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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
ERNST SCHERTEL
IN DIANERKULTUR...
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
ERNST SCHERTEL
IN DIANERKULTUREN IM WESTEN NORDAMERIKAS
VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU • MÜNCHEN • INNSBRUCK . BASEL
Zwei Menschen kamen im Boot Auf dem Schreibtisch liegt die Landkarte Nordamerikas. Genau doppelt so groß wie Europa, greift der Halbkontinent mit seinen nördlichsten Inselausläufern bis zur Grenze des Packeises, mit seinen südlichen Küsten erreicht er fast den Wendekreis, wo 'die Tropen beginnen. Die beiden großen Ozeane umspielen seine Flanken, und gegen seine Nordseite branden die Wogen und treiben die Eisfelder des Nördlichen Eismeeres. Der Blick folgt der Westküste, wo das Felsengebirge — die Rocky Mountains — breitgelagert den Saum des Pazifik begleitet. Wie ein Rückgrat gibt dieses gewaltige Gebirge, das an Ausdehnung den Zug des Himalaya weit übertrifft, dem Erdteil gleichsam Halt und Stütze. Im Norden, von der Bering-Straße bis zur Grenze KanadaUSA, ist die Küste zerrissen und von einer Kette großer und kleiner Inseln umsäumt. In längst vergangenen Zeiten hat sich hier das Land nach dem Ozean hin gesenkt, die Randzone ertrank im Meer, und das Meer füllte die Täler aus, schuf tiefgreifende Fjorde, trennte Brocken des ehemaligen Festlandes ab und machte sie zu Inseln. Im Süden, von der kanadischen Grenze bis nach Kalifornien hin, verläuft die Küste wenig gegliedert und arm an vorgelagerten Inseln und schwingt sich in sachtem Bogen leicht nach Südost (s. die Karte auf der gegenüberliegenden Seite). Wie die Küstenlinie zweigeteilt erscheint, mit der Trennlinie etwa an der Südgrenze Kanadas und im anschließenden Staate Washington — dem nordwestlichen Staatsgebiet der USA —, so zeigt sich auch das Klima auf der fast sechstausend Kilometer langen Küstenstrecke völlig verschieden. Der Süden ist durchweg heiß und trocken, weithin in Wüsten verwandelt und in großen Teilen kaum bewohnbar, der Norden dagegen ist im allgemeinen mild, regenreich und voll ansehnlichen Pflanzenwuchses. Das mag seltsam erscheinen, da die nördliche Zone hoch hinaufreicht und kalt und unwirtlich sein müßte. Der Golfstrom des Stillen Ozeans', ein warmer, von Japan herüberziehender Kreuzehen = 'Beringmeer-Kultur. Striche = Nordwestindianer (,Pazifiden'). Kreise = Kalitomische Kultur (,Californiden') 2
Meeresstrom, macht indes die Temperaturen erträglich nnd schafft gute Bedingungen für ausreichende Regenfälle. So bietet gerade dieser Abschnitt stellenweise beste Lebensbedingungen für Mensch, Tier und Pflanze. Dichte Zedernwälder bedecken das Bergland, Beeren, Nüsse und eßbare Wurzelgewächse gedeihen, Großwild und Kleintiere liefern leichte Jagdbeute, die Flüsse wimmeln von Fischen, und auch das Meer verschenkt in Festlandnähe mit seiner reichen Tierwelt Nahrung in Fülle. Kein Wunder also, daß dieser riesige nnd gesegnete Landstrich schon in den ältesten Zeiten Menschen zur Besiedlung angezogen hat, ja, daß hier überhaupt die frühesten Menschenspuren Gesamtamerikas den Vorgeschichtsforschern sichtbar geworden sind. Woher aber kamen dies ersten amerikanischen Menschen? Auf dem Doppelkontinent deutet nichts darauf hin, daß er die Urheimat der einst und heute dort lebenden Menschen gewesen ist. Nirgendwo, weder in Nord- noch in Mittel-, noch in Südamerika, haben Grabungen oder Zufallsfunde Reste eines Vor- oder Urmenschen zutage treten lassen. Amerika