IMMANUEL KANT
Kritik der reinen Vernunft
VERLAG VON FELIX MEINER IN HAMBURG
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IMMANUEL KANT
Kritik der reinen Vernunft
VERLAG VON FELIX MEINER IN HAMBURG
PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 37 a Unveränderter Neudruck der von Raymund Schmidt besorgten Ausgabe (nach der zweiten durchgesehenen Auflage von 1930) Alle Abweichungen zwischen den beiden Original-Ausgaben (der Ausgabe A = 1. Auflage VOn 1781 und der Ausgabe B = 2. Auflage von 1787) sind im Text durch Kursivdruck kenntlich gemacht, bei größeren Abweichungen auch unmittelbar einander gegenübergestellt.
© FELIX MEINER 1956 Alle Reehte für die vorliegende Ausgabe, einsehl. des Ubersetzungsrechtes vorbehalten. Druck 1967: H. StÜrtZ AG., Würzburg. Printed in Germany
Vorrede des Herausgebers Die vorliegende Neuausgabe des kritischen Grundbuches aller modernen Philosophie (auch derjenigen, die sich in bewußter Abkehr von Kant befindet) verdankt ihren Habitus der Reihe der "Philosophischen Bibliothek", in welcher sie erscheint. In solcher Umgebung konnte es sich nicht darum handeln, die Kritik wieder einmal einer großen Öffentlichkeit so darzubieten, daß eine schnelle und soweit der schwierige Inhalt es gestattet - mühelose Besitzergreifung durch den Leser möglich ist, sondern es mußte ein Text geschaffen werden, der auch peinlicheren Ansprüchen genügt, ein Text, der ohne auffallende Erschwerung der Lesbarkeit wichtige Handhaben für ein gründliches Studium der Entstehung und der Interpretation aller einzelnen Teile .renthält.. Es war da;nicht eigentlich vollständig und grundlegend Neues zu teisten, vielmehr mußten alle in der gleichen Richtung bereits unternommenen Versuche peinlich beachtet, und die Vorzüge vieler Ausgaben in einer einzigen vereinigt wercl.el}.. Selbstverständlich war es für einen solchen Zweck, daß dem Druck der genaue Wortlaut beider Originalausgaben zugrundegelegt wurde. Mag der Streit um die "Kanonisierung" der zweiten Ausgabe noch so endgültig für die Geschichtschreiber der kantischen Philosophie entschieden sein, für denjenigen, der unbefangen Kants Gedank~n und ihren Wandel an der Quelle studieren will, ist die erste Ausgabe auch heute noch so
VI
Vorrede des Herausgebers
wichtig wie die zweite. Der Herausgeber hat sich aus diesem Grunde bemüht, die Texte, soweit sie erheblich voneinander abweichen, einander gegenüberzustellen, so daß der mehr oder weniger einschneidende Charakter der Umarbeit unmittelbar abgelesen werden kann. Kleinere Abweichungen der 2. Auflage (B), soweit es sich nur um Worte, Satzteile oder einzelne Sätze handelt, wurden im fortlaufenden Text kenntlich gemacht; die ursprüngliche Fassung der 1. Auflage (A) findet sich stets als. Note am Fuße der betreffenden Seite. Herausgehoben sind die Abweichungen der beiden Originalausgaben voneinander in allen Fällen durch kursiven Druck.
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Besonders fruchtbar erweist sich die Konfrontierung der beiden Einleitungen zu A und .B, weil sie deutlich die Entstehung des zweiten Textes aus dem ersten erkennen läßt und Schlüsse zuläßt nicht nur auf die Arbeitsweise Kants, sondern auch auf die Absichten, die ihn bei der Neuausgabe leiteten. Dieser Vorzug mag den Leser für den unschönen Eindruck einiger unbedruckter Seitenteile entschädigen, der bei der ungleichen Länge der konfrontierten Stücke nicht zu umgehen war. Selbstverständlich wurden zur besseren Vergleichung mit den Originalen 'und mit anderen kritischen Ausgaben die Originalpagierungen beider Ausgaben als Marginalien beigefügt. Der Originaltext wurde auch in solchen Fällen beibehalten, wo er offensichtlich fehlerhaft ist. Bei der Verschiedenheit und Unvereinbarkeit der Versuche zur Textverbesserung durch mehrere Generationen von Kantinterpreten, war häufig keine Möglichkeit gegeben, sich rückhaltlos für die eine oder für die andere Version einzusetzen, a:uch sollte dem Leser selbst die Entscheidung über die notwendige Korrektur und die Art ihrer Ausführung überlassen bleiben, im Gegensatz zu allen bekalmten kritischen Ausgaben, die dem Leser ihre Lesart aufzwingen und Abweichungen davon in einen schwer übersichtlichen Anhang verweisen. Es wurden deshalb die Varianten der späteren
Vorrede des Herausgebers
VII
Bearbeiter in chronologischer Reihenfolge an den Fuß der betreffenden Seite gesetzt und mit dem Namen desjenigen signiert, der als Erster die angeführten Varianten aufbrachte. Diese Angaben über die Lesarten erheben Anspruch auf Vollständigkeit nur soweit sie den Sinn der Stelle treffen oder die Lesbarkeit erheblich fördern. Von der Anführung der zahlreichen Varianten zur Verbesserung des Textes durch Abänderung der Interpunktion, der Rechtschreibung und der Betonung mußte auS Raum-· mangel und auch wegen des geringen aktuellen Interesses solcher Verbesserungen größtenteils Abstand genommen werden. Der so gebotene Text unterscheidet sich also von dem kantischen nur in der Anwendung einer moderneren Schreibweise. (Auch hier wurde vorsichtig alles geschont, was mit der kantischen Schreibweise den kantischen Sinn und die kantische Wucht verlieren würde.) Die häufig als völlig unzulänglich beklagte ka:ntische Interpunktion wurde ebenfalls aus einem guten Grunde beibehalten. - Wer die Langatmigkeit und Unübersichtlichkeit gewisser kantischer Perioden beklagt, macht häufig die überraschende Entdeckung, daß diese Perioden sich im Original gar nicht so schwierig und unübersichtlich ausnehmen. Der Grund ist in der für Kant überaus bezeichnenden und im ganzen konsequent durchgeführten Interpunktion zu suchen, die seine Sätze zwar nicht immer in unserem Sinne grammatisch richtig aber doch in sinnvollem gedanklichen Rhythmus gliedert. Diesen Vorzug wollten wir unseren Lesern erhalten, zumal in vielen Fällen Kants Arbeitsweise gar nicht gestattet, eine moderne Interpunktion auf seinen Text anzuwenden. Sein Werk ist stellenweise au.; Einzelnotizen mosaikartig zusammengesetzt, wobei zuweilen Satzkonstruktionen ineinander verflochten wurden, die sich grammatisch nicht einwandfrei zueinander fügen. Da kann allein die Originalinterpunktion auf die Spur der Entstehung solcher Perioden und also auf den rechten kantischen Sinn helfen.
VIII
Vorrede des Herausgebers
Die als Fußnoten angeführten Lesarten finden sich in folgenden sorgfältig verglichenen Ausgaben bzw. Schriften: A = die erste Originalausgabe vom Jahre 178l. B = die zweite Originalausgabe vom Jahre 1787. Die dritte Originalausgabe vom Jahre 1790. Die vierte Originalausgabe vom Jahre 1794. Die fünfte Originalausgabe vom Jahre 1799 bzw. die an diese Ausgabe angefügten "Verbesserungen". Kant: dessen "Nachträge zur Kritik" (aus Kants Nachlaß herausgegeben von Benno Erdmann), Kiel 1881Mellin: dessen "Marginalien und Register zu Kants Kritik der reinen Vernunft". Züllichau 1794. Grillo: dessen "Druckfehleranzeigen in den Schriften des Herrn I. Kant" in "Annalen der Philosophie" Halle 1795, 37.-40. Stück. Meyer: dessen "Berichtigung" dazu. Ebendort im 54. Stück. Schopenhauer: dessen "Collation der ersten und fünften Auflage der Kritik der reinen Vernunft". Beilage zu Schopenhauers Brief an Rosenkranz vom 25. Sept. 1837. (Vgl. Altpreußische Monatsschrift 1889, Bd. XXVI. S. 310f.) Rosenkranz: dessen Ausgabe der Kritik vom Jahre 1838. Hartenstein: dessen Ausgaben der Kritik aus den Jahren 1838, 1853, 1867, 1868. Kirchmann: dessen Ausgaben der Kritik auS den Jahren 1868 u. später. Fredrichs: dessen Schrift "Der phänomenale Idealismus Berkeleys und Kants". Breslau 1871. Michelis: dessen Schrift "Kant vor und nach dem Jahre 1770". Braunsberg 1871. Laas: dessen Schrift "Kants Analogieen der Er· fahrung". Berlin 1876. Lec1ai r, v.: dessen "Kritische Beiträge zur Kategorienlehre Kants". Prag 1877.
Vorrede des Herausgebers
IX
Kehrbach: dessen Ausgaben der Kritik aus den Jahren 1877, 1878, später ohne Jahr. Erdmann: dessen Ausgaben der Kritik aus den Jahren 1878 bis 1919, dessen "Akademie-Ausgabe" (1911) sowie seine "Beiträge zur Geschichte und Revision des Textes der Kritik der reinen Vemunft". Berlin 1900. Müller: dessen Übersetzung der Kritik ins Englische. (London 1881). N oire: dessen Einleitung zur Müllerschen übersetzung. Vaihinger: dessen Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft". Stuttgart 1881 bzw. 1892. (2. Aufi. 1922 herausgegeben von Raymund Schmidt), dessen "Notiz, den Kanttext betreffend" in "Philosophische Monatshefte", Bd. XVIII 1881) sowie dessen "Siebzig textkritische Randglossen zur Analytik" in "Kant-Studien" Bd. IV (1900). Medicus: nach Mitteilung von Vaihinger im "Kommentar". J. B. M ey er: in "Deutsche Literaturzeitung" (1883). Adickes: dessen Ausgabe der Kritik vom Jahre 1889. Wille: dessen textkritische Arbeiten in "Philosophische Monatshefte" , Bd. XXVI (1890) und "KantStudien", Bd. IV, V, VIII. Pa ulse n: dessen Schrift über "Kant". Stuttgart 1898. Vorländer: dessen Ausgabe der Kritik vom Jahre 1899.Klein: nach Mitteilungen von Vorländer in dessen Ausgabe. Valentiner: dessen Ausgaben der Kritik aus den Jahren 1901-1919. Riehl: dessen "Korrekturen zu Kant" in " KantStudien" Bd. V (1901). Goldschmidt: dessen Aufsatz "zum Ende der Kant-Philologie" in "Altpreuß. Monatsschrift" XXXIX (1902) sowie dessen "Kants Privatmeinungen über das Jenseits" Gotha 1905. Görlan d: dessen Ausgabe der Kritik vom Jahre 1922.
x
Vorrede des Herausgebers
Wenn der Herausgeber nach vielen Mühen sein Imprimat auf die Bogen der vorliegenden A:usgabe setzte, so war er sieh zwar bewußt, getan zu haben, was getan werden konnte und wozu die Bedeutung der Kantsehen Kritik verpflichtet, zugleich war er sich aber auch bewußt, daß peinliche A:rbeit und sorgfältigste Drucküberwachung Fehler und Irrtümer nicht ausschließt. Er gibt sich der Hoffnung hin, ihm vorläufig noch unbekannte Fehler in künftigen Auflagen ausmerzen zu können, und rechnet dabei auf die freundliche Mitarbeit der Leser dieser Ausgabe. Leipzig, März 1926.
Dr. Raymund Schmidt.
Zur 14. Auflage Die vorlie:gende neue Auflage der Kr. d. r. V. ist gleichlautend mit der des Jahres 1~26. Eine Anzahl von Druckversehen, die trotz aller Sorgfalt diese Auflage noch enthielt, hat beseitigt werden können. Zahlreiche Zuschriften bewiesen dem Herausgeber, daß die mühevolle A:rbeit einer gründlichen Textrevision nicht überflüssig war.Wie sorgfältig das Hauptwerk Kants auch jetzt noch immer wieder gelesen wird, ging aus diesen Zuschriften, die mancherlei beachtenswerte Verbesserungsvorschläge enthielten, hervor. Besonderer Dank sei hier den Herren E. Franck in Marburg, Norman Kemp Smith in Edinburgh und M. Heidegger in Freiburg für ihre wertvollen Anregungen ausgesprochen. Vermehrt wurde die vorliegende Ausgabe um ein ausführliches Namenregister, welches die verschiedenen Phasen der Auseinandersetzung Kants mit Vorläufern und Zeitgenossen deutlich erkennen läßt. Es wird zusammen mit dem, in gesondertem Band erschienenen "Systematischen Handlexikon zu Kants Kr. d. r. V:' von Heinrich Ratke, dem Leser sicherlich gute Dienste leisten. Leipzig, Oktober 1930.
Dr. Raymund Schmidt.
Inhaltsverzeichnis Zueignung • . . . . . 2 Vorrede zur ersten Ausgabe • 5 Vorrede zur zweiten Ausgabe. 14 Einleitung der ersten Ausgabe 38-69 I. Idee der Transzendental-Philosophie 88 Von dem Unterschiede analytischer und synthetischer Urteile . • . . . . . • . • . . . 45 II. Einteilung der Transzendental-Philosophie. . . , 57 Einleitung der zweiten Ausgabe. • . • • . .38*-59* I. Von dem Unterschiede der reinen und empirischen Erkenntnis. . . • . • . . . • . . . • 38* II. Wir sind im Besitze gewisser Erkenntnisse apriori, und selbst der gemeine Verstand ist niemals ohne solche. • . . . . . . . . . . . • . • 39* III. Die Philosophie bedarf einer Wissenschaft, welche die Möglichkeit, die Prinzipien und den Umfang aller Erkenntnisse apriori bestimme • 42* IV. Von dem Unterschiede analytischer und synthetischer Urteile . . • • . . . . • . . • 46'" V. In allen theoretischen Wissenschaften der Vernunft sind synthetische Urteile apriori als Prinzipien enthalten . . • . . . . . . • . . • . 48 * VI. Allgemeine Aufgabe der reinen Vernunft 61'" VII. Idee und Einteilung einer besonderen Wissenschaft unter dem Namen einer Kritik der reinen Vernunft. . . . . . . . . . • . • &6*
I. Transzendentale Elementarlehre Erster Teil. Die transzendentale Ästhetik
61-660 63-93 63
Einleitung. § 1 . . . . . . . 1. Abschn. Von dem Raume. § 2, 3 . . 2. A bschn. Von der Zeit. § 4-7. . . . . Allgemeine Anmerkungen zur transzendentalen Asthetik.§8 . . . . . . . . . . . . . • • .
66 74
XII
Inhaltsverzeichnis
Zweiter Teil. Die transzendentale Logik .94-650 Einleitung. Idee einer transzendentalen Logik. .94-105 1. Von der Logik überhaupt .... 94 98 H. Von der transzendentalen Logik . . HI. Von der Einteilung der allgemeinen Logik in Analytik und Dialektik. . . • . . • . . 100 IV. Von der Einteilung der transzendentalen Logik in die transzendentale Analytik und Dialektik 103 Die transzendentale Analytik. 105-333 Erstes Buch. Die Analytik der Begriffe. • 106-191 1. Hauptst. Von dem Leitfaden der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe . . . . . • 107 1. Abschn. Von dem logischen Verstandesgebrauche überhaupt . • ., 108 2. Abschn. Von der logischen Funktion des Verstandes in Urteilen. § 9. . • . • • 110 3. Abschn. Von den reinen Verstandesbegriffen oder Kategorien. § 10-12 • • • • • . 11ö 2. Hauptst. Von der Deduktion der reinen Verstandesbegriffe . • . . • . . . . . • . 126 1. Ab s c h n. Von den Prinzipien einer transzendentalen Deduktion überhaupt. § 13 . . . • 126 Übergang zur transzendentalen Deduktion der Kategorien. § 14 • • • . . • . . 133 2. Abschn. Transzendentale Deduktion der reinen Verstandesbegriffe. § 15 - 27 • . • 137 Zweites Buch. Die Analytik der Grundsätze (transzendentale Doktrin der Urteilskraft) " 192-333 Einleitung. Von der transzendentalen Urteilskraft Überhaupt . • • • . • 193 1. Hauptst. Von dem Schematismus der reinen Verstandesbegriffe • . • . • • • . . • . 196 2. Hau p t s t. System aller Grundsätze des reinen Verstandes • • . • . . • . . . . . . 205 1. Abschn. Von dem obersten Grundsatze aller analytischen Urteile. . • • . . " 207 2. Abschn. Von dem obersten Grundsatze aller synthetischen Urteile. . . . . . . • • 209 3. Ab s c h n. Systematische Vorstellung aller synthetischen Grundsätze des reinen Verstande" 213 1) Axiome der Anschauung. . . 217 2) Antizipationen der Wahrnehmung. . • . 220
Erste Abteilung.
Inhaltsverzeichnis 3) Analogien der Erfahrung. Erste Analogie. Grundsatz der Beharrlichkeit der Substanz . Zweite Analogie. Grundsatz der Zeitfolge nach dem Gesetze der Kausalität Dritte Analogie. Grundsatz des Zugleichseins nach dem Gesetze der Wechselwirkung oder Gemeinschaft 4) Die Postulate des empirischen Denkens überhaupt. Widerlegung des Idealismus. Allgemeine Anmerkung zum System der Grundsätze
XIII 229 235 241
259
266 272 283
3. Hauptst. Von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstände überhaupt in Phaenomena und N oumena 287 Anhang. Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe. 309 Anmerkung zur Amphibolie der Reflexionsbegriffe . 315 Zweite Abteilung. Die transzendentale Dialektik 334-650 Einleitung 334-646 1. Vom transzendentalen Schein. . • . 334 11. Von der reinen Vernunft, als dem Sitze des tran· szendentalen Scheins . . . . 338-346 338 A. Von der Vernunft überhaupt. 341 B. Vom logischen Gebrauche der Vernunft C. Von dem reinen Gebrauche der Vernunft 343 Erstes Buch. Von den Begriffen der reinen Vernunft . . • . . . . . . • . • • • . 347-368 1. Abschn. Von den Ideen überhaupt . . 348 2. A bschn. Von den transzendentalen Ideen. • 355 3. A bschn. System der transzendentalen Ideen. 364 Zweites Buch. Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft . .• . .. . 368 - 650 1. H auptst. Von den Paralogismen der reinen Vernunft . • . . • . . . • . • . . . 370 Widerlegung des Mendelssohnschen Beweises der Beharrlichkeit der Seele . • . . . . 395 Allgemeine Anmerkung, den Übergang von der rationalen Psychologie zur Kosmologie betreffend. 429
XIV
Inhaltsverzeichnis
2. Hau p ts t. Die Antinomie der reinen Vernunft. 1. Abschn. System der kosmologischen Ideen 2. Abschn. Antithetik der reinen Vernunft Erste Antinomie Zweite Antinomie. Dritte Antinomie . Vierte Antinomie . 3. Abschn. Von dem Interesse der Vernunft bei diesem ihrem Widerstreite 4. Abschn. Von den transzendentalen Aufgaben der reinen Vernunft, insofern sie schlechterdings müssen aufgelöst werden können • 5. Abschn. Skeptische Vorstellung der kosmologischen Fragen durch alle vier transzendentalen Ideen • 6. Abschn. Der transzendentale Idealismus als der Schlüssel zur Auflösung der kosmologischen Dialektik . 7. Abschn. Kritische Entscheidung des kosmologischen Streits der Vernunft mit sich selbst • 8. A bsch n. Regulatives Prinzip der reinen Vernunft in A.nsehung der kosmologischen Ideen 9. Ab sehn. Von dem empirischen Gebrauche des regulativen Prinzips der Vernunft in Ansehung aller kosmologischen Ideen • I. Auflösung der kosmologischen Idee von der Totalität der Zusammensetzung der Erscheinungen zu einem Weltganzen. II. Auflösung der kosmologischen Idee von .der Totalität der Teilung eines gegebenen Ganzen in der Anschauung Schlußanmerkung und Vorerinnerung IH. Auflösung der kosmologischen Idee von der Totalität der Ableitung der Weltbegebenheiten aus ihren Ursachen Möglichkeit der Kausalität durch Frei~it.
437 439 448 404 458 462 465 470
480
487
491
496 504
010
511
516 519
622 ~7
Erläuterung der kosmologischen Idee einer Freiheit . 630
Inhaltsverzeichnis IV. Auflösung der kosmologischen Idee von der Totalität der Abhängigkeit der Erscheinungen, ihrem Dasein nach überhaupt. . . . • . • • Schlußanmerkung zur ganzen Antinomie der reinen Vernunft • 3. Hauptst. Das Ideal der reinen Vernunft . . 1. Abschn. Von dem Ideal überhaupt • • • 2. Abschn. Von dem transzendentalen Ideal (Prototypon transzendentale). . • . . . 3. A bschn. Von den Beweisgründen der spekulativen Vernunft, auf das Dasein eines höchsten Wesens zu schließen . • . • • 4. Abschn. Von der Unmöglichkeit eines ontologischen Beweises vom Dasein Gottes. • 5. .A bschn. Von der Unmöglichkeit eines kosmologischen Beweises vom Dasein Gottes. Entdeckung und Erklärung des dialektischen Scheins in allen transzendentalen Beweisen vom Dasein eines notwendigen Wesens. . 6. Abschn. Von der Unmöglichkeit des physikotheologischen Beweises. • • . . • • • 7. Abschn. Kritik aller Theologie aus spekulativen Prinzipien der Vernunft . • . . • Anhang zur transzendentalen Dialektik. • . . • Von dem regulativen Gebrauch der Ideen der reinen Vernunft . . . • • • . • . . Von der Endabsicht der natürlichen Dialektik der menschlichen Vernunft • . "
XV
642
046 048 548 551
561 567 575 584 588
596 604 604
625
II. Transzendentale Methodenlehre 651-766 Einleitung . . . . • . • • . • . . • . . . 653 1. H auptst. Die Disziplin der reinen Vernunft. 654-720 1. Abschn. Die Disziplin der reinen Vernunft im dogmatischen Gebrauche. • • • . . . • • 657 2. Abschn. Die Disziplin der reinen Vernunft in Ansehung ihres polemischen Gebrauchs . 677 Von der Unmöglichkeit einer skeptischen Befriedigung der mit sich selbst veruneinigten reinen Vernunft. . . • . . • . . . 692 3. Ab s c h n. Die Disziplin der reinen Vemunft in Ansehung der Hypothesen . . . 701
XVI
Inhaltsverzeichnis
4. Abschn. Die Disziplin der reinen Vernunft in Ansehung ihrer Beweise . 711 2. Hauptst. Der Kanon der reinen Vemunft 720-748 1. Abschn. Von dem letzten Zwecke des reinen Gebrauchs unserer Vernunft 722 2. Abschn. Von dem Ideal des höchsten Guts 727 3. Abschn. Vom Meinen, Wissen und Glauben 739 3. Hauptst. Die Architektonik der reinen Vernunft 748-763 4. Haupts t. Die Geschichte der reinen Vernunft 763-766 NAMENREGISTER.
•
767
Kritik der
•
reInen Vernunft von
Immanuel Kant, Professor in Königsberg, de1' Kiinigl. Akademie de1' Wissenschaften in Be,.Un MitgUed 1)
Zweite hin und wieder "erbesserte Auflage t )
Riga, beil) Johann Friedrich Hartknoch t 7874.)
1) fehlt in A. t) fehlt in A. 3) A: ""erlegt,". ~) A.: ,,1181".
(B TI)
I Baco
de Verulamio
lnatauratio magna.
Praefatio.
De nobis iP8is 8ilemus: De re autem, quae agitur, petimus : ut homines eam non Opinionem, 8ed Opus eB8e eogitent; ae pro urto habeant, non Seetae no8 atieuius, aut Plaeiti, 8ed utilitatis et amplitudiniB humanae fun· damenta moliri. Deinde ut 8uis eommodis aequi . . • in eommune eonaulant. . . et iP8i in partem veniant. Prae. terea ut bene 8perent, neque lnataurationem n08tram ut quiddam infinitum et ultra martale fingant, et animo eoneipiant; quum revera 8it infiniti erroris fini8 et ter· min>.t8 legitimus 1). 1) Zusatz von B. Die punktierten Stellen bezeichnen Ver· kürzungen des Baconschen Textes durch Kant.
Übersetzung des Herausgebers:
Blico von Verula.m Instauratio magna. Vorwort. Von unserer person schweigen wir. Was aber die Sache angeht, um die es sich hier handelt, so wünschen wir I daß sie nicht als eine bloße Meinungsäußerung , sondern als ein rechtschaffenes Werk angesehen werde, bei dem man überzeugt sein kann davon, daß es sich nicht etwa bloß um die Gründung einer Sekte oder um die Rechtfertigung eines gelegentlichen Einfalles handelt. sondern um die Grundlegung der mensch· lichen Wohlfahrt und Würde überhaupt. Es möge also jeder einzelne im eigensten Interesse ... auf das allgemeine Wohl bedacht sein. .. und dafür eintreten. Schließlich möge jeder unserer Instauratio den guten Glauben entgegenbringen, daß sie nichts Endloses und übermenschliches darstelle, denn in Wahrheit bedeutet sie das Ende und die gehörige Grenze endlosen Irrtums.
•
I Sr. Exzellenz,
(Bill)
dem
Königl. Staatsminister
Freiherrn von Zedlitz
I Gnädiger Herr I
(B V)
Den Wachstum der Wissenschaften an seinem Teile befördern, heißt an E w. Exzellenz eigenem Interesse arbeiten; denn dieses ist mit jenen, nicht bloß durch den erhabenen Posten eines Beschützers, sondern durch das viel vertrautere l ) eines Liebhabers und erleuchteten Kenners, innigst verbunden. Deswegen bediene ich mich auch des einigen Mittels, das gewissermaßen in meinem Vermögen ist, meine Dankbarkeit für das gnädige Zutrauen zu bezeigen, womit Ew. Exzellenz mich beehren, als könne 2 ) ich zu dieser Absicht etwas beitragen.
I Demselben gnädigen Augenmerke, dessen Ew. Exzellenz die erste Auflage dieses Werks gewürdigt haben, ') Erdmann, nach Kants Brief an Biester vom 8. Juni 1781 fügt hinzu : "Verhältnis". 2) A: "könnte".
(B VI)
4 1Didme ich nun auch diue zweite und hiemit zugleich 1) alle übrige Angelegenheit meiner literarischen Bestimmung, und bin mit der tiefsten Verehrung
Ew. Exzellenz untertänig gehorsamster Diener
Königsberg den 238ten April 1787').
Immanuel Kant.
1) Statt: "Demselben gnliiligen - zugleich· steht in A: n Wen das spekulative Leben vergnügt, dem ist, unter mäligen WanscAen, der &ifaU. eiMB aufgeklärten. gaUigen Richter. eine kräftige
.u
Bemilhungen, deren Nutzen grol, ob.rwar entAufm/unterung fernt ist, und daher von gemeinen Augen gän.lich verkannt wird. Einem Solchen und De.,en gnädigem Augenmerke widme ich nun diese Schrift und, Seinem Schutze," usw. ') A: "KÖ'nigsberg den 29sten Mär. 1781."
(A VlI)
Die menschliche Vermmft 1IaI daB be.Bondere 8cAlobal in einer GatttWIg ihrtw Et-~e: daß rie durchFragtlfl beZti8ti9' wird, die rie t'I4cAI abweisen l:onn; denn rie ftnd fIw durch die Natur der Vermmft 8el1ut aufgegdJen, die rie abtw aucA t'I4cAI beantworten kafm,' denn rie iJbtwBleigen allu Verm4gen der menschlichen Vermmft. In dieBe Vtwlegenheil gert'JI rie olme flwe Schuld. Sie ftilngl oon GrufldBdtzen an, dtwen GdJrauc1t itn Laufe der Et-fahnmg unvermeidlich und zugleich durch diese hinreichend bewä1wt ist. Mil diesen steige rie (wie u aucA ihre Natur tn" rich 10 bringt) im. . 'AIJher, zu entfernteren Bedingr.mgen. Da I rie CA 'VIII) abtw geflJahrtoird, daß auf dieseArl ilwGuc1llJft ietleruil unv0llendet bleiben tnüue, weü die Fragen nierntJlB au{h6ren, 80 sieht rie sich genöRge, zu GrufldBdtzen ihre Zuflucht zu nehmen, die allen mögZi.chen Erf~gdJrauch iJbtw8c1weiten und gleichwohl 80 t m ~ Bcheinen, daß auch die gemeine M ensoh.emJemunft im EinwJrBtändniB8e steht. Dadurch abtw stürzt sie rich in Dunkelheit und W idtwsprüche, am welchen rie zwar abnehmen kann, daß irgendwo ~orgene Irrtümtw zmn Grunde Ziegen tniL9Ben, die rie abtw t'I4cAI 20 entdecken kann, weil die GrundstUu. deren rie sich bedient, da rie iJbtw die Grenze aller Et-fahru1l!! hinamgehen, keinen ProbitwBtein der Erfahrung me1w anerkennen. Dtw Kampfplatz diestw endlosen Streiligkeiten heißt f1un M etaph1l8ik. E8 war eine ZeiI, in welcher sie die Königin aller WiBBen80haflen genannt wurde, und wenn tnan den W iZlen für die Tat nimmt, 80 tltwdiente rie, wegen der VOf'ZiigUchen Wichtig-
dam.,
I) Diese Vorrede zur ersten Ausgabe vom Jahre 1781 bat Kant bei der zweiten Ausgabe weggelassen.
6
Vorrede
keit im es Gegenstandes, allerding8 diesen Ehirennamen. Jetzt bringt es der Modeton des Zeitalters 80 mit sich, ihire alZe V 61'aehtung zu beweisen und die Matrone klagt, ver8toßen und (A IX) verlas8en, wie Hecuba: modo mamma rerum, I tot generis natisque potens - nune tralw-r exul, inopsl) - Ovid. Metam. Anfänglich war ihire He"1'scha/t unter der Verwaltung der Dogmatiker, despoti8ch. Allein, weil die Gesetzgebung noch die Spur der alten Barbarl'i an sich hatte, 80 artete 8ie durch innere Kriege nach und nach in völlige Anarchie aus 10 und die S k ep ti k er, eine Art Nomaden, die allen beständigen Anbau de8 Bodens verab8cheuen, zertrennten von Zeit zu Zeit die bürgerliche Vereinigung. Da ihirer aber zum Glück nur wenige waren, 80 konnten 8ie nicht hindern, daß jene 8ie nicht 1:mmer auf8 neue, obgleich nach keinem unter 8ich einstimmigen Plane, wieder anzubauen 1>61'8uchten. In neueren Zeiten 8chien es zwar einmal, al8 80llte allen diesen Streitigkeiten durch eine gewi88e PhY8iologie des menschlichen Ver8tandes (t·on dem bCTÜhmten Locke) ein Ende gemaeht und die Rechtmäßigkeit jener Ansprüche völlig entschieden werden,. es fand sich aber, 20 daß, obgleich die Geburt jener vorgegebenen Königin aus dem Pöbel der gemeinen Erfahir'ung abgeleitet wurde und dadurch ihire Anmaßung mit Recht hätte verdächtig w61'de,n müs8en, dennoch, weil diese Genealogie ihir in der Tat fäZschlich (A X) angedichtet War, 8ie ihire Ansprüche noch immer behaupte Ite, wodurch alle8 wiederum in den veralteten wurmstichigen Dogmati8mu8 und daraus in die Gering8chätzUng verfiel, daraus man die Wi8senschaft hatte ziehen wollen. Jetzt, nachdem alle Wege (wie man sich 1Wm }det) vergeblich versucht 8ind, herr8cht (Jberdruß und gänzlicher Indifferenti8mus, 30 die Mutter des Chaos und der Naeht, in Wi88enschaften, aber doch zugleich der Ur8prung, wenig8tens das Vor8piel einer nahen Um8chaffung und A ufkZärung der8elben, wenn sie durch übel angebraehten Fleiß dunkel, verwirrt und unbrauchbar geworden. Es ist nämlich umsonst, Gleichgültigkeit in Ansehung 1) Valentiner übersetzt: "Noch vor kurzem die Mächtigste von Allen und Herrscherin durch so viele Schwiegersöhne und Kinder - werde ich jetzt dem Vaterlande entrissen und hülf· los fortgeführt".
zur ersten Auflage
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80lcher Nachforschungen erkünsteln zu wollen, deren Gegenstand der menschlichen Natur nicht gleichgültig sein kann. Auch fallen jene vorgeblichen Indifferenti8ten, so sehr sie sich auch durch die Veränderung der Schulsprache in e1:nem populären Tone unkenntlich zu machen gedenken, wofern 8ie nur überall etwas denken, in metaphysische Behauptungen unvermeidlich zurück, gegen die sie doch 80 viel Verachtung vorgaben. Indessen ist diese Gleichgültigkeit, die sich mitten in dem Flor aller Wi88enschaften ereignet und gerade diejenigen trifft, auf deren Kenntnis8e, wenn dergleichen zu haben 10 wären, man unter allen am wenig 18ten Verzicht tun würde, doch (A XI) ein Phänomen, das Aufmerksamkeit 1md Nachsinnen verdient. Sie ist offe'flhar die Wirkung nicht des Leichtsinns, 80ndern der gereiften Urteil8kraft") des Zeitalter8, welches sich nicht länger durch Scheinwissen hinhalten läPt und eine Aufforderung an die Vernunft, das beschwerlichste aller ihrer Geschäfte, nämlich das der Selbsterkenntnis aufs neue zu übernehmen und einen Gerichtshof einzusetzen, der 8ie bei ihren gerechten A nspl'üchensichere, dagegen aber alle grundlosenAnlmapull1]en, CA XII) nicht durch Machtsprüche, sondern nach ihren ewigen und 20 1~nwandelbaren Gesetzen, abfertigen könne, und dieser i8t kein anderer als die Kritik der reinen Vernunft selbst. Ich verstehe aber hierunter nicht eine Kritik der Bücher und *) Man hört hin und wie"er Klagen über Seichtigkeit de?' Denkungsart unserer Zeit und den Verfall gri.in,(llicher Wissenschaft. Allein ich sehe nicht. dall die, deren Gmnd 9t~t gelegt ist, als Mathematik, Naturlehre usw. diesen Vorwurf im -mindesten verdienen, sondern vielmehr den alten Ruhm der Gl"Ündlichkeit behaupten, in der letzteren aber 80gar übertreffen. Eben derselbe Geist will·de sich nun auch in ancle?'en Artm flon Erkenntnis wirk.sam beweisen, wäre flur allererst fur die Berichtigung ihl'er Prinzipien gesorgt worden, In Ermanglung derselben sind Gleichgültigkeit und Zweifel und endlich, strenge Kritik, vielmehr Beweise einer gründlichen Denkungsart. Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen mull, Reli,qion, durch ihre Heiligkeit, und Gesetzgebung durch ihre M aj es t ä t, wolle-n sich gen~einiglich derselben entzi/'hen. Aber alsdann erregen sie gerechten Verdacht wider sich und kannen a1~f un"erstellte Achtun,q nicht Anslwuch machen, die die Vernunft nur demjenigen bewilligt, was ihre freie und öffentliche Priifung hat aushalten kannen.
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Vorrede
SY8C6me, 80Mem die du VermmfW6f'mÖgenB iJb6f'haupe, in Ansehung all6f' ErkermtniB8e, zu denen rie,l) unabhdngig von aller Erfahrung, 8tf'ebenmag, mithin die Entscheidung der Möglichkeit od6t' Unmöglichkeit einet' Metaphysik iJbet'. haupt und die Bestimmung 8owoN G6'I' QueUen, al8 du Um. fangu und der G1'eneen 1Ü1'8elben, aU68 ab6f' aus PriNlipien. .Diuen Weg, den eiNigen, der übrig gelas8en 1Oar, bin ich nun eing68chlagen und 8chmeichle mir, auf demaelben die Ab8teUung aller Irrungen angetroffen zu haben, die bisher die 10 V 6f'nunft im 6'l'fahrung8freien Gebrauche mit sich 8elb8t mtztDeit hatten. Ich bin ihren Pragen nicht dadurch etwa ausgewichen, daP ich mich mit dem UntJ6t'mögen der mensohlichen Vernunft entschuldigte; 8ond6f'n ich habe Bie nach Prinzipien t10UBtdndig 8p6Zif~ierl und, nachdem ich den Punkt d68 Mi{Jv6'I'8tandeB der V 6f'nunft mit ihr 8elbst entdeckt hatte, rie zu ihret' völligen (A XIII) Befrietßgung auf I gelöst. ZtDaf' ist die BeanttDorlung iefl6f' Pragen gar nicht 80 ausgefallen, als dogmatisch 8chtDlirmende WifJbegimk enoarten mochte; denn die könnte nicht ander8 als durch Zaubet'W/te, darauf ich mich nicht tJ6'I'8t6he, befriedigt 20 werde1/.. Allein, das tDar auch wohl nicht die AbBid&e der N amrb68timmung UnB6f'6f' V6f'nun/t: und die Pflicht der Philosophie 1Oar: das Blendtoerk, das aus Mi{Jdeutung entaprang, auf· zuheben, 8aUte auch noch Boviel gepriesen6'/' und beliebtet' Wahn dabei zu nichIe gehen. In dies6'l' B680Mftigung habe ich Ausführlichkeit mein grO{J68 Augenm6f'k 8ein laBBen und ich 611.iihne mich .zu Bagen, da{J nicht eine eiNige metaphyBiBche Aufgabe 8ein mÜ88e, die hi6'l' nicht GufgeJ.öBt, od6t' zu d6'l'6n Auflösung nicht tD6fl4g8t6nB der SchlÜ88el daf'g6f'6icht worden. In der Tat ist auch reine V6f'nun/t eine 80 fJOUkommene EinSO heit: daP. toenn das Prinzip G6'I'8elben auch nur zu einer eiNigen all6f' der Pragen, die ihr durch eigene Natur aufgegeben Bind. UN~ tDtire, man d4e8611 if'l'&mef'Mn nur 106(lW6'I'fen könnte, weil 68 alBdann auch kein6'/' der ii1wigen mit f16Uig6'l' Z~keit gewachsen 8ein 'WÜirde. Ich glaube, indem ich di6868 8age, in dem G68ichte du (A XIV) Leser8 einen mit V6f'achtung gemischten UnItDillen iJbet', dem Anscheine nach, 80 rtI1lmredige und unb68cheidene Anaprikhe wahrzunehmen, und gletchtDohl Bind rie ohne Vergleichung
we
I) Adickes: ..es".
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gemliPigter, ola die, einea ietJen. Vtlff088ers des gemeiMtm pf'Offt'amms, dtIf darin etwa die einfache Nat'Ulf der Sede, oder die Notwendigkeit eines ersten Weleanfanges zu beweisen vorgibt Denn diestlf mao1R sich anheischig, die mensckUMe Erke"""""'is Ubtlf alle GrentUn möglicher Erfolwung hinaus zu erweitern, UI()tJ()n ich demütig gestehe: daP dieses mein VemWgen gänzlich übersteige, an dessen StQU ich es lediglich mie der Vtll'nunft selbst und wem reinen Denken zu wn habe, nach deren aua/ülwlicher Kenntnis ich niMI weie um mich suchen darf, weil ich sie in mir selbse anereffe und 10 wotlon'mir auch schon die gem6'~.ne Logik ein Beispiel gibt, daP sich aUs we einfachen Handlungen vöUig und systematisch aufzählen lassen,' .n'Ulf dafJ hier die Frage aufgeworfen wird, wietJieZ ich mil dtlfselben, wenn mir aller Stoff und Beiskmd dtIf Erfahrwn,g genommen wird, etwa ausz'Ulfichten hoffen dÜllfe. So tJieZ von der V oZZständigkeie in EfTeichung eines ieden, und der Ausfiihrlichkeit in EtTeichung aU er Zwecke zusammen, die mMt ein beZiebigtlf Vorsatz, sondef:n die Nat'UIf dM ErkeMlnis selbst uns aufgibt, als der Materie tmBtIftlf mtischen UnttII'iltWmng. 20 J Noch sind Gewipheit und Deudichkeit zwei Stücke, (A. XV) die die Form derselben bellreffen, als W6Bemliehe Forderungen anzusehen, die man an den VtlffaB6t1f, der sieh an eine MI schZÜlpfrt,ge Untemehmung wagt, mil Recht tun kann. Wa8 nun die Gewipheie betrifft, so habeichmir selbst das Urteil gesprochen: daP es in diestlf Af't von BellratNungen attf keine Weise et'Zaube sei, zu meinen und daP alles, Wa8 dann einet' Hypoehese n'Ulf tiMIJ,ich sieht, vtlfbotene W Me sei, die auch nicht /iif' den geringsten Preis feil stehen darf, ~ sobald sie entdeckt wird, beschlagen werden mup. Denn das 80 kündigt eine iede Erkenntnis; die apriorifeststehen solZ, selbst an, daP sie für schlechthin notwendig gehalten wtlfden wiU, und, eine Bestimmung aUet' reinen Erkenntnis8e apriorinoch fJielmeJw1), die das Riehtmap, mithin 8flbst das Beispiel aUet' apodiktischen (philosophischen) Gewipheit sein soU. Ob ich nun das, wozu ich mich anh.eißchig mache in diesem Stiicke geleistet habe, das bleibt gänzUoh dem Urteile des Lewrs anheimgestellt, weil es dem V tlffauer n'Ulf geziemt, Griitlde fHm'lJlegen,
1) H artenstein:"viel mehr".
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Vorrede
mcht aber über die Wirkung der8elben bei 8einen Richtern zu urteilen. Damit aber nicht etwas unsM'lddigerwei8e an der (A XVI) Schwächu1llJ der18elben Ur8ache 8ei, 80 mag es ihm wohll(?Jrlaubt 8ein, diejenigen Stellen, die zu eimgem Mißtrauen Anlaß geben könnten, ob 8ie gleich nur den Nebenzweck angehen, 8elb8t anzumerken, um den Einfluß, den auch nur die mindeste Bedenklichkeit des Leser8 in diesem Punkte auf 8ein Urteil, in Ansehung des Hauptzwecks, haben möchte, beizeiten abzuhalten. 10 Ich kenne keine Unter8uchungen, die zur Ergründu1llJ des Vermögens, welche8 wir Verstand nennen, und zugleich zur Bestimmung der Regeln und Grenzen 8eines Gebrauchs, wich· tiger wären, als die, welche ich in dem zweiten Hauptstücke der trans8zendentalen Analytik, unter dem Titel der Deduktion der reinen Ver8tande8begriff e, angestellt habe; auch haben sie mir die meiste, aber, wie ich hoffe, mcht unvergoltene Mühe gek08tet. Diese Betrachtung, die etWas tief angelegt ist, hat aber zwei Seiten. Die eine bezieht 8ich auf die Gegenstände des reinen Ver8tandes, und 80ll die objektive Gültigkeit 8einer 20 Begriffe apriori da.rtun und begreiflich machen; eben da.rum ist 8ie auch wesentlich zu meinen Zwecken gehörig. Die andere geht darauf aus, den reinen Ver8tand 8elb8t, nach 8einer Möglichkeit und den Erkenntniskräften, au/ denen er 8elb8t be. (A XVII) ruht, mithin ihn in subjektiver Beziehung zu betrachten und, obgleich diese Erärteru1llJ in Ansehung meines Haupf~wecks von großer Wichtigkeit ist, 80 gehört sie doch nicht wesentlich zu demselben; weil die Hauptfrage immer bleibt, wa8 und wie viel kann Ver8tand und Vernunft, frei von aller Erfrihirung, erkennen UM mcht, wie i8t da8 Vermögen zu denken 30 8elb8t möglich? Da das letztere gleichsam eine Au/suchung der Ur8ache zu einer gegebenen Wirkung i8t, und insofern etwas einer Hypothese Ähnliches an 8ich hat, (ob es gleich, wie ich bei anderer Gelegenheit zeigen werde, sich in der Tat nicht so verhält), 80 8cheint es, als sei hier der Fall, da ich mir die Erlaubms nehme, zu meinen, und dem Leser also auch /rei8tehen müsse, anders zu meinen. In Betracht dessen muß ich dem Le8er mit der Erinneru1llJ zuvorkommen; daß, im Fall meine subiektive Deduktion nicht die ganze V'berzeugu1llJ, die ich erwarte, bei ihm gewirkt hätte, doch die objektive, um die es 40 mir hier vornehmlich zu tm~ ist, ihre ganze Stärke bekomme,
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wozu allenfalls dasjenige, was Seite 92 bis 93 gesagt wirdl), allein hi'Meichend sein kann. Was endlich die Deutlichkeit betrifft, so hat der Leser ein Recht. zuerst die diskursive (logische) Deutlichkeit, durch Begriffe, dann aber auch eine in I tuitive (ästhetische) (A XVIII) Deutlichkeü, durch Anschauungen, d.1:. Beispiele oder andere Erläuterungen in conereto zu fordern. Für die erste habe ich hinreichend gesorgt. Das betraf das Wesen meines Vorhabens, war aber a1lch die zufällige Ursache, daß ich der zweiten, obzwar nicht so strengen, abe1' doch billigen Forderung 10 nicht habe aenÜ(Je leisten können. Ich bin fast beständig im li'ortgange meiner Arbeit unschlüssig gewe.~en, wie ich es hiermit halten sollte. Beis-piele und Erläutertlngen schienen mir immer nötig und flossen daher auch wirklich im ersten Entwurfe an ihren Stellen gehörig ein. Ich sah aber d·ie Gtöße meiner Au/(Jabe und die Menge der aegenstände, womit ich es zu tun haben WÜ1de, gar bald ein und, da ich gewahr ward, daß diese gan2, allein. im trockenen, bloß scholastischen Vortrage, das Werk schon genug ausdehnen würden, so fand ich es u'Matsam, es durch Beispiele und Erläuterungen, die 20 nur in populärer Absieht notwendig s-ind, noch mehr anzuschwellen, zumal diese Arbeit keines-wegs dem populären aebrauche angemessen werden könnte und die eigentlichen Kenner der Wissenschaft wiese Erleichterung nicht so nötig haben, ob sie zwar iederzeit angenehm ist, hier aber sogar etwas Zweckwidriges nach ftich ziehen konnte. Abt Terrassan sagt zwar: wenn man Idie Größe eines Buchs nicht nach der Zahl (A XIX) der Blätter, sondern nach der Zeit mißt, die man nötig hat, es zu verstehen, so könne man von manchem Buche sagen: daß es viel kürzer sein würde, wenn es nicht so kurz 30 wäre. Andererseits aber, wenn man auf die Faßlichkeit eines weitläufigen, dennoch aber in einem Prinzip 2) zusammenhängenden aanzen spekulativer Erkenntnis seine Abs-icht richtet, könnte man mit eben so gutem Rechte sagen: manches Buch wäre viel deutlicher geworden, wenn es nicht 1) Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Originalausgabe(A), die bezeichnete Stelle ist der "Übergang zur transzendentalen Deduktion der Kategorien". B) Kirchmann: "im Prinzip".
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Vorrede
so gar deutHch häUe werden soUen. Denn die BUlIs. mittel der DeutZichkeü I~) StDGr in Peilen, . . . .eU6n aber öfters im Ganzen. indem sie den Luer nicht schmU genug zut" tfbtJrschauung des Garaun gelangen lassen und ~ alle i1we hellen Farben gZeie1wJoAl die .Arlihlation. odtJt' den ~ des 811.......Neben und tmhmnflic:A machen. auf.den es doch. um !ibtJr die EinAm und PüMligkeü duselben twteilm zu können. am mei ten ankommt. Es kann, wH miM dtlnk, dem LutJr zu nioAt gmngtJt' .An10 lockung dienen. seine BemiJhung mv der des VtJrlauers. zu ttereinigen. tDmn tJr d~ .A~ hat. ein grolJes und tDichtiges WtJrk, nach dem fJOf'~ EnItDut"/e. gaM und doch da,.haft (A XX) zu tJOllführen. Nun iBtMetaphtlsik. nach den Begriflen. die wir MtJt' daoon geben tDtJrdm. die .Mige aller Wiumschaftm. die sich eine soZche V nllMadung und ztIJ(Jf' in kut"zer Zeit. und mit nut" tDmSgtJr. aber ttereinSgW BemlJlw,ng. tter~ dar/. 80 dalJ mMts fiNr die Nachkommenschaft übrig bleibt. als in der didaktischen ManitJr alles nach wen AbsicAtm einzv. riMtm. ohne darum den Inhalt im mindesten t16rmeMen zu 20 können. Denn es ist nic1tts als das I nt1entarium aller UMtJrtJr Besitze dut"M reine VtJrnun/t. 8fJ8temaNch g6Of'llnet. Es kann um hier mMts mtgehm. tD6Ü. was Vernunft gäMZich aus sich selbst ~. sich nicht ttersteckm kann. sondern selbBt dut"ch V tJrnUnft ans Licht gebracht tDitd. sobald man nut" das gemeinschaftliche Prinzip cI6sselben MIItl6cla hat. Die voUkommme Einheit diestJr ArlErkennmisBe. und ztIJ(Jf' aus lauter reinen Begriffen. ohne daß irgend 6t1D68 t10n Erlalwung. odtJt' auch nut" besondere Anschauung. die zut" benMnmtm Erlahrung leiten sollte, aul sie einigen EinflulJ haben kann. sie zu 80 6f'W6i~ ,~nd zu tterm6hf'en. machen'/.) diese tmbedingte Vollstärldigkeü nic:At allein tunUch. sondtJt'n auch noW16ntlig. Tecum habVa et quam sV tibi Cut"ta 8Uf'6lle:e. I) PtJrftus. (A XXI) lEin soZches 811nem der reinen (B'Pe1ctIlativen) Vernunft hoffe ich unttJr dem Titel: M etaph1lsik der N aeur. selbBt zu Ziefsm. tDelches, bei noch nicht der Billte dtJt' WeitltiIufigkeü.
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non..
1) Rosenkranz: "helfen". I) Hartenstein: "macht". I) Valentiner übersetzt: "Sieh dich in deiner eigenen Behausung um, und du wirst erkennen, wie einfach dein Inventarium ist".
zur ersten Auflage
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dennoch ungleich reicheren Inhalt haben soU, als hier die Kf"iIik, die zUOOrderst die Qudlen UM Bedingungen ilw6f' Möglichkeit darlegen mußte, UM einen ganz t16I'Wachs61len Boden zu reinigen uM zu ebnen nötig hatte. Hier 6f'f/Jarte ich an meinem Les6f' die Geduld UM Unparteilichkeit eines Richters, dorl ab6f' die WiUfähigkeit uM den BeislaM eines Mithelfers,' denn, so '!JOUBtänd.ig auch alle Prinzipien zu dem System in der Kritik fJOf'getf'agen sifItl, so gehört zur Ausjülwlichkeit des SyslemB selbst doch noch, daß es auch an keinen abgeleiteten Begriffen mangle, die man a priof'i 10 nichI in tJb6f'schlag bringen kann, sontlem die nach ,,tM nach aufgesucht werden müssen, imgleichen, da dort die ganzs Synthesis der Begriffe 6f'schöpjt wurde, so wird iJbertlem hier gefordert, daß eben dasselbe auch in Ansehung d.er Anal ysis geschehe, welches alles leicht UM meM Untetrhaltung als Arbeit ist. I eh habe nur noch einiges in Anaehung des Drucks anzumerken. Da der Anfang desselben etwas tJ6f'spätet war, so konnte ich nur etwa die Hälfte d.er Aushängebogen zu sehen (A. XXII) bekommen, in denen ich zwar einige, den Sinn ab6f' nicht t16f'- 20 wif'rentle Druckfehler antreffe, auß6f' demjenigen, tl6f' S. 319, Zeile 41 ) tIOn unten oorkommt, da spezifisch anstatt skepti8chgelesenwerdenmuß. Die Antinomie d.erreinen VSf'nUnjt, von Seite 426 bis 461 1), ist so, nach An einer Tafel, angestellt, clas alles, was zur Thesis gehört, auf der linken, was ab6f' zur Antithesis gehört, auf d.er rechten Seite imm6f' fortläuft, welches ich darum so anordnete, damit Satz uM Gegensatz desto leichter miteinatldcr tJeII'glichen werden könnte.
I
1) Zählung der Originalausgabe.
(B VII)
I
Vorrede
zur zweiten Auflage 1)
(B
Ob die Bearbeitung der Erkenntnisse, die zum Vernunftgeschäfte gehören, den sicheren Gang einer Wissenschaft gehe oder nicht, das läßt sich bald aus dem Erfolg be1M'teilen. Wenn sie nach viel gemachten Anstalten und Zurüstungen, sobald es zum Zweck kommt, in Stecken gerät, oder, um diesen zu erreichen, öfters wieder zurückgehen und einen andern Weg einschlagen muß; imgleichen wenn es nicht möglich ist, dic verschiedenen Mitarbeiter in der Art, 'lb'ie die gemeinschaftliche Absicht erfolgt2 ) werden soU, einheUig zu machen: so kann man 10 immer überzeugt sein, daß ein solches Studium bei weitem Mch nicht den sicheren Gang einer Wissenschaft eingeschlagen, sondern ein bloßes Herumtappen sei, und es ist schon ein Verdienst um die Vernunft, diesen Weg womöglich ausfindig zu machen, sollte a'lbch manches als vergeblich aufgegeben werden müssen, was in dem ohne tJberlegung vorher genommenen Zwecke enthalten war. vm) IDaß die La gi k diesen sicheren Gang schon von den ältesten Zeiten her gegangen sei, läßt sich daraus ersehen, daß sie seit dem Aristoteles keinen Schritt rückwärts hat tun dürfen, 20 wenn man ihr nicht etwa die Wegschaffung einiger entbehrlicher Subtilitäten, oder deutlichere Bestimmung des Vorgetragenen als Verbesserungen anrec1men will, welches aber mehr Z1M' Eleganz, als Z1M' Sicherheit der Wissenschaft gehört. Merkwürdig ist noch an ihr, daß sie a'lbch bis ietzt keinen Schritt vorwärts hat tun können, und also allem Ansehen nach geschlossen und voUendet zu sein Mheint. Denn, wenn einige Ne'lber6 sie dadurch zu erweitern dachten, daß sie teils psychologische Kapitel von den verschiedenen Erkenntniskräften 1) Vom Jahre 1787. I) Grillo: "verfolgt".
Vorrede zur zweiten Auflage
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(der Eirl1Jildungskraft, dem Witze), teil8 metaphY8ische über den Ursprung der Erkenntnis oder der ver8chiedenen Art der Gewißheit nach Verschiedenheit der Objekte (dem Ideali8mU8, Skeptizismu8 usw.), teils anthropologi8che von Vorwrteilen (den Ur8achen derselben und Gegenmitteln) hinein8choben, 80 'fÜhrt dieses von ihrer Unkunde der eigentümlichen Natur die8er Wi88enschaft her. Es ist nicht Vermehrung, sondern Verunstaltung der Wi88enschaften, wenn man ihre Grenzen ineinander laufen läßt: die Grenze der Logik aber ist dadurch ganz genau bestimmt, daß 8ie eine Wis8enschaft ist, I welche nichts als die formalen Regeln alles Denkens (es mag apriori oder empirisch 8ein, einen Ursprung oder Objekt haben, welches es wolle, in unserem Gemüte zufällige oder natürliche Hindernis8e antreffen) ausführlich darlegt und strenge bewei8t. Daß es der Logik so gut gelungen ist, diesen Vorteil hat 8ie bloß ihrer Einge8chränktheit zu verdanken, dadurch sie berechtigt, ja verbunden ist, von allen Objekten der Erkenntnis und ihrem Unter8chiede zu abstrahieren, und in ihr al80 der Ver8tand es ~it nichts weiter, als sich 8elb~tl) und 8e1:ner Form, zu tun hat. Weit 8chwerer mußte es natürlicherweise für die Vernunft 8ein, den 8icheren Weg der Wis8enschaft einzuschlagen, wenn sie nicht bloß mit sich 8elbst, 80ndern auch mit Objekten zu schaffen hat; daher jene aucJ~ als Propädeutik gleichsam nwr den Vorhof der Wis8enschaften ausmacht, und wenn von Kenntnis8en dieRede ist, man zwar eine Logik zur Bewrteilung der8elben voraus8etzt, aber die Erwerbung der8elben in eigentlich und objektiv 80 genannten Wi8senschaften suchen muß. Sofern in diesen nun Vernunft 8ein soU, 80 muß darin etwa., apriori erkannt werden, und ihre Erkenntni8 kann auf zweierlei Art auf i'Men Gegenstand bezogen werden, entweder2 ) diesen und seinen Begriff (der anderweitig gegeben werden muß) bloß zu I be8timmen, oder ihn auch wirklich zu machen. Die er8te ist theoreti8che, die ande1'e p'rakti8che Erkenntni8 der Vernunft. Von beiden muß der reine Teil, 80viel oder sowenig er auch enthalten mag, nämlich derjenige, darin Vernunft gänzlich a priori ihr Objekt be8timmt, vO'1'her allein VO'1'1) Grillo: "als mit sich". Görland; "entweder um".
~)
10 (B IX)
20
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(B X)
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(B
Vorrede
getragen werden, und daBjenige. was aus anderen Quellen kommt, damit nicht t1ertnengt werden; denn ea gibt üble W inschaft, wenn man bZindlings auagt"bt, was einkommt, olme naMher, wenn iene in Stecken gerät, wntersoheidm su können, welcher TeiZ der EitvNihme den A ufwa'fld tragen k6nne, und t1()fI. weZcher1) man denselben beachneiden muß. M athemalik und Physik sind die beiden theormachen Erkenntnisse der Vernunft, welche ihre Obiekte apriori bestimmen solZen, die erstere ganz rein, die sweit6 wenigsteN sum 10 Peil rein, dann aber (JfIJ,(;'h nach Maßgabe anderer ErlcermmiBquellen aZa der der Vernunft. Die Mathematik ist t1()fI. den frühest6n Zeit6n her, wohin die Geachichte der mense1Uichen Vernunft reicht, in dem bewunclernBwiWcligen Volke der Griechen den sicheren Weg einer Wissenschaft gegangen. AUein man darf nicht denken, daß ea ihr so leicht geworden, wie der Logik, wo die Vernunft ea nur XI) mit sich selbst su tun hat, ienen 1cöniglicMn Weg su lref I fen, oder vielmehr sich selbst zu bahnen; vielmehr glaube ich, daß ealange mit ihr (oornehmlich noch unt6r den .l.g1lPI6m) beim 20 Herumtatppen geblieben ist, und dieae Umänclerung einer Ret1olution zuzuschreiben sei, die der gliJclcUche EinfaU einea einzigen M annea in einem Versuche zustande bracht6, l1Qß weZchem an die Bahn, die man nehmen mußt6, nicht mehr zu 11/lrfehlen war, und der sichere Gang einer Wissenschaft für aUe Zeiten und in unendliche Weit6n eingeachZagen und oorgezeichnet war. Die Geachicht6 clieaer ReooZution der DenkfJrl, welche 11iel wichtiger war, aZa die Entdeckung des Wegea um das berühmte Vorgebirge, und des Gliiclclichen, der sie sustande bracht6, ist uns nicht au/behalt6n. Doch beweiBt die Sage, weZche 80 Dio gen es der L aer Ii er uns überliefert, der t1()fI. den 1cleinst6n, und, nach dem gemeinen Urt6Ü, gar nicht einmal einea BeweiBea bm6tigten, Elementen der geometrischen Demonstrationen den angeblichen Erfinder nennt, daß das Andenken der Veränderung, die durch die erBt6 Spur der Entdeckung dieBea neuen Wegea bewirTet wurde, den Mathemaflilcern äußerst wichtig geachienen haben mÜ88e, und dadurch wntJeJrgeßlich 1) Erdmann: "von welchem"; Görland ergänzt: "welcher (Einnahme)".
zur zweiten Auflage
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g6fJJO'l'de,n sei. Dem ersten. der den glei chseitigenl) Triangel ~ (er mag nun Thalea oder wie man tDiU ge'lla/kn 1KIben),demgingeinLichtlJUf;denner femd,daß I ermcAcdem, (B XII) WIJB er in der Figur sOO, oder auch dem bloßen Begriffe derselben t140ABpüren und gleWaBam dallOR ihre Eigemchaft,en ablemen, sondern durch tltW), WIJ8 er nach Begriffen s8lb8t apriori hineindachte und darBteUce (durch KOfWI~), ~ngen8) mÜBBe, und daß er, um sicher 6CW1JB a pnon zu toiBsen, er der') Sache Mehls beilegen mÜBBe, als WIJ8 SUB dem ~ f()lgCe, WIJB er seinem Begriffe gmuJlJ 8elbBC in 10 8U gelegt W. Mit der Natuf'tJJi8IIenschaft ging 68 weit langsamer zu, bu. 8U den Heer68We{J der Wissenschaft waf,' denn 68 Bind nur Moa t:mtlerlhalb Ja1whunderCe, dalJ der Vorschlag des rinnreichen B aco "on Verulam di8ae EntJecJcung teil8 fIerfJf'Ila!Jte, 1eÜ8, da man bereits auf der Spur derselben toar, mehr belebte, welche eben sowohl durch eine 8Chnell tJO'I'gegangene Reoolt4ion der DenkarC er1clärc werden kann. Ich will hier nur die NaturtoiBsenschaft, so fern 8U auf empirische Primipi,en gegriindeI ist, in E'f"Wiigung ziehen. 20 AlB GaUlei seine Kugeln die schiefe Fläche mit einer t'Oß ihm selbn getJJdhlten ScNwere herabrollen, oder TorriceUi die Luft ein Gewicht, WIJ8 er sich zum t'Of'a'US dem einer ihm be. kannten W IJ88ersäule gleich gedacht hatte, wagen lielJ, oder in flOM späterer Zeit Stahl Metalle in Kalk tmd diesen wieder I um in M ecall t'erWaf'ldelte, indem er ihnen UwIJB mIzog (B XIII) und wiedergab*); so ging allen Naturforschern ein Licht IJUf. *) Ich folge 1Ker nicl&t gmau dem Fadm der GucAicAte der &:perittaet&talthetAode, deren erate Anfänge auch tric1It tDoAl bekannt sind. 1) Rosenkranz: gleichschenklig" (auf Grund eines Briefes von Kant an Schütz vom 26. Juni 1787). I) Hartenstein: "sondern sie durch das"; Erdma-nn: "sondern diese durch das"; Adickes: "sondern das", I) Erdmann: "darstellte, (durch Konstruktion) seinen Gegenstand allererst hervorbringen": Hartenstein: .•. (durch Konstniktion) sie hervorbringen". &) Rosenkranz: "und daß, um sicher etwas apriori zu wissen. er der Sache"; Kehrbach: "und daß er, um ..• wissen, der Sache". Kallt, Kritik der l'eiImI Vemunft. 2
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(B
Vorrede
Sie begriffen, daß die Vernunft nur das eirt8ieht, was sie selbst nach ihrem Entwwrfe hervorbringt, daß sie mit Prinz'ipien ihrer Urteile nach beständigen Gesetzen vorangehen und die Natur nötigen müsse auf ihre Fragen zu antworten, nicht aber sich von ihr allein gleich.,am am Leitbande gängeln lassen müsse!); denn S0rt8t hängen zufällige, nach keinem vorher entworfenen Plane gemachte Beobachtungen gar nicht in einem notwendigen Gesetze zusammen, welches doch die Vernunft sucht und bedarf. Die Vernunft muß mit ihren Prinzipien, 10 nach denen allein übereinkommend(2 ) Erscheinuf/{Jen für Gesetze gelten können, in einer Hand, und mit dem Experiment, das sie nach jenen ausdachte, in der anderen, an die Natur gehen, zwar um von ihr belehrt zu werden, aber nicht in der Qualität eines Schülers, der sich alles vorsagen läßt, 'Was der Lehrer will, sondern eineS bestallten Richters, der die Zeugen nötigt, auf die Fragen zu antworten, die er ihnen vorlegt. Und so hat sogar Physik die so vorteilhafte Revolution ihrer Denkart lediglich XIV) dem Einfalle zu verdanken, demje I nigen, was die Vernunft selbst in die Natur hineinlegt, gemäß, dasjenige in ihr zu 20 suchen (nicht ihr anzudichten), was sie von die.ser lernen muß, ?tnd wovon sie für sich selbst nichts wissen würde. 1Iierdu'rch ist die N aturwissert8chaft allererst in den sicheren Gang einer Wissert8chaft gebracht worden, da sie so viel Jahrhunderte durch nichts weiter als ein bloßes Herumtappen gewesen war. Der Metaphysik, einer ganz isolierten spekulativen Vernun/terkenntnis, die sich gänzlich iiber Erfahrungsbelehrung erhebt, und zwar durch bloße Begriffe (nicht wie Mathematik durch Anwendung derselben auf Art8chauung), wo also Vernunft selbst ihr eigener Schüler sein soll, ist das 30 Schicksal bisher noch so {JÜrt8tig nicht gewesen, daß sie den sicheren Oang einer W issert8chaft einzuschlagen vermocht hätte,' ob sie gleich älter ist, als alle übrige3), und bleiben würde, wenn gleich die übrigen irt8gesamt in dem Schlunde einer alles vertilgenden Barbarei gänzlich 1'erschlungen werden sollten. Denn in ihr gerät die Vernunft kontinuierlich in Stecken, 1) Grillo: "lassen; denn". ') Erdmann: "übereinstimmende". 3) 5. Aufl.: "alles übrige"; Rosenkranz: "alles Übrige"; Erdmann: "alle übrigen".
