Dämonenjäger Frank MacLachlan
Die Mystery-Serie von J.T. Krimmer Band 4
Gefangen im Totenreich von Jake T. Magnus
Das Fackellicht erhellte den Raum nur unwesentlich. Die steinernen Wände waren verziert mit Bildern, die schreckliche Szenen zeigten. Die Frau, die mitten im Raum stand, betrachtete die Bilder einen Moment. Sie hatte sie sich schon Hunderte von Malen angesehen, doch die Lebendigkeit, die in ihnen lag, faszinierte sie immer wieder. Die Frau musste sich richtiggehend von den Bildern losreißen. Ihr Blick kehrte zurück zu den Gestalten, die vor ihr standen. Lächelnd blickte sie sie an. "Lasst uns gehen!" befahl sie dann. "Die Welt dort draußen braucht ein wenig Tod und Verwüstung - und das werden wir ihr bringen. Aber erst nachdem wir unseren größten Feind ausgeschaltet haben. Frank MacLachlan muss sterben!" *** Jane Cardigan saß in ihrem Büro, das sie sich mit ihrem Partner Frank MacLachlan teilen musste. Frank war bereits nach Hause gegangen, sie hatte noch Schreibarbeiten zu erledigen. Der Bericht über ihren letzten Fall musste noch fertiggeschrieben sein. Jane erinnerte sich nur ungern an die vergangenen Ereignisse. Es hatte eigentlich alles damit begonnen, dass Frank nach Irland geschickt worden war, um dort das Verschwinden mehrerer Schiffe auf dem Lake Corrib zu untersuchen. Jane war unterdessen von ihrem Chef, Don Ortega, mit einem anderen Fall betraut worden. Sie hatte einem Serienkiller nachspüren sollen, der schon mehrere Menschen umgebracht hatte. Ein geheimnisvoller Mann namens Jack Claim hatte sie dabei unterstützt. Als sich Jane jedoch alleine mit einem Informanten getroffen hatte, nahm dieser sie gefangen. Der Mann war ein Angehöriger eines seltsamen Satanskultes gewesen - und Jane hatte ein Opfer des Kultes werden sollen! Frank, inzwischen wieder in New York eingetroffen, hatte Jane dann zusammen mit Jack befreit. In einer gewagten Aktion war danach der Satanskult von den dreien ausgelöscht worden. Dabei war jedoch etwas geschehen, das Jane mehr als nur überrascht hatte: Aus ihren Augen waren feine, beinahe unsichtbare, sich verästelnde Blitze hervorgeschossen, die auf die dämonischen Kultisten getroffen waren und diese vernichtet hatten. Claim hatte ihr später erzählt, dass Jane ein sogenannter Erbe der Macht sei und war danach verschwunden.Siehe FM Band 2 und 3: "Skyllas Reich", "Erbe
der Macht" Jane hatte eigentlich vorgehabt, mehr über Jack herauszufinden. Doch das Problem war: Es gab zwar bei der UPO eine Akte über ihn, diese war jedoch als top secret eingestuft. Nicht einmal Ortega hatte ihr weiterhelfen können. Während Jane gerade überlegte, wie sie die seltsamen Blitze beschreiben konnte, hörte sie vom Vorraum plötzlich Schreie. Donna Richmond, die Sekretärin Frank und Janes saß noch dort! Auf einmal brachen die Schreie mit einem dumpfen Schlag ab. Schritte näherten sich der Türe zum Büro. Jane war bereits aufgesprungen und hatte ihre Waffe, geladen mit geweihten Kugeln, hervorgezogen. Langsam, mit aller Ruhe, die Jane noch geblieben war, zielte sie auf die Türe. Einige endlose Sekunden vergingen, dann wurde die Türe mit Gewalt aufgestoßen. Jane erschrak zutiefst, als sie die Gestalt sah, die dafür verantwortlich war: In der Türe stand eine Frau, deren blondes Haar ihr bis auf die Schulter fiel. Doch Jane achtete gar nicht erst auf solche Details. Viel mehr fiel ihr gleich das halbverweste Gesicht der Frau auf. Sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen, und trotzdem schoss sie ohne zu zögern auf den Untoten, der dort stand. Gleich mit dem ersten Schuss traf sie die Frau in die Brust. Die Wirkung der geweihten Kugeln zeigte sich ebenfalls sogleich: Die Frau zuckte hin und her, dann zerfiel sie in sekundenschnelle zu Staub. Jane atmete auf. Schon einmal hatten sie und Frank es mit Zombies zu tun gehabt, damals, als sie gegen Sara Dyke gekämpft hatten. Was hatte es nun zu bedeuten, dass ein Zombie hier war? Als zwei weitere Untote den Raum betraten, wurde Jane aus ihren Gedanken gerissen. Schnell erhob sie ihre Pistole wieder und schoss. Viermal musste sie abdrücken, bis die beiden Zombies Asche waren. Warum kam denn niemand, um ihr zu helfen?, fragte sie sich in Gedanken, als erneut Untote auftauchten. Diesmal kam Jane erst gar nicht dazu, die Zombies zu erschießen, sie waren trotz ihres schon fortgeschrittenen Verwesungsstadiums zu schnell. Und zu viele. Innerhalb weniger Sekunden wurde Jane von knochigen Händen gepackt, die erbarmungslos zugriffen. Und die Dunkelheit senkte sich über Jane Cardigan... *** Frank MacLachlan betrat das UPO-Gebäude in New York. Nach der üblichen Sicherheitskontrolle fuhr er mit dem Aufzug in sein Büro. Als er die Türe zum Vorzimmer öffnete, wurde ihm sogleich bewusst, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Donna Richmond war nirgends zu sehen! Um diese Zeit war sie doch sonst immer schon hier gewesen! Doch Frank wollte sich da nicht zu sicher sein, Donna arbeitete schließlich erst seit etwas mehr als zwei Wochen als seine Sekretärin. Also ging Frank gleich weiter in das Büro, das er mit Jane teilte. Die Türe war bereits offen. Franks Blick streifte die drei Aschehäufchen am Boden. Asche? Hier? Er hoffte, dass nicht geschehen war, was er vermutete. Schnell ging er um den Schreibtisch Donnas im Vorzimmer herum, um gleich von hier aus das Sicherheitsbüro anzurufen und nicht noch Spuren zu verwischen. Frank kam gar nicht erst dazu, die Nummer zu wählen, denn im gleichen Augenblick bemerkte er die leblose Gestalt Donna Richmonds, die am Boden lag. Schnell kniete er sich zu ihr hin und untersuchte sie. Sie lebte! Frank beschäftigte sich gar nicht erst weiter mit dem Gedanken, was hier vorgefallen sein mochte, sondern schlug Alarm...
