Familie des Bösen Alicia auf dem Weg zur Macht – Ein Lightfighter kämpft um die Heimkehr
Von Mike Hard
© 2003
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Familie des Bösen Alicia auf dem Weg zur Macht – Ein Lightfighter kämpft um die Heimkehr
Von Mike Hard
© 2003
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Rom, Villa Hartmann Entspannt verließ Anna die Dusche. Sie liebte es, sich am Morgen von dem heißen Wasser berieseln zu lassen. Langsam trocknete sie ihren Körper ab und verließ das Badezimmer. Direkt daran schloss sich ihr Schlaf- und Wohnzimmer. Die gleiche Aufteilung, wie sie auch die anderen Lightfighter, die in der Villa Hartmann untergebracht waren, für ihren Wohnbereich verwendeten. Sie entschied sich für die bequemen Jeans und ein weißes Shirt und zog sich an. Es war bereits um die Mittagszeit, aber da der Kampf gegen die Macht des Bösen sich nicht um Tageszeiten kümmerte, passten sich die Lightfighter diesem an. Das führte dazu, dass sie an manchen Tagen gar keinen Schlaf bekamen, während sie an anderen bis in den Mittag faulenzen konnten. Sie verließ ihr Zimmer und begab sich in das Frühstückszimmer, wo für alle bereits gedeckt war. Anna wunderte sich, dass sie die erste war, da ihr meist vorgehalten wurde, eine Langschläferin zu sein und sie ergo die letzte war, die frühstückte. Der zurückliegende Kampf hatte sie jedoch alle sehr angestrengt. Nur knapp waren sie der Attacke John Greens entkommen und hatten den Weg zurück in die Gegenwart gefunden. Alle bis auf Michael. Von diesem hatten sie nichts mehr gehört. Anna, Jason, Andi und Dorian hatten noch bis tief in die Nacht versucht, etwas zu unternehmen. Anna hatte versucht, durch einen Zauber ein Zeitportal zu öffnen, was ihr jedoch nicht gelungen war. Dorian hatte die Geschichtsbücher durchforstet in der Hoffnung, eine versteckte Nachricht von Michael zu finden, die dieser vielleicht hinterlassen haben könnte. Andi und Jason hatten sich mit Chris in Verbindung gesetzt, um so direkt Informationen vom Vatikan zu erhalten und gegebenenfalls handeln zu können. Keiner von ihnen hatte Erfolg gehabt, und gegen Morgen hatten sie die Arbeit an Dritte weitergegeben, um selbst Schlaf zu bekommen. An keinem von ihnen war die Zeitreise spurlos vorüber gegangen und sie alle benötigten, wenn auch nur wenige Stunden, Erholung. Anna nahm sich vor, nach dem Frühstück auch Kontakt zu Jeannette Witherspone aufzunehmen. Die geheimnisvolle alte Lady hatte ihren Sitz auf Angel Island und hatte den Lightfightern bereits mehr als einmal geholfen. Mittlerweile wussten sie auch von ihrer Beziehung, ihrer damaligen Beziehung, zu Jason. Sollte Jason seine Erinnerungen zurückerhalten, wird das zum Problem. Er ist nicht gealtert, hat die Jahrzehnte einfach übersprungen. Jeannette ist gealtert. Und zwischen den damals Liebende, stehen nun so viele Jahre, dachte Anna. Auch in ihrem letzten Abenteuer hatte sie wohl die Finger im Spiel gehabt. Vielleicht wusste sie, wo Michael war. Anna setzte sich an den Frühstückstisch, nahm sich ein Brötchen und Kaffee und genoss die Stille. Sie betete, dass es Michael, wann auch immer er war, gut ging. Es war einer der Momente, die ihr schmerzlich bewusst machten, wie kurz ihr Leben doch sein konnte. Viele Freunde waren schon gestorben, und sie hoffte, dass der Kampf gegen das Böse in nächster Zeit keine Opfer mehr forderte. „Guten Morgen“, sprach Anna Richtung Treppe, über die Jason gerade Richtung Frühstücksraum kam. Er blickte Anna seltsam traurig an, und diese ließ sofort dass Brötchen sinken. Mit einem Mal spürte sie Übelkeit in sich aufsteigen. Etwas war passiert. „Morgen“, antwortete nun Jason und kam auf die Freundin zu. Der junge Lightfighter war erst achtzehn, hatte in den letzten Monaten jedoch gezeigt, was in ihm steckte und war zu einem wertvollen Mitglied des Teams um Michael geworden. Gerade durch den Verlust Sandras war dies eine glückliche Fügung. Langsam trat Jason nun an den Tisch und legte die Zeitung, die er bei sich getragen hatte, vor Anna. Die Titelseite sprang ihr förmlich entgegen und ihr Blick flog über den Text. 2
Die Lightfighter: Michael Hartmann: Der 25jährige wurde sehr früh Waise und steht nun an der Spitze des Hartmann-Konzerns. Er ist der Anführer der Lightfighter. Michael ist mittelgroß, hat schwarze, kurze Haare und blaue Augen. Er ist sportlich und beherrscht neben verschiedenen Kampfsportarten auch viele Sprachen. Auf seinem rechten Oberarm befindet sich ein Tattoo (Ornament). Dorian Schwerthoff:
Dorian und Michael verbindet ein ähnliches Schicksal: Als kleines Kind besuchte Dorian mit seinen Eltern eine
ihrer Ausgrabungsstellen. In einer Nacht wurde diese entvölkert und seine Eltern verschwanden. Er selbst besitzt
keine Erinnerungen mehr daran, nur eine Narbe am Hals ist geblieben. Dorian ist 27 Jahre alt und Archäologe.
