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Über das Buch Victor Ward, Model und Nightlife-Profi, lebt in der modebesessenen und prominenzgeilen Welt Manhattans, wo er seinen eigenen Szene-Club eröffnet. Er hat ein Supermodel als Freundin und betrügt sie. Wie alle anderen im Schatten der Stars, kämpft auch er um Geld, Macht und Ruhm. In seinen akribisch detaillierten Beschreibungen der Designer-Marken, Bars, Musikstile dürfen auch die Stars nicht fehlen: Kate Moss, Naomi Campbell, Michael Douglas, Brad Pitt – »Glamorama ist ein Panorama der Berühmtheiten« (Die Zeit). Zunehmend gerät Victor jedoch in den Sog der düsteren Seite dieser HochglanzWelt, die eng vernetzt ist mit Verbrechen und Gewalt. Ein mysteriöser Auftrag führt ihn nach London und Paris, wo er Kontakt zu einer terroristischen Vereinigung aufnimmt, die – angeführt von einem Model – Hotels in die Luft jagt und Flugzeuge sprengt. Und plötzlich merkt er, dass er in der Falle sitzt, und Fluchtmöglichkeiten gibt es nicht. Für die vorliegende Taschenbuchausgabe wurde der Roman noch einmal gründlich überarbeitet. »Niemand beschreibt die Krise unserer Zeit genauer, besser und grausamer als dieser Mann. Ein Meister und sein Meisterwerk.« PRINZ Über den Autor Bret Easton Ellis, geboren 1964 in einem Vorort von Los Angeles, wohnhaft in New York City, gilt als einer der kontroversesten, aber auch sprachgewaltigsten jungen Autoren seiner Generation. Mit 19 schrieb er seinen Debütroman Unter Null, einen schonungslosen Zustandsbericht über das dekadente aber orientierungslose Leben der Yuppies in den 80ern, der 1996 erfolgreich verfilmt wurde. 1987 erschien sein zweiter Roman Einfach unwiderstehlich, bevor er 1991 mit American Psycho, dessen Verfilmung im Jahr 2000 in die Kinos kam, endgültig zum Kultautor aufstieg. 1994 erschien mit Die Informanten sein vierter Roman, der das oberflächliche Leben in L.A. unter die Lupe nahm. Weitere Romane sind in Vorbereitung.
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Bret Easton Ellis Glamorama
Roman Aus dem Amerikanischen von Joachim Kalka
DIANA VERLAG
München Zürich Dieses E-Book ist Freeware und nicht für den Verkauf bestimmt
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Diana Taschenbuch Nr. 62/0184
Titel der Originalausgabe: »Glamorama«
Überarbeitung der ersten Übersetzung von Urte Beer
scanner: crazy2001 k-leser: klr @ 04/2005 Taschenbucherstausgabe 08/2001 Copyright © 1998 by Bret Easton Ellis Copyright © 1999 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln Der Diana Verlag ist ein Unternehmen der Heyne Verlagsgruppe München Printed in Germany 2001 Umschlagillustration: Patrick McMullarn Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kampa Werbeagentur, CH-Zug Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels Druck und Bindung: Eisnerdruck, Berlin Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 3-453-19.014-9 http://www.heyne.de
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für Jim Severt
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ich danke gary fisketjon amanda urban julie grau heather schroder sonny mehta
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Nie gab es eine Zeit, da du und ich und diese Könige nicht auf der Welt waren. Krishna
Wer den Nationalsozialismus nur als politische Bewegung versteht, weiß fast nichts von ihm. Hitler
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33 Flecken – das ganze dritte Paneel ist voller Flecken, da! – nein, das – das zweite von unten, und ich wollte das ja schon gestern jemandem sagen, aber da kam der Fototermin dazwischen, und Yaki Nakamari oder wie zum Teufel der Designer schon heißt – ein Meister seines Fachs, hahaha – hat mich mit jemand anderem verwechselt, also könnt ich mich nicht gleich beklagen, aber meine Herren – und Damen –, da SIND sie, die Flecken, sehr sehr ärgerliche kleine Flecken, und die sehen mir gar nicht zufällig aus, eher wie mit der Maschine gemacht – also ich will jetzt keine langen Opern hören, nur kurz die Story bitte, zack, kein großes Gesülze: Wer, was, wo, wann bitte sehr und vor allem warum, obwohl ich jetzt echt den Eindruck hab, wenn ich mir eure mitleidigen Gesichter anschaue, dass es auf dieses Warum keine Antwort gibt – also los, los, verdammt noch mal, was läuft hier eigentlich? Hier muss niemand lange warten, bis irgendjemand irgendwas sagt. »Baby, diesen Bereich hier um die Bar hat George Nakashima entworfen«, korrigiert mich JD leise. »Nicht, ääh, Yaki Nakamashi, ich meine… Yuki Nakamorti, will sagen – ach Scheiße, Peyton, hilf mir.« »Yoki Nakamuri hat für diese Etage den Zuschlag gekriegt«, sagt Peyton. »Ach ja?«, sage ich. »Von wem hat er denn den Zuschlag gekriegt?« »Nun ja, von moi«, sagt Peyton. Pause. Böse Blicke durchbohren Peyton und JD. »Wer ist denn Moi?«, frage ich. »Ich habe keine blasse Ahnung, wer hier Moi sein soll, Baby.« »Victor, bitte«, sagte Peyton. »Ich bin ganz sicher, dass
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Damien das alles mit dir durchgesehen hat.« »O ja, das hat Damien, JD. Das hat Damien gemacht, Peyton. Aber sag mir doch, wer Moi ist, Baby«, rufe ich laut. »Weil ich nämlich anfange zu hyperventilieren.« »Moi ist Peyton, Victor«, sagt JD leise. »Moi, das bin ich«, nickt Peyton. »Moi ist, öh, französisch.« »Bist du sicher, dass diese Flecken hier wirklich nicht drauf sein sollen?« JD berührt das Paneel vorsichtig. »Ich meine, vielleicht ist das Ganze irgendwie so gemeint, vielleicht ist das in oder so?« »Moment.« Ich hebe eine Hand. »Du willst mir sagen, diese Flecken sind in?« »Victor – wir haben eine lange Liste mit Sachen, die wir checken müssen, Baby.« JD hält die lange Liste mit Sachen, die wir kontrollieren müssen, in die Höhe. »Um die Flecken wird sich gekümmert. Die Flecken werden diskret hinauskomplimentiert. Unten wartet ein Zauberkünstler.« »Bis morgen Abend?«, brülle ich. »Bis morgen abend, JD?« »Kann doch bis morgen Abend erledigt werden, was?« JD sieht Peyton an, und der nickt. »Hier heißt >bis morgen Abend< ja so ziemlich alles von drei Tagen bis einem Monat. Herrgott, fällt eigentlich niemandem auf, dass ich koche?« »Wir haben alle nicht gerade die Füße hochgelegt, Victor.« »Ich würd sagen, die Situation ist doch ziemlich eindeutig. Das« – ich deute darauf – »sind Flecken. Brauchst du jemanden, der dir diesen Satz buchstabiert, JD, oder was meinst du, ist das okay für dich?« Die »Reporterin« von Details steht neben uns. Auftrag: Mir eine Woche lang überallhin zu folgen. Headline: EIN KLUB ENTSTEHT. Das Girl: Pushup-BH, Überdosis Eyeliner, sowjetische Matrosenmütze, Schmuck aus
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Plastikblumen, zusammengerollte Nummer von W unter dem blassen, studiotrainierten Arm. Uma Thurman, wenn Uma Thurman eins achtundfünfzig groß wäre und schlafwandelte. Hinter ihr folgt uns ein Typ mit einer Velcro-Weste über einem Rugbyhemd und mit einer ledernen Segeljacke und filmt alles mit dem Camcorder. »Na, Baby.« Ich nehme einen tiefen Zug aus einer Marlboro, die mir jemand gegeben hat. »Was hältst du denn von den Flecken?« Die kleine Reporterin zieht ihre Sonnenbrille ein Stückchen runter. »Ich weiß nicht so recht.« Sie überlegt sich, welchen Standpunkt sie hier einnehmen sollte. »East-Coast-Girls sind einfach hip«, sage ich achselzuckend. »Und ich steh auch voll auf diesen Stil.« »Ich glaube, ich bin eigentlich nicht Teil der Geschichte«, sagt sie. »Glaubst du, irgendeiner von diesen Pennern hier ist das?«, frage ich. »Erbarmen.« In der oberen Etage lehnt sich Beau übers Geländer und ruft runter: »Victor – Anruf von Chloe auf zehn.« Die Reporterin hebt sogleich das W, ein Notizblock kommt zum Vorschein, auf den sie jetzt etwas krakelt, na klar, einen Augenblick lang wird sie lebendig. Ich rufe nach oben, starre dabei kalt die Flecken an: »Sag ihr, ich hab zu tun. Ich bin in einer Besprechung. Oder es ist ein Notfall. Sag ihr, ich bin in einer Besprechung wegen einem Notfall. Ich ruf zurück, wenn ich den Brand unter Kontrolle habe.« »Victor«, ruft Beau herab. »Das ist das sechste Mal, dass sie heute anruft. Das dritte Mal in der letzten Stunde!« »Sag ihr, ich treffe sie um zehn im Doppelgänger’s.« Ich knie mich mit Peyton und JD hin und fahre mit der Hand an dem Paneel entlang, ich zeige, wo diese Flecken anfangen und aufhören und wieder beginnen. »Flecken, Mann, schau dir das Saupack an hier. Die leuchten richtig. Die glänzen,
