K41SER 4NDRONIKOS 111. P4L410LOGOS Versuch einer Darstellung der byzantinischen Geschichte in den Jahren 1321-1341 von U...
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K41SER 4NDRONIKOS 111. P4L410LOGOS Versuch einer Darstellung der byzantinischen Geschichte in den Jahren 1321-1341 von URSULA VICTORIA BOSCH
VERLAG ADOLF M.
HAKKERT
1965
-
AMSTERDAM
Meinen Eltern
IN HALTSVERZEIC HNIS
IX
Vorwort Einlp.itung: Andronikos III. Palaiologos und seine Beurteilung Erstes Kapitel:
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1
Die Epoche der Bürgerkriege (1321-1328)
L
Das byzantinische Reich im
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7
2.
D er junge Andronikos bis zu seiner Flucht aus Konstantinopel . . ....
9
3.
Der erste Bürgerkrieg und seine Beendigung durch den Vertrag von Rhegion
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14.
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J ahrhundert
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4.
Der AbfaU des Syrgiannes
5.
Der zweite Bürgerkrieg und sein Abschluss durch den Vertrag von Epibates
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6.
Die Zeit der gemeinsamen Aktion der beiden Kaiser
'i.
Serbien, Byzanz und der dritte Bürgerkrieg
Zweites Kapitel:
' . "
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.. .. ........."
21
26
28 35
39
Byzanz, Bulgarien und die Goldene Horde
L
D ie byzantinisch-bulgarischen Beziehungen unter Andronikos
2.
D er Kampf der beiden Andronikoi gegen Bulgarien . . . . . . . . . . . . . . . .
56
3.
Der Vertrag von, Cernomen
62
4.
D ie «Skythen» und Byzanz
63
11.
53
5. Von Krenna bis nach Velbu�d . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . : . . . . . . " 6. Andronikos III. und Ivan Alexander Stratzimir .. . . . . . . . . . . . . . . . . Drittes Kapitel:
69 78
Serbien und Byzanz
1 . D ie byzantinisch-serbischen Beziehungen zu Beginn des 1 4 . Jahrhunderts 2.
Andronikos
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111.,
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83
Syrgiannes und Stefan DuAan .. . . . ... . � . . .. .. ..
89
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VI
Viertes Kapitel: Byzanz und der lateinische Westen 1 . Die Probleme der byzantinisch-westlichen Beziehungen 2. D ie Kreuzzugsproj ekte zu Beginn der zwanziger J ahre
97
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101
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106
4. Die byzantinisch-westlichen Beziehungen in den J ahren 1326-1328 . .
108
3. Die savoyardische Heirat . . 5 . Andronikos
111.
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und die Lateiner
6. Die Expedition nach Chios
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7 . Die Verhandlungen mit dem Westen 8.
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D er Zusammenbruch der byzantinisch-lateinischen Kreuzzugspolitik und die Expedition nach Phokaia .
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9. Byzanz und Griechenland im 14. Jahrhundert 10. Kreuzzug, Union und B arlaam
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133
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139
Fünftes Kapitel: Der Verlust Kleinasiens 1. Kleinasien unter den ersten Palaiologen 2. Das trapezuntische Kaiserreich 3. Andronikos
111.
und Urchan
146
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4. Die klein asiatischen Emirate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111.
Sechstes Kapitel: Andronikos
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150
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152
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159
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Palaiologos (1328-13H)
1 . Das Erbe des Bürgerkrieges und dessen überwindung durch Andronikos
111.
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165
und der Patriarchat von Konstantinopel . . . . .. . . .
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172
3. Kantakuzenos und die Mitregentschaft . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . .
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176
2. Andronikos
111.
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Zusammenfassung
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ANHANG 1. Quellen-und Li teratttrverzeichnis
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2. Register
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TAFELVERZEICHNIS
Tafel 1: Vermutliches Wappen der Palaiologen, vgl. S. 1 1 4 Anm. 3 Tafel 2: Andronikos (lU.?) , Cod. Hist. F 601 , fol. 2 der Landesbibliothek zu Stutt gart, aus Sp. Lampros , Ae:u)(CI)(.Loc, Athen (1 930) , IH.. oc; 83 nochmals bei T. Bertele, Monete e sigilJi di Anna di Savoia imperatrice di Bisanzio, Rom 1937, S. 6. Vgl . S. ·1 89 Anm. 3 Tafel 3: Anna Palaiologina (Anna von Savoyen?) , Cod. Hist. F 601 fol. 4 der Lan desbihlioth ek zu Stuttgart , aus Lampros , Ae:u)(CI)(.Loc, IHva; 83 , noch mals bei Bertele a.a.O. S. 7 . Vgl S. 1 89 Anm. 3 Tafel 4: Byzantinischer Kaiser und Kaiserin aus Salomon Schweiggers Reise beschreihung S. 1 21 abgebildet noch bei E. Benz , Die OstKirche München (1952 ) , S. 1 8 4 . Vgl. hier S. 1 89 Anm. 3 .
Tafel 5: Anna von Savoyen. Stahlstich nach einem Ölbild, das dem Kardinal Francesco Barberini (1 597-1679) vom Archiv des Hauses Sav6yen geschenkt wurde (aus der Pachymeresausgabe des P. Possinus , Rom 1669 p. 558 nochmals abgebildet bei Bertele Tar. I. geg. S. 69; Sp. Lambros , Empe reurs byzantins. Catalogue illustre de la collection de portraits des empereurs de Byzance d'apres les siatues , les miniatures, les ivoires et les autres amvres d'art, Athen 1 9 1 1 , S. 49) .
VORWORT Zu Beginn einer Arbeit über die byzantinische Politik des vierzehnten Jahrhunderts ist es unsere Pflicht, den Leser darauf hinzuweisen, dass ' diese Zeit, was Byzanz betrifft, politisch ganz und gar unerfreulich ist; denn es gibt keinen anderen A usweg als den Untergang. Wir finden hier eine Geschichte ohne Zukunft: Eine Kette ständiger Bürgerkriege, feindlicher Einfälle und todesmutiger Abwehrkämpfe. Die Darstellung der byzantinischen Politik dieser Zeit wird notwendigerweise die Beschreibung eines dahinsiechenden Staates, dessen A nfang jene grandiose Synthese von Hellenismus, Römertum und christlicher Religion war. Bausteine, auf denen sich eine Reichsidee entwickeln konnte, welche im Kaiser die A usstrahlung Gottes in dieser Welt sah und welche von ihrem Monothe ismus her ein alleiniges Kaisertum beanspruchte. Eine kühne und poli tisch sehr folgenreiche Konzeption! Wurde doch damit jeder andere Herr scher dieser Welt den Nachfolgern Konstantins des Grossen untergeordnet. Während nun der Westen den Romgedanken auf sich bezog und im Verlauf seiner geschichtlichen Entwicklung in mannigfachen A useinandersetzungen an Einfluss ständig verlor und die Verbindung mit Rom nur als ein Presti gezuwachs galt, wurde in Konstantinopel bis zuletzt das Kaisertum als Institution nicht angegriffen, und zwar ungeachtet der Tatsache, dass das Reich von Jahr zu Jahr armseliger,' hinfälliger und erbärmlicher wurde. Vergleicht man die Endperiode des oströmischen Staates mit seiner Ent stehung und mit manchen Höhepunkten seiner Geschichte, so muss man zugeben, dass weiterhin Weltgeltung beansprucht wurde, dass aber der Möglichkeit, diese zu verwirklichen, die historischen Gegebenheiten nicht . entsprachen. Der Konflikt zwischen Wollen und Können charakterisiert
x
die byzantinische Politik des 14. Jahrhunderts. Dieser Zwiespalt zeigt sich - um sogleich in medias res zu gehen - in der Politik Andronikos' 11. Palaiologos (1282 -1328) und wird zur Tragik bei seinem Eri:kel A ndronikos 111. (1328 -1341). Obgleich unter den Palaiologenherrschern das Reich durch eine gewisse Vielfalt kultureller Erscheinungen einen äusseren Glanz erhielt, wir wollen dabei nur das Cnorakloster erwähnen oder an die literarischen Leistungen eines Maximos Planudes, Nikepho ros Chumnos .und Theodoros Metochites erinnern, so entsprach doch die geistige Bedeutung des Staates, wie so. oft in der Geschichte, nicht mehr der tatsächlichen Macht. Was fehlte, war jenes glückliche Ineinandergreifen, das wir in der make don ischen Epoche und in der Komnenenzeit beobachten können. Es war wohl die Vielfalt der Geschehnisse jener für Byzanz am Ende doch so ergebnislosen Politik, dass bis jetzt wenig über die Palaiologen im Zusam menhang gearbeitet wurde. Zwar erhielt der Begründer der Dynastie, Mi chael VIII. Palaiologos, gleich zweimal innerhalb von fast dreissig Jahren eine Monographie, nämlich 1926 von, C. Chapman und 1959 von D. J. Geanakoplos. Das Ende des 14. Jahrhunderts, die Regierung Johannes' VII. (1390-1408) wurde von F. Dölger und die Herrschaft Manuels 11. in Thessalonike (1382-1387) von G. T. Dennis in A ngriff genommen, während jedoch die Zeit von 1282 bis zum Ausbruch der palamitischen Streitigkeiten vernachlässigt wurde. Das mag seinen Grund darin haben, dass man hauptsächlich an der Entwicklung des serbischen Staates oder an der Festsetzung der Osmanen in Europa interessiert war. Wenn Kon stantinopel wirklich noch berücksichtigt wurde, dann vielleicht unter dem Gesichtspunkt der Kirchenunion oder dem einer A usgangsstellung für einen Kreuzzug gegen die Türken. Die letzten A rbeiten über A ndronikos 111. und seine Zeit, die wir V. Pa risot, T. Florinskij und D. M uratore verdanken, liegen bereits achtzig Jahre zurück, sieht man davon ab, dass im Rahmen einer Darstellung der gesamten byzantinischen Geschichte, wie etwa bei L.Brehier, A . A . Vasiliev und G. Ostr�gorsky auch die Herrschaft der beiden A ndronikoi gestreift worden ist. Dass das ohne eine gewisse Vereinfachung und Typisierung nicht geschehen konnte, ist klar. Mittlerweile gibt es aber eine Fülle von Forschungen, welche die byzantinische Politik· vom Rand her berühren, wie etwa J. Meyendorffs Darstellung der hesychastischen Bewegung, P. A rgentis Untersuchung über Chios oder A . Burmovs Studie der bulgarisch byzantinischen Beziehungen. Diese Reihe liesse sich beliebig fortsetzen, aber das ist Sache der Bibliographie.
XI
Was fehlt, ist eine Monographie der byzantinische n Politik, welche die gesamte ne uere Literatur unter dem Gesichtsp unkt einer einheitlichen Reichspolitik berücksichtigt . Es (Jersteht sich wohl CJo n selbst, dass ein solches Unterfangen seinem Wesen nach Skizze bleiben m uss . Bei dieser Arbeit, die sich den Zeitraum CJornimmt, i n dem der junge An dronikos Mitkaiser, Gegenkaiser und Kaiser war, heisst das Problem: Wer war der eigentliche Le nker der byzantinischen Politik in den Jahren 1328-1341 und der eigentliche Führer des Widerstandes gegen den alte n Kaiser i n den Jahren 1321-1328? War es der Grossdomestikos Johannes Kantak uzenos oder war es sein Kaiser Andronikos III.? Bei der Beant wort ung dieser Frage schneidet der Kaiser meist schlecht ab. Eine De utung, die uns nicht ganz zulässig erscheint, bedenkt man, wie es kommen ko nnte, dass jenes Reich, das sich nach den Bürgerkriegen der zwanziger Jahre wieder einigermassen erholt hatte, plötzlich 1341 in ein solches Ch aos fiel, wenn kein wirklicher Herrscherwechsel stattgef unden hat? Das will kurz gesagt heissen: War Andronikos III. nur eine Marionette des Kanta kuzenos? War Kantak uzenos der eigentliche Kaiser? Richtet sich 1341 der Widerstand des Patriarchen Johannes Kalekas, der Kaiserin Anna und des Alexios Apokaukos gegen einen Us urpator oder gegen de n legi timen, CJom Vorgä nger noch designierten Herrscher? Der Vers uch, d urch eine Darstellung die Gr undlage für eine spätere De u tung all dieser Geschehnisse zu schaffen und ein wenig auch diesen oben erwähnten Fragen näherzukommen , soll die A ufgabe der (,'orliegen den Arbeit sein. Diese Dissertation entstand nach einem Gespräch mit meinem sehr CJerehr ten Lehrer, Herrn Professor Dr. Franz Dölger, dem ich CJon ganzem Herzen Dank sagen möchte für sei ne nimmermüde Sorge und Hilfsbe reitschaft. Ferner danke ich Herrn Professor Dr. H ans Georg-Beck für alles, was ich als seine Schülerin lernen d urfte, sowie für sein stetes und gütiges Ver ständnis. Sodann möchte ich Schwester M . Basilia Scham burger (München, An�er �loster) . für das Mitlesen der Korrekt ur d anken. Mein Da nk für man.nigfache Hilfe gehört auch Hochwürden Pater Dr. Utto Riedinger (Abtei Metten), Herrn Henry Scherft (Den Haag), Herrn Dr. R. Trste niak (Zagreb) und Herrn Gottfried Walter (Mü nchen) Zum Schluss aber danke ich Herrn A. M. Hakkert für seinen M ut, diese Arbeit in sein Verlagsprogramm aufgenommen zu haben.
