Werner Maser Der Wortbruch Hitler, Stalin und die Legende vom » Ü berfall«
Der Zusammenbruch des Sowjetimperiums mit se...
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Werner Maser Der Wortbruch Hitler, Stalin und die Legende vom » Ü berfall«
Der Zusammenbruch des Sowjetimperiums mit seiner ideologisch instrumentalisierten Geschichtsdarstellung verhalf der Geschichtsschreibung - vorü bergehend - zu Quellen, die zur Neubewertung nicht nur bestimmter Details, sondern ganzer Phasen der Geschichte zwingen. Falsch ist, was Jahrzehnte hindurch in der gesamten Fachliteratur stand, deren Autoren nämlich behaupteten, daßdie Deutschen der Sowjetunion den Hitler-Stalin-Pakt und das Geheimabkommen zum Beispiel ü ber die Aufteilung Polens angeboten und die Sowjets letztlich nur zugestimmt hatten, weil sie Deutschland fü rchteten - oder 1939 objektiv gar hatten fü rchten mü ssen. Nachweisbar ist: Pakt und Geheimabkommen wurden von Molotow in Stalins Auftrag formuliert, den Deutschen angeboten und von ihnen nahezu wortwörtlich akzeptiert. Falsch ist, daßHitler Stalin vorgeschlagen habe, Polen restlos aufzuteilen. Stalin war es, der Hitler vorschlug, Polen untereinander restlos aufzuteilen und den polnischen Staat auszulöschen. Falsch ist, daßStalin die Rote Armee erst 17 Tage nach Kriegsbeginn in Polen eingreifen ließ, weil » die Rote Armee nicht fertig gewesen« sei. Zutreffend ist: Im August hatte Stalin Frankreich und England vorgeschlagen, sofort 136 Divisionen, ein Heer von 2.584.000 Mann mit 10.000 Panzern, fü r einen gemeinsamen Krieg gegen Deutschland zur Verfü gung zu stellen. Stalin wollte im September 1939 lediglich verhindern, daßdie Westmächte auch ihm wie Hitler - den Krieg erklärten. Er blieb statt dessen ständig mit den Briten in Kontakt und schloßmit ihnen (bereits am 10. Oktober 1939) einen sowjetisch-britischen Vertrag.
Unbestreitbar ist: Sowohl Deutschland als auch die Sowjetunion bereiteten synchron einen Angriff gegen den Vertragspartner vor. Hitler kam Stalin lediglich zuvor, der Deutschland bereits im Herbst 1938 - während des Mü nchener Abkommens - und dann nochmals im bzw. nach dem sowjetischen Angriffskrieg gegen Finnland im Frü hjahr 1940 mit einem Angriffskrieg ü berziehen wollte. Da Stalin, der insgesamt 84mal vor einem deutschen Angriff im Sommer 1941 gewarnt wurde, Hitlers » Weisung Nr. 21: Fall Barbarossa« vom 18. September 1940 fü r einen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion bereits seit Ende Dezember 1940 - durch Verrat des einstigen Zentrumsabgeordneten und Hitler-Gegners Erwin Respondek - kannte, kann die stalinistisch bestimmte Version vom » verbrecherischen deutschen Überfall« auf die auf einen Krieg nicht vorbereitete friedliche Sowjetunion und vom » Grollen Vaterländischen Krieg« der Sowjetunion nicht nachvollzogen werden. Daßdie Rote Armee sich seit 1938 zudem auf einen Angriffskrieg gegen Deutschland vorbereitet hatte, ist inzwischen lü ckenlos bewiesen. Im September 1938, zur Zeit des Mü nchener Abkommens zwischen Deutschland, England und Frankreich, das die Sowjets als » Kulminationspunkt der Forderung der imperialistischen Politik« charakterisierten, machte die UdSSR in der Ukraine und im belorussischen Militärbezirk gegen Deutschland mobil. Doch dabei blieb es auch. Allein wollte Stalin es nicht auf sich nehmen, das von ihm zum gigantischen » Aggressor« stilisierte Deutschland anzugreifen. Die Erklärung der Sowjets nach 1945, 1938 Deutschland nicht angegriffen zu haben, weil die Tschechoslowakei sich nicht mit der Bitte an Moskau gewandt habe, Deutschland entgegenzutreten, ist allzu durchsichtig. Allerdings ist nicht zu ü bersehen, daßdie Sowjetunion sich nach der Entscheidung Frankreichs, Prag nicht zu unterstü tzen, in keiner einfachen Lage befand, zumal Polen und Rumänien sich weigerten, der Roten Armee Durchmarschrechte einzuräumen. Doch selbst wenn Rumänien sich anders verhalten hatte, Ware es den Russen infolge des total desolaten und primitiven rumänischen Eisenbahnnetzes kaum möglich gewesen, ihre erste Division in weniger als drei Monaten ü ber Rumänien in die Slowakei zu befördern. George F. Kennan, der als Berater des amerikanischen Botschafters in Moskau fungierte, resü mierte seinerzeit nach einem Gespräch mit dem deutschen Militärattaché in Prag: » Die russische Erklärung der Bereitschaft zum Beistand der Tschechoslowakei, wenn Frankreich dergleichen tut, war eine Geste, die Moskau sehr wenig kostete. Man kann behaupten, daßfü r die Tschechen aus verschiedenen Grü nden gute Aussichten bestanden, gerettet zu werden, wenn sie sich zum Widerstand entschlossen hatten. Man kann jedoch kaum behaupten, daßsie durch die Truppen der Sowjetunion gerettet worden wären.« Während die Reichsregierung seit Ende Juli 1939 nach beiderseitigen diplomatischen Vorarbeiten und Hinhaltestrategien auf rasche amtliche Entscheidungen der Sowjets im Hinblick auf eine deutsch-sowjetische Ü bereinkunft drängte und die Regierung der UdSSR - als demonstratives Zeichen ihres Entgegenkommens deutsche Landwirtschaftsfachleute nach Moskau einladen ließ, paraphierten sowjetische Vertreter in denselben Tagen, nämlich am 23. und am 24. Juli, einen von den Westmächten am 8. und 17. Juli 1939 vorgelegten Vertrag mit einem Zusatzprotokoll, nachdem Molotows Forderung zugestimmt worden war, gegen Deutschland gerichtete Militärverhandlungen zwischen der Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich einzuleiten. Und während Staatssekretär von Weizsäcker vom Auswärtigen Amt die deutsche Botschaft in Moskau am 3. August wissen ließ, daßdie deutsche Regierung bereit sei » ganz konkret ü ber die Sowjetunion interessierende Fragen zu sprechen« , genehmigte Stalin am Tag danach ein von den Volkskommissariaten fü r Verteidigung und Ä ußeres ausgearbeitetes Dokument, das den Titel » Vorstellungen zu den Verhandlungen mit England und Frankreich« trug und in fü nf Variationen militärische Maßnahmen fü r den » Aufmarsch unserer Kräfte« gegen den » Hauptaggressor« , also Deutschland, behandelte. » Im Falle eines Angriffs ... gegen uns, mü ssen wir von England und Frankreich« , so hießes in den sowjetischen