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JD«, flüstere ich. »Herrgott, sie sind überall.« Plötzlich fällt mir eine ganze Horde neuer Flecken auf, und ich reiße die Augen auf und schreie: »Und ich glaube, die breiten sich aus! Ich glaube, die hier waren vorher noch gar nicht da!« Ich schlucke und krächze hastig: »Mein Mund ist unglaublich trocken von alldem hier – kann mir mal jemand einen Arizona-Light-Eistee in der Flasche holen, nicht in der Dose?« »Hat Damien das Design nicht mit dir durchgesprochen, Victor?«, fragt JD. »Hast du von diesen Flecken nichts gewusst?« »Ich weiß überhaupt nichts, JD. Gar nichts. Nada. Denk da immer dran: Ich – weiß – nichts. Du darfst nie voraussetzen, dass ich irgendwas weiß. Nada. Ich weiß nix. Schluss. Aus. Nie…« »Schon gut, schon gut«, sagt JD müde und steht auf. »Ich kann echt nichts sehen, Baby«, sagt Peyton, immer noch am Boden kauernd. JD seufzt. »Nicht mal Peyton kann sie sehen, Victor.« »Dann sag dem Vampir, er soll seine verdammte Sonnenbrille absetzen«, knurre ich. »Erbarmen, Mann.« »Dass man mich einen Vampir nennt, also das kann ich nicht hinnehmen, Victor«, schmollt Peyton. »Wie? Sodomie nimmst du hin, aber nicht, dass man dich im Scherz Dracula nennt? Bin ich auf demselben Planeten? Weiter jetzt.« Ich schwenke den Arm, gestikuliere zu etwas Unsichtbarem hinüber. Die ganze Gruppe folgt mir hinunter in die dritte Etage, und der Koch – Bongo aus Venezuela via Vunderbahr, Moonclub, Paddy-O und Masa Masa – zündet sich eine Zigarette an, schiebt die Sonnenbrille auf die Nase runter und versucht, mit mir Schritt zu halten. »Victor, wir müssen miteinander reden.« Er hustet, wedelt Rauch beiseite. »Bitte! Meine Füße bringen mich noch um.« Die Gruppe bleibt stehen. »Uno momento, Bongo«, sage
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ich und bemerke, wie er Kenny Kenny besorgte Blicke zuwirft, der auf irgendeine zwielichtige Weise mit Glorious Food zusammenhängt und noch gesagt bekommen muss, dass er mit dem Catering fürs Essen morgen Abend nichts zu tun haben wird. Peyton, JD, Bongo, Kenny Kenny, Camcorderboy und Details-Girl warten, dass ich was tue, und weil mir nichts einfällt, spähe ich übers Geländer von der dritten Etage. »Kommt schon, Jungs. Scheiße, ich meine, ich hab hier noch drei Etagen und fünf Bars durchzuchecken. Lasst mir doch mal Luft zum Atmen. Das ist alles sehr schwierig. Von diesen Flecken ist es mir buchstäblich fast schlecht geworden.« »Victor, niemand würde das Vorhandensein dieser Flecken bestreiten«, sagt Peyton vorsichtig. »Aber du musst diese Flecken in einen, hmmm, einen gewissen Kontext setzen.« Auf einem der Monitore, die in der dritten Etage die Wände bedecken, läuft MTV, ein Werbespot, Helena Christensen, »Rock the Vote«. »Beau!«, brülle ich hoch. »Beau!« Beau lehnt sich über das oberste Geländer. »Chloe sagt, sie ist im halb zwölf im Metro CC.« »Warte mal, Beau – Ingrid Chavez? Hat Ingrid Chavez schon RSVPt?« »Ich schau mal – Moment: Zum Essen?« »Ja, und ich beiß die Zähne zusammen, Beau. Schau beim Essen nach, unter C.« »O mein Gott, Victor, ich muss mit dir sprechen«, sagt Bongo mit einem derart starken Akzent, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wo der nun herkommt, und packt mich am Arm. »Du musst dir jetzt Zeit für mich nehmen.« »Bongo, warum haust du hier nicht einfach ab«, sagt Kenny Kenny mit verkniffenem Gesicht. »Hier, Victor, probier mal einen Crouton.« Ich reiße ihm einen aus den Händen. »Mmmm, Rosmarin.
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Herrlich.« »Es ist Salbei, Victor. Salbei.« »G-geh doch zum T-Teufel«, stottert Bongo. »Und nimm diese widerlichen Croutons mit.« »Könntet ihr beiden Idioten vielleicht einfach eine Xanax schlucken und die Fresse halten? Verpisst euch, backt Pastetchen oder sonst was. Beau – verdammt noch mal! Sag mir’s!« »Naomi Campbell, Helena Christensen, Cindy Crawford, Sheryl Crow, David Charvet, Courteney Cox, Harry Connick Jr. Francesco Clemente, Nick Constantine, Zoe Cassavetes, Nicolas Cage, Thomas Calabro, Cristi Conway, Bob Collacello, Whitfiled Crane, John Cusack, Dean Cain, Jim Courier, Roger Clemens, Russell Crowe, Tia Carrere und Helena Bonham Carter, aber bei der weiß ich nicht, ob sie unter B oder C gehört.« »Ingrid Chavez! Ingrid Chavez!«, brülle ich hoch. »Hat Ingrid Chavez zugesagt oder gottverdammt noch mal nicht?« »Victor, die Promis und ihre ganzen überhöflichen Publicityfiguren beklagen sich, dass dein Anrufbeantworter nicht funktioniert«, ruft Beau runter. »Sie sagen, der spielt dreißig Sekunden lang >Love-Shackdiese Leutediese Leutediese LeuteHouse of StyleSpaß< stehen.« Es wird sogar noch kälter, als wir uns dem Fuß der Treppe nähern. »Ich meine«, fährt JD fort, »vergleichsweise ist das ziemlich in.« »Aber in ist out«, erkläre ich und kneife die Augen halb zusammen, um zu sehen, wo’s langgeht. Es ist so kalt, dass unser Atem dampft, und als ich das Geländer anfasse, fühlt es sich an wie Eis. »Was meinst du, Victor?« »Out ist in. Klar?« »In ist… nicht mehr in?«, fragt JD. »Ja?« Ich sehe ihn an, während wir die nächste Treppe hinuntergehen. »Nein, in ist out. Out ist in. Ganz einfach, n’est-ce pas?« JD zwinkert zweimal und erschauert, wir beide gehen tiefer hinab in die Dunkelheit. »Du begreifst, out ist in, JD.«
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»Victor, ich bin eh schon echt nervös«, sagt er. »Bitte fang heute nicht mit mir an.« »Du musst nicht einmal drüber nachdenken. Out ist in. In ist out.« »Warte, ja? In ist out? Hab ich das bis hierher richtig verstanden?« Unten ist es so kalt, dass Kerzen, wie mir auffällt, nicht lange brennen, sie erlöschen, als wir vorbeigehen, und auf den TV-Monitoren ist nur Schnee. Am Fuß der Treppe neben der Bar mischt ein Zauberkünstler, der aussieht wie eine junge deutsche Version von Antonio Banderas mit einem 3-mm-Haarschnitt, müssig, ein Päckchen Karten, mit hängenden Schultern raucht er einen kleinen Joint, trinkt eine Diet-Coke, trägt zerfetzte Jeans und ein T-Shirt mit Brusttaschen, der Back-to-Basics-Look, übertrieben schlampig, die Reihen leerer Champagnergläser hinter ihm spiegeln das wenige Licht, das es hier unten gibt. »Richtig. Out ist in.« »Aber was genau ist dann in?«, fragt JD, sein Atem dampft. »Out natürlich, JD.« »Also… in ist dann nicht in?« »Das ist der springende P-punkt.« Es ist so kalt, dass ich am Bizeps eine Gänsehaut hab. »Aber was ist dann out? Ist es immer in? Nenn doch mal ein Beispiel!« »Wenn man dir das erklären muss, bist du vielleicht in der falschen Welt«, murmele ich. Der Zauberkünstler macht vage das Peacezeichen. »Sie waren bei Brad Pitt auf der Party?« Der Zauberkünstler lässt ein Päckchen Karten, den Schemel, auf dem er gesessen hat, einen von meinen Slippern und eine große Flasche Absolut Current verschwinden und sagt dann: »Abracadabra.« »Sie waren bei Brad Pitt auf der Party?«, seufze ich.
