Eine Welle dissonanter, nervenzerfetzender Klänge rollt durch die weite Halle. Unter grauenvollen Schmerzen wälzen sich...
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Eine Welle dissonanter, nervenzerfetzender Klänge rollt durch die weite Halle. Unter grauenvollen Schmerzen wälzen sich die Zuhörer auf dem Boden. Bis Flash Gordon und seine Freunde auftauchen. Sie treten an gegen Pan, einen wahnsinnigen Musiker, der mit seiner Harmonie des Todes einen ganzen Planeten in seine Gewalt bringen will …
Alex Raymond mit Con Steffanson
Flash Gordon und die Harmonie des Todes Science Fiction-Roman
BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH Science Fiction-Action Band 21 108 Erste Auflage 10/1978 Zweite Auflage 4/1979
© Copyright 1977 by King Features Syndicate, Inc./Bulls Pressedienst, Frankfurt/Main All rights reserved Deutsche Lizenzausgabe 1978 Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe, Bergisch Gladbach Amerikanischer Originaltitel: Flash Gordon – The Plague of Sound Ins Deutsche übertragen von Michael Gorden Titelillustration: Bulls Pressedienst Umschlaggestaltung: Bastei-Grafik (W) Druck und Verarbeitung: Mohndruck Reinhard Mohn GmbH, Gütersloh Printed in Western Germany ISBN 3-404-01070-1
I Am klaren, tiefschwarzen Nachthimmel schimmerten fremde Sterne. Hunderte von Lichtjahren trennten diesen Nachthimmel von der Erde. Flash Gordon schwebte fast geräuschlos durch die Dunkelheit. Am Ende der breiten Allee, die zum Zentrum der Hauptstadt des Estampa-Territoriums führte, setzte er zur Landung an. Hier ging die Allee in eine riesige Plaza über, die mit Mosaiken aus seegrünen Steinen ausgelegt war. Orangene Lichtkugeln markierten die Einflugschneise entlang der Allee. Flash Gordon, der Raumpilot von der fernen Erde, stieg als erster aus und reichte Dale Arden die Hand. Flash war ein großer breitschultriger Mann Ende Zwanzig. Er trug einen einteiligen Abendanzug, wie er in diesem Teil des Universums gerade in Mode war. Die junge Frau, der er jetzt aus dem Gleiter half, trug ein einfaches Abendkleid, in dem ihr schlanker, mädchenhafter Körper gut zur Geltung kam. Dale und Flash waren die ständigen Begleiter des berühmten Wissenschaftlers Zarkov, dessen Streifzüge durch die Galaxis sie diesmal auf den Planeten Pandor geführt hatten. »Ich warte hier auf Sie«, rief ihm eine metallische Stimme aus dem Fahrzeug nach. Dale warf lachend ihr schwarzes Haar zurück. »An diese ganzen Servoeinrichtungen und technischen Spielereien hier in Estampa kann ich mich einfach nicht gewöhnen«, meinte sie und hakte sich bei Flash unter. »Man ist hier mehr auf Technik versessen als irgendwo auf der Erde.« »Eine der Segnungen Ihrer Demokratie«, stellte Flash fest. Das Estampa-Territorium hatte vor mehr als zwei Jahren eine Revolution erlebt. Nun gehörte es zu den wenigen Ländern des Planeten Pandor, in dem eine echte Demokratie herrschte. Es gab einen vom Volk gewählten Präsidenten und einen Vizepräsidenten, ein Parlament, gewählte Regionalregierungen und 5
wesentlich mehr persönliche Freiheit als überall sonst auf dem Planeten. Daneben war ein beachtlicher technischer Fortschritt zu verzeichnen. Ein zu schneller Fortschritt nach Meinung von Dr. Zarkov, der zusammen mit Dale Arden und Flash vor drei Wochen nach Pandor gekommen war. Sie hatten eine große Villa im besten Wohnviertel der Hauptstadt gemietet. Die Miete erwies sich als lächerlich niedrig, hauptsächlich weil der Präsident und einige Minister seines Kabinetts sich viel davon versprachen, einen Wissenschaftler von interstellarem Range Dr. Zarkovs in Estampa zu haben. Sie erwarteten von ihm wertvolle Anregungen für die Entwicklung der neuen Technologien des Landes. Während Zarkov sich bemühte, den Erwartungen seiner Gastgeber nachzukommen, erkundeten Flash und Dale die Städte und Naturwunder Estampas. Heute nacht waren sie zu einem Konzert in der Festhalle der Hauptstadt unterwegs. »Ich habe so meine Zweifel, was dieses Konzert angeht«, bemerkte Dale. In diesem Augenblick kreuzte ein grünhäutiger Pandorer ihren Weg, bemerkte Flash und nickte ihnen zu. »Habe Ihr Bild heute auf meiner Nachrichtenwand gesehen«, rief der Fremde. »Habe Sie schon immer bewundert. Meine Hochachtung Ihnen und Dr. Zarkov.« Er deutete eine leichte Verbeugung an und ging lächelnd an ihnen vorbei. »In Zarkovs Kielwasser werde ich noch zu einer Berühmtheit«, grinste Flash. »Du bist schon viel berühmter als der Doc«, schmeichelte ihm Dale. Flash hielt einen Themawechsel für angebracht. »Ich habe noch nie ein Visio-Konzert gesehen«, erklärte er. »Ich bin gespannt.« »Weißt du, ich bevorzuge eigentlich immer richtige Musiker«, antwortete Zarkovs Assistentin. »Nur dreidimensionale Projektionen, also meiner Vorstellung von Konzertmusik ent6
spricht das nicht.« »Falls du keinen Gefallen an der Darbietung finden solltest, kannst du dich auf die technische Seite konzentrieren und Zarkov einen Bericht über das Visio-Verfahren geben.« »Oh, der Doc weiß sowieso über jede technische Einzelheit Bescheid, ohne je ein Visio-Konzert gesehen zu haben«, meinte Dale lächelnd. »Heute nachmittag hat er mir einen langen Vortrag darüber gehalten und mir ausführliche Tips zur Verbesserung der Visio-Technik gegeben. Du kennst ihn ja.« Sie waren an der breiten Gleittreppe angelangt, die zu ihrer Ebene der Festhalle führte. Die Stufen trugen das Paar sanft nach oben. Am Ende der Treppe begrüßte sie ein silbern leuchtender Roboter, nahm ihre Eintrittskarten entgegen und wies ihnen mit der in seinem Zeigefinger eingebauten Lampe den Weg zu ihren Schwebesesseln. »Das Konzert beginnt in acht Minuten sieben Sekunden«, flüsterte ihnen die weiblich moderierte Stimme der Maschine zu. Als Dale sich setzte, schob sich aus einem dünnen Schlitz in der Lehne des Sessels ein Programm. Sie griff nach dem rechteckigen Bogen aus blauem Synthpapier und studierte ihn. »Sie haben das Programm offenbar noch um Busonis ›PlanetenSuite Nr. 3‹ ergänzt.« Flash saß, das Programm auf den Knien, neben Dale. Er beobachtete aufmerksam die runde Bühne gut zwanzig Meter unter ihnen. Sie war völlig leer, abgesehen von einer kleinen Metallkugel, die auf drei Beinen am Rand stand. »Ich habe die Suite einmal auf Jupiter gehört«, wandte er sich Dale zu. »Sehr beeindruckend, aber das kann auch an der Umgebung gelegen haben.« »Ich mag Harrisons ›Unvollendete‹ mehr als diesen Busoni, aber die wird erst nach der Pause gespielt.« Die kuppelförmige Halle, in der fast zwanzigtausend Besucher Platz fanden, erleuchteten Dutzende von schwebenden Lichtkugeln. Nun begannen die kleinen Sonnen langsam zu 7
verblassen. Als das Licht der Dunkelheit gewichen war, erklang von der kleinen Kugel auf der Bühne ein kaum hörbares Klicken. Winzige Lichtbündel schossen nach drei Seiten aus ihrer Metallrundung, und im selben Moment erschien ein vollständiges Orchester auf der Bühne. Grünhäutige Musiker, rosahäutige Musiker, alle im einteiligen Abendanzug. Sie waren noch damit beschäftigt, ihre Instrumente zu stimmen. Die Illusion schien das zahlreiche Publikum zu beeindrucken. Von allen Seiten war beifälliges Gemurmel zu hören, das schnell wieder verstummte, als der Dirigent seinen Stab hob. »Alles sehr überzeugend«, raunte Dale Flash zu. »Aber ich frage mich, ob sie überhaupt spielen können.« Sie erfuhr es nie. Anstelle der ersten leisen Takte der Planeten-Suite erfüllte die Halle eine Welle von Dissonanzen, die die Ohren der Zuhörer quälten. Die kreischenden, nervenzerfetzenden Geräusche schienen von den Musikinstrumenten des Visio-Orchesters auszugehen. Überall in der Halle sprangen die Besucher aus ihren Sesseln, einige die Hände auf die Ohren gepreßt, andere schrien mit schmerzverzerrten Gesichtern. Die Lichtkugeln begannen zu zerplatzen. Wolken von Plastglas-Splittern regneten auf die tobende Menge herab. »Flash, was ist das«, schrie Dale durch das Chaos. Es war der Auftakt zur Harmonie des Todes.
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II Auch der Techniker in dem kleinen Kontrollraum unter der Bühne trug den unvermeidlichen einteiligen Abendanzug. Er war ein schwergewichtiger Mann, dem das Chaos über seinem Kopf zu schaffen machte. Immer wieder beugte er sich über das Steueraggregat der Visio-Anlage. »Hier ist absolut kein Fehler zu entdecken«, wiederholte er. In dem kleinen Raum drängten sich hinter dem Techniker noch fünf andere Männer, zu denen auch Flash gehörte. Der blonde Raumpilot war als letzter eingetreten. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie nicht wissen, was für das Inferno oben verantwortlich ist,« fragte er den Techniker. »Ich kann nur jedem erklären, ich habe nichts damit zu tun«, erwiderte der verstörte Mann, ohne aufzublicken. »Sie sind Flash Gordon, nicht wahr,« schaltete sich jetzt ein kleiner Mann mit grauen Schläfen ein. »Ja, ich bitte mein Eindringen zu entschuldigen.« »Keine Ursache. Ich bin Gilfok, der verantwortliche Manager und kann mich nur im Namen der Direktion für Ihr Interesse bedanken«, eröffnete der Kleine Flash. »Hier schien bisher wirklich alles mit der Visio-Anlage in Ordnung zu sein. Heute nachmittag haben wir eine Matinee mit demselben Konzert gegeben. Alles lief perfekt.« »Die zweite Violine stimmte nicht«, wandte ein dicker grüner Mann mit rotem Bart ein. »Vielleicht«, gab Gilfok zu, »aber es passierte jedenfalls nichts, was mit dieser Katastrophe zu vergleichen ist.« Inzwischen war auch der Kassierer aufgetaucht und berichtete stöhnend von den Schadenersatzforderungen einer Frau, der ihre künstlichen Augen zersprungen waren. »Bieten Sie den Leuten als Ersatz Freikarten für die nächsten Vorstellungen an«, schlug Gilfok vor. »Ich glaube nicht, daß sich von den heute Anwesenden noch 9
jemand ein weiteres Visio-Konzert anhören will«, knurrte der Kassierer. »Und Sie haben nichts dergleichen erwartet?« fragte Flash den Manager. »Selbstverständlich nicht. Was wollen Sie damit sagen?« »Keine Drohungen, keine Erpressungsversuche?« »Oh, ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Nein, nichts Derartiges, Mr. Gordon«, versicherte Gilfok. »Seit der Revolution ist es hier in Estampa sehr still geworden. Still und friedlich.« Flash nickte und drängte sich näher an die Steueranlage. Der Techniker blickte auf. »Hier ist also absolut kein Fehler!« wiederholte er nochmals. Nach einem kurzen Check des Kontrollbordes mußte Flash ihm zustimmen. * Dale klammerte sich fest an Flashs Arm. »Du bist einverstanden, wenn wir nach Hause zu Fuß gehen?« fragte sie, als die beiden sich von der Gleittreppe aus der Halle tragen ließen. »Ich brauche dringend frische Luft.« »Wir laufen«, beruhigte sie Flash. »Alles in Ordnung mit dir, Mädchen?« »Ja«, antwortete sie, »aber diese Musik, oder was immer das war, konnte einen umbringen. Sie tat weh, und sie hatte etwas Beängstigendes an sich.« »Die meisten Leute um uns herum müssen etwa ähnlich empfunden haben, so wie sie reagierten. Ein Glück, daß es nicht zu einer Panik kam.« »Wenn die Musik noch viel länger gedauert hätte, wäre es zu einer Panik gekommen.« Sie sah Flash ins Gesicht. »Wie fühlst du dich denn, Flash?« »Es scheint mich nicht so angegriffen zu haben wie die mei10
sten anderen. Ich fühlte mich irgendwie unwohl, aber nicht in Panik oder Schrecken versetzt.« Sie spazierten über die leuchtenden Mosaike der Plaza. Der Nachthimmel zog sich langsam zu, aber noch funkelten Tausende fremder Sterne über ihnen. Irgendwo weit hinter diesen Sternen in einem fernen Sonnensystem wartete ihr Heimatplanet – die Erde. »Zarkov wird sich für diese Sache interessieren«, sagte Dale. Flash antwortete nicht. Er runzelte gedankenversunken die Stirn. »Was hast du?« fragte das Mädchen. »Ich habe so eine Ahnung, daß dieser Vorfall heute nacht erst der Anfang war. Das wird kein Einzelfall bleiben.« »Du meinst, es wird sich beim nächsten Konzert wiederholen?« »Vielleicht bei einem Konzert, vielleicht aber auch anderswo. Es ist noch nicht vorbei.« Flash behielt recht. * Dr. Zarkov war ein kräftiger Mann in den Vierzigern. Er trug einen zerrauften schwarzen Vollbart, an dem er ständig herumzupfte, während er im Raum auf und ab lief. »Sieht aus, als würde sich der technische Fortschritt hier von seiner weniger erfreulichen Seite zeigen«, erklärte er Flash und Dale mit seiner lauten, dröhnenden Stimme. Es ging auf Mitternacht, und sie befanden sich im großen Studierzimmer ihrer gemieteten Villa. »Also war die Katastrophe mit dem Konzert nicht die einzige ihrer Art?« Flash saß in einem Schwebesessel aus Syntho-Glas. »Leider nicht«, dröhnte Zarkov. »Wie ich schon sagte, waren zufällig einige Nachrichtenroboter in der Nähe, als es passierte. Sie haben alles direkt aufgezeichnet.« Er ging hinüber zur 11
Fernsehwand des Zimmers und schaltete den zwei Meter hohen Bildschirm ein. »Ich habe die Nachrichtensendung mitgeschnitten. Für euch spiele ich sie jetzt ohne Ton ab. Dale hat ja schon genug Kopfschmerzen.« Das Bild einer kuppelförmigen Industrieanlage füllte den großen Schirm. Irgend etwas stimmte nicht mit den Gebäuden. Sie schienen zu zittern wie bei einem Erdbeben. Zarkov wies mit dem Finger auf das Bild. »Diese alten Sirenen für Luftalarm aus der vorrevolutionären Zeit waren noch funktionsfähig. Um 10.01 heute nacht begannen sie zu heulen. Paßt auf, was jetzt geschieht!« Die Fabrikhalle schwankte immer heftiger. Risse brachen auf und rasten durch das Kuppeldach. Dann fiel das Gebäude in sich zusammen. Ein rauchender Trümmerhaufen blieb zurück. »Das ist ja entsetzlich«, stöhnte Dale. Flash hatte sich halb von seinem Sitz erhoben. »Wie ein Erdbeben.« »Wenn man die richtigen Schwingungen ausstrahlt«, erläuterte Zarkov unbeteiligt, während er die Aufzeichnung abschaltete, »kann man fast alles zerstören. Mit Schwingungen meine ich Schallwellen. Auch Musik besteht aus Schallwellen.« »Was wir heute an grauenvollen Geräuschen gehört haben, kann man wohl kaum als Musik bezeichnen«, warf Dale ein. »Nun, diese Geräusche waren für eure Ohren schmerzhafte Dissonanzen, aber sie haben ihren zerstörerischen Zweck voll erfüllt. Sie sind eine Harmonie des Todes.« »Die alte Geschichte von der Opernsängerin, die mit ihrer Stimme ein Weinglas zum Zerspringen bringen konnte«, bestätigte Dale. »Wo lag diese Fabrik?« fragte Flash. Weiterhin an seinem Bart zupfend, antwortete Zarkov: »Fünfhundert Meilen nördlich von hier, im Stahl-Revier.« »Was ist aus der Nachtschicht geworden?« »Glücklicherweise wurde gerade heute nacht nicht gearbei12
tet«, antwortete der Wissenschaftler. »Deshalb sind die Verluste an Menschenleben gering.« »Aber es gab Tote«, hielt Flash fest. »Wir haben also noch Glück gehabt. Was immer dahintersteckt, es hätte auch die Festhalle zum Einsturz gebracht, wenn diese ›Harmonie‹ lange genug angehalten hätte.« »Es gab noch einen ähnlichen Vorfall«, fuhr Zarkov fort. »Auf einem Frachtschiff begannen die Schiffspfeifen plötzlich in einer Frequenz zu kreischen, die das Schiff buchstäblich zerfetzte. Das Schiff sank hundert Meilen südlich von hier.« »Wahrscheinlich nimmt man es hier in der Hauptstadt noch etwas auf die leichte Schulter«, vermutete Flash. »Man weiß nicht, was man davon halten soll«, erklärte Zarkov. »Haben Sie mit Präsident Bentancourt gesprochen?« »Er rief mich vor einer Stunde an. Schien von den Ereignissen recht verwirrt zu sein. Er fragte mich, ob ich glaubte, daß sich diese Zwischenfälle wiederholen«, berichtete der Wissenschaftler. »Was haben Sie geantwortet?« »Ich sagte ihm, darauf könnte er Gift nehmen!«
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III Zwei Tage später hatte Zarkov sich ein Laboratorium und eine Werkstatt verschafft. Sie lagen in einem anderen Viertel der Stadt, fünf Meilen von ihrem Haus entfernt. »Das kommt in den anderen Raum, Blechkopf« dröhnte Zarkov einem Roboter seine Anweisungen zu, als Flash und Dale gegen Mittag eintraten. Der Wissenschaftler stand genau in der Mitte des hangarähnlichen Gebäudes, die Hände in die Hüften gestemmt. Von dort dirigierte er das Entladen seines Arbeitsmaterials aus drei Luftkissen-Transportern. »Und du, du Sammlung rostiger Nieten, weißt du nicht, was ›Bitte nicht stürzen‹ heißt?« »Ich bin kein Robot, Sir«, widersprach der graugekleidete Mann, der mit einer riesigen Kiste kämpfte. »Es muß an meinen eckigen Bewegungen liegen, daß die Leute mich oft für einen …« »Keine Ursache. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, schnitt ihm Zarkov das Wort ab. Er ging zu Flash und Dale und schüttelte ihnen die Hand. »Wenn man von den kleinen Pannen absieht, läuft alles bisher ganz gut an. Heute abend werde ich mich an die Arbeit machen können.« Dale sah sich ausgiebig in dem Hangar um und verfolgte interessiert den Aufbau der Geräte. Ein Dutzend Roboter oder genauer gesagt, elf Roboter und ein graugekleideter Mann mit eckigen Bewegungen, schafften Kisten und Kartons heran. »Also hat sich Präsident Bentancourt deinen Überlegungen zu dieser Schallwellen-Seuche angeschlossen?« fragte sie. »Er stimmt mit mir überein, was die Lösung dieses Problems angeht«, bestätigte der Wissenschaftler. »Sie besteht darin, Zarkovs genialen Geist auf das Phänomen anzusetzen.« Er legte Flash seine schwere Hand auf die Schulter. »Kannst du dir vorstellen, daß in diesem Estampa kein verdammtes Labor in der Lage ist, die Quelle dieser Schallübertragungen, die das 14
Land verwüsten, anzumessen. Nicht einmal das Interferometrie Center, und die Anlage hat gut zwei Millionen gekostet.« Flash wandte sich einem kleinen Gleiter mit spitzem Bug zu, der gerade von fünf Männer in grünen Overalls hereingeschoben wurde. »Was haben Sie mit dem Luftschiff vor, Doc?« »Man kann die Katze auf verschiedene Arten häuten«, dröhnte Zarkov. »Altes Sprichwort der Venusier. Sieh dir bloß die öligen Fingerabdrücke auf der Bugkanzel an.« Er rannte zu dem Luftfahrzeug. »He, ihr Versager, habt ihr keine Arbeitshandschuhe?« In den zwei Tagen, seit dem ersten Auftreten der GeräuschOrkane, war es zu zehn weiteren Katastrophen gekommen. Ein Pendlerzug, in der Hauptverkehrszeit unterwegs nach Südhafen, blieb plötzlich mit heulender Sirene auf der Strecke stehen. Er gehörte zu den Zügen des erst vor kurzem eröffneten, neuen elektromagnetischen Verkehrssystems. Die kreischenden Sirenen erreichten eine Frequenz, bei der die Wagen aufplatzten und von den Gleisträgern stürzten. 106 Reisende fanden in den Trümmern den Tod. Auf einer der Hochstraßen erwischte es drei riesige Lastzüge, die bei voller Geschwindigkeit in ihre Bestandteile zerlegt wurden. Sie verwandelten sich in jagende Trümmerwolken. Autos, Gleiter und ein Forschungs-U-Boot fielen demselben Schallinferno zum Opfer. Keine private oder öffentliche Stelle konnte bisher eine Erklärung für diese Katastrophen geben. Man war nicht einmal sicher, ob es sich dabei um ein künstliches oder ein natürliches Phänomen handelte. Es gab eine Reihe von vagen Theorien, aber keine ließ sich durch Tatsachen belegen. Schnell breitete sich Panik in ganz Estampa aus. Die schrecklichen Schallwellen, die Gebäude zerbröckeln ließen und Züge aus den Gleisen hoben, brachten das öffentliche Leben fast zum Erliegen. Am späten Abend des vorausgegangenen Tages telefonierte Dr. Zarkov mit dem Präsidenten und schlug mit seiner dröh15
nenden Stimme vor, selbst ein Labor zur Untersuchung der Vorfälle einzurichten. Präsident Bentancourt bot ihm eine nahegelegene Universitätseinrichtung an, aber Zarkov hatte andere Vorstellungen. Er wollte ein völlig unabhängiges Labor haben. Und wollte alles auf seine eigene Art und Weise angehen, exakt seine Art und Weise. Der Präsident gestand ihm zu, was er verlangte. Im Augenblick umkreiste Zarkov den Gleiter und suchte, mit einem Kunststoff-Lappen bewaffnet, nach weiteren Fingerspuren. »Ich müßte mit dem Grundproblem in spätestens einer Woche fertig sein«, erklärte er Flash dabei. »Wenn ich auf der Erde wäre, könnten wir es in drei Tagen schaffen.« »Sie haben eine Idee, was hinter diesen ganzen Sachen stekken könnte?« »Ich habe zwölf Dutzend und eine Idee«, antwortete der Wissenschaftler. »Die Irrtümer ausscheiden und den richtigen Spuren folgen – damit muß ich mir hier die Zeit vertreiben.« Auf den Gleiter deutend, meinte Flash: »Den würde ich gerne fliegen.« »Exakt das ist es, was ich damit vorhabe«, meinte Zarkov grinsend. »Wenn ich unsere Schallquelle bis Ende der Woche nicht von hier aus angepeilt habe, müssen Sie sich in die Lüfte schwingen.« * Drei Tage später berief der Präsident eine Sondersitzung des Kabinetts und der Spitzenmilitärs ein. Flash und Dr. Zarkov wurden ebenfalls zu der Sitzung gebeten. Präsident Bentancourt war ein kleiner muskulöser Mann Anfang Fünfzig. Als er Zarkov den ovalen Besprechungsraum betreten sah, löste er sich aus einer Gruppe von Ministern. »Wie kommen Sie weiter, Doktor?« Zarkovs Stimme klang ungewöhnlich leise. »Nicht so 16
schnell, wie ich erwartet habe«, mußte er zugeben. Der Präsident schien noch kleiner zu werden. »Auch niemand sonst hat bisher irgendwelche Fortschritte zu melden gehabt«, erklärte er kopfschüttelnd. »Verlassen Sie sich auf Zarkov«, beruhigte ihn der bärtige Doktor. »Der Erfolg ist praktisch schon in Sicht. Ich garantiere es Ihnen.« Die Lage wurde von Tag zu Tag schlechter. Die Schallwellen griffen mit sich steigernder Häufigkeit und Rücksichtslosigkeit an. öffentliche Gebäude stürzten zusammen, Züge entgleisten, Flugzeuge und Gleiter fielen vom Himmel. Lebensmittel, Medikamente und Rohstoffe begannen knapp zu werden. Die meisten Verkehrswege waren unterbrochen. Die Sitzung brachte all diese Probleme eingehend zur Sprache. Einige aufgebrachte Reden wurden geschwungen, die Diskussion wurde zeitweise recht lautstark geführt. Der Landwirtschaftsminister war den Tränen nahe. Zarkov saß in seinem Schwebesessel, die Hände unter seinem buschigen Bart verborgen. Er sagte wenig und alles mit fast flüsternder Stimme. Schließlich wurde die Besprechung vertagt. Als sie gerade das Regierungsgebäude verlassen wollten, rief jemand Dr. Zarkov zurück. Sich umwendend, erkannten Zarkov und Flash Minister Minig, den Vizepräsidenten, der aus einer Seitentür des Sitzungszimmers winkte. »Mal sehen, was er will«, knurrte Zarkov und ging alleine zu ihm. An einem in der Nähe stehenden Tisch beschäftigte sich ein dünner grüner Mann damit, Papiere und Datenbänder in seine Aktentasche zu packen. Es war General Yate. Zur Zeit ein treuer Anhänger des Präsidenten, aber auch jemand, dem Ambitionen zugeschrieben wurden, Estampa eines Tages selbst zu regieren, wenn nicht als Präsident, dann als Diktator. »Oh, Ihr habt eins übersehen«, half Dr. Nazzaro, der Gesundheitsminister. Er bückte sich nach einem heruntergefalle17
nen Blatt. »Lassen Sie die Finger davon, alter Narr«, fuhr ihn Yates an. Nazzaro lächelte und richtete sich auf. »Es ist einfach zu schade, daß wir keine Kavallerie mehr haben, General«, sagte er laut. »Ihr seht so gut auf einem Pferd aus.« Minister Minig zog Zarkov von der Tür fort. »Können wir uns bald einmal unter vier Augen unterhalten«, fragte er den Wissenschaftler drängend. »Nicht heute nacht. Ich habe leider gleich einen Botschafter-Empfang, den ich nicht absagen kann. Vor allem nicht in der schwierigen Lage, in der wir uns zur Zeit auch dem Ausland gegenüber befinden. Aber wie ist es mit morgen abend?« »Ich darf mich wirklich durch nichts von meiner Laborarbeit abhalten lassen. Worum geht es denn?« »Das verstehe ich«, sagte Minig schnell. »Aber da ist ja auch noch Ihr junger Freund, Flash Gordon. Er kann Sie nach dem Gespräch über alles informieren.« »Das wäre eine Möglichkeit.« »Schicken Sie ihn bitte morgen nacht in mein Haus«, bat Minig. »Gegen acht, wenn das paßt? Es kann eine Sache ohne jede Bedeutung sein, aber ich … vielleicht weiß ich etwas über diese Schallwellen. Es ist nur … Wir sollten noch nicht mit dem Präsidenten darüber reden. Aber jemand, der unabhängig ist wie Sie oder Gordon, könnte sich darum kümmern. Wird Gordon kommen?« »Ich garantiere es Ihnen, Minig«, dröhnte Zarkov. »Können Sie mir wenigstens eine Andeutung machen, worauf Ihre Informationen hindeuten?« »Morgen abend!« Und Minig eilte davon. »Hmm«, brummte Zarkov und kratzte sich den Bart.
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IV Er hatte nicht erwartet, abgeholt zu werden. Flash ließ sich gerade die Stiefel von einer der unter seinem Bett angebrachten Servo-Einrichtungen polieren, als das MiniKom seines Schlafzimmers piepte. »Ja«, sagte er in Richtung des Gerätes und aktivierte mit seiner Stimme den winzigen Bildschirm. »Ihr Wagen ist hier und wartet«, teilte ihm der Hauscomputer mit programmierter Freundlichkeit mit. Auf dem Schirm war ein silberner Gleiter zu sehen, der einen halben Meter über der Straße in der nebeligen Nacht schwebte. »Wessen Wagen ist das? Ich habe keinen bestellt.« »Der Wagen soll sie zu Minister Minig bringen. Er läßt Sie abholen«, antwortete die Computerstimme. Diese Fürsorge überraschte Flash. Minig hatte Dr. Zarkov gegenüber nichts von einem Wagen gesagt. Oder vielleicht hatte der Doktor nur vergessen, es zu erwähnen. Jedenfalls schien es Minig nicht mehr so sehr auf Diskretion anzukommen, wenn er Flash ganz offiziell zu dem Gespräch abholen ließ. Flash zog sich rasch die Stiefel an und befahl dem Hauscomputer: »Sag Bescheid, daß ich gleich komme.« »Sehr gut, Sir.« Das Mini-Kom schaltete sich selbsttätig ab. Flash war inzwischen lange genug auf Pandor, um an die seltsamen Umgangsformen der Servo-Anlagen gewöhnt zu sein. Auf dem Weg zur Tür traf er Dale im Flur. »Du bist sicher, daß du mich nicht lieber dabeihättest?« fragte sie. »Ganz sicher«, grinste Flash. »Leider hat Minig ausdrücklich darauf bestanden, mit mir unter vier Augen zu sprechen. Aber ich hoffe, daß wir noch irgendwo essen gehen können, wenn ich zurück bin. Die Sache sollte nicht zu lange dauern.« Er zog das schlanke schwarzhaarige Mädchen an sich und küßte sie schnell. 19
»In Ordnung. Ich warte hier auf dich und lese ein Buch, bis der Herr nach Hause kommt«, verabschiedete sich Dale. Als Flash aus der Tür trat, ertönte noch einmal die Stimme des Hauscomputers. »Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen und angenehmen Abend, Sir.« »Danke«, rief Flash über die Schulter, »dir gleichfalls.« Der Nebel war dicht. Er wallte durch die kopfsteingepflasterten alten Straßen des vornehmen Viertels und schien alles ausfüllen zu wollen. Am Himmel waren kaum noch Sterne zu erkennen. Der wartende Gleiter summte leise. Klickend wurde der Außenlautsprecher eingeschaltet. »Mr. Flash Gordon, nehme ich an?« Die hintere Tür schwang automatisch auf. Flash sah, daß ein Pandorer auf dem Fahrersitz saß. Der menschliche Fahrer anstelle der üblichen Robotsteuerung wirkte in Estampa schon fast eigenartig. »Sie gehören zu Mr. Minig?« fragte Flash, nachdem er sich vorgestellt hatte. »Allerdings, Sir. Seit ich in den Windeln lag. Bitte steigen Sie ein, und machen Sie es sich bequem, Sir.« Flash folgte der Aufforderung und ließ sich in das weiche Leder des Rücksitzes sinken. Die Tür schloß sich sofort, und der Gleiter stieg sanft in die Nacht. »Ja, schon als Rotznase habe ich begonnen, für die Familie zu arbeiten«, fuhr der Fahrer fort. »Nun ja, mein Vater hätte das damals kaum Arbeit genannt. Er hat fast neunundvierzig Jahre die Fahrzeuge der Minigs bedient. Solange er lebte, durfte ich nur ein bißchen mit den Maschinen herumrangieren.« Der Pilot mochte selbst inzwischen an die fünfzig Jahre alt sein, ein schwergewichtiger Mann, gekleidet in einen grauen Overall, mit einer grünen Schirmmütze auf dem Kopf. »Sie haben Glück, daß man Sie noch nicht durch einen Roboter ersetzt hat«, meinte Flash. »Estampa scheint zur Zeit ja von 20
einem regelrechten Automatisierungs-Fieber ergriffen.« »Was kann schon einen Menschen wirklich ersetzen«, entgegnete der Pilot. Sie flogen jetzt hoch über der Stadt. Nur die Spitzen der Hochhäuser des Zentrums ragten aus dem Nebelmeer. »Für mich entscheidend ist, daß Minister Minig Wert darauf legt, lebende Wesen um sich zu wissen.« Der Gleiter raste weiter durch die Nacht. Zehn Minuten später bremste der Pilot ab und ließ das Fahrzeug langsam tiefer sinken. »Das ist unser Ziel, Sir« kündigte er an. »Sehen Sie das blaue Licht da vorn im Nebel?« Flashs Blick folgte der ausgestreckten Hand des Mannes. »Ja. Ist das die Vordertür?« »Das ist sie, Sir« wurde ihm bestätigt. Kaum spürbar setzte der Gleiter aus. »Soll ich mit aussteigen und Ihnen helfen, Sir?« »Vielen Dank, nicht nötig.« Die Tür neben Flash öffnete sich zischend. Er sprang hinaus auf den Bürgersteig und bemerkte sofort die geschwungene Rampe, die sich zu dem blauen Licht emporwandt. Oben angelangt, berührte er den roten Punkt in der Mitte der Tür. Von drinnen war ein lautes Summen zu hören. Knapp dreißig Sekunden später glitt die Tür zur Seite. »Treten Sie bitte ein, Mr. Gordon.« Die Stimme gehörte nicht einer Robot-Anlage, sondern einer großen, hübschen jungen Frau. Langes blondes Haar fiel ihr über die Schultern. Sie trug ein kurzes Abendkleid. »Ist Minister Minig zu sprechen?« »Selbstverständlich. Er erwartet Sie«, antwortete die blonde Überraschung. Sie trat einen Schritt zurück, um Flash einzulassen. Nebelschwaden drängten sich mit Flash in den eleganten Empfangsraum. »Mit wem habe ich das Vergnügen?« erkundigte sich Flash. Dr. Zarkov hatte von verführerischen jungen Damen mit platinblondem Haar nichts gesagt. 21
»Glenna Minig«, stellte sie sich lächelnd vor. »Ich bin die Tochter des Ministers. Folgen Sie mir bitte in sein Arbeitszimmer.« Das Arbeitszimmer war ein großer Raum mit einer hohen, gewölbten Decke. Boden und Wände waren mit dem gleichen blaßgelben Kunstholz verkleidet. Es gab drei riesige rote Plastiksessel und einen kleinen grünen Schreibtisch, alle in dem zur Zeit modernen Schwebestil. Minister Minig saß auf dem Sessel neben dem Schreibtisch, ein Glas blauen Brandy in der Hand. »Ah, guten Abend, Gordon«, rief er mit seiner hohen Stimme. »Ich freue mich, daß Sie meiner Einladung nachgekommen sind.« Das Mädchen war in der Tür stehengeblieben und zog sie jetzt leise hinter Flash zu. Die Blonde verschwand im Flur. Flash ging auf den Minister zu. »Dr. Zarkov deutete an, Sie hätten uns wichtige Informationen über die Hintergründe der Schall-Angriffe zu geben.« Minig stand auf. »Lassen Sie sich erst mal einen Drink mixen, Gordon.« »Nein, danke.« Der Minister berührte eine Stelle der kahlen Holzwand, und ein Stück der Wandverkleidung klappte auf. Dahinter tauchte eine kleine, aber gut bestückte Bar auf. Der Gastgeber stellte sein Glas auf einen grün markierten Fleck. Ein silberner ServoArm erschien mit der Brandy-Flasche, schenkte ein und stellte die Flasche zurück an ihren Platz. »Ich glaube, ich würde gar nichts trinken«, sagte der Minister lächelnd, »wenn es mir nicht soviel Spaß machen würde, diesen Apparat in Aktion zu sehen.« Flash sah zu, wie der Mann sich wieder setzte. »Sie haben eine Idee, wer hinter der Sache stecken könnte?« Nachdem er an seinem Brandy geschnuppert und das Glas in einem Zug ausgetrunken hatte, antwortete der Minister: »Ich 22
hoffe, Sie verzeihen mir, Gordon. In der Hektik der gestrigen Sitzung bin ich zu unhaltbaren Schlüssen gekommen, von denen ich inzwischen wieder abgerückt bin.« Man sah Flash an, daß ihn diese Eröffnung wenig begeisterte. Er trat dicht vor den Minister. »Selbst eine vage Vermutung kann uns weiterhelfen. Es sollte selbstverständlich sein, daß Zarkov und ich nichts unternehmen, solange es keine eindeutigen Beweise gibt.« »Natürlich, Gordon. Ich habe vollstes Vertrauen zu Ihnen.« Er sah Flash nicht an. Sein Blick schweifte über die hohe Dekkenkuppel. »Nur sind mir in den Stunden, seit ich Dr. Zarkov um dieses Treffen bat, so ernsthafte Zweifel gekommen, daß ich meine Beschuldigungen einfach nicht mehr aufrechterhalten kann. Außerdem habe ich – was ich zugeben muß – diese Angelegenheit ausführlich mit Glenna diskutiert. Seit meine Frau … nun, meine Tochter ist meine engste Vertraute.« Er senkte die Augen und lächelte schwach. »Ich hoffe doch, sie melden dem Präsidenten nicht, daß ich Rat bei einem jungen Mädchen suche.« Flash wandte sich von seinem Gastgeber ab und wanderte nachdenklich durch den Raum. Dann blieb er plötzlich stehen und blickte Minig fest in die Augen. »Sie sind sich sicher, daß Sie nur eine falsche Anschuldigung vermeiden möchten?« »Was sonst, Gordon?« »Sie stehen nicht unter Druck? Sie haben keine Angst?« Minister Minig sprang aus seinem Schwebesessel. »Ich habe dafür gekämpft, Estampa zu dem zu machen, was es heute ist, Gordon. Und das meine ich ganz wörtlich. Ich habe mit der Waffe in der Hand auf der Straße gegen die Junta gekämpft, die unser Land fast ein Jahrzehnt lang unterdrückt hat. Seit wir das alte Regime gestürzt haben, mußte ich um unsere Demokratie mit einer Reihe von Leuten kämpfen – und das waren verbale und physische Kräfte.« Mit einem Stirnrunzeln setzte er sich wieder. 23
»Vielleicht hat man ihre Tochter bedroht?« bohrte Flash weiter. »Ich versichere Ihnen, Gordon, nichts dergleichen ist der Fall. Ich verstehe, daß Sie enttäuscht sind. Sie sind in der Hoffnung hierher gekommen, ich könnte Ihnen und Zarkov weiterhelfen. Aber ich gebe Ihnen mein Wort: Nur logische Überlegungen und nachträgliche Einsicht, nicht Angst vor irgend etwas oder irgendwem lassen mich schweigen. Es ist meine Pflicht zu schweigen.« »Warum haben Sie mich dann überhaupt zu sich kommen lassen?« fragte Flash. »Es gibt ja offenbar wirklich nichts zu besprechen.« »Ich halte viel davon, einen Mann persönlich kennenzulernen.« Mit der Hand machte Minig eine Geste zu der blanken Wand hinter seinem Schreibtisch. »Dort habe ich Kommunikationseinrichtungen genug. Aber trotz dieser elektronischen Kontaktmöglichkeiten bin ich altmodisch geblieben. Ich will einem Mann persönlich in die Augen sehen.« Er drehte das leere Brandyglas in den Fingern. »Ich muß zugeben, daß ich schon eine Menge von Ihnen gehört habe, Gordon. Die Sachen, die Sie auf der Erde, auf Mongo und auf anderen Planeten angestellt haben – als Mann der Tat bewundere ich Sie.« »Okay, danke«, bemerkte Flash. »Aber anstelle Ihrer Bewunderung hätte ich lieber ein paar Informationen gehabt,« »Es tut mir wirklich leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann. Vielleicht fördere ich doch noch etwas ans Licht, wenn ich sorgfältig recherchiere und die Sache im Auge behalte. Eines Tages habe ich dann doch noch etwas für Sie.« »Inzwischen stürzen noch mehr Gebäude zusammen, und noch mehr Menschen finden dabei den Tod.« »Das sehe ich auch, Gordon. Aber ich kann in meiner Position einfach niemanden leichtfertig anklagen, für dessen Schuld es zwar genügend Verdachtsmomente, aber keinen einzigen Beweis gibt.« 24
Flash sah dem Minister einen Moment schweigend in die Augen, dann zuckte er mit den Schultern. »In Ordnung. Wenn Sie sich dazu entscheiden sollten, etwas bekanntgeben zu wollen, lassen Sie es uns wissen.« Er schritt hinüber zu der geschlossenen Tür. »Sie brauchen noch nicht aufzubrechen«, rief der Minister ihm nach. »Es gibt genug andere interessante Dinge, über die ich mich gerne mit Ihnen unterhalten würde.« »Vielleicht ein anderes Mal«, antwortete Flash. »Dr. Zarkov arbeitet Tag und Nacht in seinem neuen Laboratorium. Er wartet auf mich. Und Sie können uns jetzt ja offenbar mit unserer Arbeit nicht weiterhelfen.« Flash sah keinen Knopf oder einen anderen Mechanismus, mit dem sich die Tür öffnen ließ. »Ich wünschte mir hier …« Die Tür glitt auf, und die hübsche Blonde wartete im Korridor. »Bitte halte Mr. Gordon nicht unnötig auf, Vater. Du weißt, wie wichtig seine und Zarkovs Arbeit für unser Land ist.« »Du hast natürlich wie immer recht, Glenna«, stimmte Minig zu. »Wie meine Tochter sagt, Gordon, wir müssen uns bei einer anderen Gelegenheit unterhalten.« »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen Mr. Gordon.« Sie griff nach seiner Hand und zog ihn über die Schwelle. Ihre Fingerspitzen fühlten sich sehr warm an. »Ich bring Sie zur Tür.« »Gute Nacht, Mr. Minig.« Flash folgte dem Mädchen nach draußen. »Vielen Dank für Ihren Besuch«, rief der Minister ihnen nach, während die Tür sich hinter Flash schloß.
