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Von Jeremy Pascall ist als Heyne-Taschenbuch erschienen: Satan - Band 01/8148
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JEREMY PASCALL
GOTT Die endgült...
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Von Jeremy Pascall ist als Heyne-Taschenbuch erschienen: Satan - Band 01/8148
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JEREMY PASCALL
GOTT Die endgültige Autobiographie
Deutsche Erstausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
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HEYNE ALLGEMEINE REIHE Nr. 01/8147
Titel der Originalausgabe GOD — THE ULTIMATE BIOGRAPHY Aus dem Englischen übersetzt von Walter Ahlers
Copyright © 1987 Jeremy Pascall Copyright © der deutschen Ausgabe 1990 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 1990 Umschlagfoto: IFA-Bilderteam/Fischer, München Illustrationen © 1987 Katherine Lamb Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München Gesamtherstellung: Presse-Druck, Augsburg ISBN 3-453-04549-1
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WIDMUNG
Dieses Buch ist Noah gewidmet. Welcher Ham, Sem und Jafet gezeugt hat. Und Jafet zeugte Magog, Madai, Javan, Tubal, Meschech, Tiras und Gomer. Und Gomer zeugte Aschkenas, Rifat und Togarma. Und Togarma zeugte Seba, Hawila, Sabta, Rabta, Rabte, Sabtecha und Hugo. Und Hugo zeugte Willi, Erwin, Dieter und Rollo. Und Rollo zeugte Helmuth, Eckehardt, Detlef und den kleinen Fritz. Und der kleine Fritz zeugte Michael, Jackie, Marion und Tito. Und Tito zeugte Groucho, Chico, Harpo, Zeppo, Gemmo und Omo. Und Omo zeugte Persil, Fewa, Rei und Ariel flüssig. Und Ariel zeugte Johannes, Johannes, Johannes, Johannes und Klaus, besser bekannt unter dem Namen Johannes. Und Klaus, besser bekannt unter dem Namen Johannes, zeugte Johannes Paul. Und Johannes Paul I. zeugte Johannes Paul II., George Paul und Ringo Paul. Und Ringo Paul zeugte niemanden, denn er hatte einen engen Freund Namens Big Gordon. Aber Big Gordon zeugte Andrew, Lloyd und Webber. Und Webber zeugte >Jesus Christ Superstar< und dafür zahlte er Mir nicht eine einzige Tantieme.
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Einführung igentlich hätte Ich geglaubt, daß dies die erste und einzige Autobiographie ist, die ohne Einleitung auskommen müßte. Schließlich sollte jeder von euch wissen, wer Ich bin. Bei aller gebotenen Bescheidenheit — und wenn Mich eine Eigenschaft ziert, dann diese, auch wenn ein Allerhöchstes Wesen es in dieser Hinsicht natürlich nicht leicht hat — darf Ich doch wohl sagen, dass Ich die berühmteste Persönlichkeit aller fünfzehn Universen bin.1 Gibt es etwa jemanden, der von Mir in einer Meiner vielen Erscheinungsformen noch nichts gehört hat? Bei Meiner gewaltigen Anhängerschaft müßte dieses Buch eigentlich der größte Knüller seit der Erfindung des flüssigen Mannas sein, und trotzdem waren Meine Verleger — ach, diese Kleingläubigen! — der Meinung, auf ein paar Worte der Einführung könne nicht verzichtet werden, und die ließen sogar durchblicken, daß sie jemand anderen mit dieser Aufgabe zu betrauen gedächten, sollte Ich Mich nicht dazu bereit finden. In diesem Zusammenhang fiel der Name Konsalik. Offensichtlich handelt es sich bei diesem Herrn um die zweitberühmteste Persönlichkeit nach Mir. Ich habe natürlich auf der Stelle gegen diesen Vorschlag protestiert. Wenn hier jemand eine Einleitung schreibt, dann Ich, und nicht jemand, der sich für Mich hält. Etwas Ähnliches ist Mir schon einmal passiert. Man drehte einen Film über Mich — oh, Mein Gott! — und ohne Mich zu Rate zu ziehen, besetzte man Meine Rolle mit einem gewissen 1
Dies ist der erste Hinweis darauf, daß es mehr als ein Universum geben könnte. Entweder haben wir es hier mit einer göttlichen Offenbarung zu tun, oder der Autor offenbart eher einen Hang zur Übertreibung, eine Eigenschaft, die gerade bei sehr alten Personen häufig anzutreffen ist.
