führen. Dies gilt natürlich nur für Konsekutivmaster und nicht für MBA-Programme. Letztere können von Arbeitgebern gefördert werden und sind gerade nach ein paar Jahren Praxis eine gute Alternative. Ein Masterstudium kann auch nach einigen Jahren lohnenswert sein. Er bietet Ihnen die Möglichkeit, sich aufbauend auf Ihren Berufserfahrungen zu spezialisieren. Wenn Sie also bereits einige Jahre gearbeitet haben und nun einen Masterabschluss anstreben: Gratulation, eine gute Entscheidung! Die Entscheidung, zunächst ein paar Jahre zu arbeiten, kann für Sie also durchaus lohnend sein, vor allem, wenn Sie keine wissenschaftliche Karriere anstreben. Allerdings gilt auch hier: Nur sehr wenige Arbeitgeber fördern MBAProgramme. Und jene Arbeitgeber, die es tun, bieten nur sehr wenigen Mitarbeitern diese Chance. Dies gilt insbesondere für entsprechende Programme, mit denen Unternehmensberatungen in Imageanzeigen werben: Der Anteil jener Unternehmensberater, die tatsächlich nach drei Jahren Berufserfahrung ihren MBA in Harvard machen, ist gering. Bitte bedenken Sie, dass die Förderung von MBA-Programmen in erster Linie einer guten Darstellung des Unternehmens in der Öffentlichkeit dient und weniger der Bereitschaft des Unternehmens geschuldet ist, seine Mitarbeiter zu qualifizieren. Wenn Sie in ihren Berufsjahren durch Leistung überzeugen, können Sie es schaffen, dass Ihr Vorgesetzter Ihnen ein Jahr unentgeltlichen Urlaub gewährt, damit Sie einen MBA auf Ihre eigenen Kosten absolvieren. Mehr ist meist nicht drin. Í Master nach Plan 4 Mit einem Master haben Sie höhere Gehaltserwartungen bei Ihrem Berufseinstieg. 4 Ein Jahr Pause zwischen Bachelorabschluss und Masterstudium können Sie vielfältig für Praktika, Reisen, Sprachkurse, Arbeit und soziales Engagement nutzen. 4 Für Ihren Lebenslauf ist es gleichwertig, Ihren Master direkt an den Bachelor anzuschließen oder ein Jahr für praktische Erfahrungen zu nutzen. 4 In angelsächsischen Ländern ist es vielfach üblich, vor dem Master mehrere Jahre zu arbeiten.
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54
Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
4.2
4
Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren?
Vor der Auswahl und eigentlichen Recherche nach geeigneten Studiengängen steht die Selbstreflexion über Ihre eigenen Wünsche, Pläne und Ziele. Nachfolgend zeigen wir Wege auf, wie Sie ihre persönlichen Ziele konkretisieren, Ihre Präferenzen in eine geordnete Reihenfolge bringen und über welche Recherchemethoden Sie geeignete Programme finden können. Gerade die Festlegung klarer Präferenzen und Prioritäten verhindert im Falle einer Ablehnung bei einem Programm, dass Sie wertvolle Zeit verlieren und sich umorientieren müssen.
4.2.1
Methoden der persönlichen Zielfindung
Am Anfang des Selbstreflexionsprozesses steht die persönliche Zielfindung. Diese sollten Sie nicht planlos angehen. Wir empfehlen Ihnen eine Strategie in fünf Schritten, in der Sie von innen nach außen gehen: Systematisieren Sie zunächst Ihre eigenen Gedanken und beziehen Sie danach die Meinungen anderer Vertrauenspersonen und Kommilitonen mit ein. Zuletzt suchen Sie fachlichen Rat bei Professoren. Für Ihre Zielfindung sollten Sie ausreichend Zeit einplanen, denn sie ist der Grundstein Ihrer persönlichen Bewerbungsstrategie. Wir empfehlen, dafür einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen einzuplanen. Vereinbaren Sie mit sich selbst einen verbindlichen Termin, an dem Sie Ihre Präferenzen festgelegt haben möchten, damit Sie sich nicht verzetteln. Wenn Sie es geschafft haben, diesen Termin einzuhalten, sollten Sie sich etwas gönnen und sich selbst belohnen. Sie beginnen mit der Systematisierung Ihrer eigenen Gedanken: Bevor Sie mit der Suche nach dem geeigneten Programm beginnen, müssen Sie sich über Ihre Ziele im Klaren sein. Finden Sie heraus, was Sie mit dem Masterstudiengang erreichen möchten. In diesem Falle ist die Anfertigung einer Mindmap, also das Aufzeichnen einer vernetzten Gedankenstruktur in Form einer Gedankenkarte, oft sehr hilfreich. Im Gegensatz zur Fixierung der Gedanken in einem Fließtext ermöglicht Ihnen »Mindmapping« die dynamische Vernetzung ihrer Gedanken und Vorstellungen. Im Schaubild zeigen wir Ihnen, wie eine Mindmap eines Studenten zur Masterwahl aussehen könnte. Im Zentrum der Mindmap steht Ihr Ziel, ein erfolgreiches Studium, das Sie fachlich und persönlich weiterbringt. Darum gruppieren sich Herausforderungen und Beschränkungen, eigene Qualifikationsmerkmale und Möglichkeiten unterschiedlicher Studiengänge. Eine besondere Art des Mindmappings ist das so genannte Clustering. Hier stehen jedoch nicht logische Querverbindungen Ihrer Ideen im Mittelpunkt, sondern der Weg zu diesen Ideen über Ihre Gedanken. Diese Methode ist durchaus sinnvoll. Denn oft werden wertvolle Ideen nur verworfen, weil der letzte Gedanke einer Gedankenkette Ihnen vielleicht unlogisch erscheint. Wenn Sie ihre Gedankenketten zu Papier bringen, behalten Sie den Überblick und können so merken, ob eine bereits verworfene Idee im Ansatz richtig war.
55 4.2 · Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren?
Vielleicht haben Sie noch nie eine Mindmap angefertigt? Vielleicht erinnern Sie Gedankenstrukturen auf Papier an lästige Projekttage aus Schulzeiten? Uns ging es zunächst genauso, und gerade deswegen möchten wir Sie ermutigen, Ihre Gedanken schriftlich zu fixieren und das Mindmapping auszuprobieren; es ist nützlicher als Sie denken. Schließlich müssen Sie heute Ihre Gedankenstruktur nicht mehr vor einer Schulklasse diskutieren, sondern nur mit sich selbst. Das ist der Sinn der Übung. Ihre Gedankenkarte können Sie handschriftlich erstellen. Falls Sie die Arbeit am Computer vorziehen, empfehlen wir kostenlose Mindmapping-Programme. Nachfolgend finden Sie eine Auswahl für das Betriebssystem Windows. Vor allem das sehr gut gemacht Gratisprogramm »Xmind« sei Ihnen empfohlen. Haben Sie Ihre eigenen Gedanken systematisiert, sollten Sie im zweiten Schritt andere Personen in Ihre Entscheidungsfindung einbinden. Grundsätzlich gilt: Menschen werden um nichts lieber gebeten als um Rat – das sollten Sie nutzen. Ihre eigenen Ziele sind nicht nur Ihnen bewusst: Fragen Sie Bekannte, Freunde und Familienmitglieder, wo diese Sie in
. Abb. 4.1. Beispiel: Mindmap eines angehenden Bachelorabsolventen zur Wahl des geeigneten Masterstudiengangs
@ Xmind: www.xmind.net @ Think Graph: www.thinkgraph.com @ Freemind: http://freemind.sourceforge.net
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4
Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
einigen Jahren sehen, oder besprechen Sie mit ihnen konkrete Entscheidungsoptionen. Oft sehen Außenstehende die Dinge klarer und können wertvolle Ratschläge geben. Ob diese Personen Ihren fachlichen Hintergrund teilen, spielt dabei keine Rolle: Gerade fachfremde Menschen leiden weniger unter Betriebsblindheit und bieten Ihnen eine gute Hilfe zur Selbsteinschätzung. Im dritten Schritt gehen Sie aus Ihrem persönlichen Umfeld heraus und tauschen sich mit anderen Kommilitonen über Ihre Ziele aus. Diese sind in der gleichen Lage wie Sie und können die Einschätzung Ihrer engsten Freunde sinnvoll ergänzen. Gerade in der unsicheren Bewerbungszeit für Masterstudiengänge entstehen unter Studierenden jedoch oft Gerüchte und leider erkennt man zumeist erst im Nachhinein, dass die Informationen falsch waren (»Lass bloß die Finger von Uni X, die ist in Deutschland nicht anerkannt!«). Diese Fehlinformationen entstehen nicht zwingend aus bösem Willen: Die meisten Kommilitonen haben einen ebenso begrenzten Wissensstand wie Sie und sind kaum in der Lage, Wahrheiten von Halbwahrheiten zu trennen. i Falls Sie sich nicht sicher sind, ob Sie den Informationen Ihrer Kommilitonen trauen zu können, empfehlen wir den Kontakt zu Studenten, die bereits auf Masterniveau studieren und Ihr Potenzial realistisch einschätzen können. Diese Studenten haben zumeist einen größeren Überblick und können Ihnen wichtige Hinweise geben. Schließlich haben sie sich schon für ein Masterprogramm entschieden und kennen Ihre Sorgen und Nöte bereits aus eigener Erfahrung.
Als vierten Schritt empfehlen wir ein Gespräch mit einem vertrauten Hochschullehrer. Sicher haben Sie in den ersten Semestern Ihres Studiums, etwa in einem Seminar, Kontakte zu Lehrstühlen aufgebaut. Nutzen Sie diese und fragen Sie die Lehrstuhlinhaber, aber auch wissenschaftliche Mitarbeiter, die Ihre Leistung und Ihr Potenzial realistisch einschätzen können. Hochschullehrer erreichen Sie am besten, indem Sie ein Thema als Gesprächsaufhänger nutzen, das dem Fachbereich des Professors am nächsten steht. Sagen Sie z. B., dass Sie sich im Hinblick auf Ihre Bachelorarbeit oder eine anstehende Hausarbeit für seinen Fachbereich interessieren und bereiten Sie zwei bis drei (schlaue!) Fragen vor. Damit öffnen Sie ihn und machen sich für ihn interessant. Im Verlauf des Gesprächs bitten Sie ihn um einen »Rat in einer persönlichen Angelegenheit« und zwar der Wahl Ihres zukünftigen Masterstudiums. Am Ende des Gesprächs vergewissern Sie sich, ob Sie »bei weiteren Rückfragen noch einmal auf ihn zukommen« dürften. Noch am selben Tag bedanken Sie sich in einer E-Mail für das interessante Gespräch und für die Möglichkeit, auch in Zukunft auf ihn zurückzukommen. i Sie werden merken, dass Ihnen ein Großteil der angesprochenen Personen ausführlich Auskunft geben wird. Zentral für Ihren Erfolg und die Qualität der Informationen ist jedoch, dass die Menschen, die Sie 6
57 4.2 · Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren?
in Ihrer Zielfindung beraten, ein persönliches Interesse an Ihren Zielen und Erfolg haben. Nur so werden Sie kompetente Beratung erfahren und nicht nur oberflächliche Informationen erhalten. Schauen Sie daher genau hin: Professoren haben einerseits ein Interesse daran, dass gute Studenten den Ruf ihrer Hochschule an anderen Hochschulen verbessern. Sie werden ihnen gerne andere Masterprogramme empfehlen. Andererseits haben sie ein Interesse daran, die Masterprogramme der eigenen Hochschule mit guten Studierenden zu füllen. Es ist daher wichtig, dass Sie mit konkreten Vorstellungen in das Gespräch gehen.
Die Rolle der Berufsberater öffentlicher Einrichtungen oder Karrierezentren von Hochschulen sehen wir differenziert. Denn im Rahmen unserer Ausbildung haben wir keine guten Erfahrungen mit Berufs- und Studienberatern gemacht. Doch kennen wir auch zahlreiche Fälle von Studierenden, die uns eine positive Rückmeldung zur Leistung von Studienberatern gaben. Aus den Schilderungen haben wir drei Merkmale abgeleitet, die eine gute und fundierte Studienberatung erfüllen sollte. Diejenigen, die Sie beraten, müssen 4 über tiefes Fachwissen verfügen, 4 eine inhaltliche Nähe zum angestrebten Studien- oder Berufsziel haben und 4 ein persönliches Interesse an Ihrem Erfolg haben. Am ehesten werden diese drei Kriterien von Studienfachberatungen an den Zielhochschulen erfüllt. Das sind in der Regel Mitarbeiter, die sich mit den Studienstrukturen auskennen und einen ähnlichen fachlichen Hintergrund wie Sie haben. Ein persönliches Interesse an Ihrem Erfolg besteht auch, denn falls Sie an der Hochschule studieren und merken sollten, dass die Entscheidung nicht die richtige für Sie war, leidet der Ruf der Beratung unter Ihrem Urteil. Anders sieht es bei zahlreichen Studienberatern der Bundesagentur für Arbeit aus. Aus unseren Erfahrungen, aber auch aus zahlreichen Berichten von Studierenden, wissen wir, dass die Berater der Agenturen häufig weder über fundiertes Fachwissen verfügen noch über einen ähnlichen Hintergrund. Ihr Beratungsfeld ist meist zu breit. So kommt es, dass Ihnen diese Stellen meistens das entscheidende Insiderwissen nicht vermitteln können, sondern nur eine Draufsicht. Diese kann jedoch größtenteils auch selbst im Internet recherchiert werden. Und für eine gute und abgewogene Entscheidung bedarf es mehr. Teuer, aber am meisten an Ihrem persönlichen Fortkommen interessiert, sind private Karriereberatungen. Als Gegenargument gilt jedoch auch hier, dass diese Beratungen oft so klein sind, dass sie nicht über das geeignete Fachwissen in jedem Themengebiet verfügen. Ausgewiesen gute private Studienberatungen gibt es nur eine Handvoll in Deutschland. Der Rest bewegt sich in einer Grauzone zwischen Scharlatanerie und Halbwissen. Bei privaten Studien- und Karriereberatungen sollten Sie daher besonders kritisch hinschauen. Die hohen Tagessätze der Beratung
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
4
. Abb. 4.2. Die persönliche Zielfindung
können auch alternativ investiert werden – etwa in Fahrtkosten für persönliche Besuche (7 S. 64) an den Hochschulen Ihrer Wahl. Sie werden schnell merken, ob Ihr Studien- oder Berufsberater die drei Kriterien erfüllt. Wenn Sie Glück haben, treffen Sie auf einen engagierten Berater, der Ihnen interessante weitere Sichtweisen liefert. Professionelle Berufsberater können daher als fünfter Schritt eingeschaltet werden. Wie Sie vielleicht gemerkt haben, bewegen wir uns in der Orientierung von den eigenen Überlegungen schrittweise hin zu Menschen, die immer entfernter von Ihnen stehen. Das unabhängige Urteil anderer ist wichtig, die eigenen Entscheidungen zu hinterfragen und zu bewerten – nicht jedoch, um sie für sich treffen zu lassen. Achten Sie daher darauf, dass am Anfang Ihres Entscheidungsfindungsprozesses Sie selbst und Ihre Wünsche stehen. Je weiter Sie fortschreiten, umso eher ist eine externe Beratung sinnvoll.
4.2.2
Festlegung Ihrer Präferenzen
Gegen Ende des Reflexionsprozesses sollten Sie Ihre persönlichen Ziele und Vorlieben (so genannte Präferenzen) festlegen. Orientieren Sie sich dabei an dem von Ihnen vorher festgelegten Datum und legen Sie sich nicht zu früh fest – wertvolle Anregungen könnten sonst nicht berücksichtigt werden. Für die Festlegung Ihrer Präferenzen empfehlen sich die klassischen W-Fragen: 4 Was möchte ich studieren? 4 Was ist mein berufliches Ziel? 4 Wie und wo möchte ich studieren? 4 Mit wem möchte ich studieren? Beziehen Sie die Einschätzung anderer mit in Ihre Überlegungen ein, ohne sich vorschnell festzulegen. Dabei ist es wichtig, dass Sie sich immer
59 4.2 · Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren?
vor Augen halten, was Sie durch Ihr Masterstudium erreichen wollen und wohin Sie möchten. Am Ende des Prozesses sollten Sie einen persönlichen Kriterienkatalog entwickelt haben, in dem Sie alles auflisten, was Sie mit Ihrem Masterstudium erreichen möchten. Nicht alle Ihre Ziele können Sie durch die Wahl eines bestimmten Programms erreichen – jedoch möglichst viele. Setzen Sie daher klare Prioritäten, an denen Sie sich in Ihrer konkreten Recherche nach Studiengängen orientieren. Um Ihnen eine Vorstellung zu geben, stellen wir in den . Tabellen 4.1 bis 4.3 beispielhaft die Präferenzlisten dreier Studenten vor.
. Tab. 4.1. Kilian, 24. Bachelor im Fach BWL; hat eine sichere Berufseinstiegsperspektive nach Masterabschluss Priorität 1
Fachliche Vertiefung anstatt interdisziplinärer Verbreiterung (7 S. 13)
Priorität 2
Masterstudium sollte in Deutschland stattfinden (7 S. 88 ff.)
Priorität 3
Hoher Praxisbezug, da keine wissenschaftliche Karriere angestrebt wird (7 S. 15)
Priorität 4
Staatliche Hochschule mit möglichst niedrigen Studiengebühren (7 S. 68)
. Tab. 4.2. Liane, 23. Bachelor in Kulturwissenschaften und Romanistik; hat bisher keine Auslandserfahrung Priorität 1
Breites, interdisziplinäres Studium, möglichst in Italien (7 S. 45)
Priorität 2
Wissenschaftliche Anschlussperspektive weil Doktorarbeit geplant (7 S. 91)
Priorität 3
Studentenschaft des Programms sollte möglichst international sein (7 S. 81)
Priorität 4
Hochschule sollte Praktika durch ein Karrierezentrum vermitteln (7 S. 57)
. Tab. 4.3. Jonas, 25. Bachelor in Neurowissenschaften, zweisprachig Dt./Eng.; verfügt nur über ein eng begrenztes Budget Priorität 1
Masterprogramm sollte nur ein Jahr dauern (7 S. 16)
Priorität 2
Masterarbeit sollte im engen Kontakt zur Privatwirtschaft oder Forschungseinrichtungen geschrieben werden können (Finanzierung) (7 S. 147)
Priorität 3
Studium in Deutschland (BAföG!) oder über Stipendium im englischsprachigen Ausland (7 S. 147)
Priorität 4
Studium sollte möglichst große Wahlfreiheit bei der Vorlesungswahl lassen (7 S. 84)
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
Natürlich wählt man seine Hochschule nicht nur ausschließlich nach Studiengesichtspunkten aus. Es zählt auch noch die Attraktivität des Standorts wie etwa die Größe und Lage der Stadt und das kulturelle Angebot. Da wir Kilian, Jonas und insbesondere Liane leider nicht persönlich kennen, können wir keine Aussage darüber treffen, welche anderen Beweggründe deren Entscheidung noch beeinflussen könnten. Die aufgeführten studienbezogenen Präferenzen werden im Rahmen des Ratgebers eingehend besprochen. Die Bedeutung einer eigenen Präferenzliste sollte nicht unterschätzt werden: Auf Bachelorstufe unterscheiden sich Studiengänge verschiedener Hochschulen nicht besonders stark. Das ändert sich jedoch auf Masterstufe: Masterstudiengänge sind in ihrer Ausrichtung weitaus unterschiedlicher und erlauben Ihnen je nach Hochschule unterschiedliche Spezialisierungen. Die Hochschulen stehen im wechselseitigen Wettbewerb (7 S. 12) und müssen sich voneinander abheben. Dem Studierenden bietet das Chancen zur Formung seines individuellen Profils. Und nur wer weiß, was er will, kann sich ein klares Profil zulegen. Die Schaffung klarer Prioritäten im Vorfeld ist daher wichtig.
4.2.3
Recherchemöglichkeiten
Haben Sie eine klare Liste Ihrer Prioritäten angefertigt? Gut, dann geht es jetzt ins reale Leben, denn nun müssen Sie nicht nur passende Studiengänge finden, sondern auch herausfinden, welcher dieser Studiengänge am besten zu Ihnen passt. Nachfolgend stellen wir einige Möglichkeiten der Recherche nach passenden Masterstudiengängen dar. Nicht jedoch, ohne Ihnen vorher drei wichtige Hinweise zu geben: 4 Fangen Sie früh an, 4 koordinieren Sie Ihre Suchaktivitäten mit Kommilitonen um nicht überall die gleichen Fragen zu stellen und 4 hinterfragen Sie erhaltene Informationen. Wir empfehlen als Vorgehensweise zunächst die Suche über das Internet und andere Medien. So können Sie eine erste Liste mit interessanten Studiengängen erstellen. Persönliche Kontakte und Erfahrungsberichte können diese ergänzen. Überzeugen die gefundenen Informationen, so lohnt ein Besuch an der Zielhochschule. Sie werden sehen, wie sich die Liste Ihrer Favoriten immer weiter verkleinern wird, bis sich am Ende ein paar Favoriten herausbilden. Dort sollten Sie sich dann bewerben. Beachten Sie, dass sich die Informationspolitik der Hochschulen in verschiedenen Ländern sehr unterscheidet. Gute Hochschulen im angelsächsischen Ausland investieren viel Zeit und Geld in gute Öffentlichkeitsarbeit und stellen Ihnen gerne umfassende Informationen zur Verfügung, die in vielen Fällen überraschend ausgewogen sind. Leider hat sich eine solche Kultur an vielen deutschsprachigen Hochschulen noch nicht durchsetzen können.
61 4.2 · Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren?
Eine veraltete Netzpräsenz bedeutet jedoch nicht automatisch, dass die Lehre der Fakultät schlecht ist. Schlecht aufbereitete Informationen über einen Studiengang sollten Sie daher aufmuntern, mehr über die Fakultät und ihre Präsentationsschwäche zu erfahren. Stellt sich bei genauerem Nachforschen heraus, dass die schlechte Darstellung des Angebots die Qualität der Lehre spiegelt, können Sie dieses Angebot immer noch von Ihrer Liste streichen. Von vornherein ausschließen sollten Sie das Lehrangebot jedoch nicht.
Internet und andere Medien Das Internet mit seinen einschlägigen Suchmaschinen und Verzeichnissen bildet den Ausgangspunkt einer jeden Suche. Jedes Masterprogramm hat heutzutage seine eigene Netzpräsenz und ist unter den entsprechenden Schlüsselwörtern zu finden. Auf der Internetseite der Masterprogramme finden Sie zumeist eine einführende Erklärung zu Inhalt und Struktur, Informationen zu den Vorlesungen und dem Abschluss sowie eine allgemeine Erläuterung des Studienprogramms und eventueller Studiengebühren und ihrer Finanzierung. Neben den Suchmaschinen und Verzeichnissen im Internet gibt es einige interessante Webseiten, die Sie als Startpunkt für Ihre Recherche zu Hochschul- und Karrierethemen nutzen können. Neben der klassischen Suche über Karriereseiten und Suchmaschinen können Sie auch induktiv vorgehen: Das bedeutet, dass Sie an Hochschulen von Professoren, die in Ihrem persönlichen Fachgebiet und Zielland in der fachlichen Oberliga spielen, nach passenden Masterprogrammen suchen. Viele dieser Professoren werden Sie aus einschlägigen Veröffentlichungen kennen. Beispiel Für seine Bachelorarbeit hat Mario zahlreiche Fachaufsätze der renommierten Forscher Hasenpeter und Etzenkiel gelesen. Für deren Forschungsgebiet interessiert er sich sehr. Im Rahmen seiner Internetrecherche findet er heraus, dass an den Universitäten der beiden Professoren zwei forschungsorientierte Masterprogramme angeboten werden, bei denen diese Professoren einen Teil der Veranstaltungen halten. Für Mario ist das die beste Wahl.
Die Medienberichterstattung über neue Masterstudiengänge intensiviert sich. Einen Schwerpunkt nehmen die Printmedien ein. Es gibt in regelmäßigen Abständen so genannte Verlagsbeilagen einschlägiger Studentenund Wochenzeitschriften. Wir empfehlen Ihnen, diese intensiv zu lesen und als Werkzeug für Ihre Recherche zu nutzen. Doch auch hier sollten Sie kritisch bleiben: Mitunter geben Artikel in Karrieremagazinen und Zeitungen nur die Inhalte von Pressemitteilungen der einzelnen Hochschulen wieder. Oft ist zu beobachten, dass die Hochschulen, die eine größere Anzeige schalten, einige Seiten später in einem Artikel positiv portraitiert werden. Hinzu kommt eine den Karrieremagazinen eigene Dynamik: Für jede Tageszeitung gilt: Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Für den Leser ist es interessant, zu
@ Übersicht dt. Studiengänge: Hochschulkompass der HRK: www.hochschulkompass.de @ Karrieremagazin Karriere: www.karriere.de @ Die Zeit – Rubrik Bildung und Beruf: www.zeit.de/chancen sowie www.zeit.de/campus
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
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@ Orientierungsmesse Startschuss Bachelor: www.startschuss-bachelor.de
lesen, was anderen Schlechtes widerfahren ist. Bei Karrieremagazinen ist es jedoch anders: Denn im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen ja nicht andere, sondern Sie und Ihr Fortkommen. Niemand liest gerne Schlechtes über seine eigenen Studien- und Berufsaussichten. Aus diesen Gründen tendieren Karrierezeitschriften dazu, in ihrer Berichterstattung über Universitäten und Masterstudiengänge maßlos zu übertreiben und auch Selbstverständlichkeiten als wertvolle Vorteile hinzustellen. Daher ist es auch hier wichtig, Gelesenes differenziert zu hinterfragen. Weiterhin gibt es mehrere Orientierungsmessen für Bachelorstudenten. Ein Besuch lohnt immer, sollte aber entsprechend vorbereitet werden: mit kritischen Fragen zu den angebotenen Programmen (liefern wir 7 S. 80, 86) und einer genauen Besuchsplanung mithilfe eines Ausstellerverzeichnisses (liefert der ausrichtende Veranstalter). Die meisten Orientierungsmessen für Bachelorstudenten sind privatwirtschaftlich organisiert. Das bedeutet, dass Hochschulen sehr viel Geld für ihren Auftritt vor Studierenden bezahlen müssen. Denn auf Mastermessen erscheinen in der Regel hoch motivierte und sehr oft auch zahlungsbereite Studierende. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auf Mastermessen in erster Linie Hochschulen mit einem hohen Werbeetat auftreten. Das müssen jedoch nicht zwingend die besten Hochschulen sein, sondern auch ehrgeizige Neugründungen mit einer starken Vertriebsstruktur. Bleiben Sie daher kritisch und lassen Sie sich vom Marketingdeutsch der Aussteller und der aufgeregten Atmosphäre unter den anderen Teilnehmern der Messe nicht beunruhigen. Wichtig sind nicht die farbigen Hochglanzprospekte der werbenden Hochschulen und auch die markigen Sprüche anderer Messeteilnehmer sind irrelevant. Das, was zählt, sind Ihr persönlicher Eindruck und Ihr Eindruck von den angebotenen Studiengängen.
Persönliche Kontakte und Erfahrungsberichte Eine Möglichkeit der Informationsgewinnung sind persönliche Kontakte und Erfahrungsberichte anderer Studierender. Wir empfehlen in diesem Zusammenhang, gezielt Studenten aus höheren Semestern anzusprechen. Diese haben den Entscheidungsprozess zum Masterstudium schon hinter sich, kennen Ihre Fragen aus eigener Erfahrung und können Ihnen wertvolle Hinweise geben. Abhängig von Ihrem persönlichen Umfeld und der Konkurrenz um Studienplätze in einem Masterprogramm könnte es passieren, dass Kommilitonen, die in direkter Bewerberkonkurrenz mit Ihnen stehen, Sie durch Fehlinformationen an Ihrer Bewerbung zu hindern suchen. Eine weitere Informationsquelle sind die Fachschaften. Die meisten Fachschaften sind über die Internetseiten der Hochschulen zu erreichen. Dort treffen Sie häufig auf engagierte Studenten, die bemüht sind, Ihnen realistische Informationen mit einem hohen Wahrheitsgehalt zu vermitteln. Allerdings kann es vorkommen, dass Fachschaftsmitglieder von ihrem Studiengang so überzeugt sind, dass sie negative Aspekte ausblen-
63 4.2 · Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren?
den. Wir raten zudem, gezielt Mitglieder auf Masterniveau anzusprechen, da Bachelorstudenten keinen Vergleichsmaßstab kennen. Der direkte Kontakt zu Fachschaften ist sehr effektiv, wenn Sie lange Vorlaufzeiten einplanen: Es kann unter Umständen sehr lange dauern, bis man Ihnen auf Ihre Fragen antwortet oder bis man Ihnen einen Ansprechpartner nennt. Fragen stellen Sie nach erfolgreichem Erstkontakt per E-Mail am besten telefonisch. Ein weiterer Kanal, über den Sie Erfahrungsberichte einholen können, sind internetbasierte Kontaktnetzwerke, z. B. XING oder StudiVZ. Über die Suchfunktion finden Sie dort auf einfache Weise Studenten, die an der gewünschten Zielhochschule studieren und Ihnen gerne Auskunft geben. Auf die gleiche Art können Sie auch Kontakt zu Alumni aufnehmen. Diese können Ihnen oftmals wertvolle Ratschläge erteilen, da sie den nötigen Abstand haben. Planen Sie jedoch auch hier eine hohe Vorlaufzeit von mehreren Wochen ein. Ein letzter, aber ungemein wichtiger Weg zur Informationsgewinnung sind die Professoren Ihrer eigenen Fakultät. Diese können Ihnen über persönliche Kontakte helfen, ein realistisches Bild der Zielhochschule zu gewinnen. Haben Sie ein interessantes Masterprogramm gefunden, so erstellen Sie eine Liste der dort unterrichtenden Professoren und gleichen diese Liste mit den Publikationslisten und Lebensläufen der Professoren Ihrer Fakultät ab. Oft haben einige von ihnen bereits gemeinsam veröffentlicht. Das können Sie über das Internetangebot von »Google Scholar« herausfinden. Oder sie haben bereits an der Zielhochschule gearbeitet, sind in gleichen Fachausschüssen vertreten oder kennen sich persönlich. Sprechen Sie diese Professoren an Ihrer Hochschule an und fragen Sie, ob man Ihnen bezüglich Ihres gewünschten Masterprogrammes weiterhelfen kann. i Achten Sie bei der Ansprache der Professoren Ihrer eigenen Hochschule auch auf das Interesse der Hochschullehrer: Oft möchten diese die Masterprogramme der eigenen Hochschule mit Studenten füllen, damit dieses Programm nicht mittelfristig gekürzt wird. Daher wird man Ihnen das eigene Masterprogramm als besonders vorteilhaft verkaufen. Kalkulieren Sie dies in Ihre Überlegungen mit ein. Doch keine Bange: Gute Masterstudenten sind bei Hochschulwechsel auch ein Aushängeschild für die vorherige Hochschule. Nicht jeder Professor möchte Sie daher zwanghaft an seine derzeitige Hochschule binden.
Beispiel Jamal interessiert sich für einen Masterstudiengang an der Uni Z. Er sucht sich die Namen seiner Professoren sowie der Lehrenden an der Zielhochschule heraus. Dann gibt er alle möglichen Paarungen bei »Google Scholar« ein. Dabei findet er bereits ein Professorenpaar, das gemeinsam veröffentlicht hat. Doch das reicht ihm nicht: Er erstellt über die Favoritenfunktion seines Internetbrowsers zwei Listen mit allen im Internet ersichtlichen Lebensläufen und Publikationslisten der Professoren seiner derzeitigen 6
@ Xing, ein in Deutschland verbreitetes Kontaktnetzwerk: www.xing.de @ StudiVZ, ein in Deutschland verbreitetes Kontaktnetzwerk für Studenten: www.studivz.net @ LinkedIn, ein international verbreitetes Kontaktnetzwerk: www.linkedin.com @ Facebook, ein international verbreitetes Kontaktnetzwerk: www.facebook.com
@ Google Scholar: http://scholar.google.com
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
Fakultät und der Zielfakultät der Uni Z. Er nimmt sich eine Stunde Zeit, arbeitet diese Dokumente konzentriert durch und notiert sich Gemeinsamkeiten. Am Ende hat er drei Professorenpaare ausfindig gemacht, die bereits gemeinsam publiziert bzw. in jungen Jahren zeitgleich am gleichen Institut gearbeitet haben. Bei einem Gesprächstermin mit einem Professor seiner Uni spricht er diesen darauf an, ob er den Gegenpart an der Uni Z. kenne. Nach dem Gespräch schreibt Jamal diesen in einem Brief an und bittet ihn um ein Gespräch. Die Türöffnerformel lautet: »Auf Empfehlung von Professor A. von der Uni B. wende ich mich an Sie.« Eine offene Reaktion ist ihm garantiert, da der Professor der Uni Z. lieber einem Studenten Auskunft gibt als einen alten Bekannten zu verärgern.
Besuch an der Zielhochschule Vielleicht haben Sie nach Ihrer Internetrecherche und der Rücksprache mit Bekannten Ihre Liste interessanter Masterstudiengänge schon ein wenig angepasst. Nun wird es Zeit, dass Sie sich vor Ort ein Bild von Zielhochschule und Studiengang machen. Als dritten und letzten Schritt empfehlen wir einen Besuch an der Zielhochschule. Reisen kostet Geld. Aber keine Informationsbroschüre und kein Professorengespräch, kein Zeitungsartikel und kein Telefonat können Ihnen einen so authentischen Eindruck der Zielhochschule vermitteln wie ein Besuch auf dem Campus. Es ist besser, Sie investieren ein wenig Geld in eine Reise zur Zielhochschule, als zwei Jahre lang im falschen Programm oder an der falschen Hochschule zu studieren. Dabei gilt es, die bereits gesammelten Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Ein Besuch an der Zielhochschule ist daher für Ihre ausgewogene Entscheidung wichtig. Damit sich die Investition der Fahrtkosten lohnt, muss ein Besuch gut vorbereitet sein. Wie, das erklären wir im nachfolgenden Abschnitt. Die meisten Fachhochschulen und Universitäten bieten so genannte Hochschulinformationstage an. Das sind Tage der offenen Tür, an denen sich die Hochschule externen Besuchern öffnet und sich und ihre Programme vorstellt. Achten Sie darauf, dass diese Informationstage meist sehr früh im akademischen Jahr stattfinden und von manchen Hochschulen erst sehr kurzfristig angekündigt werden. Im Zweifel hilft eine Anfrage beim Studierendensekretariat. Einen Besuch der Hochschulinformationstage empfehlen wir dringend, um Informationen zu sammeln, um geeignete Ansprechpartner zu finden und die Atmosphäre der Hochschule kennenzulernen. Bedenken Sie jedoch auch, dass ein Besuch während des normalen Vorlesungsbetriebes Ihnen mitunter ein realistischeres Bild vermitteln kann. Planen Sie daher, so Sie die Zeit haben, eine Übernachtung ein, damit Sie die Hochschule nicht nur während ihrer Kür (Tag der offenen Tür), sondern auch während ihrer Pflicht (Alltag) kennenlernen. Ihre Ansprechpartner können Sie frei wählen. Versuchen Sie, möglichst aus vielen Bereichen der Hochschule Kontakte zu gewinnen: also nicht nur Professoren, sondern auch wissenschaftliche Mitarbeiter, Studenten, Fachschaften, Verwaltungs- und Dekanatsmitarbeiter, Asta-
65 4.2 · Selbstreflexion: Was möchten Sie studieren?
Mitglieder, Hausmeister etc. Falls Sie Fahrgemeinschaften bilden, bietet sich auch eine Aufteilung der Gespräche an. Wichtig ist ein Gesprächstermin mit mindestens einem Hochschullehrer. Das halten Sie nicht für möglich? Vielleicht, weil Sie in Ihrem Bachelorstudiengang bisher vier Wochen auf einen Sprechstundentermin warten mussten und der Dozent dann krank war? Wie bereits im vorherigen Kapitel erwähnt, hat die Einführung von Masterstudiengängen für mehr Wettbewerb zwischen den Hochschulen gesorgt: Wettbewerb um Reputation, um Qualität und um die besten Studenten. Das führt auch dazu, dass sich Masterprogramme weitaus stärker an Studenten orientieren als Bachelorprogramme. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Die Hochschule, an der Sie wegen eines geplanten Masterstudiums nicht innerhalb von zwei Wochen einen Termin bei einem Professor erhalten, nimmt ihre Masterprogramme und Studenten nicht ernst. Streichen Sie sie von Ihrer Liste, es ist die Mühe nicht wert. Neben einem Gesprächstermin mit einem Hochschullehrer empfehlen wir auch einen Gesprächstermin mit einem Vertreter des akademischen Mittelbaus: Das sind wissenschaftliche Mitarbeiter an den Lehrstühlen, kurz: alles das, was weder Student noch Lehrstuhlinhaber an der Zielhochschule ist. Oft haben Mitglieder des Mittelbaus einen besseren Kontakt zur studentischen Basis und können Ihnen eine realistischere Einschätzung der Umstände an der Zielhochschule geben. Planen Sie Ihren Besuch, indem Sie Termine verbindlich vereinbaren. Die höchste Terminverbindlichkeit erreichen Sie, indem Sie Termine telefonisch vereinbaren und per E-Mail bestätigen. In Ihrer Bestätigungsnachricht bitten Sie um eine schriftliche Rückbestätigung per E-Mail. Bei Terminen mit Professoren vereinbaren Sie Termine telefonisch über das Sekretariat und geben das Sekretariat immer als Zweitempfänger der E-Mail an. Ein Gespräch mit Professoren ist weiterhin wichtig, damit Sie diese später über Ihre Bewerbung informieren können. Wenn Sie im Gespräch einen guten Eindruck hinterlassen und Ihren Ansprechpartner später auf Ihre Bewerbung hinweisen, wird Ihre Bewerbung nicht untergehen und vielleicht sogar wohlwollend geprüft. i Die Zeiteinteilung Ihres Besuches sollten Sie im Voraus planen und gewichten. Wir empfehlen etwa ein Drittel Gespräche mit Studenten und ein Drittel Gespräche mit Verwaltung und Lehrkörper. Das letzte Drittel sollten Sie bewusst für zufällige Begegnungen einplanen. Setzen Sie sich in die Cafeteria des Fachbereichs und sprechen Sie Studenten an, die dort studieren. Studenten sind auskunftswillig und bei einem Kaffee erfahren Sie oft viel mehr als in einem verkrampften Gespräch mit Dozenten. Denken Sie daran, sich die Kontaktdaten Ihrer spontanen Bekanntschaften zu notieren. Denn vielleicht werden Sie nach Ihrem Besuch noch Rückfragen haben.
Planen Sie Ihren Besuch genau und notieren Sie sich im Voraus Fragen, die Sie klären möchten. Anregungen geben wir im nächsten Unterkapitel
4
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
(7 S. 67). Wichtig ist, dass Sie Informationen stets kritisch hinterfragen. Sie werden erstaunt sein, wie leicht Sie mit konkreten Fragen aufdecken können, ob eine Hochschule ihre Masterprogramme ernsthaft betreibt oder nicht. Die meisten Mitarbeiter werden Ihnen gerne Auskunft geben. Denn durch Ihre Fragen signalisieren Sie hohes Interesse. Bleiben die Antworten der Mitarbeiter enttäuschend generell und unverbindlich oder werden sie sogar unwirsch, raten wir Ihnen, Abstand von dem Programm zu nehmen. Dort werden Sie als Student nicht ernst genommen und könnten wichtige Jahre Ihrer Ausbildung verschwenden. An der ernsthaften Einstellung der Studenten und Mitarbeiter zu den eigenen Masterprogrammen werden Sie schnell merken, ob eine Hochschule ein gutes Studium anbietet oder nicht. Das können Sie auch durch Zusicherung von Verbindlichkeit (7 S. 86) erreichen. Am Ende Ihres Besuches sollten Sie ein stichpunktartiges schriftliches Fazit ziehen. Das machen Sie am besten schon direkt auf der Rückfahrt, wenn die Erinnerungen noch frisch sind. Je länger Sie damit warten, desto verzerrter sind Ihre Eindrücke. Wenn noch offene Fragen bestehen, wenden Sie sich an die Ansprechpartner, die Sie während Ihres Besuches kennengelernt haben. Wichtiger ist jedoch, dass Sie Ihre persönlichen Eindrücke mit den offiziellen Werbeaussagen für das Masterprogramm vergleichen (7 S. 86). Sollten Sie hier große Unterschiede feststellen, raten wir auch hier dringend, das Programm von Ihrer Liste zu streichen. Am Ende Ihrer gesamten Recherche stellen Sie eine Tabelle mit allen Masterstudiengängen und ihren Prioritäten zusammen, auf der Sie genau vermerken, welche Stärken und Schwächen der jeweilige Studiengang aufweist. Beispielhaft finden Sie nachfolgend die Listen mit den Prioritäten unserer Musterstudenten Kilian, Liane und Jonas. Kein Studiengang ist perfekt. Daher ist es wichtig, sich mit den Stärken und Schwächen der Angebote genau auseinanderzusetzen, um eine realistische Entscheidung zu treffen. Weitere Hinweise zur Beurteilung der Qualität geben wir in den nachfolgenden Abschnitten.
4
. Tab. 4.4. Mustertabelle Kilian
Fachliche Vertiefung anstatt interdisziplinärer Verbreiterung
Masterstudium sollte in Deutschland stattfinden
Hoher Praxisbezug, da keine wissenschaftliche Karriere angestrebt wird
Staatliche Hochschule mit möglichst niedrigen Studiengebühren
Master 1
+
+
+
--
Master 2
-
-
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++
Master 3
+
-
++
0
Master 4
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+
0
0
Master 5
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-
-
++
67 4.3 · Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät
. Tab. 4.5. Mustertabelle Liane
Breites, interdisziplinäres Studium, möglichst in Italien
Wissenschaftliche Anschlussperspektive, weil Doktorarbeit geplant
Studentenschaft des Programms sollte möglichst international sein.
Hochschule sollte Praktika durch ein Karrierezentrum vermitteln
Master 1
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-
-
++
Master 2
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++
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Master 3
+
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+
Master 4
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+
+
Master 5
+
-
++
0
Masterarbeit im engen Kontakt zur Privatwirtschaft oder zu Forschungseinrichtungen
Studium in Deutschland (BAföG!) oder über Stipendium im englischsprachigen Ausland
Studium sollte möglichst große Wahlfreiheit bei der Vorlesungswahl lassen
. Tab. 4.6. Mustertabelle Jonas
Masterprogramm sollte nur 1 Jahr dauern
Master 1
+
++
+
-
Master 2
+
+
0
++
Master 3
-
-
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+
Master 4
+
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0
+
Master 5
+
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-
++
Í Master nach Plan 4 Ordnen Sie Ihre Gedanken und Präferenzen in einer Liste. 4 Sprechen Sie mit Studenten. Fachschaften sind besonders auskunftsfreudig. 4 Besuchen Sie die Hochschule und sprechen Sie mit Lehrenden. 4 Generell gilt: Je mehr man auf Sie eingeht, desto besser ist der Umgang mit Studenten.
4.3
Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät
Sobald Sie sich darüber klar sind, dass Sie nach Ihrem Bachelorabschluss einen Masterstudiengang belegen möchten, sollten Sie sich nach geeigneten Studiengängen und passenden Hochschulen und Fakultäten umschauen. Auf Ihrer Suche nach einem geeigneten Studiengang müssen Sie viele Aspekte beachten: Denn was nützen gute Studienleistungen, wenn
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4
Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
der Ruf Ihrer Hochschule verheerend ist? Nicht viel. Ebenso wenig hilft ein hoch theoretisches Studium an einer Universität, wenn Sie doch eigentlich später in der Vertriebsabteilung eines Mittelständlers arbeiten möchten. In den meisten Fällen werden Sie am Arbeitsmarkt mit einem unterdurchschnittlichen Abschluss einer internationalen Elitehochschule bessere Berufschancen haben, als mit einem überdurchschnittlichen einer unbekannten Fachhochschule. Um zu wissen, dass beispielsweise die Humboldt-Universität, Oxford University oder die ETH Zürich international angesehen sind, müssen Sie keine Bestenlisten studieren. Doch in weniger klaren Fällen – und das sind die meisten – kann es sehr hilfreich sein, Hochschulrankings (7 S. 71) zu Rate zu ziehen. Auf den nächsten Seiten helfen wir Ihnen, eine Entscheidung für die für Sie richtige Hochschulform zu treffen. Auch zeigen wir Ihnen, wie Sie die verschiedenen Rankings interpretieren und einordnen können.
4.3.1
Universität oder Fachhochschule?
Durch die Einführung des gestuften Studiensystems sind Universitäten und Fachhochschulen näher aneinandergerückt. Die strikte Aufteilung, die Ihre Eltern noch kennen, gibt es heute so nicht mehr. Es zählt in erster Linie das Renommee einer Hochschule. Das kann auch bedeuten, dass Sie mit dem Abschluss einer renommierten deutschen Fachhochschule auf dem deutschen Arbeitsmarkt bessere Chancen und Einstiegsgehälter erzielen können als mit dem Abschluss einer unbekannten ausländischen Universität. Wie bereits beschrieben (7 S. 54), sollten Sie sich bei der Entscheidung vor allem von Ihren Plänen für die Zeit nach Ihrem Masterabschluss leiten lassen. Für eine wissenschaftliche Karriere ist ein Universitätsstudium die richtige Entscheidung. Wenn Sie in jedem Fall praxisorientiert arbeiten möchten, können Sie an einer Fachhochschule studieren. Doch auch mit einem Masterabschluss einer Universität haben Sie gute Chancen, in einem praxisorientierten Berufsfeld schnell einen Arbeitsplatz zu finden. Grundsätzlich gilt daher: Planen Sie eine wissenschaftliche Karriere oder eine Promotion (7 S. 91), raten wir zu einem wissenschaftlich orientierten Masterstudiengang einer Universität. Zwar ist es möglich, mit einem FH-Abschluss zu promovieren, was unter dem alten System weniger einfach war. Die Annahme eines Studenten zur Promotion obliegt dem jeweiligen Lehrstuhl und der Fakultät. Es ist beispielsweise denkbar, dass Sie mit einem FH-Master vor der Promotion einige Lehrveranstaltungen nachholen müssen. Daher ist ein Masterabschluss einer Fachhochschule vor allem dann sinnvoll, wenn Sie sich weitgehend sicher sind, nach dem Studium nicht im Wissenschaftsbetrieb arbeiten zu wollen. Planen Sie einen direkten Berufseinstieg im Bereich der Privatwirtschaft, können Sie beide Hochschularten wählen – achten Sie jedoch auf einen leichten Einkommensnachteil von Fachhochschulabsolventen ge-
69 4.3 · Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät
genüber Universitätsabsolventen. Für einen geplanten Berufseinstieg im öffentlichen Dienst gilt: Falls der Masterstudiengang an einer Fachhochschule einen so genannten Laufbahnzusatz für den höheren öffentlichen Dienst (7 S. 95) aufweisen sollte, bestehen für Sie keine Unterschiede – weder in der Karriere noch beim Gehalt. Allgemein sind Sie sowohl mit einem FH-Bachelor als auch mit einem FH-Diplom berechtigt, sich für ein Masterstudium an einer Universität zu bewerben. Auch mit einem Bachelorabschluss einer Berufsakademie ist eine Bewerbung an einer Universität möglich. Verwechseln Sie jedoch die Erlaubnis, sich zu bewerben, nicht mit der Chance, aufgenommen zu werden: Universitäten können sich ihre Masterstudenten frei aussuchen. Mit Abschlüssen einer Berufsakademie sind die Aufnahmechancen in ein Masterprogramm einer Universität relativ gering. Auch mit einem FH-Bachelor werden Sie möglicherweise nur unter Auflagen zugelassen und könnten Zusatzleistungen erbringen müssen. Die Aufnahmepolitik ist von Institution zu Institution unterschiedlich. Im Mittelpunkt steht indessen immer das Programm. Haben Sie ein Masterprogramm gefunden, das genau zu Ihren Interessen passt, und das auch zu halten scheint, was es verspricht, dann sollten Sie sich dort bewerben, egal, ob es sich um eine FH oder um eine Universität handelt. Das gilt jedoch nicht uneingeschränkt, wenn Sie eine internationale Karriere anstreben. Personalern in anderen Ländern ist das deutsche Fachhochschulsystem häufig nicht geläufig. Oft verwechseln diese die Fachhochschulen mit nichtuniversitären Bildungseinrichtungen anderer Länder, die ein weitaus niedrigeres Niveau anbieten als deutsche Fachhochschulen. Deutsche Fachhochschulabsolventen, die in der Regel ein exzellentes Ausbildungsniveau aufweisen, werden im internationalen Umfeld daher leider oft unterschätzt. Planen Sie daher einen internationalen Berufseinstieg, empfehlen wir Ihnen dringend, einen Masterstudiengang an einer Universität zu belegen.