Er hat braune, mittellange Haare und grüne Augen.
Anna Schneider: Anna entwickelt ständig neue Waffen für die Lightfighter, um gegen Dämonen vorzugehen. Sie ist das Kind einer Halbdämonin mit einem menschlichen Mann. Ihre Mutter ist eine Hexe und seit Kurzem besitzt auch Anna diese Fähigkeiten. Sie ist 27, hat lange braune Haare und grüne Augen. Durch ihre Erbe besitzt sie ein schwarzes und ein gelbes Auge, was sie jedoch durch Kontaktlinsen kaschiert. Jason Parker: Der 18-jährige Junge tauchte vor Kurzem in New York auf, wo er in einer Zeitblase die letzten Jahrzehnte verbracht hatte. Er lebte im Jahre 1942. Merlin fror ihn aus einem unbekannten Grund ein. Er besitzt keine Erinnerungen an die Vergangenheit und hat, wie Michael, auf seinem rechten Oberarm das gleiche Tatoo. Jason hat kurze, dunkelblonde Haare und braune Augen. Andi Neumann: Der junge Informatiker schloss sich bereits sehr früh dem SE an und ist dort für allerlei technische Entwicklungen zuständig. Durch Alicia wurde er zum Vampir und war lange Zeit ein erbitterter Feind. Nach seiner Rückkehr zu den Lightfightern versucht er, deren Vertrauen wieder zu erlangen und kämpft verbissener denn je für das Gute. Was bisher geschah: Als John Green eine weitere Attacke gegen Jason durchführt, greift Jeannette Witherspone ein.
Die Lightfighter landen in der Vergangenheit und erfahren ein weiteres Detail des ewigen Krieges. Doch die
Rückkehr scheitert, und so landen die Freunde in verschiedenen Epochen.
Bis auf Michael schaffen alle die Rückkehr. Hierbei wird Jason von Sandra, auf die er in der Zukunft trifft, etwas
injiziert. Nach ihrer Rückkehr können die Lightfighter einer magischen Bombe von John Green nur knapp
entkommen.
Hierbei stirbt jedoch der bewusstlose Pater Alvarez. Michael ist in der Vergangenheit gefangen und wird von
einem Zigeunerstamm aufgenommen. 1625 zieht er durch das Land.
Wie aus eingeweihten Quellen berichtet wurde, hatte es unter dem Vatikan eine Explosion gegeben. Niemand wusste Genaues, es war lediglich klar, dass es zu einem schrecklichen Unglück gekommen war, das auch ein Opfer gekostet hatte. Ungläubig sah Anna auf die Schwarzwegs-Fotografie des jungen Pater Alvarez. Als Mitglied der Venator pro Lux hatte er trotzdem immer zu ihnen gehalten und den Zutritt zu den Säulen der Zeit erst möglich gemacht. In dem Zeitungstext hieß es, dass er bei der Explosion umgekommen war. Eine Tatsache die Anna nicht anzweifelte. Als sie geflohen waren, hatte sie für wenige Sekunden einen weiteren Geist wahrgenommen. Sie hatten jedoch nicht die Zeit gehabt, genauer zu forschen. Mit einem Mal war ihr kalt. Sie fühlte sich entsetzlich. Ein weiterer Freund, der gestorben war. Gestorben, ohne dass ihm jemand beigestanden hätte. Alleine und nur durch die Kaltblütigkeit eines Gegners. Denn Anna war klar, dass John Green auch für den Tod von Pater Alvarez verantwortlich war. Er musste ihn dort hingelegt haben, bevor er die magische Bombe deponiert hatte. „Guten Morgen!“, rief Andis Stimme von der Treppe. 3
„Morgen“, gaben Jason und Anna zurück.
„Was ist los?“, wollte der junge Informatiker wissen.
Wortlos schob Anna ihm die Zeitung zu.
* Irgendwo in Paris „Eine Tatsache die wir einfach nicht länger hinnehmen können!“, rief der dunkelhäutige
Vampir wütend.
Zustimmendes Gemurmel brandete auf.
Unter den Straßen von Paris hatten sie sich versammelt. Die Oberhäupter der großen Sippen.
Es war noch nicht lange her, da war sie aufgetaucht. Viele munkelten, sie wäre unbesiegbar
nach ihrer Rückkehr aus der Vorhölle. Andere sahen sie jedoch nur als Emporkömmling.
Alicia, die ehemalige Mätresse von Darken.
Ja, ihn hatten sie akzeptiert. Er war der Anführer gewesen, er hatte die Vampire in das neue
Jahrtausend geführt. Doch nun hatte sich alles geändert.
Darken war vernichtet worden und Alicia war zurückgekehrt. Durch das Schattenportal war
sie auferstanden und beanspruchte nun nicht weniger als die Herrschaft über die Vampire.
„Ruhig Anskar. Es bringt niemandem etwas, wenn wir uns aufregen“, erklärte ein blonder
Vampir und lächelte in die Runde.
Sie waren zu zehnt. Nur die wichtigsten Oberhäupter hatten es gewagt, sich zu treffen, um
eine Konspiration gegen Alicia zu bilden.
„Ja, aber er hat Recht. Und es muss schnell geschehen. Wenn sie ihr Machtgefüge erst zur
Gänze errichtet hat, haben wir keine Chance mehr“, stimmte ein dritter, rothaariger Vampir
zu.
„Nun, dann sollten wir alle Vorschläge zusammentragen und, wie sagt man hierzulande,
„Nägel mit Köpfen“ machen“, sprach der dunkelhäutige Vampir.
„Meine Herren, das halte ich für absolute Zeitverschwendung“, war eine Stimme zu
vernehmen.