war nach allem, was wir wissen, in den Epochen, als in der Alten Welt und in Afrika sich die Menschwerdung vollzog, ein ganz menschenleerer Erdteil. Die Menschen sind von außen her nach Amerika eingewandert. Nicht auf einmal kamen sie. Es war ein Vorgang, der Jahrtausen währte. Sie kamen als größere oder geringere Einwandererschar — vom langsamen Einsickern verstreuter Horden bis zum Einbrn geschlossener Stämme und Völker. Vor etwa 30 000 Jahren, wä rend der letzten Eiszeit, betraten die ersten von ihnen den leeren Kontinent. Der Zustrom aber ist niemals abgerissen. Wir folgen noch einmal auf der Amerikakarte dem Verlauf der Westküste bis hoch hinauf in den Norden, bis zu den westlichsten Ausläufern Alaskas. An der Bering-Straße machen wir halt. Diese Meeresstraße bringt hier zwischen Kap Prince of Wales und Kap Deschnew die beiden Erdteile Amerika und Asien bis auf 75 Kilometer einander nahe. Bei guter Sicht ist das jenseitige Ufer zu erkennen. Wie Trittsteine liegen inmitten der Wasserstraße die beiden kleinen Diomedes-Inseln, granitene Reste des versunkenen Küstengebirges von Alaska. In den Wintern bildet das Packeis eine feste Bracke herüber und hinüber. 4
Zwei Menschen im Boot. Schnitzerei aus dem Kulturkteis der Nordwestindianer Unsere Kenntnis der ältesten Vorgeschichte Amerikas ist zwar noch sehr lückenhaft, aber von Jahr zu Jahr hellen sich die Zusammenhänge auf. Heute gilt es als gewiß, daß die frühesten Einwanderer vor 30 000 Jahren die Bering-Straße als Zugang nach Amerika benützt haben. Sie kamen aus dem nordöstlichen Sibirien und überquerten die Asien und Amerika trennende Meerenge, die während der Eiszeit durch die Vergletscherung den Übergang wohl zu jeder Jahreszeit ermöglichte. Was die Nordost-Sibirier ,nach drüben' gelockt hat, wissen wir nicht. Vielleicht folgten sie den Fährten von Mammuten, die über das Eis hinüberwechselten, vielleicht trieb sie auch nur die Freude am Abenteuer. Zu Fuß oder mit Schlitten sind diese ersten Jäger- und Wanderborden auf den amerikanischen Erdteil hinübergezogen. Aber es gab offenbar noch andere Einfallstore für die Zuwandere» 5
aus der Ferne. Immer mehr häufen sich die Anzeichen, die darauf hindeuten, daß Angehörige von Fremdvölkern mit Seefahrzeugen auch von Südasien und von Indonesien über den Stillen Ozean das nordamerikanische Festland erreicht haben. Vor allem müssen die ,Schwarzen Inseln', die Inselflur, die Australien im Nordosten umrahmt, Menschen herübergesandt haben: dunkelhäutige Melanesier. Die dunkle Hautfarbe vieler amerikanischer Rassen hat zu diesem Schluß geführt, daß Nordostsibirien nicht das einzige Herkunftsland der amerikanischen Menschheit gewesen sein kann. In Sibirien hat es niemals Menschen dunkler Hautfärbe gegeben. Ihre Heimat können nur Südasien und die ,Schwarzen Inseln', Melanesien, gewesen sein. Die Vorstellung einer Überquerung des Stillen Ozeans in so früher Zeit verliert ihre scheinbare Ungeheuerlichkeit, wenn man die meerweiten Fahrten der Südseestämme denkt oder auch an die heutigen kühnen Ozeandurchquerungen durch Floß- oder Paddelbootfahrer. Gewiß mögen bei solch waghalsigen Unternehmungen in früherer Zeit oft Tausende umgekommen sein, doch es genügte, wenn einzelne oder gar Hunderte die ferne Überseeküste erreichten. Der Forscher wird hier durch gewisse Überlieferungen der Eingeborenen unterstützt. Ihre Sagen und Mären sind zwar in ein phantastisches Rankenwerk eingesponnen, aber der geschichtliche Kern läßt sich doch manchmal noch herausschälen. Aufschlußreich