Einleitung: Kaiser Andronikos 111. Palaiologos und seine Beurteilung
Andronikos I I I . Palaiologos ( 1 328-1341) ist seinen Zeitgenossen wie auch der Nachwelt ein Rätsel, wenn nicht ein Ärgernis; ist er doch mehr ein Bruch mit der Gegenwart als mit der Vergangenheit des by zantinischen Reiches. Dieses hatte im Verlauf seiner l angen Geschichte oftmals ähnliche H errscher. Doch diese Zeit war vorbei. D er J üngling Andronikos entsprie: ycXp KUVOCC; K"l �pve:oc KUV'l)ye:t'LKcX 1fOC�7tA'l)e�.. . lUVTe: YcXP KOCL 8tKoc X�ALrX8e:c; q>OCCJLV ot TOÜ ßOCCJLALKOÜ 7fpuToc\dou 8LOL' K�TOCL 7fe:PL T1)v CJq>wv 8l7f&:V'l)V WXLVOTO �e:rCJßOCL». Aus diesem Aufwand von 15.000 H yperpern m acht Sphrantzes BC (I. 8 :�0) über 1 400 Hunde, mehr als 1 000 Falken und fast ebensoviele Betreuer. Diese Angaben finden, wenn gleich sie übertrieben erscheinen, in dein Reisebericht des Ludolf von Suchern iber das Cypern der Lusignan eine Bestätigung: «(Tarnen in venationibus omnia consumunt. N am cognovi quendam comitem de J aphe qui pIures quam quin gentos canes habuit venaticos, et sem per duo canes , ut moris est ibidem, famulum specialern, qui ipsos mund os custodiat, balneet et ungat, quod ibidem canibus ve naticis necessario oportebit. I tem aliquis ad minus decem vel duodecim habet fal conarios , sub specialibus stipendiis et expensis .» , in : Ludolf von Suchern , Ludo1phi, rectoris ecclesiae parochialis in Suchern de itinere terrae Sanctae Liber. Nach alten Handschriften berichtigt hrsg. von Ferdinand Deycks, in Bibliothek des li terarischen Vereins Stuttgart, 25 ( 1 8 5 1 ) S. 3�. Es ist hier eine höfische Ku1tur, die von Cypern bis Konstantinopel reicht und die den Byzantine.'n des 1 4 . Jh. , da sie in ihr eine westliche Beeinnussung sahen, fremd geworden ist, während noch Michael VIII. «(seinen Triumph unq aUes, was von Anfang an durch Gottes Erbar men geschah». , an die Wände , des Blachernenpalastes malen Hess. (Pachymeres I. 51 7 2. ff in Treitinger, Reichsidee S. 1 8 3). Vgl. dazu auch Grabar, L'empereur dans l'art byzantin, Paris 1 936, �. 57 fr. 1 . Gregoras VIII , 1: I . 2 8� . 2 . Gregoras V I I I . 1 : I. 2 8 5 f; Sphrantzes I. 5 : 3 8. f f ( BC I . 5: 3 3. 14 fr. ) Kanta kuzenos erwähnt nur den Tod des Despoten ( I . 1 : I. 1 3 ) , aber nicht wie er starb . Vgl. auch Parisot, CantacuZEHie S. 31 .
13
Dies und vieles andere bewirkt, dass sich die Gunst d e s alten Kai sers, der angefangen hatte, auf die Anhängerschaft seines Enkels ei fersüchtig zu werden, von diesem abwendet. Ausschlaggebend dafür war, dass Michael I X. , angeblich aus Trauer üb er den fast gl eichzeitigen Tod seiner Kinder, der Anna von Epirus und des Despoten Manuel, in Thessalonike noch im Oktober 1320 gestorben ist!. An sich würde j etzt dem Herkommen gemäss, der Mitkaiser Andronikos B I . an die Stelle seines Vaters als präsumtiver Thronfolger und Erbe des byzan tinischen Reiches nachrücken . Nun handelt der alte Kaiser. Er entzieht seinem Enkel Andronikos B I. die ihm im Dezember 1316 verliehenen Rechte eines Mitkaisers2• Er verleiht diese nicht etwa seinem Sohn aus erster Ehe, dem Despoten Konstantin3, noch den Söhnen aus zweiter Ehe, wie dem l\1 arkgrafen Theodor von Montferrat oder dem Despoten D emetrios, von denen j eder über eine gewisse Gefolgschaft verfügt, sondern er zeichnot den geistig etwas beschränkten und ungebildeten Michael Katharos damit aus. Dieser entstammte einer illegitimen Verbin dung des bereits erwähnten Despoten Konstantin mit Kathara, einer Kammerzofe seiner zweiten Gemahlin Eudokia4• Sein Vorgehen be gründet der alte Kaiser mit dem unsolid An Lebenswandel des Andro nikos5• In V"irklichkeit aber mag Andronikos 1 1 . sich vor dem ständig wachsenden Anhang seines Enkels, der sich nicht nur aus byzantini schen Feudalherren zusammensetzte, s0ndern unter dem sich auch genuesische Kaufleute befanden, nicht mehr sicher gefühlt haben6• Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Rita-Maria-Xene, die Gemahlin Michaels I X . , hier gegen den alten Kaiser, der, wie manche Geschehnisse während des Bürgerkrieges zeigen, ihr persönlicher Feind war, den Sohn unterstützt hat. Auch zu den Armeniellproj ekten, die dem alten Kaiser so gefährlich dünkten, mag die Kaiserinmutter Rita, zusammen mit Guy de Lusignan, ihren Sohn angeregt haben. Andronikos B I . 1.
BI. '13:
Kantakuzenos I , 1 : 1. 13. ff; Gorjanov, Chron . Mosqu. S . 2 82: Gregoras Sphrantzes I. 5: 3 8 . rr. (Bonn I. 5: I, 33) .
L 277:
2. So F. Dölger, J ohannes VII . , Kaiser der Rhomäer 1 39 0-14.08, Byzantini sche Zeftschrift 31 (1 9:U) S. :Hu . Anm. 2; Andronikos III. wird von Kantakuzenos wie derholt lange vor seiner Krönung als Basileus bezeichnet ( z . B . I. 1 : 1. 1 3 , 17; 1.5: I. 2 7 , 14..) Gregoras (VIII. 14.: I. 3 7 3 .1 H). Vgl. S. 9 Anm. 1 . 3 . Papadopulos, Genealogie S. 37' Nr. 60. 4.
K antakuzcnos I . 1 : I. 14; Papadopoulos, Genealogie S. 3 7 Nr. 60. 5 . Vgl. S. 1 5 . 6. Gregoras VIII. '1: I. 285. «l:UtOV0(.L(IXV E��"t'€L ßXO"L)..LX�V XCXL cX.�eov(cxv lt'f-cxy, (.LcX."t'(J) V, wO""t'€ tIXU"t'
5. Dölger, Regesten IV. Nr. 24 44. G. B ei G regoras ist von einem Widerstand des Parakoimomenos Andronikos Kantakuzen.os nichts vermerkt, wohl aber, dass einige andere Byzantiner für die
15
boten, weiterhin im Palast zu erscheinen und kaiserliche Kleider zu tragen. Zugleich wird er auch vor versammeltem Senat wie ein Schul j unge seiner Jagdlei denschaft halber abgekanzelt. Unglücklicherweise fällt dann gerade noch, als der j unge Andronikos vor seinem Grossvater die Proskynesis machen will, ein Stoin aus dessen Thron, was so gedeu tet wird, dass der Enkel des Kaisertums unwürdig ist!. Es folgt nun die politische Erziehung des Michael Katharos. Dieser wird bei allen H offei erliehkeiten und bei den Empfängen ausländischer Gesandter hinzu gezogen2• Damit wurde er in alle die Privilegien, die bis jetzt dem j un gen Andronikos zuteil geworden waren, eingesetzt. Auch wurde die bisher stark vernachlässigte Erziehung des Michael Katharos gepflegt3• Ganz kanon so etwas natürlich nicht geglückt sein, da Michael KatharoB j edweder Begabung entbehrt haben soll'. Am meisten waren natürlich Beibehaltung der alten Eidformel waren (VIII. 3: I. 296); vgl. auch Parisot, Canta cuz�ne S. 38. 1 . K�ntakuzenos I. 5 : I, 27-28 . 2 . Ders. I. 1 : I. 15. 3. Gregoras VIII, 3 : I. 2940 f. Parisot unterscheidet im Ganzen sieben Mass nahmen , die der alte K aiser gegen seinen Enkel unternommen hat (a.a.O. S. 36 f.) . 40 . So K antakuzenos (I. 1 : I . 1 40 ) : (( oo't'oc; 8� 6 MLXCX�A , .. �K cpcxUAllC; KcxL occrlj (.LOU (.Lll't'p6�, �v 8e KCXt 'T�AACX &�LOC; oU8ev6c;, oihe Y «XP cpuaeCllC; �'t'uxev eupwa't'ou Tt� OC; 't'o CPPOVeLV oü.' �YKUKA(OU 7teipcxv �axe 7tcx·.8etcxc; , oü't'e Tt'pOC; a't'pcx't'!(cxc; �aKll't'o 't'o Tt'CX P cXTt'OCV , oü't'! Tt'F6� 'TL 'TWV 8acx vtoue; Koa(.LeL eucpuwe; �!xe K&V �Tt' 6AtyC..v , OCAA' o'hCll Tt'CXV 't'cXTt'OCaLV gv't'cx Tt'CXVTOe; Ea't'E�ll(.LtVoV KCXAOU» . Diese D arstellung verfolgt wohl den Zweck das Fehlen eine:rl späteren Notiz über Michael Katharos in den Quellen °auf Grund seiner Bedeutungslosigkeit zu erklären; denn seltsamerweise wird dieser nur zu den Ereignissen, die vor der Flucht des jungenAndronikos aus Byzanz berichtet werden , erwähnt. Es ist anzun ehmen, dass m an sich des Rivalen gewaltsam entledigt hat te. Dies vermutet auch Parisot (a.a.O. S. 3 1 ) , da Michael Katharos völlig aus den Quellen verschwindet; ob der Zelotenführer Michaelo Palaiologos, für diesen hält ihn K. P. Kyrrhes (in: 6 KU Tt'p LO e; OCpXLeTt'taKOTt'Oe; 0eaacxAovtKllC; ' ltXKL"eoc; (1 3405-6) Kcxl 6 p6AO� 'TOU ete; 'TO" OC\l't' LTt'CXA a (.Lt 'TLKO " ocywvcx, KUTtPLCXKtC; �Tt'ou8ec; 25 (1 961) 11 0 der gleiche ist, lässt sich auch nicht nach Kantakuzenos ( III. 93: II. 569 f) behaupten. Pa padopulos �rwähnt in seiner Genealogie den Zelotenführer Michael Palaiologos über: haupt nicht. Ungeachtet aller persönlichen Liebenswürdigkeit, die man dem jüngeren Andronikos zubilligen muss, verzichtet auch dieser nicht auf Mord, wie d as Beispiel des Syrgiannes zeigt ( vgl. S. 93) . 1 335 ermordet die Despoina Anna Palaiologina ihren Gemahl Giovanni Orsini und arbeitet kurz darauf mit den Byzantinern zusammen . Wenn man dies in Erwägung zieht, dann erscheint auch der « zufällige) Tod des Despoten M anuel tn einem a n deren Licht. D ass Andronikos freilich verzichtet, seinen Grossvater, wie ihm Syrgiannes geraten hatte, umzubrin gen, entsprang wohl staatspolitischen Erwägungen und spricht an sich nicht gegen die Vermutung im Falle des Despoten Manuel.