4.3.2
Exkurs: Private Bildungseinrichtungen
In den vergangenen Jahren ist die Zahl privater Bildungseinrichtungen in Deutschland deutlich gestiegen. Waren es Ende 2007 noch 60 private Hochschulen in ganz Deutschland, gab es Anfang 2010 bereits 90 Privathochschulen – eine Steigerung von 50 Prozent innerhalb von zweieinhalb Jahren. Rechtlich besteht zwischen staatlich anerkannten Abschlüssen öffentlicher und privater Hochschulen kein Unterschied. Einige, wie die Jacobs University Bremen, die WHU in Vallendar oder die Bucerius Law School, konnten sich einen hervorragenden Ruf erarbeiten. Viele private Einrichtungen versuchen, die an staatlichen Hochschulen in vielen Bereichen noch bestehenden Reformlücken zu schließen. Nicht wenige Hochschulen bieten daher ein sehr dichtes Betreuungs- und Beratungsnetz. Die Studiengebühren sind sehr unterschiedlich, außerdem vergeben viele Privathochschulen Stipendien oder bieten andere Finanzierungsmodelle an.
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4
Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
Allerdings wäre es ein Fehler daraus zu schließen, dass private Hochschulen den staatlichen grundsätzlich überlegen seien. Vielmehr gibt es viele qualitativ höchst mittelmäßige Anbieter, die vor allem darauf aus sind, an ihren Studenten Geld zu verdienen. Vor allem im Medienbereich und in der BWL sind viele Anbieter gegründet worden, die diejenigen Studenten abschöpfen wollen, die an der Aufnahme an einer guten staatlichen Hochschule gescheitert sind. Es steht darüber hinaus zu befürchten, dass nicht alle ambitionierten Neugründungen bestehen bleiben – im Jahre 2009 waren mehrere Privathochschulen in Not geraten (siehe Box). Dort, wo es keine staatlichen Garantien gibt, kann das Geld schnell knapp werden. Dann drohen Hochschulinsolvenzen. Eine weitere Konsolidierung ist wahrscheinlich: Vor allem jene Privathochschulen werden verschwinden, die ihre höheren Studiengebühren nicht durch eine bessere Lehre und Berufsaussichten rechtfertigen können. Privathochschulen in Nöten Der Privathochschulsektor ist von Unsicherheit geprägt. So mussten 2009 zwei besonders ambitionierte Privathochschulen aus finanziellen Gründen schließen: die Private Hanseuniversität Rostock sowie die Private Hochschule Bruchsal. Beide Hochschulen starteten mit großen Versprechungen, für die sie auch entsprechende Studiengebühren verlangten. Nach der Pleite wurden die Studenten weitgehend von staatlichen Hochschulen übernommen und konnten ihre Kurse anrechnen lassen – doch die hohen Studiengebühren waren genauso futsch wie die in Aussicht gestellten phantastischen Arbeitsmarktchancen. Auch die hoch angesehene Universität Witten-Herdecke, die erste Privatuniversität Deutschlands, geriet 2008/09 in Finanznöte: Aufgrund von angeblich nicht ordnungsgemäßer Geschäftsführung und Löchern im Konzept strich das Land NRW eine Förderzahlung von 4,5 Millionen Euro und verlangte die Rückzahlung von weiteren 3 Millionen – der Universität drohte die Insolvenz. Nach langen Verhandlungen konnte eine Lösung gefunden werden; die Universität blieb erhalten, muss aber massiv am Personal sparen und die Studiengebühren erhöhen. Dass auch die Lehrqualität unter den Sparmaßnahmen leiden wird, lässt sich kaum vermeiden.
Die meisten privaten Hochschulen konzentrieren sich auf bestimmte Fächergruppen – meist Betriebswirtschaftslehre, aber auch Jura, Kunst oder Politik. Ein besonders breites Fächerangebot bieten dagegen die Universität Witten-Herdecke oder die Jacobs University Bremen. Die bisher aufgezählten Einrichtungen haben allesamt Universitätsrang. Der überwiegende Anteil privater Hochschulen hat dagegen den Status einer Fachhochschule.
71 4.3 · Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät
i Manche privaten Fachhochschulen versuchen, ihren FH-Status zu verbergen, indem sie sich englische Namen geben (University oder University of Applied Sciences) oder schlicht und einfach Hochschule nennen – Letzteres ist ein Gattungsbegriff, der sowohl Universitäten als auch Fachhochschulen umfasst. Im Zweifel hilft eine einfache Anfrage beim Dekanat der Zielfakultät, welchen Status die gewünschte Hochschule hat.
Oft sind die Aspekte, die Ihnen Privathochschulen als Vorteile verkaufen, völlig normale Dinge, die Sie auch an jeder öffentlichen Hochschule finden – vorausgesetzt, diese leistet einen guten Dienst am Studenten. Klassische Beispiele für diese Schönfärbereien sind beispielsweise die »berufsrelevante Ausbildung durch hochqualifizierte Praktiker« (die gibt es auch an jeder öffentlichen Provinzuniversität als Gastdozenten), oder die »exzellente Fachbibliothek mit mehr als 10 000 Fachbüchern« (jede Kleinstadtbibliothek hat eine größere Auswahl). Gerne werden auch berühmte Persönlichkeiten, die einen Lehrauftrag halten oder im einmal jährlich tagenden Hochschulbeirat sitzen, als Imageträger genutzt – mit dem eigentlichen Niveau der Lehrveranstaltungen hat das jedoch nichts zu tun. Privathochschulen werben auch oft mit den beruflichen Erfolgen ihrer Top-Absolventen. Diese Erfolge haben Top-Absolventen öffentlicher Hochschulen jedoch auch. Der berufliche Erfolg ergibt sich aus den Studienleistungen und persönlichem Ehrgeiz, Fleiß und Disziplin, nicht jedoch aus der ausschließlichen Tatsache, an einer Privathochschule studiert zu haben. Um bei Privathochschulen die Spreu vom Weizen zu trennen, lohnt also ein kritischer Blick. Für die Qualität der Lehre können Sie Rankings und Akkreditierungen heranziehen. Denn oft können Privathochschulen eine bessere Lehre und bessere Berufseinstiegsmöglichkeiten bieten, meistens haben ihre Absolventen jedoch auch nur die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt wie die Absolventen öffentlicher Hochschulen – und das bei weitaus höheren Studiengebühren.
4.3.3
Hochschulrankings in Deutschland
Liebe Leser, wenn Sie sich erhoffen, durch Rankings herauszufinden, welche Hochschule die beste von allen ist, müssen wir Sie enttäuschen. Auch wenn die meisten Rankings es vorgeben: Die beste Hochschule gibt es nicht – vielmehr gibt es für jeden Studierenden seine persönlich ideale Hochschule. Und oft vermitteln Bestenlisten einen Eindruck von Genauigkeit, die überhaupt nicht zu erreichen ist. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Jeder Student hat andere Interessen, und nicht jede persönliche Vorliebe entspricht dem Bewertungsmaßstab eines Rankings. Und was genau macht den Unterschied zwischen Platz 11 und Platz 12 aus? Mitunter vielleicht nur zwei zusätzlich veröffentlichte Artikel in einer Fachzeitschrift. Wie hoch ist die Aussagekraft des Unterschieds zwischen zwei Hochschulen, wenn die Mitarbeiter der einen 350 und die der anderen
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
352 Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht haben? Gleich null. Einerseits.
4
i Aus drei Gründen sind Rankings allerdings äußerst wichtig: 4 Erstens erhalten Sie wichtige Anhaltspunkte über die Qualität von Lehre, Forschung und Betreuung, die Sie mit Ihren eigenen Erfahrungen (7 S. 64) vergleichen können. 4 Zweitens erhalten Sie einen Eindruck über die Reputation von Hochschulen. Seien Sie sich sicher, dass auch Ihre zukünftigen Arbeitgeber Rankings lesen! 4 Drittens kann ein vorderer Platz in einem bedeutenden Ranking auch als selbsterfüllende Prophezeiung die Qualität einer Hochschule verbessern: Gute Studenten und Hochschullehrer werden angezogen, Drittmittel großzügiger gewährt.
Es ist noch nicht lange her, da waren Hochschulrankings in Deutschland etwas Ungewöhnliches: Natürlich hatten einige Hochschulen einen besonders guten Ruf, jedoch ging man davon aus, dass an allen Hochschulen des Landes ein vergleichbar hohes Niveau der Lehre angeboten wurde. In den letzten Jahren hat sich das jedoch geändert. Hochschulrankings werden nicht nur für internationale Universitäten verfasst; auch deutsche Hochschulen werden in Bestenlisten bekannter Nachrichten- und Wirtschaftsmagazine beurteilt. Um Ihnen die Übersicht zu erleichtern, haben wir Ihnen die in Deutschland wichtigsten Rankings in einer Tabelle zusammengefasst. Denn sowohl in Methodologie als auch in dem, was gemessen wird, unterscheiden sich die verschiedenen Untersuchungen deutlich. Ein Studium umfasst viele verschiedene Dimensionen. Manchen Studenten kommt es vor allem auf eine gute Betreuung an, anderen ist die Forschung wichtiger. Es gibt noch mehr Vergleichsdimensionen: Gehaltsaussichten, Bibliotheksausstattung, Reputation und viele mehr. Wir raten Ihnen daher, immer mehrere Rankings miteinander zu vergleichen. Rankings sind fast ausschließlich als Bestenlisten angelegt: Universität X ist die beste, Y die zweitbeste und Z die dritte. Oft wird auch nach Fächern differenziert, wobei sich große Unterschiede ergeben können: Laut dem 2010er Ranking der britischen Zeitung The Times ist beispielsweise die University of Surrey der zweitbeste Ort, um in Großbritannien Ernährungswissenschaften zu studieren, insgesamt belegt die Hochschule aber nur einen mittelmäßigen 37. Platz. Um es vorwegzunehmen: Für Sie als Student ist das CHE-Hochschulranking das aussagekräftigste. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) ist eine Denkfabrik der Bertelsmann-Stiftung und der Kultusministerkonferenz. Nur die CHE-Rankings ermöglichen es Ihnen, frei Ihre Beurteilungskriterien zu wählen. Ihnen ist die wissenschaftliche Reputation egal, Sie suchen aber nach einer guten Bibliothek und idealer Betreuung? Oder es geht Ihnen einzig darum, wie zufrieden die Studenten an der Universität sind? Mit dem CHE-Hochschulranking können Sie Ihre Kriterien frei kombinieren. Gleichzeitig unterteilt das CHE nach
73 4.3 · Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät
Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe, anstatt einzelne Rangplätze zu vergeben. Diese Art der Darstellung ist einzigartig und, wie wir finden, anderen Aufteilungen gegenüber überlegen. Sie ist transparent und nicht populistisch. Das CHE-Hochschulranking wird einmal jährlich in Zusammenarbeit mit der Zeitung Die Zeit veröffentlicht und umfasst neben deutschen, österreichischen und schweizerischen Hochschulen auch die Niederlande. Neben dem CHE-Hochschulranking gibt es noch das CHE-Forschungsranking, das sich ebenfalls auf Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Niederlande bezieht und alle Fachbereiche umfasst. Allerdings liegt der Schwerpunkt ausschließlich auf der Qualität der Forschung. Gemessen werden unter anderem die Anzahl der Veröffentlichungen und Drittmittel. Speziell auf Masterstudiengänge zugeschnitten ist das Master Excellence Ranking, das das CHE in Zusammenarbeit mit der ZEIT seit
4
@ CHE-Rankings: www.das-ranking.de www.che.de
. Tab. 4.7. Deutsche Hochschulrankings im Vergleich
Ranking
Region
Fachbereiche
Form
Was und wie wird bewertet?
CHE-Hochschulranking
Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande
Übergreifend, mit Aufschlüsselung nach Fachbereichen
Keine Rangliste, Einteilung in Spitzen-, Mittelund Schlussgruppe
Studiensituation, Betreuung, Bibliotheksausstattung, Publikationen, Reputation bei Professoren. Befragung von Studenten und Lehrenden; Lehre im Mittelpunkt
CHE-Forschungsranking
Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande
Übergreifend, mit Aufschlüsselung
Keine Rangliste, Einteilung in Spitzen-, Mittelund Schlussgruppe.
Vor allem statistische Angaben wie Anzahl der Veröffentlichungen und Drittmittel; Forschungsranking.
CHE-Master Excellence Ranking
EU
Übergreifend, mit Aufschlüsselung
Club mit Hervorhebung der Spitzenunis nach Kategorie
Statistische Angaben und Urteil der Studierenden
Focus
Deutschland
Übergreifend, mit Aufschlüsselung
Rangliste
Professorenbefragung, Zitierungen, statistische Daten; fast reines Forschungsranking, hinzu kommen Betreuungsrelation und Studiendauer
Handelsblatt
Deutschland
VWL
Rangliste
Zitierungen und Medienpräsenz; reines Forschungsranking
Exzellenzinitiative der Bundesregierung
Deutschland
Übergreifend, keine Aufschlüsselung
Club
Reines Forschungsranking; aufgenommen werden die zehn besten Forschungsstandorte
FAZ
Deutschland, Österreich, Schweiz
Private Wirtschaftshochschulen
Rangliste
Befragung von Alumni nach Gehalt, Berufschancen, Art der Anstellung
74
Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
@ CHE Master Excellence Ranking: www.zeit.de/excellenceranking
4 @ Focus Ranking: www.focus.de/wissen/campus/ hochschulen/
@ Handelsblatt Ranking: www.handelsblatt.com/news/ default_301113_1144838.aspx
@ Alumnibefragung der FAZ: www.faz-hochschulanzeigerranking.de
@ Ranking der Zeitschrift Karriere: www.karriere.de
@ Bundesministerium für Bildung und Forschung: www.bmbf.de
2007 herausgibt. Das Ranking bildet je nach Fachbereich einen Club exzellenter Hochschulen – zusätzlich wird noch gekennzeichnet, welche Hochschule je nach Kategorie überdurchschnittlich abgeschlossen hat. Die beobachteten Fachbereiche sind Biologie, Chemie, Mathematik, Physik, Politikwissenschaft, Psychologie und Volkswirtschaftslehre. Die Bewertungskriterien beziehen sich auf die Forschungsaktivitäten der Fakultäten, ihre internationale Ausrichtung (z. B. Beiträge in internationalen Fachzeitschriften), den Anteil ausländischer Studenten an der Fakultät (7 S. 81), den Anteil international Lehrender sowie das umfragebasierte Urteil von Studierenden. Das Focus Ranking ist klassisch aufgebaut. Studenten werden nicht befragt, der Schwerpunkt liegt auf der Forschung. Es findet in der Fachöffentlichkeit aber nur vergleichsweise wenig Beachtung. Wir empfehlen Ihnen daher, es zwar als Referenz zu nutzen, sich aber stärker auf das Ranking des CHE zu konzentrieren. Das Handelsblatt stellt regelmäßig Listen der Volkswirte deutscher Hochschulen mit der größten Medienpräsenz sowie mit den meisten Zitierungen auf. Diese Liste hilft Ihnen, die Stars unter den Volkswirten herauszufinden, hat für Ihre Studienentscheidung allerdings nur geringen Wert. Interessanterweise gibt es kaum Überschneidungen zwischen den in der Wissenschaft und den in den Medien Meistzitierten. Eine alte Wahrheit: Wer viel redet, sagt damit nicht automatisch etwas Interessantes. In Ihrer Thematik hochinteressant ist die Alumnibefragung der FAZ, die 2006 einmalig durchgeführt wurde. Dabei geht es um Einstiegsgehälter und Positionen. Leider wurden nur ehemalige Studierende privater Wirtschaftshochschulen befragt, was die Studie für die meisten von Ihnen irrelevant macht. Aus dem gleichen Verlagshaus wie das Handelsblatt-Ranking stammt das Ranking der Zeitung Karriere. In der Rangliste »Karriere – Deutschlands Super-Unis« werden deutsche Universitäten und Fachhochschulen in den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwesen, Informatik, Jura und Medienwissenschaften bewertet. Kriterien sind Studiensituation, Praxisbezug und Attraktivität in der Wirtschaft. Befragt werden – hauptsächlich über eine internetbasierte Umfrage – Studierende, Absolventen, Personaler aus der Wirtschaft sowie die Hochschulen selbst. Die Darstellungsweise ist kompakt und übersichtlich – nur die besten 15 Hochschulen je Fachbereich sind gelistet. Für Sie könnte dieses Ranking interessante Anregungen ergeben, wenn Sie eine Karriere in der Privatwirtschaft beginnen möchten. Allerdings sollten Sie dieses Ranking nicht überschätzen. Denn die internetbasierte Umfrage ist anfällig für Manipulation sowie Fehlabstimmungen und damit nicht besonders messgenau. Aus diesem Grunde empfehlen wir, dieses Ranking als Anregung für Ihre Mastersuche zu nutzen. Den entscheidenden Ausschlag für Ihre Hochschulwahl sollte es jedoch nicht geben. Bei der Exzellenzinitiative der Bundesregierung handelt es sich weniger um ein Ranking als um einen Club der Besten. Die ausgewählten Universitäten erhalten nicht nur mehr Geld, sie erhalten auch mehr Auf-
75 4.3 · Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät
4
merksamkeit. Und dies sollten Sie nicht unterschätzen! Natürlich spielen nicht nur wissenschaftliche, sondern auch politische Erwägungen eine Rolle bei der Auswahl. Auch ist die Qualität der Lehre kein Bewertungsfaktor. Trotzdem ist der Gewinn an Reputation groß und zusammen mit den erhöhten Geldmitteln kann dies für Sie nur von Vorteil sein. In den beiden einflussreichsten internationalen Forschungsrankings, dem Shanghai Ranking und dem Times World University Ranking, schneidet Deutschland durchweg schlecht ab. Dies hat drei Gründe: 4 Erstens sind deutsche Universitäten in der Forschung tatsächlich vergleichsweise weniger produktiv als angelsächsische, 4 zweitens werden Veröffentlichungen englischsprachiger Universitäten bereits deswegen öfter zitiert, weil sie durchweg englischsprachig sind, und 4 drittens findet ein großer Teil der Forschung in Deutschland nicht an Universitäten, sondern an externen Forschungsinstituten statt – und dies wird in den Rankings nicht berücksichtigt. Wenn Sie Ihren Master in Deutschland machen wollen, können Sie die beiden Rankings weitgehend ignorieren. Wenn Sie hingegen ins Ausland gehen wollen, empfehlen wir Ihnen einen Blick in den nächsten Abschnitt. Wir raten Ihnen, vor Ihrer Entscheidung für oder gegen ein Programm die entsprechenden Rankings zu lesen – und vor allem die richtigen! Denn was nützt es Ihnen, an einer Universität zu studieren, an der viel veröffentlicht wird, man sich aber nicht um Sie kümmert und die Bibliothek schlecht ausgestattet ist? Beispiel Konstantin hatte drei VWL-Masterprogramme in der engeren Auswahl. Nachdem er das Ranking des Handelsblatts gelesen hatte, war ihm klar, dass er sich für die Universität A entscheiden würde, an der die renommierten Professoren Hasenpeter und Etzenkiel lehrten: Beide gehörten zu den Hochschullehrern, die die größte Medienpräsenz hatten. Er versprach sich Praxisorientierung, Kontakte und nicht zuletzt ein gutes Ansehen der Institution. Schon nach wenigen Wochen stellte er allerdings enttäuscht fest, dass die Vorlesungen schlecht vorbereitet und Sprechstundentermine Mangelware waren. Auch war das Studium insgesamt wenig strukturiert. Er hatte dem falschen Ranking vertraut.
Beispiel Lea hingegen verglich verschiedene Rankings, wobei sie persönlich großen Wert auf gute Betreuung und eine umfangreich ausgestattete Bibliothek legte. Die von ihr gewählte Hochschule B entsprach so vollständig ihren Erwartungen.
@ Shanghai Ranking: www.arwu.org @ Times World University Ranking: www.timeshighereducation.co.uk/
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
4.3.4
4
@ Times Good University Guide: www.timesonline.co.uk/ section/0,,716,00.html @ Guardian University Guide: www.guardian.co.uk/education/ universityguide
Hochschulrankings international
Wenn Sie nach Großbritannien (7 S. 30), in die Niederlande (7 S. 35) oder in die USA (7 S. 40) gehen möchten, kann es nützlich sein, sich vorher über die Bewertung Ihrer Zielhochschule zu informieren. Vor allem in den USA und Großbritannien haben Rankings ein großes Gewicht, auch deshalb, weil hier die Qualitätsunterschiede besonders stark sind. Anders dagegen zum Beispiel Frankreich (7 S. 32): Hier gibt es gar keine Rankings, da immer noch das Ideal herrscht, alle staatlichen Universitäten seien gleichwertig – abgesehen natürlich von den Grandes Écoles. Obwohl oft kritisiert, ist das Shanghai Ranking (auch: Academic Ranking of World Universities ARWU) international von hoher Bedeutung. Zwar spielt die Qualität der Lehre hier keine Rolle, trotzdem zieht es eine hohe Aufmerksamkeit auf sich. Gleiches gilt für das Times World University Ranking. Wir raten Ihnen, diese Rankings in jedem Fall zu konsultieren, wenn Sie international studieren möchten. In einigen Ländern gibt es keine nationalen Vergleiche. Besonders in diesem Fall sind sie hilfreich. Beachten Sie allerdings die weiter oben genannten Kritikpunkte. Bestenlisten sind Teil der britischen Kultur. Sie werden daher zu jedem Thema Rankings finden, und seien sie noch so absurd: Es gibt sogar ein Bierpreisranking für Campusbars – Manchester ist am teuers-
. Tab. 4.8. Internationale Hochschulrankings im Vergleich
Ranking
Region
Fachbereiche
Form
Was und wie wird bewertet?
Shanghai Ranking
Welt
Übergreifend, keine Aufschlüsselung nach Fächern
Rangliste
Reine Analyse von wissenschaftlicher Leistung; wichtigste Fakten: Nobelpreise, Zitierungen. Forschungsranking
Times World University Ranking
Welt
Übergreifend, keine Aufschlüsselung
Rangliste
Reputation innerhalb der Fachcommunity, Zitierungen, Betreuungsintensität; hauptsächlich Forschungsranking
Times Good University Guide
Großbritannien
Übergreifend, mit Aufschlüsselung
Rangliste
Fokus auf Forschung
Guardian University Guide
Großbritannien
Übergreifend, mit Aufschlüsselung
Rangliste
Fokus auf Lehre und Studentenzufriedenheit
US News and World Report
USA
Übergreifend, mit Aufschlüsselung
Rangliste
Vielzahl von Kriterien: Reputation, Abschlussnoten, Anzahl der Lehrenden
Ivy League
USA
Übergreifend, keine Aufschlüsselung
Club
Kein Ranking im eigentlichen Sinn, sondern ein exklusiver Klub von Elitehochschulen
Melbourne Institute
Australien
Übergreifend, keine Aufschlüsselung
Rangliste
Reines Forschungsranking
77 4.3 · Die passende Ausrichtung der Hochschule und Fakultät
ten. Die meistbeachteten seriösen Universitätsranglisten sind jedoch der Times Good University Guide und der Guardian University Guide, jährlich veröffentlicht von den Tageszeitungen The Times und The Guardian. Ersteres Ranking setzt seinen Schwerpunkt auf die Forschung, während Letzteres sich stärker auf die Lehre konzentriert. Auch in den USA gibt es eine große Anzahl verschiedener Rankings. Das bekannteste und einflussreichste ist das Hochschulranking des Magazins US News and World Report. Für die so genannten Graduate Schools, an denen Masterstudiengänge angeboten werden, wird auch nach einzelnen Fachdisziplinen aufgeschlüsselt. Das Ranking, dessen Methodologie von dem Magazin nicht komplett offengelegt wird, bezieht unter anderem Dinge wie personelle Ressourcen, Spendenaufkommen und Ansehen der Hochschule mit ein. Höchst anerkannt sind in den USA ebenfalls die Hochschulen der Ivy League. Ursprünglich als Hochschulsportliga angelegt, stellen deren Mitglieder heute einen erheblichen Teil der Hochschulelite des Landes. Natürlich handelt es sich bei der Ivy League nicht um ein Ranking. Wenn Sie es allerdings schaffen, an einer dieser Institutionen angenommen zu werden, haben Sie damit praktisch eine Erfolgsgarantie auf dem Arbeitsmarkt. Im Jahre 2007 sind die Niederlande erstmals Teil des oben beschriebenen CHE-Rankings. Des Weiteren können Sie sich an internationalen Ranglisten orientieren. Auch in Skandinavien sind Rankings kaum verbreitet. Sie werden sich hier ebenfalls an internationale Ranglisten oder andere Kriterien halten müssen. In Australien gibt das Melbourne Institute eine akademische Bestenliste heraus – allerdings nicht jährlich: Das letzte Ranking erfolgte im Jahr 2005. Wie bei den meisten Rankings üblich, werden ausschließlich wissenschaftliche Aspekte berücksichtigt. Konkret geht es um den internationalen Ruf australischer Hochschulen auf dem Weltbildungsmarkt. Die Ergebnisse decken sich weitgehend mit dem vorher beschriebenen Shanghai Ranking. Natürlich sind Rankings nicht alles. Oft muss man sich auf sein Gefühl verlassen, um so herauszufinden, ob Hochschule und Masterprogramm zu einem passt. Als wir Autoren unser Bachelorstudium in Erfurt aufnahmen, war die Universität noch so jung, dass sie in keinem Ranking vertreten war – heute wird sie meist hervorragend bewertet. Ein Sprung ins kalte Wasser wird es trotzdem nicht werden, denn wie wir Ihnen in den vorigen Kapiteln gezeigt haben, gibt es genügend andere Möglichkeiten, sich vorher über die Qualität eines Masterstudienganges zu informieren. Noch einmal kurz gefasst: Nutzen Sie Rankings in jedem Fall, seien Sie aber kritisch und vergleichen Sie. Die Werkzeuge zum kritischen Vergleich liefern wir Ihnen in den nächsten Abschnitten.
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@ US News and World Report: www.usnews.com/usnews/ rankguide/rghome.htm
@ Melbourne Index: http://melbourneinstitute.com/ publications/reports/MelbIndex.pdf
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
Í Master nach Plan 4 Für eine wissenschaftliche Karriere und den Einstieg in internationale Organisationen ist ein Universitätsabschluss besser. 4 Private Hochschulen sind zwar oftmals besser als öffentliche, viele halten aber nicht, was sie versprechen. 4 Vergleichen Sie immer verschiedene Hochschulrankings. Wir empfehlen Ihnen besonders das des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).
4 4.4
Qualitätsanalyse: Ihr Studiengang auf dem Prüfstand
Niemand kann Studieninhalte exakt nach ihrer Qualität beurteilen, bevor er eigentlich studiert. Dennoch gibt es verschiedene Wege, auch mit einer Sicht von außen herauszufinden, ob ein Studiengang oder eine Hochschule zu Ihnen passt. In den nachfolgenden Abschnitten stellen wir Ihnen einige dieser Möglichkeiten vor. Natürlich müssen Sie nicht alle Aspekte Ihrer Zielhochschule prüfen, die wir Ihnen angeben: Sie kennen sich und Ihre Präferenzen und wissen selbst am besten, welche Vorstellungen Ihre Zielhochschule erfüllen sollte. Nehmen Sie daher die nachfolgenden Hinweise nur als Maßstab und Anregung, nicht jedoch als verbindliche Anleitung. Eine zentrale Rolle spielen die Zusammensetzung des Lehrkörpers und der Studentenschaft: Mit beiden werden Sie in Ihrem Studium täglich zu tun haben. Sie sind daher besonders wichtig.
4.4.1
Möglichkeiten der Qualitätsbeurteilung als Außenstehender
Die Möglichkeiten für Außenstehende, die Qualität eines Masterprogrammes zu beurteilen, erscheinen auf den ersten Blick gering: Schließlich besteht zwischen Ihnen und der Hochschule eine Informationsasymmetrie: Das bedeutet, dass die Hochschule mehr weiß als Sie und Nachteile des Programmes nicht offen zugeben wird. Vergleichen Sie es mit dem Kauf eines Autos: Der Verkäufer des Wagens weiß über eventuelle Mängel besser Bescheid als Sie. Das ist allerdings kein Grund zum Verzweifeln: Denn genauso, wie es im Gebrauchtwagenhandel Mittel und Möglichkeiten gibt, die Informationsasymmetrie zu reduzieren (z. B. TÜV-Plakette, Untersuchung durch Mechaniker, Garantien), haben Sie die Möglichkeit, das Masterprogramm im Voraus auf den Prüfstand zu stellen. Wer nicht fragt, bleibt dumm: Wann immer Sie eine Unklarheit über angebotene Studieninhalte haben, sollten Sie sich mit Ihrer Frage an den entsprechenden Ansprechpartner der Hochschule wenden. Oft genügt schon ein einfaches Nachhaken zu Studieninhalten, um deren Schwächen und Stärken aufzudecken. Sollten Sie an keiner Stelle eine Antwort auf Ihre Fragen erhalten, ist auch dies ein guter Indikator für die Qualität des
79 4.4 · Qualitätsanalyse: Ihr Studiengang auf dem Prüfstand
Studienganges: Denn keine Information ist auch eine Information. Wichtig ist, dass Sie Informationen von Menschen erhalten, die das System besser kennen als Sie. Um das Bild vom Autokauf noch weiterzuspinnen: Die Rolle erfahrener Mechaniker nehmen im Falle von Masterprogrammen die Fachschaften und Studenten des Studienganges ein: Diese kennen sich gut mit dem Programm aus, haben aber kein zwingendes Interesse daran, Sie um jeden Preis als Student zu werben. Sie sind neutrale Gutachter. Der Rolle der TÜV-Plakette und Garantie kommen gute Platzierungen in Rankings und die Akkreditierung durch Akkreditierungsagenturen (7 S. 18) nahe. i Studenten in Masterprogrammen mit hohen Studiengebühren haben den Anreiz, eine bessere Meinung über das Programm zu kommunizieren als sie in Wirklichkeit haben: Schließlich wollen sie teuer erkaufte Reputation der Hochschule nicht aufs Spiel setzen und loben Universität und Programm in den höchsten Tönen. Im Gegenzug neigen Studenten, die keine Studiengebühren zahlen, eher dazu, Hochschule und Programm in ihrer Qualität zu unterschätzen, weil ihnen der wahre Wert der Bildung oft nicht bewusst ist. Beziehen Sie dies in Ihre Überlegungen mit ein. Durch konkretes Nachhaken und Fragen nach Fakten decken Sie studentische Fehleinschätzungen schnell auf – wie Annika im folgenden Beispiel.
Beispiel Alex, ein charismatischer Student aus dem Bereich Politikwissenschaften, preist vor der Besucherin Annika das neue Masterprogramm auf einer Campusführung als »international ausgerichtet, praxisorientiert und mit späterer Jobgarantie«. Annika fragt nach Partnerabkommen mit ausländischen Universitäten und erfährt, dass erst zwei Abkommen für 60 Studenten bestehen und »drei weitere angedacht« sind. Sie erkundigt sich nach der Anzahl ausländischer Dozenten und erhält nur einen einzigen Namen gesagt, ein externer Praktiker mit Lehrauftrag. Sie interessiert sich für Praxiselemente wie Planspiele oder Unternehmenskontakte und erfährt, dass diese noch in der Planungsphase sind. Zuletzt hakt Annika bei der Jobgarantie nach. Nachdem sie erfahren hat, dass sie zum ersten Jahrgang des Masterstudienganges gehören wird, ist für sie die Entscheidung klar.
4.4.2
Zusammensetzung des Lehrkörpers als Qualitätsindikator
Ihr erster Blick sollte auf die Professorenschaft der gewünschten Fakultät fallen: Über die Zusammensetzung des Lehrkörpers erfahren Sie genau, welchen Anspruch die Fakultät an ihre Studierenden und an sich selbst hat. Prüfen Sie kritisch die Veröffentlichungslisten der Professoren und vergleichen nicht nur deren Länge, sondern auch Koautoren und die Reputation der Fachzeitschriften, in denen veröffentlicht wurde. Über das Internetangebot von »Google Scholar« können Sie leicht überprüfen, wie
@ Google Scholar: http://scholar.google.com/
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
4 @ Professorenbewertungsportal meinprof.de: www.meinprof.de
oft und in welchen Fachzeitschriften (wichtig!) ein Artikel von einem Lehrenden zitiert wurde. Finden Sie im Professorenkollegium hauptsächlich junge Professoren, dann ist es förderlich, wenn hochqualifizierte ältere Professoren als Leuchttürme für einen Ausgleich sorgen. Bei jungen Professoren müssen Sie sich im Klaren sein, dass diese häufiger an eine andere Hochschule wechseln als ältere Kollegen. Dadurch können kurzfristig Lücken in Lehre und Betreuung entstehen, dies wird allerdings meist dadurch kompensiert, dass jüngere Professoren oft deutlich engagierter sind und sich stärker für Sie einsetzen. Übrigens: Die von Studierenden wahrgenommene Qualität der Lehre erfahren Sie aus den Evaluationen der Hochschulen. Manchmal werden diese veröffentlicht oder sind in den Dekanaten der Fakultäten einsehbar. Darüber hinaus gibt es Webseiten, die Studenten die Bewertung ihrer Hochschullehrer ermöglichen. Kritisch sollten Sie werden, falls wissenschaftliche Mitarbeiter im ersten Arbeitsjahr ohne Promotion und ohne längere Lehrerfahrung durchgängig und selbstständig Seminare auf Masterniveau leiten sollten. Führen Sie sich vor Augen, dass Sie von diesen Mitarbeitern nur der Masterabschluss und höchstens zwei Jahre Studium trennen. Was auf Bachelorniveau gerade noch angemessen ist, sollte auf Masterniveau nicht mehr vorkommen: Der Anteil von Professoren und promovierten wissenschaftlichen Mitarbeitern mit einschlägiger Expertise im Fachgebiet (Veröffentlichungen!) oder fachlich herausragenden Lehrbeauftragten sollte daher hoch sein. Alles andere deutet auf Lehrkräftemangel und mangelnde Einsatzbereitschaft hin, ein attraktives Studium anzubieten. Fragen Sie bei Ihrem ersten Besuch an der Uni auch, was der Lehrkörper für Studenten unternimmt. Einige Fragen möchten wir Ihnen als Anregung geben: 4 Gibt es einen unkomplizierten direkten Draht zum Professor? 4 Gibt es Tutorien? 4 Bieten Lehrstühle informelle Treffen an, wie z. B. akademische Stammtische oder gemeinsame Besuche von Fachtagungen? 4 Existiert ein Mentorenkonzept? 4 Gibt es Hilfestellungen für Kontakte zur Wirtschaft und akademischen Welt? 4 Wie schnell erhalten Sie einen Sprechstundentermin? Seien Sie anspruchsvoll: Durch die neue Wettbewerbssituation im Hochschulwesen stehen Sie als Student bei Masterstudiengängen im Mittelpunkt. Falls Sie dennoch falsch behandelt werden sollten, ist das auch eine Information für Sie: Es zeigt, dass die Hochschule die Zeichen der Zeit nicht verstanden hat und Studenten noch immer als lästige Bittsteller betrachtet. Eine schlechte Behandlung von Interessenten ist ein guter Hinweis auf das Bild, das die Hochschulverwaltung grundsätzlich von Studierenden hat. Hochschulen, die ihre Studierenden schlecht behandeln, sorgen nicht für den Lernerfolg im Laufe eines Studiums. Daher sollten sie sich von diesen Hochschulen fernhalten. Für Sie sollten die
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Zeiten, in denen Studenten als lästige Bittsteller behandelt wurden, auf Masterniveau vorbei sein.
4.4.3
Zusammensetzung der Studentenschaft als Qualitätsindikator
Ebenso wie die Zusammensetzung des Lehrkörpers kann auch die Zusammensetzung der Studentenschaft Auskunft über die Qualität Ihres Masterstudienganges geben. Während Ihres Besuches, aber auch beim Erstkontakt mit Studenten Ihrer gewünschten Zielhochschule sollten Sie einen genaueren Blick auf die Studentenschaft werfen. Prüfen Sie zunächst, wie hoch die Quote internationaler Studenten ist. Grundsätzlich spricht es für einen Studiengang und für eine Hochschule, wenn viele ausländische Studenten angelockt werden können. Ist die Quote sehr niedrig, ist der Studiengang nicht unbedingt international ausgerichtet – ob das ein Nachteil ist, kommt auf die Fächergruppe und Ihre berufliche Zielsetzung an. Sind aber mehr als zwei Drittel der Studierenden ausländischer Herkunft, sollten Sie sich den Studiengang genauer ansehen: Zwar ist ein solches Umfeld bereichernd und fördernd. Im Falle mangelnder Sprachkenntnisse der Kommilitonen könnte es Sie jedoch auch behindern. Prüfen Sie daher, ob einschlägige Sprachzertifikate zwingende Zulassungsvoraussetzung für das Studium sind und fragen Sie zukünftige Kommilitonen, ob es ein harmonisches Zusammenleben gibt. Dies könnte insbesondere bei Studiengängen der Fall sein, die an einer deutschen Hochschule ausschließlich auf Englisch angeboten werden. Drei Faktoren könnten Ihren Lernerfolg reduzieren. 4 Erstens machen deutsche Hochschulen den Fehlschluss, mit rein englischsprachigen Studiengängen die besten internationalen Studierenden anziehen zu können. Das Gegenteil ist hier der Fall: Denn auf dem internationalen Spielfeld orientiert sich die globale Elite Studierender vor allem an US-amerikanischen, und angelsächsischen Universitäten. Deutsche Studiengänge sind zweite Wahl – die besten Studierenden gehen in andere Länder. Oft wird versucht, gute Studenten mit dem Erlass von Studiengebühren zu ködern. Doch auch das führt nicht zum Erfolg: Gute Studenten kommen nicht an eine Hochschule, weil die Bildung dort kostenlos ist – sondern folgen der exzellenten Lehre. 4 Ein zweiter Faktor sind die Englischkenntnisse der Dozenten: Nicht jeder Dozent kann gut Englisch – doch insbesondere an kleineren Hochschulen werden Dozenten von der Verwaltung dazu angehalten, Veranstaltungen auf Englisch zu halten. Schlechte Sprachkenntnisse führen jedoch dazu, dass wichtige Nuancen des Vorlesungsstoffes nicht vermittelt werden können – ein Nachteil für Sie. 4 Der dritte Faktor ist die Lerndynamik zwischen Dozenten und Studierenden. Denn wenn neben den Dozenten die Studierenden ebenfalls über nicht ausreichende Englischkenntnisse verfügen, setzt sich
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
die mangelhafte Wissensvermittlung in einer unbefriedigenden Diskussion des vermittelten Wissens durch. Besprechungen bleiben dann oberflächlich, Inhalte werden nicht sorgfältig durchdacht – die Gruppe ist in der Regel nur so schnell wie das schwächste Glied.
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i Das allgemeine Sprachniveau zukünftiger Studenten in der Arbeitssprache des Masterstudiengangs erkennen Sie an den Sprachzugangsvoraussetzungen (für Englisch: TOEFL, IELTS (7 S. 117), für Französisch: DELF/DALF, TCF (7 S. 118), für Deutsch: TestDAF, DSD) des Masterstudiengangs.
Sollten bei Studierenden keine ausreichenden Kenntnisse der Unterrichtssprache vorhanden sein, schadet das dem Lernniveau Ihres Studiums und damit Ihnen. Sie verschwenden dann Zeit und Geld. i Prüfen Sie genau, ob die ausländischen Studenten schwerpunktmäßig aus einem bestimmten Land kommen. An manchen Hochschulen wurden Masterstudiengänge ursprünglich nur eingeführt, um Pflichtkontingente von Studierenden ausländischer Partneruniversitäten aufzufangen. Das führt zu unangenehmer Gruppenbildung und trägt nicht zu einer guten Studienatmosphäre bei. Abgesehen davon, dass solche Masterstudiengänge zumeist nicht gut konzipiert sind, deutet dies auch nicht auf einen angemessenen Umgang mit Ihnen als Student hin.
Weiterhin sollten Sie in Erfahrung bringen, woher die inländischen Studierenden kommen. Stammt ein Großteil der Studierenden nicht aus der direkten örtlichen Umgebung, ist das ein Signal dafür, dass der Studiengang hauptsächlich aus akademischen Gründen gewählt wurde. Stammt ein Großteil der Studierenden jedoch aus der Region der Hochschule, ist das ein sicheres Zeichen, dass der Masterstudiengang gewählt wurde, weil er nahe an Hotel Mama liegt. Was auf Bachelorniveau noch akzeptabel ist, sollte auf Masterniveau nicht mehr der Fall sein: Hier sollten Sie mit Studierenden zusammenstudieren, die die Universität auf Grund ihrer akademischen Qualität gewählt haben. Zuletzt sollten Sie herausfinden, warum Studenten sich für den Masterstudiengang beworben haben. Fragen Sie bei derzeitigen Studenten nach, ob sie sich bewusst für dieses Programm beworben haben oder ob es eine Auffanglösung war, weil sie sonst nirgendwo genommen wurden. Wird ihre Wahl positiv (»Ich bin hier wegen …«) oder negativ (»An der anderen Uni wurde ich nicht angenommen«) begründet? i Finden Sie heraus, ob Bachelorstudenten auch für ihren Master an ihrer Hochschule bleiben und was ihre Beweggründe sind. Private Gründe? Akademische Perspektiven? Oder Niveau und Reputation des Studienganges? Die Motivation der Bewerber verrät viel über den Anspruch des Programmes und über den Anspruch der Studierenden an sich selbst.
83 4.4 · Qualitätsanalyse: Ihr Studiengang auf dem Prüfstand
Beispiel Eunike war enttäuscht: Nachdem sie ihre Prioritäten geordnet und aufwändig recherchiert hatte, hatte sie einen Masterstudiengang in internationaler Betriebswirtschaftslehre als Traumstudium im Visier. Die Werbeunterlagen sprachen von »internationalem Studium in offener Atmosphäre«. Doch der Besuch einer Vorlesung während ihres Besuches offenbarte ganz andere Schwächen: Über die Hälfte der Studierenden kam von einer asiatischen Partneruniversität und bildete eine feste Gruppe. Aufgrund mangelnder Englischkenntnisse gab es keine Kommunikation zwischen dieser Gruppe und den restlichen Studierenden. Darüber hinaus mokierten sich einheimische Studenten darüber, dass die Studenten der Partneruniversität gratis studieren dürfen, während sie Studiengebühren zahlten. Die Atmosphäre war wenig kommunikativ und eine produktive Zusammenarbeit fand in den Veranstaltungen nicht statt. Für Eunike war nach dem Besuch auf dem Campus ihre Entscheidung klar.
4.4.4
Prüfungsordnungen lesen und interpretieren
Prüfungsordnungen geben Ihnen gute Auskunft über den Aufbau und die inhaltliche Zusammensetzung des Studiengangs, der Sie interessiert. An den meisten deutschen Universitäten können Sie die Prüfungsordnungen im Internet einsehen. Sollten Sie sich für einen Masterstudiengang interessieren, der erst für das nächste Semester neu entwickelt wurde, so erhalten Sie den Entwurf der Prüfungsordnung zumeist über das Dekanat der Fakultät. Bedenken Sie jedoch, dass Entwürfe von Prüfungsordnungen rechtlich nicht bindend sind. i Prüfungsordnungen sind fast immer ähnlich aufgebaut. Sie umfassen zumeist Regelungen zum Geltungsbereich, Studienaufbau, Studienschwerpunkten, Wahlmöglichkeiten, Prüfungsarten und Regelungen zur Anerkennung von Prüfungsleistungen anderer Hochschulen. Die einzelnen Paragrafen stellen Regeln für Ihr Studium auf. Innerhalb der Paragrafen kommen die allgemeinen Regelungen vor speziellen Regelungen und Ausnahmeregelungen.
Die Regelungen zu Studienaufbau, Studienschwerpunkten und Wahlmöglichkeiten sind besonders wichtig für Sie. Haben Sie keine Angst vor Paragrafenzeichen und Juristendeutsch: Meistens sind die Texte verständlicher, als sie zunächst erscheinen. Im Zweifel hilft lautes Vorlesen oder eine schriftliche Schematisierung einiger unverständlicher Klauseln. Es ist wichtig, dass Sie sich mit der Prüfungsordnung Ihres Studienganges auskennen: Das deutsche Grundgesetz garantiert Ihnen durch das Vorbehaltsprinzip, dass die Hochschule nichts gegen Sie unternehmen darf, was nicht durch ihre (Prüfungs-)Ordnungen als Rechtsgrundlage begründet ist. Übrigens: In den Prüfungsordnungen ist auch geregelt, welche Wiederholungsmöglichkeiten Ihnen bei einer Prüfung eingeräumt werden. So können Sie bereits vor Ihrem Studium abschätzen, wie
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
oft und vor allen Dingen wann Sie eine Prüfung wiederholen können – für alle Fälle. Auch können Sie aus der Prüfungsordnung erkennen, wie hoch Ihre Wahlfreiheit im Studienverlauf (auch: Curriculum) ist. Gute Masterprogramme bestehen aus einem größeren Teil Pflichtveranstaltungen und einem kleineren Teil Wahlveranstaltungen. Skeptisch sollten Sie Studiengänge machen, in denen Sie komplette Wahlfreiheit haben: Es mag zwar hilfreich sein, sich die Rosinen herauszupicken. Das fördert aber nicht unbedingt die Bildung eines einheitlichen Qualifikationsprofils der Studenten. Das andere Extrem, also eine komplette Vorgabe des Curriculums, ist selbstverständlich ebenfalls nicht wünschenswert. Zuletzt sollten Sie die Prüfungsordnung des Masterstudienganges mit der Prüfungsordnung der auslaufenden Diplomstudiengänge vergleichen. Finden Sie kaum Unterschiede, können Sie davon ausgehen, dass die Hochschule ihre Chance nicht genutzt hat, mit der Einführung neuer Studiengänge auch neue Studienkonzepte umzusetzen – dies spricht nicht unbedingt für diese Institution.
4.4.5
Vorlesungsverzeichnisse lesen und interpretieren
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Wahl des richtigen Masterprogrammes ist der Inhalt und die aufbauende Struktur der Veranstaltungen. Es ist daher wichtig, dass Sie sich bereits vor der Entscheidung mit den Vorlesungen auseinandersetzen, die Ihnen das Masterprogramm anbietet. So können Sie beispielsweise auch herausfinden, ob renommierte Hochschullehrer, mit denen die Hochschule eventuell wirbt, durchgehend Vorlesungen halten und Sie als Student davon profitieren. Masterprogramme bestehen zumeist aus Pflichtveranstaltungen und Wahlfächern (7 S. 16). Ihr Masterstudium vollenden Sie mit Ihrer Abschlussarbeit, der Master’s Thesis. Die Pflichtveranstaltungen finden zumeist im ersten Semester statt. In den weiteren Semestern haben Sie größere Wahlfreiheiten. Lehrveranstaltungen können auf unterschiedlichen Niveaus ansetzen. Bedenken Sie, dass es auch Masterstudiengänge gibt, die keine Vorkenntnisse im entsprechenden Fach voraussetzen. Dies sind dann nichtkonsekutive oder weiterbildende Masterstudiengänge (7 S. 15), die sie nur mit den entsprechenden Einschränkungen studieren können. Den Anspruch eines Masterprogrammes erkennen Sie an den in den Lehrveranstaltungen verwendeten Lehrbüchern. Laden Sie sich ein kommentiertes Vorlesungsverzeichnis herunter und gehen Sie die Literaturlisten durch. Auch auf den Internetseiten der Lehrstühle sind meistens einschlägige Listen veröffentlicht; wenn nicht, fragen Sie bei den Sekretariaten nach. Ob ein verwendetes Lehrbuch in etwa dem von Ihnen erwünschten Niveau entspricht, können Sie dann beispielsweise mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter Ihrer derzeitigen Fakultät besprechen.
85 4.4 · Qualitätsanalyse: Ihr Studiengang auf dem Prüfstand
Auch im Falle der Literaturlisten gilt: Die Mitarbeiter der Lehrstühle sind allgemein sehr hilfsbereit und geben Ihnen mit Freuden Auskunft. Machen Sie sich also keine Sorgen und haken Sie notfalls noch einmal nach. Antwortet man Ihnen allerdings ausweichend oder gibt gar keine Antwort, sollten Sie skeptisch werden. Denn dies deutet entweder darauf hin, dass das Programm noch nicht ausgereift ist oder dass man sich nicht für Sie interessiert. Beides ist nicht in Ihrem Sinne. Manche Hochschulen öffnen Masterlehrveranstaltungen auch für Bachelorstudenten. Das sorgt für überfüllte Hörsäle und Unruhe und trägt nicht zum akademischen Niveau Ihrer Veranstaltung bei. Bei Masterstudiengängen, die hohe Studiengebühren verlangen, sollten Sie sicherstellen, dass Lehrveranstaltungen tatsächlich nur den Studenten Ihres Studienganges offenstehen. Darüber hinaus sollten Sie die Zahl der Studierenden Ihres Masterstudiums mit einer eventuellen Teilnehmerzahlbegrenzung (Abkürzung in dt. Vorlesungsverzeichnissen: TZB) vergleichen.