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selhst wenn sie dieienigenGesetze, welche die gemeinste Erfahrung bestätigt, (wie sie s'ich anmaßt) apriori- einsehen will. In ihr muß man unzählige Male den Weg zurück tun, weil man findet, daß er dahin nicht führt, wo man hin will, und was die Einhilligkeit ihrer Anhänger in Be I hauphm.gen (B XV) betrifft, so ist sie noch so weit davon entfernt, daß sie vielmehr ein Kampfplatz ist, der ganz eigentlich dazu bestimmt zu sein scheint, seine Kräfte im Spielgefechte zu üben, auf dem noch niemals irgend ein l!'echter sich auch den kleinsten Platz hat erkämpfen und auf seinen Sieg einen dauerhaften Besitz 10 gründen können. Es ist also kein Zweifel, daß ihr Vcrfahren bisher ein bloßes Herumtappen, und, was das Schlimmste ist, unter bloßen Begriffen, gewesen sei. Woran liegt es nun, daß hier noch kein sicherer Weg der Wissenschaft hat gefunden werden können? Ist 0/1' etwa unmöglich? Woher hat denn die Natur unser'3 Ve;rnunft mit der rastlosen Bestrebung heimgesucht, ihm als einer ihrer wichtigsten Angelegenheiten nachzuspüren? Noch mehr, wie wenig haben wir Ursache, Vertrauen in unsere Vernunft zu setzen, wenn sie uns in einem der wichtigsten Stücke unserer Wiß- 20 begierde nicht bloß verläßt, sondern durch VorspiegeZungen hinhält und am Ende betrügt! Oder ist er bisher nur verfehlt; welche Anzeige können wir benutzen, ".m bei erneuertem Nachsuchen zu· hoffen, daß wir glücklicher sein werden, als andere vor uns gewesen sind? Ich sollte meinen, die Beispiele der Mathematik und Naturwissenschaft, die durch eine auf ein I mal zustande gebrachte (B XVI) Revolution das geworden sind, was sie ietzt sind, wärel) merkwürdig genug, um dem wesentlichen Stücke der Umänderung der Denkart, die ihnen so vorteilhaft geworden ist, nach- 30 zusinnen, und ihnen, soviel ihre Analogie, als Vernunfterkenntnisse, mit der Metaphysik verstattet, hierin wenigstens zum Versuche nachzuahtmen. Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche über sie a priori etwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erwf!litert 'Urürde, gingen unter dieser Voraussetzung zunichte. Man tJersuche es daher einmal, ob wir nicht in den Au/gaben de1 Metaphysik damit 1) Rosenkranz: "wären".
2*
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Vorrede
bUHr I ~ drsß tIM ~ die Geg~ miiacet& ftcA t'&Cl.M URIerefR 1I1r~ric1aCeR. welcAM ao achoft
heuer _ der wrlcmglen Mög~ After 1I1rJ:etwnN dernlben tI priori Zfl8am~,die üb81' GegmtlldNle, Me .se UM gegtben tDerdm, etwaB IUfHIU;n aoU. 1118 . . hiermit ebm.Bo, ala milden1) GedGnleerHlu K 01' leU8 betDtJl'&dl, der, tatJtMem u mil der 1I1r1cllJrwtq der HimmelsbetDefUftf1en ntehI f1UI Itm wolZIs, tDefm . . CJfUkJ1Im, drJB gGftU S ~ iI.reM atch 'IM den ZuBe1wJuer, verlUClhC&. ob u ntehI bUHr geltftgen 10 möcAIe, tDefm . . den Z...c1ttJuM Bkh drehen, und dagegen die (B XVII) &.ne '" Ruhe lüß. In der MelcYpAgale 1ctJr&n f'IIt.m I mm, weu die Ä nBelhtluung der~belri/#, u (JIU,f ä1mZtche Weise wr8tlCAen. Wm.n die Anso1ltJuung Bkh t&tJo1l der BeBOIttJlfeMeil der ~ rio1lIm. müßte, ao .ehe iM ntehI ein, wH Mon G priori ClOn ilw etwaB wiBBen kÖRne,' ric1atel ftM OO81'derGegenBklnd (alaObje1t:t der Sifme) ntJC1lder BuchtJl1mheil Uft8fIf'U Ä~tJnB. 80 1cMm ich mir GieBe MögUMleeiI gGnz tD01aI tJOf'BIellen. Weil iM 0081' bet dtuen Änsc1lcJuungen, tDefm .se 1I1rkenrtmiB8e werden Bollen, ntehI 20 lfMm. bleiben 1ctJnn, BOfIdem .se als VorBt8Uungen (JIU,f irgmd etwaB als Geg6ft8larld beWJaen und GieBen durch iene beBttmmen mu/J,80 1ccmn iM e1IIlD6d6r ~ die Begr'lfe, tIJOdurch iM GieBe BUltmmtmg ~ bringe, richten BiM ~ ntJtS1l dem Gegen8ItJnde, und da"" btn ich ~ '" derBelben VerlegeMeil, tDegen der A,.,. wH iM (J ,non hiervon etwaB wiBBen I:önne: oder iM fIe1ame on, die Geg~ oder, weJc1w einelW ... die lC r ftlhrung, '" t.oekher .se allein (als gegebene G~) 81'1cGnt1I tD81'den, richte Bkh ntJtS1l dtuen Begriffen, .0 .ehe iM 80ftm etne Ietohtere Ä ...letm#. toeil1l1rfciJwung selb8t 80 etne 1I1rJ:etwnNarl . ., die V 81'Btmad 81'forderl, duBen Regel iM '" mir, noch ehe mir G ~ gegeben werden, mithin (J ,non tJOf'(J!/J,8.etzen mu/J, welMe i" Begriffen (J ,non (J!/J,8. getlrllo1ct tDird, nach denen ftM also tJlleG~ der 1I1r1aJa. (B XVIIl) rtmg I notwndtgric1alenundmitihnenüberemmmmenmÜBBm. WCJ8 Gegef&llliJnrJe beftf#. BOf..,. .se bloß durch V81'f'Mmft und 8tDOf' ftOWJmdig gedaohI, die 0081' (80 wentgBtenB, wH die V81'mmft N denk) gar ntehI '" der 1I1rlalwung gegeben W81'den iönNm, ao W81'den die VerBUMe N zu den1:en (denn denken
Ir"
I) Erdmann: "dem".
er",
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mÜHm sie ritih tJoM lGAm), AemtJcla eiMn 1aerrUdIm ProWer· BIeiA dujmigm abgtlH;n, fD(U tIM az. dN wnInderIe MeI1fotM der D ~ ~ dofJ tIM fICimUch t1tm cfm ~ nUf' du G priori erketwam, fD(U tIM Be11m in sie legen.*) DieHr Vflf'8UClh gelingI ftCICA Wunec1l, und wrlfJricAl der Melaph7l11Ü '" ihrem er". Peile, do .ie 8ich ncJmUclh mit Begriffm GprioribucM#igI,dcwondN ~ a . , . . 8Iäntla in der lfJr/aIwtmg jenen ~ gegeben .".,...,. können, den I .ic1wrm GMI(J einer W........". DeM .... (B XIX) kann ftCICA me.er Verciradert.mg der Den1ctJrI dN MligUo1ahit 10 eina- lfJrkemamU G priori g(Jftl$ tI101tl er1:llren, und, fD(U noM mehr ist, die ae..e, UlelcAe G priori der N GItW, az. dem Inbegriffe der Geg6Nl4ftde der lfJrftl1wtmg, ..... G'nmde Uegen. mit ihrm1 ) gm~ Bewei.teft tIer.Mm, fDeZo1aeI beidu fW.ICh der biBherigeft Verf~ tmmeJgUM tDGr. Aber SB ergibt 8ich tIW tUeBer ~ UNerSB V ~ G priori zu erkmnm, im er.1en Petze der MelGP1l7IBi1c ... be/r~ und dem g(Jftl$6ft ZtDeCl:e derBelbm, der cfm swiIm Peil be.eMfIigI, dem A~ ftCICA . . ~ B6B1flIaI,
*) Diae deta Nattw(oruAer tlClCAgeaAMte Met1torU 6attAt tJlIo darin: die Elemente der . . . . V.....ft in deta .sv BIden, tIIG' .ich durcll ein E:J:perimen' b6lt4",en oder tIIiderle,.n läl'. NM 1JJ1t tic1l .... Prifu, der Sät" dtJr . . . . VtnIMjI, t10mehmlicA IHM N Qber ""'" Gnfue m6glicAer JiJrfa1wwtg Aiu.. ,etI1tJgt wrtlen, iM .E:rp!ri"'" mit ihrM ObJ"'" mtJCMIt rw in dtJr Natwrtllittentc1laft): alto tllird. """ mit B.,riffen Md Grund,atsen, tUe tIIir G priori tUIfIeA_, ttmliM - . indem fJI(Jft tie tItimW 80 einriMtd, dal t.lieNlbm (hgeul4flde einer,eit, alt Gegefl8t4ntle der Si..... I Md du VerttancIet ftir die Erfa1wwtg, Gndereruit, aber tlocA alt Geg6fl8Ulflde, die fJI(Jft blol dm.W, allI!tAfalb fir die isolierte Md ihr') 1Grfallf"UfI/IBgr- Ili.....trebmtle Vet"lMmtt, trritAin t10ft . . . tHlt"8cAiedenen Seiten betrtJc1ltet tII6f'CIen können. ßIfIdet. tic1 MIt, dal, '"",. .... die Dittge alllj__ tloppeltm ~ bdrt.JtideI, Eins"""""", mit dem Priuip der NÜttll V........ft BlaUflwM, bri einerlei GaiclttBpM1le aber ein ~ Wiclertlrrit der V..,..,." _ tic1 telbt, 80 ~ tlat EreperifllMt fir die BicMigl:ri' ierter l1tItmf:ieitl"",.
""""'e.
I} Görland: "ihnen". I) Erdmann: .ü~ die"; Adickel: "über alle".
(B XIX)
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Vorrede
nämlich daß 'wir mit ihm nie. über die Grenze möglicher Erfahrung hinauskommen können, welches doch gerade die wesent(B XX) lichste Angelegenheit dieser Wissenschaft ist. Aber hierin I liegt eben das Experiment einer Gegenprobe der Wahrheit des Restdtats jener ersten Würdigung unserer Vernunfterkenntnis apriori, daß sie nämlich nur auf Erscheinungen gehe, die Sache an sich selbst dagegen zwar als für sich wirklich, aber VOr/. uns unerkannt, liegen lasse. Denn das, was uns notwendig über die Grenze der Erfahrung und aller Erscheinungen hinaus zu 10 gehen treibt, ist das U nb edingte, welches die Vernunft in den Dingen an sich selbst notwendig und mit allem Recht zu allem Bedingten, und dadurch die Reihe der Bedingungen als vollendet verlangt. Findet sich nun, wenn man annimmt, unsere Erfanrungserkenntnis richte sich nach den Gegenständen als Dingen an sich selbst, daß das Unbedingte ohne Widerspruch gar nicht gedacht werden könne: dagegen, wenn man annimmt, un-sere Vorstellung der Dinge, wie sie uns gegeben werden, richte sich nicht nach diesen, als Dingen an sich selbst, sondern diese Gegenstände vielmehr, als Erscheinungen, richten sich nach 20 unserer Vorstellungsart, der Widerspruch wegfalle; und daß folglich das Unbedingte nicht an Dingen, sofern wir sie lcennen, (sie uns gegeben werden,) wohl aber an ihnen, sofern wir sie nicht kennen, als Sachen nn sich selbst, angetroffen werden müsse: so zeigt sich, daß, was wir anfangs nur zum (B XXI) Versuche annahmen, gegTÜn I det sei.*) Nun bleibt uns immer noch übrig, nachdem der spektdatit'en Vernunft alles Fort. lcommen in diesem Felde des Übersinnlichen abgesprochen worden, zu versuchen, ob sich nicht in ihrer praktischen Er. kenntnis Data finden, jenen transzendenten Vernunftbegriff 30 de.~ Unbedingten zu bestimmen, und auf solche Weise, dem *) Dieses .Experiment der reinen Vernunft hat mit dem der Ohemiker, welches sie manchmal den Versuch d~ Reduktion, im allgemeinen aber das synthetische Verfahren nennen, viel Ähnliches. Die Analysis des Metaphysikers schied die reine Erkenntnis apriori in zwei sehr ungleichartige Elemente, nämlich die der Dinge als Erscheinungen, und dann der Dinge an sich selbst. Die Di alektik verbindet beide wiederum zur Einhelligkeit mit der notwendigen Vernunftidee des Unbedingten und findet, da{l diese Einhelligkeit niemals anders, als durch jene Unterscheid'Wflg herauskomme, welche also die wahre ist.
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Wunsche der Metaphysik gemäß, über die Grenze aller möglichen Er/ahrung hinaus mit unserem, aber nur in praktischer Absicht möglichen Erkenntnisse a priori zu gelangen. Und bei einem solchen Ver/aMen hat uns die spekulative Vernunft zu solcher Erweiterung immer doch wenigste'YW:i Platz 'Verschafft, wenn sie ihn gleich leer lassen mußte, und es bleibt uns also noch unbenommen, ia wir sind gar dazu durch sie aufgefordert, ihn durch I praktische Data derselben, wenn wir können, aus- (B XXll) zufiillen. "') In ienem Ver.~uche, das bisherige VerfaMen dCIT Metaphysik 10 umzuändern, und dadurch1 ), daß wir nach dem Beispiele der Geometer und Naturforscher eine gänzliche Revolution mit derselben vornehmen, be.steht nun das Geschäft dieser Kritik der reinen 8pekulativen Vernttnft. Sie ist ein Traktat von der Methode, nicht ein System der Wissenschaft selbst; aber sie verzeichnet gleir.l//Wohl den ganzen Umriß derselben, sowohJ,2) in AnsehungihrerGrenzen, als auch I den ganzen innerenGlieder- (B XXill) bau3 ) derselben. Denn das hat die reine 8pekulative Vernunft EigcnW,mliches an sich, daß sie ihr eigen Vermögen, nach *) So verschafften die Zentra~qesetze der Bewegung der IIimmelskiJrper dem, was Kopernikus, anfanglich nnr als Hypothese annahm, ausgemachte Gewi{lheit und bewiesen zugle:ich die unsichtbare, den Weltbau verbindende Kraft (der Ne,wtonischen Anziehung), welche auf immer unentdeckt geblieben wäre, wenn der erstere es nicht gewagt Mtte, auf eine widersinnische, aber doch wahre Art, die beobachteten Bewegungen nicht in den Gegenständen des Himmels, sondern in ihrem Zuschauer zu suchen. Ich stelle in dieser Vorrede die in der Kritik vorgetragene, :jener Hypothese analogische, Umänderung der Denkart auch nur als Hypothese auf, ob sieqleich in der Abhandlung selbst aus der Beschaffenheit unserer Vorstellungen von Raum und Zeit und den Elementarbe(Jriffen des Verstandes, nicht hypothetisch, sondern apodiktisch bewiesen wif·d, um nur die ersten Versuche einer solchen Umänderung, welche allemal hypothetisch sind, bemerklich zu machen.
1) Adickes: "und zwar dadurch"; Erdmann vermutet, daß hier ausgefallen sei: "ihr den sichern Gang einer Wissenschaft zu geben", evtl. sei "und" zu streichen. 2) Valentiner verlegt das Komma hinter "sowohl". ') Erdmann: "des •..• Gliederbaus".
Vorrede
24 Vers~
der An. tDie Me trich Objekte zum DeMen. und GtCClh 86lb8e die mcmcAerZet Anm, trich A ufgabm vorzulegen., "OllBländig tlOt'ZdhZen, uM 80 den. gcmun Yorri/l su einem 81181em der MtJaiph,lN wrzeic1men l:tmt\ und soll; weil. was das erBCe bstrifte. in der Er~ apriori den Objekltn McAt8 beigelegl werden. l:tmt\, als was das denkende 8ubjek GU8 trich H1b8I1aerMmml. Uftd. was das ~ tIfIkmgI. Me in Amehung der J!W~iptm eine gGM abguonderIe. /Ur BiM b68khetatle EiMetI ül. in welcher ein jedes GUed. 10 tDie in einem org~ Körper. um aller Gflderm uM alle um etMB wtllm da Bind. uM kein PriM", mit 8tMerheit e'ner BeßMU"f1 gmommen. werden kann. ohne u sugZetM 'n der durchgäng'gen BatMung sum gcmun remen Vermm/lgebrGtCClh UftIersuMlsu·habm. Da,/Ur aber MI GtCClh die Meta,. ph1lN das seltene Glüo1c. welMu keiner a,nderm Vernun/lwiuenBMaft. die u mit Obie1clm su Iun MI (denn die Log'Te buchdfttgl riM nur mit der FOf'm du Dm1cmB iiberhaupl), sUIeiJ werden l:tmt\, da/l. werm Me dwrM diue KmiTe in den. riMeren. Gang einer WW6f&8Maft gebraohl worden. Me das 20 gGMe Ff!ld der /Ur Me geMrigm J!W~e völUg befrJ886n XXIV) uM aLso ihr WerTe t10llentIm uM /Ur die NoMweZI. als emen tKe su ~ HaupfBlu1Il, sum GWrGtCClhe niederlegm 1ca,,,,,,. weil Me u bZo/l mit P ~ uM den. 1!:wclwätakungm ihru GebrGtCClhB su Iun haI, wdclhe dwrM ime selbsl bultmml werden. Zu diuer VollBtdndtgkeil ÜI Me daher. als (}rund. wtNenBo1I.ate. auch verbunden., uM "0" ihr mu/l geBauI werden. k6m&m: ntl aclum repuIc:mB. Bi qWI ~eI a,gmtJum1 ). Aber was ÜI detm das. 1IMd t'IU.m fragen., für ein Schals. den tIM der NtJCh1«Jmm8fl8Maft mit einer 80lMm durM KrittTe. 80 geld1ACerlen, ~ obtIr GtCClh in emen belaorrUcAenZueIcJftd 96braohlm Meltlph1lN, N 1M~~' M(JfI wH·d bei einer /ZüMligmt.J6.. . . cIiuu Wer1cu ~ glauben., da/l der Nutur& dat10n doch nur ftegal'., Ht, tm8 flCimUM mit der ~.,. VfJt'fW,f&te ....... iiber die J!Wfa1wurllp· gr6M6 Mf&GU8 sv wagen., und das ÜI GtCClh in der TGI ihr erBter NtIItUf&. Dtuer aber 1IMd alBbClld pos.,•.,. wenn t'IU.m tnf&e 1IMd. da/l die fJrundMJ/u. mit den.m trich ~ Vernuftte iiber tMe Grertu ~ in der Tal MeIle Brve"ervftg. I) Valentiner übenetzt: ..Sie hilt noch nichts für getan. 10 lange noch etwas ZII tlIn übrig ist."
tJJtWI.
ClU8f'll6888ft,
'n
I
(B
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Bondern, tDefm man aN nciher bewachtet, Verengung UftBeI'U Vermmftgtlwrw.cM zum ~Uchm Erfolg haben, tradem Bie wirklich die Gr6flUft der 8im1lic1&1ceit, zu der Bie eigentliM gMlJrm, I über aZleB zu~ und BO denreinen (prtJ1mBc1&en) (B xxv) Verwunftgtlwauc1& gM zu t16rdräf&gen drohen. DaMIt ist eine Kritik, weZc1&e die erstere einBchrän1et, Bofern ZWM negaeiv, aber, mdem Bie dadurch zugZeiM ein Hit'IdemiB, t06lchu den Zelzceren GtlwauM einBckrtinkt oder gM zu ~ droht, aufMbe, in der Tat f10ft pOBiei"em und B. tOichtigem Nutzen, Bobald man überzeugl tOirtl. daIJ 68 einen Bc1&Zec1&terd,i,ngB not- 10 wendigen praktischen GtlwGtl.Ch der reinen Verwunft (den ~ ) gtbe, in weZcbem Bie Bich u~ über die Grenzen der 8 ~ erweitert, dazu sie ZWM f10ft der 8fJelculativen 1eeiner Beihilfe bedarf, dewnoch aber tDider iMe Gegmwir1eung g68ic1&erc Bein muß, um nicht in WiderBfJruc1& mit Bic1& Belbse zu geraten. Di68em Dienste der Kritik den pOB'Hi"en Nutzen abZU8fJrechen, tOMe tben BO M, e&lB Bagm, daß Polizei poBitioen Nutzen Behalte, weil iM HatllpCg68tJ1ii.ft doch nur ise, der GCtOalctiJtigkeie, tOeZc1&e Biirger f10ft Bürgern zu buorgen haben, einen Riegel f1MZUBc1&itben, damie ein jeder 20 .eine AngeZgenheie ruhig tmtl Bieher treiben könne. Da{J Raum und Zeit nur :Formen der BimIlichen Anschauung, e&lB0 '"" Bedingungen der ENtenz der Dinge e&lB ErBcheinungen Bind, daß 11M ferner 1eeine Ver~lfe, mithin atech gM keine .Elemente zur ErkennmiB der Dinge habm, als .ofern I di68en (B XXVI: Begriffen korrespondierende Anschauung gegtben werden kann, folglich 11M von 1eeinem Gegenstande als Dinge an Bich selbsc, Bondern nur Bofern er) Objekt der sinnlichen Anschauung isc, d. i. e&lB Erscheinung, Er1eeMtnia haben können, tDird im analytischen Teile der Kritik betOiuen: tOOrlJUB denn freilich 80 die EinstJlwtinkung aller nur möglichen 8fJe1eulatWen ErkennmiB der Verwunft auf bloße ~ der Erfahrung folge. Gleichwohl tDird, tOelchu wohl gemerkt werden muß, doch dabei immer tIOt'behalten, daß wir tben di68eZben Gegenstände auch e&lB Dinge an Bich aZWt, t06ftft gZeic1& nicht erkennen, doch tDmigBCenB miiBBen denieß können.). Denn sonst würde der
.Ren
da'
*) Ji}inm GegenltantJ erkennen, dazu wird erfordert, ich .rine Jl6glic1&keit (t.8 .ri nach dem Zeugnia der Erfahrwng
1) Erdmann: "er".
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Vorrede
X~I1) ungereimte Satz
daraua folgen, daß Er I scheinttng ohne etwas wäre, was da erscheint. Nun wollen wir annehmen, die durch unsere Kritik notwendiggemachteI) Unterscheidung der Dinge als Gegenstände der Erfahrung, von eben denselben, als Dingen an sich selbst, wäre gar nicht gemacht, so müßte der Grundsatz der Kauaalität und mithin der N aturmechanismua in Bestimmung derselben durchaus f:on aUen Dingen üherhaupt als wirkenden Ursachen gelten. Von eben demselben Wesen also, z. B. der menschlichen Seele, würde ich nicht sagen können, 10 iM Wille sei frei, und er sei doch zugleich der N atumotwendig. keit unterworfen, d. i, nicht frei, ohne in einen offe'Ylharen Widerspruch zu geraten: weil ich die Seele in beiden Sätzen in eben derselben Bedeutung, nämlich als Ding üherhau1)t (als Sache an sich selbst) genommen habe, und, ohne vorhergehende Kritik, auch nicht anders nehmen konnte. Wenn aber die Kritik nicht geirrt hat, da sie das Objekt in zweierlei Bedeutung nehmen lehrt, nämlich als Erscheinung, oder als Ding an sich selbst; wenn die De.duktion ihrer Verstandesbegriffe richtig ist, mithin auch der Grundsatz der Kausalität 20 nur auf Dinge im ersten Sinne genommen, nämlich sofern sie Gegenstände der Erfahrung sind, geht, eben dieselben aber na.ch (B der zweiten Bedeutung ihm nicht unte'l'worfen sind, so wild XXVIII) eben derselbe Wille in der I Erscheinung (den sichtbaren Handlungen) als dem Naturgesetze notwendig gemäß und sofern nicht frei, und doch andererseits, als einem Dinge an sich selbst angehörig, jenem nicht unterworfen, mithin als frei gedacht, ohne daß hierbei ein Widerspruch vorgeht. Ob ich nun gleich meine Seele, von der letzteren Seite betrachtet, durch aus seiner Wirklichkeit, oder a pliori durch Vernunft} beweisen könne. Aber denken kann ich, was ich will, wenn ich mir nur nicht selbst widerspreche, d. i. wenn mein Begl'iff nur ein möglicher Gedanke ist, ob ich zwar dafiir nicht stehen kann, ob im Inbegriffe aller Möglichkeiten diesem auch ein Objekt korrespondiere oder nicht. Um einem solchen Begriffe aber objektive Gultigkeit (reale Möglichkeit, denn die erstere war bio! die logische) beizulegen, dazu wird etwas mehr erfordert. Dieses Mehrel'e abel' braucht eben nicht in theoretischen Erkenntnisquellen gesucht zu werden, es kann auch in praktischen liegen. 1) Erdmann: "notwendig gemachte".
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keine spekUlative Vernunft (noch weniger durch empirische Beobachtung), mithin auch nicht die Freiheit als Eigenschaft eines Wesens, dem ich Wirkungen in der Sinnenwelt zmchreibe, erkennen kann, darum weil ich ein so'lches seiner Existenz nach, und doch nicht in der Zeit, bestimmt erkennen müßte, (welches, weil ich meinem Begriffe keine Anschauung unterlegen kann, unmöglich ist), so kann ich mir doch die Freiheit denken, d. i. die Vorstellung davon enthält wenigstens keinen Widerspruc/> in sich, wenn unsere kritische Unterscheidung beider (der sinnlichen und intellektuellen) Vorstellungs arten 10 und die davon herrührende E1:nschränkung der reinen Verstandesbegriffe, mithin auch der am ihnen fließenden Grundsätze, statt hat. Gesetzt nun, die Moral setze notwendig Freiheit (im strengsten Sinne) als Eigenschaft unseres Willens voram, indem sie praktische in unsel/"er Vernunft liegende ursprüngliche Grundsätze als Data derse11Jen a prim anführt, die ohne Voramsetwng der Frei I heit schlechterdings unmöglich wären, (B XXIX) die spekUlative Vernunft aber hätte be1viesen, daß diese sich gar nicht denken laRse, so muß notwendig jene Voratt8setzung, nämlich die moralische, derjenigen weichen, deren Gegenteil 20 einen offenlJaren Widerspruch enthält, folglich Freiheit und mit ihr Sittlichkeit (denn deren Gegenteil enthält keinen Widerspruch, wenn nicht schon Freiheit voramgesetzt wird,) dem Naturmechanismus den Platz einräumen. So aber, da ich zur Moral nichts weiter brauche, als daß Freiheit sich nur nicht se11Jst widerspreche, und sich also doch wenigstens denken lasse, ohne nötig zu haben. sie weiter einz'U-sehen, daß sie also dem Naturmechanismus wen derse11Jen Handlung (in anderer Beziehung genommen) gar kein Hindernis in den Weg lege: so behauptet die Lehre der!) Sittlichkeit ihren Platz, und 30 die Naturlehre auch den ihrigen, 1velches aber nicht stattgefunden hätte, wenn nicht Kritik uns zuvor von unserer unvermeidlichen Unwissenheit in Ansehung der Dinge an sich selbst belehrt, und alles, was wir theoretisch erkennen können, auf bloße Erscheinungen eingeschränkt hätte. Eben diese Erörterung des positiven Nutzens kritischer Grundsätze der reinen Vernunft läßt sich in Ansehung des Begriffs von Gott und der einfachen Natur unserer Seele zeigen, die ich aber der Kürze 1) Valentiner: "von der".
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Vorrede
AIJ11J"" vorbeigehe. 1cA mnn ,.., I Go". Freih.i, tmd Un· ".rblichk.i' sum Btlwuf du ~ e n " . ~ (h.. brClUChl meiner Vemun# Mehl eitlmal a"n.hm.n. wenn iM nichI"lp6~VtJrfWnft ngleicA w.AfIIIltJ/Jung üb""• •t1rMengUcAer ~ b.n.Am., U1fIÜ aN ftcA, um sudieeen zu geltJngen, aolcher Gnmt.iIdIu bedMnen mup, die, Wem aN in . . Pal bloP tJtJ,f (hgenattIrtde miigUc'Iaer 1IJrfalwung reiMen, wenn aN gleic1w1oM tJtJ,f da CHlfetI7CInt.U tHI'den, tDCI8 nichI ein ~ . . 1IJrfalwung . . Ann, wWicA dieHI jetltneil 10 in 1IJr~~ tmd so tIlIe prak,i.ch. lCrwe',•• runll . . reinen V tJrfWn# für unmögUcA erwaren. IcA muPle aMo da W i ••• n atl/AtiJen, um SfIfII Glau".n platz su l1el:ommen, tmeP) . . ])ogmt;INmw . . MeltJph"Bt1e, tI. i. da VonwIeiI, in i1w ohne Krinl: . . reinen V""",,,# forlZUl:ommen, NI cUc tDfiIw, Quelle t.JUe. . . MoraIiItiI wider. weilentlen UnglmWene," i ~ /IM BeM ~ .... Wenn u also mil einer ntJcA MfJ/JgOO." KrilÜ" reinen VtJrfWn/l OOgeffJ/Jeen ",BIemtJIi8c11.en MdtJlphgnk eben nichI .ar1W1tJr • • kann, . . N adaI:ommenscAtJ# • Vermcic1ImiI su 00 Mn.IerltJuen, so VI tJiu Mn /Ur gering _ ~ GucAenl:; man mtJ{/ nun bloP auf die KuUur . . Vemun# tJurcA .Jen ftcAeren GG'IIfl einer WielenecAtJ# über~" in Verg~ DXl) mit tkm ~ Pappen tmd leichlftnrri Ium H"""";'fen der.elben ohne Krin1c .e1aen, otler ~ atI/ bUB"". Zeila.ritDen.Jung einer wi/IbegUrigen Jugttnil, die beim g8tl1Ö1ml.ichtm DogmtJlimaw so ~ t.mtl so viel Aufmumerung bekomme, üb"" Ding., tJat10n aN nichtB fJ6f'8I8AI, tmd darin aN, so tDN niemt.mtJ in . . Weil, tJUM nie eltDtJB eitve1aen tDirtJ, bequem su fJemiln/feln, otler fItJf' auf 1IJr/inrJtmg neuer GedtJnleen tmd 80 Meinungen aunuge1aen, und so tlie 1IJrlernung grüfIdlicAer WwenechtJ/Ien _verab8äumen; 11m meiBten 00"", wenn man .Jen utl8cMtzbcmm VorleÜ in AnacMa,g bringe, allen ICinwiJrfen wider ~ t.mtl Religion tJtJ,! .ol:rali.ch. An, tICitnUch tJurcA .Jen kltJr8len BeweiB der UmDiueMeil der Gegner, tJtJ,f alle I:ün/tige ZeiI"n ICntk su mtJcAen. Denn irgend eine MeItJph1lnl: NI immer in . . Weil gewuen, tmd tDWtJ tmeh tD01aI ferner. mil ihr 00"" auth eina Dialeleäk . . reinen V"""""", wea aN w natürlicA .." darin MUl.tltlrtffen ftin. lC. NI ,..,
(B XXX)
(B
1) Erdmann: "denn der".
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die erBte und fJ1ichtigBte Angelegenheit der PMlosopAie, einmal für aIlemtJZ tJw dadurch, aa,/J m«m die QueUe der 1rrliimer tJtII'*Pft, aUen nachteiligen Emflu/J zu benehmen. Bei diuer wichtigen Veräfldertmg im Pelde der Wi&9mBMo.ftm, und dem VerJuBte, den spelcuZatifJ8 Vernunft t.m ilwem bNher eingebildeten Buitu erkiden mu/J, bleibt dtmtaoch (B aUu mil der aUgemeinen I m8f&8c1aUchen Angelegenheit, und xXXD) dem Nutzen, den die Welt bisher GU8 den LiIwm der reinen Vemunft ~, in demBeZbtm 9H1'I't8iUIa/ttm Zustande. ale u iemaZtm tDar, und dtJr VerZtm trifft ftUt' das M onopoJ der 10 S clauJen. keit'&Utt1eg8 aber das Inter eBBe der M enBehen. Ich frage den tmbiegBtJmBttm Dogmatiker, Ob der BeweiB t10ft der Fortdauer tmBeNr Suk nach dem Tode GU8 der Einfach1tat d6f' Su1NJtf.mz, Ob der f10ft der Preiheit du W ülenB gegen den oll· gemeinenMec1wmi8m... durch die Bttbtütm, Ob&tDar olmmälJhtigen UmeraMeitlungen Bflb;ektWer und ob;ekm1er praktiBcAer NottDefldig1ceil, oder Ob der t1Of'I& DtJBeift Gottu a... dem Begriffe tÄftU allerrealeten W U8fl8, (der ZufäZUg1ceil du VerdnderUchen, und der NotIDtJn,tjigkeil tÄftU erBten BewegerB,) ftachdem Bie t10ft den Sc1wlett, tJfJBgingm, jemale haben bis zum PtlbU1Dum W gelangen und auf duaen tJb~ den mit'lduteft Eiftflu/J haben körmen, 18t diuu nun mMt guchehMl" und kiJfm u auch, tDegen der Uma'lJ{lZic1akeit du ~ M8f&8MmtJe1'Btandu zu 80 Btlbßkr SpekuZatitm, ftiemale er1Dartet werden; hat t1Wme1w, fDtI8 das erBtere betrifft, die jedem M8f&8chen bemerl:Kc1ae Anlage Beiner Natur, durch das Zeitliche (ale zu den AftZagm BNaer gMlUft Bemmmung unztl1iJngUc'h) nN zu/rietltm guteUt ~ zu kcJnnen, die Hoff'flllJ#lg einu (B 1cünftigen LebenB, inAt'&8Mung MB ~ die bZo/Je I 1cZare XXXIIl) Dar8teUung der Pflitihttm im Geg8f&8atu aller AfI81Jt'ÜC1ae der SO NeigvwJen das BefD'U/JIBein der Preilaeit, und mtlKch, fDtI8 das dri#e aNangt, die herrliche Ordnung, ScMMeit und Für· 8orge, die allertt1drt8 in der Natur hervorbKc1ct, allein den Glauben (1ft einen weiBtm und gro/Jen WeZturlaeber, die riM au/B PtlbZi1Dum tJtII'breittmtle tJberr.eugung. 80fern Bie auf Vemrm/fgriifltleft bet"ll1ll, gcma allein bewir1cm müum: 80 bleibt ja ftic1at alleitI diuer B.... Uf&(JUIIJrl. 80ndem er gewimaI f1iel. meAr dadurc1a tIoeA (1ft AMe1atm, dafJ die Sc1wlett, tWnmeIw btJMrt ~ aWa Wtae höMre und GUBgebreitetere EinBiclat in einem Pwa1cIe MlZ/IlIII4!Jen, der die aUgemeif&8 mtm8c1aUMe 40
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Vorrede
Angelegenheit betrifft, als dieienige ist, zu der die (J1'oße (fWr uns achtungSWÜ'T'digste) Menge a'UCh wen so leiche gelangen kann, und sich also auf die Kultur dieser allgemein faßlichen und in moralischer Absicht hinreichenden Bewei.9gründe allein einzuschränken. Die Veränderung betrifft also bloß die arroganten Ansprüche der Schulen, die sich gerne hierin (wie sonst mit Recht in melen anderen Stücken) fiilr die alleinigen Kenner und Aufbewahrer solcher Wahl'heiten möchten halten lassen, von denen sie dem Publikum nur den Gwrauch mitteüen, 10 den Schlüssel derselben aber fWr sich behalten (quod mecUffl (B nescit, solus tfult scire mderi). Gleichwohl ist doch auch für XXXIV) einen I billigeren A nspr'UCh des spekulativen Philosophen gesorgt. Er bleibt immer ausschließlich Depositär einer dem Pttblikum ohne dessen Wissen nützlichen Wissenschaft, nämlich der Kritik der Vernunft; denn die kann niemals populär werden, hat aber auch nicht nötig, es zu sein; weil, so wenig dem Volke die fein ge.sponnenen Argumente für nützliche W cihrheiten in den Kopf wollen, wensowenig kommen ihm a'UCh die wen so subtilen Einwürfe dagegen iemals in den Sinn; dagegen, weil 20 die Schule, so wie feder sich zur Spekulation erhebende Mensch, unvermeidlich in beide gerät, iene dazu vet'bunden ist, durch gründliche Untersuchung der Rechte der spekulativen Vernunft einmal fWr allemal dem Skandal vorzuheugen, das über kwrz oder lang selbst dem Volke aus den Streitigkeiten aufstoßen muß, in welche sich Metaphysiker (und als solche endlich (/,'UCh wohl Geistliche) ohne Kritik unausblet'blich verwickeln, und die selbst na~hher ihre Lehren verfälschen. Durch wiese kann nun alleindemM aterialismus, Fatalismus, Atheismus, dem freigeisterischen U nglaub en, der Schwärmerei und 30 Aberglauben' ), die allgemein schädlich werden können, zuletzt auch dem Idealismus und Skeptizismus, die mehr den Schulen gefährlich sind und schwerl,ich ins Puhlikum (B übergehen können, selbst die Wurzel abgeschnitten werden. XXXV) Wenn Regierungen I sich ia mit Angelegenheiten der Gelehrten zu befassen gut finden, so 1Cürde es ihrer weisen Fürsorge für Wissenschaften sowohl als Menschen weit gemäßer sein, die Freiheit einer solchen Kritik zu begünstigen, wodurch die Vermmftbearbeitungen allein auf einen festen Fuß gwracht 1) Valentiner: "dem Aberglauben".
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werden können, als den lächerlichen Despoti8m'U8 der Schulen zu unter8tützen, welche übet· öffentliche Gefahr ein lautes Geschre·i erheben, wenn man ihre Spinneweben zerreißt, von denen doch das Publikum niemals Notiz genommen hat, und deren Vcrl'U8t e8 al80 auch nie fü!den kann. Die Kritik i8t nicht dem dogmati8chen Verfahren der Vernunft in ihrem reinen Erkenntni8 al8 Wissenschaft entgegengesetzt, (denn diese muß jederzeit dogmatisch, d. i. aus 8icheren Prinzipien apriori strenge beweisend sein,) sondern dem Dogmati8mus, d. i. der Anmaßung, mit einer reinen Erkenntnis aus Begriffen (der philosophischen), nach Prinzipien, so wie sie die Vernunft längst im Geb-rauche hat, ohne Erkundigung d.er Art und des Rechts, womit1 ) sie dazu gelangt ist, allein fortzukommen. Dogmatism'U8 ist also das dogmatische Verfahren der reinen Vernunft, ohne vorangehende Kritik ihres eigenen Vermögens. Diese Entgegensetzung soll daher nicht der geschwätzigen Seichtigkeit, unter dem angemaßten Namen der Popu Ilarität, oder wohl gar dem Skeptizismus, der mit der ganzen Metaphysik kurzen Prozeß macht, das Wort reden; vielmehr ist die Kritik die notwendige vorläufige Veranstaltung zur Beförderung einer gründlichen Metaphysik als Wissenschaft, die notwendig dogmatisch und nach der strengsten Forderung systematisch, mithin schulgerecht (nicht populär) ausgeführt werden muß: denn diese Forderung an sie, da sie sich anheischig macht, gänzlich apriori, mithin zu völliger Befriedigung der spekulatitlfm Vernunft ihr Geschäft auszuführen, ist unnachläßlich. In der Ausführung also des Plans, den die Kritik vorschreibt, d. i. im künftigen System der Metaphysik, müssen wir dereinst der strengen Methode des berühmten Wo l f, des größten unter allen dogmatischenPhilosophen, folgen, der zuerst da.~ Beispiel gab, (und durch dies Beispiel de-r Urheber des bisher noch nicht erloschenen Geistes der Gründlichkeit in Deutschland wurde,) wie durch gesetzmäßige Feststellung der Prinzipien, deutliche Bestimmung der Begriffe, versuchte Strenge der Beweise, Verhütung kühner Sprünge in Folgerungen der sichere Gang einer Wissenschaft zu nehmen sei, der auch eben darvm eine 8olcl~e, als Metaphysik ist, in diesen Stand zu versetzen vorzüglich geschickt war, wenn es ihm 1) Grillo: "wodurch".
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S9 (B
Vorrede
beige/aUen wäre, durch Kritik deB Orgam, nämlich der reinen V M'mmft I Be1bBI. rich daa Feld, fJOf'Mr zu bereiten: ein Mangel, der mMlBowohli1am. als tnelmehr der dogmatiBchm Dmkungs. an SeifUIB ZeitaUers beizumessen iBt. und darilber die Phüosophm seiner sowohl. als aller f1Of'igm Zeilen einander mchIs fJOf'Zuwer/en habm. Diejenigen. welche seme Le1wan und doch zugleich atteh daa Ver/ahren der Kritik der reinen VerßUnft tJeJrWerfen. können mchts anderea im Sinne habm. als die Fesseln der Wissenschaft gar abzuwerfen. Arbeit in Spiel, 10 GewiIJheit Meinung und Philosophie in Philodozie zu t16I"Wandeln. WaB diese zweite Auflage betrifft. 80 habe ich. wie billig. die Gelegenheit derselbm nicht tlorbei laBsm wollen, um den Schwierigkeiten und der Dunkelheit BO tliel möglichI) abzuhelfm, woraus manche MifJdeutungen entsprungm Bein mögm, welche BcharfsimKgm Mänßem, tlieUeicht mcht ohne meine Schuld. in der Beurteilung diesea Buchs aufgeatoIJen sind. In den Sätzm selbst und ihrm Beweisgründen, imgZeichm der Form aowohl als der Vollständigkeit deB Plans, habe ich mchts W zu ändem gefunden.. welchea teils der langm PriJ,ftmfl, der ich sie unterworfen hatte, ehe ich er) dem P1J1JZikum vorlegte. teils der Beachaffenheit der Sache selbst. nämlich der N tJtur einer reinen BPekulatitlm Verwu.nft, beizumessm iBt. die einen wcilwm Gliederbau enthält. worin alles Organ iBt. nämlich alles um eifUIB willm und ein I jedes Einzelne um aller willm. mithin jede noch so kleine Gebrechlichkeit, sie Bei ein Fehler (Irrtum) oder Mangel, rich im Gebrauche unausbleibZic1a tlerraten muIJ. In dieaer Utwercinderlichkeit wird rich dieaea System. wie ich ho/fe. auch fernerhin behaupten. Nicht Eigendünkel. Bondem 80 bloIJ die EtJide1&I:. welche daa Ewperfmem der Gleichheit deB BesultatB. im Ausgange flOß den mindeatm Elernen.ten biB zum Gtmzm der reinen Vernunft. und im Rückgange t:am Ganzm (denn auch diesea iBt für sich durch die Endabsicht derselbm im Praktischen gegebm) zu jedem Teile bewirkt, indem der Versuch. auch nur den 1deimten Teil aba:uändem. sofort. Wider8'prüche. mMI bloIJ deB Sy8tem8. 8011dern der all. gemeinen M~nft herbeijilhrl. berechtigt miM zu
XXXVII)
m
nl'VIIl)
1) Kehrbach: "als möglich": Vorländer: "wie möglich". I) Erdmann: "sie"; Görland: "dieses Buch".
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diesem Vertrauen. Allein in der Dar.tellung i8t noch viel zu ,"n, und hierin habe ich mit die8er Auftage Vet'bes8erungen t1erBtAChl, welcÄ6 eeilB dem Mi/Jver8tfJhld6 der Ä8ehetik, vornehmlich dem im Begriffe der Zeit, eeilB der Dunkelheit der Deduktion der Ver.lcmdubegrille, eeilB dem tJef'meintUchen Mangel einer genüg.amen Evidenz in den BeweiBen der GrundBätze des reinen Vemaftdes, teils endUch der Mißdeutung der der raeionalen P.ychologie tJOf'gerückten Paralogismen abMlfen 80llen. Bis 'Met-her (fl6mlich nur biB zu Ende des er8ten H awpt.eückB der wanszen I dentalen Dialektik) und weiter nicht er8trecken sich meine Abänderungen der Dar.tellung8art""), weil
(B <XXXIX)
*) Eigentliche Vwmehnmg, aber doch nur in der Bewei8art. kl1nnte ich "Uf' die nennen, die ich durch eine neue Widerlegung des IJBYChologischm Ideali.mu., und einen .wengen (wie ich glallbe awch eiflZig möglichen) Bewei. von der objektiven Realitllt der 4u1eren .AtI8chavu?ig S. 2'/9 gemacht habe. Der Idealismus mag in .AftleI&Uf&g der wuentlichen Zwecke der Metaph'!J8ik für noch '0 UfIIJchMldig gehaUen werden. (dar er in der Tat nicht ist,) bleibe 6B immer ein Skandal der Philosophie und allgemeinen MenrchmtJemunft, dar DaBein der Dinge au1er uns (von denen wir doch de7t ganzen Stoff zu Erketlntni8Ben Betb.t für u7l8eren inneren Sin" her haben) blo1 auf Glauben annehmen zu mÜBBen, und, wenn f8 jemand ei?ifitllt e. zu bezweifeln. ihm keinen genugtuenden BeweiB entgegensteUen zu können. Weil,ich in den AUBdrücken des BeweiBes von der dritten Zeile biB zur 'eehrten einige Dunkelheit findet, so bitte ich diesen Periodl) umzuändern: "DieBes Beharrliche aber kann nicht eine An.chauung in mir sein. Denn alle Be,timmung,gründe meineB Dasein" die in mir angetroffen werden kannen, .ind Vor8tellungen, und bedurfen, als 8olche, selbst ein von ihnen unter.chiedenes Beharrliches. worauf in Beziehung der Wechsel der.elben. mithin mein Da.ein in der Zeit, darin sie wechseln. bestimmt werden könne." Man wird gegen die.en BeweiB verfl'l1dlich .agen: ich bin mir doch nur de8Sen, war in mir iBt, d. i. meiner Vor.tellung 4u1erer Dinge, unmittelbar bewuptj folglich bleibe immer noch U1la'l48gemacht, ob etwar ihr Korr6Bpondierendes au1er mir sei, oder nicht. Allein ich I bin mir meines Da- (B XL) Bein. in der Zeit (folglich auch der Be.timmbarkeit demlben in dieser) durch innere Erfahrung bewult, und die.e. ist
.0
.0
e.
1) Rosenkranz: "diesen Perioden"; Hartenstein: "diese Perioden"; Erdmann: "diese Periode". Kant, Kritik der reinen .VemlUlft.
S
34 (B XL)
Vorrede
I die Zeit zu kurz und mir in Anaehung des übrigen auch kein
Mißverstand scwhkundiger 1md unparteii I scher Prii,fer vorgekommen war, welche, auch ohne daß ich sie mit dem ihnen (B XLII) gebührenden Lobe nennen I darf, die Rücksicht, die ich auf ihre Erinnerungen genommen habe, schon von selbst an ihren Stellen antreffen werden, Mit dieser Verbesserung aber ist ein kleiner Verlust für den Leser verbunden, der nicht zu verhüten war, ohne das Buch gar zu voluminös zu mcwhen, nämlich, daß verschiedenes, was zwar nicht wesentlioh zur Vollständigkeit 10 des Ganzen gehört, manoher Leser aber doch ungern missen möchte, indem es sonat in ande1'er Absioht brauchbar sein kann, hat weggelassen oder abgekürzt vorgetragen werden mÜRsen. um meiner, wie ich hofte, 1'etzt faßlicheren Darstellung Platz zu machen, die im Grunde in Ansehung der Sätze und selbst ihrer Bewe1:sgTÜnde schleohterdings nichts 1!erändert, aber dOM in der (B XLI)
(B XLI)
mehr, als blof/ mich l ) meiner Vorstellung bewuf/t zu sein, doch aber einerlei mit dem empirischen Bewufltsein meines Daseins, welchp-B nur durch Beziehung auf etwas, was mit meiner Existenz verbunden, auf/er mir ist, bestimmbar ist. Dieses Bewuf/lsein meines Daseins in der Zeit ist also mit dem Bewuf/tsein eines Verhältnisses zu etwas auf/er mir identisch verbunden, und es ist also Erfahrung und nicht Erdichtung, Sinn und nicht Einbildungskraft, welches das Äuf/ere mit meinem inneren Sinn unzertrennlich verknüpft,. denn der äuflere Sinn ist schon an sich Beziehung der Anschauung auf etwas Wirkliches auf/er mir, und die Realität desselben, zum Unterschiede von der Einbildung, beruht nur darauf, daf/ er mit der inneren Erfahrung selbst, als die Bedingung der Möglichkeit derselben tmzertrennlich verbunden werde, welches hier geschieht. Wenn ich mit dem intellektuellen Bewuf/tsein meines Daseins, in der Vorstellung Ich bin, welche alle meine Urteile und Verstandeshandlungen begleitet, zugleich eine Bestimmung meines Daseins durch in tellektuelle A nsch auung verbinden könnte, so wäre zu derselben das Bewuf/tsein eines Verhältnisses zu etwas auf/er mir nicht notwendig gehörig, Nun aber jenes intellektuelle Bewuf/tsein zwar vorangeht, aber die innere Anschauung, in der mein Dasein allein bestimmt werden kann, sinnlich und an Zeitbedingung gebunden ist, diese Bestimmung aber, mithin die innere Erfahrung selbst, von etwas Beha'frlichem, welches in mir nicht ist, folglich nur in etwas aufler I mir, wogegen ich mich in Relation betrachten mUf/, abltängt: so ist die Realität des 1) Hartenstein: "mir".
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Methode des Vortrags hin und wieder so von der vorigen abgeht, daß sie durch Einschaltungen sich nicht bewerkstelligen ließ. Dieser kleine Verlust, der ohnedem, nach iedes Belieben, durch Vergleichung mit der e1'sten Auflage ersetzt werden kann. wird durch die größere Faßlichkeit, wie ich hoffe, 'Überwiegend ersetzt, lch habe in verschiedenen öffentlichen Schriften (teils bei Gelegenheit der Rezension mancher Bücher, teils in besonderen Abhandlungen) mit dankbarem Vergnügen wahrgenommen, daß der Geist der Gründlichkeit in Deutschland nicht erstorben, sondern nur durch den Modeton einer geniemäßigen 10 Frei I heit im Denken auf kurze Zeit 'Überschrieen worden, (B XLIII) und daß die dornigen Pfade der Kritik, die zu einer schulgerechten, aber als solche allein dauerhaften und daher höchst. notwendigen Wissenschaft der reinen Vernunft führen, mutige und helle Köpfe nicht gehindert haben, sich derselben zu äufleren Sinnes mit der des inneren, zur Möglichkeit einer Erfahrung überhaupt, notwendig verbunden: d. i. ich bin mir eben so siclter bewuflt, dafl es Dinge aufler mir gebe, die sich auf meinen Sinn beziehen, als ich mir bewujlt bin, dajl ich selbst in der Zeit bestimmt existiere. Welchen gegebenen Anschauungen nun aber wirklich Objekte aujler mir korrespondie'ren, und die also zum äufleren Sinne gehören, welchem sie und nicht der Einbildungskraft Z'Uzu8chreibe11 sind, mufl nach den Regeln, nach welchen Erfahrung überhaupt (selbst innere) von Einbildung unterschieden wird, in jedem besonderen Falle ausgemacht werden, u'obei der Satz: dafl es wirklich äujlere Erfahrung gebe, immer zum Grunde liegt. Man kann hiezu noch die Anmerkung fügen: die Vorstelllmg '1:on etwas Beharrlichem im Dasein ist nicht einerlei mit der beharrlichen Vorstellung; denn diesel) kann sekr wandelbar und wechselnd sein, wie alle mIsere ttnd selbst die Vorstellungen der Materie, und bezieht sich doch auf etwas Beharrliches, welches also ein von allen meinen Vorstellungen unterschiedenes und äufleres Ding sein mujl, dessen Existenz in der Bestimmung meines eigenen Daseins notwendig mit eingeschlossen wird, und mit derselben nur eine einzige Erfahrung ausmacht, die nicht einmal innel'lich stattfinden würde, wenn sie nicht (zum Teil) zugleich äujlerlich wäre. Das Wie? läßt sich hier ebensowenig weiter erklären, als wie wir überhaupt das Stehende in der Zeit denken, dessen Zugleichsein mit dem Wechselnden den Begriff der Veränderung hervorbringt. 1) Wille: "jene"; Erdmann: = "die Vorstellung von etwas Beharrlichem". 3*
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(B
Vorrede zur zweiten Auflage
bemeistern. DieBen verdienten Männem, die mit df!/l' GrihId· lichk6it df!/I' Einsicht noch das Talent einer lichtvollen DM· stellung (dessen ich mir eben nicht bewußt bin) so glücklich verbinden, trof!/l'lasBe ich meine in Ansehung df!/I' letzteren hin u1ld wiedf!/l' etwa noch mangelhafte Bearbeitung zu txJUenden,. denn wid.(!jf'legt zu werden ist in di68em Falle keine Gefahir, wohl aber nicht Vf!/l'standen zu wf!/l'den. Meinerseits kann ich mich auf Streitigkeiten von nun an nicht einlassen, ob ich ZWM auf aUe Winke, 68 sei von Freu1lden odf!II' Gegnern, sorgfältig achten 10 werde, um sie in df!/l' künftigen AusjijJwung des Systems cUe8f!II' Propädeutik gemäß zu benutzen. Da ich währe1ld M68f!/1' Arbeiten schon ziemlich tief ins Altf!/l' fortgrickt bin (in di68em Monat ins mcrundBechzigste JaJw,) so muß ich, wenn ich meinen Plan, die MetOlphysik der Natur sowohl als df!/I' Sitten, als Bestätigung der R~chtigkeit df!/l' Kritik df!/I' spekulativen sowohl als praktischen V f!/I'nunft, zu lieff!/l'n, ausführen will, mit df!/I' Zeit spMsam vf!/I'faJwen, u1ld die AUfhellung sowohl XLIV) df!/l' in di68em W f!/I' I ke anfangs kaum tJf!II'meidlichen Dunkelheilen, als die V f!/I'teidigung d68 Ganzen von den tJf!II'diemen 20 Männem, di-e 68 sich z1l eigen gemacht haben, 6'f'WMten. An einzelnenStellen läßt 8ich jedf!/l' philosophische Vortrag zwacken, (denn f!/I' kann nicht so gepanzert auftreten, als df!/I' mathematische,) indessen, daß doch df!/I' Gliedf!/l'bau des System8, als EinhP.it betrachtet, dabei nicht die mindeste GefaJw läuft, zu dessen Obf!/l'sicht, wenn es neu ist, nur wenige die Gewa1ldtheit des Geist68, noch wenigere abf!/l', weil ihnen alle Neuerung ungelegen kommt, Lust beBitzen. Auch scheiooMe Widf!/I'sprüche lassen sich, Wenn man einzelne Stellen, aus ihrem Zusammenhange gerissen, gegeneina1ldf!/l' vergleicht, in jedf!/l', 80 vornehmlich als freie Rede fortge1~e1lden Schrift ausklauben, die in den Augen dessen, df!/I' sich auf fremde Beurteilung vf!/I'läßt, ein nachteilig68 Licht auf dieBe wf!/l'fen, demjenigen abf!/l', df!/I' sich. der Idee im Ganzen bemächtigt hat, sehr leicht auf· zulösen si1ld. Indessen, wenn eins Theorie in sich B68ta1ld hat, so dienen Wirkung u1ld Gegenwirkung, die ihr anfänglich. große Gefahir drohten, mit der Zeit nur dazu, um ihre Unebenheiten abzuschleifen, u1ld wenn Bich Männf!/I' von U1lIPQIf't6üichkeit, Einsicht u1ld wahirf!/l' Popularität damit beschäftigen, ihr in kurzf!/l' Zeit auch die f!/I'forderlieke Eleganz zu WJrBchaffen, 40 Königsberg, im Aprilmonat 1787.
(.A.XXIU) seUe')
Einleitung . . . . . . . . . . . I. Transzendenf4/e Elementar/ekre
1
17 ErBter Teil. Transzendentale .Äathetik 19 1. Abschnitt. Vom Raume . . . . 22 2. Abschnitt. Von der Zeit 30 Zweiter Teil. Transzendentale Logik 50 1. Abteilung. Transzendentale Analytik in zwei Büchern und deren verschiedenen Hauptstücken und Abschnitten. . . . . . . . . . . . 64 2. Abteilung. Transzendentale Dialektik in zwei Büchern und deren verschiedenen Hauptst'ÜCken und Abschnitten. . . • . . . . . . . . 293
1/. Transzendentale MethodenleItre . . . . . . . . 1. Hauptstilck. Die Disziplin der reinen Vernunft 2. Hauptstück. Der Kanon der reinen Vernunft • 3. Hauptstück. Die Architektonik der reinen Vernunft 4. Hauptstück. Die Geschichte der reinen Vernunft 1) Dieses Inhaltsverzeichnis befindet sich nur in A. ') Die Seitenzahlen sind die der ersten Ausgabe (A).
105 (.A. XXIV) 708 795 832 852
(A 1)
I Einleitung [nach Ausgabe A]
I. Idee der Transzendental-Philosophie Erfahrung iBt ohne Zweifel das erste Produkt. welches unser Verstand hervorbringt, indem er den rohen Stoff sinnlicher Empfindungen bearbeitet. Sie ist eben dadurch die erste Belehrung und im Fortgange so unerschöpflich an neu,em Unterricht, daß das zusammengekeUete Leben aller künftigen Zeugungen an neuen Kenntnissen. die auf diesem Boden 10 gesammelt werden können. niemals Mangel haben wird. Gleichwohl ist sie bei weitem nicht das einzige Feld. darin sich unser Verstand einschränken läßt. Sie sagt uns ZWar, was da sei, aber nicht, daß es notwendigerweise, so und nicht anders, sein müsse. Eben darum gibt sie uns auch keine wahre All· gemeinheit, und die Vernunft, welche nach dieser Art von (A 2) Erkenntnissen so begiet'ig ist, I wird durch sie mehr gereizt, als befriedigt. Solche allgemeine Erkenntnisse nun, die zugleich den O1MJJrakter der innern Notwendigkeit haben, müssen, von der Erfahrung unabhängig, Vor sich selbst klat' und gewiß sein; 20 man nennt sie daher Erkenntnisse apriori: da im Gegenteil das, was lediglich von der Erfahrung erborgt ist, wie man sich ausdrückt, nur aposteriori, oder empirisch erkannt wird. Nun zeigt es sich, welches überaus merkwürdig ist, daß selbst unter unsere Erfahrungen sich Erkenntnisse mengen, die ihren Ut'SPt'ung apriori haben müssen und die vieUeicht nur dazu dienen, um unsern Vorstellungen der Sinne Zusammen· hang zu verschaffen. Denn wenn man aus den et'steren auch alles wegschafft, Was den Sinnen angehört, so bleiben dennoch gewisse urspt'Üngliche Begriffe und aus ihnen erzeugte Ut'teile 30 übrig, die gänzlich apriori, unabhängig von der Erfalvrung entstanden sein müssen, weil sie ma,chen, daß man von den Gegenständen, die den Sinnen erscheinen, mehr sagen kann.
I Einleitung
(B 1)
[nach Ausgabe B]
I. Von dem Unterschiede der reinen und empirischen
Erkenntnis Daß alle unsere Erkenntnis mü der Erfa1llrung anlange, daran ist gar kein Zweifel; denn wodurch sollte das Erkenntnisvermögen sonst zur A tlSübung erweclet werden, geschähe es nicht durch Gegenstände, die unsere Sinne rühren und teüs von selbst Vorstellungen bewirken, teils unsere V er,~tandes· tätigkeit l ) in Bewegung bringen, diese zu vergleichen, sie zu 10 verknüpfen oder zu trennen, und so den rohen Stoff sinnlicher Eindrücke zu et~ne.r Erkenntnis der Gegenstände zu verarbeiten, die Er/alvrung heißt? Der Zeit nach geht also keine Erkenntnis in uns vor der Erfa1llrung vorher, und mit dieser fängt alle an. Wenn aber gleich alle unsere Erkenntnis mit der Erfa1llrung anhebt, so entspringt sie darum doch nicht eben alle. aus de?' Erfahrung. Denn es könnte wohl sein, daß selbst unsere Erfalvrungserkenntnis ein Zusammenge.setztes aus dem sei, was wir durch Eindrücke empfangen, und dem, was unser eigenes Erkenntnisvermögen (durch sinnliche Eindrücke bloß veran- 20 laßt) ans sich selbst hergibt, welchen Zusatz wir von ienem I Grundstoffe nicht eher unterscheiden, als bis lange tJbung uns (B 2) darauf aufmerksam und zur Absonderung desselben geschickt gema.cht hat. Es ist also wenigstens eine der näheren Untersuchung noch benötigte und nicht auf den ersten Anschein sogleich abzufertigende Frage: ob es ein dergleichen von der ErfahlT'ung und selbst von allen Eindrücken der Sinne unabhängiges Erkenntnis gebe. Man nennt solche Erkenntnisse apriori, und unter1) Die fünfte Originalausgabe: "Verstandesfähigkeit".