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George Burns. Ich verwahre Mich mit aller Entschiedenheit dagegen, von jemandem dargestellt zu werden, der älter ist als Ich. Oder vielmehr, der älter aussieht. Ich war so verärgert, daß Ich drauf und dran war, Interfauna anzurufen, um euch eine Heuschreckenplage runterschicken zu lassen.
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Also, anstatt jemand anderen an Meiner Stelle zu Wort kommen zu lassen, habe Ich allergnädigst eingewilligt, diese kurze Einführung zusammen mit Meinem Heiligen Geistschreiberling zu verfassen. Wißt ihr eigentlich, welches die am häufigsten gestellte Frage aller Zeiten ist? Natürlich wißt ihr es nicht, denn ihr seid nicht allwissend, wie Ich es bin. Ich weiß alles, Ich sehe alles. Denkt daran, falls ihr euch mit dem Gedanken tragen solltet, dieses Buch zu klauen. Die am häufigsten gestellte Frage aller Zeiten lautet: Existiert Gott wirklich? Und wie lautet Meine Antwort? Ob es Mich gibt? Ist der Papst katholisch? Nun, bis jetzt ist er das noch, und genau besehen ist das ein Skandal, denn eigentlich müßte er jüdisch sein. Da muß jemand einen kapitalen Bock geschossen haben, als Ich mal nicht aufgepaßt habe. Aber schließlich kann Ich nicht überall sein, oder? Das heißt, Ich könnte schon, aber kommt ihr erst mal in Mein Alter (in das ihr natürlich nie kommen werdet). Also, ganz ohne Zweifel existiere Ich. Wer sonst sollte eure Welt erschaffen haben, und alles, was auf ihr kreucht und fleucht? Etwa die Marsbewohner? Gut, nehmen wir einmal an, sie wären es gewesen, was meint ihr wohl, wer die Marsbewohner erschaffen hat? Und wer, glaubt ihr, hat sie wieder verschwinden lassen, als sie aus ihren Booten2 herauszuwachsen drohten? Und eben weil Ich existiere, habe Ich in Meiner unendlichen Weisheit (bitte denkt immer daran, daß Ich das einzige Wesen bin, das seine Weisheit als unendlich bezeichnen darf!) beschlossen, dieses Buch zu schreiben. Sicher wird euch bekannt sein, daß es sich bei dem letzten Buch, das über Mich geschrieben wurde, um den größten Bestsellererfolg der Geschichte eurer Welt 2
Das ist kein Druckfehler. Der Autor teilt uns hier mit, daß die Lebewesen, die Er auf dem Mars geschaffen hat, extrem große Füße hatten, so große Füße, daß sie kleine Schiffchen als Schuhe trugen, mit denen sie die Marskanäle entlangschipperten. In einem Anfall von gekränkter Eitelkeit ließ der Autor diese Lebewesen wieder aussterben, denn, wie Er meint, die Fähigkeit, auf dem Wasser gehen zu können, sollte ausschließlich Ihm und Seinem Sohn vorbehalten bleiben.
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handelt. Beinahe wäre es sogar der größte in der Geschichte aller fünfzehn Universen geworden, aber zu den unendlich vielen Dingen, von denen ihr nicht die leiseste Ahnung habt, gehört auch eine entlegene, vom Homo sapiens noch nicht entdeckte Galaxis, auf der eines Meiner anderen Bücher, Gott über das Gärtnern, den Verkaufserfolg der Bibel noch übertroffen hat.3
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Gott über das Gärtnern ist zur Zeit leider vergriffen. Wir hoffen, dieses Büchlein und sein Begleitbändchen — Der perfekte Haushalt — Wie man sich ein himmlisches Heim schafft — in naher Zukunft wieder auflegen zu können.