» Vorstellungen« , 1. die » Stellung von 86 Infanterie-Divisionen fordern, 2. einen entschiedenen Vormarsch ihrerseits vom 16. Tag der Mobilisierung an, 3. eine aktive Teilnahme Polens am Krieg und 4. ebenfalls einen ungehinderten Durchmarsch unseres Heeres durch das Territorium Galiziens und des Korridors von Wilna 5. bei gleichzeitiger Zurverfü gungstellung von rollendem Material.« Generalstabsmäßig festgelegt war nicht nur, wie viele Panzer und Flugzeuge und welchen Anteil an Artillerie die Sowjetunion, England und Frankreich jeweils stellen sollten, sondern auch die Richtung der » Hauptschlage« und die Koordinierung der militärischen Aktionen. Ab 13. und 14. August verhandelten britische und französische Militärmissionen in Moskau mit den vom sowjetischen Marschall Woroschilow angefü hrten sowjetischen Militärs und hochangesiedelten politischen Funktionsträgern Kusnetzow, Loktionow, Smorodionow und Schaposchnikow, deren Trachten weisungsgemäßdarauf gerichtet war, ü ber ihre Verhandlungspartner aus London und Paris verbindliche Zusagen von deren Regierungen fü r einen Militärpakt mit der Sowjetunion fü r einen Krieg » gegen Deutschland und seine Verbü ndeten« zu gewinnen. Stalin, der die Strategie und Taktik der seit dem 14. Juni 1939 - nach Sondierungsgesprächen in der zweiten Märzhälfte - in Moskau verhandelnden Briten und Franzosen mehrfach verärgert kommentiert hatte, fuhr bis zum 20. August 1939 zielstrebig zweigleisig. Er ließeinerseits Molotow, Astachow, Babarin, Potemkin und Mikojan monatelang mit Ribbentrop und dessen engsten Mitarbeitern konferieren, die deutschen Vorbehalte gegenü ber der Sowjetunion systematisch abbauen, die » Friedfertigkeit« sowohl seiner Regierung als auch seines Regimes als selbstverständliche Vorgaben suggerieren und von Molotow einen (bereits mit einem » Geheimprotokoll« versehenen) » Nichtangriffspakt« formulieren, in dem vom » Wunsch nach Festigung der Sache des Friedens« die Rede war - und drängte andererseits England und Frankreich, sich mit ihm fü r einen vermeintlich notwendigen » Präventivkrieg« gegen das Reich zu verbunden. Obwohl er, der » eiskalte Rechner« , wie Hitler Stalin nannte, London und Paris unterstellte, sich » insgeheim mit Hitler zu arrangieren« , bot er den beiden Westmächten an, eine gewaltige Streitmacht gegen Deutschland und seine möglichen Verbü ndeten Lettland, Estland, Rumänien und Ungarn fü r den Fall aufzubieten, daßsie bereit waren, sich mit der Sowjetunion fü r einen Krieg gegen Deutschland zu verbü nden. Das Sitzungsprotokoll der » Militärmissionen der UdSSR/Großbritanniens und Frankreichs« vom 14. August 1939 spricht fü r sich: » Auf Ersuchen der Militärmissionen Großbritanniens und Frankreichs stelle ich« , erklärte der sowjetische Armeekommandeur Schaposchnikow, » im Auftrage der Militärmission der UdSSR den Aufmarschplan der Streitkräfte der UdSSR an deren Westgrenze dar. Die Rote Armee läßt im europäischen Teil der UdSSR gegen eine Aggression in Europa aufmarschieren und Front machen: 120 Infanteriedivisionen, 16 Kavalleriedivisionen, 5000 schwere Geschü tze einschließlich Kanonen und Haubitzen, 9000 bis 10.000 Panzer, 5000 bis 5500 Kampfflugzeuge, Bomber und Jäger und zusätzlich: Hilfsflugzeuge. In dieser Zahl sind nicht einbegriffen: die Truppenteile der Befestigungsbereiche, die Flugabwehr-, die -Kü stenschutz- und die Reserveverbände, der Ersatz (Depots) und die rü ckwärtigen Dienste ... Die Kriegsstärke der Division betragt 19.000 Mann ... In Alarmbereitschaft versetzt werden die Verbände in den Befestigungsbereichen innerhalb von vier bis sechs Stunden. Befestigungsbereiche hat die UdSSR entlang ihrer gesamten Westgrenze, vom Nördlichen Eismeer bis zum Schwarzen Meer. Der Aufmarsch der Armee wickelt sich innerhalb von acht bis 20 Tagen ab. Das Eisenbahnnetz ermöglicht es, die Armee in der genannten Zeit nicht nur an der Grenze zusammenzuziehen, sondern sie auch entlang der Front umzugruppieren. Entlang der Westgrenze haben wir in einer Tiefe bis zu 300 km drei bis fü nf Rochiermöglichkeiten.« Nach dieser Stärkenaufrechnung, die der britische Adrimal Drax, der Leiter der britischen Mission, (auf Anfrage) mitschreiben durfte, erläuterte
Schaposchnikow: » Ich will nun die von der Militärmission der UdSSR gebilligten drei Varianten fü r ein eventuelles gemeinsames Vorgehen der Streitkräfte Großbritanniens, Frankreichs und der UdSSR im Falle einer Aggression in Europa darlegen.« Auch diese » Varianten« sind von so außerordentlicher historischer Bedeutung, daßsie wenigstens auszugsweise wiedergegeben werden sollen. 1. Vorschlag fü r den Fall, daßder Block der Aggressoren Großbritannien und Frankreich angreift. In diesem Fall stellt die UdSSR 70 Prozent der Streitkräfte, die von Großbritannien und Frankreich unmittelbar gegen den Hauptaggressor - Deutschland eingesetzt werden. Genauer: Wenn zum Beispiel Frankreich und Großbritannien gegen Deutschland unmittelbar 90 Infanteriedivisionen aufstellen wurden, so wurde die UdSSR 63 Infanteriedivisionen, sechs Kavalleriedivisionen mit entsprechender Anzahl Artillerie, Panzer, Flugzeuge, in Gesamtstärke von rund zwei Millionen Mann, bereitstellen. 2. Vorschlag » ... die Nordflotte der UdSSR fuhrt Operationen vor den Kü sten Finnlands und Norwegens außerhalb ihrer Hoheitsgewässer gemeinsam mit einem britischfranzösischen Geschwader durch ... die Baltische Flotte der UdSSR kann Unterseeboote einsetzen und vor den Kü sten Ostpreußens und Pommerns Minen legen. Die U-Boote der Baltischen Flotte der UdSSR werden den gegnerischen Transport von Rohstoffen aus Schweden stören ... falls die Aggression sich gegen Polen und Rumänien richtet ... (kann eine) Teilnahme der UdSSR am Kriege . .. nur dann erfolgen, wenn Frankreich und Großbritannien mit Polen und möglichst auch mit Litauen und Rumänien den Durchmarsch und Operationen unserer Truppen durch den Korridor von Wilna ü ber Galizien und Rumänien vereinbaren. In diesem Fall stellt die UdSSR 100 Prozent der Streitkräfte, mit denen Großbritannien und Frankreich unmittelbar gegen Deutschland antreten. Wenn zum Beispiel Frankreich und Großbritannien gegen Deutschland 90 Infanteriedivisionen antreten lassen, stellt die UdSSR 90 Infanteriedivisionen und zwölf Kavalleriedivisionen mit entsprechenden Artillerie-, Flieger- und Panzerkräften ... Im Sü den sperrt die Schwarzmeerflotte der UdSSR das Donaudelta gegen das Eindringen von Unterseebooten des Aggressors (Deutschland) und eventuellen anderen Marinekräften und riegelt den Bosporus ab, um feindlichen Geschwadern und Unterseebooten den Zugang zum Schwarzen Meer zu verwehren ... 