4.4.6
Werbeunterlagen des Studienganges lesen und interpretieren
Mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge haben Hochschulen die Möglichkeit erhalten, sich von anderen Hochschulen abzugrenzen: durch innovative Studiengänge und durch Dienstleistung am Studenten. Angesichts des Wettbewerbs der Hochschulen um die besten Studenten müssen die Vorteile eines Studienganges natürlich klar kommuniziert werden. Dies kann auch zu übertriebenen Versprechungen in Werbeunterlagen und auf Internetseiten führen, die nicht eingehalten werden können bzw. die Wirklichkeit stark verzerrend darstellen. Um Sie vor Enttäuschungen zu bewahren, sollten Sie nachfolgende Hinweise verinnerlichen. Merken Sie sich folgende Regel: Zahlen und Fakten sind überzeugender als Worte. Eine Werbebroschüre, die abstrakt mit wohlklingenden Formulierungen wirbt (»anerkannte Abschlüsse«; »internationale Ausrichtung«), kann Ihnen kein klares Bild des Studienganges vermitteln. Überzeugender sind konkrete und verbindliche Zahlen (»internationale Ausrichtung durch Partnerschaften mit 12 europäischen Hochschulen«) und klar formulierte Fakten (»unsere Abschlüsse sind akkreditiert durch die Agenturen A und B«). Nachfolgend führen wir unsere persönlichen TOP-6 unverbindlicher Werbephrasen für Masterprogramme auf und listen daneben die Fragen, mit denen Sie nachhaken können, zum Beispiel während eines Besuches an der gewünschten Hochschule. Wetten, dass Ihnen mindestens eine dieser Phrasen bereits begegnet ist? Hochschulen sind normalerweise stolz auf ihre Errungenschaften und werden sie Ihnen bereitwillig mitteilen. Sollte man Ihnen auf mehrmalige Nachfrage keine genauere Information geben können, ist das ein Signal dafür, dass die Inhalte der Phrasen nicht der Realität entsprechen.
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
. Tab. 4.9. Was steckt eigentlich hinter Phrasen?
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Phrase
Fragen zum Nachhaken
»hohes Niveau der Lehrveranstaltungen«
Welche Lehrbücher nutzen Sie? Wer sind Ihre Dozenten?
»international anerkannter Abschluss«
Sind Ihre Abschlüsse akkreditiert? Wenn ja, von wem?
»Wir haben ein hartes Auswahlverfahren und nehmen nur die Besten!«
Wie hoch liegen die Bewerberzahlen? Was wird im Auswahlverfahren geprüft?
»internationale Ausrichtung«
Wie hoch liegt der Anteil an ausländischen Studierenden? Mit welchen Hochschulen bestehen Partnerschaften? Welche internationalen Dozenten unterrichten?
»exzellentes Betreuungsverhältnis«
Wie viele Studenten nehmen durchschnittlich an Seminaren teil? Wie viele Studenten schließen in Regelstudienzeit ab?
»arbeitsmarktgerechte Ausbildung«
Vermittelt Ihre Einrichtung Kontakte zu Unternehmen?
Viele Masterstudiengänge werben zudem mit ihren Ehemaligenvereinigungen. Diese so genannten Alumni-Netzwerke sollen den Absolventen den Einstieg in den Beruf erleichtern und ein schnelles berufliches Fortkommen ermöglichen. Prüfen Sie hier genau, seit wann dieses Netzwerk besteht, wie viele Mitglieder es umfasst und welche konkreten Aktivitäten angeboten werden (z. B. Netzwerkveranstaltungen, Kontaktbörsen). Lassen Sie sich die Kontaktdaten der Ansprechpartner geben und haken Sie nach: Alumnivereinigungen befinden sich in Deutschland erst im Aufbau – wenn Sie Pech haben, gehören Sie zum ersten Jahrgang und profitieren nicht davon. Es gibt zahlreiche Hochschulen, an denen eine exzellente Betreuung der Alumni gewährleistet wird. Doch leider ist das in Deutschland noch immer nicht die Regel: Bitte beachten Sie, dass koordinierende Stellen zur Alumnibetreuung durch die Hochschulen sehr oft mit Mitarbeitern besetzt werden, die die Hochschulleitung an anderer Stelle nicht geeignet einsetzen konnte. In jeder größeren Verwaltungsorganisation gibt es solche entsprechende Stellen – und entsprechend demotivierte Mitarbeiter. Da diese Stellen in der Regel solche mit »weichem« Profil sind, die eigentlich den Studierenden dienen sollten, entsteht so ein Nachteil für die Studierenden, die eigentlich von der Dienstleistung der Hochschule profitieren sollten. Grundsätzlich können Sie unverbindliche Werbeaussagen durch die explizite Zusicherung von Verbindlichkeit prüfen. Wie das geht, zeigen wir im nächsten Abschnitt.
4.4.7
Zusicherung von Verbindlichkeit als Qualitätssignal
Wenn Sie den Masterstudiengang nach den bisher erläuterten Kriterien geprüft haben, dürften Sie bereits über ein detailliertes Bild des Studien-
87 4.4 · Qualitätsanalyse: Ihr Studiengang auf dem Prüfstand
ganges verfügen. Allerdings sollten Sie sichergehen können, dass Ihre Eindrücke auch tatsächlich der späteren Wirklichkeit des Studienalltages entsprechen. Ihr Ziel sollte es daher sein, von der Verwaltung der Hochschulen verbindliche Zusagen zu erhalten. Wie das geht, zeigen wir in diesem Abschnitt. Mitarbeiter einer Hochschule, die Ihnen Auskunft über die Umstände Ihres Studiums geben, machen dies auf unterschiedliche Art und Weise. Der eine ist vielleicht sehr von dem Programm überzeugt und behauptet unwahre Dinge in Bezug auf die Gegenwart, von deren Umsetzung in naher Zukunft er fest überzeugt ist. Ein Beispiel dafür ist der charismatische Campusführer 7 S. 79. Andere hingegen sind schlicht unwissend und geben Ihnen beispielsweise eine versehentlich falsche Information. Hinter beiden Verhaltensweisen steckt kein böser Wille. Unzuverlässige Informationen können Ihnen große Nachteile bringen: Denken Sie daran, dass Sie unter Umständen eine falsche Entscheidung für oder gegen ein Masterprogramm treffen werden, wenn Sie auf falsche Informationen vertrauen. Sie müssen daher unbedingt mit den richtigen Informationen arbeiten und sollten daher die Verlässlichkeit von Informationen sichern. Richtige Aussagen einer öffentlichen Verwaltungseinheit (also der Hochschule) und ihrer Organe (z. B. Dekanat, Prüfungsamt) erhalten sie durch die Bitte um Verbindlichkeit. Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Wir erklären das anhand zweier Studentinnen, Danielle und Natalie: Beispiel Danielle trifft beim Hochschulinformationstag, dem Tag der offenen Tür ihrer Wunschuniversität, eine ältere Mitarbeiterin des Prüfungsamtes. Sie fragt, ob der Masterstudiengang X bereits durch die Agenturen Y akkreditiert sei. Die Mitarbeiterin zuckt mit den Schultern und sagt, sie gehe mal davon aus. Danielle gibt sich mit dieser Information zufrieden. Ihre Freundin Natalie stellt die gleiche Frage und erhält die gleiche unverbindliche Antwort. Das reicht ihr aber nicht. Am Tag darauf schreibt sie der Mitarbeiterin, deren Namen sie sich gemerkt hat, eine E-Mail und gibt darin die Antwort der Mitarbeiterin wieder, so wie sie sie verstanden hat. Am Ende ihrer E-Mail setzt sie die Schlussformel »sollte ich nichts Gegenteiliges von Ihnen hören, sehe ich die erteilte Information als verbindlich an«. Es dauert nur einen Tag und Natalie erhält eine freundliche E-Mail der Mitarbeiterin, sie hätte sich noch einmal umgehört und die korrekte Information sei, dass der Masterstudiengang noch nicht akkreditiert sei. 1 : 0 für Natalie.
Sobald Mitarbeiter einer streng hierarchisch gegliederten öffentlichen Verwaltung das Wort Verbindlichkeit lesen, sind sie alarmiert. Denn eigentlich ist jede Information, die ein Mitarbeiter einer öffentlichen Verwaltung gibt, verbindlich. Es können sogar konkrete Rechtsansprüche daraus entstehen, die Sie vor Verwaltungsgerichten durchsetzen können. Eine falsche Information, die verbindlich gegeben wird, führt zu Ärger mit dem Vorgesetzten und damit zu sehr viel Arbeit. Daher werden Mit-
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
arbeiter, sobald ihre Äußerungen als verbindlich angenommen werden, stets darauf Wert legen, Ihnen korrekte Informationen zu geben. Sobald Sie in einer schriftlichen Nachricht an die Hochschule die Bitte um Verbindlichkeit explizit erwähnen und man Ihnen in einer Antwort diese Verbindlichkeit nicht explizit ausschließt, entsteht aus dieser Information ein Rechtsanspruch für Sie. Das wissen die Mitarbeiter der Verwaltung. Um sich vor Ansprüchen zu retten, werden sie Ihnen ausschließlich korrekte Informationen geben oder die Verbindlichkeit explizit ausschließen. Letzteres wäre gleichbedeutend mit der Aussage »Ich weiß es nicht«. Probieren Sie die schriftliche Bitte um Verbindlichkeit demnächst einmal aus. Sie können sicher sein, verlässliche Informationen zu erhalten oder einen Hinweis, dass die Informationen nicht gesichert seien. Und das ist viel wert.
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4.4.8
@ Zentralstelle für Ausländisches Bildungswesen: www.anabin.de
Sonstige Merkmale
Mit dem letzten Abschnitt dürften Sie alle wichtigen Mechanismen kennengelernt haben, um Masterprogramme auf ihre Qualität hin zu prüfen und die Spreu vom Weizen zu trennen. Zur Abrundung möchten wir Ihnen nachfolgend noch einige Gesichtspunkte vermitteln, unter denen Sie das gewünschte Masterprogramm noch weiter kritisch durchleuchten können. Bei ausländischen Masterprogrammen sollten Sie die Möglichkeiten einer Anerkennung des Abschlusses in Deutschland kritisch prüfen. Detaillierte Informationen zu allen Abschlussarten weltweit und deren Anerkennung in Deutschland finden Sie auf der Webseite der Zentralstelle für Ausländisches Bildungswesen der Kultusministerkonferenz in Bonn. Für Sie ist das in erster Linie wichtig, wenn Sie im öffentlichen Dienst oder weiterhin an der Hochschule arbeiten möchten. Der Prozess der Anerkennung (7 S. 92) gilt jedoch als langwierig und nicht besonders transparent. Schauen Sie bei Studiengängen besonders gut hin, die nicht die von uns aufgeführten Titel (z. B. Master of Arts oder Master of Science; 7 S. 13) verleihen, sondern lediglich einen Master of/in (plus Fachbezeichnung). Diese Masterstudiengänge sind in der Regel nichtkonsekutive oder weiterbildende Studiengänge, die Ihnen eine Zusatzqualifikation vermitteln. Es sind jedoch keine klassischen aufbauenden Masterstudiengänge, die Ihnen eine Promotion oder den Einstieg in den höheren öffentlichen Dienst ermöglichen. Werden bei einem Masterprogramm Studiengebühren im vierstelligen Eurobereich je Semester verlangt, sollten Sie sich über die Zahlungsmodalitäten informieren. Falls die Hochschule Studiengebühren erhebt, ist eine Rückerstattung im Falle von Nichtgefallen ein weiteres gutes Qualitätssignal. Bietet die Hochschule Ihnen beispielsweise an, bei Abbruch des Studiums nach einigen Wochen einen hohen Prozentsatz der Gebühren wieder zurückzuerstatten, ist dies ein Signal dafür, dass die Hochschule vom Niveau ihrer eigenen Leistungen überzeugt ist. Ist das Geld
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jedoch nach Bezahlung nicht mehr wiedererstattbar (auch nicht im Falle von Krankheit), sollten Sie die Seriosität dieses Angebotes kritisch prüfen. Weiterhin sollten Sie bei Dekanat oder Studienberatung nach der Erfolgsquote der Studierenden fragen. Denn kein seriöser Studiengang mit mehreren Studierenden kann eine Quote von 100 Prozent aufweisen, die in Regelstudienzeit ihr Studium erfolgreich abschließen. Ist dies der Fall, deutet dies darauf hin, dass viele Studenten einfach durchgeschleppt werden. Für die Reputation des Studienganges und für die Qualität der Diskussionen in den Seminaren ist das nicht hilfreich. Fragen Sie auch nach, wie viele Bewerber es im letzten Jahr gab und wie viele Bewerber davon letztendlich aufgenommen wurden. Generell gilt: Je mehr Bewerber und je geringer die Quote der Angenommenen, desto höher die Reputation des Studiums und die Motivation der Studierenden, die angenommen wurden. Das gemeinsame Studium mit fähigen und motivierten Studenten ist für das Gelingen Ihres Masterstudiums sehr wichtig. Von Institutionen, die überhaupt keine Auswahl ihrer Studenten betreiben, sollten Sie sich fernhalten. i Als Faustregel können Sie daher annehmen, dass ein Masterprogramm, das mehr als zwei Drittel seiner Bewerber ins Studium aufnimmt, von Ihnen sehr kritisch geprüft werden sollte
Auch kommt es vor, dass Fakultäten sich nicht zu der Anzahl ihrer Bewerber äußern. Diese haben in der Regel zu wenige Bewerber. Zudem werden Bewerberzahlen der Masterprogramme durch die Hochschulen sehr oft nach oben manipuliert. Die hohe Bewerberzahl dient als Qualitätssignal und soll sicherstellen, dass sich nur besonders motivierte Studenten bewerben. Oft wird geschickt die Anzahl der Interessenten (fordern Informationsbroschüren an) mit der Anzahl der Bewerber (senden Bewerbungsmappe ein) vertauscht. Ein weiteres Kriterium ist natürlich auch die Ausstattung der Zielhochschule, ihrer Bibliothek und der Fakultät. Während Ihres Besuches sollten Sie darauf achten, ob ausreichend Computerarbeitsplätze vorhanden sind und in welchem Zustand sich die Hörsäle befinden. Besonders wichtig ist die Ausstattung der Bibliothek mit Fachbüchern und elektronischen Medien: Hier sollte von der Zielhochschule nicht gespart werden, denn anders als der morbide Charme des Bibliotheksgebäudes aus den 1930er-Jahren ist die Auswahl an Fachbüchern entscheidend für Ihren Studienerfolg. Beachten Sie in diesem Zusammenhang auch, dass sich die Qualität einer Bibliothek nicht nur an den Büchern in den Regalen misst, sondern auch an der Zahl freigeschalteter Zugänge zu den Online-Archiven wissenschaftlicher Zeitschriften (so genannte E-Journals). Ein weiteres Qualitätssignal sind Preise und Stipendien externer Personen und Institutionen. Manche Hochschulen vergeben z. B. einen Preis für die beste Master’s Thesis eines Jahrgangs oder gewähren großzügige Stipendien oder Studiengebührennachlässe für herausragende Studienleistungen. In diesem Falle können Sie davon ausgehen, dass auch exter-
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
nen Stiftern die Qualität dieses Studienganges bewusst ist und es sich um ein seriöses Angebot handelt. Zuletzt sollten Sie bei Aussagen zum Betreuungsverhältnis zwischen Dozenten und Studenten prüfen, inwiefern dieses Verhältnis von Dauer ist und wie es berechnet wird. Könnte es sein, dass der Masterstudiengang derzeit im ersten Jahr läuft, deswegen derzeit nur zwölf Studenten hat, die Kapazitäten jedoch auf 150 erweitert werden müssen? Bedenken Sie, dass sich dann das Betreuungsverhältnis in Zukunft erheblich verschlechtern wird: Kein Personalkörper kann so schnell wachsen, wie Studentenmassen an die Hochschule strömen. Im Zweifel wurden einfach falsche Grundlagen zur Schönrechnung des Betreuungsverhältnisses herangezogen. In manchen Fällen zählen Fakultäten zu den hauptamtlichen Dozenten einfach noch studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte, um die Quote gegenüber den Studierenden zu erhöhen. Das ist alles andere als seriös und für Ihren Erfolg nicht förderlich. Í Master nach Plan 4 Ideal für Ihren Studienerfolg ist ein Lehrkörper, der sich sowohl aus jungen als auch aus erfahrenen Professoren zusammensetzt. 4 Je internationaler die Studentenschaft, desto besser. Dies gilt aber nur, wenn alle Studenten die Sprachvoraussetzungen erfüllen. 4 Ein guter Master bietet sowohl verpflichtende Kurse als auch ausreichende Wahlmöglichkeiten zur Spezialisierung. 4 Das zahlenmäßige Betreuungsverhältnis zwischen den Professoren und den Studenten sollte gut sein.
4.5
Berufliche Chancen: Die passende inhaltliche Ausrichtung des Studiums
Ihre Entscheidung für einen Masterstudiengang sollten Sie nicht nur von den Lernbedingungen, Inhalten und der Hochschule abhängig machen. Denken Sie daran, dass Sie sich mit der Wahl ihres Masterstudienganges bereits indirekt auf ihre spätere berufliche Karriere festlegen. Sie sollten sich daher darüber im Klaren sein, was Ihre Pläne nach dem Masterstudium sind, und diese in die Wahl ihres Masterstudienganges einfließen lassen. Für einen Berufseinstieg in der akademischen Welt, der Privatwirtschaft, dem öffentlichen Dienst oder nichtstaatlichen Organisationen (z. B. internationale Organisationen, Stiftungen, Verbände) eignen sich Masterstudiengänge je nach ihrem Profil. Wie Sie das beurteilen können, zeigen wir Ihnen in diesem Abschnitt. Denken Sie über Ihre beruflichen Ziele nach und vergleichen Sie diese mit den Merkmalen Ihres Masterstudienganges (z. B. forschungs- oder anwendungsorientiert).
91 4.5 · Berufliche Chancen: Die passende inhaltliche Ausrichtung des Studiums
4.5.1
Warum jetzt schon an den Beruf denken?
»Studier erst mal fertig, dann kannst du dich immer noch um deinen Beruf kümmern.« Wie oft haben Sie diesen wohlmeinenden Tipp schon gehört? Wir halten ihn für falsch. Die Ausrichtung Ihres Masterstudiums nach Ihrem späteren Berufswunsch ist für Ihr berufliches Fortkommen von zentraler Bedeutung. Bereits während Ihres Masterstudiums sollen Sie sich für eine Arbeitsstelle bewerben: Ihre Chancen sind dann ungemein höher. Bewerben Sie sich erst, wenn Sie Ihren Abschluss haben, haftet Ihnen das Stigma des Suchenden an und Sie können sich schlechter auf dem Arbeitsmarkt verkaufen. Beispiel Der Unternehmer Guido will eine neue Stelle besetzen. Er hat zwei Bewerbungsmappen vor sich liegen. Die Bewerberinnen Anne und Rike weisen genau die gleichen Qualifikationen und Noten auf. Anne hat ihr Studium bereits abgeschlossen, Rike schließt ihr Studium erst zum Beginn der ausgeschriebenen Stelle ab. Guido denkt: »Beide Bewerberinnen sind gut, aber wenn Anne so gut ist, warum hat sie nach ihrem Studienabschluss noch keine Stelle bekommen und sucht noch?« Die Frage stellt sich bei Rike erst gar nicht. Guido entscheidet sich für Rike. Nicht, weil sie besser ist, sondern weil ihre Bewerbung keinen Raum für Spekulationen bietet.
Falls Sie planen, im Anschluss an Ihr Masterstudium zu promovieren, stellen sich zwei wichtige Fragen: 4 Ist mit Ihrem Masterabschluss das Promotionsrecht an einer deutschen Hochschule gegeben? 4 Welche Möglichkeiten haben Sie, einen Doktorvater zu finden? Zunächst sollten Sie prüfen, ob Ihr Masterstudiengang Ihnen das Promotionsrecht an einer deutschen Universität uneingeschränkt verleiht. Das ist bei jedem Konsekutivmaster (7 S. 15) im jeweiligen Studienfach der Fall. Bei ausländischen Masterabschlüssen (7 S. 27) gibt es verschiedene Möglichkeiten (siehe Abschnitt 4.5.2). Problematisch ist ein Anschluss im akademischen Bereich bei den angesprochenen Masterabschlüssen, die keine Konsekutiv-Master sind (MBA, Master of …). Neben dem Promotionsrecht müssen Sie natürlich auch überzeugende Inhalte Ihres Studiums aufweisen können, die Ihren potenziellen Doktorvater fachlich überzeugen. Das ist nicht bei jedem Masterstudiengang der Fall. Sie können davon ausgehen, dass eine spätere Promotion bei Masterstudiengängen, die keine fachlichen Voraussetzungen als Eingangsvoraussetzungen erfordern und einen interdisziplinären Fächerkanon anbieten, problematisch ist. Beispiel Leonie hat im Ausland einen Bachelorstudiengang in Philosophie und Rechtswissenschaften absolviert. An einer deutschen Uni hat sie dann 6
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
einen zweijährigen nichtkonsekutiven Masterstudiengang »internationale Beziehungen« studiert, mit interdisziplinärem Fächerangebot aus Politik, Wirtschaft, Recht und Kulturwissenschaften. Sie wird es schwer haben, einen potenziellen Doktorvater davon zu überzeugen, dass sie auf einem Fachgebiet tiefgreifende Kenntnisse erworben hat, die sie zu einer Promotion befähigen.
Entscheidend für eine weitere akademische Karriere sind auch die Möglichkeiten, zu veröffentlichen. Der überwiegende Teil der Universitäten sieht es sehr gerne und fördert es, wenn Studenten längere Arbeitspapiere oder gar Ihre Masterarbeit publizieren möchten. Oft haben Universitäten eigene Beitragsreihen, die Platz für Derartiges bieten. Mit der Veröffentlichung Ihrer Masterarbeit oder eines Arbeitspapiers haben Sie bereits einen großen Schritt in die akademische Welt getan.
4
4.5.2
@ Zentralstelle: www.anabin.de
Promotionsrecht bei ausländischem Masterabschluss
Innerhalb der Europäischen Union können Sie, wenn Sie mit einem Master in dem Land, in dem Sie ihn erworben haben, promovieren dürfen, das auch in anderen Ländern der Europäischen Union tun. Theoretisch. In der Praxis werden Haltern ausländischer Mastergrade immer noch hohe Hürden gelegt. Das hat oft nichts mit dem Zweifel an Ihrer wissenschaftlichen Befähigung zu tun, sondern liegt in erster Linie an Vorbehalten und der Trägheit der Universitätsverwaltung sowie dem unkonkreten Ziel einiger Fakultäten, »nur die Besten« zu nehmen. In Deutschland gibt es zwei Wege, mit ausländischen Masterabschlüssen zu promovieren: Zum einen können Sie sich Ihren Abschluss formell von der Zentralstelle für Ausländisches Bildungswesen in Bonn anerkennen lassen. Dieser Prozess dauert oft ein bis zwei Jahre. Von Berichten uns bekannter Studenten wissen wir, dass in vielen Fällen oft willkürlich und nach nicht nachvollziehbaren Kriterien entschieden wird. Haben Sie endlich eine Auskunft der Zentralstelle, so haben Sie nicht nur ein Jahr verloren: Ihnen wird im Falle eines Negativbescheids die Möglichkeit verwehrt, an jeder deutschen Universität zu promovieren. Die Entscheidungen sind verbindlich und gelten bundesweit. Wir empfehlen daher die Einzelfallprüfung. Die meisten deutschen Promotionsordnungen erlauben einer Fakultät, im Rahmen einer Einzelfallprüfung zu entscheiden, ob Sie als Student mit ausländischem Studienabschluss am Fachbereich der jeweiligen Universität promovieren dürfen. Das wird dann durch den Promotionsausschuss entschieden. Haben Sie an einer deutschen Universität bereits einen Doktorvater gefunden, der Ihr Vorhaben betreuen möchte, ist die Einzelfallprüfung dringend zu empfehlen. Kein Promotionsausschuss wird einem Kollegen, der einen vielversprechenden Kandidaten präsentiert, eine Zusammenarbeit verwehren.
93 4.5 · Berufliche Chancen: Die passende inhaltliche Ausrichtung des Studiums
Seien Sie sich jedoch bewusst, dass die Mitarbeiter der Universität, an der Sie sich für ein Promotionsstudium bewerben, Ihre Unterlagen en detail prüfen werden. Viele Hochschulmitarbeiter haben keine Auslandserfahrung und stehen den neuen Abschlüssen Bachelor und Master noch skeptisch gegenüber. Ein weiteres wichtiges Merkmal, das ein Masterstudiengang im Falle einer geplanten späteren akademischen Karriere erfüllen sollte, sind direkte Kontakte zu Hochschullehrern. Bereits während Ihres Masterstudiums sollten Sie sich um eine spätere Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Doktorand kümmern. Dabei helfen Ihnen Kontaktforen zu Professoren wie akademische Runden, Stammtische, aber auch die Möglichkeit, an renommierten Forschungseinrichtungen Praktika zu absolvieren. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass Ihnen Kontakte zu Professoren nicht nur eine weitere akademische Karriere an der Universität Ihres Masterstudienganges vermitteln können. Ihre Professoren werden auch über andere Kontakte verfügen, die Ihnen weiterhelfen können. Achten Sie auch darauf, dass in Ihrem Masterstudiengang Professoren unterrichten, die sich in einschlägigen Themen einen Namen gemacht haben und lange sowie qualitativ hochwertige Veröffentlichungslisten aufweisen. Sie können diese Hochschullehrer als Referenz anführen, wenn Sie sich später auf eine Stelle im akademischen Bereich bewerben.
4.5.3
Privatwirtschaft
Viele Leser planen nach Abschluss ihres Masterstudiums einen direkten Berufseinstieg in den Beruf. Einige von Ihnen werden befürchten, Teil der Generation Praktikum zu werden. Viele Absolventen brauchen heutzutage im Durchschnitt länger als früher, bis sie einen festen Arbeitsvertrag haben. Anders als in manchen Medien dargestellt, betrifft das Phänomen aber nur bestimmte Bereiche, unter anderem Medien und einige geisteswissenschaftliche Fächer. Für die meisten Fachbereiche gilt: Mit intensiver Vorbereitung und Anpassungsbereitschaft sagen wir Ihnen voraus, dass Sie innerhalb eines halben Jahres nach Ihrem Abschluss eine Festanstellung haben werden. Natürlich reicht es aus, wenn Sie erst nach Ihrem Masterabschluss damit beginnen, sich intensiv zu bewerben – falls Sie die Zeit finanziell überbrücken können. Wie wir in unserem oben stehenden Beispiel beschrieben haben, besitzen Sie jedoch eine deutlich bessere Position, wenn Sie sich bereits während Ihres Studiums bewerben. Masterstudiengänge, mit denen Sie in die Privatwirtschaft starten möchten, sollten Ihnen daher Ihren Berufsstart erleichtern. Das kann durch praktische Hilfe, Möglichkeiten zu praktischen Aktivitäten, Renommee und Kontakte geschehen. Praktische Hilfe können Ihnen Karrierezentren der Hochschulen geben. Oft werden dort Firmenkontaktbörsen organisiert, über die Sie zukünftige Arbeitgeber bereits während Ihres Studiums kennen lernen
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
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@ Zentralverzeichnis der meisten Alumni-Vereinigungen in Deutschland: www.alumni-clubs.net
können. Weiterhin wird oft eine Beratung für Existenzgründer angeboten. Gut geführte Karrierezentren bieten pragmatische Hilfe beim Anfertigen Ihrer Bewerbung an. Manchmal finden Seminare in Kooperation mit Privatfirmen statt, in denen Sie Bewerbungsgespräche trainieren können. Nutzen Sie diese Möglichkeiten; kostenlos werden sie Ihnen nie wieder geboten werden. Möglichkeiten praktischer Aktivitäten an den Hochschulen mit Kontakten in die Privatwirtschaft ergeben sich oft über studentische Initiativen. Finden Sie vor Ihrer Hochschulwahl heraus, welche studentischen Initiativen Ihnen welche Möglichkeiten für erste Berufserfahrungen geben. Werden studentische Kongresse organisiert, auf denen Sie erste Erfahrungen sammeln können, die Sie bei einer Bewerbung gewinnbringend einbringen können? Gibt es studentische Unternehmensberatungen, die auch Nicht-Wirtschaftswissenschaftlern offenstehen? Gute Hochschulen bieten neuerdings auch Praktikantenprogramme an, über welche sie ausgewählte Studenten an Partnerfirmen vermitteln. Das Renommee einer Hochschule öffnet viele Türen zu Unternehmen der Privatwirtschaft. Personaler der Privatwirtschaft haben in den ersten Bewerbungsrunden einer ausgeschriebenen Stelle keine Zeit, sich mit jeder einzelnen Bewerbung auseinanderzusetzen. Wenn sie sehen, dass Sie mit akzeptablem Abschluss an einer renommierten Hochschule studiert haben, können Sie sichergehen, dass man Ihnen und Ihrer Qualifikation Vertrauen entgegenbringt. Weder in Deutschland noch im Ausland gilt, dass private Hochschulen generell besser sind als staatliche. Dies ist manchmal der Fall, oftmals aber auch nicht. Gerade bei Neugründungen sollten Sie genauer hinschauen. Personaler wissen mittlerweile, dass ein Masterstudium im Ausland kein Selbstzweck ist, sondern auch an einer anerkannten Universität erfolgen muss. Haben Sie die Wahl zwischen einer staatlichen Hochschule in Deutschland und einer zweifelhaften privaten im Ausland, entscheiden Sie sich besser für die öffentliche deutsche. Auslandserfahrung können Sie immer noch über internationale Praktika nachholen. Trotz aller Unkenrufe haben staatliche deutsche Hochschulen immer noch einen exzellenten Ruf bei Personalern. Diesen sollten Sie nutzen. Persönliche Kontakte erhalten Sie insbesondere über Ehemaligenverbände der Hochschulen und Masterstudiengänge. Manche Hochschulen oder Fakultäten organisieren jährliche Treffen zwischen ihren Studenten und ehemaligen Absolventen. Für Sie als Student gibt es kein besseres Forum, um für Ihren Berufseinstieg zu netzwerken. Im Gegenzug können Sie davon ausgehen, dass Alumni, die Sie im Rahmen dieser Veranstaltungen kennenlernen, Ihnen gegenüber sehr aufgeschlossen sein werden. Schließlich standen sie vor einigen Jahren an Ihrer Stelle und haben die gleichen Hörsaalbänke gedrückt. Der Verband der Alumni Organisationen im deutschsprachigen Raum e.V. bietet auf seiner Webseite ein umfangreiches Verzeichnis mit Alumni-Organisationen. Achten Sie daher bei der Auswahl Ihres Masterstudienganges auf oben genannte Merkmale: Sie werden Ihnen Ihren Einstieg in das Berufsleben bedeutend erleichtern.
95 4.5 · Berufliche Chancen: Die passende inhaltliche Ausrichtung des Studiums
Die formelle Anerkennung Ihres Masterstudiums in Deutschland ist bei einem Berufseinstieg in der Privatwirtschaft egal: In den Auswahlprozessen der Privatwirtschaft orientiert man sich in erster Linie daran, wie viel Leistungsbereitschaft ein Student bisher gezeigt und wie viel Praxiserfahrung und Auslandshintergrund er hat. Um eine formelle Überprüfung durch die Zentralstelle der KMK in Bonn wird man Sie nicht bitten. Es sei denn, man möchte Sie als Bewerber loswerden.
4.5.4
Sonstige Berufsfelder
Natürlich gibt es neben den beiden Hauptbereichen akademische Welt und Privatwirtschaft auch andere Bereiche, in die man nach seinem Masterabschluss beruflich starten kann. An dieser Stelle können wir nicht alle Bereiche einzeln erwähnen. Allerdings möchten wir nachfolgend einige Einstiegsmöglichkeiten in andere Bereiche schildern und die Erfordernisse erläutern, die ein Masterstudiengang dafür erfüllen sollte. Für einen Berufsbeginn im öffentlichen Dienst empfehlen wir dringend einen Masterabschluss einer deutschen Hochschule. Für den öffentlichen Dienst auf Landesebene sind die Kultusministerien der Länder für die Anerkennung ausländischer Masterabschlüsse zuständig. Bitte überschätzen Sie jedoch nicht die Kompetenz der einschlägigen Verantwortlichen in den Referaten und Fachabteilungen der Ministerien. Die meisten Mitarbeiter haben noch nie etwas von Bachelor- und Masterabschlüssen gehört. Das kann zu abstrusen Verwechslungen führen, etwa, dass der Abschluss BA für Bachelor of Arts mit Berufsakademie verwechselt wird – genau das ist uns tatsächlich passiert. Die meisten Mitarbeiter haben nie im Ausland studiert und wissen nichts über die Möglichkeiten, die Studenten heute geboten werden. Für einen Berufseinstieg im höheren öffentlichen Dienst auf Bundesebene ist die Zentralstelle für Ausländisches Bildungswesen der Kultusministerkonferenz in Bonn (7 S. 92) verantwortlich. Die Arbeitsweise dieser Institution haben wir bereits oben eingehend beschrieben. Die Anerkennungsprozedur ist langwierig und aufwändig und kostet Sie Zeit und (wenn Sie an Ihr in der Zwischenzeit entgangenes Einkommen denken) sehr viel Geld. Diesen Aufwand können Sie sich sparen, wenn Sie einen Masterabschluss einer deutschen Hochschule aufweisen. Mittlerweile sind Universitäts- und Fachhochschulabsolventen hinsichtlich eines Berufseinstiegs im höheren öffentlichen Dienst gleichberechtigt. Diese Regelung gilt jedoch erst seit Januar 2008. Als FH-Absolvent mit Masterabschluss sollten Sie sich daher darauf einstellen, dass man Sie bei Ihrer Bewerbung fragen wird, ob Ihr Masterabschluss einen so genannten Laufbahnzusatz für den öffentlichen Dienst enthält, der Sie dazu befähigt, als FH-Absolvent im höheren öffentlichen Dienst zu arbeiten. Dieser Laufbahnzusatz ist jedoch veraltet und heute für FH-Absolventen keine Pflicht mehr. Ihr FH-Master reicht vollkommen aus. Planen Sie einen Berufseinstieg bei einer Nicht-Regierungs-Organisation (NGO), so empfehlen wir einen international ausgerichteten Kon-
@ Akkreditierungsrat: www.akkreditierungsrat.de @ Jobbörse des Bundes: www.bund.de
@ Britische Jobbörse für NGOs: www.charityjob.co.uk
4
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Kapitel 4 · Auswahl des passenden Masterstudiengangs
4 @ Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen: www.bfio.de
sekutiv-Masterabschluss mit einem hohen Anteil englischsprachiger Lehrveranstaltungen. Absolventen mit Abschlüssen international anerkannter Universitäten werden daher von NGOs sehr gerne genommen. Internationale Organisationen (z. B. UNO, Weltbank etc.) werden Sie insbesondere gerne als Bewerber sehen, wenn die Studiensprache Ihres Studienganges Englisch war. Haben Sie Ihr Masterstudium an einer exzellenten Universität im englischsprachigen Ausland absolviert, beweisen Sie das nicht nur glaubwürdig, sondern zeigen zudem, dass Sie auf das spätere hochmobile Leben der Mitarbeiter internationaler Organisationen bestens vorbereitet sind. Jedes Jahr vermittelt das staatliche Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) deutsche Nachwuchskräfte an Stellen in internationalen Organisationen. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, in internationale Organisationen einzusteigen. Um sich für dieses Programm bewerben zu können, sollten Sie wiederum einen in Deutschland anerkannten internationalen Hochschulabschluss haben. In diesem Falle empfehlen wir dringend ein Masterstudium, das in der Regel in Deutschland problemlos anerkannt werden wird. In der Europäischen Union ist das in der Regel bei allen Abschlüssen staatlich anerkannter Hochschulen der EU der Fall. Im Zusammenhang mit einem Berufseinstieg in international ausgerichteten Organisationen möchten wir insbesondere von deutschen Fachhochschulen (7 S. 68) abraten: Es gibt sehr viele qualitativ hochwertige Masterstudiengänge auf Fachhochschulniveau, die exzellente Absolventen hervorbringen. Entscheidungsträgern in internationalen Organisationen ist jedoch das deutsche Fachhochschulsystem weitgehend unbekannt. Als Absolvent einer Fachhochschule werden Sie bei einer Bewerbung bei einer internationalen Organisation daher oft Nachteile gegenüber Bewerbern von Universitäten haben. In diesem Kapitel haben wir Ihnen gezeigt, wie Sie ein geeignetes Masterprogramm finden und wie Sie herausfinden können, ob dieses Programm wirklich für Sie geeignet ist. Die wichtigsten Qualitätsmerkmale eines Studienganges und einer Hochschule, die wir Ihnen in diesem Kapitel gezeigt haben, haben wir für Sie in einer Tabelle zusammengefasst. Í Master nach Plan 4 Wenn Sie promovieren möchten, empfehlen wir Ihnen ein Universitätsstudium. 4 Bewerben Sie sich bereits vor Ende Ihres Masterstudiums auf mögliche Jobs! 4 Für den öffentlichen Dienst ist ein Masterabschluss einer deutschen Hochschule ratsam. 4 Wenn Sie international arbeiten möchten, bietet sich ein Masterstudium an einer ausländischen Hochschule an.
97 4.5 · Berufliche Chancen: Die passende inhaltliche Ausrichtung des Studiums
4
. Tab. 4.10. Auf einen Blick: Wichtige Qualitätsmerkmale eines Masterstudienganges
Merkmal
Warum ist das wichtig für Sie?
Niveau der Lehrveranstaltungen
4 Sie möchten etwas dazulernen. 4 Unterforderung demotiviert.
Zusammensetzung der Studentenschaft
4 Das Niveau des Studienganges ist von den Mitstudenten abhängig.
Zusammensetzung des Lehrkörpers
4 Sie hat starken Einfluss auf das Niveau; gute Professoren unterstützen beim Erreichen des Lernerfolges.
4 Mit Ihren Kommilitonen werden Sie zusammenarbeiten und den Großteil Ihrer Zeit verbringen – sie tragen zu Ihrem Studienerfolg und Studentenleben bei.
4 Renommee und Kontakte der Professoren können bei Berufseinstieg helfen. Gutes Betreuungsverhältnis (Dozenten/Studenten)
4 Ein gutes Betreuungsverhältnis sorgt dafür, dass Sie Ihr Studium gut und in Regelstudienzeit absolvieren können. 4 Persönliche Betreuung steigert Ihren Lernerfolg.
Individuelle Gestaltbarkeit des Studienverlaufs (Prüfungsordnung)
4 Sie können Ihr Studium nach Ihren Interessen ausrichten.
Platzierung in Rankings und Renommee
4 Das Renommee einer Hochschule ist für Ihren späteren Berufseinstieg essenziell.
Akkreditierung
4 Sie zeigt, dass Qualitätsstandards seitens der Hochschule eingehalten werden.
Angemessene Studiengebühren und Finanzierbarkeit oder Gebührenerlass
4 Finanzierbarkeit über Stipendien oder ein Gebührenerlass ermöglicht Ihnen einen schuldenfreien Start ins Berufsleben.
Ausstattung (Computerarbeitsplätze; wichtig: Bibliothek)
4 Sie können sich ein individuelles Profil für den Arbeitsmarkt zulegen.
4 Eine gute Platzierung in einem Ranking, das nicht nur Forschung, sondern auch Studienmerkmale berücksichtigt, nutzt Ihnen für Ihr Studium.
4 Stipendien externer Geldgeber zeigen zudem den guten Ruf des Studienganges außerhalb der Zielhochschule. 4 Gute Forschungsbedingungen für Studenten beweisen eine studentenfreundliche Orientierung der Zielhochschule. 4 Gute Forschungsbedingungen verkürzen Ihre Studienzeit und erhöhen Ihren Lernerfolg.
Formelle Anerkennung des Abschlusses in Deutschland
4 Dies ist wichtig bei geplanter wissenschaftlicher Karriere oder Eintritt in den öffentlichen Dienst.
Alumni-Organisation der Hochschule
4 Hilfreich ist es dann, wenn seit mehreren Jahren ein aktives Alumni-Netzwerk besteht, von dem Sie beruflich profitieren können.
Vielleicht haben Sie schon ein paar Studiengänge gefunden, die Sie interessieren? Dann sollten Sie weiterlesen, denn im nächsten Kapitel geben wir Ihnen wertvolle Hinweise zu Ihrer Bewerbung. Sie werden im nächsten Kapitel mehr lernen, als Ihnen ein klassischer Bewerbungsratgeber bietet: Denn wir helfen Ihnen nicht nur beim Erstellen einer überzeugenden Bewerbungsmappe, sondern zeigen Ihnen, wie Sie über ein privates Netzwerk Ihre Bewerbung gezielt fördern können. Darüber hinaus bereiten wir Sie inhaltlich und moralisch auf Auswahlgespräche vor.
5
Entwicklung einer Bewerbungsstrategie 5.1
Der Bewerbungsprozess
– 103
5.2
Die Bewerbermappe
5.3
Professorengutachten als zentrales Element Ihrer Bewerbung – 120
5.4
Persönliches Auswahlgespräch
5.5
Flankierende Maßnahmen
– 106
– 126
– 133
100
5
Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
Die Konkurrenz um Studienplätze in guten Masterprogrammen ist sehr hoch. Bei international anerkannten Top-Universitäten müssen Sie sich gegen bis zu zehn andere Bewerber je Studienplatz durchsetzen, die Ihre Qualifikationen aufweisen. Und auch bei Masterstudiengängen an deutschen Hochschulen müssen Sie mit einem Bewerberverhältnis von 1 : 3 rechnen. Lassen Sie sich von diesen Zahlen nicht abschrecken. Zunächst erfüllen viele Bewerbungen nicht die formalen Kriterien – was das ist, werden wir Ihnen in diesem Kapitel erklären. Durch eine sorgfältige Bewerbung können Sie hier punkten. Der Hauptgrund, warum Ihnen hohe Bewerberzahlen keine große Angst einflößen sollten, ist ein Phänomen, das wir als Nachrückerdynamik bezeichnen. Entgegen der weitläufig verbreiteten Annahmen und Werbeaussagen von Hochschulen werden nicht nur die besten Studenten in Masterprogramme aufgenommen. Auch durchschnittliche Studenten haben eine Chance. Das liegt daran, dass Hochschulen zwei Interessen haben: 4 Sie möchten Studenten aufnehmen. 4 Sie möchten die besten Studenten aufnehmen. Leider kann das zweite Ziel jedoch oft nicht erreicht werden. Denn 4 erstens bewerben sich die besten Studenten nicht bei jedem Masterstudiengang, sondern nur bei einigen wenigen; 4 zweitens gibt es viel zu viele erstklassige Masterstudiengänge für eine geringe Anzahl von Studenten, die tatsächlich die Besten sind. 4 Gleichzeitig gilt jedoch: Keine Hochschule wird deswegen ihr prestigeträchtiges Top-Masterprogramm abschaffen. Sollten Sie nicht zu den Besten Ihres Jahrganges gehören, liegt hier Ihre Chance: Natürlich werden die besten und überzeugendsten Bewerber sofort in das Masterstudium aufgenommen. Ein Teil dieser Elite springt aber wieder ab, weil ihnen ja auch andere Optionen offenstehen. Der Rest der Studienplätze wird an durchschnittliche Studenten weitergegeben. Sie rücken nach. Woher wir das wissen? Wir sitzen selbst in Auswahlausschüssen für Masterstudiengänge. Darüber hinaus kennen wir zahlreiche Mitglieder anderer Auswahlausschüsse, die diese Nachrückerdynamik bestätigen. Entscheidend ist eine persönliche Strategie, mit der Sie das Bewerbungsverfahren knacken können. Im Kern Ihrer Strategie sollten Sie erkennen, dass zwischen Ihnen und der Zielhochschule so genannte Informationsasymmetrien bestehen. Bereits im vorigen Kapitel haben wir über Informationsasymmetrien (7 S. 78) gesprochen. Mit dem Beispiel eines Autohändlers haben wir erklärt, wie schwierig es für Sie sein kann, etwas über die Hochschule und das Masterstudium herauszufinden. Im Autohandel werden Garantien und technische Prüfsiegel verwendet, damit der potenzielle Käufer vor dem Kauf ein wenig mehr über das zu kaufende Auto erfährt. Aber haben Sie schon einmal daran gedacht, dass auch die Hochschule nicht so viel über Sie weiß, wie Sie über die Hochschule? Aus diesem Grund – und nur
101 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
aus diesem – gibt es Diplome und Noten. Sie sind die Äquivalente zum TÜV-Siegel in der akademischen Welt. Auch die Hochschule ist unsicher, ob sie die richtigen Bewerber aussucht. Daher müssen Sie Ihrer Wunschhochschule zeigen, dass Sie der Richtige sind: mit einer persönlichen Bewerbungsstrategie und durch eine klare Kommunikation Ihrer Vorteile. Vielleicht erinnern Sie sich an das Prinzip, das wir Ihnen auf 7 S. 85 erläutert haben: Zahlen und Fakten sind überzeugender als Worte. Dieses Prinzip gilt nicht nur bei der Auswahl der geeigneten Masterstudiengänge, es wird auch von den Verantwortlichen einer Hochschule befolgt, die ihre Studenten auswählen möchten. Noten und Leistungszertifikate sind überzeugender als einzelne Formulierungen im Motivationsschreiben – obwohl diese in ihrer Gesamtheit auch wichtig sind. i Zentral ist, dass Informationen in Ihrer Bewerbung klar und nachvollziehbar kommuniziert werden. Merken Sie sich, dass Sie in einer Bewerbung niemals offene Prozesse erwähnen sollten. Offene Prozesse, bei denen der Ausgang noch nicht klar ist, werden von den Verantwortlichen nicht als Vorteil erkannt, sondern als Prozessunsicherheit und systematisch gegen Sie ausgelegt.
Beispiel Marie hat sich für das Masterprogramm X beworben. Parallel hat sie eine Bewerbung um ein Stipendium der Y-Stiftung laufen. Die Ergebnisse hierzu werden ihr erst vier Wochen nach dem Einsendeschluss der Bewerbungsunterlagen für den Masterstudiengang mitgeteilt. Marie schreibt im Motivationsschreiben: »Derzeit befinde ich mich in der zweiten Stufe des Auswahlprozesses der Begabtenförderung der Y-Stiftung. Die Ergebnisse erfahre ich im Mai.« Sie weiß, dass die Y-Stiftung sehr renommiert ist. Bei den Mitgliedern des Auswahlgremiums kommt das jedoch gar nicht gut an: »Wer weiß denn, ob die Bewerberin überhaupt bei der Stiftung angenommen wird?«, fragt der Ausschussvorsitzende und schüttelt den Kopf. Im Gremium ist man sich schnell einig, dass ihre Bewerbung als hintere Priorität eingeordnet wird. Hätte Marie nichts von ihrer Bewerbung bei der Stiftung erzählt, wäre ihre Bewerbung gar nicht so kritisch beäugt worden.