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von diesen Massnahmen der j unge Andronikos und seine Anhänger betroffen, die damit all ihre Pläne zerronnen sahen. "
Drei oder vier Monate vergehen, in denen die beiden Fürsten ein ander beobachten und Kräfte für die drohende Auseinandersetzung sammeln. B eide bomühen sich um serbische Waffenhilfe. So verhandelt jeder mit dem serbischen Mönch und Gesandten König Uros' 1 1. Mi lutin, Kallinikos1• Andronikos der Jüngere scheint auch noch Aussicht auf bulgarische Unterstützung zu haben2• D iese Vorbereitungen begin nen �twa im November 1320. Neben diesem Werben um auswärtige Hilfe kommt es innerhalb von Konstantinopel zu einem für die nächste Zeit höchst bedeutsamen Zusammenschluss. In diesen Tagen verbinden sich die vier einflussreichsten Männer mit dem j ungen Kaiser, nämlich J ohannes Kantakuzenos, der Protostrator Synadenos, Syrgiannes und Alexios Apokaukos. Dies war ein Bündnis, mit dem man sehr wohl den alten Kaiser aus dem Sattel heben konnte3• Syrgiannes treibt dabei ein Doppelspiel , da er, der Verschworene des jungen Andr onikos , zugleich vom alten Kaiser beauftragt ist, die Pläne des Enkels zu erforschen'. Die Bundesgenossen des j ungen Andronikos erwägen nun zweierlei Proj ekte. Den alten Kaiser ins Gefängnis zu we rfen , war der Gedanke des Synadenos. Syrgiannes geht weiter und rät sogar, den Kaiser um zubringen5• Gegen diese Vorschläge sind aber der junge Andronikos und J ohannes Kantakuzenos6 • Andronikos hat ferner die Absicht, nur einen Teil des Reichsgebiet es zu erobern, um dadurch seine Nachfolge gesichert zu wis sen. Desh alb wollte er auch nicht in das ihm feindliche Thessalonike fliehen, dessen Gouverneur zu seinem Grossvater hielt, sondern er zog Christupolis oder Adrianopel in Betracht7• Dabei ver sichert sich der j unge Fürst der Zusammenarbeit der drei reichen Ge nuesen Raffo Doria, Raffo de Mari und des Frederigo Spinola. Nebenher geht aber auch noch ein Werben um die Unterstützung des Krale. 1 . Vgl . S . 8 7 . 2 . Vgl . S . 5 5 . 3 . Gregoras VIII. 4 : I. 30 1 ; Parisot, Cantacuzime S. 4 0 .
4 . Gregoras VIII. 3 : I . 296. 5. Kantakuzenos I. 9 : I. 42 ff. Was die Vorschläge des Synadenol5 und des Syrgiannes anbelangt, so dürfen wir nicht vergessen, dass sie uns ihr grösster Gegner überliefert. Zur Person des Synadenos vgl . Papadopulos, Genealogie S. 1 0 N. 1 3. Vgl. dazu auch Parisot a.a. O . S. 39-41 . 6. K antakuzenos I. 9-1 0 : I . 45 ff. 7. K antakuzenos I. 4: 2, 3 ff; Parisot a.a.O. S. 39 f.
17
Dieser macht seine Hilfe von der Nähe des \Vaffenplatzes zu Serbien abhängig!. Dies mag der ausschlaggeb ende Punkt gewesen sein, zu Anfang Christnpolis als Zufluchtsort zu wählen. Wäre die Wahl - so dachte man - auf Adrianopel gefallen, so hätte weder die serbische Hilfe wirksam sein können, noch hätten die Verbündeten Nutzen von der genuesischen Flotte gehabt. Wenn man ausserdem noch berück sichtigt, dass Gal1 ipolis der Verwaltung der Familie des Kantakuzenos unterstellt war2, so lassen sich die Linien eines wohlgeplanten Angriffes auf die H auptstadt festellen. D ie Lage wird immer gespannter. Dem alten Kaiser bleiben diese Vorgänge keineswegs verborgen. Auch man ehe Vermittlungsversucho, die Theodoros Metochites und der Megas Kontostaulos Michael Tornikes unternehmen, misslingen3• Andronikos hat sich anfangs bemuht, durch den vom alten Kaiser so geschätzten Mönch u � d Philosophen J osep h eine Vers öhnung zu orreichen - aber vergebens4• Ganz offensichtlich waren dem alten Kaiser die militärischen Vorbereitungen und Fluchtpläne seines Enke 1s nicht ontgangen und um nun endlich diesem kalten Krieg oin Ende zu machen, verlangt er, dass der Prinz sich vor ihm verantwortet5• Am 5. April 1321 ist es soweit6• Andronikos der J üngere wird vor einen Gerichtshof weltl icher und geist licher Würdenträger geladen. B ei dioser glänzenden Ratsversammlung wir finden das Gelehrtendreigestirn Theod oros Metochites, Nikephoros Chumnos und Theoleptos, den M etropolite n von Philadelphia - führt dor alte. Mona�'ch in Anwesenheit des gre isen Patriarchen Gerasimos d en Vorsitz7• Da der junge Andronikos von vorn eherein nichts Gutes ahnt, sieht er sich vor, und während er vor dem Rat der Byzantiner stE ht . 1 . K an taku zenos
I.
8 : I. 38 L ; Pariso t , Cantacuz€me S. 4.0 f.
2 . Kan taku zenos
1. I.
4:
3 . Kan taku zenos
1.
11:
4 . Kan taku zenos I . 6 :
1.
2 4 ; P ariso t a . a . O . S. 4 0 .
I.
5 li ,
28;
1.
14:
1.
6 8 . Zur Person des Philosophen J oseph
vgl. H u nger. Von Wissenschaft und K u nst der frühen P al aiologen zeit S . 1 50 f . , M . Tre u , D e r Philosoph J oseph, B y z . Zeitschrift 8 ( 1 8 9 9 ) 1 -6 4 .
4 2 H.
5 . Kan takuzenos
1.
12:
I.
6 5 ; Gregoras V I I I , 6 : I . 3 1 2 ; Parisot, Cantacu zene S .
6 . E . d e Muralt, Essai de chronographie byzan tine 1 0 5 7-1 4 5 3 , St.-Peter
bourg 1 8 7 1 , 2. B d . S. 5 2 5 . 1 1 . 7 . Kantakuze�os
1.
1 4 : I. 6 7 ; vgl. auch J . Verpeaux, N icephore Chou rnnos,
horn rne d 'etat et h u rnaniste byzanti n , Paris 1 9 5 9 , S . 4. 1 . Z u Theolepto s . v o n Phi
ladelphia vgl. Beck, Kirche und theologische Literatur S . 693 f . Was die Verbindung dieses auch
kirchenpolitisch so i n teressanten Bi schofs ( vgl. d azu V. Laurent, Les
1.8
sichern seine Bewaffneten die ganzen Strassenviertel um den Kaiser palast abl. Diese Vorsi chtsrnassnahme war nicht unberechtigt; denn sogar Nikephoros Gregoras , der vertraute Freund seines Grossvatürs , bestätigt, dass j ener die Absicht hatte, den Enkel endlich gefangenzu nehmen2• Die Söhne des Metochites, Nikephoros und Demetrios, sind es sch1iesslich, die den j ungen Andronikos warnen , ebenso der Gesandte des alten Kaisers, der Eunuch Michael Kallikrenites3• Vor der oben erwähnten Versammlung klagt der alte Kaiser d en Enkel heftig an, er hätte nach seinem LEben und nach seiner Krone gestrebt. Bei all d em bleibt der junge Androni kos ziemlich ruhig, und erst 'als ihm der alte Kaiser vorwirft, er könne gar nicht mehr Christ genannt werden, da begehrt der Enkel auf4• Dieser Angriff konnte gefährlich werden, da in Byzanz die Orthodoxie eines Kaisers ein wesentlicher Bestandteil der Legitimität seiner H errschaft war6• Es kommt n un zwischen den beide� Fürsten zu einem so lauten Wortwechsel, dass Kantakuze nos und Synadenos, die mit ihren Bewaffneten bereits vor dem Palast tor stehen, aus Angst um ihren H errn den Saal stürmen6• Daraufhin erklärt sich der alte Kaiser unter vier B edingungen zur Versöhnun g bereit: der junge Andronikos solle seine Treue zur christlichen Reli gion beschwören , sodann , dass er nie irgend etwas gegen das Leben seines Grossvaters unternommen habe und unternehmen werde, fer ner solle er die Namen seiner H elfer preisgeben und einen Eid leisten, keine Fluchtpläne mehr zu hegen7• Andronikos 11 I. geht darauf ein und es kommt zUr scheinbaren Versöhnung8 • crises religieuses a Byzance: Le schisme antiarsenite du metropolite Theolepte de Philadelphie (+ 1 324) , Revue des Etudes Byzanti nes 18 (1 960) 4 5 . ) zur Familie des Nikephoros Chumnos betrifft , vgl. darüber dens . , La direc tion spirituelle a Byzance, Revue d. Et. Byz. 1 3 (1955 ) . 1 . Kantakuzenos I . 1 2 :
I.
59 f; 1.
12: I.
63; Gregoras VI I I .
6:
I.
31 2
f.
2. Parisot, Can tacu zene S . 43. Bereits fünf Wochen zuvor hatte der al te Kaiser schon e � nmal versucht den Enkel gefangenzunehmen (Gregoras VI I I . 5: l. 303) . 3. K antakuzenos I . 1 2: I . 6 3 . 4 . D ers . I . 1 4 : I . 6 8 f. 5 . Dies zeigt s ich , um i m 14. J ahrhundert zu bleiben , an den Schriften des Matthaios Blastares und des Nikolaos Kabasilas , worauf A . M ichel , D ie Kaisermach t in der Ostkirche (843-1 204 ) , Darmstad t 1 959, S. 1 1 aufmerksam mach t . 6.
Kantakuzenos I . 1 5 : I . 7 1 f . 7 . Ders. I . 1 5 : 1 . 7 2 . Gregoras VI I I .
6:
I . 3 1 2 . f.
8. Kantakuzenos 1 . 1 5 : 1 . 73-1 . 1 6 : 1: 74 er. Parisot, CantacU ZE!ll e
S.
45.
19
Das Wesentliche für den j ung&fi Andronikos mag die eidliche Zusi cherung gewesen sein, dass nur er der Nachfolger des alten Kaisers sein solle. Dafür schwor er nun, sich künftig loyal zu verhaltenl. Doch b ald erkennt er, dass die Preisgabe seiner Gefährten ein Fehler war, der sich sehr wohl popularitätsmindernd auswirken könnte, und er sucht dies rückgängig zu machen, was Theodoros Metochites zu ver hindern weiss2• D or alte Kaiser, der am 5. April unter Zwang auf die Einkerkerung seines Enkels verzichtet, versucht nun diesen vollständig zu isolieren. Johannes Kantakuzenos wird mit der Verwaltung vo n Morea betraut, während sein thrakisches Gouvernement dem Syrgiannes , übertragen wird3• Auch der Protostrator Theodoros Synadenos, der einst die Ver waltung von Prilep hatte', sollte versetzt werdenS. Damit wäre nun der junge Andronikos j edweden militärischen Rückhaltes beraubt gewesen, wenn seine Freunde es nicht verstandon hätten, den Vollzug der Befehle des alten Kaisers immer wieder hinauszuzögern. Man spricht bereits von e�ner Verhaftung des nunmehrigen «Andronikos Palaiolo gOB» der Kaisertitel war dem jungen Andronikos schon früher aber kannt worden6• Zuallerletzt taucht noch das Gerücht auf, der alte Kaiser wolle seinen Enkel gefangennehmen, und zwar während der Faschings zeiV. Am 16. April verlässt Kantakuzenos, um keinen Argwohn -
1 . Gregoras VI I I . 6: I . 3 1 3 . 2 . Kantakuzenos I . 1 6 : I . 8 0 ; I . 1 7 : I . 8 1 f. ; Gregoras VIl I . 6: I . 3 1 4 ; Parisot, CantacuZEme S. 46 f. 3 . Kan l akll zenos I . 16: I . 77 f. Kan lakuzenos, der dies verhindern will, er klärt dem alten Kaiser diese StatthaltersteIle wegen der traurigen Erinnerungen, die ihn wegen d es Todes seines Vaters, des ehemaligen Gouverneurs von Misth rel, mit der Peloponnes verbinden, nicht annehmen zu können (ders. I, 1 7 : I. 8 5). Der Va ter des K antakuzenos war von 1 308 bis 1 3 1 6 Statthal ter in M'Jrea Vgl. dazu D .A. Zakythinos, Le despotat grec de Moree. T. 1 : Histoire politique ( Collection de l ' I nstitut Neo-H elUmique de l'Universite de Paris, T . 1 ) . Paris 1 9 3 2 , S . 68. Diese Tätigkeit des Kantakuzenos war sehr günstig für die Byzantiner, da es der Statt halter verstande � hatte, sich gegen die Lateiner durch zusetzen (vgl. Zakythinos a.a.O. S. 66-ff. ) . Sein Nachfolger in Morea war der Schwiegervater seines Sohnes, Andronikos Asan (vgl . Papadopulos, Genea1ogie. Nr. 26), der aber 1 321 bereits wieder in Konstantinopel weilt (Zakythinos a.a.O. S. 7 3 ) . 4 . Kantakuzenos
I
8 . I. 3 7 .
5 . Ders . I . 1 6 : I . 7 8 . 6 . D ers. I . 1 9 : I . 9 3 . 7 . Gregoras V I I I . 5 : I . 303.
20
zu erregen, und wohl auch etwas untor Druck, die Stadt. Am 18. April wird der junge Prinz höchstwahrscheinlich von dem greisen Pat.riarchen Gerasimos I . gowarnt1; und in der Naeht vom 19. auf den 20. ° April verlässt Andronikos, unter dem Vorwand auf Jagd zu gehen, Kon stantinopel und trifft sich mit seinen Bundesgenossen , die ihn ausser halb der Stadtmauer am Gyrolimnetor erwarten2• D er erste Bürger krieg zwischen den beiden Andronikoi hat begonnen.
