Das Erbe der Macht Band 6 „Lady X“ Sie ist die größte Gegnerin der Lightfighter. - Nun holt sie aus, um ihre Gegner zu zerschmettern.
© 2001 by Mike Hard
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Vor einem Monat in Brasilien Mit einem leichten Nicken bezeugte Alex Stone seine Zustimmung. Die braunen Augen und die fein geschnittenen Gesichtszüge verliehen ihm einen unschuldigen Ausdruck, was jedoch absolut nicht seinem Naturell entsprach. Viele Gegner hatten dies bereits erleben müssen und waren von dem mittlerweile 41jährigen eiskalt liquidiert worden. Hinter der freundlichen Fassade verbarg sich ein kalter, berechnender Verstand, der für genügend Geld zu allem bereit war. Böse Zungen hatten ihn einmal „Killer“ genannt. Einige Tage später hatte man ihre Leichen entdeckt. „Ich hoffe sehr ich kann mich auch dieses Mal wieder auf sie verlassen, mein Freund“, sprach Alex Stones Gegenüber nun freundlich. Gelbe Zähne blitzten ihn aus einem feisten, aufgequollenen Gesicht entgegen. Pablo Karokas war ein übergewichtiger, ständig schwitzender Mann. Außerdem war er einer der reichsten Männer in dieser Gegend. Drogen, Waffenhandel, Schmuggel, Kinderhandel es gab kaum etwas womit er nicht sein „kleines“ Vermögen aufstockte. „Sind sie etwas anderes von mir gewohnt?“, wollte Alex Stone auf die Frage wissen. Sein Gesicht glich einem Steinquader. Nur seine Augen waren lebendig und blitzten gefährlich auf. „Aber nein, mein Freund. Bisher konnte ich mich immer auf sie verlassen. Aus diesem Grund konsultiere ich sie ja nun ein weiteres Mal. Diese delikate Sache sollte so schnell wie möglich bereinigt werden“, erwiderte Pablo Karokas. „Alles was sie mir bisher an Informationen zukommen ließen, betrifft die Menge der „Objekte““, erwiderte der Söldner. Unwillkürlich fröstelte es Pablo Karokas. Es gab nicht viel, was ihn erschrecken konnte. Im Laufe seines Lebens war er mit sehr viel Leid und Schrecken konfrontiert worden. Ein Grossteil dessen hatte er selbst ausgelöst. Andere Menschen bedeuteten ihm nur so viel, wie sie seinen Reichtum vergrößerten. Doch die Art, mit der Alex Stone über seine Opfer sprach, ließ auch ihm einen Schauer über den Rücken kriechen. „Nun, die Objekte sind dabei mir einige Schwierigkeiten zu bereiten. Nichts, das ich nicht auch selbst erledigen könnte, doch aus einer kleinen Flamme wird schnell ein Brand. Aus diesem Grund kam ich zu dem Entschluss ein Exempel zu statuieren. Und wer wäre besser dafür geeignet als sie?“, erklärte der übergewichtige Brasilianer mit leicht bebender Stimme. „Details bitte!“, forderte Stone. Pablo Karokas fuhr sich mit seinen wulstigen Fingern über sein Gesicht, um den Schweiß abzustreifen und sprach weiter: „Vor kurzem bekam ich aus dem Ausland ein interessantes Angebot. Details wären hier fehl am Platze, doch ich habe es angenommen und so etwa ein Dutzend Kinder, vorwiegend Mädchen, aber auch einige Jungen, an meine Geschäftspartner verkauft. Die Eltern, die alle bei mir angestellt sind, haben sich darüber geärgert. Ich habe mich immer gefragt was man an so einem Balg findet. Auf jeden Fall zetteln diese Eltern nun überall Aufstände gegen mich an. Es gab bereits einige Anschläge auf meine Plantage.“ „Zweifellos eine Unverschämtheit“, erklärte Alex Stone mit trockener Stimme, „Und wie kann ich ihnen helfen? Ich glaube nicht, dass sie es sich leisten können, dass ich jeden einzeln liquidiere.“ Ein Grinsen stahl sich auf Karokas Gesicht als er weitersprach: „Aber das ist doch überhaupt nicht nötig, lieber Freund. Meine Leute haben die Aufständischen ausgemacht. Wie sie wissen, stelle ich selbst die Häuser für meine Arbeiter. So konnte ich dafür sorgen, dass betreffende Subjekte in ein gemeinsames Dorf verlegt wurden. Ihre Frauen und ihre übriggebliebenen Kinder ebenfalls. Ich möchte, dass dieses Dorf bis morgen früh wieder für anderweitige Verwendungen zur Verfügung steht. Ich hoffe sie haben verstanden.“ Alex Stone nickte. Natürlich wusste er, dass man die Häuser die Pablo Karokas seinen Leuten zur Verfügung stellte keinesfalls als Häuser, wohl eher als Baracken bezeichnen konnte. 2
„Ich denke das dürfte kein Problem werden“, sicherte er dem mächtigsten Mann der Gegend zu. Dieser schob daraufhin einen Umschlag über den Tisch. Als Stone ihn öffnete erkannte er den Vorschuss, der dieses Mal sehr üppig ausfiel, sowie eine Landkarte auf der das Dorf eingezeichnet war. „Eine Kleinigkeit gäbe es da noch. Ihre Männer und sie sollten darauf achten keine Kinder zu verletzen. Sie wissen schon, es ist schwer an gute Ware zu gelangen“, verlangte er. „Ich denke das lässt sich machen. Allerdings wird es dann etwas teurer“, erwiderte Alex Stone. „Dann freue ich mich bereits auf ihre Vollzugsmeldung. Wenn sie sich melden werde ich die überlebenden Kinder abholen lassen. Bis morgen und viel Erfolg“, grinste Karokas und verabschiedete sich. Stone beobachtete den dicken Geschäftspartner als dieser seinen kleinen Stützpunkt verließ. Natürlich war dies nicht der Hauptstützpunkt seiner Leute, doch da Pablo Karokas häufiger mit Aufträgen zu ihm kam, ebenso wie einige kleinere Plantagenbesitzer, hatte er hier einen zweiten Stützpunkt errichtet. Es befanden sich zwar nur einige seiner Leute hier, doch für die kleine Siedlung dürfte es reichen. Alex Stone war bei seinen Auftraggebern sehr beliebt. Er war zuverlässig und gründlich. Gab man ihm einen Auftrag führte er ihn mit der nötigen Präzision aus und hinterließ keine Zeugen. Ob Einschüchterung oder Mord alles gehörte zu seinem Repertoire. Gefühle ließ er bei Geschäftlichem außen vor. Sympathie und Antipathie spielten für ihn keine Rolle. Natürlich war ihm Pablo Karokas zuwider. Er fand es abscheulich wodurch dieser sein Geld machte. Doch im Grunde spielte es keine Rolle. Es war ein Auftrag, nicht mehr und nicht weniger. Und immerhin konnte Alex Stone die Kinder dieses Mal am Leben lassen. Mit langsamen, bedächtigen Bewegungen stand der muskulöse Söldner auf und verließ sein Büro. In wenigen Stunden wurde es bereits dunkel. Er musste seinen Männern bescheid geben. Heute Nacht würden sie viel zu tun haben. * „Wir dürfen uns das einfach nicht länger gefallen lassen. Wenn wir gemeinsam gegen ihn vorgehen haben wir eine Chance. Wir werden aus ihm herauspressen wo unsere Kinder sind und dann holen wir sie zurück!“, rief Sancho Peres. Zusammen mit den anderen Bewohnern des Dorfes stand er auf der Lichtung in dessen Mitte und debattierte. „Wir haben lange genug die Köpfe in den Sand gesteckt. Es ist Zeit endlich zu handeln. Wollt ihr unsere Kinder etwa im Stich lassen?!“, rief er in die Menge. „Aber was sollen wir denn tun? Er hat viel Geld. Er kann so vieles tun. Wenn wir uns wehren werden auch wir verschwinden und sterben“, kam es aus der Menge zurück. Sancho sah in die Richtung aus der die Stimme erschollen war und erkannte seinen Nachbarn. Wie jeder wusste, hatte der vernarbte Mann keine Frau und auch keine Kinder. Seine Einstellung war verständlich. Zwar fluchte auch er über Karokas, erhob jedoch nie die Hand gegen diesen. Sein Leben war ihm, trotz dessen Erbärmlichkeit, doch heilig. So fügte er sich. Warum sollte er für die Kinder der anderen sein Leben riskieren? „Wir werden den Widerstand organisieren. Trommeln wir die anderen aus den Dörfern zusammen. Holen wir uns das fette Schwein und machen es fertig!“, rief er weiter. „Aber er hat viele Männer. Ich habe von einem anderen Dorf gehört, dass er Söldner auf sie gehetzt hat. Die Aufrührer aus dem Dorf wurden aufgeschlitzt“, rief nun ein anderer. Vielstimmiges Gemurmel wurde laut. Natürlich wollten sie alle ihre Kinder zurück und jeder hatte zugestimmt, als Sancho gegen Karokas vorgegangen war. Einige hatten ihn sogar unterstützt. Aber nun gleich so offen gegen ihn stellen? Den meisten war ihr Leben doch wichtiger.