3. Vorschlag fü r den Fall, daßder Hauptangreifer sich ü ber das Territorium Finnlands, Estlands und Lettlands hinweg gegen die UdSSR richtet. In diesem Fall werden Frankreich und Großbritannien unverzü glich in den Krieg gegen den Aggressor oder den Aggressorblock eintreten mü ssen. Durch Vertrage mit Großbritannien und Frankreich verbunden, mußPolen unbedingt gegen Deutschland antreten und unseren Truppen, laut Vereinbarung der Regierungen Großbritanniens und Frankreichs mit der Regierung Polens, durch den Korridor von Wilna und Galizien Durchlaßgewähren.« Die Sowjets lockten ihre westlichen Verhandlungspartner 1939 mit gigantischen Zahlen. So sollte die erste Welle der Luftwaffe 5000 bis 5500 Kampfflugzeuge auf dem westeuropäischen Kriegsschauplatz umfassen, dem gegebenenfalls monatlich 900 bis 950 neue Maschinen zur Verfü gung gestellt werden konnten. Eindeutig den Angriffscharakter der geplanten Operationen heraushebend, erklärte der Armeekommandeur Loktionow: » Die Reichweite der Bomber betragt 1800 bis 4000 Kilometer. Die Bombenladung reicht von 600 Kilogramm ... bis 2500 Kilogramm ... Das Verhältnis zwischen Bombern, Jagd- und Armeefliegern betragt prozentual 55 :40: 15.« Doch die beiden westlichen Militärmissionen, die sich erst elf Tage nach der Zustimmung ihrer Regierungen - mit einem Passagierdampfer - auf den Weg nach Moskau begeben hatten, wofü r sie sechs Tage benötigten, ließen sich Zeit. Wahrend die Sowjets die Westmächte drängten, sich fü r Stalins Krieg gegen Deutschland zu entscheiden, versuchten sie gleichzeitig, die Deutschen zu beruhigen und ihnen einzureden, daßsich
die deutsch-sowjetischen Verhältnisse im Hinblick auf eine gedeihliche Zusammenarbeit positiv verändert hatten. Tatsächliche Streitfragen gäbe es ja eigentlich nicht mehr, so daßaggressive Tendenzen nicht mehr zur Debatte stunden. Am 14. August 1939 erklärte Woroschilow den zaudernden westlichen Militarmissionen wörtlich, » daßdie (geplanten) Operationen der sowjetischen Truppen gegen Ostpreußen und Galizien und Operationen Englands und Frankreichs im Westen das Ende Deutschlands bedeuten wurden« , wenn sie, die Briten und die Franzosen, bereit seien, den sowjetischen Plan zu akzeptieren. Doch die Westmächte waren zu einer solchen Aktion nicht bereit. Sie beriefen sich auf das geltende Völkerrecht und verwiesen darauf, daßdie Sowjetunion und Deutschland keine gemeinsamen Grenzen hatten und Polen den sowjetischen Truppen den Durchmarsch durch Polen nicht gestatte. Damit war Stalins Plan zur Makulatur geworden, das militärisch und wirtschaftlich nicht entfernt auf einen solchen Krieg vorbereitete Deutsche Reich, dessen Fü hrung nachweisbar bis 1941 noch nicht einmal ü ber einen Kriegsplan verfugte, niederzuwerfen und ihm, wie Woroschilow sagte, ein » Ende« zu bereiten. Als Stalin am 19. August 1939 von Woroschilow erfuhr, daßGroßbritannien und Frankreich sich nicht in seinen Plan einspannen ließen, wandelte er sich innerhalb von 24 Stunden » vom Saulus zum Paulus« . Molotow, der sicherheitshalber bereits Mitte August beim deutschen Botschafter von der Schulenburg ventiliert hatte, wie Deutschland zu einem sowjetisch-deutschen Pakt stehen wurde, mußte nun auf diese Karte setzen und in bestü rzender Eile den Hitler-Stalin-Pakt vorbereiten. Wie die sowjetische Bevölkerung und die Weltöffentlichkeit auf diese Wendung reagieren wurden, interessierte Stalin persönlieh wenig. Die Funktionsträger des Regimes hatte damit fertig zu werden. Und noch ehe die deutsche Regierung sich naher mit dem sowjetischen Anerbieten beschäftigen konnte, erreichte sie bereits am nächsten Tag, am 20. August, ein Telegramm des deutschen Botschafters aus Moskau, der Molotows Wunsch ankü ndigte, sich möglichst umgehend mit Deutschland zu arrangieren. Die UdSSR redete von einem Nichtangriffspakt, während sie in Moskau intensiv dabei war, die Militärmissionen Großbritanniens und Frankreichs fü r einen Krieg gegen Deutschland zu gewinnen. Auf den Nachvollzug des Faktabschlusses vom 23. August 1939, der sich als Schleuse fü r den Krieg in Europa erwies, kann hier verzichtet werden. An dieser Stelle zunächst nur so viel: Das wirtschaftliche und militärische Kräfteverhältnis Sowjetunion Deutschland bot Stalin zu jener Zeit keinen tatsächlichen Anlaß, Besorgnis oder gar Furcht zu suggerieren und die Welt glauben zu machen, daßHitler in der Lage sei, die Sowjetunion ernsthaft zu gefährden. Die Auswertung der Ereignisse und Dokumente läßt vielmehr die Vermutung zu, daßes Stalin darum gegangen ist, » Hitler-Deutschland« propagandistisch frü hzeitig und systematisch mit dem Stigma des » Aggressors« zu versehen, um späteren eigenen Operationen aggressiven Charakters psychologisch den Boden zu bereiten. Die richtungweisenden Bemü hungen der sowjetischen Funktionsträger während der Verhandlungen mit den westlichen Militärmissionen bis zum 19. August 1939 sind mehr als ein Indiz dafü r. Die eigene Basis strafte Stalin Lü gen. Die sowjetische Luftwaffe erhielt beispielsweise vom 1. Januar 1939 bis zum 22. Juni 1941 17.745 Kampfflugzeuge und die Artillerie 99.578 Geschü tze, Kanonen und Granatwerfer gegen die erreichte Gesamtzahl von 7184 Geschü tzen der deutschen Artillerie bis zum Juni 1941. Die sowjetische Rü stungsindustrie, die 1941 43,4 Prozent des gesamten sowjetischen Staatshaushaltes beanspruchte und zwischen 1928 und 1941 von neun Millionen » Werktätigen« auf 23 Millionen angewachsen war, verfü gte bereits 1941 ü ber einen Frauenanteil von 39 Prozent. Hatten 1928 rund 100.000 Ingenieure und Techniker in den Diensten der sowjetischen Rü stungsindustrie gestanden, waren es 1940 mehr als eine Million. Am 22. Juni 1941 verfü gte die Rote Armee gegenü ber der Wehrmacht ü ber die fü nffache Anzahl an Flugzeugen und ü ber die siebenfache Menge an Panzern, was Hitler 1941 weder wußte noch hatte wahrhaben wollen. » Hätte mir einer« drei oder vier Tage vor