ist besonders eine Sage, die sich bei den Indianern von der kanadischen Insel Vancouver an der Nordwestküste erhalten hat, da in ihr eine Erinnerung an eine frühe Begegnung von dunkelhäutigen und weißen Menschen in diesem Räume lebendig geblieben zu sein scheint. Auch deutet sie wohl darauf hin, daß hier im Nordwesten Amerikas ein zentrales Einfallstor nicht nur für die weißen, sondern auch für die farbigen Einwanderer bestanden hat. Diese indianische Vorzeit-Erzählung weiß zu berichten, daß im dortigen Indianerland einst tierartige Wesen gelebt haben, die von einem halbtierhaften Gott erschaffen worden waren. Wie der Gott selber, so waren auch seine Geschöpfe von plumper Gestalt, am ganzen Körper behaart und von dumpfer, noch unerweckter Sinnesart. Trotzdem aber lag in jedem dieser Wesen bereits der Keim oder die Fähigkeit zur echten Menschwerdung. Und wahrhaft, manche von ihnen entwickelten sich im Ablauf der Geschichte zu immer men6
schenähnlicheren Formen, während andere in ihrem niederen Zustand zurückblieben. So ging es undenkliche Zeiten hindurch. Dann aber brach eines Tages ein Ereignis herein, das einen völligen Wandel schuf: In einem Boot kamen von Norden her zwei richtige Menschen der Küste entlang gefahren. Sie waren groß von Gestalt und boten in ihrem Äußeren einen so fremdartigen und beängstigenden Anblick, daß die am Strand versammelten Tierwesen ein gewaltiger Schrecken überkam und der größte Teil von ihnen in das Innere des Landes entfloh. Zurück blieben nur die wenigen, die sich bereits der Menschengestalt genähert hatten. Sie schlössen Freundschaft mit den Ankömmlingen und wurden nun auch selbst zunehmend zu richtigen Menschen wie die Fremden. Der Völkerkundler und Vorgeschichtsforscher, der diese Mär ihrer Phantastik entkleidet, glaubt in den plumpen und behaarten Halbtierwesen die eingewanderten dunkelfarbigen Melanesier zu erkennen, die aber doch schon Ansätze zur Höherentwicklung zeigten. Zu den Angehörigen dieser Rasse stießen hellhäutige Menschen, die aus dem Norden „der Küste entlang gefahren" waren und als überlegen empfunden wurden, so daß sich der niedrigere Teil der melanesischen Bevölkerung in das Landesinnere zurückzog. Der verbleibende Rest der schon Höherentwickelten unter ihnen gelangte unter dem Einfluß der Hellhäutigen zu gehobeneren Lebensformen. Daß wir uns die ,tierhaften' Ureinwohner als dunkelhäutig, die großwüchsigen Einwanderer dagegen als hellhäutig vorstellen dürfen, ergibt sich aus der Erfahrung, daß ,tierhaft' und ,dunkelhäutig' bei primitiven Völkern vielfach gleichgestellt wird und dunkelhäutige Rassen Hellhäutige oftmals als die ,höheren' Mensehen ansehen. Und so glaubt man, daß der Nordwesten — die Insel Vancouver und das anschließende Festland — zu irgendeiner frühen Zeit von dunklen Rassen besiedelt worden ist, die nur melanesischen Ursprungs gewesen sein können. Ein hellhäutiges Volk, einer der Schübe, die lange nach der Eiszeit von Nordsibirien herüberkamen, ist dann mit ihnen zusammengestoßen. Aus dieser Rassenmischung sind die eigentlichen ,Indianer' entstanden, welche die dunkle Hauttönung der Melanesier mit der Hellhäutigkeit der Sibirier verbinden. Das alles hat sich etwa zu Beginn des letzten Jahrtausend» v, Chr. abgespielt.
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Die .Indianer' gehen also nicht auf jene Eiszeitmenschen zurück, die vor 30 000 Jahren über die Bering-Straße nach Amerika gekommen waren. Von ,Indianern' kann man erst seit etwa 1000 v. Chr. ßprechen.