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Leserbriefe Hallo zusammen. Willkommen bei einem neuen Band von „Das Erbe der Macht“. Kommen wir gleich ohne Umschweife zu den Leserbriefen: Jochen schreibt:
Hallo Mike! Nachdem ich die Serie nun seit kurzem Aufmerksam verfolge dachte ich mir ich haue dir mal meine
Kritik um die Ohren.
Na dann mal los. Nach dem lesen von Band 1 waren meine Gefühle ja zwiespältig. Einerseits ist es mal nicht ein Anfangsband in dem zu wenige passiert andererseits war die Charakterisierung der Personen wirklich enorm schlecht. Eben weil ich die Spannung nicht zu kurz kommen lassen wollte, ist die Charakterisierung in den Hintergrund gerückt. Mittlerweile bereue ich dies jedoch sehr. Band 2 und 3 gingen ja dann ähnlich weiter. Die Schreibfehler waren, wie viele andere Leser ja schon geschrieben haben ganz schön heftig, aber das ist mir relativ egal. Band 4 war auf jeden Fall bedeutend besser. Eine gute Story, gute Charakterisierung, wenig Fehler. Allerdings kamen mir einige Dinge doch sehr geklaut vor (angefangen bei Vampira bis hin zu Buffy und Angel). Hierzu verweise ich auf den Leserbrief in Band 5. Ich habe nicht bei anderen Serien geklaut. Allerdings hätte ich meine Ideen vielleicht etwas abwandeln sollen, damit nicht der Eindruck entsteht. Auch Band 5 hat mir sehr gut gefallen. Es scheint aufwärts zu gehen. Mit der Träne von Michael und der aus Rynoltice besitzen die Kämpfer ja schon mal zwei. Ich gehe davon aus auch Nina wird bald wieder auftauchen und die dritte beisteuern. Wie du lesen kannst tut sich im vorliegenden Band einiges. Mehr dazu sage ich nicht, da es viele Leser gibt die Zuerst die Leserbriefe und dann den Band lesen. Ich bin ja schon sehr gespannt wo die Lightfighter die vierte herbekommen. Hierzu verweise ich schon mal auf Band 9. Lady X wird ja im nächsten Band enthüllt, also hallte ich meine Meinung dazu mal zurück und lese es einfach. Was mich langsam aber wirklich reizt, ist der Schatten. Nachdem du in einem vorherigen Band gesagt hast das es nicht Nostradamus ist, fällt mir auch nicht mehr viel dazu ein. Die Identität des Schattens wird zu Beginn des zweiten Zyklus gelüftet. Bereits jetzt darauf zu kommen wer sich hinter ihm verbirgt, ist fast unmöglich. Obwohl schon einige Andeutungen fielen. Das war es auch schon von mir. Weiterhin viel Glück. Ich hoffe deine Serie lebt noch lange. Vielen Dank. Bis jetzt wüsste ich nicht was dagegen spricht. Dank dem Internet ist man ja nicht auf Verkaufszahlen angewiesen. Und das war es auch schon wieder für Heute. Mal wieder meine Aufforderung, schreibt mir eure Leserbriefe. Ihr habt bestimmt Fragen und Meinungen die auch andere Leser interessieren. In diesem Sinne bis in zwei Wochen, euer Mike Hard
„Söldner, dass ich nicht lache. Das sind lächerliche Hirngespinste mit denen er euch Angst machen will. Er...“, weiter kam Sancho nicht mehr. Von einer Sekunde zur anderen entstand ein Loch zwischen seinen Augen. Entsetzt mussten die Dorfbewohner zusehen wie Sancho Peres in sich zusammensank und starb. „Also das mit dem lächerlich nehme ich ihm übel!“, erscholl eine Stimme vom Dorfrand. Alex Stone und seine Männer erschienen. Mit einem kalten Lächeln deutete er auf den Leichnam von Sancho Peres und sagte: „Ihr hättet auf ihn hören sollen. Hättet ihr früher etwas unternommen, wärt ihr morgen vielleicht noch am Leben.“ Mit diesen Worten gab er seinen Männern ein Zeichen. Sekunden später durchbrachen Schreie die Nacht. Pistolenschüsse leuchteten auf und Messer schnitten Kehlen durch. Viele Dorfbewohner litten, wenige starben schnell. Als der Morgen graute hatte Alex Stone seinen Auftrag erfüllt. Seine Männer verließen das Dorf. * Alex Stone stand alleine zwischen einem Berg von Leichen. Dutzende Männer und Frauen waren dahingeschlachtet worden. Karokas Männer hatten die Kinder abgeholt. Die Augen des 4
Söldners wanderten über die Toten. Einmal mehr fühlte er Macht. Er war es gewesen, der
über das Leben dieser Leute entschieden hatte. Er hatte die Macht besessen. Als er ein
Knirschen hinter sich wahrnahm, fuhr er herum. Eine Frau kam auf ihn zu. Sie hatte ihn
bereits fast erreicht.
Warum habe ich sie nicht schon viel früher wahrgenommen, dachte sich Stone.
„Wer sind sie?!“, schrie er der Frau entgegen und richtete seine Waffe auf ihren Kopf.
Unbeirrt schritt die Fremde weiter. Wenige Meter vor ihm hielt sie an und sah ihm direkt in
die Augen.
„Beeindruckend. Ein ganzes Dorf. Ich möchte sie engagieren“, erklärte die Fremde.
Stone kam die Situation grotesk vor. Eine Unbekannte schritt unbeirrt durch ein Leichenfeld
und sagte völlig kaltblütig, dass sie ihn engagieren wolle.