dem Beginn des Rußlandkrieges erklärt, die Russen » haben 10.000 Panzer« , so Hitler in der Nacht vom 5. zum 6. Januar 1942,,,ich hätte geantwortet: Sind Sie wahnsinnig?« Hatte die Friedensstärke der Roten Armee 1933 885.000 Mann betragen, waren es 1937 1.433.000, 1939 2.100.000, im Januar 1941 4.200.000 und im Juni 1941 weit ü ber fü nf Millionen Mann. Und die Gegenseite? Nach einer Forderung Hitlers von 1936 sollten die Wehrmacht und die Wirtschaft zwar 1940 auf einen Kriegsfall vorbereitet und voll einsatzfähig sein, doch das Rü stungsprogramm war - gemessen an der deutschen Industriekapazität - nur schwerfällig angelaufen. Bis September 1939 gab es in kaum einem deutschen Wirtschaftszweig eine Produktion, die größere Kriegsvorbereitungen auch nur ahnen ließ. Noch im dritten Kriegsjahr gab es weder einen zentral gelenkten Rü stungsplan noch eine zentral gelenkte Rü stungsproduktion. Jeder Wehrmachtsteil, das Heer, die Luftwaffe und die Marine, rü stete fü r sich nach Programmen, die Hitler gebilligt hatte. Den fast 6000 Mitarbeitern und einer » kriegsstarken Kompanie Generale« , die beispielsweise allein das Heereswaffenamt beschäftigte, war darü ber hinaus auch die unumgängliche Massenproduktion von Munition und Waffen fremd. Ständiger Streit um Rohstoffe und Arbeitskräfte war nur eine der paralysierenden Folgen des Zuständigkeits- und Kompetenzgerangels. Gemeinsame Absprachen gab es nicht. Da es in Deutschland bis zu jener Zeit noch keinen Kriegsplan gab, fehlte geradezu zwangsläufig auch ein differenzierter, zentraler Rü stungsplan. Der Vierjahresplan mit Hermann Göring als oberster Instanz hatte zwar fü r die Sicherung der fü r die Rü stung wichtigen Rohstoffe zu sorgen, wobei Sonder- und Generalbevollmächtigte fü r Chemie und Kraftfahrwesen Engpässe innerhalb spezieller Bereiche zu unterbinden hatten, doch sie bewirkten nicht, was Hitler erwartete. Zwar verfü gte Göring ü ber alle nötigen Vollmachten, doch er nutzte sie nicht angemessen. Infolge seiner vielen Ä mter war er eindeutig ü berfordert. Allein seine Position als Oberbefehlshaber der Luftwaffe nahm ihn so in Anspruch, daßer schwerlich in der Lage war, sich » nebenbei« auch noch ausreichend mit den Rü stungsproblemen und deren Umfeld zu befassen. Ein Problem fü r sich bildete die Kriegsmarine. Zwar sollte sie nach der Kü ndigung des deutsch-britischen Flottenabkommens durch Hitler im April 1939 nach dem sogenannten » Z-Plan« zehn Schlachtschiffe, vier Flugzeugträger, 20 schwere und 48 leichte Kreuzer, 22 Spähkreuzer, 66 Zerstorer, 90 Torpedoboote und 249 U-Boote bekommen; doch diese Stärke war erst fü r das Jahr 1948 vorgesehen. 1939 war all das pure Zukunftsträumerei. Zwar hatten - mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 - fortan monatlich 29 U-Boote die Werften verlassen sollen, was Admiral Karl Dönitz, der Befehlshaber der U-Boot-Flotte, hinsichtlich seiner Konzeptionen immer noch als viel zuwenig ansah, doch noch in der zweiten Hälfte des Jahres 1940 waren es faktisch nur sechs Boote pro Monat. Deutschland verfü gte sowohl am 1. September 1939 als auch am 1. September 1940 insgesamt ü ber lediglich 57 U-Boote. Die Anzahl der fü r den Einsatz im Atlantik geeigneten Boote sank bis Februar 1941 sogar von 26 auf 22. Im Oktober 1940 befanden sich im Nordatlantik mehr italienische als deutsche U-Boote. Was immer Stalin in diesem Zusammenhang auch verbreitete und glauben machen wollte: Er wußte, wie stark die deutsche Wehrmacht in Wirklichkeit war. Als Schukow ihm beispielsweise am 14. Mai 1941 meldete, daßallein im » baltischen, im westlichen, im Kiewer und im Odessaer Wehrkreis« 149 Divisionen der Roten Armee stü nden, bemerkte er lapidar: » Die Deutschen haben nach unseren Informationen nicht so viele Truppen« , was den Tatsachen sehr nahe kam! Am 22. Juni 1941 trat die Wehrmacht mit 152 Divisionen zum Angriff auf die Sowjetunion an: 3.500.000 Mann. Die Rote Armee verlor allein während des ersten Kriegsjahres 4.500.000 Mann (Tote, Verwundete und Gefangene), ohne daßsich dies gravierend auswirkte. Die hochentwickelte deutsche Technik und Industrie, die eisfreien Ostseehafen
und die Tü r zum Westen waren Wunsche, die in Rußland ü ber eine etablierte Tradition verfugten. DaßStalin nur » Ruhe und grundlegende politische Sicherheiten« und » von Deutschland die Anerkennung der Unverletzlichkeit des Status quo und damit die unverrü ckbare Stabilität in Osteuropa« im Blick gehabt habe, wie beispielsweise Ingeborg Fleischauer, die ihre marxistisch-leninistische Herkunft nicht verbergen kann, in ihrem stalinfreundlichen Buch » Der Pakt« behauptet, trifft angesichts der zuverlässigen Quellen nicht zu. auch wenn der Reigen derjenigen, die diese ideologisch instrumentalisierte These verfechten, immer noch Legion ist. Wie angesichts der Entstehungsgeschichte des Paktes vom 23. August 1939 und des Grenz- und Freundschaftsvertrages vom 28. September 1939 sowie der Struktur der beiden Paktpartner nicht anders zu erwarten gewesen war, versiegten die Verhandlungen trotz mancher diplomatischer Querelen nicht. Das Streitobjekt, die Okkupation fremden Territoriums, bildete das Scharnier, das die Verbindung aufrechterhielt. Das Baltikum, als sowjetische militärische Basis fü r Stalins Ambitionen und zukunftsorientierte Sowjetpolitik sehr viel wichtiger als fü r Hitler, blieb der Zankapfel. Kaum daßder Krieg gegen Polen beendet war, drängte Stalin zunächst Estland, Lettland und Litauen » Beistands- und Handelsabkommen« auf, die ihm ermöglichten, in diesen Staaten » legal« Verbande der sowjetischen Luftwaffe, der Flotte und des Heeres zu stationieren. Nachdenklich stimmen mußte im Hinblick auf die Formulierung des Grenz- und Freundschaftsvertrages, der die gleichen formellen Mangel aufwies wie der Vertrag vom 23. August 1939, daßin ihm weder eine Geltungsdauer und Kü ndigungsfrist noch eine Strafandrohung fü r die Verletzung der Vereinbarungen enthalten