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JD stößt mich an und deutet nach oben. Ich sehe das dicke rote Hakenkreuz, das an die gewölbte Decke über uns gemalt ist. »Sollten wir vielleicht besser wegmachen.«
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32 Im Zickzack Richtung Chemical Bank am neuen Gap vorbei, es ist Mittwoch, aber draußen fühlt sich’s montäglich an, und die Stadt sieht irgendwie unwirklich aus, es hängt ein Himmel wie vom Oktober 1973 oder in der Art drüber, und eben jetzt um halb sechs haben wir Manhattan hier als Ort des LÄRMS: Presslufthämmer, Hupen, Sirenen, splitterndes Glas, Recyclinglaster, Trillerpfeifen, dröhnender Bass von der neuen Ice Cube, überflüssiges Geräusch, das hinter mir herweht, als ich meine Vespa in die Bank schiebe, mich in die Schlange vor dem Geldautomaten einreihe, die ist hauptsächlich aus Asiaten gebildet, die mich böse anstarren, während sie zurückweichen, ein paar beugen sich vor, flüstern miteinander. »Was gibt das mit dem Moped da?«, fragt so ein Wichser. »He, und was gibt das mit deiner Hose da? Hör zu, das Rad hat keine Karte, es holt kein Geld aus dem Automaten, also reg dich ab. Herrgott.« Nur einer von den zehn Automaten scheint Geld zu haben, also heißt’s warten, und währenddessen muss ich zu meinem Spiegelbild in den blanken Stammplatten an den Säulen über den aufgereihten Geldautomaten hochsehen: Hohe Wangenknochen, Elfenbeinhaut, rabenschwarzes Haar, halbasiatische Augen, eine makellose Nase, volle Lippen, klarumrissenes Profil, aufgefetzte Jeansknie, TShirt unter einem Hemd mit langem Kragen, rote Weste, Samtsakko, und ich stehe ein bisschen in mich zusammengesunken da, Rollerblades flott über die Schulter gehängt, erinnere mich plötzlich daran, dass ich vergessen habe, wo ich heute Abend Chloe treffen soll, und in dem Moment geht der Beeper los. Beau ist dran. Ich lass das
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Panasonic EBH 70 aufschnalzen und ruf ihn zurück, im Club. »Ich hoffe, Bongo dreht nicht durch.« »Es sind die Rückmeldungen, Victor. Damien dreht durch. Er hat eben angerufen, hat total rumgetobt…« »Hast du ihm gesagt, wo ich bin?« »Wie denn, wenn ich selber nicht weiß, wo du bist?« Pause. »Wo bist du? Damien war in einem Hubschrauber. Stieg grade aus einem Hubschrauber, genau gesagt.« »Ich weiß nicht mal, wo ich bin, Beau. Na, ist das ne gute Antwort?« Die Schlange kriecht langsam voran. »Ist er in der Stadt?« »Nein. Ich sag doch, er war in einem Hubschrauber. Ich sagte: In einem Hub-schrau-ber.« »Aber wo war der? Der Hub-schrau-ber?« »Damien glaubt, wir sitzen in der Scheiße. Etwa vierzig haben auf die Einladung zum Diner nicht geantwortet, also könnte man wohl sagen, unsere Sitzordnung ist eher sinnlos.« »Beau, das kommt immer darauf an, was man unter >sinnlos< versteht.« Eine lange Pause. »Sag mir nicht, dass es mal den Sinn hat und mal den, Victor. Beispielsweise haben wir hier im Falle O folgende Situation: Tatum O’Neal, Chris O’Donnell, Sinead O’Connor und Conan O’Brien alle ja, aber nix von Todd Oldham, dem hängt anscheinend einer ständig an der Hacke, der dreht völlig ab, nix von Carrie Otis oder Oribe…« »Keine Angst«, flüstere ich. »Das kommt, weil sie alle in den Shows sind. Ich red morgen mit Todd – ich seh ihn auf der Show – aber ich meine, was läuft hier eigentlich, Beau? Conan O’Brien kommt, aber Todd Oldham und Carrie Otis möglicherweise nicht? Das ist einfach kein akzeptables Szenario, Baby, aber ich bin hier grade mit meiner Vespa am Geldautomat, ich kann jetzt eigentlich nicht – he, was
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glotzste denn so blöd? –, aber ich will jedenfalls Chris O’Donnell beim Essen nicht irgendwo an meinem Tisch haben. Chloe findet ihn ja so wahnsinnig süß, und auf den ganzen Scheißdreck kann ich morgen aber so was von verzichten.« »Mhm. Alles klar, kein Chris O’Donnell, okay, hab ich. Also, Victor, gleich morgen früh müssen wir die Langen durchgehen, die M und S…« »Wir kriegen’s auf die Reihe. Heul nicht, Beau. Du klingst so traurig. Jetzt bin ich dran mit Abheben. Ich muss jetzt…« »Warte noch! Rande Gerber ist in der Stadt…« »Tu ihn unter G, aber bitte nicht fürs Essen, wenn er nicht mit Cindy Crawford kommt, in dem Fall ist er eingeladen, und dann weißt du ja auch unter welchem Buchstaben, Baby.« »Victor, du solltest mal versuchen, mit der Publicityfrau von Cindy zu Rande zu kommen. Versuch mal, von Anthony Sabato Jr.s Publicitytyp eine ehrliche Antwort zu kriegen…« Ich schalte aus, schiebe endlich meine Karte rein, tippe den Code (COOLGUY) ein und warte, ich denke dabei an die Sitzordnung für Tisch 1 und 3, und dann teilen mir grüne Wörter auf dem schwarzen Schirm mit, dass dieses Konto über kein Bargeld mehr verfügt (Kontostand 143 Dollar Soll) und mir kein Geld ausgezahlt wird, und ich habe mein letztes Bares für einen Schrank mit Glastür ausgegeben, weil Elle Decor was über mein Apartment aufgenommen hat, was dann nie erschienen ist, also knalle ich die Faust gegen den Automaten, stöhne »Erbarmen«, und weil ein erneuter Versuch ja völlig hoffnungslos ist, wühle ich meine Taschen nach einem Xanax durch, bis mich jemand wegschiebt und ich das Moped rausrollere, total fertig. Ich fahre langsam die Madison hoch, halte vor Barneys an
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einer Ampel, und Bill Cunningham knipst mich und schreit: »Is das ne Vespa?«, und ich zeig mit dem Daumen nach oben, er steht neben Holly, einer kurvigen Blondine, sie sieht aus wie Patsy Kensit, und als wir letzte Woche zusammen Heroin gequalmt haben, hat sie mir erzählt, sie sei vielleicht lesbisch, was in gewissen Kreisen natürlich eine gute Nachricht ist, und sie winkt mich rüber, SatinHotpants, rot-weiß-gestreifte Plateaustiefel, ein silbernes Peacezeichen, und sie ist ultradünn, diesen Monat auf dem Cover von Mademoiselle, und nach einem Tag Modenschau im Bryant Park sieht sie etwas hektisch aus, aber doch sehr cool. »He Victor!« Sie winkt mich immer noch her, nachdem ich schon die Vespa an den Bordstein geschoben habe. »Hallo Holly.« »Anjanette, Victor.« »Hallo Anjanette, was liegt an, Pussycat. Du siehst äußerst Umamäßig aus. Scharfes Outfit.« »Das ist Retro-abgedreht. Sechs Shows heute. Ich bin erschöpft«, sagt sie und gibt jemandem ein Autogramm. »Ich hab dich bei der Calvin-Klein-Show gesehen, wie du Chloe moralisch unterstützt hast. War ja derart cool von dir.« »Baby, ich war nicht bei der Calvin-Klein-Show, aber du siehst trotzdem äußerst Umamäßig aus.« »Victor, ich bin mir völlig sicher, dass du bei der CalvinKlein Show warst. Ich hab dich in der zweiten Reihe gesehen, neben Stephen Dorff und David Salle und Roy Liebenthal. Ich hab dich gesehen, wie du auf der 42. Straße für ein Foto posiert hast, und dann rein in so ein wüstes schwarzes Auto.« Pause, während ich mir dieses Szenario überlege, dann: »In der zweiten Reihe? Niemals, Baby. Da bist du noch nicht warmgelaufen. Seh ich dich denn morgen Abend, Baby?«
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»Ich komm mit Jason Priestley.« »Warum kommst du nicht mit mir? Bin ich eigentlich der einzige, der meint, dass Jason Priestley aussieht wie eine kleine Raupe?« »Victor, das ist aber nicht nett«, schmollt sie. »Was würde Chloe denn denken?« »Die denkt auch, dass Jason Priestley wie eine kleine Raupe aussieht«, murmele ich gedankenverloren. »In der gottverdammten zweiten Reihe?« »Das meine ich nicht«, sagt Anjanette. »Was würde Chloe denken, wenn…« »Erbarmen, Baby, aber du bist megatoll.« Ich lass die Vespa wieder an. »Nimm deine ganze Leidenschaft zusammen, lass es passieren.« »Ich hab ohnehin gehört, dass du ein böser Junge warst, also überrascht’s mich nicht«, sagt sie und droht mir müde mit dem Finger, was Scooter, der Leibwächter, der aussieht wie Marcellus in Pulp Fiction, als Signal interpretiert, näher zu kommen. »Was meinst du damit, Pussilein?«, frage ich. »Was hört man denn so?« Scooter flüstert was und deutet auf seine Uhr, Anjanette zündet sich eine Zigarette an. »Immer wartet irgendein Auto. Immer haben wir einen Fototermin mit Steven Meisel. Jesus, wie schaffen wir’s bloß, Victor? Wie überleben wir den ganzen Krampf?« Eine spiegelnde schwarze Limousine gleitet heran, und Scooter öffnet die Tür. »Bis dann, Baby.« Ich reiche ihr eine geflammte Tulpe, die ich zufällig in der Hand habe, und trolle langsam vom Bordstein weg. »Ach Victor«, ruft sie und reicht Scooter die Tulpe. »Ich hab den Job! Ich hab den Vertrag.« »Großartig, Baby. Ich muss weiter. Welchen Job, du verrücktes Huhn?«
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»Rat mal.« »Matsuda? The Gap?« Ich grinse, hinter mir hupen diverse Limos. »Baby, hör zu, bis morgen Abend dann.« »Nein. Rate mal.« »Hab ich doch schon, Baby. Du wirfst mich echt um.« »Victor! Raten!«, ruft sie, als ich wegfahre. »Baby, du bist super«, rufe ich zurück. »Ruf mich an. Hinterlass ne Nachricht. Aber nur im Club. Also dann. Peace.« »Rat mal, Victor!«, ruft sie laut. »Baby, du bist ein Gesicht mit Zukunft«, sage ich, zieh mir schon den Walkman über, bin schon auf der 61. »Ein Star von morgen!«, schreie ich und winke. »Wir trinken dann was, Monkey Bar, wenn Sonntag die Shows alle durch sind!« Ich sprech jetzt mit mir selber und fahre Richtung Alisons Wohnung. Als ich an einem Kiosk neben dem neuen Gap vorbeikomme, sehe ich, dass ich immer noch auf dem Cover der letzten Ausgabe von YouthQuake bin und mächtig cool aussehe – die Headline über meinem lächelnden, ausdruckslosen Gesicht heißt 27 UND HIP, in dicken violetten Lettern, und ich muss mir einfach noch ein Exemplar kaufen, aber weil ich kein Bargeld hab, geht das nun mal nicht.