*** Eine Stunde später saß er mit Donna Richmond in einem anderen Büro, das sie kurzfristig benutzen mussten, während die verantwortlichen UPO-Leute Franks Büro untersuchten. "Erzählen Sie mir jetzt bitte von Anfang an, was geschehen ist!" bat Frank seine Sekretärin, die mittlerweile erwacht war und sich ein wenig erholt hatte. Donna nickte. "Ich saß in meinem Büro und wollte gerade gehen, als die Türe aufgestßen wurde", berichtete sie. "Hinein kamen mehrere... halbverweste Menschen und eine Frau. Die Frau sagte mir, ich solle aufhören zu schreien und ihr sagen, wer noch im Büro sei. Ich antwortete wahrheitsgemäß. Da befahl sie einigen der... Wesen,... hineinzugehen und Jane gefangenzunehmen. Als nächstes hörte ich Schüsse. Schließlich befahl die Frau allen anderen, auch noch hineinzugehen. Einige Momente später waren die Schreie Janes aus dem Büro zu hören, danach haben die Wesen sie aus dem Büro geschleift. Die Frau sagte mir noch, ich solle Ihnen", Donna blickte Frank an, "mitteilen, Sie sollen sich auf eine verlassene Farm, die einige Meilen außerhalb New Yorks liegt, begeben, sonst würden Sie Jane nie wiedersehen..." Donna wischte sich Tränen aus den Augen und nannte Frank die Adresse der Farm, die ihr die Frau mitgeteilt hatte. "Die Frau, die Sie gesehen haben, heißt Sara Dyke. Wir haben schon einmal mit ihr zu tun gehabt! Damals haben wir sie und einige ihrer Gefolgsleute besiegen können. Offenbar will sie jetzt Rache dafür nehmen." Donna nickte. "Was werden Sie jetzt machen? Die Farm ist doch offensichtlich eine Falle." "Ja, aber ich kann Jane nicht in den Händen Sara Dykes lassen!" Entschlossen stand Frank auf. "Ich fahre zu dieser Farm!" *** Jane erwachte. Sie lag auf einem harten Untergrund, die Umgebung war nur spärlich beleuchtet. Langsam erhob sie sich und sah sich um. Sie befand sich in einem Käfig, der gerade gross genug war, um darin stehen zu können. Der Käfig befand sich einige Meter über dem Fussboden eines grossen Raumes, dessen steinerne Wände mit Bildern verziert waren, von denen Jane froh war, dass sie sie im Licht der Fackeln nicht deutlich erkennen konnte. Unter ihr standen steinerne Rechtecke auf dem Boden. Ihre Oberflächen waren verziert mit eingravierten Zeichen und Linien. Zehn dieser Rechtecke standen da. Erst, als Jane sie näher ansah, bemerkte sie, was es waren: Särge! Warum befand sie sich in einem Raum mit steinernen Särgen? Wo befand sie sich überhaupt? In Gedanken ging sie noch einmal die vergangenen Ereignisse durch. Sie war von Zombies in ihrem Büro angegriffen und entführt worden. Nun, sie kannte ja die Herrin der Untoten. Sara Dyke. Schon einmal hatten Frank und Jane gegen sie gekämpft und sie dabei besiegt, auch wenn sie dabei hatte entkommen können. Jane sah sich nach einem Ausweg aus ihrer nicht gerade vorteilhaften Situation um. Wie konnte sie diesen verdammten Käfig öffnen? Es war zwar ein Schloss zu sehen, dieses konnte sie jedoch von hier drinnen nicht erreichen. Da wurde ihre Aufmerksamkeit abgelenkt. Sie hörte ein Geräusch. Ein Schaben von Stein. Verwirrt lief sie in die Ecke des Käfigs, von der aus sie den besten Überblick über den unter ihr liegenden Raum hatte und riskierte dabei, dass der Käfig gefährlich schaukelte. Schnell sah Jane, was das Geräusch verursachte: Es kam von einem der Steinsärge. Und dieser Sarg wurde von innen her geöffnet! ***
Erst nachdem die obere Steinplatte des Sarges genügend zu Seite gerückt war, damit sich die darin liegende Gestalt erheben konnte, verstummte das Geräusch. Die Gestalt trat aus dem Sarg und wankte zuerst etwas unsicher umher. Danach erst trat sie in den Lichtschein der Fackeln. Die Gestalt war ein Mann, gutaussehend, Jane schätzte ihn auf ein Alter von vierzig Jahren. Seine kurzgeschnittenen Haare waren schwarz wie die Nacht, genauso wie sein Umhang. Der Mann sah sich erst ein wenig um, bevor er zielsicher nach oben zu Jane in ihrem Käfig blickte. Ein Lächeln umspielte seinen Mund, als er auf eine der Steinwände zutrat und einen verborgenen Schalter betätigte. Einige Zeit geschah nichts, doch dann begann der Käfig sich langsam in Richtung Boden zu senken. Während dieser Zeit hatte Jane Gelegenheit, sich den Mann genauer anzusehen. Ein Zombie war er auf jeden Fall nicht. Was dann? Sara Dyke war die Herrin der Untoten. Gehörten zu den Untoten nicht auch... Vampire? Jane zuckte bei dem Gedanken innerlich zusammen. Ein Vampir! Und sie saß hilflos in einem Käfig und war ihm dadurch ausgeliefert. Auf ihre besondere Fähigkeit, sich verästelnde Blitze durch die Augen auszusenden, die sie scheinbar zu besitzen schien, wollte sie lieber nicht vertrauen. Claim hatte ihr gesagt, dass sich diese Fähigkeit eher zufällig äußerte und von ihr nicht zu kontrollieren war. Hart kam der Käfig auf dem Boden auf. Jane musste sich an ihm festhalten, um nicht umzufallen. Der Mann - der Vampir? - kam nun langsam auf den Käfig zu. Nachdenklich blickte er Jane eine Weile an, bis er schließlich den Mund öffnete und mit einer erstaunlich klaren Stimme sprach: "Du bist Jane Cardigan, von meiner Herrin dazu verurteilt, durch meine Hand zu sterben!" Es war eine Feststellung, keine Frage. Jane nickte trotzdem. "Dann sollst du wenigstens wissen, durch wen du stirbst. Mein Name ist Destero. Ich bin einer von Sara Dykes Vampiren." Erneut lächelte er und trat