waren. Darü ber hinaus kann die Feststellung im Artikel IV, daß» die vorstehende Regelung als ein sicheres Fundament fü r eine fortschreitende Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen ihren Völkern« zu betrachten sei, schwerlich als Ersatz fü r eine gegenseitige Zusicherung » friedlichen Verhaltens« gelten. Schon diese Argumente lassen die - nicht zweifelsfrei zu beantwortende - Frage zu, ob die Vertragspartner sich damit freie Hand fü r Aggressionen vorbehalten wollten, ohne das Odium des Vertragsbruches zu riskieren. Mit einiger Sicherheit jedenfalls kann festgestellt werden, daßStalin und Molotow - ebenso auch Hitler - seit Anbeginn der Vereinbarungen nicht daran gedacht haben, sich buchstabengetreu an sie zu halten. Nachdem Hitler beispielsweise während seiner Unterredung mit Molotow in Berlin am 13. November 1940 moniert hatte, daßdie Sowjetunion die vertraglichen Vereinbarungen mißachtet hatte, soweit es um Okkupationen fremder Gebiete ginge, entgegnete Molotow in aggressiv skrupelloser Offenheit, daß» das Abkommen von 1939 auf eine bestimmte Etappe der Entwicklung« bezogen worden sei, die » mit der Beendigung des Polenkrieges abgeschlossen wurde« , so daßdie von der Sowjetunion » vorgenommenen Korrekturen« schließlich als Entgelt fü r die Unterstü tzung der UdSSR gelten durften, die Deutschland letztlich auch ermöglicht hatte, Frankreich niederzuwerfen. Vor Mitte Mai 1941 - wahrscheinlich unmittelbar nach dem Heß-Flug nach England - und nach mehreren Stalin-Ä ußerungen, daßdie Sowjetunion einen Krieg gegen Deutschland beginnen werde, wenn Hitler nicht komme, legten Schukow und Timoschenko dem Sowjetfü hrer einen vom späteren Marschall Wassilewski ausgearbeiteten und in Kanzleischrift eigenhändig niedergeschriebenen Operationsplan mit der Bitte vor, ihn zu genehmigen, was Stalin auch tat. Das an » den Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare der UdSSR, den Genossen Stalin« gerichtete Dokument begann mit dem Satz: » Ich trage Ihnen zur Begutachtung die Erwägungen fü r den strategischen Aufmarschplan der Streitkräfte der Sowjetunion fü r den Fall eines Krieges mit Deutschland und seinen Verbü ndeten vor ...« Vernichtet werden sollten von der Roten Armee danach als erstes strategisches Ziel zunächst die sü dlich von Demblin aufmarschierten deutschen Streitkräfte. Bis zum 30.
Tag der Operation sollte die allgemeine Frontlinie Ostrolenka, der FluB Narev, Lodz, Kreuzburg, Oppeln und Olmü tz erreicht sein, um den sowjetischen Kräften der Sü dwestfront die Möglichkeit zu eröffnen, den Hauptschlag in Richtung Krakau-Kattowitz zu fü hren und auf diesem Wege die deutschen Streitkräfte von den sü dlichen Verbü ndeten abzuschneiden. Durch einen » Nebenschlag« sollte die Kräftegruppierung um Warschau gebunden und die Voraussetzung geschaffen werden, der sowjetischen Sü dfront die Vernichtung der deutschen Truppen zu erleichtern. Gegen Finnland, Ostpreußen, Ungarn und Rumänien sollte eine bewegliche Verteidigung gefü hrt werden, um bei gü nstiger Lage fü r einen vernichtenden Schlag gegen Rumänien bereit zu sein. Gleichzeitig sollten die deutschen Streitkräfte um Krakau » zerschlagen« und der » Raum Kattowitz in Besitz« genommen werden. Dies sollte im Hinblick auf die Absicht geschehen, den Angriff nach Norden und Nordwesten fortsetzen und das ehemalige Polen und » Ostpreußen in Besitz« nehmen zu können. Nach diesen Vorgaben folgten Weisungen zur Sicherstellung konzentrierter Schlage gegen Rumänien und zur Vernichtung der rumänischen Armee. Die dargelegten Maßnahmen sind so umzusetzen, hielt es weiter, daßes der sowjetischen Fü hrung möglich sei, einen » Überraschungsangriff« » sowohl von der Luft als auch auf dem Festland« zu fü hren. » Ausgehend von der Absicht des strategischen Aufmarschplanes« , hießes wörtlich weiter, » ist fü r die Streitkräfte der UdSSR folgende Kräftegruppierung vorgesehen: Die Landstreitkräfte der Roten Armee in der Starke von 198 Schü tzen-Divisionen, 61 Panzer-Divisionen, 31 motorisierten Divisionen, 13 Kavallerie-Divisionen (insgesamt 303 Divisionen mit 5.757.000 Mann) und 74 Artillerieregimentern als Reserve des Oberkommandos« sollten auf vier » Fronten« verteilt werden: auf die Nordfront (Militärbezirk Leningrad), die Nordwestfront (besonderer Militärbezirk Baltikum), die Westfront (besonderer Militärbezirk West) und die Sü dwestfront. Ausdrü cklich kodifizierte der strategische Aufmarschplan: » 1. Unter dem Anschein von Übungen fü r Soldaten der Reserve ist eine geheime Mobilmachung der Truppe durchzufü hren. 2. Unter dem Anschein, in Ausbildungslager auszurü cken« , hießes weiter, » sind in der Nähe der Westgrenze geheime Truppen zusammenzuziehen, und vorrangig sind alle Armeen fü r die Reserve des Oberkommandos zusammenzuziehen. 3. Aus den entlegenen Militärbezirken sind die Luftstreitkräfte geheim auf Feldflugplätzen zu konzentrieren, und mit dem Einrichten der rü ckwärtigen Dienste der Luftstreitkräfte ist sogleich zu beginnen ... 4. Um sich von einem möglichen feindlichen Ü berraschungsstoßzu sichern, ist das Zusammenziehen der Kräfte und der Aufmarsch der eigenen zu decken und ihr Übergang zum Angriff vorzubereiten . . . « » Ich ersuche« , so hießes unter der Ziffer IX des Aufmarschplanes, ,,1. Den vorgelegten Plan fü r den strategischen Aufmarsch der Streitkräfte der UdSSR und den beabsichtigten Einsatzplan fü r den Fall eines Krieges mit Deutschland zu bestätigen ... Die konsequente Durchfü hrung der geheimen Mobilmachung und die geheime Zusammenziehung vorrangig aller Armeen der Reserve des Oberkommandos und der Luftwaffe (bitten wir) rechtzeitig zu genehmigen« und » Die Industrie verbindlich zu verpflichten, den Produktionsausstoßfü r Panzer und Flugzeuge als auch den Plan fü r die Herstellung und Zufuhr von Munition und Kraftstoff innerhalb der vorgegebenen Zeit genauestens zu erfü llen.« [1]