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V »Nicht gerade das schönste Wetter für einen nächtlichen Spaziergang, Sir«, stellte der Pilot fest, als Flash ihn auf dem Rückflug bat, in der Stadt abgesetzt zu werden. »Spazierengehen kann man bei jedem Wetter«, antwortete Flash kurz angebunden. »Wie Sie meinen, Sir.« Der Gleiter landete in einer Parkanlage neben einem künstlichen See. »Einen schönen Abend noch, Sir.« Flash bedankte sich bei Minigs Piloten. Dann stieg er aus und sah den Gleiter rasch im Nebel verschwinden. Es war von hier nicht mehr sehr weit zu Zarkovs Laboratorium. Die vorausgegangene Unterhaltung mit dem Minister aus Bentancourts Kabinett ließ Flash keine Ruhe. Das Verhalten des Mannes gab ihm ein Rätsel auf. Er wollte die Angelegenheit bei einem kleinen Spaziergang nochmals in Ruhe überlegen. Er lief den mit Steinen ausgelegten Pfad am Seeufer entlang. Die feuchte Luft war unangenehm kühl, und er entschloß sich, zum Aufwärmen einen kleinen Spurt einzulegen. Mit diesem Minig hatte heute abend etwas nicht gestimmt. Zu dieser Stunde begegnete Flash niemand. Er schaffte die drei Meilen lange Strecke am Ufer entlang in siebzehn Minuten. Zufrieden nahm er zur Kenntnis, daß sich seine Atmung dabei kaum beschleunigt hatte. Wahrscheinlich würde er auf Pandor seine Raumfahrerkondition noch brauchen. Zu dem Problem Minig brachte ihm der Dauerlauf allerdings keine neuen Gedanken. Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg zu Zarkovs Labor, das eine Meile nördlich des Parkes lag. Er war noch zwei Häuserblocks von seinem Ziel entfernt, als er plötzlich hinter einem künstlichen Baum angerufen wurde. Zunächst ging er unbeirrt weiter. »Flash«, rief die Stimme jetzt deutlich. 26
Es war Dr. Zarkov, der hinter dem Baum hervortrat. »Zarkov?« Flash ging überrascht zu ihm. »Haben Sie mich nicht gleich gehört, Flash?« »Ich dachte, irgendein pandorischer Halsabschneider hätte es auf meine Brieftasche abgesehen. Was soll dieses Versteckspiel?« »Selbst mit meiner außerordentlichen Begabung für knappe Erklärungen, kann ich das jetzt unmöglich erzählen.« Zarkov legte Flash die Hand auf die Schulter. »Wir haben keine Zeit. Der Sicherheitsdienst wird bereits auf dem Weg zu meinem Labor sein. Ich habe hier gewartet, um Sie durch den Seiteneingang zu lotsen. Sie verschwinden dann sofort in der Abstellkammer hinter dem Hangar. Anschließend werde ich mich noch um ein paar Kleinigkeiten kümmern müssen, die Ihre Sicherheit erheblich verbessern. Los jetzt!« »Moment, Doc«, sagte Flash. »Was ist denn eigentlich passiert?« »Man sucht Sie wegen eines Mordes. Als Täter.« * Inspektor Car war ein grünhäutiger breitschultriger Mann, korpulent und muskulös. Er trug einen dreiteiligen Metallic-Anzug und darüber einen Vinyl-Mantel. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, marschierte er in dem großen Hangarraum hinter Zarkovs Forschungsstätte auf und ab. Im Flutlicht des Hangars glitzerte sein Anzug bei jeder Bewegung. »Dieser Auftrag ist wirklich kein Vergnügen, Doktor«, entschuldigte er sich. Während er weitersprach, inspizierte er eingehend den olivgrünen Gleiter vor dem Hangartor. »Ich weiß, daß Ihnen unser Land für die Hilfe beim Kampf gegen diese Schall-Angriffe einiges schuldig ist.« Er blickte kurz zu dem bärtigen Wissenschaftler hinüber. »Wie kommen Sie mit Ihrer Untersuchung weiter? Ist die Quelle schon zu orten?« 27
Dr. Zarkov schlug mit seiner großen Hand gegen den spitzen Bug des Flugwagens. »Ich bin dabei, diesem Baby eine Ortungsanlage einzubauen, mit der wir herausfinden werden, was hinter diesen Katastrophen steckt. Ich habe ein spezielles Ortungsgerät für Schallwellen entwickelt«, erklärte er. Da er jetzt nicht mehr vorsichtig sein mußte, dröhnte seine Stimme mit der gewohnten Lautstärke. »Die Sache ist bald aufgeklärt. Wir werden den Drahtzieher schon finden!« »Mit ›wir‹ meinen Sie sich selbst und Flash Gordon, Doktor?« »Flash sollte den Gleiter fliegen«, brummte Zarkov. »Aber wie es jetzt aussieht, werde ich mich wohl nach einem anderen Piloten umsehen müssen.« »Es ist schon ausgesprochen ungewöhnlich, daß … oh, entschuldigen Sie. Ich glaube, da ist Constable Briney an der Tür, mit den Hunden.« »Hunden? Wollen Sie etwa eine Meute japsender Hunde durch mein Labor jagen?« »Nun, es sind ja Robot-Hunde, Doktor«, erklärte der Inspektor auf dem Weg zur Tür. »Die Direktion hat ihre Anschaffung erst letzten Monat genehmigt. Wir sind gehalten, sie bei jeder Gelegenheit einzusetzen. Die Anschaffungskosten müssen sich rentieren. Das Stück 50.000 Kredits.« Er drückte den Einlaßknopf, und herein stürmten der Constable und seine beiden teueren Spürhunde. Die Roboter waren tatsächlich stilisierte Hundenachbildungen mit chromblitzenden Schnauzen. »Fünfzigtausend?«, rief Zarkov. »Diese Dinger hätte ich Ihnen für fünf zusammengebaut. Man hat sie damit übers Ohr gehauen, Inspektor.« »In diesen Hunden befindet sich eine Hochleistungs-SpürAnlage!« Constable Brineys rosiges Gesicht rötete sich leicht. Er bückte sich und legte einen Schalter im Nacken jedes Hundes um. »Ihre besten Leistungen bringen sie beim Orten von 28
Flüchtlingen.« »Höchstens sechstausend«, dröhnte Zarkov. »Mit allen Ortungsgeräten, die Sie je brauchen werden. Plus einer funktionstüchtigeren Nase, anstelle dieses Plastikalptraums, der jeden Hund beleidigt. Für weitere zwei Tausender liefere ich Ihnen sogar welche, die sich mit Ihnen unterhalten und Klavier spielen.« »Für so was haben wir beim Sicherheitsdienst keinen Bedarf«, knurrte Inspektor Car. Die mechanischen Hunde liefen mit einem surrenden Schnüffeln durch den Hangar. Der Inspektor sah ihnen eine Weile zu, dann wandte er sich wieder an Zarkov. »Vielleicht können Sie mir einen Hinweis geben, welches Motiv Gordon bei dieser Tat gehabt haben könnte?« »Er hatte kein Motiv. Er kann gar keins gehabt haben, weil er überhaupt niemanden umgebracht hat.« »Oh, nein, Doktor. So einfach ist das nicht. Damit helfen sie ihm nicht. Dieser Flash Gordon wurde beobachtet, wie er heute abend Minister Minigs Haus betrat. Zwei Bedienstete des Ermordeten beschwören, daß Gordon in das Arbeitszimmer des Ministers ging, einen Blaster zog und den Minister niederschoß.« »Dazu kann ich auch nichts sagen.« »Das ist noch lange nicht alles, was wir an Beweismitteln haben«, fuhr Inspektor Car fort. »Das Sicherheitssystem des Hauses hat den ganzen Vorfall automatisch gefilmt. Ich muß Ihnen sagen, ich habe den Film selbst gesehen, und er läßt keinen Zweifel daran, daß sich alles abgespielt hat, wie eben von Constable Briney beschrieben. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Gordon den Minister erschoß.« Die Robothunde waren an der Tür zu dem Abstellraum angelangt, in den Zarkov Flash geschickt hatte. »Der Film muß eine Trickaufnahme sein«, widersprach Zar29
kov. Der erste mechanische Hund zögerte kurz vor der Tür, dann trottete er weiter. Sein Partner folgte ihm. »Mit den Filmen der Sicherheitsüberwachung sind keine Manipulationen möglich«, versicherte der Inspektor. Constable Briney grinste breit. »Wir haben noch einen Trumpf. Wir konnten die Fingerabdrücke von Mr. Gordon auf der Tatwaffe sicherstellen.« »Das Universum ist groß«, dröhnte Zarkov. »Es ist nicht auszuschließen, daß es jemand mit ähnlichen Fingerabdrücken gibt.« »Auszuschließen nicht, aber höchst unwahrscheinlich. Ich fürchte, dieser Fall ist absolut eindeutig. Was mich nur stört – es gibt einfach kein Motiv für diese Tat. Warum hat Flash Gordon geschossen?« »Vielleicht ist ihm sein eigener Ruhm zu Kopf gestiegen«, schlug der Constable als Erklärung vor. »Er stand so oft im Rampenlicht und wurde überall als Held gefeiert, daß er schließlich meinte, er könne Gott spielen. Vor einigen Jahren hatten wir hier einen Vizepräsidenten …« »Schwachsinn!« knurrte Zarkov. Briney blinzelte. »Ich wußte nicht, daß es so schlimm um Gordon steht.« »Ich habe ihr Gerede gemeint. Nur die Höflichkeit hält mich davon ab, nicht einen noch passenderen Ausdruck zu gebrauchen.« »Unsere Spürer scheinen einen Blick in ihr Laboratorium werfen zu wollen«, wechselte der Inspektor das Thema. »In Ordnung. Schicken Sie sie rein. Aber sorgen sie dafür, daß diese Blechdetektive nirgendwo ihr Bein heben.« »Dazu sind sie nicht programmiert.« Inspektor Car wanderte noch einmal durch den Hangar. Vor der Abstellkammer blieb er stehen. »Constable Briney verläßt sich bei solchen Aktionen für meinen Geschmack etwas zu 30
sehr auf seine Blechkameraden. Ich bevorzuge, mich selbst von den Dingen zu überzeugen.« Er riß die Tür der Kammer auf. Der Abstellraum war leer.
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VI Zarkov sah zu, wie die Polizisten im Nebel verschwanden, die Robothunde bei Fuß. Dann trat er aus dem Infrarot-Strahl über der Türschwelle, und das Hangartor schloß sich selbsttätig. Er ging zu dem Abstellraum, riß die Tür auf und berührte eine bestimmte Stelle des Bodens. Ein Stück der Rückwand glitt zur Seite, und eine schmale Öffnung erschien. »Verdammt gut, daß ich von Anfang an daran gedacht habe, einen Raum gegen unerwünschte Besucher abzuschirmen. An den derzeitigen Verwendungszweck habe ich dabei allerdings nicht gedacht.« Flash zwängte sich aus der Öffnung. »Dieser Ausflug nach Pandor war eigentlich als Erholung geplant«, knurrte er. »Jetzt werde ich von der Polizei gesucht. Meinen Urlaub habe ich mir eigentlich anders vorgestellt.« »Schwachsinn, das ganze«, schimpfte Zarkov, »wie ich dem Inspektor schon sagte. Ich weiß, daß Sie keinen Mord begangen haben. Oder etwa doch?« »Nein, Doc!« Flash lachte. »Lebte Minig noch, als Sie bei ihm eintrafen?« »Ja, und auch als ich ihn verließ«, beruhigte ihn Flash. »Ich verstehe nicht, warum seine Tochter das nicht der Polizei mitgeteilt hat.« Zarkovs buschige Augenbrauen schossen in die Höhe. »Wessen Tochter?« »Minigs Tochter natürlich. Verdammt hübsche Blondine.« »Ich dachte, er wäre Junggeselle«, wunderte sich Zarkov. »Das muß ja nicht unbedingt ausschließen, daß er eine Tochter hat«, entgegnete Flash. »Er stellte sie mir jedenfalls selbst als seine Tochter vor.« Zarkov rieb mit der Schuhsohle über den Boden. »Dieses Zeug habe ich versprüht, um Spuren zu verwischen. Es hat dir diese Blechköter jedenfalls vom Leibe gehalten. Ich sollte es für Pandor patentieren lassen.« Er ging zu dem umgerüsteten 32
Gleiter hinüber und begann gedankenverloren daran herumzupolieren. »Lassen wir die Tochter einstweilen aus dem Spiel. Ich frage mich, wie man diese Bilder fabriziert hat, auf denen du den alten Jungen fertigmachst.« »Ein Double oder so etwas?« »Dann müssen sie einen verdammt guten Maskenbildner haben«, dröhnte Zarkov. »Einen, der jemanden sogar deine Fingerabdrücke aufschminken kann.« »Die kann man fälschen.« Der Wissenschaftler biß sich auf seine fleischige Unterlippe. Schließlich fragte er: »Was zum Teufel hat Minig denn nun eigentlich von uns gewollt? Vielleicht bringt uns das weiter?« Flash schüttelte den Kopf. »Minig redete nur um den heißen Brei herum. Er deutete an, daß er etwas wüßte. Aber er wollte nicht mit der Sprache herausrücken.« »Ich war mir eigentlich sicher, er hätte eine wichtige Information weitergeben wollen«, meinte Zarkov. »Ich irre mich selten, was Menschenbeurteilung angeht. Minigs Sinneswandel überrascht mich.« »Vielleicht habe ich gar nicht mit Minig selbst gesprochen«, überlegte Flash stirnrunzelnd. »Was?« »Es gibt keine konkreten Indizien dafür, Doc. Aber während des ganzen Gesprächs mit Minig wurde ich das Gefühl nicht los, mit dem Mann sei etwas nicht in Ordnung. An seinem Gerede war etwas faul.« »Ein falscher Flash Gordon und ein falscher Minig«, brummte Zarkov. »Hm, es scheint sich um eine gut vorbereitete Verschwörung zu handeln.« »Wer auch immer hinter dieser Sache steht, muß über beträchtliche Möglichkeiten verfügen«, sagte Flash. »Nehmen wir mal an, Minig hätte uns wirklich einen guten Hinweis geben können. Sie schaffen ihn beiseite und diskreditieren mich durch einen Mordverdacht. Zwei Fliegen mit einer Klappe ge33
schlagen.« »Nur unterschätzt unser Gegner einen gewissen Dr. Zarkov, hoffe ich.« Der Wissenschaftler gab dem Gleiter einen freundschaftlichen Klaps. »Das Baby hier ist startklar für die Suche nach unserem Schall-Akrobaten.« »Diese Sache kann ich ja trotzdem übernehmen.« »Genau das, was ich erwartet«, rief Zarkov. »Sie sehen sich das Hinterland von Estampa mal ein bißchen genauer an. Ich rolle die Sache hier von der Hauptstadt aus auf.« »Wann kann ich mit dem Gleiter aufbrechen?« »Vor Sonnenaufgang.« »So früh?« »Früh? Ich arbeite schließlich schon über eine Woche an dem verdammten Ding. Wenn nicht dauernd diese Faselei mit dem Kabinett und dem Präsidenten dazwischengekommen wäre, könnte ich schon seit zwei Tagen fertig sein.« »Die Polizei wird unser Haus im Auge behalten«, meinte Flash. »Ich werde wohl auf einen Abschiedskuß von Dale verzichten müssen.« »Sie wird darüber hinwegkommen«, beruhigte ihn Zarkov. »Wahrscheinlich wird sie mir eine große Hilfe bei meinen Detektivarbeiten hier in der Hauptstadt sein.« »Meinen Sie, daß jemand hier in Estampa die Sache aufgezogen hat, Doc? Auch diese Todesharmonien?« Zarkov lehnte sich gegen den Gleiter und verschränkte die Arme. »Irgendwer hier muß den Trick mit Minig sorgfältig vorbereitet haben«, erklärte Zarkov. »Es war keine Kleinigkeit, die Sache aussehen zu lassen, als hätten Sie den Minister eigenhändig abgeknallt. Aber anderseits weiß ich mit Sicherheit, daß die Quelle der Schall-Angriffe nicht im Territorium liegen kann. Sie haben mich das ja schon gestern auf der Kabinettssitzung referieren gehört. Unser Musiker hat seine Schallkanone wahrscheinlich sorgfältig abgeschirmt. Aber trotzdem hätte ich sie längst anmessen können, wenn sie in Estampa aufgebaut 34
wäre.« Flash öffnete den Einstieg des Gleiters und blickte grinsend in das Cockpit. »Ich bin dankbar, daß Sie noch einen Platz zum Sitzen frei gelassen haben.« »Kompaktere Ortungsanlagen sind meines Wissens noch nirgendwo in der Galaxis entwickelt worden«, dröhnte Zarkov. »Wenn ein pandorischer Techniker den Gleiter ausgerüstet hätte, würden Sie wahrscheinlich mit einem Anhänger fliegen müssen.« Er stellte sich neben Flash. »Mit den Grundschaltungen und den üblichen Instrumenten sind Sie vertraut, aber bevor Sie starten, gehen wir alles noch kurz durch.« »In welcher Richtung soll ich mich nach dem Start halten?« »Darum kümmert sich das Schiff selbst. Ich habe den Orter mit dem automatischen Piloten verbunden und damit praktisch zu einer Steuerungseinheit gemacht,« erläuterte Zarkov. »Alles, was das Schiff und Sie in der Wildnis herausfinden, wird direkt hierher übertragen. Wir bleiben in ständigem Kontakt. Wenn Sie die Quelle geortet haben, können Sie sich an die Arbeit machen.« »Meine Arbeit wird darin bestehen, so schnell wie möglich zu wenden und zurückzufliegen«, versprach Flash. »Das Schiff hält Sie ja über alles auf dem laufenden. Sie können also sofort eine estampische Kommandogruppe auf den Weg setzen.« »So einfach wird die Sache wohl nicht sein«, dröhnte Zarkov. »Wenn Sie jemand aufgestöbert haben, wird er Sie nicht gerne zurückkehren lassen.«
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VII Das erste Licht der Morgendämmerung brach durch das kleine Fenster über Flashs Kopf. Flash sprang von der aufblasbaren Schwebeliege, die sonst Zarkov als Nachtquartier diente, wenn er im Labor schlief. Müde, aber trotzdem dankbar, wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf gefunden zu haben, lief Flash in den Hangar. Dr. Zarkov wanderte mit einem Mehrzweckwerkzeug in der Hand um den Gleiter. Er machte einen zufriedenen Eindruck. Als er Flash bemerkte, grüßte er mit der freien Hand. »Es ist mir gelungen, sogar meine eigenen Ansprüche zu befriedigen«, dröhnte er. »Wann starte ich?« »In ein paar Minuten.« Zarkov begann seinen Bart auf Ölspuren zu untersuchen. »Wir haben ja schon in der Nacht alles durchgecheckt, aber vielleicht sollten wir vor dem Start noch eben alles wiederholen.« Flash grinste. »Nur falls Sie noch neue Teile eingebaut haben, während ich schlief. Vom ersten Durchgang habe ich noch alles im Gedächtnis.« »Nun, ich habe noch einige Sandwiches und Instant-Tee dazugegeben. Aber ich vermute, sie wissen, wie man damit umgeht«, sagte der Wissenschaftler. »Denken Sie daran, Flash, daß dieser Gleiter völlig schallisoliert ist. Sie werden sich erst noch daran gewöhnen müssen.« Er wischte die Finger an seinem Arbeitsoverall ab und klappte den Einstieg auf. »Eigentlich sollten Sie die Quelle des ganzen Ärgers ohne Schwierigkeiten aufspüren können.« An dem Wissenschaftler vorbei zwängte Flash sich ins Cockpit. »Sie haben den Kurs programmiert, den wir letzte Nacht besprochen haben?« Zarkov schaffte es, sich hinter Flash in die winzige Zentrale zu zwängen. »Sie werden sich zunächst die Süd-Territorien 36
vornehmen. Dort gibt es große Dschungelgebiete, unberührte Wildnis. Unser Mann wird seine Operationsbasis eher in einem menschenleeren Gebiet einrichten. Auf einem technisierten Planeten wie Pandor, der über ein vielfältiges Kommunikationsnetz verfügt, kann man eine technische Großanlage kaum unbemerkt in bevölkerten Regionen aufbauen.« »Unmöglich«, entgegnete Zarkov. »Selbst ein Genie wie Zarkov würde dich nicht unbemerkt in unser Haus schmuggeln können, seit der halbe Sicherheitsdienst von Estampa vor unserer Tür herumlungert.« »Haben Sie über Visiophon mit ihr gesprochen?« »Habe ich. Inspektor Car hört bereits mit. Trotzdem habe ich ihr, dank meinem besonderen Talent, mit nichtssagenden Worten viel ausdrücken zu können, mitgeteilt, daß Sie in Sicherheit sind und kein Grund zur Beunruhigung besteht.« »Hoffentlich kann ich bald selbst wieder Dale gegenüberstehen.« »Der Gleiter hat etwa für zwei Wochen Energie«, dröhnte Zarkov. »Wenn der Orter anständig arbeitet, sollten Sie die Schall-Kanone in wesentlich kürzerer Zeit gefunden haben.« Zehn Minuten später schoß Flashs Gleiter steil hinauf in den Morgenhimmel über der Hauptstadt und beschleunigte in südlicher Richtung. * In den ersten Stunden gab es keine Schwierigkeiten. Als der Angriff begann, bemerkte Flash ihn zunächst gar nicht. Sein olivgrüner Gleiter überflog gerade ein ausgedehntes Dschungelgebiet. Es war Mittag. Flash widmete sich einem Sandwich, während er immer wieder seine Blicke über die Kontrollen der Ortungsinstrumente gleiten ließ. Bis jetzt gab es keine Anzeichen für die Aktivität des Kata37
strophensenders, der seine tödlichen Wellen nach Estampa schickte. Vielleicht war die Quelle der Schallwellen auch besser abgeschirmt, als selbst Zarkov erwartet hatte. Dann entdeckte Flash eine unerwartete Veränderung auf den Flugkontrollen. Der Gleiter verlor an Höhe. Er beugte sich vor und schaltete den Autopiloten ab, um die Steuerung selbst zu übernehmen. Fluchend mußte er feststellen, daß der Gleiter nicht mehr auf die Handsteuerung reagierte. Es kam Flash vor, als zöge eine unsichtbare Kraft den Gleiter unerbittlich in die Tiefe. Wahrscheinlich befand er sich im Einflußbereich eines starken Kraftfeldes unbekannter Herkunft. Ein gründlicher Check der Kontrollen zeigte, daß alle Maschinen des Gleiters einwandfrei arbeiteten. Trotzdem verlor er ständig an Höhe und näherte sich bedrohlich dem Dschungel unter ihm. Kurz entschlossen schnellte Flash aus dem Pilotensitz und legte seinen Fluggürtel um. Er griff zum Mikrophon der Funkanlage. »Hallo, Doc. Bitte melden. Ich rufe Dr. Zarkov.« Im Empfang rührte sich nichts. Das Funkgerät war tot. In der Hoffnung, Zarkov verfolge den Flug von seinem Labor aus, warf sich Flash die Umhängetasche mit der Notausrüstung über die Schulter und machte sich zum Absprung bereit. Er zwängte sich in den Schleudersitz des Fluchtschachtes an der Unterseite des Gleiters. Dann aktivierte er die Notausschleusung. Der Mechanismus schleuderte ihn weit aus dem Schiff. Im Sturz schaltete sich automatisch sein Fluggürtel ein. Langsam schwebte Flash auf die Wipfel des Dschungels zu.
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VIII Zarkov zapfte sich einen Becher Tee vom Automaten im Labor, als Flash die Kontrolle über seinen Gleiter verlor. So bemerkte der Wissenschaftler nicht sofort, was passiert war. Den ganzen Morgen über hatte er an den Instrumenten den Flug des Gleiters verfolgt. Jetzt brauchte er eine kleine Pause. Zufrieden schlürfte er den heißen Tee und zupfte an seinem Bart. Über der Außentür des Labors leuchtete eine rote Warnlampe auf. »Eine junge Frau hat die Zufahrt betreten«, meldete der Computer des hauseigenen Sicherheitssystems über Lautsprecher. »An Hand der vorliegenden Informationen kann die Frau identifiziert werden als …« »Ich weiß, wer da kommt, Quatschkopf!« dröhnte Zarkov. Auf dem Bildschirm neben der Warnlampe war Dale deutlich zu erkennen. »Soll sie hereingelassen werden?« »Ich öffne ihr selbst.« Zarkov rannte durch das Labor, wo die Hälfte des Tees aus seinem Becher schwapste. Eigenhändig öffnete er die Tür. »Guten Morgen, Dale.« Das Mädchen erwiderte sein Lächeln nicht. »Es ist schon faßt nachmittag, Doktor!« sagte sie und trat ein. »Jedenfalls habe ich hier etwas, von dem ich hoffe, es noch rechtzeitig in die Hände bekommen zu haben.« Sie drückte ihm eine VisioKassette in die Hand. Die Tür hinter ihr schließend, fragte der Wissenschaftler: »Was meinen Sie mit ›rechtzeitig‹?« »Sie haben mich gebeten, alle Aufnahmen mitzubringen, die die Kameras unserer Sicherheitsanlage von dem Gleiter gemacht haben, der Flash abgeholt hat. Wie sieht es überhaupt aus mit Flash?« »Kommt gut voran, wie die Instrumente bis jetzt anzeigen. Also, was ist mit den Aufnahmen?« »Als ich heute morgen den Computerraum unseres Hauses 39
aufsuchte, um die entsprechende Kassette zu holen, traf ich dort einen Fremden«, erzählte Dale. »Der Mann behauptete, im Auftrag von General Yale zu handeln. Er sei geschickt worden, die Aufnahmen der letzten Tage zur Überprüfung abzuholen.« »Davon waren Sie sicher nicht sehr beeindruckt.« »Nein, ich verlangte von dem Mann, sich auszuweisen«, fuhr Dale fort. »Er erwiderte, das sei nicht nötig. Daraufhin drohte ich, mich beim Büro des Präsidenten zu erkundigen, was diese Schnüffelei sollte. Das veranlaßte den Fremden, sich zurückzuziehen, ohne irgend etwas mitzunehmen.« »Er versuchte nicht, dich zur Herausgabe zu zwingen?« »Eigentlich nicht. Er wirkte sogar relativ höflich, verglichen mit diesem Constable, der gestern das Haus heimgesucht hat.« »Hm.« Zarkov schlürfte nachdenklich den Rest seines Tees. »Yale untersteht auch der militärische Geheimdienst. Vielleicht beschäftigen diese Burschen sich jetzt mit der Minig-Affäre.« »Wird Yales nicht nachgesagt, er stünde in heimlicher Opposition zum Präsidenten?« »Auch das müssen wir in Betracht ziehen«, meinte Zarkov. »Yales könnte genug Gründe haben, sich in die Ermittlungen einzuschalten. Nicht zuletzt, weil er selbst etwas zu vertuschen hat.« »Glauben Sie, mit den Aufnahmen können wir feststellen, wer den Gleiter für Flash geschickt hat?« fragte Dale. »Unser Problem wird anderswo liegen«, knurrte der Wissenschaftler. »Wir müssen uns von den kleinen Fischen zum großen Drahtzieher vorarbeiten.« Er warf den leeren Becher in die Abfallbeseitigung und spielte mit der Kassette herum. »Sehen wir uns das Ding mal an, dann mache ich mich an die Suche nach dem Gleiter.« »Hoffentlich finden wir … oh, ein Anruf für Sie!« Über dem Visiophon an der Wand des Labors blinkte ein blaues Licht. Zarkov stellte sich in den Erfassungsbereich der Sendeanlage, die seine Anwesenheit mit Infrarot registrierte 40
und das Visiophon in Betrieb setzte. »Zarkov, hier«, dröhnte der Wissenschaftler in das Mikrofon neben dem Bildschirm. Auf dem Visio-Schirm erschien das Bild von Minister Nazzaro. »Guten Tag, Doktor«, begrüßte er Zarkov, dessen Bild jetzt auf Nazzaros eigenem Schirm zu sehen sein mußte. »Ich weiß, daß diese Affäre nicht in den Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsministeriums fällt, aber ich fühle mich gedrängt, ihnen zu versichern, daß ich von Mr. Gordons Unschuld fest überzeugt bin.« »Dann sind wir jetzt mit dieser Überzeugung zu zweit.« Dale trat jetzt in den Aufnahmebereich der Kamera. »Beste Grüße, Miß Arden.« Nazzaros Augen leuchteten auf. »Ich sehe sie am Rand meines Visio-Bildes.« »Hallo«, rief sie zurück und reichte Zarkov unterhalb des nur den Oberkörper erfassenden Aufnahmebereichs die Kassette mit den bewußten Aufzeichnungen. »Für Ihre Anteilnahme bin ich sehr dankbar, Dr. Nazzaro«, dröhnte Zarkov. »Leider muß ich jetzt zurück an die Arbeit.« »Ja, ich will Sie selbstverständlich nicht aufhalten. Wir alle warten gespannt auf die Ergebnisse Ihrer Arbeit«, sagte der Minister. »Ich wollte ihnen zeigen, daß Sie auf meinen Beistand zählen können.« Er verabschiedete sich, und der Schirm wurde schwarz. »Er scheint es gut mit uns zu meinen«, brummte Zarkov. »Aber wir werden uns in erster Linie auf uns selbst verlassen müssen, wenn wir Flash helfen wollen.« »Es schadet jedenfalls nicht, wenn wir noch einen Verbündeten im Lager des Präsidenten haben«, erwiderte Dale. »Besonders wo sich auch General Yale in diese Sache mischt.« Zarkov warf einen Blick auf die Wanduhr. »Es ist schon später, als ich dachte. Bevor wir uns die Aufnahmen ansehen, schaue ich besser noch nach Flashs Gleiter.« »Kann ich nicht selbst mit ihm sprechen, Doc«, bat Dale. Der bärtige Wissenschaftler legte dem Mädchen einen Arm 41
um die Schulter und führte es in den Hangar. Hier waren die Kontrollinstrumente aufgebaut, mit denen Zarkov Flashs Flug verfolgte. »Ich bin sicher, er hört Sie lieber als mich.« »Dieser Mord, Doc … ich bin so besorgt …« »He!« brüllte Zarkov. Er stürzte zu dem Kontrollbord und riß dabei fast einen Werkzeugkasten um. »Was ist los?« Zarkov murmelte aufgebracht etwas in seinen Bart, nahm eine Reihe von Schaltungen vor und griff zum Handmikrophon. »Flash – Flash Gordon –, bitte kommen!« Keine Antwort. Dale griff nach Zarkovs freier Hand. »Warum antwortet er nicht?« »Flash, melden Sie sich«, rief Zarkov in das Mikro. »Flash, können Sie mich empfangen?« Nach einer Minute Schweigen des Empfängers schüttelte Zarkov den Kopf und legte das Mikro zurück. Er trat einen Schritt zurück. Sein Blick wanderte konzentriert über alle Armaturen. »Ich weiß nicht, was mit Flash ist, Dale. Im Augenblick kann ich gar nichts sagen. Ich habe jeden Kontakt zu seinem Gleiter verloren.«
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IX Flash sank zwischen den Ästen der hohen Bäume tiefer. Der Fluggürtel trug ihn sicher dem Boden entgegen. Große, buntgefiederte Vögel schimpften schrill über den Eindringling. Eine Herde silberner Affen schwang sich schnatternd durch das Astgewirr. »Tut mir leid, daß ich euer ökologisches Gleichgewicht störe«, rief Flash ihnen nach. Er landete, ließ sich auf dem moosbewachsenen Boden abrollen und kam sofort wieder auf die Beine. Schnell schaltete er den Fluggürtel aus. Von den Instrumenten an der Gürtelschnalle las er seine Position ab. Er befand sich mitten im MazdaTerritorium. Soweit er sich an die Karte erinnern konnte, gab es in dem ganzen verdammten Territorium keine größere Stadt, und die nächste kleinere menschliche Ansiedlung war gut hundert Meilen von seinem jetzigen Standort entfernt. Aus seiner Umhängetasche zog er ein kleines, aber leistungsstarkes Handfunkgerät. Seine Sendeleistung reichte aus, mit Zarkov Kontakt aufzunehmen. Aber das Gerät funktionierte nicht. Ein Blick in sein Inneres zeigte, daß die Batterien explodiert waren. Damit war Flash völlig auf sich allein gestellt. Fluchend schob er seine letzte Hoffnung zurück in die Tasche. Sein Trost war, daß Zarkov inzwischen wissen mußte, was mit dem Gleiter passiert war. Flash entschloß sich nach kurzer Überlegung, einen sicheren Platz für eine Übernachtung im Dschungel zu suchen und dort bis morgen früh abzuwarten. Bis dahin müßte Zarkov hier eingetroffen sein, falls er Flashs letzte Position hatte feststellen können. Sollte der Doc ihn nicht finden, würde Flash sich morgen auf einen anstrengenden Fußmarsch nach Süden machen, wo er die nächste Ansiedlung vermutete. 43
In einer viertel Meile Entfernung schimmerte eine kleine Lichtung durch die Bäume. Der Platz schien für die Nacht geeignet zu sein. Flash bahnte sich einen Weg durch das Unterholz in Richtung der Lichtung. Als er sie fast erreicht hatte, sah er die Knochen. Einige sahen schon alt und vertrocknet aus, andere waren noch frisch und weiß. Es waren die Knochen von Tieren. Ein halbes Dutzend Schädel. Der Anblick ließ in Flash erhebliche Zweifel entstehen, ob die Lichtung für eine Nachtruhe besonders geeignet war. Er blieb stehen, dann zog er sich Schritt für Schritt wieder zurück. Etwas berührte seinen Knöchel. Er mußte sich in einer Ranke verfangen haben. Er bückte sich danach und sah, daß es schimmernde Fäden einer gummiartigen Substanz waren, die sich um sein Bein wickelten. Er riß den Holster auf, um die Waffe zu ziehen. Bevor er die Waffe in die Hand bekam, wurde er plötzlich von den Füßen gerissen. Etwas zerrte ihn an den Fäden durch das Unterholz. Zweige schlugen ihm ins Gesicht, und Dornen zerfetzten sein Hemd. Dann hob es ihn in die Höhe und ließ ihn mit dem Kopf nach unten einige Meter über dem Boden hängen. Genau unter sich sah er die Knochensammlung. Den Blaster hatte er bei seinem rasanten Flug verloren. Blieb ihm nur noch das Messer. Er krümmte sich zusammen. Mit fast akrobatischer Geschicklichkeit gelang es ihm, das Messer aus der Tasche zu ziehen. Dabei verlor er allerdings das Funkgerät und den größten Teil des Proviants. Um an das Messer zu kommen, mußte er die Sachen aus der Tasche fallen lassen. Nach einigen Turnübungen fand er eine Haltung, bei der er mit dem Messer auf die Fäden einhacken konnte. Die gummiartige Masse erwies sich als sehr elastisch. Mit dem Messer war nichts gegen sie auszurichten. 44
Jetzt legte sich von oben herab ein Faden um sein Handgelenk und band seinen Arm gegen die Füße. Flash kämpfte verzweifelt darum, seine Hand freizubekommen. Weitere Fäden wickelten sich um Rumpf und Beine. Bald konnte er sich nicht mehr rühren. Aber jetzt konnte er sehen, was oben in den Bäumen auf ihn lauerte. Ein Blick reichte ihm. Dort oben saß eine riesige schwarze Spinne von der Größe eines Jaguars. Sie hatte Flash gefangen und spann jetzt geduldig ihr Netz um das neue Opfer. * Flashs Gleiter stürzte nicht ab. Nach Flashs Absprung verlor der Gleiter weiter an Höhe, aber als er die Baumwipfel fast streifte, öffnete sich der Dschungel plötzlich, und der Gleiter wurde von der unsichtbaren Kraft, die ihn in ihrem Griff hielt, zur Erde gezogen. Doch es erfolgte kein Aufschlag. Bevor der Gleiter den Waldboden einer Lichtung berührte, schoben sich zwei unter der Erde getarnte riesige Torflügel auf. Durch die entstandene Öffnung senkte der Gleiter sich unter die Erdoberfläche. Über ihm schloß sich das Tor wieder, ohne eine Spur zu hinterlassen. Hier lag keine getarnte Höhle, sondern eine ganze unterirdische Stadt. Der Gleiter landete auf einer freien Fläche zwischen mehreren Gebäuden. In seiner Nähe befanden sich etwa fünfzig Menschen. Niemand näherte sich ihm. Die Bewohner der Untergrund-Stadt gingen weiter ihren Geschäften nach, als sei nichts Außergewöhnliches vorgefallen. Die meisten von ihnen waren jung, alle gekleidet in einfache blaßgelbe Umhänge. Auf den Köpfen trugen sie Helme aus 45
einem weichen, lederartigen Material. Männer und Frauen waren kaum voneinander zu unterscheiden. Jedes Gesicht trug denselben Ausdruck, ein leeres, abwesendes Lächeln. Es war sehr still in der Stadt unter der Erde. Die lautesten Geräusche nach der Landung des Gleiters schienen die Schritte der Menschen auf den glatten weißen Straßen zu sein. Schließlich kamen drei Männer auf den Gleiter zu. Sie trugen Helme wie die anderen Stadtbewohner, aber ihre Umhänge waren schwarz. Vor der Maschine blieben sie stehen und beobachten sie einen Augenblick. Dann lachte einer von ihnen leise.