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Ich finde schon lange, daß es an der Zeit ist, die Bibel endlich einmal an die richtige Stelle zu rücken. Sie ist ein gutes Buch, sicherlich, sie ist Das Gute Buch schlechthin, und trotzdem ist und bleibt sie eine nicht autorisierte Biographie. Ich habe sie jedenfalls nicht geschrieben! Tatsächlich weiß Gott allein, wie viele Schreiberlinge an ihrem Zustandekommen mitgewirkt haben, und Ich habe es vergessen. Bei einem solch umfangreichen Autorenteam müssen sich ja Ungenauigkeiten einschleichen, und denen gedenke Ich in diesem Meinem endgültigen Werk gründlich und ein für allemal zu Leibe zu rücken. Um ganz ehrlich zu sein, Ich bin nicht einmal sicher, ob Ich in der Bibel immer im allergünstigsten Licht erscheine. Vor allem das Alte Testament stellt Mich doch häufig als übellaunigen Greis dar, mit dem schlecht Kirschen essen ist und der eigentlich nur in der Gegend herumgelaufen ist, um alles und jeden mit Eiterbeulen und Pestilenz zu überziehen. Tatsache ist doch, daß Ich ein gnädiger Gott bin, manchmal sogar ein bißchen zu gnädig, wenn Ich daran denke, was Ich euch so alles habe durchgehen lassen. Ich meine, es mag ja eine gute Sache sein, den Grill zu erfinden, etwas ganz anderes ist es jedoch, ihn an der armen Jungfrau von Orleans auszuprobieren. Und, nennen Wir die Dinge doch beim Namen, große Teile der Bibel sind schlicht und einfach stinklangweilig. Dieser endlose Schmarren, wer da nun wen er- oder meinetwegen auch gezeugt hat, das liest sich kaum spannender als das Telefonbuch von Tel Aviv, und in dem stehen nun mit Sicherheit keine guten Witze. Was die meisten von euch Menschen noch gar nicht so recht begreifen wollen: Ich habe einen ausgeprägten Sinn für Humor. Was meint ihr wohl, warum Ich die Belgier erschaffen habe? Nachdem Ich nun alles das in Betracht gezogen hatte, kam Ich zu dem Schluß, daß es allerhöchste Zeit ist, Meine eigene Version der Geschichte zu Papier zu bringen, ganz einfach deshalb, um ein paar Dinge zurechtzurücken, um die vielen, vielen Irrtümer zu korrigieren und einige Auslassungen aufzufüllen, zu denen nicht zuletzt die Angelegenheit mit den Elf Geboten gehört, auf die Ich an 11
geeigneter Stelle einzugehen gedenke. Und bis dahin noch ein Wort an alle die unverbesserlichen Atheisten unter euch: Ihr könnt Mich mal!
Der Schöpfer aller Dinge.
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ERSTES KAPITEL
Im Anfang schuf...
igentlich sollte ein Autor seine Biographie ja am Anfang beginnen, aber in Meinem Fall liegt der Fall etwas verzwickt, denn Ich habe keinen Anfang. Und Ich habe auch kein Ende. Ich bin ohne Grenzen. Unendlich. Und das macht es so schwierig, mit der Geschichte zu beginnen. Vom Schluß gar nicht zu reden. Theoretisch könnte dieses Buch endlos weitergehen, was natürlich Probleme praktischer Art mit sich bringen würde. Seinen immensen Umfang zum Beispiel, oder einfach die Tatsache, daß niemand lange genug leben würde, um es ganz auszulesen. Von Mir einmal abgesehen. Aber die Verkaufschancen wären doch erheblich geschmälert.4 Um einmal so nah wie eben möglich am Anfang zu beginnen: Ich wurde nicht eigentlich geboren. Ich war einfach. So, wie Ich immer noch bin. Ich war schon immer, und Ich werde immer sein. In vielerlei Hinsicht ist es ganz angenehm, unsterblich zu sein. Man muß sich nicht um so lästige Dinge wie Seniorentickets oder Sterbekassen kümmern. Aber der Status der Unsterblichkeit bringt 4
Nur mit größten Schwierigkeiten gelang es uns, den Autor von Seiner ursprünglichen Absicht abzubringen, das gesamte Buch auf Steintafeln gravieren zu lassen. Wenn wir auch eingestehen mußten, daß diese Art der Drucklegung den Intentionen potentieller Ladendiebe einen wirksamen Riegel vorgeschoben hätte, so mußten wir doch auf unserer Ansicht bestehen, daß auch potentielle Kunden dadurch abgeschreckt worden wären. Er lenkte schließlich ein, als Er sich den Schaden in Erinnerung rief, den die beiden Steintafeln anrichteten, die er Moses hinabgereicht hatte und die den Propheten dazu verurteilt hatten, für den Rest seines Lebens mit einem Bruchband durch die Gegend zu laufen.