„Wer sind sie?“, wollte Stone wissen.
„Oh, was sind schon Namen? Sie dürfen mich Lady nennen. Lady X. Das reicht vorläufig“,
erwiderte die Fremde.
Eine Irre. Aber was soll’s Job ist Job, dachte sich Alex Stone.
„Na schön Lady, ich höre“, erwiderte er.
„Ich möchte, dass sie und ihre Leute für mich in eine Villa einbrechen und einen bestimmten
Personenkreis gefangen nehmen und zu mir bringen“, erklärte die Fremde bereitwillig.
„Wir sind teuer“, erwiderte Stone nur.
Ihm fiel nicht auf, dass all die Einwände, die er gehabt hatte plötzlich wie weggewischt
waren. Nur eine leise Stimme in seinen Gedanken hielt ihn noch davon ab den Auftrag sofort
anzunehmen und mit der unbekannten Lady zu gehen.
„Ich biete ihnen Fünfhunderttausend“, sagte die Unbekannte und lächelte.
„Das hört sich akzeptabel an, auch wenn ich meine Männer natürlich überzeugen muss“,
erwiderte Alex Stone.
„Fünfhunderttausend pro Mann“, lächelte die Lady weiter.
Alex nahm es zur Kenntnis. Einen Triumph über die Menge des Geldes konnte er nicht
empfinden, nicht mehr. Die Lady zog ihn mehr und mehr in ihren Bann.
„Warum tun sie es nicht selbst?“, wollte er wissen.
Die kleine Stimme in seinem Kopf weigerte sich standhaft seinen freien Willen aufzugeben.
„Nun, die Villa hat starke Verteidigungsanlagen. Deswegen will ich sie und nicht irgend
jemanden. Ihr Ruf eilt ihnen voraus. Meine Männer sind auch gut, aber ich möchte sie noch
etwas im Hintergrund halten. Sozusagen als kleine Überraschung“, erwiderte Lady X.
„Was haben sie gegen die Leute in der Villa?“, wollte Stone weiter wissen.
„Nun, es sind sozusagen alte Bekannte. Sie haben mir Schmerzen zugefügt, große Schmerzen.
Dafür möchte ich mich natürlich revanchieren. Genaueres werden sie noch erfahren“, wurde
ihm geantwortet.
Die Stimme in seinem Kopf verstummte. Sein Widerstand war erloschen. Lady X hatte einen
neuen Diener.
Respekt, du hattest einen starken Willen. Du wirst mir noch sehr von Nutzen sein, dachte die
Lady.
„Und wohin sollen meine Leute und ich dir folgen? Wo soll der Auftrag erledigt werden?“,
fragte Stone mit apathischer Stimme.
„Und bevor ich es vergesse. Die Art und Weise mit der Mr. Karokas sein Geld verdient gefällt
mir nicht. Nicht dass ich im Großen etwas dagegen hätte, aber Kinder sind für mich einfach
ein Tabu. Finden sie und ihre Männer sich morgen früh bei mir ein. Bis dahin kümmern sie
sich bitte um Mr. Karokas. Leider werde ich zu seiner Beerdigung nicht mehr anwesend sein
können“, fügte Lady X hinzu.
„Nach Rom. Die Villa Hartmann befindet sich in Rom“, erklärte sie mit einem kalten
Lächeln.
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Ich bin wieder da, Lightfighter. Ihr werdet bezahlen für das, was ihr mir angetan habt. Ihr
werdet leiden und ihr werdet sterben, dachte Lady X.
Und mit einem Lächeln auf den Lippen machte sie sich auf den Weg. Dicht gefolgt von Alex
Stone.
* Rom, Villa Hartmann, Heute Mit einem resignierenden Blick betätigte Dorian Schwerthof die Escapetaste und verließ die Aufzeichnungen. Unzählige Male hatte er die Sammlung der Berichte und Aufzeichnungen bereits durchgearbeitet, auf der Suche nach einem kleinen Detail, das ihm vielleicht entgangen war. Ständig hielt er Ausschau nach Berichten über ähnliche Phänomene, wie sie vor einigen Jahren in Jerusalem stattgefunden hatten. Um genau zu sein vor zehn Jahren. Als seine Eltern bei einer Ausgrabung verschwunden waren. Er selbst hatte kurz zuvor das Bewusstsein verloren. Als er erwacht war gab es keine Familie Schwerthof mehr, nur noch ihn. Kurze Zeit später hatte er die kleine Narbe auf seinem Hals entdeckt. Untersuchungen hatten nichts ergeben. Eine einfache Schnittwunde. Seit diesem Tag suchte Dorian nach seinen Eltern. Die Spectral Enterprise war der perfekte Ort dafür. Die neuest Technik und jede mögliche Unterstützung. Bis heute ohne Erfolg. Ständig ergänzte er die Unterlagen und hielt Ausschau. Mit wenigen Handbewegungen schaltete er den Computer ab und verließ sein Zimmer. Nachdem Anna, Sandra und er aus Rynoltice zurückgekehrt waren, wo sie die Träne der Schatten gefunden hatten, hatte erfreulicherweise bisher Ruhe geherrscht. Die Dämonenwelt hielt sich momentan zurück. Die Ruhe vor dem Sturm, dachte der 27jährige und machte sich auf den Weg in Richtung Krankenstation. Von der Villa selbst, in der die Zimmer jedes Mitgliedes des Inneren Kreises lagen, zum eigentlichen Hauptquartier im Berg hinter der Villa war es nicht weit. Nachdem Dorian die Sperre passiert hatte, fuhr er mit dem Aufzug nach unten und stand wenige Minuten später neben dem reglosen Körper von Michael Hartmann. Jürgen stand ebenfalls dort und schaute auf den jungen Mann der an der Spitze der SE stand. Stehen sollte. Nach dem Tod seines Vaters hatte er keine Möglichkeit besessen sich lange zu profilieren. Durch einen Todesfaktor den Torsten Thielmann in sein Amulett gesetzt hatte war er ins Koma gefallen. „Wie geht es ihm?“, wollte Dorian wissen. „Dr. Newman sagt er ist auf dem Weg der Besserung. Aber das sagt er ja mittlerweile schon seit einigen Wochen. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen“, erwiderte Jürgen. „Wenn man bedenkt wie knapp er dem Tode entronnen ist, kann er noch von Glück sagen „nur“ ins Koma gefallen zu sein. Und wenn die Träne ihm nach wie vor Kraft zufließen lässt wird er bald wieder erwachen“, sprach Dorian und blickte auf Michael. „Hoffen wir es. Hoffen wir es“, erwiderte Jürgen. * Jack Buckow stand am Instrumentenpult des Sicherheitsbüros und ließ die üblichen Suchraster ablaufen. Mehrmals am Tag wurde so das Hauptquartier auf eventuelle Eindringlinge überprüft. Nach der Sache mit Michael Hartmann gehört dies zum Standard Procedere. Man wollte vermeiden, dass es noch einmal einem Dämon gelang hier unerkannt einzudringen. Zwar sollten die weißmagischen Projektoren dies verhindern, doch wie man gesehen hatte, waren sie nicht perfekt. Und wie man mittlerweile durch Nil´re´m herausgefunden hatte, besaß der Schwarzmagier noch immer eines der Prismen die er vor 6