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X »Nein, Dale«, sagte Dr. Zarkov und schüttelte den Kopf. »Es hat einfach keinen Zweck, direkt etwas zu unternehmen.« Sie standen im leeren Hangar. »In Ordnung, ich kann nicht sagen, ob es Zweck hat«, antwortete das Mädchen, »aber mein Gefühl verlangt einfach, etwas zu tun.« »Versteh mich doch«, bat Zarkov sie. »Ich habe den Gleiter eigenhändig umgebaut und ausgerüstet. Vor dem Start habe ich selbst die letzte Kontrolle durchgeführt. Ich garantiere, mit dem Gleiter kann nichts schiefgegangen sein.« »Aber irgendwas ist schiefgegangen«, entgegnete Dale. »Jemand muß den Gleiter angegriffen und in seine Gewalt gebracht haben. Anders ist Flashs Schweigen nicht zu erklären.« »Sie riskieren mit Ihrer verdammten Überheblichkeit Flashs Leben!« »Überheblichkeit?« dröhnte Zarkov aufgebracht. »Ich bin nicht überheblich. Ganz im Gegenteil. Im Gegensatz zu den meisten Männern habe ich eine sehr genaue Kenntnis meiner Fähigkeiten und ihrer Grenzen. Wenn ich sage, an den Maschinen des Gleiters kann nichts versagt haben, dann nur, weil jede technische Wahrscheinlichkeit dagegenspricht.« »Ja, schon, aber …« »Und weil ein Versagen des Gleiters ausscheidet«, fuhr Zarkov unbeirrbar fort, »muß eine unbekannte Macht dafür verantwortlich sein, daß Flash nicht mehr antwortet.« »Er ist abgestürzt«, vermutete Dale. »Abgestürzt mitten in der menschenleeren Wildnis des Mazda-Territoriums.« Sie deutete in die Richtung, in der sie Mazda vermutete. »Wir müssen dort hin und ihn suchen.« »Wenn sie seinen Gleiter vom Himmel geholt haben«, wandte Zarkov ein, »können sie unseren auch zum Absturz bringen.« 47
»Ich wußte gar nicht, daß Sie auch Angst haben können.« »Und ich wußte nicht, daß Sie Flash so unterschätzen«, knurrte Zarkov zurück. »Was auch passiert sein mag, ich bin überzeugt, Flash wird damit auch ohne unsere Hilfe fertig.« »Was schlagen Sie dann vor? Sollen wir überhaupt nichts tun?« Zarkov zog die Visio-Kassette aus einer der unzähligen Taschen seines Overalls. »Wie ich Flash versprochen habe, werden wir die Sache von der Hauptstadt aus aufrollen. Gut möglich, daß wir bei unseren Ermittlungen auch bald erfahren werden, was aus Flashs Gleiter geworden ist. Wenn wir erst herausbekommen haben, wer hinter den Schall-Attacken steht, kümmern wir uns um Flashs Rettung, falls das dann noch notwendig sein sollte.« Dale drehte ihm den Rücken zu. »Mir gefällt das nicht!« Langsam ging sie zur Tür. Zarkov sah ihr einen Augenblick nach, dann wandte er sich ab und ging in sein Labor. Er hörte, wie sich das Hangartor öffnete und hinter Dale wieder schloß. Nachdenklich runzelte er die Stirn und zupfte beunruhigt an seinem Bart. Schließlich zuckte er die Achseln und legte die Kassette in das Wiedergabegerät des Labors ein. * Das Büro war nur mit Robotern besetzt. Kupferschimmernd standen sie hinter ihren Kontrollpulten und machten einen sehr beschäftigten Eindruck. Es waren sieben Maschinen des antropomorphen Typs. Nach ihrer hektischen Aktivität beurteilt, mußten sie ihre sicher nicht billige Anschaffung wert sein. Zarkov stand in der Tür zum Büro des Gleiterverleihs und schlug die eiskalten Hände gegen den Leib. Als er losbrüllte, 48
bildete sein Atem in dem unbeheizten Raum kleine Eiswölkchen. »Wer ist hier der Geschäftsführer?« Der vor ihm stehende Roboter drehte seinen runden Kopf so, daß seine Sehzellen Zarkov erfaßten. »Sie können mit jedem von uns verhandeln, Sir. Welches Transportmittel brauchen Sie? Bodengleiter, Luftgleiter? Personen- oder Lasttransport?« »Ich brauche Informationen«, erklärte Zarkov. Interessiert beobachtete er die Atemwolken aus seinem Mund. »Es ist ein wenig kalt hier bei euch. Ist die Heizung ausgefallen?« »Zu kalt für Menschen«, entschuldigte sich der Roboter, »aber die richtige Arbeitstemperatur für Androiden.« Er nahm eine Schaltung an seinem Pult vor. »Ich hätte gerne eine Information über einen Gleiter, den Sie gestern abend vermietet haben«, eröffnete Zarkov. »Ich habe die Spur bis hier zurück verfolgt. Jetzt muß ich wissen …« »Wir können solche Informationen nicht erteilen, Sir. Es sei denn, Sie sind von der Polizei, dem Sicherheitsdienst, militärischem Abschirmdienst, der Kreditprüfung oder einem territorialen Gericht.« »Ich bin Dr. Zarkov!« dröhnte er. »Alles, was ich von euch Blechköpfen will, ist wissen, wer diesen Gleiter gemietet hat.« Der Wissenschaftler warf dem Roboter einen Zettel mit Nummern vor die Sehzellen. »Ich darf daraus entnehmen, daß Sie weder von der Polizei, dem Sicherheitsdienst, militärischem Abschirmdienst, der Kreditüberprüfung oder einem Gericht sind, Sir?« Zarkovs Antwort begann mit grollendem Knurren. Bevor die ersten Flüche folgen konnten, öffnete sich im Hintergrund des Büros eine Tür. »Hallo! Sie sehen ja sogar noch besser aus als ihr Bild in den Nachrichtensendungen, Doktor«, rief eine schwere grüne Frau von der Tür aus. Sie trug ein orange-weiß gestreiftes Vinylkleid, das ihre Leibesfülle nur mühsam bändigte. Ihren Mund verunzierte, eine dicke rosa Zigarre. »Und Ihr Bart ist viel vol49
ler, wirklich, Doktor, das steht Ihnen gut. Treten Sie ein, treten Sie ein!« Zarkov blinzelte zweimal, bevor er sich einen Weg durch die Roboter zu der orange-weißen Erscheinung suchte. »Und mit wem habe ich das Vergnügen, Madam?« »Granola Ben-Sen.« Sie lächelte. »Mir gehörte diese kleine Firma, seit meinem armen Gatten letztes Jahr ein Looping mißglückte. Wir verloren einen Gleiter, und ich mußte das Geschäft alleine weiterführen. Wie kann ich Ihnen helfen, Dr. Zarkov?« »Es ist sehr wichtig für mich zu erfahren, wer gestern diesen Gleiter bei Ihnen gemietet hat, Mrs. Ben-Sen.« Er gab ihr den Zettel, den er dem Roboter wieder abgenommen hatte. »Ach, ja. Ich glaube, ich erinnere mich daran«, antwortete Mrs. Ben-Sen. »Kommen Sie in meine bescheidene Zentrale.« Alles in dem Hinterzimmer war in Rosa gehalten. Der Boden, die Wände, das Metallbord und die zwei Schwebesessel. Zarkov ließ sich in den mit dem dunkleren Rosa sinken. »Für Ihre Zusammenarbeit bin ich Ihnen sehr verbunden.« Anstelle der gewünschten Information bekam er jedoch zunächst eine kurze Zusammenfassung seines bisherigen Lebensweges aus Mrs. Ben-Sens Mund. Er schaffte es kaum, die begeisterte Lobrede auf seine Heldentaten zu unterbrechen. »Mrs. Ben-Sen, die Sache, wegen der ich hier bin, ist leider recht dringend.« »Oh, selbstverständlich. Das kann ich mir vorstellen.« Sie ging zu einem rosafarbenen Computer-Terminal in der Mitte des Raumes. Aufmerksam studierte sie Zarkovs Zettel, zögerte kurz und tippte dann in rascher Folge einige Zahlenkombinationen in die Programmeingabe. Die rosafarbene Maschine gab eigenartige knatternde Geräusche von sich. Eine kleine Glocke schlug an. Und aus der Ausgabe rollte sich ein bedruckter Streifen. »Glauben Sie, ich sollte das Ding mal überholen lassen, Dok50
tor?« erkundigte sich Mrs. Rosarot. Sie streckte Zarkov die Hand mit dem Streifen entgegen. »Es macht so komische Geräusche.« »Das ist ein älteres plutonisches Modell, Madam. Die haben leider alle etwas eigenartige Arbeitsgeräusche.« Er sprang von seinem Sessel und eilte ihr entgegen, um die gesuchte Information in Empfang zu nehmen. »John J. Connigton, 260 Straße der Revolution, hier in der Stadt. Abgeholt gestern abend 6.01, zurückgebracht 11.07. Danke, Mrs. Ben-Sen.« »Benötigen Sie diese Auskunft für ein wissenschaftliches Projekt, Dr. Zarkov?« wollte die Grüne wissen. Zarkov überging die Frage und bedankte sich nachdrücklich. »Ich hätte da noch eine Bitte, Doktor. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir ein Autogramm zu geben?« »Selbstverständlich, Madam.« Strahlend sah sich Mrs. Ben-Sen im Raum nach einer würdigen Unterlage für Zarkovs Schriftzug um. »Was nehmen wir denn da bloß?« Während die Grüne auf ihrem rosafarbenen Schreib- und Kontrollbord herumsuchte, fand Zarkov in einer Overalltasche seinen elektronischen Markierungsstift. »Hier habe ich das richtige«, dröhnte er. Noch bevor die Frau aufsah, hatte er mit dem Stift seinen Namen in fußgroßen Lettern an eine der rosaroten Wände geschrieben. »Tausend Dank, Madam«, rief er noch und zog sich schnell zurück.
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XI Die gigantische Spinne ließ sich nicht bei der Arbeit stören. Flashs Beine waren jetzt so eingesponnen, daß er sie nicht mehr rühren konnte. Mit der verbliebenen freien Hand versuchte er ohne viel Erfolg, einige Fäden wieder herunterzureißen. »Können Sie einen Moment mit der Zappelei aufhören?« Flash blickte überrascht um sich. Er sah niemanden. »Ganz ruhig!« Es war die Stimme eines jungen Mädchens. »Bereiten Sie sich darauf vor, auf dem Boden zu landen. Wir wollen doch nicht, daß Sie Ihre schönen blonden Locken durcheinanderbringen.« »Wer sind Sie?« rief Flash erstaunt. Ein Blaster zischte. Die Spinne über Flash hielt mit ihren Bewegungen inne, ihre Konturen verschwammen, dann löste sie sich in einer feurigen Wolke auf. Flash stürzte dem Waldboden entgegen. Mit der rechten Schulter landete er in dem Knochenhaufen und rollte sich geschickt ab. Mit der freien Hand gelang es ihm, sich in sitzende Stellung aufzurichten. »Irgendwas gebrochen?« Jetzt sah Flash seine Retterin. Ein großes, schlankes Mädchen mit langen roten Haaren, gekleidet in eine kurze grüne Tunika. Unter dem Arm hielt sie ein Blastergewehr, in ihrem Gürtel steckten eine Pistole und ein Messer. »Ich glaube, ich lebe noch«, begrüßte er sie. »Wie bekomme ich dieses ekelhafte Spinnennetz vom Leib?« »Es trocknet schnell aus, dann können wir es abbröckeln«, versicherte ihm das Mädchen, während es näher kam. Sie konnte kaum älter als zwanzig sein. »Ich helfe Ihnen.« Sie setzte sich auf einen Baumstumpf neben ihn und musterte ihn ausgiebig. »Sie kennen sich hier wohl nicht so besonders aus, machen selten Ausflüge in den Dschungel, Mister?« 52
»Ich kenne mich eigentlich in recht vielen Dschungeln aus«, erwiderte Flash. »Diese Spinne hätte mich nicht erwischen dürfen. Habe nicht schnell genug reagiert!« »Waren Sie in dem Gleiter, der hier vor einer Weile über die Baumwipfel raste?« »Ja. Es sah nach einem Absturz aus. Deshalb bin ich vorher ausgestiegen.« »Wohin wollten Sie denn?« »Wohin der Gleiter gerade steuerte. Er flog mit einer eingeschalteten Kursautomatik«, erklärte ihr Flash. »Sie wissen nicht zufällig, wo mein Vogel abgestürzt ist?« »Er ist nicht abgestürzt«, berichtete das Mädchen. Flash starrte zum Himmel, der zwischen den Bäumen durchschimmerte. »Er fliegt doch nicht etwa noch immer da oben ‘rum?« »Nein«, sagte sie. »Ich vermute, er ist inzwischen in Perfect City angekommen.« »Perfect City?« »Es scheint eine Menge Dinge zu geben, die Sie über diese etwas entlegene Gegend hier nicht wissen«, stellte die Rothaarige fest. »Am besten, Sie halten sich an meiner Seite. Ich sorge dafür, daß Sie nicht als Spinnenfutter enden und erkläre Ihnen einiges.«
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XII Zarkov schlang sich den dicken Schal aus Pseudowolle enger um den Hals und zog die Matrosenkappe tiefer ins Gesicht. Die Tür der Hafenkneipe schwang selbsttätig auf, als er sich ihr aus dem Nachtnebel näherte. »Willkommen im ›Lied des Rotwals‹«, empfing ihn ein grauhaariger Rausschmeißer mit heiserer Stimme. Sein rechter Arm war eine Metallprothese. »Darf ich Sie zu einem Tisch führen?« »Ich brauche keinen Tisch«, knurrte Zarkov. »Die Bar wäre mir lieber.« »Bitte sehr. Dort drüben, wo sich die drei Walfänger mit dem Fischer prügeln, ist ein Platz frei geworden.« Der Mann wies mit der Prothese in Richtung der Prügelei. »Ich sehe, Sie interessieren sich für meinen künstlichen Arm?« »Mir fällt auf, daß er fast einen halben Meter länger ist als Ihr linker.« »Aye, warum auch nicht. Als ich meinen alten noch hatte, habe ich mich oft geärgert, daß er im entscheidenden Augenblick zu kurz war. Da habe ich die Chance natürlich genutzt und dem mit der Prothese abgeholfen.« Zarkov drängte sich durch den überfüllten Raum zur Bar am anderen Ende. Angekommen, knallte er die Faust auf den Tresen und brüllte nach einem Grog. »Aber schnell und heiß!« »Schon unterwegs, Kamerad«, bestätigte der knollennasige grüne Barkeeper. Er langte nach einem selbsterhitzenden Becher, warf einen Konzentratwürfel hinein und goß Wasser darüber, das sofort zu dampfen begann. Der Grog war fertig. »Hier, Kamerad. Einen Silberling.« Der Wissenschaftler warf ihm die Münze zu und griff sich den Becher. Dann wandte er sich der Prügelei neben ihm zu. Der schwergewichtige Fischer hielt sich nicht schlecht. Er hatte bereits 54
seinem größten Angreifer den Arm ausgerenkt und setzte gerade einen zweiten mit einem Tritt gegen das Knie außer Gefecht. Dr. Zarkov befand sich auf der Fährte des Mannes, der Flash mit dem Gleiter zu Minig geflogen hatte. Der Mann war unter der bei der Gleitervermietung angegebenen Adresse nicht mehr anzutreffen gewesen, was Zarkov nicht im mindesten überraschte. Wahrscheinlich hatte der Gesuchte nie dort gewohnt. Doch Zarkov hörte sich solange in der Gegend herum, bis er erfuhr, wer der Mann sein könnte, warum er gerade diese Adresse angegeben hatte und wo er eventuell zu finden war. Zarkov bestellte einen zweiten Grog. Als der Barkeeper ihm den Becher reichte, bat Zarkov ihn um einen Tip. Gleichzeitig zahlte er mit einem sehr großen Schein, den er vielsagend zusammenrollte. »Ist Rizber heute abend schon hier gewesen?« Der Barkeeper blickte auf den Schein und zwinkerte Zarkov kurz zu. »Rizber?« murmelte er. »Ich glaube nicht. Habe da was gehört, Rizber ginge es nicht besonders. Soll krank sein.« »Das tut mir aber leid. Ich schulde ihm noch eine hübsche Summe. Wenn ich ihn nicht bald finde, geht er leer aus. Morgen muß ich auslaufen. Wäre mir unangenehm, wenn Rizber mich in schlechter Erinnerung behält. Ist ein guter Geschäftspartner!« »Einen Augenblick, Kamerad. Ich hör’ mal nach, was es Neues von Rizber gibt.« Der Knollennasige entfernte sich zum anderen Ende der Theke, wo ein halbes Dutzend Männer in gelben Windjacken trank. »Ja, Rizber hat es erwischt. Liegt mit dem Estampafieber zu Hause«, berichtete er, als er zurückkam. »Schade. Hatte gehofft, ihn hier zu treffen. Ihr habt nicht zufällig seine Adresse?« »Ich kann mal fragen.« Als der Barkeeper diesmal zurückkehrte, reichte er Zarkov einen schmierigen Papierfetzen, auf den eine Adresse gekritzelt war. »Schönen Gruß an Rizber. Sag ihm, die Jungs aus dem Rotwal wünschen gute Besserung.« 55
»Werde ich machen.« Zarkov winkte den Männern am anderen Ende der Bar zu und zwängte sich in Richtung Tür durch die Menge. Der Fischer besorgte es gerade dem letzten Walfänger, den er gegen einen Tisch schmetterte. Der Walfänger sackte zusammen, aber die Würfelspieler, die an dem Tisch gesessen hatten, waren aufgesprungen und sorgten dafür, daß der Fischer nicht aus der Übung kam. Zarkov trat auf die Straße, überzeugt, die Prügelei würde bis morgen früh anhalten. Vielleicht war der Fischer in der Kneipe festangestellt. Die Anschrift auf dem Papierfetzen war ein Haus nur wenige Blocks hinter dem »Rotwal«. In fünf Minuten hatte Zarkov es erreicht. Ein mehrstöckiger Bau aus Holzimitation, der die besten Jahre schon vor der Revolution hinter sich gehabt haben mußte. Das Haus stand direkt am Wasser. Nur in einem Fenster im Parterre, das an der rückwärtigen Ecke lag, brannte noch Licht. Im Nebel war undeutlich ein hölzerner Laufsteg auszumachen, der um das Haus herum zum Ufer führte. Zarkov versuchte, auf dem Steg in die Nähe des Fensters zu kommen. Unter dem Fenster hing der Steg direkt über dem Wasser. Bevor er die Stelle erreichte, bückte sich Zarkov und schlich im Schatten des Hauses auf das Fenster zu. Vorsichtig warf er dann einen Blick in das Zimmer dahinter. Zarkov beglückwünschte sich. Dort lag tatsächlich ein krank aussehender Mann, auf den Flashs Beschreibung des Gleiterpiloten paßte. Der Mann ruhte auf einer Schwebecouch. Außer ihm hielt sich niemand in dem Raum auf. Kurz entschlossen trat Zarkov mit seinem schweren Stiefel die Scheibe ein und schwang sich über das Fensterbrett. »Wir haben etwas Dringendes zu besprechen, Rizber«, brüllte er. Der Mann im Bett setzte sich auf. »Dr. Zarkov, wenn ich mich nicht irre?« »Gut«, sagte der Mann ruhig. »Ich habe auf Sie gewartet.« Er preßte seine Fingerspitzen gegen die Brust. 56
Ein Summen ertönte aus dem Brustkorb des kranken Gleiterpiloten. Dann explodierte der Mann.
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XIII »Wir können hier nicht zu lange bleiben«, erklärte das rothaarige Mädchen, »aber für die Nacht sind wir hier sicher.« »Sicher vor was?« erkundigte sich Flash. Er und seine Retterin standen vor einer Höhle in einem Felsband, das hier den Dschungel durchschnitt. Es dämmerte schon. Sie hatten gut fünf Meilen durch unwegsames Dickicht hinter sich. »Unter anderem vor den Sklaven«, antwortete sie. »Bevor Sie die anderen kennenlernen, sollte ich Ihren Namen wissen.« »Ich bin Flash Gordon«, stellte er sich vor. »Und wem habe ich meine Rettung zu verdanken?« »Den Namen habe ich schon gehört. Ein Mann mit Ihrem Ruf sollte im Dschungel eigentlich besser zurechtkommen. Läßt sich von einer glotzäugigen alten Spinne einwickeln! Mein Name ist Jilian.« »Mehr nicht?« »Nur Jilian«, lächelte sie. »Mehr nicht.« Aus dem dunklen Höhleneingang tauchte ein junger Mann auf. Sein Haar schimmerte silbern. Er trug eine einfache Tunika und Leggins. »Er wüßte gerne genauer, an wen er bei uns geraten ist«, verkündete der Neuankömmling mit einem Seitenblick auf Flash. »Traut uns noch nicht so richtig.« »Und er ist wirklich dieser Flash Gordon«, wollte Jilian von dem Silberhaarigen wissen. »Er ist es«, kam die überzeugende Antwort. »Im Augenblick verwirrt ihn etwas, daß ich weiß, was er denkt.« »Tad kann Gedanken lesen«, erklärte Jilian knapp. »Eine nützliche Fähigkeit – sehr praktisch im Umgang mit Fremden«, knurrte Flash. »Auf Pandor gibt es ein paar von uns«, sagte Tad. »Die meisten sind Sklaven. Um dir weitere Fragen zu ersparen: Sawtel wird dir alles erklären. Tritt ein, Flash. Wir wollten schon vor einer halben Stunde mit dem Abendessen anfangen, aber ich 58
spürte, daß Jilian mit dir hierher unterwegs war. So haben wir auf euch gewartet.« Geduckt folgte Flash den beiden in die niedrige Höhle. Der Gang wand sich etwa zehn Meter durchs Gestein und erweiterte sich dann zu einer geräumigen Felshalle. In der Mitte des Raumes stand ein transportabler kleiner Atomherd. Unter der Decke schwebte eine der orangefarbenen Lichtkugeln pandorischer Bauart. Ein hochgewachsener alter Mann saß neben dem Ofen. Er strich über seinen weißen Bart und stand auf, um Flash entgegenzugehen. »Tad hat mir versichert, daß wir dir trauen können«, sagte er und hielt Flash seine knotige Hand hin. »Willkommen. Ich bin Sawtel.« Flash schlug ein. »Tad hat mir das gleiche über dich gesagt«, grinste er. »Vielleicht kannst du mir verraten, was hier im Dschungel von Mazda eigentlich vorgeht?« Der alte Mann ließ sich auf dem steinernen Höhlenboden nieder und zog Flash an seine Seite. »Wir bauen eine Armee auf«, begann er. »Habt ihr schon mehr als drei Soldaten?« erkundigte sich Flash. »Wir sind schon über hundert«, rief Jilian vom Ende des Tunnels her, wo sie stehengeblieben war. »Fast jeden Tag stoßen neue Freiwillige zu uns.« Sawtel nickte. »Trotzdem ist es ein langwieriger Prozeß, eine schlagfertige Streitmacht zu sammeln.« Tad machte sich inzwischen an den Vögeln zu schaffen, die auf dem Herd schmorten. »Flash wird interessieren, was die Aufgabe dieser Armee sein soll«, rief er herüber. »Das ist schnell gesagt«, erwiderte Sawtel. »Wir wollen mit dieser Armee Perfect City zerstören. Die Sklaverei muß ein Ende haben.« »Ich bin hierher auf der Suche nach der Ursache für eine Reihe furchtbarer Katastrophen in Estampa gekommen«, er59
klärte Flash. »Diese Katastrophen müssen von jemanden hervorgerufen werden, der in der Lage ist, Schallwellen zu einer Waffe zu machen. Seine Todesmusik verwüstet das ganze Territorium.« »Das wird Pan sein«, sagte der alte Sawtel. Jilian kam jetzt zu ihnen. Sie sah bestürzt aus. »Pan will seinen Einfluß weiter ausdehnen«, meinte sie. »Das haben wir ja bereits befürchtet. Und er scheint erfolgreich zu sein.« Der alte Mann nickte traurig. »Seit ich aus Perfect City geflohen bin, ahnte ich, daß er noch mehr will. Er wird nicht aufgeben, bis er sich den ganzen Planeten unterworfen hat.« »Flash fragt sich, was du in Perfect City zu tun hattest«, teilte Tad Flashs Gedanken den anderen mit. »Ich habe Pan geholfen, Perfect City zu bauen«, eröffnete Sawtel.
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XIV Starke Hände griffen nach Zarkovs Schultern und zogen ihn aus dem schwarzen Wasser. Ächzend ließ sich der Wissenschaftler über den steinigen Strand zerren und spuckte Wasser aus. Das Wasser aus seinem Bart schüttelnd, meinte er dann mit rauher Stimme: »Mit einer Explosion hatte ich eigentlich nicht gerechnet.« Inspektor Car packte Zarkovs nassen Ellenbogen und half dem prustenden Wissenschaftler auf die Beine. »Sie haben eine böse Schramme über dem rechten Auge, aber sonst scheinen Sie nicht viel abbekommen zu haben. Wie fühlen Sie sich?« Zarkov starrte auf die Pfütze, die sich unter ihm bildete. Er verzog das Gesicht und arbeitete weiter an seinem Bart, den er mit beiden Händen auswrang. »Rein gefühlsmäßig, würde ich auch noch auf ein paar gebrochene Rippen tippen«, knurrte er. Auf einen in der Nähe wartenden Polizeibegleiter deutend, bot ihm der Inspektor an, ihn in das nächste Ambulanzzentrum zu fliegen. »Mit gebrochenen Rippen weiß ich selbst am besten Bescheid«, dröhnte Zarkov, ohne seine alte Lautstärke schon wieder ganz zu erreichen. »Eure knochenknackenden MedoRoboter halte ich mir lieber vom Hals.« Er blickte zu der Ruine des Hauses, in das er vorhin eingedrungen war. Das Gebäude brannte. Die Rückfront fehlte praktisch vollständig. »Scheint, daß die Explosion Sie direkt ins Wasser geschleudert hat. Dadurch haben Sie von dem einstürzenden Haus nichts abbekommen und waren vor dem Feuer geschützt. Ihr Glück, daß das Haus am Ufer stand«, stellte der Inspektor fest. »Wenn Sie da noch drin wären«, er wies zu der brennenden Ruine, »würden wir wahrscheinlich nicht mehr viel von Ihnen finden.« »Irgendwas von Rizber übriggeblieben?« »Wem?« 61
»Dem Kerl im Haus!« »Meine Männer haben bis jetzt nichts entdeckt, das darauf hinweist, es habe sich außer Ihnen noch jemand in dem Haus befunden«, meinte der Polizist stirnrunzelnd. »Ich verstehe nicht, wer dieser Rizber sein soll?« »Wenn das Feuer gelöscht ist, sehe ich mir die Reste da drüben mal selber an. Wie kommen Sie überhaupt so schnell hierher, Car?« »Explosionen gehören genauso zum Aufgabenbereich des Sicherheitsdienstes wie Ministermorde«, erläuterte Car grinsend. »Es kann ja ein Bombenattentat gewesen sein!« Zarkov knurrte etwas Unverständliches und stapfte zu einer Leiter, die vom Ufer zur Straße hinaufführte. Er machte sich niesend an den Aufstieg, gefolgt von Inspektor Car. »Bei dieser Gelegenheit würde ich Sie gerne fragen, was Sie eigentlich hier gesucht haben«, ließ Car sich von unten vernehmen. »Ich habe eine Spur verfolgt«, rief Zarkov, der ihn am oberen Ende der Leiter erwartete. »Eine Spur, ja? Hatte sie mit den Schall-Angriffen zu tun?« »Nein, mit dem Ministermord.« »Ich weiß, daß ihr Wissenschaftler unabhängige Geister seid«, sagte Car, während Zarkov ihn auf die Straße zog. »Trotzdem muß ich Sie bitten, mir keine Informationen zu diesem Fall vorzuenthalten.« »Leider habe ich gar nichts zum Vorenthalten«, erwiderte Zarkov. »Vorhin hatte ich wenigstens noch den Mann, der Flash zu Minigs Haus geflogen hat, in der Nacht als der Mord passierte.« »Laut den Zeugenaussagen, die uns vorliegen, kam Gordon zu Fuß.« »Nicht dieser Flash Gordon«, dröhnte Zarkov. »Der richtige Flash Gordon!« »Oh! Es gibt mehr als einen?« 62
»Selbst Ihre Blechhunde sollten inzwischen soviel mitbekommen haben.« Zarkov zog den Inspektor in Richtung des fast niedergebrannten Hauses mit sich. Als sie die Reste des Laufsteges vor sich hatten, kniete Zarkov nieder. Aus einer Overalltasche nahm er eine Taschenlampe und leuchtete den Boden ab. Das Feuer war inzwischen unter Kontrolle der Löschmannschaften. Wo Rizbers Zimmer gewesen war, schwelten nur noch Trümmer. »Wenn es eine Bombe gewesen ist«, erkundigte sich Car, »haben Sie irgendeine Vorstellung, was für eine?« Er folgte Zarkov zu den Überresten des Schlafzimmers. »Wir haben keine Reste des Sprengkörpers entdecken können. Ich würde sagen, die Explosion ereignete sich irgendwo in der hinteren rechten Ecke, etwa wo das Bett gestanden haben könnte. War die Bombe darunter?« »Die Bombe befand sich in Rizber«, knurrte Zarkov vom Boden. »Wie bitte?« »Die Bombe war in dem Mann, den ich gesucht habe und hier fand.« Die fleischige Nase wenige Zentimeter über dem Boden, fuhr Zarkov mit den Fingerspitzen über das geschwärzte Fundament. »Der Mann hatte eine Bombe implantiert?« Der Wissenschaftler richtete sich halb auf und verharrte auf den Knien. Er stemmte die Hände in die Hüften. »Was mich beschäftigt ist, daß hier nicht die geringsten Spuren eines organischen Lebewesens zu finden sind. Die Bombe hat diesen Rizber zerfetzt, aber ein bißchen von ihm sollte doch übriggeblieben sein.« »Vielleicht finden meine Leute etwas, wenn sie sich mit ihren Spurensicherungsgeräten hier umsehen.« »Was ich nicht finde, kommt denen auch nicht unter die Augen.« »Selbstverständlich, Doktor. Was Sie im Dunkeln mit einer 63
Taschenlampe nicht finden können, nachdem eine Explosion Sie kurz vorher über den halben Hafen geschleudert hat, das ist natürlich auch von einer eigens dafür ausgerüsteten Spezialeinheit nicht zu entdecken!« »Ich wollte damit sagen, außer mir war in diesem Raum kein Wesen aus Fleisch und Blut.« »Und was war Rizber?« »Eine Maschine.« »Sie meinen ein Roboter oder ein Androide?« Zarkov nickte eifrig und schleuderte dabei die letzten Wassertropfen aus seinem Bart. »Ja, wohl eher ein Androide.« »Wenn das stimmt, finden wir mit Sicherheit irgendwelche entsprechenden Spuren.« Der Wissenschaftler stand jetzt ganz auf und trat neben den Inspektor. »Wohl kaum«, widersprach er dem Polizisten. »Dieser Androide hier wurde so konstruiert, daß er bei der eigenen Explosion vollständig vernichtet wurde, ohne Überreste zu hinterlassen.« »Was wollen Sie damit andeuten?« »Ich will sagen, daß jemand keine Mühe scheut, mich mit den aufwendigsten Mitteln aus dem Weg zu räumen«, antwortete Zarkov.