Verblüfft blickten sich die anwesenden um. Die Stimme war aus dem Nichts erschienen. Ein
Flimmern legte sich über die Tür des Saals, der in den Katakomben von Paris zu finden war.
In einem leisen Zischen verschwand die Tür, wurde zu feinem Nebel.
Und aus diesem trat sie hervor. Langes blondes Haar fiel ihr bis zu den Hüften. Blaue Augen
funkelten in einem unschuldigen Gesicht. Samtweiche Haut und volle, rote Lippen blickten
die Männer verheißungsvoll an.
Ein schwarzes Catsuit aus Leder bedeckte Alicias Körper und betonte ihre Rundungen. Jeder
Mann musste bei ihrem Anblick fast wahnsinnig werden.
Anskar war es, der sofort handelte. Er wusste, was das Auftauchen der Vampirin bedeuten
konnte, zückte einen Pflock und warf ihn aus dem Handgelenk.
Er traf die Vampirin genau ins Herz. Ungläubig blickte Alicia an sich herab, sank langsam in
die Knie und röchelte.
„Soviel zu dem Gerücht, sie wäre unverwundbar“, erklärte der dunkelhäutige Vampir.
Alicia wand sich nun auf dem Boden und zuckte in scheinbaren Krämpfen.
„Ach ich liebe diese spaßigen Treffen“, gab Alicia von sich und erhob sich vor den entsetzten
Vampiren, „Tja, ich fürchte an den Gerüchten ist doch was Wahres. So leicht bin ich nicht zu
töten.“
Mit einem Lächeln zog sie den Pflock aus ihrem Herz und ging langsam auf Anskar zu.
Hinter ihr schälten sich nun die Silhouetten von Helfern aus dem sich langsam
verflüchtigenden Nebel.
Vor Anskar blieb sie kurz stehen.
„Ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch angelegt habt“, erklärte sie diesem und rammte
den Pflock in sein Herz. Der Vampir versuchte noch, sich zu schützen und mit seiner Hand
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abzublocken, doch Alicia war zu stark. Sie rammte den Pflock durch seine Hand in das
schwarze Herz der Kreatur der Nacht.
Während Anskar hinter ihr röchelte und dann zu Asche und Staub zerfiel, wandte sich Alicia
lächelnd den anderen Anwesenden zu, die von jeweils einem ihrer Helfer daran gehindert
wurden, aufzustehen.
Im Vorbeigehen hieb Alicia mit ihrer Klaue auf den rothaarigen Vampir ein und öffnete
seinen Brustkorb. Blitzschnell griff sie hinein und zog etwas heraus.
„Ups, ich wollte eigentlich das Herz. Sorry“, erklärte sie und warf den Lungenflügel des
rothaarigen Vampir von sich. Röchelnd brach dieser zusammen.
„Du kannst ein wenig mit ihm spielen, aber dann liquidierst du ihn“, erlaubte sie großzügig
dem Vampir, der den Rothaarigen bewachte. Während Alicia weiter ging, zog dieser seinen
Gefangenen aus dem Raum, und die Anwesenden konnten die Schreie noch lange hören.
Nun blieb sie vor dem blonden Vampir stehen. Er war mittelgroß und muskulös. Hellblondes,
mittellanges Haar bedeckte seinen Kopf, und blaue Augen blickten Alicia entgegen. Sie hatte
das Gefühl, in einen Spiegel zu sehen. Langsam tastete sie über die muskulöse Brust ihres
Gegenübers.
„Du hast genau das richtige getan…Sweety“, erklärte sie dem Blonden, zog ihn an sich heran,
und beide begannen sich feurig zu küssen.
„Du, du hast uns verraten“, keuchte einer der Anwesenden auf.
Alicia unterbrach kurz den Kuss und blickte den anderen Vampir an.
„Natürlich hat er das. Ich habe ihn erschaffen. Und im Gegensatz zu euch besitzt René
Intelligenz. Und natürlich….Ausdauer“, erklärte sie.
Langsam ließ sie ihre Hand nach unten gleiten und öffnete den Reißverschluss der Jeans ihres
Gegenübers. Sie hatte René erst vor etwa 30 Jahren irgendwann Anfang der siebziger
erschaffen. Er war damals 25 gewesen und sah heute noch ebenso verführerisch aus wie
damals.
Sie spürte, wie seine Lust immer härter wurde und er langsam den Reißverschluss ihres
Catsuits öffnete.
„Liquidiert sie. Und beeilt euch“, befahl Alicia.
Während sie und René damit begannen, sich schnellstmöglich auszuziehen, waren um sie
herum Schreie zu hören. Staub und Asche regnete um sie herum zu Boden.
Schnell und hart drang René in Alicia ein, und die Vampirin stöhnte lustvoll auf. Er war ein
ausdauernder Liebhaber. Dreißig Jahre hatten ihn ein Gespür entwickeln lassen, was sie
wollte.
Es dauerte nicht lange und sie kam, kurze Zeit darauf er.
Beide zogen sich wieder an und verließen den dunklen Raum tief unter den Straßen von Paris.
Nur wenige Minuten später zeugte nichts mehr von der Anwesenheit der mächtigsten
Oberhäupter und der neuen Herrscherin der Vampire.
Nur Staub und Asche bedeckte den Boden.