Jahren beim Angriff auf das frühere SE erbeutet hatte. Nach wie vor besaß er also die Möglichkeit ein weiteres Mal einen beliebigen, gesicherten Ort zu betreten. Es waren nur wenige Handgriff vonnöten. Der Rest wurde vom Hauptcomputer selbstständig geregelt. Trotzdem war es Vorschrift, dass jemand zur Überwachung anwesend war. Nach wenigen Minuten gab das Programm ein „negativ“ zurück. Die Station war „sauber“. Kein Schwarzblüter befand sich innerhalb der Mauern. Gerade wollte Jack Buckow die Sicherheitszentrale verlassen, als ein gleißender Kopfschmerz durch seinen Kopf schoss. Die Magie mit der dies erfolgte war nicht schwarz, wurde von den Projektoren also nicht aufgehalten. Es war überhaupt keine herkömmliche Magie. Es war...etwas Höheres, das Jack Buckows Denken für einige Sekunden erlöschen ließ. Als der Security Man wieder zu sich kam war er ein anderer. Seine Persönlichkeit war gelöscht. Lady X hatte ihren Schläfer erweckt. Verwaschene Erinnerungen schälten sich aus Jacks Unterbewustsein. Er sah eine sündhaft schöne Frau, die mit ihm essen ging. Er sah die Augen der Frau aufleuchten, sich schmerzhaft in sein Bewusstsein bohren. Augenblicke später war wieder die Leere in seinem Kopf. Der großgewachsene, muskulöse Mann ging langsam auf die Anlagen zu. Natürlich wusste er, dass ein Ausschalten der weißmagischen Projektoren zentral nicht möglich war. Nur der Sicherheitschef oder ein Mitglied des inneren Kreises konnte die Projektoren von hier abschalten. Aber das war auch gar nicht nötig. Sein Befehlt lautete nur die Sicherheits- und Überwachungsanlagen abzuschalten die „normale“ Menschen abhalten bzw. lokalisieren konnten. Mit langsamen Bewegungen ließ er seine Finger über die Tastatur gleiten und schaltete so nach und nach die Überwachungsanlagen aus. Als hinter ihm mit einem Mal die Tür aufgerissen wurde, ließ er dies unbeachtet. Als sein Kollege eintrat, erfasste er mit einem Blick, was Jack im Begriff war zu tun. „Was zum Teufel tust du da!“, rief er entsetzt aus. Jack gab ihm die Antwort auf seine Weise. Als er sich langsam umdrehte, hielt er eine Pistole. Das Entsetzen in den Augen des anderen interessierte ihn nicht. Er nahm es nicht zur Kenntnis. Sekunden später lag der tote Körper seines Kollegen neben ihm im Sicherheitsbüro. Er beachtete ihn nicht weiter. Einige Handgriffe später waren alle Sicherheitsvorkehrungen deaktiviert. Der Weg für Alex Stone und seine Männer war frei. * Mit verkniffenen Augen sah Nil´re´m die junge Lightfighterin an, die sich ihm gegenüber
niedergelassen hatte.
„Ich bitte dich. Du bist der Einzige, der damals anwesend war. Karsten hat uns nichts über die
Nacht erzählt und außer dir hat sonst niemand überlebt“, wiederholte Sandra ihre Bitte.
Die junge Parapsychologin mit den telepathischen Kräften saß dem alten Mann, den sie
zusammen mit Dorian, Nina und Jürgen von Atlantis wieder mit in die Gegenwart genommen
hatte, mit ernster Miene gegenüber.
Sie befanden sich beide in der Bibliothek des Hauptquartiers. Nil´re´m war emsig dabei sich
über die Entwicklung auf der Welt auf den neuesten Stand zu bringen, nachdem er zehn Jahre
verschwunden und für tot gehalten worden war. Zehn Jahre für die Menschen in der
Gegenwart, jedoch nur wenige Tage für ihn.
„Soweit mir bekannt ist, hat Karsten einen offiziellen Bericht für das Archiv geschrieben.
Jeder von euch hat Zugriff“, erwiderte Nil´re´m.
„Das ist korrekt. Ich habe mir den Bericht angesehen. Er ist sehr vage und ungenau gehalten.
Deswegen würde ich ihn gerne noch einmal von dir hören aus deiner Warte sind erst wenige
Wochen vergangen, du müsstest dich noch sehr genau erinnern“, erklärte Sandra.
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Unbewusst strich sie durch ihre kurzen blonden Haare und sah den alten Druiden
erwartungsvoll an. Dieser nickte kurz darauf.
„Na schön, ich werde es dir erzählen“, gab er kurz darauf der Forderung nach.
Erwartungsvoll lauscht Sandra seinen Worten als er zu erzählen begann.
„Vom heutigen Zeitpunkt aus gesehen liegt es ja mittlerweile zehn Jahre zurück. Das Jahr
1991. Wir hatten kurz zuvor einen großen Sieg über die Schwarzblüter errungen und waren
sehr guter Stimmung. Die Spectral Enterprise wurde zu diesem Zeitpunkt von Karsten
Hartmann und Torsten Thielmann gemeinsam geleitet. Zu Beginn kam ich mit Torsten sehr
gut zurecht, doch aus irgend einem Grund war er von einem zum anderen Tag verändert. Er
verhielt sich seltsam und ich habe Karsten mehr als einmal darauf hingewiesen. Doch er
wollte einfach nicht an ein Überlaufen Torstens zur dunklen Seite glauben. Eines Abends rief
Torsten uns alle zusammen um etwas Wichtiges zu bespreche. Keiner von uns ahnte die Falle.
Er deaktivierte die Sicherungen und fiel mit einer Scharr von Dämonen über uns her.
Natürlich verteidigten wir uns, doch ohne Erfolgt. Durch einen Zauber verhalft ich Karsten
zur Flucht und aktivierte selbst eines meiner Prismen. Kurz vor meinem Sprung in die
Vergangenheit gelang es Torsten jedoch mir den Beutel mit den restlichen drei Prismen zu
entreißen. Was weiter geschah wisst ihr“, erzählte Nil´re´m.
Das stützt meine Theorie. Wenn man die Zeit bedenkt zu der Torsten übergelaufen ist und den
Auftrag, den er kurz zuvor erledigte, ergibt es einen Sinn. Wenn es wirklich das war,
weswegen Torsten überlief, muss ich mit ihm sprechen. Es lässt alles in einem neuen Licht
erscheinen, dachte Sandra.
„Konnte ich dir helfen?“, wollte Nil´re´m wissen.
Sandra nickte und erwiderte: „Sehr sogar. Ich danke dir.“
Danke mir nicht zu früh Lightfighterin. Du bist nahe an der Wahrheit. Doch sie wird dir nicht
gefallen. Auch ich habe die Spur damals verfolgt, dachte Nil´re´m.
Sandra wollte noch etwas erwidern, wurde jedoch durch die aufgerissenen Augen des alten
Druiden zum Verstummen gebracht. Mit einem schnellen Satz war er bei Sandra und riss sie
an sich. Sekunden später umgab sie ein leichtes Flimmern und die Umgebung wirkte mit
einem Mal leicht verzerrt.
Im gleichen Moment wurde die Tür aufgerissen und zwei Männer stürmten in die Bibliothek.
Aufmerksam sahen sie sich um.
„Ich hätte schwören können ich hätte Stimmen gehört“, bekräftigte der kleinere der beiden.
Ein Dreitagebart zierte die verwahrloste Gestalt in alter Armeekleidung.
„Hast du wahrscheinlich auch. Aber nur in deinem Kopf“, erwiderte der zweite Söldner.