39
Einleitung [nach Ausgabe Al
zu Wmam glaub', alB bloße Efofalwung B~ walwe AUg~ UM menge NoIwent1Ägkeil eNhalIen, dergleichen dU bloß empirilche Ef'~ mchI Ziefern kann.
wenig8I6N
le1wen
68 8agBn
tDÜrtle, Uf&d
dGß
Einleitung [nach Ausgabe B]
39.
BchsidelsietlondenempiriBchen,dHihreQuellmGf'OBteriori, fldmUch in der JJJrIG1wtmg, habm. JeMI'.A~ iß MadeNen noch mMI be.mmml gem.t9, um den gGMeft sm.., der tIOrgeleg#eft Frage tmgeme&9en, zu b ~ . Deftft mGft pfHgI V10hl VOR mGtaMer CJUlJJJrIG1wtmgBqueUeta Gbgeleileleft JJJr~ zu MJgen, dG/J w wer G prioN fiiMg oder 1ei11tGfti,g Bind, tMZ w sie mMI tmmNlelbM CJUI der JJJrIG1wtmg, 80ftIlem CJUI einer ~ BegtJ, dH w gl6ic1wJoltl nlbBl tMJch CJUI der JJJrfG1wtmg eNle1mI Mben, ableiIeft. & 8tJgI mGft VOR iemtJnd, der dtJB Ft.mtIameraI BeiMB 10 HaUHII~: er J:onnIe U G prioNl) tDiuen, d4P U ein1aJJ,e,. 'IDiWe, d. i. er durfte mMI GUf dH JJJrlalwtmg, d4P U wli&h einliek, tI1Gf'Ieft. .Allein gt'JtliUch a prioN 1:omate er diesu doch GuM nicAI WB.. Deftft d4P dH KiJrper 8C1wJer BiM, ufId daher, tDeM ih... dH 8ti#ze entzogen tNd, 1aUtm. mu/J1e ihm doch zuvor durch JJJrfalwtmg bd:afMII ~. Wir ~ alao im Verfolg tmIer JJJr~fJft G twiori mcM dclte ~ dH VOR dieser oder ieMl'. I 80ftIlem dH (B 8)
tJller JJJrlaArufl{/ uMbMflgig 8IG#tmdtm. l1men .md empWüche JJJr~e, oder aolche, dH nUf' 20 a f'OBteriori, d. i. durch JJJrfG1wtmg, m4gZiM BiM, erlIgegengu". Von den JJJrkennmiuenl ) G priori hei/Jm aber dH imigm reift, denen gM nichIB Em~ beigemiacAl.... 80 ia' z. B. der 8=: eine iede Verdndertmg Aal ihre Ursache, em 8a1Z G twiori, allein nicAI reift, fDfJÜ VeräfIdert.mg ein Begri/l· iß, der nur aus der ErfalwtmtJ gaogm werden kcmn. ~fl{/. VOR
11. Wir sind im Besitze gewisser Er:kenntnisse apriori, und selbst der gemeine Verstand') ist niemals ohne solehe E. kommI hier Gul em Merkmal Gn, woran W BiMer ein 80 reiMB Erlcennmül vom empWüMen tmIer.~ kön"en. ErlalwtmtJ Zehre tm8 Z'WGf', dG/J etuJaB 80 oder 80 buMaften m, aber mMI, dG/J u mcM CIt'Ider. Bem bnme. Pifldel ftch also 1) Die fünfte Originalausgabe: "a posteriori" I) Erdmann: "Erfahrungen".
'\ Die fünfte Originalausgabe: "Stand".
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Einleitung (nach Ausgabe A]
Einleitung [nach Ausgabe B]
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erstlich ein Satz, der zugleich mit seine? Notwendigkeit gedacht wird, so ist er ein Urteil a priori,' ist er iiberdem auch von keinem abgeleitet, als der selbst l ) wiederum als ein notwendiger Satz gültig ist, /JO ist er schlechterdings apriori. Zweitens: Erfahrung gibt niemals ihren Urteilen wahre oder strenge, sondern nur angenommene und komparative A Hgemeinheit (durch Induktion), so daß es eigentlich heißen muß: somel wir bisher wahrge I nommen haben, findet sich von dieser oder iener Regel keine Ausnahme. Wird also ein Urteil in strenger Allgemeinheit geda.cht, d. i. so, daß gar keine Ausnahme als möglich verstattet wird, so ist es nicht von der Erfahrung abgeleitet, sondern schlechterdings apriori gültig. Die empirische Allgemeinheit ist also nur eine willkürliche Steigerung der Gültigkeit. von der, welche in den meisten Fällen, zu de1', die in allen gilt, wie z. B. in dem Satze: alle Körper sind schwer; wo dagegen strenge 4llgemeinheit zu einetn Urteile wesentlich gehört, da zeigt diese auf einen besonderen Erkenntnisqttell desselben, nämlich ein Vermögen des Erkenntnisses apriori. Notwendigkeit und strenge Allgemeinheit sind also sichere Kennzeichen einer Erkenntnis apriori, und gehören auch unzertrennlich zueinander. Weil es aber im Gebrauche derselben bisweilen leichter ist, die empirische Beschränktheit derselben 2 ), als die Zufälligkeit in den Urteilens ), oder es auch manchmal einleuchtender ist, die unbe.9chränkte Allgemeinheit, die wir einem Urteile beilegen, als die Notwendigkeit desselben zu zeigen, so ist es ratsam, sich gedachter beider Kriterien, deren iedes für sich unfehlbar ist, ahgesondert zu bedienen. Daß es nun dergleichen notwendige und im strengsten Sinne allgemeine, mithin reine Urteile Cl priori, im menschlichen Erkenntnis wirklich gebe, ist le1:cht zu zeigen. Will man ein Beispiel aus Wissenschaften, so darf man nur auf alle Sätze der Mathematik hinatt8sehen; will man ein solche.s aus dem 1) Erdmann: usw. "nämlich einem solchen, der selbst". 2) Görland: "derselben . . . derselben", auf das nachfolgende "Urteile" zu beziehen; Goldschmidt streicht das zweite " derselben". 8) Vaihinger: "die Zufälligkeit in den Urteilen als die empirische Beschränktheit derselben".
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Einleitung [nach Ausgabe
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gemftnslen Ver Istandesgebrauohe, so kann der Satz, daß alle (B 1) VriraMrung ane U"sache haben mÜ88e, dazu dienen: ja in dem letzIeren tmtMU selbs' der Begriff einer U"sache so offmbar den B6fJriff einer N~keU der Verknüpfung mü einer Wirhng uM einer sfrengen AUgemeinheit der Regel, daß er ~ fJ6f'lorengehen 'WÜrde, wenn man ihn, wie Rume tat, oon einer iJ/W'n BeigeseUung dessen, was geschieht, mit dem, was fHJ'rhergeht, und einer dMaus entBpringmden GewohnMit, (mithin bloß B1Jbiektit'en Notwendigkeü,) Vorstellungen zu fJ6f'lmüpfen. ahleüen wollte. Auch könnte man, ohne der· 10 gkichen Beispiek zum Beweise der WirklichkeU reiner Grund. BCitu CI priori in unserem Erkenntnisse zu bedürfen, dies8f' ihre Unentb.~zur MögUchkei' der Erfahtrung selbst, mithin apriori cIarltm. DennWo wollte selbst Erfahrung ihre Gewißheit ~ wenn tJlle Regeln, nach denen sie fortgeht, immer wieder em-pirisch, mühin zufällig wären; dah8f' mcm diese lIChwerUch für eme GrundBCitu gellen 1GBsen kann. AUein hier können wir uns damü begn'Ügen, den reinen Gebrauch unseres JCtok~iJgens als TaI8ache samt den Kennzeichen deRselben GargelegI zu haben. Ab8f' nicht bloß in Urteilen, 20 sondern selbst in Begriffen zeigl sich ein Ursprung amger derselben a priori. Lasset f10R eurem ErfahrungBbegn,ffe eines KiJ"pers GlleB, WGB daran empirisch ist, nach und. nach weg: die Fa.rbe, die Härte oder Weiche, die SchW8f'e, selbst!) die UndurchdringliehkeU, 80 bleib' doch der Raum übrig, den 8f' (welch8f' nun ganz wrschWltnden ist) einnahm, uM den I (B 6) könt'lt ihr nicht weglGBBen. Ebenso, wenn ihr tIOfl eurem empiri. sehen Begriffe eines jeden, körperlichen oder nicht körp8f'lichen, Ob;ektB alle Eigenschaften weglaßt, die euch die Erfahrung lehrt,· 80 kclnnt ihr ihm doch nicht diejenige nehmen, dadurch 30 ihr es als Substanz oder einer Substanz anhängend denkt, (obgleich dieser Begriff mehr Bestimmung entMJ." als der eines Objekls überhaup,). Ihr müß, also, überführt dwrch die N otwmdigkeü, womü sich dieser Begriff euch cau/dringl, geslehen, daß er in eurem ErkenntniswrmiJgen apriori seinen Süz habe. 1) "selbst" fehlt in der vierten Originalausgabe.
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Einleitung [nach Ausgabe A]
vVas aber noch weit mehr sagen will ist dieses, daß gewisse Erkenntnisse sogar das Feld aller mög(A 3) lichen Erlfahrungen verlassen, und durch Begriffe, denen überall kein entsprechender Gegenstand in der Erfahrung gegeben werden kann, den Umfang unserer Urteile über alle Grenzen derselben zu erweitern den Anschein haben. D nd gerade in diesen letzteren Erkenntnissen, welche über die Sinnenwelt hinausgehen, wo Erfahrung gar 10 keinen Leitfaden noch Berichtigung geben kann, liegen die Nachforschungen unserer Vernunft, die wir der Wichtigkeit nach für weit vorzüglicher, und ihre Endabsicht für viel erhabener halten, als alles, was der Verstand im Felde der Erscheinungen lernen kann, wobei wir, sogar auf die Gefahr zu irren, eher alles wagen, als daß wir so angelegene 1) Untersuchungen aus irgendeinem Grunde der Bedenklichkeit, oder aus Geringschätzung und Gleichgültigkeit aufgeben sollten.
Nun scheint es zwar natürlich, daß, sobald man den 20 Boden der Erfahrung verlassen hat, man doch nicht mit Erkenntnissen, die man besitzt, ohne zu wissen woher, und auf den Kredit der Grundsätze, deren Ursprung man nicht kennt, sofort ein Gebäude errichten werde, ohne der Grundlegung desselben durch sorgfältige Untersuchungen vorher versichert zu sein, I) Grillo: "angelegentliche".
Einleitung [nach Ausgabe B]
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IIf. Die Phüosophie bedarf einer Wissenschaft, welche die Möglichkeit, die Prinzipien und den Umfang aller Erkenntnisse apriori bestimme Was noch weit mehr sagen will als alles vorige, ist dieses, daß gewisse Erkenntnisse sogar das Feld aller möglichen Erfahrungen verlassen, und durch Begriffe, denen überall kein entsprechender Gegenstand in der Erfahrung gegeben werden kann, den Umfang unserer Urteile über alle Grenzen derselben zu erweitern den Anschein haben. Und gerade in diesen letzteren Erkenntnissen, welche über die Sinnenwelt hinausgehen, wo Erfahrung gar keinen Leitfaden, noch Berichtigung geben kann, liegen die Nachforschungen unserer Vernunft, die wir, der I Wichtigkeit nach, für weit vorzüglicher, und ihre Endabsicht für viel erhabener halten, als alles, was der Verstand im F~lde der Erscheinungen lernen kann, wobei wir, sogar auf die Gefahr zu irren, eher alles wagen, als daß wir so angelegene l ) Untersuchungen aus irgendeinem Grunde der Bedenklichkeit, oder aus Geringschätzung und Gleichgültigkeit aufgeben sollten. Diese unvermeidlichen Aufgaben der reinen Vernunft 8elb8t sind Gott, Freiheit und Un8terblichkeit. Die Wi88enschaft aber, deren Endabsicht mit allen ihren Zurüstungen eigentlich nttr auf die A uflö8ung der8elben gerichtet ist, heißt Metaphysik, deren Verfahren im Anfange dogmatisch ist, d. i. ohne vorhergehende Prüfung des Vermögens oder Unvermögens der Vernunft zu einer so großen Unternehmung zuver8ichtlich die Ausführung übl7mimmt 2 ). Nun scheint es zwar natürlich, daß, sobald man den Boden der Erfahrung verlassen hat, man doch nicht mit Erkenntnissen, die man besitzt, ohne zu wissen woher, und auf den Kredit der Grundsätze, deren Ursprung man nicht kennt, sofort ein Gebäude errichten werde, ohne der Grundlegung desselben durch sorgfältige Untersuchungen vorher versichert zu sein, 1) Grillo: "angelegentliche". I) "Diese ... übernimmt" fehlt bei Rosenkranz.
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daß man also die Frage vorlängst werde aufgeworfen haben, wie denn der Verstand zu allen diesen Erkenntnissen apriori kommen könne, und welchen (A 4) Umfang, Gültigkeit und Wert sie haben mögen. I In der Tat ist auch nichts natürlicher, wenn man unter diesem Wort das versteht, was billiger- und vernünftigerweise geschehen sollte; versteht man aber darunter das, was gewöhnlichermaßen geschieht, so ist hinwiederum nichts natürlicher und begreiflicher, als daß 10 diese Untersuchung lange Zeit unterbleiben mußte. Denn ein Teil dieser Erkenntnisse, die mathematischen, ist im alten Besitze der Zuverlässigkeit, und gibt dadurch eine günstige Erwartung auch für andere, ob diese gleich von ganz verschiedener Natur sein mögen. überdem, wenn man über den Kreis der Erfahrung hinaus ist, so ist man sicher, durch Erfahrung nicht widersprochen zu werden. Der Reiz, seine Erkenntnisse zu erweitern, ist so groß, daß man nur durch einen klaren Widerspruch, auf den man stößt, in seinem Fortschritte 20 aufgehalten werden kann. Dieser aber kann vermieden werden, wenn man seine Erdichtungen behutsam macht, ohne daß sie deswegen weniger E'tdichtungen bleiben. Die Mathematik gibt uns ein glänzendes Beispiel, wie weit wir es unabhängig von der Erfahrung in der Erkenntnis apriori bringen können. Nun beschäftigt sie sich zwar mit Gegenständen und Erkenntnissen, bloß so weit als sich solche in der Anschauung darstellen lassen. Aber dieser Umstand wird leicht übersehen, weil gedachte Anschauung selbst apriori gegeben 30 werden kann, mithin von einem bloßen reinen Begriff kaum unterschieden wird. Durch einen solchen Be(A ö) weis von der Mac::ht der Vernunft auflgemuntert, sieht der Trieb zur Erweiterung keine Grenzen. Die leichte Taube, indem sie im freien Fluge die Luft teilt, deren Widerstand sie fühlt, könnte die Vorstellung fassen, daß es ihr im luftleeren Raum noch viel besser gelingen werde. Ebenso verließ :l>lato die Sinnenwelt, weil sie dem Verstande so vielfältige Hindernisse legt, und wagte sich jenseit derselben auf den Flügeln der Ideen, in 40 den leeren Raum des reinen Verstandes. Er bemerkte
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Einleitung [nach Ausgabe B]
daß man also vielmehr die Frage vorlängst werde aufgeworfen haben, wie denn der Verstand zu allen diesen Erkenntnissen apriori kommen könne, und welchen Umfang, Gültigkeit und Wert sie haben mögen. In der Tat ist auch nichts natürlicher, wenn man unter dem Worte flatiirlich das versteht, was billiger- und vemünftigerweise geschehen I sollte; versteht man aber darun· (B 8) ter das, was gewöhnlichermaßen geschieht, so ist hin· wiederum nichts natürlicher und begreiflicher, als daß diese Untersuchung lange unterbleiben mußte. Denn 10 ein Teil dieser Erkenntnisse, al8 die mathematischen, ist im alten Besitze der Zuverlässigkeit, und gibt dadurch eine günstige Erwartung auch für andere, ob diese gleich von ganz verschiedener Natur sein mögen. Oberdem, wenn man über den Kreis der Erfahrung hinaus ist, so ist man sicher, durch Erfahrung nicht widerlegt zu werden. Der Reiz, seine Erkenntnisse zu erweitem, ist so groß, daß man nur durch einen klaren Widerspruch, auf den man stößt, in seinem Fortschritte aufgehalten werden kann. Dieser aber kann vermieden 20 werden, wenn man seine Erdichtungen nur behutsam macht, ohne daß sie deswegen weniger Erdichtungen bleiben. Die Mathematik gibt uns ein glänzendes Beispiel, wie weit wir es, unabhängig von der Erfahrung, in der Erkenntnis apriori bringen können. Nun beschäftigt sie sich zwar mit Gegenständen und Erkenntnissen bloß so weit, als sich solche in der Anschauung darstellen lassen. Aber dieser Umstand wird leicht übersehen, weil gedachte Anschauung selbst apriori gegeben werden kann, mithin von einem bloßen reinen 80 Begriff kaum unterschieden wird. Durch einen solchen Beweis von der Macht der Vemunft eingenommen, sieht der Trieb zur Erweiterung keine Grenzen. Die leichte Taube, indem sie im freien Fluge die Luft teilt, deren Widerstand sie fühlt, könnte die Vorstellung fassen, daß es ihr im luftleeren Raum noch viel I besser ge- (B 9) lingen werde. Ebenso verließ Plato die Sinnenwelt, weil sie dem Verstande so enge Schranken Betd, und wagte sich jenseit derselben, auf den Flügeln der Ideen, in den leeren Raum des reinen Verstandes. Er bemerkte «) KaDt, Kritik der
m- Vonlllllft.
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nicht, daß er durch seine Bemühungen keinen Weg gewönne, denn er hatte keinen Widerhalt, gleichsam zur Unterlage, worauf er sich steifen, und woran er seine Kräfte anwenden konnte, um den Verstand von der Stelle zu bringen. Es ist aber ein gewöhnliches Schicksal der menschlichen Vernunft in der Spekulation ihr Gebäude so früh, wie möglich, fertigzumachen, und hintennach allererst zu untersuchen, ob auch der Grund dazu gut gelegt sei. Alsdann aber werden allerlei Be10 schönigungen herbeigesucht, um uns wegen dessen Tüchtigkeit· zu trösten, oder eine solche späte und gefährliche Prüfung abzuweisen. Was uns aber während dem Bauen 1) von aller Besorgnis und Verdacht freihält, undmit scheinbarer Gründlichkeit schmeichelt, ist dieses. Ein großer Teil, und vielleicht der größte, von dem Geschäfte unserer Vernunft besteht in Zergliederungen der Begriffe, die wir schon von Gegenständen haben. Dieses liefert uns eine Menge von Erkenntnissen, die, ob sie gleich nichts weiter als Aufklärungen oder Er(A 6) läuterungen desjenigen I sind, was in unsern Begriffen, (wiewohl noch auf verworrene Art) schon gedacht worden, doch wenigstens der Form nach neuen Einsichten gleich geschätzt werden, wiewohl sie der Materie oder dem Inhalte nach die Begriffe, die wir haben, nicht erweitern, sondern nur auseinander setzen. Da dieses Verfahren nun eine wirkliche Erkenntnis apriori gibt, die einen sichern und nützlichen Fortgang hat, so erschleicht die Vernunft, ohne es selbst zu merken, unter dieser Vorspiegelung Behauptungen von ganz 30 anderer Art, wo die Vernunft zu 2) gegebenen Begriffen apriori ganz fremde hinzutut, ohne daß man weiß, wie sie dazu gelange, und ohne sich diese Frage auch nur in die Gedanken kommen zu lassen. Ich will daher gleich anfangs von dem Unterschiede dieser zweifachen Erkenntnisart handeln.
I) Valentiner: "des Bauens". I) Grillo: "wo sie zu".
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Einleitung [nach Ausgabe B]
nicht, daß er durch seine Bemühungen keinen Weg gewönne, denn er hatte kein~n Widerhalt, gleichsam zur Unterlage, worauf er sich steifen, und woran er seine Kräfte anwenden konnte, um den Verstand von der Stelle zu bringen. Es ist aber ein gewöhnliches Schicksal der menschlichen Vernunft in der Spekulation, ihr Gebäude so früh, wie möglich, fertigzumachen, und hintennach allererst zu untersuchen, ob auch der Grund dazu gut gelegt sei. Alsdann aber werden allerlei Beschönigungen herbeigesucht, um uns wegen dessen 10 Tüchtigkeit zu trösten, oder auch eine solche späte und gefährliche Prüfung lieber gar abzuweisen. Was uns aber während dem Bauen 1) von aller Besorgnis und Verdacht frei hält, und mit scheinbarer Gründlichkeit schmeichelt, ist dieses. Ein großer Teil, und vielleicht der größte, von dem Geschäfte unserer Vernunft, besteht in Zergliederungen 2) der Begriffe, die wir schon von Gegenständen haben. Dieses liefert uns eine Menge von Erkenntnissen, die, ob sie gleich nichts weiter als Aufklärungen oder Erläuterungen desjenigen sind, was 20 in unsern Begriffen (wiewohl noch auf verworrene Art schon gedacht worden, doch wenigstens der Form nach neuen Einsichten gleich geschätzt werden, wiewohl sie der Materie, oder dem Inhalte nach die Begriffe, die wir haben, nicht erweitern, sondern nur auseinander setzen. I Da dieses Verfahren nun eine wirkliche Er- (B 10) kenntnis apriori gibt, die einen sichern und nützlichen Fortgang hat, so erschleicht die Vernunft, ohne es selbst zu merken, unter dieser Vorspiegelung Behauptungen von ganz anderer Art, wo die Vernunft zu~) gegebenen 30 Begriffen ganz fremde und zwar 'a priori hinzutut, ohpe daß man weiß, wie sie dazu gelange, und ohne sich eine solche Frage auch nur in die Gedanken kommen zu lassen. Ich will daher gleich anfangs von dem Unterschiede dieser zweifachen Erkenntnisart handeln, 1) Valentiner: "des Bauens". B) Die fünfte Originalausgabe: "Zergliederung". I) Grillo: "wo sie zu".
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Von dem Unterschiede analytischer und synthetischer Urteile In allen Urteilen, worinnen das Verhältnis eines Subjekts zum Prädikat gedacht wird, (wenn ich nur die bejahenden erwäge: denn auf die verneinenden ist die Anwendung leicht) ist dieses Verhältnis auf zweierlei Art möglich. Entweder das Prädikat B gehört zum Subjekt AI) als etwas, was in diesem Begriffe A (versteckterweise) enthalten ist; oder B liegt ganz außer dem Begriff A, ob es zwar mit demselben in Verlmüpfung steht. Im ersten Fall nenne ich das Urteil analytisch, im anaern syntheltisch. Analytische Urteile (die bejahenden) sind also diejenigen, in welchen die Verlmüpfung des Prädikats mit dem Subjekt durch Identität, diejenigen aber, in denen diese Verlmüpfung ohne Identi~t gedacht wird, sollen synthetische Urteile heißen. Die ersteren könnte man auch Erläuterungs-, die anderet1 Erweiterungs-Urteile heißen, weil jene durch das Prädikat nichts zum Begriff des Subjekts hinzutun, sondern diesen nur durch Zergliederung in seine Teilbegriffe zerfällen, die in selbigenlI) schon, (ob8c1um verworren) gedacht waren: dahingegen die letzteren zu dem Begriffe des Subjekts ein Prädikat hinzutun, welches in jenem gar nicht gedacht war, und durch keine Zergliederung desselben hätte können herausgezogen werden, z. B. wenn ich sage: alle Körper sind ausgedehnt, so ist dies ein analytisch S) Urteil. Denn ich darf nicht aus dem Begriffe, den ich mit dem Wort Körper verbinde, hinausgehen, um die Ausdehnung als mit demselben .verknüpft zu finden, sondern jenen Begriff nur zergliedern, d. i. des Mannigfaltigen, welches ich jederzeit in ihm denke, nur bewußt werden, um dieses Prädikat darin anzutreffen; es ist also ein analytisches Urteil. Dagegen, wenn ich sage: alle Körper 1) Die vierte Originalausgabe: "B". I) Hartenstein: "selbigem". ') Die vierte Originalausgabe: "analytisches".
Einleitung [nach Ausgabe B]
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IV.t} Von dem Unterschiede anal7Ü8ohw und 8)'Jlthetischer Urteile In allen Urteilen, worinnen das Verhältnis eines Subjekts zum Prädikat gedacht wird, (wenn ich nur die bejahenden erwäge, denn auf die vemeinenden ist nachher die Anwendung leicht,) ist dieses Verhältnis auf zweierlei Art möglich. Entweder das Prädikat B gehört zum Subjekt All} als etwas, was in diesem Begriffe A (versteckterweise) enthalten ist; oder B liegt ganz außer dem Begriff A, ob es zwar mit demselben in Verknüpfung steht. Im ersten Fall nenne ich das Urteil analytisch, in dem andern synthetisch. Analytische Urteile (die bejahenden) sind also diejenigen, in welchen die Verknüpfung des Prädikats mit dem Subjekt durch Identität, diejenigen aber, in denen diese Verknüpfung ohne Identität gedacht wird, sollen synthetische Urteile I heißen. Die ersteren könnte man auch Erläuterungs-, die andem Erweiterungs-Urteile heißen, weil jene durch das Prädikat nichts zum Begriff des Subjekts hinzutun, sondem diesen nur durch Zergliederung in seine Teilbegriffe zerfällen, die in selbigen S} schon (obgkich verworren) gedacht waren: dahingegen die letzteren zu dem Begriffe des Subjekts ein Prädikat hinzutun, welches in jenem gar nicht gedacht war, und durch keine Zergliederung desselben hätte können herausgezogen werden. Z. B. wenn ich sage: alle Körper sind ausgedehnt, so ist dies ein analytisch'} Urteil. Denn ich darf nicht über den Begriff, den ich mit dem Körper verbinde, hinausgehen, um die Ausdehnung, als mit demselben verknüpft, zu finden, sandem jenen Begriff nur zergliedem, d. i. des Mannigfaltigen, welches ich jederzeit in ihm denke, mir nur bewußt werden, um dieses Prädikat darin anzutreffen; es ist also ein analytisches Urteil. Dagegen, wenn ich sage: alle Körper 1) "IV" fehlt in A. I) Die vierte Originalausgabe: "B".
,) Hartenstein: "selbigem"• •} Die vierte Originalausgabe: "analytisches".
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Einleitung [nach Ausgabe A]
sind schwer, so ist das Prädikat etwas ganz anderes, als das, was ich in dem bloßen Begriff eines Körpers überhaupt denke. Die Hinzufügung eines solchen Prä· dikats gibt also ein synthetisch 1) Urteil. Nun i8t hieraus klar: 1. daß durch analytische Urteile unsere I der Begriff, den ich 8chon habe, auseinanderge8etzt, und mir 8elbst verständ. lieh gemacht werde; 2. daß bei 8ynthetischen Urteilen ich außer dem Begriffe des Subjekts noch etwas anderes (X) haben 10 müs8e, worauf8ich der Verstand 8tützt, um ein Prädikat, da8 in jenem Begriffe nicht liegt, doch als dazu gehörig zu erkennen. Bei empirischen oder Erfahrung8urteilen hat es hiermit gar keine Schwierigkeit. Denn dieses X i8t die voll8tändige Erfahrung von dem Gegenstande, den ich durch einen Begriff A denke, welcher nur einen Teil dieser Erfahrung ausmacht. Denn ob ich 8chon in dem Begritt eines Körper8 überhaupt da8 Prädikat der Schwere gar nicht einschließe, 80 bezeichnet er doch die vollständige Erfahrung durch einen Teil der8elben, 20 zu welchem also ich noch andere Teile eben der8elben Erfahrung, als zu dem ersteren gehörig, hinzufügen kann. Ich kann den Begriff des Körpers vorher analytisch durch die Merkmale der Ausdehnung, der Undurchdringlichkeit, der Gestalt U.9W., die alle in diesem Begriff gedacht werden, erkennen. Nun erweitere ich aber meine Erkenntnis, und, indem ich auf die Erfahrung zwtÜcksehe, von welcher ich diesen Begriff des Körpers abgezogen hatte, so finde ich mit obigen Merkmalen auch die Schwere jederzeit verknüpft. Es ist also die Erfahrung jenes X, was außer dem Begriffe A liegt, und worauf sich die Möglichkeit der Synthesis des Prädikats der Schwere B mit 30 dem Begriffe A gründet.
(A 8) Erkenntni8 gar nicht erweitert werde, 80ndern
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I Aber bei synthetischen Urteilen apriori fehlt dieses Hilfsmittel ganz und gar. Wenn ich außer dem Be-
1) Die vierte Originalausgabe: "synthetisches".
Einleitung [nach' Ausgabe B]
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sind schwer, so ist das Prädikat etwas ganz anderes, als das, was ich in dem bloßen Begriff eines Körpers überhaupt denke. Die Hinzufügung eines solchen Prä· dikats gibt also ein synthetisch 1) UrteiL Erfahrungsurteile, al8 801che, Bind ;1l8gesamt 8ynthetisch. Denn es wäre ungereimt, ein analytisches Urteil auf Erfahrung zu gründen, weil ich aus meinem Begriffe gar nicht hinausgehen darf, um das Urteil abzufas8en, und also kein Zeugnis der Erfahrung dazu nötig habe. Daß ein Körper a.usgedehnt 8ei, i8t ein Satz, der a priO'l'i feststeht, und kein Erfahrung81 urteil. (B 12) Denn, ehe ich zur Erfahrung gehe, habe ich alle Bedingungen zu meinem UrÜ'ile 8chon in dem Begriffe, aus welchem ich das Prädikat nach dem Satze des Wide'1'8pruchs nur herausziehen, und dadurch 2 ) zugleich der Notwendigkeit des Urteil8 bewußt werde.n kann, welche mirS) Erfahrung nicht einmal lehren wÜrde. Dagegen, ob ich 8chon in dem Begriff eines Körper8 überhaupt das Prädikat der Schwere gar nicht ei1l8chließe, so bezeichnet jener doch einen Gege1l8tand der Erfahrung durch einen Teil der8elben, zu welchem ich al80 noch andere Teile eben der8elben Erfahrung, als zu dem ersteren geMrten4 ), 20 hinzufügen kann. Ich kann den Begriff des Körpers vO'l'her analytisch durch die Merkmale der Ausdehnung, der Uridurch. dringlichkeit, der Gestalt UBW., die alle in diesem Begriffe gedacht werden, erkennen. Nun erweitere ich aber meine Erkenntnis, und, indem ich auf die Erfahrung zurück8ehe, von welcher ich diesen Begriff des Körper8 abgezogen hatte, 80 finde ich mit obigen Merkmalen auch die Schwere jederzeit verknüpft, und füge al80 diese al8 Prädikat zu ienem Begriffe 8ynthetisch hinzu. E8 i8t also die Erfahirung, wO'l'auf sieh die Möglichkeit der Synthesis des Prädikate der Schwere mit dem Begriffe des BO Körper8 gründet, weil beide Begriffe, ob zwar einer nicht in dem andmen enthalten ist, dennoch al8 Teile eine8 Ganzen, nämlich der Erfahrung, die selbst eine synthetische Verbindung der An8chauungen ist, zueinander, wiewohl nur zufäUigerweise, gehören.
Aber bei synthetischen Urteilen apriori fehlt dieses Hilfsmittel ganz und gar. Wenn ich über den Bel) Die vierte Originalausgabe: "synthetisches". B) Erdmann: "dadurch mir". 8) Grillo: "mich". ~) Erdmann: "gehörig".
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Einleitung [nach Ausgllbe Al
griffe A hinausgehen BOlZ, um einen andem B, als damit verbunden zu erkennen, was ist das, worauf ich mich stütze, und wodurch die Synthesis möglich wird, da ich hier den Vorteil nicht habe, mich im Felde der Erfahrung danach umzusehen? Man nehme den Satz: Alles, was geschieht, hat seine Ursache. In dem Begriff von etwas, das geschieht, denke ich zwar ein Dasein, vor welchem eine Zeit vorhergeht usw. und daraus lassen sich analytische Urteile ziehen. Aber der Be10 griff einer Ursache zeigt etwas von dem, was geschieht, Verschiedenes an, und ist in dieser letzteren Vorste!Jung gar nicht mit enthalten. Wie komme ich denn dazu, von dem, was überhaupt geschieht, etwas davon ganz Verschiedenes zu sagen, und den Begriff der Ursachen, obzwar in jenen nicht enthalten, dennoch, als dazu gehörig, zu erkennen. Was ist hier das X, worauf sich der Verstand stützt, wenn er außer dem Begriff von A ein demselben fremdes Prädikat aufzufinden glaubt, da8 gleichwohl damit verknüpft sei. Erfahrung kann es nicht 20 sein, weil der angeführte Grundsatz nicht allein mit größerer Allgemeinheit, als die Erfahrung wrschaffen kann, sondem auch mit dem Ausdruck der Notwendigkeit, mithin gänzlich apriori und aus bloßen Begriffen diese zweite Vorstellungen 1) zu der ersteren hinzufügt. Nun beruht auf solchen synthetischen d. i. Erweite(A 10) rungs-Grundsätzen die ganze Endabsicht unselrer spekulativen Erkenntnis apriori; denn die analytischen') sind zwar höchst wichtig und nötig, aber nur um zu derjenigen Deutlichkeit der Begriffe zu gelangen, die SO zu einer sicheren und ausgebreiteten Synthesis, als zu einem wirklich neuen Anbau, erforderlich ist. E8liegt 000 hier ein getDi8868 GeheimniB verborgen·), au8en Aul8chluIJ allein den ForlBChritl in dem grenzmlo8en Felde *) W4re 68 einem von den Alten ein.gefallen, auch "Uf" diese Frage aufzuwerfen, 80 wilrtle di68e allein allen SY8temen der 1) Grillo: "Vorstellung". ') Erdmann ergänzt: "Urteile".
Einleitung [nach Ausgabe B]
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Igriff Ä hinaUlgehen BOlZ, um einen andern B als damit verbunden zu erkennen, was ist das, worauf ich mich stütze, und wodurch die Synthesis möglich wird? da ichluer den Vorteil nicht habe, mich im Felde der Erfahrung ~ch umzusehen. Man nehme den Satz: Alles, was geschieht, hat seine Ursache. In dem Begriff von etwas, das· geschieht, denke ich zwar ein Dasein, vor welchem eine Zeit vorhergeht USw. und daraus lassen sich analytische Urteile ziehen. Aber der Begriff einer Ursache Ziegt gaM auper jenem Begriffe, und zeigt etwas von dem, was geschieht, Verschiedenes an, ist aZ80 in dieser letzteren Vorstellung gar nicht mit enthalten. Wie kOqmle ich denn dazu, von dem, was überhaupt geschieht, etwas davon ganz Verschiedenes zu sagen, und den Begriff der Ursache, ob%Wal in jenem nicht enthalten, dennoch, als dazu und 80gar notto6ndig gehörig, zu erkennen. Was ist hier das Unbe'l«Jnnte = X, worauf sich der Verstand stützt, wenn er außer dem Begriff von A ein demselben fremdes Prädikat B aufzufinden glaubt, weZchu er gleichwohl damit verknüpft zu ,ein erachtet 1 Erfahrung kann es nicht sein, weil der angeführte Grundsatz nicht allein mit größerer Allgemeinheit, sondern auch mit dem Ausdruck der Notwendigkeit, mithin gänzlich apriori und aus bloßen Begriffen, diese zweite Vorstellungen 1) zu der ersteren hinzugefügt. Nun beruht auf solchen synthetischen d. i. Erweiterungs-Grundsätzen die ganze Endabsicht unserer spekulativen Erkenntnis apriori; denn die analytischen J) sind zwar höchst wichtig und nötig, aber nur I um zu derjenigen Deutlichkeit der Begriffe zu gelangen, die zu einer sicheren und ausgebreiteten Synthesis, als zu einem wirklich neuen ErtDerb, erforderlich ist.
1) Grillo: "Vorstellung": ') E rdm ann ergänzt: "Urteile".
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Einleitung [nach Ausgabe A]
der reinen VerstandeBerkenntnis sicher und zuverlässig machen kann: nämUch mit gehöriger Allgemeinheit den Grund der Möglichkeit synthetischer Urteile a priMi aufzudecken, die Bedingungen, die eine jede Art derselben möglich machen, einzusehen, und diese ganze Erkenntnis (die ihre eigene Gauung ausmacht) in einem System nach ihren ursprünglichen Quellen, Abteilungen, Umfang und Grenzen, nicht dut"ch einen flüchtigen Umkreis zu bezeichnen, sondern oollständig und zu jedem Gebrauch hirn"eichend zu bestimmen. SO'IJiel vorläufig 10 von dem Eigentümlichen, was die synthetischen Urteile an sich haben.
reinen Vernunft bis auf unsere Zeit mächtig widerstanden haben, und hätte so viele eitele Versuche erspart, die, ohne zu wissen, womit man eigentlich zu tun hat, blindlings unternommen worden.
Einleitung [nach Ausgabe B]
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V In allen theoretischen Wissenschaften der Vernunft sind synthetische Urteile apriori als Prinzipien enthalten 1. ],1 athematische Urteile sind insgesamt syn. thetisch. Dieser Satz scheint den Bemerkungen der Zergliederer der menschlichen Vernunft bisher entgangen, ja. allen ihiren Vermutungen gerade entgegengesetzt zu sein, ob er gleich unwiderspreehlich gewiß und in der Folge sehir wichtig ist. Denn weil man fand, daß die Schlüsse der Mathematiker alle nach dem Satze des Widerspruchs fortgehen, (welches die Natur einer jeden apodiktischen Gewl:ßheit erfordert,) so überredete man sich, daß auch die Grundsätze aus dem Satze des Wider· spruchs erkannt1 ) würden: worin sie sich irrten; denn ein synthetischer Satz kann allerdings nach dem Satze de.., Widerspruchs eingesehen werden, aber nur so, daß ein anderer synthetischer Satz vorausgesetzt wird, aus dem er gefolgert werden kann, niemals aber an sich selbst. ZuvÖTderst muß bemerkt werden: daß eigentliche mathe. matische Sätze jederzeit Urteile a priori und nicht empirisch sind, weil sie Notwendigkeit bei sich fühiren, welche aus Erfahrung nicht abgenommen werden kann. I Will man aber dieses nicht einräumen, wohlan, so schiränke ich meinen Satz auf die reine Mathematik ein, deren Begriff es schon mit sich bringt, daß sie nicht empirische, sondern bloß reine Erkenntnis apriori enthalte. Man sollte anfänglich zwar denken: daß der Satz 7 + 5 = 12 ein bloß analytischer Satz sei, der aus dem Begriffe einer Summe von Sieben und Fünl nach dem Satze des Widerspruches erfolge. Allein, wenn man e.s näher betrachtet, so findet man, daß der Begriff der Summe von 7 und 5 nichts weiter enthalte, als die Vereinigung beider Zahlen in eine einzige, wodurch ganz und gar nicht gedacht wird, welches diese einzige Zahl sei, die beide zusammenfaßt'). Der Begriff von Zwölf ist keineswegs dadurch schon gedacht, daß ich mir bloß jeneS) Vereinigung von Sieben und Fünf denke, und, ich mag 1) Die vierte Originalausgabe: "anerkannt".
2) Die fünfte Originalausgabe: "zusammen gefaßt". 8) Die fünfte Originalausgabe: "mir jene".
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Einleitung [nach Ausgabe B]
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meinen Begriff oon einer Bolchen möglichen Summe noch Bolange z6f'!1liedem, BO werde ich doch darin die Zwölf nichl Q/rlkeffen. Man mu!J über diue Begriffe hinaUBgeßen, ifldem man die AmMauung zu Hilfe nimmt, die einem oon beiden korrupondiert, etwa Beine fünf Finger, oder (wie Segner in Beiner Arithmetik) fünf Pun1cte. und BO nach und nach die Einheiten der in der Amchau'Ung gegebenen Fünf zu dem Begriffe der Sieben hinzutut 1). Denn ich nehme Z'U6f'Bt die Zahl 7, und, ifldem ich für den Begriff der 5 die Finger meiner Hand alB AmMau'Ung zu Hilfe nehme, BO tue ich die Einheiten, 10 die ich tJorher zUBamlmennahm, um die Zahl 5 a'U8Zumachen, (B 16) nun an jenem meinem Bilde nach und nach zur Zahl 7, und Behe BO die Zahl 12 entBpringen. Da!J 7 zu 5 I) hinzugetan werden BolZten I). habe ich zwar in dem Begriffe einer Summe = 7 5 geda.cht. aber nichl, da!J diue Summe der Zahl 12 gleich Bei. Der arithmeti8che Satz iBt alBo jederzeit BlIntheti8ch; welche8 man duto deutlicher inne wird, wenn man etwlJ8 grö!Jere Zahlen nimmt, da e8 dann klar einkucMet, da!J. wir möchten umere Begriffe drehen und wenden, wie wir wollen, wir, ohne die Amchauung zu Hilfe zu nehmen. tJermiU6ls der 20 blo!Jen Zergliederung 'Un8erer Begriffe die Summe niemalB finden könnten. Eb6n8OWenig iBt irgendein Grundsatz der reinen Geometrie OInalytiBch. Da!J die gerade Linie zwiBchen zwei Punkten die ki.Wzut6 Bei, iBt ein BlInthetischer Satz. Denn mein Begriff tJom Geraden enthält nicht8 tJon Grö!Je, Bondern nur eine Qualität. Der Begriff du KÜ1'Z68t6n kommt al80 gänzlich hinzu, und kann durch keine Z6f'!1liederung aUB dem Begriffe der geraden Linie gezogen werden. Amchau'Ung mu!J al80 hier zu Hilfe genommen werden, tJermittel8 deren allein die SlInthe8i8 80 möglich iBt. Einige wenige Grundsätze. welche die Geometer tJoraUBBetun, Bind zwar wirklich aruillltiBch und b61"Uhen auf dem Satze du Wider8Pf'uchs; 8ie dienen aber auch nur, wie identilche Sätze, zur Kette der Methode und I nicM alB Prinzipien, (B 17) z. B. a = a, das Ganze i8t 8ich Belber gleich, oder (a b) > a, d. i. das GOInU iBt grö!Jer alB Bein Teil. Und doch auch 1) Grillo: "hinzutun". I) Erdmann: ,,0 zu 7". I) ErdmanD: "sollte",
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Einleitung [nach Ausgabe A]
Einleitung [nach Ausgabe B]
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diese selbst, ob sie gleich nach bloßen Begriffen gelten, werden in der Mathematik nur darum zugelassen, weil sie in der Anschauung können dargestellt werden. Was uns hier1 ) gemeiniglich glauben macht, als läge das Prädikat solcher apodiktischen Urteile schon in unserm Begriffe, und das Urteil sei also analytisch, ist bloß die Zweideutigkeit des Ausdrucks. Wir sollen nämlich zu einem gegebenen Begriffe ein gewisses Prädikat hinzudenken, und diese Notwendigkeit haftet schon an den Begriffen. Aber die Frage ist nicht, was wir zu dem gegebenen Begriffe hinzudenken sollen, sondern 10 was wir wirklich in ihm 2 ), obzwar nur dunkel, denken, und da zeigt sich, daß das Prädikat jenen Begriffen8 ) zwar notwendig, aber nicht als im Begriffe selbst gedacht, sondern vermittels einer Anschauung, die zu dem Begriffe hinzukommen muß, anhänge. 2. Naturwissenschaft (Physica) enthält synthetische Urteile apriori als Prinzipien in &ich. Ich will nur ein paar Sätze zum Beispiel anführen, als den Satz: daß in allen Veränderungen der körperlichen Welt die Quantität der Materie unverändert bleibe, oder daß, in aller 20 Mitteilung der Bewegung, Wirkung und Gegenwirkung jederzeit einander gleich sein müssen. An beiden ist nicht allein die Notwendigkeit, mithin 1:hr Ursprung apriori, sondern auch,_ daß sie synthetische I Sätze sind, klar. Denn in dem Begriffe (B 18) der Materie denke ich mir nicht die Beharrlichkeit, sondern bloß ihre Gegenwart im Raume durch die Erfüllung desselben. Also gehe ich wirklich über den Begriff von det' Materie hinaus, um etwas apriori zu ihm hinzuzudenken, was ich in ihm nicht dachte. Der Satz ist also nicht analytisch, sondern syn-' thetisch und dennoch apriori gedacht, und so in den übrigen 30 Sätzen des reinen Teils der N aturwissenscha/t. 3. In der Metaphysik, wenn man sie auch nur für eine bisher bloß verauchte, dennoch aber durch die Natur der menschlichen Vernunft unentbehrliche Wissenscha/t ansieht, sollen synthetische Erkenntnisse apriori enthalten sein, und es ist ihr gar nicht darum zu tun, Begriffe, die wir uns 1) Vaihinger möchte diesen Satz an den vorhergehenden Absatz angeschlossen wissen. ') Prolegomena: "ihnen". 8) Erdmann: "jenem Begriffe".
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Einleitung [Dach Ausgabe Al
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Einleitung [nach Ausgabe B]
apriori von Dingen machen, bloß zu zergliedern und dadurch analytisch zu erläutern, sondern wir wollen unsere Erkenntnis apriori erweitern, wozu wir uns solcher Grundsätze bedienen müssen, die über den l ) gegebenen BegriffS) etwas hinzutun, was in ihm nicht enthalten war, und durch synthetische Urteile apriori wohl gar so weit hinamgehen3 ), daß uns die Erfahrung selbst nicht so weit folgen kann, z. B. in dem Satze: die Welt muß einen ersten Anfang haben, u. a. m. und so besteht Metaphysik wenigstens ihrem Zwecke nach aus lauter synthe10 t'ischen Sätzen apriori.
I VI. Allgemeine Aufgabe der reinen Vernunft
(B 19)
Man gewinnt dadurch schon sehr viel, wenn man eine Menge von Untersuchungen unter die Formel einer einzigen Aufgabe bringen kann. Denn dadurch erleichtert man sich nicht allein selbst sein eigenes Geschäft, indem man es sich genau bestimmt, sondern auch jedem anderen, der es prüfen will, das Urteil, ob wir unserem Vorhaben ein Genüge getan haben oder nicht. Die eigentliche Aufgabe der reinen Vernunft ist nun in der Frage enthalten: Wie sind synthetische Urteile apriori möglicM 20 Daß die Metaphysik bisher in einem so schwankenden Zmtande der Ungewißheit 4 ) und Widersprüche geblieben ist, ist lediglich der Ursache zuzuschre~7Jen, daß man sich diese Aufgabe und vielleicht sogar den Unterschied der analytischen und synthetischen Urteile nicht früher in Gedanken') kommen ließ. Auf der Auflösung dieser Aufgabe, oder einem genugtuenden Beweise, daß die Möglichkeit, die sie erklärt zu wissen' verlangt, in der Tat gar nicht stattlinde, beruht nun das Stehen und Fallen der Metaphysik. David Hume, der dieser Aufgabe unter allen Philosophen noch am nächsten 30 trat, sie aber sich bei weitem nicht bestimmt genug und in ihtrer Allgemeinheit dachte, sondern bloß bei dem synthetischen Satze 1) Erdmann: d. i. zu dem. I) Görland fügt hinzu: "hinaus noch". S) Erdmann: "weit über ihn hinausgehen". 4) Er dmann: "Unwissenheit". 6) Die vierte Originalausgabe: "in die Gedanken". Kant. Kritik der reinen Vernunft.
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Einleitung [nach Ausgabe A]
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Einleitung [nach Ausgabe B]
der Verknüpfung der Wirkung mit ihren Ursachen (Princi. pium oousalitatis) 8tehen blieb, glaubte I herauszubringen, daß (B 20) ein 80lcher Satz a priori gänzlich unmöglich 8ei, und nach seinen Schlüs8en würde alle8, waa wir Metaphysik nennen, auf einen bloßen Wahn von vermeinter Vernunfteinsicht de88en hinauslaufen, waa in der. Tat bloß aus der Erfahrung erborgtl) und dwrch Gewohnheit den Schein der Notwendigkeit über· kommen hat,' auf welche, alle reine Philo8ophie zer8törende, Behauptung er niemal8 gefallen wäre, wenn er unBere Aufgabe in ihrer Allgemeinheit vor Augen gehabt hätte, da er dann 10 eingesehen haben würde, daß, nach 8einem Argumente, 138 auch keine reine Mathematik geben könnte, weil diue gewiß 8yntheti8che Sätze apriori enthält, vor welcher Behauptung ihn alsdann 8ein guter Ver8tand wohl würde bewahrt haben. In der A uflö8ung obiger Aufgabe ist zugleich die Möglichkeit du reinen Vernunftgebrauch68 in Gründung und Ausführung aller Wis8enschaften, die eine theoreti8che Erkenntni8 apriori von Gegenständen enthalten, mit begriffen, d. i. die Beantwortung der Fragen: Wie i8t reine Mathematik möglich? 20 Wie i8t reine N aturwi88en8chaft möglich? Von diuen W is8enschaften, da 8ie wirklich gegeben sind, läßt sich nun wohl geziemend fragen: wie sie möglich sind,' denn daß sie möglich 8ein müs8en, wird dwrch ihre Wirklichkeit bewiuen*). Waa aber MetaphY8ik beltrifft, 80 muß ihr (B21) bisheriger 8chlechter Fortgang, und weil man von keiner einzigen bi8her vorgetragenen, waa ihren wuentlichen Zweck angeht, 8agen kann, sie 8ei wirklich vorhanden, einen ieden mit Grund an ihrer Möglichkeit zweifeln laa8en. *) Von der reinen Naturwissenschaft könnte mancher die8e8 letztere noch bezweifeln. Allein man darf nwr die t;er8ckiedenen Satze, die im Anfange der eigentlichen (empirischen) Physik vorkommen, nachsehen, al8 den ·von der Behart'lichkeit der8elben Quantität Materie, von der Trägheit, der Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung usw., 80 wird man, bald überzeugt werden, da! sie eine physicam puram (oder rationalem) ausmachen, die 138 wohl verdient, als eigene Wissen8chaft, in ihrem engen oder weiten, aber doch ganzen Umfange, abge80ndert aufgestellt zu werden. 1) Erdmann: "erborgt ist".
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Einleitung [nach Ausgabe A]
Einleitung [nach Ausgabe B]
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Nun ist aber diese Art von Erkenntnis in gewissem Sinne doch auch als gegeben anzusehen, und Metaphysik ist, wenngleich nicht als Wissenschaft, doch als Naturanlage (metaphysica naturalis) wirklich. Denn die menschliche Vernunft geht ttnaufhaltsam, ohne daß bloße Eitelkeit des Vielwissens sie dazu bewegt, durch eigenes Bedürfnis getrieben bis zu solchen Fragen fort, die durch keinen Erfahrung~gebrauch der Vernunft und daher entlehnte Prinzipien beantwortet werden können, und so ist wirklich in allen Menschen, sobald Vernunft sich in ihnen bis zur Spekulation erweitert, irgendeine ltleta- 10 physik zu aller Zeit gewesen, und wird auch immer da7'in bleiben. Und nun ist auch von dieser die Frage:
I Wie
ist Metaphysik als Naturanlage möglich?
(B22)
d. i. wie entspringen die Fragen, welche reine Vernunft sich aufwirft, und die sie, so gut als sie kann, zu beantworten durch ihr eigenes Bedürfnis1 ) getrieben wird, aus der Natur der allgemeinen Menschenvernunft? Da sich aber bei allen bisherigenVersuchen, diese natürlichen Fragen, z. B. ob die Welt einen Anfang habe, oder von Ewigkeit her set:,usw. zu beantworten, jederzeit unvermeidliche Wider- 20 sprüche gefunden haben, so kann man es nicht bei der bloßen Naturanlage zur Metaphysik, d. i. dem reinen Vernunftvermögen selbst, woraus zwar immer irgendeine Metaphysik (es sei welche es wolle) erwächst, bewenden lassen, sondern es muß möglich sein, mit ihr es zur Gewißheit zu bringen, entweder im Wissen oder Nicht- Wi08sen der Gegenstände, d. i. entweder der Entscheidung über die Gegenstände ihrer Fragen, oder über das Vermögen ttnd Unvermögen der Vernunft in Ansehung ihrer etwas zu urteilen, also entweder unsere reine Vernunft mit Zuverlässigkeit zu erweitern, oder ihr bestimmte 30 und sichere Schranken zu setzen. Diese letzte Frage, die aus der obigen allgemeinen Aufgabe fließt, würde mit Recht diese sein: Wie ist Metaphysik als Wissen8chaft möglich? Die Kritik der Vernunft führt also zuletzt notwendig zur Wissenscha/t: der dogmatische Gebrauch derselben ohne Kritik dagegen auf grundlose Behauptungen, I denen man ebenso (B 23) scheinbare entgegensetzen kann, mithin zum Skeptizismus. 1) Die vierte Originalausgabe: "durch eigenes".
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Einleitung [nach Ausgabe A]
Einleitung [nach
Au~gabe
B]
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Auch kann die.ße Wissenschaft nicht von großer ohschreckender Weitläufigkeit sein, weil sie es nicht mit Objekten der Vernunft, deren Mannigfaltigkeit unendlich ist, s01Ulern es bloß1) mit sich selbst, mit Aufgaben, die ganz aus {/Wem Schoße entspringen, und ihr nicht durch die Natur der Dinge, die von ihr unterschieden sind, sondern durch ihre eigene vorgelegt sind, zu tun hat,. da es denn, wenn sie zuvor ihr eigen Vermögen in Ansehung der Gegenstände, die ihr in der Erfahrung vorkommen mögen, vollständig hat kennenlernen, leicht werden muß, den Umfang und die Grenzen ihres über alle 10 Erfahrungsgrenzen versuchten Gebrauchs voUständig und sicher zu bestimmen. Man kann also und muß alle bisher gemachten Versuche, eine Metaphysik dogmatisch zustande zu bringen, als ungeschehen ansehen,. d.enn was in der einen oder der anderen Analytisches, nämlwh bloße Zergliederung der Begriffe ist, die unserer Vernunft a priori beiwohnen, ist noch gar nicht der Zweck, sondern nur eine Veranstaltung zu der eigentlichen Metaphysik, nämlich seine Erkenntnis apriori synthetisch zu erweitern, und ist zu diesem untauglich, weil sie bloß zeigt, 20 was in diesen Begriffen enthalten ist, nicht aber, wie wir apriori zu solchen Begriffen gelangen, um danach auch ihren gültigen Gebrauch in Ansehung der Gegen Istände aller Er- (B 24) kenntnis überhaupt bestimmen zu können. Es gehört auch nur wenig Selbstverleugnung dazu, alle diese Ansprüche aufzugeben, da die nicht abzuleugnenden und im dogmatischen Verfahren auch 'Unvermeidlichen Widersprüche du Vernunft mit sich selbst iede bisherige Metaphysik schon längst um ihr Ansehen gebracht hohen. Mehr Standhaftigkeit wird dazu nötig sein, sich durch die Schwierigkeit innerlich und den Wide,'stand 30 äußerlich nicht ohhalten zu lassen, eine der menschlichen Vernunft unentbehrliche Wissenschaft, t'on der man wohl ieden hervorgeschossenen Stamm ohhauen, die Wurzel oher nicht ausrotten kann, durch eine andere, der bisherigen ganz entgegengesetzte, Behandlung endlich einmal zu einem gedeihlichen und fruchtbaren Wuchse zu befördern.
1) Grillo: "sondern bloß".
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Einleitung [nach Ausgabe
Al
Aus diesem allen ergibt sich nun die Idee einer besondern Wissenschaft, die zur Kritik der reinen Ver(A 11) nunft I dienen könne. Es heißt aber jede Erkenntnis rein, die mit nichts Fremdartigen l ) vermischt ist. Besonders aber wird eine Erkenntnis schlechthin rein genannt, in die sich überhaupt keine Erfahrung oder Empfindung einmischt, welche mithin völlig apriori möglich ist. Nun ist Vernunft das Vermögen, welches die Prinzipien der Erkenntnis apriori an die Hand gibt. Daher ist 10 reine Vernunft diejenige, welche die Prinzipien etwas schlechthin apriori zu erkennen, enthält. Ein Organon der reinen Vernunft würde ein Inbegriff derjenigen Prinzipien sein, nach denen alle reinen Erkenntnisse apriori können erworben und wirklich zustande gebracht werden. Die ausführliche Anwendung eines solchen Organon würde ein System der reinen Vernunft verschaffen. Da dieses aber sehr viel verlangt ist, und es noch dahin steht, ob auch überhaupt eine solche Erweiterung unserer Erkenntnis, und in wel20 chen Fällen sie möglich sei; so können wir eine Wissenschaft der bloßen Beurteilung der reinen Vernunft, ihrer Quellen und Grenzen, als die Propädeutik zum System der reinen Vernunft ansehen. Eine solche würde nicht eine Doktrin, sondern nur Kritik der reinen Vernunft heißen müssen, und ihr Nutzen würde wirklich nur negativ sein, nicht zur Erweiterung, sondern nur zur Läuterung unserer Vernunft dienen, und sie von Irrtümern frei halten, welches schon sehr viel gewonnen ist. Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich 30 nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unsern (A 12) Begriffen apriori von Gegenlständen überhaupt beschäftigt. Ein System solcher Begriffe würde Transzendental-Philosophie heißen. Diese ist aber wiederum für den Anfang zu viel. Denn weil eine solche Wis1) Hartenstein:
"Fremdartigem".
Einleitung [nach Ausgabe B]
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VII. Idee und Einteilung einer besonderen Wissenschaft, unter dem Namen einer Kritik der reinen Vernunft Aus diesem allem ergibt sich nun die Idee einer besonderen Wissenschaft, die Kritik der reinen Vernt~nft heißen kann. Denn ist Vernunfti) das Vermögen, welches die Prinzipien der Erkenntnis apriori an die Hand gibt. Daher ist reine Vernunft diejenige, welche die Prinzipien, etwas schlechthin apriori zu erkennen, enthält. Ein Organon der reinen Vernunft würde ein Inbegriff derjenigen Prinzipien sein, nach denen alle I reinen Erkenntnisse apriori können erworben und wirklich zustande gebracht werden. Die ausführliche Anwendung eines solchen Organon würde ein System der reinen Vernunft verschaffen. Da dieses aber sehr viel verlangt ist, und es noch dahin steht, ob auch hier überhaupt eine Erweiterung unserer Erkenntnis, und in welchen Fällen sie möglich sei; so können wir eine Wissenschaft der bloßen Beurteilung der reinen Vernunft, ihrer Quellen und Grenzen, als die Propädeutik zum System der reinen Vernunft ansehen. Eine solche würde nicht eine Doktrin, sondern nur Kritik der reinen Vernunft heißen müssen, und ihr Nutzen würde in Ansehung der Spekulation wirklich nur negativ sein, nicht zur Erweiterung, sondern nur zur Läuterung unserer Vernunft dienen, und sie von Irrtümern frei halten, welches schon sehr viel gewonnen ist. Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen 2), insofern diese apriori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt. Ein System solcher Begriffe würde Transzendental-Philosophie heißen. Diese ist aber wiederum für den Anfang noch zuviel. Denn, weil eine solche Wissenschaft sowohl die analytische Erkenntnis, als die synthetische apriori vollständig enthalten müßte, so ist sie, soweit es unsere Absicht betrifft, von zu weitem 1) Mellin: "Vernunft ist". 2) M ellin: "Gegenständen überhaupt".
10 (B 25)
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Einleitung [nach Ausgabe A]
sensehaft sowohl die analytische Erkenntnis, als die synthetische apriori vollständig enthalten müßte, so ist sie, insofern es unsere Absicht betrifft, von zu weitem Umfange, indem wir die Analysis nur so weit treiben dürfen, als sie unentbehrlich nötig ist, um die Prinzipien der Synthesis apriori, als warum es uns nur zu tun ist, in ihrem ganzen Umfange einzusehen. Diese Untersuchung, die wir eigentlich nicht Doktrin, sondern nur transzendentale Kritik nennen können, weil sie nicht 10 die Erweiterung der Erkenntnisse selbst, sondern nur die Berichtigung derselben zur Absicht hat, und den Probierstein des Werts oder Unwerts aller Erkenntnisse apriori abgeben soll, ist das, womit wir uns jetzt beschäftigen. Eine solche Kritik ist demnach eine Vorbereitung, wo möglich, zu einem Organon, und, wenn dieses nicht gelingen sollte, wenigstens zu einem Kanon derselben, nach welchen allenfalls dereinst das vollstänständige System der Philosophie der reinen Vernunft, es mag nun in Erweiterung oder bloßer Begrenzung ihrer 20 Erkenntnis bestehen, sowohl analytisch, als synthetisch dargestellt werden könnte. Denn daß dieses möglich sei, ja daß ein solches System von nicht gar großem Umfange sein könne, um zu hoffen, es ganz zu vollenden, läßt sich schon zum voraus daraus ermessen, daß hier (A 13) nicht die Natur der Dinge, welche unerschöpflich I ist, sondern der Verstand, der über die Natur der Dinge urteilt, und auch dieser wiederum nur in Ansehung seiner Erkenntnis apriori den Gegenstand ausmacht, dessen Vorrat, weil wir ihn doch nicht auswärtig suchen 30 dürfen, uns nicht verborgen bleiben kann, und allem Vermuten nach klein genug ist, um vollständig aufgenommen, nach seinem Werte oder Unwerte beurteilt und unter richtige Schätzung gebracht zu werden.
Einleitung [nach Ausgabe B]
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Umfange, indem wir die Analysis nur so weit treiben dürfen, als sie unentbehrlich notwendig ist, um die Prinzipien der Synthesis apriori, als warum es uns nur zu tun ist, in ihrem ganlzen Umfange einzusehen. Diese Untersuchung, die wir eigentlich nicht Doktrin, sondern nur transzendentale Kritik nennen können, weil sie nicht die Erweiterung der Erkenntnisse selbst, sondern nur die Berichtigung derselben zur Absicht hat, und den Probierstein des Werts oder Unwerts aller Erkenntnisse apriori abgeben soll, ist das, womit wir uns jetzt beschäftigen. Eine solche Kritik ist demnach eine Vorbereitung, wo möglich, zu einem Organon, und wenn dieses nicht gelingen sollte, wenigstens zu einem Kanon derselben, nach welchem allenfalls dereinst das vollständige System der Philosophie der reinen Vernunft, es mag nun in Erweiterung oder bloßer Begrenzung ihrer Erkenntnis bestehen, sowohl analytisch als synthetisch dargestellt werden könnte. Denn daß dieses möglich sei, ja daß ein solches System von nicht gar großem Umfange sein könne, um zu hoffen, es ganz zu vollenden, läßt sich schon zum voraus daraus ermessen, daß hier nicht die Natur der Dinge, welche unerschöpflich ist, sondern der Verstand, der über die Natur der Dinge urteilt, und auch dieser wiederum nur in Ansehung seiner Erkenntnis apriori, den Gegenstand ausmacht, dessen Vorrat, weil wir ihn doch nicht auswärtig suchen dürfen, uns nicht verborgen bleiben kann, und allem Vermuten nach klein genug ist, um vollständig aufgenommen, nach seinem Werte oder Unwerte beurteilt und unter richtige Schätzung gebracht zu weriden.