Die Bärenmutter So hatten sich melanesische und sibirische Volksteile vermischt, und sie hatten im Westen des heutigen Kanada eine Rasse hervorwachsen lassen, die man heute den Indianern zurechnet. Der Völkerkundler bezeichnet sie als ,Pazifiden', um ihren engen Zusammenhang mit dem ,Pazifischen' oder ,Stillen' Ozean zu betonen. Es sind Menschen von mittlerer Körpergröße, ihr Schädel ist kurz, und sie zeigen ein breites Gesicht. Zu dieser Menschengruppe gehören nicht nur alle Küsten- und Inselvölker im Nordwesten, sondern auch viele Indianerstämme des Binnenlandes. Die Hautfarbe dieser nordwestamerikanischen Eingeborenen ist nicht einheitlich, sie wechselt von sehr dunkel bis hell-brünett, je nachdem, ob bei ihnen das sibirisch-nordische oder das melanesisch-tropische Erbgut überwiegt. Gemischt wie die körperlichen Merkmale erscheinen dabei auch die seelisch-geistigen Anlagen. An die nordasiatisch-sibirische Heimat erinnert zum Beispiel der Glaube an einen jenseitigen Hochgott, der im Himmel oder über dem Himmel wohnt. Dieser Himmel aber ist in ihrer Vorstellung eine gewaltige Kuppel aus Lasurstein, aus Kristall oder ähnlichen schimmernden Gesteinen. Als melanesisches Erbe dagegen erscheint die ungeheure Rolle, die der Sippen-Ahne im Vorstellungsleben dieser Menschen spielt. Dieser Ahne besitzt geradezu die Würde eines Gottes, aber er tritt in Tiergestalt auf, wie in der eben erzählten Sage von den zwei Menschen im Boot. Diesem uranfänglichen Gott-Tier bringen die Indianer unterwürfige Verehrung entgegen, und kein Tier der gleichen Art darf getötet werden. Unvereinbar erscheinen diese beiden Gottesvorstellungen — der jenseitige Hochgott und der sehr diesseitige Tiergott-Ahne —, aber in den Mythen und Sagen des Volkes sind sie ganz unbefangen miteinander verschmolzen. Besonders farbig und anschaulich haben die Indianer vom Mount f 8
Shasta, einem schneebedeckten Vulkan in den Felsengebirgen des Nordwestens, die beiden seltsamen Gottwesen zusammengeführt. Am Anfang der Dinge, so erzählen sie, wohnte der Große Geist ganz oben auf der Himmelskuppel, und blickte auf die Erde nieder. Als es ihn eines Tages gelüstete, hinabzusteigen, bohrte er mit einem Steinmesser ein Loch in die Kuppel und warf durch die Öffnung Schnee und Eis herunter, und es entstand der Schneeberg Mount Shasta. Und der Große Geist ließ sich an einem Strick auf den Gipfel des Berges hernieder und stieg von da in das flache Itand hinab. Aber alles war leer und wüst. Da beschloß der Geistgott Bäume zu pflanzen, und er grub mit seinem Finger Löcher in den öden Boden. Aus jedem dieser Löcher wuchs alsbald ein prächtiger Baum, bis dichter Wald das ganze Land bedeckte. Als dann im Herbst zum ersten Male die Blätter fielen, sammelte der Große Geist das welke Laub und blies darauf. Und es wurden Vögel daraus, und eilig flatterten sie davon. Der Große Geist aber griff nach einer Keule, die oben dick und unten dünner war, und zerbrach sie in drei Stücke. Aus dem dünnen Ende ließ er die Fische werden, aus dem Mittelstück die übrigen Tiere und aus dem dicksten Teil die Grizzlibären, die über die Welt herrschen sollten. Die Grizzlibären gingen aufrecht wie Menschen und konnten ihre Vorderbeine wie Arme und Hände gebrauchen. Es waren so wilde und gefährliche Wesen, daß selbst der Große Geist von Angst vor diesen Unholden erfüllt wurde und sich vor ihnen in Sicherheit zu bringen