J A N UA R 2 011
I
H E FT 1
I
W W W. K U LT U R S P I E G E L . D E
Zucker, Tüll und Helden
Der Kultur-Kalender 2011
TITELFOTO: FOTO:DIRK FELLENBERG;STYLING:NADIRA NASSER; ED/CVA / MADAME TUSSAUDS / CAMERA PRESS; DPA; UIP; CAPITAL PICT. / INTERTOPICS; STEFFI LOOS/DDP / DAPD; UNITED ARCHIVES / MAURITIUS IMAGES(2); AKG; POP-EYE/BARTILLA; MICHAEL CAULFIELD/AMA2010 / GETTY IMAGES FOR DCP; ANNE-CHRISTINE POUJOULAT / AFP; KARIN ROCHOLL / STERN / PICTURE PRESS; SEITE 3 ILLUSTRATION: DER SPIEGEL
Januar 2011 1
2
3
Werwiewaswannwo
Den KulturSPIEGEL aufschlagen (1), die vorgedruckten Ringe lochen (2), zwei Nägel in die Wand schlagen, das Heft daran aufhängen (3) – fertig ist der Kulturkalender, in dem wir die Ereignisse des Jahres 2011 für Sie zusammengestellt haben. Streng subjektiv.
RUBRIKEN 04 06
TERMINE
KULTURTIPP
36
GHOSTWRITER
38
POP & JAZZ
44
KLASSIK
48
THEATER
50
LITERATUR
54
FILM
60
MULTIMEDIA
Mario Lohninger WikiLeaks: Was deutsche Politiker über ihre Verbündeten denken
08
RANDNOTIZEN
34
IMPRESSUM
62
MIT 17
Udo Lindenberg
KUNST
Agathe Snow Adele
Franz Liszt in Rom Valery Tscheplanowa Paul Murray „Black Swan“ Computerspiele Museum
Unter www.kulturspiegel.de oder unter www.facebook.com/kulturspiegel gibt es jeden Tag einen aktuellen Kulturtipp unserer Redaktion. Der KulturSPIEGEL liegt der Abonnenten- und Inlands-Einzelverkaufsauflage von SPIEGEL 52/2010 bei. Sie erreichen den Abo-Service unter Telefon (040)3007-2700, per Fax (040)3007-3070 oder E-Mail
[email protected]. KulturSPIEGEL
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1/2011
KulturSPIEGEL
Kulturtipp
Mario Lohninger plant seinen Monat Ich bin Österreicher, für mich ist Skifahren Kultur. Zum Beispiel das Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel (21. bis 23.1.). Wenn du dort am Fangzaun stehst – das ist phantastisch! Als Kind bin ich auf eine Sportschule gegangen, wollte Olympiasieger werden. Wie Franz Klammer, der war mein Guru. Aber mit 13 habe ich mir einen offenen Bruch zugezogen, dreimal Schien- und Wadenbein, ich konnte ein Jahr nicht laufen. Der Traum war aus.
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Ich liebe Musik, beim Kochen würde ich sie am liebsten immer laufenlassen: wie ein Skirennfahrer, der den iPod aufsetzt und sich auf sich und den Berg und das Wesentliche konzentriert. In Sven Väths Cocoon Club habe ich einen Schalter, über den ich mir die Klänge aus jedem Raum in die Küche holen kann – 4000 Watt stark. Außer Techno begeistern mich Depeche Mode, Metallica und Linkin Park; deren jüngstes Album „A Thousand Suns“ will ich mir endlich mal konzentriert anhören. Gespannt bin ich auch auf das MiniAlbum „Wide Awake in Europe“ von U2. Ich habe einen New Yorker Freund gebeten, es mir zu schicken, weil es nur in US-Plattenläden verkauft worden ist, limitiert auf 5000 Stück. Mit U2 verbinde ich einen der schönsten Momente: Ich habe beim Junggesellenabschied des Gitarristen The Edge gekocht.
FOTO: GABY GERSTER
2
Keith Richards von den Stones habe ich auch schon bekocht, in meiner New Yorker Zeit im Danube. Ich bekam eine Liste mit Zutaten, die ich nicht verwenden durfte: keinen Alkohol, keinen Zucker, kein Dies und kein Das – alles verboten von seinem Arzt. Richards hat ein intensives Leben geführt, seine Autobiografie Life muss ich mir besorgen.
3
Mein neuestes Restaurant Lohninger liegt am Frankfurter Museumsufer, nahe Filmmuseum, Architekturmuseum und Museum der Weltkulturen, mein Lieblingsmuseum in Frankfurt aber ist die Schirn auf der anderen Mainseite – auch weil ich als Österreicher stolz bin auf den Direktor Max Hollein, der dort so Großartiges bewegt. Zurzeit läuft bei ihm eine Courbet-Ausstellung (bis 30.1.), zudem ist in der Rotunde der Schirn eine Installation der Konzeptkünstlerin Barbara Kruger zu sehen.
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Wer gut kochen will, muss viel essen, er muss genießen, seinen Gaumen schulen. Empfehlen kann ich dafür das Tantris von Hans Haas in München, aber ich liebe auch die Küchen von Franz Keller, Joachim Wissler, Christian Bau. Es gibt zurzeit viele Superköche in Deutschland, auch viele, die ich noch gar nicht kenne. Die Kochszene hier ist in einer Hochphase.
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AUFGEZEICHNET VON TOBIAS BECKER
Lohninger, 37, leitet die Restaurants Silk und Micro im Frankfurter Cocoon-Club, ferner das Lohninger. Der Gault Millau hat ihn zum „Koch des Jahres 2011“ gekürt. KulturSPIEGEL
1/2011
5
Ghostwriter
Ralf Husmann
WikiLeaks deckt auf: was deutsche Politiker über unsere Verbündeten denken. Ausland ist doof. Zumindest da, wo ich immer hinmuss. Jemen, Gaza-Streifen, Irak. Alles Länder, wo mal ein Innenarchitekt drübergehen müsste. Da wo’s schön ist, fährt SIE ja immer alleine hin. Ohne mich. Und alle lachen mir hinter meinem Rücken ins Gesicht. Das wusste ich schon vor WikiLeaks. Aber ich mache das jetzt genauso. Die Clinton zum Beispiel hat mich am Telefon neulich „Guttenberg“ genannt, die ist also entweder doof oder hat aus meinem Büro schon wieder Infos, die mir fehlen.
block … meinliebermeinvater … was die wegpichle könne, weilichjaauch Wein, unnicht Wodka in demmaße gewohnt bin. Rainer Brüderle, Wirtschaftsminister
Alles Laien, Ahnungslose, Nieten, Nulpen, Zeitfresser, Blindgänger, Lauschepper, Schnarchdödel, Klappspaten, Hirndesaster. Keine Ahnung, aber das reichlich. Das sage ich mit allem Respekt. Wolfgang Schäuble, Finanzminister
Wenn ich mal einen hochrangigen Politiker aus dem Ausland Ich kann über unsere Verbündeten nichts Negatives sagen, weil treffen sollte, kann ich meine Einschätzung über den gern geheim ich sie neben mir selten wahrnehme. Was weiß die Sonne über zu Protokoll geben. Schon mein Spitzname in der Schule war Sternschnuppen? Kümmert sich der Löwe um Erdmännchen? „Petze“. Nur bislang war nicht viel. Aber ich würde doch gerne Interessiert sich der Adler für Ornithologie? Ich schätze die Ame- vorher die Frau Bundeskanzlerin nach meiner Meinung fragen. rikaner so ein, dass ich dort ebenfalls erfolgreich wäre. Als ShowRonald Pofalla, Chef des Kanzleramts master, Wirtschaftsmogul, Politiker, was auch immer. So schätze ich auch alle anderen Länder ein. Überall hätte ich eine schöne Mit so was halte ich mich nicht auf. Meine Einschätzung der anFrau, gelungene Kinder und ein kugelrundes Leben. deren ändert ja nichts. Gegessen wird, wer an den Tisch kommt. Karl-Theodor zu Guttenberg, Verteidigungsminister Und zwar von mir. Das gilt innen- wie außenpolitisch. Angela Merkel, Kanzlerin
Ich komme ja kaum noch raus. Mal nach Malle oder so, aber da trifft man ja auch keinen. Deswegen kommt auch zu dem Thema von mir mal wieder nix. Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender
Esgibtsichamansche Verbünnete, die ich kriddisch sehe, gerade auch im arabischlamischen Raum woswegen der Relgion ebbe oft nix Gscheites zum Trinke gibt, wohingegen der ganze Ost-
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Ralf Husmann, 46, schreibt in seiner Kolumne für andere, diesmal für die berüchtigte Enthüllungsplattform WikiLeaks. Husmann wurde als Drehbuchautor der TV-Serien „Stromberg“ und „Dr. Psycho“ ausgezeichnet, vor kurzem erschien sein Buch „Vorsicht vor Leuten“. 1/2011
KulturSPIEGEL
FOTO: ULRICH BAATZ / LAIF; ILLUSTRATION: JAN FEINDT
Guido Westerwelle, Außenminister
Randnotizen DARF MAN DAS?
Gäste aus ihren Schuhen zwingen
Es gibt viele Möglichkeiten, seine eigene Party zu ruinieren. Schlechtes Essen, alkoholfreies Bier, „Bravo“-Hits statt echtem DJ, einzige Raucherzone vor der Haustür neun Stockwerke tiefer. Es reicht aber auch ein Satz: „Könntet ihr bitte die Schuhe ausziehen?“ Die meisten werden sagen: „Klar, kein Problem“. Und denken: „Wie komme ich so schnell wie möglich wieder hier weg?“ Kein Mensch tanzt in Socken – die womöglich sogar Löcher haben – und auch nicht in Pantoffeln, wenn Sie vermeintlich ausgefuchsterweise welche bereitgestellt haben sollten. Die Einzigen, die Verständnis haben könnten, sind die, die selbst unter keinen Umständen Schuhe in der Wohnung dulden. Diese Leute haben Sie aber gar nicht eingeladen, weil sie zu langweilig sind. Ja, es gibt Gründe für eine No-Shoe-Policy: Jede Sohle an Ihrer Türschwelle könnte noch vor einer Minute in einen dampfenden Hundehaufen getreten sein. Schneematsch ist der meist siegreiche Feind von jeder Art Teppich. Stöckelschuhe auf Holzfußboden zerstören neben Letzterem auch das Verhältnis zum Nachbarn aus der Etage drunter. Den kann man aber einfach einladen. Gegen alles andere helfen Mopp und Staubsauger (aber um Himmels willen erst, wenn die Gäste weg sind!), auch Fußmatten können viel ausrichten. Letztlich gilt: lieber Dreck am Boden als die Stimmung. Das gilt auch für das Abendessen zu viert, wenn Sie nicht gerade die engsten Freunde da haben, mit denen man am Ende eh auf der Couch fernsieht. Sie möchten aber nicht ernsthaft Ihre Chefin bitten, sich ihrer neuen Louboutins zu entledigen, ohne die das ganze Outfit nichts wert wäre. Möchten Sie doch? Tun Sie sich einen Gefallen und versuchen es das nächste Mal mit einer Pyjama-Party. DANIEL SANDER
Lassen wir mal kurz außen vor, dass Verletzungen prinzipiell unerfreulich sind: Es gibt immer noch bessere und schlechtere Gründe, aus denen man sich verletzen kann. Der ehrenwerteste ist Mut, der schlechteste Eitelkeit. Und wenig ist zerstörerischer für das Selbstbild als die Einsicht, dass man selbst sich sehr viel wahrscheinlicher eines Tages aus Eitelkeit denn aus Mut verletzen wird. Weil man einen Fahrradhelm für unvereinbar mit einer guten Frisur hält. Wie schön
8
für Frisur, Kopf und Selbstbild, dass zwei schwedische Designerinnen nun einen modischen Helm-Ersatz erfunden haben. Hövding heißt er, sieht im Naturzustand aus wie ein ganz normaler Jackenkragen und plustert sich bei Bedarf zu einem Airbag in Kapuzenform auf. Für 2011 wünschen wir allen eitlen Fahrradfahrern einen Airbag. Und 2012 dann: mehr Mut für alle! MAREN KELLER Hövding. www.hövding.com
1/2011
KulturSPIEGEL
ILLUSTRATION: SIMON SPILSBURY
Die schönste Nebensache
gerinnen von Les Mads bringen ein Buch heraus: „Modestrecke“.
8.1. Die Blog-
TÜLL
Januar
24.1.
Der Stoff, aus dem die Träume sind: Haute Couture in Paris.
Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft. (Fred Astaire)
2011
can: „Schwanensee on Ice“ gastiert bis 8. Januar in der Alten Oper Frankfurt, danach im Musical Dome Köln.
4.1. Kitsch as Kitsch
Tanz „Funky Ex Machina“ von Johnny Lloyd und Samy Deluxe.
19.1. HipHop-
FOTOS: DAN AND CORINA LECCA; MARKET THEATRE JOHANNESBURG; BULLS/EXPRESS; BERLIN VERLAG;
30. Geburtstag Justin Timberlake
31
30. Geburtstag Alicia Keys
25
24
Haute-Couture-Schauen in Paris (–27.1.)
imm cologne (–23.1.); Berlin Fashion Week (–23.1.)
18
17
150. Todestag Lola Montez
Jugendstück „Nachtblind“ am Staatstheater Stuttgart
11
10
50. Todestag der Krimilegende Dashiell Hammett
„Allmen und die Libellen“, Krimi von Martin Suter
04
03
Neuer Roman des Entertainers Heinz Strunk
D
M
Choreografie von Constanza Macras.
Tüll und Tutu:
15.1. Ohne
George Condo, New Museum New York (–8.5.)
26
Konzert von Josh Groban in Hamburg
19
Der neue Pollesch in der Volksbühne Berlin
12
Tanztage Berlin (–15.5.)
05
M
20.1.
Der Tanz- und Horrorfilm „Black Swan“ ist ein Alptraum für Ballerinen.
Kinostart des Oscar-Kandidaten „Another Year“
27
Tourstart Jan Delay in Wolfsburg
20
Premiere des Udo-Lindenberg-Musicals in Berlin
13
KInostart „Der Auftragslover“ mit Vanessa Paradis
06
D
Agathe Snow, Deutsche Guggenheim Berlin (–30.3.)
28
Lessing-Tage am ThaliaTheater Hamburg (–6.2.)
21
Sigmar Polke, Akademie der Künste Berlin (–13.3.)
14
Neuer Roman des Hipsterkönigs Rocko Schamoni
07
F
Keren Cytter, Kunstverein München (–27.3.)
29
„Die Dreigroschenoper“ im Volkstheater München
22
Tanzpremiere von Constanza Macras, HAU Berlin
15
Blog-Buch „Modestrecke – Unterwegs mit Les Mads“
08
Neujahrnacht still und klar deutet auf ein gutes Jahr.
S 01
Gounods „Faust“ an der Staatsoper Hamburg
30
Tourstart Nouvelle Vague in Mannheim
23
Verleihung der Golden Globe Awards
16
70. Geburtstag Joan Baez
09
Tschaikowskis „Iolanta“, Semperoper Dresden
S 02
Ein neues Jahr geht an den Start und gibt gleich mächtig Stoff: zunächst bei der Berlin Fashion Week, dann bei den Pariser Haute-Couture-Schauen. Ob bei den Modemessen viel Tüll zu sehen sein wird, wissen wir nicht, aber zum einen klingt das Wort gut. Zum anderen: Wer aufmerksam durch Großstadtstraßen streift oder auch durch die Internetseiten des deutschen Modeblogs Les Mads, wird bemerken, dass Tüll nicht mehr nur für Gardinen und Unterwäsche und Tutus eingesetzt wird. Zarte Kleider zu strengen Zopffrisuren beweisen: Ballerinen inspirieren die Mode. Zeitgenössische Choreografen hingegen inspirieren sie schon lange nicht mehr: Aufgerüschte Ballett-Tutus werden bei den Tanztagen Berlin in den Sophiensaelen kaum zu sehen sein, ebenso wenig wie bei der surrealen HipHop-Choreografie „Funk Ex Machina“ von Johnny Lloyd und Samy Deluxe in der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel. Wer im Januar klassisches Ballett will, muss ins Kino gehen: in den Psychoschocker „Black Swan“ mit Natalie Portman, der für vier Golden Globes nominiert ist. Wohl nie zuvor hat eine Primaballerina so gelitten – harter Stoff.
Hacke, Spitze, eins-zwei-drei
FOTO: DIRK FELLENBERG; STYLING: NADIRA NASSER
26.2.
Mainstream-Freak Katy Perry startet ihre mutmaßlich knallbunte DeutschlandTour in München.
Auf der London Fashion Week gilt Mut zum Hut. Wie bei den Werken von Designer Nasir Mazhar.
18.2.
FREAKSHOW Le Freak, c’est chic! (Chic)
porträt mit Waffe wagen auch nur Spezialisten. Die Ausstellung „Shoot!“ feiert sie im C/O Berlin.