Beide verließen wieder den Raum.
„Der Boss hat die anderen schon zusammengetrieben. Das Sicherheitsbüro befindet sich ja
sowieso bereits in unserer Hand“, hörten Sandra und Nil´re´m einen der beiden noch
sprechen, dann schloss sich die Tür.
„Was hatte das denn zu bedeuten? Und was hast du getan um uns zu verbergen?“, wollte
Sandra wissen.
Nach wie vor stand sie dicht bei Nil´re´m. Sie hatte auch nicht vor diesen Standort zu
verlassen. Jeden Moment konnten diese beiden Personen zurückkehren.
„Ein einfacher Zauber. Er macht uns für andere unsichtbar. Ich habe die Anwesenheit böser
Gedanken gespürt. Ich fürchte die beiden sind nicht die einzigen“, erklärte Nil´re´m.
„Dann sollten uns wir mal umsehen. Vielleicht erfahren wir so was hier los ist“, schlug
Sandra vor.
Dicht an Nil´re´m gedrängt verließ sie den Raum. Gemeinsam machten sie sich auf die Suche
nach Antworten.
*
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Die Haupthalle glich einem Schlachtfeld. Einige Securitys lagen verwundet am Boden, während der Rest des SE in einer Gruppe zusammengetrieben worden war. Ein Ring von Söldnern umgab sie und hielt ihre Waffen schussbereit auf die Lightfighter gerichtet. Alex Stone stand der Gruppe gegenüber. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen. Die Leiche von Jack Buckow lag zu seinen Füßen. Lady X hatte ihm den Auftrag gegeben diesen zu liquidieren. Sie hatte keine Verwendung mehr für ihn. „Aber ich bitte sie, meine Damen und Herren, wer wird denn so aufgeregt sein?! Wenn sie sich ruhig verhalten wird niemandem etwas passieren!“, rief Alex Stone in die Menge. „Ich werde nun einige Namen verlesen und möchte diese Leute doch bitten nach vorne zu treten“, fügte er hinzu. Nach und nach wurden Jürgen, Andi, Anna und Dorian aufgerufen. Sie traten nach vorne. Unter anderen Umständen wäre Anna froh gewesen, Andi wieder zu sehen. Seit Tagen vergrub dieser sich in seinem Zimmer. Die Söldner hatten auch ihn hergeholt. Er war unnatürlich blass und wirkte leicht fahrig. Alex Stone verlas mittlerweile die Namen von Sandra und Nil´re´m, die jedoch beide nicht anwesend waren. Darauf ließ er seine Leute ein weiteres Mal das HQ und die Villa durchkämmen. Sie fanden niemanden. „Was wollen sie von uns?“, wollte Dorian wissen. Leichte Schweißperlen bedeckten seine Stirn. Zum ersten Mal hatten sie es mit Gegnern zu tun die nicht dämonisch waren, ja nicht einmal dämonisch beeinflusst. Es war eine völlig neue Erfahrung. „Ich möchte überhaupt nichts von euch. Meine Auftraggeberin ist daran interessiert euch kennen zu lernen. Lady X möchte eine Rechnung begleichen“, erklärte Stone. Verwundert warf Dorian den anderen Mitgliedern des Inneren Kreises einen Blick zu. Dieser Name oder die Bezeichnung sagten ihm nichts. Keiner ihrer Gegner nannte sich so. Zu einer weiteren Entgegnung ließen ihm die Söldner keine Gelegenheit. Mit einem Kopfnicken gab Stone seinen Männern ein Zeichen. Sekunden später wurden die Mitglieder des Inneren Kreises durch Spritzen betäubt und verloren das Bewusstsein. Keiner der Söldner bemerkte die Wirkungslosigkeit der Betäubung bei Andi. Die Verwandlung in einen Vampir war abgeschlossen. Andi Neumann war nun ein untoter Blutsauger. Durch den Biss von Alicia hatte diese Plan B eingeleitet und den jungen Informatiker mit den hellseherischen Fähigkeiten zu einem der ihren gemacht. Doch Andi ließ sich nichts anmerken. Er stellte sich bewusstlos und ließ sich zusammen mit den anderen abtransportieren. Jeweils zwei der Söldner nahmen einen Lightfighter und brachten diesen zu einem Transporter. Dort wurden sie alle aufeinander gestapelt. Kurze Zeit später fuhr das Fahrzeug ab. * „Es hat also tatsächlich funktioniert. Ich bin beeindruckt“, lobte Torsten Thielmann. Ihm gegenüber stand Lady X. Zusammen befanden sie sich in der unterirdischen Lavahöhle unter Torsten Thielmanns Villa. Ihr Lächeln entblößte eine Reihe blitzend weißer Zähne als Lady X antwortete: „Ich muss sagen ich hätte es für schwerer gehalten. Es war zu leicht.“ „Fühle dich nicht zu sicher. Zwar hast du die Lightfighter, doch die Tränen befinden sich nicht bei ihnen. Wenn ich dich richtig verstanden habe befindet sich die Träne des Universums bei Michael. Und der befindet sich in der hermetisch abgesicherten Krankenstation“, nahm Torsten seiner Partnerin die Lorbeeren. Kurz überzog eine Krimasse das Gesicht der Lady, bevor sie antwortete: „Das ist mir klar. Hätte Stone schneller gehandelt und den Arzt sofort erschossen hätte dieser keine Gelegenheit 9
mehr dazu gehabt. Jetzt ist der Arzt tot und Michael liegt abgeschottet in dem Raum. Und
obendrein ist die Träne der Schatten und das Centro Domini im Safe.“
„Tja, meine Liebe. So einfach wie du dachtest, wird es wohl doch nicht“, grinste Torsten.
Eines Tages werde ich dir überheblichem Hund die Zunge herausreißen. Eines Tages wirst du
mir so dienen wie alle anderen, dachte Lady X.
„Zweifellos. Aber ich bin zuversichtlich. Ich musste lange warten um meine Rache endlich zu
bekommen. Nun wird mich niemand mehr davon abhalten die Lightfighter ein für allemal
auszuradieren“, antwortete sie laut.
„Ich hoffe sehr du überstürzt nichts. Wir brauchen die beiden Tränen, sonst wird unser
Vorhaben nicht gelingen“, warf Torsten ein.
Du eklatanter kleiner Narr, wofür hältst du mich? Wo wärst du, wenn ich dir damals nicht
geholfen hätte? Du wärst ein Nichts, dachte Lady X.
„Keine Angst, ich werde es berücksichtigen. Alleine die Gesichter meiner alten Freunde
wenn sie erfahren wer ich bin, wird mich für alles entschädigen. Und die Tränen bekommen
wir noch, keine Sorge“, erklärte sie Torsten.
Torsten Thielmann fuhr sich mit der Hand durch sein graues Haar und starrte die Lady aus
eiskalten Augen an. Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln als er erwiderte: „Gut, dann
wäre ja alles gesagt. Du solltest dich jetzt vielleicht lieber wieder auf den Weg machen. Die
Lightfighter werden bald bei dir eintreffen. Du möchtest sie doch nicht verpassen.“
Lady X nickte.
„Das werde ich. In kurzer Zeit werden wir unserem Traum schon sehr viel näher sein“,
erwiderte Lady X und verließ die Höhle.
Wir werden ja sehen wer von uns beiden dann die Macht in den Händen hält, dachte Torsten
Thielmann während er der Lady nachsah.