langsam auf die Türe des Käfigs zu. Er berührte kurz das Schloss, ein Klicken war zu hören, dann schwang die Türe auf. "Komm!" befahl Destero und trat ein paar Schritte zurück. Unsicher verließ Jane den Käfig. Sie hatte ja keine Wahl. Wenn sie im Käfig blieb, würde er hineinkommen, und hier draußen gab es vielleicht noch eine Fluchtmöglichkeit. Vorsichtig sah sie sich um. Sie erblickte eine Türe in einer der Wände, die jedoch geschlossen war. "Denke gar nicht erst daran, zu fliehen. Ich wäre schneller als du und würde dich sowieso einholen. Und nun komm und lass mich von dir kosten!" war Desteros Stimme zu hören. Langsam ging sie auf ihn zu. Weglaufen brachte wahrscheinlich nicht viel. Sie versuchte, Zeit zu gewinnen, in dem sie sich ihm so langsam wie nur irgend möglich näherte, und probierte verbissen, ihre Fähigkeit zu aktivieren. Doch es half nichts! Aus ihren Augen traten keine Blitze hervor. Welche Möglichkeit blieb ihr? Keine mehr, wie es schien. Sie war Destero mittlerweile zu nahe, um noch zu versuchen, zur Türe zu fliehen. Im gleichen Moment, als sie schon aufgeben wollte, fühlte sie, wie eine seltsame Macht sie durchströmte. Und dann traf ein, was Jane schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatte: Kleine, sich verästelnde, gleißende Blitze schossen aus ihren Augen hervor und trafen auf Destero, der erwartungsvoll vor ihr gestanden hatte und nun die Augen vor Schrecken weit aufgerissen hatte. Damit hatte er wohl nicht gerechnet! Und Jane hatte nicht damit gerechnet, dass die Strahlen aus ihren Augen Destero zwar trafen, aber ihm offensichtlich keinen Schaden zufügten! Der Vampir wand sich vor Schmerzen, doch er zerfiel nicht zu Staub, wie die dämonischen Satansdiener, die Jane mit den Blitzen vernichtet hatte! Destero sank wimmernd zu Boden. Die Schmerzen mussten beinahe unerträglich sein. Und doch lebte er noch immer!
Was konnte Jane tun? Fieberhaft überlegte sie, doch erneut wurde die Entscheidung ihr abgenommen. Die Macht verließ sie. Aus ihren Augen kamen keine Blitze mehr... *** Die Schreie Desteros hören im selben Moment auf, als auch die Blitze aufhörten, ihn zu treffen. Langsam stand der Vampir auf. Er sah in Janes Augen immer noch außergewöhnlich gut aus, doch sein Gesicht war zu einer Fratze verzogen. "Du hast mich wirklich überrascht, Jane Cardigan!" In Desteros Tonfall war beinahe Anerkennung zu bemerken. "Es gibt sie also immer noch, die Erben der Macht. Aber du solltest auch wissen, dass mich so etwas nicht vernichten kann. Ich und alle anderen hier in diesem Raum", er deutete auf die anderen Särge, "sind keine gewöhnlichen Vampire, wie du vielleicht gedacht hast. Deine Waffe vermag mir vielleicht Schmerzen zuzufügen, die jenseits aller Vorstellungskraft liegen, doch töten kann sie mich nicht!" Destero schien Janes Schweigen als Grund dafür zu nehmen, weiterzureden. "Das hast du nicht gedacht, was? Wir zehn Vampire hier stammen alle vom Vater der Vampire persönlich ab. Uns kann man nicht so leicht vernichten!" Wieder war sein Mund von einem Lächeln umspielt. "Vlad Dracul hat uns erschaffen. Wir sind die mächtigsten unter den Vampiren, die noch leben. Nicht einmal ein Erbe der Macht kann uns besiegen. Und für deinen Angriff wirst du jetzt einen besonders grausamen Tod sterben!" Destero trat zu seinem Sarg heran und griff hinein. Als seine Hand wieder zu sehen war, hielt er ein prächtiges Schwert darin, das von einem bläulichen Feuer umgeben war. "Ich werde dich mit diesem Schwert vernichten. Es wird mir viel Freude bereiten, dich damit langsam in Stücke zu schneiden!" Desteros dämonisches Lachen hallte durch den Raum... *** Frank saß in seinem Wagen und fuhr zu der verlassenen Farm, die Donna Richmond ihm genannt hatte. Es war ihm egal, ob er hierbei sterben würde, aber er konnte nicht zulassen, dass Jane Cardigan starb, nur weil er nichts unternommen hatte. Wahrscheinlich lief er hier geradewegs in eine Falle... In Franks Ausrüstung befand sich nicht nur seine mit geweihten Kugeln geladene Pistole sondern auch der Dolch, den er dem Dämon Zork abgenommen hatte. Er wollte wenigstens sein Leben teuer verkaufen! Die Strasse wurde immer holpriger, je weiter Frank fuhr. Seit drei Meilen hatte er schon keine Menschenseele mehr gesehen und nun musste er noch einmal etwa drei Meilen fahren. Sara Dyke hatte sich einen guten Kampfplatz ausgewählt! Als nach wenigen Minuten die Farm vor ihm auftauchte, ließ Frank den Wagen ausrollen. Er stellte ihn so hin, dass er jederzeit mühelos wegfahren konnte. Das Haupthaus der Farm war gross und überragte die beiden anderen Gebäude bei weitem. Es schien noch aus dem vorigen Jarhhundert zu stammen, so wie es aussah. Das zweite Haus war eine kleinere Version des ersten und stand diesem auf einem grossen Vorplatz gegenüber. Links neben dem Haupthaus befand sich noch eine kleine Scheune, die aussah, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Noch während Frank sich umsah, hörte er ein Geräusch wie das von fliessendem Wasser. Das Geräusch kam von anderen Ende des Platzes. Frank sah genau hin und erkannte ein Flackern in der Luft, das immer größer wurde. Aus dem Flackern wurde schließlich ein rechteckiges, bläuliches Tor. Ein solches Tor hatte Frank doch schon einmal gesehen. In Skyllas Reich! Er war durch ein solches Tor erst daraus entkommen...