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auch seine Nachteile mit sich. Die Zeit, zum Beispiel, hat überhaupt keine Bedeutung mehr. Ich kann aus dem schönsten Tagtraum erwachen und plötzlich feststellen, daß bereits der größte Teil der schriftlich belegten Menschheitsgeschichte vergangen ist, ohne daß Ich auch nur Notiz davon genommen hätte. Also muß Ich Mich in aller Eile durch die Jahrhunderte katapultieren, dorthin zurück, wo Ich gebraucht werde. Immer scheine Ich Meiner Zeit um ein-, zweihundert Jahre hinterherzulaufen, und diese Unpünktlichkeit macht den Mitgliedern Meines Stabes das Leben — oder, um es präzise auszudrücken: das Hinterherleben — so schwer, denn die Armen wissen natürlich nie so genau, ob oder wann Ich einmal bei einer Lagebesprechung auftauchen werde. Aber Ich sage immer: Was bedeutet unter guten Freunden schon ein Jahrtausend? Und dann lachen sie immer. Ja, ja, wie gut die kleinen Witzchen doch ankommen, wenn du der liebe Gott bist. Und dann hat die Grenzenlosigkeit noch einen großen Nachteil: Es gibt so unendlich viel, das man im Kopf behalten muß. Die meisten Leute haben schon Probleme, sich an das zu erinnern, was gestern war. Ich muß auch noch das im Kopf haben, was morgen sein wird. Zum Beispiel: Wird die Welt morgen untergehen? Und wenn ja, welche Welt? Schließlich gibt es 7 946 587 632 davon. Das war zumindest der Stand nach der letzten Zählung. Während ihr das hier lest, mögen noch ein paar dazugekommen sein. Oder es sind welche untergegangen. Und vielleicht ist eure Erde dabei. (Das ist so eines von Meinen kleinen Witzchen, und ein ziemlich lustiges obendrein. Wenn eure Erde wirklich bei den Untergegangenen wäre, dann würde Ich den Käse hier wohl kaum noch veröffentlichen, oder? Meine Wege und Wunder mögen geheimnisvoll sein, aber gar so dämlich sind sie nun auch wieder nicht.) So, jetzt dürftet ihr in der Lage sein, die Probleme der Grenzenlosigkeit zu würdigen, und die Schwierigkeiten, die sich für den Anfang dieses Buches daraus ergeben. Wie auch immer, Ich weiß ja, daß ihr gerne möchtet, daß Ich Meine Geschichte dort beginne, wo sie euch betrifft, 14
oder vielmehr euren mikroskopisch kleinen Planeten, den Ich, auch wenn es sich vielleicht nach Eigenlob anhören mag, für eine Meiner besseren Schöpfungen halte. Das Spektrum der Farben habe Ich besonders ins Herz geschlossen, all die niedlichen Blaus und Grüns, die alles so ruhig und friedlich erscheinen lassen. Das ist doch viel hübscher als das viele Orange und Kirschrot, das Ich bei Tantropus (neununddreißigste Galaxie des vierten Universums, hinter Nibolt links ab und noch mal nachfragen) benützt habe. Ich nehme an, ihr seid etwas verschnupft deshalb, weil Ich euren Planeten nicht als ersten erschaffen habe. Typisch menschliche Selbstgefälligkeit. Aber vielleicht tröstet es euch, wenn Ich euch sage, daß die Erde der erste Planet war, den Ich in eurer Galaxie eures Universums erschaffen habe. Falls ihr die Bibel aufmerksam gelesen haben solltet — habt ihr natürlich nicht, stimmt's? —, müßtet ihr einige Meiner Elf Gebote auswendig hersagen können. Na? Wie viele? Eben! Ihr bleibt schon nach »Du sollst nicht ehebrechen« stecken, stimmt's? Also gut, selbst wenn ihr die Bibel nur nach den ungesitteten Stellen wie dem Kapitel über die Hure Babylon durchgeblättert haben solltet, so werdet ihr doch immerhin gemerkt haben, daß alles mit dem Buch der Genesis beginnt.5 Die ersten Worte der Genesis lauten: »Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« Das ist soweit auch ganz richtig. Natürlich habe Ich zuerst den Himmel geschaffen, denn Ich brauchte ja einen Platz zum Wohnen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie langweilig es war, ziellos durch die leere Einöde zu wandern, ohne jemanden, mit dem man ein Schwätzchen halten konnte, ohne eine vernünftige Beschäftigung und vor allem ohne einen Ort, den man sein Heim nennen konnte. Also beschloß Ich, Mir eine Bleibe zu schaffen. 5
Über die Hure Babylon kann man in der Offenbarung des Johannes 17,1—18 nachlesen, aber ihr werdet enttäuscht sein.