4.2. Das Selbst-
2011
Februar
Kino-Nieten (oder für missverstandene Genies) gibt es einen Tag vorm Oscar dessen böse Stiefschwester: die gefürchtete Goldene Himbeere.
26.2. Für alle
PRESS; C/O BERLIN; DPA PICTURE-ALLIANCE / A75 GLOBE / ZUMA; FOTO: DIRK FELLENBERG; STYLING: NADIRA NASSER
Tourstart von Kylie Minogue in Hamburg
28
21
Valentinstag
14
Ego-Shooter „Bulletstorm“ soll erscheinen
22
15
08
„Nemesis“ v. Philip Roth; Musical „Spider-Man“, NY
07
Weinführer „Gambero Rosso 2011“ auf Deutsch
D 01
M
10.2.
„Die letzten schönen Tage“ von Helmut Krausser
23
Start der weltgrößten Biomesse in Nürnberg (–19.2.)
16
Projects 94 von Henrik Olesen im MoMA (–23.5.)
09
Welttag der Feuchtgebiete
M 02
NerdLegenden: „True Grit“ von den Coen-Brüdern eröffnet die Berlinale.
Filmstart „Pina“; Roman „Freitisch“ von Uwe Timm
24
Kinostarts „127 Hours“, „The King’s Speech“
17
Eröffnung Berlinale; New York Fashion Week (–17.2.)
10
Jelinek-Uraufführung „Winterreise“ in München
D 03
Regiewunderkind Xavier Dolan aus Kanada präsentiert „I Killed my Mother“.
3.2. Neu-Nerd:
Gilbert & George: „Jack Freak Pictures“, Hamburg
25
London Fashion Week (–23.2.)
18
Philip-Pullman-Roman „Der gute Herr Jesus …“
11
Ausstellung „Shoot“ im C/O Berlin (–3.4.)
F 04
Goldene Himbeere; Tourstart Katy Perry, München
26
Michal-Budny-Ausstellung in Düsseldorf (–1.5.)
19
Premiere von „Einfach kompliziert“ in Wien
12
Rundgang an der Kunsthochschule Bremen
S 05
Oscars; Bellinis Oper „Norma“ in Zürich
27
Publikumstag zum Abschluss der Berlinale
20
Grammy-Verleihung in Los Angeles
13
Tourstart von Twin Shadow in Hamburg
S 06
Der Februar ist der Freak unter den Monaten, anders als die anderen, meist lächerlich kurz mit seinen 28 Tagen, und alle vier Jahre mutiert er sogar. Aber die Unangepassten sind eben die Spannendsten, und so bietet dieser Februar all jenen Außenseitern einen Platz, die das Leben für den langweiligen Rest ein bisschen bunter machen. Und nur weil der kanadische Regisseur Xavier Dolan mit 21 Jahren schon zwei in Cannes gefeierte Filme gedreht hat, in denen er die Hauptrolle spielt, sich um Drehbuch, Musik und Kostüme kümmert und dabei aussieht wie ein Model, muss er noch kein Monster sein: der Titel seines Kinodebüts „I Killed my Mother“ ist höchstens halb autobiografisch zu verstehen. Aber auch Berufs-Freaks wie das Künstlerduo Gilbert & George oder die Sängerin und lebende Cartoon-Figur Katy Perry finden diesen Monat mit neuer Ausstellung oder Tournee eine Heimat. Und selbst dass ein Mainstream-Autor wie Philip Roth jetzt seinen Roman „Nemesis“ veröffentlicht, hat eine Logik. Der Mann wird mit den Jahren ja auch immer wunderlicher.
Die Rache der Außenseiter
DUSAN RELJIN; MAGO STOCK & PEOPLE; CARLO ALLEGRI / AP; ULLSTEIN BILD / SIPA
Lesen Sie Sperling! Genießen Sie Zucker nur in Kombination mit Absynth! Leben Sie aufregend!
10.3.
ZUCKER
März
Wenn man jedem Affen Zucker gibt, darf man sich nicht wundern, wenn einzelne Tiere ihren eigenen Zirkus aufmachen. (Kurt Beck)
2011
26.3.
Jus-Konzert in Oberhausen (am 2.4. gibt es dann noch ein zweites in Berlin).
27.3.
Premiere in der Münchner Staatsoper: „I Capuleti e i Montecchi“ (Romeo & Julia).
FOTOS: DERRICK SANTINI / CAMERA PRESS; IMAGO STOCK & PEOPLE; GETTY IMAGES; TV-YESTERDAY / INTERFOTO; JOHANSEN / STOCKFOOD
15
22
14
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Tourstart Woody Allen & Orchester in München
29
28
Konzert A. S. von Otter und Brad Mehldau, Berlin
Jazzwoche Burghausen (–27.3.)
Welttag der Poesie
Der neue Handke; Hairspray-Musical, London
Rabea Edel: „Ein dunkler Moment“ erscheint
08
Tag der gesunden Ernährung und Diätik
07
Markus Kavkas Roman „Rottenegg“ erscheint
D 01
M
Tays einziges DeutschlandKonzert.
12.3.
Tourstart Aloe Blacc in Köln
30
23
Der neue Houllebecq; lit.Cologne (–26.3.)
16
Tourneestart Hurts in Hamburg
09
M 02
Wachau Gourmet Festival in Krems (–11.4.)
31
„Echo“-Verleihung
24
Buchmesse Leipzig (–20.3.)
17
Sacha Sperling: „Ich dich auch nicht“ erscheint
10
Paris Cookbook Fair (–6.3.)
D 03
25
Heinz Mack, Bundeskunsthalle Bonn (–10.7.)
18
Der neue Rushdie
11
Melbourne Food and Wine Festival (–14.3.)
F 04
Justin-Bieber-Konzert in Oberhausen
26
19
Andro-Wekua-Ausstellung, Kunsthalle Kassel (–5.6.)
12
S 05
Deutsche-Expressionisten-Schau, MoMA (–11.7.)
27
20
13
Tourstart Amos Lee im Lido, Berlin
S 06
Beim Tag der gesunden Ernährung und Diätik kann es sich nur um ein billiges Ablenkungsmanöver handeln, denn wir wissen ganz sicher: Dieser März wird purer Zucker! Schließlich kommen Taylor Swift und Justin Bieber für Konzerte nach Deutschland – und Justin Bieber überdies noch ins Kino, 3D. Jus und Tay (wie wir Kenner sagen) setzen also den Standard in Sachen Süße. Wir jedoch können Zucker nur in Kombination mit Absynth empfehlen. Das macht das Leben aufregender, und darum geht es doch. Auch den Protagonisten aus dem Buch „Ich dich auch nicht“, auf das wir uns jetzt schon freuen, weil es von reichen Privatschülern handelt, die dem Leben mit Sex, Drogen und Alkohol die Langeweile austreiben wollen. Sacha Sperling – Franzose, gerade volljährig und bereits Skandalautor – hat offensichtlich schon lange erkannt, was sich in Jus’ Liedern erst andeutet: die interessanteste Schokoladenseite des Lebens ist zartbitter. Oder wie Jus singt: „Baby, baby, baby, ooh, I thought you’d always be mine …“
Der Standard in Sachen Süße
für alle: Filmstart „Justin Bieber 3D“.
17.3. Jus
aber Herzl. So heißt der Protagonist aus Markus Kavkas Debütroman „Rottenegg“.
1.3. Nicht herzig,
FOTO: DIRK FELLENBERG; STYLING: NADIRA NASSER
9.4.?er? t
Lykke Li gilt als „Schwedens schönster Schlumpf“.
4.4.
O pril es A Im A as neu . Als s sie g n e a e G hein gibt ersc hsfigurschon. c a s W nfall jede
Ladenhüter von Lang Lang scheint der blaue Pianoschal zu sein, den er verkauft.
6.4. Der einzige
(Heinrich Heine)
April
Der ganze Monat hat sich einem Termin an seinem Ende untergeordnet, dem 29. April: Da heiraten Prince William und Kate Middleton in der Westminster Abbey, was Nicht-Eingeladene wenigstens am Fernseher verfolgen können. „Schönes Frühlingswetter“ haben die beiden sich gewünscht, wir drücken die Daumen, am gleichen Tag des Vorjahres gab es in London nämlich Hagelschauer bei 12 Grad. Wer in weiteren Zweigen der Unterhaltungsindustrie das Zepter in der Hand hält, erfahren wir auch im April: Der Deutsche Filmpreis wird vergeben, das Berliner Guggenheim krönt den Artist of the Year, die Königin der Charts, Lady Gaga, will ein Album herausbringen, die Königin des Indie, Lykke Li, kommt auf Tour wie auch der König des Entertainments am Klassikpiano, Lang Lang. Angekündigt ist, dass der erste König der Tablet Computer abdankt und die zweite Generation die Thronfolge antritt: Das iPad 2 soll auf den Markt kommen. Da zur Monarchie zwingend die Anti-Monarchisten gehören, hält der April auch für diese etwas bereit – die Uraufführung von „Der König ist tot“ am Staatsschauspiel Dresden.
Ein Herz und eine Krone
Wenn es den Kaiser juckt, so müssen die Völker sich kratzen.
2.d4er.nocshosllpLäadlby um
r ode
ZEPTER
2011
MADAME TUSSAUDS / CAMERA PRESS; IMAGINECHINA; WILSON / CAMERA PRESS; TV YESTERDAY INTERFOTO (2); WORREL / STOCKFOOD; PICTURE-ALLIANCE / DPA / ANP; MARIO TESTINO / REUTERS
30.4.
19
18
70. Geburtstag Markus Lüpertz
25
Spill Festival of Performance, London (–24.4.)
12
11
Movimentos-Festwochen, Wolfsburg (–29.5.)
26
Salone Internazionale del Mobile, Mailand (–17.4.)
Tourstart Belle & Sebastian in Hamburg
05
04
Tourstart Lykke Li in Hamburg
D
M
Beatrix hat Grund zum Grinsen am Tag der Königin: In ihrem Haus gibt es höchstens Skandälchen.
27
20
Art Cologne (–17.4.); Tourstart Lena in Berlin
13
Tourstart von Lang Lang und von Stornoway
06
M
28
Filmstart „Thor“; Jazzahead Festival Bremen (–1.5.)
Anna Netrebko singt in der Berliner Philharmonie
21
Filmstart „Winter’s Bone“; Tim-Raue-Autobiografie
14
„The Fighter“ läuft im Kino an
07
D
Prince William und Kate Middleton heiraten
29
Digitales Spiel „Portal 2“ erscheint
22
„Thüringer Bachwochen“, Weimar (–8.5.)
15
Theater-Uraufführung „Der König ist tot“ in Dresden
08
Triennale der Fotografie, Hamburg (–6.4.)
F 01
Oper „Lolita“, Wiesbaden; Heidelberger Stückemarkt
30
Tag des deutschen Bieres; Welttag des Buches
23
Record Store Day
16
Comix-Festival Fumetto in Luzern (–17.4.)
09
Internationaler Kinderbuchtag
S 02
24
„Die Walküre“, Staatsoper im Schiller Theater Berlin
17
Fest des Kalbskopfes in Rambervillers, Frankreich
10
S 03
Royal Wedding! Penguin Books ein Taschenbuch über die Hochzeit heraus.
nis in London: The 29.4. Großereig Zum Einlesen bringt
FOTO: DIRK FELLENBERG; STYLING: NADIRA NASSER; VERWENDETE FOTOS: MED / CVA /
ist der tiefste See Englands und ein Stück, das bei den Wiener Festwochen gezeigt wird.
13.5. „Wast Water“
FLUT
Mai
alle neben Hamburgs teuerster Baustelle, der Elbphilharmonie: Charlie Haden, Klaus Doldinger und Nils Landgren treten beim ElbjazzFestival auf.
27.5. Jazz für
In „Per Anhalter durch die Galaxis“ gelten Handtücher als beste Reisebegleiter – daher ihr Ehrentag.
25.5. zung aus Frau und Meeressäuger war McQueens Vision für seine Kollektion „Plato’s Atlantis“.
4.5. Eine Kreu-
Wir lernten, den Regen zu tanzen und konnten die Fluten bannen. (Take That, „The Flood“)
2011
der erfolgreichste Film des Jahres? „Der Fluch der Karibik 4“ entert die Kinos.
19.5. Wird es
3.5.
Achtung, Greenpeace! Zur European Seafood Exhibition reisen die Feinde der Fische nach Brüssel.
VERWENDETE FOTOS: VISUAL/ACTION PRESS; KLAUS LEFEBVRE; DAPD; LOOK/AGE FOTOSTOCK/LOOK-FOTO; PICTURE-ALLIANCE/DPA; JAZZ ARCHIV/PICTURE-ALLIANCE/DPA
17
24
31
16
23
30
Tourstart Herbert Grönemeyer in Rostock
70. Geburtstag Bob Dylan
65. Geburtstag Udo Lindenberg
10
09
Tag des Handtuchs; Feldkirch-Festival (–5.6.)
25
Dresdner Musikfestspiele (–5.6.)
18
Filmfestspiele in Cannes (–22.5.)
11
Alexander-McQueen-Ausstellung, New York (–31.7.)
04
03
„Die Feen“ von R. Wagner, Frankf./M; Tourstart Sade
M
D
Gewitter Anfang Mai, dann ist der April vorbei.
02
M
Prosanova-Literaturfestival (–29.5.)
26
„Fluch der Karibik 4“; Peter Härtling: „Liebste Fenchel“
19
12
Filmstart „Klitschko“; Katja Kullmann: „Echtleben“
05
D
Was macht man im Mai? Man tanzt hinein, stellt Maibäume auf, jedenfalls im Rheinland, man verschenkt am Muttertag Blumen und isst Spargel. Das ist die Routine. In diesem Mai bietet sich eine Abweichung vom Programm an, denn es dreht sich alles ums Wasser, um die Flut: Der vierte Teil von Johnny Depps Piraten-Klassiker „Fluch der Karibik“ kommt ins Kino, und die Wasserstandsmeldungen sagen, dass die Kölner Inszenierung von Elfriede Jelineks Stück „Das Werk. Im Bus. Ein Sturz“ zum Theatertreffen in Berlin eingeladen wird, schon weil darin die Bühne spektakulär geflutet wird. Modedesigner Alexander McQueen (2010 verstorben) hat in seinen Skandal-Schauen einen Bach über den Laufsteg plätschern lassen, jetzt sind seine vom Wasser inspirierten Entwürfe in der Ausstellung „Savage Beauty“ zu betrachten. Exklusiv aufs Meer blicken kann man während der Filmfestspiele in Cannes auf der Terrasse des Hotels Cap d’Antibes, am besten gekleidet in der Modefarbe Koralle. Wem das alles zu nass ist, der kann ja den Tag des Handtuchs feiern.
Wasser, marsch!
Elbjazz-Festival, Hamburg (–28.5.)
27
Uraufführung der Oper „Superflumina“, Mannheim
20
Wiener Festwochen (–19.6.)
13
Theatertreffen Berlin (–22.5.)
06
F
Tourstart Iron Maiden in Frankfurt/M.
28
Mülheimer Theatertage (–11.6.)
21
Finale European Song Contest, Düsseldorf
14
07
S
29
22
Internationaler Museumstag
15
Francis-Alÿs-Fotografien im MoMA (–1.8.)
08
Kim Franks Romandebüt; Ruhrfestspiele (–12.6.)
S 01
Schlamm und Wasser lösten sich die Schätze des eingestürzten Kölner Stadtarchivs auf. Elfriede Jelinek dramatisiert mit viel bösem Witz die Katastrophe.
6.5. In
FOTO: DIRK FELLENBERG; STYLING: NADIRA NASSER
Regis inszeniert Teil drei des Spielzeug-Blockbusters „Transformers“ (mit Shia LaBeouf).
schl Pop-Punker von Blink 182 spielen in der Festhalle in Frankfurt am Main.
h.6. Krac 20äge r: Die
M hen beim britisc Festival – Glastonburyfür rt O em in ke Leisetreter.
el Kate 2s.6is.t MStod 2os ammgast
nicht mehr: vor fünf Jahren starb „Problembär“ Bruno. Ein trauriger Gedenktag.
brüllt 26.6. ErHeute
Der Juni lässt es krachen: mit den Festivals Rock am Ring und Rock im Park, Hurricane und Southside, Roskilde und Glastonbury. 2010 feierte das britische Woodstock 40. Geburtstag – mit dabei Kate Moss in Hotpants und Prinz Charles im Anzug. Das ist doch Klatsch und Tratsch, werden Sie sagen, der in einem Kulturmagazin nichts zu suchen hat, viel Lärm um nichts, und damit haben Sie natürlich recht. Das bisschen Musik, das Sie hören, können Sie sich ja auch wirklich selber machen: am Internationalen Tag der selbstgemachten Musik, an dem nicht nur Lotta in einer Krachmacherstraße wohnen wird. Volle Dröhnung verspricht das Weltbierfest „Mondial de la bière“, ebenso die Werbekampagne für den Blockbuster „Transformers 3“. Unser Wortspiel-Repertoire ist damit aber noch nicht aufgebraucht, ob Sie es glauben oder nicht, wir haben stille Reserven, und so flüstern wir Ihnen, ganz im Vertrauen, noch einen Termin: „Secret Societies“, eine Ausstellung zu Geheimgesellschaften in Frankfurt. Bis Redaktionsschluss ließ sich nicht klären, ob auch Stillleben zu sehen sein werden.