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XV Das Tageslicht brach mit den ersten Strahlen der Morgensonne durch das dichte Laubdach des Dschungels. Flash war schon auf den Beinen und saß am Eingang der Höhle, in der er mit seinen neuen Verbündeten die Nacht verbracht hatte. »Was hast du jetzt vor?« Er wandte sich um und sah, daß Jilian hinter ihm stand. »Du kannst doch einfach Tad fragen. Er weiß es ja schon, bevor ich es selbst aussprechen kann.« Das große Mädchen ging an Flash vorbei und suchte sich eine besonders sonnige Stelle, wo es sich niederließ. »Er mag dich, Flash«, erklärte sie. »Also respektiert er deine Intimsphäre und schnüffelt nicht in deinen Gedanken herum.« »Ich würde mir Perfect City gerne mal genau ansehen«, erzählte Flash. »Ich muß herausfinden, ob dieser Pan hinter den Katastrophen von Estampa steckt.« »Ich fürchte, er ist dein Mann, Flash.« Jilian rückte etwas näher zu ihm. »Was dir Sawtel gestern abend über Pan erzählt hat, ist nicht übertrieben. Pan ist … nun, größenwahnsinnig würdest du es wohl nennen.« »Und du glaubst auch, daß er bestimmte Pläne mit Estampa verfolgt und nicht aus blinder Zerstörungslust handelt?« »Ja, ich bin überzeugt, wenn Pan hinter diesen SchallAngriffen steckt, dann verfolgt er damit eine bestimmte Absicht«, erwiderte Jilian. »Wahrscheinlich wird er Estampa bald ein Ultimatum stellen oder etwas Ähnliches. So etwa: Übergebt mir die Macht in Estampa oder ich vernichte das ganze Territorium. Wenn er Estampa dann erst erobert hat, wird er versuchen, seine Macht auf andere Territorien auszudehnen.« »Wie Sawtel mir erzählte, lebte Pan früher in Estampa. Könnte er eine Art Rachefeldzug planen?« Jilian schüttelte energisch den Kopf. Ihr langes rotes Haar 65
fiel ihr in die Stirn. »Nein. Pan will viel mehr erreichen.« »Wie viele Menschen leben eigentlich in Perfect City?« »Wir rechnen damit, daß er jetzt gut zweitausend Sklaven in seiner Gewalt hat. Dazu kommen etwa zehn bis fünfzehn Vertraute, seine verschworenen Anhänger, die keine Helme zu tragen brauchen.« »Und alles ist unterirdisch angelegt?« »Ja. Wie dir Sawtel erklärte, war die Stadt von ihm und Pan ursprünglich als eine Zuflucht vor der Außenwelt geplant. Eine Oase der Ruhe, ungestört von den Aufregungen und dem Lärm großer Städte. Ein Platz für Menschen, die Ruhe suchen, Künstler, Musiker – alle, die nach einem abgeschiedenen Ort zur Entfaltung ihrer Kreativität suchten.« »Wo bekamen Sie das Geld für dieses gigantische Projekt her?« »Pan verfügt über ein großes ererbtes Vermögen; er war einer der reichsten Männer Estampas«, erzählte Jilian. »Und Sawtel hat sehr viel an der Auswertung seiner Erfindungen durch die Industrie verdient. Er gab einen guten Teil seines Einkommens für dieses Projekt. Nie hätte er sich vorstellen können, was Pan wirklich mit Perfect City vorhatte.« »Wer erfand die Helme?« Das Mädchen blickte zu Boden. »Die Grundidee stammt von Sawtel. Aber er wollte mit den Helmen psychisch gestörten Menschen helfen. Pan fand einen anderen Verwendungszweck für Sawtels Erfindung, und er war in der Lage, das Gerät auch ohne Sawtels Hilfe entsprechend weiterzuentwickeln.« Flash stand auf. »Diese zweitausend Sklaven, woher stammen sie?« »Ungefähr fünfhundert von ihnen sind die ursprünglichen Bewohner der Stadt. Die anderen hat Pan später rekrutiert. Dazu überfiel er die umliegenden Dörfer im Mazda-Territorium und verschleppte die Bevölkerung. In erster Linie ist das der Grund, warum wir uns zusammengeschlossen haben und ver66
suchen, eine Armee gegen Pan aufzustellen. Wir wollen unsere Freunde und Angehörigen befreien!« »Können denn die Regierungen von Mazda oder den angrenzenden Territorien nichts unternehmen?« »Ein Territorium wie Mazda läßt sich nicht mit Estampa vergleichen«, antwortete sie. »Es gibt hier nur eine sehr schwache öffentliche Verwaltung. Die Menschen leben abgeschieden in ihren Dörfern. Eine Zentralregierung existiert praktisch nicht. Die benachbarten Territorien werden von Militärjuntas oder Diktatoren regiert. Von denen ist niemand besonders an den Vorgängen in Mazda interessiert, geschweige denn, daß man Truppen hierherschicken würde, die dann zur Unterdrückung des eigenen Volkes fehlten. Was für ein Interesse sollten solche Regime auch haben, ein paar hundert Menschen im Ausland zu helfen? Die würden sich eher mit Pan verbinden, wenn er ihnen entsprechende Gegenleistungen anbieten könnte.« Ihre Stimme klang verbittert. »Kennst du jemand, der von Pan versklavt worden ist«, fragte Flash vorsichtig. »Ja. Mein Bruder ist dabei!« »Ich habe einen Teil eurer Unterhaltung mitbekommen. Entschuldigt bitte«, sagte Tad, der jetzt aus der Höhle erschien. »Wir sind noch nicht soweit, mit einer eigenen Armee gegen Perfect City vorgehen zu können, Flash. Aber ich kann dich hinführen.« »Das Angebot nehme ich gerne an«, bedankte sich Flash. Jilian erhob sich aus dem Gras vor der Höhle. »Dieses Angebot wollte ich Flash gerade auch machen«, meinte sie. »Wenn ihr beide Zeit habt«, sagte Flash grinsend, »würde ich beide Angebote annehmen.«
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XVI Der Turm schwankte. Dann brach er plötzlich etwa fünf Meter über dem Boden durch. Es war ein Bürohochhaus von über zwanzig Stockwerken, das jetzt donnernd in sich zusammen stürzte. Hunderte von Menschen, die in dem Wolkenkratzer arbeiteten, hatten sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Sie wurden in die Tiefe gerissen, unter den Trümmern begraben. Eine riesige Staubwolke verdunkelte den Morgenhimmel. Dale schüttelte sich und schaltete die Nachrichtensendung aus. Sie lief wieder ziellos im Raum auf und ab, setzte sich kurz in einen Sessel und sprang gleich danach wieder auf, um ihre ruhelose Wanderung fortzusetzen. Bis jetzt hatte der Unbekannte überall im Territorium zugeschlagen, aber die Hauptstadt weitgehend geschont. Die Situation wird von Tag zu Tag unerträglicher, dachte Dale. Schließlich ging sie in die Halle hinunter. »Ein kleiner Imbiß«, fragte die Küche, als sie daran vorbeikam. »Sie haben heute noch nichts gefrühstückt.« »Nein, danke.« Diese vollautomatisierten Häuser in Estampa waren auf die Dauer kaum zu ertragen. Dale lief zur Garderobe. Der Schrank öffnete sich, als seine Sensoren ihre Annäherung bemerkten. »Was möchten Sie anziehen, Miß?« erkundigte sich der Servomechanismus. »Einen Flugzeuganzug«, bestellte Dale. * Der grüngesichtige Inhaber des Gleiterverleihs fuhr sich unsicher mit einem Stift durch das rote Haar. »Und Sie wollen ganz alleine reisen, Miß?« fragte er Dale zum zweiten Mal. »Ja.« 68
»Und für wie lange wollen Sie den Gleiter mieten?« Er steckte den Plastikstift zurück in die Jackettasche. »Längstens eine Woche.« »Dann darf sich Sie auf unser Zwanzig-Zwanzig Angebot aufmerksam machen.« Er ließ eine ausführliche Erklärung über die Vorzüge eines Mietvertrages über zwanzig Tage folgen. »Ich brauche ihn aber höchstens eine Woche«, unterbrach ihn Dale lächelnd. »Aber wenn Sie nur für eine Woche mieten, zahlen Sie pro Tag 15 Prozent mehr.« »Ich hätte jetzt gerne einen Mietvertrag – für eine Woche, sieben Tage, wenn Sie verstehen, was ich meine.« »In Ordnung, Miß. Wir richten uns ganz nach den Wünschen unserer Kunden.« Er fischte den Stift wieder aus dem Jackett. »Ich wollte Ihnen nur helfen, ein bißchen Geld zu sparen. Wohin wollen Sie fliegen?« »Mazda-Territorium.« Seine roten Augenbrauen schossen hoch. »Mazda, sagen Sie?« Aus einer anderen Tasche zog er ein schmales Buch mit Plastikseiten. »Wie ich befürchtet habe«, meinte er, nachdem er eine bestimmte Seite in dem Buch aufgeschlagen hatte, »für Mazda ist ein Versicherungszuschlag von sechs Kredits pro Tag zu zahlen. Hinter Mazda ist auf unserer Karte ein kleiner roter Stern, der bedeutet, daß dieses Territorium eine besonders gefährliche Gegend ist. Hohe Unfallrate.« Dale deutete auf einen mittelgroßen weißen Gleiter im Hof. »Diesen da würde ich gerne mieten. Können wir jetzt den notwendigen Papierkram erledigen?« »Da haben Sie sich eine sehr leistungsstarke Maschine ausgesucht. Das Modell hat ein Hochenergie-Triebwerk. Für junge Damen empfehlen wir normalerweise …« »Hier sind mein Flugschein und meine Pilotenlizenz«, schnitt ihm Dale das Wort ab. Sie reichte ihm die Papiere, die sie schon die ganze Zeit in der Hand hielt. »Ich glaube, das dürfte 69
als Qualifikation ausreichen.« »Du meine Güte, selbstverständlich reicht das«, murmelte der Vermieter. »Und was haben Sie denn da? Eine staatliche Kreditkarte von Präsident Bentancourt persönlich unterzeichnet! Bitte folgen Sie mir in mein Büro, Miß Arden. Es dauert keine fünf Minuten, bis alles für Sie fertig gemacht ist. Ich werde Sie nicht aufhalten, keine unnötige Minute!« Während er sie zu der Plastikkuppel führte, die sein Büro beherbergte, wanderte sein Stift nervös von einer Jackettasche in die andere. * Dale saß entspannt im Pilotensitz und beobachtete aufmerksam die Schirme der Bodenbeobachtung. Sie mußte hier ungefähr über der Stelle sein, an der der Kontakt zu Flashs Gleiter abgerissen war. Unter ihr war nur dichter grüner Dschungel zu sehen ohne jede Spur eines abgestürzten Gleiters. Plötzlich stieg eine eigenartige Übelkeit in ihr auf. Das Atmen fiel ihr schwer, und ein unsichtbarer Druck schnürte ihr die Kehle zu. In ihren Ohren rauschte es. Als nächstes bemerkte sie, daß der Gleiter sich nicht mehr steuern ließ. Eine unbekannte Macht hatte die Kontrolle über die Maschine übernommen. Die Baumwipfel kamen unaufhaltsam näher. Sie überlegte, ob sie abspringen sollte. Aber da offenbar noch keine direkte Gefahr für sie bestand, entschied sie sich dafür, einstweilen an Bord zu bleiben. Sie lehnte sich im Sessel zurück und wartete ab, wie die Dinge sich weiter entwickelten.
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XVII Dr. Zarkov trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, während ihn die Gleitrampe zur dritten Ebene des staatlichen Datenzentrums hinauftrug. »Schneckentempo«, brummte er und entschloß sich seinen Aufstieg zu beschleunigen, indem er selbst kräftig ausschritt. Die dritte Ebene war ein Labyrinth von fahlgelben Korridoren. Es schien nirgendwo Türen zu geben. Zarkov wanderte schnell an einer nicht enden wollenden Reihe von Abzweigungen in geschwungenen Gängen mit runden Wänden vorbei. Hier und da waren auf den blanken gelben Wänden kleine runde Farbflecken zu erkennen. Vor einem bläulichen Fleck blieb Zarkov stehen. Er musterte den Farbtupfer eingehend. Der Code lautete Himmelblau-Türkis. Leise verfluchte Zarkov das Sicherheitssystem des Zentrums, das auf einer Farbcodierung beruhte. Immerhin ließen sich Informationen auf diesem Weg effektiv gegen unerwünschten Zugriff absichern. Aber Zarkov war sich nicht ganz sicher, ob sein Farbempfinden pandorischen Vorstellungen entsprach. Schließlich berührte er den Fleck mit einem fleischigen Finger und rezitierte gleichzeitig eine längere Zahlenfolge. Die Wand zitterte, ein Summen ertönte. Dann schob sich eine Wandpartie zur Seite und öffnete den Zugang zu einem großen Raum, der hinter dem Farbfleck verborgen war. Zarkov trat ein. »Guten Morgen, Sir. Wie fühlen Sie sich bei diesem sonnigen Wetter?« begrüßte ihn eine gut modulierte Computerstimme. »Es regnet draußen«, dröhnte Zarkov los. »Oh, tatsächlich?« wunderte sich der Computer. »Davon hätte man mich längst informieren müssen. Ich bitte um Entschuldigung.« Zarkov ignorierte die große Datenanlage neben der Tür und 71
ging quer durch den Raum auf eine Reihe kleinerer Rechner an der gegenüberliegenden Wand zu. »Wer von euch ist der Experte für Maschinenbau-Industrie?« erkundigte er sich kurzangebunden. »Ich«, antworteten zwei der Rechner gleichzeitig. »Ich benötige Informationen über Maschinenmenschen«, setzte Zarkov die Befragung fort. »Wer ist für Androiden, Menschenimitationen und ähnliches zuständig?« »Das ist mein Bereich«, sagte der Computer mit der grünen Front. »Fragen Sie mich, was immer Sie zu diesem Thema wissen wollen. Fragen Sie mich. Ich liefere Ihnen gerne jede gewünschte Information!« Die Maschine schien ganz wild darauf zu sein, ihre Daten an den Mann zu bringen. Zarkov betrachtete seinen mechanischen Gesprächspartner und zog an seinem Bart. »Ich brauche eine Liste aller Firmen in diesem Territorium, die sich mit dem Bau oder Vertrieb von Androiden und deren Bauteilen beschäftigen«, verlangte er. »Einschließlich der Firmen, die in den letzten fünf Jahren geschlossen wurden.« »Schon in Arbeit.« »Kannst du die Liste nach Robotern und echten Androiden, also künstlichen Menschen, aufteilen?« »Selbstverständlich. Eine Kleinigkeit für mich.« Während er auf die angeforderte Liste wartete, kratzte der Wissenschaftler sich nachdenklich am Kinn. Bedauernd stellte er dabei wieder fest, daß sein Bart die Explosion nicht ganz schadlos überstanden hatte. Der grüne Computer meldete sich mit einem tiefen Brummen und spie zufrieden zwei dünne Plastikstreifen aus seinem Ausgabeschlitz. »Bitte sehr, Sir!« Zarkov überflog die Listen schnell. »Gut«, bedankte er sich. »Nun gib mir bitte noch die Liste aller Kunden dieser Firmen, die dort in den letzten fünf – nein, besser zehn Jahre etwas bezogen haben.« 72
»Ein bißchen eigenartig sind Ihre Wünsche schon, Sir. Das müssen Sie zugeben.« Zarkovs Antwort bestand in einem strafenden Schnauben. Die zweite Liste schob sich gerade aus dem Rechner, als eine scharfe Stimme hinter Zarkov ertönte: »Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen, Mister?« Sich umwendend, erkannte Zarkov den Neuankömmling. »Guten Morgen, General Yales.« Der hagere grüne Mann kam direkt auf Zarkov zu. »Ich habe Sie etwas gefragt, Mister!« schallte seine aufgebrachte Stimme durch den Computersaal. »Sie mögen der Liebling des Präsidenten sein, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, in unsere Datenzentrale einzudringen.« »Ich habe alle notwendigen Genehmigungen und Ausweise, um hier Daten entnehmen zu können.« Zarkov faßte nach seiner Brusttasche, um die genannten Papiere vorzuweisen. »Vorsichtig, Mister!« Die Hand des Generals fuhr zum schweren Armeeblaster an seinem Gürtel. Bevor er die Waffe zu fassen bekam, packte Zarkovs kräftige Hand seinen Arm und riß die Hand vom Gürtel weg. »Versuchen Sie nie eine Waffe auf mich anzulegen, solange Sie in meiner Reichweite sind, Yale«, warnte Zarkov mit ungewöhnlich leiser Stimme. Mit der freien Hand hielt Zarkov dem General seine Sondergenehmigung und die ID-Karte vor die Nase. »Alles in Ordnung, Yate. Sie können sich selbst davon überzeugen.« Er wedelte mit den Papieren im Gesicht des Militärs herum. »Und jetzt würde ich Ihnen dringend empfehlen, sich um ihren eigenen Kram zu kümmern!« »Ihr Freund, der Präsident«, knurrte der General, als er sich aus Zarkovs Griff befreit hatte, »wird von diesem tätlichen Angriff auf ein Regierungsmitglied hören, Zarkov!« »Sie machen besser, das Sie hier rauskommen, bevor aus dem tätlichen Angriff schwere Körperverletzung wird«, emp73
fahl ihm Zarkov. General Yale trat den Rückzug an. »Ihre letzte Bemerkung war eine unnötige Gewaltandrohung, Sir«, kommentierte der grüne Rechner. »Ich nehme mir das hier mit«, meinte Zarkov nur und griff nach der zuletzt ausgeworfenen Liste. * Die Taschen seines Overalls mit Listen gefüllt, wanderte Zarkov durch die gelben Gänge zurück zu der Rampe nach unten. Zu seiner Linken öffnete sich überraschend eine Wand. »Dr. Zarkov, haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?« Es war der zerbrechlicher als je aussehende Minister für Gesundheit, Dr. Nazzaro. »Ich glaube schon«, sagte Zarkov und ging zu der eben entstandenen Öffnung. »Ich wollte Sie eigentlich nur fragen, wie es Ihnen geht, Dr. Zarkov«, lächelte Nazzaro ihm entgegen. »Als ich hier gerade die neuesten Gesundheitsstatistiken durchging, erwähnte mein Computer, daß Sie sich in der Datenzentrale aufhalten.« »So was scheint sich hier schnell rumzusprechen.« »Unsere Computer neigen leider zur Schwatzhaftigkeit, wie Ihnen sicher schon aufgefallen ist«, entschuldigte Nazzaro. »Ich bin etwas besorgt um Sie, nachdem ich von Ihrem Unfall gehört habe. Es soll eine ernste Sache gewesen sein.« »Nicht so ernst, wie gewisse Kreise es sich gewünscht haben«, entgegnete Zarkov. »Es war nur eine kleinere Explosion.« Der Minister lachte trocken. »Ich habe ja schon erzählen hören, Sie seien unverwüstlich. So wörtlich habe ich das allerdings nicht genommen. Offenbar sind Sie tatsächlich unzerstörbar. Haben Sie eine Idee, wer hinter dem Anschlag stecken könnte?« »Dieselben Leute, die auch für den Mord an Minig verant74
wortlich sind«, erklärte Zarkov. »Das heißt, dieselben, die hinter den Katastrophen der letzten Wochen stecken.« »Kennen Sie die Verantwortlichen schon?« »Noch nicht, aber bald!«
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XVIII »Ich hoffe, du achtest auf Spinnen«, mahnte Jilian, die sich jetzt auf dem schmalen Dschungelpfad an Flashs Seite drängte. »Ich verlasse mich ganz auf deinen Schutz«, grinste Flash. Das Mädchen sah ihn fragend an. »Glaubst du, die Regierung von Estampa läßt sich wirklich von dir dazu bewegen, gegen Pan vorzugehen?« »Ja«, antwortete Flash überzeugt. Jilian, Tad und Sawtel waren gemeinsam mit Flash aufgebrochen, um ihrem neuen Kampfgefährten Perfect City zu zeigen. Der Marsch durch den teilweise sumpfigen Dschungel war anstrengend und ging nur langsam vorwärts. »Meinst du, Estampa wird auch dann etwas unternehmen, wenn sich herausstellt, daß Pan mit den Schall-Angriffen nichts zu tun hat?« »Wenn das stimmt, was ihr mir über die Zustände in Perfect City erzählt habt, wird man auf jeden Fall einschreiten.« Das rothaarige Mädchen runzelte die Stirn. »Glaubst du uns nicht? Erwartest du etwa, daß wir dich die ganze Zeit angelogen haben?« »Bevor ich irgend jemand veranlasse, diese Stadt anzugreifen, muß ich mich selbst von den Verhältnissen dort überzeugt haben«, erklärte ihr Flash. »Ich kann nicht verlangen, daß jemand etwas auf Grund von Informationen unternimmt, die ich selbst nur aus zweiter Hand habe. Das mußt du verstehen.« »Akzeptiert.« Sie wollte sich von seiner Seite entfernen. Er hielt sie am Arm fest. »Es gibt noch ein paar andere Dinge, nach denen ich dich gern fragen würde, Jilian.« »Warum? Du weißt ja doch nicht, ob ich dich nicht belüge«, fauchte sie. »Du mußt doch vorsichtig sein.« Seine ausgedehnten Streifzüge durch die bekannte Galaxis hatten Flash unter anderem die Erkenntnis eingebracht, sich nie mit wütenden rothaarigen Mädchen zu streiten. »Sawtel kennt 76
doch die ganze Anlage von Perfect City sehr genau?« wollte er noch einmal wissen. Nach gut einer Minute abweisendem Schweigen antwortete Jilian endlich: »Das sollte er eigentlich. Er hat schließlich den Bau der Stadt selbst mit geplant.« »Dann sollte er mir eigentlich auch erklären können, wie ich in die Stadt kommen und mich dort gründlich umsehen kann, ohne gleich entdeckt zu werden«, meinte Flash. »Das kann er«, stellte sie fest, schüttelte aber dann den Kopf. »Ich bezweifele allerdings sehr, daß du wirklich eine Chance hast. Selbst wenn Pans Sklaven dich nicht entdecken, werden dich die Sicherheitseinrichtungen der Stadt ausschalten. Da könntest du dir gleich vornehmen, dich in einen Banksafe einzuschleichen.« »Der einzige Weg herauszubekommen, ob Pan hinter den Schall-Angriffen steckt, ist, in Perfect City einzudringen.« »Nein. Es gibt noch einen anderen Weg«, widersprach sie. »Tad kann seinen Geist auf die Reise schicken und die Gehirne in der Stadt ausforschen. Das ist am ungefährlichsten.« »Wie nahe muß er dazu an seine Opfer herankommen?« »Die besten Resultate erzielt er, wenn er von dem auszuspähenden Gehirn nicht weiter als eine Meile entfernt ist«, antwortete sie. »Seine Reichweite ist größer, aber aus weiteren Entfernungen bekommt er nur noch undeutliche Eindrücke.« »Vielleicht kann er die Lage schon einmal vorerkunden«, schlug Flash vor. »Jil, Flash!« Tad kam ihnen aus ihrer Marschrichtung entgegengerannt. »Was ist los?« »Eine Patrouille auf unserem Weg«, meldete der junge Mann. »Sie sind noch gut eine Meile entfernt. Wir haben Zeit uns zu verstecken. Es sind sechs von Pans Sklaven.« »Sechs gegen vier von uns«, meinte Flash. »Kein schlechtes Verhältnis für einen Hinterhalt.« 77
»Sie werden bewaffnet sein«, warnte Jilian. »Wir gehen ihnen besser aus dem Weg.« »Ich würde gerne alle sechs gefangennehmen, wenn sich das machen läßt«, wünschte sich Flash. »Warum?« wunderte sich das Mädchen. »Sie können für uns der Schlüssel zur Stadt werden!« * Die Sklaven marschierten in einer Reihe hintereinander den Pfad entlang. Schweigend schlurften sie durch das vertrocknete Gras, sechs Männer in einfachen Umhängen, jeder mit dem Helm aus dem lederähnlichen Material auf dem Kopf. Die obere Partie ihrer Gesichter schien nicht zur unteren Hälfte zu passen, so als seien ihre Gesichter wie in einer Fotocollage zusammengesetzt. Die Augen blickten wachsam und entschlossen, aber auf ihren Lippen stand ein abwesendes, geistloses Lächeln. Zwei der Männer trugen Blastergewehre. Sie gingen am Ende und an der Spitze des Trupps und hielten die Waffen schußbereit. Die anderen hatten leichte Handblaster in den Gürteln stecken. Keiner der Männer sagte ein Wort. Ein einzelnes welkes Blatt flatterte auf die Patrouille herab. Es schwebte sachte durch die schwere Nachmittagsluft und streifte den letzten Mann leicht. Dann folgte Flash Gordon. Er sprang von dem breiten Ast über dem Pfad. Seine Füße trafen den Gewehrträger voll im Genick, so daß der Mann in die Knie brach. Flash landete aufrecht neben dem Mann und entwand ihm blitzschnell die Waffe. Knurrend, aber ohne das leere Lächeln aus dem Gesicht zu verlieren, holte der Mann mit der Faust gegen Flash aus. Als der wuchtige Hieb harmlos an ihm vorbeizischte, verpaßte Flash dem Mann einen Handkantenschlag in den Nacken, 78
der schon durch den Tritt gelitten hatte. Der Mann erstarrte und sackte zusammen. Im Fallen riß Flash ihm den Helm vom Kopf. Während Flash sich um die Nachhut gekümmert hatte, nahm Tad sich des Mannes an der Spitze an. Der junge Telepath wandte eine andere Taktik des Überraschungsangriffs an. Er warf seinem Opfer ein Lasso aus einer Liane um den Arm mit dem Gewehr und zog ihm den Arm gegen den Körper. Tads besonderer Vorteil war, daß er jedem Gedanken seines Gegners zuvorkommen konnte, bevor dieser ihn in Aktion umsetzte. Wie einem kleinen Jungen nahm er dem Mann die Waffe einfach aus der Hand und warf sie ins nächste Gebüsch. Jilian erledigte inzwischen zwei der Sklaven, die nur Handfeuerwaffen trugen. Aus der Deckung eines dichten Busches am Wegrand feuerte sie gezielt mit ihrem eigenen Blaster, sobald die beiden auf Flashs Angriff hin ihre Waffen zogen. Jilian schoß ihnen die Waffen aus der Hand. Sawtel traf nicht so gut. Er brauchte fünf Schüsse, um die verbliebenen zwei zu entwaffnen. »Hiergeblieben«, schrie Flash dem ihm am nächsten stehenden Sklaven zu. Der Mann hatte sich die Hand gerieben und setzte plötzlich zu einem Sprung in das Dickicht an. Flash bekam ihn bei der Schulter zu fassen und wirbelte ihn herum. Dann streifte er dem Mann den Helm ab, der ihn zu Pans Sklaven gemacht hatte. Der rundliche Mann begann seine Gestalt zu verändern. Er wuchs in die Höhe. Die Farbe seiner Haut wechselte von einem blassen Grün zu einem sanften Schokoladenbraun. Dunkle Locken wuchsen aus seinem kahlen Schädel. »He, Meister«, sagte Mann. »Bin ich froh, daß alles vorbei ist!« 79
XIX Zarkov umkreiste bedächtigen Schrittes den langen Arbeitstisch in seinem Labor. Abwesend biß er hin und wieder in ein Sandwich, während er die Karten, Listen und Pläne durchging, die er auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Schnaufend lehnte er sich dann über den Tisch und strich einen anderen Namen auf der Liste mit seinem elektrischen Stift durch. »Langsam kommen wir der Sache näher«, murmelte er dazu. Die rote Lampe über der Türe blinkte auf. »Polizist im Anmarsch«, verkündete der Computer des Sicherheitssystems. Auf seinem Bildschirm erschien Inspektor Cars Bild. »Laß ihn rein.« Zarkov strich einen weiteren Namen auf einer seiner Listen. »Ich habe gehört, Sie haben sich an einem unserer Generäle vergriffen«, rief der Inspektor beim Eintreten. »Und Sie kommen jetzt, um mich wegen Widerstandes gegen den Staat zu verhaften.« Inspektor Car lachte. »Es gibt für Ihre Tätlichkeiten leider keine handfesten Beweise. Wenn der General etwas mehr abbekommen hätte, wäre ich nicht sehr traurig gewesen. Was haben Sie im Moment vor, Doktor?« Zarkov suchte einen freien Platz für sein Sandwich zwischen den Papieren auf dem Tisch. Als er ihn schließlich gefunden hatte, antwortete er: »Ich versuche herauszubekommen, wer mich in die Luft sprengen wollte.« Der Inspektor stellte sich neben ihn und studierte die verschiedenen Listen und Karten. »Wissen Sie, bis jetzt haben wir absolut keine Indizien dafür gefunden, daß diese Explosion im Hafen von einem Androiden verursacht wurde.« »Wie ich erwartet habe«, dröhnte Zarkov. »Das bestätigt meine Theorie.« »Da bin ich mir nicht so sicher.« »Sie dürften schon eine ganze Reihe Bombenexplosionen un80
tersucht haben, Inspektor. Ich wette, daß diese hier die erste ist, bei der Sie weder von der Bombe noch von den Opfern irgendeine Spur entdecken konnten.« »Richtig, Dr. Zarkov«, gab Car zu, »ein Opfer der Explosion ist allerdings nicht zu übersehen. Es steht recht gut erhalten vor mir. Und das andere Opfer … nun. Sie sind damals ganz schön durch die Luft gewirbelt worden.« »Der Mann war keine Halluzination«, widersprach Zarkov dieser Andeutung. »Wenn Sie die Idee von einem Androiden mit einer eingebauten Bombe nicht akzeptieren wollen, was glauben Sie denn, hat das Haus in die Luft gesprengt? Meinen Sie, ich hätte im Bett geraucht?« »Ich gebe zu, daß es sich hier um einen ungewöhnlichen Fall handelt«, sagte Car, »trotzdem könnte es einfachere Erklärungen für die Sache geben als ihre Theorie.« »Meine Theorie waren schon immer die einfachsten Erklärungen«, versicherte Zarkov mit dröhnender Stimme. Der Inspektor atmete so tief durch, daß es schon wie ein Aufstöhnen klang. »Und wie kommen Sie weiter, Doktor?« »Nicht schlecht. Ich gehe gerade eine Liste mit Leuten durch, die als Drahtzieher in Frage kommen. Bis auf einige besonders interessante Persönlichkeiten habe ich fast alle ausscheiden können.« Der Wissenschaftler griff nach einer der Listen. »Was wissen Sie zum Beispiel über ein gewisses Paradiso?« spannte er den Inspektor ein. »Ein Vergnügungspark, soviel ich weiß. Soll eine besonders raffinierte Anlage gewesen sein. Das Ganze liegt mitten in einer bewaldeten Gegend am Stadtrand. Aber vor zwei Jahren mußten sie den Laden dichtmachen.« »Das wichtigste haben Sie nicht erwähnt«, belehrte ihn Zarkov. »Das Paradiso wurde fast ausschließlich mit Androiden betrieben. Viele der Maschinen waren, als besonderer Gag, Nachbildungen berühmter historischer oder zeitgenössischer Berühmtheiten.« 81
»Ja, davon habe ich gehört. Aber ich verstehe nicht …« »Das Paradiso schloß vor zweieinhalb Jahren«, fuhr Zarkov fort. »Jetzt hat es vor knapp zwei Wochen wieder angefangen, Ersatzteile für Androiden zu bestellen. Servogelenke, SynthoFleisch, Gehirnplasma, Sprachmodulatoren, was man so braucht.« »Vielleicht haben sie vor, das Paradiso neu zu eröffnen.« »Vielleicht haben sie ein Flash-Gordon-Double daraus gebaut.« Car fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und kniff das linke Auge zusammen. »Das klingt weit hergeholt.« »Aber daß ein Mann wie Flash Gordon aus heiterem Himmel einen Mord begeht, hört sich nicht weit hergeholt an?« dröhnte Zarkov. »Ich habe Ihnen ja schon gesagt, wie sehr mich der Mord an Minister Minig überrascht hat«, versuchte der Polizist einzulenken. »Bei dieser Gelegenheit, meinen Sie, Miß Arden weiß etwas über Gordons Aufenthalt?« »Keine Ahnung. Warum?« »Sie hat es geschafft, ihr Haus von meinen Männern unbemerkt zu verlassen. Keine schlechte Leistung.« Auf Zarkovs breitem Gesicht zeichnete sich ein Anflug von Besorgnis ab. »Wo ist sie hin?« »Wir sind ihr auf den Fersen geblieben, auch wenn wir sie nicht mehr eingeholt haben«, erzählte der Inspektor. »Sie hat einen schnellen Gleiter gemietet und ist damit Richtung Mazda aufgebrochen.« »Verflucht«, knurrte Zarkov. »Das war kein guter Einfall von ihr!« »Haben Sie eine Vorstellung, was sie zu diesem Flug veranlaßt haben könnte?« »Wenn ich die Sache hier in der Hauptstadt nicht bald ins Rollen bringen kann, werde ich ihr folgen müssen.« »Ich wünschte, Sie könnten sich entschließen, etwas direkter 82
mit uns zusammenzuarbeiten und uns über ihre Vorgehensweise aufklären, Doktor.« »Wenn ich den Mörder habe, liefere ich ihn bei euch ab«, versprach Zarkov. »Jetzt muß ich sehen, daß ich mit meiner Liste weiterkomme.« Ein paar Minuten nachdem der Inspektor sich verabschiedet hatte, leuchtete das blaue Licht des Visiophons auf. Zarkov ließ mit einem unwilligen Schnauben ein Bündel Notizen fallen und meldete sich. »Ja, was gibt es?« Der Bildschirm schaltete sich ein. »Doc, ich habe nur wenige Minuten«, sagte Dale. »Ich habe etwas gefunden. Können wir uns bald treffen? Ich glaube, hier ist die entscheidende Spur.« Der Wissenschaftler starrte ihr Bild eine lange Sekunde an. »Wo sind Sie?« »In einem Vergnügungspark am Stadtrand, dem Paradiso. Wissen Sie, wo das ist?« »Ja«, antwortete er langsam. »Ich werde in einer halben Stund dort sein.« »Oh, sehr gut. Ich erwarte Sie direkt hinter dem Haupteingang!« Ihr Gesicht löste sich auf, und der Schirm wurde schwarz. Dr. Zarkov starrte noch eine Weile auf den leeren Schirm und zupfte an seinem Bart.