1. Auf seinem Bett fand Andronikos einen Zettel vor, der ihn mit einem Bi ' helzitat warnte ( Kantak. I. 1 8 : I. 8° 9) . Nach Gregoras (VI I I. 6: I. 3 1 5 ) war es der � atriarch, der ihn gewarnt hatte. Vgl. auch Parisot °a.a.O. S. 4.7 u. Anm. 4 . 2 . Kantakuzenos I . 1 8 : I . 89 f ; Gregoras VI I I . 6: I . 3 1 5 f.
/
21
3 . Der erste Bürgerkrieg und sein Abschluss von Rhegion 1•
durch
den
Vertrag
Als Andronikos I I. von der Flucht semes Enkels erfahren hat, lässt er den Megas Stratopedarches Manuel Tagaris2 holen, da mit dieser mit seinen Truppen die Verfolgung aufnehme. Das schei tert j edoch, da Tagaris erklärt, weder über die Soldaten, die das wagen würden, zu verfügen3, noch könne er die Flüchtigen einholen: « Entwe der würden wir zu spät kommen und unverrichteter Dinge zurückkehren, was ein Zeichen von Niederlage wäre, oder man würde sie einholen, aber dann würden wir als Besiegte fallen'.» D er alte Kaiser, der einsehen mochte, dass eine Verfolgung im Au genblick nutzi os ist, da auch der Senat Manuel Tagaris beipflichtet, ergreift nun andere Massnahmen. Er lässt den Senat schwören, keiner dürfe die Partei des «Andronikos Palaiologos» unterstützen, sondern man müsse diesen, der vom Kaiser abgefallen ist, als Feind bctrachten5• In diesen ersten fünfzig Kriegstagen gibt es kein en grösseren Kampf, kau m eine Intervention des Auslandes6, ausser vielleicht einer Unterstützung des j ungen Kaisers von Seiten des Zaren Svetoslav7• Charakteristisch sind dauernde Propagandamärsche, Abfall von der einen Partei zur anderen. PI ünderungen durch Leute des j üngeren Kai sers, um die Verpflegung der Truppen zu garantieren8• Die Gunst des Volkes gehörte von Anfang an dem j ungen Andronikos. Er hatte die « aureole de l'infortune» 9. Man erwartete und erhoffte von ihm all das, was der alte Kaiser versagte, was dieser aus Gründen der Finanznot 1. Die nun folgende Epoche der Bürgerkriege, also 1 3 2 1-1325 und 1 327-1 3 2 8 wird in d e n Urkunden des alten Kaisers als Zeit d e r aUYZ\Jcnc; bezeichnet in der die 7tFclYILC('rc( aU')'X&XUIL€v!X \mo 'r1jc; 't aG )(c(LpOG o.VW ILC()"',C(C; waren ( vgl . D ölger, Ur kunden des Johannes-Prodromos-Klosters .. S. 34 ) . 2 . Kantakuzenos I. 1 8 : 1 . 91 . Manuel Tagaris gehörte dem Senatorenstande an, er hatte seine militärischen Sporen in Philadelphia verdient und durfte deshalb wohl eine Verwandte des alten K aisers heiraten. Papadopulos, Genealogie S. 28 Nr. 4ft. 3 . . K antakuzenos I. 1 8 : I. 92. 4 . Ders. I. 18: I . 9 3 . 5. D ers. I. 1 9 : I . 9 3 , ; Parisot, Cantacuzene S. 6. S o Parisot a.a.O. S . 4. 7 A n m . 5. 7.
4. 7
f.
Vgl. d azu S. 55.
8 . So Gregoras VIII. 1 1 : 1 . 355; ders. VIII. 6 : 1. 320. Ka.ntakuzenos freilich s trei tel ab, dass dies von Soldaten des jl1 ngen Kaisers ausgegangen ist. 9. Parisot, Can tacuzene S. 4.8.
22
und aus seinen Staatsmaximen heraus ni cht leisten wollte und konnte. Solange er die M acht noch nicht richtig besass, konnte er grosszügig den thrakischen Städten Steuerfreiheit gewähren!. Als sich die a]]ge meine Lage immer mehr verschlechtert, entschliesst sich Andronikos I I . , den Oberkammerherrn Michael Kallikrenites und den Metropoliten Theoleptos zu seinem Enkel n ach Adrianopel zu schicken2• Diese trafen " Andronikos I J J . , umgeben von se inen Getreuen und einem überaus kampfbereiten H eer, dessen gezückte Schwerter K allikrenites solchen Schreeken einflössen, dass er vom Pferd stürzt und die Füsse des jungen Kaisers in seiner Angst umklammert. Erst Theoleptos, der als Metro polit von Philadelphia bereits den Anblick türkischer Kriegor gewohnt war, gelingt es, den Höfling wieder aufzurichten. I n den nun anschliessen den Verhandlungen erklären die Gesandten des alten Kaisers, dass er zur Verständigung bereit sei und sein Enkel ihm seine Wünsche mitteilen möge. Auch d er j unge Andronikos sagt) dass ihm eine Versöhnung mit seinem Grossvater sehr lieb seia, aber im Augenblick sei er doch etwas von seinen Trupp en abhängig und könne nicht selbständig entscheiden. D araufhin kehren die Gesandten nach Konstantinopel zurück, wohl einigermassen beruhigt, dass der junge H errscher ihre Vorschläge zu bedenken versprochen hat'. Am darauffol genden Tag beruft der junge Andronikos eine H eeres versamml ung ein6, in der er an den Truppen die Zuchtlosigkeit des Vortages rügt und sie von den Friedenswünschen seines Grossvators unterrichtet. Doch j ene, die sich in den kühnsten H offnungen auf Pl ünderungen gewiegt hatten, lehnen entschieden ab. Vor allem ma chen die lateinischen Söldner Schwierigkeiten6• Von den Beratern ist gegen eine Aussöhnung mit dem alten Kaiser der Protostrator und Syrgiannes7• Andronikos lässt Kantakuzenos, der sich während der 1.
Gregoras VI I I . 6 : 1 . 3 1 9 ; vgl . dazu Ostrogorsky, Geschichte S. 4 1 2 .
2.
D as war
ca.
April 1 3 :2'l ; Dölger, Regesten IV. Nr. 2 !1 5 3 .
3 . Kantakuzenos 1 . 1 9 : 1 .96. 4.
D ölger, Regesten IV. Nr. :24 5"3; K antakuzenos 1 . 1 9 : 1 . 9 6 f.
5 . Der� . 1 . 2 0 : 9 7 . H ier hätte Andronikos seinen Truppen Vorwürfe gemacht , dass sie so für ih n und gegen seinen Grossvater eingetreten seien. D as ist wohl kaum glaublich u nd geschah-wenn wirk lich-nur, um sir,h vor der Um- und Nachwelt zu rehabilitieren . Er musste gerade darauf achten, die etwas durch die Ereignisse des 5. April verscherzte Gunst seiner Truppen zurück zugewinnen (vgl . S. 1 8) . S.
6. K antakuzenos 1 . 20: 1 . 9 8 , 1 6- 1 8: 49. 7 . Ders. 1 . 20: 1 . 99.
« ot
tx
rE:�!lClV(;)V (.LLo6orp6pOL ACl-rLVOLI) . Vgl.
23
Versammlung des Urteils enthalten hatte, nachts zu sich kommen. Die heiden Freunde b eschliessen, nach aussen hin dem Wunsch der Armee zu willfahren, in Wirklichkeit j edoch nach Thessalonike zu gehen, um dort die Entwicklung abzuwarten!. Am nächsten Morgen wird weiter verhandelt. Andronikos versucht die Truppen von seinem Wunsch, nach Thessalonike zu gehen, zu überzeugen , um auf j eden Fall einen Marsch auf Konstantinopel zu verhindern2• D as nimmt wunder, ent weder liegt dem j ungen Kaiser mehr am Westßn, oder er scheut noch vor der Gewalt und den Ausschreitungen, die eine eventuelle Einnahme Konstantinopels zur Folge hätten , zurück. Vielleicht glaubt er aueh nicht an einen Erfolg, da er seine Truppen noch nicht hat erproben können. Es ist charakteristisch für das Wesen des jungen Andronikos, dass er seine Ansprüch e immer auf eine einigermassen legale Weise durch zusetzen versucht und Anwendung von Gewalt, solange es nur geht, vermeidet. In diesem Fall war das ein Fehler gewesen, es hätte sich möglicherweise der zweite und dritte Bürgerkrieg vermeiden l assen. Als aber das Drängen der Soldaten gar nicht aufhört, gibt der junge Kai ser wohl n icht ganz ungern naeh, doch sichert er sich ab , indem er insgeheim seinen Grossvater benachrichtigt, dass er gezwungen sei, nach Konstantinopel zu marschieren . Doch werde er eine Krankheit vortäuschen und langsamer vorrücken3• D as geschah wohl in der H off nung, dass der Grossvater ihm vielleicht auf dem Verhandlungsweg entgegenkäme, oder um ihn zu täuschen. Auf dem Weg nach Konstan tinopel stösst zum H e6r des j ungen Andronikos der bul garische Gesandte Martinos mit dreihund ert Kataphraktenreitern. Sie waren Andronikos I I I . als H ilfe von seinem Schwager, dem Bulgarenzar Theodor SVf, toslav, geschickt worden. Doch ohne etwas auszurichten, ziehen sich diese bald wieder in ihre Heimat zurück4• 1 . Ders . I . 2 0 : 1 . 9 9 f. 2. Ebd. 3. Kantakuzenos 1 . 21 : 1 . 1 1)7 f; nach Parisot a . a .O. S. 5 1 ist dieser Brief der Höhepunkt von Unverstand, wenn er ehrlich gemeint war. D och daran zweifelt er und u nterschiebt diesem B rief die Ahsi,cht, den alten Kaiser zu verwirren. D ölger, Reges ten IV. Nr. 2653. 4 . Kantakuzenos 1 . 2 2 ; 1 . 1 08 f. Er äussert hier die Meinun�, diese Panzerrei ter wären n ur geschickt gewesen , um den jungen K aiser gefangen zu nehmen. Ü ber ' diese Vfaffenhilfe, die vielleich t durch die Zarin ' Theodora verm ' : tel t wurde, findet sich keine Erwähnung bei Gregoras, auch C . J ire�ek berücksichtigt sie nicht. Vgl . auch S. 55.
ü ber ein Monat - es war bereits Anfang J uni - war vergangen seit der Gesandtschaft des Theoleptos und des Kallikrenites1, und es schien noch immer zu keinem Frieden zu kommen. Als der alte Kaiser glaubt, dass es seinem Enkel damit ernst ist, nach Konstantinopel zu marschieren, schickt er wieder eine Gesandtschaft. Seine Bevollmächtig te ist die Nonne Eugenia Palaiologina, die Mutter des Syrgiannesl. Bei Selymbria begegnet sie ihrem Sohn, der mit seinen Truppen auf dem Weg zur H auptstadt ist, wovon sei ihn abhalten will. Sie versucht offensichtlich auch, ihn im Sinne des ' alten Kaisers zu beeinflussen . . Bei Rhegion nun trifft Eugenia, die ehemalige Megale Domestikissa3, den jungen Kaiser und überreicht ihm die Botschaft ihres Herrn: Der junge Andronikos solle das Heer dort, wo ihn die Gesandtschaft erreicht hat, haltmachen lassen, bis sich der alte Kaiser in ein Klo ster, das der Enkel bestimmt, gerettet hat. Denn , wenn der Einzug des j ungen K aisers in der Stadt erst bekannt sei, sei es um das Leben des alten Kaisers geschehen; wenn aber dieser in Sicherheit sei, solle der junge Andronikos die Stadt nehmen�. Das ist, falls die Angaben des Kantakuzenos glaubwürdig sind, und wir dürfen es annehmen auf Grund der grossen Konzessionen, die Andronikos I I. machen musste, die vollkommene Kapitulation desselben. Umso seltsamer erscheint es freilich, dass sich der j unge Andronikos mit einer Gebietsab trennung zufrieden gab ; denn dass die Einnahme der Stadt möglich gewesen wäre, das zeigen die folgenden Abmachungen des Friedensver trages, der zu Rhegion (bzw. am Fluss Melas) etwa um den 6. Juni 1321 abgeschlossen wurde. Der j unge Andronikos erklärt hierin, dass er zur Versöhnung mit dem alten Kaiser und zu dessen Anerkennung bereit sei, doch solle ihm nach dem Tode des Grossvaters die Nachfolge gosichert sein. Sodann fordert er mit Rücksicht auf seine Anhänger die Abtrennung des von ihm besetzten Gebi etes zwischen Selymbria und 1 . VgJ . D � lger, Regesten I V. 24.G3 u. 2653. 2 . D ölger, Regesten IV, Nr. 24.61 ; Gregoras erwähnt diese Gesandtschaft im Anschluss an die Ereignisse nach der Flucht des jungen Andronikos aus Konstanti nopel, also ca. Ende April. Kantakuzenos verschweJgt die Gesandtschaft der Mutter seines Gegners überhaupt und damit natürlich auch, dass Syrgiannes es war, der diese zum j ungen Kaiser geschickt hatte, wie Parisot, CantacuZEme S. 49, bemerkt. 3. Zur Person der Eugenia Palaiologina vgl. St. Binon, A propos d'un pros tag ma inedit d'Andronic I I I PaIeologue, Byz. Zeitschr. 38 (1938) 144 fj vgl. auch Pa padopulos, Genealogie S. 2 1 Nr. 34 b .