General Wassilewski hatte die Aufzählung der fü r den Angriffskrieg gegen Deutschland zur Verfü gung stehenden » Vorräte« an Munition, Treib- und Schmierstoffen und Bomben am Schlußseines (von Stalin mit » J. St.« ) paraphierten Operationsplanes mit der Formulierung eingeleitet: » Der Aufmarsch der Truppen und ihr Einsatz werden durch die nachstehend angefü hrten Vorräte sichergestellt« , was nicht unbedingt auf beabsichtigte Verteidigungsoperationen hinwies. Seine Aufschlü sselung bestätigte es ebenfalls. So registrierte er beispielsweise fü r die Flugabwehr einen Vorrat von lediglich f ü nf Tagen fü r 37-mm-Munition und von elf Tagen fü r 85-mm-Munition, was eindeutig gegen eine Absicht sprach, sich an den Grenzen auf Defensivoperationen vorzubereiten und einen Verteidigungskrieg fü hren zu wollen. Ebenso verhielt es sich hinsichtlich der » Fliegermunition« und der Treib- und Schmierstoffe: » Betonbrechende Munition« lag fü r zehn Tage bereit, Benzin fü r zweieinhalb Monate. » Betonbrechende Munition« konnte im Verteidigungskrieg im eigenen Land nicht eingesetzt werden. Die großen Treibstoffmengen in Grenznahe schlossen Verteidigungsabsichten als dominierendes Motiv ebenso aus. Eine Million Tonnen Treibstoff wurden Anfang Juni aus dem Landesinneren in Grenznähe geschafft, wo sie im Falle eines Verteidigungskrieges rasch ein Opfer der feindlichen Luftwaffe werden mußten, wie es bereits am ersten Tag des deutschsowjetischen Krieges auch geschehen ist. Ä hnlich verhielt es sich im Zusammenhang mit den Munitionsbereitstellungen. 4216 - in » Grenznähe geparkte« - Eisenbahnwagen mit Munition wurden unmittelbar bei Kriegsbeginn allein an der Westfront vernichtet. Allein auf dem Bahnhof Kalinowka an der Sü dwestfront standen 1500 Eisenbahnwaggons voller Munition bereit, was nicht zu den Ausnahmen gehörte. An allen Frontabschnitten befanden sich in angemessener Entfernung von den Grenzen fahrbereite Munitionszü ge, deren Besatzungen auf Anweisungen fü r ihre Weiterfahrten harrten. Hätte die Rote Armee sich auf einen Verteidigungskrieg vorbereitet, wären diese Vorräte nicht auf mobilen Fahrzeugen gelagert, sondern an vorbereiteten Verteidigungsstellen deponiert worden. Die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Roten Armee wußten spätestens seit Ende 1938, daßdas Gerede ü ber die Sowjetarmee als » Verteidigungsarmee« nur eine Version der Propaganda war. Und sie bestätigten dies nach ihrer Gefangennahme auch nahezu ausnahmslos. Nachdem Stalin die Auffassung geäußert hatte, daßein deutscher Angriff nach Herbstbeginn 1941 nicht erwartet werden könne, weil der Zeitpunkt » fü r einen deutschen Angriff zu spät« sei, wurde in der Sowjetunion alles darauf vorbereitet, den deutschen Möglichkeiten mit einem umgehenden eigenen Angriff » zuvorzukommen« , wie der von Timoschenko und Schukow unterzeichnete Operationsplan es vorsah. Die sowjetische Eisenbahn trug dabei einen wesentlichen Teil der Hauptlasten. Zu den bereits genannten Zahlen gesellte sich die Tatsache, daßallein 1320 Eisenbahnzü ge (nicht etwa Waggons, sondern Zü ge) mit Kraftwagen auf den Schienen bereitstanden. Angesichts dieses schier unü bersehbaren Aufwandes und der sowjetischen Organisationsmangel kam es vor und bei Kriegsbeginn zu Pannen, die den deutschen Streitkräften zugute kamen. Ein Großteil der Einheiten der 21. Armee beispielsweise wurde ebenso auf dem Transport vom Kriegsausbruch ü berrascht wie das 43. Schü tzenkorps, elf Divisionen der 21. und 22. Armee und die 19. und 16. Armee. » Die ungeheure Ansammlung von Waggons lähmte den Betrieb vieler Eisenbahnknotenpunkte nahezu vollständig« , ü berlieferte Kowaljow, der stellvertretende Volkskommissar fü r Staatskontrolle, was General Klemin vier Jahre später mit dem Hinweis bestätigte, daßsich 47.000 Waggons mit Kriegsmaterialien auf den Strecken befanden und zu spät zum Einsatz zur Verfü gung gestanden hatten. Stalins Kalkü l, Hitler frü hestens Anfang 1942 » kommen« wurde, hatte nicht nur ihn getrogen, sondern auch die Militärs bewogen, ihre Vorbereitungen nicht mit der Eile zu betreiben, die angesichts der Sachlage am Platze gewesen wäre. Wer davon ausgeht, daß auch Stalin seine Offensive erst 1942 habe auslösen wollen, ü bersieht die Tatsache, daß die Rote Armee in dem Falle im Freien hatte ü berwintern mü ssen oder aber den gesamten Aufmarsch durch die Rü ckfü hrung in die Standorte oder an Orte mit
ausreichenden festen Winterquartieren hätte bewältigen mü ssen, um kurze Zeit danach die ganze Prozedur noch einmal vor sich gehen zu lassen. Wenn Stalin, wie Molotow zwischen 1969 und 1986 mehrfach bestätigte, 1941 fest ü berzeugt gewesen ist, daßHitler den Krieg gegen die Sowjetunion nicht mehr 1941 beginnen wurde, erü brigt sich zwangsläufig jede weitere Diskussion ü ber den Charakter des gigantischen sowjetischen Aufmarsches an der deutschen Ostgrenze. Stalin wollte 1941 mit dem - auch nach seiner Meinung » unvermeidlichen Krieg gegen Deutschland« beginnen. Zwar gehörten länger währende » Sommerlager« im offenen Gelände zum grundsätzlichen Ausbildungsprogramm der Roten Armee, doch der personelle und materielle Aufwand, der 1941 fü r jedermann sichtbar - getrieben wurde, war beispiellos und irritierte sowohl das Militär als auch die Bevölkerung. Nur bestimmten Chargen und Funktionsträgern war bewußt, was bevorstand. Die Soldaten und die Bevölkerung der UdSSR, die bereits 1940 nach dem sowjetisch-finnischen Krieg und den teilweise beängstigend wirkenden Spannungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion besorgt registriert hatten, daßdas militärische Sommerlager außergewöhnliche Ausmaße angenommen hatte, bedurften keiner prophetischen Fähigkeiten, um zu erkennen, daß die Dinge 1941 anders lagen, zumal seit Mitte Mai die westlichen Grenzregionen sowohl fü r Ausländer als auch fü r Russen, die nicht in den Gebieten lebten, gesperrt worden waren. Was sowjetische Militärs, Historiker, Politiker und Publizisten gewöhnlich meinten, wenn sie die von ihnen stereotyp kolportierte Version verbreiteten, daßdie Rote Armee im Juni 1941 noch nicht » voll auf den Krieg vorbereitet« gewesen sei, brachte bereits die Sowjetzeitschrift » Die sowjetischen Streitkräfte« 1978 auf die Formel: Nicht ausreichend vorbereitet seien im Juni 1941 gewesen: (Die) » Vorbereitung von Ausgangsstellungen fü r einen Angriff. (Die) Anlage von Kolonnenmarschbewegungen ... (die) Maßnahmen zur Räumung von Sperren ... (die) Organisation des Zusammenwirkens von Infanterie und in den Sturmgruppen (und die) Vorkehrungen fü r gewaltsame Flußü berquerungen.