* Ein rasender Kopfschmerz ließ Dorian langsam die Augen öffnen. Der Nebel um ihn herum begann langsam sich zu lichten und er konnte seine neue Umgebung wahrnehmen. Kalte, metallene Wände umgaben den Lightfighter. Es befand sich kein Fenster in dem kleinen Raum und Dorian war alleine. Scheinbar hatte man die Lightfighter getrennt untergebracht um so von vorneherein Fluchtgedanken auszuschalten. Taumelnd setzte sich Dorian auf. Der kurze Schwindel verflog schnell und auch die Kopfschmerzen ließen langsam nach. Kalte Neonröhren spendeten Licht und ließen die Ausweglosigkeit erkennen. Eine Fluchtmöglichkeit bestand absolut nicht. Es war noch nicht einmal eine Tür zu erkennen. Was soll das nur alles? Wer ist Lady X? Und was will sie von uns? Es ist doch zum Verrücktwerden. So langsam sollten wir in der Villa doch sicher sein. Wie haben sie die Sicherheitssysteme überwunden?, dachte Dorian. Ein Brausen neben ihm ließ ihn herumfahren. Ein kleiner Wirbel bildete sich. So kündigt sich das erscheinen des Schattens normalerweise an, dachte Dorian. Doch es war nicht der Schatten. Der Wirbel war nur wenige Zentimeter groß und als er verschwand lag an derselben Stelle eine kleine Keycard. Dein Schlüssel in die Freiheit. Nutze ihn schnell, vernahm Dorian die verzerrte Stimme des Schattens in seinen Gedanken. Er hilft uns mal wieder. Wer verbirgt sich bloß hinter unserem Wohltäter, dachte Dorian. Schnell bückte er sich und nahm die Karte auf. Ein kleiner, metallener Streifen war auf dem weißen Plastik angebracht. Suchen blickte er umher und fand auch kurze Zeit später einen Schlitz, in den er die Karte einführte. Mit einem leisen Summen fuhr die Tür in den Boden und gab den Weg frei. Dorian trat auf einen von Neonröhren erhellten Gang hinaus. Mehrere Türen waren rechts und links 10
zu sehen und führten wohl in die anderen Zellen. Als auf Dorians Rufe niemand reagierte
versuchte er mit der Keycard die Türen zu öffnen, was ihm jedoch misslang.
Ich muss Hilfe holen, dachte Dorian und machte sich auf den Weg.
Er konnte den anderen im Moment nicht helfen. Schnell lief er durch die Gänge, immer auf
der Suche nach einem Ausgang. Bereits Minuten später wurde er fündig. Ohne weiter darüber
nachzudenken warum er niemandem begegnet war verließ er das Gebäude.
* „Es hat funktioniert!“, rief Alex Stone.
Ungehalten öffnete Lady X und sah auf die Überwachungskameras. Auf ihnen war Dorian zu
sehen, der sich mit schnellen Schritten vom Gebäude entfernte.
Es hatte Lady X nicht viel Kraft gekostet die Illusion des kleinen Wirbels aufzubauen. Die
Keycard hatte sich bereits vorher im Raum befunden, war Dorian jedoch nicht aufgefallen.
Die Stimme des Schattens war eine Leichtigkeit gewesen, da auch sie bereits mit ihm
zusammengetroffen war. Verzerrte Stimmen hatte einen ähnlichen Klang.
„Gut, er wird uns zu Sandra und Merlin führen“, sagte sie kalt.
Schon seit langem wusste sie, dass sich der alte Magier unter einem anderen Namen in der
Gegenwart aufhielt.
Durch einen Zauber konnte sie Dorian aus der Luft beobachten. Der Lightfighter bemerkte
nichts. Er war davon überzeugt der Schatten hätte ihm zur Flucht verholfen.
Es war Lady X nicht genug Andi, Dorian, Jürgen und Anna gefangen genommen zu haben.
Sie wollte alle Lightfighter. Natürlich hatte sie keine Möglichkeit an Karsten Hartmann oder
Michael Hartmann zu gelangen. Doch Sandra und Merlin wollte sie unbedingt. Durch Jack
Buckow hatte sie erfahren, dass die Lightfighter nach wie vor nicht ahnten wer der alte Druide
war. Natürlich wunderte es sie, warum er sich nicht zu erkennen gab, doch eigentlich spielte
es keine Rolle.
Du kanntest die Zukunft, alter Narr. Auch du hast damals einen Blick in die Agenda geworfen.
Dir wäre es möglich gewesen es zu verhindern aber nein, du hast mich ins Verderben rennen
lassen. Dafür wirst auch du bezahlen, dachte sie voller Abscheu.
„Geben sie unseren Männern in der Villa Hartmann ständig seinen Standort durch. Sie
müssen ihn ins Innere gelangen lassen. Erst wenn er in Nil´re´ms und Sandras Nähe ist
werden wir zuschlagen“, befahl sie Alex Stone.
Gemeinsam verfolgten sie Dorians Schritt über das schwebende Leuchtfeld, das durch Lady X
Magie entstanden war. Das kalte Gericht namens Rache rückte immer näher.
* Sandra und Nil´re´m hatten sich wieder in die Bibliothek zurückgezogen. Sie hatten das Geschehen um den Abtransport der anderen verfolgt. Die Söldner hatten daraufhin alle Übriggebliebenen in den Zellen untergebracht, die normalerweise für Schwarzblüter eingerichtet worden waren. Teilweise waren so zwanzig Personen in eine Zelle gepfercht. Sandra und Nil´re´m hatten nicht eingegriffen. In der momentanen Situation hatten sie der Übermacht nichts entgegenzusetzen. Sie hatten herausgefunden, dass Michael auf der Krankenstation eingeschlossen worden war. Ein Arzt hatte wohl gerade noch rechtzeitig die Situation erfasst und richtig gehandelt. Ihn hatte es das Leben gekostet. „Wir müssen schnellstmöglich etwas unternehmen“, wisperte Sandra. Nach wie vor waren sie und Nil´re´m unsichtbar. Trotzdem konnte man sie hören, was beide sehr vorsichtig sein ließ. „Da stimme ich dir zu. Doch welche Optionen haben wir? Wir sind lediglich zu zweit“, erwiderte Nil´re´m. 11
„Du besitzt doch magische Kräfte. Kannst du nicht so etwas unternehmen?“, fragte Sandra
und blickte den alten Druiden hoffnungsvoll an.
„Nein. Meine Kraft ist nicht ausreichend gegen diese Übermacht zu bestehen“, erwiderte
Nil´re´m.
Obgleich sie es mal war. Doch hätte ich sie nicht aufgegeben, wer weiß wie diese Welt heute
aussehen würde, dachte der alte Mann.
„Konntest du in den Gedanken von Alex Stone etwas über dessen Auftraggeberin in
Erfahrung bringen?“, fügte er noch hinzu.
Sandra verneinte. „Leider nicht. Seine Gedanken waren magisch abgeschirmt.“
Ja, das sieht ihr ähnlich. So sicherte sie damals alle ihre Untergebenen. Wäre ich
aufmerksamer gewesen, hätte ich es noch verhindern können, dachte er.
Ein leises Zischen ließ beide herumfahren und auf die Tür starren. Kein Laut drang mehr über
ihre Lippen. Selbst atmen war in einem völlig stillen Raum gefährlich und konnte sie
verraten.