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Das war Meine bescheidene Vorstellung, von ... nun ... von einem Himmel über der Erden. Ich weiß, ihr wüßtet für euer Leben gern, wie es hier oben aussieht, vor allem deshalb, weil die meisten von euch es sowieso nie zu sehen kriegen werden, es sei denn, ihr bereut eure Sünden, und zwar ein bißchen dalli. Nun, um eure müßige Neugier ein wenig zu befriedigen: Hier oben gibt es von allem nur das Beste — die köstlichsten Speisen, die edelsten Weine, ein herrliches Klima und zu jeder Seite die schönste Aussicht, die man sich nur denken kann. Ich fühl' Mich hier ein bißchen wie Ich in Frankreich. Ohne die Franzosen natürlich. Nicht etwa, daß Ich Vorurteile hätte. Einige Meiner treuesten Heiligen sind Franzosen. Also schuf Ich diesen netten, kleinen Ort. Nichts Protziges, nichts Klotziges, einfach einen Platz, wo Ich Meinen Heiligenschein mal für eine Weile an den Nagel hängen kann, wenn Mir danach ist. Übrigens, das mit dem Heiligenschein dürft ihr nicht zu wörtlich nehmen. Ich trage das Ding nicht immer. Er mag ja auf Porträts ganz nett aussehen, aber man fängt sich doch ganz schnell eine Migräne ein, wenn einem da ständig ein Licht über dem Kopf herumflimmert. Ganz zu schweigen davon, was man anderen damit antut. Erinnert ihr euch, was dem Saul auf der Straße nach Damaskus zugestoßen ist? Dem armen Kerl wurde das Augenlicht geraubt, und das war ganz alleine Meine Schuld. Ich hätte rechtzeitig das Abblendlicht einschalten müssen. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, daß so ein Heiligenschein ganz praktisch sein kann, wenn man in den dunklen Rachen des unendlichen Weltraums eintaucht, um ein paar kleine Ausbesserungsarbeiten durchzuführen. Man hat die Hände frei, und das erwies sich als ganz nützlich, als ich Mich daranmachte, eure Erde zu erschaffen. Um ganz ehrlich zu sein, dieses Projekt entstand eigentlich nur, weil Ich Mich mal wieder langweilte. Wenn du unbegrenzte Macht besitzt, dann willst du sie von Zeit zu Zeit einfach mal ausprobieren, willst wissen, was du damit so alles anstellen kannst, und auf diese 16
Weise erschaffst du dann, ohne es eigentlich zu wollen, das eine oder andere, ziemlich merkwürdige Sonnensystem. Und wenn dich der Hafer dann so richtig sticht, dann fängst du an, mit den Gestirnen herumzujonglieren, einfach so, um ein bißchen in Übung zu bleiben. Mein Vergnügen am Herumjonglieren erhielt allerdings ziemlich bald einen erheblichen Dämpfer, als Mir nämlich ein besonders großer Asteroid auf Meinen großen Zehen fiel.
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Erst in dem Moment merkte Ich, daß Ich unter Hühneraugen litt, ja, vorher war Mir noch nicht einmal bewußt gewesen, daß Ich so etwas wie Hühneraugen erschaffen hatte. Fragt Mich jetzt bitte nicht, warum. Wie dem auch sei, aus purer Langeweile zimmerte Ich ein paar Planeten zusammen, die sich sogleich in alle Winde zerstreuten, aber insgesamt waren die Ergebnisse wenig zufriedenstellend. Also schaute Ich Mein Skizzenbuch durch, und dort entdeckte Ich, daß der Prototyp XI eigentlich ein ganz interessantes Experiment war. Er sah wunderschön aus mit seinen siebzehn Ozeanen, das Problem lag eigentlich nur in der Form. Es handelte sich um einen würfelförmigen Planeten, die Ozeane schwappten ständig über die Ränder hinweg und plätscherten durch den Weltraum, bis ihre Tropfen auf den Prototypen VII trafen. Das wäre an sich keine große Katastrophe gewesen, wenn nicht im Weltraum diese extrem niedrigen Temperaturen herrschen würden. So aber wurde Prototyp VII von einem Hagelkorn getroffen und zerstört, das dreimal so groß war wie er selbst. Ja, und was mag beim Prototypen XIII in Mich gefahren sein? Ich hatte wohl Meine Henry-Moore-Periode. Nicht der absolute Schlager. Aber immerhin, auch er erfüllte noch seinen Zweck. Er sollte Mir später als Modell für den Gruyere-Käse dienen. Es gab noch andere Experimente: Prototyp XXI war Mein erster Versuch, einen Planeten nach seiner eigenen Gußform zu erschaffen. Da Ich noch nie nie zuvor nach dieser Methode gearbeitet hatte, war Ich Mir nicht sicher, was Ich als Modell auswählen sollte. Ihr wißt wahrscheinlich, daß Ich den Menschen nach Meinem Abbild geschaffen habe. Aber Ich verändere Mich ständig, Ich kann jede Erscheinungsform annehmen, die Mir gefällt. Denkt daran, wenn ihr das nächste Mal achtlos eine Ameise zertrampelt. Stellt euch nur vor, wie dumm ihr aus der Wäsche schaut, wenn das kleine Tierchen euch in eine Salzsäule verwandelt.