« Der deutsche Angriff stießmitten in die sowjetischen Angriffsvorbereitungen hinein, die spätestens Mitte Juli 1941 abgeschlossen sein sollten. Er vereitelte nicht nur ihre Vollendung, sondern zwang der UdSSR zugleich auch das Dilemma auf, zu der Zeit ü ber eine Offensivarmee zu verfü gen, die auf die Verteidigung nahezu gar nicht vorbereitet war. Am 22. Juni 1941 standen beispielsweise die sowjetischen Kriegsflugzeuge, die fü r den Offensivaufmarsch der Roten Armee zunächst bereitgestellt worden waren, nicht auf Horsten in rü ckwärtigen Gebieten der UdSSR, was im Falle von Verteidigungsabsichten selbstverständlich gewesen wäre, sondern - wie zum Appell - Tragfläche an Tragfläche auf Flugfeldern und an deren Rändern in der Nahe der Grenze. So war es möglich, bereits am ersten Tag des Krieges Aufklärer, Bomber und Jagdflugzeuge zu Hunderten am Boden - allein durch den Einsatz von 2-kg-Splitterbomben - zu zerstören. Entsprechend verhielt es sich mit den gewaltigen Mengen von Treib- und Schmierstoffen, Munitionsvorräten, Waffen aller Art, Eisenbahnschienen, Baumaterialien und Kohle, Pferden, Pferdewagen, Autos und Motorrädern, die in Grenznähe sowohl der deutschen Artillerie als auch der Luftwaffe leicht zerstörbare Ziele boten. Weder die Infanterie noch die Panzer und die Artillerie hatten sich fü r den Verteidigungsfall eingegraben. Zusätzliche Eisenbahnlinien oder auch nur Schienenstrange fü r mögliche Rü cktransporte in die Tiefe der UdSSR gab es nicht. Von den im Juni 1941 insgesamt rund 6700 Kilometern Schienenwegen waren lediglich 2008 Kilometer zweispurig angelegt, was Eisenbahntransporte außerordentlich erschwerte, wie es sich beim Aufmarsch drastisch erwies. Brü cken, die zum eigenen Angriff genutzt werden konnten, waren nicht gesprengt worden, so daßsie den Deutschen unversehrt in die Hände fielen und ihren Vormarsch erleichterten. Die sowjetische Fü hrung war davon ausgegangen, sie fü r ihre Offensive zu benötigen. Darü ber hinaus waren die ursprü nglich fü r Verteidigungszwecke angelegten Minenfelder
seit dem 20. Juni ebenso geräumt worden, wie die in Brü cken, Bahnhofsanlagen und anderen wichtigen Gebäuden eingebauten Sprengladungen entfernt worden waren. Tausende Kilometer Stacheldrahtverhaue, die einen angreifenden Feind behindern sollten, existierten am 22. Juni nicht mehr, weil sie eine eigene Offensive erschwert hatten. Wie sehr die sowjetische Geschichtsschreibung und die deutschen sowjethörigen Historiker die Geschichte fälschten, manipulierten und im Sinne der marxistischleninistischen Geschichtsdarstellung instrumentalisierten, exemplifiziert dieser Aufmarschplan auf ganz besondere Weise. Valentin Falin beispielsweise, der einstige Leiter der Internationalen Abteilung beim ZK der KPdSU, behauptete noch im Mai 1993, daßes sich bei dem Wassilewski-Schukow-Timoschenkow-Dokument von Mai 1941 um eine Fälschung handele, obwohl er spätestens seit 1990 wußte, daßdies nicht der Fall ist. Und nicht nur er log. Andere, wie z. B. Forschungsamtsmitarbeiter und Altstallnisten, versuchten Stalins maßgebliche Rolle mit der Behauptung abzuschwächen, daßer das Dokument möglicherweise gar nicht gelesen oder bekommen habe . Nachdem nun die russischen Militärhistoriker General Juri Solnyschkow und Oberst Iwan Kusmin von der Moskauer Militärakademie im November 1994 in ihrer Stellungnahme zu meinem Buch » Der Wortbruch. Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg« [2] - einer erstmaligen offiziellen russischen Stellungnahme zu einem Buch ü ber den deutschsowjetischen Krieg ü berhaupt in ihrer Bedrängnis und durchsichtigen Hilflosigkeit plötzlich zugegeben haben, daßStalin den Aufmarschplan der Roten Armee gegen Deutschland nicht nur gelesen, sondern paraphiert und damit bestätigt und genehmigt hat, ist russischerseits auch diese gezielte sowjetische Fehlinformation ad absurdum gefü hrt worden. Adalbert Weinstein, der einstige Generalstäbler und international renommierte Militärexperte der » Frankfurter Allgemeinen Zeitung« , schrieb am 14. Januar 1995 in der » Deutschen Tagespost« in seiner Besprechung des Buches » Der Wortbruch. Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg« unter anderem: » Die sowjetischen Historiker haben niemals Geschichte sachlich gedeutet und historische Ereignisse objektiv bewerten dü rfen. Ihre Geschichtsschreibung ist von der Partei manipuliert und der jeweiligen inneren Lage angepaßt worden. Ihre Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges ist ein Gewebe von Lü ge, Anmaßung, Personenkult und Lob auf den Sowjetpatriotismus. Daßsie ausgerechnet in einer dunklen Zeit ihrer Geschichte die Wahrheit bekennen sollen, empfinden sie als Demü tigung.« Wer jetzt noch davon redet, daßdie deutschen Streitkräfte 1941 einen friedliebenden und auf einen Krieg nicht vorbereiteten Gegner verbrecherisch ü berfallen hatten, muß sich gefallen lassen, als Ignorant oder als politisch korrumpierter Zeitgenosse bezeichnet zu werden. DaßHitler seit 1925 fest davon ü berzeugt war, die Sowjetunion im Rahmen eines Raubkrieges eines Tages niederwerfen und ausbeuten zu mü ssen, ist eine so altbekannte Tatsache, daßhier darü ber nicht detailliert gesprochen zu werden braucht. Seine ursprü nglich gedachten Termine waren - wie andererseits auch bei Stalin hinsichtlich seines Angriffes gegen Deutschland - nach seinen gescheiterten Kalkulationen seit 1938 die Jahre 1942/43. Hitlers tatsächlicher Angriff von 1941 resultierte hingegen nicht aus seinen ursprü nglich ideologisch orientierten Ü berlegungen. Er wurde von militärisch-strategischen Erwägungen diktiert, die durch Stalins militärische Maßnahmen herausgefordert wurden. Der Artikel IV, der vorletzte Absatz in der » Weisung 21: Fall Barbarossa« vom 18. Dezember 1940, erweist sich hierbei als ein historisches Dokument, das aus dieser