Sandra atmete befreit die angehaltene Luft aus, als sie Dorian erkannte, der die Bibliothek
betrat.
„Dorian!“, rief sie und verließ den sicheren Kreis in Nil´re´ms Nähe.
„Wie hast du uns gefunden?“, wollte Nil´re´m wissen und ließ den Unsichtbarkeitszauber
verebben.
„Ich freue mich euch zu sehen. Die Söldner haben uns in ein altes Fabrikgebäude gebracht. Im
Inneren gleicht es jedoch einer Festung. Der Schatten hat mir geholfen zu fliehen. Du hast mir
doch erzählt, dass du mit Nil´re´m reden wolltest. Also habe ich mir gedacht, ihr habt es
vielleicht geschafft, euch hier zu verstecken“, erklärte sich Dorian.
Sandra nickte und sprach: „Gott sei dank. Wir müssen das HQ so schnell wie möglich
befreien und uns dann um die anderen kümmern.“
„Hast du auch schon eine Idee, wie?“, wollte Dorian wissen.
Sandra nickte und erklärte: „Als Nil´re´m und ich vor einigen Stunden das HQ durchstreifen,
kamen wir auch an der Waffenkammer vorbei. Sie wird nicht bewacht. Die Söldner dürften
noch gar nicht bemerkt haben, was sich hinter der Tür verbirgt. Wir holen uns die Waffen und
erobern das Sicherheitsbüro zurück. Wenn wir es bis dahin geschafft haben ist der Rest ein
Kinderspiel.“
„Die Idee ist nicht schlecht“, stimmte Dorian zu und sah Nil´re´m an.
„Auch ich stimme zu. Allerdings müssen wir noch kurze Zeit warten. Meine Kräfte müssen
sich erst regenerieren. Der Unsichbarkeitszauber war kraftraubend“, erklärte er.
Sandra wollte zustimmen, erhielt jedoch nicht mehr die Gelegenheit. Sie verflucht sich für
ihre Unvorsichtigkeit, als die Tür mit einem leisen Zischen in die Wände fuhr und den Blick
auf Alex Stone freigab, der mit einigen Söldnern die Bibliothek betrat.
„Da haben wir ja unsere Freunde. Ihr solltet euch beeilen. Nicht dass ihr zu eurem
Rendezvous zu spät erscheint. Der Tod wartet nicht gerne“, erklärte er.
Entsetzt starrten die drei Lightfighter Alex Stone an. Zumindest waren Dorian und Sandra
entsetzt. Nil´re´m ahnte bereits wer ihre Gegnerin war, die aus dem Hintergrund die Fäden
zog. Doch es beruhigte ihn keineswegs.
* Traumebene
„Sie hat die Lightfighter“, murmelte der Schatten leise vor sich hin.
Karsten Hartmann fuhr herum.
„Wer?“, wollte er wissen.
Wie so oft konnte er sich auf die orakelhafte Aussage des Schattens keinen Reim machen.
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„Lady X, wie sie sich nun nennt. Sie hat die Lightfighter. Ihr Hand streckt sich nach der Allmacht aus“, erklärte der Schatten. Karsten Hartmann nickte schwer. „Ich hätte damals sofort etwas unternehmen müssen, als sie versuchte Karren zu töten. Merlin hat mich zurückgehalten. Am Ende war Karren tot und sie hetzte einen Succubus in ihrer Gestalt auf mich. Wie gerne hätte ich alles ungeschehen gemacht. Mehr als einmal hatte ich die Chance aber ihr hieltet mich auf. Jetzt bin ich hier gefangen und sie erhält immer mehr Macht. Die Gefahr des Paradoxons ist vorbei, doch ich frage mich ob das Risiko alles zu verändern nicht besser gewesen wäre als sie am Leben zu lassen“, sprach Karsten leise. Trauer lag in seiner Stimme. Lady X hatte damals seine Frau Karren getötet. Kurz darauf hatte sie einen Succubus auf Karsten gehetzt um auch diesen auszuschalten. Ihr Plan war nicht aufgegangen. Karsten hatte überlebt. „Ein Urteil darüber steht uns nicht zu. Merlin, ich, du, die Lightfighter, wir alle sind Schachfiguren für die Hohen Mächte. Unterstellen wir uns nicht ihrem Urteil, droht dieser Ebene das Ende. Es ist, wie es ist“, sprach der Schatten. „Sag mir, wird sie gewinnen?“, wollte der alte Mann wissen. Erwartungsvoll blickte er den Schatten an, der mit ihm auf der Kreuzung auf der Traumebene stand. An diesem Ort in der wirklichen Welt war Karren damals gestorben. Nun war es ein Gefängnis auf der Traumebene, das Karsten jede Sekunde an den furchtbaren Moment erinnerte. „Zumindest wird sie am Ende nicht die Verliererin sein“, erwiderte der Schatten orakelhaft. Manchmal wünschte sich Karsten wenigsten einmal eine vernünftige Antwort vom Schatten zu erhalten. Trotzdem machte er ihm keine Vorwürfe. Er war zu einem Werkzeuge der Hohen Mächte degradiert worden. Du hast schon so viel für die Lightfighter getan, wann werden sie dich endlich gehen lassen?, dachte Karsten. Langsam ließ er seinen Blick umherschweifen. Er wünschte den Lightfightern viel Glück, sie konnten es gebrauchen. * Ein derber Stoß in den Magen ließ Dorian taumeln. Zusammen mit Sandra und Nil´re´m war
er wieder in das Gebäude gebracht worden in dem allem Anschein nach Lady X residierte.
Doch entgegen seinen Erwartungen waren sie nicht wieder in ihre Zelle gebracht worden. Die
Söldner hatten sie in einen großen, hallenartigen Raum gebracht. Dort war ihnen erlaubt
worden sich zu Andi, Anna und Jürgen zu stellen.
Als Dorian seinen Blick umherschweifen ließ zuckte er zusammen.
„Du hast es auch bemerkt. Es wird immer makaberer“, flüsterte Anna leise.
Am Rande der Halle hatte jemand mehrere flache Steinquader aufgestellt, über denen Kreuze
angebracht waren. Auf jeden Stein war der Name eines Lightfighters gemeißelt.
„Wer ist sie nur, dass sie uns so sehr hasst?“, stellte sich Dorian selbst die Frage.
Anna blickte ihren Freund und Kollegen an und antwortete: „Gute Frage. Auf jeden Fall
werde ich falls wir das hier überleben sollten dafür sorgen, dass die Villa stärker gesichert
wird. So geht es nicht weiter. Zuerst verschafft sich der Gestaltwandler Zugang, dann die
Söldnertruppe.“
Dorian nickte. Auch er fühlte sich zur Zeit nicht mehr sicher in der Villa. Sein Blick wanderte
weiter über die Gräber. Sein Gesicht wurde bleich, als er auf Andis Grab sah.
„Was soll denn das? Hast du dir Andis Grab mal angeschaut?“, flüsterte Dorian leise und sah
zu Anna.
Diese nickte.
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„Und schon wieder habe ich keine Ahnung. Wahrscheinlich ein dummer Scherz. Sein
Todesdatum ist nicht wie bei uns anderen der heutige Tag, sondern liegt in der Vergangenheit.
Es dürfte in etwa die Zeit unsere Aufenthaltes in Rynoltice sein“, erwiderte Anna.
Das lässt sein seltsames Verhalten in letzter Zeit in einem anderen Licht erscheinen, dachte
Dorian.