Hier gibt’s was auf die Ohren
(Pearl S. Buck)
Juni
Lärm ist ein geeignetes Mittel, die Stimme des Gewissens zu übertönen.
Haudrauf30.6. seur Michael Bay
KRACH
2011
VERWENDETE FOTOS: CREATIV STUDIO HEINEMANN/MAURITIUS IMAGES/IMAGEBROKER; REUTERS; GETTY IMAGES; KAESTLE/DAPD; NIEHUES/ADVANTAGE; BULLS PRESS/BARCROFT MEDIA; UIP
07
14
21
06
13
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Christopher Street Day
28
27
Ist Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass.
Internationaler Tag der selbstgemachten Musik
Konzert der Pop-Punkband Blink 182, Frankfurt
Konzert von Kings of Leon, Waldbühne Berlin
D
M
30.6.
Schön zu St. Paul, füllt Tasche und Maul.
29
Glastonbury Festival (–26.6.)
22
Art Basel (–19.6.); Autorentheatertage Berlin (–25.6.)
15
Francesco Clemente, Schirn Frankfurt (–4.9.)
08
M 01
Beim F Ohropax n Roskildestival im dä icht vergesse n! Metalle e lärmen die nischen Iron Ma r Autopsy un ses Jahr die d iden.
„Impulse“, NRW-Festival d. freien Theaters (–10.7.)
30
Comicfestival München (–26.6.)
23
Start der Comicverfilmung „Green Lantern“ (3D)
16
Start der Comicverfilmung „X-Men: First Class“
09
D 02
Mette Tronvoll, Haus am Waldsee, Berlin (–21.8.)
24
Rockfestivals Hurricane und Southside (–19.6.)
17
Bachfest Leipzig (–19.6.)
10
Festivals Rock am Ring und Rock im Park (–5.6.)
F 03
eine Schlammschlacht? 2010 wälzten sich Besucher des Southside-Festivals im Matsch. Ihr Kommen zugesagt haben dieses Mal Bands wie die Foo Fighters, die Arctic Monkeys, Arcade Fire, Portishead und The Hives.
17.6. Wird es wieder
25
Schubertiade Schwarzenberg (–3.7.)
18
Ausst. André Kertész, Gropius-Bau, Berlin (–11.9.)
11
Kunstbiennale Venedig (–27.11.)
S 04
Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen (–17.7.)
26
19
30. Geburtstag Nora Tschirner
12
70. Geburtstag Gottlieb Wendehals
S 05
FOTOS: DIRK FELLENBERG;STYLING NADIRA NASSER
War er eigentlich der Gute oder der Böse? Egal. Robbie Williams geht wieder mit Take That auf Deutschlandland-Tour.
22.7.
Megaflausch: Bei Cosima von Bonin ist alles überlebensgroß. Zu sehen im Kölner Museum Ludwig.
8.7.
Renn Ingeborg-Bachmann-Preis beginnt, benannt nach der Superheldin unter den deutschsprachigen Schriftstellerinnen.
(Spongebob Schwammkopf)
Das 7.7. en um den
Mach Dich bereit, es ist Böses im Busch!
SUPERHELDEN
2011
Juli
4.7.
Wer die Weltherrschaft an sich reißen will, findet das beste Outfit bei den HauteCouture-Schauen.
Letzte Chance, im Restaurant von Superkoch Ferran Adrià dessen Molekularküche zu probieren, bevor El Bulli bis 2014 schließt.
30.7.
und danke für alles, Harry Potter. Mit dir und deinen Freunden war die Welt lange ein bisschen zauberhafter.
14.7. Tschüss
VERWENDETE FOTOS: DAPD / AP; COURTESY GALERIE DANIEL BUCHHOLZ, COLOGNE/BERLIN; BREUEL-BILD / PPP-PMF; AGENTUR FOCUS; VISUM; JAAP BUITENDIJK / AP
Festspiele Bayreuth eröffnen mit „Tannhäuser“
25
„Don Giovanni“ bei der Baden-Baden-Gala
18
26
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Herrenchiemsee Festspiele (–24.7.)
5. Bremer Friedenslauf
05
04
Haute-Couture-Schauen in Paris (–7.7.)
D
M
Salzburger Festspiele (–30.8.)
27
Bregenzer Festspiele (–21.8.)
20
13
Tag des Kusses
06
M
Nein, es ist nur Harry Potter, der sich ein allerletztes Mal auf seinen Besen wirft, um für das Gute zu kämpfen und Millionen von Muggels in die Kinos zu locken. Und das in 3D! Ja, Bösewichter können sich auf einen traurigen Sommer gefasst machen, denn der Juli gehört den Superhelden. Wenn Take That zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder mit Robbie Williams in Deutschland auftreten, dann ist das so, als hätten vier Robins endlich ihren Batman wiedergefunden. Und dass Martin Walser in Wirklichkeit nicht Superman ist, hat er auch noch nie glaubhaft bewiesen, selbst wenn ihn ein paar Leute eher für einen Superschurken halten. Der Titel seines neuen Romans „Muttersohn“ kann jedenfalls nur ironisch gemeint sein. Die klassischen deutschen Heldengestalten veranstalten ihr Gipfeltreffen wie immer bei den Bayreuther Festspielen, auch wenn Alphamännchen Siegfried mangels „Ring“-Inszenierung diesmal Pause hat und stattdessen seine Kollegen Lohengrin und Tannhäuser zum Zug kommen. Und Wonder Woman? Hat sich gut getarnt und freut sich auf die Hochzeitsnacht mit Prinz Albert von Monaco. Superkräfte können da nicht schaden.
Ist es ein Flugzeug?
„Cars 2“ läuft an
28
21
Kinostart: „Harry Potter 7, Teil 2“
14
Ingeborg-Bachmann-Preis (–10.7.)
07
D
28.7.
Auf jeden Fall übermenschlich: die furchtlosen Cartoon-Autos aus dem neuen Pixar-Film „Cars 2“.
Beginn Bachwoche Ansbach (–7.8.)
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Take-That-Tour beginnt in Hamburg
22
„Muttersohn“ von Martin Walser erscheint
15
Ausstellung Cosima von Bonin in Köln (–3.10.)
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Montreux Jazz-Festival (–16.7.)
F 01
Restaurant El Bulli schließt bis 2014
30
Beginn der Hundstage (–23.8.)
23
Joel-Sternfeld-Ausstellung Folkwang Essen (–23.10)
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Prinz Albert v. Monaco heiratet Charlene Wittstock
S 02
31
MoMA-Ausstellung „Talk to Me“ in New York (–7.11.)
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Marathon Rio de Janeiro
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Siebenbrüdertag
10
Triathlon Düsseldorf
S 03
FOTOS: DIRK FELLENBERG; STYLING NADIRA NASSER
REBELLEN
August
später in diesem Monat bringen Culture Club ihr neues Album raus.
8.8. Früher oder
sanenkampf handelt Peter Handkes neues Drama.
führung in Salzburg: Vom Parti-
12.8. Urauf-
den Filmfestspielen in Venedig wird Christoph Schlingensief geehrt, Regisseur u.a. von „The African Twin Towers“.
31.8. Bei
4.8.
Endlich was zu feiern: Barack Obama wird 50 Jahre alt.
Die Rache der Geschichte an jungen Revolutionären besteht darin, dass sie in späteren Jahren mit Frack und Orden zum Opernball gehen müssen. (Bruno Kreisky)
2011
VERWENDETE FOTOS: MARK C O'FLAHERTY / CAMERA PRESS; CINETEXT BILDARCHIV; AP; FRANCES M. ROBERTS / NEWSCOM/SIPA PRESS; THILO THIELKE / DER SPIEGEL;
29
30
23
22
Tag der Fische
Netrebko, Kaufmann, Schrott, Waldbühne, Berlin
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Italien feiert Ferragosto – Staugefahr!
09
D 02
08
Start d. Sommerakademie im Kunstverein München
M 01
Auftakt zur Mostra del Cinema, Venedig (–10.9.)
31
158. Geburtstag der Kartoffelchips
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„Gamescom“ in Köln (–21.8.)
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Macht der August uns heiß, bringt der Winter viel Eis.
10
M 03
Rebellen brauchen keinen Grund für ihr Tun, es genügt, jung zu sein. Vielleicht hat deshalb der amerikanische Präsident so viel von seinem Revoluzzer-Charme verloren: Barack Obama wird auch schon 50. Wer sich selbst zu alt fühlt, um die Welt zu verändern, kann immer noch hoffen, dass andere die Protestfahne übernehmen. In München startet die Sommerakademie des Kunstvereins unter dem Motto „Die herrschende Ästhetik ist die Ästhetik der Herrschenden“ und knüpft damit an eine Studenten-Protestaktion von 1970 an. Aufrechte Kämpfer gegen die herrschende Ästhetik finden sich auch beim Wacken Open Air ein, dem jährlichen Highlight für jeden echten Metal-Fan. Boy Georges Rebellion richtete sich dagegen eher gegen die Geschlechtergrenzen (und auch mal gegen die des guten Geschmacks). Rund 30 Jahre nach den ersten Erfolgen bringt er mit seiner Band Culture Club im August ein neues Album raus. Auf den Filmfestspielen in Venedig werden in diesem Jahr zwei legendäre Rebellen geehrt (die damit natürlich jeden Anspruch auf diesen Titel verwirkt haben): Christoph Schlingensief, dessen Todestag sich am 21.8. zum ersten Mal jährt, und der Regisseur Nicholas Ray, der am 7.8. 100 Jahre alt geworden wäre. Sein berühmtester Film heißt „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, im Original: „Rebel without a Cause“.
Lauter Protest
Erlanger Poetenfest (–28.8.)
25
Start von „Captain America – The First Avenger“
18
Haldern Pop Festival (–13.8.)
11
Barack Obama wird 50; Wacken Open Air (–6.8.)
D 04
Beginn der Ruhrtriennale (–9.10.)
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„Pèlerinages“ in Weimar (–11.9.)
19
Uraufführung „Immer noch Sturm“ in Salzburg
12
Young Euro Classic Berlin (–21.8.)
F 05
Musikfest Stuttgart (–18.9.)
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1. UNESCO-WeltkulturVolkslauf in Braubach
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50. Jahrestag des Mauerbaus
13
S 06
Nottinghill Carnival in London (–29.8.)
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14
Moritzburg Festival (–21.8.)
S 07
Ge Nicholas Ray, Regisseur von „Denn sie wissen “. nicht, was sie tun
r 100. 7.8bur. De tstag von
FOTO: DIRK FELLENBERG; STYLING: NADIRA NASSER
wird in München. In welchem Aufzug es zum Biertisch geht, ist eine Glaubensfrage.
17.9. O’zapft
des deutschen Butterbrotes ist eine solide geschmierte Stulle die richtige Basis.
30.9. Am Tag
Ich weiß nicht, ob jemand seinen Körper zur Gänze kennt. Aber den Zustand seines Geistes sollte jeder kennen. (Erasmus von Rotterdam)
RAUSCH
2011
22.9.
Schon ohne Musik gerät man hier leicht in einen Rausch. Auf zum Hamburger Reeperbahnfestival!
kann die KaffeeErfindung immer feiern. Gegen Kater hilft Espresso mit Zitronensaft.
30.9. Man
September
VERWENDETE FOTOS: KLEIN/FACE TO FACE; IMAGEBROKER/IMAGO; F. HÖRHAGER/DPA; T. SILZ/DAPD; HÜTTNER +CONSORTEN/MAURITIUS IMAGES; SCHULZE/ACTION PRESS
27
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Freddy Quinn wird 80
Weltkindertag
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Tourstart The Specials in Berlin
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Super Mario wird 26
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3. Todestag von David Foster Wallace
D
M
28
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Harbour Front Literaturfestival Hamburg (–24.9.)
14
Internationales Literaturfestival, Berlin (–17.9.)
07
M
Im medizinischen Sinne ist ein Rausch nix Gutes, und das, was da die Wahrnehmung verändert, wird als Bewusstseinsstörung interpretiert. Aber, da werden die Mediziner nicht widersprechen, es gibt auch den anderen Rausch, im Sinne von Ekstase. Beim Münchner Oktoberfest ist dieser Zustand kollektiv, endet bei den meisten Besuchern dann aber doch mit dem anderen, dem pathologischen Rausch, nicht selten inklusive Bewusstseinsausfall. Ähnliches ist im September zu beobachten bei den Auftritten der diversen Weinköniginnen zwischen Rhein, Main und Mosel. Welche Substanzen im Spiel sind, wenn die Designer in einen Schaffensrausch geraten, ist auch nicht immer ganz klar. In diesem Monat sind die Ergebnisse u.a. bei der Fashion Week in London und New York und in Mailand bei der Milano Donna Moda zu besichtigen. Ein echtes Geheimrezept gegen Kater haben wir übrigens auch nicht. Nicht mal Reue hilft. Nur Vorbeugung in Form einer guten Grundlage: Am 30.9. ist der Tag des deutschen Butterbrotes. Frische Luft ist gegen Kopfweh angeblich auch nicht schlecht. Hören Sie sich am Tag des Meeres (22.9.) doch einfach mal wieder das Wellenrauschen an.
Ziemlich zu
Filmstart „Wickie auf großer Fahrt“
29
Welttag des Meeres; Milano Donna Moda (–28.9.)
22
SWR3 New-Pop Festival, Baden-Baden (–17.9.)
15
08
Filmstart „Die drei Musketiere“ in 3D
D 01
Tag des deutschen Butterbrotes; Tag des Kaffees
30
Ausst. „Polen – Deutschland. 1000 Jahre“, Berlin
23
Picasso-Ausstellung „Ichundichundich“, Köln (–15.1.)
24
Beginn des Oktoberfests in München (–3.10.)
17
Start der Leipziger Jazztage (–18.9.)
10
Messe „Le Gourmet“, Leipzig (–6.9.)
S 03
Weinköniginnen gibt es fast so viele wie Germany’s Next Top Models. Dies ist ihr Monat.
1.–30.9.
Ausstellung „Eyes of Paris“, Hamburg (–8.1.12)
16
New York Fashion Week (–16.9.)
09
Beginn des Musikfestes Berlin (–20.9.)
F 02
hat seine eigene Königin. Heute wird sie in BergenEnkheim gewählt.
4.9. Äppelwoi
25
Auf Lambert hell und klar, folgt ein trocken Jahr.
18
10. Jahrestag von 9/11
11
Wahl der Apfelweinkönigin in Bergen-Enkheim
S 04
FOTOS: DIRK FELLENBERG;STYLING NADIRA NASSER
haben da was“ – zum Weltnudeltag empfehlen wir Loriot.
25.10. „Sie
Monthureux sur Saône geht’s um die Wurst. Sonst nichts.
8.10.
Traumtermin für Trüffelschweine: In Alba eröffnet der Trüffelmarkt.
Wir danken dir besessen für dieses tolle Fressen.
2.10. In
SCHWARTE (Bart Simpson)
2011
im Ges der Frankfurter Buchmesse trifft sich die Branche.
?.10.
Schon rein optisch wäre es schön, wenn ein neues Madonna-Album herauskäme.
. Dick 12.10 chäft: Auf
Oktober
VERWENDETE FOTOS WALTRAUD GRUBITZSCH / DPA; P. PIEL / ULLSTEIN BILD; VADIM GHIRDA / AP
Tourstart Jean Michel Jarre in Frankfurt/M.; Halloween
31
Tag der Bibliotheken
24
Hofer Filmtage (–30.10.); Tourstart Rihanna
25
18
Europäische Woche des Geschmacks (–23.11.)
17
12
11
Tacita Dean, Turbinenhalle Tate Modern London
05
04
Warmer Gilbhart bringt fürwahr einen kalten Januar
26
80. Geburtstag John Le Carré
19
Buchmesse Frankfurt/M. (–16.10.)
Weltlehrertag
M
D
70. Geburtstag Gert Voss
10
London Restaurant Festival (–9.10.)
03
M
14.10.
Ei Ei Ei: Alles und nichts hat einen Welttag, auch das Ei.
Deutsches Jazzfestival Frankfurt/M. (–30.10.)
27
Kinostart von Steven Soderberghs „Contagion“
20
Perugino, Alte Pinakothek München (–15.1.)
13
Pop-Art-Künstler Errò, Schirn Frankfurt (–8.1.)
06
D
Pawel Althamer, Deutsche Guggenheim (–15.1.)
28
21
Göttinger Literaturherbst (–23.10.); Welt-Ei-Tag
14
„Beckmann und Amerika“, Städel Frankfurt (–8.1.)