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Noch weniger darf man hier eine Kritik der Bücher und Systeme der reinen Vernunft erwarten, sondern die des reinen Vernunft'IJermiigens selbst1 ). N wr allein, wenn diese zum Grunde liegt, hat man einen sicheren PrObierstein, den philosophischen Gehalt alter und neuer Werke in diesem Fache zu schätzen; widrigenfalls beurteilt der unbefugte Geschichtsschreiber und Richter grundlose Behauptungen anderer, dwrch seine eigenen, die ebenso grundlos sind. 1) Erdmann: Vgl. hierzu den Satz in der Vorrede zur ersten Ausgabe (S.8, Z. 11), dessen etwas veränderter Abdruck er ist.
(B 27)
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Einleitung [nach Ausgabe A]
II. Einteilung der Transzendental-Philosophie Die Transzendental-Philosophie ist hier nur eine Idee, wozu 1) die Kritik der reinen Vernunft den ganzen Plan architektonisch, d. i. aus Prinzipien entwerfen soll, mit völliger Gewährleistung der Vollständigkeit und Sicherheh aller Stücke, die dieses Gebäude ausmacht. Daß diese Kritik nicht schon selbst Transzendental-Philosophie heißt, beruht lediglich darauf, daß sie, um ein vollständiges System zu sein, auch eine ausführliche 10 Analysis der ganzen menschlichen Erkenntnis apriori enthalten müßte. Nun muß zwar unsere Kritik allerdings auch eine vollständige Herzählung aller Stammbegriffe, welche die gedachte reine Erkenntnis ausmachen, vor Augen legen. Allein der ausführlichen Analysis dieser Begriffe selbst, wie auch der vollständigen Rezension der daraus abgeleiteten, enthält sie sich billig, teils weil diese Zergliederung nicht zweck(A 14) , mäßig wäre, indem sie die Bedenklichkeit nicht hat, welche bei der Synthesis angetroffen wird, um deren 20 willen eigentlich die ganze Kritik da ist, teils, weil es der Einheit des Planes zuwider wäre, sich mit der Verantwortung der Vollständigkeit einer solchen Analysis und Ableitung zu befassen, deren man in Ansehung seiner Absicht doch überhoben sein konnte. Diese Vollständigkeit der Zergliederung sowohl, als der Able:tung aus den künftig zu liefernden Begriffen apriori, ist indessen leicht zu ergänzen, wenn sie nur allererst als ausführliche Prinzipien der Synthesis da sind, und ihnen in Ansehung dieser wesentlichen Absicht nichts 80 ermangelt. Zur Kritik der reinen Vernunft gehört demnach alles, was die Transzendental-Philosophie ausmacht, und sie 1) Grillo: "zu der".
Einleitung [nach Ausgabe B]
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Die Transzendental- Philosophie ist die Idee einer Wissenschaft, wozu 1) die Kritik der reinen Vernunft den ganzen Plan architektonisch, d. i. aus Prinzipien, entwerfen soll, mit völliger Gewährleistung der Vollständigkeit und Sicherheit aller Stücke, die dieses Gebäude ausmachen. S'te ist das System aller Prinzipien der reinen Vernunft. Daß diese Kritik nicht schon selbst Transzendental-Philosophie heißt, beruht lediglich darauf, daß sie, um ein vollständiges System zu sein, auch eine ausführliche Analysis der ganzen menschlichen Erkenntnis apriori enthalten müßte. Nun muß zwar unsere Kritik allerdings auch eine vollständige Herzählung aller Stammbegriffe, welche die gedachte reine Erkenntnis ausmachen, vor Augen legen. Allein der ausführlichen Analysis dieser Begriffe selbst, wie auch der vollständigen Rezension der daraus abgeleiteten, enthält sie sich billig, teils weil diese Zergliederung nicht zweckmäßig wäre, I indem sie die Bedenklichkeit nicht hat, welche bei der Synthesis angetroffen wird, um deren willen eigentlich die ganze Kritik da ist, teils, weil es der Einheit des Planes zuwider wäre, sich mit der Verantwortung der Vollständigkeit einer solchen Analysis und Ableitung zu befassen, deren man in Ansehung seiner Absicht doch überhoben sein konnte. Diese Vollständigkeit der Zergliederung sowohl, als der Ableitung aus den künftig zu liefernden Begriffen apriori, ist indessen leicht zu ergänzen, wenn sie nur allererst als ausführliche Prinzipien der Synthesis da sind, und in Ansehung dieser wesentlichen Absicht nichts ermangelt. Zur Kritik der reinen Vernunft gehört demnach alles, was die Transzendental-Philosophie ausmacht, und sie 1) Grillo: "zu der".
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ist die vollständige Idee der Transzendental-Philosophie, aber diese Wissenschaft noch nicht selbst, weil sie in der Analysis nur so weit geht, als es zur vollständigen Beurteilung der synthetischen Erkenntnis apriori erforderlich ist. Das vornehmste Augenmerk bei der Einteilung einer solchen Wissenschaft ist: daß gar keine Begriffe hineinkommen müssen, die irgend etwas Empirisches in sich enthalten, oder daß die Erkenntnis apriori völlig rein 10 sei. Daher, obzwar die obersten Grundsätze der Moralität, und die Grundbegriffe derselben, Erkenntnisse (A 10) a P!iori sind, I so gehören sie doch nicht in die Transzendental-Philosophie, weil die Begriffe der Lust und Unlust, der Begierden und Neigungen, der Willkür usw., die insgesamt empirischen Ursprunges Bind, dtibei voraUSgesetzt werden müßten. Daher ist die TranszendentalPhilosophie eine Weltweisheit der reinen bloß spekulativen Vernunft. Denn alles Praktische, sofern es Bewegungsgründe enthält, bezieht sich auf Gefühle, welche 20 zu empirischen Erkenntnisquellen gehören.
Wenn man nun die Einteilung dieser Wissenschaft aus dem allgemeinen Gesichtspunkte eines Systems überhaupt anstellen will, so muß die, welche wir jetzt vortragen, erstlich eine Elementar-Lehre, zweitens eine Methoden-Lehre der reinen Vernunft enthalten. Jeder dieser Hauptteile würde seine Unterabteilung haben, deren Gründe sich gleichwohl hier noch nicht vortragen lassen. Nur so viel scheint zur Einleitung oder Vorerinnerung nötig zu sein, daß es zwei Stämme SO der menschlichen Erkenntnis gebe, die vielleicht aus einer gemeinschaftlichen, aber uns unbekannten Wurzel entspringen, nämlich, Sinnlichkeit und Verstand, durch deren ersteren uns Gegenstände gegeben, durch den zweiten aber gedacht werden. Sofern nun die Sinnlichkeit Vorstellungen apriori enthalten sollte, welche
Einleitung [nach Ausgabe B]
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ist die vollständige Idee der Transzendental-Philosophie, aber diese Wissenschaft noch nicht selbst; weil sie in der Analysis nur so weit geht, als es zur vollständigen Beurteilung der synthetischen Erkenntnis apriori erforderlich ist. Das vornehmste Augenmerk bei der Einteilung einer solchen Wissenschaft ist: daß gar keine Begriffe hineinkommen müssen, die irgend etwas Empirisches in sich enthalten; oder daß die Erkenntnis apriori völlig rein sei. Daher, obzwar die obersten Grundsätze der Mora- 10 lität und die Grundbegriffe derselben, Erkenntnisse apriori sind, so gehören sie doch nicht in die Transzendental- Philosophie, weil sie die Be Jg1;,tfe der (B 29) Lust und Unlttst, der Beg·ierden und Neigungen usw., die insgesamt empirischen Ursprungs sind, zwar selbst nicht Z1tm Grunde ihrer Vorschriften legen 1), aber doch im Begriffe der Pflicht, als Hindernis, das überwunden, oder als Anreiz, der nicht zum Bewegungsgrunde gemacht werden soll, notwendig in die Abfas8ung des Systems der reinen Sittlichkeit mit hineinziehen müssen. Daher ist die 20 Transzendental-Philosophie eine Weltweisheit der reinen bloß spekulativen Vernunft. Denn alles Praktische, sofern es Triebfedern enthält, bezieht sich auf Gefühle, welche zu empirischen Erkenntnisquellen gehören. Wenn man nun die Einteilung dieser Wissenschaft aus dem allgemeinen Gesichtspunkte eines Systems überhaupt anstellen will, so muß die, welche wir jetzt vortragen, erstlich eine Elementar-Lehre, zweitens eine Methoden-Lehre der reinen Vernunft enthalten. Jeder dieser Hauptteile würde seine Unterabteilung 30 haben, deren Gründe sich gleichwohl hier noch nicht vonragen lassen. Nur so viel scheint zur Einleitung, oder Vorerinnerung, nötig zu sein, daß es zwei Stämme der menschlichen Erkenntnis gebe, die vielleicht aus einer gemeinschaftlichen, aber uns unbekannten Wurzel entspringen, nämlich Sinnlichkeit und Verstand, durch deren ersteren uns Gegenstände gegeben, durch 1) Valentiner: "ihren Vorschriften zum Grunde legen".
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die Bedingungen ausmachen, unter der uns Gegenstände gegeben werden, so würde sie zur Transzendental-Philo(A 16) sophie gehören. Die transzenldentale Sinnenlehre würde zum ersten Teile der Elementarwissenschaft gehören müssen, weil die Bedingungen, worunter allein die Gegenstände der menschlichen Erkenntnis gegeben werden, denjenigen vorgehen, unter welchen selbige gedacht werden.
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Einleitung [nach Ausgabe B]
den zweiten aber gedacht werden. Sofern nun die Sinnlichkeit Vorstellungen apriori enthalten sollte, welche die Bedingung ausmachen, un/ter der uns Gegenstände (B BO) gegeben werden, so würde sie zur Transzendental-Philosophie gehören. Die transzendentale Sinnenlehre würde zum ersten Teile der Elementarwissenschaft gehören müssen, weil die Bedingungen, worunter allein die Gegenstände der menschlichen Erkenntnis gegeben werden, denjenigen vorgehen, unter welchen selbige ge10 dacht werden.
Kaut, Kritik der reinen Vernunft.
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Kritik der reinen Vernunft 1.
Transzendentale Elementarlehre
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I Der transzendentalen Elementarlehre ~~~~ Erster Teil
Die transzendentale Ästhetik § 11)
Auf welche Art und durch welche Mittel sich auch immer eine Erkenntnis auf Gegenstände beziehen mag, es ist doch diejenige, wodurch sie sich auf dieselbe 2) unmittelbar bezieht, und worauf alles Denken als Mittel abzweckt, die Anschauung. Diese findet aber nur statt, sofern uns der Gegenstand gegeben wird; dieses aber ist wiederum, uns Menschen wenigstens!), nur dadurch möglich, daß er das Gemüt auf gewisse Weise affiziere. Die Fähigkeit (Rezeptivität), Vorstellungen durch die Art, wie wir von Gegenständen affiziert werden, zu bekommen, heißt Sinnlichkeit. Vermittelst der Sinnlichkeit also werden uns Gegenstände gegeben, und sie allein liefert uns Anschauungen; durch den Verstand aber werden sie gedacht, und von ihm entspringen Begriffe. Alles Denken aber muß sich, es sei geradezu (direkte) oder im Umschweife (indirekte), vermittelst gewisser Merkmale 4 ), zuletzt auf Anschauungen, mithin, bei uns, auf Sinnlichkeit beziehen, weil uns auf andere Weise kein Gegenstand gegeben werden kann. I Die Wirkung eines Gegenstandes auf die Vorstellungsfähigkeit, sofern wir von demselben affiziert werden, ist I Empfindung. Diejenige Anschauung, welche sich 1) Die Paragrapheneinteilung fehlt in A. I) Kehrbach: "dieselben". 3) Fehlt in A. ~) Fehlt in A.; Kant (Nachträge XI): "wenn die Vorstellung nicht selbst an sich die Ursache des Objekts ist".
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(A20)
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Elementarlehre. I. Teil
auf den Gegenstand durch Empfindung bezieht, heißt empirisch. Der unbestimmte Gegenstand einer empirischen Anschauung heißt Erscheinung. In der Erscheinung nenne ich das, was der Empfindung korrespondiert, die Materie derselben, dasjenige aber, welches· macht, daß das Mannigfaltige der Erscheinung in gewissen Verhältnissen geordnet werden kann 1 ), nenne ich die Form der Erscheinung. Da das, worinnen sich die Empfindungen allein ordnen, und 10 in gewisse Form gestellt werden können, nicht selbst wiederum Empfindung sein kann, so ist uns zwar die Materie aller Erscheinung nur aposteriori gegeben, die Form derselben aber muß zu ihnen insgesamt im Gemüte apriori bereitliegen, und daher abgesondert von aller Empfindung können betrachtet werden. Ich nenne alle Vorstellungen rein (im transzendentalen Verstande), in denen nichts, was zur Empfindung gehört, angetroffen wird. Demnach wird die reine Form sinnlicher Anschauungen überhaupt im Gemüte 20 apriori angetroffen werden, worinnen alles Mannigfaltige der Erscheinungen in gewissen Verhältnissen angeschaut wird. Diese reine Form der Sinnlichkeit (B3ll) wird auch selber reine I Anschauung heißen. So, wenn ich von der Vorstellung eines Körpers das, was der Verstand davon denkt, als Substanz, Kraft, Teilbarkeit usw., imgleichen, was davon zur Empfindung (A21) gehört, als Undurchdringlichkeit, Härte, I Farbe usw. absondere, so bleibt mir aus dieser empirischen Anschauung noch etwas übrig, nämlich Ausdehnung und 30 Gestalt. Diese gehören zur reinen Anschauung, die apriori, auch ohne einen wirklichen Gegenstand der Sinne oder Empfindung, als eine bloße Form der Sinnlichkeit im Gemüte stattfindet. Eine Wissenschaft von allen Prinzipien der Sinnlichkeit apriori nenne ich die transzendentale Asthetik*). Es muß also eine solche Wissenschaft geben, *) Die Deutschen sind die einzigen, welche sich jetzt des Worts Ästhetik bedienen, um dadurch das zu bezeichnen,
t) A: "geordnet, angeschaut wird".
Die transzendentale Ästhetik
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die I den ersten Teil der transzendentalen Elementar- (B 36) lehre ausmacht, im Gegensatz mit!) derjenigen, welche die Prinzipien des reinen Denkens enthält, und transzendentale Logik genannt wird. In der transzendentalell Ästhetik also werden wir (A 22) zuerst die Sinnlichkeit isolieren, dadurch, daß wir alles absondern, was der Verstand durch seine Begriffe dabei denkt, damit nichts als empirische Anschauung übrigbleibe. Zweitens werden wir von dieser noch alles, was zur Empfindung gehört, abtrennen, damit nichts 10 als reine Anschauung und die bloße Form der Erscheinungen übrigbleibe, welches das einzige ist, das die Sinnlichkeit apriori liefern kann. Bei dieser Untersuchung wird sich finden, daß es zwei reine Formen sinnlicher Anschauung, als Prinzipien der Erkenntnis apriori gebe, nämlich Raum und Zeit, mit deren Erwägung wir uns jetzt beschäftigen werden. was andere Kritik des Geschmacks heißen. Es liegt hier eine verfehlte Hoffnung zum Grunde, die der vortreIDiche Analyst Baumgarten faßte, die kritische Beurteilung des Schönen unter Vernunftprinzipien zu bringen, und die Regeln derselben zur Wissenschaft zu erheben. Allein diese Bemühung ist vergeblich. Denn gedachte Regeln oder Kriterien sind ihren vornehmsten 2 ) Quellen nach bloß empirisch, und können also niemals zu bestimmten I) Gesetzen apriori dienen, wonach sich unser Geschmacksurteil richten müßte, vielmehr macht das letztere den eigentlichen Probierstein der Richtigkeit der ersteren aus. I Um deswillen ist es ratsam, diese Benennung (B 36) entwedet4) wiederum eingehen zu lassen, und sie derjenigen Lehre aufzubehalten, die wahre Wissenschaft ist, (wodurch man auch der Sprache und dem Sinne der Alten näher treten würde, bei denen die Einteilung der Erkenntnis in alolhJ1:a ",ai 1'01]1:11 &) sehr berühmt war)II), oder sich in die Benennung mit der spektdativen Philosophie zu teilt» und die 1sthetik teils im transzendentalen Sinfle, teils in psychologischer Bedeutung zu nehmen 1). 1) Fehlt in B. 2) I) 4.) Fehlt in A. &) A: Jl1'01J1:a"; im übrigen fehlen im Original die Akzente. 8) Die ( ) fehlen in A. 1) Fehlt in A.
66 (B37)
Elementarlehre. I. Teil. Transzendentale Ästhetik
I Der transzendentalen Ästhetik Erster Abschnitt
Von dem Raume § 2
10
(A 23)
20
(B 38)
30
Mdaphysische Erörterung dieses Begriffs 1) Vermittelst des äußeren Sinnes, (einer Eigenschaft unseres Gemüts), stellen wir uns Gegenstände als außer uns, und diese insgesamt im Raume vor. Darinnen ist ihre Gestalt, Größe und Verhältnis gegeneinander bestimmt, oder bestimmbar. Der innere Sinn, vermittelst dessen das Gemüt sich selbst, oder seinen inneren Zustand anschaut, gibt zwar keine Anschauung von der Seele selbst, als einem Objekt; allein es ist doch eine beistimmte Form, unter der die Anschauung ihres inneren Zustandes allein möglich ist, so daß alles, was zu den inneren Bestimmungen gehört, in Verhältnissen der Zeit vorgestellt wird. Äußerlich kann die Zeit nicht angeschaut werden, so wenig wie der Raum, als etwas in uns. Was sind nun Raum und Zeit? Sind es wirkliche Wesen? Sind es zwar nur Bestimmungen, oder auch Verhältnisse der Dinge, aber doch solche, welche ihnen auch an sich zukommen würden, wenn sie auch nicht angeschaut würden, oder sind sie solche, die nur an der Form der Anschauung allein haften, und mithin an I der subjektiven Beschaffenheit unseres Gemüts, ohne welche diese Prädikate gar keinem Dinge beigelegt werden können? Um uns hierüber zu belehren, wollen wir zuerst den BC{P'iff des Baumes erÖ1'tern 2). Ich verstehe aber unter Erörterung (expositio) die deutliche (wenn gleich nicht ausführliche) VOTsteUung dessen, was zu einem Begriffe gehört; metaphysisch aber ist die Erörterung, wenn sie dasjenige enthält, was den Begriff. als apriori gegeben, darstellt 3). 1) Die Bezeichnung "§ 2" und die überschrift "Metaphysische EriJ1·te,-wng dieses Be,qriffs" fehlt in A. 2) A: "zue'l'st den Baum betracMen". I) Fehlt in A.
I. Abschnitt. Von dem Raume
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1. Der Raum ist kein empirischer Begriff, der von äußeren Erfahrungen abgezogen worden. Denn damit gewiße Empfindungen auf etwas außer mich 1 ) bezogen werden, (d. i. auf etwas in einem anderen Orte des Raumes, als darinnen ich mich befinde), imgleichen damit ich sie als außer- und neben 2)einander, mithin nicht bloß verschieden, sondern als in verschiedenen Orten vorstellen könne, dazu muß die Vorstellung des Raumes schon zum Grunde liegen. Demnach kann die Vorstellung des Raumes nicht aus den Verhältnissen der äußeren Erscheinung durch Erfahrung erborgt sein, sondern diese äußere Erfahrung ist selbst nur durch gedachte Vorstellung allererst möglich. I 2. Der Raum ist eine notwendige Vorstellung apriori, die allen äußeren Anschauungen zum Grunde liegt. Man kann sich niemals eine Vorstellung davon machen, daß kein Raum sei, ob man sich gleich ganz wohl denken kann, daß keine Gegenstände darin angeltroffen werden. Er wird also als die Bedingung der Möglichkeit der 3 ) Erscheinungen, und nicht als eine von ihnen abhängende Bestimmung angesehen, und ist eine Vorstellung apriori, die notwendigerweise äußeren Erscheinungen zum Grunde liegt4). 1) Mellin: "mir". 2) "und neben" fehlt in A. 8) Vaihinger (Komm. H. 192) konstatiert hier eine kleine Ungenauigkeit des Textes, indem Kant vor "Erscheinungen" das Adj. "äußeren" weggelassen habe. 4.) Hiernach kommt in A folgender Absatz: ,,3. Auf
diese Notwendigkeit apriori gründet sich die apodiktische Gewi'heit aller geometrischen Grundsätze, und die Möglichkeit ihrer Konstruktionen apriori. Wäre nämlich diese Vorstellung des Raumes ein aposteriori erworbener Beg"itf, der aus der allgemeinen äu'eren Erfahrung geschöpft wäre, so wü'l'den die ersten Grundsätze der mathematischen Bestimmung nichts als Wahrnehmungen sein. Sie hätten also alle Zufälligkeit der Wahrnehmung, und es wäre eben nicht notwendig, da' zwischen zwei Punkten nur eine gerade Linie sei, sondern die Erfahrung WÜ'l'de es 80 jederzeit lehren. Was von der Erfahrung entlehnt ist, hat auch nU'l' kompat'ative Allgemeinheit, nämlich durch Induktion. Man würde also nur sagen können, 80 viel zur Zeit noch bemerkt
10
(A 24)
(B 39) 20
Elementarlehre. I. Teil. Transzendentale Ästhetik
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3.1 ) Der Raum ist kein diskursiver oder, wie man sagt, allgemeiner Begriff von Verhältnissen der Dinge (A25) I überhaupt, sondern eine reine Anschauung. Denn erstlich kann man sich nur einen einigen Raum vorstellen, und wenn man von vielen Räumen redet, so versteht man darunter nur Teile eines und desselben alleinigen Raumes. Diese Teile können auch nicht vor dem einigen allbefassenden Raume gleichsam als dessen Bestandteile (daraus seine Zusammensetzung möglich sei) 10 vorhergehen, sondern nur in ihm gedacht werden. Er ist wesentlich einig, das Mannigfaltige in ihm, mithin auch der allgemeine Begriff von Räumen überhaupt, beruht lediglich auf Einschränkungen. Hieraus folgt, daß in Ansehung seiner eine Anschauung apriori (die nicht empirisch ist) allen Begriffen von demselben 2 ) zum Grunde liegtS). So werden auch alle geometrischen Grundsätze, z. E. daß in einem Triangel zwei Seiten zusammen größer sind, als die dritte, niemals aus allgemeinen Begriffen von Linie und Triangel, sondern 20 aus der Anschauung und zwar apriori mit apodiktischer Gewißheit abgeleitet. 4. 4 ) Der Raum wird als eine unendliche gegebene Gröpe Nun mup man ZWQl1' einen jeden Belgriff als eine Vorstellung denken, die in einer unendlichen Menge von verschiedenen möglichen V OTsteZlungen (als iM gemeinschaft·
(B 40) vorgeateUt.
w01'den, ist kein Raum gefunden worden, der mehr als drei. Abmessungen hätte". Diese Bestimmungen finden sich etwas anders gefaßt und weiter ausgeführt in der zweiten Ausgabe zu Anfang des § 3. 1) A: ,,4)". I!) A: "denselben". 3) A: "liege". 4) Der Abschnitt 4 lautet in A: ,,5. Der Raum wird als
eine unendliche Gra'e gegeben vor,qesteUt. Ein allgemeiner Begriff vom Raum (der sowohl in dem~) FufJe, als einer EUe gemein ist,) kann in Ansehung der Grö'e nichts bestimmen. Wäre es nicht die Grenzenlosigkeit im Fortgange der Anschauung, so würde kein Begriff von Verhältnissen ein Principium der Unendlichkeit derselben bei sich führen". ~)
Kehrbach: "einem".
1. Abschnitt. Von dem Raume
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liche8 MeTkmal) enthalten ist, mithin diese unte'l' sich enthält; abeT kein Begriff, als ein solche'l', kann so gedcwht we'l'den, als ob e;r eine unendliche Menge oon VO'1'stellungen in sich enthielte. Gleichwohl wi'I'd de:r Raum so gedacht (denn alle Teile des Raumes im Unendliche Bind zugleich). Also ist die U'/'8'[J'1'Üngliche Vorstellung vom Raume Ans chauung apriori, und nicht Begriff.
§ 3 1) Transzendentale Erörterung des Begriffs vom Raume Ich ve;rstehe unte;r eine;r tranuendentalen ETörteTung 10 die Erklätrung eines Begriffes, als eines Prinzips, WO'1'aus die Möglichkeit anderer synthetischeT Erkenntnisse a priori eingesehen we;rden kann. Zu diese;r Absicht wird e;rfO'1'derl, 1) daß wi'l'klich deTgleichen Erkenntnisse aus dem gegebenen Begriffe heTfließen, 2) daß diese ETkenntnisse nU'I' unte;r de:r VO'1'aussetzung eine;r gegebenen ETkZärungsart dieses Begriffs möglich Bind. Geometrie ist eine Wissenschaft, welche die Eigemchajten des Raumes synthetisch und doch a priori bestimmt. Was muß die VO'1'stellung des Raumes denn sein, damit eine solche 20 Erkenntnis von ihm möglich sei! Er muß U'/'sP'1'ünglich Anechauung sein; denn aus einem I bloßen Begriffe lassen sich (B 41) keine Sätze, die übe;r den Begriff hinausgehen, ziehen, welches doch in de:r Geometrie geschieht (Einleitung V). Abe;r diese Amchauung muß apriori, d. i. 110'1' alleT Wahrnehmung eines Gegemtanaes, in um anget'l'offen we;rden, mithin Teine, nicht empirische Amchauung sein. Denn die geometrischen Sätze sind imgesamt apodiktisch, d. i. mit dem BeWUßtsein ihreT Notwendigkeit veTbunden, z. B. de;r Raum hat nU'/' drei Ab. messungen; de:rgleichen Sätze abe;r können nicht empiTische 30 ode:r Erfahrungsurleile sein, noch aus ihnen geschlossen we;rden (Einleitung IIP> Wie kann nun eine äuße;re Amchauung dem Gemüte bei· wohnen, die VO'1' den Objekten selbst VO'1'he'I'geht, und in weleheT de:r Begriff de:r letzte;ren apriori bestimmt we;rden kann' OffenbaT nicht anders, als so fe;rn sie bloß im Subjekte, als 1) Dieser ganze Paragraph: ,,§ 3 Z) In dieser Ausgabe S. 39*.
werden." fehlt in A.
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Elementarlehre. I. Teil. Transzendentale Ästhetik
die formale Beschaffenheit desselben, von Objekten affiziert zu werden, und dadurM unmittelba'l'e Vorstellung derselben d. i. Anschauung zu bekommen, ihren Sitz hat, also nur als Form des äufJe'l'en Sinnes überhaupt. Also macht allein unsC'l'e Erklärung die M ö gli c h kei t de;r Geometrie als eineT synthetischen Erkenntnis apriori beg'l'eiflich. Eine jede Erklärungsatrt, die dieses nicht lieferl, wenn sie gleich dem Anscheine nach mit ihr einige Ähnlichkeit hätte, kann an diesen l ) Kennzeichen am sichersten von ihr 10 untC'l'schieden werden. (A26) (B42)
I
Schlüsse aus obigen Begriffen
a) Der Raum stellt gar keine Eigenschaft irgend einiger Dinge an sich, oder sie in ihrem Verhältnis auf 2)einander vor, d. i. keine Bestimmung derselben, die an Gegenständen selbst haftete, und welche bliebe, wenn man auch von allen subjektiven Bedingungen der Anschauung abstrahierte. Denn weder absolute, noch relative Bestimmungen können vor dem Dasein der Dinge, welchen sie zukommen, mithin nicht apriori 20 angeschaut werden. b) Der Raum ist nichts anderes, als nur die Form aller Erscheinungen äußerer Sinne, d. i. die subjektive Bedingung der Sinnlichkeit, unter der allein uns äußere Anschauung möglich ist. Weil nun die Rezeptivität des Subjekts, von Gegenständen affiziert zu werden, notwendigerweise vor allen Anschauungen dieser Objekte vorhergeht, so läßt sich verstehen, wie die Form aller Erscheinungen vor allen wirklichen Wahrnehmungen, mithin apriori im Gemüte gegeben sein könne, 30 und wie sie als eine reine Anschauung, in der alle Gegenstände bestimmt werden müssen, Prinzipien der Verhältnisse derselben vor aller Erfahrung enthalten könne. Wir können demnach nur aus dem Standpunkte eines Menschen, vom Raum, von ausgedehnten Wesen usw. reden. Gehen wir von der subjektiven Bedingung ab, 1) Hartenstein: "diesem". ') Valentiner: "zu".
I. Abschnitt. Von dem Raume
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unter welcher wir allein äußere Anschauung bekommen können, so wie l ) wir nämlich von den Gegenständen affiziert werden mögen, so bedeutet die Vorstellung vom Raulme gar nichts. I Dieses Prädikat wird den Dingen nur insofern beigelegt, als sie uns erscheinen, d. i. Gegenstände der Sinnlichkeit sind. Die beständige Form dieser Rezeptivität, welche wir Sinnlichkeit nennen, ist eine notwendige Bedingung aller Verhältnisse, darinnen Gegenstände als außer uns an· geschaut werden, und, wenn man von diesen Gegenständen abstrahiert, eine reine Anschauung, welche den Namen Raum führt. Weil wir die besonderen Bedingungen der Sinnlichkeit nicht zu Bedingungen der Möglichkeit der Sachen, sondern nur ihrer Erscheinungen machen können, so können wir wohl sagen, daß der Raum alle Dinge befasse, die uns äußerlich erscheinen mögen, aber nicht alle Dinge an sich selbst, sie mögen nun angeschaut werden oder nicht, oder auch von welchem Subjekt man wolle. Denn wir können von den Anschauungen anderer denkenden Wesen gar nicht ur· teilen, ob sie an die nämlichen Bedingungen gebunden seien, welche unsere Anschauung einschränken und für uns allgemein gültig sind. Wenn wir die Einschränkung eines Urteils zum Begriff des Subjekts hinzufügen, so gilt das Urteil alsdann unbedingt. Der Satz: Alle Dinge sind nebeneinander im Raum, gilt nur 2 ) unter der Einschränkung, wenn S) diese Dinge als Gegenstände unserer sinnlichen Anschauung genommen werden. Füge ich hier die Bedingung zum Begriffe, und sage: Alle Dinge, als äußere Erscheinungen, sind nebeneinander im Raum, so gilt diese Regel allgemein und ohne Einschränkung. U nlsere Erörterungen lehren') demnach I die Realität (d. i. die objektive Gültigkeit) des Raumes in Ansehung alles dessen, was äußerlich als Gegenstand uns vorkommen kann, aber zugleich 1) Adickes: "sofern". Z) "nur" ist in B gestrichen. 3) Valen tiner: "daß".
') Die 4. Auflage: "Erörterung lehrt".
B43
~A27~
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30 (B 44) (A2B)
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Elementarlehre. I. Teil Transzendentale Ästhetik
die Idealität des Raumes in Ansehung der Dinge, wenn sie durch die Vernunft an sich selbst erwogen werden, d. i. ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit unserer Sinnlichkeit zu nehmen. Wir behaupten also die empirische Realität des Raumes (in Ansehung aller möglichen äußeren Erfahrung), ob zwar zugleich!) die transzendentale Idealität desselben, d. i. daß er nichts sei, sobald wir die Bedingung der Möglichkeit aller Erfahrung weglassen, und ihn als etwas, was 10 den Dingen an sich selbst zum Grunde liegt, annehmen. Es gibt aber auch außer dem Raum keine andere subjektive und auf etwas Äußeres bezogene Vorstellung, die apriori objektiv heißen könnte. Denn man kann von keine'l' de'l'8elben synthetische Sätze a p'l'iO'1'i, wie von de'l' Anschauung im Baume, he'l'leiten § 3. Dahe'l' ihnen, genau zu reden, ga'l' keine Idealität 2) zukommt, ob sie gleich da'l'in mit de'I' VO'1'stellung des Baumes tibC'l'einkommen, daß sie bloß zur subjektiven Beschaffenheit de'l' Sinnesa'l't gehö'l'en, z. B. des Gesichts, Gehö'I's, Gefühls, durch 20 die Empfindungen de'l' Fa'I'ber Töne und Wä'I'me, die aber, weil sie bloß Empfindungen und nicht Anschauupgen sind. an sich kein Obiekt. am wenigsten a p'l'iO'1'i, erkenn:n lassen·). 1) "zugleich" 1st aus A übernommen; Grillo: "ob wir zwar"; in Kants Handexemplar "aber auch zugleich". Z) Laas: "Realität". I) Statt der Sätze "Denn man kann - C'l'kennen lassen" hat A folgendes: "DaAer diese subjektive Bedingung aller o,ufJeren Erscheinungen mit keiner andC'l'en kann verglichen WC'1'den. Der Wohlgeschmack eines Weines gehört nicht zu den objektiven Bestimmungen des Weines, mithin eines Objektes sogar als Er· scheinung betrachtet, sondern zu der besonderen Beschaffenheit des Sinnes an dem Subjekte, was ihn genielt. Die Farben Bind nicht Beschatfenheiten dC'l' K(jrper, deren Anschauung sie anhängen, sondern auch nur Modifikationen des Sinnes des Gesichts, welches vom Lichte auf gewiBBe Weise affizierl wird. Dagegen geh(Jrl der Baum, als Bedingung o,uflerer Objekte, notwendigerweiBe zur Erscheinung oder Anschauung derselben. Geschmack und Farben (A 29) rind gar nicht notwendige I Bedingungen, unter welchen die Gegenstände allein für uns Objekte der Sinne werden k(Jnnen. Sie Bind nur als zufäUig beigefügte Wirkungen der besondern Organisation mit der Erscheinung verbunden. Daher Bind sie auch keine VO'1'-
I. Abschnitt. Von dem Raume
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I Die Absicht dieser Anmerkung geht nur dahin: zu verhüten, daß man die behauptete Idealität des Raumes nicht durch bei weitem unzulängliche Beispiele zu erläutern sich einfallen lasse, da nämlich etwa Farben, Geschmack usw. mit Recht nicht als Beschaffenheiten der Dinge, sondern bloß als Veranderungen unseres Subjekts, die sogar bei verschiedenen Menschen verschieden sein können, betrachtet werden. Denn in diesem Falle gilt das, was ursprünglich selbst nur Erscheinung ist, z. B. eine Rose, im empirischen Verstande für ein Ding an sich selbst, welches doch I jedem Auge in Ansehung der Farbe anders erscheinen kann. Dagegen ist der transzendentale Begriff der Erscheinungen im Raume eine kritische Erinnerung, daß überhaupt nichts, was im Raume angeschaut wird, eine Sache an sich, noch daß der Raum eine Form der Dinge sei, die ihnen etwa an sich selbst eigen wäre, sondern daß uns die Gegenstände an sich gar nicht bekannt sind, und, was wir äußere Gegenstände nennen, nichts anderes als bloße Vorstellungen unserer Sinnlichkeit sind, deren Form der Raum ist, deren wahres Korrelatum aber, d. i. das Ding an sich selbst, dadurch gar nicht erkannt wird, noch erkannt werden kann, nach welchem aber auch in der Erfahrung niemals gefragt wird. stellungen apriori, sondern auf Empfindung, der Wohlgeschmack aber sogar auf Gefühl (der Lust und Unl'U8t) als einer Wi,.kun.9 der Empfindung gegründet. Auch kann niemand apriori weder eine VOf'steZlung einer Fa,.be, noch irgendeines Geschmacks haben: der Baum abe,. betrifft nm- die reine Form der Anschauung, schliept also gar keine Empfindung (nichts Empirisches) in sieh, und alle Arten und Bestimmungen des Raumes kannen und müssen sogar a pricn-i "Of'gesteUt werden Mnnen I teenn Begriffe der Gestalten sowohl, als Verhältnisse entstehen sollen. Durch denselben ist es allein möglich, dafJ Dinge fillr uns äupere Gegenstände Bind".
(B 45)
10 (A 30)
20
Elementarlehre. I. Teil. Transzendentale Ästhetik
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I Der transzendentalen Ästhetik
(B 46)
Zweiter Abs chnitt
Von der Zeit § 4 Metaphysische Erörterung des Begriffs der Zeit I) Die Zeit ist 1 2) kein empirischer Begriff, der irgend von einerS) Erfahrung abgezogen worden. Denn das Zugleichsein oder Aufeinanderfolgen würde selbst nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vorstellung 10 der Zeit nicht apriori zum Grunde läge. Nur unter deren Voraussetzung kann man sich vorstellen, daß einiges zu einer und derselben Zeit (zugleich) oder in verschiedenen Zeiten (nacheinander) sei. (A 31) I 2. Die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zum Grunde liegt. Man kann in Ansehung der Erscheinungen überhaupt die Zeit selbst nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die Erscheinungen aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also apriori gegeben. In ihr allein ist alle Wirklich20 keit der Erscheinungen möglich. Diese können insgesamt wegfallen, aber sie selbst (als die allgemeine Bedingung ihrer Möglichkeit,)') kann nicht aufgehoben werden. (B 47) I 3. Auf diese Notwendigkeit apriori gründet sich auch die Möglichkeit apodiktischer Grundsätze von den Verhältnissen der Zeit, oder Axiomen von der Zeit überhaupt. Sie hat nur Eine Dimension: verschiedene Zeiten sind nicht zugleich, sondern nacheinander (so wie verschiedene Räume nicht nacheinander, sondern zu30 gleich sind). Diese Grundsätze können aus der Erfahrung nicht gezogen werden, denn diese würde weder strenge Allgemeinheit, noch apodiktische Gewißheit I) Zusatz der Ausgabe B. I) Zusatz von B. In A steht die Ziffer über dem Text. S) Vorländer: "von irgend einer". ~)
Die () sind Zusatz von B.
11. Abschnitt. Von der Zeit
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geben. Wir würden nur sagen können: so lehrt es die gemeine Wahrnehmung; nicht aber: so muß es sich verhalten. Diese Grundsätze gelten als Regeln, unter denen überhaupt Erfahrungen möglich sind'), und belehren uns vor derselben, und nicht durch dieselbe 2). 4. Die Zeit ist kein diskursiver, oder, wie man ihn nennt, allgemeiner Begriff, sondern eine reine Form der sinnlichen Anschauung. Verschiedene Zeiten sind nur Teile I eben derselben Zeit. Die Vorstellung, die nur durch einen einzigen Gegenstand gegeben werden kann, ist aber Anschauung. Auch würde sich der Satz, daß verschiedene Zeiten nicht zugleich sein können, aus einem allgemeinen Begriff nicht herleiten lassen. Der Satz ist synthetisch, und kann aus Begriffen allein nicht entspringen. Er ist also in der Anschauung und Vorstellung der Zeit unmittelbar enthalten. 5. Die Unendlichkeit der Zeit bedeutet nichts weiter, als daß alle bestimmte Größe der Zeit nur durch I Einschränkungen einer einigen zum Grunde liegenden Zeit möglich sei. Daher muß die ursprüngliche Vorstellung Zeit als uneingeschränkt gegeben sein. Wovon aber die Teile selbst, und jede Größe eines Gegenstandes, nur durch Einschränkung bestimmt vorgestellt werden können, da muß die ganze Vorstellung nicht durch Begriffe gegeben sein, (denn die enthalten nur Teilvorstellungen,)3) sondern es muß ihnen 4) unmittelbare Anschauung zum Grunde liegen.
(A32) 10
(B 48)
20
§ 56) Transzendentale Erörterung des Begriffs der Zeit Ich kann mich deshalb auf Nr. 3 8 ) berufen, wo ich, um 30 kurz zu sein, daß, Waß eigentlich tranazendental ißt, unter die 1) Vorländer: "Erfahrung möglich ist". 2) Die 3. Ausgabe: "von derselben und nicht durch dieselbe"; Rosenkranz: "vor denselben, und nicht durch dieselben"; Kehrbach: "vor denselben und nicht durch dieselbe". 8) A: ("denn da gehen die TeilvQrstellungen vorher"). 4) A: "ihre"; Erdmann: "ihr". 5) Der ganze § [) ist Zusatz von B. 8) Mellin: ,,§ 4 Nr.3". Kant, Kritik der reinen Vemunft. 7
76
Elementarlehre. 1. Teil. Transzendentale Ästhetik
Artikel der metaphysischen Erörterung gesetzt habe. Hier füge ich noch hinzu, daß der Begriff der Veränderung und, mit ihm, der Begriff der Bewegung (als Veränderung des Orts) nur durch und in der ZeitvorsteUung möglich ist: daß, wenn diese Vorstellung nicht Anschauung (innere) apriori wäre, kein Begriff, welcher es auch sei, die Möglichkeit einer Veränderung, d. i. einer Verbindung kontradiktorisch entgegengesetzter Prädikate (z.B. das Sein an einem Orte und das Nichtsein eben desselben Dinges an demselben Orte) in einem und demselben 10 Objekte begreiflich machen könnte. Nur in der Zeit können (B 49) beide kontradikto I risch. entgegengesetzte Bestimmungen in einem Dinge, nämlich nacheinander, anzutreffen sein. Also erklärt unser Zeitbegriff die Möglichkeit so vieler synthetischer Erkenntnis 1 ) apriori, als die allgemeine Bewegungslehre, die nicht wenig fruchtbar ist, darlegt.
§ 6 2)
Schlüsse aUs diesen Begriffen a) Die Zeit ist nicht etwas, was für sich selbst bestünde, oder den Dingen als objektive Bestimmung an20 hinge, mithin übrig bliebe, wenn man von allen subjektiven Bedingungen der Anschauung derselben abstrahiert; denn im ersten Fall würde sie etwas sein, was ohne wirklichen Gegenstand dennoch wirklich wäre. (A33) Was aber das I zweite betrifft, so könnte sie als eine den Dingen selbst anhängende Bestimmung oder Ordnung nicht vor den Gegenständen als ihre Bedingung vorhergehen, und apriori durch synthetische Sätze erkannt und angeschaut werden. DieseS) letztere findet dagegen sehr wohl statt, wenn die Zeit nichts als die 30 subjektive Bedingung ist, unter der alle 4 ) Anschauungen in uns stattfinden können. Denn da kann diese Form der inneren Anschauung vor den Gegenständen, mithin apriori, vorgestellt werden. b) Die Zeit ist nichts anderes, als die Form des inneren Sinnes, d. i. des Anschauens unserer selbst und 1) Erdmann: "Erkenntnisse". 2) Die Bezeichnung ,,§ 6" fehlt in A. 8) Grillo: "Dieses". 4) Erdmann: "allein".
II. Abschnitt. Von der Zeit
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unseres inneren Zustandes. Denn die Zeit kann keine Bestimmung äußerer Erscheinungen sein; sie gehört welder zu einer Gestalt, oder Lage usw., dagegen be- (B 00) stimmt sie das Verhältnis der Vorstellungen in unserem inneren Zustande. Und, eben weil diese innere Anschauung keine Gestalt gibt, suchen wir auch diesen Mangel durch Analogien zu ersetzen, und stellen die Zeitfolge durch eine ins Unendliche fortgehende Linie vor, in welcher das Mannigfaltige eine Reihe ausmacht, die nur von einer Dimension ist, und schließen 10 aus den Eigenschaften dieser Linie auf alle Eigenschaften der Zeit, außer dem einigen, daß die Teile der ersteren zugleich, die der letzteren aber jederzeit nacheinander sind. Hieraus erhellt auch, daß die Vorstellung der Zeit selbst Anschauung sei, weil alle ihre Verhältnisse sich an einer äußeren Anschauung ausdrücken lassen. I c) Die Zeit ist die formale Bedingung apriori aller (A34) Erscheinungen überhaupt. Der Raum, als die reine Form aller äußeren Anschauung ist als Bedingung 20 apriori bloß auf äußere Erscheinungen eingeschränkt. Dagegen, weil alle Vorstellungen, sie mögen nun äußere Dinge zum Gegenstande haben, oder nicht, doch' an sich selbst, als Bestimmungen des Gemüts, zum inneren Zustande gehören, dieser innere Zustand aber, unter der formalen l ) Bedingung der inneren Anschauung, mithin der 2 ) Zeit gehört, so ist die Zeit eine Bedingung apriori von aller Erscheinung überhaupt, und zwar die unmittelbare Bedingung der inneren (unserer Seelen)3) und eben dadurch mittelbar auch der äußeren Erschei- 30 nungen. I Wenn ich apriori sagen kann: alle äuße- (B 51) ren Erscheinungen sind im Raume, und nach den Verhältnissen des Raumes apriori bestimmt, so kann ich aus dem Prinzip des inneren Sinnes ganz allgemein sagen: alle Erscheinungen überhaupt, d. i. alle Gegenstände der Sinne, sind in der Zeit, und stehen notwendigerweise in Verhältnissen der Zeit. Wenn wir von unserer Art, uns selbst innerlich 3)
1) Valentiner: "die formale". Kehrbach: "Seele".
2) Valen tiner: "die".
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(A 36) 10
(B 62)
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(A 36)
Elementarlehre. 1. Teil. Transzendentale Ästhetik
anzuschauen, und vennittelst dieser Anschauung auch alle äußeren Anschauungen in der Vorstellungskraft zu befassen, abstrahieren, und mithin die Gegenstände nehmen, so wie sie an sich selbst :sein mögen, so ist die Zeit nichts. Sie ist nur von objektiver Gültigkeit in Ansehung der Erscheinungen, weil dieses schon Dinge sind, die wir als Gegenstände unserer Sinne annehmen; aber sie ist nicht mehr I objektiv, wenn man von der Sinnlichkeit unserer Anschauung, mithin derjenigen Vorstellungsart, welche uns eigentümlich ist, abstrahiert, und von Dingen überhaupt redet. Die Zeit ist also lediglich eine subjektive Bedingung unserer (menschlichen) Anschauung, (welche jederzeit sinnlich ist, d. i. sofern wir von Gegenständen affiziert werden,) und an sich, außer dem Subjekte, nichts. Nichtsdestoweniger ist sie in Ansehung aller Erscheinungen, mithin auch aller Dinge, die uns in der Erfahrung vorkommen können, notwendigerweise objektiv. Wir können nicht sagen: alle Dinge sind in der Zeit, weil bei dem Begriff· der Dinge I überhaupt von aller Art der Anschauung derselben abstrahiert wird, diese aber die eigentliche Bedingung ist, unter der die Zeit in die Vorstellung der Gegenstände gehört. Wird nun die Bedingung zum Begriffe hinzugefügt, und es heißt!): alle Dinge, als Erscheinungen (Gegenstände der sinnlichen Anschauung), sind in der Zeit, so hat der Grundsatz seine gute objektive Richtigkeit und Allgemeinheit apriori. Unsere Behauptungen lehren demnach empirische Realität der Zeit, d. i. objektive Gültigkeit in Ansehung aller Gegenstände, die jemals unseren Sinnen gegeben werden mögen. Und da unsere Anschauung jederzeit sinnlich ist, so kann uns in der Erfahrung niemals ein Gegenstand gegeben werden, der nicht unter die Bedingung der Zeit gehörte. Dagegen bestreiten wir der Zeit allen Anspruch auf absolute Realität, da 2 ) sie nämlich, auch ohne auf die I Form unserer sinnlichen Anschauung Rücksicht zu nehmen, schlechthin den Dingen als Bedingung oder Eigenschaft anhinge. Solche Eigen1) Görland: "und heißt es".
2) Valentiner: "daß"
H. Abschnitt. Von der Zeit
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schaften, die den Dingen an sich zukommen, können uns durch die Sinne auch niemals gegeben werden. Hierin besteht also die transzendentale Idealität der Zeit, nach welcher sie, wenn man von den subjektiven Bedingungen der sinnlichen Anschauung abstrahiert, gar nichts ist, und den Gegenständen an sich selbst (ohne ihr Verhältnis auf unsere Anschauung) weder subsistierend noch inhärierend beigezählt werden kann. Doch ist diese Idealität, ebenIsowenig wie die (B 53) des Raumes, mit den Subreptionen der Empfindung 10 in Vergleichung zu stellen, weil man doch dabei von der Erscheinung selbst, der diese Prädikate inhärieren, voraussetzt, daß sie objektive Realität habe, die hier gänzlich wegfällt, außer, sofern sie bloß empirisch ist, d. i. den Gegenstand selbst bloß als Erscheinung ansieht: wovon die obige Anmerkung des ersteren Abschnitts nachzusehen ist. § 7 1)
Erläuterung Wider diese Theorie, welche der Zeit empirische Realität zugesteht, aber die absolute und transzendentale bestreitet, habe ich von einsehenden Männern einen Einwurf so einstimmig vernommen, daß ich daraus abnehme, er müsse sich natürlicherweise bei jedem Leser, dem diese Betrachtungen ungewohnt sind, vorfinden. Er lautet also 2) : Veränderungen sind wirklich (dies beweist der Wechsel I unserer eigenen Vorstellungen, wenn man gleich alle äußeren Erscheinungen, samt deren Veränderungen, leugnen wollte). Nun sind Veränderungen nur in der Zeit möglich, folglich ist die Zeit etwas ·Wirkliches. Die Beantwortung hat keine Schwierigkeit. Ich gebe das ganze Argument zu. Die Zeit ist allerdings etwas Wirkliches, nämlich die wirkliche Form der inneren Anschauung. Sie hat also subjektive Realität in Ansehung der inneren Erfahrung, d. i. ich habe wirklich die Vorlstellung von der Zeit und meinen S ) Bestimmungen in ihr. Sie ist also wirk1) Die Bezeichnung ,,§ 7" fehlt in A. I) A: ,,80". I) A: "meiner".
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(B 54)
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Elementarlehre. 1. Tei.1. Transzendentale Ästhetik
lieh nicht 1) als Objekt, sondern als die Vorstellungsart S) m~iner selbst als Objekts anzusehen. Wenn aber ich selbst, oder ein ander Wesen mich, ohne diese Bedingung der Sinnlichkeit, anschauen könnte, so würden eben dieselben Bestimmungen, die wir uns jetzt als Veränderungen vorstellen, eine Erkenntnis geben, in welcher die Vorstellung der Zeit, mithin auch der Veränderung, gar nicht vorkäme. Es bleibt also ihre empirische Realität als Bedingung aller unserer Er10 fahrungen. Nur die absolute Realität kann ihr nach dem oben Angeführten nicht zugestanden werden. Sie ist nichts, als die Form unserer inneren Anschauung*). Wenn man von ihr die besondere Bedingung unserer Sinnlichkeit wegnimmt, so verschwindet auch der Be(ASS) griff der Zeit, und sie hängt nicht an den I Gegenständen selbst, sondern bloß am Subjekte, welches sie anschaut. Die Ursache aber, weswegen dieser Einwurf so einstimmig gemacht wird, und zwar von denen, die gleich20 wohl gegen die Lehre von der Idealität des Raumes (B (5) nichts I Einleuchtendes einzuwenden wissen, ist diese. Die absolute Realität des Raumes hofften sie nicht apodiktisch dartun zu können, weil ihnen der Idealismus entgegensteht, nach welchem die Wirklichkeit äußerer Gegenstände keines strengen Beweises fähig ist: dagegen die des Gegenstandes unserer inneren Sinne (meiner selbst und meines Zustandes) unmittelbar durchs Bewußtsein klar ist. Jene konnten ein bloßer Schein sein, dieser aber ist, ihrer Meinung nach, unleugbar 30 etwas Wirkliches. Sie bedachten aber nicht, daß beide, ohne daß man ihre Wirklichkeit als Vorstellungen bestreiten darf, gleichwohl nur zur Erscheinung gehören, welche jederzeit zwei Seiten hat, die eine, da das Objekt *) Ich kann zwar sagen: meine Vorstellungen folgen einander; aber das heißt nur, wir sind uns ihrer, als in einer Zeitfolge, d. i. nach der Form des inneren Sinnes, bewußt. Die Zeit ist darum nicht etwas an sich selbst, auch keine den Dingen objektiv anhängende Bestimmung. 1) Adickes: "also als wirklich nicht"; Erdmann: "also wirklich, nicht". S) Kehrbach: "Vorstellung".
II. Abschnitt. Von der Zeit
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an sich selbst betrachtet wird, (unangesehen der Art, dasselbe anzuschauen, dessen Beschaffenheit aber eben darum jederzeit problematisch bleibt,) die andere, da auf die Form der Anschauung dieses Gegenstandes gesehen wird, welche nicht in dem Gegenstande an sich selbst, sondern im Subjekte, dem derselbe erscheint, gesucht werden muß, gleichwohl aber der Erscheinung dieses Gegenstandes wirklich und notwendig zukommt. Zeit und Raum sind demnach zwei Erkenntnisquellen, aus denen apriori verschiedene sYnthetische Erkenntnisse I geschöpft werden können, wie vornehmlich die reine Mathematik in Ansehung der Erkenntnisse vom Raume und dessen Verhältnissen ein glänzendes Beispiel I gibt. Sie sind nämlich beide zlisammengenommen reine Formen aller sinnlichen Anschauung, und machen dadurch synthetische Sätze apriori möglich. Aber diese Erkenntnisquellen apriori bestimmen sich eben dadurch (daß sie bloß Bedingungen der Sinnlichkeit sind) ihre Grenzen, nämlich, daß sie bloß auf Gegenstände gehen, sofern sie als Erscheinungen betrachtet werden, nicht aber Dinge an sich selbst darstellen. Jene allein sind das Feld ihrer Gültigkeit, woraus, wenn man hinausgeht, weiter kein objektiver Gebrauch derselben stattfindet. Diese Realität 1) des Raumes und der Zeit läßt übrigens die Sicherheit der Erfahrungserkenntnis unangetastet: denn wir sind derselben ebenso gewiß, ob diese Formen den Dingen an sich selbst, oder nur unserer Anschauung dieser Dinge notwendigerweise anhängen. Dagegen die, so die absolute Realität des Raumes und der Zeit behaupten, sie mögen sie nun als subsistierend, oder nur inhärierend annehmen, mit den Prinzipien der Erfahrung selbst uneinig sein müssen. Denn, entschließen sie sich zum ersteren, (welches gemeiniglich die Partei der mathematischen Naturforscher ist,) so müssen sie zwei ewige und unendliche für sich bestehende Undinge (Raum und Zeit) annehmen, welche da sind (ohne daß doch etwas Wirkliches ist), nur um alles 'Wirkliche in 1) Laas: "Idealität" (vgl. bes. Vaihinger Komm. 11,412); Erdmann (Ak.) = Diese bloß empirische, nicht absolute Realität.
10 (A 39) (B 56)
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(A40) (B 57)
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Elementarlehre. 1. Teil. Transzendentale Ästhetik
sich zu befassen. Nehmen sie die zweite Partei (von I der einige metaphysische Naturlehrer sind), und Raum und Zeit gelten ihnen als von der Erfahrung abstrahierte, obzwar I in der Absonderung verworren vorgestellte, Verhältnisse der Erscheinungen (neben- oder nacheinander), so müssen sie den mathematischen Lehren apriori in Ansehung wirklicher Dinge (z. E. im Raume) ihre Gültigkeit, wenigstens die apodiktische Gewißheit bestreiten 1), indem diese aposteriori gar nicht stattfindet, und die Begriffe apriori von Raum und Zeit, dieser Meinung nach, nur Geschöpfe der Einbildungskraft sind, deren Quell wirklich in der Erfahrung gesucht werden muß, aus deren abstrahierten Verhältnissen die Einbildung etwas gemacht hat, was zwar das Allgemeine derselben enthält, aber ohne die Restriktionen, welche die Natur mit denselben verknüpft hat, nicht stattfinden kann. Die ersteren gewinnen so viel, daß sie für die mathematischen Behauptungen sich das Feld der Erscheinungen freimachen. Dagegen verwirren sie sich sehr durch eben diese Bedingungen, wenn der Verstand über dieses Feld hinausgehen will. Die zweiten gewinnen zwar in Ansehung des letzteren, nämlich, daß die Vorstellungen von Raum und Zeit ihnen nicht in den Weg kommen, wenn sie von Gegenständen nicht als Erscheinungen, sondern bloß im Verhältnis auf den Verstand urteilen wollen; können aber weder von der Möglichkeit mathematischer Erkenntnisse apriori (indem ihnen eine wahre und objektiv gültige Anschauung apriori fehlt) Grund 2) angeben, noch die Erfahrungssätze mit jenen Behauptungen in I notwendige Einstimmung bringen. In unserer Theolrie, von der wahren Beschaffenheit dieser zwei ursprünglichen Formen der Sinnlichkeit, ist beiden Schwierigkeiten abgeholfen. Daß schließlich die transzendentale Ästhetik nicht mehr, als diese zwei Elemente, nämlich Raum und Zeit, enthalten könne, ist daraus klar, weil alle anderen zur Sinnlichkeit gehörigen Begriffe, selbst der der Bewegung, 1) A: "streiten".
2) Valentiner: "den Grund".
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welcher beide Stücke vereinigt, etwas Empirisches voraussetzen. Denn diese setzt die Wahrnehmung von etwas Beweglichem voraus. Im Raum, an sich selbst betrachtet, ist aber nichts Bewegliches: daher das Bewegliche etwas sein muß, was im Raume nur durch Erfahrung gefunden wird, mithin ein empirisches Datum. Ebenso kann die transzendentale Ästhetik nicht den Begriff der Veränderung unter ihre Data apriori zählen: denn die Zeit selbst verändert sich nicht, sondern etwas, das in der Zeit ist. Also wird dazu die 10 Wahrnehmung von irgendeinem Dasein, und der Sukzession seiner Bestimmungen, mithin Erfahrung erfordert. 1§8~
~5~
Allgemeine Anmerkungen zur transzendentalen Asthetik LS) Zuerst wird es nötig sein, uns so deutlich, als möglich, zu erklären, was in Ansehung der Grundbeschaflfenheit der sinnlichen Erkenntnis überhaupt (A42) unsere Meinung sei, um aller Mißdeutung derselben 20 vorzubeugen. Wir haben also sagen wollen: daß alle unsere Anschauung nichts als die Vorstellung von Erscheinung sei: daß die Dinge, die wir anschauen, nicht das an sich selbst sind, wofür wir sie anschauen, noch ihre Verhältnisse so an sich selbst beschaffen sind, als sie uns erscheinen, und daß, wenn wir unser Subjekt oder auch nur die subjektive Beschaffenheit der Sinne überhaupt aufheben, alle die Beschaffenheit, alle Verhältnisse der Objekte im Raum und Zeit, ja selbst Raum 30 und Zeit verschwinden würden, und als Erscheinungen nicht an sich selbst, sondern nur in uns existieren können. Was es für eine Bewandtnis mit den Gegenständen an sich und abgesondert von aller dieser Rezeptivität unserer Sinnlichkeit haben möge, bleibt uns gänzlich unbekannt. Wir kennen nichts, als unsere Art, sie wahrzunehmen, die uns eigentümlich ist, die auch 1) Die Bezeichnung ,,§ 8" fehlt in A. 2) Die Bezeichnung ,,1." fehlt in A.
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Elementarlehre. I. Teil. Transzendentale Ästhetik
nicht notwendig jedem Wesen, obzwar jedem Menschen, zukommen muß. Mit dieser haben wir es lediglich zu tun. Raum und Zeit sind die I reinen Formen derselben, Empfindung überhaupt die Materie. Jene können wir allein apriori, d. i. vor aller wirklichen Wahrnehmung erkennen, und sie heißt darum reine Anschauung; diese aber ist das in unserem Erkenntnis, was da macht, daß sie 1) Erkenntnis a posteriorl. d. i. empirische Anschauung heißt. Jene hängen unserer Sinnlichkeit schlechthin notwendig an, welcher Art auch unsere Empfindungen sein mögen; diese I können sehr verschieden sein. Wenn wir diese unsere Anschauung auch zum höchsten Grade der Deutlichkeit bringen könnten, so würden wir dadurch der Beschaffenheit der Gegenstände an sich selbst nicht näher kommen. Denn wir würden auf allen Fall doch nur unsere Art der Anschauung, d. i. unsere Sinnlichkeit vollständig erkennen, und diese immer nur unter den, dem Subjekt ursprünglich anhängenden Bedingungen, von Raum und Zeit; was die Gegenstände an sich selbst sein mögen, würde uns durch die aufgeklärteste Erkenntnis der Erscheinung derselben, die uns allein gegeben ist, doch niemals bekannt werden. Daß daher unsere ganze Sinnlichkeit nichts als die verworrene Vorstellung der Dinge sei, welche lediglich das enthält, was ihnen an sich selbst zukommt, aber nur unter einer Zusammenhäufung von Merkmalen und Teilvorstellungen, die wir nicht mit Bewußtsein auseinander setzen, ist eine Verfälschung des Begriffs von Sinnlichkeit und von Erscheinung, welche die ganze Lehre derselben unnütz und leer macht. Der Unterschied einer undeutlilchen von der deutlichen Vorstellung ist bloß logisch, und betrifft nicht den Inhalt. Ohne Zweifel enthält der Begriff von Recht, dessen sich der gesunde Verstand bedient, ebendasselbe, was die subtilste Spekulation aus ihm entwickeln kann, nur daß im gemeinen und praktischen Gebrauche man sich dieser mannigfaltigen Vorstellungen in diesen S) Gedan1) Erdmann: "es".
S) 4. Ausgabe: "diesem".
11. Abschnitt. Von der Zeit
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ken nicht bewußt ist. Darum kann man nicht sagen, daß der gemeine Begriff sinnlich sei, und eine bloße Erscheinung I enthalte, denn das Recht kann gar nicht erscheinen, sondern sein Begriff liegt im Verstande, und stellt eine Beschaffenheit (die moralische) der Handlungen vor, die ihnen an sich selbst zukommt. Dagegen enthält die Vorstellung eines Körpers in der Anschauung gar nichts, was einem Gegenstande an sich selbst zukommen könnte, sondern bloß die Erscheinung von etwas, und die Art, wie wir dadurch affiziert werden, und diese Rezeptivität unserer Erkenntnisfähigkeit heißt Sinnlichkeit, und bleibt von der Erkenntnis des Gegenstandes an sich selbst, ob man jene (die Erscheinung) gleich bis auf den Grund durchschauen möchte, dennoch himmelweit unterschieden. Die Leibniz-Wolfische Philosophie hat daher allen Untersuchungen über die Natur und den Ursprung unserer Erkenntnisse einen ganz unrechten Gesichtspunkt angewiesen, indem sie den Unterschied der Sinnlichkeit vom Intellektuellen bloß als logisch betrachtete, da er offenbar transzendental ist, und nicht bloß die Form der Deutlichlkeit oder Undeutlichkeit, sondern den Ursprung und den Inhalt derselben betrifft, so daß wir durch die erstere die Beschaffenheit der Dinge an sich selbst nicht bloß undeutlich, sondern gar nicht erkennen, und, sobald wir unsere subjektive Beschaffenheit wegnehmen, das vorgestellte Objekt mit den Eigenschaften, die ihm die sinnliche Anschauung beilegte, überall nirgend anzutreffen ist, noch angetroffen werden kann, indem eben diese subjektive Beschaffenheit die Form desselben, als Erscheinung, bestimmt. I Wir unterscheiden sonst wohl unter Erscheinungen das, was der Anschauung derselben wesentlich anhängt, und für jeden menschlichen Sinn überhaupt gilt, von demjenigen, was derselben nur zufälligerweise zukommt, indem es nicht auf die Beziehung der Sinnlichkeit überhaupt, sondern nur auf eine besondere Stellung oder Organisation dieses oder jenes Sinnes gültig ist l ). 1) Erdmann: "für die Vorländer: "für die ... auf
der ... für eine ... gültig"; für eine ... gültig".
