EXORZISMUS
Prof. Alexej I. Osipov, Moskauer Geistliche Akademie Die Magie ["der Magismus", sic] ist als Zustand des Bew...
20 downloads
390 Views
56KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
EXORZISMUS
Prof. Alexej I. Osipov, Moskauer Geistliche Akademie Die Magie ["der Magismus", sic] ist als Zustand des Bewusstseins überall möglich. Ein deutliches Beispiel dafür in der christlichen Praxis sind Taufe, Kommunion, Vermählung oder Mönchstonsur durch Zwang oder durch rein säkulare Motive (zum Beispiel, um gesund zu werden usw.), und nicht dem Glauben nach, wie der Herr darüber sagt (Mk. 16,16).Ein Ausdruck genau dieses magischen ["magistischen", sic] Bewußtseins ist der sich in den letzten Jahrzehnten verbreitende "Befreiungsdienst" (Exorzismus). Das praktizieren einzelne Priester (z.B. in der Moskauer Eparchie), die dafür nicht den Segen des Bischofs haben, ohne den der Priester im Prinzip kein Recht auf die Ausübung irgend eines Sakraments hat. (Verweise von Beschwörern auf die Erlaubnis eines Geistlichen sind nichts als ein Versuch der Rechtfertigung, denn es ist in jedem Fall der Segen des Bischofs vonnöten, ohne welchen jede sakrale Handlung, ganz besonders ein Exorzismus, zu einer antikanonischen Handlung wird, die verderbend sowohl auf den Beschwörer als auch auf den Kranken wirkt.) Das [ökumenische] Konzil von Laodikien (364) legte fest: "Einem nicht den Bischöfen entstammenden [?] gebührt es nicht zu beschwören, weder in der Kirche noch in Wohnungen..." (P. 26). Das zeugt eindrucksvoll davon, wie wenig kirchlich diese neue Praxis ist, sowie auch vom geistlichen Zustand der Exorzisten. Der Hl. Johannes Kassian der Römer sagt von letzterem mit Bestimmtheit: "Wer es wünscht, unreinen Geistern zu befehlen, oder einem Kranken auf wundersame Weise Gesundheit zu schenken, oder vor dem Volk irgend ein wundersames Zeichen zu wirken, der ist, obwohl er den Namen Christi anruft, Ihm doch fremd, denn in diesem Zustand des Stolzes folgt er nicht dem Lehrer der Demut... Daher haben unsere
Väter jene Mönche, die Beschwörer [Exorzisten] sein wollten, niemals als gut oder von der Krankheit der Eitelkeit geheilt bezeichnet..." (*1).Der Exorzismus trat in der Urkirche kraft bestimmter Gaben auf, die Ihr in dieser Zeit gesandt wurden, wurde aber aufgegeben. Die "Bestimmungen der Apostel" (3. Jh.) verbieten bereits die Aufstellung von Exorzisten, was dadurch motiviert wurde, daß "die wundersame Tat der Beschwörung eine freiwillige Handlung der Zuneigung und Gnade Gottes durch Christus ist, [die] durch die Intervention des Heiligen Geistes [vonstatten geht], denn der die Gabe der Heilung besitzende wird durch Offenbarung von Gott bestimmt und die Gnade, die in ihm ist, ist für alle offenbar". Im 5. Jh. werden Exorzisten schon nicht mehr erwähnt (*2). Die spezielle Zeremonie eines Exorzismus im Trebnik [gottesdienstliches Buch] des Metropoliten Peter Mogila (17. Jh.) ist katholischen Ursprungs und hat in der Russischen Kirche keinerlei praktische Anerkennung gefunden. Kein einziger der russischen Heiligen hat jemals einen Exorzismus vorgenommen, und das eben deshalb, weil sie heilig waren, also die Gabe des Hl. Geistes besaßen, durch Welchen die Heilungen bewirkt wurden.Die Orthodoxe Kirche folgte immer den Worten des Erlösers, daß "diese Art nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden" kann (Mt. 17,21), also einem richtigen asketischen Leben, dank welchem der Christ nach Maß der Demut Leidenschaftslosigkeit erreicht und von Gott die Möglichkeit des Sieges über böse Geister bekommt. Nur jemand, der frei von Leidenschaften ist, ist fähig, ohne Schaden für die Kranken und sich selbst in den offenen Kampf mit den Geistern der Dunkelheit zu treten. Allerdings gab es auch im Altertum nur Einzelne solche (*3), und über die heutige Zeit brauchen wir gar nicht zu reden. Deswegen läuft selbst der frommste Priester, der es wagt, mit Hilfe spezieller Gebete und sakraler Handlungen ("ex opere operare") böse Geister im Namen "Jesu, Dessen Namen Paulus predigt" (Apg. 19,13) zu vertreiben, Gefahr, nicht nur sich dem Spott auszusetzen, über den das Buch der Apostelgeschichte berichtet, sondern auch den