07
F
Aernout Mik, Museum Folkwang Essen (–29.1.)
29
Genießertreffen „Salone del Gusto“, Turin (–26.10.)
22
15
Eröffnung Trüffelmarkt in Alba
08
Danh Vo, Kunsthalle Fridericianum Kassel (–31.12.)
S 01
Genussmesse „eat & Style“ in Nürnberg (–1.11.)
30
Jubiläum 10 Jahre iPod
23
Welthungertag
16
20. Todestag Roy Black
09
Blutwurstfest, Monthureux sur Saône; Erntedankfest
S 02
Der Oktober trägt dick auf: den Trüffelmarkt in Alba im Piemont, das Blutwurstfest in Monthureux-sur-Saône in Lothringen, das Genießertreffen „Salone del Gusto“ in Turin, die Genussmesse „eat & Style“ in München und Nürnberg, die Welttage des Eies und der Nudel. Kurzum: Gourmets und Gourmands werden eingeladen, in die Vollen zu gehen. Klar, dass da die miesepetrigen Moralapostel unter uns Kalendermachern irgendwann die Faxen dicke haben – und einen Wermutstropfen zwischen all den Völlerei-Terminen eintragen: den Welthungertag. Hups, das könnte geschmacklos wirken, da haben wir den Mund vielleicht etwas voll genommen. Wir beten ein Vaterunser und drei Ave Maria – und weisen hin auf ein vages Gerücht: Im Oktober soll das neue Album der sehnigsten Sängerin unter der Sonne erscheinen, Madonna. Bei ihr, da sind wir uns sicher, ist Schmalhans Küchenmeister. Gedankenschwerer als ihre Liedchen sind die dicken Schwarten, die zwei andere Ereignisse versprechen: die Frankfurter Buchmesse und der Göttinger Literaturherbst. Wobei: Am Main sind nicht nur die Messehallen stets überfüllt, sondern auch die Messebesucher auf den Verlagspartys – für Asketen ist das der falsche Termin.
Voll fett
FOTOS: DIRK FELLENBERG; STYLING NADIRA NASSER
Sankt Martin (Parole: Lampions statt Grabkerzen!).
11.11.
Unsterblich heißt eben nicht unendlich – „Breaking Dawn“ Teil eins läuft an.
18.11.
Geisterquäler: Jason Dark, Autor der Gruselserie „John Sinclair“.
Mit der großen Liebe ist es wie mit den Geistererscheinungen: alle reden davon, aber niemand hat sie gesehen. (François de La Rouchefoucauld)
GESPENSTER
2011
November
Quälgeister: Tourstart der Söhne Mannheims in Frankfurt am Main.
10.11.
VERWENDETE FOTOS: BULLS PRESS / SCOPE FEATURES; BY / MAURITIUS IMAGES; ULLSTEIN BILD; AKG; CMS-MEDIEN / MC
15
Cäcilia im weißen Kleid erinnert an die Winterszeit.
29
28
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200. Todestag Heinrich von Kleist
21
Der Restaurantführer „Gault Millau“ erscheint
14
Theaterfestival EuroScene, Leipzig
08
07
Welt-Veganer-Tag
D 01
M
30
23
16
20. Todestag Yves Montand
09
M 02
Tollwood-Winter-Festival, München (–31.12.)
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Studententag
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Tourstart Söhne Mannheims in Frankfurt/M.
10
Jazzfest Berlin (–6.11.)
D 03
In diesem November gehen mal wieder die Söhne Mannheims auf Tour, das allein wäre ja schon gruselig genug. Doch auch sonst häufen sich die Indizien, dass der November fest in Geisterhand ist: In den Kinos wird die erste Hälfte des letzten „Twilight“-Teils anlaufen, und an den Gedenktagen wird entweder toter Menschen gedacht (200. Todestag von Heinrich von Kleist) oder solchen, die totenbleich aussehen (Weltveganertag). Böse Zungen behaupten ja auch, dass es auf dem „Rolling Stone Weekender“-Festival leblos zugehen wird – schließlich verstößt es gegen ein Festival-Naturgesetz, wenn die Besucher in Ferienhäusern statt in Zelten schlafen. Überzeugte Zeltschläfer müssen sich so eine Art Festival-Zwischenwelt vorstellen, in der all die halbtoten Festivalbesucher bis zu ihrer Erlösung ausharren müssen. Experten empfehlen, die Martinsgans mit ordentlich Knoblauch zu würzen. Gegen Vampire und so, Sie wissen schon … Geisterjäger John Sinclair, übernehmen Sie! P.S.: Wir haben nichts gegen Veganer, wir sind nur neidisch auf ihre Konsequenz und ihren Porzellanteint.
Wie in Geisterhand
Foto-Schau Alice Springs (–2/2012), Hannover
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Kinostart: „Breaking Dawn“
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Open Mike, Berlin (–13.11.) ; Sankt Martin
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Messe „Slow Fisch“, Bremen
F 04
Michel Majerus, Kunstmuseum Stuttgart (–4/2012)
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Welttoilettentag
19
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Leverkusener Jazztage (–13.11.)
S 05
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Volkstrauertag
13
S 06
Der coolste Geist? Heinrich von Kleist! (Auch schon 200 Jahre tot.)
21.11.
FOTOS: DIRK FELLENBERG;STYLING NADIRA NASSER
Wenn alle Wege verstellt sind, bleibt nur der Weg nach oben. (Franz Werfel)
Im Dezember erreicht das Jahr seinen Höhepunkt, nicht nur wegen des Welttages der Berge, der Geschenkegebirge unterm Weihnachtsbaum und des kulturellen Gipfelereignisses, der Übergabe des Literaturnobelpreises, sondern auch, weil die Rückblicke uns mitteilen werden, wer die wichtigste Figur des Jahres war – was dann allerdings keinen mehr überrascht. Spitzenpreise sind bei der Art Basel Miami Beach zu erwarten für Werke des Künstlerduos Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla: Sie gestalten 2011 den US-Pavillon in Venedig. Da sie schon die peruanische Regierung provozierten mit kritischen Kreidezeichnungen auf dem Pflaster, machen sie ja vielleicht was zu WikiLeaks. Ein Gipfeltreffen der Stars wird es beim Europäischen Filmpreis geben; noch nie hat ein Deutscher da den Preis fürs Lebenswerk bekommen, wir sind also an der Reihe. Es könnte sein, dass sein 50. Geburtstag das Jahreshighlight für Guido Westerwelle wird, der aller Voraussicht nach dann den Zenit seiner Karriere überschritten hat und den wir mit einem Spruch des Bergsteigers Reinhold Messner trösten wollen: „Die Spitze des Berges ist nur ein Umkehrpunkt.“
Auf der Höhe der Zeit
Der Welttag der Berge ist ein Aktionstag. Aktenberge, Müllberge, es gibt genug zu tun.
11.12.
GIPFEL
2011
Burdsch Chalifa saß Tom Cruise beim Dreh für „Mission Impossible 4“.
15.12. Auf dem
wieder nicht den Literaturnobelpreis erhalten? Philip Roth, wie immer.
10.12. Wer wird
Dezember
VERWENDETE FOTOS: ULLSTEIN BILD; CHRIS GORDON/CORBIS; DISNEY;POP-EYE; BULLS / BARCROFT MEDIA; KAY NIETFELD / DPA
5.12.
20
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Auf windige Weihnachten folgt ein glückliches Jahr.
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50. Geburtstag Guido Westerwelle
Tourstart Die Fantastischen Vier in Münster
Nikolaus
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Klausjagen in Küssnacht; 110. Geburtstag W. Disney
D
M
Disney hat Geburtstag, Dagoberts Geldspeicher wird 60. Nicht verschlafen!
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100. Jahrestag: Amundsen erreicht den Südpol
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„Mission Impossible 4“ läuft im Kino an
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31. Todestag John Lennon
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Art Basel Miami Beach (–4.12.)
D 01
1.12.
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Albert-Welti-Ausstellung, Zürich (–3/2012)
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30. Geburtstag von Britney Spears
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Große Kunst, große Namen in Miami: Arbeiten von Ugo Rondinone, Videos von Allora & Calzadilla.
Vor zehn Jahren: letzter Tag der D-Mark
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Heiligabend
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Ausstellung „Vor dem Gesetz“, Köln (–4/2012)
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Übergabe des Literaturnobelpreises
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Europ. Filmpreis; SchieleSchau, München (–3/2012)
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Alle Termine ohne Gewähr – natürlich
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Welttag der Berge
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FOTO: DIRK FELLENBERG; STYLING: NADIRA NASSER
IMPRESSUM SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG 20454 Hamburg, Brandstwiete 19 Telefon: (040) 3007-2306 Telefax: (040) 3007-2793 E-Mail:
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J nach Erhalt der Jahresrechnung Ein Widerrufsrecht besteht nicht. Datum, Unterschrift des neuen Abonnenten
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1/2011
SP11-002
KulturSPIEGEL
Termine Januar
Paris, 24. Januar Haute Couture Als Gast bei den Pariser HauteCouture-Schauen seine Entwürfe zeigen zu dürfen ist eine exklusive Ehre. Neu eingeladen sind Maxime Simoens, 26, der geometrische Formen liebt, Alexandre Vauthier, 39, der für zurückhaltende Eleganz steht, und Julien Fournié, 35, der auch mal transparente Chiffonblusen mit gestrickten Latexröcken kombiniert und seinen Stil als „verletzlichen Chic“ deklariert (Foto).
FOTO: ZORIAH
Haute Couture. Paris. 24.–27.1. www.modeaparis.com
KulturSPIEGEL
1/2011
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K U N ST
Müll, Sand, Plastik
Mit Koch-Events begann die Karriere von Agathe Snow. Nun holt sie für eine Auftragsarbeit Monumente vom Sockel. uerst kochte sie. Konzept-Dinner in Treppenhäusern, um Freunde zusammenzubringen. Und Agathe Snow tanzte. Anfangs allein auf dem Tresen im „Passerby“, einer New Yorker Künstlerbar. Als sie 2005 einen 36-Stunden-Tanzmarathon in einem besetzten Haus nahe Ground Zero veranstaltete und filmte, um mit der Hysterie und dem Glück der Tänzer den Zustand von New York nach dem 11. September festzuhalten, war das der Beginn ihrer Karriere. Als „modern-day gypsy“ fühle sie sich, und das sei sehr politisch, sagte Snow damals. Als politisch versteht sie auch ihre fragilen Skulpturen und Installationen aus Müll, Sand, Plastik oder Gummi, die sie heute in aller Welt ausstellt. Die in Korsika geborene Snow, 34, wurde durch die Ehe mit dem Künstler Dash Snow US-Amerikanerin. Das Deutsche Guggenheim hat sie nun nach Berlin für die Realisierung einer Auftragsarbeit eingeladen. Um Monumente geht es, die Snow vom Sockel holen will. Dafür ist sie ein Jahr lang gereist, hat Materialien gesammelt, Passanten befragt und Videos gedreht. Die Wände sind mit Collagen aus Fotos und Zeitungsausschnitten überzogen – Pyramiden, Brücken, Skylines oder JeAgathe Snow. sus-Skulpturen, die jeder kennt. Im Raum, auf einer Weltkarte, All Access World. Berlin. stehen zwölf Skulpturen aus Draht, Stoff, mit Fotos und geDeutsche Guggen- sammeltem Abfall. Und unter einem Bühnenaufbau laufen heim. 28.1.– 30.3., ihre Filme. Am 29.1. gibt Snow eine Performance. Wie früher, www. deutscheguggenheim.de denn wahrscheinlich wird sie kochen. INGEBORG WIENSOWSKI
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BAS E L
Bettina Pousttchi. World Time Clock. Kunsthalle. 16.1.–13.3., www.kunsthallebasel. ch
2010 installierte die Berlinerin an der Fassade der Art Basel ihre Arbeit „Basel Time“, die sie jetzt als Fotoserie auf „World Time“ erweitert hat. Außerdem zeigt sie Videoarbeiten und ihre turmartigen Skulpturen „Double Monuments (for Flavin and Tatlin)“ aus verbogenen Absperrgittern und weißen Neonröhren, die eine Hommage an Künstler sind, die ihrerseits einen Kollegen zitiert haben. B E R LI N
Else Lasker-Schüler. Die Bilder. Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart. 21.1.–1.5., www.hamburgerbahnhof.de
Else Lasker-Schüler schrieb nicht nur ex-
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pressionistische Gedichte, sie zeichnete, besonders für den „Sturm“, den ihr Mann Herwarth Walden herausgab. Und sie prägte die Berliner Boheme der Zwanziger. 1933 emigrierte sie nach Zürich und ging später nach Palästina, wo sie 1945 starb. BON N
Klassiker in Bonn: Arp, Beckmann, Munch, Kirchner, Warhol… Bundeskunsthalle. 28.1.–27.3., www.bundeskunsthalle.de
Aus dem Bielefelder Kunstmuseum kommt die wenig bekannte Sammlung mit Bildern und Skulpturen von Künstlern wie Jawlensky, August Macke, Man Ray, Emil Nolde oder Pablo Picasso. B R EG E N Z
Haegue Yang. Arrivals. Kunsthaus. 22.1.– 3.4., www.kunsthaus-bregenz.at
Haegue Yang installiert in Bregenz auf drei Etagen neue Arbeiten. Die Koreanerin lässt Fragen kultureller Identität in ihre Arbeit einfließen und vertrat im Jahr 2009 ihr Land auf der Biennale in Venedig. In ihren raumgreifenden Installationen und Skulpturen setzt sie oft Gerüche und atmosphärische Klänge ein und erzeugt Wind mit Ventilatoren. Außerdem arbeitet sie mit und auf Papier. HA M B U R G
Gute Aussichten 2010/2011. Junge Deutsche Fotografie. Deichtorhallen. 21.1.–27.2., www.deichtorhallen.de
Für den jährlichen Wettbewerb reichten 96 Absolventen ihre Fotoprojekte ein. Acht Preisträger von Hoch- und Fotoschulen in Braunschweig, Bremen, Berlin, Bielefeld und Kassel wurden von einer siebenköpfigen Jury ausgewählt und zeigen 146 Bilder. 1/2011
KulturSPIEGEL
FOTOS: AGATHE SNOW FOTO: KRIS MCKAY (M.); VG BILD-KUNST (O.R.); KEN ADLARD (U.)
Ausstellungen im Januar
Snow-Collage „Arc de Triomphe“, 2010: Hysterie und Glück
Highlights
KÖ LN
Passagen – Interior Design Week. In der City. 17.–23.1., www.voggenreiter.com
Parallel zur Kölner Möbelmesse: größte deutsche Designveranstaltung mit rund 190 Ausstellungen in der ganzen Stadt – von der Designer-des-Jahres-Schau bis zum Studentenprojekt in einem Hotel. M Ü N CH E N
Keren Cytter. The Hottest Day of the Year. Kunstverein. 29.1.–27.3., www. kunstverein-muenchen.de
Cytter (s. KulturSPIEGEL 12/2010) zeigt in der großen Übersichtsschau Arbeiten aus den vergangenen fünf Jahren. N EW YO R K
Sergej Jensen. PS1. 23.1.–2.5., www.ps1. org
Jensen, Wahlberliner, malt minimalistisch und abstrakt mit ungewöhnlichen Materialien wie Staub, Pigmenten, NaKulturSPIEGEL
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Sigmar Polke – Eine Hommage. Berlin. Akademie der Künste, Pariser Platz. 14.1.–13.3., www.adk.de
Klaus Staeck, Präsident der Akademie, Künstler und Verleger, richtet die „sehr persönliche Ausstellung“ für seinen 2010 gestorbenen Künstlerfreund Sigmar Polke ein, für den er 40 Jahre lang viele Editionen gedruckt und verlegt hat. Neben 90 großformatigen Blättern werden Objekte wie die „Kartoffelmaschine“ und die zehnteilige Werkgruppe „Wir Kleinbürger“ gezeigt, dazu kommen Fotos, Fax-Korrespondenzen, Entwürfe, bearbeitete Rechnungen, Einladungen und Kataloge.