* Israel Ein Ruck fuhr durch Sandras Hand, und sie hatte das Gefühl, ihr Arm würde jeden Moment vom Körper reißen. Wut schoss in ihr empor. So kurz vor dem Ziel durfte sie nicht aufgeben. Es hatte sie viel Mühe gekostet, die Unterlagen aus Darkens Tresor zu beschaffen. Die Spur hatte sie weiter zu einem Kloster in den Anden verfolgt, wo sie dann schlussendlich die Hinweise auf dieses Gebirge gefunden hatte. Oder besser, die Kammer in dem Gebirge. Langsam kroch sie nun weiter, darauf bedacht, ihren Arm nicht mehr so stark zu belasten. Sie musste sich schon nahe befinden, sehr nahe. Sie wusste selbst nicht, was sie sich davon versprach. Vielleicht die letzte Abrechung mit der Welt, die Ken Radmann zerstört hatte. Mit der Welt der Vampire. 5
Vielleicht ist es auch mehr. Immerhin will ich nicht weniger als einen Mythos auslöschen, dachte Sandra. Sekunden wurden zu Minuten und Minuten zu Stunden. Durch ihre Mitgliedschaft bei den Lightfightern hatte sie eine gute körperliche Fitness und Ausdauer entwickelt. Langsam aber stieß sie jedoch an ihre Grenzen. Wenn dies noch weiter ging, würde sei… Sandras Gedanken stockten, als sie den Eingang im Fels erblickte. Langsam zog sie sich weiter darauf zu. Sie trug ein enges, schwarzes Hemd und eine Jeans. Ihre Schuhe waren speziell für solche Aktionen verstärkt, sie hatte spezielle Handschuhe an ihren Händen. Minuten später hatte sie den Eingang zu jener Felsenkammer, die sie suchte, erreicht. Sie zog die Taschenlampe aus ihrem Spezialgürtel und drang tiefer in den Stollen ein. An den Wänden waren zahlreiche Hieroglyphen zu sehen, die sie jedoch nicht entziffern konnte. Die Luft schmeckte seltsam schal, und Sandra fragte sich unweigerlich, wann zuletzt ein Mensch diesen Eingang passiert hatte. Ob überhaupt jemals ein menschliches Individuum bis hierher hatte vordringen können? Sie wusste, dass, hätte sie nicht Vorkehrungen getroffen, die magischen Fallen sie längst getötet hätten. Doch Sandra hatte lange genug mit einer Hexe zusammengearbeitet, um zu wissen, wo sie sich einen Schutzzauber oder ein Dämonenbanner besorgen konnte. Der Gang vor ihr verbreiterte sich, und Sandra betrat eine große Halle, in deren Mitte ein seltsames Artefakt stand. Langsam ging sie darauf zu. Sie hatte so etwas schon einmal gesehen. Zumindest so etwas Ähnliches. Verblüfft erinnerte sich Sandra an die Berichte von Jason und Dorian. Damals waren diese durch ein Portal gegangen, um Andi zu verfolgen, der ein seltsames Pergament gestohlen hatte. Er war damals noch Vampir gewesen. Sie hatten ihn und Shadow durch ein Portal unter Jeannette Witherspones Anwesen verfolgt und waren in Avalon gelandet. Auf der Feeninsel hatten sei in gläsernen Särgen Menschen aus allen Jahrhunderten gesehen, ebenso Jason, dessen Ebenbild auch dort ruhte, jedoch einige Jahre älter war als der Junge damals. Hier hatte sich in der Mitte der Halle auch ein Artefakt befunden, das Jason später aufgezeichnet hatte. Es sah diesem hier ähnlich. Kurz darauf war Merlin erschienen und hatte verkündet, dass dies Michaels Prüfung wäre. Michael war jedoch nicht dort gewesen, und Avalon schien nun endgültig zerstört zu sein, nachdem die schwarzen Löcher sich immer weiter auf der Insel ausgebreitet hatten. Langsam ging Sandra weiter auf das Artefakt zu. Sie bemerkte Gänge, die sternförmig von diesem Raum abzweigten. Als sie vor dem Artefakt angekommen war, berührte sie es sanft mit den Fingern. Ein Blitz zuckte durch den Raum. Sandra sprang auf und warf sich zurück. Eine Gestalt erschien über dem Artefakt. „Willkommen Sandra Maier, dies ist deine Prüfung…“, begann Merlin zu sprechen. * Vergangenheit, Osteuropa Langsam ging Michael weiter. Ein weiterer Holzpfosten landete auf dem Wagen. Schweiß rann über den muskulösen Oberkörper des Anführers der Lightfighter. Sein Tatoo schien das Sonnenlicht zu absorbierten. Er trug eine einfache Stoffhose, wie es in dieser Zeit üblich war. Im Normalfall auch ein schwarzes Hemd, was momentan jedoch keine gute Idee gewesen wäre. Die Sonne prallte auf die Arbeiter nieder, die das Lager Stück für Stück abbauten. Sie waren fast fertig, und dies war auch gut so. Ein Spähtrupp der Zigeuner, Michael nannte sie nur 6
gedanklich so, das Wort war für die fahrende Sippe eine Beleidigung, hatte Inquisitoren
ausgemacht, die sich ihnen näherte.
Noch immer hallten in Michael die Worte der alten Zigeunerin nach. Sie hatte ihm erklärt,
dass die Säulen der Zeit vernichtet worden waren. Er wusste nicht, wer sie genau war und
warum sie alles wusste, doch kurz darauf hatte auch er eine starke Vision gehabt.
Er hatte gesehen, wie die Säulen der Zeit in der Zukunft zerstört worden waren. Laut der
Alten konnte nun niemand, der eine Eigenzeit besaß, die dem Zeitpunkt der Zerstörung oder
danach entsprach, die Säulen noch nutzen. Denn hier, in dieser Zeit, existierten sie natürlich
noch, für Michael jedoch unpassierbar.
In den vergangenen Wochen waren sie weiter nach Süden gezogen. Die Zigeuner wollten
nach Rom, was sich mit Michaels Willen deckte. Einige der Anwesenden halfen ihm dabei,
sich einzuleben und lehrten ihn auch, das Schwert zu führen.