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31 Von der 72. und Madison rufe ich bei Alisons Portier an, und er sieht nach, ob vor ihrem Haus an der 80. und Park auch keine Gorillas von Damien in einem schwarzen Jeep warten, also fahr ich am Eingang vor und rolle meine Vespa ins Foyer, wo Juan – ein recht gut aussehender Typ, vielleicht vierundzwanzig – in seiner Uniform rumhängt. Ich zeige ihm das Peace-Zeichen, schiebe das Moped in den Fahrstuhl, und da hüpft Juan hinter der Rezeption vor. »He Victor, hast du schon mit Joel Wilkenfeld geredet?«, fragt Juan und kommt hinter mir her. »Ich meine, letzte Woche hast du gesagt, du machst’s, und…« »Hey Baby, alles ist cool, Juan, alles in Ordnung«, sage ich, schiebe den Schlüssel rein, stelle den Fahrstuhl an, drücke den Knopf fürs oberste Stockwerk. Juan drückt einen anderen Knopf, damit die Tür offen bleibt. »Aber Mann, du hast gesagt, er lässt mich kommen und arrangiert was mit…« »Ich sorg dafür, Amigo, ist alles cool«, sage ich betont, drücke wieder meinen Knopf. »Du bist der nächste Marcus Schenkenberg, du bist der weiße Tyson.« Ich lange rüber und schiebe seine Hand weg. »He Mann, ich bin Latino…« Er haut immer auf den TÜR-AUF-Knopf. »Du bist der nächste Latino-Schenkenberg. Du bist der äääh Latino-Tyson.« Ich lange rüber und schiebe wieder seine Hand weg. »Du bist ein Star, Mann. Jederzeit.« »Ich will bloß nicht, dass das jetzt so wie im Nachhinein…« »He, Mann, Erbarmen.« Ich grins ihn an. »Nachhinein gehört gar nicht zum Vokabular von dem hier«, sage ich und deute auf mich selbst.
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»Okay, Mann«, sagte Juan und lässt den TÜR-AUFKnopf in Ruhe. Er streckt etwas zittrig den Daumen nach oben. »Ich, also ich vertrau dir.« Der Fahrstuhl zischt rauf in die oberste Etage, wo sich die Tür zu Alisons Penthouse öffnet. Ich schiele angestrengt in den Eingangskorridor, sehe und höre die Hunde nicht, rolle dann leise die Vespa rein und lehne sie im Foyer an die Wand neben eine Vivienne-Tam Bettcouch. Ich schleiche auf Zehenspitzen Richtung Küche, bleib aber stehen, als ich den heiseren Atem der beiden ChowChows höre, die mich vom anderen Ende des Korridors aus konzentriert beobachtet haben, leise knurrend, was ich jetzt erst höre. Ich drehe mich um und offeriere ihnen ein schwaches Lächeln. Ich kann kaum »Ach du Scheiße« sagen, ehe sie beide wild loszurennen beginnen und auf ihr Ziel zustürzen: mich. Die beiden Chows – einer schoko-, einer zimtfarben – springen an mir hoch, blecken das Gebiss, schnappen nach meinen Knien, tatzen nach meinen Knöcheln, bellen wie wild. »Alison! Alison!«, rufe ich und versuche verzweifelt, die Viecher mit Schlägen der flachen Hand wegzuscheuchen. Bei diesem Namen hören beide auf zu bellen. Dann schauen sie den Korridor hinunter, um zu sehen, ob sie kommt. Als sie nach einer Pause nichts von ihr gehört haben – wir sind erstarrt in unseren Positionen, der rötliche Chow auf den Hinterbeinen, die Pfoten bei mir im Schritt, der schwarze Chow auf die Vorderpfoten gekauert, einen Gucci-Stiefel im Maul –, fangen sie sofort wieder an, mich zu traktieren, knurrend und im Grunde total durchgedreht, wie immer. »Alison!«, kreische ich. »Herrgott noch mal!« Ich schätze die Entfernung von meinem Standort zur Küchentür ab und entscheide mich zu einem Ausbruch, und als ich losrenne, sausen die Chows mit hinterher, blaffend,
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nach meinen Knöcheln schnappend. Ich erreiche die Küche, schmeiß die Tür hinter mir zu, ich höre beide über den Marmorfußboden gegen die Küchentür knallen, zweimal ein lautes Wumm, höre die Hunde umfallen, aufspringen, die Tür attackieren. Noch etwas zittrig mach ich ein Snapple auf, trink’s zur Hälfte aus, zünde mir dann eine Zigarette an und untersuche mich auf Bisswunden. Ich höre Alison in die Hände klatschen, dann kommt sie in die Küche, nackt unter einem offenen Aerosmith-Kimono, ein Handy in die Halsbeuge geklemmt, einen noch nicht angezündeten Joint zwischen den Lippen. »Mr. Chow, Mrs. Chow, hinlegen. Hinlegen, verdammt, hinlegen!« Sie schleudert die Hunde in die Speisekammer, zieht eine Handvoll bunter Hundekuchen aus der Manteltasche und wirft damit nach den Kötern, ehe sie die Speisekammertür zuknallt, was den Lärm der um die Hundekuchen raufenden Chows gnädig abschneidet. »Okay, mhm, alles klar, Malcolm McLaren… Jawoll, nein, Frederic Fekkai. Jaha. Alle haben wir nen Kater, Baby.« Sie schneidet eine Grimasse. »Andrew Shue und Leonardo DiCaprio?… Was?… O Baby, niiie im Leben. Läuft nicht.« Alison blinzelt mir zu. »Du bist jetzt nicht am Fenstertisch im Mortimer’s Wach und Ach Gottchen… Ciao, ciao.« Sie klickt das Handy aus, legt es sorgfältig auf die Küchentheke und sagt: »Das war ne Konferenz mit Dr. Dre, Yasmine Bleeth und Jared Leto.« »Alison, diese beiden kleinen Scheißer wollten mich umbringen«, sage ich nachdrücklich, als sie hochspringt und die Beine um meine Hüften schlingt. »Mr. und Mrs. Chow sind keine kleinen Scheißer, Baby.« Sie presst ihren Mund auf meinen, während ich mit ihr Richtung Schlafzimmer stolpere. Dort angelangt fällt sie auf die Knie, reißt meine Jeans auf und beginnt, mir souverän einen zu blasen, eine unglücklicherweise höchst geübte
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Deep-Throat-Nummer, wobei sie mich so fest am Arsch packt, dass ich eine ihrer Hände wegzerren muss. Ich ziehe ein letztes Mal an der Zigarette, die ich immer noch zwischen den Fingern habe, schaue mich nach einer Stelle um, wo ich sie ausdrücken kann, finde eine halbleere Snappleflasche, lass den Rest von der Marlboro reinfallen, hör’s zischen. »Langsamer, Alison, du bist zu schnell«, murmele ich. Sie zieht meinen Schwanz aus ihrem Mund, schaut zu mir hoch und sagt mit leiser, »sexy« Stimme: »Eile ist meine Spezialität, Baby.« Sie steht plötzlich auf, lässt den Mantel fallen und legt sich rücklings aufs Bett, sie spreizt die Beine und drängt mich auf den Fußboden runter, der mit diversen Nummern von WWD übersät ist, mein rechtes Knie zerknittert ein Foto (hinterer Umschlag) von Alison und Damien und Chloe und mir auf Naomi Campbells Geburtstagsparty, wir sitzen in einer engen Nische im Doppelgänger’s, und jetzt knabbere ich an einer kleinen Tätowierung auf der Innenseite eines muskulösen Schenkels, und als meine Zunge sie dann berührt, kommt sie schon – einmal, zwei-, dreimal. Da ich weiß, wo das bestimmt nicht enden wird, wichse ich ein wenig an mir rum, bis ich fast komme, und dann denke ich, scheiß drauf, ich hab jetzt einfach keine Zeit für diese Nummer, also tu ich bloß so, stöhne laut, den Kopf zwischen ihren Beinen, das Auf und Ab meines rechten Arms muss auf sie so wirken, als würde ich’s mir tatsächlich besorgen. Die Musik im Hintergrund: Duran Duran, mittlere Periode. Unsere Rendezvous haben sich unter anderem im Remi, in Zimmer 101 im Paramount, im Cooper-Hewitt-Museum abgespielt. Ich steige aufs Bett hoch und liege da, ich tu so, als müsste ich keuchen. »Baby, wo hast du gelernt, so zu blasen? Sotheby’s? O Mann.« Ich lang nach einer Zigarette. »Moment mal. Das war’s?« Sie steckt sich einen Joint an,