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XX Die weiträumige elfenbeinfarbige Halle lag in völligem Schweigen. Kein Laut drang durch die hohen ovalen Fenster. Die Schritte des großen Mannes, der durch den weiten Raum ging, wurden von den weichen elfenbeinfarbigen Teppichen geschluckt. Der Mann war breitschultrig, fast vierzig Jahre alt, mit einem aufrechten, etwas steifen Gang. Sein Gesicht rahmten dichte schwarze Locken ein, der Mund verschwand hinter einem Kinnbart und einem geschwungenen Schnurrbart. An einer Seite der Halle war eine gigantische Orgel in die Wand eingebaut. Selbst die Orgelpfeifen schimmerten in dem allgegenwärtigen Elfenbein. Der Mann erreichte die Orgel und setzte sich auf den Hocker davor, aber mit dem Rücken zur Tastatur. »Es wird Zeit für meine erste Botschaft an die Narren in Estampa«, murmelte er leise. Er wandte sich dem Instrument zu und nahm eine Reihe von Schaltungen an einem kleinen Bord neben der eigentlichen Orgeltastatur vor. Seine steife Haltung aufgebend, beugte er sich dann vor und griff in die Tasten. Mit wilden Bewegungen begann er zu spielen. Die Musik war schrill und ekstatisch. Bei den ersten Takten begannen die ovalen undurchsichtigen Scheiben der Fenster zu zittern. Plötzlich unterbrach der Bärtige sein Spiel und fuhr aufgebracht herum. »Habe ich nicht Anweisung gegeben, daß ich nicht gestört werden darf, wenn ich musiziere?« »Oh, Sie musizieren?« fragte der schwergewichtige grüne Mann, der jetzt in der Mitte der Halle stand. »Ich dachte, Sie würden nur Ihr Instrument stimmen.« In den Worten schwang ein geringschätziger Unterton mit. Pan schaltete sein Instrument ab und erhob sich. Er starrte auf seinen kleineren Gegenüber hinab. »Ich frage mich, warum ich es immer noch ertrage, Sie in meiner Nähe zu sehen, Ma84
nyon!« »Weil Sie mich brauchen, Meister.« »Besonders unerträglich ist es mir, von Ihnen mit Meister angesprochen zu werden«, stöhnte Pan. »Vermissen Sie dabei den nötigen Respekt, Meister Pan?« »Ich könnte Ihnen auch einen Helm verpassen, Manyon. Vergessen Sie das nicht«, erinnerte ihn Pan. »Aber das werden Sie nicht tun«, versicherte der grüne Mann. »Denn dann hätten Sie niemand mehr, der sich um die kleinen praktischen Details kümmern kann. Die Details, mit der Sie Ihre Inspiration nicht belasten wollen. Haben Sie schon die Rede an das Volk von Estampa ausgearbeitet, mit der Sie Ihr Ultimatum stellen wollen?« Pan antwortete mit einer vagen Geste. »Ich war gerade dabei, mich dafür zu sammeln und in meiner Musik Inspiration zu suchen, als Sie hier eindrangen.« »Wie können Sie sich konzentrieren, wenn dieses Folterinstrument losbrüllt.« Manyon wies auf die Orgel. Pan trat dicht vor seinen Gefolgsmann. »Von Ihnen verbitte ich mir jeden Kommentar zu meiner Musik, Manyon!« »Vergebung, Meister.« Manyon deutete eine Verbeugung an. »Bei dieser Gelegenheit, ich habe einen ersten Entwurf für Ihr Ultimatum ausgearbeitet.« Die Lippen des Musikers verzogen sich unwillig. Wortlos streckte er Manyon die Hand entgegen. Manyon gab ihm zwei Blätter elfenbeinfarbenes Papier. Pan nahm sie und ging zu einem beigefarbenen Fenster, unter dem er die Blätter langsam las, zweimal. Dann faltete er sie kopfschüttelnd zusammen. »Nicht Ihrem üblichen hohen Niveau entsprechend?« erkundigte sich Manyon. Pan starrte mit halbgeschlossenen Augen zu ihm hinüber. »Ich fühle in mir schon die Ahnung einer Eingebung. Ein Funke, der sich zu einer feurigen Rede entwickeln wird. Ich werde 85
dieses grobe Skelett hier zur Grundlage meiner Inspiration machen und sehen, ob ich etwas daraus entwickeln kann.« »Nehmen Sie sich für Ihre Inspiration nicht zuviel Zeit, Pan«, empfahl Manyon. »Wir haben uns darauf vorbereitet, uns morgen nachmittag in das Nachrichtennetz von Estampa einzuschalten.« »Gut. Lassen Sie mich jetzt allein, damit ich an die Arbeit gehen kann.« »Noch einen Augenblick, Meister. Ich habe noch eine andere Meldung zu machen.« »Worum geht es?« »Sieht aus, als hätten wir einen zweiten Gleiter eingefangen«, berichtete der kleine grüne Mann. »Er ist schon auf dem direkten Weg hierher. Der Fangstrahl hat ihn sicher unter Kontrolle.« »Wo ist dieser Gleiter denn her?« »Wir vermuten, daß er auch aus Estampa stammt.« »Diese Narren in Estampa müssen schon mehr wissen, als wir bisher angenommen haben«, stellte Pan fest. »Laut unseren Quellen in der Hauptstadt nicht, Pan.« »Dieses andere Schiff«, sagte Pan. »Es war dafür ausgerüstet, uns aufzuspüren.« »Wir fanden es, bevor es uns entdeckte«, erinnerte Manyon. »Die ganze Ausrüstung hat ihnen nichts geholfen.« »Wir haben das Schiff, aber nicht den Piloten. Wo steckt er übrigens? Wir jagen ihn schon seit überfeinem Tag!« »Draußen ist unwegsamer Dschungel, Meister. Aber ich würde mir da keine Sorgen machen. Wir haben genügend Patrouillen losgeschickt.« Ein Lächeln erschien auf Pans Gesicht. »Vielleicht haben wir diesmal mehr Glück. Vielleicht bleibt der Pilot an Bord.«
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XXI Dale sah, wie sich der Dschungel plötzlich vor ihr öffnete. Sie hatte sich in Erwartung einer Bruchlandung in die Polster des Pilotensessels zurückgelehnt, um den Aufprall besser abfangen zu können. Jetzt beugte sie sich überrascht wieder über die Schirme. Der Gleiter senkte sich dem Boden entgegen, in dem eine breite Öffnung erschien, die an das Schleusentor eines Raumschiffes erinnerte. Dales Maschine tauchte in die Tiefe. Zarkovs Assistentin machte sich auf einen Kampf gefaßt, falls ihr unbekannter Gegner es überhaupt dazu kommen ließ. Nach sekundenlangem Flug durch einen dunklen Schacht schwebte der Gleiter über elfenbeinfarbenen Türmen und Rampen. Zwischen den Türmen schwangen sich elegante schmale Brücken. Hier unten erstreckte sich eine ganze Stadt – eine etwas unwirklich aussehende Stadt allerdings. Die Gebäude wirkten wie dem Gemälde eines surrealistischen Malers früherer irdischer Epochen nachgebaut. Alles war in einem flockenlosen Weiß gehalten. Der Antrieb des Gleiters setzte aus, und das Flugschiff wurde von der unsichtbaren Kraft, die es eingefangen hatte, über der Stadt gehalten. Als das Dröhnen der Triebwerke erstarb, bemerkte Dale die Stille über der Stadt. Über die Außenlautsprecher war kein Laut, kein noch so leises Geräusch zu hören. Aber es gab Menschen in den Straßen und auf den Brücken. In absolutem Schweigen gingen sie durch ihre Stadt. Alle waren gleich gekleidet. Sie trugen blaßgelbe Umhänge und eine Art Lederkappe auf dem Kopf. Und alle lächelten ein seltsames leeres Lächeln. Einen Augenblick fragte sich Dale, ob sie überhaupt Menschen vor sich hatte. Vielleicht handelte es sich um Androiden. Ihr Schweigen und ihr Lächeln waren unnatürlich. Geräuschlos setzte der Gleiter auf einer freien Fläche vor ei87
nem der Türme auf. Es schien ein öffentlicher Platz zu sein. In Brunnen aus marmorähnlichem Material sprudelten Fontänen vielfarbigen Wassers, ohne daß auch nur ein Plätschern zu hören war. Der Platz selbst schien mit einer Art weißem Filz ausgelegt, auf dem keine Schritte zu hören waren. Dales Funkgerät sprach an. »An die Besatzung des fremden Gleiters«, ertönte eine harte Stimme. »Sie haben genau zwei Minuten Zeit, mit erhobenen Händen ihre Maschine zu verlassen. Kommen Sie dieser Aufforderung in zwei Minuten nicht nach, werden sie paralysiert.« Das Mädchen erhob sich aus dem Pilotensessel und ging zur Kabinentür. »Endstation«, murmelte sie. Dann trat sie hinaus in die elfenbeinerne Stille. * Sawtel langte mit seiner knochigen Hand in den letzten der Sklavenhelme. »So«, knurrte er einen Moment später, »mit dem kann man jetzt auch keine Gehirne mehr knechten.« Tad beobachtete den dunkelhäutigen Mann, der vor seiner Befreiung grün gewesen war. »Show business«, sagte er schließlich. »Sie sind ein Schauspieler, ein Entertainer oder so was.« »Helles Köpfchen hast du, Typ«, bestätigte der Dunkelhäutige. »Na ja. Ich habe es in deinen Gedanken gelesen«, gab der junge Telepath zu. »Das is ‘n Gag. Du willst mich doch nicht auf den Arm nehmen, was Typ?« Tad sah etwas irritiert drein. »Ich kann deine Gedanken besser verstehen als deine komischen Bemerkungen, Mister – eh, Flip. Das ist doch dein Name?« »Erfaßt, Typ.« »Warum redest du so eigenartig?« 88
»Mann, so redet auf meinem Planeten jeder, der im Geschäft ist. Im Showgeschäft, meine ich. Hab mich so lange mit den Showbrüdern rumgetrieben, bis ich auch so’n Freak geworden bin. Das geht einem dann auch ganz schön in die Spreche, kapierst du?« »Deine Ausdrucksweise erinnert mich an was. Ich habe da mal ein Buch gelesen …«, erinnerte sich Tad laut. »Klar, Mann. Den Slang haben uns so Typen von einer Welt namens Erde eingeschleppt«, half ihm Flip. »Da muß auch viel im Showgeschäft los sein. Die Kerle von der Erde haben bei uns das ganze Management aufgezogen.« »Was ist denn nun eigentlich hier los, Jungs«, ließ Flip sich nach einer kurzen Pause wieder vernehmen. »Weißt du das nicht?« wunderte sich Flash. »Ihr wart unterwegs, um uns einzufangen.« Flip deutete auf die von Sawtel zerstörten Helme. »Ich kann mich kaum an was erinnern, das gelaufen ist, solange ich dieses verrückte Ding auf dem Schädel hatte«, entschuldigte der Schauspieler sich. »Mit diesem Weichmacher über den grauen Zellen tust du einfach alles, was sie dir sagen. Ganz brav und mit einem Idiotenlächeln auf den Lippen. Ich meine allerdings auch, wir hätten nach jemandem suchen sollen. Irgendwelchen Fremden.« »Pan rekrutiert ständig neue Leute«, berichtete Jilian, die sich bis eben mit den fünf anderen ehemaligen Sklaven unterhalten hatte. Die fünf Männer standen etwas abseits am Rand des Dschungelpfades. »Ich glaube, ich möchte jetzt so schnell wie möglich zurück nach Hause«, ließ sich einer von ihnen vernehmen. »Was meinst du, Lando?« fragte er einen anderen. »Also, ich weiß nicht so recht, Marc«, erwiderte der Angesprochene. »Wenn uns diese Leute hier nicht befreit hätten, indem sie uns die Sklavenkappen herunterrissen, wären wir noch immer in Pans Gewalt. Vielleicht sollten wir uns zum 89
Dank wirklich der Rebellenarmee anschließen, von der die junge Lad uns erzählt hat.« »Tu, was du für richtig hältst«, antwortete Marc. »Ich habe Frau und Kinder, die in meinem Heimatdorf auf mich warten. Sie brauchen mich. Ich muß zurück.« »Wir wollen dich nicht zurückhalten« versicherte ihm Sawtel. »Wer sich uns anschließen will, ist willkommen. Wer andere Pläne hat, kann seines Weges gehen. Wir halten ihn nicht auf. Wir sind nicht wie Pan. Unsere Armee besteht nur aus Freiwilligen.« »Dann kann ich mich nur noch verabschieden«, blieb Marc bei seinem Entschluß. »Ich mache mich auf den Heimweg.« Er schüttelte seinen Blaster. »Und niemand wird mich mehr für irgendeine Armee rekrutieren.« »Bevor Sie gehen, hätte ich noch einen Wunsch«, sagte Flash zu ihm. »Geben Sie mir Ihre Kleidung!« »Was wollen Sie?« »Flash will unbemerkt in Perfect City eindringen«, antwortete Tad für ihn. »Dazu braucht er eine entsprechende Verkleidung.« Flip zuckte geringschätzig die Schultern. »Ich habe da ein Jahr ein Gastspiel gegeben, und ich versichere euch, ihr verpaßt nichts.« »Wir wechseln die Oberbekleidung«, schlug Flash Marc vor. »In etwa dürften wir dieselbe Größe haben.« Marc zögerte kurz, dann sagte er: »Warum nicht? Je eher ich aus diesem Sklavenrock herauskomme, desto besser.« Während Flash und Marc sich zurückzogen, um die Kleidung tauschen, wandte sich Jilian dem Schwarzen zu: »Ich verstehe nicht recht, wie du … also, warum du nicht du selbst warst?« »Weißt du, Mädchen, ich bin ein Gestaltwechsler«, begann Flip. »Das ist ein Typ, der jedes beliebige Aussehen annehmen kann. Warum ich das kann, darfst du mich nicht fragen. Aber seit meiner Kindheit wechsele ich Gestalt und Aussehen, wie 90
es mir gerade paßt. Dann habe ich natürlich auch schnell rausgehabt, daß man aus diesem Talent auch Geld machen kann. Und wo ich aufgewachsen bin, lernte man den Wert des Geldes früh zu schätzen. Vor allem, weil niemand welches hatte. Geld ist dein bester Freund. Also zog ich durch die Galaxis und sah zu, daß es mir an diesem Freund nie fehlte. Kommst du bis jetzt mit, Mädchen?« »Bis jetzt!« »Okay. Also mein letzter Auftritt, bevor ich von Pan aus dem Verkehr gezogen wurde, gehörte zum Unterhaltungsprogramm eines großen Luftschiffs, das sich bei einer Kreuzfahrt ausgerechnet nach Mazda verirrte. Wir gondeln gerade ahnungslos über den Dschungel, ich imitiere irgendeinen fetten Grünling, und da passiert es. Ich war von der unsanften Landung in Perfect City so mitgenommen, daß ich ganz vergaß, meine Gestalt wieder zu ändern. Also ging ich als fetter Grünling in Pans Sklavenschar ein. In meiner eigenen Gestalt fühle ich mich aber bedeutend wohler.« »Und was hast du weiter vor?« erkundigte sich Jilian. »Na, ich bleib natürlich bei euch, Typen«, lachte Flip. »So einer wie ich fehlt euch doch sicher noch.« »Genau das dachte ich auch gerade«, rief Flash, der, in eine Sklaventunika gekleidet, wieder auftauchte.
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XXII Das platinblonde Mädchen legte die Beine übereinander und blinzelte in die Nachmittagssonne, die scharfe Schattenstreifen auf die künstliche Lagune und das künstliche Piratenschiff warf. »Er läßt sich ganz schön Zeit«, sagte sie. Auf ihren Knien lag ein schwerer Stunner. »Du weißt doch, wie diese Intellektuellen sind. Haben einfach immer zuviel im Kopf. Die können nie pünktlich sein.« Ein kleiner gelbhäutiger Mann stand in einer Gruppe erstarrter Androiden-Kellner. Gemeinsam mit dem Mädchen beobachtete er den Eingang des Vergnügungsparks. Die beiden befanden sich in einem ehemaligen Restaurant in der Nähe des Eingangs. Neben der Tür zur Küche verstaubten die fünf Kellner-Androiden, unter die der Mann sich gemischt hatte. In ihren weißen Anzügen sahen die Maschinenmenschen trotz ihrer starren Gesichter überzeugend menschlich aus. Als der Park geschlossen wurde, hatte man sie einfach abgeschaltet und dort stehengelassen. Jetzt überzog sie eine Staubschicht, und vom roten Schnurrbart des Oberkellners wehte ein kleines Spinnennetz. »Vielleicht hat er unseren Köder gar nicht geschluckt?« überlegte Glenna laut. »Wenn er nun weiß, wo das Mädchen wirklich ist, Hasp?« Der gelbe Mann antwortete: »Er kann es nicht wissen. Sie hat ihm nichts erzählt. Als Zarkov sich nicht sofort auf die Suche nach ihrem vermißten Freund machte, ist sie einfach durchgedreht und selbst nach Mazda geflogen.« »Jedenfalls könnte er längst hier sein.« Auf der gegenüberliegenden Seite der Lagune spazierte das Androiden-Double von Dale Arden erwartungsvoll auf und ab. Immer wieder warf es einen Blick zu der unverschlossenen Pforte aus Holzimitation in der hohen Mauer des Parks. »Das Ding da drüben ist beste Arbeit«, stellte Hasp fest. »Ich 92
würde mir gerne mal das Original vornehmen, obwohl sie auch so ein intellektueller Typ ist.« »Du könntest nicht mal bei dieser Plastik-Version Eindruck schinden«, bemerkte Glenna abfällig. »Inzwischen bist du auch schon einer von diesen vergeistigten Typen geworden, Glenna. Du denkst einfach zuviel.« Hoch über ihnen ertönte eine laute Hupe. Hasp zögerte kurz, bevor er zur Tür lief und nachschaute. »Was zum Teufel ist das?« »Was will der denn?« Glenna war mit dem Stunner in der Hand hinter ihn getreten und starrte in den klaren Nachmittagshimmel. »Lastschweber«, knurrte Hasp und deutete auf das hupende Transportflugschiff über ihnen. »Da steht ›Motts Electronics‹ drauf. Wir erwarten von denen doch keine Lieferung, oder?« »Natürlich nicht. Es ist ja überhaupt niemand mehr in der Werkstatt, um den Kram anzunehmen.« »Könnte das Zarkov sein?« fragte Hasp. »Mit einem kleinen intellektuellen Trick, den er sich für uns ausgedacht hat?« »Der Pilot sieht nicht nach Zarkov aus, oder?« Der stämmige Pilot war ein glattrasierter Mann mit kurzem blondem Bürstenhaar. Er entdeckte die beiden Menschen vor dem Restaurant und winkte ihnen zu, dabei rief er etwas Unverständliches. »Schaff ihn uns vom Hals«, befahl Glenna dem Gelben. Der Dale-Arden-Androide war inzwischen auch stehengeblieben. »Du wirst besser Leute los als ich, Glenna«, entschuldigte sich der Kleine und zog sich in das geschlossene Lokal zurück. »Danke für das Kompliment, Hasp.« Sie ging langsam auf den Lastenschweber zu, der neben der Lagune landete. Der Pilot hupte wieder. »Ja, Mann! Was wollen Sie?« Der Pilot winkte ihr zu und öffnete die Kabinentür. Mit einem Satz sprang er neben die Maschine. »Ich habe eine La93
dung Schaltmodule für euch dabei. Wo wollt ihr das Zeug hin haben, Mädchen?« »Da muß was falsch gelaufen sein.« Glenna blieb einige Meter vor dem Mann stehen. »Wir erwarten keine Lieferung.« »He, das ist aber komisch.« Der blonde Mann beugte sich in seine Kabine und tauchte mit einem Bündel Frachtpapiere wieder auf. »Das ist doch das Paradiso hier?« »Allerdings«, antwortete das Mädchen. »Aber wir haben nichts bestellt, bestimmt nicht.« »Tja, vielleicht sollte ich mal mit Mr. Reisberson sprechen …« Er hob das oberste Blatt des Bündels vor die Nase. »Oder heißt das hier Resbersen?« »Ich kenne hier niemand, der so heißt.« »Kann sein, daß hier auch ganz was anderes stehen soll«, gab der Pilot zu. »Wissen Sie, unser Büro-Androide hat eine miserable Handschrift. Fast unleserlich. Der Kerl gehört schon seit Wochen zur Inspektion. Hier, Miß! Schauen Sie mal selbst, was das heißen soll.« »Mal sehen.« Sie trat direkt neben ihn. »Wo?« »Die Augen schön auf das Papier gerichtet halten«, zischte Zarkov. »Was du da an deiner Seite spürst, ist eine entsicherte Blasterpistole. Und jetzt hol deinen sauberen Kollegen her.« »Sie sind Zarkov?« »Ich habe mich rasiert«, erklärte er. »In bestimmten Situationen muß man auch persönliche Opfer bringen. Jetzt ruf den Kerl her!« Glenna rief zu dem gelbhäutigen Mann hinüber: »Hasp, komm mal eben schnell!«
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XXIII Flip versuchte mit Flash Schritt zu halten. »Sag an, Bruder, in wen oder was soll ich mich verwandeln?« »Eigentlich wollte ich das von Dir wissen«, meinte Flash. Der Gestaltwechsler blickte gedankenversunken einem silbernen Affen nach, der sich von Ast zu Ast schwang und im Zwielicht verschwand. »Ist schon klar, Typ. Ich kapier’, was du willst.« Er schnippte plötzlich mit den Fingern. »Du möchtest, daß ich mich in einen von diesen Idioten aus PC verwandle. Ich bin schon Klasse, was, Bruder?« »Stimmt, ich würde mir gerne mal die Labors und die Werkstätten in Ruhe ansehen«, gab Flash zu. »Wenn es Hinweise auf Pans Beteiligung an den Angriffen gegen Estampa gibt, müßten sie dort zu finden sein.« »Bist du sicher, daß Pan der Typ ist, der es auf Estampa abgesehen hat, Bruder?« »Was ich bis jetzt gehört habe, spricht alles dafür, daß Pan unser Mann ist.« Flip trottete nachdenklich den ausgetretenen Pfad weiter: es herrschte für ein paar Minuten Schweigen. »Wie ich euch schon sagte, Mann, wenn du erst mal so’ne Sklavenkappe auf dem Hirn hast, ist dir alles egal, was um dich rum passiert. Aber es gibt da eine Abteilung in PC, wo keine von diesen glücklichen Idioten zugelassen sind. Der Knabe, der diese Abteilung leitet, ist so ein Typ im weißen Kittel. Er trägt auch keinen von diesen Helmen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er einen grün schimmernden Kahlkopf. Mann, der Kerl ist so eine Art Obertechniker.« »Kannst du dich in ihn verwandeln?« »Kein Problem, Bruder«, versicherte Flip. »Ich kann mich in jeden verwandeln, auch in diesen Glatzkopf. Frag mich nur nicht wie. Da habe ich selbst keinen blassen Schimmer. Meine 95
alte Mutter meinte immer, ich sei so eine Art Mutant, aber ich glaub’, das sagte sie nur, um meinem Alten eins draufzugeben. Was soll’s. Dein Cheftechniker steht vor Dir, Mann.« »Wenn es keine Sklaven in dieser Abteilung gibt, werde ich selbst wohl draußen bleiben müssen«, überlegte Flash. »Da lassen die keinen gewöhnlichen Sterblichen rein«, stimmte Flip Flash zu, »nur so eine spezielle Gruppe Arbeiter. Weißt du, so eine Elite-Gruppe. Leute, die schon technisches Wissen hatten, bevor Pan sie erwischte. Ich könnte versuchen, dich dort als so einen neuen Labortypen einzuschleusen.« »Okay, so machen wir es.« »Flash!« Tad war mit der ersten Gruppe vorausgegangen und kam jetzt im Laufschritt zurück. »Wir sind jetzt ziemlich dicht vor Perfect City, so nahe, daß ich einige Gedanken auffangen konnte.« »Und die sind?« fragte Flash. »Sie haben noch einen anderen Gleiter gekidnappt«, berichtete Tad. »Er kam auch aus Estampa.« Flash packte Tad am Arm. »Wer war in dem Gleiter? Konntest du Einzelheiten herausfinden?« »Ein Mädchen, das du sehr gut kennst«, erwiderte Tad. »Dale Arden«. »Verdammt, was wollte sie hier?« »Sie sucht dich!« »Unsinn, Zarkov würde sie nie allein in die Wildnis lassen.« »Von Zarkov scheint sie im Augenblick wenig zu halten«, sagte Tad. »Sie war der Meinung, soweit ich ihre Gedanken auf diese Entfernung richtig lesen konnte, daß Zarkov sich verzettelt hatte. Als der Doc nicht mehr richtig weiterkam, hat sie sich einen Gleiter gemietet, um selbst nach dem Rechten zu sehen.« »Das ist typisch Dale«, meinte Flash. »Ist sie in der Stadt?« »Sie haben sie zu Pan gebracht«, antwortete Tad. »Das ändert unsere Pläne«, stellte Flash fest.
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* Zuerst sah Dale den Organisten nicht. Die riesige Orgel, die die ganze hintere Wand der Halle einnahm, begann zu spielen. Das Mädchen verkrampfte sich im Sessel. Die Musik war nervtötend und äußerst unangenehm. Jetzt entdeckte Dale auch die Gestalt in einem weitgeschnittenen Gewand. Der Fremde spielte noch eine geraume Zeit weiter, bevor er sich an Dale wandte. »Willkommen in Perfect City«, begrüßte er Dale und starrte sie interessiert an. »Mein Name ist Pan.« Er stand auf und bewegte sich über den elfenbeinfarbenen Teppich langsam auf Dale zu. »Haben Sie meine Musik genossen?« »Genossen, ist wohl nicht das richtige Wort!« »Sie machen den Eindruck einer gebildeten Frau, Dale Arden. Ich hoffe, daß Sie verstanden haben, was ich in meiner Komposition ausdrücken will.« »Verstanden habe ich es schon. Es war ja kaum zu überhören. Aber verstehen und genießen ist hier nicht dasselbe«, konterte Dale. »Haben mich Ihre Leute nur hergebracht, weil Ihnen intelligentes Publikum fehlt?« »Ich mag keine Unverschämtheiten, besonders nicht von Frauen«, fuhr Pan sie ärgerlich an. »Vielleicht hat Flash Gordon bessere Manieren.« »Sie …, sie haben Flash hier?« Pan lachte. »Noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern. Meine Patrouillen durchkämmen den Dschungel schon nach ihm. Aber falls es sie interessiert, ich habe den von Dr. Zarkov ausgerüsteten Gleiter.« »Sieht so aus, als ob sie fast alles von uns wissen.« »Sie sind köstlich, meine Liebe.« Pan lachte wieder unangenehm. »Ich habe selbstverständlich meine Leute in Estampa. Anhänger, die mir treu ergeben sind. Sie sehen, ich habe keine 97
Schwierigkeiten, Neuigkeiten, die mich interessieren, in Erfahrung zu bringen.« »Sind Sie für die Katastrophen in Estampa verantwortlich?« »Aber natürlich, meine Liebe«, lächelte Pan stolz. »Warum, um alles in der Welt? Warum?« »Den Grund? Ein ganz einfacher und einleuchtender Grund. Es genügt mir nicht mehr, nur diese glückliche Stadt zu regieren. Ich will mehr! Ich will den ganzen Planeten. Noch habe ich nur Perfect City, aber schon bald habe ich Perfect Land, und der Tag ist nicht fern, da werde ich über eine perfekte Welt herrschen.« »Und morgen die ganze Welt.« »Was soll das heißen?« »Nichts Besonderes. Es sind nur Erinnerungen an meinen Geschichtsunterricht auf der Erde«, erwiderte Dale. »Dann wollen sie also Estampa nicht völlig vernichten?« »Wenn ich alles zerstöre, habe ich nichts mehr, das ich zur Grundlage meines Weltreiches machen kann. Nein, meine Liebe, Sie sind sogar zu einem sehr glücklichen Zeitpunkt hier eingetroffen. Morgen werde ich Estampa mein Ultimatum verkünden. Entweder wird mir die Macht übergeben, oder ich setze meine Angriffe fort.« Dale wandte sich von ihm ab. »Warum wählten Sie ausgerechnet Estampa als erstes Ziel ihres Feldzuges?« »Vielleicht, weil es das demokratischste Land auf diesem Planeten ist«, antwortete Pan. »Vielleicht liegt das auch daran, daß ich dort geboren und aufgewachsen bin. In Estampa haben sie über mich gelacht. Über mich, über meine Ideen, über meine Musik.« »Ist Perfect City eine von Ihren Ideen?« »Aber selbstverständlich«, lächelte Pan. »Ich hatte nur ein wenig Hilfe bei der Ausarbeitung der technischen Details. Sehen Sie, die Idioten von Estampa haben mich nicht nur nicht verstanden, sie erkannten noch nicht einmal die Gefahr, die die 98
Vibrationen ihrer eigenen technischen Zivilisation hervorruft. Die Disharmonie in dem, was sie zivilisierte Städte nennen. Das ganze Ticken, Klirren, Sirren, Hupen, Klopfen, Schlagen, Rattern und Knarren. Es ist ein Wunder, daß sie nicht alle verrückt sind.« »Verrückt ist wohl hier nur einer«, meinte Dale trocken. Pans zufriedenes Grinsen vertiefte sich noch. »Nein, meine Liebe. Ich bin nicht verrückt. Ich bin einer der genialsten Männer, die sie je getroffen haben. Was ich hier gebaut habe, ist eine Harmonie. Eine Stadt der Harmonie. Ein ruhiger, friedlicher Platz, in dem ich leben und kreativ sein kann. Man braucht viel Genie und viel Gefühl, um das zu realisieren, was ich hier geschaffen habe.« »Aber die Menschen leben hier nicht freiwillig, oder?« unterbrach Dale ihn. »Kinder und Narren. Die meisten Menschen sind nicht vernünftiger als Kinder und Narren, das werden Sie selbst schon herausgefunden haben. Sie kennen sich selbst nicht und haben keine Ahnung, was für sie gut ist und was nicht. So eine phantastische Idee wie Perfect City muß für sie unmöglich erscheinen, bis sie begriffen haben, daß dies die bestmögliche Art zu leben ist.« »Die Leute laufen wie in Trance herum. Wie machen sie das?« »Oh, ganz einfach. Mit einem kleinen technischen Trick. Einem Helm, der sie mit einem speziellen, anhaltenden Ton kontrolliert. Eines Tages, da bin ich mir ganz sicher, brauchen sie die Helme nicht mehr. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Narren begriffen haben, was für sie gut ist.« »Ich verstehe.« »Nun meine Liebe«, unterbrach Pan seine Ausführungen und setzte sich wieder an die Orgel. »Ich halte es für besser, Sie erzählen mir genau, was Sie, Flash Gordon und Dr. Zarkov vorhaben. Was haben Sie über mich herausgefunden? Welche 99
Schritte übernimmt Zarkov gegen mich?« »Glauben Sie ernsthaft, ich beantworte freiwillig auch nur eine ihrer Fragen?« »Oh, Sie werden mir alles erzählen, was Sie wissen.« Vom Regal nahm er eine Sklavenkappe. »So oder so, erzählen werden Sie es mir auf jeden Fall, meine Liebe.«
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XXIV Zarkov brummte vor sich hin. Er griff nach seinem Bart und erinnerte sich gleichzeitig, daß er gar keinen mehr hatte. »Für wen arbeiten Sie?« Das platinblonde Mädchen lächelte nur arrogant. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Zarkov!« Sie waren in der Androiden-Werkstatt des Paradiso. Eine Auswahl der mechanischen Menschen lag auf den Arbeitstischen, so daß der ganze Ort mehr an ein Leichenschauhaus erinnerte. Hasp, der gelbhäutige Mann, lag gefesselt und geknebelt neben einem kopflosen mechanischen Piraten. Der Seeräuber gab einen passenden Gesellschafter für ihn ab. Der Dale-Arden-Astroid lehnte gegen eine Wand. »Was haben Ihre Leute mit Dale Arden gemacht?« fragte Dr. Zarkov Glenna. »Ich weiß überhaupt nichts über das Mädchen.« Sie saß auf einem flauschigen Sessel, die Beine herausfordernd übereinanderschlagen. Zarkov ging wütend auf sie zu, blieb aber dann einen halben Meter vor ihr stehen. »Sie sind in meiner Gewalt. Ob Sie nun reden oder nicht, auf jeden Fall ist ihr Spiel aus.« Sie zuckte nur leicht mit der linken Schulter. »Estampa ist ein relativ aufgeklärtes Land«, fuhr Zarkov fort, »die Todesstrafe ist abgeschafft. Aber es gibt immer noch Gefängnisse. Die Strafe für Mord und Beihilfe zu Mord ist lebenslänglich.« »Ich habe nichts mit Mord oder Mördern zu tun.« Trotzdem wirkte sie verunsichert. »Selbst wenn wir die Sachen, die Sie und Ihr kleiner Komplize mit mir vorhatten, vergessen, bleibt immer noch der Mord an Minister Minig«, fuhr Zarkov unbeirrt fort. »Ich weiß überhaupt nicht, über was Sie reden. Ich war bei keinem Mord.« 101
»Sie waren zwar nicht bei der Ermordung Minigs dabei, da gebe ich Ihnen recht. Das konnten Sie auch gar nicht, da Sie die Tochter des nachgemachten Minigs spielten.« Zarkov konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Das ist nicht wahr«, rief Glenna und sprang auf, »aber selbst wenn es so wäre, ist das noch lange kein Verbrechen!« »Es beweist nur Ihre Mitwisserschaft an geplanten Verbrechen«, bestätigte Zarkov. »Aber es reicht für Lebenslänglich, und das Gnadengesuch können Sie auch erst nach zwanzig Jahren einreichen.« »So leicht lasse ich mich nicht einschüchtern. Zarkov.« »Sie kennen meinen Ruf in Estampa?« »Worauf Sie sich verlassen können.« »Schön, dann brauche ich Ihnen nichts über meinen Einfluß bei führenden Politikern, der Polizei und selbst beim Präsidenten zu erzählen: Ich könnte vielleicht etwas für Sie tun. Erleichterung der Haftbedingungen, Verkürzung des Strafmaßes.« Glenna lächelte verächtlich. »Wenn Pan erst an die Macht kommt, ist es aus mit Ihrem Einfluß!« »So, Pan heißt er also. Das paßt ja gut zu der Todesmusik, die er verbreitet. Also das ist der große Unbekannte im dunkeln.« Wieder wollte Zarkov sich an seinen Bart fassen. »Sie werden ihn schon früh genug kennenlernen.« »Also wird er bald sein Ultimatum stellen?« »Genau«, erwiderte das Mädchen selbstgefällig. »Und dann mein lieber Doktor, werden sich die Dinge in Estampa ändern, von Grund auf ändern. Und Sie, sollten Sie noch am Leben sein, werden überhaupt keinen Einfluß mehr haben. Warten Sie ab, bis ich erst …« »Ach so, Sie werden mit ihm an die Macht kommen. Hat Pan Ihnen das versprochen?« »Ja, und er wird Wort halten!« Glennas Stimme wurde immer schriller. 102
»Ein Mann, der täglich Hunderte von Menschenleben vernichtet, wird sich kaum an seine Versprechen erinnern.« »Wir werden ja sehen, Doktor. Warten Sie nur ab.« Glenna hatte sich wieder unter Kontrolle. Aus seiner Hosentasche zog der jetzt bartlose Wissenschaftler eine kleine silberne Scheibe. »Jetzt wollen wir doch mal sehen, was Ihr Freund und Mitarbeiter uns zu sagen hat.« Zarkov legte die Scheibe auf den Tisch und suchte eine Drahtspule aus dem verstreut herumliegenden alten Arbeitsmaterial. »Was ist das?« fragte Glenna. »Oh, nur so eine kleine technische Spielerei, die ich mir selber ausgedacht habe.« Er wickelte den Draht um Glennas Fußknöchel. »Ich habe ihn Wahrheitsfinder genannt.« »Sie wollen ihn auch an mir ausprobieren?« Glenna wurde ängstlicher. »Hände auf den Rücken, wenn ich bitten darf.« Er band ihre Hände zusammen. »Nein, ich werde Ihnen Gelegenheit geben, freiwillig zu sprechen.« »Sie sind sehr von sich überzeugt.« Glenna war mit ihren Nerven am Ende. »Aber ich setze trotzdem auf Pan!« »Ja, Sie müssen wirklich an diesen Plan glauben, sonst hätten Sie dieses hirnverbrannte Komplott nicht unterstützen können.« Zarkov ging zu Hasp hinüber und befestigte die silberne Scheibe am Kopf des Gelbhäutigen. Dann trat er dicht neben ihn. »Nenn mir die Namen deiner Chefs in Estampa!« forderte Zarkov Hasp auf. »Unsere Befehle erhalten wir von General Yale«, antwortete Hasp mit monotoner Stimme. Seine Augen waren geschlossen. Zarkov versuchte Glennas Blicke zu begegnen. Sie wich ihm aus. »Was soll das Ganze?« fragte Zarkov weiter. 103
»Wenn Estampa übernommen ist, wird Yale hier das Sagen haben.« »Was stellt dieser Pan in der ganzen Geschichte dar?« »Er wird regieren!« »Wo ist er jetzt?« »Irgendwo im Mazda-Territorium.« »Wo genau?« »Ich weiß nicht genau. Aber ich habe gehört, daß der Ort Perfect City genannt wird.« »Perfect City, das spricht für sich! Ist Flash dort?« »Ich weiß es nicht.« »Was habt Ihr mit Dale Arden gemacht?« »Ich weiß es nicht.« Zarkov gab die Befragung in dieser Richtung auf. »Was hättet Ihr mit mir gemacht, wenn ich euch in die Falle gegangen wäre?« »Ihnen eine volle Ladung mit dem Stunner verpaßt.« »Und dann?« »General Yale hätte sich um Sie gekümmert.« »Du meinst, er kommt hierher, zum Paradiso?« »Genau.« »Hattest du die Order, mit ihm zuerst Kontakt aufzunehmen?« »Nein, er war sicher, daß wir erfolgreich sein würden. Er kommt gegen Sonnenuntergang hierher.« »Wo solltet ihr ihn treffen?« »Wir sollten ihn in Werkstatt drei, nächste Tür rechts, treffen.« »Kommt er allein?« »Ich weiß es nicht.« Zarkov befreite Hasp von der silbernen Scheibe und steckte sie wieder in eine seiner unergründlichen Overalltaschen. Er wandte sich noch einmal Glenna zu. »Haben Sie Ihre Meinung geändert? Benutzen Sie jetzt doch 104
dieses scheußliche Ding bei mir?« »Nein, Mädchen. Möchten Sie mir nicht mehr über Yale und den Rest von Pans Genossen erzählen?« »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.« »Das habe ich mir auch schon gedacht«, meinte Zarkov und holte aus einer anderen Hosentasche Plastikklebeband, nahm das Taschentuch des Mädchens, knebelte es mit seinem Taschentuch und klebte das Band darüber. »Tut mir leid, Mädchen, aber ich möchte unsere Verabredung mit dem General einhalten. Ungestört!« Zarkov schaltete das Licht aus und ging nach draußen. Werkstatt drei war größer und noch unordentlicher als die andere. Überall lagen die halbfertig montierten Androiden herum. Auf den Arbeitsplatten häuften sich Ersatzteile. »Schlecht ausgestattet sind die hier nicht«, dachte Zarkov, »Aber etwas mehr Ordnung und Sauberkeit würde auch nicht schaden.« Er ging durch die Werkstatt und ließ alle Jalousien herunter, so daß man ihn von außen nicht sehen konnte. Er hatte noch eine Stunde Zeit, bevor General Yale kommen würde. Sorgsam schaute er sich in der Werkstatt um. Auf einem tragbaren Computer fand er, was er erwartet hatte. Zeichnungen und Photos von Minister Minig und Flash. Jedes Detail von den Haaren bis hin zu einzelnen Gestiken war sorgsam aufgenommen und registriert worden. Ihm war jetzt klar, wo man die mechanischen Doppelgänger von Minister Minig und Flash angefertigt hatte. Mehr fand er jedoch nicht. Er wollte schon aufgeben, als er versehentlich einen Stapel leerer Kartons umstieß und dahinter eine Tür zu einem kleinen Kabinett fand. Er öffnete langsam die Tür. Vorsichtig tastete er sich im Dunkeln weiter, bis er plötzlich vor einem Androiden stand. Er ließ seine Taschenlampe aufleuchten und hielt den Atem an. Vor ihm stand Dr. Zarkov. Oder besser eine genaue Abbildung von Dr. Zarkov. Zarkov war verblüfft und erleichtert zugleich. »Was die wohl mit dir vorhatten, Bruder«, fragte er sich laut. 105
»Oh, das kann ich Ihnen genau erklären«, sagte eine dunkle Stimme direkt hinter ihm.