Gehen Sie davon aus, dass die Bewerber bei den meisten Masterprogrammen nicht positiv ausgewählt, sondern von hinten weggestrichen werden. Das liegt daran, dass die Verantwortlichen im Gremium sich auf die Ablehnung von Bewerbern besser einigen können als auf eine positive Auswahl – denn aussortieren müssen sie ja sowieso. Die Bewerbungen, die den Mitgliedern der Auswahlkommission am ehesten negativ auffallen, werden daher zuerst aussortiert. Unsicherheiten und offene Prozesse sorgen für Geräusche in Ihrer Bewerbung und bieten somit eine Angriffsfläche. Erwähnen Sie offene Prozesse, gehen Sie ein hohes Risiko ein, aussortiert zu werden, nur weil Sie auffallen. Ratsamer ist eine geräuschlose Bewerbung, in der Sie offene Prozesse möglichst verschweigen. Damit
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102
5
Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
fallen Sie nicht allzu sehr auf und bringen niemanden in der Auswahlkommission gegen sich auf. Für Sie bedeutet das konkret: Wenn Sie eine profilierte Bewerbung abgeben (»Ich bin Mitglied der Partei X und vertrete den revolutionären fachlichen Ansatz Y«), werden Sie sicherlich einige Sympathien gewinnen. Niemand jedoch wird sich im Auswahlgremium aktiv für Sie einsetzen, wenn Ihre Profilierung nicht eindeutig positiv ist. Gremienmitglieder haben in erster Linie das Interesse, sich untereinander zu verstehen und nicht lange zu diskutieren. Und wenn man sich auf einen farblosen Bewerber schneller einigen kann, werden Sie als profilierter Bewerber eher aussortiert. Mut lohnt sich leider nicht immer: denn sobald ein Prüfer Sie nicht mag, werden sich die anderen ihm anschließen um die Zahl der restlichen Bewerber zu verkleinern. Prüfer sind froh, wenn untaugliche Bewerber schnell identifiziert sind, denn das bedeutet weniger Arbeit für sie. Vielleicht haben Sie nach diesen ersten Abschnitten schon gemerkt: Es kommt weniger darauf an, was man in seiner Bewerbung bietet und sagt, sondern wie man es sagt und wer diese Bewerbung liest. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Bewerbung durchdenken – das meinen wir, wenn wir von einer Bewerbungsstrategie sprechen. Jede persönliche Bewerbungsstrategie wird anders aussehen – genauso wie ihre Lebensläufe und Fähigkeiten sich voneinander unterscheiden. Ihre persönliche Bewerbungsstrategie können wir Ihnen daher nicht vorschreiben. Sie sind es, die sie festlegen müssen. Wir werden Sie dabei unterstützen. Mit zahlreichen Ratschlägen zu den relevanten Teilen Ihrer Bewerbung. Dieses Kapitel zeigt Ihnen zunächst, wie Sie den Bewerbungsprozess Ihres Masterprogrammes richtig analysieren und die für Sie relevanten Informationen herausfiltern. Anschließend geben wir Ihnen wie ein klassischer Bewerbungsratgeber Hinweise zur Anfertigung Ihrer Bewerbermappe. Überschlagen Sie diesen Teil des Kapitels nicht, weil Sie vielleicht meinen, das meiste schon zu wissen: Bewerbungen im akademischen Bereich unterscheiden sich von Bewerbungen beim Berufseinstieg. Schwerpunktmäßig beschäftigen wir uns danach noch mit den akademischen Gutachten sowie dem persönlichen Auswahlgespräch: Das sind die beiden wichtigsten Faktoren Ihrer Bewerbung. Das Kapitel schließt mit Tipps zu flankierenden Maßnahmen, etwa, wie Sie die Fürsprache einflussreicher Professoren für sich gewinnen können. Í Master nach Plan 4 Durch die Nachrückerdynamik haben Sie auch als durchschnittlicher Student mit Ihrer Bewerbung bei Spitzenhochschulen eine Chance. 4 Erwähnen Sie bei Ihrer Bewerbung keine offenen Prozesse wie Bewerbungen auf Stipendien. 4 Vermeiden Sie Ecken und Kanten Ihrer Bewerbung, die nicht ausschließlich positiv verstanden werden können. Vermindern Sie »Geräusche«.
103 5.1 · Der Bewerbungsprozess
5.1
Der Bewerbungsprozess
Als erster Schritt Ihrer Bewerbungsstrategie sollte eine klare Analyse des Bewerbungsprozesses stehen. Das bedeutet, dass Sie sich sowohl mit den formalen und inhaltlichen Auswahlkriterien vertraut machen sollten, das bedeutet aber auch, dass Sie verantwortliche Personen und Gremien identifizieren sollten. Letzteres ermöglicht Ihnen eine große Verbesserung Ihrer Bewerberchancen durch persönliche Kontakte. Zentral für das Verständnis des Bewerbungsprozesses ist die Unterscheidung zwischen formalen und inhaltlichen Auswahlkriterien. Beide sind für Ihren Erfolg gleich wichtig. Formale Kriterien verlangen zum einen, dass die rechtlichen Voraussetzungen für die Bewerbung gegeben sind. Das bedeutet, dass Sie (zum Zeitpunkt des Studienantritts) über einen Bachelorabschluss verfügen sollten. Formale Kriterien verlangen aber auch, dass die Formalien einer Bewerbung erfüllt sein müssen. Das bedeutet, dass Sie alle Unterlagen in dem Format vollständig beibringen müssen, in dem sie eingefordert werden. Ein großer Teil aller Bewerbungen scheitert an formalen Kriterien: Zeugnisse oder eingeforderte Zertifikate werden vergessen, Blätter lose in Briefumschläge gesteckt oder Anschreiben nicht auf Rechtschreibfehler kontrolliert. Inhaltliche Kriterien befassen sich mit der eigentlichen Qualifikation des Bewerbers. Sie prüfen, ob die Qualifikation des Bewerbers ausreicht, in dem Masterstudiengang studieren zu können. Hier kommen Ihre Noten, aber auch bisher erbrachte andere Leistungen im Lebenslauf zum Tragen. Inhaltliche Kriterien sind daher eher breit formuliert. Als Faustregel kann man sich merken, dass Verwaltung, Sekretariate und wissenschaftliche Mitarbeiter einer Hochschule die formalen Kriterien einer Bewerbung prüfen, Professoren und Dozenten die inhaltlichen Kriterien.
5.1.1
Fristen und Formalien
Zunächst sollten Sie sich mit den Fristen und Formalien des Bewerbungsprozesses auseinandersetzen. Jede Masterbewerbung muss zwei Arten von Kriterien erfüllen: formale und inhaltliche. Formale Kriterien legen in erster Linie Fristen und Formsachen Ihrer Bewerbung fest. Inhaltliche Kriterien bestimmen, welche Qualifikationen ein Bewerber erfüllen muss, um im Masterstudiengang zu studieren. Dazu gehören unter anderem Noten, das Motivationsschreiben und der Lebenslauf. Die Einhaltung der Formalien ist äußerst wichtig. Es mag Sie überraschen, doch oft ist ein großer Teil von Bewerbungen für Masterprogramme unvollständig oder es werden andere formale Kriterien nicht erfüllt. Sollten zu formalen Fehlern noch inhaltliche Mängel kommen, wird Ihre Bewerbung schnell aussortiert.
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
Im Vorfeld Ihrer Bewerbung sollten Sie unter anderem daher folgende Fragen klären, damit Ihre Bewerbung formal einwandfrei ist: 4 An wen muss die Bewerbung geschickt werden (7 S. 108)? 4 Muss die Bewerbung in mehrfacher Ausfertigung vorliegen? 4 Wie viele Hochschullehrergutachten müssen in welcher Ausfertigung vorliegen? 4 Wie verfahren Sie, wenn Sie noch keinen Bachelorabschluss vorzuweisen haben (7 S. 119)? 4 Benötigen Sie einen tabellarischen oder ausgeschriebenen Lebenslauf (7 S. 115)? 4 Werden sprachliche Leistungszertifikate (z. B. TOEFL) verlangt (7 S. 117)? 4 Werden sonstige Qualifizierungszertifikate (z. B. GRE, GMAT) verlangt (7 S. 118)? i Wir raten Ihnen, formale Kriterien äußerst ernst zu nehmen: Fehler in diesem Bereich lassen sich einfacher vermeiden als inhaltliche Fehler. Dennoch werden zahlreiche Bewerbungen im Hochschulbereich wegen formaler Mängel aussortiert. Eine formal einwandfreie Bewerbung verschafft Ihnen einen Vorteil gegenüber Bewerbern, die formale Kriterien nicht so ernst nehmen. Und das sind viele.
Sobald Sie Informationen zu allen diesen Punkten gesammelt haben, sollten Sie diese notieren, damit Sie sie leichter im Auge behalten können. Gerade, wenn Sie sich bei mehreren Masterprogrammen bewerben sollten, kann sonst leicht der Überblick verloren gehen. Legen Sie daher eine Tabelle oder einen Aktenordner an, in dem Sie die Fristen und alle Bewerbungserfordernisse auflisten. Die Erfüllung der Bewerbungsformalien erfordert eine Menge Zeit. Umso wichtiger ist es, dass Sie genau wissen, was Sie zu erfüllen haben und die Bewerbungsprozesse verschiedener Masterprogramme nicht miteinander verwechseln. Dazu empfehlen wir, Kopien der entscheidenden Internetseiten dieser Zusammenstellung beizufügen – entweder digital oder als Ausdruck. Es erleichtert Ihre spätere Arbeit, wenn Sie die notwendigen Informationen nicht erst noch suchen müssen. Jeder Masterstudiengang hat eine Bewerbungsfrist, bis zu der Bewerbungen für das nächste akademische Jahr eingegangen sein müssen. Diese Frist muss unbedingt eingehalten werden. Sie ist so wichtig, dass sich auch unser Fortschrittsdiagramm zu Beginn des Buches (7 S. IX) am Einsendeschluss orientiert. Merken Sie sich diese Frist genau, damit Sie sie nicht verpassen. Sicherlich werden Sie mehrere Termine in Einklang bringen müssen. Das sind beispielsweise Anmeldetermine für Sprach- und sonstige Leistungstests (7 S. 117), die Beantragung von vorläufigen Notenauszügen (7 S. 119) sowie die Beibringung von Gutachten (7 S. 120). Achten Sie darauf, entsprechende Pufferzeiten für die Fristen einzuplanen. Das Fortschrittsdiagramm hilft Ihnen bei der Planung Ihrer Bewerbung.
105 5.1 · Der Bewerbungsprozess
i Als Faustregel können Sie sich merken, dass die Einsendeschlusstermine umso früher liegen, je mehr Bewerber es auf einen Studienplatz gibt: Die Einsendeschlusstermine für Masterprogramme international renommierter Elitehochschulen liegen meistens vor der Jahreswende und somit bis zu zehn Monate vor Programmstart. Die Termine für Masterprogramme normaler Hochschulen liegen etwa im Frühjahr bis Frühsommer und damit vier bis sechs Monate vor Programmstart.
In diesem Abschnitt haben wir Ihnen geschildert, wie Sie am besten mit den formalen Kriterien Ihrer Bewerbung umgehen. Über die inhaltlichen Anforderungen Ihrer Bewerbung, welche die eigentlichen Auswahlkriterien sind, sprechen wir in den folgenden Abschnitten.
5.1.2
Interpretation inhaltlicher Auswahlkriterien
Neben den formalen Anforderungen gibt es auch inhaltliche Anforderungen einer Bewerbung. Auf der Internetseite oder in der Informationsbroschüre Ihres gewünschten Masterstudiengangs werden Sie so genannte Auswahlkriterien finden, die ein Student für eine erfolgreiche Bewerbung erfüllen muss. Auswahlkriterien können zum Beispiel folgende sein: 4 Bewerber muss einen Bachelorabschluss im gleichen Fachbereich wie der angestrebte Masterstudiengang abgelegt haben, 4 die Abschlussnote sollte mindestens bei 2,5 liegen, 4 Englischkenntnisse fließend in Wort und Schrift, TOEFL mindestens 79 Punkte (altes System: 550 Punkte; 213 computerbasiert), 4 ausgeprägtes Forschungsinteresse im quantitativ-statistischen Bereich. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass wir hier bewusst zwei Sorten von Kriterien aufgeführt haben: quantitative und qualitative Anforderungen. Quantitative Kriterien sind fixe Grenzen, die mit Zahlen gemessen werden können. In unserem Beispiel sind das die Abschlussnote von 2,5 und das TOEFL-Ergebnis (7 S. 117) von 79 Punkten. Quantitative Kriterien müssen von den Bewerbern in der Regel strikt eingehalten werden. Anders sieht es bei den qualitativen Kriterien aus: Ein »ausgeprägtes Forschungsinteresse« und ein »Bachelorabschluss im gleichen Fachbereich« sind dehnbare Begriffe. Und diese Dehnbarkeit ist von der Zielhochschule auch bewusst erwünscht, um bei der Auswahl ihrer Bewerber einen Spielraum zu haben. Qualitative Anforderungen geben Ihnen in Ihrer Bewerbung die Chance, Ihre Fähigkeiten positiv und auf das gewünschte Profil abgestimmt darzustellen. In Ihrem Motivationsschreiben und Ihrem Lebenslauf sollten Sie daher darauf achten, dass Sie den qualitativen Anforderungskriterien entsprechen. Heben Sie die passenden Elemente Ihres Lebenslaufes entsprechend günstig hervor – aber bleiben Sie bei der Wahrheit. Zahlen sind überzeugender als Worte: Wenn wie im oben genannten Bespiel besondere Kenntnisse in einem bestimmten Fachbereich gefor-
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dert werden und Sie besonders gute Noten darin haben, sollten Sie das auch deutlich machen. Sie können das in Ihrem Anschreiben oder im Motivationsschreiben erwähnen oder Ihren Gutachter darum bitten, diesen Vorteil in Ihrem akademischen Gutachten zu erwähnen. Im Gutachten stehen dann meistens Angaben, die Ihre Leistungen mit den Leistungen Ihrer Kommilitonen vergleichen (»… gehört zu den besten 20 Prozent seines Jahrgangs«). Vertrauen Sie jedoch besser nicht darauf, dass Ihre besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten bereits aus Ihrem Notenausdruck hervorgehen und sofort ersichtlich sind. Oft wird das beim schnellen Durchblättern der Bewerbungsmappe übersehen. Sorgen Sie daher dafür, dass Ihre Vorteile an geeigneter Stelle erwähnt werden. Setzen Sie sich und Ihre Vorteile in Szene. Í Master nach Plan 4 Halten Sie sich dringend an Fristen und formale Vorgaben. 4 Beachten Sie die Unterscheidung zwischen formalen und inhaltlichen Anforderungskriterien. Formale Fehler lassen sich am leichtesten vermeiden. 4 Quantitative Vorgaben wie beispielsweise die Mindestpunktzahl im TOEFL sollten Sie wenn möglich dringend einhalten. 4 Qualitative Kriterien (»ausgeprägtes Forschungsinteresse«) sind dagegen dehnbar.
5.2
Die Bewerbermappe
Die inhaltlichen Anforderungen an Ihre Bewerbermappe sind von Hochschule zu Hochschule verschieden. Manche verlangen keinen Lebenslauf, dafür jedoch eine oder mehrere wissenschaftliche Arbeiten in Kopie. Immer mehr Universitäten haben internetgestützte Bewerbungsprozesse: In einem Formular auf der Internetseite geben Sie Ihre persönlichen Daten ein und können in den darauf folgenden Wochen den Verlauf Ihrer Bewerbung in einem geschützten Bereich nachverfolgen. Dieser Abschnitt hilft Ihnen, eine überzeugende Bewerbung zu erstellen und die größten Fehler zu vermeiden. Auch wenn Sie sich in Ihrem Leben schon einmal beworben haben, sollten Sie diesen Abschnitt aufmerksam lesen, denn für eine Bewerbung im Hochschulbereich gelten andere Regeln als für eine Bewerbung auf ein Praktikum. Wir helfen Ihnen, alle diese Eventualitäten zu meistern. i Machen Sie nicht den Fehler, eine Loseblattsammlung zu verschicken. Dies wirkt unprofessionell und schmälert den Gesamteindruck deutlich. Andererseits können Sie es mit der Verpackung auch übertreiben, indem Sie die Seiten in einzelne Klarsichtfolien stecken. Sie müssen davon ausgehen, dass Ihre Unterlagen kopiert werden und dass die Mitglieder der Auswahlkommission sich darin Notizen machen möchten. Auf Klarsichtfolien werden sie verständlicherweise ablehnend reagieren – lassen Sie sie also weg.
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Weiterhin raten wir von aufwändig gestalteten Bewerbermappen ab, die beispielsweise ein eigenes Fach für den Lebenslauf haben. Der Handel bietet solche Mappen oft mit dem Argument an, dass sie sich von anderen Bewerbern unterscheiden können. Im akademischen Bereich kommt es jedoch nicht auf äußerliche Profilierung an – sondern auf den Inhalt. Oft geben die Hochschulen an, was für ein Format sie erwarten – halten Sie sich strikt daran! Wenn Sie klassische Bewerbungsmappen mit einer seitlichen Befestigungsspange (ohne Lochung) nutzen, sparen Sie sich und Ihren Bewertern Zeit und einen schlechten Eindruck.
Auf der Produktseite des Buchs finden Sie zahlreiche Beispiele für gelungene Motivationsschreiben (7 S. 109) und Professorengutachten (7 S. 120) – und zwar auf Deutsch, Englisch und Französisch. Diese können Sie bei Ihrer Bewerbung als Anregung nutzen. In den Dokumenten finden Sie Begriffe in Klammern. Das sind Platzhalter, mit denen Sie die Dokumente an Ihre Bedürfnisse anpassen können. Bei den englischsprachigen Dokumenten orientieren wir uns an der britischen Rechtschreibung –bei einer Bewerbung in den Vereinigten Staaten sollten Sie die Rechtschreibung angleichen. Achten Sie bei den französischsprachigen Dokumenten weiterhin auf die grammatikalische Anpassung der Ausdrücke. Die Musterdokumente beziehen sich auf überdurchschnittliche Studenten mit exzellenten Leistungen und können daher sicherlich nicht für jede Bewerbung uneingeschränkt übernommen werden. Unklug wäre es, eines unserer Dokumente komplett zu kopieren. Das Risiko, dass ein Mitbewerber das Gleiche macht und Sie somit entdeckt werden, ist zu groß. Bevor wir nun auf die einzelnen Elemente einer Bewerbungsmappe eingehen, möchten wir Sie noch auf ein zentrales Merkmal einer Bewerbung im Hochschulsektor hinweisen: Viele Bachelorabsolventen machen den Fehler, zu denken, dass die Regeln für eine Bewerbung im akademischen Bereich die gleichen seien wie bei einer Bewerbung auf eine Arbeitsstelle in der Privatwirtschaft. Doch das ist nicht so. Bei Bewerbungen im akademischen Bereich zählt die äußere Präsentation weniger. Natürlich müssen Sie die Formalia, die Ihnen die Hochschule vorgibt, einhalten und eine saubere Bewerbung abliefern. Von aufwändigen Bewerbermappen, blumigen Formulierung im Anschreiben und übertriebener Motivationslyrik sollten Sie jedoch Abstand nehmen. Das liegt nicht zuletzt an den Mitarbeitern der Hochschule: Diese sind in der Regel Beschäftigte des öffentlichen Dienstes oder Beamte. Die Marketinglyrik, die Sie zum Teil in der Privatwirtschaft antreffen, ist ihnen fremd oder sogar zuwider. Bitte bedenken Sie auch, dass die Personen, die über Ihre Bewerbung entscheiden, sich zum Teil bewusst gegen eine Laufbahn in der Privatwirtschaft entschieden haben. Bleiben Sie daher sachlich und realistisch – und argumentieren Sie besser nicht mit den verbesserten Karriereaussichten, die Ihnen ein Masterstudium bietet. Begründen Sie Ihre Wahl stets mit Inhalten und interessanten Aspekten des Studiums, die Sie interessieren. Stellen Sie sich daher auf ein System ein, das sich selbst für wesentlich, inhaltsorientiert und weniger verkaufsorientiert hält.
@ Musterdokumente unter www.springer.com/978-3-642-13019-9
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5.2.1 @ Auf der Produktseite zum Buch (www.springer.com/978-3-642-13019-9)
finden Sie einen Mustertext für Ihr Anschreiben einschließlich Briefkopf.
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Anschreiben
Ihr Anschreiben sollten Sie formal und knapp halten. Es sollte als klassischer Brief gestaltet sein: mit Absender- und Empfängerdaten, Betreffzeile, Ort und Datum. Falls Ihnen über die Internetseite der Hochschule bereits ein verantwortlicher Mitarbeiter oder Professor genannt wird, sollten Sie ihn in der Anrede und der Adresszeile erwähnen – dies gilt allerdings nicht für französische Schreiben. Merken Sie sich folgende sechs Faktoren eines überzeugenden Anschreibens: 4 In der Adresszeile führen Sie alle akademischen Titel des Ansprechpartners auf. Personennamen nennen Sie in der Zeile vor der Lehrstuhlbezeichnung – nicht danach. 4 Nach der Anrede folgt ein Komma, nicht ein Ausrufezeichen. Das erste Wort nach der Anrede wird nur dann groß geschrieben, wenn es sich um ein Substantiv handelt – ansonsten nicht. Anders ist es bei englischen und französischen Anschreiben, bei denen das erste Wort nach der Anrede immer groß geschrieben wird. 4 Briefe und E-Mails sollten nach der Ansprache niemals mit dem Wort »ich« beginnen. Obwohl diese Regel heute oft missachtet wird, gilt sie nach wie vor. 4 Im akademischen Bereich raten wir Ihnen, die Personalpronomen der Anrede (z. B. Sie, Ihr, Ihnen, Ihren) groß zu schreiben. Das gilt für Anschreiben und Motivationsschreiben. 4 Professor schreibt man in der Anrede aus und kürzt es nicht mit Prof. ab. Es wird nur der höchste Titel genannt: Nach Professor lassen Sie das Dr. weg. Bei Ehrendoktoren lassen Sie das h. c. in der Anrede ebenfalls weg. 4 Schreiben Sie Professorinnen an, empfehlen wir, bei der männlichen Form des Titels zu bleiben. Also »Sehr geehrte Frau Professor …«. Beispiel 4 4 4 4 4
Falsch: Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Etzenkiel, (…) Falsch: Sehr geehrter Herr Dr. h. c. Etzenkiel, (…) Falsch: Sehr geehrter Herr Professor Doktor Etzenkiel, (…) Falsch: Sehr geehrter Professor Doktor Etzenkiel, (…) Richtig: Sehr geehrter Herr Professor Etzenkiel, (…), Sehr geehrte Frau Professor (…)
Das Anschreiben ist das Dokument Ihrer Bewerbung, das am wenigsten beachtet werden wird. Dennoch halten wir ein gutes Anschreiben für wichtig: Geübte Augen erkennen Rechtschreibfehler auch beim schnellen Überfliegen des Textes. Das könnte Ihnen zum Nachteil gereichen. Inhaltlich sollten Sie im Anschreiben folgende vier Punkte knapp ansprechen: 4 Bekanntgabe der Bewerbungsabsicht, 4 Ihren akademischen Hintergrund in zwei Sätzen,
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4 zusätzliche Informationen zu Ihrer Bewerbung (z. B. nachzureichende Dokumente) sowie 4 Hoffnung auf eine erfolgreiche Bewerbung und Grußformel. Achten Sie darauf, dass das Anschreiben nicht länger als eine Seite werden sollte. Fassen Sie sich kurz – das Anschreiben ist nicht das Motivationsschreiben. Haben Sie mehr als eine Seite geschrieben, haben Sie etwas falsch gemacht. Weiterhin ist wichtig, dass Sie am Ende Ihres Anschreibens rechts unten eine Liste mit den beigefügten Dokumenten (Anlagen) anfügen. Jede Anlage wird in einer neuen Zeile aufgeführt, am besten mit einem Spiegelstrich davor. Aufgeführt werden alle geforderten Dokumente. Unser Beispielanschreiben auf der Produktseite zum Buch gibt Ihnen einige Anregungen, wie Sie das Anschreiben gestalten können.
5.2.2
Motivationsschreiben
Das Motivationsschreiben bildet zusammen mit Ihrem Lebenslauf und den Professorengutachten das Herz Ihrer Bewerbung. Oft wird der Aufwand für ein überzeugendes Motivationsschreiben unterschätzt. Doch mit der richtigen Struktur haben Sie schon die Hälfte geschafft. Und diese Struktur liefern wir Ihnen. i Bevor Sie zu schreiben anfangen, sollten Sie sich bewusst machen, dass Sie drei Botschaften vermitteln wollen. 4 Erstens den Grund, aus dem Sie das Studium anstreben, 4 zweitens, warum gerade Sie besonders geeignet und motiviert sind, dieses Studium durchzuführen, und 4 drittens, inwiefern Ihre Zielhochschule und der Studiengang von Ihnen und Ihrer Leistung profitieren.
Ein Motivationsschreiben für ein Masterstudium ist etwas anderes als ein Bewerbungsschreiben für eine Festanstellung oder ein Praktikum. Der Hauptunterschied liegt in der Art Ihrer Präsentation. In Ihrer Bewerbung für ein Studium müssen Sie Ihre akademische Kompetenz zeigen. Berufserfahrung und soziales Engagement sind im Gegensatz zur Bewerbung auf eine Arbeitsstelle oder ein Stipendium höchstens willkommene Zusatzelemente – jedoch nicht mehr. Sofern erste Berufserfahrung nicht im direkten Zusammenhang mit dem Masterstudium steht, sollten Sie sie nicht in den Mittelpunkt stellen. Ihre Grundbotschaft muss sein, dass Sie akademisch hoch kompetent sind. Die meisten Hochschulen geben eine maximale Länge des Motivationsschreibens an, die Sie nicht überschreiten sollten. Standard sind dabei zwischen 500 und 1 000 Wörter, das entspricht etwa ein bis drei DIN-A4-Seiten. Wenn es keine explizite Beschränkung gibt, raten wir Ihnen, maximal 500 Wörter als Richtwert zu nehmen. Denken Sie daran, dass manche Auswahlkommissionen über 100 Bewerbungen sichten
@ Auf der Produktseite zum Buch (www.springer.com/978-3-642-13019-9)
finden Sie Beispiele für Motivationsschreiben.
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müssen. Für präzise, zielführende und nicht ausufernde Motivationsschreiben wird man Ihnen sehr dankbar sein.
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i Auf folgende Aspekte sollte Ihr Motivationsschreiben eingehen: 4 Ihr bisheriges Studium, 4 Ihre Erfahrungen mit akademischen Herausforderungen, 4 akademische Schwerpunkte Ihres Lebenslaufes (zwei bis drei wichtige Punkte), 4 Begründung, warum Sie ausgerechnet in diesem Studiengang studieren möchten, 4 etwas Honig um den Mund der Zielhochschule und 4 Ihre beruflichen Ziele.
Die meisten Universitäten erläutern Ihnen auf dem Bewerbungsbogen, was Sie in Ihrem Motivationsschreiben hören möchten. Dies wird sich weitestgehend mit dem decken, was wir Ihnen vorschlagen. Trotzdem gibt es auch Ausnahmen: So erwartet eine süddeutsche Hochschule merkwürdigerweise, dass das Motivationsschreiben eine Kritik an der Fakultätswebseite enthält. Dies ist ein Extrembeispiel. Achten Sie aber darauf, auf alles einzugehen, was die Zielhochschule thematisch für das Motivationsschreiben vorgibt. Manche Hochschulen verlangen auch mehrere Essays zu Ihrer Motivation und einem aktuellen Problem Ihres Fachbereichs. Auch in diesem Fall werden Sie viele der nachfolgenden Hinweise gewinnbringend verwenden. Wir erklären Ihnen nun Schritt für Schritt, wie ein gelungenes Motivationsschreiben aussieht. Denken Sie daran, dass Sie die einzelnen inhaltlichen Elemente nicht unbedingt in unserer Reihenfolge nutzen müssen und auch auf die Anforderungen der Zielhochschule achten sollten.
Die Grundstruktur Sie können Ihr Motivationsschreiben anhand von zwei verschiedenen Grundstrukturen aufbauen: 4 mit der thematischen Ordnung oder 4 mit der argumentativen Ordnung. Bei der thematischen Ordnung erklären Sie Ihre bisherige akademische Karriere, das angestrebte Studium und Ihren Lebenslauf in getrennten Abschnitten. Sie können jedoch auch die argumentative Ordnung nutzen, bei der Sie einzelne Merkmale des Masterstudiums anhand von Beispielen aus allen Bereichen herausgreifen. Wenn Sie thematisch vorgehen, erklären Sie in einem Absatz Ihre bisherige akademische Karriere. In den beiden nächsten Abschnitten sagen Sie, warum Sie im angestrebten Masterprogramm studieren möchten. Daraufhin beschreiben Sie Ihren Lebenslauf und schließen mit Ihren Berufswünschen und der Hoffnung, dass Sie angenommen werden. Diese Möglichkeit ist gut, vor allem spart es Ihnen Zeit, wenn Sie das gleiche Anschreiben an verschiedene Universitäten senden möchten. Sie müssen ja lediglich zwei oder drei Sätze umstellen.
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Eine andere Möglichkeit ist die argumentative Ordnung. Nach der kurzen obligatorischen Beschreibung Ihrer bisherigen akademischen Karriere folgen Sie in einer Argumentationskette etwa folgendem Muster: Ihr Masterstudium bietet A, ich habe B, C und D gemacht, deshalb passt das gut zusammen. Oder: Sie fordern E, das beherrsche ich gut, denn ich habe die Fächer F und G belegt. Picken Sie wichtige Punkte des Masterprogrammes heraus und legen Sie dar, 4 warum sie dies fantastisch finden, 4 was Sie akademisch dazu bereits gemacht haben, 4 dass Sie es wissenschaftlich sehr gut können und 4 dass Sie dazu auch praktische Erfahrungen haben. Wenn es dann auch noch mit Ihren Berufszielen zusammenpasst – herzlichen Glückwunsch! Achten Sie jedoch darauf, dass Sie eng am Angebot des Zielstudiengangs argumentieren – für jede Bewerbung müssen Sie eine angepasste Argumentation entwerfen. Wenn Sie sich die Beispiele auf der Produktseite anschauen, werden Sie merken, dass keines der von uns verfassten Motivationsschreiben eine Reinform dieser beiden Grundstrukturen ist. Trotzdem folgen die meisten eher der letzteren Form. Und genau dies raten wir Ihnen auch, denn es macht Ihre Bewerbung individueller und überzeugender.
Text- und Seitengestaltung In Ihrem Anschreiben haben Sie bereits Ihre Kontaktdaten im Briefkopf angegeben. Dies müssen Sie bei Ihrem Motivationsschreiben nicht zwangsläufig wiederholen. In diesem Zusammenhang möchten wir Ihnen zwei Regeln erklären, die für den deutschen Sprachraum gelten: 4 Dokumente, die Ihren Namen im Briefkopf aufführen und unterschrieben werden, müssen Ihren Namen nicht mehr in maschinengeschriebener Form unter der Unterschrift enthalten. Ihr Name geht aus dem Briefpapier hervor. Das gilt beispielsweise für das Anschreiben. 4 Dokumente, die Ihren Namen nicht auf einem Briefkopf enthalten und unterschrieben werden, sollten Ihren Namen in maschinengeschriebener Form unter der Unterschrift enthalten. Das gilt beispielsweise für das Motivationsschreiben, das Sie auch ohne einen Briefkopf Ihrer Bewerbung beilegen können. Für den Zeilenabstand und die Schriftgröße gibt es keine direkten Vorgaben, solange sie nicht unleserlich klein schreiben. Wir empfehlen Ihnen Schriftgröße 12 und einen Zeilenabstand zwischen 1 und 1,5. Als Schriftart verwenden Sie am besten eine leserliche Schriftart mit Serifen. Beachten Sie, dass Motivationsschreiben oft nur überflogen werden. Versuchen Sie, es möglichst übersichtlich zu gestalten. Auch sollten Sie versuchen, den Umfang Ihres Motivationsschreibens zu begrenzen. Halten Sie sich strikt an die Seiten- oder Wortzahlvorgaben der Hochschule. Ansonsten deutet das auf Nachlässigkeit hin – längere Motivationsschreiben werden auch nur widerwillig gelesen.
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
Der Einstieg Der erste Satz Ihres Motivationsschreibens ist äußerst wichtig, denn mit einem gut gelungenen Einstieg haben Sie bereits viel erreicht: Da Motivationsschreiben keine Überschriften haben, steht der erste Satz ganz zuoberst. Er ist der Satz, der am ehesten in Erinnerung bleibt. Wir schlagen drei Varianten vor: 4 Die Klassische: »Sehr geehrte Damen und Herren, [Absatz] meine Bewerbung um einen Studienplatz im Studiengang [Name des Studiengangs] begründe ich wie folgt:«
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Mit diesem Satz können Sie nichts falsch machen. So oder so ähnlich beginnt wahrscheinlich die Hälfte aller Motivationsschreiben. Wenn Sie sich unsicher sind, was Sie schreiben sollen, können Sie beruhigt diesen Satz wählen. Kreativ ist er jedoch nicht. 4 Die Kreative: »Sind die Demokratien Lateinamerikas Verlierer der Globalisierung? Meiner Meinung nach nicht!« Dies ist die Lieblingsvariante der Autoren: Sie stellen dem Motivationsschreiben eine zum angestrebten Masterstudiengang passende These voran. Diese kann und soll durchaus strittig sein. Allerdings müssen Sie sie in einem etwaigen Gespräch auch gut verteidigen können. Wenn Sie eine These nur auswählen, weil Sie gut klingt, kann Ihnen das später mehr schaden als nützen. Ebenfalls sollten Sie die Zielgruppe im Auge behalten. Für einen BWL-Master sollten Sie auf allzu globalisierungskritische Thesen verzichten. Und wenn Sie sich in einer Bewerbung für einen naturwissenschaftlichen Studiengang als Kreationist outen, ist Ihr Misserfolg so sicher wie das Amen in der Kirche. Wenn Sie einen wirklich gelungenen kreativen Einstieg schaffen, haben Sie allerdings schon so gut wie gewonnen, solange Sie sich im weiteren Verlauf keine herben Fehler erlauben. Der erste Satz Ihres Motivationsschreibens bleibt den Lesern als Ihr persönliches Markenzeichen in Erinnerung – wenn er originell ist, werden Sie immer mit ihm identifiziert werden. 4 Der direkte Einstieg: »Seit frühem Jugendalter habe ich ein stark ausgeprägtes Interesse an [Fachbereich einfügen].« oder: »Seit ich im ersten Jahr meines Bachelorstudiums von Ihrem Masterstudiengang [Name des Masterstudiengangs] erfahren habe, habe ich eine Bewerbung für Ihr Programm angestrebt.« Sie können den klassischen Anfangssatz auch streichen und stattdessen gleich dazu übergehen, Ihre Wertschätzung für Fach und Studium zum Ausdruck zu bringen oder Ihr bisheriges Studium zu beschreiben. Dies ist absolut zulässig.
Ihr bisheriges Studium Für Ihr gesamtes Motivationsschreiben ist es wichtig, dass Sie versuchen, Ihr bisheriges Studium und den angestrebten Masterstudiengang als eine logisch und bewusst verknüpfte Kette darzustellen. Darüber hinaus
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sollten Sie darstellen, dass Sie akademisch professionell arbeiten und dies mit Beispielen belegen. Betonen Sie in jedem Fall, dass Sie sich damals bewusst für Ihr Bachelorprogramm entschieden haben – selbst wenn das gar nicht stimmt. Zählen Sie Ihre Gründe auf. Beschreiben Sie kurz Ihr bisheriges Studium und Ihre Nebenfächer. Haben Sie sich in Ihrem Bachelorstudium auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert, sollten Sie auch dies erwähnen. Besonders wichtig sind natürlich die Fächer, die Ihnen Anknüpfungspunkte zum Masterprogramm liefern. Heben Sie diese besonders hervor. Natürlich muss ein Studium nicht immer eine zusammenhängende, glatte Linie bilden. Sehr viele Studenten finden nicht auf Anhieb das Fach, das zu ihnen passt. Oder möglicherweise möchten Sie Ihren Masterabschluss in Ihrem ursprünglichen Nebenfach machen. Machen Sie sich keine Sorgen, auch dies können Sie leicht erklären: Schildern Sie beispielsweise, wie Sie durch die Beschäftigung mit einem bestimmten Thema merkten, dass Sie Ihr Nebenfach viel spannender fanden. Und sollten Sie davor bereits einmal ein Studium abgebrochen haben, müssen Sie dies gar nicht thematisieren, es tut ja nichts zur Sache. In jedem Fall sollten Sie hervorheben, dass Sie sich in Ihrem bisherigen Studium immer aktiv eingebracht haben. Haben Sie vielleicht bei einer Professorin studiert, von der Sie wissen, dass sie in Ihrem Fachgebiet besonders anerkannt ist? Das ist ein Pluspunkt. Oder hat sie gute Kontakte zu Ihrer Zielhochschule (7 S. 63)? In diesen Fällen könnten Sie beispielsweise erwähnen, wie sehr Sie die Arbeit mit dieser Lehrenden inspiriert und weitergebracht hat.
Das angestrebte Studium Sie müssen darlegen, warum Sie sich speziell für Ihr Fach interessieren. Zu sagen, dass Sie sich für das Fach bereits seit langem interessieren, mag sich für Sie plump anhören. Doch Ihre Begeisterung für das spezielle Programm sollten Sie unbedingt zum Ausdruck bringen. Relativ leicht ist dies bei spezialisierten Programmen, bei denen es sich um Teilbereiche eines größeren Fachspektrums handelt. Denn hier können Sie die speziellen Merkmale des Programms relativ einfach aufzählen. Doch auch, wenn Sie einen inhaltlich breit angelegten Masterstudiengang belegen, wird es besondere Merkmale des Programms geben. Fragen Sie sich, was den Studiengang für Sie so attraktiv macht und schreiben Sie es auf. Einige Beispiele für mögliche Besonderheiten des Programms: 4 Internationale Ausrichtung von Studium, Lehre, Lehrenden und Studierenden (7 S. 81), 4 gute Betreuung (7 S. 90), 4 international bekannte Professoren (7 S. 79), 4 Spitzenwertung in Rankings (7 S. 71), 4 einmalige Verknüpfung von zwei oder mehr Schwerpunkten, 4 besonderes Vorlesungsangebot. Es wird Ihnen nicht schwerfallen, entsprechende Punkte zu finden, da die Hochschulen ihre Vorzüge selbst hervorheben.
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Darüber hinaus sollten Sie klar zum Ausdruck bringen, dass Sie sich der Herausforderungen des Masterstudiums bewusst sind. Professoren hören nicht gerne, wenn man den Eindruck erweckt, man könne das Studium kinderleicht schaffen. Zeigen Sie, dass Sie die Herausforderung kennen und sich ihr stellen möchten.
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i Wie so oft, gilt es, ein gewisses Maß zu halten. Wenn 50 Prozent Ihres Motivationsschreibens daraus bestehen, wie wunderbar Sie das angestrebte Studium finden, haben Sie etwas falsch gemacht. Sagen Sie es in wenigen Sätzen und immer anhand von Beispielen. Lassen Sie sich von den Mustern auf der Produktseite inspirieren.
Akademische Schwerpunkte Ihres Lebenslaufes Ihr Lebenslauf liegt Ihren Bewerbungsunterlagen bereits bei. Es ergibt daher wenig Sinn, einfach die wichtigsten Stationen im Motivationsschreiben zu wiederholen – ein bekannter Anfängerfehler. Wir warnen sogar davor, dies zu tun, denn für geübte Leser ist die Wiederholung des Lebenslaufes ein klares Signal für Nachlässigkeit und mangelnde Ideen. Auch interessiert sich das Auswahlkomitee nicht besonders für Ihre bisherigen Praktika (7 S. 50), es sei denn, sie stehen in einem direkten Zusammenhang mit dem Masterstudium. Beschränken Sie sich auf die Dinge in Ihrem Lebenslauf, die Sie besonders beeinflusst haben und die vor allem für Ihr Masterstudium zielführend und relevant waren. i Im Gegensatz zu klassischen Bewerbungen sind Ihre praktischen Erfahrungen nicht besonders wichtig, wenn Sie sich für einen konsekutiven Masterstudiengang bewerben. Schreiben Sie daher nicht zu viel zu diesem Thema.
Relevant kann dabei vieles sein, sie müssen nur überzeugend argumentieren. Wenn Sie beispielsweise ein Praktikum in einem Forschungsinstitut gemacht oder an einem Lehrstuhl gearbeitet haben, sollten Sie dies in jedem Fall hervorheben. Sie haben einen Bachelor in Politik und Geschichte und möchten einen Master in Lateinamerikanistik machen? Ein Schulaustausch, eine Reise, ein Sprachkurs oder ein Praktikum in der Region wären gute Argumente für Ihr Interesse. Soziales Engagement ist – anders als bei fast allen anderen Firmen und Institutionen, an denen Sie sich bewerben werden – für Ihr Masterprogramm unwichtig. Mit einer Ausnahme: Sie haben aktiv und konstruktiv an der Universitätspolitik mitgearbeitet. Hatten Sie vielleicht einen Sitz in einem Universitätsgremium? Haben Sie eine Lehrveranstaltung oder ein Hochschulkolloquium organisiert? So etwas wird gerne gesehen. Aber auch hier gibt es Unterschiede: Dass Sie im vergangenen Jahr eine Hochschulblockade organisiert haben, sollten Sie unerwähnt lassen. Wichtig ist, dass das erwähnte Engagement ein konstruktives Engagement war – Quertreiber sind im Bereich der Hochschule nicht besonders gut gelitten.
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Berufswünsche Ihre Zielhochschule möchte wissen, wohin Sie mit Ihrem Master möchten. Geben Sie sich ambitioniert! Sagen Sie, dass Sie verantwortliche Positionen anstreben. Seien Sie aber auch nicht unrealistisch, sonst hält man Sie für aufschneiderisch. Bei der Wahl Ihres Berufsbildes orientieren Sie sich am besten an den dargestellten Berufsbildern der Hochschulbroschüren. i Hochschullehrer möchten den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Es kann Ihnen durchaus helfen, wenn Sie angeben, dass Sie möglicherweise im Anschluss eine Doktorarbeit schreiben möchten (möglichen Themenbereich angeben!) oder gar eine akademische Karriere anstreben – selbst wenn dies nicht Ihre oberste Priorität ist. Natürlich sollten Sie Ihren Promotionswunsch ausreichend begründen können. Bei forschungsorientierten Masterstudiengängen empfehlen wir die Erwähnung konkreter Promotionspläne dringend.
Schluss Fassen Sie im letzten Absatz noch einmal zusammen, wie überzeugt Sie von dem Masterprogramm sind und wie sehr Sie sich eignen, hier zu studieren. i Sollten Sie im Falle von Studiengebühren auf ein Stipendium durch die Hochschule angewiesen sein, ist dies der richtige Ort, dies zum Ausdruck zu bringen. Denn zu diesem Zeitpunkt haben Sie den Leser bereits überzeugt – oder auch nicht.
Schließen können Sie mit einer Abschlussformel. Eine Möglichkeit dafür wäre folgender Satz: »Über eine positive Entscheidung zu meiner Bewerbung würde ich mich daher sehr freuen.« Sieht das Bewerbungsverfahren ein persönliches Vorstellungsgespräch vor, können Sie den Leser indirekt zu einer Einladung verpflichten: »Ich würde mich daher sehr freuen, wenn ich Ihnen im Rahmen der Auswahlgespräche im [Monat] die Beweggründe meiner Bewerbung persönlich schildern dürfte.«
5.2.3
Lebenslauf
Im Gegensatz zum Motivationsschreiben müssen Sie sich beim Verfassen Ihres Lebenslaufes für eine Bewerbung an einer Hochschule nur geringfügig umstellen. Es gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie für einen klassischen Lebenslauf. Der einzige Unterschied ist, dass Sie auch hier Ihre universitären Leistungen stärker in den Mittelpunkt rücken sollten als Ihre Praktika. Zur Orientierung können Sie auf den Europäischen Lebenslauf (auch: Europass-Lebenslauf) zurückgreifen, der von der Europäischen Union als Standardempfehlung festgelegt wurde. Sie müssen sich allerdings nicht unbedingt an diese Vorlage halten – sie wird von vielen Praktikern als zu
@ Auf der Produktseite zum Buch (www.springer.com/978-3-642-13019-9)
finden Sie einen Musterlebenslauf.
@ Europäischer Lebenslauf: www.europass-info.de
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
überladen und kompliziert empfunden. Sie bietet eine gute Orientierung – jedoch nicht mehr. Das wichtigste Merkmal des Europäischen Lebenslaufes ist, dass der Lebenslauf rückwärts-chronologisch aufgebaut ist: Sie zählen also die aktuellsten Punkte zuerst auf. Dies erleichtert die Übersicht und ist sinnvoll: Denn die jüngsten Ereignisse und Leistungen sind meist auch die relevantesten. Wie detailliert Sie auf einzelne Tätigkeiten eingehen möchten, ist wiederum Geschmackssache. Darüber hinaus unterteilen Sie nach Themenkategorien. Dies könnten beispielsweise folgende sein: persönliche Angaben, Ausbildung, Berufserfahrung, Engagement, besondere Kenntnisse und Fähigkeiten. Es bietet sich an, diese Ordnung bei einer Bewerbung für ein Masterprogramm in etwa zu übernehmen. Denn dem, was weiter oben steht, wird immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt als weiter unten stehenden Dingen. i Was ehrenamtliches Engagement betrifft, raten wir Ihnen, die wichtigen Aspekte aufzuzählen. Wenn Sie in irgendwelchen universitären Gremien aktiv waren und konstruktive Beiträge geleistet haben, sollten Sie dies in jedem Fall erwähnen.
Ein paar Dinge sollten Sie bei der Anfertigung Ihres Lebenslaufes beachten: 4 Überfrachten Sie ihn optisch nicht. Linien und Tabellen verwirren den Betrachter meist nur. Lassen Sie sie weg, wenn sie nicht der Übersichtlichkeit dienen. 4 Fassen Sie sich kurz. Eine Seite sollte genügen, allerdings sind zwei Seiten im Zweifelsfall auch in Ordnung. 4 Sie können die Kategorien frei ordnen. Nennen Sie die für Ihre Bewerbung wichtigsten Aspekte zuerst. 4 In einigen angelsächsischen Ländern werden Bewerbungen mit Fotos oft sofort aussortiert, um eine Bevorzugung gut aussehender Bewerber oder latente ethnische Vorurteile zu verhindern. In englischsprachigen Lebensläufen ist es daher nicht ratsam, ein Foto zu benutzen. Auch sollten Sie auf die Angabe Ihres Familienstandes verzichten.
5.2.4
Leistungsnachweise: Noten, Abiturzeugnis, Sprachzertifikate
Sie werden Ihrer Bewerbung einen Nachweis aller Ihrer im Rahmen Ihres Studiums erbrachten Leistungen beilegen müssen. Diese Nachweise werden meist mit Notenauszug, Diplomzusatz, diploma supplement oder academic record bezeichnet. Die Beschaffung dieser Notenauszüge ist zeitaufwändig, wenn Sie einen ersten Auszug vor Ihrem Bachelorabschluss erhalten möchten. Die Auszüge erhalten Sie zumeist im Dekanat oder Studierendensekretariat Ihrer Fakultät und Hochschule. Planen Sie bei der Beantragung der Dokumente mindestens eine Vorlaufzeit von zwei Wochen ein.