Franks Aufmerksamkeit wurde aber nun auf das gelenkt, was durch das Tor kam: Zombies! Die verwesenden Gestalten kamen in wahren Massen durch das Tor. Als beinahe ein Viertel des Platzes von ihnen bedeckt war, kam eine Frau durch das Tor. Sara Dyke! Sie sah noch immer so aus, wie Frank sie zuletzt gesehen hatte. Der Sturz aus seinem Bürofenster schien ihr nicht viel ausgemacht zu haben... "Es freut mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist, Frank MacLachlan!" hörte er nun ihre dumpfe Stimme. Er antwortete ihr erst gar nicht sondern verschaffte sich einen Überblick über ihre Armee. Sie schien diesmal kein Risiko eingehen zu wollen! Franks Chancen waren verschwindend gering. Gegen diese Übermacht konnte er gar nicht bestehen! "Wo ist Jane?" fragte er nun. "Jane? Deine Freundin? Sie ist bei mir, in meiner Welt. Mittlerweile ist sie wohl zu einem Vampir geworden." Etwas, das einem Lachen ähnlich klang, war zu hören. "Es tut mir leid, dass ich dich unter falschen Versprechungen hierher gelockt habe, und ich nehme es dir nicht übel, wenn du jetzt böse auf mich bist. Es spielt keine Rolle mehr. In wenigen Minuten wirst du so tot sein wie es Jane Cardigan bereits ist!" Saras Stimme verstummte. Sie wirkte einen Moment geistesabwesend, doch Frank wusste, was sie tat: Sie gab ihrer Armee den Befehl zum Angriff! Als Sara den Kopf wieder erhob, ertönte wieder das, was wohl ein Lachen sein sollte. "Nun wirst du sterben, Frank MacLachlan. Aber keine Sorge. Nach deinem Tod wirst auch du ein Teil meiner Armee werden!" Und die Zombies wankten auf Frank zu... *** Destero näherte sich mit seinem Schwert Jane Cardigan. Jane sah keine andere Möglichkeit, als zurückzuweichen. Darauf, dass sich die Macht wieder aktivierte, konnte sie nicht mehr hoffen. Sie musste versuchen, zur Türe zu gelangen! Destero schien ihr Vorhaben jedoch bereits durchschaut zu haben und trieb sie nun immer weiter in die entgegengesetzte Richtung. Langsam aber sicher trieb er sie in eine Ecke. Wenn er sie erstmal soweit hatte, war Jane so gut wie tot! Also beschloss sie, sich ihm zum Kampf zu stellen. Jane ließ Destero näherkommen. Dieser war sich seines Sieges wohl sehr sicher, denn er bewegte sich langsam, lächelte und freute sich bestimmt schon darauf, Jane umzubringen. Als Destero bis auf zwei Schritte an sie heran war, schlug er mit seinem Schwert zu, um ihr den Kopf von den Schultern zu trennen. Instinktiv duckte Jane sich und entging damit dem tödlichen Hieb. Destero brauchte einen Moment, um seine Fassung wiederzugewinnen, zu sicher war er sich gewesen, dass sein Opfer ihm nicht mehr hatte entkommen können! Und das wurde ihm jetzt zum Verhängnis. Jane schlug ihm die Faust in den Magen, was aber scheinbar keine Wirkung hatte. Destero zuckte nicht einmal zusammen! Statt dessen packte er sein Schwert wieder fester. Die Flammen darauf zuckten begierig hin und her. Auch sie schienen endlich ein Opfer finden zu wollen. Erneut schlug Destero zu, erneut konnte Jane dem Hieb knapp entgehen. Das Schwert streifte stattdessen einen der Steinsärge. Schwarze Spuren blieben zurück, wo die Flammen den Stein berührt hatten. Desteros Gesicht war zu einer wütenden Fratze geworden. Sein Opfer wehrte sich immer noch, auch wenn es keine Chance hatte zu entkommen. Das hatte er in seinem jahrhundertelangen Leben noch nie erlebt! Ob seiner Wut vergaß der Vampir für einen
Moment sogar, zuzuschlagen und wurde beinahe von einer Attacke Janes überrascht, die versuchte, ihm das Schwert aus der Hand zu schlagen. Destero spürte zwar den Schlag, nicht jedoch Schmerzen. Hatte diese Frau denn noch immer nicht begriffen? Langsam ging er wieder auf sie zu. Das Schwert hielt er nun mit beiden Händen - er hatte das Vorhaben, sie langsam in Stücke zu schneiden aufgegeben. Er wollte Jane Cardigan nur noch so schnell wie möglich tot sehen! Jane wich wieder zurück und lief nun langsam zu Desteros Sarg hin. Erst jetzt fiel dem Vampir auf, dass sie wieder hier angelangt waren. Er musste sie durch den ganzen Raum hindurch gejagt haben. Jane blieb vor dem Sarg stehen und griff hinein, schien etwas zu suchen. Verwirrt blieb Destero einen Moment stehen. Er wusste nicht, was er hiervon zu halten hatte. Seine Herrin hatte ihm zuerst nur gesagt, dass er diese Frau als Opfer haben könnte. Sie sei nicht sehr stark und würde sich auch nicht besonders hart wehren. Aber nun hatte Destero feststellen müssen, dass sein Opfer gar nicht so harmlos war. Jane Cardigan war ein Erbe der Macht und sie wehrte sich erbittert, auch wenn sie nicht mal den Hauch einer Überlebenschance hatte! Desteros Opfer hatte nun offensichtlich gefunden, was sie gesucht hatte, denn sie erhob sich wieder und stellte sich ihm entgegen. In der Hand hielt sie die Scheide seiner Schwertes! Erneut musste der Vampir feststellen, dass die Frau gar nicht so dumm war, wie er angenommen hatte. Mit der Scheide konnte sie sein Schwert parieren, was ihre Chancen doch beträchtlich erhöhte. Es war besser, dieser Sache schnell ein Ende zu machen! Destero machte einen Schritt nach vorne, auf Jane zu, erhob das Schwert und versuchte, Jane mit einem Schlag in der Mitte zu spalten. Jane bemerkte jedoch seine Absicht und parierte mit der Scheide. Danach ging sie in den Angriff über und schlug mit der Scheide zu. Den ersten Schlag parierte Destero ohne Mühe, doch Jane nutzte die Situation aus und schlug