Von der R e i c h s a u t o b a h n biegt man bei Neudorf nach Norden ab, und die Türme von Liegnitz zeigen das Ziel. R...
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Von der R e i c h s a u t o b a h n biegt man bei Neudorf nach Norden ab, und die Türme von Liegnitz zeigen das Ziel. Rechts auf der Höhe erhebt sich der Klosterbau von W a h l s t a t t , Kilian Dientzenhofers barockes Meisterwerk, errichtet auf der Walstatt, auf der Herzog Heinrich II. 1241 gegen die Mongolen kämpfte. Er rettete durch seinen Opfertod die europäische Kultur vor der Überflutung durch innerasiatisches Nomadentum. Links aber, wo der Turm von Hochkirch herüberwinkt, beginnt das Gebiet der K a t z b a c h s c h l a c h t ; hier brachte Blücher 1813 die Lawine ins Rollen, die den korsischen Unterdrücker zermalmte. Die tausendjährigen E i c h e n b e i C r a y n waren Zeugen jenes weltgeschichtlicher Ringens, das bei ihnen im Neißetal mit Vorpostengeplänkel begann. Rechts vorwärts, nordöstlich von Liegnitz, errang Friedrich der Große 1760 über die Österreicher einen großen Sieg, der ihn aus tödlicher Umklammerung befreite. Rollt der Wagen von Goldberg heran, so durchquert er von der Siegeshöhe an im heutigen Stadtgebiet den Kampfplatz von Sachsen und Österreichern im Jahre 1634. Kommt er von Haynau her, so fährt er 5 km vor Liegnitz an der Kriegskoppe vorüber, wo 1452 die Liegnitzer Bürgerschaft das Ritterheer des Lübener Herzogs in offener Feldschlacht schlug. Damals erhielt Liegnitz sein S t a d t w a p p e n mit dem böhmischen Löwen, ein Hinweis darauf, wie sich Liegnitz von der herzoglichen Gewalt befreien und unmittelbar unter die Krone Böhmens treten wollte, wie es Breslau bereits gelungen war. Und noch andere Schlachten und Gefechte haben sich in der Nähe der Stadt abgespielt. Man behauptet demnach nicht zuviel, wenn man sagt: „Liegnitz liegt in einer der berühmtesten Schlachtenebenen der Welt". Die Fruchtbarkeit des Bodens ermöglicht weltberühmten Gemüsebau. Liegnitz ist die Stadt der sauren Gurken, des Sauerkrauts, der Rohkonservenfabriken Für verwöhnteste Gaumen gibt es die leckeren Liegnitzer Bomben. Liegnitz ist Kreuzungspunkt uralter Straßen. Ihr Schützer war das S c h l o ß , die Urzelle von Liegnitz. Um 1175 durch Boleslaus I., den ersten selbständigen Herzog von Schlesien, nach Art deutscher Burgen befestigt, trotzte es mit dem P e t e r s t u r m und dem H e d w i g s t u r m 1241 dem rasenden Ansturm der Mongolen. In ihrem unteren Drittel von romanischer Wucht, kletterten beide Türme im 15. Jahrhundert mit gotischer Kühnheit in die luftige Hohe von über 50 Metern empor. Der kunstgeschichtlich bemerkenswerte Erker des HedwigsHedwigst u r m s ist in einer treuen Nachbildung im Niederschlesischen Museum leicht zugänglich. Um 1530 erfuhr das Schloß durch Herzog
Friedrich II. einen Ausbau in den Formen der Renaissance. Das schöne Schloßportal erinnert an die berühmte Erbverbrüderung, die hier 1537 Hohenzollern und Piasten schlossen und auf die Friedrich der Große seine Ansprüche auf Schlesien stützte. Heute ist das Schloß Sitz der Preußischen Regierung. Als die Piasten, die in der Johanniskirche ruhen, 1675 ausstarben, verlor Liegnitz seinen Rang als Fürstentumshauptstadt und herzögliche Residenz. In habsburgischer Zeit entstand das prunkvolle B a r o c k v i e r t e l : Johanniskirche mit der Piastengruft, Jesuitenkollegium, Ritterakademie, Leubusser Haus, Altes Rathaus. So rückte das Barock, der künstlerische Ausdruck des österreichischen Absolutismus, bis unmittelbar an die gotischen Kirchenbauten (Peter Paul und Liebfrauen) des alteingesessenen Bürgertums vor und ließ den Heidengott N e p t u n seine Wasserstrahlen den christlichen Heiligen Petrus und Paulus beinahe ins Gesicht spritzen; denn beide halten in tüchtigen Arbeiten des 14 Jahrhunderts am Südportal ihrer Kirche die Wache. Aber gerade aus dem Zusammenklang verschiedener Zeiten ist hier auf dem R i n g e v o n L i e g n i t z ein Stadtbild von höchster malerischer Wirkung entstanden. An den Renaissancehäusern rechts der Rathaustreppe, den Heringsbuden, sieht man kürzlich erneuerte Malereien in Kratzputz. Am reichsten zeigt diese Technik das Haus zum W a c h t e l k o r b , wenige Schritte weiter, der zierliche Renaissanceerker hat dem ursprünglich gotischen Gebäude seinen Namen verschafft. Auf dem anstoßenden Friedrichsplatz erhebt sich das N e u e R a t h a u s als Teil einer Gesamtanlage, deren Vollendung bevorsteht. Von hier zieht sich um die Altstadt ein Promenadengürtel, der mit den ausgedehnten Parkanlagen in Verbindung steht. Sie haben Liegnitz den Namen „ d i e s c h l e s i s c h e G a r t enstadt" enstadt" verschafft. Ihre Glanzstücke sind das Palmenhaus, der P a l m e n h a i n und der Warm wasserteich, der auf dem europäischen Festlande ohnegleichen da steht. - Für die kräftige Förderung des Sports durch die Stadtverwaltung spricht allein schon die Einrichtung von zwei großen Freibädern in den letzten Jahren, des S ü d b a d e s und des N o r d b a d e s .