117 5.2 · Die Bewerbermappe
Bei einem Studium an einer internationalen Hochschule werden Sie nicht nur einen normalen Notenauszug benötigen: Darüber hinaus müssen Sie diesen Notenauszug auch noch übersetzen lassen. Nicht nur die Bezeichnungen der Kurse, sondern auch die Noten sollten in ein international bekanntes Format übertragen werden. Diese Dokumente werden oft als Transcript bezeichnet. Die meisten Hochschulen bieten die Umschreibung Ihrer deutschen Studiennoten in international bekannte Notenstandards bereits an. Falls dies nicht der Fall sein sollte, fordern Sie beim Internationalen Büro Ihrer Hochschule die für Ihre Hochschule gültige Notenumschlüsselungstabelle an und legen diese mit einer entsprechenden Erläuterung Ihrer Bewerbung bei. Jede Hochschule hat mittlerweile eine Umrechnungstabelle internationaler Noten, damit die Studienleistungen von Austauschstudenten verbindlich übersetzt werden können. Darüber hinaus sollten Sie Ihr Abiturzeugnis beilegen. Das gilt auf jeden Fall, falls Sie noch keinen Bachelorabschluss erreicht haben. Aber auch, wenn Sie bereits Ihr Bachelorzeugnis haben, sollte das Abiturzeugnis auf keinen Fall in Ihrer Bewerbermappe fehlen. Alles andere würde die Verantwortlichen an der Zielhochschule irritieren. Hochschulen legen in der Regel großen Wert darauf, dass das Zeugnis der Bewerbung beiliegt, denn das Abitur ist Ihre Berechtigung, an einer deutschen Hochschule zu studieren. Zudem sollten Sie nicht unterschätzen, dass Teilnehmer der Auswahlkommission stets einen Blick in Ihr Abiturzeugnis werfen und bewerten, ob das Ihre damaligen Noten mit dem aktuellen Notenbild stimmig sind. Viele Masterprogramme, vor allem solche im Ausland, verlangen bestimmte Zertifikate, wie zum Beispiel den TOEFL zum Nachweis Ihrer Englischkenntnisse. Die unterschiedliche und schwer vergleichbare internationale Notenstruktur führt aber auch dazu, dass manche Hochschulen von Ihren Bewerbern weitere Zertifikate verlangen, die über deren Auffassungsgabe Auskunft geben. So wird das Risiko minimiert, einen falschen Bewerber auszuwählen, weil man seine Leistungen vor dem Hintergrund eines fremden Notensystems falsch beurteilt hat. Es gibt daher weitergehende Tests, die Ihre Fähigkeiten im logischen Denken prüfen. Dazu gehören beispielsweise der GMAT oder der GRE-Test (7 S. 118). Bevor wir Ihnen die wichtigsten Leistungszertifikate beschreiben, möchten wir Sie darauf hinweisen, dass Sie sich unbedingt rechtzeitig um diese Zertifikate kümmern sollten. Die meisten Tests haben eine Vorlaufzeit von bis zu einigen Monaten. Auf viele müssen Sie sich gesondert vorbereiten. Und auch die Anfertigung eines Transcripts kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Bitte beachten Sie, dass die angegebenen Kosten für den Zeitpunkt der Drucklegung gelten und sich daher ändern können. Wir geben sie trotzdem an, um Ihnen einen Überblick zu vermitteln. Beim TOEFL (Test of English as a Foreign Language) handelt es sich um einen standardisierten Test für Nicht-Muttersprachler. Die meisten englischsprachigen Universitäten verlangen den TOEFL oder einen vergleichbaren Leistungsnachweis. Der Test wird an Computern in Testzent-
@ TOEFL: www.de.toefl.eu/
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
5 @ IELTS: www.ielts.org/
@ GMAT: www.gmac.com/gmac
@ GRE: www.ets.org/gre
@ DELF/DALF: www.ciep.fr/de/delfdalf/
@ TCF: www.ciep.fr/de/tcf/
ren durchgeführt, von denen es in Deutschland fünf große und 15 kleinere gibt (Stand 2010). Abgefragt wird Englisch in der US-amerikanischen Schreibweise. Es werden Ihre Fähigkeiten im Hörverständnis, Leseverständnis, Schreiben und Sprechen getestet. Der Test kostet ca. 225 USDollar (Stand 2009). Die Maximalpunktzahl beträgt 120, wobei die Mindestanforderungen je nach Studiengang unterschiedlich sind: Ein Literaturwissenschaftler muss normalerweise einen höheren Wert erreichen als ein Physiker – es geht ja um das Sprachniveau. Konkret bedeutet dies, dass Ersterer möglicherweise 100 Punkte erreichen muss, Letzterer dagegen nur 79. Sie können den Test beliebig oft wiederholen, müssen allerdings natürlich jedes Mal aufs Neue zahlen. Er ist für zwei Jahre gültig, danach müssen Sie sich im Zweifel erneut testen lassen. Das IELTS (International English Language Testing System) ist ein vor allem an britischen Hochschulen verbreiteter Test. Hochschulen im nichtbritischen Ausland verlangen eher den TOEFL. Abgefragt werden wie beim TOEFL Hörverständnis, Leseverständnis, Schreiben und Sprechen. Es gibt lediglich elf Testzentren und die Kosten betragen 170 Euro. Verlangt wird die britische Schreibweise. Auch hier ist eine beliebige Anzahl an Wiederholungen möglich. Wie der TOEFL ist er zwei Jahre gültig. Der GMAT (Graduate Management Admission Test) ist, wie der Name schon sagt, ein Test, der vor allem in betriebswirtschaftlichen Masterprogrammen verlangt wird. Dabei werden nicht nur Ihre Englischkenntnisse geprüft, sondern auch Ihre analytischen Fähigkeiten. Sie müssen unter anderem zwei Kurzessays schreiben. Darüber hinaus werden Sie mathematische und grammatikalische Aufgaben in Form einer Ankreuzprüfung (Multiple-Choice) lösen müssen. Er gilt allgemein als schwierig, da je nach Institution mitunter sehr hohe Punktzahlen vorausgesetzt werden. Der wiederholbare Test kostet etwa 250 US-Dollar und wird, wie der TOEFL, in zentralen Testzentren durchgeführt. Der GMAT behält seine Gültigkeit für fünf Jahre. Der GRE (Graduate Record Examination) ist ähnlich wie der GMAT angelegt. Auch hier werden Sie Kurzessays schreiben sowie mathematische und grammatikalische Ankreuzaufgaben lösen müssen. Beim GRE wird allerdings ein genereller akademischer Hintergrund vorausgesetzt und kein betriebswirtschaftlicher. Er wird von vielen englischsprachigen Universitäten verlangt. Die Kosten liegen bei ca. 150 US-Dollar, gültig bleibt er fünf Jahre lang. Wenn Sie einen Master an einer französischsprachigen Hochschule anstreben, können Sie das DELF (Diplôme d‘Etudes en Langue Française) oder das DALF (Diplôme Approfondi de Langue Française) ablegen. DELF bezeichnet dabei die Einsteiger- bis Mittelstufe, während Sie beim DALF sehr gute Kenntnisse vorweisen müssen. Sie werden für die Aufnahme eines Masterstudiums in den meisten Fällen einen erfolgreich bestandenen DALF brauchen. Je nach angestrebter Niveaustufe gibt es unterschiedliche Tests, deren Kosten zwischen 35 und 100 Euro liegen. DELF oder DALF sind für den Rest Ihres Lebens gültig. Die französische Regierung hat 2005 zusätzlich den TCF (Test de Connaissance du Français) eingeführt. Er ist sehr ähnlich angelegt wie der
119 5.2 · Die Bewerbermappe
TOEFL. Für den TCF müssen Sie nach derzeitigem Stand ca. 120 Euro bezahlen. Gültig sind die Ergebnisse für zwei Jahre. Sollten Sie einen spanischsprachigen Masterabschluss anstreben, werden Sie zunächst das DELE (Diplomas de Español como Lengua Extranjera), vergeben vom Instituto Cervantes, erlangen müssen. Die Prüfungen werden in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten. Das DELE ist im gesamten spanischen Sprachgebiet anerkannt. Die Kosten liegen – abhängig von der Stufe – zwischen ca. 110 und 190 Euro. Die Gültigkeit des DELE ist unbegrenzt. Jeder dieser Tests ist extrem zeitaufwändig und kostet Geld. Eine gute Vorbereitung ist daher wichtig. Für die meisten dieser Leistungstests gibt es zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Vorbereitungskurse im Internet. Meistens wird in einem Programm die Testoberfläche originalgetreu simuliert. Wir empfehlen, dass Sie sich mit Ihren Kommilitonen den Zugang zu kostenpflichtigen Vorbereitungskursen teilen. Innerhalb der Europäischen Union kann man neuerdings auch eine so genannte Sprachenselbstauskunft durchführen. Um europaweit vergleichbare Standards zu haben, wurde daher der Sprachenpass durch die Europäische Union eingeführt. Nach einer Tabelle können Sie Ihre eigenen Sprachkenntnisse realistisch einstufen und in einer Bewerbung angeben. Die Selbstauskunft über den EU-Sprachenpass ersetzt oft jedoch nicht den gesonderten Nachweis Ihrer Kompetenz durch Sprachzertifikate.
5.2.5
Sonstige Nachweise
Neben den obligatorischen Unterlagen können Sie Ihre Bewerbung um einen Studienplatz in einem Masterprogramm auch mit zusätzlichen Nachweisen versehen. Allerdings empfehlen wir, nur für die Bewerbung relevante Nachweise beizufügen. Haben Sie beispielsweise bereits an Fachkonferenzen teilgenommen oder sonstige Leistungen erbracht, die Sie für relevant halten? Sie sind frei darin, welche zusätzlichen Nachweise Sie anfügen möchten. Allerdings sollten Sie beachten, dass eine übermäßig umfangreiche Bewerbermappe Ihnen keinen Vorteil verschafft. Überlegen Sie daher, was Sie für besonders wichtig erachten. Es ist jedoch nicht nötig, jeden Punkt Ihres Lebenslaufes mit einem entsprechenden Nachweis zu belegen, so dies nicht explizit von der Hochschule gefordert wird.
5.2.6
Exkurs: Nachreichungen und Ergänzungen zur Bewerbermappe
Vielleicht kennen Sie diese Situation schon aus anderen Bewerbungsverfahren: Der Einsendeschluss kommt näher, doch trotz intensiver Bemühungen haben Sie noch nicht alle erforderlichen Unterlagen zusammen. In vielen Fällen lässt es sich nicht vermeiden, eine unvollständige Bewer-
@ DELE: http://diplomas.cervantes.es
@ Europäischer Sprachenpass: www.europass-info.de
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120
Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
bermappe zu versenden. Dies gilt vor allem dann, wenn Sie sich noch während Ihrer Bachelorstudienzeit für einen Platz in einem Masterstudiengang bewerben. In diesem Fall werden Sie kaum in der Lage sein, Ihr Abschlusszeugnis vorzulegen. Doch es gibt auch andere Fälle: Möglicherweise haben Sie sich ein wenig zu spät gekümmert und keinen Termin mehr für den TOEFL (7 S. 117) bekommen? Oder Ihr Professor hat trotz mehrmaliger Versprechen Ihr Gutachten (7 S. 120) nicht fertiggestellt? Was auch immer fehlt, wir haben zunächst eine gute Nachricht für Sie: Sie können auch eine unvollständige Bewerbung abschicken, sofern Sie alle selbst angefertigten Unterlagen (also z. B. Lebenslauf, Motivationsschreiben, nicht jedoch: Zeugnisse, Gutachten) beilegen. Falls ein Dokument fehlt, sollten Sie an zwei Stellen Ihrer Bewerbung klar darauf hinweisen: 4 durch einen Abschnitt im Anschreiben (nicht Motivationsschreiben!), in dem Sie kurz erläutern, welche Unterlagen noch fehlen und bis wann diese nachgereicht werden; 4 durch Platzhalter in der Bewerbungsmappe: Das sind Blätter, auf denen Sie das Wort Platzhalter oder Stellvertreter vermerken und darunter anführen, welches Dokument an dieser Stelle zu welchem Zeitpunkt ergänzt werden soll. (Beispiel: »Platzhalter – akademisches Gutachten von Professor Etzenkiel, nachzureichen durch Lehrstuhl Etzenkiel voraussichtlich bis 30. Juni [Jahr]«).
5
Wir raten Ihnen jedoch, sich darum zu bemühen, alle Unterlagen gemeinsam zu versenden. Das erspart der Verwaltung der Zielhochschule einen größeren Verwaltungsaufwand. Wenn mehrere Unterlagen fehlen, macht dies leicht einen schlechten Eindruck, und den gilt es zu vermeiden. Denn wie wir Ihnen später schildern werden (7 S. 134), ist es wichtig, ein gutes Verhältnis zur Verwaltung zu haben. Der persönliche Kontakt kann Ihnen im weiteren Fortgang ihrer Bewerbung jede Menge Zeit und Aufwand ersparen.
5.3
@ Auf der Produktseite zum Buch (www.springer.com/978-3-642-13019-9)
finden Sie Beispiele für akademische Gutachten.
Professorengutachten als zentrales Element Ihrer Bewerbung
Ein zentrales Element Ihrer Bewerbung sind Hochschullehrergutachten. Diese müssen Sie jeder Bewerbung auf ein Masterprogramm beifügen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Noten sagen nicht unbedingt etwas über die Qualifikation des Bewerbers aus. Darüber hinaus sind international unterschiedliche Notenstufen nur schwer miteinander vergleichbar. Akademische Gutachten sollen daher darüber Auskunft geben, was den Bewerber außerhalb seiner Noten akademisch auszeichnet. Die Glaubwürdigkeit akademischer Gutachten wird durch drei Faktoren bestimmt: 1. den Gutachter und seine fachliche Reputation, 2. die Kenntnis des Gutachters vom Bewerber sowie 3. den Inhalt.
121 5.3 · Professorengutachten als zentrales Element Ihrer Bewerbung
Bei einem Gutachten kommt es darauf an, dass es von der Zielgruppe auch ernst genommen wird. Da Ihre Zielgruppe Hochschulprofessoren sein werden, sollte das Gutachten auch unbedingt von einem Hochschulprofessor geschrieben sein. Denn grundsätzlich gilt: Wissenschaftliche Mitarbeiter ohne Professorenrang werden von Auswahlgremien als nicht gleichwertig wahrgenommen. Wichtig ist zudem, dass der Gutachter aus dem gleichen Fachbereich stammt wie die Mitglieder des Auswahlgremiums. Idealerweise zeichnet sich Ihr Gutachter darüber hinaus durch einschlägige Publikationen in renommierten Fachzeitschriften aus. i Sicherlich werden Sie schon überlegt haben, welcher Professor für Sie ein Gutachten verfassen könnte. Oft machen Studenten den Fehler, die beliebtesten Professoren um ein Gutachten zu bitten. Das sind oft charismatische, junge und dynamische Hochschullehrer. Doch die Beliebtheit unter Studenten ist für die Glaubwürdigkeit des Gutachtens vor den beurteilenden Professoren nicht relevant: Es zählt, ob der Professor auch fachlich anerkannt ist. Achten Sie daher auf die fachliche Reputation Ihres Gutachters. Übrigens: Gerade Professoren, die eher zurückgezogen forschen und kaum eine positive Rückmeldung von Studentenseite erhalten, werden es besonders schätzen, wenn Sie ihnen Interesse an ihrem Fachgebiet signalisieren. Von ihnen können Sie besonders gefördert werden.
Wichtig für ein überzeugendes Gutachten ist, dass ein Professor Sie persönlich kennt. Sie sollten sich daher schon frühzeitig um einen persönlichen Kontakt zu Hochschullehrern bemühen. Diesen erreichen Sie beispielsweise im Rahmen von Seminaren oder Übungen. Es ist entscheidend, dass sich der Professor, den Sie in einer Sprechstunde ansprechen, an Sie erinnert. Ansonsten wird er Ihre Bitte ablehnen. Alternativ können Sie auch einen Lehrstuhlmitarbeiter, den Sie persönlich kennen, als Türöffner nutzen. Fragen Sie zuerst ihn, wie man bei seinem Chef ein akademisches Gutachten beantragen könnte. Im Zweifel können Sie erreichen, dass der Mitarbeiter bereits weiß, dass Sie ein Gutachten brauchen und dem Professor in der nächsten Dienstbesprechung anbietet, einen Formulierungsvorschlag zu erstellen. An den meisten Lehrstühlen wird das so gehandhabt – selten schreibt der Chef noch selbst. So können Sie Einfluss auf den Inhalt (7 S. 122) nehmen. Um ein Gutachten zu erstellen, fordert ein Hochschullehrer meist mehrere Unterlagen an. Sie sollten daher bereits Ihren Lebenslauf und Ihre bisherigen Notennachweise in einer Mappe gesammelt haben. Diese halten Sie bereit, wenn Sie den Professor um das Gutachten bitten. Seien Sie sich bewusst, dass der Hochschullehrer Ihnen mit dem Gutachten hilft. Helfen Sie ihm auch, indem Sie die gewünschten Unterlagen ohne große Wartezeit und Verwaltungsaufwand vorlegen. Gutachten fordern Sie bei Professoren am besten bis zu zwei Monate vor dem eigentlichen Einsendeschluss an. Planen Sie eine ausreichende Pufferzeit ein, denn oft kommt es bei der Gutachtenerstellung zu Verzögerungen. Das bedeutet, dass Sie gegenüber den Sekretariaten einen
5
122
Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
früheren Termin angeben sollten als den, bis zu dem Sie die Dokumente tatsächlich benötigen. Es wäre falsch, den Gutachter mit Einsendeschlussterminen und ständigen Anfragen zu belästigen. Achten Sie darauf, dass für Ausfertigung und Versand ausschließlich die Sekretariate zuständig sind. Nachfolgend geben wir Hinweise zum erforderlichen Inhalt und zeigen Ihnen Wege auf, wie Sie den Inhalt des Gutachtens mitbestimmen können. Am Ende dieses Abschnitts geben wir Ihnen noch Tipps, wie Sie vertrauliche Inhalte der Gutachten in Erfahrung bringen. Nur so können Sie sicher sein, dass ein gutes Gutachten eingesandt wird.
5 5.3.1
Erforderlicher Inhalt
Akademische Gutachten sind oft sehr umständlich geschrieben. Die meisten Gutachten sind jedoch inhaltlich gleich aufgebaut. In drei Abschnitten beantworten sie folgende Fragen: 4 Woher kenne ich den Bewerber? 4 Wie schätze ich ihn ein? 5 Fachliche Einschätzung, 5 manchmal, aber nicht zwingend: die menschliche Einschätzung; außerdem: 5 Ist der Bewerber für das Masterprogramm geeignet? Zuerst wird die Frage beantwortet, woher der Gutachter den Bewerber kennt. Meistens wird er sich auf Ihre Mitarbeit in Vorlesungen und Seminaren sowie auf Gespräche in Sprechstunden und anderen Treffen beziehen. Oft wird noch auf Ihren Studiengang Bezug genommen und kurz erläutert, wie er aufgebaut ist und wo die fachlichen Schwerpunkte des Studiums liegen. Hier könnte eventuell auch hochschulpolitisches Engagement erwähnt werden. Das ist ein kurzer Abschnitt von etwa fünf Zeilen. Unterschätzen Sie diesen Abschnitt jedoch nicht: Aus ihm leitet sich die Glaubwürdigkeit für den Rest des Gutachtens ab. i Ein Hochschullehrer kennt viele Studenten und kann sich oft nicht an einzelne Unterhaltungen mit Ihnen erinnern. Sehr wohl merken sich Professoren jedoch Gespräche mit Studenten, die nicht positiv verliefen. Falls Sie ein akademisches Gutachten benötigen, sollten Sie daher Abstand von Professoren nehmen, mit denen Sie früher große Meinungsverschiedenheiten oder unkonstruktive Diskussionen hatten.
Die nachfolgende fachliche Beurteilung Ihrer Person ist der wichtigste Teil des Gutachtens. Sie nimmt daher auch den größten Anteil ein. Üblich ist eine Beurteilung Ihrer akademischen Kompetenz. Ein überzeugendes Gutachten beurteilt Ihre Noten und gibt an, in welchem Verhältnis zu anderen Studenten Ihre Leistungen stehen. Ein Beispiel ist der Satz: »Mit ihrem Notenschnitt gehört die Bewerberin zu den besten 10 Prozent ihres Jahrgangs.« Darüber hinaus sollte auf Ihre Beiträge und Mitarbeit in
123 5.3 · Professorengutachten als zentrales Element Ihrer Bewerbung
Lehrveranstaltungen eingegangen werden. Formuliert werden kann das etwa wie folgt: »Der Bewerber fiel mir in meinen Lehrveranstaltungen stets durch anspruchsvolle und konstruktive Beiträge auf.« Weiterhin sollte das Gutachten Ihre bisher erbrachten akademischen Leistungen mit einer Einschätzung Ihrer Qualifikation verbinden. Es ist daher eine Interpretationshilfe für die Notenauszüge, die Ihrer Bewerbung beiliegen, zum Beispiel: »Die bisherigen Noten in den Fächern A und B sind ein eindrucksvolles Zeichen für die hohe analytische Begabung der Bewerberin.« Die fachliche Beurteilung sollte durch einen Ausblick abgeschlossen werden, in dem das Notenniveau Ihres künftigen Bachelorabschlusses eingeschätzt sowie eine kurze Einschätzung Ihrer akademischen Zukunft gegeben wird. Als Beispiel: »Vor dem Hintergrund der bisher erbrachten Leistungen und seiner hohen analytischen Begabung schätze ich ein, dass der Bewerber seinen Bachelorabschluss mit sehr guter Note abschließen wird. Ich bin überzeugt davon, dass er danach in einem forschungsorientierten Masterprogramm auf sehr hohem Niveau studieren wird.« Ergänzend ist eine persönliche Einschätzung des Bewerbers möglich. Sie ist aber nicht notwendig. Hier sollte kurz auf den Charakter eingegangen werden. Verweise auf Brüche und Schicksalsschläge im Lebenslauf sind nur dann angebracht, wenn dadurch Ihr Studium unverschuldet und entscheidend beeinflusst wurde. Das gilt beispielsweise für Studienunterbrechungen aufgrund von Todesfällen und Krankheiten. Im letzten Teil sollte das Gutachten mit einer Empfehlung abschließen und beurteilen, ob und inwiefern Sie befähigt sind, in dem Masterprogramm zu studieren. Weiterhin sollte der letzte Teil die Beurteilung aus dem fachlichen Teil des Gutachtens zusammenfassen und eine Verbindung zu der Empfehlung des Hochschullehrers herstellen. Eine Formulierung könnte lauten: »Angesichts ihrer bisher hervorragenden akademischen Leistungen, ihres regen Interesses für den Fachbereich der Biophysik und ihres ausgesprochen hohen Leistungswillens möchte ich die Bewerberin daher mit Nachdruck und ohne Vorbehalt empfehlen.« Die Beurteilung »Mit Nachdruck und ohne Vorbehalt« ist ein Signalausdruck (. Tabelle 5.1). Er steht klar und unmissverständlich für die Beurteilung des Bewerbers. Daher sollte der Signalausdruck idealerweise eingerückt oder gefettet sein. Gutachten werden meistens nur überflogen, da die beurteilenden Mitglieder der Auswahlkommission nicht genügend Zeit haben, die Gutachten aller Bewerber en detail zu lesen. Damit ein
. Tab. 5.1. Gängige Signalausdrücke in Gutachten und ihre Entsprechung in Schulnoten Befürwortung mit Nachdruck und ohne Vorbehalt
Note 1
Befürwortung mit Nachdruck
Note 2
Befürwortung ohne Bedenken
Note 3
Befürwortung nur mit Bedenken
Note 4
5
124
5
Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
oberflächlicher Betrachter des Gutachtens sofort erkennen kann, ob eine Empfehlung ausgesprochen wird oder nicht, sollte der Signalausdruck daher hervorgehoben sein. Akademische Gutachten unterscheiden sich international: Während deutsche Gutachten eher sachlich-realistisch verfasst werden, um dadurch besondere Glaubwürdigkeit zu implizieren, sind britische oder amerikanische Gutachten äußerst wohlwollend verfasst. Auch bei französischen Gutachten, die bisher eher sachlich-realistisch formuliert wurden, setzt sich der angelsächsische Stil immer mehr durch. Kritische Töne werden Sie in ausländischen Gutachten nicht finden – Kritik erkennen Sie eher daran, welcher Aspekt nicht angesprochen wird. Dieser Umstand ist für Sie als deutscher Student mit womöglich deutschen Gutachtern nicht besonders vorteilhaft, da Sie auch mit ausländischen Studenten um Studienplätze konkurrieren: Den beurteilenden Hochschulprofessoren ist dieser Unterschied nicht immer bewusst. Wir sehen zwei Möglichkeiten, diesen Nachteil auszugleichen: 4 Versuchen Sie, mindestens eines Ihrer Gutachten von einem ausländischen Dozenten anfertigen zu lassen, sollten Sie einen kennen. Dabei bieten sich ausländische Gastprofessoren an oder Lehrende, die Sie während eines Auslandssemesters kennengelernt haben.
4 Weisen Sie Ihren deutschen Gutachter gezielt auf die Konkurrenz durch andere Bewerber mit ausländischen positiven Gutachten hin. Das gilt insbesondere, wenn Sie sich auf ein Masterprogramm im Ausland bewerben. Vielleicht werden Sie sich fragen, warum wir Ihnen den erforderlichen Inhalt eines Gutachtens so detailliert erklären. Schließlich ist es ja der Professor, der die Inhalte des Gutachtens bestimmt. Diese Erwartung trifft jedoch nur bedingt zu: Als Student haben Sie große Möglichkeiten, auf den Inhalt Ihres Gutachtens einzuwirken. Diese Möglichkeiten schildern wir Ihnen im nächsten Abschnitt.
5.3.2
Aktiv den Inhalt des Gutachtens mitbestimmen
Akademische Gutachten gelten als Dokumente mit vertraulichem Inhalt. Dennoch ist es vielen Studenten möglich, den Inhalt ihres Gutachtens aktiv mitzubestimmen. Führen Sie sich vor Augen, dass Ihr Gutachter nur wenig Zeit für Sie und Ihr Gutachten hat. Darüber hinaus kennt er Sie und Ihren Lebenslauf kaum. Das bedeutet, dass die Erstellung eines Gutachtens für ihn äußerst zeitaufwändig ist. Hochschullehrer mögen kurze und knackige Vorlagen, aufgrund derer sie schnell entscheiden können. Darin liegt Ihre Chance, die Inhalte des Gutachtens zu bestimmen. Ihren Notennachweisen und Lebenslauf können Sie beispielsweise eine selbst angefertigte Kurzbeschreibung des Masterprogrammes beifügen, in der Sie das Profil in einem auf Sie passenden Kontext darstellen. In einem Anschreiben an den Professor können Sie auch die wichtigen Punkte des Gutachtens und Ihre besten Eigen-
125 5.3 · Professorengutachten als zentrales Element Ihrer Bewerbung
schaften für den Bewerbungsprozess hervorheben. In der Regel werden solche Hilfen dankbar angenommen. Weiterhin kann es helfen, wenn Sie über gute persönliche Kontakte zum Lehrstuhl Ihres Gutachters verfügen. Wenn Sie einen wissenschaftlichen Mitarbeiter Ihres Vertrauens von Ihrem Gutachtenwunsch in Kenntnis setzen, kann dieser für seinen Vorgesetzten einen Formulierungsvorschlag erarbeiten, in dem Ihre inhaltlichen Wünsche Eingang finden. Faire Professoren werden Sie über den Inhalt des fertigen Gutachtens in Kenntnis setzen und Ihnen eventuell eine Kopie geben. Alternativ lohnt ein guter Draht zu wissenschaftlichen Mitarbeitern des Lehrstuhls, die das Gutachten für den Professor formulieren. Faire Gutachter werden Ihnen aber auch offen und ehrlich sagen, wenn sie Ihnen kein Gutachten schreiben möchten, weil es eventuell nicht gut genug werden könnte. Diese Antwort müssen Sie akzeptieren. Seien Sie dankbar für den ehrlichen Hinweis. Auf keinen Fall sollten Sie bei einer Absage auf einem Gutachten bestehen: Die Chancen, dass Sie in einem erzwungenen Gutachten positiv beurteilt werden, werden äußerst gering sein. Falls Sie Ihren Gutachter bereits besser kennen und er einen positiven Eindruck von Ihnen hat, können Sie unter Umständen auch erreichen, dass Sie Ihr Gutachten selbst vorformulieren dürfen. Natürlich dürfen Sie ihn danach nicht explizit fragen. Doch gibt es Möglichkeiten, durch gezielte Fragen Ihr Anliegen klar zu kommunizieren: 4 Machen Sie in einem persönlichen Gespräch deutlich, dass Ihnen sehr viel an einem Gutachten liegt, das auf Ihre Person genau passt. 4 Unterstreichen Sie die Bedeutung eines Gutachtens, das genau auf das Profil des Masterstudienganges ausgerichtet ist. 4 Heben Sie hervor, dass Sie mit ausländischen Studierenden konkurrieren, die erfahrungsgemäß sehr gute Gutachten vorlegen. Übrigens sind die Namen von Professoren, die Studenten ihre eigenen Gutachten entwerfen lassen, ein offenes Geheimnis an Fakultäten. Wenn Sie sich genauer umhören, werden Sie einige Professoren herausfinden, die Sie bereits kennen. Sollten Sie die Chance erhalten, Ihr Gutachten selbst zu formulieren, sollten Sie das Gutachten mehreren Personen zum Gegenlesen vorlegen. Kritische Anmerkungen sollten Sie entsprechend berücksichtigen. Die Möglichkeit, Ihr Gutachten selbst zu schreiben, ist eine große Chance, die Sie in Ihrer Masterbewerbung enorm weiterbringen kann. Nutzen Sie diese Chance und lesen Sie die Mustergutachten auf der Produktseite zum Buch als Formulierungshilfe und Anregung. Musterdokumente finden Sie auf der Produktseite zum Buch (www.springer.com/978-3-642-13019-9) auf Deutsch, Englisch und Französisch. Doch auch wenn Sie die Inhalte Ihrer Gutachten nicht aktiv mitbestimmen können, gibt es eine Möglichkeit, schlechte Gutachten auszusortieren und nicht in die Bewerbung einfließen zu lassen. Wie das geht, zeigt Ihnen der nächste Abschnitt.
5
126
Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
5.3.3
5
Vertrauliche Inhalte der Gutachten in Erfahrung bringen
Bei manchen Gutachtern kann es vorkommen, dass Sie sich über die Aussagen des Gutachtens nicht sicher sein können. Vielleicht haben Sie schon von Kommilitonen gehört, dass der Gutachter diese in einem Gutachten schlecht beurteilt habe. In diesem Fall könnte es für Sie von Interesse sein, die Inhalte eines Gutachtens in Erfahrung zu bringen. Dies gilt vor allem dann, wenn Sie keine Möglichkeit haben, den Inhalt Ihres Gutachtens mitzubestimmen. Es gibt keine legale Möglichkeit, dies zu tun, wenn Ihr Professor es nicht möchte. Die Gutachten sind vertraulich zwischen dem Professor und Ihrer Zieluniversität – und das aus gutem Grund. Manche Kommilitonen werden Ihnen raten, darauf zu bestehen, dass Ihre Gutachten nicht direkt an die Zieluniversität geschickt werden. Sie könnten sagen, dass die Gutachten Ihrer Bewerbung beiliegen sollten, damit sie im Bewerbungsprozess nicht verloren gingen. Auch könnten Sie sagen, dass Sie die Gutachten in doppelter bzw. dreifacher Ausführung in getrennten Umschlägen benötigen würden, da die Zieluniversität es so fordern würde. Viele Studenten durchleuchten dann die Briefe mit einer starken Lampe oder öffnen die zusätzlich erstellten Gutachten. Wir möchten Sie vor dieser Praxis ausdrücklich warnen. i Aufgrund des geringen Entdeckungsrisikos ist es verbreitet, so zu handeln. Doch Gutachten sind vertrauliche Dokumente. Sie werden zumeist mit einem Dienstsiegel und einer Unterschrift über der Briefumschlagslasche versiegelt. Wenn Sie die Umschläge öffnen, machen Sie sich strafbar.
5.4
Persönliches Auswahlgespräch
Bevor Sie sich bewerben, sollten Sie dringend den Respekt vor den Auswahlkommissionen verlieren. Bewerber für ein Masterprogramm werden in der Regel nicht durch einen einzigen Hochschullehrer ausgewählt. Vielmehr sind es Hochschulmitarbeiter und Professoren, die die entsprechenden Komitees bilden. Diese sichten die Bewerbungen und beraten über die Aufnahme oder Ablehnung des Bewerbers. Meistens werden diese Gremien durch die Hochschulverwaltung unterstützt: Dabei kommen formale und inhaltliche Kriterien zum Tragen (7 S. 103). Die Verwaltung führt eine grobe Vorauswahl durch und sortiert die Bewerbungen aus, die den formalen Anforderungen nicht genügen. Das sind meistens unvollständige Bewerbungen oder Bewerbungen, die unlesbar oder schlecht gestaltet sind. Den Auswahlkommissionen sitzt zumeist ein Hochschullehrer vor, der mit dem entsprechenden Masterprogramm fachlich sehr verbunden ist. Häufig ist es ein Professor, der mit der Umsetzung des Bologna-Pro-
127 5.4 · Persönliches Auswahlgespräch
zesses an der Zielfakultät betraut ist. Manchmal ist es auch der Dekan der Fakultät. In Auswahlkommissionen wird nicht per Handmeldung abgestimmt. Vielmehr wird versucht, Entscheidungen im Konsens herbeizuführen. Das führt dazu, dass der Ausschussvorsitzende durch seine Rolle als Moderator eine zentrale Rolle einnimmt. Große Konflikte werden daher nicht ausgetragen; die Mitglieder der Kommission haben meistens einige Favoriten, die sie durchbringen möchten. Diese Bewerber haben entweder ein fachlich besonders interessantes Profil, oder sie wurden den Kommissionsmitgliedern über persönliche Kontakte empfohlen. Das Schicksal der anderen Bewerber ist ihnen jedoch relativ egal.
5.4.1
Mögliche Themen
Natürlich verläuft jedes Gespräch anders, doch mit den folgenden Ratschlägen sind Sie gut gewappnet, in jedem akademischen Bewerbungsgespräch zu bestehen. Es wäre falsch, Ihnen an dieser Stelle vorgegebene Antworten zu vermitteln. Wir möchten Ihnen nachfolgend einige Themenblöcke benennen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in Ihrem Auswahlgespräch angesprochen werden. Darüber hinaus geben wir Ihnen Tipps, wie Sie auf kritische Fragen souverän reagieren können. Machen Sie sich bewusst: Sie können die Inhalte des Auswahlgespräches zum großen Teil mitbestimmen. Die Gesprächsgrundlage wurde nämlich von Ihnen geliefert: Ihre Bewerbung. Alles, was mit Ihnen besprochen wird, leitet sich aus Ihren Unterlagen ab. Man wird Sie daher zu Ihrem Lebenslauf, zu Ihrer Motivation, zu Studieninhalten und -schwerpunkten, zu Ihren beruflichen Zielen und sozialen Fähigkeiten befragen. Führen Sie sich vor Augen, dass Ihr Gegenüber Sie nicht kennt – sondern nur die Bewerbungsmappe, die er sich für höchstens fünf Minuten angesehen hat. Die Struktur des Bewerbungsgespräches richtet sich oft nach Ihrem Lebenslauf (7 S. 115). Man wird Sie fragen, mit welcher Motivation Sie Ihre Entscheidungen in Ihrem Leben getroffen haben und sich besonders auf Ihre bisherige Studien- und Fächerwahl konzentrieren. Achten Sie darauf, dass Sie in Ihren Antworten stets Ihr Interesse für den angesprochenen Aspekt im Hinblick auf das Masterprogramm erwähnen (»Mein Praktikum in Argentinien hat mein Interesse an lateinamerikanischer Geschichte gestärkt. An Ihrer Universität gibt es dazu einen Forschungsschwerpunkt von hervorragendem Ruf.«). Ihre Antworten sollten nüchtern ausfallen – Ironie und Witz sollten Sie nur dann sparsam nutzen, wenn Sie zu Ihrem Gegenüber eine persönliche Ebene aufbauen können. Das merken Sie an der Körpersprache und der allgemeinen Atmosphäre. Wichtig: Deutsche Hochschulen sind oft Hexenkessel von Eitelkeiten und Neid. Erwähnen Sie daher keinesfalls, dass Sie vor allem und ausschließlich die Arbeit von Professor Hasenpeter schätzen. Der Ton macht die Musik: Erwähnen Sie auch die Leistungen anderer Kollegen. Professor Etzenkiel, der ebenfalls in der Auswahlkommission sitzt, könnte sich ansonsten gekränkt fühlen und gegen Sie votieren. Sprechen Sie immer generell von Forschungsschwerpunkten und Ähnlichem.
5
128
Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
. Tab. 5.2. Warum gerade dieser Studiengang? Ihr Lebenslauf: persönliche Erfahrungen, Praktika, Engagement, Familie
Persönliches Forschungsinteresse; deckt sich ideal mit der Institution: Nennen Sie Beispiele!
Zitieren von Werbeaussagen: internationales Umfeld, moderne Bibliothek, sehr gute Betreuung etc.
Darüber hinaus wird man Sie zu Ihrer Motivation befragen, ausgerechnet diesen Masterstudiengang studieren zu wollen. In Ihren Antworten sollten Sie – wie in . Tabelle 5.2 – eine Drei-Drittel-Strategie verwenden: Ein Drittel begründen Sie mit Ihrem Lebenslauf, aus dem das gewünschte Masterprogramm die logische Konsequenz ist. Ein Drittel Ihrer Antwort verwenden Sie auf Ihr persönliches Forschungsinteresse, das sich mit den Inhalten des gewünschten Studiums decken wird. Ein weiteres Drittel begründen Sie mit den allgemeinen Aussagen der Werbeunterlagen des Masterstudiums.
5
Beispiel
Festing, M., von Richthofen, C. (2005) Die Auswahl von Studierenden der Internationalen Betriebswirtschaftslehre. Kriterien, Verfahren und Strategien der Qualitätssicherung am Beispiel des European Masters in Management der ESCP-EAP European School of Management. ESCP-EAP Working Paper Nr. 13, Berlin
Die sieben Zielkriterien des Auswahlprozesses der renommierten ESCP Europe in Berlin 4 Werdegang: Passen Leistungsschwerpunkte des Lebenslaufs zum Profil des Studiengangs? 4 Fachliches Interesse am Studiengang 4 Motivation: Ist der Bewerber intrinsisch motiviert, Höchstleistungen zu erbringen? 4 Analytische Fähigkeiten: Werden Alternativen klar abgewogen und Störfaktoren in Entscheidungsprozessen berücksichtigt? 4 Flexibilität: Kann der Kandidat sich flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen? 4 Interkulturelle Offenheit: Berücksichtigt und nutzt der Kandidat Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ländern und Kulturen? 4 Soziale Kompetenz: Kann der Kandidat auf andere eingehen, mit ihnen kooperieren und Kompromisse schließen? (Angelehnt an: Festing, von Richthofen 2005)
Weiterhin wird man Ihnen im Auswahlgespräch fachlich auf den Zahn fühlen. Dieses Buch kann natürlich keine detaillierten fachlichen Fragen Ihres Bereiches auflisten. Sie können einen Großteil der Fragen jedoch gut vorbereiten, da Sie Ihren eigenen fachlichen Hintergrund bzw. die Themengebiete, die in Ihrem Masterstudiengang abgefragt werden. Die Fragen werden zum einen Faktenwissen prüfen (einschlägige Theorien, Daten, Personen) und zum anderen Ihre Methodenkompetenz testen. Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihnen auch Fragen gestellt werden, die Sie gar nicht beantworten können. Damit möchte man Ihre Problemlösungskompetenz prüfen und herausfinden, wie Sie mit Herausforderungen umgehen. Ein Beispiel dafür sind Schätzaufgaben wie z. B. »Wie viele Tankstellen gibt es in Deutschland?«
129 5.4 · Persönliches Auswahlgespräch
Stehen Sie vor einem unlösbaren Problem, dann geben Sie das offen zu und sagen im gleichen Satz, dass Sie dennoch probieren möchten, es zu lösen. Dann greifen Sie sich Teilaspekte der Frage heraus und versuchen über eine ableitende Methode, diese zu beantworten: 4 Zunächst definieren Sie kritische Begriffe. 4 Danach stellen Sie inhaltliche Zusammenhänge dar. 4 Sollten Ihnen mehrere Antworten einfallen, sollten Sie das vorher ankündigen (»Ich denke, hier sollte man differenzieren.«). So signalisieren Sie dem Prüfergremium, dass Sie fähig sind, fachliche Probleme alleine zu bewältigen. Bewerberin oder Bewerber – ein Unterschied? Nach unserer Einschätzung sollten sich männliche Bewerber auf das Vorstellungsgespräch anders vorbereiten als weibliche Bewerberinnen. Auswahlkommissionen sind unterschiedlich besetzt – meistens werden sie jedoch von Männern in Führungspositionen dominiert. Das bedeutet für männliche Bewerber, äußerst bescheiden und sachlich aufzutreten. Offen demonstriertes Selbstbewusstsein wird schnell als Besserwisserei und Infragestellung der Kompetenz verstanden. Es stößt männliche Prüfer ab – auch, wenn es gerechtfertigt sein mag. Zurückhaltende Bewerber gewinnen hingegen. Bewerberinnen hingegen sollten einem männerdominierten Gremium gegenüber ein gesundes Selbstbewusstsein zeigen und keine Zurückhaltung üben. Achten Sie auf eine deutliche, verbindliche Sprache. Solange es um fachliche Themen geht, wirkt ein selbstbewusstes Auftreten überzeugender als ein schüchterner Auftritt oder der gezielte Einsatz von Charme.
Wenn Sie fachliche Fragen beantworten, können Sie Ihre Antworten mit einem Punkt Ihres Lebenslaufes (7 S. 115) verbinden. Damit geben Sie den Prüfern eine Orientierung und teilen ihnen gleichzeitig mit, dass Sie sich mit dem Thema bereits beschäftigt haben. Übrigens bringt Ihnen der Verweis auf Ihren Lebenslauf auch etwas Zeit, Ihre Gedanken für die eigentliche Antwort zu ordnen. Dieser sollte daher am Anfang Ihrer Antwort stehen, zum Beispiel: »Ja, mit dieser Frage habe ich mich auch schon in meiner Bachelorarbeit auseinandergesetzt …«. Sie werden vermutlich ebenfalls nach Ihren beruflichen Zielen (7 S. 90) befragt. Sollten Sie sich für einen forschungsorientierten Masterstudiengang bewerben, so empfehlen wir Ihnen zu sagen, dass Sie eine akademische Karriere für möglich halten oder zumindest eine Doktorarbeit anstreben. Masterstudienplätze sind rar und eng begrenzt. Im Auswahlgremium sitzen Professoren, die aus den Studenten ihres Masterstudienganges gute Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter gewinnen möchten. Beachten Sie diesen Aspekt besonders, wenn Sie eigentlich einen Berufseinstieg im Bereich der Privatwirtschaft planen. Sollten Sie bereits Praktika absolviert haben, die im engen Zusammenhang mit Ihrem Studium stehen, sollten Sie sich auch auf Fragen zu
5
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5
Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
Ihren Praktika einstellen. Sind die Praktika jedoch an einem späteren Berufseinstieg in der Privatwirtschaft ausgerichtet, werden Sie eher nicht darauf angesprochen werden. Möglich sind auch Fragen, in denen man Ihre soziale Kompetenz auf den Prüfstand stellen möchte. So könnte man Sie z. B. mit einer unverschämten Frage zu Ihrer Person provozieren (»Sie haben sich Ihre Praktika doch alle über Kontakte organisiert!«). Lassen Sie keine Provokation zu und antworten Sie strikt fachlich oder am Lebenslauf orientiert. Führen Sie sich bitte nochmals vor Augen, dass in einem akademischen Auswahlgespräch keine professionellen und erfahrenen Personaler aus der Privatwirtschaft sitzen. Zumeist sind das Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter. Die meisten haben keinerlei Kenntnisse darüber, wie man Auswahlgespräche führt. Das bedeutet, dass die Unsicherheit auf Seiten der Prüfer mitunter genauso groß ist wie Ihre Unsicherheit. Eine ungelenke oder unhöfliche Frageart des Gremiums ist oft nicht persönlich gemeint.
5.4.2
Vorbereitungsstrategie
Jedes Auswahlgespräch sollte angemessen vorbereitet werden. Besonders, wenn Sie nach Ihrem Bachelorstudium eine Pause eingelegt haben, sollten Sie sich vorher ein paar Tage nehmen, um sich in die fachliche Materie wieder hineinzudenken. Eine gute Vorbereitung erreichen Sie am besten in drei Schritten: 1. Entwickeln Sie mögliche Fragen, 2. entwickeln Sie passende Antworten, 3. üben Sie. Fragen entwickeln und erwünschte Antworten bedenken wird auch Ihr Gegenüber. Allerdings haben Sie einen entscheidenden Vorteil: Sie haben mehr Zeit zur Vorbereitung auf das Gespräch als Ihr voraussichtlicher Gesprächspartner. Darin liegt Ihre Chance. Die fünf typischen Beurteilungsfehler nach Obermann Auswahlkommissionen arbeiten nicht immer rational – sie bestehen aus Menschen, die Fehler machen und eine selektive Wahrnehmung haben. Nachfolgend finden Sie fünf typische Beurteilungsfehler, die im Rahmen von Auswahltagungen entstehen können. Verhindern können Sie das als Bewerber nicht. Allerdings können Sie Ihre Selbstpräsentation daraufhin abstimmen, dass die Wahrnehmungsfehler möglichst gering ausfallen. 4 Halo-Effekt: Hervorstechende Eigenschaften beeinflussen die Beurteilung anderer Eigenschaften. 4 Primacy-/Recency-Effekt: Der erste bzw. letzte Eindruck bestimmt das Gesamturteil. 6
131 5.4 · Persönliches Auswahlgespräch
4 Strenge-Effekt: Erwünschte Eigenschaften werden niedrig eingestuft, unerwünschte hoch. 4 Effekt der zentralen Tendenz: Extreme Urteile werden aufgrund der Gruppendynamik im Gremium gemieden. 4 Effekt der sozialen Erwünschtheit: Beurteilung erfolgt aufgrund sozialer Normen und Erwartungen. (Angelehnt an Obermann 2002)
Erster Schritt Mögliche Fragen entwickeln Sie am besten, indem Sie Ihre Bewerbungsunterlagen mehrmals durchgehen. Prüfen Sie jeden Punkt und jede Auffälligkeit Ihres Lebenslaufs und Ihrer Unterlagen. Assoziieren Sie mit jedem dieser Punkte entsprechende W-Fragen (Wer, Was, Warum, Wo etc.). Darüber hinaus entwickeln Sie Fragen, indem Sie einzelne Punkte Ihres Lebenslaufes miteinander verknüpfen. (»Warum haben Sie B gemacht, nachdem Sie A gemacht haben?«). Wenn Sie für Ihren Bachelorgrad eine Abschlussarbeit verfasst oder gar eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht haben sollten, können Sie sich auf Fragen zur Begründung des Themas und Ihrer Ergebnisse einstellen. Mögliche Fragen können Sie auch durch die Befragung früherer Bewerber entwickeln: Falls Sie jemanden kennen, der bereits die Bewerbungsprozedur durchlaufen hat, sollten Sie sie oder ihn fragen, welche Themen Sie im Gespräch zu erwarten haben.
Zweiter Schritt Im zweiten Schritt sollten Sie Antworten entwickeln und versuchen, den
angesprochenen Punkt mit anderen Punkten Ihres Lebenslaufes in Verbindung zu bringen. Das gibt Ihnen Sicherheit, denn über Ihr Leben zu sprechen, ist einfacher als über Fachthemen. Bei Antworten zu Fachfragen sollten Sie versuchen, eine Verbindung zu Ihnen vertrauten Fachthemen herzustellen. Auch das gibt Ihnen Sicherheit, da Sie so eine größere Kompetenz signalisieren können. Natürlich sitzen Ihnen in der Auswahlkommission keine allwissenden Übermenschen gegenüber – auch wenn diese das manchmal gerne so vorgeben. Es sind Menschen wie Sie, mit allen ihren Fehlern und Eigenheiten. Das bedeutet aber leider auch, dass die Entscheidungen dieser Auswahlgremien nicht unfehlbar sind. Oben (7 S. 130, 131) stellen wir Ihnen fünf typische Effekte vor, die zu einer Fehlentscheidung in Auswahlgremien führen. Sie kennen Ihr Profil und Ihre Art, mit Menschen umzugehen. Sicherlich können Sie auch beurteilen, wo Ihre Ecken und Kanten liegen, die Mitglieder einer Auswahlkommission irritieren könnten. In Ihrer Vorbereitung auf das Auswahlgespräch können Sie sich dann entsprechend darauf einstellen, um einen positiven Eindruck zu vermitteln. Sollten Sie die Namen einiger Mitglieder der Auswahlkommission kennen, lohnt die Lektüre ihrer jüngsten Artikel und Beiträge. So können Sie dann im Gespräch beiläufig auf die Erkenntnisse dieser Artikel einge-
Obermann, C. (2002) Assessment Center. Entwicklung, Durchführung, Trends. Gabler, Wiesbaden, S. 167 ff.
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
hen. Natürlich verweisen Sie nicht direkt darauf, dass Sie die Artikel gelesen haben, sondern streuen ein paar Schlagwörter ein. In der Regel wird der indirekt angesprochene Professor aufmerken und eine Rückfrage stellen, die Sie durch Lektüre seines Aufsatzes in der Regel sehr leicht beantworten können. Ein Pluspunkt für Sie. Die meisten Akademiker sind sehr eitel, was ihr Fachwissen und ihre Kompetenz betrifft. Im Auswahlgespräch ist eine Referenz auf einen der neuesten Artikel immer vorteilhaft. Achten Sie jedoch darauf, nicht einzelne Mitglieder der Auswahlkommission übertrieben hervorzuheben. Mehrmals haben wir bereits die begrenzte Vorbereitungszeit der Prüfer angesprochen. Aufgrund der Zeitbeschränkung des Prüfers müssen Sie davon ausgehen, dass sie oft nur über oberflächliche Kenntnisse Ihrer Unterlagen verfügen. Erklären Sie im Zweifel alles, was Sie in der Bewerbung aufgeführt haben, noch einmal. i Seien Sie sich bewusst, dass es die Todsünde eines jeden Bewerbungsgespräches ist, auf den Inhalt seiner Bewerbungsunterlagen hinzuweisen (»Das habe ich doch schon in meinem Motivationsschreiben geschrieben.«). Das unterstellt dem Prüfer, Ihre Unterlagen nicht sorgfältig gelesen zu haben. Auch wenn diese Einschätzung zutreffen sollte und die Prüfer die Unterlagen tatsächlich nicht gelesen haben, gibt es keine einfachere Methode, ein Prüfergremium gegen sich aufzubringen. Niemand möchte auf Fehler hingewiesen werden.