mit der Scheide nach seinem Arm. Destero schrie auf. Einem Menschen hätte Jane Cardigan damit den Arm gebrochen, ihm fügte sie nur Schmerzen zu. Doch das reichte auch schon. Sein Arm brannte, als ob er ihn in Feuer gehalten hätte. Jane hatte erreicht, was sie wollte und riss Destero nun das Schwert aus den Händen. Die Scheide hielt sie in einer Hand, mit der anderen sein eigenes Schwert, das ihn nun töten sollte. Mit einer Geschicklichkeit, die niemand dem Vampir zugetraut hätte, sprang er vor Janes Hieb zurück. Unglaublicher Zorn stieg in Destero auf. Eine Menschenfrau, noch dazu eine unbewaffnete, hatte ihn besiegt! Und nun wollte sie ihn auch noch töten! Jane war inzwischen zu der Türe gerannt, die aus dem Raum führte, doch es gab für Destero noch eine Möglichkeit, sie aufzuhalten. Er hielt einen Moment inne und konzentrierte sich. Er beschwor die Macht des Blitzes und schleuderte ein tödliches Geschoss nach Jane Cardigan! *** Die Zombies wankten auf Frank MacLachlan zu! So ruhig, wie er in dieser Situation noch konnte, zielte er mit seiner Pistole auf die ersten Untoten und schoss. Fünf Zombies zerfielen zu Staub, dann war das Magazin seiner Waffe leer. Er steckte die Pistole weg und nahm stattdessen Zorks Dolch zur Hand. Dann wartete er ab, bis die ersten Zombies heranwaren und stieß zu. Ein Untoter nach dem anderen fiel dem Dolch zum Opfer. Aber Frank hatte keine Chance. Er wurde immer mehr zurückgedrängt. Mit knapper Not konnte er verhindern, dass die Zombies es schafften, ihn einzukreisen. Das wäre sein sicherer Tod gewesen.
Immer wieder stieß er zu, immer neue Zombies kamen. Schließlich konnte Frank den Zombie-Horden nicht mehr standhalten. Die Toten überrannten ihn! *** Ein grünlich schimmernder Blitz raste auf Jane Cardigan zu. Ohne Nachzudenken sprang sie zur Seite, rollte sich am Boden ab. Der Blitz fuhr über sie hinweg in die Wand hinein. Ein Zornesschrei Desteros übertönte beinahe den Donner, als der Blitz den Stein zerstörte. Die Wand, vor der Jane noch Sekunden zuvor gestanden hatte, hatte nun ein faustgrosses Loch. Der Raum wurde erdbebenartig erschüttert! Das Fauchen Desteros warnte Jane. Erneut raste ein Blitz auf sie zu. Diesmal duckte sie sich. Der Blitz traf die Wand, kleine Steine fielen auf Jane herunter. Als sie einen Moment lang Gelegenheit hatte, sich die Einschlagstelle anzusehen, befand sich dort ein Loch, durch das sie gut hindurchgepasst hätte. Probieren wollte sie das aber lieber nicht, denn im gleichen Moment begann die Wand zusammenzubrechen! Jane rannte weg, auf das Tor zu, das sich in ihrer unmittelbaren Nähe befang. Schnell drückte sie dieses auf und hinter sich wieder zu. Destero war nur wenige Schritte hinter ihr. Da schlug hinter ihr ein dritter Blitz in das Tor ein, das sie eben noch hinter sich geschlossen hatte. Das ließ die Wand endgültig zusammenbrechen. Der Zornesschrei Desteros wurde übertönt vom donnern der einstürzenden Wand. Mit ihr stürzte auch die Decke des Raumes ein. Es dauerte einige Sekunden, dann ließ das Beben des Bodens nach. Nichts war mehr zu hören... Jane steckte Desteros Schwert in die Scheide und schleppte es in der linken Hand mit sich. Vor ihr lag ein dunkler, nur von einzelnen Fackeln erleuchteter Gang. So leise wie möglich lief sie ihn entlang. An seinem Ende war ein Tor zu sehen, das jedoch offenstand. Das Tor führte in einen noch größeren Raum als den, indem sie Destero und die anderen Vampire gesehen hatte. Jane sah sich um. Nebelschwaden zogen dicht über dem Boden umher, machten es ihr schwer, sich zu orientieren. In der Ferne konnte sie undeutlich eine Öffnung erkennen, vermutlich ein weiteres Tor. Langsam lief Jane los. Der Boden war hier weich, nicht mehr steinern. Worauf genau sie ging, konnte sie nicht erkennen. Dafür war der Nebel zu dick. Und eigentlich wollte sie es auch gar nicht wissen! Schon nach wenigen Schritten stieß Jane auf einen schweren Gegenstand, der ihr im Weg lag. Ihr Fuss war auf etwas getroffen, das senkrecht aus dem Boden schaute. Jacke bückte sich, um sich genauer anzusehen, was es war. Vorsichtig fuhr sie mit ihren Händen einer steinernen Kante entlang. Der Gegenstand hatte oben eine runde Form. Auf der Vorderseite war etwas angebracht. Schriftzeichen! Mit ihren Fingern tastete sie an ihnen entlang. Eine Jahrzahl... Schlagartig dämmerte ihr, worauf sie hier gestoßen war. Ein Grabstein! Der Gedanke durchzuckte sie noch, als bereits eine Hand ihr Bein packte... *** Unerbittlich griffen die Klauen zu. Jane schrie vor Schmerzen und hatte Angst, der Griff breche ihr die Knochen. Nicht einmal als sie mit ihrem zweiten Bein nach den Händen trat verschoben sich die Hände. Als nichts mehr zu helfen schien, erhob Jane das Schwert, das sie Destero abgenommen
hatte. Sie ließ es auf die Hände niederfahren, die sie als undeutliche Schemen im Nebel erkennen konnte. Das Schwert traf auf Widerstand und entfaltete die volle Macht, die in ihm steckte. Sofort lockerte sich der Griff um Janes Bein, schließlich konnte sie die Hände überhaupt nicht mehr spüren. Nur noch Asche... Entschlossen stand Jane auf, ignorierte den Schmerz, der sie von ihrem Bein her durchzuckte und lief weiter auf das andere Tor zu. Schon während sie aufstand, erkannte sie, dass sie zuviel Zeit verloren hatte: Nicht weit von ihr, beinahe vom Nebel verschluckt, erhoben sich bereits mehrere Gestalten aus ihren Gräbern.