Richard Deacon – The Missing Part. Hannover. Sprengel Museum. 23.1.–15.5., www.sprengel-museum.de
Eine schwergewichtige Schau, denn der Waliser Bildhauer Richard Deacon, 61, zeigt in seiner ersten Retrospektive 40 Skulpturen aus 40 Jahren. Bei den Materialien hat er nichts ausgelassen: Er benutzt Keramik, Metall, Holz, Papier, Harz, Kunststoff, Glas, Leder und Stoff, und bei allen Arbeiten sind die technischen Entstehungsprozesse der Montagen und Verdrehungen, Faltungen oder Vernietungen sichtbar. Dazu zeigt er rund 120 Zeichnungen, Fotos und Grafiken.
gellack. Seine Leinwände bearbeitet er oft mit Bleichmitteln, vernäht sie oder verwendet sie wieder samt alter Spuren. George Condo: Mental States. New Museum. 26.1.– 8.5., www.newmuseum.org
Die Bilder des Amerikaners erinnern an altermeisterliche Malerei, an Abstraktion, Surrealismus und Comic-Serien. Als echte Condos sind sie immer zu erkennen, denn kein anderer Künstler zappt so frech durch die Kunstgeschichte. Die 80 Bilder und Skulpturen wandern später nach Rotterdam, London und Frankfurt. WEITERLAUFENDE AUSSTELLUNGEN
Duane Hanson/Gregory Crewdson. Museum Frieder Burda, Baden-Baden, bis 6.3.; Absalon. Kunst Werke Berlin, bis 6.2.; Nan Goldin. Berlinische Galerie, bis 28.3.; Carsten Höller. Hamburger Bahnhof, Berlin, bis 6.2.; Napoleon und Europa. Bundeskunsthalle Bonn, bis 25.4.; Freedom of
Speech. Kunstverein Hamburg, bis 27.3.; Kosmos Runge. Kunsthalle Hamburg, bis 13.3.; Timm Ulrichs. Kunstverein und Sprengel Museum, Hannover, bis 13.2.; Michael Sailstorfer. Kestnergesellschaft Hannover, bis 6.2.; Elmgreen & Dragset. ZKM, Karlsruhe, bis 27.3.; Teresa Margolles. Fridericianum Kassel, bis 20.2.; Malerei der australischen Aborigines. Museum Ludwig, Köln, bis 20.3.; Neues Rheinland. Museum Morsbroich, Leverkusen, bis 13.2.; Jeppe Hein. Neues Museum Nürnberg, bis 6.2.; Culture(s) of Copy. Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg/O., bis 20.2.; Mondrian/De Stijl. Centre Pompidou, Paris, bis 21.3.; Markus Lüpertz. Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg, bis 13.2.; Hans Holbein d. Ä. Staatsgalerie Stuttgart, bis 20.3.; Das Geistige in der Kunst. Museum Wiesbaden, bis 27.2.; Mark Morrisroe. Fotomuseum Winterthur, bis 13.2.; Alberto Giacometti. Kunstmuseum Wolfsburg, bis 6.3.
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Fabelhafte Songs
Adele, eines der größten Pop-Talente Großbritanniens, bringt nach „19“ ihr zweites Album heraus – es heißt „21“. ie gebürtige Londonerin Adele Laurie Blue Adkins, kurz Adele genannt, ist keine typische Pop-Heldin. Die 22-Jährige hat nicht die Model-Maße ihrer Kolleginnen Duffy, Leona Lewis und Amy Winehouse – weil sie noch viel lieber esse als singe, sagt sie und lacht dröhnend wie zehn betrunkene Bauarbeiter. Überhaupt ist Pop nicht das Wichtigste in ihrem Leben: Eine wichtige US-Tournee blies sie mal wegen Liebeskummer kurz vor dem Start ab. Das kann sie sich leisten, denn Adele ist auch eines der größten Talente, die das Insel-Königreich in diesem Jahrtausend zu bieten hat. Sie kann fabelhaft singen und noch viel bessere Songs schreiben. Ihr 2008 veröffentlichtes Debüt-Album „19“ war weltweit ein Renner mit Hits wie „Chasing Pavements“ und wurde mit zwei Grammys ausgezeichnet. Nun folgt ihr zweiter Streich, das Album „21“, das die quirlige Britin überwiegend mit dem schweigsamen Großproduzenten Rick Rubin einspielte. Das ist eigentlich schon eine Erfolgsgarantie, denn der vollbärtige Amerikaner arbeitete auch mit Metallica oder Slayer und war verantwortlich für das Comeback von Johnny Cash. Die meisten Adele: „21“ jungen Popstars hält Rubin für Langweiler, aber mit Adele (XL Recorhabe er so viel gelacht wie selten zuvor, ließ er zufrieden dings/Beggars Group) verlauten. CHRISTOPH DALLACH
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Tourneen im Januar
seldorf, 27.1. Hannover, 28.1. Berlin, 29.1. Hamburg. Infos: www.target-concerts.de
1000 Robota. 19.1. Bremen, 20.1. Köln, 21.1. Würzburg, 22.1. Kaiserslautern, 24.1. Stuttgart, 30.1. Freiburg/B. Infos: buback.de
Der Scherz dieser Franzosen, Punk und New-Wave-Klassiker als Bossa-NovaFolk-Pop darzubieten, funktioniert vor allem auf der Bühne. Nach wenigen Minuten singt meist der ganze Saal mit.
Als Genre dieses jungen und sehr gefeierten Hamburger Trios listet ihre MySpace-Seite auf: „Minimalistisch/ New Wave/ Post Punk“. Nun stellen sie ihr neues Album „Ufo“ vor. Sophie Hunger. 28.1. Dortmund, 30.1. Lörrach. Infos: www.prime-tours.com
Die Schweizerin Sophie Hunger sei „Laura Marling, Beth Orton und Björk in einem Folk-Rock-Paket“, jubelt ein Kritiker des britischen „Guardian“. Ob das stimmt, lässt sich bei zwei Konzerten live überprüfen. Nouvelle Vague. 23.1. Mannheim, 24.1. Frankfurt/M., 25.1. München, 26.1. Düs-
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Dianne Reeves & Raul Midón. 25.1. Gütersloh, 26.1. Berlin, 27.1. Hamburg, 29.1. Luxemburg, 31.1. Heidelberg, 1.2. Frankfurt/M., 3.2. Baden-Baden, 4.2. Bremen, 5.2. Dortmund. Infos: www.karsten-jahnke.de
Jazz-Diva Reeves kam über MotownSoul zu ihrem Stil. Singer-Songwriter Midón war vor seiner Solo-Karriere Background-Sänger. Nun wirken beide weit über die Jazzwelt hinaus. The Vaselines. 30.1. Offenbach, 31.1. Berlin. Infos: www.target-concerts.de
Der späte Ruhm dieses charmanten schottischen Rumpel-Pop-Duos beruht 1/2011
KulturSPIEGEL
Popstar Adele: Lieber essen als singen
vor allem auf der Tatsache, dass Nirvanas Kurt Cobain sie über alles liebte. Nach langer Auszeit haben die zwei nun ein feines neues Album eingespielt. Usher. 12.1. Berlin, 15.1. Oberhausen, 4.3. München, 5.3. Hamburg. Infos: www.unitedpromoters-ag.com
Daheim in den USA räumt der R&B-Superstar regelmäßig in großem Stil ab. In Deutschland blieb sein letztes Album „Versus“ hinter den Erwartungen zurück. Vielleicht kommt er deshalb jetzt und im Frühjahr auf Tour. Van der Graaf Generator. 31.1. Berlin, 1.4. Hamburg. Karten: www.bseliger.de
In Kennerkreisen werden diese britischen Progressive-Rock-Pioniere sehr verehrt. Zu ihren Fans zählt auch John Lydon. Interessierte sollten die rare Chance, Peter Hammill & Co. auf einer Bühne zu erleben, nutzen. KulturSPIEGEL
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Wir beaten mehr. 7.1. Hamburg, 8.1. Berlin. Karten: www.wirbeatenmehr.de
Das Line-up sagt alles: Jan Delay, Max Herre, Marteria, Kool Savas und Xavier Naidoo u.a. im Sammelpack an einem Abend. Der Wettlauf um die Karten hat längst begonnen. B E R E IT S I M VO R V E R KAU F
Belle and Sebastian. Tournee ab 5.4. Karten: www.mlk.com Aloe Blacc. Tournee ab 30.3. Karten: www. wizardpromotions.de OMD. Tournee 22.–26.6. und 1.–6.9. Karten: www.prknet.de Rihanna. Ab 25.10. Karten: www.mlk.com The Specials. Tournee ab 19.9. Karten: www.mct-agentur.de F E STIVAL
Women in Jazz. Halle/S. 7.–13.2. u.a. mit Julia Hülsmann, China Moses, Karolina Glazer. Karten: www.womeninjazz.de
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Neue Pop-CDs Post-Dubstep nennen Profis das Genre, in dem dieses junge britische Trio seine Werke programmiert. Ein Begriff, der Menschen über zwanzig rätseln lässt, aber in diesem Fall für wundersam schöne Musik steht. Dieses in Großbritannien bereits mit Lob überschüttete Debüt bietet neben der obskuren Human-League-Coverversion „You Remind Me of Gold“ frostige, schwermütige elektronische Popmusik und klingt wie ein verloreDarkstar: ner Soundtrack zu „North“ David Lynchs „Twin (Hyperdub) Peak“.
Robyn: „Body Talk“ (Ministry of Sound)
The Indelicates: „Songs for Swinging Lovers“ (Snowhite)
Salem: „King Night“ (Iamsound)
Camel: „Rainbow’s End“ (Decca)
Chip Taylor & Carrie Rodriguez: „The New Bye & Bye“ (Train Wreck)
Während viele Popstars klagen, dass es sich kaum noch lohne, ein Album zu veröffentlichen, brachte die energiegeladene Schwedin 2010 gleich drei heraus. Das dritte Werk dieser Saison, das Songs der zwei Vorgänger sowie fünf neue enthält, ist ein Meisterwerk elegant wuchtiger Tanz-Popmusik mit Hits wie „Dancing on My Own“ und Gästen wie Snoop Dogg. Wer sich auf einer Plattenhülle mit einem Strick um den Hals von der Decke baumelnd präsentiert, muss aus England kommen, der Heimat aller Exzentriker. Dieses Duo aus Sussex ist für den großen Ruhm wohl zu spinnert, aber der euphorische und sehr britische Indie-GitarrenPop ihres tollen zweiten Albums erinnert an Landsleute wie Blur und Pulp. In Zeiten, in denen das Internet alle Informationen bereitzuhalten scheint, schafft Geheimnistuerei den größten Wirbel. Dieses Trio aus Michigan, USA, gibt sich sehr geheimnisvoll. Ihr Debüt war einer der massiven Hypes des Jahres: Gewaltig donnern Synthesizer, bleierne Beats und synthetische Engelschöre zum Grusel-Gothic-Soundtrack der Saison. Liebhaber der „Canterbury Scene“, zu der Anfang der Siebziger Bands wie Soft Machine und Gong zählten, schätzten den Mix von Progressive Rock, Jazz und wilder Phantasie. Auch Camel waren damals dabei und gelten längst als Geheimtipp. Dass ihr sanfter Kunstrock reif für eine Wiederentdeckung ist, belegt eine tolle 4-CD-Anthologie ihrer Klassiker. Er ist der Bruder von Jon Voight, der Onkel von Angelina Jolie und Autor des Welthits „Wild Thing“. Mit der jungen Country-Fiedlerin Carry Rodriguez spielte der betagte Hipster ein paar feine, entspannte Singer-Songwriter-Alben ein, deren beste Songs nun mit einigen frischen auf einem Tonträger zu entdecken CHRISTOPH DALLACH sind.
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P OP & JAZ Z
Neue Jazz-CDs Norah Jones: „…Featuring“ (Blue Note)
Die beiden Altsaxofonisten sind USAmerikaner; doch kennengelernt haben sie sich im holsteinischen Salzau beim JazzBaltica: Green, 75, verkörpert als Weggefährte von Charles Mingus die Tradition, Mahanthappa, 39 – Sohn asiatischer Einwanderer –, bereichert den Jazz um südindische Klänge. Mit einem erstRudresh klassigen Piano-BassDrumsMahanthapTrio (am Klavier: Jason Mopa/Bunky ran) spielen die beiden kraftGreen: „Apex“ voll und mit Gefühl wunder(Pi Recordings) schöne Soli und Duette.
Adam Pierończyk: „Komeda – The Innocent Sorcerer“ (Jazzwerkstatt)
C. Towns & NDR Bigband: „John Lennon – In My Own Write“ (Provocateur)
Sicher gehört die mit Grammys überhäufte Millionensellerin nicht in die Liga der Ella Fitzgeralds und Dee Dee Bridgewaters. Dass Jones aber viele ihrer als „Jazzsängerinnen“ annoncierten Kolleginnen überragt, zeigt diese Compilation: 18 Songs, u.a. mit Ray Charles und Willie Nelson. Auf Jones’ Titel mit Herbie Hancock erklingt Wayne Shorters Saxofon. Der unschuldige Zauberer ist Krzysztof Komeda, Polens legendärer Jazzpianist, der bis zu seinem frühen Tod 1969 die Musik für Roman Polanskis Filme komponierte. Saxofonist Pierończyk spielt die Stücke mit einem internationalen Quintett u.a. mit Gary Thomas (Tenorsaxofon) und Anthony Cox (Bass): JazzSounds für „Rosemary’s Baby“. Nach der Musik von Kurt Weill und Frank Zappa hat der Brite Colin Towns nun die Hits von John Lennon für das ausgezeichnete Hamburger Orchester arrangiert – auf seine Art: Das bedeutet Neuinterpretationen, bei denen schon mal ein Hund bellt; vor allem aber gibt Towns seinen Musikern viel Raum für HANS HIELSCHER jazzige Soli.
Neue DVDs Yello: „By Yello“ (Polydor)
Ludovico Einaudi: „The Royal Albert Hall Concert“ (Decca)
Regina Spektor: „Live in London“ (Sire)
Seit über 30 Jahren bewegen sich die Schweizer Dieter Maier und Boris Blank am Rand des Popuniversums: Ihnen gelang es, einen eigenen Sound zu entwickeln, der bis heute fasziniert. Songs wie „Oh Yeah“ werden in Hollywood genutzt. Einer neuen Hit-Sammlung ist eine DVD beigepackt, auf der all ihre imposanten Video-Clips zu bestaunen sind. Sein Großvater war Staatspräsident von Italien, der Enkel verbringt seine Tage auf einem Weingut in der Toskana. Dort komponiert er einlullende instrumentale Klaviermusiken, die mal nach Satie, mal nach Avantgarde, mal nach Werbefernsehen klingen. In England landete er damit bereits in den Charts, kein Wunder also, dass er dort einen Auftritt filmen ließ. Vor einigen Jahren tingelte die New Yorker Künstlerin noch im Vorprogramm ihrer Kumpels The Strokes durch die Welt. Mittlerweile füllt sie allein große Hallen wie das Londoner Hammersmith Apollo. Dort führte sie im Dezember vergangenen Jahres ihre sanft exzentrischen Balladen auf, die an Tori Amos und Kate CHRISTOPH DALLACH Bush erinnern.
Seit der Meister nicht mehr unter uns weilt, läuft die Michael-Jackson-Industrie wieder wie geschmiert. Neben einem Album mit halbgaren „neuen“ Songs gibt es pünktlich zu Weihnachten dieses 3-DVDSet, das all die berühmten Michael Clips und Kurzfilme wie Jackson: „Thriller“, „Bad“ und „Billy „Michael Jean“ sowie einiges Obsku- Jackson’s Vision“ (Epic) res restauriert präsentiert.
K LAS S I K
Adel und Weihrauch
Wie und wo lebte Franz Liszt in Rom? Ernst Burger entfaltet um den Klavierzauberer ein grandioses Panorama. ie erste Wohnung besorgte ihm 1839 der Kollege Otto Nicolai – da begnügte sich der Virtuose noch mit einer wenig ansehnlichen Unterkunft im Ausländerviertel. Franz Liszt war nach Rom gereist, um zu komponieren. Es gelang: Obwohl er etliche Konzerte gab und reihenweise bedeutende Künstler traf, seien in fünf Monaten „vier- bis fünfhundert Seiten“ Musik entstanden, meldete er froh. Am 20. Oktober 1861 betrat dann ein anderer Liszt die Ewige Stadt: Zwei Tage später, an seinem Geburtstag, wollte der Quasi-Ruheständler seine Geliebte, die reiche Carolyne von Sayn-Wittgenstein, heiraten. Zwar ließen Verwandte die Hochzeit in letzter Minute platzen, aber das Paar blieb in Rom. Liszts Domizile beeindruckten bald viele Besucher: Vom Kloster Madonna del Rosario aus genoss man einen traumhaften Stadtblick; später wohnte der Weltstar direkt am Forum Romanum. Die Villa d’Este in Tivoli mit ihren legendären Wasserspielen wurde ihm seit 1864 zum Idyll aus Natur und Kultur. Akribisch wie noch nie, mit kaum bekannten Porträts, Karten und Ernst Burger: Textauszügen, lässt jetzt der Musikforscher Ernst Burger „Franz Liszt – Die Jahre diese faszinierende Ton-Welt zwischen Adel und Weihin Rom und rauch auferstehen. Sein opulentes Buch-Panorama ist gleiTivoli“. Schott, Mainz; 232 Sei- chermaßen fesselnd für Einsteiger wie Experten – ein schöten; 49,95 Euro. ner Auftakt zum Liszt-Jahr 2011. JOHANNES SALTZWEDEL
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BADE N-BADE N
W. A. Mozart: Così fan tutte. Festspielhaus. Premiere am 27.1., auch 28. und 31.1.
Eine anfangs heile Welt zeigt Risse – so sieht Regisseur Philipp Himmelmann das Männer-Frauen-Stück. Véronique Gens, Mojca Erdmann und Stephan Genz singen Hauptrollen.