Dritter Schritt Als dritten Schritt empfehlen wir das mehrmalige Üben der Antworten. Denn wenn Sie sich auf mögliche Fragen vorbereitet haben, sollten Ihre Antworten umso flüssiger kommen. Ein gutes Mittel ist ein schriftliches Frage-Antwort-Konzept, das Sie beispielsweise in Form einer Tabelle entwerfen können. Tragen Sie in einer Spalte mögliche Fragen zu Ihrer Bewerbung ein. In einer Spalte daneben führen Sie stichpunktartig die Punkte auf, die Sie in Ihren Antworten erwähnen möchten. Die Niederschrift möglicher Fragen und Ihrer Antworten ermöglicht Ihnen auch, neue Wege der Verknüpfung verschiedener Fragestellungen zu erörtern. Ohne Verschriftlichung wäre das schwieriger. Bei mehrsprachigen Studiengängen müssen Sie sich darauf einstellen, dass in Ihrem Bewerbungsgespräch auch Englisch oder eine andere Sprache gesprochen wird. In diesem Falle erweitern Sie einfach die Tabelle um weitere Sprachspalten, damit Sie auch bei fremdsprachigen Fragen nicht konsterniert schweigen. i Über die Hälfte Ihres Vorstellungsgespräches wird aus Standardfragen bestehen, die sich auf den ersten Blick aus Ihrem Lebenslauf ergeben. Das liegt daran, dass die Prüfer keine Zeit dafür haben, ausgefeiltere Fragen zu entwickeln. Mit vorgefertigten Antworten können Sie auf Standardfragen mühelos reagieren, gewinnen Zeit, um Ihre Antwort zu verfeinern, und vermeiden die unangenehme Stille im Gespräch. Außerdem frischen Sie in der Vorbereitung Ihr Fachwissen auf.
133 5.5 · Flankierende Maßnahmen
Eine Tabelle, in der Sie mögliche Fragen aufführen, hilft Ihnen auch, das Bewerbungsgespräch mit Ihren Freunden und Bekannten zu üben. Das Üben in Form eines Frage-Antwort-Spiels gibt Ihnen Sicherheit, im Ernstfall souverän reagieren zu können. Sie werden merken, dass Sie durch eine Tabelle sicherer werden, in der sie mögliche Fragen und passende Antworten vermerken. Die Punkte, die Sie verschriftlicht haben, behalten Sie besser im Kopf. Sie können sie dann im Bewerbungsgespräch besser abrufen. Wahrscheinlich werden Ihnen diese Schritte etwas merkwürdig vorkommen. Insbesondere das Üben der Antworten in einem Rollenspiel mag ihnen seltsam erscheinen. Vielleicht, weil Sie keine anderen Studenten kennen, die sich mit ähnlicher Akribie auf das Auswahlgespräch vorbereiten. Das jedoch sollte kein Grund für Sie sein, sich nicht gut auf das Gespräch vorzubereiten: Denn in Auswahlgesprächen wird ausgesiebt und nur jene Studenten werden genommen, die anderen Bewerbern gegenüber einen Vorteil haben. Wenn Sie sich nun vor Augen führen, dass alle Bewerber sich – wie Sie – fachlich gut auf das Gespräch vorbereiten, werden Sie einsehen, dass es sich lohnt, auch an der Präsentation zu feilen und durch Voreinschätzung der Fragen und anschließendes Üben in der Kommunikation sicherer zu werden. Das allein wird Sie sicherer machen, von anderen Bewerbern abheben und letzten Endes zum Erfolg führen. Í Master nach Plan 4 Keine Angst vor dem Vorstellungsgespräch: Auch Prüfer sind Menschen. 4 Bereiten Sie sich auf drei Themenblöcke vor, die ungefähr gleich gewichtet sein sollten: Ihr persönliches Forschungsinteresse, Ihr Lebenslauf und Ihr Interesse an Professoren und Hochschule. 4 Entwerfen Sie mögliche Fragen im Voraus und üben Sie Ihre Antworten – dadurch gewinnen Sie Sicherheit.
5.5
Flankierende Maßnahmen
Mehr noch als bei einer Bewerbung in der Privatwirtschaft kommt es bei einer Bewerbung im akademischen Bereich auf weiche Faktoren an. Als Bachelorstudent sind Sie abhängig vom Wohlwollen Ihrer Professoren und ihrer Sekretariate, von der Laune der Mitarbeiter des Prüfungsamtes und von der Tagesstimmung der Personen, die Ihre Bewerbung begutachten. Daher lernen Sie in den folgenden Abschnitten, wie Sie mit den Personen, von denen Ihr Erfolg abhängt, am geschicktesten umgehen. Einen besonderen Schwerpunkt legen wir auf den Umgang mit der Verwaltung einer öffentlichen Hochschule. Weiterhin zeigen wir, wie Sie dafür sorgen können, dass Ihre Bewerbung erfolgreich ist und nicht übersehen wird: durch Kontakte und ein persönliches Netzwerk.
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
5.5.1
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Umgang mit der Verwaltung einer öffentlichen Hochschule
Falls Sie Student einer öffentlichen Hochschule sind, werden Sie einige der nachfolgend beschriebenen Probleme sicherlich kennen: Als Student sind Sie auf die Unterstützung durch die Verwaltung Ihrer Hochschule angewiesen. Doch leider lässt diese manchmal zu wünschen übrig. Das liegt jedoch nicht daran, dass in der Verwaltung böse Menschen angestellt sind, die Sie persönlich nicht mögen. Es liegt vielmehr an falschen Arbeitsanreizen, die den Mitarbeitern gesetzt werden. Bei einer laufenden Bewerbung um einen Studienplatz in einem Masterprogramm werden Sie öfter mit der Verwaltung Ihrer derzeitigen Hochschule in Kontakt treten. Es geht dabei beispielsweise um vorzeitige Notenauszüge (7 S. 116), Bescheinigungen des Sprachenzentrums oder den Nachweis der aktuellen Semesterzahl. Zunächst: Mitarbeiter einer öffentlichen Verwaltung werden nicht abhängig von dem Erfolg ihrer Leistungen für Sie als Student bezahlt. Sie erhalten einen festen Lohn, unabhängig davon, wie vielen Studenten sie helfen können. Im Extremfall führt das zu komplizierten Öffnungszeiten oder umständlichen Formalien, damit nur die Studenten an der Bürotür anklopfen, die ein ernsthaftes Problem haben. Natürlich gibt es viele hilfsbereite und wohlwollende Verwaltungsangestellte. Seien Sie froh, wenn Sie bisher vor allem mit solchen zu tun hatten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie auch mit einer Verwaltung erfolgreich umgehen, die lediglich Dienst nach Vorschrift macht. Das Handeln der Verwaltung Ihnen gegenüber wird durch zwei Leitprinzipien bestimmt: 4 Arbeit wird über eine bestimmte Ordnung genau festgelegt und zugeteilt. Diese Verwaltungsabläufe sollen dazu führen, dass jeder Bürger von der Verwaltung gleich behandelt wird und es keine Benachteiligungen oder Bevorzugungen gibt. 4 Jedes zusätzliche Stück Arbeit, das über dieses Soll hinausgeht, bedeutet zusätzlichen Aufwand, da bestehende Strukturen umgangen oder hinterfragt werden. Es wird daher vermieden werden – Sie sind hier also mit Arbeitsminimierung konfrontiert. Für Sie bedeutet das konkret: Halten Sie bei Ihrer Bewerbung sowie Ihrer Vorbereitung dringend die vorgegebenen Verwaltungsabläufe ein. Und: Helfen Sie der Verwaltung, ihren Arbeitsaufwand zu minimieren. Die nachfolgenden Hinweise beziehen sich in erster Linie auf Verwaltungen in Deutschland und Südeuropa. Gerade im englischsprachigen Ausland haben die Hochschulverwaltungen aufgrund des harten Wettbewerbs oft ein anderes Selbstverständnis. Sie gelten als äußerst dienstleistungsorientiert und pragmatisch. Auch in Deutschland gab es in den letzten Jahren zahlreiche Verbesserungen – was jedoch nicht bedeutet, dass sich der Trend zu einer studentenorientierten Verwaltung schon überall durchgesetzt hätte.
135 5.5 · Flankierende Maßnahmen
Hauptinteresse 1: Einhaltung der Verwaltungsabläufe Verwaltungsabläufe regeln die Arbeitsweise der Verwaltungen in Hochschulen. Sie sind meist relativ inflexibel, da man verhindern möchte, dass Studenten willkürlich behandelt werden. Für Sie bedeutet das: Die Verwaltung darf nur das gegen Sie unternehmen, was in Gesetzen und den Ordnungen (z. B. Ihrer Prüfungsordnung) festgelegt ist (7 S. 83). Das bedeutet jedoch auch, dass Sie sich an die Verwaltungsabläufe halten müssen, um korrekt behandelt zu werden: sowohl an Ihrer derzeitigen Hochschule als auch bei der Zielhochschule, an der Sie sich bewerben. Bevor Sie mit der Verwaltung Ihrer derzeitigen Hochschule in Kontakt treten, sollten Sie prüfen, wer für Ihre Angelegenheit zuständig ist. Viele Reibereien zwischen Studenten und Angestellten der Hochschulverwaltung entstehen, weil Studenten sich an die falschen Ansprechpartner wenden. Grundsätzlich gilt: Halten Sie sich an den normalen Dienstweg. Dieser geht in der Hierarchie der Verwaltung von unten nach oben. Mit einem kleinen Problem beim Abteilungsleiter des Prüfungsamtes aufzuschlagen ist mutig – zielführend ist es jedoch nicht. Aber auch im Umgang mit der Verwaltung der Zielhochschule sollten Sie einige Regeln beachten. Da Ihre Bewerbung um ein Masterprogramm einer öffentlichen Hochschule auch einem eigenen Verwaltungsablauf unterliegt, wird Ihre Bewerbung nach zwei Kriterien geprüft: 4 formal: Hat der Bewerber alle Formalien eingehalten? 4 inhaltlich: Passt der Bewerber zu uns? Wie bereits zuvor erwähnt, raten wir Ihnen dringend, sich mit den formalen Voraussetzungen des Bewerbungsvorgangs auseinanderzusetzen und sie peinlich genau einzuhalten (7 S. 103). Die formalen Erfordernisse der Bewerbung (»englisches Motivationsschreiben auf zwei Seiten, tabellarischer Lebenslauf mit Passfoto, das lose angeheftet ist, alles in zweifacher Ausfertigung«) mögen auf den ersten Blick willkürlich und als Schikane erscheinen. Dennoch lohnt es sich, diese Formalien einzuhalten. Wenn Sie zum Beispiel ein oder mehrere Dokumente nicht mitschicken, sind Sie auf das Wohlwollen der Verwaltung angewiesen. Oft werden Sie sie lediglich nachreichen (7 S. 119) müssen. Manchmal kann es aber auch passieren, dass Ihre Bewerbung aufgrund eines solchen vermeidbaren formalen Fehlers nicht berücksichtigt wird.
Hauptinteresse 2: Arbeitsminimierung Ein weiteres Interesse der Verwaltung ist die Minimierung des eigenen Arbeitsaufwandes. Auch dies können Sie in einen Vorteil für sich verwandeln: Helfen Sie den Sekretariaten, indem Sie Termine per E-Mail rückbestätigen, passende Unterlagen sofort bereithalten und sich auf das Gespräch vorbereiten. Vielleicht werden Sie von Mitarbeitern Ihrer derzeitigen Hochschule hören, dass für Ihren Fall »keine Zeit« bestünde oder der Mitarbeiter »nicht zuständig« sei. Nehmen Sie diese Aussage nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, dass der Mitarbeiter keine Zeit hat, sondern an dem System, in dem er arbeitet. Helfen Sie ihm, indem Sie sich im Voraus über
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
die Prüfungsordnung informieren oder eine Vorlage anfertigen und diese mitbringen. Wenn niemand für Ihr Anliegen Zeit zu haben vorgibt, vereinbaren Sie einen verbindlichen Termin innerhalb der gleichen Woche (Rückbestätigung per E-Mail!). Falls sich niemand zuständig fühlt, fragen Sie nach anderen zuständigen Mitarbeitern. Auch die Frage, inwiefern man dem Mitarbeiter denn helfen könne, wirkt manchmal Wunder. Es kann jedoch auch sein, dass »keine Zeit« und »nicht zuständig« eine Methode sind, um Sie loszuwerden. Dann sollten Sie beim Vorgesetzten des Mitarbeiters anfragen, wer zuständig ist. Das machen Sie am besten telefonisch. Alternativ können Sie einem Hochschullehrer die Lage schildern und um seine Fürsprache bitten. Zuletzt: Seien Sie höflich. Der Ton macht die Musik. Die meisten Studenten nehmen die mangelnde Studentenorientierung einiger Verwaltungsmitarbeiter persönlich und reagieren entsprechend wütend. Eskalation bringt jedoch nichts. Solange man Sie nicht unverschämt behandelt, sollten Sie daher höflich, aber bestimmt bleiben. Mit Höflichkeit setzen Sie sich zudem positiv von anderen Studenten ab und erreichen so eher Ihre Ziele als mit direkter Konfrontation. Werben Sie um Verständnis für Ihre Lage – weniger dominant als höflich-verzagt. i Meistens wirkt auch die Frage, ob der Stress denn wieder groß sei, als Gesprächseinstieg Wunder: Diese Frage wird man Ihnen gleich bestätigen und wenn Sie Mitleid zeigen, haben Sie das Herz der Verwaltungsangestellten im Fluge erobert. Ein persönliches Vorsprechen bei der Verwaltung bringt mehr als eine unverbindliche E-Mail, die leicht gelöscht werden kann.
Fristgerechter Erhalt von Zeugnissen Falls Sie sich noch während Ihres Bachelorstudiums auf ein Masterstudium bewerben, werden Sie vor dem Problem stehen, dass der Einsendeschluss für die Bewerbungsunterlagen des Masterstudiums vor der Erlangung Ihres Bachelorgrades liegt. Sie sind daher gezwungen, ihre vorläufigen Notenauszüge einzureichen und zu hoffen, dass man sich daraus einen Reim auf Ihre Abschlussnote machen wird. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Sie dieses Fristenproblem der Zielhochschule klar signalisieren. Das können Sie in Ihrem Anschreiben machen. Allerdings ist ein zweiter Brief Ihres akademischen Gutachters, den Sie Ihren Unterlagen beilegen, glaubwürdiger. Dieser Brief unterscheidet sich vom akademischen Gutachten und sollte in zwei bis drei Sätzen folgende vier Punkte ansprechen: 4 Woher ist der Student bekannt? 4 Die Erstellung eines abschließenden Notenauszuges war bis zum Stichtag nicht möglich. 4 Welche Noten hat er bisher erbracht? 4 Welcher Abschlussnotenbereich ist realistisch? Insbesondere bei Bewerbungen auf Masterprogramme im Ausland ist ein solches Schreiben ratsam. Denn Auswahlgremien an ausländischen
137 5.5 · Flankierende Maßnahmen
Hochschulen können die oft langwierigen Vorgänge in deutschen Hochschulverwaltungen nur selten nachvollziehen – Verzögerungen werden dann Ihnen angelastet, und ein Verweis auf die langsam arbeitende Verwaltung als Ausrede abgetan. Daher ist es wichtig, dass bei Bewerbungen im Ausland Ihr Professor ein gutes Wort einlegt und bestätigt, dass das Dokument nicht auf Grund Ihres Versäumnisses fehlt. Um Ihre vorläufigen Zeugnisse zeitgerecht zu erhalten, empfehlen wir Ihnen, eine ausreichende Zwischenfrist einzuplanen und sich rechtzeitig um die erforderlichen Unterlagen zu kümmern. Etwa drei Monate vor dem Einsendeschluss der Bewerbung sollten Sie beginnen, sich um die erforderlichen Unterlagen Ihrer gegenwärtigen Hochschule zu kümmern. Hochschulverwaltungen arbeiten in der Regel gründlich, aber langsam. Planen Sie daher ausreichend Pufferzeiten ein. Sie sollten versuchen, alle erforderlichen Dokumente bis zu einem Monat vor dem eigentlichen Einsendeschluss gesammelt zu haben. Ersparen Sie sich unnötigen Stress, denn es kann noch genug andere Verzögerungen geben.
5.5.2
Erfolgreiches Netzwerken zur aktiven Förderung der Bewerbung
Zu einer erfolgreichen Bewerbung gehört nicht nur eine gute Bewerbermappe. Ein entscheidender Faktor einer erfolgreichen Bewerbung ist und bleibt das erfolgreiche Einsetzen persönlicher Kontakte. Die Unterstützung Ihrer Bewerbung durch persönliche Kontakte ist nichts Schlimmes oder gar Anrüchiges: Denken Sie daran, dass Ihre Bewerbung angesichts hoher Konkurrenz sonst möglicherweise nicht beachtet werden könnte. Daher ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass die richtigen Personen wissen, dass Sie gut sind und sich beworben haben. Bewerbungsprozesse sind oft nicht reibungslos organisiert und manchmal werden Absagen nur erteilt, weil die Bewerbung in einer falschen Ablage landete. Mehr noch als in der Privatwirtschaft kommt es daher in der akademischen Welt auf persönliche Empfehlungen an. Denken Sie an ein Auswahlkomitee, das an einem Nachmittag über das Schicksal von 90 Bewerbern aus 15 verschiedenen Ländern mit sieben unterschiedlichen Notensystemen entscheiden muss. Das ist der Normalfall bei deutschen Masterprogrammen. Die Auswählenden in den Universitätsgremien haben keinerlei Erfahrungen in der Personalauswahl und nicht viel Zeit und Muße, sich mit der Auswahl zu beschäftigen. Sie verlieren so schnell den Überblick. Sie wissen, dass sie nicht viel wissen – möchten gleichzeitig aber Fehlentscheidungen vermeiden. Umso dankbarer werden sie sein, über eine persönliche Empfehlung auf geeignete Studenten hingewiesen zu werden. Das spart Zeit, gibt ihnen Sicherheit und nimmt ihnen in gewisser Weise auch die Verantwortung bei einer Fehlentscheidung. Das glauben Sie nicht? Denken Sie an sich selbst: Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen brauchbaren Zahnarzt suchen oder abends in ein gutes
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
Restaurant gehen möchten? Lesen Sie die Gelben Seiten? Studieren Sie stundenlang Gourmetführer oder Restaurantkritiken? Die meisten von Ihnen werden sich auf die Ratschläge guter Freunde verlassen. Sie sollten sicherstellen, dass Sie es sind, der anderen Personen empfohlen wird – das gilt übrigens nicht nur für das anstehende Masterstudium. Wichtig ist jedoch, dass die richtigen Leute Sie empfehlen. Wie das geht, zeigen wir im nächsten Abschnitt.
Zielgruppen erkennen und kontaktieren
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Damit Ihre Bewerbung erfolgreich ist, müssen Sie dafür sorgen, dass die richtigen Entscheidungsträger über Ihre Bewerbung positiv entscheiden. Das erreichen Sie zum einen durch eine positive Fürsprache anderer für Ihre Bewerbung (7 S. 140), aber auch dadurch, dass Sie Ihre Bewerbung auf die Zielgruppe genau abstimmen. Für den Erfolg Ihrer Bewerbung ist das äußerst wichtig: Schließlich möchten Sie verhindern, dass Ihre Bewerbung um einen Studienplatz abgelehnt wird, weil sie zwei Monate lang auf dem Schreibtisch des falschen Mitarbeiters lag, oder? Daher erklären wir Ihnen nachfolgend zunächst die Struktur einer Hochschule und geben Ihnen dann Hinweise, wie Sie den richtigen Ansprechpartner im Bewerbungsprozess finden. Bewerber für ein Masterprogramm werden in der Regel nicht durch einen bestimmten Hochschullehrer ausgewählt. Vielmehr sind es Auswahlkommissionen, die von Universitätsmitarbeitern und Professoren gebildet werden (7 S. 126). Diese sichten die Bewerbungen und entscheiden über eine Aufnahme des Bewerbers. Meistens werden diese Gremien durch die Universitätsverwaltung unterstützt: Die Verwaltung führt eine grobe Vorauswahl durch und sortiert die Bewerbungen aus, die den formalen Anforderungen (7 S. 103) nicht genügen. Das sind meistens unvollständige Bewerbungen oder Bewerbungen die unlesbar oder schlecht gestaltet sind. Die Kommission prüft dann, ob der Kandidat den Kriterien auch fachlich-inhaltlich (7 S. 104) entspricht. Zunächst geben wir jedoch noch einen Überblick über Universitäts- und Lehrstuhlstrukturen und zeigen Ihnen anschließend, wie Sie den richtigen Ansprechpartner finden. Universitäts- und Lehrstuhlstrukturen
Die wichtigste Einflussgröße innerhalb einer deutschen Hochschule ist nicht der Präsident oder der Kanzler – es ist der Professor. Im internationalen Vergleich haben deutsche Professoren oft einen sehr großen Einfluss im Bereich der Hochschulpolitik. Doch es gibt auch andere wichtige Instanzen. Wir geben Ihnen hier eine Kurzbeschreibung des Aufbaus einer deutschen Hochschule. An der Spitze der Hochschule steht normalerweise der Rektor, auch Präsident genannt. An der Spitze der Verwaltung (7 S. 134) der Hochschule, die nicht wissenschaftlich arbeitet, sondern für die administrativen Abläufe verantwortlich zeichnet, steht der Kanzler. Es handelt sich in der Regel um einen Verwaltungsfachmann und nicht um einen Professor. Verwaltung und Wissenschaft werden gemeinsam im Senat vertreten. Das ist das oberste und damit wichtigste Entscheidungsgremium, in dem
139 5.5 · Flankierende Maßnahmen
Professoren, wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter sowie meist auch Studenten ihren Sitz haben. Dominiert wird dieses Gremium zahlenmäßig von Professoren. Die Hochschule untergliedert sich in Fakultäten, denen jeweils ein Dekan vorsteht. Dieser Posten wechselt in den meisten Fällen turnusmäßig. Das wichtigste Entscheidungsgremium ist auf Fakultätsebene der Fakultätsrat. Die Masterstudenten werden meistens von einem Unterausschuss des Fakultätsrates ausgewählt, der in den meisten Fällen BA/ MA-Ausschuss heißt. Dieser ist mit Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern besetzt, in manchen Fällen auch mit einem Vertreter der Studentenschaft. Die Mitglieder des BA/MA-Ausschusses können Sie der Internetseite des Dekanats der Fakultät entnehmen. Sind die Mitglieder des Ausschusses nicht gelistet, genügt eine formlose Anfrage an das Dekanat – im Falle einer öffentlichen Hochschule besteht eine Auskunftspflicht. Lehrstühle haben immer den Professor als zentrale Leitfigur. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter sind in einem hohen Maß vom Lehrstuhlinhaber abhängig, da sie meist entweder an ihrer Doktorarbeit oder an ihrer Habilitation arbeiten. Auch wenn Professoren sich oft von ihren Mitarbeiterin in Gremien vertreten lassen, gilt daher: Die Hauptentscheidungsmacht im Senat, in den Fakultätsräten und anderen Gremien liegt daher – wie eingangs erwähnt – bei den Professoren. Den richtigen Ansprechpartner finden
Welche Frage Sie auch immer haben – es ist wichtig, dass Sie die richtige Person finden, die sie Ihnen beantworten kann. Dabei gibt es mitunter mehrere richtige Personen, die Ihnen aus ihren Perspektiven verschiedene Antworten geben. Denn ein Student kann einen völlig anderen Blickwinkel haben als ein Mitarbeiter der Fakultät. Deshalb raten wir Ihnen im gesamten Buch, sich umfassend bei möglichst vielen verschiedenen Stellen über die Faktoren zu informieren, die für Ihre Bewerbung ausschlaggebend sind. Jede Suche beginnt zunächst im Internet. Versichern Sie sich, dass Ihre Fragen nicht bereits ausreichend auf den Webseiten der Hochschule beantwortet werden. Denn selbst wenn man Ihnen freundlich mitteilt, dass Sie doch zunächst im Internet nachschauen sollten, hinterlässt es doch einen schlechten Eindruck, wenn Sie die Webseite nicht gut kennen. In den meisten Fällen hilft ein Anruf oder eine E-Mail ans Dekanat einer Fakultät. Insbesondere technische Fragen, also Fragen zu Bewerbungsformalien und -fristen, werden die Mitarbeiter hier schnell klären können. Auch bei Fragen zu wissenschaftlichen Schwerpunkten Ihres Studiums wird man Ihnen meist gerne weiterhelfen. In diesem Zusammenhang möchten wir betonen, dass der Umgang mit Ihren Fragen ein wichtiges Qualitätszeichen einer Hochschule ist. Wenn man Ihnen freundlich und kompetent hilft, spricht dies für die Institution, abwimmelnde und unfreundliche Antworten zeugen hingegen von einer schlechten Kultur. Wichtig sind ebenfalls Studentenvertreter (7 S. 62). Wie bereits beschrieben, können diese Ihnen oftmals hilf-
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
reiche Tipps geben. Wie Sie Kontakt zu Studierenden der Zielhochschule aufnehmen können, erklären wir auf den Seiten 60 ff. Fragen Sie bei mehreren Studierenden nach, um eventuelle Falschantworten aufzudecken. Und lassen Sie sich nicht entmutigen: Manche haben ein eigenes Interesse daran, die Aufnahmekriterien für ihren Masterstudiengang als besonders hart darzustellen. Doch auch Studenten kochen nur mit Wasser: Natürlich kommen nicht nur die Besten durch die Auswahlprozesse, sondern auch Durchschnittsstudenten. Denken Sie an die Nachrückerdynamik (7 S. 100), die auch normalen Studenten große Chancen eröffnet. Im Laufe Ihrer Bewerbung werden Sie vermutlich mehrmals Kontakt mit der Zielhochschule aufnehmen. Nicht immer werden Sie mit demselben Ansprechpartner sprechen und nicht immer wird sich dieser Ansprechpartner auch an das erinnern, was er vor einigen Wochen mit Ihnen besprochen hat. Wir raten Ihnen daher, nach jedem Telefonat kurz schriftlich zusammenzufassen, was besprochen wurde – vergessen Sie dabei nicht, den Namen des Ansprechpartners zu notieren. Auch sollten Sie E-Mails mit wichtigen Informationen ausdrucken und in einem Ordner sammeln. Ihre Kontakte nutzen
Es gibt zwei grundsätzliche Möglichkeiten, Kontakte zu nutzen. Im ersten und komplizierteren Fall müssen Sie sich Ihr Netzwerk an der Zielhochschule erst noch schaffen. Auch dies ist möglich. Im zweiten und besseren Fall wenden Sie sich an Ihre bestehenden Kontakte. Dies werden in erster Linie Ihre Professoren und Dozenten sein. Um erfolgreich persönliche Kontakte einsetzen zu können, müssen Sie in jedem Fall zunächst herausfinden, wer mit der Auswahl der Studenten in Ihrem gewünschten Masterprogramm betraut ist. Am Anfang steht die Suche nach den Verantwortlichen im Auswahlgremium. Gehen Sie dabei ähnlich vor wie bereits vorher beschrieben: 4 Erkundigen Sie sich bei gegenwärtigen Studenten oder der Fachschaft des gewünschten Masterprogramms, welcher Professor Mitglied der Auswahlkommission für zukünftige Studierende ist. An den meisten Fakultäten ist das ein offenes Geheimnis. In den Auswahlausschüssen für Bewerber für die Masterstudiengänge sitzen zumeist auch mehrere wissenschaftliche Mitarbeiter. Zum einen, weil sie näher an den Studenten sind und ihr Rat gebraucht wird. Zum anderen, weil sie ihren Chef in dem Gremium vertreten müssen, weil er weder Zeit noch Lust hat, sich mit Bewerbermappen auseinanderzusetzen. 4 Auch werden zur Auswahl der Studenten nicht eigene Kommissionen gegründet, sondern die Auswahlarbeit wird an bestehende Gremien übertragen. Das kann zum Beispiel der Fakultätsrat oder der allgemeine Prüfungsausschuss der Fakultät sein. An den meisten Fakultäten deutscher Hochschulen gibt es mittlerweile auch einen BA/ MA-Ausschuss. Dieser ist in der Regel mit der Auswahl der Studierenden betraut. Falls Sie erreichen möchten, dass Ihre Bewerbung durch Personen an der Zielhochschule aktiv unterstützt wird, sollten für Sie zwei Personen inte-
141 5.5 · Flankierende Maßnahmen
ressant sein: der Dekan der Fakultät und der Vorsitzende des BA/MAAusschusses. Diese Personen haben anderen Professoren gegenüber eine herausgehobene Position. Wenn Ihre Bewerbung eine sichere Unterstützung erfahren soll, ist es wichtig, diese beiden Personen auf Ihre Seite zu ziehen und von sich zu überzeugen. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Innerhalb einer Fakultät stehen Professoren in einem Langzeitverhältnis zueinander. Jene Professoren, die zusätzlich zu ihrer Lehrstuhltätigkeit noch ein Amt innehaben, verfügen über mehr Macht. So kann der Dekan beispielsweise einzelnen Lehrstühlen mehr Mitarbeiter und Mittel zuweisen. Ähnlich verhält es sich mit dem Vorsitzenden des BA/MA-Ausschusses im Hinblick auf die Zuteilung von Studienplätzen. Durch ihre herausgehobene Stellung an der Spitze wichtiger Gremien haben diese Personen sehr viel Einfluss. Keiner der anderen Professoren möchte sich in einem Gremium mit dem Ausschussvorsitzenden anlegen – und zwar aus zwei Gründen: 4 Erstens ist der Vorsitzende des Ausschusses auch in anderen Gremien (z. B. Prüfungsausschuss oder Fakultätsrat) aktiv und könnte sich im Falle eines Angriffes in einem anderen Gremium revanchieren. 4 Zweitens wissen alle Mitglieder eines Gremiums von dieser herausgehobenen Stellung des Vorsitzenden und werden sich bei Meinungsverschiedenheiten in der Regel an der Meinung des Vorsitzenden orientieren, um Nachteile für sich zu verhindern. Diese Dynamik kann man in zahlreichen Gremien beobachten. Trotz demokratischer Strukturen hat der Vorsitzende eine sehr hohe faktische Entscheidungsmacht. Für Sie bedeutet das, dass Sie entweder den Dekan der Fakultät (hat mehr Macht als der Vorsitzende des BA/MA-Ausschusses) oder den Vorsitzenden des BA/MA-Ausschusses im Vorfeld von Ihrer Bewerbung überzeugen müssen. Haben Sie einen oder beide Personen auf Ihrer Seite, hat Ihre Bewerbung hohe Aussichten auf Erfolg. An dieser Stelle werden sich zahlreiche Leser fragen, ob gezieltes Lobbying für die eigene Bewerbung moralisch in Ordnung ist. Wir finden es gut, wenn Sie sich diese Frage stellen. Über Moral möchten wir an dieser Stelle nicht diskutieren – wohl aber über unsere Erfahrungen. Als langjährige Mitglieder in universitären Ausschüssen wissen wir, dass Auswahlprozesse an Hochschulen nicht immer linear und logisch ablaufen: In Berufungskommissionen für neue Professuren werden nicht zwangsläufig die besten Bewerber ausgewählt, da die Mitglieder der Fakultät Angst vor Konkurrenz im eigenen Haus haben. Wissenschaftliche Mitarbeiterstellen werden oft erst dann öffentlich ausgeschrieben, wenn der gewünschte Bewerber schon feststeht und man die Anforderungen auf den Wunschkandidaten zuschneiden kann. Halten Sie sich daher bitte vor Augen, dass es Ihrer Bewerbung auf einen Studienplatz nicht schaden kann, wenn Ihr Profil einflussreichen Professoren bekannt ist.
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
i Oft haben die Fakultäten einen Beauftragten für den Bologna-Prozess bzw. die neuen Masterstudiengänge. Dieser sitzt garantiert im Auswahlausschuss oder leitet ihn sogar als Vorsitzender. Hier können Sie am besten ansetzen. i Wissenschaftliche Mitarbeiter haben in den Gremien keine Entscheidungsmacht. Wohl aber können sie Ihnen wertvolle Hinweise geben, wie Ihre Bewerbung ausgestaltet werden sollte, um die wichtigen Entscheidungsträger des Ausschusses zu erreichen. Für die aktive Förderung Ihrer Bewerbung sollten Sie jedoch Professoren gewinnen.
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Am Ende Ihrer Recherche sollten Sie eine Liste mit mindestens zwei Hochschullehrern zusammengestellt haben, die bei Ihrem gewünschten Masterprogramm für die Auswahl der Studenten zuständig sind. Nun entscheiden Sie, ob Sie die Mitglieder des Auswahlausschusses direkt oder indirekt ansprechen wollen.
5.5.3
Strategien für Erstkontakt und Ansprache
Für die Ansprache wichtiger Entscheidungsträger gibt es verschiedene Möglichkeiten. Vielleicht haben Sie schon oft gedacht, dass sich die direkte Ansprache gar nicht lohne – schließlich machen das doch alle. Bedenken Sie jedoch, dass fast alle Studenten genauso denken und wichtige Entscheidungsträger daher fast nie von Studentenseite angesprochen werden: Professoren und höhere Verwaltungsmitarbeiter, die nicht gezielt den Kontakt mit Studenten suchen, haben daher oft überhaupt keinen Kontakt zu Studenten, sind jedoch in der Regel an einem inhaltlichen Austausch interessiert. Der Versuch lohnt sich – mehr als nein sagen können die Entscheidungsträger nicht. Für eine erfolgreiche Ansprache müssen Sie allerdings ein paar Regeln beachten. Diese stellen wir Ihnen jetzt vor. Falsch wäre, unter Ihrem richtigen Namen wahllos E-Mails an Professoren zu verschicken und zu fragen, ob sie die Bewerber auswählen würden. Hochschullehrer leiden meistens unter Zeitdruck und werden nicht gerne bei ihrer Arbeit gestört. Vor allen Dingen nicht, wenn Bachelorstudenten platt und offen fragen, ob sie unterstützt werden könnten. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, seinen Namen bei den entsprechenden Personen zu hinterlassen: 4 die direkte Ansprache sowie 4 die indirekte Einflussnahme, indem Sie einen gemeinsamen Bekannten der entsprechenden Person eine kurze Empfehlung aussprechen lassen. Beide Wege sind praktikabel, erfordern jedoch ein Höchstmaß an Fingerspitzengefühl. Wichtig ist, dass die Chemie zwischen Ihnen und den angesprochenen Hochschullehrern stimmt, also dass Sie sich gut verstehen. Mit einigen Hochschulprofessoren wird das besser funktionieren als mit
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anderen. Das hängt aber von Ihnen ab. Wichtig dabei ist, dass Sie nicht versuchen, etwas zu erzwingen. Denn Übereifer könnte Ihnen auch negativ als Anbiederei ausgelegt werden. Sie werden merken, dass es bei den ersten Versuchen, persönliche Kontakte für sich zu gewinnen, zu Problemen kommen kann, die an mangelnder Erfahrung liegen. Das ist so lange nicht schlimm, wie Sie sich davon nicht entmutigen lassen: Für Entscheidungsträger sind Sie als Student in der Regel nicht wichtig und werden daher bei einer Ablehnung sofort wieder vergessen. Das eigentliche Ziel der direkten Ansprache ist jedoch nicht nur Ihr persönlicher Erfolg, sondern vielmehr, dass Sie für Ihr Leben lernen. Erfolgreiches Netzwerken wird in Ihrem späteren Berufsleben ein zentraler Erfolgsfaktor sein. Es kann nicht früh genug erlernt und geübt werden. Die direkte Ansprache ist einfach: Sie informieren sich im Voraus über das Fachgebiet der betreffenden Person und bringen Ihren Wissensstand auf ein Niveau, so dass Sie ein einfaches fachliches Gespräch führen können. Im nächsten Schritt kontaktieren Sie die entsprechende Person per E-Mail und bitten um ein persönliches Gespräch. Dies vereinbaren Sie idealerweise für den Zeitraum Ihres Besuches der Zielhochschule (7 S. 64). Ein weiterer guter Grund und Aufhänger für dieses Gespräch ist auch eine eigene wissenschaftliche Arbeit im Fachgebiet. Im Gespräch verbinden Sie fachliche Fragen zu seinem Forschungsinteresse mit Ihrem klaren Interesse an dem Masterstudiengang. Letzteres müssen Sie ihm klar kommunizieren. Sobald Sie Ihre Bewerbung einige Wochen später abgeschickt haben, melden Sie sich erneut bei Ihrem Gesprächspartner per E-Mail und setzen ihn von Ihrer Bewerbung in Kenntnis. Ziel der Übung ist, dass er sich Ihren Namen merkt und bei der Besprechung Ihrer Akte im Ausschuss aufmerkt und sagt: »Die kenne ich, die ist ganz helle, der sollten wir eine Chance geben.« Allerdings kann diese Strategie auch scheitern, wenn Sie in dem Gespräch keinen guten Eindruck machen. Wenn Sie frühzeitig planen, finden Sie bereits bei Ihrem ersten Informationsbesuch an der Zielhochschule (7 S. 64) heraus, welcher Professor Mitglied im Auswahlausschuss ist. i Denken Sie daran, dass Sie den Professor, der im Bewerbungsprozess ein gutes Wort für Sie einlegen soll, niemals persönlich darum bitten sollten. Sonst fühlt er sich bedrängt. Erwähnen Sie im Gespräch niemals, dass Sie von der Mitgliedschaft des Professors im Auswahlausschuss wissen.
In Ihrem Gespräch geht es um Sachthemen und um den guten Eindruck, den Sie hinterlassen. Offiziell wissen Sie nichts von der Tätigkeit Ihres Gesprächspartners. Gleichzeitig sollten Sie eine direkte Bitte um Unterstützung dringend vermeiden. Folgen Sie vielmehr dem Prinzip »Führen durch Fragen« und erkundigen Sie sich beispielsweise nach den Erfolgsaussichten Ihres Bewerberprofils. Das bleibt der verantwortlichen Person positiv im Gedächtnis. Die indirekte Einflussnahme ist diskreter und sicherer für Sie, jedoch auch weitaus komplizierter und arbeitsaufwändiger. Im Grunde gehen Sie
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Kapitel 5 · Entwicklung einer Bewerbungsstrategie
genauso vor, wie wir es bereits vorher (7 S. 63 ff.) erklärt haben: Gleichen Sie die Lebensläufe der Professoren mit Hochschullehrern Ihrer Fakultät ab. Prüfen Sie, welche Professoren bereits gemeinsam publiziert haben oder sich über gemeinsame frühere Forschungsaufenthalte oder Mitgliedschaften in Fachgremien kennen. Anschließend bitten Sie einen Hochschullehrer an Ihrer Hochschule in einem persönlichen Gespräch, ob er für Ihre Bewerbung beim Masterprogramm der anderen Hochschule ein akademisches Gutachten anfertigen könnte. Dabei fragen Sie ihn offen, ob er den Gegenpart an der Zielhochschule kenne und über Ihre Bewerbung in Kenntnis setzen könne. In den meisten Fällen wird der Professor das bejahen und beispielsweise Ihrer Bitte entsprechen, seinem Kollegen das Gutachten in Kopie zu übersenden. Falls Sie merken, dass der Professor Ihrer Hochschule gewillt ist, Ihre Bewerbung aktiv zu unterstützen, können Sie ihn auch direkt fragen, ob er Ihre Bewerbungsunterlagen direkt weiterleiten könnte. Im Auswahlverfahren der Zielhochschule wird eine weitergeleitete Bewerbung aus dem Professorengremium wohlwollend beurteilt werden, vorausgesetzt, sie entspricht den formalen und inhaltlichen Anforderungen. Í Master nach Plan 4 Die Verwaltung einer Hochschule hat zwei Hauptinteressen: Arbeitsminimierung und Einhaltung der Verwaltungsabläufe. Stellen Sie sich darauf ein. 4 Kümmern Sie sich früh um wichtige Dokumente und seien Sie Verwaltungsangestellten gegenüber höflich und verständnisvoll – das hilft Ihnen. 4 Persönliche Kontakte können Ihnen sehr helfen – mit der richtigen Methode können Sie Kontakte für sich gewinnen. 4 Sprechen Sie Professoren ruhig direkt an, gehen Sie aber mit Fingerspitzengefühl vor.
In diesem Kapitel haben wir Ihnen entscheidende Hinweise für Ihre Bewerbung gegeben: Zunächst haben Sie gelernt, wie Sie den Bewerbungsprozess analysieren können (7 S. 103), um Ihre eigenen Vorteile gewinnbringend einzubringen. Anschließend haben wir Ihnen gezeigt, wie eine überzeugende Bewerbermappe (7 S. 106) aussieht und wie Sie im persönlichen Auswahlgespräch punkten können. Besonders wichtig sind weiterhin die flankierenden Maßnahmen (7 S. 133): Der richtige Umgang mit der Verwaltung Ihrer gegenwärtigen Hochschule und der Zielhochschule ist für eine erfolgreiche Bewerbung wichtig. Sicherlich werden Sie mit der Anfertigung Ihrer Bewerbungsmappe gut ausgelastet sein: Eine überzeugende Bewerbung benötigt mehr als nur ein paar Stunden Arbeit. Denken Sie daran, sich gegenseitig zu helfen. Lassen Sie Ihre Motivationsschreiben und Lebensläufe von Ihren Freunden und Kommilitonen gegenlesen. Arbeiten Sie zusammen. Falls Sie ein interessantes Masterprogamm ausgespäht haben, bringt Ihnen eine Informationsblockade gegenüber anderen Kommilitonen wenig: Was bringt es
145 5.5 · Flankierende Maßnahmen
Ihnen persönlich, wenn Ihr Kommilitone nichts von dem Programm erfahren? Nur die Möglichkeit, dass es vielleicht einen Bewerber weniger gibt. Der Gewinn, der Ihnen jedoch durch konstruktive Zusammenarbeit erwächst, ist für Sie um ein Vielfaches höher. Im nächsten Kapitel geben wir Ihnen wichtige Hinweise zur Finanzierung Ihres Masterstudiums. Einige unserer Tipps sollten Sie schon vor dem Einsenden Ihrer Bewerbung beachten: Beispielsweise kann es sich lohnen, bei den Fakultäten Ihrer Wahl vor einer Bewerbung anzufragen, ob es Möglichkeiten eines Studiengebührennachlasses (7 S. 164) gibt. Auch Stipendiengeber (7 S. 159) möchten Sie gerne vor dem Beginn Ihres Masterstudiums kennenlernen. Blättern Sie also um und lesen Sie in Kapitel 6 unsere Hinweise zur Finanzierung Ihres Studiums. Es gibt viel Geld zu sparen.
5
6
Finanzierung 6.1
Kreditangebote
– 148
6.2
Stipendien
6.3
BAföG
6.4
Mitnahme studentischer Sozialleistungen aus Deutschland ins Ausland – 170
6.5
Arbeit neben dem Masterstudium
6.6
Steuerliche Absetzbarkeit von Masterstudiengängen
– 157
– 167
– 171 – 172
148
Kapitel 6 · Finanzierung
Ein erfolgreiches Studium erfordert eine genaue finanzielle Planung. Gerade auf Masterniveau sollten Sie vor Ihrem Studium einen genauen Finanzplan aufstellen. Denn neben allgemeinen Lebenshaltungskosten wird Ihr monatliches Budget häufig noch durch Studiengebühren und erhöhte Mobilitätskosten belastet. Wie wir schon eingangs erwähnt haben, ist beim Bachelor noch vieles im Fluss. Das gilt insbesondere für die Finanzierung und Finanzierungsangebote, da die natürlichen Marktveränderungen unterworfen sind. Dieser Teil des Ratgebers bietet Ihnen eine umfangreiche Beratung zu Finanzangelegenheiten Ihres Masterstudiums. Einen besonderen Schwerpunkt legen wir auf Kreditangebote, Stipendien und allgemeine studentische Sozialleistungen wie beispielsweise BAföG (7 S. 167). Darüber hinaus zeigen wir Ihnen, wie Sie die Kosten für Ihr Masterstudium vollständig von Ihrer zukünftigen Einkommensteuer absetzen können. Das geht auch, wenn Sie während Ihres Studiums nicht arbeiten.
6
6.1
@ SCHUFA: www.schufa.de
Kreditangebote
Es ist keine angenehme Aussicht, mit Schulden ins Berufsleben zu starten. Niemand nimmt gerne einen Kredit auf, wenn es nicht sein muss. Doch eines wäre noch schlimmer als Schulden: Aus Geldgründen gar keinen oder einen schlechten Master zu machen. Denn Bildung zahlt sich aus. Und ein guter Master bringt Ihnen nicht nur mehr Zufriedenheit und ein Plus an Wissen, sondern langfristig auch ein höheres Gehalt. Die Möglichkeit, sein Studium teilweise oder ganz per Kredit zu finanzieren, ist in Deutschland relativ neu. Und sie ist eine notwendige Innovation. Gerade Studenten, die nicht BAföG-berechtigt waren und die von ihren Eltern trotzdem keine Unterstützung bekommen haben, hatten ohne Kreditmöglichkeiten große Probleme, ihr Studium zu absolvieren. Zusätzlich erschwert wird die Situation für viele Studenten durch die Einführung von Studiengebühren. Daher könnte die Aufnahme eines Kredites für Sie auch notwendig werden, wenn Sie BAföG-berechtigt sind. Sollten Sie also für Ihr Studium weder über ausreichende private Mittel noch über Stipendien verfügen, sind Studienkredite eine mögliche Lösung. In den vergangenen Jahren hat sich der Markt in diesem Bereich rasant entwickelt und eine große Anzahl verschiedener Kreditmodelle hervorgebracht. In Deutschland nehmen noch recht wenige Studenten einen Kredit zum Studieren auf – 2008 waren es etwa 60 000 Vertragsabschlüsse. Im Durchschnitt betragen die Kredite für Studenten zwischen 300 und 480 Euro im Monat. Nur sehr wenige finanzieren ihr komplettes Studium durch Kredite. In den USA und Großbritannien ist ein kreditfinanziertes Studium hingegen Standard. Schulden von 50 000 Euro und mehr sind nach Vollendung des Studiums nicht unüblich. Die gute Nachricht zuerst: Für die meisten Studienkredite brauchen Sie keinerlei Sicherheiten vorzuweisen. Es genügt eine positive SCHUFA-
149 6.1 · Kreditangebote
Auskunft. Die SCHUFA (Schutzgemeinschaft für Allgemeine Kreditsicherung) berichtet Kreditgebern darüber, ob ein potenzieller Kreditnehmer in vergangenen Jahren eine Forderung nicht oder nur unvollständig zurückgezahlt hat. Wenn Sie also an einer deutschen Hochschule eingeschrieben und nicht überschuldet sind, bekommen Sie den Kredit in jedem Fall. Mit der Aufnahme eines privatwirtschaftlichen Kredites gehen Sie immer ein gewisses Risiko ein. Denn die wenigsten Kreditmodelle beinhalten Sicherungsmechanismen gegen eine Überschuldung wie die Verschuldungsobergrenze des BAföGs. Ihnen wird bei den meisten Finanzprodukten im Falle eines finanziellen Engpasses nicht geholfen. Oft sind es unkontrollierbare und externe Umstände, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit oder eine schwere Krankheit, die Privatpersonen in die Privatinsolvenz treiben. Überlegen Sie sich also gut, wie viel Geld Sie vom privaten Kreditmarkt benötigen. Für Ihre Kreditentscheidung sollten Sie sich vor allem zwei Fragen stellen: 4 Wie viel Geld brauchen Sie? Dies ist die wahrscheinlich wichtigste Frage und hängt stark von Ihren Gewohnheiten sowie von Ihrem Studienort ab. Möglicherweise erhalten Sie BAföG und brauchen lediglich einen Kredit, um die in vielen Bundesländern anfallenden Studiengebühren zu zahlen. Vielleicht haben Sie auch ein eigenes Einkommen, das Sie aufstocken müssen. Vielleicht möchten Sie Ihre Zinslast durch Sicherheiten und Bürgschaften senken oder Sie bevorzugen Modelle mit besonderen Leistungsanreizen. Machen Sie eine Kalkulation. Erst wenn Sie ungefähr wissen, was Sie pro Monat an Finanzmitteln brauchen, sollten Sie sich nach einem passenden Kreditangebot umschauen. 4 Was sind Ihre Anforderungen? Wie viel Risiko sind Sie bereit einzugehen? Bevorzugen Sie eine gewisse Absicherung zum Beispiel im Falle von Arbeitslosigkeit oder Überschuldung? Möchten oder müssen Sie von Eltern oder befreundeten Geldgebern unabhängig sein? Wie viel Flexibilität ist Ihnen wichtig? Möchten Sie sich einen Hochschul- oder Fachwechsel offenhalten? Möchten Sie die Rückzahlung zwischendurch aussetzen können? Ist es Ihnen wichtig, den Beginn der Rückzahlung individuell gestalten zu können? Möchten Sie bessere Konditionen für bessere Noten? Dies alles sind wichtige Fragen, über die Sie sich zumindest ansatzweise im Klaren sein sollten. Denn die Kreditmodelle unterscheiden sich deutlich.