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Und da nennt man die erstere Erkenntnis eine solche, die den Gegenstand an sich selbst vorstellt, die zweite aber nur die Erscheinung desselben. Dieser Unterschied ist aber nur empirisch. Bleibt man dabei stehen, (wie es gemeiniglich geschieht,) und sieht jene empirische Anschauung nicht wiederum (wie es geschehen sollte) als bloße Erscheinung an, so daß darin gar nichts, was irgendeine Sache an sich selbst anginge, anzutreffen ist, so ist unser transzendentaler l ) Unterschied verloren, und wir glauben alsdann doch, Dinge an sich zu erkennen, ob wir es gleich überall (in der Sinnenwelt) selbst bis zu der tiefsten Erforlschung ihrer Gegenstände mit nichts, als Erscheinungen, zu tun haben. So werden wir zwar den Regenbogen eine bloße Erscheinung bei einem Sonnregen 2 ) nennen, diesen Regen aber die Sache an sich selbst, welches auch richtig ist, sofern wir den letzteren Begriff nur physisch verstehen, als das, was in der allgemeinen Erfahrung, unter allen verschiedenen Lagen zu den Sinnen, doch in der Anschauung so und nicht anders bestimmt ist. Nehmen wir aber dieses Empirische überhaupt, und fragen, ohne uns an die Einstimmung I desselben mit jedem Menschensinne zu kehren, ob auch dieses 3) einen Gegenstand an sich selbst (nicht die Regentropfen, denn die sind dann schon, als Erscheinungen, empirische Objekte,) vorstelle, so ist die Frage von der Beziehung der Vorstellung auf den Gegenstand transzendental, und nicht allein diese Tropfen sind bloße Erscheinungen, sondern selbst ihre runde Gestalt, ja sogar der Raum, in welchen sie fallen, sind nichts an sich selbst, sondern bloße Modifikationen, oder Grundlagen unserer sinnlichen Anschauung, das transzendentale Objekt aber bleibt uns unbekannt. Die zweite wichtige Angelegenheit unserer transzendentalen Ästhetik ist, daß sie nicht bloß als scheinbare Hypothese einige Gunst erwerbe, ~oddern so gewiß und ungezweifelt sei, als jemals von einer Theorie A: "transzendentale". 2) Grillo: "Sonnenregen". 3) Vorländer: "ob dieses auch". 1)
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gefordert werden kann, die zum Organon dienen soll. Um diese Gewißheit völlig einleuchtend zu machen, wollen wir irgendeinen Fall wählen, woran dessen 1) Gültigkeit augenlscheinlich werden und zu mehrer Klarheit dessen, was § 3 angeführt worden, dienen 2) kann. Setzet demnach, Raum und Zeit seien an sich selbst objektiv und Bedingungen der Möglichkeit der Dinge an sich selbst, so zeigt sich erstlich: daß von beiden apriori apodiktische und synthetische Sätze in großer Zahl vornehmlich vom Raum vorkommen, welchen wir darum vorzüglich hier zum Beispiel untersuchen wollen. Da die Sätze der Geometrie synthetisch apriori und S) mit apodiktischer I Gewißheit erkannt werden, so frage ich: woher nehmt ihr dergleichen Sätze, und worauf stützt sich unser Verstand, um zu dergleichen schlechthin notwendigen und allgemeingültigen Wahrheiten zu gelangen? Es ist kein anderer Weg, als durch Begriffe oder durch Anschauungen; beide 4 ) aber, als solche, die entweder apriori oder aposteriori gegeben sind. Die letzteren, nämlich empirische Begriffe, imgleichen das, worauf sie sich gründen, die empirische Anschauung, können keinen synthetischen Satz geben, als nur einen solchen, der auch bloß empirisch, d. i. ein Erfahrungssatz ist, mithin niemals Notwendigkeit und absolute Allgemeinheit enthalten kann, dergleichen doch das Charakteristische aller Sätze der Geometrie ist. Was aber das erstere und einzige Mittel sein würde, nämlich durch bloße Begriffe oder durch Anschauungen apriori zu dergleichen Erkenntnissen zu gelangen, so ist klar, daß aus bloßen Begriffen gar keine synthetische Erkenntnis, sondern lediglich analytische erlangt werden I kann. Nehmet nur den Satz: daß durch zwei gerade Linien sich gar kein Raum einschließen lasse, mithin keine Figur möglich sei, und versucht ihn aus dem Begriff von geraden Linien und der Zahl zwei abzuleiten; oder auch, daß aus drei ~)
Adickes: "deren".
2) Zusatz von B.
3) Erdmann: d. i. "synthetisch apriori sind und deshalb". ') A: "beides"
(B 64)
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geraden Linien eine Figur möglich sei, und versucht es ebenso bloß aus diesen Begriffen. Alle eure Bemühung ist vergeblich, und ihr seht euch genötigt, zur Anschauung eure Zuflucht zu nehmen, wie es die Geometrie auch jederzeit tut. Ihr gebt euch also einen Ge(A48) genstand in der Anlschauung; von welcher Art aber ist diese, ist es eine reine Anschauung apriori oder eine empirische? Wäre das letzte, so könJ;lte niemals ein allgemeingültiger, noch weniger ein apodiktischer Satz 10 daraus werden: denn Erfahrung kann dergleichen niemals liefern. Ihr müßt also euren Gegenstand apriori in der Anschauung geben, und auf diesen euren synthetischen Satz gründen. Läge nun in euch nicht ein Vermögen, apriori anzuschauen; wäre diese subjektive Bedingung der Form nach nicht zugleich die allgemeine Bedingung apriori, unter der allein das Objekt dieser (äußeren) Anschauung selbst möglich ist; wäre der Gegenstand (der Triangel) etwas an sich selbst ohne Beziehung auf euer Subjekt: wie könntet ihr sagen, daß, 20 was in euren subjektiven Bedingungen einen Triangel zu konstruieren notwendig liegt, auch dem Triangel an sich selbst notwendig zukommen müsse? denn ihr könntet doch zu euren Begriffen (von drei Linien) nichts (B 66) neues (die Figur) hinzufügen, welches I darum notwendig an dem Gegenstande angetroffen werden müßte, da dieser vor eurer Erkenntnis und nicht durch dieselbe gegeben ist. Wäre also nicht der Raum (und so auch die Zeit) eine bloße Form eurer Anschauung, welche Bedingungen apriori enthält, unter denen allein Dinge 30 für euch äußere Gegenstände sein können, die ohne diese subjektiven Bedingungen an sich nichts sind, so könntet ihr apriori ganz und gar nichts über äußere Objekte synthetisch ausmachen. Es ist also ungezweifeIt gewiß, und nicht bloß möglich, oder auch wahr(A49) scheinllich, daß Raum und Zeit, als die notwendigen Bedingungen aller (äußeren und inneren) Erfahrung, bloß subjektive Bedingungen aller unserer Anschauung sind, im Verhältnis auf welche daher alle Gegenstände bloße Erscheinungen und nicht für sich in dieser Art 40 gegebene Dinge sind, von denen sich auch um des-
H. Abschnitt. Von der Zeit
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willen, was die Form derselben betrifft, vieles apriori sagen läßt, niemals aber das Mindeste von dem Dinge an sich selbst, das diesen Erscheinungen zum Grunde liegen mag. II.I) Zur Bestätigung dieser Theorie von der Idealität des äußeren sowohl als inneren Sinnes, mithin aller Objekte der Sinne, als bloßerErscheinungen, kann vorzüglich die Bemerkung dienen: daß alles, was in umerem Erkenntnis zur Amchauung gehört, (also Gefühl der Lust und Unlust, und den WiUen, die gar nicht Erkenntnisse sind, ausgenommen,) nichts als bloße Verhältnisse enthalte, der Orter in einer Anschauung (A usdehnung), I Veränderung der Orter (Bewegung), und Gesetze, nach denen diese Veränderung besMmmt wird (bewegende Kräfte). Was aber in demOrte gegenwärtig sei, oder was es außer der Ortsveränderung in den Dingen selbst wirke, wird dadurch nicht gegeben. Nun wird durch bloße Verhältnisse doch nicht eine Sache an sich erkannt: also ist wohl zu urteilen, daß, da um durch den äußeren Sinn nichts als bloße Verhältnisvorstellungen gegeben werden, dieser auch nur das Verhältnis eines Gegemtandes auf das Subjekt in seiner Vorstellung enthalten könne, und nicht das Innere, was dem Objekte an sich zukommt. Mit der inneren Amchauung ist es eben so bewandt. Nicht allein, daß darin die Vorstellungen äußerer Sinne den eigentlichen Stoff ausmachen, womit wir umer Gemüt besetzen, sondern die Zeit, in die wir diese Vorstellungen setzen, die selbst dem Bewußtsein derselben in der Erfahrung vorhergeht, und als formale Bedingung der Art, wie wir sie im Gemüte setzen, zum Grunde liegt, enthält schon Verhältnisse des Nacheinander-, des Z'U{Jleichseim und dessen, was mit dem N acheinandersein z'U{Jleich ist (des Beharrlichen). Nun ist das, was, als Vorstellung, vor aller Handlung irgend etwas zu denken, vorhergehen kann, die Amchauung, und, wenn sie nichts als Verhältnisse enthält, die Form der Amchauung, welche, da sie nichts vorstellt, außer so fern etwas im Gemüte gesetzt wird, nichts anderes sein kann, als die Art, wie das Gemüt durch eigene TäMgkeit, nämlich dieses I Setzen ihrer 2 ) Vorstellung, 1) Die folgenden Abschnitte: H., HI., IV. und: Beschluß der transzendentalen Ästhetik fehlen in A. 2) Kehrbach: "seiner".
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mithin dwrch sich seUJst affiziert wird, d. i. ein innerer Sinn seiner Fcwm nach. AUes, was dwrch einen Sinn fJorgestellt wird, ist so fern jederzeit Erscheinung, und ein innerer Sinn würde also entweder gar nicht eingeräumt werden müssen, oder das SulYjekt, welches der Gegenstand desselben ist, würde dwrch denselben nwr als Erscheinung oorgesteUt werden können, nicht wie es von sich selbst urteilen würde, wenn Beine Anschauung bloße Selbsttätigkeit, d. i. inteUek. tuell, wäre. Hierbei beruht alle Schwierigkeit nwr darauf, 10 wie ein Subjekt sich selbst innerlich anschauen könne; allein diese Schwierigkeit ist jeder Theorie gemein. Das Bewußtsein seiner selbst (Apperzeption) ist die einfache Vorstellung des Ich, und, wenn dadwrch allein alles Mannigfaltige im Subjekt selbsttätig gegeben wäre, so würde die innere Anschauung intellektueU sein. Im Menschen erfordert dieses Bewußtsein innere Wahrnelvmung von dem Mannigfaltigen, was im SulYjekte oorher gegeben wird, und die Art, wie dieses ohne Spontaneität im Gemüte gegeben wird, muß, um dieses Unterschiedes willen, Sinnlichkeit heißen. Wenn das 20 Vermögen sich bewußt zu werden, das, was im Gemüte liegt, aufsuchen (apprehendieren) soll, so muß es dasseUJe affizieren, und kann allein auf solche Art eine Anschauung seiner selbst hervorbringen, deren Form aber, die vorher im Gemüte zugrunde liegt, die Art, wie das Mannigfaltige im Gemüte beisammen ist, (B 69) in der VorsteUung I der Zeit bestimmt, da es denn sich seUJst anschaut, nicht wie es sich unmittelbar selbsttätig vorstellen würde, sondern nach der Art, wie es von innen affiziert wird, folglich wie es sich erscheint, nicht wie es ist. IlI. Wenn ich sage: im Raum und der 1 ) Zeit stellt die 30 Anschauung, sowohl der äußeren Objekte, als auch die SeUJstanschauung des Gemüts, beides vor, so wie es unsere Sinne affiziert, d. i. wie es erscheint; so wiU das nicht sagen, daß diese Gegenstände ein bloßer Schein wären. Denn in der Erschei. nung werden jederzeit die Objekte, ja selbst die Beschaffenheiten, die wir ihnen beilegen, als etwas wirklich Gegebenes angesehen, nwr daß, sofern diese Beschaffenheit nwr von der Anschauungs. art des SulYjekts in der Relation des gegebenen Gegenstandes zu ihm abhängt, dieser Gegenstand als E'Y"'cheinung von ihm 1) Valentiner: "in der".
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II. Abschnitt. Von der Zeit
selber als Objekt an si ch unterschieden wird. So sage ich nicht, die Körper scheinen bloß außer mir zu sein, oder meine Seele sc}~eint nur in meinem SeZbstbewußtsein gegeben zu sein, wenn ich behaupte, daß dieQuaUtät des Raumes und der Zeit, welcher, al.~ Bedingung ihres Daseins, gemäß ich beide setze, in meiner Anschauungsan und nicht in diesen Objekten an sich Ziege. Es wäre meine eigene Schuld, wenn ich aus dem, was ich zur Erscheinung zählen sollte, bloßen Schein machte*). Dielses (B 70) geschieht aber nicht nach unserem Prinzip der Idealität aller unserer sinnlichen Anschauungen; vielmehr, wenn man jenen V01'stellungsformen objektive Realität beilegt, so kann man 10 nicht vermeiden, daß nicht alles dadurch in bloßen Schein fJerwandelt werde. Denn, wenn man den Raum und die Zeit als Beschaffenheiten ansieht, die ihrer Möglichkeit nach in Sachen an sich angetroffen werden müßten, .und überdenkt die Ungereimtheiten, in die man sich alsdann verwickelt, indem zwei unendliche Dinge, die nicht Substanzen, auch nicht etwas wirklich den Substanzen Inhärierendes, dennoch aber Exi. stieren[ des, ja die notwendige Bedingung der Existenz aller (B 71) Dinge sein müssen, a'uch l ) übrig bleiben, wenn gleich2 ) alle *) Die Prädikate der Erscheinung können dem Objekte selbst be'igelegt wcnlen, in Verhältnis auf unseren Sinn, z. B. I der Base (B 70) die rote Farbe, oder der Geruch; aber der Schein kann niemals als Prädikat dem Gegenstande beigelegt werden, eben darum, weil er, was diesem nur in Verhältnis auf die Sinne, oder überhaupt aufs Subjekt zukommt, dem Objekt für sich beilegt, z. B. die zwci Henkel, die man anfänglich dem Saturn beilegte. Was gar niclit am Objekte an sich selbst, jed/'rzeit aber im Verhältnisse desselben zum Subjekt anztdt'etren und von der Vorstellung des ersteren 3 ) unzertrennlich ist, ist Erscheinung, und so tcerden die Prädikate des Rattmes und der Zeit mit Recht den Gegenständen der Sinne, als solchen, beigelegt, und hierin ist kein Schein. Dagegen, wenn icll der Rose an sich die Röte, dem Saturn die Henkel, oder allen äufleren Gegeuständen die Ausdehnung an sich beilege, ohne auf ein bestimmtes Verhältnis dieser Gegenstände zum Subjekt zu sehen und mein Urteil darauf' e'inzuschränken; alsdann allererst entspringt der Schein. I) Erdmann: "noch". 2) Görland: "übrig bleiben, wenngleich auch". 3) Erdmann: "letzteren". Kant, Kritik der reinen Vernunft.
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Elementarlehre. 1. Teil. Transzendentale Ästhetik
exiatierenden Dinge aufgehoben werden; 80 kann man es en erkennen, wenn es nur mit einigen Wahrnehmungen, nach den Grundsätzen der empirischen 1) 2) zwar dung 3)
Valentiner: "ihrer". Valentiner empfiehlt folgende Umstellung: "fordert nicht eben unr.littelbar Wahrnehm ung (mithin Empfin.... bewußt ist) von ...." A: "diesen".
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(B
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Elementarlehre. 11. Teil. LAbt. 11. Buch. Ir. Hauptstück
Verknüpfung derselben (den Analogien), zusammenhängt. Denn alsdann hängt doch das Dasein des Dinges mit unseren \Vahrnehmungen in einer möglichen I Erfahrung zusammen, und wir können nach dem Leitfaden jener Analogien, von unserer wirklichen Wahrnehmung zu dem Dinge in der Reihe möglicher Wahrnehmungen gelangen. So erkennen wir das Dasein einer alle Körper durchdringenden magnetischen Materie aus der Wahrnehmung des gezogenen Eisenfeiligs, obzwar eine unmittelbare \Vahrnehmung dieses Stoffs uns nach der Beschaffenheit unserer Organe unmöglich ist. Denn überhaupt würden wir, nach Gesetzen der Sinnlichkeit und dem Kontext unserer Wahrnehmungen, in einer Erfahrung auch auf die unmittelbare empirische Anschauung derselben stoßen, wenn unsere Sinne feiner wären, deren Grobheit die Form möglicher Erfahr:mg überhaupt nichts angeht. Wo also Wahrnehmung und deren Anhang 1) nach empirischen Gesetzen hinreicht, dahin reicht auch unsere Erkenntnis vom Dasein der Dinge. Fangen wir nicht von Erfahrung an, oder gehen I wir nicht nach Gesetzen des empirischen Zusammenhanges der Erscheinungen fort, so machen wir uns vergeblich Staat, das Dasein irgendeines Dinges erraten oder erforschen zu wollen. Einen mächtigen Einwurf Mer wider diese Regeln, das Dasein mittelbar!) zu beweisen, 'I1Ulcht der Idealismus, dessen Widerlegung hie?' an der rechten Stelle ist.
*
*
*
Widerleflttng des Idealismus Der Idealismus (ich verstehe den materialen) ist die 30 Theorie, welche das Dasein der Gegenstände im Raum außer uns entweder bloß für zweifelhaft und unerweislich, oder für falsch und unmöglich erklärt; der erstere ist der proble. matische des Oartesius, der nur Eine empirische Behaup. tung (assertio), nämlich; Ich bin, für ungezweifelt erkliirt; der zweite ist der dogmatische des Berkeley, der den 1) Wille: "Fortgang". 2) Frederichs: "unmittelbar".
I I 1. Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthet. Grundsätze
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Raum, mit allen den Dingen, welchen er als unahtrennliche Bedingung anhängt, für etwas, was an sich selbst unmöglich sei, und darum auch die Dinge im Raum für bloße Einbildungen erklärt. Der dogmatische Idealismus ist unvermeidlich, wenn man den Raum als Eigenschaft, die den Dingen an sich selbst zukommen soll, ansieht; denn da ist er mit allem, dem er zu,' Bedingung dient, ein Unding. Der Grund zu diesem Idealismus aber ist von uns in der tranzsendentalen Ästhetik gehoben. Der problematische, der nichts hierüber behauptet, sondern nur I das Unvermögen, ein Dasein außer dem unsrigen durch (B 275) unmittelbare Erfahrung zu beweisen, vorgibt, ist vernünftig und einer gründlichen philosophischen Denkungsart gemäß; nämlich, bevor ein hinreichender Beweis gefu1u1en worden, kein entscheidendes Urteil zu erlauben. Der verlangte Beweis muß also dartun, daß wir von äußeren Dingen auch Erfahrung und nicht bloß Einbildung haben; welches wohl nicht anders wird geschehen können, als wenn man beweisen kann, daß selbst unsere innere, dem Oartesius unbezweifelte, Erfahrung nur unter Voraussetzung äußerer Erfahrung möglich sei.
Lehrsatz Das bloße, aber empirisch bestimmte, Bewußtsein meines eigenen Daseins beweist das Dasein dej' Gegenstände im Raum außer mil·. Beweis Ich bin mil' meines Daseins als in der Zeit bestimmt be'wußt. Alle Zeitbestimmung setzt etwas Beharrliches in der Wahrnehmung voraus. Dieses Beharrliche aber kann nicht etwas in mir sein, weil eben mein Dasein in der Zeit durch dieses Beharrliche allererst bestimmt werden kann l ). 1) Dieser Satz ist nach Kants Vorrede zu Ausgabe B (in dieser Ausgabe S. 33 Anm.) folgendermaßen umzuändern:
"Dieses BeIlUnliehe ({ber kann nicht eine Anschauung in mit· sein. Denn alle BestimmungsgTÜnde meines Daseins, die in mir angetroffen werden können,. sind V(.rsteUungen, und bedürlen als solche, 8elbst ein von ihnen unterschiedenes Behan'liches, worauf' in Beziehull.q der 'Wechsel delselben, mith-in mein Dasein ·in der Zeit, darin sie lcechseln, bestim1llt lcerden kiinnen".
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Elementarlehre. ILTeil. LAbt. II.Buch. II.HauptstÜck
Also ist die Wahrnehmung dieses Beharrliohen nur duroh ein Ding außer mir und nioht durch die bloße Vorstellung eines Dinges außer mir möglioh. Folglioh ist die Bestimmung meines Daseins in der Zeit nur duroh die Existenz wirklioher Dinge, die ioh I außer mir wahrnehme, möglioh. Nun ist das Bewußtsein in der Zeit mit dem Bewußtsein der Mögliohkeit1 ) dieser Zeitbestimmung notwendig verbunden: Also ist es auoh mit der!) Existenz der Dinge außer mir, als Bedingung der Zeitbestimmung, notwendig verbunden; d. i. das Bewußtsein meines eigenen Daseins ist zugleich ein unmittelbares Bewußtsein des Daseins anderer Dinge außer mir. Anmerkung 1. Man wird in dem vorhergehenden Beweise gewahr, daß das Spiel, welohes der Idealismus trieb, ihm mit mehrerem Rechte umgekehrt vergolten wird. Dieser nallm an, daß die einzige unmittelbare Erfahrung die innere sei, und daraus auf äußere Dinge nur gesohlossen werde, alJer, wie allemal, wenn man aus gegebenen Wirkungen auf bestimmte Ursachen sohließt, nur unzuverlässig, weil aueh in uns selbst die Ursache der Vorstellungen liegen kann, die wir äußeren Dingen, vieUeioht fälsohlioh, zusohreiben. AUein hier wird bewiesen, daß äußer(3 ) Erfahrung eigentlioh unmittelbar sei,*) daß I nur vermittelst ihrer, zwar nioht das
*) Das unmittelbare Bewußtsein des Daseins äufJerer Dinge wird in dem vorstehenden Lehrsatze nicht vorausgesetzt, sondern bewiesen, die Möglichkeit dieses BewufJtseins mögen wir einsehen, oder nicht. Die Frage wegen der letzteren würde sein: ob wir nur einen inneren Sinn, aber keinen äufJeren, sondern blofJ äufJere Einbildung hätten. Es ist aber klar, daß, um uns auch nur etwas als äußerlich einzubilden, d. i. dem Sinne in der Anschau(B 277) ung I darzusteUen, wir schon einen äufJeren Sinn haben, und dadurch die blofJe Rezeptivität einer äufJeren Anschauung von der Spontaneität, die jede Einbildung charakterisiert, unmittelbar unterscheiden müssen. Denn sich auch einen äufJeren Sinn blofJ einzubilden, würde das Anschauu111lsvermögen, welches durch die Einbildungskraft bestimmt werden soU, selbst vernichten. 4)
1) Vaihinger: "Bewußtsein meines Daseins in . . . Bewußtsein der Möglichkeit"; Wille: "Bewußtsein der Bestimmung in •.. Bewußtsein der Bedingung der Möglichkeit". t) Wille: "mit dem der". 3) Wille: "das nur äußere". 4) Wille: "verneinen".
IH. Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthet. Grundsätze
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Bewußtsein UnBerer eigenen Existenz, aber doch die Be· stimmung derselben in der Zeit, d. i. innere Erfahrung, möglich sei. Freilich ist die Vorstellung: ich bin, die das Bewußtsein ausdrückt, welches alles Denken begleiten kann, das, was unmittelbar die Existenz eines Subjekts in sich schließt, aber noch keine Erkenntnis desselben, mithin auch nicht empirische, d. i. Erfahrung; denn dazu gehört, außer dem Gedanken von etwas Existierendem, noch AnBchauung und hier innere, in AnBehung deren1 ), d. i. der Zeit, das Suhjekt bestimmt werden muß, wozu durchaus äußere GegenBtände erforderlich sind, so, daß folglich innere Erfahrung selbst nur mittelbar und nur durch äußere möglich ist. Anmerkung 2. Hiermit stimmt nun aller Erfahrungsgebrauch unseres Erkenntnisvermögens in Bestimmung der Zeit vollkommen überein. Nicht allein, daß wir alle Zeitbestimmung nur durch den Wechsel in äußeren Ve1'hältnissen (die Beu-egung) in Beziehung auf das Beharrliche im Raume (z. B. Sonnenbewegung in An I sehung der. Gegenstände der Erde,) vornehmen2 ) können, so haben wir so gar nichts Beharrliches, was wir dem Begriffe einer Substanz, als AnBchauung, unterlegen könnten, als bloß die Materie und selbst diese Beharrlichkeit wird nicht aus äußerer Erfahrung geschöpft, sondern apriori als notwendige Bedingung aller Zeitbestimmung, mithin a1.tCh als Bestimmung des inneren Sinnes in Ansehung UnBeres eigenen DaseinB durch die Existenz äußerer Dinge vorausgesetzt. Das Bewußtsein meiner selbst in der Vorstellung Ich ist gar keine Anschauung3), sondern eine bloß intellektuelle Vorstellung derSelbsttätigkeit eines denkenden Subjekts. Daher hat dieses Ich auch nicht das mindeste Prädikat der AnBchauung, welches, als beharrlich, der Zeit· bestimmung im inneren Sinne zum Korrelat dienen könnte: wie etwa Undurchdringlichkeit an der Materie, als empirischer AnBchauung, ist. Anmerkung 3. Daraus, daß die Existenz äußerer Gegenstände zur Möglichkeit eines bestimmten BewußtseinB unserer selbst erfordert wird, folgt nicht, daß jede anBchauliche Vorstellung äußerer Dinge zugleich die Existenz derselben ein1) Valentiner: "deren Form". 2) Grille: "wahrnehmen". 3) Vaihinger: "Anschauung" (gesperrt).
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schließe, denn 1'ene kann gar wohl die bloße Wirkung der Einbildungskraft (in Träumen sowohl als im Wahnsinn) sein; sie ist es aber bloß durch die Reproduktion ehemaliger äußerer Wahrnehmungen, welche, wie gezeigt worden, nur durch die Wirklichkeit äußerer Gegenstände möglich sind. Es hat hier, nur, bewiesen werden sollen, daß innere Erfahrung (B 279) iiherhaupt nur I durch äußere Erfahrung überhaupt möglich sei. Ob diese oder jene vermeinte Erfahrung nicht bloße Einbildung sei, muß nach den besonderen Bestimmungen der10 selben und durch Zusammenhaltung mit den Kriterien aller wirklichen Erfahrung, ausgemittelt werden. 1 )
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Was endlich das dritte Postulat betrifft, so geht es auf die materiale Notwendigkeit im Dasein, und nicht die bloß formale und logische in Verknüpfung der Begriffe. Da nun keine Existenz der Gegenstände der Sinne völlig apriori erkannt werden kann, aber doch komparative apriori relativisch 2) auf ein anderes schon (A 227) gegebenes I Dasein, gleichwohl 3) aber auch alsdann nur auf diejenige Existenz kommen kann, die irgendwo 20 in dem Zusammenhange der Erfahrung, davon die gegebene Wahrnehmung ein Teil ist, enthalten sein muß: so kann die Notwendigkeit der Existenz, niemals aus Begriffen, sondern jederzeit nur aus der Verknüpfung mit demjenigen, was wahrgenommen wird, nach allgemeinen Gesetzen der Erfahrung erkannt werden können
I) Erdmann: "unsern"?
I I 1. Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthet. Grundsätze
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Allgemeine Anmerkung zum System der Grundsätze 1)
(B 288)
Es ist etwas sehr Beme1'kungswürdiges, daß wir die Möglichkeit keines Dinges nach der bloßen Kategorie einsehen können, sondern immer eine Anschauung bei der Hand haben müssen, um an derselben die objektive Realität des reinen Verstandesbegriffs darzulegen. Man nehme z. B. die Kategorien der Relation. Wie 1) etwas nur als Subjekt, nicht als bloße Bestimmung anderer Dinge existieren, d. i. Substanz sein könne, oder wie 2) darum, weil etwas ist, etwas anderes sein müsse, mithin wie etwas üherhaupt Ursache sein 10 könne, oder 3) wie, wenn mehrere Dinge da sind, daraus, daß eines derselben da ist, etwas auf die ührigen und so wechselseitig folge, und auf diese Art eine Gemeinschaft von Substanzen statthaben könne, läßt sich gar nicht aus bloßen Begriffen einsehen. Eben dieses gilt auch von den ührigen Kategorien, z. B. wie ein Ding mit vielen zusammen einerlei, d. i. eine Größe sein könne usw. Solange es also an Anschauung fehlt, weiß man nicht, ob man durch die Kategorien ein Objekt denkt, und ob ihnen auch üherall gar irgend ein Objekt zukommen könne, und so bestätigt sich, daß sie für sich gar keine Er kenntnisse, son- 20 dern bloße Gedankenformen sind, um aus gegebenen An· schauungen Erkenntnisse zu machen. - I Eben daher kommt (B 289) es auch, daß aus bloßen Kategorien kein synthetischer Satz gemacht werden kann. Z. B. in allem Dasein ist Substanz, d. i. etwas, was nur als Subjekt und nicht als bloßes Prädikat existieren kann; oder, ein jedes Ding ist ein Quantum usw., wo gar nichts ist, was uns dienen könnte, üher einen gegebenen Begriff hinauszugehen und einen anderen damit zu verknüpfen. Daher es a1lch niemals gelungen ist, aus bloßen reinen Ver· standesbegriffen einen synthetischen Satz zu beweisen, z. B. den 30 Satz: alles zufällig Existierende hat eine Ursache. Man konnte niemals weiter kommen, als zu beweisen, daß, ohne diese Beziehung, wir die Existenz des Zufälligen gar nicht begreifen, d. i. apriori durch den Verstand die Existenz eines solchen Dinges nicht erkennen könnten; worau.'I aber nicht folgt, daß eben dieselbe auch die Bedingung der Möglichkeit der Sachen selbst sei. Wenn man daher nach unserem Beweise des Grund1) Der folgende Abschnitt mit der überschrift "Allgemeine Anmerkung zum System der Grundsätze" fehlt in A. Kant. Kritik der reinen VernlJnft.
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Elementarlehre. 11. Teil. LAbt. II. Buch. 11. Hauptstück
satzes der Kausalität zurück sehen will, so wird man gewahr werden, daß wir denselben nur von Objekten möglicher Erfahrung beweisen konnten: alles was geschieht (eine jede BegebenMit) setzt eine UrsacM voraus, und zwar so, daß wir ihn auch nur als Prinzip der Möglichkeit der Erfahrung, mithin der Erkenntnis eines in der empirischen Anschauung gegebenen Objekts, und nicht aus bloßen Begrillen beweisen konnten. Daß gleichwohl der Satz: alles Zufällige mÜ8se eine Ursache haben, doch jedermann aus bloßen Begrif I fen klar einleuchte, ist nicht zu leugnen; aber alsdann ist der Begriff des Zufälligen schon so gefaßt, daß er nicht die Kategorie der Modalität (als etwas, dessen Nichtsein sich denken läßt), sondern die der Relation (als etwas, das nur als Folge von einem anderen existieren kann) enthält, und da ist es freilich ein identischer Satz: was nur als Folge existieren kann, hat seine UrsacM. In der Tat, wenn wir Beispiele tJOm zufälligen Dasein geben soUen, berufen wir uns immer auf Veränderungen und nicht bloß auf die Möglichkeit des Gedankens vom Gegenteil *). Veränderung aber ist Begeben'Mit, die, I als solcM, nur durch eine Ursache möglich, deren Nichtsein also für sich möglich ist, und 80 erkennt man die Zufälligkeit daraus, daß etwas nur als Wirkung einer UrsacM existieren kann,. wird daMr ein Ding als zufällig angenommen, so ist' s ein analytischer Satz, zu sagen, es habe eine UrsacM. Noch merkwürdiger aber ist, daß wir, um die Möglichkeit der Dinge, zufolge der Kategorien, zu verste'Mn, und also die *) Man kann Bich das Nichtsein der Materie leicht denken, aber die Alten folgerten daraus doch nicht ihre Zufälligkeit. Allein selbst der Wechsel des Seins und Nichtseins eines gegebenen Zustandes eines Dinges, darin alle Veränderung besteht, beweist gar nicht die Zufälligkeit dieses Zustandes, gleichsam aus der Wirklichkeit seines Gegenteils, z. B. die Ruhe eines Körpers, welche auf die Bewegung folgt, noch nicht die Zufälligkeit der Bewegung desselben, damus, weil die erstere das Gegenteil der letzteren ist. Denn dieses Gegenteil ist hier nur logisch, nicht realiter dem anderen entgegengesetzt. Man mü'te beweisen, da', anstatt der Bewegung im oorhergehenden Zeitpunkte, es möglich gewesen, da' der Körper damals geruht hätte, um die Zufälligkeit seiner Bewegung zu beweisen, nicht da' er hernach ruhe; denn da kÖ1men beide Gegenteile gat" wohl miteinander beste'Mn.
IH. Abschnitt. Syst. Vorstellung aller synthet. Grundsätze
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obi ektive Realität der letzteren darzutun, nicht bloß Anschauungen, sondern sogar immer äußere Anschauungen bedürfen. Wenn wir z. B. die reinen Begriffe der Relation nehmen, so finden wir, daß 1) um dem Begriffe der Substanz korrespondierend etwas Beharrliches in der Anschauung zu geben, (und dadurch die obiektive Realität dieses Begriffs darzutun) wir eine Anschauung im Raume (der Materie) bedürfen, weil der Raum aUein beharrlich bestimmt 1), die Zeit aber, mithin alles, was im inneren Sinne ist, best&ndig fließt. 2) Um Veränderung, als die dem Begriffe der Kausalität korrespondierende Anschauung, darzusteUen, müssen wir Bewegung, als Veränderung im Raume, zum Beispiele nehmen, ia sogar dadurch allein können wir uns Veränderungen, deren Möglichkeit kein reiner Verstand begreifen kann, anschaulich machen. Veränderung ist Verbindung kontradiktorisch einander entgegengesetzter Bestimmungen im Dasein eines und desselben Dinges. Wie es nun möglich seil), daß aus einem gegebenen Zul stande ein ihm entgegerl{iesetzter desselben Dinges folge, kann nicht aUein keine Vernunft sich ohne Beispiel begreiflich, sondern nicht einmal ohne Anschauung lJerständlich machen, und diese Anschauung ist die der Bewegung eines Punktes im Raume, dessen Dasein in verschiedenen 6rtern (als eine Folge entgegengesetzter Bestimmungen) zuerst uns allein Veränderung anschaulich macht,. denn, um uns nachher selbst innere Ve,.änderungen denkbar zu machen, müssen wir die Zeit, als die Form des inne,.en Sinnes, figürlich durch eine Linie, und die innere Veränderung durch das Ziehen dieser Linie (Bewegung), mithin die sukzessive Existenz unser selbst 3 ) in verschiedenem Zustande durch äußere Anschauung uns faßlich machen,. wovon der eigentliche Grund dieser ist, daß alle Veränderung etwas Beharrliches in der Anschauung voraussetzt, um auch selbst nur als Veränderung wahrgenommen zu werden, im inneren Sinne aber gar keine beharrliche Anschauung angetroffen wird. - Endlich ist die Kategorie der Gemeinschaft, ihrer Möglichkeit nach, gar nicht durch die bloße Vernunft zu begreifen, und also die objektive Realität 1) Erdmann: "bestimmt ist". I) V 0 rl änd e r: "ist". 8) Kehrbach: "unser Selbst"; Erdmann~ "unserer selbst".
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dieBes Begriffs ohne Amchauung, und zwar äußere im Raum, nicht einzusehen möglich. Denn wie will man sich die M öglichkeit denken, daß, wenn mehirere Substanzen existieren, aus der Existenz der einen auf die E:cistenz der anderen wechselseitig etwas (als Wirkung) folgen könne, und also, weil in der ersteren etwas ist, darum auch in den I anderen etwas sein müsse, was aus der Existenz der letzteren allein nicht verstanden werden kann? Denn dieses wird zur Gemeimchaft erfordert, ist aber unter Dingen, die sich ein iedes durch seine Subsistenz völlig isolieren, gar nicht begreiflich. Daher Leibniz, indem er den Substanzen der Welt, nur, wie sie der Verstand allein denkt, eine GemeimcOOft beilegte, eine Gouheit zur Vermittlung brauchte,' denn aus ihirem Dasein allein schien sie ihm mit Recht unbegreiflich. Wir können aber die Möglichkeit der Gemeimchaft (der Substanzen als Erscheinungen) um gar wohl faßlich machen, wenn wir sie um im Raume, also in der äußeren Amchauung vorstellen. Denn dieser enthält schon a prim formale äußere Verhältnisse als Bedingungen der Möglichkeit der realen (in Wirkung und Gegenwirkung, mithin der Gemeimchaft) in sich. - Ebemo kann leicht dargetan werden, daß die Möglichkeit der Dinge als Größen, und also die objektive Realität der Kategorie der Größe, auch nur in der äußeren AmcOOuung könne dargelegt, und vermittelst ihirer allein hernach auch auf den inneren Sinn angewandt werden. Allein ich muß, um Weitläufigkeit zu vermeiden, die Beispiele davon dem Nachdenken des Lesers überlassen. Diese ganze Bemerkung ist von großer Wichtigkeit, nicht allein um umere vorhergehende Widerlegung des Idealismus zu bestätigen, sondern vielmehir noch, um, wenn vom Selbsterkenntnisse aus dem bloßen inneren I Bewußtsein und der Bestimmung umerer Natur olme Beihilfe äußerer 'f,mpirischer Amchauungen die Rede sein wird, uns die SchJranken der Möglichkeit einer solchen Erkenntnis anzuzeigen. Die letzte Folgerung aus diesem ganzen Abschnitte ist also: alle Grundsätze des reinen Verstandes sind nichts weiter als Prinzipien a prim der Möglichkeit der ErfahJrung, und auf die letztere allein beziehen sich auch alle synthetischen Sätze a prim, ja ihire Möglichkeit beruht selbst gänzlich auf dieser Beziehung.
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Der transzendentalen Doktrin der Urteilskraft (Analytik der Grundsätze)
Drittes Hauptstück
Von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstände überhaupt in Phaenomena und Noumena Wir haben jetzt das Land des reinen Verstandes nicht allein durchreist, und jeden Teil davon sorgfältig in Augenschein genommen, sondern es auch durchmessen, und jedem Dinge auf demselben seine Stelle bestimmt. Dieses Land aber ist eine Insel, und durch die Natur selbst in unveränderliche Grenzen eingeschlossen. Es ist das Land der Wahrheit (ein reizender Name), I umgeben von einem weiten und stürmischen Ozeane, dem eigentlichen Sitze des Scheins, wo manche Nebelbank, und manches bald wegschmelzende Eis neue Länder lügt, und I indem es den auf Entdeckungen herumschwärmenden Seefahrer unaufhörlich mit leeren Hoffnungen täuscht, ihn in Abenteuer verflechtet 1), von denen er niemals ablassen und sie doch auch niemals zu Ende bringen kann. Ehe wir uns aber auf dieses Meer wagen, um es nach allen Breiten zu durchsuchen, und gewiß zu werden, ob etwas in ihnen zu hoffen sei, so wird es nützlich sein, zuvor noch einen Blick auf die Karte des Landes zu werfen, das wir eben verlassen wollen, und erstlich zu fragen, ob wir mit dem, was es in sich enthält, nicht allenfalls zufrieden sein könnten, oder auch aus Not zufrieden sein müssen, wenn es sonst überall keinen Boden gibt, auf dem wir uns anbauen könnten; zweitens, unter weIchem Titel wir denn selbst dieses Land besitzen, und uns wider alle feindseligen Ansprüche gesichert halten können. Obschon wir diese Fragen in dem Lauf der Analytik schon hinreichend beantwortet haben, so kann doch ein summarischer Überschlag ihrer Auflösungen die Überzeugung 1) A: "verflicht".
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dadurch verstärken, daß er die Momente derselben in einem Punkt vereinigt. Wir haben nämlich gesehen: daß alles 1), was der Verstand aus sich selbst schöpft, ohne es von der Erfahrung zu borgen, das habe er dennoch zu keinem anderen Behuf, als lediglich zum Erfahrungsgebrauch. Die I Grundsätze des reinen Verstandes, sie mögen nun apriori konstitutiv sein (wie die mathematischen), oder bloß regulativ (wie die dynamischen), enthalten nichts als gleichsam I nur das reine Schema zur möglichen Erfahrung; denn diese hat ihre Einheit nur von der synthetischen Einheit, welche der Verstand der Synthesis der Einbildungskraft in Beziehung auf die Apperzeption ursprünglich und von selbst erteilt, und auf welche die Erscheinungen, als data zu einem möglichen Erkenntnisse, schon apriori in Beziehung und Einstimmung stehen müssen. Ob nun aber gleich diese Verstandesregeln nicht allein apriori wahr sind, sondern sogar der Quell aller Wahrheit, d. i. der Übereinstimmung unserer Erkenntnis mit Objekten, dadurch, daß sie den Grund der Möglichkeit der Erfahrung, als des Inbegriffes aller Erkenntnis, darin uns Objekte gegeben werden mögen, in sich enthalten, so scheint es uns doch nicht genug, sich bloß dasjenige vortragen zu lassen, was wahr ist, sondern, was man zu wissen begehrt. Wenn wir also durch diese kritische Untersuchung nichts Mehreres lernen, als was wir im bloß empirischen Gebrauche des Verstandes, auch ohne so subtile Nachforschung, von selbst wohl würden ausgeübt haben, so scheint es, sei der Vorteil, den man aus ihr zieht, den Aufwand und die Zurüstung nicht wert. Nun kann man zwar hierauf antworten: daß kein Vorwitz der Erweiterung unserer Erkenntnis nachteiliger sei, als der, so den Nutzen jederzeit zum vorlaus wissen will, ehe man sich auf Nachforschungen einläßt, und ehe man noch sich den mindesten Begriff von diesem Nutzen machen könnte, wenn derselbe auch vor Augen gestellt würde. Allein es gibt doch einen Vorteil, der auch 1) Erdmann: "das alles?"
Phaenomena und Noumena
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dem schwierigsten und I unlustigsten Lehrlinge solcher (A 238) transzendentalen Nachforschung begreiflich, und zugleich angelegen gemacht werden kann, nämlich dieser 1): daß der bloß mit seinem empirischen Gebrauche beschäftigte Verstand, der über die Quellen seiner eigenen Erkenntnis nicht nachsinnt, zwar sehr gut fortkommen, eines aber gar nicht leisten könne, nämlich, sich selbst die Grenzen seines Gebrauchs zu bestimmen, und zu wissen, was innerhalb oder außerhalb seiner ganzen Sphäre liegen mag; denn dazu werden eben die tiefen 10 Untersuchungen erfordert, die wir angestellt haben. Kann er aber nicht unterscheiden, ob gewisse Fragen in seinem Horizonte liegen, oder nicht, so ist er niemals seiner Ansprüche und seines Besitzes sicher, sondern darf sich nur auf vielfältige beschämende Zurechtweisungen Rechnung machen, wenn er die Grenzen seines Gebiets (wie es unvermeidlich ist) unaufhörlich überschreitet, und sich in Wahn und Blendwerke verirrt. Daß also der Verstand von allen seinen Grundsätzen apriori, ja von allen seinen Begriffen keinen 20 anderen als empirischen, niemals aber einen transzendentalen Gebrauch machen könne, ist ein Satz, der, wenn er mit überzeugung erkannt werden kann, in wichtige Folgen I hinaussieht. Der transzendentale Ge- (B 298) brauch eines Begriffs in irgendeinem Grundsatze ist dieser: daß er auf Dinge überhaupt und an sich selbst 2), der empirische aber, wenn er bloß auf Erscheinungen, d. i. Gegenstände einer mögllichen Er- (A 239) fahrung, bezogen wird. Daß aber überall nur der letztere stattfinden könne, ersieht man daraus. Zu 80 jedem Begriff wird erstlich die logische Form eines Begriffs (des Denkens) überhaupt, und dann zweitens auch die Möglichkeit, ihm einen Gegenstand zu geben, darauf er sich beziehe, erfordert. Ohne diesen letzteren hat er keinen Sinn, und ist völlig leer an Inhalt, ob er 1) Erdmann: "diesen". 2) Statt "Dinge überhaupt und an sich selbst" steht
in Kants Handexemplar "Gegenstände, die uns in keiner Anschauung gegeben werden, mithin nicht sinnliche Gegenstände" (Nachträge CXVII).
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gleich noch immer die logische Funktion enthalten mag, aus etwaigen datis einen Begriff zu machen. Nun kann der Gegenstand einem Begriffe nicht anders gegeben werden, als in der Anschauung, und, wenn eine reine Anschauung 1) noch vor dem Gegenstande apriori möglich ist, so kann doch auch diese selbst ihren Gegenstand, mithin die objektive Gültigkeit, nur durch die empirische Anschauung bekommen, wovon sie die bloße Form ist. Also beziehen sich alle Begriffe und mit ihnen alle Grundsätze, so sehr sie auch apriori möglich sein mögen, dennoch auf empirische Anschauungen, d. i. auf data zur möglichen Erfahrung. Ohne dieses haben sie gar keine objektive Gültigkeit, sondern sind ein bloßes Spiel, es sei der Einbildungskraft, oder des Verstandes, respektive mit ihren Vorstellungen. Man nehme nur die Begriffe der Mathematik zum Beilspiele, und zwar erstlich in ihren reinen Anschauungen. Der 2) Raum hat drei Abmessungen, zwischen zwei Punkten kann nur eine gerade Linie sein, usw. Obgleich alle diese Grundsätze, und die Vorstellung des Gegenstandes, womit sich jene Wissenschaft beschäftigt, völlig apriori im I Gemüt erzeugt werden, so würden sie doch gar nichts bedeuten, könnten wir nicht immer an Erscheinungen (empirischen Gegenständen) ihre Bedeutung darlegen. Daher erfordert man auch, einen abgesonderten Begriff sinnlich zu machen, d. i. das ihm korrespondierende Objekt in der Anschauung darzulegen, weil, ohne dieses. der Begriff (wie man sagt) ohne Sinn, d. i. ohne Bedeutung bleiben würde. Die Mathematik erfüllt diese Forderung durch die Konstruktion der Gestalt, welche eine den Sinnen gegenwärtige (obzwar apriori zustande gebrachte) Erscheinung ist. Der Begriff der Größe sucht in eben der Wissenschaft seine Haltung und Sinn in der Zahl, diese aber an den Fingern, den Korallen des Rechenbretts, oder den Strichen und Punkten, die vor Augen gestellt werden. Der 1) Kant (Nachträge CXVIII): "wenn uns gleich eine reine sinnliche Anschauung". 2) Erdmann: "Anschauungen: der".
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Begriff bleibt immer apriori erzeugt, samt den synthetischen Grundsätzen oder Formeln aus solchen Begriffen; aber der Gebrauch derselben, und Beziehung auf angebliche Gegenstände kann am Ende doch nirgend. als in der Erfahrung gesucht werden, deren Möglichkeit (der Form nach) jene apriori enthalten. I Daß dieses aber auch der Fall mit allen Kategorien. (B 3(0) und den daraus gesponnenen Grundsätzen sei, erhellt auch daraus: daß wir so gar keine einzige derselben reall) definieren, d. i. die Möglichkeit ihres Objekts ver- 10 ständlich machen können 1), ohne uns sofort zu Bedingungen der Sinnlichkeit, mithin der Form der Erscheinungen. herabzulassen, als auf welche, als ihre einzigen Gegenstände. sie folgllich eingeschränkt sein müssen, (A 241) weil. wenn man diese Bedingung wegnimmt, alle Bedeutung, d. i. Beziehung aufs Objekt. wegfällt, und man durch kein Beispiel sich selbst faßlich machen kann, was unter dergleichen Begriffe!) denn eigentlich für ein Ding gemeint sei. ..Oben 3 ) bei Darstellung der Tafel der KategO'l'ien, überhoben wir uns der Definitionen') einer 20 jeden derselben dadurch: daß unsere Absicht, die lediglich auf den synthetischen Gebrauch derselben geht. sie nicht nötig mache. und man sich mit unnötigen Unternehmungen keiner VerantwO'l'tung aussetzen müsse. deren man überhoben sein kann. Das war keine Ausrede. sondern eine nicht unerhebliche Klugheitsregel. sich nicht sofO'l't ans definieren') zu wagen. und Vollständigkeit oder Präzision in der Bestimmung des Begriffs zu versuchen oder vorzugeben, wenn man mit irgend einem oder anderen Merkmale desselben auslangen kann. ohne eben dazu eine vollständige 6) Herzählung 30 aller derselben, die den ganzen Begriff ausmachen. zu bedürfen. Jetzt aber zeigt sich: daß der Grund d~:e-8er V 0'1'1) Zusätze von B. !) G r i 11 0: "unter dergleichen Begriffen"; Erd man n: "unter einem dergleichen Begriffe". ') Der Schluß des Absatzes von "Obm" bis "könne" fehlt in B. 4.) Kehrbach: "Definition". ') Hartenstein: " Definiren". 6) Valentiner: "einer vollständigen".
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sicht noch tiefeT liege, nämlich, daß wiT sie nicht definieTen konnten 1 ) , wenn wiT auch wollten*), sondeTn, wenn man (A 242) alle Bedingungen deT Sinnllichkeit wegschafft, die sie als Begriffe-eines möglichen empiTischen Ge1Yrauchs auszeichnen, und sie fÜ'1' Begriffe von Dingen übeThaupt (mithin vom tTanszendentalen 2 ) Ge1Yrauch) nehmen 3 ), bei ihnen gaT nichts weiter zu tun sei, als die logische Funktion in UTteilen, als die Bedingung deT Möglichkeit deT Sachen selbst anzusehen, ohne doch im mindesten anzeigen zu können, wo sie denn 10 ihre Anwendung und iM Obiekt, mithin wie sie im Teinen VeTstande ohne Sinnlichkeit iTgendeine Bedeutung und obiektive GÜltigkeit haben könne"').
Den 5) Begriff der Größe überhaupt kann niemand erklären, als etwa so: daß sie die Bestimmung eines Dinges sei, dadurch, wie vielmal Eines in ihm gesetzt ist, gedacht werden kann. Allein dieses Wievielmal gründet sich auf die sukzessive Wiederholung, mithin auf die Zeit und die Synthesis (des Gleichartigen) 6) in derselben. Realität kann man im Gegensatze mit der Negation 20 nur alsdann erklären, wenn man sich eine Zeit (als den Inbegriff von allem Sein) gedenkt, die entweder *) Ich verstehe hier die Realdefinition, welche nicht 7 ) blo! dem Namen einer Sache andere und verständlichere Wlirter unterlegt, sondern die, so ein klaTes Merkmal, daTan der Gegenstand (definitum) jederzeit sicher erkannt werden kann und den 8 ) erklärten Begriff zur Anwendung brauchbaT macht, in sich enthält. (A 242) Die Realerklärung wilrde I also diejenige sein, welche nicht blo! einen Begriff, sondl'f'n zugleich die objektive Realität desselben deutlich macht. Die mathematischen :&-klärungen, welche den Gegenstand dem Begriffe .qemä! in der Anschauung dar. stellen, sind von der letzteren Art.
Erdmann: "könnten?" Hartenstein: "von transzendentalem". Hartenstein: "nimmt". ') Hartenstein: "können". In A kein Absatz. A: "gleichartigen". 7) Erdmann: d. i. also "nicht diejenige, welche". 8) Vaihinger: "sondern die ein .... und das den"; Erd· mann: "und dadurch den". 1) 2) I) fi) 8)
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womit erfüllt, oder leer ist. Lasse ich die Beharrlichkeit (welche ein Dasein zu aller Zeit ist) weg, so bleibt mir zum Begriffe der Substanz nichts übrig, als die logische Vorstellung vom Subjekt, welche ich dadurch zu realisieren vermeine, daß ich mir Etwas vorstelle, welches bloß als Subjekt I (ohne wovon ein (A 243) Prädikat zu sein) stattfinden I kann. Aber nicht allein, (B 301) daß ich gar keine Bedingungen weiß, unter welchen denn dieser logische Vorzug irgendeinem Dinge eigen sein werde: so ist auch gar nichts weiter daraus zu 10 machen, und nicht die mindeste Folgerung zu ziehen, weil dadurch gar kein Objekt!) des Gebrauchs dieses Begriffs bestimmt wird, und man also gar nicht weiß, ob dieser überall irgend etwas bedeute. Vom Begriffe der Ursache würde ich (wenn ich die Zeit weglasse, in der etwas auf etwas anderes!) nach einer Regel folgt,) in der reinen Kategorie nichts weiter finden, als daß es so etwas sei, woraus sich auf das Dasein eines anderen schließen läßt, und es würde dadurch nicht allein Ursache und Wirkung gar nicht voneinander 20 unterschieden werden können, sondern weil dieses Schließenkönnen doch bald Bedingungen erfordert, von denen ich nichts weiß, so würde der Begriff gar keine Bestimmung haben, wie er auf irgendein Objekt passe. Der vermeinte Grundsatz: alles Zufällige hat eine Ursache, tritt zwar ziemlich gravitätisch auf, als habe er seine eigene Würde in sich selbst. Allein, frage ich: was versteht ihr unter Zufällig? und ihr antwortet, dessen Nichtsein möglich ist, so möchte ich gern wissen, woran ihr diese Möglichkeit des Nichtseins') erkennen 30 wollt, wenn ihr euch nicht in der Reihe der Erscheinungen eine Sukzession und in dieser ein Dasein, welches auf das Nichtsein folgt, (oder umgekehrt,) mithin einen Wechsel vorstellt; denn, daß das Nichtsein eines Dinges sich selbst nicht widerlspreche, ist eine lahme (A 244) I Berufung auf eine logische Bedingung, die zwar zum (B 302) 1) A: "Objekts". I) A: "auf etwas anderem". I) A; "Nichtsein".
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Elementarlehre. 11. Teil. LAbt. II. Buch. III Hauptstück
Begriffe notwendig, aber zur realen Möglichkeit bei weitem nicht hinreichend ist; wie ich denn eine jede existierende Substanz in Gedanken aufheben kann, ohne mir selbst zu widersprechen, daraus aber auf die objektive Zufälligkeit derselben in ihrem Dasein, d. i. die Möglichkeit seines 1 ) Nichtseins Z ) an sich selbst, gar nicht schließen kann. Was den 8 ) Begriff der Gemeinschaft betrifft, so ist leicht zu ermessen: daß, da die reinen Kategorien der Substanz sowohl, als Kausalität, 10 keine das Objekt bestimmende Erklärung zulassen, die wechselseitige Kausalität in der Beziehung der Substanzen aufeinander (commercium) ebensowenig derselben fähig sei. Möglichkeit, Dasein und Notwendigkeit hat noch niemand anders als durch offenbare Tautologie erklären können, wenn man ihre Definition 4 ) lediglich aus dem reinen Verstande schöpfen wollte. Denn das Blendwerk, die logische Möglichkeit des Begriff s (da er sich selbst nicht widerspricht) der transzendentalen 5 ) Möglichkeit der Dinge (da dem Be20 griff ein Gegenstand korrespondiert) zu unterschieben 6 ), kann nur Unversuchte hintergehen und zufrieden stellen *) 7). "Es hat etwas Befremdliches und sogar Widersinniges an sich, daß ein Begriff sein soll, dem doch eine Bedeutung zu*) Mit einem Worte, alle diese Begriffe lassen sich durch nichts belegen, und dadurch ihre reale Möglichkeit dartun, wenn alle sinnliche Anschauun.q (die einzige, die wir haben), weggenommen wird, und es bleibt dann nur noch die logische Mög(B 303) lichkeit übrig, d. i. dafJ der Begriff I (Gedanke) möglich sei, wovon aber nicht die Rede ist, sondern ob er sich auf ein Objekt beziehe, und also irgend was bedeute.
1) Z) 3) 4) 5)
Vaihinger: "ihres". Görland: d. i. "des Nichtseins des Dinges". A: "dem". Erdmann: "Definitionen". Kant (Nachträge CXXI): ,,(der) realen (Möglichkeit)". 6) Grill 0: "unterzuschieben". 7) Die Anmerkung ist Zusatz von B. Der folgende Abschnitt fehlt in B.
Phaenomena und N oumena
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kommen muß, de'1' 006'1' keine'1' E'1'klälrung fähig wMe. Allein hie'1' hat 68 mit den Katego'l'ien di68e besondere Bewandtnis, daß sie nU'1' 'lIe'1'fflittelBt de'1' allgemeinen sinnlichen Bedingung eine b68timmte Bedeutung I und Beziehung auf iJrgend (A 245) einen Gegenstand haben können, di68e Bedingung aber aus de'1' '1'einen Kategorie weggelassen wO'1'den, da di68e dann nichts, als die logische Funktion enthalten kann, das Mannigfaltige unte'1' einen Begriff zu bringen. Aus diese'1' Funktion, d. i. d6'1' Form des Begriffs allein kann OOe'1' ga'1' nichts e'1'kannt und unte'1'schlieden we'1'den, welches Objekt darunt6'1' gehöre, weil eben 10 von d6'1' sinnlichen Bedingung, unte'1' der übe'1'haupt Gegenstände unte'1' sie gehö'1'en können, OOstrahiert wO'1'den. Dahe'1' bedÜ'1'fen die KategO'f'ien, noch über den '1'einen Ve'1'standesbegriff, Bestimmungen ihr6'1' Anwendung auf Sinnlichkeit übe'1'haupt (Schemal) und sind ohne diese keine Beg'1'iffe, wodu'1'ch ein Gegenstand e'1'kannt, und von ande'1'en unterschieden WÜ'1'de, sondern nU'1' so viel A'1'ten, einen Gegenstand zu möglichen Anschauungen zu denken, und ihm nach iJrgend eine'f' Funktion d68 V 6'1'standes seine Bedeutung (unt6'1' noch 6'1'fO'1'd6'1'lichen Bedingungen) zu geben, d. i. ihn zu definie'1'en: selbst 20 können sie also nicht de/ini6'1't we'1'den. DielogischenFunktionen de'1' U'1'teile überhaupt: Einheit und Vielheit, Bejahung und Ve'1'neinung, Subjekt und Prädikat können, ohne einen ZiJrkel zu begehen, nicht definiert w6'1'den, weil die Definition doch selbst ein Urteil sein, und also diese Funktionen schon enthalten müßte. Die '1'einen Kategorien Bind 006'1' nichts and6'1'es, als VO'1'stellungen der Dinge übe'1'haupt, sof6'1"1/, das Mannigfaltige ihr6'1' Anschauung dU'1'ch eine oder andere diese'1' logischen Funktionen gedacht werden muß: G'1'öße ist die Bestimmung, welche nU'1' du'1'ch ein U'1'teil, das I Quantität hat, (judicium (A 246) commune) Realität diejenige, die n1V1' durch ein bejahend U'1'teil gedacht we'1'den kann, Substanz, was, in Beziehung auf die Anschauung, das letzte Subjekt aller ande'1'en Bestimmungen sein muß. Was das nun 006'1' fWr Dinge sind, in Ansehung de'1'en man sich dies6'1' Funktion vielmehr, als einer and6'1'en bedienen müsse, bleibt hi6'1'bei ganz unbestimmt: mithin haben die Katego'l'ien ohne die Bedingung de'1' sinnlichen Anschauung, dazu sie die Synth68iB enthalten, ga'1' keine Beziehung auf 1) Valentiner: "Schemata".
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Elementarlehre. H. Teil. LAbt. II. Buch.
!Ir. Hauptstück
ilrgend ein bestimmte8 Ob1ekt. können 0180 keines definieren. und haben folglich an sich 8elbst keine Gültigkeit ob1'ektiver Begriffe." (B 303)
10
(A
247) 20
(B 304) 30
I Hierzu fließt nun unwidersprechlich: daß die reinen Verstandesbegriffe niemals von transzendentalem, sondern jederzeit nur von empirischem Gebrauche sein können, und daß die Grundsätze des reinen Verstandes nur in Beziehung auf die allgemeinen Bedingungen einer möglichen Erfahrung, auf Gegenstände der Sinne, niemals aber auf Dinge überhaupt, (ohne Rücksicht auf die Art zu nehmen, wie wir sie anschauen mögen,) bezogen werden können 1). Die transzendentale Analytik hat demnach dieses wichtige Resultat: daß der Verstand apriori niemals mehr leisten könne, als die Form einer möglichen Erfahrung überhaupt zu antizipieren, und, da dasjenige, was nicht Erscheinung ist, kein Gegenstand der Erfahrung sein kann, daß er die Schranken der Sinnlichkeit, innerhalb denen 2 ) uns allein Gegenstände geigeben werden, niemals überschreiten könne. Seine Grundsätze sind bloß Prinzipien der Exposition der Erscheinungen, und der stolze Name einer Ontologie, welche sich anmaßt. von Dingen überhaupt synthetische Erkennt~isse apriori in einer systematischen Doktrin zu geben (z. E. den Grundsatz der Kausalität) muß3) dem bescheidenen, einer bloßen Analytik des reinen Verstandes, Platz machen. I Das Denken ist die Handlung, gegebene Anschauung auf einen Gegenstand zu beziehen. Ist die Art dieser Anschauung auf keinerlei Weise gegeben, so ist der Gegenstand bloß transzendental, und der Verstandesbegriff hat keinen anderen, als transzendentalen Gebrauch, nämlich die Einheit des Denkens eines Mannig1) Kant (Nachträge CXXIII, CXXIV): "auf Dinge überhaupt synthetisch (ohne .... mögen) bezogen werden können, wenn sie Erkenntnis verschaffen sollen". 2) Valentiner: "deren". •) Erdmann: "Erkenntnisse apriori (z. E. den Grundsatz der Kausalität) in ...• geben, muß?"
Phaenomena und Noumena
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faltigen überhaupt!). Durch eine reine Kategorie nun, in welcher von aller Bedingung der sinnlichen Anschauung, als der einzigen, die uns möglich ist, abstrahiert wird, wird also kein Objekt bestimmt, sondern!) nur das Denken eines Objekts überhaupt, nach verschiedenen modis, ausgedrückt. Nun gehört zum Gebrauche eines Begriffs noch eine Funktion der Urteilskraft, woraufS) ein Gegenstand unter ihm subsumiert wird, mithin die wenigstens formale Bedingung, unter der etwas in der Anschauung gegeben werden kann. Fehlt diese Bedingung der Urteilskraft, (Schema) so fällt alle Subsumtion weg; denn es wird nichts gegeben, was unter den Begriff subsumiert werden könne'). Der bloß transzendentale Gebrauch also der Kategorien ist in der Tat gar kein Gebrauch, und 5) hat keinen bestimmten, oder auch nur, I der Form nach, bestimmbaren Gegenstand. Hieraus folgt, daß die reine Kategorie auch zu keinem synthetischen Grundsatze apriori zulange, und daß die Grundsätze des reinen Verstandes nur von empirischem, niemals aber von transzendentalem Gebrauche sind, über das Feld möglicher Erfahrung hinlaus aber es überall keine synthetischen Grundsätze apriori geben könne. Es kann daher ratsam sein, sich also auszudrücken: die reinen Kategorien, ohne formale Bedingungen der Sinnlichkeit, haben bloß transzendentale Bedeutung, sind aber von keinem transzendentalen Gebrauch, weil dieser an sich selbst unmöglich ist, indem ihnen alle Bedingungen irgendeines Gebrauchs (in Urteilen) abgehen, nämlich die formalen Bedingungen der Subsumtion irgendeines angeblichen Gegenstandes unter 1) Kant (Nachträge CXXV): "Mannigfaltigen einer möglichen Anschauung überhaupt". 2) Kant (Nachträge CXXVI): "bestimmt, mithin nichts erkannt, sondern". I) Erdmann: "wodurch" oder "woraufhin"; Valentiner: "wonach". ~) Erdmann: "könnte". I) Kant (Nachträge CXXVII): "Gebrauch, um etwas zu erkennen, und".