1772 bekam Sophokles’ Tragödie ein Happy End verpasst – das der unermüdliche Überzeugungstäter René Jacobs nun vom Pult aus plausibel machen will. B R AU N SCH W E IG
Benjamin Britten: A Midsummer Night’s Dream. Staatstheater. Premiere am 29.1.
Michael Talke inszeniert die Shakespeare-Vertonung von 1960, ein köstliches Verwirrspiel zwischen Liebenden, Elfen und einem Handwerkertrupp.
B E R LI N
Richard Strauss: Die Liebe der Danae. Deutsche Oper. Premiere 23.1., auch 27.1.
Die Liebe zur Prinzessin eines Pleitestaates (Manuela Uhl) wirkt läuternd auf Gott Jupiter (Mark Delavan). Kirsten Harms inszeniert; Andrew Litton dirigiert. Tommaso Traetta: Antigona. Staatsoper im Schiller Theater. Premiere am 30.1.
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DA R M STA DT
Giuseppe Verdi: Nabucco. Staatstheater. Premiere am 15.1., auch am 29.1.
Babylonische Gefühlsstürme von 1842 mit Katrin Gerstenberger als Abigaille. DR E S DE N
Peter Tschaikowski: Iolantha. Semperoper. Premiere am 2.1., auch am 4., 7. und 16.1. 1/2011
KulturSPIEGEL
FOTO: THE GALLERY COLLECTION/CORBIS
Klassik im Januar
Rom-Besucher Liszt 1839: Konzentriert komponiert
Wladimir Jurowski leitet die konzertante Aufführung des Werks von 1892, in dem eine Prinzessin (Maija Kowalewskaja) physisch wie geistig von ihrer Blindheit erlöst wird. DÜS S E LD O R F
Jean-Philippe Rameau: Platée. Deutsche Oper am Rhein. Premiere am 28.1., auch am 30.1.
Den Götterjux mit einer hässlichen Sumpfnymphe fand der Versailler Hof 1745 zu frivol. Der Experte Konrad Junghänel am Pult will den ganzen Klangwitz Rameaus auskosten. G E RA
Walter Braunfels: Ulenspiegel. Theater. Premiere am 28.1.
Für dieses bis vor kurzem verschollene, weniger klamaukhafte als sozialkritische Stück, uraufgeführt 1913, liefert der renommierte Architekt Stephan Braunfels, Enkel des einstigen Erfolgskomponisten, das Bühnenbild. Es dirigiert Jens Troester. HA M B U R G
Charles Gounod: Faust. Staatsoper. Premiere am 30.1.
Freunde edlen Gesangs dürfen sich auf Alexia Voulgaridou (Margarete), Giuseppe Filianoti (Faust) und Tigran Martirossian (Mephistopheles) freuen. KulturSPIEGEL
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K LAS S I K HAN N OV E R
Giuseppe Verdi: Falstaff. Staatsoper. Premiere am 29.1.
Olivier Tambosi inszeniert die facettenreiche Final-Komödie mit Stefan Adam in der dankbar-anspruchsvollen Titelrolle. KÖ LN
Giuseppe Verdi: Aida. Oper. Premiere am 15.1., auch am 16., 18., 19., 21., 22., 23., 25., 26., 28., 29. und 30.1.
Marathon für den Dirigenten Will Humburg und sein großes Ensemble: So dicht liegen Termine für Sänger selten. LI N Z
Balduin Sulzer: Kaspar H. Landestheater. Uraufführung 29.1.
Nicht der historische, sondern ein heutiger stummer Findling wird hier in sehr verschiedene, stets fatale Rollen gedrängt. SA A R B R ÜCK E N
Ludwig van Beethoven: Fidelio. Staatstheater. Premiere 29.1.
Claudia Iten spielt Leonore, die ihren Gatten aus dem Kerker des bösen Don Pizarro (Olafur Sigurdarson) befreit. WIEN
Jean-Philippe Rameau: Castor et Pollux. Theater an der Wien. Premiere am 20.1., auch 22., 24., 26., 28. und 30.1.
Im Mekka für Barockfans dirigiert Christophe Rousset das exzellent besetzte Spiel um Bruderliebe bis in den Tod. Z Ü R ICH
Gioacchino Rossini. Le Comte Ory. Opernhaus. Premiere am 23.1., auch 27. und 29.1.
Der junge Javier Camarena singt den liebestollen Titelhelden, als Comtesse Adèle ist Megastar Cecilia Bartoli zu erleben. TOU R N E E
Simone Kermes. 23.1. Dortmund, 25.1. Frankfurt/M., 27.1. Berlin, 29.1. München., 31.1. Basel , 2.2. Hamburg.
Nicht nur im Barockfach zählt die Koloratur-Artistin zur Weltspitze, auch klassische Seelentöne meistert sie bravourös. KONZERTE
Berlin: Exercices du Silence. Staatsoper im Schiller Theater, 15., 17., 18., 20., 22. und 23.1.
In Brice Pausets Monodram für Stimme, Klavier und Elektronik macht die Sopran-Virtuosin Salome Kammer bedingungslose Gottesliebe zum vokalen Ereignis. Frankfurt/M.: Franz Schmidts „Buch mit sieben Siegeln“. Alte Oper, 30.1.
Nur selten wird das gewaltige Oratorium von 1938 aufgeführt – Dirigent Sebastian Weigle bietet die Gelegenheit. Köln: Prokofjew trifft Mendelssohn. Philharmonie, 15.1.
Raritäten für Kammermusikfreunde: Neben Prokofjews gMoll-Quintett op. 39 erklingt Mendelssohns Klaviersextett. München: Libeskind und Hartmann. Pinakothek der Moderne, 22.1.
Erst spricht Dirigent Alexander Liebreich ausführlich mit Architektur-Star Daniel Libeskind, dann führt er vier Hauptwerke von Karl Amadeus Hartmann auf – mit Meistergeigerin Carolin Widmann und Olivier Patey (Klarinette). Wien: Lullys „Bellerophon“. Theater an der Wien, 25.1.
Konzertantes für Klang-Entdecker: Zwischendurch bietet Christophe Rousset (s.o., Wien) ein barockes Mythenspiel, das 1679 für den Hof des Sonnenkönigs entstand.
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KulturSPIEGEL
Neue Klassik-CDs Als Dirigent ist Christophe Rousset ein Energiebündel – in Wien präsentiert er jetzt gleich zwei Barockopern (s. S. 46). Aber auch solistisch an den Tasten leistet er Maßstäbliches: So vielgestaltig wie in diesem Streifzug durch das Fantasienwerk klingt Bachs Musik auf Cembalo selten; das Spektrum reicht von kühner Fingerakrobatik in den Variationen über Toccata-Schläge bis zu satten Fugen, bei J. S. Bach: denen man eine Or„Bach gel zu hören meint – Fantasy“ ein Bach-Kosmos en (Aparté) miniature.
C. P. E. Bach: „Symphonien und Konzerte“ (early-music. com)
W. A. Mozart: „Symphonien – Vol. 8: 1774“ (Dacapo)
„Poland abroad – Streichquartette“ (EDA)
Friedrich Hermann: „Drei Capriccios u.a.“ (Naxos)
Frédéric Chopin: „Études“ (Profil Edition Günter Hänssler)
Sollte noch jemand am Rang des zweitältesten Bach-Sohns zweifeln: Das Arion Barock Orchestra aus Montréal, verbündet mit Gary Cooper am Cembalo und der Flötistin Claire Guimond, überzeugt mit seiner Frische restlos. Kühne harmonische Wendungen, pfiffige Trugschlüsse und quicklebendige Melodien zeigen einen Meister hoch über aller Routine. Wie zuvor Haydn, so erarbeitet der Erzmusikant Adam Fischer seit einiger Zeit mit dem Dänischen Kammerorchester Mozarts Symphonien. Keine revolutionären Neuheiten will er vorführen, sondern Wesentliches; nie wird der Stilansatz museal. Das führt zu schönen Entdeckungen – beispielsweise, mit welch simplen Motiven Mozart oft auskam. Joachim Mendelson (1897 bis 1943), Roman Padlewski (1915 bis 1944) und Simon Laks (1901 bis 1983) sind auch Fachleuten unbekannt. Alle drei waren Opfer der Shoah, nur Laks überlebte. Ihre Quartette, gespielt von polnischen Könnern, spiegeln Phasen der Moderne; Padlewskis erstaunliche Satzkunst und sein Harmoniegespür ragen dabei deutlich heraus. Eine Burleske von nicht mal fünf Minuten, die sich als Variationen über „O du lieber Augustin“ entpuppt – und das für drei Violinen? Hermann (1828 bis 1907) war ein Miniaturist von Gnaden. Friedemann Eichhorn, seine Schwester Alexia, Reto Kuppel und Alexander Hülshoff am Cello können auf ihre fröhlich-virtuose Parade feiner Funde rundum stolz sein. 83 Jahre alt ist diese erste komplette Aufnahme – und besteht doch mühelos gegen die vielen, vielen anderen: So flüssig und präzise, nobel-elegant und ausdrucksvoll, wie Wilhelm Backhaus 1928 die Études spielte, würde man sie auch heute gern hören. Das Remastering ist ein gelungenes Finale des Chopin-JubiJOHANNES SALTZWEDEL läumsjahres.
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Liebe zu dritt
Mit der Grandezza der zwanziger Jahre: Die Schauspielerin Valery Tscheplanowa gibt die Stella in Goethes polygamem Trauerspiel. ie löst einen Impuls aus, den heute kaum noch eine Frau auslöst, erst recht keine junge Frau, es ist ein Impuls, der ihr Gegenüber in die Damenwelt der verruchten, der mondänen zwanziger Jahre versetzt, ein Impuls, der zu ihrer sanft rauchigen Stimme passt und zu ihrer elegant fließenden Garderobe, zu ihrer Grandezza: der Impuls zum Handkuss. Valery Tscheplanowa, 30, ist eine Erscheinung, auch wegen ihres weißen Hündchens „Urs“, sie scheint von weit her zu kommen, nicht aus dieser Zeit und nicht aus dieser Stadt, dem kühl-prosaischen, immer auch etwas provinziellen Frankfurt. Zum Auftreten der gebürtigen Russin passt ihr Schauspielstil: Tscheplanowa ist eine selbstbewusste, sich ihrer selbst bewusste Schauspielerin, eine Intellektuelle auf der Bühne, die nie spröde intellektuell wirkt. Sie studierte Tanz, brach ab, wechselte zum Puppenspiel, brach ab, wechselte zum Schauspiel – und schaffte es nach dem Abschluss direkt ans Deutsche Theater Berlin. An ihrem ersten Tag traf sie in der Kantine auf Dimiter Gotscheff, der ihr Leib-und-Magen-Regisseur werden sollte. Breiter bekannt wurde Tscheplanowa durch den Film „Whisky mit Wodka“, eine Ménage à trois, zu der ihr neuestes Projekt passt: Sie gibt GoeStella. thes „Stella“ in jener polygamen Urfassung, die 1776 für einen SkanPremiere am 23.1. im dal sorgte. Regie führt Andreas Kriegenburg, den sie den „weißen Schauspiel Gotscheff “ nennt, „weil auch er beim Proben viel schweigt, weil Frankfurt, auch er mit Instinkt inszeniert, nur nicht so dunkel. Ich mag RegisTel. 069/21 24 94 94. seure, die gar nicht wissen, was sie machen“. TOBIAS BECKER
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BAS E L
Frühlingserwachen. Premiere am 14.1. im Schauspielhaus. Auch am 17., 19., 24., 25., 27. und 29.1., Tel. 0041/61/ 295 11 33.
In „der zweiten Hälfte des Lebens“ lässt Elias Perrig Frank Wedekinds „Kindertragödie“ spielen – denn Sex in der Pubertät ist längst kein Tabu mehr, Sex im Alter gibt da schon mehr her. B E R LI N
Schmeiß Dein Ego weg! Uraufführung am 12.1. in der Volksbühne. Auch am 14., 20. und 30.1., Tel. 030/24 06 57 77.
Ein Allstar-Team: René Pollesch schreibt auf, was ihm an Geistesblitzen durch die Rübe rauscht, Bert Neumann entwirft dazu die Bühne, Margit Carstensen, Christine Groß und Martin Wuttke rennen, schreien und gestikulieren auf ihr herum.
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Nora oder ein Puppenheim. Premiere am 16.1. im Gorki Theater. Auch am 19. und 29.1., Tel. 030/20 22 11 15.
Jorinde Dröse inszeniert Ibsens Drama einer Frau, deren Traum vom perfekten Heim ihr zum Gefängnis wird. In der Titelrolle: Hilke Altefrohne. Die Weber. Premiere am 20.1. im Deutschen Theater. Auch am 21., 23. und 24.1., Tel. 030/28 44 12 25.
Bemerkenswert klar, düster und grell zugleich war Michael Thalheimers Inszenierung der „Ratten“. Jetzt beschäftigt er sich erneut mit Gerhart Hauptmann. Annika oder Wir sind Nichts. Uraufführung am 14.1. in der Box und Bar des Deutschen Theaters. Auch am 15., 23. und 31.1., Tel. 030/28 44 12 25.
Kevin Rittberger scheint sich in Dietmar Daths Hirnwindungen gut zurechtzufinden – er inszeniert nun schon zum zweiten Mal einen Dath-Text. FRAN KFU RT/ MAI N
Liebelei. Premiere 13.1. im Schauspielhaus. Auch 15., 20., 21., 27.1., Tel. 069/21 24 94 94.
Die Männer nehmen sich bei den Frauen, was sie brauchen – die Gefühle der Frauen bleiben auf der Strecke. So ungefähr geht das Drama bei Schnitzler. Ist das noch so? Stephan Kimmig überprüft es. HA M B U R G
Falling Man. Uraufführung 21.1. im Thalia in der Gaußstraße, Tel. 040/32 81 44 44.
Sandra Strunz bringt DeLillos Roman über den 11. September auf die Bühne. LE I P Z IG
Die WildeWeiteWelt Schau. Premiere 27.1. im Centraltheater, Tel. 0341/126 81 68. 1/2011
KulturSPIEGEL
FOTOS: ALEXANDER PAUL ENGLERT (M.); MARKET THEATRE JOHANNESBURG (R.); MATTHIAS SCHELLENBERG (U.)
Premieren im Januar
Schauspielerin Tscheplanowa: Impuls zum Handkuss
Highlights
Nach dem großen Publikumserfolg mit seinen Karl-May-Festspielen denkt sich der Comedian Rainald Grebe wieder was Neues aus.
The Offside Rules. Berlin: 15.–19.1., HAU 1; München: 24.1., Muffathalle; Hamburg: 26.–19.1., Kampnagel.
Die argentinische Choreografin Constanza Macras, seit ihrer mitreißenden Performance „Back to the Present“ (2003) fest in der Berliner Szene und darüber hinaus etabliert, macht Tanztheater, das von seiner Energie und dem persönlichen Erzählstil lebt. Im Auftrag des Goethe-Instituts hat sich Macras die Verhältnisse in Johannesburg 16 Jahre nach dem Ende der Apartheid angeschaut und daraus ihr neues Stück entwikkelt, mit Tänzern aus Berlin, Johannesburg und Soweto.
Die Nibelungen. Premiere am 21.1. im Theater Bremen. Auch am 27. und 29.1., Tel. 0421/365 33 33.
Als Schauspieler ist Herbert Fritsch (Foto) ein „ExzessExtremist“, jahrelang hat er an der Berliner Volksbühne bei Frank Castorf die Leute mit seinem Hochdruck-Spiel mitgerissen – und selbst die, die er damit überfordert hat, konnten ihm das Genialische nicht absprechen. Fritschs Arbeitstempo als Regisseur (und Bühnenbildner) ist ähnlich hoch, aber der Erfolg gibt ihm auch hier recht. In Bremen schleudert er jetzt seine Sicht auf das urdeutsche Intrigen- und Rachespiel der Nibelungen raus.
WIEN
Rausch. Premiere am 14.1. im Akademietheater. Auch am 16., 19. und 29.1., Tel. 0043/1/514 41 44 40.
Was wäre, wenn man im Schwarzwald Gold finden würde? Cilli Drexel inszeniert Philipp Löhles Gedankenspiel.
Zu August Strindbergs Stück über einen Liebesrausch und seine fatalen Folgen befand der Kritiker Georg Hensel: „Gemischt aus naturalistischen, expressionistischen, symbolischen, mystischen und christlichen Elementen, ist ,Rausch‘ am stärksten in der Seelenanalyse.“ Ob Regisseur Stefan Pucher das auch so sieht?
M Ü N CH E N
Z Ü R ICH
Die Dreigroschenoper. Premiere am 22.1. im Volkstheater. Auch am 23. und 24.1., Tel. 089/523 46 55.
Ödipus und seine Kinder. Premiere am 8.1. im Schiffbau. Auch am 10., 11. und 13.–18.1., Tel. 0041/44/258 77 77.