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XXV Flash kniete auf dem harten Gras nieder. Er prägte sich den Plan, den der alte Mann auf einem Blatt Pseudopapier gezeichnet hatte, genau ein. Flip, Jilian und Tad ließen sich neben Flash nieder. »Je mehr ich mir den Plan anschaue«, meinte Flash, »um so wahrscheinlicher kommt es mir vor, daß Pan seine Schallwaffe von der Hauptkontrollzentrale aus einsetzt. Am besten sehen wir uns den Raum zuerst an.« Sawtel fuhr mit der Spitze eines Stiftes über seinen improvisierten Stadtplan von Perfect City. »Wenn wir die Information in Betracht ziehen, die unser junger Freund durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten beschafft hat, wird Dale Arden hier festgehalten.« Sawtel benutzte wieder seinen Stift zur Demonstration. »Dieser Turm gehörte früher zu einer Art Zitadelle, einer imitierten altertümlichen Feste. Ich befürchte, daß Pan seinen Palast dort eingerichtet hat.« »Die Burg ist aber einige Kilometer von den Kontrolleinrichtungen entfernt«, gab Flash zu bedenken. »Ja, das ist das Problem, und wir müssen die unterirdischen Tunnel und Wege benützen, was einige Zeit in Anspruch nehmen wird«, stimmte der alte Mann Flash zu. »Sobald wir Dale haben, müssen wir sofort durch diese Seitenkorridore und dann hier raus.« Flash zeigte den Ausgang auf der Karte. »Genau«, meinte auch Sawtel. »Wenn Sie aber mehr über Pans technische Möglichkeiten erfahren wollen, müssen sie es schon vor Dales Befreiung herausbekommen.« »Okay, Oberguru. Wir haben kapiert.« Flip redete dazwischen und ignorierte die warnenden Blicke Jilians. »Du kannst dich schön auf uns verlassen.« »Wir müssen zuerst Dale retten«, entschied Flash. »Selbst wenn wir nichts anderes mehr tun können.« 107
»Wär doch ‘ne tolle Sache, wenn wir den alten Pan selbst in unsere Gewalt brächten«, schlug Flip vor. »Darauf können wir nicht spekulieren«, entgegnete Flash. »Okay, okay, Mann. War ja nur ein Vorschlag«, erwiderte der Gestaltenwechsler. »Ich will nur hoffen, daß ich bald einen weißen Kittel erwische.« »Hier präg dir diesen Punkt genau ein«, half der alte Mann weiter. »Ein paar hundert Meter weiter wirst du rechts in einem Seitengang Schränke mit der entsprechenden Kleidung finden.« »Phantastisch! Hoffentlich erkälte ich mich nicht, bevor ich an die Klamotten drankomme.« Flip berührte mit seinem ausgestreckten Finger seine Wangen. Er konzentrierte sich. Ganz allmählich verwandelte sich seine Haut in leuchtendes Grün. Flip war noch nicht zufrieden mit sich selbst. »Zuviel Gelb noch«, kritisierte er. Er konzentrierte sich wieder. Langsam verwandelte sich Flips Figur. Er schien fetter und gedrungener. Auch seine Haare verschwanden gänzlich, und eine glänzende Glatze vervollständigte das Bild des Cheftechnikers. Flip hielt seine Hände vor die Augen. Er war mit sich zufrieden. Währenddessen dämmerte schon die Nacht. Als der Nebel langsam zwischen den Bäumen aufstieg, machten sich Flash und der nun grüne Flip auf den Weg! * »Oh, Mann, schau dir diesen riesigen Kleiderschrank an! Und nicht einen großen Spiegel in der Nähe«, stöhnte Flip. »Pan scheint für Eitelkeit nicht viel übrig zu haben«, meinte Flash trocken. Sie hatten sich genau an die Anweisungen des alten Mannes gehalten und waren bequem und sicher durch das unterirdische Tunnelsystem eingedrungen. Die Sicherheitseinrichtungen ließen sich relativ leicht umgehen, wenn man wußte, wo entspre108
chende Vorsicht geboten war. Aber Flash war sich klar, daß sie auf die Dauer kaum unentdeckt bleiben würden. »Mensch, die Sache klappt bis jetzt doch prima. Schau mich doch an! Seh ich nicht einfach toll aus!« Flip war in Hochstimmung. »Du siehst sehr überzeugend aus«, bestätigte Flash. »Laß uns anfangen, Bruder.« Flip zog sich den Technikerkittel über und ging vorsichtig zur Tür. »Vergiß nicht das dämliche Lächeln, Typ!« Die ersten Sklaven, denen sie begegneten, schenkten Flash und Flip keine Beachtung. So waren sie schon weit ins Innere der Stadt vorgedrungen, ehe sie Schwierigkeiten bekamen. »Ich denke, du hast die Wache bei Kontrolle C übernommen, Markek.« Der Mann, der sie so ansprach, kam ihnen aus einem schwach erleuchteten Korridor entgegen. Er trug im Gegensatz zu den anderen keine der dunkelgetönten Sklavenkappen. »Ich glaube, der meint mich«, flüsterte Flip Flash schnell zu. »Was soll das heißen! Willst du mir Vorschriften machen? Kümmere dich um deine Angelegenheiten«, schnauzte Flip den verblüfften Mann an. Ungläubig schaute er Flip an. »Entschuldigung«, murmelte er nur noch und ging weiter. »Kann trotzdem sein, daß ich Markeks Stimme nicht so richtig getroffen habe«, gab Flip zu bedenken, als der andere verschwunden war. »Tad hat uns doch erzählt, wo Markek um diese Zeit etwa seine Mittagspause hält.« Hier endete der Hauptkorridor. Eine Serie Rampen, auf geschwungenen Pfeilern ruhend, kreuzte die riesige, drei Stockwerke hohe Halle, die vor ihnen lag. »Wenn man Sawtels Spekulationen und Tads Gedankenlesekunst vertrauen kann, hat Pan seine neue Ausrüstung in dieser Sektion untergebracht.« Flash zeigte auf eine orangene Rampe hinter sich. Nur noch ein paar Meter bis zum oberen Gang. Plötzlich kam ihnen ein plumper grüner Mann entgegen. Flip sah ihn zuerst. »Das gibt Ärger, Mann«, flüsterte er Flash zu. 109
Der originale Markek kam geradewegs auf sie zu. »Was soll das denn?« schrie Markek und fuchtelte aufgeregt mit seinen grünen Händen durch die Luft. »Das gehört wohl zu den unergründlichen Dingen im Leben, über die man soviel lesen kann«, meinte Flip freundlich. Der Cheftechniker war völlig verwirrt. Irgendwas stimmte da nicht und veranlaßte ihn, erst einmal Alarm zu geben. Er zog eine kleine goldene Pfeife aus seiner Kitteltasche und setzte sie an die Lippen. Weder Flash noch Flip hörten einen Ton. Aber die Sklaven reagierten sofort. Überall öffneten sich die Türen, und Sklaven mit Blastern und Stunnern stürmten auf sie ein. »Habe ‘ne Idee! Wir sehen uns noch«, rief Flip, rannte zum anderen Ende der Rampe und sprang zurück in die Halle. Ehe Flash ihm folgen konnte, hatten die ersten Sklaven den Raumpiloten schon erreicht. Flash entschied sich für den Nahkampf. Mit dem Fuß trat er dem ersten Angreifer die Waffe aus der Hand und schlug hart auf ihn ein. Der Sklave knickte zusammen, ohne sein idiotisches Lächeln aufzugeben. Sofort kamen andere Stadtbewohner ihrem Kameraden zu Hilfe. Zwei der kräftigsten Sklaven schlugen gleichzeitig auf Flash ein. Blasterstrahlen zischten an ihm vorbei. Unter den Hieben seiner Gegner ging Flash zu Boden, rollte sich aber so geschickt ab, daß er aus ihrer Reichweite kam. Die Blasterschüsse ließen befürchten, daß die Sklaven unter der Gehirnkontrolle auf ihre eigenen Gefährten keine Rücksicht nahmen. Flash sah sich eingekreist. Er stürzte sich auf die beiden nächsten Angreifer und riß sie mit sich über den Rand der Rampe. Im Fallen drehte sich Flash gewandt, so daß er beim Aufprall über den beiden Sklaven lag. Sie landeten einige Meter tiefer auf der nächsten Rampe. Mit zwei schnellen Schlägen kämpfte Flash sich frei und robbte weiter. Aber auch hier unten warteten schon neue Verfolger. Von beiden Seiten stürmten Pans Sklaven auf ihn zu. Ihm blieb nur ein schneller Sprung zur nächsten Rampe, die zwei Meter tiefer 110
verlief. In Gedanken ging er fieberhaft Sawtels Erklärungen zu der Halle mit den vielen Brücken und Rampen durch. Zwei Rampen weiter rechts mußte es einen kleinen Steg zu einem Notausgang geben. Die Frage war, wie er dorthin kommen sollte. Er spurtete in die Richtung des Stegs. An der Jagd auf Flash waren jetzt über fünfzig Sklaven beteiligt, zu denen ständig neue Verfolger stießen. Überall versuchte man ihm den Weg abzuschneiden. Aber alles geschah lautlos, kein Sklave sprach ein Wort. Die Lautlosigkeit der Jagd war unheimlich und gab Flash das Gefühl, daß seine Gegner nicht aus Fleisch und Blut waren. Mit einem weiteren Sprung kam er dem Notausgang eine Rampe näher. Nach der Landung blickte er sich schnell um. Ein hohes Sirren umgab ihn plötzlich. Als er weiterlaufen wollte, konnte er das rechte Bein nicht mehr bewegen. Auf der Rampe über ihm standen zwei Sklaven, die ihre Stunner auf ihn abschossen. Bevor Flash richtig begriffen hatte, daß sie ihn mit ihren Schockstrahlen erwischten, waren ein Dutzend andere Sklaven über ihm.
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XXVI Langsam ließ Zarkov seine Hände zur Seite gleiten und drehte sich um. »Ich werde auch älter«, meinte er bekümmert. »Ich habe Sie nicht hereinkommen gehört.« »Ich war schon hier«, tröstete der General Zarkov spöttisch. General Yale hielt in seiner dünnen, klauenartigen grünen Hand einen Blaster, mit dem er auf Zarkov zielte. »Komisch, daß ich Sie nicht bemerkte.« »Oh, ich lag hinten auf dem Tisch«, erklärte der grüne General. »Sie haben mich wahrscheinlich für einen Androiden gehalten«, er lachte verächtlich. »Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, Sie zu überraschen.« »Warum haben Sie denn nicht versucht, Ihre Untergebenen zu befreien?« »Wissen Sie, es machte mir mehr Spaß zuzuhören und abzuwarten.« Zarkov zeigte auf sein androides Ebenbild. »Was soll der Pappkamerad hier? Was haben Sie vor?« »Das ist nur ein Teil eines ausgeklügelten Planes, Doktor«, erklärte Yale. »Morgen nachmittag wird Pan die Macht übernehmen. Sie können es überall im Rundfunk verfolgen.« »Er wird ein Ultimatum stellen?« »Genau. Unser jetziger Präsident Bentancourt wird seine Kapitulation bekanntgeben müssen. Sollte er sich wider Erwarten sträuben, müssen wir ihn leider aus seinem Amt entfernen. Eventuell nicht nur aus seinem Amt, wenn Sie verstehen, was ich meine.« »Wahrscheinlich auf die gleiche Art, wie sie mich im Hafen entfernen wollten.« Der dürre General nickte zustimmend. »Ich werde es Ihnen erklären. Egal wie beschäftigt der Präsident auch sein sollte, wird er doch einen so wichtigen Wissenschaftler, wie Sie es sind, stets empfangen. Nur er wird nicht viel Gelegenheit ha112
ben, mit Ihnen zu sprechen. Eine kleine, aber effektvolle Explosion wird seinen Wissensdurst für immer stillen.« »Und Sie sind überzeugt, daß der neue Vizepräsident und das ganze Kabinett eher der Kapitulation zustimmen?« »Sie können sicher sein, sie werden es tun!« Yale machte einen sehr überzeugten Eindruck. »Also alles bis in letzte Detail vorbereitet?« »Fast. Nur die Bombe müssen wir noch in Ihr Duplikat einbauen.« »Werden Sie meinen Zwillingsbruder solange hierbehalten?« Zarkov zeigte auf den Androiden. »Zwillingsbruder ist gut. Ich sehe, daß Ihnen unser kleines Spielzeug gefällt. Jedes Detail ist liebevoll nachempfunden. Wir werden ihn heute abend noch wegbringen. Aber ich glaube, der Präsident ist einsichtig genug, so daß wir die Hilfe Ihres Duplikates nicht brauchen werden.« Zarkov trat einen Schritt zurück. »Okay, jetzt weiß ich, was Sie mit dem Androiden-Zarkov vorhaben. Und was wird aus dem lebenden Zarkov?« »Kein Problem. Wir werden den ursprünglichen Plan weiterverfolgen. Wir werden Sie an einem sicheren, nicht allzu schönen Platz festsetzen,« erklärte Yate bereitwillig. »Wenn Pan erst an der Macht ist, werden wir für einen Mann wie Sie gute Verwendungsmöglichkeiten finden. Für einen Mann mit Ihren Qualifikationen gibt es immer eine Aufgabe.« Wieder wollte sich Zarkov in Gedanken an seinen Bart greifen. »Jetzt habe ich es? Ich wußte doch die ganze Zeit, daß an diesem Zarkov-Verschnitt was falsch ist. Der Präsident wird ihn sofort als Fälschung erkennen.« Verblüfft schaute Yale Zarkov an. »Sie meinen, der Präsident hat sie schon ohne Bart gesehen?« »Ja, ich habe eben noch kurz mit ihm gesprochen«, antwortete Zarkov. »Wissen Sie, ich brauchte seine Hilfe, um möglichst 113
schnell und unbürokratisch an den Gleiter zu kommen.« Zarkov räusperte sich. »Aber es ist nicht nur der Bart. Es sind die Augen!« »Was ist mit den Augen?« »Falsche Augenfarbe. Besonders das linke Auge ist einfach schlecht geworden.« Zarkov schüttelte über solchen Dilettantismus ärgerlich den Kopf. »Lassen Sie sehen.« Yale trat dicht an Zarkov heran. Das war der Moment, auf den der Wissenschaftler gewartet hatte. Mit einem gekonnten Handkantenschlag auf Yales Arm beförderte er die Waffe auf den Boden. Blitzschnell bekam er den Androiden-Zarkov zu fassen und benutzte ihn als Schlagwaffe gegen Yale. Die beiden Köpfe knallten hart aufeinander. Es klang ausgesprochen hohl. »Es wird immer verwirrender«, knurrte Zarkov. Mit dem einen Fuß trat er auf Yales Arm, mit dem anderen Fuß stieß er die Waffe aus seiner Reichweite. Aber Yale bewegte sich nicht mehr. Als Zarkov sein Duplikat zur Seite rollte, um sich eingehender mit Yale zu beschäftigen, wollte er seinen Augen nicht trauen. Aus Yales Ohr stieg eine dünne Rauchschwade. Die Sicherungen waren durchgebrannt. »Verdammt noch mal,« fluchte Zarkov laut, »schon wieder so ein Androide. Gibt es in Estampa nur noch diese Blechköpfe? Wer zur Hölle ist denn nun Pans Verbindungsmann in Estampa?«
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XXVII Flash öffnete die Augen, aber um ihn herum blieb alles dunkel. Er lag auf einem weichen ausgelegten Boden, von totaler Finsternis umgeben. Er konnte seine Umgebung nicht optisch wahrnehmen, doch sein Gefühl sagte ihm, daß er sich in einem geschlossenen Raum befand. Langsam richtete er sich in eine sitzende Stellung auf. Die Schwärze um ihn war bedrückend. Er streckte eine Hand in die Höhe, während er sich langsam weiter aufrichtete. Etwas unsicher kam er auf die Beine. Wie erwartet, fühlte er keine Decke über sich. Trotzdem blieb der Eindruck, daß der Raum nicht sehr groß war. Mit einer Hand nach oben und der anderen zur Seite ausgestreckt, fühlte er sich vorsichtig durch den Raum. Bald erreichte er eine Wand, die mit dem gleichen Material ausgeschlagen war wie der Fußboden. An der Wand entlang arbeitete er sich langsam weiter. Er stellte fest, daß der Raum tatsächlich nicht groß sein konnte und es nirgendwo einen Hinweis auf eine Tür gab. Nur an einer Stelle wurde die Wand von einem großen ovalen Fenster aus Syntho-Glas unterbrochen. Eine Weile blieb er bei dem Fenster, aber er konnte keinen Riegel oder ähnliches ertasten. Schließlich kehrte er in die Mitte seines Gefängnisses zurück. Er vermutete, daß man ihn durch eine Öffnung in der Decke in den Raum gebracht hatte. Im Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Dinge zu warten, die Pan mit ihm vorhatte. Etwa eine Stunde verstrich, ohne daß sich etwas rührte. Dann begann es unmerklich heller zu werden. Die Helligkeit nahm so langsam zu, daß es fast eine weitere Stunde dauerte, bis Flash seine Umgebung deutlich erkennen konnte. Das Licht kam aus einer Röhre, die quer über die Decke lief. Die Wände waren in einem elfenbeinernen Weiß gehalten. Das blaue Licht in dem weißen Raum rief eine eigenartige Benommenheit hervor, ge115
gen die Flash verzweifelt ankämpfte. Flash fühlte Pans Anwesenheit, bevor er den Mann sah. Er drehte sich um, und da stand der bärtige Mann hinter dem ovalen getönten Fenster. »Guten Abend, Flash Gordon«, grüßte Pan mit einem zufriedenen Lächeln auf den fleischigen Lippen. Seine Stimme wurde über einen Lautsprecher an der Decke in Flashs Gefängnis übertragen. »Sie sind Pan?« fragte Flash. »So nennt man mich.« »Dale Arden ist Ihre Gefangene?« »Sie ist hier«, antwortete Pan, wobei sein Lächeln sich noch vertiefte, »aber als freiwilliger Gast, nicht als Gefangene. Jedenfalls fühlt sie sich inzwischen sicher als Gast.« »Keine sehr glaubwürdige Versicherung.« »Das mag Ihnen so erscheinen, aber Sie werden bald Gelegenheit bekommen, Dales Freude an meiner Gastfreundschaft zu teilen«, versicherte Pan. Er beugte sich dicht an das Fenster. »Es gibt da nur noch ein paar Dinge, die ich gerne von Ihnen wüßte, Gordon. Wenn Sie meine Fragen bitte beantworten würden, damit ich Ihnen alle Unannehmlichkeiten ersparen kann! Also, wie sind Sie in die Stadt gelangt?« Flash zuckte die Achseln und machte eine vage Geste mit den Händen. »Einfach so. Die Tunnel herunter, und da bin ich.« »Dumme Scherze können Sie sich sparen!« knurrte Pan. »Wie haben Sie Perfect City gefunden? Wie konnten Sie in den Sperrsektor hier in der Stadt eindringen?« Falls Pan nicht bluffte, wußte er noch nichts von Flips Rolle bei Flashs Kommandounternehmen. Also mußte es Flip geschafft haben, beim Angriff der Sklaven zu entkommen. »Es gab Hinweise, daß Ihr Hauptquartier in dieser Gegend zu finden sein mußte«, erklärte Flash gleichmütig. »Als Sie mein Schiff unter Ihre Kontrolle brachten, wußte ich natürlich sofort, 116
daß ich hier richtig war. Die Zeit nach dem Absprung habe ich damit verbracht, einen Eingang zu suchen. Heute nachmittag beobachtete ich einige Ihrer Leute, die aus einem versteckten Tunnel kamen.« »Ach, tatsächlich? Und wieso tragen Sie die Kleidung eines meiner Sklaven?« »Sie sehen also in Ihren eigenen Leuten Sklaven? Nun, Sie müssen es ja wissen. Ich habe einen Ihrer ›Sklaven‹ aufgelauert und Glück gehabt. Als sich einer von der Truppe entfernte, konnte ich ihn abfangen und mir seinen Sklavendreß ausleihen. Sie dürften den ärmsten irgendwo draußen unter einem dichten Busch finden.« »Der Helm, den Sie tragen, wurde so bearbeitet, daß seine Elektronik ausfiel«, überlegte Pan laut. »Das schien mir als Vorsichtsmaßnahme angebracht, bevor ich so ein Ding aufsetzte«, beruhigte ihn Flash. »Von einer der Patrouillen, die ich auf ihre Fährte gesetzt habe, ist niemand zurückgekehrt«, bohrte Pan weiter. »Aber das waren sechs Mann, Flash Gordon, nicht einer. Wollen Sie ernsthaft behaupten, Sie haben, auf sich allein gestellt, sechs Männer überwältigt?« »Nein, das habe ich auch nie erzählt«, entgegnete Flash. »Vielleicht sind Ihre Sklaven nur das perfekte Leben in Perfect City leid gewesen und haben sich abgesetzt.« »Das dürfte ausgeschlossen sein«, behauptete Pan. Er zog sich einige Schritte von dem Fenster zurück. »Sie waren in der Hauptstadt von Estampa, als ich meine Todesharmonie zum ersten Mal erklingen ließ?« »Ja, ich hatte das Vergnügen.« »Dann wird es sie nicht überraschen, daß ich auch andere Verwendungszwecke für meine Schallwellen gefunden habe. Etwa zur Unterstützung der Aussagewilligkeit von Gefangenen.« Pan lachte höhnisch. »Wenn Sie Ihr uneinsichtiges Verhalten nicht aufgeben und mir eine vernünftige Erklärung für 117
Ihr Auftauchen geben …« Er beendete den Satz, indem er an dem Kontrollpult, neben dem er jetzt stand, eine Schaltung vornahm. Ein schriller Ton dröhnte aus dem Lautsprecher in der Zelle. In den ersten Sekunden beeinträchtigte der Ton Flash nicht, aber dann begannen Flashs Zähne und Knochen zu vibrieren. Er fühlte seinen Schädel unter der Kopfhaut prickeln. Unwillkürlich legte er die Hände über die Ohren, um den immer schmerzhafter werdenden Ton abzuwehren, aber die Schwingungen wirkten direkt auf seinen ganzen Körper ein. Dann brach das Geräusch abrupt ab. Pan bewegte die Lippen, aber Flash konnte nicht verstehen, was er sagte. »Antworten Sie!« rief Pan. »Ich … kann … nicht hören … was …« »Ich fragte, ob Sie meine Fragen jetzt beantworten wollen.« »Ich habe Ihnen doch schon alles gesagt.« Ein neuer Ton, noch schriller als der erste, bohrte sich in Flashs Schädel. Seine Knochen zitterten. Er wurde geschüttelt, wie eine Maus in den Zähnen einer Katze. Jemand schrie. Flash war sich nicht sicher, ob er selbst geschrien hatte. Die Vibration schien seinen Körper zerreißen zu wollen. Zusammengekrümmt stolperte er auf das Fenster der Zelle zu. »… reden Sie … jetzt bereit?« Pan fragte irgend etwas Unverständliches. »Was?« »Reden Sie endlich!« »Nein.« »Wir können gerne noch eine Weile weitermachen«, warnte ihn Pan und berührte einen anderen Schalter. »Das kann noch lange dauern.« Aber es dauerte nicht mehr lange. Diesmal war der Ton so schrill und schmerzhaft, daß Flash nach weniger als einer Minute die Besinnung verlor. 118
XXVIII Von der See her schob sich eine Nebelbank über den Hafen. Die schwebenden Lichtkugeln in den Straßen des Hafenviertels schimmerten trübe durch den Dunst. Ein privater Gleiter senkte sich leise durch den Nebel und landete auf einem verlassenen Platz hinter einer dunklen Lagerkuppel. Die Tür des Gleiters wurde hochgeklappt. Ein mittelgroßer Mann in einem zerknautschten zweiteiligen Fluganzug stieg aus und marschierte zu der Lagerkuppel. Der Türcomputer erkannte den Ankömmling. Ein Panel in der Wand des Gebäudes glitt zur Seite. Dr. Nazzaro rieb sich mit einem Synthotuch den Schweiß von der Stirn. Trotz seiner Anspannung fühlte er schon den Triumph des kurz bevorstehenden Sieges. Die Machtübernahme war nur noch eine Frage der Zeit. Während der gebeugte Mann durch die Flure der als Lagerhaus getarnten Kuppel schritt, leuchteten rings um ihn die Wände der Sektionen auf, die er gerade durchquerte. Im Zentrum der Kuppel erreichte er einen kreisrunden Laborraum. Neben einem schwebenden Arbeitstisch stand ein großer Synthokarton. Mit seinem schlurfenden Schritt näherte sich der alte Mann dem Behälter. Noch bestand die Hoffnung, daß er den Inhalt gar nicht einsetzen mußte. Der Minister gestand sich ein, daß er den Präsidenten nicht gerne opferte, auch wenn der Mann ein ausgemachter Narr war. Vielleicht konnte Bentancourt überredet werden, sich Pan ohne Widerstand zu unterwerfen. Dr. Nazzaro hob den Deckel des Behälters vorsichtig ab. »Wunderbar«, murmelte er begeistert. »Das getreue Abbild dieses Egozentrikers. Die arrogante Nase, der überhebliche Zug um den Mund, der lächerlich zerzupfte Bart. Dr. Zarkov wie er leibt und lebt. Darauf muß Bentancourt einfach hereinfallen. Ich darf nicht vergessen, die Stimme laut genug einzu119
stellen.« Den Behälter offen lassend, langte Nazzaro nach einem Instrumentenkasten auf dem Arbeitstisch. Er nahm einige blitzende Werkzeuge aus der Box. Jetzt mußte er noch den Auslöser für die Bombe einstellen und den Androiden aktivieren. Dann war das Schicksal des Präsidenten besiegelt, falls er sich nicht sofort zur Übergabe von Estampa bereit erklären würde. Nazzaro beugte sich über den Karton. Zwei starke Hände schossen hoch und umklammerten Nazzaros Handgelenke. Der Mund des Ministers öffnete sich in ungläubigem Staunen, aber er brachte nur ein trockenes Röcheln heraus. »Arrogante Nase, wie?« knurrte Zarkov und richtete sich auf, so daß seine Nase nur noch Zentimeter von der Nazzaros entfernt war. »Über den Kommentar zu meinem Bart will ich ja noch mal wegsehen, weil er nicht meiner ist.« »Nicht Ihr Bart?« »Ich habe ihn mir von eurem Androiden ausgeliehen.« Den anderen Mann fest im Griff haltend, stieg Zarkov aus dem Karton. »Ausgeliehen? Ich verstehe nicht … Das Yale-Double hat mich doch vor einer halben Stunde informiert, daß Sie gestunnt auf einem Kahn im Hafen liegen, bewacht von Glenna und Hasp.« »Es bereitete mir keine besonderen Schwierigkeiten, alles zu erfahren, was Ihr Yale-Androide in seinem Kunstgehirn gespeichert hatte, auch nicht, ihn an das Visiophon zu stellen und Ihnen erzählen zu lassen, alles sei glatt verlaufen«, erklärte Zarkov. Er drehte Nazzaro mit einem Ruck einen Arm auf den Rücken, preßte den Mann gegen den Arbeitstisch und zog ihm einen Blaster aus der Tasche. Dann stieß er Nazzaro von sich und hielt den Minister mit seinem eigenen Blaster in Schach. Nazzaro gewann die Balance zurück und strich seine zerknitterte Kombination glatt. »Sieht so aus, als hätte ich Sie unter120
schätzt, Doktor.« »Sieht so aus«, stimmte Zarkov zu. »Sie werden noch feststellen können, daß ich kein größenwahnsinniger Egozentriker bin, sondern einfach ein Mann, der seine außerordentlichen Fähigkeiten sehr gut einschätzen kann und sein Licht nicht unter den Scheffel stellt, falls Sie diese irdische Ausdrucksweise verstehen.« »Dann hatten Sie mich die ganze Zeit im Verdacht?« »Nicht bevor ich herausfand, daß Yale nur eine Blechimitation war«, erwiderte Zarkov. Mit der freien Hand riß er sich den Bart vom Kinn. »Aber dann fiel mir doch auf, daß Sie zu den wenigen Leuten gehörten, die mitbekommen haben konnten, wie Minig um Flashs Besuch bat, und wußten, daß ich hinter dem Piloten her war, der Flash damals abholte. Also habe ich erwartet, daß Sie den Deckel heben würden, Nazzaro.« »Das ist alles eine sehr unangenehme Angelegenheit.« Nazzaro rieb weiter an seiner Kombination herum. »Was hat Ihnen Pan versprochen?« »Mehr als ich jetzt habe. Mehr Macht.« »Man hält Sie für einen von Bentancourts besten Männern, einen erfolgreichen und loyalen Minister.« »Auch ein guter, loyaler Mann kann feststellen, daß er eigentlich mehr will, als er auf legalem Wege erreichen kann«, gestand Nazzaro ein. »Besonders nachdem ich Glenna kennenlernte, begann ich …« »Die alte Geschichte!« dröhnte Zarkov dazwischen. »Wo ist Glenna?« »Ich habe Sie der Polizei übergeben«, antwortete Zarkov. »Inspektor Car beschäftigt sich gerade mit ihr. Bei dieser Gelegenheit können Sie mir auch sagen, wo sich Dale Arden befindet?« »Sie ist in Pans Gewalt.« »Wo? In dieser komischen Stadt im Dschungel von Mazda?« »In Perfect City«, stellte Nazzaro unangenehm berührt rich121
tig. »Ich versichere Ihnen, Perfect City ist ein paradiesischer Platz, was immer Sie auch von Pan denken mögen.« »Was ist mit Flash Gordon?« »Über Gordon weiß ich nichts«, sagte der Mann. »Pan hat seinen Gleiter, aber nicht Gordon selbst. Das geht jedenfalls aus den letzten Berichten hervor, die ich aus Perfect City erhalten habe.« »Wo ist denn der echte General Yale abgeblieben?« »Er befindet sich ebenfalls in Perfect City. Sein AndroidenDouble hat erst vor etwa zwei Monaten seine Rolle übernommen.« Zarkov holte aus seiner Tasche die Lügendetektor-Scheibe. »Ich werde diesen Pan bald besuchen«, verkündete er dröhnend. »Sie werden Pan auf dem üblichen Kommunikationswege unterrichten, daß hier alles bestens läuft, daß der arrogante, egozentrische Zarkov auf einem Kahn im Hafen dahindämmert und daß sein Double morgen seinen großen Auftritt haben wird, mit Blitz und Donner sozusagen. Dann erzählen Sie mir alles über Perfect City und wie ich am besten in diesen Palast unseres gemeinsamen Freundes gelange, ohne ihn damit zu früh zu beunruhigen.« »Ich bin nicht bereit«. Die Scheibe wurde gegen seine Brust gepreßt, und Nazzaro konnte seinen Protest nicht mehr vollenden.
