ROBERT JORDAN
FLUCHT DER SKLAVEN Das Rad der Zeit Sechsundzwanzigster Roman Ebook by Tscharlie
WILHELM HEYNE VERLAG M...
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ROBERT JORDAN
FLUCHT DER SKLAVEN Das Rad der Zeit Sechsundzwanzigster Roman Ebook by Tscharlie
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
INHALT
UND DAS RAD DREHT SICH...
Ein Vorwort von Andreas Decker ............................ H KAPITEL 1: Aus heiterem Himmel ......................... 19 KAPITEL 2: Wo die Sonne verschwand ..................... 44 KAPITEL 3: Unter Ratsherrinnen ............................. 69 KAPITEL 4: Verschiedene Arten von Behüterbund ........................................... 87 KAPITEL 5: Erwartungen ........................................ 108 KAPITEL 6: Königinnen und Könige zu überraschen ....................................... 132 KAPITEL 7: Neuigkeiten in einem Kleidersack .......160 KAPITEL 8: Ein anderer Plan .................................. 185 KAPITEL 9: Kalte, dicke Regentropfen .................... 208 KAPITEL 10: Die Prophezeiung der Aelfinn .............222 KAPITEL 11: Eine Prise Weisheit ...............................241 KAPITEL 12: In der Blaue-Karpfen-Straße .................260 KAPITEL 13: Das Geheimnis des Kolibris .................277 KAPITEL 14: Mit den Choedan Kai ............................291 GLOSSAR
Vorbemerkung zur Datierung ................ 330
UND DAS RAD DREHT SICH
Ein Vorwort von Andreas Decker
Zeit dreht sich, Zeitalter kommen und verge DashenRadundderlassen Erinnerungen zurück, die zu Legenden werden. Legenden verblassen zu Mythen, und sogar der Mythos ist lange vergessen, wenn das Zeitalter ihres Ursprungs wie derkehrt. Mit diesen Worten beginnt jede Chronik aus der Welt des Rades, eines Universums, in dem das Rad der Zeit und das Große Muster, das es webt, das oberste Prinzip sind. Am Anfang steht eine Prophezeiung, die Prophezeiung des Drachen. Sie verkündet die Befreiung des Dunklen Königs, des Bösen schlechthin, und die Wiedergeburt Lews Therin Telamons, des Drachen, der einst vor Jahrtausenden sein Gefängnis versiegelte und dafür den höchsten Preis bezahlen musste. Sie berichtet von einem Mann, der sowohl der Vernichter als auch der Erlöser der Welt sein soll. Er kann die Eine Macht lenken, und er ist der Wiedergeborene Drache, der Tarmon Gai'don schlagen soll, die Letzte Schlacht gegen den Dunklen König. Rand al'Thor ist der Wiedergeborene Drache. Man schreibt das Dritte Zeitalter seit der Zerstörung der Welt. Wieder strecken der Dunkle König und seine Vertrauten, die Verlorenen, die ihm schon in tiefer Vergangenheit zur Seite standen, die Hand nach der Welt aus. Horden nichtmenschlicher Trollocs und Myrddraals überziehen das Land mit Verwüstung, gelenkt von den 11
Verlorenen, die nahezu unerkannt unter den Menschen wandeln, wo sie Unruhe schüren und Kriege auslösen. Allein Rand al'Thor ist laut den Prophezeiungen dazu bestimmt, die Letzte Schlacht zu schlagen. Er beherrscht die Eine Macht, kann die Welt nach seinen Wünschen formen, und die Welt fürchtet ihn. Er hat treue Freunde um sich geschart, Nationen besiegt und Throne gestürzt. Er hat mächtige Feinde und zweifelhafte Verbündete, aber die größte Bedrohung ist die Eine Macht. Denn wie alle Männer, die sich der Macht bedienen, kämpft er gegen den Makel des Wahnsinns an, der die mystische Energie beschmutzt. Wie die Eingeweihten wissen, besteht sowohl die Eine Macht als auch die Wahre Quelle, der sie entspringt, aus zwei widerstreitenden und sich dennoch ergänzenden Teilen: Saidin, der männlichen Hälfte, und Saidar, der weiblichen Hälfte. Die Energie versetzt einige wenige Menschen in die Lage, die Elemente Erde, Wind, Feuer, Wasser und Geist nach ihrem Willen zu beeinflussen und Heldentaten zu vollbringen. Im untergegangenen Zeitalter der Legenden nannte man diese Männer und Frauen Aes Sedai, was in der Alten Sprache >Diener aller< bedeutet. Als der Dunkle König, der im Augenblick der Schöpfung von dem Schöpfer des Universums außerhalb von Zeit und Schöpfung gefangen gesetzt wurde, aus seinem Gefängnis auszubrechen drohte und von Lews Therin Telamon, dem stärksten Aes Sedai seiner Zeit, besiegt wurde, geriet der triumphale Sieg zugleich zur verheerenden Niederlage. Im Augenblick der Versiegelung kam es zu einer Reaktion, die Saidin, die männliche Quelle der Einen Macht, mit einem Makel versah. Jeder Mann, der nach der Macht griff - was für ihn so natürlich war wie das Atemholen -, wurde wahnsinnig. Das hat sich bis auf den heutigen Tag nicht geändert. Bei den meisten vollzieht sich das als schleichender Pro12