suchte. Er höhlte den Mount Shasta aus und schuf aus ihm ein gewaltiges Berghaus, und in dieser Behausung verschloß er sich mitsamt seiner Familie. Dort blieb er wohnen, und man sah zu Zeiten den Rauch seines Herdfeuers aus dem offenen Schlund der Bergspitze aufsteigen. So vergingen Tausende von Jahren. In der Frühe eines Tages aber begann ein wütender Sturm vom Meer her zu brausen und den ganzen Berg in seinen Grundfesten zu erschüttern. Der Große Geist erboste über diese Ungehörigkeit, und er beauftragte sein Töchterchen, nach oben zu steigen und dem Sturm zu befehlen, daß er sein Toben einstelle. Und er schärfte dem Mädchen ein, nur mit der Hand zu winken und nicht etwa den Kopf hinauszustrecken. Gehorsam stieg das Mädchen hinauf zu der Öffnung in der Bergspitze 9
und winkte mit der Hand dem Sturm, damit er nachlasse. Der Sturm aber kehrte sich nicht daran, sondern tobte weiter. Das Mädchen stand unschlüssig da und überlegte, ob es nicht einen Blick auf die ihr unbekannte Außenwelt werfen solle — und es erhob vorsichtig den Kopf. Da ergriff der Sturm das Kind an den langen Haaren und trug es weit weg über die Wipfel der Bäume bis in das Land der Grizzlibären. Hier am Rand des Gebirges ließ er das kleine Wesen in den Schnee fallen. Von Ängsten und von Frostschauern geschüttelt blieb das Töchterchen des Großen Geistes am Boden liegen. In jener Gegend aber wohnte eine Familie von Grizzlibären. Der Bärenvater kam just von der Jagd zurück, trug seine Keule geschultert und führte an einem Strick einen jungen Elch. Als er das fremdartige, rothäutige Mädchen frierend im Schnee liegen sah, erbarmte es ihn, und er hob es auf und trug es in die Grubenhü zu seiner Frau. Die Bärenmutter nahm das seltsame Wesen lie voll auf und nährte es an ihrer Brust wie ihr eigenes Junges. So wuchs das Kind des Großen Geistes mit den jungen Bären mit Geschwistern heran, und als es erwachsen war, machte es Älteste der Bärensöhne zu seinem Weib. Es gebar ihm zahlrei Kinder — die ersten wirklichen indianischen Menschen. Die Grizzlibären waren sehr stolz auf diese neue Rasse, die da aus ihrer Mitte hervorging. Sie halfen allesamt der.jungen Mutter und ihren Kindern eine geräumige Grubenhütte bauen, die mit Erde überworfen wurde. Sie wuchs zu einem Hügel auf, den man heute noch sehen kann — es ist der ,Kleine Mount Shasta'. Die Jahre gingen dahin. Der Große Geist grämte sich in seinem Berghaus um seine verlorene Tochter, aber lange schon hatte er die Hoffnung aufgegeben, sie jemals wiederzusehen. Den Grizzlibären erzählte das Mädchen zu irgendeiner Stunde, da sie mit ihnen zusammensaß, von ihrer hohen Abkunft, und sie beunruhigten sich sehr über das, was sie getan hatten. Die alte Bärenfrau klagte und jammerte darüber, daß man dem Großen Geist keine Nachricht über das Schicksal seiner Tochter hatte zukommen lassen. So traten die Alten der Bärensippe zusammen, um zu beratschlagen, was zu tun sei, und man beschloß, den erstgeborenen Sohn des Götterkindes zu dem Vater zu schicken, ihm Kunde von dem Geschehenen zu bringen. 10
Der Große Geist weinte vor Freude, als er erfuhr, daß seine Tochter noch lebte, und er eilte mit hastenden Schritten den Mount Shasta hinunter, nur den einen Wunsch im Herzen, sein verlorengeglaubtes Kind bald in die Arme schließen zu können. Die Grizzlibären standen mit geschulterter Keule Spalier vom Mount Shasta bis zu der Grubenhütte