4 . D ölger, Regesten IV, N r . 2660.
25
0'
Christupolis ( Kavalla) , mit den darin gelegenen Vororten von Konstan tinopel und das dazugehörende Steuereinkommen in Höhe von mehre ren tausend H yperpern j ährlich. Dafür solle der alte Kaiser das Gebiet von Konstantinopel, ein schliesslich Selymhria, beherrschen, ferner den Osten mit den I nseln, die westlichen Provinzen von Christupolis bis Durazzo und Dalmatienl • Mit diesem Vertrags entwurf wird die Nonne Eugenia Palaiologina zusammen mit dem Geschäftsträger des j ungen Andronikos,Alexios Ap(\ kaukos, naeh Konstantinopel gesr,hickt. Der alte Kaiser hört sich den Bericht der Eugenia an, lei8tet den Eid auf dEn Vertragsentwurf, wider ruft den gegen den j ungen Andronikos und seine Anhänger geschleu derten Fluch und erkennt schliesslich den Enke1 als Kaiser an2• Zur Ratifizierung des Vertrages wird die Nonne Eugenia, der Protasekretes Leon Bardales und Michael Kallikrenites zusammen mit Alexios Apo kaukos in einer zweiten Gesandschaft zum j ungen Andronikos geschickt, der nun seinerseits das Abkommen beeidet. Kantakuzenos verschweigt dabei, dass die auswärtige Politik auch in ; I Zu1kunft in den H änden des alten Kaisers liegen solle3• Die I dee der Reichseinheit bleibt somit gewahrt. Andronikos 11. versucht, djlJ Trennung des Reichsgebietes nicht anzuerkennen, und an der Fiktion, dass der Jüngere nur die Aufgaben eines Provinzgouverneurs erfüllt, festzuhalten, was natürlich ein Verkennen der politischen Lage war. Der Vertrag von Rhegion ist eine ungeheure Belastung für die byzantinische Politik und verleitet zu der Frage, warum Andronikos I B . zögerte, als sich Gelegenheit b ot : die Stadt einzunehmen. Lag e8 etwa in einer höheren Einschätzung der Provinz ? Fast könnte es so scheinen; denn Städte wie Christupolis und Adrianopel fest in der H and zu haben, bedeutete damals schon mehr als die H auptstadt und der imagin�re Ruhm, der den umgab , der sie besass. Bei einem Vergleich mit dem weiteren Verlauf des Bürgerkrieges erscheint das damalige Zögern des j ungen Andronikos als sein grösster politischer Fehler. Wäre ihm im Sommer 1321 die Einnahme von Byzanz geglückt und hätte er den Staatsstreich vom Frühj ahr 1 321 , den er wohl sicher geplant hatte, zielstrebig weitergeführt, so wäre dem byzantinischen Reich viel Blutvergiessen erspart geblieben. 1 . D ö1ger, Regesten IV. Nr. 2�62, 2660. 2 . Ders., Regesten IV. Nr. 2661 , 2�G3. 3 . Gregoras VIl I .6 : I .321 « " .8txe:a6o:( 1'v, " Opyexvov 'Epluv'1) Parisot a.a.O. S . 7 6 aufmerksam macht) . 6. Dölger, Regesten IV. Nr. 2692, 2693. 7 . Kantakuzenos I . 51 : T . 2 59. 8. Dölger, Reges ten IV. Nr. 2693. 9. Ders., Nr. 2694.
65
nikos B I . greift zu. Er erkennt die Einmaligkeit der Lage. Während er die Belagerung Konstantinopels dem Protostrator Synadenos mit dem Auftrag, das Gebiet der H auptstadt bis Rhegion hin abzuriegeln, überlässt, eilt er selbst, noch im Dezember, mit einer kleinen Schar nach Thessalonike1• Die Situation ist nicht einfach, da die gegnerischen H eere unter der Führung des Michael Asan, des Monomachos, des Pro tobestiars Andronikos Palaiologos und schliesslich auch des Serben ehre les und des D espoten Demetrios b ei Drama und bei Philippi lagern2• D a von erfährt der j unge Kaiser, als er kurz bei seiner Mutter Rita-Maria Xene in Gratianopel zu Besuch weilte. Von dort bricht er sogleich nach Xanthe auf, nicht ohne vorher den Generälen seines Grossvaters ein Prostagma geschickt zu haben, in dem er diese auffordert, sich zum Kampf zu rüsten3• Daraufhin sucht das H eer des alten Kaisers Schutz im festen Pherai, wo sie Andronikos, der in Christupolis ( Kavalla) von dieser Bewegung erfahren hatte, in dem unweit von Pherai gele genen und ihm treu gebliebenen Zichnai belagert. Zwei Tage spä ter überschreitet der Kaiser das Flüaschen Libobistos und erscheint vor Pherai. 'Er will die Anhänger seines Grossvaters zur Schlacht heraus fordern, doch diose lassen sich nicht darauf ein. Andronikos marschiert, da ihm ein längeres Verweilen nur als Zeitverlust erscheint, nach Thes salonike. Da ereilt ihn gerade j etzt von dieser Stadt die Nachricht, dass für ein Eingreifen der günstige Augenblick gekommen sei. In gröss ter Eile bricht der junge Andronikos auf und steht schon nach ei nigen Tagen vor der Stadt des H eiligen Demetrios'. Verkleidet glückt es dem Kaiser, nach Thessalonike hineinzukom men, was nicht ganz ungefährlich war, da noch Anhänger des alten Kaisers sich auf der Akropolis verschanzt hielten und von hier aus eine Weile \Viderstand leisten konnten. Doch bald gelingt es der Partei des Jüngeren, diese zu belagern und nach kurzer Zeit, Ende J anuar, zur Übergabe zu zwingen6• Andronikos B I . nimmt die Burg ein und l ässt. sich huldigen. Als ein günstiges Omen für die gerechte Sache und für die göttliche Berufung des j ung'en Kaisers mag von den Zeitgenossen 1 . K antakuzenos I . 51 : 1 . 259; Parisot a.a.O. S. 78 f. 2. K antakuzenos I . 52: I . 260-261 . 3 . D ers . 1 . 52 : 1 . 2 61-262; Dölger, Regesten IV. Nr. 2695. 4 . Kantaku zenos 1 . 5 2 : 1 . 262-266; vgl. auch Parisot a'. a.O. Regesten IV. Nr. 2697 .
S.
7 7-7 8; D ölger,
5. Kantakuzenos 1 . 53 : 1 . 268-2 7 2 ; Gregoras I X . 4 : 1 . 4 1 0 . Zur Chronologie vgJ. Plll'i sot, CantacuzEme S. 78 ff. Tafrali, T hessalonique S. 2 1 5 fr.
46
dessen wundersame Heilung am Grabe des Ptoliuchos Demetrios My roblytes gedeutet worden sein; denn seit jenem bereits erwähnten Schar mützel mit türkischen Seeräubern auf der thrakischen Chersonnes litt der Kaiser immer noch an den Folgen einer Verwundungl. Im Anschluss daran will Andronikos nach Berrhoia, wovon ihm aber K antakuzenos abrät. Er empfiehlt ihm, zuerst Ede8sa und Kastoria zu erobern!. Schnellreiter fordern die Obrigkeit dieser Städte auf, sich dem jungen Kaiser ohne Widerstand zu ergeben. I n Kastoria ist man dazu sofort berei t, in Edessa ist die Lage nicht weniger günstig für den Kaiser. Von dort fliehen der Despot D emetrios, I saak Rhaul und 1\1ono machos zu Stefan Uro� 1 1 1 . De�n8ki , nachdem sie erfahren hatten, dass ihre Frauen gefangen waren. B ald danach fallen Vodena, Berrhoia und Pherai. Edessa und Kasto ria öffnen dem Heer des jungen Andronikos die Tores. Der Bulgare Voislav, der Megas H etairiarches Exotrochos und der Megas Drunga rios Bryennios werden dem flüchtigen Protobestiar Andronikos nach Ochrid nachgeschickt, doch ohne Erfolg. Der Protob"estiar versucht Ste fan De�anski, der mit seinen Truppen an der Grenze steht, zum An griff auf den jungen Kaiser zu überreden. Doch der Kral lässt sich von diesem byzantinischen Emigranten nicht an seine Bündnispflicht· dem alten Kaiser gegenüber erinnern. Mittlerweile kommt Andronikos selbst nach Kastoria und geht von dort nach Ochrid4, um in dieser Stadt die Huldigung der Albaner aus der LTmgebung und aus der Gegend von Deabolis und Koloneia entgegenzunehmen5• Andronikos zieht sich nach einer Woche aus Ochrid zurück und tritt längs der 's erbischen Grenze dem Rückmarsch ' an.' 'Stefan De � an:8ki lä8st 8ich auch jetzt Iiicht , aUs seiner" Neutralität, : die aufzug�b-eii 'er höchst �n8 ' i'm : 'Fal i e' eines: lbf ' zantin:i schen .An gri Ues' bereit ist, heralislo('ken� ' b och' setit :at � ich" f Ü� die persÖnliche ' Sicherheit der ' AnihäWger ! d:es' " �lteri ' Kais'efs ein6. " Alif ' den Rat des KraJs ' besetztl der l , Pröt'bb'es'tiar Artdroriiko8 ' Palaio}Ogos Prilepi,,' l\fi chael Asan Pr ö sek und ! ander� " altknisertreue Byz9.rttinet nehmen Strurrii t za ein 7• Als bald' darauf d�r Protbbestiat s'tirb i,: ergibt I
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1 . Vgl. dazu
S. 1 7 7 I:. ,
.' , 2 . Kantakuzenos 1 . 54 : 1 . 2 7 3 ff; Dölger " ; Regp� te � �y. 3 . Kantakll zenOs 1.5 4 : 1 . 27 4 "r Cr I i ' ;
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Kantakuzenos 1 . 55: 1 . 2 8 0 .
7 . Ders. 1 . 55 : 1 .28 3-28 5 . SteCan De�anski machte hier den Anhängern dei
sich Prilep dem j ungen Kaiser. Prosek j edoch kommt nicht mehr an das Reich zurück, da Michael Asan serbische Hilfstruppen hier aufge nommen hat, welche den Byzantinern die Festung nicht herausgebenl. Als Andronikos I I I . erkannt hatte, dass ein · weiteres Verweilen zwecklos sei, wandte er sich über Thessalonike nach Strumitza und Melnik. I n Melnik aber will Nikephoros Basilikos Neutralität bewahren und lässt sich auch nicht durch Geschenke des j ungen Kaisors aus seiner abwar tenden H altung herauslocken2• Bald darauf erreicht diesen, als er wieder in Thessalonike ist, eine Gesandtschaft, dass ein altkaiserliches H eer am Melas Potamos gegen die Truppen des Theodoros Synadenos in Waffen stünde, und kurz darauf kommt eine Gesandtschaft, dass der Proto strator gesiegt habe un d M ichael Asan, der Feldherr seines Grossvaters, gefangen sei3• Im Anschluss daran ordnet der junge Andronikos noch die Verwal tung in Makedonie�, wo er seinen Vetter Guy de Lusignan, den Neffen der Kaisermutter Rita-Maria-Xene und späteren König von Kleinar menien, �um O"'r P�'t"Y)Yo� 'r�� EO"7tep�� ernannt hatte'. Auf Grund all dieser Geschehn isse ist man in Konstantinopel in grösster Unruhe. Andronikos I I I . hatte Makedonien erobert, Thrakien war b ereits in seinen H änden. Dem alten Kaiser blieb nur noch Kon stantinopel, wo er sozusagen gefangen war. Aus diesen Erwägungen heraus wollte er schon seinem Enkel eine Gesandtschaft schicken und ihn wieder einmal um Frieden bitten, als sich ihm in letzter Minute durch ein Bündnisangebot des Zaren Michael S i�man die einzige und fast unwahrscheinliche Möglichkeit anbot, seine H errschaft noch einalten Kaisers vier Vorschläge, die interessant sind , da sie ein Licht auf die auswär tige Politik Serbiens zu diesem Zeitpunkt werfen (soweit man natürlich Kantaku zenos trauen darf) : 1. D er Kral versprieht den Anhängern Andronikos' 1 1 . , sich für sie bei einer Gesandtschaft an den jungen Kaiser zu verwenden. 2. '\-Venn sie aber das nicht wollten , so werde er sich für sie bei seinem Schwager, dem bulgarischen Zaren Michael, verwenden, damit sie sich über Bu1garien. nach Byzanz retten kön ten . 3 . E� s tünde ihnen auch der Weg nach Venedig offen, von wo aus sie dan n zu Schiff sicher nach Konstantinopel zurückkehren könnten. 4. Könnten sie in den oben erwähnten Festungen den Ausgang ' des Krieges abwarten ( Kantak. 1 . 56 : 1 .284) , wofür sie sich denn auch entschieden. ' 1 . Kantakuzenos I . 56: 1 .285j J ire'�ek , Geschiohte der Serben S. 361 . 2 . Kantakuzenos I . 5 5 : I . 28oij vgl. dagegen Gregoras I X. 5 : t 4 1 3 . ff und D ölger� Regesten IV. Nr. 2699. . 3 . Kantakuzenos 1 . 5 6 : 1 .285 fj D ölger, Regesten IV. NI'. 2'105. I
4 . Kantakuzenos 1 . 56 : 1 .285.