In dieser Zeit war dies vonnöten, da die Inquisition überall lauerte. Michael hatte von Ashka
erfahren, dass es sich um das Jahr 1625 handelte. Seine Situation sah also wirklich übel aus.
Solche und ähnliche Gedanken schossen Michael noch Stunden später durch den Kopf, als er
bereits mit den anderen das Lager abgebaut hatte und sie sich wieder auf den Weg machten.
Er teilte den Wagen mit Ashka. Die Moralvorstellungen in der damaligen Zeit waren,
zumindest unter den Zigeunern, glücklicherweise sehr modern geprägt.
Zwischen ihm und Ashka hatte sich eine freundschaftlich sehr stark geprägte Beziehung
entwickelt. Außerdem hatten beide schon mehrmals miteinander geschlafen. Für beide war es
nur ein Verdrängen der Einsamkeit und das Sehnen nach einem anderen Körper.
Michael war nicht in Ashka verliebt und sie auch nicht in ihn. Doch gerade, weil dies beiden
bewusst war, hatten sie einen guten Draht zueinander und verstanden sich prächtig. In jeder
Hinsicht.
Ein Ruf ließ den Treck stoppen. Sofort schwang sich Michael von seinem Pferd, auf dem er
vor Ashkas Wagen geritten war, und eilte zu den Rufenden. Als die Menge sich teilte,
erblickte er einen blutverschmierten Körper.
„Was ist mit ihm passiert?“, wollte Michael wissen, der Jarek kannte.
Niemand im Lager war mehr unbekannt für ihn, und so, wie er den anderen Respekt entgegen
brachte, so respektierten und achteten auch sie ihn, hatten sich teilweise mit ihm
angefreundet.
Nun kam auch die Alte, und auf ihr Zeichen hin wurde Jarek in ihren Wagen gebracht.
Michael wusste, dass sie sich in der Heilkunde sehr gut verstand und Jarek vielleicht würde
helfen können. Aus den Gesprächen um sich herum hörte er heraus, dass Jarek zu einem
Trupp gehört hatte, der den Zigeunern den Rücken hatte freihalten sollen.
„Sie sind mit der Inquisition aneinander geraten“, erklärte eine Stimme hinter Michael.
Ashka ging auf Michael zu. „Die anderen beiden Männer wurden scheinbar gefangen
genommen.“
„Kann Jarek geholfen werden?“, wollte Michael wissen.
„Ja, er wird es wohl schaffen“, gab Ashka zurück.
Gemeinsam entfernten sie sich einige Schritte von der Gruppe der anderen.
„Wie geht es nun weiter?“, fragte Michael leise.
„Auf die einzig mögliche Art. Wir werden sie befreien“, erklärte Ashka.
* Irgendwo in Paris Völlig entspannt saß Alicia an der runden Tafel.
Noch waren einige Sitze frei, und so konnte die Versammlung noch nicht beginnen. Nach
dem Entfernen der Störenfriede war sie sich sicher, die Macht über ihr Volk in den Händen zu
halten. Niemand würde es mehr wagen, sie anzugreifen.
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Besonders, nachdem sie durch ihren Aufenthalt und ihrer Rückkehr von der Vorhölle
tatsächlich praktisch unbesiegbar war. Sie wusste nicht, wie weit ihre Unverwundbarkeit
wirklich ging, aber bis jetzt konnte nichts sie vernichten.
Sie ließ ihre Blicke schweifen. Sie hatte vor jedem Platz das Zeichen der Familie, des Volkes,
anbringen lassen, dessen Vertreter oder Herrscher sich hier eingefunden hatte.
Trevor Deklare war als Vertreter der Werwölfe erschienen, Sie selbst stand für die Vampire,
Mildred Duncan war ein Ghuul und Torsten Thielmann war ein Hexenmeister und obendrein
Halbdämon.
Natürlich gab es noch andere Zweige in der dunklen Familie, doch Alicia wollte sich damit
begnügen, die mächtigsten Familien zu einen.
Als die Tür sich öffnete und Nina Prestova eintrat, waren sie vollzählig. Zwar repräsentierte
das ehemalige Mitglied der Lightfighter keine Familie, doch Alicia wusste, dass sie
rudimentär mit Engelsmacht ausgestattet war.
„Willkommen. Willkommen zur Gründung der Familie des Bösen“, sprach sie in die Runde.
* Israel „…Wenn du den Weg hierher gefunden hast, zeigt dies, dass Jeannette euch nun informiert
hat. Alleine die Anwesenheit dieses Abbildes von mir bedeutet, dass ich euch nicht mehr zur
Seite stehen werde. Du bist nun hier und musst deine Prüfung bestehen, so wie deine Freunde
die ihren. Am Ende wird dein Tod oder dein Leben stehen. Und mit deinem Leben erhältst du
das, wonach ihr strebt, deinen Schlüssel“, erklärte Merlin.
Gespannt lauschte Sandra den Ausführungen des alten Weggefährten, der mittlerweile von
den hohen Mächten aus dieser Existenzebene verbannt worden war. Merlin von Avalon,
Bewusstseinssplitter Luzifers und Bewahrer der Engelstränen.
Eine ähnliche Botschaft war es wohl auch gewesen, die Jason und Dorian in Avalon
vorgefunden hatten. Sandra wusste jedoch nicht, welche Prüfung der Magier meinte und was
es mit den Schlüsseln auf sich hatte. Merlin ging davon aus, dass Jeannette die Lightfighter in
irgend ein Geheimnis eingeweiht hatte, doch dies hatte sie definitiv nicht getan.