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inhaliert so tief, dass er zur Hälfte zu Asche wird. »Was ist mit dir?« »Ich bin glücklich.« Ich gähne. »Solang du jetzt nicht das, aah, Ledergeschirr rausholst und Fido den großen Arschstöpsel.« Ich erhebe mich vom Bett, ziehe meine Jeans und Calvins hoch und gehe rüber zum Fenster, wo ich die Jalousie ein Stück hochhebe. Unten auf der Park Avenue zwischen 79. und 80. steht ein schwarzer Jeep mit zwei von Damiens Gorillas drin, die sitzen da und lesen etwas, das wie die neue Ausgabe von Interview aussieht, mit Drew Barrymore auf der Titelseite, und der eine sieht aus wie ein schwarzer Woody Harrelson und der andere wie ein weißer Dämon Wayans. Alison weiß, was ich sehe, und sagt vom Bett aus: »Keine Sorge, ich muss mich mit Grant Hill treffen, auf nen Drink im Mad. 61. Die fahren mir dann nach, dann kannst du abhauen.« Ich kippe aufs Bett, schalte das Nintendo an, hol mir den Joystick und fange an, Super Mario Brothers zu spielen. »Damien sagt, Julia Roberts kommt und Sandra Bullock auch«, sagt Alison abwesend. »Laura Leighton und Halle Berry und Dalton James.« Sie nimmt noch einen Zug von dem Joint und gibt ihn dann mir. »Ich hab Elle Macpherson bei der Anna-Sui-Show gesehen, sagt, sie kommt zum Essen.« Sie blättert rasch durch ein Detour mit Robert Downey Jr. auf dem Titelblatt, Beine breit, scharfes Schrittfoto. »Ah ja, und Scott Wolf auch.« »Schhh, ich spiel jetzt«, sage ich. »Yoshi hat vier Goldmünzen verspeist, und jetzt sucht er nach der fünften. Ich muss mich konzentrieren.« »O mein Gott, das ist doch so scheißegal«, seufzt Alison. »Geht’s hier vielleicht um einen dicken Zwerg, der auf einem Dinosaurier reitet und seine kleine Freundin vor einem Gorilla rettet? Victor, jetzt mal im Ernst.« »Ist nicht seine Freundin. Das ist Prinzessin Toadstool.
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Und es ist kein Gorilla«, sage ich mir erhobener Stimme. »Das ist Lemmy Koopa vom bösen Koopa-Stamm. Und Baby, wie üblich entgeht dir der Witz an der Sache.« »Dann klär mich bitte auf.« »Der Witz an Super Mario ist, dass es das Leben widerspiegelt.« »Ich höre.« Sie sieht sich ihre Fingernägel an. »Weiß Gott, weshalb.« »Töten oder getötet werden.« »Mhm.« »Die Zeit läuft ab.« »Verstehe.« »Und am Ende, Baby, da bist… du… allein.« »Korrekt.« Sie steht auf. »Na, Victor, das fängt das Wesen unserer Beziehung ja wirklich ein, mein Süßer.« Sie verschwindet in einem begehbaren Schrank, der größer ist als das Schlafzimmer. »Wenn du dich von Worth hättest interviewen lassen müssen, all der Quatsch wegen Damiens Nintendo-Aktien, dann würdest du Yoshi auch umbringen wollen.« »Ich glaube, all das ist irgendwie außerhalb deines Erfahrungshorizonts«, murmele ich. »Ha?« »Was machst du heut Abend, wo isst du?«, ruft sie aus dem Schrank. »Warum? Wo ist denn Damien?« »In Atlantic City. Also können wir beide ausgehen, denn Chloe ist ja sicher tres erschöpft von all der vielen böösen böösen Laufstegarbeit heute.« »Kann nicht«, rufe ich. »Muss zeitig ins Bett. Ich lass das Essen einfach aus. Ich muss die – o Scheiße, Scheiße – Sitzordnung durchgehen.« »Ooh aber Baby, ich will ins Nobu heut Abend«, jammert sie aus dem Schrank. »Ich will ein Babyshrimptempuraröllchen.« »Du bist ein Babyshrimptempuraröllchen«, jammere ich
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zurück. Das Telefon klingelt, der Anrufbeantworter springt an, es läuft die neue Portishead, dann ein Piepton. »Hallo Alison, Chloe hier, ich ruf zurück.« Ich rolle die Augen. »Amber und Shalom und ich haben noch was für Fashion TV im Royalton, und dann geh ich mit Victor im Bowery Bar essen, um halb zehn. Ich bin soo, soo müde… Shows den ganzen Tag. Okay, bist wohl nicht da. Wir reden dann bald mal – ach so, ja, du hast dann ne Backstage-Karte für Todds Show morgen. Ciao-ciao.« Die Maschine schaltet sich aus. Schweigen aus dem Schrank, dann leise und wutentbrannt: »Sitzordnung? Du musst zeitig ins Bett?« »Du kannst mich nicht in deinem Penthouse festhalten«, sage ich. »Ich gehe zurück an meinen Pflug.« »Du gehst mit ihr essen?«, schreit sie. »Darling, ich hab keine Ahnung davon gehabt.« Alison kommt aus dem begehbaren Schrank, sie hält ein Todd-Oldham-Wickelkleid vor sich und wartet auf meine Reaktion, als sie es vorführt: ein nicht gerade schlichtes Schwarz-Schrägstrich-Beiges, trägerloses, Navajostil mit Neonquilt. »Das ist ein Todd Oldham, Baby«, sage ich schließlich. »Das zieh ich morgen Abend an.« Pause. »Es ist ein Original«, flüstert sie verführerisch mit funkelnden Augen. »Ich sorg dafür, dass deine kleine Freundin aussieht wie ein Stück Scheiße!« Alison langt rüber und schlägt mir den Joystick aus der Hand, wirft ein Green-Day-Video an und tanzt zu dem von Vivienne Tarn entworfenen Spiegel rüber, betrachtet sich mit dem Kleid vorm Körper und dreht dann eine halbherzige Pirouette, sie sieht sehr glücklich aus, aber auch sehr gestresst. Ich sehe mir meine Fingernägel an. Es ist so kalt in dem Apartment, dass die Fensterscheiben zufrieren. »Liegt das
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an mir, oder wird’s hier drin wirklich kalt?« Alison hält ein letztes Mal das Kleid hoch, quiekt manisch und rennt in den Schrank zurück. »Was hast du gesagt, Baby?« »Hast du gewusst, dass Vitamine die Nägel kräftigen?« »Wer hat dir das erzählt, Baby?«, ruft sie. »Chloe«, knurre ich und beiße an einem Nagelhäutchen herum. »Das arme Kind. O mein Gott, sie ist so blöd.« »Sie ist grade von den MTV Awards zurück. Davor hat sie einen Nervenzusammenbruch gehabt, also sei so gut, sei vernünftig.« »Einen massiven«, ruft Alison rüber. »Ihr Faible für Heroin hat sie hinter sich, nehme ich an.« »Sei ein bisschen geduldig. Sie ist nicht sehr stabil«, sage ich. »Und, jawohl, ihr Faible für Heroin hat sie hinter sich.« »Ohne besondere Hilfe von dir, nehme ich an.« »Hör mal, ich hab ihr sehr wohl schwer geholfen«, sage ich, setze mich auf und höre jetzt genauer zu. »Wenn ich nicht gewesen wäre, dann könnte sie jetzt sogar tot sein, Alison.« »Wenn du nicht gewesen wärst, Spatzenhirn, dann hatte sie sich ja vielleicht auch überhaupt nichts von der Kacke gespritzt.« »Sie hat sich nichts >gespritztWelcome to the Jungle< und >Let’s Go CrazyReal Worldam Arsch< denken.« Sie lässt die Schuhe fallen, tritt aus dem begehbaren Schrank. »Tu ich nicht«, beteuere ich und folge ihr. »Ich schwör’s. O mein Gott, wer hat dir denn das gesagt?« »Streitest du’s ab?« »Nnnein. Ich meine, ja, ich Streifs natürlich ab! Ich meine…« Ich stehe da. »Ach lass gut sein.« Alison lässt den Hausmantel fallen und zieht ein Höschen an. »Drei Uhr dann morgen?« »Ich bin morgen total zu, Baby, also bitte Erbarmen«, stammele ich. »Also wer hat dir jetzt gesagt, dass ich mich nach was Eigenem umschaue? Nach einem Raum?« »Gut, drei Uhr am Montag.«
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»Warum drei? Warum Montag?« »Damien lässt sich den Apparat saubermachen.« Sie wirft sich eine Bluse um. »Den Apparat?« »Seine« – sie flüstert – »Vergrößerung.« »Damien hatte eine Vergrößerung?« frage ich. »Er ist wirklich der ekelhafteste Typ überhaupt, Baby. Absolut verdorben.« Sie geht zur Kommode rüber, wühlt eine riesige Schachtel Ohrringe durch. »O Baby, ich hab Tina Brown heute im 44 beim Mittagessen gesehen, und sie kommt morgen sans Harry und Nick Scotti auch, der – ich weiß, ich weiß, der ist passe-, aber er sieht einfach Spitze aus.« Ich gehe langsam wieder hinüber zu dem frostbedeckten Fenster, spähe an der Jalousie vorbei hinab zu dem Jeep auf der Avenue. »Mit Winona hab ich auch gesprochen. Sie kommt. Wart mal.« Alison klemmt zwei Ohrringe in ein Ohr, drei in das andere, und zieht sie jetzt wieder ab. »Kommt Johnny?« »Was?«, flüstere ich. »Wer?« »Johnny Depp!«, ruft sie und wirft einen Schuh nach mir. »Ich nehm’s doch an«, sage ich vage. »Ja.« »Schön«, hör ich sie sagen. »Es gehen Gerüchte, dass Dave Pirner Heroin sehr gut leiden mag – ooh, lass Chloe nicht zu nah an Davey ran, und ich hab auch gehört, dass Winona vielleicht zu Johnny zurückgehen könnte, wenn Kate Moss sich plötzlich in Luft auflösen würde oder ein kleiner Tornado sie nach Auschwitz zurückwirbelte, was wir alle ja so sehr hoffen.« Sie entdeckt die halb gerauchte Zigarette, die in der Snappleflasche treibt, dreht sich zu mir, streckt mir die Flasche anklagend entgegen und betont, wie sehr Mrs. Chow Snapple mit Kiwigeschmack schätzt oder was. Ich habe mich in einen riesigen von Vivienne Tarn entworfenen Sessel gefläzt. »Mein Gott, Victor«, sagt Alison mit gedämpfter Stimme.