Das verspricht ein ordentliches Spektakel zu werden: Fünf Tage sperrt der Intendant Christian Stückl sein Haus vor der Premiere zu, um dem Regisseur Christian Stückl optimale Probenbedingungen fürs Brecht-Singspiel zu ermöglichen.
Regisseur Sebastian Nübling erzählt das Schicksal von Ödipus’ vier Kindern, die er mit seiner Mutter zeugte. Damit Sie’s nicht selbst googlen müssen: Es handelt sich um Antigone, Ismene, Eteokles und Polyneikes.
MAN N H E I M
Supernova (wie Gold entsteht). Uraufführung am 15.1. im Schauspielhaus. Auch am 19.1., Tel. 0621/168 01 50.
KulturSPIEGEL
1/2011
Die schwarze Spinne. Premiere am 20.1. im Pfauen (Schauspielhaus). Auch am 21., 23. und 27.1., Tel. 0041/44/258 77 77.
Frank Castorf inszeniert Jeremias Gotthelfs Roman aus dem Biedermeier. FESTIVAL
Hamburg: Lessing-Tage. 21.1.–6.2., Thalia Theater und Thalia in der Gaußstraße, Tel. 040/32 81 44 44; www.thalia-theater.de
Das ist gelebte Toleranz: Zum Auftakt der 2. Lessing-Tage bringt das Thalia einen Schiller raus. Jette Steckel inszeniert „Don Carlos“, das Drama um die Gedankenfreiheit, mit Mirco Kreibich als Carlos und Jens Harzer als seinen Freund Posa. Dazu gibt es, passend zum Festival-Motto „Um alles in der Welt“, hochkarätige Gastspiele u.a. aus China, Russland und Brasilien – und von der Wiener Burg „Die Jüdin von Toledo“ mit Yohanna Schwertfeger in der Titelrolle.
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LITE RATU R
Der Herbst vor Skippys Tod
In Paul Murrays Roman stecken sieben Jahre Arbeit und der ganze Irrwitz des Lebens. ut, man hätte gewarnt sein können; immerhin heißt dieser Roman „Skippy stirbt“, aber dann stirbt Skippy tatsächlich, und es ist so herzergreifend, seltsam und außergewöhnlich wie alles andere an diesem Buch. Während eines Doughnut-Wettessens kippt Skippy vom Stuhl, schafft es gerade noch, mit dem Finger den Namen des Mädchens, das er liebt, in die Himbeersoße am Boden zu schreiben, und schon ist sein bester Freund Ruprecht so einsam, dass ihm noch nicht einmal mehr das Universum Trost ist, obwohl er sich sonst sehr für außerirdisches Leben interessiert. Das hätte eigentlich eine Kurzgeschichte werden sollen. Auf Seite 60 kamen dem Iren Paul Murray, 35, Zweifel, wie er jemals kürzen solle, er rief seinen Bruder an. Klingt nach einem Roman, sagte der Bruder damals, und Murray sagt heute, dass es sogar fünf oder sechs Romane in einem geworden seien. Ein Internatsepos von fast 800 Seiten über den Herbst vor Skippys Tod, in dem sieben Jahre Arbeit stecken und der ganze Irrwitz des Lebens, erzählt aus den verschiedensten Perspektiven: Paul Murray. des Drogenhändlers, der dasselbe Mädchen „Skippy wie Skippy liebt, des Lehrers Howard „Hasenstirbt“. Aus dem Englischen herz“, der sich in die schönste Kollegin verv. R. Hermstein knallt, Howards Freundin, die Bedienungsanund M. Tichy. leitungen statt Romane schreibt – alle sind Kunstmann; 780 S.; 26 Euro. unglücklich und liebenswert. MAREN KELLER
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Autor Murray: Fünf oder sechs Romane in einem
Alexander Demandt: „Es hätte auch anders kommen können“. Propyläen, Berlin; 288 Seiten; 19,95 Euro.
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Xerxes knechtet die Griechen. Hannibal besiegt Rom. Pontius Pilatus begnadigt Jesus. Das Attentat auf Hitler hat Erfolg. Aber was dann? Jedes solcher Gedankenspiele verliert sich im Unvorstellbaren – darum sind sie unter Historikern verpönt. Alexander Demandt freilich, Altmeister der Althistorie, weiß die Herausforderung zu nutzen. Sein Entwurf, wie Europa ohne Kreuz-Religion vorstellbar wäre, liefert eine Skizze der spirituellen
Großwetterlage im Römerreich. Auch die Krise vor dem Ersten Weltkrieg zeigt ihre volle Schärfe erst im Licht der Alternativen. Dass aus der Geschichte etwas zu lernen sei, glauben heute nur noch Naive. Diese konzisen, treffsicheren und oft hintergründig witzigen Essays summieren sich dagegen zu einer Lehre der höheren Art: So wahllos das Schicksal waltet, Moralist darf man bleiJOHANNES SALTZWEDEL ben.
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FOTO: COLIN MCPHERSON / CORBIS
Der Weltkrieg findet diesmal nicht statt
Neue Bücher Gerard Donovan: „Ein bitterkalter Nachmittag“. Aus d. Englischen von Thomas Gunkel. Luchterhand; 336 S.; 19,99 Euro.
Steht ein Mann auf einem Acker und gräbt ein Loch. Es ist bitterkalt, es schneit, und es ist Krieg in einem Land irgendwo im Norden von Europa. Welchem Zweck das Loch dienen soll, wird schnell klar. Der Mann, der gräbt, ist der Bäcker des Dorfes. Der Mann, der ihn bei seiner Arbeit bewacht, war der Geschichtslehrer. Die beiden beginnen ein Gespräch. Es geht um Zeitgewinn, es geht ums Überleben. Das Gespräch weitet sich aus zu einem philosophischen Duell – von Heraklit bis Schopenhauer, von den Gräueltaten des Dschingis Khan bis zur Kolonialisierung des Kongo. Der scheinbar unbedarfte Bäcker ist dem Lehrer unterlegen, doch langsam wendet sich das Blatt. Wie schon „Winter in Maine“ ist auch dieser Roman Donovans ein so packendes wie kluges Buch über die Gewalt, die in uns allen schlummert. CHRISTOPH SCHRÖDER
Damon Galgut: „In fremden Räumen“. Aus dem Englischen von Thomas Mohr. Manhattan; 256 Seiten; 16,99 Euro.
Elisabeth Plessen: „Ida“. Berlin Verlag, 368 Seiten, 22 Euro.
Die Heldin ist noch jung und studiert Philosophie, da kommt ihren Zukunftsplänen die Begegnung mit einem sehr viel älteren Mann in die Quere. Die 1944 geborene Elisabeth Plessen hatte einst einen tollen Erfolg mit ihrem Roman „Mitteilung an den Adel“ (1976), dann traf sie auf den Theaterregisseur Peter Zadek und kam neben dieser Liebe und diversen Shakespeare-Übersetzungen kaum noch zum Bücherschreiben. Hier nun porträtiert sie eindringlich eine Frau, die sich ihren Gefühlen und ihrem Gefährten unterordnet und doch auf Aufbruch sinnt. In der manchmal stockenden, manchmal sanft fließenden Geschichte finden sich altmodisch schöne Sätze und das Porträt eines Mannes, der egomanisch und abweisend sein konnte – und dann doch so klug, galant und aufmerksam, „als sei plötzlich ein anderer in ihm WOLFGANG HÖBEL aufgesprungen“.
Wolfgang Herrndorf: „Tschick“. Rowohlt Berlin; 256 Seiten; 16,95 Euro.
Ein junger Mann, Damon genannt, reist „Tschick“, „Tschick“, „Tschick“, überall nach Griechenland und Indien, Sambia „Tschick“. Die „FAZ“ hat den Roman geund Simbabwe. Aber wo er ist, ist ihm lobt, die „FR“, die „SZ“, die „taz“ und, nun nicht wichtig, ihm ist wichtig, dass er weg ja, die „Bunte“; kurzzeitig sprang er in die ist, unterwegs. Damit die Welt aufgeladen Top 20 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Gibt’s wird „mit einer Energie, die sie im nor- denn keine anderen Neuerscheinungen, malen Leben nicht hat“. Der Südafrikaner muss denn wirklich auch hier noch eine Damon Galgut bündelt drei Reise-Erin- Lobhudelei erscheinen? Ja, es muss. Weil nerungen, die auch Reisen in seine eigene es selten so viel Grund zum Loben gibt. Erinnerung sind, einsam, schweigsam, Wolfgang Herrndorf hat eine lebenskluge voller Ein-Wort-Absätze. Ansatzlos zappt Coming-of-Age-Geschichte geschrieben, er von der Außen- in die Innenperspekti- einen Roadroman, an dessen Ende der 14ve, vom Er zum Ich, als beobachte er ei- jährige Maik nicht so recht weiß, in wen nen Fremden, der er selbst ist. Galgut geht er mehr verliebt ist, in Tatjana, die Beyones nicht um Reiseziele, ihm geht es ums cé ähnelt, in Hanna, die „normale UnterReisen, er protokolliert keine ortstypi- wäsche“ trägt, in Isa „mit der wirklich tolschen Landschaften, Klänge und Gerüche, len Figur“ oder in seinen Kumpel Tschick, er protokolliert innere Welten, er schreibt den er so mag, dass er überlegt, „auch keine kitschige Strandlektüre, er schreibt schwul zu werden“. „Tschick“ ist ein bomkarge, trostlos klare Winterprosa. Galgut bastisches Buch für 14-Jährige – und für beschert uns das beste Reisebuch des Jah- 40-Jährige, die sich noch daran erinnern, TOBIAS BECKER TOBIAS BECKER res. Traurig schön. wie sie mit 14 waren. KulturSPIEGEL
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F I LM
Blut ist im Schuh
Wie eine Ballerina den Erfolg mit ihrem Verstand bezahlt: Darren Aronofskys spektakulärer Ballett- und Horrorfilm „Black Swan“. ie Frage, ob Natalie Portman nun eine brillante Schauspielerin ist (siehe „Hautnah“), eine mittelmäßige („V wie Vendetta“) oder eine grauenhafte („Star Wars – Die dunkle Bedrohung“), bot Filmfans lange Stoff für angeregte Diskussionen. Damit sollte es nun vorbei sein. Wer das schafft, was Portman als labile, obsessive Tänzerin in Darren Aronofskys neuem Film „Black Swan“ leistet, dem verzeiht man ein paar Ausreißer nach unten. Sie ist das, was ihre Filmfigur Nina Sayers als Primaballerina in einer „Schwanensee“-Aufführung unter Opferung ihrer geistigen Gesundheit unbedingt sein möchte: perfekt. Und so furchtlos wie der ganze Film. Was für einen Moment am Anfang noch aussieht, als werde es die inspirierende Erfolgsgeschichte einer jungen Tänzerin, wird sehr bald zu einer rasenden Schussfahrt in den finstersten Abgrund einer fragilen Seele. Die brave, disziplinierte Nina bekommt die Hauptrolle, aber der Choreograf (Vincent Cassell) hat Zweifel, ob sie neben der weißen Unschuld auch den bösen, schwarzen Schwan tanzen kann, den die Rolle genauso verlangt. Nina muss ihre dunklen Seiten erkunden, und sie tut es bedingungslos. Fragt sich nur, ob sie danach noch sie selbst sein wird. In „Black Swan“ existieren Anmut und Grazie in Eintracht mit Gewalt, Horror und Selbstzerstörung. Aronofsky überzeichnet sein Psychospiel bis ins Groteske, geht an alle Genre-Grenzen und bleibt dabei seltsam glaubwürdig. Ein Film, der einen wie ein Zug überrollt, ohne Gnade, mit Black Swan schier unendlicher Kraft. DANIEL SANDER Start: 20.1.
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Szene aus „Black Swan“: Grazie und Gewalt
Neue Filme im Januar A B 3 0 . 12 .
La Danse – Le Ballett de l’Opéra de Paris. Regie: Frederick Wiseman.
Doku-Guru Wiseman schenkt der Welt wieder eines seiner Alles-beobachtenund-nichts-erklären-Werke, diesmal über das Pariser Ballett. Die Gemeinde der Tanzfreunde wird sich über viele schöne Ballettszenen freuen, der Rest an der Suche nach Erkenntnis verzweifeln. Immer Drama um Tamara. Regie: Stephen Frears. Mit Gemma Arterton.
Mädchen vom Lande kehrt nach Nasenoperation als Sexbombe in die malerische südenglische Heimat zurück und sorgt als Nachbarin eines SchriftstellerRefugiums für nur sehr selten amüsante Verwicklungen.
Mädchen aus Iowa verwirklicht in Los Angeles ihren Lebenstraum: Nachtclubsängerin und -tänzerin werden! Ähnlich niedrige kreative Ziele scheint sich auch Regie-Neuling Antin mit dieser unheiligen Mischung aus „Cabaret“ und „Showgirls“ gesetzt zu haben, denn lahmer hätte das Ergebnis kaum ausfallen können. Debüt-Schauspielerin Aguilera beweist ihre Sangeskünste eindrucksvoll, aber komplett ausdruckslos. Cher steht manchmal im Bild und scheint nicht glauben zu können, in was sie da hineingeraten ist. Für Ablenkung sorgen zahlreiche Momente unfreiwilliger Komik. Howl – Das Geheul. Regie: Robert Epstein, Jeffrey Friedman. Mit James Franco.
Eine Nacht im Leben eines erfolgreichen und schönen New Yorker Ehepaars, das sich unabhängig voneinander mit der Verlockung eines Seitensprungs auseinandersetzen muss. Komplexe, hoffnungsvoll melancholische Beziehungsstudie ohne Opfer oder Täter.
Der Versuch einer Verfilmung des legendären Gedichts von Allen Ginsberg über das sexuelle Erwachen einer Generation – mit animierten Sequenzen, klassischen Biografie-Szenen und ein bisschen Gerichtssaal-Drama. Energisches Kino, das wild zwischen Mainstream und Experimentalfilm hin- und herschlägt, nicht immer zielsicher, aber mitreißend.
AB 6.1.
A B 13 . 1 .
Der Auftragslover. Regie: Pascal Chaumeil. Mit Romain Duris, Vanessa Paradis.
Kent Nagano – Montreal Symphony. Regie: Bettina Ehrhardt.
Das Überraschendste an diesem Film ist noch, dass er besser ist, als sein Titel vermuten lässt. Der Rest ist so seicht wie vorhersehbar: Ein Mann befreit mit dem Geld besorgter Eltern deren Töchter aus der Beziehung mit dem vermeintlich Falschen und verliebt sich dabei.
Für den japanisch-kalifornischen Stardirigenten ist Musik eine Sprache, die nicht nur in Konzertsälen verstanden wird. So bringt er sein Orchestre Symphonique de Montréal ins Stadion, in Schulen, in den hohen kanadischen Norden zu den Inuit. Immer wirkt die Atmo-
Last Night. Regie: Massy Tadjedin. Mit Keira Knightley, Sam Worthington.
FOTO: 20TH CENTURY FOX
Burlesque. Regie: Steven Antin. Mit Christina Aguilera, Cher, Stanley Tucci.
F I LM sphäre in diesem schönen Porträt besonders, ist Naganos Arbeit mit Musikern spirituell und handfest zugleich. Love and Other Drugs. Regie: Edward Zwick. Mit Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway.
Viagra-Vertreter liebt hübsche Parkinson-Kranke und lernt Lektionen fürs Leben. Erstaunlich freizügige romantische Komödie mit schönen Menschen, wenigen Pointen und angestrengtem ernsten Hintergrund. Morning Glory. Regie: Roger Michell. Mit Rachel McAdams, Harrison Ford.
Neurotische Fernsehproduzentin bringt eine abgehalfterte Morning-Show wieder auf Vordermann, mit der sehr unfreiwilligen Hilfe einer seriösen, aber aufs Abstellgleis geratenen Nachrichten-Legende. Eine kleine, wenig originelle, aber sehr sympathische Komödie. Russland – Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane. Regie: Jörn Röver.
Eine klassische, umwerfend fotografierte Naturdokumentation aus dem russischen Riesenreich: Zehn Kamerateams sammelten dreieinhalb Jahre Stoff für diese magische Rundreise, für überwältigende Bilder aus unwegsamen Landstrichen zwischen dem eisigen Sibirien, den Kamtschatka-Vulkanen und dem inneren Ural. Ein visuelles Fest. Satte Farben vor Schwarz. Regie: Sophie Heldmann. Mit Senta Berger, Bruno Ganz.
Was, wenn man sein ganzes Leben in Liebe zusammen verbracht hat und feststellt, dass einer von beiden bald fehlen wird? Für Anita und Fred, beide Ende 60, führt diese Frage erst in die Ehekrise, dann aber besinnen die beiden sich auf die letzten gemeinsamen Ziele. Ein zarter, angenehm zurückhaltender DebütFilm über spätes Glück und Unglück. We Want Sex. Regie: Nigel Cole. Mit Sally Hawkins, Rosamund Pike, Bob Hoskins.