Ich stehe hier auf Sara Dykes Privat-Friedhof! Und ihre Zombies scheinen sehr hungrig zu sein! Ihre Gedanken spornten Jane nur noch mehr an. Immer wieder stieß sie nun auf Grabplatten, über die sie wenn möglich hinwegsprang oder sie einfach umging. Die Zombies schienen sich im Nebel fabelhaft orientieren zu können und wichen den Hindernissen mühelos aus. Schließlich hatten die ersten Zombies Jane erreicht. Von zwei Seiten probierten Untote, ihren Hals zu packen. Jane ließ ihr Schwert kreisen - die Zombies wurden zu Staub. Doch je mehr sie kämpfen musste, desto mehr Zeit verlor sie auch. Die Untoten, die sie im Nebel erkennen konnte, wurden immer zahlreicher! Wie von Furien gehetzt lief Jane weiter, wich einem heranwankenden Zombie aus, enthauptete einen weiteren, der ihr im Weg stand. Als sie schließlich das andere Ende des Gräberfeldes erreicht hatte, atmete sie erstmal tief durch. Die Gestalten kamen nun nicht mehr näher, sondern wandten sich um und wankten dorthin zurück, woher sie gekommen waren. Als Jane sicher war, dass niemand sie mehr verfolgte, drehte sie sich um und trat durch das Tor. Vor ihr lag wieder ein Gang, der ohne eine einzige Abzweigung auf ein weiteres Tor zuführte. Jane öffnete dieses und erblickte einen kleinen, aber dennoch prachtvoll verzierten Raum. Überall an den Wänden waren Bilder zu sehen, die die brutalsten Motive zeigten, die Jane jemals gesehen hatte. Sie schaffte es nicht, ein Bild mehr als einige Sekunden anzuschauen, da sie sich sicher war, sich sonst übergeben zu müssen. Wer immer diese Bilder gemalt hatte, er musste krank gewesen sein. Oder ein Dämon! Schließlich bin ich
hier bei Sara Dyke zuhause! Jane löste sich von den Bildern und sah sich weiter um. Mehrere Tore, die aber alle offenstanden, führten in diesen Raum. Sie befanden sich alle, wie auch das Tor, durch das Jane gekommen war, in seiner vorderen Hälfte. Erneut erschrak Jane, als sie sich dem Rest des Raumes zuwandte. Drei Stufen führten hoch auf eine kleine Steinplattform. Und auf dieser Stand ein Thron. Sofort erkannte Jane, woraus dieser gefertigt war. Aus Kochen... *** Langsam ging Jane auf den Knochenthron zu. Diese Knochen waren eindeutig Menschenknochen! Wahrscheinlich stand Jane hier vor dem Thron Sara Dykes! Angewidert wandte sie sich gleich wieder ab. Nun, da sie die verschiedenen Tore wieder vor sich sah, bemerkte sie ein Flimmern in der Luft, das sie von der anderen Seite her nicht gesehen hatte. Ein bläuliches Flimmern auf einer rechteckige, senkrechten Fläche. Jane ging einen Schritt näher und trat schließlich ganz an dieses Rechteck heran. Schließlich, als sie merkte, dass das zu nichts führte, erhob sie eine Hand und streckte sie durch das Rechteck hindurch. Es war ein seltsames Gefühl. Es war, als befände die Hand sich nicht mehr bei ihr. Da wusste Jane, worum es sich handelte. Frank hatte ihr von einem Tor erzählt, das er in
Skyllas Reich gefunden hatte. Es hatte genau gleich ausgesehen und hatte Frank aus dem Herrschaftsbereich der Dämonin herausgeführt, als er es betreten hatte. Doch Jane zögerte noch immer. Was, wenn dieses Tor sie nicht zu ihrer Welt zurückführte, sondern an einen noch schlimmeren Ort? Ein noch schlimmerer Ort als dieser? Unmöglich! korrigierte sie sich in Gedanken. Dann atmete sie noch einmal ruhig ein und aus - und trat durch das Tor! *** Die Zombies überrannten Frank MacLachlan regelrecht. Mit jeder Sekunde wurde sein Überlebenskampf verzweifelter und aussichtsloser. Nicht weit von sich entfernt hörte er einen triumphierenden Schrei, den er als den Sara Dykes einordnete. Dieser eine Moment der Unachtsamkeit, in dem er gelauscht hatte, woher der Schrei gekommen war, reichte bereits. Zwei oder drei starke Klauen waren sofort an seinem Hals und drückten zu. Frank fasste nach ihnen, probierte ihren unerbittlichen Griff zu lösen, und verlor dabei Zorks Dolch, der zu Boden fiel. Verloren! dachte er. Ohne den Dolch hast du keine Chance
mehr! Aus der Richtung, aus der er zuvor Sara Dykes Triumphschrei vernommen hatte, hörte er aber nun auf einmal einen Zornesschrei. Beinahe hätte Frank gelächelt. Er schien Unterstützung zu erhalten... *** Jane Cardigan trat durch das Tor. Es dauerte nicht einmal eine volle Sekunde, bis sie in einer neuen Umgebung angekommen war. Rasch sah sie sich um. Sie befand sich offensichtlich auf einer Farm, darauf ließ jedenfalls ein Gebäude schließen, das wie ein Stall aussah. Die Gebäude interessierten sie jedoch recht wenig, denn sie hörte Kampfeslärm. Ein Mann schrie mit heiserer Stimme und ein Triumphschrei einer Frau jedenfalls hatte Jane bei dem Schrei eher an eine Frau gedacht - war zu hören. Blitzschnell verschaffte sie sich einen Überblick. Etwa ein Dutzend Untote drängten sich an einem Ort zusammen und schienen alle nach einer Person zu greifen, die in dem Kreis aus Toten eingeschlossen war. Vor den Untoten stand eine Frau, die in einen schwarzen Mantel gehüllt war und Jane den Rücken zuwandte. Sara Dyke! Jane wusste sofort, mit wem sie es zu tun hatte. Was hier auch vorging, es konnte nicht gut sein. Sara Dyke hatte wahrscheinlich eine Zombie-Armee durch dieses Tor hierher mitgebracht, um hier mal wieder drauflos zu morden. Erst in diesem Moment fielen Jane die zahlreichen Aschehäufchen am Boden auf. Da hatte jemand unter den Untoten gewütet... Frank! schoss es ihr durch den Kopf. Diese