Zumindest hatte sie das noch nicht als ich noch bei den Lightfightern war, dachte Sandra.
Sie hoffte, der alte Freund würde weitersprechen, doch das Hologramm erlosch mit einem
Mal, und Stille breitete sich aus. Eine Stille, die jedoch nur wenige Sekunden anhielt.
Hinter den sternförmig angeordneten Durchgängen loderte Licht auf, und leises Summen war
zu hören.
Eine Woge der Angst überkam sie, denn mit einem Mal wurde ihr bewusst, was die Prüfung
war. Sie ließ ihre telepathischen Fähigkeiten wirken und esperte nach fremden Gedanken.
Sie hatte sich nicht getäuscht.
Jemand erwachte.
Etwas erwachte.
Die Prüfung begann.
* Vergangenheit, Osteuropa Gemeinsam schlichen sich Ashka und Michael durch die Dunkelheit. Es war fast ein Spaziergang gewesen, bisher. Gemeinsam waren sie in den Kerker eingedrungen und hatten die beiden Gefangenen befreit.
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Die Wachen hatten keinen nennenswerten Widerstand zu leisten vermocht, und sie waren
geflohen. Doch dann, von einer zur anderen Minute, wimmelte es rund um die Kirche, unter
der das Verließ gewesen war, von Wachen.
Sie hatten es bis jetzt nicht geschafft, zu entkommen, und standen nun in aller Stille in der
Sakristei. Das Licht war gelöscht, und Michael lauschte in die Dunkelheit. Die beiden
befreiten Zigeuner hatten viele Blessuren davongetragen, waren jedoch in der Lage, aus
eigener Kraft zu gehen.
Aus der Ferne hörte Michael nun Geflüster.
„Sie kommen“, erklärte er.
Ashka schloss die Augen. Sie wusste, was Gefangenen der Inquisition blühte. Die meisten
endeten auf dem Scheiterhaufen, oder in den Kerkern. Schöne Frauen meist in den Kerkern.
Sie wandte sich um, in der Hoffnung, einen weiteren Ausgang aus der Sakristei zu finden.
Schnell lief sie den gesamten Raum ab. Ihre Hoffnung wurde Verzweiflung.
„Still“, herrschte Michael, „Geh noch einmal den gleichen Weg, den du eben genommen
hast.“
Ashka tat wie gehießen. Als sie eine bestimmte Stelle des Bodens überschritt, veränderte sich
der Tonfall, den ihre Schritte erzeugten.
„Da ist etwas drunter“, sprach einer der Befreiten.
Gemeinsam bückten sich Ashka und Michael und hatten nur Sekunden später die Falltür
entdeckt und geöffnet. Die Stimmen der Soldaten näherten sich nun bedrohlich.
Schnell kletterten Ashka und Michael in den geheimen Raum, und auch die beiden anderen
Zigeuner folgten. Sekunden später schlossen sie die Klappe. Kurz darauf betraten die
Soldaten auch schon die Sakristei.
Keiner der Zigeuner, und zu diesen zählte Michael sich mittlerweile ebenfalls, wagte zu
atmen. Die Soldaten suchten den Raum in aller Ruhe ab, unterhielten sich noch einige
Minuten und gingen dann wieder.
„Das war knapp“, sprach Michael.
„Ja, sehr knapp. Aber wo sind wir hier?“, wollte Ashka wissen.
Fahles Licht fiel durch die Ritzen der Dielenbretter und ließ den Raum in mattem
Dämmerlicht erscheinen. Michael entdeckte unzählige Dokumente.
Sie stapelten sich zu beiden Seiten eines hölzernen Sekretärs, auf dem ein weiteres Dokument
lag. Langsam ging Michael näher heran. Ashka folgte ihm.
Entsetzt blickte Michael auf das, was sich ihm darbot.
Auf dem Sekretär lag ein versiegeltes Kuvert und daneben ein Streifen Menschenhaut.
Menschenhaut, auf die ein ornamentartiges Tatoo gezeichnet war.
„Das Zeichen der ewigen Krieger“, hauchte Michael.