10
(A 248)
20 (B 305)
30
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Elementarlehre.
IJ. Teil.
LAbt. 11. Buch. II I. Hauptstück
diese Begriffe. Da sie also (als bloß reine Kategorien) nicht von empirischem Gebrauche sein sollen, und von transzendentalem nicht sein können, so sind sie von gar keinem Gebrauche, wenn man sie von aller Sinnlichkeit absondert, d. i. sie können auf gar keinen angeblichen Gegenstand angewandt werden; vielmehr sind sie bloß die reine Form des Verstandesgebrauchs in Ansehung der Gegenstände überhaupt und des Denkens, ohne doch durch sie allein irgendein Objekt denken oder be10 stimmen zu können 1). 1) Statt der folgenden Absätze: "Es liegt indessen deutung verstanden werden" steht in A:
Be-
"Erscheinungen, sofern sie als Gegenstände nach der Einheit (A 249) der Kategorien gedacht werden, heiflen Phaeno Imena. Wenn ich
aber Dinge annehme, die blofl Gegenstände des Verstandes Bind), und gleichwohl, als solche, einer Anscha"ung, obgleich nicht der 2 ) sinnlichen (als S ) comm intuitu intellectuali), gegeben werden können; so würden dergleichen Dinge Noumena (Intelligibilia) heiflen. "Nun sollte man denken, Ilafl der durch die transz. Ästhetik eingeschränkte Begriff der Erscheinungen schon von selbst die objektive Realität der Noumenorum an die Hand gebe, und die Einteilung der Gegenstände in Phaenomena und Noumena, mithin auch der Welt,in eine Sinnen- und eine Verstandeswelt (mundus sensibilis et inteltigibilis) berechtige, und zwar so: dafJ der Unterschied hier nicht bloP die logische Form der undeutlichen oder deutlichen Erkenntnis eines und desselben Dinges, sondern die Verschiedenheit treffe, wie sie unserer Erkenntnis ursprünglich gegeben werden kannen, und nach welcher sie an sich selbst, der Gattung nach, voneinander untet"8chieden sind. Denn wenn uns die Sinne etwas blofl vorstellen, wie es erscheint, so mufl dieses Etwas doch auch an sich selbst ein Ding, und ein Gegenstand einer nicht sinnlichen~) Anschauung, d. i. des Verstandes sein, d. i. es mufl eine Erkenntnis möglich sein, darin keine Sinnlichkeit angetroffen wird, und welche allein schlechthin objektive Realität hat, dadurch uns nämlich Gegenstände vorgestellt werden, wie eie sind, dahingegen im empirischen Gebrauche unseres (A 250) Verstandes Dinge nur erkannt I werden, wie sie erscheinen. Also würde es, aufler dem empirischen Gebrauch der Kategorien I) Vorländer: "einer". I) Vaihinger: "also". ~) Erdm ann: "nichtsinnlichen".
Phaenomena und N oumena
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Es liegt indessen hier eine schwer zu vermeidende Täuschung zum Grunde. Die Kategorien gründen sich ihrem Ur8'fWUnge nach nicht au/ Sinnlichkeit, wie die Anschauungs/armen, Raum und Zeit; scheinen also eine über aUe (welcher auf sinnliche Bedingungen eingeschränkt ist) noch einen reinen und doch objektivgiUtigen geben, und wir könnten nicht behaupten, was l ) wir bisher vorgegeben haben: dap mISere reinen Versta'1ldeserkenntnisse 'Überall nichts weiter wären, als Prinzipien der Exposition I) der Erscheinung, die auch a priori nicht weiter, als auf die formale MiJgl1chkeit der Erfahrung gingen, denn hier stände ein ganz anderes Feld vor uns offen, gleichsam eine Welt im Geiste gedacht, (vielleicht auch gar angeschaut) die nicht minder, ja noch weit edler U1I8eren reinen Verstand beschäftigen kiJn1lte. "Alle unsere Vorstellungen werden in der Tat durch den Verstand auf irgendein Objekt bezogen, und, da Erscheinungen nichts als Vorstellungen sind, so bezieht sie der Verstand auf ein Etwas, als den Gegenstand der sinnlichen Anschauung: aber dieses Etwas ist S) insofe"'l~ nur das trU1lSzendentale Objekt. Dieses bedeutet aber ein Etwas = x, wovon wir gar nichts wissen, noch überhaupt (nach der jetzigen Einrichtung unseres Verstandes) wissen können, stmdern, welcher-) nur als ein Oorrelatum der Einheit der Apperzeption zur Einheit des Mannigfaltigen in der sinnlichen Anschauung dienen kann, vermittelst deren der Verstand dasselbe in den Begriff eines Gegenstandes vereinigt. Dieses transzendentale Objekt läpt sich gar nicht von den sinnlichen Datis absondern, weil alsdann nichts I 'Übrig bleibt, wodurch es (A 251) gedacht würde. Es ist also kein Gegenstand der Erkenntnis an sich selbst, sondern nur die Vorstellung der Erscheinungen, unter dem Begriffe etnes Gegrnstandes überhaupt, de?' durch das Mannigfaltige derselben bestimmbar ist. "Eben um deswillen stellen nun auch die Kategorien kein besonderes, dem Verstande allein gegebenes Objekt vor, sondern dienen nur dazu, das transzendentale Objekt (den Begriff von etwas I) 'Überhaupt) durch das, was in der Sinnlichkeit gegeben I) Hartenstein: "wie". I) Kant (Nachträge CXXXIlI): "Synthesis des Mannig faltigen". S) Kant (Nachträge CXXXIV): "Etwas als Gegenstand einer Anschauung überhaupt ist". -) Hartenstein: "welches". I) Hartenstein: "Etwas". Kant, Kritik der reinen Vernunft. 21
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Elementarlehre. 11. Teil. LAbt. 11. Buch. III. Hauptstück
Gegenatände der Sinne erweiterte Anwendung zu verstatten. Allein sie sind ihrerseits wiederum nichts als Gedankenformen, die bloß das logische Vermögen enthalten, das mannig(B 306) faltige in der Anachauung Gegebe I ne in ein Bewußtsein apriori zu vereinigen, und da können sie, wenn man ihnen die una allein mögliche Anachauung wegnimmt, noch weniger Bedeutung haben, als jene reinen sinnlichen Formen, dt/rch die doch wenigstena ein Objekt gegeben wird, anatatt daß eine unaerem Verstande eigene Verbindungsart des Mannigfaltigen, toird, zu bestimmen, um dadurch E"scheinungen unter Begriffen von Gegenständen empirisch zu erlcennen. "Was aber die Ursache betrifft, weswegen man, durch das Substratum der Sinnlichkeit noch nicht befriedigt, den Phaenomenis noch Noumena zugegeben hat, die nur der reine Verstand denken kann, 80 beruht sie lediglich dm·auf. Die Sinnlichkeit, und ihr Feld, nämlich das der Erscheinungen, wird selbst durch den Verstand dahin eingeschränkt: dafJ sie nicht auf Dinge an sich selbst, sondern nur auf die Art gehe, wie uns. vermöge unserer sub:jektiven Beschaffenheit, Dinge erscheinen. Dies war das Resultat der ganzen transzendentalen Ästhetik, und es folgt auch natUrlicherweise aus dem Begriffe einer Erscheinung itberhaupt: dafJ ihr etwas entsp,-echen müsse, was an sich nicht Erscheinung ist, weil Erscheinung nichts für sich selbst, und aufJer unserer Vor(A 252) stellungsart sein kann, mithin, wo nicht I ein beständiger Zirkel herauskommen soll. das Wort Erscheinlmg schon eine Beziehung auf etwas anzeigt, dessen unmittelbare Vorstellung zwar sinnlich ist, was aber an sich selbst, auch ohne diese Beschaffenheit unserer Sinnlichkeit, (worauf sich die Form unserer Anschauung gründet), Etwas, d. i. ein von der Sinnlichkeit unabhängiger Gegenstand sein mufJ. "Hieraus entspringt nun l ) der Begriff von einem Noumenon, der aber gar nicht positiv 2), und eine bestimmte Erkenntnis von irgendeinem Dinge, sondern nur das Denken von Etwas überhaupt bedeutet, bei welchem ich von aller Form der sinnlichen Anschauung abstrahiere. Damit aber ein Noumenon einen wahren, von allen Phänomenen zu unterscheidenden Gegenstand bedeute, so ist es nicht genug: dafJ ich meinen Gedanken von allen Bedingungen sinnlicher Anschauung befreie, ich mufJ noch überdem Grund dazu haben, eine andere Art der Anschauung. als 1) Kant (Nachträge CXXXVI): "entspringt zwar nun". 8) Hartenstein: "positiv ist'.'.
Phaenomena und N oumena
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wenn diejenige Anschauung, darin dieses allein gegeben werden kann, nicht hinzukommt, gar nichts bedeutet. Gleichwohl liegt es doch schon in unserem Begriffe, wenn wir gewisse Gegenstände, als Erscheinungen, Sinnenwesen (Phänomena) nennen, indem wir die Art, wie wir sie anscha.uen, von ihrer Beschaffenheit an sich selbst unterscheiden, daß wir entweder eben dieselbe 1) nach dieser letzteren Beschaffenheit, wenn wir sie gleich in derßelben nicht anschauen, oder auch andere mögliche Dinge, die gar nicht Objekte unserer Sinne diesel) sinnliche ist, anzunehmen, unter der ein solcher Gegenstand gegeben werden könne; denn sonst ist mein Gedanke doch leer, obzwar ohne Widerspruch. Wir haben ZWat· oben nicht beweisen können: dafl die sinnliche A118chauung die einzige mögliche Anschauung überhaupt, sondern dafl sie es nur für uns sei; wir konnten aber auch nicht beweisen: dafJ noch eine andere Art der Anschauung möglich sei, und, obgleich unser Denken von jener') Sinnlichkeit abstrahieren kann, 80 bleibt doch die Frage, ob es alsdann nicht eine blofle Form I eines Beg1'iffs sei, und ob (A 253) bei dieser Abtrennung überall ein Ob:jekt~) übrigbleibe. "Das Objekt, worauf ich die Erscheinung 'Überhattpt beziehe, ist der transundentale Gegenstand, d. i. der gänzlich unbestimmte Gedanke von Etwas überhaupt. Dieser kann nicht das Noumenon hciflen; denn ich weifl von ihm nicht, was er an sich selbst sei, und habe gar k/!inen Begriff von ihm, als blofl von dem Gegenstande einer sinnlichen Anschauung überhaupt, der also für alle Erscheinungen einerlei ist. Ich kann ihn durch keine Kategorien') denken; denn diese gilt von der empirischen A1l8chauung, um sie unter einen Begriff vom Gegenstand überhaupt zu bringen. Ein reiner Gebrauch der Kategorie ist zwar möglich 6), d. i. ohne Widerspruch, aber hat gar keine objektive Gültigkeit, weil sie 1 ) auf keine Anschauung geht, die dadurch Einheit des Objekts bekommen sollte; denn die Kategorie ist doch eine blofJe Funktion des Denkens, wodurch mir kein Gegenstand gegeben, sondern nur, was in der Anschauung gegeben werden mag, gedacht wird." 1) Hartenstein : "dieselben". I) Hartenstein: "die". 8) Hartenstein : "jeder". ~) Kant (Nachträge CXXXVII): "sei, oder ob bei dieser Abtrennung überall noch eine mögliche Anschauung". ') Rosenkranz: "Kategorie". 6) Kant (Nachträge CXXXVIII): "zwar logisch möglich". 1) Erdmann: "weil er?"
21*
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(B 308)
Elementarlehre. II.Teil. LAbt. ILBuch. III.Hauptstück
sind, als Gegenstände bloß durch den Verstand gedacht, jenen gleichsam gegenüberstellen, und sie Verstandeswesen (Noumena) nennen. Nun frägt sich: ob unsere reinen Verstandesbegriffe nicht in Ansehung dieser Letzteren Bedeutung haben, und eine Erkenntnisart derselben sein könnten? Gleich anfangs aber zeigt sich hier eine Zweideutigkeit, welche großen Mißverstand veranlassen kann: daß, da der Verstand, wenn er einen Gegenstand in einer Beziehung bloß Phänomen nennt, er sich zugleich außer dieser Beziehung noch eine V01'stellung von einem Gegenstande an sich selbst macht, und sich daher tJ01'stellt, er I könne sich auch von dergleichen Gegenstande Begriffe machen, und, da der Verstand keine anderen als die Kateg07'ien liefert, der Gegenstand in der letzteren Bedeutung wenigstens durch diese reinen Verstandesbeuriffe mÜ8se gedacht werden können, dadurch aber verleitet wird, den ganz unbestimmten Begriff von einem V61'standeswesen, als einem Etwas überhaupt außer unserer Sinnlichkeit, für einen bestimmten Begriff von einem Wesen, welches wir durch den Verstand auf einige Art erkennen könnten, zu halten. Wenn wir unter Noumenon ein Ding verstehen, so fern es nicht Objekt unserer sinnlichen Anschauung ist, indem wir von unserer Anschauungsart desselben abstrahieren; so ist dieses ein Noumenon im negativen Verstande. Verstehen wir aber darunter ein Objekt einer nichtsinnlichen Anschauung, so nehmen wir eine besondere Anschauungsart an, nämlich die intellektuelle, die aber nicht die unsrige ist, von welcher wir auch die Möglichkeit nicht einsehen können, und das webe das Noumenon in positiver Bedeutung. Die Lehre von der Sinnlichkeit ist nun zugleich die Lehre von den N oumenen im negativen Verstande, d. i. von Dingen, die der Verstand sich ohne diese Beziehung auf unsm e Anschauungsart, mithin nicht bloß als Erscheinungen, sondern als Dinge an sich selbst denken muß, von denen er aber in dieser Absonderung zugleich begreift, daß er von seinen Kategorien in dieser Art sie I zu erwägen, keinen Gebrauch machen könne, weil diese 1) nur in Beziehung auf die Einheit der 1) Erdmann: "weil, da diese".
Phaenomena und Noumena
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Anschauungen in Raum und Zeit Bedeutung haben, 8ie 1) eben dieae Einheit auch nur wegen der bloßen Idealität dea RaumtJ und der Zeit durch allgemeine Verbindungsbegriffe a priori beatimmen kännen 1 ). Wo dieae Zeiteinheit nicht angetroffen werden kann, mithin beim N oumenon, da hört der ganze Gebrauch, ja selbst alle Bedeutung der Kategorien tJÖllig auf,' denn selbst die Möglichkeit der Dinge, die den Kategorien entsprechen sollen, läßt sich gar nicht einsehen,' weahalb ich mich nur auf das berufen darf, was ich in der allgemeinen Anmerkung zum 'Vorigen Haupt- 10 stücke gleich zu Anfang anführte. Nun kann aber die Möglichkeit einea Dingea niemals bloß aus dem Nichtwidersprechen einea Begriffs deaselben, sondern nur dadurch, daß man dieaen durch eine ihm korreapondierende Anschauung belegt, bewieaen werden. Wenn wir also die Kategorien auf Gegenstände, die nicht ata Erscheinungen betrachtet werden, anwenden woUten, so müßten wir eine andere Anschauung, als die sinnliche, zum Grunde legen, und alsdann wäre der Gegenstand ein Noumenon in positi'Ver Bedeutung. Da nun eine solche, nämlich die inteUektueUe Anschauung, schlechter· 20 dings außer unserem Erkenntnis'lJermögen liegt, so kann auch der Gebrauch der Kategorien keineawegs über die Grenze der Gegenstände der Erfahirung hinausreichen, und den Sinnenweaen korrespO'rUJ,ieren zwar freilich Verstandll8Weaen, I auch (B 309) mag ea Verstandeswesen geben, auf welche unser sinnlichea Anschauung8'lJermögen gar keine Beziehung hat, aber unsere Verstandesbeuriffe, als bloße Gedankenfarmen für unsere sinn· liche Anschauung, reichen nicht im mindesten auf dieae hinaus; was also von uns N oumenon genannt wird, muß als ein solchea nur in negati'Ver Bedeutung 'Verstanden werden. 80 Wenn ich alles Denken (durch Kategorien) aus einer empirischen Erkenntnis wegnehme, so bleibt gar keine Erkenntnis irgendeines Gegenstandes übrig; denn durch bloße Anschauung wird gar nichts gedacht, und, daß diese Affektion der Sinnlichkeit in mir ist, macht gar keine Beziehung von dergleichen Vorstellung auf irgend ein Objekt aus. Lasse ich aber hingegen alle Anschauung weg, I so bleibt doch noch die Form des (A 254) 1) Valentiner: "er also eben ... könne".
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Elementarlehre. II. Teil. LAbt. II. Buch. IIl. Hauptstück
Denkens, d. i. die Art, dem Mannigfaltigen einer möglichen Anschauung einen Gegenstand zu bestimmen. Daher erstrecken sich die Kategorien sofern weiter, als die sinnliche Anschauung, weil sie Objekte überhaupt denken, ohne noch auf die besondere Art (der Sinnlichkeit) 1) zu sehen, in der sie gegeben werden mögen. Sie bestimmen aber dadurch nicht eine größere Sphäre von Gegenständen, weil, daß solche gegeben werden können, man nicht annehmen kann, ohne daß man eine 10 andere als sinnliche Art der Anschauung als möglich voraussetzt, wozu wir aber keineswegs berechtigt sind. (B 310) I Ich nenne einen Begriff problematisch, der keinen Widerspruch enthält, der auch als eine Begrenzung gegebener Begriffe mit anderen Erkenntnissen zusammenhängt, dessen objektive Realität aber auf keine Weise erkannt werden kann. Der Begriff eines N ournenon, d. i. eines Dinges, welches gar nicht als Gegenstand der Sinne, sondern als ein Ding an sich selbst, (lediglich durch einen reinen Verstand) gedacht werden soll, ist 20 gar nicht widersprechend; denn man kann von der Sinnlichkeit doch nicht behaupten, daß sie die einzige mögliche Art der Anschauung sei. Ferner ist dieser Begriff notwendig, um die sinnliche Anschauung nicht bis über die Dinge an sich selbst auszudehnen, und also, um die objektive Gültigkeit der sinnlichen Erkenntnis ein(A 255) zuschränken, (denn das übrige 2), I worauf jene nicht reicht, heißen 2) eben darum Noumena, damit man dadurch anzeige, jene Erkenntnisse können ihr Gebiet nicht über alles, was der Verstand denkt, erstrecken). 30 Am Ende aber ist doch die Möglichkeit solcher N oumenorum gar nicht einzusehen, und der Umfang außer der Sphäre der Erscheinungen ist (für uns) leer, d. i. wir haben einen Verstand, der sich problematisch weiter erstreckt, als jene, aber keine Anschauung, ja auch nicht einmal den Begriff von einer möglichen Anschauung, wodurch uns außer dem Felde der Sinnlich1) Erdmann: ,,(die Sinnlichkeit)". 2) Rosenkranz: "das Übrige ... heißt" Erdmann: "die
übrigen ... heißen".
Phaenomena und N oumena
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keit Gegenstände gegeben, und der Verstand über dieselbe l ) hinaus assertorisch gebraucht werden könne. Der Begriff eines Noumenon ist also bloß ein Grenzbeigriff, um die Anmaßung der Sinnlichkeit einzuschränken, und also nur von negativem Gebrauche. Er ist aber gleichwohl nicht willkürlich erdichtet, sondern hängt mit der Einschränkung der Sinnlichkeit zusammen, ohne doch etwas Positives außer dem Umfange derselben setzen zu können. Die Einteilung der Gegenstände in Phaenomena und Noumena, und der Welt in eine Sinnen- und Verstandeswelt, kann daher in positiver Bedeutung 2 ) gar nicht zugelassen werden, obgleich Begriffe allerdings die Einteilung in sinnliche und intellektuelle zulassen; denn man kann den letzteren keinen Gegenstand bestimmen, und sie also auch nicht für objektiv gültig ausgeben. Wenn man von den Sinnen abgeht, wie will man begreiflich machen, daß unsere Kategorien I (weIche die einzigen übrigbleibenden Begriffe für Noumena sein würden) noch überall etwas bedeuten, da zu ihrer Beziehung auf irgendeinen Gegenstand noch etwas mehr, als bloß die Einheit des Denkens, nämlich überdem eine mögliche Anschauung gegeben sein muß, darauf jene angewandt werden können? Der Begriff eines Noumeni, bloß problematisch genommen, bleibt dem· ungeachtet nicht allein zulässig, sondern, auch als ein die Sinnlichkeit in Schranken setzender Begriff, unvermeidlich. Aber alsdann ist das nicht ein besonderer intelligibler Gegenstand für unseren Verstand, sondern ein Verstand, für den es gehörte, ist selbst ein Problema, nämlich, nicht diskursiv durch Katelgorien, sondern intuitiv in einer nichtsinnlichen Anschauung seinen Gegenstand zu erkennen, als von welchem wir uns nicht die geringste Vorstellung seiner Möglichkeit machen können. Unser Verstand bekommt nun auf diese Weise eine negative Erweiterung, d. i. er wird nicht durch die Sinnlichkeit eingeschränkt, sondern 1) Erdmann: d. i. "die Sinnlichkeit". 2) fehlt in A.
(B 811)
10
(A 256) 20
30 (B 312)
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schränkt vielmehr dieselbe ein, dadurch, daß er Dinge an sich selbst (nicht als Erscheinungen betrachtet) Noumena nennt. Aber er setzt sich auch sofort selbst Grenzen, sie durch keine Kategorien zu erkennen, mithin sie nur unter dem Namen eines unbekannten Etwas zu denken. Ich finde indessen in den Schriften der Neueren einen ganz anderen Gebrauch der Ausdrücke eines mundi sensibilis und intelligibilis*), der von dem Sinne (A 257) der Allten ganz abweicht, und wobei es freilich keine Schwierigkeit hat, aber auch nichts als leere Wortkrämerei angetroffen wird. Nach demselben hat es einigen beliebt, den Inbegriff der Erscheinungen, sofern er angeschaut wird, die Sinnenwelt, sofern aber der Zusammenhang derselben nach allgemeinen Ver(B 813) standesgesetzen gedacht wird, I die Verstandesweh zu nennen. Die theoretische Astronomie, welche die bloße Beobachtung des bestirnten Himmels vorträgt, würde die erstere, die kontemplative dagegen (etwa l ) nach 20 dem kopernikanischen Weltsystem, oder gar nach Newtons Gravitationsgesetzen erklärt), die zweite, nämlich eine intelligible Weh vorstellig machen. Aber eine solche Wortverdrehung ist eine bloße sophistische Ausflucht, um einer beschwerlichen Frage auszuweichen, dadurch, daß man ihren Sinn zu seiner Gemächlichkeit herabstimmt. In Ansehung der Erscheinungen läßt sich allerdings Verstand und Vernunft brauchen; aber es fragt sich, ob diese auch noch einigen Gebrauch haben, wenn der Gegenstand nicht Erschei30 nung (Noumenon) ist, und in diesem Sinne nimmt *) Man mull nicht, statt dieses Ausdrucks, den einer intellektuellen Welt, wie man im deutschen Vortrage gemeinhin zu tun pflegt, brauchen; denn intellektuell, oder sensitiv, sind mtr die Erkenntnisse. WaB aber nur ein Gegenstand der einen oder der anderen Anschauungsart sein kann, der Objekte also, müssen (unerachtet der Härte des Lattts) intelligibel oder sensibel heillen.
[Diese Anm. fehlt in A.]
1) Will e: "Die kontemplative Astronomie........ erstere, die theoretische dagegen, (welche ihn etwa .•. erklärt)".
Phaenomena und N oumena
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man ihn, wenn er an sich als bloß intelligibel, d. i. dem Verstande allein, und gar nicht den Sinnen gegeben, gedacht wird. Es ist also die Frage: ob außer jenem empirischen Gebrauche des Verstandes (selbst in der Newtonischen Vorstellung des Weltbaues) noch ein transzendentaler möglich sei, der auf das Noumenon als einen Gegenstand gehe, welche Frage wir verneinend beantwortet haben. . I Wenn wir denn also sagen: die Sinne stellen uns die Gegenstände vor, wie sie erscheinen, der Verstand aber, wie sie sind, so ist das letztere nicht in transzendentaler, sondern bloß empirischer Bedeutung zu nehmen, nämlich wie sie als Gegenstände der Erfahrung, im durchgängigen Zusammenhange der Erscheinungen, müslsen vorgestellt werden, und nicht nach dem, was sie, außer der Beziehung auf mögliche Erfahrung, und folglich auf Sinne überhaupt, mithin als Gegenstände des reinen Verstandes sein mögen. Denn dieses wird uns immer unbekannt bleiben, sogar, daß es auch unbekannt bleibt, ob eine solche transzendentale (außerordentliche 1» Erkenntnis überall möglich sei, zum wenigsten als eine solche, die unter unseren gewöhnlichen Kategorien steht. Verstand und Sinnlichkeit können bei uns nur inS) Verbindung Gegenstände bestimmen. Wenn wir sie trennen, so haben wir Anschauungen ohne Begriffe, oder Begriffe ohne Anschauungen, in beiden Fällen aber Vorstellungen, die wir auf keinen bestimmten Gegenstand beziehen können. Wenn jemand noch Bedenken trägt, auf aUe diese Erörterungen dem bloß transzendentalen Gebrauche der Kategorien zu entsagen, so mache er einen Versuch von ihnen in irgendeiner synthetischen Behauptung. Denn eine analytische bringt den Verstand nicht weiter, und da er nur mit dem beschäftigt ist, was in dem Begriffe schon gedacht wird, so läßt er es unausgemacht, ob dieser an sich selbst auf Gegenstände Be1) Vaihinger: "außersinnliche". 2) Die 3. Ausgabe: "und in".
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(B
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(A 259) ziehung habe, oder nur die Einlheit des Denkens überhaupt bedeute, (welche von der Art, wie ein Gegenstand gegeben werden mag, völlig abstrahiert.) es ist ihm l ) genug zu wissen, was in seinem Begriffe liegt; worauf der Begriff selber gehen möge, ist ihm gleichgültig. (B 315) Er versuche es demnach mit I irgendeinem synthetischen und vermeintlich transzendentalen Grundsatze, als: alles, was da ist, existiert als Substanz, oder eine derselben anhängende Bestimmung: alles Zufällige exi10 stiert als Wirkung eines anderen Dinges, nämlich seiner Ursache, usw. Nun frage ich: woher will er diese synthetischen Sätze nehmen, da die Begriffe nicht beziehungsweise auf mögliche Erfahrung, sondern vön Dingen an sich selbst (Noumena) gelten sollen? Wo ist hier das Dritte, welches 2) jederzeit zu einem syn· thetischen Satze erfordert wird, um in demselben Begriffe, die gar keine logische (analytische) Verwandtschaft haben, miteinander zu verknüpfen? Er wird seinen Satz niemals beweisen, ja was noch mehr ist, 20 sich nicht einmal wegen der Möglichkeit einer solchen reinen Behauptung rechtfertigen können, ohne auf den empirischen Verstandesgebrauch Rücksicht zu nehmen, und dadurch dem reinen und sinnenfreien Urteile völlig zu entsagen. So ist denn der Begriff 3 ) reiner bloß intelligibler Gegenstände gänzlich leer von allen Grundsätzen ihrer Anwendung, weil man keine Art ersinnen kann, wie sie gegeben werden sollten, und der problematische Gedanke, der doch einen Platz für sie offen läßt, dient nur, wie ein leerer Raum, die empirischen (A 260) Grundsätze einzuschränken, lohne doch irgendein anderes Objekt der Erkenntnis, außer der Sphäre der letzteren, in sich zu enthalten und aufzuweisen. 1) Erdmann: d. i. "der Verstand in seinem analytischen Gebrauch". 2) Kant (Nachträge CXXXIX): "das Dritte der Anschauung, welches". ') Kant (Nachträge CLX): "der positive Begriff, das mögliche Erkenntnis".
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I Anhang
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Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechslung des empirischen Verstandesgebrauchs mit dem transzendentalen Die überlegung (reflexio) hat es nicht mit den Gegenständen selbst zu tun, um geradezu von ihnen Begriffe zu bekommen, sondern ist der Zustand des Gemüts, in welchem wir uns zuerst dazu anschicken, um die subjektiven Bedingungen ausfindig zu machen, unter denen wir zu Begriffen gelangen können. Sie 10 ist das Bewußtsein des Verhältnisses gegebener Vorstellungen zu unseren verschiedenen Erkenntnisquellen, durch welches allein ihr Verhältnis untereinander richtig bestimmt werden kann. Die erste Frage vor aller weiteren Behandlung unserer Vorstellung!) ist die: in welchem Erkenntnisvermögen gehören sie zusammen? Ist es der Verstand, oder sind es die Sinne, vor denen 2) sie verknüpft, oder verglichen werden? Manches Urteil wird aus Gewohnheit angenommen, oder durch Neigung geknüpft; weil aber keine überlegung vorhergeht, oder 20 wenigstens kritisch darauf folgt, I so gilt es für ein (A 261) solches, das im Verstande seinen Ursprung erhalten hat. Nicht alle Urteile bedürfen einer Untersuchung, d. i. einer Aufmerksamkeit auf die Gründe der Wahrheit; denn, wenn sie unmittellbar gewiß sind: z. B. (B 317) zwischen zwei Punkten kann nur eine gerade Linie sein; so läßt sich von ihnen kein noch näheres Merkmal der Wahrheit, als das sie selbst ausdrücken, anzeigen. Aber alle Urteile, ja alle Vergleichungen bedürfen einer überlegung, d. i. einer Unterscheidung der Erkennt- 30 niskraft, wozu die gegebenen Begriffe gehören. Die Handlung, dadurch ich die Vergleichung der Vorstellungen überhaupt mit der Erkenntniskraft zusammenhalte, darin sie angestellt wird, und wodurch ich unter1) Erdmann: "Vorstellungen~'. 2) Erdmann: "von denen".
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scheide, ob sie als zum reinen Verstande oder zur sinnlichen A.nschauung gehörend!) untereinander verglichen werden, nenne ich die trans zenden tale Überlegung. Das Verhältnis aber, in welchem die Begriffe in einem Gemütszustande zueinander gehören können, sind die 2) der Einerleiheit und Verschiedenheit, der Einstimmung und des Widerstreits, des Inneren lind des Äußeren, endlich des Bestimmbaren und der Bestimmung (Materie und Form). Die richtige Bestimmung dieses Verhältnisses beruht darauf, in welcher Erkenntniskraft sie subjektiv zueinander gehören, ob in der Sinnlichkeit oder dem Verstande. Denn der Unterschied der letzteren macht einen großen Unterschied in der Art, wie man sich die ersten denken solle. I Vor allen objektiven Urteilen vergleichen wir die Begriffe, um 3 ) auf die Einerleiheit (vieler Vorstellungen unter einem Begriffe) zum Behuf der allgemeinen Urteile, oder der 4 ) Verschiedenheit derselben, zur Erzeulgung besonderer, auf die Einstimmung, daraus b ej ahende, unddenWiderstreit, daraus verneinende U rteile werden können usw. 5). Aus diesem Grunde sollten wir, wie es scheint, die angeführten Begriffe Vergleichungsbegriffe nennen (conceptus comparationis). Weil aber, wenn es nicht auf die logische Form, sondern auf den Inhalt der Begriffe ankommt, d. i. ob die Dinge selbst einerlei oder verschieden, einstimmig oder im Widerstreit sind usw., die Dinge einS) zwiefaches Verhältnis zu unserer Erkenntniskraft, nämlich zur Sinnlichkeit und zum Verstande haben können, auf diese Stelle aber, darin sie gehören, die Art ankommt, wie sie zueinander gehören sollen: so wird die transzendentale Reflexion, 1) A: "ob sie als gehörig zum reinen Verstande ocler zur sinnlichen Anschauung". 2) Hartenstein: "die Verhältnisse . . . sind die"; Erdmann: "das Verhältnis .•. ist das". I) Görland: "Begriffe nun"; Erdmann: "Begriffe auf die"; Valentiner: "Begriffe, in Rücksicht auf die". 4) 5. Auflage: "die". 5) Mellin ergänzt: "zu kommen"; Erdmann: "zu treffen". 6) A: .,Dinge aber ein".
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d. i. das Verhältnis I) gegebener Vorstellungen zu einer oder der anderen Erkenntnisart, ihr Verhältnis untereinander allein bestimmen können 2), und ob die Dinge einerlei oder verschieden, einstimmig oder widerstreitend sind usw., wird nicht sofort aus den Begriffen selbst durch bloße Vergleichung {cornparatio}, sondern allererst durch die Unterscheidung der Erkenntnisart, wozu sie gehören, vermittelst einer transzendentaleI! Überlegung {reflexio} ausgemacht werden können. Man könnte also zwar sagen: daß die logische Reflexion eine bloße Komparation sei, denn bei ihr wird von der Erkenntniskraft, wozu die gegebenen Vorstellungen gehören, gänzlich abstrahiert, und sie sind also so fern ihrem Sitze nach, im Gemüte, als gleichartig zu I behandeln, die transzendentale Reflexion aber (welche auf die Gegenstände selbst geht) enthält den Grund der Möglichkeit der objektiven Komparation der Vorstellungen untereinander, und ist also von der letzteren 3 ) gar sehr verschieden, weil die Erkenntnislkraft, dazu sie gehören, nicht eben dieselbe ist. Diese transzendentale Überlegung ist eine Pflicht, von der sich niemand lossagen kann, wenn er apriori etwas über Dinge urteilen will. Wir wollen sie jetzt zur Hand nehmen, und werden daraus für die Bestimmung des eigentlichen Geschäfts des Verstandes nicht wenig Licht ziehen. 1. Einerleiheit und Verschiedenheit. Wenn uns ein Gegenstand mehrmalen, jedesmal aber mit ebendenselben inneren Bestimmungen, {qualitas et quantitas} dargestellt wird, so ist derselbe, wenn er als Gegenstand des reinen Verstandes gilt, immer eben derselbe, I) Mellin: "das Bewußtsein des Verhältnisses"; nach Erdmann ließe sich ein etwaiges Versehen auch durch Einschiebung von "die überlegung" heben. I) Görland: d. h. "so wird die transzendentale Reflexion, d. i. es wird das Verhältnis gegebener Vorstellungen zu einer oder der andren Erkenntnisart (zugleich) ihr Verhältnis untereinander allein bestimmen können". 3) Vaihinger: "ersteren".
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und nicht vieP), sondern nur Ein Ding (numerica identitas); ist er aber Erscheinung, so kommt es auf
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die Vergleichung der Begriffe gar nicht an, sondern, so sehr auch in Ansehung derselben alles einerlei sein mag, ist doch die Verschiedenheit der Gerter dieser Erscheinung zu gleicher Zeit ein genugsamer Grund der numerischen Verschiedenheit des Gegenstandes (der Sinne) selbst. So kann man bei zwei Tropfen Wasser von aller inneren Verschiedenheit (der I Qualität und Quantität) völlig abstrahieren, und es ist genug, daß sie in verschiedenen Örtern zugleich angeschaut werden, um sie numelrisch verschieden zu halten. Leibniz nahm die Erscheinungen als Dinge an sich selbst, mithin für intelligibilia, d. i. Gegenstände des reinen Verstandes, (ob er gleich, wegen der Verworrenheit ihrer Vorstellungen, dieselben mit dem Namen der Phänomene belegte,) und da konnte sein Satz des Ni c h tzu un ters cheidenden (principium identitatis indiscernibilium) allerdings nicht bestritten I) werden; da sie aber Gegenstände der Sinnlichkeit sind, und der Verstand in Ansehung ihrer nicht von reinem, sondern bloß empirischen Gebrauche ist, so wird die Vielheit und numerische Verschiedenheit schon durch den Raum selbst als die Bedingung der äußeren Erscheinungen angegeben. Denn ein Teil des Raums, ob er zwar einem anderen völlig ähnlich und gleich sein mag, ist doch außer ihm, und eben dadurch ein vom ersteren ver· schiedener Teil, der zu ihm hinzukommt, um einen größeren Raum auszumachen, und dieses muß daher von allem, was in den mancherlei Stellen des Raums zugleich ist, gelten, so sehr es sich sonsten auch ähnlich und gleich sein mag. 2. Einstimmung und Widerstreit. Wenn Realität nur durch den reinen Verstand vorgestellt wird (realitas noumenon), so läßt sich zwischen den Realitäten kein Widerstreit denken, d. i. ein solches Verhältnis, da sie in I einem Subjekt verbunden einander 1) Kehrbach: "viele". I) A: "gestritten".
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ihre Folgen aufheben, und 3-3=0 sei. Dagegen kann das Reale in der Erscheinung (realitas phaenomcnon) unterleinander allerdings im Widerstreit sein, und vereint in demselben Subjekt, eines die Folge des anderen ganz oder zum Teil vernichten, wie zwei bewegende Kräfte in derselben geraden Linie, sofern sie einen Punkt in entgegengesetzter Richtung entweder ziehen, oder drücken, oder auch ein Vergnügen, was!) dem Schmerze die Wage hält. 3. Das Innere und Äußere. An einem Gegenstande des reinen Verstandes ist nur dasjenige innerlich, welches gar keine Beziehung (dem Dasein nach) auf irgend etwas von ihm Verschiedenes hat. Dagegen sind die inneren Bestimmungen einer substantia pkaenomenon im Raume nichts als Verhältnisse!), und sie selbst ganz S) und gar ein Inbegriff von lauter Relationen. Die Substanz im Raume kennen wir nur durch Kräfte, die in demselben wirksam sind, entweder andere dahin zu treiben (Anziehung), oder vom Eindringen in ihn abzuhalten (Zurückstoßung und Undurchdringlichkeit); andere Eigenschaften kennen wir nicht, die den Begriff von der Substanz, die im Raum erscheint, und die wir Materie nennen, ausmachen. Als Objekt des reinen Verstandes muß jede Substanz dagegen innere Bestimmungen und Kräfte haben, die auf die innere Realität gehen. Allein was kann ich mir für innere Akzidenzen denken, als diejenigen, so I mein innerer Sinn mir darbietet? nämlich das, was entweder') selbst ein Denken, oder mit diesem analogisch ist. Daher machte Leibniz aus allen Sublstanzen, weil er sie sich als Noumena vorstellte, selbst aus den Bestandteilen der Materie, nachdem er ihnen alles, was äußere Relation bedeuten mag, mithin auch die Zusammensetzung, in Gedanken genommen 1) Grillo: "das". 2) In Kants Handexemplar findet sich zu "Dagegen sind .•." beigeschrieben "im Raum sind lauter äußere, im inneren Sinn lauter innere Verhältnisse; das Absolute fehlt". (Nachträge CXLVIII.) 8) Mellin: "und sie selbst ist ganz". ') A: "das entweder, was".
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hatte, einfache Subjekte mit Vorstellungskräften begabt, mit einem Worte, Monaden. 4. Materie und Form. Dieses sind zwei Begriffe, welche aller anderen Reflexion zum Grunde gelegt werden, so sehr sind sie mit jedem Gebrauch des Verstandes unzertrennlich verbunden. Der erstere bedeutet das Bestimmbare überhaupt, der zweite dessen Bestimmung, (beides in transzendentalem Verstande, da man von allem Unterschiede dessen, was gegeben wird, und der Art, wie es bestimmt wird, abstrahiert). Die Logiker nannten ehedem das Allgemeine die "Materie, den spezifischen Unterschied aber die Form. In jedem Urteile kann man die gegebenen Begriffe logische Materie (zum Urteile), das Verhältnis derselben (vermittelst der Copula) die Form des Urteils nennen. In jedem Wesen sind die Bestandstücke desselben (essentialia) die Materie; die Art, wie sie in einem Dinge verknüpft sind, die wesentliche Form. Auch wurde in Ansehung der Dinge überhaupt unbegrenzte Realität als die Materie aller Möglichkeit, Einschränkung derselben aber {Negation) als diejenige Form angesehen, wodurch I sich ein Ding vom anderen nach transzendentalen Begriffen unterscheidet. Der Verstand nämlich verlangt zuerst, daß etwas gegeben sei, (weniglstens im Begriffe,) um es auf gewisse Art bestimmen zu können. Daher geht im Begriffe des reinen Verstandes die Materie der Form vor, und Leibniz nahm um deswillen zuerst Dinge an (Monaden) und innerlich eine Vorstellungskraft derselben, um danach das äußere Verhältnis derselben und die Gemeinschaft ihrer Zustände (nämlich der Vorstellungen) darauf zu gründen. Daher waren Raum und Zeit, jener nur durch das Verhältnis der Substanzen, diese durch die Verknüpfung der Bestimmungen derselben untereinander, als Gründe und Folgen, möglich. So würde es auch in der Tat sein müssen, wenn der reine Verstand unmittelbar auf Gegenstände bezogen werden könnte, und wenn Raum und Zeit Bestimmungen der Dinge an sich selbst wären. Sind es aber nur sinnliche Anschauungen, in denen wir alle Gegenstände lediglich als Erscheinungen bestimmen,
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so geht die Form der Anschauung (als eine subjektive Beschaffenheit der Sinnlichkeit) vor aller Materie (den Empfindungen), mithin Raum und Zeit vor allen Erscheinungen und allen datis der Erfahrung vorher, und macht diese vielmehr allererst möglich. Der Intellektualphilosoph konnte es nicht leiden: daß die Form vor den Dingen selbst vorhergehen, und dieser ihre Möglichkeit bestimmen sollte; eine ganz richtige Zensur, wenn er annahm, daß wir die Dinge anschauen, wie sie sind, (obgleich mit verworrener I Vorstellung). Da (A 268) aber die sinnliche Anschauung eine ganz besondere subjektive Bedinlgung ist, welche aller Wahrnehmung (B 324) apriori zum Grunde liegt, und deren Form ursprünglich ist 1); so ist die Form für sich allein gegeben, und, weit gefehlt, daß die Materie (oder die Dinge selbst, welche erschienen 2)) zum Grunde liegen 8ollte 3) (wie man nach bloßen Begriffen urteilen müßte), so setzt die Möglichkeit derselben vielmehr eine formale Anschauung (Zeit und Raum) als gegeben voraus. Anmerkung zur Amphibolie der Reflexionsbegriffe 20 Man erlaube mir, die Stelle, welche wir einem Begriffe entweder in der Sinnlichkeit, oder im reinen Verstande erteilen, den transzendentalen Ort zu nennen. Auf solche Weise wäre die Beurteilung dieser Stelle, die jedem Begriffe nach Verschiedenheit seines Gebrauchs zukommt, und die Anweisung nach Regeln, diesen Ort allen Begriffen zu bestimmen, die transzenden tal e Top i k; eine Lehre, die vor Erschleichungen des reinen Verstandes und daraus entspringenden Blendwerken gründlich bewahren würde, indem sie jederzeit 30 unterschiede, welcher Erkenntniskraft die Begriffe eigentlich angehören. Man kann einen jeden Begriff, einen jeden Titel, darunter viele Erkenntnisse gehören, einen logischen Ort nennen. Hierauf gründet sich die 1) Wille: "deren ursprüngliche Form ist". 2) Die vierte Originalausgabe: "erscheinen". I) A: "soUten". Kant, Kritik der reinen Vernunft.
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logische Topik des Aristoteles, deren sich Schullehrer und Redner bedienen konnten, um unter ge~~ ~~~j} Iwissen Titeln des Denkens I nachzusehen, was sich am besten für seine 1) vorliegende Materie schickte, und darüber, mit einem Schein von Gründlichkeit, zu vernünfteln, oder wortreich zu schwatzen. Die transzendentale Topik enthält dagegen nicht mehr, als die angeführten vier Titel aller Vergleichung und Unterscheidung, die sich dadurch von Kategorien 10 unterscheiden, daß durch jene nicht der Gegenstand, nach demjenigen, was seinen Begriff ausmacht, (Größe, Realität,) sondern nur die Vergleichung der Vorstellungen, welche vor dem Begriffe von Dingen vorhergeht, in aller ihrer Mannigfaltigkeit dargestellt wird. Diese Vergleichung aber bedarf zuvörderst einer Überlegung, d. i. einer Bestimmung desjenigen Orts, wo die Vorstellungen der Dinge, die verglichen werden, hingehören, ob sie der reine Verstand denkt, oder die Sinnlichkeit in der Erscheinung gibt. 20 Die Begriffe können logisch verglichen werden, ohne sich darum zu bekümmern, wohin ihre Objekte gehören, ob als N oumena für den Verstand, oder als Phänomena für die Sinnlichkeit. Wenn wir aber mit diesen Begriffen zu den Gegenständen gehen wollen, so ist zuvörderst transzendentale überlegung nötig, für welche Erkenntniskraft sie Gegenstände sein sollen, ob für den reinen Verstand, oder die Sinnlichkeit. Ohne diese Überlegung mache ich einen sehr unsicheren Gebrauch von diesen Begriffen, und es entspringen vermeinte ~~ ~~g~ lsynlthetische Grundlsätze, welche die kritische Vernunft nicht anerkennen kann, und die sich lediglich auf einer 2 ) transzendentalen Amphibolie, d. i. einer Verwechslung des reinen Verstandesobjekts mit der Erscheinung, gründen. In Ermanglung einer solchen transzendentalen Topik, und mithin durch die Amphibolie der Reflexionsbegriffe hintergangen, errichtete der berühmte Leibniz 1) 5. Aufl.: "eine"; Grillo: "die"; Erdmann: "ihre". 2) Vorländer: "auf eine".
Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe
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ein intellektuelles System der Welt, oder glaubte vielmehr der Dinge innere Beschaffenheit zu erkennen, indem er alle Gegenstände nur mit dem Verstande und den abgesonderten formalen Begriffen seines Denkens verglich. Unsere Tafel der Reflexionsbegriffe schafft uns den unerwarteten Vorteil, das Unterscheidende seines Lehrbegriffs in allen seinen Teilen, und zugleich den leitenden Grund dieser eigentümlichen Denkungsart vor Augen zu legen, der auf nichts, als einem Mißverstande, beruhte. Er verglich alle Dinge bloß durch 10 Begriffe miteinander, und fand, wie natürlich, keine anderen Verschiedenheiten, als die, durch welche der Verstand seine reinen Begriffe voneinander unterscheidet. Die Bedingungen der sinnlichen Anschauung, die ihre eigenen Unterschiede bei sich führen, sah er nicht für ursprünglich an; denn die Sinnlichkeit war ihm nur eine verworrene Vorstellungsart, und kein besonderer Quell der Vorstellungen; Erscheinung war ihm die Vorstellung des Dinges an sich selbst, obgleich von der Erkenntnis durch den Verstand, der logischen Form{(A 271) I nach, unterschieden, I da nämlich jene, bei ihrem ge- (B 327) wöhnlichen Mangel der Zergliederung, eine gewisse Vermischung von Nebenvorstellungen in den Begriff des Dinges zieht, die der Verstand davon abzusondern weiß. Mit einem Worte: Leibniz intellektuierte die Erscheinungen, so wie Locke die Verstandesbegriffe nach einem System der Noogonie (wenn es mir erlaubt ist, mich dieser Ausdrücke zu bedienen,) insgesamt sensifiziert, d.i. für nichts, als empirische, oder abgesonderte Reflexionsbegriffe ausgegeben hatte. An- 30 statt im Verstande und der Sinnlichkeit zwei ganz verschiedene Quellen von Vorstellungen zu suchen, die aber nur in Verknüpfung objektiv gültig von Dingen urteilen könnten, hielt 1) sich ein jeder dieser großen Männer nur an eine von beiden, die sich ihrer Meinung nach unmittelbar auf Dinge an sich selbst bezöge, indessen daß die andere nichts tat 2), als die Vorstellungen der ersteren zu verwirren oder zu ordnen. 1) A: "hielte".
11) Görland: "täte".
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Leibniz verglich demnach die Gegenstände der Sinne als Dinge überhaupt bloß im Verstande untereinander. Erstlich, sofern sie von diesem als einerlei oder verschieden geurteilt werden sollen. Da er also lediglich ihre Begriffe, und nicht ihre Stelle in der Anschauung, darin die Gegenstände allein gegeben werden können, vor Augen hatte, und den transzendentalen Ort dieser Begriffe (ob das Objekt unter Erscheinungen, oder unter Dinge an sich selbst zU zählen sei,) gänzlich (A 272) aus der acht ließ, so konnte I es nicht anders ausfallen, (B 328) als daß er I seinen Grundsatz des Nichtzuunterscheidenden, der bloß von Begriffen der Dinge überhaupt gilt, auch auf die Gegenstände der Sinne (mundus phaenomenon) ausdehnte, und der Naturerkenntnis dadurch keine geringe Erweiterung verschafft zu haben glaubte. Freilich, wenn ich einen Tropfen Wasser als ein Ding an sich selbst nach allen seinen inneren Bestimmungen kenne, so kann ich keinen derselben von dem anderen für verschieden gelten lassen, wenn der ganze Begriff 20 desselben mit ihm einerlei ist. Ist er aber Erscheinung im Raume, so hat er seinen Ort nicht bloß im Verstande (unter Begriffen), sondern in der sinnlichen äußeren Anschauung (im Raume), und da sind die physischen Örter, in Ansehung der inneren Bestimmungen der Dinge, ganz gleichgültig, und ein Ort = b kann ein Ding, welches einem anderen in dem Orte = a völlig ähnlich und gleich ist, ebensowohl aufnehmen, als wenn es von diesem noch so sehr innerlich verschieden wäre. Die Verschiedenheit der Örter macht die Vielheit und Unter30 scheidung der Gegenstände, als Erscheinungen, ohne weitere Bedingungen, schon für sich nicht allein möglich, sondern auch notwendig. Also ist jenes scheinbare Gesetz kein Gesetz der Natur. Es ist lediglich eine analytische Regel oder1 ) Vergleichung der Dinge durch bloße Begriffe. Zweitens, der Grundsatz: daß Realitäten (als bloße (A 273) Bejahungen) einander niemals logisch widerstreiten, I ist (B 329) ein ganz wahrer Satz von dem Verhältnisse der I Be1) 4. Auf!.: "der".
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griffe, bedeutet aber, weder in Ansehung der Natur, noch überall in Ansehung irgendeines Dinges an sich selbst, (von diesem haben wir keinen!) Begriff,) das mindeste. Denn der reale Widerstreit findet allerwärts statt, wo A - B = 0 ist, d. i. wo eine Realität mit der anderen, in einem Subjekt verbunden, eine die Wirkung der anderen aufhebt, welches alle Hindernisse und Gegenwirkungen in der Natur unaufhörlich vor Augen legen, die gleichwohl, da sie auf Kräften beruhen, realitates phaenomena genannt werden müssen. Die allgemeine 10 Mechanik kann sogar die empirische Bedingung dieses Widerstreits in einer Regel apriori angeben, indem sie auf die Entgegensetzung der Richtungen sieht: eine Bedingung, von welcher der transzendentale Begriff der Realität gar nichts weiß. Obzwar Herr von Leibniz diesen Satz nicht eben mit dem Pomp eines neuen Grundsatzes ankündigte, so bediente er sich doch desselben zu neuen Behauptungen, und seine Nachfolger trugen ihn ausdrücklich in ihre Leibniz-W olfianischen 2) Lehrgebäude ein. Nach diesem Grundsatze sind z. E. 20 alle übel nichts als Folgen von den Schranken der Geschöpfe, d. i. Negationen, weil diese das einzige Widerstreitende der Realität sind, (in dem bloßen Begriffe eines Dinges überhaupt ist es auch wirklich so, aber nicht in den Dingen als Erscheinungen). Imgleichen finden die Anhänger desselben es nicht allein möglich, sondern auch natürlich, alle Realität, ohne{(B 330) irgendeinen besorglichen Widerstreit, I in I einem Wesen CA 274) zu vereinigen, weil sie keinen anderen, als den desWiderspruchs (durch den der Begriff eines Dinges selbst auf- 30 gehoben wird), nicht aber den des wechselseitigen Abbruchs kennen, da ein Realgrund die Wirkung des anderen aufhebt, und dazu wir nur in der Sinnlichkeit die Iledingungen antreffen, uns einen solchen vorzustellen. Drittens, die Leibnizische Monadologie hat gar keinen anderen Grund, als daß dieser Philosoph den 1) A: "gar keinen". 11) Orig.: "Leibnitzwolfianische".
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Unterschied des Inneren und Äußeren bloß im Verhältnis auf den Verstand vorstellte. Die Substanzen überhaupt müssen etwas Inneres haben, was also von allen äußeren Verhältnissen, folglich auch der Zusammensetzung, frei ist. Das Einfache ist also die Grundlage des Inneren der Dinge an sich selbst. Das Innere aber ihres Zustandes kann auch nicht in Ort, Gestalt, Berührung oder Bewegung, (welche Bestimmungen alle äußere Verhältnisse sind,) bestehen, und wir können 10 daher den Substanzen keinen anderen inneren Zustand, als denjenigen, wodurch wir unseren Sinn selbst innerlich bestimmen, nämlich den Zustand der Vorstellungen, beilegen. So wurden denn die Monaden fertig, welche den Grundstoff des ganzen Universum ausmachen sollen, deren tätige Kraft aber nur in Vorstellungen besteht, wodurch sie eigentlich bloß in sich selbst wirksam sind. Eben darum mußte aber auch sein Principium der B 331)}mög lichen Gemeinschaft der Substanzen unter~A 275) einanjder eine vor/herbe stimmte Harmonie, und konnte kein physischer Einfluß sein. Denn weil alles nur innerlich, d. i. mit seinen Vorstellungen beschäftigt ist, so konnte der Zustand der Vorstellungen der einen mit dem der anderen Substanz in ganz und gar keiner wirksamen Verbindung stehen, sondern es mußte irgendeine dritte und in alle insgesamt einfließende Ursache ihre Zustände einander korrespondierend machen, zwar nicht eben durch gelegentlichen und in jedem einzelnen Falle besonders angebrachten Beistand (systema assisten30 tiae), sondern durch die Einheit der Idee einer für alle gültigen Ursache, in welcher sie insgesamt ihr Dasein und Beharrlichkeit, mithin auch wechselseitige Korrespondenz untereinander, nach allgemeinen Gesetzen bekommen müssen. Viertens, der berühmte Lehrbegriff desselben von Zeit und Raum, darin er diese Formen der Sinnlichkeit intellektuierte, war lediglich aus eben derselben Täuschung der transzendentalen Reflexion entsprungen. Wenn ich mir durch den bloßen Verstand äußere Ver40 hältnisse der Dinge vorstellen will, so kann dieses nur
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vermittelst eines Begriffs ihrer wechselseitigen Wirkung geschehen, und soll ich einen Zustand ebendesselben Dinges mit einem anderen Zustande verknüpfen, so kann dieses nur in der Ordnung der Gründe und Folgen geschehen. So dachte sich also Leibniz den Raum als eine gewisse Ordnung in der Gemeinschaft der Substanzen, und die Zeit als die dynamische Folge ihrer{(B 332} Zustände. Das Eigentümliche I aber, und von I Dingen (A 276) Unabhängige, was beide an sich zu haben scheinen, schrieb er der Verworrenheit dieser Begriffe zu, 10 welche machte 1), daß dasjenige, was eine bloße Form dynamischer Verhältnisse ist, für eine eigene für sich bestehende, und vor den Dingen selbst vorhergehende Anschauung gehalten wird. Also waren Raum und Zeit die intelligible Form der Verknüpfung der Dinge (Substanzen und ihrer Zustände) an sich selbst. Die Dinge aber waren intelligible Substanzen (substantiae noumena). Gleichwohl wollte er diese Begriffe für Erscheinungen geltend machen, weil er der Sinnlichkeit keine eigene Art der Anschauung zugestand, sondern 20 alle, selbst die empirische Vorstellung der Gegenstände, im Verstande suchte, und den Sinnen nichts als das verächtliche Geschäft ließ, die Vorstellungen des ersteren zu verwirren und zu verunstalten. \Venn wir aber auch von Dingen an sich selbst etwas durch den reinen Verstand synthetisch sagen könnten, (welches gleichwohl unmöglich ist,) so würde dieses doch gar nicht auf Erscheinungen, welche nicht Dinge an sich selbst vorstellen, gezogen 2) werden können. Ich werde also in diesem letzteren Falle in der 30 transzendentalen überlegung meine Begriffe jederzeit nur unter den Bedingungen der Sinnlichkeit vergleichen müssen, und so werden Raum und Zeit nicht Bestimmungen der Dinge an sich, sondern der Erscheinungen sein; was die Dinge an sich sein mögen, weiß I ich (A 277) nicht, und brauche es auch nicht I zu wissen, weil mir (B 333) doch niemals ein Ding anders, als in der Erscheinung vorkommen kann. 1) Vorländer: "macht". 2) Valentiner: "bezogen".
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So verfahre ich auch mit den übrigen Reflexionsbegriffen. Die Materie ist substantia phaenomenon. Was ihr innerlich zukomme, suche ich in allen Teilen des Raumes, den sie einnimmt, und in allen Wirkungen, die sie ausübt, und die freilich nur immer Erscheinungen äußerer Sinne sein können. Ich habe also zwar nichts Schlechthin-, sondern lauter Komparativ-Innerliches, das selber wiederum aus äußeren Verhältnissen besteht. Allein, das scWechthin, dem reinen Verstande nach, Innerliche der Materie ist auch eine bloße Grille; denn diese ist überall kein Gegenstand für den reinen Verstand, das transzendentale Objekt aber, welches der Grund dieser Erscheinung sein mag, die wir Materie nennen, ist ein bloßes Etwas, wovon wir nicht einmal verstehen würden, was es sei, wenn es uns auch jemand sagen könnte. Denn wir können nichts verstehen, als was ein unseren Worten Korrespondierendes in der Anschauung mit sich führt. Wenn die Klagen: Wir sehen das Innere der Dinge gar nich t ein, so viel bedeuten sollen, als, wir begreifen nicht durch den reinen Verstand, was die Dinge, die uns erscheinen, an sich sein mögen; so sind sie ganz unbillig und unvernünftig; denn sie wollen, daß man ohne Sinne doch Dinge erkennen, mithin anschauen könne, folglich daß wir ein von dem menschlichen nicht bloß dem Grade, I sondern sogar der Anschauung und I Art nach, gänzlich unterschiedenes Erkenntnisvermögen haben, also nicht Menschen, sondern Wesen sein sollen, von denen wir selbst nicht angeben können, ob sie einmal möglich, viel weniger, wie sie beschaffen sind. Ins Innere der Natur dringt Beobachtung und Zergliederung der Erscheinungen, und man kann nicht wissen, wie weit dieses mit der Zeit gehen werde. Jene transzendentalen Fragen aber, die über die Natur hinausgehen, würden wir bei allem dem doch niemals beantworten können, wenn uns auch die ganze Natur aufgedeckt wäre, da!) es uns 2) nicht einmal gegeben ist, unser eigenes Gemüt I) A: "und". 2) K an t (Nachträge S. 45 u.): "weil uns".
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mit einer anderen Anschauung, als der unseres inneren Sinnes, zu beobachten. Denn in demselben liegt das Geheimnis des Ursprungs unserer Sinnlichkeit. Ihre Beziehung auf ein Objekt, und was der transzendentale Grund dieser Einheit sei, liegt ohne Zweifel zu tief verborgen, als daß wir, die wir sogar uns selbst nur durch inneren 1) Sinn, mithin als Erscheinung, kennen, ein so unschickliches Werkzeug unserer Nachforschung dazu brauchen könnten, etwas anderes, als immer wiederum Erscheinungen, aufzufinden, deren nichtsinn- 10 liche Ursache wir doch gern erforschen wollten. Was diese Kritik der ScWüsse, aus den bloßen Handlungen der Reflexion, überaus nützlich macht, ist: daß sie die Nichtigkeit aller ScWüsse über Gegenstände, die man lediglich im Verstande miteinander vergleicht, deutlich dartut, und dasjenige zugleich bestätigt, Was{(A 279) wir 11 hauptsächlich eingeschärft haben: daß, obgleich (B 335) Erscheinungen nicht als Dinge an sich selbst unter den Objekten des reinen Verstandes mit begriffen sind, sie doch die einzigen sind, an denen unsere Erkenntnis 20 objektive Realität haben kann, nämlich, wo den Begriffen Anschauung entspricht. Wenn wir bloß logisch reflektieren, so vergleichen wir lediglich unsere Begriffe untereinander im Verstande, ob beide eben dasselbe enthalten, ob sie sich widersprechen oder nicht, ob etwas in dem Begriffe innerlich enthalten sei, oder zu ihm hinzukomme, und welcher von beiden gegeben, welcher aber nur als eine Art, den gegebenen zu denken, gelten soll. Wende ich aber diese Begriffe auf einen Gegenstand über- 30 haupt (im transz. Verstande) an, ohne diesen weiter zu bestimmen, ob er ein Gegenstand der sinnlichen oder intellektuellen Anschauung sei, so zeigen sich sofort Einschränkungen (nicht aus diesem Begriffe hinauszugehen), welche allen empirischen Gebrauch derselben verkehren 2), und eben dadurch beweisen, daß die Vor1) Vorländer: "durch den innem". 11) F. Medicus bei Vaihinger: "Einschränkungen (aus ...
nicht· empirischen kungen (nicht aus
verwehren"; Vaihinger: "Einschrännicht empirischen ... verwehren".
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stellung eines Gegenstandes, als Dinges überhaupt, nicht etwa bloß unzureichend, sondern ohne sinnliche Bestimmung derselben, und, unabhängig von empirischer Bedingung, in sich selbst widerstreitend sei, daß man also entweder von allem Gegenstande abstrahieren (in der Logik), oder, wenn man einen annimmt, ihn unter Bedingungen der sinnlichen Anschauung denken müsse, mithin das Intelligible eine ganz besondere 1 ) Anschauung, (B 336) die I wir nicht haben, erfordern würde, und in Ermang(A 280) lung derselben für uns nichts sei, dalgegen aber auch die Erscheinungen nicht Gegenstände an sich selbst sein können. Denn, wenn ich mir bloß Dinge überhaupt denke, so kann freilich die Verschiedenheit der äußeren Verhältnisse nicht eine Verschiedenheit der Sachen selbst ausmachen, sondern setzt diese vielmehr voraus, und, wenn der Begriff von dem Einen innerlich von dem des Andern gar nicht unterschieden ist, so setze ich nur ein und dasselbe Ding in verschiedene Verhältnisse. Ferner, durch Hinzukunft einer bloßen 20 Bejahung (Realität) zur anderen, wird ja das Positive vermehrt, und ihm nichts entzogen, oder aufgehoben; daher kann das Reale in Dingen überhaupt einander nicht widerstreiten, usw.