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XXIX Sawtel stand mit gebeugtem Kopf in der Dunkelheit der Dschungelnacht. »Wie sieht es aus, Tad?« Er blickte den jungen Telepathen bei dieser Frage nicht an. »Flip ist noch immer auf freiem Fuß«, antwortete der Junge mit den Parafähigkeiten. »Er hat so etwas wie einen Plan. Seine Gedanken sind mir wie immer ein bißchen zu durcheinander, aber soweit ich ihnen folgen kann, scheint er von seinen Erfolgschancen viel zu halten.« »Einen Plan, Flash und das Mädchen zu befreien?« erkundigte sich der Alte. »Ja, nur kann ich natürlich nicht sagen, ob die Sache in Wirklichkeit so einfach ist, wie sie in seinen Gedanken aussieht.« »Flash ist noch immer gefangen?« »Pan hat ihn gefoltert«, erzählte Tad. »Die Folter erfolgte mit Hilfe von Pans Schallinstrumenten. Im Augenblick ist Flash nicht mehr bei Besinnung, und Pan hat ihn wieder allein gelassen. Aber er wird bald zurückkehren und die Folter fortsetzen. Ich fühle deutlich, daß er Flash umbringen will, auch wenn er seinen Willen mit der Schallfolter brechen sollte.« Jilian gesellte sich zu den beiden. »Du kennst als einziger die geheimen Eingänge der Stadt, Sawtel«, sagte sie. »Du weißt, wie wir unbemerkt in Pans Folterkammern eindringen können. Los, sag uns, was wir tun müssen, damit wir Flash herausholen können. Tad und ich machen uns sofort auf den Weg.« Der Bart des alten Mannes sträubte sich, als er entschieden den Kopf schüttelte. »Es ist zu gefährlich«, brummte Sawtel. »Aussichtslos.« »Vergib mir, Sawtel«, warf Tad ein, »aber ich habe gerade deine Gedanken gelesen. Ich glaube, wir sollten versuchen, an was du gerade gedacht hast.« »Sag schon, an was du gedacht hast«, drängte auch das rothaarige Mädchen. 123
Stirnrunzelnd gab Sawtel seinen Widerstand auf. »Ich weiß, wie man zu den Kontrolleinrichtungen vordringen könnte. Mit viel Glück könnte es mir sogar gelingen, in die Energiezentrale von Perfect City einzudringen und dort auf die richtigen Knöpfe zu drücken.« »Du willst damit sagen, du könntest eventuell die Sklavenkappen abschalten?« wollte Jilian wissen. »Ja«, bestätigte der alte Mann, »mit viel Glück, wie ich schon sagte.« »Und während du dich um die Zentrale kümmerst, könnten Jilian und ich uns den Palast dieses verfluchten Sklavenhalters vornehmen und versuchen, Flash, Dale und Flip herauszuholen«, schlug Tad vor. Die befreiten Sklaven, die sich den dreien angeschlossen hatten, lauschten schweigend dem Gespräch. »Ich muß mir einfach eingestehen«, eröffnete Sawtel, »daß das, was ich jetzt vorschlage, schon seit ich aus Perfect City geflohen bin, für mich möglich gewesen wäre. Aber ich bin wohl ein Feigling. Anstatt selbst zu handeln, habe ich versucht, eine Armee aufzubauen. Ich hätte die letzten Monate nicht damit verschwenden dürfen. Ich bin selbst mitverantwortlich für alles, was Pan dank meiner arglosen Dummheit aus Perfect City machen konnte.« »Es wäre sicher die bessere Strategie, einige hundert gut ausgebildeter Guerillas hinter uns zu haben«, antwortete Jilian. »Aber wenn wir heute schon etwas tun können, dann müssen wir sofort handeln. Ich will Flash Gordon nicht sterben lassen!« »Ich sehe jetzt, daß alles immer nur schlimmer geworden ist«, sagte der alte Mann mehr zu sich selbst. »Vielleicht begreife ich jetzt auch erst wirklich, was ich zu tun habe. Ich war so begeistert von dem, was Pan vorgab mit der Stadt erreichen zu wollen, und dann mußte ich plötzlich erkennen, daß seine ganzen humanistischen Ideale nur Lügen waren. Damals hätte ich nicht fortlaufen dürfen – ich hätte kämpfen müssen. Schon 124
damals hätte ich dem allen ein Ende machen müssen. Ich hätte ihn aufhalten müssen!« »Wir werden ihn jetzt aufhalten«, versicherte Jilian. Nach einigen Sekunden nickte Sawtel. »Ja, das werden wir. Ich werde diese Sache endgültig hinter mich bringen.« Er griff nach Tads Hand. »Lies jetzt meine Gedanken. Du findest in ihnen den sichersten Weg nach Perfect City und in den Sperrsektor der Stadt. Von dort könnt ihr das Gebäude erreichen, das Pan zu seinem Palast gemacht hat.« »Ja, ich habe alles in mich aufgenommen«, sagte Tad mit halbgeschlossenen Augen. »Moment noch, Sawtel. Geh noch einmal die Tunnelabzweigung unter der Hydro-Anlage mit deinen Gedanken durch. Ja, danke. Jetzt hab’ ich wirklich alles.« Er öffnete die Augen wieder und lachte. »Nein, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde mich ganz nach Jilians Anweisungen richten und nichts Unüberlegtes unternehmen.« »Ich hätte nicht gedacht, daß du diesen flüchtigen Gedanken auch noch mitbekommen hast«, lächelte der alte Mann. »Aber ich bitte euch beide, seid vorsichtig! Wir wissen, was Pan den Menschen in Perfect City angetan hat, was er mit Flash Gordon vorhat. Ihr müßt mit größter Umsicht vorgehen.« Er streckte Jilian die Hand entgegen. »Ich brauche einen Stunner.« Das Mädchen kramte in seinem Rucksack. »Hoffentlich kommst du nicht in eine Lage, in der du auf einen Stunner angewiesen bist.« Der alte Mann nahm die Waffe in Empfang und schwieg. Jilian wandte sich an die befreiten Sklaven. »Wenn ihr wollt, könnt ihr hier auf uns warten«, erklärte sie ihnen. »Sollte alles klappen, sind vielleicht bald einige eurer Verwandten oder Freunde ebenfalls befreit.« Einige Minuten später arbeiteten die drei sich durch den nächtlichen Dschungel zu den Eingängen der unterirdischen Stadt vor. 125
XXX Flash wußte, daß einige Zeit verstrichen sein mußte. Er war wieder in der Dunkelheit erwacht. Er setzte sich auf und stöhnte. Seine Knochen fühlten sich, als habe man sie ihm einzeln aus dem Leib gerissen. Sein Kopf pochte in einem kaum erträglichen Schmerz, und als er versuchte sich ganz aufzurichten, wurde ihm schwindlig. Vorsichtig ließ Flash sich wieder auf dem weichen Boden nieder. Trotz der Schmerzen beschäftigten sich seine Gedanken fieberhaft mit der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Das blaue Licht flammte plötzlich wieder auf. Diesmal war es sofort schmerzhaft hell. Auch in dem Beobachtungsraum hinter dem Fenster wurde das Licht eingeschaltet. »Sie sehen nicht sehr erholt aus, Gordon«, kam Pans spöttische Stimme aus dem Lautsprecher in der Decke der Zelle. Flash kam mühsam wieder auf die Beine und wandte sich dem bärtigen Foltermeister hinter dem Fenster zu. »Es scheint, daß die erste Behandlung für Sie noch nicht gereicht hat«, bemerkte Pan kalt. »Sie können noch stehen. Eine bemerkenswerte Kondition, die wir in den nächsten Stunden noch eingehend testen werden.« Pans Lachen hallte durch Flashs Gefängnis. Flash antwortete nicht. »Ohne Zweifel dürfte Ihnen längst klar sein, daß ich mich mit Ihnen eigentlich nur amüsiere, Gordon«, eröffnete Pan. »Ich möchte Ihnen gerne einen kleinen Eindruck von der Macht, die mir zur Verfügung steht, mitgeben. Mit Hilfe meiner Schallwellen werde ich schon bald diese Welt beherrschen. Aber natürlich habe ich es nicht nötig, Sie mit meinem Spielzeug zum Reden zu zwingen.« »Sie möchten gern etwas experimentieren, Pan.« »Genau«, bestätigte Pan. »Aber wenn ich nur wissen wollte, was Sie hierhergebracht hat, genügte es Ihnen, diesen Helm 126
über die Heldenstirn zu streifen, und Sie würden alles tun, wozu ich Sie auffordere. « Er hielt eine Sklavenkappe vor das Sichtfenster. »Damit Sie einen besseren Eindruck davon bekommen, wie ausgezeichnet diese geniale Kopfbedeckung funktioniert, habe ich jemanden mitgebracht, der sich gerne unser weiteres Verhör ansieht.« »Dale«, stöhnte Flash. Das Mädchen war neben Pan erschienen. Sie trug eine der Sklavenkappen. Sie blickte Flash gleichgültig durch das ovale Fenster an, ein leeres Lächeln auf den Lippen. »Sag Flash Gordon ›Guten Tag‹, mein Schatz«, bat sie Pan. »Guten Tag, Flash Gordon«, sagte Dale mit flacher Stimme. »Pan, Sie Teufel!« Flash hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Fenster. Dann schrillte wieder der Ton aus dem Lautsprecher über Flashs Kopf. Die Schallwellen waren schmerzhafter, viel schmerzhafter als beim letzten Mal. Dale lächelte teilnahmslos durch das Fenster. Manyon, Pans schwergewichtiger zweiter Mann, schlich fast durch seine Privaträume, so vorsichtig bewegte er sich. Verstohlen bückte er sich vor einem Regal und zog einen handgroßen Recorder unter dem Möbel hervor. Dann nahm er aus der Tasche seines Hausmantels eine Micro-Kassette, die man erst heute morgen für ihn eingeschmuggelt hatte. Lächelnd ließ der grüne Mann sich in einen schwebenden Armsessel sinken und schob die Kassette in das kleine Wiedergabegerät. Er preßte die winzigen Kopfhörer gegen die Ohren und lehnte sich zurück. Pandorischer Jazz mit hämmerndem Baß und brausendem Piano füllte seine Ohren. Eine beliebte Band, aber genau die Art von Musik, die Pan in Perfect City um keinen Preis duldete. Manyon schloß die Augen, hämmerte den Rhythmus mit den Fingern auf die Sessellehne. »Du Narr! Feierst du so das Nahen meines größten Triumphes?« 127
Manyon riß die Augen auf. Die Kopfhörer fielen ihm aus den Ohren. »Ich bin gerade dabei, frühere Reden von Ihnen abzuhören, Meister Pan, um besonders brillante Formulierungen für …« »Genug mit Ihren dummen Ausflüchten!« Pan stand wenige Schritte vor dem sitzenden Mann, einen dunklen Mantel um die Schultern geschlungen. »Haben Sie die Schlüssel zu den Zellen der Gefangenen?« »Selbstverständlich, Meister Pan«, antwortete der grüne Mann. Er erhob sich und ließ dabei den Recorder unauffällig hinter den Sessel gleiten. »Sie wissen ja, daß nur wir beide die Schlüssel haben, weil ich der einzige bin, dem ihr …« »Ich brauche den Schlüssel zu Flash Gordons Zelle«, verlangte Pan. »Und zu dem Raum, in dem Dale Arden festgehalten wird.« »Hier, Sir. Da haben Sie den Schlüssel zu Gordons Raum.« Er hatte einen Schlüsselring aus seinem Mantel gezogen. »Aber Sie haben doch sicher nicht vergessen, Meister Pan, daß Dale Arden inzwischen eine Sklavenkappe trägt und nicht mehr eingeschlossen ist.« Er beugte den Kopf zur Seite und musterte seinen Führer eindringlich. »Eigentlich war ich überzeugt, Sie würden sich gerade im Augenblick mit Flash Gordon beschäftigen.« »Und deshalb dachten Sie, jetzt wäre die richtige Zeit, sich Ihrem verbotenen und primitiven Vergnügen hinzugeben, Sie Verräter!« Pan packte den grünen Mann bei den Schultern. »Eines muß Ihnen ab heute ein für allemal klar sein, Manyon.« »Was, Meister Pan?« »Tja, Alterchen, einmal bin ich nicht dein Oberschurke Pan. Kapiert? Und dann, mußt du jetzt ein kleines Nickerchen machen, alter Trottel! Du bist doch nicht nachtragend?« Manyons Lippen formten ein ungläubiges »Oh«. Etwas knallte gegen sein Kinn. Dann wurde es dunkel, aber sein letzter Eindruck war, von seinem eigenen Spiegelbild niedergeschlagen zu werden. 128
XXXI Der Korridor schien endlos zu sein und verschwand in der Ferne im blaßgelben Licht der nackten Leuchtröhren. Drei Sklaven in schwarzen Umhängen marschierten lautlos durch den Gang. Sie verschwanden um die Ecke einer Kreuzung im Hintergrund. Eine Minute verging, dann hob sich plötzlich ein kreisförmiges Segment des Bodens. Sawtel zwängte sich durch die Öffnung. Er war allein. Behutsam schloß er die verborgene Falltür wieder hinter sich. Danach war im Boden des Ganges keine Spur mehr von der Öffnung zu sehen. Der weißbärtige Mann ging mit entschlossenem Schritt durch den Gang. An der Kreuzung erschien ein Sklave. »Halt!« befahl er dem alten Mann. »Wie kommen Sie …« Sawtels Stunner sirrte. Er hielt die Waffe unter seinem weiten Gewand verborgen ständig schußbereit. Der Sklave kam einen Schritt auf Sawtel zu und erstarrte gelähmt unter dem Schockstrahl. Sawtel rannte zu dem Gelähmten. Er schob ihn zur Seite. Die Hände des Alten wanderten mit geübten Bewegungen über die Wand des Ganges. »Hier muß es sein«, murmelte er. Ein Teil der elfenbeinfarbenen Wandverkleidung glitt zur Seite. Dahinter war ein kleiner Raum mit einer Löschanlage zu sehen. Sawtel schob den gestunnten Sklaven in die Öffnung. »Hier bist du gut aufgehoben. Vielleicht ist alles vorbei, wenn du wieder aufwachst.« Die Wand schloß sich wieder. Der Eindringling setzte seinen Weg durch den Gang der unterirdischen Stadt, bei deren Bau er selbst mitgeholfen hatte, fort. Am Ende des Ganges gelangte er zu einer dreifachen Gabelung. Ohne zu zögern wählte er den Gang mit dem blauen Licht, der sich in engen Kurven in die Tiefe wand. Nach vielen Drehungen und Windungen leuchtete über Sawtel eine Warnlampe auf und zeigte ihm an, daß er sich der ge129
sperrten Steuersektion der Stadt näherte. Der alte Mann begann wieder über die Wand zu tasten und fand schnell die gesuchte Kontaktplatte, mit der sich der Zugang zu dem Versorgungsschacht hinter der Wand öffnen ließ. Sawtel kletterte durch den schmalen Einstieg und schloß die Wand wieder hinter sich. Eine rote Notbeleuchtung flammte auf. Vor Sawtel verschwanden die Kabel der Energieversorgung von Perfect City in einem großen Loch im Boden der kleinen Kammer. Neben den Kabeln führte eine Leiter in die Tiefe. Auf der Leiter stieg Sawtel langsam nach unten. Etwa zwanzig Meter tiefer erreichte er eine Kammer, die seiner Ausgangsstation glich. Er zog seinen Stunner, richtete ihn auf die Tür und betätigte den Öffnungsmechanismus. Lautlos glitt das Wandpanel zur Seite. Sawtel blickte in eine große Halle, in deren Hintergrund sich riesige Generatoren erhoben. Zu seiner rechten Seite konnte er drei Sklaven vor einem großen Kontrollbord sitzen sehen. Die Kontrollanlage befand sich auf einer Plattform etwa zehn Meter über dem Boden der Halle. Von dort aus wurde die gesamte Energieversorgung von Perfect City gesteuert. Sawtels Stunner zielte auf den links sitzenden Sklaven, der ihm wie die anderen den Rücken zuwandte. Ein helles Sirren. Der Techniker erstarrte vor seinem Pult. Die anderen beiden reagierten erst, als dem Gelähmten ein Stift aus den starren Fingern fiel und über den Boden klirrte. Sie fuhren herum, griffen nach ihren Blastern und starrten in die Halle. Bevor sie Sawtel entdecken konnten, sirrte der Stunner zweimal und verdammte die beiden zur Bewegungslosigkeit. Der Energieschock ließ den Ausdruck des Erstaunens auf ihren Gesichtern einfrieren. »Die Sklaverei ist vorbei«, rief ihnen Sawtel zu, während er die Treppe zur Kontrollplattform hinaufkletterte. Nach einem kurzen Studium der Kontrolle schaltete der alte Mann systematisch die Energieversorgung für die Sklavenkappen auf Null. 130
Dann fuhr er sich nachdenklich mit den Fingern durch den Bart. Besser ich sorge dafür, daß die Anlage völlig unbrauchbar wird, sagte er sich. Er stieg wieder zu dem Zugang zum Versorgungsschacht hinunter und suchte in der Kammer nach dem Werkzeug für Notfälle. Bald hatte er etwas Geeignetes gefunden und kletterte mit einem Handschweißgerät zurück auf die Plattform. »Damit sollte es gehen«, knurrte er und machte sich an die Arbeit. In den Straßen von Perfect City brach das Chaos aus. Die Stille wurde von den Schreien und Rufen aufgebrachter Menschen durchbrochen. Von allen Seiten liefen die ehemaligen Sklaven zusammen, rissen sich die Helme vom Kopf und jubelten über die wiedergewonnene Freiheit. Aber noch war die Furcht vor Pans Macht größer als der Haß auf den Tyrannen. Nachdem sich der erste Tumult gelegt hatte, strömten die Menschen aus der Stadt und flohen vor einer neuen Versklavung in den Dschungel. »Er hat es geschafft«, berichtete Tad. »Ist alles mit ihm in Ordnung?« fragte Jilian. »Ja, bis jetzt jedenfalls«, antwortete der Telepath. »Sawtel ist immer noch bei den Kontrollen der Energieversorgung. Er hat noch irgend etwas vor.« Die beiden schlichen durch einen Tunnel unter dem Komplex, in dem sich Pan mit seiner Orgel eingerichtet hatte. »Was ist mit meinem Bruder?« drängte Jilian ihren Begleiter zu weiteren Nachforschungen. »Er arbeitet hier irgendwo ganz in der Nähe«, kam die Antwort. »Wir werden ihn bald gefunden haben.« »Erst müssen wir uns um Flash kümmern«, meinte das rothaarige Mädchen. »Er befindet sich in größerer Gefahr.« Tad tastete über die Wand vor ihnen. Als er gefunden hatte, was er suchte, schloß er kurz die Augen und konzentrierte sich 131
auf Gehirne in ihrer Umgebung. »Drüben ist zur Zeit keiner im Gang«, sagte er nach einem Moment. Er preßte den Kontakt, und ein Wandstück schob sich zur Seite. »Hör dir das an!« rief Jilian. Aus dem Hauptgang schallten ihnen entfernte Schreie und Rufe der befreiten Sklaven entgegen. Sie traten schnell in den leeren Gang, und die Verbindungstür zu dem geheimen Tunnel schloß sich wieder hinter ihnen. »Sie haben gerade begriffen, daß sie keine Sklaven mehr sind«, erklärte Tad. »Die ganze Stadt ist in Aufruhr. Die meisten wollen Perfect City so schnell wie möglich verlassen.« »Kannst du feststellen, wo Pan sich aufhält?« »Er hat eine Pause bei Flashs Folterung eingelegt. Zur Zeit spielt er in seinem Allerheiligsten Orgel. Dale Arden ist bei ihm.« »Dann haben wir eine gute Chance, Flash herauszuholen.« »Ja. Aber da ist noch was. Warte!« Tad lachte leise. »Ich habe Flips Gedanken aufgefangen. Er denkt genau, wie er redet – dieses furchtbare Kauderwelsch! Er ist im Augenblick dabei, Flash zu retten. Wir können uns gleich um deinen Bruder kümmern. Flash ist so gut wie in Sicherheit.« »Bist du sicher, daß mit Flash alles klargeht?« »Ziemlich. Flip holt ihn gerade … oh, nein … das kannst du nicht!« Der Junge blieb stehen und wurde weiß im Gesicht. »Was ist passiert, Tad? Ist etwas schiefgegangen?« Der Telepath antwortete nicht sofort. »Ich … nichts weiter, Jilian. Ich habe nur gerade einen Gedanken von Sawtel aufgefangen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Laß uns weitergehen.« Er griff nach ihrer Hand. »Tad, was hast du in seinen Gedanken gelesen?« »Nichts Wichtiges«, beruhigte sie Tad. »Wirklich nichts von Bedeutung. Komm schon, ich bring dich zu deinem Bruder!« Das Mädchen zögerte, dann ließ sie sich von ihm mitziehen.
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XXXII Nackte grüne Füße baumelten aus einer Öffnung in der Decke. Flash lag auf dem Rücken ausgestreckt und starrte nach oben. Er richtete sich mühsam auf den Ellenbogen auf. »Ganz ruhig, Bruder, und schon dich. Du wirst noch gebraucht. Die Marines sind gelandet. Alles unter Kontrolle«, rief eine Stimme. Flash schüttelte benommen den Kopf, aber die Schmerzen ließen sich nicht abschütteln. »Flip, bist du es?« »Klar, Mann. Der leibhaftige Flip ist da. Er sieht nur gerade wie ein gewisser Manyon aus. Manyon gehört hier zu den Oberbossen.« Der grüne Mann sprang zu Flash hinunter. »Haben dich ganz schön fertiggemacht, was, Bruder?« »Ein Vergnügen war es nicht«, gab Flash zu. »Schaffst du es, durch das Loch da oben in der Decke zu klettern?« Flash blinzelte zu der Öffnung hinauf. »Yeah, wenn du ein bißchen nachhilfst.« »Dann los, Mann!« Flip formte mit den Händen einen Steigbügel. Mit einem kräftigen Sprung schnellte Flash sich über die lebende Leiter nach oben. Ihm war noch immer schwindelig, aber es gelang ihm, den Rand der Öffnung zu erreichen und sich daran festzuklammern. Er zog sich langsam über den Rand. Oben befand er sich in einem der endlosen weißen Korridore, der hier orangefarben beleuchtet war. Keuchend rollte er sich neben die Öffnung. Da näherten sich Schritte. »Was geht hier vor!« Ein großer schwarzer Sklave lief auf Flash zu. Der Mann griff nach dem Blaster an seinem Gürtel. »Gibt es Ärger da oben?« rief Flip von unten herauf. Flash kam taumelnd auf die Beine und winkte dem Sklaven zu. »Sie unterhalten sich am besten mit dem Herrn da unten.« 133
Er wies auf das Loch im Boden. »Sie sind Flash Gordon«, sagte der Schwarze. Der Sklave wirkte leicht verunsichert, zielte aber weiter mit dem Blaster auf Flash. Der blonde Raumpilot warf sich plötzlich zur Seite. Ein Blasterstrahl zischte an ihm vorbei. »Keine Bewegung!« Bevor der Sklave zu einem zweiten Schuß kam, versuchte Flash den Blasterstrahl zu unterlaufen. Er rollte sich durch den Gang auf den Mann zu, aber als er ihn anspringen wollte, drehte sich alles in seinem Kopf. Flash stolperte und verfehlte den Mann. Unten in der Zelle hatte Flip vergeblich versucht, mit einem Sprung die Öffnung in der Decke zu erreichen. Er setzte zu einem zweiten Versuch an. Der Sklave hatte Flash jetzt genau im Visier. Doch plötzlich ließ er die Waffe sinken und strahlte über das ganze Gesicht. »He, was ist los? Ich kann wieder klar denken.« Er riß sich den Helm vom Kopf. »Alles in Ordnung, Freund?« wandte er sich an den überraschten Flash. »Was macht Sie so plötzlich zu meinem Freund?« fragte Flash verdutzt. »Ich weiß auch nicht, Freund. Plötzlich kann ich wieder klar denken. Ich habe meinen eigenen Willen zurück. Ich erinnere mich, wer ich selbst bin, und daß Pans Gefangener nur mein Freund sein kann. Was kann ich noch für dich tun? Ich will hier so schnell wie möglich raus.« »Würdest du meinem Freund da unten hochhelfen?« »Klar!« Der große Sklave kniete neben der Öffnung und streckte Flip seine Hände entgegen. »Los, spring! Ich fang dich.« Flip war inzwischen wieder zu seiner eigenen Gestalt zurückgekehrt. Die Umwandlung hatte nur Sekunden gedauert. Er bekam die entgegengestreckten Hände zu fassen, und der Sklave zog ihn in den Gang. »Danke, Bruder. Scheint, du hast 134
gerade rechtzeitig den großen Durchblick gekriegt.« »Auf den möchte auch nicht mehr verzichten. Nichts wie weg hier.« Der befreite Sklave winkte ihnen zu und rannte davon. »Was meinst du, was mit dem passiert ist, Flash?« Flip deutete hinter dem Fliehenden her. »Die Gehirnkontrolle über die Sklavenkappen muß zusammengebrochen sein«, vermutete Flash. »Ich glaube fest, daß Sawtel sich zuletzt doch entschlossen hat, selbst nach Perfect City zu gehen, um dem Spuk hier ein Ende zu setzen.« »Oh, Mann! Glaubst du, Sawtel hat es geschafft, irgendwie die zentrale Kontrolle abzuschalten? Dann müßte jetzt hier überall der Teufel los sein.« »Das werden wir ja bald sehen. Hast du eine Vorstellung, wo Dale Arden festgehalten wird?« wollte Flash wissen. »Sie soll bei Pan in seinem Allerheiligsten sein – der Raum, in dem der Meister seine Orgel quält. Der Kerl hält sich für den begnadetsten Organisten der Galaxis. Gerade schindet er wieder die Tasten. Ich führ dich hin. Mir nach, Bruder!« Der Gestaltwandler lief in den Gang hinein und winkte Flash hinter sich her. Sie stürmten durch ein Labyrinth von unterschiedlich beleuchteten Korridoren. Bald stießen sie auf weitere Sklaven, die sich jubelnd gegenseitig die Sklavenkappen herunterrissen. Es schien, daß Pans Gedankenkontrolle völlig zusammengebrochen war. Während sie liefen, berichtete Flip keuchend, wie er sich den Schlüssel zu Flashs Zelle beschafft hatte. Grinsend hörte sich Flash die Heldentaten des seltsamen Mutanten an. »Du scheinst ja hier eine absolute Spitzenvorstellung gegeben zu haben.« »Mann, so gut bin ich doch immer. Du hättest mich erleben sollen, wie ich diesen Manyon in Gestalt seines Herrn und Meisters fertiggemacht habe.« Sie gelangten in einen riesigen Höhlensaal, in dem sich eine 135
Art Burg aus mehreren verschachtelten Kuppeln erhob. »Vorsicht jetzt!« warnte Flip. »Da vorn ist es.«
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XXXIII Präsident Bentancourt saß hinter seinem halbrunden Präsidentenschreibtisch und arbeitete sich durch den Berg Berichte über die jüngsten Schallangriffe. Gegen den unheimlichen Gegner schien es keinen Schutz zu geben. Die Lage war aussichtslos. Verzweifelt schob Bentancourt den Stapel zur Seite. Er stand auf und ging zum Fenster. Nachdenklich starrte er hinaus in die Nacht. Was war aus Dr. Zarkov geworden? Vor ein paar Stunden hatte sich der Wissenschaftler vom Geheimdienst einen Lastgleiter beschaffen lassen, mit dem er zu einem unbekannten Ziel verschwunden war. Bentancourt wünschte sich, der eigensinnige Doktor wäre etwas weniger sparsam mit Informationen über seine Pläne. Jedenfalls schien er eine heiße Spur zu haben … Von draußen tönte die Sirene eines Lastgleiters herein. Die Maschine kreiste um das Regierungsgebäude. Unten im Hof tauchten zwei Sicherheitsbeamte auf und winkten dem Präsidenten. »Treten Sie vom Fenster zurück, Sir!« brüllten sie zu ihm hinauf. Bentancourt öffnete das Fenster. »Das ist kein Attentäter, das ist Dr. Zarkov!« rief er den Männern zu. Der Gleiter setzte auf der leuchtenden Landeplattform im Hof auf. Einen Augenblick später schwang sich Zarkov aus der Kabine. Er sah Bentancourt am Fenster. »Kommen Sie runter, Mr. Präsident. Ich habe Ihnen etwas mitgebracht!« dröhnte er. Als der Präsident aus dem Gebäude trat, war Zarkov von vier Sicherheitsbeamten eingekreist. Ein fünfter Posten drängte sich vor den Präsidenten. »Sie dürfen sich nicht in Gefahr begeben, Sir. Gehen Sie nicht näher ran. Dieser Bursche trägt einen falschen Bart.« Auch Bentancourt war aufgefallen, daß Zarkov seine Bart137
tracht in der letzten Zeit häufiger wechselte. Als er den Wissenschaftler zum letzten Mal gesehen hatte, präsentierte sich Zarkov noch glattrasiert. Jetzt trug er wieder seinen alten Vollbart. »Die Renegaten hier in Estampa sind erledigt, Mr. Präsident!« rief Zarkov und versuchte sich an seinen Bewachern vorbeizuschieben. »Weg vom Präsidenten«, herrschte ihn einer der Sicherheitsbeamten an und fuchtelte ihm mit einem Stunner unter der Nase herum. Zarkov knurrte sich etwas in den künstlichen Bart, dann machte er kehrt und stapfte zum Heck des Gleiters. Er riß die Ladeluke auf und langte in den Laderaum. Die Sicherheitsbeamten hoben mißtrauisch ihre Waffen. »Ihr bekommt schon euren Teil, Jungs«, dröhne Zarkov. »Hier ist Ausstellungsstück Nr. 1.« Er hob einen gefesselten und geknebelten Mann aus dem Gleiter. Strahlend überreichte er das Menschenbündel dem nächststehenden Beamten. »Mit dem zweiten Exemplar müßt ihr schon etwas vorsichtiger umgehen. Hier habt ihr das schöne Stück.« Er zog Glenna aus dem Wagen. »Das waren die kleinen Fische. Kommen wir zu den großen Tieren!« Zarkov stieg in den Laderaum. Mit dem Yale-Androiden über der Schulter sprang er zurück in den Hof. Präsident Bentancourt trat überrascht neben ihn. Selbst die Sicherheitsbeamten wirkten verunsichert. »Yale gehörte also tatsächlich einem Komplott an«, mußte sich der Präsident eingestehen. »Das ist nicht Yale, sondern ein Androiden-Double des Generals«, erklärte Zarkov. »Die Verschwörer haben auch die ganze Minig-Affäre mit künstlichen Doppelgängern der Beteiligten in Szene gesetzt. Die Einzelheiten wird Ihnen Inspektor Car erzählen, der sich gerade die Androiden-Fabrik des Paradiso ansieht. Jedenfalls ist Flash Gordons Unschuld jetzt zweifelsfrei zu beweisen.« 138
»Wollen Sie damit sagen, der Mord an Minig hängt mit den Schallangriffen gegen Estampa zusammen«, fragte der Präsident erstaunt. »Ganz eindeutig!« Zarkov kletterte wieder zurück in den Gleiter. Als er aus dem dunklen Raum zurückkam, trug er den gefesselten Dr. Nazzaro vor sich her. »Ich darf Ihnen den lokalen Chef der Verschwörung überreichen, Mr. Präsident. Über ihm steht nur noch ein gewisser Pan, so nennt sich der große Boß jedenfalls. Der Kerl muß wohl eine künstlerische Ader haben.« »Nazzaro, Sie?« Der Präsident wurde blaß. »Und zwar der echte Nazzaro. Er brauchte nicht gedoubelt zu werden«, versicherte Zarkov. »Ich verstehe das nicht«, flüsterte Bentancourt betroffen. »Oh, ganz einfach. Das gleiche, wie auf vielen Welten, und ich habe schon einige Welten gesehen«, erläuterte Zarkov. »Nazzaro wollte mehr Macht und mehr Geld. Pan bot es ihm. Nazzaro nahm an.« »Dann steht mehr als blinder Terrorismus hinter der ganzen Sache?« »Auch Terrorismus hat immer seine Motive und seine Nutznießer«, verkündete Zarkov. »Morgen wollte Pan Estampa ein Ultimatum stellen. Übergebt meinen Leuten die Macht, oder ich ruiniere mit meinen Angriffen das ganze Territorium.« »Dieses Ultimatum kann er auch jetzt noch stellen«, warf der Präsident ein. »Nein, daraus wird nichts mehr, weil ich einen Ausflug in die Dschungel von Mazda machen werde. Ich werde das geheime Hauptquartier unseres Freundes ausräuchern, bevor er irgendwelche Ultimaten gegen Estampa losläßt«, versprach Zarkov mit seiner Donnerstimme. »Dafür garantiere ich Ihnen!« Er übergab Nazzaro einem Sicherheitsmann. Zu dem Beamten, der noch die Hände frei hatte, gewandt, forderte der Wissenschaftler: »Rufen Sie die Militärbasis der Hauptstadt an und 139
lassen Sie mir einen Kampfgleiter fertigmachen. Ich will in zwanzig Minuten starten.« »Sir, soll ich …« »Tun Sie alles, was dieser Mann verlangt«, befahl der bleiche Präsident. »Wir sehen uns morgen, Mr. Präsident«, verabschiedete sich Zarkov und stieg zurück in die Kanzel des Lastgleiters. Einen Augenblick später röhrte die schwere Maschine hinauf in den nächtlichen Himmel über Estampa. »Ich verstehe nur nicht, was mit seinem Bart los ist«, murmelte der Präsident mit einem nachdenklichen Blick auf Zarkovs Beute.
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XXXIV Dale empfand die Musik, der sie zuhören mußte, plötzlich als Alptraum. Eigenartigerweise waren die Klänge noch vor wenigen Sekunden wunderschön gewesen. Verwirrt blickte sie um sich. Alles sah plötzlich anders aus, obwohl sie nicht hätte sagen können, worin die Veränderung bestand. Es war, als würde sie die Welt mit anderen Augen sehen. Langsam begriff sie, daß diese anderen Augen in Wirklichkeit ihre eigenen Augen waren, frei von der Kontrolle durch den Helm. Pan spielte die gigantische Orgel, völlig in seiner wilden Musik versunken. Er schien alles um sich vergessen zu haben. Auch dem Mädchen schenkte er keine Beachtung. Leise erhob Dale sich aus dem weißen Schwebesessel, hob langsam die Hände zum Kopf und streifte sich vorsichtig die Sklavenkappe ab. Aus einem unbekannten Grund hatte die Elektronik des Helms keinen Einfluß mehr auf ihr Gehirn. Vielleicht ist es auch nur ein neuer Trick Pans, dachte sie beunruhigt. Eine besonders raffinierte Folter? Aber der Musiker wandte ihr den Rücken zu und schien nur an seinem Instrument interessiert zu sein. Die grauenvollen Akkorde dröhnten weiter aus den Orgelpfeifen, wild, unbeherrscht und furchterregend. Ihrem ersten Impuls folgend wollte sich Dale unbemerkt aus dem Raum stehlen, aber sofort fiel ihr Flash ein und was Pan ihm angetan hatte. Sie mußte Flash befreien, bevor dieser Wahnsinnige ihn zu Tode quälte. Auf einem kleinen Elfenbeintisch neben der Orgel entdeckte sie eine Blasterpistole. Wenn es ihr gelang, die Waffe in die Hand zu bekommen, würde sie Pan zwingen können, Flash zu befreien. Langsam bewegte sie sich auf die Waffe zu, den besessenen Musiker nicht aus den Augen lassend. Sie war noch drei Schritte von der Waffe entfernt, als Pan 141
unvermutet herumfuhr. »Du bist unaufmerksam, meine Liebe. Konzentriere dich auf meine …« Er sprang von der Orgel hoch. »Was ist mit deinem Helm? Setze ihn sofort auf. Das ist ein Befehl von deinem Meister.« Dale spurtete los, um sich verzweifelt auf die Waffe zu werfen. Doch Pan reagierte zu schnell. Mit einem weitausholenden Griff riß er den Blaster an sich. Die Mündung richtete sich sofort auf Dales Brust. Das Mädchen erstarrte in der Bewegung. »Bleib, wo du bist, Mädchen!« warnte Pan. »Sonst muß ich deine Schönheit an deiner Leiche bewundern.« Dale ließ die ausgestreckten Arme sinken. »Versucht doch einmal, wie weit ihr noch mit euren Befehlen kommt, Meister«, empfahl sie Pan. »Was willst du damit andeuten, mein Schatz?« »Ich dachte gerade daran, daß es mit euren Plänen nicht mehr so gut aussehen würde, wenn mein Helm nicht der einzige ist, der seine Funktion eingestellt hat.« Mit funkelnden Augen griff Pan nach dem Mädchen, zerrte es mit sich. »Was weißt du? Was geht hier vor? Steckt dieser verfluchte Zarkov dahinter?« Der Herr von Perfect City berührte eine Kontaktplatte, und eine Wand glitt zur Seite. Dahinter tauchte eine Zeile von Kontrollbildschirmen auf. Ein Mikrofon schwang Pan entgegen. »Station neun, Station zehn. Bereitschaftsmeldung!« Nur Schweigen antwortete ihm. Wütend schlug Pan auf die Schalter unter verschiedenen Bildschirmen. Die Schirme leuchteten auf. Gesichter huschten vor den Kameras vorbei, die Lautsprecher übertrugen begeisterte Rufe. »Was geht hier vor?« wiederholte Pan entsetzt. Er hörte das Lachen, den Jubel und die Schreie seiner ehemaligen Sklaven, die durch alle Tunnel aus der Stadt strömten. »Die Helme – alle Helme müssen ausgefallen sein.« Der siebente Schirm blieb schwarz. Rasend schlug Pan immer wieder auf die Ruftaste. »Kontrollraum, kommen! Ener142
giezentrale, meldet euch!« »Das Ende eines Möchtegern-Diktators«, kommentiert Dale leise. Pan wirbelte zu ihr herum und schlug sie ins Gesicht. »Ich habe dir gesagt, daß ich keine unverschämten Bemerkungen dulde«, schrie er. Dale taumelte zurück, und Pan setzte ihr nach, holte zum nächsten Schlag aus. »Das reicht, Pan«, sagte eine grimmige Stimme hinter den beiden. Der Kopf des Musikers zuckte zur Seite, suchte den neuen Gegner. »Gordon.« Mehr sagte Pan nicht, riß den Blaster hoch und zielte auf Flashs Brust. Der große blonde Mann warf sich ihm entgegen. Dale reagierte. Ihre Handkante traf Pans Waffenarm mit äußerster Kraft. Der bärtige Mann brüllte vor Schmerz und ließ die Waffe fallen. Dann war Flash über ihm. Er griff Pan am Kragen seiner Tunika. Zwei harte Faustschläge explodierten in dem bärtigen Gesicht. Pan stolperte, fing sich wieder und riß sich den Umhang von der Schulter, schleuderte Flash den Mantel entgegen. Flash wischte das Kleidungsstück zur Seite, aber jetzt sprang ihn Pan direkt an. Der Raumpilot wich dem Angriff mit einer geübten Körperdrehung aus und landete einen Handkantenschlag im Nacken seines vorbeisegelnden Gegners. Die Aktion hätte in jedem Catchring für Beifallsstürme gesorgt. In die Knie gebrochen, versuchte Pan sich von Flashs Hieb zu erholen. Flash stand kampfbereit vor ihm. Mit einer blitzartigen Bewegung rammte Pan seinem Widersacher den Kopf in die Magengrube. Nach Atem ringend, wankte Flash einige Schritte zurück. Mit einem wilden Schrei griff Pan nach dem Elfenbeintisch143
chen, holte aus und schleuderte Flash das Möbel gegen den Kopf. Flash konnte nicht mehr voll ausweichen. Er ließ sich zurückfallen, aber die harte Tischkante erwischte ihn an der Stirn. Der Musiker bekam die Pistole wieder zu fassen, aber er richtete sie nicht auf den fast besinnungslosen Flash, sondern stürzte zur Tür. »Aus dem Weg, oder ich brenne dich zu Asche!« kreischte er Flip zu, der hinter der Tür gewartet hatte. »Keine Panik, Pan!« Mit einem Sprung zur Seite brachte Flip sich in Sicherheit. Pan rannte hinaus in den Korridor. Den Tisch zur Seite stoßend, kam Flash schwankend auf die Beine. »Los, hinterher!« Er spurtete zur Tür, wo sich ihm Flip anschloß. »Bin völlig zerknirscht, daß ich ihn vorbeigelassen habe«, rief Flip entschuldigend. »Aber der Typ fuchtelte so irre mit seinem Blaster rum. Da wollte ich die Einrichtung schonen.« Draußen auf dem Gang war keine Spur mehr von Pan zu sehen. Der lange weiße Korridor erstreckte sich menschenleer bis zu nächsten Kreuzung, die aber gut hundert Schritt entfernt war. Pan schien vom Erdboden verschluckt.