Im Bereich der Kredite ist zwischen Studienbeitragsdarlehen, Bildungskrediten, Studienkrediten und Bildungsfonds zu unterscheiden. Daneben gibt es Überbrückungshilfen von Darlehenskassen der Studentenwerke,
6
Immer zeitlich begrenzt
Meist Lokale Studentenwerke
Überbrückungsdarlehen (7 S. 156)
Unterschiedlich, jedoch begrenzt
Unterschiedlich, allerdings meist knapp über Regelstudienzeit. Bei der KfW 7 Jahre
Nach Anbieter verschieden, bei KfW maximal 650 € pro Monat
Keine Ausfallfonds, keine Obergrenze, du trägst das volle Risiko
KfW, Sparkassen, Volksbanken, Privatbanken
Studienkredite (7 S. 153)
Unterschiedlich, jedoch fast immer sehr zinsgünstig
Unterschiedlich, Career Concept: Max 1 Semester über Regelstudienzeit
Nach Anbieter verschieden, Career Concept: max. 1 000€ pro Monat plus Sonderzahlungen
Nein, siehe Rückzahlungsmodalitäten
Bildungsfonds (7 S. 153)
24 Monate
u.a. Career Concept, Deutsche Bildung, Festo
KfW
Bildungskredit (7 S. 152)
Max. vier Semester über Regelstudienzeit
Höhe der Studiengebühren (500 € pro Semester) 100 bis 300 € pro Monat, also insgesamt bis zu 7 200 €
Ausfallfonds vorhanden, Obergrenze wird mit BAföG verrechnet
Landesbanken oder KfW
Studienbeitragsdarlehen (7 S. 151)
Maximale Auszahlungsdauer
Maximale Kredithöhe
Kein Ausfallfonds; das Geld musst Du definitiv zurückzahlen. Keine Verschuldungsobergrenze
Ausfallfonds /Verschuldungsobergrenze?
Anbieter
Unterschiedlich
6 bis 24 Monate Karenzphase, danach normale Tilgung
Rückzahlung orientiert sich am Gehalt, dadurch Risikominderung
Beginn der Tilgung spätestens vier Jahre nach Auszahlungsende, extrem niedrige Zinsen
Beginn nach spätestens 2 Jahren Karenzphase
Rückzahlungsmodalitäten
6
Kreditform
. Tab. 6.1. Studiendarlehen im Vergleich
Nein
Nur in seltenen Ausnahmefällen, normalerweise nicht möglich
Möglich
Möglich
Nicht möglich
Empfang im Ausland?
150 Kapitel 6 · Finanzierung
151 6.1 · Kreditangebote
die Studenten in akuten finanziellen Nöten helfen. Die wichtigsten Unterschiede sind in . Tabelle 6.1 aufgelistet – und die Details in den darauf folgenden Abschnitten. Bildungsfonds unterscheiden sich vor allem dadurch, dass sich die Rückzahlung abhängig von Ihrem Einkommen gestaltet – verdienen Sie gut, zahlen Sie später eine höhere Summe zurück. Haben Sie ein geringeres Gehalt, ist die Tilgung entsprechend kleiner. i Einige Hochschulen – vor allem solche in privater Trägerschaft – kooperieren mit Banken, die Kredite zu besonderen Konditionen anbieten. Dies gilt vor allem für Privathochschulen (7 S. 69). Hochschulen werden Ihnen in der Regel nur solche Kredite empfehlen, die Ihnen faire Konditionen bieten. Allerdings lohnt ein Vergleich trotzdem.
Eine detaillierte Übersicht über Studienkredite und weitere grundsätzliche Informationen zur Studienfinanzierung durch Kredite bietet der Studienkredit-Test des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Auf der Internetseite des CHE können Sie umfangreiche Testberichte zu Studienkrediten herunterladen. Studienbeitragsdarlehen decken Ihre Aufwendungen für Studiengebühren an staatlichen Hochschulen in Deutschland. Der Antrag ist einfach: Sie laden bei der zuständigen Bank (. Tabelle 6.1) das Antragsformular herunter und reichen es ausgefüllt bei der Immatrikulation beziehungsweise der Rückmeldung an Ihrer Hochschule mit ein. Sie können sich jedes Semester neu für oder gegen das Darlehen entscheiden. Eine Ausnahme bildet Nordrhein-Westfalen. Hier laufen Studienbeitragsdarlehen grundsätzlich bis zum Ende des Studiums. Die Länder, die Studienbeitragsdarlehen vergeben, haben Ausfallfonds eingerichtet, die einspringen, wenn die Schulden aus Studiengebühren und BAföG eine bestimmte Summe überschreiten – dies ist ein Vorteil für Sie, denn Ihre Schulden können nicht über eine bestimmte Grenze steigen (. Tabelle 6.2). Ausfallfonds können auch bei Finanzproblemen der Schuldner einspringen; die genaue Ausgestaltung obliegt den Ländern. Die Zinsen für Studienbeitragsdarlehen unterscheiden sich deutlich – das Saarland verlangt bis zwei Jahre nach dem Studium keinerlei Zinsen, andere Bundesländer verlangen niedrige Zinssätze. Einige orientieren sich dagegen am freien Markt und nehmen entsprechend hohe Zinsen. Die Altersgrenze für den Auszahlungsbeginn liegt je nach Bundesland zwischen 35 und 45. Die Regelstudienzeit darf um maximal 4 Semester überschritten werden. Allerdings zählen dabei die Hochschulsemester. Haben Sie zwischenzeitlich das Studienfach gewechselt, verkürzt sich entsprechend Ihre mögliche Förderung. Nach Studienende wird Ihnen eine Karenzphase von bis zu zwei Jahren gewährt. Die Rückzahlpflicht orientiert sich an Ihrem Nettoeinkommen – wenn Sie zu wenig verdienen, wird die Rückzahlung verschoben. Die Einkommensgrenzen sind von Bundesland zu Bundesland verschieden.
@ CHE: www.che-studienkredit-test.de/
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152
Kapitel 6 · Finanzierung
i Bevor Sie ein Studienbeitragsdarlehen beantragen, sollten Sie sich informieren, ob Ihre Studiengebühren nicht aus anderen Gründen schon erlassen werden können. Das ist beispielsweise bei guten Noten, Engagement in universitären Gremien oder einem Kind im Haushalt der Fall. Die Regelungen unterscheiden sich je Bundesland, sind aber einfach zu erfassen und bieten viele Möglichkeiten. Falls Sie BAföG-Empfänger in NRW sind, sollten Sie sich das Studienbeitragsdarlehen besonders aufmerksam anschauen. Denn hier wird das Studienbeitragsdarlehen wird an die BAföG-Verschuldungsobergrenze von 10 000 Euro angerechnet. Das bedeutet, dass Sie durch diese Leistungen niemals höhere Schulden als die Verschuldungsobergrenze anhäufen können – auch, wenn die Summe der tatsächlich bezogenen Leistungen darüber liegt. Rechnen Sie also nach: Wenn Ihre BAföG-Schulden sich sowieso auf mehr als 10 000 Euro belaufen, sollten Sie den Kredit in jedem Fall aufnehmen. Denn der Mehrbetrag wird Ihnen im Grunde geschenkt. Schuldenobergrenzen gibt es auch in anderen Bundesländern, dort liegen sie aber bei 15 000 Euro oder höher – und damit über der BAföG-Maximalverschuldung.
6
@ Studis Online: www.studis-online.de (Studienfinanzierung → Studienbeitragsdarlehen)
Weitere Informationen erhalten Sie bei der jeweiligen Landesbank sowie bei der KfW. Daneben bietet die Internetseite »Studis Online« eine gute Übersicht zum Thema. Der Bildungskredit wird vom Bundesverwaltungsamt vergeben – wie das Studienbeitragsdarlehen (7 S. 151) also vom Staat. Mit Hilfe eines Bildungskredites können Sie Ihr Einkommen bis zu 24 Monate lang um 100 bis 300 Euro pro Monat aufstocken. Auch eine in der Ausbildung begründete Einmalzahlung von EUR 3 600 ist möglich. Dies ist unabhängig davon, ob Sie BAföG beziehen, arbeiten oder von Ihrer Familie unterstützt werden. Ein Auslandsstudium oder Praktika sind ebenso möglich. Sicherheiten sind nicht notwendig, auch eine SCHUFA-Auskunft wird nicht verlangt. Die Idee des Bildungskredites ist es, Studenten gegen Ende ihres Studiums die Möglichkeit zu geben, sich voll zu konzentrieren und nicht
. Tab. 6.2. Ausfallfonds der Bundesländer
Bundesland
Zuständige Bank
Schuldenobergrenze
Baden-Württemberg
L-Bank
15 000 €
Bayern
KfW Förderbank
15 000 €
Hamburg
KfW Förderbank
17 000 €
Hessen
LandesTreuhandstelle Hessen
15 000 €
Niedersachsen
KfW Förderbank
15 000 €
Nordrhein-Westfalen
NRW.Bank
10 000 €
Saarland
KfW Förderbank
15 000 €
153 6.1 · Kreditangebote
arbeiten zu müssen. Studenten können ihn nur im letzten Jahr ihres Bachelors oder während des Masters in Anspruch nehmen. Das maximale Fördervolumen liegt bei insgesamt 7 200 Euro. Es gibt anders als beim Studienbeitragsdarlehen keinen Ausfallfonds und keine Regelung für einen möglichen Verdienstausfall. Anders als andere Kredite ist der Bildungskredit dagegen extrem zinsgünstig, da er durch eine Bundesgarantie abgesichert ist. Das heißt, dass Sie denselben Zinssatz zahlen, denn die Bundesrepublik Deutschland zahlen muss – weit weniger als bei privaten Kreditinstituten. Die Rückzahlung des Kredites beginnt vier Jahre nach Auszahlungsende mit einer Monatsrate von 120 Euro. i Eine Alternative zum Bildungskredit stellen Studienabschlussdarlehen dar, die von verschiedenen Studentenwerken und Darlehenskassen angeboten werden. Manche dieser Darlehen sind zinslos, wenn Sie Bedürftigkeit vorweisen. Informieren Sie sich bei Ihrem lokalen Studentenwerk über entsprechende Möglichkeiten.
Bildungsfonds sind am deutschen Markt ein vergleichsweise junges Produkt. Das Prinzip ist einfach: Das Studium wird mit monatlichen Auszahlungen in einer flexibel festzulegenden Höhe finanziert. Die Höhe der Rückzahlung richtet sich jedoch nach einem vorher festgelegten Prozentsatz des Einkommens über einen bestimmten Zeitraum. Die am zukünftigen Einkommen orientierten Rückzahlungen haben den großen Vorteil, dass Sie Ihr Überschuldungsrisiko deutlich mindern – denn Sie bezahlen immer nur einen Prozentsatz vom Lohn, egal, wie hoch er ist. Zum Zeitpunkt der Drucklegung gibt es zwei Anbieter, die entsprechende Modelle anbieten: »Career Concept« und »Deutsche Bildung«. Bei beiden müssen Sie ein mehrstufiges Auswahlverfahren bestehen, bevor Sie in die Förderung aufgenommen werden. Diese beinhaltet nicht nur Geldleistungen, sondern Beratungsleistungen. Beide Anbieter fördern ein Vollstudium im Ausland. Career Concept hat den Ableger »Festo Bildungsfonds« in Kooperation mit dem Maschinenbauer Festo gegründet, der ausschließlich Ingenieure und Studenten anderer technikaffiner Studiengänge wie Physik und Informatik fördert. Achtung: Deutsche Bildung war 2009 vorübergehend in die Insolvenz geschlittert, konnte allerdings gerettet werden. Die geförderten Studenten waren davon zu keinem Zeitpunkt betroffen. Nach eigenen Aussagen steht »Deutsche Bildung« inzwischen wieder auf festen Beinen. Einige Universitäten, darunter die Privatuniversität Witten-Herdecke, bieten ähnliche Modelle an wie Career Concept. Diese sind jedoch an ein Studium an der entsprechenden Hochschule gebunden. Studienkredite werden sowohl von der staatlichen KfW als auch von Sparkassen und vielen privaten Banken angeboten. Beim klassischen Studienkredit handelt es sich um normale Kredite, die allerdings an die Bedürfnisse von Studenten angepasst wurden. Der Marktführer ist die KfW, die fast zwei Drittel aller Studienkredite vergibt. Den restlichen Markt teilen sich Banken, Volksbanken und Sparkassen auf.
@ Bundesverwaltungsamt: www.bildungskredit.de @ Deutsches Studentenwerk: www.studentenwerke.de
@ Career-Concept AG: www.career-concept.de @ Festo Bildungsfonds: www.festo-bildungsfonds.de @ Deutsche Bildung: www.deutsche-bildung.de
6
154
Kapitel 6 · Finanzierung
Es gibt drei Hauptunterschiede zwischen Studienkrediten und klassischen Krediten: 4 Die Auszahlung läuft monatsweise ab, anders als beim klassischen Kredit erhalten Sie das Geld also nicht auf einmal, 4 die Rückzahlung beginnt erst 6 bis 24 Monate nach Auszahlungsende, 4 Sie müssen keinerlei Sicherheiten vorweisen (abgehen von der SchufaAuskunft).
6
Gemeinsam ist allen Studienkrediten, dass es keine Ausfallfonds gibt – Sie tragen also das volle Risiko und haften für den Kredit auch im Falle einer finanziellen Schieflage. Mitunter werden Ihnen von den Banken Ausfallversicherungen angeboten. Für risikobewusste Studenten könnte dies attraktiv erscheinen. Allerdings ist eine solche Versicherung nicht kostenlos. Sie bezahlen dafür einen deutlichen Aufschlag, was einer Zinserhöhung gleichkommt. Wir empfehlen daher, bei lang gestreckten Rückzahlungszeiträumen und niedrigen Monatsraten auf eine Ausfallversicherung zu verzichten. Die meisten Studienkredite verlangen abgesehen von einer positiven Schufa-Auskunft keinerlei Sicherheiten. Dies ist ein Vorteil für Sie, da Sie so Ihr Studium in jedem Fall finanzieren können. Gerade lokale Banken bieten Ihnen jedoch günstigere Konditionen, wenn Eltern oder Verwandte als Bürgen bereitstehen. Die Zinsbelastung kann sich von Anbieter zu Anbieter um teilweise mehrere Prozentpunkte unterscheiden. Eine Beispielrechnung: Sie nehmen 10 Semester lang jeden Monat 650 Euro auf, um Ihr Studium komplett zu finanzieren. Am Ende erreichen Sie eine Kreditsumme von 39 000 Euro. Wenn Sie die Rückzahlung auf zehn Jahre strecken und dazu noch 18 Monate mit dem Beginn der Rückzahlungen warten, kommen Sie bei 6,5 Prozent effektivem Jahreszins inklusive Gebühren auf 68 826,45 Euro, die Sie insgesamt zurückzahlen müssen. Bei 7,5 Prozent Zinsen (also nur 1 Prozent mehr) wären das 74 818,41 Euro, bei 5,5 Prozent »nur« 63 249,22 Euro. Beachten Sie aber nicht nur den für den Kredit vereinbarten Zinssatz (Nominalzinssatz). Zinsen orientieren sich auch an den Leitzinsen der Zentralbanken und sind variabel. Damit die Bank diese Schwankungen nicht zu Ihren Ungunsten ausnutzen kann, wird in manchen Kreditverträgen auch der maximal mögliche Zinssatz (Zinsobergrenze) im Rahmen einer Zinsgarantie festgelegt. Auch die Zinsobergrenze sollten Sie daher beachten. Das gilt sowohl in der Auszahlungs- als auch in der Tilgungsphase. Zu den positiven Beispielen zählt hier die KfW, die einen Höchstzinssatz anbietet. Erfahrungsgemäß bieten einige lokale Sparkassen sowie Volks- und Reifeisenbanken deutlich günstigere Konditionen als KfW und Großbanken – andere wiederum ziehen Sie im Stil von Kredithaien über den Tisch. Fragen Sie bei Ihrem lokalen Kreditinstitut nach und vergleichen Sie die Konditionen mit anderen Anbietern.
155 6.1 · Kreditangebote
Deutliche Unterschiede gibt es ebenfalls bei den Rückzahlungsmodalitäten. Eine tilgungsfreie Zeit von 12 Monaten nach Auszahlungsende gewähren alle bundesweiten Anbieter, maximal werden Ihnen 24 ermöglicht. Nahezu alle Kreditgeber räumen Ihnen die Möglichkeit einer einmaligen Sondertilgung ein – auch danach sollten Sie beim Kreditabschluss fragen. Im Falle einer Sondertilgung können Sie einen Teil oder alle verbleibenden Schulden außerhalb der sonst fälligen Raten begleichen. Dies kann längerfristige Rückzahlungen zeitlich begrenzen und in der Höhe reduzieren. Achten Sie im Falle einer Sondertilgung darauf, dass Sie möglicherweise eine zusätzliche Prämie an die Bank für entgangene Zinsen zahlen müssen. Das liegt daran, dass die Bank bei einer längerfristigen Rückzahlung mit Ihren Zinszahlungen fest rechnet und sich diese nicht entgehen lassen möchte. Der KfW-Kredit Der KfW-Studienkredit ist der am häufigsten vergebene Studienkredit in Deutschland. Bei ihm erhalten Sie zwischen 100 und 650 Euro pro Monat für maximal sieben Jahre – eine deutlich längere Auszahlungszeit, als viele andere Anbieter zulassen. Die Rückzahlung beginnt 6 bis 23 Monate nach der letzten Auszahlung. Sie können die Tilgung auf bis zu 25 Jahre strecken. Eine außerplanmäßige Rückzahlung ist ebenso möglich und wird nicht mit Strafzinsen belegt – auch dies im Unterschied zu vielen anderen Anbietern. Beim KfW-Kredit profitieren Sie zudem von einer Zinsobergrenze, die jeweils zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses festgelegt wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass der KfW-Kredit sich mit dem BAföG kombinieren lässt. Die Zinsen sind beim KfW-Studienkredit häufig (jedoch nicht immer) niedriger als diejenigen privater Institute. Ein vollständiges Studium im Ausland ist mit dem KfW-Kredit nicht möglich; nur Austauschsemester werden akzeptiert.
@ KfW: www.kfw-foerderbank.de
i Kreditkonditionen vergleichen Sie am besten, indem Sie die Gesamtsummen, die Sie im Laufe der Jahre zurückzahlen müssen, einander gegenüberstellen. Wenn Sie kein tiefes Fachwissen über Kreditaufnahme haben, ist das die einfachste Vergleichsmethode. Sie erspart Ihnen das aufwändige Gegenrechnen jährlicher Zinsraten.
Wenn Sie planen, Ihr Masterstudium komplett im Ausland (7 S. 27) zu absolvieren, unterstützen Sie nur wenige Anbieter – zum Beispiel die Deutsche Kreditbank. Die meisten Kreditgeber dagegen vergeben ausschließlich Geld in Deutschland. Wenn Sie Ihr Masterstudium in einem Mitgliedstaat der EU durchführen möchten, können Sie, so Sie einen europäischen Pass besitzen, in seltenen Fällen auf dortige Banken zurückgreifen – es gibt allerdings hohe Barrieren, da Banken ungern an Studierende Geld leihen, die das Land bald wieder verlassen werden. Auch außerhalb Europas ist es schwierig.
@ Higher Education Careers Services Unit: www.prospects.ac.uk
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Kapitel 6 · Finanzierung
Fragen Sie am besten bei der Studienberatung Ihrer Zielhochschule nach entsprechenden Kreditmöglichkeiten. Sollten Sie in Großbritannien (7 S. 30) studieren, finden Sie auf der Internetseite der britischen »Higher Education Careers Services Unit« eine gute Übersicht über Finanzierungsmodelle. Sie könnten sich ebenso pro forma an einer deutschen Hochschule einschreiben. Solange vom Kreditgeber keine Leistungsnachweise verlangt werden und Sie nicht wegen nicht erbrachter Studienleistungen exmatrikuliert werden, kann dies funktionieren. Beachten Sie dazu auch unsere Hinweise 7 S. 170. Eine letzte Möglichkeit wäre die Aufnahme eines klassischen Kredits, so Sie einen Bürgen finden oder die notwendigen Sicherheiten vorweisen können. Überbrückungskredite helfen Ihnen, sollten Sie finanziell kurzfristig in Schwierigkeiten geraten. Wir wünschen Ihnen nicht, dass dies passiert. Doch wir raten Ihnen: Suchen Sie Hilfe, sollten Sie finanziell in Not sein. Studentenwerke verfügen in der Regel über so genannte Darlehenskassen, die in Notlagen einspringen. In manchen Bundesländern gibt es auch unabhängige Darlehenskassen, so zum Beispiel in Berlin. Die Darlehen sind in den meisten Fällen sehr zinsgünstig, manchmal sogar zinsfrei. Die Bedingungen sind dabei extrem unterschiedlich. Manche Darlehenskassen verlangen einen Bürgen – anders als bei anderen Krediten reicht eine Schufa-Auskunft hier nicht. In jedem Fall werden Sie Ihre Notlage beweisen müssen, meist anhand von Kontoauszügen der vergangenen Monate.
6
i Falls Sie sich in finanzieller Not befinden, können Sie an einigen Hochschulen auf Antrag Essensmarken für die Mensa erhalten. Diese gelten für einige Wochen oder gar Monate und werden an manchen Orten »Freitisch« genannt. Fragen Sie zu diesem Thema im Sozialreferat Ihrer Studierendenvertretung nach.
@ Deutsches Studentenwerk: www.studentenwerke.de
Die Darlehenskassen haben meist nur sehr begrenzte Finanzmittel. Gegen Ende eines Quartals ist häufig kein Geld mehr übrig, um neue Anträge zu finanzieren. Stellen Sie daher möglichst schnell einen Antrag, wenn Sie merken, dass Sie in Schwierigkeiten sind. Manche Darlehenskassen haben keine eigene Internetseite. Sprechen Sie daher mit dem für Sie zuständigen Studentenwerk – dort erhalten Sie alle relevanten Informationen. Auch in anderen Ländern gibt es derartige Lösungen: In Großbritannien werden meist »Hardship Funds« genannte Förderprogramme für Studenten mit einem finanziell problematischen Hintergrund veranlasst. Auch hier muss das Geld später zurück gezahlt werden.
157 6.2 · Stipendien
Í Master nach Plan 4 Für Studienkredite benötigen Sie in der Regel keine Sicherheiten. 4 Achten Sie auf die Zinshöhe – vergleichen können Sie Kreditangebote am besten, indem Sie die gesamte Rückzahlungssumme einschließlich aller Zinszahlungen zugrunde legen. 4 Bildungsfonds nehmen Studierende nur in begrenzter Zahl auf, können aber für Sie eine hervorragende Alternative zum normalen Kredit sein. 4 Der Bildungskredit ist extrem zinsgünstig. 4 Darlehenskassen helfen in Notlagen.
6.2
Stipendien
Neben der Finanzierung Ihres Masterstudiums durch Privatmittel oder einen Studienkredit sollten Sie sich um ein Stipendium kümmern. Die meisten von Ihnen werden bisher noch kein Stipendium für ihr Studium eingeworben haben. Wir möchten Ihnen dennoch Mut machen, sich um eine Förderung zu bewerben: 4 Erstens ist die Anzahl der Bewerber auf Masterniveau niedriger als auf Bachelorniveau. 4 Zweitens können Sie mit einem guten Bachelorabschluss glaubhaft Ihre Leistungsbereitschaft signalisieren. 4 Drittens ist der Nachweis eines Stipendiums ein absoluter Pluspunkt im Lebenslauf. 4 Viertens hat Ihre Bewerbung große Chancen auf Erfolg, wenn Sie einige Spielregeln beachten und sich bei den richtigen Institutionen bewerben. Spielregeln und Institutionen stellen wir Ihnen nachfolgend vor. Der wichtigste Grund für ausgezeichnete Chancen Ihrer Bewerbung ist die Nachrückerdynamik (7 S. 100), die wir bereits vorgestellt haben. Nicht nur die besten Studenten erhalten Stipendien. Die Gründe sind die gleichen wie bei der Vergabe von Masterstudienplätzen. Stipendiengeber haben zwei Interessen: 4 Sie möchten Studenten fördern, 4 sie möchten die besten Studenten fördern. Das zweite Ziel kann oft nicht erreicht werden. Denn 4 erstens bewerben sich die besten Studenten nicht bei jedem Stipendiengeber; 4 zweitens gibt es viel zu viele Fördermöglichkeiten für eine geringe Anzahl von Studenten, die tatsächlich zu den Besten gehören. Kein Stipendiengeber wird deswegen jedoch seine Fördermittel verringern. Falls Sie nicht zu den Top-5-Prozent Ihres Jahrgangs gehören sollten, liegt hier Ihre Chance: Ein Teil dieser besten Studenten wird das Stipen-
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Kapitel 6 · Finanzierung
Ì Stipendienlotse der Bundesregierung: www.stipendienlotse.de Ì Stipendiendatenbank von E-Fellows: www.e-fellows.net Ì Stipendienführer der Zeit: http://marktplatz.zeit.de/ stipendienfuehrer
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Ì Stipendien der Länder und Hochschulen zum internationalen Studierendenaustausch: www.daad.de/de/download/ stipendien_laender.pdf Ì Internationale Stipendiendatenbank: www.finaid.org
dienangebot nicht annehmen können, weil ihnen ja auch andere Optionen offenstehen und Stipendien meistens nicht kombiniert werden können. In vielen Fällen wären Stipendienmittel nur zu einem Drittel ausgeschöpft, wenn die Gelder nur an die gehen würden, die sie nach den eigentlichen Kriterien verdient hätten. Der Rest der Gelder wird dann an normale Bewerber verteilt. Stipendien setzen an den drei größten Kostenfaktoren Ihres Studiums an: Lebenshaltungskosten, Studiengebühren und Reisekosten. Entsprechend dieser Aufteilung stellen wir Ihnen nachfolgend verschiedene Förderungsmöglichkeiten vor und erläutern, wie Sie fächerbezogen weitere Gelder einwerben können. Auch geben wir einen Hinweis zur günstigen Berechnung Ihres monatlichen Grundeinkommens. Damit signalisieren Sie Ihren potenziellen Stipendiengebern, dass Sie förderungswürdig sind – sprich das Geld brauchen. Nachfolgend finden Sie eine Auswahl der gängigsten und nützlichsten Datenbanken. Sie bieten wertvolle Informationen zu verschiedenen Stipendien, geordnet nach Fächergruppen und Region.
6.2.1
Studienstipendien
Studienstipendien decken in der Regel Ihre Lebenshaltungskosten ab. Sie können in vier Gruppen eingeteilt werden: 4 Öffentlich finanzierte Stipendien der deutschen Studienförderwerke; 4 andere öffentlich finanzierte Stipendien (7 S. 162); 4 Stipendien der Zielhochschulen (7 S. 162); 4 Stipendien sonstiger Institutionen, Verbände und Stiftungen (7 S. 163). Die zwölf deutschen Studienförderwerke bieten Studenten eine Förderung ihres Studiums mit einem bestimmten Geldbetrag an. Die Studienförderwerke sind politischen Stiftungen zugeordnet, die wiederum Parteien, Verbänden, Gewerkschaften oder den Kirchen nahestehen. Sie erhalten einen monatlichen Fixbetrag, darüber hinaus besteht jedoch die Pflicht zur Teilnahme an Seminaren der jeweiligen Stiftung. Das Geld, das ausgeschüttet wird, ist kein Stiftungsgeld: Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über die Stiftungen an Sie überreicht. Die meisten Studienförderwerke haben inzwischen auf den BolognaProzess reagiert und ihre Förderung entsprechend angepasst. Häufig werden für Masterstudenten Studienstipendien mit einer finanziellen Unterstützung von 80 Euro im Monat angeboten. Bei BAföG-Empfängern werden zudem der BAföG-Satz und ein Zuschuss zur Krankenversicherung gezahlt. Keine dieser Leistungen müssen Sie später zurückzahlen. Für BAföG-Empfänger lohnt sich eine Bewerbung daher besonders. Die Studienförderwerke haben sich lange gegen die Internationalisierung des Studiums gesträubt. Ein oder zwei Auslandssemester wurden
159 6.2 · Stipendien
6
. Tab. 6.3. Die zwölf Studentenwerke
Name
Hintergrund
Internetadresse
Volle Förderung eines Auslandsstipendiums innerhalb der EU?
Cusanuswerk
Katholische Kirche (nimmt ausschließlich Katholiken auf )
www.cusanuswerk.de
Grundsätzlich ja
Ernst-Ludwig-EhrlichStudienwerk
Jüdische Gemeinschaft (nimmt ausschließlich Juden auf )
www.eles-studienwerk.de
Ja, ohne Einschränkung, Internationalisierung wird positiv gesehen
Evangelisches Studienwerk
Evangelische Kirche (nimmt in erster Linie – aber nicht nur – Protestanten auf )
www.evstudienwerk.de
Ja, vor allem, wenn ein Fach ausschließlich im Ausland studiert werden kann. Ansonsten ist eine gute Begründung nötig.
Friedrich-EbertStiftung
SPD
www.fes.de
Ja, sehr gute Studenten werden unabhängig vom Studienort genommen. Allerdings wird ein Studium im Inland bevorzugt
Friedrich-NaumannStiftung
FDP
www.fnst.de
Ja, ohne Einschränkung, Internationalisierung wird positiv gesehen
Hans-Böckler-Stiftung
Gewerkschaften
www.boeckler.de
Ja, es herrscht allerdings Skepsis hinsichtlich der Betreuung und der ideellen Förderung
Hanns-Seidel-Stiftung
CSU
www.hss.de
Ja, wenn Student glaubhaft versichert, an Seminaren der HSS teilnehmen zu können.
Heinrich-Böll-Stiftung
Grüne
www.boell.de
Ja, Schwerpunkt aber auf Masterförderung. Bachelor nur in Ausnahmefällen.
Konrad-AdenauerStiftung
CDU
www.kas.de
Ja, internationale Studierende werden gerne genommen, wenn Anwesenheit bei Seminaren gesichert ist. Auslandsgruppen gibt es in Paris, Zürich und London.
Rosa-LuxemburgStiftung
Linkspartei
www.rosalux.de
Ja, allerdings nur bei guter Begründung sowie Reisebereitschaft und -möglichkeit
Stiftung der deutschen Wirtschaft. Studienförderwerk Klaus Murmann
Wirtschaftsnah; u.a. getragen von den Wirtschaftsverbänden BDI und BDA (fördert unternehmerisch denkende Studenten)
www.sdw.org
Ja, allerdings nur im Umkreis von London, Paris, Zürich oder nahe der deutschen Grenze
Studienstiftung des Deutschen Volkes
Überparteiliche Stiftung des Bundes (fördert vor allem den wissenschaftlichen Nachwuchs)
www.studienstiftung.de
Ja, ohne Einschränkung, da die Stiftung schon lange über ein Netzwerk im Ausland verfügt, womit die Betreuung sichergestellt ist.
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Kapitel 6 · Finanzierung
schon immer gefördert, doch ein Master oder gar ein ganzes Studium war für viele Stiftungen undenkbar. Der Grund für die Zurückhaltung: Für die Stiftungen steht die ideelle Förderung Ihrer Stipendiaten im Vordergrund. So haben alle Stiftungen Regional- oder Hochschulgruppen, die sich regelmäßig treffen. Diese im Ausland zu organisieren, ist naturgemäß schwierig. Aus dem Ausland ist es für Stipendiaten außerdem ein längerer Weg zu Seminaren und anderen Veranstaltungen in Deutschland. Diese Einstellung ändert sich nun – zum Teil allerdings aus Zwang. Die europäische Union hat die deutschen Studienförderwerke verdonnert, ein Studium im In- und Ausland gleich zu behandeln, da eine Ablehnung dem Gleichbehandlungsgrundsatz widerspreche. Alle Studienförderwerke sagen nun, dass sie auch ein Studium im Ausland fördern – jedoch mit sehr unterschiedlichem Enthusiasmus. Wir haben Anfang 2010 alle zwölf Stiftungen entweder telefonisch oder per E-Mail nach ihren Einstellungen gegenüber Studenten im Ausland befragt – die Antworten finden Sie in der Tabelle. Die FDP-nahe Naumann-Stiftung steht der Förderung im Ausland beispielsweise offen gegenüber, während die SPD-nahe Ebert-Stiftung eine Förderung im Inland bevorzugt. Die Böll-Stiftung, die den Grünen nahe steht, sieht Master im Ausland wiederum gerne, ist bei Bachelorprogrammen dagegen weniger enthusiastisch. Alle Stiftungen legen hohen Wert darauf, dass die Teilnahme an Seminaren und Gruppenaktivitäten sichergestellt ist. Daher verlangen viele, dass Studenten bereits in ihrer Bewerbung darlegen, wie sie ihre Teilnahme an der ideellen Förderung praktisch bewerkstelligen möchten. Auch eine Begründung der jeweiligen Länderwahl wird erwartet. Die Teilnahme an der ideellen Förderung hat für verschiedene Stiftungen einen verschieden großen Stellenwert. Einigen Stiftungen wie zum Beispiel der Konrad-Adenauer-Stiftung reichen klare Zusagen, dass man pro Jahr an mehreren Seminaren teilnimmt. Die Stiftung der deutschen Wirtschaft legt dagegen Wert darauf, dass sich die Stipendiaten regelmäßig am Gruppenleben beteiligen. Daher nimmt sie im Ausland nur Bewerber auf, die grenznah oder nicht weit von ihren Auslandsgruppen in Paris, Zürich oder London studieren. Auch die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eigene Hochschulgruppen im Ausland, und zwar in London, Paris und Zürich. Die Studienstiftung des deutschen Volkes ist international sehr gut vertreten und verfügt über zahlreiche Gruppen. Andere – zum Beispiel die Böll-Stiftung – fordern ihre Stipendiaten auf, eigene Gruppen zu gründen. Generell gilt: Falls am Studienort oder in direkter Umgebung bereits eine Stipendiatengruppe existiert, ist die Förderung im Ausland unproblematisch. Ebenso unproblematisch ist generell eine Förderung in Grenzregionen. Wer beispielsweise in Maastricht studiert, kann an der Aachener Gruppe teilnehmen. i Falls Sie einen Master im Ausland planen, sollten Sie dies je nach Stiftung in Bewerbung und Auswahlgespräch nicht extra hervorheben. Denn auch wenn ein Studium im Ausland gefördert wird, werden Sie 6
161 6.2 · Stipendien
bei vielen Stiftungen einen Malus besitzen. Natürlich bringen Sie sich nicht um Ihre Chancen. Doch ein gleichwertiger Kandidat, der in Deutschland bleiben wird, kann Ihnen unter Umständen vorgezogen werden.
Die Bewerbungsvoraussetzungen sind von Stiftung zu Stiftung verschieden. In allen Fällen werden Studenten mit guten akademischen Leistungen, hohem gesellschaftlichen Engagement sowie weltanschaulicher Nähe gesucht. Auf die Leistung der Studierenden wird unterschiedlich viel Wert gelegt. Bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes ist sie der Hauptauswahlgrund, bei den anderen Stiftungen einer von mehreren. In jedem Fall sollten Ihre Leistungen überdurchschnittlich sein. Fast ebenso wichtig wie Studienleistungen ist gesellschaftliches Engagement, idealerweise bei der Organisation, der die Stiftung nahe steht. Engagement in den lokalen Gemeinden hilft besonders bei den religiösen Stiftungen. Sollten Sie bei den Jusos ein Amt bekleiden, hilft Ihnen dies bei der Friedrich-Ebert-Stiftung. Freiwilligenarbeit, Ämter an der Hochschule, die Gründung einer Bürgerinitiative, all diese Dinge werden überall gerne gesehen. Daneben wird auf weltanschauliche Nähe Wert gelegt. Wie stark dies der Fall ist, ist jedoch unterschiedlich. Müssen Bewerber beim katholischen Cusanuswerk katholisch sein, ist dies beim Evangelischen Studienwerk stark erwünscht, aber nicht notwendig. Die Stiftung der deutschen Wirtschaft wiederum achtet nur wenig auf die ideologische Nähe. i Die parteinahen Stiftungen möchten in erster Linie den politischen Nachwuchs ihrer Mutterparteien fördern. Daher nehmen sie mit Vorliebe Parteimitglieder als Stipendiaten auf. Politische Kontakte sind bei den Parteistiftungen sehr hilfreich. Sofern Sie über entsprechende Kontakte verfügen, sollten Sie nicht zögern, diese für den Erfolg Ihrer Bewerbung einzusetzen. Studierende, die sich in einer Partei engagieren, kommen in der Regel aus dem staatswissenschaftlichen Fachbereich, also den Wirtschafts-, Rechts- oder Politikwissenschaften. Studierende der Naturund Geisteswissenschaften sind seltener parteipolitisch engagiert. Da Stiftungen einerseits Parteimitglieder fördern möchten, andererseits jedoch ein ausgewogenes Fächerverhältnis unter ihren Stipendiaten anstreben, geraten Bewerber aus den Staatswissenschaften, die keine Parteimitglieder sind, regelmäßig ins Hintertreffen: Denn um einen bestimmten Anteil an Parteimitgliedern zu erreichen, müssen politische Studienförderwerke in erster Linie Staatswissenschaftler mit Parteihintergrund rekrutieren – für Staatswissenschaftler ohne Parteihintergrund bleiben dann nur wenige Plätze übrig. Ohne Parteihintergrund haben Bewerber besonders dann gute Chancen, wenn sie Natur- oder Geisteswissenschaften studieren. Ihre Bewerbung wird dann auf Grund der Fächervielfalt besonders geschätzt, während die Quote an Parteimitgliedern über Bewerber aus den Staatswissenschaften gefüllt wird.
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Kapitel 6 · Finanzierung
Bei der Auswahl der Bewerber für Studienstiftungen stellen sich verschiedene Herausforderungen – ähnlich wie bei Auswahlgesprächen öffentlicher Hochschulen. Bewerber werden in persönlichen Vorstellungsrunden von Professoren, Vertretern aus Parteien, Verbänden und Verwaltung ausgewählt. Studienstiftungen sind generell an einer möglichst langen Förderung einzelner Stipendiaten interessiert – das verringert den Verwaltungsaufwand zur Aufnahme neuer Stipendiaten. Daher sollten Sie sich so früh es geht bewerben. Maximieren Sie Ihre potentielle Förderungszeit und bewerben Sie sich noch während Ihres Bachelors, so dies möglich ist. Einige Hochschulen erlassen ihren Studenten auf Antrag die Studiengebühren, wenn sie von einer der zwölf Begabtenförderwerke gefördert werden. Dazu gehören unter anderem: 4 Universität Bayreuth, 4 Katholische Universität Eichstätt, 4 Universität Frankfurt/Main, 4 PH Heidelberg, 4 FH für Musik Köln, 4 Universität Konstanz, 4 Filmakademie Ludwigsburg, 4 FH München, 4 FH Nürtingen-Geislingen, 4 Universität Passau und 4 Hochschule für Musik Würzburg. Andere öffentlich finanzierte Stipendien bieten Landesregierungen und
Hochschulen an. Die Bundesländer gewähren Studenten ihres Bundeslandes oft großzügige finanzielle Unterstützungen bei der Durchführung ihres Studiums. Voraussetzung sind oft sehr gute Noten im Bachelorstudium, ehrenamtliches Engagement sowie ein Bezug zum jeweiligen Bundesland. Genauere Informationen finden Sie auf den Internetseiten der jeweiligen Kultusministerien. i Zur Drucklegung des Buches hatte die Bundesregierung die Schaffung eines nationalen Stipendienprogramms beschlossen, mithilfe dessen langfristig bis zu 10 Prozent der besten Studenten gefördert werden sollen. Finanziert werden die Stipendien zur Hälfte von öffentlicher Hand und zur Hälfte von der Wirtschaft. Die Unternehmen erhalten dabei Mitspracherechte in Hinblick auf die geförderten Fachrichtungen. Viele Experten erwarteten, dass ein Schwerpunkt der Förderung auf technischen und wirtschaftslastigen Fächern liegen würde. Die Umsetzung war zur Drucklegung aufgrund von Widerstand im Bundesrat noch nicht beschlossen. Informieren Sie sich daher bei Ihrer Hochschule.
Als dritte Alternative nannten wir Stipendienausschreibungen der Zielhochschule, an der Sie studieren möchten. In Deutschland werden diese Förderungen meistens mit kleineren privaten Stiftungen oder mit der
163 6.2 · Stipendien
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Unterstützung des Kultusministeriums des Landes aufgelegt. Stipendienausschreibungen der Zielhochschule haben einen großen Vorteil: Da Ihre zukünftige Hochschule gleichzeitig der Stipendiengeber ist, ist die Verbindung eines Stipendiums mit dem Studienplatz oft sehr einfach. Darüber hinaus gibt es zwischen Hochschule und Stipendiengeber kurze Wege: Das bedeutet, dass über Stipendien oft flexibler entschieden werden kann und im Einzelfall auch ein Auge eher zugedrückt wird als im Falle einer großen, trägen Stiftung. Die Stellen einer Hochschule, die über die Fördermöglichkeiten eines Studiums am besten Bescheid wissen, sind: 4 die Dekanate der Fakultäten, da diese an der Förderung guter Studenten interessiert sind; 4 die Studienberatungen und das Internationale Büro, da dieses oft bedürftige Studenten aus anderen Ländern betreut; 4 die Studentenvertretungen, da diese je nach Hochschule auch eine Sozialberatung anbieten. Stellen Sie bei den jeweiligen Stellen Ihre Anfrage schriftlich. Achten Sie bei einer Anfrage bei Dekanat und internationalem Büro jedoch darauf, dass diese Organe meistens in die Entscheidungsfindung mit eingebunden sind. Mit den verantwortlichen Mitarbeitern sollten Sie sich daher gut stellen. Eng verbunden mit Stipendienausschreibungen der Zielhochschule ist die Erlassung von Studiengebühren, die wir im nächsten Abschnitt erläutern. i Wenn Sie ein Masterstudium im Ausland planen, können Sie selbstverständlich auch auf Stipendienangebote in Ihrem Zielland zurückgreifen. Wie in Deutschland bestehen in fast allen Ländern umfangreiche Möglichkeiten, Stipendien zu akquirieren. Informationen finden Sie im Stipendienlotsen der Bundesregierung sowie auf »E-fellows.net«.
Weiterhin gibt es verschiedene Privatinitiativen und -stiftungen, die Studienstipendien für ein bestimmtes Fach oder eine bestimmte Zielgruppe vergeben. In Deutschland gibt es in diesem Bereich mehrere hundert Fördermöglichkeiten. Sie alle aufzuführen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Nachfolgend führen wir jedoch drei Stipendien privater Institutionen auf, um Ihnen die Bandbreite der Möglichkeiten privater Förderung für Ihr Studium zu vermitteln. Weitere Anregungen bieten Ihnen einschlägige Stipendienführer. Dies sind selbstverständlich nur drei exotische Beispiele, die Ihnen das Ausmaß privater Studienförderung in Deutschland veranschaulichen sollen. Auch für Ihr fachliches Profil wird es eine passende Förderung geben. Für Sie ist es daher wichtig, dass Sie schnell und ohne großen Aufwand herausfinden, welche Stipendien für Sie infrage kommen. Für eine unkomplizierte Recherche empfehlen wir, Stipendiendatenbanken im Internet zu befragen. Jeder Bewerbungsprozess für Stipendien verläuft anders. Meistens werden Sie jedoch aufgefordert, Ihr monatliches Einkommen und das
@ Stipendienlotse der Bundesregierung: www.stipendienlotse.de @ Stipendiendatenbank von E-Fellows: www.e-fellows.net @ Nassauischer Zentralstudienfonds (fördert Studenten, die auf Grund und Boden des ehemaligen Herzogtums Nassau geboren wurden): www.rp-darmstadt.hessen.de, unter Sicherheit & Ordnung > Stiftungen > Nassauischer Zentralstudienfonds @ Wohlfahrtsfonds der deutschen Zuckerindustrie (fördert Studenten, die sich in ihrem Studium – z. B. im Rahmen der Masterarbeit – mit Zucker auseinandersetzen): Wohlfahrtsfonds der Deutschen Zuckerindustrie, Am Hofgarten 8, 53113 Bonn @ Finanzierung Gustav-Schickedanz-Stiftung (fördert Studenten evangelisch-lutheranischer Konfession, die mindestens fünf Jahres ihres Lebens in Bayern gelebt haben): www.gustav-schickedanzstiftung.de/
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Kapitel 6 · Finanzierung
Einkommen Ihrer Eltern darzulegen. Das hilft den Stipendiengebern, Ihre Bedürftigkeit nach finanzieller Unterstützung festzustellen. Nach Stipendienmöglichkeiten im Ausland können Sie sich daneben auch bei Ihrer jeweiligen Zielhochschule erkundigen. Dort wird man Ihnen in der Regel kompetent Auskunft geben.
6.2.2
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Erlassung von Studiengebühren
Viele Masterprogramme verlangen von den Studenten Studiengebühren. In Deutschland ist dies abhängig von Hochschule und Land, im Ausland dagegen fast überall üblich. Studiengebühren sind ein nicht zu unterschätzender Faktor in Ihrer Finanzplanung. Daher sollten Sie sich auch bei Studiengebühren rechtzeitig darum kümmern, diesen Posten gering zu halten. Möglichkeiten gibt es genügend, denn neben Reise- und Lebenshaltungskosten übernehmen Stipendiengeber auch gerne Studiengebühren. Die Erlassung von Studiengebühren wird im Englischen oft als »tuition fee waiver« bezeichnet. Achten Sie bei Ihrer Internetrecherche nach geeigneten Masterprogrammen gezielt auf derartige Angebote. Eins vorweg: Sie sollten sich nicht von hohen Gebühren an ausländischen oder privaten Hochschulen davon abschrecken lassen, sich für den Masterstudiengang Ihrer Wahl zu bewerben. Wie wir Ihnen gleich zeigen werden, bieten fast alle Hochschulen, die hohe Gebühren verlangen, auch Nach- und Erlässe an. Denn: i Kein seriöses Masterprogramm wird einem Studenten ein Studium verwehren, wenn dieser trotz ernsthafter Bemühungen große Probleme bei der Finanzierung hat. Es gibt Programme, die die Zahlung von Gebühren als Hauptbedingung für die Annahme als Student im Programm setzen und keine Fördermöglichkeiten anbieten. Unserer Ansicht nach hat das nichts mit Seriosität zu tun.
Nach unseren Erfahrungen gibt es zwei Niveaus, auf denen Studiengebühren im Masterstudium verlangt werden: ein oberes und ein unteres. Das untere Niveau ist oft bei Masterstudiengängen von Hochschulen im nichtangelsächsischen Raum zu finden: Die Semestergebühren liegen zwischen 500 und 1 000 Euro. Studiengebühren auf dem unteren Niveau sind grundsätzlich finanzierbar, da sie – gemessen an einem viersemestrigen Masterprogramm – höchstens die Höhe zweier Bruttomonatsgehälter nach Ihrem Berufseinstieg ausmachen. Die Förderungsmöglichkeiten sind daher begrenzt. Einzelne Hochschulen bieten jedoch an, auch diese (vergleichsweise niedrigen) Gebühren zu erlassen, verlangen dafür jedoch oft eine sehr detaillierte finanzielle Selbstauskunft. Das kann bis zur Offenlegung Ihrer gesamten Finanzen führen. Auch wenn diese Gebühren aus Ihrer Sicht ärgerlich sind, sollten Sie sie investieren: Denn zum einen motivieren Studiengebühren Sie, Ihr Studium schneller zu beenden. Und zum anderen ermöglichen Ihnen Stu-
165 6.2 · Stipendien
diengebühren, ein höheres Leistungsniveau von der Hochschule zu verlangen. Diese Faktoren nützen Ihnen und machen ein erfolgreiches Studium aus. Die Kosten eines Studiums sind somit eine Investition, von der Sie später im Beruf profitieren werden. Die Ausgaben für ein Studium unterscheiden sich daher von Ausgaben für Luxusgüter oder andere Konsumausgaben – sie zahlen sich später aus. Und denken Sie daran: Am Ende dieses Kapitels werden wir Ihnen zeigen, wie Sie die gezahlten Studiengebühren von Ihrer künftigen Einkommensteuer absetzen können (7 S. 172). Das obere Niveau von Studiengebühren liegt auf Höhe von 3 000 Euro oder weitaus drüber. Es wird zumeist von internationalen Top-Universitäten mit Weltruf oder privaten Universitäten für anerkannte und eingeführte Masterstudiengänge gefordert. Neuerdings gründen in Deutschland öffentliche Hochschulen auch private Institute aus, um höhere Studiengebühren zu verlangen. Klar ist: Die Höhe der Studiengebühren wird durch den Markt bestimmt. Klar ist jedoch auch, dass hohe Studiengebühren gerade bei jungen Programmen nicht unbedingt die akademische Qualität des Masterstudienganges garantieren müssen. Mitunter werden hohe Studiengebühren als Qualitätssignal genutzt, um sie dann den meisten Bewerbern zu erlassen oder zu reduzieren. Bei Studiengebühren des oberen Niveaus findet oft eine Umverteilung statt: Das bedeutet, dass Studenten, die die hohen Studiengebühren bezahlen, mit einem Teil des Geldes finanzschwächere Studenten mitfinanzieren. Hier liegt Ihre Chance: Sind Sie an einem guten Masterprogramm interessiert, das hohe Studiengebühren verlangt, sollten Sie nicht aufgrund hoher Kosten davor zurückschrecken: Oft bieten gerade Masterprogramme mit hohen Studiengebühren interessante Förderungsmöglichkeiten. Fragen Sie daher vor einer Bewerbung gezielt nach Gebührennachlässen. Achten Sie dabei auf eine pragmatische und nicht ideologisch geleitete Argumentation. Unterstreichen Sie, dass Sie bereits in den bisherigen Jahren Ihres Studiums enorme Ausgaben für Ihre Bildung zu stemmen hatten. Weiterhin wird es gerne gesehen, wenn Studiengebühren aufgeteilt werden. Das bedeutet, dass Sie einen Teil bezahlen und die Hochschule einen Teil übernimmt. Damit signalisieren Sie Leistungsbereitschaft. Weniger empfehlen wir Argumente, die moralisch oder politisch argumentieren (»In Deutschland zahlen wir keine Gebühren.« »Ich bin nicht so reich wie andere!«). Damit unterstellen Sie der Hochschule, bei der Sie sich bewerben, dass sie moralisch falsch handelt. Im Bewerbungsprozess ist das nicht hilfreich und, so sehr wir Ihren Ärger über Gebühren verstehen können, es ist der falsche Weg. Wichtig ist vielmehr, dass Sie konstruktiv verhandeln, Ihren Willen zum Studium klar kommunizieren und gleichzeitig auf Finanzierungsprobleme verweisen. Bei internationalen Masterprogrammen stehen Sie oft vor dem Problem, dass Sie als Europäer aus einem reichen Land kommen. Internationale Masterprogramme fördern verstärkt Studenten aus ärmeren Staaten. Ihre Bewerbung um eine Reduktion der Studiengebühren sollte daher überzeugend und glaubhaft sein – und auch den Willen zu pragmatischen Lösungen signalisieren. Gute Hochschulen lassen ein Studium eines vielversprechenden Kandidaten nicht an der Finanzierung scheitern und
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Kapitel 6 · Finanzierung
werden mit Ihnen daher intensiv nach Finanzierungslösungen suchen – so wie im nachfolgenden Beispiel, das uns persönlich bekannt ist. Beispiel Jakob bat im Vorfeld seines Masterstudiums um einen Nachlass bei den Studiengebühren. Das verantwortliche Institut teilte ihm mit, dass eine Reduktion leider nicht möglich sei – allerdings gäbe es die Möglichkeit, gegen einen symbolischen Betrag in einer Gästewohnung des Institutes zu wohnen. Die Mietersparnis im Vergleich zu einem WG-Zimmer auf dem freien Wohnungsmarkt war am Ende höher als die erbetene Reduktion der Studiengebühren.