Untoten sind gerade dabei, Frank zu töten! Mit einem wilden Kampfesschrei stürzte sie auf Sara Dyke los, schwang das Schwert und schlug zu, um der Frau mit einem Schlag den Kopf von den Schultern zu trennen. Jane hätte niemals damit gerechnet, aber die Herrin der Untoten schien ihren Angriff zu bemerken und duckte sich rechtzeitig. Jane sah, dass Sara Dyke zu gewandt war und wollte lieber erstmal ihrem Partner helfen. Mit dem Schwert in der Hand stürzte sie auf den Zombie-Mob zu und schlug drauflos. Ein Zombie nach dem anderen wurde durch das Schwert in Asche verwandelt. Hinter Jane stieß Sara Dyke einen Zornesschrei aus und ging nun ihrerseits zum Angriff über. Sie stürmte auf Jane zu, die so gut es ging zur Seite sprang. Noch im Sprung enthauptete sie einen weiteren der Untoten. Sara Dyke bremste ihren Schwung ab und kam zum Stillstand. Kreischend sah sie Jane
an, die einige Meter entfernt stand. Saras Hände waren zu mörderischen Klauen verbogen und Jane hätte diesen Klauen jederzeit zugetraut, ihr die Kehle nur so im Vorbeigehen zu zerfetzen. Frank schien nun wieder etwas Luft zu haben, also widmete Jane sich vollständig Sara Dyke. Sie wollte dem Treiben der Herrin der Untoten hier und jetzt ein Ende bereiten. Wieder erhob sie das Schwert. Mit einem Teil ihrer Gedanken fiel ihr auf, dass sie das Schwert erstaunlich gut beherrschte - bevor sie Desteros Schwert an sich genommen hatte, hatte sie noch nie eines geführt! Sie verdrängte den Gedanken wieder und konzentrierte sich voll auf Sara Dyke, die sich scheinbar nicht entscheiden zu können schien, was sie tun sollte. Während neben ihr weitere Zombies zu Asche zerfielen - offensichtlich hatte sie Frank genug geholfen -, trat Jane einige Schritte zurück, um eine eventuelle Attacke Saras besser abwehren zu können. Doch einmal mehr überraschte sie die Herrin der Untoten. Auf einmal hielt diese ein Messer in ihrer Hand, das rötlich glänzte. Und dann sah Jane das Messer auf sich zufliegen... *** Gerade noch rechtzeitig sprang Jane nach vorne und duckte sich. Haarscharf flog das Messer über sie hinweg. Hinter sich hörte sie einen heiseren, dumpfen Schrei. Jane nahm sich die Zeit, sich kurz umzudrehen. Hinter ihr hatte ein Zombie gestanden - einer der wenigen, die noch von Saras Armee übriggeblieben waren - und der Dolch steckte nun tief in seiner Brust. Entgegen aller Erwartungen zerfiel der Untote jedoch nicht zu staub sondern - verfärbte sich schwarz! Der ganze Körper, sogar die Fetzen von Kleidung die der Zombie noch an sich trug wurde zu einer schwarzen Masse, die dann auseinanderfloss. Jane bemühte sich, nach Möglichkeit nicht mit dieser Masse in Berührung zu kommen. Sicher war sicher. Als sie sich wieder zu Sara Dyke umdrehte, starrte diese sie hasserfüllt an. "Gib auf, Sara. Du kannst uns jetzt nicht mehr entkommen!" schrie Jane ihr entgegen. Die Herrin der Untoten lachte wieder in diesem seltsamen Ton. "Ich werde mich niemals euch unterwerfen." Die Hand der Frau machte eine seltsame Bewegung, und dann hielt sie erneut einen dieser Dolche in der Hand. Diesmal kam sie nicht einmal mehr dazu, diesen zu werfen. Aus Janes Augen schossen wieder die gleißenden, sich verästelnden und knisternden Blitze, die überall an Sara Dykes Körper eintrafen. Die Frau stieß ein wütendes Schnauben aus und rannte los. Jane wusste wohin sie wollte: Das Tor zurück in ihre Welt. Sie bemühte sich, die Herrin der Untoten nicht aus den Augen zu lassen, damit die Blitze nicht aufhörten, doch es war zu spät, noch irgendetwas zu unternehmen. Sara Dyke erreichte das Tor, trat hindurch und die Blitze hörten auf. Das Tor erhellte sich, wurde zu einem hellen Blau, das Jane blendete und verschwand schließlich ganz. Nichts blieb mehr übrig vom Zugang in das Reich der Toten... *** Zwei Stunden später hatten Frank und Jane sich soweit erholt, dass sie sich auf den Rückweg nach New York begeben konnten. Frank hatte einige schwere Wunden am ganzen Körper, besonders aber am Hals. Wäre Jane auch nur einige Augenblicke später gekommen, wäre es zu spät gewesen. "Eigentlich hatte ich ja geplant, dich zu retten", sagte Frank während der Rückfahrt. "Aber jetzt ist es doch umgekehrt gelaufen."