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Die Begriffe der Reflexion haben, wie wir gezeigt haben, durch eine gewisse Mißdeutung einen solchen Einfluß auf den Verstandesgebrauch, daß sie sogar einen der scharfsichtigsten unter allen Philosophen zu einem vermeinten System intellektueller Erkenntnis, welches seine Gegenstände ohne Dazukunft der Sinne 30 zu bestimmen unternimmt, zu verleiten imstande gewesen. Eben um deswillen ist die Entwicklung der täuschenden Ursache der Amphibolie dieser Begriffe, in Veranlassung falscher Grundsätze, von großem Nutzen, die Grenzen des Verstandes zuverlässig zu bestimmen und zu sichern. 1) A: "sondere".
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I Man muß zwar sagen: was einem Begriff allgemein (B 337) zukommt, oder widerspricht, das kommt auch zu, oder I widerspricht, allem Besonderen, was unter jenem Be- (A 281) griff enthalten ist; (dictum de Omni et Nullo;) es wäre aber ungereimt, diesen logischen Grundsatz dahin zu verändern, daß er so lautete: was in einem allgemeinen Begriffe nicht enthalten ist, das ist auch in den besonderen nicht enthalten, die unter demselben stehen; denn diese sind eben darum besondere Begriffe, weil sie mehr in sich enthalten, als im allgemeinen gedacht 10 wird. Nun ist doch wirklich auf diesen letzteren Grund· satz das ganze intellektuelle System Leibnizens erbaut; es fällt also zugleich mit demselben, samt aller aus ihm entspringenden Zweideutigkeit im Verstandesgebrauche. Der Satz des Nichtzuunterscheidenden gründete sich eigentlich auf der Voraussetzung: daß, wenn in dem Begriffe von einem Dinge überhaupt eine gewisse Unterscheidung nicht angetroffen wird, so sei sie auch nicht in den Dingen selbst anzutreffen; folglich seien alle 20 Dinge völlig einerlei (numero eadem), die sich nicht schon in ihrem Begriffe (der Qualität oder Quantität nach) voneinander unterscheiden. Weil aber bei dem bloßen Begriffe von irgendeinem Dinge von manchen notwendigen Bedingungen einer!) Anschauung abstrahiert worden, so wird, durch eine sonderbare Übereilung, das, wovon abstrahiert wird, dafür genommen, daß es überall nicht anzultreffen sei, und dem Dinge nichts (B 338) eingeräumt, als was in seinem Begriffe enthalten ist. I Der Begriff von einem Kubikfuße Raum, ich mag (A 282) mir diesen denken, wo und wie oft ich wolle, ist an sich völlig einerlei. Allein zwei Kubikfüße sind im Raume dennoch bloß durch ihre Örter unterschieden (numero diversa); diese sind Bedingungen der Anschauung, worin das Objekt dieses Begriffs gegeben wird, die nicht zum Begriffe, aber doch zur ganzen Sinnlichkeit gehören. Gleichergestalt ist in dem Begriffe von einem Dinge gar kein Widerstreit, wenn I) Erdmann: "seiner".
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Elementarlehre. 11. Teil. 1. Abt. II. Buch. Anhang
nichts Verneinendes mit einem Bejahenden verbunden worden, und bloß bejahende Begriffe können, in Verbindung, gar keine Aufhebung bewirken. Allein in der sinnlichen Anschauung, darin Realität (z. B. Bewegung) gegeben wird, finden sich Bedingungen (entgegengesetzte Richtungen), von denen im Begriffe der Bewegung überhaupt abstrahiert war, die einen Widerstreit, der freilich nicht logisch ist, nämlich aus lauter Positivem ein Zero = 0 möglich machen, und man 10 konnte 1 ) nicht sagen: daß darum alle Realität untereinander Einstimmung~) sei, weil unter ihren Begriffen kein Widerstreit angetroffen wird *). Nach bloßen Be~~ ~~:n griffen I ist das Innere das Sublstratum aller Verhältnis 3) oder äußeren Bestimmungen. Wenn ich also von allen Bedingungen der Anschauung abstrahiere, und mich lediglich an den Begriff von einem Dinge überhaupt halte, so kann ich von allem äußeren Verhältnis abstrahieren, und es muß dennoch ein Begriff von dem übrigbleiben, das gar kein Verhältnis, sondern bloß 20 innere Bestimmungen bedeutet. Da scheint es nun, es folge daraus: in jedem Dinge (Substanz) sei etwas, was schlechthin innerlich ist, und allen äußeren Bestimmungen vorgeht, indem es sie allererst möglich macht, mithin sei dieses Substratum so etwas, das keine äußeren Verhältnisse mehr in sich enthält, folglich einf ach: *) Wollte man sich hier der gewöhnlichen Ausflucht bedienen: daß wenigstens realitateB Nowmena einander nicht entgegenwirken können, so müßte man doch ein Beispiel von (B 339) dergleichen reiner und sinnenfreier Realität anlführen, damit man verstände, ob eine solche überhaupt etwas oder gar nichts vorstelle. Aber es kann kein Beispiel woher anders, als aus der Erfahrung genommen werden, die niemals mehr als Phänomena darbietet, und so bedeutet dieser Satz nichts weiter, als daß der Begriff, der lauter Bejahungen enthält, nichts Verneinendes enthalte; ein Satz, an dem wir niemals gezweifelt haben. 1) Erdmann: "könnte". 2) Hartenstein: "in Einstimmung". 3) Hartenstein: "Verhältnis-"; Valentiner: "Verhält-
nisse".
Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe
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(denn die körperlichen Dinge sind doch immer nur Verhältnisse, wenigstens der Teile außereinander ;) und weil wir keine schlechthin inneren Bestimmungen kennen, als die durch unseren inneren Sinn, so sei dieses Substratum nicht allein einfach, sondern auch (nach der Analogie mit unserem inneren Sinn) durch Vor s t e lIungen bestimmt, d. i. alle Dinge wären eigentllich Monaden, oder mit Vorstellungen begabte einfache Wesen. Dieses würde auch alles seine Richtigkeit haben, gehörte nicht etwa mehr, als der Begriff von einem Dinge überhaupt, zu den Bedingungen, I unter denen allein uns Gegenstände der äußeren Anschauung gegeben werden können, und von denen der reine Begriff abstrahiert. Denn da zeigt sich, daß eine beharrliche Erscheinung im Raume (undurchdringliche Ausdehnung) lauter Verhältnisse, und gar nichts schlechthin Innerliches enthalten, und dennoch das erste Substratum aller äußeren Wahrnehmung sein könne. Durch bloße Begriffe kann ich freilich ohne etwas Innerem l ) nichts Äußeres denken, eben darum, weil Verhältnisbegriffe doch schlechthin gegebene Dinge voraussetzen, und ohne diese nicht möglich sind. Aber, da in der Anschauung etwas enthalten ist, was im bloßen Begriffe von einem Dinge überhaupt gar nicht liegt, und dieses das Substratum, welches durch bloße Begriffe gar nicht erkannt werden würde, an die Hand gibt, nämlich, ein 2 ) Raum, der, mit allem, was er enthält, aus lauter formalen, oder auch realen Verhältnissen besteht, so kann ich nicht sagen: weil, ohne ein Schlechthininneres, kein Ding durch bloße Begriffe vorgestellt werden kann, so sei auch in den Dingen selbst, die unter diesen Begriffen enthalten sind., und ihrer Anschauung nichts Äußeres, dem nicht etwas Schlechthininnerliches zum Grunde läge. Denn, wenn wir von allen Bedingungen der Anschauung abstrahiert haben, so I bleibt uns freilich im bloßen Begriffe nichts übrig, als das Innere überhaupt, und das Verhältnis desselben untereinander, I) 4. Ausgabe: "Inneres". 2) Mellin: "einen".
(B 340) 10 (A 284)
20
BQ
(B 341)
328
(A 285)
10
20
(B 342)
30 (A 286)
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wodurch allein das Äußere möglich ist. Diese Notwendigkeit aber, die sich allein auf Abstraktion gründet, findet nicht bei den Dingen statt, I sofern sie in der Anschauung mit solchen Bestimmungen gegeben werden, die bloße Verhältnisse ausdrücken, ohne etwas Inneres zum Grunde zu haben, darum, weil sie nicht Dinge an sich selbst, sondern lediglich Erscheinungen sind. Was wir auch nur an der Materie kennen, sind lauter Verhältnisse, (das, was wir innere Bestimmungen derselben nennen, ist nur komparativ innerlich;) aber es sind darunter selbständige und beharrliche, dadurch uns ein bestimmter Gegenstand gegeben wird. Daß ich, wenn ich von diesen Verhältnissen abstrahiere, gar nichts weiter zU denken habe, hebt den Begriff von einem Dinge, als Erscheinung, nicht auf, auch nicht den Begriff von einem Gegenstande in abstracto, wohl aber alle Möglichkeit eines solchen, der nach bloßen Begriffen bestimmbar ist, d. i. eines Noumenon. Freilich macht es stutzig, zu hören, daß ein Ding ganz und gar aus Verhältnissen bestehen solle, aber ein solches Ding ist auch bloße Erscheinung, und kann gar nicht durch reine Kategorien gedacht werden; es besteht selbst in dem bloßen Verhältnisse von Etwas überhaupt zu den Sinnen. Ebenso kann man die Verhältnisse der Dinge in abstracto, wenn man es mit bloßen Begriffen anfängt, wohl nicht anders denlken, als daß eines die Ursache von Bestimmungen in dem anderen sei; denn das ist unser Verstandesbegriff von Verhältnissen selbst. Allein, da wir alsdann von aller Anschauung abstrahieren, so fällt eine ganze Art, wie das Mannigfaltige einander seinen Ort bestimmen kann, nämlich die Form der Sinnlichkeit (der I Raum), weg, der doch vor aller empirischen Kausalität vorhergeht. Wenn wir unter bloß intelligiblen Gegenständen diejenigen Dinge verstehen, die durch reine Kategorien, ohne alles Schema der Sinnlichkeit, gedacht 1) werden, so sind dergleichen unmöglich. Denn die Bedingung des objektiven Gebrauchs aller unserer Verstandesbe') Kaut (Nachträge CL): "von uns erkannt".
Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe
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griffe ist bloß die Art unserer sinnlichen Anschauung, wodurch uns Gegenstände gegeben werden, und, wenn wir von der letzteren abstrahieren, so haben die ersteren gar keine Beziehung auf irgendein Objekt. Ja, wenn man auch eine andere Art der Anschauung, als diese unsere sinnliche ist, annehmen wollte, so würden doch unsere Funktionen zu denken in Ansehung derselben von gar keiner Bedeutung sein. Verstehen wir darunter nur Gegenstände einer nichtsinnlichen Anschauung, von denen unsere Kategorien zwar freilich nicht gelten, und von denen wir also gar keine Erkenntnis (weder Anschauung, noch Begriff) jemals haben können, so müssen Noumena in dieser bloß negativen Bedeutung allerdings zugelassen werden: da sie denn nichts anderes sagen. als: daß unsere Art der Anschauung nicht auf alle Dinge, sondern bloß auf Geigenstände unserer Sinne geht, folglich ihre objektive Gültigkeit begrenzt ist, und mithin für irgendeine andere Art Anschauung, und also auch für Dinge als Objekte derselben, Platz übrigbleibt. Aber alsdann ist der Begriff eines Noumenon problematisch, d. i. die Vorstellung eines Dinges, von dem wir weder I sagen können, daß es möglich, noch daß es unmöglich sei, indem wir gar keine Art der Anschauung, als unsere sinnliche kennen, und keine Art der Begriffe, als die Kategorien, keine von beiden aber einem außersinnlichen Gegenstande angemessen ist. Wir können daher das Feld der Gegenstände unseres Denkens über die Bedingungen unserer Sinnlichkeit darum noch nicht positiv erweitern, und außer den Erscheinungen noch Gegenstände des reinen Denkens, d. i. Noumena, annehmen, weil jene keine anzugebende positive Bedeutung haben. Denn man muß von den Kategorien eingestehen: daß sie allein noch nicht zur Erkenntnis der Dinge an sich selbst zureichen, und ohne die data der Sinnlichkeit bloß subjektive Formen der Verstandeseinheit, aber ohne Gegenstand, sein würden. Das Denken ist zwar an sich kein Produkt der Sinne, und sofern durch sie auch nicht eingeschränkt, aber darum nicht sofort von eigenem und reinem Gebrauche, ohne Beitritt der Sinn-
10
(B 343)
20 (A 287)
30
40
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(B 344)
10 (A 288)
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Elementarlehre. H. Teil. I. Abt. II. Buch. Anhang
lichkeit, weil es alsdann ohne Objekt ist. Man kann auch das Noumenon nicht ein solches Objekt nennen; denn dieses bedeutet eben den problematischen Begriff von einem Gegenstande tür ejne ganz anldere Anschauung 1) und einen ganz anderen Verstand, als der unsrige, der mithin selbst ein Problem ist. Der Begriff des Noumenon ist also nicht der Begriff von einem Objekt, sondern die unvermeidlich mit der Einschränkung unserer Sinnlichkeit zusammenhängende Aufgabe, ob es nicht von jener ihrer Anschauung ganz entbundene Gegenstände geben möge, I welche Frage nur unbestimmt beantwortet werden kann, nämlich: daß, weil die sinnliche Anschauung nicht auf alle Dinge ohne Unterschied geht, für mehr und andere Gegenstände Platz übrigbleibe, sie also nicht schlechthin abgeleugnet, in Ermanglung eines bestimmten Begriffs aber (da keine Kategorie dazu tauglich ist) auch nicht als Gegenstände für unseren Verstand behauptet werden können. Der Verstand begrenzt demnach die Sinnlichkeit, ohne darum sein eigenes Feld zu erweitern, und, indem er jene warnt, daß sie sich nicht anmaße, auf Dinge an sich selbst zu gehen, sondern lediglich auf Erscheinungen, so denkt er sich einen Gegenstand an sich selbst, aber nur als transzendentales Objekt, das die Ursache der Erscheinung (mithin selbst nicht Erscheinung) ist, und weder als Größe, noch als Realität, noch als Substanz usw. gedacht werden kann (weil diese Begriffe immer sinnliche Formen erfordern, in denen sie einen Gegenstand bestimmen;) wovon also völlig unbekannt ist, ob es in uns, oder auch außer uns anzutreffen sei, ob es mit der Sinnlichkeit zugleich 2) aufgehoben werden, oder wenn wir jene I wegnehmen, noch übrigbleiben würde. Wollen wir dieses Objekt Noumenon nennen, darum, weil die Vorstellung von ihm nicht sinnlich ist, so steht dieses uns frei. Da wir aber keine 3 ) von unseren Verstandesbegriffen darauf anwen1) A: "vor eine ganz andere Anschauung"; Kant (Nachträge S. 45 u.): "vor einer ganz anderen Anschauung". 2) "zugleich" fehlt in Ak.-Ausg. a) Erdmann: "keinen".
Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe
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den können, so bleibt diese Vorstellung doch für uns leer, und dient zu nichts, als die Grenzen unserer sinnlichen Erkenntnis zu Ibezeichnen, und einen Raum übrig (A 289) zu lassen, den wir weder durch mögliche Erfahrung, noch durch den reinen Verstand ausfüllen können. Die Kritik dieses reinen Verstandes erlaubt es also nicht, sich ein neues Feld von Gegenständen, außer denen, die ihm als Erscheinungen vorkommen können, zu schaffen, und in intelligible Welten, sogar nicht einmal in ihren Begriff, auszuschweifen. Der Fehler, wel- 10 eher hierzu auf die allerscheinbarste Art verleitet, und allerdings entschuldigt, obgleich nicht gerechtfertigt werden kann, liegt darin: daß der Gebrauch des Verstandes, wider seine Bestimmung, transzendental gemacht 1), und die Gegenstände, d. i. mögliche Anschauungen, sich nach Begriffen, nicht aber Begriffe sich nach möglichen Anschauungen (als auf denen allein ihre objektive Gültigkeit beruht) richten müssen. Die Ursache hiervon aber ist wiederum: daß die Apperzeption, und, mit ihr, das Denken vor aller möglichen bestimmten 20 Anordnung der Vorstellungen vorhergeht. Wir denken also Etwas überhaupt, und bestimmen es einerseits sinnlich, allein unlterscheiden doch den allgemeinen und (B 346) in abstracto vorgestellten Gegenstand von dieser Art ihn anzuschauen; da bleibt uns nun l ) eine Art,. ihn bloß durch Denken zu bestimmen, übrig, welche zwar eine bloße logische Form ohne Inhalt ist, uns aber dennoch eine Art zu sein scheint, wie das Objekt an sich existiere (Noumenon), ohne auf die Anschauung zu sehen, 30 welche auf unsere Sinne eingeschränkt ist.
*
*
*
I Ehe wir die transzendentale Analytik verlassen, (A 290) müssen wir noch etwas hinzufügen, was, obgleich an sich von nicht sonderlicher Erheblichkeit, dennoch zur Vollständigkeit des Systems erforderlich scheinen dürfte. 1) Erdmann: "gemacht wird".
I) Erdmann: "nur". Kant, Kritik der reinen Vernunft.
23
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10
(B 347)
20 (A 291)
BO
(B 348)
Elementarlehre. 11. Teil. 1. Abt. II. Buch. Anhang
Der höchste Begriff, von dem man eine Transzendentalphilosophie anzufangen pflegt, ist gemeiniglich die Einteilung in das Mögliche und Unmögliche. Da aber alle Einteilung einen eingeteilten Begriff voraussetzt, so muß noch ein höherer angegeben werden, und dieser ist der Begriff von einem Gegenstande überhaupt (problematisch genommen, und unausgemacht, ob er Etwas oder Nichts sei). Weil die Kategorien die einzigen Begriffe sind, die sich auf Gegenstände überhaupt beziehen, so wird die Unterscheidung eines Gegenstandes, ob er Etwas, oder Nichts sei, nach der Ordnung und Anweisung der Kategorien fortgehen. I 1. Den Begriffen von Allem, Vielem und Einem ist der, so alles aufhebt, d. i. Keines, entgegengesetzt, und so istl) der Gegenstand eines Begriffs, dem gar keine anzugebende Anschauung korrespondiert, = Nichts, d. i. ein Begriff ohne Gegenstand, wie die Noumena, die nicht unter die Möglichkeiten gezählt werden können, obgleich auch darum nicht für unmöglich ausgegeben werden müssen, (ens rationis,) oder wie etwa gewisse neue Grundkräfte, die man I sich denkt, zwar ohne Widerspruch, aber auch ohne Beispiel aus der Erfahrung gedacht werden 2), und also nicht unter die Möglichkeiten gezählt werden müssen. 2. Realität ist Etwas, Negation ist Nichts, nämlich, ein Begriff von dem Mangel eines Gegenstandes, wie der Schatten, die Kälte, (nihil privativum). 3. Die bloße Form der Anschauung, ohne Substanz, ist an sich kein Gegenstand, sondern die bloß formale Bedingung desselben (als Erscheinung), wie der reine Raum, und die reine Zeit, die zwar Etwas sind, als Formen anzuschauen, aber selbst keine Gegenstände sind, die angeschaut werden (ens imaginarium) 3). I 4. Der Gegenstand eines Begriffs, der sich selbst widerspricht, ist Nichts, weil der Begriff Nichts ist, das 1) Wille: "ist so". ") A: "worden". 8) ,,(ens imaginarium)" steht in A 3 Z. oberh. hinter "Zeit".
Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe
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Unmögliche, wie etwa die geradlinige Figur von zwei Seiten, (n'ihil negativum). Die Tafel dieser Einteilung des Begriffs von Ni c h ts (denn die dieser gleichlaufende Einteilung des Etwas folgt von selber,)' würde daher so angelegt werden müssen:
Nichts,
(A 292)
als 1.
Leerer Begriff ohne Gegenstand, ens rationis.
2. Leerer Gegenstand eines Begriffs, nihil privativum.
10
3. Leere Anschauung ohne Gegenstand, ens imag'inarium.
4. Leerer Gegenstand ohne Begriff, nihil negativum. Man sieht, daß das Gedankending (n. 1.) von dem Undinge (n.4.) dadurch unterschieden werde, daß jenes 20 nicht unter die Möglichkeiten gezählt werden darf, weil es bloß Erdichtung (obzwar nicht widersprechende) ist, dieses aber der Möglichkeit entgegengesetzt ist, indem der Begriff sogar sich selbst aufhebt. Beide sind I aber (B 349) leere Begriffe. Dagegen sind das nihil privativum (n. 2.) und ens imaginarium (n. 3.) leere Data zu Begriffen. Wenn das Licht nicht den Sinnen gegeben worden, so kann man sich auch keine Finsternis, und, wenn nicht ausgedehnte Wesen wahrgenommen worden, keinen Raum vorstellen. Die Negation sowohl, als die bloße Form der 30 Anschauung, sind, ohne ein Reales, keine Objekte.
23*
334 (A 293)
Elementar!. H. Teil. H. Abt. Transzendentale Dialektik
I Der transzendentalen Logik Zweite Abteilung
Die transzendentale Dialektik Einleitung I
Vom transzendentalen Schein
10
(B 3&0)
20
(A 294)
30
Wir haben oben die Dialektik überhaupt eine Logik des Scheins genannt. Das bedeutet nicht, sie sei eine Lehre der Wahrscheinlichkeit; denn diese ist Wahrheit, aber durch unzureichende Gründe erkannt, deren Erkenntnis also zwar mangelhaft, aber darum doch nicht trüglich ist, und mithin 1) von dem analytischen Teile der Logik nicht getrennt werden muß. Noch weniger dürfen Ersch einung und Schein für einerlei ge\halten werden. Denn Wahrheit oder Schein sind nicht im Gegenstande, sofern er angeschaut wird, sondern im Urteile über denselben, sofern er gedacht wird. Man kann also zwar richtig sagen: daß die Sinne nicht irren, aber nicht darum, weil sie jederzeit richtig urteilen, sondern weil sie gar nicht urteilen. Daher sind Wahrheit sowohl als Irrtum, mithin auch der Schein, als die Verleitung zum letzteren, nur im Urteile, d. i. nur in dem Verhältnisse des Gegenstandes zu unserem Verstande anzutreffen. In einem Erkenntnis, das mit den Verstandesgesetzen durchgängig zusam\menstimmt, ist kein Irrtum. In einer Vorstellung der Sinne ist (weil sie gar kein Urteil enthält) auch kein Irrtum. Keine Kraft der Natur kann aber von selbst von ihren eigenen Gesetzen abweichen. Daher würden weder der Verstand für sich allein (ohne Einfluß einer anderen Ursache), noch die Sinne für sich, irren; der erstere darum nicht, weil, wenn er bloß nach seinen Gesetzen handelt, die Wirkung (das Urteil) mit diesen Gesetzen notwendig übereinstimmen muß. In 1) Grillo: "ist, mithin".
Einleitung
335
der Übereinstimmung mit den Gesetzen des Verstandes besteht aber das Formale aller Wahrheit. In den Sinnen ist gar kein Urteil, weder ein wahres, noch falsches. Weil wir nun außer diesen beiden Erkenntnisquellen keine anderen haben, so folgt: daß der Irrtum nur durch den unbemerkten Einfluß der Sinnlichkeit auf den Verstand bewirkt werde, wodurch es geschieht, daß die subjektiven Gründel) des Urteils I mit den objektiven zusammenfließen, und diese von ihrer Bestimmung abweichend machen *), so wie ein bewegter Körper zwar für sich jederzeit die gerade Linie in derselben Richtung halten würde, die aber, wenn eine andere Kraft nach einer anderen Richtung zugleich auf ihn einfließt, in krummlinige Bewegung ausschlägt. Um die eigentümlliche Handlung des Verstandes von der Kraft, die sich mit einmengt, zu unterscheiden, wird es daher nötig sein, das irrige Urteil als die Diagonale zwischen zwei Kräften anzusehen, die das Urteil nach zwei verschiedenen Richtungen bestimmen, die gleichsam einen Winkel einschließen, und jene zusammengesetzte Wirkung in die einfache des Verstandes und der Sinnlichkeit aufzulösen, welches in reinen Urteilen apriori durch transzendentale Überlegung geschehen muß, wodurch (wie schon angezeigt worden) jeder Vorstellung ihre Stelle in der ihr angemessenen Erkenntniskraft angewiesen, mithin auch der Einfluß der letzteren auf jene unterschieden wird. Unser Geschäft ist hier nicht, vom empirischen Scheine (z. B. dem optischen) zu handeln, der sich bei Idem empirischen Gebrauche sonst richtiger Verstandesregeln vorfindet, und durch welchen die Urteilskraft, durch den Einfluß der Einbildung verleitet wird, sondern wir haben es mit dem transzendentalen
(B 351)
10
(A 296)
20
(B 352)
*) Die Sinnlichkeit, dem Verstande untergelegt, als das (B 301) Objekt, worauf dieser seine Funktion anwendet, ist der Quell realer Erkenntnisse. Eben dieselbe aber, sofern sie auf die Verstandeshandlung selbst einfließt, und ihn zum Urteilen bestimmt, ist der Grund des Irrtums.
1) A: "dafl subjektive Gründe".
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Elementar!. H. Teil. H. Abt. Transzendentale Dialektik
Scheine allein zu tun, der auf Grundsätze einfließt, deren Gebrauch nicht einmal auf Erfahrung angelegt ist, als in welchem Falle wir doch wenigstens einen Probierstein ihrer Richtigkeit haben würden, sondern der uns selbst, wider alle Warnungen der Kritik, gänzlich über den empirischen Gebrauch der Kategorien wegführt und uns mit dem Blendwerke einer Erweiterung des reinen Verstandes hinhält. Wir wollen die Grundsätze, deren Anwendung sich ganz und gar in (A 296) den Schranken I möglicher Erfahrung hält, immanente, diejenigen aber, welche diese Grenzen überfliegen sollen, transzendente Grundsätze nennen. Ich verstehe aber unter diesen nicht den transzendentalen Gebrauch oder Mißbrauch der Kategorien, welcher ein bloßer Fehler der nicht gehörig durch Kritik gezügelten Urteilskraft ist, die auf die Grenze des Bodens, worauf allein dem reinen Verstande sein Spiel erlaubt ist, nicht genug achthat ; sondern wirkliche Grundsätze, die uns zumuten, alle jene Grenzpfähle niederzureißen 20 und sich 1) einen ganz neuen Boden, der überall keine Demarkation erkennt, anzumaßen. Daher sind transzendental und transzendent nicht einerlei. Die Grundsätze des reinen Verstandes, die wir oben vortrugen, sollen bloß von empirischem und nicht von (B 353) transzendenltalem, d. i. über die Erfahrungsgrenze hinausreichendem Gebrauche sein. Ein Grundsatz aber, der diese Schranken wegnimmt, ja gar sie zu überschreiten gebietet 2), heißt transzenden t. Kann unsere Kritik dahin gelangen, den Schein dieser angemaßten Grund30 sätze aufzudecken, so werden jene Grundsätze des bloß empirischen Gebrauchs, im Gegensatz mit den letzteren, immanente Grundsätze des reinen Verstandes genannt werden können. Der logische Schein, der in der bloßen Nachahmung der Vernunftform besteht, (der Schein der Trugschlüsse,) entspringt lediglich aus einem Mangel der Achtsamkeit 1) Erdmann: "uns". 2) A: ,,ja gar gebietet, sie zu überschreiten",. 4. Auf!.: "sie überschreiten gebietet".
Einleitung
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auf die logische Regel. Sobald daher diese auf den vorlielgenden Fall geschärft wird, so verschwindet er gänzlich. Der transzendentale Schein dagegen hört gleichwohl nicht auf, ob man ihn schon aufgedeckt und seine Nichtigkeit durch die transzendentale Kritik deutlich eingesehen hat. (Z. B. der Schein in dem Satze: die Welt muß der Zeit nach einen Anfang haben.) Die Ursache hiervon ist diese, daß in unserer Vernunft (subjektiv als ein menschliches Erkenntnisvermögen betrachtet) Grundregeln und Maximen ihres Gebrauchs liegen, welche gänzlich das Ansehen objektiver Grundsätze haben, und wodurch es geschieht, daß die subjektive Notwendigkeit einer gewissen Verknüpfung unserer Begriffe, zugunsten des Verstandes, für eine objektive Notwendigkeit, der Bestimmung der Dinge an sich selbst, gehalten wird. Eine 111 u s ion, die gar nicht zu vermeiden ist, so I wenig als wir es vermeiden können, daß uns das Meer in der Mitte nicht höher scheine, wie an dem Ufer, weil wir jene durch höhere Lichtstrahlen als diesel) sehen, oder, noch mehr, so wenig selbst der Astronom verhindern kann, daß ihm der Mond im Aufgange nicht größer scheine, ob er gleich durch diesen Schein nicht betrogen wird. Die transzendentale Dialektik wird also sich damit begnügen, den Schein transzendenter Urteile aufzudecken, und zugleich zu verhüten, daß er nicht betrüge; daß er aber auch (wie der logische Schein) sogar verschwinde, und ein Schein zu sein aufhöre, das kann sie niemals belwerkstelligen. Denn wir haben es mit einer natürlichen und unvermeidlichen Illusion zu tun, die selbst auf subjektiven Grundsätzen beruht, und sie als objektive unterschiebt, anstatt daß die logische Dialektik in Auflösung der Trugschlüsse es nur mit einem Fehler, in Befolgung der Grundsätze, oder mit einem gekünstelten Scheine, in Nachallmung derselben, zu tun hat. Es gibt also eine natürliche und unvermeidliche Dialektik der reinen Vernunft, nicht eine, in die sich etwa ein Stümper, durch Mangel an Kenntnissen, selbst 1) Kirchmann: "dieses"
(A 297)
10
(B 354) 20
(A 298) 30
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verwickelt, oder die irgendein Sophist, um vernünftige Leute zu verwirren, künstlich ersonnen hat, sondern die der menschlichen Vernunft unhintertreiblich anhängt, und selbst, nachdem wir ihr Blendwerk aufgedeckt haben, dennoch nicht aufhören wird, ihr vorzugaukeln (B 355) und sie I unablässig in augenblickliche Verirrungen zu stoßen, die jederzeit gehoben zu werden bedürfen. II
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Von der reinen Vernunft als dem Sitze des transzendentalen Scheins
A Von der Vernunft überhaupt Alle unsere Erkenntnis hebt von den Sinnen an, geht von da zum Verstande, und endigt bei der Vernunft, über welche nichts Höheres in uns angetroffen wird, den Stoff der Anschauung zu bearbeiten und unter die (A 299) höchste Einlheit des Denkens zu bringen. Da ich jetzt von dieser obersten Erkenntniskraft 1) eine Erklärung geben soll, so finde ich mich in einiger Verlegenheit. 20 Es gibt von ihr, wie von dem Verstande, einen bloß formalen, d. i. logischen Gebrauch, da die Vernunft von allem Inhalte der Erkenntnis abstrahiert, aber auch einen realen, da sie selbst den Ursprung gewisser Begriffe und Grundsätze enthält, die sie weder von den Sinnen, noch vom Verstande entlehnt. Das erstere Vermögen ist nun freilich vorlängst von den Logikern durch das Vermögen mittelbar zu schließen (zum Unterschiede von den unmittelbaren Schlüssen, consequentiis immediatis,) erklärt worden; das zweite aber, welches selbst 30 Begriffe erzeugt, wird dadurch noch nicht eingesehen. Da nun hier eine Einteilung der Vernunft in ein 10(B 3M) gisches und I transzendentales Vermögen vorkommt, sO muß ein höherer Begriff von dieser Erkenntnisquelle gesucht werden, welcher beide Begriffe unter sich be1) Hartenstein: "Erkenntnisart".
Einleitung
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faßt, indessen wir nach der Analogie mit den Verstandesbegriffen erwarten können, daß der logische Begriff zugleich den Schlüssel zum transzendentalen, und die Tafel der Funktionen der ersteren zugleich die Stammleiter der Vernunftbegriffe an die Hand geben werde. Wir erklärten, im ersteren Teile unserer transzendentalen Logik, den Verstand durch das Vermögen der Regeln; hier unterscheiden wir die Vernunft von demselben dadurch, daß wir sie das Vermögen der Prinzipien nennen wollen. I Der Ausdruck eines Prinzips ist zweideutig, und bedeutet gemeiniglich nur ein Erkenntnis, das als Prinzip gebraucht werden kann, ob es zwar an sich selbst und seinem eigenen Ursprunge nach kein Prinzipium ist. Ein jeder allgemeiner l ) Satz, er mag auch sogar aus Erfahrung (durch Induktion) hergenommen sein, kann zum Obersatz in einem Vernunftschlusse dienen; er ist darum aber nicht selbst ein Prinzipium. Die mathematischen Axiome Cz. B. zwischen zwei Punkten kann nur eine gerade Linie sein,) sind sogar allgemeine Erkenntnisse apriori, und werden daher mit Recht, relativisch auf die Fälle, die unter ihnen subsumiert werden können, Prinzipien genannt. Aber ich kann darum doch nicht sagen, daß ich diese Eigenschaft der geraden Linien!) überlhaupt und an sich, aus Prinzipien erkenne, sondern nur in der reinen Anschauung. Ich würde daher Erkenntnis aus Prinzipien diejenige nennen, da ich das Besondere im allgemeinen durch Begriffe erkenne. So ist denn ein jeder Vernunftschluß eine Form der Ableitung einer Erkenntnis aus einem Prinzip. Denn der Obersatz gibt jederzeit einen Begriff, der da macht, daß alles, was unter der Bedingung desselben subsumiert wird, aus ihm nach einem Prinzip erkannt wird. Da nun jede allgemeine Erkenntnis zum Obersatze in einem Vernunftschlusse dienen kann, und der Verstand dergleichen allgemeine Sätze apriori darbietet, so können diese denn auch, in An1) Rosenkranz: "allgemeine". 2) 3. Aufl.: "Linie".
10 (A 300)
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(B 357)
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sehung ihres möglichen Gebrauchs, Prinzipien genannt werden. (A 301) I Betrachten wir aber diese Grundsätze des reinen Verstandes an sich selbst ihrem Ursprunge nach, so sind sie nichts weniger als Erkenntnisse aus Begriffen. Denn sie würden auch nicht einmal apriori möglich sein, wenn wir nicht die reine Anschauung, (in der Mathematik,) oder Bedingungen einer möglichen Erfahrung überhaupt herbeizögen. Daß alles, was ge10 schleht, eine Ursache habe, kann gar nicht aus dem Begriffe dessen, was überhaupt geschieht, geschlossen werden; vielmehr zeigt der Grundsatz, wie man allererst von dem, was geschieht, einen bestimmten Erfahrungsbegriff bekommen könne. Synthetische Erkenntnisse aus Begrifffen kann der Verstand also gar nicht verschaffen, und diese sind es (B 358) I eigentlich, welche ich schlechthin Prinzipien nenne; indessen, daß alle allgemeinen Sätze überhaupt komparative Prinzipien heißen können. 20 Es ist ein alter Wunsch, der, wer weiß wie spät, vielleicht einmal in Erfüllung gehen wird: daß man doch einmal, statt der endlosen Mannigfaltigkeit bürgerlicher Gesetze, ihre Prinzipien aufsuchen möge; denn darin kann allein das Geheimnis bestehen, die Gesetzgebung, wie man sagt, zu simplifizieren. Aber die Gesetze sind hier auch nur Einschränkungen unserer Freiheit auf Bedingungen, unter denen sie durchgängig mit sich selbst zusammenstimmt; mithin gehen sie auf etwas, was gänzlich unser eigen Werk ist, und wovon wir 30 durch jene Begriffe selbst die Ursache sein können. (A 302) Wie aber Gegenstände an sich selbst, wie I die Natur der Dinge unter Prinzipien stehe und nach bloßen Begriffen bestimmt werden solle, ist, wo nicht etwas Unmögliches, wenigstens doch sehr Widersinnisches in seiner Forderung. Es mag aber hiermit bewandt sein, wie es wolle, (denn darüber haben wir die Untersuchung noch vor uns,) so erhellt wenigstens daraus: daß Erkenntnis aus Prinzipien (an sich selbst) ganz etwas anderes sei, als bloße Verstandeserkenntnis, die zwar 40 auch anderen Erkenntnissen in der Form eines Prin-
Einleitung
341
zips vorgehen kann, an sich selbst aber (sofern sie synthetisch ist) nicht auf bloßem Denken beruht, noch ein Allgemeines nac}1 Begriffen in sich enthält. Der Verstand mag ein Vermögen der Einheit der (B 309) Erscheinungen vermittelst der Regeln sein, so ist die Vernunft das Vermögen der Einheit der Verstandesregeln unter Prinzipien. SOl) geht also niemals zunächst auf Erfahrung, oder auf irgendeinen Gegenstand, sondern auf den Verstand, um den mannigfaltigen Erkenntnissen desselben Einheit apriori durch Begriffe 10 zu geben, welche Vernunfteinheit heißen mag, und von ganz anderer Art ist, als sie von dem Verstande geleistet werden kann. Das ist der allgemeine Begriff von dem Vernunftvermögen, so weit er, bei gänzlichem Mangel an Beispielen (als die erst in der Folge gegeben werden sollen), hat begreiflich gemacht werden können.
IB
(A 303)
Vom logischen Gebrauche der Vernunft Man macht einen Unterschied zwischen dem, was 20 unmittelbar erkannt, und dem, was nur geschlossen wird. Daß in einer Figur, die durch drei gerade Linien begrenzt ist, drei Winkel sind, wird unmittelbar erkannt; daß diese Winkel aber zusammen zwei rechten gleich sind, ist nur geschlossen. Weil wir des Schließens beständig bedürfen und es dadurch endlich ganz gewohnt werden, so bemerken wir zuletzt diesen Unterschied nicht mehr, und halten oft, wie bei dem sogenannten Betruge der Sinne, etwas für unmittelbar wahrgenommen, was wir doch nur geschlossen haben. 30 Bei jedem Schlusse I ist ein Satz, der zum Grunde (B 360) liegt, und 2) ein anderer, nämlich die Folgerung, die aus jenem gezogen wird, und 2 ) endlich die Schlußfolge (Konsequenz), nach welcher die Wahrheit des letzteren unausbleiblich mit der Wahrheit des ersteren verknüpft 1) A: "Sie". t) "und" fehlt in A.
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ist. Liegt das geschlossene Urteil schon so in dem ersten, daß es ohne Vermittlung einer dritten Vorstellung daraus abgeleitet werden kann, so heißt der Schluß unmittelbar (consequentia immediata) ; ichmöchte ihn lieber den Verstandesschluß nennen. Ist aber, außer der zum Grunde gelegten Erkenntnis, noch ein anderes Urteil nötig, um die Folge zu bewirken, so heißt der Schluß ein Vernunftschluß. In dem Satze: alle Menschen sind sterblich, liegen schon die Sätze: einige 10 Menschen sind sterblich, einiget) Sterbliche sind Men(A 304) schen, nichts 2), was unsterblich ist, ist I ein Mensch, und diese sind also unmittelbare Folgerungen aus dem ersteren. Dagegen liegt der Satz: alle Gelehrten sind sterblich, nicht in dem untergelegten Urteile (denn der Begriff der 3) Gelehrten kommt in ihm gar nicht vor), und er kann nur vermittelst eines Zwischenurteils aus diesem gefolgert werden. In jedem Vernunftsschlusse denke ich zuerst eine Regel (major) durch den Verstand. Zweitens sub20 sumiere ich ein Erkenntnis unter die Bedingung der Regel tminor) vermittelst der Urteilskraft. Endlich bestimme ich mein Erkenntnis durch das Prädikat (B 361) der Regel. I (conclusio), mithin apriori durch die Vernun ft. Das Verhältnis also, welches der Obersatz, als die Regel, zwischen einer Erkenntnis und ihrer Bedingung vorstellt, macht die verschiedenen Arten der Vernunftschlüsse aus. Sie sind also gerade dreifach, so wie alle Urteile überhaupt, sofern sie sich in der Art unterscheiden, wie sie das Verhältnis des Erkennt30 nisses im Verstande ausdrücken, nämlich: ka tegorische oder hypothetische oder disjunktive Vernunftschlüsse. Wenn, wie mehrenteils geschieht, die Konklusion als ein Urteil aufgegeben worden, um zu sehen, ob es nicht aus schon gegebenen Urteilen, durch die nämlich ein ganz anderer Gegenstand gedacht wird, fließe: so suche 1) A: "oder einige".
2) A: "oder nichts". 3) 4. Aufi.: "des".
Einleitung
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ich im Verstande die Assertion dieses Schlußsatzes auf, ob sie sich nicht in demselben unter gewissen Bedingungen nach einer allgemeinen Regel vorfinde. Finde ich nun eine I solche Bedingung und läßt sich das Ob- (A 305) jekt des Schlußsatzes unter der gegebenen 1) Bedingung subsumieren, so ist dieser aus der Regel, die auch für andere Gegenstände der Erkenntnis gilt, gefolgert. Man sieht daraus: daß die Vernunft im Schließen die große Mannigfaltigkeit der Erkenntnis 2) des Verstandes auf die kleinste Zahl der Prinzipien (all- 10 gemeiner Bedingungen) zu bringen und dadurch die höchste Einheit derselben zu bewirken suche.
!C
(B 362)
Von dem reinen Gebrauche der Vernunft Kann man die Vernunft isolieren, und ist sie alsdann noch ein eigener Quell von Begriffen und Urteilen, die lediglich aus ihr entspringen, und dadurch sie sich auf Gegenstände bezieht, oder ist sie ein bloß subalternes Vermögen, gegebenen Erkenntnissen eine gewisse Form zu geben, welche logisch heißt, und wodurch die Ver- 20 standeserkenntnisse nur einander und niedrige Regeln anderen höheren (deren Bedingung die Bedingung der ersteren in ihrer Sphäre befaßt) untergeordnet werden, so viel sich durch die Vergleichung derselben will bewerkstelligen lassen? Dies ist die Frage, mit der wir uns jetzt nur vorläufig beschäftigen. In der Tat ist Mannigfaltigkeit der Regeln und Einheit der Prinzipien eine Forderung der Vernunft, um den Verstand mit sich selbst in durchgängigen Zusammenhang zu bringen, so wie der Verstand das Mannigfaltige der 30 Anschauung unter Begriffe und dadurch jene 3) in VerIknüpfung bringt. Aber ein solcher Grundsatz schreibt (A 306 ) den Objekten kein Gesetz vor, und enthält nicht den Grund der Möglichkeit, sie als solche überhaupt zu 1) Valentiner: "die gegebene". 2) Vorländer: "Erkenntnisse". I) Erdmann: d. h. "die Anschauung" oder "jenes"?
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Elementar!. II. Teil. 11. Abt. Transzendentale Dialektik
erkennen und zu bestimmen, sondern ist bloß ein subjektives Gesetz der Haushaltung mit dem Vorrate unseres Verstandes, durch Vergleichung seiner Begriffe, den allgemeinen Gebrauch derselben auf die kleinstmögliche Zahl derselben zu bringen, ohne daß man deswegen von den Gegenständen selbst eine solche Ein(B 363) helligkeit, die I der Gemächlichkeit und Ausbreitung unseres Verstandes Vorschub tue, zu fordern, und jener Maxime zugleich objektive Gültigkeit zu geben, berech10 tigt wäre. Mit einem Worte, die Frage ist: ob Vernunft an sich d. i. die reine Vernunft apriori synthetische 1) Grundsätze und Regeln enthalte, und worin diese Prinzipien bestehen mögen? Das formale und logische Verfahren derselben in Vernunftschlüssen gibt uns hierüber schon hinreichende Anleitung, auf welchem Grunde das transzendentale Prinzipium derselben in der synthetischen Erkenntnis durch reine Vernunft beruhen werde. Erstlich geht der Vernunftschluß nicht auf An20 schauungen, um dieselbe 2) unter Regeln zu bringen (wie der Verstand mit seinen Kategorien), sondern auf Begriffe und Urteile. Wenn also reine Vernunft auch auf Gegenstände geht, so hat sie doch auf dieseS) und deren Anschauung keine unmittelbare Beziehung, sondern nur auf den Verstand und dessen Urteile, welche (A 307) sich zunächst an die Sinne I und deren Anschauung wenden, um diesen ihren Gegenstand zu bestimmen. Vernunfteinheit ist also nicht Einheit einer möglichen Erfahrung, sondern von dieser, als der Verstandesein30 heit, wesentlich unterschieden. Daß alles, was geschieht, eine Ursache habe, ist gar kein durch Vernunft erkannter und vorgeschriebener Grundsatz. Er macht die Einheit der Erfahrung möglich und entlehnt (B 364) nichts von der Vernunft, welche, ohlne diese Beziehung auf mögliche Erfahrung, aus bloßen Begriffen keine solche synthetische Einheit hätte gebieten können. 1) Erdmanr: "an sich, d. i 2) Harte n stei n: "dieselben". 3) A: "darauf".
apriori, synthetische".
Einleitung
345
Zweitens sucht die Vernunft in ihrem logischen Gebrauche die allgemeine Bedingung ihres Urteils (des Schlußsatzes), und der Vernunftschluß ist selbst nichts anderes als ein Urteil, vermittelst der Subsumtion seiner Bedingung unter eine allgemeine Regel (Obersatz). Da nun diese Regel wiederum eben demselben Versuche der Vernunft ausgesetzt ist, und dadurch die Bedingung der Bedingung (vermittelst eines Prosyllogismus) gesucht werden muß, so lange es angeht, so sieht man wohl, der eigentümliche Grundsatz der Vernunft über- 10 haupt (im logischen Gebrauche) sei: zu dem bedingten Erkenntnisse des Verstandes das Unbedingte zu finden, womit die Einheit desselben vollendet wird. Diese logische Maxime kann aber nicht anders ein Prinzipium der reinen Vernunft werden, als dadurch, daß man annimmt: wenn das Bedingte gegeben ist, so sei auch die ganze Reihe einander untergeordneter Bedingunlgen, die mithin selbst unbedingt ist, gegeben, (A 308) (d. i. in dem Gegenstande und seiner Verknüpfung ent~~.
W
Ein solcher Grundsatz der reinen Vernunft ist aber offenbar synthetisch; denn das Bedingte bezieht sich analytisch zwar auf irgendeine Bedingung, aber nicht aufs Unbedingte. Es müssen aus demselben auch verschiedene synthetische Sätze entspringen, wovon der reine Verstand I nichts weiß, als der nur mit Gegen- (B 365) ständen einer möglichen Erfahrung zu tun hat, deren Erkenntnis und Synthesis jederzeit bedingt ist. Das Unbedingte aber, wenn es wirklich statthat, kann 1) besonders erwogen werden, nach allen den Bestimmungen, 30 die es von jedem Bedingten unterscheiden, und muß dadurch Stoff zu manchen synthetischen Sätzen apriori geben. Die aus diesem obersten Prinzip der reinen Vernunft entspringenden Grundsätze werden aber in Ansehung aller Erscheinungen transzendent sein, d. i. es wird kein ihm adäquater empirischer Gebrauch von demselben jemals gemacht werden können. Er wird sich 1) 4. Auf!.: "wird".
346
(A 309) 10
(B
366)
20
30
Elementar!. 11. Teil. 11. Abt. Transzendentale Dialektik
also von allen Grundsätzen des Verstandes (deren Gebrauch völlig immanent ist, indem sie nur die Möglichkeit der Erfahrung zu ihrem Thema haben,) gänzlich unterscheiden. Ob nun jener Grundsatz: daß sich die Reihe der Bedingungen (in der Synthesis der Erscheinungen, oder auch des Denkens der Dinge überhaupt,) bis zum Unbedingten erstrecke, seine objektive Richtigkeit habe, oder nicht; welche Folgerungen daraus auf den empirischen Verstandesgebrauch I fließen, oder ob es vielmehr überall keinen dergleichen objektivgültigen Vernunftsatz gebe, sondern eine bloß logische Vorschrift, sich im Aufsteigen zu immer höheren Bedingungen, der Vollständigkeit derselben zu nähern und dadurch die höchste uns mögliche Vernunfteinheit in unsere Erkenntnis zu bringen; ob, sage ich, dieses Bedürfnis der Vernunft durch einen Mißverstand I für einen transzendentalen Grundsatz der reinen Vernunft gehalten worden, der eine solche unbeschränkte Vollständigkeit übereilterweise von der Reihe der Bedingungen in den Gegenständen selbst postuliert; was aber auch in diesem Falle für Mißdeutungen und Verblendungen in die Vernunftschlüsse, deren Obersatz aus reiner Vernunft genommen worden, (und der vielleicht mehr Petition als Postulat ist,) und die von der Erfahrung aufwärts zu ihren Bedingungen steigen, einschleichen mögen: das wird unser Geschäft in der transzendentalen Dialektik sein, welche wir jetzt aus ihren Quellen, die tief in der menschlichen Vernunft verborgen sind, entwickeln wollen. Wir werden sie in zwei Hauptstücke teilen, deren ersteres 1) von den transzendenten Begriffen der reinen Vernunft, das zweiteS) von transzendenten und dialektischen Vernunftsschlüssen derselben handeln soll. 1) A: "erstere". 2) A: "der zweite"; Erdmann: "zweite".
Von den Begriffen der reinen Vernunft
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I Der transzendentalen Dialektik
(A 310)
Erstes Buch
Von den Begriffen der reinen Vernunft Was es auch mit der Möglichkeit der Begriffe aus reiner Vernunft für eine Bewandtnis haben mag: so sind sie doch nicht bloß reflektierte, sondern geschlossene Begriffe. Verstandesbegriffe werden auch apriori vor I der Erfahrung und zum Behuf derselben gedacht; (B 367) aber sie enthalten nichts weiter, als die Einheit der Reflexion über die Erscheinungen, insofern sie not- 10 wendig zu einem möglichen empirischen Bewußtsein gehören sollen. Durch sie allein wird Erkenntnis und Bestimmung eines Gegenstandes möglich. Sie geben also zuerst Stoff zum Schließen, und vor ihnen gehen keine Begriffe apriori von Gegenständen vorher, aus denen sie könnten geschlossen werden. Dagegen gründet sich ihre objektive Realität doch lediglich darauf: daß, weil sie die intellektuelle Form aller Erfahrung ausmachen, ihre Anwendung jederzeit in der Erfahrung muß gezeigt werden können. 20 Die Benennung eines Vernunftbegriffs aber zeigt schon vorläufig: daß er sich nicht innerhalb der Erfahrung wolle beschränken lassen, weil er eine Erkenntnis betrifft, von der jede empirische nur ein Teil ist, (vielleicht das Ganze I der möglichen Erfahrung oder (A 311) ihrer empirischen Synthesis,) bis dahin zwar keine wirkliche Erfahrung jemals völlig zureicht, aber doch jederzeit dazu gehörig ist. Vernunftbegriffe dienen zum B egreifen, wie Verstandesbegriffe zum Verstehen (der Wahrnehmungen). Wenn sie das Unbedingte enthalten, 30 so betreffen sie etwas, worunter alle Erfahrung gehört, welches selbst aber niemals ein Gegenstand der Erfahrung ist: etwas, worauf die Vernunft in ihren Schlüssen aus der Erfahrung führt, und wornach sie den Grad ihres empirischen Gebrauchs schätzt und abmißt, niemals aber 1) I ein Glied der empirischen Synthesis aus- (B 368) 1) Hartenstein: "welches aber niemals"; Vorländer: "welches selbst aber niemals". Kant, Kritik der reinen Vernunft. 24
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Elementarlehre. H. Teil. 11. Abt. 1. Buch
macht. Haben dergleichen Begriffe dessen ungeachtet, objektive Gültigkeit, so können sie conceptus ratiocinati (richtig geschlossene Begriffe) heißen; wo nicht, so sind sie wenigstens durch einen Schein des Schließens erschlichen, und mögen conceptus ratiocinantes (vernünftelnde Begriffe) genannt werden. Da dieses aber allererst in dem Hauptstücke von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft ausgemacht werden kann, so können wir darauf noch nicht Rücksicht nehmen, son10 dern werden vorläufig, so wie wir die reinen Verstandesbegriffe Kategorien nannten, die Begriffe der reinen Vernunft mit einem neuen Namen belegen und sie transzendentale Ideen nennen, diese Benennung aber jetzt erläutern und rechtfertigen.
(A 312) I Des e r s t e n B u c h s der t r ans zen cl e n tal e n Dialektik Erster Abschnitt
Von den Ideen iiberhaupt Bei dem großen Reichtum unserer Sprachen findet 20 sich doch oft der denkende Kopf wegen des Ausdrucks verlegen, der seinem Begriffe genau anpaßt, und in dessen Ermanglung er weder anderen, noch sogar sich (B 369) selbst recht verständlich werden kann. Neue Wörter I zu schmieden, ist eine Anmaßung zum Gesetzgeben in Sprachen, die selten gelingt, und ehe man zu diesem verzweifelten Mittel schreitet, ist es ratsam, sich in einer toten und gelehrten Sprache umzusehen, ob sich daselbst nicht dieser Begriff samt seinem angemessenen Ausdrucke vorfinde, und wenn der alte Gebrauch des30 selben durch Unbehutsamkeit ihrer 1) Urheber auch etwas schwankend geworden wäre, so ist es doch besser, die Bedeutung, die ihm vorzüglich eigen war, zu befestigen, (sollte es auch zweifelhaft bleiben, ob man da1) Erdmann: "seiner"
1. Abschnitt. Von den Ideen überhaupt
349
mals genau ebendieseibe im Sinne gehabt habe,} als sein Geschäft nur dadurch zu verderben, daß man sich unverständlich machte. Um deswillen, wenn sich etwa zu einem gewissen Begriffe nur ein einziges Wort vorfände, das in schon eingeführter Bedeutung diesem Begriffe genau anpaßt, dessen I Unterscheidung von anderen verwandten Be- (A 313) griffen von großer Wichtigkeit ist, so ist es ratsam, damit nicht verschwenderisch umzugehen, oder es bloß zur Abwechslung, synonymisch, statt anderer zu ge- 10 brauchen, sondern ihm seine eigentümliche Bedeutung sorgfältig aufzubehalten; weil es sonst leichtlich geschieht, daß, nachdem der Ausdruck die Aufmerksamkeit nicht besonders beschäftigt, sondern sich unter dem Haufen anderer von sehr abweichender Bedeutung verliert, auch der Gedanke verloren gehe, den er allein hätte aufbehalten können. I Plato bediente sich des Ausdrucks Idee so, daß (B 370) man wohl sieht, er habe darunter etwas verstanden, was nicht allein niemals von den Sinnen entlehnt wird, 20 sondern welches sogar die Begriffe des Verstandes, mit denen sich Aristoteles beschäftigte, weit übersteigt, indem in der Erfahrung niemals etwas damit Kongruierendes angetroffen wird. Die Ideen sind bei ihm Urbilder der Dinge selbst, und nicht bloß Schlüssel zu möglichen Erfahrungen, wie die Kategorien. Nach seiner Meinung flossen sie aus der höchsten Vernunft aus, von da sie der menschlichen zuteil geworden, die sich aber jetzt nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustande befindet, sondern mit Mühe die alten, jetzt sehr verdunkelten, 30 Ideen durch Erinnerung (die Philosophie heißt) zurückrufen muß. Ich will mich hier in keine literarische Untersuchung einlassen, um den Sinn auszumachen, den der erhabene Philosoph mit seinem Ausdrucke I verband. Ich merke nur an, daß es gar nichts Unge- (A 314) wöhnliches sei, sowohl im gemeinen Gespräche, als in Schriften, durch die Vergleichung der Gedanken, welche ein Verfasser über seinen Gegenstand äußert, ihn sogar besser zu verstehen, als er sich selbst verstand, indem er seinen Begriff nicht genugsam bestimmte, und 40 24 0li
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Elementarlehre. H. Teil. H. Abt. 1. Buch
dadurch bisweilen seiner eigenen Absicht entgegen redete, oder auch dachte. Plato bemerkte sehr wohl, daß unsere Erkenntnis· kraft ein weit höheres Bedürfnis fühle, als bloß Erscheinungen nach synthetischer Einheit buchstabieren 1), (B 371) um sie I als Erfahrung lesen zu können, und daß unsere Vernunft natürlicherweise sich zu Erkenntnissen aufschwinge, die viel weiter gehen, als das irgendein Gegenstand, den Erfahrung geben kann, jemals mit 10 ihnen kongruieren könne, die aber nichtsdestoweniger ihre Realität haben und keineswegs bloße Hirngespinste sind. Plato fand seine Ideen vorzüglich in allem was praktisch ist *), d. i. auf Freiheit beruht, welche ihrer· (A BIo) seits I unter Erkenntnissen steht, die ein eigentümliches Produkt der Vernunft sind. Wer die Begriffe der Tu· gend aus Erfahrung schöpfen wollte, wer das, was nur allenfalls als Beispiel zur unvollkommenen Erläuterung dienen kann, als Muster zum Erkenntnisquell machen 20 wollte (wie wirklich viele getan haben), der würde aus der Tugend ein nach Zeit und Umständen wandelbares, zu keiner Regel brauchbares zweideutiges Unding machen. Dagegen wird ein jeder inne, daß, wenn ihm (B 372) jemand I als Muster der Tugend vorgestellt wird, er doch immer das wahre Original bloß in seinem eigenen Kopfe habe, womit er dieses angebliche Muster vergleicht, und es bloß darnach schätzt. Dieses ist aber die Idee der Tugend, in Ansehung deren alle möglichen Gegenstände *) Er dehnte seinen Begriff freilich auch auf spekulative Erkenntnisse aus, wenn sie nur rein und völlig apriori gegeben waren, sogar über die Mathematik, ob diese gleich ihren Gegenstand nirgend anders, als in der möglichen Erfahrung hat. Hierin kann ich ihm nun nicht folgen, so wenig als in der mystischen Deduktion dieser Ideen, oder den übertreibungen, dadurch er sie gleichsam hypostasierte; wiewohl die hohe Sprache, deren er sich in diesem Felde bediente, einer mil· deren und der Natur der Dinge angemessenen Auslegung ganz wohl fähig ist.
1) Erdmann: "zu buchstabieren".
1. Abschnitt. Von den Ideen überhaupt
351
der Erfahrung zwar als Beispiele, (Beweise der Tunlichkeit desjenigen im gewissen Grade, was der Begriff der Vernunft heischt,) aber nicht als Urbilder Dienste tun. Daß niemals ein Mensch demjenigen adäquat handeln werde, was die reine Idee der Tugend enthält, beweist gar nicht etwas Chimärisches in diesem Gedanken. Denn es ist gleichwohl alles Urteil, über den moralischen Wert oder Unwert, nur vennittelst dieser Idee möglich; mithin liegt sie jeder Annäherung zur moralischen Vollkommenheit notwendig zum Grunde, 10 soweit auch die ihrem Grade nach nicht zu bestimmenden Hindernisse in der menschlichen Natur uns davon entfernt halten mögen. I Die platonische Republik ist, als ein vermeint- (A 316) lich auffallendes Beispiel von erträumter Vollkommenheit, die nur im Gehirn des müßigen Denkers ihren Sitz haben kann, zum Sprichwort geworden, und Brucker findet es lächerlich, daß der Philosoph behauptete, niemals würde ein Fürst wohl regieren, wenn er nicht der Ideen teilhaftig wäre. Allein man würde besser 20 tun, diesem Gedanken mehr nachzugehen, und ihn (wo der vortreffliche Mann uns ohne Hilfe läßt) durch neue Bemühung in Licht l ) zu stellen, als ihn, unter dem sehr elenden I und schädlichen Vorwande der Untun- (B 373) lichkeit, als unnütz beiseite zu setzen 2 ). Eine Verfassung von der größten menschlichen Freiheit nach Gesetzen, welche machen, daß jedes Freiheit mit der anderen S) ihrer zusammen bestehen kann, (nicht von der größten Glückseligkeit, denn diese wird schon von selbst folgen;) ist doch wenigstens eine notwendige 30 Idee, die man nicht bloß im ersten Entwurfe einer Staatsverfassung, sondern auch bei allen Gesetzen zum Grunde legen muß, und wobei man anfänglich von den gegenwärtigen Hindernissen abstrahieren muß, die vielleicht nicht sowohl aus der menschlichen Natur unvermeidlich entspringen mögen, als vielmehr aus der 1) Hartenstein : "ins Licht". 2) A: "stellen". I) Valentiner: "daß Jedes Freiheit mit der Anderen".
352
Elementarlehre. II. Teil. II. Abt. 1. Buch
Vernachlässigung der echten Ideen bei der Gesetzgebung. Denn nichts kann Schädlicheres und eines Philosophen Unwürdigeres gefunden werden, als die pöbelhafte Berufung auf vorgeblich widerstreitende Erfahrung, die doch gar nicht existieren würde, wenn jene Anstalten zu (A 317) rechter Zeit nach den Ideen I getroffen würden, und an deren Statt nicht rohe Begriffe, eben darum, weil sie aus Erfahrung geschöpft worden, alle gute Absicht vereitelt hätten. Je übereinstimmender die Gesetzgebung 10 und Regierung mit dieser Idee eingerichtet wären, desto seltener würden allerdings die Strafen werden, und da ist es denn ganz vernünftig, (wie Plato behauptet), daß bei einer vollkommenen Anordnung derselben gar keine dergleichen nötig sein würden. Ob nun gleich das letztere niemals zustande kommen mag, so ist die Idee (B 374) doch I ganz richtig, welche dieses Maximum zum Urbilde aufstellt, um nach demselben die gesetzliche Verfassung der Menschen der möglich größten Vollkommenheit immer näher zu bringen. Denn welches der 20 höchste Grad sein mag, bei welchem die Menschheit stehenbleiben müsse, und wie groß also die Kluft, die zwischen der Idee und ihrer Ausführung notwendig übrigbleibt, sein möge, das kann und soll niemand bestimmen, eben darum, weil es Freiheit ist, welche jede angegebene Grenze übersteigen kann. Aber nicht bloß in demjenigen, wobei die menschliche Vernunft wahrhafte Kausalität zeigt, und wo Ideen wirkende Ursachen (der Handlungen und ihrer Gegenstände) werden, nämlich im Sittlichen 1), sondern auch 30 in Ansehung der Natur selbst, sieht Plato mit Recht deutliche Beweise ihres Ursprungs aus Ideen. Ein Gewächs, ein Tier, die regelmäßige Anordnung des Weltbaues (vermutlich also auch die ganze Naturordnung) (A 318) zeigen deutlich, I daß sie nur nach Ideen möglich sind; daß zwar kein einzelnes Geschöpf, unter den einzelnen Bedingungen seines Daseins, mit der Idee des Vollkommensten seiner Art kongruiere (so wenig wie der Mensch mit der Idee der Menschheit, die er sogar selbst 1) A: "in Sittlichen".