Zu weiteren Gedanken kam er nicht. Ein leises Zischen ließ sie herumfahren. Die Tür des
Raumes öffnete sich. Zwei Männer in schwarzen Anzügen traten ein. Sie flankierten eine
Gestalt, die sich in ihrer Mitte befand.
Ein waberndes, rötlich schimmerndes Feld umgab die Gestalt.
Eine verzerrte Stimme scholl ihnen entgegen: „Willkommen Lightfighter!“
Wer sich darunter verbarg blieb unkenntlich, die Stimme war verzerrt.
Es sollte doch wirklich reichen, wenn der Schatten diese Nummer veranstaltet, dachte Dorian.
Eine Handbewegung der Gestalt ließ die beiden Männer rechts und links des kleinen Throns
treten, der sich in der hinteren Hälfte des Raumes befand. Die Lady nahm Platz darin.
Ein Keuchen Jürgens ließ Dorian auf den Freund blicken. Er folgte dessen Blick.
Jürgen sah auf die beiden schwarzen Männer. Kurz wurde Dorian nicht schlau aus dem
Verhalten des Freundes, bis er entsetzt die Augen aufriss.
Ein Blitzen an den Händen der Gestalten hatte ihn auf die Siegelringe, welche beide trugen,
aufmerksam gemacht. Goldene Ringe in denen ein CD eingraviert war.
Centro Domini, dachte Dorian schaudernd.
Bei der Suche nach der Agenda der Ewigkeit waren Andi und Anna auf diesen geheimen
Bund gestoßen, der im 16. Jahrhundert gegen die Mächte des Bösen gekämpft hatte.
Nostradamus war unter anderem an der Spitze gestanden. Später hatte der Bund aus
unerklärlichen Gründen die Seiten gewechselt.
Es gibt ihn noch. Das Centro Domini. Und Lady X steht scheinbar an der Spitze, dachte
Dorian.
Anna hatte ihre Blicke in der Zwischenzeit weiter über die Gräber schweifen lassen.
Eines fehlt. Oh großer Gott, eines fehlt, dachte sie und wusste mit einem Mal, wer sich hinter
dem rötlichen Feld verbarg.
„Eure Gedanken bewegen sich in die richtige Richtung Lightfighter. Ja, ich bin zurück!“, rief
die Gestalt.
Mit einer langsamen Handbewegung malte Lady X ein magisches Zeichen in die Luft.
Das wabernde Feld begann zu verlöschen.
* Wabernde Schwärze umgab Michael Hartmann. Noch immer befand sich der junge Mann im Koma. Schwebend in der Schwärze zwischen Leben und Tod. Nach wie vor spendete die Träne des Universums, die um seinen Hals hing dem jungen Leiter der SE Kraft. Michael spürte, dass sein Erwachen kurz bevor stand. Und das war auch nötig. Über die Träne bekam er hin und wieder Visionen. Er sah Ereignisse die im gleichen Moment geschahen oder noch weit in der Zukunft lagen. Schon oft war er am Rande des Wahnsinns entlang gewandert. Schon wochenlange war er gefangen in seinem Körper, der ihm nicht mehr gehorchte. Sein Geist war wach, doch sein Körper schlief. Er sehnte sich danach Dinge zu berühren, sich zu bewegen und einfach wieder zu leben. Lange würde es nicht mehr dauern. Hoffentlich gibt es noch etwas, das ich führen kann wenn ich erwache. Wer hätte jemals
gedacht, dass es soweit kommt. Warum hasst sie uns?, dachte Michael.
Und während seine Freunde dem Tode gegenüberstanden, bewegte sich Michael Hartman
dem Leben entgegen.
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* Langsam erlosch das wabernde Rot, das die Gestalt bisher eingehüllt hatte. Konturen wurden
schärfer.
Ein Gesicht wurde kenntlich.
Schwarze, kurze Haare umrahmten ein blasses Gesicht. Blaue, kalte Augen starrten die
Lightfighter an. Ein rötliches Amulett hing um den Hals der Lady, die sie alle unter einem
anderen Namen kannten.
„Nina Prestova!“, rief Jürgen aus.
Entsetzt starrten die Lightfighter auf ihre ehemalige Mitstreiterin, die vor einigen Wochen mit
der Träne der Zeit im Strom der Geschichte verschwunden war. Nun stand sie vor ihnen. Als
Gegnerin.
„Was hat das zu bedeuten?“, keuchte Dorian.
Nina Prestova war die geheimnisvolle Lady X. Doch warum?
„Das könnt ihr euch nicht denken Lightfighter! Ihr, die ihr mich jahrhundertelang im Stich
gelassen habt! Die ihr mich durch die Geschichte streifen ließt, ohne mir zu helfen, ohne mich
zurückzuholen!“, rief Nina.
„Aber wir hatten bisher noch keine Gelegenheit dazu. Uns fehlten die Mittel! Eines Tages
hätten wir dich sicher geholt!“, rief Dorian.
Nina lachte verächtlich.
„Nein, mein lieber Dorian. Hättet ihr mich geholt, hätte ich keine Möglichkeit gehabt normal
die Gegenwart zu erreichen. Dass ich es doch habe, beweist, dass ihr mich nie geholt hättet.
Das Wesen der Zeit lässt keine Lügen zu. Es ist längst Geschichte. Ich bin längst ein Teil von
allem!“, schrie sie ihren ehemaligen Freunden entgegen.
„Es tut uns leid, wenn du gelitten hast“, erwiderte Dorian.
„Es tut euch leid?! Ihr hab doch keine Ahnung!“, schrie Nina und zog mit einer schnellen
Bewegung eine Pistole hervor. Sie war aus Metal und reich verziert. Ohne zu zögern drückte
sie ab.
Schmerzgepeinigt schrie Dorian auf, als ein heißer Schmerz durch sein Bein fuhr.
„Dorian!“, schrie Anna.
Entsetzt beugten Jürgen und sie sich über Dorian, dessen Bein heftig blutete.
Sandra und Andi blickten Nina an.
„Warum tust du das?!“, rief Sandra der ehemaligen Freundin entgegen.
„Das ist ein Vorgeschmack auf das, was euch erwartet. Ich habe gelitten, Jahrhunderte lang.
Und ebenso werdet ihr leiden. Aber noch werdet ihr nicht sterben. Zuerst werde ich euch
meine Geschichte erzählen. Ihr sollte erfahren, was mir widerfuhr. Ihr sollt begreifen, was ihr
mir angetan habt!“, rief Nina.
Entsetzt starrten sie auf das hassverzerrte Gesicht von Nina Prestova alias Lady X.
Mit kalter, grimmiger Miene lehnte diese sich in ihrem Thron zurück. Hass sprühte aus ihren
Augen.
Mit leiser Stimme begann sie zu erzählen. Und die Lightfighter hörten die Geschichte einer
Frau, die Jahrhunderte durchlebt hatte.
Ende des 1. Teils Vorschau auf Band 7: Durch einen plötzlichen Druck wird sie aus der Zeitblase geschleudert und findet sich in einer unbekannten Umgebung wieder. Ohne Erinnerungen an ihre Leben muss sie sich in der neuen 15
Umgebung zurechtfinden. Erst nach und nach wird ihr klar, wer sie ist und wo sie sich befindet. Oder besser wann. Und eine lange Zeit des Leidens beginnt. Das Erbe der Macht Band 7 „Ewiges Leben“ Am 29.05.01 zum Download bereit!
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