Jane lachte. "In Saras Welt hätte ich aber Hilfe schon gebrauchen können." Sie erzählte ihm von Destero und den anderen Vampiren, von ihrer Flucht durch den nebligen Friedhof und vom Knochenthron Sara Dykes. "Deine Augen haben also heute zweimal Blitze verschossen!" stellte Frank am Ende ihrer Erzählung fest. Jane nickte. "Ja, aber Jack Claim hat gesagt, ich solle mich nicht darauf verlassen, von dieser Waffe immer im letzten Moment gerettet zu werden. Und so wie ich das sehe, hätte es heute sehr leicht ins Auge gehen können." "Aber die Blitze haben weder diesen Destero noch Sara Dyke verletzt..." "Destero hatte offensichtlich Schmerzen und Sara scheint dagegen immun zu sein. Vielleicht werden die Blitze eines Tages - wenn ich sie dann vielleicht auch bewusst kontrollieren kann - auch stärker werden. Ich hoffe es." Frank nickte bestätigend. "Aber eine Frage bleibt noch offen. Wie schafften Sara Dyke und ihre Zombies es, ins UPO-Hauptquartier einzudringen?" "Da werden wir wohl mal einige Leute befragen müssen..." *** Als sie in ihrem Büro ankamen, meldete sich kurz darauf schon ihr Chef bei ihnen. Er fragte sie, wo Jane gewesen sei und woher sie kämen. Jane erzähle Ortega die ganze Geschichte. "Und nun fragen wir uns, wie Sara Dyke in dieses Büro hineinkommen konnte." schloss sie ihren Bericht ab. Ortega schwieg eine Weile. Dann nickte er vorsichtig. "Es ist ihr ja auch schon vorher einmal gelungen. Wäre es möglich, dass sie durch eines dieser Tore gekommen sein könnte, die sie bei ihr gesehen haben?" "Ich weiss es nicht", antwortete Jane. "Aber dann müsste man es ja auf den Überwachungskameras sehen. Wir haben uns damals, als sie zum ersten Mal hier auftauchte, nach den Aufzeichnungen erkundigt, aber die waren seltsamerweise verschwunden." Ortega schien nicht überrascht zu sein. "Ich habe mir diesmal die Überwachungsbänder ansehen wollen. Auch die sind verschwunden." Eine Weile sagte niemand etwas, bis Frank die Stille brach: "Es scheint also innerhalb der UPO jemanden zu geben, dem sehr daran gelegen ist, dass wir nicht sehen, woher Sara Dyke und ihre Truppe gekommen sind." "Mit solchen Theorien müssen sie sehr vorsichtig sein, Frank!" Auf einmal sprach Ortega leiser als vorher. "Die können einem schneller das Genik brechen, als sie denken." Ortega ließ offen, worauf er damit angespielt hatte und verließ kurz darauf den Raum. Nachdem er gegangen war, saßen Frank und Jane einige Zeit einfach nur da und sagten nichts. Diesmal war es Jane, die zuerst wieder etwas sagte. "Wer auch immer das war, wir scheinen hier jemandem ganz gewaltig auf die Füsse getreten zu sein." Frank nickte. "Wahrscheinlich können wir uns in nächster Zeit noch auf einiges gefasst machen." Jane schwieg, denn Frank hatte vollkommen recht. Es gab offenbar jemanden in der UPO, der für die andere Seite arbeitete. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie hier wieder angegriffen wurden... ENDE
Der Leichenkeller
E-Mails an:
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[email protected]> Erneut steht ein neuer Frank MacLachlan-Band an, diesmal ist es die Nummer 4 - der erste Band mit mehr Umfang. Auch diese Woche hat es E-Mails gegeben und zwar von: Paul Lucas: Ich finde Frank MacLachlan sehr interessant. Zuerst zu einem negativen
Punkt: Was mir aufgefallen ist, sind die relativ unterschiedlichen Schriftstile der beiden Autoren. *Die sind tatsächlich recht unterschiedlich. Aber wie gesagt: Diese Bände werden von Fans für Fans geschrieben. Wir sind noch nicht einmal halbprofessionell... :)*
Und jetzt zum Lob: Die Story gefällt mir wirklich gut. Offenbar scheint ihr vorwärts machen zu wollen, und euch nicht in Einzelromanen zu verlieren. *Stimmt. Einzelromane sind vorerst tatsächlich nicht geplant.* Sabine Langer: Falls ich auch einmal einen Roman schreiben möchte, was muss ich da *Du schreibst einfach ein E-Mail an
[email protected] <mailto:
[email protected]>, die Adresse, an die auch Leserbriefe geschickte werden können. Dann klären wir die Details ab und Du erhältst ein Exposé mit der Story des Romans, den Du schreiben wirst.*
machen?
Wir sind natürlich immer froh, wenn jemand einen Roman schreiben möchte, aber auch Leserbriefe sind sehr gerne gesehen (da auch daran immer ein kleiner Mangel herrscht), also: Schreibt mir! Adresse siehe oben! Bis zum nächsten Mal: J.T. Krimmer
Band 4: "Gefangen im Totenreich" Erfinder: J.T. Krimmer Expose: J.T. Krimmer Autor: Jake T. Magnus Ebook-Konvertierung: Rainer Gievers Weitere Ebooks finden Sie beim Palmtop-Magazin (www.palmtopmagazin.de/ebook/) Alle Rechte vorbehalten. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist zufällig und unbeabsichtigt. © 1999/2000 by J.T. Krimmer & Jake T. Magnus Email:
[email protected] Website: www.maclachlan.de