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»In diesem Licht« – sie hält aufrichtig bewegt inne – »siehst du wahnsinnig aus.« Ich sammle die Kraft, mit zusammengekniffenen Augen zu ihr hochzuschauen, und sage schließlich: »Je besser man ausschaut, desto mehr sieht man.«
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30 Zurück in meiner Wohnung, downtown, wo ich mich umziehe, um mich dann um zehn mit Chloe in der Bowery Bar zu treffen, gehe ich mit dem Handy umher, mein Agent bei CAA hat mich in der Warteschleife. Ich zünde nach Zitrus duftende Altarkerzen an, damit das Zimmer freundlicher wird, damit die Spannung runtergeht, außerdem ist das Apartment so kalt wie ein Iglu. Schwarzer Rollkragenpulli, weiße Jeans, Matsuda-Jacke, Slippers, schlicht und cool. Ein Stück von Weezer läuft leise im Hintergrund. Der Fernseher ist an – kein Ton –, Highlights von der Show im Bryant Park werden gezeigt, überall Chloe. Endlich klickt’s, ein Seufzer, im Hintergrund unverständliche Stimmen. Bill seufzt. »Bill? Hallo?«, sage ich. »Bill? Was treibst du? Lässt du dich auf der Melrose drüben bewundern? Sitzt mit Riesenkopfhörern da, siehst aus wie ein Fluglotse aus dem Tower des LAX?« »Muss ich dich daran erinnern, dass ich mächtiger bin als du?«,fragt Bill müde. »Muss ich dich daran erinnern, dass riesige Kopfhörer ein absolutes Muss sind?« »Du bist der Makler meiner Möglichkeiten, Baby.« »Ich hoffe, ich kann von dir profitieren.« »Also Baby, was läuft denn mit Flatliners II? Das Drehbuch ist, muss ich sagen, brillant. Wie sieht’s aus?« »Wie’s aussieht?«, fragte Bill leise. »Es sieht folgendermaßen aus: Ich war heut Morgen bei einer Vorführung, und das Produkt hatte einige ganz außergewöhnliche Qualitäten. Es war populär, gut strukturiert und nicht besonders traurig, aber am Ende blieb es seltsam unbefriedigend. Das hatte möglicherweise etwas mit der Tatsache zu tun, dass das Produkt sehr viel besser
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gewesen wäre, wenn lediglich Stabpuppen mitgespielt hätten.« »Was war das für ein Film?« »Hat noch keinen Titel«, murmelt Bill. »So eine Art Kreuzung aus Caligula und The Breakfast Club.« »Ich glaube, den Film hab ich gesehen. Zweimal sogar. Hör mal, Bill…« »Ich hab einen großen Teil der Mittagessenszeit bei Barney Greengrass verbracht und mir die Berge um Hollywood angesehen und Leuten zugehört, die mir was über einen gigantischen Pastakoch verkaufen wollten, der da irgendwie Amok läuft.« Ich schalte den Fernseher aus, suche die Wohnung nach meiner Uhr ab. »Und… was meinst du?« »Wie nah bin ich dem Tod?« Bill macht eine Pause. »Ich glaube, solche Gedanken sollten mir mit achtundzwanzig nicht kommen. Ich glaube, ich sollte bei Barney Greengrass nicht an solche Sachen denken.« »Naja, Bill, du bist achtundzwanzig.« »Als ich eine Sprudelflasche berührt hab, die in einem Sektkübel lag, hat mich das in die sogenannte Wirklichkeit zurückgebracht, und als ich dann einen halben Eggcreamshake getrunken hab, hat mich das konsolidiert. Der Promoter versuchte schließlich, Witze zu reißen, ich hab versucht, zu lachen.« Eine Pause. »Dinner im Viper Room schien mir schon irgendwie ein plausibler Plan zu sein, also, ich meine, kein schlechter Abend.« Ich öffne den Glastüreisschrank, greife mir eine Blutorange und rolle die Augen, während ich sie schäle und flüsternd »Erbarmen« sage. »Bei diesem Mittagessen«, fährt Bill fort, »ist jemand von einer Konkurrenzagentur plötzlich von hinten gekommen und hat mir mit Instantkleber einen großen Seestern an den Hinterkopf gepappt, aus Gründen, die mir immer noch nicht ganz klar sind.« Pause. »Zwei meiner Angestellten
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versuchen gerade, den Seestern zu entfernen.« »Ganz ruhig, Baby«, huste ich. »Du machst jetzt gerade zu viel Krach.« »Während wir hier reden, lasse ich mich außerdem für Buzz fotografieren, von Fahoorzi Zaheedi…« Pause, dann nicht zu mir gesprochen: »So spricht man das nicht aus? Glauben Sie, weil das Ihr Name ist, wissen Sie das?« »Billy? Bill – he, was läuft denn da?«, frage ich. »Buzz, Mann? Das Magazin kann man doch den Geiern zum Fraß vorwerfen, Baby. Komm schon, Bill, was tut sich mit Flatliners lll Ich hab das Drehbuch gelesen, und ich hab da zwar ein paar Strukturprobleme entdeckt und mir einige Notizen gemacht, aber ich glaub immer noch, dass es super ist, und du weißt doch, und ich weiß es, dass ich für die Rolle des Ohman einfach perfekt bin.« Ich schiebe mir noch einen Blutorangenschnitz in den Mund und sage kauend zu Bill: »Und ich meine Alicia Silverstone wäre ideal für die Rolle von Julia Roberts’ gestörter Schwester, Froufrou.« »Ich war gestern mit Alicia Silverstone weg«, sagt Bill geistesabwesend. »Morgen Drew Barrymore.« Fauste. »Die ist gerade so zwischen zwei Ehen.« »Was habt ihr gemacht, du und Alicia?« »Rumgesessen und uns dann The Lion King auf Vide angesehen und dabei eine Melone gegessen die ich in meinem Garten hinten gefunden hab, alles in allem kein schlechter Abend, immer unter Berücksichtigung der jeweiligen Definition von schlechter Abend natürlich. Ich hab sie zusehen lassen, wie ich eine Zigarre rauche, und sie hat mir Diättips gegeben, beispielsweise: Die Hors d’oeuvres ganz ignorieren.« Pause. »Genau dasselbe hab ich nächste Woche mit Kurt Cobains Witwe vor.« »Das ist ja echt, äh, ganz weit vorn, Bill.« »Im Augenblick, während Buzz mich fotografieren lässt, bereite ich den großen neuen politisch korrekten Horrorfilm vor. Wir haben eben diskutiert, wie viele Vergewaltigungen
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vorkommen sollen. Meine Partner sagen zwei, ich sage ein halbes Dutzend.« Pause. »Außerdem muss die Behinderung der Heldin mehr Glamour kriegen.« »Was hat die Heldin denn?« »Keinen Kopf.« »Cool, cool, das ist echt cool.« »Dazu kommt noch, dass mein Hund sich grade umgebracht hat. Er hat einen Eimer Farbe ausgesoffen.« »Hör mal, Bill, Flatliners II, ja oder nein? Sag mir’s einfach. Flatliners II oder nicht. Ja, Bill?« »Weißt du, was passiert, wenn ein Hund einen Eimer Farbe trinkt?«, fragt Bill und hört sich dabei völlig weggetreten an. »Ist Shumacher dabei oder nicht? Ist Kiefer an Bord?« »Mein Hund war ein Sexmaniak und litt stark unter Depressionen. Er hieß Max der Jude und litt stark unter Depressionen.« »Na, dann hat er ja wohl deshalb, du weißt schon, die Farbe gesoffen, was?« »Möglich. Könnte auch damit zusammenhängen, dass ABC >Willkommen im Leben< abgesetzt hat.« Er macht eine Pause. »Ist alles ziemlich in der Schwebe.« »Hast du eigentlich schon einmal den Ausdruck >seine zehn Prozent verdienen< gehört?«, frage ich, während ich mir die Hände wasche. »Have you seen your mother, baby, standing in the shadows?« »The center cannot hold myfriend«, leiert Bill herunter. »He Bill, was ist, wenn es gar keine Mitte gibt? Hm?«, frage ich, ziemlich angepisst. »Dem gehe ich nach.« Pause. »Im Augenblick aber erbittert es mich insgeheim, dass Firhoozi meint, der Seestern sei scharf, also muss ich jetzt gehen. Wir reden miteinander, sobald es eine Möglichkeit gibt.« »Bill, ich muss auch weiter, aber hör zu, können wir morgen miteinander telefonieren?« Ich blättere hektisch in