mal zu rettenl• Davon b enachrichtigt Synadenos den j ungen Kaiser, der nun nicht länger zögert und über Didymoteichos geradewegs nach Konstantinopel marschiert2• Noch einmal versucht er seinen Grossvater durch Vermittlung des Palastbeamten Pepanos um Verzeihung zu bitten, doch vergebens3• Die Situation ist allgemein sehr kritisch, da zur gleichen Zeit in den Gewässern der Propontis Krieg zwischen den Venezianern und Genuesen tobt, was aber der j unge Andronikos den noch nicht für seine Zwecke ausnützen kann'. Die Lage scheint nun ganz , hoffnungslos zu werden, als der alte
Kaiser zu seinem Schutz eine bulgarisch-tatarische Garnison in Kon stantinopel einquartieren will. Als der j unge Andronikos davon erfährt, warnt er sogleich seinen Grossvater, und dieser lässt davon ab6• Kurz darauf zieht sich An�ronikos mit seinem H eer von Konstantinopel nach dem Dorf Logoi zurück6• Von hier aus schickt er seinen Gesandten Johannes Rhontzerios zu Michael S i�man, der unweit von Konstanti nopel stand. Rhontzerios solle den Zaren an seine früheren Verträge mit dem j ungen Andronikos erjnnern und ihn auffordern, sich zurück zuziehen, was auch geschieht'. In einer anderen Gesandtschaft kann der j unge Kaiser bei I van dem Russen und seinen tatarischen Abtei lungen das Gleiche durchsetzen8• Das Schreckgespenst eines Bündnis ses des alten Kaisers mit Bulgarien ist beseitigt, und Andronikos 1 1 . ist für die Schlu6sentscheidung isoliert. Nun kommt Andronikos 1 1 1 . auch noch der Zufall wunderbar zu Hilfe. Zwei Zimmerleute, d ie am Romanostor Wachdienst versahen, stellen ihm ihre Dienste zur Verfügung. In geheimen Gesprächen mit Andronikos und Kantakuzenos wird der Angriff auf die Stadt geplant9• Noch während die Gesandten mit dem Bulgarenzar verhandeln, lässt Andronikos zwei grosse Leitern bauen, mit denen man die Stadt ein1 . Gregoras I X . 5 : 1 . 4 1 1 ; Dölger, Regesten IV. Nr. 2 594, 2596. 2 . Kantakuzenos 1 . 56: 1 . 2 8 6 . 3. 11 ,
.
Dölger, Regesten I V . N r . 2 7 0 6 . Gregoras I X . 5 : 1 . 4 1 6-41 8 ; .
5,'" Gregoras I X. 5 : 1 . 4 1 6 ; vgl. auch Dö1ger, Regesten IV. Nr. 2709. 6 . Gregoras I X . 5 : I . 4 1 9 . 7 . Gregoras I X .5: 1 . 416; Kantakuzenos 1 .58: 1 . 298: D ölger, Reg�sten IV. Nr. 2 7 1 0 . 8 . D ölger, Regesten I V . Nr. 2 7 1 1 . 9 . Gregoras I X . 6 : Nr. 2 7 1 2 .
1.
419 ff; Kantakuzenos 1 .59: 1 .306; Dölger, Regesten IV.
zunehmen hofft. Als es dann soweit war, b ewegt sich das kaiserliche Heer von Logoi nach dem Dorf Klepta. Am nächsten Tag wird der Marsch bis nach Amblyop os fortgesetzt. Dort stösst auch noch der Pro tostrator Synadenos mit seinen Truppen' hinzu, und man ordnet das H eer. In einer gewissen Entfernung von den Truppen sollten j e zwölf Mann die zwei Leitern tragen. Danach folgten der Kaiser und J ohan nes Kantakuzenos. Die Vorhut und die Nachhut bildete das Fussvolk, in der Mitte war die Reiterei aufge&tellt. Diese war zweihundert Mann stark, und jeder Reiter führte noch ein zweites Pferd mit sich, um der Vorhut im Falle eines Angriffes der Altkaiserlichen die Flucht zu er möglichen. Glücklicherweise gelingt es, ohne von den Wachen in der Dunkelheit bemerkt zu werden, die Leitern an die Stadtmauer heran zubringen. Diese werden nun �nter der Aufsicht des Kamaris mit Strik ken hinaufgezogen und verankertl. D abei mag interessant sein, dass von den zwölf Mann, die zum Leitertragen beordert waren, sich sechs Byzantiner befanden und sechs - offenbar - deutsche Reisläufer2• Während man nun bisher beobachten konnte, dass AndronikoB den Lateinern wohlwollend gegenüberstand-hatte er sich doch so oft ihrer H ilfe bedient -, so verlangt er j etzt, aus Furcht, der Ruhm der Einnah me Konstantinopels könne von diesen prop agandistisch ausgenützt werden, dass sie durch ebensov!ele Griechen ersetzt werden. Dies war eine Vorsichtsmassnahme; denn der Lateinerhass in Konstanti nopel war gross, und der Kaiser, der wusste, worauf es ankam, schonte die nationaleIJ. Gefühle der Byzantiner. Ein weiterer Schachzug des Andronikos ist, dass er den Adeligen verbietet, lauf die Leitern zu stei gen, damit ihre Macht, die ohnehin schon Kaiser und Volk gefährlich ist, nicht noch gesteigert werde. Andronikos wollte - die Absicht ist klar - als Kaiser des Volkes, als der schlichte Soldatenkaiser altrömischer Tradition anerkannt werden. 1 . Kantakuzenos
D ers.
2.
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1 07
handlungen, die sich ziemlich lang hinzogen, Andronikos Tornikes und J ean de Gibelet, ein Verwandter des kyprischen Königshausesi. Der nunmehrige Graf von Savoyen Edoardo, der es für vorteilhaft halten mochte, nach dem Scheitern der französischen Pläne seines Vaters die alte Orientpolitik seines H auses wieder fortzusetzen, schickt seine Schwester nach Konstantinopel, und der Papst gibt seinen Segen2•
xar.t l't'ep�L ILLXpov 7tpO IXU1'WV 'tljt; IXU't'�t; lv ewx �xov 7tFe:oße(lXt; Wt; 't'(j> 0llE't'cP ILVl) '
o nu o6 !l evo L Pl)Y!. 0 8e 'tljt; 1" l) onu o 1Ll vl)t; &8e:ACPO; I:IXß(J)tOCt; x6v't'ot; (l&AAOV elAE 't'o 't'(j> ßar.O! Ad PCI>!J.IX(CI>V xlXnyyuljolX� 't'y,v &8eAcpi,v •
.
D iese Notiz bei Kantakuzenos enthält einige Verwechslungen: So werden Graf Amadeo und Graf Edoardo gleichgesetzt (darauf verweist Muratore a.a.O. S. 28 Anm. 1). Die Verhandlungen in Paris , die 1 322 stattgefundpn hatten, gingen ganz offensichtlich von Amadeo V. aus (vgl. S. 106 Anm. q) . D ieser scheidet aber bereits für die Verhandlungen mit_Byzanz aus, da er am 1 6. I X . 1 32 3 stirbt. Die Verhand lungen mit Savoyen waren demnach von Konstantinopel etwa Ende 1 32q Anfang. 1 325 in Angriff genommen (vgL Kantakuzenos I . q O: I . 1 9ft Cf; L U : 1 .1 9 6 . 8 P arisot, CantacuzEme S. 69 ff; Dölger, Regesten I V . N r . 2533 ) .Parisot hält übri gens (a. a.O. S. 69) die Bemerkung des Kantakuzenos bezüglich der W'erbung des französischen Königs um Anna von Savoyen für unwahrscheinlich, Muratore (a.a.O. S. 32 und Anm . 2) für einen Ausdruck byzsntinischen Stolzes . I . Kantakuzenos I .qO: 1 . 1 9 5 : «T�outcXv v "t'e T�e7tAh, KU7tP LOV fLEV 8v1'1X 1'0 YCVOt; XlXt xlXe' IXlfLlX 7tPOO�XOVto( 't'4'> "t'lXun;t; Pl)ytl). Zu dieser Namensform vgl . den Kommentar von L. Schopen, IV. Bd. I I I . q23, Muratore, Una PI'jncipessa S. 28 Anm. 2 ) . Vgl. auch L. de Mas-Latrie, H istoire de l'ile de Chypre sous la maison de Lusignan, Paris 1 85 2-1 855, Bd. n. S. 7 3-7 q u. Bd. I I I . S. 7 00-7 0 1 . 2. Muratore, U n a p rincipessa Sabauda S .
34.