Besessenen in noch größere Krankheiten und Leiden zu stürzen. Ohne die Gaben des Hl. Geistes darf man nicht den Anschein Seiner Gegenwart erwecken wollen. Der Hl. Bischof Ignatij schrieb mit Bitterkeit über derartige Versuche: "Ein seelenzerstörendes Schauspiel und eine höchst traurige Komödie sind jene Menschen, die für sich die Rolle der heiligen Alten beanspruchen, ohne deren geistliche Gaben zu besitzen" (*4).Dämonen austreiben konnten nur die Heiligen, und auch nicht aus allen [Besessenen], sondern nur aus denen, auf die der Herr Selbst verwies. Dabei heilten die Heiligen "einfach nur" durch Gebet, größtenteils durch inneres, für andere nicht sichtbares Gebet, seltener durch äußeres (s. z.B. die Gebete des Hl. Basileos des Großen oder die des Hl. Johannes Chrysostomos), indem sie die Sakramente der Beichte, Krankenölung oder Eucharistie vornahmen, aber ohne irgendeine spezielle beschwörende Zeremonie (*5), denn eine solche wird für alle Gläubigen bereits im Sakrament der Taufe vollführt und stellt eine Heiligung ihres Aktes der bewußten Abkehr von Satan und seiner Werke dar.Der Herr hat es verboten, mit Besessenen zu
sprechen, und die Heiligen Väter haben es kategorisch verboten, sie anzuhören oder in irgendeinen Kontakt mit sprechenden Geistern zu treten, jetzt aber bekommen die Geister während des Exorzismus die volle Freiheit "zu predigen", Anwesende in die Irre zu führen, sie mit ihrem Geist der Bosheit, des Stolzes und körperlicher Leidenschaften etc. anzustecken. Nicht selten gibt es dabei eine TV-Aufzeichnung, die die dämonische Lüge auf einen noch größeren Kreis von Leuten überträgt.
Hier einige Aussagen der Hl. Väter zu gegebenem Anlaß.In dem im Namen des Hl. Bischofs Kliment von Rom geschriebenen Brief unter dem Titel "Über die Jungfräulichkeit" wird Asketen vorgeschrieben, "...Besessene zu besuchen und über sie Gebete zu verrichten. Mit Fasten und Beten sollen sie beschwören, nicht mit schönen, besonderen oder ausgewählten Worten, sondern wie Männer, die von Gott die Gabe der Heilung empfangen haben"."Er (Abba Piterion) sprach viel mit uns und verwandte besonders viel Aufmerksamkeit auf die Unterscheidung der Geister, und sagte, daß einige Geister unsere Leidenschaften beobachten und sie oft zum Bösen wenden. So, Kinder, wie er selbst sagte, muß einer, der Geister vertreiben will, erst seine Leidenschaften besiegen: denn welche Leidenschaft man besiegt, deren Dämon wird damit ausgetrieben. Schritt für Schritt müßt ihr eure Leidenschaften knechten, um die Dämonen dieser Leidenschaften zu vertreiben" (*6).Beim Hl. Johannes Kassian dem Römer finden wir in den Abhandlungen "Über die Göttlichen Gaben" folgendes: "Ein Mensch, der offensichtlichen Lastern ausgeliefert ist, kann manchmal wundersame Handlungen vornehmen und wird deshalb als Heiliger und Knecht Gottes verehrt… und den selbst, der sich durch sein stolzes Herz sicher ist, daß er die Gabe der Heilung hat, ereilt ein schwerer Fall. Daher kommt es, daß die Dämonen, die den Namen derer laut ausrufen, die keinerlei Eigenheit der Heiligkeit und keine geistlichen Früchte haben, den Anschein erwecken, daß deren [der über sich selbst verklärten Menschen] Heiligkeit sie gewissermaßen verbrennt und sie gezwungen sind, den Besessenen zu verlassen" (*7).Der Hl. Varsanufij der Große [schreibt]: "Es ist nicht gut, mit Beharrlichkeit für Genesung zu beten, wenn Du nicht weißt, was gut für Dich ist" (*8). Derselbe: "Dem Teufel zu widerstreiten ist nicht allen angemessen, sondern nur den Starken in Gott, denen die Dämonen gehorchen; wenn aber einer der Schwachen widerstreitet, verspotten die Dämonen ihn, daß er, während er in ihrer Gewalt ist, es wagt, ihnen zu widersprechen. Ihnen [den Dämonen] zu verbieten ist ebenso eine Sache großer Männer, die Gewalt über sie haben. Haben denn viele Heilige den Satan ausgetrieben, wie das der Erzengel