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meinem Kalender. »Ääh also entweder um drei Uhr fünfundzwanzig oder um… sagen wir vier oder vier Uhr fünfzehn… oder vielleicht sogar um, ach Scheiße, sechs Uhr zehn?« »Zwischen Mittagessen und Mitternacht sammle ich Kunst mit den Schauspielern von >FriendsHey That’s My ShoeWir bieten Ihnen heuteFrechheitAch! Tatsächlich?semi-nervöstunterbar< verwendet.« »Kannst du das aufschreiben, JD?«, frage ich. »Niemand, der den Ausdruck >tunterbar< verwendet.« JD nickt und macht sich eine Notiz. »Und wie ist die verdammte DJ-Situation?« fragt Damien gleichgültig. »Alison sagt, dass jemand namens Misha weg ist?« »Damien, wir suchen in allen Hotels in South Beach, Prag, Seattle«, sage ich. »Wir suchen in jeder einzelnen Entzugsklinik im Nordosten.« »Bisschen spät, hmmm?«, fragt Damien. »Bisschen spät für Misha, hmm?« »Victor und ich werden den ganzen Tag lang andere DJs
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interviewen«, versichert ihm JD. »Wir haben alle von Anita Sarko über Sister Bliss bis Smokin’ Jo herbestellt. Das läuft.« »Es ist jetzt außerdem schon fast acht, Leute«, sagte Damien. »Das Schlimmste auf der Welt, Leute, ist ein beschissener DJ. Ich wäre lieber tot, als dass ich einen beschissenen DJ engagiere.« »Mann, das sehe ich ganz genauso, unglaublich«, sage ich zu ihm. »Wir haben hundert Ersatzleute, das läuft also auf jeden Fall.« Ich schwitze aus irgendeinem Grund, ich habe Angst vor dem letzten Teil dieses Frühstücks. »Damien, wo bist du zu finden, wenn wir dich heute noch erreichen müssen?« »Ich bin in der Präsidentensuite im Mark, die sind in meinem Apartment noch nicht fertig. Mit irgendwas.« Er zuckt die Schultern, kaut etwas Müsli. »Wohnst du noch downtown?« »Ja, ja.« »Wann ziehst du denn uptown wie alle anderen auch – he, die Füße werden draußen abgetreten«, sagte er und starrt einen schwarzen Schnürschuh von Agnes an, in dem mein Fuß zufällig steckt. »Alles klar. Damien, wir müssen…« »Was ist denn?« Er hört zu kauen auf und mustert mich nun eingehend. »Ich wollte bloß fragen…« Ich atme tief ein. »Was verbirgst du, Victor?« »Nichts, Mann.« »Lass mich raten. Du hast dich heimlich in Harvard eingeschrieben?« Damien lacht und sieht sich im Raum um, ermuntert alle, mitzulachen. »Jawoll, genau so isses.« Ich lache auch. »Ich höre immer wieder so vage Gerüchte, Mann, dass du meine Freundin fickst, aber irgendwie gibt’s keine Beweise.« Damien lacht immer noch. »Insofern, musst du
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wissen, interessiert mich das schon.« Die Gorillas lachen nicht. JD studiert intensiv sein Klemmbrett. Ich rudere unwillkürlich mit den Armen. »O Mann, das stimmt so aber nicht. Ich würd sie nie anrühren, ich schwör’s bei Gott.« »Ja…« Man kann sehen, wie er sich die Sache überlegt. »Du hast Chloe Byrnes. Warum solltest du’s Alison besorgen?« Damien seufzt. »Chloe, verdammt noch mal, Chloe Byrnes.« Pause. »Wie machst du das, Mann?« »Wie mach ich… was?« »He, Madonna hat diesen Typ mal gefragt, ob er mit ihr ausgeht«, sagt Damien zu den Leibwächtern, die es zwar nicht zeigen, aber tatsächlich beeindruckt sind. Ich lächle töricht. »Na ja, Meister, du warst mit Tarjana Patitz unterwegs.« »Mit wem?« »Dem Girl, das in Die Wiege der Sonne auf dem Tisch zu Tode gevögelt wird.« »Riiiichtig! Aber du hast verdammt noch mal Chloe Byrnes«, sagt Damien ehrfurchtsvoll. »Wie machst du das, Mann? Was ist dein Geheimnis?« »Wegen… He, äh, ich hab kein Geheimnis.« »Nein, Flachkopf.« Damien wirft eine Rosine nach mir. »Dein Geheimnis bei den Frauen.« »Aaah… Ihnen nie Komplimente machen?«, quetsche ich heraus. »Was?« Damien beugt sich weiter vor. »Nicht ganz uninteressiert sein. Wenn sie fragen, verstehst du, ihnen sagen, dass ihr Haar gebleicht aussieht… Oder wenn sie fragen, ihnen sagen, dass ihre Nase zu breit ist…« Ich schwitze. »Aber, klar, immer bisschen vorsichtig…« Ich halte pseudo-sehnsuchtsvoll inne. »Dann gehören sie dir.« »Herrgottnochmal«, sagt Damien bewundernd und stößt
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einen von den Gorillas an. »Habt ihr das gehört?« »Wie geht’s Alison?«, trage ich. »Scheiße, du siehst sie ja wahrscheinlich öfter als ich.« »Na kaum.« »Ich meine, stimmt doch, Vic, oder?« »Ach, weißt du, Chloe und ich und, ahm, wahrscheinlich nicht, aber na ja, spielt ja keine Rolle.« Nach einem langen kalten Schweigen sagt Damien: »Du isst dein Müsli nicht.« »Jetzt aber«, sage ich und nehme meinen Löffel in die Hand. »JD, die Milch, bitte.« »Alison, ach Scheiße«, stöhnt Damien, »ich weiß nie, ist sie sexy oder ist sie crazy.« Ein Flash: Alison grinst mich höhnisch an, während sie sich von Mr. Chow die Füße lecken lässt; Alison öffnet eine Kokosnuss; Alison listet ihre Lieblingsschauspieler unter vierundzwanzig auf, darunter auch die, mit denen sie geschlafen hat; Alison kippt Snapple auf Snapple auf Snapple runter. »Beides?«, wage ich vorzuschlagen. »Ach Scheiße, ich liebe sie. Sie ist wie ein Regenbogen. Sie ist wie eine Blume. O Gott«, stöhnt er. »Sie hat diesen verdammten Nabelring, und die Tätowierungen müssen mal gründlich durchgecheckt werden.« »Ich… hab nicht gewusst, dass Alison einen, äh, Nabelring hat.« »Woher solltest du das denn auch wissen?«, fragt er. »Alsooo…« fängt JD an. »Außerdem habe ich auch gehört, dass du dich nach was Eigenem umschaust.« Damien seufzt und starrt mich direkt an. »Sag mir doch bitte, dass das völlig abstrakte, unglückselige Gerüchte sind.« »Ein gemeines Gerücht, mein Freund. Ich denk nicht mal im Traum an einen eigenen Club, Damien. Ich schau mir jetzt Drehbücher an.«
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»Na ja, ich weiß schon, Victor, aber es ist einfach so, dass wir hier ne Menge gute Presse kriegen, und unbestreitbar hilft dein Name dabei…« »Danke, Mann.« »… aber es ist auch unbestreitbar, wenn du jetzt diese Sache als… wie soll man sagen, als Sprungbrett nimmst und uns alle in der nächsten Sekunde im Stich lässt, sobald der Laden angelaufen ist, und dann mit dem Image, mit der Publicity von hier dein eigenes Ding aufmachst…« »Damien, wart mal einen Augenblick, das ist eine komplizierte Frage, aber warte mal einen…« »… und mich und diverse Investoren zusammen mit einigen Kieferorthopäden aus Brentwood (von denen einer die Intelligenz einer Steckrübe hat) gegen den Schrank laufen lässt, und alle haben wir einiges Moos in diese Geschichte gesteckt…« »Damien, Mann, wo sollte ich denn das Geld für so was herkriegen?« »Japse?« Er zuckt die Achseln. »Irgend ne Schauspielerin, die du gevögelt hast? Irgendein reicher Schwuler, der auf deinen Arsch scharf ist?« »Also das kommt jetzt als völlige Überraschung. Das ist mir völlig neu, Damien, und ich werde sehr genau darüber nachdenken, wer dieses Gerücht in Umlauf gesetzt hat.« »Meinen herzlichsten Dank.« »Ich will ja nur, dass man im Club der Investoren wieder lächelt.« »Muss jetzt Golf spielen«, sagt Damien gleichgültig und schaut auf die Uhr. »Dann ess ich zu Mittag im Fashion Cafe, mit Christy Turlington, die ist gerade im neuen Top Model in die Kategorie >Lässt sich bestimmt nicht korrumpieren< gewählt worden. Gibt übrigens eine virtuelle Christy im Fashion Cafe, solltest du dir mal ansehen. Nennt sich ein Charmannequin. Sieht genau wie Christy aus. Sagt Sachen wie >Ich würde mich freuen, Sie bald wieder hier
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zu sehen, vielleicht persönlichBaywatch Nights< mehr abdrehen.« Waverley pafft gierig ihre Zigarette.