6.2.3
6
@ Stipendiendatenbank des DAAD: www.daad.de
@ Heinz-Schwarzkopf-Stiftung: www.heinz-schwarzkopf-stiftung.de @ Fulbright-Commission: www.fulbright.de @ McCloy-Stipendienprogramm: www.studienstiftung.de/mccloy.html
@ ERP-Stipendienprogramm: www.studienstiftung.de/erpstipendien.html
Reisestipendien bei ausländischen Masterstudiengängen
Neben Studienstipendien, die Ihnen einen Teil Ihrer Lebensunterhaltskosten erstatten, gibt es auch Reisestipendien, die Ihnen bei der Finanzierung Ihrer Fahrtkosten zum Studienort helfen. Diese Stipendien kommen für Sie nur infrage, wenn Sie einen deutschen Bachelorabschluss besitzen und Ihren Masterstudiengang im Ausland absolvieren möchten. Viele Studenten unterschätzen die Höhe dieser finanziellen Förderung und bewerben sich erst gar nicht. Das bedeutet für Sie, dass Sie sich gegen relativ wenige Bewerber durchsetzen müssen und sich die Bewerbung daher umso mehr lohnt. Die meisten Reisestipendien vergibt der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Für Masterstudenten aller Fachrichtungen sind insbesondere die so genannten Jahresstipendienprogramme für Masterprogramme außerhalb der EU zu empfehlen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Stipendienprogramme, die in Zusammenarbeit mit anderen Stiftungen angeboten werden. Länderbezogene Reisestipendien bieten zumeist nationale Organisationen des Ziellandes an, die daran interessiert sind, internationalen Studenten einen Aufenthalt in ihrem Land zu ermöglichen (Übersicht gängiger Stipendiendatenbanken 7 S. 163). Für Reisen ins europäische Ausland bietet die Heinz-Schwarzkopf-Stiftung eine großzügige Förderung. Reisen in die Vereinigten Staaten (7 S. 40) können Sie über das ERP-Stipendienprogramm der Studienstiftung des Deutschen Volkes, die Fulbright-Commission oder das McCloy-Stipendienprogramm finanzieren. Beachten Sie, dass es bei renommierten Reisestipendiengebern wie beispielsweise der Fulbright Commission, McCloy oder dem ERP-Programm wegen einer hohen Quote an qualifizierten Mitbewerbern schwierig ist, sich erfolgreich zu bewerben. Eine Bewerbung möchten wir dennoch empfehlen, denn diese Stiftungen bieten zumeist auch ein interessantes Begleitprogramm und Alumni-Organisationen an, woraus sich wichtige Kontakte für Ihre Zukunft schmieden lassen. Insbesondere bei Reisestipendien greift die Nachrückerdynamik (7 S. 100). Denn anders als andere Studienstipendien lassen sich Reisestipendien nicht anhäufen oder kombinieren: Ein sehr guter Student
167 6.3 · BAföG
kann nur an einem Ort studieren und muss Reisestipendien anderer Orte ausschlagen. Daher ist die Chance durchschnittlicher Studenten, bei einem Reisestipendienprogramm nachzurücken, äußerst hoch. Eine Bewerbung lohnt doppelt! Í Master nach Plan 4 Auch bei Stipendien greift die Nachrückerdynamik. 4 Politische Stiftungen haben zwar interessante Stipendienprogramme, wählen aber oft politisch und nicht leistungsbezogen aus. 4 Suchen Sie gezielt nach Nischenanbietern, diese haben oft nur wenige Bewerber. 4 Private und ausländische Hochschulen erlassen Ihnen bei Nachfrage oft Teile der Studiengebühren oder helfen Ihnen auf sonstige Weise: Seriöse Masterprogramme lassen Ihre Teilnahme am Studium nicht an Ihren finanziellen Problemen scheitern. 4 Falls Sie Ihren Master im Ausland machen, sollten Sie nach so genannten Reisestipendien suchen.
6.3
BAföG
Beim BAföG handelt es sich um eine staatliche Hilfsleistung für Schüler, Studenten und Auszubildende. Die Hälfte der Förderung wird den Studenten geschenkt, die andere Hälfte muss als zinsloser Kredit zurückgezahlt werden. Die Förderung durch das BAföG orientiert sich am errechneten Bedarf des einzelnen Studenten. Viele Studenten haben während ihres Studiums von einer Förderung durch BAföG profitiert. Die meisten sind daran interessiert, dass sich diese Förderung auch während ihres Masterstudiums fortsetzt.
BAföG-Reform: Unklarheiten bei Drucklegung Die Bundesregierung hatte Anfang 2010 eine BAföG-Reform beschlossen – unter anderem wurde der Höchstsatz von 648 auf 670 erhöht. Allerdings stritten sich Bundestag und Bundesrat bei Drucklegung noch um die Finanzierung. Wir gehen davon aus, dass die Reform umgesetzt wurde. Durch die rechtliche Unklarheit waren einige Änderungen offen. Bitte überprüfen Sie diese Details selbständig, sollten Sie davon betroffen sein: 4 Kein Extranachweis mehr für Mietkosten 4 Anhebung der Altersgrenze beim Masterstudium von 30 auf 35 Jahre 4 Verringerung der Auslandszuschläge 4 Stipendien bis 300 Euro werden nicht mehr vom BAföG abgezogen 4 Keine Schuldenerlasse mehr bei guten Noten oder schnellem Studium 4 Keine finanziellen Nachteile mehr bei erstem Fachrichtungswechsel
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Kapitel 6 · Finanzierung
6.3.1
6
BAföG-Förderung
Die Regelungen zur Förderung eines Masterstudiums durch BAföG sind relativ einfach. Jeder BAföG-Fall gestaltet sich unterschiedlich. Allerdings gibt es einige Grundprinzipien, die wir nachfolgend aufführen. Zu Beginn Ihres Masters dürfen Sie höchstens 35 Jahre alt sein. Diese Altersgrenze gilt auch für Studierende mit elternunabhängigem BAföG. Eine Ausnahme besteht, falls Sie nachweisen können, dass Sie durch Krankheit oder Kindererziehung an der rechtzeitigen Aufnahme des Masterstudiums gehindert wurden. Auch bei anderen wichtigen Hinderungsgründen sind teilweise Ausnahmen möglich. Informationen dazu finden Sie bei Ihrem BAföG-Amt. Grundsätzlich sind alle Masterstudiengänge förderungsfähig, die einen Bachelor als Voraussetzung haben. Ob der Master konsekutiv oder nichtkonsekutiv ist, ist irrelevant. Hat ein Student jedoch bereits einen Masterstudiengang oder einen Diplomstudiengang absolviert, ist ein weiteres Masterstudium nicht förderungsfähig. Die Dauer Ihres Bachelorstudiums spielt dagegen keine Rolle. Selbst wenn Sie im Bachelor die maximale BAföG-Förderungsdauer überschritten haben, haben Sie im Master wieder einen Anspruch. i Sollten Sie vor Ihrem Master bereits gearbeitet haben, kommt für Sie das elternunabhängige BAföG in Frage. Hier bekommen Sie abhängig von Ihren Ersparnissen den vollen Satz, unabhängig von Ihren Eltern. Um berechtig zu sein, müssen Sie nach vorheriger Berufsausbildung drei und ohne Ausbildung fünf Jahre lang gearbeitet haben. Sie erhalten es außerdem, wenn Ihre Eltern verstorben oder unauffindbar sind.
Beachten Sie, dass beim direkten Übergang vom Bachelor- zum Masterstudiengang ohne eingeschobene Arbeitspause das BAföG maximal nur für einen Monat überbrückend gewährt wird. Die BAföG-Förderung endet mit Bestehen der Bachelor-Abschlussprüfung. Ein Fachrichtungswechsel ist bei BAföG-Förderung im Master nur bei Vorliegen eines unabweisbaren Grundes möglich. Dies wäre zum Beispiel eine schwere Verletzung, die ein weiteres Sportstudium unmöglich macht. Möglich ist hingegen eine Schwerpunktverlagerung innerhalb derselben Fachrichtung, falls dieser Wechsel ohne Zeitverzögerung möglich ist. Die Rückzahlung des BAföGs beginnt in der Regel fünf Jahre nach Ende der Förderungshöchstdauer einer Ausbildung. Da der Bachelor bereits als ein vollständiger Ausbildungsabschnitt gilt, läuft diese Frist ab Ende des Bachelorstudiums, ungeachtet, ob der Master noch gefördert wird. i Sollten Sie zu den besten 30 Prozent Ihres Abschlussjahrgangs zählen, erlässt Ihnen das Bundesverwaltungsamt auf Antrag bis zu 25 Prozent Ihrer BAföG-Schulden – dies allerdings nur, falls Sie Ihren Master bis 2012 beenden, denn danach läuft die Regelung aus. Dafür müssen Sie 6
169 6.3 · BAföG
6
Ihr Studium allerdings innerhalb der Förderungshöchstdauer geschafft haben, sonst sinkt der Erlass. Bis zu 2 560 Euro Abzug gibt darüber hinaus auch für besonders schnelle Studenten, unabhängig von der Note. Den Antrag müssen Sie selbst stellen. Achtung: Den Teilerlass müssen Sie für Bachelor und Master separat beantragen, da sie in der Förderung als unabhängige Abschnitte gelten.
6.3.2
BAföG-Förderung bei einem Masterstudium im Ausland
Wer Anspruch auf Inlands-BAföG hat, erhält es auch für ein komplettes Studium im EU-Ausland sowie der Schweiz. Ein komplettes Masterstudium außerhalb der EU wird durch das BAföG dagegen nicht gefördert; nur bis zu 12 Monate als Austauschstudent sind möglich. Die Fördersätze im Ausland sind höher als im Inland. Sie erhalten nicht nur die normale Förderung, sondern zusätzlich auch: 4 Studiengebühren von bis zu 4 600 Euro (nur ein Jahr lang möglich), 4 Reisekosten, 4 Zusatzbeiträge für die Krankenversicherung sowie 4 außerhalb der EU einen Auslandszuschlag von bis zu 450 Euro im Monat. Eine weitere Voraussetzung für Auslands-BAföG sind Kenntnisse in der jeweiligen Sprache, die Sie durch Sprachzertifikate vorweisen müssen. Den Antrag fürs Auslands-BAföG sollten Sie möglichst ein halbes Jahr vorher stellen, denn fürs Ausland ist der Verwaltungsaufwand deutlich höher. i Falls Sie im Inland knapp unter der Grenze zur Förderung liegen, ist es möglich, dass Sie im Ausland dennoch gefördert werden, da die Fördersätze häufig höher sind.
Sollte Ihr BAföG in Deutschland Ihre Lebenshaltungskosten decken, kann dies in vielen anderen Ländern schwierig sein: Es werden zwar großzügig die Studiengebühren gezahlt, doch von den Reisekosten und der Krankenkasse abgesehen bleibt die Grundförderung die Gleiche. Viele westliche Nachbarn Deutschlands haben jedoch deutlich höhere Lebenshaltungskosten. Daher sollten Sie sich frühzeitig mit Stipendien (7 S. 157) und Krediten (7 S. 148) beschäftigen, falls Sie im Ausland studieren möchten. Eine Option ist es, Ihr BAföG mit einem Bildungskredit (7 S. 152) aufzustocken. i Beachten Sie, dass der Auslandszuschlag im Gegensatz zum Darlehensanteil des regulären BAföG nach Abschluss des Studiums nicht zurückgezahlt werden muss. Auch gelten andere Bemessungsgrenzen für Ihre Förderwürdigkeit. Das bedeutet unter Umständen, dass Sie auch dann auslands-BAföG-berechtigt sind, wenn Sie die Bedingungen für das herkömmliche Inlands-BAföG nicht erfüllt haben.
@ Basisinformationen zum BAföG: www.das-neue-bafoeg.de @ Private Internetseite mit Informationen zum BAföG: www.bafoeg-rechner.de
170
Kapitel 6 · Finanzierung
Í Master nach Plan 4 Ihr Masterstudium in Deutschland wird in der Regel durch das BAföG gefördert. 4 Besonders gute und schnelle Studenten bekommen auf Antrag weite Teile der BAföG-Schulden erlassen. 4 Auch ein Master im EU-Ausland ist voll förderungsfähig; die Förderung im Ausland ist häufig höher. 4 Einige Studenten, die im Inland kein BAföG erhalten, bekommen es im Ausland, da dort die Fördersätze höher sind. 4 Den Antrag auf Auslandsförderung sollten Sie mindestens ein halbes Jahr vorher stellen.
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6.4
Mitnahme studentischer Sozialleistungen aus Deutschland ins Ausland
Viele Studenten planen nach ihrem Bachelorstudium einen Masterstudiengang an einer Hochschule in einem anderen Land der Europäischen Union. Unter Umständen kann es sich für Sie lohnen, deutsche studentische Vergünstigungen ins Ausland mitzunehmen: Die resultierende Ersparnis kann sehr hoch sein. Nachfolgend geben wir daher einige Hinweise zum Transfer von Krankenkassenleistungen ins europäische Ausland. Wichtig für den Transfer einiger Sozialleistungen ist, dass Sie an einer deutschen Hochschule als Student eingeschrieben bleiben. Viele Hochschulen verlangen, dass Sie als Student ausschließlich an Ihrer Hochschule eingeschrieben sind. In Deutschland wird das auch überprüft. Auf internationaler Ebene gibt es jedoch keine Abgleichstelle, die Ihre ausschließliche Einschreibung an einer deutschen oder ausländischen Hochschule nachprüft und eventuell sanktioniert. Sobald Sie Ihren Bachelorgrad verliehen bekommen haben, werden Sie an Ihrer ehemaligen Hochschule automatisch exmatrikuliert. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn Sie sich für das entsprechend aufbauende Masterprogramm an Ihrer Hochschule beworben haben und angenommen wurden. Einige Studenten, die ein Masterstudium im Ausland absolvieren, nutzen einen nicht ganz legalen Trick, indem sie sich an ihrer deutschen Hochschule in einen Masterstudiengang einschreiben und dann einige Urlaubssemester nehmen. So kommen sie weiterhin in den Genuss studentischer Sozialleistungen. An der Bachelor-Universität werden Urlaubssemester und die eventuellen sozialen Transferleistungen mitgenommen, an der Master-Hochschule wird studiert. Dies ist nicht erlaubt, wenn Ihre Hochschule es nicht explizit zulässt. Da Überprüfungen nicht international durchgeführt werden, führt der Reiz der meist preiswerteren Krankenversicherung, des sicheren Kindergeldes bzw. Kinderfreibetrages für die Eltern (bis zum Ablauf des 25. Lebensjahres) dazu, dass diese Verfahrensweise verbreitet ist. Wir wollen Sie jedoch keinesfalls dazu ermuntern, sich nicht rechtmäßig zu verhalten.
171 6.5 · Arbeit neben dem Masterstudium
In manchen Ländern (zum Beispiel in Großbritannien und den USA) ist eine Krankenversicherung für die Dauer des Studiums in den Studiengebühren mit inbegriffen. In diesem Fall lohnt eine deutsche Krankenversicherung nur in Ausnahmefällen. i Als öffentlich krankenversicherter Student einer deutschen Hochschule können Sie Ihren Krankenversicherungsschutz bis zu einer Dauer von einem Jahr ins Ausland transferieren. In der Europäischen Union geht das problemlos; auch längere Auslandsaufenthalte in den USA oder Kanada sind durch bilaterale Abkommen möglich. Vergleichen Sie die studentischen, niedrigen Beitragssätze Ihrer deutschen Krankenkasse mit den entsprechenden Tarifen und den Leistungen in Ihrem Zielland: Oft werden Sie große Einsparungsmöglichkeiten feststellen.
Í Master nach Plan 4 Die deutsche Krankenversicherung ist oftmals günstiger als eine Alternative im Ausland. Bei kürzeren Studienaufenthalten können Sie die Leistungen meistens »mitnehmen«. 4 Für den weiteren Bezug studentischer Sozialleistungen kann es ratsam sein, an einer deutschen Hochschule eingeschrieben zu bleiben, wenn Sie ins Ausland gehen. Dies ist mit vielen Studienordnungen nicht vereinbar, wird jedoch auch nicht kontrolliert.
6.5
Arbeit neben dem Masterstudium
Wenn Sie bereits während Ihres Bachelors nebenbei gearbeitet haben, werden Sie wissen, dass es nicht immer einfach ist, Studium und Job in Einklang zu bringen. Während des Masterstudiums wird dies noch schwerer, da die Arbeitsbelastung noch einmal steigt. Dabei kommt es natürlich darauf an, wie viele Stunden Sie arbeiten möchten beziehungsweise müssen. In den meisten Programmen werden Sie bei guter Zeiteinteilung und Disziplin 10 bis 15 Stunden pro Woche einer Nebenbeschäftigung nachgehen können. Abhängig von Ihrer Belastungsfähigkeit können Sie sogar noch mehr schaffen. Schwierig kann es für Sie werden, wenn Sie weder auf BAföG noch auf Stipendien zurückgreifen können und sich scheuen, einen Kredit (7 S. 148) aufzunehmen. Sich ein Vollzeitstudium komplett selbst zu finanzieren, ist nur unter großen Anstrengungen möglich. Hochschulen im Ausland bieten glücklicherweise häufig auch die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums. In Deutschland wird diese Option auf Masterniveau bisher leider nur von wenigen Hochschulen angeboten – nur im Feld der weiterbildenden Masterstudiengänge ist die Möglichkeit zum Teilzeitstudium schon der Regelfall. Die Studiendauer kann dann maximal verdoppelt werden und die Gebühren werden über die entsprechende Periode gestreckt. Diese Option könnte auch dann attraktiv für Sie sein, falls Sie ein Kind oder einen Angehörigen versorgen müssen.
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172
Kapitel 6 · Finanzierung
Sollten Sie BAföG beziehen, raten wir Ihnen, darauf zu achten, pro Jahr nicht mehr als 4 800 Euro hinzuzuverdienen. Überschreiten Sie diese Grenze, zahlen Sie Geld ans BAföG-Amt zurück. Grundsätzlich müssen Sie einen Nebenjob beim BAföG-Amt melden. i Bei bezahlten Praktika kommt es in Sachen Besteuerung darauf an, ob sie in der Studienordnung vorgesehen sind oder nicht. Wenn sie vorgesehen sind, können Sie so viel Geld verdienen wie Sie möchten und müssen keine Steuern und Abgaben zahlen. Bei freiwilligen Praktika gelten die selben Regeln wie für normale Jobs. Viele Studenten lassen sich deshalb von einem Professor fälschlicherweise bescheinigen, dass das Praktikum in der Studienordnung verpflichtend ist. Manche gehen sogar noch weiter und verkaufen ihren lukrativen Job als Pflichtpraktikum. Das klappt meist, doch es ist illegal und kann daher auch sehr negative Folgen für Sie haben.
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@ Deutscher Gewerkschaftsbund: www.studentsatwork.org @ Jobmensa: viele Jobs von namhaften Unternehmen: www.jobmensa.de
Als Minijobber haben Sie die gleichen Rechte wie jeder andere Arbeitnehmer: 20 bezahlte Urlaubstage pro Jahr und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Ersteres gilt aber erst nach mehr als sechs Monaten Beschäftigungsdauer. Ganz wichtig: Bestehen Sie immer auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Denn viele Arbeitgeber sind bei weitem nicht so vertrauenswürdig, wie sie zunächst erscheinen. Falls Sie keinen Arbeitsvertrag haben, sind Sie allerdings nicht vogelfrei. Falls es hart auf hart kommt, wird vor Gericht von den Grundlagen eines klassischen Arbeitsvertrags ausgegangen. Informationen zu Beschäftigungsarten und ihren Implikationen auf Steuer- und Versicherungspflichten finden Sie in . Tabelle 6.4. Weitere Informationen zu Ihren Rechten und Pflichten gibt es beim Studentenportal des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Daneben haben wir für Sie einige Onlinestellenbörsen herausgesucht. Í Master nach Plan 4 Überfordern Sie sich beim Masterstudium nicht – nehmen Sie im Zweifel lieber einen Kredit auf oder studieren Sie Teilzeit. Denn ein Master ist sehr arbeitsaufwändig. 4 Viele Studenten deklarieren bezahlte Jobs als Pflichtpraktika, um nicht unter Besteuerungsregeln zu fallen.
@ JackTiger: Messe, Event und Promotionjobs: www.jacktiger.com
@ Jobs3000: klassische Studentenjobs, große Auswahl: www.jobs3000.net @ Unicum: große Auswahl in allen Bereichen: www.unicum.de/karrierezentrum/ nebenjob/
6.6
Steuerliche Absetzbarkeit von Masterstudiengängen
Die meisten Studenten gehen davon aus, dass sie die Aufwendungen für ihr Masterstudium nicht steuerlich absetzen können. Doch die Absetzbarkeit von Aufwendungen für Masterstudiengänge ist unbegrenzt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Sie diese Kosten nicht nur von gegenwärtigen Steuerzahlungen absetzen können, sondern als vorweggenommene Werbungskosten auch von zukünftigen Steuerzahlungen.
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173 6.6 · Steuerliche Absetzbarkeit von Masterstudiengängen
. Tab. 6.4. Besteuerungsgrundlagen
Beschäftigungsart
Was ist das?
Steuern
Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenbeiträge
Rentenbeiträge
Minijob (bis 400 Euro im Monat)
Ein unbefristeter Job, bei dem Sie weniger als 400 Euro im Monat verdienen. Sie zahlen weder Steuern noch Abgaben. Und es verträgt sich mit dem BAföG (7 S. 167).
Steuerfrei
Versicherungsfrei
Versicherungsfrei. Sie können aber freiwillig zahlen.
400 bis 800 Euro pro Monat
Wenn Sie zwischen 400 und 800 Euro im Monat verdienen, zahlen Sie zwar Steuern, bekommen sie aber nach Jahresende auf Antrag zurück – solange Sie unter 8 004 Euro pro Jahr bleiben. Wichtig: Wenn Sie zudem über 20 Stunden pro Woche arbeiten, fallen Sie aus der günstigen Studentenkrankenversicherung raus.
Lohnsteuerpflichtig, wird aber zurückgezahlt
Versicherungsfrei bei weniger als 20 Stunden Arbeit pro Woche
Versicherungspflichtig, aber reduzierte Beiträge; je nach Gehalt 2 bis 10 Prozent
Ab 800 Euro
Wer längerfristig mehr als 800 Euro verdient, gilt als normaler Arbeitnehmer. Damit fallen leider auch die Studentenprivilegien weg – Sie müssen Steuern, Versicherungen und Rente bezahlen.
Lohnsteuerpflichtig
Versicherungspflichtig bei mehr als 20 Stunden Arbeit pro Woche
Sie müssen den vollen Beitrag zahlen.
Kurzfristige Beschäftigung
Sie können auch Vollzeit Gelegenheitsjobs machen, beispielsweise während der Semesterferien. Pro Jahr darf dies aber nicht länger als zwei Monate oder 50 Arbeitstage gehen, sonst sind Sie voll Steuerund Versicherungspflichtig. Bleiben Sie unter der Grenze, bezahlen Sie keine Sozialabgaben und bekommen die Steuern am Ende des Jahres zurück. Wichtig: Die Befristung muss im Vertrag stehen!
Lohnsteuerpflichtig, wird aber zurückgezahlt
Versicherungsfreijedoch nur, wenn die Befristung im Arbeitsvertrag steht
Versicherungsfrei bis 50 Arbeitstage oder zwei Monate im Jahr; freiwillig zahlen kann jeder.
Nach der Änderung einschlägiger Gesetze im Jahr 2004 wird zwischen Erst- und Zweitstudium unterschieden. Ein Erststudium wird zur Berufsausbildung gerechnet. Ausbildungskosten können Sie bis zu 4 000 Euro als Sonderausgaben von der Steuer absetzen, nachdem Sie in die Erwerbstätigkeit gestartet sind. Für Ihr Bachelorstudium können Sie somit bis zu 4 000 Euro je Kalenderjahr absetzen. Es handelt sich um einen Jahresbetrag. Das bedeutet, dass Sie Kosten, die nur in einem Teil des Kalenderjahres entstehen, nicht anteilig umrechnen müssen. Gesetzestext: § 10 Abs. 1 Nr. 7 Einkommenssteuergesetz (EstG).
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Kapitel 6 · Finanzierung
i Bei den 4 000 Euro je Kalenderjahr handelt es sich um so genannte Sonderausgaben. Das bedeutet, dass diese Ausgaben nur in dem Jahr vom Einkommen abgesetzt werden können, in dem sie auch anfallen. Ein »Vortrag« auf spätere Jahre ist bei Kosten des Bachelorstudiums nicht möglich. Falls Sie vor dem Studium jedoch eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, verhält es sich beim Bachelorstudium genauso wie bei Ihrem Master: Die Studienkosten können in unbegrenzter Höhe abgesetzt und auch auf das Einkommen künftiger Jahre »vorgetragen« werden.
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Interessanter wird es bei einem Zweitstudium, das Sie nach einem abgeschlossenen Erststudium beginnen: Die Kosten für ein Zweitstudium können Sie unbegrenzt als Werbungskosten absetzen, da das Zweistudium als Fortbildung gewertet wird. Als Erststudium gilt Ihr Bachelorabschluss. Jeder nachfolgende Studiengang gilt als Zweitstudium und damit als Fortbildung, deren Kosten Sie in unbegrenzter Höhe absetzen können. Das gilt nicht nur für Ihre Studien- und Semestergebühren, sondern auch für Ihren Lebensunterhalt, für Lernmittelausgaben und Fahrtkosten – kurz: für alle studienbezogenen Aufwendungen. Ihr Masterstudiengang muss übrigens nicht zwingend ein Konsekutivmaster (7 S. 15) sein: Auch ein andersartiger Masterstudiengang ist mit allen seinen Begleitkosten absetzbar. Wichtig ist jedoch, dass zwischen Ihrem Masterstudium und Ihrem späteren Beruf ein inhaltlicher Zusammenhang existiert. Diese Regel wird jedoch sehr großzügig und weit ausgelegt. Auch MBA-Studien und LLM-Masterstudiengänge, die nach dem ersten juristischen Staatsexamen begonnen werden, fallen unter diese Regel. Selbst Sprachkurse können Sie nach diesem Prinzip steuerlich absetzen. Ein akademisches Erststudium (Bachelorstudium) gilt als private Sonderausgabe. Die dafür entstandenen Kosten können nicht unbegrenzt, sondern nur bis zu einer Höhe von 4 000 Euro im Jahr abgesetzt werden. Weiterhin können sie nicht mit den Einnahmen anderer Jahre verrechnet werden. Ein Zweitstudium (Masterstudium) kann in unbegrenzter Höhe als Werbungskosten (bei Angestellten) oder Betriebsausgaben (bei Selbstständigen) abgesetzt werden. Auch kann es mit den Einnahmen anderer Jahre verrechnet werden. i Auch Studenten, die vor oder während ihres Studiums nicht gearbeitet haben, können die Studienkosten für ihr Masterstudium absetzen. In diesem Fall spricht man von vorweggenommenen Werbungskosten (Steuerformular, Anlage N).
Nach einem Urteil des Bundesfinanzhofes können Aufwendungen für ein Studium als vorab entstandene Werbungskosten bei einer erstmaligen Berufsausbildung geltend gemacht werden:
175 6.6 · Steuerliche Absetzbarkeit von Masterstudiengängen
» Der Abzug von Aufwendungen als vorab entstandene Werbungskosten setzt voraus, dass bereits im Zeitpunkt der Verausgabung anhand objektiver Umstände ein Zusammenhang mit zukünftigen steuerpflichtigen Einnahmen feststellbar ist. (Bundesfinanzhof: Urteil vom 26. Januar 2005; AZ VI R 71/03)
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In den meisten Fällen ist dieser Zusammenhang offensichtlich, sodass Sie bei der Geltendmachung der vorweggenommenen Werbekosten keine Probleme bekommen. Sollte das Finanzamt den »Zusammenhang mit zukünftigen steuerpflichtigen Einnahmen« nicht anerkennen, so liegt die »Feststellungslast« bei Ihnen als Steuerpflichtiger (Bundesfinanzhof: Urteil vom 19. August 2004; AZ VI R 103/01). i Achten Sie in diesem Zusammenhang darauf, dass Sie als Student bereits während Ihres Studiums jedes Jahr eine jährliche Steuererklärung abgeben müssen, in der sie ein negatives Einkommen als vorweggenommene Werbungskosten aufführen. Möchten Sie auch die Kosten Ihres Bachelorstudiums innerhalb der vorgegebenen Grenze absetzen, können Sie noch rückwirkend für die zwei vergangenen Kalenderjahre eine Steuererklärung abgeben – vorausgesetzt, Sie haben das noch nicht getan. Beachten Sie weiterhin, dass Aufwendungen, die für Ihr Studium durch zukünftige steuerfreie Einnahmen veranlasst sind, nicht absetzbar sind. Dies ist beispielsweise bei einer späteren Tätigkeit im Ausland der Fall, deren Einnahmen Sie in Deutschland nicht versteuern müssen. Ob Sie die Kosten für Ihr Masterstudium dann nach einer Rückkehr nach Deutschland steuerlich absetzen dürfen, hängt von der Einzelfallentscheidung Ihres Finanzamtes ab. Achten Sie darauf, dass Sie alle Belege auf Ihren Namen ausstellen lassen. Dies erspart Ihnen mögliche Probleme mit dem Finanzamt.
Beispiel Louisa hat ihr Bachelor- und Masterstudium in BWL abgeschlossen. Während ihres Studiums bezog sie BAföG und hat nicht gearbeitet. In jährlichen Steuererklärungen gab sie die ihr entstandenen Kosten für ihr Studium in Anlage N als Werbungskosten an, obwohl sie sonst kein Einkommen zu verzeichnen hatte. Louisas Studienkosten sind für das Bachelorstudium mit 4 000 Euro pro Kalenderjahr absetzbar. Die Kosten für ihr Masterstudium sind voll absetzbar. Tim hingegen hat im Rahmen seines Studiums Studiengebühren bezahlt. Allerdings hat er es versäumt, während seines Studiums jährlich Steuererklärungen einzureichen. Nach seinem Masterabschluss arbeitet er als wissenschaftliche Hilfskraft an einer Universität im Ausland. Tim kann seine Studienkosten nicht absetzen, da er weder eine jährliche Steuererklärung angefertigt hat noch in Deutschland arbeitet.
Interessant wird es, wenn Ihre Eltern Sie während Ihres Masterstudiums unterstützt haben. Ein Urteil des Niedersächsischen Finanzgerichts macht es möglich, Zuwendungen Ihrer Eltern bis zu einem Betrag von 400 Euro
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Kapitel 6 · Finanzierung
als eigene Aufwendung im Sinne des »verkürzten Zahlungsweges« ebenfalls als vorweggenommene Werbungskosten zu deklarieren (Niedersächsisches Finanzgericht: Urteil vom 24. August 2005: AZ 3-K-220/05). Grundsätzlich können Sie alle Kosten absetzen, die Ihnen im Zusammenhang mit Ihrem Masterstudium entstehen. Ihrer Kreativität sind somit keine Grenzen gesetzt. Dennoch geben wir Ihnen als Orientierung nachfolgend einige Hinweise, welche Kosten Sie geltend machen können. Bei Arbeitsmitteln gilt: Sammeln Sie Quittungen und Belege zu angeschafften Investitionen (z. B. Computer, Mobiltelefon) oder kleinerem Bedarf Ihres täglichen Studiums (z. B. Schreibzeug). Bei kleineren Aufwendungen, wie beispielsweise Fotokopien, können Sie auch abschließend am Ende des Jahres einen Eigenbeleg mit einem Pauschalbetrag ausstellen. Dieser wird in der Regel vom Finanzamt akzeptiert. Falls Sie erworbene Fachbücher von der Steuer absetzen möchten, sollte der Name des Verfassers und der Buchtitel auf dem Kassenbeleg vermerkt sein. Im Zweifel können Sie diese Angaben nachträglich hinzufügen. Sieben Kostenpunkte, die Sie steuerlich absetzen können: 4 Studiengebühren, 4 Arbeitsmittel, 4 Fachliteratur, 4 Fahrtkosten, 4 Verpflegung, 4 Kosten wegen doppelter Haushaltsführung, 4 eingeschränkt: Arbeitszimmer. Die anteilige Absetzbarkeit der Mietkosten Ihrer Privatwohnung als häusliches Arbeitszimmer ist nicht mehr möglich. Allerdings können Mietbeträge, die Sie für Arbeitsräume in der Bibliothek oder in Bürogemeinschaften entrichten, noch immer abgesetzt werden. Diese werden mit bis zu 1 250 Euro anerkannt (§ 4 Abs. 5, Nr. 6b Einkommenssteuergesetz (EstG)).
Achten Sie darauf, dass der Bundesfinanzhof entschieden hat, dass bei der privaten (Teil-)Nutzung eines Computers immer mindestens 50 Prozent der Kosten als berufliche Kosten anzusehen sind. In Ihrem Falle sind das dann Studienkosten (Bundesfinanzhof: Urteil vom 19. Februar 2004 AZ VI R 135/01). Bei Mobilitätskosten gilt: Kosten für Fahrt und Unterkunft bei Reisen, die durch das Studium bedingt sind, können gegen Nachweis abgesetzt werden. Das gilt zunächst für Ihren Weg zwischen Wohnung und Bildungsstätte, aber auch für doppelte Haushaltsführung, die durch Ihr Masterstudium bedingt sein könnte. Für die Unterkunft im Ausland müssen die Kosten für die Unterkunft nicht nachgewiesen werden; stattdessen werden Pauschalen angesetzt. Weiterhin werden Fahrtkosten für öffentliche Verkehrsmittel in voller Höhe anerkannt. Darüber hinaus werden studienbedingte Reisen, die im eigenen oder geliehenen Wagen durchge-
177 6.6 · Steuerliche Absetzbarkeit von Masterstudiengängen
führt werden, ebenfalls mit 0,30 Euro ab dem 21. Kilometer je gefahrenem Kilometer anerkannt. Darüber hinaus können Sie für sogenannte Verpflegungsmehraufwendungen für jeden vollen Kalendertag Kosten bis zur Höhe von 24 Euro geltend machen. Für das Ausland gelten länderspezifische Pauschalen (Fahrtkosten: § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 und Abs. 2 Einkommenssteuergesetz (EstG); doppelte Haushaltsführung: § 9 Abs. 1 Nr. 5 Einkommenssteuergesetz (EstG); Reiseaufwendungen: § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 Einkommenssteuergesetz (EstG)) Sie sehen: Grundsätzlich ist es möglich, einen Großteil der Aufwendungen seines Studiums steuerlich abzusetzen. Mitunter können bei hohen Studiengebühren fünfstellige Eurobeträge abgesetzt werden. Natürlich ist dies nicht im Sinne der Finanzämter. Diese werden alles daran setzen, diese Werbungskosten nicht anzuerkennen – obwohl die Rechtslage eindeutig ist. Das liegt in erster Linie daran, dass die Möglichkeit, Bildungskosten von der Steuer abzusetzen, von Steuerzahlern kaum in Anspruch genommen wird und daher bei den meisten Finanzämtern kaum bekannt ist. Wir raten daher, sich bereits während Ihres Masterstudiums mit einem spezialisierten Steuerberater in Verbindung zu setzen, der Sie bei Ihrer Steuererklärung unterstützt. Er ist im Umgang mit den Finanzbehörden geübt. Die Investition lohnt sich für Sie als Student, da Sie durch professionelle Hilfe einen hohen Eurobetrag sparen können. Aber auch bei Steuerberatern müssen Sie damit rechnen, dass nicht alle Berater sich mit der Absetzbarkeit von Studienaufwendungen auskennen. Der Hauptgrund ist auch hier, dass diese Leistung fast nie in Anspruch genommen wird. Fragen Sie daher bei mehreren Steuerberatern an, bis Sie einen Berater finden, der Ihnen professionell helfen kann. Í Master nach Plan 4 Sie können Ihre Ausbildungskosten von der Steuer absetzen. 4 Lassen Sie sämtliche Belege auf Ihren Namen ausstellen. 4 Sie können bis zu zwei Kalenderjahre im Nachhinein eine negative Einkommenssteuererklärung abgeben. 4 Auch Arbeitsmittel sind absetzbar.
Im letzten Kapitel dieses Buches haben wir Ihnen einige Hinweise zur Finanzierung Ihres Masterstudiums gegeben. Wie Sie gesehen haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung: durch Ihre Familie sowie durch Erspartes, Kredite (7 S. 148), Stipendien (7 S. 157) oder BAföG (7 S. 167). Alle Möglichkeiten sollten Sie bedenken, insbesondere die Finanzierung durch Fremdleistungen. Stipendien sind nicht nur Top-Studenten vorbehalten – denken Sie an die Nachrückerdynamik. Weiterhin haben wir Ihnen die Möglichkeiten aufgezeigt, wie Sie die finanziellen Aufwendungen für Ihr Studium von Ihrer zukünftigen Steuer absetzen können. Mit den Tipps für die Finanzierung Ihres Masters sind unsere inhaltlichen Ausführungen beendet.
@ Steuerberatung C. Gramlich: www.studienkosten.de
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Schlusswort
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Kapitel 7 · Schlusswort
Nun haben Sie es geschafft. Sie sind am Ende dieses Buches angelangt und haben einiges dazugelernt. Natürlich kann sich niemand die ganze Fülle an Fakten merken, die wir Ihnen vermittelt haben. Aber das müssen Sie auch nicht. Viel wichtiger ist es, dass Sie das Buch in dem jeweiligen Abschnitt Ihrer Bewerbung um einen Studienplatz zurate ziehen und die gewünschte Information schnell finden. Der Schlagwortindex (7 S. 183) und die Schnellfinder im Text, das Fortschrittsdiagramm (7 S. IX) und die Zusammenfassungen am Ende jedes Abschnitts werden Ihnen dabei geholfen haben. Sicherlich konnte dieses Buch nicht alle Ihrer Fragen beantworten. Daher möchten wir Sie noch einmal ermuntern, mit Ihren Kommilitonen zusammenzuarbeiten und sich über Ihre Bewerbungen bei Masterprogrammen auszutauschen. Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch bringen Ihnen mehr als die Recherche und Anfertigung einer Bewerbung als Einzelkämpfer. Bilden Sie Gruppen, verbessern Sie Ihre Bewerbungen gegenseitig und beherzigen Sie die Ratschläge Ihrer Freunde und Bekannten: Oft fällt guten Freunden noch etwas auf, das Sie in Ihrer Bewerbung übersehen haben. Sicherlich ist die Zeit, in der Sie sich auf Masterstudiengänge bewerben, anstrengend und von einer gewissen gefühlten Unsicherheit geprägt. Oft werden Sie sich fragen, ob Ihre Bewerbung erfolgreich sein wird und ob Sie alles richtig gemacht haben. Und auch wir haben nächtelang über Motivationsschreiben und Lebensläufen gebrütet und uns mehr als einmal nach dem Sinn des ganzen Bewerbungsaufwandes gefragt. Natürlich ist diese Bewerbungszeit hart – doch sie ist gleichzeitig eine gute Vorbereitung auf spätere Herausforderungen, vor die Sie Ihr Leben noch stellen wird. Ihr Leben wird sich durch Ihr Studium auf Masterniveau enorm verändern. Das Studium wird arbeitsintensiver und anspruchsvoller werden. Und auch der Ortswechsel, den einige von Ihnen durchführen werden, wird in Ihrem Leben einiges bewegen. Sie können das durchaus mit dem Beginn Ihres Studiums vor einigen Jahren vergleichen. Wir möchten Sie ermutigen, diese Herausforderung anzunehmen und so auch den letzten Abschnitt Ihres Studiums zu genießen. Vergessen Sie nicht: Das Studentenleben ist die schönste Zeit Ihres Lebens. Am Anfang dieses Buches haben wir Ihnen zwei persönliche Ratschläge auf den Weg gegeben. Weil sie uns wichtig erscheinen, möchten wir sie auf der letzten Seite dieses Ratgebers noch einmal wiederholen. Erstens: Studieren Sie das, was Ihnen liegt und Freude bereitet. Im Ver-
lauf Ihrer Bewerbung um Masterstudiengänge werden Sie von vielen Wegbegleitern wertvolle Hinweise bekommen. Die Konsequenzen Ihrer Entscheidung trägt jedoch nur einer und das sind Sie. Sie wissen, was Sie können und sollten Ihr Studium hauptsächlich nach Ihren Qualifikationen, nicht jedoch nach kurzfristigen Trends des Arbeitsmarktes wählen. Nur so können Sie in Ihrem Studium überzeugen und Höchstleistungen bringen.
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Zweitens: Kümmern Sie sich früh genug um ein passendes Programm. Nach Ihrem Bachelorabschluss werden Sie eine Entscheidung über Ihren weiteren Lebensweg treffen müssen. Das ist sicherlich nicht einfach – doch je früher und je pragmatischer Sie Ihre Entscheidung angehen, desto mehr können Sie sie steuern. Lassen Sie sich von dieser vorübergehenden Situation der Unsicherheit nicht entmutigen: Sie ist eine Chance, Ihr Leben aktiv zu gestalten und das Beste aus Ihren Fähigkeiten zu machen. Handeln Sie, bevor andere für Sie handeln. Wir schlagen daher vor, dass Sie sich bereits möglichst bald nach einem passenden Masterprogramm umschauen sollten. Am besten noch heute. Die Welt steht Ihnen offen und Ihre Chancen sind groß! Also, wann fangen Sie an?
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Stichwortverzeichnis
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Stichwortverzeichnis
A
C
Abiturzeugnis 117 Abschlussarten 14 Akkreditierung 18 Akkreditierungsrat 18 Alumni 86 Anerkennung des Abschlusses 88 Anschreiben 108 Arbeit, bezahlte 52 Ausfallsfonds 151 Ausland 28 Auslands-BAföG 169 Australien 43 Auswahlgespräch 126
Career Concept 153 CHE-Hochschulranking 72 CHE Master Excellence Ranking 73
B
E
Bachelor 8, 13 BAföG 167 – Ausland 169 Bakkalaureus 13 Berufliche Chancen 90 Berufliche Chancen bei internationalen Organisationen 96 Berufliche Chancen bei Nichtregierungsorganisationen 95 Berufliche Chancen öffentlicher Dienst 95 Berufliche Chancen Privatwirtschaft 93 Berufsberater 57 Besuch an der Zielhochschule 64 Betreuungsverhältnis 90 Bewerbermappe 106 Bewerberzahl 89 Bewerbung, geräuschlose 101 Bewerbungsprozess – formale Kriterien 103 – Fristen und Formalien 103 – inhaltliche Kriterien 103 Bewerbungsstrategie 99 Bibliothek 89 Bildungseinrichtung, private 69 Bildungsfonds 153 Bildungskredit 152 Binationale Studiengänge 29 Bologna-Master 15 Bologna-Prozess 8 – Betreuungsverhältnis 22 – Erfolge 23 – Kritik 20 – Studierbarkeit 21 Bundesgarantie 153
ECTS-Leistungspunktesystem 11 Einzelfallprüfung 92 Erasmus 29 Erfolgsquote 89 Europäischer Hochschulraum 9 Exzellenzinitiative 74
Hochschullehrergutachten 120 Hochschulrankings 71 Hochschulrankings international 76 Hochschulverwaltung 134
I D DALF 118 DELE 119 DELF 118 Deutsche Bildung 153 Diploma Supplements 9
F Fachhochschule 68 Fachschaften 62 Fakultäten 139 FAZ Alumnibefragung 74 Finanzierung 147 Focus Ranking 74 Formalien 103 Frankreich 32 Freiwilligenarbeit 51 Fristen 103, 136
G GMAT 118 GRE 118 Großbritannien 30 Gutachten 120
H Handelsblatt Ranking 74 Hochschulinformationstage 64
IELTS 118 Informationsasymmetrie 78, 100 Irland 40 Ivy League 77
K Kanada 43 Karriere Ranking 74 Karrierezentren 93 KfW-Studienkredit 155 Kredit 148
L Lebenslauf 115 Lebenslauf, europäischer 115
M Magister 13 Master 8, 13 Masterabschlüsse 13 Master of Arts 13 Master of Business Administration 52 Master of Engineering 13 Master of Fine Arts 13 Master of Laws 13 Master of Music 13 Master of Science 13 Masterprogramm – Aufbau und Struktur 16 Masterstudiengänge – anwendungsorientierte 14 – forschungsorientierte 14 – konsekutive 15 – nichtkonsekutive 15 – weiterbildende 15 BA 52 Messen 62 Mindmap 54 Motivationsschreiben 109
185 Stichwortverzeichnis
N Nachrückerdynamik 100 Netzwerken 137 – Professoren 142 Niederlande 35
O Orientierungsmessen 62 Österreich 37
P Phrasen 85 Praktika 50 Preise und Stipendien 89 Privathochschulen 70 Privatstiftungen 163 Professor 139 Professorengutachten 120 Professorenschaft 79 Promotionsrecht 92 Prüfungsordnungen 83
Schweiz 36 Selbstreflexion 54 Senat 138 Shanghai Ranking 75, 76 Sondertilgung 155 Sorbonne-Erklärung 8 Sozialleistungen 170 Sprachenselbstauskunft 119 Sprachkenntnisse der Kommilitonen 81 Sprachkurse 51 – Steuerliche Absetzbarkeit 172 Stiftungen 158 Stipendienausschreibungen 163 Stipendiendatenbanken 166 Stipendiengeber 157 Stipendium 157 Studentenschaft 81 Studienbeitragsdarlehen 151 Studienförderwerke 158 Studiengebühren, Erlass von 164 Studienkredite 153 Studienstipendien 158
T TCF 118 Times World University Ranking 75, 76 TOEFL 117
Q Qualitätsbeurteilung des Masterprogrammes 78
R Recherche an der Zielhochschule 64 Recherche bei Professoren 63 Recherche durch persönliche Kontakte 62 Recherchemöglichkeiten 60 Recherche per Internet 61 Reisestipendien 166 Renommee 68, 93 Rückzahlungsmodalitäten 155
U Überbrückungskredite 156 Universität 68 Universitäts- und Lehrstuhlstrukturen 138 USA 40
V Verbindlichkeit 86 Verschuldungsobergrenze 152 Verwaltung 138 Vorlesungsverzeichnisse 84
S
W
SCHUFA-Auskunft 149 Schweden 38
Werbephrasen 85
Z Zahlungsmodalitäten 88 Zinsbelastung 154 Zinsobergrenze 154
A–Z