Michael tat, weil er Macht über ihn hatte? Uns aber, den Schwachen, bleibt nichts, als zum Namen Jesu Zuflucht zu nehmen" (*9).Der Hl. Johannes der Prophet [sagt] auf die Bitte, für einen Besessenen zu beten: "Er soll auch selbst fasten und beten, soviel er kann, dann werden auch die für ihn betenden erhört, denn "viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten" (Jak. 5,16), und der Herr sagte: "Diese Art kann nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden" (Mt. 17,21)" (*10).Der Hl. Isaak der Syrer [schreibt] über den Widerspruch an Geister: "Denn du schickst dich an jene zu belehren, die sechstausend Jahre alt sind. Und jenes (dein freches Widersprechen) dient ihnen als Waffe, mit der sie dich besiegen können, ungeachtet all deiner Weisheit und Wohlüberlegtheit" (*11).Der selige Theophilakt von Bulgarien [sagt]: "Die von Dämonen befreiten werden danach noch schlimmer [heimgesucht], wenn sie sich nicht ändern" (*12).Der Hl. Bischof Ignatij (Brjanchaninov) [schreibt]: "Es braucht keine beschwörenden Gebete: sie wurden über jeder von Euch bei der Hl. Taufe gelesen. Man muß sich dem Willen Gottes überantworten und sich aller menschlichen und dämonischen Angriffe als würdig erachten: dann verschwindet die Angst von allein..." [leicht unklar]"Gedenkt im Gebet eurer kranken D., die durch Gottes Vorsehung dem Satan übereignet ist, damit ihre Seele gerettet werden möge... in geistlicher Beziehung ist eine solche Strafe Gottes mitnichten ein schlechtes Zeugnis von diesem Menschen: einem solchen Angriff durch den Teufel wurden viele große gottgerechte ausgesetzt... viel weniger schlimm ist Besessenheit als das Zulassen eines dämonischen Gedankenganges, der die Seele verderben kann" (*13).Die angeführten Aussagen der Heiligen zeugen deutlich von ihrem Verhältnis zu einem für unser Volk so wichtigen Frage wie der Heilung von Besessenen.Der Exorzismus ist eine Erscheinung derselben geistlichen Dimension, wie das heute im heterodoxen Westen so weitverbreitete sogenannte Pfingstkirchentum, der Charismatismus oder Bewegungen der "Neuen Welt", und in säkularen Sphären die sogenannte Extrasensorik [Übersinnlichkeit]. Alles das verkrüppelt sowohl die Körper als auch die Seelen der Menschen.Die magische Auffassung des Kultes ist einer der Hauptgründe für das Aussterben der christlichen Religion und ihre Entstellung, ein Grund für das Wachstum des Heidentums, besonders des Atheismus, Okkultismus und Satanismus.Die größte Versuchung für die Menschheit ist es, die "Geheimnisse des Seins zu pflücken" (Gottes, des Menschen, der Natur) und selbst zu werden "wie Gott", Gott nicht untertan, mehr noch, das Bestreben, sich Gott Selbst untertan zu machen. Die Magie ist eben der wahnsinnige Versuch der Realisation dieses Ziels - eine Art psychologische Revolution gegen Gott.Nach der Heiligen Schrift wird der letzte Schritt in der Entwicklung des Heidentums das Auftreten eines Weltherrschers sein - des Antichristen, eines "Menschen der Sünde", eines "Gesetzlosen" (2 Thess. 2; 3,8) in der äußersten Bedeutung dieses Wortes, "daß er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und als Gott ausgibt" (2 Thess. 2,4) und Pseudowunder mittels Magie und anderem vollbringt.
1 2 3
4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Hl. Johannes Kassian der Römer. Schriften. Moskau 1892, S. 445. Genauer darüber in: Uspenskij N.D. "Byzantinische Liturgie/Theologische Werke" Sb 21, S. 31. "Grigorius der Sinait" (14. Jh.), schreibt der Hl. Ignatij, "entschloß sich zu sagen, daß es in seiner Zeit gar keine gnadeerfüllten Männer gibt, so selten sind sie geworden... Um so mehr muß es in der heutigen Zeit einem Beter angeraten sein, höchste Vorsicht walten zu lassen. Von Gott begnadete Vorsteher fehlen uns!" - Bischof Ignatij (Brjanchaninov). Schriften. St. Petersburg 1905. Bd. 1, S. 274 ebd., S. 72 Beispiele dafür könnte man viele anführen. Eines davon s. in der Vita des Hl. Hieroschemamönchs Hilarion von Optina (Ausgabe der Optina-Einöde, 1993, S. 190) Lavsaik. Moskau 1992, S. 126-127 Hl. Johannes Kassian der Römer. "Anordnung", Schriften. S. 440 Der Hll. Väter Varsanufij des Großen und Johannes Anleitung zum geistlichen Leben als Antworten auf die Fragen von Schülern. Divejevo, 1994. S. 263, Frage 381 ebd., S. 223, Frage 301 ebd., S. 416, Frage 673 Hl. Isaak der Syrer. Asketische Worte. Moskau, 1993. S. 137, Wort 30 Seliger Theophilakt von Bulgarien. Auslegung von Matth. 12, 43-45 Hl. Bischof Ignatij (Brjanchaninov), Briefsammlung.