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»Sherry Gibson, Hurley Thompson, okay, ich seh den Zusammenhang. Freunde, Lovers, tolle Publicity.« »Er hat sich so viel Kokain reingehauen, Freebase, dass er bei den Dreharbeiten zu SC3 verschwinden musste, nachdem er Sherry Gibson geschlagen hat – ja, ins Gesicht –, und jetzt ist Hurley unter dem Namen Carrie Fisher im Paramount abgestiegen.« »Also ist er bei Sun City raus?« »Und Sherry Gibson gleicht einem verheulten Waschbär.« »Weiß das niemand?« »Niemand weiß es außer moi.« »Wer ist denn Moi?« »Das heißt: Ich, Victor.« »Wir schweigen wie ein Grab.« Ich gehe ein paar Schritte weiter, klatsche in die Hände, dass die anderen im Raum zusammenfahren, und stelle mich in die Mitte. »Waverley, ich will einen minimalen Allgemeinlook. Industrielle plus reiche Teenies, in der Art.« »Aber mit ‘nem Touch internationaler Stil?«, fragt sie und folgt mir außer Atem, wobei sie sich noch eine Benson & Hedges Menthol 100 anzündet. »Die Neunziger sind ehrlich und direkt. Das bilden wir ab«, sage ich und gehe hin und her. »Ich will was unbewusst Klassisches. Ich will keine Unterschiede zwischen draußen und drinnen, förmlich und locker, nass und trocken, schwarz und weiß, voll und leer – o mein Gott, tut mir einen kalten Umschlag auf die Stirn.« »Du willst Schlichtheit, Baby.« »Ich will einen direkten Ansatz, ich will das unornamentierte Nachtleben.« Ich stecke mir eine Marlboro an. »Mach weiter so, Baby, wir sind auf dem besten Weg.« »Damit man nicht absäuft, Waverley, muss man sich einen Ruf als guter Geschäftsmann und als ein in jeder Hinsicht ultracooler Typ erwerben.« Ich mache eine kleine
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Pause. »Und ich bin ein ultracooler Typ. In jeder Hinsicht.« »Und, ähem, ein Geschäftsmann?«, fragt JD. »Ich bin viel zu cool, um das zu beantworten, Baby«, sage ich und inhaliere. »He, hast du mich auf dem Cover von YouthQuake gesehen?« »Nein, äh…«, sagt Waverley, schnallt dann etwas und fügt hinzu: »Das warst du? Bist hervorragend rausgekommen.« »Mhm«, sage ich mit gewissen Zweifeln. »Aber ich hab dich bei der Calvin-Klein-Show gesehen, Baby, und…« »Ich war nicht bei der Calvin-Klein-Show, Baby, und ist dir schon aufgefallen, dass die ganze Wand hier die Farbe von Pesto hat, was ja irgendwie überhaupt nicht hinhaut, Baby?« »Kommt hervorragend«, sagt die makellos zusammengesetzte Kleine hinter ihr. »Victor«, sagt Waverley, »das ist Ruby. Sie ist Schalendesignerin. Sie macht Schalen aus so Sachen wie Reis.« »Eine Schalendesignerin? Wow.« »Sie macht Schalen aus so Sachen wie Reis«, sagt Waverley noch einmal mit starrem Blick. »Schalen aus Reis? Wow.« Ich starre zurück. »Hast du gehört, wie ich >Wow< gesagt habe?« Der Outsider-Rocker wandert zur Tanzfläche rüber und schaut nach oben auf das runde Dutzend Diskokugeln, total in Trance. »Was läuft denn hier mit unserem Schrat?« »Felix hat früher in The Gap gearbeitet«, sagt Waverley, Rauch rein, Rauch raus. »Dann hat er Kulissen für >The Real World< in Bali entworfen.« »Bitte erwähne nicht diese Show in meiner Gegenwart«, sage ich zähneknirschend. »Sorry, Darling, es ist noch so früh. Aber bitte sei nett zu
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Felix, er kommt grade aus dem Entzug.« »Weshalb denn, hat er sich Stuck gespritzt?« »Er ist gut befreundet mit Blowtop und Pickle, und jetzt hat er gerade für Connie Chung und Jeff Zucker und Isabella Rossellini und Sarah Jessica Parker die, aah, Kleiderschränke entworfen.« »Cool, cool«, nicke ich beifällig. »Letzten Monat hat er noch mal seinen Exfreund Jackson gevögelt, in der Salzwüste bei Bonneville, und erst vor drei Tagen hat man den Schädel von Jackson in einem Sumpf gefunden, also, du verstehst schon, wir müssen vorsichtig sein.« »Mhm. Mein Gott, hier drinnen ist es eiskalt.« »Ich sehe orangene Blumen, ich sehe Bambus, ich sehe spanische Türsteher, ich höre Steely Dan, ich sehe Fellini.« Waverley stöhnt plötzlich auf, stößt noch mal Rauch aus, klopft ihre Zigarette ab. »Ich sehe die Siebziger, Baby, und ich bin feucht.« »Baby, du aschst hier in meinem Club rum«, sage ich äußerst irritiert. »Und was ist jetzt mit der Idee von Felix, mit der Saftbar?« »Felix überlegt sich bloß noch, wo er einen Veterinär findet, der ihm den nächsten Pferdetranquilizer setzt.« Ich lasse meine Zigarette sorgsam in die halbleere SnappleFlasche fallen, die mir JD hinhält. »Und außerdem – o Gott, Baby, ich will mich doch jetzt nicht wegen einer Saftbar krummlegen, wo man nix serviert als – was? O Gott – Saft! Weißt du eigentlich, was ich alles am Hals habe? Erbarmen.« »Also fliegt die Saftbar raus?«, fragt Waverley und macht sich Notizen. »O bitte«, stöhne ich. »Verkaufen wir doch meinetwegen Baguettes, verkaufen wir Pizza, verkaufen wir gottverdammte Nachos«, seufze ich. »Du und Felix, ihr seid
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dabei, euch muy muy zu verzetteln.« »Baby, du hast ja so Recht«, sagt Waverley und wischt sich pantomimisch den Schweiß von der Stirn. »Wir müssen unseren Scheiß auf die Reihe kriegen.« »Waverley, hör mir gut zu. Der neue Trend ist kein Trend.« »Kein Trend ist ein neuer Trend?«, fragt sie. »Nein, kein Trend ist der neue Trend«, sage ich. »In ist out?«, fragt Waverley. Ich klatsche JD auf die Schulter. »Siehst du? Sie begreift’s.« »Guck mal – Gänsehaut«, sagt DJ und streckt einen Arm aus. »Überall Zitronen, Zitronen! Überall!«, sagt Waverley und dreht Pirouetten durch den Raum. »Und Onkel Heshy ist nicht eingeladen, was, Baby?« »Sweet dreams are made of this, was Victor?«, fragt JD und schaut gleichgültig zu, wie Waverley durch den Raum wirbelt. »Glaubst du, dass man uns hierher gefolgt ist?«, frag ich ihn, zünde mir noch eine an und schaue Waverley zu. »Wenn du diese Frage schon stellst – glaubst du dann nicht auch, dass es irgendwie nicht so eine tolle Idee ist, hinter Damiens Rücken einen Club aufzumachen?« »Antwort abgelehnt. Ich schlag jetzt zu«, sage ich und schaue ihn böse an. »Für dich heißt hip, dass man immer den Zug verpasst.« »Ich glaub bloß nicht, dass es besonders hip ist, wenn einem beide Beine gebrochen werden«, sagt JD vorsichtig. »Wegen einem Club? Hast du schon mal den Satz gehört: >Kämpf dagegen an