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XXXV Mit weitausholenden Schritten eilte Zarkov über das Landefeld. »Alles startbereit?« Ein Captain der Luftwaffe versuchte mit ihm Schritt zu halten. »Ja, schon, Doktor«, bestätigte der junge Offizier. »Sie müssen nur in Betracht ziehen, daß wir in dieser Nacht denkbar schlechtes Flugwetter haben. Bei diesem dichten Nebel schicken wir unsere Jungs trotz der ausgezeichneten Ortungselektronik in unseren Maschinen nur im nationalen Ernstfall in die Luft.« »Dies ist der nationale Ernstfall«, dröhnte Zarkov. Er schwang sich in die Kabine des olivgrünen Kampfgleiters, an dem sie angelangt waren. »Selbst dann, Doktor, wollte ich sie nur darauf hinweisen …« »Mit Zarkov am Steuerknüppel hat es noch nie Schwierigkeiten gegeben«, versicherte der Wissenschaftler dem jungen Mann. »Was soll der hier, zum Teufel?« Im Sitz neben dem Pilotensessel erwartete Zarkov ein chromglänzender Roboter. Als der Robot sah, daß sich Zarkovs Aufmerksamkeit ihm zuwandte, hob er die leuchtende Metallhand zu einem eckigen Salut an den ovalen Schädel. »Rattlin203-AP meldet sich zum Dienst, Colonel.« »Ich bin kein Colonel, du verchromte Mülltonne.« Zarkov beugte sich zu dem Offizier nach draußen. »Wer ist das verfluchte Blechmonster?« »Ihr Copilot, Sir.« »Was soll ich mit einem Copiloten.« Der stämmige Wissenschaftler begann mit dem Kontrollcheck. »Vorschrift, Sir«, rief ihm der Captain von draußen durch den Lärm des aufheulenden Triebwerkes zu. »Bei Nebelflügen muß ständig ein Roboter bereitstehen …« »Okay. Ich hab keine Zeit mehr ihn rauszuschmeißen!« brüllte Zarkov zurück. »Treten Sie zurück, Mann. Ich starte senkrecht!« Er zog die Kabinentür zu. 145
»Wir haben noch nicht die vorgeschriebenen siebenundzwanzig Doppelchecks vor der Startfreigabe …« mischte sich Rattlin-203-AP ein. Zarkov ließ ihn nicht ausreden. »Ruhe, Blechkopf!« Er fuhr die Triebwerke hoch, trimmte die Düsen für den Senkrechtstart aus und schaltete auf Handsteuerung. »Sie müssen mein vorschriftsmäßiges Verhalten entschuldigen, Sir«, erklärte der Robot-Copilot. »Ich bin entsprechend programmiert. Mein Programm ist wirklich kein Vergnügen. Kann ich sonst etwas für Sie tun, Sir. Ihr Bart ist sehr in Unordnung. Die vorschriftsmäßige Uniform verlangt auch eine ordentliche Haartracht. Wenn ich Ihnen vielleicht …« Der Roboter langte nach Zarkovs Bart. »Finger weg!« brüllte der Wissenschaftler. »Das ist nicht mein Bart. Der ist kein Regierungseigentum, sondern ein wichtiges Beweisstück.« »Oh, tatsächlich?« Der Gleiter raste in den nächtlichen Himmel. Auf den Beobachtungsschirmen des Gleiters zogen Bilder des Mazda-Dschungels vorbei. Zarkov musterte die Szene unter ihm. Hin und wieder strich er seufzend über seinen künstlichen Bart. »Dort, Sir. Größere Gruppen unbewaffneter Uniformierter«, meldete der Copilot und wies auf einen der Schirme. Über einen Dschungelpfad zog sich eine lange Kette gleichgekleideter Männer und Frauen. »Eine kleine Völkerwanderung«, kommentierte Zarkov. »Aber wo kommen sie her?« »Die einzige größere Ansiedlung in dieser Gegend ist das gesuchte Perfect City«, stellte der Robot fest. »Eine logische Überlegung. Du hast ja auch noch was anderes als Dienstvorschriften in deinem Plastikhirn.« Zarkov preßte den halbgelösten Bart unwillig wieder gegen sein Kinn. »Also ist mit Perfect City einiges nicht mehr ganz in Ordnung. Pan 146
scheint seine Anhänger nicht mehr halten zu können.« »Wir sollten landen und eines der flüchtenden Individuen einem eingehenden Verhör unterziehen«, empfahl Rattlin-203AP. »Ich habe früher für das Sozialministeriurn gearbeitet und besondere Erfahrung in Flüchtlingsproblemen. Möglicherweise ist hier direkte Hilfeleistung angebracht.« »Sieh zu, daß du deine verschiedenen Dienstpläne nicht durcheinanderbringst«, knurrte Zarkov. »Zur Zeit bist du bei der Luftwaffe. Wir fliegen direkt zu Pans Schlupfwinkel. Die Stadt muß hier im Umkreis von zwanzig Meilen zu finden sein. Aber du kannst die Schirme beobachten, ob du unter den Menschen da unten Flash Gordon siehst. Sein Gesicht ist …« »Flash Gordon wird wegen Mordes gesucht. Sein Gesicht ist jedem estampischen Roboter bekannt.« »Flash wird nicht mehr gesucht – für diesen Mord, meine ich, du Blechkopf!« dröhnte Zarkov aufgebracht. »Tatsächlich? Hat der Sicherheitsdienst den Mord an Minister Minig aufgeklärt?« erkundigte sich Rattlin. »Nein, er hat ihn nicht aufgeklärt. Dr. Zarkov hat ihn aufgeklärt. Halt deine Glasaugen auf die Schirme gerichtet!« »Noryl«, berichtigte der Robot. »Was?« »AP-Roboter haben Noryl-Augen, Sir. Nur zu Ihrer Information. Der Mann dort unten ist nicht Gordon. Der Mann hinter ihm auch nicht.« »Ich will nicht wissen, wer nicht Flash Gordon ist!« »Aber, Sir! Ich bin programmiert, so effektiv wie möglich zu arbeiten. Auch negative Informationen sind Informationen.« Zarkov rammte dem Robot den Ellenbogen in die Chromseite. »Du sagst nur was, wenn du ihn gesehen hast, verstanden?« »Verzeihung, Sir. Ich kann meine Programmierung ja nicht selbst ändern. Nein, das da unten ist er auch nicht.« Fluchend wandte Zarkov sich der Steuerung des Gleiters zu.
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XXXVI Pan trat aus der Wand. Die geheime Tür schloß sich sofort hinter ihm. Immer wieder schüttelte er ungläubig den Kopf, während er zu der Plattform mit den Kontrollen der Energieversorgung hinaufkletterte. Noch bevor er oben ankam, sah er, was man mit dem Kontrollpult der Energie für die Sklavenkappen gemacht hatte. »Alles ruiniert, völlig zerstört«, rief er. Der bärtige Mann blieb vor dem Kontrollpanel stehen. Fast zärtlich fuhr er mit den Fingern über die verschmorten Überreste der Schalter und Skalen. »Das dauert Wochen, bis die Anlage repariert ist«, murmelte er. »Selbst bei meinem technischen Geschick.« Am anderen Ende der Plattform flimmerten Bildschirme. Sie zeigten die verlassenen Gänge und Straßen der Stadt. Pan ging zu der Beobachtungsanlage. Er schlug in ohnmächtiger Wut mit der Faust vor die Schirme. »Aber ich habe noch meine Schallwaffe«, schrie er plötzlich auf. »Mit meiner Todesharmonie werde ich diesen Planeten bezwingen. Sie werden mir neue Sklaven schicken, alles, was ich forderte, werden sie mir geben müssen, sonst verwandele ich ihre Städte in Schutt und Asche. Ich werde Perfect City zu neuem Leben aufblühen lassen. Ich werde es zum Herz dieser Welt machen!« Dann hörte er es. Irgendwo in der Nähe arbeitete jemand mit einem Hammer. In seiner Wut hatte Pan ganz vergessen, daß sich der unbekannte Saboteur noch an der Arbeit befinden könnte. Pans Hand fuhr zum Blaster. Die Waffe in der Faust stürzte er einen der in zehn Meter Höhe um die Maschinenhalle führenden Laufgänge entlang. Zwei Kontrollplattformen weiter sah er den alten Mann. Der weißhaarige Alte schlug mit einem silbernen Hammer auf eine Kontrolltafel ein. »Aufhören, du Narr!« kreischte Pan. 148
Sawtel senkte den Hammer und blickte zu Pan. »Ich habe dich schon erwartet, Partner.« Der Herrscher über Perfect City blieb zwei Schritte vor dem alten Mann stehen. »Wer sind Sie?« »Das Leben im Dschungel hat mich offenbar mehr verändert, als ich selbst bemerkt habe.« Sawtel lächelte. »Ich bin dein Partner Sawtel.« Pan trat noch näher an ihn heran. »Du bist es, der versucht alles zu zerstören, was einmal unser gemeinsamer Traum war. Ja, auch dein Traum Sawtel.« »Das war nie mein Traum, Pan. Nicht das, was du aus dieser Stadt gemacht hast. Wenn ich kein solcher Narr und Feigling gewesen wäre, hätte ich schon damals getan, was ich heute getan habe, anstatt einfach davonzulaufen.« Pans Waffe zielte auf Sawtel. Mit der anderen Hand wies er in die Runde. »Weißt du überhaupt, was du hier angerichtet hast? Morgen werde ich Estampa ein Ultimatum stellen. Wenn sie sich mir nicht unterwerfen, muß ich diese Schallkanone gegen die Hauptstadt einsetzen«, erzählte er. »Aber du hast die Kontrollen für die Waffe schon fast vollständig ruiniert. Mit diesem Hammer hast du meine Zukunft zerschmettert, Sawtel!« »Was ich zerstört habe, gehörte mir«, entgegnete Sawtel ruhig. »Deine Sklaven haben hier nach meinen Plänen gebaut. Aber ich hätte meine Erfindung niemals für deine Zwecke mißbrauchen lassen.« Pan lachte wild. »Nein, das hättest du nicht. Und deshalb wirst du als der Narr sterben, der du dein Leben lang warst! Zugegeben, Sawtel, viele der Ideen, die hier ausgeführt sind, stammen von dir. Aber du hättest das Potential deiner Erfindungen niemals ausnützen können, wie ich es tun werde.« »Ja, das ist auch alles, was ich für mein Versagen als Entschuldigung vorbringen kann. Nie hätte mein Werk in diese Hände fallen dürfen.« 149
Pan gestikulierte mit dem Blaster. »Das reicht. Verschwinde von den Kontrollen. Wie es aussieht, kann ich noch einiges reparieren. Die Beschädigungen sind nur oberflächlich. Bis morgen …« Der alte Mann warf sich auf Pan. Der Blaster röhrte, und die Schulter des alten Mannes flammte unter dem Energiestrahl auf. Bevor Pan noch einmal abdrücken konnte, war Sawtel über ihm. »Du verfluchter, alter Narr!« Die Männer taumelten zum Rand der Plattform. Sawtel bekam einen Pfeiler zu fassen, trat mit letzter Kraft nach seinem alten Freund. Pan riß den Blaster hoch, verlor dabei vollends das Gleichgewicht. Hintenüber stürzte er über das Geländer der Plattform. Zehn Meter tiefer schlug sein Körper schwer auf dem Boden des Maschinensaals auf. Mit dem Gesicht nach unten blieb er bewegungslos liegen. Sawtel lehnte blutüberströmt an dem Pfeiler. Der Blasterstrahl war wie ein Schwert durch seine Schulter gefahren. Mit äußerster Kraftanstrengung schleppte der alte Mann sich zu einer Maschine im Hintergrund der Plattform, deren Kontrollinstrument noch unbeschädigt war. Die letzten Meter mußte Sawtel auf allen vieren kriechen, weil ihm seine Beine den Dienst versagten. Um ihn wallten schwarze Nebel. Die Schalter des Kontrollbordes schienen vor seinem Griff zurückzuweichen. »Ich muß es tun«, flüsterte er und schloß die Augen. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte er gegen den Schmerz an. Als er die Augen wieder aufschlug, klärte sich sein Blick noch einmal. Mit dem Arm der unverletzten Seite erreichte er die Schalter, seine Finger nahmen Einstellungen vor, überbrückten eine Sicherheitsschaltung. Die Schwärze griff wieder nach ihm. Mit letzter Kraft drückte er einen roten Knopf. Er sank zusammen. Die Maschine, die er programmiert hatte, gehörte zu Pans Schallwaffen. Sawtel lebte gerade noch lange 150
genug, um zu hören, wie die Anlage summend zum Leben erwachte.
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XXXVII »Wir müssen gleich bei ihnen sein«, hatte Tad versprochen. Vor ein paar Minuten hatte er die Gesuchten telepathisch geortet und führte Jilian gerade zu ihnen. Jilians Bruder war jetzt bei ihnen, ein rothaariger Jüngling, der Jilian den Arm um die Schulter gelegt hatte. Als erster tauchte Flip um die Ecke der Korridorkreuzung vor ihnen auf. »He, Leute! Ihr habt meine beste Nummer verpaßt«, rief er, als er Tad und das Mädchen erkannte. »Ich war der Größte, wie immer!« »Habt ihr Pan irgendwo gesehn?« fragte Flash sofort. »Er muß in der Maschinenhalle bei den Kontrollen sein. Ich höre mal nach ihm …« Tad schloß die Augen und wiegte den Kopf langsam hin und her. Flash löste sich von Dale und trat zu dem jungen Telepathen. »Was geht vor, Tad?« Tad antwortete nicht sofort. Sein Gesicht wurde bleich. Schweiß perlte von seiner Stirn. »Sie haben es hinter sich gebracht«, flüsterte er, dann schwieg er wieder. Er holte tief Atem und schlug die Augen auf. »Wir müssen schnell hier raus, aus dem Palast und aus der Stadt. Schnell, wir dürfen keine Sekunde Zeit verlieren!« »Ist Sawtel etwas passiert, Tad?« drängte Jilian. »Wenn er in Gefahr ist«, sagte Flash, »müssen wir ihm helfen, Tad.« »Nein, wir können nichts tun«, sagte der Junge leise, aber entschieden. »Es ist zu spät. Glaubt mir! Wir können nur noch fliehen, und zwar so schnell wie möglich.« Flash musterte ihn einen Augenblick, dann rief er: »Okay! Los, raus hier!« Inzwischen tastete Flip schon über die Korridorwand. Ein Panel glitt zur Seite. »Hier ist einer der geheimen Gänge, die mir Sawtel beschrieben hat«, rief Flip. »Mir nach, Brüder und Schwestern!« 152
Während sie durch den schmalen Gang hasteten, fragte Jilian Tad noch einmal: »Was hast du gefühlt?« »Draußen«, antwortete der Telepath. »Wenn wir hier raus sind, erzähl ich es euch.« Sie hatten gut einen Kilometer zu laufen, bevor sie aus einer Felsspalte in die feuchte Dschungelnacht hinaustraten. Niemand war in Perfect City zurückgeblieben. Niemand außer zwei toten Männern. Die frühere Stille war wieder in den Straßen und Gängen eingezogen. Aber dann schnitt ein neues Geräusch durch die Stille. Ein hoher, harter Ton schrillte durch die verlassene Höhlenstadt. Er klang wie einer jener Töne, die Estampa den Tod gebracht hatten. Die infernalischen Frequenzen der Todesharmonie schüttelten die riesige Kuppelhalle, in der der größte Teil der Stadt lag. Die Türme und Brücken begannen zu zittern. Immer heftiger pflanzte sich die Vibration durch die elfenbeinfarbenen Mauern fort. Risse zogen sich durch die glatten weißen Wände, verbreiterten sich von Sekunde zu Sekunde. Dann stürzte das erste Gebäude zusammen. Es war Pans seltsamer Palast mit dem Orgelsaal, der zu einer wirbelnden Trümmerwolke wurde. Die geschwungenen Brückenbögen zwischen den schlanken Türmen barsten. Von der Kuppeldecke lösten sich große Brocken und stürzten in das Chaos der sterbenden Stadt. Noch immer schwang der grauenvolle Vernichtungston durch die Stadt. Schließlich traf ein Teil der Decke den Turm über dem Maschinensaal und brachte ihn zum Einsturz. Die Schallwellen brachen ab, als der Generator unter den Trümmern begraben wurde. Für Sekunden kehrte noch einmal Stille ein. Dann explodierte die Energieversorgung, und Perfect City hörte auf zu existieren.
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XXXVIII Jilian sah Perfect City sterben. Die Explosion des Kraftwerkes der Stadt wirkte wie ein kleiner Vulkanausbruch. Das Mädchen wandte sich weinend ab. Ihr Bruder legte ihr den Arm um die Schultern. »Es mußte wohl sein, Jil.« Sie entzog sich der brüderlichen Umarmung und lief über den Dschungelpfad nach vorne zu Tad. »Du hast es gewußt«, beschuldigte sie den jungen Telepathen. »Du mußtest es schon gewußt haben, als wir uns von Sawtel getrennt haben. Du hättest ihn zurückhalten müssen.« Der Junge schüttelte den Kopf. »Ich habe in Sawtels Gedanken auch nicht lesen können, wozu er sich selbst noch nicht entschlossen hatte«, erklärte er ihr. »Natürlich dachte er daran, die Stadt notfalls zu vernichten. Aber er wußte gar nicht, ob er dazu in der Lage sein würde.« »Du hast ihn in den Tod gehen lassen!« »Ich kann Gedanken lesen, Jilian«, sagte er ruhig. »Lesen, aber nicht beeinflussen, vergiß das nicht.« »Aber du hättest mir oder Flash etwas sagen können«, beharrte Jilian. »Dann wären wir nicht geflohen, ohne Sawtel mitzunehmen, und wenn wir ihn aus der Stadt hätten zerren müssen.« »Sawtel hatte den Plan, die Sklaven zu befreien. Aber dann traf er mit Pan selbst zusammen und kämpfte mit seinem früheren Partner. Erst danach entschied Sawtel sich, den Spuk endgültig zu beenden.« »War das die Warnung, die du aufgefangen hast?« wollte Flash wissen. »Ja«, antwortete Tad. »Ich fing Sawtels Gedanken nach dem Kampf mit Pan auf. Pan hatte ihn niedergeschossen, als er sah, wie Sawtel seine Schallkanone ruinierte.« »Davon hast du noch gar nichts gesagt«, warf Jilian ein. 154
»Ich konnte uns nicht mit langen Erklärungen aufhalten«, entschuldigte sich Tad. »Sawtel schaffte es. Pan mit letzter Kraft von einer Plattform des Maschinensaals zu stürzen. Nach dem Sturz habe ich von Pan keine Gedanken mehr aufgefangen. Er wird sofort tot gewesen sein. Aber vorher hatte er Sawtel tödlich mit dem Blaster getroffen. Sterbend entschloß sich Sawtel die Stadt zu vernichten. Er programmierte Pans Schallkanone auf Perfect City, so daß die zerstörerischen Schwingungen die Stadt zum Einsturz brachten. Die Explosion hat er nicht geplant gehabt. Ich vermute, zum Schluß jagten die Erschütterungen die Energiemeiler in die Luft.« »Wir können von Glück sagen, daß wir selbst noch rechtzeitig davongekommen sind«, sagte Jilians Bruder. »Sawtel rief telepathisch nach mir, um uns zu warnen. Bevor er starb, konzentrierte er seine letzten Gedanken auf uns. Ich hoffe, er hat gefühlt, daß ich seine Warnung rechtzeitig empfangen habe.« Dale starrte zurück zu dem rauchenden Krater, der das letzte Überbleibsel von Perfect City war. Abrupt wandte sie sich ab und griff nach Flashs Hand. »Ich kann nicht vergessen«, flüsterte sie, »daß ich lächelnd zugesehen habe, wie Pan dich gefoltert hat.« »Vergiß es, Dale. Jetzt ist alles vorbei«, beruhigte sie Flash. »Wie geht’s denn nun weiter, Bruder?« meldete sich Flip. »Iyan und ich kehren in unser Dorf zurück«, erklärte Jilian. »Ich nehme an, du wirst dich auch auf den Weg in dein Heimat-Territorium machen, Tad?« »Eigentlich würde ich mich auch ganz gern mal in Estampa umsehen«, entgegnete der junge Telepath. »Was meinst du, Flash? Kann ich mit dir kommen?« »Das weißt du doch längst, alter Gedankenschnüffler. Du bist willkommen«, erwiderte Flash. »Unser Problem dürfte allerdings zunächst einmal darin bestehen, daß wir einen längeren Fußmarsch vor uns haben. Unsere Gleiter liegen da unten.« 155
Flash wies auf den Krater. »Ich hoffe doch sehr, daß wir jemanden auftreiben, der uns mitnimmt. Für größere Wanderungen habe ich mich noch nie begeistern können«, beschwerte sich Flip. »Kommst du auch mit nach Estampa?« »Klar, Mann! Nach allem, was ich hier mitmachen durfte, bin ich reif für die ganz große Show mit Presse und allem, was so dazugehört.« * »Dieser Mann ist nicht Flash Gordon. Aber der Mann neben ihm ist Flash Gordon«, verkündete der chromblitzende Armeeroboter gelassen. Dr. Zarkov begriff im ersten Moment gar nicht, was sein sturer Copilot ihm da in seiner programmierten Gleichgültigkeit mitgeteilt hatte. Er hatte schon gar nicht mehr auf das endlose Gerede der Maschine geachtet. »Flash?« Rattlin deutete mit seiner Metallklaue auf einen der ScannerSchirme. »Flash Gordon, wie er leibt und lebt. Direkt unter uns, begleitet von zwei sehr attraktiven jungen Damen. Ich würde sagen, die mit dem rabenschwarzen Haar ist Dale Arden.« »Rabenschwarzem Haar?« Zarkov beugte sich über den Bildschirm, auf den der Roboter zeigte. »Ich finde, deine Sprachprogrammierung ist für einen Armeeroboter etwas zu üppig ausgefallen. Aber du hast recht. Das sind Dale Arden und Flash Gordon.« Mit einem Satz war der Wissenschaftler bei der Steuerung und zwang den Gleiter in einer engen Kurve dem Dschungel entgegen. »In dieser Wildnis dürften wir so schnell keinen Landeplatz finden, Sir«, stellte Rattling-203-AP fest. »Wir landen gar nicht«, unterrichtete ihn Zarkov. »Wir schweben über den Bäumen, und ich hole die beiden über die 156
Bordleiter hoch.« »Oh«, wunderte sich der Copilot, »diese Möglichkeit muß man bei meiner Programmierung übersehen haben.« Der Gleiter hielt jetzt über den Baumwipfeln in der Luft. Seine Bodenluke öffnete sich, und die Bordautomatik fuhr eine halbelastische Plastikleiter aus. »Sie haben uns entdeckt«, meldete der Roboter an Zarkov, der sich in der Schleuse fertigmachte, um zu den lange Gesuchten hinunterzuklettern. »Wenn sie ihre Augen noch im Kopf haben, müssen sie das wohl«, knurrte Zarkov. Er hatte die Steuerautomatik des Gleiters so programmiert, daß sie die Flugmaschine möglichst ruhig in der jetzigen Position hielt. »Du bleibst hier drin und läßt die Metallfinger von den Kontrollen. Am besten legst du die Hände über dem Kopf zusammen und rührst dich nicht.« »Jawohl, Sir. Sehen Sie nur das erwartungsvolle Lächeln auf den glücklichen Gesichtern unter Ihnen«, rief ihm Rattlin zu. »Wenn Zarkov kommt, gibt es selten enttäuschte Gesichter, Blechkopf.« Mit diesen Worten machte sich der Wissenschaftler an den Abstieg.
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XXXIX Am Fuß der Leiter streckte Flash seinem Chef die Hand entgegen. »Doc«, begrüßte er ihn grinsend, »was treibt Sie in diese abgelegene Waldgegend.« Nach einem besorgten Blick zu dem am Himmel verharrenden Gleiter ließ Zarkov die Leiter los und sprang den letzten Meter hinab auf den Waldboden. »Ich habe da oben einen fehlprogrammierten Armee-Blechkopf, dem ich nicht so recht traue«, erklärte er und schüttelte Flash die Hand. »Eigentlich habe ich erwartet, euch in Perfect City zu treffen.« »Die Stadt existiert nicht mehr«, berichtete Flash. »Das ging aber schnell«, rief der Wissenschaftler überrascht aus und griff nach seinem Bart. In seiner Aufregung riß er nach alter Gewohnheit daran herum und hatte ihn in der Hand. Dale trat neben ihn. »Doc, was ist mit Ihnen passiert?« »Ich mußte mich verkleiden«, erklärte er. Stirnrunzelnd sah er das Mädchen einen Augenblick scharf an. »Das war keine sehr gute Idee von dir, Dale, alleine hier rauszufliegen!« »Wahrscheinlich haben Sie recht«, gab sie zu und versetzte ihm einen freundschaftlichen Rippenstoß. »Nun erzählen Sie mal von Ihren Verkleidungen.« »Also«, antwortete Zarkov, und sein Stirnrunzeln wurde von einem zufriedenen Lächeln abgelöst, »erst mußte ich einen Lastwagenfahrer darstellen und dann mich selbst. Besser gesagt, mein eigenes Double. Nein, das muß ich wohl etwas ausführlicher erklären.« »He, Mann«, fragte Flip begeistert, »bist du auch beim Showbusiness?« Zarkov musterte den dunkelhäutigen Schauspieler und Entertainer. »Wer ist denn das?« »Ich darf Ihnen Flip vorstellen«, antwortete Flash. »Es würde zu lange dauern, Ihnen jetzt seine außergewöhnlichen Talente zu erklären, Doc.« 158
Wieder warf der Wissenschaftler einen unsicheren Blick nach oben. »Wir können uns auf dem Rückflug darüber unterhalten«, meinte er. »Oder gibt es irgendeinen Grund, uns hier noch länger aufzuhalten?« »Nein, wir können uns sofort auf den Heimweg machen. Die Sache hier in Mazda ist erledigt.« »In Estampa ist auch alles klar«, versicherte Zarkov zufrieden. Flash wandte sich an Jilian und ihren Bruder. »Wollt ihr mit uns fliegen? Ich bin sicher, Doc setzt euch gerne in eurem Heimatdorf ab.« »Einen Augenblick, Flash«, widersprach Zarkov. »Sie könnten am anderen Ende der Galaxis zu Hause sein.« Jilian lachte den bartlosen Wissenschaftler an. »Nicht ganz so weit«, sagte sie. »Aber wir möchten trotzdem lieber hier unten auf dem Pfad weiterziehen. Ich hoffe, wir finden noch mehr Leute aus unserer Heimat, die auf dem Rückweg sind. Pan hatte viele Männer und Frauen aus unserer Gegend zu seinen Sklaven gemacht.« »Also dann«, verabschiedete sich Flash, »viel Glück und vielen Dank. Ich stehe tief in eurer Schuld.« Das rothaarige Mädchen ignorierte Flashs ausgestreckte Hand und drängte sich an ihn. Sie zog ihn zu sich und küßte ihn auf den Mund. »Auf Wiedersehen, Flash.« »Er findet doch immer eine«, murmelte Zarkov leise. »Ich habe den Eindruck, mit meiner augenblicklichen Leistung könnt Ihr zufrieden sein, Sir«, rief Rattlin von den Kontrollen des Gleiters, die ihm Zarkov unter größten Bedenken überlassen hatte. »Ganz ausgezeichnet«, dröhnte Zarkov. Der Wissenschaftler saß mit den anderen im Heckraum des Schiffes, der mit Notsesseln für Passagiere eingerichtet war. Nur Flip stand vorne neben dem Roboter und beobachtete die Bildschirme der Scanner. 159
»Und General Yale ist euch in Perfect City nirgendwo über den Weg gelaufen?« setzte Zarkov die unterbrochene Unterhaltung fort. Flash schüttelte den Kopf. »Nein, aber wir haben uns natürlich auch nicht nach ihm umgeschaut.« »Er ist wohlauf«, schaltete sich Tad ein. »Ich kann seine Gedanken orten. Seine einzige Sorge ist, wie er zu Fuß zurück nach Estampa kommen soll. Er war nämlich nie bei der Infanterie.« Zarkov rieb sich das Kinn und beobachtete den Jungen aufmerksam. »Deine Fähigkeiten sind wirklich phantastisch. Du mußt mir diesen Trick unbedingt beibringen. Ich habe mir immer schon gedacht, daß mit einem so außerordentlich begabten Gehirn wie meinem außersinnliche Wahrnehmung eine Kleinigkeit ist.« »Also ein Trick ist das eigentlich nicht«, meinte Tad grinsend. »Ich weiß gar nicht genau, wie ich mich in fremde Gehirne einschalte. Mir geht es da genauso wie Flip mit seinen besonderen Fähigkeiten.« »Worin bestehen denn nun Flips Talente?« wollte Zarkov endlich erklärt bekommen. »Flip kann seine Gestalt beliebig verändern«, erläuterte Flash. »Er wechselt sein Aussehen wie wir unsere Hemden, was uns in Perfect City denkbar nützlich war.« »Sie haben sich da ja wieder eine wilde Truppe zusammengestellt Flash«, bemerkte Zarkov. »Einen Gedankenleser, einen Gestaltwechsler und dann noch diese Amazone.« »Ich bin eben nicht so ein Einzelkämpfer wie Sie.« »Die Sache in Estampa habe ich tatsächlich im Alleingang erledigt«, bestätigte Zarkov. »Nur die Armee ließ sich nicht davon abhalten, mir diesen verhinderten Blechengel an die Seite zu geben.« Er warf dem Roboter an den Kontrollen einen zweifelnden Blick zu. »Sie suchen Flash nicht mehr wegen des Mordes an Minig, 160
oder?« erkundigte sich Dale besorgt. »Selbstverständlich nicht«, dröhnte Zarkov. »Ich habe den Fall gelöst und diese lächerliche Anklage aus der Welt geschafft.« »Mit wem hatte ich denn in der besagten Nacht das zweifelhafte Vergnügen?« wollte Flash wissen. »Einem Androiden«, eröffnete ihm Zarkov. »Eine sehr gute Imitation, wie Sie sich ja selbst überzeugen konnten.« »Aber das Mädchen war echt, da bin ich mir sicher.« »Und ob. Sie sitzt schon hinter den Energiegittern des Sicherheitsdienstes. Zusammen mit ihrem Partner wollte sie mich mit einem Stunner überraschen. Aus der Überraschung wurde selbstverständlich nichts.« »Also hatten sie ein Double von mir, von Minig und von General Yale«, faßte Flash zusammen. »Richtig. Und dazu noch eins von mir selbst.« Zarkov fuhr über sein bartloses Kinn. »Mein Double trug eine Bombe in der Brust, mit der sie den Präsidenten aus dem Weg räumen wollten, falls er nicht auf Pans Ultimatum eingegangen wäre.« »Und Sie haben ihnen vorgespielt, Ihr eigener Doppelgänger zu sein?« fragte Dale. Zarkov nickte. »Ich war sehr überzeugend. So konnte ich Pans Verbindungsmann in Estampa fassen.« »Sie haben noch nicht gesagt, wer es war.« »Dr. Nazzaro, natürlich.« »Wer?« rief Dale überrascht. »Sie haben richtig gehört«, versicherte Zarkov, »Dr. Nazzaro. Er war so nichtssagend und unauffällig, daß wir ihn zunächst kaum beachtet haben. Aber er war immer in unserer Nähe. Erkundigte sich nach Flash. Er arrangierte Minigs Ermordung und versuchte es auch bei mir.« »Bisher haben Sie nur erzählt, daß man Sie stürmen wollte?« »Ja, bei späterer Gelegenheit«, führte Zarkov aus. »Erst versuchte man es bei mir mit einer Bombe.« 161
Flash lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ich glaube nicht, daß es jetzt noch irgendwelche Schwierigkeiten geben wird. Nur Pan und Sawtel wußten, wie die Maschinen von Perfect City konstruiert waren. Sie sind beide tot, und die Stadt ist zerstört.« »Gott sei Dank gibt es nicht noch mehr Wissenschaftler von meinem Kaliber auf diesem Planeten«, freute sich Zarkov. »Wenn so ein Genie erst einmal durchdreht, gibt es immer Ärger.« »Wann starten wir zurück zur Erde?« »Ich würde eigentlich noch etwa dreieinhalb Wochen in Estampa bleiben wollen«, erklärte Zarkov. »Warum ausgerechnet dreieinhalb Wochen?« wunderte sich Dale. »So lange dauert es, bis mein Bart nachgewachsen ist.«
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XXXX Der Gepäckroboter gab ein eigenartiges Geräusch von sich und ließ die Tasche auf Zarkovs Fuß fallen. Der inzwischen wieder bärtige Wissenschaftler kniff das linke Auge zusammen und musterte den verchromten Roboter eindringlich. »Dich kenn ich doch«, dröhnte er plötzlich los. Die Maschine bückte sich nach der Tasche, hob sie auf und salutierte. »Rattling-203-AP zu ihren Diensten, Admiral!« Es war ein warmer, klarer Nachmittag über drei Wochen nach ihrer Rückkehr zur Hauptstadt Estampa. Zarkov stand in der Abfertigungshalle des Raumhafens der Stadt. »Wie kommst du denn hierher, Rattlin?« fragte er seinen ehemaligen Copiloten. »In gewisser Weise ist das ihre Schuld, Sir«, erklärte die Maschine. »Nachdem Sie die Verschwörung haben auffliegen lassen und die Sache mit den Schallattacken geklärt haben, fühlt man sich hier wieder sehr sicher. Eins kam zum anderen, bis man zugunsten des Wiederaufbaus sogar das Militärbudget beschnitten hat. Die ganze AP-Serie wurde ausgemustert. Ich bin froh, daß ich hier unterkommen konnte. Aber irgendwann wird man mich bei der Armee schon wieder brauchen. Schön, Sie getroffen zu haben, Colonel. Gute Reise.« »Danke«, knurrte Zarkov. Dale erschien an seiner Seite. »Der Roboter kam mir irgendwie bekannt vor«, meinte sie. »Reden wir nicht mehr darüber«, brummte Zarkov und rieb sich eifrig seinen neuen Bart. »Wo ist Flash?« »Einige Reporter haben von unserer Abreise Wind bekommen und ihn vor dem Terminal abgefangen.« »Eigentlich sollten die Kerle doch an mir auch besonders interessiert sein.« »Haben Sie nicht gestern in einem Interview verkündet, Sie würden keinen Kommentar mehr abgeben?« erinnerte Dale. 163
»Welcher Reporter läßt sich schon von solchen Versicherungen beeindrucken«, erwiderte der Wissenschaftler. »Da kommt ja Flash.« Dale winkte Flash zu, der schnell auf sie zugelaufen kam. »Große Interviews gegeben, ja?« knurrte Zarkov. »Eine richtige Berühmtheit, was?« »Selbstverständlich wollten sie eigentlich nur mit Ihnen sprechen«, besänftigte ihn Flash. »Deshalb habe ich allen gesagt, Sie ständen den Herren zur Verfügung.« Zarkov blickte in die Runde. »Und wo sind sie, die rasenden Reporter?« Flash legte dem Wissenschaftler den Arm um die Schulter und schob ihn in Richtung des Ausgangs zum Startfeld. »Flip war hier, um sich von Dale und mir zu verabschieden«, erklärte er Zarkov unterwegs. »Und als ich ihm erzählte, wie unangenehm Ihnen Interviews sind, war er sofort bereit, sie zu vertreten. Er ist ein sehr überzeugender Zarkov, das muß ich sagen.« ENDE
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