* Israel Sandra rannte. Sie rannte wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Die Durchgänge schienen vor ihr zu verschwimmen. Endlich hatte sie den Eingang zu jenem Raum erreicht, der als erstes erhellt worden war. Sie warf sich in die Kammer. Die Gedankenimpulse nahmen nun zu. Auch in den anderen Kammern regten sie sich. Die Ersten. Die Geißel der Menschheit, die vor vielen Jahren zu einem Mythos wurd,e als man sie hier in Stasekammern in tiefen Schlaf fallen ließ, dachte Sandra. Einer der ersten ewigen Krieger musste dies vollbracht haben, so stand es zumindest in Darkens Aufzeichnungen. Längst hatte Sandra den Pflock gezogen und warf sich nun zu dem steinernen Podest, auf dem der Erste sich langsam aufrichtete. Blitzschnell holte sie aus und rammte dem Vampir den Pflock in das Herz. 9
Unglauben schien für wenige Sekunden in die Züge des Vampirs gemeißelt zu sein, dann verpuffte das erwachte Böse zu Staub und Asche. Sandra rannte weiter. Sie musste zur nächsten Kammer. Bereits bevor sie diese erreichte, wusste sie, dass sie zu spät kam. Schnell zog sie eine Granate vom Gürtel und warf sie in den Raum. Auch der zweite Vampir verlor seine unheilige Existenz. Sie rannte weiter. Vampir um Vampir verlor seine Existenz bevor sie von neuem hatte beginnen können. Als nur noch eine Kammer vor Sandra auftauchte und sie wusste, das es die letzte war, atmete sie innerlich auf. Zu früh, wie sich Sekunden später herausstellte, als ein Vampir diesen Raum verließ und ihrem Pflock mit flinken Bewegungen auswich. „Du wagst es, mich anzugreifen. Schicken dich jene die uns hier einkerkerten? Du wirst deine Tat bereuen!“, rief der männliche Vampir und warf sich auf Sandra. Blitzschnell vollführte die ehemalige Lightfighterin eine halbe Drehung, ließ den Vampir an ihr vorbei ins Leere laufen. Sie wusste, dass, wenn der Vampir erstmal seine vollen Kräfte wiedererlangt hatte, sie keine Chance mehr hatte. Granaten konnte sie nun nicht mehr einsetzen, und für den Pflock war er zu schnell. Sie traf innerhalb von Sekunden eine Entscheidung und zog ihren Blaster. Die Waffe war der ScratchTechnik nachempfunden und vom SE erbaut worden. Als sie gegangen war, hatte sie ihren Blaster mitgenommen. Ein DNS-Chip im Griff sorgte dafür, dass nur sie die Waffe verwenden konnte. Für andere sah der Blaster aus wie eine Pistole mit leicht verdicktem Lauf. Sie hatte die Waffe grundsätzlich im Tötungsmodus, und dies kam ihr nun zugute. Der dünne, rote Lasterstrahl bohrte sich in das Bein des Vampirs. Dieser war jedoch blitzschnell und hechtete aus der Schussband. Dabei trennte der Laser sein Bein ab. Verblüfft und entsetzt sah Sandra, wie das Bein verschwand und Sekunden später bereits ein neues Nachgewachsen war. Doch der Vampir wusste nun dass er eine ernst zu nehmende Gegnerin hatte. Und er war wütend. Mit einem Salto rückwärts prellte er Sandra die Waffe aus der Hand und lag urplötzlich auf ihr. „Du bist gut, aber nie gut genug für einen von uns“, sprach der Vampir. „Scheinbar doch. Deine Brüder und Schwestern sind nämlich nur noch Staub und Asche“, lächelte Sandra. Die Fratze des Vampirs verzog sich vor Wut, und er schickte sich an, seine Zähne in Sandras Hals zu schlagen. Diese konzentrierte sich jedoch und griff ihren Gegner nun telepathisch an. Ein gleißender Schmerz zuckte durch den Kopf des Vampirs. Sandra schleuderte ihn von sich und robbte zur Waffe. Der Vampir war schnell. Schon hatte er seinen Schmerz überwunden und wollte sich erneut auf Sandra stürzen, als diese den Blaster benutzte. Mit einem glatten Schnitt wurde der Kopf der Kreatur von ihrem Rumpf getrennt. Einmal mehr prasselte Staub und Asche zu Boden. Tief durchatmend blieb Sandra stehen, als sich das Hologramm Merlins erneut aufbaute. „Du hast es also geschafft. Etwas, worüber ich sehr froh bin. Ich fürchte, nicht alle von euch werden so siegreich sein. Die Prüfungen wurden bereits vor langer Zeit ausgewählt, und die hohen Mächte forderten viel. Nun, nimm den Schlüssel und betrete die Platte. Du hast es verdient“, erklärte Merlin. Sekunden später erlosch das Hologramm. Verblüfft trat Sandra näher und nahm das Artefakt genauer in Augenschein. Es handelte sich um eine Kugel, von der sternenförmige Zacken abschweiften. Wie eine Miniatur der hiesigen Räume. Als sie das Faustgroße Artefakt von dem Granitblock nahm, spürte sie ein seltsames Prickeln über ihre Haut fließen. 10
Noch wusste sie nicht, was Merlin gemeint hatte. Schlüssel, Platte, Prüfung. Sie wusste nicht,
warum man sie beinahe in den Tod geschickt hatte, doch sie würde es herausfinden. Und
welche Belohnung sie sich auch immer verdient hatte, sie würde sie einfordern.
Langsam ging Sandra zum Ausgang der Höhle. Die Ersten würden nie wieder ein Problem
darstellen, und ein neues Rätsel galt gelöst zu werden.