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In jener Woche, als Ich Adam und Eva erschuf, hatte Ich zufällig die Form eines zweibeinigen Anthropoiden angenommen und benützte sie als Schablone. Zugegeben, es war eine ziemlich rohe Form, und auch keine besonders attraktive, aber für euch langte sie allemal. Als Ich dann die Geschöpfe entwarf, die auf dem Prototypen XXI leben sollten, hatte Ich längst eine andere Form angenommen, und, mal unter uns, Rasenmäher mögen ja auf ihre Weise ganz gefällig sein, aber als Humanoiden sind sie nicht die große Nummer, und was die Fortpflanzung betrifft... eine Katastrophe. Aber Ich merke schon, ihr werdet ungeduldig und wartet darauf, daß Ich euch endlich erzähle, wie Ich eure kümmerliche, kleine Erde erschuf. Das ist die Krux mit euch Anthropoiden, ihr seid so ungeduldig. Würdet ihr nur alles ein bißchen langsamer angehen lassen, etwas genauer über die Dinge nachdenken, dann könntet ihr euch eine Menge Ärger ersparen. Manchmal verstehe Ich wirklich nicht ganz, weshalb Ich Mich mit Schöpfungen abgebe, die den Radiowecker mit Schlummer-Automatik für den Gipfelpunkt der Zivilisation halten. Wie dem auch sei, nachdem Ich ausreichend an anderen Planeten geübt hatte und glaubte, die wichtigsten Probleme im Griff zu haben, wandte Ich Meine Aufmerksamkeit schließlich der Erschaffung der Erde zu.
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ZWEITES KAPITEL
Montag und Dienstag... und die Erde war erschaffen
ch erschuf die Erde und alles, was darauf ist, in sechs Tagen. Nein, das ist nicht ganz richtig, denn den größten Teil der ersten vierundzwanzig Stunden arbeitete Ich bei völliger Dunkelheit — einmal abgesehen vom Schimmer Meines Heiligenscheins —, weil Ich den Tag noch gar nicht erfunden hatte. Das leuchtet doch wohl ein, oder? Kein Tag ohne Tageslicht, kein Tageslicht ohne Sonne. Also mußte Ich erst einmal die Sonne erschaffen. Ich sagte: »Es werde Licht!« Und es ward Licht! Schließlich und endlich. Es dauerte ein Weilchen. Wie sogar ihr wissen dürftet, ist die Sonne ein Ball, der aus brennenden Gasen besteht. Und wenn ihr das wißt, dann wißt ihr auch, wie schwierig es manchmal ist, ein Gas zum richtigen Zeitpunkt zu entzünden. Und nun stellt euch mal vor, das Zündholz wäre noch nicht erfunden, ja, nicht einmal das Feuer. Also mußte Ich ganz von vorne anfangen, und das alles dauerte länger, als Ich vorhergesehen hatte. Ich kam zeitlich ganz schön in Verzug und mußte Mir selber Überstunden verordnen, so daß Ich die Erde und alles, was auf ihr kreucht und 21
fleucht, in sechs Tagen und sechs Nächten erschuf, und das hat Mich ganz schön geschlaucht, Ich kann euch sagen! In der Bibel hört sich das alles ganz leicht an. »Dann sprach Gott: >Ein Firmament entstehe ….Waxtl< genannt, aber der verdammte Vollidiot brach sich bei dem Wort beinahe die Zunge ab, weil er sich den Rachen immer mit Apfelbissen vollgestopft hatte. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, auf die Ich an gegebener Stelle zurückkommen werde. Nach ein paar Versuchen und Fehlschlägen — immerhin war Montag, und wer ist am Montagmorgen schon in Hochform? — erschuf Ich den Waxtl (für Mich klingt der Name immer noch besser als >Himmel