1 08
4. Die byzantinisch-westlichen Beziehungen
,
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den J ahren 1326-1328
N ach dem Zusammenbruch der Kreuzzugsprojekte des Westens im J ahre 1324, sc heinen erst 1326 neue Pläne gegen Konstantinopel in Angriff genommen worden zu seinI. Offenbar hat Kaiser Andronikos I I . deshalb begonnen, die Unionsgespräche wieder aufzunehmen. Der kaiserliche Gesandte an der Kurie, der Dominikaner Andreas, versucht mit Eifer die Kirchenunion voranzutreiben2• Die Stimmung des Papstes und des französischen Königs gegenüber Byzanz war in höchstem Masse gereizt3• Doch bereits am 23. August 1326 erhält Benedikt von Cumae, der schon von früheren Un ionsverhandlungen her Erfahrung hatte', die Erlaubnis, mit den schismatischen Griechen zu verhandeln und diese der Union zuzuführen. Benedikt reist noch im H erbst 1326 nach Kon stantinopel , macht dabei Zwischenstation in Neapel und besucht König Robert und Philipp von Tarents. Die Verhandlungen des Dominikaners in Konstantinop el scheiterten j edoch vollständig. In einem Schreiben an Benedikt von Cumae betont der byzantinische Kaiser seine N eigung für die Kirchenunion, doch sei diese im Hinblick auf die gegenwärtige innenpolitische Lage des byzan tinischen Reiches nicht durchführbar. Der Brief schliesst mit dem Wunsch, sich an dem päpstlich-französischen Kreuzzugsunternehmen zu beteiligen6• 1. Vgl. Norden , Papsttu m B . 689 Anm . 1 . Norden schliesst hier auf einen Druck von lateinischer Seite auf Grund der Rückantwort eines Briefes Andronikos' 1 I . au f einen Brief Karls IV. von Frankreich . Dieser Brief des byzantinischen Kaisers ist herausgegeben von H . Omont, Proj et de Reunion des Eglises Grecque et Latine sous Charles le Bel, Bibliotheque de l' Ecole des Ch ar tes 53 ( 1 892 ) 256. Der Brief K arls IV. muss wiederum die Antwort auf einen früheren Brief Andronikos' I I . (an den fran · zösichen König) gewesen sein. Norden zeigt, dass über den ersten Brief Andronikos' 1 1 . , der den Friedenswunsch des Kaisers ausdrückt, eine Mitteilung in einem Brief Johannes' X X I I . an König Robert von Neapel erhalten ist (Raynaldus , Annales Ecclesiastici 1326 § 26, datiert vom 20. August 1 3 2 6 ) . 2 . Nl?rden, Papsttu m , S. 690 A n m . 1 . Norden schliesst dies auf Gru nd eines Briefes des Marino Sanudo an Stephan Syropulos. Vgl .Sanudo ep . 8 . Bongars I I .S. 299 3 . Norden , Papsttum S. 690 und Anm . 3 . 4 . Ebd . S. 690 f . , vgl . das päpstliche Schreiben ebd . Anhang N r . X. 761-762 . 5. Ebd. S. 691 und Anm. 2 . 6 . Omont a.a. O . S. 2 5 5 : (cSed h o c invenimus dificiliter fieri posse propter suspicionem quam habel'(et) (gen) eraliter populus noster . . . » Ebenso ders. in einem weiteren Brief an den französichen König, hrsg. a.a. O .S. 256: (cQualem habe! difficultatem in nobis et populo nobis subj ecto ipsam pacem ecclesiastici status posse (ieri diligenter et certe compr�hendit praefatus dominus Benedictus .. ,) Ä hnlich auch
1 09
Der Papst gibt im H erbst 1327 die Unionsverhandlungen vorläufi g auf und überlässt bei der Rückkehr Benedikts von Cumae nach Avignon1 Karl IV. von Frankreich die m ilitärische Initiative in den byzanti nischen Angelegenheiten, « super quo videat regia providentia ulteriL 8 quod agend um2» . Doch kurz darauf warb der Papst wieder um die Union und um d&8 Zustandekommen e ines neuen Kreuzzuges. So arbeitete J ohannes X X I I . auch nach dem Tode Karls IV. ( + 1328)sofort mit dessen Nachfolger, König Philipp V I . von Frankreich, und mit Venedig zusammen3.Venedig nämlich hatte b ereits im J ahre 1325 den · Versuch unternommen, Byzanz zu einer Union gegen die Seldschuken zu gewinnen4• So hatte der Doge Giovanni Superanzo ein B ündnis geplant, an dem der Papst, der fran zösische König und der Kaiser von Konstantinopel sich hätten betei ligen sollens. Dass es damals nicht dazu kam, lag wohl daran, dass der Papst zögerte, sich . mit den schismatischen Griechen zu verbinden6• Denn wahrscheinlich noch vor der Einnahme Konstantinopels durch den j ungen . K aiser dachte J ohannes X X I I . an eine Aktion gegen die Byzantiner, zumal da sich Andrünikos I I . auf die Seite seines grimmig sten Feindes, Ludwigs des Bayerr.l, stellt. So hat Andronikos I I . bis zum Ende seiner Regierung nicht aufgehört, sich in die politischen Ver hältnisse Italiens einzumischen. Er stützt dabei Ludwig den B ayern im Kampf gegen das P&p sttum7 und schickt, zusammen mit Ludwig Theodoros Metochites in seinem Schreiben an Karl den Schönen a.a. O . S. 257 . D ie Lage war wirklich gefährlich für den alten Kaiser, denn hätte er 1 326/27 die Kirchen union vollzogen, so hätte er damit rechnen müssen, dass sich sein Enkel zum Schutz herrn der Orthodoxie gemacht hätte. Vgl. auch Norden, Papsttum S. 692 Anm. 1 . und 2 . 1 . Vgl. Norden , Papsttum , S. 692. Der Brief des Papstes J op annes X X I I . an Karl IV. ebd. Anhang Nr. XVI S. 7 62 . 2 . A.a.O. Anhang XVI S. 7 6 2 . 3 . Norden , Papsttum S. 701 . 4 . G. D ürrholder, Die Kreuzzugspolitik unter Papst J ohann X X I I . {1 3 1 6-1 334 ), Strassburg' 1 9 1 3, S. 40. 5. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 3 2 8 § 85; vgl. auch Norden a.a.O. S. 701 Anm. 3, S. 7 0 2 . 6. Norden, Papsttum S . 7 0 2 . 7 . Möglicherweise war diese H ilfeleistung f ü r seinen Gegner der Grund, warum Johannes X X I I , seine Kreuzzugspläne gegen Byzanz nicht aufgegeben hatte. D ies herichtet der Procurator Gondissalvus Caputa an König Alfonso aus A vignon; vgl. : H. Finke, Acta Aragonensia. Quellen zur deutschen, italienischen, franzö sischen, spanischen, zur Kirchen - und Kulturgeschichte aus der diplomatischen
110
und den Stadtrömern, eine Botschaft nach Avignon: J ohannes X X I I . Bolle seine Residenz nach R o m verlegen. Das war im März 1328. Der Bürgerkrieg ging bereits dem Ende zu, doch der alte Kaiser versucht alles, um noch immer europäische Politik grossen Stils zu betreiben, und so ist ihm die Intervention in die kurialen Angelegenheiten ein Mit tel, das an die Zeiten erinnert, in denen der byzantinische Kaiser eine tatsächliche Macht im westlichen Abendland hattel und den Papst in die Sch ranken zu weisen verstand� Diese Parteinahme für Ludwig dürf te wohl die Revanche des Byzantiners für die dauernden Kreuzzugs drohungen der Kurie sein. Es ist demnach verständlich, dass es zwischen Andronikos 1 1 . und J ohannes X X I I . nie zu. einer echten Entspannung kommen konnte.
Korrespondenz J aymes 1 1 . (1 291-1 32 7 ) , Berlin u. Leipzig 1 908, Bd. I, S. 11 33 -/13G , Nr. 290: «EI emperador de Constantinople, segunt se dice, face muyt grant armada en ayu da le B avaro, quando 10 supo, envio tantost aHa a Castrucho con sejzientes hommes acavaHos e diebe, que 10 a feyto sen ador de Roma . . ./) Fraglich ist dabei , mit welcher Flotte Andronikos 1 1 . Ludwig dem .Bayern noch hätte zu Hilfe eilen können, zu einer Zeit, in der keine vorhanden war, und zudem der Bürgerkrieg auch nicht einEm Mann hätte erübrigen lassen. Dass aber wirklich ein Bündnis mit dem ' alten Kaiser bestanden hatte und eS , sich niGht nur um ein leeres Gerücht des Ver treters der , aragonesischen Krone handelt, dafür lässt sich eine 'N otiz bei J ohannes Kantakuzenos anführen, die von einer Gesandtschaft von deutschen Söldnern berichtet, die mit dem alten Kaiser verbündet waren und nun Geld brauchten. Diese Gesandtschaft traf während der Regierung Andronikos' 1 1 1 . ein ( Kantakuzeno� 1 1 . 5: I . 335-3 3 7 ) . 1 . Ein weiteres Beispiel für das Eingreifen des alten Kaisers in italienisch,e Verhältnisse ist ein Erlass Andronikos' 1 1 . für die Bewohner der M arkgrafschaft Montferrat aus dem J ahre 1 319; vg� . Dölger, Regesten IV. Nr. 241 8 .
111
5 . Andronikos I I I . und die Lateiner
Es ist kein Wunder, wenn man sich im Westen vom Regierungsan tritt Andronikos' 1 1 1 . eine gewisse Änderung in den lateinisch-byzan tinischen Beziehungen erhoffte. Vor allem war es Papst J ohannes XX I I . , der das H aus Savoyen für seine Unionsproj ekte' engagierte und die Verwirklichung dieser Pläne wohl von der Kaiserin Anna und ihrem Einfluss in Konstantinopel erhoffte. Mittelsmann sollte j etzt, wie später in den fünfziger J ahren Amadeo aCOOC; Toil 'EÄÄY)vla�oil 't'l)t; M�KPci� Aa (Xt; ( 1 2 82-1 33 7 ) ( Texte und Forschungen zur byz. - neugriech. Philol . N r. 4 1 ) Athen 1 94 7 , S. 1 5 1 . '
2.
A.a. O . S.
3. A.a.O. S.
1 36. 1 26 ff.
, . A.a.O. S.
1 36 ff.
. 5. A.a.O.
S. 35.
6. A.a.O. S. 43.
=
Einmal in seinem Leben hatte sein Sohn Andronikos 1 1 . geplant, (1 296), selbst einen Feldzug nach Kleinasien durchzuführeni. Die Ursache mag wohl in dem grossen Misstrauen gelegen soin, das er seinen Feldherren gegenüber hatte, wie das vor allem am B oispiel des Alexios Philanthro p enos deutlich wird. Diesen überaus beliebten Feldherrn hatten die Truppen zum K aiser ausgerufen. Das war wohl etwas gegen den Willen des Philanthropenos, aber es nützte ihm nichts; denn sein Gegner auf dem kleinasiatischen Kriegsschauplatz, der Protobestiar Libadarios, wartet schon auf seine Gelegenheit � Er nimmt ihn gefangen und blendet ihn, was der Kaiser nachträglich gutheisst2• Nun entschliesst sich Andronikos 1 1 . , selbst eine Expedition zu führen, lässt aber b ald davon ab , da ihm ein sechzehntägiges Erdbeb en als ein zu schlechtes Vorzei chen für ein solches Untornehmen erscheint3• Andere, aus dem Volk kommende Führer einer Verteidigung Anatoliens - wie der falsche Lachanas' oder der Mönch H ilarionö - mussten auf kaiserlichen Be fehl bald wioder von ihren Plänen ablassen. Es ist demnach auch nicht zu verurteilen, wenn angesichts' der Resignation der Konstantinopler Regierung, die dem Verfall bewusst zusah, ein Grieche, Konstantin Dukas Limpidares, die Rettung des kleinasiatischen Griechentums. bei Karl von Valois sucht6• Doch sollten seine Hilferufe umsonst sein . 1 . Ge'orgiades Arnakes spricht sogar a.a.O . S. 48 von einem «(yeyovoc;; ILovcx · 8,xov XCX1"Ot -rljv IL�)(POtv ßCXO'LAdcxv 1"OU».
2. Gregoras V I . 8 : i. . 1 9 5 . Ge orgiades Arnakes, '06Wllcxvo(, S. Alexios Philanthropenos S. 50. 3.
Pachymeres
III.
15.
42, 48; Beck,
Georgiades Arnakes 9..a.O. S. 47 f.
4 . A.a.O. S. 4 7 . 5 . A.a.O. S. 1 50 f . 6 . D er Brief des Konstantin Dukas Limpidares ist herausgegeben von H . Con stantinidi-Bibicou, Documents r./)ncernant l'histoire byzantine deposes aux Archi ves Nationales de France, Melanges O. et M. Merlier I (1 956) S. 1 1 9· -132 (früher schon bei D,ucange, Recueil de diverses chartes S. 50 ff; ferner in Acta et Diploma ta I I l . , S. 243 f. und von H. Moranville, Bibliothcque de I'Ecole de Chartes 60 (1 890) S. 82. Konstantin Dukas Limpictares fordert in diesem Brief Karl von Valois auf , die Griechen Kleinasiens zu befreien. Die Anrede, mit der er sich an den Franzosen wendet, ist praktisch schon eine Anerkennung des nämlichen als Kaiser; vgL dazu S. 1 00. Limpidares sagt auch ausdrücklich, dass er im Auftrag der kleinasiatis �hen Griechen handle und dass, wenn Karl von Valois den Griechen zu H ilfe käme, er damit rechnen könne, dass die klein asiatische Partei ihm ihre Unterstützung nicht verweigere Vgl. dazu noch E. D ade, Versuche zur Wiedererrichtung der lateinischen Herrschaft. . . Si 1 46-1 54; H. Constantinidi-Bibikou a.a.O. S. 1 28 ff.
1 48
Stadt um Stadt fällt Osman in die H ände, und nach seinem Tode (1.326) führt sein Sohn Urchan die Eroberungen weiter. I m März wurde Prusa erobert!, einen Monat darauf, am 3. Mai nach einem Erdbeben, Lopadion2• Der Vorstoss der Türken ist unab wendbar. Da nützt aue h eine kleine militärische Hilfe, die 1324 der von Seldschliken belagerten Stadt Philadelphia, wohl nicht ohne Drängen ihres Metropoliten Theoleptos, geschickt wurde, kaum etwas. Im Nor den verfolgt Urchan, Osmans Sohn, seine Pläne. Vor allem aber sucht er den Zugang zum Marmarameer, das er in nordwestlicher Richtung zu erreichen strebt. Es ist leicht für ihn, da das · Land fast menschen loer i st und die Bevölkerung, von der ein Teil bereits zu Beginn des J ahrhunderts nach Europa geflohen war3, keinen grossen 'Viderstand mehr leistet. Der Rest, der geblieben war, schien sich mit den Ver hältnissen zufriedenzugeb en. Ü berläufer gab es ja auf beidon Seiten. Griechen pnd Türken spi elten sich gegeneinander aus, mitunter lebten und arbeiteten sie j edoüh auch gut zusammon'. Man verlor das Ge fühl für die ungeheuere Gefährdung der Lago und lebte ohne Ge schichtsbewusstsein. Ibn B attuta erzählt, dass er auf seiner Roise durch Kleinasien nur auf sehr wenig Griechen gestossen seiCi. Mag sein, dass der Reisende sich mehr um die Anhänger des 1 R1am gekümmert hatte, doch ist der Schwund der Bevölkerung und der V
5. Kantakuzenos 1 1 .39: 1 . 54:2. Gy naikokastron ist das türkische Ahissarj so J ire�ek, Geschichte der Serben, Bd. I . S. 3 7 5 . 6. Kantakuzenos
1 1 . 38:
1 . 541 .
'Er
. kritisiert
hier
seinen
kaiserlichen
1 67 die Tatareneinfälle sehr in Mitleidenschaft gezogen war.