Kino zum Wohlfühlen: Wie die Autositze-Näherinnen eines englischen FordWerkes in den Sechzigern für gleiche Bezahlung wie die Männer kämpften, erzählt „Kalender Girls“-Regisseur Cole in munterer Routine und mit einer entzückenden Sally Hawkins in der Hauptrolle. Den bescheuerten Titel hat man sich übrigens eigens für den deutschen Markt ausgedacht, eigentlich heißt der Film „Made in Dagenham“.
biedere Literaturlehrer verzweifelt im Internet und Berufsverbrechermilieu schlau. Der um die Ecke gedachte Thriller zerrt durch eine Verkettung haarsträubender Umstände an den Nerven. Glückliche Fügung. Regie: Isabelle Stever. Mit Annika Kuhl, Stefan Rudolf.
Mittdreißigerin wird nach One-NightStand schwanger, trifft den Vater zufällig wieder, findet mit ihm das perfekte Glück und wartet doch nur darauf, dass die große Katastrophe alles wieder zusammenbrechen lässt. Eigentlich eine Liebesgeschichte, von Regisseurin Stever in eine kalte Paranoia-Studie verwandelt. Good Food, Bad Food. Regie: Coline Serreau.
Die „Anleitung für eine bessere Landwirtschaft“ hat dieser meist gekonnt argumentierende, visuell arg nüchterne Dokumentarfilm im Sinn und meint damit vor allem eine gerechtere. A B 27. 1 .
Another Year. Regie: Mike Leigh. Mit Jim Broadbent, Lesley Manville, Ruth Sheen.
Auch der britische Regie-Meister Mike Leigh beschäftigt sich mittlerweile mit der Kunst des Alterns und begleitet ein warmherziges Seniorenpaar samt Freunden und Verwandten ein Jahr lang durch ihre Welt. Unaufgeregt, mit zartbitterem Humor und unendlich viel Klasse. Brothers. Regie: Jim Sheridan. Mit Jake Gyllenhaal, Tobey Maguire.
Kennen Sie das Original dieses Soldatendramas der dänischen Regisseurin Susanne Bier? Dann können Sie sich diese uninspirierte Hollywood-Version sparen. Sie kennen es nicht? Dann auch. Tron: Legacy. Regie: Joseph Kosinski. Mit Garrett Hedlund, Jeff Bridges, Olivia Wilde.
Nach 29 Jahren eine Fortsetzung des irregeleiteten Disney-Effekte-Spektakels „Tron“ um ein paar Menschen, die in ein Computerspiel geraten. Das Gleiche passiert diesmal dem Sohn des damaligen Helden Kevin Flynn, den es nun aus der digitalen Welt zurückzuholen gilt. Story und Dialoge sind oft von bestürzender Einfalt, wofür das schicke Design und der coole Daft-Punk-Soundtrack nicht ganz entschädigen können. FESTIVAL PA R K CIT Y, UTAH
AB 20.1.
72 Stunden. Regie: Paul Haggis. Mit Russell Crowe, Elizabeth Banks.
Ein Familienvater verliert den Boden unter den Füßen, als seine Frau wegen Mordes verurteilt wird. Um sie aus dem Gefängnis zu befreien, macht sich der
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Sundance Filmfestival. 20.–30. Januar; www.sundance.org
Die künstlerische Bedeutung des größten Independent-Cinema-Festivals sinkt mit der ausufernden Kommerzialisierung stetig, ganz daran vorbei kommt man als Cineast aber immer noch nicht. 1/2011
KulturSPIEGEL
Neue DVDs
Der Andere Regie: Richard Eyre
Lass es Larry, Staffel 1 Regie: diverse
FOTO: CINETEXT BILDARCHIV
Nach 15 Jahren ein neuer Film von Künstler, Fotograf, Autor und Regisseur Philip Ridley, und es geht wieder ziemlich finster zu. Im von Gewalt beherrschten East London geht ein junger, schüchterner Mann mit einem auffälligen roten Muttermal im Gesicht einen gefährlichen Pakt mit einem dämonischen Gangsterboss ein. Oder ist er vielleicht wirklich ein Dämon? Faszinierender ArthouseHorrorfilm, der etwas unkontrolliert zwischen Groteske und Schlachtfest schwankt.
Heartless Regie: Philip Ridley. Ab 7.1.
Drei Männer im Schnee Regie: Kurt Hoffmann
A Film with Me in It (ab 7.1.) Regie: Ian Fitzgibbon
Von der Kritik vernichtet, im Kino untergegangen – Richard Eyres Liebesdrama war so ein richtig übler Flop. Trotz fabelhafter Besetzung (Antonio Banderas, Laura Linney, Liam Neeson) und einer Vorlage von Bernhard Schlink um einen Mann, der den Liebhaber seiner Frau auszuspionieren versucht. Dabei ist das Ganze trotz einiger arg konstruierter Wendungen durchaus spannend. Die Idee ist einfach, die Umsetzung grandios: Witzbold Larry David, der als Autor der Erfolgsserie „Seinfeld“ berühmt wurde, erzählt aus seinem Alltag. Dabei verbindet er Reales mit Fiktivem, Improvisation mit festen Szenen. HollywoodFreunde wie Ted Danson oder Ben Stiller spielen sich wunderbar ironisch selbst, David gibt den neurotischen Miesepeter, politisch höchst inkorrekt. Erich Kästners Roman vom schrulligen Millionär, der als armer Schlucker verkleidet die Menschen in einem Hotel studieren will, lieferte die Vorlage zu diesem wundervollen Filmmärchen. Warum dieser Klassiker des Weihnachts-TV-Programms erst jetzt auf DVD erscheint, ist rätselhaft. Egal. So lustig wie hier sind deutschsprachige Komödien nur ganz selten geglückt. Der erfolglose Schauspieler Mark (Mark Doherty) schöpft letzte Hoffnung, als sein bester und alkoholkranker Freund verspricht, ihm ein Drehbuch auf den Leib zu schreiben. Dann wird aber Marks Wohnung für ein paar Pechvögel zur zufälligen Todesfalle, weswegen erst mal seine Talente in Leichenbeseitigung gefragt sind. Kurzweiliger Schwarzhumor-Spaß aus Irland.
F I LM Spielfilme
DVD-Bestseller 1
Twilight – Eclipse – Bis(s) zum Abendrot Anbieter: Concorde FSK: ab 12 Jahre | NEU
Ein schöner Start für Christopher Nolans raffinierten Traum-Thriller in die DVD-Charts. Ist ja auch ideal, um in aller Ruhe zu prüfen, ob die Handlung wirklich Sinn ergibt.
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Inception
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Die Päpstin
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Maria, ihm schmeckt’s nicht!
5
Vincent will Meer
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Drachenzähmen leicht gemacht
7
Vergebung
8
Das Leuchten der Stille
9
Verblendung
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Verdammnis
Anbieter: Warner Home Video FSK: ab 12 Jahre | NEU
Anbieter: Constantin FSK: ab 12 Jahre | Vormonat: 5
Anbieter: Constantin | FSK: ohne Beschränkung | Vormonat: 3
Anbieter: Constantin FSK: ab 6 Jahre | Vormonat: 20
Anbieter: Paramount FSK: ab 6 Jahre | Vormonat: 7
Anbieter: Warner Home Video FSK: ab 16 Jahre | Vormonat: 1
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Niko – ein Rentier hebt ab
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Hanni und Nanni
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Inglorious Basterds
14
Sex and the City 2
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Der Ghostwriter
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Once
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Beim Leben meiner Schwester
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Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft
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Zweiohrküken
Anbieter: NFP FSK: ab 16 Jahre | Vormonat: 8
KulturSPIEGEL
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Anbieter: Universum Film FSK: ohne Beschränkung | NEU
Anbieter: Universal Pictures FSK: ohne Beschränkung | NEU
Anbieter: Universal Pictures FSK: ab 16 Jahre | Vormonat: 11
Anbieter: Warner Home Video FSK: ab 12 Jahre | Vormonat: 2
Anbieter: Arthaus/Kinowelt FSK: ab 12 Jahre | Vormonat: 25
Anbieter: Arthaus Video FSK: ab 12 Jahre | Vormonat: 13
Anbieter: Warner Home Video FSK: ab 12 Jahre | Vormonat: 15
Anbieter: Warner Home Video FSK: ab 6 Jahre | Vormonat: 6
Anbieter: Warner Home Video FSK: ab 12 Jahre | Vormonat: 10
In den USA ein Superblockbuster, blieb der dritte Teil der Spielzeugsaga in den deutschen Kinos hinter den Erwartungen. Dabei ist er einfach unbeschreiblich schön.
Anbieter: Kinowelt FSK: ab 12 Jahre | Vormonat: 18
Anbieter: Warner Home Video FSK: ab 16 Jahre | Vormonat: 4
Dezember 2010
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Toy Story 3 Anbieter: Walt Disney FSK: ohne Beschränkung | NEU
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M U LTI M E DIA Videospiel-Oldtimer Commodore C64 (1982), Computer Space (1971), MB Vectrex (1982)
Unterhaltung für die Ewigkeit
Ein Berliner Museum rettet Computerspiele vor dem Vergessen. omputerspiele sind vergänglich, und zwar viel vergänglicher als Bücher. Denn das Trägermedium Papier gibt es seit Tausenden von Jahren, und es wird es auch noch lange geben, Ersatzteile für ein paar Jahre alte Konsolen sind hingegen kaum zu beschaffen. Das Computerspiele Museum Computerspiele in Berlin hat sich bereits 1997 zum Ziel geMuseum. setzt, digitale Spiele als Kulturgut für die NachBerlin, welt zu erhalten. Schon heute fällt es Spielern Karl-MarxAllee 93A. schwer, einen zehn Jahre alten Titel auf ihrem Ab 21.1. www. Heimcomputer in Bewegung zu sehen. Neue computerspie Geräte und Betriebssysteme funktionieren anlemuseum.de
C
ders als die alten, Speichermedien sind nicht mehr lesbar. Klassiker drohen daher unwiederbringlich verlorenzugehen. Gemeinsam mit den Nationalbibliotheken Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande arbeitet das Computerspiele Museum an Erhaltung und Archivierung. Was bislang größtenteils unbemerkt von der Öffentlichkeit geschah, wird ab dem 21. Januar in Berlin sichtbar. Denn dann wird die seit 2000 geschlossene ständige Ausstellung wiedereröffnet, die mit der größten Sammlung Europas einen Überblick über die rund sechzig Jahre alte Geschichte der Videospiele bietet. CARSTEN GÖRIG
Neue Software Fast sechs Jahre gibt es das noch immer von Millionen Menschen gespielte Multiplayer-Rollenspiel. Zeit, mit einer Erweiterung nicht nur neue Aufgaben zu bringen, sondern auch Grafik und Spielelemente zu erneuern. Gut für Spieler, schlecht für deren Freunde. Sie werden sich in den nächsten Wochen nur selten sehen. Sly Trilogy (Sony)
Wiederveröffentlichungen sind oftmals Enttäuschungen: Zu sehr fällt die Grafik alter Spiele gegenüber Neuerscheinungen ab. Bei der „Sly“-Sammlung nicht. Die Abenteuer des niedlichen Waschbären und Meisterdiebs Sly Cooper sind grafisch liebevoll aufpoliert und machen so viel Spaß wie beim ersten Mal.
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Professor Layton und die verlorene Zukunft (Nintendo)
Die „Professor Layton“-Reihe ist eine merkwürdige Kombination aus Comic-Album und Rätselheft. Während Gentleman Layton und Begleiter Luke einer Verschwörung auf der Spur sind, müssen sie Aufgaben lösen, die mit Kopfnuss noch milde umschrieben sind. Charmant und fesselnd. Golden Sun – Die dunkle Dämmerung (Nintendo)
Die ersten beiden „Golden Sun“-Spiele sind Rollenspiele, die nicht nur durch Kämpfe, sondern auch mit Rätseln überzeugen konnten. Beim Nachfolger stört eine bemühte Geschichte mit langen Dialogen den Spielfluss immer wieder. Ein wenig vom alten CARSTEN GÖRIG Zauber ist noch übrig.
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FOTOS: COMPUTERSPIELE MUSEUM, BERLIN
World of Warcraft – Cataclysm (Blizzard)
Mit 17 hat man noch Träume
um 1963
heute
englisch. Klappte nicht. Aber „Daumen im Wind“ war weit vorne. Heino & Co. mussten auf die hintersten Plätze. Das war ermutigend. Was unterschied Sie damals Anfang der siebziger Jahre von den ambitionierten Krautrockern, die auch gegen den Mainstream musizierten? Meine kessen Sprüche, denn ein paar Jokes müssen sein. Das unterschied mich von den Guru Gurus und Popul Vuhs, von den ganzen langen Gesichtern, von den Wichtigtuern und den Jesuslatschen. Dieses Missionarstum war nichts für mich. Für mich musste Musik locker abkrachen. Partytime, an der Bar rumstehen und einen absaufen, gehörte auch dazu. Das hatte ich mir in England abgeschaut, bei The Faces mit Rod Stewart und Free, mit denen wir auch mal abhingen. Marlene Dietrich war ein deutscher Weltstar. Was ist deutsch an Udo Lindenberg? Die Tradition großer Komponisten, denn davon haben wir in Deutschland viele, viele gehabt. Die Tradition großer Schreiber. Ich sehe mich wie einen kleinen Bruder von Hermann Hesse. Hesse gilt zwar als Teenagerschreiber, geht aber sehr tief. Ich reise auch an Hesses Tatorte und schau mich da um. Sie haben gerade den Jacob-Grimme-Preis für Verdienste um die deutsche Sprache bekommen. Waren Sie überrascht? Ja. Ja. Ja. Und die Carl-Zuckmayer-Medaille hab ich ja auch bereits. Die mögen halt alle meinen spielerischen Umgang mit der deutschen Sprache, wie er jahrzehntelang nicht so üblich war. Worte formen wie Kaugummi. Ich sah da nie ein Limit und wusste, mit Sprache kann man alles machen. Unsere Sprache klingt ja auch sehr schön. Mit Sätzen jonglieren ist toll. Ihnen wurde 1989 das Bundesverdienstkreuz für Ihre Verdienste um die deutsch-deutsche Verständigung verliehen. Hat Sie das berührt? Ich hatte damals ein ambivalentes Verhältnis dazu, aber habe es dann jokemäßig mal angenommen und mir ans Revers geheftet. Ich habe es später auch mal einigen Freunden geliehen, und einem ist es dann auf dem Kiez leider in den Gully gefallen. Und da liegt es noch? Das haben wir wieder rausgeholt. Dann war es wieder weg, aber eines Tages kommt es ins Museum. INTERVIEW: CHRISTOPH DALLACH
KulturSPIEGEL: Mit 17 hat man noch Träume. Erinnern Sie sich? Udo Lindenberg: Träume hat man immer. Ich bin in Gronau, Westfalen, aufgewachsen und wollte da raus. Das Kino war mein Fenster zur großen Welt in der kleinen Stadt, aber ich wollte immer wissen, was hinter der Leinwand los ist. Ich wollte Träume erleben. In meinem Lied „Daumen im Wind“ sang ich: „Nun steh ich wieder an der Autobahn und halt den Daumen in den Wind. Es wurde Zeit, mal wieder loszufahren.“ Sie haben als einer der ersten Rockmusiker auf Deutsch gesungen. Wie kamen Sie darauf? Es war eine Notwendigkeit, weil ich auf Englisch viele Sachen, die ich sagen wollte, nicht so rüberkriegte, wie ich sie ausdrücken wollte. Mein Englisch war limitiert. Ich konnte ein bisschen JiveTalk, gelernt in Ami-Clubs, aber die Grenzen waren zu eng. Außerdem liebte ich die deutsche Sprache. Ich las Hesse, Goethe und Wondratschek. Alle sangen Englisch, ich schrieb auf Deutsch. Ich hatte irgendwann nur Angst, dass mir da jemand zuvorkommt, dass ich nicht der Erste bin als Breitensportler, der dafür sorgt, dass die ganze Nation Kopf steht. Aber dann ging das ab über Nacht, so schnell, dass mich das auch gewundert hat. Am Ende meines Bettes, vor meinen goldenen Tanzfüßen, hatte ich zur Feier einen Altar für meine Platte „Daumen im Wind“ geschmückt mit Wunderkerzen. Halleluja. Hatten Sie davor nicht ein englisches Album veröffentlicht? Ach, die englische Platte war ein Flop, 700 verkaufte Dinger. Mit der wollte ich ja gleich Weltstar werden. Denn Weltstars singen
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Von Udo Lindenberg ist der Bildband Udo Lindenberg: „Stark wie Zwei 2007–2010“ bei Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen. Am 13.1. startet in Berlin sein Musical „Hinterm Horizont“. Der nächste KulturSPIEGEL erscheint am 31. Januar 2011
FOTO: INTERTOPICS (R.)
Der Rockmusiker Udo Lindenberg, 64, über Orden im Gully und die deutsche Sprache