Perspektive - trotz der ungezählten Debatten - noch nicht sachgerecht und unvoreingenommen in die Geschichte eingeordnet worden ist. Hießes dort doch: » Alle von den Herren Oberbefehlshabern auf Grund dieser Weisung zu treffenden Anordnungen mü ssen eindeutig dahin abgestimmt sein, daßes sich um Vorsichtsmaßnahmen handelt fü r den Fall, daßRußland seine bisherige Haltung gegen uns ändern sollte. Die Zahl der frü hzeitig zu den Vorarbeiten herabzuziehenden Offiziere ist so klein wie möglich zu halten, weitere Mitarbeiter sind so spät wie möglich und nur in dem fü r die Tätigkeit jedes Einzelnen erforderlichen Umfang einzuweisen. Sonst besteht die Gefahr, daßdurch ein Bekanntwerden unserer Vorbereitungen, deren Durchfü hrung zeitlich noch gar nicht festliegt, schwerste politische und militärische Nachteile entstehen.« Daßdiese Formulierungen indes nicht als Beweis dafü r gewertet werden kennen, daß Hitler den Krieg gegen die Sowjetunion gegebenenfalls - und letztlich - gar nicht gewollt habe, bezeugen unzählige Fakten. Er wollte den Krieg, wie Stalin seinerseits auch, jedoch erst 1942 oder 1943. Unbestreitbar jedenfalls ist: Sowohl Deutschland als auch die Sowjetunion bereiteten synchron einen Angriff gegen den Vertragspartner vor. Hitler kam Stalin lediglich zuvor. Die jü ngste Darstellungstendenz zahlreicher russischer wie auch deutscher Historiker bezeugt deutlich, daßdie seit Stalin instrumentalisierte Deutung immer noch ihre Anhänger hat. Michail Gorbatschow, der als Generalsekretär der KPdSU(B) Stalin am 8. Mai 1985 im Kreml als Sieger im » Großen Vaterländischen Krieg« gefeiert und als GUSPräsident wider besseres Wissen geleugnet hatte, das geheime Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 zu kennen, zog sich am 8. April 1994 mit einer (in seinem Auftrag von Prof. Galkin unterschriebenen) Telefax-Erklärung mit der durchsichtigen Feststellung aus der Affäre, daßdie in Deutschland und in der Sowjetunion synchron verlaufenen Kriegsvorbereitungen » außerhalb des Bereiches seiner wissenschaftlichen Interessen« lagen. Als Gerhard Mahler, deutscher Staatssekretär a. D., 1994 nach den Moskauer Gesprächen Klaus Naumanns, des Generalinspekteurs der Bundeswehr, unter Einschaltung des Verteidigungsattaché s und des Marineattaché s der deutschen Botschaft in Moskau die Bitte äußerte, die in meinem Buch » Der Wortbruch« genannten Militärarchive der ehemaligen Sowjetunion benutzen zu dü rfen, wurde ihm der Zutritt durch ein Schreiben des Oberst Semin, der als Stellvertretender Vorsitzender des historischen Archivs und des kriegsgeschichtlichen Zentrums des Generalstabs der bewaffneten Streitkräfte der russischen Föderation fungiert, ohne Angabe von Grü nden untersagt. In Moskau wurde die Arbeit an einer neuen zehnbändigen Enzyklopädie, die 1995 zum 50. Jahrestag des Sieges erscheinen und laut » Iswestija« » alle Lü gengebilde ü ber den Großen Vaterländischen Krieg« aus der Welt schaffen sollte, ohne Begrü ndung eingestellt. Der renommierte russische Historiker Prof. Alexander Kolesnik verließdas Moskauer Militärhistorische Institut, weil dort - wie er sich ausdruckte - » alle wie gelähmt an den Schreibtischen« säßen und die Interpretation der Geschichte wieder ausschließlich » auf Weisung von oben« zu geschehen habe. Bezeichnend erscheint in diesem Zusammenhang nicht zuletzt, daßsowohl von russischen Kollegen als auch von den deutschen Historikern, zumal des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, selbst die zum Teil bereits vor rund drei Jahrzehnten veröffentlichten Feststellungen und Berichte der Sowjetmarschälle Wassilewski und Schukow ebenso ignoriert werden wie beispielsweise die 1991 von Tschujew in Moskau veröffentlichten Eingeständnisse Molotows, die Publikationen des sowjetischen Obersts und Historikers Walerij Danilow und Miachail Milstejns, des sowjetischen Generals und maßgeblichen Mitarbeiters der ehemaligen Aufklärungsabteilung der Roten Armee. Daßauch den jü ngsten und in vielfacher Hinsicht die ü berkommenen stalinistischen Mythen ad absurdum fü hrenden Feststellungen des Stalin- und Lenin-Biographen (Generaloberst Prof. Dr.) Dimitrij Wolkogonow keine
Bedeutung eingeräumt wird, ist eine der fatalen Konsequenzen der Entwicklung hinsichtlich des instrumentalisierten Nachvollzugs des Zweiten Weltkriegs. Als Bilanz bleibt: Solange Rußland die einschlägigen Archive nicht dauerhaft öffnet und deren Bestände ausländischen - und eigenen - Fachhistorikern zugänglich macht, kann es den nachweisbaren Vorwurf nicht entkräften oder gar widerlegen, die Geschichte, die doch selbstverständliche Grundlage unserer gemeinsamen Annäherungsbemü hungen und Freundschaft sein muß, nach wie vor ideologisch zu manipulieren, zu Instrumentalisieren und ihren tatsachengerechten Nachvollzug zu boykottieren.
Anmerkungen 1. Der Aufmarschplan wurde hier relativ ausfü hrlich zitiert, weil er zu den brisantesten Dokumenten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gehört und von maßgeblicher russischer Seite noch bis 1995/96 geleugnet wurde. 2. Olzog Verlag, Mü nchen 1994. Taschenbuchausgabe Heyne, 1997. In diesem Buch von Prof. Maser finden sich exakte Quellenbelege fü r die im vorliegenden Aufsatz (der auf eine Vorlesung an der Universität Halle zurü ckgeht) zitierten Dokumente sowie zahlreiche weitere, einschlägige Quellen- und Sachhinweise. » Der Wortbruch« ist unter anderem bereits in Prag, Moskau, Peking und Warschau ü bersetzt worden und wird in Rußland trotz ursprü nglicher Widerstände der Moskauer Militär-Akademie - als das Standardwerk ü ber den deutsch-sowjetischen Krieg ausgewiesen.
(aus dem Sammelband "Armee im Kreuzfeuer") Ü ber den Autor: Werner Maser, geb. 1922 in Ostpreußen, lehrte als Professor für Geschichte und Völkerrecht in München, Helsinki und Tokio und von 1991 bis 1993 an der » MartinLuther-Universitä t« Halle-Wittenberg über Hitler, das Dritte Reich, das NS-Regime, den Nürnberger Prozeß und die Weimarer Republik. Vom » Spiegel« als » Institution« für Hitler und das NS-Regime gerühmt, brachten ihm seine Bücher über Hitler, das NS-Regime, den Nürnberger Prozeß, die Weimarer Republik, über Friedrich Ebert, Hindenburg und Helmut Kohl, die in mehr als 100 Ausgaben und Ü bersetzungen erschienen sind, in West und Ast internationales Ansehen als Historiker und Bestsellerautor.