Auch trug
der Kaiser Sorge, dass diese Plätze aus den Städten des Umkreises besiedelt werden. An der thrakischen Küste baute er Peritheorion und in der Nähe davon Dipotamos1• Konstantinopel allerdings verlor immer mehr an G1anz . Alle kaiserlichen Gebäude verfielenI , mit Ausnahme der Blachernen, die Andronikos
1 1 1 . noch vor dem serbisehen Feldzug neu
befestigen liess3• Nicht einmal die H agia Sophia, u m. deren Schmuck sich die früheren Kaiser gekümmert hatten, konnte noch instand ge
halten werden. Einige J ahre nach dem Tode Andronikos' 1 1 1 . stürzte · eine ihrer Kuppeln zusammen, und die abergÜiubischen .. Byzantiner ' erschauerten bei einem Anblick, der an die. ZersÜ>rung Jerusalems und seines Tempels durch Nebukadnezar gemahntet. Aber nicht nur die Verteidigung zu L and lag dem Kaiser am H er
zen, sondern in weit grösserem Masse die Verteidigung zur See. Die Errichtung einer rieuen Flotte darf wohl als ein H auptverdienst Andro nikos'
1 1 1 . gelten. Denn da musste ein vol1kommen neuer Anfang ge
In acht werden, nachdem der alte Kaiser die maritime Verteidigung den Genuesen über] assen5 und so eine Lebensfrage des byzantinischen Rei ches vernachlässigt hatte. Die Folge war, dass die griechischen I nseln und auch Thrakien Jden türkischen Einfällen offenstanden und Byzanz im Ansehen des Westens stark sinken musste. Schon in der ersten , Zeit seiner H errschaft denkt der Kaiser an eine Neuordnung der
d urch
So erlässt er noch im Mai
den Bürgerkrieg gestörten Besitzverhältnisse.
1 328 ein Edikt� Die augenblicklichen Inhaber
von beweglichem Gut sollen die Nutzniessung haben, doch müsse das
Freund und wirft ihm Ruhmsucht vor: «�\I 'YcXp xrtt 7te:pt TcXC; olx03olLtlC; ,�MTLflO:: 6 ßCXO'LAe:OC;, ou jL6\1o\l Xpe:(cxc; �\le:xcx, ci).,AcX xcxl �uxcx'Y(a)'YLcxc; �\I 1T0LlLoc; «VCXAO\NI). L Kantaku1.enos 1 1 . 39: 1 . 542. 2 . Gregoras X I . 11: I . 568 . 3. Ders. X. 7 : I . 496. 4. .
Ders. X . 2: 1 1 . 74.9 . 5. über die Ausrüstung der Flotte und ihre zahlenmässige Stärke bei der Chios expedition vgl. S. 1 1 4 . Seit 1 329 war immer eine gewisse Flottenstärke einsetzbar, so bei dem kleinen Seegefech t bei Ten�dos zwischen Andronikos und Umur; vgl. S. 159; beim Entsatz von Nikomedeia vgl. S. 1 57 ; bei der Liga mit dem Westen vgl. S. 1 25�f.; danach aber scheint während der Kämpfe des Kaisers im Epirus die Flotte wieder vernachlässigt worden zu sein. Erst 1 340 wird Apokaukos zum Befehlshaber der Flotte gegen die Türken ernannt und ausserdem bekommt �r die Mittel, eine Flotte auszurüsten. Vgl. Dölger, Regesten IV. Nr. 2842. VgI, 'auch Ostrogorsky Geschichte.�S. 416.
1 68
Besitzrecht der ursprünglichen Eigentümer gewahrt bleibeni. Zwei weitere Gesetze, die auch noch in den Mai 1328 fallen, zeigen sein Be streben, der innenpolit.ischen Schwierigkeiten Herr zu werden. So wird der Steuerdruck für die Pächter der kleinen Staatsgüter erleichtert, es wird verboten, die letzte H abe und Kleidung für säumigen Zins einzutreiben2• Schliesslich führte Andronikos I I I . im J ahre 1329 den Gerichtshof der Xot60ALKOL X P L't'ott eins. Vier Richter, zwei Laien und zwei Kleriker sollten nun vollkommen unabhängig' Recht sprechen. Durch diese Institution hofft Andronikos wohl eine Bresche in die korrupten Methoden, deren sich die byzantinische Beamtenschaft so o ft bediente, zu schlagen und - was für die soziale Struktur des Reiches noch we sentlicher ist - die I mmunität der grossen Feudalherren zu brechen. Die Formulierungen der diesbezüglichen Prostagmata lassen hieran keinen Zweifel und können eine antiaristokratische Tendenz nicht 1. .
Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 1 6 und 2 7 1 7 .
2. Ders., Regesten IV. Nr. 2 7 2 8 . ( Diese Gesetze waren offenbar schon kurz nach dem Tode des Kaisers ohne Gültigkeit, wie sich dies aus, einer Bittschrift des Nikolaos Kabasilas an Anna von Savoyen erschliessen lässt; vgl. dazu R. Guilland Le trait6 inMit sur l'usure de Nicolas Cabac;ilas, E t� (LV�(L71V �Tt'up{8(1)vo� AcX(LTt'pou, 'A6�vo(L 1 935, 268-2 7 7 .
3. Den Vorgang der Einsetzung der XIX60ALKOl KpL't',xl u n d die Verleihung des kaiserlichen Schwertes (der ßIX:JLALK� (JTt'cX671) als Sinnbild der Gewalt, beschreibt Gregoras ( I X . 9 : 1 .438) . Vgl. dazu auch K . E . Zachariä von Lingenthal, Geschichte des Griechisch-Römischim Rechts, Berlin 1 892, S. 385 fr. Zur Einsetzung dieser Richtp.r erliess Andronikos I I I . 1 329 ein eigenes Prostagma, hrsg. bei C.E. Zachariae von Lingenthal, Ius Graeco-romanum, Neuausgabe von J . Zepos und P. I . Zepos, A then 1 930, I .Coll. V. nov. XLI: S. 580-581 ; vg1. auch Dölger, Regesten IV. Nr. 2747 . 1 33 4 kommen noch zwei Ergänzungsprostagmata hinzu, vgl. Zepos a.a.O. Bd. I . Coll. V . nov. XLI I : S . 581-582; Bd. I . ColL V . nov. XLI I I : S . 583, und Dölger, Regesten IV. Nr. 2805, 2806. Es waren im ganzen vier Richter, zwei Laien und zwei Kleriker, letztere fungieren jedoch als kaiserliche Richter, so P. Lemerle, le Juge General des Grecs et la retorme judi ciaire d'Andronic I I I in: Memorial Louis Petit = Melanges d'Histoire de l'archeologie. Byzantine = Archives de l'Orient Chretien 1 (Bucarest 1 948) S. 373. Die Namen der ersten vier Richter, . nämlich: Joseph Metropolit von Apros, der Dikaiophylax und Diakon Gregorios Kleidas, der Megas Dioiketes Glabas und Nikolaos Matal'angas, entzifferte L. Petit, in: L. Petit-Wo Regel-Actes de l'Athos, 3. fase. Suppl. Vizantijskij Vremenik 12 (1906) S. 24. A uf weitere allgemeine Richter weist Lemerle a.a.O. S. 308 rr. hin. Vgl. Ostrogorsky, Geschichte S. U5 �. =
4. Andronikos I I I . wollte, dass diese Richter unbestechlich wären und hat sie deshalb finanziell unabhängig gemacht.
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verleugnen. D iese Richter , bekommen sogar die Jurisdiktion über alle Kastra und Territorien des Reichesl. Andronikos 1 1 1 . , der willens ist mit j eder Günstlingsherrschaft aufzuräumen, zeigt hier sein innen politisches Programm: von der Rechtsreform zur Staatsreform. Die Einrichtung eines allgemeinen Gerichtshofes geht bereits auf Andro nikos 1 1 . zurück, wenn sich nieht die Ansätze hierzu sogar noch weiter zurück verfolgen lassen2• 1 296 hatte d er ältere Andronikos versucht, sine Justitzreform durchzufi�hren, doch ohne Erfolg3• 1 329 b aut sein Enkel hier weiter und schafft eine Einrichtung, �ie bis zum Ende des byzantinischen Reiches von B estand sein sollte. Andronikos 1 1 I . war kein J ustinian, und seine Zeit war ,auch nicht mehr das 6. J ahrhundert mit allen Möglichke�ten eines grossen Reiches, doch war die Wirkung der Gesetzgebung der Juristen, die unter Andronikos 1 1 1 . lebten, in die kornrnonden J ahrhunderte hinein nicht gering. Das kompilatorische Werk des Matthaios Blastares' sollte vor allem in der gesamten sla vischen Wolt auch nach dem Fall von Konstantinop el von grösstem Einfluss sein6, und di� ;t 345J erschienen� : H exabiblos des H armenopulo8 wurde die Grundlage der Gesetzgebung des neuen Griechenlands8• A. Soloviev sieht zwischen dem \Virken der allgemeinen Richt.er und den Arbeiten des H armenopulos und des Blastares einen inneren Zusam m enhang, der seinen Ursprung hat in der geistigen Atmosphäre von Thessalonike, das im 14. J ahrhundert an kultureller Bedeutung Konstan tinop el b ei weitem überragt und unter Andronikos 1 1 1 . als zweite Stadt d es Reiches sich zu , einem nie �rreichten Höhepunkt aufschwingt7• 1 . Zepos Bd. I. Coll. V. nov. XL I V. S. 582. 2 . Lemerle weist, (Le Juge General S. 293 u. Anm. 5) auf eine ähnliche Ein richtung aus dem J ahre 1 1 66 hin.
3. Zu den Reformen unter ' Andronikos 1 1 . vgl. K. E. Zachariä von Lingenthal, Geschichte des römischen Rechts S. 385. Lemerle, Le' Juge general S. 29lt-295. Boissonade, Ane ota Graeca, Bd. I I , 85. , ;
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4. Hrsg. b�i G.A. Rhalles u. M. Po�s, Athen 1 859. Bd. 2.
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5. Vgl. dazu A. Soloviev, L'ceuvre juridique de Mathieu Blastares, Studi Bizantini e Neoellenici 5. 1 939 (Atti deI V. Congresso internazionale di Studi Bizantini, Roma 20-26 settembre 1936. I. Storia�FilolC)gia-Diritto, S. 698-707). 6. Const.. H armenopuli - manuale legum sive Hexabiblos rec. G.E. Heimbach, , Leipzig 1 851 . 7 . A". . �oloviev a. a.O. S. 699. Zur kulturellen Bedeutung von Thessalonike im ' 14. J h, vgl. auch Taf�ali, Thessalonique . . . passim. B. L aurdas. 'H xAcxaaLx� CPLAO
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37 (1 960) 1 85.
170
D och war es das Schicksal Andronikos' 1 1 1 . , dass er hier wieder Misserfolg erleben musste. Vielleicht war es eine grosse Gefahr für diese Einrichtung, dass man aus praktischen Gründen b ald von dem anfangs erstrebten Grundsatz der Kollegialit ät in der Urteilsfällung absehen musste. Die allmächtigen Richter, die allein durch das Land reisten, fühlten sich sicher und liessen sich bestechen, und das obgleich der Kaiser in weiser Voraussicht von vorneherein. grosszügig für ihren Unterhalt hat sorgen lassen!. Möglicherweise war es Ver leumdung und der Neid all derjenigen , die der Urteils spruch der XOC60ALXOt X P L't'ott erfasst hatte, dass man im Jahre 1337 den Richtern salbst den Prozess machte2• Dabei hätte sich gezeigt, dass nur einer der vier Richter, nämlich Nikolaos Matarangos , als. unbestechlich be funden wurde. Für die erste Meinung, dass die Richter. korrupt waren, haben wir den Bericht des Gregoras, während Kantakuzenos über die Institution der Allgemeinen Richter kein Wort schreibt. Für die an dere Auffassung, dass die Richter einer Verleumdung zum Opfer ge fallen sind, spricht ein Bittgesuch3 dßs Metochite3neffen Leon Bardalos an Kaiser Andronikos I H . und eine j etzt entdeckte Apologie der vier Allgemeinen Richter, die an den Kaiser gerichtot ist und sich in schärf ster Form gegon Einmischung und willkürliche Verurteilung durch den Patriarchen wendet'. Für die innere Geschichte ist dabei interessant, dass wir wieder einen Beweis dafhr haben, dass Kantakuzenos keines wegs noch zu Lebzeiten des Kaisers eine kaisoräbnliche Stellung hatte und der Staatspolitik die Richtung wies5• Es gab unter Andronikos I I I . mehrere Instanzen, die über eine gewiss� Machtgleichheit verfügten, so die Kaiserin, den Patriarchen, dia Al1gemeinen Richter, die beiden Konkurrenten Kantakuzenos und Apokaukos, und nicht zu vergessen den Protostrator Synadenos. Was die XOC60ALKOt X P L't"OC( betrifft, 80 scheint es, dass der Patriarch hier aus Angst vor einer Verringerung 1 . Gregoras I X . 9: 1 .438. 2 . Ders XI. 3; 1 . 537 . 3. Vgl. dessen Bittgesuch an Andronikos I I I . hrsg. von K. Dyobuniotes, Ae:.ov 'fOt; 7tpCIlTrLe; YeXp
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