I. Abschnitt. Von den Ideen überhaupt
353
als das Urbild seiner Handlungen in seiner Seele trägt,) daß gleichwohl jene Ideen im höchsten Verstande einzeln, unveränderlich, durchgängig bestimmt, und die ursprünglichen Ursachen der Dinge sind, und nur das Ganze ihrer Verbindung im I Weltall einzig und allein (B 375) jener Idee völlig adäquat sei. 'Wenn man das Übertriebene des Ausdrucks absondert, so ist der Geistesschwung des Philosophen, von der copeilichen 1 ) Betrachtung des Physischen der Weltordnung zu der architektonischen Verknüpfung derselben nach Zwecken, d. i. 10 nach Ideen, hinaufzusteigen, eine Bemühung, die Achtung und Nachfolge verdient, in Ansehung desjenigen aber, was die Prinzipien der Sittlichkeit, der Gesetzgebung und der Religion betrifft, wo die Ideen die Erfahrung selbst (des Guten) allererst möglich machen, obzwar niemals darin völlig ausgedrückt werden können, ein ganz eigentümliches Verdienst, welches man nur darum nicht erkennt, weil man es durch eben die empirischen Regeln beurteilt, deren Gültigkeit, als Prinzipien, eben durch sie hat aufgehoben werden sollen. 20 Denn in Betracht der Natur gibt uns Erfahrung die Regel an die Hand und ist der Quell der Wahrheit; in Ansehung der sittlichen Gesetze aber ist Erfahrung (leider 1) die Mutter des Scheins, und es ist I höchst ver- (A 319) werflich, die Gesetze über das, was ich tun soll, von demjenigen herzunehmen, oder dadurch einschränken zu wollen, was getan wird. Statt aller dieser Betrachtungen, deren gehörige Ausführung in der Tat die eigentümliche 'Würde der Philosophie ausmacht, beschäftigen wir uns jetzt mit 30 einer nicht so glänzenden, aber doch auch nicht verdienstlosen Arbeit, nämlich: den Boden zu jenen majestätischen I sittlichen Gebäuden eben und baufest zu (B 376) machen, in welchem sich allerlei Maulwurfsgänge einer vergeblich, aber mit guter Zuversicht, auf Schätze grabenden Vernunft vorfinden, und die jenes Bauwerk unsicher machen. Der transzendentale Gebrauch der reinen 1) Valentiner: "copielichen"; Görland: d. h. "bloß referierenden" .
354
10
(A
320)
20 (B
377)
30
Elementarlehre. 11. Teil. II. Abt. I. Buch
Vernunft, ihre Prinzipien und Ideen, sind es also, welche genau zu kennen uns jetzt obliegt, um den Einfluß der reinen Vernunft und den Wert derselben gehörig bestimmen und schätzen zu können. Doch, ehe ich diese vorläufige Einleitung beiseite lege, ersuche ich diejenige l ), denen Philosophie am Herzen liegt, (welches mehr gesagt ist, als man gemeiniglich antrifft,) wenn sie sich durch dieses und das Nachfolgende überzeugt finden sollten, den Ausdruck Idee seiner ursprünglichen Bedeutung nach in Schutz zu nehmen, damit er nicht fernerhin unter die übrigen Ausdrücke, womit gewöhnlich allerlei Vorstellungsarten in sorgloser Unordnung bezeichnet werden, gerate, und die Wissenschaft dabei einbüße. Fehlt es uns doch nicht an Benennungen, die jeder Vorstellungsart gehörig angemessen sind, ohne daß wir nötig haben, in das Eigenltum einer anderen einzugreifen. Hier ist eine Stufenleiter derselben. Die Gattung ist Vorstellung überhaupt (repraesentatio). Unter ihr steht die Vorstellung mit Bewußtsein (perceptio). Eine Perception, die sich lediglich auf das Subjekt, als die Modifikation seines Zustandes bezieht, ist Empfindung (sensatio), eine objektive Perzeption ist Erkenntnis (cognitio). Diese ist entlweder Anschauung oder Begriff (intuitus vel conceptus). Jene bezieht sich unmittelbar auf den Gegenstand und ist einzeln; dieser mittelbar, vermittelst eines Merkmals, was mehreren Dingen gemein sein kann. Der Begriff ist entweder ein empirischer oder reiner Begriff, und der reine Begriff, sofern er lediglich im Verstande seinen Ursprung hat (nicht im reinen Bilde der Sinnlichkeit) heißt Notio. Ein Begriff aus Notionen, der die Möglichkeit der Erfahrung übersteigt, ist die I d e e, oder der Vernunftbegriff. Dem, der sich einmal an diese Unterscheidung gewöhnt hat, muß es unerträglich fallen, die Vorstellung der roten Farbe Idee nennen zu hören. Sie ist nicht einmal Notion (Verstandesbegriff) zu nennen. 1) Rosenkranz: "diejenigen".
II. Abschnitt. Von den transzendentalen Ideen
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Des er s te n B u c h s der t r ans zen den tal e n (A 321) Dialektik Zweiter Abschnitt
Von den transzendentalen Ideen Die transzendentale Analytik gab uns ein Beispiel, wie die bloße logische Form unserer Erkenntnis den Ursprung von reinen Begriffen apriori enthalten könne, welche vor aller Erfahrung Gegenstände vorstellen, oder vielmehr die synthetische Einheit anzeigen, welche allein I eine empirische Erkenntnis von Gegenständen möglich macht. Die Form der Urteile (in einen Begriff von der Sy:l.thesis der Anschauungen!) verwandelt) brachte Kategorien hervor, welche allen Verstandesgebrauch in der Erfahrung leiten. Ebenso können wir erwarten, daß die Form der Vernunftschlüsse, wenn man sie auf die synthetische Einheit der Anschauungen, nach Maßgebung der Kategorien, anwendet, den Ursprung besonderer Begriffe apriori enthalten werde, welche wir reine Vernunftbegriffe, oder transzendentale Ideen nennen können, und die den Verstandesgebrauch im Ganzen der gesamten Erfahrung nach Prinzipien bestimmen werden. Die Funktion der Vernunft bei ihren Schlüssen bestand 2) in .der Allgemeinheit der Erkenntnis nach Begriffen, und der Vernunftschluß selbst ist ein Urteil, welches al priori in dem ganzen Umfange seiner Bedingung bestimmt wird. Den Satz: Cajus ist sterblich, könnteS) ich auch bloß durch den Verstand aus der Erfahrung schöpfen. Allein ich suche einen Begriff, der die Bedingung enthält, unter welcher das Prädikat (Assertion überhaupt) dieses Urteils gegeben wird (d. i. hier, den Begriff des Menschen;) und nachdem ich unter() diese Bedingung, in ihrem ganzen Umfange genommen, (alle Menschen sind sterblich) subsumiert habe; 1) Hartenstein: "Anschauung". 2) Adickes: "besteht". I) Hartenstein: "konnte". () Erdmann: "ich ihn unter".
(B 878)
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(A
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322)
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Elementarlehre. II. Teil. II. Abt. 1. Buch
so bestimme ich darnach die Erkenntnis meines Gegenstandes (Cajus ist sterblich). Demnach restringieren wir in der Conclusion eines Vernunftschlusses ein Prädikat auf einen gewissen Ge(B 379) genlstand, nachdem wir es vorher in dem Obersatz in seinem ganzen Umfange unter einer gewissen Bedingung gedacht haben. Diese vollendete Größe des Umfanges, in Beziehung auf eine solche Bedingung, heißt die Allgemeinheit (Universalitas). Dieser entspricht in 10 der Synthesis der Anschauungen die Allhei t (Universitas) oder Totalität der Bedingungen. Also ist der transzendentale Vernunftbegriff kein anderer, als der von der Totalität der Bedingungen zu einem gegebenen Bedingten. Da nun das Unbedingte allein die Totalität der Bedingungen möglich macht, und umgekehrt die Totalität der Bedingungen jederzeit selbst unbedingt ist j so kann ein reiner Vernunftbegriff überhaupt durch den Begriff des Unbedingten, sofern er einen Grund der Synthesis des Bedingten enthält, erklärt werden. (A 323) I Soviel Arten des Verhältnisses es nun gibt, die der Verstand vermittelst der Kategorien sich vorstellt, so vielerlei reine Vernunftbegriffe wird es auch geben, und es wird also erstlich ein Unbedingtes der kategorischen Synthesis in einem Subjekt, zweitens der hypothetischen Synthesis der Glieder einer Reihe, drittens der disj unkti ven Synthesis der Teile in einem System zu suchen sein. Es gibt nämlich ebensoviel Arten von Vernunftschlüssen, deren jede durch Prosyllogismen zum Unbe30 dingten fortschreitet, die eine zum Subjekt, welches selbst nicht mehr Prädikat ist, die andere zur Voraus(B 380) setzung, I die nichts weiter voraussetzt, und die dritte zu einem Aggregat der Glieder der Einteilung, zu welchen nichts weiter erforderlich ist, um die Einteilung eines Begriffs zu vollenden. Daher sind die reinen Vernunftbegriffe von der Totalität in der Synthesis der Bedingungen wenigstens als Aufgaben, um die Einheit des Verstandes, womöglich, bis zum Unbedingten fortzusetzen, notwendig und in der Natur der menschlichen Vernunft gegründet, es mag auch übrigens diesen tran-
11. Abschnitt. Von den transzendentalen Ideen
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szendentalen Begriffen an einem ihnen angemessenen Gebrauch in concreto fehlen, und sie mithin keinen anderen Nutzen haben, als den Verstand in die Richtung zu bringen, darin sein Gebrauch, indem er aufs äußerste erweitert, zugleich mit sich selbst durchgehends einstimmig gemacht wird. I Indem wir aber hier von der Totalität der Bedin- (A 324) gungen und dem Unbedingten, als dem gemeinschaftlichen Titel aller Vernunftbegriffe reden, so stoßen wir wiederum auf einen Ausdruck, den wir nicht entbehren 10 und gleichwohl, nach einer ihm durch langen Mißbrauch anhängenden Zweideutigkeit, nicht sicher brauchen können. Das Wort absolut ist eines von den wenigen Wörtern, die in ihrer uranfänglichen Bedeutung einem Begriffe angemessen worden, welchem nach der Hand gar kein anderes Wort eben derselben Sprache genau anpaßt, und dessen Verlust, oder welches ebensoviel ist, sein schwankender Gebrauch daher auch den Verlust I des Begriffs selbst nach sich ziehen muß, und zwar (B 381) eines Begriffs, der, weil er die Vernunft gar sehr be- 20 schäftigt, ohne großen Nachteil aller transzendentalen Beurteilungen 1) nicht entbehrt werden kann. Das Wort ab sol u t wird jetzt öfters gebraucht, um bloß anzuzeigen, daß etwas von einer Sache an sich selbst betrachtet und also innerlich gelte. In dieser Bedeutung würde absolu tmöglich das bedeuten, was an sich selbst (interne) möglich ist, welches in der Tat das wenigste ist, was man von einem Gegenstande sagen kann. Dagegen wird es auch bisweilen gebraucht, um anzuzeigen, daß etwas in aller Beziehung (uneinge- 30 schränkt) gültig ist (z. B. die absolute Herrschaft,) und absol utmö glich würde in dieser Bedeutung dasjenige bedeuten, was in aller Absicht in aller Beziehung 2) möglich ist, welches wiederum das meiste ist, was ich über die Möglichkeit eines Dinlges sagen kann. (A 325) 1) 3. Aufl.: "Beurteilung". 2) Hartenstein: "in aller Absicht, in aller Beziehung"; E:rdmann: ,,(in aller Absicht) in aller Beziehung", vermutet Doppelschreibung. Vielleicht ist vom Abschreiber Durchstrichenes als Unterstrichenes angesehen.
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Elementarlehre. II. Teil. II. Abt. 1. Buch
Nun treffen zwar diese Bedeutungen manchmal zusammen. 50 ist z. E., was innerlich unmöglich ist, auch in aller Beziehung, mithin absolut unmöglich. Aber in den meisten Fällen sind sie unendlich weit auseinander, und ich kann auf keine Weise schließen, daß, weil etwas an sich selbst möglich ist, es darum auch in aller Beziehung, mithin absolut, möglich sei. Ja von der absoluten Notwendigkeit werde ich in der Folge zeigen, daß sie keineswegs in allen Fällen von der inneren ab10 hänge, und also mit dieser nicht als gleichbedeutend (B 382) angesehen werden müsse. Dessen Gegenteil I innerlich unmöglich ist, dessen Gegenteil ist freilich auch in aller Absicht unmöglich, mithin ist es selbst absolut notwendig; aber ich kann nicht umgekehrt schließen, was absolut notwendig ist, dessen Gegenteil seil) innerlich unmöglich, d.i. die absolute Notwendigkeit der Dinge seil) eine innere Notwendigkeit; denn diese innere Notwendigkeit ist in gewissen Fällen ein ganz leerer Ausdruck, mit welchem wir nicht den mindesten 20 Begriff verbinden können; dagegen der von der Notl wendigkeit eines Dinges in aller Beziehung (auf alles Mögliche) ganz besondere Bestimmungen bei sich führt. Weil nun der Verlust eines Begriffs von großer Anwendung in der spekulativen Weltweisheit dem Philosophen niemals gleichgültig sein kann, so hoffe ich, es werde ihm die Bestimmung und sorgfältige Aufbewahrung des Ausdrucks, an dem der Begriff hängt, auch nicht gleichgültig sein. (A 326) I In dieser erweiterten Bedeutung werde ich mich 30 denn desWortes: absolut, bedienen und es dem bloß komparativ oder in besonderer Rücksicht Gültigen entgegensetzen; denn dieses letztere ist auf Bedingungen restringiert, jenes aber gilt ohne Restriktion. Nun geht der transzendentale Vernunftbegriff jederzeit nur auf die absolute Totalität in der 5ynthesis der Bedingungen, und endigt niemals, als bei den schlechthin, d. i. in jeder Beziehung, Unbedingten. Denn die (B 883) reine Vernunft überläßt alles dem Verstande, der I sich 1) A: "ist".
H. Abschnitt. Von den transzendentalen Ideen
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zunächst auf die Gegenstände der Anschauung oder vielmehr deren Synthesis in der Einbildungskraft bezieht. Jene behält sich allein die absolute Totalität im Gebrauche der Verstandesbegriffe vor, und sucht die synthetische Einheit, welche in der Kategorie gedacht wird, bis zum Schlechthinunbedingten hinauszuführen. Man kann daher diese die Vernunfteinheit der Erscheinungen, so wie jene, welche die Kategorie ausdrückt, Verstandes einheit nennen. So bezieht sich demnach die Vernunft nur auf den Verstandesgebrauch, 10 und zwar nicht sofern dieser den Grund möglicher Erfahrung enthält, (denn die absolute Totalität der Bedingungen ist kein in einer Erfahrung brauchbarer Begriff, weil keine Erfahrung unbedingt ist,) sondern um ihm die Richtung auf eine gewisse Einheit vorzuschreiben, von der der Verstand keinen Begriff hat, und die darauf hinausgeht, alle Verstandeshandlungen, in I An- (A 327) sehung eines jeden Gegenstandes, in ein absolutes Ganzes 1 zusammenzufassen. Daher ist der objektive Gebrauch der reinen Vernunftbegriffe jederzeit transzen- 20 dent, indessen daß der von den reinen Verstandesbegriffen, seiner Natur nach, jederzeit immanent sein muß, indem er sich bloß auf mögliche Erfahrung einschränkt. Ich verstehe unter der Idee einen notwendigen Vernunftbegriff, dem kein kongruierender Gegenstand in den Sinnen gegeben werden kann. Also sind unsere jetzt erwogenen reinen Vernunftbegriffe transzendentale I deen. I Sie sind Begriffe der reinen Vernunft; (B 384) denn sie betrachten alles Erfahrungserkenntnis als be- 30 stimmt durch eine absolute Totalität der Bedingungen. Sie sind nicht willkürlich erdichtet, sondern durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, und beziehen sich daher notwendigerweise auf den ganzen Verstandesgebrauch. Sie sind endlich transzendent und übersteigen die Grenze aller Erfahrung, in welcher also niemals ein Gegenstand vorkommen kann, der der transzendentalen Idee adäquat wäre. 'Wenn man eine Idee nennt, so sagt 1)
A: "Ganze".
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Elementarlehre. 11. Teil. 11. Abt. I. Buch
man dem Objekt nach (als von einem Gegenstande des reinen Verstandes) sehr viel, dem Subjekte nach aber (d. i. in Ansehung seiner Wirklichkeit unter empirischer Bedingung) eben darum sehr wenig, weil sie, als der Begriff eines Maximum, in concreto niemals kongruent kann gegeben werden. Weil nun das letztere im bloß (A 328) spekulativen Gebrauch der Verlnunft eigentlich die ganze Absicht ist, und die Annäherung zu einem Begriffe, der aber in der Ausübung doch niemals erreicht wird, eben10 soviel ist, als ob der Begriff ganz und gar verfehlt würde, so heißt es von einem dergleichen Begriffe: er ist n ur eine Idee. So würde man sagen können: das absolute Ganze aller Erscheinungen ist nur ein eId e e, denn, da wir dergleichen niemals im Bilde entwerfen können, so bleibt es ein Problem ohne alle Auflösung. Dagegen, weil es im praktischen Gebrauch des Verstandes ganz allein um die Ausübung nach Regeln zu tun (B 385) I ist, so kann die Idee der praktischen Vernunft jederzeit wirklich, obzwar nur zum Teil, in concreto gegeben 20 werden, ja sie ist die unentbehrliche Bedingung jedes praktischen Gebrauchs der Vernunft. Ihre Ausübung ist jederzeit begrenzt und mangelhaft, aber unter nicht bestimmbaren Grenzen, also jederzeit unter dem Einflusse des Begriffs einer absoluten Vollständigkeit. Demnach ist die praktische Idee jederzeit höchst fruchtbar und in Ansehung der wirklichen Handlungen unumgänglich notwendig. In ihr hat die reine Vernunft sogar Kausalität, das wirklich hervorzubringen, was ihr Begriff enthält; daher kann man von der Weisheit nicht 30 gleichsam geringschätzig sagen: sie ist nur eine Idee; sondern eben darum, weil sie die Idee von der notwendigen Einheit aller möglichen Zwecke ist, so muß sie allem Praktischen als ursprüngliche, zum wenigsten einschränkende, Bedingung zur Regel dienen. (A 329) I Ob wir nun gleich von den transzendentalen Vernunftbegriffen sagen müssen: sie sind nur Ideen, so werden wir sie doch keineswegs für überflüssig und nichtig anzusehen haben. Denn, wenn schon dadurch kein Objekt bestimmt werden kann, so können sie doch im Grunde und unbemerkt dem Verstande zum Kanon
11. Abschnitt. Von den transzendentalen Ideen
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seines ausgebreiteten und einhelligen Gebrauchs dienen, dadurch er zwar keinen Gegenstand mehr erkennt, als er nach seinen Begriffen erkennen würde, aber doch in dieser Erkenntnis besser und weiter geleitet wird. Zu gescbweilgen, daß sie vielleicht von den Naturbegrü- (B 386) fen zu den praktischen einen übergang möglich machen, und den moralischen Ideen selbst auf solche Art Haltung und Zusainmenhang mit den spekulativen Erkenntnissen der Vernunft verschaffen können. über alles dieses muß man den AufscWuß in dem Verfolg er· 10 warten. Unserer Absicht gemäß setzen wir aber hier die praktischen Ideen beiseite, und betrachten daher die Vernunft nur im spekulativen, und in diesem noch enger, nämlich nur im transzendentalen Gebrauch. Hier müssen wir nun denselben Weg einschlagen, den wir oben bei der Deduktion der Kategorien nahmen; nämlich, die logische Form der Vernunfterkenntnis erwägen, und sehen, ob nicht etwa die Vernunft dadurch auch ein Quell von Begriffen werde, Objekte an sich selbst, als 20 synthetisch apriori bestimmt, in Ansehung einer oder der anderen Funktion der Vemunft, anzusehen. I Vernunft, als Vermögen einer gewissen logischen (A 330) Form der Erkenntnis betrachtet, ist das Vermögen zu schließen, d. i. mittelbar (durch die Subsumtion der Bedingung eines möglichen Urteils unter die Bedingung eines gegebenen) zu urteilen. Das gegebene Urteil ist die allgemeine Regel (Obersatz, Major). Die Subsumtion der Bedingung eines anderen möglichen Urteils unter die Bedingung der Regel ist derUntersatz (Minor). 30 Das wirkliche Urteil, welches die Assertion der Regel in 1) dem subsumierten Falle aussagt, ist der Schlußsatz I (Conclusio). Die Regel nämlich sagt etwas aUge- (B 387) mein unter einer gewissen Bedingung. Nun findet in einem vorkommenden Falle die Bedingung der Regel statt. Also wird das, was unter jener Bedingung allgemein galt, auch in dem vorkommenden Falle (der diese Bedingung bei sich führt) als gültig angesehen. 1) 4. Aufl.: "zu".
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Elementarlehre. 11. Teil. II. Abt. I. Buch
Man sieht leicht, daß die Vernunft durch Verstandeshandlungen, welche eine Reihe von Bedingungen ausmachen, zu einem Erkenntnisse gelange. Wenn ich zu dem Satze: alle Körper sind veränderlich, nur dadurch gelange, daß ich von dem entfernteren Erkenntnis (worin der Begriff des Körpers noch nicht vorkommt, der aber doch davon die Bedingung enthält,) anfange: alles Zusammengesetzte ist veränderlich; von diesem zu einem näheren gehe, der unter der Bedingung des 10 ersteren steht: die Körper sind zusammengesetzt; und von diesem allererst zu einem dritten, der nunmehr das entfernte Erkenntnis (veränderlich) mit dem 1 ) vorliegen(A 331) den verknüpft: folglich I sind die Körper veränderlich; so bin ich durch eine Reihe von Bedingungen (Prämissen) zu einer Erkenntnis (Conc1usion) gelangt. Nun läßt sich eine jede Reihe, deren Exponent (des kategorischen oder hypothetischen Urteils) gegeben ist, fortsetzen; mithin führt ebendieseibe Vernunfthandlung zur ratiocinatio polysyllogistiea, welches I) eine Reihe von Schlüssen ist, 20 die entweder auf der') Seite der Bedingungen (per pro(B 388) syllogismos), oder I des Bedingten (per episyllogismos), in unbestimmte Weiten fortgesetzt werden kann. Man wird aber bald inne, daß die Kette, oder Reihe der Prosyllogismen, d. i. der gefolgerten Erkenntnisse auf der Seite der Gründe, oder der Bedingungen zu einem gegebenen Erkenntnis, mit anderen Worten; die aufsteigende Reihe der Vernunftschlüsse, sich gegen das Vernunftvermögen doch anders verhalten müsse, als die absteigende Reihe, d. i. der Fortgang der 30 Vernunft auf der Seite des Bedingten durch Episyllogismen. Denn, da im ersteren Falle das Erkenntnis (conclusio) nur als bedingt gegeben ist; so kann man zu demselben vermittelst der Vernunft nicht anders gelangen, als wenigstens unter der Voraussetzung, daß alle Glieder der Reihe auf der Seite der Bedingungen gegeben sind, (Totalität in der Reihe der Prämissen,) 1) A: "der". 2) Erdmann: "welche". I) A: "die"
11. Abschnitt. Von den transzendentalen Ideen
363
weil nur unter deren Voraussetzung das vorliegende Urteil apriori möglich ist; dagegen auf der Seite des Bedingten, oder der Folgerungen, nur eine werdenlde und nicht schon ganz vorausgesetzte oder gegebene Reihe, mithin nur ein potentialer Fortgang gedacht wird. Daher, wenn l ) eine Erkenntnis als bedingt angesehen wird, so ist die Vernunft genötigt, die Reihe der Bedingungen in aufsteigender Linie als vollendet und ihrer Totalität nach gegeben anzusehen. Wenn aber eben dieselbe Erkenntnis zugleich als Bedingung anderer Erkenntnisse angel sehen wird, die untereinander eine Reihe von Folgerungen in absteigender Linie ausmachen, so kann dieS) Vernunft ganz gleichgültig 3) sein, wie weit dieser Fortgang sich aparte posteriori erstrecke, und ob gar überall Totalität dieser Reihe möglich sei; weil sie einer dergleichen Reihe zu der vor ihr liegenden Konklusion nicht bedarf, indem diese durch ihre Gründe aparte priori schon hinreichend bestimmt und gesichert ist. Es mag nun sein, daß auf der Seite der Bedingungen die Reihe der Prämissen ein Erstes habe, als oberste Bedingung, oder nicht, und also aparte priori ohne Grenzen; S04) muß sie doch Totalität der Bedingung 5 ) enthalten, gesetzt 6 ), daß wir niemals dahin gelangen könnten, sie zu fassen, und die ganze Reihe muß unbedingt wahr sein, wenn das Bedingte, welches als eine daraus entspringende Folgerung angesehen wird, als wahr gelten soll. Dieses ist eine Forderung der Vernunft, die ihr Erkenntnis als apriori bestimmt und als notwendig ankündigt, entweder an sich selbst, und dann bedarf es keiner Gründe, oder, wenn es abgeleitet ist, als ein Glied einer Reihe von Gründen, die selbst unbedingterweise wahr ist. 1) Vorländer: "Wenn daher". 2) Erdmann: "es der". 8) Görland: d. h. "unintressiert". 4) Hartenstein: "Grenzen sei; so". Ii) Erdmann: "Bedingungen". 6) Adickes: "gesetzt auch".
Kant, Kritik der reinen Vernunft.
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(A 332)
10 (B 389)
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Elementarlehre. 11. Teil. II. Abt. 1. Buch
(A 333)}11 Des er s t e n (B 390)
B u c h s cl e r t r ans zen cl e n tal e n Dialektik Dritter Abschnitt
System der transzendentalen Ideen Vlir haben es hier nicht mit einer logischen Dialek· tik zu tun, welche von allem Inhalte der Erkenntnis abstrahiert, und lediglich den falschen Schein in der Form der Vernunftschlüsse aufdeckt, sondern mit einer transzendentalen, weIche, völlig apriori, den Ursprung 10 gewisser Erkenntnisse aus reiner Vernunft, und geschlossener Begriffe, deren Gegenstand empirisch gar nicht gegeben werden kann, die also gänzlich außer dem Vermögen des reinen Verstandes liegen, enthalten soll. Wir haben aus der natürlichen Beziehung, die der transzendentale Gebrauch unserer Erkenntnis, sowohl in Schlüssen als Urteilen, auf den logischen haben muß, abgenommen: daß es nur drei Arten von dialektischen Schlüssen geben werde, die sich auf die dreierlei Schlußarten beziehen, durch welche Vernunft aus 20 Prinzipien zu Erkenntnissen gelangen kann, und daß in allem 1) ihr Geschäft sei, von der bedingten Synthesis, an die der Verstand jederzeit gebunden bleibt, zur unbedingten aufzusteigen, die er niemals erreichen kann. Nun ist das Allgemeine aller Beziehung, die unsere (B 391) Vorstellungen haben können, 1. die Beziehung aufs I Subjekt, 2. die Beziehung auf Objekte, und zwar ent(A 334) weder I als 2) Erscheinungen, oder als Gegenstände des Denkens überhaupt. Wenn man diese Untereinteilung 30 mit der oberen verbindet, so ist alles Verhältnis der Vorstellungen, davon wir uns entweder einen Begriff, oder Idee machen können, dreifach: 1. das Verhältnis zum Subjekt, 2. zum Mannigfaltigen des Objekts in der Erscheinung, 3. zu allen Dingen überhaupt. 1) Erdmann: "in allen". t) A: "entweder erstlieh als".
BI. Abschnitt. System der transzendentalen Ideen
365
Nun haben es alle reinen Begriffe überhaupt mit der synthetischen Einheit der Vorstellungen, Begriffe der reinen Vernunft (transszendentale Ideen) aber mit der unbedingten synthetischen Einheit aller Bedingungen überhaupt zu tun. Folglich werden alle transzendentalen Ideen sich unter drei Klassen bringen lassen, davon die erste die absolute (unbedingte) Einheit des denkenden Subjekts, die zweite die absolute Einheit der Reihe der Bedingungen der Erscheinung, die dritte die absolute Einheit der Bedingung aller Gegenstände des Denkens überhaupt l ) enthält. Das denkende Subjekt ist der Gegenstand der Psychologie, der Inbegriff aller Erscheinungen (die Welt) der Gegenstand der Kosmologie, und das Ding, welches die oberste Bedingung der Möglichkeit von allem, was gedacht werden kann, enthält, (das Wesen aller Wesen) der Gegenstand der Theologie. Also gibt die reine Vernunft die Idee zu einer transzendentalen Seelenlehre (psychologia rationalis) , zu einer transzendentalen I Weltwissenschaft (cosmologia rationalis), endlich auch zu einer tranlszendentalen Gotteserkenntnis (Theologia transzendentalis) an die Hand. Der bloße Entwurf sogar zu einer sowohl als der anderen dieser Wissenschaften, schreibt sich gar nicht von dem Verstande her, selbst wenn er gleich mit dem höchsten logischen Gebrauche der Vernunft, d. i. allen erdenklichen Schlüssen, verbunden wäre, um von einem Gegenstande desselben (Erscheinung) zu allen anderen bis in die entlegensten Glieder der empirischen Synthesis fortzuschreiten, sondern ist lediglich ein reines und echtes Produkt, oder Problem der reinen Vernunft. Was unter diesen drei Titeln aller transzendentalen Ideen für modi der reinen Vernunftbegriffe stehen, wird in dem folgenden Hauptstücke vollständig dargelegt werden. Sie laufen am Faden der Kategorien fort. Denn die reine Vernunft bezieht sich niemals geradezu auf Gegenstände, sondern auf die Verstandesbegriffe 1) Erdmann: "überhaupt".
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(B 393) (A 336)
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Elementarlehre. II. Teil. II. Abt. I. Buch
von .denselben. Ebenso wird sich auch nur in der völligen Ausführung deutlich machen lassen, wie die Vernunft lediglich durch den synthetischen Gebrauch eben derselben Funktion, deren sie sich zum kategorischen Vernunftschlusse bedient, notwendigerweise auf den Begriff der absoluten Einheit des denkenden Subjekts kommen müsse, wie das logische Verfahren in l ) hypothetischen Ideen die vom Schlechthinunbedingten in einer Reihe gegebener Bedingungen, endlich die bloße Form des disljunktiven Vernunftschlusses den höchsten Vernunftbegriff von einem Wesen aller Wes e n notwendigerlweise nach sich ziehen müsse; ein Gedanke, der beim ersten Anblick äußerst paradox zu sein scheint. Von diesen transzendentalen Ideen ist eigentlich keine objektive Deduktion möglich, so wie wir sie von den Kategorien liefern konnten. Denn in der Tat haben sie keine Beziehung auf irgendein Objekt, was ihnen kongruent gegeben werden könnte, eben darum, weil sie nur Ideen sind. Aber eine subjektive Anleitung 2) derselben aus der Natur unserer Vernunft konnten wir unternehmen, und die ist im gegenwärtigen Hauptstücke auch geleistet worden. Man sieht leicht, daß die reine Vernunft nichts anderes zur Absicht habe, als die absolute Totalität der Synthesis auf der Seite der Bedingungen, (es sei der Inhärenz, oder der Dependenz, oder der Konkurrenz,) und daß sie mit der absoluten Vollständigkeit von seiten des Bedingten nichts zu schaffen habe. Denn nur allein jener bedarf sie, um die ganze Reihe der Bedingungen vorauszusetzen, und sie dadurch dem Verstande apriori zu geben. Ist aber eine vollständig (und unbedingt) gegebene Bedingung einmal da, so bedarf es nicht mehr eines Vernunftbegriffs in Ansehung der Fortsetzung der Reihe; denn der Verstand tut 1) A: "in hypothetischen die idee vom"; Hartenstein: "in hypothetischen Ideen die Idee vom"; Kirchmann: "im hypothetischen die Idee vom"; Erdmann: "in hypothetischen VernunftschlüssE'n die Idee vom". 2) M ellin: "Ableitung".
!II. Abschnitt. System der transzendentalen Ideen
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jeden Schritt abwärts, I von der Bedingung zum Be- (B 394) dingten, von selber. Auf solche Weise dienen die transzendentalen Ideen nur zum Aufsteigen in der Reihe der Bedingungen, bis zum Unbedingten, d. i. zu den Prinzipien. In Ansehung des Hinabgehens zum I Bedingten aber, gibt es zwar einen weit erstreckten (A 337) logischen Gebrauch, den unsere Vernunft von den Verstandesgesetzen macht, aber gar keinen transzendentalen, und, wenn wir uns von der absoluten Totalität einer solchen Synthesis (des progres8Us) eine Idee 10 machen, z. B. von der ganzen Reihe aller künftigen Weltveränderungen, so ist dieses ein Gedankending (ens rationis), welches nur willkürlich gedacht, und nicht durch die Vernunft notwendig vorausgesetzt wird. Denn zur Möglichkeit des Bedingten wird zwar die Totalität seiner Bedingungen, aber nicht seiner Folgen, vorausgesetzt. Folglich ist ein solcher Begriff keine transzendentale Idee, mit der wir es doch hier lediglich zu tun haben. Zuletzt wird man auch gewahr, daß unter den tran- 20 szendentalen Ideen selbst ein gewisser Zusammenhang und Einheit hervorleuchte, und daß die reine Vernunft, vermittelst ihrer, alle ihre Erkenntnisse in ein System bringe. Von der Erkenntnis seiner selbst (der Seele) zur Welterkenntnis, und, vermittelst dieser, zum Urwesen fortzugehen, ist ein so natürlicher Fortschritt, daß er dem logischen Fortgange der Vernunft von den I Prä- (B 395) missen zum Schlußsatze ähnlich scheint*). Ob nun hier *) Die Metaphysik hat zum eigentlichen Zwecke ihrer Nach{Ot·schung nur drei Ideen: Gott, Freiheit und Unsterblichkeit, so daß der zweite Begriff, mit dem ersten verbunden, auf den dritten, als einen notwendIgen Schluflsatz, führen soll. Alles, womit bich diese Wissenschaft sonst beschäftigt, dient ihr blofl zum Mittel, um zu diesen Ideen und ihrer Realität zu gelangen. Sie bedarf' sie nicht zum Behuf der Naturwissenschaft, sondern um über die Natur hinaus zu kommen. Die Einsicht in dieselb!ffi wurde Theologie, :1I-Ioral, und durch beider Vel·bindung, Religion, mithin die höchsten Zwecke unsel·es Daseins, bloflvom spekulativen Vernunttvermögen und SQnst von nichts anderem abhängig machen. In einer systematischen VOTstellung jener Ideen
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Elementarlehre. Ir. Teil. Ir. Abt. Ir. Buch
wirklich eine Verwandtschaft von der Art, als zwischen dem logischen und transzendentalen Verfahren, insgeheim zum Grunde liege, ist auch eine von den Fragen, deren Beantwortung man in dem Verfolg dieser UnterA 338) suchungen allererst erwarten muß. I Wir haben vorläufig unseren Zweck schon erreicht, da wir die tranB 396) szenldentalen Begriffe der Vernunft, die sich sonst gewöhnlich in der Theorie der Philosophen unter andere mischen, ohne daß diese sie einmal von Verstandes10 begriffen gehörig unterscheiden, aus dieser zweideutigen Lage haben herausziehen, ihren Ursprung, und dadurch zugleich ihre bestimmte Zahl, über die es gar keine mehr geben kann, angeben und sie in einem systematischen Zusammenhange haben vorstellen können, wodurch ein besonderes Feld für die reine Vernunft abgesteckt und eingeschränkt wird.
Der transzendentalen Dialektik Zweites Buch
20
Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft Man kann sagen, der Gegenstand einer bloßen transzendentalen Idee sei etwas, wovon man keinen Begriff hat, obgleich diese Idee ganz notwendig in der Vernunft nach ihren ursprünglichen Gesetzen erzeugt worden. Denn in der Tat ist auch von einem Gegenwürde die angeführte Ordnung, als die synthetische, die schicklichste sein; aber in der Bearbeitung, die vor ihr notwendig vorhergehen mufJ, wird die analytische, welche diese Ordnung umkehrt, dem Zwecke angemessener sein, um, indem wir von demjenigen, was uns Erfahrung unmittelbar an die Hand gibt, der Seelenlehre, zur WeltZehre, und von da bis zur Erkenntnis Gottes fortgehen, unseren grofJen Entwurf Zlt vollziehen. [Diese
Anm. fehlt in A.]
Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft
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stande, der der Forderung der Vernunft adäquat sein soll, kein Verstandesbegriff möglich, d. i. ein solcher, welcher in einer möglichen Erfahrung gezeigt und anschaulich gemacht I werden -kann. Besser würde man sich doch und mit weniger Gefahr des Mißverständnisses, ausdrücken, wenn I man sagte: daß wir vom Objekt, welches einer Idee korrespondiert, keine Kenntnis, obzwar einen problematischen Begriff, haben können. Nun beruht wenigstens die transzendentale (subjektive) Realität der reinen Vernunftbegriffe darauf, daß wir durch einen notwendigen Vernunftschluß auf solche Ideen gebracht werden. Also wird es Vernunftschlüsse geben, die keine empirischen Prämissen enthalten, und vermittelst deren wir von etwas, das wir kennen, auf etwas anderes schließen, wovon wir doch keinen Begriff haben, und dem wir gleichwohl, durch einen unvermeidlichen Schein, objektive Realität geben. Dergleichen Schlüsse sind in Ansehung ihres Resultats also eher vernünftelnde, als Vernunftschlüsse zu nennen; wiewohl sie, ihrer Veranlassung wegen, wohl den letzteren Namen führen können, weil sie doch nicht erdichtet, oder zufällig entstanden, sondern aus der Natur der Vernunft entsprungen sind. Es sind Sophistikationen, nicht der Menschen, sondern der reinen Vernunft selbst, von denen selbst der Weiseste unter allen Menschen sich nicht losmachen, und vielleicht zwar nach vieler Bemühung den Irrtum verhüten, den Schein aber, der ihn unaufhörlich zwackt und äfft, niemals völlig loswerden kann. Dieser dialektischen Vernunftschlüsse gibt es also nur dreierlei Arten, so vielfach, als die Ideen sind, auf \ die ihre Schlußsätze auslaufen. In dem Vernunftschlusse der ersten Klasse schließe ich von dem transzendentalen I Begriffe des Subjekts, der nichts Mannigfaltiges enthält, auf die absolute Einheit dieses Subjekts selber, von welchem ich auf diese Weise gar keinen Begriff habe. Diesen dialektischen Schluß werde ich den transzendentalen Paralogismus nennen. Die zweite Klasse der vernünftelnden Schlüsse ist auf den transzendentalen Begriff der absoluten Totalität, der
(A 339)
(B 397)
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30 (A 340) (B 398)
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Elementarlehre. H. Teil. 11. Abt. 11. Buch
Reihe der Bedingungen zu einer gegebenen Erscheinung überhauPt, angelegt, und ich schließe daraus, daß ich von der unbedingten synthetischen Einheit der Reihe auf einer Seite, jederzeit einen sich selbst widersprechenden Begriff habe, auf die Richtigkeit der entgegenstehenden Einheit, wovon ich gleichwohl auch keinen Begriff habe. Den Zustand der Vernunft bei diesen dialektischen Schlüssen, werde ich die An tin 0 m i e der reinen Vernunft nennen. Endlich schließe ich, nach der 10 dritten Art vernünftelnder Schlüsse, von der Totalität der Bedingungen, Gegenstände überhaupt, sofern sie mir gegeben werden können, zu denken, auf die absolute synthetische Einheit aller Bedingungen der Möglichkeit der Dinge überhaupt, d. i. von Dingen, die ich nach ihrem bloßen transzendentalen Begriff nicht kenne, auf ein Wesen aller Wesen, welches ich durch einen transzendenten 1) Begriff noch weniger kenne, und von dessen unbedingter Notwendigkeit ich mir keinen Begriff machen kann. Diesen dialektischen Vernunft20 schluß werde ich das I deal der reinen Vernunft nennen.
(A 341)}
(B 399)
11
.
Des zweIten Buchs der transzendentalen Dialektik Erstes Hauptstück
Von den Paralogismen der reinen Vernunft Der logische Paralogismus besteht in der Falschheit eines Vernunftschlusses der Form nach, sein Inhalt mag übrigens sein, welcher er wolle. Ein transzendentaler Paralogismus aber hat einen transzendentalen Grund: der Form nach falsch zu schließen. Auf solche Weise 30 wird ein dergleichen Fehlschluß in der Natur der Menschenvernunft seinen Grund haben, und eine unvermeidliche, obzwar nicht unauflösliche, Illusion bei sich führen. 1) 4. Aufl.: "transzendentalen".
Von den Paralogismen der reinen Vernunft
371
Jetzt kommen wir auf einen Begriff, der oben, in der allgemeinen Liste der transzendentalen Begriffe, nicht verzeichnet worden, und dennoch dazu gezählt werden muß, ohne doch darum jene Tafel im mindesten zu ver· ändern und für mangelhaft zu erklären. Dieses ist der Begriff, oder, wenn man lieber will, das Urteil: Ich denke. Man sieht aber leicht, daß er das Vehikel aller Begriffe überhaupt, und mithin auch der transzendentalen sei, und also unter diesen jederzeit mit begriffen werde, und daher ebensowohl transzendental sei, aber keinen besonderen Titel haben könne, weil er nur dazu I dient, alles Denken, als zum Bewußtsein gehörig, aufzuführen. Indessen, so I rein er auch vom Empirischen (dem Eindrucke der Sinne) ist, so dient er doch dazu, zweierlei Gegenstände aus der Natur unserer Vorstellungskraft zu unterscheiden. Ich, als denkend, bin ein Gegenstand des inneren Sinnes, und heiße Seele. Dasjenige, was ein Gegenstand äußerer Sinne ist, heißt Körper. Demnach bedeutet der Ausdruck: Ich, als ein denkend Wesen, schon den Gegenstand der Psychologie, welche die rationale Seelenlehre heißen kann, wenn ich von der Seele nichts weiter zu wissen verlange, als was unabhängig von aller Erfahrung (welche mich näher und in concreto bestimmt) aus diesem Begriffe Ich, sofern er bei allem Denken vorkommt, geschlossen werden kann. Die rationale Seelenlehre ist nun wirklich ein Unterfangen von dieser Art; denn, wenn das mindeste Empirische meines Denkens, irgendeine besondere Wahrnehmung meines inneren Zustandes, noch unter die Erkenntnisgründe dieser Wissenschaft gemischt würde, so wäre sie nicht mehr rationale, sondern empirische Seelenlehre. Wir haben also schon eine angebliche Wissenschaft vor uns, welche auf dem einzigen Satze: Ich denke, erbaut worden, und deren Grund oder Ungrund wir hier ganz schicklich, und der Natur einer Transzendentalphilosophie gemäß, untersuchen können. Man darf sich daran nicht stoßen, daß ich doch an diesem Satze, der die Wahrnehmung seiner selbst ausdrückt, eine innere Erfahrung I habe, und mithin die rationale
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(B 400) (A 342)
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(B 401)
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Elementarlehre. II. Teil. II. Abt. 11. Buch. I. Hauptst.
(A B43) Seelenlehre, welche darauf erbaut 1 wird, niemals rein, sondern zum Teii auf ein empirisches Prinzipium gegründet sei. Denn diese innere Wahrnehmung ist nichts weiter, als die bloße Apperzeption: Ich denke; welche sogar alle transzendentalen Begriffe möglich macht, in welchen es heißt: Ich denke die Substanz, die Ursache usw. Denn innere Erfahrung überhaupt und deren Möglichkeit, oder Wahrnehmung überhaupt und deren Verhältnis zu anderer Wahrnehmung, ohne daß 10 irgend ein besonderer Unterschied derselben und Bestimmung empirisch gegeben ist, kann nicht als empirische Erkenntnis, sondern muß als Erkenntnis des Empirischen überhaupt angesehen werden, und gehört zur Untersuchung der Möglichkeit einer jeden Erfahrung, welche allerdings transzendental ist. Das mindeste Objekt der Wahrnehmung (z. B. nur Lust oder Unlust), welche!) zu der allgemeinen Vorstellung des Selbstbewußtseins hinzukäme, würde die rationale Psychologie sogleich in eine empirische verwandeln. 20 Ich denke, ist also der alleinige Text der rationalen Psychologie, aus welchem sie ihre ganze Weisheit auswickeln soll. Man sieht leicht, daß dieser Gedanke, wenn er auf einen Gegenstand (mich selbst) bezogen werden soll, nichts anderes, als transzendentale Prädikate desselben, enthalten könne; weil das mindeste empirische Prädikat die rationale Reinigkeit und Unabhängigkeit der Wissenschaft von aller Erfahrung, verderben würde. ;~ ~Ö~n 11 Wir werden aber hier bloß dem Leitfaden der Kate, gorien zu folgen haben, nur, da hier zuerst ein Ding, BO Ich, als denkend Wesen, gegeben worden, so werden wir zwar die obige Ordnung der Kategorien untereinander, wie sie in ihrer Tafel vorgestellt ist, nicht verändern, aber doch hier von der Kategorie der Substanz anfangen, dadurch ein Ding an sich selbst vorgestellt wird, und so ihrer Reihe rückwärts nachgehen. Die Topik der rationalen Seelenlehre, woraus alles übrige, was sie nur enthalten mag, abgeleitet werden muß, ist demnach folgende: 1) Erdmann: "welches".
Von den Paralogismen der reinen Vernunft
373
l.
Die Seele ist Substanz 1).
2.
3.
Ihrer Qualität nach einfach.
Den verschiedenen Zeiten nach, in welchen sie da ist, numerisch-identisch, d. i. Einheit (nicht Vielheit).
4. Im Verhältnisse zu mögli chen Gegenständen im Raume*).
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11 Aus diesen Elementen entspringen alle Begriffe{~~ :Ö~~ der reinen Seelenlehre, lediglich durch die Zusammensetzung, ohne im mindesten ein anderes Prinzipium zu erkennen. Diese Substanz, bloß als Gegenstand des inneren Sinnes, gibt den Begriff der Immaterialität; als einfache Substanz, der Inkorruptibilität; die Identität derselben, als intellektueller Substanz, gibt die Personali tät; alle diese drei Stücke zusammen die Spiritualität; das Verhältnis zu den Gegenständen 20
*) Der Leser, der aus diesen Ausdrücken, in ihrer transzendentalenAbgezogenheit, nicht so leicht den psychologischen Sinn derselben, und warum das letztere Attribut der Seele zur Kategorie der Existenz gehöre, erraten I wird, wird sie in (B 403) dem Folgenden hinreichend erklärt und gerechtfertigt finden. übrigens habe ich wegen der lateinischen Ausdrücke, die statt der gleichbedeutenden deutschen, wider den Geschmack der guten Schreibart, eingeflossen sind, sowohl bei diesem Abschnitte, als auch in Ansehung des ganzen Werks, zur Entschuldigung anzuführen: daß ich lieber etwas der Zierlichkeit der Sprache habe entziehen, als den Schulgebrauch durch die mindeste Unverständlichkeit erschweren wollen.
1) K an t (Nachträge CLXI): "existiert als Substanz".
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(B 404)
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CA 346)
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im Raume gibt das Kommerzium mit Körpern; mithin stellt sie die denkende Substanz, als das Prinzipium des Lebens in der Materie, d. i. sie als Seele (anima) und als den Grund der Animalität vor; diese durch die Spiritualität eingeschränkt, Immortalität. Hierauf beziehen sich nun vier Paralogismen einer transzendentalen Seelenlehre, welche fälschlich für eine Wissenschaft der reinen Vernunft, von der Natur unseres denkenden Wesens gehalten wird. Zum Grunde I derselben können wir aber nichts anderes legen, als die einfache und für sich selbst an Inhalt gänzlich leere Vorsteillung: Ich; von der man nicht einmal sagen kann, daß sie ein Begriff sei, sondern ein bloßes Bewußtsein, das alle Begriffe begleitet. Durch dieses Ich, oder Er, oder Es (das Ding), welches denkt, wird nun nichts weiter, als ein transzendentales Subjekt der Gedanken vorgestellt = x, welches nur durch die Gedanken, die seine Prädikate sind, erkannt wird, und wovon wir, abgesondert, niemals den mindesten Begriff haben können; um welches wir uns daher in einem beständigen Zirkel herumdrehen, indem wir uns seiner Vorstellung jederzeit schon bedienen müssen, um irgend etwas von ihm zu urteilen; eine Unbequemlichkeit, die davon nicht zu trennen ist, weil das Bewußtsein an sich nicht sowohl eine Vorstellung ist, die ein besonderes Objekt unterscheidet, sondern eine Form derselben überhaupt, sofern sie Erkenntnis genannt werden son; denn von der allein kann ich sagen, daß ich dadurch irgend etwas denke. Es muß aber gleich anfangs befremdlich scheinen, daß die Bedingung, unter der ich überhaupt denke, und die mithin bloß eine Beschaffenheit meines Subjekts ist, zugleich für alles, was denkt, gültig sein solle, und daß wir auf einen empirisch scheinenden Satz ein apodiktisches und allgemeines Urteil zu gründen uns anmaßen können, nämlich: daß alles, was denkt, so beschaffen sei, als der Ausspruch des Selbstbewußtseins es an 1) 1) Erdmann: "von"
Von den Paralogismen der reinen Vernunft
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mir auslsagt. Die Ursache aber hiervon liegt darin: daß wir den Dingen apriori alle die Eigenschaften notwendig beilegen müssen, I die die Bedingungen ausmachen, unter welchen wir sie allein denken. Nun kann ich von einem denkenden Wesen durch keine äußere Erfahrung, sondern bloß durch das Selbstbewußtsein die mindeste Vorstellung haben. Also sind dergleichen Gegenstände nichts weiter, als die Übertragung dieses meines Bewußtseins auf andere Dinge, welche nur dadurch als denkende Wesen vorgestellt werden. Der Satz: Ich denke, wird aber hierbei nur problematisch genommen; nicht sofern er eine Wahrnehmung von einem Dasein enthalten mag, (das Cartesianische cogito, ergo sum,) sondern seiner bloßen Möglichkeit nach, um zu sehen, welche Eigenschaften aus diesem so einfachen Satze auf das Subjekt desselben (es mag dergleichen nun existieren oder nicht) fließen mögen. Läge unserer reinen Vernunftserkenntnis von denkenden Wesen überhaupt mehr, als das cogito zum Grunde; würden wir die Beobachtungen, über das Spiel unserer Gedanken und die daraus zu schöpfenden Naturgesetze des denkenden Selbst, auch zu Hilfe nehmen: so würde eine empirische Psychologie entspringen, welche eine Art der Physiologie des inneren Sinnes sein würde, und vielleicht die Erscheinungen desselben zu erklären, niemals aber dazu dienen könnte, solche Eigenschaften, die gar nicht zur möglichen Erfahrung gehören (als die des Einlfachen), zU eröffnen, noch von denkenden Wesen überhaupt etwas, das ihre Natur betrifft, apodiktisch zu lehren; sie wäre also keine rationale Psychologie.
(B 405)
(A 347)
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(B 406)
SO
376a Von d. Paralogismen d. reinen Vernunft [nach Ausg. AJ
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I Da nun der Satz: Ich denke (problematisch genommen), die Form eines jeden Verstandes urteils überhaupt enthält und alle Kategorien als ihr Vehikel begleitet, so ist klar: daß die Schlüsse aus demselben einen bloß transzendentalen Gebrauch des Verstandes enthalten können, welcher alle Beimischung der Erfahrung ausschlägt, und von l ) dessen Fortgang wir, nach dem, was wir oben gezeigt haben, uns schon zum voraus keinen vorteilhaften Begriff machen können. Wir wollen ihn also durch alle Prädikamente der reinen Seelenlehre mit einem kritischen Auge verfolgen. Erster Paralogism 2 ) der Substantialität Dasienige, dessen Vorstellung das absolute Subiekt unserer Urteile ist und daher nicht als Bestimmung eines andern Dinges gebraucht u'erden kann, ist Substanz. Ich, als ein denkend Wesen, bin das absolute Sub iekt aller meiner möglichen Urteile, und diese Vorstellung von Mir selbst kann nicht zum Prädikat irgendeines andern Dinges gebraucht werden. Also bin ich, als denkend Wesen (Seele), Substanz.
20 Kritik des 6'l"S ten P a1 alogism d er reinen P sycho logie
Wir haben in dem analytischen Teile der transzendentalen Logik gezeigt: daß reine Kategorien (und unter diesen auch 1) A: "an".
2) Vorländer: "Paralogismus".
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Da nun der Satz: Ich denke, (problematisch genommen,) die Form eines jeden Verstandesurteils überhaupt enthält, und alle Kategorien als ihr Vehikel begleitet, so ist klar, daß die Schlüsse aus demselben einen bloß transzendentalen Gebrauch des Verstandes enthalten können, welcher alle Beimischung der Erfahrung ausschlägt, und von dessen Fortgang wir, nach dem, was wir oben gezeigt haben, uns schon zum voraus keinen vorteilhaften Begriff machen können. Wir 10 wollen ihn also durch alle Prädikamente der reinen Seelenlehre mit einem kritischen Auge verfolgen, doch
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die der Substam) an sich selbst gar keine obipktive Bedeutung haben. wo ihnen nicht eine Anschauung I untergelegt iRt, auf (A 349) deren Mannigfa1tig~ sie, als Funktionen der synthetischen Einheit, angewandt wcrden können. Ohne das sind sie lediglich Funktionen eines Urteils ohne Inhalt. Von jedem Dinge iiherhaupt kann ich sagen, es sei Substam, sofern ich es von bloßen Prädikaten und Bestimmungen der Dinge unterscheide. Nun ist in allem unserem Denken das I ch das Subjekt, dem Gedanken nur als Bestimmungen inhärieren, und dieses Ich kann nicht als die Bestimmung eines andern Dinges gebraucht 10 werden. Also muß jedermann Sich selbst notwendigerweise als die Substam, das Denken aber nur als Akzidemen seines Daseins und Bestimmungen seines Zustandes ansehen. Was soll ich aber nun von die.sem Begt'iffe einer Substanz für einen Gebrauch machen. Daß ich, als ein denkend Wesen, für mich selbst fortdaure, natürlicherweise weder entstehe noch vergehe, das kann ich daraus keineswegs schließen und dazu allein kann mir doch der Begriff der Substantialität meines denkenden Subjekts nutzen, ohne welches ich ihn gar wohl entbehren könnte. 20 Es fehlt so viel, daß man diese Eigenschaften aus der bloßen reinen Kategorie einer Substam schließen könnte, daß wir vielmehr die Beharrlichkeit eines gegebenen Gegenstandes aus der Erfahrung zum Grunde legen müssen, wenn wir auf ihn den empirisch brauchbaren Begriff von einer Substanz anwenden wollen. Nun haben wir aber bei unserem Satze keine Erfahrung Von d. Paralogismen d. reinen Vernunft [nach Ausg. B] 377b
um der Kürze willen ihre Prüfung in einem ununterbrochenen Zusammenhange fortgehen lassen. ZuvÖTderSt kann folgende allgemeine Bemerkung unsere Achtsamkeit auf diese Schlußart schäJrfen. Nicht dadurch, daß ich bloß denke, erkenne ich irgendein Objekt, sondern nur dadurch, daß ich eine gegebene Anschauung in Absicht auf die Einheit des Bewußtseins, darin alles Denken besteht, bestimme, kann ich i1'gend einen Gegenstand erkennen. Also erkenne ich mich nicht selbst dadurch, daß ich mich 1) meiner 1) Hartenstein: "mir".
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zum Grunde gelegt, sondern lediglich aus dem Begriffe deJr BeI alles 1) Denken, auf das Ich, als das gemeinschaftliche Subjekt, hat, dem es inhäriert, geschJ,08sen. Wir würden auch, wenn wir es gleich darauf anlegten, durch keine sichere Beobachtung eine solche Beharrlichkeit dartun können. Denn das Ich ist zwar in allen Gedanken; es ist aber mit dieser Vorstellung nicht die mindeste Anschauung verbunden, die es von anderen Gegenständen der Anschauung unteJrschiede. Man kann also zwar wahrnehmen, daß diese Vor.~tellung bei 10 allem Denken immeJr wiederum vorkommt, nicht aber, daß es eine stehende und bleibende Anschauung sei, worin die Gedanken (als wandelbar) wechselten. Hieraus folgt: daß der erste VeJrnunjtBchJ,uß der transzendentalen Psychologie uns nur eine vermeintliche neue Einsicht aufhefte, indem er das beständige logische Subjekt des Denkens, für die Erkenntnis des realen Subjekts der Inhärenz ausgibt, von welchem wir nicht die mindeste Kenntnis haben, noch haben können, weil das Bewußtsein das einzige ist, was alle Vorstellungen zu Gedanken macht, und worin mithin alle 20 unsere Wahrnehmungen, als dem 2) transzendentalen Sub'jekte, müssen angetroffen werden, und wir, außer dieseJr logischen Bedeutung des Ich, keine Kenntnis von dem Subjekte an sich
(A 350) ziehung, den
1) Wille: "die alles". 11) Wille: "Wahrnehmungen von dem Ich als dem"; nach Erdmann gehört "als dem transzendentalen Subjekte" zu "worin".
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als denkend bewußt bin, sondern wenn ich mir die 1) Anschauung meiner selbst, als in Ansehung deJr Funktion des Denkens bestimmt, bewußt bin. Alle modi des Selbstbewußt(B 407) seins im Den ken an sich, sind daher noch keine Verstandesbegriffe von Objekten, (Kategorien) sondern bloße Funktionen, die dem Denken gar keinen Gegenstand, mithin mich selbst auch nicht als Gegenstand, zu erkennen geben. Nicht das Bewußtsein des Bestimmenden 11), sondern nur die des 3) 1) Grillo: "der". 2) Erdmann: "bestimmenden". 3) Mellin: "nur des"; Hartenstein: "nur das des".
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8elb8t hohen, was diesem, 80 wie allen Gedanken, al8 Su1J8f1ratum zum Grunde liegt. Indes8en kann man den Satz: die Seele i8t Sub8tanz, gar wohl gelten las8en, wenn man sieh nur be8cheidet: daß unser dieser 1) Begriff nicht im mindesten weiter führe, oder irgendeine von den gewöll1Y1U I chen Folgerungen (A 361) der vernünftelnden Seelenlehre, al8 z. B. die immerwährende Dauer der8elben bei allen Veränderungen und Selb8t dem Tode des Menschen lehren könne, daß er also nur eine Su1J8tarvz in der Idee, aber nicht in der Realität bezeichne.
Zweiter Paralogism 2 ) der Simplizität
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Dasjenige Ding, des8en Handlung niemals al8 die Konkurrervz 'l;ieler handelnden Dinge ange8ehen werden kann, i8t einfach. Nun i8t die Seele, oder das denkende I eh, ein 8olche8: Al80 UBW. Kritik de8 zweiten Paralogi8m8 der transzendentalen P8ychologie Dies ist der Achille8 aller dialektischen Schlüs8e der reinen Seelenlehre, nicht etwa bloß ein 8oplvi-stischeB Spiel, welches ein Dogmatiker erkünstelt, um 8einen Behauptungen einen 20 flüchtigen Schein zu geben, 80ndern ein Schluß, der 80gar die I) Hartenstein: ,,1}nS dieser"; Kehrb ach: "dieser unser". 2) Vorländer: "Paralogismus".
Von d. Paralogismen d.
~einen
Vernunft [nach Ausg. B] 379b
be8timmbaren Selb8t, d. i. meiner inneren Anschauung (sofern ihr Mannigfaltiges der allgemeinen Bedingung der Einheit der Apperzeption im Denken gemäß verbunden werden kann), ist das Objekt. 1) In aUen Urteilen bin ich nun 1) immerdasbe8timmende SulJiekf, des;enigen Verhältnis8es, welcTlM das Urteil ausmacht. Daß aber Ieh, der ich denke, im Denken immer als Subiekt, und als etwas, was nicht bloß wie Prädikat I) dem Denken I) Erdmann: "nur"; Görland: "mir". 2) Erdmann: "wie ein Prädikat". Kant, Kritik der reinen Vernunft.
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schärfste Prüfung und die größte Bedenklichkeit des Nach· forschens auszuhalten scheint. Hier ist er. Eine jede zusammengesetzte Substanz ist ein Aggregat vieler, und die Handlung eines Zusammengesetzten, oder das, was ihm, als einem solchen, inhäriert, ist ein Aggregat vieler Handlungen oder Akzidenzen, welche unter der Menge der Substanzen verteilt sind. Nun ist zwar eine Wirkung, d'ie (A 352) aus der Konkurrenz vieler handelnden I Substanzen ents'[Yringt, möglich, wenn diese Wirkung bloß äußerlich ist (wie z. B. die 10 Bewegung eines Körpers die vereinigte Bewegung aller seiner Teile ist). Allein mit Gedanken, als innerlich zu einem dcnkenden Wesen gehörigcn Akzidenzen, ist es anders beschaffen. Denn, setzt, das Zusammengesetzte dächte: so würde ein jeder Teil desselben einen Teil des Gedankens, aJ,le aber zusammen· genommen allererst den ganzen Gedanken enthalten. Nun ist dieses aber widersprechend. Denn, weil die Vorstellungen, die unter verschiedenen fVesen verteilt sind, (z. B. die einzelnen Wörter eines Verses) niemals einen ganzen Gedanken (einen Vers) atlBmachen: so kann der Gedanke nicht einem Zusammen20 gesetzten, aJ,s einem solchen, inhärieren. Er ist also nur in einer Substanz möglich, die nicht ein Aggregat von vielen, mithin schlechterdings einfach ist *). *) Es ist sehr leicht, diesem Beu'eise die gewöhnlwhe schulgerechte Abgemessenheit der Einkleidung zu geben. Allein, es ist zu meinem Zwecke schon hinreichend, den blo/ien Beweisgrund, allmfalls auf populäre A1"t, vor Augen zu legen.
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anhänge 1), betrachtet werden kann, gelten müsse, ist ein apodiktischer und selbst identischer Satz,' aber er bedeutet nicht, daß ich, als Objekt, ein, für mich, selbstbestehendes Wes en, oder S ub s tanz sei. Das letztere geht sehr we-it, erfordert daher auch Data, die im Denken gar nicht angetroffen werden, vielleicht (sofern ich bloß da.y denkende 2 ) als ein solches betrachte) mehr, als ich überall (in ihm) jemals antreffen werde. 1) Erdmann: "anhängend; Valentiner: "wie Prädikat, das dem Denken anhänge". 2) Erdmann: d. i. Wesen, oder Ich, oder Selbst, oder Subjekt; Rosenkranz: "Denkende".
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Der sogenannte nervus probandi dieBes Arguments liege in dem Satze: daß viele Vorstellungen in der absoluten Einheit des denkenden Subjekts enthalten sein müssen, um einen Gedanken auszumachen. Diesen Satz aber kann niemand aus Begriffen be1Oeisen. Denn, 10ie 100llte er es 100hl anfangen, um dieses zu lei.sten? Der I Satz: Ein Gedanke kann nur die (A 353) Wirkung der absoluten Einheit des denkenden Wesens sein, kann nicht als analytisch behandelt toerden. Denn die Ein/leit des Gedankens, der aus vielen Vorstellungen besteht, ist kollektiv und kann sich, den bloßen Begriffen nach, ebensO'Wohl auf die 10 kollektive Einheit der daran mitwirkenden SUbstanzen beziehen, (1Oie die Be10egung eines Körpers die zusammengesct