zess. Bei Lews Therin Telamon, dem Drachen, war dies anders. Blindwütig in seinem Wahn, wandten er und seine Helfer sich mit der Macht gegen alle und jeden und schließlich gegen die Welt selbst. Erdbeben erschütterten das Land, Stürme fegten darüber hinweg, Vulkane brachen aus, der Ozean überschwemmte das Land. Reiche gingen unter, und ganze Völker starben. Nach dem Neubeginn hat sich das Antlitz der Welt verändert. Nun benutzen nur noch die weiblichen Aes Sedai die Eine Macht. Sie haben die Weiße Burg gegründet, und seit jenen dunklen Tagen wachen sie unerbittlich darüber, dass sich kein Mann der Einen Macht bedient. Sie spüren sie auf und >dämpfen< sie, schneiden sie vom Zugang zur Wahren Quelle ab, um Unheil zu verhindern. Rand al'Thor hatte schon immer ein zwiespältiges Verhältnis zu den Aes Sedai, die von vielen als die wahren Herrscher der Welt gefürchtet und gehasst werden. Aber er ist der Wiedergeborene Drache, der wie kein Zweiter über die Eine Macht gebietet; er ist der Car'a'carn der Aiel, der Wüstennomaden, deren Clans ihm fast alle bis in den Tod ergeben sind; er ist der Begründer der Schwarzen Burg und der Asha'man, der Männer, die ungeachtet aller gegenteiligen Bemühungen gelernt haben, mit der Einen Macht umzugehen. Und er hat treue Verbündete, die in seinem Namen handeln, und Feinde, die ihn vernichten wollen. So hat die Weiße Burg eine Proklamation veröffentlicht. Die Aes Sedai erkennen den Wiedergeborenen Drachen an und bieten ihm Schutz und Anleitung. Darüber hinaus wird jeder, der sich ihm ohne Erlaubnis der Burg nähert, mit einem Bannfluch belegt. Ein kluger Schachzug, denn in den Augen der Welt gilt Rand al'Thor nun endgültig als Marionette der Weißen Burg. Das verleiht jeglicher Opposition neuen Auftrieb, denn in vielen der Länder, die der Drache erobert hat, herrscht Unruhe. Er müsste den zahllosen Gerüchten und Lügen öffentlich entgegentre13
ten, aber das kann er nicht. Denn er hält sich versteckt. Aus gutem Grund. Eine Hand voll abtrünniger Asha'man hat den Drachen angegriffen und einen großen Teil des Palastes von Cairhien zerstört. Aber sie konnten entkommen. Attentäter sind gefährlich, aber ein Mann, der die Eine Macht lenkt, ist unberechenbar. Niemand ist vor ihm sicher, er kann immer und überall zuschlagen, in den Schatten verborgen oder aus großer Ferne. Rand al'Thor will die Verräter stellen. Er will sie in die Falle locken, um diese Bedrohung endlich auszuschalten. Aber das sind nicht seine einzigen Beweggründe - vor allem treibt ihn die Sorge um geliebte Menschen an. Die Sorge um die drei außergewöhnlichen Frauen, die er liebt. Elayne Trakand, die Tochter-Erbin des Löwenthrons von Andor und nach außen hin Aes Sedai, obwohl sie die Drei Eide noch nicht abgelegt hat. Aviendha, die junge Aiel, einst eine Tochter des Speers, jetzt eine Weise Frau, die Elaynes Erstschwester geworden ist. Min Farshaw, die bei manchen Menschen deren Aura wahrnimmt und daraus auf ihr Schicksal schließen kann. Diese drei Frauen lieben denselben Mann, und sie haben etwas Unerhörtes getan. Sie sind alle zusammen mit Rand al'Thor den Behüterbund eingegangen. Nun ist er noch enger mit ihnen verbunden als je zuvor. Dabei ist ihr Leben auch ohne den Wiedergeborenen Drachen nicht ungefährlich. Elayne kämpft um den Thron von Andor. Die Welt hält Königin Morgase für tot, die Machenschaften des Verlorenen Rahvin haben das Land verwüstet und an den Rand des Bürgerkriegs gebracht. Sie hat Anspruch auf den Thron, aber sie muss ihn gegenüber den anderen Adelsgeschlechtern auch durchsetzen. Und das ist schwieriger als gedacht. Daes Dae'mar, das Spiel der Häuser, ist im vollen Gange; Intrigen sind an der Tagesordnung. Ein Attentat hat sie bereits nur durch 14
das beherzte Eingreifen eines Soldaten der Königlichen Garde überlebt und wird nun auf Schritt und Tritt beschützt. Aus Dankbarkeit hat sie ihren Lebensretter Doilin Mellar zum Hauptmann der neu geschaffenen Leibwache gemacht, die nach dem Willen ihrer Behüterin Birgitte nur aus Frauen besteht. Doch sie ahnt nicht, dass Mellar ein Schattenfreund ist, der nur auf den Befehl zum Zuschlagen wartet. Da hat es Mat Cauthon, der Jugendfreund des Wiedergeborenen Drachen, schon leichter. Er weiß nicht nur, dass er von Feinden umgeben ist. Er sieht sie jeden Tag vor sich. Mat sitzt noch immer in der Hafenstadt Ebou Dar fest, die von den Invasoren aus Seanchan erobert wurde. Als Geliebter der Königin Tylin von Altara lebt er im Palast, wo die neuen Herren der Stadt ein- und ausgehen. So wie die Hochlady Suroth, die die Corenne befehligt, die >WiederkehrTrägerinnen der Leine