* Irgendwo in Paris Lächelnd überblickte Alicia die Versammlung. Sie wusste nun, dass sie richtig gehandelt hatte. Jeder der Anwesenden wollte Macht, mehr Macht. Sie hatte keine große Überzeugungsarbeit leisten müssen. Natürlich akzeptierten die anderen sie noch nicht als Herrscherin, doch das würde noch kommen. Sie hatten sich darauf geeinigt, von nun an gemeinsame Aktionen zu Planen und sich auch die Lightfighter in gemeinsamer Arbeit vom Hals zu schaffen. Hierbei galt, dass die Mehrheit entschied. Was Alicia natürlich auch vorhatte zu ändern. Die nächste Stufe war die Gründung eines Tribunals, das alle Dämonen überwachen sollte. Falls sich einer gegen das Quintett stellen sollte, würde das Tribunal ihn umgehend vernichten. Somit war außerdem gewährleistet, dass nur linientreue Dämon eine hohe Position in der Hierarchie erreichten. Alicia war zufrieden. In einigen Monaten würde sie dafür sorgen, dass jenes Tribunal nur noch ihre Interessen vertreten würde, und sollte dann einer ihrer jetzigen Herrschaftsgenossen etwas gegen sie unternehmen wollen, würde auch dieser keine Chance haben. Die Herrscherin der Vampire war mit sich und der Welt zufrieden. Besser hätte es nach ihrer Rückkehr nicht laufen können. * Vergangenheit, Osteuropa Sanft fuhr Ashkas Hand über Michaels Rücken. Nach dem gemeinsamen Liebesakt versanken beide oftmals noch für Stunden in Zärtlichkeit. Dieses Mal war Michael in Gedanken jedoch woanders. Ashka bemerkte es zwar, ließ ihn jedoch in Ruhe. Sie ahnte, worum es ihm ging. Längst waren sie zurück im Lager, das die anderen Zigeuner an einer geschützten Stelle im Wald aufgebaut hatten. Im Morgengrauen solle es jedoch weiter gehen. Sie mussten fort. Weg von dem Inquisitor. Michael glaubte, es durchschaut zu haben. Entweder der Inquisitor oder ein anderes Mitglied der Kirche musste zu dem bösen ewigen Krieger dieser Zeit gerechnet werden. Scheinbar war es ihm gelungen, den guten ewigen Krieger zu töten, und er hatte dessen Tatoo als Trophäe behalten. So vermutete es zumindest Michael. Eine Theorie ohne Grundlage. Sie hatten nur das Tatoo auf Menschenhaut gefunden. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass seine Vermutung der Wahrheit entsprach. Er wusste nicht, warum er sich so sicher war, doch er nahm es als Tatsache hin. Noch immer war er weiter denn je davon entfernt, wieder nachhause zu gelangen. Und nun auch noch verfolgt vom gegnerischen ewigen Krieger. Seine Gedanken wurden zäh. Er pendelte langsam in den Schlaf. In Gedanken schien Merlins Stimme tief aus der Vergangenheit empor zu steigen. Beide auf einer Ebene…Regelbruch…keiner kann sich erinnern… Nur unterbewusst wurde ihm klar, dass er sich nun in einer anderen Zeit befand, dass Jason nicht hier war und der ewige Krieger dieser Zeit tot war. Somit war er der einzige ewige
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Krieger des Guten hier. Hieß dies nicht, dass auch seine Erinnerung, an was auch immer,
zurückkehren würde?
Die Zeit würde es zeigen.
Und mit diesen Gedanken schlief er ein.
* Rom, Villa Hartmann „Einfach furchtbar“, sprach Dorian leise.
Andi und Jason nickten nur, auch in ihren Gesichtern stand Trauer. Erst vor einigen Minuten
waren sie von der Trauerfeier, die für Pater Alvarez abgehalten worden war, wieder
zurückgekehrt.
„Irgendwie scheint mal wieder alles auf einmal zu kommen“, sprach Andi, mehr zu sich selbst
als zu den anderen.
Erst vor kurzem war die für tot gehaltene Karen Hartmann, Michaels Adoptivmutter, wieder
zurückgekehrt. Niemand wusste warum und wie, doch es war klar, dass Nina Prestova und
Torsten Thielmann etwas damit zu tun hatten.
Ein Gericht hatte Michaels Mutter die Hälfte des Vermögens zugesprochen, und diese
forderte es nun ein. Genau jetzt war Michael jedoch nicht hier, und niemand wusste, wie es
ihm ging oder ob er längst tot war, eine Fußnote in der Geschichte.
Pater Alvarez war tot, Jeannette Witherspone meldete sich nicht mehr und Alicia war wieder
zurückgekehrt. Das Portal zur Spiegelwelt hatte sich wieder geöffnet, und eine Sandra aus der
Zukunft hatte Jason irgendetwas injiziert, was die Ärzte noch nicht identifizieren konnten.
„Ja, manchmal, macht es einfach keinen Spaß“, versuchte sich Dorian in schwarzem Humor.
„Anna hat es wohl auch nicht so gut aufgenommen“, sprach Jason weiter.
„Sie schläft“, erklärte Andi.
Er selbst hatte sie noch zu ihrem Wohnbereich der Villa gebracht.
* Unruhig wälzte sich Anna von einer auf die andere Seite. Längst war sie eingeschlafen, doch sie träumte sehr unruhig. Der Tod von Pater Alvarez war nur eines der Dinge, die sie beschäftigte. Sie hatte es den anderen nicht gesagt, doch sie hatte Angst um Michael. Mehr als Angst. Sie befürchtete, er könnte in der Vergangenheit verschollen sein und nie wieder zurückkehren. Somit wäre die Möglichkeit, ihm zu sagen, was sie für ihn fühlte, verspielt. So vieles war schief gegangen. Unruhig stöhnte sie im Schlaf auf, und ein leichter Schweißfilm bedeckte ihr Gesicht. Sie bemerkte nicht das Tagebuch ihres Vaters. Jenes seltsame Diarium, in dem nichts zu stehen schien und manchmal Notizen erschienen, die vorher nicht da gewesen waren. Ein leichtes, blaues Glimmen umgab das Diarium und strahlte heller und heller. Die Magie des Buches griff nach der schlafenden weißen Hexe. Die letzte Stufe des Planes trat in Kraft. Die Hexe war bereit, ihr Erbe anzutreten. Ende Vorschau auf Band 34 – „Das Erbe der Hexe“ (1/2)
Während Michael weiter in der Vergangenheit gefangen ist kommt er den Geheimnissen um
den ewigen Krieg immer näher.
In der Gegenwart wird Anna mit einem weiteren Teil ihres Erbes konfrontiert und einem
dunklen Schatten, der über ihrer Familie schwebt. Aus der Vergangenheit greift das
Verhängnis nach der weißen Hexe.
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Auch Karren Hartmann ist nicht untätig. Doch in ihrem Streben nach Rache löst sie Ereignisse aus, die das Machtgefüge für immer verändern.
Das Erbe der Macht
Band 34
Das Erbe der Hexe (1/2)
Weitere Bände in Vorbereitung:
Band 35 – „Erinnerungen“ (2/2)
Band 36 – „Verlorene Freiheit“
Band 37 – „Das Fremde Volk“ (1/2)
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